diff --git "a/json/Mishnah/Modern Commentary on Mishnah/German Commentary/German Commentary, Introduction/English/Mischnajot mit deutscher \303\234bersetzung und Erkl\303\244rung. Berlin 1887-1933 [de].json" "b/json/Mishnah/Modern Commentary on Mishnah/German Commentary/German Commentary, Introduction/English/Mischnajot mit deutscher \303\234bersetzung und Erkl\303\244rung. Berlin 1887-1933 [de].json"
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "Einleitung.\nDas Gesetz Gottes, welches uns als Norm für alle Verhältnisse des Lebens gegeben wurde, besteht aus zwei Theilen: 1) aus der schriftlichen Lehre, תורה שבכתב und 2) aus der mündlichen Lehre, תורה שבעל פה. Beide sind dem Mose auf dem Berge Sinai überliefert worden mit der Weisung, sie zu einem Erbtheil der Gemeinde Jacobs zu machen: תורה צוה לנו משה מורשה קהלת יעקב „Die Lehre, die uns Moses befohlen, ist ein Erbtheil der Gemeinde Jakobs.\" (Deuteron. 33, 4). An die fünf Bücher Mosis (gemeinhin תורה genannt) schlössen sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte noch die Bücher der Propheten = נביאים: und die heiligen Schriften = כתובים, so dass schliesslich die schriftliche Lehre aus 24 Büchern bestand. Die mündliche Lehre aber sollte bleiben, was sie war; sie sollte nicht aufgeschrieben werden, sondern sich durch üeber- lieferung im Gedächtnisse der Geschlechter fortpflanzen. Wie das später geschah, darüber belehrt uns die folgende Mischna: משה קבל תורה מסיני, ומסרה ליהושע, ויהושע לזקנים, וזקנים לנביאים, ונביאים מסרוה לאנשי כנסת הגדולה „Moses empfing die Lehre vom Sinai und überlieferte sie dem Josua, dieser den Aeltesten, die Aeltesten den Propheten, die Propheten überlieferten sie den Männern der grossen Synode (Tract. Aboth, Abschn. 1, Mischn. 1).\" — Ohne die mündliche Lehre würden wir' kein Verständniss für die schrift- liche Lehre haben. So wären z. B. die Worte: וקשרתם לאות על ידך „Du sollst sie (die Worte der Lehre) als Zeichen an Deine Hand knüpfen\" (Deuteron. 6, 8), ohne die Erläuterung, dass damit die תפלין (Denkriemen) gememt sind, unverständlich. Ebenso findet das Gebot der Heilighaltung des שבת seine Erklärung erst durch die Aufzählung der 39 verbotenen Arbeiten in der Misclma etc.\nJahrhunderte lang erhielt sich die mündliche Lehre auch durch Ueber- lieferung von Geschlecht zu Geschlecht, ohne dass eine Veranlassung zu ihrer schriftlichen Fixirung vorhanden gewesen wäre. Auch während der Dauer des babylonischen Exils (586—537) und eben so in den darauf folgenden Jahren fanden sich Männer in genügender Anzahl, die fähig waren, das Ueberlieferte im Gedächtnisse treu zu bewahren und durch Unterweisung weiterzupflanzen. Diese Männer hiessen סופרים = Schrift- erklärer, und der berühmteste und bekannteste unter ihnen ist עזרא הסופר, der im Verein mit Serubabel und Nehemia die Juden aus dem Exil zurückführte. Aus der Vereinigung dieser סופרים entstand die „grosse Synode\" (כנסת הגדולה), die durch mehr als zwei Jahrhunderte alle Ange- legenheiten des jüdischen Staates, sowohl die kulturellen wie die politischen, ordnete. Sie erliess mehrere Verordnungen, die durch die Verhältnisse geboten erschienen und die auch Gesetzeskraft erlangten, einige Verbote bezüglich des Sabbath und der Ehen (cf. Nehemias gegen Ende), auch das Lesen der Megillath Esther, die Benedeiungen (ברכות), die Gebete (תפלות) u. s. w. Ihnen wird ferner die Aufzeichnung von Hesekiel, der zwölf kleinen Propheten, Daniel und Esther zugewiesen (cf. Baba Bathra 15). \nAls letzter Vertreter dieser grossen Synode wird Aboth Abschn. I. 2. Simon der Gerechte genannt. Darauf folgen die זוגות (Paare): der נשיא Fürst und ihm zur Seite der pi n-a 3S, Präsidenten des Synhed- rions, des obersten Gerichtshofes, (cf. Aboth 1). Die ersten hiessen: Jose ben Joeser aus Zereda und Jose ben Jochanan aus Jerusalem. Die letzten waren Samai und Hillel (30 vor der gew. Zeitr.) Darauf folgen die תנאים, von ר' יוחנן בן זכאי bis ר' יהודה הנשיא. Als aber um diese Zeit die Macht der äusseren Verhältnisse, der Druck der Fremdherrschaft und die Hinrichtung der edelsten und gelehrtesten Gesetzeslehrer die Gefahr eines allmählichen Verlustes der mündlichen Lehre nahelegte, da entschloss sich R. Jehuda Ha-Nasi durch eine Zusammenstellung wichtiger Aussprüche anerkannter Autoritäten und durch Anführung oft widerstreitender An- sichten eine Grundlage zu schaffen, auf welcher die mündliche Lehre weiter und weiter ausgebaut und fortgepflanzt werden könnte. Ihm war von anderen Männern schon vorgearbeitet worden. Namentlich R. Akiba hatte eine Mischnasammlung verfasst (משנת דרבי עקיבא), die R. Jehuda Ha-Nasi ebenso wie die des R. Meir, des Schülers des R. Akiba, bei Ab- fassung seiner Mischna verwendete. Ausserdem fanden noch einzelne Aus- sprüche und Entscheidungen berühmter Gesetzeslehrer תנאים (deren Namen weiter unten folgen), Aufnahme in die Mischna. Aber mit grosser Strenge und Rigorosität wurde bei der Aufnahme verfahren und Alles, was nicht die strengste Kritik aushalten konnte, ausgeschieden. Daher datirt auch das grössere Ansehen der Mischna gegenüber der ברייתא, תוספתא (die nicht in den Canon aufgenommenen Mischnajot) und den midraschischen Werken: ספרי, ספרא, מכילתא. Als Redacteure der תוספתא und ברייתא werden ר' חייא, ר' נחמיה und ר' אושעיא genannt; die מכילתא wird ספרא, ר' ישמעאל (Midrasch zum III. B. M.) dem ר' יהודה und ספרי (Midrasch zum IV. und V. B. M.) dem ר' שמעון zugeschrieben; die beiden letzteren sollen jedoch nur stets der Ansicht ihres Lehrers R. Akiba gefolgt sein. Der Inhalt dieser Werke wird von den אמוראים (den Nachfolgern der תנאים) in ihren Discussionen in der גמרא (Talmud) oft herangezogen, um etwaige Schwie- rigkeiten in der Erklärung der משנה durch Vergleich mit Stellen in jenen Werken zu heben.\n"
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Wie das später geschah, darüber belehrt uns die folgende Mischna: משה קבל תורה מסיני, ומסרה ליהושע, ויהושע לזקנים, וזקנים לנביאים, ונביאים מסרוה לאנשי כנסת הגדולה „Moses empfing die Lehre vom Sinai und überlieferte sie dem Josua, dieser den Aeltesten, die Aeltesten den Propheten, die Propheten überlieferten sie den Männern der grossen Synode (Tract. Aboth, Abschn. 1, Mischn. 1).\" — Ohne die mündliche Lehre würden wir' kein Verständniss für die schrift- liche Lehre haben. So wären z. B. die Worte: וקשרתם לאות על ידך „Du sollst sie (die Worte der Lehre) als Zeichen an Deine Hand knüpfen\" (Deuteron. 6, 8), ohne die Erläuterung, dass damit die תפלין (Denkriemen) gememt sind, unverständlich. Ebenso findet das Gebot der Heilighaltung des שבת seine Erklärung erst durch die Aufzählung der 39 verbotenen Arbeiten in der Misclma etc.\nJahrhunderte lang erhielt sich die mündliche Lehre auch durch Ueber- lieferung von Geschlecht zu Geschlecht, ohne dass eine Veranlassung zu ihrer schriftlichen Fixirung vorhanden gewesen wäre. Auch während der Dauer des babylonischen Exils (586—537) und eben so in den darauf folgenden Jahren fanden sich Männer in genügender Anzahl, die fähig waren, das Ueberlieferte im Gedächtnisse treu zu bewahren und durch Unterweisung weiterzupflanzen. Diese Männer hiessen סופרים = Schrift- erklärer, und der berühmteste und bekannteste unter ihnen ist עזרא הסופר, der im Verein mit Serubabel und Nehemia die Juden aus dem Exil zurückführte. Aus der Vereinigung dieser סופרים entstand die „grosse Synode\" (כנסת הגדולה), die durch mehr als zwei Jahrhunderte alle Ange- legenheiten des jüdischen Staates, sowohl die kulturellen wie die politischen, ordnete. 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+ "\nDer Traktat Arachin behandelt die Lev. 27,1—8 gegebenen Bestimmungen über Erechgelübde, das sind Gelübde, durch die der Gelobende sich verpflichtet, den in der Schrift festgesetzten, nach Alter und Geschlecht sich richtenden Schätzungswert (ערך) einer bestimmten Person an das Heiligtum zu entrichten. In den drei letzten Abschnitten werden im Anschluss hieran die ebendort (Lev. 27 und 25, 13—16 ; 25—34) gegebenen Vorschriften über den Verkauf und die Heiligung von Erbäckern und Häusern im heiligen Lande und deren Wiedereinlösung und über das als Banngut Geweihte behandelt.\nDer Traktat hat 9 Abschnitte, die im Einzelnen folgenden Inhalt haben:\n1. Wer den Erech und wer den Geldwert einer Person geloben und wessen Erech und wessen Geldwert gelobt werden kann. Hieran anknüpfende Bestimmungen über einen zum Tode verurteilten Mann, über eine zum Tode verurteilte Frau.\n2. Welches der niedrigste und welches der höchste Erech ist. Im Anschluss hieran eine ganze Reihe von anderen Vorschriften, bei denen ebenfalls eine Höchstzahl und eine Mindestzahl vorgeschrieben ist, insbesondere Vorschriften über den Tempeldienst.\n3. Wie der für das gleiche Alter und Geschlecht für alle gleichmässig festgesetzte Erech für den, der einen Erech gelobt hat, bald eine Erleichterung und bald eine Erschwerung enthält. Das Gleiche bei der Vorschrift über die Einlösung eines Erbackers, über die für einen Sklaven, der von einem stössigen Ochsen getötet worden ist, zu zahlende Geldstrafe, über die Strafe, die ein Notzüchtiger oder ein Verführer oder der, der falscher Weise seine Frau beschuldigt hat, dass er bei ihr die Zeichen der Jungfernschaft nicht vorgefunden habe, zu zahlen hat.\n4. Dass für die Höhe des Erech das Alter der Person, deren Erech gelobt worden ist, zu der Zeit, wo der Erech gelobt wurde, und das Geschlecht derselben massgebend ist, für die Herabsetzung des Erech im Unvermögensfalle dagegen die Vermögenslage dessen, der den Erech gelobt hat.\n5. Was zu entrichten ist, wenn jemand das Gewicht einer Person oder den Wert eines einzelnen Körperteils gelobt. Wie es mit der Zahlungsverpflichtung ist, wenn der, dessen Erech oder Geldwert gelobt worden ist, stirbt, bevor die Höhe des zu zahlenden Betrages festgestellt worden ist, mit der Zahlungspflicht der Erben, wenn der, der das Gelübde getan hat, vorher stirbt. Dass bei einem zu zahlenden Erech auch mit Pfändung vorzugehen ist, ebenso bei manchen darzubringenden Opfern, bei anderen dagegen nicht.\n6. Die Ausbietung von dem Heiligtum zugefallenen Gut. Wie zu verfahren ist, wenn auf demselben noch Verpflichtungen ruhen. Welche Gegenstände für einen zu zahlenden Erech gepfändet werden dürfen und welche nicht. Dass man bei der Abschätzung von dem Heiligtum zugewendeten Gegenständen sich nur nach dem augenblicklichen Werte desselben zu richten hat.\n7. Bestimmungen über die Auslösung eines dem Heiligtume zugewendeten Erbackers. Wie die Auslösungssumme zu berechnen ist. In welchen Fällen der Acker, wenn der Eigentümer ihn bis zum Jobeljahre nicht ausgelöst hat, den Priestern zufällt. Wie die Priester in seinen Besitz gelangen. Erbäcker von Priestern und Leviten.\n8. Bestimmungen über die Auslösung eines dem Heiligtume zur Zeit, wo das Jobelgesetz nicht in Geltung ist, zuge wendeten Erbackers. Was von seinem Besitz man als Banngut weihen kann. Ob Priester und Leviten das Ihrige als Banngut weihen können. Was mit dem Banngut geschieht. Dass man auch bereits Geheiligtes als Banngut weihen kann.\n9. Bestimmungen über die Wiedereinlösung eines verkauften Erbackers, eines Hauses in einer ummauerten Stadt. Was als Haus einer ummauerten Stadt gilt. Ueber die Wiedereinlösung von Häusern in offenen Ortschaften, in den Levitenstädten. Der unbebaute Platz (מגרש) vor den Städten. Das unbeschränkte Wie dereinlösungsrecht von Priestern und Leviten.\n"
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+ [
+ [
+ "Jeder kann einen Erech. den in der Schrift (Lev. Cap. 27) für die verschiedenen Altersstufen festgesetzten Schätzungswert (ערך) einer Person, welcher dem Heiligtum zufällt.",
+ "jeder kann einen Geldwert. im Gegensatz zu מעריך, den Erech einer Person geloben, ist hier unter נודר zu verstehen : den Geldwert einer Person geloben, d. h. die Geldsumme, welche die Person, wenn man sie auf dem Sklavenmarkt verkaufen würde, schätzungsweise einbringen würde. Man kann sowohl den eigenen Erech geloben, indem man sagt: ערכי עלי, wie den einer anderen Person durch: ערך פלוני עלי, und ebenso den eigenen Geldwert durch: דמי עלי wie den einer anderen Person durch: דמי פלוני עלי.",
+ "Unbestimmt- und Doppelt-geschlechtliche. S. Bechor. VI, Noten 92 und 93.",
+ "denn nur der Erech einer ausgesprochen männlichen oder ausgesprochen weiblichen Person kann gelobt werden. da nur von solchen in der Schrift die Rede ist.",
+ "Geistesschwachen und Unmündigen. S. Chull. 1 Noten 3—5.",
+ "nicht aber den Erech geloben. da der niedrigste in der Schrift angegebene Erech der eines einen Monat alten Kindes ist."
+ ],
+ [
+ "er aber kann keinen Erech geloben. Der Abschnitt über das Geloben eines Erech wird in der Schrift mit den Worten eingeleitet: דבר אל בני ישראל, daraus wäre zu entnehmen, dass die darin enthaltenen Bestimmungen sich nur auf Israeliten beziehen. Aus dem nachfolgenden: „איש„ כי יפלא נדר‟ geht aber andererseits hervor, dass auch der Nichtjude nicht auszuschliessen ist, denn sonst würde die Schrift hier, wo Frauen und Kinder nicht ausgeschlossen werden sollen, nicht den Ausdruck איש, sondern vielmehr den Ausdruck אדם gebraucht haben, der Nichtjuden ausschliesst. Nach R. Meir ist das dahin zu erklären, dass wohl von einem Israeliten der Erech auch eines Nichtjuden gelobt werden kann, der Nichtjude selbst aber einen Erech nicht geloben kann.",
+ "sein Erech kann aber nicht gelobt werden. Nach R. Jehuda deutet das ausschliessende דבר אל בני ישראל darauf hin, dass nur der Erech eines Israeliten gelobt werden kann, während das verallgemeinernde איש besagen will, dass auch der Nichtjude den Erech eines Israeliten geloben kann. Der Talmud begründet sowohl die Ansicht des R. Jehuda wie die entgegengesetzte des R. Meïr.",
+ "dass sowohl er einen Geldwert geloben wie sein Geldwert gelobt werden kann. Da aber nach Ansicht des R. Meïr nur solche Gelübde und Spenden von Nichtjuden angenommen werden dürfen, die als freiwillig dargebrachte Opfer auf dem Altar geopfert werden können, nicht aber solche, die dem Tempelschatz verfallen (Schekal. I, 5), so geht nach Maim. (הלכות ערכין וחרמין I, 12) das von dem Nichtjuden gezahlte Geld nicht an den Tempelschatz, sondern, wenn derselbe erklärt, dass er die Absicht gehabt hat, es für das Heiligtum zu spenden, muss es unbenützt vergraben werden, erklärt er, dass er es nur allgemein zur Verwendung für jüdische Zwecke gelobt hat, so kann es die jüdische Behörde für irgend einen anderen Zweck nach eigenem Ermessen verwenden."
+ ],
+ [
+ "der im Sterben liegt. גוסם syr. ܓܘܰܣ heisst ein Kranker, bei dem sich der Todeskampf bereits eingestellt hat.",
+ "oder der zur Hinrichtung hinausgeführt wird. der wegen eines religiösen Vergehens vor dem jüdischen Gericht des Todes schuldig befunden worden ist. Dagegen kann der von der weltlichen Behörde zum Tode Verurteilte sowohl einen Erech geloben wie auch sein Erech gelobt werden, weil bei diesem immer die Möglichkeit vorliegt, dass er noch begnadigt wird.",
+ "kann man weder den Geldwert noch den Erech geloben. den Geldwert nicht, weil sie beide dem Tode verfallen sind und deshalb keinen Geldwert mehr haben, und den Erech nicht, weil der Sterbende nicht mehr vor den Priester hintreten kann, aus der Bestimmung (Lev. 27, 8): והעמידו לפני הכהן והעריך אותו aber geschlossen wird, dass nur der Erech einer solchen Person gelobt werden kann, die gegebenen Falls vor den Priester hintreten kann, den Erech eines zum Tode Verurteilten deshalb nicht, weil aus dem Satze (Lev. 27, 29): כל חרם אשר יחרם מן האדם לא יפדה geschlossen wird, dass von einem dem Tode Verfallenen nicht mehr der Erech als Lösegeld seiner Person gelobt werden kann.",
+ "Seinen. den eines zum Tode Verurteilten. Nach R. Chanina bezieht sich der angeführte Schriftvers nicht auf den zum Tode Verurteilten, deshalb kann sein Erech wohl gelobt werden, und nur der eines Totkranken nicht aus dem in der vorhergehenden Note genannten Grunde.",
+ "aber. Die Worte : אבל אינו נידר וכר fehlen in ed. pr. und den Talmudausg.",
+ "Er. der zum Tode Verurteilte, ebenso aber auch der im Sterben Liegende.",
+ "kann sowohl einen Geldwert wie einen Erech geloben wie etwas dem Heiligtum weihen. Hierin weicht R. Jose nicht von der Ansicht des ersten Tanna in der Mischna ab, da ja auch dieser nur sagt, dass ihr Geldwert und Erech nicht gelobt werden können, nicht aber, dass sie nicht den Geldwert oder den Erech eines anderen geloben können, da beide, so lange sie noch am Leben sind, noch volles Verfügungsrecht über das Ihrige haben. Die Frage, ob auch die Erben nach ihrem Tode verpflichtet sind, den von ihnen gelobten Geldwert oder Erech aus dem Nachlass zu zahlen, lässt die Mischna hier offen, siehe darüber Tos. 6 b v. כי פליגי und weiter V, 4.",
+ "zu bezahlen. Auch wenn er vor seinem Tode den Schaden nicht mehr hat bezahlen können, geht die Zahlungsverpflichtung auf seine Erben über. Dieses ist nur die Ansicht des R. Jose, der den Grundsatz vertritt, dass für eine Zahlungsverpflichtung, die auf einem biblischen Gesetz beruht, auch die Erben aus dem Nachlass aufzukommen haben, wie für eine durch einen Schuldschein belegte Zahlungsforderung (מלוח כתובה בתורה ככתובה בשטר דמיא), während der erste Tanna diesen Grundsatz nicht anerkennt. Nach der rezipierten Halacha haben die Erben für jede Schuldforderung an den Nachlass aufzukommen, auch für eine nur mündlich begründete In den Talmudausg. fehlt das Wort: בתשלומין."
+ ],
+ [
+ "hat sie. Talmudausg.: האשה שישבה.",
+ "wartet man ihre Niederkunft ab. d. h wenn die Geburtswehen bereits begonnen hatten, nach Raschi vor der Urteilssprechung, nach Tosaf. wenn auch erst nach der Urteilssprechung.",
+ "darf man ihr Haar benutzen. Nach einer Auslegung im Talmud meint die Mischna nicht ihr eigenes Haar, sondern fremdes, das sie an dem eigenen befestigt hatte, und darf auch dieses nur dann benutzt werden, wenn sie vorher bestimmt hatte, dass es ihr abgenommen und jemand anderem gegeben werden solle, im anderen Falle darf auch dieses nicht benutzt werden, weil ein Toter und alles, was beim Tode als Schmuck mit seinem Körper fest verbunden war, für jeden Gebrauch verboten ist; nur wenn das Haar und selbst ihr eigenes ihr vorher und wenn selbst nach der Urteilsfällung abgenommen oder abgeschnitten worden ist, darf es benutzt werden, weil das Verbot der Nutzniessung erst mit ihrem Tode eintritt, nicht aber schon mit ihrer Verurteilung. Nach einer anderen Auslegung darf selbst das eigene Haar der Frau auch nach ihrem Tode benutzt werden, weil nur der tote Körper für jede Nutzniessung verboten ist, das Haar aber nicht als unmittelbar zum Körper gehörend betrachtet wird; so entscheidet auch Maim. הלכות אבל XIV, 21. Vgl. auch Chull. IX, 2.",
+ "von einem hingerichteten Tier ist [jede] Nutzniessung verboten. Bei einem zur Tötung verurteilten Tiere tritt das Verbot der Nutzniessung sofort mit der Urteilsfällung ein und bezieht sich dieses Verbot, wie bei jedem noch lebend zur Nutzniessung verboten gewordenen Tiere, auf alles, was an dem Tiere ist, deshalb auch auf das Haar."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Es gibt keinen niedrigeren Erech. Talmudausg: נערכין.",
+ "als einen Sela. Selbst für den Armen, der nicht soviel besitzt, um den von ihm gelobten Erech zu zahlen, und für den nach Lev. 27, 8 der Priester den von ihm zu zahlenden Erech festzusetzen hat, gibt es keinen niedrigeren Erech als einen Sela. Es wird dieses aus der ausdrücklichen Bestimmung Lev. 27, 25 geschlossen: וכל ערכך יהיה בשקל הקדש, dass jeder Erech nur nach heiligem Sekel erfolgen darf.",
+ "und keinen höheren als fünfzig Sela. den höchsten in der Schrift festgesetzten Erech.",
+ "Hat er einen Sela entrichtet. nachdem der Priester den von ihm zu zahlenden Erech auf einen Sela festgesetzt hat, obgleich er eigentlich fünfzig zu zahlen gehabt hätte.",
+ "so muss er fünfzig Sela geben. wenn er den Erech eines erwachsenen Mannes zwischen zwanzig und sechzig Jahren gelobt hat, weil er den durch den Priester für ihn festgesetzten Erech noch nicht bezahlt hat, er jetzt aber imstande ist, den vollen Erech zu zahlen (s. weiter IV, 2 Bart. v. היה עני והעשיר). Nach Tosaf. 7 b v. אין נערכין müsste er ebenso auch, wenn der Priester ihn auf fünf Sela geschätzt hat und er nur vier davon bezahlt hat, wenn er dann zu Vermögen gekommen ist, die Restsumme bis zu fünfzig Sela zahlen, nach Straschun auch, wenn er nur den Bruchteil eines Sela weniger gezahlt hat, als er vom Priester eingeschätzt worden ist.",
+ "Hat er fünf Sela im Vermögen. er hat aber den Erech eines Erwachsenen gelobt, dessen Erech fünfzig Sela beträgt.",
+ "braucht er nur einen zu entrichten. er hat entweder den vollen Erech zu entrichten, den er gelobt hat, oder, wenn der Priester ihn dazu nicht für imstande hält, nur einen Sela.",
+ "Er muss sie alle geben. da die Bestimmung וכל ערכך יחיה בשקל הקדש nur besagt, dass der Erech nicht unter einen Sela herabgesetzt werden darf, sobald aber der Gelobende mehr als einen Sela geben kann, ist die Bestimmung Lev. 27, 8 anzuwenden, dass על פי אשר תשיג יד הנודר der Priester ihn nach dem, was er im Besitz hat, abzuschätzen hat.",
+ "Es gibt keinen niedrigeren Erech als einen Sela und keinen höheren als fünfzig Sela. Durch die nochmalige Wiederholung dieses Satzes will nach dem Talmud die Mischna ausdrücken, dass der Erech niemals niedriger als auf einen Sela und nicht höher als auf fünfzig angesetzt werden kann, wohl aber im Gegensatz zu der Ansicht des R. Meïr auf jede auch in der Schrift nicht genannte Geldsumme zwischen einem und fünfzig Sela.",
+ "beginnt eine neue Zählung für sie nicht früher als nach sieben und nicht später als siebzehn Tagen. Dieser Ausspruch bezieht sich auf die Vorschriften über den Blutausfluss bei einer Frau, von denen die Abschnitte Lev. 15, 19—24 und 25—30 handeln. Es wird dort unterschieden zwischen einem Blutausfluss בנדתה, während ihrer Absonderungszeit, und einem solchen בלא עת נדתה, ausser ihrer Absonderungszeit, oder על נדתה, über ihre Absonderungszeit hinaus. Der Blutausfluss während der Absonderungszeit wird דם נדה genannt und die davon betroffene Frau eine נדה, der Blutausfluss ausser der Absonderungszeit und über dieselbe hinaus דם זיבה, und die davon betroffene Frau eine זבה. Mit den Bezeichnungen „während ihrer Absonderungszeit“ und „ausser ihrer Absonderungszeit und über dieselbe hinaus“ verhält es sich folgendermassen: Nach Toragesetz ist eine weibliche Person, sobald sie zum ersten Male menstruiert, von diesem Tage ab sieben Tage lang, den Tag, an dem der Blutabgang begonnen hat, mitgerechnet, als נדה zu betrachten, gleichviel ob der Blutausfluss nur an dem einen Tage stattgefunden oder selbst die ganzen sieben Tage angedauert hat. Während dieser sieben Tage ist sie unrein, und diese Tage werden die eigentlichen ימי נדה, die Tage der Absonderung, genannt. Hat der Blutausfluss spätestens am siebenten Tage vor Sonnenuntergang aufgehört, so kann sie in der Nacht das vorgeschriebene Reinigungsbad nehmen und ist dann rein. Die nun folgenden elf Tage heissen ימי זיבה, ein Blutausfluss während derselben heisst ein Ausfluss ausser der Absonderungszeit oder über dieselbe hinaus, gleichviel ob sie nach Ablauf der vorangegangenen sieben Tage von ihrer Unreinheit sich hat reinigen können oder nicht. Zeigt sich an einem Tage dieser ימי זיבה ein Blutausfluss, so wird die Frau dadurch eine זבה קטנה, sie muss am folgenden Tage ein Reinigungsbad nehmen und ist dann rein, wenn sich bis nach Sonnenuntergang dieses Tages kein weiterer Blutausfluss gezeigt hat. Hat sich auch am zweiten Tage ein Blutausfluss gezeigt, so ist die Frau weiter nur eine זבה קטנה und kann, wie angegeben, am folgenden Tage wieder rein sein. Zeigt sich der Blutausfluss aber auch am dritten Tage, so ist die Frau eine זבה גדולה, die nicht eher wieder rein wird, bis sie sieben aufeinanderfolgende von keinem Blutausfluss unterbrochene Tage gezählt hat. Am siebenten Tage nimmt sie ihr Reinigungsbad und am achten Tage bringt sie zwei Tauben als Reinigungsopfer dar. Hat sich an keinem dieser elf Tage ein Blutausfluss gezeigt oder ist die Frau während derselben nur eine זבה קטנה geworden, so beginnen mit dem zwölften Tage wieder die ימי נדה im weiteren Sinne, d. h. die Zeit, in der sie durch eintretenden Blutausfluss נדה wird. Ist sie dagegen während der ימי זיבה eine זבה גדולה geworden, so beginnen für sie die ימי נדה nicht eher wieder, als bis sie nach Aufhören des Blutausflusses die sieben reinen Tage gezählt hat, jeder Blutausfluss, der sich vorher zeigt, wird immer wieder als דם זיבה betrachtet. Auch nachdem die ימי נדה wieder begonnen haben, wird die Frau natürlich erst dann wieder eine נדה, wenn wieder ein Blutausfluss eintritt, gleichviel ob dieser bald innerhalb der ersten sieben Tage eintritt oder später. Mit dem Tage, an dem die Frau wieder נדה wird, beginnen dann wieder die sieben eigentlichen ימי נדה, denen dann wieder die elf ימי זיבה folgen. Es kann eine Frau demnach nur eine זבה werden in den elf ימי זיבה, die auf den vorangegangenen נדה-Zustand folgen und, wenn sie in dieser Zeit eine זבה גדולה geworden ist, auch in den weiteren darauf folgenden Tagen, bis sie nach Ablauf von sieben reinen Tagen wieder in ihre ימי נדה eingetreten ist, und es kann eine Frau eine נדה nur werden nach Ablauf der elf ימי זיבה, die auf den vorangegangenen נדה-Zustand gefolgt sind, oder wenn sie während derselben eine זבה גדולה geworden ist, nach Ablauf der für diese vorgeschriebenen sieben reinen Tage (so nach Raschi und Nachmanides, anders Maim. s. הלכות איסורי ביאה V u. VI). Da von dem jedesmaligen Eintritt des נדה-Zustandes die Berechnung der nachfolgenden ימי נדה und ימי זיבה abhängt, wird der Zeitpunkt dieses Eintritts mit פתח „Eingang“ bezeichnet. Unsere Mischna spricht nun von dem Falle, wenn bei einer Frau nach vorangegangener Reinigung ein Blutausfluss eingetreten ist und sie nicht mehr weiss, ob sie sich in den ימי נדה befindet, so dass sie durch den Blutausfluss נדה geworden ist, oder in den ימי זיבה. Aus diesem Zustande der Ungewissheit kann die Frau in einem solchen Falle erst dann wieder zu einer sicheren Berechnung ihrer ימי נדה und ימי זיבה gelangen, wenn nach Aufhören dieses Blutausflusses ein neuer Blutausfluss eingetreten ist, von dem sie mit Bestimmtheit annehmen darf, dass er in ihren ימי נדה eingetreten ist. Diese Gewissheit, meint nun die Mischna, kann niemals früher eintreten, als bis nach Aufhören des Blutausflusses mindestens sieben Tage, und niemals später, als bis nach Aufhören desselben siebzehn Tage vergangen sind, an denen sie keinen Blutausfluss hatte. Hat nämlich der Blutausfluss nur einen Tag angedauert und es vergehen siebzehn Tage ohne Blutausfluss, so ist der dann oder später eintretende Blutausfluss sicher דם נדה. Denn war der Tag, an dem sie den Blutausfluss hatte, einer und selbst der erste der ימי זיבה, so hatten schon spätestens nach Ablauf von weiteren 10 Tagen die ימי נדה begonnen und wird sie also durch den Blutausfluss nach 17 Tagen נדה. War aber der Tag, an dem sie den Blutausfluss hatte, einer der ימי נדה, so war sie durch diesen נדה geworden, ist noch die folgenden 6 Tage נדה, und nach den darauf folgenden 11 ימי זיבה tritt sie wieder in die ימי נדה ein, durch einen Blutausfluss nach 17 Tagen oder später wird sie also wieder נדה. Hat der Blutausfluss zwei Tage angedauert, so ist ebenfalls der nach Ablauf von 17 Tagen eintretende Blutausfluss sicher דם נדה. Nehmen wir an, dass diese beiden Tage ימי זיבה waren, so hätten schon spätestens nach Ablauf von weiteren 9 Tagen die ימי נדה wieder begonnen. Nehmen wir an, dass beide ימי נדה waren, so hätten nach Ablauf von weiteren 5 + 11 = 16 Tagen wieder die ימי נדה begonnen. Es liegt aber auch die Möglichkeit vor, dass der erste der beiden Tage der letzte der ימי זיבה gewesen, sie wäre dann erst am zweiten Tage in die ימי נדה eingetreten, und es müssen deshalb erst weitere 6 Tage der ימי נדה und 11 der ימי זיבה, zusammen 17 Tage, vergangen sein, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie wieder in die ימי נדה eingetreten ist. Ebenso verhält es sich, wenn der Blutausfluss drei Tage angedauert hat. Waren alle drei Tage ימי זיבה, so hätten schon spätestens nach Ablauf von 8 Tagen die ימי נדה wieder begonnen. Waren alle drei ימי נדה, so hätten nach Ablauf von 4 + 11 = 15 Tagen die ימי נדה wieder begonnen. Es liegt aber auch die Möglichkeit vor, dass die ersten beiden der drei Tage die letzten der ימי זיבה waren, sie wäre dann also erst am dritten Tage in die ימי נדה eingetreten, und es müssen deshalb erst weitere 6 Tage der ימי נדה und 11 der ימי זיבה, zusammen 17 Tage, vergangen sein, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie wieder in die ימי נדה eingetreten ist. Hat der Blutausfluss vier Tage angedauert, so würden ebenfalls, angenommen dass alle vier Tage entweder ימי זיבה oder ימי נדה waren, die nächsten ימי נדה jedenfalls vor Ablauf von 17 Tagen begonnen haben, im ersteren Falle schon nach 7, im letzteren nach 14 Tagen. Die Annahme, dass erst mit dem letzten der vier Tage die ימי נדה begönnen haben können, indem die drei vorhergehenden die letzten der ימי זיבה waren, und deshalb wie im vorhergehenden Falle erst 17 Tage vergehen müssen, bevor sie mit Sicherheit sich wieder in den ימי נדה befindet, kann in diesem Falle deshalb nicht in Betracht kommen, weil, wie oben ausgeführt worden, wenn eine Frau durch dreitägigen Blutausfluss während der ימי זיבה eine זבה גדולה geworden ist, die ימי נדת für sie erst wieder beginnen, wenn nach Aufhören des Blutausflusses sieben reine Tage vergangen sind. Dagegen liegt die Möglichkeit vor, dass die beiden ersten der vier Tage die letzten der ימי זיבה waren, sie demnach erst am dritten Tage in die ימי נדה eingetreten ist, es müssen deshalb in Ergänzung der beiden vergangenen noch 5 weitere ימי נדה und 11 ימי זיבה, zusammen 16 Tage, vergangen sein, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie wieder in die ימי נדה eingetreten ist. Die gleiche Möglichkeit, dass die beiden ersten Tage die letzten der ימי זיבה gewesen, macht es erforderlich, wenn der Blutausfluss fünf Tage angedauert hat, dass zu den 3 vorangegangenen noch weitere 4 ימי נדה und 11 ימי זיבה, zusammen 15 Tage vergehen, bevor mit Sicherheit die ימי נדה wieder beginnen, wenn der Blutausfluss sechs Tage angedauert hat, 3 + 11 = 14 Tage, wenn sieben Tage, 2 + 11 = 13 Tage, wenn acht Tage, 1 + 11 = 12, wenn neun Tage, 0 + 11 = 11 Tage. Hat der Blutausfluss zehn Tage angedauert, so haben, selbst angenommen, dass die beiden ersten Tage die letzten der ימי זיבה gewesen, nach den darauf gefolgten sieben ימי נדה mit dem zehnten Tage wieder die ימי זיבה begonnen, es brauchen deshalb nur noch 11 — 1 = 10 Tage vergehen, dann beginnen wieder die ימי נדה, ebenso, wenn der Blutausfluss elf Tage angedauert hat, 11 — 2 = 9 Tage, wenn zwölf Tage, 11 — 3 = 8 Tage, wenn dreizehn Tage, 11 — 4 = 7 Tage. Vor Ablauf von 7 Tagen können aber die ימי נדה niemals wieder beginnen, wenn der Blutausfluss auch noch so lange angedauert hat, weil eine Frau, nachdem sie einmal זבה גדולה geworden ist, stets in den ימי זיבה verbleibt, bis nach Aufhören des Blutausflusses 7 reine Tage vergangen sind. So ergibt eich also für alle verschiedenen möglichen Fälle als Maximalgrenze der Tage, die vergehen müssen, bevor eine Frau, die die Berechnung verloren hat, die Zählung der ימי נדה und ימי זיבה von neuem wieder aufnehmen kann, die Zahl 17 und als Minimalgrenze die Zahl 7.",
+ "Bei Aussatzschaden gibt es keine kürzere Abschliessungszeit als eine Woche. Wenn der Aussatz nicht ein derartiger ist, dass er gleich bei der ersten Besichtigung durch den Priester für rein oder für unrein erklärt werden kann, so dauert die Abschliessungszeit, nach deren Verlauf erst er zum zweiten Male besichtigt wird, mindestens eine Woche.",
+ "und keine längere als drei Wochen. Wenn der Aussatz an einem Hause nach der ersten Woche unverändert geblieben und nach der zweiten wieder unverändert geblieben ist oder sich ausgebreitet hat, so muss er noch eine dritte Woche abgeschlossen werden (s. Negaim XIII, 1)."
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+ "Keinem Jahre gibt man weniger als vier vollzählige. מעובר „geschwängert“ oder מלא „voll“ nennt man einen Monat, der 30 Tage zählt, חסר „mangelhaft“ einen solchen von nur 29 Tagen.",
+ "Monate und in keinem erscheinen mehr als acht angebracht. so wird das ולא נראה im Talmud erklärt: לא נראה לחכמים es erschien den Weisen nicht angebracht, in einem Jahre mehr als acht vollzählige Monate anzusetzen. In der Regel hat das Jahr 6 Monate mit 29 und 6 Monate mit 30 Tagen, da zwischen einem Neumond und dem andern rund 29½ > Tage vergehen und deshalb, wenn man den einen Monat erst nach 30 Tagen hat zu Ende gehen lassen, zum Ausgleich auf den nächsten nur 29 Tage kommen dürfen. Da aber zwischen einem Neumond und dem anderen nicht genau 29/2 Tage liegen, sondern etwas mehr, nämlich 29 Tage ⁷⁹³⁄₁₀₈₀ Stunden, es ausserdem auch noch verschiedene andere kalendarische Bestimmungen gibt, die eine Verschiebung der Monatsanfänge notwendig machen können, auf die näher einzugehen hier zu weit führen würde, so kann dieser regelmässige Wechsel von Monaten mit 30 und solchen von 29 Tagen nicht immer innegehalten werden, sondern müssen manchmal auch mehr als die Hälfte der Monate und manchmal weniger als die Hälfte 30 Tage haben. Zur Zeit der Mischna wurden allerdings die Monatsanfänge von Fall zu Fall durch die hierzu autorisierte Behörde zu Jerusalem auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes festgesetzt. Aber auch damals konnten Fälle eintreten, dass die Behörde auf Grund eigener Berechnung die Monatsanfänge festsetzen musste, wenn z. B. der Himmel um die Zeit des Neumonds öfter bedeckt gewesen und deshalb der Mond mehrmals hintereinander nicht am dreissigsten Tage gesehen worden war (s. Maim. הלכות קדוש החדש XVIII, 9). Für diese Festsetzung nun wird als Regel angegeben, dass ein Jahr jedenfalls nie weniger als vier und nie mehr als acht Monate mit 30 Tagen zählen soll.",
+ "Die zwei Brote. am Wochenfeste.",
+ "wurden nie früher als am zweiten und nie später als am dritten Tage verzehrt. Am Feste selbst durften sie nicht gebacken werden, obwohl es doch sonst erlaubt ist, alles, was am Feiertage selbst gegessen werden soll, zu kochen und zu backen, weil durch das beschränkende הוא לבדו יעשה „לכם״ (Exod. 12, 16) diese Erlaubnis nur auf zu profanem Gebrauch bestimmte Speisen beschränkt wird, auf fürs Heiligtum bestimmte dagegen sich nicht bezieht (Pessach. 47 a). Opferfleisch, das die Priester am selben Tage verzehren wollten, durften sie allerdings kochen, obwohl es ebenfalls heilig war, weil es, wenn es gekocht wurde, bereits nicht mehr für das Heiligtum, sondern für die Priester bestimmt war. Die Brote dagegen durften erst nach der Darbringung der Lämmer, zu denen sie gehörten, von den Priestern verzehrt werden, zur Zeit des Backens waren sie also noch für das Heiligtum bestimmt, deshalb kann das יעשה לכם auf das Backen derselben keine Anwendung finden, sie mussten deshalb schon am Tage vorher gebacken werden. Fiel das Wochenfest auf einen Sonntag, so mussten sie schon am Freitag gebacken werden, wurden also erst am dritten Tage verzehrt (vgl. auch Menach. XI Note 7 und XI, 9).",
+ "Die Schaubrote. die an jedem Schabbat frisch auf den Tisch im Heiligtum gelegt und an dem darauffolgenden Schabbat von den Priestern verzehrt wurden.",
+ "wurden nie früher als am neunten und nie später als am elften Tage verzehrt. Sie mussten schon am Freitag gebacken werden, da sie am Sonnabend nicht gebacken werden durften (s. Menach. XI, 2). Fiel ein Feiertag auf den Freitag, mussten sie schon am Donnerstag gebacken werden. Fielen die beiden Tage des Neujahrsfestes auf Donnerstag und Freitag — auch in Jerusalem wurde das Neujahrsfest zwei Tage gefeiert, wenn die Zeugen an dem Tage, an dem man sie erwartete, erst nach מנחה gekommen waren, um zu bezeugen, dass sie den Mond bereits gesehen haben, es wurde dann sowohl dieser wie auch der folgende Tag als Festtag begangen — wo das Eintreten dieses Falles möglich war, mussten die Brote schon am Mittwoch gebacken werden und wurden also dann erst am elften Tage nach dem Backen verzehrt (s. Menach. XI, Note 77).",
+ "Ein Knabe wird nicht früher als am achten Tage beschnitten und nicht später als am zwölften Tage. Ist der Knabe gerade in der Abenddämmerung geboren, von der es zweifelhaft ist, ob sie noch zu dem vergangenen Tage zu zählen ist oder schon zur Nacht, so wird er erst an dem auf den folgenden Tag folgenden achten Tage beschnitten, das ist am neunten Tage nach seiner Geburt, wenn man die Dämmerung noch zum vorangegangenen Tage zählt. Ist er in der Abenddämmerung vor Schabbat geboren, kann er am folgenden Schabbat nicht beschnitten werden, weil dieser vielleicht schon der neunte Tag ist, eine Beschneidung am Schabbat aber nur vorgenommen werden darf, wenn dieser Tag bestimmt der achte Tag nach der Geburt ist, die Beschneidung muss deshalb auf den folgenden Tag, d. i. den zehnten, verschoben werden. Ist der auf den Schabbat folgende Tag ein Feiertag, so darf an diesem die Beschneidung ebenfalls nicht vorgenommen werden, sie kann also erst am elften Tage stattfinden. Folgen auf den Schabbat die beiden Tage des Neujahrsfestes, so muss die Beschneidung noch um einen Tag verschoben werden, sie kann dann erst am zwölften Tage stattfinden."
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+ "Man blies nie weniger als einundzwanzig Töne. an einem Tage.",
+ "im Heiligtum und nie mehr als achtundvierzig. Die Ausführung hierzu s. Sukk. V, 5.",
+ "Es wurden nie weniger als zwei Leiern. נבל eig. Schlauch, eine Art Harfe oder Lyra, gr. νάβλα, nach Josephus ein zwölfsaitiges Instrument, das mit der Hand gespielt wurde.",
+ "nie weniger als zwei Flöten. חליל von חלל = durchbohren, aushöhlen, eine Art Flöte.",
+ "An zwölf Tagen. es sind das die Tage, an denen das ganze Hallel gesungen wurde.",
+ "im Jahre wurde die Flöte vor dem Altar. entweder: an diesen Tagen wurde die Flöte noch besonders vor dem Altar gespielt, während sie an anderen Tagen nur zusammen mit den anderen Musikinstrumenten von den Leviten auf dem Duchan gespielt wurde, oder: nur an diesen Tagen wurde die Flöte gespielt, während an den anderen Tagen nur auf den anderen Musikinstrumenten gespielt wurde.",
+ "gespielt. Nach Raschi und Bart. wird für das Spielen oder Tönen der Flöte der Ausdruck מכת eig. schlagen gebraucht, weil man beim Spielen auf derselben zur Hervorbringung der verschiedenen Töne mit den Fingern auf die an ihr angebrachten Löcher schlägt.",
+ "beim Schlachten des ersten Pessachopfers. während dessen das Hallel gesungen wurde, s. Pes. V, 7.",
+ "und beim Schlachten des zweiten Pessachopfers. am 14. Ijar für diejenigen, die verhindert waren, das Pessachopfer am 14. Nissan darzubringen; auch dabei wurde das ganze Hallel gesungen, s. Pessach IX, 3.",
+ "am Tage des Wochenfestes und an den acht Tagen des Hüttenfestes. Dieses Flötenspiel an diesen zwölf Tagen gehörte zu der bei der Darbringung der Opfer vorgeschriebenen Tempelmusik, die auch am Schabbat und an Feiertagen gespielt wurde, im Gegensatz zu dem Flötenspiel von בית השואבה, das weder am Schabbat noch an Feiertagen gespielt werden durfte, s. Sukk. V, 1.",
+ "Es wurde nicht auf einer kupfernen Flöte. אבוב nach dem Talmud nur ein anderer Name für חליל, nach Maim. in הלכות כלי המקדש und Bart. das Mundstück der Flöte.",
+ "weil dieser so schöner ausklingt. מחליק nach Raschi und Bart. von חלק = abteilen, den Ton ausklingen lassen, bevor ein neuer Absatz der Melodie beginnt, nach Maim. Comment.: das Vorspiel, bevor der Gesang beginnt, vielleicht von חלק = glatt, glatt oder leicht hinüberleiten."
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+ "Sklaven von Priestern waren es [die spielten. die Flöte und ebenso die anderen Musikinstrumente (s. Raschi Sukk. 51 a). Nur der Gesang war eine gottesdienstliche Handlung, die nur durch die Leviten ausgeführt werden durfte, (עיקר שירה בפת), die Musik dagegen durfte auch von Laien ausgeführt werden, die Priester benutzten deshalb hierzu ihre dafür ausgebildeten Sklaven.",
+ "Leute aus den Familien Beth-Happegarim. Tosaf. bringen die Lesart: הפגרים.",
+ "und Beth-Zipporia. ציפוריא bezeichnet gewöhnlich einen, der aus צפורי, d. i. Sepphoris, ist.",
+ "und aus Emmaus. Talmudausg.: ומעימאום.",
+ "aus denen die Priester heirateten. Bart.: ומשיאין לכהונה. Es wurden hierzu nicht Sklaven verwendet, sondern nur Männer aus als makelfrei bekannten Familien, es durften deshalb auch aus den Familien derer, die diesen Dienst verrichteten, Priester heiraten, ohne erst nachzuforschen, ob nicht in der Familie ein Makel vorgekommen war, infolge dessen es einem Priester verboten war, ein Mädchen aus der Familie zu heiraten. Nach R. Meir dagegen konnte die Tatsache, dass jemand bei der Tempelmusik mitwirkte, nicht genügen, um seine Familie als makelfrei für eine Priesterehe gelten zu lassen, da selbst Sklaven dabei mitwirkten.",
+ "Leviten waren es. Auch R. Chanina ist der Ansicht, dass auch Laien dazu hätten verwendet werden dürfen, es wurden aber nur Leviten dazu herangezogen, und deshalb genügte die blosse Tatsache, bei der Tempelmusik mitgewirkt zu haben, als Nachweis für die levitische Abstammung. Nach einer etwas anderen Erklärung galt es nach R. Jose und R. Chanina als feststehende gesetzliche Norm, dass jeder, der bei der Tempelmusik mitwirkte, ohne weiteres auch als einwandsfrei in bezug auf eine einzugehende Priesterehe bezw. auf seine levitische Abstammung zu betrachten sei, deshalb durften auch für die Instrumentalmusik nach R. Jose nur Israeliten aus einwandsfreien Familien und nach R. Chanina nur Leviten herangezogen werden,"
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+ "Es waren nie weniger als sechs untersuchte Lämmer in der Lämmer-Halle. Für das Morgen- und Abendopfer wurden täglich zwei Lämmer gebraucht, die-selben mussten vier Tage vorher auf ihre Tauglichkeit zum Opfer untersucht werden wie das Pessachopfer in Ägypten, das am 10. Nissan beschafft wurde, um am 14. Nissan geschlachtet zu werden. Es mussten deshalb stets, nachdem man die beiden Lämmer für den Tagesgebrauch herausgenommen hatte, wenigstens noch sechs rechtzeitig untersuchte Lämmer vorrätig sein, so dass die beiden Lämmer, die man neu einstellte, erst am vierten Tage danach gebraucht wurden.",
+ "[das sind] so viele wie ausreichten. כדי Lowe: כדיי = genügend, so viel wie genug.",
+ "wenn ein Schabbat und zwei Tage des Neujahrsfestes auf einander folgten. Nach dem Talmud soll diese Hinzufügung nur als mnemotechnisches Hilfsmittel (סימנא בעלמא) dienen. Raschi erklärt deshalb: es mussten stets sechs Lämmer sein, entsprechend der Anzahl von Lämmern, die za den täglichen Morgen- und Abendopfern gebraucht wurden und deshalb vorher bereit gestellt sein mussten, wenn auf einen Sonnabend noch die beiden Tage des Neujahrsfestes folgten. Maim. erklärt: es mussten, wie oben ausgeführt, deshalb stets sechs Lämmer vorrätig sein, weil die jedesmal neu eingestellten Lämmer erst vier Tage nach der Prüfung auf ihre Tauglichkeit gebraucht werden durften, das sind soviel Tage, wie übrig bleiben, wenn man von einer Woche den Schabbat und zwei in dieselbe fallende Festtage, das können nur die beiden Feiertage des Neujahrsfestes sein, in Abzug bringt (Maim. scheint demnach das כדי לשבת וכוי zu erklären: so viele Tage, wie zu dem Schabbat und den beiden Feiertagen noch als Wochentage hinzukommen. Barten. erklärt ähnlich wie Maim.: die Lämmer mussten immer vier Tage vorher untersucht werden, wie dieses notwendig war, wenn auf einen Schabbat die beiden Tage des Neujahrsfestes folgten, weil da die Lämmer, die am Dienstag gebraucht wurden, schon am Freitag bereit gestellt werden mussten, um sie am Dienstag in der Frühe bald zur Hand zu haben.",
+ "nach oben war die Zahl unbeschränkt. In den Talmudausg. fehlen hier die Worte: ומוסיפין עד לעולם, nach Rab Huna war die Höchstzahl 120, unter Bezugnahme auf II Chronik 5, 12."
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+ "Es waren nie weniger als zwölf Leviten. Nach Maim. (הלכות כלי המקדש III, 3) sind hiermit Leviten-Sänger gemeint, nicht die, welche die Musikinstrumente spielten, s. weiter Note 47. Die Zurückführung dieser Zwölfzahl auf die Mindestzahl von zwölf Musikinstrumenten, auf denen gespielt wurde, im Talmud muss Maim daher wohl dahin erklären, dass die Anzahl der Leviten-Sänger immer wenigstens der Anzahl der gespielten Instrumente entsprechend (כנגד) sein musste. Tosaf. (10 b) fassen die Bemerkung des Talmud dahin auf, dass diese zwölf Leviten die vorgeschriebenen zwölf Instrumente spielten; da aber der Hauptbestandteil der Tempelmusik doch der Gesang war (עיקר שירה בפת), so müsste man annehmen, dass diese ihr Spiel zugleich mit Gesang begleiteten (s. Tosf. Jomt.).",
+ "die auf dem Duchan. דוכן arab. دكان = Estrade, der erhöhte Platz, auf dem die Leviten während der Tempelmusik standen.",
+ "ausser wenn die Leviten dastanden und sangen. Nach Raschi und Bart: sie wurden überhaupt nicht in den Tempel hineingelassen, ausser wenn die Leviten zum Gesang hintraten, um sich an dem Gesang zu beteiligen. Maim. הלכות כלי המקדש V, 15) bezieht den Ausspruch auf die Einführung der jungen Priester und Leviten zum Opferdienst, auch nachdem sie das vorgeschriebene Alter erreicht hatten, durften sie den Tempel, um das erste Mal an dem Opferdienste teilzunehmen, nur betreten, wenn die Leviten auf dom Duchan standen und sangen.",
+ "sie. die unmündigen Leviten, nach Maim.: die zwölf Leviten, die auf dem Duchan standen, spielten nicht, sondern sangen.",
+ "um den Gesang lieblicher zu machen. wörtlich : um durch die lieblicheren Knabenstimmen den Gesang zu würzen. Nach Maim.: um durch den Gesang die vorgetragene Melodie zu würzen.",
+ "Sie. die Levitenknaben, nach Maim.: die Leviten, die nicht sangen, sondern spielten.",
+ "zählten nicht mit. zu den zwölf Leviten, die mindestens mitwirken mussten.",
+ "standen auch nicht auf dem Duchan. Talmudausg.: ואין עולין לדוכן.",
+ "man nannte sie die Leviten-plager. Wegen des Gleichklangs der Worte צעירי = Kinder und צער Plage, nannte man sie צערי הלוים, Leviten plager, weil durch die hohen Kinderstimmen die Leviten genötigt wurden, ihre Stimmen anzustrengen, um die gleiche Höhe zu halten. Nach Maim. wurden die Leviten, die die Instrumente spielten, Levitenplager genannt, weil sie durch ihre Musik die Stimme der Sänger übertönten. Ed. pr. und Ven. lesen: וצעירי, die Talmudausg.: וצערי."
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+ "das über das erbeigentümliche Feld. wenn jemand ein Feld, das ihm durch Erbschaft zu eigen geworden ist, dem Heiligtum schenkt, s. Lev. 27, 16—21.",
+ "der einen Sklaven getötet hat. Exod. 21, 32.",
+ "und das über den Notzüchtiger. Deut. 22, 28—29.",
+ "den Verführer. Exod. 22, 15—16.",
+ "und den Ausbringer eines schlechten Namens. Deut. 22, 13—19.",
+ "Gleichviel ob jemand den Erech des schönsten Menschen in Israel. der. wenn er als Sklave verkauft werden würde, weit mehr einbringen würde.",
+ "gelobt hat oder den des hässlichsten. der weniger einbringen würde.",
+ "er hat immer fünfzig Sela zu geben. wenn der Betreffende im Alter von 20—60 Jahren steht."
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+ "Gleichviel ob jemand [ein Feld] in der Sandsteppe. חולה von הול, eine sandige Gegend, nach Raschi und Barten. wie מחול הכרם Kila. IV, 1, der Umkreis einer Stadt, wo die Felder weniger Wert haben, weil sie von den Vorübergehenden zuviel zertreten werden.",
+ "von Machos. מהוז ein Ortsname = Machusa, so Tosefta 11, 8: חולית של יבנה ; nach einer anderen Erklärung von Raschi und Bart. eine Bezeichnung für Ort, Stadt, nach Levy Wörterb. von חוז syr. ܚܘܳܐ = einschliessen, abgrenzen.",
+ "heiligt oder einen in den Gärten von Sebasto. Sebaste, Name der von Herodes an Stelle des alten Samaría erbauten Stadt.",
+ "er hat immer. wenn er es wieder einlösen, d. h. anstelle des Feldes den Wert desselben an das Heiligtum zahlen will.",
+ "für den Flächenraum der Aussaat. ein Feld, auf dem man ein Chomer aussäen kann.",
+ "eines Chomer. 1 Chomer = 30 Sea. Nach Erub. 23 b ist ein בית סאה ein Feld, auf dem man ein Sea aussäen kann, 50 × 50 Ellen = 2500 Quadratellen, ein Feld von einem Chomer Aussaat 30 × 50 × 50 Ellen = 75000 Quadratellen.",
+ "Gerste fünfzig Schekel Silber zu geben. dieses jedoch nur in dem ersten auf das Jobeljahr folgenden Jahre. Für jedes seit dem Jobeljahre schon vergangene Jahr dagegen wird der 49. Teil von 50 Sela = 1/49 Sela oder 1 Sela und 1 Pondion in Abzug gebracht. Der Sela oder Schekel hat allerdings nur 48 Pondion, 1 Pondion wird aber auf einen Schekel als Wechselgeld berechnet.",
+ "Bei einem gekauften Felde. das im Jobeljahre wieder an den Eigentümer zurückfällt, von dem ihm also nur das Nutzniessungstecht bis zum Jobel zusteht.",
+ "dagegen hat er den wirklichen Wert. den es, berechnet nach den Jahren bis zum nächsten Jobei, für ihn hat.",
+ "Elieser. Ed. Lowe: ר׳ אלעזר.",
+ "ob es ein erbeigentümliches oder ein gekauftes Feld ist. auch für das gekaufte Feld gilt der für das Erbfeld festgesetzte Preis von 60 Sela für einen Chomer Aussaat. R. Elieser folgert dieses aus dem bei beiden angewendeten gleichen Ausdruck. וחשב לו הכהן, während die Weisen aus dem bei dem gekauften Felde gebrauchten Ausdruck מכסת = Berechnung, Betrag, folgern, dass bei diesem der zu entrichtende Betrag nach dem wahren Werte erst festzustellen ist.",
+ "und bei einem gekauften Felde das Fünftel nicht hinzuzufügen braucht. Im Talmud wird dieses daraus gefolgert, dass es bei dem gekauften Felde heisst: והשב לו הכהן את מכסת הערכך, der Ausdruck הערכך weise darauf hin, dass ebenso wie beim Erech kein Fünftel hinzugefügt zu werden braucht."
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+ "so hat er dessen Wert zu zahlen. den Wert, den er als Leibeigener gehabt haben würde, das ist nach der Halacha unter פדיון נפשו (Exod. 21, 30) zu verstehen."
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+ "Der Ersatz für die Beschämung und die Wertverminderung. Ausser den 50 Schekel haben sowohl der Notzüchtiger wie der Verführer noch eine Strafe für die Beschämung und die Wertverminderung zu zahlen. Es wird dieses daraus bewiesen, weil es Deut. 22, 29 heisst: „der Mann, der ihr beigewohnt hat, soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben“, dafür, dass er ihr beigewohnt hat, hat er diese Summe zu zahlen, er hat aber ausserdem noch für die ihr angetane Beschämung und für das, was sie durch die Beiwohnung minder wert geworden ist, zu zahlen.",
+ "die beschämt worden ist. Nach der Mischna Ketub. III, 7 bezieht sich dieses nur auf die Beschämung, während für die Wertminderung die Bestimmung lautet: man betrachtet sie, als wäre sie eine zu verkaufende Sklavin, und schätzt ah, wieviel sie vorher wert war und wieviel sie jetzt wert ist; wenn z. B ein Herr seinem Sklaven, den er gern hat, eine Sklavin zur Frau geben will, wieviel er da für eine noch unverletzte Jungfrau zahlen würde, und wieviel für eine solche, der man schon beigewohnt hat. Es lässt sich das הכל לפי המבייש והמתבייש aber wohl auch auf die Wertverminderung beziehen, denn es wird für den Herrn in einem solchen Falle wohl auch einen Unterschied ausmachen, wer das Mädchen ist und von wem ihm diese Schmach angetan worden ist."
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+ "wo eine bloß ausgesprochene Beschuldigung. die von dem Manne ausgesprochene Beschuldigung, dass er bei seiner Frau die Zeichen der Jungfernschaft nicht vorgefunden habe.",
+ "höher. Ed. Ven. u. Lowe, Talmudausg.: חמור.",
+ "bestraft wird als die Handlung selbst. da derjenige, der einem Mädchen beigewohnt hat, nur 50 Schekel zu zahlen hat.",
+ "denn so heisst es. Num. 14, 22.",
+ "und die mich jetzt schon zehn Mal versucht und nicht auf meine Stimme gehört haben. die Strafe, dass sie das gelobte Land nicht erreichen sollten, traf sie aber doch erst, nachdem sie in das דבת הארץ, das Gerede der Kundschafter über das Land, eingestimmt hatten. Nach Raschi weist das Wörtchen זה darauf hin, dass diese letztere Sünde es gewesen ist, die ihnen die Strafe erst zugezogen hat."
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+ "Für das Zureichen des Vermögens. für den in der Schrift festgesetzten Erech, s. Lev. 27, 8.",
+ "für das Alter. die Altersstufen, nach denen der Erech zu zahlen ist.",
+ "der Erech. Siehe weiter Mischna 4.",
+ "Hat ein Armer. dessen Vermögen nicht ausreicht, den in der Schrift festgesetzten Erech zu zahlen.",
+ "gibt er nur den Erech wie ein Armer. d. h. wenn jemand sagt: ערך פלוני עלי ich verpflichte mich, den Erech dieser Person zu zahlen und die betreffende Person wäre imstande, den für sie festgesetzten Erech zu bezahlen, so braucht der, der das Gelübde getan hat, wenn sein Vermögen nicht ausreicht, dennoch nur den Erech wie ein Armer zu bezahlen und ebenso umgekehrt."
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+ "Ich verpflichte mich zu dem Opfer dieses Aussätzigen. Auch bei den Opfern, die der Aussätzige am Tage seiner Reinigung darzubringen hat, wird darauf Rücksicht genommen, wenn sein Vermögen nicht für die eigentlich vorgeschriebenen Opfer ausreicht, s. Lev. 14, 21—32.",
+ "das Opfer eines reichen zu bringen. auch wenn der, der das Gelübde getan hat, arm ist, während in dem gleichen Falle der, der einen Erech gelobt hat, nur den Erech wie ein Armer zu zahlen hat. Ist aber der, der das Gelübde getan bat, vermögend, so muss er in allen Fällen, auch wenn der Aussätzige, zu dessen Opfern er sich verpflichtet hat, arm ist und deshalb selbst nur die Opfer eines armen Aussätzigen zu bringen hat, dennoch die Opfer eines vermögenden Aussätzigen bringen, weil es bei den für einen armen Aussätzigen vorgeschriebenen Opfern heisst: ואם דל הוא, deshalb nur ein Armer sie darbringen kann.",
+ "das ist auch beim Erech ebenso. Nach Maim. stimmt Rabbi in der Sache mit dem ersten Tanna überein, er widerspricht nur der Bemerkung, dass es bei den Opfern anders sei als beim Erech, denn auch für den Erech gelten, wenn der Fall ebenso liegt wie bei den Opfern des Aussätzigen, auch nach der Ansicht des ersten Tanna dieselben Bestimmungen wie bei diesen. Nach den anderen Erklärern weicht Rabbi auch in der Sache von der Ansicht des ersten Tanna ab. Nach dem ersten Tanna hat ein Armer, der den Erech eines Reichen gelobt hat, wie es in der vorhergehenden Mischna heisst, nur den Erech wie ein Armer zu zahlen, und bezieht sich diese Bestimmung auch auf den Fall, dass der Arme gehört hat, wie der Reiche gesagt bat: ערכי עלי ich verpflichte mich zu meinem Erech, und darauf gesagt hat: ich verpflichte mich zu dem, was jener gesagt hat. Nach Rabbi dagegen hat in diesem Falle der Arme den vollen Erech wie ein Reicher zu entrichten und bleibt, wenn er denselben nicht zahlen kann, den fehlenden Betrag dem Heiligtum schuldig, bis er in der Lage ist, ihn zu bezahlen.",
+ "Weil der Reiche überhaupt nichts schuldig war. der Arme daher nur gemeint haben kann, dass er den dem Alter und dem Geschlecht des Reichen entsprechenden Erech geben will, dieser aber wird herabgesetzt, sobald der den Erech Gelobende nicht in der Lage ist, den Erech in der vollen Höhe zu zahlen.",
+ "War er arm und ist dann. nach Raschi und Bart.: bevor er den von ihm zu entrichtenden Erech gezahlt hat, nach Tosf. Jomt. : bevor er von dem Priester eingeschätzt worden ist, wieviel er zu zahlen hat.",
+ "muss er den Erech wie ein Reicher geben. Es heisst: „der Priester soll ihn abschätzen, je nachdem wie weit das Vermögen des Gelobenden ausreicht“, daraus wird geschlossen, dass, wenn das Vermögen des Gelobenden ausreicht, gleichviel ob zur Zeit, da er den Erech gelobt hat, oder nachher, solange er den Erech nicht gezahlt hat oder nicht von dem Priester eingeschätzt worden ist, er den vollen Erech zu entrichten hat.",
+ "Auch. In den Talmudausg. fehlt: אף.",
+ "muss er den Erech wie ein Reicher geben. R. Jehuda folgert dieses aus dem Wörtchen הוא in ,ואם מך הוא מערכך „wenn er zu arm für den Erech ist“, d. h. nur wenn er sich ununterbrochen in diesem Zustande des Unvermögens befunden hat."
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+ "Selbst wenn sein Vater stirbt. Nach dem Talmud ist unter מת hier nicht zu verstehen, dass er bereits gestorben ist, sondern soviel wie גוסס, d. h. im Sterben liegend",
+ "und ihm Zehntausende. Ed. Ven : רבאות.",
+ "oder er ein Schiff. Ed. pr. und Ven.: ספינות.",
+ "das ihm Zehntausende einbringt. Ed. pr. u. Ven.: ובאו לו. Nach dem Talmud ist das ובאה לו ברבואות nicht dahin zu verstehen, dass das Schiff mit Zehntausenden, die ihm gehören, heimkehrt, sondern dass er sein Schiff an einen Fremden verpachtet hat, die Pachtsumme aber erst erhält, nachdem das Schiff angelangt ist, wie immer die Pachtsumme erst nach Ablauf der Pachtfrist ausgezahlt wird (אין שכירות משתלמת אלא בסופה), bis dahin ist er demnach nicht im Besitz von Vermögen, denn nach R. Elieser (weiter VI, 3), dessen Ansicht die Mischna hier vertritt, kann bei einem Schiffsvermieter das Schiff, mit dem er sein Brot verdient, bei der Vermögensabschätzung nicht mit herangezogen werden, ebensowenig wie bei einem Handwerker sein notwendigstes Handwerkszeug.",
+ "hat das Heiligtum darauf gar keinen Anspruch. In der Auffassung dieser Mischna weichen die Erklärer voneinander ab. Nach Maim. hängen die beiden Sätze der Mischna mit einander zusammen: bei den Opfern ist es nicht so wie beim Erech, sondern sie richten sich stets nach dem Vermögensstande, in welchem sich derjenige, der die Opfer darzubringen hat, in dem Augenblicke befindet, wo er die Opfer darzubringen hat (wie sich aus der Auseinandersetzung im Talmud (17 b) ergibt, kann darunter bei den Opfern des Aussätzigen nur gemeint sein: nach R. Simon die Zeit, wo er sein Sündopfer darbringt, nach R. Jehuda die, wo er sein Schuldopfer darbringt und nach R. Elieser ben Jakob die, wo er die beiden Vögel ins Heiligtum bringt). Besitzt er in diesem Augenblicke kein Vermögen, so braucht er nur die Opfer eines unvermögenden Aussätzigen darzubringen, selbst wenn der Vater im Sterben liegt oder sein Schiff auf der Heimkehr begriffen ist und ihm deshalb ein naher Vermögenszuwachs in sicherer Aussicht steht. Gegen diese Erklärung wenden Tosafot ein, dass ein solcher erst bevorstehender Vermögenszuwachs doch auch beim Erech nicht mit in Betracht kommt, es darum doch nicht heissen könnte : bei den Opfern dagegen ist es nicht so. Denn dass, wie Tosaf. im Namen eines Erklären anführt, beim Erech in einem solchen Falle der Priester die Einschätzung des Betreffenden hinauszuschieben hätte, bis der Vater gestorben bzw. das Schiff heimgekehrt ist, widerspräche dem weiter VI, 5 aufgestellten Grundsatz, dass bei der Schätzung stets nur der augenblickliche Stand massgebend ist. Deshalb erklären Tosaf. und ebenso Raschi, dass der zweite Satz mit dem ersten nicht zusammenhängt, sondern mit dem ersten Satze gesagt wird, dass es bei den Opfern, wie oben ausgeführt, nicht so ist, wie nach der vorhergehenden Mischna beim Erech, das in dem zweiten Satze Ausgeführte dagegen gilt in gleicher Weise für den Erech wie für die Opfer."
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+ "Hat ein Jugendlicher den Erech eines Alten gelobt. z. B. ein Mann zwischen 20 und 60 Jahren, dessen Erech 50 Schekel beträgt, den Erech eines über 60 Jahre, dessen Erech nur 10 Schekel beträgt.",
+ "Der Erech. ערכים: die voneinander abweichenden Erech-Beträge für Personen gleichen Alters.",
+ "und es ist inzwischen. bevor er den Erech entrichtet hat.",
+ "Der dreissigste Tag zählt noch mit nach unten. Wenn jemand den Erech eines Kindes, das gerade 30 Tage alt ist, gelobt hat, hat er demnach gar nichts zu entrichten.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 7.",
+ "Wenn von sechzig Jahre alt und darüber. Nach der Erklärung des Malbim ist zu übersetzen: „wenn von über 60 Jahren an“, denn wenn das 60. Jahr mit inbegriffen wäre, müsste es heissen: והלאה, wie ומיום השמיני והלאה (Lev. 22, 27).",
+ "Wie. הן Fragepartikel wie Exod. 8, 22. Lev. 25, 20.",
+ "was eine Erschwerung zur Folge hat. da der Erech einer männlichen Person bis zum 60. Jahre 50 Schekel, nach dieser Zeit aber nur 15 Schekel beträgt.",
+ "was doch eine Erleichterung zur Folge hat. da der Erech unter 5 und unter 20 Jahren niedriger ist als der über 5 bzw. über 20 Jahre.",
+ "ob es eine Erleichterung oder eine Erschwerung zur Folge hat. deshalb ist auch unter מבן חדש gemeint: erst vom 31. Tage an (s. Raschi Bechor. 49 a v. מספקא ליה).",
+ "Eleasar. So ed. pr. u. Ven., andere Ausg. lesen: ר׳ אליעזר.",
+ "Bis zu einem Monat und einem Tag über die genannten Jahre. R. Eleasar schliesst aus der Wortanalogie von למעלה, hier beim Erech מבן ששים ומעלה und bei der Zählung der Leviten (Num. 3, 15) מבן חדש ומעלה, dass mit מבן ששים שנה ומעלה gemeint ist: vom einunddreissigsten Tage nach zurückgelegtem sechzigsten Lebensjahre an. Aus der Wortanalogie von שנה שנה folgert er sodann, dass auch unter „vom fünften und zwanzigsten Lebensjahre an“ zu verstehen ist: vom einunddreissigsten Tage nach zurückgelegtem fünften und zwanzigsten Lebensjahre an."
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+ "wenn in Silber. wenn er gesagt hat: mein Gewicht in Silber.",
+ "in Gold. Hat er jedoch gar keine nähere Angabe gemacht, worin seine Gabe bestehen soll, so kann er das Gelobte in der mindestwertigen Ware entrichten, die an dem betreffenden Orte nach Gewicht abgegeben zu werden pflegt.",
+ "Der Fall kam vor bei der Mutter der Jirmatja. Ed. Lowe: דמטייה.",
+ "und sie bezahlte ihr Gewicht in Gold. Nach dem Talmud ist zu ergänzen: ist es aber eine angesehene vermögende Person, die das Gelübde getan hat, so richtet sich das von ihr zu Entrichtende nach dem, was sie bei ihrem Gelübde mutmasslich sich gedacht hat, dafür führt die Mischna dann als Beispiel den Fall von der Mutter der Jirmatja an.",
+ "Ich gelobe das Gewicht meiner Hand. In der Umgangssprache pflegte man unter יד nicht nur die Hand, sondern die Hand mit dem Arme zu verstehen, und für Auslegung von Gelübden ist stets das, was man in der Umgangssprache (לשון בני אדם) darunter versteht, massgebend.",
+ "füllt man ein Fass mit Wasser und steckt seine Hand bis zum Ellbogen. מרפק, arab. مرفق der Ellbogen, das Ellbogen-Gelenk, nach anderen: die Achselhöhle.",
+ "hinein. so dass soviel Wasser herausfliesst, wie durch den hineingesteckten Arm verdrängt wird.",
+ "wiegt dann Fleisch von einem Esel. von dem angenommen wird, dass es das gleiche spezifische Gewicht hat wie Menschenfleisch.",
+ "mit Sehnen und Knochen. in dem gleichen Verhältnis, wie sie im Arm vorhanden sind.",
+ "bis es wieder voll wird. das Gewicht des hineingetanen Eselsfleisches gibt sodann das Gewicht des vorher hineingesteckten Armes an. Nach Maim. und Barten. legt man zunächst ein ungefähr dem Arm entsprechendes Quantum von Eselsfleisch, ohne es vorher zu wiegen, hinein — das ושוקל in der Mischna wäre demnach, wie Tosf. Jomt. bemerkt, in der aram. Bedeutung von שקל = nehmen aufzufassen — und erst wenn das Gefäss durch das hineingetane Eselsfleisch wieder ganz voll geworden ist, so dass man dadurch das dem Arm entsprechende Quantum von Eselsfleisch genau festgestellt hat, stellt man dann durch das Abwiegen desselben das Gewicht des Armes fest. Das wäre, wie Tosaf. bemerken, schon aus dem Grunde nicht richtig, weil das hineingetane Eselsfleisch von dem Wasser anzieht und dadurch schwerer wird, das Gewicht des Armes an dem lebenden Menschen daher nicht richtig wiedergeben würde. Vielmehr wiegt man vorher ein ungefähr dem Arm entsprechendes Quantum von Eselsfleisch ab, tut dann davon nach und nach soviel hinein, bis das Gefäss ganz voll ist, das vorher festgestellte Gewicht des hineingetanen Fleisches gibt sodann schon das Gewicht des Armes an.",
+ "wieviel sie wohl wiegen muss. Auch R. Jehuda muss zugeben, dass es nicht gut möglich ist, Fleisch, Knochen und Sehnen genau entsprechend abzupassen, aber er meint, dass man, wenn man auch hierbei immer auf ungefähre Schätzung angewiesen bleibt, auf die angegebene Weise der Wirklichkeit doch näher kommt, als wenn man das Gewicht des Armes nur nach ungefährer Schätzung feststellt."
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+ "wieviel er mit der Hand wert ist und wieviel mit Vorbehalt. בלא יד heisst nicht, wieviel er wert ist, wenn ihm die eine Hand abgenommen wird, denn durch eine solche Verstümmelung würde der Preis, den man für ihn als Sklaven zahlen würde, weit mehr herabgesetzt, als die Hand an sich wert ist, es ist vielmehr die Differenz gemeint zwischen dem Preis, den man für ihn zahlen würde, wenn der, der ihn verkauft, das Nutzungsrecht an einer seiner Hände sich vorbehalten würde, und dem, den man zahlen würde, wenn er diesen Vorbehalt nicht macht.",
+ "hierin sind Wert-Gelübde mehr verpflichtend als Erech-Gelübde. denn bei einem Erech-Gelübde hat er, wie es weiter in der Mischna heisst, in einem solchen Falle gar nichts zu zahlen.",
+ "müssen die Erben ihn zahlen. weil die Höhe des Erech in der Schrift festgesetzt ist, er deshalb, als er noch am Leben war, bereits verpflichtet war, die bestimmte Summe zu zahlen. Nach Maim. und Bart. tritt diese Verpflichtung jedoch erst ein, nachdem der Priester ausdrücklich die Summe genannt hat, die er zu zahlen hat, weil die Mitwirkung des Priesters, trotzdem sie in der Schrift nur bei dem Unvermögenden erwähnt wird, dennoch in gleicher Weise bei jedem Erech nötig ist und, so lange sie nicht stattgefunden hat, die Zahlungsverpflichtung noch nicht eingetreten ist; ist er vorher gestorben, so haben deshalb die Erben nichts zu zahlen. Nach Tosf. Jomt. dagegen ist diese Mitwirkung des Priesters nur bei dem Unvermögenden Vorschrift, der Vermögende dagegen ist ohne weiteres verpflichtet, den festgesetzten Erech zu zahlen, der Talmud (20 a) erkläre nur deshalb, dass die Erben nur dann zu zahlen verpflichtet sind, wenn der, der den Erech gelobt hat, vor seinem Tode von der berufenen Behörde zur Zahlung verpflichtet worden ist (כשעמד בדין), weil er von der Ansicht ausgeht, dass nur eine schriftlich begründete Schuldforderung von den Erben erhoben werden kann und eine von der Behörde bestätigte Forderung einer schriftlich begründeten gleichkommt; nach der später festgesetzten Halacha sind dagegen auch nur mündlich begründete Schuldforderungen von den Erben zu erheben.",
+ "und er stirbt. bevor sein Wert gerichtlicherseits festgestellt worden ist.",
+ "denn Tote haben keinen Wert. Bei dem Gelübde דמי פלוני עלי richtet sich der zu zahlende Betrag nach dem Geldwerte, den die betreffende Person in dem Augenblicke hat, wo sie vor dem Gericht erscheint, damit dieses ihren Goldwert festsetzt, nicht nach dem Wert, den sie zu der Zeit hatte, als das Gelübde ausgesprochen wurde (s. Tosaf. 18a v. שיתן). Ist sie, bevor dieses geschehen, gestorben, so hat deshalb der, der das Gelübde getan hat, überhaupt nichts zu zahlen, da Tote keinen Verkaufswert mehr haben. Selbst wenn darum der, der das Gelübde דמי עלי getan hat, bereits vor Gericht gestanden und dieses auf Grund seines Gelübdes ihn bereits zur Zahlung verurteilt hatte, er aber dann gestorben ist, bevor das Gericht die Höhe des zu zahlenden Betrages festgesetzt hat, brauchen seine Erben nichts zu zahlen, weil die ausgesprochene Zahlungsverpflichtung dadurch wieder hinfällig geworden ist, dass er gestorben ist, bevor er vom Gericht auf seinen Geldwert eingeschätzt worden ist.",
+ "als hätte er nichts gesagt. weil es einen Erech nur für eine Person im Ganzen gibt, nicht für einzelne ihrer Glieder.",
+ "muss er seinen vollen Erech zahlen. weil ohne diese der Mensch nicht leben kann und deshalb angenommen wird, dass, wer den Erech des Kopfes oder der Leber gelobt, damit den Erech des ganzen Menschen meint.",
+ "so muss er den vollen Erech zahlen. es wird das in dem Ausdruck בערכך נפשות (Lev. 27, 2) angedeutet gefunden: den Erech von etwas, wovon נפש das Leben abhängt."
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+ "gibt er die Hälfte seines Erech. da der Erech eine in der Schrift festgesetzte Summe ist.",
+ "muss er seinen ganzen Erech geben. S. Note 18.",
+ "muss er seinen vollen Wert geben. Es wird die zu dem Ausdruck נפשות gegebene Deutung (s. Note 19) auch auf das vorangehende נדר bezogen, unter dem Ausdruck נדר wird aber im allgemeinen ein Wertgelübde verstanden.",
+ "muss er den vollen Wert. Ed. Ven. u. unsere Mischnausg.: ערך כולו.",
+ "geben. demnach auch, wenn er gesagt hat: דמי כבדי דמי ראשי oder דמי חצי ראשי דמי חצי ככדי עלי"
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+ "dessen Erech er gelobt hat. nach Maim. u. Bart.: nachdem der Priester seinen Erech festgestellt hat, s. oben Note 13. Ist er gestorben, bevor dieses geschehen ist, brauchen weder die Erben noch der, der den Erech gelobt hat, selbst den Erech zu zahlen.",
+ "der das Gelübde getan. nachdem er durch das Gericht auf Grund seines Gelübdes zur Zahlung verpflichtet worden, wenn auch die Höhe der zu zahlenden Summe noch nicht festgesetzt war.",
+ "so müssen die Erben zahlen. weil die nachträgliche Feststellung der zu zahlenden Summe nur als eine Ergänzung des bereits ergangenen Urteils betrachtet wird, die Zahlungs-verpflichtung demnach bereits, als er noch am Leben war, bestanden hat (vgl. oben Note 16).",
+ "dessen Wert er gelobt hat. bevor sein Wert vom Gericht fest gestellt worden ist.",
+ "brauchen die Erben. und ebenso er selbst, wenn er noch am Leben ist.",
+ "denn Tote haben keinen Wert. S. Note 16."
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+ [
+ "dieses Haus eine Opfergabe. für den Tempelschatz: auch hierfür bestimmte Spenden wurden קרנן genannt, s. Num. 31, 50.",
+ "ich gelobe den Wert. In den Talmudausg. fehlt das Wort: דמי.",
+ "ist er zum Ersatz verpflichtet. Auf Grund der Auslegung im Talmud ist nach Tosaf. die Mischna so zu erklären: wenn jemand sagt, der Wert dieses Ochsen soll ein Ganzopfer, der Wert dieses Hauses eine Opfergabe sein, und der Ochse stirbt oder das Haus stürzt ein, ist er nicht zum Ersatz verpflichtet, ebenso wie er nicht dazu verpflichtet ist, wenn er gesagt hat: שור זה עולה oder בית זה קרבן (s. Kinn. I, 1). Hat er aber das Wort עלי hinzugefügt, ist er dazu verpflichtet, weil er dadurch die Verpflichtung auf sich genommen hat, das Gelobte unter allen Umständen zu spenden. Hat er dagegen nicht דמי שור זה עלי, sondern nur שור זה עלי עולה gesagt, ist er nicht zum Ersatz verpflichtet, weil da das עלי dahin ausgelegt werden kann, dass er damit nur sich hat verpflichten wollen, auch selbst dafür zu sorgen, dass das Gelobte seiner heiligen Bestimmung zugeführt wird. Maim. (Comment.) und Bart. geben als Grund für das ח יב לשלם an: weil der in der vorhergehenden Mischna angeführte Satz אין דמיס למתים sich nur auf die Menschen-, nicht aber auf eine Tierleiche beziehe. Nach ihnen ist demnach die Mischna wohl folgendermassen zu erklären: wenn jemand sagt: שור זה עולה, und der Ochse stirbt, braucht er nichts zu bezahlen, weil er nur gelobt hat, diesen Ochsen als Ganzopfer darzubringen, dieses aber nicht mehr möglich ist. Hat er dagegen gesagt: דמי שור זה עלי עולה, so hat er damit sich verpflichtet, den Wert dieses Ochsen als Ganzopfer darzubringen, auch wenn der Ochse gestorben ist, muss er deshalb den Wert des toten Ochsen bezahlen und der von ihm gezahlte Betrag zur Darbringung eines Ganzopfers verwendet werden, ebenso den Wert, den das zusammengestürzte Haus noch hat, wenn er gesagt hat: דמי בית זח עלי קרבן."
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+ "welche einen Erech. oder einen Geldwert (Maim. הלכות ערכין וחרמין III, 14), in der Tosefta III, 16 heisst es ausdrücklich: חייבי נדרים ונדבות והערכין והחרמין והקדשות ב״ד ממשכנין אותן.",
+ "pfändet man nicht. weil der, der sie schuldig ist, sich schon von selbst bemühen wird, sie möglichst schnell darzubringen, um von seiner Schuld gesühnt zu werden. Eine Ausnahme bildet nur das Sündopfer des Nasir, weil dieser keine eigentliche Sünde begangen hat und ihm auch schon vor der Darbringung desselben, wenn er nur eines von den vorgeschriebenen Opfern dargebracht hat, der Weingenuss und die Verunreinigung an einer Leiche wieder erlaubt sind, deshalb zu befürchten ist, dass er die Darbringung desselben über Gebühr verzögern wird.",
+ "pfändet man. weil sie nicht für bestimmte Vergehen dargebracht werden, deshalb zu befürchten ist, dass ihre Darbringung über Gebühr hinausgeschoben wird. Eine Ausnahme macht das Ganzopfer, das der Aussätzige darzubringen hat, weil dieser erst durch die Darbringung desselben wieder rein wird, eine Verzögerung deshalb nicht zu befürchten ist.",
+ "dass heisst. Lev. 1, 3.",
+ "Es ist mein eigener Wille. לרצונו heisst allerdings nicht „mit seinem Willen“, sondern „zu seinem Wohlgefallen“ vor Gott. Da aber ein Opfer, das ohne Zustimmung des dazu Verpflichteten dargebracht wird, ihm kein Wohlgefallen vor Gott erwirken kann, wird aus dem לרצונו gefolgert, dass das Opfer nur mit seiner Einwilligung dargebracht werden darf.",
+ "Ebenso ist es bei Ehescheidungen. wo eine Ehe, weil ungesetzlich, wieder gelöst werden muss, eine Ehe kann aber ohne Einwilligung des Mannes nicht gelöst werden.",
+ "Es ist mein eigener Wille. S. Maim. הלכות גירושין II, 20."
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+ "Waisen. unmündigen.",
+ "gehörendes Gut. das in gewissen Fällen durch das Gericht verkauft wird, um mit dem Erlös eine von dem Vater hinterlassene Schuld zu bezahlen.",
+ "muss nach der Abschätzung. durch das Gericht.",
+ "dreissig Tage lang. täglich oder 60 Tage lang nur jeden Montag und Donnerstag (Talm.).",
+ "ausgeboten werden. Die gleiche Ausbietungszeit muss innegehalten werden, wenn das Gericht das Gut eines erwachsenen Schuldners verkauft, um einen Gläubiger zu befriedigen; die Mischna hebt hier nur hervor, dass auch für das Gut von Waisenkindern keine längere Frist vorgeschrieben ist (Tosaf.). Diese Ausbietungsfrist ist jedoch nur für Immobilien vorgeschrieben, nicht aber für Mobilien, Sklaven oder Wechsel (s. Note 45).",
+ "die Ausbietung. מכריזין wörtl.: ausrufen.",
+ "muss am Morgen und am Abend geschehen. wenn die Arbeiter zur Arbeit gehen und wenn sie zurückkommen, damit durch sie etwaige Käufer von dem zu verkaufenden Felde Kenntnis erhalten.",
+ "Wenn jemand seine Güter dem Heiligtum weiht und es ruht auf ihm noch die Haftpflicht für die Ketuba seiner Frau. die Güter sind für die an seine Frau nach seinem Tode oder der Scheidung von ihr zu zahlende Ketuba haftbar (s. Note 20).",
+ "sich durch Gelübde. in einer Form, die eine spätere Lösung des Gelübdes ausschliesst.",
+ "jeden ferneren Genuss von ihr versagen. damit er sie nicht wieder zurücknehmen kann, weil sonst die Scheidung nur ein Scheinmanöver sein könnte, damit die Frau mit ihrer fällig gewordenen Ketuba von dem dem Heiligtum zugewendeten Gut sich bezahlt macht (s. die folgende Mischna) und dann der Mann, indem er sie wieder heiratet, wieder in den Besitz des an sie gezahlten Erlöses gelangt.",
+ "Er braucht es nicht. R. Josua ist der Ansicht, dass nicht zu befürchten ist, dass er, um dem Heiligtum zugewendetes Gut an sich zu bringen, zu einem solchen Mittel greifen wird. Nach einer anderen Erklärung im Talmud hält R. Josua ein solches Entsagungsgelübde seitens des Mannes deshalb nicht für nötig, weil es für diesen einen einfacheren Weg gibt, wieder in den Besitz des von ihm dem Heiligtum zugewendeten Gutes zu kommen. R. Josua ist danach der Ansicht von Bet-Hillel (Nas. V, 1), dass ein irrtümlich geheiligtes Gut nicht als geheiligt gilt, wenn der Mann es daher jetzt bereut, das Gut geheiligt zu haben, so kann er sich das Gelübde, durch das er sein Gut dem Heiligtum gelobt hat, durch Befragung eines Kundigen wieder lösen lassen und erhält so sein Gut wieder zurück, R. Elieser dagegen der Ansicht von Bet-Schammai, dass auch ein irrtümlich geheiligtes Gut dem Heiligtum verbleibt.",
+ "Auch. Ed. pr. u. Lowe fehlt אף, s. Tosf. Jomt.",
+ "wenn jemand einer Frau für ihre Ketuba gebürgt hat. für den Fall, dass ihr der Mann sie bei der Fälligwerdung nicht auszahlt.",
+ "wenn er sich von ihr scheidet. und kein Vermögen besitzt, die Ketuba zu bezahlen.",
+ "er könnte sonst eine gegen das Vermögen jenes gerichtete Verabredung. קנוניא oder קינוניא = κοινωνία, Gemeinschaft.",
+ "treffen. Ed. Ven. u. Lowe: יעשו.",
+ "und seine Frau [dann später. nachdem die Frau die Ketuba vom Bürgen erhalten hat."
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+ "Wenn jemand seine Güter dem Heiligtum weiht und es ruht auf ihm noch die Haftpflicht für die Ketuba einer Frau. einer von ihm bereits geschiedenen.",
+ "oder gegenüber einem Gläubiger. die bereits fällig geworden ist Ed. Lowe: ובעלי חוב.",
+ "kann die Frau ihre Ketuba nicht von dem Geheiligten einziehen und der Gläubiger nicht seine Schuld. Nach Maim. deshalb nicht, weil die Haftung, die auf einem Gute ruht, durch Zuwendung desselben an das Heiligtum aufgehoben wird (הקדש מפקיע שעבוד), geht jedoch das Gut durch Auslösung wieder in Privatbesitz über, wird es wieder für die Schuld, die darauf geruht hat, haftbar (הלכות ערכין וחרמין VII, 14 und הלכות מלוה ולוה XVIII, 7). Nach Raschi und Bart. wie den meisten anderen Erklärern gilt der Grundsatz, dass durch Heiligung einer Sache die darauf ruhende Haftung aufgehoben wird, nur für solche Dinge, die als Opfer auf dem Altar dargebracht werden können und deshalb selbst heilig werden (קדושת הגוף), nicht aber für Dinge, deren Wert nur heilig und für die Unterhaltung des Heiligtums verwendet wird (קדושת דמים). Trotzdem dürfen die Frau und der Gläubiger sich nicht an dem dem Heiligtum zugewendeten Gute selbst bezahlt machen, obgleich, soweit ihre Forderung reicht, dem Heiligtume gar kein Anrecht darauf zugefallen war, weil das den Anschein erwecken würde, als wenn dem Heiligtum gehörendes Gut auch ohne vorangegangene Auslösung wieder zu profanem Gebrauch benützt werden dürfte.",
+ "sondern der es auslöst. Raschi und Bart. erklären: der Eigentümer erhält das Gut, wenn sein Wert nicht die Höhe der Forderung der Frau oder des Gläubigers übersteigt, wieder zurück mit der Verpflichtung, es an diese weiterzugeben, da seine Zuwendung an das Heiligtum eigentlich gar keine Geltung hatte, er muss nur aus dem angegebenen Grunde einen kleinen Geldbetrag als Auslösungssumme zahlen. Tosaf. und Tosf. Jomt. erklären: wenn der Wert des Gutes mehr beträgt als die Forderung, löst irgendeiner, der darauf bietet, es durch den die Forderung übersteigenden Betrag aus mit der Verpflichtung, seinerseits die Frau oder den Gläubiger zu befriedigen. Die Frau oder der Gläubiger selbst dagegen dürfen es nicht auslösen, weil es da zu sehr den Anschein haben würde, als wenn dem Heiligtum Gehörendes ohne Auslösung in Privatbesitz übergeht.",
+ "der Frau ihre Ketuba und dem Gläubiger seine Schuld zu bezahlen. nach dem diese die Berechtigung zu ihrer Forderung beschworen haben, da sonst zu befürchten ist, dass eine Verabredung mit dem Eigentümer vorliegt, um dem Heiligtum das ihm zugewendete Gut wieder zu entziehen.",
+ "so fügt er. der Gläubiger borgt dem Eigentümer noch einen Denar, da dieser sein ganzes Vermögen dem Heiligtum zugewendet hat.",
+ "noch einen Denar hinzu und er. der Eigentümer.",
+ "der Frau ihre Ketuba oder dem Gläubiger seine Schuld zu bezahlen. Beträgt jedoch der Wert des Gutes weniger als die Hälfte der Forderung, so erhält der Gläubiger nichts, weil dann nicht anzunehmen ist, dass er das Gut als Sicherheit für seine Forderung betrachtet hat, vielmehr dem Schuldner aus persönlichem Vertrauen geborgt hat, so nach Raschi zu dem ergänzenden Zusatz im Talmud ער פלגא „bis zur Hälfte“. Nach der Erklärung von Tosaf. zu einer anderen Erklärung in Raschi ist eine Auslösung nur dann erforderlich, wenn die Forderung weniger als die Hälfte dessen, was das Gut wert ist, beträgt; beträgt sie aber mehr als die Hälfte, ist eine Auslösung überhaupt nicht erforderlich, sondern kann sich der Gläubiger direkt an dem dem Heiligtum zugewendeten Gut bezahlt machen, weil dann seine Zuwendung an das Heiligtum gar keine Geltung hat und deshalb nicht zu befürchten ist, dass man sagen wird, heiliges Gut könne auch ohne Auslösung wieder zu profanem Gebrauch verwendet werden (s. Tosaf. 23 b v. עד פלגא. Nach dieser Erklärung würde aber die Bestimmung im Talmud עד פלגא im Widerspruch stehen mit der Bestimmung der Mischna, dass, selbst wenn das Gut neunzig und die Schuld hundert Minen beträgt, das Gut ausgelöst werden muss; nach Straschun ist deshalb in Tosaf. statt דהחוב טפי מפלגא zu lesen: טפי מכפילו wenn die Forderung mehr als das Doppelte dessen beträgt, was das Gut wert ist). Maim. erklärt das עד פלגא: wenn der Wert des Gutes nur die Hälfte der Forderung beträgt, wird dem, der es auslöst, nicht die Verpflichtung auferlegt, den Gläubiger damit zu befriedigen, sondern fällt die Forderung vollständig aus, da, wie Note 20 ausgeführt, nach Maim. die Haftung, die auf einem Gute ruht, durch Zuwendung desselben an das Heiligtum grundsätzlich überhaupt aufgehoben wird und erst, wenn es wieder in Privatbesitz übergegangen ist, geltend gemacht werden kann (s. Comm. und הלכות ערכין וחרמין VII, 16; vgl. auch כסף משנה und מגדל עוז z. St.)."
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+ "Obwohl die Bestimmung lautet. oben V, 6.",
+ "pfändet. um damit den Erech zu bezahlen.",
+ "so lässt. נותנין לו man gibt ihm sc. von dem Seinigen, d. h. man lässt es ihm, wenn er es hat, oder lässt ihm die Mittel, um es sich dafür anzuschaffen.",
+ "eine Bettstelle mit Gebett. מוצעת Part. Hof. von יצע = ausgebettet.",
+ "aber nicht für seine Frau und nicht für seine Kinder. s. weiter Note 38.",
+ "lässt man ihm zwei. um, wenn das eine ausgebessert werden muss, inzwischen mit dem anderen arbeiten zu können.",
+ "einem Zimmermann lässt man zwei Beile. Nach Kaschi und Bart. ist מעצד = Hobel.",
+ "lässt man ihm sein Gespann. צמד das Joch, welches das Ackervieh zusammenhält, wird auch abgekürzt für צמר בקד (1. Sam. 11, 7) als Bezeichnung für ein Paar unter dem Joch zusammengehender Rinder gebraucht (s. Bab. Batr. 77 b)."
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+ "Hat er. Mischnaausg.: היה, ed. pr., Ven., Lowe u. Talmudausg.: היה לו.",
+ "von der einen Sorte mehr und von der anderen Sorte weniger. z. B. drei Beile und eine Säge.",
+ "was er hat. Nur für die in der vorhergehenden Mischna zuerst genannten Dinge belässt man ihm die Mittel, um sie sich anzuschaffen, Handwerkszeug dagegen lässt man ihm, nur soweit er es bereits besitzt, zwei von jeder Sorte; Mittel aber, sich anzuschaffen, was er nicht besitzt, lässt man ihm nicht, da er ja auch bis dahin ohne dasselbe ausgekommen ist",
+ "dem versteigert. מעלין nach Raschi (Bab. Kam. 102 b) abschätzen lassen, wie das deutsche „versteigern“ = durch Ausbietung einen möglichst hohen Preis dafür zu erreichen suchen, nach Maim. wie das deutsche „erheben“ = fortnehmen, die Tefillin gehören dem Heiligtum, und er muss, da er ohne sie nicht auskommen kann, dem Heiligtum das Lösegeld für sie zahlen, da er seine ganze Habe dem Heiligtum geweiht hat und dazu auch seine Tefillin gehören. Beim Erech dagegen belässt man ihm seine Tefillin, weil sie mit zu seinen unentbehrlichen Gebrauchsgegenständen gehören."
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+ "steht ihm. dem Heiligtum.",
+ "nicht auf die Kleidung seiner Frau und nicht auf die Kleidung seiner Kinder. die sie bereits in Benutzung genommen haben. In Mischna 3 ist nur gesagt, dass man ihm nicht die Mittel lässt, um Kleidung für seine Frau und seine Kinder dafür anzuschaffen",
+ "und nicht auf die gefärbten Kleider. צבע collect. = gefärbte Kleider (s. Richt. 5, 30), so erklären Maim. und Tosf. Jomt. Nach dem Talmud (Bab. Kam. 102 b, s. Tosf. dort) ist hier unter צבע die Farbe zu verstehen, deshalb erklärt Tif. Jis.: der Mehrwert, den die Kleider seiner Frau und seiner Kinder dadurch erlangt haben, dass er sie auf seine Kosten hat färben lassen, wenn sie sie auch, nachdem sie gefärbt worden, noch nicht in Benutzung genommen haben.",
+ "die er für ihren Gebrauch hat färben lassen. Talaudausg.: שצבע.",
+ "dass man Sklaven. die durch das Gericht verkauft werden",
+ "er dadurch um eine Mine höher geschätzt wird. Talmudausg.: משובח.",
+ "wenn man sie bis zum Markttage. S. Bechor. V Note 3.",
+ "wenn man sie in eine grosse Stadt bringt. wo mehr Käufer vorhanden sind, die darauf bieten.",
+ "den es an seiner Stelle und in dem gegebenen Augenblicke. wo es in den Besitz des Heiligtums gelangt. Der Schriftvers (Lev. 27, 23): ונתן את הערכך ביום החוא קדש לה׳ wird dahin ausgelegt, dass für alles, was Gott geheiligt wird, der Wert in Anrechnung zu bringen ist, den es an demselben Tage hat, und man es nicht liegen lassen soll, um vielleicht später daraus einen grösseren Betrag zu erzielen, weil daraus ebenso leicht dem Heiligtume auch ein Verlust erwachsen kann. Nur Immobilien müssen 60 Tage lang ausgeboten werden, s. Note 5."
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+ "Man heiligt [ein Feld. ein erbeigentümliches.",
+ "wenn nur noch weniger als zwei Jahre bis zum Jobel sind. Wenn jemand ein solches dem Heiligtum unmittelbar nach dem Jobel zugewendetes Feld wieder auslösen will, so sind als Lösegeld 50 Schekel für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer Gerste festgesetzt als Ertragswert des Feldes in den 49 Jahren bis zum nächsten Jobel, mit dessen Eintritt es, wenn es bis dahin nicht ausgelöst worden ist, in den Besitz der Priester übergeht (s. weiter Mischna 4). Diese Auslösungssumme vermindert sich mit jedem Jahre, das seit dem Jobel bereits verflossen ist, um /49 von 50 Schekel, das ist 1 Schekel und 1 Pondion (1 Schekel = 48 Pondion, der eine übrig bleibende Pondion gilt als Wechselgeld beim Eintausch der Pondion in Schekel), es sind also immer nur soviele Male 1 Schekel und 1 Pondion zu entrichten, wie noch Jahre bis zum nächsten Jobel übrig sind. Es müssen aber wenigstens noch zwei Jahre bis zum Jobel sein, weil es in der Schrift heisst (Lev. 27, 18) : על פי השנים הנותרות „nach Verhältnis der noch übrigen Jahre“; sind nicht wenigstens noch zwei Jahre bis zum Jobel, so findet eine Herabsetzung der Auslösungssumme überhaupt nicht statt, sondern ist die volle Summe von 50 Schekel zu zahlen. Deshalb soll man ein Feld so kurz vor dem Jobel nicht heiligen, weil man dann bei der Auslösung die volle Auslösungssumme von 50 Schekel, also weit mehr als der Ertragswert desselben bis zum Jobel beträgt, bezahlen muss.",
+ "wenn weniger als ein Jahr nach dem [Beginn des] Jobel vergangen ist. Der Talmud bringt eine Kontroverse zwischen Rab und Samuel. Nach Rab kann auch im Jobeljahre selbst ein Feld dem Heiligtum geweiht werden, da es in der Schrift heisst (Lev. 27, 17): אם משנת היובל יקדיש שדהו „wenn vom Jobeljahre an er sein Feld weiht“, in diesem Falle muss, wenn es im Jobeljahre selbst wieder ausgelöst wird, die volle Auslösungssumme von 50 Schekel gezahlt werden; wird ein Feld erst nach Ablauf des Jobeljahres geweiht oder ein vorher dem Heiligtum geweihtes erst nach Ablauf des Jobeljahres ausgelöst, so tritt die entsprechende Herabsetzung der Auslösungssumme ein. Nach Samuel ist unter משנת היובל „vom Ablauf des Jobeljahres an“ zu verstehen, da sonst die Schrift sagen würde: בשנת היובל „im Jobeljahre“, nach seiner Ansicht hat die Weihung eines Feldes im Jobeljahre selbst überhaupt keine Geltung, im ersten Jahre nach dem Jobeljahre beträgt die Auslösungssumme 50 Schekel; unter אחר היובל in der Schrift ist demnach die Zeit nach Ablauf des ersten Jahres zu verstehen, erst dann tritt die Herabsetzung der Auslösangssumme ein. Maim. rezipiert als Halacha die Ansicht Samuels (הלכות ערכין ותימין IV, 10; s. dagegen seinen Mischnakomm.). Nach Tif. Jis. ist deshalb unter לאחר היובל in der Mischna „nach Beginn“ des Jobeljahres zu verstehen, erst wenn ein Jahr nach Beginn des Jobeljahres vergangen ist, kann ein Feld ausgelöst werden, da im Jobeljahre selbst eine Heiligung überhaupt keine Geltung hat. Nach einer anderen Erklärung ist unter ולא גואלין in der Mischna zu verstehen: es findet bei der Auslösung keine Herabsetzung der Auslösungssumme statt, die Mischna will demnach sagen, dass keine Herabsetzung stattfindet, bevor nach Ablauf des Jobeljahres ein volles Jahr vergangen ist, weil, wie weiter begründend hinzugefügt wird, Monate dem Heiligtum zu seinem Nachteil nicht angerechnet werden (Maim. ebend. IV, 12; s. Straschun). Dagegen erklärt Bart. die Mischna, wie sie im Talmud nach der Ansicht von Rab erklärt wird: wenn jemand zu irgend einer Zeit nach dem Jobeljahre ein Feld auslöst, muss er ein noch nicht abgelaufenes Jahr noch als volles Jahr dem Heiligtum bezahlen.",
+ "an. sind z. B. vom drittletzten Jahre vor dem Jobel auch bereits eine Anzahl Monate vergangen, wird dennoch die Auslösungssumme für drei volle Jahre berechnet.",
+ "aber das Heiligtum kann die [verstrichenen] Monate anrechnen. wenn es zu seinem Vorteile ist. Sind deshalb vom vorletzten Jahre vor dem Jobel bereits einige Monate vergangen, so ist die volle Auslösungssumme von 50 Schekel zu zahlen, weil nicht mehr zwei volle Jahre bis zum Jobeljahre fehlen (s. oben Note 2). Es wird dieses daraus gefolgert, dass es in der Schrift (Lev. 27, 18) heisst: וחשב לו הכהן „der Priester soll ihm berechnen“, d. h. die Berechnung liegt in der Hand des Priesters. Nach Maim. liegt es deshalb in einem solchen Falle in dem Belieben des Verwalters des Tempelschatzes, die Auslösungssumme nur für 2 Jahre oder die volle Summe von 50 Schekel zu verlangen. Der Wortlaut im Talmud: שאם אתה רוצה לעשות חדשים לשנה עושה, dass der Priester, wenn er will, die Monate als Jahr berechnen kann, spricht für die Auffassung des Maim.",
+ "Wenn jemand sein Feld zu einer Zeit. Die Tosefta und manche Mischnaausg. lesen: בשנת היובל, es ist dann darunter das Jahr, mit dem die Jobeiperiode beginnt, zu verstehen, da die Heiligung eines Feldes im Jobeljahre keine Geltung hat (s. oben Note 3).",
+ "wo das Jobel-Gesetz Geltung hat. Die in der Schrift festgesetzte Auslösungssumme von 50 Schekel gilt nur für die Zeit, wo das Jobelgesetz in Geltung ist, ist es nicht in Geltung, so wird das Feld wie jedes andere nach seinem Taxwert abgeschätzt und ausgelöst.",
+ "muss er für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer. S. ober. III Note 14.",
+ "Sind Vertiefungen. נקע syr. ܢܶܩܥܳܐ = eine Vertiefung in der Erde. Nach dem Talmud sind jedoch nur solche Vertiefungen gemeint, in denen ständig Wasser steht, so dass in ihnen nicht gesät werden kann.",
+ "werden sie nicht mitgemessen. weil sie keinen Wert haben, da sie zu nichts gebraucht werden können (Maim. Comm., s. dagegen Tosaf. Kidd. 61 a v. אין נמדדין). Erdvertiefungen dagegen, in denen kein Wasser steht, werden nach Raschi z. St. mit dem Felde mitgemessen ; nach Raschi Kidd. 61 a werden sie nicht in ihrer oberen Breite und Länge mit dem Felde mitgemessen, sondern es wird, da ihre Seiten wände oft schräge abfallen, nur ihre Grundfläche besonders ausgemessen. Maim. scheint der letzteren Ansicht zuzustimmen, da er הלכות ערכין וחרמין IV, 14 entscheidet: נמדדין בפני עצמן ומחשבין להם מה שראוי לחם, sie werden besonders vermessen, und man berechnet für sie, was ihnen zukommt, d. h. wieviel auf ihnen gesät werden kann. Aus der Erklärung des Bart. ist nicht recht ersichtlich, welcher Ansicht er folgt (s. Tosf. Jomt.).",
+ "werden sie mitgemessen. weil solche geringe Vertiefungen, selbst wenn sie voll Wasser stehen, und ebenso solche Erhöhungen zu unbedeutend sind und deshalb mit zum Felde gerechnet werden.",
+ "muss man einen Sela und einen Pondion für jedes Jahr geben. S. Note 2.",
+ "sondern er muss das Ganze zugleich. Ed. Ven.: כולן, ed. Lowe: כלם כאחת.",
+ "zahlen. den Wert des Feldes, das er auslöst, für die ganze Zeit bis zum Jobel. Dagegen braucht er nicht gleich das ganze Feld auszulösen, sondern kann auch zunächst nur einen Teil auslösen, s. weiter IX, 2."
+ ],
+ [
+ "dass die Eigentümer noch ein Fünftel hinzufügen müssen. S. Lev. 27, 19. Nach der als Halacha rezipierten Ansicht des R. Josia (Bab. Mez. 54 a) hat der Eigentümer zu der vorgeschriebenen Auslösungssumme so viel hinzuzufügen, dass diese Zugabe ein Fünftel der ganzen von ihm gezahlten Summe beträgt. Beträgt z. B. die Auslösungssumme 20 Sela, so hat er nicht ein Fünftel von 20 = 4 Sela hinzuzufügen, sondern 5, ein Fünftel von 20 + 5. Man nennt dies ein חומש מלבר ein Fünftel von aussen, d. h. ein Fünftel der ganzen schon um das Fünftel vermehrten Summe, im Gegensatz zu חומש מלגיו einem Fünftel von innen, d. h. einem Fünftel der ursprünglichen eigentlich zu zahlenden Summe. Durch das Hinzufügen eines חומש מלבר wird die Summe nicht um ¹⁄₅ sondern um ¹⁄₄ ihres ursprünglichen Betrages vermehrt."
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+ "braucht er es im Jobeljahre nicht wieder herauszugeben. wie irgend ein anderes durch Kauf erstandenes Feld, sondern es wird wieder sein Erbeigentum, wie es vorher gewesen war.",
+ "fällt es im Jobel wieder an den Vater zurück. als hatte der Vater selbst es ausgelöst. Hat dagegen ein anderer Verwandter es ausgelöst, so fällt es im Jobeljahre nicht an den Eigentümer, sondern an das Heiligtum zurück.",
+ "Hat ein Fremder oder einer von den Verwandten. nicht der Sohn, sondern ein anderer Verwandter.",
+ "braucht er es im Jobel nicht wieder herauszugeben. Die Talmudausg. lesen: יוצא לכהנים ביובל. Die Bestimmung Lev. 27, 20 lautet: ואם לא יגאל את השדה ואם מכר את השדה לאיש אחר לא יגאל עוד. Nach der Lesart der Talmudausg. ist der Schriftvers so zu erklären: Wenn der Eigentümer bis zum Eintritt des Jobeljahres das Feld nicht ausgelöst bat, sondern es sich noch im Besitz des Heiligtums befindet, oder wenn das Heiligtum das Feld inzwischen an einen anderen verkauft hat, so kann es in beiden Fällen nicht mehr von dem Eigentümer ausgelöst werden, so dass er wieder erbeigentümlicher Besitzer des Feldes wird, sondern es geht im ersteren Falle aus den Händen des Heiligtums, im zweiten Falle aus den Händen des Käufers oder selbst, wenn der Eigentümer es vom Käufer wieder zurückgekauft hat, aus seinen Händen als Erbeigentum an die beim Eintritt des Jobel fungierende Priesterabteilung über (s. weiter Mischna 4). Nach unserer Lesart ist dagegen der Schriftvers zu erklären: Wenn der Eigentümer bis zum Eintritt des Jobel das Feld nicht ausgelöst hat und es sich noch in den Händen des Heiligtums befindet, oder wenn es an einen anderen verkauft worden ist und sich noch in dessen Händen befindet, so kann es von dem Eigentümer nicht mehr ausgelöst werden, mit dem Eintritt des Jobeljahres hat der Eigentümer sein Eigentumsrecht an dem Felde verloren; hat er es dagegen, nachdem es an einen anderen verkauft worden ist, vor dem Eintritt des Jobeljahres aus dessen Händen zurückgekauft, so ist es dadurch wieder sein Erbeigentum geworden, und er braucht es auch im Jobel nicht wieder herauszugeben.",
+ "Hat es einer von den Priestern ausgelöst und es befindet sich noch. beim Eintritt des Jobel.",
+ "sondern es fällt. Talmudausg.: יוצאה מתחת ירו ומתחלקת."
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+ [
+ "so nehmen die Priester. die der beim Eintritt des Jobel fungierenden Priesterabteilung angehören (Talm. 28 b).",
+ "es in Besitz. es wird ihr Erbeigentum.",
+ "und bezahlen seinen Wert. d. h. 50 Schekel für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer Gerste (s. dagegen משנה למלך zu Maim. הלכות ערכין IV, 26).",
+ "Jehuda. Nach Lev. 27, 21 wird das nicht ausgelöste Feld mit dem Eintritt des Jobel קדש לה׳ ; denselben Ausdruck קדש לה׳ gebraucht die Schrift Lev. 27, 14 für das dem Heiligtum geweihte Haus, aus dieser Wortanalogie schliesst R. Jehuda, dass ebenso, wie das dem Heiligtum geweihte Haus nur durch Bezahlung seines Wertes aus dem Besitz des Heiligtums in andere Hände übergehen kann, auch das nicht ausgelöste Feld nur durch Bezahlung seines Wertes aus dem Besitz des Heiligtums in den Besitz der Priester übergeht.",
+ "brauchen aber nichts zu zahlen. Nach R. Simon bezieht sich die Wortanalogie קרש לה׳ nicht auf Lev. 27, 14, sondern auf Lev. 23, 20, wo ebenfalls der Ausdruck קדש יהיו לה׳ gebraucht wird, die dort erwähnten Lämmer bezw. Brote, die als קדש לה׳ bezeichnet werden, fallen aber den Priestern unentgeltlich zu.",
+ "Elasar. Ed. Lowe und Talmud: ר׳ אליעזר.",
+ "Sie nehmen es nicht in Besitz. Nach R. Elasar wird Lev. 27, 21 nur gesagt, dass das Feld, wenn es mit dem Eintritt des Jobel von dem augenblicklichen Besitzer wieder herausgegeben werden muss wie jedes durch Kauf erworbene Feld, d. h. wenn es von dem Eigentümer nicht rechtzeitig ansgelöst worden ist, sondern ein anderer es erworben hat, aus dem Besitz dieses Käufers den Priestern als Erbbesitz zufällt. Ist aber das Feld beim Eintritt des Jobel noch in Händen des Heiligtums, so fällt es nicht den Priestern zu, sondern verbleibt weiter im Besitz des Heiligtums.",
+ "verlassenes. Bab. Mez. 38 b wird für נכסי רטושים die Erklärung gegeben: Güter, die Eigentümern gehören, die ihr Eigentum freiwillig verlassen haben und deren Aufenthalt man nicht kennt. רטש syn. von נטש = verlassen, davon רטוש Adj. = einer, der sein Eigentum verlassen hat.",
+ "doppelt verlassenes. Es soll dadurch die Aufmerksamkeit auf ein solches Feld gezogen werden, damit sich schliesslich ein Käufer findet, der es auslöst.",
+ "als bis ein Anderer es ausgelöst hat. dann fällt es mit dem Eintritt des nächsten Jobel den Priestern unentgeltlich zu, da das Heiligtum den Wert desselben ja bereits von dem Käufer erhalten hat."
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+ "so gilt es als erbeigentümliches Feld. da er es erst geheiligt hat, nachdem es durch den Tod des Vaters sein Erbeigentum geworden war.",
+ "gilt es als gekauftes Feld. da es zur Zeit, da er es geheiligt hat, noch nicht sein Erbeigentum, sondern ein durch Kauf in seinen Besitz gelangtes Feld war. Ein solches gekauftes Feld wird nicht nach der für das erbeigentümliche Feld festgesetzten Taxe ausgelöst, sondern nach seinem wirklichen durch Abschätzung festzustellenden Wert (s. oben III, 2), auch fällt es, wenn der, der es geheiligt hat, es bis zum Jobel nicht ausgelöst oder ein anderer es ausgelöst hat, nicht wie das erbeigentümliche Feld den Priestern zu, sondern es fällt mit dem Eintritt des Jobel wieder an den zurück, dem es ursprünglich als Erbeigentum gehört hat, in diesem Falle also an den Vater und, da dieser inzwischen verstorben ist, an dessen Erben.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 22.",
+ "das ihm als erbeigentümliches zufallen konnte. selbst wenn es zur Zeit, da er es geheiligt hat, noch nicht שדה אחזתו war, wenn es nur משדה אחזתו war, d h. eines von den Feldern, die ihm jeden Augenblick als Erbeigentum zufallen konnten. Zur Zeit der Auslösung dagegen muss es schon sein Erbeigentum sein, andernfalls wird es wie jedes andere gekaufte Feld betrachtet.",
+ "Ein gekauftes Feld. ebenso jedes auf andere Weise, nicht durch Erbrecht, in die Hand seines augenblicklichen Besitzers gelangte Feld.",
+ "fällt im Jobel nicht den Priestern zu. sondern es fällt wieder an denjenigen zurück, dem es als Erbeigentum angehört hat.",
+ "was ihm nicht gehört. Von einem gekauften Felde steht dem Käufer immer nur die Nutzniessung bis zum Jobeljahre zu, da es ja mit dem Eintritt des Jobel unentgeltlich wieder an den Erbeigentümer zurückfällt.",
+ "Priester und Leviten können [ihre Felder] jederzeit. auch im Jobeljahre selbst, s. oben Note 3.",
+ "heiligen und jederzeit. auch wenn der Eigentümer das geheiligte Feld bis zum Eintritt des Jobel nicht ausgelöst hat.",
+ "sowohl vor dem Jobel als nach dem Jobel. Die Bestimmung, dass mit dem Eintritt des Jobel das nicht ausgelöste oder von einem Fremden ausgelöste שדה אחזה an die Priester fällt, findet auf Felder von Priestern und Leviten keine Anwendung, weil es Lev, 25, 32 heisst: גאלת עולם תהיה ללוים (s. Talm. 33 b)."
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+ "Wenn jemand sein. erbeigentümliches.",
+ "wo das Jobel-Gesetz nicht in Geltung ist. Talmudausg.: בשעה שאין היובל, sc. נוהג. Das Jobelgesetz war nur in Geltung, solange ganz Israel im heiligen Lande wohnte und die einzelnen Stämme noch unvermischt die alten, ihnen durch Josua zugewiesenen Gebietsteile innehatten. Mit der Vertreibung der drittehalb Stämme durch Pul und Tiglat Pileser aus ihren Wohnsitzen (Chr. I, 5, 26) hörte die Geltung des Jobelgesetzes auf. Es wird dieses damit begründet, dass es in den Bestimmungen über das Jobelgesetz heisst (Lev. 25, 10) : וקראתם דרור בארץ „לכל יושביה״, das setze voraus, dass alle Stämme noch in dem Lande wohnen, und dass jeder Stamm noch seinen Wohnsitz inne hat (Talm. 32b).",
+ " ein Angebot zu machen, um das Feld wieder aus dem Besitz des Heiligtums auszulösen. Auch ein erbeigentümliches Feld brauchte zur Zeit, wo das Jobelgesetz nicht in Geltung war, nicht nach der in der Schrift für ein solches festgesetzten Taxe ausgelöst zu werden, sondern die Auslösung konnte durch jeden dafür gebotenen Wert erfolgen. Der Eigentümer wurde als erster dazu angehalten, ein Angebot zu machen, nach dem Talmud konnte er sogar dazu gezwungen werden, weil sonst, wenn sich kein anderer Käufer fand, das Feld immer weiter im Besitz des Heiligtums hätte verbleiben müssen, was verhütet werden sollte, um nicht zu unerlaubter Nutzniessung von heiligem Gut Gelegenheit zu geben (Tosaf.). Auch wenn das Jobelgesetz in Geltung war, hatte die Auslösung durch den Eigentümer den Vorzug vor dem Verkauf an einen Fremden, ein Zwang wurde aber auf ihn nach Maim. (הלכות ערכין V, 1) nicht ausgeübt, da das Feld, auch wenn es unausgelöst blieb, mit dem Eintritt des Jobel aus dem Besitz des Heiligtums für die festgesetzte Taxe in den Besitz der Priester überging.",
+ "jeder andere Mensch aber nicht ein Fünftel hinzuzugeben braucht. Der Talmud führt noch zwei weitere Gründe an: weil überhaupt die Auslösung durch den Eigentümer den Vorzug vor der durch einen Fremden hat, und weil anzunehmen ist, dass der Eigentümer immer geneigt sein wird, für das aus seinem Besitz stammende Feld einen höheren Preis zu zahlen als irgend ein Fremder.",
+ "weil es zu schlecht war. sein Ertrag geringer war als die Aufwendungen, die es erforderte.",
+ "Ich nehme es für einen Issar. 1 Issar = 8 Perutas.",
+ " Mischnaausg.: בכביצה.",
+ "denn Heiliges kann durch Geld und durch Geldeswert ausgelöst werden. Auch der erste Tanna ist der Ansicht, dass Heiliges auch durch Geldeswert ausgelöst werden kann, das als Auslösung Gezahlte muss aber wenigstens soviel betragen, dass das Fünftel, das der Eigentümer hinzufügen muss, wenigstens eine Peruta ausmacht, die kleinste Münze, bei der dieses der Fall ist, ist aber ein Issar. Nach R. Jose ist es nicht erforderlich, dass das Fünftel eine Peruta ausmacht, deshalb konnte er das Feld auch mit einem Ei auslösen.",
+ "darauf sagte man. er, d. h. der Verwalter des Tempelschatzes. Ed. pr. und Ven.: אומרים לו.",
+ "Du hast es dir erstanden. Talmudausg. u. ed. Ven.: הגעתיך.",
+ "so hatte er einen Verlust von einem Issar. und noch das Fünftel, das er hinzufügen musste."
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+ "Wenn einer sagt: „Ich nehme es für zehn Selaïm“, ein anderer bietet zwanzig, ein anderer dreissig, ein anderer vierzig, ein anderer fünfzig, und nun der, der fünfzig geboten hat, zurücktritt, hält man sich an seinem Vermögen bis zu zehn [Selaïm] schadlos. er hat die 10 Selaim zu zahlen, die das Heiligtum durch seinen Rücktritt weniger für das Feld erhält, weil er durch sein Angebot dem Heiligtum gegenüber sich gebunden hat, dass dieses für das Feld 50 Selaim erhält, denn dem Heiligtum gegenüber bindet das blosse Wort ebenso wie privatrechtlich erst die erfolgte Besitznahme(אמירתו לגבוה כמסירתו להדיוט דמי).",
+ "hält man sich wieder an seinem Vermögen bis zu zehn schadlos. Treten aber mehrere gleichzeitig zurück, so haben sie zu dem Betrage, den das Feld nun weniger einbringt, jeder zu gleichen Teilen beizutragen. Hat z. B. der erste 10 Selaim geboten, der zweite 20 und der dritte 24, und es treten nun die beiden letzteren von ihrem Gebot zurück, so hat jeder von ihnen die Hälfte von 24 — 10 = 14, also 7 Selaim zu den 10, die der erste für das Feld gibt, hinzuzuzahlen; so nach Maim. und Bart. Nach Raschi und Abraham ben David hat in diesem Falle jeder Bieter auch zu den Höhergeboten der vorangegangenen Bieter im Verhältnis beizutragen. Wäre z. B. in dem angenommenen Falle auch der erste Bieter zurückgetreten und das Feld hätte schliesslich nur 4 Selaim eingebracht, so hätten die drei Bieter die 20 Selaim, die das Feld weniger eingebracht hat, in folgender Weise aufzubringen: der dritte, der 24 Selaim geboten hatte, hätte zunächst 4 Selaim zu zahlen, um die er den Vorbieter überboten hat, ferner 5 Selaim, die Hälfte von dem Höhergebot des Vorbieters, und 2 Selaim, ein Drittel von den 6 Selaim, um die der für das Feld gezahlte Preis hinter dem Gebot des ersten Bieters zurückgeblieben ist, im Ganzen also 11 Selaim; der zweite hätte 5 Selaim, die Hälfte seines Höhergebots über den Vorbieter, und 2 Selaim, die Hälfte von den noch zu zahlenden 4 Selaim des ersten Bieters, zusammen also 7 Selaim, und der erste Bieter nur die noch übrig bleibenden 2 Selaim zu zahlen.",
+ "was es wert ist. was es schliesslich bei der Ausbietung einbringt.",
+ "weil sie ein Fünftel hinzufügen. Auch wenn der Eigentümer, der ja dazu angehalten wird, das erste Gebot zu machen, zuerst nur 10 Selaim geboten hat, nachdem ein anderer 20 geboten, nun ebenfalls 20 bietet, hat er den Vorzug, obgleich er seinen Vorbieter nicht überboten hat, weil er ja noch ein Fünftel zu dein gemachten Gebot hinzufügen muss, also tatsächlich 25 zahlt."
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+ [
+ "Sagt einer. nachdem der Eigentümer als erster 20 geboten hat.",
+ "müssen die Eigentümer sechsundzwanzig geben. Das Feld wird nicht dem zweiten Bieter zugesprochen, weil dieser nur 21 geboten hat, der Eigentümer dagegen, obgleich er nur 20 geboten hat, doch 25 zu zahlen hat, da er ja zu seinem Gebot ein Fünftel hinzufügen muss. Es wird aber auch dem Eigentümer nicht für 20 zugesprochen, da der zweite Bieter dieses Gebot um 1 Sela überboten hat und das Feld nicht für einen niedrigeren Preis, als dafür geboten worden ist, abgegeben werden darf. Es muss deshalb der Eigentümer, auch wenn er nicht damit einverstanden ist, zu den 20 Sela, die er geboten hatte, noch 1 Sela hinzufügen, um den der zweite Bieter ihn überboten hat, zu diesem 1 Sela braucht er dagegen ein Fünftel nicht hinzuzufügen, er hat also für das Feld 26 Sela zu zahlen.",
+ "müssen die Eigentümer neunundzwanzig. Die meisten Mischnaausg. : תשעה ועשרים.",
+ "für fünfundzwanzig. Die meisten Mischnaausg.: בחמשה ועשרים.",
+ "müssen die Eigentümer dreissig geben. Hiergegen wird im Talmud der Einwand erhoben, dass der zweite Bieter, wenn er 26 bietet, doch die gleiche Summe zahlen will, wie der Eigentümer bei seinem Gebot mit dem Fünftel, das er hinzufügt, zu zahlen haben würde, deshalb also doch kein Grund vorliegt, das Feld ihm nicht zu geben, sondern den Eigentümer zu einer Erhöhung der Summe, die er geboten hat, zu zwingen. Der Talmud meint deshalb, dass die Mischna von dem Falle spreche, dass der Eigentümer nicht genau 20 Selaim geboten hat, sondern 20 Selaim und eine Peruta darüber, so dass das Gehot des zweiten Bieters immer noch um eine Kleinigkeit hinter dem, was der Eigentümer zu zahlen hätte, zurückbleibt.",
+ "was der andere mehr bietet. In den meisten Mischnaausg. fehlt das Wort: עלויו.",
+ "wenn sie einunddreissig und dazu einen Denar geben wollten. d. h. wenn ihr Gebot soviel betragen hat, dass sie mit dem Fünftel, das sie hinzuzufügen haben, und mit dem, um das der andere Bieter ihr Gebot überboten hat, zusammen 31 Selaim und einen Denar zu zahlen haben, das ist, wenn sie am Anfang 21 Selaim geboten haben, da sie dann mit dem Fünftel, das ein hinzufügen, 26¼, und den 5 Selaim, die der andere mehr geboten hat, 31¼ Selaim = 31 Selaim und 1 Denar (1 Sela = 4 Denare) zu zahlen haben.",
+ "wenn nicht. wenn ihr Gebot nicht soviel betragen hat, sondern sie z. B. nur 20 geboten haben.",
+ "sagt man zu ihm. dem anderen Bieter.",
+ " Talmudausg.: הגעחיך. Wie vorstehend erklären Raschi und Bart. die Mischna. Anders Maim., der die Worte des Talm.: דאמור בעלים פרוטה anders auslegt. Nach ihm ist die Mischna folgendermassen zu erklären: Wenn der Eigentümer 20 geboten hat, ein anderer 21 bietet, und der Eigentümer nun diesen wenn auch nur um eine Peruta überbietet, so hat der Eigentümer 26 Selaim und eine Peruta zu zahlen, 25 Selaim, zu denen er sich durch sein erstes Gebot verpflichtet hat, und 1 Sela und 1 Peruta, die er nur durch das Übergebot des anderen hinzuzufügen genötigt worden ist, ebenso wenn der andere 22 bietet und er darauf 22 und eine Peruta, 27 und eine Peruta, Wenn der andere 23 bietet und er 23 und eine Peruta, 28 und eine Peruta, wenn der andere 24 bietet und er darauf 24 und eine Peruta, 29 und eine Peruta, und wenn der andere 25 bietet und er darauf 25 und eine Peruta, 30 und eine Peruta. Wenn dagegen der Eigentümer das Gebot des anderen nicht überbietet, sondern gar nichts weiter sagt, wird in allen diesen Fällen das Feld ihm zugesprochen und er hat nur 25 Selaim dafür zu zahlen, da auch, wenn es dem anderen zugesprochen würde, das Heiligtum ja nicht mehr als 25 Selaim erhalten würde. Bietet aber ein anderer 26, so wird der Zuschlag dem Eigentümer nur in zwei Fällen erteilt: entweder er überbietet dieses Gebot wie in den vorhergehenden Fällen auch nur um eine Peruta, dann hat er dementsprechend 31 Selaim und eine Peruta zu zahlen, oder er erhöht sein erstes Gebot von 20 um einen Sela auf 21 Selaim, so dass er auf Grund dieses Gebotes 26 Selaim und einen Denar zu zahlen hätte, was mit dem Übergebot des anderen von 5 Selaim über sein erstes Gebot, die er ebenfalls zu zahlen haben würde, wenn er das Gebot des anderen auch nur um eine Peruta überbieten würde, zusammen 31 Selaim und einen Denar ausmacht, dann fällt ihm das Feld auf Grund seines Gebotes von 21 Selaim zu und er hat nur 26 Selaim und einen Denar zu zahlen, da der andere mit dem Gebot von 26 Selaim aas, was er durch sein Gebot zu zahlen verpflichtet ist, nicht überboten hat (deshalb gebraucht nach Maim. die Mischna hier den Ausdruck: אס רצו הבעלים, weil dem Eigentümer in diesem Falle diese beiden Wege offenstehen, um das Feld für sich zu erlangen). Will aber der Eigentümer keines von beiden, sondern schweigt er zu dem Gebot des anderen still (das ist der Fall, den die Mischna mit ואם לאו bezeichnet), so wird das Feld dem anderen Bieter zugesprochen (Maim. הלכות ערכין VIII, 5 u. 7, vgl. auch seinen Mischnacomm.)."
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+ "Als Banngut weihen. S. Lev. 27, 28. Das so Geweihte galt, solange es im Hause des Eigentümers sich befand, als hochheilig, dagegen wurde es, nachdem es den Priestern übergeben worden (s. Num. 18, 14 und weiter Mischna 6), deren Eigentum wie profanes Gut.",
+ "von seinen kanaanitischen Sklaven und Sklavinnen und von seinem erbeigentümlichen Felde. weil über diese alle der Eigentümer ein unbeschränktes Verfügungsrecht hat, im Gegensatz zu den in der folgenden Mischna aufgezählten Personen und Dingen, über die ihm nur ein zeitlich begrenztes Verfügungsrecht zusteht.",
+ "hat man sie im ganzen. d. h. seinen ganzen Besitz an Schafen und Rindern, oder an Sklaven und Sklavinnen, oder an erbeigentümlichen Feldern, oder an anderem beweglichen Gut.",
+ "gelten sie nicht als Banngut. weil es in dem Schriftverse heisst: מכל אשר לו מאדם ובהמה ומשדה אחזתו von allem, was man besitzt, von Menschen und Vieh und von erbeigentümlichen Feldern, von jedem kann man etwas dem Banngut weihen, nicht aber alles, was man davon besitzt.",
+ "Elieser. Ed. pr. und Ven. : אלעזר.",
+ "wo es sich um Gottgeweihtes. גבוה hohes, wird im Rabbin. häufig für Gott geweihtes, für den Gottesdienst bestimmtes, oder überhaupt für Gott gebraucht.",
+ "um wieviel mehr ist es sonst Pflicht. Ed. Lowe und Talmudausg. fehlen die Worte: הייב להיות."
