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{
"title": "German Commentary on Mishnah Gittin",
"language": "en",
"versionTitle": "merged",
"versionSource": "https://www.sefaria.org/German_Commentary_on_Mishnah_Gittin",
"text": {
"Introduction": [
"\nEinleitung.\nDer Traktat Gittin (<span dir=\"rtl\">גִּטִּין</span> pl. v. <span dir=\"rtl\">גֵּט</span>, ar. <span dir=\"rtl\">גיטא</span>, assyr. gittu „Urkunde Dokument“, spez. Scheidebrief; genauere Bezeichnung: <span dir=\"rtl\">גט אשד</span>) behandelt in der Hauptsache die Ehescheidung, insbesondere den Scheidebrief.\nDie Tora verordnet über die Ehescheidung in Deut. 24, 1—4: „Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie ehelicht, so sei es, wenn sie keine Gunst in seinen Augen findet, weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat, und er schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entläßt sie aus seinem Hause, und sie scheidet aus seinem Hause und geht und wird eines andern Mannes (Weib); und nun haßt sie der andere Mann und schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entläßt sie aus seinem Hause; oder wenn dieser andere Mann, der sie sich zur Frau genommen hat, stirbt: so darf ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiedernehmen, daß sie seine Frau werde, nachdem sie verunreinigt worden ist …“\nDie Institution der Ehescheidung bestand bereits in der Zeit vor der mosaischen Gesetzgebung. Nach Pseudo-Jonathan zu Gen. 21, 14 (vgl. Jalkut z. St. § 95) hat bereits Abraham die Hagar mit einem Scheidebrief entlassen, und ebenso auch nach einer Ansicht in Mechilta zu Ex. 18, 2 Moses seine Frau Zippora<sup class=\"footnote-marker\">1</sup><i class=\"footnote\"> Vgl. auch D. H. Müller, Die Gesetze Hammurabis …, Wien 1903 S. 122: „Ich schicke hier voran, daß die mosaische Gesetzgebung bekanntermaßen das Institut der Scheidung nicht eingeführt, sondern vorgefunden hat.“</i>. In der angeführten Torastelle wird die Scheidung nicht direkt behandelt, sondern lediglich als Voraussetzung des anschließenden Verbotes der Wiederverheiratung einer Geschiedenen mit ihrem ersten Mann nach ihrer Ehe mit einem andern. Als Scheidungsgrund ist hier ganz allgemein „etwas Schändliches“ (<span dir=\"rtl\">עדות דבר</span>) angegeben, über Form und Inhalt des Scheidebriefes nichts ausdrücklich mitgeteilt. Die näheren Bestimmungen über all dies bleibt der mündlichen Tradition und der Deutung des Schriftwortes durch die Weisen überlassen.\nZur Stellung des Traktats Gittin nach Nasir und vor Sota in der von Maimuni gegebenen Anordnung der Traktate vgl. S. 302.\nDer Traktat Gittin zerfällt in neun Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Bestimmungen über die Überbringung von Scheidebriefen aus dem Ausland, über die Beglaubigung und Zurücknahme von Scheidebriefen resp. Freibriefen.\nAbschnitt II. Weitere Bestimmungen über die Überbringung von Scheidebriefen aus dem Ausland, über die Datierung und das Schreibmaterial der Scheidebriefe. Welche Personen einen Scheidebrief schreiben resp. überbringen dürfen.\nAbschnitt III. Bestimmungen über die Schreibung des Scheidebriefes speziell für den betreffenden Scheidungsakt (<span dir=\"rtl\">לשמה</span>), über die Schreibung von Scheidebrief- resp. Kaufbriefformularen auf Vorrat, über einen verlorenen und wiedergefundenen Scheidebrief. Vermutung, daß der Aussteller des Scheidebriefes noch lebt. Ersatz des Boten durch einen zweiten. Gesetzliche Entscheidungen auf Grund einer Annahme (<span dir=\"rtl\">חזקה</span>).\nAbschnitt IV. Über die Zurücknahme von Scheidebriefen. Institutionen der Weisen, insbesondere Rabban Gamliëls, die des allgemeinen Wohles wegen (<span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span>) getroffen wurden.\nAbschnitt V. Weitere rabbinische Institutionen, die des allgemeinen Wohles wegen (<span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span>) und solche, die um des Friedens willen (<span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span>) getroffen wurden.\nAbschnitt VI. Über die mündliche Beauftragung zur Anfertigung, Überbringung, Übergabe und Empfang eines Scheidebriefes.\nAbschnitt VII. Über die Beauftragung zur Anfertigung resp. Übergabe des Scheidebriefes, wenn der Mann krank ist. Über bedingte Scheidebriefe.\nAbschnitt VIII. Über das Zuwerfen des Scheidebriefes, den „alten“ Scheidebrief (<span dir=\"rtl\">גט ישן</span>), über irreführende Angaben im Scheidebrief. Folgen verschiedener unerlaubter Eheschließungen. Über den „kahlen“ Scheidebrief (<span dir=\"rtl\">גט קרח</span>).\nAbschnitt IX. Über ausschließende Bestimmungen beim Scheidebrief, über den Hauptteil des Scheidebriefes, über die Zeugenunterschriften, über vertauschte Scheidebriefe, über die Schreibung mehrerer Scheidebriefe auf ein Blatt. Über den Scheidungsgrund.\n<sup>1</sup>) Vgl. auch D. H. Müller, Die Gesetze Hammurabis …, Wien 1903 S. 122: „Ich schicke hier voran, daß die mosaische Gesetzgebung bekanntermaßen das Institut der Scheidung nicht eingeführt, sondern vorgefunden hat.“\n"
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"": [
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"<b>Wenn jemand.</b> im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben",
"<b>einen Scheidebrief aus dem Ausland.</b> nach Palästina. Zu <span dir=\"rtl\">מדינת הים</span> vgl. S. 12, N. 69.",
"<b>muß er sagen.</b> bei der Übergabe (s. Tossofot auf 5b s. v. <span dir=\"rtl\">יטלנו</span>).",
"<b>Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden.</b> Durch die Aussage des Überbringers soll eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefs durch den Ehemann verhindert werden. Bei einem aus dem Ausland gebrachten Scheidebrief besteht die Gefahr, daß im Falle einer solchen Anfechtung sich keine Zeugen finden, die die Echtheit der Zeugenunterschriften auf dem Scheidebrief beglaubigen (<span dir=\"rtl\">קיום</span>; Talmud 2b und 5b). Daß hier die Aussage des Überbringers für die Beglaubigung genügt, während bei anderen Urkunden hierfür zwei Zeugen notwendig sind, hat den Grund, daß nach dem Toragesetz die Zeugenunterschrift immer als echt angesehen wird, und lediglich durch eine rabbinische Verordnung (<span dir=\"rtl\">מדרבנן</span>) bestimmt wird, daß eine Urkunde gegebenenfalls erst durch eine solche Beglaubigung ihre volle Gültigkeit erhält. Beim Scheidebrief erklärten die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, um der Frau die Wiederverehelichung möglichst zu erleichtern (Talmud 3a). Nach der Gemara (dorts.) muß der Überbringer auch <span dir=\"rtl\">בפני נכתב</span> sagen — obwohl doch nach obigem die Aussage <span dir=\"rtl\">בפני נחתם</span> allein eigentlich genügte —, um eben durch diese Besonderheit die Aussage des Überbringers eines Scheidebriefes als von anderen derartigen Aussagen verschiedene zu kennzeichnen und dadurch zu verhüten, daß man etwa auch bei anderen Urkunden die Zeugenunterschriften durch einen Zeugen bestätigen läßt. (Die am Beginn dieser Note angeführte Grundangabe ist nicht die einzige. Nach einer anderen Ansicht soll die Aussage des Überbringers besagen, daß der Scheidebrief vorschriftsmäßig <span dir=\"rtl\">לשמה</span>, d. h. speziell für diesen Scheidungsakt ausgestellt worden ist. Bei der geringeren Torakenntnis der außerhalb Palästinas lebenden Juden wäre zu befürchten, daß dies nicht der Fall war. Es läßt sich jedoch diese amoräische Ansicht nur durch gezwungene Erklärung mit manchen Angaben der diese Verordnung behandelnden Mischnajot I 1—4; II, 1, 7 vereinbaren. So gelangt die Gemara zur Annahme, daß auch nach dieser Ansicht die geringere Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden nicht der einzige Grund der Verordnung ist, sondern als zweiter Grund zu dem eingangs angeführten nur noch hinzukommt. Ferner müssen nach dieser Ansicht manche der Mischnajot auf eine Zeit beschränkt werden, da die Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden bereits größer geworden war. Vgl. Talmud 4b und 5a).",
"<b>Auch wer einen aus Rekem.</b> an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
"<b>oder aus Cheger.</b> an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
"<b>Sogar aus Kefar-Ludim nach Lud.</b> Lydda. Das benachbarte Kefar-Ludim („Dorf der Luder“) lag bereits außerhalb Palästinas, war aber von drei Seiten vom palästinensischen Gebiet umgeben (<span dir=\"rtl\">מובלע</span>). Obwohl für solche Orte die die Verordnung veranlassende Befürchtung (N. 4) sicherlich nicht besteht, wird dennoch nach R. Eliëser das gesamte Ausland gleich behandelt (Talmud dorts.).",
"<b>aus dem Ausland.</b> aus dem ferneren, vgl. N. 5.",
"<b>bringt oder einen dorthin bringt.</b> aus Palästina, wegen der gleichen Befürchtung (N. 4) wie im umgekehrten Fall.",
"<b>Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden.</b> Auch bei der Überbringung aus einem Distrikt des Auslandes in den andern besteht die Gefahr, daß die Beglaubigung der Zeugenunterschriften unmöglich wird (N. 4). Bei einem in Palästina ausgestellten und übergebenen Scheidebrief besteht jedoch infolge des regeren Verkehrs zwischen den einzelnen Gebieten eine solche Gefahr in keinem Falle (s. Mischna 3).",
"<b>Sogar aus einem Verwaltungsbezirk in den andern.</b> wenn der Verkehr aus dem einen in den andern unterbunden ist. In diesem Falle gilt die Verordnung auch für Palästina und auch dann, wenn die beiden Verwaltungsbezirke in einer Stadt liegen (Talmud 4b). <span dir=\"rtl\">הגמוניא</span>, gr. ἡγεμονία.",
"<b>Von Rekem.</b> an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
"<b>nach Osten.</b> erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
"<b>und Rekem selbst gehört zum Osten.</b> Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
"<b>Von Askalon.</b> an der südlichen Küste Palästinas gelegen.",
"<b>nach Süden.</b> erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
"<b>und Askalon selbst gehört zum Süden.</b> Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
"<b>Von Akko.</b> an der nördlichen Küste Palästinas gelegen.",
"<b>nach Norden.</b> erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
"<b>und Akko selbst gehört zum Norden.</b> Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
"<b>Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels.</b> Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben."
],
[
"<b>Von Rekem.</b> an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
"<b>nach Osten.</b> erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
"<b>und Rekem selbst gehört zum Osten.</b> Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
"<b>Von Askalon.</b> an der südlichen Küste Palästinas gelegen.",
"<b>nach Süden.</b> erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
"<b>und Askalon selbst gehört zum Süden.</b> Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
"<b>Von Akko.</b> an der nördlichen Küste Palästinas gelegen.",
"<b>nach Norden.</b> erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
"<b>und Akko selbst gehört zum Norden.</b> Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
"<b>Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels.</b> Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben."
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"<b>Wenn jemand.</b> im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben",
"<b>Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden.</b> s. N. 9.",
"<b>Wenn er angefochten wird.</b> durch den Gatten, indem er erklärt, der Scheidebrief sei gefälscht.",
"<b>wird er durch die Unterzeichneten bestätigt.</b> Die Echtheit der Zeugenunterschriften wird durch die unterzeichneten Zeugen selbst oder durch zwei andere Zeugen bezeugt.",
"<b>Wenn jemand einen Scheidebrief aus dem Ausland.</b> nach Palästina. Zu <span dir=\"rtl\">מדינת הים</span> vgl. S. 12, N. 69.",
"<b>bringt und nicht sagen kann.</b> was er nach Mischna 1 müßte. Der Überbringer wird plötzlich taubstumm (Talmud 9a). Ein solcher gilt als nicht vollsinnig. Wäre er dies schon vorher gewesen, so käme er als Bote nach II, 5 überhaupt nicht in Frage. Ob von einem Stummen, der sonst vollsinnig ist, die Aussage <span dir=\"rtl\">בפני נכתב ובפני נחתם</span> schriftlich niedergelegt werden kann, ist strittig. (Vgl. <span dir=\"rtl\">ר״ן</span> zu Talmud 9a, <span dir=\"rtl\">ש״ע אבן העזר</span> 142, 7 und dazu <span dir=\"rtl\">כסף משנה, בית שמואל</span> zu Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> VII, 18). Dasselbe ist übrigens auch der Fall, wenn der Überbringer tatsächlich nicht bei der Ausfertigung des Scheidebriefes zugegen war (vgl. Talmud 5a, Tossafot dorts. s. v. <span dir=\"rtl\">אילימא</span>, Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> VII, 7).",
"<b>durch die Unterzeichneten bestätigt.</b> s. N. 18. Dies muß hier noch vor der Übergabe geschehen, um eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes unmöglich zu machen."
],
[
"<b>Scheidebriefe und Freibriefe.</b> <span dir=\"rtl\">שחרור</span> subst. von <span dir=\"rtl\">שַחְרֵר</span> „freilassen“ (Schaf‘el von <span dir=\"rtl\">חרר</span>).",
"<b>für Knechte.</b> für heidnische (<span dir=\"rtl\">עבד כנעני</span>).",
"<b>gleichen einander hinsichtlich der Überbringung.</b> wörtl.: bezüglich des (ihn aus Palästina ins Ausland) Bringenden und des (ihn aus dem Ausland nach Palästina) Bringenden. In allen Fällen, da der Überbringer eines Scheidebriefes die Aussage <span dir=\"rtl\">בפני נכתב ובפני נחתם</span> machen muß (Mischna 1ff.), muß dies auch bei der Überbringung eines Freibriefes geschehen. Der Grund dieser Verordnung ist auch hier derselbe wie bei den Scheidebriefen (s. N. 4). Und auch hier erklärten wie bei den Scheidebriefen (s. dorts.) die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, die Echtheit der Unterschriften zu bestätigen, um dem in seinen Ehemöglichkeiten und in der Ausübung religiöser Pflichten vielfach beschränkten Knecht das Freiwerden zu erleichtern (vgl. Tossafot auf 9a s. v. <span dir=\"rtl\">שוו למוליך ולמביא</span>)."
],
[
"<b>Jede Urkunde.</b> <span dir=\"rtl\">גט</span> steht hierin weiterem Sinne in der Bedeutung: „Urkunde“ (vgl. Einleitung).",
"<b>auf der ein kutäischer.</b> Kutäer sind die von den Assyrern im Reich Israel angesiedelten Völkerschaften, die sich später zum Judentum bekehrten, aber in vieler Hinsicht als religiös unzuverlässig galten (vgl. II Reg. 17, 24—41). In späterer Zeit, da die Kutäer wieder dem Götzendienst verfielen, wurden sie in jeder Beziehung den Nichtjuden gleichgesetzt (vgl. Chullin 6a). Die Mischna bezieht sich auf die Zeit, bevor dies erfolgte (vgl. auch S. 108, N. 6).",
"<b>außer Scheidebriefe und Freibriefe für Knechte.</b> Bei Scheidebriefen und Freibriefen, die von beiden Zeugen zusammen unterzeichnet werden müssen, kann man annehmen, daß der am Schlusse unterzeichnete jüdische Zeuge sich vor seiner Unterzeichnung erst über die Zuverlässigkeit des anderen, kutäischen Zeugen vergewissert hat. Bei anderen Urkunden aber, die von jedem einzelnen Zeugen in Abwesenheit des anderen unterzeichnet werden können, besteht die Möglichkeit, daß der jüdische Zeuge für den anderen einen Platz freigelassen hat, und dann der Kutäer vor dessen Unterschrift die seinige gesetzt hat (Talmud 10a und b).",
"<b>Einst brachte man vor Rabban Gamliël nach Kefar-Otnaj.</b> in Galiläa an der Grenze zwischen diesem und der Provinz Samaria (dem „Kutäerland“) gelegen.",
"<b>und er erklärte ihn für giltig.</b> Rabban Gamliël hält die Kutäer als Zeugen speziell bei Scheidebriefen für zuverlässig (Talmud 10b, vgl. dorts. Tossafot s. v. <span dir=\"rtl\">רבא אמר</span>).",
"<b>Alle Urkunden.</b> <span dir=\"rtl\">שטר</span> syr. <span dir=\"rtl\">ܫܛܳܪܳܐ</span> (von assyr. šaṭâru „schreiben“, vgl. Ges.-Buhl Wb<sup class=\"footnote-marker\">&lt;xref rid=\"su\"&gt;17&lt;/xref&gt;</sup> S. 822 s. v. <span dir=\"rtl\">שטר</span>) „schriftliche Urkunde“.",
"<b>die bei nichtjüdischen Behörden.</b> <span dir=\"rtl\">ערכאות</span>, ed. Lowe <span dir=\"rtl\">ארכיות</span>, gr. ἀϱχή, ἀϱχεῖον „Herrschaft, Obrigkeit, Amt“.",
"<b>Auch diese sind giltig.</b> Nach der Gemara (10b und 11a) ist R. Simon der Ansicht, daß die Zeugen, vor denen die Übergabe des Scheidebriefes erfolgt, für den Beginn der Rechtswirkung entscheidend sind (<span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span>), so daß auch ein ohne Zeugen ausgestellter Scheidebrief oder Freibrief gültig ist (vgl. IX, 4). Danach erklärt er den mit Unterschriften nichtjüdischer Zeugen versehenen Scheidebrief und Freibrief nur dann für gültig, wenn sie vor jüdischen Zeugen übergeben werden. Allerdings müssen auch nach der Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span> wenn in der Urkunde Zeugen unterzeichnet sind, diese taugliche sein, weil man, wie dies gewöhnlich geschah, auch die Übergabe vor denselben Zeugen vollziehen könnte. Danach sind die von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden nach R. Simon nur dann gültig, wenn diese Befürchtung nicht besteht, wenn nämlich die Namen der Zeugen typisch nichtjüdische sind (<span dir=\"rtl\">שמות מובהקין</span>). Nach der Gemara (9b und 10a) muß übrigens auch der vorangehende anonyme Mischnalehrer (<span dir=\"rtl\">תנא קמא</span>) nicht der Ansicht sein, daß die in der Urkunde unterzeichneten Zeugen allein für die Rechtswirkung entscheidend sind (<span dir=\"rtl\">עדי חתימה כרתי</span>). Vielmehr wären nach dieser Meinung die Urkunden auch bei typisch nichtjüdischen Zeugennamen wegen der Befürchtung ungültig, man könnte auch bei anderen Namen nichtjüdischer Zeugen (<span dir=\"rtl\">שמות שאינן מובהקין</span>) die Urkunde für gültig erklären.",
"<b>nur erwähnt.</b> Mit dem Terminus … <span dir=\"rtl\">אלא</span> … <span dir=\"rtl\">לא הזכרו</span> wird festgestellt, daß ein älterer halachischer Lehrsatz nur in einem bestimmten Zusammenhang gelehrt wurde (vgl. Albeck, Untersuchungen über die Redaktion der Mischna S. 9, N. 1).",
"<b>wenn sie durch Privatleute.</b> S. 323 N. 8.",
"<b>ausgefertigt worden sind.</b> Nach der Gemara (11 a, vgl. Jeruschalmi zur Mischna und <span dir=\"rtl\">ר״ן</span>) gehört der Satz <span dir=\"rtl\">בהדיוט </span> … <span dir=\"rtl\">לא הזכרו</span> entweder noch zu den Worten des R. Simon: Nur wenn solche von nichtjüdischen Zeugen unterschriebene Scheidebriefe und Freibriefe nicht bei einer Behörde ausgestellt wurden, sind sie ungiltig, weil dann — trotz der <span dir=\"rtl\">מובהקין שמות</span> — die Befürchtung besteht, man könnte die Urkunden vor denselben Zeugen auch übergeben (vgl. N. 31). Bei der Ausstellung vor einer Behörde besteht aber diese Befürchtung nicht, da dann die Öffentlichkeit die näheren Umstände kennt. Oder aber ist dieser Satz die Fortsetzung des den Worten R. Simons vorangehenden Satzes: <span dir=\"rtl\">כשרים</span> … <span dir=\"rtl\">כל השטרות</span> und bezieht sich dann auf die anderen von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden, von denen festgestellt wird, daß sie ungiltig sind, wenn sie nicht bei einer Gerichtsbehörde ausgestellt worden sind."
