database_export / json /Mishnah /Rishonim on Mishnah /Rambam /Seder Nezikin /Rambam on Pirkei Avot /English /Der Kommentar des Maimonides zu den Sprüchen der Väter, Rabbiner Dr. Meyer Rawicz, 1910 [de].json
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"Wir erklärten in der Einleitung zu diesem Werke, was eigentlich unter קבל oder קבלה zu verstehen ist und will ich hier nur die Worte der Frommen und der Überlieferer erläutern, um zur Aneignung einzelner Eigenschaften anzueifern, und zwar solcher, die von grossem Nutzen sind. Hierbei wollen wir ausführlicher sein, um vor manchen Lastern zu warnen, deren Schaden gross ist. Übrigens werde ich nur die Worte erklären, ohne auf den Inhalt näher einzugehen, der mit Ausnahme von einigen wenigen Stellen klar und verständlich ist.",
"<b>Seid vorsichtig im Urteil:</b> Man soll die Urteilsfällung hinauszögern und nicht schnell eine Entscheidung treffen, damit man einsieht, es könnten manche Dinge aufgeklärt werden, die anfangs noch unklar waren.",
"<b>machet einen Zaun um die Torah:</b> d. s. die Beschlüsse und Verordnungen der Weisen, die den Menschen von der Sünde fern halten sollen, wie Gott sagte: „Beobachtet meine Gebote“, wozu ausdrücklich bemerkt wurde: „Machet eine Beobachtung zu meiner Beobachtung.“"
],
[
"Unter „Weisheit“ (wie man die Bildung gewöhnlich nennt) ist die Thora zu verstehen, unter „moralisch-ethischen Eigenschaften“ die Wohltätigkeit und unter „Beobachtung der Gebote der Thora“ die Opfer, wodurch der Bestand der Weltordnung und auch die Reihenfolge ihres Seins (ihrer Schöpfung) vollkommen gesichert ist."
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[
"פרס heisst die Erweisung von Wohltaten an solchen, die gar keinen Anspruch darauf zu machen haben, d. h. man erweist sie aus Gnade und Barmherzigkeit, wie z. B. jemand zu seinem Knechte oder zu seinem kleinen (unmündigen) Sohne oder zu seiner Frau sagt: Tue mir dies und jenes, ich werde dir 1 oder 2 Denare dafür geben (die sie auch nicht zu beanspruchen haben und er sie ihnen freiwillig gibt), während שכר ein Lohn ist, der mit Recht gegeben werden muss (den man zu verlangen und auf den man berechtigten Anspruch zu machen hat). Und sagt dieser Fromme (Antigonos): Ihr solltet Gott nicht dienen, damit er euch wohltue und euch vergelte, und ihr immer hoffen könnt auf Belohnung und deswegen ihm dienet, sondern euer Gottesdienst soll dem Dienst von Knechten gleichen, die nicht auf etwas Gutes und auf Vergeltung des Liebesdienstes hoffen. d. h. man soll zwar Gott aus Liebe zu ihm dienen, wie wir im 10. Abschnitt von Sanhedrin auseinandersetzten, aber doch schliesst das die Ehrfurcht vor Gott nicht aus. Darum sagte er: Wenn ihr Gott aus Liebe dienet, sollet ihr die Ehrfurcht nicht gänzlich außer acht lassen, sondern die Furcht vor Gott soll auf euch sein, denn in der Thora steht bereits das Gebot der Ehrfurcht, wie es heisst (Deut. 10, 20): „Den Ewigen deinen Gott sollst du ehrfürchten“, wozu unsere Weisen bemerken: Diene aus Liebe und aus Ehrfurcht. Sie sagen ferner: Wer Gott liebt, wird nichts vergessen von dem, was Gott ihm zu tun befohlen hat, und wer Gott fürchtet, wird nichts tun, was ihm zu tun verboten ist, denn die Furcht ist die wichtigste Bedingung für die Verbote, und um so mehr für die traditionellen Gebote. Dieser Weise (sc. Antigonos) hatte zwei Schüler, der eine hiess Zadok und der andere hiess Boëthos. Wie diese hörten, dass er (Antigonos) diesen Ausspruch tat, gingen sie von ihm fort und sagte der eine zum andern: Siehe, der Lehrer sagte ausdrücklich, dass es für den Menschen weder eine Belohnung (des Guten), noch eine Bestrafung (des Bösen), noch eine Hoffnung (auf ein besseres Jenseits) gebe; sie verstanden ihn jedoch nicht, da bestärkte der eine von ihnen den andern, auszutreten aus der Gesamtheit (des Judentums). Sie verliessen die Thora und es verband sich mit dem einen diese, mit dem andern jene Partei, welche die Weisen Sadduzäer und Boëthusäer nannten. Da sie aber die Gemeinden nicht zu dem, was sie für Glauben hielten, vereinigen konnten, denn ein solch schlechter Glaube trennt eher die Verbundenen, als dass er die Getrennten einigen sollte, neigten sie sich mehr dazu, das zu glauben, was sie bei der Menge nicht leugnen konnten; denn wenn sie es gesagt hätten, hätte man sie getötet, d. h. sie glaubten wieder an die Worte der Thora und sagte jeder zu seiner Partei: Er glaube zwar an die Thora, aber er bestreite die Tradition, die nicht wahr sei, was nur geschah, um sich von den überlieferten Geboten, Befehlen und Verordnungen (der späteren Weisen) loszusagen, da sie nicht alles, was geschrieben und überliefert ist, umstossen konnten. Ausserdem war ihnen das unbequem, eine Trennung herbeizuführen, denn nachdem der Ausgetretene nach seiner Wahl zurückkehrte, konnte jeder erleichtern resp. erschweren, wie er es nach seiner Ansicht für gut fand, da er ja in der Hauptsache nichts glaubte, und verlangten sie vielmehr (von ihren Anhängern) Dinge, die nur von einem Teil Menschen angenommen wurden. Und seitdem kamen diese schlechten (verderblichen) Sekten auf, welche in diesen, d. h. ägyptischen, Ländern Karäer genannt wurden und die bei den Weisen Sadduzäer und Boëthusäer hiessen, die anfingen, gegen die Tradition Einwände zu erheben und die Verse (in der Bibel) nach Gutdünken auszulegen, ohne dass sie von Weisen darüber etwas vernahmen; so handelten sie gegen den Ausspruch Gottes (Deut. 17, 11): „Gemäss der Weisung, die sie dir geben und nach dem Rechtsspruche, den sie dir sagen, sollst du tun; nicht weiche von dem Ausspruche, den sie dir künden, rechts noch links.“"
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[
"<b>„Sammelplatz für die Weisen“:</b> Oder ein Bestimmungsort für die Weisen, d. h. du sollst dein Haus bereit halten, dass sich die Weisen beständig dort versammeln sc. es sollen Betund Lehrhäuser bei dir sein, so dass, wenn der eine zum andern sagt: Wo soll ich mit dir zusammen sein? wohin soll ich mich mit dir verabreden, zusammenzutreffen? dieser ihm erwidert: Im Hause des N. N. werden wir uns treffen."
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[
"<b>„weit geöffnet“:</b> d. h. du sollst ein Tor haben, das für die Wanderer geöffnet ist, damit jeder, der Hunger oder Durst hat, sofort ins Haus kommen kann.",
"<b>„Arme seien deine Hausleute“:</b> Sie sollen dich bedienen, was besser ist, als sich Knechte zu halten, denn die Weisen verachten den, der Knechte hält und loben den, der von Armen und seinen Hausleuten alle Arbeit machen lässt.",
"<b>von der eigenen Frau sagten:</b> Denn das Reden mit Frauenzimmern betrifft zumeist den Beischlaf und wird der sexuelle Trieb dadurch erregt.",
"<b>„unterbricht das Studium der Worte der Lehre“:</b> Denn man vergeudet die Zeit mit unnützen Dingen.",
"<b>„ist die Hölle sein Anteil“:</b> Statt יורש liest Maim. יורד sc. יורד לגיהנם"
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"<b>„Schaffe dir einen Lehrer an“:</b> d. h. selbst wenn er nicht verdient, dein Lehrer zu sein, mache ihn doch zum Lehrer, bis du an ihm merkst, dass er lehren kann und dadurch wird er imstande sein, Weisheit dir beizubringen; denn es ist derjenige, der aus sich selbst lernt (der ein Autodidakt ist), nicht zu vergleichen mit einem solchen, der von andern lernt. Das Selbststudium ist zwar gut, aber was man von andern lernt, behält man besser, auch ist es klarer (da man den Gegenstand besser durchspricht), selbst wenn er dem Lehrer gleich ist an Weisheit oder dieser sogar noch unter ihm steht und so erklärte man es bei der Erläuterung dieses Gebotes. Hier heisst es: <b>Erwirb dir</b> , nicht „mache dir“, das ist ein edlerer Ausdruck, wie z. B. ״schliesse dich andern an“, weil damit gesagt werden soll, es muss der Mensch sich einen Freund erwerben, durch den seine Taten und seine Angelegenheiten geregelt werden, wie sie (die Weisen) sagten: ״Entweder gesellschaftlich oder Tod“, und wenn man keinen Genossen findet, soll man mit ganzem Herzen sich darum bemühen, selbst wenn man ihn zur Liebe zwingen müsste, bis er ein Freund wird und man darf nicht ablassen, ihn stets zu umwerben, bis die Liebe erstarkt ist, wie die Moralisten sagen: Wenn du liebst, sollst du den Freund nicht nach deiner Art, sondern nach der Art des Geliebten lieben, und wenn jeder der beiden Freunde sich dessen befleissigt, so wird jeder suchen, dem Willen des andern nachzukommen und beide werden ohne Zweifel ein Herz und ein Sinn sein. Wie schön ist der Ausspruch des Aristoteles in dieser Beziehung: Der Liebende ist nur einer, aber drei Arten gibt es, weshalb man liebt. Man liebt entweder jemanden des Nutzens wegen, oder der Ruhe wegen, oder der Tugend wegen. Wer eines Nutzens wegen liebt, dafür wäre als Beispiel anzuführen die Liebe von zwei Geschäftsgenossen, oder die Liebe zum Könige und zu seinem Lager. Die Liebe wegen Ruhe ist zweifacher Art, entweder liebt man den Genuss oder das Vertrauen. Den Genuss sucht man z. B. bei der Liebe zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht u. dgl., bei der Liebe zum Vertrauen will man jemand haben, auf den man sich verlassen kann, vor dem man sich nicht in acht zu nehmen braucht in Wort und Tat, dem man alle seine Angelegenheiten kund tun kann, sowohl das Gute als auch das Schlechte, ohne fürchten zu müssen, dass man dadurch einen Schaden haben könnte, weder bei ihm selbst noch bei einem andern ausser ihm; denn wenn der Mensch Vertrauen fasst zu einem solchen Manne, wird er grosse Ruhe finden durch seine Worte und seine grosse Liebe. Wer der Tugend wegen jemand liebt, damit ist gemeint, dass beide übereinstimmend für einen Gegenstand sich begeistern, nämlich für das sittlich Gute, und jeder von beiden will den andern in der Erreichung des Guten unterstützen; das ist der Freund, den man zu erwerben empfiehlt, was Ähnlichkeit hat mit der Liebe des Lehrers zum Schüler und der Liebe des Schülers zum Lehrer.",
"<b>„beurteile einen jeden nach der besseren Seite:“</b> Es bedeutet: Wenn du nicht weisst, ob jemand fromm oder frevelhaft ist, du nimmst wahr, dass er etwas tut oder spricht, was du verschieden auslegen kannst, zum Guten oder zum Schlechten, so nimm das Gute an und denke nicht schlecht von ihm. Ist jemand aber als fromm bekannt und weiss man, dass er Gutes tut und es wird an ihm bemerkt, dass er etwas getan hat, was als schlecht angesehen werden muss, man kann es auch nur mit der grössten Not als gut beurteilen oder es ist vielleicht ganz ausgeschlossen, dass es so sein sollte, so sollst du es doch für gut halten, da es doch möglich ist, dass es gut sein könnte und darfst du den Mann nicht verdächtigen. Deshalb heisst es auch (Sabbath 97a): „Wer Unschuldige verdächtigt, der wird an seinem Körper bestraft.“ Ebenso soll man sich von einem Frevler, dessen Handlungen als schlecht bekannt sind, wenn wir auch etwas Gutes an ihm wahrnehmen, fernhalten, weil es doch eine entfernte Möglichkeit gibt, dass die Tat eine schlechte gewesen ist, so sollst du nicht glauben, dass sie gut zu nennen war, da doch die Möglichkeit vorhanden war, dass sie schlecht gewesen sein könnte, wie es (Spr. Sal. 26, 25) heisst: „Ob auch seine Stimme mild, traue ihm nicht“ usw. Und wenn es nicht bekannt und die Tat nach keiner von beiden Seiten (weder nach der guten noch nach der schlechten Seite) entschieden ist, musst du gemäss der frommen Weise den Betreffenden nach der unschuldigen Seite beurteilen, welcher von zwei Endpunkten (Prinzipien) es immer sein mag (ob gut oder schlecht)."
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"<b>„schliesse dich nicht einem Frevler an“:</b> In einer Art der verschiedenen Fälle von Liebe und Anschluss, damit du nicht lernst von seinen Taten und wir haben bereits in den früheren Abschnitten auseinandergesetzt, dass der Mensch in Gesellschaft von Frevlern Laster annimmt. Wenn du sündigst oder siehst einen Sünder (lange leben), sollst du nicht zuversichtlich sein und sagen, dass Gott nur im Jenseits die Sünden bestraft, sondern glauben, dass Gott bald den Sünder zur Rechenschaft ziehen wird."
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"<b>„die Richter“:</b> Unter עורכי הדיינין versteht man diejenigen, welche kundig sind der Einwände (die man in einem Prozesse machen kann) und die Gesetzesbestimmungen kennen, so dass sie die Leute, wenn sie eine Rechtssache haben, genau instruieren, wie es mit ihrem Prozesse steht; sie fassen die Fragen und Antworten ab (und sagen zu dem Prozessierenden:) wenn der Richter dich das und das fragt, so antworte ihm so darauf, und wenn die andere Partei das und das einwendet, so entgegne darauf so und so, d. h. sie tun, als ob sie den Prozess anordnen und die Parteien vor ihnen stehen würden, weshalb sie עורכי הדיינין heissen, als würden sie die Richter vor sich laden und sie verwarnen, nicht zu täuschen, d. h. nicht einer Partei einen Einwand zu sagen, der ihr im Prozesse nützlich sein könnte, und darf er nicht zu einem sagen: Sage so und so, oder leugne so und so, selbst wenn der Richter weiss, dass er der Bedrückte ist, und die Gegenpartei, wie er wirklich glaubt, Lügen vorbringt, darf er dennoch nicht ihm einen Einwand beibringen, der ihn retten oder ihm irgendwie nützen könnte."
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"Unter רשות ist die Regierung zu verstehen. Mit allen drei Dingen, die Schemaja anführt, wird der Glaube und die Welt gefördert, denn ohne Arbeit (Beschäftigung) ist dem Menschen das Leben verleidet, er stiehlt und gibt sich der Unzucht hin. Strebt man nach Herrschaft und Gewalt, kommen viele Versuchungen an einen, denn weil die Menschen ihn beneiden und ihm Opposition machen, büsst er seinen Glauben ein, wie es heisst: Sobald jemand auf Erden als Vorsteher einer Gesamtheit angestellt wird, wird er sündhaft nach oben (gegen Gott); ebenso ist es bezüglich der Bekanntschaft mit dem König und der Annäherung an ihn, man kann nur selten in dieser Welt davon befreit werden und es schadet dem Glauben, denn man gibt nur auf das acht, was ihm (dem Herrscher) näher bringen kann. Du kennst auch das Verhalten von Doëg (I Sam. 22 ,9 f.), obwohl der König, dem er sich näherte, ein Gesalbter Gottes war (sc. David), ein Prophet und von Gott erwählt."
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"<b>„Orte schlechter Gewässer“</b> d. h. wo Ketzer, Sektierer wohnen; der Autor meint: Seid vorsichtig im Sprechen vor einer Menge, damit man euren Worten keinen andern Sinn unterlegen kann, denn die Ketzer würden sie in ihrem Sinne deuten, die Schüler nun, welche schon früher die Aussprüche gehört haben, würden sie dann im Sinne der Ketzer auffassen und glauben, dass es eure Ansicht sei und dadurch würde eine Entweihung des göttlichen Namens entstehen, wie es dem Antigonos mit Zadok und Boëthos ergangen ist."