+ ],
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+ "Wenn jemand seinen Sohn oder seine Tochter. über die dem Vater das Verkaufsrecht nur zusteht, solange sie minderjährig ist.",
+ "seinen hebräischen Sklaven oder seine hebräische Sklavin. die nur für eine begrenzte Zeit sein Eigentum sind.",
+ "oder sein erkauftes Feld. das mit dem Eintritt des Jobel wieder an seinen ursprünglichen Besitzer zurückfallt.",
+ "Priester und Leviten können nichts als Banngut weihen. Liegenschaften nicht weil es von den Liegenschaften der Leviten heisst (Lev. 25, 34): כי אחזת עילם הוא לחם, und dasselbe auch für die Liegenschaften der Priester gilt, und bewegliche Güter nicht, weil Lev. 27, 28 bewegliche Güter (מכל אשר לו) und Liegenschaften (ומשדה אחזתו) neben einander genannt werden, woraus geschlossen wird, dass, wer Liegenschaften nicht bannen kann, auch bewegliche Güter nicht bannen kann.",
+ "weil das Gebannte ihnen selbst zufällt. R. Simon erkennt diesen Schluss von Liegenschaften auf bewegliche Güter nicht an, trotzdem können Priester auch bewegliche Güter nicht bannen, weil das Gebannte doch schliesslich wieder Eigentum des Priesters wird. Allerdings fällt Gebanntes der ganzen zur Zeit fungierenden Priesterabteilung zu (s. Talm. 28 b), dies gilt nach R. Simon jedoch nur von Liegenschaften, von denen in dem dort angezogenen Schriftverse die Rede ist, nicht aber von beweglichen Gütern — nach R. Jehuda unterstehen auch in dieser Beziehung bewegliche Güter derselben Bestimmung wie Liegenschaften —, vielmehr kann man bewegliche Güter, die man gebannt hat, jedem beliebigen Priester zuwenden, es hat deshalb gar keinen Zweck, wenn ein Priester sein bewegliches Gut weiht, da er es ja doch auch dann als der Nächstberechtigte für sich selbst behalten kann.",
+ "Leviten dagegen können. bewegliches Gut.",
+ "Rabbi. Ed. pr.: ר׳ מאיר.",
+ "Jehuda leuchten ein. auch dem R. Simon, hierin stimmt auch er der Ansicht des R. Jehuda zu (Talm.).",
+ "weil es heisst. Lev. 25, 34."
+ ],
+ [
+ "Für die Priester bestimmte Banngüter. ausdrücklich als חרם כהנים geweihte oder nach Ansicht der Weisen auch ohne nähere Bestimmung als הרם geweihte.",
+ "dürfen nicht ausgelöst werden. sie selbst, nicht ihr Geldwert, müssen den Priestern übergeben werden, denn es heisst (Lev. 27, 28): לא ימכר ולא יגאל.",
+ "sondern müssen den Priestern gegeben werden. Ed. pr., Ven. und Talmudausg. add.: כתרומה.",
+ "Ohne Bestimmung geweihte Banngüter fallen dem Tempelschatz. לבדק הבית ; nach 2. Kön. 12, 8 das für die Instandsetzung des Tempels bestimmte Geld, in weiterem Sinne der Tempelschatz. Das לבדק הבית Gebannte wird von dem Eigentümer oder einem anderen ausgelöst, und der Erlös fällt dem Tempelschatze zu.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 28.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 21.",
+ "dass es auch auf hochheilige und auf einfach heilige Tiere seine Anwendung findet. der Schriftvers ist danach so zu verstehen ; כל חרם קדש קדשים alles Gebannte an Hochheiligem הוא לה׳, d. h. selbst wenn man Hochheiliges als Banngut weiht, so muss man, wie in der folgenden Mischna ausgeführt wird, den entsprechenden Wert dafür an die Priester zahlen."
+ ],
+ [
+ "Ist es ein Gelübde. d. h. wenn er ein Gelübde getan hat, ein Opfer, zu dem er nicht verpflichtet war, darzubringen, er hat z. B. gesagt: הרי עלי עולה, ich verpflichte mich zu einem Ganzopfer, und hat nun ein Tier bestimmt, damit sein Gelübde zu erfüllen, und dann dieses Tier als Banngut geweiht.",
+ "so muss er den vollen Geldwert desselben geben. Da er in diesem Falle verpflichtet ist, wenn das zum Opfer bestimmte Tier gestorben oder gestohlen worden ist, es zu ersetzen, so war das Tier vorläufig noch in seinem Besitz und hatte er noch das Recht, es als Banngut zu weihen. Da aber ein Tier, das einmal zu einem Opfer bestimmt worden ist, niemals zu etwas anderem, als wozu es bestimmt worden ist, verwendet werden darf (s. Ternura VII, 3), so muss er dafür den vollen Geldwert des Tieres an die Priester zahlen, das Tier selbst aber wird als Opfer, zu dem es bestimmt war, dargebracht. Dasselbe ist natürlich auch der Fall, wenn er gesetzlich verpflichtet war, ein Opfer darzubringen, ein Tier hierfür bestimmt hat und es dann als Banngut geweiht hat",
+ "ist es eine freiwillige Gabe. d. h. wenn er ohne vorhergegangenes Gelübde und ohne Verpflichtung ein bestimmtes Tier zum Opfer bestimmt hat, indem er z. B. gesagt hat: הרי זו עולה, ich bestimme dieses Tier zum Ganzopfer.",
+ "so muss er den ideellen Vorteil. טובה die Wohltat, der Vorteil, den jemand von einer Sache hat, ohne dass er selbst Besitzer der Sache ist ; hier das Gefühl der Befriedigung, das der Opfernde hat, wenn er von dem Seinen Gott ein Opfer darbringt.",
+ "bezahlen. In diesem Falle war er nicht dazu verpflichtet, wenn das Tier gestorben oder gestohlen worden wäre, es zu ersetzen, es war daher gar nicht mehr in seinem Besitze und er konnte deshalb das Tier selbst gar nicht mehr als Banngut weihen. Das Einzige, was an dem Tiere noch sein war, war dieser ideelle Nutzen, die Befriedigung, dass mit der Darbringung des Tieres von dem Seinen Gott ein Opfer dargebracht wurde. Nur diesen Nutzen, wie weiter angegeben wird in Geldwert umgesetzt, hat er deshalb als Banngut geweiht und bat er an die Priester zu zahlen.",
+ "ohne. Talmudausg.: אע״פ שאינו רשאי,",
+ "zu einem solchen verpflichtet. רשאי gewöhnlich = erlaubt, bevollmächtigt, hier in der Bedeutung: verpflichtet, schuldig, wie auch im Targum נושה = der Schuldherr durch רשיא wiedergegeben wird.",
+ "kann man als Banngut weihen. Die Erstgeburt ist durch Geburt ein Opfertier, sie gehört aber nicht de.m Eigentümer, sondern dieser muss sie einem Priester übergeben, dessen Eigentum sie wird.",
+ "Wie löst man sie aus. wenn der Eigentümer, bevor er sie einem Priester übergeben hat, sie als Banngut geweiht hat. Ed. pr. u. Yen.: כיצד מחרים אותו.",
+ "Wenn man sie auslöst. Talmudausg. und ed. Lowe fehlt הפודים.",
+ "dass sie seinem Tochtersohne oder seinem Schwestersohne. die Priester sind und denen er deshalb die Erstgeburt zugewendet sehen möchte. Wer selbst Priester ist, darf dagegen dem Eigentümer nichts geben oder zuwenden, damit er ihm oder einem anderen bestimmten Priester die Erstgeburt gibt, weil es dann so aussehen würde, als wenn der Eigentümer sie dem Priester nicht als Pflichtgabe übergibt, sondern als Entgelt für die erhaltene Zuwendung.",
+ "zugewendet werde. und diesen Wert muss er den Priestern zahlen, weil dieses das Einzige ist, was an der Erstgeburt sein war und was er als Banngut weihen konnte.",
+ "In einem Schriftverse heisst es. Deut. 15, 19.",
+ "und in einem. Lev. 27, 26.",
+ "dass du sie nicht heiligen sollst. Talmudausg. : לא יקדיש.",
+ "Man kann nicht sagen. Ed. pr. fehlt der erste Satz mit אי אפשר.",
+ "dass man sie nicht heiligen soll. Talmudausg.: לא יקדיש.",
+ "dass man sie nicht heiligen darf. Talmudausg.; לא יקדיש.",
+ "Die sich daraus ergebende Deutung ist. Talmudausg. : הא כיצד.",
+ "dass ihr abgeschätzter Wert. den sie, wie oben ausgeführt, für den Eigentümer hat. עילוי = der abgeschätzte Wert, עלה hat im Hifil die Bedeutung; abschätzen, taxieren, auch versteigern, wörtlich: hinauf bringen scl. den Wert.",
+ "sie als ein Opfer [anderer Art] auf dem Altar darzubringen. Wenn man z. B. sagt: diese Erstgeburt bestimme ich zum Ganzopfer, so gilt dieses nicht, sondern muss die Erstgeburt doch als Erstgeburt dargebracht werden. Ebenso muss auch, wenn man eine Erstgeburt als Banngut weiht, diese dennoch als Erstgeburt dargebracht werden und der Eigentümer hat nur den oben angegebenen Wert als Banngut an die Priester zu zahlen. Nach R. Ismael geht schon aus diesen beiden Schriftstellen hervor, dass man auch eine Erstgeburt, trotzdem sie schon heilig ist, mit der angegebenen Beschränkung als Banngut weihen kann, und demzufolge ebenso auch andere heilige oder hochheilige Tiere, es bedarf demnach nach ihm nicht des Schlusses aus dem כל חרם קדש קדשים הוא לה׳, aus dem die Weisen diese Bestimmung ableiten (s. die vorhergehende Mischna)."
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+ "Wer sein. erbeigentümliches.",
+ "wo das Jobel-Gesetz in Geltung ist. S. oben VIII Note 2.",
+ "darf es nicht vor Ablauf von zwei Jahren wieder einlösen. auch nicht, wenn der Käufer es ihm freiwillig wieder zurückverkaufen will.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 15.",
+ "nach der Anzahl der Ertragsjahre. Aus der Mehrzahl „Ertragsjahre“ wird geschlossen, dass das Feld immer wenigstens zwei Jahre im Besitz des Käufers verbleiben muss. Selbst wenn das Jobeljahr eintritt, bevor es zwei Jahre im Besitz des Käufers war, wird es dem Käufer nach dem Jobeljahre wieder so lange überlassen, bis er es zwei Jahre in seinem Besitze hatte (Talm.).",
+ "War darunter ein Jahr des Rostbrands oder des Welkens. S. Deut. 28, 22 ; jedoch nur, wenn nicht nur seine Felder, sondern das ganze Land davon betroffen waren.",
+ "so zählt es nicht mit. weil es „Ertragsjahre„ sein müssen, in diesen Jahren das Feld aber keinen Ertrag bringen konnte.",
+ "Hat er es brachgepflügt. ohne darauf zu säen ; über das Zeitwort נור s. Menach. VIII, Note 15.",
+ "oder ganz brach liegen gelassen. הוביר Aphel von בור = leer, unbebaut liegen.",
+ "so geniesst er davon drei Erträge in. Talmudausg.: לשתי."
+ ],
+ [
+ "Hat er es dem Ersten für hundert Denare verkauft und der Erste hat es dem Zweiten. weil es heisst: מספר שני תבואות, er muss es wenigstens zwei Jahre in seinem Besitze lassen, auch wenn er in diesen zwei Jahren drei Erträge daraus zieht.",
+ "für zweihundert Denare verkauft. und es befindet sich jetzt, wo der Eigentümer es wieder einlösen will, in der Hand des zweiten Käufers.",
+ "braucht er nur mit dem Ersten abzurechnen. er braucht nur die Kaufsumme, die er erhalten hat, nach Abzug der nach dieser Kaufsumme berechneten Teilbeträge für die Jahre, die es nicht in seinem Besitze war, dafür zu zahlen, als wenn es der erste Käufer behalten hätte und er es aus seiner Hand wieder zurückkaufen würde. Den Schaden, den der zweite Käufer dadurch erleidet, hat dieser mit dem ersten Käufer zu verrechnen (Misrachi zu Raschi, Lev. 25, 27).",
+ "weil es heisst. Lev. 25, 27.",
+ "dem er es verkauft hat. Den Eigentümer kümmert es nicht, wer das Feld jetzt im Besitz hat, sondern er hat es nur mit dem Manne zu tun, dem er es verkauft hat, und mit der Kaufsumme, die er von diesem dafür erhalten hat.",
+ "braucht er nur mit dem Letzteren abzurechnen. und braucht diesem nur hundert Denare nach Abzug der nach dieser Kaufsumme berechneten Teilbeträge für die Jahre, die es im Besitze der Käufer war, zu zahlen.",
+ "weil es heisst. Lev. 25, 27.",
+ "der es in seinem Besitze hat. Nach dieser Auslegung ist unter איש der Herr, der Besitzer, zu verstehen, als wenn es heissen würde: לאיש השדה wie לבעל השדה, dem, der das Feld in seinem Besitze hat; das אשר מכר לו wäre danach auf den ersten Käufer zu beziehen : dem der erste Käufer es weiter verkauft hat. Dass in beiden Fällen der Eigentümer, da der Schriftvers die beiden Auslegungen zulässt, sich an denjenigen halten kann, der den niedrigeren Wert für das Feld gezahlt hat, wird im Talmud aus den entsprechenden, für die Auslösung eines hebräischen Sklaven geltenden Bestimmungen geschlossen.",
+ "Man darf nicht ein entferntes. Das ב in ברחוק und בקרוב ist wohl zu erklären: etwas unter d. h. von seinem entfernt liegenden bzw. nahe liegenden Besitz.",
+ "Feld. in dessen Besitz man bereits gewesen ist, als man das andere verkauft hat.",
+ "nicht ein schlechtes. in dessen Besitz man bereits gewesen ist, als man das andere verkauft hat.",
+ "um ein gutes einzulösen. ebenso auch umgekehrt nicht, weil es heisst (Lev. 25, 26): ומצא כדי גאלתו, „wenn er soviel erlangt, dass er es auslösen kann“, daraus wird geschlossen, dass die Auslösung nicht durch etwas erfolgen darf, was er zur Zeit, wo er das Feld verkauft hat, bereits besessen hat.",
+ "um einzulösen. weil es heisst: והשיגה ידו „wenn er zu Vermögen kommt“, er darf sich das Geld zur Auslösung nicht geborgt nehmen.",
+ "und nicht hälftenweise. d. h. überhaupt teilweise, nicht das Ganze auf einmal.",
+ "einlösen. weil es heisst: כדי גאלתו „soviel, wie zu seiner Auslösung genügt“, er muss die Mittel haben, um das ganze Feld auf einmal auszulösen.",
+ "Bei Heiligem. bei Auslösung von geheiligtem Gut."
+ ],
+ [
+ "Wer ein Haus von den Häusern einer ummauerten Stadt verkauft. S. Lev. 25, 29.",
+ "kann es sofort wieder einlösen und kann es volle zwölf Monate lang einlösen. indem er dem Käufer die volle Kaufsumme ohne Abzug wieder zurückgibt.",
+ "es ist dies wie eine Art von Zins. Dass der Käufer das Haus, solange es in seinem Besitze war, benutzen konnte, könnte eigentlich als eine Art Verzinsung betrachtet werden für das Geld, das er dem Verkäufer dafür gegeben hat.",
+ "und doch kein Zins. da bei der Übergabe des Geldes ein Kauf beabsichtigt war und nicht, dass der Verkäufer vor Ablauf des Jahres das Geld dem Käufer wieder zurückgibt.",
+ "kann sein Sohn es einlösen. weil es heisst: ואיש בי ימכור — והיתה גאלתו, es muss nicht gerade der Eigentümer selbst, der es verkauft hat, es auch wieder auslösen, sondern es kann wieder ausgelöst werden, auch wenn der Eigentümer bereits gestorben ist, und zwar durch seinen Sohn. Solange aber der Eigentümer lebt, hat er nur selbst und keiner seiner Verwandten das Recht der Auslösung.",
+ "kann er es aus der Hand dessen Sohnes einlösen. auch das wird aus dem והיתה גאלתו geschlossen: das Haus kann ausgelöst werden, auch wenn der Käufer selbst gar nicht mehr am Leben ist.",
+ "da er es ihm verkauft hat. auch wenn der Käufer es inzwischen an einen Dritten weiter verkauft, hat.",
+ "denn es heisst. Le. 25, 30.",
+ "bis ihm ein ganzes. Ed. Lowe und Talmudausg. fehlt: תמימה.",
+ "ist auch ein Schaltmonat miteinbegriffen. Unter שנה תמימה ist nach diesem Tanna ein volles jüdisches Kalenderjahr zu verstehen, d. h die Zeit, bis nach Umlauf eines Jahres derselbe Kalendertag wiederkehrt, deshalb ist, wenn es ein Schaltjahr ist, auch der Schaltmonat mit einbegriffen.",
+ "Man berechnet. Talmudausg.: ליתן לו.",
+ "ihm das Jahr mit dem auf dasselbe entfallenden Teil des Schaltmonats. Nach Rabbi ist unter שנה תמימה ein Sonnenjahr von 365 Tagen zu verstehen, das sind die 354 Tage des jüdischen Kalenderjahres, vermehrt um die 11 Tage, um die dieses hinter dem Sonnenjahre zurückbleibt und derentwegen ungefähr jedes dritte Jahr ein Schaltmonat eingefügt wird."
+ ],
+ [
+ "so gehörte es ihm. dem Käufer.",
+ "als bleibendes Eigentum. Ed. pr., Ven., Lowe: חלט .היתה חלוטה לו arab. خلط = mischen, zusammenrühren, daher auch : einverleiben, etwas völlig übergeben.",
+ "einerlei ob er es gekauft oder als Geschenk erhalten hatte. Auch ein verschenktes Haus kann der Eigentümer innerhalb Jahresfrist wieder auslösen, nach Ablauf des Jahres aber hört dieses Recht auf.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 30",
+ "für immer. Aus der Mehrzahlform צמיתות wird geschlossen, dass die gegebenen Bestimmungen sich sowohl auf ein verkauftes wie auf ein verschenktes Haus beziehen.",
+ "damit es sein bleibendes Eigentum werde. Ed. pr., Ven , Lowe: שתהא חלוטה לו.",
+ "der Ältere. Talmudausg. fehlt: הזקן.",
+ "dass er. der Verkäufer.",
+ "sein Geld an die Kammer. לשכה erklären Raschi und Bart. mit: eine Kammer in der Tempelhalle. Dagegen ist aber einzuwenden, dass nach Talm. 32b in Jerusalem ein Haus dem Käufer überhaupt nicht verfallen konnte, für den Verkäufer eines Hauses ausserhalb Jerusalems es aber doch sehr umständlich gewesen wäre, wenn er das Geld an demselben Tage gerade in der Tempelhalle hätte einzahlen müssen, auch gar kein Grund einzusehen ist, warum das Geld gerade dort hätte niedergelegt werden müssen. Rabb. Gereon zur Stelle und ebenso Raschi selbst Gittin 74 erwähnen nichts davon, dass eine Kammer bei der Tempelhalle gemeint sei, sondern erklären : eine hierfür (an Gerichtsstelle) bestimmte Kammer.",
+ "einzahlen. חלש = niederwerfen, besiegen, in der Mischna auch vom Hinwerfen des Geldes und dem Werfen des Loses gebraucht. Nach Levy Wörterbuch von חלש = klein, dünn machen, daher eine Geldsumme in kleinen einzelnen Münzen aufzählen.",
+ "und jener. Talmudausg.: הלז."
+ ],
+ [
+ "gilt das Gleiche wie für die Häuser ummauerter Städte. Aus der Hinzufügung der Worte אשר בעיר zu הבית (Lev. 25, 30) wird geschlossen, dass es nicht gerade ein Wohnhaus sein muss, sondern alles, was zu den Wohnhäusern in der Stadt gehört, den gleichen Bestimmungen untersteht, z. B. Ölkelter, Brunnen, Zisternen, Badeplätze und dergleichen.",
+ "Auch für Felder. nach dem Talmud auch nach R. Meir jedoch nur unbebautes Land, das sich nicht zum Besäen eignet, sondern aus dem man Material, das man für die Wohnungen gebraucht, entnimmt.",
+ "gilt nicht das Gleiche wie für die Häuser ummauerter Städte. weil es nicht mehr als in der Stadt gelegen gilt."
+ ],
+ [
+ "bei der die Hausdächer. Ed. Lowe: שגנותיה.",
+ "die Umgebungsmauer bilden. indem die Stadt ringsum von den rückseitigen Mauern der Häuser eingeschlossen wird, so dass die Hausmauern zusammen mit den platten Hausdächern eine geschlossene Umgebungsmauer um die Stadt bilden.",
+ "[mindestens] drei Gehöfte mit je. In den Talmudausg. fehlt das zweite שני.",
+ "mit einer Mauer umgeben waren. selbst wenn sie zur Zeit nicht mehr von einer Mauer umgeben sind, dies wird aus dem Ketib אשר „לא „ חומה (Lev. 25, 30) geschlossen. Nach dem Talmud gilt die Stadt auch nur dann als עיר חומה, wenn sie nicht erst nachträglich, nachdem sie bereits bewohnt gewesen, mit einer Mauer umgeben worden ist. Es wird dieses aus der Bezeichnung בית מושב עיר חומה geschlossen, indem das Wort מושב, da בית an sich schon ein Wohnhaus bedeutet, zu עיר חומה gezogen und erklärt wird: ein Haus, das in einem zur Niederlassung ummauerten Stadtbezirke erbaut worden ist. Es muss ferner die Stadt auch zur Zeit des Esra von einer Mauer umgeben gewesen sein, weil mit dem Exil die Heiligkeitsbestimmungen für das heilige Land ausser Geltung gekommen sind (קדושה ראשנה לא קדשה לעתיד לבא) und nach der Rückkehr aus dem Exil nur für diejenigen Teile wieder Geltung erlangt haben, die unter Esra hierfür wieder von neuem geweiht worden sind. Deshalb führe auch die Mischna die nachfolgenden Städte als Beispiele an, weil bei ihnen alle diese Bedingungen zutreffen.",
+ "das alte Kastell. קציה = castra, Festung, Kastell. Nach Raschi ist קצרה der Name einer kleinen Ortschaft bei Sepphoris.",
+ "die Akra von Gusch-Chalab. חקרא = ἂκϱα, Burg, Festung. גוש חלב ist nach Neubauer (la géogr. du Talmud S. 231) identisch mit der bei Joseph erwähnten Festung Giskala.",
+ "das alte Jodaphat. wohl identisch mit dem aus Joseph, bekannten Jotopata.",
+ "Gamala. nach dem Talmud in Galilaea gelegen.",
+ "Gadud. Ed. Ven. und L. lesen : גדור, ebenso Talm. Jer. Meg. 1, 1. Nach dem Talmud lag die Stadt im Ostjordanland, es ist darunter wohl das befestigte Gadara zu verstehen, bei Joseph als die Hauptstadt von Peräa genannt.",
+ "Ono. חדיר und אינו beides in der Bibel (Esr. 2, 13) genannte Städte, sie lagen nach dem Talm. in Judaea.",
+ "Jerusalem. Für die heilige Stadt Jerusalem hatte die Bestimmung, dass ein verkauftes Haus nach Ablauf eines Jahres für immer in den Besitz des Käufers überging, keine Geltung. Nach einer Ansicht im Talmud ist deshalb hier in der Mischna eine andere gleichnamige Stadt gemeint nach einer anderen wird Jerusalem als Beispiel für eine zur Zeit des Josua ummauerte Stadt genannt, wenn auch für Jerusalem selbst die Bestimmungen über die בתי ערי חומה keine Geltung hatten."
+ ],
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+ "Die Häuser in offenen Ortschaften. S. Lev. 25, 31. Unter חצרים werden sowohl allein liegende Gehöfte wie zusammenhängende, aber nicht geschlossene Ortschaften verstanden.",
+ "und zwar. Ed. Pr. und Talmudausg. fehlt: ונגאלין.",
+ "sofort. S. oben Mischna 3.",
+ "wieder eingelöst werden und volle zwölf Monate lang eingelöst werden. S. Note 27.",
+ "wie Häuser. ummauerter Städte. Die Gleichstellung mit den בתי ערי הומה wird daraus geschlossen, weil es heisst: גאלה תהיה לו „es kann (durch den Verkäufer) wieder eingelöst werden“, ohne nähere Zeitbestimmung, d. h. wie es vorher für die בתי ערי חומה bestimmt wird, nachdem man es verkauft hat bis zum Ablauf eines vollen Jahres, gegen Zurückerstattung der unverkürzten Kaufsumme.",
+ "und fallen im Jobeljahre. falls sie bis dahin nicht eingelöst worden sind.",
+ "oder. auch nach Ablauf des ersten Jahres.",
+ "durch [Zurückstattung der durch Abzug] verminderten Kaufsumme wieder zurück. an den Eigentümer.",
+ "wie Felder. da es heisst: על שדה הארץ יחשב „es soll dem Felde des Landes gleich betrachtet werden“.",
+ "zwei Gehöfte mit je zwei. In den Talmudausg. fehlt das zweite שני.",
+ "gelten sie als Häuser offener Ortschaften. Nach Malbim ist der Schriftvers danach so zu erklären: ובתי החצרים „Häuser in (wenn auch von einer Mauer umschlossenen) Gehöften (oder selbst in Städten), die nicht von einer Mauer umschlossen sind."
+ ],
+ [
+ "beerbt. und ist auf diese Weise in den Besitz eines Hauses in einer Levitenstadt gekommen.",
+ "so kann er nicht in der angegebenen Weise. כסדר הזה ist wohl auf die Lev. 25, 32 und 33 für die den Leviten gehörenden Häuser gegebenen Bestimmungen zu beziehen. Nach dem Talmud ist es auf die in der Mischna vorhergehenden Bestimmungen zu beziehen und das Wörtchen אלא einzuschieben: אינו גואל אלא כסדר הזה, er kann auch nur in der angegebenen Weise einlösen und nicht nach den für die Levitenhäuser geltenden Bestimmungen.",
+ "beerbt habt. und so in den Besitz eines Hauses ausserhalb der Levitenstädte gekommen ist.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 33.",
+ "denn die Häuser der Städte der Leviten. nur für diese gelten die angegebenen Bestimmungen, nicht aber für Häuser, die einem Leviten ausserhalb der Levitenstädte durch Erbschaft zugefallen sind.",
+ "nur wenn er selbst ein Levite ist. da es in demselben Schriftverse heisst: ואשר יגאל מן הלויים, der Einlösende muss selbst ein Levite sein, nicht aber ein Israelite, dem eine Erbschaft in einer der Levitenstädte zugefallen ist.",
+ "dies die Worte Rabbis. Ed. Lowe: ר׳ מאיר.",
+ "Die Bestimmungen sprechen nur von Städten der Leviten. einerlei ob der Besitzer des Hauses ein Levite ist oder ein Israelite, dem das Haus durch Erbschaft zugefallen ist. Das ואשר יגאל מן הלוים will nach den Weisen nur sagen, dass diese Bestimmungen auch gelten, wenn ein Levite einem anderen Leviten ein Haus verkauft hat und es nun wieder einlösen will.",
+ "Man darf nicht Feld zur Flur. מגרש heisst der freie, unbesäte und unbebaute Raum rings um eine Stadt, der nach Num. 35, 3 dazu bestimmt war, den Städtern als Weideplatz für ihr Vieh und zu anderen allgemeinen Zwecken zu dienen.",
+ "machen. weil dadurch der Bodenertrag des Landes gemindert wird",
+ "und nicht die Flur zu Feld. weil dadurch das Stadtbild entstellt wird.",
+ "nicht Flur zur Stadt schlagen. indem man Wohnhäuser darauf baut, so dass der Stadt dann die zu ihr gehörende Flur fehlt.",
+ "und nicht Stadt zur Flur. weil dadurch die Zahl der Bewohner sich verringern muss. Der מגרש um die Levitenstädte betrug nach Num. 35, 4 tausend Ellen nach jeder Richtung.",
+ "Elieser. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: ר׳ אלעזר.",
+ "Bei den Städten der Leviten. Von den Levitenstädten heisst es (Lev. 25, 34): ושדה מגרש עריהם לא ימכר כי אחזת עולם הוא להם. Es kann dies nicht heissen, dass der מגרש überhaupt nicht verkauft werden darf, da dazu die Begründung כי אחזת עולם הא להם nicht passen würde, denn auch das erbeigentümliche Feld eines Israeliten wird אחזת עולם genannt und es darf dennoch bis zum Eintritt des Jobel verkauft werden. Auch heisst es von den Leviten (Lev. 25, 32): גאלת עולם תהיה ללוים, was voraussetzt, dass sie ihren Besitz verkaufen dürfen, und das ebenso wie für die dort genannten Häuser der Leviten, die ja auch ihr אחזת עולם sind, auch für den מגרש ihrer Städte Geltung haben muss. Es wird deshalb das Zeitwort מכר hier in der Bedeutung von „für etwas anderes hingeben, seine Bestimmung ändern„ aufgefasst, wie ja auch „verkaufen“ das Hingeben an einen anderen, eine Veränderung des Besitzers ist, bei den Levitenstädten ist deshalb jede Veränderung des מגרש verboten, nicht aber bei anderen Städten.",
+ "aber nicht. Der Talmud (Bab. Bat 24 b) hat die Lesart: עושין שדה מגרש ומגרש שדה. Nach der Lesart: ולא מגרש שדה ist dieses auch nach R. Elieser deshalb verboten, obwohl das Verbot der Schrift sich nur auf Levitenstädte bezieht, weil dadurch das Bild der Stadt verunstaltet wird.",
+ "Die Priester und die Leviten dürfen jederzeit verkaufen. nur nicht im Jobeljahre selbst, da ja im Jobeljahre selbst das vorher Verkaufte wieder an den Eigentümer zurückfällt. Es ist dieses kein besonderes Vorrecht für die Priester und Leviten, da auch ein Israelite sein Feld jederzeit verkaufen kann, die Mischna setzt hier nur dem וגואלים לעולם auch das מוכרים לעולם voran, entsprechend dem מקדישים לעולם וגואלים לעולם in Abschn. VII, 5 (s. Raschi). Bart. erklärt: sie können jederzeit verkaufen, selbst in den letzten zwei Jahren vor dem Jobel, was dem Israeliten nicht gestattet sei; aus Talmud 29 b geht aber hervor (s. Note 5), dass dieses auch dem Israeliten gestattet ist.",
+ "und jederzeit wieder einlösen. ein Haus, selbst wenn es schon länger als ein Jahr in den Händen des Käufers ist, und ein Feld, selbst wenn der Käufer es noch keine zwei Ertragsjahre im Besitz gehabt hat.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 32.",
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+ "\nDer Traktat Arachin behandelt die Lev. 27,1—8 gegebenen Bestimmungen über Erechgelübde, das sind Gelübde, durch die der Gelobende sich verpflichtet, den in der Schrift festgesetzten, nach Alter und Geschlecht sich richtenden Schätzungswert (ערך) einer bestimmten Person an das Heiligtum zu entrichten. In den drei letzten Abschnitten werden im Anschluss hieran die ebendort (Lev. 27 und 25, 13—16 ; 25—34) gegebenen Vorschriften über den Verkauf und die Heiligung von Erbäckern und Häusern im heiligen Lande und deren Wiedereinlösung und über das als Banngut Geweihte behandelt.\nDer Traktat hat 9 Abschnitte, die im Einzelnen folgenden Inhalt haben:\n1. Wer den Erech und wer den Geldwert einer Person geloben und wessen Erech und wessen Geldwert gelobt werden kann. Hieran anknüpfende Bestimmungen über einen zum Tode verurteilten Mann, über eine zum Tode verurteilte Frau.\n2. Welches der niedrigste und welches der höchste Erech ist. Im Anschluss hieran eine ganze Reihe von anderen Vorschriften, bei denen ebenfalls eine Höchstzahl und eine Mindestzahl vorgeschrieben ist, insbesondere Vorschriften über den Tempeldienst.\n3. Wie der für das gleiche Alter und Geschlecht für alle gleichmässig festgesetzte Erech für den, der einen Erech gelobt hat, bald eine Erleichterung und bald eine Erschwerung enthält. Das Gleiche bei der Vorschrift über die Einlösung eines Erbackers, über die für einen Sklaven, der von einem stössigen Ochsen getötet worden ist, zu zahlende Geldstrafe, über die Strafe, die ein Notzüchtiger oder ein Verführer oder der, der falscher Weise seine Frau beschuldigt hat, dass er bei ihr die Zeichen der Jungfernschaft nicht vorgefunden habe, zu zahlen hat.\n4. Dass für die Höhe des Erech das Alter der Person, deren Erech gelobt worden ist, zu der Zeit, wo der Erech gelobt wurde, und das Geschlecht derselben massgebend ist, für die Herabsetzung des Erech im Unvermögensfalle dagegen die Vermögenslage dessen, der den Erech gelobt hat.\n5. Was zu entrichten ist, wenn jemand das Gewicht einer Person oder den Wert eines einzelnen Körperteils gelobt. Wie es mit der Zahlungsverpflichtung ist, wenn der, dessen Erech oder Geldwert gelobt worden ist, stirbt, bevor die Höhe des zu zahlenden Betrages festgestellt worden ist, mit der Zahlungspflicht der Erben, wenn der, der das Gelübde getan hat, vorher stirbt. Dass bei einem zu zahlenden Erech auch mit Pfändung vorzugehen ist, ebenso bei manchen darzubringenden Opfern, bei anderen dagegen nicht.\n6. Die Ausbietung von dem Heiligtum zugefallenen Gut. Wie zu verfahren ist, wenn auf demselben noch Verpflichtungen ruhen. Welche Gegenstände für einen zu zahlenden Erech gepfändet werden dürfen und welche nicht. Dass man bei der Abschätzung von dem Heiligtum zugewendeten Gegenständen sich nur nach dem augenblicklichen Werte desselben zu richten hat.\n7. Bestimmungen über die Auslösung eines dem Heiligtume zugewendeten Erbackers. Wie die Auslösungssumme zu berechnen ist. In welchen Fällen der Acker, wenn der Eigentümer ihn bis zum Jobeljahre nicht ausgelöst hat, den Priestern zufällt. Wie die Priester in seinen Besitz gelangen. Erbäcker von Priestern und Leviten.\n8. Bestimmungen über die Auslösung eines dem Heiligtume zur Zeit, wo das Jobelgesetz nicht in Geltung ist, zuge wendeten Erbackers. Was von seinem Besitz man als Banngut weihen kann. Ob Priester und Leviten das Ihrige als Banngut weihen können. Was mit dem Banngut geschieht. Dass man auch bereits Geheiligtes als Banngut weihen kann.\n9. Bestimmungen über die Wiedereinlösung eines verkauften Erbackers, eines Hauses in einer ummauerten Stadt. Was als Haus einer ummauerten Stadt gilt. Ueber die Wiedereinlösung von Häusern in offenen Ortschaften, in den Levitenstädten. Der unbebaute Platz (מגרש) vor den Städten. Das unbeschränkte Wie dereinlösungsrecht von Priestern und Leviten.\n"
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+ "Jeder kann einen Erech. den in der Schrift (Lev. Cap. 27) für die verschiedenen Altersstufen festgesetzten Schätzungswert (ערך) einer Person, welcher dem Heiligtum zufällt.",
+ "jeder kann einen Geldwert. im Gegensatz zu מעריך, den Erech einer Person geloben, ist hier unter נודר zu verstehen : den Geldwert einer Person geloben, d. h. die Geldsumme, welche die Person, wenn man sie auf dem Sklavenmarkt verkaufen würde, schätzungsweise einbringen würde. Man kann sowohl den eigenen Erech geloben, indem man sagt: ערכי עלי, wie den einer anderen Person durch: ערך פלוני עלי, und ebenso den eigenen Geldwert durch: דמי עלי wie den einer anderen Person durch: דמי פלוני עלי.",
+ "Unbestimmt- und Doppelt-geschlechtliche. S. Bechor. VI, Noten 92 und 93.",
+ "denn nur der Erech einer ausgesprochen männlichen oder ausgesprochen weiblichen Person kann gelobt werden. da nur von solchen in der Schrift die Rede ist.",
+ "Geistesschwachen und Unmündigen. S. Chull. 1 Noten 3—5.",
+ "nicht aber den Erech geloben. da der niedrigste in der Schrift angegebene Erech der eines einen Monat alten Kindes ist."
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+ "er aber kann keinen Erech geloben. Der Abschnitt über das Geloben eines Erech wird in der Schrift mit den Worten eingeleitet: דבר אל בני ישראל, daraus wäre zu entnehmen, dass die darin enthaltenen Bestimmungen sich nur auf Israeliten beziehen. Aus dem nachfolgenden: „איש„ כי יפלא נדר‟ geht aber andererseits hervor, dass auch der Nichtjude nicht auszuschliessen ist, denn sonst würde die Schrift hier, wo Frauen und Kinder nicht ausgeschlossen werden sollen, nicht den Ausdruck איש, sondern vielmehr den Ausdruck אדם gebraucht haben, der Nichtjuden ausschliesst. Nach R. Meir ist das dahin zu erklären, dass wohl von einem Israeliten der Erech auch eines Nichtjuden gelobt werden kann, der Nichtjude selbst aber einen Erech nicht geloben kann.",
+ "sein Erech kann aber nicht gelobt werden. Nach R. Jehuda deutet das ausschliessende דבר אל בני ישראל darauf hin, dass nur der Erech eines Israeliten gelobt werden kann, während das verallgemeinernde איש besagen will, dass auch der Nichtjude den Erech eines Israeliten geloben kann. Der Talmud begründet sowohl die Ansicht des R. Jehuda wie die entgegengesetzte des R. Meïr.",
+ "dass sowohl er einen Geldwert geloben wie sein Geldwert gelobt werden kann. Da aber nach Ansicht des R. Meïr nur solche Gelübde und Spenden von Nichtjuden angenommen werden dürfen, die als freiwillig dargebrachte Opfer auf dem Altar geopfert werden können, nicht aber solche, die dem Tempelschatz verfallen (Schekal. I, 5), so geht nach Maim. (הלכות ערכין וחרמין I, 12) das von dem Nichtjuden gezahlte Geld nicht an den Tempelschatz, sondern, wenn derselbe erklärt, dass er die Absicht gehabt hat, es für das Heiligtum zu spenden, muss es unbenützt vergraben werden, erklärt er, dass er es nur allgemein zur Verwendung für jüdische Zwecke gelobt hat, so kann es die jüdische Behörde für irgend einen anderen Zweck nach eigenem Ermessen verwenden."
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+ "der im Sterben liegt. גוסם syr. ܓܘܰܣ heisst ein Kranker, bei dem sich der Todeskampf bereits eingestellt hat.",
+ "oder der zur Hinrichtung hinausgeführt wird. der wegen eines religiösen Vergehens vor dem jüdischen Gericht des Todes schuldig befunden worden ist. Dagegen kann der von der weltlichen Behörde zum Tode Verurteilte sowohl einen Erech geloben wie auch sein Erech gelobt werden, weil bei diesem immer die Möglichkeit vorliegt, dass er noch begnadigt wird.",
+ "kann man weder den Geldwert noch den Erech geloben. den Geldwert nicht, weil sie beide dem Tode verfallen sind und deshalb keinen Geldwert mehr haben, und den Erech nicht, weil der Sterbende nicht mehr vor den Priester hintreten kann, aus der Bestimmung (Lev. 27, 8): והעמידו לפני הכהן והעריך אותו aber geschlossen wird, dass nur der Erech einer solchen Person gelobt werden kann, die gegebenen Falls vor den Priester hintreten kann, den Erech eines zum Tode Verurteilten deshalb nicht, weil aus dem Satze (Lev. 27, 29): כל חרם אשר יחרם מן האדם לא יפדה geschlossen wird, dass von einem dem Tode Verfallenen nicht mehr der Erech als Lösegeld seiner Person gelobt werden kann.",
+ "Seinen. den eines zum Tode Verurteilten. Nach R. Chanina bezieht sich der angeführte Schriftvers nicht auf den zum Tode Verurteilten, deshalb kann sein Erech wohl gelobt werden, und nur der eines Totkranken nicht aus dem in der vorhergehenden Note genannten Grunde.",
+ "aber. Die Worte : אבל אינו נידר וכר fehlen in ed. pr. und den Talmudausg.",
+ "Er. der zum Tode Verurteilte, ebenso aber auch der im Sterben Liegende.",
+ "kann sowohl einen Geldwert wie einen Erech geloben wie etwas dem Heiligtum weihen. Hierin weicht R. Jose nicht von der Ansicht des ersten Tanna in der Mischna ab, da ja auch dieser nur sagt, dass ihr Geldwert und Erech nicht gelobt werden können, nicht aber, dass sie nicht den Geldwert oder den Erech eines anderen geloben können, da beide, so lange sie noch am Leben sind, noch volles Verfügungsrecht über das Ihrige haben. Die Frage, ob auch die Erben nach ihrem Tode verpflichtet sind, den von ihnen gelobten Geldwert oder Erech aus dem Nachlass zu zahlen, lässt die Mischna hier offen, siehe darüber Tos. 6 b v. כי פליגי und weiter V, 4.",
+ "zu bezahlen. Auch wenn er vor seinem Tode den Schaden nicht mehr hat bezahlen können, geht die Zahlungsverpflichtung auf seine Erben über. Dieses ist nur die Ansicht des R. Jose, der den Grundsatz vertritt, dass für eine Zahlungsverpflichtung, die auf einem biblischen Gesetz beruht, auch die Erben aus dem Nachlass aufzukommen haben, wie für eine durch einen Schuldschein belegte Zahlungsforderung (מלוח כתובה בתורה ככתובה בשטר דמיא), während der erste Tanna diesen Grundsatz nicht anerkennt. Nach der rezipierten Halacha haben die Erben für jede Schuldforderung an den Nachlass aufzukommen, auch für eine nur mündlich begründete In den Talmudausg. fehlt das Wort: בתשלומין."
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+ "hat sie. Talmudausg.: האשה שישבה.",
+ "wartet man ihre Niederkunft ab. d. h wenn die Geburtswehen bereits begonnen hatten, nach Raschi vor der Urteilssprechung, nach Tosaf. wenn auch erst nach der Urteilssprechung.",
+ "darf man ihr Haar benutzen. Nach einer Auslegung im Talmud meint die Mischna nicht ihr eigenes Haar, sondern fremdes, das sie an dem eigenen befestigt hatte, und darf auch dieses nur dann benutzt werden, wenn sie vorher bestimmt hatte, dass es ihr abgenommen und jemand anderem gegeben werden solle, im anderen Falle darf auch dieses nicht benutzt werden, weil ein Toter und alles, was beim Tode als Schmuck mit seinem Körper fest verbunden war, für jeden Gebrauch verboten ist; nur wenn das Haar und selbst ihr eigenes ihr vorher und wenn selbst nach der Urteilsfällung abgenommen oder abgeschnitten worden ist, darf es benutzt werden, weil das Verbot der Nutzniessung erst mit ihrem Tode eintritt, nicht aber schon mit ihrer Verurteilung. Nach einer anderen Auslegung darf selbst das eigene Haar der Frau auch nach ihrem Tode benutzt werden, weil nur der tote Körper für jede Nutzniessung verboten ist, das Haar aber nicht als unmittelbar zum Körper gehörend betrachtet wird; so entscheidet auch Maim. הלכות אבל XIV, 21. Vgl. auch Chull. IX, 2.",
+ "von einem hingerichteten Tier ist [jede] Nutzniessung verboten. Bei einem zur Tötung verurteilten Tiere tritt das Verbot der Nutzniessung sofort mit der Urteilsfällung ein und bezieht sich dieses Verbot, wie bei jedem noch lebend zur Nutzniessung verboten gewordenen Tiere, auf alles, was an dem Tiere ist, deshalb auch auf das Haar."
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+ "Es gibt keinen niedrigeren Erech. Talmudausg: נערכין.",
+ "als einen Sela. Selbst für den Armen, der nicht soviel besitzt, um den von ihm gelobten Erech zu zahlen, und für den nach Lev. 27, 8 der Priester den von ihm zu zahlenden Erech festzusetzen hat, gibt es keinen niedrigeren Erech als einen Sela. Es wird dieses aus der ausdrücklichen Bestimmung Lev. 27, 25 geschlossen: וכל ערכך יהיה בשקל הקדש, dass jeder Erech nur nach heiligem Sekel erfolgen darf.",
+ "und keinen höheren als fünfzig Sela. den höchsten in der Schrift festgesetzten Erech.",
+ "Hat er einen Sela entrichtet. nachdem der Priester den von ihm zu zahlenden Erech auf einen Sela festgesetzt hat, obgleich er eigentlich fünfzig zu zahlen gehabt hätte.",
+ "so muss er fünfzig Sela geben. wenn er den Erech eines erwachsenen Mannes zwischen zwanzig und sechzig Jahren gelobt hat, weil er den durch den Priester für ihn festgesetzten Erech noch nicht bezahlt hat, er jetzt aber imstande ist, den vollen Erech zu zahlen (s. weiter IV, 2 Bart. v. היה עני והעשיר). Nach Tosaf. 7 b v. אין נערכין müsste er ebenso auch, wenn der Priester ihn auf fünf Sela geschätzt hat und er nur vier davon bezahlt hat, wenn er dann zu Vermögen gekommen ist, die Restsumme bis zu fünfzig Sela zahlen, nach Straschun auch, wenn er nur den Bruchteil eines Sela weniger gezahlt hat, als er vom Priester eingeschätzt worden ist.",
+ "Hat er fünf Sela im Vermögen. er hat aber den Erech eines Erwachsenen gelobt, dessen Erech fünfzig Sela beträgt.",
+ "braucht er nur einen zu entrichten. er hat entweder den vollen Erech zu entrichten, den er gelobt hat, oder, wenn der Priester ihn dazu nicht für imstande hält, nur einen Sela.",
+ "Er muss sie alle geben. da die Bestimmung וכל ערכך יחיה בשקל הקדש nur besagt, dass der Erech nicht unter einen Sela herabgesetzt werden darf, sobald aber der Gelobende mehr als einen Sela geben kann, ist die Bestimmung Lev. 27, 8 anzuwenden, dass על פי אשר תשיג יד הנודר der Priester ihn nach dem, was er im Besitz hat, abzuschätzen hat.",
+ "Es gibt keinen niedrigeren Erech als einen Sela und keinen höheren als fünfzig Sela. Durch die nochmalige Wiederholung dieses Satzes will nach dem Talmud die Mischna ausdrücken, dass der Erech niemals niedriger als auf einen Sela und nicht höher als auf fünfzig angesetzt werden kann, wohl aber im Gegensatz zu der Ansicht des R. Meïr auf jede auch in der Schrift nicht genannte Geldsumme zwischen einem und fünfzig Sela.",
+ "beginnt eine neue Zählung für sie nicht früher als nach sieben und nicht später als siebzehn Tagen. Dieser Ausspruch bezieht sich auf die Vorschriften über den Blutausfluss bei einer Frau, von denen die Abschnitte Lev. 15, 19—24 und 25—30 handeln. Es wird dort unterschieden zwischen einem Blutausfluss בנדתה, während ihrer Absonderungszeit, und einem solchen בלא עת נדתה, ausser ihrer Absonderungszeit, oder על נדתה, über ihre Absonderungszeit hinaus. Der Blutausfluss während der Absonderungszeit wird דם נדה genannt und die davon betroffene Frau eine נדה, der Blutausfluss ausser der Absonderungszeit und über dieselbe hinaus דם זיבה, und die davon betroffene Frau eine זבה. Mit den Bezeichnungen „während ihrer Absonderungszeit“ und „ausser ihrer Absonderungszeit und über dieselbe hinaus“ verhält es sich folgendermassen: Nach Toragesetz ist eine weibliche Person, sobald sie zum ersten Male menstruiert, von diesem Tage ab sieben Tage lang, den Tag, an dem der Blutabgang begonnen hat, mitgerechnet, als נדה zu betrachten, gleichviel ob der Blutausfluss nur an dem einen Tage stattgefunden oder selbst die ganzen sieben Tage angedauert hat. Während dieser sieben Tage ist sie unrein, und diese Tage werden die eigentlichen ימי נדה, die Tage der Absonderung, genannt. Hat der Blutausfluss spätestens am siebenten Tage vor Sonnenuntergang aufgehört, so kann sie in der Nacht das vorgeschriebene Reinigungsbad nehmen und ist dann rein. Die nun folgenden elf Tage heissen ימי זיבה, ein Blutausfluss während derselben heisst ein Ausfluss ausser der Absonderungszeit oder über dieselbe hinaus, gleichviel ob sie nach Ablauf der vorangegangenen sieben Tage von ihrer Unreinheit sich hat reinigen können oder nicht. Zeigt sich an einem Tage dieser ימי זיבה ein Blutausfluss, so wird die Frau dadurch eine זבה קטנה, sie muss am folgenden Tage ein Reinigungsbad nehmen und ist dann rein, wenn sich bis nach Sonnenuntergang dieses Tages kein weiterer Blutausfluss gezeigt hat. Hat sich auch am zweiten Tage ein Blutausfluss gezeigt, so ist die Frau weiter nur eine זבה קטנה und kann, wie angegeben, am folgenden Tage wieder rein sein. Zeigt sich der Blutausfluss aber auch am dritten Tage, so ist die Frau eine זבה גדולה, die nicht eher wieder rein wird, bis sie sieben aufeinanderfolgende von keinem Blutausfluss unterbrochene Tage gezählt hat. Am siebenten Tage nimmt sie ihr Reinigungsbad und am achten Tage bringt sie zwei Tauben als Reinigungsopfer dar. Hat sich an keinem dieser elf Tage ein Blutausfluss gezeigt oder ist die Frau während derselben nur eine זבה קטנה geworden, so beginnen mit dem zwölften Tage wieder die ימי נדה im weiteren Sinne, d. h. die Zeit, in der sie durch eintretenden Blutausfluss נדה wird. Ist sie dagegen während der ימי זיבה eine זבה גדולה geworden, so beginnen für sie die ימי נדה nicht eher wieder, als bis sie nach Aufhören des Blutausflusses die sieben reinen Tage gezählt hat, jeder Blutausfluss, der sich vorher zeigt, wird immer wieder als דם זיבה betrachtet. Auch nachdem die ימי נדה wieder begonnen haben, wird die Frau natürlich erst dann wieder eine נדה, wenn wieder ein Blutausfluss eintritt, gleichviel ob dieser bald innerhalb der ersten sieben Tage eintritt oder später. Mit dem Tage, an dem die Frau wieder נדה wird, beginnen dann wieder die sieben eigentlichen ימי נדה, denen dann wieder die elf ימי זיבה folgen. Es kann eine Frau demnach nur eine זבה werden in den elf ימי זיבה, die auf den vorangegangenen נדה-Zustand folgen und, wenn sie in dieser Zeit eine זבה גדולה geworden ist, auch in den weiteren darauf folgenden Tagen, bis sie nach Ablauf von sieben reinen Tagen wieder in ihre ימי נדה eingetreten ist, und es kann eine Frau eine נדה nur werden nach Ablauf der elf ימי זיבה, die auf den vorangegangenen נדה-Zustand gefolgt sind, oder wenn sie während derselben eine זבה גדולה geworden ist, nach Ablauf der für diese vorgeschriebenen sieben reinen Tage (so nach Raschi und Nachmanides, anders Maim. s. הלכות איסורי ביאה V u. VI). Da von dem jedesmaligen Eintritt des נדה-Zustandes die Berechnung der nachfolgenden ימי נדה und ימי זיבה abhängt, wird der Zeitpunkt dieses Eintritts mit פתח „Eingang“ bezeichnet. Unsere Mischna spricht nun von dem Falle, wenn bei einer Frau nach vorangegangener Reinigung ein Blutausfluss eingetreten ist und sie nicht mehr weiss, ob sie sich in den ימי נדה befindet, so dass sie durch den Blutausfluss נדה geworden ist, oder in den ימי זיבה. Aus diesem Zustande der Ungewissheit kann die Frau in einem solchen Falle erst dann wieder zu einer sicheren Berechnung ihrer ימי נדה und ימי זיבה gelangen, wenn nach Aufhören dieses Blutausflusses ein neuer Blutausfluss eingetreten ist, von dem sie mit Bestimmtheit annehmen darf, dass er in ihren ימי נדה eingetreten ist. Diese Gewissheit, meint nun die Mischna, kann niemals früher eintreten, als bis nach Aufhören des Blutausflusses mindestens sieben Tage, und niemals später, als bis nach Aufhören desselben siebzehn Tage vergangen sind, an denen sie keinen Blutausfluss hatte. Hat nämlich der Blutausfluss nur einen Tag angedauert und es vergehen siebzehn Tage ohne Blutausfluss, so ist der dann oder später eintretende Blutausfluss sicher דם נדה. Denn war der Tag, an dem sie den Blutausfluss hatte, einer und selbst der erste der ימי זיבה, so hatten schon spätestens nach Ablauf von weiteren 10 Tagen die ימי נדה begonnen und wird sie also durch den Blutausfluss nach 17 Tagen נדה. War aber der Tag, an dem sie den Blutausfluss hatte, einer der ימי נדה, so war sie durch diesen נדה geworden, ist noch die folgenden 6 Tage נדה, und nach den darauf folgenden 11 ימי זיבה tritt sie wieder in die ימי נדה ein, durch einen Blutausfluss nach 17 Tagen oder später wird sie also wieder נדה. Hat der Blutausfluss zwei Tage angedauert, so ist ebenfalls der nach Ablauf von 17 Tagen eintretende Blutausfluss sicher דם נדה. Nehmen wir an, dass diese beiden Tage ימי זיבה waren, so hätten schon spätestens nach Ablauf von weiteren 9 Tagen die ימי נדה wieder begonnen. Nehmen wir an, dass beide ימי נדה waren, so hätten nach Ablauf von weiteren 5 + 11 = 16 Tagen wieder die ימי נדה begonnen. Es liegt aber auch die Möglichkeit vor, dass der erste der beiden Tage der letzte der ימי זיבה gewesen, sie wäre dann erst am zweiten Tage in die ימי נדה eingetreten, und es müssen deshalb erst weitere 6 Tage der ימי נדה und 11 der ימי זיבה, zusammen 17 Tage, vergangen sein, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie wieder in die ימי נדה eingetreten ist. Ebenso verhält es sich, wenn der Blutausfluss drei Tage angedauert hat. Waren alle drei Tage ימי זיבה, so hätten schon spätestens nach Ablauf von 8 Tagen die ימי נדה wieder begonnen. Waren alle drei ימי נדה, so hätten nach Ablauf von 4 + 11 = 15 Tagen die ימי נדה wieder begonnen. Es liegt aber auch die Möglichkeit vor, dass die ersten beiden der drei Tage die letzten der ימי זיבה waren, sie wäre dann also erst am dritten Tage in die ימי נדה eingetreten, und es müssen deshalb erst weitere 6 Tage der ימי נדה und 11 der ימי זיבה, zusammen 17 Tage, vergangen sein, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie wieder in die ימי נדה eingetreten ist. Hat der Blutausfluss vier Tage angedauert, so würden ebenfalls, angenommen dass alle vier Tage entweder ימי זיבה oder ימי נדה waren, die nächsten ימי נדה jedenfalls vor Ablauf von 17 Tagen begonnen haben, im ersteren Falle schon nach 7, im letzteren nach 14 Tagen. Die Annahme, dass erst mit dem letzten der vier Tage die ימי נדה begönnen haben können, indem die drei vorhergehenden die letzten der ימי זיבה waren, und deshalb wie im vorhergehenden Falle erst 17 Tage vergehen müssen, bevor sie mit Sicherheit sich wieder in den ימי נדה befindet, kann in diesem Falle deshalb nicht in Betracht kommen, weil, wie oben ausgeführt worden, wenn eine Frau durch dreitägigen Blutausfluss während der ימי זיבה eine זבה גדולה geworden ist, die ימי נדת für sie erst wieder beginnen, wenn nach Aufhören des Blutausflusses sieben reine Tage vergangen sind. Dagegen liegt die Möglichkeit vor, dass die beiden ersten der vier Tage die letzten der ימי זיבה waren, sie demnach erst am dritten Tage in die ימי נדה eingetreten ist, es müssen deshalb in Ergänzung der beiden vergangenen noch 5 weitere ימי נדה und 11 ימי זיבה, zusammen 16 Tage, vergangen sein, bevor mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie wieder in die ימי נדה eingetreten ist. Die gleiche Möglichkeit, dass die beiden ersten Tage die letzten der ימי זיבה gewesen, macht es erforderlich, wenn der Blutausfluss fünf Tage angedauert hat, dass zu den 3 vorangegangenen noch weitere 4 ימי נדה und 11 ימי זיבה, zusammen 15 Tage vergehen, bevor mit Sicherheit die ימי נדה wieder beginnen, wenn der Blutausfluss sechs Tage angedauert hat, 3 + 11 = 14 Tage, wenn sieben Tage, 2 + 11 = 13 Tage, wenn acht Tage, 1 + 11 = 12, wenn neun Tage, 0 + 11 = 11 Tage. Hat der Blutausfluss zehn Tage angedauert, so haben, selbst angenommen, dass die beiden ersten Tage die letzten der ימי זיבה gewesen, nach den darauf gefolgten sieben ימי נדה mit dem zehnten Tage wieder die ימי זיבה begonnen, es brauchen deshalb nur noch 11 — 1 = 10 Tage vergehen, dann beginnen wieder die ימי נדה, ebenso, wenn der Blutausfluss elf Tage angedauert hat, 11 — 2 = 9 Tage, wenn zwölf Tage, 11 — 3 = 8 Tage, wenn dreizehn Tage, 11 — 4 = 7 Tage. Vor Ablauf von 7 Tagen können aber die ימי נדה niemals wieder beginnen, wenn der Blutausfluss auch noch so lange angedauert hat, weil eine Frau, nachdem sie einmal זבה גדולה geworden ist, stets in den ימי זיבה verbleibt, bis nach Aufhören des Blutausflusses 7 reine Tage vergangen sind. So ergibt eich also für alle verschiedenen möglichen Fälle als Maximalgrenze der Tage, die vergehen müssen, bevor eine Frau, die die Berechnung verloren hat, die Zählung der ימי נדה und ימי זיבה von neuem wieder aufnehmen kann, die Zahl 17 und als Minimalgrenze die Zahl 7.",
+ "Bei Aussatzschaden gibt es keine kürzere Abschliessungszeit als eine Woche. Wenn der Aussatz nicht ein derartiger ist, dass er gleich bei der ersten Besichtigung durch den Priester für rein oder für unrein erklärt werden kann, so dauert die Abschliessungszeit, nach deren Verlauf erst er zum zweiten Male besichtigt wird, mindestens eine Woche.",
+ "und keine längere als drei Wochen. Wenn der Aussatz an einem Hause nach der ersten Woche unverändert geblieben und nach der zweiten wieder unverändert geblieben ist oder sich ausgebreitet hat, so muss er noch eine dritte Woche abgeschlossen werden (s. Negaim XIII, 1)."
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+ "Keinem Jahre gibt man weniger als vier vollzählige. מעובר „geschwängert“ oder מלא „voll“ nennt man einen Monat, der 30 Tage zählt, חסר „mangelhaft“ einen solchen von nur 29 Tagen.",
+ "Monate und in keinem erscheinen mehr als acht angebracht. so wird das ולא נראה im Talmud erklärt: לא נראה לחכמים es erschien den Weisen nicht angebracht, in einem Jahre mehr als acht vollzählige Monate anzusetzen. In der Regel hat das Jahr 6 Monate mit 29 und 6 Monate mit 30 Tagen, da zwischen einem Neumond und dem andern rund 29½ > Tage vergehen und deshalb, wenn man den einen Monat erst nach 30 Tagen hat zu Ende gehen lassen, zum Ausgleich auf den nächsten nur 29 Tage kommen dürfen. Da aber zwischen einem Neumond und dem anderen nicht genau 29/2 Tage liegen, sondern etwas mehr, nämlich 29 Tage ⁷⁹³⁄₁₀₈₀ Stunden, es ausserdem auch noch verschiedene andere kalendarische Bestimmungen gibt, die eine Verschiebung der Monatsanfänge notwendig machen können, auf die näher einzugehen hier zu weit führen würde, so kann dieser regelmässige Wechsel von Monaten mit 30 und solchen von 29 Tagen nicht immer innegehalten werden, sondern müssen manchmal auch mehr als die Hälfte der Monate und manchmal weniger als die Hälfte 30 Tage haben. Zur Zeit der Mischna wurden allerdings die Monatsanfänge von Fall zu Fall durch die hierzu autorisierte Behörde zu Jerusalem auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes festgesetzt. Aber auch damals konnten Fälle eintreten, dass die Behörde auf Grund eigener Berechnung die Monatsanfänge festsetzen musste, wenn z. B. der Himmel um die Zeit des Neumonds öfter bedeckt gewesen und deshalb der Mond mehrmals hintereinander nicht am dreissigsten Tage gesehen worden war (s. Maim. הלכות קדוש החדש XVIII, 9). Für diese Festsetzung nun wird als Regel angegeben, dass ein Jahr jedenfalls nie weniger als vier und nie mehr als acht Monate mit 30 Tagen zählen soll.",
+ "Die zwei Brote. am Wochenfeste.",
+ "wurden nie früher als am zweiten und nie später als am dritten Tage verzehrt. Am Feste selbst durften sie nicht gebacken werden, obwohl es doch sonst erlaubt ist, alles, was am Feiertage selbst gegessen werden soll, zu kochen und zu backen, weil durch das beschränkende הוא לבדו יעשה „לכם״ (Exod. 12, 16) diese Erlaubnis nur auf zu profanem Gebrauch bestimmte Speisen beschränkt wird, auf fürs Heiligtum bestimmte dagegen sich nicht bezieht (Pessach. 47 a). Opferfleisch, das die Priester am selben Tage verzehren wollten, durften sie allerdings kochen, obwohl es ebenfalls heilig war, weil es, wenn es gekocht wurde, bereits nicht mehr für das Heiligtum, sondern für die Priester bestimmt war. Die Brote dagegen durften erst nach der Darbringung der Lämmer, zu denen sie gehörten, von den Priestern verzehrt werden, zur Zeit des Backens waren sie also noch für das Heiligtum bestimmt, deshalb kann das יעשה לכם auf das Backen derselben keine Anwendung finden, sie mussten deshalb schon am Tage vorher gebacken werden. Fiel das Wochenfest auf einen Sonntag, so mussten sie schon am Freitag gebacken werden, wurden also erst am dritten Tage verzehrt (vgl. auch Menach. XI Note 7 und XI, 9).",
+ "Die Schaubrote. die an jedem Schabbat frisch auf den Tisch im Heiligtum gelegt und an dem darauffolgenden Schabbat von den Priestern verzehrt wurden.",
+ "wurden nie früher als am neunten und nie später als am elften Tage verzehrt. Sie mussten schon am Freitag gebacken werden, da sie am Sonnabend nicht gebacken werden durften (s. Menach. XI, 2). Fiel ein Feiertag auf den Freitag, mussten sie schon am Donnerstag gebacken werden. Fielen die beiden Tage des Neujahrsfestes auf Donnerstag und Freitag — auch in Jerusalem wurde das Neujahrsfest zwei Tage gefeiert, wenn die Zeugen an dem Tage, an dem man sie erwartete, erst nach מנחה gekommen waren, um zu bezeugen, dass sie den Mond bereits gesehen haben, es wurde dann sowohl dieser wie auch der folgende Tag als Festtag begangen — wo das Eintreten dieses Falles möglich war, mussten die Brote schon am Mittwoch gebacken werden und wurden also dann erst am elften Tage nach dem Backen verzehrt (s. Menach. XI, Note 77).",
+ "Ein Knabe wird nicht früher als am achten Tage beschnitten und nicht später als am zwölften Tage. Ist der Knabe gerade in der Abenddämmerung geboren, von der es zweifelhaft ist, ob sie noch zu dem vergangenen Tage zu zählen ist oder schon zur Nacht, so wird er erst an dem auf den folgenden Tag folgenden achten Tage beschnitten, das ist am neunten Tage nach seiner Geburt, wenn man die Dämmerung noch zum vorangegangenen Tage zählt. Ist er in der Abenddämmerung vor Schabbat geboren, kann er am folgenden Schabbat nicht beschnitten werden, weil dieser vielleicht schon der neunte Tag ist, eine Beschneidung am Schabbat aber nur vorgenommen werden darf, wenn dieser Tag bestimmt der achte Tag nach der Geburt ist, die Beschneidung muss deshalb auf den folgenden Tag, d. i. den zehnten, verschoben werden. Ist der auf den Schabbat folgende Tag ein Feiertag, so darf an diesem die Beschneidung ebenfalls nicht vorgenommen werden, sie kann also erst am elften Tage stattfinden. Folgen auf den Schabbat die beiden Tage des Neujahrsfestes, so muss die Beschneidung noch um einen Tag verschoben werden, sie kann dann erst am zwölften Tage stattfinden."
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+ "Man blies nie weniger als einundzwanzig Töne. an einem Tage.",
+ "im Heiligtum und nie mehr als achtundvierzig. Die Ausführung hierzu s. Sukk. V, 5.",
+ "Es wurden nie weniger als zwei Leiern. נבל eig. Schlauch, eine Art Harfe oder Lyra, gr. νάβλα, nach Josephus ein zwölfsaitiges Instrument, das mit der Hand gespielt wurde.",
+ "nie weniger als zwei Flöten. חליל von חלל = durchbohren, aushöhlen, eine Art Flöte.",
+ "An zwölf Tagen. es sind das die Tage, an denen das ganze Hallel gesungen wurde.",
+ "im Jahre wurde die Flöte vor dem Altar. entweder: an diesen Tagen wurde die Flöte noch besonders vor dem Altar gespielt, während sie an anderen Tagen nur zusammen mit den anderen Musikinstrumenten von den Leviten auf dem Duchan gespielt wurde, oder: nur an diesen Tagen wurde die Flöte gespielt, während an den anderen Tagen nur auf den anderen Musikinstrumenten gespielt wurde.",
+ "gespielt. Nach Raschi und Bart. wird für das Spielen oder Tönen der Flöte der Ausdruck מכת eig. schlagen gebraucht, weil man beim Spielen auf derselben zur Hervorbringung der verschiedenen Töne mit den Fingern auf die an ihr angebrachten Löcher schlägt.",
+ "beim Schlachten des ersten Pessachopfers. während dessen das Hallel gesungen wurde, s. Pes. V, 7.",
+ "und beim Schlachten des zweiten Pessachopfers. am 14. Ijar für diejenigen, die verhindert waren, das Pessachopfer am 14. Nissan darzubringen; auch dabei wurde das ganze Hallel gesungen, s. Pessach IX, 3.",
+ "am Tage des Wochenfestes und an den acht Tagen des Hüttenfestes. Dieses Flötenspiel an diesen zwölf Tagen gehörte zu der bei der Darbringung der Opfer vorgeschriebenen Tempelmusik, die auch am Schabbat und an Feiertagen gespielt wurde, im Gegensatz zu dem Flötenspiel von בית השואבה, das weder am Schabbat noch an Feiertagen gespielt werden durfte, s. Sukk. V, 1.",
+ "Es wurde nicht auf einer kupfernen Flöte. אבוב nach dem Talmud nur ein anderer Name für חליל, nach Maim. in הלכות כלי המקדש und Bart. das Mundstück der Flöte.",
+ "weil dieser so schöner ausklingt. מחליק nach Raschi und Bart. von חלק = abteilen, den Ton ausklingen lassen, bevor ein neuer Absatz der Melodie beginnt, nach Maim. Comment.: das Vorspiel, bevor der Gesang beginnt, vielleicht von חלק = glatt, glatt oder leicht hinüberleiten."
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+ "Sklaven von Priestern waren es [die spielten. die Flöte und ebenso die anderen Musikinstrumente (s. Raschi Sukk. 51 a). Nur der Gesang war eine gottesdienstliche Handlung, die nur durch die Leviten ausgeführt werden durfte, (עיקר שירה בפת), die Musik dagegen durfte auch von Laien ausgeführt werden, die Priester benutzten deshalb hierzu ihre dafür ausgebildeten Sklaven.",
+ "Leute aus den Familien Beth-Happegarim. Tosaf. bringen die Lesart: הפגרים.",
+ "und Beth-Zipporia. ציפוריא bezeichnet gewöhnlich einen, der aus צפורי, d. i. Sepphoris, ist.",
+ "und aus Emmaus. Talmudausg.: ומעימאום.",
+ "aus denen die Priester heirateten. Bart.: ומשיאין לכהונה. Es wurden hierzu nicht Sklaven verwendet, sondern nur Männer aus als makelfrei bekannten Familien, es durften deshalb auch aus den Familien derer, die diesen Dienst verrichteten, Priester heiraten, ohne erst nachzuforschen, ob nicht in der Familie ein Makel vorgekommen war, infolge dessen es einem Priester verboten war, ein Mädchen aus der Familie zu heiraten. Nach R. Meir dagegen konnte die Tatsache, dass jemand bei der Tempelmusik mitwirkte, nicht genügen, um seine Familie als makelfrei für eine Priesterehe gelten zu lassen, da selbst Sklaven dabei mitwirkten.",
+ "Leviten waren es. Auch R. Chanina ist der Ansicht, dass auch Laien dazu hätten verwendet werden dürfen, es wurden aber nur Leviten dazu herangezogen, und deshalb genügte die blosse Tatsache, bei der Tempelmusik mitgewirkt zu haben, als Nachweis für die levitische Abstammung. Nach einer etwas anderen Erklärung galt es nach R. Jose und R. Chanina als feststehende gesetzliche Norm, dass jeder, der bei der Tempelmusik mitwirkte, ohne weiteres auch als einwandsfrei in bezug auf eine einzugehende Priesterehe bezw. auf seine levitische Abstammung zu betrachten sei, deshalb durften auch für die Instrumentalmusik nach R. Jose nur Israeliten aus einwandsfreien Familien und nach R. Chanina nur Leviten herangezogen werden,"
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+ "Es waren nie weniger als sechs untersuchte Lämmer in der Lämmer-Halle. Für das Morgen- und Abendopfer wurden täglich zwei Lämmer gebraucht, die-selben mussten vier Tage vorher auf ihre Tauglichkeit zum Opfer untersucht werden wie das Pessachopfer in Ägypten, das am 10. Nissan beschafft wurde, um am 14. Nissan geschlachtet zu werden. Es mussten deshalb stets, nachdem man die beiden Lämmer für den Tagesgebrauch herausgenommen hatte, wenigstens noch sechs rechtzeitig untersuchte Lämmer vorrätig sein, so dass die beiden Lämmer, die man neu einstellte, erst am vierten Tage danach gebraucht wurden.",
+ "[das sind] so viele wie ausreichten. כדי Lowe: כדיי = genügend, so viel wie genug.",
+ "wenn ein Schabbat und zwei Tage des Neujahrsfestes auf einander folgten. Nach dem Talmud soll diese Hinzufügung nur als mnemotechnisches Hilfsmittel (סימנא בעלמא) dienen. Raschi erklärt deshalb: es mussten stets sechs Lämmer sein, entsprechend der Anzahl von Lämmern, die za den täglichen Morgen- und Abendopfern gebraucht wurden und deshalb vorher bereit gestellt sein mussten, wenn auf einen Sonnabend noch die beiden Tage des Neujahrsfestes folgten. Maim. erklärt: es mussten, wie oben ausgeführt, deshalb stets sechs Lämmer vorrätig sein, weil die jedesmal neu eingestellten Lämmer erst vier Tage nach der Prüfung auf ihre Tauglichkeit gebraucht werden durften, das sind soviel Tage, wie übrig bleiben, wenn man von einer Woche den Schabbat und zwei in dieselbe fallende Festtage, das können nur die beiden Feiertage des Neujahrsfestes sein, in Abzug bringt (Maim. scheint demnach das כדי לשבת וכוי zu erklären: so viele Tage, wie zu dem Schabbat und den beiden Feiertagen noch als Wochentage hinzukommen. Barten. erklärt ähnlich wie Maim.: die Lämmer mussten immer vier Tage vorher untersucht werden, wie dieses notwendig war, wenn auf einen Schabbat die beiden Tage des Neujahrsfestes folgten, weil da die Lämmer, die am Dienstag gebraucht wurden, schon am Freitag bereit gestellt werden mussten, um sie am Dienstag in der Frühe bald zur Hand zu haben.",
+ "nach oben war die Zahl unbeschränkt. In den Talmudausg. fehlen hier die Worte: ומוסיפין עד לעולם, nach Rab Huna war die Höchstzahl 120, unter Bezugnahme auf II Chronik 5, 12."
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+ "Es waren nie weniger als zwölf Leviten. Nach Maim. (הלכות כלי המקדש III, 3) sind hiermit Leviten-Sänger gemeint, nicht die, welche die Musikinstrumente spielten, s. weiter Note 47. Die Zurückführung dieser Zwölfzahl auf die Mindestzahl von zwölf Musikinstrumenten, auf denen gespielt wurde, im Talmud muss Maim daher wohl dahin erklären, dass die Anzahl der Leviten-Sänger immer wenigstens der Anzahl der gespielten Instrumente entsprechend (כנגד) sein musste. Tosaf. (10 b) fassen die Bemerkung des Talmud dahin auf, dass diese zwölf Leviten die vorgeschriebenen zwölf Instrumente spielten; da aber der Hauptbestandteil der Tempelmusik doch der Gesang war (עיקר שירה בפת), so müsste man annehmen, dass diese ihr Spiel zugleich mit Gesang begleiteten (s. Tosf. Jomt.).",
+ "die auf dem Duchan. דוכן arab. دكان = Estrade, der erhöhte Platz, auf dem die Leviten während der Tempelmusik standen.",
+ "ausser wenn die Leviten dastanden und sangen. Nach Raschi und Bart: sie wurden überhaupt nicht in den Tempel hineingelassen, ausser wenn die Leviten zum Gesang hintraten, um sich an dem Gesang zu beteiligen. Maim. הלכות כלי המקדש V, 15) bezieht den Ausspruch auf die Einführung der jungen Priester und Leviten zum Opferdienst, auch nachdem sie das vorgeschriebene Alter erreicht hatten, durften sie den Tempel, um das erste Mal an dem Opferdienste teilzunehmen, nur betreten, wenn die Leviten auf dom Duchan standen und sangen.",
+ "sie. die unmündigen Leviten, nach Maim.: die zwölf Leviten, die auf dem Duchan standen, spielten nicht, sondern sangen.",
+ "um den Gesang lieblicher zu machen. wörtlich : um durch die lieblicheren Knabenstimmen den Gesang zu würzen. Nach Maim.: um durch den Gesang die vorgetragene Melodie zu würzen.",
+ "Sie. die Levitenknaben, nach Maim.: die Leviten, die nicht sangen, sondern spielten.",
+ "zählten nicht mit. zu den zwölf Leviten, die mindestens mitwirken mussten.",
+ "standen auch nicht auf dem Duchan. Talmudausg.: ואין עולין לדוכן.",
+ "man nannte sie die Leviten-plager. Wegen des Gleichklangs der Worte צעירי = Kinder und צער Plage, nannte man sie צערי הלוים, Leviten plager, weil durch die hohen Kinderstimmen die Leviten genötigt wurden, ihre Stimmen anzustrengen, um die gleiche Höhe zu halten. Nach Maim. wurden die Leviten, die die Instrumente spielten, Levitenplager genannt, weil sie durch ihre Musik die Stimme der Sänger übertönten. Ed. pr. und Ven. lesen: וצעירי, die Talmudausg.: וצערי."
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+ "das über das erbeigentümliche Feld. wenn jemand ein Feld, das ihm durch Erbschaft zu eigen geworden ist, dem Heiligtum schenkt, s. Lev. 27, 16—21.",
+ "der einen Sklaven getötet hat. Exod. 21, 32.",
+ "und das über den Notzüchtiger. Deut. 22, 28—29.",
+ "den Verführer. Exod. 22, 15—16.",
+ "und den Ausbringer eines schlechten Namens. Deut. 22, 13—19.",
+ "Gleichviel ob jemand den Erech des schönsten Menschen in Israel. der. wenn er als Sklave verkauft werden würde, weit mehr einbringen würde.",
+ "gelobt hat oder den des hässlichsten. der weniger einbringen würde.",
+ "er hat immer fünfzig Sela zu geben. wenn der Betreffende im Alter von 20—60 Jahren steht."
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+ "Gleichviel ob jemand [ein Feld] in der Sandsteppe. חולה von הול, eine sandige Gegend, nach Raschi und Barten. wie מחול הכרם Kila. IV, 1, der Umkreis einer Stadt, wo die Felder weniger Wert haben, weil sie von den Vorübergehenden zuviel zertreten werden.",
+ "von Machos. מהוז ein Ortsname = Machusa, so Tosefta 11, 8: חולית של יבנה ; nach einer anderen Erklärung von Raschi und Bart. eine Bezeichnung für Ort, Stadt, nach Levy Wörterb. von חוז syr. ܚܘܳܐ = einschliessen, abgrenzen.",
+ "heiligt oder einen in den Gärten von Sebasto. Sebaste, Name der von Herodes an Stelle des alten Samaría erbauten Stadt.",
+ "er hat immer. wenn er es wieder einlösen, d. h. anstelle des Feldes den Wert desselben an das Heiligtum zahlen will.",
+ "für den Flächenraum der Aussaat. ein Feld, auf dem man ein Chomer aussäen kann.",
+ "eines Chomer. 1 Chomer = 30 Sea. Nach Erub. 23 b ist ein בית סאה ein Feld, auf dem man ein Sea aussäen kann, 50 × 50 Ellen = 2500 Quadratellen, ein Feld von einem Chomer Aussaat 30 × 50 × 50 Ellen = 75000 Quadratellen.",
+ "Gerste fünfzig Schekel Silber zu geben. dieses jedoch nur in dem ersten auf das Jobeljahr folgenden Jahre. Für jedes seit dem Jobeljahre schon vergangene Jahr dagegen wird der 49. Teil von 50 Sela = 1/49 Sela oder 1 Sela und 1 Pondion in Abzug gebracht. Der Sela oder Schekel hat allerdings nur 48 Pondion, 1 Pondion wird aber auf einen Schekel als Wechselgeld berechnet.",
+ "Bei einem gekauften Felde. das im Jobeljahre wieder an den Eigentümer zurückfällt, von dem ihm also nur das Nutzniessungstecht bis zum Jobel zusteht.",
+ "dagegen hat er den wirklichen Wert. den es, berechnet nach den Jahren bis zum nächsten Jobei, für ihn hat.",
+ "Elieser. Ed. Lowe: ר׳ אלעזר.",
+ "ob es ein erbeigentümliches oder ein gekauftes Feld ist. auch für das gekaufte Feld gilt der für das Erbfeld festgesetzte Preis von 60 Sela für einen Chomer Aussaat. R. Elieser folgert dieses aus dem bei beiden angewendeten gleichen Ausdruck. וחשב לו הכהן, während die Weisen aus dem bei dem gekauften Felde gebrauchten Ausdruck מכסת = Berechnung, Betrag, folgern, dass bei diesem der zu entrichtende Betrag nach dem wahren Werte erst festzustellen ist.",
+ "und bei einem gekauften Felde das Fünftel nicht hinzuzufügen braucht. Im Talmud wird dieses daraus gefolgert, dass es bei dem gekauften Felde heisst: והשב לו הכהן את מכסת הערכך, der Ausdruck הערכך weise darauf hin, dass ebenso wie beim Erech kein Fünftel hinzugefügt zu werden braucht."
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+ "so hat er dessen Wert zu zahlen. den Wert, den er als Leibeigener gehabt haben würde, das ist nach der Halacha unter פדיון נפשו (Exod. 21, 30) zu verstehen."
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+ "Der Ersatz für die Beschämung und die Wertverminderung. Ausser den 50 Schekel haben sowohl der Notzüchtiger wie der Verführer noch eine Strafe für die Beschämung und die Wertverminderung zu zahlen. Es wird dieses daraus bewiesen, weil es Deut. 22, 29 heisst: „der Mann, der ihr beigewohnt hat, soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben“, dafür, dass er ihr beigewohnt hat, hat er diese Summe zu zahlen, er hat aber ausserdem noch für die ihr angetane Beschämung und für das, was sie durch die Beiwohnung minder wert geworden ist, zu zahlen.",
+ "die beschämt worden ist. Nach der Mischna Ketub. III, 7 bezieht sich dieses nur auf die Beschämung, während für die Wertminderung die Bestimmung lautet: man betrachtet sie, als wäre sie eine zu verkaufende Sklavin, und schätzt ah, wieviel sie vorher wert war und wieviel sie jetzt wert ist; wenn z. B ein Herr seinem Sklaven, den er gern hat, eine Sklavin zur Frau geben will, wieviel er da für eine noch unverletzte Jungfrau zahlen würde, und wieviel für eine solche, der man schon beigewohnt hat. Es lässt sich das הכל לפי המבייש והמתבייש aber wohl auch auf die Wertverminderung beziehen, denn es wird für den Herrn in einem solchen Falle wohl auch einen Unterschied ausmachen, wer das Mädchen ist und von wem ihm diese Schmach angetan worden ist."
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+ "wo eine bloß ausgesprochene Beschuldigung. die von dem Manne ausgesprochene Beschuldigung, dass er bei seiner Frau die Zeichen der Jungfernschaft nicht vorgefunden habe.",
+ "höher. Ed. Ven. u. Lowe, Talmudausg.: חמור.",
+ "bestraft wird als die Handlung selbst. da derjenige, der einem Mädchen beigewohnt hat, nur 50 Schekel zu zahlen hat.",
+ "denn so heisst es. Num. 14, 22.",
+ "und die mich jetzt schon zehn Mal versucht und nicht auf meine Stimme gehört haben. die Strafe, dass sie das gelobte Land nicht erreichen sollten, traf sie aber doch erst, nachdem sie in das דבת הארץ, das Gerede der Kundschafter über das Land, eingestimmt hatten. Nach Raschi weist das Wörtchen זה darauf hin, dass diese letztere Sünde es gewesen ist, die ihnen die Strafe erst zugezogen hat."
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+ "Für das Zureichen des Vermögens. für den in der Schrift festgesetzten Erech, s. Lev. 27, 8.",
+ "für das Alter. die Altersstufen, nach denen der Erech zu zahlen ist.",
+ "der Erech. Siehe weiter Mischna 4.",
+ "Hat ein Armer. dessen Vermögen nicht ausreicht, den in der Schrift festgesetzten Erech zu zahlen.",
+ "gibt er nur den Erech wie ein Armer. d. h. wenn jemand sagt: ערך פלוני עלי ich verpflichte mich, den Erech dieser Person zu zahlen und die betreffende Person wäre imstande, den für sie festgesetzten Erech zu bezahlen, so braucht der, der das Gelübde getan hat, wenn sein Vermögen nicht ausreicht, dennoch nur den Erech wie ein Armer zu bezahlen und ebenso umgekehrt."
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+ "Ich verpflichte mich zu dem Opfer dieses Aussätzigen. Auch bei den Opfern, die der Aussätzige am Tage seiner Reinigung darzubringen hat, wird darauf Rücksicht genommen, wenn sein Vermögen nicht für die eigentlich vorgeschriebenen Opfer ausreicht, s. Lev. 14, 21—32.",
+ "das Opfer eines reichen zu bringen. auch wenn der, der das Gelübde getan hat, arm ist, während in dem gleichen Falle der, der einen Erech gelobt hat, nur den Erech wie ein Armer zu zahlen hat. Ist aber der, der das Gelübde getan bat, vermögend, so muss er in allen Fällen, auch wenn der Aussätzige, zu dessen Opfern er sich verpflichtet hat, arm ist und deshalb selbst nur die Opfer eines armen Aussätzigen zu bringen hat, dennoch die Opfer eines vermögenden Aussätzigen bringen, weil es bei den für einen armen Aussätzigen vorgeschriebenen Opfern heisst: ואם דל הוא, deshalb nur ein Armer sie darbringen kann.",
+ "das ist auch beim Erech ebenso. Nach Maim. stimmt Rabbi in der Sache mit dem ersten Tanna überein, er widerspricht nur der Bemerkung, dass es bei den Opfern anders sei als beim Erech, denn auch für den Erech gelten, wenn der Fall ebenso liegt wie bei den Opfern des Aussätzigen, auch nach der Ansicht des ersten Tanna dieselben Bestimmungen wie bei diesen. Nach den anderen Erklärern weicht Rabbi auch in der Sache von der Ansicht des ersten Tanna ab. Nach dem ersten Tanna hat ein Armer, der den Erech eines Reichen gelobt hat, wie es in der vorhergehenden Mischna heisst, nur den Erech wie ein Armer zu zahlen, und bezieht sich diese Bestimmung auch auf den Fall, dass der Arme gehört hat, wie der Reiche gesagt bat: ערכי עלי ich verpflichte mich zu meinem Erech, und darauf gesagt hat: ich verpflichte mich zu dem, was jener gesagt hat. Nach Rabbi dagegen hat in diesem Falle der Arme den vollen Erech wie ein Reicher zu entrichten und bleibt, wenn er denselben nicht zahlen kann, den fehlenden Betrag dem Heiligtum schuldig, bis er in der Lage ist, ihn zu bezahlen.",
+ "Weil der Reiche überhaupt nichts schuldig war. der Arme daher nur gemeint haben kann, dass er den dem Alter und dem Geschlecht des Reichen entsprechenden Erech geben will, dieser aber wird herabgesetzt, sobald der den Erech Gelobende nicht in der Lage ist, den Erech in der vollen Höhe zu zahlen.",
+ "War er arm und ist dann. nach Raschi und Bart.: bevor er den von ihm zu entrichtenden Erech gezahlt hat, nach Tosf. Jomt. : bevor er von dem Priester eingeschätzt worden ist, wieviel er zu zahlen hat.",
+ "muss er den Erech wie ein Reicher geben. Es heisst: „der Priester soll ihn abschätzen, je nachdem wie weit das Vermögen des Gelobenden ausreicht“, daraus wird geschlossen, dass, wenn das Vermögen des Gelobenden ausreicht, gleichviel ob zur Zeit, da er den Erech gelobt hat, oder nachher, solange er den Erech nicht gezahlt hat oder nicht von dem Priester eingeschätzt worden ist, er den vollen Erech zu entrichten hat.",
+ "Auch. In den Talmudausg. fehlt: אף.",
+ "muss er den Erech wie ein Reicher geben. R. Jehuda folgert dieses aus dem Wörtchen הוא in ,ואם מך הוא מערכך „wenn er zu arm für den Erech ist“, d. h. nur wenn er sich ununterbrochen in diesem Zustande des Unvermögens befunden hat."
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+ "Selbst wenn sein Vater stirbt. Nach dem Talmud ist unter מת hier nicht zu verstehen, dass er bereits gestorben ist, sondern soviel wie גוסס, d. h. im Sterben liegend",
+ "und ihm Zehntausende. Ed. Ven : רבאות.",
+ "oder er ein Schiff. Ed. pr. und Ven.: ספינות.",
+ "das ihm Zehntausende einbringt. Ed. pr. u. Ven.: ובאו לו. Nach dem Talmud ist das ובאה לו ברבואות nicht dahin zu verstehen, dass das Schiff mit Zehntausenden, die ihm gehören, heimkehrt, sondern dass er sein Schiff an einen Fremden verpachtet hat, die Pachtsumme aber erst erhält, nachdem das Schiff angelangt ist, wie immer die Pachtsumme erst nach Ablauf der Pachtfrist ausgezahlt wird (אין שכירות משתלמת אלא בסופה), bis dahin ist er demnach nicht im Besitz von Vermögen, denn nach R. Elieser (weiter VI, 3), dessen Ansicht die Mischna hier vertritt, kann bei einem Schiffsvermieter das Schiff, mit dem er sein Brot verdient, bei der Vermögensabschätzung nicht mit herangezogen werden, ebensowenig wie bei einem Handwerker sein notwendigstes Handwerkszeug.",
+ "hat das Heiligtum darauf gar keinen Anspruch. In der Auffassung dieser Mischna weichen die Erklärer voneinander ab. Nach Maim. hängen die beiden Sätze der Mischna mit einander zusammen: bei den Opfern ist es nicht so wie beim Erech, sondern sie richten sich stets nach dem Vermögensstande, in welchem sich derjenige, der die Opfer darzubringen hat, in dem Augenblicke befindet, wo er die Opfer darzubringen hat (wie sich aus der Auseinandersetzung im Talmud (17 b) ergibt, kann darunter bei den Opfern des Aussätzigen nur gemeint sein: nach R. Simon die Zeit, wo er sein Sündopfer darbringt, nach R. Jehuda die, wo er sein Schuldopfer darbringt und nach R. Elieser ben Jakob die, wo er die beiden Vögel ins Heiligtum bringt). Besitzt er in diesem Augenblicke kein Vermögen, so braucht er nur die Opfer eines unvermögenden Aussätzigen darzubringen, selbst wenn der Vater im Sterben liegt oder sein Schiff auf der Heimkehr begriffen ist und ihm deshalb ein naher Vermögenszuwachs in sicherer Aussicht steht. Gegen diese Erklärung wenden Tosafot ein, dass ein solcher erst bevorstehender Vermögenszuwachs doch auch beim Erech nicht mit in Betracht kommt, es darum doch nicht heissen könnte : bei den Opfern dagegen ist es nicht so. Denn dass, wie Tosaf. im Namen eines Erklären anführt, beim Erech in einem solchen Falle der Priester die Einschätzung des Betreffenden hinauszuschieben hätte, bis der Vater gestorben bzw. das Schiff heimgekehrt ist, widerspräche dem weiter VI, 5 aufgestellten Grundsatz, dass bei der Schätzung stets nur der augenblickliche Stand massgebend ist. Deshalb erklären Tosaf. und ebenso Raschi, dass der zweite Satz mit dem ersten nicht zusammenhängt, sondern mit dem ersten Satze gesagt wird, dass es bei den Opfern, wie oben ausgeführt, nicht so ist, wie nach der vorhergehenden Mischna beim Erech, das in dem zweiten Satze Ausgeführte dagegen gilt in gleicher Weise für den Erech wie für die Opfer."
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+ "Hat ein Jugendlicher den Erech eines Alten gelobt. z. B. ein Mann zwischen 20 und 60 Jahren, dessen Erech 50 Schekel beträgt, den Erech eines über 60 Jahre, dessen Erech nur 10 Schekel beträgt.",
+ "Der Erech. ערכים: die voneinander abweichenden Erech-Beträge für Personen gleichen Alters.",
+ "und es ist inzwischen. bevor er den Erech entrichtet hat.",
+ "Der dreissigste Tag zählt noch mit nach unten. Wenn jemand den Erech eines Kindes, das gerade 30 Tage alt ist, gelobt hat, hat er demnach gar nichts zu entrichten.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 7.",
+ "Wenn von sechzig Jahre alt und darüber. Nach der Erklärung des Malbim ist zu übersetzen: „wenn von über 60 Jahren an“, denn wenn das 60. Jahr mit inbegriffen wäre, müsste es heissen: והלאה, wie ומיום השמיני והלאה (Lev. 22, 27).",
+ "Wie. הן Fragepartikel wie Exod. 8, 22. Lev. 25, 20.",
+ "was eine Erschwerung zur Folge hat. da der Erech einer männlichen Person bis zum 60. Jahre 50 Schekel, nach dieser Zeit aber nur 15 Schekel beträgt.",
+ "was doch eine Erleichterung zur Folge hat. da der Erech unter 5 und unter 20 Jahren niedriger ist als der über 5 bzw. über 20 Jahre.",
+ "ob es eine Erleichterung oder eine Erschwerung zur Folge hat. deshalb ist auch unter מבן חדש gemeint: erst vom 31. Tage an (s. Raschi Bechor. 49 a v. מספקא ליה).",
+ "Eleasar. So ed. pr. u. Ven., andere Ausg. lesen: ר׳ אליעזר.",
+ "Bis zu einem Monat und einem Tag über die genannten Jahre. R. Eleasar schliesst aus der Wortanalogie von למעלה, hier beim Erech מבן ששים ומעלה und bei der Zählung der Leviten (Num. 3, 15) מבן חדש ומעלה, dass mit מבן ששים שנה ומעלה gemeint ist: vom einunddreissigsten Tage nach zurückgelegtem sechzigsten Lebensjahre an. Aus der Wortanalogie von שנה שנה folgert er sodann, dass auch unter „vom fünften und zwanzigsten Lebensjahre an“ zu verstehen ist: vom einunddreissigsten Tage nach zurückgelegtem fünften und zwanzigsten Lebensjahre an."
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+ "wenn in Silber. wenn er gesagt hat: mein Gewicht in Silber.",
+ "in Gold. Hat er jedoch gar keine nähere Angabe gemacht, worin seine Gabe bestehen soll, so kann er das Gelobte in der mindestwertigen Ware entrichten, die an dem betreffenden Orte nach Gewicht abgegeben zu werden pflegt.",
+ "Der Fall kam vor bei der Mutter der Jirmatja. Ed. Lowe: דמטייה.",
+ "und sie bezahlte ihr Gewicht in Gold. Nach dem Talmud ist zu ergänzen: ist es aber eine angesehene vermögende Person, die das Gelübde getan hat, so richtet sich das von ihr zu Entrichtende nach dem, was sie bei ihrem Gelübde mutmasslich sich gedacht hat, dafür führt die Mischna dann als Beispiel den Fall von der Mutter der Jirmatja an.",
+ "Ich gelobe das Gewicht meiner Hand. In der Umgangssprache pflegte man unter יד nicht nur die Hand, sondern die Hand mit dem Arme zu verstehen, und für Auslegung von Gelübden ist stets das, was man in der Umgangssprache (לשון בני אדם) darunter versteht, massgebend.",
+ "füllt man ein Fass mit Wasser und steckt seine Hand bis zum Ellbogen. מרפק, arab. مرفق der Ellbogen, das Ellbogen-Gelenk, nach anderen: die Achselhöhle.",
+ "hinein. so dass soviel Wasser herausfliesst, wie durch den hineingesteckten Arm verdrängt wird.",
+ "wiegt dann Fleisch von einem Esel. von dem angenommen wird, dass es das gleiche spezifische Gewicht hat wie Menschenfleisch.",
+ "mit Sehnen und Knochen. in dem gleichen Verhältnis, wie sie im Arm vorhanden sind.",
+ "bis es wieder voll wird. das Gewicht des hineingetanen Eselsfleisches gibt sodann das Gewicht des vorher hineingesteckten Armes an. Nach Maim. und Barten. legt man zunächst ein ungefähr dem Arm entsprechendes Quantum von Eselsfleisch, ohne es vorher zu wiegen, hinein — das ושוקל in der Mischna wäre demnach, wie Tosf. Jomt. bemerkt, in der aram. Bedeutung von שקל = nehmen aufzufassen — und erst wenn das Gefäss durch das hineingetane Eselsfleisch wieder ganz voll geworden ist, so dass man dadurch das dem Arm entsprechende Quantum von Eselsfleisch genau festgestellt hat, stellt man dann durch das Abwiegen desselben das Gewicht des Armes fest. Das wäre, wie Tosaf. bemerken, schon aus dem Grunde nicht richtig, weil das hineingetane Eselsfleisch von dem Wasser anzieht und dadurch schwerer wird, das Gewicht des Armes an dem lebenden Menschen daher nicht richtig wiedergeben würde. Vielmehr wiegt man vorher ein ungefähr dem Arm entsprechendes Quantum von Eselsfleisch ab, tut dann davon nach und nach soviel hinein, bis das Gefäss ganz voll ist, das vorher festgestellte Gewicht des hineingetanen Fleisches gibt sodann schon das Gewicht des Armes an.",
+ "wieviel sie wohl wiegen muss. Auch R. Jehuda muss zugeben, dass es nicht gut möglich ist, Fleisch, Knochen und Sehnen genau entsprechend abzupassen, aber er meint, dass man, wenn man auch hierbei immer auf ungefähre Schätzung angewiesen bleibt, auf die angegebene Weise der Wirklichkeit doch näher kommt, als wenn man das Gewicht des Armes nur nach ungefährer Schätzung feststellt."
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+ "wieviel er mit der Hand wert ist und wieviel mit Vorbehalt. בלא יד heisst nicht, wieviel er wert ist, wenn ihm die eine Hand abgenommen wird, denn durch eine solche Verstümmelung würde der Preis, den man für ihn als Sklaven zahlen würde, weit mehr herabgesetzt, als die Hand an sich wert ist, es ist vielmehr die Differenz gemeint zwischen dem Preis, den man für ihn zahlen würde, wenn der, der ihn verkauft, das Nutzungsrecht an einer seiner Hände sich vorbehalten würde, und dem, den man zahlen würde, wenn er diesen Vorbehalt nicht macht.",
+ "hierin sind Wert-Gelübde mehr verpflichtend als Erech-Gelübde. denn bei einem Erech-Gelübde hat er, wie es weiter in der Mischna heisst, in einem solchen Falle gar nichts zu zahlen.",
+ "müssen die Erben ihn zahlen. weil die Höhe des Erech in der Schrift festgesetzt ist, er deshalb, als er noch am Leben war, bereits verpflichtet war, die bestimmte Summe zu zahlen. Nach Maim. und Bart. tritt diese Verpflichtung jedoch erst ein, nachdem der Priester ausdrücklich die Summe genannt hat, die er zu zahlen hat, weil die Mitwirkung des Priesters, trotzdem sie in der Schrift nur bei dem Unvermögenden erwähnt wird, dennoch in gleicher Weise bei jedem Erech nötig ist und, so lange sie nicht stattgefunden hat, die Zahlungsverpflichtung noch nicht eingetreten ist; ist er vorher gestorben, so haben deshalb die Erben nichts zu zahlen. Nach Tosf. Jomt. dagegen ist diese Mitwirkung des Priesters nur bei dem Unvermögenden Vorschrift, der Vermögende dagegen ist ohne weiteres verpflichtet, den festgesetzten Erech zu zahlen, der Talmud (20 a) erkläre nur deshalb, dass die Erben nur dann zu zahlen verpflichtet sind, wenn der, der den Erech gelobt hat, vor seinem Tode von der berufenen Behörde zur Zahlung verpflichtet worden ist (כשעמד בדין), weil er von der Ansicht ausgeht, dass nur eine schriftlich begründete Schuldforderung von den Erben erhoben werden kann und eine von der Behörde bestätigte Forderung einer schriftlich begründeten gleichkommt; nach der später festgesetzten Halacha sind dagegen auch nur mündlich begründete Schuldforderungen von den Erben zu erheben.",
+ "und er stirbt. bevor sein Wert gerichtlicherseits festgestellt worden ist.",
+ "denn Tote haben keinen Wert. Bei dem Gelübde דמי פלוני עלי richtet sich der zu zahlende Betrag nach dem Geldwerte, den die betreffende Person in dem Augenblicke hat, wo sie vor dem Gericht erscheint, damit dieses ihren Goldwert festsetzt, nicht nach dem Wert, den sie zu der Zeit hatte, als das Gelübde ausgesprochen wurde (s. Tosaf. 18a v. שיתן). Ist sie, bevor dieses geschehen, gestorben, so hat deshalb der, der das Gelübde getan hat, überhaupt nichts zu zahlen, da Tote keinen Verkaufswert mehr haben. Selbst wenn darum der, der das Gelübde דמי עלי getan hat, bereits vor Gericht gestanden und dieses auf Grund seines Gelübdes ihn bereits zur Zahlung verurteilt hatte, er aber dann gestorben ist, bevor das Gericht die Höhe des zu zahlenden Betrages festgesetzt hat, brauchen seine Erben nichts zu zahlen, weil die ausgesprochene Zahlungsverpflichtung dadurch wieder hinfällig geworden ist, dass er gestorben ist, bevor er vom Gericht auf seinen Geldwert eingeschätzt worden ist.",
+ "als hätte er nichts gesagt. weil es einen Erech nur für eine Person im Ganzen gibt, nicht für einzelne ihrer Glieder.",
+ "muss er seinen vollen Erech zahlen. weil ohne diese der Mensch nicht leben kann und deshalb angenommen wird, dass, wer den Erech des Kopfes oder der Leber gelobt, damit den Erech des ganzen Menschen meint.",
+ "so muss er den vollen Erech zahlen. es wird das in dem Ausdruck בערכך נפשות (Lev. 27, 2) angedeutet gefunden: den Erech von etwas, wovon נפש das Leben abhängt."
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+ "gibt er die Hälfte seines Erech. da der Erech eine in der Schrift festgesetzte Summe ist.",
+ "muss er seinen ganzen Erech geben. S. Note 18.",
+ "muss er seinen vollen Wert geben. Es wird die zu dem Ausdruck נפשות gegebene Deutung (s. Note 19) auch auf das vorangehende נדר bezogen, unter dem Ausdruck נדר wird aber im allgemeinen ein Wertgelübde verstanden.",
+ "muss er den vollen Wert. Ed. Ven. u. unsere Mischnausg.: ערך כולו.",
+ "geben. demnach auch, wenn er gesagt hat: דמי כבדי דמי ראשי oder דמי חצי ראשי דמי חצי ככדי עלי"
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+ "dessen Erech er gelobt hat. nach Maim. u. Bart.: nachdem der Priester seinen Erech festgestellt hat, s. oben Note 13. Ist er gestorben, bevor dieses geschehen ist, brauchen weder die Erben noch der, der den Erech gelobt hat, selbst den Erech zu zahlen.",
+ "der das Gelübde getan. nachdem er durch das Gericht auf Grund seines Gelübdes zur Zahlung verpflichtet worden, wenn auch die Höhe der zu zahlenden Summe noch nicht festgesetzt war.",
+ "so müssen die Erben zahlen. weil die nachträgliche Feststellung der zu zahlenden Summe nur als eine Ergänzung des bereits ergangenen Urteils betrachtet wird, die Zahlungs-verpflichtung demnach bereits, als er noch am Leben war, bestanden hat (vgl. oben Note 16).",
+ "dessen Wert er gelobt hat. bevor sein Wert vom Gericht fest gestellt worden ist.",
+ "brauchen die Erben. und ebenso er selbst, wenn er noch am Leben ist.",
+ "denn Tote haben keinen Wert. S. Note 16."
+ ],
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+ "dieses Haus eine Opfergabe. für den Tempelschatz: auch hierfür bestimmte Spenden wurden קרנן genannt, s. Num. 31, 50.",
+ "ich gelobe den Wert. In den Talmudausg. fehlt das Wort: דמי.",
+ "ist er zum Ersatz verpflichtet. Auf Grund der Auslegung im Talmud ist nach Tosaf. die Mischna so zu erklären: wenn jemand sagt, der Wert dieses Ochsen soll ein Ganzopfer, der Wert dieses Hauses eine Opfergabe sein, und der Ochse stirbt oder das Haus stürzt ein, ist er nicht zum Ersatz verpflichtet, ebenso wie er nicht dazu verpflichtet ist, wenn er gesagt hat: שור זה עולה oder בית זה קרבן (s. Kinn. I, 1). Hat er aber das Wort עלי hinzugefügt, ist er dazu verpflichtet, weil er dadurch die Verpflichtung auf sich genommen hat, das Gelobte unter allen Umständen zu spenden. Hat er dagegen nicht דמי שור זה עלי, sondern nur שור זה עלי עולה gesagt, ist er nicht zum Ersatz verpflichtet, weil da das עלי dahin ausgelegt werden kann, dass er damit nur sich hat verpflichten wollen, auch selbst dafür zu sorgen, dass das Gelobte seiner heiligen Bestimmung zugeführt wird. Maim. (Comment.) und Bart. geben als Grund für das ח יב לשלם an: weil der in der vorhergehenden Mischna angeführte Satz אין דמיס למתים sich nur auf die Menschen-, nicht aber auf eine Tierleiche beziehe. Nach ihnen ist demnach die Mischna wohl folgendermassen zu erklären: wenn jemand sagt: שור זה עולה, und der Ochse stirbt, braucht er nichts zu bezahlen, weil er nur gelobt hat, diesen Ochsen als Ganzopfer darzubringen, dieses aber nicht mehr möglich ist. Hat er dagegen gesagt: דמי שור זה עלי עולה, so hat er damit sich verpflichtet, den Wert dieses Ochsen als Ganzopfer darzubringen, auch wenn der Ochse gestorben ist, muss er deshalb den Wert des toten Ochsen bezahlen und der von ihm gezahlte Betrag zur Darbringung eines Ganzopfers verwendet werden, ebenso den Wert, den das zusammengestürzte Haus noch hat, wenn er gesagt hat: דמי בית זח עלי קרבן."
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+ "welche einen Erech. oder einen Geldwert (Maim. הלכות ערכין וחרמין III, 14), in der Tosefta III, 16 heisst es ausdrücklich: חייבי נדרים ונדבות והערכין והחרמין והקדשות ב״ד ממשכנין אותן.",
+ "pfändet man nicht. weil der, der sie schuldig ist, sich schon von selbst bemühen wird, sie möglichst schnell darzubringen, um von seiner Schuld gesühnt zu werden. Eine Ausnahme bildet nur das Sündopfer des Nasir, weil dieser keine eigentliche Sünde begangen hat und ihm auch schon vor der Darbringung desselben, wenn er nur eines von den vorgeschriebenen Opfern dargebracht hat, der Weingenuss und die Verunreinigung an einer Leiche wieder erlaubt sind, deshalb zu befürchten ist, dass er die Darbringung desselben über Gebühr verzögern wird.",
+ "pfändet man. weil sie nicht für bestimmte Vergehen dargebracht werden, deshalb zu befürchten ist, dass ihre Darbringung über Gebühr hinausgeschoben wird. Eine Ausnahme macht das Ganzopfer, das der Aussätzige darzubringen hat, weil dieser erst durch die Darbringung desselben wieder rein wird, eine Verzögerung deshalb nicht zu befürchten ist.",
+ "dass heisst. Lev. 1, 3.",
+ "Es ist mein eigener Wille. לרצונו heisst allerdings nicht „mit seinem Willen“, sondern „zu seinem Wohlgefallen“ vor Gott. Da aber ein Opfer, das ohne Zustimmung des dazu Verpflichteten dargebracht wird, ihm kein Wohlgefallen vor Gott erwirken kann, wird aus dem לרצונו gefolgert, dass das Opfer nur mit seiner Einwilligung dargebracht werden darf.",
+ "Ebenso ist es bei Ehescheidungen. wo eine Ehe, weil ungesetzlich, wieder gelöst werden muss, eine Ehe kann aber ohne Einwilligung des Mannes nicht gelöst werden.",
+ "Es ist mein eigener Wille. S. Maim. הלכות גירושין II, 20."
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+ "Waisen. unmündigen.",
+ "gehörendes Gut. das in gewissen Fällen durch das Gericht verkauft wird, um mit dem Erlös eine von dem Vater hinterlassene Schuld zu bezahlen.",
+ "muss nach der Abschätzung. durch das Gericht.",
+ "dreissig Tage lang. täglich oder 60 Tage lang nur jeden Montag und Donnerstag (Talm.).",
+ "ausgeboten werden. Die gleiche Ausbietungszeit muss innegehalten werden, wenn das Gericht das Gut eines erwachsenen Schuldners verkauft, um einen Gläubiger zu befriedigen; die Mischna hebt hier nur hervor, dass auch für das Gut von Waisenkindern keine längere Frist vorgeschrieben ist (Tosaf.). Diese Ausbietungsfrist ist jedoch nur für Immobilien vorgeschrieben, nicht aber für Mobilien, Sklaven oder Wechsel (s. Note 45).",
+ "die Ausbietung. מכריזין wörtl.: ausrufen.",
+ "muss am Morgen und am Abend geschehen. wenn die Arbeiter zur Arbeit gehen und wenn sie zurückkommen, damit durch sie etwaige Käufer von dem zu verkaufenden Felde Kenntnis erhalten.",
+ "Wenn jemand seine Güter dem Heiligtum weiht und es ruht auf ihm noch die Haftpflicht für die Ketuba seiner Frau. die Güter sind für die an seine Frau nach seinem Tode oder der Scheidung von ihr zu zahlende Ketuba haftbar (s. Note 20).",
+ "sich durch Gelübde. in einer Form, die eine spätere Lösung des Gelübdes ausschliesst.",
+ "jeden ferneren Genuss von ihr versagen. damit er sie nicht wieder zurücknehmen kann, weil sonst die Scheidung nur ein Scheinmanöver sein könnte, damit die Frau mit ihrer fällig gewordenen Ketuba von dem dem Heiligtum zugewendeten Gut sich bezahlt macht (s. die folgende Mischna) und dann der Mann, indem er sie wieder heiratet, wieder in den Besitz des an sie gezahlten Erlöses gelangt.",
+ "Er braucht es nicht. R. Josua ist der Ansicht, dass nicht zu befürchten ist, dass er, um dem Heiligtum zugewendetes Gut an sich zu bringen, zu einem solchen Mittel greifen wird. Nach einer anderen Erklärung im Talmud hält R. Josua ein solches Entsagungsgelübde seitens des Mannes deshalb nicht für nötig, weil es für diesen einen einfacheren Weg gibt, wieder in den Besitz des von ihm dem Heiligtum zugewendeten Gutes zu kommen. R. Josua ist danach der Ansicht von Bet-Hillel (Nas. V, 1), dass ein irrtümlich geheiligtes Gut nicht als geheiligt gilt, wenn der Mann es daher jetzt bereut, das Gut geheiligt zu haben, so kann er sich das Gelübde, durch das er sein Gut dem Heiligtum gelobt hat, durch Befragung eines Kundigen wieder lösen lassen und erhält so sein Gut wieder zurück, R. Elieser dagegen der Ansicht von Bet-Schammai, dass auch ein irrtümlich geheiligtes Gut dem Heiligtum verbleibt.",
+ "Auch. Ed. pr. u. Lowe fehlt אף, s. Tosf. Jomt.",
+ "wenn jemand einer Frau für ihre Ketuba gebürgt hat. für den Fall, dass ihr der Mann sie bei der Fälligwerdung nicht auszahlt.",
+ "wenn er sich von ihr scheidet. und kein Vermögen besitzt, die Ketuba zu bezahlen.",
+ "er könnte sonst eine gegen das Vermögen jenes gerichtete Verabredung. קנוניא oder קינוניא = κοινωνία, Gemeinschaft.",
+ "treffen. Ed. Ven. u. Lowe: יעשו.",
+ "und seine Frau [dann später. nachdem die Frau die Ketuba vom Bürgen erhalten hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand seine Güter dem Heiligtum weiht und es ruht auf ihm noch die Haftpflicht für die Ketuba einer Frau. einer von ihm bereits geschiedenen.",
+ "oder gegenüber einem Gläubiger. die bereits fällig geworden ist Ed. Lowe: ובעלי חוב.",
+ "kann die Frau ihre Ketuba nicht von dem Geheiligten einziehen und der Gläubiger nicht seine Schuld. Nach Maim. deshalb nicht, weil die Haftung, die auf einem Gute ruht, durch Zuwendung desselben an das Heiligtum aufgehoben wird (הקדש מפקיע שעבוד), geht jedoch das Gut durch Auslösung wieder in Privatbesitz über, wird es wieder für die Schuld, die darauf geruht hat, haftbar (הלכות ערכין וחרמין VII, 14 und הלכות מלוה ולוה XVIII, 7). Nach Raschi und Bart. wie den meisten anderen Erklärern gilt der Grundsatz, dass durch Heiligung einer Sache die darauf ruhende Haftung aufgehoben wird, nur für solche Dinge, die als Opfer auf dem Altar dargebracht werden können und deshalb selbst heilig werden (קדושת הגוף), nicht aber für Dinge, deren Wert nur heilig und für die Unterhaltung des Heiligtums verwendet wird (קדושת דמים). Trotzdem dürfen die Frau und der Gläubiger sich nicht an dem dem Heiligtum zugewendeten Gute selbst bezahlt machen, obgleich, soweit ihre Forderung reicht, dem Heiligtume gar kein Anrecht darauf zugefallen war, weil das den Anschein erwecken würde, als wenn dem Heiligtum gehörendes Gut auch ohne vorangegangene Auslösung wieder zu profanem Gebrauch benützt werden dürfte.",
+ "sondern der es auslöst. Raschi und Bart. erklären: der Eigentümer erhält das Gut, wenn sein Wert nicht die Höhe der Forderung der Frau oder des Gläubigers übersteigt, wieder zurück mit der Verpflichtung, es an diese weiterzugeben, da seine Zuwendung an das Heiligtum eigentlich gar keine Geltung hatte, er muss nur aus dem angegebenen Grunde einen kleinen Geldbetrag als Auslösungssumme zahlen. Tosaf. und Tosf. Jomt. erklären: wenn der Wert des Gutes mehr beträgt als die Forderung, löst irgendeiner, der darauf bietet, es durch den die Forderung übersteigenden Betrag aus mit der Verpflichtung, seinerseits die Frau oder den Gläubiger zu befriedigen. Die Frau oder der Gläubiger selbst dagegen dürfen es nicht auslösen, weil es da zu sehr den Anschein haben würde, als wenn dem Heiligtum Gehörendes ohne Auslösung in Privatbesitz übergeht.",
+ "der Frau ihre Ketuba und dem Gläubiger seine Schuld zu bezahlen. nach dem diese die Berechtigung zu ihrer Forderung beschworen haben, da sonst zu befürchten ist, dass eine Verabredung mit dem Eigentümer vorliegt, um dem Heiligtum das ihm zugewendete Gut wieder zu entziehen.",
+ "so fügt er. der Gläubiger borgt dem Eigentümer noch einen Denar, da dieser sein ganzes Vermögen dem Heiligtum zugewendet hat.",
+ "noch einen Denar hinzu und er. der Eigentümer.",
+ "der Frau ihre Ketuba oder dem Gläubiger seine Schuld zu bezahlen. Beträgt jedoch der Wert des Gutes weniger als die Hälfte der Forderung, so erhält der Gläubiger nichts, weil dann nicht anzunehmen ist, dass er das Gut als Sicherheit für seine Forderung betrachtet hat, vielmehr dem Schuldner aus persönlichem Vertrauen geborgt hat, so nach Raschi zu dem ergänzenden Zusatz im Talmud ער פלגא „bis zur Hälfte“. Nach der Erklärung von Tosaf. zu einer anderen Erklärung in Raschi ist eine Auslösung nur dann erforderlich, wenn die Forderung weniger als die Hälfte dessen, was das Gut wert ist, beträgt; beträgt sie aber mehr als die Hälfte, ist eine Auslösung überhaupt nicht erforderlich, sondern kann sich der Gläubiger direkt an dem dem Heiligtum zugewendeten Gut bezahlt machen, weil dann seine Zuwendung an das Heiligtum gar keine Geltung hat und deshalb nicht zu befürchten ist, dass man sagen wird, heiliges Gut könne auch ohne Auslösung wieder zu profanem Gebrauch verwendet werden (s. Tosaf. 23 b v. עד פלגא. Nach dieser Erklärung würde aber die Bestimmung im Talmud עד פלגא im Widerspruch stehen mit der Bestimmung der Mischna, dass, selbst wenn das Gut neunzig und die Schuld hundert Minen beträgt, das Gut ausgelöst werden muss; nach Straschun ist deshalb in Tosaf. statt דהחוב טפי מפלגא zu lesen: טפי מכפילו wenn die Forderung mehr als das Doppelte dessen beträgt, was das Gut wert ist). Maim. erklärt das עד פלגא: wenn der Wert des Gutes nur die Hälfte der Forderung beträgt, wird dem, der es auslöst, nicht die Verpflichtung auferlegt, den Gläubiger damit zu befriedigen, sondern fällt die Forderung vollständig aus, da, wie Note 20 ausgeführt, nach Maim. die Haftung, die auf einem Gute ruht, durch Zuwendung desselben an das Heiligtum grundsätzlich überhaupt aufgehoben wird und erst, wenn es wieder in Privatbesitz übergegangen ist, geltend gemacht werden kann (s. Comm. und הלכות ערכין וחרמין VII, 16; vgl. auch כסף משנה und מגדל עוז z. St.)."
+ ],
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+ "Obwohl die Bestimmung lautet. oben V, 6.",
+ "pfändet. um damit den Erech zu bezahlen.",
+ "so lässt. נותנין לו man gibt ihm sc. von dem Seinigen, d. h. man lässt es ihm, wenn er es hat, oder lässt ihm die Mittel, um es sich dafür anzuschaffen.",
+ "eine Bettstelle mit Gebett. מוצעת Part. Hof. von יצע = ausgebettet.",
+ "aber nicht für seine Frau und nicht für seine Kinder. s. weiter Note 38.",
+ "lässt man ihm zwei. um, wenn das eine ausgebessert werden muss, inzwischen mit dem anderen arbeiten zu können.",
+ "einem Zimmermann lässt man zwei Beile. Nach Kaschi und Bart. ist מעצד = Hobel.",
+ "lässt man ihm sein Gespann. צמד das Joch, welches das Ackervieh zusammenhält, wird auch abgekürzt für צמר בקד (1. Sam. 11, 7) als Bezeichnung für ein Paar unter dem Joch zusammengehender Rinder gebraucht (s. Bab. Batr. 77 b)."
+ ],
+ [
+ "Hat er. Mischnaausg.: היה, ed. pr., Ven., Lowe u. Talmudausg.: היה לו.",
+ "von der einen Sorte mehr und von der anderen Sorte weniger. z. B. drei Beile und eine Säge.",
+ "was er hat. Nur für die in der vorhergehenden Mischna zuerst genannten Dinge belässt man ihm die Mittel, um sie sich anzuschaffen, Handwerkszeug dagegen lässt man ihm, nur soweit er es bereits besitzt, zwei von jeder Sorte; Mittel aber, sich anzuschaffen, was er nicht besitzt, lässt man ihm nicht, da er ja auch bis dahin ohne dasselbe ausgekommen ist",
+ "dem versteigert. מעלין nach Raschi (Bab. Kam. 102 b) abschätzen lassen, wie das deutsche „versteigern“ = durch Ausbietung einen möglichst hohen Preis dafür zu erreichen suchen, nach Maim. wie das deutsche „erheben“ = fortnehmen, die Tefillin gehören dem Heiligtum, und er muss, da er ohne sie nicht auskommen kann, dem Heiligtum das Lösegeld für sie zahlen, da er seine ganze Habe dem Heiligtum geweiht hat und dazu auch seine Tefillin gehören. Beim Erech dagegen belässt man ihm seine Tefillin, weil sie mit zu seinen unentbehrlichen Gebrauchsgegenständen gehören."
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+ "steht ihm. dem Heiligtum.",
+ "nicht auf die Kleidung seiner Frau und nicht auf die Kleidung seiner Kinder. die sie bereits in Benutzung genommen haben. In Mischna 3 ist nur gesagt, dass man ihm nicht die Mittel lässt, um Kleidung für seine Frau und seine Kinder dafür anzuschaffen",
+ "und nicht auf die gefärbten Kleider. צבע collect. = gefärbte Kleider (s. Richt. 5, 30), so erklären Maim. und Tosf. Jomt. Nach dem Talmud (Bab. Kam. 102 b, s. Tosf. dort) ist hier unter צבע die Farbe zu verstehen, deshalb erklärt Tif. Jis.: der Mehrwert, den die Kleider seiner Frau und seiner Kinder dadurch erlangt haben, dass er sie auf seine Kosten hat färben lassen, wenn sie sie auch, nachdem sie gefärbt worden, noch nicht in Benutzung genommen haben.",
+ "die er für ihren Gebrauch hat färben lassen. Talaudausg.: שצבע.",
+ "dass man Sklaven. die durch das Gericht verkauft werden",
+ "er dadurch um eine Mine höher geschätzt wird. Talmudausg.: משובח.",
+ "wenn man sie bis zum Markttage. S. Bechor. V Note 3.",
+ "wenn man sie in eine grosse Stadt bringt. wo mehr Käufer vorhanden sind, die darauf bieten.",
+ "den es an seiner Stelle und in dem gegebenen Augenblicke. wo es in den Besitz des Heiligtums gelangt. Der Schriftvers (Lev. 27, 23): ונתן את הערכך ביום החוא קדש לה׳ wird dahin ausgelegt, dass für alles, was Gott geheiligt wird, der Wert in Anrechnung zu bringen ist, den es an demselben Tage hat, und man es nicht liegen lassen soll, um vielleicht später daraus einen grösseren Betrag zu erzielen, weil daraus ebenso leicht dem Heiligtume auch ein Verlust erwachsen kann. Nur Immobilien müssen 60 Tage lang ausgeboten werden, s. Note 5."
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+ "Man heiligt [ein Feld. ein erbeigentümliches.",
+ "wenn nur noch weniger als zwei Jahre bis zum Jobel sind. Wenn jemand ein solches dem Heiligtum unmittelbar nach dem Jobel zugewendetes Feld wieder auslösen will, so sind als Lösegeld 50 Schekel für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer Gerste festgesetzt als Ertragswert des Feldes in den 49 Jahren bis zum nächsten Jobel, mit dessen Eintritt es, wenn es bis dahin nicht ausgelöst worden ist, in den Besitz der Priester übergeht (s. weiter Mischna 4). Diese Auslösungssumme vermindert sich mit jedem Jahre, das seit dem Jobel bereits verflossen ist, um /49 von 50 Schekel, das ist 1 Schekel und 1 Pondion (1 Schekel = 48 Pondion, der eine übrig bleibende Pondion gilt als Wechselgeld beim Eintausch der Pondion in Schekel), es sind also immer nur soviele Male 1 Schekel und 1 Pondion zu entrichten, wie noch Jahre bis zum nächsten Jobel übrig sind. Es müssen aber wenigstens noch zwei Jahre bis zum Jobel sein, weil es in der Schrift heisst (Lev. 27, 18) : על פי השנים הנותרות „nach Verhältnis der noch übrigen Jahre“; sind nicht wenigstens noch zwei Jahre bis zum Jobel, so findet eine Herabsetzung der Auslösungssumme überhaupt nicht statt, sondern ist die volle Summe von 50 Schekel zu zahlen. Deshalb soll man ein Feld so kurz vor dem Jobel nicht heiligen, weil man dann bei der Auslösung die volle Auslösungssumme von 50 Schekel, also weit mehr als der Ertragswert desselben bis zum Jobel beträgt, bezahlen muss.",
+ "wenn weniger als ein Jahr nach dem [Beginn des] Jobel vergangen ist. Der Talmud bringt eine Kontroverse zwischen Rab und Samuel. Nach Rab kann auch im Jobeljahre selbst ein Feld dem Heiligtum geweiht werden, da es in der Schrift heisst (Lev. 27, 17): אם משנת היובל יקדיש שדהו „wenn vom Jobeljahre an er sein Feld weiht“, in diesem Falle muss, wenn es im Jobeljahre selbst wieder ausgelöst wird, die volle Auslösungssumme von 50 Schekel gezahlt werden; wird ein Feld erst nach Ablauf des Jobeljahres geweiht oder ein vorher dem Heiligtum geweihtes erst nach Ablauf des Jobeljahres ausgelöst, so tritt die entsprechende Herabsetzung der Auslösungssumme ein. Nach Samuel ist unter משנת היובל „vom Ablauf des Jobeljahres an“ zu verstehen, da sonst die Schrift sagen würde: בשנת היובל „im Jobeljahre“, nach seiner Ansicht hat die Weihung eines Feldes im Jobeljahre selbst überhaupt keine Geltung, im ersten Jahre nach dem Jobeljahre beträgt die Auslösungssumme 50 Schekel; unter אחר היובל in der Schrift ist demnach die Zeit nach Ablauf des ersten Jahres zu verstehen, erst dann tritt die Herabsetzung der Auslösangssumme ein. Maim. rezipiert als Halacha die Ansicht Samuels (הלכות ערכין ותימין IV, 10; s. dagegen seinen Mischnakomm.). Nach Tif. Jis. ist deshalb unter לאחר היובל in der Mischna „nach Beginn“ des Jobeljahres zu verstehen, erst wenn ein Jahr nach Beginn des Jobeljahres vergangen ist, kann ein Feld ausgelöst werden, da im Jobeljahre selbst eine Heiligung überhaupt keine Geltung hat. Nach einer anderen Erklärung ist unter ולא גואלין in der Mischna zu verstehen: es findet bei der Auslösung keine Herabsetzung der Auslösungssumme statt, die Mischna will demnach sagen, dass keine Herabsetzung stattfindet, bevor nach Ablauf des Jobeljahres ein volles Jahr vergangen ist, weil, wie weiter begründend hinzugefügt wird, Monate dem Heiligtum zu seinem Nachteil nicht angerechnet werden (Maim. ebend. IV, 12; s. Straschun). Dagegen erklärt Bart. die Mischna, wie sie im Talmud nach der Ansicht von Rab erklärt wird: wenn jemand zu irgend einer Zeit nach dem Jobeljahre ein Feld auslöst, muss er ein noch nicht abgelaufenes Jahr noch als volles Jahr dem Heiligtum bezahlen.",
+ "an. sind z. B. vom drittletzten Jahre vor dem Jobel auch bereits eine Anzahl Monate vergangen, wird dennoch die Auslösungssumme für drei volle Jahre berechnet.",
+ "aber das Heiligtum kann die [verstrichenen] Monate anrechnen. wenn es zu seinem Vorteile ist. Sind deshalb vom vorletzten Jahre vor dem Jobel bereits einige Monate vergangen, so ist die volle Auslösungssumme von 50 Schekel zu zahlen, weil nicht mehr zwei volle Jahre bis zum Jobeljahre fehlen (s. oben Note 2). Es wird dieses daraus gefolgert, dass es in der Schrift (Lev. 27, 18) heisst: וחשב לו הכהן „der Priester soll ihm berechnen“, d. h. die Berechnung liegt in der Hand des Priesters. Nach Maim. liegt es deshalb in einem solchen Falle in dem Belieben des Verwalters des Tempelschatzes, die Auslösungssumme nur für 2 Jahre oder die volle Summe von 50 Schekel zu verlangen. Der Wortlaut im Talmud: שאם אתה רוצה לעשות חדשים לשנה עושה, dass der Priester, wenn er will, die Monate als Jahr berechnen kann, spricht für die Auffassung des Maim.",
+ "Wenn jemand sein Feld zu einer Zeit. Die Tosefta und manche Mischnaausg. lesen: בשנת היובל, es ist dann darunter das Jahr, mit dem die Jobeiperiode beginnt, zu verstehen, da die Heiligung eines Feldes im Jobeljahre keine Geltung hat (s. oben Note 3).",
+ "wo das Jobel-Gesetz Geltung hat. Die in der Schrift festgesetzte Auslösungssumme von 50 Schekel gilt nur für die Zeit, wo das Jobelgesetz in Geltung ist, ist es nicht in Geltung, so wird das Feld wie jedes andere nach seinem Taxwert abgeschätzt und ausgelöst.",
+ "muss er für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer. S. ober. III Note 14.",
+ "Sind Vertiefungen. נקע syr. ܢܶܩܥܳܐ = eine Vertiefung in der Erde. Nach dem Talmud sind jedoch nur solche Vertiefungen gemeint, in denen ständig Wasser steht, so dass in ihnen nicht gesät werden kann.",
+ "werden sie nicht mitgemessen. weil sie keinen Wert haben, da sie zu nichts gebraucht werden können (Maim. Comm., s. dagegen Tosaf. Kidd. 61 a v. אין נמדדין). Erdvertiefungen dagegen, in denen kein Wasser steht, werden nach Raschi z. St. mit dem Felde mitgemessen ; nach Raschi Kidd. 61 a werden sie nicht in ihrer oberen Breite und Länge mit dem Felde mitgemessen, sondern es wird, da ihre Seiten wände oft schräge abfallen, nur ihre Grundfläche besonders ausgemessen. Maim. scheint der letzteren Ansicht zuzustimmen, da er הלכות ערכין וחרמין IV, 14 entscheidet: נמדדין בפני עצמן ומחשבין להם מה שראוי לחם, sie werden besonders vermessen, und man berechnet für sie, was ihnen zukommt, d. h. wieviel auf ihnen gesät werden kann. Aus der Erklärung des Bart. ist nicht recht ersichtlich, welcher Ansicht er folgt (s. Tosf. Jomt.).",
+ "werden sie mitgemessen. weil solche geringe Vertiefungen, selbst wenn sie voll Wasser stehen, und ebenso solche Erhöhungen zu unbedeutend sind und deshalb mit zum Felde gerechnet werden.",
+ "muss man einen Sela und einen Pondion für jedes Jahr geben. S. Note 2.",
+ "sondern er muss das Ganze zugleich. Ed. Ven.: כולן, ed. Lowe: כלם כאחת.",
+ "zahlen. den Wert des Feldes, das er auslöst, für die ganze Zeit bis zum Jobel. Dagegen braucht er nicht gleich das ganze Feld auszulösen, sondern kann auch zunächst nur einen Teil auslösen, s. weiter IX, 2."
+ ],
+ [
+ "dass die Eigentümer noch ein Fünftel hinzufügen müssen. S. Lev. 27, 19. Nach der als Halacha rezipierten Ansicht des R. Josia (Bab. Mez. 54 a) hat der Eigentümer zu der vorgeschriebenen Auslösungssumme so viel hinzuzufügen, dass diese Zugabe ein Fünftel der ganzen von ihm gezahlten Summe beträgt. Beträgt z. B. die Auslösungssumme 20 Sela, so hat er nicht ein Fünftel von 20 = 4 Sela hinzuzufügen, sondern 5, ein Fünftel von 20 + 5. Man nennt dies ein חומש מלבר ein Fünftel von aussen, d. h. ein Fünftel der ganzen schon um das Fünftel vermehrten Summe, im Gegensatz zu חומש מלגיו einem Fünftel von innen, d. h. einem Fünftel der ursprünglichen eigentlich zu zahlenden Summe. Durch das Hinzufügen eines חומש מלבר wird die Summe nicht um ¹⁄₅ sondern um ¹⁄₄ ihres ursprünglichen Betrages vermehrt."
+ ],
+ [
+ "braucht er es im Jobeljahre nicht wieder herauszugeben. wie irgend ein anderes durch Kauf erstandenes Feld, sondern es wird wieder sein Erbeigentum, wie es vorher gewesen war.",
+ "fällt es im Jobel wieder an den Vater zurück. als hatte der Vater selbst es ausgelöst. Hat dagegen ein anderer Verwandter es ausgelöst, so fällt es im Jobeljahre nicht an den Eigentümer, sondern an das Heiligtum zurück.",
+ "Hat ein Fremder oder einer von den Verwandten. nicht der Sohn, sondern ein anderer Verwandter.",
+ "braucht er es im Jobel nicht wieder herauszugeben. Die Talmudausg. lesen: יוצא לכהנים ביובל. Die Bestimmung Lev. 27, 20 lautet: ואם לא יגאל את השדה ואם מכר את השדה לאיש אחר לא יגאל עוד. Nach der Lesart der Talmudausg. ist der Schriftvers so zu erklären: Wenn der Eigentümer bis zum Eintritt des Jobeljahres das Feld nicht ausgelöst bat, sondern es sich noch im Besitz des Heiligtums befindet, oder wenn das Heiligtum das Feld inzwischen an einen anderen verkauft hat, so kann es in beiden Fällen nicht mehr von dem Eigentümer ausgelöst werden, so dass er wieder erbeigentümlicher Besitzer des Feldes wird, sondern es geht im ersteren Falle aus den Händen des Heiligtums, im zweiten Falle aus den Händen des Käufers oder selbst, wenn der Eigentümer es vom Käufer wieder zurückgekauft hat, aus seinen Händen als Erbeigentum an die beim Eintritt des Jobel fungierende Priesterabteilung über (s. weiter Mischna 4). Nach unserer Lesart ist dagegen der Schriftvers zu erklären: Wenn der Eigentümer bis zum Eintritt des Jobel das Feld nicht ausgelöst hat und es sich noch in den Händen des Heiligtums befindet, oder wenn es an einen anderen verkauft worden ist und sich noch in dessen Händen befindet, so kann es von dem Eigentümer nicht mehr ausgelöst werden, mit dem Eintritt des Jobeljahres hat der Eigentümer sein Eigentumsrecht an dem Felde verloren; hat er es dagegen, nachdem es an einen anderen verkauft worden ist, vor dem Eintritt des Jobeljahres aus dessen Händen zurückgekauft, so ist es dadurch wieder sein Erbeigentum geworden, und er braucht es auch im Jobel nicht wieder herauszugeben.",
+ "Hat es einer von den Priestern ausgelöst und es befindet sich noch. beim Eintritt des Jobel.",
+ "sondern es fällt. Talmudausg.: יוצאה מתחת ירו ומתחלקת."