],
[
"<b>Wenn jemand.</b> zu einem anderen.",
"<b>diesen Freibrief.</b> s. N. 29 und N. 21.",
"<b>meinem Knecht.</b> für heidnische (<span dir=\"rtl\">עבד כנעני</span>).",
"<b>in beiden Fällen zurücktreten.</b> bevor die Urkunde in den Besitz des Empfängers gelangt ist.",
"<b>Nur bei Scheidebriefen.</b> kann er zurücktreten.",
"<b>Denn man kann wohl einem in seiner Abwesenheit einen Vorteil zukommen lassen.</b> <span dir=\"rtl\">זכין</span> statt <span dir=\"rtl\">זוכין</span> partic. von <span dir=\"rtl\">זכה</span> (Analogiebildung zu <span dir=\"rtl\">חבין</span> von <span dir=\"rtl\">חוב</span>).",
"<b>so ist er dazu berechtigt.</b> In diesem Falle ernährt sich der Knecht von Almosen (Talmud 12a, vgl. dorts. Raschi s. v. <span dir=\"rtl\">עשה עמי </span> und Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות עבדים</span> IX, 7).",
"<b>seiner Frau die Ernährung zu verweigern.</b> Daher bedeutet die Scheidung für die Frau eine Benachteiligung, für den Knecht aber hat die Freilassung nur Vorteil zur Folge. Ob nach den Weisen der Knecht nun tatsächlich bereits frei wird, wenn jener den Freibrief übernimmt, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar und <span dir=\"rtl\">הלכות עבדים</span> VI, 1) und <span dir=\"rtl\">רי״ף</span> kann lediglich der Herr nicht mehr die Freilassung rückgängig machen; frei aber wird der Knecht erst, wenn der Freibrief in seinen Besitz gelangt ist (so auch Raschi auf 9b s. v. <span dir=\"rtl\">לא יתנו לאחר מיתה</span>). Nach anderen aber (Tossafot auf 9b s. v. <span dir=\"rtl\">לא יתנו</span>, Raschi auf 13a s. v. <span dir=\"rtl\"> האומר תנו גט זה לאשתי</span>) ist der Knecht bereits frei, wenn jener den Freibrief übernommen hat.",
"<b>Da sagte er zu ihnen.</b> R. Meïr zu den Weisen.",
"<b>Er macht doch seinen Knecht ungeeignet für die Priesterhebe.</b> Der Knecht eines Priesters darf nach Lev. 22, 11 Priesterhebe, auch die eines anderen Priesters, der nicht sein Herr ist, genießen. Nach seiner Freilassung ist ihm dies verboten. Also bedeutet auch für den Knecht die Freilassung eine Benachteiligung. (Für den Knecht eines Nichtpriesters aber kann ebenfalls — wie dies ein Amoräer auf 13a erklärt — in der Freilassung eine Benachteiligung erblickt werden, weil dadurch die vor der Freilassung ihm gestattete Ehe mit einer <span dir=\"rtl\">שפחה כנענית</span>, einer „kanaanitischen Sklavin“, ihm verboten wird).",
"<b>so wie er seine Frau dafür ungeeignet macht.</b> Die Gattin eines Priesters darf nach Lev 22, 11 Priesterhebe genießen. Wird sie als Kinderlose geschieden, so wird ihr dies verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5). Der ganze Passus <span dir=\"rtl\">אשתו</span> … <span dir=\"rtl\">כשם</span> fehlt im Mischnatexte der Münchner Handschrift und ist auch tatsächlich entbehrlich.",
"<b>Da sagten sie zu ihm.</b> die Weisen zu R. Meïr.",
"<b>Weil er sein Eigentum ist.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) bedeutet dies: Da der Knecht nur als „Eigentum“ seines Herrn, des Priesters, die Priesterhebe genießen darf, so kann dieser ihn auch ohne ihn freizulassen für den Genuß der Priesterhebe ungeeignet machen, indem er ihn nämlich einem Nichtpriester verkauft. Es kann daher die Freilassung als solche nicht als Benachteiligung des Knechtes betrachtet werden. (Ebensowenig bedeutet es eine Benachteiligung für ihn, daß er jetzt nach der Freilassung eine „kanaanitische Sklaven“ nicht ehelichen darf, da ihm ja die Ehe mit einer Israelitin jetzt erlaubt wird. Talmud dorts.).",
"<b>so übergebe man ihn nicht nach seinem Tode.</b> Die Frau würde erst als geschieden gelten, wenn der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist; ebenso würde der Knecht erst frei, wenn er den Freibrief erhält. In diesem Zeitpunkt aber ist der Gatte resp. der Herr bereits tot (<span dir=\"rtl\">אין גט לאחר מיתה</span>). Nach der in N. 41 als zweite angeführten Ansicht, wonach die Weisen am Beginne der Mischna den Knecht bereits als frei erklären, wenn jener den Freibrief übernimmt, kann dieser Mischnasatz nur im Sinne von R. Meïr erklärt werden. (Oder aber muß mit Tossafot auf 13a s. v. <span dir=\"rtl\">האומר תנו גט</span> angenommen werden, daß hier die Mischna von dem Falle spricht, daß der Freibrief nicht direkt dem Boten übergeben worden ist, so daß der Knecht auch nach den Weisen hier erst nach dem Tode des Herrn frei würde. Nach Raschi dorts. s. v. <span dir=\"rtl\">האומר תנו</span> käme dieser Unterschied bereits in der Stilisierung <span dir=\"rtl\">תנו</span> gegenüber <span dir=\"rtl\">תן</span> am Beginn der Mischna zum Ausdruck. Doch hat der Mischnatext des Jeruschalmi auch hier <span dir=\"rtl\">תן</span>, die Münchner Handschrift auch am Beginn der Mischna <span dir=\"rtl\">תנו</span>. <span dir=\"rtl\">ר״ת</span> in Tossafot a. a. O. streicht hier das Wort <span dir=\"rtl\">זה</span>, wonach wieder durch die Stilisierung auf den Unterschied hingewiesen würde).",
"<b>Gebt eine Mine.</b> S. 95, N. 10.",
"<b>so übergebe man sie nach seinem Tode.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) spricht die Mischna hier von einem Kranken, der sich dem Tode nahe fühlt und sein Vermögen vermacht. Bei einem solchen bedarf die Schenkung zu ihrer Gültigkeit weder einer Schenkungsurkunde (bei Immobilien), noch eines Zueignungsaktes (bei Mobilien), da seine Worte als geschriebene gelten resp. die von ihm mündlich zugeteilten Gegenstände bereits als schon übergebene gelten (<span dir=\"rtl\">דברי שכיב מרע ככתובים וכמסורים דמו</span>)."
]
],
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[
"<b>aber nur zur Hälfte.</b> D. h. nur von einem der beiden Zeugen.",
"<b>Vor mir ist er nur zur Hälfte geschrieben.</b> Nach der Gemara (15a): zur zweiten Hälfte. Hingegen genügt es, wenn der Bote bei der Schreibung des ersten, des Hauptteils des Scheidebriefes, der die Namen der Gatten und das Datum enthält, zugegen war (vgl. Raschi z. St.).",
"<b>so ist er ungiltig.</b> s. I, 1.",
"<b>so ist er ungiltig.</b> Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).",
"<b>so ist er ungiltig.</b> Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).",
"<b>Jehuda aber erklärt ihn für giltig.</b> Da in diesem Falle nach R. Jehuda die Befürchtung (N. 4) nicht besteht.",
"<b>so ist er giltig.</b> Denn durch die Aussage der beiden ist die Echtheit des Scheidebriefs bestätigt (vgl. I, N. 18). In diesem Falle kann die Aussage <span dir=\"rtl\">בפני נכתב</span> überhaupt unterbleiben. <span dir=\"rtl\">אחד אומר בפני נכתב</span> steht hier überflüssig und durch das vorhergehende <span dir=\"rtl\">ואחד אומר בפני נחתם</span> veranlaßt (Tossafot auf 17a s. v. <span dir=\"rtl\">אחד אומר בפני נכתב</span>)."
],
[
"<b>Ist er.</b> der Scheidebrief.",
"<b>Tage unterzeichnet worden.</b> Das Datum ist richtig, da die Nacht zum folgenden Tag gerechnet wird.",
"<b>so ist er ungiltig.</b> Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (<span dir=\"rtl\">שמא יחפה על בת אחותו</span>). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (<span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span> vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (<span dir=\"rtl\">משום פירי</span>). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der <span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span> verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle <span dir=\"rtl\">נכתב ביום ונחתם בלילה</span> keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, <span dir=\"rtl\">משום פירי</span> an).",
"<b>Simon erklärt ihn für giltig.</b> Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (<span dir=\"rtl\">שמא יחפה על בת אחותו</span>). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (<span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span> vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (<span dir=\"rtl\">משום פירי</span>). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der <span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span> verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle <span dir=\"rtl\">נכתב ביום ונחתם בלילה</span> keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, <span dir=\"rtl\">משום פירי</span> an).",
"<b>Alle Urkunden.</b> s. I, N. 24."
],
[
"<b>Mit allem darf man ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>mit Tinte.</b> S. 315, N. 48.",
"<b>Pulver.</b> In der Bibel nur pl. <span dir=\"rtl\">סמים</span> in der Bedeutung „Wohlgerüche“. Im Nh. und Ar. auch: „Gift, Spezerei, Medikament“ u. dgl.",
"<b>Farbe.</b> <span dir=\"rtl\">סקרא</span> insbes. rote Farbe. Der Stamm dieses Wortes liegt nach manchen Erklärern auch Jes. 3, 16 <span dir=\"rtl\">ומשקרות עינים</span> (die Augen rotschminken) vor.",
"<b>Gummi.</b> S. 314, N. 45.",
"<b>Vitriol.</b> dorts., N. 46.",
"<b>was bestehen.</b> d. i. dauernd sichtbar.",
"<b>auf ein Olivenblatt.</b> Das Olivenblatt hier als Beispiel für ein haltbares Blatt (vgl. Tossifta II: … כתבו על עלי זית על עלי דלעת על עלי חרוב על כל דבר שהוא של קיימא כשר על עלי חזרין על עלי כרשין על עלי בצלים על עלי ירקות על כל דבר שאינו של קיימא פסולף.).",
" Es darf aber nicht etwa das Horn nach der Schreibung abgeschnitten und lediglich dieses der Frau gegeben werden. Das Nebeneinanderstehen der beiden Verben … <span dir=\"rtl\">וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה</span> (Deut. 24, 1) soll besagen, daß zwischen Schreibung und Übergabe keinerlei sonstige Handlung am Scheidebrief notwendig sein darf (Talmud 21b).",
"<b>Man darf ihn nicht auf etwas Lebendes.</b> wie das Horn der Kuh und die Hand des Knechtes.",
"<b>schreiben und auch nicht auf Speisen.</b> da solche Dinge nicht <span dir=\"rtl\">ספר</span> (Deut. 24, 1) heißen (Talmud dorts.)."
],
[
"<b>Man darf ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>so ist er giltig.</b> Die beiden ersten Sätze der Mischna, die sich zu widersprechen scheinen, finden in der Gemara (dorts.) zwei verschiedene Erklärungen. Nach der einen Erklärung ist die Mischna der Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי חתימה כרתי</span> (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich <span dir=\"rtl\">וכתב</span> in Deut. 24, 1 nicht auf die Schreibung des Scheidebriefes, sondern auf die Zeugenunterschrift, und das Nebeneinanderstehen von … <span dir=\"rtl\">ונתן</span> … <span dir=\"rtl\">וכתב</span> in diesem Verse (N. 19) erklärt nur dann den Scheidebrief für ungültig, wenn zwischen der Unterzeichnung und der Übergabe noch die Abtrennung nötig ist. Der erste Satz der Mischna besagt, daß von vornherein (<span dir=\"rtl\">לכתחלה</span>) auch die Schreibung des Scheidebriefes auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgen soll. Der zweite Satz erklärt ihn geschehenenfalls (<span dir=\"rtl\">בדיעבד</span>) für giltig, wenn die Unterzeichnung nach der Abtrennung erfolgte. Nach der anderen Erklärung aber folgt die Mischna hier der Ansicht <span dir=\"rtl\">מסירה כרתי עדי</span> (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich <span dir=\"rtl\">וכתב</span> in Deut. 24, 1 auf die Schreibung. Der zweite Satz der Mischna erklärt den Scheidebrief geschehenenfalls für giltig, wenn die Unterschrift mit dem eigentlichen Teil des Scheidebriefs (<span dir=\"rtl\">תורף</span>), der die Namen der Gatten, den Ort und das Datum enthält (s. III, 2) auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgte (dies bedeutet hier <span dir=\"rtl\">חתמו</span>). Der erste Satz aber verordnet, daß von vornherein auch der übrige Text des Scheidebriefes (<span dir=\"rtl\">טופס</span>) nach der Abtrennung geschrieben werden soll.",
"<b>bereits abgetrennte Sache erfolgt sein.</b> R. Jehuda bezieht <span dir=\"rtl\">וכתב</span> in Deut. 24, 1 auf die Schreibung und die Unterzeichnung (vgl. Talmud 4a).",
"<b>Man darf ihn weder auf ein radiertes Papier.</b> S. 314, N. 41.",
"<b>noch auf Rohleder.</b> dorts., N. 42.",
"<b>weil er gefälscht werden kann.</b> Eine etwaige nachträgliche Änderung entscheidenden Charakters ist auf radiertem Papier und Rohleder nicht kenntlich.",
"<b>Die Weisen aber erklären einen solchen für giltig.</b> Nach der Gemara (22a und b) sind die Weisen der Ansicht <span dir=\"rtl\">מסירה כרתי עדי</span> (vgl. I, N. 31). Daher ist der Scheidebrief gültig, wenn er vor Zeugen übergeben wird, die sich über den Inhalt vergewissern."
],
[
"<b>ein Geisteskranker und ein Minderjähriger.</b> die nicht als vollsinnig gelten. Nach der Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span>, wonach sich <span dir=\"rtl\">וכתב לה</span> (Deut. 24, 1) auf die Schreibung des Scheidebriefs bezieht (vgl. N. 22), und wonach der Vers bestimmt, daß die Schreibung des Scheidebriefes speziell für diesen Scheidungsakt erfolgen muß (<span dir=\"rtl\">וכתב לה לשמה</span>; vgl. III, 2), — im Gegensatz zur Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי חתימה כרתי</span> (vgl. N. 22), wonach nur die Unterzeichnung <span dir=\"rtl\">לשמה</span> geschehen muß —, spricht die Mischna hier nach einem Amoräer von dem Fall, daß ein erwachsener Vollsinniger der genannten Person bei der Schreibung zur Seite steht. Nach einem andern Amoräer erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des <span dir=\"rtl\">טופס</span> (dorts.) für zulässig. Der <span dir=\"rtl\">תורף</span> (dorts.) aber muß von einem erwachsenen Vollsinnigen geschrieben werden (Talmud 23 a; vgl. Raschi s. v. <span dir=\"rtl\">מקום התורף</span>, Tossafot s. v. <span dir=\"rtl\">והוא ששייר</span> und <span dir=\"rtl\">ר״ן</span>. Nach Maim. Mischnakommentar und <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> III, 18 sind die Aussagen der Amoräer als sich ergänzende zu erklären. Danach erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des <span dir=\"rtl\">טופס</span> für zulässig und auch dies nur im Beisein eines erwachsenen Vollsinnigen).",
"<b>Die Frau darf ihren Scheidebrief schreiben.</b> im Auftrag des Gatten.",
"<b>und der Mann seine Quittung.</b> über den der Frau ausgezahlten Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38).",
"<b>denn die Bestätigung des Dokuments.</b> s. I, N. 24.",
"<b>erfolgt nur durch die Unterzeichneten.</b> durch die Zeugen, die den Inhalt bestätigen. Der Satz <span dir=\"rtl\">בחותמיו</span> … <span dir=\"rtl\">האשה</span> in anderem Zusammenhang: Mischna Edujot II, 3.",
"<b>einem Blinden.</b> Der Blinde kann lediglich bei der Überbringung aus dem Ausland nicht als Bote fungieren, da er die Formel <span dir=\"rtl\"> בפני נכתב ובפני נחתם</span> (vgl. I, 1) nicht sprechen kann. In allen andern Fällen ist er als Überbringer geeignet (Talmud 23a)."
],
[
"<b>Hat ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>ein Minderjähriger übernommen.</b> vom Mann.",
"<b>und ist dann.</b> vor der Übergabe.",
"<b>so ist er ungiltig.</b> s. Schluß der vorherg. Mischna.",
"<b>oder ein Sehender.</b> Manche Texte: <span dir=\"rtl\">פיתח</span> (= <span dir=\"rtl\">פִּתֵּחַ</span> entspr. vorherg. <span dir=\"rtl\">פִּקֵּחַ</span>).",
"<b>blind und dann wieder sehend geworden ist.</b> Beim Blinden kommt es nur darauf an, daß er bei der Übernahme sehend war (vgl. N. 32). Die ungenaue Stilisierung <span dir=\"rtl\">וחזר ונתפתח</span> ist durch die danebenstehenden Sätze veranlaßt (Talmud 23a).",
"<b>da der Beginn und Schlu.</b> die Übernahme und Übergabe."
],
[
"<b>die Schrift beweisend ist.</b> s. S. 79f Mischna Jebamot XV, 4 und dorts. N. 23—30. Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 23b und 24a) bezieht sich die Mischna auf die Überbringung aus dem Ausland, bei der die Frauen <span dir=\"rtl\">בפני נכתב ובפני נחתם</span> sprechen müssen, in welchem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes nicht wirksam ist (vgl. I, 1 und N. 4). Zur Überbringung in Palästina aber, wobei eine solche Formel nicht gesprochen wird, und eine spätere Anfechtung möglich ist (vgl. I, 3), sind die genannten Frauen ungeeignet.",
"<b>jedoch muß sie.</b> bei der Überbringung aus dem Ausland (vgl. I, 1). Die Mischna spricht von dem Fall, daß der Mann der Frau den Scheidebrief lediglich zwecks Überbringung an ein Gericht übergeben hat. Dieses bestellt dann einen Boten für die Übergabe an die Frau (Talmud 24a)."
]
],
[
[
"<b>ist ungültig.</b> Nach Deut. 24, 1 … <span dir=\"rtl\">וכתב לה ספר כריתות</span> … (<span dir=\"rtl\">לה לשמה</span> Talmud 24b). Die Mischna entspricht der Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span>, wonach <span dir=\"rtl\">וכתב</span> sich auf die Schreibung des Scheidebriefes bezieht (vgl. II, N. 28).",
"<b>Wenn jemand auf der Straße gegangen ist und Schreiber.</b> die sich üben.",
"<b>so ist er.</b> der Scheidebrief.",
"<b>Mehr noch.</b> Im folgenden Fall ist der Scheidebrief wenigstens für einen, wenn auch nicht für diesen Scheidungsakt geschrieben worden (Talmud dorts.).",
"<b>Mehr noch.</b> Im folgenden Fall hat wenigstens der, der sich scheiden lassen will, den Scheidebrief geschrieben (Talmud dorts.).",
"<b>Mehr noch.</b> Im folgenden Fall ist der Scheidebrief nicht geradezu für eine andere Frau ausgestellt worden und ist doch ungiltig (Talmud dorts.).",
"<b>Wenn er.</b> der Mann zweier gleichnamiger Frauen.",
"<b>zu einem Schreiber.</b> <span dir=\"rtl\">לבלר</span> lat. librarius."