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"<b>„Sei von den Schülern Aharons“:</b> Wenn Aharon merkte, dass jemand im Herzen schlecht war, oder man erzählte ihm, dass jemand von Herzen schlecht sei und sündigte, so bot er ihm zuerst den Gruss an, freundete sich ihm an und suchte eine Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten. Alsdann schämte sich der Betreffende vor sich selbst und sagte: Wehe mir! wenn Aharon wissen möchte, was ich im Herzen berge und wie schlecht ich handle, würde er mich nicht einmal ansehen, um so weniger mit mir sprechen, aber er hält mich für einen braven Menschen. Darum werde ich das, was er über mich denkt und was er von mir spricht, wahr machen, mich bessern und so zu seinen Schülern gehören, die von ihm lernen. Und sagte Gott, als er ihn (Aharon) wegen dieser schönen Eigenschaft lobte (Maleachi 2, 6): „In Frieden und in Redlichkeit wandelte er mit mir und viele brachte er von der Sünde zurück“; das so Bedeutungsvolle wollte Hillel mit seinem Ausspruche sagen. <b>Dessen Name geht ganz unter</b> Wenn der Name eines Menschen sehr gross wird, wird ihm verkündet, dass er bald aufhören wird, berühmt zu sein. <b>Wer gar nicht lernt, ist des Todes schuldig</b> Wer nicht viel Bibel liest, den lässt Gott sterben, aber wer gar nicht lernt, verdient totgeschlagen zu werden. <b>Und wer sich der Krone bedient geht unter</b> . h. wer sich von der Thora ernährt und durch sie Nutzen zieht, geht unter. Der Ausdruck ודאשתמש will andeutungsweise sagen: Nur ein Gelehrter darf es nicht, aber ein anderer wohl, denn ein Gelehrter darf sich nur von seinen Schülern bedienen lassen, von sonst niemandem."
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"Wenn ich nicht selbst meine Seele anrege, nach oben (zu Gott) emporzublicken (wenn ich nicht selbst für mein Seelenheil sorge), wer wird sonst die Anregung geben, da von aussen keine kommt, wie wir im zweiten Kapitel (der acht Abschnitte) auseinandersetzten. Und da es in meiner Macht steht, welche Richtung ich meiner Seele geben, welche gute Taten ich ausführen will, so gleicht es, als ob man sich selbst gering achtet. „Wenn ich nur für mich, was bin ich“, d. h. was kann von mir allein kommen, da ich doch kein vollkommenes Wesen bin, wenn ich auch das betreffende Gute getan habe. <b>Und wenn nicht jetzt, wann denn?</b> d. h. wenn ich mir nicht in der Zeit der Jugend, wo ich im Vollbesitze der Kräfte bin, Verdienste erwerbe, wann denn? Im Alter ist es zu spät, denn dann ist es schwer, von den Gewohnheiten zu lassen, weil alsdann die erworbenen und angeborenen Eigenschaften sich fest eingewurzelt und eingenistet haben, seien es Tugenden oder seien es Laster, wie der Weise sagt (Spr. Sal. 22, 6): „Übe den Knaben seinem Wandel gemäss, auch wenn er alt wird, weicht er nicht davon.“"
],
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"<b>Mache dein Gesetzesstudium zu etwas Feststehendem</b> Lass das Thorastudium tief einwurzeln bei dir, und alle andern Geschäfte werden sich danach richten; gelingt es, ist es gut, wo nicht, nicht und entsteht kein Schaden, wenn man anderer irdischer Dinge ermangelt. <b>Sprich wenig und tue viel.</b> So steht Baba Mezia 87a: Die Frommen versprechen wenig und tun viel, wie Abraham den Gästen auch nur Brot zu geben versprach, und dann brachte er Rahm, Milch, junges Rind, drei Mass feines Mehl; die Frevler aber versprechen viel und halten nicht einmal wenig, wie Efron, der dem Abraham versprach, alles (das ganze Feld zur Grabstätte für Sara) umsonst zu geben und schliesslich liess er nicht einen Pfennig von dem Werte des Feldes ab.",
"<b>„Empfange jeden Menschen mit freundlichem Wohlwollen“:</b> Man soll mit den Menschen mild und sanft verkehren und ihnen immer angenehme und gefällige Worte sagen."
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"<b>R. Gamaliel sagt: Schaffe dir einen Lehrer an.</b> Der dir die rituellen Fragen entscheidet, wie es im jer. Talmud heisst: Bringe mir einen Gelehrten, auf den ich mich verlassen kann."
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"Wie der weise Salomo sagt (Spr. Sal. 10, 19): „Bei vielem Gerede entgeht man Versehen nicht.“ Der Grund dafür ist, weil bei einer Fülle von Worten viel Überflüssiges und Sündhaftes zu finden ist, wie ich jetzt erklären werde, denn wenn der Mensch viel spricht, muss er sündigen, indem in seinen Reden etwas vorkommt, was nicht gesagt werden darf. Das Kennzeichen eines Weisen ist das Wenigreden und das eines Toren das Vielreden, wie es (Koheleth 5, 2) heisst: „Die Stimme der Toren kommt mit vielen Worten.“ Auch sagten bereits die Weisen, dass wenn jemand wenig spricht, es ein Beweis von der Vortrefflichkeit seiner Ahnen ist, ein solcher Mensch stammt gewiss aus einer vornehmen Familie, wie Kidduschin 71b steht: Das Schweigen in Babel (d. h. wenn jemand, dem man eine Illegitimität vorwirft, sich dabei ruhig verhält) ist ein Beweis der edlen Abstammung. Ferner steht in dem Buche über die sittlichen Eigenschaften: Einer von den Weisen schien ein grosser Schweiger zu sein, weil er nichts sagte, was der Rede wert gewesen wäre und nur ganz wenig sprach. Man sagte zu ihm: Was ist die Ursache deiner grossen Schweigsamkeit? Er erwiderte: Ich prüfte alle Dinge und fand, dass sie sich in vier Teile zerlegen lassen:",
"I. Etwas, was durchaus schädlich und gar nicht nutzbringend ist, ist z. B. das Fluchen der Menschen, eine frivole Rede u. dgl., was man da sagt, ist völliger Blödsinn.",
"II. Etwas, was teilweise Schaden und teilweise Nutzen bringt, wenn man einen Menschen rühmt, damit dieser dadurch einen Nutzen habe, indem man durch dieses Lob den Feind kränkt, aber es schadet dem, den man lobt, und muss man dabei das Reden unterlassen wegen dieser Ursache, dass man auch darüber gar nicht sprechen soll.",
"III. Dinge, die gar keinen Nutzen und keinen Schaden verursachen (indifferent sind), wie die meisten Gespräche der Menge sind, z. B. wie die und die Mauer gebaut wird, wie der und der Tempel gebaut wird, wenn man von der Schönheit dieses und jenes Hauses erzählt oder von den Türmen, die diese und jene Provinz hat u. dgl.; das sind Reden, die zwar erlaubt sind, aber keinen Nutzen gewähren.",
"IV. Nützliche Reden, wie solche über Weisheit, über Tugenden, und spricht der Mensch davon in der ihm eigentümlichen Weise, was ihm eigen ist von den Dingen (was in sein Fach schlägt), woran sein Leben hängt und wovon sein Sein herrührt und davon muss er reden. Er (Simon) sagte: So oft ich reden höre, prüfe ich die Dinge und wenn ich finde, dass sie zu dieser vierten Gattung von Reden gehören, rede ich davon (nehme ich teil am Gespräch), gehören sie aber zu den übrigen drei Gattungen, so schweige ich dabei. Es sagten die Moralisten: Prüfe diesen Mann und seine Weisheit, ob ihm fehlen 3/4 Reden (Witz). Das ist die Weisheit, die gelernt werden muss. Ich aber sage, dass das Sprechen eingeteilt wird entsprechend der Verpflichtung des Thoralesens (an den Sabbathen des Jahres), in fünf Teile, den ersten Teil zu lesen, ist eine religiöse Pflicht, von dem zweiten soll man sich fern halten, der dritte ist verächtlich, der vierte beliebt und der fünfte erlaubt (irrelevant).",
"I. „Es gibt ein religiöses Reden“, damit ist das Lesen und Studieren der Thora und das Lesen des Talmuds gemeint, was ein vorgeschriebenes, verpflichtendes Gebot ist, wie es heisst: „Du sollst von ihnen (den Worten der Lehre) reden.“ Dieses Gebot wiegt alle andern Gebote auf; es wurde bereits gesprochen von der Wichtigkeit bezüglich des Studiums und in diesem Werke kann auch nicht einmal ein Teil davon aufgenommen werden.",
"II. „Das verbotene Sprechen“, wovor man sich in acht nehmen muss, wie vor falschem Zeugnis und lügenhafter Sache, Verleumdung und Fluch. Die Worte der Lehre weisen auf diesen (zweiten) Teil hin, wozu noch unkeusche Redensarten und üble Nachrede gehören.",
"III. „Das verachtungswerte Sprechen“, was dem Menschen keinen Nutzen gewährt für seine Seele, obwohl es weder Sünde noch Widerspenstigkeit ist, wie der grösste Teil des Volksgesprächs ist, indem man sich unterhält von dem, was passiert ist, was früher war, wie es bei dem und dem Könige im Palaste zugeht, woran der N. N. gestorben ist oder wieso der und der (so schnell) reich geworden, alles dies nennen die Weisen leeres Geschwätz und die Frommen suchen diesen Gesprächsstoff beiseite liegen zu lassen; es wird auch von Rab, dem Schüler des R. Chija, gesagt (s. Randglosse, die das Folgende von R. Eliëser und R. Jochanan b. Sackai nach Succa 25a aussagt, s.Maimonides Hilchoth Deoth 2,4, wo Rab, der Schüler des R. Jehuda ha Nassi, steht), dass er nie unnütze Reden führte, wozu auch gehört, dass jemand das Strahlende schwärzt, die Tugenden in den Staub zieht oder das Laster emporhebt (lobt), mögen es moralische oder Verstandeseigenschaften sein.",
"IV. „Das beliebte Reden“ von dem Lobe der Verstandes-(geistigen, intellektuellen) Vorzüge oder der moralisch-ethischen Eigenschaften und von dem Tadel über den Mangel dieser beiden Eigenschaften (der moralischen und intellektuellen) zugleich, um die Seele anzuregen zur Aneignung von Tugenden durch Erzählungen und Gesänge und sie fernzuhalten von Lastern durch diese selbe Art, ebenso die Würdigen zu loben und ihre Vorzüge anzuerkennen, damit ihre Lebensführung in den Augen der Mensehen Gefallen finde und sie in deren Wegen wandeln und dann soll man die Bösen wegen ihrer Laster schänden, damit ihre Taten und ihr Andenken verächtlich gemacht werden, die Menschen sich davon fernhalten und nicht ihnen nachahmen. Dieser Teil will sagen: Die Gewöhnung an gute und die Entfernung von schlechten Eigenschaften wird Anstand (Bildung) genannt.",
"V. „Das erlaubte Reden“, was den Menschen eigen ist, z. B. das Sprechen vom Geschäft, von der Ernährung, vom Essen und Trinken, von Kleidung und von den übrigen Bedürfnissen, ist erlaubt, wobei weder Liebe noch Verachtung in Betracht kommt, wenn man will, darf man davon reden nach Herzenslust und wenn man nicht will, spricht man davon gar nicht. Bezüglich dieses Teils wird der Mensch gelobt, der wenig darüber (über die menschlichen Bedürfnisse) spricht und warnten die Moralisten, dabei viel Worte zu machen; das Verbotene und Verächtliche jedoch bedarf keiner Verwarnung und keines Gebotes, denn eigentlich sollte man darüber gänzlich schweigen, aber wenn der Mensch von dem, was religiös geboten wurde und was allgemein beliebt ist, während seines ganzen Lebens reden möchte, wäre es gut, nur muss er zwei Dinge beachten: 1. müssen seine Taten mit seinen Reden übereinstimmen, wie sie (die Weisen) sagten: „Schön sind die Worte, wenn sie ausgehen von solchen, die auch danach handeln“, was auch die Worte bedeuten: <b>„Nicht das Forschen ist die Hauptsache, sondern das Tun“</b> , indem sie sagten: die Weisen sollten sprechen zum Frommen, er soll sich an die guten Eigenschaften gewöhnen, wie es heisst (Sanhedrin 100a und Baba Bathra 75a): „Trage Schriftforschungen vor und dir ziemt es, vorzutragen“; auch sagt der Prophet (Psalmist): „Jauchzet, Gerechte, in dem Ewigen, dem Redlichen geziemt Lobgesang“ (Ps. 33, 1). Ein zweites Moment ist die Kürze, man soll nämlich suchen, viele Dinge mit wenigen Worten auszudrücken, nicht umgekehrt, wie es heisst (Pessachim 3b und Chulin 63b): „Man soll die Schüler auf eine kurze Weise belehren.“ Wisse auch, dass man bei Liedern, mögen sie in welcher Sprache immer abgefasst sein, den Inhalt prüfen muss, ob sie eine Art Reden enthalten, in die wir sie eingeteilt haben. Ich setze dies jedoch, obwohl es bekannt ist, deshalb auseinander, weil ich gesehen habe, dass alte, fromme Leute, die zu unsern Thorakennern gehören, wenn sie beim Weintrinken sitzen, wie z. B. bei einer Hochzeit oder dergl., und es will jemand ein Lied singen, das in arabischer Sprache abgefasst ist, wenn auch der Inhalt des Liedes die Stärke (die Enthaltsamkeit) oder die Wohltätigkeit behandelt, was zu dem beliebten Teile (IV) gehört, oder wenn es ein Loblied auf den Wein ist, das durchaus nicht dulden und es nicht für erlaubt halten, so etwas mit anzuhören. Wenn aber jemand von den hebräischen Piutim (Dichtungen) etwas singt, so hindern sie es nicht und es missfällt ihnen gar nicht, mag auch der Inhalt ein solcher sein, dass man vor ihm gewarnt hat oder gar ein hässlicher sein, was jedoch vollständige Torheit ist; denn eine Rede ist nicht verboten, oder erlaubt, nicht beifällig aufgenommen, oder verworfen, oder zu sagen geboten, weil sie in einer gewissen Sprache abgefasst ist, sondern nur des Inhalts wegen. Ist der Inhalt gut, muss man sie hersagen, in welcher Sprache es immer sei. Enthält das Lied aber Lästerliches, darf man es in keiner Sprache singen. Auch möchte ich dabei noch etwas hinzufügen. Wenn es zwei Lieder sind und beide haben einen Inhalt, der darauf abzielt, die Leidenschaft rege zu machen und sie zu verherrlichen, damit man sich daran erfreue, so ist das etwas Lasterhaftes und gehört zu den verwerflichen Reden, weil es zu etwas Hässlichem anspornt und anregt, wie wir in Teil IV auseinandersetzten. Ist nun das eine Lied von den beiden hebräisch und das andere auch hebräisch oder fremdsprachlich abgefasst, so ist das Anhören und das Sprechen des hebräischen noch weit verwerflicher von der Thora aus infolge der Erhabenheit der Sprache, deren man sich nur zu ehrwürdigen Dingen bedienen soll, um so mehr (ist es hässlich), wenn man einen Vers aus der Thora (den 5 Büchern Moses) oder aus dem Hoheliede mit hinzunimmt (zu dem Inhalte des weltlichen Liedes), dann gehört es nicht mehr zu dem hässlichen Teile der Reden, sondern zu dem verbotenen und muss man davor gewarnt werden, denn die Thora verbietet, die Prophetenorte zu weltlichem Gesang zu verwenden, der lasterhafte und unschöne Dinge zum Inhalt hat. Nachdem wir die üble Nachrede in dem Teile, der von der verbotenen Rede handelt, erwähnten, sehe ich mich veranlasst, zu erklären und dabei etwas zu erwähnen, dessen bereits Erwähnung getan ist, dass die Menschen dabei mit grosser Blindheit geschlagen sind und ist das die grösste Sünde, die beständig bei den Menschen anzutreffen ist, um so mehr versündigt man sich an dem, was die Weisen (Baba Bathra 164b) sagen: „Von einem Stäubchen Verleumdung (d. h. ihr Ähnlichem) ist kein Mensch täglich befreit“. Es wäre zu wünschen, dass man von Verleumdung selbst befreit sein möchte! Unter Verleumdung versteht man das Erzählen der Schlechtigkeiten der Menschen, ihre Fehler zu erwähnen und jemanden aus Israel zu schänden, auf welche Weise immer, selbst wenn der Geschändete Fehler hatte, wie wir erwähnten, dass üble Nachrede nicht heisst, wenn man (vollständig) Lügen ausstreut über einen Menschen und ihm etwas beilegt (andichtet), was er gar nicht getan hat, denn das heisst: Einen schlechten Namen über seinen Nebenmenschen ausbringen (מוציא שם רע ist von לשון הרע zu unterscheiden). Unter לשון הרע versteht man vielmehr, jemanden selbst in seinen Taten schänden, die er in Wirklichkeit getan hat, denn wer die Verleumdung ausspricht und wer sie mit anhört, sündigt, wie es (Arachin 16b) heisst: „Drei werden durch Verleumdung getötet: Wer sie ausspricht, wer sie anhört und der, von dem man sie erzählt.“ Ferner steht: „Wer die Verleumdung annimmt, sündigt noch mehr als der sie ausspricht.“ Unter אבק לשון הרע, ein Stäubchen Verleumdung (s. oben), versteht man das Erwähnen der Fehler der Menschen ohne weitere Erklärung, wie Salomo in diesem Betreff sagte, denn zuweilen zeigt derjenige, der die Fehler der Menschen ohne nähere Erklärung (wen oder was er meint) erwähnt, dass er gar keine Kenntnis hat von dem, was man aus seinen Worten entnimmt, und er etwas gar nicht beabsichtigte, und vielmehr sich etwas anderes dabei gedacht hat, wie es (Spr. Sal. 26,18, 19) heisst: „Wie einer, der zum Zeitvertreib schiesst Brandgeschoss, Pfeile und Tod, so der seinen Nächsten betrog und spricht: Habe ich nicht gescherzt?“ Einst rühmte der Weiseste der Weisen (sc. R. Jehuda ha Nassi, s. Baba Bathra 164b) die Schrift eines Schreibers, die man ihm in Gegenwart vieler zeigte und tadelte er den, der den Schreiber genannt und ihn belobt hatte (das war sein Sohn R. Simon), indem er zu ihm sagte: Lass von der Verleumdung! du bewirkst nämlich, dass man den Mann (der es geschrieben hat) schändet, indem du ihn in der Menge (öffentlich) lobst, denn es befinden sich welche unter ihr, die ihm befreundet und welche, die ihm feindlich gesinnt sind. Wenn der Feind hört, dass man ihn lobt, muss er auch die Fehler und das Schlechte an ihm in Erwähnung bringen, darum soll man sich von Verleumdung fernhalten, das ist der Zweck davon. In der Mischna (Arachin 15a) heisst es: „Der böse Beschluss über unsere Vorfahren (dass sie nicht nach Israel kommen durften) wurde nur wegen der Sünde der Verleumdung gefasst“, d. h. wegen der Kundschafter, von welchen (Num. 13, 32) gesagt ist: „Sie brachten ein übles Gerücht über das Land aus.“ Sie (die Weisen), der Friede ruhe auf ihnen! sagten: Wenn schon diese (Kundschafter), die nur über Holz und Stein ein übles Gerücht verbreiteten, sich einer solchen Strafe schuldig machten, um wie viel mehr ein solcher, der von der Schande seines Nächsten spricht. In der Thosseftah steht: „Für drei Dinge wird der Mensch in dieser Welt bestraft und hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt: Götzendienst, Inzest und Mord, aber Verleumdung steht für alle drei Sünden“. In der Gemara (Arachin 15a) steht: „Beim Götzendienst steht das Wort גדול in der Einzahl, nämlich Exod. 32, 31, ebenso bei Inzest Gen. 39, 9, ebenso bei Mord Gen. 4, 13, aber bei Verleumdung steht גדול im Plural, nämlich Ps. 12, 4 לשון מדברת גדולות, wo von dieser Sünde (der Ver-leumdung) gesprochen wird, die noch vieles andere anregt (im Gefolge hat)“; schliesslich heisst es noch: „Wer Verleumdungen erzählt, leugnet die Hauptsache (des Glaubens)“, wie (ibid. V. 5) steht: „Die da sprechen: Mit unsern Zungen bringen wir es hoch; sind unsere Lippen mit uns, wer wird unser Herr sein?“ Ich habe nur etwas von dem aufgezählt, was sie (die Weisen) über diese Sünde aussprachen, obwohl ich viel sagte, damit der Mensch, soweit er es vermag, sich davon fernhalte und zu schweigen suche, d. h. bezüglich dieses Teils des Redens."