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+ [
+ "so nehmen die Priester. die der beim Eintritt des Jobel fungierenden Priesterabteilung angehören (Talm. 28 b).",
+ "es in Besitz. es wird ihr Erbeigentum.",
+ "und bezahlen seinen Wert. d. h. 50 Schekel für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer Gerste (s. dagegen משנה למלך zu Maim. הלכות ערכין IV, 26).",
+ "Jehuda. Nach Lev. 27, 21 wird das nicht ausgelöste Feld mit dem Eintritt des Jobel קדש לה׳ ; denselben Ausdruck קדש לה׳ gebraucht die Schrift Lev. 27, 14 für das dem Heiligtum geweihte Haus, aus dieser Wortanalogie schliesst R. Jehuda, dass ebenso, wie das dem Heiligtum geweihte Haus nur durch Bezahlung seines Wertes aus dem Besitz des Heiligtums in andere Hände übergehen kann, auch das nicht ausgelöste Feld nur durch Bezahlung seines Wertes aus dem Besitz des Heiligtums in den Besitz der Priester übergeht.",
+ "brauchen aber nichts zu zahlen. Nach R. Simon bezieht sich die Wortanalogie קרש לה׳ nicht auf Lev. 27, 14, sondern auf Lev. 23, 20, wo ebenfalls der Ausdruck קדש יהיו לה׳ gebraucht wird, die dort erwähnten Lämmer bezw. Brote, die als קדש לה׳ bezeichnet werden, fallen aber den Priestern unentgeltlich zu.",
+ "Elasar. Ed. Lowe und Talmud: ר׳ אליעזר.",
+ "Sie nehmen es nicht in Besitz. Nach R. Elasar wird Lev. 27, 21 nur gesagt, dass das Feld, wenn es mit dem Eintritt des Jobel von dem augenblicklichen Besitzer wieder herausgegeben werden muss wie jedes durch Kauf erworbene Feld, d. h. wenn es von dem Eigentümer nicht rechtzeitig ansgelöst worden ist, sondern ein anderer es erworben hat, aus dem Besitz dieses Käufers den Priestern als Erbbesitz zufällt. Ist aber das Feld beim Eintritt des Jobel noch in Händen des Heiligtums, so fällt es nicht den Priestern zu, sondern verbleibt weiter im Besitz des Heiligtums.",
+ "verlassenes. Bab. Mez. 38 b wird für נכסי רטושים die Erklärung gegeben: Güter, die Eigentümern gehören, die ihr Eigentum freiwillig verlassen haben und deren Aufenthalt man nicht kennt. רטש syn. von נטש = verlassen, davon רטוש Adj. = einer, der sein Eigentum verlassen hat.",
+ "doppelt verlassenes. Es soll dadurch die Aufmerksamkeit auf ein solches Feld gezogen werden, damit sich schliesslich ein Käufer findet, der es auslöst.",
+ "als bis ein Anderer es ausgelöst hat. dann fällt es mit dem Eintritt des nächsten Jobel den Priestern unentgeltlich zu, da das Heiligtum den Wert desselben ja bereits von dem Käufer erhalten hat."
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+ "so gilt es als erbeigentümliches Feld. da er es erst geheiligt hat, nachdem es durch den Tod des Vaters sein Erbeigentum geworden war.",
+ "gilt es als gekauftes Feld. da es zur Zeit, da er es geheiligt hat, noch nicht sein Erbeigentum, sondern ein durch Kauf in seinen Besitz gelangtes Feld war. Ein solches gekauftes Feld wird nicht nach der für das erbeigentümliche Feld festgesetzten Taxe ausgelöst, sondern nach seinem wirklichen durch Abschätzung festzustellenden Wert (s. oben III, 2), auch fällt es, wenn der, der es geheiligt hat, es bis zum Jobel nicht ausgelöst oder ein anderer es ausgelöst hat, nicht wie das erbeigentümliche Feld den Priestern zu, sondern es fällt mit dem Eintritt des Jobel wieder an den zurück, dem es ursprünglich als Erbeigentum gehört hat, in diesem Falle also an den Vater und, da dieser inzwischen verstorben ist, an dessen Erben.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 22.",
+ "das ihm als erbeigentümliches zufallen konnte. selbst wenn es zur Zeit, da er es geheiligt hat, noch nicht שדה אחזתו war, wenn es nur משדה אחזתו war, d h. eines von den Feldern, die ihm jeden Augenblick als Erbeigentum zufallen konnten. Zur Zeit der Auslösung dagegen muss es schon sein Erbeigentum sein, andernfalls wird es wie jedes andere gekaufte Feld betrachtet.",
+ "Ein gekauftes Feld. ebenso jedes auf andere Weise, nicht durch Erbrecht, in die Hand seines augenblicklichen Besitzers gelangte Feld.",
+ "fällt im Jobel nicht den Priestern zu. sondern es fällt wieder an denjenigen zurück, dem es als Erbeigentum angehört hat.",
+ "was ihm nicht gehört. Von einem gekauften Felde steht dem Käufer immer nur die Nutzniessung bis zum Jobeljahre zu, da es ja mit dem Eintritt des Jobel unentgeltlich wieder an den Erbeigentümer zurückfällt.",
+ "Priester und Leviten können [ihre Felder] jederzeit. auch im Jobeljahre selbst, s. oben Note 3.",
+ "heiligen und jederzeit. auch wenn der Eigentümer das geheiligte Feld bis zum Eintritt des Jobel nicht ausgelöst hat.",
+ "sowohl vor dem Jobel als nach dem Jobel. Die Bestimmung, dass mit dem Eintritt des Jobel das nicht ausgelöste oder von einem Fremden ausgelöste שדה אחזה an die Priester fällt, findet auf Felder von Priestern und Leviten keine Anwendung, weil es Lev, 25, 32 heisst: גאלת עולם תהיה ללוים (s. Talm. 33 b)."
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+ "Wenn jemand sein. erbeigentümliches.",
+ "wo das Jobel-Gesetz nicht in Geltung ist. Talmudausg.: בשעה שאין היובל, sc. נוהג. Das Jobelgesetz war nur in Geltung, solange ganz Israel im heiligen Lande wohnte und die einzelnen Stämme noch unvermischt die alten, ihnen durch Josua zugewiesenen Gebietsteile innehatten. Mit der Vertreibung der drittehalb Stämme durch Pul und Tiglat Pileser aus ihren Wohnsitzen (Chr. I, 5, 26) hörte die Geltung des Jobelgesetzes auf. Es wird dieses damit begründet, dass es in den Bestimmungen über das Jobelgesetz heisst (Lev. 25, 10) : וקראתם דרור בארץ „לכל יושביה״, das setze voraus, dass alle Stämme noch in dem Lande wohnen, und dass jeder Stamm noch seinen Wohnsitz inne hat (Talm. 32b).",
+ " ein Angebot zu machen, um das Feld wieder aus dem Besitz des Heiligtums auszulösen. Auch ein erbeigentümliches Feld brauchte zur Zeit, wo das Jobelgesetz nicht in Geltung war, nicht nach der in der Schrift für ein solches festgesetzten Taxe ausgelöst zu werden, sondern die Auslösung konnte durch jeden dafür gebotenen Wert erfolgen. Der Eigentümer wurde als erster dazu angehalten, ein Angebot zu machen, nach dem Talmud konnte er sogar dazu gezwungen werden, weil sonst, wenn sich kein anderer Käufer fand, das Feld immer weiter im Besitz des Heiligtums hätte verbleiben müssen, was verhütet werden sollte, um nicht zu unerlaubter Nutzniessung von heiligem Gut Gelegenheit zu geben (Tosaf.). Auch wenn das Jobelgesetz in Geltung war, hatte die Auslösung durch den Eigentümer den Vorzug vor dem Verkauf an einen Fremden, ein Zwang wurde aber auf ihn nach Maim. (הלכות ערכין V, 1) nicht ausgeübt, da das Feld, auch wenn es unausgelöst blieb, mit dem Eintritt des Jobel aus dem Besitz des Heiligtums für die festgesetzte Taxe in den Besitz der Priester überging.",
+ "jeder andere Mensch aber nicht ein Fünftel hinzuzugeben braucht. Der Talmud führt noch zwei weitere Gründe an: weil überhaupt die Auslösung durch den Eigentümer den Vorzug vor der durch einen Fremden hat, und weil anzunehmen ist, dass der Eigentümer immer geneigt sein wird, für das aus seinem Besitz stammende Feld einen höheren Preis zu zahlen als irgend ein Fremder.",
+ "weil es zu schlecht war. sein Ertrag geringer war als die Aufwendungen, die es erforderte.",
+ "Ich nehme es für einen Issar. 1 Issar = 8 Perutas.",
+ " Mischnaausg.: בכביצה.",
+ "denn Heiliges kann durch Geld und durch Geldeswert ausgelöst werden. Auch der erste Tanna ist der Ansicht, dass Heiliges auch durch Geldeswert ausgelöst werden kann, das als Auslösung Gezahlte muss aber wenigstens soviel betragen, dass das Fünftel, das der Eigentümer hinzufügen muss, wenigstens eine Peruta ausmacht, die kleinste Münze, bei der dieses der Fall ist, ist aber ein Issar. Nach R. Jose ist es nicht erforderlich, dass das Fünftel eine Peruta ausmacht, deshalb konnte er das Feld auch mit einem Ei auslösen.",
+ "darauf sagte man. er, d. h. der Verwalter des Tempelschatzes. Ed. pr. und Ven.: אומרים לו.",
+ "Du hast es dir erstanden. Talmudausg. u. ed. Ven.: הגעתיך.",
+ "so hatte er einen Verlust von einem Issar. und noch das Fünftel, das er hinzufügen musste."
+ ],
+ [
+ "Wenn einer sagt: „Ich nehme es für zehn Selaïm“, ein anderer bietet zwanzig, ein anderer dreissig, ein anderer vierzig, ein anderer fünfzig, und nun der, der fünfzig geboten hat, zurücktritt, hält man sich an seinem Vermögen bis zu zehn [Selaïm] schadlos. er hat die 10 Selaim zu zahlen, die das Heiligtum durch seinen Rücktritt weniger für das Feld erhält, weil er durch sein Angebot dem Heiligtum gegenüber sich gebunden hat, dass dieses für das Feld 50 Selaim erhält, denn dem Heiligtum gegenüber bindet das blosse Wort ebenso wie privatrechtlich erst die erfolgte Besitznahme(אמירתו לגבוה כמסירתו להדיוט דמי).",
+ "hält man sich wieder an seinem Vermögen bis zu zehn schadlos. Treten aber mehrere gleichzeitig zurück, so haben sie zu dem Betrage, den das Feld nun weniger einbringt, jeder zu gleichen Teilen beizutragen. Hat z. B. der erste 10 Selaim geboten, der zweite 20 und der dritte 24, und es treten nun die beiden letzteren von ihrem Gebot zurück, so hat jeder von ihnen die Hälfte von 24 — 10 = 14, also 7 Selaim zu den 10, die der erste für das Feld gibt, hinzuzuzahlen; so nach Maim. und Bart. Nach Raschi und Abraham ben David hat in diesem Falle jeder Bieter auch zu den Höhergeboten der vorangegangenen Bieter im Verhältnis beizutragen. Wäre z. B. in dem angenommenen Falle auch der erste Bieter zurückgetreten und das Feld hätte schliesslich nur 4 Selaim eingebracht, so hätten die drei Bieter die 20 Selaim, die das Feld weniger eingebracht hat, in folgender Weise aufzubringen: der dritte, der 24 Selaim geboten hatte, hätte zunächst 4 Selaim zu zahlen, um die er den Vorbieter überboten hat, ferner 5 Selaim, die Hälfte von dem Höhergebot des Vorbieters, und 2 Selaim, ein Drittel von den 6 Selaim, um die der für das Feld gezahlte Preis hinter dem Gebot des ersten Bieters zurückgeblieben ist, im Ganzen also 11 Selaim; der zweite hätte 5 Selaim, die Hälfte seines Höhergebots über den Vorbieter, und 2 Selaim, die Hälfte von den noch zu zahlenden 4 Selaim des ersten Bieters, zusammen also 7 Selaim, und der erste Bieter nur die noch übrig bleibenden 2 Selaim zu zahlen.",
+ "was es wert ist. was es schliesslich bei der Ausbietung einbringt.",
+ "weil sie ein Fünftel hinzufügen. Auch wenn der Eigentümer, der ja dazu angehalten wird, das erste Gebot zu machen, zuerst nur 10 Selaim geboten hat, nachdem ein anderer 20 geboten, nun ebenfalls 20 bietet, hat er den Vorzug, obgleich er seinen Vorbieter nicht überboten hat, weil er ja noch ein Fünftel zu dein gemachten Gebot hinzufügen muss, also tatsächlich 25 zahlt."
+ ],
+ [
+ "Sagt einer. nachdem der Eigentümer als erster 20 geboten hat.",
+ "müssen die Eigentümer sechsundzwanzig geben. Das Feld wird nicht dem zweiten Bieter zugesprochen, weil dieser nur 21 geboten hat, der Eigentümer dagegen, obgleich er nur 20 geboten hat, doch 25 zu zahlen hat, da er ja zu seinem Gebot ein Fünftel hinzufügen muss. Es wird aber auch dem Eigentümer nicht für 20 zugesprochen, da der zweite Bieter dieses Gebot um 1 Sela überboten hat und das Feld nicht für einen niedrigeren Preis, als dafür geboten worden ist, abgegeben werden darf. Es muss deshalb der Eigentümer, auch wenn er nicht damit einverstanden ist, zu den 20 Sela, die er geboten hatte, noch 1 Sela hinzufügen, um den der zweite Bieter ihn überboten hat, zu diesem 1 Sela braucht er dagegen ein Fünftel nicht hinzuzufügen, er hat also für das Feld 26 Sela zu zahlen.",
+ "müssen die Eigentümer neunundzwanzig. Die meisten Mischnaausg. : תשעה ועשרים.",
+ "für fünfundzwanzig. Die meisten Mischnaausg.: בחמשה ועשרים.",
+ "müssen die Eigentümer dreissig geben. Hiergegen wird im Talmud der Einwand erhoben, dass der zweite Bieter, wenn er 26 bietet, doch die gleiche Summe zahlen will, wie der Eigentümer bei seinem Gebot mit dem Fünftel, das er hinzufügt, zu zahlen haben würde, deshalb also doch kein Grund vorliegt, das Feld ihm nicht zu geben, sondern den Eigentümer zu einer Erhöhung der Summe, die er geboten hat, zu zwingen. Der Talmud meint deshalb, dass die Mischna von dem Falle spreche, dass der Eigentümer nicht genau 20 Selaim geboten hat, sondern 20 Selaim und eine Peruta darüber, so dass das Gehot des zweiten Bieters immer noch um eine Kleinigkeit hinter dem, was der Eigentümer zu zahlen hätte, zurückbleibt.",
+ "was der andere mehr bietet. In den meisten Mischnaausg. fehlt das Wort: עלויו.",
+ "wenn sie einunddreissig und dazu einen Denar geben wollten. d. h. wenn ihr Gebot soviel betragen hat, dass sie mit dem Fünftel, das sie hinzuzufügen haben, und mit dem, um das der andere Bieter ihr Gebot überboten hat, zusammen 31 Selaim und einen Denar zu zahlen haben, das ist, wenn sie am Anfang 21 Selaim geboten haben, da sie dann mit dem Fünftel, das ein hinzufügen, 26¼, und den 5 Selaim, die der andere mehr geboten hat, 31¼ Selaim = 31 Selaim und 1 Denar (1 Sela = 4 Denare) zu zahlen haben.",
+ "wenn nicht. wenn ihr Gebot nicht soviel betragen hat, sondern sie z. B. nur 20 geboten haben.",
+ "sagt man zu ihm. dem anderen Bieter.",
+ " Talmudausg.: הגעחיך. Wie vorstehend erklären Raschi und Bart. die Mischna. Anders Maim., der die Worte des Talm.: דאמור בעלים פרוטה anders auslegt. Nach ihm ist die Mischna folgendermassen zu erklären: Wenn der Eigentümer 20 geboten hat, ein anderer 21 bietet, und der Eigentümer nun diesen wenn auch nur um eine Peruta überbietet, so hat der Eigentümer 26 Selaim und eine Peruta zu zahlen, 25 Selaim, zu denen er sich durch sein erstes Gebot verpflichtet hat, und 1 Sela und 1 Peruta, die er nur durch das Übergebot des anderen hinzuzufügen genötigt worden ist, ebenso wenn der andere 22 bietet und er darauf 22 und eine Peruta, 27 und eine Peruta, Wenn der andere 23 bietet und er 23 und eine Peruta, 28 und eine Peruta, wenn der andere 24 bietet und er darauf 24 und eine Peruta, 29 und eine Peruta, und wenn der andere 25 bietet und er darauf 25 und eine Peruta, 30 und eine Peruta. Wenn dagegen der Eigentümer das Gebot des anderen nicht überbietet, sondern gar nichts weiter sagt, wird in allen diesen Fällen das Feld ihm zugesprochen und er hat nur 25 Selaim dafür zu zahlen, da auch, wenn es dem anderen zugesprochen würde, das Heiligtum ja nicht mehr als 25 Selaim erhalten würde. Bietet aber ein anderer 26, so wird der Zuschlag dem Eigentümer nur in zwei Fällen erteilt: entweder er überbietet dieses Gebot wie in den vorhergehenden Fällen auch nur um eine Peruta, dann hat er dementsprechend 31 Selaim und eine Peruta zu zahlen, oder er erhöht sein erstes Gebot von 20 um einen Sela auf 21 Selaim, so dass er auf Grund dieses Gebotes 26 Selaim und einen Denar zu zahlen hätte, was mit dem Übergebot des anderen von 5 Selaim über sein erstes Gebot, die er ebenfalls zu zahlen haben würde, wenn er das Gebot des anderen auch nur um eine Peruta überbieten würde, zusammen 31 Selaim und einen Denar ausmacht, dann fällt ihm das Feld auf Grund seines Gebotes von 21 Selaim zu und er hat nur 26 Selaim und einen Denar zu zahlen, da der andere mit dem Gebot von 26 Selaim aas, was er durch sein Gebot zu zahlen verpflichtet ist, nicht überboten hat (deshalb gebraucht nach Maim. die Mischna hier den Ausdruck: אס רצו הבעלים, weil dem Eigentümer in diesem Falle diese beiden Wege offenstehen, um das Feld für sich zu erlangen). Will aber der Eigentümer keines von beiden, sondern schweigt er zu dem Gebot des anderen still (das ist der Fall, den die Mischna mit ואם לאו bezeichnet), so wird das Feld dem anderen Bieter zugesprochen (Maim. הלכות ערכין VIII, 5 u. 7, vgl. auch seinen Mischnacomm.)."
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+ [
+ "Als Banngut weihen. S. Lev. 27, 28. Das so Geweihte galt, solange es im Hause des Eigentümers sich befand, als hochheilig, dagegen wurde es, nachdem es den Priestern übergeben worden (s. Num. 18, 14 und weiter Mischna 6), deren Eigentum wie profanes Gut.",
+ "von seinen kanaanitischen Sklaven und Sklavinnen und von seinem erbeigentümlichen Felde. weil über diese alle der Eigentümer ein unbeschränktes Verfügungsrecht hat, im Gegensatz zu den in der folgenden Mischna aufgezählten Personen und Dingen, über die ihm nur ein zeitlich begrenztes Verfügungsrecht zusteht.",
+ "hat man sie im ganzen. d. h. seinen ganzen Besitz an Schafen und Rindern, oder an Sklaven und Sklavinnen, oder an erbeigentümlichen Feldern, oder an anderem beweglichen Gut.",
+ "gelten sie nicht als Banngut. weil es in dem Schriftverse heisst: מכל אשר לו מאדם ובהמה ומשדה אחזתו von allem, was man besitzt, von Menschen und Vieh und von erbeigentümlichen Feldern, von jedem kann man etwas dem Banngut weihen, nicht aber alles, was man davon besitzt.",
+ "Elieser. Ed. pr. und Ven. : אלעזר.",
+ "wo es sich um Gottgeweihtes. גבוה hohes, wird im Rabbin. häufig für Gott geweihtes, für den Gottesdienst bestimmtes, oder überhaupt für Gott gebraucht.",
+ "um wieviel mehr ist es sonst Pflicht. Ed. Lowe und Talmudausg. fehlen die Worte: הייב להיות."
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+ "Wenn jemand seinen Sohn oder seine Tochter. über die dem Vater das Verkaufsrecht nur zusteht, solange sie minderjährig ist.",
+ "seinen hebräischen Sklaven oder seine hebräische Sklavin. die nur für eine begrenzte Zeit sein Eigentum sind.",
+ "oder sein erkauftes Feld. das mit dem Eintritt des Jobel wieder an seinen ursprünglichen Besitzer zurückfallt.",
+ "Priester und Leviten können nichts als Banngut weihen. Liegenschaften nicht weil es von den Liegenschaften der Leviten heisst (Lev. 25, 34): כי אחזת עילם הוא לחם, und dasselbe auch für die Liegenschaften der Priester gilt, und bewegliche Güter nicht, weil Lev. 27, 28 bewegliche Güter (מכל אשר לו) und Liegenschaften (ומשדה אחזתו) neben einander genannt werden, woraus geschlossen wird, dass, wer Liegenschaften nicht bannen kann, auch bewegliche Güter nicht bannen kann.",
+ "weil das Gebannte ihnen selbst zufällt. R. Simon erkennt diesen Schluss von Liegenschaften auf bewegliche Güter nicht an, trotzdem können Priester auch bewegliche Güter nicht bannen, weil das Gebannte doch schliesslich wieder Eigentum des Priesters wird. Allerdings fällt Gebanntes der ganzen zur Zeit fungierenden Priesterabteilung zu (s. Talm. 28 b), dies gilt nach R. Simon jedoch nur von Liegenschaften, von denen in dem dort angezogenen Schriftverse die Rede ist, nicht aber von beweglichen Gütern — nach R. Jehuda unterstehen auch in dieser Beziehung bewegliche Güter derselben Bestimmung wie Liegenschaften —, vielmehr kann man bewegliche Güter, die man gebannt hat, jedem beliebigen Priester zuwenden, es hat deshalb gar keinen Zweck, wenn ein Priester sein bewegliches Gut weiht, da er es ja doch auch dann als der Nächstberechtigte für sich selbst behalten kann.",
+ "Leviten dagegen können. bewegliches Gut.",
+ "Rabbi. Ed. pr.: ר׳ מאיר.",
+ "Jehuda leuchten ein. auch dem R. Simon, hierin stimmt auch er der Ansicht des R. Jehuda zu (Talm.).",
+ "weil es heisst. Lev. 25, 34."
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+ "Für die Priester bestimmte Banngüter. ausdrücklich als חרם כהנים geweihte oder nach Ansicht der Weisen auch ohne nähere Bestimmung als הרם geweihte.",
+ "dürfen nicht ausgelöst werden. sie selbst, nicht ihr Geldwert, müssen den Priestern übergeben werden, denn es heisst (Lev. 27, 28): לא ימכר ולא יגאל.",
+ "sondern müssen den Priestern gegeben werden. Ed. pr., Ven. und Talmudausg. add.: כתרומה.",
+ "Ohne Bestimmung geweihte Banngüter fallen dem Tempelschatz. לבדק הבית ; nach 2. Kön. 12, 8 das für die Instandsetzung des Tempels bestimmte Geld, in weiterem Sinne der Tempelschatz. Das לבדק הבית Gebannte wird von dem Eigentümer oder einem anderen ausgelöst, und der Erlös fällt dem Tempelschatze zu.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 28.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 21.",
+ "dass es auch auf hochheilige und auf einfach heilige Tiere seine Anwendung findet. der Schriftvers ist danach so zu verstehen ; כל חרם קדש קדשים alles Gebannte an Hochheiligem הוא לה׳, d. h. selbst wenn man Hochheiliges als Banngut weiht, so muss man, wie in der folgenden Mischna ausgeführt wird, den entsprechenden Wert dafür an die Priester zahlen."
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+ "Ist es ein Gelübde. d. h. wenn er ein Gelübde getan hat, ein Opfer, zu dem er nicht verpflichtet war, darzubringen, er hat z. B. gesagt: הרי עלי עולה, ich verpflichte mich zu einem Ganzopfer, und hat nun ein Tier bestimmt, damit sein Gelübde zu erfüllen, und dann dieses Tier als Banngut geweiht.",
+ "so muss er den vollen Geldwert desselben geben. Da er in diesem Falle verpflichtet ist, wenn das zum Opfer bestimmte Tier gestorben oder gestohlen worden ist, es zu ersetzen, so war das Tier vorläufig noch in seinem Besitz und hatte er noch das Recht, es als Banngut zu weihen. Da aber ein Tier, das einmal zu einem Opfer bestimmt worden ist, niemals zu etwas anderem, als wozu es bestimmt worden ist, verwendet werden darf (s. Ternura VII, 3), so muss er dafür den vollen Geldwert des Tieres an die Priester zahlen, das Tier selbst aber wird als Opfer, zu dem es bestimmt war, dargebracht. Dasselbe ist natürlich auch der Fall, wenn er gesetzlich verpflichtet war, ein Opfer darzubringen, ein Tier hierfür bestimmt hat und es dann als Banngut geweiht hat",
+ "ist es eine freiwillige Gabe. d. h. wenn er ohne vorhergegangenes Gelübde und ohne Verpflichtung ein bestimmtes Tier zum Opfer bestimmt hat, indem er z. B. gesagt hat: הרי זו עולה, ich bestimme dieses Tier zum Ganzopfer.",
+ "so muss er den ideellen Vorteil. טובה die Wohltat, der Vorteil, den jemand von einer Sache hat, ohne dass er selbst Besitzer der Sache ist ; hier das Gefühl der Befriedigung, das der Opfernde hat, wenn er von dem Seinen Gott ein Opfer darbringt.",
+ "bezahlen. In diesem Falle war er nicht dazu verpflichtet, wenn das Tier gestorben oder gestohlen worden wäre, es zu ersetzen, es war daher gar nicht mehr in seinem Besitze und er konnte deshalb das Tier selbst gar nicht mehr als Banngut weihen. Das Einzige, was an dem Tiere noch sein war, war dieser ideelle Nutzen, die Befriedigung, dass mit der Darbringung des Tieres von dem Seinen Gott ein Opfer dargebracht wurde. Nur diesen Nutzen, wie weiter angegeben wird in Geldwert umgesetzt, hat er deshalb als Banngut geweiht und bat er an die Priester zu zahlen.",
+ "ohne. Talmudausg.: אע״פ שאינו רשאי,",
+ "zu einem solchen verpflichtet. רשאי gewöhnlich = erlaubt, bevollmächtigt, hier in der Bedeutung: verpflichtet, schuldig, wie auch im Targum נושה = der Schuldherr durch רשיא wiedergegeben wird.",
+ "kann man als Banngut weihen. Die Erstgeburt ist durch Geburt ein Opfertier, sie gehört aber nicht de.m Eigentümer, sondern dieser muss sie einem Priester übergeben, dessen Eigentum sie wird.",
+ "Wie löst man sie aus. wenn der Eigentümer, bevor er sie einem Priester übergeben hat, sie als Banngut geweiht hat. Ed. pr. u. Yen.: כיצד מחרים אותו.",
+ "Wenn man sie auslöst. Talmudausg. und ed. Lowe fehlt הפודים.",
+ "dass sie seinem Tochtersohne oder seinem Schwestersohne. die Priester sind und denen er deshalb die Erstgeburt zugewendet sehen möchte. Wer selbst Priester ist, darf dagegen dem Eigentümer nichts geben oder zuwenden, damit er ihm oder einem anderen bestimmten Priester die Erstgeburt gibt, weil es dann so aussehen würde, als wenn der Eigentümer sie dem Priester nicht als Pflichtgabe übergibt, sondern als Entgelt für die erhaltene Zuwendung.",
+ "zugewendet werde. und diesen Wert muss er den Priestern zahlen, weil dieses das Einzige ist, was an der Erstgeburt sein war und was er als Banngut weihen konnte.",
+ "In einem Schriftverse heisst es. Deut. 15, 19.",
+ "und in einem. Lev. 27, 26.",
+ "dass du sie nicht heiligen sollst. Talmudausg. : לא יקדיש.",
+ "Man kann nicht sagen. Ed. pr. fehlt der erste Satz mit אי אפשר.",
+ "dass man sie nicht heiligen soll. Talmudausg.: לא יקדיש.",
+ "dass man sie nicht heiligen darf. Talmudausg.; לא יקדיש.",
+ "Die sich daraus ergebende Deutung ist. Talmudausg. : הא כיצד.",
+ "dass ihr abgeschätzter Wert. den sie, wie oben ausgeführt, für den Eigentümer hat. עילוי = der abgeschätzte Wert, עלה hat im Hifil die Bedeutung; abschätzen, taxieren, auch versteigern, wörtlich: hinauf bringen scl. den Wert.",
+ "sie als ein Opfer [anderer Art] auf dem Altar darzubringen. Wenn man z. B. sagt: diese Erstgeburt bestimme ich zum Ganzopfer, so gilt dieses nicht, sondern muss die Erstgeburt doch als Erstgeburt dargebracht werden. Ebenso muss auch, wenn man eine Erstgeburt als Banngut weiht, diese dennoch als Erstgeburt dargebracht werden und der Eigentümer hat nur den oben angegebenen Wert als Banngut an die Priester zu zahlen. Nach R. Ismael geht schon aus diesen beiden Schriftstellen hervor, dass man auch eine Erstgeburt, trotzdem sie schon heilig ist, mit der angegebenen Beschränkung als Banngut weihen kann, und demzufolge ebenso auch andere heilige oder hochheilige Tiere, es bedarf demnach nach ihm nicht des Schlusses aus dem כל חרם קדש קדשים הוא לה׳, aus dem die Weisen diese Bestimmung ableiten (s. die vorhergehende Mischna)."
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+ "Wer sein. erbeigentümliches.",
+ "wo das Jobel-Gesetz in Geltung ist. S. oben VIII Note 2.",
+ "darf es nicht vor Ablauf von zwei Jahren wieder einlösen. auch nicht, wenn der Käufer es ihm freiwillig wieder zurückverkaufen will.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 15.",
+ "nach der Anzahl der Ertragsjahre. Aus der Mehrzahl „Ertragsjahre“ wird geschlossen, dass das Feld immer wenigstens zwei Jahre im Besitz des Käufers verbleiben muss. Selbst wenn das Jobeljahr eintritt, bevor es zwei Jahre im Besitz des Käufers war, wird es dem Käufer nach dem Jobeljahre wieder so lange überlassen, bis er es zwei Jahre in seinem Besitze hatte (Talm.).",
+ "War darunter ein Jahr des Rostbrands oder des Welkens. S. Deut. 28, 22 ; jedoch nur, wenn nicht nur seine Felder, sondern das ganze Land davon betroffen waren.",
+ "so zählt es nicht mit. weil es „Ertragsjahre„ sein müssen, in diesen Jahren das Feld aber keinen Ertrag bringen konnte.",
+ "Hat er es brachgepflügt. ohne darauf zu säen ; über das Zeitwort נור s. Menach. VIII, Note 15.",
+ "oder ganz brach liegen gelassen. הוביר Aphel von בור = leer, unbebaut liegen.",
+ "so geniesst er davon drei Erträge in. Talmudausg.: לשתי."
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+ "Hat er es dem Ersten für hundert Denare verkauft und der Erste hat es dem Zweiten. weil es heisst: מספר שני תבואות, er muss es wenigstens zwei Jahre in seinem Besitze lassen, auch wenn er in diesen zwei Jahren drei Erträge daraus zieht.",
+ "für zweihundert Denare verkauft. und es befindet sich jetzt, wo der Eigentümer es wieder einlösen will, in der Hand des zweiten Käufers.",
+ "braucht er nur mit dem Ersten abzurechnen. er braucht nur die Kaufsumme, die er erhalten hat, nach Abzug der nach dieser Kaufsumme berechneten Teilbeträge für die Jahre, die es nicht in seinem Besitze war, dafür zu zahlen, als wenn es der erste Käufer behalten hätte und er es aus seiner Hand wieder zurückkaufen würde. Den Schaden, den der zweite Käufer dadurch erleidet, hat dieser mit dem ersten Käufer zu verrechnen (Misrachi zu Raschi, Lev. 25, 27).",
+ "weil es heisst. Lev. 25, 27.",
+ "dem er es verkauft hat. Den Eigentümer kümmert es nicht, wer das Feld jetzt im Besitz hat, sondern er hat es nur mit dem Manne zu tun, dem er es verkauft hat, und mit der Kaufsumme, die er von diesem dafür erhalten hat.",
+ "braucht er nur mit dem Letzteren abzurechnen. und braucht diesem nur hundert Denare nach Abzug der nach dieser Kaufsumme berechneten Teilbeträge für die Jahre, die es im Besitze der Käufer war, zu zahlen.",
+ "weil es heisst. Lev. 25, 27.",
+ "der es in seinem Besitze hat. Nach dieser Auslegung ist unter איש der Herr, der Besitzer, zu verstehen, als wenn es heissen würde: לאיש השדה wie לבעל השדה, dem, der das Feld in seinem Besitze hat; das אשר מכר לו wäre danach auf den ersten Käufer zu beziehen : dem der erste Käufer es weiter verkauft hat. Dass in beiden Fällen der Eigentümer, da der Schriftvers die beiden Auslegungen zulässt, sich an denjenigen halten kann, der den niedrigeren Wert für das Feld gezahlt hat, wird im Talmud aus den entsprechenden, für die Auslösung eines hebräischen Sklaven geltenden Bestimmungen geschlossen.",
+ "Man darf nicht ein entferntes. Das ב in ברחוק und בקרוב ist wohl zu erklären: etwas unter d. h. von seinem entfernt liegenden bzw. nahe liegenden Besitz.",
+ "Feld. in dessen Besitz man bereits gewesen ist, als man das andere verkauft hat.",
+ "nicht ein schlechtes. in dessen Besitz man bereits gewesen ist, als man das andere verkauft hat.",
+ "um ein gutes einzulösen. ebenso auch umgekehrt nicht, weil es heisst (Lev. 25, 26): ומצא כדי גאלתו, „wenn er soviel erlangt, dass er es auslösen kann“, daraus wird geschlossen, dass die Auslösung nicht durch etwas erfolgen darf, was er zur Zeit, wo er das Feld verkauft hat, bereits besessen hat.",
+ "um einzulösen. weil es heisst: והשיגה ידו „wenn er zu Vermögen kommt“, er darf sich das Geld zur Auslösung nicht geborgt nehmen.",
+ "und nicht hälftenweise. d. h. überhaupt teilweise, nicht das Ganze auf einmal.",
+ "einlösen. weil es heisst: כדי גאלתו „soviel, wie zu seiner Auslösung genügt“, er muss die Mittel haben, um das ganze Feld auf einmal auszulösen.",
+ "Bei Heiligem. bei Auslösung von geheiligtem Gut."
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+ "Wer ein Haus von den Häusern einer ummauerten Stadt verkauft. S. Lev. 25, 29.",
+ "kann es sofort wieder einlösen und kann es volle zwölf Monate lang einlösen. indem er dem Käufer die volle Kaufsumme ohne Abzug wieder zurückgibt.",
+ "es ist dies wie eine Art von Zins. Dass der Käufer das Haus, solange es in seinem Besitze war, benutzen konnte, könnte eigentlich als eine Art Verzinsung betrachtet werden für das Geld, das er dem Verkäufer dafür gegeben hat.",
+ "und doch kein Zins. da bei der Übergabe des Geldes ein Kauf beabsichtigt war und nicht, dass der Verkäufer vor Ablauf des Jahres das Geld dem Käufer wieder zurückgibt.",
+ "kann sein Sohn es einlösen. weil es heisst: ואיש בי ימכור — והיתה גאלתו, es muss nicht gerade der Eigentümer selbst, der es verkauft hat, es auch wieder auslösen, sondern es kann wieder ausgelöst werden, auch wenn der Eigentümer bereits gestorben ist, und zwar durch seinen Sohn. Solange aber der Eigentümer lebt, hat er nur selbst und keiner seiner Verwandten das Recht der Auslösung.",
+ "kann er es aus der Hand dessen Sohnes einlösen. auch das wird aus dem והיתה גאלתו geschlossen: das Haus kann ausgelöst werden, auch wenn der Käufer selbst gar nicht mehr am Leben ist.",
+ "da er es ihm verkauft hat. auch wenn der Käufer es inzwischen an einen Dritten weiter verkauft, hat.",
+ "denn es heisst. Le. 25, 30.",
+ "bis ihm ein ganzes. Ed. Lowe und Talmudausg. fehlt: תמימה.",
+ "ist auch ein Schaltmonat miteinbegriffen. Unter שנה תמימה ist nach diesem Tanna ein volles jüdisches Kalenderjahr zu verstehen, d. h die Zeit, bis nach Umlauf eines Jahres derselbe Kalendertag wiederkehrt, deshalb ist, wenn es ein Schaltjahr ist, auch der Schaltmonat mit einbegriffen.",
+ "Man berechnet. Talmudausg.: ליתן לו.",
+ "ihm das Jahr mit dem auf dasselbe entfallenden Teil des Schaltmonats. Nach Rabbi ist unter שנה תמימה ein Sonnenjahr von 365 Tagen zu verstehen, das sind die 354 Tage des jüdischen Kalenderjahres, vermehrt um die 11 Tage, um die dieses hinter dem Sonnenjahre zurückbleibt und derentwegen ungefähr jedes dritte Jahr ein Schaltmonat eingefügt wird."
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+ "so gehörte es ihm. dem Käufer.",
+ "als bleibendes Eigentum. Ed. pr., Ven., Lowe: חלט .היתה חלוטה לו arab. خلط = mischen, zusammenrühren, daher auch : einverleiben, etwas völlig übergeben.",
+ "einerlei ob er es gekauft oder als Geschenk erhalten hatte. Auch ein verschenktes Haus kann der Eigentümer innerhalb Jahresfrist wieder auslösen, nach Ablauf des Jahres aber hört dieses Recht auf.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 30",
+ "für immer. Aus der Mehrzahlform צמיתות wird geschlossen, dass die gegebenen Bestimmungen sich sowohl auf ein verkauftes wie auf ein verschenktes Haus beziehen.",
+ "damit es sein bleibendes Eigentum werde. Ed. pr., Ven , Lowe: שתהא חלוטה לו.",
+ "der Ältere. Talmudausg. fehlt: הזקן.",
+ "dass er. der Verkäufer.",
+ "sein Geld an die Kammer. לשכה erklären Raschi und Bart. mit: eine Kammer in der Tempelhalle. Dagegen ist aber einzuwenden, dass nach Talm. 32b in Jerusalem ein Haus dem Käufer überhaupt nicht verfallen konnte, für den Verkäufer eines Hauses ausserhalb Jerusalems es aber doch sehr umständlich gewesen wäre, wenn er das Geld an demselben Tage gerade in der Tempelhalle hätte einzahlen müssen, auch gar kein Grund einzusehen ist, warum das Geld gerade dort hätte niedergelegt werden müssen. Rabb. Gereon zur Stelle und ebenso Raschi selbst Gittin 74 erwähnen nichts davon, dass eine Kammer bei der Tempelhalle gemeint sei, sondern erklären : eine hierfür (an Gerichtsstelle) bestimmte Kammer.",
+ "einzahlen. חלש = niederwerfen, besiegen, in der Mischna auch vom Hinwerfen des Geldes und dem Werfen des Loses gebraucht. Nach Levy Wörterbuch von חלש = klein, dünn machen, daher eine Geldsumme in kleinen einzelnen Münzen aufzählen.",
+ "und jener. Talmudausg.: הלז."
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+ "gilt das Gleiche wie für die Häuser ummauerter Städte. Aus der Hinzufügung der Worte אשר בעיר zu הבית (Lev. 25, 30) wird geschlossen, dass es nicht gerade ein Wohnhaus sein muss, sondern alles, was zu den Wohnhäusern in der Stadt gehört, den gleichen Bestimmungen untersteht, z. B. Ölkelter, Brunnen, Zisternen, Badeplätze und dergleichen.",
+ "Auch für Felder. nach dem Talmud auch nach R. Meir jedoch nur unbebautes Land, das sich nicht zum Besäen eignet, sondern aus dem man Material, das man für die Wohnungen gebraucht, entnimmt.",
+ "gilt nicht das Gleiche wie für die Häuser ummauerter Städte. weil es nicht mehr als in der Stadt gelegen gilt."
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+ "bei der die Hausdächer. Ed. Lowe: שגנותיה.",
+ "die Umgebungsmauer bilden. indem die Stadt ringsum von den rückseitigen Mauern der Häuser eingeschlossen wird, so dass die Hausmauern zusammen mit den platten Hausdächern eine geschlossene Umgebungsmauer um die Stadt bilden.",
+ "[mindestens] drei Gehöfte mit je. In den Talmudausg. fehlt das zweite שני.",
+ "mit einer Mauer umgeben waren. selbst wenn sie zur Zeit nicht mehr von einer Mauer umgeben sind, dies wird aus dem Ketib אשר „לא „ חומה (Lev. 25, 30) geschlossen. Nach dem Talmud gilt die Stadt auch nur dann als עיר חומה, wenn sie nicht erst nachträglich, nachdem sie bereits bewohnt gewesen, mit einer Mauer umgeben worden ist. Es wird dieses aus der Bezeichnung בית מושב עיר חומה geschlossen, indem das Wort מושב, da בית an sich schon ein Wohnhaus bedeutet, zu עיר חומה gezogen und erklärt wird: ein Haus, das in einem zur Niederlassung ummauerten Stadtbezirke erbaut worden ist. Es muss ferner die Stadt auch zur Zeit des Esra von einer Mauer umgeben gewesen sein, weil mit dem Exil die Heiligkeitsbestimmungen für das heilige Land ausser Geltung gekommen sind (קדושה ראשנה לא קדשה לעתיד לבא) und nach der Rückkehr aus dem Exil nur für diejenigen Teile wieder Geltung erlangt haben, die unter Esra hierfür wieder von neuem geweiht worden sind. Deshalb führe auch die Mischna die nachfolgenden Städte als Beispiele an, weil bei ihnen alle diese Bedingungen zutreffen.",
+ "das alte Kastell. קציה = castra, Festung, Kastell. Nach Raschi ist קצרה der Name einer kleinen Ortschaft bei Sepphoris.",
+ "die Akra von Gusch-Chalab. חקרא = ἂκϱα, Burg, Festung. גוש חלב ist nach Neubauer (la géogr. du Talmud S. 231) identisch mit der bei Joseph erwähnten Festung Giskala.",
+ "das alte Jodaphat. wohl identisch mit dem aus Joseph, bekannten Jotopata.",
+ "Gamala. nach dem Talmud in Galilaea gelegen.",
+ "Gadud. Ed. Ven. und L. lesen : גדור, ebenso Talm. Jer. Meg. 1, 1. Nach dem Talmud lag die Stadt im Ostjordanland, es ist darunter wohl das befestigte Gadara zu verstehen, bei Joseph als die Hauptstadt von Peräa genannt.",
+ "Ono. חדיר und אינו beides in der Bibel (Esr. 2, 13) genannte Städte, sie lagen nach dem Talm. in Judaea.",
+ "Jerusalem. Für die heilige Stadt Jerusalem hatte die Bestimmung, dass ein verkauftes Haus nach Ablauf eines Jahres für immer in den Besitz des Käufers überging, keine Geltung. Nach einer Ansicht im Talmud ist deshalb hier in der Mischna eine andere gleichnamige Stadt gemeint nach einer anderen wird Jerusalem als Beispiel für eine zur Zeit des Josua ummauerte Stadt genannt, wenn auch für Jerusalem selbst die Bestimmungen über die בתי ערי חומה keine Geltung hatten."
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+ "Die Häuser in offenen Ortschaften. S. Lev. 25, 31. Unter חצרים werden sowohl allein liegende Gehöfte wie zusammenhängende, aber nicht geschlossene Ortschaften verstanden.",
+ "und zwar. Ed. Pr. und Talmudausg. fehlt: ונגאלין.",
+ "sofort. S. oben Mischna 3.",
+ "wieder eingelöst werden und volle zwölf Monate lang eingelöst werden. S. Note 27.",
+ "wie Häuser. ummauerter Städte. Die Gleichstellung mit den בתי ערי הומה wird daraus geschlossen, weil es heisst: גאלה תהיה לו „es kann (durch den Verkäufer) wieder eingelöst werden“, ohne nähere Zeitbestimmung, d. h. wie es vorher für die בתי ערי חומה bestimmt wird, nachdem man es verkauft hat bis zum Ablauf eines vollen Jahres, gegen Zurückerstattung der unverkürzten Kaufsumme.",
+ "und fallen im Jobeljahre. falls sie bis dahin nicht eingelöst worden sind.",
+ "oder. auch nach Ablauf des ersten Jahres.",
+ "durch [Zurückstattung der durch Abzug] verminderten Kaufsumme wieder zurück. an den Eigentümer.",
+ "wie Felder. da es heisst: על שדה הארץ יחשב „es soll dem Felde des Landes gleich betrachtet werden“.",
+ "zwei Gehöfte mit je zwei. In den Talmudausg. fehlt das zweite שני.",
+ "gelten sie als Häuser offener Ortschaften. Nach Malbim ist der Schriftvers danach so zu erklären: ובתי החצרים „Häuser in (wenn auch von einer Mauer umschlossenen) Gehöften (oder selbst in Städten), die nicht von einer Mauer umschlossen sind."
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+ "beerbt. und ist auf diese Weise in den Besitz eines Hauses in einer Levitenstadt gekommen.",
+ "so kann er nicht in der angegebenen Weise. כסדר הזה ist wohl auf die Lev. 25, 32 und 33 für die den Leviten gehörenden Häuser gegebenen Bestimmungen zu beziehen. Nach dem Talmud ist es auf die in der Mischna vorhergehenden Bestimmungen zu beziehen und das Wörtchen אלא einzuschieben: אינו גואל אלא כסדר הזה, er kann auch nur in der angegebenen Weise einlösen und nicht nach den für die Levitenhäuser geltenden Bestimmungen.",
+ "beerbt habt. und so in den Besitz eines Hauses ausserhalb der Levitenstädte gekommen ist.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 33.",
+ "denn die Häuser der Städte der Leviten. nur für diese gelten die angegebenen Bestimmungen, nicht aber für Häuser, die einem Leviten ausserhalb der Levitenstädte durch Erbschaft zugefallen sind.",
+ "nur wenn er selbst ein Levite ist. da es in demselben Schriftverse heisst: ואשר יגאל מן הלויים, der Einlösende muss selbst ein Levite sein, nicht aber ein Israelite, dem eine Erbschaft in einer der Levitenstädte zugefallen ist.",
+ "dies die Worte Rabbis. Ed. Lowe: ר׳ מאיר.",
+ "Die Bestimmungen sprechen nur von Städten der Leviten. einerlei ob der Besitzer des Hauses ein Levite ist oder ein Israelite, dem das Haus durch Erbschaft zugefallen ist. Das ואשר יגאל מן הלוים will nach den Weisen nur sagen, dass diese Bestimmungen auch gelten, wenn ein Levite einem anderen Leviten ein Haus verkauft hat und es nun wieder einlösen will.",
+ "Man darf nicht Feld zur Flur. מגרש heisst der freie, unbesäte und unbebaute Raum rings um eine Stadt, der nach Num. 35, 3 dazu bestimmt war, den Städtern als Weideplatz für ihr Vieh und zu anderen allgemeinen Zwecken zu dienen.",
+ "machen. weil dadurch der Bodenertrag des Landes gemindert wird",
+ "und nicht die Flur zu Feld. weil dadurch das Stadtbild entstellt wird.",
+ "nicht Flur zur Stadt schlagen. indem man Wohnhäuser darauf baut, so dass der Stadt dann die zu ihr gehörende Flur fehlt.",
+ "und nicht Stadt zur Flur. weil dadurch die Zahl der Bewohner sich verringern muss. Der מגרש um die Levitenstädte betrug nach Num. 35, 4 tausend Ellen nach jeder Richtung.",
+ "Elieser. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: ר׳ אלעזר.",
+ "Bei den Städten der Leviten. Von den Levitenstädten heisst es (Lev. 25, 34): ושדה מגרש עריהם לא ימכר כי אחזת עולם הוא להם. Es kann dies nicht heissen, dass der מגרש überhaupt nicht verkauft werden darf, da dazu die Begründung כי אחזת עולם הא להם nicht passen würde, denn auch das erbeigentümliche Feld eines Israeliten wird אחזת עולם genannt und es darf dennoch bis zum Eintritt des Jobel verkauft werden. Auch heisst es von den Leviten (Lev. 25, 32): גאלת עולם תהיה ללוים, was voraussetzt, dass sie ihren Besitz verkaufen dürfen, und das ebenso wie für die dort genannten Häuser der Leviten, die ja auch ihr אחזת עולם sind, auch für den מגרש ihrer Städte Geltung haben muss. Es wird deshalb das Zeitwort מכר hier in der Bedeutung von „für etwas anderes hingeben, seine Bestimmung ändern„ aufgefasst, wie ja auch „verkaufen“ das Hingeben an einen anderen, eine Veränderung des Besitzers ist, bei den Levitenstädten ist deshalb jede Veränderung des מגרש verboten, nicht aber bei anderen Städten.",
+ "aber nicht. Der Talmud (Bab. Bat 24 b) hat die Lesart: עושין שדה מגרש ומגרש שדה. Nach der Lesart: ולא מגרש שדה ist dieses auch nach R. Elieser deshalb verboten, obwohl das Verbot der Schrift sich nur auf Levitenstädte bezieht, weil dadurch das Bild der Stadt verunstaltet wird.",
+ "Die Priester und die Leviten dürfen jederzeit verkaufen. nur nicht im Jobeljahre selbst, da ja im Jobeljahre selbst das vorher Verkaufte wieder an den Eigentümer zurückfällt. Es ist dieses kein besonderes Vorrecht für die Priester und Leviten, da auch ein Israelite sein Feld jederzeit verkaufen kann, die Mischna setzt hier nur dem וגואלים לעולם auch das מוכרים לעולם voran, entsprechend dem מקדישים לעולם וגואלים לעולם in Abschn. VII, 5 (s. Raschi). Bart. erklärt: sie können jederzeit verkaufen, selbst in den letzten zwei Jahren vor dem Jobel, was dem Israeliten nicht gestattet sei; aus Talmud 29 b geht aber hervor (s. Note 5), dass dieses auch dem Israeliten gestattet ist.",
+ "und jederzeit wieder einlösen. ein Haus, selbst wenn es schon länger als ein Jahr in den Händen des Käufers ist, und ein Feld, selbst wenn der Käufer es noch keine zwei Ertragsjahre im Besitz gehabt hat.",
+ "denn es heisst. Lev. 25, 32.",
+ "eine jederzeitige Wiedereinlösung soll den Leviten zustehen. und die Priester zählen hierin als Abkömmlinge des Stammes Levi ebenfalls zu den Leviten."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nDer Traktat בכורות „Erstgeburten“ behandelt die Vorschriften über die männliche Erstgeburt beim Menschen und beim Vieh und über den Viehzehnt (s. Exod. 13, 2. 12. ff.; 22, 28—29; 34, 19 — 20; Num. 18, 15—18; Deut. 15, 19—23). Die wesentlichen Bestimmungen dieser Vorschriften lauten:\n1. Wenn eine Frau bei ihrer ersten Entbindung Mutter eines Knaben wird, so ist der Vater verpflichtet, das Kind auszulösen. Das Lösegeld, 5 Sekel Silber in Geld oder Geldeswert, hat der Vater einem Kohen zu geben. Die Auslösungspflicht beginnt erst am 31. Tage nach der Geburt. Ist der Vater selbst ein Kohen oder ein Levite, oder ist die Mutter die Tochter eines Kohen oder eines Leviten, so braucht der Knabe nicht ausgelöst zu werden.\n2. Wenn das erste Junge, das von einem Rind, einem Schaf oder einer Ziege geworfen wird, ein männliches ist, so muss der Eigentümer es einem Kohen geben. Die Uebergabe soll jedoch in der Regel beim Kleinvieh erst nach 30, beim Grossvieh nach 50 Tagen erfolgen. Zur Zeit des Tempels musste die im heiligen Lande geworfene Erstgeburt dann vom Kohen im Tempel dargebracht werden, die Opferteile wurden auf den Altar gebracht und das Fleisch von den Kohanim innerhalb Jerusalems verzehrt. Hatte das Tier einen Leibesfehler, der es zur Darbringung als Opfer untauglich machte, so ging es völlig in das Eigentum des Kohen über, der nach Belieben es überall schlachten und verzehren oder es anderen geben oder verkaufen konnte. Da jetzt es nicht mehr möglich ist, das Tier als Opfer darzubringen, so muss jede Erstgeburt so lange aufgefüttert werden, bis sie durch einen Leibesfehler untauglich zum Opfer wird. Diese Untauglichkeit muss durch eine mit der Untersuchung von Leibesfehlern vertraute und hierzu besonders autorisierte Person (מומחה) festgestellt sein, vorher darf das Tier nicht geschlachtet werden. Da es solche Personen heute nicht mehr gibt, darf eine Erstgeburt jetzt nur dann geschlachtet werden, wenn durch 3 kundige zuverlässige Personen festgestellt worden ist, dass die Verletzung eine solche ist, dass durch sie das Tier unzweifelhaft zum Opfer untauglich geworden ist. Auch ohne dass das Tier untauglich zum Opfer geworden ist, darf aber der Kohen, dem es von dem Eigentümer übergeben worden ist, es weitergeben oder verkaufen, da es durch die Uebergabe sein Eigentum geworden ist. Dagegen darf keine Erstgeburt, auch nicht die wegen eines Leibesfehlers zum Schlachten erlaubte, geschoren oder zn irgend einer Arbeit verwendet werden. Es ist verboten, einer Erstgeburt absichtlich unmittelbar oder mittelbar einen Leibesfehler beizubringen, durch eine solche absichtlich beigebrachte Verletzung wird das Tier nicht zum Genuss erlaubt. Diese Vorschriften gelten auch für das Vieh von Kohanim und Leviten. Der Kohen braucht die Erstgeburt seines Viehs nicht einem anderen zu geben, darf sie aber auch erst schlachten, nachdem sie durch einen Leibesfehler zum Opfer untauglich geworden ist. Dagegen haben diese Vorschriften keine Geltung, wenn ein Nichtjude Miteigentümer des Muttertieres oder des Jungen ist.\n3. Die männliche Erstgeburt einer Eselin muss durch ein Lamm, das man einem Kohen gibt, ausgelöst werden. Die Auslösung kann auch durch irgend einen anderen Gegenwert erfolgen, in diesem Falle muss jedoch das, was man dem Kohen gibt, dem vollen Wert des auszulösenden Tieres entsprechen. Das Lamm bzw. die Auslösungssumme werden freies Eigentum des Kohen. Will der Eigentümer die Erstgeburt nicht auslösen, so muss sie durch einen Beil-Schlag ins Genick getötet werden. So lange die Erstgeburt nicht ausgelöst worden ist, darf sie zu keiner Nutzniessung verwendet werden; ebenso ist jede Nutzniessung von einer durch den Genickschlag getöteten Erstgeburt verboten. Sobald der Eigentümer das Lamm oder die zur Auslösung bestimmte Wertsumme abgesondert hat, steht ihm die freie Verfügung über die Erstgeburt zu, auch wenn das als Auslösung dienende noch nicht in die Hand des Kohen gelangt ist. Für das Vieh von Kohanim und Leviten oder Töchtern von Kohanim und Leviten gelten diese Vorschriften nicht; auch ihr Miteigentumsrecht oder das eines Nichtjuden an dem Muttertier oder dem Jungen befreit von dieser Auslösungspflicht.\n4. Von dem jährlichen Heerdenzuwachs an Rindern, Schafen und Ziegen musste zur Zeit des Tempels je das zehnte Tier als Viehzehnt abgesondert werden. Die Absonderung hatte in der Weise zu geschehen, dass die Tiere heerdenweise in eine Umzäunung gebracht, dann einzeln aus derselben herausgelassen und gezählt wurden und je das zehnte Tier durch einen roten Strich als solches bezeichnet wurde. Auch Priester und Leviten mussten ihr Vieh verzehnten. Jeder Besitzer brauchte nur das Vieh zu verzehnten, das in seinem Besitz geboren oder, bevor es ein Alter von sieben Tagen erreicht, in seinen Besitz übergegangen war. Es war nicht verboten, Jungvieh vor Absonderung des Zehnten zu schlachten oder zu verkaufen. Der Viehzehnt wurde als Opfer im Tempel dargebracht, das Fleisch jedoch verblieb den Eigentümern und musste nur innerhalb Jerusalems verzehrt werden. Hatte das Tier einen Fehler, der es zum Opfer untauglich machte, so durfte es überall geschlachtet und verzehrt werden. Dagegen durfte der Viehzehnt nicht verkauft werden, weder wenn das Tier zum Opfer tauglich, noch wenn es dazu untauglich war, weder lebend noch das Fleisch des geschlachteten, weder ganz noch geteilt. Da mit dem Aufhören des Opferdienstes der Viehzehnt nicht mehr seiner Bestimmung gemäss als Opfer dargebracht werden kann, darf er laut rabbinischer Verordnung jetzt überhaupt nicht mehr abgesondert werden, um zu verhüten, dass ein zum Opfer bestimmtes und taugliches Tier ausserhalb des Heiligtums geschlachtet oder zu sonstigem Gebrauch verwendet wird.\nDer Traktat Bechorot besteht aus 9 Abschnitten. Die einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\nI. Ueber die Auslösung der Esels-Erstgeburt. Fälle, in denen dieselbe nicht stattzufinden braucht. In denen die Auslösungspflicht Zweifelhaft ist. Womit die Erstgeburt nicht ausgelöst werden darf. Wenn das zur Auslösung bestimmte Lamm oder die Erstgeburt vor der Uebergabe des Lammes an den Kohen verendet ist. Die Tötung der nicht ausgelösten Erstgeburt durch den Genickschlag.\nII. Ueber die Erstgeburt von Rindern, Schafen und Ziegen. Fälle, für welche die Vorschriften über die Erstgeburt keine Geltung haben. In denen es zweifelhaft ist, ob das geworfene Junge eine männliche Erstgeburt ist. \nIII. Weitere Fälle, in denen es zweifelhaft ist, ob eine Erstgeburt vorliegt. Das Verbot, das Haar oder die Wolle einer Erstgeburt zu benutzen.\nIV. Wann der Eigentümer dem Kohen die Erstgeburt zu übergeben hat. Wie lange die Erstgeburt aufgezogen werden darf. Das Schlachten der Erstgeburt, die durch einen Leibesfehler untauglich zum Opfer geworden ist. Durch wen diese Untauglichkeit festgestellt werden muss. Dass der Untersuchende keine Bezahlung dafür nehmen darf und dass, wenn dieses dennoch geschehen, seine Feststellung keine Gültigkeit hat. Andere Dinge, bei denen das Gleiche der Fall ist. Was man von jemand, der verdächtig ist, dass er die Vorschriften über die Erstgeburt nicht beachtet, nicht beziehen darf. Dasselbe inbezug auf die Vorschriften über das siebente Jahr, über Hebe und Zehnt und die Reinheitsgesetze.\nV. Vorschriften über Verkauf, Schlachten und Verzehren der fehlerhaften Erstgeburt. Ueber eine Erstgeburt, der unabsichtlich ein Leibesfehler beigebracht worden ist. Inwieweit Kohanim inbezug auf Leibesfehler einer Erstgeburt glaubwürdig sind. Feststellung der Untauglichkeit beim Viehzehnt, bei ganz offensichtlicher unzweifelhafter Untauglichkeit. Rechtliche Folgen, wenn eine Erstgeburt ohne vorhergegangene Untersuchung geschlachtet und verkauft worden ist, oder wenn das Gleiche mit einem anderen Tier geschehen und es sich nachträglich herausstellt, dass es trefa war.\nVI. Durch welche Leibesfehler eine Erstgeburt untauglich zum Opfer wird.\nVII. Durch welche Leibesfehler der Kohen untauglich zum Opferdienst wird.\nVIII. Ueber die Auslösung des erstgeborenen Knaben. Wer als Erstgeborener inbezug auf die Auslösungspflicht gilt und wer inbezug auf das Erbrecht. Auslösungspflicht bei gleichzeitiger Geburt mehrerer Knaben von einer oder mehreren Frauen desselben Mannes. In zweifelhaften Fällen. In welchen Werten das Lösegeld zu erlegen ist. Das Erbrecht des erstgeborenen Knaben an dem Erbe des Vaters. Im Anschluss daran ähnliche Bestimmungen über das Anrecht der Ehefrau auf Zahlung ihrer Ketuba aus dem hintcrlassenen Vermögen ihres Mannes, der Töchter auf ihre Alimentation aus dem Erbe des Vaters, des Levirs auf das Vermögen des verstorbenen Bruders, des Mannes auf das Erbe seiner verstorbenen Frau und über durch Schenkung zugefallenes Gut.\nIX. Ueber den Viebzehnt. Dass derselbe vom Grossvieh und vom Kleinvieh getrennt abzusondern ist. Dass nur eine Heerde von mindestens 10 in einer begrenzten Entfernung von einander weidenden Tieren zehntpflichtig ist. Dass nur in eigenem Besitz aufgezogenes Vieh zehntpflichtig ist, nicht gekauftes oder geschenktes. Welche Tiere beim Verzehnten nicht mitzuzählen sind. Die drei Zeiten im Jahre, zu denen das Verzehnten des Viehs stattzufinden hat. Wie das Verzollten vorzunehmen ist. Wenn beim Zählen ein Irrtum vorgekommen ist.\n"
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+ "Wer das noch angeborene Junge eines Esels. der noch nicht geworfen hat.",
+ "obwohl es nicht erlaubt ist. S. Abod. Sar. I, 6. Dieses Verbot hat jedoch für die Gegenwart keine Geltung mehr, s. Jore Deah 152, 4.",
+ "wer [ein Tier] mit ihm in Gemeinschaft hat. wenn der Nichtjude auch nur mit dem allergeringsten Anteil an dem Muttertiere oder dem Jungen beteiligt ist oder ihm als Anteil ein bestimmtes Glied des Tieres zusteht, ohne welches das Tier als ein בעל מזם zu betrachten wäre.",
+ "oder es von ihm [zur Aufzucht] übernimmt. so dass das Tier Eigentum des Nichtjuden bleibt, der Israelite aber die Hut und Verpflegung übernimmt und dafür die Jungen, die das Tier wirft, mit dem Nichtjuden teilt.",
+ "ist frei von der Erstgeburtspflicht. das Junge bezw. die Jungen, die als Erstgeburt geworfen werden, sind in diesen Fällen nicht dem Gesetz über פטר חמור unterworfen und brauchen demgemäss nicht ausgelöst zu werden",
+ "weil es heisst. Num. 3, 13.",
+ "aber nicht das von Anderen. Nur die Erstgeburt in Israel hat Gott geheiligt, in allen diesen Fällen ist aber nicht der Israelite alleiniger Eigentümer, da entweder die Mutter oder das Junge oder ein Teil von ihnen dem Nichtjuden gehört. Dass auch die blosse Teilhaberschaft eines Nichtjuden von der Erstgeburtspflicht befreit, wird aus בבקרך ובצאנך (Deut. 15, 19), von deinen Rindern und deinen Schafen, geschlossen; durch כל״ בכור„ (Exod. 13, 2) wird angedeutet, dass das ganze Junge dem Israeliten gehören muss, durch וכל״ מקנך תזכר„ (Exod. 34, 19), dass auch die Mutter allein dem Israeliten gehören muss.",
+ "Wenn in der Wüste die [Erstgeborenen] der Israeliten durch sie frei geworden sind. S. Num 3, 45. Die Leviten sind an die Stelle der Erstgeborenen getreten und haben diese von der Wacht und dem Dienst im Heiligtum befreit. Die Priester gehören ebenfalls dem Stamme Levi an und werden auch in der Schrift wiederholt als Leviten bezeichnet.",
+ "so müssen folgerichtig um so mehr ihre eigenen. erstgeborenen Söhne.",
+ "frei sein. die ihnen als Leviten innewohnende Heiligkeit bewirkt, dass die Vorschrift über die Erstgeburt auf ihre Kinder nicht anzuwenden ist. Aus der Nebeneinanderstellung (Num. 18, 16): אך פדה תפדה את בכור האדם ואת בכזר הבהמה הטמאה תפדה wird dann weiter gefolgert, dass, wer nicht verpflichtet ist, seinen erstgeborenen Sohn auszulösen, auch nicht die Erstgeburt seines unreinen Viehs auszulösen verpflichtet ist."
+ ],
+ [
+ "das einem Pferde. Ascheri meint, dass in der Mischna nicht כמין סוס zu lesen ist, sondern וחמור שילדה כמין פרה entsprechend dem פרה שילדה כמין חמור, weil das folgende ומה „חם״ באכילה darauf hinweist, dass in beiden angeführten Fällen entweder die Mutter oder das Junge ein zum Genuss erlaubtes Tier ist.",
+ "weil es zwei Mal heisst. Exod. 13, 13 und 34, 20.",
+ "nur wenn die Mutter. Talmudausg.: היולדת).",
+ "Wenn ein reines. d h. zum Genuss erlaubtes.",
+ "gilt als unrein. so auch die Milch eines unreinen Tieres; eine Ausnahme bildet nur der Honig s. Machsch. VI, 4.",
+ "Hat ein unreiner Fisch einen reinen Fisch verschlungen. und er wird unverdaut in ihm gefunden."
+ ],
+ [
+ "die noch nicht geworfen. בכר im Piel=zum ersten Male ein Junges werfen.",
+ "zwei männliche Junge geworfen. und man weiss nicht, welches von beiden zuerst geworfen worden ist.",
+ "so hat man dem Priester ein. weil nur dasjenige als Erstgeburt gilt, dessen Kopf zuerst zum Vorschein gekommen ist. Die Möglichkeit, dass vielleicht die Köpfe beider genau gleichzeitig zum Vorschein gekommen sind und daher beide als Erstgeburt zu betrachten wären, braucht nach der Ansicht der Weisen (s. weiter II, 6) nicht inbetracht gezogen zu werden. Nach der entgegengesetzten Ansicht R. Jose’s, des Galiläers (s. dort), ist auch hier nur ein Lamm dem Priester zu geben, weil diese Möglichkeit doch jedenfalls zu den seltensten Ausnahmen gehört; doch muss der Eigentümer, um auch dieser Möglichkeit Rechnung zu tragen, ausser diesem Lamm noch ein zweites absondern, das er aber nicht dem Priester zu geben braucht, sondern für sich behalten kann.",
+ "so hat man ein Lamm zu eigener Benutzung abzusondern. weil vielleicht das männliche zuerst geworfen worden ist. Einem Priester braucht man das Lamm nicht zu geben, nach dem Grundsatze: המוציא מחברו עליו הראיה, trotzdem muss aber das männliche Junge, das vielleicht eine Erstgeburt ist, durch ein Lamm ausgelöst werden, weil es verboten ist, die Erstgeburt zu benutzen, so lange sie nicht durch ein Lamm ausgelöst worden ist.",
+ "hat man dem Priester zwei. da beide geworfen haben, demnach zwei männliche Erstgeburten vorliegen.",
+ "so hat man dem Priester ein Lamm zu geben. Sind die beiden männlichen von der einen und das weibliche von der anderen geworfen worden, so ist nur das von den beiden männlichen zuerst geworfene Erstgeburt. Hat die eine nur ein männliches und die andere ein weibliches und ein männliches geworfen, so ist ebenfalls nur das allein geworfene männliche unzweifelhafte Erstgeburt, das mit dem weiblichen zusammen geworfene dagegen kann ebensowohl nicht Erstgeburt sein, indem das weibliche zuerst geworfen worden ist, deshalb braucht man dafür dem Priester kein Lamm zu geben, dagegen muss man aus dem Note 20 angegebenen Grunde auch dieses durch ein Lamm auslösen, das man aber nicht dem Priester zu geben braucht, wenn die Mischna dies auch nicht besonders erwähnt, da es sich aus dem Vorhergehenden von selbst ergibt.",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. weil es ja möglich ist, da es jede von beiden zuerst ein weibliches geworfen hat. Ha es doch aber auch möglich ist, dass im ersteren Falle das männliche und im zweiten Falle beide männliche als erste geworfen worden sind, so ist für jedes von ihnen ein Lamm abzusondern, das der Eigentümer für sich verwenden kann. Nach Maimonides ist hier auch das nicht nötig, weil hier so verschiedene Möglichkeiten vorliegen, d. h., wie Israel Lipschütz erklärt, weil bei jedem der beiden Tiere zwei Fälle möglich sind, in denen keine Erstgeburtspflicht vorliegt, wenn es nämlich entweder nur ein oder zwei weibliche oder ein männliches erst nach diesen geworfen hat, und erst im dritten Falle, wenn es ein männliches vor dem oder den weiblichen Jungen geworfen hat, die Erstgeburtspflicht vorliegt."
+ ],
+ [
+ "und sie haben jetzt zwei männliche Junge geworfen. und man weiss nicht, welches von beiden als Erstgeburt geworfen worden ist.",
+ "so hat man ein Lamm zu eigener Benutzung abzusondern. da vielleicht das männliche von dem Tiere geworfen worden ist, das noch nicht geworfen hatte.",
+ "wie es heisst. Exod. 13, 13.",
+ "und die Erstgeburt eines Esels sollst du durch ein Lamm auslösen. Der Schriftvers wird nicht als Begründung für das unmittelbar Vorhergehende angeführt, sondern für die Vorschrift, von welcher der ganze Abschnitt handelt, dass die Erstgeburt eines Esels durch ein Lamm auszulösen ist.",
+ "sei es von Schafen oder von Ziegen. Der Ausdruck שה bezeichnet sowohl ein junges Schaf wie eine junge Ziege.",
+ "man kann auch mehrere Male damit auslösen. Nachdem man das Lamm dem Priester gegeben hat, kann man mit demselben Lamm, wenn man es vom Priester wieder zurückbekommen hat, eine zweite Erstgeburt auslösen. Ebenso darf man nach Ansicht des Rab. Tam ein Lamm, das man für eine zweifelhafte Erstgeburt nur abgesondert hat, aber nicht dem Priester zu geben braucht, auch weiter zur Auslösung einer Erstgeburt verwenden.",
+ "von der man den Zehnt absondern will. das Lamm, das man für eine zweifelhafte Erstgeburt abgesondert hat; ein Lamm dagegen, das man dem Priester als Auslösung für eine Erstgeburt gegeben hat, untersteht nicht mehr der Vorschrift des Verzehntens, selbst wenn man es von dem Priester zurückbekommen oder zurückgekauft hat, s. weiter IX, 3.",
+ "ist es gestorben. das Lamm, das man für eine Erstgeburt abgesondert hat, um es einem Priester zu geben, bevor man es dem Priester gegeben hat.",
+ "steht ihnen. den Priestern. Lowe: נהנה",
+ "[nur] die Nutzniessung zu. der Eigentümer muss das tote Lamm einem Priester geben, er ist aber nicht verpflichtet, es durch ein anderes lebendes zu ersetzen, weil das Lamm von dem Augenblicke der Absonderung ab schon als Eigentum der Priester betrachtet wird, wenn der Eigentümer es auch noch nicht einem Priester übergeben hat (s. weiter Mischna 6)."
+ ],
+ [
+ "Mit einem Kalbe darf man nicht auslösen. Wenn man mit einem Lamm auslöst, kommt es nicht auf den Wert des Lammes an, sondern genügt es, wenn auch das Lamm einen geringeren Wert hat als die Erstgeburt. Ist man nicht im Besitze eines Lammes, so kann man die Erstgeburt auch durch irgend etwas Anderes auslösen, in diesem Falle muss aber das, womit man auslöst, mindestens den gleichen Wert haben wie die Erstgeburt. Man kann aber nicht anstatt eines Lammes ein Kalb usw. nehmen und damit wie mit einem Lamm, d. h. ohne Rücksicht auf den Wert auslösen.",
+ "nicht mit einer Mischgeburt. von Schaf und Ziegenbock.",
+ "und nicht mit einem . Nach einer Ansicht im Talmud (Chull. 80 a) ist unter כוי eine Mischgeburt von Ziegenbock und Reh zu verstehen.",
+ "Eleasar. ed. Ven. und Talmudausg.: ר׳ אליעזר (s. Tosaf.).",
+ "weil es ein Lamm ist. sowohl das Junge von einem Schaf wie das von einer Ziege wird שה genannt.",
+ "weil es da zweifelhaft ist. ob es noch שה genannt wird.",
+ "Hat man sie. die Erstgeburt selbst, anstatt sie auszulösen.",
+ "wenn er nicht ein Lamm dafür absondert. auch das Lamm kann er dann aber für sich selbst behalten und verwenden."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand das Auslösungslamm für eine Esels-Erstgeburt absondert und es stirbt. bevor man es dem Priester gegeben hat.",
+ "wie die fünf Selaim für einen [erstgeborenen] Sohn. S. Abschn. VIII, 8. R. Elieser schliesst von dem Lösegeld für den erstgeborenen Sohn auf das Auslösungslamm für eine Eselserstgeburt, weil sie in der Schrift (Exod. 13, 13) beide neben einander stehen: וכל פטר חמור תפדה בשה ואם לא תפדה וערפתו וכל בכור בניך תפדה (Maim. und Bart.).",
+ "wie bei dem Auslösungsgeld für den zweiten Zehnt. Das für den zweiten Zehnt gelöste Geld darf nur in Jerusalem verzehrt werden, ist jedoch dieses Geld verloren gegangen, so braucht man es nicht durch anderes zu ersetzen. Wie R. Elieser aus den Worten אך פדה תפדה in dem Schriftverse (Num. 18, 15): אך פדה תפדה את בכור האדם ואת בכור הבהמה חטמאה תפדה folgert, dass nicht in allen Beziehungen die Auslösung der Eselserstgeburt der des erstgeborenen Sohnes gleichzustellen ist, sondern nur inbezug auf die Ersatzpflicht für das Auslösungslamm (s. Talm. 12b), so schliessen daraus die Weisen, dass auch inbezug auf die Ersatzpflicht die Auslösung der Eselserstgeburt nicht der des erstgeborenen Sohnes gleichzustellen ist, sondern nur inbezug auf die Personen, denen bei beiden die Auslösungspflicht aufliegt (s. Talm. 4a).",
+ "dem Priester dafür keinerlei Anspruch zusteht. sondern er hat nur Anspruch auf das tote Lamm, s. oben Note 33.",
+ "Stirbt die Esels-Erstgeburt. nachdem der Eigentümer ein Lamm dafür abgesondert, bevor er es dem Priester übergeben hat.",
+ "Sie muss vergraben werden. Da R. Elieser der Ansicht ist, dass der Eigentümer für das Lamm noch ersatzpflichtig ist, solange er es dem Priester nicht übergeben hat, gilt die Erstgeburt noch als nicht ausgelöst und darf deshalb auch das Aas nicht benutzt werden.",
+ "und das Lamm steht zur Nutzniessung frei. der Eigentümer darf es für sich benutzen, da er jetzt ja keine Erstgeburt mehr damit auszulösen hat.",
+ "Sie braucht nicht vergraben zu werden. da sie bereits als ausgelöst gilt, sobald der Eigentümer des Lamm abgesondert hat."
+ ],
+ [
+ "so muss man ihr mit einem Hackmesser. קופיץ ed. Lowe קפיס =xoπις ein Hackmesser, Beil; in den Talmudausg. fehlt das Wort בקופיץ.",
+ "von hinten das Genick einschlagen und sie dann vergraben. Die unausgelöste Erstgeburt ist nach R. Jehuda schon beim Leben, nach R. Simon erst nach dem Genickschlag für jede Benutzung verboten (Talm. 9b).",
+ "denn es heisst. Exod. 13, 13.",
+ "Das Gebot der Ehelichung. der hebräischen Magd.",
+ "denn es heisst. Exod. 21, 8.",
+ "Das Gebot der Leviratsehe. Deut. 25, 5—10.",
+ "dass das Gebot der Chaliza den Vorrang vor dem der Leviratsehe hat. Nach dem Talmud (Jebam. 39 b) ist man später wieder zu dem Grundsatz zurückgekommen, dass das Gebot der Leviratsehe den Vorrang vor dem der Chaliza hat, weil nach Ansicht der Weisen der Levir die Schwägerin auch dann heiraten darf, wenn er sie aus anderen Gründen als nur, um das Gebot zu erfüllen, heiratet.",
+ "Bei dem Gebote der Auslösung. Wenn jemand ein unreines Tier dem Heiligtum geweiht hat, so muss dasselbe seinem Werte nach abgeschätzt werden, und das dafür gelöste Geld gehört dem Heiligtum.",
+ "hat der Eigentümer den Vorrang vor jedem anderen Menschen. Der Eigentümer muss aber, wenn er das Tier auslöst, zu dem Werte noch ein Fünftel hinzulegen.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 28.",
+ "Wenn es nicht ausgelöst wird. durch den Eigentümer."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wer das noch ungeborene Junge einer Kuh. die noch nicht geworfen hat, ebenso auch das von einem Schaf oder von einer Ziege, nur passt darauf nicht das „obwohl es nicht erlaubt ist“, da man Kleinvieh an einen Nichtjuden verkaufen darf.",
+ "wer [ein Tier] mit ihm in Gemeinschaft hat oder es von ihm [zur Aufzucht] übernimmt. S. I, Note 4.",
+ "weil es heisst. Num. 3, 13.",
+ "aber nicht das von Anderen. S. I, Note 7.",
+ "sie sind von der Erstgeburtspflicht bei einem reinen Tiere nicht befreit. Auch die Priester müssen die Erstgeburt von ihren eigenen Tieren im Heiligtum schlachten und die Opferteile darbringen, erst dann dürfen sie das Fleisch verzehren.",
+ "befreit sind sie nur. In den Talmudausg. fehlt das zweite ולא נפטרו.",
+ "von der Auslösung eines [erstgeborenen] Sohnes und von der Erstgeburtspflicht bei einem Esel. aus dem I, Note 10 angegebenen Grunde."
+ ],
+ [
+ "Alle. Diese und die folgende Mischna stimmen wörtlich überein mit Chullin X, 2, s. dort die Erklärung. Dort bringt sie die Mischna wegen der darin enthaltenen Bestimmungen über die Abgabenpflicht, hier wegen der Bestimmungen über die Erstgeburtspflicht."
+ ],
+ [],
+ [
+ "Hat jemand Kleinvieh als eisernen Bestand. d. h. der Nichtjude verkauft und übergibt das Vieh dem Juden für einen besimmten Preis, den dieser aber erst nach einer Reihe von Jahren zu zahlen hat, auch wenn das Vieh inzwischen billiger geworden oder ganz eingegangen ist. In die Jungen, welche das Vieh in der Zwischenzeit wirft, teilen sich der Verkäufer und der Käufer. „Eisernes“ Vieh wird solches Vieh genannt, weil der Übernehmer für jeden Schaden haftet und dem Verkäufer keinerlei Schaden erwachsen kann (s. auch Jebam. VII, Note 2).",
+ "so sind auch die geworfenen Jungen. die dem Juden als Anteil zugefallen sind.",
+ "von der Erstgeburtspflicht frei. d. h. die erstgeborenen Jungen, die von diesen Jungen geworfen werden, werden nicht als בכורים betrachtet, weil der Nichtjude auch auf die Jungen des eisernen Viehs noch einen Anspruch hat, denn wenn das eiserne Vieh vor Bezahlung des Kaufpreises eingegangen ist, kann der Nichtjude sich wegen Bezahlung desselben an die Jungen halten. Dass die erstgeborenen Jungen des eisernen Viehs selbst nicht als בכורים betrachtet werden, ist schon in Mischna 1 ausgesprochen.",
+ "die Jungen von diesen Jungen dagegen Erstgeburts-pflichtig. weil das Recht des Nichtjuden nicht so weit geht, sich an diese, die Jungen der dem Juden als Anteil zugefallenen Jungen, als Ersatz für das eingegangene eiserne Vieh zu halten, deshalb sind die Jungen, die von diesen geworfen werden, als בכורים zu behandeln.",
+ "Hat er [ausdrücklich] die Jungen. Talmudausg.: ולדותיהן.",
+ "als Ersatz für ihre Mütter bestimmt. indem er zu dem Nichtjuden gesagt hat: sollte das eiserne Vieh eingehen, so kannst du dich dafür an die mir zugefallenen Jungen halten. Da dieses Recht auch ohne ausdrückliche Abmachung dem Nichtjuden zusteht, so kann diese besondere Abmachung nur den Sinn haben, dass dem Nichtjuden das Recht zuerkannt worden ist, sich an die Jungen so zu halten, als wenn sie das dem Juden übergebene eiserne Vieh wären, er sich demnach auch weiter an die Jungen dieser Jungen halten kann.",
+ "so sind auch die Jungen von diesen Jungen von der Erstgeburtspflicht frei. die Jungen von den Jungen dieser Jungen sind nicht als בכורים zu betrachten.",
+ "und erst die Jungen von den Jungen dieser Jungen Erstgeburts-pflichtig. Ed. pr., Lowe und Ven. lesen: ולדות פטורין וולדי ולדות חיי בין.",
+ "weil der Nichtjude einen Ersatzanspruch auf sie hat. dadurch dass er sich ausdrücklich den Ersatzanspruch auf die Jungen hat feststellen lassen, hat er sich den Anspruch auch auf die Jungen in allen weiteren Generationen erworben."
+ ],
+ [
+ "so ist es frei von der Erstgeburtspflicht. obgleich sowohl Schaf wie Ziege beide erstgeburtspflichtig sind. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es heisst (Num. 18, 17): אך בכור שור או בכור כשב או בכור עז und nicht: אך בכור שור או כשב או עז, das solle darauf hinweisen, dass es nicht genügt, wenn z. B. das erstgeborene Schaf das Erstgeborene von einem Schaf oder von einer Ziege ist, sondern es muss das Erstgeborene eines Schafes, oder wenn es eine Ziege ist, das Erstgeborene von einer Ziege sein.",
+ "hat es jedoch einen Teil der Kennzeichen. des Muttertieres.",
+ "ist es Erstgeburts-pflichtig. Dies wird aus dem voranstehenden einschränkenden אך״„ geschlossen: die Bestimmung, dass das Erstgeborene von derselben Art wie die Mutter sein muss, wird dahin eingeschränkt, dass es nur einen Teil der Kennzeichen des Muttertieres aufzuweisen haben muss."
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+ "weil es heisst. Exod. 13, 12.",
+ "die männlichen. daraus, dass es nicht heisst: הזכר, entsprechend dem vorhergehenden פטר שגר בהמה, sondern הזכרים in der Mehrzahl, folgert R. Jose, dass auch, wenn zwei Junge genau gleichzeitig geworfen werden, beide als Erstgeburt zu betrachten sind.",
+ "Das ist nicht möglich. Die Weisen vertreten die Ansicht, dass es unmöglich ist, die absolute Gleichzeitigkeit zweier Vorgänge festzustellen (אי אפשר לצמצם). Selbst wenn man deshalb gesehen hat, dass beide Jungen gleichzeitig ihre Köpfe herausgesteckt haben, bleibt es dennoch immer noch zweifelhaft, ob nicht das eine den Kopf, wenn auch nur um den Bruchteil einer Sekunde später als das andere herausgesteckt hat, es sind deshalb nicht beide als Erstgeburt, sondern nur als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten.",
+ "vielmehr gehört eines ihm und eines dem Priester. da jedenfalls das eine, das den Kopf zuerst herausgesteckt hat, dem Priester gehört.",
+ "Der Priester sucht sich das schönere aus. da nicht festzustellen ist, welches von beiden den Kopf zuerst herausgesteckt hat, ist es als das wahrscheinlichere anzunehmen, dass es das stärkere von beiden gewesen ist.",
+ "Der Anspruch auf das fettere ist unentschieden. Der Talmud erklärt den Ausdruck משמנים ביניהם mit שומן יהא ביניהן: dasjenige, um das das fettere Tier das andere an Wert übertrifft, bleibt zwischen ihnen, dem Eigentümer und dem Priester, liegen, d. h. einer hat keinen grösseren Anspruch darauf als der andere, nach dem Grundsatze המוציא מחברו עליו הראיה, behält sich darum der Eigentümer das fettere Tier. Danach wäre das Wort משמנים von שומן = Fett abzuleiten. Derselbe Ausdruck wird auch Bab. Batr. VII, 4 gebraucht, dort heisst es: האומר לחבירו חצי שדה אני מוכר לך משמנין ביניהן ונוטל חצי שדהו Wenn jemand einem Anderen sein halbes Feld verkauft und, wie es ja verkommen kann, die eine Seite des Feldes einen fetteren Boden hat als die andere, so muss der Käufer dem Verkäufer einen dem halben Wert des ganzen Feldes entsprechenden Teil seines Feldes geben. Es pflegt nun aber jeder lieber ein kleineres Feld mit fetterem Boden zu nehmen als ein den gleichen Wert darstellendes grösseres Feld mit magerem Boden. Mit dem Ausdruck משמנין ביניהם will nun die Mischna sagen, dass weder dem Verkäufer noch dem Käufer ein eigentliches Recht zusteht, gerade den Teil mit dem fetteren Boden für sich zu beanspruchen. Es darf deshalb der Verkäufer den fetteren Teil des Feldes für sich behalten und braucht dem Käufer nur einen dementsprechend grösseren Teil des Feldes mit magerem Boden zu geben nach dem Grundsatze, dass bei einem Verkauf in allen Zweifelsfällen das Recht auf Seiten des Verkäufers steht (יד לוקח על חתחתונה). Eine dritte Stelle, an der dieser Ausdruck gebraucht wird, ist Talm. Bab. Mez. 87 a: השוכר את הפועל ואמר לו כאחד וכשנים מבני העיר נותן לו בפחות שבשכירות דברי ר׳ יהושע וחכמים אומרים משמנים ביניהם Wenn jemand einen Arbeiter mietet und zu ihm sagt, ich miete dich für einen Lohn, den einer und andere in der Stadt erhalten, so sagt R. Josua, er braucht ihm nur den geringsten Arbeitslohn zu geben, den ein Arbeiter der Stadt zu erhalten pflegt, die Weisen aber sagen משמנים ביניהם d. h. der Mehrbetrag, um den der Lohn des bestbezahlten Arbeiters den des am schlechtesten bezahlten übersteigt, bleibt zwischen beiden, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, liegen und, da hier keinem von beiden ein Vorrecht zusteht, so wird er zwischen beiden geteilt, der Arbeiter erhält also einen Durchschnittslohn (s. Tosf. Joint zu Baba Batra VII, 4). Andere Erklärer leiten das Wort משמנים von שום = schätzen ab mit eingefügtem נ׳. Hoffmann (z. St. Bab. Batr.) nimmt es gleich dem arab. سمل = einen Vergleich machen, Frieden stiften, und übersetzt es mit „nach dem Durchschnitt schätzen“.",
+ "bis es einen Leibesfehler bekommt. vorher darf es nicht geschlachtet werden, da es ja möglich ist, dass gerade dieses Tier, das der Eigentümer für sich behalten hat, das zuerst herausgekommene war; selbstverständlich muss aus demselben Grunde auch der Priester das ihm zugefallene Tier weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt, als Erstgeburtsopfer darf er es nicht darbringen, weil es vielleicht gar keine Erstgeburt ist und man ein profanes Tier nicht im Heiligtum darbringen darf.",
+ "und es ist Abgabenpflichtig. denn entweder ist es keine Erstgeburt, dann steht dem Priester wie bei jedem anderen Tiere das Recht auf die Abgaben zu, oder es ist eine Erstgeburt, dann stände dem Priester eigentlich das Recht auf das ganze Tier zu.",
+ "Es ist davon frei. Als Grund für die Ansicht des R. Jose wird Mischna 8 angegeben, weil der Priester für dieses Tier, selbst wenn er einen Anspruch darauf gehabt haben sollte, bereits ein anderes angenommen hat, es ist deshalb ebenso, als wenn er zunächst das Tier als Erstgeburt erhalten, es dann aber, nachdem es einen Fehler bekommen, an den Eigentümer für das andere Tier verkauft oder eingetauscht hätte, von einem solchen Tiere braucht der Israelite dem Priester die Abgaben nicht zu geben.",
+ "Ist eines von beiden gestorben. bevor der Priester eines von ihnen bekommen hat.",
+ "Tarfon. Nach der Erklärung im Talmud hat R. Tarfon seine zuerst ausgesprochene Ansicht, dass das stärkere von den beiden Tieren dem Priester zufällt (s. Note 25), später wieder geändert und ist vielmehr auch der Ansicht, dass jeder von beiden, der Eigentümer und der Priester, den Anspruch auf die Hälfte von beiden Tieren hat, deshalb behält jeder seinen Anspruch, auch wenn das eine von beiden Tieren gestorben ist.",
+ "dem liegt der Beweis ob. und da der Priester den Beweis nicht führen kann, dass das noch lebende Junge das zuerst geworfene ist, so braucht ihm der Eigentümer nichts davon zu geben. Auch R. Tarfon erkennt diesen Grundsatz an; wenn das Junge in einem Gehöft geworfen worden ist, das dem Eigentümer des Viehs gehört, so dass dieser durch das ihm gehörende Gehöft von dem Jungen rechtsmässig Besitz ergriffen hat, so kann deshalb auch nach seiner Ansicht der Priester keinen Anspruch auf das Tier geltend machen. Umgekehrt erkennt auch R. Akiba dem Priester einen Anspruch zu, wenn das Junge unter Aufsicht eines Hirten an einem Orte geworfen worden ist, der nicht dem Eigentümer des Viehs gehört, und dieser demnach von dem Tiere noch gar nicht Besitz ergriffen hat. Ihre Ansichten gehen nur in dem Falle auseinander, wenn diese Besitzergreifung durch den Eigentümer allein nicht zweifellos feststeht, sondern auch eine gleichzeitige Besitzergreifung seitens des Priesters in Frage kommt. Das ist der Fall, wenn z. B. der Eigentümer sein Vieh auf seinem Felde durch einen Hirten weiden lässt, der Priester ist. Da ist nach R. Tarfon anzunehmen, dass der Eigentümer stillschweigend dem Priester für den Fall, dass die Tiere erstgeborene Junge werfen, ein Mit-Anrecht an seinem Felde eingeräumt hat, damit dem Priester dadurch die Erstgeburt sofort zufällt, indem er durch das Feld Besitz von ihr ergreift, weil der Eigentümer es sich als eine verdienstliche Tat anrechnet, dass er die geweihte Erstgeburt auf seinem Felde weiden lässt; es haben demnach der Priester und der Eigentümer zu gleicher Zeit von der geworfenen zweifelhaften Erstgeburt Besitz ergriffen, deshalb müssen sie sie sich teilen. R. Akiba dagegen ist der Ansicht, dass gerade weil in diesem Falle dem Eigentümer daraus, dass er dem Priester ein Besitz-Anrecht an seinem Felde einräumt, ein Schaden entstehen würde, es nicht anzunehmen ist, dass er dieses Mit-Anrecht dem Priester eingeräumt hat, das Junge ist also auch in diesem Falle, da es auf dem Felde des Eigentümers geworfen worden ist, sofort in den alleinigen Besitz des Eigentümers übergegangen, und ist daher dem Priester die Beweispflicht zuzuschieben, wenn er einen Anspruch darauf macht (Talmud).",
+ "hat der Priester gar keinen Anspruch. Der Priester kann nur einen Anspruch erheben, wenn das Vorhandensein einer männlichen Erstgeburt unzweifelhaft feststeht, es nur zweifelhaft ist, ob dieses Tier das zuerst geborene ist. In diesem Falle aber ist es ja ebenso möglich, dass das weibliche Tier zuerst den Kopf herausgesteckt hat, deshalb kann der Priester auch auf das männliche keinen Anspruch erheben, sondern es gehört dem Eigentümer, er muss es aber weiden lassen, bis es einen Leibesfehler bekommt, da es immerhin eine zweifelhafte Erstgeburt ist."
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+ "zwei männliche Junge geworfen haben. ohne dass jemand dabei gewesen ist.",
+ "muss man beide dem Priester geben. denn das ist nicht anzunehmen, dass beide Jungen von dem einen Tiere geworfen sind und das andere nur blutigen Abgang (טנוף s. weiter III, 1) geworfen hat.",
+ "gehört das männliche dem Priester. weil gewiss das männliche von dem einen und das weibliche von dem anderen Tiere geworfen worden ist.",
+ "gehört eines ihm und eines dem Priester. denn entweder sind beide männlichen von einem Tiere geworfen worden, dann ist nur das zuerst geworfene Erstgeburt, oder das eine Tier hat ein männliches und ein weibliches, das andere nur ein männliches geworfen, dann ist nur das letztere Erstgeburt, das erstere dagegen nur zweifelhafte Erstgeburt, da vielleicht das weibliche vor ihm geworfen worden ist.",
+ "Der Priester sucht sich das schönere aus. da nicht festzustellen ist, welches von beiden den Kopf zuerst herausgesteckt hat, ist es als das wahrscheinlichere anzunehmen, dass es das stärkere von beiden gewesen ist.",
+ "Der Anspruch auf das fettere ist unentschieden. Der Talmud erklärt den Ausdruck משמנים ביניהם mit שומן יהא ביניהן: dasjenige, um das das fettere Tier das andere an Wert übertrifft, bleibt zwischen ihnen, dem Eigentümer und dem Priester, liegen, d. h. einer hat keinen grösseren Anspruch darauf als der andere, nach dem Grundsatze המוציא מחברו עליו הראיה, behält sich darum der Eigentümer das fettere Tier. Danach wäre das Wort משמנים von שומן = Fett abzuleiten. Derselbe Ausdruck wird auch Bab. Batr. VII, 4 gebraucht, dort heisst es: האומר לחבירו חצי שדה אני מוכר לך משמנין ביניהן ונוטל חצי שדהו Wenn jemand einem Anderen sein halbes Feld verkauft und, wie es ja verkommen kann, die eine Seite des Feldes einen fetteren Boden hat als die andere, so muss der Käufer dem Verkäufer einen dem halben Wert des ganzen Feldes entsprechenden Teil seines Feldes geben. Es pflegt nun aber jeder lieber ein kleineres Feld mit fetterem Boden zu nehmen als ein den gleichen Wert darstellendes grösseres Feld mit magerem Boden. Mit dem Ausdruck משמנין ביניהם will nun die Mischna sagen, dass weder dem Verkäufer noch dem Käufer ein eigentliches Recht zusteht, gerade den Teil mit dem fetteren Boden für sich zu beanspruchen. Es darf deshalb der Verkäufer den fetteren Teil des Feldes für sich behalten und braucht dem Käufer nur einen dementsprechend grösseren Teil des Feldes mit magerem Boden zu geben nach dem Grundsatze, dass bei einem Verkauf in allen Zweifelsfällen das Recht auf Seiten des Verkäufers steht (יד לוקח על חתחתונה). Eine dritte Stelle, an der dieser Ausdruck gebraucht wird, ist Talm. Bab. Mez. 87 a: השוכר את הפועל ואמר לו כאחד וכשנים מבני העיר נותן לו בפחות שבשכירות דברי ר׳ יהושע וחכמים אומרים משמנים ביניהם Wenn jemand einen Arbeiter mietet und zu ihm sagt, ich miete dich für einen Lohn, den einer und andere in der Stadt erhalten, so sagt R. Josua, er braucht ihm nur den geringsten Arbeitslohn zu geben, den ein Arbeiter der Stadt zu erhalten pflegt, die Weisen aber sagen משמנים ביניהם d. h. der Mehrbetrag, um den der Lohn des bestbezahlten Arbeiters den des am schlechtesten bezahlten übersteigt, bleibt zwischen beiden, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, liegen und, da hier keinem von beiden ein Vorrecht zusteht, so wird er zwischen beiden geteilt, der Arbeiter erhält also einen Durchschnittslohn (s. Tosf. Joint zu Baba Batra VII, 4). Andere Erklärer leiten das Wort משמנים von שום = schätzen ab mit eingefügtem נ׳. Hoffmann (z. St. Bab. Batr.) nimmt es gleich dem arab. سمل = einen Vergleich machen, Frieden stiften, und übersetzt es mit „nach dem Durchschnitt schätzen“.",
+ "bis es einen Leibesfehler bekommt. vorher darf es nicht geschlachtet werden, da es ja möglich ist, dass gerade dieses Tier, das der Eigentümer für sich behalten hat, das zuerst herausgekommene war; selbstverständlich muss aus demselben Grunde auch der Priester das ihm zugefallene Tier weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt, als Erstgeburtsopfer darf er es nicht darbringen, weil es vielleicht gar keine Erstgeburt ist und man ein profanes Tier nicht im Heiligtum darbringen darf.",
+ "und es ist Abgabenpflichtig. denn entweder ist es keine Erstgeburt, dann steht dem Priester wie bei jedem anderen Tiere das Recht auf die Abgaben zu, oder es ist eine Erstgeburt, dann stände dem Priester eigentlich das Recht auf das ganze Tier zu.",
+ "Es ist davon frei. Als Grund für die Ansicht des R. Jose wird Mischna 8 angegeben, weil der Priester für dieses Tier, selbst wenn er einen Anspruch darauf gehabt haben sollte, bereits ein anderes angenommen hat, es ist deshalb ebenso, als wenn er zunächst das Tier als Erstgeburt erhalten, es dann aber, nachdem es einen Fehler bekommen, an den Eigentümer für das andere Tier verkauft oder eingetauscht hätte, von einem solchen Tiere braucht der Israelite dem Priester die Abgaben nicht zu geben.",
+ "Ist eines von beiden gestorben. bevor der Priester eines von ihnen bekommen hat.",
+ "Tarfon. Nach der Erklärung im Talmud hat R. Tarfon seine zuerst ausgesprochene Ansicht, dass das stärkere von den beiden Tieren dem Priester zufällt (s. Note 25), später wieder geändert und ist vielmehr auch der Ansicht, dass jeder von beiden, der Eigentümer und der Priester, den Anspruch auf die Hälfte von beiden Tieren hat, deshalb behält jeder seinen Anspruch, auch wenn das eine von beiden Tieren gestorben ist.",
+ "dem liegt der Beweis ob. und da der Priester den Beweis nicht führen kann, dass das noch lebende Junge das zuerst geworfene ist, so braucht ihm der Eigentümer nichts davon zu geben. Auch R. Tarfon erkennt diesen Grundsatz an; wenn das Junge in einem Gehöft geworfen worden ist, das dem Eigentümer des Viehs gehört, so dass dieser durch das ihm gehörende Gehöft von dem Jungen rechtsmässig Besitz ergriffen hat, so kann deshalb auch nach seiner Ansicht der Priester keinen Anspruch auf das Tier geltend machen. Umgekehrt erkennt auch R. Akiba dem Priester einen Anspruch zu, wenn das Junge unter Aufsicht eines Hirten an einem Orte geworfen worden ist, der nicht dem Eigentümer des Viehs gehört, und dieser demnach von dem Tiere noch gar nicht Besitz ergriffen hat. Ihre Ansichten gehen nur in dem Falle auseinander, wenn diese Besitzergreifung durch den Eigentümer allein nicht zweifellos feststeht, sondern auch eine gleichzeitige Besitzergreifung seitens des Priesters in Frage kommt. Das ist der Fall, wenn z. B. der Eigentümer sein Vieh auf seinem Felde durch einen Hirten weiden lässt, der Priester ist. Da ist nach R. Tarfon anzunehmen, dass der Eigentümer stillschweigend dem Priester für den Fall, dass die Tiere erstgeborene Junge werfen, ein Mit-Anrecht an seinem Felde eingeräumt hat, damit dem Priester dadurch die Erstgeburt sofort zufällt, indem er durch das Feld Besitz von ihr ergreift, weil der Eigentümer es sich als eine verdienstliche Tat anrechnet, dass er die geweihte Erstgeburt auf seinem Felde weiden lässt; es haben demnach der Priester und der Eigentümer zu gleicher Zeit von der geworfenen zweifelhaften Erstgeburt Besitz ergriffen, deshalb müssen sie sie sich teilen. R. Akiba dagegen ist der Ansicht, dass gerade weil in diesem Falle dem Eigentümer daraus, dass er dem Priester ein Besitz-Anrecht an seinem Felde einräumt, ein Schaden entstehen würde, es nicht anzunehmen ist, dass er dieses Mit-Anrecht dem Priester eingeräumt hat, das Junge ist also auch in diesem Falle, da es auf dem Felde des Eigentümers geworfen worden ist, sofort in den alleinigen Besitz des Eigentümers übergegangen, und ist daher dem Priester die Beweispflicht zuzuschieben, wenn er einen Anspruch darauf macht (Talmud).",
+ "hat der Priester gar keinen Anspruch. da es ja möglich ist, dass beide Tiere zuerst ein weibliches geworfen haben, die männlichen Jungen sind deshalb nur zweifelhafte Erstgeburt."
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+ "gehört eines ihm und eines dem Priester. weil als sicher anzunehmen ist, dass jedes der beiden Tiere eines von den Jungen geworfen hat.",
+ "Der Priester sucht sich das schönere aus. da nicht festzustellen ist, welches von beiden den Kopf zuerst herausgesteckt hat, ist es als das wahrscheinlichere anzunehmen, dass es das stärkere von beiden gewesen ist.",
+ "Der Anspruch auf das fettere ist unentschieden. Der Talmud erklärt den Ausdruck משמנים ביניהם mit שומן יהא ביניהן: dasjenige, um das das fettere Tier das andere an Wert übertrifft, bleibt zwischen ihnen, dem Eigentümer und dem Priester, liegen, d. h. einer hat keinen grösseren Anspruch darauf als der andere, nach dem Grundsatze המוציא מחברו עליו הראיה, behält sich darum der Eigentümer das fettere Tier. Danach wäre das Wort משמנים von שומן = Fett abzuleiten. Derselbe Ausdruck wird auch Bab. Batr. VII, 4 gebraucht, dort heisst es: האומר לחבירו חצי שדה אני מוכר לך משמנין ביניהן ונוטל חצי שדהו Wenn jemand einem Anderen sein halbes Feld verkauft und, wie es ja verkommen kann, die eine Seite des Feldes einen fetteren Boden hat als die andere, so muss der Käufer dem Verkäufer einen dem halben Wert des ganzen Feldes entsprechenden Teil seines Feldes geben. Es pflegt nun aber jeder lieber ein kleineres Feld mit fetterem Boden zu nehmen als ein den gleichen Wert darstellendes grösseres Feld mit magerem Boden. Mit dem Ausdruck משמנין ביניהם will nun die Mischna sagen, dass weder dem Verkäufer noch dem Käufer ein eigentliches Recht zusteht, gerade den Teil mit dem fetteren Boden für sich zu beanspruchen. Es darf deshalb der Verkäufer den fetteren Teil des Feldes für sich behalten und braucht dem Käufer nur einen dementsprechend grösseren Teil des Feldes mit magerem Boden zu geben nach dem Grundsatze, dass bei einem Verkauf in allen Zweifelsfällen das Recht auf Seiten des Verkäufers steht (יד לוקח על חתחתונה). Eine dritte Stelle, an der dieser Ausdruck gebraucht wird, ist Talm. Bab. Mez. 87 a: השוכר את הפועל ואמר לו כאחד וכשנים מבני העיר נותן לו בפחות שבשכירות דברי ר׳ יהושע וחכמים אומרים משמנים ביניהם Wenn jemand einen Arbeiter mietet und zu ihm sagt, ich miete dich für einen Lohn, den einer und andere in der Stadt erhalten, so sagt R. Josua, er braucht ihm nur den geringsten Arbeitslohn zu geben, den ein Arbeiter der Stadt zu erhalten pflegt, die Weisen aber sagen משמנים ביניהם d. h. der Mehrbetrag, um den der Lohn des bestbezahlten Arbeiters den des am schlechtesten bezahlten übersteigt, bleibt zwischen beiden, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, liegen und, da hier keinem von beiden ein Vorrecht zusteht, so wird er zwischen beiden geteilt, der Arbeiter erhält also einen Durchschnittslohn (s. Tosf. Joint zu Baba Batra VII, 4). Andere Erklärer leiten das Wort משמנים von שום = schätzen ab mit eingefügtem נ׳. Hoffmann (z. St. Bab. Batr.) nimmt es gleich dem arab. سمل = einen Vergleich machen, Frieden stiften, und übersetzt es mit „nach dem Durchschnitt schätzen“.",
+ "bis es einen Leibesfehler bekommt. vorher darf es nicht geschlachtet werden, da es ja möglich ist, dass gerade dieses Tier, das der Eigentümer für sich behalten hat, das zuerst herausgekommene war; selbstverständlich muss aus demselben Grunde auch der Priester das ihm zugefallene Tier weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt, als Erstgeburtsopfer darf er es nicht darbringen, weil es vielleicht gar keine Erstgeburt ist und man ein profanes Tier nicht im Heiligtum darbringen darf.",
+ "und es ist Abgaben-pflichtig. denn entweder ist es keine Erstgeburt, dann steht dem Priester wie bei jedem anderen Tiere das Recht auf die Abgaben zu, oder es ist eine Erstgeburt, dann stände dem Priester eigentlich das Recht auf das ganze Tier zu.",
+ "Es ist davon frei. Als Grund für die Ansicht des R. Jose wird Mischna 8 angegeben, weil der Priester für dieses Tier, selbst wenn er einen Anspruch darauf gehabt haben sollte, bereits ein anderes angenommen hat, es ist deshalb ebenso, als wenn er zunächst das Tier als Erstgeburt erhalten, es dann aber, nachdem es einen Fehler bekommen, an den Eigentümer für das andere Tier verkauft oder eingetauscht hätte, von einem solchen Tiere braucht der Israelite dem Priester die Abgaben nicht zu geben.",
+ "Es ist Abgaben-pflichtig. obwohl der Priester bereits ein anderes Tier dafür bekommen hat, weil er seinen Anspruch mit der doppelten Begründung stützen kann, entweder ist das Tier, das der Eigentümer sich behalten hat, die eigentliche Erstgeburt, dann gehörte es von Rechtens wegen ganz dem Priester, oder es ist nicht die Erstgeburt, dann steht ihm wenigstens das Recht auf die Abgaben zu. Diese Ansicht des R. Meir ist es, die die Mischna schon vorher ohne Namensnennung mit וחייב במתנות angeführt hat, sie wird hier nach dem Ausspruch des R. Jose nur nochmals wiederholt, um damit auszudrücken, dass R. Meïr nur diese Ansicht des R. Jose nicht teilt, dass dadurch, dass der Priester bereits ein anderes Tier bekommen hat, sein auf die angeführte doppelte Begründung sich stützender Anspruch aufgehoben wird. Wo dagegen ein solcher doppelt begründeter Anspruch seitens des Priesters nicht vorliegt, wie bei einem zweifelhaften Viehzehnt, wo der Priester nicht sagen kann, wenn das Tier ein Viehzehnt ist, dann gehört das ganze Tier mir, da von dem Viehzehnt nur die Opferteile geopfert werden, das Fleisch dagegen von den Eigentümern verzehrt wird, da ist auch R. Meir der Ansicht, dass der Priester keinen Anspruch auf die Abgaben erheben kann (Talmud).",
+ "Ist eines von beiden gestorben. bevor der Priester eines von ihnen bekommen hat.",
+ "Tarfon. Nach der Erklärung im Talmud hat R. Tarfon seine zuerst ausgesprochene Ansicht, dass das stärkere von den beiden Tieren dem Priester zufällt (s. Note 25), später wieder geändert und ist vielmehr auch der Ansicht, dass jeder von beiden, der Eigentümer und der Priester, den Anspruch auf die Hälfte von beiden Tieren hat, deshalb behält jeder seinen Anspruch, auch wenn das eine von beiden Tieren gestorben ist.",
+ "dem liegt der Beweis ob. und da der Priester den Beweis nicht führen kann, dass das noch lebende Junge das zuerst geworfene ist, so braucht ihm der Eigentümer nichts davon zu geben. Auch R. Tarfon erkennt diesen Grundsatz an; wenn das Junge in einem Gehöft geworfen worden ist, das dem Eigentümer des Viehs gehört, so dass dieser durch das ihm gehörende Gehöft von dem Jungen rechtsmässig Besitz ergriffen hat, so kann deshalb auch nach seiner Ansicht der Priester keinen Anspruch auf das Tier geltend machen. Umgekehrt erkennt auch R. Akiba dem Priester einen Anspruch zu, wenn das Junge unter Aufsicht eines Hirten an einem Orte geworfen worden ist, der nicht dem Eigentümer des Viehs gehört, und dieser demnach von dem Tiere noch gar nicht Besitz ergriffen hat. Ihre Ansichten gehen nur in dem Falle auseinander, wenn diese Besitzergreifung durch den Eigentümer allein nicht zweifellos feststeht, sondern auch eine gleichzeitige Besitzergreifung seitens des Priesters in Frage kommt. Das ist der Fall, wenn z. B. der Eigentümer sein Vieh auf seinem Felde durch einen Hirten weiden lässt, der Priester ist. Da ist nach R. Tarfon anzunehmen, dass der Eigentümer stillschweigend dem Priester für den Fall, dass die Tiere erstgeborene Junge werfen, ein Mit-Anrecht an seinem Felde eingeräumt hat, damit dem Priester dadurch die Erstgeburt sofort zufällt, indem er durch das Feld Besitz von ihr ergreift, weil der Eigentümer es sich als eine verdienstliche Tat anrechnet, dass er die geweihte Erstgeburt auf seinem Felde weiden lässt; es haben demnach der Priester und der Eigentümer zu gleicher Zeit von der geworfenen zweifelhaften Erstgeburt Besitz ergriffen, deshalb müssen sie sie sich teilen. R. Akiba dagegen ist der Ansicht, dass gerade weil in diesem Falle dem Eigentümer daraus, dass er dem Priester ein Besitz-Anrecht an seinem Felde einräumt, ein Schaden entstehen würde, es nicht anzunehmen ist, dass er dieses Mit-Anrecht dem Priester eingeräumt hat, das Junge ist also auch in diesem Falle, da es auf dem Felde des Eigentümers geworfen worden ist, sofort in den alleinigen Besitz des Eigentümers übergegangen, und ist daher dem Priester die Beweispflicht zuzuschieben, wenn er einen Anspruch darauf macht (Talmud).",
+ "hat der Priester gar keinen Anspruch. Der Priester kann nur einen Anspruch erheben, wenn das Vorhandensein einer männlichen Erstgeburt unzweifelhaft feststeht, es nur zweifelhaft ist, ob dieses Tier das zuerst geborene ist. In diesem Falle aber ist es ja ebenso möglich, dass das weibliche Tier zuerst den Kopf herausgesteckt hat, deshalb kann der Priester auch auf das männliche keinen Anspruch erheben, sondern es gehört dem Eigentümer, er muss es aber weiden lassen, bis es einen Leibesfehler bekommt, da es immerhin eine zweifelhafte Erstgeburt ist."
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+ "dürfen sie von den Eigentümern verzehrt werden. Nach R. Tarfon ist es zweifelhaft, ob als Erstgeburt nur ein solches männliches Junges zu betrachten ist, das als erstes Junges überhaupt geboren ist und, wie der Ausdruck פטר רחם besagt, auf dem natürlichen Wege geboren ist, oder ob das als erstes Junges geborene, auch wenn es nicht auf natürlichem Wege geboren ist, und das als erstes auf natürlichem Wege geborene, auch wenn ihm schon ein anderes auf nicht natürlichem Wege geborenes vorangegangen ist, als Erstgeburt zu betrachten sind; darum sind beide als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten, der Priester hat aber keinerlei Anspruch an sie, weil vielleicht keines von beiden als Erstgeburt zu betrachten ist, weil bei keinem von ihnen beide Bedingungen erfüllt sind.",
+ "Keines von beiden ist eine Erstgeburt. auch nicht einmal eine zweifelhafte, weil es nach seiner Ansicht feststeht, dasד eine Erstgeburt nur vorliegt, wo beide Bedingungen erfüllt sind."
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+ "Wenn Jemand ein Vieh von einem Nichtjuden kauft und es nicht bekannt ist. Die Talmudausg. lesen: ואינו יודע.",
+ "Ismael. auch wenn der Nichtjude angibt, dass das Tier bereits geworfen hat, dasselbe demnach nicht mehr Erstgeburtspflichtig ist, ist er ohne weiteres nicht beglaubt. Kauft man dagegen ein Vieh von einem Juden, so darf man, auch wenn man im Zweifel ist, sich darauf verlassen, dass es bereite geworfen hat, da anderenfalls der Verkäufer den Käufer darauf aufmerksam gemacht haben würde, um zu verhüten, dass er die Erstgeburt für sich verwendet (Talm. 21 b, Ansicht des R. Jochanan).",
+ "so gehört es. das männliche Junge, das sie wirft.",
+ "mit Bestimmtheit dem Priester. weil sie, wenn eiמe in ihrem ersten Lebensjahre wirft, nicht schon vorher ein Junges geworfen haben kann.",
+ "so ist es zweifelhaft. der Eigentümer braucht deshalb das Junge nicht einem Priester zu geben, sondern er lässt es weiden, bis es einen Leibesfehler bekommt, und dann kann er es für sich verwenden.",
+ "dass als Zeichen für das Vorhandensein einer Leibesfrucht beim Kleinvieh bereits blutiger Abgang. טינוף von טנף = beschmutzen, ein Blutabgang aus der Gebärmutter, der zuweilen, wie durch einen darin Erfahrenen festgestellt werden kann, nichts anderes ist als ein in den ersten Stadien der Entwickelung wieder eingegangener Fötus. Ein solcher Blutabgang kann bereits in der Zeit stattgetunden haben, wo das Tier noch nicht fähig war, ein lebensfähiges Junges zu werfen. Auch durch einen solchen Blutabgang, wenn er von einem Fötus herrührte, wird aber das Tier von der Erstgeburtspflicht frei, es ist deshalb auch das Junge, das die Ziege im ersten Jahre wirft, nur zweifelhafte Erstgeburt, ebenso das von einem Schaf im zweiten Jahre, und aus dem entsprechenden Grunde auch das von einer Kuh oder einem Esel im dritten Jahre geworfene Junge.",
+ "beim Grossvieh die Fruchthaut. שליא nach Maim, und Bart, die Fruchthaut, in welcher der Fötus liegt, nach Levy Wörterb. die Nachgeburt, abzuleiten von שלה = herausziehen.",
+ "und bei der Frau Nachgeburt. שפיר nach Maim. und Bart. die Nachgeburt, nach Anderen eine Fleischmasse oder Hautblase, auf denen die menschlichen Körperformen sich schon abzeichnen, nach Levy Wörterb. die Fruchthaut, abzuleiten nach Fleischer (ebendort Nachträge) von שפר = سغر abstreifen,",
+ "Hat ein Grossvieh. das noch nicht geworfen hatte.",
+ "einen Blut-Klumpen. חררא, von חרר = حرّ heiss sein, ein auf heissen Kohlen gebackener Kuchen, daher jede runde kuchenartige Form.",
+ "so muss dieser vergraben werden. Der Blutklumpen rührt sicher von einem eingegangenen Fötus her. Trotzdem haftet ihm keinerlei Heiligkeit an, auch nicht die einer zweifelhaften Erstgeburt, weil die gleiche Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass er von einem weiblichen wie dass er von einem männlichen Fötus herrührt, auch im letzteren Falle es aber immerhin möglich ist, dass aus ihm eine Missgeburt, die nicht als Erstgeburt gilt, geworden wäre, die grössere Wahrscheinlichkeit (רוב) spricht deshalb jedenfalls dafür, dass das daraus hervorgegangene Junge nicht als Erstgeburt heilig gewesen wäre. Deshalb ist es auch nicht einmal als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten, trotzdem muss es vergraben werden, um dadurch erkenntlich zu machen, dass ein nach ihm geworfenes männliches Junges nicht mehr als Erstgeburt gilt."
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+ "dass vielleicht das Junge von einem fremden Tiere war. dass das Tier, wie es zuweilen vorkommt, ohne überhaupt geworfen zu haben, Milch absondert und nun ein fremdes Junges an sich hat saugen lassen, sodass das erste Junge, das es nachher wirft, wenigstens als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten wäre, sondern es darf als sicher angenommen werden, dass das Tier bereits geworfen hat und das Junge, das es gesäugt hat, sein eigenes gewesen ist.",
+ "dass vielleicht das Junge eines von diesen zu einem von jenen und das Junge eines von jenen zu einem von diesen gekommen ist. dass vielleicht ein männliches Junges von einem der Tiere, das noch nicht geworfen hatte, das deshalb als Erstgeburt heilig ist, die Mutter verlassen und sich zu einem der anderen Tiere begeben hat, die bereits geworfen hatten, und dafür das weibliche Junge von diesem sich zu dem Muttertiere des ersteren begeben hat, so dass deshalb alle männlichen Jungen als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten wären, sondern es ist als sicher anzunehmen, dass jedes Junge bei seiner Mutter bleibt, und es sind deshalb nur die männlichen Jungen als Erstgeburt zu betrachten, die von den Muttertieren, die noch nicht geworfen hatten, gesäugt werden."
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+ "darf man mit dem Messer. Nach dem Talmud ist nicht בקופיץ, sondern ״ לקופיץ „für“ das Messer zu lesen (ed. Lowe hat in der Tat: לכפיס), das Haar darf nur mit der Hand, nicht aber mit einem Messer entfernt werden. Die Mischna gebraucht hier den Ausdruck קופיץ = Hackmesser statt des sonst gebräuchlichen סכין, weil es sich mit einem Hackmesser schwerer schlachten lässt und dabei Haare oder Wolle mehr stören als beim Schlachten mit einem Schlachtmesser (Tosaf).",
+ "die Stelle [zum Schlachten] von beiden Seiten frei machen. man darf die Haare von der Mitte nach beiden Seiten hin auseinanderziehen, so dass in der Mitte eine freie Stelle entsteht, obgleich man dabei leicht Haare ausreissen kann (Tif. Jis.).",
+ "und das Haar ausrupfen. mit der Hand, wenn das Haar trotzdem noch stört.",
+ "nur darf man es nicht von der Stelle forttragen. sondern muss es auf dem Körper des Tieres liegen lassen, damit jeder sieht, dass man es nur zu diesem Zwecke abgetrennt hat, weil das Scheeren einer Erstgeburt nach Deut. 15, 19 verboten ist.",
+ "ebenso. muss man das Haar auf dem Tiere lassen.",
+ "wenn man das Haar ausrupft. Talmudausg. und ed. Ven. וכן תולש; nach dem Talmud ist es auch לכתחלה erlaubt, das Haar zu diesem Zwecke auszurupfen."
+ ],
+ [
+ "und man hat es in eine Fensternische gelegt. Auch eine fehlerhafte Erstgeburt darf nicht geschoren werden. Es wird dies daraus geschlossen, weil es an der auf fehlerhaft gewordene geweihte Tiere bezogenen Schriftstelle (Deut. 12, 15) heisst: תזבח ואכלת בשר, sie dürfen ausserhalb des Heiligtums geschlachtet und ihr Fleisch darf gegessen werden, das Abscheeren der Wolle dagegen bleibt, auch nachdem sie einen Fehler bekommen haben, verboten. Das Verbot der abgeschorenen oder ausgefallenen Haare oder Wolle dagegen beruht nur auf einer Anordnung der Weisen (s. Note 22).",
+ "erlaubt. Da die noch an dem Tiere haftende Wolle durch das Schlachten für den Gebrauch erlaubt wird, wird auch die vorher von ihm losgelöste durch das Schlachten der Tiere erlaubt.",
+ "nach Ansicht der Weisen verboten. Der Grund, weshalb die Weisen die Benutzung der von einer fehlerhaften Erstgeburt ausgefallenen oder abgeschorenen Wolle verboten haben, ist die Befürchtung, man könnte behufs Benutzung der ausfallenden Wolle das Tier möglichst lange herumlaufen lassen, wodurch man leicht dazu kommen könnte, gegen die Vorschrift des Gesetzes das Tier zu scheeren oder zur Arbeit zu verwenden. Diese Befürchtung würde aber auch dann vorliegen, wenn es erlaubt wäre, die vorher ausgefallene Wolle nach dem Schlachten des Tieres zu benutzen.",
+ "Sohn des Mahalalel. in diesem Falle sind vielmehr auch die Weisen der Ansicht, dass aus dem Note 21 angegebenen Grunde es erlaubt ist, die Wolle zu benutzen.",
+ "es ist erlaubt. trotzdem da dieser Grund wegfällt, da auch die am Tiere haftende Wolle verboten bleibt und das Tier vergraben werden muss.",
+ "die noch lose an der Erstgeburt hängt. המדולדל so ed. pr., ed. Ven. und die Talmudausg. von דלדל = lockern. Die Mischna-Ausgaben lesen: המדובלל, ein zusammengesetztes Wort aus דלדל und בלל.",
+ "ist erlaubt. nachdem man das Tier geschlachtet hat, auch nach Ansicht der Weisen, wie sie von R. Jehuda tradiert wird.",
+ "als wäre sie mit abgeschoren worden. wenn die Haar-Wurzeln in der gleichen Richtung mit den übrigen Haar-Wurzeln liegen. Die Talmudausg. lesen statt עם הגיזה :מן הגיזה.",
+ "als wäre sie mit abgeschoren worden. wenn die unteren Spitzen nach oben gekehrt sind."
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+ ],
+ [
+ [
+ "sich mit der Erstgeburt zu befassen. הטפל von טפל = anheften, im Piel und Hisp.: sich mit etwas beschäftigen.",
+ "Beim Kleinvieh dreissig Tage und beim Grossvieh fünfzig Tage. Alle Abgaben an den Priester müssen ihm in einem brauchbaren und ansehnlichen Zustande übergeben werden, weil es Num. 18, 8 heisst, dass sie dem Priester למשחה, was der Sifre mit לגדולה erklärt, gegeben worden sind. Der Eigentümer darf deshalb die Erstgeburt nicht gleich nach der Geburt dem Priester übergeben, sondern erst, nachdem er sie einige Wochen bei sich aufgezogen hat. Für die angegebenen Fristen von 30 und 50 Tagen wird eine Andeutung in der Schriftstelle Exod. 22, 28 gefunden: מלאתך ודמעך לא תאחר בכור בניך תתן לי כן תעשה לשרך לצאנך, die dahin ausgelegt wird: wie das Erstlingsopfer (בכורים) von den Feldfrüchten, das ist nach Temura 4 a unter מלאתך zu verstehen, erst am שבועות, 50 Tage nach פסח, wo das Getreide auf dem Felde zu reifen beginnt, dargebracht wird, und wie die Auslösung des erstgeborenen Sohnes erst 30 Tage nach der Geburt zu erfolgen hat, so soll auch die Erstgeburt eines Rindes erst nach 50 Tagen und die von einem Kleinvieh erst nach 30 Tagen dem Priester übergeben werden.",
+ "Beim Kleinvieh drei Monate. weil bis dahin seine Zähne zu schwach sind, um Gras zu fressen und es deshalb mit seiner Ernährung auf die Mutter angewiesen ist.",
+ "darf er sie ihm nicht geben. weil mit der Übernahme dem Priester die Pflicht zufällt, für das Tier zu sorgen, bis es einen Leibesfehler bekommt, und es deshalb aussieht, als wenn der Eigentümer dem Priester das Tier, das er sonst vielleicht irgend einem anderen Priester gegeben haben würde, nur deshalb übergibt, weil dieser ihm als Gegenleistung dafür die Sorge für das Tier für die Zeit, die er dazu verpflichtet gewesen wäre, abnimmt, die Erstgeburt darf aber dem Priester nur ohne jede Gegenleistung übergeben werden.",
+ "so ist es erlaubt. weil in diesem Falle die Gegenleistung von Seiten des Priesters fehlt.",
+ "damit ich sie darbringe. weil auch da keine Gegenleistung von Seiten des Priesters vorliegt.",
+ "Die Erstgeburt muss vor Ablauf eines Jahres. von dem Tage an gerechnet, wo es hätte geschlachtet und verzehrt werden dürfen, das ist bei einem fehlerfreien Tiere vom achten Tage nach der Geburt an, bei einem fehlerhaft geborenen, wenn man bestimmt weise, dass es ein völlig ausgetragenes Tier gewesen, vom Tage der Geburt, andernfalls ebenfalls vom achten Tage nach der Geburt an.",
+ "sowohl die fehlerfreie wie die fehlerhafte. und sowohl jetzt wie zur Zeit, als der Tempel noch stand,",
+ "denn es heisst. Deut. 15, 20.",
+ "sollst du sie verzehren Jahr für Jahr. das sich ebenso auf die fehlerfreie Erstgeburt bezieht, von der in dem vorhergehenden Schriftverse, wie auf die fehlerhafte, von der in den nachfolgenden Versen die Rede ist."
+ ],
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+ "Hat sie innerhalb des Jahres einen Fehler bekommen, darf man sie bis zum Ablauf der vollen 12 Monate. vom achten Tage nach der Geburt an gerechnet, s. oben Note 7, nicht aber von dem Tage an, wo es den Fehler bekommen hat.",
+ "nach Ende des Jahres. da man seit Aufhören des Opferdienstes eine Erstgeburt ja auch über das Jahr hinaus so lange erhalten muss, bis sie einen Fehler bekommt.",
+ "darf man sie nur bis zum Ablauf von dreissig Tagen leben lassen. Nach Raschis Erklärung: Wenn das Tier noch in den Händen des Israeliten ist und nicht sofort ein Priester zur Hand ist, dem er es übergeben könnte, darf er noch 30 Tage warten, denn würde er es sofort schlachten und es fände sich nicht bald ein Priester, dem er es übergeben kann, würde das Fleisch ungeniessbar werden und dadurch den Priestern ein Schaden entstehen. Findet sich auch in den 30 Tagen kein Priester, so muss er das Tier schlachten und das Fleisch in Salz legen, damit es sich möglichst lange hält. Tosaf. dagegen erklären: Wenn das Tier noch in den Händen des Eigentümers ist, muss er es auch über die 30 Tage hinaus so lange halten, bis sich ein Priester findet, dem er es übergeben kann. Die Mischna dagegen spricht von dem Fall, dass das Tier sich bereits in den Händen des Priesters befindet, auch dann braucht dieser, wenn er das Fleisch gerade nicht gebraucht, das Tier nicht sofort zu schlachten, sondern ist ihm dafür ein Zeitraum von 30 Tagen gegeben. Diese Frist von 30 Tagen wird dem Eigentümer bezw. dem Priester auch dann zugestanden, wenn das Tier kurz vor Ablauf des Jahres einen Fehler bekommen hat, z. B. 15 Tage vorher, dann braucht es in einem solchen Falle erst 15 Tage nach Ablauf des Jahres geschlachtet zu werden."
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+ [
+ "Jehuda für erlaubt. wenn bei der Untersuchung sich herausstellt, dass der Fehler ein solcher war, durch den das Tier untauglich zum Opfer geworden wäre. Handelte es sich jedoch um einen Fehler am Auge, so ist das Tier auch nach R. Jehuda zum Genuss verboten, weil das Auge im Moment des Todeskampfes sich oft verändert und es deshalb nicht festzustellen ist, ob das Tier denselben Fehler schon vor dem Schlachten gehabt hat.",
+ "Da sie ohne Einholung des Urteils eines Fachkundigen. מומחה ein erprobter Fachmann, vom מחה = reiben (auf dem Prüfstein), erproben, s. Erubin V Note 31. So lange es noch eine religiöse Oberbehörde im heiligen Lande gab, durfte nur, wer von dem Oberhaupte derselben, dem נשיא, oder von einem ordinierten Gerichte im heiligen Lande dazu die Befugnis erhalten hatte, diese Untersuchung vornehmen. Wo es wie heute an einem solchen מומחה fehlt, darf die Untersuchung nur von drei einigermassen darin erfahrenen Gelehrten vorgenommen werden, jedoch dürfen diese das Schlachten des Tieres nur auf ganz grobe, deutlich erkennbare Fehler hin erlauben.",
+ "ist sie verboten. selbst wenn der Fehler sich an irgend einem anderen Körperteile befindet. Es ist dieses eine Vorbeugungsbestimmung (גזירה), damit man nicht dazu kommt, ein Tier nach dem Schlachten auf einem Fehler am Auge hin zu erlauben, s. oben Note 14."