],
[
"<b>Wenn jemand Formulare.</b> <span dir=\"rtl\">טופס</span> gr. τύπος lat. typus.",
"<b>Bei Schuldscheinen.</b> I, N. 29.",
"<b>für das Feld.</b> für die Bezeichnung des Kaufobjekts.",
"<b>Es ist dies eine fürsorgliche Bestimmung.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 26a): für den berufsmäßigen Schreiber, daß es ihm gestattet ist, schon vorher solche Formulare anzufertigen.",
"<b>für sie.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) besteht die Verschiedenheit der drei in der Mischna genannten Ansichten in folgendem: Nach der ersten Ansicht müssen die genannten Dinge (<span dir=\"rtl\">תורף</span>) bei sämtlichen Urkunden speziell für den betreffenden Akt (<span dir=\"rtl\">לשמה</span>) geschrieben werden, und zwar bei Scheidebriefen entsprechend dem Grundsatz <span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span> nach Deut. 24, 1 … <span dir=\"rtl\">וכתב לה</span> (vgl. N. 1) und bei den andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen den <span dir=\"rtl\">תורף</span> nicht <span dir=\"rtl\">לשמה</span> schreiben könnte. R. Jehuda verbietet auch die vorherige Schreibung des andern Textes (<span dir=\"rtl\">טופס</span>) u. z. bei Scheidebrefen wegen der Befürchtung, daß man auch den <span dir=\"rtl\">תורף</span> schon vorher schreiben könnte, und bei andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen so verfahren könnte. R. Eleasar verbietet bei Scheidebriefen die vorherige Schreibung des <span dir=\"rtl\">טופס</span> aus der Befürchtung, daß man auch den <span dir=\"rtl\">תורף</span> vorher schreiben könnte, gestattet aber (vgl. Tossafot z. St. s. v. <span dir=\"rtl\">רבי אלעזר</span>) bei anderen Urkunden auch die vorherige Schreibung des <span dir=\"rtl\">תורף</span>. Zum <span dir=\"rtl\">תורף</span> des Scheidebriefes gehört nach einem Amoräer (Talmud dorts.) auch die in IX, 3 als „eigentlicher Text“ des Scheidebriefes (<span dir=\"rtl\">גופו של גט</span>) bezeichnete Formel: <span dir=\"rtl\">הרי את מותרת לכל אדם</span>."
],
[
"<b>wenn er ihn sofort.</b> <span dir=\"rtl\">אלתר</span> aus <span dir=\"rtl\">אל</span> (<span dir=\"rtl\">על</span>) und <span dir=\"rtl\">אתר</span> (aram. „Ort“): „auf der Stelle“. Im Mischnatext des Jeruschalmi: <span dir=\"rtl\">על אתר</span>.",
"<b>ungültig.</b> wenn zu befürchten ist, daß ein anderer gleichen Namens ihn verloren hat (Talmud 27a und b).",
"<b>Hat er ihn in einem Beutel.</b> die er als die seinen erkennt. <span dir=\"rtl\">חפיסה</span> ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. <span dir=\"rtl\">דלוסקמא</span>, ed Lowe u. a. <span dir=\"rtl\">גלוסקמא</span> gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl.",
"<b>oder in einer Tasche.</b> die er als die seinen erkennt. <span dir=\"rtl\">חפיסה</span> ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. <span dir=\"rtl\">דלוסקמא</span>, ed Lowe u. a. <span dir=\"rtl\">גלוסקמא</span> gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl.",
"<b>oder er erkennt ihn.</b> den Scheidebrief (vgl. Raschi).",
"<b>so ist er gültig.</b> auch nach längerer Zeit.",
"<b>daß jener noch am Leben ist.</b> Erfährt man aber, daß er gestorben ist, darf der Scheidebrief nicht übergeben werden (vgl. I, 6).",
"<b>Eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten.</b> d. i. eines Nichtpriesters.",
"<b>deren Mann in das Ausland.</b> S. 12, N. 69.",
"<b>daß jener noch am Leben ist.</b> Die Priestersgattin darf zu Lebzeiten des Mannes nach Lev. 22, 11 Priesterhebe genießen. Nach dem Tode des Gatten ist ihr dies, wenn sie aus der Ehe mit diesem kein Kind hat, verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5).",
"<b>Wenn jemand sein Sündopfer.</b> Das Sündopfer eines Verstorbenen darf nicht dargebracht werden (vgl. Mischna Temura III, 1).",
"<b>daß er noch am Leben ist.</b> Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (<span dir=\"rtl\">חזקה</span>), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird."
],
[
" Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (<span dir=\"rtl\">חזקה</span>), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird.",
"<b>die Belagerungstruppen.</b> S. 105, N. 49.",
"<b>daß sich in einem Seesturm befindet.</b> <span dir=\"rtl\">המטרפת</span> Hithpa‘el von <span dir=\"rtl\">טרף</span> „reißen“.",
"<b>der zur Aburteilung.</b> wegen eines todeswürdigen Deliktes.",
"<b>Es darf weder eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten.</b> d. i. eines Nichtpriesters.",
"<b>Priesterhebe essen.</b> Erstere nicht, weil ihr Mann vielleicht schon tot ist (vgl. vorherg. Mischna und N. 22); letztere nicht, weil ihr Mann möglicherweise noch am Leben ist (vgl. S. 49 Mischna Jebamot IX, 6 und dorts. N. 30f)."
],
[
"<b>der einen Scheidebrief im Land Israels überbringt.</b> in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 3 <span dir=\"rtl\">בפני נכתב ובפני נחתם</span> nicht sagen muß.",
"<b>Hat er.</b> der Gatte.",
"<b>aber zu ihm.</b> zu dem ersten Boten.",
"<b>Nimm für mich einen bestimmten Gegenstand von ihr.</b> bei der Übergabe.",
"<b>denn er.</b> der Gatte."
],
[
"<b>der einen Scheidebrief aus dem Ausland überbringt.</b> in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 1 <span dir=\"rtl\">בפני נכתב ובפני נחתם</span> sagen müßte.",
"<b>krank geworden ist, dann setze er ein Gerichtskollegium zusammen und schicke ihn (durch einen andern.</b> Im Mischnatext des babylonischen Talmuds ed. pr.: <span dir=\"rtl\">עושה בבית</span> <span dir=\"rtl\">דין שליח ומשלחו</span> „ernenne er beim Gericht einen Boten und schicke ihn“ (neuere edd.: <span dir=\"rtl\">עושה שליח בבית דין ומשלחו</span>)."
],
[
" Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (<span dir=\"rtl\">חזקה</span>) entschieden (vgl. N. 24.)",
"<b>abzusondern.</b> Er trifft mit ihnen die Vereinbarung, auf die Abgaben (Priesterhebe, Zehnt und Armenzehnt) die Schuld zu verrechnen. (Die Priesterhebe, die er als Nichtpriester nicht genießen kann, verkauft er einem Priester; vom Zehnt muß er die vom Leviten an den Priester abzuliefernde Zehnthebe, <span dir=\"rtl\">תרומת מעשר</span>, einem Priester geben.)",
"<b>dann muß er von den Erben Erlaubnis einholen.</b> ob sie auf diese Weise die Schuld des Verstorbenen zahlen wollen.",
"<b>geliehen.</b> und obiges vereinbart.",
"<b>braucht er keine Erlaubnis von den Erben einzuholen.</b> Das Gericht kann die Schuld auf die Gesamtheit der Priester, Leviten und Armen übertragen (Talmud 30a)."
],
[
" Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (<span dir=\"rtl\">חזקה</span>) entschieden (vgl. N. 24.)",
"<b>um von ihnen Priesterhebe und die Zehnten abzusondern.</b> für andere Früchte, um diese genießen zu können.",
"<b>um davon den zweiten Zehnt.</b> vgl. Deut. 14, 22ff.",
"<b>daß sie noch vorhanden sind.</b> Er muß nicht befürchten, daß die zurückgelegten Früchte oder das Geld abhanden gekommen sind.",
"<b>dann muß er für eine Zeit von vierundzwanzig Stunden.</b> wörtl. „von Zeit zu Zeit“, d. h. von der Zeit der Wahrnehmung des Verlustes bis zur selben Zeit am vergangenen Tage, also vierundzwanzig Stunden zurück. Man muß befürchten, daß die Früchte schon am Beginn dieser Zeit abhanden gekommen sind und für die in dieser Zeit als genußfähig erklärten anderen Früchte nochmals die Abgaben absondern (Talmud 31a und b).",
"<b>Zu drei Zeiten muß man den Wein prüfen.</b> den man zu obigem Zwecke zurückgelegt hat. Der Wein könnte sauer geworden sein, so daß davon die Abgaben für guten Wein nicht entrichtet werden können.",
"<b>Wenn der Ostwind am Ausgang des Laubhüttenfestes.</b> S. 221, N. 53."
]
],
[
[
"<b>dann den Boten getroffen oder ihm einen Boten nachgesandt und zu ihm gesagt hat.</b> bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.",
"<b>Ist er.</b> der Ehemann.",
"<b>zuvor.</b> bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.",
"<b>Wenn aber erst nachdem der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist.</b> er den Scheidebrief für nichtig erklären will."
],
[
"<b>Anfangs konnte er.</b> der Ehemann.",
"<b>in einem andern Ort ein Gerichtskollegium zusammensetzen und ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>für nichtig erklären.</b> in Abwesenheit der Frau und des Boten.",
"<b>daß man nicht so tue.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 38a): Die Frau könnte, bevor sie von der Nichtigerklärung erfährt, eine neue Ehe eingehen.",
"<b>wegen des allgemeinen Wohles.</b> <span dir=\"rtl\">תקון העולם</span> wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
"<b>den Namen seiner Stadt und den Namen ihrer Stadt.</b> Wenn jemand in verschiedenen Orten verschiedene Namen führte, gab er nur einen an (Talmud 34b).",
"<b>die sie hat.</b> damit die Identität auch in den anderen Orten bekannt sei, und man nicht die Frau in den Ruf bringe, widerrechtlich eine neue Ehe geschlossen zu haben."
],
[
" Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen <span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span> getroffen wurden.",
"<b>Eine Witwe bekommt von den Gütern der Waisen nur gegen einen Eid bezahlt.</b> vgl. S. 150f. Mischna Ketubot IX, 7f. und dorts. N. 55.",
"<b>sie schwören zu lassen.</b> weil man sah, daß oft Falscheide vorkamen, indem die Witwen einen etwa schon erhaltenen Teil des Ketubabetrages als Zahlung für ihre Mühe um die Kinder ansahen. Daher ließ man die Witwen nicht schwören, und sie erhielten ihre Ketuba nicht ausbezahlt (Talmud 35a).",
"<b>gelobe und ihre Ketuba einfordern könne.</b> Sie soll sich irgendein schweres Gelübde auferlegen für den Fall, daß sie schon etwas vom Ketubabetrag erhalten hat.",
"<b>wegen des allgemeinen Wohles.</b> <span dir=\"rtl\">תקון העולם</span> wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
"<b>verordnet hat.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 36a) folgt hier die Mischna der Ansicht, daß die Zeugen bei der Übergabe des Scheidebriefes für die Rechtswirkung entscheidend sind (<span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span>), so daß geschehenenfalls ein Scheidebrief ohne Zeugenunterschriften gültig ist (vgl. IX, 4). Der Scheidebrief soll aber von Zeugen unterschrieben werden, damit er im Falle einer Anfechtung seiner Gültigkeit durch den Ehemann durch die unterschriebenen Zeugen bestätigt werden könne. Die Zeugen, vor denen die Übergabe erfolgte, könnten vielleicht nicht mehr beigebracht werden können. Es genügen dann die unterschriebenen Zeugen, u. z. nach der Erklärung mancher darum, weil man bei einem von tauglichen Zeugen unterschriebenen Scheidebrief annimmt, daß auch die Übergabe vor Zeugen erfolgt ist (<span dir=\"rtl\">דא״ש</span> zu IX, 4), nach anderen aber, weil die Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span> nur besagt, daß die Zeugen der Übergabe ebenso genügen wie die unterzeichneten Zeugen (<span dir=\"rtl\">רי״ף</span> zu IX, 4; Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> I, 15f.).",
"<b>Hillel führte den Prosbol ein.</b> s. S. 152, N. 66."
],
[
" Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen <span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span> getroffen wurden.",
"<b>Ein Knecht.</b> ein heidnischer (<span dir=\"rtl\">עבד כנעני</span>).",
"<b>In beiden Fällen bleibt er dienstbar.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 37b) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes nicht aufgegeben hat (<span dir=\"rtl\">יאוש</span>). Nach der ersten Ansicht in der Mischna bleibt der Knecht nach der Auslösung im Besitze des ursprünglichen Besitzers, wenn er <span dir=\"rtl\"> עבד לשום</span> ausgelöst worden ist, und wird gänzlich frei, wenn er <span dir=\"rtl\">לשום בן חורין</span> ausgelöst worden ist, damit ein Anreiz gegeben sei, gefangene Knechte auszulösen. Nach R. S. b. G. verbleibt aber der Knecht auch in dem letzteren Falle im Besitze des ersten Herren. Nach einer anderen amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes bereits aufgegeben hat. Nach der ersten Ansicht in der Mischna wird der Knecht, wenn er <span dir=\"rtl\">עבד לשום</span> ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstpflichtig, wenn er <span dir=\"rtl\">לשום בן חורין</span> ausgelöst worden ist, gänzlich frei. Nach R. S. b. G. bleibt er aber in beiden Fällen dienstpflichtig, damit der Knecht nicht in der Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, die Gefangennahme geradezu suche. Wem nach dieser amoräischen Erklärung R. S. b. G. den Knecht zuspricht, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar), für dessen Erklärung am ehesten der Wortlaut der Mischna spricht, wird der Knecht dem Auslöser dienstbar. Nach Raschi (auf 37b s. v. <span dir=\"rtl\">בין כך ובין כך ישתעבד</span>) verbleibt der Knecht dem ursprünglichen Besitzer, weil, wie dies Tossafot (dorts. s. v. <span dir=\"rtl\">בין כך ובין כך ישתעבד</span>) erklärt wird, auch die Aussicht, einen neuen Herrn zu bekommen, den Knecht die Gefangennahme suchen lassen könnte. Nach anderen Erklärern (<span dir=\"rtl\">רא״ש</span>, vgl. auch Tossafot a. a. O.) wird der Knecht, wenn er <span dir=\"rtl\">לשום עבד</span> ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstbar; wenn er aber <span dir=\"rtl\">לשום בן חורין</span> ausgelöst worden ist, bleibt er dem ursprünglichen Besitzer dienstbar.",
"<b>den sein Herr hypothekarisch.</b> <span dir=\"rtl\">אפותיקי</span> gr. ὐποϑήϰη „Unterpfand“.",
"<b>ist rechtlich zwar zu nichts verpflichtet.</b> Die hier gegebene Übersetzung und Erklärung folgt der einen der im Talmud (40b und 41a) angeführten amoräischen Erklärungen.",
"<b>Wegen des allgemeinen Wohles.</b> <span dir=\"rtl\">תקון העולם</span> wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
"<b>aber zwingt man seinen Herrn.</b> den Gläubiger.",
"<b>ihn zum Freien zu machen.</b> damit er nicht auch weiterhin den Freigewordenen noch als Knecht bezeichne, und dieser nicht infolgedessen als Knecht angesehen werde.",
"<b>und er.</b> der Knecht dem Gläubiger.",
"<b>schreibt einen Schuldschein.</b> s. I, N. 29.",
"<b>sondern der Freilassende.</b> da er den Gläubiger geschädigt hat."
],
[
" s. N. 10. Mit geringen Änderungen findet sich diese Mischna in anderem Zusammenhang Edujot I, 13.",
"<b>Wer halb ein Knecht.</b> ein heidnischer (<span dir=\"rtl\">עבד כנעני</span>).",
"<b>und halb ein Freier ist.</b> Dem Herrn wurde nur die Hälfte des Lösegeldes gegeben. Oder auch: Ein zwei Besitzern gehörender Knecht wurde nur von einem der beiden freigelassen (Talmud 41b und 42a).",
"<b>Da sagten Bet-Schammai zu ihnen.</b> Andere Laa: <span dir=\"rtl\">בית שמאי אומרים</span>; <span dir=\"rtl\">אמרו להם בית שמא</span>.",
"<b>weil er halb schon ein Freier ist.</b> und ein Freier keine Sklavin heiraten darf.",
"<b>weil er halb noch ein Knecht ist.</b> und ein Knecht keine Freie heiraten darf.",
"<b>Man zwingt vielmehr wegen des allgemeinen Wohles.</b> <span dir=\"rtl\">תקון העולם</span> wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
"<b>und er.</b> der Knecht dem Herrn.",
"<b>schreibt einen Schuldschein.</b> s. I, N. 29."
],
[
" Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen <span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span> getroffen wurden.",
"<b>Wenn jemand seinen Knecht.</b> ein heidnischer (<span dir=\"rtl\">עבד כנעני</span>).",
"<b>einem Nichtjuden oder nach dem Ausland.</b> einem Juden außerhalb Palästinas.",
"<b>so wird dieser frei.</b> Bei einer Flucht von dem Nichtjuden wird der Knecht frei. Oder: Der Herr ist verpflichtet, ihn loszukaufen, ohne daß er ihn wieder erwirbt (Talmud 43b und 44a).",
"<b>Man löse Gefangene nicht über ihren Wert aus.</b> um der Allgemeinheit nicht zu große Lasten aufzubürden. Oder: um den Räubern nicht einen Anreiz zu bieten (Talmud 45a).",
"<b>wegen des allgemeinen Wohles.</b> <span dir=\"rtl\">תקון העולם</span> wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
"<b>Wegen des Wohles der Gefangenen.</b> um den anderen Gefangenen nicht ihr Los zu erschweren. Der Ausdruck <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> soll nach der Gemara (dorts.) besagen, daß man auch um das Los derer besorgt ist, die vielleicht in der Zukunft gefangen werden, während nach R. S. b. G., der den Ausdruck <span dir=\"rtl\">מפני תקנת השבויין</span> gebraucht, die Besorgnis lediglich den Mitgefangenen gilt, so daß die in der Mischna gegebene Verordnung für den Fall, daß keine solche vorhanden sind, nicht gilt.",
"<b>Man kaufe Bücher.</b> der heiligen Schrift.",
"<b>Gebetriemen und Mesusot von Nichtjuden nicht über ihren Wert.</b> aus den N. 33 genannten Gründen."
],
[
" Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen <span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span> getroffen wurden.",
"<b>wegen eines Gelübdes.</b> Er will eine Frau, die Gelübde getan hat, nicht behalten.",
"<b>darf er sie nicht wiedernehmen.</b> auch wenn sich die Grundlosigkeit der Nachrede herausstell, resp. aucht wenn die Frau ihr Gelübde von einem Gelehrten hat auflösen lassen. Über den Grund dieser Verordnung werden im Namen des Amoräers R. Nachman zwei verschiedene Angaben überliefert. Nach der einen wäre der Grund der folgende: Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, hätte er um den Tatbestand gewußt. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme einer unter solchen Umständen geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen. Nach der anderen Angabe soll die Verordnung eine Drohung für die Frau sein und diese zu einem sittlich einwandfreien Benehmen und zur Vorsicht in der Ablegung von Gelübden mahnen (Talmud 45b und 46a; vgl. dorts. Tossafot s. v. <span dir=\"rtl\">אי אמר</span>).",
"<b>Man hat es in jenem Falle nur wegen dieses verboten.</b> Der Grund für die Meinungsverschiedenheit der drei Tannaiten ist nach der Gemara (46a und 46b) der folgende: Nach R. Jehuda besteht bei der Scheidung wegen eines Gelübdes nur der zweite in der vorhergehenden Note angegebene Grund. Eine wirklich strafwürdige Leichtfertigkeit sieht jedoch R. Jehuda lediglich in dem Ablegen eines Gelübdes, das, weil in der Öffentlichkeit (d. h. nach einer amoräischen Ansicht vor dreien, nach einer anderen vor zehn) abgelegt, nicht gelöst werden kann. Nach R. Meïr ist der Grund für die Verordnung der in der vorhergehenden Note als erster angegebene. Es kann jedoch die neue Ehe nur bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, welches nur ein Gelehrter aufheben kann, in Verruf kommen, nicht aber, wenn die Scheidung wegen eines Gelübdes erfolgte, das der Gatte selbst aufheben kann (<span dir=\"rtl\">ענוי נפש</span> und <span dir=\"rtl\"> דברים שבינו לבינה</span>, vgl. S. 239ff. Mischna Nedarim IX, 1f. und dorts. N. 3). Bei den letzteren könnte dem Gatten, wenn er behauptet, er hätte sich von der Frau nicht geschieden, wenn er gewußt hätte, daß der Gelehrte ihr das Gelübde löst, entgegengehalten werden, daß er das Gelübde ohne weiters hätte selbst aufheben können. Nach R. Eliëser könnte umgekehrt der Mann nur bei den Gelübden, die er selbst lösen kann, erklären, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß er das Gelübde aufheben könne. Bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes aber, das nur ein Gelehrter auflösen kann, nimmt man an, daß der Mann trotz dieser Möglichkeit sich hätte scheiden lassen, weil ihm der Gang der Frau zum Gericht und die mit der Lösung des Gelübdes verbundenen Prozeduren nicht zugesagt hätten. Obwohl also der Grund für die Verordnung eigentlich nur bei den Gelübden, die der Mann selbst aufheben kann, besteht, hat man dennoch für sämtliche Gelübde die Verordnung erlassen. Daß aber R. Jehuda den in der vorhergehenden Note als ersten angegebenen Grund nicht gelten läßt, hat den Grund darin, daß er bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, das der Gatte aufheben kann, der Meinung des R. Eliëser ist, bei der wegen eines Gelübdes, das nur ein Gelehrter lösen kann, der Meinung des R. Meïr ist.",
"<b>Konam.</b> s. S. 177f. Mischna Nedarim I, 2 und dorts. N. 22f.",
"<b>sie wieder zu nehmen.</b> Wenn der Mann das Gelübde ablegt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, besteht die Verordnung nicht.",
"<b>wegen des allgemeinen Wohles.</b> s. N. 7. Die Worte <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> beziehen sich auf die vorhergehenden Sätze der Mischna, nicht auf den letzten (Talmud 46b)."