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"Unter דין ist das rechtliche Verhalten einer Provinz zu verstehen, wie wir bereits im vierten Abschnitt erklärten, dass die Wahrheit zu den intellektuellen und der Friede zu den ethischen Vorzügen gehört und wenn alle drei, Recht, Wahrheit und Friede vorhanden sind, ist das Dasein ohne Zweifel ein vollkommenes."
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"Damit sind die guten Werke gemeint, s. oben 4. Abschnitt, d. h. man soll die Tugenden, die in der Mitte von zwei Extremen liegen, üben, wodurch man für die Seele einen würdigen Zustand schaffen kann, man soll mit den Menschen freundlich umgehen. <b>„Gib acht auf das geringe (minder wichtige) Gebot“</b> z. B. die Festfreude an den drei Wallfahrtsfesten und das Erlernen der heiligen (hebräischen) Sprache. <b>Wie auf das schwerwiegende“</b> z. B. die Beschneidung, das Gebot der Schaufäden, das Schlachten des Pessachlamms. <b>Denn du kennst nicht die Entlohnung und Vergeltung der religiösen Gebote</b> . Bei den Verboten steht die Bestrafung für ihre Übertretung in der Thora, teils erfolgt darauf gerichtliche Todesstrafe, teils Koreth (Ausrottung), d. i. göttliche Todesstrafe und Geisselung. An den Strafen für Übertretung der Verbote können wir erkennen, wie schwer ein Verbot ist und welches nicht so schwer ist und zwar gibt es acht Abstufungen dabei: 1. Verbote, worauf Steinigung, 2. worauf Verbrennung, 3. Tod durchs Schwert, 4. Erwürgung, 5. Koreth, 6. göttliche Todesstrafe, 7. Geisselung, 8. Verbote, worauf keine Geisselung gesetzt ist. An diesen verschiedenen Graden von Verboten können wir die schwere resp. leichtere Art des Vergehens ermessen, aber bei den Geboten wissen wir nicht, welcher Lohn auf jedes einzelne erfolgt, das ist nur deshalb, damit wir nicht wissen sollen, welches Gebot mehr und welches weniger beachtet zu werden verdient. Gott befahl, das und das zu tun, ohne anzugeben, welches von zwei Geboten mehr belohnt wird, weshalb man alles gleich beobachten müsse. Wegen dieses Grundsatzes heisst es (Sota 22b): „Wer sich mit einem Gebote beschäftigt, ist von einem andern befreit“, ohne dass ein Unterschied gemacht wird zwischen dem Gebote, womit man beschäftigt ist und dem andern, von dem man befreit ist (weil alle Gebote in gleichem Range stehen). Deshalb sagte man auch (Joma 33a): „Man darf Gebote nicht übergehen“ (nicht das eine, weil es wichtiger zu sein scheint, dem andern vorziehen), dann sagt er (der Autor der Mischna): Obwohl dir nicht offenbar ist, wie weit das eine Gebot mehr geliebt zu werden verdient, als ein anderes, so gibt es doch einen Massstab dafür, nämlich so gross die Strafe, welche auf die Nichtbefolgung eines Gebotes gesetzt ist, ebenso gross ist der Lohn für die Befolgung dieses Gebotes, z. B. Beschneidung, Darbringung des Pessachopfers, das Brachliegenlassen der Felder im Erlassjahre, das Anfertigen eines Geländes um das Dach eines Hauses (Deuter. 22, 8), alle diese sind Gebote. Wer aber am Sabbath eine Arbeit verrichtet, macht sich der Steinigung schuldig, wer die Beschneidung (bei seinem Kinde) nicht vollziehen lässt oder kein Opfer zum Feste darbringt, macht sich der Korethstrafe schuldig, wer Blut kommen lässt auf sein Haus (ibid.), erhält Geisselhiebe, wie es heisst: „Du sollst keine Blutschuld über dein Haus bringen.“ Daran kannst du erkennen, dass der Lohn für das Ruhen am Sabbath grösser ist, als der Lohn für die Beschneidung (weil auch die Strafe für die Nichtbefolgung grösser ist). Der Lohn für die Beschneidung wiederum grösser als der Lohn für die Anfertigung eines Geländes, was mit den Worten gesagt sein soll: „Bedenke den Verlust, den du durch die Nichtbefolgung hast gegen den Lohn für die Befolgung.“ Auch spricht er (der Autor der Mischna) von einem Lohn für die Sünde, wenn du sie nicht begehst, was auch nicht klar ist, aber erweise es von der Strafe, denn der Lohn für die Unterlassung einer Sünde richtet sich nach der Grösse der Strafe, die auf die Begehung der betreffenden Sünde gesetzt ist, wie in Kidduschin steht: „Wer still sitzt und keine Sünde begeht, dem gibt man Lohn, als hätte er ein Gebot erfüllt“, was wir z. St. näher erklärten. <b>„Wisse, dass alle deine Taten in ein Buch eingeschrieben werden“ So spricht auch die Thora, als Gott die Taten (das Anfertigen des goldenen Kalbes) bekannt wurden, wie Moses sagte: „Streiche mich aus dem Buche, das du geschrieben hast“ (Exod. 32, 35) also auch in der Thora von einem Buche die Rede ist.</b> "
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"<b>„Schön ist das Studium der Thora, wenn es mit Weltsitte verbunden ist“</b> Mit einem Gewerbsund Ernährungszweig. Man wird schliesslich zum Räuber und Dieb wegen allzugrosser Armut. <b>„Euch aber werde ich viel Lohn erteilen, als ob ihr es getan hättet“</b> Wenn die mit gemeinnützigen Angelegenheiten sich Beschäftigenden manches Gebot nicht erfüllen können, so rechnet es ihnen Gott an, als ob sie es dennoch getan hätten."
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"<b>„Seid gewarnt vor den Herren der Obrigkeit“</b> Vor den Machthabern, Würdenträgern."
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"<b>„Sondere dich nicht von einer (religiösen) Gesamtheit ab“</b> Im vierten Abschnitt sagten wir, dass man sich von der Gesamtheit nur nach Massgabe ihrer Lasterhaftigkeit trennen soll. <b>„glaube nicht an dich bis zum Tage deines Todes“</b> d. h. wenn beim Menschen auch der Seelenzustand in Ordnung und erstarkt ist, so soll er doch noch einmal so viel Gutes tun, damit sein Seelenzutand noch fester werde; er soll nicht selbstbewusst und selbstvertrauend sagen: Die Tugend ist mir eigen und kann sie unmöglich von mir weichen. ",
"<b>„Sage nicht, das kann man unmöglich erfahren“</b> Maimonides erklärt es so: Drücke dich nicht in einer Weise aus, dass deine Worte im ersten Moment ganz unverständlich sind und erst bei genauem Aufmerken und tiefem Nachdenken verstanden werden können, sondern der Wortsinn deiner Rede soll sofort klar und verständlich sein. Sage also nicht, es wird schliesslich verständlich sein; was jedoch nicht richtig ist."
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"<b>„Ein Ungebildeter ist nicht Sündenscheu“</b> בור ist ein solcher, der weder Wissen noch gute Eigenschaften besitzt, während ein Am ha arez zwar auch keine geistigen Vorzüge hat, aber doch einige gute moralische Eigenschaften besitzt. <b>„an einem Orte, wo keine Männer vorhanden sind (die die Gemeindeangelegenheiten in die Hand nehmen können), bestrebe dich, ein Mann zu sein (und energisch aufzutreten).“</b> d.h. wenn keine Gelehrte da sind, von denen du lernen kannst, höhere Vorzüge dir anzueignen, lerne selbst, wie das Targum zu Gen. 32, 25 ויאבק איש עמו mit: ואשתדל גברא עמיה übersetzt. Ferner steht (Erubin 55a): Die Thora wird nicht bei hochmütigen und stolzen Leuten angetroffen, auch nicht bei solchen, die in ferne Länder gehen (immer auf Reisen sind), was sie, um es verständlich zu machen, mit dem Verse (Deuter. 30, 13) belegten: “Sie (die Thora) ist nicht jenseits des Meeres” usw., d.h. nicht bei Hochmütigen und übers Meer Reisenden ist sie zu finden."
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"<b>„Schließlich aber werden diejenigen, welche dich ertränkten, wieder ertrinken“</b> d.h. die schlechten Taten rächen sich an dem, von welchem sie ausgingen, wie es heißt (Spr. Sal. 5, 22): “Die eigenen Missetaten fangen ihn, den Frevler” usw. Ferner (Ps. 7, 16): “Eine Grube gräbt und höhlt sie aus” (und fällt in den Abgrund, den er gemacht). Auch sagen die Weisen (Sanh. 100a, Sota 9b): Mit demselben Masse, womit jemand misst, misst man auch ihm, was man zu jeder Zeit und an jedem Orte wahrnehmen kann, dass wer Böses tut und immer von neuem Lasterhaftes begeht, selbst von dem Bösen, das er neu erfindet, geschädigt wird, weil er an eine Arbeit gewöhnt ist, die ihm und andern schadet, umgekehrt ist es bei guten Taten"
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"<b>R. Eliëser b. Horkanos gleicht einer verkalkten Zisterne, die keinen Tropfen verdirbt</b> d.h. er hat ein gutes Gedächtnis, er behält alles, was er lernt und geht bei ihm nichts verloren. <b>Heil der, die ihn geboren hat!</b> Weil er so gute moralische Eigenschaften besass, denn ein solcher wird glücklich gepriesen, geehrt und von der Welt grösstenteils geliebt. <b>R. Jose ist ein frommer Mann</b> Weil er vorzügliche ethische und intellektuelle Eigenschaften hatte. <b>R. Simon b. Nathanaël ist sündenscheu</b> d.h. eifrig und strebsam in der Ausübung guter (religiöser) Angelegenheiten und nimmt sich vor dem Bösen in acht. <b>R. Eliëser b. Arach gleicht einer immer stärker werdenden Quelle</b> Er versteht alles gut und alles Schwierige und Tieferliegende ist ihm leicht verständlich und fügt sein Verstand zu dem Gegenstande manches hinzu."
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"<b>Ein gutes Auge</b> d.h. die Genügsamkeit mit dem, was man besitzt, was zu den ethischen Eigenschaften gehört; das Gegenteil davon ist das böse Auge, d. i. die Verkleinerung der Dinge und die Schnelligkeit (eifriges Streben), noch mehr zu erlangen. <b>Wer das Zukünftige im voraus sieht</b> Er erkennt das Zukünftige aus dem, was in der Gegenwart vorgeht, nicht durch Kenntnisse, so dass er durch die hohen Geistesvorzüge die Zukunft berechnet. Er lernt das Verborgene von dem Offenkundigen, er betrachtet die menschlichen Dinge und verfolgt sie bis zu ihrem letzten Endziele. <b>R. Simon meinte, ein solcher, der sich leiht und nicht bezahlt</b> Das gilt als Beispiel für etwas sehr Schlechtes. <b>aber der Gerechte ist mildtätig und gibt</b> Er vergilt dem, der das Geliehene nicht wieder erhält. <b>Mir gefallen die Worte des R. Eliëser b. Arach, denn in seinen Worten sind die eurigen mit enthalten.</b> d.h. nach genauer Prüfung wählte er die Worte des R. Eliëser als die besten aus, denn in dem guten Herzen ist alles enthalten, wie bereits oben im 4. (S. 9 § II) und 2. (S. 6) Abschnitt auseinandergesetzt ist, dass die sich regende Seele im Herzen ihren Sitz hat, die Herzkammer und die Nieren stammen auch davon. Und obgleich alle Kräfte vom Herzen ausgehend zu betrachten sind und vom Herzen ihren Anfang nehmen, was auch die wahre (richtige) Ansicht ist, so breitet sich doch die angeregte Kraft nicht von ihm nach einem andern Gliede aus, wie z. B. die ernährende Kraft, d.h. das Wachstum vom Herzen zur Leber geht. Unter einem guten Herzen sind demnach zu verstehen die guten Taten, die mittleren Tätigkeiten (in der Mitte von zwei Extremen), d.h. die moralischethischen Eigenschaften, was die Enthaltsamkeit, die Liebe zu allem Guten und ausserdem noch andere gute Eigenschaften in sich schließt, umgekehrt fasst das schlechte Herz alle schlechten Eigenschaften, wovor man sich in acht nehmen muss, in sich."
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"<b>sei nicht leicht zu erzürnen</b> Bringe dich nicht selbst schnell in Zorn und sagen die Weisen: Wer in Zorn gerät, gleicht einem Götzendiennr, was mit dem Verse (Ps. 81, 10): “Nicht soll in dir sein ein fremder Gott und bücke dich nicht vor einem andern Gotte” belegt wird, d.h. beides ist eins.",
"<b>kehre einen Tag vor deinem Tode (zu Gott) zurück</b> Da der Mensch nicht weiss, wann er sterben wird, so muss er jeden Tag denken, er könnte schon morgen sterben, so dass der heutige Tag der Tag vor seinem Tode sein würde, und somit bringt er sein ganzes Leben in Busse zu (Sabbath 153a) <b>wärme dich am Feuer der Weisen, aber hüte dich vor ihrer Glut</b> Dies ist kein Ausspruch, der eine Morallehre enthält, sondern etwas, was er sonstwo gehört hat und erzählte er es wieder und deshalb wird es nicht zugezählt den (ersten drei) Hauptaussprüchen. Gemeint ist damit folgendes: Wenn du dich zu Weisen und hervorragenden Männern gesellst, so reibe dich nicht an ihnen und erhebe dich nicht über sie, sondern sei ihr Genosse, um ihnen kund zu tun, dass du dich ihnen nähern wirst, wenn sie dich sich annähern werden. Suche aber nicht, dich ihnen mehr anzuschließen, als sie es mit dir tun, denn sonst könntest du ihrer Gesinnung gegen dich schaden und ihre Liebe in Hass verwandeln und würdest den Nutzen von ihnen nicht erlangen, den du erhoffst, gleich wie jemand, der sich am Feuer wärmt, der nur einen Nutzen vom Feuer hat, wenn er in einer gewissen Entfernung bleibt; wird er aber wag halsig und kommt er dem Feuer zu nahe, verbrennt er sich und statt Nutzen erleidet er Schaden, was mit den Worten gemeint ist: Wärme dich, aber nimm dich in acht vor ihrer Glut, dass du nicht versengst. Dann schreckt er davor noch mehr ab mit dem Zusatz: Denke nicht, dass du, wenn sie (die geschmähten Weisen) dich geflucht haben, sie um Verzeihung bitten wirst, sie dir vergeben werden, denn sie hören nicht auf die Stimme des Beschwörers, wie der Seraph nicht auf ihn hört, wie es (Ps. 58, 6) heißt: “Sie hören nicht auf die Stimme der Beschwörer.” Das kannst du auch von Gechasi (II Kön. 5, 20, 27) wissen, der mit einer ekelhaften Krankheit bestraft wurde, weil er gegen seinen Herrn Elisa sich aufgelehnt hatte, wie aus den Worten der Weisen hervorgeht (Sanhedrin 107b) in Betreff der Prophetenstelle (II Kön. 7, 3): “Es waren vier aussätzige Männer am Eingange des Tores”; ebenso ist bei R. Josua b. Parachja und bei allen andern ausser ihnen der Schaden angegeben, den sie dadurch erlitten, dass ihre Schüler einen schlechten Lebenswandel führten (w. das Essen anbrennen liessen)."