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+ [
+ "so mass sie vergraben werden. auch wenn nachträglich fesigestellt wird, dass das Tier auf diesen Fehler hin hätte geschlachtet werden dürfen, und zwar nach R. Meir, was immer es auch für ein Fehler ist, nach R. Jehuda nur bei einem Fehler am Auge (s. d. vor. Mischna).",
+ "und er muss sie von dem Seinigen bezahlen. Nach dem Talmud braucht er jedoch, wenn es ein Grossvieh ist, nur die Hälfte des Wertes zu bezahlen, da es doch zweifelhaft ist, ob der Eigentümer überhaupt jemals einen Nutzen von dem Tiere gehabt haben würde, vielleicht war der Fehler nicht ein derartiger, dass ein Fachkundiger es daraufhin zu schlachten erlaubt haben würde, und selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, vielleicht hätte sich kein Fachkundiger getroffen, um es zu erlauben, und das Tier hätte auch später niemals einen solchen Fehler bekommen; dadurch, dass das Tier geschlachtet worden ist, hätte in diesem Falle der Eigentümer sogar noch den Vorteil, dass er es nun nicht mehr, ohne einen Nutzen von ihm zu haben, zu füttern und aufzuziehen braucht (ראב״ד). Ist es ein Kleinvieh, so braucht er sogar nur den vierten Teil des Wertes zu ersetzen, weil da die dem Eigentümer abgenommene Mühe der Aufzucht eine noch grössere ist, da nach Bab. Kam. VII, 7 es verboten war, in den bewohnten Teilen des heiligen Landes Kleinvieh grosszuziehen. Gegen die von Maim. gegebene, auch von Raschi angeführte Auslegung des משום גזירת מגדלי בהמה דקה נגעו ביה im Talmud, dass beim Kleinvieh deshalb nur der vierte Teil des Wertes als Ersatz festgesetzt worden sei, um damit diejenigen zu strafen, die gegen die Anordnung der Weisen Kleinvieh im heiligen Lande grossziehen, wenden Tosf. Chod. mit Recht ein, dass hier derjenige, dem der Ersatz zu leisten ist, d. i. der Priester, sich ja gar nicht gegen dieses Verbot vergangen hat, da er verpflichtet ist, die ihm übergebene Erstgeburt anzunehmen und grosszuziehen.",
+ "so muss er von dem Seinen bezahlen. er ist dem Geschädigten für den ihm entstandenen Schaden verantwortlich, nach der Ansicht Einiger jedoch nur dann, wenn er nicht nur durch sein Urteil, sondern auch durch eine das Urteil zur Ausführung bringende Handlung selbst den Schaden verursacht hat (Talmud).",
+ "Einst. In ed. pr. fehlt dieser ganze Abschnitt über R. Tarfon.",
+ "den Hunden zum Frass vorwerfen lassen. er hatte sie für trefa erklärt und sie war deshalb den Hunden vorgeworfen worden.",
+ "Todos. ed. Lowe: תודרוס.",
+ "ohne dass. Talmudausg.: שאין.",
+ "man ihr vorher die Gebärmutter herausgeschnitten hat. und sie bleiben dennoch lebensfähig, ein Beweis, dass das Tier durch das Fehlen der Gebärmutter nicht trefa wird (s. Chullin III, 1).",
+ "damit sie keine Junge bekomme. Die aus Alexandria kommenden standen höher im Werte als die von anderswo, man wollte deshalb verhüten, dass anderswo die gleichen Arten gezüchtet werden und dadurch den Alexandrinern der Verdienet geschmälert werde.",
+ "Tarfon. er glaubte, dass er nun ersatzpflichtig gemacht werden würde und meinte deshalb scherzend, dass er seinen Esel würde verkaufen müssen, um die Kuh zu bezahlen.",
+ "denn du bist von einem Gerichtshof für fachkundig erklärt. Talmudausg.: ר׳ טרפון אתה מומחה לבית דין.",
+ "ist von der Ersatzpflicht befreit. Auch ohne dies würde er aber nicht ersatzpflichtig gewesen sein, da seine Entscheidung mit einem unwidersprochenen Ausspruche der Mischna (Chull. III, 2) im Widerspruche stand, und in einem solchen Falle die getroffene Entscheidung immer als ungültig betrachtet wird und ein Ersatzanspruch nicht geltend gemacht werden kann (Talmud)."
+ ],
+ [
+ "auf dessen Entscheidung hin. Ed. Ven.: עליו.",
+ "er wäre so fachkundig wie Ela in Jabne. Nach Raschi und Maim. ist hier unter מומחה nicht nur als fachkundig erprobt, sondern auch als zuverlässig und glaubwürdig erprobt zu verstehen. Ascheri erklärt: wie Ela in Jabne, der wegen seiner Fachkunde so bekannt war, dass man sich von überallher an ihn wandte, so dass er sich überhaupt keiner anderen Beschäftigung widmen konnte, deshalb musste ihm gestattet werden, für die Zeit, die er darauf verwendete, eine Entschädigung zu nehmen.",
+ "dem die Weisen. Die Talmudausg. fügen hinzu: ביבנה.",
+ "vier Issar. איסר = ἀσσάριον lat. as, ungefähr 3 Pfennige."
+ ],
+ [
+ "dessen Zeugen - Aussagen sind ungültig. Ed. pr. und Ven.: עדותו בטילה (s. Tosf. Jomt).",
+ "für das Besprengen. desjenigen, der durch einen Toten verunreinigt worden ist.",
+ "und für das Herstellen des Sühnwassers. Das Hineintun der Asche der verbrannten Kuh und Vermischen derselben mit dem Wasser in dem Gefäss (s. Num. 19, 17) wird קידוש genannt.",
+ "dessen Wasser ist wie Höhlen-Wasser. in einer Höhle angesammeltes Wasser, während zum Sühnwasser nur Quell-Wasser verwendet werden darf.",
+ "und dessen Asche ist wie Herd-Asche. das von ihm angefertigte oder verwendete Sühnwasser hat ebenso wenig Wirkung, als wenn dasselbe aus Höhlen-Wasser und Herd-Asche hergestellt worden wäre. מקלה der Herd, von קלה = verbrennen.",
+ "Ist er. der die Erstgeburt besichtigt oder als Richter oder als Zeuge fungiert oder das Sühnwasser hergestellt hat.",
+ "ein Priester und hat er sich dabei. auf dem Wege dorthin oder während er damit beschäftigt war.",
+ "so dass er keine Hebe geniessen darf. so dass ihm jetzt ein Schaden entstehen würde, wenn er sich selbst beköstigen müsste, da Nichtheillges immer höher im Preise steht als Hebe, die nur von Priestern gegessen werden darf.",
+ "entschädigen. Nach der Erklärung Abajis im Talm. ist unter כפועל zu verstehen כפועל בטל של אותה מלאכה, das heisst nach der Erklärung Raschis: er darf sich nicht die ganze Summe ersetzen lassen, die er sonst während der Zeit durch seine gewohnte Arbeit verdient haben würde, sondern er muss sich davon soviel in Abzug bringen lassen, wie es ihm wert ist, dass er anstatt der schwereren Arbeit, die er sonst zu verrichten hat, nur diese leichtere Beschäftigung verrichtet, nach Tosaf. und Maim. soviel, wie es ihm wert ist, wenn er anstatt seiner sonstigen Beschäftigung gar nichts zu verrichten hätte, da nach der Erklärung Raschis er für seine Beschäftigung mit den genannten Dingen doch immerhin noch eine Bezahlung nehmen würde."
+ ],
+ [
+ "verdächtig ist. ein Priester, der im Verdacht steht, dass er Erstgeburten schlachten lässt, auch ohne dass sie einen Fehler haben, oder dass er ihnen absichtlich Fehler beibringt, um sie schlachten zu können.",
+ "von dem darf man kein Rehfleisch kaufen. auch kein Rehfleisch, weil es wie Kalbfleisch aussieht und man deshalb nicht wissen kann, ob es nicht vielleicht Kalbfleisch ist, das man von ihm nicht kaufen darf, da es ja von einer nicht zum Schlachten erlaubten Erstgeburt herrühren kann.",
+ "und keine ungegerbten. bei gegerbten Fällen dagegen liegt die Befürchtung nicht vor, da er doch immerhin darauf gefasst sein muss, dass die Wahrheit bekannt wird, und daher nicht anzunehmen ist, dass er sich noch die Mühe machen wird, die Felle zu gerben, auch über das Gerben eine ganze Zeit vergeht und dadurch die Wahrscheinlichkeit grösser wird, dass die Wahrheit an den Tag kommt (Maim.).",
+ "Felle von weiblichen Tieren darf man von ihm kaufen. ohne befürchten zu müssen, dass es Felle von männlichen Tieren sind, aus denen die Stelle, an der sie als solche zu erkennen sind, herausgeschnitten worden ist.",
+ "Auch darf man von ihm keine nur eben vom Schmutz gereinigte. מלובן וצואי erklärt der Talmud mit מלובן מצואתו, das heisst: von ihrem Schmutz gereinigt, aber nicht so gereinigt, dass sie vollständig weise ist, deshalb heisst es מלובן וצואי: gereinigt und doch noch schmutzig-dunkel.",
+ "aber gesponnene und zu Tüchern verarbeitete. wenn auch ungesponnene, zu Filz verarbeitete. Ed. pr. und Lowe haben hier statt ואריג :ובגדים.",
+ "darf man von ihm kaufen. aus dem Note 43 angegebenen Grunde."
+ ],
+ [
+ "verdächtig ist. dass er entgegen dem Verbot im siebenten Jahre sein Feld bestellt oder mit den Früchten des siebenten Jahres Handel treibt.",
+ "von dem darf man keinen Flachs. weil seine Samenkörner gegessen werden und er deshalb zu den geniessbaren Erdfrüchten gezählt wird.",
+ "selbst gehechelten nicht. weil das Hecheln nur geringe Mühe macht.",
+ "aber gesponnenen und geflochtenen. אריג kann hier nicht wie sonst „gewebt“ bedeuten, denn zum Weben verwendet man nur gesponnene Fäden, danach wäre ואריג nach dem voranstehenden טווי selbstverständlich. Der Talmud erklärt deshalb אריג mit תיכי, Ketten- oder Flechtwerk, das auch aus ungesponnenem Flachs hergestellt wird. Ed. pr. und Lowe haben hier anstatt ובגדים :ואריג."
+ ],
+ [
+ "von dem darf man nicht einmal Wasser oder Salz kaufen. obwohl das Dinge sind, bei denen doch gar nichts zu befürchten ist, haben es die Weisen verboten, um den Verdächtigen damit zu strafen.",
+ "was der Heben- oder Zehntenpflicht untersteht. oder worin auch nur etwas enthalten ist (שיש בו), was der Heben- oder Zehnten-Pflicht untersteht. זיקת von זקק = fesseln, binden, das Band, das eine Sache an etwas bindet, die Verbindlichkeit.",
+ "darf man nicht von ihm kaufen. Wasser oder Salz von ihm zu kaufen, ist dagegen nicht verboten."
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+ [
+ "Wer in bezug auf die Früchte des siebenten Jahres verdächtig ist. S. Note 48.",
+ "ist es noch nicht in bezug auf die Zehnten. dass er das Verbot nicht beachten wird, dass der zweite Zehnt nicht ausserhalb Jerusalems verzehrt werden darf, und noch viel weniger, dass er den ersten Zehnt oder den Armen-Zehnt oder gar Hebe, durch deren Genuss ein Nichtpriester sich dar Todesstrafe schuldig machen kann, verwenden wird, ohne auzugeben, was es ist, da er sich dadurch auch gleichzeitig der Veruntreuung ihm nicht gehörenden Gutes schuldig machen würde (Tif. Jis.).",
+ "ist es noch nicht in bezug auf die Früchte des siebenten Jahres. weil das Gesetz über den zweiten Zehnt eine strengere Bestimmung enthält als das über die Früchte des siebenten Jahres, indem jener nur in Jerusalem verzehrt werden darf, diese dagegen, soweit und so lange sie zum Genuss erlaubt sind, überall, andererseits aber wieder das Gesetz über die Früchte des siebenten Jahres eine strengere Bestimmung enthält als das über den zweiten Zehnt, indem dieser ausgelöst werden kann, jene dagegen, sobald sie zum Genuss verboten sind, nicht ausgelöst werden dürfen, sondern vernichtet werden müssen. Die Nichtbeachtung eines Gebotes macht aber nur dann auch der Nichtbeachtung eines anderen Gebotes verdächtig, wenn dieses nicht strengere Bestimmungen enthält als das erstere.",
+ "ist es auch in bezug auf die Reinheit [der Speisen. Wer auch nichtheilige Speisen nur geniesst, wenn sie nicht unrein geworden sind, darf ihm nicht trauen, wenn er die Speisen als rein bezeichnet, denn, da er der Übertretung jener Verbote, die Tora-Verbote sind, verdächtig ist, ist ihm um so weniger zu trauen, wo es sich wie bei dem Geniessen von unreinen nichtheiligen Speisen nur um Beobachtung einer von den Weisen getroffenen Anordnung handelt. So erklärt Bart. das חשוד על הטהרות. Maim. bezieht es auf seine allgemeine Glaubwürdigkeit in bezug auf Speisen, die von ihm als rein bezeichnet werden, ob sie nicht als unrein zu betrachten sind, so dass man sich zu hüten hat, anderes durch Berührung mit ihnen zu verunreinigen, auch da handelt es sich nur um etwaige Übertretung einer rabbinischen Verordnung, es ist ihm deshalb kein Glauben beizumessen (s. הלכות שמטה ויובל VIII, 16).",
+ "es kann aber einer in bezug auf die Reinheit [der Speisen] verdächtig sein und er ist es nicht in bezug auf jene beiden. Nach Bart., wonach die Mischna meint, dass er verdächtig ist, solchen, die sich überhaupt des Genusses unreiner Speisen enthalten, unreine Speisen zu essen zu geben, ist daraus nicht auf seine Unzuverlässigkeit in bezug auf Früchte des siebenten Jahres und in bezug auf Zehnte zu schliessen, weil es sich bei diesen um Tora-Gebote, bei jenem dagegen nur um die Innehaltung einer rabbinischen Verordnung handelt. Nach der Erklärung des Maim. will die Mischna mit dem ויש שהוא חשוד sagen, dass es wohl Fälle gibt, wo man von dem einen nicht auf das andere schliessen kann, wenn er nämlich nur verdächtig ist, mit den Reinheitsgesetzen es da nicht genau zu nehmen, wo es sich um Verunreinigungen handelt, die nur auf rabbinischer Verordnung beruhen; wenn er aber verdächtig ist, dieselben auch da nicht zu beachten, wo es sich um nach biblischem Gesetze Unreines handelt, da ist er auch als verdächtig in bezug auf Früchte des siebenten Jahres und in bezug auf Zehnte zu betrachten.",
+ "darf in ihr kein Richter und kein Zeuge sein. S. weiter V, 4, wonach dieser Grundsatz nur die Ansicht des R. Meir wiedergibt, während R. Simon ben Gamliel die Ansicht vertritt, dass wegen eines blossen Verdachtes er nur, wo es sich um seinen eigenen Vorteil handelt, nicht beglaubt ist, wohl aber, wo es sich um das Eigentum eines Anderen handelt."
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+ "Alle untauglich gewordenen Opfertiere. Zu Opfern bestimmte Tiere, die einen Fehler bekommen haben, so dass sie nicht mehr als Opfer verwendet werden können.",
+ "dürfen. nachdem sie ausgelöst worden sind.",
+ "auf dem Markt. אטליז vom griech. xαταλυσις = Handelsstation, Markt.",
+ "verkauft werden. Die Talmudausgaben und die meisten Mischna-Ausgaben haben vor נמכרים באיטליז die Worte: הנאתן להקדש, in ed. pr. und ed. Ven. fehlen sie.",
+ "und auf dem Markt geschlachtet werden und nach Gewicht. לטרא = λιτρα, ein Pfund, das gangbarste Gewicht, nach dem Fleisch verkauft wurde.",
+ "ausser der Erstgeburt und dem Zehnt. Der Viehzehnt darf eigentlich überhaupt nicht verkauft werden, weder der fehlerfreie noch der fehlerhafte, weder lebend noch geschlachtet, weder ganz noch geteilt (s. Maas. Sehen. I, 2). Es ist dieses Verbot in diesem Umfange jedoch nur eine rabbinische Verordnung, für die allerdings eine Hindeutung in dem Schriftvers Lev. 27, 33 gefunden wird s. Talm.). Für Viehzehnte, die Waisenkindern gehören, die dieselben zu eigenem Verbrauche zu verwenden zumeist gar nicht in der Lage sind, haben die Rabbinen diese Verordnung nicht getroffen, sondern in diesem Falle es bei dem biblischen Verbote belassen, dass nur der fehlerfreie und noch lebende Viehzehnt nicht verkauft werden darf.",
+ "weil bei ihnen die Eigentümer den Nutzen haben. wenn durch den öffentlichen Verkauf und den Verkauf nach Gewicht eine grössere Einnahme erzielt wird nur um für die Eigentümer einen grösseren Nutzen zu erzielen, hat man es aber nicht erlaubt, ursprünglich geweihte Tiere wie ganz gewöhnliche Kaufware zu behandeln.",
+ "bei den untauglich gewordenen Opfertieren dagegen hat das Heiligtum den Nutzen. denn dadurch, dass die Tiere öffentlich und nach Gewicht verkauft werden dürfen, erhalten sie einen höheren Wert und kann für das Heiligtum schon bei ihrer Auslösung ein höherer Preis für sie erzielt werden.",
+ "Bei der Erstgeburt darf man ein Teil gegen das andere ab wiegen. So nach Maim., der מָנָה Anteil liest und erklärt: die Priester dürfen bei der Verteilung des Fleisches von der dargebrachten Erstgeburt die einzelnen Teile gegen einander abwiegen, damit jeder den gleichen Anteil erhält. Raschi und Barten. dagegen lesen מָנֶה = Mine und erklären: obwohl es nicht erlaubt ist, das Fleisch der fehlerhaft gewordenen Erstgeburt nach Gewicht zu verkaufen, ist es gestattet, wenn man ein Stück Fleisch hat, dessen Gewicht man kennt, das Fleisch der Erstgeburt dagegen abzuwiegen."
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+ "Ein Israelite darf nicht eingeladen werden. ימנה von מנה = zählen, zugezählt, zur Teilnahme am Mahle zugezogen werden.",
+ "mit dem Priester zusammen die Erstgeburt. die fehlerhaft gewordene.",
+ "zu verzehren. weil es Num. 18, 18 heisst: ובשרם יהיה לך כחזה התנופה וכשוק הימין, was nach Beth-Schammai sich nicht nur auf die fehlerfreie, sondern auch auf die fehlerhafte Erstgeburt bezieht.",
+ "Beth-Hillel erlauben es. Beth-Hillel folgern dies daraus, weil nach Deut. 15, 22 selbst Unreine davon essen dürfen; der Schriftvers Num. 18, 18 kann sich nach ihnen daher nur auf Fleisch von einer fehlerfreien Erstgeburt beziehen.",
+ "selbst einem Nicht-Israeliten. weil es ebendort heisst: כצבי וכאיל, und diese immer auch für einen Nicht-Israeliten erlaubt sind. Ed. pr. liest: ואפלו גר.",
+ "nicht zur Ader lassen. selbst an einer solchen Stelle nicht, wo durch den Einschnitt, den man zum Aderlass machen muss, kein Fehler an dem Tiere entsteht; weil zu befürchten ist, dass, wenn dieses erlaubt wird. der Eigentümer aus Furcht, dass das Tier sonst eingehen wird, den Aderlass auch an solchen Stellen vornimmt, wo man dem Tiere dadurch einen Leibesfehler beibringt; einer Erstgeburt einen Leibesfehler beizubringen, ist aber verboten, weil es heisst (Lev. 22, 21): כל מום לא יהיה בו, was dahin ausgelegt wird: es soll kein Fehler an ihm entstehen, verursacht werden.",
+ "Man darf sie zur Ader lassen. an solchen Stellen, wo durch den Aderlass kein Leibesfehler entstehen kann, weil nach Ansicht der Weisen, wenn man dieses auch verbieten würde, aus dem angeführten Grunde gerade umgekehrt zu befürchten wäre, dass er dann auch an solchen Stellen, wo dadurch ein Leibesfehler entsteht, den Aderlass vornehmen würde (Pessach. 11 a).",
+ "nur darf man ihr dabei keinen Leibesfehler beibringen. an Stellen, wo solches zu befürchten ist, muss deshalb der Aderlass so vorgenommen werden, dass kein Leibesfehler dadurch entsteht, ist das nicht möglich, so darf er nicht vorgenommen werden. Ist jedoch der Blutandrang so stark, dass das Tier ohne Aderlass bestimmt eingehen würde, so darf derselbe auch dann vorgenommen werden, weil in diesem Falle das Tier bereits als mit einem wenn auch zu beseitigenden Fehler (מום עובר) behaftet zu betrachten ist, und nach Ansicht der Weisen das biblische Verbot, einer Erstgeburt einen Fehler beizubringen, sich nur auf die fehlerfreie Erstgeburt bezieht, von der in dem Schriftvers Lev. 22, 21 die Rede ist (s. Tosaf. 34 a v. אילימא).",
+ "selbst wenn man ihr dadurch einen Leibesfehler beibringt. R. Simon ist der Ansicht, dass man ein Verbot nur dann übertritt, wenn man die Absicht hat, die verbotene Handlung vorzunehmen, hier aber hat man ja nicht die Absicht, dem Tiere einen Fehler beizubringen, sondern es von dem Blutandrang zu befreien (דבר שאין מתכוין מותר). Allerdings ist auch nach R. Simon eine Handlung verboten, mit der eine wenn auch gar nicht beabsichtigte Übertretung eines Verbotes notwendig verbunden ist (פסיק רישיה), hier aber ist es doch möglich, dass der Aderlass ausgeführt wird, ohne dass ein bleibender Fehler zurückbleibt. Tif. Jis. will diesen letzteren Grund nicht gelten lassen, er erklärt deshalb die Differenz zwischen der Ansicht der Weisen und der des R. Simon in anderer Weise: R. Simon ist der Ansicht, dass der Blutandrang als ein zu beseitigender Fehler zu betrachten ist, deshalb ist es nach biblischem Gesetze gar nicht verboten, dem Tiere auch einen bleibenden Fehler beizubringen (s Note 17), die Rabbinen haben allerdings das Verbot auch auf solche Tiere ausgedehnt, die bereits einen zu beseitigenden Fehler haben, für einen Fall wie diesen, wo dadurch das ganze Tier verloren gehen kann, haben sie aber diese Erschwerung nicht getroffen. Die Weisen dagegen sind der Ansicht, dass der Blutandrang überhaupt nicht als ein Fehler, auch nicht als ein zu beseitigender, zu betrachten ist, da er zuweilen auch ohne Aderlass vorübergeht, es handelt sich deshalb um ein biblisches Verbot, das unter keinen Umständen übertreten werden darf."
+ ],
+ [
+ "Bringt man. der Priester, dem die Erstgeburt gehört, um sie schlachten und für sich verwenden zu können.",
+ "der Erstgeburt [absichtlich] eine Verletzung. צרם arab. صرم = abschneiden, einschneiden, s. weiter VI, 1.",
+ "so darf sie nie mehr geschlachtet werden. auch wenn sie später von selbst einen anderen Leibesfehler bekommt, zur Strafe für den Eigentümer, weil er gegen das Verbot gehandelt hat.",
+ "darf sie auf diesen hin geschlachtet werden. Ebenso darf auch, wenn der Priester stirbt, sein Sohn schon auf diesen Fehler hin das Tier schlachten, und wenn der Priester trotz des Verbotes das Tier geschlachtet hat, dürfen andere das Fleisch geniessen, weil nur ihn selbst, der das Verbot übertreten hat, die Strafe treffen soll.",
+ "Was hat es mit diesem für ein Bewandtnis. טיב syr. ܛܶܐܒܳܐ = Gespräch, Geräusch, dann Gerücht, Art und Weise; er wunderte sich, dass man einen solch’ alten Bock mit solch’ langen Haaren herumlaufen liess.",
+ "Da nahm er einen Dolch. פגיון = pugio. Die Talmudausg. lesen: פיגום.",
+ "und brachte ihm eine Verletzung am Ohre bei. ohne dass er wissen konnte, dass das Tier daraufhin schon geschlachtet werden durfte.",
+ "dass sie ihn für erlaubt erklärt hatten. Talmudausg.: ואחר שהתירו הלך.",
+ "darauf erklärten sie sie für verboten. da er bei diesen Tieren schon die Absicht hatte, ihnen einen Fehler beizubringen, auf den hin sie geschlachtet werden dürfen, und er dazu durch die ihm gegebene Antwort veranlasst worden war.",
+ "wo es absichtlich. durch den Eigentümer selbst, auch wenn er dem Tiere den Fehler nicht direkt beibringt, sondern es nur absichtlich in eine Lage bringt, in der es sich den Fehler von selbst zuziehen muss, oder durch einen anderen, wenn dieser durch eine dahin zielende Äusserung des Eigentümers dazu veranlasst worden ist und die Absicht hat, ihm dadurch einen Gefallen zu erweisen.",
+ "wo nicht absichtlich. durch den Eigentümer selbst, oder durch einen anderen, wenn dieser auch durch eine Äusserung des Eigentümers dazu veranlasst dem Tiere den Fehler absichtlich beibringt, der Eigentümer aber gar nicht die Absicht hatte, ihn dazu zu veranlassen."
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+ "Wenn eine Erstgeburt jemanden. und wenn es selbst der Priester ist, dem die Erstgeburt gehört.",
+ "verfolgt. um ihn zu stossen. Ed. pr. und Ven.: דוחפו.",
+ "darf. Talmudausg.: שוחטין, ed. pr. und Ven.: לא ישחט.",
+ "sie darauf bin geschlachtet werden. weil er dabei nicht die Absicht hatte, ihr den Fehler beizubringen. Selbst wenn er dem Tiere den Tritt erst versetzt hat, nachdem es von der Verfolgung abgelassen, darf es nach Maim. und Ascheri geschlachtet werden, weil er dabei nicht die Absicht hatte, das Tier zu verletzen, sondern nur es zu strafen.",
+ "beglaubt. wenn sie sagen, dass das Tier sich den Fehler von selbst zugezogen hat, und es ist nicht zu befürchten, dass der Hirte der ihm von dem Priester übergebenen Erstgeburt den Fehler absichtlich beigebracht hat, in der Erwartung, dass der Priester, wenn er die Erstgeburt schlachtet, ihn zum Verzehren des Fleisches mit einladen wird, weil nicht anzunehmen ist, dass er um eines solchen kleinen Vorteils willen sich in dieser Weise vergehen wird.",
+ "sind sie nicht beglaubt. Gehört die Erstgeburt einem Priester, so ist zu befürchten, dass der Hirte wahrheitswidrig behauptet, das Tier habe sich den Fehler von selbst zugezogen, in der Erwartung, dass dafür sein Herr ihm den Gegendienst erweisen wird, wenn er ihn als Zeugen dafür aufruft, dass eine ihm, dem Hirten, gehörende Erstgeburt, der er absichtlich einen Fehler beigebracht hat, sich diesen von selbst zugezogen habe. Gehörte die Erstgeburt noch einem Israeliten, so ist zu befürchten, dass der Hirte ihr den Fehler absichtlich beigebracht hat und nun das Gegenteil behauptet, in der Erwartung, dass der Eigentümer ihm, als dem nächststehenden, das Tier überlassen wird. Diese Befürchtungen treffen allerdings nur bei dem Hirten zu, dem die Erstgeburt zur Hut übergeben worden ist. Auch sonst genügt aber nicht die Aussage eines Priesters zur Beglaubigung der Tatsache, dass sich das Tier den Fehler von selbst zugezogen hat, weil Priestern in dieser Beziehung im allgemeinen kein volles Vertrauen zu schenken ist, sondern es müssen mindestens zwei Priester die Tatsache bezeugen, wogegen die Aussage eines Israeliten schon als glaubwürdig gilt.",
+ "ist er. auch der einzelne Priester, auch wenn er der Hirte ist, selbst die eigenen Hausleute des Eigentümers mit Ausnahme seiner Frau (Talmud).",
+ "darf in ihr nicht Richter und nicht Zeuge sein. Der Aussage von Priestern ist deshalb überhaupt kein Glauben beizumessen, auch wenn noch so viele und ganz fremde die Tatsache bezeugen. Nach Maim., dem auch Barten. folgt, genügt nach R. Meir im Gegensatz zu der Ansicht des ersten Tanna auch nicht das Zeugnis eines Israeliten, sondern muss die Tatsache von zwei unbeteiligten Israeliten bezeugt werden."
+ ],
+ [
+ "und sie hat einen Leibesfehler. das Tier ist als mit einem Fehler behaftet erklärt worden, auf den hin es geschlachtet werden darf. Es wird dem Priester wohl zugetraut, dass er dem Tiere absichtlich einen Fehler beibringen wird, da es sich da nur um die Übertretung eines einfachen Verbotes handelt, aber nicht, dass er es, so lange es noch als Opfertier für jeden profanen Gebrauch verboten ist, zu solchem verwenden wird. Den Ausführungen in der vorhergehenden Mischna entsprechend wird vorausgesetzt, dass der Priester die Tatsache, dass das Tier sich den Fehler von selbst zugezogen hat, sich anderweitig bezeugen lässt oder behauptet, das Tier schon mit diesem Fehler behaftet von dem Eigentümer erhalten zu haben, in diesem Falle bedarf es keines weiteren Zeugnisses, weil angenommen wird, dass der Priester nicht etwas behaupten wird, was sich hinterher durch die entgegengesetzte Aussage des Eigentümers als unwahr herausstellen kann.",
+ "sind alle beglaubt. dass sich das Tier den Fehler von selbst zugezogen hat, der es zum Opfertier unbrauchbar macht, weil diese Verpflichtung auch ohne Übertretung eines Verbotes umgangen werden kann, indem man vor dem Verzehnten allen Tieren der Herde einen Fehler beibringt, der sie zu Opfertieren unbrauchbar macht.",
+ "der ein Vorderfusse abgehauen oder ein Hinterfuss gebrochen ist. wo die Unheilbarkeit des Fehlers für jeden offensichtlich ist.",
+ "darf auf den Ausspruch von drei Männern der Synagoge. Unter בני הכנסת sind wohl Männer der Synagoge d. h. der Gemeinde-Versammlung zu verstehen, vertrauenswürdige Männer, wenn sie auch keine Torakenntnisse besitzen; Raschi erklärt: שאינן חכמים. Nach dem Talmud sind diese jedoch nur befugt, wo kein Fachkundiger vorhanden ist.",
+ "geschlachtet werden; R. Jose sagt: Selbst wenn ein Collegium von 23 Männern. die kleinen Gerichtshöfe, Synedrien, in den Städten bestanden aus 23 Männern."
+ ],
+ [
+ "Hat jemand eine Erstgeburt geschlachtet und davon verkauft. In den Talmudausg. fehlt das ומכרו.",
+ "er muss ihnen aber dennoch das Geld dafür zurückgeben. als Strafe dafür, dass er ihnen verbotenes Fleisch zu essen gegeben hat.",
+ "muss vergraben werden. selbst wenn sich herausstellt, dass das Tier tatsächlich einen unheilbaren Leibesfehler hatte.",
+ "er muss ihnen aber dennoch das Geld dafür zurückgeben. In den Talmudausg. fehlen die Worte: ויחזיר להם את הדמים.",
+ "geben sie ihm zurück. da er es ja noch dazu verwenden kann, es an einen Nichtjuden zu verkaufen oder den Hunden zu fressen zu geben.",
+ "was es als trefa wert ist. und was sie ihm darüber bezahlt haben, muss er ihnen zurückgeben."
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+ "Auf folgende Fehler. Nach der Tradition sind die in der Tora (Deut. 15, 21 u. Lev. Cap. 21 u. 22) angeführten Fehler nur als Beispiele angeführt; als Leibesfehler (מום קבוע), auf den hin eine Erstgeburt geschlachtet werden darf, gilt jeder Fehler, der wie die dort angeführten bleibend ist, d. h. nicht von selbst wieder verheilt und äusserlich sichtbar ist.",
+ "wenn sie eine Lücke. נפגמה heisst es, wenn an dem verletzten Teile etwas fehlt, es genügt, wenn die Lücke auch nur so gross ist, dass der Fingernagel, wenn er darüber hinfährt, daran hängen bleibt.",
+ "am Knorpel. Talmudausg.: חסחוס, der knorpelige Teil des Ohres.",
+ "aber nicht an der Haut. Nach Raschi und Bart.: der Ohrzipfel, nach Maim.: der häutige Ansatz rings um den knorpeligen Teil des Ohres.",
+ "wenn es. das Ohr am Knorpel.",
+ "wenn es. wenn das Loch so gross wie ein Wickenkorn ist, einerlei ob das Loch rund oder länglich ist.",
+ "so gross wie eine Wicke. Talmudausg. בעינו."
+ ],
+ [
+ "wenn im Auge ein Häutchen ist. ein durch ein weisses Häutchen über dem Schwarzen gebildeter Fleck oder eine durch ein dunkles Häutchen im Schwarzen gebildete Vertiefung; ein Häutchen im Weissen des Auges dagegen gilt nicht als Fehler (Maim.).",
+ "eine Vermischung. Was unter תבלול zu verstehen ist, erklärt die Mischna weiter. Nach einigen Erklärern gehören תבלול חלזון ונחש zusammen: eine Vermischung, die חלזון und נחש genannt wird; nach Maim. ist תבלול eine Vermischung des Weissen und Schwarzen im Auge, חלזון und נחש dagegen ein Auswuchs, der das Schwarze im Auge zum Teil bedeckt.",
+ "ein Überzug. חלזון = Schnecke, hier Name einer Augenkrankheit, die, wie die Schnecke, die Gegenstände, über die sie hinkriecht, den Augapfel, mit einer weisslichen Substanz überzieht Fleischer in Levy, Chald. Wörterb. I, S. 425).",
+ "eine Schlange. Nach dem Talmud sind נחש und חלזון Benennungen für denselben Fehler, der nach Barten. deshalb auch נחש genannt wird, weil der Auswuchs gesprenkelt zu sein pflegt wie die Haut der Schlange.",
+ "oder eine Beere. Talmudausg.: ועצב.",
+ "Wenn das Weisse den Rand der Iris. סירא verw. mit זירא, hebr. זר = Einfassung, Kranz, hier der den Augapfel umschliessende Kreis.",
+ "gilt nicht als Fehler. In den Talmudausg. fohlen die Worte: שאין מומין בלבן."
+ ],
+ [
+ "Weisse Punkte. Die Mischna-Ausg. haben חורוד, die richtige Lesart scheint die der Talmudausg.: חורור lies: חִוַּרְוַר zu sein, von חִוַּר = weiss, danach erklären auch Raschi und Bart.: eine Krankheit, bei der weisse Flecken im Auge entstehen. Maim. erklärt es im Kommentar mit „blind“, חלכות ביאת מקדש VII, 5 und ה׳ איסורי מזבח II, 12 gibt er es geradezu mit סנורים wieder, auch der Aruch erklärt es mit סנורים unter Hinweis auf Targ. Jon. zu Gen. 19, 11, wo בסנורים mit בחיורוריא übersetzt wird. Levy Chald. Wörterb. verweist dazu auf das lat. albugines oculorum = Staar. Dementsprechend erklärt Maim. auch das folgende המים: in das Auge eingedrungenes Wasser, durch das dem Auge die Sehkraft genommen ist. Die Untersuchung, von der in der Mischna weiter die Rede ist, soll sich demnach darauf erstrecken, ob das Tier inzwischen die Sehkraft wieder gewonnen hatte oder nicht.",
+ "und Wasser. Hier erklärt auch Barten.: in das Auge eindringendes Wasser, durch das die Sehkraft gehindert wird.",
+ "wenn sie dauernd da sind. הקבועין bezieht sich sowohl auf חיורור wie auf המים.",
+ "Innerhalb der achtzig Tage muss man sie drei Mal. nach Raschi und Maim. nach je 26½ Tagen, nach Tosaf. am Anfang, in der Mitte und am Ende der 80 Tage.",
+ "untersuchen. zeigt es eich bei einer Untersuchung, dass sie nicht mehr da sind, ist es kein מום קבוע, auch wenn sie nachher wieder auftreten, bis sie von diesem Wiedererscheinen an achtzig Tage ununterbrochen da waren.",
+ "Wann. אלו hier Interrogativpron. wie das aram. איילין.",
+ "ist das Wasser als dauernd zu betrachten. Ed. pr.: ואפילו הם מומים הקבועים, ed. Ver.: ואלו הם מומין הקבועין.",
+ "Nachdem sie frisches. im Adar und der ersten Hälfte des Nissan auf dem Felde stehendes.",
+ "und trockenes. im Elul und der ersten Hälfte des Tischri auf dem Felde stehendes.",
+ "[Grünfutter] von Regen-Feldern. die keiner künstlichen Bewässerung bedürfen. Maim. (s. Comment.) erklärt של גשמים mit: in der Regenzeit gewachsen, er zieht deshalb diesen Absatz mit zu den folgenden und erklärt: wenn sie frisches und trockenes zur Regenzeit oder frisches und trockenes von künstlich bewässerten Feldern oder zuerst trockenes und dann frisches gefressen hat, gilt es noch nicht als Fehler.",
+ "gefressen hat. und der Fehler trotzdem nicht geschwunden ist. Der Talmud gibt noch eine Anzahl genauerer Bestimmungen an, sind dieselben nicht beobachtet worden, gilt es als zweifelhaft, ob der Fehler ein מום קבוע ist. Zu בית חשלחין s. Bab. Mez. IX, Note 9.",
+ "[oder. Die Talmudausg. und Lowe haben או, das in den sonstigen Mischna-Ausg. fehlt.",
+ "zuerst trockenes und dann frisches. selbst von Regenfeldern.",
+ "bis sie das trockene nach dem frischen gefressen hat. Talmudausg.: הלח ואח״ב חיבש."
+ ],
+ [
+ "eine Lücke hat oder gespalten ist. und es von aussen sichtbar ist.",
+ "wenn die Lippe. Talmudausg.: שפמו.",
+ "wenn die äusseren Zähne. Talmudausg.: חוטין. Unter חיטין sind nach Bart. die Zähne zu verstehen, ebenso nach dem Aruch v. חט; die äusseren Zähne werden die Mittelzähne genannt, die beim Öffnen des Mundes sichtbar werden, die inneren die Seiten- oder Backenzähne. Raschi erklärt חוטין duch ינציבש = gencives (Bech. 35a und 37a), das ist das Zahnfleisch, in welchem die Zähne sitzen. Maim. versteht unter חוטין החיצונות die beiden Hörner des Schildknorpels, die in die Mundhöhle hineinragen, unter חוטין הפנימיות die beiden Schildknorpelplatten, die R. Chanina ben Antigonus מתאימות nennt, weil sie vorne zusammenstossen; er erwähnt aber auch die andere Erklärung, wonach unter חוטין die Zähne zu verstehen sind und unter הפנימיות die Mahl- oder Backenzähne (s. Mischn. Comment.).",
+ "eine Lücke haben. aussen etwas abgebrochen ist.",
+ "oder weggebrochen sind. bis auf das Zahnfleisch abgefault oder abgebrochen sind.",
+ "oder die inneren mit der Wurzel ausgebrochen sind. aber nicht, wenn sie nur abgebrochen sind, weil sie nur bei weitem Öffnen des Mundes sichtbar werden.",
+ "Von den Doppelzähnen an. Talmudausg.: התיומת, die Stockzähne, die Doppelzähne genannt werden, weil sie eine doppelte Wurzel haben und wie aus zwei Zähnen zusammengesetzt erscheinen.",
+ "auch die Doppelzähne selbst nicht. auch wenn sie mit der Wurzel herausgebrochen sind, gilt es nicht als Fehler."
+ ],
+ [
+ "oder an der weiblichen Scham. so weit sie von aussen sichtbar ist.",
+ "bei Opfertieren. anderen Opfertieren, da Erstgeburt ja nur ein männliches Tier ist.",
+ "aber nicht am Gelenk. den fleischigen Teilen zwischen einem Knochen und dem anderen.",
+ "oder wenn das Ende des Schwanzes sich in noch einen Knochen abzweigt. in zwei Enden ausläuft, jedes mit einem besonderen Knochen, so nach Tosaf. und Maim., die מפציל in der im rabb. Hebräisch gebräuchlichen Bedeutung von „sich spalten“ nehmen. Raschi und Bart. leiten es vom bibl. פצל = abschälen ab und erklären: wenn am Ende des Schwanzes die Haut und das Fleisch bis auf den Knochen abgeschält ist.",
+ "oder wenn. Ed. Ven.: או שיש עליו בשר.",
+ "zwischen einem Glied. des Schwanzes.",
+ "und dem anderen. Talmudausg.: מחוליא לחוליא.",
+ "ein fingerbreites. so lang wie die Breite eines Daumens."
+ ],
+ [
+ "Wenn sie keine Hoden oder. Ed. pr. u. Ven. fehlt: או.",
+ "nur eine Hode hat. Nach dem Talmud ist die Mischna so zu verstehen: אין לו ביצים wenn die Hoden nicht, wie es sonst der Fall ist, jede in einem anderen getrennten Teile des Hodensackes liegen, sondern beide zusammen in einem Sack, oder אין לו אלא ביצה אחת wenn der Hodensack geteilt, aber nur eine Hode darin ist.",
+ "Man setzt sie. wenn der Hodensack geteilt und nur eine Hode darin ist.",
+ "auf ihren After. עכוז = der After. Raschi und Bart. erklären es als gleichbedeutend mit עגבות, das sowohl die Schamteile wie das Gesäss bedeutet. Ed. pr. und Lowe lesen: הרגיזו (s. Maim. Comm.)",
+ "kommt sie schliesslich hervor. und nur, wenn dies nichts nützt, gilt es als Fehler.",
+ "Akiba erklärte [das Tier] für erlaubt. da die Hode trotz des Drückens nicht herausgekommen war, erklärte er das Tier für erlaubt wie ein solches mit nur einer Hode."
+ ],
+ [
+ "oder das nur drei hat. wenn das Tier ein Vorderbein zu viel oder zu wenig hat; hat es ein Hinterbein zu viel oder fehlt eines, so ist es trefa.",
+ "das eingezogene. קלט = zusammenziehen, einziehen, daher auch: in sich aufnehmen (ערי מקלט); wenn die Füsse zusammengezogen, geballt sind, nicht länglich gestreckt.",
+ "ein ausgerenktes. שחול von שחל = herausziehen.",
+ "und ein Lenden-Tier. כסול denominativum von כסל die Lende.",
+ "Wenn eine Hüfte höher ist als die andere. wenn der eine Hüftknochen höher als sonst an der Lende befestigt ist, so dass das Tier hinkt."
+ ],
+ [
+ "auch wenn es nicht erkennbar ist. so lange sich das Tier nicht bewegt; ist es aber auch bei der Bewegung nicht zu erkennen, so ist es kein Fehler, da nur sichtbare Fehler als Fehler gelten.",
+ "Diese Fehler hat Ela. S. oben IV, 5.",
+ "Von diesen. Talmudausg. und Lowe: אלא את אלו.",
+ "wenn die Augenhöhle. Nach Raschi Nidda 23 a ist unter גלגל die ganze Augenhöhle, in der das Auge sitzt, zu verstehen.",
+ "wenn das Maul dem eines Schweines gleicht. wenn es auch nicht, wie beim Schwein, spitz zuläuft, wenn nur die obere Lippe über der unteren vorsteht.",
+ "und wenn von dem Laute hervorbringenden Teile der Zunge. das ist, soweit sie nicht am Gaumen angewachsen ist.",
+ "Nach der Entscheidung eines späteren Gerichtshofes sind auch dieses Fehler. Talmudausg.: הרי זה מים."
+ ],
+ [
+ "Es traf sich. bei der Besichtigung einer Erstgeburt. Talmudausg.: ומעשה.",
+ "und sie sagten. Ed. pr. u. Ven.: ואמרו לו.",
+ "Das ist ein Fehler. jedoch nur, wenn der Knochen. nicht aber, wenn nur der fleischige Teil hinausragt (Talm.).",
+ "Wenn es ein Knochen ist. wenn das Doppel-Ohr durch einen Knorpel gebildet wird, der nach innen umgebogen ist",
+ "wenn es nicht ein Knochen ist. sondern das Doppel-Ohr aus zwei von einander getrennten Knorpeln besteht. So nach Raschi und Bart., wonach עצם hier gleichbedeutend mit תנוך ist. Maim. dagegen übersetzt עצם mit „Gebilde“ und erklärt entgegengesetzt zu Raschis Erklärung: wenn das zweite Ohr ein Gebilde für sich ist, d. h. wenn es aus einem besonderen Knorpel besteht, ist es ein Fehler, wenn es kein Gebilde für sich ist, sondern beide Ohren aus einem Knorpel bestehen, ist es kein Fehler. Die Talmudausg. lesen: בזמן שאין בו עצם.",
+ "Wenn der Schwanz des Böckchens dem eines Schweines gleicht. wenn er rund ist statt platt und breit.",
+ "und wenn er nicht drei Glieder hat. Nach dem Talmud bezieht sich das nur auf den Schwanz eines Lammes, der eines Ziegenböckchens dagegen braucht nur zwei Glieder zu haben."
+ ],
+ [
+ "Wenn im Auge. auch im Weissen des Auges, wo blosse Veränderungen nicht als Fehler gelten, s. oben Mischna 2.",
+ "eine Blatter. S. Erubin X, Note 76.",
+ "ist. wenn auf der Blatter Haare stehen, wenn sie auch keinerlei Knochensubstanz enthält (s. weiter Mischna 12).",
+ "wenn am Knochen eines Vorderbeines oder Hinterbeines eine Lücke. die von aussen bemerkbar ist.",
+ "wenn sich ein Knochen im Maule. der Unter- oder Oberkieferknochen, in denen die Zähne befestigt sind.",
+ "losgelöst hat. Talmudausg.: ושנפרק, Lowe: ושניפקס.",
+ "wenn ein Auge gross. beim Lamm so gross wie ein Kalbsauge.",
+ "und eines klein. wie das Auge einer Gans. Nach Raschi (Bech. 3 b) gilt es als Fehler, auch wenn das eine Auge gross oder klein und das zweite unverändert wie bei jedem anderen gleichen Tiere ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn der Schwanz am Kalbe nicht bis zum Beingelenk. ערקוב arab. عَرقوب = Ausbuchtung am Hinterbeine.",
+ "Bei allen jungen. מרבית = Zuwachs, die junge Aufzucht; Raschi und Bart. nehmen מרבית = תרבות in der Bedeutung von „Art“.",
+ "Kälbern ist es so. Raschi und Bart. erklären: bei allen Kälbern ist es so, dass der Schwanz bis zum Beingelenk reicht, reicht er nicht bis dahin, ist es deshalb ein Fehler. Maim. dagegen erklärt: bei allen Kälbern ist es so, dass der Schwanz nicht so weit reicht, sondern erst später nachwächst, es ist deshalb kein Fehler.",
+ "dehnen sie. die Schwänze.",
+ "Bis zum Gelenk in der Mitte des Schenkels. das ist das Gelenk zwischen dem obersten und dem mittleren von den drei Gliedern des Beines."
+ ],
+ [
+ "weder im Heiligtum. als Opfer, weil zu Opfern nur ganz tadellose Tiere verwendet werden dürfen.",
+ "noch im Lande. d. h. ausserhalb des Heiligtums, weil die hier folgenden Fehler nicht als eigentliche Fehler gelten, man darf sie daher nicht eher zu profanem Gebrauche verwenden, bis sie sich einen solchen bleibenden Fehler zugezogen haben.",
+ "Wenn die weissen Flecke oder das Wasser [im Auge] nicht dauernd da sind. S. oben Mischna 3.",
+ "wenn die inneren Zähne. Talmudausg.: וחוטין. S. oben Note 29.",
+ "aber nicht ausgerissen. Ed. pr. und Ven. ושנעקרו. Lowe: ושנגממו.",
+ "ein Tier mit feuchtem Grind. das ist nach dem Talmud hier unter גרב zu verstehen, während mit dem unter den untauglich machenden Fehlern aufgezählten גרב (Lev. 22, 22) der trockene Grind gemeint ist.",
+ "mit einer Blatter. ohne Knochen und ohne Haare im Weissen des Auges (s. oben Mischna 10); eine Blatter oder Warze ohne Knochen am übrigen Körper wird דלדול genannt und gilt beim Tiere überhaupt nicht als Fehler (s. Maim. Comm. und weiter VII, 7).",
+ "mit einer Flechte. mit Ausnahme der egyptischen Flechte, die mit dem in der Schrift genannten ילפת gleichbedeutend ist und als מום קבוע gilt.",
+ "wenn es alt. wenn ein Opfertier die vorgeschriebene Altersgrenze überschritten hat oder wenn es vor Altersschwäche zittert (s. Para I, 2).",
+ "wenn eine Sünde mit ihm begangen worden ist. d h. wenn es einen Menschen begattet hat oder von ihm begattet worden ist.",
+ "oder es einen Menschen getötet hat und nur ein Zeuge oder die Eigentümer selbst es bezeugen. wurde es durch zwei Zeugen bezeugt, so wurde das Tier gesteinigt. In ed. pr., Lowe und Ven. fehlen die Worte: ע״פ עד אחד או ע״פ חבעלים.",
+ "und ein unbestimmt. טומטום von טמטם = verstopfen, verschliessen, dessen Geschlecht nicht zu erkennen ist, weil die Geschlechtsteile hinter einer Haut versteckt liegen.",
+ "oder doppelt-geschlechtliches. אנדרוגינוס = ἀνδρόγυνος.",
+ "Ismael. Talmudausg.: ר׳ שמעון.",
+ "Das ist gar keine Erstgeburt. keine männliche, sondern ein Gebilde (בריה) für sich.",
+ "sondern es darf geschoren und zur Arbeit verwendet werden. Nach dem Talmud bezieht sich die Kontroverse zwischen R. Ismael und den Weisen nur auf אנדרוגינוס, ein טומטום dagegen gilt nach Maim. immer als zweifelhafte Erstgeburt, nach Ascheri nur, wenn das Tier wie ein weibliches Tier nach hinten uriniert, uriniert es dagegen wie ein männliches Tier, gilt es als männliche Erstgeburt und muss dem Priester gegeben werden, es darf aber trotzdem nicht als Opfer dargebracht werden."
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+ "[Alle] diese Fehler machen auch beim Menschen untauglich. sie gelten als Leibesfehler, durch die der Priester zum Opferdienste untauglich wird.",
+ "der kegelköpfige. כילון erklärt der Talmud: דדמי רישיה לאכלא, dessen Kopf einem אכלא gleicht. אכלא ist nach Raschi und Bart. ein unten breiter und oben spitz zulaufender Deckel, nach Maim. (Comm.) ein langhalsiger Heber. Musafia leitet כילון von dem lat. cilo ab = cui caput oblongum et compressum est. Eine andere Lesart ist בילון (s. Aruch), ebenso בילון, דדמי רישיה לאבלא gr. βελονη = die Spitze.",
+ "der rübenköpfige. לפתן leitet der Talmud von לפת = Mohrrübe ab, dessen Kopf wie der Kopf einer Mohrrübe, oben breit und nach unten spitz zulaufend, ist und so auf dem Halse sitzt, dass er vorne und hinten über ihn hinausragt.",
+ "der hammerköpfige. מקבן von מקבת der Hammer, an dessen Kopf vorne die Stirn und hinten der Hinterkopf so weit hervorstehen, dass der Kopf wie ein Hammer aussieht (Aruch).",
+ "dessen Kopf eingedrückt. שקוע niedergedrückt, nach Maim.: als wenn man den Kopf mit der Hand von oben eingedrückt hat. Der Talmud, ebenso Lowe, lesen: שקוט = gesenkt, nach Raschi: wenn der Vorderkopf nach dem Gesichte zu schräge nach unten abfällt.",
+ "oder hinten abgeplattet. שקיפס, Lowe: ספיקס, Talmudausg.: סקיפת, arab. أَسقَف = krummgebogen, nach Raschi: wenn die Erhöhung am Hinterkopfe fehlt, so dass der Kopf hinten ganz flach abfällt, nach Maim.: wenn der Hinterkopf über den Nacken stark hervorsteht und also der Kopf hinten nach unten zu schräge abfällt, so dass es aussieht, als wenn dort ein Stück fehlen würde (s. Talm.).",
+ "Jehuda für tauglich. jedoch nur, wenn der Höcker nur aus einem Fleisch-Auswuchs besteht, enthält er aber auch eine Knochenbildung, so gilt er auch nach R. Jehuda als Leibesfehler."
+ ],
+ [
+ "Wer nicht wenigstens einen Strich. Ed. Ven.: שטח.",
+ "der rund herum. am Hinterkopf.",
+ "ist er tauglich. Zieht sich jedoch der Strich von Ohr zu Ohr nur um den Vorderkopf oder um den ganzen Kopf, während die Mitte kahl ist, so gilt dieses als Kahlköpfigkeit und der Betreffende ist zum Dienst untauglich (Talmud).",
+ "der in der Tora. Lev. 21, 20.",
+ "der. mit dem Ausdruck גבן ist der gemeint.",
+ "dessen Augenbrauen herabhängen. d. h. dessen Rückgrat so verkrümmt ist, dass es aussieht, als wenn er einen doppelten Rücken hätte. R. Chanina leitet das Wort גבן von גב = der Rücken ab. Alle die angeführten Missbildungen gelten nach der Ansicht aller als Fehler und machen den Betreffenden untauglich, nur darin gehen die Ansichten auseinander, welche von ihnen die Schrift mit dem Ausdruck גבן meint.",
+ "der. mit dem Ausdruck גבן ist der gemeint."
+ ],
+ [
+ "Der plattnasige. Lev. 21, 18.",
+ "Wer seine beide Augen in einem Zuge schminkt. indem der Nasenrücken so eingedrückt ist, dass eine gerade Linie von dem einen Auge zum anderen führt.",
+ "wer das Zimmer und das Obergemach zugleich überblickt. d. h. wenn beim Sehen die beiden Augen nach verschiedenen Richtungen blicken.",
+ "wer das Sonnenlicht nicht verträgt. eigentlich: wer in die Sonne schaut, סכי von סכא = sehen, schauen, ein euphemistischer Ausdruck für den, der das Sonnenlicht nicht verträgt, wie סגי נהור = hellsehend für den Blinden. Nach Tosaf. (86 b) ist סכי eine Abkürzung für חסוכי חסוכי שמש, = die sich dem Sonnenlicht entziehen.",
+ "der unpaarige. זוגדוס zusammengesetzt aus זוג = Paar und דוס = δις, zweierlei Paar, wenn das eine Auge eine andere Farbe oder Form hat als das andere. Jedes ungleiche Paar bei den Gliedmassen wird זיגדוס genannt. Die Talmudausg. lesen: והזגדן.",
+ "und der triefäugige. צירן triefend, von ציר = Saft, Flüssigkeit. Nach dem Talmud: dessen Augen rund sind, triefen und zwinkern (s. Raschi und Aruch).",
+ "wem die Augenwimpern. ריס oben VI, 2 das Augenlid, hier die Haare am Augenlid.",
+ "wegen des unangenehmen Anblicks. Sind aber mit den Wimpern auch die Haarwurzeln ausgefallen, so gilt dies als ein untauglich machender Leibesfehler. Der Unterschied ist der, dass Priester, die mit einem Leibesfehler behaftet sind, wenn sie trotzdem am Opferdienst sich beteiligen, sich wegen Übertretung eines Verbotes strafbar machen, solche dagegen, die nur wegen des unangenehmen Anblicks vom Dienste ausgeschlossen sind, wenn sie ihn trotzdem verrichten, sich nicht strafbar machen."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Augen so gross sind wie die von einem Kalb oder so klein wie die von einer Gans. auch wenn beide Augen gleich gross oder klein sind.",
+ "wenn der Körper zu gross ist für seine Glieder oder zu klein für seine Glieder. wenn Leib und Glieder nicht in normalem Verhältnis zu einander stehen.",
+ "wenn die Nase zu gross oder zu klein ist im Verhältnis zu den anderen Gliedern. Der Talmud fügt hinzu: כאצבע קטנה, das heisst nach Raschi, wenn die Nase um die Breite seines kleinen Fingers länger ist als bei anderen Menschen von der gleichen Grösse; nach Maim. gibt כאצבע קטנה die normale Grösse der Nase an, sie soll bei einem normalen Menschen ebenso lang sein wie sein kleiner Finger.",
+ "der צִמֵּם und der . Talmudausg.: הצומם והצומע.",
+ "Dessen Ohren schwammartig sind. nach Raschi und Bart.: zusammengeschrumpft mit verengten Öffnungen, wie ein ausgepresster trockener Schwamm; nach Maim.: aufgeblasen, wie ein mit Wasser gefüllter Schwamm."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Oberlippe über die untere vorsteht oder die Unterlippe über die obere. wenn auch nur der fleischige Teil und nicht der Knochen s. oben VI Note 63).",
+ "Wenn die Zähne fehlen. Talmudausg.: ושנשרו.",
+ "wegen des unangenehmen Anblicks. auch wo es bei einem Tiere nicht als Leibesfehler gilt (s. oben VI, Note 29).",
+ "wer an Fallsucht. נכפה Nif. von כפה = Umstürzen, Bezeichnung für den Fallsüchtigen.",
+ "wer an Starrkrämpfen. so erklären Maim. und Bart. das. רוח קצרית באה עליו.",
+ "wer einen übergrossen Hodensack hat. der bis zum Knie herabhängt (Bart.). מאושכן denom. von אשך die Hode. Ed. Lowe: הטשועבז, Schafel von עבוז ,עבז = die Hode.",
+ "oder ein übergrosses männliches Glied. גבר hier wie sonst אבר Bezeichnung für das männliche Glied.",
+ "dessen Hoden zerrieben. Talmudausg.: שנימחו.",
+ "der Wind in seinen Hoden hat. dessen Hoden aufgeschwollen sind (Bart.).",
+ "der wie ein Dunkelfarbiger aussieht. Nach R. Chanina ist das ח von מרוח zum folgenden Worte und das א von אשך zum vorhergehenden Worte hinüberzuziehen, so dass es heisst: מראו חשך."
+ ],
+ [
+ "Wer mit den Fussknöcheln oder den Knieen aneinanderschlägt. indem die Beine soweit nach aussen gewendet stehen, dass die Kniee, oder soweit nach innen, dass die Fussknöckel beim Gehen an einander schlagen.",
+ "einen Wulst. פיקה s. Chullin X, Note 54. Ed. pr. und Lowe lesen: פיקיס, Talmudausg.: פיקין Nach Maim. הלכות ביאת מקדש VIII, 13 ist darunter zu verstehen, wenn der Fussknöchel oberhalb der Ferse übermässig weit vorsteht. Nach Bart. gibt das folgende פיקח יוצאה מגידלו die Erklärung für בעל פיקה. Der Talmud erklärt בעל הפיקין mit: שיש לו כסתות חרבה, was nach Aruch v. כסת bedeutet: wenn die Ferse und die hintere Fusssohle ein starkes Fleischpolster haben, so dass zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil des Fusses eine starke Vertiefung ist; der Gegensatz dazu ist שופנר, nach dem Talm.: שאין לו כסתות כל עיקר, das ist der plattfüssige.",
+ "[am Fusse] hat oder krummbeinig. wenn die Beine nicht gerade sondern gebogen sind.",
+ "Wenn. S. Note 39.",
+ "ein Wulst aus der grossen Zehe. oder aus dem Daumen der Hand (Bart. und Maim.).",
+ "wenn die Ferse hinten heraussteht. so dass das Bein auf der Mitte des Fusses steht (Talm.).",
+ "wenn die Fusssohle breit ist wie bei einer Gans. anstatt langgestreckt.",
+ "Wenn die Finger. an der Hand oder die Zehen am Fuss.",
+ "sind sie es nur. nach Maim. bezieht sich dieses nur auf קלוטות, nicht auch auf מורכבית (s. חלכות ביאת מקדש VIII, 11 u. 13).",
+ "bis zum [mittleren] Gelenk. dem mittleren Fingergelenk, das ist dem ersten nach dem, mit dem der Finger an der Hand befestigt ist.",
+ "Wer einen überzähligen Finger hatte und ihn weggeschnitten hat. selbst wenn der überzählige Finger weggeschnitten worden ist, bleibt er untauglich, sobald der Finger einen Knochen hatte.",
+ "ist er tauglich. wenn der Finger keinen Knochen hatte, ist er tauglich, wenn der Finger weggeschnitten worden ist, solange er aber den überzähligen Finger noch hat, ist er untauglich, s. weiter die Ansicht der Weisen im Gegensatz zu der des R. Jehuda.",
+ "Jehuda ihn für tauglich. weil er an Händen und Füssen die gleiche Anzahl von Fingern hat.",
+ "die Weisen erklären ihn für untauglich. selbst in diesem Falle, umsomehr wenn er nur an einem Fuse oder einer Hand einen überzähligen Finger hat.",
+ "nach den Weisen tauglich. Nach der Ansicht Rabbis ist es ein Zeichen dafür, dass die rechte Hand nicht ihre normale Kraft besitzt, nach der Ansicht der Weisen nur dafür, dass auch die linke die Kraft besitzt, die sonst nur die rechte hat.",
+ "Wer eine schwarze. כושי der Mohr, mohrenfarbig.",
+ "oder rote. גיחור nach dem Talm. = rot.",
+ "oder albine. לבקן = λευκός.",
+ "wer übermässig lang. und dabei schmächtig ist. קפח von קפח Piel = zusammengezogen, in die Länge gezogen, so dass er sich nicht aufrecht halten kann (Talm.). Aruch: כיפח.",
+ "oder zwerghaft klein. ננס gr. νάννος = Zwerg.",
+ "Schwachsinnige. S. Chull. I Note 4.",
+ "Berauschte. Ist der Rausch die Folge von genossenem Wein, so hat er das Verbot Lev. 10, 8 übertreten und wird durch die von ihm verrichtete Opferhandlung das Opfer untauglich.",
+ "und mit als rein geltenden Ausschlägen. Hautausschläge, die nach dem Gesetze nicht als unrein gelten. Ein mit unreinen Hautausschlägen Behafteter durfte das Heiligtum überhaupt nicht betreten.",
+ "Elieser. Ed. Ven. und Lowe: אלעזר.",
+ "Auch mit Gewächsen. an irgend welchen Körperteilen herabhängende Fleischauswüchse."
+ ],
+ [
+ "Vater und Sohn. Vater und Sohn dürfen an demselben Tage den Opferdienst versehen, während die Mutter und ihr Junges, nach Chanania (Chull. 78 b) sogar auch der Vater und das von ihm herrührende Junge, nicht an demselben Tage geopfert werden dürfen.",
+ "innerlich Verletzte. Als Leibesfehler, die den Priester oder das Opfer untauglich machen, gelten nur solche Fehler, die äusserlich sichtbar sind (s. oben VI Note 1). Ein Opfertier darf aber nicht dargebracht werden, selbst wenn sich erst nach dem Schlachten an ihm eine innere Verletzung herausstellt, die es טרפה macht (s. Sebach. VIII Note 13.)",
+ "eine Seitengeburt. darf nicht als Opfer dargebracht werden, weil es heisst (Lev. 23, 27): שור או כשב או עז כי יולד, nur auf normalem Wege Geborenes darf als Opfer verwendet werden.",
+ "mit denen eine Sünde begangen worden ist und die einen Menschen getötet haben. S. oben VI, 12 Note 90 und 91. In ed. Lowe fehlen die Worte von ושנעבדה bis האדם, s. Tosf. Jomt.",
+ "bis er ihr durch Gelübde. keinen Umgang mit ihr za pflegen, sondern sich von ihr zu scheiden.",
+ "entsagt. Talmudausg.: שידירנה.",
+ "sich nicht mehr an Toten zu verunreinigen. Hier bedarf es keines Gelübdes wie in dem vorhergehenden Fall, wo zu befürchten ist, dass die Leidenschaft ihn verleiten wird, sein Versprechen nicht zu halten."
+ ]
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+ [
+ "wo jemand als Erstgeborener hinsichtlich des Erbrechts gilt. dass ihm von dem Erbe des Vaters ein doppelt so grosser Anteil zufällt wie den anderen Brüdern.",
+ "nicht aber für den Priester. der Vater braucht ihn nicht durch das einem Priester zu gebende Lösegeld auszulösen.",
+ "Wer nach einer Fehlgeburt. einem nicht voll ausgetragenen Kinde. Als Erstgeborener in bezug auf das Erbrecht gilt das erste lebensfähige Kind, das dem Vater lebend geboren wird, nur ein solches wird ראשית אוני (Deut. 21, 17) genannt, ein Kind, um dessen Verlust das Vaterherz trauert, (און verw. mit אונן, vgl. בן אוני Gen. 35, 18). Wenn das zuerst geborene Kind ein totes oder ein nicht voll ausgetragenes war, so ist deshalb das nach diesem geborene Erstgeburt hinsichtlich des Erbrechts. In bezug auf פטר רחם, Erschliessung des Mutterschosses, gilt dagegen das zuerst geborene als Erstgeburt, selbst wenn es eine Fehlgeburt ist.",
+ "deren Kopf noch lebend zum Vorschein gekommen war. Ein Kind gilt als geboren, sobald der Kopf herausgetreten ist. Ist deshalb der Kopf des nicht ausgetragenen Kindes zuerst zum Vorschein gekommen, so gilt dieses als das zuerst geborene, selbst wenn es dann den Kopf wieder zurückgezogen hat und schliesslich ein anderes ausgetragenes Kind zuerst zur Welt gekommen ist. Das letztere gilt deshalb nicht mehr als בכור לכהן, wohl aber als בכור לנחלה, selbst wenn das nicht ausgetragene Kind noch gelebt hat, als der Kopf zum Vorschein kam, weil es doch immerhin ein nicht lebensfähiges Kind und deshalb nicht ראשית אונו war. War der Kopf nicht lebend, sondern schon tot zum Vorschein gekommen und dann wieder zurückgezogen worden, so gilt in diesem Falle, wo es sich um eine nicht lebensfähige Geburt handelt, nach der Ansicht einiger Decisoren (s. Maim. הלכות בכורים XI, 15; Jore Deah 305, § 23) das Heraustreten des Kopfes auch in bezug auf פטר רחם nicht als Geburt und ist deshalb das nachher geborene auch בכור לכהן. War das nicht ausgetragene Kind vollständig geboren, so ist nach allen Ansichten das nachfolgende nur בכור לנחלה, aber nicht בכור לכהן, gleichviel ob ersteres tot oder noch lebend zur Welt gekommen war.",
+ "dessen Kopf tot zum Vorschein gekommen war. Da das Kind lebensfähig war, so gilt das Heraustreten des Kopfes, selbst wenn das Kind in dem Augenblicke schon nicht mehr gelebt hat, nach allen Ansichten als Geburt. Selbst wenn deshalb der Kopf wieder zurückgezogen worden und das andere Kind zuerst zur Welt gekommen ist, gilt dieses dennoch nicht als בכור לכהן, wohl aber als בכור לנחלה, weil das erste Kind nicht lebend zur Welt gekommen ist. Hat dagegen das erste Kind noch gelebt, als der Kopf heraustrat, so ist, auch wenn es ihn wieder zurückgezogen hat und dann abgestorben ist, das nachfolgende auch nicht בכור לנחלה, weil ihm eine lebensfähige und lebende Geburt vorangegangen ist.",
+ "Wild- oder Vogelartigen Fehlgeburt. selbst wenn sie vollständig ausgetragen und lebend zur Welt gekommen ist, ist das nachfolgende Kind nur nicht בכור לכהן, wohl aber בכור לנחלה, weil um eine solche Missgeburt das Herz des Vaters nicht trauert.",
+ "Nur wenn sie etwas Menschen-ähnliches an sich gehabt hat. gilt sie als פטר רחם, im anderen Falle ist das nachgeborene Kind auch בכור לכהן, Nidda III, 2 bringt die Mischna die gleiche Kontroverse zwischen R. Meir und den Weisen hinsichtlich der Frage, ob eine solche Missgeburt für die Mutter, die sie geboren, als Geburt gilt, durch die sie unrein wird. Nach der Ausführung im Talmud (23 b) stimmen R. Meir und die Weisen darin überein, dass es nur auf das Gesicht des geborenen Wesens ankommt. Naoh Ansicht des R. Meir gilt es als Geburt und ist die Mutter unrein, wenn das ganze Gesicht in allen seinen Teilen menschenähnlich ist, wenn auch der ganze übrige Körper ein Tierkörper ist; nach Ansicht der Weisen genügt es schon, wenn auch nur ein Teil des Gesichtes menschenähnlich ist. Wenn nur das, was hinsichtlich des Unreinwerdens der Mutter als Geburt gilt, auch in bezug auf פטר רחם als Geburt gilt (s. Maim. הלכות בכורים XI, 14), ist auch die Mischna hier so zu erklären: Nach Ansicht des R. Meir gilt auch die Tiergeburt als Geburt und ist deshalb das nachfolgende Kind nur בכור לנחלה, aber nicht בכור לכהן, jedoch nur, wenn das ganze Gesicht ein menschenähnliches war; nach Ansicht der Weisen ist, auch wenn nur ein Teil des Gesichtes menschenähnlich war, das nachfolgende Kind nicht בכור לכהן, die Betonung ist also auf das מ in מצורת אדם zu legen, und das עד שיהא soviel wie כל שיהא: solange oder sobald das Gesicht auch nur teilweise צורת אדם hatte, ist das nachfolgende Kind nur בכור לנחלה und nicht בכור לכהן, nur wenn auch nicht ein Teil des Gesichtes צורת אדם hatte, ist das nachfolgende Kind auch בכור לכחן.",
+ "Wenn eine Fehlgeburt in Gestalt eines Sandal. סנדל eine plattgedrückte Missgeburt, die die Form eines Sandal hat. Sandal ist der Name eines Fisches, nach R. Simon b. Gamliel (Nidda 25 b) hat er die Form einer Ochsenzunge. Die Fehlgeburt in Form eines סנדל und ebenso die weiter genannten gelten als Geburten in bezug auf פטר רחם, weil bei ihnen angenommen wird, dass ein normaler menschlicher Foetus vorhanden gewesen ist, derselbe nur vor der Geburt zerdrückt, zergangen bzw. zerschnitten worden ist.",
+ "einer Fruchthaut. שליא s. oben III Note 7. Eine Fruchthaut bildet sich nur, wo eine Frucht vorhanden war (Nidd III, 4. שאין שליא בלא ולד).",
+ "einer äusserlich entwickelten Hautblase. שפיר s. oben III, 8. מרוקם von רקם wirken, bilden, auch von der Entwickelung der Glieder des Embryo im Mutterleibe, vgl. Ps. 139, 15. שפיר מרוקם = eine Blase von Haut oder Fleisch, auf der sich entwickelnde Körperteile des Embryo bereits äusserlich angedeutet sind.",
+ "die bereits geboren hatte. Ed. Ven. und Lowe fügen hinter שכבר ילדה hinzu: וילדה.",
+ "aber nicht für den Priester. weil auch das Kind, das sie als Sklavin oder als Nichtjüdin geboren hat, als פטר רחם gilt.",
+ "denn es heisst. Exod. 13, 2.",
+ "das sie als Israelitin geboren hat. dem schon andere Kinder vorangegangen sind, die sie als Nichtisraelitin geboren hat. Zu עד שיפטרו ist als Vordersatz zu ergänzen: Kinder gelten nicht als פטר רחם, ein nachfolgendes von der Erstgeburtspflicht zu befreien, bis d. h. nur wenn sie einen רחם מישראל, einen jüdischen Mutterschoss erschlossen haben, das ist, wenn die Mutter bei der Geburt Jüdin war.",
+ "Wenn jemand schon Kinder hatte. Ed. Lowe add.: ומתו.",
+ "wenn [eine Nichtjüdin] während der Schwangerschaft Jüdin geworden. zusammen mit ihrem Manne.",
+ "wenn [eine Sklavin] während der Schwangerschaft frei geworden ist. ebenfalls zusammen mit ihrem Manne. In beiden Fällen ist das Kind wohl בכור לכהן, da die Mutter bei der Geburt bereits Jüdin war, nicht aber בכור לנחלה, weil nur ein solches Kind בכור לנחלה ist, bei dessen Empfängnis die Mutter bereits Jüdin war.",
+ "wenn sie. die Frau, um deren Kind es sich handelt.",
+ "die bereits geboren hatte. bei allen dreien liegt keine Erstgeburtspflicht vor.",
+ "ein Kind bekommen haben. und man weiss nicht, welches ihr Kind und welches das der nicht Erstgeburtspflichtigen Frau ist, so muss ihr Mann dem Priester 5 Selaica geben, da sie doch ein Kind, das בכור לכהן ist, geboren hat, בכור לנחלה ist aber keines von den Kindern, da man ja nicht weiss, welches das Kind ist, das als Erstgeborener geboren ist.",
+ "wenn eine Frau. die noch nicht geboren hatte.",
+ "so ist es ein Erstgeborener für den Priester. Das Kind muss ausgelöst werden, jedoch hat der Vater nicht die Pflicht es auszulösen, da es ja vielleicht gar nicht sein Kind ist, sondern das Kind muss, wenn es herangewachsen ist, sich selbst auslösen.",
+ "aber nicht hinsichtlich des Erbrechts. Es hat ein Erbrecht weder an dem Vermögen des ersten noch an dem des zweiten Mannes, aber auch das nach ihm geborene Kind ist nicht בכור לנחלה, weil doch vielleicht das erste Kind ein Kind desselben Vaters ist und demnach ihm das Erstgeburtsrecht zustehen würde.",
+ "Wasser oder verschiedenartigen Dingen. גנונים entspricht nach Fleischer in Levy, Neuhebräisches Wörterbuch I S. 435, dem arab. جنين = Embryo, Foetus, es wären demnach kleine embryonische Gebilde darunter zu verstehen. Maim. und Bart. erklären es durch: kleine Fleischstücke, die aussehen wie Würmer, ähnlich auch der Aruch. Der Talmud bringt die Lesart: גוונים = Verschiedenfarbiges oder Verschiedenartiges.",
+ "Insekten- oder Reptil-artiges. hier ist es kein Unterschied, ob sie etwas Menschenähnliches an sich haben oder nicht, weil bei ihrer Erschaffung nicht der bei der des Menschen und des Viehes in gleicher Weise gebrauchte Ausdruck יצירה = bilden angewendet wird (Talm.).",
+ "eine Fehlgeburt am vierzigsten Tage. nach der Empfängnis. Es wird angenommen, dass der Keim 40 Tage braucht, um sich zum Embryo zu entwickeln, vor dem 41. Tage ist deshalb noch gar kein Embryo vorhanden."
+ ],
+ [
+ "Ein seitwärts Herausgezogener und der ihm Nachgeborene. wenn z. B. von einer Zwillingsgeburt das eine Kind künstlich von der Seite aus herausgeholt werden musste und dann das zweite auf dem natürlichen Wege geboren worden ist.",
+ "weder hinsichtlich des Erbrechts. das erste Kind nicht, weil es heisst (Deut. 21, 15): וילדו לו, und als eine Geburt nur ein auf natürlichem Wege Geborenwerden des Kindes betrachtet wird, weil es bei den Vorschritten für die gebärende Mutter heisst (Lev. 12, 2): אשה כי תזריע וילדה זכר, was dahin ausgelegt wird, dass die Mutter nur dann als eine Gebärende zu betrachten ist, wenn sie das Kind auf demselben Wege gebiert, auf dem sie den Samen empfängt (עד שהלר במקום שהיא מזרעת) und das zweite nicht, weil es nicht das erste Kind des Vaters ist.",
+ "noch für den Priester. das erste Kind nicht, weil es nicht פטר רחם ist, nicht den Mutterschoss erschlossen hat, und das zweite nicht, weil es nicht das erste Kind der Mutter ist (s. oben Note 42).",
+ "Der erste ist es hinsichtlich des Erbrechts. Nach R. Simon gilt auch eine Seitengeburt auch für die gebärende Mutter als Geburt (s. Nidda V, 1), deshalb schliesst auch das וילדו לו nicht die Seitengeburt hinsichtlich des Erbrechts aus.",
+ "und der zweite hinsichtlich der fünf Selaim. R Simon ist der Ansicht, dass als auslösungspflichtige Erstgeburt jedes Kind gilt, das פטר רחם ist, wenn ihm auch schon ein anderes auf seitlichem Wege zur Welt gekommenes Kind vorangegangen ist (vgl. oben II Note 41)."
+ ],
+ [
+ "zwei Knaben geboren hat. und man weiss nicht, welcher von beiden der zuerst geborene ist.",
+ "ist der Vater frei. da der Erstgeborene erst, wenn er 30 Tage alt geworden ist, auslösungspflichtig ist, und vielleicht der innerhalb der 30 Tage Gestorbene der Erstgeborene war, deshalb braucht der Vater das Lösegeld nicht zu zahlen nach dem Grundsatze, dass demjenigen, der von seinem Nächsten etwas fordert, die Beweispflicht aufliegt (המוציא מחברו עליו הראיה).",
+ "Ist der Vater gestorben. nach Ablauf der 30 Tage und ohne die 5 Selaim gezahlt zu haben.",
+ "haben sie gezahlt. d. h. haben sie zu Recht gezahlt, da der Vater aus seinem Vermögen die 5 Selaim zu zahlen hatte, diese Schuld demnach auf dem hinterlassenen Vermögen geruht hat.",
+ "wenn nicht. wenn sie die Erbschaft geteilt haben, bevor die 5 Selaim gezahlt worden sind.",
+ "sind sie frei. Da jeder der Erben eigentlich mit dem auf ihn entfallenden Anteile auf jedes Vermögensstück des Vaters Anspruch hat, so kaufen sie sich, wenn sie sich in die Erbschaft teilen und der eine diese und der andere jene Vermögensstücke nimmt, jeder den Anspruch, den der andere auf die auf ihn gefallenen Vermögensstücke hat, durch den Anspruch, den er selbst auf die auf den anderen gefallenen Vermögensstücke hat, gewissermassen gegenseitig ab, jeder der Söhne ist deshalb erst durch Kauf in den Besitz des auf ihn entfallenen Vermögensanteils gelangt (האחין שחלקו בנכסי אביחן דין לקוחות יש להן), die Schuld von 5 סלעים, die auf dem Vermögen ruhte, ist aber nur eine mündliche, nicht durch einen Schuldbrief begründete Forderung (מלוה על פה), eine solche kann aber von erst durch Kauf erworbenem Besitz nicht erhoben werden, deshalb können die Söhne nicht gezwungen werden, die 5 Selaim zu bezahlen.",
+ "Die Verpflichtung haftet auf dem Vermögen. R. Jehuda vertritt die Ansicht, dase die Söhne nicht durch Kauf, sondern durch Erbschaft in den Besitz des auf sie gefallenen Vermögens gelangen. Nachdem sie sich in die Erbschaft nach den ihnen zustehenden Anteilen geteilt haben, nehme ich an, dass die auf jeden von ihnen gefallenen Vermögensstücke diejenigen waren, auf die er als Erbe Anspruch hatte (יש ברירה), auf ererbtes Vermögen kann aber auch auf Grund einer nur mündlich begründeten Schuld Anspruch erhoben werden (Maim. und Bart.). Andere erklären, dass nach R. Jehuda die 5 Selaim deshalb bezahlt werden müssen, weil er der Ansicht ist, dass eine nach biblischem Gesetz zustehende Forderung einer durch einen Schuldschein begründeten gleichsteht (מלוה הכתובה בתורה ככתובה בשטר דמיא s. weiter Note 59), eine solche aber auch von erst durch Kauf erworbenem Besitz zu erheben ist (Tosaf. und Tosf. Jomt.).",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. da vielleicht das Mädchen das zuerst geborene Kind ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Frauen. eines Mannes.",
+ "zwei Knaben geboren haben. und man weiss nicht, welches Kind die eine und welches die andere geboren hat.",
+ "muss dieser ihm fünf Selaim zurückgeben. da er 5 Selaim irrtümlicher Weise erhalten hat, da die Auslösungspflicht erst am 31. Tage beginnt, der vorher gestorbene Knabe also gar nicht auslösungspflichtig war.",
+ "kann er von ihnen nichts zurückfordern. da jeder von beiden erklären kann, seine 5 Selaim seien die für den noch lebenden Knaben, dem Vater, der hier der מוציא מחברו ist, daher der Gegenbeweis obliegen würde, den er nicht zu erbringen vermag.",
+ "muss er dem Priester fünf Selaim geben. da der Vater der Forderung des Priesters gegenüber erklären kann, beide Knaben sind von einer Mutter geboren, oder ein Knabe und ein Mädchen von einer Mutter, das Mädchen aber zuerst, in jedem Falle ist doch aber einer der Knaben Erstgeborener.",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. da vielleicht beide Frauen ein Mädchen geboren haben und der oder die Knaben erst nach den Mädchen geboren sind.",
+ "Ist. S. die Erklärung zu dem Folgenden in der vorhergehenden Mischna."
+ ],
+ [
+ "zwei Knaben geboren haben. und man weiss nicht, welches das Kind der einen und welches das der anderen ist.",
+ "muss er ihnen. wenn der eine dem anderen für seine Forderung Vollmacht gibt und dieser die zuviel gezahlten 5 Selaim von dem Priester zurückfordert.",
+ "fünf Selaim zurückgeben. die die beiden dann unter sich teilen.",
+ "so sind die Väter frei. da jeder von ihnen behaupten kann, seine Frau habe das Mädchen geboren.",
+ "sich selbst auszulösen. da seine Erstgeburtsverpflichtung ausser Frage steht.",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. S. Note 45."
+ ],
+ [
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. Die weiteren Vorschriften beziehen sich nicht mehr auf das Vorhergehende, sondern gelten allgemein für jede Erstgeburt.",
+ "[die fünf Selaim ihm] wieder zurückgeben. Mischnaausg. יחזיר לו חמש סלעים.",
+ "ist es wie am Tage vorher. Da es bei der Auslösung der Erstgeborenen in der Wüste (Num. 3, 40) ausdrücklich heisst: מבן חדש ומעלה von einem Monat alt an aufwärts, d. h. nach zurückgelegtem Monat, ist auch unter dem bei der allgemeinen Auslösungspflicht der Erstgeborenen gebrauchten Ausdruck מבן חדש (Num. 18, 16) zu verstehen: nach zurückgelegtem Monat d. h. nach dem dreissigsten Tage.",
+ "braucht er sie nicht zu geben. Nach R. Akiba ist es zweifelhaft, ob von dem מבן חדש ומעלה, das bei den Erstgeborenen in der Wüste steht, auf das מבן חדש, das bei der allgemeinen Auslösungspflicht gebraucht wird, zu schliessen ist, deshalb kann derjenige, der in dem Besitz des Geldes ist, nicht angehalten werden, es herauszugeben.",
+ "so wird angenommen. בחזקת von s. חזקה s. Bab. Bat. 1 Note 32.",
+ "dass man ihm sagt. d. h. nach Raschi und Bart.: dass man dem Sohne sagt, der Vater habe kurz vor seinem Tode erklärt, dass der Sohn noch nicht ausgelöst sei. Ed. pr. und Lowe sowie die Talmudausg. haben die Lesart: עד שיאמרו לו, andere Mischnaausg. lesen: עד שיביא ראיה, wogegen Raschi einwendet, dass ein solcher Beweis gar nicht zu erbringen ist, da der Sohn einwenden kann, das Lösegeld sei an irgend einen unbekannten Priester gegeben worden.",
+ "die der Auslösung seines Sohnes aber liegt ihm auf. Nach der Erläuterung im Talmud ist auch R. Jehuda der Ansicht, dass grundsätzlich die Pflicht, sich selbst auszulösen, der Auslösung des Sohnes vorgeht. Ist deshalb der Vater nur im Besitz von 5 Selaim, so gibt auch R. Jehuda zu, dass er sie zu seiner eigenen Auslösung verwenden muss. Die Mischna spricht aber von dem Fall, dass ausser den 5 Selaim, die er zu seiner freien Verfügung hat, noch ein Wert von 5 Selaim vorhanden ist, den sein Vater nach seiner Geburt, als er schon verpflichtet war, als Lösegeld für seinen Sohn einem Priester 5 Selaim zu geben, anderweitig verkauft hat. R. Jehuda ist nun der Ansicht, dass eine nach biblischem Gesetz zustehende Forderung einer durch einen Schuldschein begründeten gleichsteht (s. oben Note 38), sie kann deshalb ebenso wie diese auch auf einen Besitz geltend gemacht werden, der nach Inkrafttreten dieser Forderung durch Kauf in die Hand eines Anderen übergegangen ist. R. Jehuda meint deshalb, der Vater hat mit den zu seiner freien Verfügung stehenden 5 Selaim zunächst seinen Sohn auszulösen, denn wenn er sie zu seiner eigenen Auslösung verwenden würde, könnte er seinen Sohn nicht mehr auslösen, da auf die anderen 5 Selaim für die Auslösung seines Sohnes kein Anspruch erhoben werden kann, weil sie bereits in den Besitz eines Anderen übergegangen waren, bevor die Auslösungspflicht für seinen Sohn eingetreten ist. Nachdem er nun nach Hingabe der 5 Selaim kein freies Vermögen mehr zur Verfügung hat, können die 5 Selaim für seine eigene Auslösung von dem von seinem Vater verkauften Besitzstück erhoben werden, weil dieser bereits verpflichtet war, die 5 Selaim zu zahlen, als er dasselbe verkaufte. Die Weisen dagegen sind nicht der Ansicht, daes aus dem Anspruch auf das Lösegeld für eine Erstgeburt eine Forderung auf durch Kauf in die Hand eines Anderen übergegangenen Besitz geltend gemacht werden kann, deshalb muss der Vater mit den zu seiner Verfügung stehenden 5 Selaim sich selbst auslösen, da die Pflicht, sich selbst auszulösen, der der Auslösung des Sohnes vorgeht (s. Tosaf. und Tif. Jis.)."
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+ "Die fünf Selaim für den [erstgeborenen] Sohn sind nach tyrischer Münze. der Sela in dem Werte, den derselbe in tyrischer Münze hatte, der aus reinem Silber war, im Gegensatz zum סלע מדינה, der aus einem Teil Silber und 7 Teilen Kupfer bestand. Der tyrische Sela oder Sekel wog ungefähr 14½ Gramm.",
+ "die dreissig für einen Sklaven. der von einem stössigen Ochsen getötet worden ist (Exod. 21, 32).",
+ "die fünfzig für Notzucht und Verführung. die derjenige, der ein Mädchen genotzüchtet hat oder der ein Mädchen verführt hat, wenn der Vater ihm sie nicht zur Frau geben will, als Busse dem Vater des Mädchens zu zahlen hat (Exod. 22, 16; Deut. 22, 29).",
+ "und die hundert für das Ausbringen eines schlechten Namens. auf die Frau, die man geheiratet hat, dass sie vor der Verheiratung bereits ihre Jungfernschaft eingebüsst habe (Deut. 22, 19).",
+ "Alles. Das Suff. von וכולם bezieht sich auf die auszulösenden Dinge: sie alle, d. h. alles, was auszulösen oder als Lösegeld zu zahlen ist.",
+ "ausgenommen die Schekel-Abgabe. Der halbe Schekel, den jeder Israelite alljährlich als Tempelsteuer zu entrichten hatte, durfte nur in einer Silbermünze gezahlt werden. Dagegen darf der zweite Zehnt auch nur durch gemünztes Geld, aber auch durch Kupfergeld ausgelöst werden."
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+ "Das Lösegeld. für den erstgeborenen Sohn.",
+ "nicht in Grundstücken gezahlt werden. Als Begründung hierfür wird im Talmud angegeben, dass in dem Schriftverse Num. 18, 16 zwei alles einschliessende Ausdrücke (ופדויו ,(כלל וכלל und תפדה, neben dem einen nur die Zahlung in Geld zulassenden Ausdrucke כסף חמשים שקלים stehen, daraus wird nach der Deutungsregel כלל ופרט וכלל אי אתה דן אלא כעין הפרט geschlossen, dass die Auslösung nur durch solche Dinge geschehen darf, die wie das Geld zu den mobilen Werten gehören, nicht aber durch immobile Grundstücke oder durch diesen in juridischer Beziehung gleichstehende Sklaven, und die wie das Geld einen wirklichen Wert darstellen, nicht aber durch Schuldscheine, die nur einen Anspruch auf den darin genannten Wert begründen.",
+ "ebenso nicht bei [Auslösung von] Geheiligtem. Auch dieses wird in ähnlicher Weise aus dem entsprechenden Schriftverse begründet.",
+ "dass er ihm. Talmadausg.: ליתן.",
+ "fünf Selaim schuldig ist. als Lösegeld für seinen erstgeborenen Sohn.",
+ "sein Sohn gilt aber noch nicht als ausgelöst. selbst nachdem er ihm die 5 Selaim, zu denen er sich in dem Schuldscheine bekannt hat, gezahlt hat, weil es so aussehen würde, als wenn man der Auslösungspflicht auch durch einen dem Priester übergebenen Schuldschein nachkommen könnte. Vielmehr muss er dem Priester 5 Selaim als Lösegeld geben, und dieser hat die 5 Selaim, zu denen er sich in dem Schuldscheine bekannt hat, weiter von ihm zu fordern.",
+ "deshalb. d. h. wenn der Priester nicht will, dass der Vater am zweimal 5 Selaim kommt, gibt es deshalb dafür nur den einen Weg, dass er ihm den Schuldschein oder die 5 Selaim als Geschenk wieder zurückgibt.",
+ "denn es heisst. Num. 18, 15.",
+ "du sollst auslösen. Beides wird auf den Priester bezogen: erst wenn das Geld in deinem Besitze ist, hast du die Auslösung vollzogen und gilt das Kind als auegelöst."
+ ],
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+ "er erhält aber keinen doppelten Anteil von dem Vermögen der Mutter. Das לו von לו משפט הבכרה (Deut. 21, 17) wird auf den Vater bezogen: für das Seinige, das Vermögen des Vaters, gilt das Recht der Erstgeburt, aber nicht für das der Mutter.",
+ "er erhält auch keinen doppelten Anteil von dem Zuwachs. שבח ist dasjenige, um das die Hinterlassenschaft des Vaters seit dessen Tode bis- zur Teilung unter den Erben an Wert gewonnen hat. Der Wertzuwachs muss jedoch mit einer äusseren Veränderung des Zustandes, in dem es sich vorher befunden hat, verbunden sein, im anderen Falle gilt es in dieser Hinsicht nicht als שבח. Der Erstgeborene hat nach dem Wortlaute der Schrift einen doppelten Anspruch בכל אשר ימצא לו d. h. an allem in dem Zustande, in dem es sich bei dem Tode des Vaters, nicht aber, in dem es sich bei der Teilung befindet.",
+ "auch nicht von einem noch ausstehenden Vermögens-Anspruch. auf eine noch ausstehende Forderung oder auf eine dem Vater zustehende Erbschaft, die ihm aber erst nach seinem Tode zugefallen ist. ראוי zu ergänzen ist לבא: was ausersehen ist, in Aussicht steht, dass es eintreffen wird.",
+ "wie von dem bereits in Besitz Genommenen. מוחזק von החזיק = ergreifen, in Besitz nehmen. Auch dieses wird aus dem אשר ימצא לו geschlossen, der Anspruch des Erstgeborenen erstreckt sich nur auf dasjenige, was sich beim Tode des Vaters bereits tatsächlich in dessen Besitz befindet.",
+ "ebenso auch nicht die Frau mit ihrem Ketuba-Anspruch. Auch die Frau kann ihren Ketuba-Anspruch nur an dem geltend machen, was beim Tode des Mannes bereits in seinem Besitze war, nicht aber an dem, was erst später zugewachsen oder ihm zugefallen ist; dagegen kann sie an einer beim Tode des Mannes noch ausstehenden Schuld ihren Anspruch wohl geltend machen.",
+ "und nicht die Töchter mit ihrem Unterhalts-Anspruch. Töchter haben Anspruch, aus dem hinterlassenen Vermögen des Vaters unterhalten zu werden, bis sie das Alter der Mannbarkeit (בגרות) erreicht haben (s. Nidda V, 7—8) oder sich verheiraten.",
+ "und nicht der Levir. Der Levir, der die Leviratsehe an der Frau seines verstorbenen Bruders vollzieht, erbt dessen gesamtes Vermögen. War der Vater vorher gestorben und das von ihm hinterlassene Vermögen noch nicht unter die Brüder verteilt, so hat der Levir bei der Teilung wohl Anspruch auf den auf den verstorbenen Bruder entfallenden Anteil, nicht aber auf den Wertzuwachs, um den sich dieser in der Zeit zwischen dem Tode des Vaters und der Teilung vermehrt hat. Ebenso erbt der Levir, wenn der Vater erst nach dem Tode des Bruders stirbt, nicht den Anteil, den der Bruder, wenn er noch gelebt hätte, geerbt haben würde, sondern er erbt mit den noch lebenden Brüdern nur zu gleichen Teilen. Dagegen gehen der Wertzuwachs und die ausstehenden Schulden aus dem Vermögen des verstorbenen Bruders natürlich auf den Levir über, da er ja sein alleiniger Erbe ist.",
+ "sie alle haben keinen Anspruch auf den Zuwachs und keinen auf einen noch ausstehenden Vermögens-Anspruch wie auf das bereits in Besitz Genommene. Dieser Nachsatz erscheint überflüssig, da dasselbe ja bereits in dem Vorhergehenden gesagt ist. Nach dem Talmud soll damit ausgedrückt werden, dass unter dem erwähnten Zuwachs jederlei Zuwachs zu verstehen ist, selbst ein von selbst entstandener, zu dem die Brüder gar nichts beigetragen haben, und unter dem ausstehenden Vermögens-Anspruch selbst der Anspruch auf ein sicheres Erbe wie das des Grossvaters, von dem sicher einmal ein Teil auf den Vater übergehen wird, und nicht nur der Anspruch auf ein zweifelhaftes Erbe wie z. B. auf das Vermögen eines kinderlosen Bruders des Vaters, der immerhin doch vielleicht selbst noch Kinder bekommen kann, die ihn beerben."
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+ "der Anteil des Erstgeborenen. weil nur das durch Kauf, nicht aber das durch Erbschaft oder Schenkung in den Besitz eines anderen Übergegangene im Jobeljahre wieder an den ursprünglichen Besitzer zurückfällt, der Mehranteil, den der Erstgeborene erhält, aber als Schenkung zu betrachten ist, da es heisst (Deut. 21, 17): „לתת״ לו פי שנים.",
+ "was der Mann von seiner Frau erbt. Nach R. Meir geht das Vermögen der Frau nach biblischem Recht durch Erbschaft auf den Mann über, es wird dieses in dem Schriftvers (Num. 27, 11): וירש אותה angedeutet gefunden (s. Bab. Bat. 111 b; vgl. weiter Note 87).",
+ "was der Levir erbt. Nach der traditionellen Erklärung bezieht sich das והיה הבכור אשר תלד יקום על שם אחיו המת (Deut. 25, 6) auf den Levir selbst und will besagen, dass das Vermögen des verstorbenen Bruders auf ihn, den Levir, unter denselben Rechtsbestimmungen übergeht wie der Erstgeburtsteil auf den Erstgeborenen.",
+ "Eine Schenkung gilt wie ein Verkauf. d. h. auch das Geschenkte fällt im Jobeljahre wieder zurück. Da Lev. 25, 13 nochmals wiederholt wird: בשנת היובל הזאת תשובו איש אל אחזתו, nachdem bereits vorher Vers 10 gesagt ist: ושבתם איש אל אחזתו, soll durch diese Wiederholung nach Ansicht der Weisen ausgesprochen werden, dass auch das Geschenkte im Jobeljahre wieder an den ersten Besitzer zurückfällt. Der Erstgeburtsteil dagegen gilt nach Ansicht der Weisen trotz des Ausdrucks ״לתת לו״ nicht als Geschenk sondern als Erbschaft, weil durch das danebenstehende פי שנים die beiden Anteile des Erstgeborenen einander gleichgestellt werden und deshalb, ebenso wie der eine Teil ihm als Erbe zufällt, auch der Erstgeburtsteil als durch Erbschaft ihm zufallend zu betrachten ist. Ebenso fällt deshalb das, was der Levir erbt, nicht zurück, weil es dem Erstgeburtsteil gleichgestellt wird, und ebenso das, was der Mann von seiner Frau erbt, weil die Schrift es durch den Ausdruck וירש אותה ausdrücklich als Erbschaft bezeichnet.",
+ "Sie alle fallen im Jobeljahre wieder zurück. R. Elieser ist der gleichen Ansicht wie die Weisen, dass auch Geschenktes im Jobeljahre wieder zurückfällt. Der Erstgeburtsteil gilt aber nach ihm auch als Schenkung (s. Note 83) und fällt deshalb ebenfalls im Jobeljahre zurück, ebenso deshalb auch das Erbe des Levirs, das dem Erstgeburtsteil gleichgestellt wird, und ebenso auch das, was der Mann von seiner Frau erbt, weil das nach seiner Ansicht gar nicht auf biblischem Recht beruht, sondern auf einer rabbinischen Verordnung, und darauf deshalb nicht die Rechtsbestimmungen über Ererbtes anzuwenden sind, sondern die über Geschenktes.",
+ "Wer seine Frau beerbt. Ed. pr., Ven., Lowe und Talmudausg.: אף היורש.",
+ "muss es der Familie wieder zurückgeben. Nach der Erläuterung im Talmud ist auch R. Jochanan der Ansicht, dass der Mann nach biblischem Rechte seine Frau beerbt. Hat er aber von seiner Frau ein Feld geerbt, das als Familien-Begräbnisplatz gedient hat, so soll er es im Jobeljahre der Familie der Frau gegen Bezahlung wieder zurückgeben aus Rücksicht auf die Familie (weil, wenn es auch im Jobeljahre nicht an die Familie zurückfällt, es so aussehen würde, als wenn es ihr niemals als rechtmässiges Eigentum gehört hätte und sie ihre Toten in ihr nicht rechtmässig gehörender Erde begraben hätte. Tif. Jis.).",
+ "bringt ihnen aber von dem Gelde [etwas. das Geld für das Grab seiner Frau, da der Mann verpflichtet ist, seine Frau auf seine Kosten zu begraben."
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+ [
+ [
+ "Das Gebot des Viehzehnts. Lev. 27, 32.",
+ "wenn das Heiligtum besteht und wenn es nicht besteht. S. Einleitung unter 4.",
+ "und man darf den Zehnt von den einen für die anderen absondern. aus dem weiter angegebenen Grunde.",
+ "von der neuen und von der alten Zucht. von den von dem ersten Elul an und von den vorher geworfenen, mit dem ersten Elul beginnt ein neues Jahr für den Viehzehnt, s. Rosch. Hasch. I, 1.",
+ "man darf aber nicht den Zehnt von der einen für die andere absondern. Aus dem doppelten עשר חעשר (Deut. 14, 22) wird geschlossen, dass die dort erlassene Bestimmung, dass der Bodenertrag eines jeden Jahres für sich verzehntet werden muss, auch für den Viehzehnt gilt.",
+ "Man hätte schliessen können. בדין d. h. nach dem Folgerungssgrundsatz des Schlusses vom Leichteren auf das Schwerere.",
+ "Die Schrift sagt aber. Lev. 27, 32.",
+ "dass alles Kleinvieh als eines gilt. weil Schafe und Ziegen nicht gesondert genannt werden."
+ ],
+ [
+ "Für das Verzehnten zählt das Vieh zu einer Herde. Nur eine Herde von wenigstens 10 Stück Vieh, die von einem Hirten gehütet werden kann, muss verzehntet werden. Sind es weniger als 10 Stück, oder sind es mehr, die einzelnen Tiere befinden sich aber soweit auseinander, dass ein Hirte sie nicht übersehen kann, so brauchen sie nicht verzehntet zu werden.",
+ "so weit es sich beim Weiden zu entfernen pflegt. wörtlich: soweit der Fuss des weidenden Tieres reicht.",
+ "Sechszehn Mil. befinden sich daher innerhalb von 16 Mil 10 Stück Vieh, so muss es verzehntet werden. 1 Mil = 2000 Ellen.",
+ "so zählen sie nicht zusammen. auch nicht, wenn es weniger als 32 Mil sind, es wird nur der grösste Abstand genannt, bei welchem der Hirte, wenn er in der Mitte steht, nach beiden Seiten hin noch die Tiere übersehen kann, trotzdem brauchen sie nicht verzehntet zu werden, sobald nicht 10 von ihnen auf einem Raum von höchstens 16 Mil sich befinden.",
+ "Befindet sich auch Vieh. das demselben Besitzer gehört.",
+ "in der Mitte. so dass dieses sowohl mit dem Vieh auf der einen wie mit dem auf der anderen Seite sich innerhalb von 16 Mil befindet.",
+ "so bringt man alle nach der Mitte und verzehntet sie. nicht, dass man wirklich alle Tiere nach der Mitte bringen muss, um sie zu verzahnten, ist gemeint, sondern: weil sowohl das Vieh auf der einen wie das auf der anderen Seite mit dem in der Mitte sich innerhalb von 16 Mil befindet, muss das Vieh verzahntet werden. Nach der Ansicht von Rab ist dieses so zu verstehen, dass das in der Mitte befindliche Vieh sowohl zu dem Vieh auf der einen Seite wie zu dem auf der anderen Seite hinzugezählt wird, so dass, wenn z. B. auf der einen Seite 5 Stück Vieh sind und auf der anderen 5 und in der Mitte ebenfalls 5, oder auf jeder der beiden Seiten je 9 und in der Mitte eines, das in der Mitte befindliche zu dem auf jeder der beiden Seiten hinzugezählt wird und demnach alles Vieh verzahntet werden muss; sind es dagegen auf der einen Seite 5 und in der Mitte 5, auf der andern Seite dagegen nur 4, so brauchen nur die 5 von der einen Seite mit den 5 in der Mitte zusammen verzahntet zu werden, die 4 von der anderen Seite dagegen sind nicht zehntpflichtig, weil sie auch mit den 4 in der Mitte zusammen nicht die zehntpflichtige Zahl von 10 erreichen. Nach der Ansicht von Samuel dagegen wird das gesamte Vieh, das auf beiden Seiten und das in der Mitte, zusammengezählt, so dass, selbst wenn auf der einen Seite 5, auf der anderen 4 und in der Mitte sich nur eines befinden, das Vieh verzehntet werden muss, weil alles als zu einer Herde zählend betrachtet wird (s. Talm.).",
+ "Der Jordan gilt beim Verzehnten des Viehs als Trennungslinie. weil es heisst (Josua 18, 20): והירדן יגבול אותו der Jordan soll es begrenzen, werden die beiden Seiten des Jordan als zwei getrennte Gebiete betrachtet, auch wenn sie nicht 16 Mil auseinander liegen."
+ ],
+ [
+ "Gekauftes. Talmadausg.: הלוקח.",
+ "oder Geschenktes ist frei vom Viehzehnt. Zehntpflichtig ist nur das dem Besitzer von seinem eigenen Vieh geborene oder, bevor es das Alter von sieben Tagen erreicht hatte, in seinen Besitz übergegangene.",
+ "die Gesellschafter sind. Talmudausg.: והשותפין.",
+ "sind sie vom Aufgeld frei. Siehe die von einander abweichenden Erklärungen von Raschi und Maim. hierzu Chull. I Note 53 u. 54.",
+ "Ist es. das Vieh.",
+ "aus dem Besitz. תפוסת von תפס = תפש Besitz ergreifen, das zum Besitz Gehörige. Ed. Lowe: תבוסת.",
+ "des Hauses. ihres Vaters.",
+ "ihr Eigentum geworden. d. h. ist das Vieh als Erbe aus dem Besitz des Vaters ihnen zugefallen und sie haben es untereinander noch nicht geteilt.",
+ "sind sie verpflichtet. es zu verzehnten.",
+ "sind sie frei. Es ist dieses die Erklärung zu dem Vorhergehenden, wann die Brüder das von dem Vater geerbte Vieh zu verzehnten haben und wann nicht, das Folgende gibt nun die Erklärung für das אם לאו. So nach der Auffassung von Raschi und Bart., wonach immerhin die Schwierigkeit bleibt, dass die Worte אם לאו פטורין eigentlich ganz überflüssig erscheinen (s. dazu Tif. Jis.). Nach Maim. brauchen die Brüder das vom Vater geerbte Vieh überhaupt nicht zu verzehnten, das קנו מתפוסת הבית חייבין אס לאו פטורין heisst nach ihm: wenn sie für das vom Vater Geerbte, bevor sie es unter einander geteilt haben, Vieh kaufen und dieses Junge wirft, so müssen diese Jungen verzehntet werden, handelt es sich aber nicht um solches von gekauftem Vieh Geworfenes, sondern um die vom Vater geerbten Tiere selbst, so brauchen sie nicht verzehntet zu werden. Ebenso bei Gesellschaftern, wenn sie aus dem zur Gemeinschaft Eingebrachten Vieh kaufen und dieses Junge wirft, so müssen diese verzehntet werden, wie nach ihm überhaupt nur das zur Gemeinschaft eingebrachte Vieh selbst nicht zehntpflichtig ist, in der Gemeinschaft geworfenes dagegen verzehntet werden muss; sind es aber nicht von aus den gemeinsamen Mitteln gekauften Tieren geworfene Junge, sondern sind die Tiere selbst zur Gemeinschaft eingebracht worden, so sind sie nicht zehntpflichtig. Haben die Brüder bzw. die Gesellschafter die in ihrem gemeinschaftlichen Besitz geworfenen Jungen unter einander geteilt und sie dann wieder durch einen neuen Gesellschaftsvertrag zusammengetan (חלקו וחזרו ונשתתפו), so sind sie dadurch der Verpflichtung, sie zu verzehnten. enthoben."
+ ],
+ [
+ "Alles. auch solche Tiere, die nicht als Opfer dargebracht werden dürfen, wie die Temura VI, 1 und anderswo genannten מוקצה ,נרבע ,רובע usw.",
+ "wird zum Verzehnten in die Hürde hineingetrieben. Talmudausg.: נכנסין. Wie nach der Tora auch fehlerbehaftete Tiere zum Verzehnten zuzulassen sind, da es heisst (Lev. 27, 33): לא יבקר בין טוב לרע man soll keinen Unterschied machen zwischen Gutem d. h. Fehlerlosem und Schlechtem d. h. Fehlerbehaftetem, so sind auch diese zuzulassen, weil sie den fehlerhaften Tieren gleichgestellt werden (s. Talm.); trifft es sich, dass ein solches Tier als zehntes herauskommt, so darf es erst verzehrt werden, wenn es von einem Fehler behaftet ist.",
+ "ausgenommen ein Bastard-Tier. z. B. das Junge von einem Schaf und einem Ziegenbock.",
+ "das trefa ist. und das als solches schon äusserlich erkennbar ist.",
+ "das das dafür bestimmte Alter noch nicht erreicht hat. das noch nicht sieben Tage alt ist.",
+ "und ein verwaistes. Ein Tier, das מחוסר זמן ,יוצא דופן ,כלאים oder יתום ist, darf ebenfalls als Opfer nicht dargebracht werden, der Grund ist aber nicht, weil sie zu den fehlerbehafteten Tieren gezählt werden, sondern ihre Ausschliessung wird durch besondere Schriftstellen begründet, durch eine Wortanalogie (גזרה שוח) wird dann auch ihre Ausschliessung beim Verzehnten begründet. Dass ein Tier, das טרפה ist, beim Verzehnten auszuschliessen ist, wird aus der Bestimmung כל אשר יעבר תחת השבט (Lev. 27, 32) abgeleitet, weil dadurch ein Tier, dem ein Hinterfuss oberhalb des Gelenkes abgeschnitten ist, ausgeschlossen ist, da es nicht gehen kann, und dem durch eine solche Verletzung טרפה gewordenen Tiere alle Tiere, die טרפה sind, gleichgestellt werden. Aus der Ausschliessung des טרפה vom Verzehnten wird dann wieder durch die Wortanalogie auch seine Untauglichkeit zum Opfer begründet.",
+ "Dessen Mutter [vor seiner Geburt. Nur die Talmudausg. fügen das ואחר כך ילדו ausdrücklich hinzu, das in den Mischnaausg. zu ergänzen ist.",
+ "das Fell. שלח hat im Chaldäischen die Bedeutung: ablegen, ausziehen, davon שלח = das abgezogene Fell.",
+ "heisst es nicht verwaist. weil, wie R. Ismael im Talmud bezeugt, man dann das Junge in das Fell der Mutter einzuhüllen pflegt und dieses dann ebenso geschützt ist und gedeiht, als wenn die Mutter noch lebte."
+ ],
+ [
+ "Drei Zeiten. גורן eigentlich die Tenne. In der Tenne pflegt das Getreide gedroschen, gereinigt und für den Gebrauch fertiggestellt zu werden, erst mit der Fertigstellung tritt die Verpflichtung ein, das Getreide zu verzehnten (so nach ראב״ד, s. Maim. הלכות מעשר III, 2), deshalb wird in übertragenem Sinne der Zeitpunkt, mit dem die Pflicht der Verzehntung für irgend eine Frucht beginnt, die Tenne (גורן) für diese Frucht genannt (s. Maaser. I, 5 ff.). Hier wird dieser Ausdruck auch auf das zu verzehntende Vieh angewendet.",
+ "einen halben Monat. Ed. pr., Ven., Lowe und Talmudausg. lesen: בפרס, unsere Mischnaausgg.: פרס בפרוס bedeutet die Hälfte, hier ist damit die Hälfte der dreissig Tage gemeint, die als Vorbereitungszeit für das kommende Fest gelten (s. Pessach. 6b).",
+ "einen halben Monat vor dem Wochenfeste. Mit עצרת ist in der Mischna stets das Wochenfest gemeint.",
+ "und einen halben Monat vor dem Hüttenfeste. Das Fest (חג) schlechthin ist in der Mischna stets das Hüttenfest. In den Talmudausg. folgen nochmals die Worte: והן גרנות של מעשר בהמה, jedenfalls irrtümlich aus der Parallelstelle Schek. III, 1 herübergenommen. Der Grund, weshalb man diese drei Zeiten für das Verzehnten festgesetzt hat, ist folgender: Das sämtliche innerhalb eines und desselben Jahres geworfene Vieh brauchte eigentlich erst am Schlusse des Jahres verzehntet zu werden, bis dahin ist es nicht zehntpflichtig und dürfte es daher, ohne dass der Zehnt davon abgesondert worden ist, geschlachtet oder verkauft werden. Da aber durch das Verzehnten der Eigentümer fast gar keinen Verlust erlitt, da ja auch der Zehnt bis auf die Fettteile, die geopfert wurden, im Besitz des Eigentümers verblieb und von ihm verzehrt werden durfte, so pflegte man das Vieh, um es der Zehntpflicht nicht zu entziehen, dennoch nicht eher zu schlachten oder zu verkaufen, als bis es verzehntet worden war. Wäre das sämtliche Vieh erst am Schlusse des Jahres verzehntet worden, so hätte es deshalb zu den Festen, wo der Bedarf an Opfertieren besonders gross war, leicht an solchen fehlen können. Deshalb wurden diese drei Termine vor dem Beginn der Feste für das Verzehnten festgesetzt, damit an ihnen jeder die bis dahin geworfenen Tiere verzehnte und sie dann unbedenklich schlachten lassen oder verkaufen konnte.",
+ "Adar. Nach der Erläuterung im Talmud ist dies derselbe Termin, den R. Akiba mit בפרס הפסח bezeichnet, das ist 15 Tage vor Beginn des Pessachfestes, nur dass nach Ansicht von Ben Asai der Monat Adar stets nur 29 Tage hat, so dass dieser Termin immer der 29. Adar ist, während nach R. Akiba Adar zuweilen auch 30 Tage hat, so dass der Termin erst auf den 30. Adar fällt.",
+ "Siwan. Da die Zeit zwischen dem Verzehntungstermin vor dem Pessach- und dem vor dem Wochenfeste eine sehr kurze ist und die wenigen innerhalb dieser Zeit geworfenen Tiere bald nach der Verzehntung jedenfalls schnell vergriffen wurden, hat man nach Ben Asai diesen Verzehntungstermin möglichst nahe an das Wochenfest herangerückt.",
+ "Aw. Nach Ben Asai ist es zweifelhaft, ob das neue Jahr für das Verzehnten des Viehs mit dem 1. Elul oder mit dem 1. Tischri beginnt, deshalb dürfen die im Elul geworfenen Jungen nicht mit den vorher geworfenen zusammen, sondern müssen für sich gesondert verzehntet werden (s. weiter in der Mischna). Würde der Verzehntungstermin in den Monat Elul gelegt worden sein, so wäre aber zu befürchten, dass die vorher geworfenen mit den im Elul geworfenen dennoch zusammen verzehntet werden. Aus der gleichen Befürchtung ist der Termin auch für solche Jahre, in denen der Monat Aw 30 Tage hat, nicht auf den 30. Aw verlegt worden, weil dieser schon als Neumondstag des Elul gezählt wird und dadurch, dass man vorher geworfene Junge im Elul verzehntet. man leicht dazu kommen könnte, auch wenn man den Verzehntungstermin versäumt hat und seine Tiere später verzehntet, die im Elul und die vorher geworfenen zusammen zu verzehnten.",
+ "Elieser. Ed. Lowe: ר׳ אלעזר, so auch Talm. 58a.",
+ "Nissan. Sie sind der Ansicht, die R. Simon ben Gamliel in Pessach. 6 a vertritt, dass die Vorbereitungszeit für die Feste erst zwei Wochen vorher beginnt, und das Verzehnten des Viehs gehört nach ihnen auch zu den Festvorbereitungen.",
+ "Siwan. S. Note 41.",
+ "Elul. Sie sind der Ansicht, dass das neue Jahr für das Verzehnten des Viehs mit dem 1. Tischri beginnt, s. Rosch Hasch. I, 1.",
+ "Tischri. da doch nach ihrer Ansicht 14 Tage vor dem Feste genügen.",
+ "Weil. neben dem aus Note 42 ersichtlichen Grunde, nämlich wegen der Befürchtung, dass man dann leicht dazu kommen könnte, auch die im Tischri und die vorher geworfenen Jungen zusammen zu verzehnten, auch schon aus dem Grunde, weil u. s. w. (Talmud.)",
+ "dieser ein Feiertag ist und man an einem Feiertag nicht verzehnten darf. weil jedes zehnte Tier mit roter Farbe gezeichnet werden musste, s. die folgende Mischna.",
+ "Elul ist Neujahr für den Viehzehnt. es dürfen deshalb die vor dem 1. Elul geworfenen Jungen nicht mit den nach dem 1. Elul geworfenen zusammen verzehntet werden, s. oben Note 5.",
+ "Die im Elul Geborenen werden für sich verzehntet. weil es nach ihm zweifelhaft ist, ob der 1. Elul oder der erste Tischri als Neujahrstag für den Viehzehnt anzusehen ist und die im Elul geworfenen Jungen deshalb weder mit den vorher noch mit den nachher geworfenen zusammen verzehntet werden dürfen."
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+ "Elul Geborenen können zusammen verzehntet werden. nach Ansicht des R Elieser und des R. Simon, wonach der 1. Tischri der Neujahrstag für das Verzehnten des Viehs ist.",
+ "fünf vor einer der Fälligkeitszeiten. S. Note 36",
+ "darf man es verkaufen. obgleich man es dadurch der Pflicht der Verzehntung entzieht, weil diese Verpflichtung noch gar nicht eingetreten ist.",
+ "und schlachten. S. Note 39.",
+ "darf man es nicht schlachten. bevor man es verzehntet hat, weil mit dem Eintritt des Termins die Verzehntungspflicht eingetreten ist.",
+ "ist man straffrei. und das geschlachtete Tier ist auch zum Genuss erlaubt. Man hat nur eine Unterlassungssünde begangen, dass man das Gebot des Verzehntens nicht erfüllt hat, eine Strate dafür ist aber nirgends ausgesprochen, auch ist zehntpflichtiges Vieh, das man, ohne es verzehntet zu haben, geschlachtet hat, nicht wie bei den Bodenfrüchten zum Genuss verboten. Das Gleiche wie für das Schlachten gilt auch für das Verkaufen, die Mischna erwähnt nur deshalb hier nur das Schlachten, weil man hätte annehmen können, dass das geschlachtete Tier für den Genuss verboten sei, weil der zum Opfer bestimmte Zehnt, durch den es erst von der auf ihm ruhenden Verzehntungspflicht befreit wird, nicht für es abgesondert worden ist (Maim. Comment.)."
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+ [
+ "Wie. Talmudausg.: באיזה צד.",
+ "dann zählt man. Talmudausg.: ומונין; Lowe: ומונן.",
+ "mit dem Stabe. In den Talmudausg. fehlt: בשבט.",
+ "zeichnet man mit dem Rotstift. סקרא = rote Farbe, dann auch überhaupt für Farbe gebraucht.",
+ "so gelten sie doch als verzahntet. Talmudausg.: הרי אלו מתעשרין.",
+ "oder zehn und man nimmt eines davon heraus. ohne sie überhaupt dabei zu zählen.",
+ "Es gilt als Verzehnten. R. Jose vergleicht es mit dem Verzehnten des Getreides, bei dem es auch genügt, wenn man, ohne das zu Verzehntende gemessen zu haben, nach Augenmass den zehnten Teil als Zehnt absondert.",
+ "Ist eines. In. ed. pr. u. Ven. fehlt das Wort אחד.",
+ "von den Gezählten. die bereits ausserhalb der Hürde waren, wenn es auch noch nicht zehn waren.",
+ "sind sie nicht mehr Zehnt-pflichtig. weder die bereits Gezählten ausserhalb der Hürde noch die noch nicht Gezählten in der Hürde. Die ersteren sind zehntfrei, weil sie durch das Zählen bereits aus der Reihe der noch zu verzehntenden Tiere ausgeschieden sind, da das nach ihnen als zehntes herauskommende für sie als Zehnt abgesondert zu werden bestimmt war, wenn schliesslich der Zehnt auch nicht mehr für sie hat abgesondert werden können, und die letzteren sind zehntfrei, weil unter ihnen sich jetzt ein schon gezähltes und demnach bereite zehntfreies befindet, das Verzehnten deshalb nicht mehr in der vorgeschriebenen Weise erfolgen kann, da die Vorschrift lautet: כל אשר יעבור תחת השבט, dass der Zehnt nur von solchen Tieren abgesondert werden soll, denen es noch bevorsteht, unter den Stab hindurchzugehen, nicht aber von solchen, die bereits oder unter denen auch nur eines ist, das bereits hindurchgegangen und gezählt worden ist, abgesehen davon, dass vielleicht gerade das bereits gezählte jetzt als zehntes herauskommen könnte, während es als durch die vorangegangene Zählung bereits nicht mehr als zehntpflichtig zum Zehnt auch gar nicht mehr tauglich ist.",
+ "eines von den Zehnten. מעושרים steht hier in der Bedeutung: die Zehnt gewordenen; ist bereits eine grössere Anzahl von Tieren gezählt worden und es ist eines von den Zehnt gewordenen wieder in die Hürde zurückgesprungen.",
+ "müssen sie alle. die in der Hürde sind.",
+ "bis sie einen Leibesfehler bekommen. Da bei jedem von ihnen die Möglichkeit vorliegt, dass es vielleicht das zurückgesprungene ist, das als Zehnt als Opfer dargebracht werden müsste, dürfen sie alte nicht eher geschlachtet werden, als bis sie durch einen Leibesfehler untauglich zum Opfer geworden sind."
+ ],
+ [
+ "so zählt man sie weiter paarweise. und die beiden Tiere, die als zehntes Paar herauskommen, sind beide Zehnt für die vorangegangenen neun Paare. In ed. pr. u. Lowe steht nur ein Mal שנים.",
+ "hat man sie einzeln gezählt. Das erste Paar, weil es gleichzeitig herausgekommen, mit 1 bezeichnet, das dritte Tier mit 2, das vierte mit 3 u.s.w.",
+ "sind das neunte und zehnte nicht zu gebrauchen. wörtlich: sie sind verdorben d. h. keines von beiden kann als Zehnt dargebracht werden, das als zehntes herausgekommene nicht, weil es als neuntes gezählt worden ist, und das als zehntes gezählte nicht, weil es in Wirklichkeit das elfte war, beide dürfen aber auch nicht, so wie sie sind, geschlachtet werden, das erstere nicht, weil es das eigentliche zehnte war, und das letztere nicht, weil es fälschlicher Weise als zehntes gezählt worden ist, es müssen deshalb beide so lange weiden, bis sie einen Leibesfehler bekommen, dann erst dürfen sie wie jedes Zehnt, das einen Leibesfehler bekommen hat, überall geschlachtet werden. Diese Bestimmung dass auch auf das als elftes herausgekommene ebenso wie auf das als neuntes herausgekommene, wenn sie irrtümlicher Weise als zehntes gezählt worden sind, etwas von der Heiligkeit des Zehnt übergeht, beruht auf einer durch Tradition überkommenen Halacha s. weiter Note 77. Trotzdem wird hier nicht wie in dem dort angeführten Falle das irrtümlicher Weise als neuntes gezählte zehnte als Zehnt dargebracht und das als zehntes gezählte elfte nicht als Friedensopfer, weil in dem dortigen Falle das als neuntes gezählte unzweifelhalt das als zehntes herausgekommene ist und nur irrtümlich als neuntes gezählt worden ist, hier dagegen, wenn man die beiden ersten zugleich herausgekommenen, wie es tatsächlich geschehen ist, als eines zählt, es ja tatsächlich nicht das als zehntes, sondern als neuntes herausgekommene ist. מקלקל eig. etwas leicht machen, daher übertragen: etwas wertlos machen, verderben. Ed. Lowe liest: התשיעי וחמעשר מקודשין.",
+ "Sind. Dieser Passus fehlt in den Talmudausg.",
+ "das neunte und zehnte zugleich herausgegangen. nachdem die vorangegangenen einzeln herausgegangen und gezählt worden sind.",
+ "sind das neunte und zehnte nicht zu gebrauchen. Nach dem Grundsatze: אי אפשר לצמצם (s. oben II Note 23) ist selbst bei gleichzeitigem Herausgehen eines der beiden Tiere wenn auch nur um ein noch so Geringes früher als das andere herausgekommen, das andere ist daher das eigentliche Zehnt. Da sich aber nicht feststellen lässt, welches von beiden es war, so muss man beide weiden lassen, bis sie einen Leibesfehler bekommen, gleichviel ob man sie als neuntes oder als zehntes gezählt hat. Das Gleiche gilt auch, wenn das zehnte und elfte zugleich herausgekommen sind, gleichviel ob man sie als zehntes oder elftes gezählt hat.",
+ "Hat man das neunte als zehntes und. indem man sich nachträglich erinnert, dass man die Zahl neun übersprungen hat.",
+ "sind sie alle drei heilig. Hier wird der Ausdruck מקודשין gebraucht, nicht wie oben מקולקלין, weil doch immerhin zwei von den drei Tieren als Opfer dargebracht werden. Es ist eine auf Tradition beruhende Bestimmung, für die im Talmud auch eine Hindeutung im Schriftwort angeführt wird, dass sowohl auf das unmittelbar auf das zehnte folgende wie auf das ihm unmittelbar vorangegangene Tier, wenn man sie irrtümlicher Weise als zehntes gezählt hat, ein Teil von der Heiligkeit des Zehnten übergeht, dass ersteres als Friedensopfer darzubringen ist und letzteres erst geschlachtet werden darf, nachdem es einen Leibesfehler bekommen hat.",
+ "Kann denn ein Eingetauschtes seine Heiligkeit auf ein anderes für es Eingetauschtes übertragen. Nach Ansicht des R. Jehuda wird das elfte, wenn man es zehntes genannt hat, deshalb dargebracht, weil es ebenso ist, als wenn man gesagt hätte, es soll an die Stelle des zehnten treten, ein auf solche Weise תמורה gewordenes Tier überträgt aber seine Heiligkeit nicht weiter auf ein anderes, es wieder zum תמורה zu machen, s. Temura II, 3.",
+ "würde es nicht dargebracht werden. Ein für eine Erstgeburt oder für einen Viehzehnt eingetauschtes Tier gilt wohl als תמורה, wird aber nicht wie das für ein anderes Opfertier eingetauschte geopfert, s. Temura 5 b.",
+ "ist das elfte nicht heilig. Nachdem das zehnte richtig als Zehnt gezählt worden ist, übt es keine Wirkung mehr aus, wenn man dann irrtümlicher Weise auch noch das elfte als zehntes zählt; dagegen darf das neunte, das man vorher als zehntes gezählt hat, auch in diesem Falle nur geschlachtet werden, nachdem es einen Leibesfehler bekommen hat.",
+ "Sobald das zehnte nicht mit einer unrichtigen Benennung bezeichnet worden ist. selbst wenn man es nicht ausdrücklich als zehntes gezählt, sondern es stillschweigend hat hindurchgehen lassen, weil es auch dadurch schon Zehnt geworden ist."
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+ "\nDer Traktat בכורות „Erstgeburten“ behandelt die Vorschriften über die männliche Erstgeburt beim Menschen und beim Vieh und über den Viehzehnt (s. Exod. 13, 2. 12. ff.; 22, 28—29; 34, 19 — 20; Num. 18, 15—18; Deut. 15, 19—23). Die wesentlichen Bestimmungen dieser Vorschriften lauten:\n1. Wenn eine Frau bei ihrer ersten Entbindung Mutter eines Knaben wird, so ist der Vater verpflichtet, das Kind auszulösen. Das Lösegeld, 5 Sekel Silber in Geld oder Geldeswert, hat der Vater einem Kohen zu geben. Die Auslösungspflicht beginnt erst am 31. Tage nach der Geburt. Ist der Vater selbst ein Kohen oder ein Levite, oder ist die Mutter die Tochter eines Kohen oder eines Leviten, so braucht der Knabe nicht ausgelöst zu werden.\n2. Wenn das erste Junge, das von einem Rind, einem Schaf oder einer Ziege geworfen wird, ein männliches ist, so muss der Eigentümer es einem Kohen geben. Die Uebergabe soll jedoch in der Regel beim Kleinvieh erst nach 30, beim Grossvieh nach 50 Tagen erfolgen. Zur Zeit des Tempels musste die im heiligen Lande geworfene Erstgeburt dann vom Kohen im Tempel dargebracht werden, die Opferteile wurden auf den Altar gebracht und das Fleisch von den Kohanim innerhalb Jerusalems verzehrt. Hatte das Tier einen Leibesfehler, der es zur Darbringung als Opfer untauglich machte, so ging es völlig in das Eigentum des Kohen über, der nach Belieben es überall schlachten und verzehren oder es anderen geben oder verkaufen konnte. Da jetzt es nicht mehr möglich ist, das Tier als Opfer darzubringen, so muss jede Erstgeburt so lange aufgefüttert werden, bis sie durch einen Leibesfehler untauglich zum Opfer wird. Diese Untauglichkeit muss durch eine mit der Untersuchung von Leibesfehlern vertraute und hierzu besonders autorisierte Person (מומחה) festgestellt sein, vorher darf das Tier nicht geschlachtet werden. Da es solche Personen heute nicht mehr gibt, darf eine Erstgeburt jetzt nur dann geschlachtet werden, wenn durch 3 kundige zuverlässige Personen festgestellt worden ist, dass die Verletzung eine solche ist, dass durch sie das Tier unzweifelhaft zum Opfer untauglich geworden ist. Auch ohne dass das Tier untauglich zum Opfer geworden ist, darf aber der Kohen, dem es von dem Eigentümer übergeben worden ist, es weitergeben oder verkaufen, da es durch die Uebergabe sein Eigentum geworden ist. Dagegen darf keine Erstgeburt, auch nicht die wegen eines Leibesfehlers zum Schlachten erlaubte, geschoren oder zn irgend einer Arbeit verwendet werden. Es ist verboten, einer Erstgeburt absichtlich unmittelbar oder mittelbar einen Leibesfehler beizubringen, durch eine solche absichtlich beigebrachte Verletzung wird das Tier nicht zum Genuss erlaubt. Diese Vorschriften gelten auch für das Vieh von Kohanim und Leviten. Der Kohen braucht die Erstgeburt seines Viehs nicht einem anderen zu geben, darf sie aber auch erst schlachten, nachdem sie durch einen Leibesfehler zum Opfer untauglich geworden ist. Dagegen haben diese Vorschriften keine Geltung, wenn ein Nichtjude Miteigentümer des Muttertieres oder des Jungen ist.\n3. Die männliche Erstgeburt einer Eselin muss durch ein Lamm, das man einem Kohen gibt, ausgelöst werden. Die Auslösung kann auch durch irgend einen anderen Gegenwert erfolgen, in diesem Falle muss jedoch das, was man dem Kohen gibt, dem vollen Wert des auszulösenden Tieres entsprechen. Das Lamm bzw. die Auslösungssumme werden freies Eigentum des Kohen. Will der Eigentümer die Erstgeburt nicht auslösen, so muss sie durch einen Beil-Schlag ins Genick getötet werden. So lange die Erstgeburt nicht ausgelöst worden ist, darf sie zu keiner Nutzniessung verwendet werden; ebenso ist jede Nutzniessung von einer durch den Genickschlag getöteten Erstgeburt verboten. Sobald der Eigentümer das Lamm oder die zur Auslösung bestimmte Wertsumme abgesondert hat, steht ihm die freie Verfügung über die Erstgeburt zu, auch wenn das als Auslösung dienende noch nicht in die Hand des Kohen gelangt ist. Für das Vieh von Kohanim und Leviten oder Töchtern von Kohanim und Leviten gelten diese Vorschriften nicht; auch ihr Miteigentumsrecht oder das eines Nichtjuden an dem Muttertier oder dem Jungen befreit von dieser Auslösungspflicht.\n4. Von dem jährlichen Heerdenzuwachs an Rindern, Schafen und Ziegen musste zur Zeit des Tempels je das zehnte Tier als Viehzehnt abgesondert werden. Die Absonderung hatte in der Weise zu geschehen, dass die Tiere heerdenweise in eine Umzäunung gebracht, dann einzeln aus derselben herausgelassen und gezählt wurden und je das zehnte Tier durch einen roten Strich als solches bezeichnet wurde. Auch Priester und Leviten mussten ihr Vieh verzehnten. Jeder Besitzer brauchte nur das Vieh zu verzehnten, das in seinem Besitz geboren oder, bevor es ein Alter von sieben Tagen erreicht, in seinen Besitz übergegangen war. Es war nicht verboten, Jungvieh vor Absonderung des Zehnten zu schlachten oder zu verkaufen. Der Viehzehnt wurde als Opfer im Tempel dargebracht, das Fleisch jedoch verblieb den Eigentümern und musste nur innerhalb Jerusalems verzehrt werden. Hatte das Tier einen Fehler, der es zum Opfer untauglich machte, so durfte es überall geschlachtet und verzehrt werden. Dagegen durfte der Viehzehnt nicht verkauft werden, weder wenn das Tier zum Opfer tauglich, noch wenn es dazu untauglich war, weder lebend noch das Fleisch des geschlachteten, weder ganz noch geteilt. Da mit dem Aufhören des Opferdienstes der Viehzehnt nicht mehr seiner Bestimmung gemäss als Opfer dargebracht werden kann, darf er laut rabbinischer Verordnung jetzt überhaupt nicht mehr abgesondert werden, um zu verhüten, dass ein zum Opfer bestimmtes und taugliches Tier ausserhalb des Heiligtums geschlachtet oder zu sonstigem Gebrauch verwendet wird.\nDer Traktat Bechorot besteht aus 9 Abschnitten. Die einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\nI. Ueber die Auslösung der Esels-Erstgeburt. Fälle, in denen dieselbe nicht stattzufinden braucht. In denen die Auslösungspflicht Zweifelhaft ist. Womit die Erstgeburt nicht ausgelöst werden darf. Wenn das zur Auslösung bestimmte Lamm oder die Erstgeburt vor der Uebergabe des Lammes an den Kohen verendet ist. Die Tötung der nicht ausgelösten Erstgeburt durch den Genickschlag.\nII. Ueber die Erstgeburt von Rindern, Schafen und Ziegen. Fälle, für welche die Vorschriften über die Erstgeburt keine Geltung haben. In denen es zweifelhaft ist, ob das geworfene Junge eine männliche Erstgeburt ist. \nIII. Weitere Fälle, in denen es zweifelhaft ist, ob eine Erstgeburt vorliegt. Das Verbot, das Haar oder die Wolle einer Erstgeburt zu benutzen.\nIV. Wann der Eigentümer dem Kohen die Erstgeburt zu übergeben hat. Wie lange die Erstgeburt aufgezogen werden darf. Das Schlachten der Erstgeburt, die durch einen Leibesfehler untauglich zum Opfer geworden ist. Durch wen diese Untauglichkeit festgestellt werden muss. Dass der Untersuchende keine Bezahlung dafür nehmen darf und dass, wenn dieses dennoch geschehen, seine Feststellung keine Gültigkeit hat. Andere Dinge, bei denen das Gleiche der Fall ist. Was man von jemand, der verdächtig ist, dass er die Vorschriften über die Erstgeburt nicht beachtet, nicht beziehen darf. Dasselbe inbezug auf die Vorschriften über das siebente Jahr, über Hebe und Zehnt und die Reinheitsgesetze.\nV. Vorschriften über Verkauf, Schlachten und Verzehren der fehlerhaften Erstgeburt. Ueber eine Erstgeburt, der unabsichtlich ein Leibesfehler beigebracht worden ist. Inwieweit Kohanim inbezug auf Leibesfehler einer Erstgeburt glaubwürdig sind. Feststellung der Untauglichkeit beim Viehzehnt, bei ganz offensichtlicher unzweifelhafter Untauglichkeit. Rechtliche Folgen, wenn eine Erstgeburt ohne vorhergegangene Untersuchung geschlachtet und verkauft worden ist, oder wenn das Gleiche mit einem anderen Tier geschehen und es sich nachträglich herausstellt, dass es trefa war.\nVI. Durch welche Leibesfehler eine Erstgeburt untauglich zum Opfer wird.\nVII. Durch welche Leibesfehler der Kohen untauglich zum Opferdienst wird.\nVIII. Ueber die Auslösung des erstgeborenen Knaben. Wer als Erstgeborener inbezug auf die Auslösungspflicht gilt und wer inbezug auf das Erbrecht. Auslösungspflicht bei gleichzeitiger Geburt mehrerer Knaben von einer oder mehreren Frauen desselben Mannes. In zweifelhaften Fällen. In welchen Werten das Lösegeld zu erlegen ist. Das Erbrecht des erstgeborenen Knaben an dem Erbe des Vaters. Im Anschluss daran ähnliche Bestimmungen über das Anrecht der Ehefrau auf Zahlung ihrer Ketuba aus dem hintcrlassenen Vermögen ihres Mannes, der Töchter auf ihre Alimentation aus dem Erbe des Vaters, des Levirs auf das Vermögen des verstorbenen Bruders, des Mannes auf das Erbe seiner verstorbenen Frau und über durch Schenkung zugefallenes Gut.\nIX. Ueber den Viebzehnt. Dass derselbe vom Grossvieh und vom Kleinvieh getrennt abzusondern ist. Dass nur eine Heerde von mindestens 10 in einer begrenzten Entfernung von einander weidenden Tieren zehntpflichtig ist. Dass nur in eigenem Besitz aufgezogenes Vieh zehntpflichtig ist, nicht gekauftes oder geschenktes. Welche Tiere beim Verzehnten nicht mitzuzählen sind. Die drei Zeiten im Jahre, zu denen das Verzehnten des Viehs stattzufinden hat. Wie das Verzollten vorzunehmen ist. Wenn beim Zählen ein Irrtum vorgekommen ist.\n"
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+ "Wer das noch angeborene Junge eines Esels. der noch nicht geworfen hat.",
+ "obwohl es nicht erlaubt ist. S. Abod. Sar. I, 6. Dieses Verbot hat jedoch für die Gegenwart keine Geltung mehr, s. Jore Deah 152, 4.",
+ "wer [ein Tier] mit ihm in Gemeinschaft hat. wenn der Nichtjude auch nur mit dem allergeringsten Anteil an dem Muttertiere oder dem Jungen beteiligt ist oder ihm als Anteil ein bestimmtes Glied des Tieres zusteht, ohne welches das Tier als ein בעל מזם zu betrachten wäre.",
+ "oder es von ihm [zur Aufzucht] übernimmt. so dass das Tier Eigentum des Nichtjuden bleibt, der Israelite aber die Hut und Verpflegung übernimmt und dafür die Jungen, die das Tier wirft, mit dem Nichtjuden teilt.",
+ "ist frei von der Erstgeburtspflicht. das Junge bezw. die Jungen, die als Erstgeburt geworfen werden, sind in diesen Fällen nicht dem Gesetz über פטר חמור unterworfen und brauchen demgemäss nicht ausgelöst zu werden",
+ "weil es heisst. Num. 3, 13.",
+ "aber nicht das von Anderen. Nur die Erstgeburt in Israel hat Gott geheiligt, in allen diesen Fällen ist aber nicht der Israelite alleiniger Eigentümer, da entweder die Mutter oder das Junge oder ein Teil von ihnen dem Nichtjuden gehört. Dass auch die blosse Teilhaberschaft eines Nichtjuden von der Erstgeburtspflicht befreit, wird aus בבקרך ובצאנך (Deut. 15, 19), von deinen Rindern und deinen Schafen, geschlossen; durch כל״ בכור„ (Exod. 13, 2) wird angedeutet, dass das ganze Junge dem Israeliten gehören muss, durch וכל״ מקנך תזכר„ (Exod. 34, 19), dass auch die Mutter allein dem Israeliten gehören muss.",
+ "Wenn in der Wüste die [Erstgeborenen] der Israeliten durch sie frei geworden sind. S. Num 3, 45. Die Leviten sind an die Stelle der Erstgeborenen getreten und haben diese von der Wacht und dem Dienst im Heiligtum befreit. Die Priester gehören ebenfalls dem Stamme Levi an und werden auch in der Schrift wiederholt als Leviten bezeichnet.",
+ "so müssen folgerichtig um so mehr ihre eigenen. erstgeborenen Söhne.",
+ "frei sein. die ihnen als Leviten innewohnende Heiligkeit bewirkt, dass die Vorschrift über die Erstgeburt auf ihre Kinder nicht anzuwenden ist. Aus der Nebeneinanderstellung (Num. 18, 16): אך פדה תפדה את בכור האדם ואת בכזר הבהמה הטמאה תפדה wird dann weiter gefolgert, dass, wer nicht verpflichtet ist, seinen erstgeborenen Sohn auszulösen, auch nicht die Erstgeburt seines unreinen Viehs auszulösen verpflichtet ist."