],
[
" Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen <span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span> getroffen wurden.",
"<b>Wenn jemand sich von seiner Frau wegen Unfruchtbarkeit scheidet.</b> Er denkt, die Frau wäre unfruchtbar. Zur Etymologie des Wortes <span dir=\"rtl\">אילונית</span> vgl. S. 4, N. 25.",
"<b>nicht wiedernehmen.</b> Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen und Kinder bekommen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß sie gebärfähig ist. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme der aus diesem Grunde geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen (Talmud 46b; vgl. N. 38 und Schluß der N. 39).",
"<b>Er darf sie wiedernehmen.</b> Die Weisen, die hier die Wiederverehelichung gestatten, sind nach der Erklärung der Gemara (46b) der Ansicht des R. Meïr, daß jede Bedingung, soll sie Rechtskraft erlangen, in doppelter Form, in einer positiven und einer negativen, gesprochen werden muß (<span dir=\"rtl\">תנאי כפול</span>; vgl. Mischna Kidduschin III, 4). Die Mischna spräche hier aber von dem Falle, daß der Mann bei der Scheidung eine solche doppelte Ausdrucksweise nicht gebraucht hat, weshalb auch der Grund für die Verordnung, der Mann könnte eine etwa neu geschlossene Ehe der Frau in den Verruf der Unerlaubtheit bringen (N. 44), hier nicht besteht. (Danach muß in der vorhergehenden Mischna R. Meïr, der dort die wegen eines Gelübdes Geschiedene für die Zurücknahme wegen der Befürchtung, die neue Ehe könnte in Verruf kommen, verbietet, von einem Falle sprechen, daß die Äußerung des Mannes, er scheide die Frau wegen des Gelübdes, in einer doppelten Form, positiv und negativ, erfolgte, wenn auch nicht in der Form einer wirksamen Bedingung, die die tatsächliche Ungültigkeit einer zweiten Ehe zur Folge hätte; vgl. Tossafot auf 46a s. v. <span dir=\"rtl\">אי אמר לה הכי</span> am Schlusse).",
"<b>von diesem Kinder bekommen und fordert nun ihre Ketuba.</b> Da sie wegen vermeintlicher Unfruchtbarkeit geschieden worden ist, hat sie nach Mischna Ketubot XI, 6 den Ketubabetrag nicht ausbezahlt bekommen.",
"<b>als dein Reden.</b> Weil sie den Ketubabetrag verlangt, wird der Mann behaupten, er hätte sich nicht scheiden lassen, wenn er gewußt hätte, er müsse die Ketuba ausbezahlen."
],
[
" Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen <span dir=\"rtl\">מפני תיקון העולם</span> getroffen wurden.",
"<b>löst man ihn nicht aus.</b> Dies gilt nach einem Amoräer nur dann, wenn er es schon zum drittenmal getan hat (Talmud 46b).",
"<b>bringt der Käufer davon die Erstlingsfrüchte dar.</b> Deut. 26, 1ff. Der obige Text in der Mischna lag auch Maim. vor. Die Mischna besagt danach, daß der Käufer die Erstlingsfrüchte zu entrichten habe, damit ein Anreiz gegeben sei, die im nichtjüdischen Besitz befindlichen Felder wieder in jüdischen Besitz zu bringen (Talmud 47b, wo Maim. <span dir=\"rtl\">דמייקרי</span> liest; vgl. Maim. Mischnakommentar). Auch zum Mischnatext des Jeruschalmi u. a. <span dir=\"rtl\"> המוכר את שדהו לנכרי הלוקח מביא ממנו בכורים</span> stimmt diese Erklärung. Eine dritte La., die auch ed. pr. des babylonischen Talmuds bietet, lautet: <span dir=\"rtl\">המוכר את שדהו לנכרי לוקח ומביא ממנו בכורים</span>. Dies bedeutet nach Raschi (z. Mischna, nach Talmud a. a. O.): Der Verkäufer muß jedes Jahr die Erstlingsfrüchte dem Nichtjuden abkaufen und darbringen. Dadurch soll er zum Rückkauf bewogen werden.",
"<b>wegen des allgemeinen Wohles.</b> <span dir=\"rtl\">תקון העולם</span> wörtl. „die Ordnung der Welt“."
]
],
[
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\"> מפני תקנת השבים</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Man schätzt ab.</b> und bezahlt ihnen. <span dir=\"rtl\">שמין</span> von <span dir=\"rtl\">שום</span> „schätzen“, ar.سام سوم .",
"<b>für Geschädigte vom Besten.</b> <span dir=\"rtl\">עדית</span> nach manchen von bibl. <span dir=\"rtl\">עדי</span> „Schmuck“, vgl. auch ar. <span dir=\"rtl\">مَذْيَة</span> „gutes, gesundes Land“. Der Schädiger muß, falls er in Immobilien für den angerichteten Schaden Ersatz leistet, vom relativ Besten seines Landes ein Stück abgeben, das der Geschädigte leichter zu Geld machen kann, als ein entsprechend größeres Stück minderer Qualität (vgl. Mischna Baba kama I, 1).",
"<b>für einen Gläubiger vom Mittelmäßigen.</b> und nicht vom Schlechtesten, damit man sich nicht zurückhalte Geld zu verleihen (Talmud 50a).",
"<b>für die Ketuba der Frau vom Schlechtesten.</b> <span dir=\"rtl\">זבורית</span> ar. <span dir=\"rtl\">صَبَّارة</span> „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f."
],
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\">תקנת השבים מפני</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Man bekommt von hypothekarisch belasteten Gütern.</b> S. 150, N. 48.",
"<b>wenn noch freie Güter.</b> die der Schuldner noch hat.",
"<b>auch wenn diese schlechte.</b> <span dir=\"rtl\">זבורית</span> ar. <span dir=\"rtl\">صَبَّارة</span> „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f.",
"<b>sind.</b> und die verkauften mittelmäßige, obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Das gleiche gilt, wenn der Schädiger seine besten und mittelmäßigen Güter verkauft hat, obwohl nach Mischna 1 der Geschädigte sonst vom Besten bezahlt bekommt.",
"<b>Man bekommt von den Gütern der Waisen.</b> die die Schuld des verstorbenen Vaters begleichen.",
"<b>nur vom Schlechtesten bezahlt.</b> obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Es ist nicht zu befürchten, daß man sich deshalb zurückhalten werde, Geld zu verleihen (vgl. N. 4), da der Verleiher nicht mit dem Ableben des Entleihers rechnet (Talmud 50a)."
],
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\">תקנת השבים מפני</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Man kann die verzehrten Früchte.</b> Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גזלה</span> IX, 6ff.).",
"<b>die Verbesserung des Bodens.</b> Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גזלה</span> IX, 6ff.).",
"<b>den Unterhalt der Frau.</b> s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn.",
"<b>und der Töchter.</b> s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn.",
"<b>von hypothekarisch belasteten Gütern.</b> S. 150, N. 48.",
"<b>nicht einfordern.</b> von den Erben des Gatten (vgl. auch Mischna Ketubot XII, 2). Es würde sonst niemand ein Feld zu kaufen wagen.",
"<b>wegen des allgemeinen Wohles.</b> s. IV, N. 7.",
"<b>muß er nicht schwören.</b> daß der Fund nicht mehr betrug, als er abliefert. Es bestünde sonst die Gefahr, daß man sich um einen gefundenen Gegenstand nicht weiter bemüht."
],
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\">תקנת השבים מפני</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Wenn Waisen bei einem Hausherrn.</b> der nicht geradezu ihr Vormund ist.",
"<b>oder ihr Vater für sie einen Vormund.</b> <span dir=\"rtl\">אפוטרופוס</span>, gr. ἐπίτϱοπος.",
"<b>muß er.</b> der Hausherr resp. der Vormund.",
"<b>mu.</b> wenn die Waisen großjährig geworden sind.",
"<b>schwören.</b> daß er von ihrem Vermögen nichts für sich zurückbehalten hat.",
"<b>muß er nicht schwören.</b> Denn sonst würde man sich zurückhalten, eine solche Vormundschaft zu übernehmen. Bei einem vom Vater bestimmten Vormund besteht diese Befürchtung nicht, da anzunehmen ist, daß er wegen eines vom Vater ihm gewährten Vorteils die Vormundschaft übernimmt (Talmud 52b).",
"<b>Es ist gerade umgekehrt.</b> Nach Abba Saul besteht lediglich bei der vom Vater übertragenen Vormundschaft die in der vorhergehenden N. angeführte Befürchtung. Bei einer Bestellung durch das Gericht aber würde man, da man dadurch in den Ruf eines vertrauens-würdigen Menschen kommt, sich nicht durch den zu leistenden Eid abhalten lassen, die Vormundschaft zu übernehmen (Talmud dorts.).",
"<b>Wenn jemand verunreinigt.</b> die einem andern gehörigen levitisch reinen Speisen.",
"<b>mit Priesterhebe vermischt.</b> <span dir=\"rtl\">מדמע</span> denom. von <span dir=\"rtl\">דֶּמַע</span> (Ex 22, 28), welches Wort Temura 4a als Priesterhebe (<span dir=\"rtl\">תרומה</span>) erklärt wird. Der Besitzer des Getreides wird durch die Vermischung mit Priesterhebe insofern geschädigt, als er jetzt das Getreide nicht selbst genießen darf, sondern es zu billigerem Preise einem Priester verkaufen muß.",
"<b>oder zu Nesechwein macht.</b> <span dir=\"rtl\">מנסך</span> denom. von <span dir=\"rtl\">נֶסֶךְ</span>. Er macht den Wein eines andern zu verbotenem Nesechwein, indem er ihn einem Götzen zu Ehren umrührt (so die Erklärung des Amoräers Rab: Talmud 52b), oder indem er ihn mit Nesechwein vermischt (so die Erklärung des Amoräers Samuel: Talmud dorts.).",
"<b>ersatzpflichtig.</b> Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (<span dir=\"rtl\">היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק</span>). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b).",
"<b>verwerflich gemacht haben.</b> durch den während der Schlachtung oder während der andern Dienstverrichtungen gehegten Gedanken, vom Opfer über die gestattete Zeit hinaus zu essen (vgl. Lev. 7, 16—18; 19, 5—8, welche Verse nach der Tradition vom Untauglichwerden eines Opfers durch einen solchen Gedanken sprechen).",
"<b>sind ersatzpflichtig.</b> Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (<span dir=\"rtl\">היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק</span>). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b)."
],
[
" s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna mit geringfügigen Änderungen Edujot VII, 9, der erste Satz <span dir=\"rtl\">בגט</span> …. <span dir=\"rtl\">העיד</span> auch Jebamot XIV, 2.",
"<b>durch einen Scheidebrief entlassen werden kann.</b> s. S. 75 Mischna Jebamot XIV, 2 und dorts. N. 11f.",
"<b>daß eine minderjährige Tochter eines Israeliten.</b> d. i. eines Nichtpriesters.",
"<b>die an einen Priester verheiratet worden ist.</b> als vaterlose Waise, so daß die Heirat nur rabbinisch gültig ist.",
"<b>Priesterhebe essen darf.</b> Nach dem Talmud (Jebamot 90a) darf sie nur rabbinisch gebotene Priesterhebe (<span dir=\"rtl\"> תרומה דרבנן </span>) genießen.",
"<b>ihr Gatte sie beerbt.</b> so als ob ihre Ehe eine nach dem Toragesetz gültige wäre.",
"<b>daß man für einen geraubten Balken, den (der Räuber) in einen Palast eingebaut hat, (nur) dessen Wert erhält, (was man) der Reumütigen wegen (verordnet hat.</b> Der Räuber muß nicht das Gebäude zerstören, um den Balken selbst zurückgeben zu können. Es genügt, daß er den Wert ersetzt. Der Weg zur Buße und Besserung soll ihm erleichtert werden. In manchen Texten fehlen, so wie in Edujot VII, 9, die Worte <span dir=\"rtl\">מפני תקנת השבים</span>.",
"<b>das geraubt worden ist.</b> D. h. jemand, der ein Sündopfer darzubringen hat, hat ein Tier geraubt und es als Sündopfer dargebracht.",
"<b>wenn dies.</b> daß das Tier geraubt ist.",
"<b>nicht vielen.</b> d. i. drei Leuten (Jeruschalmi zur Mischna).",
"<b>als versöhnend gilt.</b> Er muß nicht ein anderes Sündopfer darbringen.",
"<b>zum Besten des Altars.</b> Die Priester würden sich sonst vom Opferdienst fernhalten aus Betrübnis darüber, daß sie ein im Heiligtum geschlachtetes profanes Tier (<span dir=\"rtl\">חולין שנשחטו בעזרה</span>) gegessen haben (Talmud 55a)."
],
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\">תקנת השבים מפני</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Nachher aber gab es dort ein Sikaricongesetz.</b> <span dir=\"rtl\">סיקריקון</span> lat. (jus) sicaricum, das Gesetz über die Ungiltigkeit eines Kaufes von einem Sikarier (lat. sicarius, „Mörder, Bandit“ von sica „Dolch“). Dieses Gesetz, wie es weiter dargestellt wird, galt für die in der Zeit des vespasianischen Krieges entrissenen Güter in Judäa nicht, u. z. ist nach Jeruschalmi (zur Mischna, vgl. Tossifta III) dieses Gesetz deswegen für diese Zeit außer Kraft gesetzt worden, damit nicht das jüdische Land im nichtjüdischen Besitze verbleibe, weil man sich zurückhalten würde, ein solches Feld vom Sikarier zu kaufen. In der Breslauer Monatsschrift, 1925, S. 249 ff. kommt Elbogen nach eingehender Untersuchung zu dem Ergebnis, daß das Gesetz die während oder nach dem Römerkrieg vom Sieger enteignetem Grunstücke betrifft, die dann nach Kriegsrecht verkauft oder verschenkt wurden. Auf Grund dieses Ergebnisses wird dorts. 1927, S.138 ff. die oben gegebene etymologische Erklärung von Feist durch die Herleitung des Terminus von gr. συνκρινειν „gerichtlich zusprechen, verpachten“ ersetzt .",
"<b>Wie ist dies.</b> das Sikaricongesetz.",
"<b>Wenn jemand.</b> ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte.",
"<b>ist sein Kauf ungültig.</b> weil anzunehmen ist, daß der Eigentümer es nur aus Furcht verkauft hat.",
"<b>Wenn jemand.</b> ein Feld, das für die Ketuba haften soll.",
"<b>ist sein Kauf ungültig.</b> weil die Frau nur aus Furcht vor Streit mit dem Manne zugestimmt hat.",
"<b>Dies ist die erste Mischna.</b> S. 123, N. 30.",
"<b>Wenn jemand von einem Sikarier.</b> ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte.",
"<b>muß er dem Eigentümer ein Viertel.</b> des Wertes. Man nimmt an, daß der Räuber es um dreiviertel des wirklichen Wertes verkauft hat.",
"<b>wenn er.</b> der ursprüngliche Eigentümer."
],
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\">תקנת השבים מפני</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Ein Taubstummer kann durch Zeichen verständigen und verständigt werden.</b> Sein durch Zeichengeben mit der Hand oder dem Kopf vorgenommenes Kaufen oder Verkaufen, oder seine durch Zeichen gegebene Zustimmung zu einem Kauf oder Verkauf ist wirksam. Die Rabbinen haben dies bestimmt, um ihm den Lebensunterhalt zu ermöglichen, obwohl nach dem Toragesetz ein Taubstummer, der nicht als vollsinnig gilt, nicht rechtsgültig Geschäfte abschließen kann (Talmud 59a; vgl. auch S. 74, Mischna Jebamot XIV, 1 und N. 1f.).",
"<b>Er kann bei beweglichen Sachen auch durch Mienen.</b> <span dir=\"rtl\">קופץ</span> „das Verziehen der Lippen“ nach Hiob 5, 16 (Raschi u.a.). Nach Maim. (Mischnakommentar) lehrt Ben-Bethera hier, daß die betreffende Sache erst in den Besitz des Taubstummen übergegangen sein muß, soll die Gebärde wirksam sein. Diese Erklärung beruht wohl auf Jeruschalmi zur Mischna, wo Maim. die La. <span dir=\"rtl\">קופץ ונקפץ שייר ומשתייר</span> (statt <span dir=\"rtl\">שוכר ומשתכר</span> unserer Edd. vgl. <span dir=\"rtl\">קרבן העדה</span> und <span dir=\"rtl\">השגות הראב״ד</span> zu <span dir=\"rtl\">רי״ף</span> ed. Room) vorlag. <span dir=\"rtl\">קפץ</span> bedeutet danach in der Mischna „springen, hüpfen, sich bewegen“ nach Ct. 2, 8. (Die Sache ist bereits aus dem Besitz des einen in den des andern gerückt).",
"<b>verständigen und verständigt werden.</b> aber nicht bei Immobilien. Nach Raschi (auf 59a s. v. <span dir=\"rtl\">קיי״ל</span>) und Maim. (<span dir=\"rtl\">הלכות מכירה</span> XXIX, 2) ist auch nach der ersten Ansicht in der Mischna der Kauf und Verkauf von Immobilien durch den Minderjährigen ungültig. Nach <span dir=\"rtl\">ראב״ד</span> (<span dir=\"rtl\">השגות</span> dorts.) beschränkt aber lediglich Ben-Bethera die rabbinische Verordnung (N. 49) auf Mobilien.",
"<b>Bei beweglichen Sachen ist der Kauf und Verkauf durch kleine Kinder.</b> die bereits verstehen, worum es sich handelt. <span dir=\"rtl\">פעוטות</span> ed. Lowe <span dir=\"rtl\">פיוטות</span> meist von gr. παῖδες abgeleitet (vgl. Jeruschalmi zur Mischna und <span dir=\"rtl\">פני משה</span>).",
"<b>gültig.</b> obwohl nach dem Toragesetz nur Volljährige rechtsgültig Geschäfte abschließen können, haben die Rabbinen aus dem in N. 49 angegebenen Grund verordnet, daß auch der Kauf und Verkauf durch solche Kinder gültig sei (Talmud 59a)."