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"<b>Ein missgünstiges Auge, der böse Trieb und der Hass der Menschen bringen den Menschen (frühzeitig) von der Welt</b> Er meint: das Haschen nach irdischem Gut, die große Leidenschaft und die Schlechtigkeit der Seele ist die Krankheit eines Pessimisten, dabei verachtet der Mensch das, was seine Augen sehen und hasst es, er befindet sich nur wohl in der Gesellschaft von Tieren, er liebt die Einsamkeit in den Wüsten und in den Wäldern, er sucht sich einen Ort aus, der nicht bewohnt ist, was nicht aus Frömmigkeit geschieht, sondern wegen der schlechten Leidenschaft und aus Neid gegen andere. Solche Leute sterben ohne Zweifel, wenn der Körper krank wird, vor der Zeit."
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"<b>Das Geld deines Nächsten sei dir so lieb wie das deinige, schicke dich an, Thora zu lernen, da sie nicht als ein Erbe (ohne Mühe) dir zukommt</b> Wir erklärten bereits im 8. Abschnitt (oben S. 38), was unter Rüsten und Vorbereiten zu verstehen ist, denn der Mensch muss Vorbereitung treffen zur Erlangung von Tugenden. <b> alle deine Taten sollen im Namen (zur Ehre) Gottes ausgeführt werden</b> Im 5. Abschnitt (oben S. 22 u. 23) erklärten wir, was die Worte bedeuten: Alle deine Taten sollen im Namen des Himmels geschehen."
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"<b>mache dein Gebet nicht zu etwas Feststehendem</b> קבע bedeutet etwas, was einem schwer ankommt. Du sollst das Gebet nicht betrachten, als ob man dir befehlen würde, ein Geschäft zu verrichten, wovon man sich gern befreien möchte."
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"<b>Sei eifrig im Thorastudium</b> Über שקד vgl. Jeremias 1, 12, schnell, emsig sein, oder auch beständig, oft etwas tun, wie (Spr. Sal. 8, 34) steht: לשקוד על דלתותי יום יום",
"<b>wisse, was du einem Epikuräer (Freidenker) erwidern sollst</b> Wenn er an dich Fragen richtet. Es heißt (Sanhedrin 38b): Das gilt bloss von einem nichtjüdischen Freidenker, aber ein jüdischer wird durch Widerlegungen noch mehr entarten, d.h. er wird noch spöttischer werden und hat es keinen Zweck, sich mit ihm in Dispute einzulassen, wie es (Spr. Sal. 2, 19) heißt: “Alle, die zu ihr kommen, kehren nicht zurück und erreichen nicht wieder die Pfade des Lebens.” Ferner sagen die Weisen: Wenn du auch die Ansichten der übrigen Völker (über Religion) kennen lernst, um sie zu widerlegen, so sollst du dir doch nichts davon aneignen, denn Gott kennt dein Inneres. <b>wisse auch, vor wem du dich abmühst (beim Thorastudium)</b> d.h. das Herz muss immer auf den Glauben an Gott gerichtet sein."
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"<b>Der Tag ist kurz, die Arbeit viel, die Arbeiter sind träge, der Lohn ist groß und der Herr drängt</b> Das bezieht sich auf die Kürze der Lebensjahre und die Fülle von Wissenswertem, die es gibt, während die Menschen zu lässig sind, sich Wissen anzueignen, obwohl viel Lohn darauf gesetzt ist und die Thora warnend ihre Stimme erhebt und ermahnt, nach Weisheit und frommen Sitten zu streben."
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"<b>Du musst nämlich wissen, dass die Erteilung des Lohnes für die Frommen erst in der zukünftigen Welt zu erwarten ist</b> Was unter עולם הבא zu verstehen ist, erklärten wir zur Genüge im 10. Abschnitt von Sanhedrin."
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"Wenn der Mensch denkt, woher er kommt, wird er demütig, denkt er an sein Ende, so bewirkt das, dass er die irdische Welt gering schätzt, denkt er aber an die Grösse dessen, der ihm die Gebote gegeben, so veranlasst ihn das, schnell auf seine Gebote zu hören. Sind diese drei Dinge bei dem Menschen anzutreffen, wird er überhaupt nicht sündigen."
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"<b>Wenn zwei Leute irgendwo sitzen, ohne dass sie sich von den Worten der Lehre unterhalten, so ist das ein Ort, wo Spötter sitzen</b> Da Ps. 1, 2 steht: “Sondern an der Lehre des Ewigen hat er seine Lust”, so ist damit angedeutet, dass, wo keine Thora gesprochen wird, es so gut ist, als würden Spötter dasitzen. ",
"<b>woher aber beweist man, dass, wenn ein einzelner sitzt und sich mit der Thora beschäftigt, Gott ihm seinen Lohn bestimmt?</b> Berachoth 6b steht: Woher ist bewiesen, dass, wenn ein einzelner sitzt und Thora studiert, die Schechina bei ihm ist? Weil Exod. 20, 21 steht: “An jeglichem Orte, wo ich meinem Namen ein Gedächtnis stifte, werde ich zu dir kommen und dich segnen.” Da es nun von einem ausgesprochen wurde, so findet es doch gewiss auch bei zweien statt? Allein zwei schreiben ihre Worte in ein Buch des Andenkens, aber einer nicht. Da es aber auch von zweien steht, so ist es doch bei dreien um so mehr der Fall? Allein sonst hätte ich geglaubt, dass bei dreien nur der Richterspruch ein vollkommener ist (wenn sie von der Thora sich unterhalten), aber die Schechina ruht nicht bei ihnen, darum steht, dass das Richten zugleich auch Thora heißt. Wozu steht es aber von zehn? Bei zehn kommt die Schechina noch vorher (bevor sie sich hinsetzen), aber bei drei erst, wenn sie sitzen. <b>Er sitze einsam und schweige; denn Gott legt es ihm auf</b> Das Targum übersetzt: וידום אהרן Lev. 10, 3 mit ושתיק אהרן. Das כי נטל עליו bedeutet: Es ist so gut, als würde wegen eines solchen die ganze Gesetzgebung erfolgt sein."
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"<b>Wenn drei an einem Tische essen und nicht dabei von den Worten der Lehre sprechen, so gleicht das, als ob sie von Totenopfern essen würden</b> Was Götzenopfer heißt, wie es die Schrift nennt und wie wir es im 3. Abschnitt von Aboda Sara näher erklärten. Der Prophet Jesajas nennt es קי צואה im verächtlichen Sinne, wie der Götzendienst selbst Greuel und Ekel genannt wird. In dem Verse vorher (Jesajas 28, 7) ist die Rede von dem vielen Essen und Trinken und von der Unterlassung der Beschäftigung mit der Thora und deshalb folgt Vers 8 darauf: Alle ihre Tische gleichen, als ob man darauf schmutzige und ekelhafte Sachen essen würde, denn das צואה bedeutet eine Speise für den Götzen, was auch zu Beginn von Vers 7 steht: “Auch diese taumeln im Weine und schwanken umher im Rauschtrank."
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"<b>Wer das Joch der Thora auf sich nimmt</b> der emsige Fleiss beim Lesen in der heiligen Schrift.",
"<b>das Joch der weltlichen Regierung</b> die Lasten für den König und sein Heer.",
"<b>das Joch der Sitte</b> was die Zeitumstände erfordern, das wird ihnen erleichtert werden. Sie (die talmudischen Weisen) sagen: Es steht (Exod. 32, 16) חרות על הלוחות, lies חירות על הלוחות, d.h. Befreiung von den Bürden, die die Zeitumstände mit sich bringen und von den Lasten, die die irdischen Könige auflegen für diejenigen, welche das auf sich nehmen und befolgen, was auf den Tafeln geschrieben ist."
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"<b>Gott steht in der Gottesgemeinde</b> Anfang Sanhedrin setzten wir auch auseinander, dass ein Richterkollegium mindestens aus drei Personen bestehen muss, die bezüglich des Richterspruchs gleichsam die Stelle Gottes vertreten. <b>Seinen Bund hat er auf der Erde gegründet.</b> אגודה ist das, was man mit einer Hand bindet und da die Hand fünf Finger hat, so ruht auch unter fünf die Schechina. Vielleicht ist gemeint, es sind in dem Verse fünf Dinge genannt: Himmel, Söller, Wasser, Erde, Gott."
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"Darin sind die Philosophen einig, dass wenn die Gewöhnung an die Tugenden den Vorrang vor dem Wissen hat, so dass die Tugend ein sicherer Besitz geworden ist und dann erst das Wissen hinzutritt, das ihn zu den guten Werken anspornt, der Betreffende mehr Freude und Liebe zur Wissenschaft und zu geistreichen Dingen hat, da sie ihn anregen, das zu tun, was er schon vorher zu tun gewohnt war. Umgekehrt hindert ihn das Wissen an der Befriedigung seiner Leidenschaft, die Weisheit fällt ihm schwer und er lässt dann von ihr."
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"Denn dies hindert und beseitigt das Emporkommen des Menschen, bis er stirbt."
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"<b>wer ungesetzliche (häretische) Deutungen in der Thora nachweist</b> Er übertritt öffentlich die Gebote der Thora, was das Endziel der Gottesleugnung ist, wie Gott sagte (Num. 15, 30): “Die Person, welche mit erhobener Hand etwas tut, der lästert den Ewigen” usw. Unter מגלה פנים ist zu verstehen, er erfrecht sich, gegen die Thora aufzutreten, wie es im Traktat Pea heißt: „Er übertritt öffentlich die Worte der Thora, ähnlich Jehojakim, dem Sohne des Josias“ (s. II Kön. 23, 36, 37).",
"<b>selbst wenn er Thorakenntnisse sich angeeignet und gute Werke geübt, doch keinen Anteil an der zukünftigen Welt</b> Dort (in Pea) steht: „Überall, wo es heißt: Man hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt, wäre schwierig: Falls der Sünder Busse getan hat, so steht seinem Anteil nichts entgegen. Darum meint man, er tat keine Busse und starb infolge von Leiden“, d.h. die Sünden waren sehr schwere, die er begangen hatte, so dass selbst Leiden und Tod sie nicht sühnten und wegen solcher hat man keinen Anteil an einer zukünftigen Welt."
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"<b>Achte dich für gering einem Vornehmen gegenüber</b> Wenn du vor einem bedeutenden Manne stehst, erniedrige dich vor ihm, bediene ihn und halte nicht ihm gegenüber auf deine Würde. <b>sei sanftmütig (ruhig, gelassen) gegen die Obrigkeit</b> Aber Jüngeren gegenüber sollst du dich nicht so verhalten, sondern mehr auf deine Würde achten, du sollst mit ihnen nicht scherzen, keinen Spass mit ihnen treiben. <b>empfange jeden Menschen mit Freude</b> Aber deshalb brauchst du nicht junge Leute mit einer gar zu ernsten und finsteren Miene aufzunehmen, vielmehr musst du jeden Menschen, mag er sein, wer er will, mit Freuden, mit Heiterkeit empfangen."
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"Wenn man Gelübde tut und sie hält, so wird man dadurch von dem zurückgehalten, was man nicht tun soll. Und dadurch wird einem die Enthaltsamkeit, d.h. das Sichinachtnehmen vor Unreinheit, leichter, wie es in Chagiga heißt: “Die Kleider eines Amhaarez sind Midras (verunreinigen durch Stehen, Sitzen, Liegen) für die Pharisäer.”"
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[
"Die besondere Liebe liegt in dem Kundtun derselben, denn zuweilen tut der Mensch jemandem aus Mitleid eine Wohltat, ohne ihm kund zu tun, wieviel er ihm getan, weil er ihn dessen nicht für wert hält."
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" Dieser Ausspruch enthält sehr Wichtiges und ist würdig seines großen Autors, des R. Akiba. Der Sinn ist in Kürze folgender: Vorausgesetzt wird allerdings, dass du weisst, was in den früheren Abschnitten (in den schemoneh perakim, den 8 Kapiteln) steht. Zuerst sagt der Autor: Alles, was in der Welt vorgeht, weiss Gott und begreift es. Du wirst alsdann aber denken, danach muss der Mensch so tun, wie er tut und kann gar nicht anders, nein, so verhält es sicht nicht, sondern der Mensch hat den freien Willen (die freie Wahl, Gutes oder Böses zu tun, liberum arbitrium). Daher enthält das göttliche Wissen, für welches es kein Zukünftiges gibt, da ihm alles gegenwärtig — was allerdings dem menschlichen Verstande unbegreiflich ist — für den Menschen keinerlei Zwang, so oder so zu handeln. Gott richtet ferner mit Güte und Gnade und lässt nicht das strenge Recht walten, wie er selbst (Exod. 34, 6) von sich kund getan hat: “Langmütig und groß an Güte und Treue”, wozu unsere Weisen bemerken: “Gott ist langmütig sowohl für die Frommen als auch für die Frevler”. Ferner sagte der Prophet (Psalmist), der die Eigenschaften Gottes aufzählt: “Gott ist gütig allen” (Ps. 145, 9). Zum Schlusse heißt es: Je mehr Tugenden, desto mehr waltet die Güte Gottes, je mehr der Mensch sich in guten Handlungen übt, desto fester wurzelt die Tugend in ihm, nicht eine einmalige große Handlung, sondern viele kleine gute Werke soll er tun. Folgendes Gleichnis kann dafür gelten: Wenn jemand einem Mann 1000 Gulden auf einmal gibt, aber einem andern nichts gibt, so zeigt sich dabei der Wohltätigkeitssinn nicht in dem Masse, als wenn er die 1000 Gulden auf 1000 Leute verteilen und jedem 1 Gulden geben würde, denn dadurch gewöhnt man sich an Wohltun und eignet sich diese Tugend als einen festen Besitz an, während der erstere nur einmal eine gute Tat vollzieht und dann hört die Tugend der Wohltätigkeit bei ihm auf. Ebenso ist der Lohn eines solchen, der einen Gefangenen um 100 Denare auslöst, oder einem Armen 100 Denare schenkt, die er benötigt, nicht ebenso groß, als wenn er 10 Gefangene mit der gleichen Summe auslösen oder 10 Armen a 10 Gulden, die sie benötigen, schenken möchte. Darum steht: Auf die Menge, nicht auf die Grösse des Tuns kommt es an."
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[
"<b>wer sich leihen will, komme und leihe</b> d.h. er hat freie Wahl, der Mensch kann tun, was er will und ist nicht gezwungen, so zu handeln, wie er handelt. <b>treiben die Schuld vom Menschen ein</b> Bezieht sich auf den Tod und andere Strafen, die täglich unerwartet eintreten können.",
"<b>alles ist vorbereitet für die Mahlzeit</b> Das ganze Diesseits hat nur den Zweck, sich für das Jenseits vor zubereiten."
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"<b>Wo keine Vernunft, ist auch kein Verstand, wenn kein Verstand, ist auch keine Vernunft</b> Verstand kann man sich aneignen, aber die Begriffe von einem Gegen stande erhalten wir, wenn wir die Form trennen (sie lösen) und ihn so betrachten (das Ding an sich), oder wir erfassen die getrennten Formen in ihrer Wesenheit auf, ohne dass wir Verstand darauf verwenden, aber in ihrer Wesenheit sind sie Verstand. Das wird Vernunft genannt, was eigentlich auch Verstand ist, wie auch Vernunft Verstand ist. Der Autor meint: Wenn wir nicht begreifen, haben wir keinen Verstand und wenn wir keinen Verstand haben, können wir nichts begreifen (das Ding an sich nicht begreifen). Das ist sehr schwer zu verstehen."
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"Siehe darüber die Erklärung im 10. Abschnitt von Traktat Sanhedrin. Die Weisen machten auf das Besondere aufmerksam, dass in der Thora eine Aneiferung zur Ausübung eines religiösen Gebotes vorkommt und so heißt es Deuter. 4, 41: “Damals sonderte Moses drei Städte diesseits des Jordans ab”, obwohl das bekanntlich gar keinen Zweck hatte, denn das Gesetz von der Errichtung der Zufluchtsstätte für einen Mörder (der absichtslos einen Mord beging) trat erst dann in Kraft, als die andern drei Städte in Palästina (jenseits des Jordans) zur Zufluchtsstätte eingerichtet wurden, aber die Weisen sagten: Moses wusste das, er sonderte sie aber deshalb diesseits des Jordans ab, weil er sich sagte: Jetzt habe ich Gelegenheit, ein religiöses Gebot zu erfüllen, so will ich es tun. Wenn nun Moses, der die Wahrheiten (von Gott) erhalten hat, der Vollkommenste unter den Vollkommenen, sich sehnte, noch die Hälfte eines religiösen Gebots hinzuzufügen, um so mehr müssen es diejenigen tun, deren Seele betrübt ist und deren Aussatz (Mangelhaftigkeit) bekannt ist."