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+ "das einem Pferde. Ascheri meint, dass in der Mischna nicht כמין סוס zu lesen ist, sondern וחמור שילדה כמין פרה entsprechend dem פרה שילדה כמין חמור, weil das folgende ומה „חם״ באכילה darauf hinweist, dass in beiden angeführten Fällen entweder die Mutter oder das Junge ein zum Genuss erlaubtes Tier ist.",
+ "weil es zwei Mal heisst. Exod. 13, 13 und 34, 20.",
+ "nur wenn die Mutter. Talmudausg.: היולדת).",
+ "Wenn ein reines. d h. zum Genuss erlaubtes.",
+ "gilt als unrein. so auch die Milch eines unreinen Tieres; eine Ausnahme bildet nur der Honig s. Machsch. VI, 4.",
+ "Hat ein unreiner Fisch einen reinen Fisch verschlungen. und er wird unverdaut in ihm gefunden."
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+ "die noch nicht geworfen. בכר im Piel=zum ersten Male ein Junges werfen.",
+ "zwei männliche Junge geworfen. und man weiss nicht, welches von beiden zuerst geworfen worden ist.",
+ "so hat man dem Priester ein. weil nur dasjenige als Erstgeburt gilt, dessen Kopf zuerst zum Vorschein gekommen ist. Die Möglichkeit, dass vielleicht die Köpfe beider genau gleichzeitig zum Vorschein gekommen sind und daher beide als Erstgeburt zu betrachten wären, braucht nach der Ansicht der Weisen (s. weiter II, 6) nicht inbetracht gezogen zu werden. Nach der entgegengesetzten Ansicht R. Jose’s, des Galiläers (s. dort), ist auch hier nur ein Lamm dem Priester zu geben, weil diese Möglichkeit doch jedenfalls zu den seltensten Ausnahmen gehört; doch muss der Eigentümer, um auch dieser Möglichkeit Rechnung zu tragen, ausser diesem Lamm noch ein zweites absondern, das er aber nicht dem Priester zu geben braucht, sondern für sich behalten kann.",
+ "so hat man ein Lamm zu eigener Benutzung abzusondern. weil vielleicht das männliche zuerst geworfen worden ist. Einem Priester braucht man das Lamm nicht zu geben, nach dem Grundsatze: המוציא מחברו עליו הראיה, trotzdem muss aber das männliche Junge, das vielleicht eine Erstgeburt ist, durch ein Lamm ausgelöst werden, weil es verboten ist, die Erstgeburt zu benutzen, so lange sie nicht durch ein Lamm ausgelöst worden ist.",
+ "hat man dem Priester zwei. da beide geworfen haben, demnach zwei männliche Erstgeburten vorliegen.",
+ "so hat man dem Priester ein Lamm zu geben. Sind die beiden männlichen von der einen und das weibliche von der anderen geworfen worden, so ist nur das von den beiden männlichen zuerst geworfene Erstgeburt. Hat die eine nur ein männliches und die andere ein weibliches und ein männliches geworfen, so ist ebenfalls nur das allein geworfene männliche unzweifelhafte Erstgeburt, das mit dem weiblichen zusammen geworfene dagegen kann ebensowohl nicht Erstgeburt sein, indem das weibliche zuerst geworfen worden ist, deshalb braucht man dafür dem Priester kein Lamm zu geben, dagegen muss man aus dem Note 20 angegebenen Grunde auch dieses durch ein Lamm auslösen, das man aber nicht dem Priester zu geben braucht, wenn die Mischna dies auch nicht besonders erwähnt, da es sich aus dem Vorhergehenden von selbst ergibt.",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. weil es ja möglich ist, da es jede von beiden zuerst ein weibliches geworfen hat. Ha es doch aber auch möglich ist, dass im ersteren Falle das männliche und im zweiten Falle beide männliche als erste geworfen worden sind, so ist für jedes von ihnen ein Lamm abzusondern, das der Eigentümer für sich verwenden kann. Nach Maimonides ist hier auch das nicht nötig, weil hier so verschiedene Möglichkeiten vorliegen, d. h., wie Israel Lipschütz erklärt, weil bei jedem der beiden Tiere zwei Fälle möglich sind, in denen keine Erstgeburtspflicht vorliegt, wenn es nämlich entweder nur ein oder zwei weibliche oder ein männliches erst nach diesen geworfen hat, und erst im dritten Falle, wenn es ein männliches vor dem oder den weiblichen Jungen geworfen hat, die Erstgeburtspflicht vorliegt."
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+ "und sie haben jetzt zwei männliche Junge geworfen. und man weiss nicht, welches von beiden als Erstgeburt geworfen worden ist.",
+ "so hat man ein Lamm zu eigener Benutzung abzusondern. da vielleicht das männliche von dem Tiere geworfen worden ist, das noch nicht geworfen hatte.",
+ "wie es heisst. Exod. 13, 13.",
+ "und die Erstgeburt eines Esels sollst du durch ein Lamm auslösen. Der Schriftvers wird nicht als Begründung für das unmittelbar Vorhergehende angeführt, sondern für die Vorschrift, von welcher der ganze Abschnitt handelt, dass die Erstgeburt eines Esels durch ein Lamm auszulösen ist.",
+ "sei es von Schafen oder von Ziegen. Der Ausdruck שה bezeichnet sowohl ein junges Schaf wie eine junge Ziege.",
+ "man kann auch mehrere Male damit auslösen. Nachdem man das Lamm dem Priester gegeben hat, kann man mit demselben Lamm, wenn man es vom Priester wieder zurückbekommen hat, eine zweite Erstgeburt auslösen. Ebenso darf man nach Ansicht des Rab. Tam ein Lamm, das man für eine zweifelhafte Erstgeburt nur abgesondert hat, aber nicht dem Priester zu geben braucht, auch weiter zur Auslösung einer Erstgeburt verwenden.",
+ "von der man den Zehnt absondern will. das Lamm, das man für eine zweifelhafte Erstgeburt abgesondert hat; ein Lamm dagegen, das man dem Priester als Auslösung für eine Erstgeburt gegeben hat, untersteht nicht mehr der Vorschrift des Verzehntens, selbst wenn man es von dem Priester zurückbekommen oder zurückgekauft hat, s. weiter IX, 3.",
+ "ist es gestorben. das Lamm, das man für eine Erstgeburt abgesondert hat, um es einem Priester zu geben, bevor man es dem Priester gegeben hat.",
+ "steht ihnen. den Priestern. Lowe: נהנה",
+ "[nur] die Nutzniessung zu. der Eigentümer muss das tote Lamm einem Priester geben, er ist aber nicht verpflichtet, es durch ein anderes lebendes zu ersetzen, weil das Lamm von dem Augenblicke der Absonderung ab schon als Eigentum der Priester betrachtet wird, wenn der Eigentümer es auch noch nicht einem Priester übergeben hat (s. weiter Mischna 6)."
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+ "Mit einem Kalbe darf man nicht auslösen. Wenn man mit einem Lamm auslöst, kommt es nicht auf den Wert des Lammes an, sondern genügt es, wenn auch das Lamm einen geringeren Wert hat als die Erstgeburt. Ist man nicht im Besitze eines Lammes, so kann man die Erstgeburt auch durch irgend etwas Anderes auslösen, in diesem Falle muss aber das, womit man auslöst, mindestens den gleichen Wert haben wie die Erstgeburt. Man kann aber nicht anstatt eines Lammes ein Kalb usw. nehmen und damit wie mit einem Lamm, d. h. ohne Rücksicht auf den Wert auslösen.",
+ "nicht mit einer Mischgeburt. von Schaf und Ziegenbock.",
+ "und nicht mit einem . Nach einer Ansicht im Talmud (Chull. 80 a) ist unter כוי eine Mischgeburt von Ziegenbock und Reh zu verstehen.",
+ "Eleasar. ed. Ven. und Talmudausg.: ר׳ אליעזר (s. Tosaf.).",
+ "weil es ein Lamm ist. sowohl das Junge von einem Schaf wie das von einer Ziege wird שה genannt.",
+ "weil es da zweifelhaft ist. ob es noch שה genannt wird.",
+ "Hat man sie. die Erstgeburt selbst, anstatt sie auszulösen.",
+ "wenn er nicht ein Lamm dafür absondert. auch das Lamm kann er dann aber für sich selbst behalten und verwenden."
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+ "Wenn jemand das Auslösungslamm für eine Esels-Erstgeburt absondert und es stirbt. bevor man es dem Priester gegeben hat.",
+ "wie die fünf Selaim für einen [erstgeborenen] Sohn. S. Abschn. VIII, 8. R. Elieser schliesst von dem Lösegeld für den erstgeborenen Sohn auf das Auslösungslamm für eine Eselserstgeburt, weil sie in der Schrift (Exod. 13, 13) beide neben einander stehen: וכל פטר חמור תפדה בשה ואם לא תפדה וערפתו וכל בכור בניך תפדה (Maim. und Bart.).",
+ "wie bei dem Auslösungsgeld für den zweiten Zehnt. Das für den zweiten Zehnt gelöste Geld darf nur in Jerusalem verzehrt werden, ist jedoch dieses Geld verloren gegangen, so braucht man es nicht durch anderes zu ersetzen. Wie R. Elieser aus den Worten אך פדה תפדה in dem Schriftverse (Num. 18, 15): אך פדה תפדה את בכור האדם ואת בכור הבהמה חטמאה תפדה folgert, dass nicht in allen Beziehungen die Auslösung der Eselserstgeburt der des erstgeborenen Sohnes gleichzustellen ist, sondern nur inbezug auf die Ersatzpflicht für das Auslösungslamm (s. Talm. 12b), so schliessen daraus die Weisen, dass auch inbezug auf die Ersatzpflicht die Auslösung der Eselserstgeburt nicht der des erstgeborenen Sohnes gleichzustellen ist, sondern nur inbezug auf die Personen, denen bei beiden die Auslösungspflicht aufliegt (s. Talm. 4a).",
+ "dem Priester dafür keinerlei Anspruch zusteht. sondern er hat nur Anspruch auf das tote Lamm, s. oben Note 33.",
+ "Stirbt die Esels-Erstgeburt. nachdem der Eigentümer ein Lamm dafür abgesondert, bevor er es dem Priester übergeben hat.",
+ "Sie muss vergraben werden. Da R. Elieser der Ansicht ist, dass der Eigentümer für das Lamm noch ersatzpflichtig ist, solange er es dem Priester nicht übergeben hat, gilt die Erstgeburt noch als nicht ausgelöst und darf deshalb auch das Aas nicht benutzt werden.",
+ "und das Lamm steht zur Nutzniessung frei. der Eigentümer darf es für sich benutzen, da er jetzt ja keine Erstgeburt mehr damit auszulösen hat.",
+ "Sie braucht nicht vergraben zu werden. da sie bereits als ausgelöst gilt, sobald der Eigentümer des Lamm abgesondert hat."
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+ "so muss man ihr mit einem Hackmesser. קופיץ ed. Lowe קפיס =xoπις ein Hackmesser, Beil; in den Talmudausg. fehlt das Wort בקופיץ.",
+ "von hinten das Genick einschlagen und sie dann vergraben. Die unausgelöste Erstgeburt ist nach R. Jehuda schon beim Leben, nach R. Simon erst nach dem Genickschlag für jede Benutzung verboten (Talm. 9b).",
+ "denn es heisst. Exod. 13, 13.",
+ "Das Gebot der Ehelichung. der hebräischen Magd.",
+ "denn es heisst. Exod. 21, 8.",
+ "Das Gebot der Leviratsehe. Deut. 25, 5—10.",
+ "dass das Gebot der Chaliza den Vorrang vor dem der Leviratsehe hat. Nach dem Talmud (Jebam. 39 b) ist man später wieder zu dem Grundsatz zurückgekommen, dass das Gebot der Leviratsehe den Vorrang vor dem der Chaliza hat, weil nach Ansicht der Weisen der Levir die Schwägerin auch dann heiraten darf, wenn er sie aus anderen Gründen als nur, um das Gebot zu erfüllen, heiratet.",
+ "Bei dem Gebote der Auslösung. Wenn jemand ein unreines Tier dem Heiligtum geweiht hat, so muss dasselbe seinem Werte nach abgeschätzt werden, und das dafür gelöste Geld gehört dem Heiligtum.",
+ "hat der Eigentümer den Vorrang vor jedem anderen Menschen. Der Eigentümer muss aber, wenn er das Tier auslöst, zu dem Werte noch ein Fünftel hinzulegen.",
+ "denn es heisst. Lev. 27, 28.",
+ "Wenn es nicht ausgelöst wird. durch den Eigentümer."
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+ "Wer das noch ungeborene Junge einer Kuh. die noch nicht geworfen hat, ebenso auch das von einem Schaf oder von einer Ziege, nur passt darauf nicht das „obwohl es nicht erlaubt ist“, da man Kleinvieh an einen Nichtjuden verkaufen darf.",
+ "wer [ein Tier] mit ihm in Gemeinschaft hat oder es von ihm [zur Aufzucht] übernimmt. S. I, Note 4.",
+ "weil es heisst. Num. 3, 13.",
+ "aber nicht das von Anderen. S. I, Note 7.",
+ "sie sind von der Erstgeburtspflicht bei einem reinen Tiere nicht befreit. Auch die Priester müssen die Erstgeburt von ihren eigenen Tieren im Heiligtum schlachten und die Opferteile darbringen, erst dann dürfen sie das Fleisch verzehren.",
+ "befreit sind sie nur. In den Talmudausg. fehlt das zweite ולא נפטרו.",
+ "von der Auslösung eines [erstgeborenen] Sohnes und von der Erstgeburtspflicht bei einem Esel. aus dem I, Note 10 angegebenen Grunde."
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+ "Alle. Diese und die folgende Mischna stimmen wörtlich überein mit Chullin X, 2, s. dort die Erklärung. Dort bringt sie die Mischna wegen der darin enthaltenen Bestimmungen über die Abgabenpflicht, hier wegen der Bestimmungen über die Erstgeburtspflicht."
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+ "Hat jemand Kleinvieh als eisernen Bestand. d. h. der Nichtjude verkauft und übergibt das Vieh dem Juden für einen besimmten Preis, den dieser aber erst nach einer Reihe von Jahren zu zahlen hat, auch wenn das Vieh inzwischen billiger geworden oder ganz eingegangen ist. In die Jungen, welche das Vieh in der Zwischenzeit wirft, teilen sich der Verkäufer und der Käufer. „Eisernes“ Vieh wird solches Vieh genannt, weil der Übernehmer für jeden Schaden haftet und dem Verkäufer keinerlei Schaden erwachsen kann (s. auch Jebam. VII, Note 2).",
+ "so sind auch die geworfenen Jungen. die dem Juden als Anteil zugefallen sind.",
+ "von der Erstgeburtspflicht frei. d. h. die erstgeborenen Jungen, die von diesen Jungen geworfen werden, werden nicht als בכורים betrachtet, weil der Nichtjude auch auf die Jungen des eisernen Viehs noch einen Anspruch hat, denn wenn das eiserne Vieh vor Bezahlung des Kaufpreises eingegangen ist, kann der Nichtjude sich wegen Bezahlung desselben an die Jungen halten. Dass die erstgeborenen Jungen des eisernen Viehs selbst nicht als בכורים betrachtet werden, ist schon in Mischna 1 ausgesprochen.",
+ "die Jungen von diesen Jungen dagegen Erstgeburts-pflichtig. weil das Recht des Nichtjuden nicht so weit geht, sich an diese, die Jungen der dem Juden als Anteil zugefallenen Jungen, als Ersatz für das eingegangene eiserne Vieh zu halten, deshalb sind die Jungen, die von diesen geworfen werden, als בכורים zu behandeln.",
+ "Hat er [ausdrücklich] die Jungen. Talmudausg.: ולדותיהן.",
+ "als Ersatz für ihre Mütter bestimmt. indem er zu dem Nichtjuden gesagt hat: sollte das eiserne Vieh eingehen, so kannst du dich dafür an die mir zugefallenen Jungen halten. Da dieses Recht auch ohne ausdrückliche Abmachung dem Nichtjuden zusteht, so kann diese besondere Abmachung nur den Sinn haben, dass dem Nichtjuden das Recht zuerkannt worden ist, sich an die Jungen so zu halten, als wenn sie das dem Juden übergebene eiserne Vieh wären, er sich demnach auch weiter an die Jungen dieser Jungen halten kann.",
+ "so sind auch die Jungen von diesen Jungen von der Erstgeburtspflicht frei. die Jungen von den Jungen dieser Jungen sind nicht als בכורים zu betrachten.",
+ "und erst die Jungen von den Jungen dieser Jungen Erstgeburts-pflichtig. Ed. pr., Lowe und Ven. lesen: ולדות פטורין וולדי ולדות חיי בין.",
+ "weil der Nichtjude einen Ersatzanspruch auf sie hat. dadurch dass er sich ausdrücklich den Ersatzanspruch auf die Jungen hat feststellen lassen, hat er sich den Anspruch auch auf die Jungen in allen weiteren Generationen erworben."
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+ "so ist es frei von der Erstgeburtspflicht. obgleich sowohl Schaf wie Ziege beide erstgeburtspflichtig sind. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es heisst (Num. 18, 17): אך בכור שור או בכור כשב או בכור עז und nicht: אך בכור שור או כשב או עז, das solle darauf hinweisen, dass es nicht genügt, wenn z. B. das erstgeborene Schaf das Erstgeborene von einem Schaf oder von einer Ziege ist, sondern es muss das Erstgeborene eines Schafes, oder wenn es eine Ziege ist, das Erstgeborene von einer Ziege sein.",
+ "hat es jedoch einen Teil der Kennzeichen. des Muttertieres.",
+ "ist es Erstgeburts-pflichtig. Dies wird aus dem voranstehenden einschränkenden אך״„ geschlossen: die Bestimmung, dass das Erstgeborene von derselben Art wie die Mutter sein muss, wird dahin eingeschränkt, dass es nur einen Teil der Kennzeichen des Muttertieres aufzuweisen haben muss."
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+ "weil es heisst. Exod. 13, 12.",
+ "die männlichen. daraus, dass es nicht heisst: הזכר, entsprechend dem vorhergehenden פטר שגר בהמה, sondern הזכרים in der Mehrzahl, folgert R. Jose, dass auch, wenn zwei Junge genau gleichzeitig geworfen werden, beide als Erstgeburt zu betrachten sind.",
+ "Das ist nicht möglich. Die Weisen vertreten die Ansicht, dass es unmöglich ist, die absolute Gleichzeitigkeit zweier Vorgänge festzustellen (אי אפשר לצמצם). Selbst wenn man deshalb gesehen hat, dass beide Jungen gleichzeitig ihre Köpfe herausgesteckt haben, bleibt es dennoch immer noch zweifelhaft, ob nicht das eine den Kopf, wenn auch nur um den Bruchteil einer Sekunde später als das andere herausgesteckt hat, es sind deshalb nicht beide als Erstgeburt, sondern nur als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten.",
+ "vielmehr gehört eines ihm und eines dem Priester. da jedenfalls das eine, das den Kopf zuerst herausgesteckt hat, dem Priester gehört.",
+ "Der Priester sucht sich das schönere aus. da nicht festzustellen ist, welches von beiden den Kopf zuerst herausgesteckt hat, ist es als das wahrscheinlichere anzunehmen, dass es das stärkere von beiden gewesen ist.",
+ "Der Anspruch auf das fettere ist unentschieden. Der Talmud erklärt den Ausdruck משמנים ביניהם mit שומן יהא ביניהן: dasjenige, um das das fettere Tier das andere an Wert übertrifft, bleibt zwischen ihnen, dem Eigentümer und dem Priester, liegen, d. h. einer hat keinen grösseren Anspruch darauf als der andere, nach dem Grundsatze המוציא מחברו עליו הראיה, behält sich darum der Eigentümer das fettere Tier. Danach wäre das Wort משמנים von שומן = Fett abzuleiten. Derselbe Ausdruck wird auch Bab. Batr. VII, 4 gebraucht, dort heisst es: האומר לחבירו חצי שדה אני מוכר לך משמנין ביניהן ונוטל חצי שדהו Wenn jemand einem Anderen sein halbes Feld verkauft und, wie es ja verkommen kann, die eine Seite des Feldes einen fetteren Boden hat als die andere, so muss der Käufer dem Verkäufer einen dem halben Wert des ganzen Feldes entsprechenden Teil seines Feldes geben. Es pflegt nun aber jeder lieber ein kleineres Feld mit fetterem Boden zu nehmen als ein den gleichen Wert darstellendes grösseres Feld mit magerem Boden. Mit dem Ausdruck משמנין ביניהם will nun die Mischna sagen, dass weder dem Verkäufer noch dem Käufer ein eigentliches Recht zusteht, gerade den Teil mit dem fetteren Boden für sich zu beanspruchen. Es darf deshalb der Verkäufer den fetteren Teil des Feldes für sich behalten und braucht dem Käufer nur einen dementsprechend grösseren Teil des Feldes mit magerem Boden zu geben nach dem Grundsatze, dass bei einem Verkauf in allen Zweifelsfällen das Recht auf Seiten des Verkäufers steht (יד לוקח על חתחתונה). Eine dritte Stelle, an der dieser Ausdruck gebraucht wird, ist Talm. Bab. Mez. 87 a: השוכר את הפועל ואמר לו כאחד וכשנים מבני העיר נותן לו בפחות שבשכירות דברי ר׳ יהושע וחכמים אומרים משמנים ביניהם Wenn jemand einen Arbeiter mietet und zu ihm sagt, ich miete dich für einen Lohn, den einer und andere in der Stadt erhalten, so sagt R. Josua, er braucht ihm nur den geringsten Arbeitslohn zu geben, den ein Arbeiter der Stadt zu erhalten pflegt, die Weisen aber sagen משמנים ביניהם d. h. der Mehrbetrag, um den der Lohn des bestbezahlten Arbeiters den des am schlechtesten bezahlten übersteigt, bleibt zwischen beiden, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, liegen und, da hier keinem von beiden ein Vorrecht zusteht, so wird er zwischen beiden geteilt, der Arbeiter erhält also einen Durchschnittslohn (s. Tosf. Joint zu Baba Batra VII, 4). Andere Erklärer leiten das Wort משמנים von שום = schätzen ab mit eingefügtem נ׳. Hoffmann (z. St. Bab. Batr.) nimmt es gleich dem arab. سمل = einen Vergleich machen, Frieden stiften, und übersetzt es mit „nach dem Durchschnitt schätzen“.",
+ "bis es einen Leibesfehler bekommt. vorher darf es nicht geschlachtet werden, da es ja möglich ist, dass gerade dieses Tier, das der Eigentümer für sich behalten hat, das zuerst herausgekommene war; selbstverständlich muss aus demselben Grunde auch der Priester das ihm zugefallene Tier weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt, als Erstgeburtsopfer darf er es nicht darbringen, weil es vielleicht gar keine Erstgeburt ist und man ein profanes Tier nicht im Heiligtum darbringen darf.",
+ "und es ist Abgabenpflichtig. denn entweder ist es keine Erstgeburt, dann steht dem Priester wie bei jedem anderen Tiere das Recht auf die Abgaben zu, oder es ist eine Erstgeburt, dann stände dem Priester eigentlich das Recht auf das ganze Tier zu.",
+ "Es ist davon frei. Als Grund für die Ansicht des R. Jose wird Mischna 8 angegeben, weil der Priester für dieses Tier, selbst wenn er einen Anspruch darauf gehabt haben sollte, bereits ein anderes angenommen hat, es ist deshalb ebenso, als wenn er zunächst das Tier als Erstgeburt erhalten, es dann aber, nachdem es einen Fehler bekommen, an den Eigentümer für das andere Tier verkauft oder eingetauscht hätte, von einem solchen Tiere braucht der Israelite dem Priester die Abgaben nicht zu geben.",
+ "Ist eines von beiden gestorben. bevor der Priester eines von ihnen bekommen hat.",
+ "Tarfon. Nach der Erklärung im Talmud hat R. Tarfon seine zuerst ausgesprochene Ansicht, dass das stärkere von den beiden Tieren dem Priester zufällt (s. Note 25), später wieder geändert und ist vielmehr auch der Ansicht, dass jeder von beiden, der Eigentümer und der Priester, den Anspruch auf die Hälfte von beiden Tieren hat, deshalb behält jeder seinen Anspruch, auch wenn das eine von beiden Tieren gestorben ist.",
+ "dem liegt der Beweis ob. und da der Priester den Beweis nicht führen kann, dass das noch lebende Junge das zuerst geworfene ist, so braucht ihm der Eigentümer nichts davon zu geben. Auch R. Tarfon erkennt diesen Grundsatz an; wenn das Junge in einem Gehöft geworfen worden ist, das dem Eigentümer des Viehs gehört, so dass dieser durch das ihm gehörende Gehöft von dem Jungen rechtsmässig Besitz ergriffen hat, so kann deshalb auch nach seiner Ansicht der Priester keinen Anspruch auf das Tier geltend machen. Umgekehrt erkennt auch R. Akiba dem Priester einen Anspruch zu, wenn das Junge unter Aufsicht eines Hirten an einem Orte geworfen worden ist, der nicht dem Eigentümer des Viehs gehört, und dieser demnach von dem Tiere noch gar nicht Besitz ergriffen hat. Ihre Ansichten gehen nur in dem Falle auseinander, wenn diese Besitzergreifung durch den Eigentümer allein nicht zweifellos feststeht, sondern auch eine gleichzeitige Besitzergreifung seitens des Priesters in Frage kommt. Das ist der Fall, wenn z. B. der Eigentümer sein Vieh auf seinem Felde durch einen Hirten weiden lässt, der Priester ist. Da ist nach R. Tarfon anzunehmen, dass der Eigentümer stillschweigend dem Priester für den Fall, dass die Tiere erstgeborene Junge werfen, ein Mit-Anrecht an seinem Felde eingeräumt hat, damit dem Priester dadurch die Erstgeburt sofort zufällt, indem er durch das Feld Besitz von ihr ergreift, weil der Eigentümer es sich als eine verdienstliche Tat anrechnet, dass er die geweihte Erstgeburt auf seinem Felde weiden lässt; es haben demnach der Priester und der Eigentümer zu gleicher Zeit von der geworfenen zweifelhaften Erstgeburt Besitz ergriffen, deshalb müssen sie sie sich teilen. R. Akiba dagegen ist der Ansicht, dass gerade weil in diesem Falle dem Eigentümer daraus, dass er dem Priester ein Besitz-Anrecht an seinem Felde einräumt, ein Schaden entstehen würde, es nicht anzunehmen ist, dass er dieses Mit-Anrecht dem Priester eingeräumt hat, das Junge ist also auch in diesem Falle, da es auf dem Felde des Eigentümers geworfen worden ist, sofort in den alleinigen Besitz des Eigentümers übergegangen, und ist daher dem Priester die Beweispflicht zuzuschieben, wenn er einen Anspruch darauf macht (Talmud).",
+ "hat der Priester gar keinen Anspruch. Der Priester kann nur einen Anspruch erheben, wenn das Vorhandensein einer männlichen Erstgeburt unzweifelhaft feststeht, es nur zweifelhaft ist, ob dieses Tier das zuerst geborene ist. In diesem Falle aber ist es ja ebenso möglich, dass das weibliche Tier zuerst den Kopf herausgesteckt hat, deshalb kann der Priester auch auf das männliche keinen Anspruch erheben, sondern es gehört dem Eigentümer, er muss es aber weiden lassen, bis es einen Leibesfehler bekommt, da es immerhin eine zweifelhafte Erstgeburt ist."
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+ "zwei männliche Junge geworfen haben. ohne dass jemand dabei gewesen ist.",
+ "muss man beide dem Priester geben. denn das ist nicht anzunehmen, dass beide Jungen von dem einen Tiere geworfen sind und das andere nur blutigen Abgang (טנוף s. weiter III, 1) geworfen hat.",
+ "gehört das männliche dem Priester. weil gewiss das männliche von dem einen und das weibliche von dem anderen Tiere geworfen worden ist.",
+ "gehört eines ihm und eines dem Priester. denn entweder sind beide männlichen von einem Tiere geworfen worden, dann ist nur das zuerst geworfene Erstgeburt, oder das eine Tier hat ein männliches und ein weibliches, das andere nur ein männliches geworfen, dann ist nur das letztere Erstgeburt, das erstere dagegen nur zweifelhafte Erstgeburt, da vielleicht das weibliche vor ihm geworfen worden ist.",
+ "Der Priester sucht sich das schönere aus. da nicht festzustellen ist, welches von beiden den Kopf zuerst herausgesteckt hat, ist es als das wahrscheinlichere anzunehmen, dass es das stärkere von beiden gewesen ist.",
+ "Der Anspruch auf das fettere ist unentschieden. Der Talmud erklärt den Ausdruck משמנים ביניהם mit שומן יהא ביניהן: dasjenige, um das das fettere Tier das andere an Wert übertrifft, bleibt zwischen ihnen, dem Eigentümer und dem Priester, liegen, d. h. einer hat keinen grösseren Anspruch darauf als der andere, nach dem Grundsatze המוציא מחברו עליו הראיה, behält sich darum der Eigentümer das fettere Tier. Danach wäre das Wort משמנים von שומן = Fett abzuleiten. Derselbe Ausdruck wird auch Bab. Batr. VII, 4 gebraucht, dort heisst es: האומר לחבירו חצי שדה אני מוכר לך משמנין ביניהן ונוטל חצי שדהו Wenn jemand einem Anderen sein halbes Feld verkauft und, wie es ja verkommen kann, die eine Seite des Feldes einen fetteren Boden hat als die andere, so muss der Käufer dem Verkäufer einen dem halben Wert des ganzen Feldes entsprechenden Teil seines Feldes geben. Es pflegt nun aber jeder lieber ein kleineres Feld mit fetterem Boden zu nehmen als ein den gleichen Wert darstellendes grösseres Feld mit magerem Boden. Mit dem Ausdruck משמנין ביניהם will nun die Mischna sagen, dass weder dem Verkäufer noch dem Käufer ein eigentliches Recht zusteht, gerade den Teil mit dem fetteren Boden für sich zu beanspruchen. Es darf deshalb der Verkäufer den fetteren Teil des Feldes für sich behalten und braucht dem Käufer nur einen dementsprechend grösseren Teil des Feldes mit magerem Boden zu geben nach dem Grundsatze, dass bei einem Verkauf in allen Zweifelsfällen das Recht auf Seiten des Verkäufers steht (יד לוקח על חתחתונה). Eine dritte Stelle, an der dieser Ausdruck gebraucht wird, ist Talm. Bab. Mez. 87 a: השוכר את הפועל ואמר לו כאחד וכשנים מבני העיר נותן לו בפחות שבשכירות דברי ר׳ יהושע וחכמים אומרים משמנים ביניהם Wenn jemand einen Arbeiter mietet und zu ihm sagt, ich miete dich für einen Lohn, den einer und andere in der Stadt erhalten, so sagt R. Josua, er braucht ihm nur den geringsten Arbeitslohn zu geben, den ein Arbeiter der Stadt zu erhalten pflegt, die Weisen aber sagen משמנים ביניהם d. h. der Mehrbetrag, um den der Lohn des bestbezahlten Arbeiters den des am schlechtesten bezahlten übersteigt, bleibt zwischen beiden, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, liegen und, da hier keinem von beiden ein Vorrecht zusteht, so wird er zwischen beiden geteilt, der Arbeiter erhält also einen Durchschnittslohn (s. Tosf. Joint zu Baba Batra VII, 4). Andere Erklärer leiten das Wort משמנים von שום = schätzen ab mit eingefügtem נ׳. Hoffmann (z. St. Bab. Batr.) nimmt es gleich dem arab. سمل = einen Vergleich machen, Frieden stiften, und übersetzt es mit „nach dem Durchschnitt schätzen“.",
+ "bis es einen Leibesfehler bekommt. vorher darf es nicht geschlachtet werden, da es ja möglich ist, dass gerade dieses Tier, das der Eigentümer für sich behalten hat, das zuerst herausgekommene war; selbstverständlich muss aus demselben Grunde auch der Priester das ihm zugefallene Tier weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt, als Erstgeburtsopfer darf er es nicht darbringen, weil es vielleicht gar keine Erstgeburt ist und man ein profanes Tier nicht im Heiligtum darbringen darf.",
+ "und es ist Abgabenpflichtig. denn entweder ist es keine Erstgeburt, dann steht dem Priester wie bei jedem anderen Tiere das Recht auf die Abgaben zu, oder es ist eine Erstgeburt, dann stände dem Priester eigentlich das Recht auf das ganze Tier zu.",
+ "Es ist davon frei. Als Grund für die Ansicht des R. Jose wird Mischna 8 angegeben, weil der Priester für dieses Tier, selbst wenn er einen Anspruch darauf gehabt haben sollte, bereits ein anderes angenommen hat, es ist deshalb ebenso, als wenn er zunächst das Tier als Erstgeburt erhalten, es dann aber, nachdem es einen Fehler bekommen, an den Eigentümer für das andere Tier verkauft oder eingetauscht hätte, von einem solchen Tiere braucht der Israelite dem Priester die Abgaben nicht zu geben.",
+ "Ist eines von beiden gestorben. bevor der Priester eines von ihnen bekommen hat.",
+ "Tarfon. Nach der Erklärung im Talmud hat R. Tarfon seine zuerst ausgesprochene Ansicht, dass das stärkere von den beiden Tieren dem Priester zufällt (s. Note 25), später wieder geändert und ist vielmehr auch der Ansicht, dass jeder von beiden, der Eigentümer und der Priester, den Anspruch auf die Hälfte von beiden Tieren hat, deshalb behält jeder seinen Anspruch, auch wenn das eine von beiden Tieren gestorben ist.",
+ "dem liegt der Beweis ob. und da der Priester den Beweis nicht führen kann, dass das noch lebende Junge das zuerst geworfene ist, so braucht ihm der Eigentümer nichts davon zu geben. Auch R. Tarfon erkennt diesen Grundsatz an; wenn das Junge in einem Gehöft geworfen worden ist, das dem Eigentümer des Viehs gehört, so dass dieser durch das ihm gehörende Gehöft von dem Jungen rechtsmässig Besitz ergriffen hat, so kann deshalb auch nach seiner Ansicht der Priester keinen Anspruch auf das Tier geltend machen. Umgekehrt erkennt auch R. Akiba dem Priester einen Anspruch zu, wenn das Junge unter Aufsicht eines Hirten an einem Orte geworfen worden ist, der nicht dem Eigentümer des Viehs gehört, und dieser demnach von dem Tiere noch gar nicht Besitz ergriffen hat. Ihre Ansichten gehen nur in dem Falle auseinander, wenn diese Besitzergreifung durch den Eigentümer allein nicht zweifellos feststeht, sondern auch eine gleichzeitige Besitzergreifung seitens des Priesters in Frage kommt. Das ist der Fall, wenn z. B. der Eigentümer sein Vieh auf seinem Felde durch einen Hirten weiden lässt, der Priester ist. Da ist nach R. Tarfon anzunehmen, dass der Eigentümer stillschweigend dem Priester für den Fall, dass die Tiere erstgeborene Junge werfen, ein Mit-Anrecht an seinem Felde eingeräumt hat, damit dem Priester dadurch die Erstgeburt sofort zufällt, indem er durch das Feld Besitz von ihr ergreift, weil der Eigentümer es sich als eine verdienstliche Tat anrechnet, dass er die geweihte Erstgeburt auf seinem Felde weiden lässt; es haben demnach der Priester und der Eigentümer zu gleicher Zeit von der geworfenen zweifelhaften Erstgeburt Besitz ergriffen, deshalb müssen sie sie sich teilen. R. Akiba dagegen ist der Ansicht, dass gerade weil in diesem Falle dem Eigentümer daraus, dass er dem Priester ein Besitz-Anrecht an seinem Felde einräumt, ein Schaden entstehen würde, es nicht anzunehmen ist, dass er dieses Mit-Anrecht dem Priester eingeräumt hat, das Junge ist also auch in diesem Falle, da es auf dem Felde des Eigentümers geworfen worden ist, sofort in den alleinigen Besitz des Eigentümers übergegangen, und ist daher dem Priester die Beweispflicht zuzuschieben, wenn er einen Anspruch darauf macht (Talmud).",
+ "hat der Priester gar keinen Anspruch. da es ja möglich ist, dass beide Tiere zuerst ein weibliches geworfen haben, die männlichen Jungen sind deshalb nur zweifelhafte Erstgeburt."
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+ "gehört eines ihm und eines dem Priester. weil als sicher anzunehmen ist, dass jedes der beiden Tiere eines von den Jungen geworfen hat.",
+ "Der Priester sucht sich das schönere aus. da nicht festzustellen ist, welches von beiden den Kopf zuerst herausgesteckt hat, ist es als das wahrscheinlichere anzunehmen, dass es das stärkere von beiden gewesen ist.",
+ "Der Anspruch auf das fettere ist unentschieden. Der Talmud erklärt den Ausdruck משמנים ביניהם mit שומן יהא ביניהן: dasjenige, um das das fettere Tier das andere an Wert übertrifft, bleibt zwischen ihnen, dem Eigentümer und dem Priester, liegen, d. h. einer hat keinen grösseren Anspruch darauf als der andere, nach dem Grundsatze המוציא מחברו עליו הראיה, behält sich darum der Eigentümer das fettere Tier. Danach wäre das Wort משמנים von שומן = Fett abzuleiten. Derselbe Ausdruck wird auch Bab. Batr. VII, 4 gebraucht, dort heisst es: האומר לחבירו חצי שדה אני מוכר לך משמנין ביניהן ונוטל חצי שדהו Wenn jemand einem Anderen sein halbes Feld verkauft und, wie es ja verkommen kann, die eine Seite des Feldes einen fetteren Boden hat als die andere, so muss der Käufer dem Verkäufer einen dem halben Wert des ganzen Feldes entsprechenden Teil seines Feldes geben. Es pflegt nun aber jeder lieber ein kleineres Feld mit fetterem Boden zu nehmen als ein den gleichen Wert darstellendes grösseres Feld mit magerem Boden. Mit dem Ausdruck משמנין ביניהם will nun die Mischna sagen, dass weder dem Verkäufer noch dem Käufer ein eigentliches Recht zusteht, gerade den Teil mit dem fetteren Boden für sich zu beanspruchen. Es darf deshalb der Verkäufer den fetteren Teil des Feldes für sich behalten und braucht dem Käufer nur einen dementsprechend grösseren Teil des Feldes mit magerem Boden zu geben nach dem Grundsatze, dass bei einem Verkauf in allen Zweifelsfällen das Recht auf Seiten des Verkäufers steht (יד לוקח על חתחתונה). Eine dritte Stelle, an der dieser Ausdruck gebraucht wird, ist Talm. Bab. Mez. 87 a: השוכר את הפועל ואמר לו כאחד וכשנים מבני העיר נותן לו בפחות שבשכירות דברי ר׳ יהושע וחכמים אומרים משמנים ביניהם Wenn jemand einen Arbeiter mietet und zu ihm sagt, ich miete dich für einen Lohn, den einer und andere in der Stadt erhalten, so sagt R. Josua, er braucht ihm nur den geringsten Arbeitslohn zu geben, den ein Arbeiter der Stadt zu erhalten pflegt, die Weisen aber sagen משמנים ביניהם d. h. der Mehrbetrag, um den der Lohn des bestbezahlten Arbeiters den des am schlechtesten bezahlten übersteigt, bleibt zwischen beiden, dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, liegen und, da hier keinem von beiden ein Vorrecht zusteht, so wird er zwischen beiden geteilt, der Arbeiter erhält also einen Durchschnittslohn (s. Tosf. Joint zu Baba Batra VII, 4). Andere Erklärer leiten das Wort משמנים von שום = schätzen ab mit eingefügtem נ׳. Hoffmann (z. St. Bab. Batr.) nimmt es gleich dem arab. سمل = einen Vergleich machen, Frieden stiften, und übersetzt es mit „nach dem Durchschnitt schätzen“.",
+ "bis es einen Leibesfehler bekommt. vorher darf es nicht geschlachtet werden, da es ja möglich ist, dass gerade dieses Tier, das der Eigentümer für sich behalten hat, das zuerst herausgekommene war; selbstverständlich muss aus demselben Grunde auch der Priester das ihm zugefallene Tier weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt, als Erstgeburtsopfer darf er es nicht darbringen, weil es vielleicht gar keine Erstgeburt ist und man ein profanes Tier nicht im Heiligtum darbringen darf.",
+ "und es ist Abgaben-pflichtig. denn entweder ist es keine Erstgeburt, dann steht dem Priester wie bei jedem anderen Tiere das Recht auf die Abgaben zu, oder es ist eine Erstgeburt, dann stände dem Priester eigentlich das Recht auf das ganze Tier zu.",
+ "Es ist davon frei. Als Grund für die Ansicht des R. Jose wird Mischna 8 angegeben, weil der Priester für dieses Tier, selbst wenn er einen Anspruch darauf gehabt haben sollte, bereits ein anderes angenommen hat, es ist deshalb ebenso, als wenn er zunächst das Tier als Erstgeburt erhalten, es dann aber, nachdem es einen Fehler bekommen, an den Eigentümer für das andere Tier verkauft oder eingetauscht hätte, von einem solchen Tiere braucht der Israelite dem Priester die Abgaben nicht zu geben.",
+ "Es ist Abgaben-pflichtig. obwohl der Priester bereits ein anderes Tier dafür bekommen hat, weil er seinen Anspruch mit der doppelten Begründung stützen kann, entweder ist das Tier, das der Eigentümer sich behalten hat, die eigentliche Erstgeburt, dann gehörte es von Rechtens wegen ganz dem Priester, oder es ist nicht die Erstgeburt, dann steht ihm wenigstens das Recht auf die Abgaben zu. Diese Ansicht des R. Meir ist es, die die Mischna schon vorher ohne Namensnennung mit וחייב במתנות angeführt hat, sie wird hier nach dem Ausspruch des R. Jose nur nochmals wiederholt, um damit auszudrücken, dass R. Meïr nur diese Ansicht des R. Jose nicht teilt, dass dadurch, dass der Priester bereits ein anderes Tier bekommen hat, sein auf die angeführte doppelte Begründung sich stützender Anspruch aufgehoben wird. Wo dagegen ein solcher doppelt begründeter Anspruch seitens des Priesters nicht vorliegt, wie bei einem zweifelhaften Viehzehnt, wo der Priester nicht sagen kann, wenn das Tier ein Viehzehnt ist, dann gehört das ganze Tier mir, da von dem Viehzehnt nur die Opferteile geopfert werden, das Fleisch dagegen von den Eigentümern verzehrt wird, da ist auch R. Meir der Ansicht, dass der Priester keinen Anspruch auf die Abgaben erheben kann (Talmud).",
+ "Ist eines von beiden gestorben. bevor der Priester eines von ihnen bekommen hat.",
+ "Tarfon. Nach der Erklärung im Talmud hat R. Tarfon seine zuerst ausgesprochene Ansicht, dass das stärkere von den beiden Tieren dem Priester zufällt (s. Note 25), später wieder geändert und ist vielmehr auch der Ansicht, dass jeder von beiden, der Eigentümer und der Priester, den Anspruch auf die Hälfte von beiden Tieren hat, deshalb behält jeder seinen Anspruch, auch wenn das eine von beiden Tieren gestorben ist.",
+ "dem liegt der Beweis ob. und da der Priester den Beweis nicht führen kann, dass das noch lebende Junge das zuerst geworfene ist, so braucht ihm der Eigentümer nichts davon zu geben. Auch R. Tarfon erkennt diesen Grundsatz an; wenn das Junge in einem Gehöft geworfen worden ist, das dem Eigentümer des Viehs gehört, so dass dieser durch das ihm gehörende Gehöft von dem Jungen rechtsmässig Besitz ergriffen hat, so kann deshalb auch nach seiner Ansicht der Priester keinen Anspruch auf das Tier geltend machen. Umgekehrt erkennt auch R. Akiba dem Priester einen Anspruch zu, wenn das Junge unter Aufsicht eines Hirten an einem Orte geworfen worden ist, der nicht dem Eigentümer des Viehs gehört, und dieser demnach von dem Tiere noch gar nicht Besitz ergriffen hat. Ihre Ansichten gehen nur in dem Falle auseinander, wenn diese Besitzergreifung durch den Eigentümer allein nicht zweifellos feststeht, sondern auch eine gleichzeitige Besitzergreifung seitens des Priesters in Frage kommt. Das ist der Fall, wenn z. B. der Eigentümer sein Vieh auf seinem Felde durch einen Hirten weiden lässt, der Priester ist. Da ist nach R. Tarfon anzunehmen, dass der Eigentümer stillschweigend dem Priester für den Fall, dass die Tiere erstgeborene Junge werfen, ein Mit-Anrecht an seinem Felde eingeräumt hat, damit dem Priester dadurch die Erstgeburt sofort zufällt, indem er durch das Feld Besitz von ihr ergreift, weil der Eigentümer es sich als eine verdienstliche Tat anrechnet, dass er die geweihte Erstgeburt auf seinem Felde weiden lässt; es haben demnach der Priester und der Eigentümer zu gleicher Zeit von der geworfenen zweifelhaften Erstgeburt Besitz ergriffen, deshalb müssen sie sie sich teilen. R. Akiba dagegen ist der Ansicht, dass gerade weil in diesem Falle dem Eigentümer daraus, dass er dem Priester ein Besitz-Anrecht an seinem Felde einräumt, ein Schaden entstehen würde, es nicht anzunehmen ist, dass er dieses Mit-Anrecht dem Priester eingeräumt hat, das Junge ist also auch in diesem Falle, da es auf dem Felde des Eigentümers geworfen worden ist, sofort in den alleinigen Besitz des Eigentümers übergegangen, und ist daher dem Priester die Beweispflicht zuzuschieben, wenn er einen Anspruch darauf macht (Talmud).",
+ "hat der Priester gar keinen Anspruch. Der Priester kann nur einen Anspruch erheben, wenn das Vorhandensein einer männlichen Erstgeburt unzweifelhaft feststeht, es nur zweifelhaft ist, ob dieses Tier das zuerst geborene ist. In diesem Falle aber ist es ja ebenso möglich, dass das weibliche Tier zuerst den Kopf herausgesteckt hat, deshalb kann der Priester auch auf das männliche keinen Anspruch erheben, sondern es gehört dem Eigentümer, er muss es aber weiden lassen, bis es einen Leibesfehler bekommt, da es immerhin eine zweifelhafte Erstgeburt ist."
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+ "dürfen sie von den Eigentümern verzehrt werden. Nach R. Tarfon ist es zweifelhaft, ob als Erstgeburt nur ein solches männliches Junges zu betrachten ist, das als erstes Junges überhaupt geboren ist und, wie der Ausdruck פטר רחם besagt, auf dem natürlichen Wege geboren ist, oder ob das als erstes Junges geborene, auch wenn es nicht auf natürlichem Wege geboren ist, und das als erstes auf natürlichem Wege geborene, auch wenn ihm schon ein anderes auf nicht natürlichem Wege geborenes vorangegangen ist, als Erstgeburt zu betrachten sind; darum sind beide als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten, der Priester hat aber keinerlei Anspruch an sie, weil vielleicht keines von beiden als Erstgeburt zu betrachten ist, weil bei keinem von ihnen beide Bedingungen erfüllt sind.",
+ "Keines von beiden ist eine Erstgeburt. auch nicht einmal eine zweifelhafte, weil es nach seiner Ansicht feststeht, dasד eine Erstgeburt nur vorliegt, wo beide Bedingungen erfüllt sind."
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+ "Wenn Jemand ein Vieh von einem Nichtjuden kauft und es nicht bekannt ist. Die Talmudausg. lesen: ואינו יודע.",
+ "Ismael. auch wenn der Nichtjude angibt, dass das Tier bereits geworfen hat, dasselbe demnach nicht mehr Erstgeburtspflichtig ist, ist er ohne weiteres nicht beglaubt. Kauft man dagegen ein Vieh von einem Juden, so darf man, auch wenn man im Zweifel ist, sich darauf verlassen, dass es bereite geworfen hat, da anderenfalls der Verkäufer den Käufer darauf aufmerksam gemacht haben würde, um zu verhüten, dass er die Erstgeburt für sich verwendet (Talm. 21 b, Ansicht des R. Jochanan).",
+ "so gehört es. das männliche Junge, das sie wirft.",
+ "mit Bestimmtheit dem Priester. weil sie, wenn eiמe in ihrem ersten Lebensjahre wirft, nicht schon vorher ein Junges geworfen haben kann.",
+ "so ist es zweifelhaft. der Eigentümer braucht deshalb das Junge nicht einem Priester zu geben, sondern er lässt es weiden, bis es einen Leibesfehler bekommt, und dann kann er es für sich verwenden.",
+ "dass als Zeichen für das Vorhandensein einer Leibesfrucht beim Kleinvieh bereits blutiger Abgang. טינוף von טנף = beschmutzen, ein Blutabgang aus der Gebärmutter, der zuweilen, wie durch einen darin Erfahrenen festgestellt werden kann, nichts anderes ist als ein in den ersten Stadien der Entwickelung wieder eingegangener Fötus. Ein solcher Blutabgang kann bereits in der Zeit stattgetunden haben, wo das Tier noch nicht fähig war, ein lebensfähiges Junges zu werfen. Auch durch einen solchen Blutabgang, wenn er von einem Fötus herrührte, wird aber das Tier von der Erstgeburtspflicht frei, es ist deshalb auch das Junge, das die Ziege im ersten Jahre wirft, nur zweifelhafte Erstgeburt, ebenso das von einem Schaf im zweiten Jahre, und aus dem entsprechenden Grunde auch das von einer Kuh oder einem Esel im dritten Jahre geworfene Junge.",
+ "beim Grossvieh die Fruchthaut. שליא nach Maim, und Bart, die Fruchthaut, in welcher der Fötus liegt, nach Levy Wörterb. die Nachgeburt, abzuleiten von שלה = herausziehen.",
+ "und bei der Frau Nachgeburt. שפיר nach Maim. und Bart. die Nachgeburt, nach Anderen eine Fleischmasse oder Hautblase, auf denen die menschlichen Körperformen sich schon abzeichnen, nach Levy Wörterb. die Fruchthaut, abzuleiten nach Fleischer (ebendort Nachträge) von שפר = سغر abstreifen,",
+ "Hat ein Grossvieh. das noch nicht geworfen hatte.",
+ "einen Blut-Klumpen. חררא, von חרר = حرّ heiss sein, ein auf heissen Kohlen gebackener Kuchen, daher jede runde kuchenartige Form.",
+ "so muss dieser vergraben werden. Der Blutklumpen rührt sicher von einem eingegangenen Fötus her. Trotzdem haftet ihm keinerlei Heiligkeit an, auch nicht die einer zweifelhaften Erstgeburt, weil die gleiche Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass er von einem weiblichen wie dass er von einem männlichen Fötus herrührt, auch im letzteren Falle es aber immerhin möglich ist, dass aus ihm eine Missgeburt, die nicht als Erstgeburt gilt, geworden wäre, die grössere Wahrscheinlichkeit (רוב) spricht deshalb jedenfalls dafür, dass das daraus hervorgegangene Junge nicht als Erstgeburt heilig gewesen wäre. Deshalb ist es auch nicht einmal als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten, trotzdem muss es vergraben werden, um dadurch erkenntlich zu machen, dass ein nach ihm geworfenes männliches Junges nicht mehr als Erstgeburt gilt."
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+ "dass vielleicht das Junge von einem fremden Tiere war. dass das Tier, wie es zuweilen vorkommt, ohne überhaupt geworfen zu haben, Milch absondert und nun ein fremdes Junges an sich hat saugen lassen, sodass das erste Junge, das es nachher wirft, wenigstens als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten wäre, sondern es darf als sicher angenommen werden, dass das Tier bereits geworfen hat und das Junge, das es gesäugt hat, sein eigenes gewesen ist.",
+ "dass vielleicht das Junge eines von diesen zu einem von jenen und das Junge eines von jenen zu einem von diesen gekommen ist. dass vielleicht ein männliches Junges von einem der Tiere, das noch nicht geworfen hatte, das deshalb als Erstgeburt heilig ist, die Mutter verlassen und sich zu einem der anderen Tiere begeben hat, die bereits geworfen hatten, und dafür das weibliche Junge von diesem sich zu dem Muttertiere des ersteren begeben hat, so dass deshalb alle männlichen Jungen als zweifelhafte Erstgeburt zu betrachten wären, sondern es ist als sicher anzunehmen, dass jedes Junge bei seiner Mutter bleibt, und es sind deshalb nur die männlichen Jungen als Erstgeburt zu betrachten, die von den Muttertieren, die noch nicht geworfen hatten, gesäugt werden."
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+ "darf man mit dem Messer. Nach dem Talmud ist nicht בקופיץ, sondern ״ לקופיץ „für“ das Messer zu lesen (ed. Lowe hat in der Tat: לכפיס), das Haar darf nur mit der Hand, nicht aber mit einem Messer entfernt werden. Die Mischna gebraucht hier den Ausdruck קופיץ = Hackmesser statt des sonst gebräuchlichen סכין, weil es sich mit einem Hackmesser schwerer schlachten lässt und dabei Haare oder Wolle mehr stören als beim Schlachten mit einem Schlachtmesser (Tosaf).",
+ "die Stelle [zum Schlachten] von beiden Seiten frei machen. man darf die Haare von der Mitte nach beiden Seiten hin auseinanderziehen, so dass in der Mitte eine freie Stelle entsteht, obgleich man dabei leicht Haare ausreissen kann (Tif. Jis.).",
+ "und das Haar ausrupfen. mit der Hand, wenn das Haar trotzdem noch stört.",
+ "nur darf man es nicht von der Stelle forttragen. sondern muss es auf dem Körper des Tieres liegen lassen, damit jeder sieht, dass man es nur zu diesem Zwecke abgetrennt hat, weil das Scheeren einer Erstgeburt nach Deut. 15, 19 verboten ist.",
+ "ebenso. muss man das Haar auf dem Tiere lassen.",
+ "wenn man das Haar ausrupft. Talmudausg. und ed. Ven. וכן תולש; nach dem Talmud ist es auch לכתחלה erlaubt, das Haar zu diesem Zwecke auszurupfen."
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+ "und man hat es in eine Fensternische gelegt. Auch eine fehlerhafte Erstgeburt darf nicht geschoren werden. Es wird dies daraus geschlossen, weil es an der auf fehlerhaft gewordene geweihte Tiere bezogenen Schriftstelle (Deut. 12, 15) heisst: תזבח ואכלת בשר, sie dürfen ausserhalb des Heiligtums geschlachtet und ihr Fleisch darf gegessen werden, das Abscheeren der Wolle dagegen bleibt, auch nachdem sie einen Fehler bekommen haben, verboten. Das Verbot der abgeschorenen oder ausgefallenen Haare oder Wolle dagegen beruht nur auf einer Anordnung der Weisen (s. Note 22).",
+ "erlaubt. Da die noch an dem Tiere haftende Wolle durch das Schlachten für den Gebrauch erlaubt wird, wird auch die vorher von ihm losgelöste durch das Schlachten der Tiere erlaubt.",
+ "nach Ansicht der Weisen verboten. Der Grund, weshalb die Weisen die Benutzung der von einer fehlerhaften Erstgeburt ausgefallenen oder abgeschorenen Wolle verboten haben, ist die Befürchtung, man könnte behufs Benutzung der ausfallenden Wolle das Tier möglichst lange herumlaufen lassen, wodurch man leicht dazu kommen könnte, gegen die Vorschrift des Gesetzes das Tier zu scheeren oder zur Arbeit zu verwenden. Diese Befürchtung würde aber auch dann vorliegen, wenn es erlaubt wäre, die vorher ausgefallene Wolle nach dem Schlachten des Tieres zu benutzen.",
+ "Sohn des Mahalalel. in diesem Falle sind vielmehr auch die Weisen der Ansicht, dass aus dem Note 21 angegebenen Grunde es erlaubt ist, die Wolle zu benutzen.",
+ "es ist erlaubt. trotzdem da dieser Grund wegfällt, da auch die am Tiere haftende Wolle verboten bleibt und das Tier vergraben werden muss.",
+ "die noch lose an der Erstgeburt hängt. המדולדל so ed. pr., ed. Ven. und die Talmudausg. von דלדל = lockern. Die Mischna-Ausgaben lesen: המדובלל, ein zusammengesetztes Wort aus דלדל und בלל.",
+ "ist erlaubt. nachdem man das Tier geschlachtet hat, auch nach Ansicht der Weisen, wie sie von R. Jehuda tradiert wird.",
+ "als wäre sie mit abgeschoren worden. wenn die Haar-Wurzeln in der gleichen Richtung mit den übrigen Haar-Wurzeln liegen. Die Talmudausg. lesen statt עם הגיזה :מן הגיזה.",
+ "als wäre sie mit abgeschoren worden. wenn die unteren Spitzen nach oben gekehrt sind."
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+ "sich mit der Erstgeburt zu befassen. הטפל von טפל = anheften, im Piel und Hisp.: sich mit etwas beschäftigen.",
+ "Beim Kleinvieh dreissig Tage und beim Grossvieh fünfzig Tage. Alle Abgaben an den Priester müssen ihm in einem brauchbaren und ansehnlichen Zustande übergeben werden, weil es Num. 18, 8 heisst, dass sie dem Priester למשחה, was der Sifre mit לגדולה erklärt, gegeben worden sind. Der Eigentümer darf deshalb die Erstgeburt nicht gleich nach der Geburt dem Priester übergeben, sondern erst, nachdem er sie einige Wochen bei sich aufgezogen hat. Für die angegebenen Fristen von 30 und 50 Tagen wird eine Andeutung in der Schriftstelle Exod. 22, 28 gefunden: מלאתך ודמעך לא תאחר בכור בניך תתן לי כן תעשה לשרך לצאנך, die dahin ausgelegt wird: wie das Erstlingsopfer (בכורים) von den Feldfrüchten, das ist nach Temura 4 a unter מלאתך zu verstehen, erst am שבועות, 50 Tage nach פסח, wo das Getreide auf dem Felde zu reifen beginnt, dargebracht wird, und wie die Auslösung des erstgeborenen Sohnes erst 30 Tage nach der Geburt zu erfolgen hat, so soll auch die Erstgeburt eines Rindes erst nach 50 Tagen und die von einem Kleinvieh erst nach 30 Tagen dem Priester übergeben werden.",
+ "Beim Kleinvieh drei Monate. weil bis dahin seine Zähne zu schwach sind, um Gras zu fressen und es deshalb mit seiner Ernährung auf die Mutter angewiesen ist.",
+ "darf er sie ihm nicht geben. weil mit der Übernahme dem Priester die Pflicht zufällt, für das Tier zu sorgen, bis es einen Leibesfehler bekommt, und es deshalb aussieht, als wenn der Eigentümer dem Priester das Tier, das er sonst vielleicht irgend einem anderen Priester gegeben haben würde, nur deshalb übergibt, weil dieser ihm als Gegenleistung dafür die Sorge für das Tier für die Zeit, die er dazu verpflichtet gewesen wäre, abnimmt, die Erstgeburt darf aber dem Priester nur ohne jede Gegenleistung übergeben werden.",
+ "so ist es erlaubt. weil in diesem Falle die Gegenleistung von Seiten des Priesters fehlt.",
+ "damit ich sie darbringe. weil auch da keine Gegenleistung von Seiten des Priesters vorliegt.",
+ "Die Erstgeburt muss vor Ablauf eines Jahres. von dem Tage an gerechnet, wo es hätte geschlachtet und verzehrt werden dürfen, das ist bei einem fehlerfreien Tiere vom achten Tage nach der Geburt an, bei einem fehlerhaft geborenen, wenn man bestimmt weise, dass es ein völlig ausgetragenes Tier gewesen, vom Tage der Geburt, andernfalls ebenfalls vom achten Tage nach der Geburt an.",
+ "sowohl die fehlerfreie wie die fehlerhafte. und sowohl jetzt wie zur Zeit, als der Tempel noch stand,",
+ "denn es heisst. Deut. 15, 20.",
+ "sollst du sie verzehren Jahr für Jahr. das sich ebenso auf die fehlerfreie Erstgeburt bezieht, von der in dem vorhergehenden Schriftverse, wie auf die fehlerhafte, von der in den nachfolgenden Versen die Rede ist."
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+ "Hat sie innerhalb des Jahres einen Fehler bekommen, darf man sie bis zum Ablauf der vollen 12 Monate. vom achten Tage nach der Geburt an gerechnet, s. oben Note 7, nicht aber von dem Tage an, wo es den Fehler bekommen hat.",
+ "nach Ende des Jahres. da man seit Aufhören des Opferdienstes eine Erstgeburt ja auch über das Jahr hinaus so lange erhalten muss, bis sie einen Fehler bekommt.",
+ "darf man sie nur bis zum Ablauf von dreissig Tagen leben lassen. Nach Raschis Erklärung: Wenn das Tier noch in den Händen des Israeliten ist und nicht sofort ein Priester zur Hand ist, dem er es übergeben könnte, darf er noch 30 Tage warten, denn würde er es sofort schlachten und es fände sich nicht bald ein Priester, dem er es übergeben kann, würde das Fleisch ungeniessbar werden und dadurch den Priestern ein Schaden entstehen. Findet sich auch in den 30 Tagen kein Priester, so muss er das Tier schlachten und das Fleisch in Salz legen, damit es sich möglichst lange hält. Tosaf. dagegen erklären: Wenn das Tier noch in den Händen des Eigentümers ist, muss er es auch über die 30 Tage hinaus so lange halten, bis sich ein Priester findet, dem er es übergeben kann. Die Mischna dagegen spricht von dem Fall, dass das Tier sich bereits in den Händen des Priesters befindet, auch dann braucht dieser, wenn er das Fleisch gerade nicht gebraucht, das Tier nicht sofort zu schlachten, sondern ist ihm dafür ein Zeitraum von 30 Tagen gegeben. Diese Frist von 30 Tagen wird dem Eigentümer bezw. dem Priester auch dann zugestanden, wenn das Tier kurz vor Ablauf des Jahres einen Fehler bekommen hat, z. B. 15 Tage vorher, dann braucht es in einem solchen Falle erst 15 Tage nach Ablauf des Jahres geschlachtet zu werden."
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+ "Jehuda für erlaubt. wenn bei der Untersuchung sich herausstellt, dass der Fehler ein solcher war, durch den das Tier untauglich zum Opfer geworden wäre. Handelte es sich jedoch um einen Fehler am Auge, so ist das Tier auch nach R. Jehuda zum Genuss verboten, weil das Auge im Moment des Todeskampfes sich oft verändert und es deshalb nicht festzustellen ist, ob das Tier denselben Fehler schon vor dem Schlachten gehabt hat.",
+ "Da sie ohne Einholung des Urteils eines Fachkundigen. מומחה ein erprobter Fachmann, vom מחה = reiben (auf dem Prüfstein), erproben, s. Erubin V Note 31. So lange es noch eine religiöse Oberbehörde im heiligen Lande gab, durfte nur, wer von dem Oberhaupte derselben, dem נשיא, oder von einem ordinierten Gerichte im heiligen Lande dazu die Befugnis erhalten hatte, diese Untersuchung vornehmen. Wo es wie heute an einem solchen מומחה fehlt, darf die Untersuchung nur von drei einigermassen darin erfahrenen Gelehrten vorgenommen werden, jedoch dürfen diese das Schlachten des Tieres nur auf ganz grobe, deutlich erkennbare Fehler hin erlauben.",
+ "ist sie verboten. selbst wenn der Fehler sich an irgend einem anderen Körperteile befindet. Es ist dieses eine Vorbeugungsbestimmung (גזירה), damit man nicht dazu kommt, ein Tier nach dem Schlachten auf einem Fehler am Auge hin zu erlauben, s. oben Note 14."
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+ "so mass sie vergraben werden. auch wenn nachträglich fesigestellt wird, dass das Tier auf diesen Fehler hin hätte geschlachtet werden dürfen, und zwar nach R. Meir, was immer es auch für ein Fehler ist, nach R. Jehuda nur bei einem Fehler am Auge (s. d. vor. Mischna).",
+ "und er muss sie von dem Seinigen bezahlen. Nach dem Talmud braucht er jedoch, wenn es ein Grossvieh ist, nur die Hälfte des Wertes zu bezahlen, da es doch zweifelhaft ist, ob der Eigentümer überhaupt jemals einen Nutzen von dem Tiere gehabt haben würde, vielleicht war der Fehler nicht ein derartiger, dass ein Fachkundiger es daraufhin zu schlachten erlaubt haben würde, und selbst wenn dies der Fall gewesen sein sollte, vielleicht hätte sich kein Fachkundiger getroffen, um es zu erlauben, und das Tier hätte auch später niemals einen solchen Fehler bekommen; dadurch, dass das Tier geschlachtet worden ist, hätte in diesem Falle der Eigentümer sogar noch den Vorteil, dass er es nun nicht mehr, ohne einen Nutzen von ihm zu haben, zu füttern und aufzuziehen braucht (ראב״ד). Ist es ein Kleinvieh, so braucht er sogar nur den vierten Teil des Wertes zu ersetzen, weil da die dem Eigentümer abgenommene Mühe der Aufzucht eine noch grössere ist, da nach Bab. Kam. VII, 7 es verboten war, in den bewohnten Teilen des heiligen Landes Kleinvieh grosszuziehen. Gegen die von Maim. gegebene, auch von Raschi angeführte Auslegung des משום גזירת מגדלי בהמה דקה נגעו ביה im Talmud, dass beim Kleinvieh deshalb nur der vierte Teil des Wertes als Ersatz festgesetzt worden sei, um damit diejenigen zu strafen, die gegen die Anordnung der Weisen Kleinvieh im heiligen Lande grossziehen, wenden Tosf. Chod. mit Recht ein, dass hier derjenige, dem der Ersatz zu leisten ist, d. i. der Priester, sich ja gar nicht gegen dieses Verbot vergangen hat, da er verpflichtet ist, die ihm übergebene Erstgeburt anzunehmen und grosszuziehen.",
+ "so muss er von dem Seinen bezahlen. er ist dem Geschädigten für den ihm entstandenen Schaden verantwortlich, nach der Ansicht Einiger jedoch nur dann, wenn er nicht nur durch sein Urteil, sondern auch durch eine das Urteil zur Ausführung bringende Handlung selbst den Schaden verursacht hat (Talmud).",
+ "Einst. In ed. pr. fehlt dieser ganze Abschnitt über R. Tarfon.",
+ "den Hunden zum Frass vorwerfen lassen. er hatte sie für trefa erklärt und sie war deshalb den Hunden vorgeworfen worden.",
+ "Todos. ed. Lowe: תודרוס.",
+ "ohne dass. Talmudausg.: שאין.",
+ "man ihr vorher die Gebärmutter herausgeschnitten hat. und sie bleiben dennoch lebensfähig, ein Beweis, dass das Tier durch das Fehlen der Gebärmutter nicht trefa wird (s. Chullin III, 1).",
+ "damit sie keine Junge bekomme. Die aus Alexandria kommenden standen höher im Werte als die von anderswo, man wollte deshalb verhüten, dass anderswo die gleichen Arten gezüchtet werden und dadurch den Alexandrinern der Verdienet geschmälert werde.",
+ "Tarfon. er glaubte, dass er nun ersatzpflichtig gemacht werden würde und meinte deshalb scherzend, dass er seinen Esel würde verkaufen müssen, um die Kuh zu bezahlen.",
+ "denn du bist von einem Gerichtshof für fachkundig erklärt. Talmudausg.: ר׳ טרפון אתה מומחה לבית דין.",
+ "ist von der Ersatzpflicht befreit. Auch ohne dies würde er aber nicht ersatzpflichtig gewesen sein, da seine Entscheidung mit einem unwidersprochenen Ausspruche der Mischna (Chull. III, 2) im Widerspruche stand, und in einem solchen Falle die getroffene Entscheidung immer als ungültig betrachtet wird und ein Ersatzanspruch nicht geltend gemacht werden kann (Talmud)."
+ ],
+ [
+ "auf dessen Entscheidung hin. Ed. Ven.: עליו.",
+ "er wäre so fachkundig wie Ela in Jabne. Nach Raschi und Maim. ist hier unter מומחה nicht nur als fachkundig erprobt, sondern auch als zuverlässig und glaubwürdig erprobt zu verstehen. Ascheri erklärt: wie Ela in Jabne, der wegen seiner Fachkunde so bekannt war, dass man sich von überallher an ihn wandte, so dass er sich überhaupt keiner anderen Beschäftigung widmen konnte, deshalb musste ihm gestattet werden, für die Zeit, die er darauf verwendete, eine Entschädigung zu nehmen.",
+ "dem die Weisen. Die Talmudausg. fügen hinzu: ביבנה.",
+ "vier Issar. איסר = ἀσσάριον lat. as, ungefähr 3 Pfennige."
+ ],
+ [
+ "dessen Zeugen - Aussagen sind ungültig. Ed. pr. und Ven.: עדותו בטילה (s. Tosf. Jomt).",
+ "für das Besprengen. desjenigen, der durch einen Toten verunreinigt worden ist.",
+ "und für das Herstellen des Sühnwassers. Das Hineintun der Asche der verbrannten Kuh und Vermischen derselben mit dem Wasser in dem Gefäss (s. Num. 19, 17) wird קידוש genannt.",
+ "dessen Wasser ist wie Höhlen-Wasser. in einer Höhle angesammeltes Wasser, während zum Sühnwasser nur Quell-Wasser verwendet werden darf.",
+ "und dessen Asche ist wie Herd-Asche. das von ihm angefertigte oder verwendete Sühnwasser hat ebenso wenig Wirkung, als wenn dasselbe aus Höhlen-Wasser und Herd-Asche hergestellt worden wäre. מקלה der Herd, von קלה = verbrennen.",
+ "Ist er. der die Erstgeburt besichtigt oder als Richter oder als Zeuge fungiert oder das Sühnwasser hergestellt hat.",
+ "ein Priester und hat er sich dabei. auf dem Wege dorthin oder während er damit beschäftigt war.",
+ "so dass er keine Hebe geniessen darf. so dass ihm jetzt ein Schaden entstehen würde, wenn er sich selbst beköstigen müsste, da Nichtheillges immer höher im Preise steht als Hebe, die nur von Priestern gegessen werden darf.",
+ "entschädigen. Nach der Erklärung Abajis im Talm. ist unter כפועל zu verstehen כפועל בטל של אותה מלאכה, das heisst nach der Erklärung Raschis: er darf sich nicht die ganze Summe ersetzen lassen, die er sonst während der Zeit durch seine gewohnte Arbeit verdient haben würde, sondern er muss sich davon soviel in Abzug bringen lassen, wie es ihm wert ist, dass er anstatt der schwereren Arbeit, die er sonst zu verrichten hat, nur diese leichtere Beschäftigung verrichtet, nach Tosaf. und Maim. soviel, wie es ihm wert ist, wenn er anstatt seiner sonstigen Beschäftigung gar nichts zu verrichten hätte, da nach der Erklärung Raschis er für seine Beschäftigung mit den genannten Dingen doch immerhin noch eine Bezahlung nehmen würde."
+ ],
+ [
+ "verdächtig ist. ein Priester, der im Verdacht steht, dass er Erstgeburten schlachten lässt, auch ohne dass sie einen Fehler haben, oder dass er ihnen absichtlich Fehler beibringt, um sie schlachten zu können.",
+ "von dem darf man kein Rehfleisch kaufen. auch kein Rehfleisch, weil es wie Kalbfleisch aussieht und man deshalb nicht wissen kann, ob es nicht vielleicht Kalbfleisch ist, das man von ihm nicht kaufen darf, da es ja von einer nicht zum Schlachten erlaubten Erstgeburt herrühren kann.",
+ "und keine ungegerbten. bei gegerbten Fällen dagegen liegt die Befürchtung nicht vor, da er doch immerhin darauf gefasst sein muss, dass die Wahrheit bekannt wird, und daher nicht anzunehmen ist, dass er sich noch die Mühe machen wird, die Felle zu gerben, auch über das Gerben eine ganze Zeit vergeht und dadurch die Wahrscheinlichkeit grösser wird, dass die Wahrheit an den Tag kommt (Maim.).",
+ "Felle von weiblichen Tieren darf man von ihm kaufen. ohne befürchten zu müssen, dass es Felle von männlichen Tieren sind, aus denen die Stelle, an der sie als solche zu erkennen sind, herausgeschnitten worden ist.",
+ "Auch darf man von ihm keine nur eben vom Schmutz gereinigte. מלובן וצואי erklärt der Talmud mit מלובן מצואתו, das heisst: von ihrem Schmutz gereinigt, aber nicht so gereinigt, dass sie vollständig weise ist, deshalb heisst es מלובן וצואי: gereinigt und doch noch schmutzig-dunkel.",
+ "aber gesponnene und zu Tüchern verarbeitete. wenn auch ungesponnene, zu Filz verarbeitete. Ed. pr. und Lowe haben hier statt ואריג :ובגדים.",
+ "darf man von ihm kaufen. aus dem Note 43 angegebenen Grunde."
+ ],
+ [
+ "verdächtig ist. dass er entgegen dem Verbot im siebenten Jahre sein Feld bestellt oder mit den Früchten des siebenten Jahres Handel treibt.",
+ "von dem darf man keinen Flachs. weil seine Samenkörner gegessen werden und er deshalb zu den geniessbaren Erdfrüchten gezählt wird.",
+ "selbst gehechelten nicht. weil das Hecheln nur geringe Mühe macht.",
+ "aber gesponnenen und geflochtenen. אריג kann hier nicht wie sonst „gewebt“ bedeuten, denn zum Weben verwendet man nur gesponnene Fäden, danach wäre ואריג nach dem voranstehenden טווי selbstverständlich. Der Talmud erklärt deshalb אריג mit תיכי, Ketten- oder Flechtwerk, das auch aus ungesponnenem Flachs hergestellt wird. Ed. pr. und Lowe haben hier anstatt ובגדים :ואריג."
+ ],
+ [
+ "von dem darf man nicht einmal Wasser oder Salz kaufen. obwohl das Dinge sind, bei denen doch gar nichts zu befürchten ist, haben es die Weisen verboten, um den Verdächtigen damit zu strafen.",
+ "was der Heben- oder Zehntenpflicht untersteht. oder worin auch nur etwas enthalten ist (שיש בו), was der Heben- oder Zehnten-Pflicht untersteht. זיקת von זקק = fesseln, binden, das Band, das eine Sache an etwas bindet, die Verbindlichkeit.",
+ "darf man nicht von ihm kaufen. Wasser oder Salz von ihm zu kaufen, ist dagegen nicht verboten."
+ ],
+ [
+ "Wer in bezug auf die Früchte des siebenten Jahres verdächtig ist. S. Note 48.",
+ "ist es noch nicht in bezug auf die Zehnten. dass er das Verbot nicht beachten wird, dass der zweite Zehnt nicht ausserhalb Jerusalems verzehrt werden darf, und noch viel weniger, dass er den ersten Zehnt oder den Armen-Zehnt oder gar Hebe, durch deren Genuss ein Nichtpriester sich dar Todesstrafe schuldig machen kann, verwenden wird, ohne auzugeben, was es ist, da er sich dadurch auch gleichzeitig der Veruntreuung ihm nicht gehörenden Gutes schuldig machen würde (Tif. Jis.).",
+ "ist es noch nicht in bezug auf die Früchte des siebenten Jahres. weil das Gesetz über den zweiten Zehnt eine strengere Bestimmung enthält als das über die Früchte des siebenten Jahres, indem jener nur in Jerusalem verzehrt werden darf, diese dagegen, soweit und so lange sie zum Genuss erlaubt sind, überall, andererseits aber wieder das Gesetz über die Früchte des siebenten Jahres eine strengere Bestimmung enthält als das über den zweiten Zehnt, indem dieser ausgelöst werden kann, jene dagegen, sobald sie zum Genuss verboten sind, nicht ausgelöst werden dürfen, sondern vernichtet werden müssen. Die Nichtbeachtung eines Gebotes macht aber nur dann auch der Nichtbeachtung eines anderen Gebotes verdächtig, wenn dieses nicht strengere Bestimmungen enthält als das erstere.",
+ "ist es auch in bezug auf die Reinheit [der Speisen. Wer auch nichtheilige Speisen nur geniesst, wenn sie nicht unrein geworden sind, darf ihm nicht trauen, wenn er die Speisen als rein bezeichnet, denn, da er der Übertretung jener Verbote, die Tora-Verbote sind, verdächtig ist, ist ihm um so weniger zu trauen, wo es sich wie bei dem Geniessen von unreinen nichtheiligen Speisen nur um Beobachtung einer von den Weisen getroffenen Anordnung handelt. So erklärt Bart. das חשוד על הטהרות. Maim. bezieht es auf seine allgemeine Glaubwürdigkeit in bezug auf Speisen, die von ihm als rein bezeichnet werden, ob sie nicht als unrein zu betrachten sind, so dass man sich zu hüten hat, anderes durch Berührung mit ihnen zu verunreinigen, auch da handelt es sich nur um etwaige Übertretung einer rabbinischen Verordnung, es ist ihm deshalb kein Glauben beizumessen (s. הלכות שמטה ויובל VIII, 16).",
+ "es kann aber einer in bezug auf die Reinheit [der Speisen] verdächtig sein und er ist es nicht in bezug auf jene beiden. Nach Bart., wonach die Mischna meint, dass er verdächtig ist, solchen, die sich überhaupt des Genusses unreiner Speisen enthalten, unreine Speisen zu essen zu geben, ist daraus nicht auf seine Unzuverlässigkeit in bezug auf Früchte des siebenten Jahres und in bezug auf Zehnte zu schliessen, weil es sich bei diesen um Tora-Gebote, bei jenem dagegen nur um die Innehaltung einer rabbinischen Verordnung handelt. Nach der Erklärung des Maim. will die Mischna mit dem ויש שהוא חשוד sagen, dass es wohl Fälle gibt, wo man von dem einen nicht auf das andere schliessen kann, wenn er nämlich nur verdächtig ist, mit den Reinheitsgesetzen es da nicht genau zu nehmen, wo es sich um Verunreinigungen handelt, die nur auf rabbinischer Verordnung beruhen; wenn er aber verdächtig ist, dieselben auch da nicht zu beachten, wo es sich um nach biblischem Gesetze Unreines handelt, da ist er auch als verdächtig in bezug auf Früchte des siebenten Jahres und in bezug auf Zehnte zu betrachten.",
+ "darf in ihr kein Richter und kein Zeuge sein. S. weiter V, 4, wonach dieser Grundsatz nur die Ansicht des R. Meir wiedergibt, während R. Simon ben Gamliel die Ansicht vertritt, dass wegen eines blossen Verdachtes er nur, wo es sich um seinen eigenen Vorteil handelt, nicht beglaubt ist, wohl aber, wo es sich um das Eigentum eines Anderen handelt."
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+ "Alle untauglich gewordenen Opfertiere. Zu Opfern bestimmte Tiere, die einen Fehler bekommen haben, so dass sie nicht mehr als Opfer verwendet werden können.",
+ "dürfen. nachdem sie ausgelöst worden sind.",
+ "auf dem Markt. אטליז vom griech. xαταλυσις = Handelsstation, Markt.",
+ "verkauft werden. Die Talmudausgaben und die meisten Mischna-Ausgaben haben vor נמכרים באיטליז die Worte: הנאתן להקדש, in ed. pr. und ed. Ven. fehlen sie.",
+ "und auf dem Markt geschlachtet werden und nach Gewicht. לטרא = λιτρα, ein Pfund, das gangbarste Gewicht, nach dem Fleisch verkauft wurde.",
+ "ausser der Erstgeburt und dem Zehnt. Der Viehzehnt darf eigentlich überhaupt nicht verkauft werden, weder der fehlerfreie noch der fehlerhafte, weder lebend noch geschlachtet, weder ganz noch geteilt (s. Maas. Sehen. I, 2). Es ist dieses Verbot in diesem Umfange jedoch nur eine rabbinische Verordnung, für die allerdings eine Hindeutung in dem Schriftvers Lev. 27, 33 gefunden wird s. Talm.). Für Viehzehnte, die Waisenkindern gehören, die dieselben zu eigenem Verbrauche zu verwenden zumeist gar nicht in der Lage sind, haben die Rabbinen diese Verordnung nicht getroffen, sondern in diesem Falle es bei dem biblischen Verbote belassen, dass nur der fehlerfreie und noch lebende Viehzehnt nicht verkauft werden darf.",
+ "weil bei ihnen die Eigentümer den Nutzen haben. wenn durch den öffentlichen Verkauf und den Verkauf nach Gewicht eine grössere Einnahme erzielt wird nur um für die Eigentümer einen grösseren Nutzen zu erzielen, hat man es aber nicht erlaubt, ursprünglich geweihte Tiere wie ganz gewöhnliche Kaufware zu behandeln.",
+ "bei den untauglich gewordenen Opfertieren dagegen hat das Heiligtum den Nutzen. denn dadurch, dass die Tiere öffentlich und nach Gewicht verkauft werden dürfen, erhalten sie einen höheren Wert und kann für das Heiligtum schon bei ihrer Auslösung ein höherer Preis für sie erzielt werden.",
+ "Bei der Erstgeburt darf man ein Teil gegen das andere ab wiegen. So nach Maim., der מָנָה Anteil liest und erklärt: die Priester dürfen bei der Verteilung des Fleisches von der dargebrachten Erstgeburt die einzelnen Teile gegen einander abwiegen, damit jeder den gleichen Anteil erhält. Raschi und Barten. dagegen lesen מָנֶה = Mine und erklären: obwohl es nicht erlaubt ist, das Fleisch der fehlerhaft gewordenen Erstgeburt nach Gewicht zu verkaufen, ist es gestattet, wenn man ein Stück Fleisch hat, dessen Gewicht man kennt, das Fleisch der Erstgeburt dagegen abzuwiegen."
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+ "Ein Israelite darf nicht eingeladen werden. ימנה von מנה = zählen, zugezählt, zur Teilnahme am Mahle zugezogen werden.",
+ "mit dem Priester zusammen die Erstgeburt. die fehlerhaft gewordene.",
+ "zu verzehren. weil es Num. 18, 18 heisst: ובשרם יהיה לך כחזה התנופה וכשוק הימין, was nach Beth-Schammai sich nicht nur auf die fehlerfreie, sondern auch auf die fehlerhafte Erstgeburt bezieht.",
+ "Beth-Hillel erlauben es. Beth-Hillel folgern dies daraus, weil nach Deut. 15, 22 selbst Unreine davon essen dürfen; der Schriftvers Num. 18, 18 kann sich nach ihnen daher nur auf Fleisch von einer fehlerfreien Erstgeburt beziehen.",
+ "selbst einem Nicht-Israeliten. weil es ebendort heisst: כצבי וכאיל, und diese immer auch für einen Nicht-Israeliten erlaubt sind. Ed. pr. liest: ואפלו גר.",
+ "nicht zur Ader lassen. selbst an einer solchen Stelle nicht, wo durch den Einschnitt, den man zum Aderlass machen muss, kein Fehler an dem Tiere entsteht; weil zu befürchten ist, dass, wenn dieses erlaubt wird. der Eigentümer aus Furcht, dass das Tier sonst eingehen wird, den Aderlass auch an solchen Stellen vornimmt, wo man dem Tiere dadurch einen Leibesfehler beibringt; einer Erstgeburt einen Leibesfehler beizubringen, ist aber verboten, weil es heisst (Lev. 22, 21): כל מום לא יהיה בו, was dahin ausgelegt wird: es soll kein Fehler an ihm entstehen, verursacht werden.",
+ "Man darf sie zur Ader lassen. an solchen Stellen, wo durch den Aderlass kein Leibesfehler entstehen kann, weil nach Ansicht der Weisen, wenn man dieses auch verbieten würde, aus dem angeführten Grunde gerade umgekehrt zu befürchten wäre, dass er dann auch an solchen Stellen, wo dadurch ein Leibesfehler entsteht, den Aderlass vornehmen würde (Pessach. 11 a).",
+ "nur darf man ihr dabei keinen Leibesfehler beibringen. an Stellen, wo solches zu befürchten ist, muss deshalb der Aderlass so vorgenommen werden, dass kein Leibesfehler dadurch entsteht, ist das nicht möglich, so darf er nicht vorgenommen werden. Ist jedoch der Blutandrang so stark, dass das Tier ohne Aderlass bestimmt eingehen würde, so darf derselbe auch dann vorgenommen werden, weil in diesem Falle das Tier bereits als mit einem wenn auch zu beseitigenden Fehler (מום עובר) behaftet zu betrachten ist, und nach Ansicht der Weisen das biblische Verbot, einer Erstgeburt einen Fehler beizubringen, sich nur auf die fehlerfreie Erstgeburt bezieht, von der in dem Schriftvers Lev. 22, 21 die Rede ist (s. Tosaf. 34 a v. אילימא).",
+ "selbst wenn man ihr dadurch einen Leibesfehler beibringt. R. Simon ist der Ansicht, dass man ein Verbot nur dann übertritt, wenn man die Absicht hat, die verbotene Handlung vorzunehmen, hier aber hat man ja nicht die Absicht, dem Tiere einen Fehler beizubringen, sondern es von dem Blutandrang zu befreien (דבר שאין מתכוין מותר). Allerdings ist auch nach R. Simon eine Handlung verboten, mit der eine wenn auch gar nicht beabsichtigte Übertretung eines Verbotes notwendig verbunden ist (פסיק רישיה), hier aber ist es doch möglich, dass der Aderlass ausgeführt wird, ohne dass ein bleibender Fehler zurückbleibt. Tif. Jis. will diesen letzteren Grund nicht gelten lassen, er erklärt deshalb die Differenz zwischen der Ansicht der Weisen und der des R. Simon in anderer Weise: R. Simon ist der Ansicht, dass der Blutandrang als ein zu beseitigender Fehler zu betrachten ist, deshalb ist es nach biblischem Gesetze gar nicht verboten, dem Tiere auch einen bleibenden Fehler beizubringen (s Note 17), die Rabbinen haben allerdings das Verbot auch auf solche Tiere ausgedehnt, die bereits einen zu beseitigenden Fehler haben, für einen Fall wie diesen, wo dadurch das ganze Tier verloren gehen kann, haben sie aber diese Erschwerung nicht getroffen. Die Weisen dagegen sind der Ansicht, dass der Blutandrang überhaupt nicht als ein Fehler, auch nicht als ein zu beseitigender, zu betrachten ist, da er zuweilen auch ohne Aderlass vorübergeht, es handelt sich deshalb um ein biblisches Verbot, das unter keinen Umständen übertreten werden darf."
+ ],
+ [
+ "Bringt man. der Priester, dem die Erstgeburt gehört, um sie schlachten und für sich verwenden zu können.",
+ "der Erstgeburt [absichtlich] eine Verletzung. צרם arab. صرم = abschneiden, einschneiden, s. weiter VI, 1.",
+ "so darf sie nie mehr geschlachtet werden. auch wenn sie später von selbst einen anderen Leibesfehler bekommt, zur Strafe für den Eigentümer, weil er gegen das Verbot gehandelt hat.",
+ "darf sie auf diesen hin geschlachtet werden. Ebenso darf auch, wenn der Priester stirbt, sein Sohn schon auf diesen Fehler hin das Tier schlachten, und wenn der Priester trotz des Verbotes das Tier geschlachtet hat, dürfen andere das Fleisch geniessen, weil nur ihn selbst, der das Verbot übertreten hat, die Strafe treffen soll.",
+ "Was hat es mit diesem für ein Bewandtnis. טיב syr. ܛܶܐܒܳܐ = Gespräch, Geräusch, dann Gerücht, Art und Weise; er wunderte sich, dass man einen solch’ alten Bock mit solch’ langen Haaren herumlaufen liess.",
+ "Da nahm er einen Dolch. פגיון = pugio. Die Talmudausg. lesen: פיגום.",
+ "und brachte ihm eine Verletzung am Ohre bei. ohne dass er wissen konnte, dass das Tier daraufhin schon geschlachtet werden durfte.",
+ "dass sie ihn für erlaubt erklärt hatten. Talmudausg.: ואחר שהתירו הלך.",
+ "darauf erklärten sie sie für verboten. da er bei diesen Tieren schon die Absicht hatte, ihnen einen Fehler beizubringen, auf den hin sie geschlachtet werden dürfen, und er dazu durch die ihm gegebene Antwort veranlasst worden war.",
+ "wo es absichtlich. durch den Eigentümer selbst, auch wenn er dem Tiere den Fehler nicht direkt beibringt, sondern es nur absichtlich in eine Lage bringt, in der es sich den Fehler von selbst zuziehen muss, oder durch einen anderen, wenn dieser durch eine dahin zielende Äusserung des Eigentümers dazu veranlasst worden ist und die Absicht hat, ihm dadurch einen Gefallen zu erweisen.",
+ "wo nicht absichtlich. durch den Eigentümer selbst, oder durch einen anderen, wenn dieser auch durch eine Äusserung des Eigentümers dazu veranlasst dem Tiere den Fehler absichtlich beibringt, der Eigentümer aber gar nicht die Absicht hatte, ihn dazu zu veranlassen."
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+ [
+ "Wenn eine Erstgeburt jemanden. und wenn es selbst der Priester ist, dem die Erstgeburt gehört.",
+ "verfolgt. um ihn zu stossen. Ed. pr. und Ven.: דוחפו.",
+ "darf. Talmudausg.: שוחטין, ed. pr. und Ven.: לא ישחט.",
+ "sie darauf bin geschlachtet werden. weil er dabei nicht die Absicht hatte, ihr den Fehler beizubringen. Selbst wenn er dem Tiere den Tritt erst versetzt hat, nachdem es von der Verfolgung abgelassen, darf es nach Maim. und Ascheri geschlachtet werden, weil er dabei nicht die Absicht hatte, das Tier zu verletzen, sondern nur es zu strafen.",
+ "beglaubt. wenn sie sagen, dass das Tier sich den Fehler von selbst zugezogen hat, und es ist nicht zu befürchten, dass der Hirte der ihm von dem Priester übergebenen Erstgeburt den Fehler absichtlich beigebracht hat, in der Erwartung, dass der Priester, wenn er die Erstgeburt schlachtet, ihn zum Verzehren des Fleisches mit einladen wird, weil nicht anzunehmen ist, dass er um eines solchen kleinen Vorteils willen sich in dieser Weise vergehen wird.",
+ "sind sie nicht beglaubt. Gehört die Erstgeburt einem Priester, so ist zu befürchten, dass der Hirte wahrheitswidrig behauptet, das Tier habe sich den Fehler von selbst zugezogen, in der Erwartung, dass dafür sein Herr ihm den Gegendienst erweisen wird, wenn er ihn als Zeugen dafür aufruft, dass eine ihm, dem Hirten, gehörende Erstgeburt, der er absichtlich einen Fehler beigebracht hat, sich diesen von selbst zugezogen habe. Gehörte die Erstgeburt noch einem Israeliten, so ist zu befürchten, dass der Hirte ihr den Fehler absichtlich beigebracht hat und nun das Gegenteil behauptet, in der Erwartung, dass der Eigentümer ihm, als dem nächststehenden, das Tier überlassen wird. Diese Befürchtungen treffen allerdings nur bei dem Hirten zu, dem die Erstgeburt zur Hut übergeben worden ist. Auch sonst genügt aber nicht die Aussage eines Priesters zur Beglaubigung der Tatsache, dass sich das Tier den Fehler von selbst zugezogen hat, weil Priestern in dieser Beziehung im allgemeinen kein volles Vertrauen zu schenken ist, sondern es müssen mindestens zwei Priester die Tatsache bezeugen, wogegen die Aussage eines Israeliten schon als glaubwürdig gilt.",
+ "ist er. auch der einzelne Priester, auch wenn er der Hirte ist, selbst die eigenen Hausleute des Eigentümers mit Ausnahme seiner Frau (Talmud).",
+ "darf in ihr nicht Richter und nicht Zeuge sein. Der Aussage von Priestern ist deshalb überhaupt kein Glauben beizumessen, auch wenn noch so viele und ganz fremde die Tatsache bezeugen. Nach Maim., dem auch Barten. folgt, genügt nach R. Meir im Gegensatz zu der Ansicht des ersten Tanna auch nicht das Zeugnis eines Israeliten, sondern muss die Tatsache von zwei unbeteiligten Israeliten bezeugt werden."
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+ "und sie hat einen Leibesfehler. das Tier ist als mit einem Fehler behaftet erklärt worden, auf den hin es geschlachtet werden darf. Es wird dem Priester wohl zugetraut, dass er dem Tiere absichtlich einen Fehler beibringen wird, da es sich da nur um die Übertretung eines einfachen Verbotes handelt, aber nicht, dass er es, so lange es noch als Opfertier für jeden profanen Gebrauch verboten ist, zu solchem verwenden wird. Den Ausführungen in der vorhergehenden Mischna entsprechend wird vorausgesetzt, dass der Priester die Tatsache, dass das Tier sich den Fehler von selbst zugezogen hat, sich anderweitig bezeugen lässt oder behauptet, das Tier schon mit diesem Fehler behaftet von dem Eigentümer erhalten zu haben, in diesem Falle bedarf es keines weiteren Zeugnisses, weil angenommen wird, dass der Priester nicht etwas behaupten wird, was sich hinterher durch die entgegengesetzte Aussage des Eigentümers als unwahr herausstellen kann.",
+ "sind alle beglaubt. dass sich das Tier den Fehler von selbst zugezogen hat, der es zum Opfertier unbrauchbar macht, weil diese Verpflichtung auch ohne Übertretung eines Verbotes umgangen werden kann, indem man vor dem Verzehnten allen Tieren der Herde einen Fehler beibringt, der sie zu Opfertieren unbrauchbar macht.",
+ "der ein Vorderfusse abgehauen oder ein Hinterfuss gebrochen ist. wo die Unheilbarkeit des Fehlers für jeden offensichtlich ist.",
+ "darf auf den Ausspruch von drei Männern der Synagoge. Unter בני הכנסת sind wohl Männer der Synagoge d. h. der Gemeinde-Versammlung zu verstehen, vertrauenswürdige Männer, wenn sie auch keine Torakenntnisse besitzen; Raschi erklärt: שאינן חכמים. Nach dem Talmud sind diese jedoch nur befugt, wo kein Fachkundiger vorhanden ist.",
+ "geschlachtet werden; R. Jose sagt: Selbst wenn ein Collegium von 23 Männern. die kleinen Gerichtshöfe, Synedrien, in den Städten bestanden aus 23 Männern."
+ ],
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+ "Hat jemand eine Erstgeburt geschlachtet und davon verkauft. In den Talmudausg. fehlt das ומכרו.",
+ "er muss ihnen aber dennoch das Geld dafür zurückgeben. als Strafe dafür, dass er ihnen verbotenes Fleisch zu essen gegeben hat.",
+ "muss vergraben werden. selbst wenn sich herausstellt, dass das Tier tatsächlich einen unheilbaren Leibesfehler hatte.",
+ "er muss ihnen aber dennoch das Geld dafür zurückgeben. In den Talmudausg. fehlen die Worte: ויחזיר להם את הדמים.",
+ "geben sie ihm zurück. da er es ja noch dazu verwenden kann, es an einen Nichtjuden zu verkaufen oder den Hunden zu fressen zu geben.",
+ "was es als trefa wert ist. und was sie ihm darüber bezahlt haben, muss er ihnen zurückgeben."
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+ "Auf folgende Fehler. Nach der Tradition sind die in der Tora (Deut. 15, 21 u. Lev. Cap. 21 u. 22) angeführten Fehler nur als Beispiele angeführt; als Leibesfehler (מום קבוע), auf den hin eine Erstgeburt geschlachtet werden darf, gilt jeder Fehler, der wie die dort angeführten bleibend ist, d. h. nicht von selbst wieder verheilt und äusserlich sichtbar ist.",
+ "wenn sie eine Lücke. נפגמה heisst es, wenn an dem verletzten Teile etwas fehlt, es genügt, wenn die Lücke auch nur so gross ist, dass der Fingernagel, wenn er darüber hinfährt, daran hängen bleibt.",
+ "am Knorpel. Talmudausg.: חסחוס, der knorpelige Teil des Ohres.",
+ "aber nicht an der Haut. Nach Raschi und Bart.: der Ohrzipfel, nach Maim.: der häutige Ansatz rings um den knorpeligen Teil des Ohres.",
+ "wenn es. das Ohr am Knorpel.",
+ "wenn es. wenn das Loch so gross wie ein Wickenkorn ist, einerlei ob das Loch rund oder länglich ist.",
+ "so gross wie eine Wicke. Talmudausg. בעינו."
+ ],
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+ "wenn im Auge ein Häutchen ist. ein durch ein weisses Häutchen über dem Schwarzen gebildeter Fleck oder eine durch ein dunkles Häutchen im Schwarzen gebildete Vertiefung; ein Häutchen im Weissen des Auges dagegen gilt nicht als Fehler (Maim.).",
+ "eine Vermischung. Was unter תבלול zu verstehen ist, erklärt die Mischna weiter. Nach einigen Erklärern gehören תבלול חלזון ונחש zusammen: eine Vermischung, die חלזון und נחש genannt wird; nach Maim. ist תבלול eine Vermischung des Weissen und Schwarzen im Auge, חלזון und נחש dagegen ein Auswuchs, der das Schwarze im Auge zum Teil bedeckt.",
+ "ein Überzug. חלזון = Schnecke, hier Name einer Augenkrankheit, die, wie die Schnecke, die Gegenstände, über die sie hinkriecht, den Augapfel, mit einer weisslichen Substanz überzieht Fleischer in Levy, Chald. Wörterb. I, S. 425).",
+ "eine Schlange. Nach dem Talmud sind נחש und חלזון Benennungen für denselben Fehler, der nach Barten. deshalb auch נחש genannt wird, weil der Auswuchs gesprenkelt zu sein pflegt wie die Haut der Schlange.",
+ "oder eine Beere. Talmudausg.: ועצב.",
+ "Wenn das Weisse den Rand der Iris. סירא verw. mit זירא, hebr. זר = Einfassung, Kranz, hier der den Augapfel umschliessende Kreis.",
+ "gilt nicht als Fehler. In den Talmudausg. fohlen die Worte: שאין מומין בלבן."
+ ],
+ [
+ "Weisse Punkte. Die Mischna-Ausg. haben חורוד, die richtige Lesart scheint die der Talmudausg.: חורור lies: חִוַּרְוַר zu sein, von חִוַּר = weiss, danach erklären auch Raschi und Bart.: eine Krankheit, bei der weisse Flecken im Auge entstehen. Maim. erklärt es im Kommentar mit „blind“, חלכות ביאת מקדש VII, 5 und ה׳ איסורי מזבח II, 12 gibt er es geradezu mit סנורים wieder, auch der Aruch erklärt es mit סנורים unter Hinweis auf Targ. Jon. zu Gen. 19, 11, wo בסנורים mit בחיורוריא übersetzt wird. Levy Chald. Wörterb. verweist dazu auf das lat. albugines oculorum = Staar. Dementsprechend erklärt Maim. auch das folgende המים: in das Auge eingedrungenes Wasser, durch das dem Auge die Sehkraft genommen ist. Die Untersuchung, von der in der Mischna weiter die Rede ist, soll sich demnach darauf erstrecken, ob das Tier inzwischen die Sehkraft wieder gewonnen hatte oder nicht.",
+ "und Wasser. Hier erklärt auch Barten.: in das Auge eindringendes Wasser, durch das die Sehkraft gehindert wird.",
+ "wenn sie dauernd da sind. הקבועין bezieht sich sowohl auf חיורור wie auf המים.",
+ "Innerhalb der achtzig Tage muss man sie drei Mal. nach Raschi und Maim. nach je 26½ Tagen, nach Tosaf. am Anfang, in der Mitte und am Ende der 80 Tage.",
+ "untersuchen. zeigt es eich bei einer Untersuchung, dass sie nicht mehr da sind, ist es kein מום קבוע, auch wenn sie nachher wieder auftreten, bis sie von diesem Wiedererscheinen an achtzig Tage ununterbrochen da waren.",
+ "Wann. אלו hier Interrogativpron. wie das aram. איילין.",
+ "ist das Wasser als dauernd zu betrachten. Ed. pr.: ואפילו הם מומים הקבועים, ed. Ver.: ואלו הם מומין הקבועין.",
+ "Nachdem sie frisches. im Adar und der ersten Hälfte des Nissan auf dem Felde stehendes.",
+ "und trockenes. im Elul und der ersten Hälfte des Tischri auf dem Felde stehendes.",
+ "[Grünfutter] von Regen-Feldern. die keiner künstlichen Bewässerung bedürfen. Maim. (s. Comment.) erklärt של גשמים mit: in der Regenzeit gewachsen, er zieht deshalb diesen Absatz mit zu den folgenden und erklärt: wenn sie frisches und trockenes zur Regenzeit oder frisches und trockenes von künstlich bewässerten Feldern oder zuerst trockenes und dann frisches gefressen hat, gilt es noch nicht als Fehler.",
+ "gefressen hat. und der Fehler trotzdem nicht geschwunden ist. Der Talmud gibt noch eine Anzahl genauerer Bestimmungen an, sind dieselben nicht beobachtet worden, gilt es als zweifelhaft, ob der Fehler ein מום קבוע ist. Zu בית חשלחין s. Bab. Mez. IX, Note 9.",
+ "[oder. Die Talmudausg. und Lowe haben או, das in den sonstigen Mischna-Ausg. fehlt.",
+ "zuerst trockenes und dann frisches. selbst von Regenfeldern.",
+ "bis sie das trockene nach dem frischen gefressen hat. Talmudausg.: הלח ואח״ב חיבש."
+ ],
+ [
+ "eine Lücke hat oder gespalten ist. und es von aussen sichtbar ist.",
+ "wenn die Lippe. Talmudausg.: שפמו.",
+ "wenn die äusseren Zähne. Talmudausg.: חוטין. Unter חיטין sind nach Bart. die Zähne zu verstehen, ebenso nach dem Aruch v. חט; die äusseren Zähne werden die Mittelzähne genannt, die beim Öffnen des Mundes sichtbar werden, die inneren die Seiten- oder Backenzähne. Raschi erklärt חוטין duch ינציבש = gencives (Bech. 35a und 37a), das ist das Zahnfleisch, in welchem die Zähne sitzen. Maim. versteht unter חוטין החיצונות die beiden Hörner des Schildknorpels, die in die Mundhöhle hineinragen, unter חוטין הפנימיות die beiden Schildknorpelplatten, die R. Chanina ben Antigonus מתאימות nennt, weil sie vorne zusammenstossen; er erwähnt aber auch die andere Erklärung, wonach unter חוטין die Zähne zu verstehen sind und unter הפנימיות die Mahl- oder Backenzähne (s. Mischn. Comment.).",
+ "eine Lücke haben. aussen etwas abgebrochen ist.",
+ "oder weggebrochen sind. bis auf das Zahnfleisch abgefault oder abgebrochen sind.",
+ "oder die inneren mit der Wurzel ausgebrochen sind. aber nicht, wenn sie nur abgebrochen sind, weil sie nur bei weitem Öffnen des Mundes sichtbar werden.",
+ "Von den Doppelzähnen an. Talmudausg.: התיומת, die Stockzähne, die Doppelzähne genannt werden, weil sie eine doppelte Wurzel haben und wie aus zwei Zähnen zusammengesetzt erscheinen.",
+ "auch die Doppelzähne selbst nicht. auch wenn sie mit der Wurzel herausgebrochen sind, gilt es nicht als Fehler."
+ ],
+ [
+ "oder an der weiblichen Scham. so weit sie von aussen sichtbar ist.",
+ "bei Opfertieren. anderen Opfertieren, da Erstgeburt ja nur ein männliches Tier ist.",
+ "aber nicht am Gelenk. den fleischigen Teilen zwischen einem Knochen und dem anderen.",
+ "oder wenn das Ende des Schwanzes sich in noch einen Knochen abzweigt. in zwei Enden ausläuft, jedes mit einem besonderen Knochen, so nach Tosaf. und Maim., die מפציל in der im rabb. Hebräisch gebräuchlichen Bedeutung von „sich spalten“ nehmen. Raschi und Bart. leiten es vom bibl. פצל = abschälen ab und erklären: wenn am Ende des Schwanzes die Haut und das Fleisch bis auf den Knochen abgeschält ist.",
+ "oder wenn. Ed. Ven.: או שיש עליו בשר.",
+ "zwischen einem Glied. des Schwanzes.",
+ "und dem anderen. Talmudausg.: מחוליא לחוליא.",
+ "ein fingerbreites. so lang wie die Breite eines Daumens."
+ ],
+ [
+ "Wenn sie keine Hoden oder. Ed. pr. u. Ven. fehlt: או.",
+ "nur eine Hode hat. Nach dem Talmud ist die Mischna so zu verstehen: אין לו ביצים wenn die Hoden nicht, wie es sonst der Fall ist, jede in einem anderen getrennten Teile des Hodensackes liegen, sondern beide zusammen in einem Sack, oder אין לו אלא ביצה אחת wenn der Hodensack geteilt, aber nur eine Hode darin ist.",
+ "Man setzt sie. wenn der Hodensack geteilt und nur eine Hode darin ist.",
+ "auf ihren After. עכוז = der After. Raschi und Bart. erklären es als gleichbedeutend mit עגבות, das sowohl die Schamteile wie das Gesäss bedeutet. Ed. pr. und Lowe lesen: הרגיזו (s. Maim. Comm.)",
+ "kommt sie schliesslich hervor. und nur, wenn dies nichts nützt, gilt es als Fehler.",
+ "Akiba erklärte [das Tier] für erlaubt. da die Hode trotz des Drückens nicht herausgekommen war, erklärte er das Tier für erlaubt wie ein solches mit nur einer Hode."
+ ],
+ [
+ "oder das nur drei hat. wenn das Tier ein Vorderbein zu viel oder zu wenig hat; hat es ein Hinterbein zu viel oder fehlt eines, so ist es trefa.",
+ "das eingezogene. קלט = zusammenziehen, einziehen, daher auch: in sich aufnehmen (ערי מקלט); wenn die Füsse zusammengezogen, geballt sind, nicht länglich gestreckt.",
+ "ein ausgerenktes. שחול von שחל = herausziehen.",
+ "und ein Lenden-Tier. כסול denominativum von כסל die Lende.",
+ "Wenn eine Hüfte höher ist als die andere. wenn der eine Hüftknochen höher als sonst an der Lende befestigt ist, so dass das Tier hinkt."
+ ],
+ [
+ "auch wenn es nicht erkennbar ist. so lange sich das Tier nicht bewegt; ist es aber auch bei der Bewegung nicht zu erkennen, so ist es kein Fehler, da nur sichtbare Fehler als Fehler gelten.",
+ "Diese Fehler hat Ela. S. oben IV, 5.",
+ "Von diesen. Talmudausg. und Lowe: אלא את אלו.",
+ "wenn die Augenhöhle. Nach Raschi Nidda 23 a ist unter גלגל die ganze Augenhöhle, in der das Auge sitzt, zu verstehen.",
+ "wenn das Maul dem eines Schweines gleicht. wenn es auch nicht, wie beim Schwein, spitz zuläuft, wenn nur die obere Lippe über der unteren vorsteht.",
+ "und wenn von dem Laute hervorbringenden Teile der Zunge. das ist, soweit sie nicht am Gaumen angewachsen ist.",
+ "Nach der Entscheidung eines späteren Gerichtshofes sind auch dieses Fehler. Talmudausg.: הרי זה מים."
+ ],
+ [
+ "Es traf sich. bei der Besichtigung einer Erstgeburt. Talmudausg.: ומעשה.",
+ "und sie sagten. Ed. pr. u. Ven.: ואמרו לו.",
+ "Das ist ein Fehler. jedoch nur, wenn der Knochen. nicht aber, wenn nur der fleischige Teil hinausragt (Talm.).",
+ "Wenn es ein Knochen ist. wenn das Doppel-Ohr durch einen Knorpel gebildet wird, der nach innen umgebogen ist",
+ "wenn es nicht ein Knochen ist. sondern das Doppel-Ohr aus zwei von einander getrennten Knorpeln besteht. So nach Raschi und Bart., wonach עצם hier gleichbedeutend mit תנוך ist. Maim. dagegen übersetzt עצם mit „Gebilde“ und erklärt entgegengesetzt zu Raschis Erklärung: wenn das zweite Ohr ein Gebilde für sich ist, d. h. wenn es aus einem besonderen Knorpel besteht, ist es ein Fehler, wenn es kein Gebilde für sich ist, sondern beide Ohren aus einem Knorpel bestehen, ist es kein Fehler. Die Talmudausg. lesen: בזמן שאין בו עצם.",
+ "Wenn der Schwanz des Böckchens dem eines Schweines gleicht. wenn er rund ist statt platt und breit.",
+ "und wenn er nicht drei Glieder hat. Nach dem Talmud bezieht sich das nur auf den Schwanz eines Lammes, der eines Ziegenböckchens dagegen braucht nur zwei Glieder zu haben."
+ ],
+ [
+ "Wenn im Auge. auch im Weissen des Auges, wo blosse Veränderungen nicht als Fehler gelten, s. oben Mischna 2.",
+ "eine Blatter. S. Erubin X, Note 76.",
+ "ist. wenn auf der Blatter Haare stehen, wenn sie auch keinerlei Knochensubstanz enthält (s. weiter Mischna 12).",
+ "wenn am Knochen eines Vorderbeines oder Hinterbeines eine Lücke. die von aussen bemerkbar ist.",
+ "wenn sich ein Knochen im Maule. der Unter- oder Oberkieferknochen, in denen die Zähne befestigt sind.",
+ "losgelöst hat. Talmudausg.: ושנפרק, Lowe: ושניפקס.",
+ "wenn ein Auge gross. beim Lamm so gross wie ein Kalbsauge.",
+ "und eines klein. wie das Auge einer Gans. Nach Raschi (Bech. 3 b) gilt es als Fehler, auch wenn das eine Auge gross oder klein und das zweite unverändert wie bei jedem anderen gleichen Tiere ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn der Schwanz am Kalbe nicht bis zum Beingelenk. ערקוב arab. عَرقوب = Ausbuchtung am Hinterbeine.",
+ "Bei allen jungen. מרבית = Zuwachs, die junge Aufzucht; Raschi und Bart. nehmen מרבית = תרבות in der Bedeutung von „Art“.",
+ "Kälbern ist es so. Raschi und Bart. erklären: bei allen Kälbern ist es so, dass der Schwanz bis zum Beingelenk reicht, reicht er nicht bis dahin, ist es deshalb ein Fehler. Maim. dagegen erklärt: bei allen Kälbern ist es so, dass der Schwanz nicht so weit reicht, sondern erst später nachwächst, es ist deshalb kein Fehler.",
+ "dehnen sie. die Schwänze.",
+ "Bis zum Gelenk in der Mitte des Schenkels. das ist das Gelenk zwischen dem obersten und dem mittleren von den drei Gliedern des Beines."
+ ],
+ [
+ "weder im Heiligtum. als Opfer, weil zu Opfern nur ganz tadellose Tiere verwendet werden dürfen.",
+ "noch im Lande. d. h. ausserhalb des Heiligtums, weil die hier folgenden Fehler nicht als eigentliche Fehler gelten, man darf sie daher nicht eher zu profanem Gebrauche verwenden, bis sie sich einen solchen bleibenden Fehler zugezogen haben.",
+ "Wenn die weissen Flecke oder das Wasser [im Auge] nicht dauernd da sind. S. oben Mischna 3.",
+ "wenn die inneren Zähne. Talmudausg.: וחוטין. S. oben Note 29.",
+ "aber nicht ausgerissen. Ed. pr. und Ven. ושנעקרו. Lowe: ושנגממו.",
+ "ein Tier mit feuchtem Grind. das ist nach dem Talmud hier unter גרב zu verstehen, während mit dem unter den untauglich machenden Fehlern aufgezählten גרב (Lev. 22, 22) der trockene Grind gemeint ist.",
+ "mit einer Blatter. ohne Knochen und ohne Haare im Weissen des Auges (s. oben Mischna 10); eine Blatter oder Warze ohne Knochen am übrigen Körper wird דלדול genannt und gilt beim Tiere überhaupt nicht als Fehler (s. Maim. Comm. und weiter VII, 7).",
+ "mit einer Flechte. mit Ausnahme der egyptischen Flechte, die mit dem in der Schrift genannten ילפת gleichbedeutend ist und als מום קבוע gilt.",
+ "wenn es alt. wenn ein Opfertier die vorgeschriebene Altersgrenze überschritten hat oder wenn es vor Altersschwäche zittert (s. Para I, 2).",
+ "wenn eine Sünde mit ihm begangen worden ist. d h. wenn es einen Menschen begattet hat oder von ihm begattet worden ist.",
+ "oder es einen Menschen getötet hat und nur ein Zeuge oder die Eigentümer selbst es bezeugen. wurde es durch zwei Zeugen bezeugt, so wurde das Tier gesteinigt. In ed. pr., Lowe und Ven. fehlen die Worte: ע״פ עד אחד או ע״פ חבעלים.",
+ "und ein unbestimmt. טומטום von טמטם = verstopfen, verschliessen, dessen Geschlecht nicht zu erkennen ist, weil die Geschlechtsteile hinter einer Haut versteckt liegen.",
+ "oder doppelt-geschlechtliches. אנדרוגינוס = ἀνδρόγυνος.",
+ "Ismael. Talmudausg.: ר׳ שמעון.",
+ "Das ist gar keine Erstgeburt. keine männliche, sondern ein Gebilde (בריה) für sich.",
+ "sondern es darf geschoren und zur Arbeit verwendet werden. Nach dem Talmud bezieht sich die Kontroverse zwischen R. Ismael und den Weisen nur auf אנדרוגינוס, ein טומטום dagegen gilt nach Maim. immer als zweifelhafte Erstgeburt, nach Ascheri nur, wenn das Tier wie ein weibliches Tier nach hinten uriniert, uriniert es dagegen wie ein männliches Tier, gilt es als männliche Erstgeburt und muss dem Priester gegeben werden, es darf aber trotzdem nicht als Opfer dargebracht werden."
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+ "[Alle] diese Fehler machen auch beim Menschen untauglich. sie gelten als Leibesfehler, durch die der Priester zum Opferdienste untauglich wird.",
+ "der kegelköpfige. כילון erklärt der Talmud: דדמי רישיה לאכלא, dessen Kopf einem אכלא gleicht. אכלא ist nach Raschi und Bart. ein unten breiter und oben spitz zulaufender Deckel, nach Maim. (Comm.) ein langhalsiger Heber. Musafia leitet כילון von dem lat. cilo ab = cui caput oblongum et compressum est. Eine andere Lesart ist בילון (s. Aruch), ebenso בילון, דדמי רישיה לאבלא gr. βελονη = die Spitze.",
+ "der rübenköpfige. לפתן leitet der Talmud von לפת = Mohrrübe ab, dessen Kopf wie der Kopf einer Mohrrübe, oben breit und nach unten spitz zulaufend, ist und so auf dem Halse sitzt, dass er vorne und hinten über ihn hinausragt.",
+ "der hammerköpfige. מקבן von מקבת der Hammer, an dessen Kopf vorne die Stirn und hinten der Hinterkopf so weit hervorstehen, dass der Kopf wie ein Hammer aussieht (Aruch).",
+ "dessen Kopf eingedrückt. שקוע niedergedrückt, nach Maim.: als wenn man den Kopf mit der Hand von oben eingedrückt hat. Der Talmud, ebenso Lowe, lesen: שקוט = gesenkt, nach Raschi: wenn der Vorderkopf nach dem Gesichte zu schräge nach unten abfällt.",
+ "oder hinten abgeplattet. שקיפס, Lowe: ספיקס, Talmudausg.: סקיפת, arab. أَسقَف = krummgebogen, nach Raschi: wenn die Erhöhung am Hinterkopfe fehlt, so dass der Kopf hinten ganz flach abfällt, nach Maim.: wenn der Hinterkopf über den Nacken stark hervorsteht und also der Kopf hinten nach unten zu schräge abfällt, so dass es aussieht, als wenn dort ein Stück fehlen würde (s. Talm.).",
+ "Jehuda für tauglich. jedoch nur, wenn der Höcker nur aus einem Fleisch-Auswuchs besteht, enthält er aber auch eine Knochenbildung, so gilt er auch nach R. Jehuda als Leibesfehler."
+ ],
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+ "Wer nicht wenigstens einen Strich. Ed. Ven.: שטח.",
+ "der rund herum. am Hinterkopf.",
+ "ist er tauglich. Zieht sich jedoch der Strich von Ohr zu Ohr nur um den Vorderkopf oder um den ganzen Kopf, während die Mitte kahl ist, so gilt dieses als Kahlköpfigkeit und der Betreffende ist zum Dienst untauglich (Talmud).",
+ "der in der Tora. Lev. 21, 20.",
+ "der. mit dem Ausdruck גבן ist der gemeint.",
+ "dessen Augenbrauen herabhängen. d. h. dessen Rückgrat so verkrümmt ist, dass es aussieht, als wenn er einen doppelten Rücken hätte. R. Chanina leitet das Wort גבן von גב = der Rücken ab. Alle die angeführten Missbildungen gelten nach der Ansicht aller als Fehler und machen den Betreffenden untauglich, nur darin gehen die Ansichten auseinander, welche von ihnen die Schrift mit dem Ausdruck גבן meint.",
+ "der. mit dem Ausdruck גבן ist der gemeint."
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+ "Der plattnasige. Lev. 21, 18.",
+ "Wer seine beide Augen in einem Zuge schminkt. indem der Nasenrücken so eingedrückt ist, dass eine gerade Linie von dem einen Auge zum anderen führt.",
+ "wer das Zimmer und das Obergemach zugleich überblickt. d. h. wenn beim Sehen die beiden Augen nach verschiedenen Richtungen blicken.",
+ "wer das Sonnenlicht nicht verträgt. eigentlich: wer in die Sonne schaut, סכי von סכא = sehen, schauen, ein euphemistischer Ausdruck für den, der das Sonnenlicht nicht verträgt, wie סגי נהור = hellsehend für den Blinden. Nach Tosaf. (86 b) ist סכי eine Abkürzung für חסוכי חסוכי שמש, = die sich dem Sonnenlicht entziehen.",
+ "der unpaarige. זוגדוס zusammengesetzt aus זוג = Paar und דוס = δις, zweierlei Paar, wenn das eine Auge eine andere Farbe oder Form hat als das andere. Jedes ungleiche Paar bei den Gliedmassen wird זיגדוס genannt. Die Talmudausg. lesen: והזגדן.",
+ "und der triefäugige. צירן triefend, von ציר = Saft, Flüssigkeit. Nach dem Talmud: dessen Augen rund sind, triefen und zwinkern (s. Raschi und Aruch).",
+ "wem die Augenwimpern. ריס oben VI, 2 das Augenlid, hier die Haare am Augenlid.",
+ "wegen des unangenehmen Anblicks. Sind aber mit den Wimpern auch die Haarwurzeln ausgefallen, so gilt dies als ein untauglich machender Leibesfehler. Der Unterschied ist der, dass Priester, die mit einem Leibesfehler behaftet sind, wenn sie trotzdem am Opferdienst sich beteiligen, sich wegen Übertretung eines Verbotes strafbar machen, solche dagegen, die nur wegen des unangenehmen Anblicks vom Dienste ausgeschlossen sind, wenn sie ihn trotzdem verrichten, sich nicht strafbar machen."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Augen so gross sind wie die von einem Kalb oder so klein wie die von einer Gans. auch wenn beide Augen gleich gross oder klein sind.",
+ "wenn der Körper zu gross ist für seine Glieder oder zu klein für seine Glieder. wenn Leib und Glieder nicht in normalem Verhältnis zu einander stehen.",
+ "wenn die Nase zu gross oder zu klein ist im Verhältnis zu den anderen Gliedern. Der Talmud fügt hinzu: כאצבע קטנה, das heisst nach Raschi, wenn die Nase um die Breite seines kleinen Fingers länger ist als bei anderen Menschen von der gleichen Grösse; nach Maim. gibt כאצבע קטנה die normale Grösse der Nase an, sie soll bei einem normalen Menschen ebenso lang sein wie sein kleiner Finger.",
+ "der צִמֵּם und der . Talmudausg.: הצומם והצומע.",
+ "Dessen Ohren schwammartig sind. nach Raschi und Bart.: zusammengeschrumpft mit verengten Öffnungen, wie ein ausgepresster trockener Schwamm; nach Maim.: aufgeblasen, wie ein mit Wasser gefüllter Schwamm."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Oberlippe über die untere vorsteht oder die Unterlippe über die obere. wenn auch nur der fleischige Teil und nicht der Knochen s. oben VI Note 63).",
+ "Wenn die Zähne fehlen. Talmudausg.: ושנשרו.",
+ "wegen des unangenehmen Anblicks. auch wo es bei einem Tiere nicht als Leibesfehler gilt (s. oben VI, Note 29).",
+ "wer an Fallsucht. נכפה Nif. von כפה = Umstürzen, Bezeichnung für den Fallsüchtigen.",
+ "wer an Starrkrämpfen. so erklären Maim. und Bart. das. רוח קצרית באה עליו.",
+ "wer einen übergrossen Hodensack hat. der bis zum Knie herabhängt (Bart.). מאושכן denom. von אשך die Hode. Ed. Lowe: הטשועבז, Schafel von עבוז ,עבז = die Hode.",
+ "oder ein übergrosses männliches Glied. גבר hier wie sonst אבר Bezeichnung für das männliche Glied.",
+ "dessen Hoden zerrieben. Talmudausg.: שנימחו.",
+ "der Wind in seinen Hoden hat. dessen Hoden aufgeschwollen sind (Bart.).",
+ "der wie ein Dunkelfarbiger aussieht. Nach R. Chanina ist das ח von מרוח zum folgenden Worte und das א von אשך zum vorhergehenden Worte hinüberzuziehen, so dass es heisst: מראו חשך."
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+ [
+ "Wer mit den Fussknöcheln oder den Knieen aneinanderschlägt. indem die Beine soweit nach aussen gewendet stehen, dass die Kniee, oder soweit nach innen, dass die Fussknöckel beim Gehen an einander schlagen.",
+ "einen Wulst. פיקה s. Chullin X, Note 54. Ed. pr. und Lowe lesen: פיקיס, Talmudausg.: פיקין Nach Maim. הלכות ביאת מקדש VIII, 13 ist darunter zu verstehen, wenn der Fussknöchel oberhalb der Ferse übermässig weit vorsteht. Nach Bart. gibt das folgende פיקח יוצאה מגידלו die Erklärung für בעל פיקה. Der Talmud erklärt בעל הפיקין mit: שיש לו כסתות חרבה, was nach Aruch v. כסת bedeutet: wenn die Ferse und die hintere Fusssohle ein starkes Fleischpolster haben, so dass zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil des Fusses eine starke Vertiefung ist; der Gegensatz dazu ist שופנר, nach dem Talm.: שאין לו כסתות כל עיקר, das ist der plattfüssige.",
+ "[am Fusse] hat oder krummbeinig. wenn die Beine nicht gerade sondern gebogen sind.",
+ "Wenn. S. Note 39.",
+ "ein Wulst aus der grossen Zehe. oder aus dem Daumen der Hand (Bart. und Maim.).",
+ "wenn die Ferse hinten heraussteht. so dass das Bein auf der Mitte des Fusses steht (Talm.).",
+ "wenn die Fusssohle breit ist wie bei einer Gans. anstatt langgestreckt.",
+ "Wenn die Finger. an der Hand oder die Zehen am Fuss.",
+ "sind sie es nur. nach Maim. bezieht sich dieses nur auf קלוטות, nicht auch auf מורכבית (s. חלכות ביאת מקדש VIII, 11 u. 13).",
+ "bis zum [mittleren] Gelenk. dem mittleren Fingergelenk, das ist dem ersten nach dem, mit dem der Finger an der Hand befestigt ist.",
+ "Wer einen überzähligen Finger hatte und ihn weggeschnitten hat. selbst wenn der überzählige Finger weggeschnitten worden ist, bleibt er untauglich, sobald der Finger einen Knochen hatte.",
+ "ist er tauglich. wenn der Finger keinen Knochen hatte, ist er tauglich, wenn der Finger weggeschnitten worden ist, solange er aber den überzähligen Finger noch hat, ist er untauglich, s. weiter die Ansicht der Weisen im Gegensatz zu der des R. Jehuda.",
+ "Jehuda ihn für tauglich. weil er an Händen und Füssen die gleiche Anzahl von Fingern hat.",
+ "die Weisen erklären ihn für untauglich. selbst in diesem Falle, umsomehr wenn er nur an einem Fuse oder einer Hand einen überzähligen Finger hat.",
+ "nach den Weisen tauglich. Nach der Ansicht Rabbis ist es ein Zeichen dafür, dass die rechte Hand nicht ihre normale Kraft besitzt, nach der Ansicht der Weisen nur dafür, dass auch die linke die Kraft besitzt, die sonst nur die rechte hat.",
+ "Wer eine schwarze. כושי der Mohr, mohrenfarbig.",
+ "oder rote. גיחור nach dem Talm. = rot.",
+ "oder albine. לבקן = λευκός.",
+ "wer übermässig lang. und dabei schmächtig ist. קפח von קפח Piel = zusammengezogen, in die Länge gezogen, so dass er sich nicht aufrecht halten kann (Talm.). Aruch: כיפח.",
+ "oder zwerghaft klein. ננס gr. νάννος = Zwerg.",
+ "Schwachsinnige. S. Chull. I Note 4.",
+ "Berauschte. Ist der Rausch die Folge von genossenem Wein, so hat er das Verbot Lev. 10, 8 übertreten und wird durch die von ihm verrichtete Opferhandlung das Opfer untauglich.",
+ "und mit als rein geltenden Ausschlägen. Hautausschläge, die nach dem Gesetze nicht als unrein gelten. Ein mit unreinen Hautausschlägen Behafteter durfte das Heiligtum überhaupt nicht betreten.",
+ "Elieser. Ed. Ven. und Lowe: אלעזר.",
+ "Auch mit Gewächsen. an irgend welchen Körperteilen herabhängende Fleischauswüchse."