],
[
" Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen <span dir=\"rtl\">מפני תקון העולם</span> (vgl. Mischna 3), <span dir=\"rtl\">תקנת השבים מפני</span> (vgl. Mischna 5), <span dir=\"rtl\">מפני תקון המזבח</span> (dorts.) und <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
"<b>Folgendes verordneten sie.</b> die Rabbinen.",
"<b>Ein Priester liest als erster vor.</b> bei der Toravorlesung in der Synagoge.",
"<b>und nach diesem ein Israelit.</b> ein Nichtpriester.",
"<b>(was man) um des Friedens willen (verordnet hat.</b> damit kein Streit entstehe (vgl. auch Mischna Horajot III, 8).",
"<b>um des Friedens willen.</b> Das Brot, das man bei der Herstellung einer „Verschmelzung der Wohnungen“ in einem Hofe (<span dir=\"rtl\">ערוב חצרות</span>) in der Wohnung eines der Hofbewohner niederlegt, um dadurch das Tragen am Sabbat aus den Wohnungen in den Hof und umgekehrt zu ermöglichen, legt man stets in dieselbe Wohnung (vgl. zur Institution des <span dir=\"rtl\">ערוב חצרות</span> Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth S. 50f., Einleitung in den Traktat Erubin). Zu den Worten der Mischna <span dir=\"rtl\">מפני דרכי שלום</span> bemerkt die Gemara (60b) erklärend: <span dir=\"rtl\">משום חשדא</span> „wegen des Verdachtes“. Dies bedeutet nach Raschi z. St.: die Hofbewohner könnten in den Verdacht kommen, ohne Eruwvorrichtung das Tragverbot zu übertreten. Nach Tossafot (dorts. s. v. <span dir=\"rtl\">אלא משום חשדא</span>) bedeutet dies: Der Besitzer der Wohnung, wo das Brot bisher lag, könnte in den Verdacht kommen, dieses sich angeeignet zu haben.",
"<b>Die dem Kanal nächste Zisterne wird als erste gefüllt.</b> Um die Felder zu bewässern, wurde von einem Kanal (<span dir=\"rtl\">אמה</span>) das Wasser in Röhren auf die Felder geleitet. Im Anschluß an diesen Kanal legten die Besitzer der einzelnen Felder Zisternen an, um die Bewässerung mit dem dort gesammelten Wasser zu vervollständigen.",
"<b>Es ist wirklicher Raub.</b> Nach der Gemara (61a) spricht die Mischna von solchen Fangvorrichtungen, die keinen Hohlraum haben, so daß ein darin gefangenes Tier nach dem Toragesetz nicht als Eigentum des Stellers betrachtet wird. Der Entwender übertritt nach beiden in der Mischna angeführten Ansichten lediglich ein rabbinisches Verbot. Der Ausdruck <span dir=\"rtl\">גזל גמור</span> in den Worten des R. Jose soll nur besagen, daß das Gericht das geraubte Tier exekutiert, während nach der vorhergehenden Meinung ein gerichtliches Verfahren hier nicht in Frage kommt.",
"<b>Beim Fund eines Taubstummen.</b> der nicht als vollsinnig gilt.",
"<b>um des Friedens willen.</b> obwohl nach dem Toragesetz die genannten Personen eine Sache auf solche Weise nicht erworben haben.",
"<b>Es ist wirklicher Raub.</b> s. N. 60.",
"<b>Wenn ein Armer auf einem Olivenbaum (Früchte.</b> von <span dir=\"rtl\">שכחה</span> und <span dir=\"rtl\">פאה</span> (nach Deut. 24, 20; vgl. Mischna Pea I, 4f. und VII, 1f.). Der Arme hat die Früchte dadurch noch nicht erworben.",
"<b>Es ist wirklicher Raub.</b> s. N. 60.",
"<b>Man wehrt.</b> zu <span dir=\"rtl\">ממחין</span> vgl. Dan. 4,32.",
"<b>Nachlese.</b> Lev. 19, 9; 23, 22.",
"<b>Vergessenem.</b> Deut. 24, 19f.",
"<b>und der Feldecke.</b> Lev. 19, 9; 23, 22."
],
[
" s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Schebiit V, 9; der letzte Satz <span dir=\"rtl\">מפגי</span> ….. <span dir=\"rtl\">דרכי שלום ומחזיקין</span> auch dorts. IV, 3.",
"<b>die bezüglich des Siebentjahres verdächtig ist.</b> daß sie die Früchte des Brachjahres (Ex. 23, 10f.; Lev. 25, 1—7) auf ungesetzliche Weise genießt.",
"<b>eine Standmühle oder einen Ofen borgen.</b> wenn sie diese Dinge nicht ausdrücklich für einen unerlaubten Gebrauch ausleiht (Jeruschalmi z. Mischna).",
"<b>Die Frau eines Chawer.</b> der zum Bunde der „Genossen“ (<span dir=\"rtl\">חברים</span>) gehört, die sich vor allem der levitischen Reinheit befleißigen.",
"<b>darf der Frau eines Am-haarez.</b> d. i. des Angehörigen des „Land-Volkes“, der unwissenden Menge.",
"<b>darf sie nichts mehr mit ihr anrühren.</b> Nach dem Begießen mit Wasser wird der Teig knetbar und unterliegt der Pflicht der Challa-Abgabe (Num. 15, 20). Durch die Berührung mit unreinen Gefäßen wird der Teig unrein; es ist aber verboten, Challa unrein zu machen (Talmud 61a).",
"<b>Man darf Nichtjuden im Siebentjahr aufmunternd unterstützen.</b> Wenn man im Siebentjahr (N. 69) einen Nichtjuden ackernd trifft, darf man ihm zu seinem Unternehmen Glück wünschen, da er mit dem Ackern kein Verbot übertritt (Talmud 62a).",
"<b>Man grüße sie jederzeit.</b> selbst an heidnischen Festtagen (Talmud dorts.)."
]
],
[
[
" Nach <span dir=\"rtl\">רא״ש</span> hat auf Abschnitt V der Abschnitt VII unserer Edd. zu folgen, und diesem erst Abschnitt VI (vgl. auch Raschi auf 71b s. v. <span dir=\"rtl\">טעמא</span> und s. v. <span dir=\"rtl\">הא אמר תנו</span>; Tossafot auf 62b s. v. <span dir=\"rtl\">האומר</span> und auf 72a s. v. <span dir=\"rtl\">ומשום כיסופא</span>).",
"<b>Nimm diesen Scheidebrief für meine Frau in Empfang.</b> Zur Form <span dir=\"rtl\">התקבל</span> s. S. 150, N. 51.",
"<b>noch zurücktreten.</b> bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).",
"<b>nicht mehr zurücktreten.</b> da durch die Aushändigung des Scheidebriefes an den von der Frau zum Empfang des Scheidebriefes bestellten Vertreter (<span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span>) die Scheidung bereits vollzogen ist.",
"<b>Daher kann der Ehemann.</b> in dem letzteren Falle (vgl. Raschi z. St.).",
"<b>nur dann zurücktreten.</b> bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).",
"<b>wenn er zu ihm.</b> zu dem von der Frau bestellten Vertreter.",
"<b>Ich will nicht.</b> S. 130, N. 10.",
"<b>vielmehr bring und gib ihn ihr.</b> Der Ehemann muß ausdrücklich erklären, daß er diesen Boten nur als den Überbringer (<span dir=\"rtl\">שליח להולכה</span>) des Scheidebriefes und nicht als den die Frau vertretenden Empfänger (<span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span>) betrachtet.",
"<b>nicht mehr zurücktreten.</b> Durch den Auftrag <span dir=\"rtl\">טול</span> „nimm“ hat die Frau ihn ebenso zum <span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span> bestellt wie durch den Auftrag <span dir=\"rtl\">התקבל</span> „nimm in Empfang“."
],
[
"<b>Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang.</b> Zur Form <span dir=\"rtl\">התקבל</span> s. S. 150, N. 51.",
"<b>bedarf sie zweier Zeugenpaare.</b> S. 264, N. 46.",
"<b>Vor uns hat er ihn in Empfang genommen und zerrissen.</b> Dies soll nicht besagen, daß der Scheidebrief zerrissen werden muß, sondern: wenn der Bote ihn zerrissen hat, müssen die Zeugen auch darüber aussagen (vgl. Maim. Mischnakommentar).",
"<b>Es können auch die ersten.</b> die die Bestellung zum Vertreter bezeugen.",
"<b>und die letzten.</b> die die Übernahme des Scheidebriefes bezeugen.",
"<b>zu denen sich einer gesellt.</b> der über beides aussagt.",
"<b>Ein verlobtes Mädchen.</b> Ein Mädchen, das bereits zwölf Jahre und einen Tag alt ist, aber jünger ist als 12½ Jahre (<span dir=\"rtl\">בוגרת</span>). Unter <span dir=\"rtl\">מארסה</span> versteht man die durch <span dir=\"rtl\">קידושין</span> Angetraute, aber noch nicht Heimgeführte (<span dir=\"rtl\">נישואין</span>).",
"<b>Zwei Hände.</b> d. h. die Hände zweier.",
"<b>können nicht gleichzeitig erwerben.</b> Manche Texte <span dir=\"rtl\">זכות</span> (vgl. I, N. 39).",
"<b>Vielmehr kann nur ihr Vater allein ihren Scheidebrief in Empfang nehmen.</b> Nach manchen Erklärern (Raschi z. Mischna und Kidduschin 43b s. v. <span dir=\"rtl\">היא ואביה</span>; Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> II, 18; <span dir=\"rtl\">רי״ף</span> u. a.; vgl. auch Jeruschalmi z. Mischna) besteht lediglich bei einer <span dir=\"rtl\">נערה</span> (N. 15) die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit. Den Scheidebrief eines Mädchens unter zwölf Jahren (<span dir=\"rtl\">קטנה</span>) aber kann nach jeder Ansicht nur der Vater in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna <span dir=\"rtl\">להתגרש</span> … <span dir=\"rtl\">וכל</span> besagt dann entweder, daß bei einem ganz kleinen Kunde (s. nächste N.) auch der Vater den Scheidebrief nicht übernehmen kann (so Raschi auf 64b s. v. <span dir=\"rtl\">אינה מתגרשת</span> u. a.), oder aber spricht dieser Satz von einer Waise, die sonst auch als <span dir=\"rtl\">קטנה</span> nach jeder Ansicht den Scheidebrief selbst in Empfang nehmen kann, und besagt dann, daß dies bei einem ganz kleinen Mädchen nicht der Fall ist. Der Vater aber kann in jedem Fall den Scheidebrief in Empfang nehmen (so Maim. Mischnakommentar und <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> II, 18f., <span dir=\"rtl\">רי״ף</span> u. a.). Nach anderen Erklärern (Tossafot auf 64b s. v. <span dir=\"rtl\">נערה המאורסה</span> Raschi Kidduschin 43b s. v. <span dir=\"rtl\">נערה המאורסה</span>) besteht die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit genau so auch bei einer <span dir=\"rtl\">הטנה</span>. Die Mischna spricht von einer <span dir=\"rtl\">נערה</span> im Hinblick auf die Ansicht des R. Jenuda: Auch bei einer <span dir=\"rtl\">נערה</span> kann lediglich der Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna besagt dann (vgl. Tossafot auf 64b s. v. <span dir=\"rtl\">וכל שאינה</span>) entweder, daß bei einem ganz kleinen Kind weder der Vater noch dieses selbst den Scheidebrief in Empfang nehmen kann, oder, daß nur das ganz kleine Mädchen selbst nicht, wohl aber ihr Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen kann (was nur nach der ersten Ansicht in der Mischna etwas Neues besagt, nicht nach R. Jehuda, für den dasselbe auch bei einer schon größeren <span dir=\"rtl\">קטנה</span> und bei einer <span dir=\"rtl\">נערה</span> gilt), oder aber spricht der Satz von einer Waise (s. o.).",
"<b>Die ihren Scheidebrief nicht zu verwahren vermag.</b> Sie ist noch so klein, daß sie nicht weiß, worum es sich handelt (Talmud 64b und 65a).",
"<b>kann nicht geschieden werden.</b> s. N. 18."
],
[
"<b>Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang.</b> Zur Form <span dir=\"rtl\">התקבל</span> s. S. 150, N. 51.",
"<b>noch zurücktreten.</b> bevor der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist. Nach Talmud Kidduschin 44a spricht die Mischna hier von einer Waise. Es ergäbe sich sonst nämlich aus der Mischna, daß eine <span dir=\"rtl\">נערה</span> (N. 15) wohl einen Vertreter bestellen kann, auch wenn der Vater noch lebt, was gegen die gesetzliche Entscheidung verstieße, daß auch eine <span dir=\"rtl\">נערה</span> nur wenn der Vater bereits gestorben ist, einen Vertreter bestellen kann. Der folgende Mischnasatz <span dir=\"rtl\">יחזיר</span> … <span dir=\"rtl\">אבל</span> stellt danach nicht die Fortsetzung des Vorhergehenden dar, sondern spricht von einem neuen Fall, daß nämlich der Vater des verlobten Mädchens (<span dir=\"rtl\">מארסה</span> vgl. Mischna 2) noch am Leben ist.",
"<b>Denn ein Minderjähriger kann keinen Boten bestellen.</b> der an seine Stelle tritt. Also kann auch die <span dir=\"rtl\">קטנה</span> keinen Vertreter für den Empfang des Scheidebriefes (<span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span>, s. N. 4) bestellen.",
"<b>Wenn aber ihr Vater.</b> s. N. 21 am Schlusse.",
"<b>zu ihm.</b> zum Boten.",
"<b>nicht mehr zurücktreten.</b> nachdem der Bote den Scheidebrief übernommen hat. Im Mischnatext des babylonischen Talmud auch hier <span dir=\"rtl\">לחזר</span> und <span dir=\"rtl\">יחזר</span> (statt <span dir=\"rtl\">להחזיר</span> und <span dir=\"rtl\">יחזיר</span> des vorliegenden Textes).",
"<b>so ist er ungültig.</b> Der Mann kann bestimmte Gründe haben, aus denen er die Scheidung nur an diesem Orte vorgenommen wissen will. Geschah die Übergabe des Scheidebriefes an einem andern Orte, dann hat der Bote den Auftrag nicht ausgeführt.",
"<b>Sie.</b> die Frau.",
"<b>so ist er gültig.</b> Hier wollte der Mann dem Boten lediglich sagen, wo er die Frau findet (<span dir=\"rtl\">מראה מקום</span>), ohne zu verlangen, daß auch die Scheidung an diesem Orte stattfinden soll.",
"<b>in Empfang.</b> als <span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span> (s. N. 4).",
"<b>so ist er ungültig.</b> aus ähnlichem Grunde wie beim Manne (s. N. 26).",
"<b>Eliëser erklärt ihn für gültig.</b> Nach R. Eliëser nimmt man bei der Frau, von der der Mann sich auch gegen ihren Willen scheiden lassen könnte, in allen Fällen an, daß ihre Worte nichts anderes bedeuteten als einen Hinweis (<span dir=\"rtl\"> מראה מקום</span>, s. N. 28), wo der Bote den Mann finden kann (Talmud 65a). Nach Jeruschalmi zur Mischna widerspricht R. Eliëser der vorhergehenden Ansicht auch beim Manne. In allen Fällen sind die Worte auch des Mannes lediglich als Hinweis für den Boten zu betrachten, es sei denn, daß er ausdrücklich die Scheidung an einem andern Orte ausgeschlossen hat (<span dir=\"rtl\">אל תגרשנה אלא במקום פלוני</span>).",
"<b>so ist er gültig.</b> nach allen Ansichten, da hier die Frau den Boten lediglich für die Überbringung des Scheidebriefes (<span dir=\"rtl\">שליח להולכה</span>) bestellt hat und nicht als Vertreter für die Empfangnahme (<span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span>), durch die die sofortige Scheidung erfolgen sollte (s. N. 4)."
],
[
"<b>darf sie.</b> wenn sie die Frau eines Priesters ist (vgl. I N. 44).",
"<b>bis der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist.</b> da der Bote hier nur als <span dir=\"rtl\">שליח להולכה</span> fungiert (s. Mischna 3 und N. 32), und die Frau erst als geschieden gilt, wenn sie den Scheidebrief erhält.",
"<b>Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang.</b> Zur Form <span dir=\"rtl\">התקבל</span> s. S. 150, N. 51.",
"<b>so ist ihr der Genuß der Priesterhebe sofort verboten.</b> nachdem der Bote sich entfernt hat. Er kann den Ehemann gleich getroffen haben. Da er als <span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span> (N. 4) bestellt worden ist, ist mit der Übernahme des Scheidebriefes die Scheidung bereits vollzogen.",
"<b>bis der Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt ist.</b> d. h. der Bote den Scheidebrief an den betreffenden Ort gebracht hat, obgleich er ihn an einem andern Orte in Empfang genommen hat. (In der Münchener Handschrift u. a. geradezu der Text: <span dir=\"rtl\"> התקבל לי גסי במקום פלוני וקבל במקום אחר אוכלת בתרומה עד שיגיע גט לאותו מקום</span>). Die Mischna widerspricht hier bei einfacher Betrachtung Mischna 3, wonach der Scheidebrief ungültig ist, wenn der von der Frau bestellte <span dir=\"rtl\">שליח לקבלה</span> ihn an einem andern Ort in Empfang nimmt, als die Frau angab (s. auch N. 29f.). In der Gemara (65a) wird daher erklärt, daß die Frau hier gesagt habe: „Nimm den Scheidebrief in dem Orte N. N. in Empfang, möglicherweise aber triffst du ihn in einem andern Orte.“ Dieser Auftrag der Frau bedeute, daß sie nicht die Übernahme in einem bestimmten Orte festgesetzt hat, wohl aber das Wirksamwerden der Scheidung erst in dem Zeitpunkt, da der Bote mit dem Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt. (Letzteres bedeute hier der Ausdruck <span dir=\"rtl\">התקבל</span>).",
"<b>Eliëser erklärt dies als sofort verboten.</b> da in den Worten der Frau nur ein Hinweis vorliegt, wo der Bote den Mann am ehesten findet (<span dir=\"rtl\">מראה מקום</span>; vgl. Mischna 3 und N. 31)."
],
[
"<b>so können sie ihn schreiben und ihr geben.</b> weil diese Ausdrücke unzweideutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.",
"<b>Versorgt.</b> S. 122, N. 12.",
"<b>Verfahrt mit ihr nach Gebühr.</b> <span dir=\"rtl\">נימוס</span>, gr. νόμος „Gesetz, Recht“.",
"<b>so hat er damit nichts.</b> da diese Ausdrücke nicht eindeutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.",
"<b>gesagt.</b> Der Schluß dieser Mischna (… <span dir=\"rtl\">בראשונה</span>) findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Tebul jom IV, 5.",
"<b>Anfangs sagten sie.</b> die Weisen.",
"<b>der zur Hinrichtung geführt wird.</b> <span dir=\"rtl\">היוצא בקולר</span> wörtl.: „wenn einer mit der Fessel (gr. ϰολλάϱιον, lat. collare „Halskette“) herausgeht (zur Richtstätte)“.",
"<b>Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief.</b> ohne auch <span dir=\"rtl\">תנו לה</span> „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben.",
"<b>so können sie ihn schreiben und ihr geben.</b> weil man annehmen kann, daß er es ernst gemeint hat und nur in seiner Sorge und Verwirrung nicht zu Ende geredet hat.",
"<b>der zur See oder mit einer Karawane.</b> <span dir=\"rtl\">שירא</span> ar. <span dir=\"rtl\">سَيْر</span> „Reise, Fahrt“."
],
[
"<b>seiner Frau einen Scheidebrief schreiben soll.</b> In manchen Texten direkte Rede: <span dir=\"rtl\"> כל השומע קולי יכתב גט לאשתי</span>.",
"<b>so kann man ihn schreiben und ihr geben.</b> obwohl man ihn nicht sehen kann (vgl. S. 88 Mischna Jebamot XVI, 6 und dorts. N. 45) und obwohl er nicht auch <span dir=\"rtl\">תנו לה</span> „gebt ihn ihr“ gesagt hat (vgl. N. 45f.). Er muß aber die für die Ausstellung des Scheidebriefes notwendigen Angaben gemacht haben (Raschi).",
"<b>so wollte er nur sein Spiel mit ihr treiben.</b> weil er nicht auch <span dir=\"rtl\">תנו לה</span> „gebt ihn ihr“ gesagt hat.",
"<b>Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief.</b> ohne auch <span dir=\"rtl\">תנו לה</span> „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben.",
"<b>Die Weisen haben gelehrt.</b> Im Mischnatext des babylonischen Talmud fehlen die Worte <span dir=\"rtl\">אמרו חכמים</span>.",
"<b>wenn er von allein heruntergefallen ist.</b> d. h. ein Selbstmörder ist.",
"<b>gültig.</b> vgl. N. 46. Natürlich muß der Scheidebrief noch vor dem Tode der Frau übergeben worden sein (vgl. I, N. 42 <span dir=\"rtl\">אין גט לאחר מיתה</span>).",
"<b>ungültig ist.</b> weil er nicht auch <span dir=\"rtl\">תנו לה</span> „gebt ihn ihr“ gesagt hat."