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"<b>denn es gibt keinen Menschen, der nicht seine Stunde haben sollte wo ihm etwas gelingt</b> Und dir alsdann schaden oder nützen könnte, wenn es auch nur wenig wäre."
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"Wir erwähnten bereits früher, dass die Bescheidenheit zu den vorzüglichsten Eigenschaften gehört, sie steht in der Mitte zwischen Hochmut und Demut, die nur mit ענוה bezeichnet wird, nicht anders, aber für den Hochmut gibt es im Hebräischen viel Bezeichnungen, wie: רם ,גאה, ענים רמות, גובה לב, im Späthebräischen kommen noch die Ausdrücke גסות רוח, רוח גבוה und מתגאה vor. Das Gegenteil von alledem ist שפלות רוח. Wir setzten bereits im 4. Abschnitt auseinander, dass man sonst immer die Mittellinie einhalten muss, aber bezüglich der Demut muss man bis zum Äussersten gehen und muss sie im höchsten Grade üben, weil der Stolz und der Hochmut den Frommen so schädlich ist und soll auch nicht der geringste Stolz bei ihnen anzutreffen sein. …Ich will nun erwähnen, was die Weisen über Demut und Hochmut sagen: Deshalb heißt es: “Sehr, sehr sei demütig”, damit der Mensch nicht bei der Bescheidenheit stehen bleibe, die in der Mitte zwischen Hochund Demut steht, und etwas von Stolz annehme. Die Weisen sagen: Wenn die Weisheit eine Krone für das Haupt ist, ist die Demut eine Ferse für den Bänderschuh, denn es steht (Ps. 111,10): “Das Haupt der Weisheit ist die Gottesfurcht”, somit ist die Gottesfurcht höher als die Weisheit und liegt ihr zu Grunde. Ferner steht (Spr. Sal. 22, 4): “Die Ferse (Folge) der Demut ist die Gottesfurcht”, d.h. die Gottesfurcht findest du am Saum der Demut, somit ist diese viel mehr als Weisheit. Ferner steht (Megilla 31a): Folgendes steht erstens in der Thora, zweitens in den Propheten und drittens in den Hagiographen (heiligen Schriften): Überall, wo etwas von der Grösse Gottes erwähnt wird, kommt auch zugleich ein Ausspruch über die Herablassung Gottes (dem Menschen gegenüber) vor: In der Thora steht (Deuter. 10, 17): “Der große, mächtige und ehrfurchtgebietende Gott” usw. und hernach (V. 18) steht: “Er schaffet Recht der Waise und Witwe”. Zweitens steht in den Propheten (Jesajas 57, 15): “Hoch und heilig throne ich” und dabei: “Ich bin auch mit dem, der gebrochenen und gebeugten Gemüts ist” (ibid.). Drittens steht in den Hagiographen: “Machet Bahn dem auf Wolken Einherfahrenden, in Jah (erschallt) sein Name” (Ps. 68, 5), und (ibid. V. 6) steht: “Vater der Waisen und Richter der Witwen ist Gott” (s. Megilla 31a). Du kannst lernen von unserem Lehrer Moses, der die intellektuellen und ethischen Vorzüge in vollstem Masse besass und die alle auf die Stufe der Prophetie gerichtet waren. Er war Vater (Meister) in der Thora, Vater an Weisheit und Vater in der Prophetie und dennoch rühmte Gott nur seine Demut, wie Num. 12, 3 steht: “Der Mann Moses war der Demutsvollste auf Erden”. Es heißt: עניו מאוד, nämlich wegen seiner großen Demut, die fast ans andere Extrem reichte; auch steht, dass Moses sagte: “Was sind wir, dass ihr gegen uns murret” (Exod. 16, 7). Ebenso finden wir bei David, dem Gesalbten des Gottes Jakob und der so schöne Gesänge und Lieder für Israel verfasste, der ein geachteter König war, dessen Reich groß und dessen Schwert mächtig war, den Gott durch Moses uns ankündigte mit den Worten: “Es tritt hervor ein Stern in Jakob” (Num, 24, 17), er war ein Prophet, der bedeutendste unter den 70 Ältesten, wie es heißt (II Sam. 23, 8): ישב בשבת תחכמוני, und dennoch sagte er: “Ein geknicktes und gebrochenes Herz verwirfst du Ewiger nicht” (Ps. 51, 14). Ausserdem gibt es viele dergleichen Tugenden, die auf die hohe Bedeutung der Demut hinweisen. Ferner sprechen unsere Weisen bezüglich des Hochmuts (Sota 4b): Jeder, der hochmütig ist, sündigt ebenso, wie ein Götzendiener, da hier (Spr. Sal. 16, 5) steht: “Ein Greuel dem Ewigen ist jeglicher Hochmütige”, und dort (Deuter. 7, 26): “Du sollst keinen Greuel bringen in dein Haus”. Dann heißt es: Ein Hochmütiger gleicht einem solchen, der die Hauptsache (das Dasein Gottes) leugnet, wie (ibid. 8, 14) steht: “Dein Herz erhebt sich und du vergisst den Ewigen, deinen Gott”. Sie (die Weisen) sagten auch: Wer hochmütig ist, sündigt ebenso wie der, welcher Inzest begeht, da es heißt (Spr. Sal. 1. c.): “Ein Greuel dem Ewigen ist jeglicher Hochmütige”, und (Lev. 18, 27) steht: “Denn alle diese Greuel taten die Bewohner des Landes”. Ferner sagten sie: Wer sich stolz zeigt, ist bei Gott selbst einem Götzendiener gleich geachtet, wofür sie einen Beweis bringen, weil es (Jesajas 2, 22) heißt: “Lasset ab von dem Menschen, in dessen Nase Odem (d.h. Hochmut) ist; denn wofür במה ist er geachtet”. Lies nicht בַּמֶה, sondern בָּמָה, er wird einer Anhöhe, einem Götzendiener gleich geachtet. Auch heißt es: Einen Stolzen darf man töten und abhauen (verstümmeln), da es (Jesajas 10, 33) heißt: Die von hohem Wuchse sind gefällt, und (Deuter. 7, 5) steht: “Ihre Haine sollet ihr fällen”. Ferner sagten sie: Alle, die hochmütig sind, lässt Gott bei der Wiederbelebung der Toten nicht wieder aufleben, indem sie meinten, dass der Staub eines Hochmütigen nicht abgeschüttelt wird, weil (Jesajas 26, 14) gesagt ist: “Erwachet und jubelt, die ihr im Staube ruhet”, was besagt: Die sich im Leben dem Staube gleich achteten, d.h. demütig waren, werden einst wieder aufleben. Sie dehnten es noch weiter aus und sagten: Über einen Hochmütigen spricht (spottet) Gott, weil es (Ps. 138, 6) heißt: “Den Hohen erkennt er aus der Ferne”. Vieles dergleichen steht, so z. B., dass der Aussatz die Strafe für den Hochmut ist, mit Anspielung auf Lev. 14, 56: ולשאת ולספחת ולבהרת. Unter “ שאת erhabene Stelle“ ist der Hochmut zu verstehen, der beim Aussatz sich findet. Schliesslich heißt es (Sota 5a): “In Bann sei derjenige, der zuviel Stolz besitzt, aber auch derjenige, der gar nichts davon besitzt” (keine Selbstachtung hat) usw. Es heißt hier deshalb: “Sehr, sehr sei demütig”, denn die Hoffnung der Menschen ist Gewürm, d.h. du musst dich bezwingen, bis jede Spur von Stolz getilgt ist, indem du an das Ende deines Körpers denkst, an dem einst das Gewürm nagen wird.",
"Du weisst aus der Schrift, dass, wer unvorsätzlich etwas übertritt, auch eine Sünde begeht und bedarf der Sühne durch ein Opfer, alsdann verzeiht ihm Gott, aber wie ein vorsätzlicher Sünder wird er durchaus nicht betrachtet, sondern hier meint der Autor der Mischna: Die Strafe für Entweihung des göttlichen Namens ist öffentlich, aber natürlich, je nachdem die Sünde war, geschah es vorsätzlich, büsst man die dafür bestimmte Strafe, und geschah es unvorsätzlich auch die dafür bestimmte Strafe öffentlich."
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"Wenn es heißt, man soll die Thora nicht zum Grabscheit verwenden, so meint man, du sollst sie nicht als Werkzeug verwenden, um davon zu leben, denn, wie am Schluss erklärt wird, bringt sich der um sein Leben, der von der Thora Nutzen zieht, d.h. er bringt sich um seinen Anteil an dem zukünftigen Leben. Das hat jedoch die Leute irre geführt, obwohl der Ausspruch so klar ist, sie verwarfen ihn und hängten sich an den einfachen Wortsinn, den sie nicht verstanden, aber ich will es jetzt erklären. Man hat sowohl einzelnen als Gemeinden bestimmte Gaben aufgelegt und irrtümlich die Leute veranlasst zu glauben, sie müssen geben und Weisen, Schülern und solchen, die sich mit der Thora beschäftigen und deren Handwerk die Thora ist, Hilfe leisten (sie unterstützen), was alles auf Irrtum beruht, denn weder in der Thora noch in den Büchern der späteren Weisen findet sich ein Anhaltspunkt dafür, nichts, worauf man sich berufen könnte, denn wenn wir über die Worte unserer Weisen nachdenken, finden wir nicht, dass sie Geld von den Leuten verlangten, sie sammelten kein Geld für geachtete und angesehene Hochschulen, weder für die Exilarchen, noch für ihre Richter, noch für solche, die die Thora verbreiteten, noch sonst für einen bedeutenden Gelehrten, noch für irgend welche aus dem Volke. Wohl finden wir in jedem Zeitalter, dass in allen Gemeinden wirklich Arme und wirklich Reiche waren und fern sei es von mir, die Glaubensgenossen in jenem Zeitalter zu verdächtigen, dass sie nicht Wohltätigkeit geübt und Almosen gespendet haben, denn wahrlich, wenn jener Arme (sc. Hillel) seine Hand ausgestreckt (hingehalten) hätte (dass man ihm etwas gebe), hätte man sein Haus mit Gold und Edelsteinen angefüllt, aber er wollte nichts annehmen, sondern er begnügte sich mit dem Verdienste von seiner Arbeit, wovon er sich ernährte, entweder reichlich oder kümmerlich, er verachtete die Gabe der Menschen, weil die Thora ihn davon abhielt. Du weisst bereits, dass Hillel der Ältere ein Holzhauer war, der zu Füssen von Schemaja und Abtaljon sass, der notorisch arm war und besondere Vorzüge hatte, wie du von seinen Schülern weisst, die ihn mit Moses, Aharon und Josua verglichen. Sein kleinster Schüler war Rabban Jochanan b. Sackai und sicherlich hätte man ihn (Hillel) nicht Holz hauen lassen (um sich davon zu ernähren), wenn man den Leuten seines Zeitalters erlaubt hätte, ihm etwas zu geben. Von R. Chanina b. Dosa soll ein Bathkol (eine Himmelsstimme) ausgerufen haben: Die ganze Welt wird wegen der Tugendhaftigkeit meines Sohnes Chanina gespeist und mein Sohn Chanina begnügt sich mit einem Kab Johannisbrot von einem Freitag zum andern (Tannith 24b) und verlangte von niemandem etwas. Karna war Richter in Palästina und Wasserträger und wenn Parteien zu Gericht vor ihm erschienen, sagte er zu ihnen: Stellet jemanden an, der für mich das Wasser trägt oder ersetzet mir das, was ich durch den Prozess versäume und dann will ich eure Streitsache entscheiden. (Nach Kethuboth 105a war es nicht Karna, der das sagte, sondern R. Huna, s. Randglosse.) Die Israeliten in jener Zeit waren doch nicht hartherzig, die keine Wohltätigkeit übten und wir finden nicht, dass ein Weiser von den armen Weisen seine Zeitgenossen schlecht gemacht hätte, weil sie ihm nicht Reichtümer gegeben haben, Gott bewahre! Allein sie (die armen Weisen) waren fromm, glaubten für sich an die Wahrheit, glaubten an Gott und an die Lehre Mosis, wodurch der Mensch eines jenseitigen Lebens teilhaftig werden kann, deshalb erlaubten sie sich selbst nicht, Geld von den Leuten zu fordern, weil sie einsahen, dass die Annahme von Geld den Namen Gottes bei der Menge entweihen würde, indem man glauben könnte, die Thora sei wie ein anderes Gewerbe, wovon man sich ernährt, wodurch sie in ihren Augen an Ansehen verlieren würde. Und wer dies tut, macht das Gotteswort verächtlich. Wahrlich, die Leute irren, welche sich erkühnen, der Wahrheit ins Gesicht zu schlagen und gegen die einfachen und klaren Aussprüche in der Bibel zu handeln, indem sie Geld von den Leuten nehmen, sei es, dass sie es ihnen gutwillig geben oder dass man es ihnen mit Gewalt fortnimmt, weil im Talmud folgende Tatsachen berichtet werden: Leute, die ein körperliches Gebrechen hatten oder sehr alt waren und keine Arbeit mehr verrichten konnten, diesen bleibt nichts anderes übrig, als Geld von andern zu nehmen. Was hätten sie sonst tun sollen? Sollten sie Hungers sterben? Das will die Thora doch nicht. Du findest auch eine Geschichte, die man zum Beweise dafür (dass Thoragelehrte Geld annehmen dürfen) anführt, indem es (Baba Mezia 84b) heißt: Es steht (Spr. Sal. 31, 14): “Sie ist gleich dem Kaufmannsschiffe, das aus der Ferne sein Brot bringt”, womit ein mit Leibesfehlem Behafteter gemeint ist, der keine Arbeit verrichten kann, aber wenn er arbeiten kann, hat die Thora es ihm nicht erlaubt. R. Josef führte Holz von einem Ort zum andern und sagte: Schön (gut) ist die Arbeit, denn sie erwärmt den, der sie verrichtet, d. h. bei der Mühe (dem Schweisse) seiner Glieder, denn bei dem Holzführen, was eine schwere Arbeit ist, wurde ohne Zweifel sein Körper warm, was er gern hatte und freute er sich darüber, denn er genoss von dem, was Gott ihm zugeteilt hatte, ausgezeichnet durch die Tugend der Genügsamkeit. Ich hörte auch, dass verrückte und verdrehte Leute ihre Ansicht darauf gründen (dass Gottesgelehrte Geld annehmen dürfen), weil (Berachoth 10b) die Weisen sagen: Wer (von den Menschen) einen Genuss haben will, soll ihn haben, wie Elisa (d.h. er darf annehmen, wie auch Elisa manches angenommen hat, z. B. von der Sunamiterin, II Kön. 4, 7) und wer keinen Genuss von andern haben will, soll sich dessen enthalten, wie Samuel, der Mann aus Rama getan hat (von dem I Sam. 7, 17 steht: “Seine Heimkehr war nach Rama, denn dort war sein Haus”, d.h. er nahm auf seinen Reisen nichts zu essen an, sondern kehrte immer gleich wieder nach Haus zurück), was jedoch mit dem, was die Gegner erweisen wollen, gar nicht zu vergleichen ist; aber das scheint mir der grösste Irrtum zu sein, davon überhaupt einen Beweis bringen zu wollen, obwohl die Sache ganz klar und jeder Irrtum dabei ausgeschlossen ist, denn Elisa hat von den Leuten gar kein Geld angenommen und um so weniger von ihnen etwas verlangt, oder, Gott bewahre, ihnen bestimmte Gaben auferlegt, er hat sich nur die Ehre gefallen lassen, die man ihm erwies, wenn man ihn eingeladen hat, sobald er vor jemandem vorüberging, er ass alsdann bei dem Manne entweder bei Tage oder bei Nacht und kehrte dann wieder zu seinen Geschäften zurück. Samuel jedoch ging überhaupt zu niemandem ins Haus und ass bei niemandem. Ähnlich sagten die talmudischen Weisen: “Wenn ein Gottesgelehrter sich daran ein Beispiel nehmen und gar nicht in ein Haus gehen will, darf er, will er sich aber von jemandem einladen lassen, wenn er vor ihm vorübergeht, da er für die Reise Speise nötig hat, darf er es gleichfalls”, weil man bereits davor gewarnt hat, bei einem zu essen, ohne dass man es nötig hat. Ferner heißt es (Pessachim 49a): “Ein Gottesgelehrter, der überall lange Mahlzeiten hält usw. (wird verschiedentlich bestraft).” Ferner steht (ibid.): “Von einer Mahlzeit, die nicht eines religiösen Zwecks wegen abgehalten wird, darf ein Gottesgelehrter nichts geniessen.” Wozu soll ich übrigens noch weiter darüber sprechen? Nur folgendes will ich noch erwähnen: Es heißt (Nedarim 62a): “Einst hatte jemand einen Weinberg, in den Diebe hineingingen und fand der Mann, dass seine Früchte täglich weniger werden, so dass es ihm nicht Zweifelhaft war, dass einer von den Dieben es auf den Weinberg abgesehen hatte, was ihn sehr ärgerte während der ganzen Zeit der Lese. Er las, soviel da war und liess die Trauben trocknen und sammelte die getrockneten Weintrauben ein. Die Leute pflegen aber dabei einzelne Beeren von den Datteln und von den Weinstöcken fallen zu lassen, was als herrenloses Gut zu essen erlaubt ist, das die Eigentümer für die Finder in Behältern hingelegt haben. Einmal kam R. Tarfon zufällig in den Weinberg, er setzte sich hin und las von den getrockneten Weintrauben, die zur Erde gefallen waren, auf und ass sie. Der Eigentümer des Weinbergs kam gerade dazu und hielt ihn für den Dieb, der immer die Früchte aus dem Weinberge