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+ "Vater und Sohn. Vater und Sohn dürfen an demselben Tage den Opferdienst versehen, während die Mutter und ihr Junges, nach Chanania (Chull. 78 b) sogar auch der Vater und das von ihm herrührende Junge, nicht an demselben Tage geopfert werden dürfen.",
+ "innerlich Verletzte. Als Leibesfehler, die den Priester oder das Opfer untauglich machen, gelten nur solche Fehler, die äusserlich sichtbar sind (s. oben VI Note 1). Ein Opfertier darf aber nicht dargebracht werden, selbst wenn sich erst nach dem Schlachten an ihm eine innere Verletzung herausstellt, die es טרפה macht (s. Sebach. VIII Note 13.)",
+ "eine Seitengeburt. darf nicht als Opfer dargebracht werden, weil es heisst (Lev. 23, 27): שור או כשב או עז כי יולד, nur auf normalem Wege Geborenes darf als Opfer verwendet werden.",
+ "mit denen eine Sünde begangen worden ist und die einen Menschen getötet haben. S. oben VI, 12 Note 90 und 91. In ed. Lowe fehlen die Worte von ושנעבדה bis האדם, s. Tosf. Jomt.",
+ "bis er ihr durch Gelübde. keinen Umgang mit ihr za pflegen, sondern sich von ihr zu scheiden.",
+ "entsagt. Talmudausg.: שידירנה.",
+ "sich nicht mehr an Toten zu verunreinigen. Hier bedarf es keines Gelübdes wie in dem vorhergehenden Fall, wo zu befürchten ist, dass die Leidenschaft ihn verleiten wird, sein Versprechen nicht zu halten."
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+ "wo jemand als Erstgeborener hinsichtlich des Erbrechts gilt. dass ihm von dem Erbe des Vaters ein doppelt so grosser Anteil zufällt wie den anderen Brüdern.",
+ "nicht aber für den Priester. der Vater braucht ihn nicht durch das einem Priester zu gebende Lösegeld auszulösen.",
+ "Wer nach einer Fehlgeburt. einem nicht voll ausgetragenen Kinde. Als Erstgeborener in bezug auf das Erbrecht gilt das erste lebensfähige Kind, das dem Vater lebend geboren wird, nur ein solches wird ראשית אוני (Deut. 21, 17) genannt, ein Kind, um dessen Verlust das Vaterherz trauert, (און verw. mit אונן, vgl. בן אוני Gen. 35, 18). Wenn das zuerst geborene Kind ein totes oder ein nicht voll ausgetragenes war, so ist deshalb das nach diesem geborene Erstgeburt hinsichtlich des Erbrechts. In bezug auf פטר רחם, Erschliessung des Mutterschosses, gilt dagegen das zuerst geborene als Erstgeburt, selbst wenn es eine Fehlgeburt ist.",
+ "deren Kopf noch lebend zum Vorschein gekommen war. Ein Kind gilt als geboren, sobald der Kopf herausgetreten ist. Ist deshalb der Kopf des nicht ausgetragenen Kindes zuerst zum Vorschein gekommen, so gilt dieses als das zuerst geborene, selbst wenn es dann den Kopf wieder zurückgezogen hat und schliesslich ein anderes ausgetragenes Kind zuerst zur Welt gekommen ist. Das letztere gilt deshalb nicht mehr als בכור לכהן, wohl aber als בכור לנחלה, selbst wenn das nicht ausgetragene Kind noch gelebt hat, als der Kopf zum Vorschein kam, weil es doch immerhin ein nicht lebensfähiges Kind und deshalb nicht ראשית אונו war. War der Kopf nicht lebend, sondern schon tot zum Vorschein gekommen und dann wieder zurückgezogen worden, so gilt in diesem Falle, wo es sich um eine nicht lebensfähige Geburt handelt, nach der Ansicht einiger Decisoren (s. Maim. הלכות בכורים XI, 15; Jore Deah 305, § 23) das Heraustreten des Kopfes auch in bezug auf פטר רחם nicht als Geburt und ist deshalb das nachher geborene auch בכור לכהן. War das nicht ausgetragene Kind vollständig geboren, so ist nach allen Ansichten das nachfolgende nur בכור לנחלה, aber nicht בכור לכהן, gleichviel ob ersteres tot oder noch lebend zur Welt gekommen war.",
+ "dessen Kopf tot zum Vorschein gekommen war. Da das Kind lebensfähig war, so gilt das Heraustreten des Kopfes, selbst wenn das Kind in dem Augenblicke schon nicht mehr gelebt hat, nach allen Ansichten als Geburt. Selbst wenn deshalb der Kopf wieder zurückgezogen worden und das andere Kind zuerst zur Welt gekommen ist, gilt dieses dennoch nicht als בכור לכהן, wohl aber als בכור לנחלה, weil das erste Kind nicht lebend zur Welt gekommen ist. Hat dagegen das erste Kind noch gelebt, als der Kopf heraustrat, so ist, auch wenn es ihn wieder zurückgezogen hat und dann abgestorben ist, das nachfolgende auch nicht בכור לנחלה, weil ihm eine lebensfähige und lebende Geburt vorangegangen ist.",
+ "Wild- oder Vogelartigen Fehlgeburt. selbst wenn sie vollständig ausgetragen und lebend zur Welt gekommen ist, ist das nachfolgende Kind nur nicht בכור לכהן, wohl aber בכור לנחלה, weil um eine solche Missgeburt das Herz des Vaters nicht trauert.",
+ "Nur wenn sie etwas Menschen-ähnliches an sich gehabt hat. gilt sie als פטר רחם, im anderen Falle ist das nachgeborene Kind auch בכור לכהן, Nidda III, 2 bringt die Mischna die gleiche Kontroverse zwischen R. Meir und den Weisen hinsichtlich der Frage, ob eine solche Missgeburt für die Mutter, die sie geboren, als Geburt gilt, durch die sie unrein wird. Nach der Ausführung im Talmud (23 b) stimmen R. Meir und die Weisen darin überein, dass es nur auf das Gesicht des geborenen Wesens ankommt. Naoh Ansicht des R. Meir gilt es als Geburt und ist die Mutter unrein, wenn das ganze Gesicht in allen seinen Teilen menschenähnlich ist, wenn auch der ganze übrige Körper ein Tierkörper ist; nach Ansicht der Weisen genügt es schon, wenn auch nur ein Teil des Gesichtes menschenähnlich ist. Wenn nur das, was hinsichtlich des Unreinwerdens der Mutter als Geburt gilt, auch in bezug auf פטר רחם als Geburt gilt (s. Maim. הלכות בכורים XI, 14), ist auch die Mischna hier so zu erklären: Nach Ansicht des R. Meir gilt auch die Tiergeburt als Geburt und ist deshalb das nachfolgende Kind nur בכור לנחלה, aber nicht בכור לכהן, jedoch nur, wenn das ganze Gesicht ein menschenähnliches war; nach Ansicht der Weisen ist, auch wenn nur ein Teil des Gesichtes menschenähnlich war, das nachfolgende Kind nicht בכור לכהן, die Betonung ist also auf das מ in מצורת אדם zu legen, und das עד שיהא soviel wie כל שיהא: solange oder sobald das Gesicht auch nur teilweise צורת אדם hatte, ist das nachfolgende Kind nur בכור לנחלה und nicht בכור לכהן, nur wenn auch nicht ein Teil des Gesichtes צורת אדם hatte, ist das nachfolgende Kind auch בכור לכחן.",
+ "Wenn eine Fehlgeburt in Gestalt eines Sandal. סנדל eine plattgedrückte Missgeburt, die die Form eines Sandal hat. Sandal ist der Name eines Fisches, nach R. Simon b. Gamliel (Nidda 25 b) hat er die Form einer Ochsenzunge. Die Fehlgeburt in Form eines סנדל und ebenso die weiter genannten gelten als Geburten in bezug auf פטר רחם, weil bei ihnen angenommen wird, dass ein normaler menschlicher Foetus vorhanden gewesen ist, derselbe nur vor der Geburt zerdrückt, zergangen bzw. zerschnitten worden ist.",
+ "einer Fruchthaut. שליא s. oben III Note 7. Eine Fruchthaut bildet sich nur, wo eine Frucht vorhanden war (Nidd III, 4. שאין שליא בלא ולד).",
+ "einer äusserlich entwickelten Hautblase. שפיר s. oben III, 8. מרוקם von רקם wirken, bilden, auch von der Entwickelung der Glieder des Embryo im Mutterleibe, vgl. Ps. 139, 15. שפיר מרוקם = eine Blase von Haut oder Fleisch, auf der sich entwickelnde Körperteile des Embryo bereits äusserlich angedeutet sind.",
+ "die bereits geboren hatte. Ed. Ven. und Lowe fügen hinter שכבר ילדה hinzu: וילדה.",
+ "aber nicht für den Priester. weil auch das Kind, das sie als Sklavin oder als Nichtjüdin geboren hat, als פטר רחם gilt.",
+ "denn es heisst. Exod. 13, 2.",
+ "das sie als Israelitin geboren hat. dem schon andere Kinder vorangegangen sind, die sie als Nichtisraelitin geboren hat. Zu עד שיפטרו ist als Vordersatz zu ergänzen: Kinder gelten nicht als פטר רחם, ein nachfolgendes von der Erstgeburtspflicht zu befreien, bis d. h. nur wenn sie einen רחם מישראל, einen jüdischen Mutterschoss erschlossen haben, das ist, wenn die Mutter bei der Geburt Jüdin war.",
+ "Wenn jemand schon Kinder hatte. Ed. Lowe add.: ומתו.",
+ "wenn [eine Nichtjüdin] während der Schwangerschaft Jüdin geworden. zusammen mit ihrem Manne.",
+ "wenn [eine Sklavin] während der Schwangerschaft frei geworden ist. ebenfalls zusammen mit ihrem Manne. In beiden Fällen ist das Kind wohl בכור לכהן, da die Mutter bei der Geburt bereits Jüdin war, nicht aber בכור לנחלה, weil nur ein solches Kind בכור לנחלה ist, bei dessen Empfängnis die Mutter bereits Jüdin war.",
+ "wenn sie. die Frau, um deren Kind es sich handelt.",
+ "die bereits geboren hatte. bei allen dreien liegt keine Erstgeburtspflicht vor.",
+ "ein Kind bekommen haben. und man weiss nicht, welches ihr Kind und welches das der nicht Erstgeburtspflichtigen Frau ist, so muss ihr Mann dem Priester 5 Selaica geben, da sie doch ein Kind, das בכור לכהן ist, geboren hat, בכור לנחלה ist aber keines von den Kindern, da man ja nicht weiss, welches das Kind ist, das als Erstgeborener geboren ist.",
+ "wenn eine Frau. die noch nicht geboren hatte.",
+ "so ist es ein Erstgeborener für den Priester. Das Kind muss ausgelöst werden, jedoch hat der Vater nicht die Pflicht es auszulösen, da es ja vielleicht gar nicht sein Kind ist, sondern das Kind muss, wenn es herangewachsen ist, sich selbst auslösen.",
+ "aber nicht hinsichtlich des Erbrechts. Es hat ein Erbrecht weder an dem Vermögen des ersten noch an dem des zweiten Mannes, aber auch das nach ihm geborene Kind ist nicht בכור לנחלה, weil doch vielleicht das erste Kind ein Kind desselben Vaters ist und demnach ihm das Erstgeburtsrecht zustehen würde.",
+ "Wasser oder verschiedenartigen Dingen. גנונים entspricht nach Fleischer in Levy, Neuhebräisches Wörterbuch I S. 435, dem arab. جنين = Embryo, Foetus, es wären demnach kleine embryonische Gebilde darunter zu verstehen. Maim. und Bart. erklären es durch: kleine Fleischstücke, die aussehen wie Würmer, ähnlich auch der Aruch. Der Talmud bringt die Lesart: גוונים = Verschiedenfarbiges oder Verschiedenartiges.",
+ "Insekten- oder Reptil-artiges. hier ist es kein Unterschied, ob sie etwas Menschenähnliches an sich haben oder nicht, weil bei ihrer Erschaffung nicht der bei der des Menschen und des Viehes in gleicher Weise gebrauchte Ausdruck יצירה = bilden angewendet wird (Talm.).",
+ "eine Fehlgeburt am vierzigsten Tage. nach der Empfängnis. Es wird angenommen, dass der Keim 40 Tage braucht, um sich zum Embryo zu entwickeln, vor dem 41. Tage ist deshalb noch gar kein Embryo vorhanden."
+ ],
+ [
+ "Ein seitwärts Herausgezogener und der ihm Nachgeborene. wenn z. B. von einer Zwillingsgeburt das eine Kind künstlich von der Seite aus herausgeholt werden musste und dann das zweite auf dem natürlichen Wege geboren worden ist.",
+ "weder hinsichtlich des Erbrechts. das erste Kind nicht, weil es heisst (Deut. 21, 15): וילדו לו, und als eine Geburt nur ein auf natürlichem Wege Geborenwerden des Kindes betrachtet wird, weil es bei den Vorschritten für die gebärende Mutter heisst (Lev. 12, 2): אשה כי תזריע וילדה זכר, was dahin ausgelegt wird, dass die Mutter nur dann als eine Gebärende zu betrachten ist, wenn sie das Kind auf demselben Wege gebiert, auf dem sie den Samen empfängt (עד שהלר במקום שהיא מזרעת) und das zweite nicht, weil es nicht das erste Kind des Vaters ist.",
+ "noch für den Priester. das erste Kind nicht, weil es nicht פטר רחם ist, nicht den Mutterschoss erschlossen hat, und das zweite nicht, weil es nicht das erste Kind der Mutter ist (s. oben Note 42).",
+ "Der erste ist es hinsichtlich des Erbrechts. Nach R. Simon gilt auch eine Seitengeburt auch für die gebärende Mutter als Geburt (s. Nidda V, 1), deshalb schliesst auch das וילדו לו nicht die Seitengeburt hinsichtlich des Erbrechts aus.",
+ "und der zweite hinsichtlich der fünf Selaim. R Simon ist der Ansicht, dass als auslösungspflichtige Erstgeburt jedes Kind gilt, das פטר רחם ist, wenn ihm auch schon ein anderes auf seitlichem Wege zur Welt gekommenes Kind vorangegangen ist (vgl. oben II Note 41)."
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+ "zwei Knaben geboren hat. und man weiss nicht, welcher von beiden der zuerst geborene ist.",
+ "ist der Vater frei. da der Erstgeborene erst, wenn er 30 Tage alt geworden ist, auslösungspflichtig ist, und vielleicht der innerhalb der 30 Tage Gestorbene der Erstgeborene war, deshalb braucht der Vater das Lösegeld nicht zu zahlen nach dem Grundsatze, dass demjenigen, der von seinem Nächsten etwas fordert, die Beweispflicht aufliegt (המוציא מחברו עליו הראיה).",
+ "Ist der Vater gestorben. nach Ablauf der 30 Tage und ohne die 5 Selaim gezahlt zu haben.",
+ "haben sie gezahlt. d. h. haben sie zu Recht gezahlt, da der Vater aus seinem Vermögen die 5 Selaim zu zahlen hatte, diese Schuld demnach auf dem hinterlassenen Vermögen geruht hat.",
+ "wenn nicht. wenn sie die Erbschaft geteilt haben, bevor die 5 Selaim gezahlt worden sind.",
+ "sind sie frei. Da jeder der Erben eigentlich mit dem auf ihn entfallenden Anteile auf jedes Vermögensstück des Vaters Anspruch hat, so kaufen sie sich, wenn sie sich in die Erbschaft teilen und der eine diese und der andere jene Vermögensstücke nimmt, jeder den Anspruch, den der andere auf die auf ihn gefallenen Vermögensstücke hat, durch den Anspruch, den er selbst auf die auf den anderen gefallenen Vermögensstücke hat, gewissermassen gegenseitig ab, jeder der Söhne ist deshalb erst durch Kauf in den Besitz des auf ihn entfallenen Vermögensanteils gelangt (האחין שחלקו בנכסי אביחן דין לקוחות יש להן), die Schuld von 5 סלעים, die auf dem Vermögen ruhte, ist aber nur eine mündliche, nicht durch einen Schuldbrief begründete Forderung (מלוה על פה), eine solche kann aber von erst durch Kauf erworbenem Besitz nicht erhoben werden, deshalb können die Söhne nicht gezwungen werden, die 5 Selaim zu bezahlen.",
+ "Die Verpflichtung haftet auf dem Vermögen. R. Jehuda vertritt die Ansicht, dase die Söhne nicht durch Kauf, sondern durch Erbschaft in den Besitz des auf sie gefallenen Vermögens gelangen. Nachdem sie sich in die Erbschaft nach den ihnen zustehenden Anteilen geteilt haben, nehme ich an, dass die auf jeden von ihnen gefallenen Vermögensstücke diejenigen waren, auf die er als Erbe Anspruch hatte (יש ברירה), auf ererbtes Vermögen kann aber auch auf Grund einer nur mündlich begründeten Schuld Anspruch erhoben werden (Maim. und Bart.). Andere erklären, dass nach R. Jehuda die 5 Selaim deshalb bezahlt werden müssen, weil er der Ansicht ist, dass eine nach biblischem Gesetz zustehende Forderung einer durch einen Schuldschein begründeten gleichsteht (מלוה הכתובה בתורה ככתובה בשטר דמיא s. weiter Note 59), eine solche aber auch von erst durch Kauf erworbenem Besitz zu erheben ist (Tosaf. und Tosf. Jomt.).",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. da vielleicht das Mädchen das zuerst geborene Kind ist."
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+ "Wenn zwei Frauen. eines Mannes.",
+ "zwei Knaben geboren haben. und man weiss nicht, welches Kind die eine und welches die andere geboren hat.",
+ "muss dieser ihm fünf Selaim zurückgeben. da er 5 Selaim irrtümlicher Weise erhalten hat, da die Auslösungspflicht erst am 31. Tage beginnt, der vorher gestorbene Knabe also gar nicht auslösungspflichtig war.",
+ "kann er von ihnen nichts zurückfordern. da jeder von beiden erklären kann, seine 5 Selaim seien die für den noch lebenden Knaben, dem Vater, der hier der מוציא מחברו ist, daher der Gegenbeweis obliegen würde, den er nicht zu erbringen vermag.",
+ "muss er dem Priester fünf Selaim geben. da der Vater der Forderung des Priesters gegenüber erklären kann, beide Knaben sind von einer Mutter geboren, oder ein Knabe und ein Mädchen von einer Mutter, das Mädchen aber zuerst, in jedem Falle ist doch aber einer der Knaben Erstgeborener.",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. da vielleicht beide Frauen ein Mädchen geboren haben und der oder die Knaben erst nach den Mädchen geboren sind.",
+ "Ist. S. die Erklärung zu dem Folgenden in der vorhergehenden Mischna."
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+ "zwei Knaben geboren haben. und man weiss nicht, welches das Kind der einen und welches das der anderen ist.",
+ "muss er ihnen. wenn der eine dem anderen für seine Forderung Vollmacht gibt und dieser die zuviel gezahlten 5 Selaim von dem Priester zurückfordert.",
+ "fünf Selaim zurückgeben. die die beiden dann unter sich teilen.",
+ "so sind die Väter frei. da jeder von ihnen behaupten kann, seine Frau habe das Mädchen geboren.",
+ "sich selbst auszulösen. da seine Erstgeburtsverpflichtung ausser Frage steht.",
+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. S. Note 45."
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+ "so hat der Priester gar keinen Anspruch. Die weiteren Vorschriften beziehen sich nicht mehr auf das Vorhergehende, sondern gelten allgemein für jede Erstgeburt.",
+ "[die fünf Selaim ihm] wieder zurückgeben. Mischnaausg. יחזיר לו חמש סלעים.",
+ "ist es wie am Tage vorher. Da es bei der Auslösung der Erstgeborenen in der Wüste (Num. 3, 40) ausdrücklich heisst: מבן חדש ומעלה von einem Monat alt an aufwärts, d. h. nach zurückgelegtem Monat, ist auch unter dem bei der allgemeinen Auslösungspflicht der Erstgeborenen gebrauchten Ausdruck מבן חדש (Num. 18, 16) zu verstehen: nach zurückgelegtem Monat d. h. nach dem dreissigsten Tage.",
+ "braucht er sie nicht zu geben. Nach R. Akiba ist es zweifelhaft, ob von dem מבן חדש ומעלה, das bei den Erstgeborenen in der Wüste steht, auf das מבן חדש, das bei der allgemeinen Auslösungspflicht gebraucht wird, zu schliessen ist, deshalb kann derjenige, der in dem Besitz des Geldes ist, nicht angehalten werden, es herauszugeben.",
+ "so wird angenommen. בחזקת von s. חזקה s. Bab. Bat. 1 Note 32.",
+ "dass man ihm sagt. d. h. nach Raschi und Bart.: dass man dem Sohne sagt, der Vater habe kurz vor seinem Tode erklärt, dass der Sohn noch nicht ausgelöst sei. Ed. pr. und Lowe sowie die Talmudausg. haben die Lesart: עד שיאמרו לו, andere Mischnaausg. lesen: עד שיביא ראיה, wogegen Raschi einwendet, dass ein solcher Beweis gar nicht zu erbringen ist, da der Sohn einwenden kann, das Lösegeld sei an irgend einen unbekannten Priester gegeben worden.",
+ "die der Auslösung seines Sohnes aber liegt ihm auf. Nach der Erläuterung im Talmud ist auch R. Jehuda der Ansicht, dass grundsätzlich die Pflicht, sich selbst auszulösen, der Auslösung des Sohnes vorgeht. Ist deshalb der Vater nur im Besitz von 5 Selaim, so gibt auch R. Jehuda zu, dass er sie zu seiner eigenen Auslösung verwenden muss. Die Mischna spricht aber von dem Fall, dass ausser den 5 Selaim, die er zu seiner freien Verfügung hat, noch ein Wert von 5 Selaim vorhanden ist, den sein Vater nach seiner Geburt, als er schon verpflichtet war, als Lösegeld für seinen Sohn einem Priester 5 Selaim zu geben, anderweitig verkauft hat. R. Jehuda ist nun der Ansicht, dass eine nach biblischem Gesetz zustehende Forderung einer durch einen Schuldschein begründeten gleichsteht (s. oben Note 38), sie kann deshalb ebenso wie diese auch auf einen Besitz geltend gemacht werden, der nach Inkrafttreten dieser Forderung durch Kauf in die Hand eines Anderen übergegangen ist. R. Jehuda meint deshalb, der Vater hat mit den zu seiner freien Verfügung stehenden 5 Selaim zunächst seinen Sohn auszulösen, denn wenn er sie zu seiner eigenen Auslösung verwenden würde, könnte er seinen Sohn nicht mehr auslösen, da auf die anderen 5 Selaim für die Auslösung seines Sohnes kein Anspruch erhoben werden kann, weil sie bereits in den Besitz eines Anderen übergegangen waren, bevor die Auslösungspflicht für seinen Sohn eingetreten ist. Nachdem er nun nach Hingabe der 5 Selaim kein freies Vermögen mehr zur Verfügung hat, können die 5 Selaim für seine eigene Auslösung von dem von seinem Vater verkauften Besitzstück erhoben werden, weil dieser bereits verpflichtet war, die 5 Selaim zu zahlen, als er dasselbe verkaufte. Die Weisen dagegen sind nicht der Ansicht, daes aus dem Anspruch auf das Lösegeld für eine Erstgeburt eine Forderung auf durch Kauf in die Hand eines Anderen übergegangenen Besitz geltend gemacht werden kann, deshalb muss der Vater mit den zu seiner Verfügung stehenden 5 Selaim sich selbst auslösen, da die Pflicht, sich selbst auszulösen, der der Auslösung des Sohnes vorgeht (s. Tosaf. und Tif. Jis.)."
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+ "Die fünf Selaim für den [erstgeborenen] Sohn sind nach tyrischer Münze. der Sela in dem Werte, den derselbe in tyrischer Münze hatte, der aus reinem Silber war, im Gegensatz zum סלע מדינה, der aus einem Teil Silber und 7 Teilen Kupfer bestand. Der tyrische Sela oder Sekel wog ungefähr 14½ Gramm.",
+ "die dreissig für einen Sklaven. der von einem stössigen Ochsen getötet worden ist (Exod. 21, 32).",
+ "die fünfzig für Notzucht und Verführung. die derjenige, der ein Mädchen genotzüchtet hat oder der ein Mädchen verführt hat, wenn der Vater ihm sie nicht zur Frau geben will, als Busse dem Vater des Mädchens zu zahlen hat (Exod. 22, 16; Deut. 22, 29).",
+ "und die hundert für das Ausbringen eines schlechten Namens. auf die Frau, die man geheiratet hat, dass sie vor der Verheiratung bereits ihre Jungfernschaft eingebüsst habe (Deut. 22, 19).",
+ "Alles. Das Suff. von וכולם bezieht sich auf die auszulösenden Dinge: sie alle, d. h. alles, was auszulösen oder als Lösegeld zu zahlen ist.",
+ "ausgenommen die Schekel-Abgabe. Der halbe Schekel, den jeder Israelite alljährlich als Tempelsteuer zu entrichten hatte, durfte nur in einer Silbermünze gezahlt werden. Dagegen darf der zweite Zehnt auch nur durch gemünztes Geld, aber auch durch Kupfergeld ausgelöst werden."
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+ "Das Lösegeld. für den erstgeborenen Sohn.",
+ "nicht in Grundstücken gezahlt werden. Als Begründung hierfür wird im Talmud angegeben, dass in dem Schriftverse Num. 18, 16 zwei alles einschliessende Ausdrücke (ופדויו ,(כלל וכלל und תפדה, neben dem einen nur die Zahlung in Geld zulassenden Ausdrucke כסף חמשים שקלים stehen, daraus wird nach der Deutungsregel כלל ופרט וכלל אי אתה דן אלא כעין הפרט geschlossen, dass die Auslösung nur durch solche Dinge geschehen darf, die wie das Geld zu den mobilen Werten gehören, nicht aber durch immobile Grundstücke oder durch diesen in juridischer Beziehung gleichstehende Sklaven, und die wie das Geld einen wirklichen Wert darstellen, nicht aber durch Schuldscheine, die nur einen Anspruch auf den darin genannten Wert begründen.",
+ "ebenso nicht bei [Auslösung von] Geheiligtem. Auch dieses wird in ähnlicher Weise aus dem entsprechenden Schriftverse begründet.",
+ "dass er ihm. Talmadausg.: ליתן.",
+ "fünf Selaim schuldig ist. als Lösegeld für seinen erstgeborenen Sohn.",
+ "sein Sohn gilt aber noch nicht als ausgelöst. selbst nachdem er ihm die 5 Selaim, zu denen er sich in dem Schuldscheine bekannt hat, gezahlt hat, weil es so aussehen würde, als wenn man der Auslösungspflicht auch durch einen dem Priester übergebenen Schuldschein nachkommen könnte. Vielmehr muss er dem Priester 5 Selaim als Lösegeld geben, und dieser hat die 5 Selaim, zu denen er sich in dem Schuldscheine bekannt hat, weiter von ihm zu fordern.",
+ "deshalb. d. h. wenn der Priester nicht will, dass der Vater am zweimal 5 Selaim kommt, gibt es deshalb dafür nur den einen Weg, dass er ihm den Schuldschein oder die 5 Selaim als Geschenk wieder zurückgibt.",
+ "denn es heisst. Num. 18, 15.",
+ "du sollst auslösen. Beides wird auf den Priester bezogen: erst wenn das Geld in deinem Besitze ist, hast du die Auslösung vollzogen und gilt das Kind als auegelöst."
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+ "er erhält aber keinen doppelten Anteil von dem Vermögen der Mutter. Das לו von לו משפט הבכרה (Deut. 21, 17) wird auf den Vater bezogen: für das Seinige, das Vermögen des Vaters, gilt das Recht der Erstgeburt, aber nicht für das der Mutter.",
+ "er erhält auch keinen doppelten Anteil von dem Zuwachs. שבח ist dasjenige, um das die Hinterlassenschaft des Vaters seit dessen Tode bis- zur Teilung unter den Erben an Wert gewonnen hat. Der Wertzuwachs muss jedoch mit einer äusseren Veränderung des Zustandes, in dem es sich vorher befunden hat, verbunden sein, im anderen Falle gilt es in dieser Hinsicht nicht als שבח. Der Erstgeborene hat nach dem Wortlaute der Schrift einen doppelten Anspruch בכל אשר ימצא לו d. h. an allem in dem Zustande, in dem es sich bei dem Tode des Vaters, nicht aber, in dem es sich bei der Teilung befindet.",
+ "auch nicht von einem noch ausstehenden Vermögens-Anspruch. auf eine noch ausstehende Forderung oder auf eine dem Vater zustehende Erbschaft, die ihm aber erst nach seinem Tode zugefallen ist. ראוי zu ergänzen ist לבא: was ausersehen ist, in Aussicht steht, dass es eintreffen wird.",
+ "wie von dem bereits in Besitz Genommenen. מוחזק von החזיק = ergreifen, in Besitz nehmen. Auch dieses wird aus dem אשר ימצא לו geschlossen, der Anspruch des Erstgeborenen erstreckt sich nur auf dasjenige, was sich beim Tode des Vaters bereits tatsächlich in dessen Besitz befindet.",
+ "ebenso auch nicht die Frau mit ihrem Ketuba-Anspruch. Auch die Frau kann ihren Ketuba-Anspruch nur an dem geltend machen, was beim Tode des Mannes bereits in seinem Besitze war, nicht aber an dem, was erst später zugewachsen oder ihm zugefallen ist; dagegen kann sie an einer beim Tode des Mannes noch ausstehenden Schuld ihren Anspruch wohl geltend machen.",
+ "und nicht die Töchter mit ihrem Unterhalts-Anspruch. Töchter haben Anspruch, aus dem hinterlassenen Vermögen des Vaters unterhalten zu werden, bis sie das Alter der Mannbarkeit (בגרות) erreicht haben (s. Nidda V, 7—8) oder sich verheiraten.",
+ "und nicht der Levir. Der Levir, der die Leviratsehe an der Frau seines verstorbenen Bruders vollzieht, erbt dessen gesamtes Vermögen. War der Vater vorher gestorben und das von ihm hinterlassene Vermögen noch nicht unter die Brüder verteilt, so hat der Levir bei der Teilung wohl Anspruch auf den auf den verstorbenen Bruder entfallenden Anteil, nicht aber auf den Wertzuwachs, um den sich dieser in der Zeit zwischen dem Tode des Vaters und der Teilung vermehrt hat. Ebenso erbt der Levir, wenn der Vater erst nach dem Tode des Bruders stirbt, nicht den Anteil, den der Bruder, wenn er noch gelebt hätte, geerbt haben würde, sondern er erbt mit den noch lebenden Brüdern nur zu gleichen Teilen. Dagegen gehen der Wertzuwachs und die ausstehenden Schulden aus dem Vermögen des verstorbenen Bruders natürlich auf den Levir über, da er ja sein alleiniger Erbe ist.",
+ "sie alle haben keinen Anspruch auf den Zuwachs und keinen auf einen noch ausstehenden Vermögens-Anspruch wie auf das bereits in Besitz Genommene. Dieser Nachsatz erscheint überflüssig, da dasselbe ja bereits in dem Vorhergehenden gesagt ist. Nach dem Talmud soll damit ausgedrückt werden, dass unter dem erwähnten Zuwachs jederlei Zuwachs zu verstehen ist, selbst ein von selbst entstandener, zu dem die Brüder gar nichts beigetragen haben, und unter dem ausstehenden Vermögens-Anspruch selbst der Anspruch auf ein sicheres Erbe wie das des Grossvaters, von dem sicher einmal ein Teil auf den Vater übergehen wird, und nicht nur der Anspruch auf ein zweifelhaftes Erbe wie z. B. auf das Vermögen eines kinderlosen Bruders des Vaters, der immerhin doch vielleicht selbst noch Kinder bekommen kann, die ihn beerben."
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+ "der Anteil des Erstgeborenen. weil nur das durch Kauf, nicht aber das durch Erbschaft oder Schenkung in den Besitz eines anderen Übergegangene im Jobeljahre wieder an den ursprünglichen Besitzer zurückfällt, der Mehranteil, den der Erstgeborene erhält, aber als Schenkung zu betrachten ist, da es heisst (Deut. 21, 17): „לתת״ לו פי שנים.",
+ "was der Mann von seiner Frau erbt. Nach R. Meir geht das Vermögen der Frau nach biblischem Recht durch Erbschaft auf den Mann über, es wird dieses in dem Schriftvers (Num. 27, 11): וירש אותה angedeutet gefunden (s. Bab. Bat. 111 b; vgl. weiter Note 87).",
+ "was der Levir erbt. Nach der traditionellen Erklärung bezieht sich das והיה הבכור אשר תלד יקום על שם אחיו המת (Deut. 25, 6) auf den Levir selbst und will besagen, dass das Vermögen des verstorbenen Bruders auf ihn, den Levir, unter denselben Rechtsbestimmungen übergeht wie der Erstgeburtsteil auf den Erstgeborenen.",
+ "Eine Schenkung gilt wie ein Verkauf. d. h. auch das Geschenkte fällt im Jobeljahre wieder zurück. Da Lev. 25, 13 nochmals wiederholt wird: בשנת היובל הזאת תשובו איש אל אחזתו, nachdem bereits vorher Vers 10 gesagt ist: ושבתם איש אל אחזתו, soll durch diese Wiederholung nach Ansicht der Weisen ausgesprochen werden, dass auch das Geschenkte im Jobeljahre wieder an den ersten Besitzer zurückfällt. Der Erstgeburtsteil dagegen gilt nach Ansicht der Weisen trotz des Ausdrucks ״לתת לו״ nicht als Geschenk sondern als Erbschaft, weil durch das danebenstehende פי שנים die beiden Anteile des Erstgeborenen einander gleichgestellt werden und deshalb, ebenso wie der eine Teil ihm als Erbe zufällt, auch der Erstgeburtsteil als durch Erbschaft ihm zufallend zu betrachten ist. Ebenso fällt deshalb das, was der Levir erbt, nicht zurück, weil es dem Erstgeburtsteil gleichgestellt wird, und ebenso das, was der Mann von seiner Frau erbt, weil die Schrift es durch den Ausdruck וירש אותה ausdrücklich als Erbschaft bezeichnet.",
+ "Sie alle fallen im Jobeljahre wieder zurück. R. Elieser ist der gleichen Ansicht wie die Weisen, dass auch Geschenktes im Jobeljahre wieder zurückfällt. Der Erstgeburtsteil gilt aber nach ihm auch als Schenkung (s. Note 83) und fällt deshalb ebenfalls im Jobeljahre zurück, ebenso deshalb auch das Erbe des Levirs, das dem Erstgeburtsteil gleichgestellt wird, und ebenso auch das, was der Mann von seiner Frau erbt, weil das nach seiner Ansicht gar nicht auf biblischem Recht beruht, sondern auf einer rabbinischen Verordnung, und darauf deshalb nicht die Rechtsbestimmungen über Ererbtes anzuwenden sind, sondern die über Geschenktes.",
+ "Wer seine Frau beerbt. Ed. pr., Ven., Lowe und Talmudausg.: אף היורש.",
+ "muss es der Familie wieder zurückgeben. Nach der Erläuterung im Talmud ist auch R. Jochanan der Ansicht, dass der Mann nach biblischem Rechte seine Frau beerbt. Hat er aber von seiner Frau ein Feld geerbt, das als Familien-Begräbnisplatz gedient hat, so soll er es im Jobeljahre der Familie der Frau gegen Bezahlung wieder zurückgeben aus Rücksicht auf die Familie (weil, wenn es auch im Jobeljahre nicht an die Familie zurückfällt, es so aussehen würde, als wenn es ihr niemals als rechtmässiges Eigentum gehört hätte und sie ihre Toten in ihr nicht rechtmässig gehörender Erde begraben hätte. Tif. Jis.).",
+ "bringt ihnen aber von dem Gelde [etwas. das Geld für das Grab seiner Frau, da der Mann verpflichtet ist, seine Frau auf seine Kosten zu begraben."
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+ "Das Gebot des Viehzehnts. Lev. 27, 32.",
+ "wenn das Heiligtum besteht und wenn es nicht besteht. S. Einleitung unter 4.",
+ "und man darf den Zehnt von den einen für die anderen absondern. aus dem weiter angegebenen Grunde.",
+ "von der neuen und von der alten Zucht. von den von dem ersten Elul an und von den vorher geworfenen, mit dem ersten Elul beginnt ein neues Jahr für den Viehzehnt, s. Rosch. Hasch. I, 1.",
+ "man darf aber nicht den Zehnt von der einen für die andere absondern. Aus dem doppelten עשר חעשר (Deut. 14, 22) wird geschlossen, dass die dort erlassene Bestimmung, dass der Bodenertrag eines jeden Jahres für sich verzehntet werden muss, auch für den Viehzehnt gilt.",
+ "Man hätte schliessen können. בדין d. h. nach dem Folgerungssgrundsatz des Schlusses vom Leichteren auf das Schwerere.",
+ "Die Schrift sagt aber. Lev. 27, 32.",
+ "dass alles Kleinvieh als eines gilt. weil Schafe und Ziegen nicht gesondert genannt werden."
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+ "Für das Verzehnten zählt das Vieh zu einer Herde. Nur eine Herde von wenigstens 10 Stück Vieh, die von einem Hirten gehütet werden kann, muss verzehntet werden. Sind es weniger als 10 Stück, oder sind es mehr, die einzelnen Tiere befinden sich aber soweit auseinander, dass ein Hirte sie nicht übersehen kann, so brauchen sie nicht verzehntet zu werden.",
+ "so weit es sich beim Weiden zu entfernen pflegt. wörtlich: soweit der Fuss des weidenden Tieres reicht.",
+ "Sechszehn Mil. befinden sich daher innerhalb von 16 Mil 10 Stück Vieh, so muss es verzehntet werden. 1 Mil = 2000 Ellen.",
+ "so zählen sie nicht zusammen. auch nicht, wenn es weniger als 32 Mil sind, es wird nur der grösste Abstand genannt, bei welchem der Hirte, wenn er in der Mitte steht, nach beiden Seiten hin noch die Tiere übersehen kann, trotzdem brauchen sie nicht verzehntet zu werden, sobald nicht 10 von ihnen auf einem Raum von höchstens 16 Mil sich befinden.",
+ "Befindet sich auch Vieh. das demselben Besitzer gehört.",
+ "in der Mitte. so dass dieses sowohl mit dem Vieh auf der einen wie mit dem auf der anderen Seite sich innerhalb von 16 Mil befindet.",
+ "so bringt man alle nach der Mitte und verzehntet sie. nicht, dass man wirklich alle Tiere nach der Mitte bringen muss, um sie zu verzahnten, ist gemeint, sondern: weil sowohl das Vieh auf der einen wie das auf der anderen Seite mit dem in der Mitte sich innerhalb von 16 Mil befindet, muss das Vieh verzahntet werden. Nach der Ansicht von Rab ist dieses so zu verstehen, dass das in der Mitte befindliche Vieh sowohl zu dem Vieh auf der einen Seite wie zu dem auf der anderen Seite hinzugezählt wird, so dass, wenn z. B. auf der einen Seite 5 Stück Vieh sind und auf der anderen 5 und in der Mitte ebenfalls 5, oder auf jeder der beiden Seiten je 9 und in der Mitte eines, das in der Mitte befindliche zu dem auf jeder der beiden Seiten hinzugezählt wird und demnach alles Vieh verzahntet werden muss; sind es dagegen auf der einen Seite 5 und in der Mitte 5, auf der andern Seite dagegen nur 4, so brauchen nur die 5 von der einen Seite mit den 5 in der Mitte zusammen verzahntet zu werden, die 4 von der anderen Seite dagegen sind nicht zehntpflichtig, weil sie auch mit den 4 in der Mitte zusammen nicht die zehntpflichtige Zahl von 10 erreichen. Nach der Ansicht von Samuel dagegen wird das gesamte Vieh, das auf beiden Seiten und das in der Mitte, zusammengezählt, so dass, selbst wenn auf der einen Seite 5, auf der anderen 4 und in der Mitte sich nur eines befinden, das Vieh verzehntet werden muss, weil alles als zu einer Herde zählend betrachtet wird (s. Talm.).",
+ "Der Jordan gilt beim Verzehnten des Viehs als Trennungslinie. weil es heisst (Josua 18, 20): והירדן יגבול אותו der Jordan soll es begrenzen, werden die beiden Seiten des Jordan als zwei getrennte Gebiete betrachtet, auch wenn sie nicht 16 Mil auseinander liegen."
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+ "Gekauftes. Talmadausg.: הלוקח.",
+ "oder Geschenktes ist frei vom Viehzehnt. Zehntpflichtig ist nur das dem Besitzer von seinem eigenen Vieh geborene oder, bevor es das Alter von sieben Tagen erreicht hatte, in seinen Besitz übergegangene.",
+ "die Gesellschafter sind. Talmudausg.: והשותפין.",
+ "sind sie vom Aufgeld frei. Siehe die von einander abweichenden Erklärungen von Raschi und Maim. hierzu Chull. I Note 53 u. 54.",
+ "Ist es. das Vieh.",
+ "aus dem Besitz. תפוסת von תפס = תפש Besitz ergreifen, das zum Besitz Gehörige. Ed. Lowe: תבוסת.",
+ "des Hauses. ihres Vaters.",
+ "ihr Eigentum geworden. d. h. ist das Vieh als Erbe aus dem Besitz des Vaters ihnen zugefallen und sie haben es untereinander noch nicht geteilt.",
+ "sind sie verpflichtet. es zu verzehnten.",
+ "sind sie frei. Es ist dieses die Erklärung zu dem Vorhergehenden, wann die Brüder das von dem Vater geerbte Vieh zu verzehnten haben und wann nicht, das Folgende gibt nun die Erklärung für das אם לאו. So nach der Auffassung von Raschi und Bart., wonach immerhin die Schwierigkeit bleibt, dass die Worte אם לאו פטורין eigentlich ganz überflüssig erscheinen (s. dazu Tif. Jis.). Nach Maim. brauchen die Brüder das vom Vater geerbte Vieh überhaupt nicht zu verzehnten, das קנו מתפוסת הבית חייבין אס לאו פטורין heisst nach ihm: wenn sie für das vom Vater Geerbte, bevor sie es unter einander geteilt haben, Vieh kaufen und dieses Junge wirft, so müssen diese Jungen verzehntet werden, handelt es sich aber nicht um solches von gekauftem Vieh Geworfenes, sondern um die vom Vater geerbten Tiere selbst, so brauchen sie nicht verzehntet zu werden. Ebenso bei Gesellschaftern, wenn sie aus dem zur Gemeinschaft Eingebrachten Vieh kaufen und dieses Junge wirft, so müssen diese verzehntet werden, wie nach ihm überhaupt nur das zur Gemeinschaft eingebrachte Vieh selbst nicht zehntpflichtig ist, in der Gemeinschaft geworfenes dagegen verzehntet werden muss; sind es aber nicht von aus den gemeinsamen Mitteln gekauften Tieren geworfene Junge, sondern sind die Tiere selbst zur Gemeinschaft eingebracht worden, so sind sie nicht zehntpflichtig. Haben die Brüder bzw. die Gesellschafter die in ihrem gemeinschaftlichen Besitz geworfenen Jungen unter einander geteilt und sie dann wieder durch einen neuen Gesellschaftsvertrag zusammengetan (חלקו וחזרו ונשתתפו), so sind sie dadurch der Verpflichtung, sie zu verzehnten. enthoben."
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+ "Alles. auch solche Tiere, die nicht als Opfer dargebracht werden dürfen, wie die Temura VI, 1 und anderswo genannten מוקצה ,נרבע ,רובע usw.",
+ "wird zum Verzehnten in die Hürde hineingetrieben. Talmudausg.: נכנסין. Wie nach der Tora auch fehlerbehaftete Tiere zum Verzehnten zuzulassen sind, da es heisst (Lev. 27, 33): לא יבקר בין טוב לרע man soll keinen Unterschied machen zwischen Gutem d. h. Fehlerlosem und Schlechtem d. h. Fehlerbehaftetem, so sind auch diese zuzulassen, weil sie den fehlerhaften Tieren gleichgestellt werden (s. Talm.); trifft es sich, dass ein solches Tier als zehntes herauskommt, so darf es erst verzehrt werden, wenn es von einem Fehler behaftet ist.",
+ "ausgenommen ein Bastard-Tier. z. B. das Junge von einem Schaf und einem Ziegenbock.",
+ "das trefa ist. und das als solches schon äusserlich erkennbar ist.",
+ "das das dafür bestimmte Alter noch nicht erreicht hat. das noch nicht sieben Tage alt ist.",
+ "und ein verwaistes. Ein Tier, das מחוסר זמן ,יוצא דופן ,כלאים oder יתום ist, darf ebenfalls als Opfer nicht dargebracht werden, der Grund ist aber nicht, weil sie zu den fehlerbehafteten Tieren gezählt werden, sondern ihre Ausschliessung wird durch besondere Schriftstellen begründet, durch eine Wortanalogie (גזרה שוח) wird dann auch ihre Ausschliessung beim Verzehnten begründet. Dass ein Tier, das טרפה ist, beim Verzehnten auszuschliessen ist, wird aus der Bestimmung כל אשר יעבר תחת השבט (Lev. 27, 32) abgeleitet, weil dadurch ein Tier, dem ein Hinterfuss oberhalb des Gelenkes abgeschnitten ist, ausgeschlossen ist, da es nicht gehen kann, und dem durch eine solche Verletzung טרפה gewordenen Tiere alle Tiere, die טרפה sind, gleichgestellt werden. Aus der Ausschliessung des טרפה vom Verzehnten wird dann wieder durch die Wortanalogie auch seine Untauglichkeit zum Opfer begründet.",
+ "Dessen Mutter [vor seiner Geburt. Nur die Talmudausg. fügen das ואחר כך ילדו ausdrücklich hinzu, das in den Mischnaausg. zu ergänzen ist.",
+ "das Fell. שלח hat im Chaldäischen die Bedeutung: ablegen, ausziehen, davon שלח = das abgezogene Fell.",
+ "heisst es nicht verwaist. weil, wie R. Ismael im Talmud bezeugt, man dann das Junge in das Fell der Mutter einzuhüllen pflegt und dieses dann ebenso geschützt ist und gedeiht, als wenn die Mutter noch lebte."
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+ [
+ "Drei Zeiten. גורן eigentlich die Tenne. In der Tenne pflegt das Getreide gedroschen, gereinigt und für den Gebrauch fertiggestellt zu werden, erst mit der Fertigstellung tritt die Verpflichtung ein, das Getreide zu verzehnten (so nach ראב״ד, s. Maim. הלכות מעשר III, 2), deshalb wird in übertragenem Sinne der Zeitpunkt, mit dem die Pflicht der Verzehntung für irgend eine Frucht beginnt, die Tenne (גורן) für diese Frucht genannt (s. Maaser. I, 5 ff.). Hier wird dieser Ausdruck auch auf das zu verzehntende Vieh angewendet.",
+ "einen halben Monat. Ed. pr., Ven., Lowe und Talmudausg. lesen: בפרס, unsere Mischnaausgg.: פרס בפרוס bedeutet die Hälfte, hier ist damit die Hälfte der dreissig Tage gemeint, die als Vorbereitungszeit für das kommende Fest gelten (s. Pessach. 6b).",
+ "einen halben Monat vor dem Wochenfeste. Mit עצרת ist in der Mischna stets das Wochenfest gemeint.",
+ "und einen halben Monat vor dem Hüttenfeste. Das Fest (חג) schlechthin ist in der Mischna stets das Hüttenfest. In den Talmudausg. folgen nochmals die Worte: והן גרנות של מעשר בהמה, jedenfalls irrtümlich aus der Parallelstelle Schek. III, 1 herübergenommen. Der Grund, weshalb man diese drei Zeiten für das Verzehnten festgesetzt hat, ist folgender: Das sämtliche innerhalb eines und desselben Jahres geworfene Vieh brauchte eigentlich erst am Schlusse des Jahres verzehntet zu werden, bis dahin ist es nicht zehntpflichtig und dürfte es daher, ohne dass der Zehnt davon abgesondert worden ist, geschlachtet oder verkauft werden. Da aber durch das Verzehnten der Eigentümer fast gar keinen Verlust erlitt, da ja auch der Zehnt bis auf die Fettteile, die geopfert wurden, im Besitz des Eigentümers verblieb und von ihm verzehrt werden durfte, so pflegte man das Vieh, um es der Zehntpflicht nicht zu entziehen, dennoch nicht eher zu schlachten oder zu verkaufen, als bis es verzehntet worden war. Wäre das sämtliche Vieh erst am Schlusse des Jahres verzehntet worden, so hätte es deshalb zu den Festen, wo der Bedarf an Opfertieren besonders gross war, leicht an solchen fehlen können. Deshalb wurden diese drei Termine vor dem Beginn der Feste für das Verzehnten festgesetzt, damit an ihnen jeder die bis dahin geworfenen Tiere verzehnte und sie dann unbedenklich schlachten lassen oder verkaufen konnte.",
+ "Adar. Nach der Erläuterung im Talmud ist dies derselbe Termin, den R. Akiba mit בפרס הפסח bezeichnet, das ist 15 Tage vor Beginn des Pessachfestes, nur dass nach Ansicht von Ben Asai der Monat Adar stets nur 29 Tage hat, so dass dieser Termin immer der 29. Adar ist, während nach R. Akiba Adar zuweilen auch 30 Tage hat, so dass der Termin erst auf den 30. Adar fällt.",
+ "Siwan. Da die Zeit zwischen dem Verzehntungstermin vor dem Pessach- und dem vor dem Wochenfeste eine sehr kurze ist und die wenigen innerhalb dieser Zeit geworfenen Tiere bald nach der Verzehntung jedenfalls schnell vergriffen wurden, hat man nach Ben Asai diesen Verzehntungstermin möglichst nahe an das Wochenfest herangerückt.",
+ "Aw. Nach Ben Asai ist es zweifelhaft, ob das neue Jahr für das Verzehnten des Viehs mit dem 1. Elul oder mit dem 1. Tischri beginnt, deshalb dürfen die im Elul geworfenen Jungen nicht mit den vorher geworfenen zusammen, sondern müssen für sich gesondert verzehntet werden (s. weiter in der Mischna). Würde der Verzehntungstermin in den Monat Elul gelegt worden sein, so wäre aber zu befürchten, dass die vorher geworfenen mit den im Elul geworfenen dennoch zusammen verzehntet werden. Aus der gleichen Befürchtung ist der Termin auch für solche Jahre, in denen der Monat Aw 30 Tage hat, nicht auf den 30. Aw verlegt worden, weil dieser schon als Neumondstag des Elul gezählt wird und dadurch, dass man vorher geworfene Junge im Elul verzehntet. man leicht dazu kommen könnte, auch wenn man den Verzehntungstermin versäumt hat und seine Tiere später verzehntet, die im Elul und die vorher geworfenen zusammen zu verzehnten.",
+ "Elieser. Ed. Lowe: ר׳ אלעזר, so auch Talm. 58a.",
+ "Nissan. Sie sind der Ansicht, die R. Simon ben Gamliel in Pessach. 6 a vertritt, dass die Vorbereitungszeit für die Feste erst zwei Wochen vorher beginnt, und das Verzehnten des Viehs gehört nach ihnen auch zu den Festvorbereitungen.",
+ "Siwan. S. Note 41.",
+ "Elul. Sie sind der Ansicht, dass das neue Jahr für das Verzehnten des Viehs mit dem 1. Tischri beginnt, s. Rosch Hasch. I, 1.",
+ "Tischri. da doch nach ihrer Ansicht 14 Tage vor dem Feste genügen.",
+ "Weil. neben dem aus Note 42 ersichtlichen Grunde, nämlich wegen der Befürchtung, dass man dann leicht dazu kommen könnte, auch die im Tischri und die vorher geworfenen Jungen zusammen zu verzehnten, auch schon aus dem Grunde, weil u. s. w. (Talmud.)",
+ "dieser ein Feiertag ist und man an einem Feiertag nicht verzehnten darf. weil jedes zehnte Tier mit roter Farbe gezeichnet werden musste, s. die folgende Mischna.",
+ "Elul ist Neujahr für den Viehzehnt. es dürfen deshalb die vor dem 1. Elul geworfenen Jungen nicht mit den nach dem 1. Elul geworfenen zusammen verzehntet werden, s. oben Note 5.",
+ "Die im Elul Geborenen werden für sich verzehntet. weil es nach ihm zweifelhaft ist, ob der 1. Elul oder der erste Tischri als Neujahrstag für den Viehzehnt anzusehen ist und die im Elul geworfenen Jungen deshalb weder mit den vorher noch mit den nachher geworfenen zusammen verzehntet werden dürfen."
+ ],
+ [
+ "Elul Geborenen können zusammen verzehntet werden. nach Ansicht des R Elieser und des R. Simon, wonach der 1. Tischri der Neujahrstag für das Verzehnten des Viehs ist.",
+ "fünf vor einer der Fälligkeitszeiten. S. Note 36",
+ "darf man es verkaufen. obgleich man es dadurch der Pflicht der Verzehntung entzieht, weil diese Verpflichtung noch gar nicht eingetreten ist.",
+ "und schlachten. S. Note 39.",
+ "darf man es nicht schlachten. bevor man es verzehntet hat, weil mit dem Eintritt des Termins die Verzehntungspflicht eingetreten ist.",
+ "ist man straffrei. und das geschlachtete Tier ist auch zum Genuss erlaubt. Man hat nur eine Unterlassungssünde begangen, dass man das Gebot des Verzehntens nicht erfüllt hat, eine Strate dafür ist aber nirgends ausgesprochen, auch ist zehntpflichtiges Vieh, das man, ohne es verzehntet zu haben, geschlachtet hat, nicht wie bei den Bodenfrüchten zum Genuss verboten. Das Gleiche wie für das Schlachten gilt auch für das Verkaufen, die Mischna erwähnt nur deshalb hier nur das Schlachten, weil man hätte annehmen können, dass das geschlachtete Tier für den Genuss verboten sei, weil der zum Opfer bestimmte Zehnt, durch den es erst von der auf ihm ruhenden Verzehntungspflicht befreit wird, nicht für es abgesondert worden ist (Maim. Comment.)."
+ ],
+ [
+ "Wie. Talmudausg.: באיזה צד.",
+ "dann zählt man. Talmudausg.: ומונין; Lowe: ומונן.",
+ "mit dem Stabe. In den Talmudausg. fehlt: בשבט.",
+ "zeichnet man mit dem Rotstift. סקרא = rote Farbe, dann auch überhaupt für Farbe gebraucht.",
+ "so gelten sie doch als verzahntet. Talmudausg.: הרי אלו מתעשרין.",
+ "oder zehn und man nimmt eines davon heraus. ohne sie überhaupt dabei zu zählen.",
+ "Es gilt als Verzehnten. R. Jose vergleicht es mit dem Verzehnten des Getreides, bei dem es auch genügt, wenn man, ohne das zu Verzehntende gemessen zu haben, nach Augenmass den zehnten Teil als Zehnt absondert.",
+ "Ist eines. In. ed. pr. u. Ven. fehlt das Wort אחד.",
+ "von den Gezählten. die bereits ausserhalb der Hürde waren, wenn es auch noch nicht zehn waren.",
+ "sind sie nicht mehr Zehnt-pflichtig. weder die bereits Gezählten ausserhalb der Hürde noch die noch nicht Gezählten in der Hürde. Die ersteren sind zehntfrei, weil sie durch das Zählen bereits aus der Reihe der noch zu verzehntenden Tiere ausgeschieden sind, da das nach ihnen als zehntes herauskommende für sie als Zehnt abgesondert zu werden bestimmt war, wenn schliesslich der Zehnt auch nicht mehr für sie hat abgesondert werden können, und die letzteren sind zehntfrei, weil unter ihnen sich jetzt ein schon gezähltes und demnach bereite zehntfreies befindet, das Verzehnten deshalb nicht mehr in der vorgeschriebenen Weise erfolgen kann, da die Vorschrift lautet: כל אשר יעבור תחת השבט, dass der Zehnt nur von solchen Tieren abgesondert werden soll, denen es noch bevorsteht, unter den Stab hindurchzugehen, nicht aber von solchen, die bereits oder unter denen auch nur eines ist, das bereits hindurchgegangen und gezählt worden ist, abgesehen davon, dass vielleicht gerade das bereits gezählte jetzt als zehntes herauskommen könnte, während es als durch die vorangegangene Zählung bereits nicht mehr als zehntpflichtig zum Zehnt auch gar nicht mehr tauglich ist.",
+ "eines von den Zehnten. מעושרים steht hier in der Bedeutung: die Zehnt gewordenen; ist bereits eine grössere Anzahl von Tieren gezählt worden und es ist eines von den Zehnt gewordenen wieder in die Hürde zurückgesprungen.",
+ "müssen sie alle. die in der Hürde sind.",
+ "bis sie einen Leibesfehler bekommen. Da bei jedem von ihnen die Möglichkeit vorliegt, dass es vielleicht das zurückgesprungene ist, das als Zehnt als Opfer dargebracht werden müsste, dürfen sie alte nicht eher geschlachtet werden, als bis sie durch einen Leibesfehler untauglich zum Opfer geworden sind."
+ ],
+ [
+ "so zählt man sie weiter paarweise. und die beiden Tiere, die als zehntes Paar herauskommen, sind beide Zehnt für die vorangegangenen neun Paare. In ed. pr. u. Lowe steht nur ein Mal שנים.",
+ "hat man sie einzeln gezählt. Das erste Paar, weil es gleichzeitig herausgekommen, mit 1 bezeichnet, das dritte Tier mit 2, das vierte mit 3 u.s.w.",
+ "sind das neunte und zehnte nicht zu gebrauchen. wörtlich: sie sind verdorben d. h. keines von beiden kann als Zehnt dargebracht werden, das als zehntes herausgekommene nicht, weil es als neuntes gezählt worden ist, und das als zehntes gezählte nicht, weil es in Wirklichkeit das elfte war, beide dürfen aber auch nicht, so wie sie sind, geschlachtet werden, das erstere nicht, weil es das eigentliche zehnte war, und das letztere nicht, weil es fälschlicher Weise als zehntes gezählt worden ist, es müssen deshalb beide so lange weiden, bis sie einen Leibesfehler bekommen, dann erst dürfen sie wie jedes Zehnt, das einen Leibesfehler bekommen hat, überall geschlachtet werden. Diese Bestimmung dass auch auf das als elftes herausgekommene ebenso wie auf das als neuntes herausgekommene, wenn sie irrtümlicher Weise als zehntes gezählt worden sind, etwas von der Heiligkeit des Zehnt übergeht, beruht auf einer durch Tradition überkommenen Halacha s. weiter Note 77. Trotzdem wird hier nicht wie in dem dort angeführten Falle das irrtümlicher Weise als neuntes gezählte zehnte als Zehnt dargebracht und das als zehntes gezählte elfte nicht als Friedensopfer, weil in dem dortigen Falle das als neuntes gezählte unzweifelhalt das als zehntes herausgekommene ist und nur irrtümlich als neuntes gezählt worden ist, hier dagegen, wenn man die beiden ersten zugleich herausgekommenen, wie es tatsächlich geschehen ist, als eines zählt, es ja tatsächlich nicht das als zehntes, sondern als neuntes herausgekommene ist. מקלקל eig. etwas leicht machen, daher übertragen: etwas wertlos machen, verderben. Ed. Lowe liest: התשיעי וחמעשר מקודשין.",
+ "Sind. Dieser Passus fehlt in den Talmudausg.",
+ "das neunte und zehnte zugleich herausgegangen. nachdem die vorangegangenen einzeln herausgegangen und gezählt worden sind.",
+ "sind das neunte und zehnte nicht zu gebrauchen. Nach dem Grundsatze: אי אפשר לצמצם (s. oben II Note 23) ist selbst bei gleichzeitigem Herausgehen eines der beiden Tiere wenn auch nur um ein noch so Geringes früher als das andere herausgekommen, das andere ist daher das eigentliche Zehnt. Da sich aber nicht feststellen lässt, welches von beiden es war, so muss man beide weiden lassen, bis sie einen Leibesfehler bekommen, gleichviel ob man sie als neuntes oder als zehntes gezählt hat. Das Gleiche gilt auch, wenn das zehnte und elfte zugleich herausgekommen sind, gleichviel ob man sie als zehntes oder elftes gezählt hat.",
+ "Hat man das neunte als zehntes und. indem man sich nachträglich erinnert, dass man die Zahl neun übersprungen hat.",
+ "sind sie alle drei heilig. Hier wird der Ausdruck מקודשין gebraucht, nicht wie oben מקולקלין, weil doch immerhin zwei von den drei Tieren als Opfer dargebracht werden. Es ist eine auf Tradition beruhende Bestimmung, für die im Talmud auch eine Hindeutung im Schriftwort angeführt wird, dass sowohl auf das unmittelbar auf das zehnte folgende wie auf das ihm unmittelbar vorangegangene Tier, wenn man sie irrtümlicher Weise als zehntes gezählt hat, ein Teil von der Heiligkeit des Zehnten übergeht, dass ersteres als Friedensopfer darzubringen ist und letzteres erst geschlachtet werden darf, nachdem es einen Leibesfehler bekommen hat.",
+ "Kann denn ein Eingetauschtes seine Heiligkeit auf ein anderes für es Eingetauschtes übertragen. Nach Ansicht des R. Jehuda wird das elfte, wenn man es zehntes genannt hat, deshalb dargebracht, weil es ebenso ist, als wenn man gesagt hätte, es soll an die Stelle des zehnten treten, ein auf solche Weise תמורה gewordenes Tier überträgt aber seine Heiligkeit nicht weiter auf ein anderes, es wieder zum תמורה zu machen, s. Temura II, 3.",
+ "würde es nicht dargebracht werden. Ein für eine Erstgeburt oder für einen Viehzehnt eingetauschtes Tier gilt wohl als תמורה, wird aber nicht wie das für ein anderes Opfertier eingetauschte geopfert, s. Temura 5 b.",
+ "ist das elfte nicht heilig. Nachdem das zehnte richtig als Zehnt gezählt worden ist, übt es keine Wirkung mehr aus, wenn man dann irrtümlicher Weise auch noch das elfte als zehntes zählt; dagegen darf das neunte, das man vorher als zehntes gezählt hat, auch in diesem Falle nur geschlachtet werden, nachdem es einen Leibesfehler bekommen hat.",
+ "Sobald das zehnte nicht mit einer unrichtigen Benennung bezeichnet worden ist. selbst wenn man es nicht ausdrücklich als zehntes gezählt, sondern es stillschweigend hat hindurchgehen lassen, weil es auch dadurch schon Zehnt geworden ist."
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Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nDer Traktat חולין (Profanes, Nichtgeheiligtes), auch שחיטת חולין genannt (so bei den Gaonim, Raschi und Alfasi), behandelt die Vorschriften über das Schlachten der Tiere und andere auch bei Tieren, die nicht zu Opfern bestimmt sind, zu beobachtende Bestimmungen. Die Schriftstelle Deut. 12, 21: וזבחת מבקרך ומצאנך … כאשר צויתך „da kannst du schlachten von deinen Rindern und von deinen Schafen, wie ich dir befohlen habe,“ setzt eine bestimmte Schlachtweise als biblische Vorschrift voraus. Nach der Ueberlieferung hat das Schlachten durch den Halsschnitt zu erfolgen und zwar in der Weise, dass bei Gross- und Kleinvieh die Luftröhre und die Speiseröhre, bei Geflügel wenigstens eine von beiden ganz oder zur grösseren Hälfte durchschnitten werden. Hierbei sind folgende Bestimmungen zu beachten: 1) der Schnitt muss ohne Unterbrechung ausgeführt, es darf nicht inmitten des Schneidens innegehalten werden (שהיה), 2) das Schneiden muss durch Hin- und Herziehen des Messers, nicht durch einen Druck von oben nach unten, geschehen (דרסה), 3) das Messer muss während des Schneidens frei liegen, es darf nicht durch einen anderen Gegenstand verdeckt sein (חלדה), 4) der Teil der Luft- und Speiseröhre, wo der Schnitt zu erfolgen hat, ist nach oben und unten hin begrenzt, über denselben darf nicht hinausgegangen werden (הגרמה), 5) Luft- und Speiseröhre müssen fest am Unterkiefer hängen, sie dürfen nicht beim Schlachten abgerissen werden oder schon abgerissen sein (עיקור). Ebenso wie diese Vorschriften beruhen auch die Bestimmungen darüber, durch welche innere oder äussere Verletzungen ein Tier trefa d. h. für den Genuss verboten wird, auf sinaitischer Ueberlieferung (הלכה לטשה מסיני). Im Anschluss an diese Vorschriften werden dann die weiteren Gebote und Verbots besprochen, die beim Fleischgenuss zu beobachten sind oder damit zusammenhängen.\nDie einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\n1. Wer schlachten und womit man schlachten darf. An welcher Stelle des Halses der Schnitt erfolgen muss (I, 1—3). Die einander entgegengesetzten Bestimmungen für das Schlachten und für das Abdrücken des Kopfes bei den Vogelopfern. In ähnlicher Weise einander entgegengesetzte Bestimmungen bei einer Anzahl von anderen Vorschriften (I, 4—7).\n2. Das Durchschneiden der Halsgefässe. Wann der Schnitt als nicht vorschriftsmässig ausgeführt gilt (II, 1—4). Wenn beim Schlachten kein Blut herausgeflossen ist. Das Schlachten eines anscheinend dem Verenden nahen Tieres (II, 5—6). Wenn man mit dem Schlachten eine götzendienerische Absicht verbunden oder die Absicht gehabt hat, dass das Geschlachtete als Opfertier gelten soll (II, 7—10).\n3. Durch welche Verletzungen ein Vieh trefa wird und durch welche nicht (III, 1—2). Die entsprechenden Bestimmungen für Geflügel (III, 3—4). Das Leben des Tieres gefährdende Erkrankungen, durch die es nicht trefa wird (III, 5). Die Kennzeichen für Vieh, Wild, Geflügel und Fische, die zum Genuss erlaubt sind (III, 6—7).\n4. Wenn in dem geschlachteten Tiere sich ein Junges findet, wenn dieses vor oder während des Schlachtens einen Fuss herausgestreckt hat, welche Bestimmungen für das Junge und welche für das herausgestreckte Glied gelten (IV, 1—5). An welchen Stellen des Beines ein Bruch das Tier trefa macht (IV, 6). Eine Mutterhaut, die sich im Tiere findet, die ein erstgebärendes Tier geworfen hat (IV, 7).\n5. Das Verbot, die Mutter und das Junge an einem Tage zu schlachten. Auf welche Fälle dieses Verbot keine Anwendung findet (V, 1—3a und 5). Daraus sich ergebende privatrechtliche Bestimmungen (V, 3b—4).\n6. Das Gebot, das Blut von Wild und Geflügel nach dem Schlachten zuzudecken, und die Fälle, in welchen das Zudecken nicht erforderlich ist (VI, 1—5). Was von dem Blute man zudecken und womit man es zudecken muss (VI, 6—7).\n7. Das Verbot der Spannader (VII, 1—3). Wenn die Spannader nicht vor dem Kochen des Fleisches entfernt oder mit anderen Adern zusammen gekocht worden ist (VII, 4—5). Ob das Verbot auch für die Spannader von unreinen Tieren gilt (VII, 6).\n8. Das Verbot der Mischung von Fleisch und Milch (VIII, 1—3). Inwieweit das Verbot auch auf Fleisch und Milch von unreinen Tieren, von Wild und Geflügel sich bezieht (VIII, 4). Die Milch im Magen der Tiere (VIII, 5). In welchen Beziehungen dieses Verbot strenger ist als das Blutverbot und in welchen das Blutverbot strenger als dieses (VIII, 6).\n9. Ungeniessbare Teile des Tieres, wie die Haut, Knochen, Sehnen und dergleichen, inbezug auf die Vorschriften über Aas-Unreinheit und Speisen-Unreinheit (IX, 1—4). Die Uebertragung der Unreinheit des in einem Knochen befindlichen Markes durch Berührung des Knochens, eines im Ei befindlichen Kriechtieres durch Berührung der Schale (IX, 5—6). Wie weit die Unreinheit auch ein nur lose am Körper hängendes Glied oder Fleischstück beim Tiere und beim Menschen trifft (IX, 7—8).\n10. Das Gebot, bestimmte Teile des geschlachteten Viehs den Priestern zu geben. In welchem Falle diese Abgabe auch von Tieren, die zu Opfern bestimmt gewesen, entrichtet werden müssen (X, 1—2). Von Tieren, die für einen Priester oder für einen Heiden geschlachtet werden oder an denen sie einen Anteil haben, brauchen sie nicht entrichtet zu werden (X, 3 — 4a). Welche Teile dem Priester zu geben sind (X, 4b).\n11. Das Gebot, das Erste von der Schafschur den Priestern zu geben. Wieviel Wolle und in welchem Zustande man sie geben muss. Wenn ein Fremder sie dem Eigentümer abgekauft hat (XI, 1—2).\n12. Das Verbot, wenn man ein Vogelnest findet, sich die Mutter samt den Eiern oder den Jungen zu nehmen. Auf welche Fälle sich das Verbot nicht bezieht. Was zu geschehen hat, wenn man dem Verbot zuwidergehandelt hat (XII, 1—5).\n"
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+ "Jeder darf schlachten. Das vorgeschriebene Schlachten eines Tieres darf von jedem ausgeführt werden. Selbstverständlich muss, wer ein Tier schlachten will, die Schlachtvorschriften kennen und sie auch richtig auszuführen verstehen. Ob man aber diese Kenntnis bei jedem, der sich mit dem Schlachten abgibt, ohne weiteres voraussetzen kann oder ihn vorher oder wenigstens nachher erst daraufhin prüfen muss, darüber gehen die Ansichten der Talmudlehrer auseinander. Nach recipiertem Brauch darf nur derjenige schlachten, der sich an zuständiger Stelle über seine Befähigung ausgewiesen und die ausdrückliche Ermächtigung dazu erhalten hat.",
+ "ist tauglich. wörtlich: und ihr Schlachten ist tauglich d. h. durch ihr Schlachten wird das Fleisch des Tieres zum Genuss tauglich, erlaubt.",
+ "ausgenommen sind ein Taubstummer. Unter חרש in der Verbindung mit שוטה und קטן ist stets nur ein Taubstummer zu verstehen, nicht einer, der nur taub ist.",
+ "ein Geistesschwacher. Im Talmud Chag. 3b werden mehrere Kennzeichen angegeben, woran der שוטה zu erkennen ist. Im Allgemeinen ist jeder darunter zu verstehen, der sich nicht wie ein mit normalem Verstande begabter Mensch zu benehmen versteht.",
+ "und ein Unmündiger. ein Kind vor zurückgelegtem dreizehnten Lebensjahre.",
+ "sie könnten beim Schlachten leicht etwas unrichtig ausführen. weil sie nicht im vollen Besitze ihrer Geisteskräfte sind; das von ihnen Geschlachtete darf deshalb nicht gegessen werden, selbst wenn sie die Schlachtvorschriften kennen und sie auch richtig auszuführen verstehen, und man darf ihnen auch kein Tier zum Schlachten übergeben, selbst wenn man nicht die Absicht hat, das Fleisch zu geniessen, damit nicht ein Anderer, der nicht weise, dass von ihnen Geschlachtetes nicht zum Genuss erlaubt ist es für tauglich haltend davon geniesse. Talmudausg. und ed. Venet. lesen: את שחיטתן.",
+ "haben Andere. auch wenn es nur einer war (s. Talm 12a).",
+ "beim Schlachten zugesehen. und gesehen, dass das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt worden ist.",
+ "wer auch immer. Nicht nur, wenn ein Taubstummer, Geistesschwacher oder Unmündiger geschlachtet hat — wenn der Ausspruch der Mischna nur auf diese drei zuletzt Genannten sich beziehen würde, dann würde sie sich präziser ausgedrückt haben: ואם שחטו „wenn sie aber“ u.s.w.—sondern auch wenn irgend ein Anderer geschlachtet hat, bei dem ein begründeter Zweifel Vorgelegen, ob er das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt hat, wo man sich deshalb nach dem Schlachten erst durch Befragen darüber hätte Gewissheit verschaffen müssen, auch da ist das Geschlachtete tauglich, wenn der, der geschlachtet hat, nicht mehr zugegen ist, dass man ihn beitagen kann, da ja Andere gesehen haben, dass das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt worden ist. Das ושחיטתן כשרה am Anfange der Mischna ist demnach dahin zu beschränken, dass in solchen Fällen das ohne Gegenwart eines Anderen Geschlachtete nur dann tauglich ist, wenn durch Befragen die Zweifel an der vorschriftsmässigen Ausführung des Schlachtens behoben worden sind (Talmud).",
+ "Von einem Heiden Geschlachtetes. auch wenn er ganz nach Vorschrift geschlachtet hat und auch nicht anzunehmen ist, dass er es einem Götzen zu Ehren (לשם עבודה זרה) geschlachtet hat. Nur durch das Schlachten eints Israeliten, für den das Schlachten eine religiöse Vorschrift ist, wird ein Tier zum Genusse erlaubt.",
+ "wenn man es trägt. wie ein Tier, das von selbst gefallen ist, s. Lev. 11, 40.",
+ "Wenn man bei Nacht. im Dunkeln ohne Beleuchtung.",
+ "ist das Geschlachtete tauglich. wenn das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt worden ist. Doch soll man im Dunkeln nicht schlachten; bei gehöriger Beleuchtung dagegen darf man bei Nacht ebenso wie am Tage schlachten, s. die folgende Mischna.",
+ "ist das Geschlachtete tauglich. jedoch nur, wenn es irrtümlicher Weise geschehen ist, und auch dann darf man am selben Tage nichts davon essen, weil man eine am Sabbat wenn auch irrtümlicher Weise verrichtete verbotene Arbeit sich nicht zunutze machen darf, sondern erst nach Ausgang des Sabbats bzw. des Versöhnungstages, nachdem soviel Zeit vergangen ist, dass man während dessen das Tier hätte schlachten können. Hat man aber mutwillig, trotzdem man wusste, dass es Sabbat und verboten war, geschlachtet, so darf das Geschlachtete überhaupt nicht gegessen werden.",
+ "trotzdem man dadurch sein Leben verwirkt. Nach der Auslegung im Talmud ist gemeint: trotzdem das Schlachten eine Arbeit ist, durch deren mutwillige Verrichtung am Sabbat oder Versöhnungstage man sein Leben verwirkt."
+ ],
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+ "Wenn jemand mit einer Handsichel. mit der glatten ungezahnten Schneide derselben; מגל יד wurde eine kleine zweischneidige Sichel genannt, an der die eine Schneide glatt und die andere gezahnt war.",
+ "und zu jeder Zeit. auch bei Nacht.",
+ "ausser mit einer Schnittersichel. die nur eine gezahnte Schneide hat.",
+ "mit Zähnen. zwei oder mehreren an einem vom Körper losgetrennten Kiefer noch festsitzenden Zähnen, weil der Abstand zwischen einem Zahn und dem anderen eine Unterbrechung, eine Lücke bildet.",
+ "und mit dem Fingernagel. der noch am Körper festsitzenden Hand, weil der Nagel dann noch zum Körper gehört, man aber nur mit einem losen Gegenstände schlachten darf, mit einem Körperteile oder Teilen oder Erzeugnissen des Bodens dagegen erst dann, wenn sie von dem Körper bzw. vom Erdboden losgelöst worden sind.",
+ "weil diese reissen. Diese Begründung bezieht sich nach der Ausführung im Talmud nur auf die drei erstgenannten Gegenstände, durch die an ihnen vorhandenen Lücken werden die beim Schlachten zu durchschneidende Speise- und Luftröhre nicht, wie es die Vorschrift erfordert, glatt durchschnitten, sondern gerissen; חנק = würgen, das Tier wird auf diese Weise nicht durch einen glatten Schnitt getötet, sondern durch die entstehenden Risse wird die Luftzufuhr gestört und das Tier gewürgt.",
+ "Wenn jemand mit einer Schnittersichel. an der sämtliche Zähne nach derselben Richtung hin gebogen sind, so dass beim blossen Hinwärtsschneiden die Spitzen der Zähne über die Schnittfläche, ohne zu reissen, hinweggleiten.",
+ "erklären Bet-Schammai es für untauglich. Weil beim Hinwärtsschneiden mit einer solchen Sichel die Zähne die Schnittfläche einreissen, ist nach Ansicht von Bet-Schammai das Geschlachtete untauglich, selbst wenn man nur hinwärts damit geschnitten hat.",
+ "Bet-Hillel erklären es für tauglich. Nach dem Talmud sind die Ausdrücke פוסלין und מכשירין hier dahin zu verstehen, dass nach Bet-Schammai das Geschlachtete als Aas zu betrachten ist und verunreinigt, nach Bet-Hillel dagegen nicht, für den Genuss dagegen ist es auch nach Bet-Hillel nicht erlaubt.",
+ "waren aber die Zähne ausgeschliffen. החליקו, man hat die ursprünglich gezahnte Schneide durch Herausschleifen der Zähne zu einer glatten gemacht."
+ ],
+ [
+ "Wenn man von dem [obersten] Knorpelringe. Die Knorpelringe der Luftröhre sind an der Rückenseite offen bilden daher keine vollständigen Ringe; nur der oberste Ring ist vollständig geschlossen, dieser, gewöhnlich als טבעת הגדולה bezeichnet, wird hier deshalb schlechthin הטבעת genannt. Dieser oberste Knorpelring bildet die Grenze nach oben, bis wohin der Schächtschnitt an der Luftröhre vollzogen werden darf.",
+ "aus schlachtet und von diesem auch nur einen fadenbreiten Rand des ganzen Umfanges. nach oben hin.",
+ "Jehuda. ed. pr. liest. ר׳ יהודה."
+ ],
+ [
+ "Wenn man von den Seiten aus. von der Seite, nicht von der Mitte des Halses aus.",
+ "wenn man von den Seiten aus abdrückt. ein Vogelopfer, für das anstelle des Schlachtens das Abdrücken Vorschrift war (s. Sebach. VI Note 30).",
+ "ist das Abgedrückte untauglich. weil es bei der מליקה ausdrücklich vorgeschrieben ist, dass sie ממול ערפו d. h. unterhalb des Genicks vorgenommen werden soll (s. dort Note 31).",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. hat man jedoch die Luft- und Speiseröhre nach hinten hingezogen und dann von dort aus zuerst diese und dann erst den Nacken durchschnitten, ist das Geschlachtete tauglich.",
+ "ist das Abgedrückte tauglich. denn da hat man die מליקה ja, wie sie vorgeschrieben ist, vollzogen.",
+ "ist das Abgedrückte untauglich. der Absatz von השוחט מן הצואר bis פסולה fehlt in ed. pr. und ed. Lowe",
+ "denn der ganze Nacken. עורף steht hier ungenau für מול עורף."
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+ "Was bei den Turteltauben tauglich ist. dass sie als Opfer dargebracht werden können. Von תורים durften nur die älteren und von יונים nur die jüngeren als Opfer verwendet werden, da in der Schrift stets תורים und בני יונה neben einander genannt werden Als בני יונה werden die יונים so lange bezeichnet, bis die Flügel anfangen, sich gelb zu färben (משיצהיבו); die תורים dürfen erst dann verwendet werden, wenn die Flügel sich goldgelb gefärbt haben (משיזהיבו). In dem Zwischenstadium vom Beginn der Färbung bis zur vollständigen Färbung der Flügel sind beide Arten unbrauchbar."
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+ "Was bei der Kuh. gemeint ist die פרה אדמה Num. 19.",
+ "ist bei dem Kalbe. der עגלה הערופה Deut. 21, 1—9.",
+ "untauglich. Die rote Kuh musste geschlachtet, das Kalb durch Nackenschlag getötet werden.",
+ "ist bei den Leviten untauglich. Für die Priester gab es keine Altersgrenze, sie durften ihren Dienst verrichten, so lange sie noch eine sichere Hand hatten; die Leviten durften zu ihren eigentlichen Dienstverrichtungen, so lange dazu auch das Tragen der Teile und Gegenstände des wandernden Heiligtums gehörten, nur vom 25. bzw. 30. (vom 25. zur Erlernung des Dienstes, vom 30. zur selbständigen Ausführung desselben, s. Num. 4, 23 und 8, 23—26 und Chullin 24 a) bis zum 50. Lebensjahre herangezogen werden, nach dem 50. Lebensjahre durften sie nur noch den Wachtdienst, nach der Ansicht Einiger auch den Dienst als Sänger und sonstige leichtere Dienste verrichten. Seitdem das Heiligtum seinen festen Standort erhalten und zu dem Dienst der Leviten nicht mehr das Tragen schwerer Gegenstände gehörte, hatte diese Bestimmung keine Geltung mehr; doch wurde der Levite dienstuntauglich, sobald seine Stimme nicht mehr für den gemeinschaftlichen Gesang zu gebrauchen war.",
+ "ist bei den Priestern untauglich. Priester, die bestimmte Leibesfehler hatten, durften keinen Dienst verrichten (s. Lev. 21, 16—24); für die Leviten gab es eine derartige Bestimmung nicht.",
+ "ist bei allen anderen Geräten unrein. Ein irdenes Gerät bleibt rein, wenn nur seine Aussenseite mit einer Unreinheit in Berührung gekommen ist, während andere Geräte dadurch unrein werden.",
+ "ist bei irdenen Geräten unrein. Andere Geräte werden nur durch Berührung unrein, irdene Geräte auch ohne Berührung, wenn etwas Verunreinigendes sich nur innerhalb des durch die Seitenwände des Gerätes gebildeten Hohlraumes befindet, auch ohne das Gerät selbst zu berühren.",
+ "ist bei metallenen Geräten unrein. Flache hölzerne Geräte ohne jeden Hohlraum können nicht unrein werden (s. Kelim II Note 3), wohl aber solche Geräte aus Metall.",
+ "ist bei hölzernen Geräten unrein. Unvollendete (גולמי) hölzerne Geräte nehmen Unreinheit an, unvollendete metallene dagegen nicht.",
+ "ist bei den süssen davon frei. S. Maass. I, 4. Bittere Mandeln pflegt man zu essen, solange sie noch klein und nicht zu bitter sind, deshalb muss man, so lange sie noch klein sind, Hebe und Zehnt von ihnen absondern; süsse Mandeln lässt man erst gross werden, so lange sie noch klein sind, sind sie noch nicht Abgaben-pflichtig.",
+ "ist bei den bitteren frei. Wenn die bitteren Mandeln gross geworden sind, sind sie nicht mehr zu essen und deshalb nicht mehr Abgaben-pflichtig."
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+ "Tresterwein. den man gewinnt, indem man auf die ausgepressten Weintrauben oder auf Weinhefe Wasser aufgiesst. תמד = temetum.",
+ "so lange er nicht fermentiert hat. so lange gilt der Aufguss noch als Wasser, nicht als Wein. Sind jedoch durch die aus den Traubenresten kommende Flüssigkeit aus drei Massen Wasser, die man aufgegossen hat, 4 geworden, so gilt es, auch ohne dass es fermentiert hat, schon als Wein, weil es allgemein üblich war, einen Teil Wein mit 3 Teilen Wasser, um ihn zu mildern, zu mischen.",
+ "für Zehnt-Geld nicht gekauft werden. Für das aus dem Verkauf von zweitem Zehnt gewonnene Geld, das in Jerusalem verzehrt werden musste, durfte man nur das Deut. 14, 26 Genannte und ihm Ähnliches kaufen, nicht aber blosses Wasser.",
+ "und macht das Tauchbad untauglich. wenn 3 Log davon in eine מקוה gefallen sind, bevor darin 40 Sea Quellwasser enthalten waren (s. Mikw. II, 4).",
+ "darf er für Zehnt-Geld gekauft werden und macht das Tauchbad nicht untauglich. weil durch Wein die מקוה nur untauglich wird, wenn das Wasser die Farbe des Weins angenommen hat. In ed. Lowe fehlen die Worte ופוסל את המקוה und ואינו פוסל את המקוה.",
+ "wenn sie zu Aufgeld. Zu dem Schekel, den jeder Erwachsene jährlich als Tempelsteuer zu entrichten hatte, musste noch ein Aufgeld hinzugefügt werden, s. darüber Schekal. I Note 30. Über die Ableitung des Wortes קלבון s. ebend. Note 29.",
+ "sind sie vom Aufgeld frei. Solange die Brüder die Erbschaft ihres Vaters noch nicht geteilt haben, gilt das Ererbte noch als Besitz des Vaters, deshalb brauchen sie kein Aufgeld zu geben, weil nach Schekal. I, 7, wer nicht für sich, sondern für einen Anderen den Schekel entrichtet, vom Aufgeld befreit ist, und hier gleichsam der Vater die Schekel für seine Söhne entrichtet; dagegen sind sie zum Viehzehnt verpflichtet, da das Vieh als Besitz einer Einzelperson gilt und deshalb verzehntet werden muss. Haben sie dagegen die Erbschaft geteilt und sich dann wieder als Gesellschafter verbunden, müssen sie jeder das Aufgeld zu seinem Schekel geben, dagegen sind sie vom Viehzehnt befreit, weil nur Einzelpersonen ihr Vieh verzehnten müssen, Vieh, welches mehreren Gesellschaftern gehört, dagegen nicht verzehntet zu werden braucht. So erklären Raschi und Barten. die Mischna, anders Maim., der hier wie Schek. I, 7 und Bech. IX, 3 liest: האחין והשותפין (unsere Ausgaben haben diese Lesart nur Schek. I, 7, hier und in Bechor. dagegen: האחין השותפין). Nach ihm gelten für die Brüder inbetreff der Erbschaft ihres Vaters und für Gesellschafter inbetreff des von ihnen zur Gemeinschaft Eingebrachten dieselben Bestimmungen. Das Ererbte bzw. das zur Gemeinschaft Eingebrachte ist vom Viehzehnt befreit, weil es als in einen anderen Besitz übergegangen betrachtet wird und in den Besitz eines Anderen übergegangenes Vieh nach Bechor, IX, 3 nicht verzehntet zu werden braucht; dagegen müssen sie von dem ererbten bzw. eingebrachten Gelde das Aufgeld geben, solange sie nicht Geschäfte damit gemacht und anderes Geld, das dann Gemeinschaftsgeld ist, dagegen eingetauscht haben. Vieh dagegen, das im gemeinsamen Besitz der Erben bzw. der Gesellschaft geboren wird, muss verzehntet werden; zu der Tempelsteuer, die aus dem gemeinsamen Erwerb der Erbschafts- bzw. der Gesellschafts-Verwaltung gezahlt wird, braucht kein Aufgeld gegeben zu werden, weil da die Steuer aus dem Gemeinschaftsvermögen, also von einem Anderen als dem Steuernden selbst, entrichtet wird (vgl. לחם משנה zu Maim. הלכות בכורות VI, 10).",
+ "wo ein Verkauf zulässig ist. Der Vater ist befugt, seine Tochter bis zu ihrem zurückgelegten 12. Lebensjahre als Sklavin zu verkaufen.",
+ "ist kein Strafgeld zu zahlen. Der Verführer oder Notzüchtiger eines solchen Mädchens braucht dem Vater kein Strafgeld zu zahlen, weil an den bezüglichen Schriftstellen (Deut. 22) nur von einer נערה gesprochen wird, d. i. ein Mädchen von 12 bis 12½ Jahren.",
+ "wo ein Strafgeld zu zahlen ist. wenn das Mädchen über 12 Jahre alt ist.",
+ "ist kein Verkauf zulässig. Nach dem Talmud (Chul. 26 b) ist dies jedoch nur die Ansicht des R. Meir. Nach der Ansicht der Weisen dagegen ist auch bei einer Minderjährigen von vollendetem 3. Lebensjahre an die Geldstrafe zu zahlen, weil an den betreffenden Schriftstellen das Wort גערה defect (נער) geschrieben ist und dieser Ausdruck jedes Mädchen bis zur Erlangung der vollen geschlechtlichen Reife umfasst; vom 3. bis zum 12. Lebensjahre ist demnach die Geldstrafe zu zahlen, trotzdem der Vater befugt ist, das Mädchen zu verkaufen.",
+ "wo eine Weigerungs-Erklärung zulässig ist. Wenn eine Minderjährige nach dem Tode ihres Vaters von ihrer Mutter oder ihren Brüdern verheiratet worden ist, und wäre es selbst mit ihrer Einwilligung geschehen, so ist diese Ehe nur nach rabbinischer Verordnung giltig und zur Auflösung derselben genügt ihre vor Zeugen abgegebene Erklärung, dass sie sich weigert, diese Ehe fortzusetzen; ebenso, wenn sie von ihrem Vater verheiratet worden und dann, nachdem diese Ehe durch Scheidung oder Tod des Mannes aufgelöst worden, sich selbst wieder verheiratet hat.",
+ "kann die Chaliza nicht vollzogen werden. weil die Chaliza durch eine Unmündige nicht ausgeführt werden kann.",
+ "wo geblasen wird. An jedem Freitag Nachmittag würden 3 Töne geblasen als Zeichen zur Niederlegung der Arbeit und dann nochmals 3 Töne kurz vor Beginn des Sabbats.",
+ "wird keine Habdala gemacht. Der Habdala-Abschnitt in der Tefilla des Abendgebetes und beim Kiddusch wird nur beim Ausgange des Sabbats gesprochen, sei es dass der folgende Tag ein Werktag, sei es dass er ein Feiertag ist, weil auch in letzterem Falle der strengere Ruhetag zu Ende ist und ein weniger strenger darauf folgt.",
+ "wird nicht geblasen. Ed. Lowe fügt hier das Wort: כיצד ein.",
+ "so wird geblasen. zum Zeichen, dass man mit der Verrichtung solcher Arbeiten aufhört, die am Feiertag erlaubt und am Sabbat verboten sind.",
+ "auf den Sabbat-Ausgang. Ed. pr.: לאחר השבת.",
+ "Wie spricht man die Habdala. beim Sabbat-Ausgang, wenn ein Feiertag folgt.",
+ "der einen Unterschied macht zwischen Heiligem und Heiligem. anstatt des sonst gesprochenen המבדיל בין קרש לחול schliesst man den Segensspruch mit המבדיל בין קדש לקדש.",
+ "zwischen strenger Heiligem und leichter Heiligem. Die Halacha entscheidet gegen R. Dosa, weil es eine Geringschätzung des Feiertages bedeuten würde, wenn man ihn ausdrücklich als קדש הקל bezeichnet."
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+ "Wenn man eine [von den beiden Halsröhren. Die Luftröhre (קנה) und die Speiseröhre (ושט) sollen beide beim Schlachten durchschnitten werden; beim Geflügel gilt jedoch das Schlachten als vorschriftsmässig ausgeführt, wenn auch nur eine von ihnen durchschnitten worden ist, beim Vieh, nur wenn beide durchschnitten sind.",
+ "und bei jeder gilt die grössere Hälfte. wenn die Röhre nicht ganz sondern nur zum grösseren Teile durchschnitten ist, gilt es, als wäre sie ganz durchschnitten.",
+ "Nur wenn man auch die Blutadern. nach Maim. die zu beiden Seiten der Luftröhre liegenden Schlagadern. וריד = arab. وريد",
+ "durchschneidet. Nach dem Talmud bezieht sich der Ausspruch des R. Jehuda nur auf das Schlachten von Geflügel. Weil man Geflügel häufig im Ganzen zu braten pflegt, muss man die Blutadern beim Schlachten oder unmittelbar darauf mitdurchschneiden, damit das Blut abfliesst, weil es nachher nicht mehr gehörig aus dem Körper zu entfernen sein würde; beim Vieh ist dies dagegen nicht nötig, weil man Vieh gewöhnlich vor dem Braten zu zerlegen pflegt. Hat man jedoch die Absicht, das Vieh im Ganzen zu braten, muss man auch da die Adern beim oder unmittelbar nach dem Schlachten durchschneiden.",
+ "Die Hälfte von einer. oder beide nur zur Hälfte, so dass keine von beiden, wie vorgeschrieben, wenigstens zur grösseren Hälfte durchschnitten ist; in der Tosefta heisst es ausdrücklich השוחט שני חצאין בעוף שחיטתו פסולה.",
+ "so ist das Geschlachtete tauglich. Dieser letzte Absatz erscheint überflüssig, da er sich schon aus dem ורובו של אחד כמוהו am Anfang der Mischna ergibt. Nach dem Talmud will diese Wiederholung sagen, dass selbst beim Schlachten von Opfertieren, wo man das Blut zum Sprengen gebraucht, der Vorschrift genügt ist, wenn man nur die grössere Hälfte der einen bzw. der beiden Röhren durchschnitten hat."
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+ "selbst der Eine oben und der Andere unten. das „oben“ und „unten“ beziehen die meisten Erklärer auf das Messer: der Eine fasst das Messer am oberen, der Andere am unteren Ende an; andere erklären: sie setzen das Messer schräge zum Halse an, so dass der Eine oben, der Andere unten schlachtet. R. Nissim bezieht das „oben“ und „unten“ auf „schlachten“ und erklärt: wenn zwei Personen, jeder mit seinem Messer, zugleich an zwei verschiedenen Stellen des Halses schlachten und sie auch nur zusammen die vorgeschriebenen Teile durchschneiden (vgl. Talm. 30 a). Maim. (הלכות שהיטה II, 10), entscheidet, dass in beiden Fällen das Geschlachtete tauglich ist."
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+ "Hat man den Kopf mit einem Schlage abgetrennt. indem man das Messer nicht, wie vorgeschrieben, an der Schnittfläche entlang geführt, sondern von oben nach unten gedrückt hat. Zu והתיז vgl. Jes. 18, 5.",
+ "Hat man geschlachtet und dabei den Kopf in einem Zuge abgetrennt. d. h. die zu durchschneidende Fläche in einem Hin-oder Herzuge durchschnitten. Unter התיז את הראש ist nicht nur das vollständige Abschlagen des Kopfes vom Rumpfe zu verstehen, sondern auch schon das Abtrennen des Kopfes durch Durchschneiden der Schlachtröhren.",
+ "wenn an dem Messer [noch] eine Halsbreite ist. wenn das Messer doppelt so lang ist, als der Hals des Tieres breit ist. Ist das Messer kürzer, so ist zu befürchten, dass man beim Schneiden durch einen Druck der Hand auf das Messer nachhilft, so dass das Schlachten nicht vorschriftsmässig ausgeführt wird. (s. Einleit.).",
+ "wenn an dem Messer [noch] eine Halsbreite ist. כמלא צואר אחד: auch in diesem Falle braucht das Messer nur um eine Halsbreite länger zu sein als die beiden Tierhälse zusammen, nicht um je eine Halsbreite für jeden der beiden Hälse.",
+ "selbst mit einem Beschneidungsmesser. איזמל gr. σμίλη, ein kleines Messer zum Schneiden und Schnitzen, auch den Beschneidungsakt pflegte man damit vorzunehmen.",
+ "Hat ein Messer im Herunterfallen. wenn es von selbst heruntergefallen ist; ist es dagegen von einem Menschen geworfen worden und hat geschlachtet, so ist das Geschlachtete tauglich.",
+ "denn es heisst. Deut. 12, 21.",
+ "das darfst du essen. das Schlachten muss von einer Person, wenn auch nur unabsichtlich, ausgeführt worden sein.",
+ "Ist ihm das Messer entfallen. während des Schlachtens.",
+ "sind seine Kleider heruntergefallen. während des Schlachtens.",
+ "war er durch das. vor dem Schlachten vorgenommene.",
+ "Schleifen des Messers matt geworden. während des Schlachtens.",
+ "wenn dadurch eine Pause von der Zeitlänge einer Schlachtung entstanden ist. wenn, bevor man weiter geschlachtet hat, soviel Zeit vergangen ist, dass man während dessen das Tier, welches man schlachtet, hätte aufrichten, wieder niederlegen und schlachten können; beim Geflügel, wenn man es nur während dessen hätte schlachten können, nach Maim muss auch beim Geflügel soviel Zeit vergangen sein, dass man während dessen ein Stück Kleinvieh hätte aufrichten, wieder niederlegen und schlachten können. Ed. pr. liest: כדי שחיטת אחרת, vgl. Talm. 32 a.",
+ "Eine Pause von der Zeitlänge einer Untersuchung. dass der Schlachtende während dessen das Messer hätte untersuchen können, ob es frei von Scharten ist, nach Maimon., ob das Tier vorschriftsmässig geschlachtet ist. Die Tosefta hat: כדי ביקור בהמה אחרת."
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+ "Hat man. beim Schlachten eines Viehs.",
+ "die Speiseröhre geschlachtet und die Luftröhre losgerissen oder die Luftröhre geschlachtet und die Speiseröhre losgerissen. Die Talmudausg. lesen; או פסק את הגרגרת ואח״כ שחט את הושט.",
+ "bis es von selbst verendet ist. auch in diesem Falle ist nach R. Akiba das Tier nicht, als wenn es gar nicht geschlachtet wäre, נבלה, sondern nur טרפת, weil nach seiner Ansicht das vorschriftsmässige Schlachten einer der beiden סימנים, das beim Geflügel vollständig hinreicht, auch beim Vieh wenigstens die Wirkung hat, dass es nicht mehr נבלה, sondern nur טרפה wird.",
+ "oder dann das Messer unter die zweite gesteckt. החליד von חלד, das im Syr. sich eingraben bedeutet, davon חולד = der Maulwurf. Das Gleiche gilt natürlich, wenn man den ersten סימן in ähnlicher Weise durchschnitten und dann den zweiten vorschriftsmässig geschlachtet hat.",
+ "und sie losgerissen. S. die folgende Note.",
+ "Jeschebab Aas. weil nur einer von den beiden סימנים vorschriftsgemäss geschlachtet worden ist. Mit dem Ausdruck פסק meint die Mischna nicht nur das Losreissen der סימנים vom Schlund, der gebräuchliche Ausdruck hierfür ist vielmehr שמט, sondern, wie auch aus dem: או שהחליד את הסכין תחת השני ופסקו zu ersehen ist, jedes Zertrennen oder Aufschneiden der סימנים, das nicht mit dem Messer in der vorgeschriebenen Weise geschieht, also auch das Schneiden mit einem schartigen Messer. Ist entweder die Speiseröhre oder die Luftröhre nicht in der vorgeschriebenen Weise geschlachtet worden, so ist das Tier nach R. Jeschebab נבלה).",
+ "Akiba trefa. s. Note 22.",
+ "was beim Schlachten untauglich geworden ist. Zweifelhaft ist, was unter: כל שנפסלה בשחיטתה zu verstehen ist. Die Erklärer fassen es als gleichbedeutend mit שנפסלה »כמקום״ שחיטתה und erklären: wenn das Tier an einer der beiden zu schlachtenden Röhren eine Verletzung hat, die es untauglich macht, so nützt das Schlachten nichts, sondern es ist, auch wenn es geschlachtet wird, נבלה. So entscheidet Maim. (הלכות שחיטה III, 19), dass, wenn die Speiseröhre ein Loch hat oder die Luftröhre in der grösseren Hälfte ihres Umfangs aufgerissen ist, das Tier נבלה ist und, auch wenn es geschlachtet wird, גבלה bleibt; vgl. auch Raschi Chull. 32b v. נקובת הושט und ויש מהן נבלות. Aus unserer Mischna geht allerdings hervor, dass bei פסוקת הגרגרת das Tier נבלה ist, nicht aber auch, wenn der ושט ein Loch hat. In der Tosefta II, 10 heisst es ausdrücklich: נקב הושט ואח״כ שחט את שניהם טרפה ושחיטתה מטהרתה. Es ist der Ausdruck כל שנפסלה בשחיטתה in der Mischna deshalb wohl als Gegensatz zu dem folgenden כל ששחיטתה כראוי, was vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, zu erklären: Alles, was nicht vorschriftsmässig geschlachtet worden ist. Die Mischna würde demnach sagen: hat man eine der beiden Röhren, sei es vor, sei es nach dem Schlachten der anderen, anstatt sie vorschriftsmässig zu schlachten, losgerissen oder sonstwie durch Schlachten mit einem unbrauchbaren Messer oder unter vorschriftswidriger Führung des Messers (החליד את הסכין) aufgeschnitten, so ist das Tier נבלה, weil das Schlachten nicht vorschriftsmässig ausgeführt worden ist. Nach der Ausführung im Talmud ist das Tier auch dann נבלה, wenn vor dem Schlachten eine der beiden Röhren bereits in der grösseren Hälfte ihres Umfangs los- oder aufgerissen war; an der betreffenden Röhre ist das, was durch das Schlachten erreicht werden soll, bereits in vorschriftswidriger Weise ausgeführt, sie gilt daher und ebenso, wenn man nachher die andere Röhre vorschriftsmässig schlachtet, auch das Ganze als unvorschriftsmässig geschlachtet, es trifft daher auch auf diesen Fall die Voraussetzung zu שנפסלה בשחיטתה, das Tier ist deshalb נבלה. War aber die Speiseröhre nur gelöchert, würde demnach nicht daraus hervorgehen, dass das Tier נבלה ist, da ja beide Röhren noch vorschriftsmässig geschlachtet werden können, es würde das mit der oben angeführten Tosefta übereinstimmen. Ed pr. liest: כל שנפסלה „מ״שחיטתה."
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+ "ohne dass dabei Blut herauskommt. Dass kein Blut ausgeflossen ist, ist nicht als Zeichen dafür zu betrachten, dass das Tier schon während des Schlachtens nicht mehr gelebt hat (Maim.). Auch Wild und Geflügel ist tauglich, wenn auch kein Blut beim Schlachten ausgeflossen ist, trotzdem dann die Vorschrift, das beim Schlachten ausgeflossene Blut zu bedecken (Lev. 17, 13), unerfüllt bleiben muss.",
+ "und sie dürfen auch mit nicht gereinigten. מסואבות von סאב = unrein, fleckig sein, davon הסתאב = einen Leibesfehler bekommen, der das Tier zum Opfer untauglich macht. Hier ist gemeint: mit Händen, die nicht unmittelbar vor dem Essen gereinigt worden sind. Hände gelten nach rabbinischer Verordnung, wenn sie nicht unmittelbar vorher gereinigt worden sind, immer für unrein, weil man mit ihnen, ohne darauf zu achten, Unreines berührt haben kann. Diese Unreinheit ist jedoch nur eine Unreinheit zweiten Grades, durch Berührung mit einer solchen wird nur Hebe oder Heiliges unrein, nicht aber Nichtheiliges. Wenn man Hebe oder Heiliges essen will, muss man deshalb jedes Mal vorher die Hände reinigen. Von Hebe oder Heiligem kann die Mischna hier nicht sprechen, da es sich um Fleisch handelt, und zwar auch um Fleisch von Wild, das als Opfer nicht verwendet wurde. Es kann daher nur Nichtheiliges gemeint sein, das von Personen gegessen wird, die, weil sie meistens nur Heiliges zu essen pflegen, aus Vorsicht auch bei Nichtheiligem die Reinheits-Vorschriften beobachten, die eigentlich nur für Heiliges gelten (חולין שנעשו על טהרת הקדש); für solche Personen würde auch das Nichtheilige durch die Berührung mit den nicht unmittelbar vorher gereinigten Händen unrein werden.",
+ "weil sie nicht durch das Blut verunreinigungsfähig geworden sind. Auf Speisen lässt sich eine Unreinheit erst übertragen, nachdem sie mit einer der sieben Flüssigkeiten (Wein, Wasser, Blut, Öl, Milch, Tau, Bienenhonig) befeuchtet worden sind (s. Machsch. VI, 4); so lange dies nicht geschehen, bleiben sie rein, auch wenn sie mit einer Unreinheit in Berührung kommen. Diese Befeuchtung wird deshalb הבשר (für eine Unreinheit tauglich, empfänglich machen) genannt.",
+ "Sie sind durch das Schlachten verunreinigungsfähig geworden. Da sie durch das Schlachten für den Genuss erlaubt worden sind, sind sie dadurch auch zugleich für Verunreinigung empfänglich geworden."
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+ "Wenn man ein schwerkrankes. מסוכן = sich in Lebensgefahr befindend, wenn es so krank ist, dass es auf Schlag und Anruf sich nicht mehr erheben kann.",
+ "Sohn des Gamliel. Ed. pr. und Lowe lesen: ר׳ גמליאל, so auch Talm. 38a (vgl. מהרש״א zur Mischna).",
+ "mit Vorder- und Hinterfuss gezuckt. פרכס (gr. φρίξω) schaudern, zucken, eine zuckende Bewegung machen, das als Zeichen dafür dienen kann, dass das Tier beim Schlachten noch gelebt hat. Das Zucken muss deshalb am Ende des Schlachtens stattgefunden haben.",
+ "wenn [das Blut] herausgespritzt. זינק = den Atem hervorstossen, wobei das Blut herausspritzt vgl. Deut. 33, 22. Subject ist המסכנת.",
+ "Auch. In ed. Venet. und den Talmudausgaben fehlt das Wörtchen אף.",
+ "wenn man es bei Nacht. im Dunkeln, was eigentlich nicht geschehen soll, s. I Note 13.",
+ "Es muss mit dem Vorder- oder mit dem Hinterfuss. nicht, wie R. Simon ben Gamliel verlangt, mit Vorder und Hinterfuss. sondern es genügt, wenn es mit einem Vorderoder einem Hinterfuss gezuckt hat.",
+ "ob es Kleinvieh oder Grossvieh ist. in beiden Fällen genügt ein Zucken mit Vorder-oder Hinterfuss oder ein Wedeln mit dem Schwanz.",
+ "weil das nichts weiter ist als ein Zeichen des Verendens. Das Ausstrecken des Hinterfusses jedoch genügtauch beim Kleinvieh, ebenso das Zurückziehen des ausgestreckten Hinterfusses; ob das Zurückziehen des Vorderfusses beim Kleinvieh genügt, darüber sind die Ansichten der Decisoren geteilt. Beim Grossvieh dagegen genügt das Ausstrecken oder das Zurückziehen eines Vorder- oder Hinterfusses."
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+ "Wenn man für einen Heiden. ein dem Heiden gehörendes Tier.",
+ "ist das Geschlachtete tauglich. weil ohne Weiteres nicht anzunehmen ist, dass der Heide dabei den Gedanken hatte, dass das Tier seinem Götzen zu Ehren geschlachtet werden soll; würde dies der Fall sein, so würde das Tier als einem Götzen dargebracht (תקרובת ע״ז) sowohl für den Genuss als für jeden anderen Gebrauch verboten sein.",
+ "Elieser erklärt es für untauglich. auch zu jeder anderen Benutzung.",
+ "dass der Heide nur etwas vom Zwerchfell. חצר הכבד, wörtlich der Vorhof der Leber, ist in Mischna und Talmud die Bezeichnung für das Zwerchfell; Targum übersetzt היוחרת על הכבד in Lev., worunter nach Raschi das Zwerchfell zu verstehen ist, mit ית חצרא דעל כבדא.",
+ "davon essen soll. selbst wenn der Heide für sich nur etwas von dem allergering-wertigsten Teil beansprucht und das ganze übrige Tier dem Israeliten überlassen bleibt.",
+ "weil die Absicht des Heiden auch unausgesprochen auf den Götzendienst gerichtet ist. d. h. auch in diesem Falle ist anzunehmen, dass er dabei die Absicht hatte, dass das Tier seinem Götzen zu Ehren geschlachtet werden soll.",
+ "Von dem Strengeren lässt sich ein Schluss auf das Leichtere ziehen. dass es nicht, wie der erste Tanna und R. Elieser meinen, auf die Absicht des Heiden, sondern nur auf die Absicht des Schlachtenden ankommt.",
+ "der die Opferhandlung vollzieht. S. Sebach. IV, 6.",
+ "nämlich bei Nichtheiligem. In dieser kurzen Fassung ist der Ausspruch der Mischna nicht zu verstehen, da ja auch bei Nichtheiligem, wie aus der Mischna hervorgeht, eine Absicht das Schlachten untauglich machen kann. Nach dem Talmud ist die Mischna folgendermassen zu ergänzen: wenn bei Opfertieren, wo eine vorschriftswidrige Absicht bei vier Handlungen untauglich machen kann, es nur auf die Absicht desjenigen ankommt, der die Handlungen vollzieht, um wieviel mehr bei Nichtheiligem, wo dieses nur bei zwei Handlungen möglich ist. Die vier Opfer-Handlungen, bei denen eine vorschriftswidrige Absicht das Opfertier untauglich macht, sind nach Raschi das Schlachten, das Auffangen, das Hintragen und das Sprengen des Bluts; für Nichtheiliges, das einem Götzen dargebracht wird, kommen als Opferhandlungen nur das Schlachten und das Sprengen des Blutes inbetracht, das Auffangen und Hintragen des Bluts dagegen gelten bei Götzenopfern gar nicht als Opferhandlungen, das Tier wird deshalb als Götzenopfer nur in den beiden Fällen untauglich, wenn man mit dem Gedanken daran es geschlachtet oder das Blut gesprengt hat. Durch eine vorschriftswidrige Absicht beim Darbringen der Opferstücke (הקטרה) wird bei Heiligem das Opfertier selbst nicht untauglich, ebenso wird auch ein ohne solche Absicht geschlachtetes Tier nicht untauglich, wenn man nachher Teile davon mit dem Gedanken an einen Götzen darbringt. R. Salomo ben Aderet, R. Nissim und R. Serachia Halevi sind der Ansicht, dass ein ohne götzendienerische Absicht geschlachtetes Tier auch dann nicht untauglich wird, wenn man von dem Blut nachher einem Götzen zu Ehren sprengt. Nach ihnen ist der Ausspruch im Talmud so zu verstehen, dass mit den vier Opferhandlungen, bei denen eine vorschriftswidrige Absicht das Opfertier untauglich macht, das Auffangen, das Hintragen, das Sprengen des Bluts und das Darbringen der Opferteile gemeint sind, indem nämlich das Opfer untauglich ist, wenn man es mit der Absicht geschlachtet hat, eine von diesen vier Handlungen in vorschriftswidriger Weise auszuführen; bei einem nichtheiligen Tier dagegen macht nur die Absicht inbezug auf zwei Handlungen das Tier untauglich, nämlich wenn man es mit der Absicht schlachtet, einem Götzen zu Ehren von dem Blut zu sprengen oder davon zu opfern (s. ראש יוסף Glossen zum Talm. Chull. z. St. über die Unvereinbarkeit dieser Erklärung mit der Mischna Sebach. II, 2 und Talm. Sebach. 10 u. 13)."
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+ "ist das Geschlachtete untauglich. es darf nicht gegessen werden, ist aber nicht wie eigentliche Götzenopfer auch zu jeder anderen Nutzniessung verboten; nach Raschi, weil Berge u. s. w. nicht als Götzen die verehrt werden, gelten, selbst wenn man es mit der Absicht, sie damit götzendienerisch zu verehren, geschlachtet hat, ist es deshalb zu anderer Nutzniessung als zum Essen nicht verboten. Nach Maim. meint die Mischna, wenn man nicht eine götzendienerische Verehrung mit dem Schlachten beabsichtigt hat, nur deshalb ist es nur zum Essen, nicht zu jeder anderen Nutzniessung verboten. Hat man einem Berg-Gott, Meeres-Gott u. s. w. zu Ehren geschlachtet, ist es nach allen Ansichten als eigentliches Götzenopfer zu jeder Nutzniessung verboten.",
+ "der Eine zu Ehren eines von allen diesen und der Andere für einen zulässigen. Lowe וא׳ לדבר אחר.",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. jedoch nur, wenn der Eine, der die unerlaubte Absicht beim Schlachten hatte, wenigstens Miteigentümer des Tieres war (Maim.) und anzunehmen ist, dass es ihm Ernst mit seiner Absicht war und er nicht nur dem Anderen einen Schaden verursachen wollte (Ascheri)."
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+ "Man darf nicht in Meere hinein schlachten. Hier sagt die Mischna nicht, dass es, wenn man es so geschlachtet hat, untauglich ist, sondern man soll nur nicht in dieser Weise schlachten, um nicht einen falschen Verdacht zu erwecken.",
+ "und nicht in Flüsse. weil man dadurch in den Verdacht geraten könnte, dass man es dem Meeres- oder Flussgott zu Ehren schlachtet.",
+ "und nicht in Geräte. um nicht den Verdacht zu erwecken, dass man das Blut sammelt, um es einem Götzen zu Ehren zu sprengen.",
+ "dagegen darf man in eine Wassergrube. עוגא oder, wie die Talmudausg. haben, עוגה = eine runde Vertiefung im Boden, vgl. das bibl. עגות runde Kuchen und עג עוגה Taan. III, 8. Ed. pr. und Lowe lesen dafür: עוגל, womit wohl dasselbe gemeint ist. Alfasi, ebenso Aruch und anscheinend auch Maim. (s. הלכות שחיטה II, 6) lesen אגן, also ein Gefäss, ein Becken. In eine Grube oder ein Gefäss, welche Wasser enthalten, darf man schlachten, weil da die Befürchtung wegfällt, dass man meinen könnte, er wolle das Blut zum Sprengen sammeln, da mit Wasser gemischtes Blut sich nicht zum Sprengen als Opferhandlung eignet. Nach dem Talmud ist es jedoch nur gestattet, wenn das Wasser trübe ist; ist das Wasser klar, so ist es verboten, um nicht den Anschein zu erwecken, als ob man dem eigenen vom Wasser wiedergegebenen Spiegelbilde zu Ehren schlachtet (s. Maim. פירוש המשניות).",
+ "auch auf einem Schiff über die Rückseite von Geräten. so dass das Blut über die an die Schiffswand gelehnten Geräte hinweg in’s Meer fliesst, da es in diesem Falle offensichtlich ist, dass man dabei nur die Absicht hat, das Schiff nicht zu beschmutzen. Über die Rückseite von Geräten zu schlachten, ist auch im Allgemeinen nicht verboten, sondern nur in Geräte hinein aus dem Note 54 angegebenen Grunde.",
+ "In eine Grube hinein. d. h. in eine leere Grube. Ed. pr. und Lowe lesen: בגומא.",
+ "darf man überhaupt. einerlei, ob im Hause oder auf der Strasse.",
+ "nicht schlachten. weil es ein heidnischer Brauch war, das beim Schlachten ausfliessende Blut zu sammeln und über dem Blute das Geschlachtete zu verzehren, s. Lev. 19, 20 und Sam. I, 14, 32. 33.",
+ "aber man darf in seinem Hause eine Grube machen. und dann unweit von der Grube, aber nicht direkt in die Grube hinein, schlachten, weil es da offensichtlich ist, dass man nur die Absicht hat, nicht den ganzen Boden mit dem Blut zu beschmutzen.",
+ "auf der Strasse dagegen darf man es nicht so machen. weil man auf die Sauberkeit der Strasse nicht so bedacht zu sein pflegt und doch jemand den Verdacht haben könnte, dass man dabei den heidnischen Brauch im Auge gehabt hat.",
+ "um die Häretiker nicht in ihrem Gebrauche zu bekräftigen. יחקה von חקה wie חקק = befestigen (vgl. Spr. Sai. 8, 27. 29), wovon חק = Gesetz. Raschi und nach ihm Bart. fassen das Wort als derivat. von חק, jedenfalls soll wohl das „den חקות המינים Vorschub leisten“ damit ausgedrückt werden."
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+ [
+ "Wenn jemand. ein nichtheiliges Tier ausserhalb des Heiligtums.",
+ "Friedensopfer. Ed. pr. liest: שלמים, Friedensopfer, die auch זבחי שלמים, häufig, wie auch hier, זבחים schlechthin genannt werden.",
+ "Zweifels-Schuldopfer. S. Sebach. V, Note 48.",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. um zu verhüten, dass jemand, der hört, wie er es mit der erwähnten Bestimmung schlachtet, annimmt, er habe es damit als Opfer weihen wollen, und nun glaubt, dass es erlaubt sei, Heiliges auch ausserhalb des Heiligtums zu schlachten.",
+ "Simon erklärt es für tauglich. Nach R. Simon ist diese Befürchtung kein Grund, um das Geschlachtete für untauglich zu erklären, sondern soll man beim Schlachten solche Dinge, welche eine falsche Auslegung (מראית העין) befürchten lassen, wie auch aus der vorhergehenden Mischna hervorgeht, nur von vornherein unterlassen. Nach Tosf. erklärt R. Simon es deshalb für tauglich, weil nach seiner Ansicht in diesem Falle ein Grund für eine solche Befürchtung überhaupt nicht vorliegt, denn selbst, wenn jemand annehmen sollte, dass der Schlachtende es mit der ausgesprochenen Bestimmung zum Opfer habe weihen wollen, würde er daraus doch nicht den Schluss ziehen, dass es erlaubt ist, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, weil er es ja nur mit der Bestimmung geweiht hat, es ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, und in diesem Falle das Tier nach Ansicht des R. Simon gar nicht als geweiht gilt (s. Menach. XIII, 10).",
+ "der Eine mit der Bestimmung zu einem von allen diesen und der Andere für einen zulässigen. Ed. Lowe hat auch hier: לשם דבר אחר",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. weil auch in diesem Falle die erwähnte Befürchtung vorliegt.",
+ "Gewissheits-Schuldopfer. eines von den Sebach. V, 5 genannten Schuldopfern.",
+ "so ist es untauglich. Ed pr. und Lowe lesen: פסול, die Talmud- und meisten Mischna-Ausgaben: אסור, beides gibt den gleichen Sinn.",
+ "kann es nicht als Gelübde oder freiwillige Gabe. Ed. pr.: לא נדר ולא נדב.",
+ "so ist es tauglich. Hat man das Tier mit der Bestimmung zu einem Opfer, das nicht freiwillig dargebracht werden kann, geschlachtet, so liegt die erwähnte Befürchtung nicht vor, da es bekannt zu sein pflegte, wenn jemand ein Pflichtopfer darzubringen hatte, ebenso wenn das Tier eine Erstgeburt oder ein Zehnt war. Hatte jedoch der Schlachtende tatsächlich ein Sünd- oder ein Schuldopfer zu bringen und ebenso, wenn er ein Tier zum Opfer geweiht hatte, für das er jetzt das Tier, das er schlachtet, als תמורה bestimmt haben könnte, so ist das Geschlachtete untauglich (Talmud.). Die am Anfang der Mischna genannten Opfer können freiwillig gelobt und dargebracht werden, Ganz-, Friedens- und Dankopfer nach allen Ansichten, Zweifels-Schuldopfer nach Ansicht des R. Elieser (Kerit. VI, 3), zum Pesachopfer kann man schon im Laufe des Jahres ein Tier weihen und, wenn man es dann vor dem Pesachfeste darbringt, gilt es als Friedensopfer."
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+ "Wenn die Speiseröhre ein Loch hat. wenn sowohl die innere wie die äussere Haut an derselben Seite der Speiseröhre, wenn auch nicht an derselben Stelle, durchlöchert sind, da beim Kauen und Schlucken die Häute sich hin- und herziehen und so auch die an verschiedenen Stellen sich befindenden Löcher sich zusammenfinden können. נקובת הושט wörtlich: (ein Tier) das an der Speiseröhre ein Loch hat, ebenso פסוקת הגרגרת.",
+ "die Luftröhre abgerissen ist. wenn die Luftröhre an irgend einer Stelle in der grösseren Hälfte ihres inneren Umfangs auseinandergerissen ist; ist sie dagegen ihrer Länge nach gespalten, so ist es nicht trefa, sobald sie nur an ihrem oberen und unteren Ende noch unversehrt ist.",
+ "wenn die Gehirnhaut. die unmittelbar über dem Gehirn liegende Haut, wenn selbst der darüber liegende Knochen unversehrt ist.",
+ "wenn das Rückgrat gebrochen und das Rückenmark abgerissen ist. wenn die das Mark einschliessende Haut an einer Stelle in der grösseren Hälfte ihres Umfangs auseinandergerissen ist; diese Verletzung genügt, das Tier trefa zu machen, auch wenn das Rückgrat unverletzt ist, sie pflegt nur zumeist eine Folge der Verletzung des Rückgrats zu sein.",
+ "wenn die Leber fort und nichts von ihr zurückgeblieben ist. Nach dem Talm. ist dies nur die Ansicht eines Tanna, während nach der Ansicht des anderen das Tier trefa ist, wenn nicht mindestens soviel wie eine Olivengrösse von der Leber noch vorhanden ist (vgl. weiter Mischna 2).",
+ "wenn die Lunge ein Loch hat. wenn die beiden Häute der Lunge durchlöchert sind, so dass die Luft entweicht, wenn man die Lunge aufbläst.",
+ "oder etwas von ihr fehlt. wenn ein Lungenflügel fehlt, nach Maim. (הלכות שחיטה VIII, 7) auch wenn, ohne dass die Häute verletzt sind, an der Lungen-Materie etwas fehlt.",
+ "Nur wenn das Loch bis zur Lungen-Schlagader. סמפונות heissen die kleinen durch die ganze Lunge sich verteilenden Blutadern (vielleicht σίϕων = Röhre), בית הסמפונות die grosse Lungen-Schlagader auf der rechten und linken Seite der Lunge, in welche diese Verzweigungen münden.",
+ "wenn im Labmagen. קיבה (von קבב, Höhlung) der eigentliche Magen, in dem die Verdauung vor sich geht. Der Magen der Wiederkäuer besteht aus vier Abteilungen, die in der Reihenfolge, wie die Speisen in sie gelangen, קיבה ,המסס ,בית הכוסות ,כרס heissen.",
+ "in der Gallenblase. die Gallenblasse, an einer Stelle, wo das Loch nicht durch die anliegende Leber verschlossen wird.",
+ "in den Dünndärmen. wenn nicht das Loch durch einen anliegenden anderen Teil des Darms oder durch anliegendes Fett verschlossen wird.",
+ "der innere Pansen. כרס (vgl. כרש Jerem. 51, 34) arab. كرش, die erste sackförmige Magenabteilung, in welche die Speisen aus der Speiseröhre zunächst gelangen. Was unter dem inneren und was unter dem äusseren כרס zu verstehen ist, darüber finden sich im Talmud verschiedene von einander abweichende Erklärungen. Nach der Halacha gilt der ganze כרס als innerer כרס und als äusserer die von der Brust bis zu den Nieren reichende dicke Haut, unter welcher der כרס liegt. Ein kleiner Teil des כרס liegt unter den Rippen an der Brust, der grössere Teil unter dieser Haut. Wenn der Teil dieser Haut, der über dem כרס liegt, zur grösseren Hälfte der Länge oder der Breite nach aufgerissen ist, so dass der כרס darunter bloss liegt, ist das Tier trefa.",
+ "bei einem kleinen die grössere Hälfte. Ed. pr. und Lowe lesen korrekter: בגדולה טפח ובקטנה רובה. Bei einem grossen Tiere, bei dem die Hälfte der Haut länger als eine Handbreite ist, genügt schon eine Handbreite, bei einem kleineren ist das Tier nur trefa, wenn die grössere Hälfte aufgerissen ist.",
+ "wenn der Blättermagen. המסס heisst die dritte Magenabteilung, in welche die Speisen nach dem Wiederkauen gelangen. Die gebräuchliche Aussprache des Wortes ist: הֶמְסֶס, wonach das lat. omasus zu vergleichen wäre; danach würde aber der Artikel fehlen, den man, wie bei הקיבה und בית הכוסות, erwartet. Das ה ist wohl vielmehr der Artikel und das Wort von מסס = zerfliessen abzuleiten, weil in diesem Magen die Speisen zerrieben und für die Verdauung vorbereitet werden.",
+ "oder der Netzmagen. בית הכוסות heisst die zweite Magenabteilung, in welche die Speisen vor dem Wiederkauen aus dem כרס gelangen; die innere Oberfläche ist in netzartige Falten, Behälter geteilt, daher die Bezeichnung בית הכוסות, nach seiner äusseren Form nennt man diesen Magen auch die Haube.",
+ "nach aussen. Da der Netzmagen und der Blättermagen durch eine Öffnung mit einander in Zusammenhang stehen, so schadet es nichts, wenn die innere Wand des einen nach der inneren Wand des anderen auch sonst noch durchlöchert ist; nur wenn in ihren Aussenwänden, wo sie nicht mit einander zusammenhängen, ein Loch ist, ist das Tier trefa.",
+ "wenn es vom Dach heruntergefallen ist. und man es gleich danach geschlachtet hat, weil da zu befürchten ist, dass es durch die Erschütterung des Falls sich an einem seiner Glieder oder Organe einen unheilbaren Schaden zugezogen hat. Hat es dagegen nach dem Falle sich von selbst wieder erhoben oder, ohne sich zu erheben, 24 Stunden gelebt, so braucht man nur zu untersuchen, ob alle Glieder und Organe heil geblieben sind. Ist es nach dem Fall eine Strecke in seinem gewöhnlichen Gang gegangen, so bedarf es auch dieser Untersuchung nicht.",
+ "wenn. Ed. pr, ed. Venet. und Lowe lesen übereinstimmend ונשתברו.",
+ "die grössere Hälfte der Rippen. der grossen Mark enthaltenden Rippenknochen, es sind deren 22, 11 an jeder Seite; wenn die grössere Hälfte dieser Rippen an einer Stelle von der Mitte der Rippe zum Rückgrat hin gebrochen ist, ist das Tier trefa.",
+ "und wenn es von einem Wolf gepackt. דרס = treten, niederdrücken, der gebräuchliche Ausdruck für das Zupacken der Raubtiere mit den Vorderklauen, wobei, wie angenommen wird, aus diesen eine Flüssigkeit sich absondert, die tödlich auf die gepackte Beute wirkt.",
+ "Jehuda sagt. Ed. pr.: שר׳ יהודה אומר.",
+ "das von einem Wolf. von einem grösseren Raubtiere.",
+ "kleines Geflügel. wie Tauben oder junge Hühnchen.",
+ "das von einem Habicht. נץ nach Einigen eine Habichtart, nach Anderen der Sperber.",
+ "das von einem Geier. Ed. Lowe: הגז ebenso Aruch., wohl von גזז = hinraffen, der Geier, nach Anderen: der Falke oder der Habicht.",
+ "was so nicht lebensfähig wäre. was einen Fehler hat, mit dem es nicht wenigstens noch 12 Monate hätte leben können."
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+ "Wenn die Luftröhre durchlöchert. ohne dass durch das Loch oder, wenn es mehrere Löcher sind, durch die Löcher zusammen an der Luftröhre soviel wie ein Issar fehlt, s. weiter.",
+ "oder gespalten. der Länge nach, s. oben Note 2.",
+ "wie gross darf die Lücke sein. die durch das Loch oder die Locher entstanden ist.",
+ "Bis zu einem italischen Issar. איסר = as, ἀσσάριον. Wenn zusammengenommen soviel wie ein As oder mehr an der Luftröhre fehlt, ist es trefa; nach Maim. im Commentar zur Mischna und Barten. ist es erst trefa, wenn mehr als ein As fehlt (s. dagegen Maim. הלכות שחיטה III, 23).",
+ "wenn der Schädel einen Defect hat. נפחת von פחת = weniger werden, wenn die Schädeldecke an einer oder an mehreren Stellen einen Defect aufweist; sind jedoch die Lücken zusammengenommen so gross wie ein Sela, ist es trefa.",
+ "aber eine Olivengrösse. Da es in der vorhergehenden Mischna heisst, dass das Tier nur dann trefa ist, wenn nichts von der Leber zurückgeblieben ist, so müssen nach dem Talmud diese beiden Aussprüche von zwei verschiedenen Tannaim herrühren. Ed. pr., ed. Venet. und Lowe lesen auch hier: ונשתייר הימנה כל שהוא (s. auch R. Nissim zum Alfasi). Nach der Halacha muss je eine Olivengrösse an den Stellen, wo sie am Zwerchfell und wo sie an den Nieren befestigt ist, und eine Olivengrösse an der Stelle, wo sie mit der Galle zusammenhängt, noch vorhanden sein.",
+ "wenn die Milz fort ist. gleichviel, ob sie durch Krankheit geschwunden oder mit dem Messer entfernt worden ist oder ob das Tier überhaupt keine Milz gehabt hat, s. weiter IV, 1.",
+ "die Nieren fort sind. wenn sie durch Krankheit geschwunden sind, ist es nach einigen Decisoren trefa, weil schon bei Erkrankung einer Niere bis auf den Einschnitt (חריץ) das Tier trefa ist.",
+ "der Unterkiefer fort ist. der Unterkiefer-Knochen, Luft- und Speiseröhre aber noch fest am Fleische hängen.",
+ "die Gebärmutter. Ed. Lowe: האום.",
+ "wenn [die Lunge] infolge höherer Gewalt eingeschrumpft. חרותה heisst nach Raschi eine Lunge, die vertrocknet und dadurch hart geworden ist wie ein חרותא, d. i. ein starker Baumzweig; der Talmud erklärt es mit צמקה = vertrocknet, zusammengeschrumpft (s. Hos. 9, 14). Unter חרותה בידי שמים ist zu verstehen, wenn das Tier durch ein Naturereignis, Donner, Blitz und dergleichen erschreckt worden ist; der Gegensatz ist חרותה בידי אדם, wenn ein Mensch, nach den meisten Decisoren auch irgend ein anderes Wesen, das Erschrecken verursacht hat.",
+ "ist. Ed. pr. fügt hinzu: כשרה, ed. Lowe: כשרה בידי אדם פסולה",
+ "Hat es keine Haut. wenn die ganze Haut abgezogen oder durch Krankheit geschwunden ist. גלודה von גלד arab. جلد = die Haut abziehen, גלד = die Haut (Hiob 16, 15)."
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+ "ein Wiesel. חולדה = Wiesel, nicht, wie Saadia החלד (Lev. 11, 29) nach dem arab. خلد übersetzt, der Maulwurf.",
+ "es am Kopfe verwundet hat. Da Geflügel, das von einem Wiesel gepackt worden ist, schon aus dem Grunde, weil es als דרוסה gilt, trefa ist, muss hier gemeint sein, wenn das Wiesel es nicht gepackt, sondern mit den Zähnen verwundet hat.",
+ "wo es dadurch trefa wird. wo zu befürchten ist, dass durch die Verwundung ein Loch in der Gehirnhaut entstanden ist.",
+ "wenn der Magen. קורקבן syr. ܦܽܘܪܦܟܳܢܳܐ ist in Mischna und Talmud die spezielle Bezeichnung für den Vogelmagen.",
+ "Wenn es in’s Feuer gefallen ist und die Eingeweide. בני מעים heissen in weitestem Sinne alle im Innern des Tieres befindlichen Teile wie Herz, Leber, Magen, Darm u. s. w.",
+ "angesengt sind. נחמרו von חמר arab حمر = rot sein, oder = خمر = gähren, schäumen, davon חמרמר (Hiob 16, 16; Klagel. 1, 20) = erhitzt sein, glühen; das Pass. hat hier die Bedeutung: von der Hitze angegriffen werden.",
+ "ist es tauglich. ebenso ist es umgekehrt, wenn Eingeweide, die von Natur grün oder gelb sind, ebenso geblieben sind, tauglich, wenn sie rot geworden sind, untauglich.",
+ "Hat man es getreten oder an die Wand geschlagen oder hat ein Vieh es niedergedrückt. so dass wie bei einem Vieh, das vom Dach heruntergefallen ist, zu befürchten ist, dass es sich einen unheilbaren Schaden zugezogen hat, s. oben Note 17.",
+ "und es rührt sich noch. ist aber nicht aufgestanden und gelaufen.",
+ "und man hat es, nachdem es noch 24 Stunden. מעת לעת von der Zeit, wo es geschehen, bis zur Wiederkehr derselben Zeit am darauf folgenden Tage.",
+ "gelebt hat. S. oben 17."