],
[
"<b>Wenn jemand zu zweien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“ oder: „Schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau!“, so müssen sie selbst ihn schreiben und ihr geben. Wenn er aber zu dreien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“, dann können sie anderen den Auftrag geben, ihn zu schreiben, da er sie als Gerichtskollegium bestimmt hat; so sagt R. Meïr.</b> In der Gemara (29a) erklärt ein Amoräer die Ansicht des R. Meïr auf die folgende Weise: In den beiden ersten Fällen, da der Mann zu zweien, die kein <span dir=\"rtl\">בית דין</span> bilden können, redet, oder zu dreien ausdrücklich <span dir=\"rtl\">כתבו ותנו</span> gesagt hat, hat er sie zur Schreibung des Scheidebriefes bestimmt. Dieser Auftrag kann von ihnen nicht an andere weitergegeben werden nach dem Grundsatz <span dir=\"rtl\">מלין לא ממסריו לשליח</span>, daß Worte allein (ohne jegliche Sache) nicht weiter übertragen werden können (vgl. Raschi z. St.). Im letzten Fall aber, da er die drei als Gerichtskollegium bestimmt hat, kann auch ein solcher Befehl weitergegeben werden.",
"<b>Chanina aus Ono aus dem Gefängnis.</b> wo er ihn von dem dort gefangenen R. Akiba tradiert bekam (Raschi). Manche Texte: <span dir=\"rtl\">שלח</span> (statt <span dir=\"rtl\">העלה</span> des vorliegenden Textes), wonach R. Chanina selbst gefangen war.",
"<b>Es ist mir überliefert.</b> Die partic. Pu’al <span dir=\"rtl\">מקבל</span> und <span dir=\"rtl\">מקבלין</span> sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63.",
"<b>Wir haben dem Boten.</b> Nach dem vorliegenden Text: dem R. Chanina; nach der in N. 55 zitierten La. <span dir=\"rtl\">שלח</span>: dem Boten des R. Chanina.",
"<b>erwidert.</b> Zu <span dir=\"rtl\">נומינו</span> vgl. S. 89, N. 47a.",
"<b>Auch uns ist überliefert.</b> Die partic. Pu’al <span dir=\"rtl\">מקבל</span> und <span dir=\"rtl\">מקבלין</span> sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63.",
"<b>daß selbst wenn jemand zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem.</b> zum Synhedrion.",
"<b>sie selbst lernen.</b> den Scheidebrief zu schreiben.",
"<b>und ihn schreiben und ihr geben müssen.</b> Nach R. Jose gilt der Grundsatz: <span dir=\"rtl\">מלין לא ממסרין לשליח</span> (N. 54) in allen Fällen.",
"<b>Schreibt.</b> Ed. pr. des babylonischen Talmud und Jeruschalmi: <span dir=\"rtl\">תנו</span> (statt <span dir=\"rtl\">כתבו</span> des vorliegenden Textes), neuere edd. des babylonischen Talmud: <span dir=\"rtl\">כתבו ותנו</span>."
]
],
[
[
" s. VI, N. 1.",
"<b>der von einem Anfall.</b> <span dir=\"rtl\">קורדיקוס</span> ed. Lowe <span dir=\"rtl\">קרדיאקוס</span> meist als gr. ϰαϱδιαϰός „herzkrank“ erklärt.",
"<b>so hat er damit nichts gesagt.</b> weil er nicht bei Sinnen ist. Dies gilt auch, wenn er <span dir=\"rtl\">כתבו ותנו </span> gesagt hat (Tossafot z. St.).",
"<b>Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief.</b> nach VI, 6 muß er auch <span dir=\"rtl\">תנו</span> gesagt haben (vgl. Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> II, 15).",
"<b>so gelten seine letzten Worte nichts.</b> Nach dem Amoräer R. Jochanan will die Mischna damit sagen, daß man, wenn er dann wieder gesund wird, ihn nicht nochmals fragen muß, sondern den Scheidebrief übergeben darf; nicht aber, während er noch am Anfall leidet. Nach dem Amoräer R. Simon ben Lakisch aber besagt dies, daß man den Scheidebrief auch während des Anfalls übergeben darf (Talmud 70b; im Jeruschalmi wird die erste Erklärung von R. Simon ben Lakisch und die andere von R. Jochanan gegeben).",
"<b>und er dazu mit dem Kopfe genickt.</b> <span dir=\"rtl\">הרכין</span> aram. <span dir=\"rtl\">רכן</span> ebenso arab. „neigen, sich stützen“.",
"<b>Wenn er da auf ja bejaht und auf nein verneint.</b> Man legt ihm Fragen vor, die er vernünftigerweise mit seiner Geste bejahen resp. verneinen müßte."
],
[
"<b>ungültig.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 72a) entspricht die Mischna hier der Ansicht des R. Jose, wonach der Grundsatz <span dir=\"rtl\">מלין לא ממסרין לשליח</span> in jedem Falle gilt. Danach ist der Scheidebrief auch dann ungültig, wenn er lediglich <span dir=\"rtl\">תנו</span> und nicht <span dir=\"rtl\">כתבו</span> gesagt hat, und auch wenn er dies zu drei oder mehreren Personen gesagt hat (vgl. VI, 7 und dorts. N. 61)."
],
[
"<b>Wenn jemand sagt.</b> bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
"<b>wenn ich an dieser Krankheit sterbe.</b> Er sagt dies als Kranker. Im Mischnatext der beiden Talmude: <span dir=\"rtl\">זה גטך מחלי זה</span> „Dies ist dein Scheidebrief nach dieser Krankheit.“ Er stirbt aber in der Krankheit.",
"<b>so hat er nichts gesagt.</b> weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz <span dir=\"rtl\">אין גט לאחר מיתה</span> unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).",
"<b>Scheidebrief.</b> In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (<span dir=\"rtl\">אם מתי</span> ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a).",
"<b>so ist der Scheidebrief gültig und ungültig.</b> wörtl.: „er ist ein Scheidebrief und ist keiner“, d. h. seine Gültigkeit ist zweifelhaft. Es ist zweifelhaft, ob <span dir=\"rtl\">ולאחר מיתה</span> (nach <span dir=\"rtl\">מהיום</span>) lediglich als Bedingung gemeint ist (wie <span dir=\"rtl\">מהיום אם מתי</span>), oder aber <span dir=\"rtl\">ולאחר מיתה</span> das vorher gesagte <span dir=\"rtl\">מהיום</span> aufheben sollte, so daß der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam werden sollte (vgl. Baba batra 136a, Kidduschin 59b). In manchen Texten: <span dir=\"rtl\">אינו גט</span> (statt <span dir=\"rtl\">גט ואינו גט</span> im vorliegenden Text), was aber, wie die Fortsetzung der Mischna beweist, auch nur bedeuten kann: Es ist kein vollgültiger Scheidebrief.",
"<b>wenn er stirbt.</b> in diesem letzteren Falle.",
"<b>darf aber vom Levir nicht geehelicht werden.</b> Die Frau darf auch als Kinderlose vom Schwager nicht geheiratet werden (Lev. 25, 5—6), da sie vielleicht nicht Witwe sondern eine Geschiedene ist, die der Schwager nach Lev. 18, 16 und 20, 21 nicht heiraten darf; andererseits muß sie, wenn sie kinderlos ist, die Chaliza vollziehen (Deut. 25, 7—10), da sie vielleicht Witwe ist."
],
[
"<b>Sie.</b> die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten <span dir=\"rtl\"> חרי זה גטך מהיום אם מתי</span> einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna).",
"<b>darf mit ihm.</b> die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten <span dir=\"rtl\">אם מתי חרי זה גטך מהיום</span> einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna).",
"<b>nur vor Zeugen zusammen sein.</b> Der Scheidebrief würde nach dem Tode des Gatten rückwirkend gültig werden. Die Frau wäre also nach dem Tode des Gatten als schon von der Zeit der Übergabe ab als geschieden zu betrachten. Es ist nun zu befürchten, daß während des alleinigen Zusammenseins der Mann die Frau neuerlich durch einen Beischlaf ehelicht und dadurch den Scheidebrief unwirksam macht. Nach der Ansicht, wonach solches nicht zu befürchten ist, ist immerhin (vgl. Sanhedrin 21b) das alleinige Zusammensein mit einer unverheirateten Frau verboten (Raschi z. Mischna nach Talmud 72b; vgl. noch nächste N.).",
"<b>Sie gilt als geschieden und nicht geschieden.</b> Bezügl. dieser Kontroverse heißt es in der Gemara (72b): <span dir=\"rtl\">והא קיימא לן דאין גט לאחר מיתה אמר רבה באומר מעת שאני בעולם</span>. Danach bezieht sich diese Kontroverse auf den in der Mischna vorher nicht behandelten Fall, daß der Mann bei der Übergabe des Scheidebriefes zu der Frau gesagt hat, der Scheidebrief solle kurz vor seinem Tode wirksam werden. Wenn der Mann stirbt, gilt dann die Frau als kurz vor seinem Tode geschieden. Bis zur Todesstunde aber ist die Frau nach R. Jehuda in jeder Beziehung als seine Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose aber ist bis dahin die Frau als zweifelhaft geschieden zu betrachten, da jede Stunde möglicherweise seine Todesstunde wird (vgl. Raschi z. St.). Nach Tossafot (auf 72b s. v. <span dir=\"rtl\">אמר רבה</span>; vgl. auch auf 72a s. v. <span dir=\"rtl\">לא תתיחד</span>) ist jedoch in der angeführten Gemarastelle zu lesen: <span dir=\"rtl\">אמר רבה נעשה כאומר מעת שאני בעולם</span>. Danach bezieht sich die Kontroverse auf den vorher in der Mischna behandelten Fall, daß der Mann bei der Scheidung gesagt hat: <span dir=\"rtl\">מהיום אם מתי</span>. Für diese Auffassung spricht auch Tossifta V, wo diese Kontroverse ausdrücklich auf diesen Fall bezogen wird. R. Jehuda deutet diese Worte des Mannes dahin, daß die Scheidung lediglich noch zu seinen Lebzeiten wirksam werden sollte (nicht etwa schon sofort nach der Übergabe). Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose besteht jedoch ein Zweifel, ob die Worte des Mannes in dem obigen Sinne zu deuten sind, oder nicht vielmehr bedeuten sollen, daß die Frau nach dem Tode des Mannes rückwirkend schon als von der Zeit der Übergabe des Scheidebriefes ab als geschieden gelten soll. Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als zweifelhaft geschieden zu betrachten. Eine dritte in der Mischna nicht erwähnte Ansicht bringt die erwähnte Tossiftastelle (vgl. auch Talmud 73a), wonach die Frau, wenn der Mann stirbt, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab voll geschieden betrachtet wird, weil die Aussage des Mannes mit Sicherheit in diesem Sinne zu deuten ist. Danach würde der in der vorhergehenden N. für die Verordnung der Mischna: <span dir=\"rtl\">לא תתיחד וכו׳</span> angegebene Grund nur dieser letzten Ansicht entsprechen. Nach R. Jehuda aber wäre der Grund der Verordnung der, daß man sich mit einem „alten Scheidebrief“ nicht scheiden lassen kann (<span dir=\"rtl\">גט ישן</span>, vgl. VIII, 4. Unter <span dir=\"rtl\">גט ישן</span> versteht man einen Scheidebrief, nach dessen Schreibung der Mann mit der Frau zusammen war, bevor er ihr übergeben wurde resp. bevor er gültig wurde). Nach R. Jose endlich wären für die Verordnung <span dir=\"rtl\">לא תתיחד וכו׳</span> beide Gründe maßgebend."
],
[
"<b>Wenn jemand sagt.</b> bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
"<b>daß du mir zweihundert Sus.</b> s. S. 95, N. 9.",
"<b>geben.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 74a), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> VIII, 1), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab geschieden nach dem Grundsatz <span dir=\"rtl\">כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי</span> „Die Ausdrucksweise <span dir=\"rtl\">על מנת</span> gilt so, als hätte er auch <span dir=\"rtl\">מעכשיו</span> (von jetzt ab) gesagt“ (vgl. Mischna 3). Ist der Scheidebrief also noch vor der Erfüllung der Bedingung abhanden gekommen, so ist die Frau gleichwohl geschieden.",
"<b>daß du mir mein Gewand gibst.</b> <span dir=\"rtl\">אצטלית</span>, a. La. <span dir=\"rtl\">אסטלית</span>, gr. στολή „Kleid, Gewand“.",
"<b>Sie gebe ihm seinen Wert.</b> Die Bedingung gilt auch als erfüllt, wenn er lediglich den Wert und nicht das Gewand selbst erhält."
],
[
"<b>Wenn jemand sagt.</b> bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
"<b>Zwei Jahre lang.</b> vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.",
"<b>Achtzehn Monate lang.</b> vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.",
"<b>Ist der Sohn.</b> vor Ablauf der angegebenen Frist.",
"<b>Scheidebrief.</b> Nach Raschi (auf 76a s. v. <span dir=\"rtl\">בדלא פריש</span>) nur dann, wenn die Frau wenigstens einmal den Sohn gesäugt ,resp. den Vater bedient hat. Nach Tossafot (auf 75b s. v. <span dir=\"rtl\">מת הבן</span>) auch wenn dies nicht der Fall war.",
"<b>wenn der Sohn oder der Vater gestorben ist.</b> innerhalb der zwei Jahre.",
"<b>auch ohne von ihr gekränkt worden zu sein.</b> geschweige wenn sie an seiner Weigerung schuld ist.",
"<b>Ich will nicht.</b> S. 130, N. 10.",
"<b>der Scheidebrief ungültig.</b> Die obige Übersetzung und Erklärung der Mischna nach der Auffassung des Amoräers <span dir=\"rtl\">רבא</span> (Talmud 75b).",
"<b>in denen das Hindernis nicht von ihr ausgeht.</b> wie in den in der Mischna behandelten Fällen."
],
[
"<b>Wenn jemand gesagt hat.</b> bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
"<b>wenn er Antipatris.</b> von Herodes gegründet und nahe der galiläischen Grenze, aber noch im judäischen Gebiet gelegen (vgl. Josephus, Antiqu. XVI, 5, 2 und Bell. Jud. I, 21, 9).",
"<b>erreicht hat und umgekehrt ist.</b> vor Ablauf von dreißig Tagen.",
"<b>seine Bedingung.</b> S. 119, N. 63.",
"<b>aufgehoben.</b> d. h. auch wenn er später die Bedingung voll erfüllt, wird die Scheidung nicht wirksam, da seine Worte sich auf die erste Reise beziehen, und diese nicht entsprechend verlaufen ist. Da aber Antipatris noch in Judäa liegt (vgl. N. 31), er also die Reise nach Galiläa, von der er sprach, noch gar nicht unternommen hatte, so ist es bei einfacher Betrachtung unverständlich, warum eine spätere Erfüllung der Bedingung nicht noch möglich sein sollte. Es wird daher in der Gemara (76b) erklärt, die Mischna spräche von dem Falle, daß der Mann das Wirksamwerden der Scheidung von der Erfüllung einer von zwei Bedingungen abhängig gemacht hat. Er habe nämlich gesagt, der Scheidebrief soll gültig werden, wenn er entweder dreißig Tage lang nicht zurückkommt, ohne Unterschied, ob er nach Galiläa gelangt oder nicht, oder aber, wenn er auf seiner Reise nach Galiläa gelangt, ohne Unterschied, ob er innerhalb der dreißig Tage oder erst später zurückkommt. Die erste der beiden Bedingungen ist in der Mischna ausdrücklich genannt; daß auch eine zweite vorliegt, ist aus den Worten <span dir=\"rtl\">והיה הולך מיהודה לגליל</span> zu erschließen. Ist der Mann nun lediglich nach Antipatris gelangt und noch vor Ablauf der dreißig Tage zurückgekommen, so ist keine der beiden Bedingungen erfüllt worden. Andererseits kann auch eine spätere entsprechend verlaufende Reise nicht als Erfüllung einer der Bedingungen angesehen werden, da der Mann lediglich von der ersten Reise gesprochen hatte. Die beiden nächsten Fälle, die die Mischna anführt, sind analog zu erklären (s. weiter).",
"<b>wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme.</b> oder wenn ich auf meiner Reise nach Judäa komme.",
"<b>wenn er Kefar-Otnaj.</b> I, N. 27.",
"<b>erreicht hat und umgekehrt ist.</b> vor Ablauf von dreißig Tagen.",
"<b>seine Bedingung aufgehoben.</b> s. N. 34.",
"<b>wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme.</b> oder wenn ich auf meiner Reise ins Ausland komme.",
"<b>und in das Ausland.</b> S. 12, N. 69.",
"<b>wenn er Akko.</b> an der nördlichen Küste Palästinas gelegen, noch zu Palästina gehörig.",
"<b>erreicht hat und umgekehrt ist.</b> vor Ablauf von dreißig Tagen.",
"<b>seine Bedingung aufgehoben.</b> s. N. 34.",
"<b>Scheidebrief.</b> wenn er später die Bedingung wirklich erfüllt (vgl. Tossifta V). Wäre er aber mit ihr allein zusammen gewesen, dürfte der Scheidebrief als ein <span dir=\"rtl\">גט ישן</span> (vgl. Schluß der N. 18) nicht verwendet werden (Talmud 76b)."
],
[
"<b>Wenn jemand gesagt hat.</b> bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
"<b>so ist der Scheidebrief ungültig.</b> weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz <span dir=\"rtl\">אין גט לאחר מיתה</span> unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).",
"<b>Scheidebrief.</b> In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (<span dir=\"rtl\">אם מתי</span> ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a)."
],
[
"<b>so ist der Scheidebrief ungültig.</b> weil sein Auftrag dahin ging, daß auch die Schreibung erst nach Ablauf der zwölf Monate erfolge.",
"<b>so ist der Scheidebrief ungültig.</b> Obwohl er die Sätze umstellte, war doch dasselbe gemeint wie im vorhergehenden Falle.",
"<b>Scheidebrief.</b> In diesem zweiten Falle ist seine Auftrag dahin zu verstehen, daß lediglich die Übergabe, nicht auch die Schreibung, nach Ablauf der Frist erfolgen solle.",
"<b>Wenn sie ihn nach den zwölf Monaten geschrieben und nach den zwölf Monaten ihr gegeben haben.</b> seinem Auftrage gemäß.",
"<b>wenn der Scheidebrief.</b> d. h. seine Übergabe",
"<b>ist der Scheidebrief ungültig.</b> nach dem Grundsatz: <span dir=\"rtl\">אין גט לאחר מיתה</span> (N. 11).",
"<b>Wenn dies nicht bekannt ist.</b> was früher erfolgte."
]
],
[
[
"<b>Wenn jemand seiner Frau einen Scheidebrief zuwirft.</b> und der Scheidebrief auf den Boden fällt.",
"<b>während sie sich in ihrem.</b> die als <span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span> der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b).",
"<b>Haus oder in ihrem.</b> die als <span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span> der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b).",
"<b>so ist sie geschieden.</b> <span dir=\"rtl\">ונתן בידה</span> „… er soll ihn (sc. den Scheidebrief) ihr in die Hand geben“ (Deut. 24, 1) ist nicht wörtlich zu nehmen (Talmud 77a).",
"<b>in ihren Schoß oder in ihr Körbchen.</b> <span dir=\"rtl\">קלתה</span> gr. ϰάλαϑος, lat. calathus.",
"<b>so ist sie geschieden.</b> obwohl sich das Kleid oder der Korb, in den der Scheidebrief gefallen ist, im Besitztum des Mannes befinden. Auch nach der Ansicht, daß ein Käufer eine Sache noch nicht erworben hat, wenn sie lediglich in sein im Gebiet des Verkäufers sich befindliches Gerät gelangt ist (<span dir=\"rtl\"> כליו של לוקח ברשות מוכר לא קנה לוקח</span>; Baba batra 85b), ist die Frau hier dennoch geschieden, weil der Mann den Raum, den ihr Kleid oder ihr Körbchen u. dgl. einnimmt, ihr sicherlich abgetreten hat (Talmud 78a)."
],
[
"<b>Wenn er.</b> der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
"<b>zu ihr.</b> der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
"<b>Nimm diesen Schuldschein.</b> s. I, N. 29.",
"<b>oder wenn sie ihn hinter ihm gefunden hat.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 78a) bedeutet dies, daß die Frau den Scheidebrief von seinem Rücken genommen hat, und er ihn ihr mit dem Körper hingereicht hat. Hätte sie den Scheidebrief ohne sein Zutun vom Boden aufgehoben (<span dir=\"rtl\">טול גטך מעל גבי קרקע</span>), so wäre sie in keinem Falle geschieden.",
"<b>Da ist dein Scheidebrief.</b> Ob dieses Sprechen schon während der Übergabe erfolgen muß oder auch nachher noch genügt, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten (Talmud 76a).",
"<b>wenn er in ihrer Nähe ist.</b> Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet <span dir=\"rtl\">קרוב לה</span>: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; <span dir=\"rtl\">קרוב לו</span>: innerhalb seiner vier Ellen; <span dir=\"rtl\">מחצה על מחצה</span>: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
"<b>wenn er in seiner Nähe ist.</b> Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet <span dir=\"rtl\">קרוב לה</span>: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; <span dir=\"rtl\">קרוב לו</span>: innerhalb seiner vier Ellen; <span dir=\"rtl\">מחצה על מחצה</span>: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
"<b>wenn Hälfte gegen Hälfte.</b> Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet <span dir=\"rtl\">קרוב לה</span>: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; <span dir=\"rtl\">קרוב לו</span>: innerhalb seiner vier Ellen; <span dir=\"rtl\">מחצה על מחצה</span>: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
"<b>geschieden und nicht geschieden.</b> d. h. die Gültigkeit des Scheidebriefes ist zweifelhaft."