gestohlen hatte, er kannte ihn zwar nicht, aber er hatte von ihm gehört (dass es einen großen Gelehrten namens R. Tarfon gebe). Er fasste ihn, bemächtigte sich seiner, tat ihn in einen Sack, nahm ihn auf den Rücken, um ihn in den Fluss zu werfen. Als R. Tarfon dies sah, schrie er und rief: Wehe dir, Tarfon, der Mann will dich töten! Wie dies der Eigentümer des Weinbergs hörte, liess er ihn gehen und floh, da er nach seiner Ansicht eine große Sünde getan hatte. Da grämte sich R. Tarfon von dem Tage an während seines ganzen Lebens und bedauerte es, dass er die Ehre der Thora (d. h, seine Berühmtheit als Thorakenner) benutzt habe, um sich dadurch das Leben zu retten.” Nun war R. Tarfon sehr reich und konnte sagen: Lass mich, ich will dir so und so viel Golddenare geben, er hätte sie ihm wirklich gegeben und brauchte er gar nicht zu sagen, dass er der (berühmte) R. Tarfon sei und hätte er sich durch sein Geld, nicht durch die Thora, retten können. Deshalb sagte man: Der Fromme grämte sich sein Leben lang darüber und sagte: Wehe mir, dass ich mich der Krone der Thora bediente, denn wer sich ihrer bedient, hat keinen Anteil an der ewigen Seligkeit und wird der Welt entrissen. Und sagten sie (die Weisen) auch, er (R. Tarfon) grämte sich, weil er sehr reich war und den Mann mit Gold hätte befriedigen können. Ebenso steht (Baba bathra 8a): “Rabbi (R. Jehuda hanassi) öffnete die Vorratskammern in einem Hungersnotjahre und sagte: Wer will, soll kommen und sich Nahrung holen, aber er muss ein Gottesgelehrter sein. Da kam R. Jonathan b. Amram und stellte sich vor ihn (Rabbi) hin, der ihn jedoch nicht erkannte. Jener sagte: Rabbi, ernähre mich. Da sagte Rabbi zu ihm: Hast du Bibel gelernt? Nein, gab jener zur Antwort. Hast du Mischna gelernt? Nein, lautete wieder die Antwort. Aus welchem Grunde soll ich dir Nahrung geben? Er antwortete: Ernähre mich wie einen Hund und wie einen Raben” (die auch Anspruch auf das menschliche Mitleid haben), d.h. wenn ich auch kein Weiser bin, so gib mir doch Nahrung, wie Gott auch ein unreines wildes Tier oder einen unreinen Vogel speist, denn ein Ungebildeter wird doch nicht weniger sein als diese Tiere. Darauf gab ihm Rabbi Nahrung, aber nachträglich bereute er es, dass er sich hat durch dessen Worte überreden lassen und sprach: Wehe mir, dass ein Am ha arez (Ungebildeter) von meinem Vermögen einen Genuss hatte! Die diesen Ausspruch hörten, sagten zu ihm: Vielleicht war der Mann Jonathan b. Amram, dein Schüler, der von der Thora keinen Nutzen haben will (und deshalb sich nicht als thorakundig ausgab), wenn er es vermeiden kann, selbst auf eine listige Weise. Man forschte nach und fand, dass es wirklich so war. Diese zwei Erzählungen mögen die Gegner (meiner Ansicht) zum Schweigen bringen. Die Thora erlaubt jedoch den Gottesgelehrten, einem andern Geld zu geben, dass er nach Gutdünken für sie Geschäfte mache und darf dieser ihnen den ganzen Verdienst überlassen, wenn er will, wofür er einen großen Lohn (von Gott) zu erwarten hat. Das ist es auch, was (Pessachim 53b) steht: “Wer Gelehrten Ware übergibt (damit sie davon Nutzen ziehen, eigentlich ihnen in den Beutel wirft, der erlangt eine erhabene Stufe im Himmel)”, oder was (Baba bathra 22a) steht: “Man darf die Ware, die Gottesgelehrten gehört, vor allen andern Waren verkaufen und darf man für sie zuerst auf dem Markte einkaufen.” Das sind die bestimmten Gaben, die Gott ihnen zugewiesen hat, ähnlich wie dem Aharoniden und dem Leviten Gaben und Zehnten bestimmt sind, was traditionell ist; denn dies beides tun die Kaufleute teilweise ehrenhalber, wenn auch keine Weisheit dabei ist und verdient ein Gottesgelehrter wenigstens so geehrt zu werden, wie ein Am ha arez. Ebenso hat die Thora für die Gottesgelehrten die königlichen Beisteuern, die Verpflegung des Heeres (auf einem Marsche) und sonstige für jeden einzelnen bestimmte Steuern, die Kopfsteuer genannt werden, herabgesetzt und soll die Gemeinde für sie die Steuern zahlen, was auch bezüglich der Errichtung einer Mauer und dergl. gilt. Auch wenn der Gottesgelehrte Geld hat, braucht er dazu nichts beizusteuern. Es entschied bereits R. Josef Halevi in Betreff eines Mannes, der an einem Orte Gärten und Weinberge hatte und davon mehrere tausend Golddenare an Steuern hätte zahlen sollen, dass er von jeder Steuer frei ist, weil er ein Gottesgelehrter war, obwohl selbst ein Armer in Israel an dieser Steuer hat teilnehmen müssen. Das ist Thoragesetz, wie die Thora auch die Aharoniden von dem halben Schekel befreite, wie wir am betreffenden Orte des näheren ausgeführt haben, und sie auch von allem befreit waren, was dem ähnlich war."
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"Die Verehrung der Thora besteht in den Belehrungen (Entscheidungen nach ihr), der Eifer (im Thorastudium) besteht in dem Tun und Handeln (nach ihr), auch indem man die Weisen ehrt, die die Thora bestehen lassen (erhalten) und die Bücher schätzt, die über die Thora verfasst wurden, das Gegenteil davon ist Entweihung der Thora."
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"Er fühlt sich stark in Entscheidungen und fällt sie ohne Angst und Furcht."
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"<b>Richte nie allein, denn nur der Einzige darf allein richten</b> Ein bei der Menge anerkannter Mann darf nach Sanhedrin allein richten, aber das ist nach dem Schriftworte, hier warnt man davor vom Standpunkt der Moral, nicht vom Standpunkt des rituellen Verbotes. <b>Nehmet meine Ansicht an, denn sie dürfen, aber du nicht</b> Wenn die Kollegen anderer Meinung sind, sollst du sie nicht nötigen, deine Ansicht anzunehmen, denn sie wissen, ob sie sich zu deiner Ansicht bekennen dürfen und du hast kein Recht, einen Druck auf sie auszuüben, um deine Ansicht durchzusetzen."
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"<b>Wer die Thora in Armut hält, wird sie schließlich noch in Reichtum halten können</b> Wer als Armer sich quält und Mühe hat, Zeit zum Thorastudium zu finden, wird noch als Reicher Thora lernen können, ohne dass ihn etwas vom Lernen fernhalten wird. <b>wer die Thora bei Reichtum nachlässig behandelt, wird sie schließlich bei Armut vernachlässigen müssen</b> Wer aber als Reicher nicht Thora studiert, weil er viel Geld hat, um viel an Mahlzeiten teilzunehmen, der wird noch arm werden und dann wird er keine Zeit haben, Thora zu lernen, weil er zu viel von Nahrungssorgen geplagt sein wird."
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"<b>sei demütig gegen jeden Menschen</b> d.h. nicht bloss vor Grossen und Vornehmen sollst du dich erniedrigen, sondern vor jeglichem Menschen, wenn du mit jemand zusammen sitzest, sprich mit ihm, als wenn er höher stünde als du, damit jeder Stolz dir fern sei. <b>Wenn du das Thorastudium (viel) unterbrichst, wirst du dagegen noch andere Abhaltungen haben</b> d.h. die Sorgen des Lebens, wie Nahrungssorgen und dergl., werden dich von der Thora abziehen."
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"Die Busse nach begangenen schlechten Taten und die gleich von vornherein geübten Guttaten verhindern die Plagen und Krankheiten des Menschen."
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"Das Priestertum erhielt Aharon, das Königtum David und die Krone der Thora liegt für jeden da, wer will, kann sich mit ihr schmücken. Der Talmud sagt: Du wirst vielleicht meinen, dass diese Krone geringer an Wert sei, als die ersten beiden; so ist es nicht, sie ist vielmehr wertvoller als jene, denn in ihr sind jene mit enthalten, wie (Spr. Sal. 8, 15) steht: “Durch mich regieren Könige, und Fürsten geben gerechte Gesetze”. Ferner steht (ibid.): “Durch mich herrschen die Fürsten (V. 16), durch die Thora entsteht der gute Name”, d.h. die Erkenntnis und das Tun liegt in ihr (der Thora), denn dadurch erlangt man einen wahrhaft guten Namen."
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"Stütze dich nicht auf deine Vernunft, die dir sagt, du bedarfst der Genossen zum Studium gar nicht, auch nicht der Schüler, die dich anregen."
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"Besser ein Schüler bei großen Lehrern sein, als Lehrer für geringe Schüler, denn im ersten Falle nimmt man an Wissen zu und im letzteren ab. Dennoch sagten wir im Traktat Sanhedrin: Man nahm zum Vorsitzenden des 23gliedrigen Richterkollegiums den letzten der 71 Synhedristen, denn das war eine Rangerhöhung für den Betreffenden."
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"In dieser Welt soll man Tugenden sich aneignen, durch die man des jenseitigen Lebens teilhaftig wird, denn diese Welt ist eine Brücke, die zur künftigen Welt hinüberführt."
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"Wir setzten bereits im Abschnitt von Sanhedrin auseinander, dass nach dem Tode keine Vervollkommnung und Zunahme der Seelenkräfte möglich ist, aber der Mensch kann hienieden seine Tugenden vervollkommnen und vermehren, was Salomo mit den Worten (Koheleth 9, 10) andeutet: “Nicht Tat und Berechnung und Kenntnis und Weisheit gibt es in dem Grabe, wohin du gehst”, aber das Gute, das der Mensch tut, bleibt ihm für ewig und deshalb muss der Mensch in der kurzen Zeit seines Lebens sich anstrengen und darf seine Zeit nicht vergeuden, sondern muss sie dazu verwenden, sich Tugenden anzueignen, denn wenn er es nicht tut, ist der Schaden groß. Da man das Versäumte nicht gutmachen kann und das die Frommen wussten, suchten sie die Zeit nur zuzubringen mit Weisheit und mit Vermehrung der Tugenden. Sie brachten die meiste Zeit auf dem Wege der Wahrheit (der Gotteslehre) zu und vergeudeten nur wenig Zeit mit dem Materiellen und Irdischen, soweit es nötig war und nicht anders ging. Andere verwendeten ihre ganze Zeit auf das Irdische allein und gingen davon fort, wie sie kamen, wie Koheleth 5, 15 steht: “Ganz wie er gekommen, muss er gehen”; diese erleiden alle einen ewigen Verlust. Das Volk verkennt die Wahrheit in dieser Frage und meint, die erstere Klasse geht der Welt verlustig und die letztere Klasse gewinnt die Welt, was jedoch gerade umgekehrt ist, wie wir sagten. Sie machen die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis. Wehe über die, welche die Wahrheit tilgen! Salomo hat das Richtige getroffen mit seinem Buche Koheleth, worin er den Gewinn der (wahren) Welt preist und den Verlust schändet. Er erklärt, dass nach dem Tode von Gewinn und Erwerb dessen, wovon man hier sich trennen musste, nicht die Rede sein kann, was vollständig wahr ist. Wenn du das Buch (Koheleth) genau lesen wirst, wird die Wahrheit ans Licht gebracht werden."
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"Das ist klar und in den menschlichen Verhältnissen als Morallehre begründet, wovon man nicht bei Gelegenheit abgehen darf."
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"<b>und seinen Zorn von ihm abwenden</b> Es ist dies allerdings der Ausspruch Salomos, aber der Weise (sc. Samuel) bediente sich dieser Verse als Morrallehren und warnte vor einer solchen Sünde."
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"Was man in der Jugend lernt, behält man und vergisst es nicht leicht, während im Alter es umgekehrt ist. Das ist klar und einleuchtend. Weil ihre Ansichten noch nicht geklärt und sicher sind, und sich dagegen noch viel einwenden lässt. <b> es gibt einen neuen Krug, der voll ist von altem Wein und es gibt einen alten Krug, worin nicht einmal neuer Wein ist</b> d.h. bei manchen jungen Leuten findet man schon sichere und zuverlässige Lehrmeinungen, gleich altem Wein, wovon die Hefe abgesondert ist, wie es auch alte Leute gibt, die gar keine Weisheit besitzen und um so weniger unklare und verworrene Gelehrsamkeit besitzen."
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"<b>der Schöpfer (der Welt) ist, er ist der Einsichtsvolle, Richter, Zeuge und Partei zugleich und er wird einst das Urteil sprechen</b> d.h. er richtet (bestimmt) jetzt alle fürs Leben, für den Tod und für alles Sonstige, was im Leben vorkommt und er wird einst bestimmen, wer in der zukünftigen Welt leben soll, wer Lohn (für die guten Taten) und Strafe (für die bösen Taten) erhalten soll. <b>Gelobt sei er, vor dem es kein Unrecht, keine Vergessenheit, kein Ansehen der Person und keine Bestechung gibt</b> Nicht etwa, um das Recht zu beugen, denn das braucht nicht gesagt zu werden, dass es Gott nicht tut, aber gemeint ist, er bevorzugt die guten Taten nicht, wenn der Mensch z. B. 1000 gute Taten und eine schlechte Tat vollzieht, so verzeiht Gott diese eine schlechte Tat nicht wegen der vielen Guttaten und nimmt von 1000 guten Taten nicht eine fort, um zu kompensieren, sondern er bestraft den Menschen wegen der einen Sünde und gibt ihm den vollen Lohn für die 1000 guten Taten. Er übt auch kein Ansehen der Person, sondern bestraft einen, der viel Tugenden besitzt, wegen eines geringen Vergehens, wie z. B. Moses beim Haderwasser bestraft wurde, weil er in Zorn geriet und anderseits Esau belohnt wurde, weil er Vater und Mutter ehrte, ebenso Nebukadnezar, weil er Gott verehrte. <b>denn du wirst mit Gewalt (gegen deinen Willen) gebildet, gegen deinen Willen geboren, gegen deinen Willen musst du leben und sterben</b> d.h. denke an die physischen Dinge, wobei der Mensch keine Wahl hat, wie unsere Weisen sagen: Alles liegt in Gottes Hand, nur nicht die Gottesfurcht. Es steht nicht: Du musst mit Gewalt und gegen deinen Willen sündigen, oder du musst mit Gewalt reisen, gehen oder stehen und dergl., denn das steht in der Gewalt des Menschen und hängt von seinem freien Willen ab, ohne dass ein Zwang dabei besteht, wie wir im 5. Abschnitt erklärten."
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"<b>Durch 10 Aussprüche</b> Anfang Genesis von V. 3 bis V. 29 steht zehnmal das Wort ויאמר mit dem Worte בראשית (es steht aber ohne בראשית zehnmal ויאמר), wenn auch bei בראשית nicht ausdrücklich ויאמר steht, so ist es doch dazu zu denken, denn ohne Gottes Ausspruch wären Himmel und Erde nicht erschaffen worden. <b>Sie hätte doch durch einen einzigen Ausspruch erschaffen werden können?</b> Es hätte nur einmal ויאמר zu stehen brauchen, z. B. ויאמר אלהים יהיו שמים וארץ ויהי רקיע ויקוו המים usw., aber deshalb steht ויאמר bei jeder Schöpf ungsart, um kund zu tun, wie wichtig das Wesen derselben und wie schön alles angeordnet ist. Wer eine so geschaffene Welt zu Grunde richtet, fügt großen Schaden zu, wer sie dagegen erhält, erhält etwas Grosses, d.h. wer sie schädigt, schädigt sich selbst, da es in seiner Macht stand, die Welt zu erhalten oder zu Grunde zu richten, als wenn er das Endziel gewesen wäre bei der Schöpfung, wobei zehnmal ויאמר steht."
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"Unter Geschlechter sind die Worte der Thora gemeint: Der N. hat den X. erzeugt, einer nach dem andern. Diese und folgende Mischna wollen dem Menschen durch die Zahl 10 Moral geben und ihn aneifern, für sein Seelenheil zu sorgen durch moralische und geistige Tugenden, was dieser Traktat beabsichtigt."