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+ "wenn die Flügel. Ed. pr. und Lowe: אגפיה.",
+ "die Füsse. unterhalb des Knies (s. IV, 6.)",
+ "die Schwungfedern. die grossen Federn mit langen Spulen.",
+ "Wenn die Flaumfedern. die kleinen weichen Federn, welche die Haut unmittelbar bedecken. Die Ansicht des R. Jehuda wird damit begründet, dass ein Vogel, dem die Flaumfedern fehlen, wie ein Tier ohne Haut ist (vgl. oben Mischna 2). Maim. im Comment. zur Mischna versteht unter נוצה die dünne Haut über dem Kropf mit ihren Federn, wohl mit Beziehung auf בנצתה Lev. 1, 16."
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+ "das an Blutandrang erkrankt ist. wörtlich: vom Blut ergriffen, überwältigt.",
+ "an Wärme-Entziehung. המצוננת fehlt in ed. pr. und ed. Lowe.",
+ "das Oleander. הרדופני = ῥοδοδάϕνη: Oleander, nach dem Aruch: Lorbeer, nach Anderen: Wermut (s. Raschi zu Pesach. 39 a), eine Pflanze, deren Genuss auf Tiere als Gift wirkt.",
+ "Hühner-Kot. dem ebenfalls eine giftige Wirkung auf Tiere zugeschrieben wird.",
+ "gefressen oder schädliches Wasser. Wasser, das in Gegenden, wo Giftschlangen zu Hause sind, unbedeckt gestanden hat (מים מגולים), so dass zu befürchten ist, dass eine Schlange davon getrunken und dabei ihr Gift hineingespritzt hat. Solches Wasser gilt allerdings auch für den Menschen als lebensgefährlich, das Tier, das davon getrunken hat, ist deshalb auch nur dann für den Genuss erlaubt, wenn nach dem Trinken sich keinerlei Veränderung an ihm gezeigt hat, so dass daraus ersichtlich ist, dass das Wasser kein Gift enthalten hat (s. טורי זהב zu Jore Deah 116, 7).",
+ "ist tauglich. weil ja selbst ein lebensgefährlich erkranktes Tier geschlachtet und gegessen werden darf (s. II, 6).",
+ "Hat es Gift. das auf den Menschen tötlich wirkt.",
+ "gefressen oder ist es von einer Schlange gebissen worden. Ed. Lowe: שנשכה."
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+ "Die Kennzeichen für Vieh und Wild. welche Arten für den Genuss erlaubt sind.",
+ "sind von der Tora angegeben. Lev. 11. 1—8; Deut. 14, 3—8.",
+ "und die Kennzeichen für Geflügel sind nicht angegeben. S. Lev. 11, 13—23; Deut. 14, 11—20.",
+ "der greift. Nach Raschi: der das zu Verzehrende mit den Krallen greift und vom Boden aufhebt, nach Anderen: der die von ihm gepackten Tiere durch das aus den Krallen kommende Gift tötet (s. oben Note 20).",
+ "der eine überzählige Zehe. Nach Raschi die grosse hintere Zehe. die abseits von den anderen Zehen steht, nach Anderen bedeutet יתירה hier soviel wie „grösser“: bei denen eine unter den Zehen länger ist als die anderen.",
+ "der sich abschälen lässt. wo die innere Magenhaut von dem fleischigen Teile des Magens sich mit der blossen Hand abziehen lässt.",
+ "ist rein. die drei genannten Kennzeichen der Reinheit müssen nicht gerade alle bei einem reinen Vogel vereinigt sein, andererseits gibt es auch Vögel, die das eine oder das andere der genannten Kennzeichen aufzuweisen haben und dennoch zu den von der Tora für den Genuss verbotenen Vögeln gehören. Da es sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen lässt, welche Vögel mit den in der Tora aufgezählten unreinen Vogelarten gemeint sind, so dürfen deshalb nur solche Vogelarten als für den Genuss erlaubt betrachtet werden, von denen dies nach Gebrauch und Überlieferung feststeht.",
+ "der seine Füsse teilt. wenn man ihn auf ein ausgespanntes Seil stellt, zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten setzt."
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+ [
+ "Bei Heuschrecken. sind Kennzeichen der Reinheit. S. Lev. 11, 21—22.",
+ "die vier Füsse und vier Flügel und Springfüsse. zwei Springfüsse ausser den vier Füssen. קרסולים in der Bibel (2 Sam. 22, 37. Ps. 18, 37): die Knie-Knöchel, hier chaldäische Übersetzng für das biblische כרעים. Die Talmudausg. lesen: קרצולים.",
+ "und deren Flügel den grösseren Teil von ihr. die grössere Hälfte des Körpers.",
+ "Und die חָגָב wird. חגב ist der Gattungsname für die vier in der Bibel genannten erlaubten Heuschreckenarten.",
+ "der Flossen und Schuppen hat. Lev. 11, 9—12. Deut. 14, 9—10.",
+ "Zwei Schuppen und eine Flosse. genügen als Kennzeichen der Reinheit.",
+ "die fest anliegen. fest auf der Haut aufliegen und sich nicht bewegen sie müssen aber mit dem Messer von der Hau loszulosen sein, ohne dass die Haut selbst dabei zerschnitten wird.",
+ "mit denen er schwimmt. פרח Grundbedeutung: hervorbrechen, durch brechen, daher sowohl das Durchbrechender Blüten, wie das Durchschneiden der Luft bei den Vögeln, wie das Durchschneiden des Wassere bei den Fischen."
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+ "Wenn ein Vieh schwer. המקשה Hif. wie בהקשתה בלדתה Gen. 35,17.",
+ "wirft und das Junge einen Vorderfuss herausgesteckt und wieder zurückgezogen hat. und man dann, bevor das Junge geboren ist, das Muttertier geschlachtet hat.",
+ "so darf es. das Junge.",
+ "gegessen werden. Nach der mündlichen Überlieferung bedeutet das an sich überflüssige בבהמה in dem Schriftverse (Deut. 14, 6): וכל בהמה — בבהמה אתה תאכלו, dass ein noch ungeborenes und selbst ein vollständig lebensfähiges Junges, das im Mutterleibe gleichviel ob lebend oder tot gefunden wird, durch das Schlachten der Matter für den Genuss erlaubt wird, ohne dass es selbst geschlachtet zu werden braucht. Dagegen wird aus dem Schriftverse (Exod. 22, 30): ובשר בשדה טרפה לא האכלו die Bestimmung abgeleitet, dass Teile des jungen Tieres, die vor dem Schlachten der Mutter oder während desselben aus der Gebärmutter herausgetreten sind, durch das Schlachten der Matter nicht für den Genuss erlaubt werden, selbst wenn sie wieder zurückgezogen worden sind; was ans dem Innenraum, in den es hineingehört, herausgetreten ist (בשר בשדה) ist wie טרפה für den Genuss verboten. Das מותר באכילה der Mischna bezieht sich daher nur auf das übrige Tier, nicht aber auf den Fuss, den es herausgesteckt hatte, dieser bleibt, trotzdem er wieder zurückgezogen worden ist, verboten. Ist er nicht wieder zurückgezogen worden, so ist nicht nur das, was von ihm herausgetreten ist, verboten, sondern er muss noch etwas weiter hinein vom Körper abgetrennt werden. Diese Bestimmungen betreffen jedoch nur den Fall, wenn das Junge durch das Schlachten der Mutter für den Genuss erlaubt wird; ist das Junge dagegen regelrecht geworfen worden, so verliert das vorhergegangene Herausstrecken des einen oder des anderen Gliedes jede Bedeutung. ידו steht natürlich nur beispielsweise, weil in der Regel die Vorderfüsse zuerst herauszutreten pflegen.",
+ "als geboren. es wird durch das Schlachten der Mutter nicht für den Genuss erlaubt, gilt nicht mehr als ein Teil der Mutter, es muss deshalb, wenn es ein ausgetragenes Tier ist und lebt, geschlachtet werden, ist es ein nicht ausgetragenes Tier oder wird es tot aufgefunden, so ist es נבלה.",
+ "Schneidet man etwas von dem Jungen im Mutterleibe ab. und lässt es darin liegen.",
+ "darf es gegessen werden. nachdem das Muttertier geschlachtet worden ist.",
+ "von der Milz oder den Nieren. des Muttertieres. Die Mischna nimmt als Beispiel gerade Milz und Nieren an, weil durch das vollständige Fehlen beider das Tier nicht trefa wird (s. oben III, 2) und auch ein Loch oder eine Verletzung nur an ganz bestimmten Stellen bei beiden das Tier trefa macht.",
+ "darf es nicht gegessen werden. Aus dem beschränkenden אותה in dem oben (Note 4) angeführten Schriftverse בבהמה אותה תאכלו wird geschlossen, dass nur das Junge oder Teile von einem Jungen, die man im Innern des Muttertieres findet, durch das Schlachten des Muttertieres für den Genuss erlaubt werden, Teile des Muttertieres selbst dagegen, die man vor dem Schlachten abgeschnitten hat, gelten nicht mehr als zu ihm (אותה) gehörend und werden deshalb durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt."
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+ "darf man Glied für Glied abschneiden und es den Hunden vorwerfen. weil es als Erstgeburt erst gilt, nachdem die grössere Hälfte geboren ist.",
+ "muss es. das ganze Tier, auch die stückweise abgeschnittenen Glieder, wenn sie noch vorhanden sind; nach anderen Erklärern werden die vorher abgeschnittenen Glieder nicht als Erstgeburt betrachtet und ist mit יצא רובו gemeint, wenn die grössere Hälfte des Tieres zugleich herausgetreten und abgeschnitten worden ist.",
+ "vergraben werden. Erstgeburt, die nicht gegessen werden darf, ist auch zu jeder anderen Nutzniessung verboten und muss vergraben werden.",
+ "und [das Vieh] ist von der Erstgeburtspflicht frei. Nach Maim. bezieht sich dieses nur auf den zweiten Fall, nur wenn die grössere Hälfte des Jungen herausgetreten ist und im Ganzen oder zerschnitten gleichzeitig uns vor Augen gelegen hat, gilt das Herausgetretene als Erstgeburt und ist das Tier fernerhin von der Erstgeburtspflicht frei, nicht aber, wenn die herausgetretenen Glieder stückweise abgeschnitten und den Hunden vorgeworfen worden sind, so dass in keinem Augenblicke die grössere Hälfte des Geborenen gleichzeitig uns Vorgelegen hat. Nach Raschi und Tosf. bezieht sich das ונפטרה מן הבכורח auch auf den ersten Fall und ist auch da das Muttertier von der Erstgeburtspflicht fortan frei."
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+ "so bleibt er rein. weil ein im Innern eines menschlichen oder tierischen Körpers eingeschossener unreiner Gegenstand (טומאה בלועה) nicht verunreinigt. R. Ismael folgert das aus dem Schriftverse (Num. 19, 16): וכל אשר יגע על פני השדה Alles, was auf offenem Felde anrührt u. s. w. wird unrein, nicht aber, was an einen im Innern eines menschlichen oder tierischen Körpers eingeschlossenen unreinen Gegenstand anrührt (Talm. 72a). Aber auch R. Akiba, der der entgegengesetzten Ansicht ist, dass auch in einem solchen Falle die Berührung verunreinigt, stimmt hier, wie im Talmud ausgeführt wird, der Entscheidung der Mischna zu, dass die Berührung des im Mutterleibe abgestorbenen Jungen nicht verunreinigt, und zwar, wenn es ein reines Tier ist, aus dem Grunde, weil da das Junge durch das Schlachten der Mutter sogar zum Genuss erlaubt wird (s. oben Note 4), es deshalb unmöglich als Aas, das verunreinigt, betrachtet werden kann; aus dem Schriftverse (Lev. 11, 39): וכי ימות מן הבהמה אשר היא לכם לאכלה, in dem מן הבהמה auf unreine Tiere und אשר היא לכם לאכלה auf reine bezogen wird, wird dann weiter gefolgert, dass ebenso wie das abgestorbene Junge eines reinen auch das eines unreinen Tieres nicht verunreinigt.",
+ "Bei einem unreinen ist er unrein. Als Begründung für die Ansicht des R. Jose wird der Schriftvers (Lev. 5, 2) angeführt: או נפש אשר תנע בכל דבר טמא או בנבלת חיה טמאה או בנבלת בהמה טמאה; daraus, dass hier das Aas eines reinen Tieres, das doch auch verunreinigt, gar nicht erwähnt wird, ist zu schliessen, dass es eine Art von Aas geben muss, das nur, wenn es von einem unreinen Tiere ist, verunreinigt, von einem reinen Tiere dagegen nicht, das ist nach R. Jose das Aas eines im Mutterleibe abgestorbenen Jungen.",
+ "Wenn. In ed. pr. wird dieser zweite Teil der Mischna mit dem ersten durch ein וכן verbunden.",
+ "bei einer Frau das Kind im Mutterleibe abgestorben ist und die Hebamme hat ihre Hand hineingesteckt. Ed. Lowe: והושיטה.",
+ "ist die Hebamme sieben Tage unrein. Auch hier ist die Hebamme nur nach rabbinischer Verordnung unrein, denn eigentlich verunreinigt die Berührung des noch im Mutterleibe befindlichen Kindes nicht. Da aber zu befürchten ist, dass der Kopf des Kindes bereits, ohne dass die Hebamme es gemerkt hat, aus der Gebärmutter herausgetreten und damit das Kind schon als geboren zu betrachten war, als die Hebamme es berührte, ist sie nach rabbinischer Verordnung in jedem Falle unrein. Bei einem Tiere dagegen liegt diese Befürchtung nicht vor, weil die Gebärmutter bei einem Tiere während der Geburt von aussen so sichtbar ist, dass es dem Hirten nicht entgangen wäre, wenn der Kopf bereits herausgetreten war.",
+ "rein. weil die Frau den Moment deutlich spürt, wenn der Kopf heraustritt."
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+ "so ist das Fleisch. das ganze Junge mit Ausnahme des abgeschnittenen Gliedes.",
+ "rein. es ist durch die Berührung mit dem abgeschnittenen Gliede nicht unrein geworden, weil es, so lange es sich im Mutterleibe befindet, als Teil des Muttertieres gilt, und ein noch lebendes Tier eine Unreinheit überhaupt nicht annimmt.",
+ "das Aas berührt hat. Durch das Schlachten des Tieres gilt nur der noch im Mutterleibe sich befindende Teil des Jungen als geschlachtet, nicht aber der Fuss, der sich draussen befindet, dieser gilt vielmehr, wenn es ein totes Junges ist, als נכלה, wenn es ein lebendiges ist, als אבר מן החי d. h. ein von einem noch lebenden Tiere losgelöstes Glied, das die gleiche Unreinheit an sich hat wie נבלה. Nun gilt im Allgemeinen allerdings der Grundsatz, dass eine Unreinheit durch Berührung sich nur überträgt, wenn zwei getrennte Gegenstände oder Teile sich berühren, nicht aber zwei zusammenhängende Teile eines Gegenstandes, von denen der eine unrein und der andere rein ist, die sich also nur innerlich berühren (טומאת בית הסתרים). Hier aber ist trotzdem das Junge durch das herausgestreckte Glied unrein geworden, nach Ulla, weil während des Abschneidens, wo das Glied schon zum Teil von dem Körper getrennt war, das Glied den übrigen Körper berührt und dadurch verunreinigt hat, nach Rabina, weil das Glied, das doch einmal vom Körper abgetrennt werden muss, auch vor dem Abtrennen schon betrachtet wird, als wäre es bereits abgetrennt (כל העומד לחתוך בחתוך דמי), und deshalb die Unreinheit auf den übrigen Körper überträgt. Nach Rabina wäre das Junge auch schon unrein, während der Fuss noch mit dem Körper zusammenhängt (Talmud).",
+ "das geschlachtetes Trefa berührt hat. Nach Ansicht der Weisen wird durch das Schlachten des Muttertieres allerdings das herausgestreckte Glied nicht zum Genuss erlaubt, es gilt aber dennoch als Glied eines geschlachteten Tieres, das nur wie das eines vorschriftsmässig geschlachteten Tieres, das als trefa befunden worden ist, nicht gegessen werden darf, aber, ebenso wie dieses, nach Tora-Vorschrift überhaupt nicht unrein ist, nach rabbinischer Verordnung nur Heiliges durch Berührung verunreinigt.",
+ "dass das Trefa durch das Schlachten rein wird. trotzdem es für den Genuss nicht erlaubt wird, hat das Schlachten doch die Wirkung, dass es nicht als נבלה betrachtet wird.",
+ "so wird durch das Schlachten des Viehs auch das Glied. das vor dem Schlachten herausgestreckte Glied des Jungen. Ed. pr, und Lowe lesen hier und ebenso in der Erwiderung des R. Meïr: העובר, ebenso auch die Tosefta, das ganze Junge ist rein und nicht durch die Berührung mit dem herausgestreckten Gliede unrein geworden, weil auch für dieses das Schlachten des Muttertieres die Wirkung hat, dass es, wenn auch nicht für den Genuss erlaubt, so doch nicht als נבלה betrachtet wird. Auch in dem Vorhergehenden wird ja nicht von der Reinheit oder Unreinheit des Gliedes, sondern von der des Jungen gesprochen; zu der Erwiderung des R. Meïr stimmt allerdings die Lesart האבר besser.",
+ "das doch nicht zu dem Tiere selbst gehört. sondern ein Teil des Jungen ist.",
+ "wie ein unreines Vieh durchs Schlachten nicht rein wird. weil es von den unreinen Tieren heisst (Lev. 11, 26): כל הנוגע בחם יטמא, nicht בנבלתם oder במותם; da ein Tier, so lange es lebt, nicht verunreinigt, meint hier nach der Tradition die Schrift unreine Tiere, die nicht mehr leben, aber auch nicht von selbst gefallen sind, sondern die man in der bei reinen Tieren vorgeschriebenen Weise geschlachtet hat (Sifre).",
+ "wo es tauglich gewesen. wo es durch das Schlachten auch zum Genuss erlaubt geworden wäre.",
+ "Zugegeben. wörtlich: nimm dir das.",
+ "wofür du einen Grund angegeben hast. nämlich dass ein Tier, das einmal nicht trefa gewesen, auch nachdem es trefa geworden ist, wenn es geschlachtet wird, nicht נבלה wird.",
+ "Wenn aber ein Tier aus dem Mutterleibe als Trefa geboren ist. so dass es keine Zeit gegeben hat, wo es, wenn man es geschlachtet hätte, auch zum Genuss erlaubt geworden wäre.",
+ "] Nein. der erwähnte Schluss vom unreinen Vieh auf das Trefa ist nicht richtig.",
+ "für die das Schlachten gilt. deshalb ist es wie jedes andere Tier der gleichen Art, das nicht trefa ist, wenn es geschlachtet worden ist, nicht נבלה. Nach einer anderen Ansicht (Talm. 74a) wird diese Bestimmung, dass ein Tier, das trefa ist, wenn es geschlachtet worden ist, nicht verunreinigt, aus dem Schriftvers (Lev. 11, 89) abgeleitet, weil es dort heisst: וכי ימות „מן״ הבהמה אשר היא לכם לאכלה הנוגע בנבלתה יטמא עד הערב; aus dem beschränkenden מן wird geschlossen, dass es bei den zum Genuss erlaubten Tieren, wenn sie nicht durch das Schlachten zum Genuss erlaubt geworden sind — das würde die Schrift nicht mit וכי ימות ausdrücken —, Fälle gibt, wo das Tier נבלה wird, und Fälle, wo es nicht נבלה wird, letzteres eben in den Fällen, wenn das Tier durch das Schlachten nur deshalb nicht zum Genuss erlaubt geworden ist, weil es trefa ist",
+ "Ein lebendes Achtmonate-Tier. das geboren und geschlachtet worden ist.",
+ "für die das Schlachten nicht gilt. Ein Achtmonate-Tier wird als nicht lebensfähig betrachtet, die Schlachtvorschriften beziehen sich aber nur auf vollständig entwickelte lebensfähige Tiere, deshalb ist das Tier נבלה, gleichviel ob es von selbst verendet ist oder man es geschlachtet hat."
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+ "so braucht man es nur aufzuschneiden. da es durch das Schlachten der Mutter zum Genuss erlaubt geworden ist (s. oben Note 4).",
+ "und das Blut herauszuschaffen. denn das Blut ist ebenso wie das Blut der Mutter verboten.",
+ "so muss es geschlachtet werden. R. Meïr ist der Ansicht, dass, sobald das Junge volle 9 Monate alt ist und lebt, es als vollständig ausgetragenes Tier nicht mehr als ein Teil des Muttertieres betrachtet wird.",
+ "und man übertritt bei ihm das Verbot von der Mutter samt dem Jungen. man darf es nickt an demselben Tage schlachten, an dem man die Mutter geschlachtet hat.",
+ "durch das Schlachten der Mutter wird es rein. d. h. das Schlachten der Mutter gilt auch für das Junge, es braucht deshalb nicht geschlachtet zu werden, sondern ist schon durch das Schlachten der Matter auch zum Genuss erlaubt geworden. Nach rabbinischer Verordnung jedoch muss es, sobald es einmal den Erdboden betreten hat, geschlachtet werden, um den Anschein zu vermeiden, als wäre ein Tier auch ohne vorschriftsmässige Schlachtung für den Genuss erlaubt, da ja nicht jeder weise, dass es bereits durch das Schlachten der Mutter zum Genuss erlaubt geworden ist.",
+ "R. Simon aus Schesur sagt: Selbst wenn es. Ed. pr., Venet. Lowe und Talmudausg. lesen: חמש, unsere Mischna-Ausgaben: שמנת, jedenfalls Verwechslung von ה׳ und ח׳, die aber unwesentlich ist, da eine beliebige Anzahl gemeint ist.",
+ "wird es durch das Schlachten der Mutter rein. R. Simon bestreitet die erwähnte rabbinische Verordnung.",
+ "Hat man es aufgeschnitten. nicht geschlachtet.",
+ "so muss es geschlachtet werden. selbst nach Ansicht der Weisen.",
+ "da ja die Mutter nicht geschlachtet worden ist. Aus demselben Grunde muss es auch geschlachtet werden, wenn die Mutter unvorschriftsmässig geschlachtet oder trefa befunden worden ist; ein solches Junges kann also sowohl durch das Schlachten der Mutter als auch, sofern das nicht geschehen, durch eigene Schlachtung zum Genuss erlaubt werden."
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+ "Sind. Diese Mischna gehört eigentlich in den Abschnitt III, in dem die Fälle aufgezählt werden, in denen ein Tier trefa ist; sie ist offenbar nur deshalb hier eingefügt worden, weil im Vorhergehenden von einem Abschneiden des Fusses, den das Junge herausgestreckt hat, gesprochen wird, obgleich darauf die folgenden Bestimmungen gar keine Anwendung finden, da ein Junges, das im Mutterleibe gefunden wird, zum Genuss erlaubt ist, selbst wenn es trefa ist.",
+ "einem Vieh die Hinterfüsse vom Kniegelenk. ארכובה oder רכובה von רכב bedeutet: Kniegelenk, auch Kniestück. Der Talmud bringt zwei Ansichten, was die Mischna hier unter ארכיבה versteht. Das Bein des Tieres besteht aus drei Gliedern., Das oberste Glied, das im Hüftgelenk steckt, wird ירך oder קולית arab. قلة = gehöhltes Gefäss, daher gehöhlter Knochen mit Mark darin genannt, das mittlere שוק oder עצם אמצעי, das untere, an dem der Fuss steckt, ארכובה הנמכרת עם הראש, weil es beim Abhäuten des Tieres gleich abgehauen und mit dem Kopf zusammen verkauft zu werden pflegt. Nach der einen Ansicht meint die Mischna hier mit dem Ausdruck ארכוכה das Gelenk zwischen dem oberen und mittleren Gliede, danach wäre das Tier nur trefa, wenn das Bein von da an und aufwärts abgeschnitten ist, ist es dagegen an irgend einer Stelle des mittleren, wenn nicht gerade an der Stelle, wo die צומת הגידי sich befinden, oder des untersten Gliedes abgeschnitten, so ist es nicht trefa. Nach der anderen Ansicht ist mit ארכובה hier das Gelenk zwischen dem mittleren und untersten Gliede gemeint, danach wäre das Tier auch trefa, wenn das Bein an irgend einer Stelle des mittleren Gliedes, auch da, wo sich keine צומת הגידין befinden, abgeschnitten ist.",
+ "ebenso wenn die Sehnen-Verknotung. צומת von צמם oder צמת, beides hat die Bedeutung: zusammenziehen, zusammenknüpfen. Unter צומת וגידין versteht man die drei starken weissen in einander verwachsenen Sehnen am unteren Teile des mittleren Knochens.",
+ "ist der Knochen gebrochen. der abgebrochene Teil hängt aber durch das ihn umgebende Fleisch noch am Körper fest.",
+ "so wird er. der abgebrochene Teil, wenn der Bruch an einer solchen Stelle ist, dass das Tier, auch wenn das Glied dort vollständig abgeschnitten wäre, nicht trefa ist.",
+ "wenn das Fleisch daran zum grösseren Teile unverletzt geblieben ist. d. h. wenn nur der Knochen gebrochen ist, die Bruchstelle aber noch wenigstens zur grösseren Hälfte von dem darauf liegenden Fleisch und der Haut be deckt ist.",
+ "durch das Schlachten rein. der abgebrochene Teil wird trotz des Bruches noch als mit dem Körper verbunden betrachtet und deshalb ebenso wie das Tier selbst durch das Schlachten rein, er ist nicht נבלה und darf wie das übrige Fleisch des Tieres gegessen werden.",
+ "wird es nicht durch das Schlachten rein. Ist der Bruch an einer solchen Stelle, dass das Tier, wenn das Glied dort vollständig abgeschnitten wäre, trefa ist, so ist dementsprechend, wenn die Bruchstelle noch zur grösseren Hälfte von Fleisch und Haut bedeckt ist, der abgebrochene Teil wie das ganze Tier zum Genuss erlaubt, ist dies nicht der Fall, so ist das ganze Tier trefa."
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+ "Schlachtet man ein Vieh und findet darin eine Fruchthaut. die Haut, in welcher der Fötus in der Gebärmutter liegt.",
+ "wer eine gesunde Natur hat. נפש היפה dasselbe wie שדעתן יפה Menach. XI, 7, wer eine gute Natur hat und sich nicht davor ekelt.",
+ "weder eine Speisen-Unreinheit. wie andere Speisen, die mit einer Unreinheit in Berührung gekommen sind, weil sie nicht als etwas Essbares betrachtet wird.",
+ "noch. In ed. Lowe fehlen die Worte: לא טומאת אוכלין ולא.",
+ "eine Aas-Unreinheit. wenn das Muttertier selbst verendet ist, weil nur das Fleisch eines verendeten Tieres נבלה wird, die שליא aber nur eine Haut ist.",
+ "hatte man es auf sie abgesehen. man wollte gerade die שליא essen.",
+ "nimmt sie Speisen-Unreinheit an. weil sie dadurch für den Betreffenden die Eigenschaft einer essbaren Speise erhalten hat.",
+ "Aas-Unreinheit dagegen nicht. weil sie immerhin als Fleisch dennoch nicht betrachtet werden kann.",
+ "Ist die Fruchthaut zum Teil herausgetreten. während das Tier noch lebte.",
+ "darf sie nicht mehr gegessen werden. da in dem herausgetretenen Teile vielleicht, ohne dass es noch zu erkennen ist, sich der Kopf des Fötus befunden hat, mit dem Heraustreten des Kopfes aber das Junge schon als geboren gilt und daher weder das Junge noch die zu ihm gehörende Fruchthaut durch das Schlachten der Mutter für den Genuss erlaubt wird.",
+ "sie ist ein Zeichen [für das Vorhandensein] eines Kindes bei der Frau. die demnach durch das Heraustreten einer שליא wie durch eine stattgehabte Geburt unrein wird, wenn auch von dem Fötus nichts zu erkennen ist.",
+ "und. In ed. Lowe fehlt das ו.",
+ "darf sie den Hunden vorgeworfen werden. weil die Wahrscheinlichkeit die gleiche ist, dass ein weiblicher wie dass ein männlicher Fötus darin war, aber auch, wenn es ein männlicher war, die Möglichkeit vorliegt, dass es nicht ein von derselben, sondern von einer nur ähnlichen Tierart (נדמה) gewesen ist, und auch in diesem Falle das Junge nicht als בכור betrachtet wird (s. Bechor. II, 5).",
+ "bei Opfertieren muss sie vergraben werden. weil da das weibliche wie das männliche Junge heilig ist.",
+ "weil das Amoriter-Brauch war. ein abergläubisches Mittel, durch das weitere Fehlgeburten verhütet werden sollten."
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+ "Das Verbot von der Mutter samt dem Jungen. Lev. 22, 28. Die Frage, ob unter אותו ואת בנו nur die Mutter und ihr Junges oder auch der Vater und das von ihm stammende Junge zu verstehen ist, ist schon im Talmud controvers. Alfasi entscheidet, dass es sich auf den Vater nicht bezieht, Ascheri entscheidet im entgegengesetzten Sinne, nach Maim. (הלכות שחיטה XII, 11) ist es zweifelhaft, wie zu entscheiden ist, deshalb darf man auch den Vater, wenn die Vaterschaft unzweifelhaft feststeht, mit dem Jungen nicht an einem Tage schlachten, doch tritt in diesem Falle bei Übertretung des Verbots nicht die Geisselstrafe ein. So entscheiden auch alle späteren Decisoren.",
+ "Schlachtet man die Mutter samt dem Jungen von Nichtheiligem draussen. ausserhalb des Heiligtums.",
+ "ist beides tauglich. auch das zuletzt geschlachtete Tier ist, trotzdem durch das Schlachten ein Verbot übertreten worden ist, nicht zum Genuss verboten.",
+ "aber der Zweite. Nachdem eines von beiden Tieren, die Mutter oder das Junge, geschlachtet worden ist, macht derjenige, der an demselben Tage das zweite schlachtet, sich strafbar, einerlei ob es derselbe ist, der das erste Tier geschlachtet hat, oder ein Anderer.",
+ "erhält vierzig Geisselhiebe. S. Sebach. VI, Note 46.",
+ "macht sich der Erste der Ausrottungsstrafe schuldig. weil er Heiliges ausserhalb des Heiligtums geschlachtet hat (s. Lev. 17, 4). Den Zweiten trifft diese Strafe nicht, weil er das Tier zu einer Zeit geschlachtet hat, wo es im Heiligtum nicht hätte dargebracht werden dürfen (s. Sebach. XIV, Note 11).",
+ "beides ist untauglich. wie jedes ausserhalb des Heiligtums geschlachtete Opfer.",
+ "und beide erhalten vierzig Geisselhiebe. Der Erste wegen Übertretung des Verbots, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, der Zweite wegen Übertretung des Verbots von der Mutter samt dem Jungen. Wegen Übertretung des ersteren Verbotes erhält der Zweite keine Geisselhiebe, weil nach Ansicht der Weisen (Sebach. XIV, 3), wer Heiliges, das zur Zeit nicht geeignet ist, im Heiligtum dargebracht zu werden, draussen schlachtet, vollständig straffrei bleibt. Der Erste erhält Geisselhiebe, wenn er daraufhin verwarnt worden ist, trotzdem er durch dieselbe Übertretung sich auch der Ausrottungsstrafe schuldig gemacht hat, weil er sich von dieser durch aufrichtige Reue freimachen kann (die Ansicht des R. Akiba Makkot 13 b).",
+ "ist beides untauglich. Dass Nichtheiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, nicht gegessen werden darf, wird aus der Schriftstelle Deut. 12, 21 geschlossen: כי ירחק ממך המקום — וזבחת — ואכלת, was ausserhalb des Heiligtums geschlachtet worden ist, darfst du essen, nicht aber was, abgesehen von den Opfertieren, im Heiligtum geschlachtet worden ist.",
+ "und der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. Auf das Schlachten von Nichtheiligem im Heiligtume steht keine Geisselstrafe, weil es in der Schrift nicht als ausdrückliches Verbot angeführt, sondern das Verbot nur als Gegensatz aus dem von der Schrift Erlaubten gefolgert wird (לאו הבא מכלל עשה): כי ירחק ממך המקום — וזבחת, fern vom Heiligtum darfst du Nichtheiliges schlachten, nicht aber im Heiligtum.",
+ "ist das Erste tauglich und er. der es geschlachtet hat.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen Übertretung des Verbots von der Mutter samt dem Jungen; dafür, dass er ein Opfertier geschlachtet hat, das an dem Tage überhaupt nicht geschlachtet werden durfte, erhält er, obwohl das ein besonderes Verbot ist, keine Geisselhiebe, weil auch dieses Verbot nirgends als solches ausdrücklich angeführt, sondern nur als Gegensatz aus dem Schnftverse Lev. 22, 27 gefolgert wird: ומיום השמיני והלאה ירצה vom achten Tage an darf ein Neugeborenes dargebracht werden, vor dem achten Tage aber und ebenso jedes Tier, das zur Zeit sich nicht zur Opferung eignet (מחוסר זמן), dagegen nicht.",
+ "und es ist untauglich. weil es gar nicht geschlachtet werden durfte, ist es, auch wenn es geschlachtet worden ist, als Opfer untauglich."
+ ],
+ [
+ "Nichtheiliges und Heiliges. das Nichtheilge zuerst und dann das Heilige; ebenso ist auch in allen weiter angeführten Fällen immer gemeint, das Erstgenannte zuerst und dann das Andere.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. für Übertretung des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "das Zweite ist tauglich. S. Note 3.",
+ "und beide erhalten vierzig Geisselhiebe. der Erste wegen des Verbots, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, der zweite wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "ist beides untauglich und der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "macht sich der Erste der Ausrottungsstrafe schuldig und beides ist untauglich und beide erhalten vierzig Geisselhiebe. der Erste wegen des Verbots, Heiliges ausserhalb zu schlachten, der Zweite wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "ist das Erste untauglich und er ist straffrei. S. Note 10.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "und es ist tauglich. S. Note 3.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. S. Note 8."
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+ [
+ "wenn jemand zu Ehren eines Götzen schlachtet oder eine Sündopfer-Kuh. die rote Kuh, deren Asche zur Herstellung des Sprengwassers verwendet wurde, mit dem derjenige, der sich an einem Toten verunreinigt hatte, besprengt wurde (s. Numeri Cap. 19).",
+ "einen zur Steinigung verurteilten Ochsen. Exod. 21, 28.",
+ "oder ein zum Nackenschnitt bestimmtes Kalb. Deut. 21, 4.",
+ "Simon ihn für straffrei. weil in allen diesen Fällen das Tier durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt geworden ist und R. Simon der Ansicht ist, dass unter dem Ausdruck „schlachten“ in der Schrift nur ein solches Schlachten zu verstehen ist, durch das das geschlachtete Tier für den Genuss erlaubt wird (שחיטה שאינה ראויה לא שמה שחיטה); man hat deshalb das Verbot von der Mutter samt dem Jungen nur dann übertreten, wenn beide Tiere durch das Schlachten für den Genuss erlaubt geworden sind. Nach der Ausführung im Talmud wird durch das Schlachten der Sündopfer-Kuh auch nach R. Simon das Verbot übertreten, weil immerhin die Möglichkeit vorliegt, dass sie durch das Schlachten auch für den Genuss erlaubt wird, da man sie, selbst nachdem sie geschlachtet worden ist, noch auslösen kann, um statt ihrer eine andere Kuh zu verwenden; ebenso durch das Schlachten des zum Nackenschnitt bestimmten Kalbes, weil auch dieses für den Genuss erlaubt wird, wenn, bevor der Nackenschnitt vollzogen worden ist, der Mörder sich gefunden hat.",
+ "die Weisen. Ed. Lowe: ור׳ מאיר מחייב, Ed. pr.: ר׳ מאיר מחייב וחכמים פוטרים.",
+ "erklären ihn für schuldig. Die Geisselstrafe trifft den שוחט לע״ז jedoch nur dann, wenn er das zuerst geschlachtete Tier oder das zu zweit geschlachtete, aber ohne vorangegangene Verwarnung wegen Übertretung des ע״ז-Verbotes, לע״ז geschlachtet hat; hat er aber das zu zweit geschlachtete trotz vorangegangener Verwarnung לע״ז geschlachtet, so trifft ihn die Geisselstrafe nicht, weil er sich zugleich der Ausrottungsstrafe schuldig gemacht hat und von zwei verschiedenen durch eine und dieselbe Handlung verwirkten Strafen nur die schwerere Platz greift.",
+ "hat man das Verbot von der Mutter samt dem Jungen nicht übertreten. weil ein anders als in der vorgeschriebenen Weise ausgeführtes Töten des Tieres auch nach Ansicht der Weisen nicht als Schlachten gilt.",
+ "zuerst schlachten. und der Zweite darf das von ihm gekaufte Tier dann nicht mehr an demselben Tage schlachten.",
+ "so ist das sein Vorteil. er hat den Vorteil, dass er mit dem Schlachten nicht bis zum nächsten Tage hat warten müssen, und der Andere hat keinen Anspruch an ihn auf Entschädigung dafür, dass er jetzt mit dem Schlachten seines Tieres bis zum folgenden Tage warten muss.",
+ "erhält man achtzig Geisselhiebe. da man das Verbot zweimal übertreten hat.",
+ "erhält man nur vierzig Geisselhiebe. obwohl es aus doppeltem Grunde verboten war, die Mutter zu schlachten, wegen des einen ihrer Jungen, das vorher geschlachtet worden ist, und wegen des anderen, weil es immerhin doch nur das eine Verbot ist, das er mit dem Schlachten der Mutter übertreten hat.",
+ "erhält man achtzig Geisselhiebe. für das Schlachten des Jungen und für das Schlachten des Jungen von dem Jungen.",
+ "hat man sie und das Junge von ihrem Jungen und danach ihr Junges. und damit also das Junge an demselben Tage wie die Mutter und zugleich die Mutter an demselben Tage wie das Junge.",
+ "erhält man nur vierzig Geisselhiebe. S. Note 33.",
+ "Achtzig Geisselhiebe. Symmachos ist der Ansicht, dass auch, wenn man durch eine und dieselbe Handlung dasselbe Verbot mehrfach übertritt, wie in diesem Falle und ebenso in dem vorher erwähnten, wenn man zuerst die beiden Jungen und danach die Mutter schlachtet, jede Übertretung für sich gesondert zählt.",
+ "wer einem Anderen ein Vieh verkauft. von dem er die Mutter oder das Junge an demselben Tage schon an einen Anderen verkauft hat.",
+ "das Junge habe ich zam Schlachten verkauft. weil anzunehmen ist, dass beide das gekaufte Vieh noch an demselben Tage schlachten wollen.",
+ "am Tage vor dem letzten Feiertage des Hüttenfestes. weil man den letzten Tag des Hüttenfestes als besonderes nicht mehr zu den vorangegangenen Tagen gehörendes Fest durch reichlichere Mahlzeit besonders auszuzeichnen pflegte.",
+ "am Tage vor dem ersten Feiertage des Pesachfestes. an dem man die Feier der Erlösung durch reichlichere Mahlzeit zu begehen pflegte.",
+ "am Tage vor dem Wochenfeste. an dem man der Freude über die Offenbarung auch durch reichlichere Mahlzeit Ausdruck geben soll (s. Pesach. 68b).",
+ "und am Tage vor dem Neujahrsfeste. an dem man Fleisch bei der Mahlzeit zu bevorzugen pflegte als günstiges Vorzeichen für die Ernährung in dem neuen Jahre (Tosafot Aboda Sara 5b).",
+ "in Galiläa auch am Tage vor dem Versöhnungstage. während man anderswo für die vorgeschriebene reichlichere Mahlzeit vor dem Fasttage mehr leichtere Speisen, wie Geflügel und Fische, zu verwenden pflegte.",
+ "In welchem Falle. muss der Verkäufer dem Käufer von dem vorausgegangenen Verkaufe Mitteilung machen.",
+ "Wenn keine Zwischenzeit vergangen war. zwischen dem ersten und zweiten Verkauf, wenn er das erste Tier am selben Tage verkauft hat.",
+ "braucht er es ihm nicht mitzuteilen. weil das zuerst gekaufte Tier ja schon an einem vorhergehenden Tage geschlachtet worden sein kann. Maim. erklärt das בזמן שאין לו ריוח: wenn er, der Käufer, zu erkennen gibt, dass er keine Zeit hat, wenn er es mit dem Kauf sehr eilig hat, nur da muss der Verkäufer ihm die Mitteilung machen, weil anzunehmen ist, dass er das Tier noch am selben Tage schlachten will, zeigt er aber, dass es ihm nicht so eilig ist, braucht ihm der Verkäufer nichts mitzuteilen, da er dann annehmen kann, dass er es erst später schlachten will.",
+ "wenn er die Mutter dem Bräutigam und das Junge der Braut verkauft hat. ebenso natürlich auch umgekehrt.",
+ "dass er es mitteilen muss. auch wenn der Kauf nicht an demselben Tage stattfindet oder nach der Erklärung des Maim. der Käufer keine besondere Eile zeigt.",
+ "weil man da weiss. es so gut wie gewiss ist."
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+ [
+ "selbst wenn der Ochse tausend Denare wert ist und der Käufer nur einen Denar gezahlt hat. für ein entsprechendes Stück Fleisch von dem zu schlachtenden Ochsen.",
+ "zwingt man ihn zu schlachten. da der Käufer durch den an den Fleischer gezahlten Denar das Recht erlangt hat, von ihm für einen Denar Fleisch von dem geschlachteten Ochsen zu verlangen.",
+ "so ist er auch zum Schaden des Käufers gefallen. der Käufer kann den gezahlten Denar nicht zurückverlangen, da ein entsprechendes Stück Fleisch von dem Ochsen bereits in seinen Besitz übergegangen war und nun ohne Verschulden des Fleischers unbrauchbar geworden ist.",
+ "an den übrigen Tagen des Jahres dagegen ist es nicht so. Nach Tora-Vorschrift geht allerdings das Verkaufte schon durch Zahlung des Kaufpreises in den Besitz des Käufers über. Nach rabbinischer Bestimmung genügt jedoch in gewöhnlichen Zeiten die Zahlung des Kaufpreises hierzu nicht, sondern muss der Käufer das Gekaufte an sich genommen haben (משיכה קונה); so lange dieses nicht geschehen ist, können sowohl der Käufer wie der Verkäufer den Kauf noch rückgängig machen.",
+ "ist er nur zum Schaden des Verkäufers gefallen. da das verkaufte Stück Fleisch noch nicht dem Käufer gehörte, sondern noch im Besitze des Verkäufers war."
+ ],
+ [
+ "an einem Tage. Lev. 22, 28.",
+ "bei dem Verbot von der Mutter samt dem Jungen ist ein Tag mit der ihm vorangehenden Nacht zu verstehen. und nicht ein Tag und die darauf folgende Nacht, trotzdem dieses Verbot unter für die Opfer erlassenen Vorschriften steht und inbezug auf diese die Nacht immer zu dem vorangegangenen Tage zählt.",
+ "Dies hat Simon. Dm Talmudausg. lesen: ר׳ שמען.",
+ "wie unter dem einen Tage in der Schöpfungsgeschichte der Tag mit der vorangegangenen Nacht zu verstehen ist. da es immer heisst: „und es ward Abend und es ward Morgen“."
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+ "Das Gebot des Zudeckens des Blutes. Lev. 17, 13.",
+ "aber nicht für Heiliges. Auf Opfertiere kann sich das Gebot nicht beziehen, da Wild überhaupt nicht zu Opfern verwendet wurde, es ist deshalb auch unter Geflügel hier nur Nichtheiliges zu verstehen.",
+ "es gilt für Wild und Geflügel. nicht aber für Vieh.",
+ "für zur Hand stehendes und nicht zur Hand stehendes. Das אשר יצוד „der erjagt“ in dem Schriftverse will nicht das nicht erjagte ausschliessen, sondern wird nur gebraucht, weil man insbesondere Wild gewöhnlich nur auf diesem Wege zu erlangen pflegt; das Gebot gilt aber ebensowohl auch für Wild und Geflügel, das man im Hause hält.",
+ "es gilt auch für den Büffel. כוי eine besondere nicht näher bezeichnete Tierart, von der nicht feststeht, ob sie dem Vieh oder dem Wild zuzuzählen ist; nach Anderen ein aus der Verbindung von Ziegenbock und Reh hervorgegangenes Tier, nach Anderen eine in Freiheit lebende Abart des Schafes.",
+ "über das Zweifel bestehen. und es vielleicht dem Wild zuzuzählen ist; man deckt deshalb das Blut zu, spricht aber dabei nicht den sonst dafür vorgeschriebenen Segensspruch.",
+ "man schlachtet ihn nicht an einem Festtage. weil man da das Blut aus dem in der folgenden Note angegebenen Grunde nicht zudecken darf, in der Tat aber das Tier vielleicht dem Wilde zuzuzählen wäre und das Blut deshalb zugedeckt werden müsste.",
+ "so deckt man das Blot nicht zu. wenn man sich die Erde zum Zudecken erst aus dem Boden herausheben muss, aus dem Grunde nicht, weil dies eine am Feiertag verbotene Arbeit ist, die, selbst in der Weise ausgeführt, dass damit nur eine rabbinische Verordnung übertreten wird (s. Beza 8a), doch nur in den Fällen gestattet ist, wo durch das Zudecken des Blutes unzweifelhaft eine Tora-Vorschrift erfüllt wird, nicht aber bei einem כוי bei dem dies doch zweifelhaft ist; aber auch, wenn man Erde zum Zudecken bereit hat, aus dem Grunde nicht, weil daraus, dass trotz des Feiertages das Blut zugedeckt wird, ein Fremder (der nicht weise, dass dabei kein Segensspruch gesprochen worden ist,) leicht die Folgerung ziehen könnte, dass der כוי eine Wildart ist und deshalb auch die beim Vieh verbotenen Fetteile (חלב) bei ihm zum Genuss erlaubt sind."
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+ "oder Nichtheiliges drinnen. im Heiligtum.",
+ "Heiliges draussen. ausserhalb des Heiligtums.",
+ "Meir’s. Vgl, V Note 27.",
+ "das Blut zugedeckt werden. obgleich durch das Schlachten das Fleisch des Tieres nicht zum Genuss erlaubt geworden ist, weil die Schrift hier nicht den Ausdruck שחט sondern ושפך את דמו gebraucht (Lev. 17, 18), den sie auch bei dem Schlachten von Heiligem ausserhalb des Heiligtums gebraucht (Lev. 17, 4), wo durch das Schlachten das Tier auch nicht für den Genuss erlaubt wird.",
+ "nach Ansicht der Weisen braucht es nicht zugedeckt zu werden. weil die Schrift nur von חיה אי עוף אשר יאכל spricht, in diesen Fällen die Tiere ja aber nicht gegessen werden dürfen.",
+ "braucht man nicht zuzudecken. S. V Note 29."
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+ [
+ "ein Geistesschwacher oder ein Unmündiger geschlachtet und Andere haben ihnen zugesehen. S. I Noten 7 und 8.",
+ "muss es zugedeckt werden. weil in diesem Falle das Schlachten als vorschriftsmässig ausgeführt gilt; Subject zu חייב לכסות ist: einer von denen, die zugesehen haben.",
+ "braucht es nicht zugedeckt zu werden. Nach der Ausführung im Talmud ist dies nur die Ansicht des R. Meïr (s. den folgenden Absatz der Mischna), der das Tier, das einer von diesen drei ohne Beisein eines Anderen geschlachtet hat, für נבלה erklärt, weil sie zumeist das von ihnen Auszuführende unrichtig ausführen; nach der Ansicht der Weisen dagegen ist das Tier nur ספק נבלה und muss deshalb das Blut zugedeckt werden.",
+ "[das andere. an demselben Tage.",
+ "ihnen nachzuschlachten. wie bei השוחט ונתנבלה בידו (V, 3), weil das Schlachten als nicht vorschriftsmässig ausgeführt gilt.",
+ "die Weisen erklären es für verboten. weil es doch immerhin möglich ist, dass sie das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt haben.",
+ "man nicht die vierzig Geisselhiebe dafür erhält. da es immerhin zweifelhaft bleibt, ob das erste Tier vorschriftsmässig geschlachtet worden ist und man demnach mit dem Schlachten des zweiten Tieres das Verbot von אותו ואת בנו übertreten hat."
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+ "muss man es zudecken und nachher erst das Geflügel schlachten. R. Jehuda ist der Ansicht, dass das Blut von Wild besonders und das von Geflügel besondere zugedeckt werden muss, weil es in der Schrift nicht חיה ועוף, sondern חיה ״או״ עוף heisst, das Zudecken des Blutes von Wild und des von Geflügel damit je als ein gesondertes Gebot vorgeschrieben wird. Nach Ansicht der Weisen sagt die Schrift nur deshalb חיה או עוף, weil aus חיה ועוף die falsche Folgerung hätte gezogen werden können, dass das Zudecken des Blutes nur dann vorgeschrieben ist, wenn man Wild und Geflügel geschlachtet hat (Talmud).",
+ "muss er zudecken. Zunächst ist allerdings der Schlachtende verpflichtet, das Gebot zn erfüllen; hat er es aber nicht erfüllt, so ist auch ein Anderer dazu verpflichtet, weil es in dem das Gebot begründenden Schriftverse (Lev. 17, 14) heisst: ואמר לבני ישראל womit das Gebot als ein solches bezeichnet wird, für dessen Ausführung jeder Israelite einzutreten hat.",
+ "hatte aber der Wind es zugedeckt. und es ist dann wieder aufgedeckt worden,",
+ "muss man es nochmals zudecken. weil das Gebot des Zudeckens noch gar nicht ausgeführt worden war; ist es aber vom Winde zugedeckt geworden und zugedeckt geblieben, fällt die Verpflichtung, das Blut selbst zuzudecken, von selbst fort."
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+ "hat es sich mit Wein. mit rotem Wein, der im Aussehen von Blut nicht zu unterscheiden ist.",
+ "als wäre er Wasser. und wenn in der Mischung soviel Blut ist, dass diese dann das Aussehen von Blut gehabt hätte, muss sie zugedeckt werden.",
+ "hat es sich mit Blut von einem Vieh oder von Lebendem. בדם החיה, das hier wie in Sebach. VIII, 6 steht, kann nicht wie dort die Bedeutung von Blut von einem Wild haben, da dieses ja auch zugedeckt werden muss, sondern bedeutet hier nach Raschi und Bart.: Blut, das von einem lebendigen Wild z. B. beim Aderlass herausgeflossen ist, nach Maim.: Blut von einem zum Genuss nicht erlaubten Wild, das nicht zugedeckt zu werden braucht, nach Tif. Jisr.: Blut von irgend einem noch lebenden Wesen (חיה in der allgemeinen Bedeutung = ein lebendes Wesen).",
+ "Blut hebt niemals Blut auf. S. Sebach. VIII, Note 63. Nach der Ansicht des R. Jehuda muss deshalb das Blut, selbst wenn es sich mit einer noch so grossen Menge anderen Blutes vermischt hat, zugedeckt werden."
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+ "Verspritztes Blut. auf eine Wand oder auf einen Gegenstand gespritztes Blut.",
+ "und das auf dem Messer muss zugedeckt werden. Das Blut muss zu diesem Zweck zunächst abgekratzt werden, da es beim Zudecken auch unten auf Erde aufliegen muss (Tif. Jisr.)",
+ "so braucht dieses nicht zugedeckt zu werden. da nicht notwendig alles Blut zugedeckt werden muss, sondern es genügt, wenn auch nur ein Teil davon zugedeckt wird."
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+ "Womit darf man zudecken und womit darf man nicht zudecken. Die Schrift stellt das וכסהו dem בעפר voran, legt also den Nachdruck darauf, dass das Blut zugedeckt wird, nicht darauf, dass es gerade mit Erde geschieht. Daraus wird geschlossen, dass zum Zudecken nicht nur Erde verwendet werden darf, sondern auch andere erd- oder staubartige Dinge dazu verwendet werden dürfen.",
+ "feinem Sand. den der Töpfer, ohne ihn erst zerstossen zu müssen, verwenden kann.",
+ "mit einer Scherbe. חרס mit der angehängten Bildungssilbe ־ית, ein Stück von einem כלי חרס, eine Scherbe. Raschi und Bart. erklären es mit שחיקת חרסים, irdene Gefässe, die man zerstossen hat. Maas. Sehen. V, l erklärt Bart. es mit Erde, aus der man irdene Gefässe macht, ähnlich auch Kelim III, 7.",
+ "einem Ziegelstein oder Stöpsel. מגופה von גוף = verschliessen, der aus Lehm gemachte Deckel, Verschluss eines Gefässes, insbesondere der Spund am Fass.",
+ "die man zerstossen hat. Wenn man חרסית mit Scherbe übersetzt, muss sich das שכתשן auch auf חרסית beziehen.",
+ "man darf auch nicht ein Gefäss darüber stülpen. mit einem solchen blossen Verdecken des Blutes wird der Vorschrift nicht genügt. Ed. Lowe fügt hinzu: ולא יכסנו באבנים.",
+ "damit darf man nicht zudecken. Nach dem Talmud ist nur eines von beiden nötig, entweder dass Pflanzen darauf wachsen können oder dass es auch mit dem Ausdruck עפר bezeichnet wird; deshalb darf man auch Asche (s. Num. 19, 17) und Goldstaub (s. Hiob 28, 6) zum Zudecken verwenden."
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+ "Das Verbot der Spannader. Gen, 32, 3r.",
+ "für Nichtheiliges wie für Heiliges. Selbst bei dem Ganzopfer, das ganz auf dem Altar verbrannt wurde, musste die Spannader aus der Hüfte, nachdem man sie ganz auf den Altar gebracht, herausgezogen werden; sie wurde nicht mit verbrannt, sondern auf den auf dem Altar sich befindenden Aschenhaufen geworfen (Talmud).",
+ "weil das keinen Hüftballen. Das Muskelfleisch am Schenkelbein hat nicht wie beim Vieh die Form eines Ballen, es ist nicht rund, sondern flach; das Verbot spricht aber nur von der Spannader im Hüftballen.",
+ "es gilt auch für ein ausgetragenes Junges. das man lebend im Innern des Muttertieres findet. Es ist dies die Ansicht des R. Meïr, nach der in einem solchen Falle das Junge nicht mehr als ein Teil des Muttertieres zu betrachten ist, sondern wie ein bereits geborenes Junges (s. oben IV, 5).",
+ "Für ein ausgetragenes Junges hat es keine Geltung. weil er der Ansicht ist, dass das Junge noch als ein Teil des Muttertieres gilt wie irgend ein anderes Stück Fleisch, das man aus dem Muttertiere herausschneidet; selbst die Teile, die nach der Geburt zum Genuss verboten sind, dürfen deshalb von einem solchen Tiere gegessen werden (s. IV Note 4).",
+ "Das anhaftende Fett. das חלב גיד הנשה, das um die Spannader liegende Fett, das man mit der Spannader zusammen zu entfernen pflegt, ist nach Toravorschrift nicht zum Genuss verboten. Nach einer anderen Erklärung bezieht sich das Suffix von וחלבו auf das vorangehende שליל und gehört das וחלבו מותר noch zu dem Ausspruch des R. Jehuda: ebenso wie die Spannader ist auch das sonst bei den Tieren verbotene חלב des שליל zum Genuss erlaubt.",
+ "den Fleischern darf man betreff der Spannader kein Vertrauen schenken. weil das Entfernen derselben eine sehr mühsame Arbeit ist und deshalb zu befürchten ist, dass sie dieselbe nicht gewissenhaft ausführen.",
+ "Man darf ihnen sowohl ihretwegen wie betreff des Fettes Vertrauen schenken. Nach Ansicht des R. Meïr dagegen ist ihnen auch inbetreff der Entfernung von חלב kein Vertrauen zu schenken."
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+ "in der die Spannader noch drinnen ist. und braucht, nicht zu befürchten, dass ein Israelite, der gesehen hat, wie der Nichtjude das Fleisch von einem Israeliten bekommen hat, es demselben abkaufen und annehmen wird, dass die Spannader bereits durch den ersten Israeliten herausgenommen worden ist.",
+ "weil man ihre Lage kennt. und der Israelite, der die Hüfte von dem Nichtjuden erhält, sofort erkennt, ob die Spannader bereits herausgenommen worden ist oder nicht.",
+ "muss man sie ganz herausnehmen. man muss auch die letzten Ausläufer der Ader aus dem Fleisch herausziehen.",
+ "dass man das Gebot des Herausnehmens damit erfüllt. man braucht nur den obenauf liegenden Teil der Ader herauszunehmen, nicht aber ihre weiterhin sich verzweigenden Ausläufer, weil nach Toravorschrift nur die auf dem Hüftballen liegende Ader verboten ist. Ed. pr. hat anstatt כדי לקיים בו; יקיים בו."
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+ "ist er schuldig. Im Allgemeinen gilt der Grundsatz, dass für den Genuss von etwas zum Genuss Verbotenem Geisselstrafe erst dann eintritt, wenn man davon soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat. Hat man jedoch ein ganzes zum Genuss verbotenes Tier (בריה) gegessen oder einen ganzen zum Genuss verbotenen niemals vorher erlaubt gewesenen Teil eines Tieres, der wie das Tier selbst seine eigene Benennung hat, mit der nur das Ganze, nicht aber ein Teil davon bezeichnet wird, wie es bei der Spannader der Fall ist, die nur als „die Spannader“ bezeichnet werden kann, wenn sie im Ganzen ist, während ein Teil von ihr nicht „die Spannader“, sondern ein Stück der Spannader genannt wird, so tritt die Geisselstrafe ein, selbst wenn das, was man gegessen hat, nicht soviel wie eine Olivengrösse ist.",
+ "erhält er achtzig Geisselhiebe. weil es zwei verschiedene Teile sind, die beide zum Genuss verboten sind, er demnach zwei Verbots übertreten hat.",
+ "Er erhält nur vierzig Geisselhiebe. Nach Ansicht des R. Jehuda bezieht sich das Verbot nur auf die Spannader einer Hüfte, da הירך in der Einzahl steht; unter הירך „der“ Hüfte ist nach ihm nur die bevorzugtere, d. i. die rechte Hüfte, zu verstehen, deshalb erhält man, auch wenn man von den Spannadern beider Hüften gegessen hat, doch nur vierzig Geisselhiebe."
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+ "dass es herauszuschmecken sein würde. dass man es herausschmecken würde, dass in der Hüfte die Spannader mitgekocht worden ist, wenn beide einen verschiedenen Geschmack haben würden.",
+ "Als wäre es Fleisch in Rüben. wenn das Verhältnis der Masse der Spannader zu der des Fleisches ein solches ist, dass, wenn man eine gleiche Masse Fleisch in einer entsprechenden Masse Rüben kochen würde, das Fleisch herauszuschmecken wäre, so ist es verboten, im anderen Falle nicht. Es wird angenommen, dass das Fleisch nicht mehr herauszuschmecken ist, wenn die Masse der Rüben das 60-fache der des Fleisches beträgt."
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+ "Hat man die Spannader mit anderen Adern. die nicht verboten sind.",
+ "zusammengekocht und sie ist noch zu erkennen. so dass man sie selbst herausnehmen kann und in dem Gekochten nur der aus ihr herausgekochte Saft und Geschmack zurückbleibt.",
+ "ob sie herauszuschmecken sein würde. in diesem Falle ist das Ganze verboten, im anderen Falle erlaubt. Nach der recipierten Halacha gibt die Spannader überhaupt keinen Geschmack ab (אין בגידים בנותן טעם); wenn man die Spannader selbst entfernt hat, würde deshalb das Zurückbleibende in allen Fällen erlaubt sein. Dagegen gibt das Fett an der Spannader, das nach rabbinischer Verordnung ebenfalls verboten ist, Geschmack in das Gekochte ab, das Zurückbleibende ist deshalb nur dann erlaubt, wenn sein Volumen 60 mal so gross ist wie das des Fettes an der Spannader.",
+ "wenn aber nicht. wenn man die Spannader nicht von den anderen Adern unterscheiden und sie nicht entfernen kann.",
+ "sind alle verboten. alle Adern sind verboten, weil man ja nicht weise, welches die verbotene Ader ist. Im Allgemeinen gilt allerdings der Grundsatz, dass, wenn ein verbotenes Stück mit einer Mehrheit von gleichartigen erlaubten Stücken sich vermengt hat, so dass es nicht mehr herauszuerkennen ist, es als in die Mehrheit aufgegangen (בטל ברוב) und deshalb sämtliche Stücke als erlaubt betrachtet werden. Bei der Spannader ist dies jedoch nicht der Fall, weil sie wie ein Lebewesen als בריה betrachtet wird (s. oben Note 13), und alles, was als בריה gilt, nach rabbinischer Verordnung niemals in eine Mehrheit aufgeht (בריה לא בטיל), sondern immer, wie bevor es unter die andern erlaubten Stücke geraten ist, verboten bleibt.",
+ "die Brühe. קיפה s. Sebach. III Note 24.",
+ "wenn sie danach schmecken würde. Ist dagegen das Volumen der erlaubten Adern zusammen mit dem der Brühe 60 mal so gross wie das der verbotenen Ader (s. Note 19), so ist die Brühe erlaubt, da ja in ihr nicht soviel von dem Verbotenen enthalten ist, dass es herauszuschmecken sein würde.",
+ "sind alle verboten. Es ist dieses eine zweite Aufnahme von dem Note 21 erwähnten Grundsätze: auch jedes Stück Fleisch oder von anderem Essbaren, das zum Genuss verboten ist, das man abgesehen davon, dass es zum Genuss verboten ist, keinen Anstand nehmen würde, einem angesehenen Gaste vorzusetzen (חתיכה הראויה להתכבד), geht nach rabbinischer Verordnung niemals in eine Mehrheit auf, mag es unter gleichartige oder ungleichartige andere Stücke geraten sein; kann man es deshalb aus den anderen Stücken nicht herauserkennen und entfernen, so darf man sämtliche Stücke nicht geniessen, da man bei jedem die Befürchtung haben muss, dass es vielleicht gerade das verbotene Stück ist.",
+ "wenn sie danach schmecken würde. wie Note 22."
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+ "aber nicht für unreines. Das Verbot, gerade die Spannader nicht zu essen, setzt voraus, dass die übrigen Teile des Tieres gegessen werden dürfen, es kann sich demnach nur auf solche Tiere beziehen, deren Fleisch zu essen erlaubt ist.",
+ "Auch für unreines. Wenn jemand demnach die Spannader von einem unreinen Tiere isst, macht er sich dadurch doppelt strafbar, einmal, weil er etwas von einem zum Genuss verbotenen Tiere gegessen, und dann, weil er das Verbot, die Spannader zu essen, übertreten hat. Nach der Ansicht, dass die Spannader überhaupt keinen Geschmack enthält (s. oben Note 19), würde er sich wegen Übertretung des Verbotes, etwas von einem zum Genuss verbotenen Tiere zu essen, nicht strafbar gemacht haben, da danach die Spannader gar nicht als etwas Essbares betrachtet wird, wohl aber wegen Übertretung des Verbotes, die Spannader zu essen, da die Tora verboten hat, sie zu essen, obgleich sie keinen Geschmack hat und eigentlich gar nicht als etwas Essbares anzusehen wäre.",
+ "Die Spannader ist doch schon seit der Zeit. Ed. pr. und Venet. על בני יעקב.",
+ "ihnen war aber unreines Vieh doch noch erlaubt. demnach ist das Verbot doch für die Spannader aller Tiere erlassen worden, der reinen wie der unreinen, und bleibt deshalb das Verbot auch für die Spannader der unreinen Tiere als ein besonderes Verbot bestehen, trotzdem diese nachher am Sinai überhaupt für den Genuss verboten worden sind.",
+ "Am Sinai erst ist es geboten worden und nur in der Schrift an der passenden Stelle eingefügt worden. Nach Maimon, ist dies so zu erklären: allerdings ist es bereits den Söhnen Jakobs verboten gewesen, die Spannader zu geniessen, als Toravorschrift ist dieses Verbot aber doch erst am Sinai verkündet worden; wenn es deshalb in der Tora auch in die Lebensgeschichte Jakobs eingefügt worden ist, darf es als Toravorschrift doch nur als auf die Zeit nach der Gesetzgebung sich beziehend ausgelegt werden, danach kann es sich aber nur auf die Spannader reiner Tiere beziehen, da unreine Tiere überhaupt zum Genusse verboten sind. Eine andere Auslegung im Talmud gibt als Grund für die Ansicht der Weisen, dass sich das Verbot der Spannader auf unreine Tiere nicht bezieht, den Grundsatz an, dass im Allgemeinen eine bereits verbotene Sache nicht aus einem anderen Grunde nochmals verboten werden kann (אין איסיר חל על איסור); die Spannader eines unreinen Tieres ist bereits, weil sie von einem unreinen Tiere kommt, verboten, das besondere Verbot, die Spannader nicht zu essen, kann sich deshalb auf sie nicht erstrecken. R. Jehuda wendet dagegen ein, das dieser Grundsatz doch nur da Geltung habe, wo das zweite Verbot nicht ein weitergehendes als das erste ist; das Verbot der Spannader sei aber ein strengeres Verbot (איסור חמור) im Vergleich zu dem, das den Genuss der unreinen Tiere verbietet, da es bereits für die Söhne Jakobs gegolten hat, denen unreine Tiere noch nicht verboten waren. Die Weisen widerlegen dann diesen Einwand, indem sie meinen, das tatsächlich der Genuss den Söhnen Jakobs noch gar nicht verboten gewesen ist, das לא יאכלו בני ישראל את גיד הגשה (Gen. 32, 33), beziehe sich erst auf die Zeit nach der Gesetzgebung."
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+ "Fleisch jederlei Art darf nicht in Milch gekocht werden. Das Verbot לא תבשל גדי בחלב אמו „du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen“ wird in der Schrift dreimal wiederholt (Exod. 23, 19; 34, 26; Deut. 14, 21). Nach der mündlichen Überlieferung ist damit ein dreifaches Verbot ausgesprochen, Fleisch mit Milch zusammen zu kochen, das zusammen Gekochte zu geniessen, und auch es in irgend einer anderen Weise zu verwenden. Nach der recipierten Halacha bezieht sich dieses Verbot jedoch nur auf Fleisch von einem Vieh, nicht auf Fleisch von Wild und Geflügel. Nach rabbinischer Verordnung darf auch Fleisch von Wild und Geflügel, das mit Milch zusammen gekocht worden ist, nicht gegessen werden, das Zusammenkochen dagegen ist auch nach rabbinischer Verordnung nicht verboten, ebenso nicht, das zusammen Gekochte in anderer Weise zu verwenden. Der Ausspruch der Mischna ist demnach dahin zu verstehen, dass das Verbot von בשול בשר בחלב, insofern das so zusammen Gekochte für den Genuss verboten ist, sich auf Fleisch jederlei Art bezieht, auch auf das von Wild und Geflügel.",
+ "es darf auch nicht mit Käse zusammen auf den Tisch gestellt werden. eine rabbinische Vorbeugungsmassregel (גזירה), weil zu befürchten ist, dass das Fleisch auf einer noch kochend heissen Schüssel mit dem Käse zusammen aufgetragen wird, so dass es als zusammen gekocht gilt, und man dann davon geniesst.",
+ "Wer sich Fleisch durch Gelübde versagt. ein Gelübde getan hat, dass er kein Fleisch geniessen will.",
+ "dem ist Fleisch von Fischen und Heuschrecken erlaubt. Fleisch von Fischen jedoch nur in dem Falle, wenn ein besonderer Grund zu der Annahme vorliegt, dass er bei seinem Gelübde an Fischfleisch nicht gedacht hat, im anderen Falle dagegen ist anzunehmen, dass er sich den Genuss von Fischen auch hat versagen wollen (s. Nedar. 54b).",
+ "Geflügel darf mit Käse zusammen auf den Tisch gestellt. weil beim Geflügel selbst das Essen des zusammen Gekochten nur ein rabbinisches Verbot ist, s. Note 1.",
+ "dies die Worte von Bet-Schammai. Ed. pr. und ed. Ven. lesen: כדברי בית שמאי, wie Eduj. V, 2.",
+ "Es darf nicht zusammen hingestellt. weil zu befürchten ist, dass, wenn es erlaubt wäre, Geflügel mit Käse gleichzeitig aufzutragen, man auch anderes Fleisch zusammen mit Käse auf einer noch kochend heissen Schüssel auftragen und so das Tora-Verbot, Fleisch mit Milch zusammen zu kochen, und, wenn man davon geniesst, auch das Verbot, das so Gekochte zu geniessen, übertreten wird.",
+ "wo Bet-Schammai erleichtern und Bet Hillel erschweren. während sonst zumeist Bet-Schammai erschweren und Bet-Hillel erleichtern. Die Mischna folgt also hier der Überlieferung des R. Jose (s. Eduj. V, 2).",
+ "darf man ohne Bedenken eines neben das andere stellen. weil dort niemand die Speisen berührt und deshalb, selbst wenn das Fleisch in kochend heissem Zustand aufgetragen wird, nicht zu befürchten ist, dass es mit dem Käse in Berührung kommen wird."
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+ "Fleisch und Käse darf man zusammen in ein Tuch einschlagen. obwohl es nach der vorhergehenden Mischna verboten ist, sie zusammen auf den Tisch zu bringen.",
+ "nur dürfen sie einander nicht berühren. auch wenn sie beide kalt waren, müssen die Stellen, wo sie sich berührt haben, abgewaschen werden.",
+ "Zwei Fremde. אכסנאי (ξένος) = ein Fremder, der in einem Gasthause isst.",
+ "ohne Bedenken zu tragen. wenn sie einander fremd sind, weil dann nicht zu befürchten ist, dass der eine auch von dem nehmen wird, was dem anderen gehört; zwei Bekannte dagegen dürfen nicht an einem Tisch Fleisch und Milchspeisen essen, wenn diese nicht durch einen dazwischen gesetzten Gegenstand deutlich von einander getrennt sind oder für jeden ein besonderes Tischtuch aufgedeckt wird."
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+ "Ist ein Tropfen Milch auf. Ed. pr. לתוך.",
+ "ein Fleischstück. das mit anderen Fleischstücken zusammen in einem Topfe kocht. Nach Tosafot spricht die Mischna von dem Falle, dass das Fleischstück, auf welches der Milchtropfen gefallen ist, ganz trocken auf dem aus der Flüssigkeit hervorragenden Teile eines anderen Fleischstückes liegt, in diesem Falle richtet es sich nur nach der Grösse dieses einen Fleischstückes, weil ohne Vermittlung einer Flüssigkeit der Milchtropfen nicht von dem einen Fleischstücke in die anderen eindringen kann. Nach Raschi richtet es sich selbst in dem Falle, dass das Fleischstück zumteil in der Flüssigkeit liegt, nur nach der Grösse dieses einen Stückes, wenn der Milchtropfen auf den ausserhalb der Flüssigkeit liegenden Teil des Fleisches gefallen ist, weil auch in diesem Falle der Milchtropfen nur in dieses eine Stück eindringt, nicht aber von diesem Stück auch in die anderen.",
+ "so ist es verboten. Nach Tosafot, denen die meisten Erklärer folgen, bezieht sich das אסור nur auf das Stück, auf das der Milchtropfen gefallen ist, der übrige Inhalt des Topfes dagegen wird davon nicht berührt; da der Milchtropfen nicht von dem einen Stücke in die anderen eindringen kann, werden die anderen auch nicht durch den etwa in sie eindringenden Saft des verboten gewordenen Stückes verboten. Nach Raschi, dessen Erklärung Barten. folgt, bezieht sich das אסור auf den ganzen Inhalt des Topfes. Nachdem das eine Stück einmal אסור geworden ist, wird es wie נבלה betrachtet, und wird durch den Saft, der von diesem Stück in die anderen eindringt, auch alles übrige verboten, trotzdem der Milchtropfen selbst nicht in die anderen Fleischstücke eindringen kann. Die Mischna gibt danach die Ansicht des R. Jehuda wieder, wonach Verbotenes, das mit Erlaubtem der gleichen Art sich vermischt, das Erlaubte immer verboten macht, darum ist der ganze Inhalt des Topfes verboten, wie gross er auch immer sein mag (s. R. Nissim). Nach Tosf. Jomt. ist auch nach Raschi der ganze Inhalt des Topfes nur dann verboten, wenn man den Topf, nachdem das eine Stück durch den darauf gefallenen Milchtropfen אסור geworden ist, zugedeckt oder umgerührt hat (s. Note 17).",
+ "wenn [die Milch] auch nur aus dem Stück herausgeschmeckt werden könnte. d. i. wenn das Volumen des Fleischstückes nicht 60 mal so gross ist wie das des Milchtropfens.",
+ "hat man den Topf angerührt. Nach Raschi und Barten.: wenn man sofort, nachdem der Milchtropfen auf das Fleischstück gefallen ist, den Topf geschüttelt oder den Inhalt umgerührt hat, in diesem Falle teilt sich der Milchtropfen sofort dem ganzen Inhalt des Topfes mit und ist deshalb das Fleisch nur dann verboten, wenn der gesamte Inhalt des Topfes samt der Brühe nicht 60 mal soviel ist wie der Milchtropfen. Nach den anderen Erklären: wenn man, nachdem das eine Stück durch den Milchtropfen אסור geworden ist, den Topf schüttelt oder umrührt, so ist der ganze Inhalt des Topfes verboten, wenn es, d. h. das verboten gewordene Fleischstück, so gross ist, dass der übrige Inhalt des Topfes nicht das 60 fache desselben ausmacht. Danach gibt die Mischna die Ansicht der anderen Weisen wieder, die im Gegensatz zu R. Jehuda der Ansicht sind, dass auch Verbotenes, das sich mit gleichartigem Erlaubten vermischt, darin aufgeht, wenn es nicht herauszuschmecken wäre. Der Ausspruch der Mischna würde sich aber auch mit der Ansicht des R. Jehuda vereinbaren lassen, da in dem Topf nicht nur Fleisch, sondern auch flüssige Brühe enthalten ist, diese aber nicht mit Fleisch als gleichartig angesehen wird; auch R. Jehuda ist nämlich der Ansicht, dass Verbotenes, das sich mit gleichartigem und ungleichartigem Erlaubten vermischt, wenn beides zusammen das 60 fache Volumen des Verbotenen enthält, darin aufgeht. Dieselbe Folge wie das Schütteln oder Umrühren hat auch das Zudecken des Topfes, weil dadurch die beim Kochen sich entwickelnde Feuchtigkeit sich im ganzen Topf verbreitet und Alles, was im Topfe ist, mit einander verbindet.",
+ "Das Euter schneidet man auf. der Länge und Breite nach.",
+ "und entleert es von der Milch. entweder durch Auspressen oder durch wiederholte Kreuz- und Querschnitte. Nach der Ansicht einiger Erklärer ist dies jedoch nur nötig, wenn man das Euter allein oder mit anderem Fleisch zusammen in einem Topf kochen will, nach der Ansicht anderer, auch wenn man es am Spiess braten will.",
+ "hat man es nicht aufgeschnitten. sondern es unaufgeschnitten gebraten oder gekocht.",
+ "so übertritt man doch nicht das Verbot. d. h. man macht sich nicht der Geisselstrafe schuldig, die auf Übertretung eines Tora-Verbotes steht, weil unter חלב אמו nur Milch, die von einem noch lebenden Tier entnommen worden ist, zu verstehen ist, das Entfernen der Milch aus dem Euter eines geschlachteten Tieres beruht daher nur auf rabbinischer Verordnung. Inwieweit auch auf diese Milch die Bestimmungen von בשר בחלב anzuwenden sind, darüber gehen die Ansichten der Decisoren auseinander. Nach der weitestgehenden Erschwerung darf man das Euter, selbst nachdem man es vorschriftsmässig aufgeschnitten und entleert hat, nur für sich allein am Feuer braten, nicht aber in einem Topf, auch nicht allein ohne anderes Fleisch, in Wasser kochen.",
+ "das Herz schneidet man auf und lässt das Blut heraus. das in den Herzkammern angesammelte Blut; für das im Herzfleisch verteilte Blut genügt wie bei jedem anderen Fleischstück das danach vorzunehmende Aussalzen.",
+ "hat man es nicht aufgeschnitten. sondern es unaufgeschnitten gebraten oder gekocht.",
+ "so übertritt man doch nicht das Verbot. des Blutgenusses, weil gekochtes Blut zu geniessen nur durch rabbinische Verordnung verboten ist (s. Tosaf. z. St. und Menach. 21 a). Nach Raschi und Maim. ist allerdings auch das Geniessen von gekochtem Blut nach Tora-Vorschrift verboten; danach spricht die Mischna hier nur von dem Herzen von Geflügel, da macht man sich deshalb nicht der Geisselstrafe schuldig, weil in dem Herzen von Geflügel sich nicht ein כזית Blut anzusammeln pflegt, der Geisselstrafe schuldig aber macht man sich nur, wenn man ein כזית von dem Verbotenen geniesst (s. Kerit. 22 a).",
+ "übertritt kein Verbot. sondern ebenfalls nur eine rabbinische Verordnung. Dasselbe ist auch der Fall, wenn man anderes Fleisch mit Käse zusammen auf den Tisch bringt. Der Talmud erklärt deshalb das אינו עובר בלא תעשה mit: אינו בא לידי לא תעשה, wenn man Geflügel mit Käse zusammen auf den Tisch bringt, kommt man nicht zur Übertretung eines Tora-Verbotes, selbst wenn man sich vergisst und beides zusammen geniesst, weil Fleisch von Geflügel nach Tora-Vorschrift nicht unter das Verbot von בשר בחלב fällt (s. die folgende Mischna)."
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+ "Fleisch von einem reinen Vieh in Milch von einem reinen Vieh darf man weder kochen noch benutzen. Die dreimalige Wiederholung des Verbotes לא תבשל גדי בחלב אמו (Exod. 23, 19; 34, 26; Deut. 14, 21) deutet nach der Tradition auf das dreifache Verbot hin, Fleisch in Milch zu kochen, das zusammen Gekochte zu geniessen und es auch zu irgend einem anderem Gebrauche zu verwenden.",
+ "Fleisch von einem reinen Vieh in Milch von einem unreinen. Unter גדי ist sowohl das Junge von einer Ziege wie das von einem Schaf oder Rind zu verstehen; wo das Junge als das von einer Ziege bezeichnet werden soll wird der Ausdruck גדי עזים gebraucht (Talmud 113 b). Da der Ausdruck גדי nur von diesen als rein geltenden d. h. zum Genuss erlaubten Tieren gebraucht wird, so gilt das Verbot nur für diese, nicht aber für die unreinen zum Genuss verbotenen Viehgattungen. Dass das Verbot sich auch nur auf die Milch von reinen Tieren, nicht aber auf die von unreinen bezieht, ist nach der Tradition durch die Bezeichnung בחלב אמו angedeutet, das heisst: in der Milch von einem gleichartigen Tiere.",
+ "Fleisch von einem unreinen Vieh in Milch von einem reinen Vieh darf man kochen und darf man benutzen. Geniessen darf man natürlich das Gekochte nicht, da ja das Fleisch oder die Milch von einem zum Genuss verbotenen Tiere stammt.",
+ "um Wild und Geflügel und unreines Vieh auszuschliessen. Die dreimalige Wiederholung des Wortes גדי schliesst nach R. Akiba nicht nur unreines Vieh von dem Verbots aus, sondern auch Wild und Geflügel, sowohl reines wie unreines. Nur durch rabbinische Verordnung ist es verboten, auch Wild und Geflügel, das in Milch gekocht ist, zu geniessen, das Kochen selbst sowie jede andere Nutzniessung von dem zusammen Gekochten ist überhaupt nicht verboten. Nach Tosaf. ist dieses nur die Ansicht des R. Akiba, während nach der Ansicht des ersten Tanna Wild und Geflügel auch nach Toravorschrift mit in das Verbot eingeschlossen sind, ebenso wie das in demselben Schriftverse erwähnte Aas-Verbot sich auch auf Wild und Geflügel bezieht (s. Note 32); nach Ascheri ergänzt R. Akiba nur die Worte des ersten Tanna, der ebenso wie R. Akiba der Ansicht ist, dass auch Wild und Geflügel nach Toravorschrift von dem Verbots ausgeschlossen sind.",
+ "Es heisst. Deut. 14, 21.",
+ "und es heisst. in demselben Schriftverse.",
+ "darf man nicht in Milch kochen. daraus, dass die beiden Verbots in demselben Schriftverse neben einander stehen, ist zu schliessen, dass auf alle Tiere, auf welche das Aas-Verbot sich bezieht, sich auch das Verbot von בשר בחלב bezieht.",
+ "das ja keine Muttermilch hat. nach R. Jose wäre demnach nur Geflügel, nicht aber Wild und unreines Vieh von dem Verbots ausgeschlossen."
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+ "Die Milch im Magen. קיבה ist hier nicht die Bezeichnung für den Magen selbst, sondern für die in dem Magen eines jungen Tieres gefundene Milch.",
+ "eines von einem Götzendiener [geschlachteten Tieres. das als Aas gilt.",
+ "oder eines Aases. eines nicht vorschriftsmässig geschlachteten Tieres.",
+ "ist verboten. Nach der Ausführung im Talmud entspricht dieser Satz der Mischna nicht der recipierten Halacha, sondern gilt die Milch im Magen eines Aases, wie aus Aboda-Sara II, 5 hervorgeht, nicht als verboten. Trotzdem ist dieser Satz, obgleich durch den dort erwähnten Einwand widerlegt, beibehalten worden, weil er einmal in die Mischna-Sammlung aufgenommen war. Nach Raschi ist die Milch deshalb nicht verboten, weil sie ja gar nicht von dem Tiere selbst stammt, sondern von dem Muttertier, durch die Aufnahme in den Magen ist sie noch nicht zu einem Teile des Tieres selbst geworden; nach Alfasi und Maimon. ist der Grund, weil solche Milch gar nicht als etwas Geniessbares gilt, sondern wie der sonstige Mageninhalt als Unrat (פירשא).",
+ "Wenn man mit der Magenhaut. gemeint ist der Magen selbst im Gegensatz zu dem Mageninhalt.",
+ "eines tauglichen. das vorschriftsmässig geschlachtet worden und zum Genuss erlaubt ist.",
+ "wenn jene herausgeschmeckt werden kann. Ist dagegen nur so wenig von der Magenhaut hineingetan worden, dass es nicht den 60ten Teil der Milch ausmacht, so ist der daraus hergestellte Käse nicht verboten. Im Allgemeinen gilt es allerdings als Grundsatz, dass Flüssiges, das durch Zusatz eines verbotenen Stoffes in eine feste Masse verwandelt worden ist, selbst dann verboten ist, wenn ein auch noch so geringes Quantum von dem Verbotenen dazu verwendet worden ist (דבר המעמיד לא בטל). In diesem Falle ist ja aber die zugesetzte Magenhaut gar nicht etwas an sich Verbotenes, sie wird erst durch die Vermischung mit der Milch zu etwas Verbotenem, eine Vermischung von Fleisch und Milch ist aber nur dann verboten, wenn sie durch den Geschmack zu erkennen ist. Hat man dagegen Milch mit der Magenhaut eines nicht zum Genuss erlaubten oder nicht vorschriftsmässig geschlachteten Tieres angesetzt, so ist der daraus gewonnene Käse aus dem angegebenen Grunde unter allen Umständen verboten, selbst wenn ein auch noch so geringes Teilchen davon hineingetan worden ist.",
+ "weil sie nur im Innern des Tieres angesammelt liegt. Nach Maimon. entspricht auch dieser zweite Teil der Mischna nicht der Halacha, sondern ist auch die Milch eines tauglichen Tieres, das an einem Tier, das trefa ist, gesaugt hat, nicht verboten s. Note 37."
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+ "In manchem ist das Fett-Verbot. Lev. 7, 23—25.",
+ "strenger als das Blut-Verbot. Lev. 7, 26—27; 17, 7—12.",
+ "als das Fett der Veruntreuung untersteht. Wenn jemand das Fett von Opfertieren, das dazu bestimmt ist, auf dem Altar geopfert zu werden, von einfach heiligen nach dem Sprengen des Blutes, von hochheiligen auch schon vorher, für sich verwendet, begeht er damit eine Veruntreuung und muss, wenn es irrtümlich geschehen ist, ein Schuldopfer darbringen und das Veruntreute ersetzen (s. Lev. 5, 14—16).",
+ "und die auf Verworfenes. wenn man das Fett von einem Opfer geniesst, das dadurch untauglich geworden ist, dass man eine der vier Haupt-Opferhandlungen mit der Absicht ausgeführt hat, ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit etwas von dem Fleisch zu essen oder von den Opferteilen zu opfern oder von dem Blut zu sprengen (s. Sebach. II Noten 34—42).",
+ "Übriggelassenes. wenn man davon geniesst, nachdem es dadurch unbrauchbar geworden ist, dass es über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben ist.",
+ "und Unreinheit. wenn man davon geniesst, während man sich im Zustande der Unreinheit befindet.",
+ "was beim Blut nicht der Fall ist. Die auf das Essen von פגול stehende Strafe tritt beim Blutgenuss nicht ein, weil diese Strafe nur dann eintritt, wenn man etwas isst, das erst durch ein Anderes für seine Bestimmung verwendbar gemacht wird, das Blut dagegen wird nicht erst durch ein Anderes verwendbar, sondern es macht nur selbst dadurch, dass es gesprengt wird, Anderes für seine Verwendung verwendbar (s. Sebach. IV Note 12). Dass auch die Verbots von נותר ,מעילה und טומאה auf das Blut keine Anwendung finden, ist nach dem Talmud in dem dreifach einschränkenden ,לכם לכפר und הוא in dem Schriftvers Lev. 17, 11 angedeutet.",
+ "gilt. S. Kerit. I, 1. Unter dem Ausdruck בהמה (Ley. 7, 26) ist auch Wild mitinbegriffen, wie aus Deut. 14, 3. 4 hervorgeht.",
+ "das Fett-Verbot dagegen gilt ausschliesslich nur für reines Vieh. wie es ausdrücklich heisst (Lev. 7, 25): מו הבהמה אשר יקריב ממנו אשה לה׳."
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+ "Die Haut. wenn ein Stück Fleisch, das weniger als ein Ei gross ist, noch an der es bedeckenden Haut des Tieres hängt.",
+ "der Fleischsaft. רוטב: die Brühe; hier ist darunter der beim Kochen oder Braten aus dem Fleische ausgeschiedene Fleischsaft zu verstehen, der zu einer festen Masse geronnen ist und deshalb für sich allein nicht gegessen zu werden pflegt, wohl aber zusammen mit dem Fleische.",
+ "der Bodensatz. die beim Kochen am Boden sich ansetzende Mischung von Gewürzen, anderen Zutaten und zerkochtem Fleisch, s. Sebach. III Note 24.",
+ "das Abgeschabte. die beim Abhäuten stellenweise an der Haut unabsichtlich hängen gebliebenen kleinen Fleischteilchen, nach Anderer auch die sehr harte Halsader und die äussere Rückenmarkshaut.",
+ "die Knochen. die mit Mark gefüllt sind (Raschi); nach Maim. (הלכות טומאת אוכלים IV, 4) auch andere Knochen, an denen sich noch angewachsenes Fleisch befindet.",
+ "die Hörner. soweit sie noch so weich sind dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "und die Klauen. soweit sie noch so weich sind dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "werden mit hinzugerechnet. zu einem Stück Fleisch, das weniger als ein Ei gross ist, ebenso die Knochen zu dem in ihnen enthaltenen Mark, wenn dieses weniger als ein Ei gross ist.",
+ "um die Speisen-Unreinheit zu übertragen. Speisen, die unrein geworden sind, können die Unreinheit nur dann weiter übertragen, wenn sie selbst mindestens ein Ei gross eind (nach Tosaf. können Speisen, wenn sie nicht wenigstens ein Ei gross sind, auch keine Unreinheit annehmen, die meisten anderen Decisoren widersprechen aber dieser Ansicht). Alle die in der Mischna angeführten Dinge sind nun als eigentliche Speisen nicht zu betrachten, da sie teils, wie die Haut und die Knochen, gar nicht, teils, wie der Saft und die Adern, nur mit dem Fleische zusammen gegessen zu werden pflegen. Trotzdem werden sie hinzugerechnet, einem Stück Fleisch, das weniger gross als ein Ei ist, die zum Übertragen der Unreinheit erforderliche Eigrösse zu geben, weil sie teils, wie der Saft und die Adern, doch mit dem Fleische zusammen gegessen zu werden pflegen, teils, wie die Haut und die Knochen, dem Fleisch bzw. dem in den Knochen befindlichen Mark als Schutz (שומר) dienen und deshalb, ebenso wie ihre Berührung die Übertragung der Unreinheit von und nach dem durch sie geschützten Fleisch vermittelt, sie auch in dieser Beziehung als zu dem Fleisch gehörend betrachtet werden.",
+ "aber nicht inbezug auf Aas-Unreinheit. Wer ein Aas oder ein eine Olive grosses Stück Fleisch von einem Aas berührt oder, auch ohne es zu berühren, trägt, wird dadurch unrein und auch die Kleider, die er anhat, werden unrein. Hier werden aber die in der Mischna angeführten Dinge nicht mitgerechnet, auch die Haut und die Knochen nicht, trotzdem sie als שומר die Übertragung der Unreinheit vermitteln, sondern muss das Fleisch allein die Grösse einer Olive haben.",
+ "Ebenso. כיוצא בו = etwas Gleiches oder Ähnliches. Ein Gegenstand hat einen Wert von … wird ausgedrückt durch יוצא ב׳, eigentlich: es geht heraus d. h. wird ausgegeben für den Preis von …, כיוצא בו bedeutet also, dass etwas wie ein dem Vorhergehenden an Wert Gleiches ist oder allgemeiner ihm gleich oder ähnlich ist.",
+ "wenn jemand. ein Israelite.",
+ "ein unreines. das, auch wenn es vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, dennoch, sobald es verendet, נבלה wird (s. oben IV, 4).",
+ "Vieh für einen Nichtjuden. hat er es dagegen für einen Israeliten geschlachtet, so nimmt es überhaupt keine Speisen-Unreinheit an, da ein unreines Vieh für einen Israeliten überhaupt nicht als Speise gilt.",
+ "geschlachtet hat und es zuckt noch. Sobald ein Tier vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, darf ein Israelite von dem Fleisch essen, auch wenn das Tier noch nicht vollständig verendet ist; für einen Nichtjuden dagegen wird das Fieisch nicht durch das Schlachten sondern erst durch das Vorenden des Tieres erlaubt. Nur von einem vorschriftsmässig geschlachteten reinen Tiere, das dem Israeliten zum Genuss erlaubt ist, darf auch der Nichtjude sofort nach dem Schlachten geniessen, weil es als Grundsatz gilt, dass, was für den Israeliten erlaubt ist, für den Nichtjuden umsomehr als erlaubt zu gelten hat.",
+ "kann Speisen-Unreinheit durch es übertragen werden. wenn es durch Berührung mit einer Unreinheit unrein geworden ist; obwohl es, da es ein unreines Tier ist, von einem Israeliten überhaupt nicht gegessen werden darf und auch von einem Nichtjuden nicht, da es noch nicht vollständig verendet ist, wird es dennoch bereits als zum Geniessen bestimmte Speise betrachtet, weil es durch einen Israeliten geschlachtet worden ist und das Schlachten eines zum Genuss bestimmten Tieres durch einen Israeliten im Allgemeinen die Wirkung hat, dass das Tier sofort nach dem Schlachten als Speise betrachtet wird.",
+ "nachdem es tot ist. weil es Lev. 11, 39 ausdrücklich heisst: ובי ימות מן הבהמה, erst durch den Tod wird es נבלה.",
+ "oder man den Kopf abgetrennt hat. sobald der Kopf vollständig abgetrennt ist, wird das Tier als tot betrachtet, auch wenn es noch Lebenszeichen von sich gibt.",
+ "Für die Verunreinigung durch Speisen-Unreinheit sind die Grenzen weiter. Als Subject zu ריבה ist hinzuzudenken: הכתוב, das Schriftwort, aus dem die obigen Bestimmungen abgeleitet werden.",
+ "Hat man das Abgeschabte. die beim Abhäuten stellenweise an der Haut unabsichtlich hängen gebliebenen kleinen Fleischteilchen.",
+ "zusammengehäuft. d. h. absichtlich von den einzelnen Stellen der Haut zusammengetragen (s. Talm. 121 b: והוא שכנסן).",
+ "so macht man sich durch dasselbe strafbar. obgleich diese einzelnen Fleischrestchen an sich nicht einmal insofern als Fleisch betrachtet werden, dass sie in Verbindung mit anderem Fleische die diesem zur Übertragung von Aas-Unreinheit fehlende Olivengrösse ergänzen, nehmen sie dennoch den Charakter von Fleisch an, sobald man sie bis zu einer Menge von Olivengrösse zusammengehäuft hat, weil man durch dieses absichtliche Zusammenhäufen zu erkennen gegeben hat, dass man sie als zum Essen bestimmtes Fleisch betrachtet wissen will, das Zusammengehäufte verunreinigt wie jedes andere Fleisch von einer נבלה, und wer, nachdem er es berührt hat, das Heiligtum betritt oder Heiliges geniesst, macht sich darum der darauf stehenden Strafe der Ausrottung schuldig. R. Jehuda gebraucht den schärferen Ausdruck: חייב עליו anstatt des erwarteten: מטמא, um dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass die Unreinheit, die er solchem abgeschabten Fleische zuspricht, nicht nur eine rabbinische Erschwerung ist, sondern dass es nach Tora-Vorschrift als unrein zu betrachten ist (Tosaf. 121 b). Ed. Lowe liest: אין חייבין עליו."
+ ],
+ [
+ "Bei den folgenden ist die Haut. weil sie dünn und weich ist.",
+ "wie das Fleisch. insofern, dass sie wie das Fleisch für unrein gilt und Unreinheit annimmt und überträgt, auch nachdem sie vom Körper abgezogen worden ist.",
+ "die Haut des Hausschweins. חזיר של ישוב, das Schwein, das in bewohnter Gegend aufgezogen wird, חזיר הבר, das draussen wild lebt.",
+ "Jose. Die Talmudausg. lesen: ר׳ יהודה.",
+ "die Haut des Höckers. Ed. pr. und Talmudausg.: חטרת, syr. ܚܳܛܰܪܬܳܐ = der Höcker.",
+ "bei einem jungen. so lange es noch keine Last getragen hat.",
+ "die Kopfhaut bei einem jungen. so lange es noch von dem Muttertier gesäugt wird.",
+ "die Haut an den Klauen. nach einer Ansicht im Talmud nur die Haut auf den Klauen selbst, nach einer anderen die Haut auf dem ganzen untersten Knochen, der beim Abhäuten des Tieres abgetrennt zu werden pflegt. In ed. Lowe fehlen die Worte: ועור הראש של עגל הרך ועור בית הפרסות, nach dem Talmud geben sie nur die Ansicht eines Einzelnen wieder, die von den anderen Weisen nicht geteilt wird.",
+ "die Haut der Schamteile. bei einem weiblichen Tiere.",
+ "die Haut an der unteren. d. i. der inneren nach dem Körper zugewandten Seite, die unbehaart und weich ist.",
+ "der Eidechse und der Blindschleiche. es sind dieses vier von den Lev. 11, 29. 30. genannten acht unreinen Kriechtieren; welche Tiere mit den dort aufgezählten Arten gemeint sind, lässt sich mit Sicherheit nicht bestimmen.",
+ "Die Eidechse ist wie das Wiesel. das erste unter den dort genannten Kriechtieren, bei dem auch nach Ansicht des ersten Tanna die Haut nicht wie das Fleisch betrachtet wird.",
+ "Hat man sie gegerbt. עבד im Piel = bearbeiten, der gebräuchliche Ausdruck für „gerben“, die Haut zu Leder verarbeiten.",
+ "oder ist man so viel auf ihnen gegangen. wie es üblich war, die feuchte Haut zunächst auf der Strasse so auszubreiten, dass sie von den Tritten der Vorübergehenden hart getreten wurde.",
+ "wie es zum Gerben erforderlich ist. nach dem Talmud ist dazu erforderlich, dass so lange Zeit darauf getreten worden ist, wie man gebraucht, um eine Strecke von 4 Mil zu gehen, 1 Mil = 2000 Schritte.",
+ "mit Ausnahme der Menschenhaut. Dass die Menschenhaut, auch nachdem sie gegerbt worden ist, ihre Unreinheit beibehält, beruht jedoch nur auf einer rabbinischen Verordnung, die deshalb getroffen worden ist, um zu verhüten, dass jemand aus der Haut seiner verstorbenen Eltern sich zum Andenken an sie eine Lederdecke machen lässt. Nach einer Ansicht im Talmud gehört nach Tora-Vorschrift die Haut des Menschen überhaupt nicht zu den in der Mischna aufgezählten Haut-Arten, sondern ist sie, auch wenn sie nicht gegerbt worden ist, rein und nur nach rabbinischer Verordnung aus dem angeführten Grunde unrein.",
+ "R. Jochanan, Sohn des Nuri, sagt: Die Haut [aller] 8 Kriechtiere. die Lev. 11, 29 und 30 aufgezählt sind.",
+ "gilt als Haut. wie die Haut der Säugetiere."
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+ "bei einem reinen. einem zum Genuss erlaubten und vorschriftsmässig geschlachteten Tiere.",
+ "oder unreinen. einem zum Genuss verbotenen Tiere, das נבלה ist, auch wenn es vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, oder einem zam Genuss erlaubten Tiere, das נבלה geworden ist, weil es nicht vorschriftsmässig geschlachtet worden ist.",
+ "so dass er durch sie Unreinheit annimmt. wenn das Tier rein ist (s. Note 40) und ein Unreiner den abgezogenen Teil der Haut berührt.",
+ "und überträgt. wenn das Tier unrein ist (s. Note 40) und ein Unreiner den abgezogenen Teil der Haut berührt.",
+ "] um daraus eine Decke. שטיח, eine Lederdecke für Tisch, Stuhl oder Bett, von שטח = ausbreiten.",
+ "zu machen. Für diesen Zweck pflegte man die Haut vorne der ganzen Länge des Tieres nach aufzuschneiden und sie dann nach beiden Seiten hin abzuziehen.",
+ "bis ein zum Angreifen [der Haut] ausreichendes Stück. das ist nach dem Talmud eia zwei Handbreiten breites Stück.",
+ "abgezogen ist. Bis dahin wird das abgezogene Stück Haut noch nicht als etwas Gesondertes, sondern nur als Handgriff (יד) für das Fleisch betrachtet; ist aber ein mehr als zwei Handbreiten breites Stück von dem Körper losgetrennt, gilt es nicht mehr als Handgriff für das Fleisch, da man dann das Fleisch an der von der Haut entblössten Stelle selbst angreifen kann (Raschi und Barten.). Nach R. Jakob aus Orléans (Tosaf. 123 a) und Maimon. (הלכות שאר אבות הטומאות I, 10) gilt die abgezogene Haut, solange nicht ein zwei Handbreiten breites Stück abgezogen ist, noch als Schutz (שומר) für das Fleisch und wird deshalb noch als mit diesem verbunden betrachtet; ist aber das abgezogene Stück Haut zwei Handbreiten breit, gilt es nicht mehr als שומר.",
+ "um einen Schlauch daraus zu machen. Für diesen Zweck pflegte man die Haut an der Brustseite nicht aufzuschneiden, sondern man zog sie nach Raschi und Barten. vom Halse aus rund um den Körper des Tieres zum Schwänze zu herunter, nach Maim (s. Mischna-Kommentar) umgekehrt von oberhalb der Beine nach dem Halse zu herauf, so dass die abgezogene Haut einen nur oben und unten offenen Schlauch bildete.",
+ "bis die Brust abgehäutet ist. Ed. pr. und Lowe: עד שיוציא את כל החזה. An der Brustgegend sitzt die Haut am festesten, deshalb wird nach Raschi und Barten. die Haut solange noch als Handgriff (יד) für das Fleisch betrachtet selbst an den Stellen, wo sie bereits von dem Körper losgetrennt ist, bis sie auch von der Brust abgetrennt ist, weil sich vor dem Abhäuten der Brust leicht die Notwendigkeit ergeben kann, den Körper des Tieres von der Stelle zu bewegen, und man sich dabei dann des schon abgezogenen Teiles der Haut als Handgriffes für das Fleisch bedient; nach R. Jakob aus Orléans und Maim. gilt auch der abgelöste Teil der Haut noch als Schutz (שומר) für das Fletsch, bis auch der am schwersten abzutrennende Teil an der Brust abgezogen worden ist.",
+ "zieht man sie über die Füsse weg ab. Auch dieser Fall wird von Raschi, dem Barten. folgt, und Maim. verschieden erklärt. Nach Raschi ist unter המרגיל zu verstehen, wenn man die Haut nicht vom Halse aus rund um den Körper nach unten herunterzieht, sondern umgekehrt von den Füssen aus nach dem Halse zu herauf, in diesem Falle gilt die Haut als mit dem Körper verbunden, bis sie ganz abgezogen ist, da ja die Brust zuletzt abgezogen wird; die Haut oberhalb der Brust am Halse gilt nach R. Jochanan ben Nuri nicht mehr als Verbindung, nach Ansicht der Weisen wird in diesem Falle die Haut noch als mit dem Körper verbunden betrachtet, bis auch sie abgezogen worden ist. Nach Maim. heisst מרגיל: die Haut im Ganzen von oben nach unten, ohne einen Einschnitt zu machen, über die Füsse hinweg herunterziehen, so dass man dann nur oben die Halsseite und unten die Fussseiten zusammenbinden braucht, um einen fertigen Schlauch zu haben; in diesem Falle gilt die Haut als mit dem Körper verbunden, bis sie völlig abgezogen ist, da das Herunterziehen über die Füsse der am schwersten auszuführende Teil des Abhäutens ist.",
+ "die Haut nicht mehr als [mit dem Körper] verbunden. weil sie sich dort fast von selbst ablöst."
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+ [
+ "Wenn an der Haut. eines Aas gewordenen Tieres.",
+ "ein olivengrosses Stück Fleisch sitzt. an einer Stelle, das nicht unabsichtlich beim Abziehen der Haut mit der Haut abgetrennt worden ist (vgl. oben Note 4).",
+ "und man berührt eine davon. Raschi und Barten. beziehen das ממנו auf בשר, Maim. bezieht es auf עור. Ed. Lowe liest: הנוגע בציב וביוצא ממנו.",
+ "ausgehende Faser. ציב, auch ציבתא, bedeutet einen dünnen Faden, einen dünnen Zweig. Wie aus dem zusammengesetzten Adverb צבחד = wenig (so und nicht צבחר ist das Wort nach Nöldoke: Neusyr. Gramm. S. 270, zu lesen) hervorgeht, scheint die Grundbedeutung von ציב „etwas kleines, unscheinbares“ zu sein.",
+ "oder das Haar auf der entgegengesetzten Seite. der Haut.",
+ "so ist man unrein. weil sowohl die Haut als auch das Haar auf der Haut als Schutz (שומר) für das Fleisch betrachtet werden und deshalb ebenso wie dieses verunreinigen.",
+ "Sind zwei Stücke von je einer halben Olivengrösse daran. an zwei von einander entfernten Stellen der Haut.",
+ "aber nicht durch Berühren. weil (las Unreine durch Berührung nur verunreinigt, wenn man ein olivengrosses Stück davon zugleich mit der Hand berühren kann. Da R. Ismael trotzdem der Ansicht ist, dass man durch das Tragen der Haut unrein wird, so kann er den in der folgenden Mischna ausgesprochenen Grundsatz nicht anerkennen, wonach Alles, was nicht durch Berührung verunreinigt, auch nicht durch Tragen verunreinigt. Nach einer andern Auslegung im Talmud meint R. Ismael nur, dass man nicht unrein wird, wenn man die Haut an der entgegengesetzten Seite berührt, weil die Haut nur dann als שימר zu betrachten ist, wenn sich daran ein olivengrosses Stück Fleisch an einer Stelle befindet; berührt man dagegen die beiden je eine halbe Olive grossen Stücke Fleisch, wenn auch nicht zugleich sondern eines nach dem anderen, so wird man unrein. Danach würde die Ansicht des R. Ismael nicht dem in der folgenden Mischna ausgesprochenen Grundsatze widersprechen, da auch hier die beiden Stücke Fleisch durch unmittelbare Berührung verunreinigen. Ed. pr. und Lowe lesen; במגע אבל לא במשא.",
+ "Ismael. Ed. pr. ר׳ שמעון.",
+ "Weder durch Berühren noch durch Tragen. weil, wie es weiter in der Mischna heisst, R. Akiba der Ansicht ist, dass jedes der beiden Stücke, da es nicht so gross wie eine Olive ist, gar nicht mehr als Fleisch sondern als zur Haut gehörend betrachtet wird und deshalb überhaupt nichts, was verunreinigen könnte, vorhanden ist.",
+ "bewegt. הסיט von סוט s. v. a. שוט oder שטה = abweichen, wovon שוטה = die untreue Frau, davon Hif. הסיט = einen Gegenstand durch Schütteln bewegen, ohne ihn fortzutragen.",
+ "unrein ist. Ebenso wird in diesem Falle auch derjenige, der die beiden Fleischstücke berührt, unrein, da ja sonst R. Akiba dem in der folgenden Mischna angeführten Grundsätze widersprechen würde, dass Alles, was nicht durch Berührung verunreinigt, auch durch Tragen nicht verunreinigt; es wird nur deshalb die Ansicht des R. Akiba nur inbetreff des Tragens angeführt, weil ja nur inbetreff des Tragens R. Akiba in dem zuerst angeführten Falle anderer Ansicht ist als R. Ismael. Maim. dagegen erklärt, dass nach R. Akiba auch in diesem Falle das Berühren der beiden Fleischstücke nicht verunreinigt, weil man nicht ein olivengrosses Stück auf ein Mal mit der Hand berührt hat. Durch das Aufstecken der beiden Stücke auf den Span werden sie nicht als zu einem Stücke von einer Oliven. grösse verbunden betrachtet, weil eine erst durch Menschenhand hergestellte Verbindung in dieser Beziehung nicht als Verbindung gilt (שאין חבורי אדם חבור s. Ohal. III, 4). Der in der folgenden Mischna angeführte Grundsatz, dass, was nicht durch Berührung verunreinigt, auch durch Tragen nicht verunreinigt, bezieht sich nur auf die Verunreinigungsfähigkeit der Dinge, so lange sie in ihrem ursprünglichen Zustande, wie sie von Natur geschaffen sind, sich befinden, nicht aber auf einen Fall wie diesen, wo es sich nicht um ein von Natur Vorhandenes, sondern ein erst durch Menschenhand Hergestelltes handelt. Auch das Bewegen oder Tragen des Spanes mit den beiden Fleischstücken verunreinigt nur dann, wenn die beiden Stücke wenigstens durch einen dünnen Fleischstreifen mit einander verbunden sind, sind sie aber vollständig von einander getrennt, so verunreinigt auch das Bewegen oder Tragen nicht (הלכות שאר אבות הטומאות IK, 12 und כסף משנה daselbst).",
+ "Weil sie da als zur Haut gehörend betrachtet werden. S. Note 61."
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+ "Wer einen Markknochen. קולית = ϰωλῆ. der mit Mark gefüllte Hüftknochen, in weiterem Sinne jeder Mark enthaltende Knochen.",
+ "von einem Toten oder einen Markknochen von Opfertieren. die durch eine bei einer der Opferhandlungen ausgesprochene vorschriftswidrige Absicht פגול geworden sind (s. Sebach. II. Note 34 u. 36), oder einen Markknochen von Opferfleisch, das über die für das Essen vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben und dadurch נותר geworden ist. Die Berührung von פגול und נותר verunreinigt die Hände, es ist dies eine rabbinische Verordnung, die deshalb getroffen worden ist, damit die Priester darauf achten, dass nicht durch ihre Schuld Opferfleisch פגול oder נותר wird (s. Pesach. X. 9 und Note 78 dortselbst). Knochen können im Allgemeinen allerdings nicht נותר werden, da nur Essbares, das nicht innerhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit verzehrt worden ist, ניתר wird. Bei Markknochen verunreinigt trotzdem selbst die blosse Berührung des Knochens, sobald das darin sich befindende geniessbare Mark נותר geworden ist, auch wenn der Knochen vollständig geschlossen ist und das darin befindliche Mark deshalb gar nicht berührt werden kann, weil er dem נותר gewordenen Mark als Unterlage (בסיס) gedient, d. h. ihm erst seinen Halt gegeben hat. (Talm. 125 a, Pesach. 83 a). Das Gleiche gilt auch für פגול (s. Maim. הלכות אבות הטומאות VIII, 4). Aus dem Talmud geht hervor, dass allerdings die Berührung nur dann verunreinigt, wenn das Mark in dem Knochen wenigstens soviel wie eine Olivengrösse, nach einer anderen Ansicht soviel wie eine Eigrösse ausmacht.",
+ "ist unrein. weil die Berührung eines Knochens von einem Toten verunreinigt, auch wenn er gar kein Mark enthält (s. Num. 19, 16), und auch bei פגול und נותר aus dem in der vorhergehenden Note angeführten Grunde die Berührung des Knochens verunreinigt, selbst wenn das darin befindliche Mark vollständig eingeschlossen ist. Eine andere Auslegung der Mischna gibt der Talmud. Danach spricht die Mischna deshalb von einen Markknochen von einem Toten, obgleich doch jeder Knochen von einem Toten durch Berührung verunreinigt, weil unter הנוגע nicht nur die Berührung zu verstehen ist, sondern auch die Übertragung der Unreinheit durch Überdachung (טומאת אהל), ein Knochen ohne Mark aber wohl durch Berührung und Tragen verunreinigt, nicht aber durch Überdachung. Ein Markknochen aber, der soviel wie eine Olivengrösse Mark enthält, ist auch מטמא באהל, weil die Unreinheit des Markes durch den Knochen hindurchdringt und das Zelt verunreinigt (טומאה בוקעת ועולה), selbst wenn der Knochen vollständig geschlossen ist; das will uns danach die Mischna durch das בין סתומים בין נקובים inbezug auf קולית המת sagen.",
+ "rein. weil bei beiden dem Knochen an sich keine Unreinheit anhaftet, sondern er nur als שומר für das in ihm sich befindende Mark verunreinigt, die Berührung eines שומר aber nur dann verunreinigt, wenn wenigstens die Möglichkeit vorliegt, auch das Verunreinigende selbst zu berühren, was, solange der Knochen vollständig geschlossen ist, nicht möglich ist. טהור, so richtig in ed. Lowe für טהורים in unseren Mischna-Ausgaben.",
+ "haben sie auch nur das kleinste Loch. so dass ein durch das Loch gestecktes Haar das Mark berühren und unrein werden kann.",
+ "verunreinigen. מטמאין, so richtig in ed. Lowe für מטמא in unseren Mischna-Ausgaben.",
+ "dass dies auch inbezug auf das Tragen gilt. dass der Knochen, solange er ganz geschlossen ist, selbst durch Tragen nicht verunreinigt; es kann sich dieses natürlich nur auf קולית נבלה beziehen, da ein שרץ überhaupt nicht durch Tragen verunreinigt",
+ "Weil es heisst. Lev. 11, 39. 40."
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+ "Ein teilweise schon ausgebrütetes. רקם = sticken oder wirken, metaph. = einem Fötus die Form geben s. Psalm 139, 15",
+ "Ei eines Kriechtiers. eines von den Lev. 11, 29 und 30 genannten Kriechtieren durch deren Berührung, wenn sie tot sind, man unrein wird.",
+ "ist rein. Wenn man das Ei berührt, wird man nicht unrein, trotzdem das Ei der שומר für das darin schon ausgebildete שרץ ist, weil, solange das Ei geschlossen ist, keine Möglichkeit vorliegt das darin befindliche שרץ zu berühren, s. Note 68.",
+ "ist es unrein. an welcher Stelle immer man es auch berührt.",
+ "Eine Maus. Ed. Lowe: שרץ.",
+ "bleibt rein. Es gab oder gibt nach der Annahme er Rabbinen eine Art von Mäusen, die sich aus der Erde von selbst hat, die Erde zu Fleisch geworden ist, auf der anderen Seite jedoch noch nicht, so wird derjenige, der den zu Fleisch gewordenen Teil berührt, unrein, wer aber den gegenüberliegenden Teil, der noch Erde ist, berührt, bleibt rein. So erklären Raschi und Barten. die Worte dieses Tanna nach R. Josua ben Levi, der zu ihnen bemerkt: והוא שהשריץ על פני כולו, dass die Berührung nur dann verunreinigt, wenn das Tier sich bereits seiner ganzen Länge nach, wenn auch nur zur Hälfte, entwickelt hat. Nach einer anderen Ansicht im Talmud beziehen sich die Worte des B. Josua b. Levi nur auf den Ausspruch des R. Jehuda, nach dem ersten Tanna dagegen würde die Berührung des Fleisch gewordenen Teiles verunreinigen, auch wenn das Tier sich noch nicht seiner ganzen Länge nach entwickelt hat.",
+ "Auch wer die dem Fleisch gegenüber liegende Erde berührt. die dem Fleisch gegenüber liegende Seite des Tieres, die noch Erde ist."
+ ],
+ [
+ "Ein Glied. ein ganzes Glied mit seinen Knochen, Sehnen und Fleisch. Wenn ein solches Glied von einem noch lebenden Tiere abgetrennt worden ist, verunreinigt es als אבר מן החי den Menschen und die Geräte, die es berühren.",
+ "und ein Stück Fleisch. ein blosses Stück Fleisch, das, auch wenn es von einem noch lebenden Tiere abgetrennt worden ist, nicht verunreinigt.",
+ "die nur noch lose am Vieh hängen. jedoch so, dass ein Wiederanheilen an das Tier ausgeschlossen ist.",
+ "übertragen. Ed. Ven.: טמאין.",
+ "Speisen-Unreinheit. sobald man den Gedanken gehabt hat, es ganz abzutrennen und einem Nichtjuden — der, obgleich es auch für den Nichtjuden verboten ist, Fleisch von einem noch lebenden Tiere zu geniessen, es doch vielleicht essen würde — zu essen zu geben.",
+ "noch an der Stelle [von der sie losgerissen sind] hängend. sie nehmen, wenn sie von Unreinem berührt werden, die Unreinheit an und übertragen sie weiter; dagegen ist selbst das אבר מן החי aus sich selbst erst unrein, nachdem es vollständig von dem Tiere abgetrennt worden ist.",
+ "doch müssen. Ed. Lowe: ואינם צריבין.",
+ "sie erst [für Unreinheit] empfänglich gemacht worden sein. dadurch dass sie, nachdem sie schon teilweise losgelöst waren, durch eines der sieben משקים befeuchtet worden sind.",
+ "sind sie durch das Blut dafür schon empfänglich gemacht worden. S. oben II, 5; obgleich sie nur noch lose an dem Körper des Tieres hängen, werden sie in dieser Beziehung dennoch nicht als von dem Tiere abgetrennt oder abgefallen betrachtet (אין שחיטה עושה ניפול) und gelten deshalb wie das ganze übrige Tier durch das beim Schlachten herausgeflossene Blut als für Verunreinigung empfänglich gemacht Dagegen werden sie durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt, sondern bleiben als בשר oder אבר מן החי für den Genuss verboten.",
+ "Simon. Ed. pr. und ed. Lowe ר׳ ישמעאל (s. Tosafot 127 b v. ומר סבר).",
+ "Sie sind dadurch noch nicht dafür empfänglich gemacht worden. weil er der Ansicht ist, dass nicht durch das Blut, sondern durch das Schlachten selbst das Fleisch מוכשר wird. Da durch das Schlachten das Fleisch aufhört, בשר מן החי zu sein, wird es auch als schon zum Genuss bereit stehend betrachtet und nimmt deshalb ohne weiteren הכשר die טומאת אוכלין an. Da hier aber das Fleisch oder das Glied durch das Schlachten des Tieres nicht aufgehört hat, בשר bezw. אבר מן החי zu sein, sind sie dadurch auch nicht מוכשר לקבר טומאה geworden. Ed. pr. add.: בדמיה.",
+ "muss das Fleisch erst [für Unreinheit] empfänglich gemacht werden. Wenn ein Tier von seihst verendet, werden die Teile, die nur noch lose am Körper hängen, als bereits abgeiallen bebetrachtet (מיתה עושה ניפול), das Fleisch, das lose am Körper gehangen hat, ist deshalb durch den Tod des Tieres nicht נבלה geworden, sondern weiter בשר מן החי geblieben, das an sich nicht unrein ist und deshalb, wenn es nicht schon vorher מוכשר gewesen ist, erst des הכשר bedarf, um eine Unreinheit anzunehmen.",
+ "aber nicht ale Glied von einem Aas. Der Unterschied zwischen beiden ist, dass ein Stück Fleisch, das von einem בשר מן החי abgetrennt wird, nicht verunreinigt, wie ja בשר מן החי überhaupt an sich nicht verunreinigt, dagegen ein Stück Fleisch, das von einem אבר נבלה abgetrennt wird, ebenso wie jedes Stück נבלה verunreinigt.",
+ "Simon erklärt es für rein. das Fleisch, das lose an dem von selbst verendeten Tiere gehangen hat. Es kann überhaupt nicht für eine Unreinheit empfänglich gemacht werden, weil nach Ansicht des R. Simon nur ein solcher Genussgegenstand טומאת אוכלין annehmen kann, der wenigstens für irgend jemand zum Genuss erlaubt ist, dieses Fleisch als בשר מן החי aber sowohl für Juden wie für Nichtjuden zum Genuss verboten ist. Aus demselben Grunde nehmen auch das Glied oder das Fleisch, die an einem noch lebenden Tiere hängen, keine Speisenunreinheit an."
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+ "sind rein. wie ja auch beim Vieh das Glied erst dann als אבר מן החי unrein wird, wenn es vom Körper ganz abgetrennt ist.",
+ "bleibt das Fleisch rein. aus dem Note 91 angegebenen Grunde.",
+ "aber nicht als Glied von einem Toten. Siehe Eduj. VI, 3 die Controverse zwischen R. Elieser, R. Nechunja und R. Josua. Nach R. Elieser verunreinigt ein olivengrosses Stück Fleisch, das von einem solchen Gliede abgetrennt worden ist, ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, der von ihm abgetrennt worden ist, dagegen nicht, R. Nechunja ist der gerade umgekehrten Ansicht und nach R. Josua verunreinigt beides nicht. R. Meir ist nun entweder gleicher Ansicht wie R. Elieser oder wie R. Nechunja, nach beiden unterscheidet sich ein solches Glied von einem Glied von einem Toten, denn bei diesem sind beide der Ansicht, dass sowohl ein olivengrosses Stück Fleisch wie ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von ihm abgetrennt worden sind, verunreinigen.",
+ "Simon erklärt es für rein. R. Simon ist der Ansicht des R. Josua, dass weder ein olivengrosses Stück Fleisch noch ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von einem solchen Gliede abgetrennt worden sind, verunreinigen. So erklären Raschi und Tosafot die Controverse zwischen R. Meir und R. Simon. Maim. und ebenso Barten. dagegen erklären, dass R. Meir der Ansicht des R. Josua ist, dass ein solches Glied nur als ganzes Glied verunreinigt, dagegen weder ein olivengrosses Stück Fleisch noch ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von ihm abgetrennt worden sind, verunreinigen; R. Simon aber ist der Ansicht, dass das Gleiche auch bei einem Gliede von einem Toten der Fall ist, auch da verunreinigt nur das ganze Glied, nicht aber ein olivengrosses Stück Fleisch oder ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von ihm abgetrennt worden sind."
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+ "Die Vorschrift. Deut. 18, 3, wonach, wer ein Rind oder Kleinvieh schlachtet, die genannten drei Teile einem Priester geben muss.",
+ "über den Bug. die beiden oberen Glieder des rechten Vorderbeins.",
+ "die Kinnbacken. die beiden Unterkiefer mit der Zunge (nach dem Targ. Jon. ben Usiel auch den Oberkiefer).",
+ "und den Magen. der sogenannte Labmagen.",
+ "gilt innerhalb und ausserhalb des heiligen Landes. Ausserhalb des heiligen Landes pflegt jedoch diese Vorschrift jetzt nicht mehr geübt zu werden, entsprechend der Ansicht des R. Elai (Talm. 136a).",
+ "Eigentlich wäre zu folgern. nach dem דין קל וחומד, dem Schluss vom Leichteren auf das Schwerere.",
+ "von denen man Brust und Schenkel abzugeben verpflichtet ist. Lev. 7, 31—33.",
+ "Darum heisst es. Lev. 7, 34."
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+ "Alle heiligen Tiere. Tiere, die man geheiligt hat mit der Bestimmung, entweder diese selbst zu opfern oder für ihren Erlös Opfer darzubringen.",
+ "einen bleibenden Leibesfehler hatten. Wer ein solches Tier für den Altar bestimmte, machte sich einer Übertretung schuldig (s. Temura 6b); darbringen konnte man natürlich ein solches Tier nicht, sondern es musste ausgelöst werden, es wurde daher auch nicht als ein an sich heiliges Tier betrachtet (קדושת הגוף), sondern nur als ein Tier, dessen Wert für das Heiligtum bestimmt ist (קדושת רמים).",
+ "unterliegen der Erstgeburts. wenn sie ein erstgeborenes männliches Junges werfen, selbst wenn sie schon vor der Auslösung damit trächtig gewesen sind. Werfen sie das Junge dagegen vor ihrer Auslösung, so finden die Vorschriften über die Erstgeburt auf dasselbe keine Anwendung, weil diese nur für nichtheilige Tiere gelten, aber nicht für heilige, auch wenn sie nur ihrem Werte nach heilig sind.",
+ "und der Abgabenpflicht. auch dieser unterliegen sie nur nach ihrer Auslösung, nicht aber vorher.",
+ "sie dürfen wie nichtheilige geschoren und zur Arbeit verwendet werden. während sonst zu Opfern bestimmt gewesene Tiere, auch nachdem sie unbrauchbar geworden und ausgelöst worden sind, nur als Schlachttiere verwendet werden dürfen (Bechor. 15a).",
+ "ein von ihnen geworfenes Junges. auch wenn sie schon vor der Auslösung damit trächtig gewesen sind.",
+ "und ihre Milch. die bei anderen ausgelösten Opfertieren zum Genuss verboten ist (s. Note 12).",
+ "wer sie. auch vor der Auslösung; ebenso beziehen sich die folgenden Bestimmungen auf die noch nicht ausgelösten Tiere.",
+ "ausserhalb. des Heiligtums.",
+ "ist straffrei. weil sie schon bei ihrer Heiligung nicht als Opfertiere verwendbar waren.",
+ "das gegen sie Ausgetauschte ist nicht heilig. Wenn auch die Schriftstelle Lev. 27, 10: לא יחליפנו ולא ימיר אתו טוב ברע או רע בטוב dahin ausgelegt wird, dass auch das gegen ein fehlerhaftes Opfertier ausgetauschte Nichtheilige heilig wird, so wird das doch nur auf ein Opfertier bezogen, das, als es zum Opfer bestimmt wurde, fehlerfrei war und erst nachher einen Fehler bekommen hat, nicht aber auf ein solches, das schon mit einem Fehler behaftet zum Opfer bestimmt worden ist (Ternura 9 a).",
+ "dürfen sie ausgelöst werden. obwohl sie dann doch nur als Frass für Hunde Verwendung finden können und man sonst Heiliges, um es zu solchem Zwecke zu verwenden, nicht auslösen darf.",
+ "ausgenommen sind nur die Erstgeburt. Wenn eine Erstgeburt mit einem Fehler zur Welt kommt, ist sie dennoch heilig, sie kann allerdings nicht geopfert werden, sondern sie muss einem Priester gegeben werden, der sie nur entweder selbst verzehren oder einem anderen zum Verzehren weitergeben kann.",
+ "und der Zehnt. Auch wenn es ein fehlerhaftes Tier ist, ist es heilig und darf nur zum Verzehren verwendet werden, weil es Lev. 27, 32 heisst: לא יבקר בין טוב לרע, auch das רע d. h. das fehlerhafte Tier, das Zehnt geworden ist, ist dennoch heilig.",
+ "sind sie frei von der Erstgeburts- und der Abgabenpflicht. weil es an der auf fehlerhaft gewordene Opfertiere, die ausgelöst worden sind, bezogenen Schriftstelle (Deut. 12, 15) heisst, dass sie כצבי וכאיל gegessen werden sollen, diese aber frei von der Erstgeburts- und der Abgabenpflicht sind.",
+ "sie dürfen nicht wie nichtheilige geschoren und zur Arbeit verwendet werden. S. Note 12.",
+ "ein von ihnen geworfenes Junges. S. Note 13. Ist das Junge dagegen vor der Auslosung geboren, so wird es als Opfer dargebracht, ist das ausgelöste Tier erst nach der Auslösung trächtig geworden, ist das Junge überhaupt nicht heilig.",
+ "und ihre Milch. S. Note 14.",
+ "wer sie. vor der Auslösung; ebenso beziehen sich die weiteren Bestimmungen auf die noch nicht ausgelösten Tiere.",
+ "macht sich schuldig. jedoch nur, wenn das Tier nur einen leichten Fehler am Auge hat, durch den ein Vogelopfer nicht untauglich wird. Ein Viehopfer mit einem solchen Fehler darf allerdings auch nicht dargebracht werden, ist es aber dennoch auf den Altar gebracht worden, so braucht es nach R. Akiba nicht wieder heruntergenommen zu werden (s. Sebach. IX Note 20), darum macht man sich auch schuldig, wenn man ein solches Tier ausserhalb des Heiligtums darbringt. Durch das Darbringen eines Tieres ausserhalb des Heiligtums, das mit einem Fehler behaftet ist, der es für den Altar vollständig untauglich macht, macht man sich dagegen nicht schuldig, weil es Lev. 17, 4 heisst: ואל פתח אהל מועד לא הביאו, die Ausrottungsstrafe tritt nur bei einem solchen Tiere ein, das im Heiligtums hätte dargebracht werden können (Sebach. XIV, 1. Bechor. 16 a).",
+ "das gegen sie Ausgetauschte ist heilig. S. Note 18.",
+ "müssen sie vergraben werden. sie dürfen nicht ausgelöst werden, weil man Heiliges nicht auslösen darf, das nur noch den Hunden als Frass dienen kann."
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+ "Ist eine Erstgeburt. die man bereits dem Priester gegeben, und die der Priester dann, weil sie einen Fehler bekommen und deshalb nicht mehr geopfert werden konnte, an einen Israeliten verkauft hat.",
+ "unter hundert. genauer: unter 99, so dass es mit der Erstgeburt zusammen 100 sind.",
+ "[andere Tiere] geraten. so dass die Erstgeburt nicht mehr zu erkennen ist, indem entweder alle die anderen Tiere den gleichen Fehler haben oder man erst nach dem Schlachten und Abhäuten der Tiere erfahren hat, dass eine Erstgeburt mit unter die Tiere gekommen ist.",
+ "wenn sie alle von hundert Personen geschlachtet werden. d. h. wenn die Tiere hundert verschiedenen Personen gehören, selbst wenn diese alle hundert Tiere zu gleicher Zeit schlachten.",
+ "die Abgaben von keinem entrichtet zu werden. weil jeder den Anspruch der Priester auf die Abgaben von seinem Tiere mit dem Einwande abweisen kann, dass vielleicht das von ihm geschlachtete Tier die Erstgeburt ist, die gar nicht abgabenpflichtig ist.",
+ "werden sie alle von Einem geschlachtet. d. h. wenn die hundert Tiere alle einer Person gehören.",
+ "brauchen sie von einem Tiere nicht entrichtet zu werden. weil doch jedenfalls eines von den Tieren, die Erstgeburt, nicht abgabenpflichtig ist. Werden die Tiere nicht gleichzeitig, sondern zu verschiedenen Zeiten geschlachtet, so ist auch in diesem Falle keines abgabenpflichtig, weil der Eigentümer bei jedem Tiere, das er schlachtet, den Einwand erheben kann, dass vielleicht dieses gerade die Erstgeburt ist, nach dem Grundsätze, dass stets demjenigen der Beweis obliegt, der von einem Anderen etwas heraushaben will (המוציא מחברו עליו הראיה).",
+ "Wer für einen Priester oder für einen Nichtjuden schlachtet. ein Tier, das diesen gehört.",
+ "ist frei von den Abgaben. weil diese, wenn sie ein Tier für sich selbst schlachten, auch frei von den Abgaben sind. Nach rabbinischer Verordnung sind jedoch Priester, wenn sie Tiere schlachten, um das Fleisch zu verkaufen, nur während der ersten 2-3 Wochen von den Abgaben befreit, weil man da noch annehmen kann, dass sie vielleicht für ihren eigenen Bedarf schlachten, von dann an aber müssen sie die Abgaben einem anderen Priester geben.",
+ "muss das durch ein Zeichen kenntlich gemacht werden. dass auch der Fremde erkennt, dass an dem Tiere ein Priester oder ein Nichtjude Teilhaber ist. Nach Maim. (הלכות בכורים IX, 10) müssen die Anteile des Israeliten und des Priesters gesondert und die Abgaben bei dem Anteile des Priesters liegen; ist jedoch der Priester bei dem Verkauf des Fleisches selbst mit tätig, bedarf es einer solchen Kennzeichnung nicht. Ist ein Nichtjude Teilhaber, bedarf es nach Maim. einer solchen Kennzeichnung überhaupt nicht, weil der Nichtjude, wie es im Talmud heisst, schon selbst durch sein Reden dafür sorgt, dass seine Teilhaberschaft bekannt wird.",
+ "Hat er gesagt. der Priester oder der Nichtjude, der einem Israeliten ein Tier verkauft.",
+ "Ausser den Abgaben. verkaufe ich dir das Tier.",
+ "ist er frei von den Abgaben. da diese ja gar nicht Eigentum des Israeliten geworden sind.",
+ "Hat er gesagt. ein Israelite zu einem anderen.",
+ "und es sind Abgabenteile darunter. Unter den Eingeweiden könnte es nur der Magen sein; auch der Kopf wird aber häufig mit den Eingeweiden zusammen verkauft, dann könnten auch die Kinnbacken mit gemeint sein.",
+ "und jener braucht ihm nichts vom Kaufgelde [dafür] abzulassen. da der Käufer gewusst hat, dass er die Abgabenteile nicht für sich verwenden kann, hat er den gezahlten Preis für die Eingeweide mit Ausschluss der Abgabenteile bezahlt.",
+ "Hat er nach Gewicht von ihm gekauft. z. B. so und so viel Pfund, das Pfund zu einem bestimmten Preise.",
+ "und jener muss ihm vom Kaufgelde [dafür] ablassen. da er in diesem Falle die Abgabenteile nicht mit berechnen durfte, da sie nicht sein Eigentum waren und er sie gar nicht verkaufen konnte."