],
[
"<b>Und ebenso.</b> s. vorhergehende Mischna.",
"<b>ist es auch bei der Trauung.</b> s. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. N. 49.",
"<b>der Schuldner im Vorteil.</b> Wenn die zugeworfene Schuld abhanden gekommen ist, hat der Gläubiger den Schaden. Von manchen Amoräern wird diese Verordnung der Mischna auf den Fall beschränkt, daß der Gläubiger mit dem Schuldner ausdrücklich die Vereinbarung getroffen hat, daß der Schuldner frei sein soll, wenn er ihm die Schuld in der bei Scheidebriefen gültigen Weise zuwirft. Sonst wäre der Gläubiger in jedem Falle noch haftbar (Talmud 78b, vgl. auch Jeruschalmi zur Mischna).",
"<b>Wenn sie.</b> die Ehefrau.",
"<b>auf dem Dache.</b> das ihr gehört.",
"<b>stand und er.</b> der Ehemann von seinem Hof (Talmud 79a).",
"<b>ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>sobald er in den Luftraum.</b> <span dir=\"rtl\">אויר</span> gr. ἀήϱ.",
"<b>des Daches gelangt ist.</b> d. i. innerhalb der Wände des Daches, oder bei einem wändelosen Dach innerhalb dreier Handbreiten vom Boden des Daches. Der Scheidebrief gilt dann als schon am Boden liegend (Talmud dorts.).",
"<b>Wenn er oben.</b> auf seinem Dach.",
"<b>und sie unten.</b> in ihrem Hof (Talmud dorts.).",
"<b>sobald er aus dem Bereich des Daches gekommen ist.</b> und innerhalb der Wände des Hofes (Talmud dorts.).",
"<b>auch wenn er verlöscht oder verbrannt worden ist.</b> bevor er zu ihr gelangt ist. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) gilt dies aber nur dann, wenn nicht schon von vornherein Feuer im Hof war, so daß normalerweise der Scheidebrief unversehrt zu ihr gelangt wäre."
],
[
" In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Edujot IV, 7.",
"<b>nachdem er ihn für sie geschrieben hat.</b> und bevor er ihn ihr übergeben hat. Nach Bet-Hillel hat man zu befürchten, es könnte in diesem Falle die Frau von dem Manne ein Kind bekommen. Da nun das Datum des Scheidebriefes älter ist als die Zeugung des Kindes, könnte man dieses Kind irrtümlicherweise für ein nach der Scheidung in unehelichem Verkehr erzeugtes halten (Talmud 79b)."
],
[
"<b>Wenn er ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>nach der Ära einer nicht regierenden.</b> d. h. in dem Lande, wo er wohnt, nicht regierenden. <span dir=\"rtl\">אינה הוגנת</span> wörtl. „unwürdig“, (arab. <span dir=\"rtl\">هَجُن</span>).",
"<b>nach der Ära der Zerstörung des Tempels.</b> Die Einrichtung nach der Ära des betreffenden Staates den Scheidebrief zu datieren wurde „wegen des guten Einvernehmens mit der Regierung“ (<span dir=\"rtl\">משום שלום מלכות</span>) getroffen (Talmud 80a).",
"<b>oder wenn er im Osten war.</b> d. h. dort den Scheidebrief ausstellt.",
"<b>so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden.</b> Wenn sie mit diesem Scheidebrief sich neuerdings verheiratet hat, muß sie sich sowohl von dem neuen Gatten als auch von dem ersten scheiden lassen. Da der Scheidebrief ungültig war, ist die Frau nach Mischna Sota V, 1: <span dir=\"rtl\">כשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל</span> als Ehebrecherin beiden zur Ehe verboten.",
"<b>und von dem einen wie von dem andern einen Scheidebrief empfangen.</b> Nach Raschi (zur Mischna) u. a. ist die zweite Eheschließung ungültig, da auch die vorangegangene Scheidung ungültig war. Dennoch muß die Frau nach rabbinischer Bestimmung auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst (vgl. Jebamot 88b) den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung vom ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden (vgl. dazu <span dir=\"rtl\">תוספות י״ט</span>). Nach Tossafot (auf 79b s. v. <span dir=\"rtl\">וצריכה גט מזה ומזה</span>) u. a. ist, da der Scheidebrief nach der Tora gültig war, die zweite Eheschließung gültig. Die Frau muß also vom zweiten Gatten nach der Tora einen Scheidebrief erhalten und vom ersten nach rabbinischer Bestimmung.",
"<b>sie hat weder von dem einen noch von dem andern Anspruch auf die Ketuba.</b> weder auf die 200 resp. 100 Denare der Ketuba selbst, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert hat (<span dir=\"rtl\">תוספת כתובה</span>; vgl. S. 121 Mischna Ketubot V, 1 und dorts. N. 3).",
"<b>die Früchte.</b> d. h. auf Ersatz der Nutzung, die der eine oder der andere Gatte nach ihrer neuen Verehelichung von den Nießbrauchsgütern (<span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span>; vgl. S. 34, N. 1) hatte.",
"<b>die Verpflegung.</b> selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat.",
"<b>die Abnutzung.</b> der Güter der „eisernen Fonds“ (<span dir=\"rtl\">נכסי צאן וברזל</span>; vgl. S. 34, N. 2) sowie der Nießbrauchsgüter (<span dir=\"rtl\">נכסי מלוג</span>).",
"<b>das Kind von dem einen wie von dem andern ist ein Bastard.</b> Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht ist das vom zweiten Gatten vor der neuerlichen Scheidung vom ersten Gatten gezeugte Kind nach der Tora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das vor der Trennung der zweiten Ehe vom ersten Gatten gezeugte Kind ist jedoch nur nach den Rabbinen ein Bastard (und darf daher keine Ehe mit einem wirklichen Bastard eingehen; Jebamot 89b). Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt das vom ersten erzeugte Kind nach der Tora ein Bastard, und das vom zweiten erzeugte nur nach den Rabbinen. Die Mischna entspricht hier übrigens der Ansicht des R. Meïr, wonach auch die Außerachtlassung einer nur rabbinischen Bestimmung beim Scheidebrief den Mamser-Charakter des aus einer neuen Ehe stammenden Kindes zur Folge hat <span dir=\"rtl\">אומר היה ר״מ כל המשנה ממטבע שטבעו חכמים בגיטין הולד ממזר</span>; Talmud 80a).",
"<b>weder der eine noch der andere darf sich an ihr verunreinigen.</b> wenn sie Priester sind, und die Frau gestorben ist. Daß sich ein Priester an seiner ihm zur Ehe verbotenen Frau nicht verunreinigen darf, wird Jebamot 90b aus Lev. 21, 4: <span dir=\"rtl\">לא יטמא בעל בעמיו להחלו</span> abgeleitet.",
"<b>weder der eine noch der andere hat Anrecht an ihrem Fund.</b> Der Fund der Frau wird sonst dem Manne nur zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Gatten zu verhüten, welche Besorgnis hier nicht besteht.",
"<b>und ihrem Erwerb.</b> Da hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er das Anrecht an ihrem Erwerb, der ihm sonst lediglich als Entgelt für ihren Unterhalt zugesprochen ward.",
"<b>ihre Gelübde zu lösen.</b> Der Mann kann sonst Gelübde seiner Frau lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren. Hier fällt dieser Grund fort.",
"<b>Ist sie die Tochter eines Israeliten.</b> d. i. eines Nichtpriesters.",
"<b>so wird sie zur Priesterehe ungeeignet.</b> wenn die Gatten vor der Scheidung gestorben sind; weil sie als Unzüchtige gilt, die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist die Frau ohnehin als Geschiedene vom ersten Mann nach Lev. 21, 7 zur Priesterehe ungeeignet (vgl. <span dir=\"rtl\">מהרש״ל</span> zu Tossafot auf 79b s. v. <span dir=\"rtl\">וצריכה גט מזה ומזה</span>).",
"<b>so darf sie keinen Zehnt.</b> Obwohl sonst einer Unzüchtigen der Genuß vom Zehnerlaubt ist, hat man in diesem Falle die Frau bestraft.",
"<b>so darf sie keine Priesterhebe genießen.</b> auch rabbinisch verordnete Priesterhebe (<span dir=\"rtl\">תרומה דרבנן</span>) nicht.",
"<b>Weder die Erben des einen noch die des andern erben ihre Ketuba.</b> Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat, so sind hier unter Ketuba die Voransprüche gemeint, die sonst die Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten (<span dir=\"rtl\">כתובת בנין דכרין </span>; vgl. Mischna Ketubot IV, 10).",
"<b>Wenn sie gestorben sind.</b> ohne Kinder zu hinterlassen.",
"<b>so müssen die Brüder des einen wie die des andern die Chaliza erteilen und dürfen nicht die Leviratsehe vollziehen.</b> Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht müssen die Brüder des ersten Gatten nach der Tora Chaliza (Deut. 25, 7—10) erteilen, während ihnen die Leviratsehe (Deut. 25, 5—6) von den Rabbinen verboten ward; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt die von den Brüdern des zweiten Gatten zu erteilende Chaliza die nach der Tora notwendige, und die von den Brüdern des ersten Gatten zu erteilende die von den Rabbinen bestimmte.",
"<b>den Namen seiner Stadt oder den Namen ihrer Stadt geändert hat.</b> Nach manchen Erklärern spricht hier die Mischna davon, daß ein gänzlich anderer Name im Scheidebriefe angegeben ist, so daß dieser nach dem Toragesetz ungültig ist. Nach anderen Erklärern aber spricht hier die Mischna von dem Fall, daß von verschiedenen Namen, die er führte, nur einer angegeben ist (vgl. IV, 2 und dorts. N. 8f.; vgl. zum Ganzen <span dir=\"rtl\">תוספות י״ט</span>).",
"<b>und alle diese Bestimmungen.</b> die oben angeführt sind."
],
[
" Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (<span dir=\"rtl\">תצא מזה ומזה וכו׳</span>) gelten.",
"<b>von denen sie.</b> die Weisen.",
"<b>daß ihre Nebenfrauen erlaubt sind.</b> d. h. nach dem Tode ihres Mannes ohne Chaliza einen anderen Mann heiraten dürfen. Vgl. S. 3 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 3.",
"<b>daß jene.</b> die dem Schwager verbotene Frau.",
"<b>unfruchtbar.</b> s. S. 4, N. 25.",
"<b>ist.</b> In diesem Falle müßte die Nebenfrau entweder den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen. Vgl. S. 4 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 26.",
"<b>so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden.</b> Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden.",
"<b>und alle diese Bestimmungen.</b> die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein <span dir=\"rtl\">ממזר</span> wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der <span dir=\"rtl\">כרת</span>-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten."
],
[
" Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (<span dir=\"rtl\">תצא מזה ומזה וכו׳</span>) gelten.",
"<b>und deren Nebenfrau einen andern geheiratet hat.</b> Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen hat, wird die Leviratsehe nur an einer vollzogen, und die andere darf ohne weiteres einen andern heiraten. Vgl. S. 24 Mischna Jebamot IV, 11 und dorts. N. 77f.",
"<b>daß jene.</b> die vom Schwager geheiratete.",
"<b>unfruchtbar.</b> s. S. 4, N. 25.",
"<b>ist.</b> In diesem Falle müßte, da der Schwager jene nach Mischna Jebamot VIII, 5 nicht heiraten darf, die Nebenfrau den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen.",
"<b>so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden.</b> Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden.",
"<b>und alle diese Bestimmungen.</b> die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein <span dir=\"rtl\">ממזר</span> wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der <span dir=\"rtl\">כרת</span>-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten."
],
[
"<b>Wenn der Schreiber dem Mann einen Scheidebrief und der Frau eine Quittung.</b> über den Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38).",
"<b>und später.</b> nachdem die Frau wieder geheiratet hat.",
"<b>der Scheidebrief vom Mann und die Quittung von der Frau vorgezeigt wird.</b> Die Frau ist also vom ersten Mann noch gar nicht geschieden.",
"<b>und alle diese Bestimmungen.</b> die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein <span dir=\"rtl\">ממזר</span> wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der <span dir=\"rtl\">כרת</span>-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten.",
"<b>Wenn er sofort.</b> Dies bedeutet nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 80b): noch vor der neuerlichen Eheschließung. Zur Etymologie des Wortes <span dir=\"rtl\">לאלתר</span> s. III, N. 14.",
"<b>Scheidebrief.</b> und die Scheidung muß nochmals vorgenommen werden.",
"<b>wenn aber erst später.</b> nach der neuerlichen Eheschließung.",
"<b>da der Erste nicht befugt ist.</b> <span dir=\"rtl\">לא כל הימנו</span> wörtl.: Es ist nicht alles von ihm (abhängig).",
"<b>das Recht des Zweiten zunichte zu machen.</b> Der frühere Gatte und die Frau könnten gemeinsame Sache gemacht und die Dokumente nachträglich vertauscht haben (Raschi).",
"<b>zur Priesterehe ungeeignet gemacht.</b> Es ist dies eine rabbinische Bestimmung. Nach der Tora ist lediglich die wirklich Geschiedene dem Priester zur Ehe verboten (Lev. 21, 7).",
"<b>Selbst wenn er ihn ihr mit einer Bedingung.</b> Zur Etymologie des Wortes <span dir=\"rtl\">תנאי</span> vgl. S. 119, N. 63 ."
],
[
" Der erste Teil dieser Mischna (bis <span dir=\"rtl\">מפני שאין לבו גס בה</span>) findet sich in anderem Zusammenhang mit unwesentlicher Änderung Edujot IV, 7.",
"<b>und sie darauf mit ihm in einer Herberge.</b> Zu <span dir=\"rtl\">פונדקי</span>, besser ed. princ. der Mischna (Neapel 1492): <span dir=\"rtl\">פונדק</span> vgl. S. 91, N. 59.",
"<b>übernachtet hat.</b> worüber Zeugen vorhanden sind.",
"<b>Sie bedarf von ihm eines zweiten Scheidebriefes.</b> Die Zeugen, die aussagen, daß die beiden allein zusammen waren, gelten so viel, als ob bezeugt wäre, daß der Mann seiner Frau beigewohnt hat (<span dir=\"rtl\">הן הן עדי ייחוד הן הן עדי ביאה</span>). Von dieser Beiwohnung nimmt man an, daß sie in der Absicht geschah, die Frau dadurch neuerlich zu ehelichen (Talmud 81b).",
"<b>Sie.</b> Bet Hillel.",
"<b>wenn sie nach der Verlobung.</b> die durch <span dir=\"rtl\">קידושין</span> erfolgt.",
"<b>weil er mit ihr nicht vertraut ist.</b> und nicht anzunehmen ist, daß er ihr beigewohnt hat.",
"<b>Wenn jemand auf Grund eines kahlen Scheidebriefes.</b> s. Schluß der nächsten Mischna und N. 86.",
"<b>geheiratet hat.</b> Der frühere Gatte hatte ihr einen „kahlen Scheidebrief“ gegeben.",
"<b>so muß sie von dem einen wie von dem andern.</b> von dem zweiten und von dem früheren Gatten.",
"<b>und alle diese Bestimmungen.</b> die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein <span dir=\"rtl\">ממזר</span> wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der <span dir=\"rtl\">כרת</span>-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten.",
"<b>gelten für sie.</b> Der Scheidebrief ist ungültig, weil anzunehmen ist, daß der Mann mehr Zeugen zur Unterzeichnung bestimmt hat, als unterzeichnet sind. Vgl. VI, 7 (Talmud 81b; vgl. Raschi z. St.). Auch hier entspricht die Mischna der Ansicht des R. Meïr (N. 58; Talmud 86a)."
],
[
"<b>Jeder.</b> auch solche, die sonst als Zeugen nicht zulässig sind (Verwandte, Sklaven, Gesetzesübertreter).",
"<b>eines kahlen Scheidebriefes ergänzen.</b> wenn zwei (nach einer in der Gemara 81b angeführten amoräischen Ansicht: drei) auch sonst zulässige Zeugen unterzeichnet sind.",
"<b>dürfen sie ergänzen.</b> nicht aber andere sonst als Zeugen Unzulässige, da zu befürchten ist, daß man diese auch sonst als Zeugen verwenden würde (Talmud 81b). Es darf übrigens nur ein sonst unzulässiger Zeuge unterschrieben sein; alle übrigen müssen auch sonst zulässige sein (Talmud 81b und 82a).",
"<b>hat.</b> Ein „kahler Scheidebrief“ ist ein „gefalteter Scheidebrief“ (<span dir=\"rtl\">גט מקשר</span>), der zu wenig Zeugenunterschriften hat. Über den <span dir=\"rtl\">גט מקשר</span> handelt Mischna Baba batra X, 1f.; über den Ort der Zeugenunterschriften im <span dir=\"rtl\">גט מקשר</span> sind die Meinungen der Amoräer verschieden (vgl. Baba batra 160b, 161a und b). Aus den genannten Quellen ist nicht klar ersichtlich, wie eine solche Urkunde beschaffen war. Nach den meisten Erklärern hat man eine Zeile des Bogens geschrieben, die zweite leer gelassen und diese mit der ersten zusammengefaltet und genäht. Hierauf hat man wieder die dritte Zeile geschrieben, die vierte leer gelassen und diese mit der dritten zusammengefaltet, und so fort bis zum Ende des wesentlichen Teiles der Urkunde (<span dir=\"rtl\">תורף</span>). Der unwesentliche Teil der Urkunde (<span dir=\"rtl\">טופס</span>) war nicht gefaltet. Eine solche Urkunde hatte mindestens drei Falten. Auf jeder Falte war auf der Außenseite des unbeschriebenen Stückes ein Zeuge unterschrieben, so daß eine solche Urkunde mindestens drei Zeugen hatte. Sind jedoch mehr Falten daran, so müssen, wie dies unsere Mischna lehrt, entsprechend mehr Zeugen unterzeichnet sein. Der Zweck der Herstellung einer solchen gefalteten Urkunde, die nicht nur bei Scheidebriefen üblich war, mag darin bestanden haben, die Beteiligten auf die Wichtigkeit der Handlung hinzuweisen und den Text vor Fälschungen zu bewahren. Nach Baba batra 160b wurde das Falten des Scheidebriefes bei Ehescheidungen der Priester angeordnet, damit sie während der langen Zeit, die die Anfertigung eines solchen Scheidebriefes erfordert, sich die Sache überlegen und sich von der Frau, die sie nach erfolgter Scheidung nicht zurücknehmen dürfen (Lev. 21, 7), nicht übereilt scheiden lassen. (Vgl. zur Herstellung und Form des <span dir=\"rtl\">גט מקשר</span> Dr. L. Fischer im Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft IX, S. 52ff. und S. 84ff.)"
]
],
[
[
"<b>zu ihr gesagt hat.</b> bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
"<b>Du seist nun jedem Menschen erlaubt.</b> zur Ehe.",
"<b>Eliëser für erlaubt.</b> Der Scheidebrief ist gültig.",
"<b>Er soll ihn.</b> den Scheidebrief.",
"<b>Wenn er es.</b> diese ausschließende Bestimmung.",
"<b>in ihn.</b> den Scheidebrief."
],
[
"<b>Wenn jemand gesagt hat.</b> zu seiner Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
"<b>Du seist nun jedem Menschen erlaubt.</b> zur Ehe.",
"<b>dessen Eheschließung mit ihr ungültig ist.</b> wie bei den genannten Personen. Es ist dies bei allen von der Tora wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung (<span dir=\"rtl\">כרת</span>) verbotenen Ehen der Fall (Talmud 85a).",
"<b>so ist er.</b> der Scheidebrief.",
"<b>gültig.</b> weil in diesen Fällen die Worte des Mannes keine ausschließende Bestimmung darstellen, da die Eheschließung mit den genannten Personen ohnehin nicht rechtsgültig wäre.",
"<b>als Geschiedene oder Chaluza.</b> s. S. 323, N. 7.",
"<b>einem gemeinen.</b> dorts. N. 8.",
"<b>Priester.</b> Auch auf Grund der jetzt erfolgten Scheidung würde die Frau als Geschiedene einem Priester zur Ehe verboten. <span dir=\"rtl\">גרושה ,אלמנה</span> und <span dir=\"rtl\">חלוצה</span> steht hier also ungenau.",
"<b>als Bastardin.</b> s. S. 323, N. 9.",
"<b>oder Nethina.</b> dorts. N. 10.",
"<b>einem Israeliten.</b> d. i. einem Nichtpriester.",
"<b>dessen Eheschließung mit ihr gültig ist.</b> wenn sie nicht verheiratet ist, wie bei den genannten Personen. Bei sämtlichen nach der Tora verbotenen Ehen, bei denen die Übertretung weder mit der Strafe der Ausrottung (<span dir=\"rtl\">כרת</span>) noch mit gerichtlicher Todesstrafe (<span dir=\"rtl\">מיתת בית דין</span>) bedroht ist, ist die Eheschließung rechtsgültig, also auch die mit einem zum Judentum übergetretenen Ammoniter und Moabiter (Deut. 23, 4) oder mit einem zum Judentum übergetretenen Ägypter und Edomiter im ersten und zweiten Geschlecht (Deut. 23, 8—9; Talmud 85a).",
"<b>so ist er ungültig.</b> weil in diesen Fällen die Worte des Mannes eine ausschließende Bestimmung darstellen."