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"Die 10 Prüfungen waren: 1. dass Abraham von Mesopotamien auswandern sollte; 2. die Hungersnot, die in Kanaan herrschte; 3. die Ägypter nahmen ihm sein Weib; 4. vier Könige bekriegten ihn; 5. er musste Hagar zur Frau nehmen, da er von Sara keine Kinder hatte; 6. die Beschneidung, die zu vollziehen an sich und Isaak ihm befohlen wurde; 7. der König von Gerar nahm ihm Sara fort; 8. die Vertreibung Hagars; 9. die Entfernung seines Sohnes Ismael aus dem Hause, wobei Gott zu ihm sagte (Gen. 21, 12): “Nicht lasse es dir leid sein wegen des Knaben” usw. Der Vers bezeugt auch, wie schwer dies Abraham aufnahm, da es (ibid. V. 11) heißt: “Und leid war die Sache sehr in den Augen Abrahams”, aber er beobachtete das Gebot Gottes und schickte sie (Hagar und Ismael) fort; 10. die Opferung Isaaks. "
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"Die 10 Wunder in Ägypten waren: Es wurden unsere Vorfahren von den 10 Plagen verschont und war jede Plage besonders für die Ägypter bestimmt und nicht für die Israeliten, was ohne Zweifel Wunder waren; auch sagt die Thora es bei jeder Plage, dass Gott sie nur für die Ägypter kommen liess, mit Ausnahme der Plage des Ungeziefers, wo das nicht ausdrücklich steht, aber es ist gewiss, dass Israel damit nicht bestraft wurde, und wenn auch bei ihm Ungeziefer gefunden wurde, so verursachte es ihm keine Schmerzen, wie auch die Weisen erklären, aber bei den übrigen Plagen ist es deutlich ausgesprochen. Bei Blut steht: “Die Ägypter konnten das Wasser aus dem Flusse nicht trinken”, ein Beweis, dass der Schaden nur sie allein traf. Bei den Fröschen steht: “Sie werden in dein Haus und in dein Schlafzimmer kommen.” Beim Gewild steht: “Ich sondere an jenem Tage das Land Gosen ab” usw. Bei der Pest steht: “Von dem Vieh der Kinder Israel starb nicht eins.” Bei Grind: “Der Grind war an den Bilderschriftkundigen und an ganz Ägypten.” Beim Hagel: “Nur im Lande Gosen, wo die Kinder Israel waren, war kein Hagel.” Bei Heuschrecken: “Die Heuschrecken kamen herauf über das ganze Land Ägypten.” Bei der Finsternis steht: “Allen Kindern Israel war Licht in ihren Wohnungen.” Dagegen sind die 10 Wunder, die beim Übergang über das rote Meer geschehen sein sollen, nur traditionell. Das erste Wunder, dass das Meer gespalten wurde, ist nach dem einfachen Wortsinn der Schrift aufzufassen, wie es heißt: “Die Wasser spalteten sich.” Das zweite Wunder war, dass die Wasser, nachdem sie gespalten waren, sie wie ein Gewölbe (gewölbtes Zelt) wurden, so dass sie die Gestalt eines Daches bekamen, nicht gewölbt und nicht abschüssig und war es so, als ob ein Loch im Wasser gewesen wäre, rechts und links und oben waren Wasser, was Habackuk mit den Worten bezeichnet (Habackuk 3, 14): “Du durchbohrst mit seinen Pfeilen das Haupt seiner Führer.” Das dritte Wunder war, dass das Land sich verhärtete und gerann, wie es heißt: “Sie gingen trockenen Fusses durchs Meer”, es blieb demnach auf dem Boden kein Lehm und kein Schlamm, wie bei andern Flüssen. Das vierte Wunder bestand darin, dass die Wege Ägyptens kotig und schlammig waren, wie es (ibid. V. 15) heißt: “Der Boden großer Gewässer.” Das fünfte Wunder bestand darin, dass die Wasser in viele Wege sich teilten, nach Anzahl der Stämme (Israels), wie ein runder Bogen, wie es (Ps. 136, 13) heißt: “Er teilte das Schilfmeer in Stücke.” Das sechste Wunder war, dass die Wasser gerannen und hart wie Stein wurden, weshalb es (Ps. 74, 13) heißt: “Du hast zerschmettert die Köpfe der Drachen auf dem Wasser”, d.h. die Wasser wurden so hart, dass man Drachenköpfe daran zerschmettern konnte. Das siebente Wunder war, dass die Wasser nicht wie sonst gerannen, d.h. nicht zu einem Stück, sondern zu mehreren Stücken, als wenn es Steine wären, und ordnete man sie einen nach dem andern, wie es (ibid.) heißt: “Du hast mit deiner Macht das Meer zerstückt.” Das achte Wunder war, dass das Meer zu Glas oder zu Schoham zerrann, d.h. es war hell und klar auf dem Meere, so dass man einen nach dem andern beim Übergang sehen konnte, wie es (Ps. 18, 12) heißt: “Wasserdunkel aus dichtem Gewölk”, d.h. die Sammlung der Wasser war wie der Himmel selbst so rein, d.h. so klar und hell war es auf dem Wasser. Das neunte Wunder war, dass süsse Wasser aus dem Meere flossen, die man trinken konnte. Das zehnte Wunder war, dass die Wasser gerannen, als sie ausflossen, nachdem man davon genommen, was man zum Trinken nötig hatte und dadurch nichts auf den Boden kam, wie (Exod. 15, 8) gesagt ist: “Es stand wie ein Damm Fliessendes”, d.h. was floss, gerann mitten im Meere. Wir finden auch in der Tradition, dass über die Ägypter beim roten Meere noch mehr Plagen kamen, als in Ägypten, aber alle waren von den 10 Arten, wie sie in Ägypten herabkamen, und teilten sie sich in verschiedene Arten am roten Meere, was angedeutet ist (I Sam. 4, 8) mit den Worten: “Das sind die Götter, welche Mizrajim schlugen mit allen Schlägen in der Wüste”, nämlich am Schilfmeer in der Wüste. Die 10 Versuchungen, wodurch sie Gott erproben wollten, stehen alle in der heiligen Schrift: 1. steht: Sie sprachen: “Gibt es denn keine Gräber in Ägypten?” 2. In Mara murrte das Volk über Moses und sprach: “Was sollen wir trinken?” 3. In der Wüste Sin, als sie sagten: “Wären wir doch lieber in Ägypten gestorben” (Exod. 16, 3). 4. Sie waren widerspenstig und liessen ent gegen dem Gebote vom Manna bis zum andern Morgen liegen (ibid. V. 20). 5. Sie suchten am Sabbath, wiederum gegen das Gebot, Manna aufzulesen (ibid. V. 27). 6. In Refidim murrten sie und stritten mit Moses (ibid. 17, 1 f.). 7. Sie machten am Choreb das goldene Kalb. 8. In Taberah verzweifelten sie an Gottes Allmacht und beklagten sich (Num. 11, 1). 9. Bei Kibroth ha taawah, als sie Fleisch verlangten, heißt es (ibid. V. 4): “Das Gesindel in seiner Mitte hatte Gelüste.” 10. In der Wüste Paran bei den Kundschaftern (ibid. 13, 26) und dort ist gesagt (ibid. 14, 22): “Sie versuchten mich schon zehnmal und hörten nicht auf meine Stimme.”"
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"<b>es verlosch der Regen nicht das Feuer des Holzstosses</b> Der Altar stand mitten in der Tempelhalle, die war oben offen (unbedeckt) und doch löschte der Regen das Feuer nicht aus. <b>nie hat ein Wind die aufsteigende Rauchsäule verweht</b> Die von den Opfern aufstieg, denn bei der Opferung war Windstille."
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"<b>auch eine Zange, die mittelst einer andern angefertigt wird (die erste Zange war also durch ein Wunder erschaffen)</b> Denn wer hätte die erste gemacht? Wir erwähnten bereits im ersten Abschnitt (§ 3), dass sie (die Sadduzäer) nicht glaubten, dass der Wille Gottes zu jeder Zeit sich erneuere, sondern gleich bei der Schöpfung der Dinge legte Gott in die Natur die Kraft, die Dinge so zu gestalten, wie sie geschehen, sei es, dass es von jeher so geschah, was man natürliche Entwicklung nennt, oder sei es, dass es für ferne Zeiten eine Neuerung war, welches Wunder ganz gleich ist. Des halb sagten sie (die Weisen), dass am 6. Tage Gott der Erde die natürliche Kraft gegeben hat, Korach und seinen Anhang zu verschlingen, dem Brunnen, Wasser hervorzubringen, der Eselin (Bileams), zu reden usw. Unter כתב ist die Thora zu verstehen, die vor Gott geschrieben lag, wie es heißt: Es ist nicht bekannt, wo er (Moses) ist und dann steht (Exod. 24, 12): “Ich werde dir die steinernen Tafeln geben.” Unter מכתב ist die Schrift auf den Bundestafeln zu verstehen, wie es heißt: “Und die Schrift war eine göttliche Schrift, eingegraben in die Tafeln” (ibid. 32, 16). Du wirst aber vielleicht meinen, da alle Wunder in die Natur der Dinge seit den sechs Schöpfungstagen gelegt wurden, weshalb werden diese 10 Dinge besonders hervorgehoben? So wisse, dass es nicht ge schieht, um zu sagen, dass sonst kein Wunder ausser diesen in die Natur der Dinge gelegt wurde, sondern der Autor der Mischna sagt, dass bei diesen zehn in der Dämmerungsstunde die Wunderkräfte gelegt wurden, während bei andern Wundern es zur Zeit, wo sie wirksam waren, geschah. Z. B. am zweiten Tage, als die Wasser sich teilten, wurde ihnen die Wunderkraft verliehen, dass das Schilf meer zur Zeit Mosis, am Jordan zur Zeit Josuas und ebenso zur Zeit des Elia und des Elisa das Wasser sich teilen sollte. Und am vierten Tage, als die Sonne erschaffen wurde, wurde in sie die Kraft gelegt, dass sie einst still stehen soll zu jener Zeit, als Josua zu ihr sprach: “Steh still Sonne in Gibeon” (Josua 10, 12), ebenso andere Wunder, ausser den zehn, welchen in der Dämmerungsstunde (am Freitag) die Naturkraft gegeben wurde. Das Wort שמיר bedeutet ein kleines Reptil, welches Steine aushaut von besonderer Grösse, wenn man es an ihnen vorübergehen lässt und damit (dem Schamir) baute Salomo den Tempel. צבת bedeutet ein Gerät, womit der Schmied heisses Eisen anfasst, bis er das, was er verfertigen will, ausgeführt hat."
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"Ich werde zuerst die Charaktereigenschaften erwähnen, die sich oft in den Worten der Weisen wiederholen, z. B. kommen die Ausdrücke: חסיד, חכם גולם, עם הארץ, בור im Talmud vor. בור ist ein Mann, der weder geistige noch moralisch-ethische Vorzüge besitzt, d.h. keine Weisheit und keine Moral kennt, auch besitzt er kein Erkenntnisvermögen, als wäre er bar des Guten und des Bösen und er heißt deshalb בור, weil er einem Boden gleicht, wo nichts gesät wird, der שדה בור unbebautes Feld genannt wird, wie im Traktat Seraim es ausgeführt wird. עם הארץ ist ein Mann, der wohl ethische Eigenschaften besitzt, aber keine geistigen Vorzüge, d.h. er hat Anstand, Sitte, Bildung, aber keine Thorakenntnis, das ist ein עם הארץ, d.h. er ist gut für das Bewohntsein eines Landes (für die menschliche Gesellschaft) und für das Ansammeln der Provinzen, da er moralisch-ethische Eigenschaften besitzt, wodurch sein Verkehr mit andern gefällt, wie wir zu Anfang unseres Werkes erwähnten. Ein גולם ist ein solcher, der geistige und moralische Vorzüge besitzt, sie sind jedoch nicht vollkommen und geordnet, es ist alles bei ihm verworren und untereinander gemischt und ist ein Defekt dabei untermischt, weshalb ein solcher גולם heißt, um ihn mit einem Gerät zu vergleichen, welches ein Handwerker anfertigt, das zwar die Form eines Werkes hat, aber ihm fehlt noch die Vollkommenheit und die letzte Feile, wie z. B. wenn der Schmied ein Messer oder ein Schwert anfertigt, die zwar schon die Form haben, aber noch nicht abgeschliffen sind, noch nicht scharf genug gemacht und abgezogen, die Teile, die offen sein müssen, sind noch nicht geöffnet, kurz, es fehlt ihnen noch das Vollendetsein, diese werden vorher genannt גולמי כלי מתכית halbfertige Metallgefässe, wie im Traktat Kelim näher erklärt wird. Das Wort גולם ist hebräischen Ursprungs, wie es Ps. 139, 16 heißt: גלמי ראו עיניך, d.h. meine ungeformte Masse haben deine Augen gesehen, bevor sie noch menschliche Gestalt hatte, wo sie גולם hieß, gleich Lehm, der dazu bereitet ist, eine andere Gestalt anzunehmen, die vollkommener ist. חכם ist ein solcher, der die beiden Arten von vollkommenen Eigenschaften (die geistigen und moralischen Eigenschaften) besitzt. חסיד ist ein solcher חכם, der die moralischen Eigenschaften in so hohem Masse besitzt, dass er fast zu der äussersten Grenze (der Tugend, der allerhöchsten Tugendhaftigkeit) hinneigt, wie wir im 4. Abschnitt auseinandersetzten. Seine Taten sind mehr als seine Weisheit und deshalb wird er חסיד genannt wegen seiner vermehrten und übergroßen Frömmigkeit, denn jede ausserordentliche Eigenschaft einer Sache wird mit חסיד bezeichnet, mag es sich um eine gute oder schlechte Eigenschaft handeln. Hier steht: Der Weise besitzt diese sieben Vorzüge, die wichtige Grundsätze sind und deshalb werden gerade diese genannt, weil bei ihnen die Gemara (das Erlernen), das Lehren und das Tun angängig ist. Vier von ihnen sind moralische Eigenschaften, nämlich: Er (der Weise) spricht nicht in Gegenwart eines solchen, der bedeutender ist als er an Weisheit und ihm überlegen ist an Zahl (der Lebensjahre), er fällt dem andern nicht ins Wort, sondern wartet, bis er seine Rede beendet hat. Er rühmt sich auch nicht einer Sache, die er nicht kennt, was mit den Worten ausgesprochen ist: Was er nicht vernommen hat (durch Tradition), davon sagt er, ich habe es nicht gehört und ist nicht eigensinnig, sondern wenn er die Wahrheit weiss, bekennt er sie und sonst wenn es ihm möglich ist, auszuweichen und irrezuleiten, tut er es nicht, was die Worte bedeuten: Er bekennt die Wahrheit. Die drei geistigen Eigenschaften, die der Weise besitzt, sind folgende: 1. Wenn man ihn irreführen will durch etwas, ist er nicht vorschnell und bleibt im Zweifel an der Wahrheit, sondern er spürt bald dem Irrtum nach und klärt ihn auf, was die Worte bedeuten: Er ist nicht voreilig im Antwortgeben. Das jedoch ist leicht zu verstehen und gut zu begreifen, was der Ausspruch (der Mischna), der irreführen kann, um den Unterschied der Dinge zu finden, bedeutet. 2. Der Weise fragt das, was in einer Sache zu fragen nötig ist, er sucht kein tradiertes Wunder in der Naturwissenschaft und nicht einen natürlichen Grund in den überlieferten Wissenschaften und dergl. Der Gefragte antwortet der Frage gemäss, z. B. fragt man aus dem Gebiete der Naturwunder, antwortet er demgemäss, fragt man etwas, was tiefer liegt als dies, so antwortet er, wie er es nach seinem Verstande und seiner Natur nach kann, oder z. B. wenn man ihn fragt nach der Materie (nach dem Stoff), gibt er nicht die Ursache der Form zur Antwort oder man fragt ihn nach der Ursache der Form, gibt er nicht die Ursache des Stoffes zur Antwort, sondern antwortet mit der Teleologie, das heißt: Er fragt richtig und antwortet korrekt, dies folgt aus einer besonderen Klugheit (die der Weise besitzt). 3. Die dritte Eigenschaft ist, dass er (der Weise) sein Talmudstudium richtig einteilt, was früher kommt, nimmt er früher und was später kommt, später durch, was beim Lernen sehr vorteilhaft ist. Das besagen die Worte: Er spricht über das erstere zuerst und das letztere zuletzt. Bei einem Golem findet immer das Umgekehrte statt, weil ihm die Vollkommenheit mangelt, wie wir erklärten und er zu der Höhe (wie der Weise) nicht gelangt."
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"<b>Hungersnot durch Regenmangel</b> Hungersnot infolge Regenmangels ist, dass das Jahr nur wenig Regen hat, an manchen Orten regnet es und an manchen nicht und wo es regnet, gibt es auch nur wenig Regen. <b>Hungersnot infolge kriegerischer Unruhe</b> d.i. der Mensch beschäftigt sich mit Kriegsangelegenheiten, mit den Streitsachen und den Neuigkeiten (vom Kriegsschauplatz), die immer frisch eingehen, so dass der Boden brach liegen gelassen und zur Zeit der Aussaat nicht gesät wird zum Schrecken der Welt. <b>so tritt Hungersnot mit nachfolgendem völligen Verderben ein</b> d.i. es regnet überhaupt gar nicht, die Flüsse trocknen aus, ebenso die Bäche, wie es (Deuter. 28, 23) heißt: “Und der Himmel, der über deinem Haupte, wird Erz sein.",
"Das erste ענוי הדין ist die Verzögerung eines Prozesses, wenn man mehrere Tage über die Rechtssache nachdenkt, obwohl sie klar ist. עוות הדין heißt, man richtet nicht nach Gebühr."