],
[
"<b>Der Hauptbestandteil.</b> <span dir=\"rtl\">גוף</span> wörtl. „Körper“ übertr. „Hauptsache“. Vgl. <span dir=\"rtl\">עצמו</span> (<span dir=\"rtl\">כל</span>) S. 314, N. 37.",
"<b>Du bist nun jedem Menschen erlaubt.</b> zur Ehe.",
"<b>Entlassungsbrief und Befreiungsurkunde.</b> . Die Reihenfolge der drei Ausdrücke wird verschieden angegeben. Manche Texte: <span dir=\"rtl\">גט פטורין ,ספר תרוכין ,אגרת שבוקין</span>; Maim. (<span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> IV, 12) u. a. <span dir=\"rtl\">ספר תרוכין, גט פטורין, אגרת שבוקין</span>. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a. fehlt <span dir=\"rtl\">גט פטורין</span>.",
"<b>um dich mit wem du willst zu verheiraten.</b> Es muß aus dem Scheidebrief ersichtlich sein, daß der Mann mit ihm und nicht etwa mündlich die Scheidung vollzieht (Talmud 85b).",
"<b>Der Hauptbestandteil des Freibriefes.</b> s. I, N. 21.",
"<b>du gehörst nun dir selber an.</b> Veranlaßt durch das Vorhergehende, führt die Mischna den Text des Freibriefes einer Sklavin an. In manchen Edd. statt dessen der entsprechende Text des Freibriefes eines Sklaven: <span dir=\"rtl\"> הרי אתה בן חורין, הרי אתה לעצמך</span>."
],
[
"<b>Drei Scheidebriefe sind ungültig.</b> nach den Rabbinen. Die Frau darf, wenn sie einen solchen Scheidebrief erhalten hat, nicht eine neue Ehe eingehen; s. noch N. 26.",
"<b>wenn sie.</b> die Frau nach Erhalt eines solchen Scheidebriefes.",
"<b>so ist das Kind.</b> aus der neuen Ehe.",
"<b>unbemakelt.</b> d. h. kein Bastard (<span dir=\"rtl\">ממזר</span>), weil nach der Tora ein solcher Scheidebrief gültig ist. Vgl. auch Mischna Jebamot III, 8. Ob die neue Ehe nach den Rabbinen wieder geschieden werden muß, darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern. Nach einer Ansicht muß die Ehe geschieden werden, wenn noch kein Kind geboren ist; wenn ein Kind bereits geboren ist, nicht. Nach einer anderen Ansicht muß die Ehe in keinem Falle getrennt werden (Talmud 86b).",
"<b>Wenn er.</b> der Mann.",
"<b>sind.</b> die eigene Handschrift ersetzt geschehenenfalls die Zeugen (vgl. Tossafot auf 3b s. v. <span dir=\"rtl\">שלשה גטין פסולין</span>).",
"<b>ist.</b> Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 86a und b) spricht auch hier die Mischna von dem Fall, daß der Mann selbst den Scheidebrief geschrieben hat. Andernfalls wäre, wenn nur ein Zeuge ihn unterschrieben hat, der Scheidebrief auch nach der Tora ungültig und das Kind ein Bastard (vgl. Raschi z. St.). Danach will, wie dies Raschi z. St. erklärt, die Anführung des ersten Falles: <span dir=\"rtl\">כתב בכתב ידו ואין עליו עדים</span> lehren, daß das Kind unbemakelt ist, obwohl gar kein Zeuge unterzeichnet ist; die Anführung des letzten Falles: <span dir=\"rtl\">אין בו אלא עד אחד</span>, daß der Scheidebrief rabbinisch ungültig ist, obwohl ein Zeuge unterzeichnet ist. Nach einer andern amoräischen Ansicht (Talmud dorts.) aber ist hier von einem Scheidebrief die Rede, den ein Schreiber geschrieben und ein Zeuge unterzeichnet hat. Der Schreiber ersetzt geschehenenfalls den zweiten Zeugen (vgl. Raschi zur Mischna).",
"<b>ist er gültig.</b> auch wenn der Mann ihn nicht eigenhändig unterschrieben hat.",
"<b>damit von hypothekarisch belasteten Gütern.</b> s. S. 150, N. 48.",
"<b>hat man lediglich des allgemeinen Wohles.</b> s. IV, N. 7.",
"<b>wegen verordnet.</b> R. Eliëser ist der Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי מסירה כרתי</span> (IV, N. 14). Der vorangeh. anonyme Mischnalehrer (<span dir=\"rtl\">תנא קמא</span>) ist hingegen der Ansicht <span dir=\"rtl\">עדי חתימה כרתי</span> (I, N. 31; vgl. Tossafot auf 86a s. v. <span dir=\"rtl\"> שלשה גטין פסולין</span> und dazu <span dir=\"rtl\">מהרש״א</span>)."
],
[
"<b>zwei gleichlautende.</b> Die Namen stimmen überein.",
"<b>Scheidebriefe geschickt haben.</b> damit man sie ihren Frauen übergebe.",
"<b>und beide der andern.</b> so daß jede der beiden Frauen den für sie bestimmten Scheidebrief bekommen hat.",
"<b>der zweite nichtig.</b> Der Scheidebrief darf für keine der beiden Frauen zur Verwendung kommen, da man in jedem Falle besorgen muß, daß er vielleicht für die andere Frau bestimmt ist.",
"<b>sind.</b> Nach der Erklärung des Amoräers R. Jochanan bedeutet dies: Es wurde am Anfang des Formulares das Datum geschrieben, darauf die in der Mischna angeführten Worte und hierauf der übrige Teil des Scheidebriefes für alle fünf Frauen gemeinsam. Nach der Erklärung des Amoräers R. Simon ben Lakisch aber mußte noch vor den in der Mischna angegebenen Worten die Zusammenfassung stehen: … <span dir=\"rtl\">אני פלוני ופלוני</span> … <span dir=\"rtl\">גרשנו נשותינו פלונית ופלונית</span> „Wir N. N. und N. N. … lassen uns von unseren Frauen N. N. und N. N. … scheiden.“ Andernfalls wäre so wie im nächsten in der Mischna besprochenen Fall der Scheidebrief nur für die letzte Frau verwendbar (Talmud 76b und 77a).",
"<b>ein besonderer Text.</b> <span dir=\"rtl\">טופס</span> gr. τύπος, lat. typus „Form, Umriß“.",
"<b>geschrieben worden ist.</b> D. h. es wurde auf ein gemeinsames Blatt für jede einzelne ein besonderes Formular geschrieben und das Datum bei jedem Scheidebrief wiederholt. Die Zeugenunterschriften stehen am Schlusse des Blattes (Talmud dorts., vgl. Maim. Mischnakommentar).",
"<b>mitgelesen werden.</b> d. h. der letzte Scheidebrief.",
"<b>gültig.</b> weil sich die Zeugenunterschriften möglicherweise nur auf ihn beziehen."
],
[
"<b>Wenn man zwei Scheidebriefe nebeneinander.</b> auf ein Blatt.",
"<b>und zwei griechische.</b> d. h. griechisch sprechende Juden.",
"<b>zu dem andern unterzeichnet sind.</b> Die vier untereinanderstehenden Zeugenunterschriften, die jede den Namen des Zeugen und den Namen seines Vaters enthält (N. N. Sohn des N. N.), füllen die volle Breite der beiden Scheidebriefe aus. Bei einer hebräischen Zeugenunterschrift befindet sich dann der Name des Zeugen rechts, also unter dem rechtsstehenden Scheidebrief, der Name des Vaters links, unter dem linksstehenden. Bei der griechischen Zeugenunterschrift aber (die griechische Schrift geht von links nach rechts) steht dann umgekehrt der Name des Zeugen unter dem linksstehenden Scheidebrief, und der Name des Vaters unter dem rechtsstehenden (vgl. Maim. Mischnakommentar).",
"<b>mitgelesen werden.</b> der rechtsstehende. Auf diesen beziehen sich die hebräischen Zeugenunterschriften; s. vorherg. N.",
"<b>ein hebräischer und ein griechischer Zeuge.</b> Manche Texte: <span dir=\"rtl\">עד אחד עברי ועד אחד יוני עד אחד יוני ועד אחד עברי</span>.",
"<b>ungültig.</b> Nach der Erklärung des Jeruschalmi (zur Mischna) sind im ersten Falle der linksstehende und im letzten Falle beide Scheidebriefe darum ungültig, weil die notwendigen Zeugenunterschriften zu weit von ihrem Text entfernt stehen resp. von ihm durch etwas nicht zum Scheidebrief Gehöriges getrennt sind. Im ersten Falle sind die auf den linksstehenden Scheidebrief sich beziehenden griechischen Zeugenunterschriften von seinem Text über zwei Zeilen entfernt, was nicht gestattet ist. Im letzten Falle ist der rechtsstehende Scheidebrief ungültig, weil die zweite auf ihn sich beziehende hebräische Zeugenunterschrift von seinem Text über zwei Zeilen entfernt ist und überdies von der ersten Zeugenunterschrift durch den Namen des Vaters des ersten griechischen Zeugen getrennt ist. Der linksstehende Scheidebrief ist ungültig, weil die erste auf ihn sich beziehende griechische Unterschrift von seinem Text durch den Namen des Vaters des ersten hebräischen Zeugen getrennt ist, die zweite aber vollends über drei Zeilen von seinem Text entfernt und durch die Vaternamen der jüdischen Zeugen getrennt ist. Die Gemara des babylonischen Talmud aber lehnt eine solche Erklärung mit den Worten ab: <span dir=\"rtl\">וכ״ת כיון דמופלג בשני שטין לא והאמר חזקיה מלאהו בקרובים כשר</span>. D. h. die Scheidebriefe können hier nicht wegen des zu großen Abstandes der Zeugenunterschriften vom Text ungültig werden, da der Zwischenraum durch die Zeugenunterschriften des jeweils anderen Scheidebriefes ausgefüllt ist, so wie eine Urkunde nicht ungültig wird, wenn der zu große Zwischenraum zwischen Text und Zeugenunterschrift durch die Unterschrift von Verwandten, die als Zeugen untauglich sind, ausgefüllt ist. Vielmehr ist im ersten Falle der Mischna der linksstehende Scheidebrief darum ungültig, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise auch der eine oder beide griechische Zeugen in Nachahmung der vor ihnen unterschriebenen hebräischen Zeugen nach hebräischer Art sich unterzeichnet haben, d. h. also rechts ihren eigenen Namen und links den Namen des Vaters gesetzt haben, so daß dann der linksstehende Scheidebrief nur von einem resp. überhaupt von keinem Zeugen unterschrieben wäre. Dementsprechend ist im letzten Falle der linksstehende Scheidebrief ungültig, weil zu befürchten ist, daß der eine oder beide griechische Zeugen nach hebräischer Art unterschrieben haben, der rechtstehende aber, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise der zweite hebräische Zeuge so wie der vor ihm unterzeichnete griechische Zeuge unterzeichnet hat, also seinen Namen unter den linksstehenden und den Namen des Vaters unter den rechtsstehenden Scheidebrief gesetzt hat, so daß dieser nur von einem Zeugen unterzeichnet wäre (Talmud 87b; vgl. Tossafot z. St. s. v. <span dir=\"rtl\">עד אחד עברי ועד אחד יוני</span> und Maim. Mischnakommentar)."
],
[
"<b>Wenn man etwas von dem Text des Scheidebriefes übriggelassen und auf die zweite Kolumne.</b> auf demselben Pergamentblatt, so daß die beiden Teile nebeneinander stehen. <span dir=\"rtl\">דף</span> wörtl. Brett.",
"<b>und die Zeugen darunter.</b> unter der zweiten Kolumne.",
"<b>so ist er gültig.</b> Es muß aber an den Rändern des Pergamentblattes zu erkennen sein, daß nichts weggeschnitten worden ist (Talmud 88a).",
"<b>Wenn die Zeugen am Kopf der Kolumne.</b> über dem Scheidebrief.",
"<b>oder bei einem einfachen Scheidebrief.</b> der nicht gefaltet ist, während beim gefalteten (<span dir=\"rtl\">גט מקשר</span>) die Zeugen auf der Rückseite unterschreiben (vgl. VIII, N. 86). Vgl. auch Mischna Baba batra X, 1.",
"<b>mit dem Kopf eines andern zusammengesetzt.</b> <span dir=\"rtl\">הקיף</span> Hiph‘il von <span dir=\"rtl\">נקף</span> „kreisen, umgeben“, dann auch „nahe sein, anhangen“.",
"<b>hat.</b> Die Scheidebriefe stehen übereinander auf einem Blatt, die Texte beider beginnen in der Mitte des Blattes und verlaufen nach entgegengesetzten Richtungen.",
"<b>und die Zeugen in der Mitte.</b> zwischen den Scheidebriefen.",
"<b>so sind beide ungültig.</b> weil sich die Zeugenunterschriften auf keinen der beiden beziehen.",
"<b>(Wenn man) den Schluß des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat.</b> Die Texte beginnen an den gegenüberliegenden Rändern des Blattes.",
"<b>mitgelesen werden.</b> d. h. der, dessen Ende die Oberseite der Buchstaben, aus denen die Zeugenunterschrift besteht, zugewandt ist.",
"<b>(Wenn man) den Kopf des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat.</b> Die Texte stehen untereinander und werden in gleicher Richtung gelesen.",
"<b>mitgelesen werden.</b> der obere."
],
[
"<b>oder wenn der Schreiber und ein Zeuge ihn geschrieben haben.</b> Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 88a) bedeutet <span dir=\"rtl\">כתב</span> hier als gemeinsames Prädikat zu <span dir=\"rtl\">סופר</span> und <span dir=\"rtl\">עד</span>: unterzeichnen. Danach besagt die Mischna, daß der Scheidebrief gültig ist, wenn der Schreiber selbst und noch ein Zeuge ihn unterschrieben haben. (Es ist nicht zu befürchten, daß der Mann einen andern mit der Unterzeichnung beauftragt hat und man den Schreiber, um ihn nicht zu beschämen, unterzeichnen ließ.) Diese Erklärung muß auch nach der in N. 29 als erste angeführten Ansicht gegeben werden (vgl. Raschi auf 86b s. v. <span dir=\"rtl\">ורב</span>). Nach der dort als zweite angeführten Ansicht aber spricht die Mischna hier von einem Scheidebrief, den ein Schreiber geschrieben und nur ein Zeuge unterzeichnet hat. Daß in Mischna 4 ein solcher Scheidebrief für ungültig, hier aber für gültig erklärt wird, wird durch die Erklärung in Übereinstimmung gebracht, daß dort von einem nicht bewährten Schreiber, hier aber von einem bewährten (<span dir=\"rtl\">מובהק</span>) die Rede ist (Talmud 86b).",
"<b>So.</b> auf die letzte Weise. In manchen Texten folgt der Satz <span dir=\"rtl\">עושין</span> … <span dir=\"rtl\">וכך</span> dem im vorliegenden Texte folgenden Satz: .<span dir=\"rtl\">כשר</span> … <span dir=\"rtl\">כתב</span>",
"<b>Wenn man seinen Beinamen.</b> nach der Gemara (88a): der Stammesname, Name des Ahns. Die Etymologie des Wortes ist dunkel.",
"<b>Ein durch Israeliten erzwungener.</b> <span dir=\"rtl\">מעשה</span>, ed Lowe <span dir=\"rtl\">מעוסה</span>, pass. von Pi“el <span dir=\"rtl\">עַשֵֹּה</span> ar. <span dir=\"rtl\">עַסִּי</span> „kneten, pressen, zwingen“; vgl. <span dir=\"rtl\">עִשֹּוּ</span> Ez. 28, 3 und 8 (Ges.-Buhl Wb<sup class=\"footnote-marker\">&lt;xref rid=\"su\"&gt;17&lt;/xref&gt;</sup>, S. 624 s. v. <span dir=\"rtl\">עשה</span> II).",
"<b>Scheidebrief.</b> d. h. wenn das jüdische Gericht den Mann zu einer vom Gesetz vorgeschriebenen Scheidung von seiner Frau zwingt.",
"<b>ist gültig.</b> obwohl eine Scheidung ohne Einwilligung des Mannes ungültig ist. Mischna Arachin V, 6 wird dies näher erklärt: <span dir=\"rtl\">וכן אתה אומר בגטי נשים כופין אותו עד שיאמר רוצה אני</span> „So ist es auch bei Scheidebriefen. Man nötigt ihn, bis er sagt: Es ist mein eigener Wille.“ Wieso dann von einer willentlichen Scheidung die Rede sein kann, erklärt Maim. <span dir=\"rtl\">הלכות גירושין</span> II, 28 durch die hier in Übersetzung wiedergegebenen Worte: „Als ,gezwungen‘ kann nur einer bezeichnet werden, der gedrängt und genötigt wird eine Sache zu tun, die zu tun er nach der Tora nicht verpflichtet ist, wie z. B. einer, der geschlagen wird, bis er (etwas) verkauft oder hergibt. Der aber, den sein böser Trieb überwältigt hat, ein Gebot nicht zu tun oder ein Verbot zu übertreten, und nun geschlagen wird, bis er das, was zu tun er verpflichtet ist, tut, oder bis er das, was zu tun verboten ist, unterläßt, der ist nicht von uns gezwungen worden, sondern umgekehrt hat er selbst sich vergewaltigt durch seinen bösen Sinn. Wenn daher einer (der nach dem Gesetz dazu verpflichtet ist) sich von seiner Frau nicht scheiden lassen will — er will aber zu Israel gehören und alle Gebote halten und von allen Übertretungen lassen; es hat ihn nur sein böser Trieb überwältigt — und dann, wenn er geschlagen wird, bis sein Trieb schwach geworden ist, erklärt: ,Es ist mein eigener Wille‘, so scheidet er sich willentlich“ (vgl. auch Hirsch, Kommentar zu Lev. 1, 3).",
"<b>so ist er gültig.</b> weil in diesem Falle die Nichtjuden lediglich als Beauftragte der jüdischen Gerichtsbarkeit gelten. In vielen Texten fehlt das Wort <span dir=\"rtl\">כשר</span>, ohne daß dadurch der Sinn des Satzes alterniert würde (vgl. Tossafot auf 88b, s. v. <span dir=\"rtl\"> ובעובדי כוכבים</span>)."
],
[
"<b>Wenn über sie.</b> über eine unverheiratete Frau.",
"<b>daß sie angetraut worden ist.</b> ohne daß eine gültige Zeugenaussage vorliegt. Das Gerücht muß aber durch verschiedene Indizien bekräftigt sein (Talmud 89a).",
"<b>so gilt sie als angetraut.</b> insofern als sie keinen andern außer den Betreffenden heiraten darf.",
"<b>so gilt sie als geschieden.</b> Nach einer amoräischen Erklärung bezieht sich dies auf die Frau, von der eingangs die Rede ist. Wenn, nachdem das Gerücht verbreitet war, daß sie geheiratet hat, neuerdings das Gerücht sich verbreitet, daß sie wieder von dem Manne geschieden worden ist, so darf sie wieder jeden andern heiraten. (Keinesfalls aber könnte auf Grund eines auch noch so starken Gerüchtes eine verheiratete Frau als geschieden und damit jedermann zur Ehe erlaubt erklärt werden; vgl. Raschi zur Mischna.)",
"<b>nur darf nicht ein Grund.</b> der das Gerücht abschwächt und aufhebt. <span dir=\"rtl\">אמתלא</span> ed Lowe <span dir=\"rtl\">מיתלה</span> (hebr. <span dir=\"rtl\">משל</span>) „Ausrede, Begründung“.",
"<b>hat sich von seiner Frau unter einer Bedingung.</b> zu <span dir=\"rtl\">תנאי</span> vgl. S. 119, N. 63 .",
"<b>scheiden lassen.</b> weil die Bedingung vielleicht nicht erfüllt wurde.",
"<b>ob es näher zu ihr oder zu ihm lag.</b> so daß die Gültigkeit zweifelhaft ist; vgl. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. Nn. 49—51."
],
[
"<b>weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat.</b> der ganze Vers: <span dir=\"rtl\">כי יקח איש אשה ובעלה והיה אם לא תמצא חן בעיניו כי מצא בה ערות דבר וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה ושלחה מביתו. </span>."
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"Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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