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"Wir erklärten öfter im Traktat Seraim, nach welcher Ordnung man die gesetzlichen Gaben vom Getreide entrichten muss und dort ist angegeben, dass man im 3. und 6. Jahre den ersten Zehnten absondern und ihn dem Levi geben musste, was in jedem Jahre geschah; dann sonderte man den Armenzehnt ab und gab ihn den Armen. Dieser Armenzehnt war an Stelle des zweiten Zehnt, den man in den übrigen Jahren der Schemitta absonderte. <b>Gaben für die Armen</b> d.i. leket, schichecha, pea, peret olleloth, denn am Suckothfeste muss man alles dies entrichten, weil da die Feldgeschäfte beendigt sind. Wer sie da entrichtet, gut, wo nicht, so bestiehlt er die Armen."
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"Ein Chassid tut viel Gutes, d.h. er neigt dem einen Extrem etwas mehr zu, während ein Frevler derjenige ist, der viel Fehler an der Seele hat, d.h. er neigt in seinen Taten dem andern Extrem zu, wie wir im 4. Abschnitt erklärten, denn wer das Seinige behalten und das Gut anderer noch dazu haben will, ist sehr leidenschaftlich (begehrlich) und heißt ein Frevler."
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"Beachte, dass der Dulder, dessen Geduld überaus groß ist, so dass er gar kein Gefühl für Zornesaufwallungen hat, fromm, und wer die schlechte Eigenschaft der schnellen Zorneserregung hat, Frevler genannt wird."
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"Beachte, dass hier der Ausdruck חכם Weiser gebraucht ist und nicht חסיד, weil es sich um intellektuelle, keine sittlichen Eigenschaften handelt, auch wird der letzte nicht רשע Frevler genannt, weil er ja nicht dafür kann, dass er schwer lernt und leicht vergisst, denn das Gegenteil lässt sich nicht erwerben."
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"Beachte, dass dieser, der sich nicht genügen lässt an seiner Gabe, sondern auch andere veranlasst, wohltätig zu sein, fromm genannt wird. <b>Frevler</b> Weil er so hartherzig ist, wird er Frevler genannt."
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"Es steht בהולכי לב“ה, d.h. beim Gehen ins Lehrhaus sind vier Unterschiede zu machen. Beachte, dass derjenige, der viel gute Eigenschaften sich erwirbt, ein Frommer, und wer darin lässig ist, ein Frevler genannt wird.",
"Wenn du die geistigen und die moralischen Eigenschaften kennst und auch die verschiedenen Arten bei der Aneignung von Wissen und praktischen Tugenden, wenn du ferner die mittlere Linie und den Weg zur Praxis kennst, die man Guttaten nennt und auch das, was über die Mittellinie etwas hinausgeht, welcher Taten sich die bekannten und berühmten frommen Leute befleissigen, wenn du ferner kennst das Zuviel und das Zuwenig, welches beides schlecht ist, wobei aber eins von den beiden Extremen eher den Namen “schlecht” verdient, wovon das eine Sünde und das andere unrechtmässige Tat heißt, wie z. B. die Enthaltsamkeit ohne Zweifel etwas vollendet Gutes und die große Leidenschaft etwas vollendet Schlechtes ist, spürt man aber gar keinen Trieb zum Genuss, obwohl das auch schlecht ist, das doch nicht allein großer Leidenschaft gleicht, was Sünde oder unrechtmässiges Handeln heißt; es ist alsdann nicht mehr Enthaltsamkeit, sondern neigt etwas zu dem Mangel an Gefühl für jeden Genuss hin, wie es dem Vollkommenen ziemt. Und wenn du dies verstehen wirst, wirst du wissen, dass derjenige, der noch etwas mehr als Enthaltsamkeit übt, fromm genannt wird, wie wir vorher sagten, und wer gar keine Leidenschaft spürt, Sünder heißt. Deshalb steht bei einem Nasiräer (Num. 6, 11): “Der Priester sühne ihn, weil er sich vergangen hat gegen seine Seele”, wie wir im 4. Abschnitt (oben S. 14 u. 15) des näheren auseinandersetzten. Aus alledem, was wir voranschickten und erklärten, wirst du erkennen, wer בור, wer עם הארץ, wer גולם, wer חכם und wer רשע, wer חסיד und wer חוטא genannt zu werden verdient. Diese sieben Namen werden sieben Arten von Menschen beigelegt, je nachdem sie Tugenden oder Laster an sich haben und je nachdem sie sich an die geistigen Eigenschaften gewöhnt, wie wir vorher erklärten. Man legte die Namen bei, je nach den Umständen eines Mannes, wenn z. B. jemand lasterhafte Eigenschaften an sich hat, nennt man ihn רשע, wie wir auseinandersetzten, und wenn jemand geistige Vorzüge besitzt, sie aber zum Schlechten anwendet, so wird der bei den Weisen (Talmudisten) רשע ערום, ein listiger Frevler genannt, und wenn es ein Frevler ist, der den Menschen schadet, d.h. er besitzt moralische Defekte, die den Menschen schädlich sind, wie z. B. Frechheit, Grausamkeit (Strenge) und dergl., so wird er רשע רע genannt. Ebenso wenn jemand geistige Vorzüge und schlechte moralische Eigenschaften hat, wodurch er andern schadet, wird er חכם להרע, ein Weiser im Bösehandeln, genannt, wie der Vers (Jeremias 4, 22) sagt: “Weise sind sie, Böses zu tun, aber Gutes zu tun, verstehen sie nicht”, d.h. ihre geistigen Vorzüge benutzen sie zu bösen Taten und nicht zu guten. Der Mann jedoch, in welchem alle geistigen Vorzüge und moralischen Eigenschaften vereinigt sind, so dass es weder einen geistigen Vorzug, noch eine moralische Eigenschaft gibt, die er nicht besitzt — was sich nur selten findet und die Philosophen sagen, dass das Wesen des Menschen davon sehr weit entfernt ist, jedoch unmöglich ist es nicht — wo immer ein solcher Mann sich findet, nennt man ihn einen göttlichen Mann, wie er auch in unserer Sprache genannt wird, muss er nach meiner Ansicht מלאך השם genannt werden, wie es (Richter 2,1) heißt: “Es ging hinauf ein Abgesandter des Ewigen von Gilgal.” Die Philosophen sagten: Es sei ausgeschlossen, dass ein Mensch gefunden werde, in dem sich alle Laster vereint finden sollten ad infinitum, ohne irgend welche geistige Vorzüge und bezüglich der moralischen Eigenschaften, ohne dass nicht auch eine Tugend darunter (unter den Lastern) sein sollte, und wenn es der Fall sein sollte, was allerdings fernliegend ist, so benennen sie das mit: Ein Tier unter den bösen wilden Tieren, die schädlich sind, wie es Salomo mit דוב שכול bezeichnet, d.h. die Vereinigung von Torheit und Schädlichkeit. Von diesen fünf zusammengesetzten Namen (aus zwei Wörtern bestehend) bedeuten vier etwas Schmachvolles, nämlich die Bezeichnungen: רשע ערום, רשע רע חכם להרע und דוב שכול, einer aber bedeutet etwas Grosses und zwar das allergrösste, das man sich denken kann, d. i. איש אלהים, der göttliche Mann, der מלאך השם. Der Vers spricht es deutlich aus, was unter מלאך השם zu verstehen ist, nämlich ein solcher Mann, der geistige und moralisch-ethische Vorzüge besitzt, wie es (Maleachi 2, 7) heißt: כי שפתי כהן ישמרו דעת ותורה יבקשו מפיהו כי מלאך ה׳ צבאות הוא. Unter דעת sind alle geistigen Vorzüge zusammengefasst, weil nur dadurch Vollkommenheit zu erlangen ist. Ferner steht: ותורה יבקשו מפיהו, was ein Beweis seiner Vollkommenheit ist infolge seiner ethischen Vorzüge, wie wir im 7. Abschnitte (oben S. 28 flg.) erklärten; denn das beabsichtigt vor allem die Thora. Deshalb steht auch: “Alle ihre Pfade sind Friede” (Spr. Sal. 3, 17). Wir erklärten dort auch, dass der Friede zu den ethischen Vorzügen gehört. Zum Schluss steht dann: כי מלאך ה׳ צבאות הוא"
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"<b>Schwamm</b> Wer sich an alles erinnert, aber nicht zwischen Wahrem und Falschem zu unterscheiden versteht, der gleicht einem ספוג, d.h. Wolle (Wassermoos) des Meeres, die alles aufsaugt. <b>Trichter</b> Wer sofort etwas auffasst, aber nichts behält, weder Wahres noch Unwahres, gleicht einem Trichter. <b>Seiher</b> Wer die schlechten Lehren behält und die wahren Lehren, worauf die Tat wie Wein auf der Hefe ruht, vergisst, so dass nur Hefe zurückbleibt und das Klare und Wahre fortgeht, gleicht einem Seiher. <b>Sieb</b> Das Sieb lässt den Staub, das Schlechte durch und behält das bessere Mehl, das dünne Mehl, das man nicht verwenden kann, geht heraus und es bleibt das dicke, was das feine Mehl ist (ebenso lässt ein guter Schüler die schlechten Lehren unbeachtet und beherzigt die guten)."
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"Liegt der Grund der Liebe in etwas Irdischem, so hört sie auf, sobald das Irdische aufhörte und gewichen ist und muss das Geheimnis (der Liebe), das sich immer erneuert, in dem Geheimnis der Ursache liegen; ist aber der Grund der Liebe ein göttlicher, wie die wahre Erkenntnis (Gottes), so kann eine solche Liebe nie aufhören, weil der Grund das Wesen der Liebe ewig dauern lässt (wie Gott ewig ist)."
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"Das ist so nach dem Grundsatz von Belohnung und Bestrafung, denn wer nicht bloss streitet, um den andern zu widerlegen, sondern um das Wahre zu erkennen, dessen Worte werden bestehen und nie aufhören. <b>dem gelingt es nicht, Busse zu tun</b> Wer die Menschen zum Richtigen anleitet, den wird Gott belohnen, indem er ihn von der Sünde abhält, und wer die Menschen irreführt, den wird Gott bestrafen, indem er ihn von der Busse abhält, das ist klar, und nichts schwierig dabei, wenn du verstehst, was wir im 8. Abschnitt als Hauptgrundsatz dabei aufstellten."
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"Unter “wohlwollendes Auge” ist die Genügsamkeit, unter נפש שפלה die Enthaltsamkeit zu verstehen, unter רוח נמוכה ist die ausserordentliche Demut gemeint, wie wir in dem vorigen Abschnitt auseinandersetzten. Die drei entgegengesetzten Dinge sind: die Geldgier, d. i. das böswillige Auge, die große Leidenschaft, d. i. נפש רחבה, und der Hochmut, d. i. רוח גבוהה. Die drei Vor züge wurden unserem Erzvater Abraham bekannt gegeben und bei wem sich die ersten drei Tugenden finden, der wird ein Schüler Abrahams genannt, weil er sich nach dessen Sitten richtet. Bei wem jedoch die drei entgegengesetzten fehlerhaften Dinge sich finden, gehört zu den Schülern Bileams, da er dessen Sitten nachahmt. Ich werde nun die Stellen anführen, wo die Tugenden Abra hams, und die Stellen, wo die Fehler Bileams erkennbar sind; sie finden sich alle in der Thora: Von der Anspruchslosigkeit (w. Genügsamkeit) Abrahams steht Gen. 14, 23: “(Abraham sagte zum König von Sodom:) Ich nehme weder Faden noch Schuhriemen, noch irgend etwas, was dir gehört” usw. Das ist der höchste Grad von Genügsamkeit, dass jemand großen Reichtum verschmäht und nicht das Geringste annimmt. Von der Enthaltsamkeit Abrahams er zählt die Schrift (ibid. 12, 11): “Als er nahe daran war, nach Ägypten zu kommen, sprach er zu Sara, seinem Weibe: Siehe doch, ich weiss, dass du ein Weib von schönem Ansehen bist”, wozu (Baba Bathra 77a) bemerkt wird: Er hat nur an diesem Tage ihr ganz ins Gesicht gesehen, was der höchste Grad von Enthaltsamkeit ist. Ferner bemerken sie (die Talmudisten) zu dem Verse Gen. 16, 6: “Abraham sprach zu Sara: Hier hast du deine Magd in deiner Hand, tue mit ihr, was dir gut dünkt in deinen Augen”, davon ist bewiesen, dass Abraham gar keinen Umgang mit der Hagar haben wollte. Ebenso, als Sara ihn bat, sie (die Hagar) mit Ismael fortzuschicken, so dass sie ihn hinderte, sich ihr (der Hagar) zum Zwecke des ehelichen Umgangs zuzuneigen, heißt es, es tat Abraham nur leid wegen des Ismael, nach Gen. 21, 11: “Leid war die Sache sehr in den Augen Abrahams um seines Sohnes willen.” Alles das sind Beweise von der Enthaltsamkeit Abrahams. Und in seiner großen Bescheiden heit sagte er: “Ich bin nur Staub und Asche” (Gen. 17, 27). <b>gehört zu den Schülern des Frevlers Bileam</b> Die Geldgier Bileams des Frevlers wurde dadurch bekannt, dass er von Aram Naharajim des Geldes wegen kam, das ihm als Lohn versprochen wurde, um Israel zu verfluchen, wie Gott sagte (Deuter. 23, 5): “Er (Balak) hat gegen dich gedungen den Bileam, den Sohn Beor” usw. Seine große Leidenschaft bezüglich des Beischlafes war aber der Grund, dass er Balak den Rat gab, er soll den Frauen frei geben, mit Israel zu buhlen. Er setzte bekannte Buhldirnen zu ihnen, was er nicht geboten haben würde, wenn nicht seine große Leiden schaft gewesen wäre, die die Unzucht ihm für erlaubt erscheinen liess, denn das Gebot der Menschen richtet sich nur nach ihrer Gesinnung, da die Guten nichts Böses gebieten, sondern sich davor in acht nehmen. Im Vers (Num. 31,16) steht: “Siehe, sie waren den Kindern Israels auf den Rat Bileams” usw. Und die Weisen (Sanhedrin 105a) sagten: “Bileam hat seiner Eselin beigewohnt und es ist kein Zweifel daran, dass derjenige, welcher solche Gedanken hat, auch diese betätigt.” Sie (die Weisen) bringen gegen Bileam einen Beweis von dem Verse (Ps. 55, 24): “Du aber, o Gott, wirst sie stürzen in die Grube des Verderbens, die Männer des Blutes” usw., nämlich: weil er (Bileam) ein Mann des Blutes war, was die Ursache gewesen ist, dass Israel während einer Seuche starb; auch war er ein Mann des Truges, denn er ersann Betrügereien, um Böses zu tun. Man bringt nun den Schülern Abrahams einen Beweis von dem Verse (Spr. Sal. 8, 21): “Zu verleihen meinen Freunden Habe und ihre Schätze fülle ich”, wie es auch heißt (Jesajas 41, 8): “Der Same Abrahams, meines Lieblings.”"
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"Obwohl es heißt: Ein frecher Mensch kommt ins Gehinam, gebietet man doch anderseits den Mut, den man zeigen muss, wenn z. B. Lehrer zurechtweisen und dergl., gleichsam, als wollte der Autor der Mischna sagen: Bediene dich zuweilen einer Untugend, wenn es sich um die Vollführung des göttlichen Willens und um die Anerkennung der Wahrheit der göttlichen Lehre handelt, wie der Prophet (Psalmist) sagt (Ps. 18, 28, 27): “Mit dem Krummen windest du dich”, aber unter der Bedingung (darfst du dich des Freimuts bedienen), wenn deine Absicht ist, der Wahrheit zu dienen. Deshalb steht auch: “Um den Willen deines himmlischen Vaters zu erfüllen.” Zu den Wohltaten, welche Gott dieser Nation (Israel) erwiesen, gehört auch, dass er ihr Schamhaftigkeit verliehen hat, wie es (Jebamoth 79a) heißt: Die Kennzeichen der Nachkommen Abrahams sind, dass sie verschämt, barmherzig und wohltätig sind. Ferner steht (Exod. 20,17): “Damit Ehrfurcht vor ihm auf eurem Antlitz sei, dass ihr nicht sündigt.” Nachdem nun der Vorzug der Schamhaftigkeit dargetan wurde, folgt das Gebet am Schluss: Wie du, o Gott, uns damit begnadigt hast, so begnadige uns, dass du bald in unsern Tagen deine Stadt (Jerusalem) erbauest!"
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"<b> denn in ihr ist alles enthalten, schaue auf sie</b> Sieh die Wahrheit, welche darin enthalten ist, mit deinem Verstande ein, wie das Targum das Wort וירא mit וחזא übersetzt. <b>werde alt und hinfällig im Gesetzstudium</b> Beschäftige dich mit der Gotteslehre bis ins Greisenalter und auch dann weiche nicht von ihr, um dich etwas anderem zuzuwenden."
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"Die (Talmudisten) sagen: Von der Weisheit hat nur das Bestand, was du mit Mühe erlerntest, arbeite und habe Ehrfurcht vor dem Lehrer; das Lesen von Büchern zum Vergnügen (Romane) oder zur Erholung (Novellen und andere populäre Schriften) hat keinen Bestand (keinen dauernden Wert) und keinen Nutzen. Im Talmud wird zu dem Verse (Koheleth 2, 9): “Auch אף meine Weisheit stand mir bei” bemerkt: Die Weisheit, welche ich im Zorn באף (bei Mühe und Qual) lernte, stand mir bei, weshalb man befahl, den Schülern Furcht einzuflössen und sagte man: Beobachte Strenge (eigentl. wirf Bitteres oder Galle) gegen die Schüler (s. Kethuboth 103 b)."
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],
"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah",
"Comment"
]
}