+ ],
+ [
+ "Vom Kniegelenk. zwischen dem untersten Knochen, an dem sich der Fuss befindet, und dem mittleren.",
+ "bis zur Hüftpfanne des Vorderfusses. also die beiden oberen von den drei Gliedern des Beines (s. oben IV, Note 47).",
+ "ebenso auch beim Nasir. S. Num. 6, 19.",
+ "und der entsprechende Teil beim Hinterfuss heisst Schenkel. der von allen Friedensopfern gleichfalls den Priestern gehörte (Lev. 7, 32).",
+ "Der Schenkel geht vom Kniegelenk bis zum Muskelgeflecht. סובך wie das bibl. סבך von סבך = verflechten, bezeichnet hier wohl das dichte Muskelgeflecht am obersten Teil des mittleren, im engeren Sinne שוק genannten Gliedes, nach R. Jehuda ist also unter שוק auch beim Friedensopfer nur das mittlere Glied zu verstehen, der obere, auch קולית oder ירך genannte Teil gehört dagegen nicht mehr dazu.",
+ "Vom Gelenk des Kinnbackens. in der Gegend der beiden Schläfen.",
+ "bis zum Ring. פיקה heisst der Ring oder Knopf am unteren Ende der Spindel, der diese beschwert, damit der Umschwung gleichmässig wird, s. Kelim XI, 6; der ähnlichen Form wegen wird hier der oberste Knorpelring an der Luftröhre damit bezeichnet. Nach einer anderen Erklärung im Barten. ist mit פיקה der Deckel der Luftröhre gemeint, soviel wie פקעה = „Ausgang“ der Luftröhre.",
+ "der Luftröhre. der ganze Unterkiefer mit der daran hängenden Zunge."
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+ [
+ "Die Vorschrift. Deut. 18, 4.",
+ "über das Erste der Schur. dass, so oft die Schafe geschoren werden, man einen Teil der Wolle als Abgabe einem Priester zu geben hat.",
+ "gilt innerhalb und ausserhalb des heiligen Landes. Ausserhalb des heiligen Landes pflegt jedoch diese Vorschrift nicht mehr geübt zu werden, entsprechend der Ansicht des ר׳ אלעאי (Talm. 136 a).",
+ "Strenger. das heisst hier: weitgehender.",
+ "die Kinnbacken und den Magen gilt bei Rindern und bei Kleinvieh. unter צאן Kleinvieh sind sowohl Schafe wie Ziegen inbegriffen.",
+ "sei es viel sei es wenig. ob man nur ein Tier oder mehrere Tiere zugleich schlachtet.",
+ "die über das Erste der Schur dagegen gilt nur bei Schafen. sowohl männlichen wie weiblichen; die Mehrzahl von רחל, für die sich in der Bibel nur רחלים findet, wird im rabbinischen Hebräisch sowohl auf ים- wie auf ות- gebildet.",
+ "wenn es mehrere sind. weil das Wort צאן nur als Collectivum für Schafe, niemals aber für ein Schaf gebraucht wird, während שור und שה, die bei der Abgabenpflicht genannt werden, wohl auch collectivisch gebraucht werden, aber ebenso auch als Bezeichnung für das einzelne Tier."
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+ [
+ "denn so heisst es. Jes. 7, 21.",
+ "Jeder wird sich eine junge Kuh und zwei Stück Kleinvieh. es werden also auch schon zwei Stück Kleinvieh צאן genannt.",
+ "denn so heisst es. Sam. I, 25, 18.",
+ "Fünf Stück zubereitetes. das Wort עשויות wird ausgelegt, als wenn es bedeutet: die dazu verwendet worden waren, um das Gebot (עשה) von ראשית הגז an ihnen zu erfüllen, woraus zu schliessen ist, dass, um dieses zu erfüllen, fünf Schafe nötig sind.",
+ "die je anderthalb Minen. das Gewicht von 1½ Minen (1 Mine = 100 Sus) = 150 Sus ist gleich dem Gewicht von 14400 Gerstenkörnern, da ein Sus soviel wie 96 Gerstenkörner wiegt. Es entspricht das ungefähr einem Gewicht von 650 Gramm.",
+ "wenn sie auch nur was immer. Nach dem Talmud ist jedoch der Ausdruck כל שהוא hier nicht wörtlich zu nehmen, sondern muss auch nach Ansicht der Weisen jedes der fünf Schafe Wolle im Gewicht von wenigstens 12 Selaim = 48 Sus liefern.",
+ "Und wieviel hat man ihm zu geben. Ed. Ven. und ed. Lowe: וכמה הוא נותן לו. Es wird hier nicht gefragt, wieviel von der geschorenen Wolle man überhaupt als Erstes den Priestern geben muss, dafür gibt es nach biblischem Gesetz überhaupt keine Vorschrift, nach rabbinischer Verordnung soll man nicht weniger als den 60. Teil abgeben. Hier meint die Mischna, wenn man eine grössere Menge von ראשית הגז abzugeben hat, wieviel man davon einem einzelnen Priester geben muss.",
+ "das ist von zehn Selaim in Galiläa. da in Galiläa ein Sela genannt wurde, was in Juda nur ein halber Sela war.",
+ "in gewaschenem und nicht in schmutzigem Zustande. d. h. die Wolle muss in gewaschenem, nicht in schmutzigem Zustande fünf Selaim wiegen, man kann die Wolle dem Priester auch in ungewaschenem Zustande geben, nur muss man dann dem entsprechend mehr geben.",
+ "dass er sich ein kleines Kleidungsstück. das kleinste unter den Priestergewändern, das ist der Gürtel. Es wird dies daraus geschlossen, weil als Begründung für die Abgaben an die Priester in der Schrift angegeben wird, weil Gott sie dazu auserwählt hat, den Dienst im Heiligtume zu versehen, und sie diesen Dienst nur mit den priesterlichen Gewändern bekleidet versehen dürfen.",
+ "denn so heisst es. Deut. 18, 4.",
+ "ist man frei. Durch das Färben der Wolle hat der Eigentümer auch den den Priestern zustehenden Teil derselben als Eigentum erworben, wenn die Farbe so an der Wolle haftet, dass dieser nicht ihr früheres Aussehen wiedergegeben werden kann, wie jeder entwendete Gegenstand durch eine solche an ihm vorgenommene Veränderung (שינוי) in das Eigentum des Entwenders übergeht (Bab. Kam. 93 b). Der frühere eigentliche Eigentümer kann dann nicht mehr den Gegenstand selbst von dem Entwender zurückfordern, sondern nur den Geldwert, den der Gegenstand vorher hatte. In diesem Falle ist aber kein Eigentümer da, der die Geldforderung geltend machen kann, da der Besitzer der Wolle dem Priester erwidern kann: dir hätte ich die Wolle nicht gegeben, sondern irgend einem anderen Priester.",
+ "sie ihm zu geben. weil das blosse Waschen oder Bleichen der Wolle noch nicht als eine solche Veränderung betrachtet wird, durch die die Wolle in das Eigentum des Israeliten übergeht (vgl. Bab. Kam. 93 b).",
+ "kauft. auch bevor die Schafe geschoren sind.",
+ "ist frei. weil es heisst: גז צאנך, die Schafe selbst müssen einem Israeliten geboren.",
+ "von dem Ersten der Schur. In ed. Lowe fehlt dieser Satz.",
+ "der Verkäufer. Da er nicht das Recht hatte, die den Priestern zustehende Wolle zu verkaufen, hat er die Abgabe an sie von der Wolle zu geben, die er sich zurückbehalten hat.",
+ "der Käufer dazu verpflichtet. Da der Verkäufer nichts von der Wolle zurückbehalten hat, hat er den erhaltenen Preis für die Wolle mit Ausschluss des noch den Priestern zu gebenden Teils erhalten, der Käufer hat deshalb die Abgabe an die Priester zu geben, da er die Wolle nicht nach Gewicht gekauft hat (vgl. oben X, 3).",
+ "dunkle. שחופות erklärt Raschi mit: לא שחור ולא לבן nicht schwarz und nicht weiss, d. h. eine Mittelfarbe zwischen schwarz und weise. Nach Dalman ערוך החדש ist statt שחופות das öfters vorkommende שחומות = dunkel, bräunlich zu lesen. Ed. Lowe liest: טחופות, dieselbe Lesart bringt auch der Aruch unter טחף und erklärt es mit שחורות = schwarz.",
+ "aber nicht die von weiblichen Tieren verkauft. Die Wolle von weissen Schafen ist besser als die von dunklen, ebenso die von weiblichen besser als die von männlichen.",
+ "so hat jeder für sich zu geben. Nach ר׳ אלעאי, der die Vorschrift über das Erste der Schafschur der über die Priesterhebe gleichstellt (Talm. 136a), darf man auch das Erste der Schafschur nicht von einer Art Wolle für Wolle einer anderen Art, also auch nicht die von dunklen Tieren für die von weissen oder umgekehrt, absondern, darum muss der Käufer die Abgabe von der von ihm gekauften Wolle geben, sobald sich der Verkäufer von dieser selben Art nichts zurückbehalten hat. Die Wolle von männlichen und die von weiblichen Tieren gelten allerdings nicht als zwei verschiedene Arten von Wolle, in diesem Falle wäre deshalb der Verkäufer verpflichtet, von der Wolle, die er zurückbehalten hat, die ganze Abgabe zu geben, die Mischna gibt ihm aber den Rat, damit er nicht die ganze Abgabe für die verkaufte schlechtere Wolle von der zurückbehaltenen besseren Wolle zu geben braucht, dass er von dem Käufer soviel Wolle, wie von der verkauften abzusondern ist, wieder zurückkauft. Das זה נותן לעצמו וזה נותן לעצמו wäre demnach in dem Sinne zu verstehen, dass jeder von seiner Wolle den vorgeschriebenen Teil absondert, der Verkäufer müsste dann aber dem Käufer das Geld für die von seiner Wolle abgesonderte Abgabe zurückgeben. Nach den Weisen, die die Vorschrift über das Erste der Schafschur nicht der Priesterhebe gleichstellen darf man das Erste der Schafschur auch von einer Art Wolle für die Wolle einer anderen Art absondern, demnach ist sowohl bei der Wolle von dunklen und weissen, wie bei der von männlichen und weiblichen Tieren immer der Verkäufer verpflichtet, die Abgabe zu tragen, da er sich einen Teil der Wolle zurückbehalten hat, und kann auch in ersterem Falle nur gemeint sein, dass sich der Verkäufer den entsprechenden Teil der Wolle von dem Käufer zurückkaufen muss (s. Talmud). Maim. (הלכות בכורים X, 11) entscheidet, dass Käufer und Verkäufer jeder von seiner Wolle die Abgabe tatsächlich zu entrichten hat, wogegen schon Kesef Mischne wie R. Nissim ihre Einwendungen erheben."
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+ "Die Vorschrift über das Fliegenlassen aus dem Neste. Deut. 22, 6. 7.",
+ "aber nicht bei heiligen. wenn z. B. ein Vogel, den man für das Heiligtum bereits bestimmt hatte, fortgeflogen ist, und man erkennt ihn nachher in einem auf Eiern oder Küchlein sitzenden Vogel wieder. Man soll die Mutter fliegen lassen d. h. ihr die Freiheit geben, wenn sie noch der Freiheit angehört, heilige Tiere aber gehören dem Heiligtume an und müssen diesem wieder zugeführt werden.",
+ "bei bereit stehendem. זימן heisst: für einen Zweck bestimmen oder bereit stellen, daher מזומנים: Tiere, die man eingefangen hat oder im Hause aufzieht, die also zur Verwendung bereit stehen, im Gegensatz zu אינם מזומנים den frei oder wild lebenden Tieren.",
+ "Gänse und Hühner. die entlaufen sind und nicht mehr von ihrem Besitzer gefüttert und aufgezogen werden.",
+ "die sich in einem Park. selbst wenn der Park dem Besitzer der Tiere gehört, gelten sie nicht mehr als מזומנים.",
+ "und ebenso. Ed. Lowe: 1. statt כגון :וכן",
+ "Herodianische Tauben. eine Art Tauben, die früher wild gelebt und deren Aufzucht der König Herodes eingeführt haben soll; obwohl diese Tauben früher wild gelebt haben, werden sie dennoch als מזומנים betrachtet, nachdem sie im Hause aufgezogen worden. Der Talmud bringt auch eine andere Lesart: הדרסיאות, danach ist הדרס der Name eines Ortes. Ed. pr. 1.: רודסיאות."
+ ],
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+ "Einen unreinen. zum Genuss verbotenen.",
+ "Vogel braucht man nicht fliegen zu lassen. weil es heisst: קן צפור und der Ausdruck צפור in der Schrift nur für reine Vögel gebraucht wird (Talmud).",
+ "der auf den Eiern eines unreinen Vogels. weil es heisst: תקח לן, es müssen Eier sein, die man für sich gebrauchen kann (Talmud).",
+ "Bei einem männlichen Rebhuhn. das, wie es im Talmud heisst, ebenso gluckt und brütet wie das weibliche Tier.",
+ "Elieser verpflichtet. weil es ebenso wie das weibliche Tier die Mutterpflichten an den Eiern und den Jungen ausübt.",
+ "nach den Weisen nicht verpflichtet. weil in der Schrift ausdrücklich nur die Mutter genannt wird."
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+ "Schwebt sie. die Mutter.",
+ "wenn ihre Flügel das Nest. d. h. die Eier oder die Küchlein.",
+ "sie fliegen zu lassen. Es wird dies aus dem Ausdruck רובצת geschlossen; würde gemeint sein, dass sie darauf sitzen muss, so würde es יושבת geheissen haben.",
+ "Enthält es schon flügge gewordene. מפריחין innerlich kausativer Hifil = das Fliegen ausüben, wie הגביר = das Starksein ausüben, sich stark zeigen.",
+ "Küchlein oder verdorbene. טוזרות wohl von זור = zusammendrücken, vgl. Hiob 39, 15: ותשכח כי רגל חוורה, zusammengelaufene Eier, die nicht mehr geniessbar sind, aus denen sich aber auch keine Jungen mehr entwickeln. Raschi im Kommentar zum Alfasi erklärt: Eier, auf denen die Henne gesessen hat und die nicht mehr tauglich sind; R. Nissim ebendort: Eier, aus denen sich kein Junges mehr entwickelt.",
+ "und wie die Eier noch der Mutter bedürfen. um sie auszubrüten.",
+ "ist man immer noch verpflichtet. Ed. Lowe add.: לשלה",
+ "Sagt jemand. um nicht das Verbot לא תקח האם על הבנים zu übertreten.",
+ "Ich nehme mir die Mutter und lasse die Jungen fliegen. da das Verbot nur von Jungen spricht, die noch nicht fliegen können, ist wohl zu erklären: ich lasse die Jungen liegen und nehme sie mir nicht.",
+ "ist er doch verpflichtet. auch wenn er die Mutter sich genommen hat und die Jungen nachher nicht mehr vorfindet.",
+ "Hat man die Jungen genommen. nachdem man, wie vorgeschrieben, die Mutter vorher hat fliegen lassen.",
+ "sie fliegen zu lassen. weil die Jungen nicht mehr אינם מזומנים sind, nachdem er sie aus dem Nest herausgenommen und in seinen Besitz genommen hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Makkot III, 4.",
+ "bekommt er Geisselhiebe und braucht sie nicht mehr fliegen zu lassen. Nach R Jehuda will das Gebot שלח תשלח nicht sagen, dass, wenn man das Verbot לא תקח האם übertreten hat, man die Mutter wieder fliegen lassen soll, sondern es ist nur die Erklärung zu dem vorausgehenden Verbote: du sollst die Mutter nicht nehmen, sondern sie fliegen lassen. Hat man die Mutter trotzdem genommen, so hat man damit deshalb sowohl das Verbot wie das Gebot übertreten, man bekommt deshalb für Übertretung des Verbotes Geisselhiebe und das Gebot kann man nicht mehr erfüllen, nachdem man es zur Zeit, wo man es hätte erfüllen sollen, nicht erfüllt hat. Anders ist es bei dem Verbot לא תגזול, da tritt das Gebot, das Entwendete wieder zurückzugeben, erst ein, nachdem man das Verbot übertreten hat, die Übertretung des Verbotes kann also jederzeit durch Erfüllung des Gebotes wieder gutgemacht werden, deshalb steht auf Übertretung des Verbotes keine Geisselstrafe, sondern es tritt nur die Verpflichtung ein, das Entwendete wieder zurückzugeben.",
+ "Er mass sie fliegen lassen und bekommt keine Geisselhiebe. Nach Ansicht der Weisen will das Gebot שלח תשלח sagen: wenn du trotz des Verbotes לא תקח האם die Mutter genommen hast, so musst du sie wieder fliegen lassen, es kann also auch hier wie bei גזילה durch Ausübung des Gebotes die Übertretung des Verbotes wieder gutgemacht werden, es tritt daher nicht Geisselstrafe ein, sondern vielmehr die Verpflichtung, das Gebot zu erfüllen. Erst wenn man die Mutter geschlachtet hat oder sie von selbst verendet ist, so dass man das Gebot nicht mehr erfüllen kann (ביטלו), tritt die Geisselstrafe ein. Nach einer anderen Ansicht im Talmud (141a) tritt auch nach Ansicht der Weisen die Geiseelstrafe ein, sobald man nicht, unmittelbar nachdem man die Mutter genommen hat, sie wieder fliegen lässt und so durch Erfüllung des Gebotee die Übertretung des Verbotes wieder gut macht (לא קיימי).",
+ "bekommt man keine Geisselhiebe. wenn man das Gebot erfüllt oder noch erfüllen kann, s. die vorherg. Note."
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+ "wenn man sie zur Reinigung eines Aussätzigen gebraucht. Von den beiden Vögeln, die bei der Reinigung des Aussätzigen benutzt wurden, wurde der eine wieder fliegen gelassen (Lev. 14, 7); auch hierzu darf man die auf dem Neste sitzende Mutter nicht verwenden.",
+ "wo es sich nur um den Wert eines Issar handelt. da doch manchmal der auf dem Neste sitzende Vogel keinen höheren Wert hat, insbesondere auch bei der Reinigung eines Aussätzigen man sich den dazu gebrauchten Vogel für einen Issar kaufen kann."
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+ "\nDer Traktat חולין (Profanes, Nichtgeheiligtes), auch שחיטת חולין genannt (so bei den Gaonim, Raschi und Alfasi), behandelt die Vorschriften über das Schlachten der Tiere und andere auch bei Tieren, die nicht zu Opfern bestimmt sind, zu beobachtende Bestimmungen. Die Schriftstelle Deut. 12, 21: וזבחת מבקרך ומצאנך … כאשר צויתך „da kannst du schlachten von deinen Rindern und von deinen Schafen, wie ich dir befohlen habe,“ setzt eine bestimmte Schlachtweise als biblische Vorschrift voraus. Nach der Ueberlieferung hat das Schlachten durch den Halsschnitt zu erfolgen und zwar in der Weise, dass bei Gross- und Kleinvieh die Luftröhre und die Speiseröhre, bei Geflügel wenigstens eine von beiden ganz oder zur grösseren Hälfte durchschnitten werden. Hierbei sind folgende Bestimmungen zu beachten: 1) der Schnitt muss ohne Unterbrechung ausgeführt, es darf nicht inmitten des Schneidens innegehalten werden (שהיה), 2) das Schneiden muss durch Hin- und Herziehen des Messers, nicht durch einen Druck von oben nach unten, geschehen (דרסה), 3) das Messer muss während des Schneidens frei liegen, es darf nicht durch einen anderen Gegenstand verdeckt sein (חלדה), 4) der Teil der Luft- und Speiseröhre, wo der Schnitt zu erfolgen hat, ist nach oben und unten hin begrenzt, über denselben darf nicht hinausgegangen werden (הגרמה), 5) Luft- und Speiseröhre müssen fest am Unterkiefer hängen, sie dürfen nicht beim Schlachten abgerissen werden oder schon abgerissen sein (עיקור). Ebenso wie diese Vorschriften beruhen auch die Bestimmungen darüber, durch welche innere oder äussere Verletzungen ein Tier trefa d. h. für den Genuss verboten wird, auf sinaitischer Ueberlieferung (הלכה לטשה מסיני). Im Anschluss an diese Vorschriften werden dann die weiteren Gebote und Verbots besprochen, die beim Fleischgenuss zu beobachten sind oder damit zusammenhängen.\nDie einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\n1. Wer schlachten und womit man schlachten darf. An welcher Stelle des Halses der Schnitt erfolgen muss (I, 1—3). Die einander entgegengesetzten Bestimmungen für das Schlachten und für das Abdrücken des Kopfes bei den Vogelopfern. In ähnlicher Weise einander entgegengesetzte Bestimmungen bei einer Anzahl von anderen Vorschriften (I, 4—7).\n2. Das Durchschneiden der Halsgefässe. Wann der Schnitt als nicht vorschriftsmässig ausgeführt gilt (II, 1—4). Wenn beim Schlachten kein Blut herausgeflossen ist. Das Schlachten eines anscheinend dem Verenden nahen Tieres (II, 5—6). Wenn man mit dem Schlachten eine götzendienerische Absicht verbunden oder die Absicht gehabt hat, dass das Geschlachtete als Opfertier gelten soll (II, 7—10).\n3. Durch welche Verletzungen ein Vieh trefa wird und durch welche nicht (III, 1—2). Die entsprechenden Bestimmungen für Geflügel (III, 3—4). Das Leben des Tieres gefährdende Erkrankungen, durch die es nicht trefa wird (III, 5). Die Kennzeichen für Vieh, Wild, Geflügel und Fische, die zum Genuss erlaubt sind (III, 6—7).\n4. Wenn in dem geschlachteten Tiere sich ein Junges findet, wenn dieses vor oder während des Schlachtens einen Fuss herausgestreckt hat, welche Bestimmungen für das Junge und welche für das herausgestreckte Glied gelten (IV, 1—5). An welchen Stellen des Beines ein Bruch das Tier trefa macht (IV, 6). Eine Mutterhaut, die sich im Tiere findet, die ein erstgebärendes Tier geworfen hat (IV, 7).\n5. Das Verbot, die Mutter und das Junge an einem Tage zu schlachten. Auf welche Fälle dieses Verbot keine Anwendung findet (V, 1—3a und 5). Daraus sich ergebende privatrechtliche Bestimmungen (V, 3b—4).\n6. Das Gebot, das Blut von Wild und Geflügel nach dem Schlachten zuzudecken, und die Fälle, in welchen das Zudecken nicht erforderlich ist (VI, 1—5). Was von dem Blute man zudecken und womit man es zudecken muss (VI, 6—7).\n7. Das Verbot der Spannader (VII, 1—3). Wenn die Spannader nicht vor dem Kochen des Fleisches entfernt oder mit anderen Adern zusammen gekocht worden ist (VII, 4—5). Ob das Verbot auch für die Spannader von unreinen Tieren gilt (VII, 6).\n8. Das Verbot der Mischung von Fleisch und Milch (VIII, 1—3). Inwieweit das Verbot auch auf Fleisch und Milch von unreinen Tieren, von Wild und Geflügel sich bezieht (VIII, 4). Die Milch im Magen der Tiere (VIII, 5). In welchen Beziehungen dieses Verbot strenger ist als das Blutverbot und in welchen das Blutverbot strenger als dieses (VIII, 6).\n9. Ungeniessbare Teile des Tieres, wie die Haut, Knochen, Sehnen und dergleichen, inbezug auf die Vorschriften über Aas-Unreinheit und Speisen-Unreinheit (IX, 1—4). Die Uebertragung der Unreinheit des in einem Knochen befindlichen Markes durch Berührung des Knochens, eines im Ei befindlichen Kriechtieres durch Berührung der Schale (IX, 5—6). Wie weit die Unreinheit auch ein nur lose am Körper hängendes Glied oder Fleischstück beim Tiere und beim Menschen trifft (IX, 7—8).\n10. Das Gebot, bestimmte Teile des geschlachteten Viehs den Priestern zu geben. In welchem Falle diese Abgabe auch von Tieren, die zu Opfern bestimmt gewesen, entrichtet werden müssen (X, 1—2). Von Tieren, die für einen Priester oder für einen Heiden geschlachtet werden oder an denen sie einen Anteil haben, brauchen sie nicht entrichtet zu werden (X, 3 — 4a). Welche Teile dem Priester zu geben sind (X, 4b).\n11. Das Gebot, das Erste von der Schafschur den Priestern zu geben. Wieviel Wolle und in welchem Zustande man sie geben muss. Wenn ein Fremder sie dem Eigentümer abgekauft hat (XI, 1—2).\n12. Das Verbot, wenn man ein Vogelnest findet, sich die Mutter samt den Eiern oder den Jungen zu nehmen. Auf welche Fälle sich das Verbot nicht bezieht. Was zu geschehen hat, wenn man dem Verbot zuwidergehandelt hat (XII, 1—5).\n"
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+ "Jeder darf schlachten. Das vorgeschriebene Schlachten eines Tieres darf von jedem ausgeführt werden. Selbstverständlich muss, wer ein Tier schlachten will, die Schlachtvorschriften kennen und sie auch richtig auszuführen verstehen. Ob man aber diese Kenntnis bei jedem, der sich mit dem Schlachten abgibt, ohne weiteres voraussetzen kann oder ihn vorher oder wenigstens nachher erst daraufhin prüfen muss, darüber gehen die Ansichten der Talmudlehrer auseinander. Nach recipiertem Brauch darf nur derjenige schlachten, der sich an zuständiger Stelle über seine Befähigung ausgewiesen und die ausdrückliche Ermächtigung dazu erhalten hat.",
+ "ist tauglich. wörtlich: und ihr Schlachten ist tauglich d. h. durch ihr Schlachten wird das Fleisch des Tieres zum Genuss tauglich, erlaubt.",
+ "ausgenommen sind ein Taubstummer. Unter חרש in der Verbindung mit שוטה und קטן ist stets nur ein Taubstummer zu verstehen, nicht einer, der nur taub ist.",
+ "ein Geistesschwacher. Im Talmud Chag. 3b werden mehrere Kennzeichen angegeben, woran der שוטה zu erkennen ist. Im Allgemeinen ist jeder darunter zu verstehen, der sich nicht wie ein mit normalem Verstande begabter Mensch zu benehmen versteht.",
+ "und ein Unmündiger. ein Kind vor zurückgelegtem dreizehnten Lebensjahre.",
+ "sie könnten beim Schlachten leicht etwas unrichtig ausführen. weil sie nicht im vollen Besitze ihrer Geisteskräfte sind; das von ihnen Geschlachtete darf deshalb nicht gegessen werden, selbst wenn sie die Schlachtvorschriften kennen und sie auch richtig auszuführen verstehen, und man darf ihnen auch kein Tier zum Schlachten übergeben, selbst wenn man nicht die Absicht hat, das Fleisch zu geniessen, damit nicht ein Anderer, der nicht weise, dass von ihnen Geschlachtetes nicht zum Genuss erlaubt ist es für tauglich haltend davon geniesse. Talmudausg. und ed. Venet. lesen: את שחיטתן.",
+ "haben Andere. auch wenn es nur einer war (s. Talm 12a).",
+ "beim Schlachten zugesehen. und gesehen, dass das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt worden ist.",
+ "wer auch immer. Nicht nur, wenn ein Taubstummer, Geistesschwacher oder Unmündiger geschlachtet hat — wenn der Ausspruch der Mischna nur auf diese drei zuletzt Genannten sich beziehen würde, dann würde sie sich präziser ausgedrückt haben: ואם שחטו „wenn sie aber“ u.s.w.—sondern auch wenn irgend ein Anderer geschlachtet hat, bei dem ein begründeter Zweifel Vorgelegen, ob er das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt hat, wo man sich deshalb nach dem Schlachten erst durch Befragen darüber hätte Gewissheit verschaffen müssen, auch da ist das Geschlachtete tauglich, wenn der, der geschlachtet hat, nicht mehr zugegen ist, dass man ihn beitagen kann, da ja Andere gesehen haben, dass das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt worden ist. Das ושחיטתן כשרה am Anfange der Mischna ist demnach dahin zu beschränken, dass in solchen Fällen das ohne Gegenwart eines Anderen Geschlachtete nur dann tauglich ist, wenn durch Befragen die Zweifel an der vorschriftsmässigen Ausführung des Schlachtens behoben worden sind (Talmud).",
+ "Von einem Heiden Geschlachtetes. auch wenn er ganz nach Vorschrift geschlachtet hat und auch nicht anzunehmen ist, dass er es einem Götzen zu Ehren (לשם עבודה זרה) geschlachtet hat. Nur durch das Schlachten eints Israeliten, für den das Schlachten eine religiöse Vorschrift ist, wird ein Tier zum Genusse erlaubt.",
+ "wenn man es trägt. wie ein Tier, das von selbst gefallen ist, s. Lev. 11, 40.",
+ "Wenn man bei Nacht. im Dunkeln ohne Beleuchtung.",
+ "ist das Geschlachtete tauglich. wenn das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt worden ist. Doch soll man im Dunkeln nicht schlachten; bei gehöriger Beleuchtung dagegen darf man bei Nacht ebenso wie am Tage schlachten, s. die folgende Mischna.",
+ "ist das Geschlachtete tauglich. jedoch nur, wenn es irrtümlicher Weise geschehen ist, und auch dann darf man am selben Tage nichts davon essen, weil man eine am Sabbat wenn auch irrtümlicher Weise verrichtete verbotene Arbeit sich nicht zunutze machen darf, sondern erst nach Ausgang des Sabbats bzw. des Versöhnungstages, nachdem soviel Zeit vergangen ist, dass man während dessen das Tier hätte schlachten können. Hat man aber mutwillig, trotzdem man wusste, dass es Sabbat und verboten war, geschlachtet, so darf das Geschlachtete überhaupt nicht gegessen werden.",
+ "trotzdem man dadurch sein Leben verwirkt. Nach der Auslegung im Talmud ist gemeint: trotzdem das Schlachten eine Arbeit ist, durch deren mutwillige Verrichtung am Sabbat oder Versöhnungstage man sein Leben verwirkt."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand mit einer Handsichel. mit der glatten ungezahnten Schneide derselben; מגל יד wurde eine kleine zweischneidige Sichel genannt, an der die eine Schneide glatt und die andere gezahnt war.",
+ "und zu jeder Zeit. auch bei Nacht.",
+ "ausser mit einer Schnittersichel. die nur eine gezahnte Schneide hat.",
+ "mit Zähnen. zwei oder mehreren an einem vom Körper losgetrennten Kiefer noch festsitzenden Zähnen, weil der Abstand zwischen einem Zahn und dem anderen eine Unterbrechung, eine Lücke bildet.",
+ "und mit dem Fingernagel. der noch am Körper festsitzenden Hand, weil der Nagel dann noch zum Körper gehört, man aber nur mit einem losen Gegenstände schlachten darf, mit einem Körperteile oder Teilen oder Erzeugnissen des Bodens dagegen erst dann, wenn sie von dem Körper bzw. vom Erdboden losgelöst worden sind.",
+ "weil diese reissen. Diese Begründung bezieht sich nach der Ausführung im Talmud nur auf die drei erstgenannten Gegenstände, durch die an ihnen vorhandenen Lücken werden die beim Schlachten zu durchschneidende Speise- und Luftröhre nicht, wie es die Vorschrift erfordert, glatt durchschnitten, sondern gerissen; חנק = würgen, das Tier wird auf diese Weise nicht durch einen glatten Schnitt getötet, sondern durch die entstehenden Risse wird die Luftzufuhr gestört und das Tier gewürgt.",
+ "Wenn jemand mit einer Schnittersichel. an der sämtliche Zähne nach derselben Richtung hin gebogen sind, so dass beim blossen Hinwärtsschneiden die Spitzen der Zähne über die Schnittfläche, ohne zu reissen, hinweggleiten.",
+ "erklären Bet-Schammai es für untauglich. Weil beim Hinwärtsschneiden mit einer solchen Sichel die Zähne die Schnittfläche einreissen, ist nach Ansicht von Bet-Schammai das Geschlachtete untauglich, selbst wenn man nur hinwärts damit geschnitten hat.",
+ "Bet-Hillel erklären es für tauglich. Nach dem Talmud sind die Ausdrücke פוסלין und מכשירין hier dahin zu verstehen, dass nach Bet-Schammai das Geschlachtete als Aas zu betrachten ist und verunreinigt, nach Bet-Hillel dagegen nicht, für den Genuss dagegen ist es auch nach Bet-Hillel nicht erlaubt.",
+ "waren aber die Zähne ausgeschliffen. החליקו, man hat die ursprünglich gezahnte Schneide durch Herausschleifen der Zähne zu einer glatten gemacht."
+ ],
+ [
+ "Wenn man von dem [obersten] Knorpelringe. Die Knorpelringe der Luftröhre sind an der Rückenseite offen bilden daher keine vollständigen Ringe; nur der oberste Ring ist vollständig geschlossen, dieser, gewöhnlich als טבעת הגדולה bezeichnet, wird hier deshalb schlechthin הטבעת genannt. Dieser oberste Knorpelring bildet die Grenze nach oben, bis wohin der Schächtschnitt an der Luftröhre vollzogen werden darf.",
+ "aus schlachtet und von diesem auch nur einen fadenbreiten Rand des ganzen Umfanges. nach oben hin.",
+ "Jehuda. ed. pr. liest. ר׳ יהודה."
+ ],
+ [
+ "Wenn man von den Seiten aus. von der Seite, nicht von der Mitte des Halses aus.",
+ "wenn man von den Seiten aus abdrückt. ein Vogelopfer, für das anstelle des Schlachtens das Abdrücken Vorschrift war (s. Sebach. VI Note 30).",
+ "ist das Abgedrückte untauglich. weil es bei der מליקה ausdrücklich vorgeschrieben ist, dass sie ממול ערפו d. h. unterhalb des Genicks vorgenommen werden soll (s. dort Note 31).",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. hat man jedoch die Luft- und Speiseröhre nach hinten hingezogen und dann von dort aus zuerst diese und dann erst den Nacken durchschnitten, ist das Geschlachtete tauglich.",
+ "ist das Abgedrückte tauglich. denn da hat man die מליקה ja, wie sie vorgeschrieben ist, vollzogen.",
+ "ist das Abgedrückte untauglich. der Absatz von השוחט מן הצואר bis פסולה fehlt in ed. pr. und ed. Lowe",
+ "denn der ganze Nacken. עורף steht hier ungenau für מול עורף."
+ ],
+ [
+ "Was bei den Turteltauben tauglich ist. dass sie als Opfer dargebracht werden können. Von תורים durften nur die älteren und von יונים nur die jüngeren als Opfer verwendet werden, da in der Schrift stets תורים und בני יונה neben einander genannt werden Als בני יונה werden die יונים so lange bezeichnet, bis die Flügel anfangen, sich gelb zu färben (משיצהיבו); die תורים dürfen erst dann verwendet werden, wenn die Flügel sich goldgelb gefärbt haben (משיזהיבו). In dem Zwischenstadium vom Beginn der Färbung bis zur vollständigen Färbung der Flügel sind beide Arten unbrauchbar."
+ ],
+ [
+ "Was bei der Kuh. gemeint ist die פרה אדמה Num. 19.",
+ "ist bei dem Kalbe. der עגלה הערופה Deut. 21, 1—9.",
+ "untauglich. Die rote Kuh musste geschlachtet, das Kalb durch Nackenschlag getötet werden.",
+ "ist bei den Leviten untauglich. Für die Priester gab es keine Altersgrenze, sie durften ihren Dienst verrichten, so lange sie noch eine sichere Hand hatten; die Leviten durften zu ihren eigentlichen Dienstverrichtungen, so lange dazu auch das Tragen der Teile und Gegenstände des wandernden Heiligtums gehörten, nur vom 25. bzw. 30. (vom 25. zur Erlernung des Dienstes, vom 30. zur selbständigen Ausführung desselben, s. Num. 4, 23 und 8, 23—26 und Chullin 24 a) bis zum 50. Lebensjahre herangezogen werden, nach dem 50. Lebensjahre durften sie nur noch den Wachtdienst, nach der Ansicht Einiger auch den Dienst als Sänger und sonstige leichtere Dienste verrichten. Seitdem das Heiligtum seinen festen Standort erhalten und zu dem Dienst der Leviten nicht mehr das Tragen schwerer Gegenstände gehörte, hatte diese Bestimmung keine Geltung mehr; doch wurde der Levite dienstuntauglich, sobald seine Stimme nicht mehr für den gemeinschaftlichen Gesang zu gebrauchen war.",
+ "ist bei den Priestern untauglich. Priester, die bestimmte Leibesfehler hatten, durften keinen Dienst verrichten (s. Lev. 21, 16—24); für die Leviten gab es eine derartige Bestimmung nicht.",
+ "ist bei allen anderen Geräten unrein. Ein irdenes Gerät bleibt rein, wenn nur seine Aussenseite mit einer Unreinheit in Berührung gekommen ist, während andere Geräte dadurch unrein werden.",
+ "ist bei irdenen Geräten unrein. Andere Geräte werden nur durch Berührung unrein, irdene Geräte auch ohne Berührung, wenn etwas Verunreinigendes sich nur innerhalb des durch die Seitenwände des Gerätes gebildeten Hohlraumes befindet, auch ohne das Gerät selbst zu berühren.",
+ "ist bei metallenen Geräten unrein. Flache hölzerne Geräte ohne jeden Hohlraum können nicht unrein werden (s. Kelim II Note 3), wohl aber solche Geräte aus Metall.",
+ "ist bei hölzernen Geräten unrein. Unvollendete (גולמי) hölzerne Geräte nehmen Unreinheit an, unvollendete metallene dagegen nicht.",
+ "ist bei den süssen davon frei. S. Maass. I, 4. Bittere Mandeln pflegt man zu essen, solange sie noch klein und nicht zu bitter sind, deshalb muss man, so lange sie noch klein sind, Hebe und Zehnt von ihnen absondern; süsse Mandeln lässt man erst gross werden, so lange sie noch klein sind, sind sie noch nicht Abgaben-pflichtig.",
+ "ist bei den bitteren frei. Wenn die bitteren Mandeln gross geworden sind, sind sie nicht mehr zu essen und deshalb nicht mehr Abgaben-pflichtig."
+ ],
+ [
+ "Tresterwein. den man gewinnt, indem man auf die ausgepressten Weintrauben oder auf Weinhefe Wasser aufgiesst. תמד = temetum.",
+ "so lange er nicht fermentiert hat. so lange gilt der Aufguss noch als Wasser, nicht als Wein. Sind jedoch durch die aus den Traubenresten kommende Flüssigkeit aus drei Massen Wasser, die man aufgegossen hat, 4 geworden, so gilt es, auch ohne dass es fermentiert hat, schon als Wein, weil es allgemein üblich war, einen Teil Wein mit 3 Teilen Wasser, um ihn zu mildern, zu mischen.",
+ "für Zehnt-Geld nicht gekauft werden. Für das aus dem Verkauf von zweitem Zehnt gewonnene Geld, das in Jerusalem verzehrt werden musste, durfte man nur das Deut. 14, 26 Genannte und ihm Ähnliches kaufen, nicht aber blosses Wasser.",
+ "und macht das Tauchbad untauglich. wenn 3 Log davon in eine מקוה gefallen sind, bevor darin 40 Sea Quellwasser enthalten waren (s. Mikw. II, 4).",
+ "darf er für Zehnt-Geld gekauft werden und macht das Tauchbad nicht untauglich. weil durch Wein die מקוה nur untauglich wird, wenn das Wasser die Farbe des Weins angenommen hat. In ed. Lowe fehlen die Worte ופוסל את המקוה und ואינו פוסל את המקוה.",
+ "wenn sie zu Aufgeld. Zu dem Schekel, den jeder Erwachsene jährlich als Tempelsteuer zu entrichten hatte, musste noch ein Aufgeld hinzugefügt werden, s. darüber Schekal. I Note 30. Über die Ableitung des Wortes קלבון s. ebend. Note 29.",
+ "sind sie vom Aufgeld frei. Solange die Brüder die Erbschaft ihres Vaters noch nicht geteilt haben, gilt das Ererbte noch als Besitz des Vaters, deshalb brauchen sie kein Aufgeld zu geben, weil nach Schekal. I, 7, wer nicht für sich, sondern für einen Anderen den Schekel entrichtet, vom Aufgeld befreit ist, und hier gleichsam der Vater die Schekel für seine Söhne entrichtet; dagegen sind sie zum Viehzehnt verpflichtet, da das Vieh als Besitz einer Einzelperson gilt und deshalb verzehntet werden muss. Haben sie dagegen die Erbschaft geteilt und sich dann wieder als Gesellschafter verbunden, müssen sie jeder das Aufgeld zu seinem Schekel geben, dagegen sind sie vom Viehzehnt befreit, weil nur Einzelpersonen ihr Vieh verzehnten müssen, Vieh, welches mehreren Gesellschaftern gehört, dagegen nicht verzehntet zu werden braucht. So erklären Raschi und Barten. die Mischna, anders Maim., der hier wie Schek. I, 7 und Bech. IX, 3 liest: האחין והשותפין (unsere Ausgaben haben diese Lesart nur Schek. I, 7, hier und in Bechor. dagegen: האחין השותפין). Nach ihm gelten für die Brüder inbetreff der Erbschaft ihres Vaters und für Gesellschafter inbetreff des von ihnen zur Gemeinschaft Eingebrachten dieselben Bestimmungen. Das Ererbte bzw. das zur Gemeinschaft Eingebrachte ist vom Viehzehnt befreit, weil es als in einen anderen Besitz übergegangen betrachtet wird und in den Besitz eines Anderen übergegangenes Vieh nach Bechor, IX, 3 nicht verzehntet zu werden braucht; dagegen müssen sie von dem ererbten bzw. eingebrachten Gelde das Aufgeld geben, solange sie nicht Geschäfte damit gemacht und anderes Geld, das dann Gemeinschaftsgeld ist, dagegen eingetauscht haben. Vieh dagegen, das im gemeinsamen Besitz der Erben bzw. der Gesellschaft geboren wird, muss verzehntet werden; zu der Tempelsteuer, die aus dem gemeinsamen Erwerb der Erbschafts- bzw. der Gesellschafts-Verwaltung gezahlt wird, braucht kein Aufgeld gegeben zu werden, weil da die Steuer aus dem Gemeinschaftsvermögen, also von einem Anderen als dem Steuernden selbst, entrichtet wird (vgl. לחם משנה zu Maim. הלכות בכורות VI, 10).",
+ "wo ein Verkauf zulässig ist. Der Vater ist befugt, seine Tochter bis zu ihrem zurückgelegten 12. Lebensjahre als Sklavin zu verkaufen.",
+ "ist kein Strafgeld zu zahlen. Der Verführer oder Notzüchtiger eines solchen Mädchens braucht dem Vater kein Strafgeld zu zahlen, weil an den bezüglichen Schriftstellen (Deut. 22) nur von einer נערה gesprochen wird, d. i. ein Mädchen von 12 bis 12½ Jahren.",
+ "wo ein Strafgeld zu zahlen ist. wenn das Mädchen über 12 Jahre alt ist.",
+ "ist kein Verkauf zulässig. Nach dem Talmud (Chul. 26 b) ist dies jedoch nur die Ansicht des R. Meir. Nach der Ansicht der Weisen dagegen ist auch bei einer Minderjährigen von vollendetem 3. Lebensjahre an die Geldstrafe zu zahlen, weil an den betreffenden Schriftstellen das Wort גערה defect (נער) geschrieben ist und dieser Ausdruck jedes Mädchen bis zur Erlangung der vollen geschlechtlichen Reife umfasst; vom 3. bis zum 12. Lebensjahre ist demnach die Geldstrafe zu zahlen, trotzdem der Vater befugt ist, das Mädchen zu verkaufen.",
+ "wo eine Weigerungs-Erklärung zulässig ist. Wenn eine Minderjährige nach dem Tode ihres Vaters von ihrer Mutter oder ihren Brüdern verheiratet worden ist, und wäre es selbst mit ihrer Einwilligung geschehen, so ist diese Ehe nur nach rabbinischer Verordnung giltig und zur Auflösung derselben genügt ihre vor Zeugen abgegebene Erklärung, dass sie sich weigert, diese Ehe fortzusetzen; ebenso, wenn sie von ihrem Vater verheiratet worden und dann, nachdem diese Ehe durch Scheidung oder Tod des Mannes aufgelöst worden, sich selbst wieder verheiratet hat.",
+ "kann die Chaliza nicht vollzogen werden. weil die Chaliza durch eine Unmündige nicht ausgeführt werden kann.",
+ "wo geblasen wird. An jedem Freitag Nachmittag würden 3 Töne geblasen als Zeichen zur Niederlegung der Arbeit und dann nochmals 3 Töne kurz vor Beginn des Sabbats.",
+ "wird keine Habdala gemacht. Der Habdala-Abschnitt in der Tefilla des Abendgebetes und beim Kiddusch wird nur beim Ausgange des Sabbats gesprochen, sei es dass der folgende Tag ein Werktag, sei es dass er ein Feiertag ist, weil auch in letzterem Falle der strengere Ruhetag zu Ende ist und ein weniger strenger darauf folgt.",
+ "wird nicht geblasen. Ed. Lowe fügt hier das Wort: כיצד ein.",
+ "so wird geblasen. zum Zeichen, dass man mit der Verrichtung solcher Arbeiten aufhört, die am Feiertag erlaubt und am Sabbat verboten sind.",
+ "auf den Sabbat-Ausgang. Ed. pr.: לאחר השבת.",
+ "Wie spricht man die Habdala. beim Sabbat-Ausgang, wenn ein Feiertag folgt.",
+ "der einen Unterschied macht zwischen Heiligem und Heiligem. anstatt des sonst gesprochenen המבדיל בין קרש לחול schliesst man den Segensspruch mit המבדיל בין קדש לקדש.",
+ "zwischen strenger Heiligem und leichter Heiligem. Die Halacha entscheidet gegen R. Dosa, weil es eine Geringschätzung des Feiertages bedeuten würde, wenn man ihn ausdrücklich als קדש הקל bezeichnet."
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+ "Wenn man eine [von den beiden Halsröhren. Die Luftröhre (קנה) und die Speiseröhre (ושט) sollen beide beim Schlachten durchschnitten werden; beim Geflügel gilt jedoch das Schlachten als vorschriftsmässig ausgeführt, wenn auch nur eine von ihnen durchschnitten worden ist, beim Vieh, nur wenn beide durchschnitten sind.",
+ "und bei jeder gilt die grössere Hälfte. wenn die Röhre nicht ganz sondern nur zum grösseren Teile durchschnitten ist, gilt es, als wäre sie ganz durchschnitten.",
+ "Nur wenn man auch die Blutadern. nach Maim. die zu beiden Seiten der Luftröhre liegenden Schlagadern. וריד = arab. وريد",
+ "durchschneidet. Nach dem Talmud bezieht sich der Ausspruch des R. Jehuda nur auf das Schlachten von Geflügel. Weil man Geflügel häufig im Ganzen zu braten pflegt, muss man die Blutadern beim Schlachten oder unmittelbar darauf mitdurchschneiden, damit das Blut abfliesst, weil es nachher nicht mehr gehörig aus dem Körper zu entfernen sein würde; beim Vieh ist dies dagegen nicht nötig, weil man Vieh gewöhnlich vor dem Braten zu zerlegen pflegt. Hat man jedoch die Absicht, das Vieh im Ganzen zu braten, muss man auch da die Adern beim oder unmittelbar nach dem Schlachten durchschneiden.",
+ "Die Hälfte von einer. oder beide nur zur Hälfte, so dass keine von beiden, wie vorgeschrieben, wenigstens zur grösseren Hälfte durchschnitten ist; in der Tosefta heisst es ausdrücklich השוחט שני חצאין בעוף שחיטתו פסולה.",
+ "so ist das Geschlachtete tauglich. Dieser letzte Absatz erscheint überflüssig, da er sich schon aus dem ורובו של אחד כמוהו am Anfang der Mischna ergibt. Nach dem Talmud will diese Wiederholung sagen, dass selbst beim Schlachten von Opfertieren, wo man das Blut zum Sprengen gebraucht, der Vorschrift genügt ist, wenn man nur die grössere Hälfte der einen bzw. der beiden Röhren durchschnitten hat."
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+ "selbst der Eine oben und der Andere unten. das „oben“ und „unten“ beziehen die meisten Erklärer auf das Messer: der Eine fasst das Messer am oberen, der Andere am unteren Ende an; andere erklären: sie setzen das Messer schräge zum Halse an, so dass der Eine oben, der Andere unten schlachtet. R. Nissim bezieht das „oben“ und „unten“ auf „schlachten“ und erklärt: wenn zwei Personen, jeder mit seinem Messer, zugleich an zwei verschiedenen Stellen des Halses schlachten und sie auch nur zusammen die vorgeschriebenen Teile durchschneiden (vgl. Talm. 30 a). Maim. (הלכות שהיטה II, 10), entscheidet, dass in beiden Fällen das Geschlachtete tauglich ist."
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+ "Hat man den Kopf mit einem Schlage abgetrennt. indem man das Messer nicht, wie vorgeschrieben, an der Schnittfläche entlang geführt, sondern von oben nach unten gedrückt hat. Zu והתיז vgl. Jes. 18, 5.",
+ "Hat man geschlachtet und dabei den Kopf in einem Zuge abgetrennt. d. h. die zu durchschneidende Fläche in einem Hin-oder Herzuge durchschnitten. Unter התיז את הראש ist nicht nur das vollständige Abschlagen des Kopfes vom Rumpfe zu verstehen, sondern auch schon das Abtrennen des Kopfes durch Durchschneiden der Schlachtröhren.",
+ "wenn an dem Messer [noch] eine Halsbreite ist. wenn das Messer doppelt so lang ist, als der Hals des Tieres breit ist. Ist das Messer kürzer, so ist zu befürchten, dass man beim Schneiden durch einen Druck der Hand auf das Messer nachhilft, so dass das Schlachten nicht vorschriftsmässig ausgeführt wird. (s. Einleit.).",
+ "wenn an dem Messer [noch] eine Halsbreite ist. כמלא צואר אחד: auch in diesem Falle braucht das Messer nur um eine Halsbreite länger zu sein als die beiden Tierhälse zusammen, nicht um je eine Halsbreite für jeden der beiden Hälse.",
+ "selbst mit einem Beschneidungsmesser. איזמל gr. σμίλη, ein kleines Messer zum Schneiden und Schnitzen, auch den Beschneidungsakt pflegte man damit vorzunehmen.",
+ "Hat ein Messer im Herunterfallen. wenn es von selbst heruntergefallen ist; ist es dagegen von einem Menschen geworfen worden und hat geschlachtet, so ist das Geschlachtete tauglich.",
+ "denn es heisst. Deut. 12, 21.",
+ "das darfst du essen. das Schlachten muss von einer Person, wenn auch nur unabsichtlich, ausgeführt worden sein.",
+ "Ist ihm das Messer entfallen. während des Schlachtens.",
+ "sind seine Kleider heruntergefallen. während des Schlachtens.",
+ "war er durch das. vor dem Schlachten vorgenommene.",
+ "Schleifen des Messers matt geworden. während des Schlachtens.",
+ "wenn dadurch eine Pause von der Zeitlänge einer Schlachtung entstanden ist. wenn, bevor man weiter geschlachtet hat, soviel Zeit vergangen ist, dass man während dessen das Tier, welches man schlachtet, hätte aufrichten, wieder niederlegen und schlachten können; beim Geflügel, wenn man es nur während dessen hätte schlachten können, nach Maim muss auch beim Geflügel soviel Zeit vergangen sein, dass man während dessen ein Stück Kleinvieh hätte aufrichten, wieder niederlegen und schlachten können. Ed. pr. liest: כדי שחיטת אחרת, vgl. Talm. 32 a.",
+ "Eine Pause von der Zeitlänge einer Untersuchung. dass der Schlachtende während dessen das Messer hätte untersuchen können, ob es frei von Scharten ist, nach Maimon., ob das Tier vorschriftsmässig geschlachtet ist. Die Tosefta hat: כדי ביקור בהמה אחרת."
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+ [
+ "Hat man. beim Schlachten eines Viehs.",
+ "die Speiseröhre geschlachtet und die Luftröhre losgerissen oder die Luftröhre geschlachtet und die Speiseröhre losgerissen. Die Talmudausg. lesen; או פסק את הגרגרת ואח״כ שחט את הושט.",
+ "bis es von selbst verendet ist. auch in diesem Falle ist nach R. Akiba das Tier nicht, als wenn es gar nicht geschlachtet wäre, נבלה, sondern nur טרפת, weil nach seiner Ansicht das vorschriftsmässige Schlachten einer der beiden סימנים, das beim Geflügel vollständig hinreicht, auch beim Vieh wenigstens die Wirkung hat, dass es nicht mehr נבלה, sondern nur טרפה wird.",
+ "oder dann das Messer unter die zweite gesteckt. החליד von חלד, das im Syr. sich eingraben bedeutet, davon חולד = der Maulwurf. Das Gleiche gilt natürlich, wenn man den ersten סימן in ähnlicher Weise durchschnitten und dann den zweiten vorschriftsmässig geschlachtet hat.",
+ "und sie losgerissen. S. die folgende Note.",
+ "Jeschebab Aas. weil nur einer von den beiden סימנים vorschriftsgemäss geschlachtet worden ist. Mit dem Ausdruck פסק meint die Mischna nicht nur das Losreissen der סימנים vom Schlund, der gebräuchliche Ausdruck hierfür ist vielmehr שמט, sondern, wie auch aus dem: או שהחליד את הסכין תחת השני ופסקו zu ersehen ist, jedes Zertrennen oder Aufschneiden der סימנים, das nicht mit dem Messer in der vorgeschriebenen Weise geschieht, also auch das Schneiden mit einem schartigen Messer. Ist entweder die Speiseröhre oder die Luftröhre nicht in der vorgeschriebenen Weise geschlachtet worden, so ist das Tier nach R. Jeschebab נבלה).",
+ "Akiba trefa. s. Note 22.",
+ "was beim Schlachten untauglich geworden ist. Zweifelhaft ist, was unter: כל שנפסלה בשחיטתה zu verstehen ist. Die Erklärer fassen es als gleichbedeutend mit שנפסלה »כמקום״ שחיטתה und erklären: wenn das Tier an einer der beiden zu schlachtenden Röhren eine Verletzung hat, die es untauglich macht, so nützt das Schlachten nichts, sondern es ist, auch wenn es geschlachtet wird, נבלה. So entscheidet Maim. (הלכות שחיטה III, 19), dass, wenn die Speiseröhre ein Loch hat oder die Luftröhre in der grösseren Hälfte ihres Umfangs aufgerissen ist, das Tier נבלה ist und, auch wenn es geschlachtet wird, גבלה bleibt; vgl. auch Raschi Chull. 32b v. נקובת הושט und ויש מהן נבלות. Aus unserer Mischna geht allerdings hervor, dass bei פסוקת הגרגרת das Tier נבלה ist, nicht aber auch, wenn der ושט ein Loch hat. In der Tosefta II, 10 heisst es ausdrücklich: נקב הושט ואח״כ שחט את שניהם טרפה ושחיטתה מטהרתה. Es ist der Ausdruck כל שנפסלה בשחיטתה in der Mischna deshalb wohl als Gegensatz zu dem folgenden כל ששחיטתה כראוי, was vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, zu erklären: Alles, was nicht vorschriftsmässig geschlachtet worden ist. Die Mischna würde demnach sagen: hat man eine der beiden Röhren, sei es vor, sei es nach dem Schlachten der anderen, anstatt sie vorschriftsmässig zu schlachten, losgerissen oder sonstwie durch Schlachten mit einem unbrauchbaren Messer oder unter vorschriftswidriger Führung des Messers (החליד את הסכין) aufgeschnitten, so ist das Tier נבלה, weil das Schlachten nicht vorschriftsmässig ausgeführt worden ist. Nach der Ausführung im Talmud ist das Tier auch dann נבלה, wenn vor dem Schlachten eine der beiden Röhren bereits in der grösseren Hälfte ihres Umfangs los- oder aufgerissen war; an der betreffenden Röhre ist das, was durch das Schlachten erreicht werden soll, bereits in vorschriftswidriger Weise ausgeführt, sie gilt daher und ebenso, wenn man nachher die andere Röhre vorschriftsmässig schlachtet, auch das Ganze als unvorschriftsmässig geschlachtet, es trifft daher auch auf diesen Fall die Voraussetzung zu שנפסלה בשחיטתה, das Tier ist deshalb נבלה. War aber die Speiseröhre nur gelöchert, würde demnach nicht daraus hervorgehen, dass das Tier נבלה ist, da ja beide Röhren noch vorschriftsmässig geschlachtet werden können, es würde das mit der oben angeführten Tosefta übereinstimmen. Ed pr. liest: כל שנפסלה „מ״שחיטתה."
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+ "ohne dass dabei Blut herauskommt. Dass kein Blut ausgeflossen ist, ist nicht als Zeichen dafür zu betrachten, dass das Tier schon während des Schlachtens nicht mehr gelebt hat (Maim.). Auch Wild und Geflügel ist tauglich, wenn auch kein Blut beim Schlachten ausgeflossen ist, trotzdem dann die Vorschrift, das beim Schlachten ausgeflossene Blut zu bedecken (Lev. 17, 13), unerfüllt bleiben muss.",
+ "und sie dürfen auch mit nicht gereinigten. מסואבות von סאב = unrein, fleckig sein, davon הסתאב = einen Leibesfehler bekommen, der das Tier zum Opfer untauglich macht. Hier ist gemeint: mit Händen, die nicht unmittelbar vor dem Essen gereinigt worden sind. Hände gelten nach rabbinischer Verordnung, wenn sie nicht unmittelbar vorher gereinigt worden sind, immer für unrein, weil man mit ihnen, ohne darauf zu achten, Unreines berührt haben kann. Diese Unreinheit ist jedoch nur eine Unreinheit zweiten Grades, durch Berührung mit einer solchen wird nur Hebe oder Heiliges unrein, nicht aber Nichtheiliges. Wenn man Hebe oder Heiliges essen will, muss man deshalb jedes Mal vorher die Hände reinigen. Von Hebe oder Heiligem kann die Mischna hier nicht sprechen, da es sich um Fleisch handelt, und zwar auch um Fleisch von Wild, das als Opfer nicht verwendet wurde. Es kann daher nur Nichtheiliges gemeint sein, das von Personen gegessen wird, die, weil sie meistens nur Heiliges zu essen pflegen, aus Vorsicht auch bei Nichtheiligem die Reinheits-Vorschriften beobachten, die eigentlich nur für Heiliges gelten (חולין שנעשו על טהרת הקדש); für solche Personen würde auch das Nichtheilige durch die Berührung mit den nicht unmittelbar vorher gereinigten Händen unrein werden.",
+ "weil sie nicht durch das Blut verunreinigungsfähig geworden sind. Auf Speisen lässt sich eine Unreinheit erst übertragen, nachdem sie mit einer der sieben Flüssigkeiten (Wein, Wasser, Blut, Öl, Milch, Tau, Bienenhonig) befeuchtet worden sind (s. Machsch. VI, 4); so lange dies nicht geschehen, bleiben sie rein, auch wenn sie mit einer Unreinheit in Berührung kommen. Diese Befeuchtung wird deshalb הבשר (für eine Unreinheit tauglich, empfänglich machen) genannt.",
+ "Sie sind durch das Schlachten verunreinigungsfähig geworden. Da sie durch das Schlachten für den Genuss erlaubt worden sind, sind sie dadurch auch zugleich für Verunreinigung empfänglich geworden."
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+ "Wenn man ein schwerkrankes. מסוכן = sich in Lebensgefahr befindend, wenn es so krank ist, dass es auf Schlag und Anruf sich nicht mehr erheben kann.",
+ "Sohn des Gamliel. Ed. pr. und Lowe lesen: ר׳ גמליאל, so auch Talm. 38a (vgl. מהרש״א zur Mischna).",
+ "mit Vorder- und Hinterfuss gezuckt. פרכס (gr. φρίξω) schaudern, zucken, eine zuckende Bewegung machen, das als Zeichen dafür dienen kann, dass das Tier beim Schlachten noch gelebt hat. Das Zucken muss deshalb am Ende des Schlachtens stattgefunden haben.",
+ "wenn [das Blut] herausgespritzt. זינק = den Atem hervorstossen, wobei das Blut herausspritzt vgl. Deut. 33, 22. Subject ist המסכנת.",
+ "Auch. In ed. Venet. und den Talmudausgaben fehlt das Wörtchen אף.",
+ "wenn man es bei Nacht. im Dunkeln, was eigentlich nicht geschehen soll, s. I Note 13.",
+ "Es muss mit dem Vorder- oder mit dem Hinterfuss. nicht, wie R. Simon ben Gamliel verlangt, mit Vorder und Hinterfuss. sondern es genügt, wenn es mit einem Vorderoder einem Hinterfuss gezuckt hat.",
+ "ob es Kleinvieh oder Grossvieh ist. in beiden Fällen genügt ein Zucken mit Vorder-oder Hinterfuss oder ein Wedeln mit dem Schwanz.",
+ "weil das nichts weiter ist als ein Zeichen des Verendens. Das Ausstrecken des Hinterfusses jedoch genügtauch beim Kleinvieh, ebenso das Zurückziehen des ausgestreckten Hinterfusses; ob das Zurückziehen des Vorderfusses beim Kleinvieh genügt, darüber sind die Ansichten der Decisoren geteilt. Beim Grossvieh dagegen genügt das Ausstrecken oder das Zurückziehen eines Vorder- oder Hinterfusses."
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+ [
+ "Wenn man für einen Heiden. ein dem Heiden gehörendes Tier.",
+ "ist das Geschlachtete tauglich. weil ohne Weiteres nicht anzunehmen ist, dass der Heide dabei den Gedanken hatte, dass das Tier seinem Götzen zu Ehren geschlachtet werden soll; würde dies der Fall sein, so würde das Tier als einem Götzen dargebracht (תקרובת ע״ז) sowohl für den Genuss als für jeden anderen Gebrauch verboten sein.",
+ "Elieser erklärt es für untauglich. auch zu jeder anderen Benutzung.",
+ "dass der Heide nur etwas vom Zwerchfell. חצר הכבד, wörtlich der Vorhof der Leber, ist in Mischna und Talmud die Bezeichnung für das Zwerchfell; Targum übersetzt היוחרת על הכבד in Lev., worunter nach Raschi das Zwerchfell zu verstehen ist, mit ית חצרא דעל כבדא.",
+ "davon essen soll. selbst wenn der Heide für sich nur etwas von dem allergering-wertigsten Teil beansprucht und das ganze übrige Tier dem Israeliten überlassen bleibt.",
+ "weil die Absicht des Heiden auch unausgesprochen auf den Götzendienst gerichtet ist. d. h. auch in diesem Falle ist anzunehmen, dass er dabei die Absicht hatte, dass das Tier seinem Götzen zu Ehren geschlachtet werden soll.",
+ "Von dem Strengeren lässt sich ein Schluss auf das Leichtere ziehen. dass es nicht, wie der erste Tanna und R. Elieser meinen, auf die Absicht des Heiden, sondern nur auf die Absicht des Schlachtenden ankommt.",
+ "der die Opferhandlung vollzieht. S. Sebach. IV, 6.",
+ "nämlich bei Nichtheiligem. In dieser kurzen Fassung ist der Ausspruch der Mischna nicht zu verstehen, da ja auch bei Nichtheiligem, wie aus der Mischna hervorgeht, eine Absicht das Schlachten untauglich machen kann. Nach dem Talmud ist die Mischna folgendermassen zu ergänzen: wenn bei Opfertieren, wo eine vorschriftswidrige Absicht bei vier Handlungen untauglich machen kann, es nur auf die Absicht desjenigen ankommt, der die Handlungen vollzieht, um wieviel mehr bei Nichtheiligem, wo dieses nur bei zwei Handlungen möglich ist. Die vier Opfer-Handlungen, bei denen eine vorschriftswidrige Absicht das Opfertier untauglich macht, sind nach Raschi das Schlachten, das Auffangen, das Hintragen und das Sprengen des Bluts; für Nichtheiliges, das einem Götzen dargebracht wird, kommen als Opferhandlungen nur das Schlachten und das Sprengen des Blutes inbetracht, das Auffangen und Hintragen des Bluts dagegen gelten bei Götzenopfern gar nicht als Opferhandlungen, das Tier wird deshalb als Götzenopfer nur in den beiden Fällen untauglich, wenn man mit dem Gedanken daran es geschlachtet oder das Blut gesprengt hat. Durch eine vorschriftswidrige Absicht beim Darbringen der Opferstücke (הקטרה) wird bei Heiligem das Opfertier selbst nicht untauglich, ebenso wird auch ein ohne solche Absicht geschlachtetes Tier nicht untauglich, wenn man nachher Teile davon mit dem Gedanken an einen Götzen darbringt. R. Salomo ben Aderet, R. Nissim und R. Serachia Halevi sind der Ansicht, dass ein ohne götzendienerische Absicht geschlachtetes Tier auch dann nicht untauglich wird, wenn man von dem Blut nachher einem Götzen zu Ehren sprengt. Nach ihnen ist der Ausspruch im Talmud so zu verstehen, dass mit den vier Opferhandlungen, bei denen eine vorschriftswidrige Absicht das Opfertier untauglich macht, das Auffangen, das Hintragen, das Sprengen des Bluts und das Darbringen der Opferteile gemeint sind, indem nämlich das Opfer untauglich ist, wenn man es mit der Absicht geschlachtet hat, eine von diesen vier Handlungen in vorschriftswidriger Weise auszuführen; bei einem nichtheiligen Tier dagegen macht nur die Absicht inbezug auf zwei Handlungen das Tier untauglich, nämlich wenn man es mit der Absicht schlachtet, einem Götzen zu Ehren von dem Blut zu sprengen oder davon zu opfern (s. ראש יוסף Glossen zum Talm. Chull. z. St. über die Unvereinbarkeit dieser Erklärung mit der Mischna Sebach. II, 2 und Talm. Sebach. 10 u. 13)."
+ ],
+ [
+ "ist das Geschlachtete untauglich. es darf nicht gegessen werden, ist aber nicht wie eigentliche Götzenopfer auch zu jeder anderen Nutzniessung verboten; nach Raschi, weil Berge u. s. w. nicht als Götzen die verehrt werden, gelten, selbst wenn man es mit der Absicht, sie damit götzendienerisch zu verehren, geschlachtet hat, ist es deshalb zu anderer Nutzniessung als zum Essen nicht verboten. Nach Maim. meint die Mischna, wenn man nicht eine götzendienerische Verehrung mit dem Schlachten beabsichtigt hat, nur deshalb ist es nur zum Essen, nicht zu jeder anderen Nutzniessung verboten. Hat man einem Berg-Gott, Meeres-Gott u. s. w. zu Ehren geschlachtet, ist es nach allen Ansichten als eigentliches Götzenopfer zu jeder Nutzniessung verboten.",
+ "der Eine zu Ehren eines von allen diesen und der Andere für einen zulässigen. Lowe וא׳ לדבר אחר.",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. jedoch nur, wenn der Eine, der die unerlaubte Absicht beim Schlachten hatte, wenigstens Miteigentümer des Tieres war (Maim.) und anzunehmen ist, dass es ihm Ernst mit seiner Absicht war und er nicht nur dem Anderen einen Schaden verursachen wollte (Ascheri)."
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+ "Man darf nicht in Meere hinein schlachten. Hier sagt die Mischna nicht, dass es, wenn man es so geschlachtet hat, untauglich ist, sondern man soll nur nicht in dieser Weise schlachten, um nicht einen falschen Verdacht zu erwecken.",
+ "und nicht in Flüsse. weil man dadurch in den Verdacht geraten könnte, dass man es dem Meeres- oder Flussgott zu Ehren schlachtet.",
+ "und nicht in Geräte. um nicht den Verdacht zu erwecken, dass man das Blut sammelt, um es einem Götzen zu Ehren zu sprengen.",
+ "dagegen darf man in eine Wassergrube. עוגא oder, wie die Talmudausg. haben, עוגה = eine runde Vertiefung im Boden, vgl. das bibl. עגות runde Kuchen und עג עוגה Taan. III, 8. Ed. pr. und Lowe lesen dafür: עוגל, womit wohl dasselbe gemeint ist. Alfasi, ebenso Aruch und anscheinend auch Maim. (s. הלכות שחיטה II, 6) lesen אגן, also ein Gefäss, ein Becken. In eine Grube oder ein Gefäss, welche Wasser enthalten, darf man schlachten, weil da die Befürchtung wegfällt, dass man meinen könnte, er wolle das Blut zum Sprengen sammeln, da mit Wasser gemischtes Blut sich nicht zum Sprengen als Opferhandlung eignet. Nach dem Talmud ist es jedoch nur gestattet, wenn das Wasser trübe ist; ist das Wasser klar, so ist es verboten, um nicht den Anschein zu erwecken, als ob man dem eigenen vom Wasser wiedergegebenen Spiegelbilde zu Ehren schlachtet (s. Maim. פירוש המשניות).",
+ "auch auf einem Schiff über die Rückseite von Geräten. so dass das Blut über die an die Schiffswand gelehnten Geräte hinweg in’s Meer fliesst, da es in diesem Falle offensichtlich ist, dass man dabei nur die Absicht hat, das Schiff nicht zu beschmutzen. Über die Rückseite von Geräten zu schlachten, ist auch im Allgemeinen nicht verboten, sondern nur in Geräte hinein aus dem Note 54 angegebenen Grunde.",
+ "In eine Grube hinein. d. h. in eine leere Grube. Ed. pr. und Lowe lesen: בגומא.",
+ "darf man überhaupt. einerlei, ob im Hause oder auf der Strasse.",
+ "nicht schlachten. weil es ein heidnischer Brauch war, das beim Schlachten ausfliessende Blut zu sammeln und über dem Blute das Geschlachtete zu verzehren, s. Lev. 19, 20 und Sam. I, 14, 32. 33.",
+ "aber man darf in seinem Hause eine Grube machen. und dann unweit von der Grube, aber nicht direkt in die Grube hinein, schlachten, weil es da offensichtlich ist, dass man nur die Absicht hat, nicht den ganzen Boden mit dem Blut zu beschmutzen.",
+ "auf der Strasse dagegen darf man es nicht so machen. weil man auf die Sauberkeit der Strasse nicht so bedacht zu sein pflegt und doch jemand den Verdacht haben könnte, dass man dabei den heidnischen Brauch im Auge gehabt hat.",
+ "um die Häretiker nicht in ihrem Gebrauche zu bekräftigen. יחקה von חקה wie חקק = befestigen (vgl. Spr. Sai. 8, 27. 29), wovon חק = Gesetz. Raschi und nach ihm Bart. fassen das Wort als derivat. von חק, jedenfalls soll wohl das „den חקות המינים Vorschub leisten“ damit ausgedrückt werden."
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+ "Wenn jemand. ein nichtheiliges Tier ausserhalb des Heiligtums.",
+ "Friedensopfer. Ed. pr. liest: שלמים, Friedensopfer, die auch זבחי שלמים, häufig, wie auch hier, זבחים schlechthin genannt werden.",
+ "Zweifels-Schuldopfer. S. Sebach. V, Note 48.",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. um zu verhüten, dass jemand, der hört, wie er es mit der erwähnten Bestimmung schlachtet, annimmt, er habe es damit als Opfer weihen wollen, und nun glaubt, dass es erlaubt sei, Heiliges auch ausserhalb des Heiligtums zu schlachten.",
+ "Simon erklärt es für tauglich. Nach R. Simon ist diese Befürchtung kein Grund, um das Geschlachtete für untauglich zu erklären, sondern soll man beim Schlachten solche Dinge, welche eine falsche Auslegung (מראית העין) befürchten lassen, wie auch aus der vorhergehenden Mischna hervorgeht, nur von vornherein unterlassen. Nach Tosf. erklärt R. Simon es deshalb für tauglich, weil nach seiner Ansicht in diesem Falle ein Grund für eine solche Befürchtung überhaupt nicht vorliegt, denn selbst, wenn jemand annehmen sollte, dass der Schlachtende es mit der ausgesprochenen Bestimmung zum Opfer habe weihen wollen, würde er daraus doch nicht den Schluss ziehen, dass es erlaubt ist, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, weil er es ja nur mit der Bestimmung geweiht hat, es ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, und in diesem Falle das Tier nach Ansicht des R. Simon gar nicht als geweiht gilt (s. Menach. XIII, 10).",
+ "der Eine mit der Bestimmung zu einem von allen diesen und der Andere für einen zulässigen. Ed. Lowe hat auch hier: לשם דבר אחר",
+ "ist das Geschlachtete untauglich. weil auch in diesem Falle die erwähnte Befürchtung vorliegt.",
+ "Gewissheits-Schuldopfer. eines von den Sebach. V, 5 genannten Schuldopfern.",
+ "so ist es untauglich. Ed pr. und Lowe lesen: פסול, die Talmud- und meisten Mischna-Ausgaben: אסור, beides gibt den gleichen Sinn.",
+ "kann es nicht als Gelübde oder freiwillige Gabe. Ed. pr.: לא נדר ולא נדב.",
+ "so ist es tauglich. Hat man das Tier mit der Bestimmung zu einem Opfer, das nicht freiwillig dargebracht werden kann, geschlachtet, so liegt die erwähnte Befürchtung nicht vor, da es bekannt zu sein pflegte, wenn jemand ein Pflichtopfer darzubringen hatte, ebenso wenn das Tier eine Erstgeburt oder ein Zehnt war. Hatte jedoch der Schlachtende tatsächlich ein Sünd- oder ein Schuldopfer zu bringen und ebenso, wenn er ein Tier zum Opfer geweiht hatte, für das er jetzt das Tier, das er schlachtet, als תמורה bestimmt haben könnte, so ist das Geschlachtete untauglich (Talmud.). Die am Anfang der Mischna genannten Opfer können freiwillig gelobt und dargebracht werden, Ganz-, Friedens- und Dankopfer nach allen Ansichten, Zweifels-Schuldopfer nach Ansicht des R. Elieser (Kerit. VI, 3), zum Pesachopfer kann man schon im Laufe des Jahres ein Tier weihen und, wenn man es dann vor dem Pesachfeste darbringt, gilt es als Friedensopfer."
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+ "Wenn die Speiseröhre ein Loch hat. wenn sowohl die innere wie die äussere Haut an derselben Seite der Speiseröhre, wenn auch nicht an derselben Stelle, durchlöchert sind, da beim Kauen und Schlucken die Häute sich hin- und herziehen und so auch die an verschiedenen Stellen sich befindenden Löcher sich zusammenfinden können. נקובת הושט wörtlich: (ein Tier) das an der Speiseröhre ein Loch hat, ebenso פסוקת הגרגרת.",
+ "die Luftröhre abgerissen ist. wenn die Luftröhre an irgend einer Stelle in der grösseren Hälfte ihres inneren Umfangs auseinandergerissen ist; ist sie dagegen ihrer Länge nach gespalten, so ist es nicht trefa, sobald sie nur an ihrem oberen und unteren Ende noch unversehrt ist.",
+ "wenn die Gehirnhaut. die unmittelbar über dem Gehirn liegende Haut, wenn selbst der darüber liegende Knochen unversehrt ist.",
+ "wenn das Rückgrat gebrochen und das Rückenmark abgerissen ist. wenn die das Mark einschliessende Haut an einer Stelle in der grösseren Hälfte ihres Umfangs auseinandergerissen ist; diese Verletzung genügt, das Tier trefa zu machen, auch wenn das Rückgrat unverletzt ist, sie pflegt nur zumeist eine Folge der Verletzung des Rückgrats zu sein.",
+ "wenn die Leber fort und nichts von ihr zurückgeblieben ist. Nach dem Talm. ist dies nur die Ansicht eines Tanna, während nach der Ansicht des anderen das Tier trefa ist, wenn nicht mindestens soviel wie eine Olivengrösse von der Leber noch vorhanden ist (vgl. weiter Mischna 2).",
+ "wenn die Lunge ein Loch hat. wenn die beiden Häute der Lunge durchlöchert sind, so dass die Luft entweicht, wenn man die Lunge aufbläst.",
+ "oder etwas von ihr fehlt. wenn ein Lungenflügel fehlt, nach Maim. (הלכות שחיטה VIII, 7) auch wenn, ohne dass die Häute verletzt sind, an der Lungen-Materie etwas fehlt.",
+ "Nur wenn das Loch bis zur Lungen-Schlagader. סמפונות heissen die kleinen durch die ganze Lunge sich verteilenden Blutadern (vielleicht σίϕων = Röhre), בית הסמפונות die grosse Lungen-Schlagader auf der rechten und linken Seite der Lunge, in welche diese Verzweigungen münden.",
+ "wenn im Labmagen. קיבה (von קבב, Höhlung) der eigentliche Magen, in dem die Verdauung vor sich geht. Der Magen der Wiederkäuer besteht aus vier Abteilungen, die in der Reihenfolge, wie die Speisen in sie gelangen, קיבה ,המסס ,בית הכוסות ,כרס heissen.",
+ "in der Gallenblase. die Gallenblasse, an einer Stelle, wo das Loch nicht durch die anliegende Leber verschlossen wird.",
+ "in den Dünndärmen. wenn nicht das Loch durch einen anliegenden anderen Teil des Darms oder durch anliegendes Fett verschlossen wird.",
+ "der innere Pansen. כרס (vgl. כרש Jerem. 51, 34) arab. كرش, die erste sackförmige Magenabteilung, in welche die Speisen aus der Speiseröhre zunächst gelangen. Was unter dem inneren und was unter dem äusseren כרס zu verstehen ist, darüber finden sich im Talmud verschiedene von einander abweichende Erklärungen. Nach der Halacha gilt der ganze כרס als innerer כרס und als äusserer die von der Brust bis zu den Nieren reichende dicke Haut, unter welcher der כרס liegt. Ein kleiner Teil des כרס liegt unter den Rippen an der Brust, der grössere Teil unter dieser Haut. Wenn der Teil dieser Haut, der über dem כרס liegt, zur grösseren Hälfte der Länge oder der Breite nach aufgerissen ist, so dass der כרס darunter bloss liegt, ist das Tier trefa.",
+ "bei einem kleinen die grössere Hälfte. Ed. pr. und Lowe lesen korrekter: בגדולה טפח ובקטנה רובה. Bei einem grossen Tiere, bei dem die Hälfte der Haut länger als eine Handbreite ist, genügt schon eine Handbreite, bei einem kleineren ist das Tier nur trefa, wenn die grössere Hälfte aufgerissen ist.",
+ "wenn der Blättermagen. המסס heisst die dritte Magenabteilung, in welche die Speisen nach dem Wiederkauen gelangen. Die gebräuchliche Aussprache des Wortes ist: הֶמְסֶס, wonach das lat. omasus zu vergleichen wäre; danach würde aber der Artikel fehlen, den man, wie bei הקיבה und בית הכוסות, erwartet. Das ה ist wohl vielmehr der Artikel und das Wort von מסס = zerfliessen abzuleiten, weil in diesem Magen die Speisen zerrieben und für die Verdauung vorbereitet werden.",
+ "oder der Netzmagen. בית הכוסות heisst die zweite Magenabteilung, in welche die Speisen vor dem Wiederkauen aus dem כרס gelangen; die innere Oberfläche ist in netzartige Falten, Behälter geteilt, daher die Bezeichnung בית הכוסות, nach seiner äusseren Form nennt man diesen Magen auch die Haube.",
+ "nach aussen. Da der Netzmagen und der Blättermagen durch eine Öffnung mit einander in Zusammenhang stehen, so schadet es nichts, wenn die innere Wand des einen nach der inneren Wand des anderen auch sonst noch durchlöchert ist; nur wenn in ihren Aussenwänden, wo sie nicht mit einander zusammenhängen, ein Loch ist, ist das Tier trefa.",
+ "wenn es vom Dach heruntergefallen ist. und man es gleich danach geschlachtet hat, weil da zu befürchten ist, dass es durch die Erschütterung des Falls sich an einem seiner Glieder oder Organe einen unheilbaren Schaden zugezogen hat. Hat es dagegen nach dem Falle sich von selbst wieder erhoben oder, ohne sich zu erheben, 24 Stunden gelebt, so braucht man nur zu untersuchen, ob alle Glieder und Organe heil geblieben sind. Ist es nach dem Fall eine Strecke in seinem gewöhnlichen Gang gegangen, so bedarf es auch dieser Untersuchung nicht.",
+ "wenn. Ed. pr, ed. Venet. und Lowe lesen übereinstimmend ונשתברו.",
+ "die grössere Hälfte der Rippen. der grossen Mark enthaltenden Rippenknochen, es sind deren 22, 11 an jeder Seite; wenn die grössere Hälfte dieser Rippen an einer Stelle von der Mitte der Rippe zum Rückgrat hin gebrochen ist, ist das Tier trefa.",
+ "und wenn es von einem Wolf gepackt. דרס = treten, niederdrücken, der gebräuchliche Ausdruck für das Zupacken der Raubtiere mit den Vorderklauen, wobei, wie angenommen wird, aus diesen eine Flüssigkeit sich absondert, die tödlich auf die gepackte Beute wirkt.",
+ "Jehuda sagt. Ed. pr.: שר׳ יהודה אומר.",
+ "das von einem Wolf. von einem grösseren Raubtiere.",
+ "kleines Geflügel. wie Tauben oder junge Hühnchen.",
+ "das von einem Habicht. נץ nach Einigen eine Habichtart, nach Anderen der Sperber.",
+ "das von einem Geier. Ed. Lowe: הגז ebenso Aruch., wohl von גזז = hinraffen, der Geier, nach Anderen: der Falke oder der Habicht.",
+ "was so nicht lebensfähig wäre. was einen Fehler hat, mit dem es nicht wenigstens noch 12 Monate hätte leben können."
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+ "Wenn die Luftröhre durchlöchert. ohne dass durch das Loch oder, wenn es mehrere Löcher sind, durch die Löcher zusammen an der Luftröhre soviel wie ein Issar fehlt, s. weiter.",
+ "oder gespalten. der Länge nach, s. oben Note 2.",
+ "wie gross darf die Lücke sein. die durch das Loch oder die Locher entstanden ist.",
+ "Bis zu einem italischen Issar. איסר = as, ἀσσάριον. Wenn zusammengenommen soviel wie ein As oder mehr an der Luftröhre fehlt, ist es trefa; nach Maim. im Commentar zur Mischna und Barten. ist es erst trefa, wenn mehr als ein As fehlt (s. dagegen Maim. הלכות שחיטה III, 23).",
+ "wenn der Schädel einen Defect hat. נפחת von פחת = weniger werden, wenn die Schädeldecke an einer oder an mehreren Stellen einen Defect aufweist; sind jedoch die Lücken zusammengenommen so gross wie ein Sela, ist es trefa.",
+ "aber eine Olivengrösse. Da es in der vorhergehenden Mischna heisst, dass das Tier nur dann trefa ist, wenn nichts von der Leber zurückgeblieben ist, so müssen nach dem Talmud diese beiden Aussprüche von zwei verschiedenen Tannaim herrühren. Ed. pr., ed. Venet. und Lowe lesen auch hier: ונשתייר הימנה כל שהוא (s. auch R. Nissim zum Alfasi). Nach der Halacha muss je eine Olivengrösse an den Stellen, wo sie am Zwerchfell und wo sie an den Nieren befestigt ist, und eine Olivengrösse an der Stelle, wo sie mit der Galle zusammenhängt, noch vorhanden sein.",
+ "wenn die Milz fort ist. gleichviel, ob sie durch Krankheit geschwunden oder mit dem Messer entfernt worden ist oder ob das Tier überhaupt keine Milz gehabt hat, s. weiter IV, 1.",
+ "die Nieren fort sind. wenn sie durch Krankheit geschwunden sind, ist es nach einigen Decisoren trefa, weil schon bei Erkrankung einer Niere bis auf den Einschnitt (חריץ) das Tier trefa ist.",
+ "der Unterkiefer fort ist. der Unterkiefer-Knochen, Luft- und Speiseröhre aber noch fest am Fleische hängen.",
+ "die Gebärmutter. Ed. Lowe: האום.",
+ "wenn [die Lunge] infolge höherer Gewalt eingeschrumpft. חרותה heisst nach Raschi eine Lunge, die vertrocknet und dadurch hart geworden ist wie ein חרותא, d. i. ein starker Baumzweig; der Talmud erklärt es mit צמקה = vertrocknet, zusammengeschrumpft (s. Hos. 9, 14). Unter חרותה בידי שמים ist zu verstehen, wenn das Tier durch ein Naturereignis, Donner, Blitz und dergleichen erschreckt worden ist; der Gegensatz ist חרותה בידי אדם, wenn ein Mensch, nach den meisten Decisoren auch irgend ein anderes Wesen, das Erschrecken verursacht hat.",
+ "ist. Ed. pr. fügt hinzu: כשרה, ed. Lowe: כשרה בידי אדם פסולה",
+ "Hat es keine Haut. wenn die ganze Haut abgezogen oder durch Krankheit geschwunden ist. גלודה von גלד arab. جلد = die Haut abziehen, גלד = die Haut (Hiob 16, 15)."
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+ "ein Wiesel. חולדה = Wiesel, nicht, wie Saadia החלד (Lev. 11, 29) nach dem arab. خلد übersetzt, der Maulwurf.",
+ "es am Kopfe verwundet hat. Da Geflügel, das von einem Wiesel gepackt worden ist, schon aus dem Grunde, weil es als דרוסה gilt, trefa ist, muss hier gemeint sein, wenn das Wiesel es nicht gepackt, sondern mit den Zähnen verwundet hat.",
+ "wo es dadurch trefa wird. wo zu befürchten ist, dass durch die Verwundung ein Loch in der Gehirnhaut entstanden ist.",
+ "wenn der Magen. קורקבן syr. ܦܽܘܪܦܟܳܢܳܐ ist in Mischna und Talmud die spezielle Bezeichnung für den Vogelmagen.",
+ "Wenn es in’s Feuer gefallen ist und die Eingeweide. בני מעים heissen in weitestem Sinne alle im Innern des Tieres befindlichen Teile wie Herz, Leber, Magen, Darm u. s. w.",
+ "angesengt sind. נחמרו von חמר arab حمر = rot sein, oder = خمر = gähren, schäumen, davon חמרמר (Hiob 16, 16; Klagel. 1, 20) = erhitzt sein, glühen; das Pass. hat hier die Bedeutung: von der Hitze angegriffen werden.",
+ "ist es tauglich. ebenso ist es umgekehrt, wenn Eingeweide, die von Natur grün oder gelb sind, ebenso geblieben sind, tauglich, wenn sie rot geworden sind, untauglich.",
+ "Hat man es getreten oder an die Wand geschlagen oder hat ein Vieh es niedergedrückt. so dass wie bei einem Vieh, das vom Dach heruntergefallen ist, zu befürchten ist, dass es sich einen unheilbaren Schaden zugezogen hat, s. oben Note 17.",
+ "und es rührt sich noch. ist aber nicht aufgestanden und gelaufen.",
+ "und man hat es, nachdem es noch 24 Stunden. מעת לעת von der Zeit, wo es geschehen, bis zur Wiederkehr derselben Zeit am darauf folgenden Tage.",
+ "gelebt hat. S. oben 17."
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+ "wenn die Flügel. Ed. pr. und Lowe: אגפיה.",
+ "die Füsse. unterhalb des Knies (s. IV, 6.)",
+ "die Schwungfedern. die grossen Federn mit langen Spulen.",
+ "Wenn die Flaumfedern. die kleinen weichen Federn, welche die Haut unmittelbar bedecken. Die Ansicht des R. Jehuda wird damit begründet, dass ein Vogel, dem die Flaumfedern fehlen, wie ein Tier ohne Haut ist (vgl. oben Mischna 2). Maim. im Comment. zur Mischna versteht unter נוצה die dünne Haut über dem Kropf mit ihren Federn, wohl mit Beziehung auf בנצתה Lev. 1, 16."
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+ "das an Blutandrang erkrankt ist. wörtlich: vom Blut ergriffen, überwältigt.",
+ "an Wärme-Entziehung. המצוננת fehlt in ed. pr. und ed. Lowe.",
+ "das Oleander. הרדופני = ῥοδοδάϕνη: Oleander, nach dem Aruch: Lorbeer, nach Anderen: Wermut (s. Raschi zu Pesach. 39 a), eine Pflanze, deren Genuss auf Tiere als Gift wirkt.",
+ "Hühner-Kot. dem ebenfalls eine giftige Wirkung auf Tiere zugeschrieben wird.",
+ "gefressen oder schädliches Wasser. Wasser, das in Gegenden, wo Giftschlangen zu Hause sind, unbedeckt gestanden hat (מים מגולים), so dass zu befürchten ist, dass eine Schlange davon getrunken und dabei ihr Gift hineingespritzt hat. Solches Wasser gilt allerdings auch für den Menschen als lebensgefährlich, das Tier, das davon getrunken hat, ist deshalb auch nur dann für den Genuss erlaubt, wenn nach dem Trinken sich keinerlei Veränderung an ihm gezeigt hat, so dass daraus ersichtlich ist, dass das Wasser kein Gift enthalten hat (s. טורי זהב zu Jore Deah 116, 7).",
+ "ist tauglich. weil ja selbst ein lebensgefährlich erkranktes Tier geschlachtet und gegessen werden darf (s. II, 6).",
+ "Hat es Gift. das auf den Menschen tötlich wirkt.",
+ "gefressen oder ist es von einer Schlange gebissen worden. Ed. Lowe: שנשכה."
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+ "Die Kennzeichen für Vieh und Wild. welche Arten für den Genuss erlaubt sind.",
+ "sind von der Tora angegeben. Lev. 11. 1—8; Deut. 14, 3—8.",
+ "und die Kennzeichen für Geflügel sind nicht angegeben. S. Lev. 11, 13—23; Deut. 14, 11—20.",
+ "der greift. Nach Raschi: der das zu Verzehrende mit den Krallen greift und vom Boden aufhebt, nach Anderen: der die von ihm gepackten Tiere durch das aus den Krallen kommende Gift tötet (s. oben Note 20).",
+ "der eine überzählige Zehe. Nach Raschi die grosse hintere Zehe. die abseits von den anderen Zehen steht, nach Anderen bedeutet יתירה hier soviel wie „grösser“: bei denen eine unter den Zehen länger ist als die anderen.",
+ "der sich abschälen lässt. wo die innere Magenhaut von dem fleischigen Teile des Magens sich mit der blossen Hand abziehen lässt.",
+ "ist rein. die drei genannten Kennzeichen der Reinheit müssen nicht gerade alle bei einem reinen Vogel vereinigt sein, andererseits gibt es auch Vögel, die das eine oder das andere der genannten Kennzeichen aufzuweisen haben und dennoch zu den von der Tora für den Genuss verbotenen Vögeln gehören. Da es sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen lässt, welche Vögel mit den in der Tora aufgezählten unreinen Vogelarten gemeint sind, so dürfen deshalb nur solche Vogelarten als für den Genuss erlaubt betrachtet werden, von denen dies nach Gebrauch und Überlieferung feststeht.",
+ "der seine Füsse teilt. wenn man ihn auf ein ausgespanntes Seil stellt, zwei Zehen nach vorn und zwei nach hinten setzt."
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+ "Bei Heuschrecken. sind Kennzeichen der Reinheit. S. Lev. 11, 21—22.",
+ "die vier Füsse und vier Flügel und Springfüsse. zwei Springfüsse ausser den vier Füssen. קרסולים in der Bibel (2 Sam. 22, 37. Ps. 18, 37): die Knie-Knöchel, hier chaldäische Übersetzng für das biblische כרעים. Die Talmudausg. lesen: קרצולים.",
+ "und deren Flügel den grösseren Teil von ihr. die grössere Hälfte des Körpers.",
+ "Und die חָגָב wird. חגב ist der Gattungsname für die vier in der Bibel genannten erlaubten Heuschreckenarten.",
+ "der Flossen und Schuppen hat. Lev. 11, 9—12. Deut. 14, 9—10.",
+ "Zwei Schuppen und eine Flosse. genügen als Kennzeichen der Reinheit.",
+ "die fest anliegen. fest auf der Haut aufliegen und sich nicht bewegen sie müssen aber mit dem Messer von der Hau loszulosen sein, ohne dass die Haut selbst dabei zerschnitten wird.",
+ "mit denen er schwimmt. פרח Grundbedeutung: hervorbrechen, durch brechen, daher sowohl das Durchbrechender Blüten, wie das Durchschneiden der Luft bei den Vögeln, wie das Durchschneiden des Wassere bei den Fischen."
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+ "Wenn ein Vieh schwer. המקשה Hif. wie בהקשתה בלדתה Gen. 35,17.",
+ "wirft und das Junge einen Vorderfuss herausgesteckt und wieder zurückgezogen hat. und man dann, bevor das Junge geboren ist, das Muttertier geschlachtet hat.",
+ "so darf es. das Junge.",
+ "gegessen werden. Nach der mündlichen Überlieferung bedeutet das an sich überflüssige בבהמה in dem Schriftverse (Deut. 14, 6): וכל בהמה — בבהמה אתה תאכלו, dass ein noch ungeborenes und selbst ein vollständig lebensfähiges Junges, das im Mutterleibe gleichviel ob lebend oder tot gefunden wird, durch das Schlachten der Matter für den Genuss erlaubt wird, ohne dass es selbst geschlachtet zu werden braucht. Dagegen wird aus dem Schriftverse (Exod. 22, 30): ובשר בשדה טרפה לא האכלו die Bestimmung abgeleitet, dass Teile des jungen Tieres, die vor dem Schlachten der Mutter oder während desselben aus der Gebärmutter herausgetreten sind, durch das Schlachten der Matter nicht für den Genuss erlaubt werden, selbst wenn sie wieder zurückgezogen worden sind; was ans dem Innenraum, in den es hineingehört, herausgetreten ist (בשר בשדה) ist wie טרפה für den Genuss verboten. Das מותר באכילה der Mischna bezieht sich daher nur auf das übrige Tier, nicht aber auf den Fuss, den es herausgesteckt hatte, dieser bleibt, trotzdem er wieder zurückgezogen worden ist, verboten. Ist er nicht wieder zurückgezogen worden, so ist nicht nur das, was von ihm herausgetreten ist, verboten, sondern er muss noch etwas weiter hinein vom Körper abgetrennt werden. Diese Bestimmungen betreffen jedoch nur den Fall, wenn das Junge durch das Schlachten der Mutter für den Genuss erlaubt wird; ist das Junge dagegen regelrecht geworfen worden, so verliert das vorhergegangene Herausstrecken des einen oder des anderen Gliedes jede Bedeutung. ידו steht natürlich nur beispielsweise, weil in der Regel die Vorderfüsse zuerst herauszutreten pflegen.",
+ "als geboren. es wird durch das Schlachten der Mutter nicht für den Genuss erlaubt, gilt nicht mehr als ein Teil der Mutter, es muss deshalb, wenn es ein ausgetragenes Tier ist und lebt, geschlachtet werden, ist es ein nicht ausgetragenes Tier oder wird es tot aufgefunden, so ist es נבלה.",
+ "Schneidet man etwas von dem Jungen im Mutterleibe ab. und lässt es darin liegen.",
+ "darf es gegessen werden. nachdem das Muttertier geschlachtet worden ist.",
+ "von der Milz oder den Nieren. des Muttertieres. Die Mischna nimmt als Beispiel gerade Milz und Nieren an, weil durch das vollständige Fehlen beider das Tier nicht trefa wird (s. oben III, 2) und auch ein Loch oder eine Verletzung nur an ganz bestimmten Stellen bei beiden das Tier trefa macht.",
+ "darf es nicht gegessen werden. Aus dem beschränkenden אותה in dem oben (Note 4) angeführten Schriftverse בבהמה אותה תאכלו wird geschlossen, dass nur das Junge oder Teile von einem Jungen, die man im Innern des Muttertieres findet, durch das Schlachten des Muttertieres für den Genuss erlaubt werden, Teile des Muttertieres selbst dagegen, die man vor dem Schlachten abgeschnitten hat, gelten nicht mehr als zu ihm (אותה) gehörend und werden deshalb durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt."
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+ "darf man Glied für Glied abschneiden und es den Hunden vorwerfen. weil es als Erstgeburt erst gilt, nachdem die grössere Hälfte geboren ist.",
+ "muss es. das ganze Tier, auch die stückweise abgeschnittenen Glieder, wenn sie noch vorhanden sind; nach anderen Erklärern werden die vorher abgeschnittenen Glieder nicht als Erstgeburt betrachtet und ist mit יצא רובו gemeint, wenn die grössere Hälfte des Tieres zugleich herausgetreten und abgeschnitten worden ist.",
+ "vergraben werden. Erstgeburt, die nicht gegessen werden darf, ist auch zu jeder anderen Nutzniessung verboten und muss vergraben werden.",
+ "und [das Vieh] ist von der Erstgeburtspflicht frei. Nach Maim. bezieht sich dieses nur auf den zweiten Fall, nur wenn die grössere Hälfte des Jungen herausgetreten ist und im Ganzen oder zerschnitten gleichzeitig uns vor Augen gelegen hat, gilt das Herausgetretene als Erstgeburt und ist das Tier fernerhin von der Erstgeburtspflicht frei, nicht aber, wenn die herausgetretenen Glieder stückweise abgeschnitten und den Hunden vorgeworfen worden sind, so dass in keinem Augenblicke die grössere Hälfte des Geborenen gleichzeitig uns Vorgelegen hat. Nach Raschi und Tosf. bezieht sich das ונפטרה מן הבכורח auch auf den ersten Fall und ist auch da das Muttertier von der Erstgeburtspflicht fortan frei."
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+ "so bleibt er rein. weil ein im Innern eines menschlichen oder tierischen Körpers eingeschossener unreiner Gegenstand (טומאה בלועה) nicht verunreinigt. R. Ismael folgert das aus dem Schriftverse (Num. 19, 16): וכל אשר יגע על פני השדה Alles, was auf offenem Felde anrührt u. s. w. wird unrein, nicht aber, was an einen im Innern eines menschlichen oder tierischen Körpers eingeschlossenen unreinen Gegenstand anrührt (Talm. 72a). Aber auch R. Akiba, der der entgegengesetzten Ansicht ist, dass auch in einem solchen Falle die Berührung verunreinigt, stimmt hier, wie im Talmud ausgeführt wird, der Entscheidung der Mischna zu, dass die Berührung des im Mutterleibe abgestorbenen Jungen nicht verunreinigt, und zwar, wenn es ein reines Tier ist, aus dem Grunde, weil da das Junge durch das Schlachten der Mutter sogar zum Genuss erlaubt wird (s. oben Note 4), es deshalb unmöglich als Aas, das verunreinigt, betrachtet werden kann; aus dem Schriftverse (Lev. 11, 39): וכי ימות מן הבהמה אשר היא לכם לאכלה, in dem מן הבהמה auf unreine Tiere und אשר היא לכם לאכלה auf reine bezogen wird, wird dann weiter gefolgert, dass ebenso wie das abgestorbene Junge eines reinen auch das eines unreinen Tieres nicht verunreinigt.",
+ "Bei einem unreinen ist er unrein. Als Begründung für die Ansicht des R. Jose wird der Schriftvers (Lev. 5, 2) angeführt: או נפש אשר תנע בכל דבר טמא או בנבלת חיה טמאה או בנבלת בהמה טמאה; daraus, dass hier das Aas eines reinen Tieres, das doch auch verunreinigt, gar nicht erwähnt wird, ist zu schliessen, dass es eine Art von Aas geben muss, das nur, wenn es von einem unreinen Tiere ist, verunreinigt, von einem reinen Tiere dagegen nicht, das ist nach R. Jose das Aas eines im Mutterleibe abgestorbenen Jungen.",
+ "Wenn. In ed. pr. wird dieser zweite Teil der Mischna mit dem ersten durch ein וכן verbunden.",
+ "bei einer Frau das Kind im Mutterleibe abgestorben ist und die Hebamme hat ihre Hand hineingesteckt. Ed. Lowe: והושיטה.",
+ "ist die Hebamme sieben Tage unrein. Auch hier ist die Hebamme nur nach rabbinischer Verordnung unrein, denn eigentlich verunreinigt die Berührung des noch im Mutterleibe befindlichen Kindes nicht. Da aber zu befürchten ist, dass der Kopf des Kindes bereits, ohne dass die Hebamme es gemerkt hat, aus der Gebärmutter herausgetreten und damit das Kind schon als geboren zu betrachten war, als die Hebamme es berührte, ist sie nach rabbinischer Verordnung in jedem Falle unrein. Bei einem Tiere dagegen liegt diese Befürchtung nicht vor, weil die Gebärmutter bei einem Tiere während der Geburt von aussen so sichtbar ist, dass es dem Hirten nicht entgangen wäre, wenn der Kopf bereits herausgetreten war.",
+ "rein. weil die Frau den Moment deutlich spürt, wenn der Kopf heraustritt."
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+ "so ist das Fleisch. das ganze Junge mit Ausnahme des abgeschnittenen Gliedes.",
+ "rein. es ist durch die Berührung mit dem abgeschnittenen Gliede nicht unrein geworden, weil es, so lange es sich im Mutterleibe befindet, als Teil des Muttertieres gilt, und ein noch lebendes Tier eine Unreinheit überhaupt nicht annimmt.",
+ "das Aas berührt hat. Durch das Schlachten des Tieres gilt nur der noch im Mutterleibe sich befindende Teil des Jungen als geschlachtet, nicht aber der Fuss, der sich draussen befindet, dieser gilt vielmehr, wenn es ein totes Junges ist, als נכלה, wenn es ein lebendiges ist, als אבר מן החי d. h. ein von einem noch lebenden Tiere losgelöstes Glied, das die gleiche Unreinheit an sich hat wie נבלה. Nun gilt im Allgemeinen allerdings der Grundsatz, dass eine Unreinheit durch Berührung sich nur überträgt, wenn zwei getrennte Gegenstände oder Teile sich berühren, nicht aber zwei zusammenhängende Teile eines Gegenstandes, von denen der eine unrein und der andere rein ist, die sich also nur innerlich berühren (טומאת בית הסתרים). Hier aber ist trotzdem das Junge durch das herausgestreckte Glied unrein geworden, nach Ulla, weil während des Abschneidens, wo das Glied schon zum Teil von dem Körper getrennt war, das Glied den übrigen Körper berührt und dadurch verunreinigt hat, nach Rabina, weil das Glied, das doch einmal vom Körper abgetrennt werden muss, auch vor dem Abtrennen schon betrachtet wird, als wäre es bereits abgetrennt (כל העומד לחתוך בחתוך דמי), und deshalb die Unreinheit auf den übrigen Körper überträgt. Nach Rabina wäre das Junge auch schon unrein, während der Fuss noch mit dem Körper zusammenhängt (Talmud).",
+ "das geschlachtetes Trefa berührt hat. Nach Ansicht der Weisen wird durch das Schlachten des Muttertieres allerdings das herausgestreckte Glied nicht zum Genuss erlaubt, es gilt aber dennoch als Glied eines geschlachteten Tieres, das nur wie das eines vorschriftsmässig geschlachteten Tieres, das als trefa befunden worden ist, nicht gegessen werden darf, aber, ebenso wie dieses, nach Tora-Vorschrift überhaupt nicht unrein ist, nach rabbinischer Verordnung nur Heiliges durch Berührung verunreinigt.",
+ "dass das Trefa durch das Schlachten rein wird. trotzdem es für den Genuss nicht erlaubt wird, hat das Schlachten doch die Wirkung, dass es nicht als נבלה betrachtet wird.",
+ "so wird durch das Schlachten des Viehs auch das Glied. das vor dem Schlachten herausgestreckte Glied des Jungen. Ed. pr, und Lowe lesen hier und ebenso in der Erwiderung des R. Meïr: העובר, ebenso auch die Tosefta, das ganze Junge ist rein und nicht durch die Berührung mit dem herausgestreckten Gliede unrein geworden, weil auch für dieses das Schlachten des Muttertieres die Wirkung hat, dass es, wenn auch nicht für den Genuss erlaubt, so doch nicht als נבלה betrachtet wird. Auch in dem Vorhergehenden wird ja nicht von der Reinheit oder Unreinheit des Gliedes, sondern von der des Jungen gesprochen; zu der Erwiderung des R. Meïr stimmt allerdings die Lesart האבר besser.",
+ "das doch nicht zu dem Tiere selbst gehört. sondern ein Teil des Jungen ist.",
+ "wie ein unreines Vieh durchs Schlachten nicht rein wird. weil es von den unreinen Tieren heisst (Lev. 11, 26): כל הנוגע בחם יטמא, nicht בנבלתם oder במותם; da ein Tier, so lange es lebt, nicht verunreinigt, meint hier nach der Tradition die Schrift unreine Tiere, die nicht mehr leben, aber auch nicht von selbst gefallen sind, sondern die man in der bei reinen Tieren vorgeschriebenen Weise geschlachtet hat (Sifre).",
+ "wo es tauglich gewesen. wo es durch das Schlachten auch zum Genuss erlaubt geworden wäre.",
+ "Zugegeben. wörtlich: nimm dir das.",
+ "wofür du einen Grund angegeben hast. nämlich dass ein Tier, das einmal nicht trefa gewesen, auch nachdem es trefa geworden ist, wenn es geschlachtet wird, nicht נבלה wird.",
+ "Wenn aber ein Tier aus dem Mutterleibe als Trefa geboren ist. so dass es keine Zeit gegeben hat, wo es, wenn man es geschlachtet hätte, auch zum Genuss erlaubt geworden wäre.",
+ "] Nein. der erwähnte Schluss vom unreinen Vieh auf das Trefa ist nicht richtig.",
+ "für die das Schlachten gilt. deshalb ist es wie jedes andere Tier der gleichen Art, das nicht trefa ist, wenn es geschlachtet worden ist, nicht נבלה. Nach einer anderen Ansicht (Talm. 74a) wird diese Bestimmung, dass ein Tier, das trefa ist, wenn es geschlachtet worden ist, nicht verunreinigt, aus dem Schriftvers (Lev. 11, 89) abgeleitet, weil es dort heisst: וכי ימות „מן״ הבהמה אשר היא לכם לאכלה הנוגע בנבלתה יטמא עד הערב; aus dem beschränkenden מן wird geschlossen, dass es bei den zum Genuss erlaubten Tieren, wenn sie nicht durch das Schlachten zum Genuss erlaubt geworden sind — das würde die Schrift nicht mit וכי ימות ausdrücken —, Fälle gibt, wo das Tier נבלה wird, und Fälle, wo es nicht נבלה wird, letzteres eben in den Fällen, wenn das Tier durch das Schlachten nur deshalb nicht zum Genuss erlaubt geworden ist, weil es trefa ist",
+ "Ein lebendes Achtmonate-Tier. das geboren und geschlachtet worden ist.",
+ "für die das Schlachten nicht gilt. Ein Achtmonate-Tier wird als nicht lebensfähig betrachtet, die Schlachtvorschriften beziehen sich aber nur auf vollständig entwickelte lebensfähige Tiere, deshalb ist das Tier נבלה, gleichviel ob es von selbst verendet ist oder man es geschlachtet hat."
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+ "so braucht man es nur aufzuschneiden. da es durch das Schlachten der Mutter zum Genuss erlaubt geworden ist (s. oben Note 4).",
+ "und das Blut herauszuschaffen. denn das Blut ist ebenso wie das Blut der Mutter verboten.",
+ "so muss es geschlachtet werden. R. Meïr ist der Ansicht, dass, sobald das Junge volle 9 Monate alt ist und lebt, es als vollständig ausgetragenes Tier nicht mehr als ein Teil des Muttertieres betrachtet wird.",
+ "und man übertritt bei ihm das Verbot von der Mutter samt dem Jungen. man darf es nickt an demselben Tage schlachten, an dem man die Mutter geschlachtet hat.",
+ "durch das Schlachten der Mutter wird es rein. d. h. das Schlachten der Mutter gilt auch für das Junge, es braucht deshalb nicht geschlachtet zu werden, sondern ist schon durch das Schlachten der Matter auch zum Genuss erlaubt geworden. Nach rabbinischer Verordnung jedoch muss es, sobald es einmal den Erdboden betreten hat, geschlachtet werden, um den Anschein zu vermeiden, als wäre ein Tier auch ohne vorschriftsmässige Schlachtung für den Genuss erlaubt, da ja nicht jeder weise, dass es bereits durch das Schlachten der Mutter zum Genuss erlaubt geworden ist.",
+ "R. Simon aus Schesur sagt: Selbst wenn es. Ed. pr., Venet. Lowe und Talmudausg. lesen: חמש, unsere Mischna-Ausgaben: שמנת, jedenfalls Verwechslung von ה׳ und ח׳, die aber unwesentlich ist, da eine beliebige Anzahl gemeint ist.",
+ "wird es durch das Schlachten der Mutter rein. R. Simon bestreitet die erwähnte rabbinische Verordnung.",
+ "Hat man es aufgeschnitten. nicht geschlachtet.",
+ "so muss es geschlachtet werden. selbst nach Ansicht der Weisen.",
+ "da ja die Mutter nicht geschlachtet worden ist. Aus demselben Grunde muss es auch geschlachtet werden, wenn die Mutter unvorschriftsmässig geschlachtet oder trefa befunden worden ist; ein solches Junges kann also sowohl durch das Schlachten der Mutter als auch, sofern das nicht geschehen, durch eigene Schlachtung zum Genuss erlaubt werden."
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+ "Sind. Diese Mischna gehört eigentlich in den Abschnitt III, in dem die Fälle aufgezählt werden, in denen ein Tier trefa ist; sie ist offenbar nur deshalb hier eingefügt worden, weil im Vorhergehenden von einem Abschneiden des Fusses, den das Junge herausgestreckt hat, gesprochen wird, obgleich darauf die folgenden Bestimmungen gar keine Anwendung finden, da ein Junges, das im Mutterleibe gefunden wird, zum Genuss erlaubt ist, selbst wenn es trefa ist.",
+ "einem Vieh die Hinterfüsse vom Kniegelenk. ארכובה oder רכובה von רכב bedeutet: Kniegelenk, auch Kniestück. Der Talmud bringt zwei Ansichten, was die Mischna hier unter ארכיבה versteht. Das Bein des Tieres besteht aus drei Gliedern., Das oberste Glied, das im Hüftgelenk steckt, wird ירך oder קולית arab. قلة = gehöhltes Gefäss, daher gehöhlter Knochen mit Mark darin genannt, das mittlere שוק oder עצם אמצעי, das untere, an dem der Fuss steckt, ארכובה הנמכרת עם הראש, weil es beim Abhäuten des Tieres gleich abgehauen und mit dem Kopf zusammen verkauft zu werden pflegt. Nach der einen Ansicht meint die Mischna hier mit dem Ausdruck ארכוכה das Gelenk zwischen dem oberen und mittleren Gliede, danach wäre das Tier nur trefa, wenn das Bein von da an und aufwärts abgeschnitten ist, ist es dagegen an irgend einer Stelle des mittleren, wenn nicht gerade an der Stelle, wo die צומת הגידי sich befinden, oder des untersten Gliedes abgeschnitten, so ist es nicht trefa. Nach der anderen Ansicht ist mit ארכובה hier das Gelenk zwischen dem mittleren und untersten Gliede gemeint, danach wäre das Tier auch trefa, wenn das Bein an irgend einer Stelle des mittleren Gliedes, auch da, wo sich keine צומת הגידין befinden, abgeschnitten ist.",
+ "ebenso wenn die Sehnen-Verknotung. צומת von צמם oder צמת, beides hat die Bedeutung: zusammenziehen, zusammenknüpfen. Unter צומת וגידין versteht man die drei starken weissen in einander verwachsenen Sehnen am unteren Teile des mittleren Knochens.",
+ "ist der Knochen gebrochen. der abgebrochene Teil hängt aber durch das ihn umgebende Fleisch noch am Körper fest.",
+ "so wird er. der abgebrochene Teil, wenn der Bruch an einer solchen Stelle ist, dass das Tier, auch wenn das Glied dort vollständig abgeschnitten wäre, nicht trefa ist.",
+ "wenn das Fleisch daran zum grösseren Teile unverletzt geblieben ist. d. h. wenn nur der Knochen gebrochen ist, die Bruchstelle aber noch wenigstens zur grösseren Hälfte von dem darauf liegenden Fleisch und der Haut be deckt ist.",
+ "durch das Schlachten rein. der abgebrochene Teil wird trotz des Bruches noch als mit dem Körper verbunden betrachtet und deshalb ebenso wie das Tier selbst durch das Schlachten rein, er ist nicht נבלה und darf wie das übrige Fleisch des Tieres gegessen werden.",
+ "wird es nicht durch das Schlachten rein. Ist der Bruch an einer solchen Stelle, dass das Tier, wenn das Glied dort vollständig abgeschnitten wäre, trefa ist, so ist dementsprechend, wenn die Bruchstelle noch zur grösseren Hälfte von Fleisch und Haut bedeckt ist, der abgebrochene Teil wie das ganze Tier zum Genuss erlaubt, ist dies nicht der Fall, so ist das ganze Tier trefa."
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+ "Schlachtet man ein Vieh und findet darin eine Fruchthaut. die Haut, in welcher der Fötus in der Gebärmutter liegt.",
+ "wer eine gesunde Natur hat. נפש היפה dasselbe wie שדעתן יפה Menach. XI, 7, wer eine gute Natur hat und sich nicht davor ekelt.",
+ "weder eine Speisen-Unreinheit. wie andere Speisen, die mit einer Unreinheit in Berührung gekommen sind, weil sie nicht als etwas Essbares betrachtet wird.",
+ "noch. In ed. Lowe fehlen die Worte: לא טומאת אוכלין ולא.",
+ "eine Aas-Unreinheit. wenn das Muttertier selbst verendet ist, weil nur das Fleisch eines verendeten Tieres נבלה wird, die שליא aber nur eine Haut ist.",
+ "hatte man es auf sie abgesehen. man wollte gerade die שליא essen.",
+ "nimmt sie Speisen-Unreinheit an. weil sie dadurch für den Betreffenden die Eigenschaft einer essbaren Speise erhalten hat.",
+ "Aas-Unreinheit dagegen nicht. weil sie immerhin als Fleisch dennoch nicht betrachtet werden kann.",
+ "Ist die Fruchthaut zum Teil herausgetreten. während das Tier noch lebte.",
+ "darf sie nicht mehr gegessen werden. da in dem herausgetretenen Teile vielleicht, ohne dass es noch zu erkennen ist, sich der Kopf des Fötus befunden hat, mit dem Heraustreten des Kopfes aber das Junge schon als geboren gilt und daher weder das Junge noch die zu ihm gehörende Fruchthaut durch das Schlachten der Mutter für den Genuss erlaubt wird.",
+ "sie ist ein Zeichen [für das Vorhandensein] eines Kindes bei der Frau. die demnach durch das Heraustreten einer שליא wie durch eine stattgehabte Geburt unrein wird, wenn auch von dem Fötus nichts zu erkennen ist.",
+ "und. In ed. Lowe fehlt das ו.",
+ "darf sie den Hunden vorgeworfen werden. weil die Wahrscheinlichkeit die gleiche ist, dass ein weiblicher wie dass ein männlicher Fötus darin war, aber auch, wenn es ein männlicher war, die Möglichkeit vorliegt, dass es nicht ein von derselben, sondern von einer nur ähnlichen Tierart (נדמה) gewesen ist, und auch in diesem Falle das Junge nicht als בכור betrachtet wird (s. Bechor. II, 5).",
+ "bei Opfertieren muss sie vergraben werden. weil da das weibliche wie das männliche Junge heilig ist.",
+ "weil das Amoriter-Brauch war. ein abergläubisches Mittel, durch das weitere Fehlgeburten verhütet werden sollten."
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+ "Das Verbot von der Mutter samt dem Jungen. Lev. 22, 28. Die Frage, ob unter אותו ואת בנו nur die Mutter und ihr Junges oder auch der Vater und das von ihm stammende Junge zu verstehen ist, ist schon im Talmud controvers. Alfasi entscheidet, dass es sich auf den Vater nicht bezieht, Ascheri entscheidet im entgegengesetzten Sinne, nach Maim. (הלכות שחיטה XII, 11) ist es zweifelhaft, wie zu entscheiden ist, deshalb darf man auch den Vater, wenn die Vaterschaft unzweifelhaft feststeht, mit dem Jungen nicht an einem Tage schlachten, doch tritt in diesem Falle bei Übertretung des Verbots nicht die Geisselstrafe ein. So entscheiden auch alle späteren Decisoren.",
+ "Schlachtet man die Mutter samt dem Jungen von Nichtheiligem draussen. ausserhalb des Heiligtums.",
+ "ist beides tauglich. auch das zuletzt geschlachtete Tier ist, trotzdem durch das Schlachten ein Verbot übertreten worden ist, nicht zum Genuss verboten.",
+ "aber der Zweite. Nachdem eines von beiden Tieren, die Mutter oder das Junge, geschlachtet worden ist, macht derjenige, der an demselben Tage das zweite schlachtet, sich strafbar, einerlei ob es derselbe ist, der das erste Tier geschlachtet hat, oder ein Anderer.",
+ "erhält vierzig Geisselhiebe. S. Sebach. VI, Note 46.",
+ "macht sich der Erste der Ausrottungsstrafe schuldig. weil er Heiliges ausserhalb des Heiligtums geschlachtet hat (s. Lev. 17, 4). Den Zweiten trifft diese Strafe nicht, weil er das Tier zu einer Zeit geschlachtet hat, wo es im Heiligtum nicht hätte dargebracht werden dürfen (s. Sebach. XIV, Note 11).",
+ "beides ist untauglich. wie jedes ausserhalb des Heiligtums geschlachtete Opfer.",
+ "und beide erhalten vierzig Geisselhiebe. Der Erste wegen Übertretung des Verbots, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, der Zweite wegen Übertretung des Verbots von der Mutter samt dem Jungen. Wegen Übertretung des ersteren Verbotes erhält der Zweite keine Geisselhiebe, weil nach Ansicht der Weisen (Sebach. XIV, 3), wer Heiliges, das zur Zeit nicht geeignet ist, im Heiligtum dargebracht zu werden, draussen schlachtet, vollständig straffrei bleibt. Der Erste erhält Geisselhiebe, wenn er daraufhin verwarnt worden ist, trotzdem er durch dieselbe Übertretung sich auch der Ausrottungsstrafe schuldig gemacht hat, weil er sich von dieser durch aufrichtige Reue freimachen kann (die Ansicht des R. Akiba Makkot 13 b).",
+ "ist beides untauglich. Dass Nichtheiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, nicht gegessen werden darf, wird aus der Schriftstelle Deut. 12, 21 geschlossen: כי ירחק ממך המקום — וזבחת — ואכלת, was ausserhalb des Heiligtums geschlachtet worden ist, darfst du essen, nicht aber was, abgesehen von den Opfertieren, im Heiligtum geschlachtet worden ist.",
+ "und der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. Auf das Schlachten von Nichtheiligem im Heiligtume steht keine Geisselstrafe, weil es in der Schrift nicht als ausdrückliches Verbot angeführt, sondern das Verbot nur als Gegensatz aus dem von der Schrift Erlaubten gefolgert wird (לאו הבא מכלל עשה): כי ירחק ממך המקום — וזבחת, fern vom Heiligtum darfst du Nichtheiliges schlachten, nicht aber im Heiligtum.",
+ "ist das Erste tauglich und er. der es geschlachtet hat.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen Übertretung des Verbots von der Mutter samt dem Jungen; dafür, dass er ein Opfertier geschlachtet hat, das an dem Tage überhaupt nicht geschlachtet werden durfte, erhält er, obwohl das ein besonderes Verbot ist, keine Geisselhiebe, weil auch dieses Verbot nirgends als solches ausdrücklich angeführt, sondern nur als Gegensatz aus dem Schnftverse Lev. 22, 27 gefolgert wird: ומיום השמיני והלאה ירצה vom achten Tage an darf ein Neugeborenes dargebracht werden, vor dem achten Tage aber und ebenso jedes Tier, das zur Zeit sich nicht zur Opferung eignet (מחוסר זמן), dagegen nicht.",
+ "und es ist untauglich. weil es gar nicht geschlachtet werden durfte, ist es, auch wenn es geschlachtet worden ist, als Opfer untauglich."
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+ [
+ "Nichtheiliges und Heiliges. das Nichtheilge zuerst und dann das Heilige; ebenso ist auch in allen weiter angeführten Fällen immer gemeint, das Erstgenannte zuerst und dann das Andere.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. für Übertretung des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "das Zweite ist tauglich. S. Note 3.",
+ "und beide erhalten vierzig Geisselhiebe. der Erste wegen des Verbots, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, der zweite wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "ist beides untauglich und der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "macht sich der Erste der Ausrottungsstrafe schuldig und beides ist untauglich und beide erhalten vierzig Geisselhiebe. der Erste wegen des Verbots, Heiliges ausserhalb zu schlachten, der Zweite wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "ist das Erste untauglich und er ist straffrei. S. Note 10.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. wegen des Verbots von der Mutter samt dem Jungen.",
+ "und es ist tauglich. S. Note 3.",
+ "der Zweite erhält vierzig Geisselhiebe. S. Note 8."
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+ [
+ "wenn jemand zu Ehren eines Götzen schlachtet oder eine Sündopfer-Kuh. die rote Kuh, deren Asche zur Herstellung des Sprengwassers verwendet wurde, mit dem derjenige, der sich an einem Toten verunreinigt hatte, besprengt wurde (s. Numeri Cap. 19).",
+ "einen zur Steinigung verurteilten Ochsen. Exod. 21, 28.",
+ "oder ein zum Nackenschnitt bestimmtes Kalb. Deut. 21, 4.",
+ "Simon ihn für straffrei. weil in allen diesen Fällen das Tier durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt geworden ist und R. Simon der Ansicht ist, dass unter dem Ausdruck „schlachten“ in der Schrift nur ein solches Schlachten zu verstehen ist, durch das das geschlachtete Tier für den Genuss erlaubt wird (שחיטה שאינה ראויה לא שמה שחיטה); man hat deshalb das Verbot von der Mutter samt dem Jungen nur dann übertreten, wenn beide Tiere durch das Schlachten für den Genuss erlaubt geworden sind. Nach der Ausführung im Talmud wird durch das Schlachten der Sündopfer-Kuh auch nach R. Simon das Verbot übertreten, weil immerhin die Möglichkeit vorliegt, dass sie durch das Schlachten auch für den Genuss erlaubt wird, da man sie, selbst nachdem sie geschlachtet worden ist, noch auslösen kann, um statt ihrer eine andere Kuh zu verwenden; ebenso durch das Schlachten des zum Nackenschnitt bestimmten Kalbes, weil auch dieses für den Genuss erlaubt wird, wenn, bevor der Nackenschnitt vollzogen worden ist, der Mörder sich gefunden hat.",
+ "die Weisen. Ed. Lowe: ור׳ מאיר מחייב, Ed. pr.: ר׳ מאיר מחייב וחכמים פוטרים.",
+ "erklären ihn für schuldig. Die Geisselstrafe trifft den שוחט לע״ז jedoch nur dann, wenn er das zuerst geschlachtete Tier oder das zu zweit geschlachtete, aber ohne vorangegangene Verwarnung wegen Übertretung des ע״ז-Verbotes, לע״ז geschlachtet hat; hat er aber das zu zweit geschlachtete trotz vorangegangener Verwarnung לע״ז geschlachtet, so trifft ihn die Geisselstrafe nicht, weil er sich zugleich der Ausrottungsstrafe schuldig gemacht hat und von zwei verschiedenen durch eine und dieselbe Handlung verwirkten Strafen nur die schwerere Platz greift.",
+ "hat man das Verbot von der Mutter samt dem Jungen nicht übertreten. weil ein anders als in der vorgeschriebenen Weise ausgeführtes Töten des Tieres auch nach Ansicht der Weisen nicht als Schlachten gilt.",
+ "zuerst schlachten. und der Zweite darf das von ihm gekaufte Tier dann nicht mehr an demselben Tage schlachten.",
+ "so ist das sein Vorteil. er hat den Vorteil, dass er mit dem Schlachten nicht bis zum nächsten Tage hat warten müssen, und der Andere hat keinen Anspruch an ihn auf Entschädigung dafür, dass er jetzt mit dem Schlachten seines Tieres bis zum folgenden Tage warten muss.",
+ "erhält man achtzig Geisselhiebe. da man das Verbot zweimal übertreten hat.",
+ "erhält man nur vierzig Geisselhiebe. obwohl es aus doppeltem Grunde verboten war, die Mutter zu schlachten, wegen des einen ihrer Jungen, das vorher geschlachtet worden ist, und wegen des anderen, weil es immerhin doch nur das eine Verbot ist, das er mit dem Schlachten der Mutter übertreten hat.",
+ "erhält man achtzig Geisselhiebe. für das Schlachten des Jungen und für das Schlachten des Jungen von dem Jungen.",
+ "hat man sie und das Junge von ihrem Jungen und danach ihr Junges. und damit also das Junge an demselben Tage wie die Mutter und zugleich die Mutter an demselben Tage wie das Junge.",
+ "erhält man nur vierzig Geisselhiebe. S. Note 33.",
+ "Achtzig Geisselhiebe. Symmachos ist der Ansicht, dass auch, wenn man durch eine und dieselbe Handlung dasselbe Verbot mehrfach übertritt, wie in diesem Falle und ebenso in dem vorher erwähnten, wenn man zuerst die beiden Jungen und danach die Mutter schlachtet, jede Übertretung für sich gesondert zählt.",
+ "wer einem Anderen ein Vieh verkauft. von dem er die Mutter oder das Junge an demselben Tage schon an einen Anderen verkauft hat.",
+ "das Junge habe ich zam Schlachten verkauft. weil anzunehmen ist, dass beide das gekaufte Vieh noch an demselben Tage schlachten wollen.",
+ "am Tage vor dem letzten Feiertage des Hüttenfestes. weil man den letzten Tag des Hüttenfestes als besonderes nicht mehr zu den vorangegangenen Tagen gehörendes Fest durch reichlichere Mahlzeit besonders auszuzeichnen pflegte.",
+ "am Tage vor dem ersten Feiertage des Pesachfestes. an dem man die Feier der Erlösung durch reichlichere Mahlzeit zu begehen pflegte.",
+ "am Tage vor dem Wochenfeste. an dem man der Freude über die Offenbarung auch durch reichlichere Mahlzeit Ausdruck geben soll (s. Pesach. 68b).",
+ "und am Tage vor dem Neujahrsfeste. an dem man Fleisch bei der Mahlzeit zu bevorzugen pflegte als günstiges Vorzeichen für die Ernährung in dem neuen Jahre (Tosafot Aboda Sara 5b).",
+ "in Galiläa auch am Tage vor dem Versöhnungstage. während man anderswo für die vorgeschriebene reichlichere Mahlzeit vor dem Fasttage mehr leichtere Speisen, wie Geflügel und Fische, zu verwenden pflegte.",
+ "In welchem Falle. muss der Verkäufer dem Käufer von dem vorausgegangenen Verkaufe Mitteilung machen.",
+ "Wenn keine Zwischenzeit vergangen war. zwischen dem ersten und zweiten Verkauf, wenn er das erste Tier am selben Tage verkauft hat.",
+ "braucht er es ihm nicht mitzuteilen. weil das zuerst gekaufte Tier ja schon an einem vorhergehenden Tage geschlachtet worden sein kann. Maim. erklärt das בזמן שאין לו ריוח: wenn er, der Käufer, zu erkennen gibt, dass er keine Zeit hat, wenn er es mit dem Kauf sehr eilig hat, nur da muss der Verkäufer ihm die Mitteilung machen, weil anzunehmen ist, dass er das Tier noch am selben Tage schlachten will, zeigt er aber, dass es ihm nicht so eilig ist, braucht ihm der Verkäufer nichts mitzuteilen, da er dann annehmen kann, dass er es erst später schlachten will.",
+ "wenn er die Mutter dem Bräutigam und das Junge der Braut verkauft hat. ebenso natürlich auch umgekehrt.",
+ "dass er es mitteilen muss. auch wenn der Kauf nicht an demselben Tage stattfindet oder nach der Erklärung des Maim. der Käufer keine besondere Eile zeigt.",
+ "weil man da weiss. es so gut wie gewiss ist."
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+ "selbst wenn der Ochse tausend Denare wert ist und der Käufer nur einen Denar gezahlt hat. für ein entsprechendes Stück Fleisch von dem zu schlachtenden Ochsen.",
+ "zwingt man ihn zu schlachten. da der Käufer durch den an den Fleischer gezahlten Denar das Recht erlangt hat, von ihm für einen Denar Fleisch von dem geschlachteten Ochsen zu verlangen.",
+ "so ist er auch zum Schaden des Käufers gefallen. der Käufer kann den gezahlten Denar nicht zurückverlangen, da ein entsprechendes Stück Fleisch von dem Ochsen bereits in seinen Besitz übergegangen war und nun ohne Verschulden des Fleischers unbrauchbar geworden ist.",
+ "an den übrigen Tagen des Jahres dagegen ist es nicht so. Nach Tora-Vorschrift geht allerdings das Verkaufte schon durch Zahlung des Kaufpreises in den Besitz des Käufers über. Nach rabbinischer Bestimmung genügt jedoch in gewöhnlichen Zeiten die Zahlung des Kaufpreises hierzu nicht, sondern muss der Käufer das Gekaufte an sich genommen haben (משיכה קונה); so lange dieses nicht geschehen ist, können sowohl der Käufer wie der Verkäufer den Kauf noch rückgängig machen.",
+ "ist er nur zum Schaden des Verkäufers gefallen. da das verkaufte Stück Fleisch noch nicht dem Käufer gehörte, sondern noch im Besitze des Verkäufers war."
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+ "an einem Tage. Lev. 22, 28.",
+ "bei dem Verbot von der Mutter samt dem Jungen ist ein Tag mit der ihm vorangehenden Nacht zu verstehen. und nicht ein Tag und die darauf folgende Nacht, trotzdem dieses Verbot unter für die Opfer erlassenen Vorschriften steht und inbezug auf diese die Nacht immer zu dem vorangegangenen Tage zählt.",
+ "Dies hat Simon. Dm Talmudausg. lesen: ר׳ שמען.",
+ "wie unter dem einen Tage in der Schöpfungsgeschichte der Tag mit der vorangegangenen Nacht zu verstehen ist. da es immer heisst: „und es ward Abend und es ward Morgen“."
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+ "Das Gebot des Zudeckens des Blutes. Lev. 17, 13.",
+ "aber nicht für Heiliges. Auf Opfertiere kann sich das Gebot nicht beziehen, da Wild überhaupt nicht zu Opfern verwendet wurde, es ist deshalb auch unter Geflügel hier nur Nichtheiliges zu verstehen.",
+ "es gilt für Wild und Geflügel. nicht aber für Vieh.",
+ "für zur Hand stehendes und nicht zur Hand stehendes. Das אשר יצוד „der erjagt“ in dem Schriftverse will nicht das nicht erjagte ausschliessen, sondern wird nur gebraucht, weil man insbesondere Wild gewöhnlich nur auf diesem Wege zu erlangen pflegt; das Gebot gilt aber ebensowohl auch für Wild und Geflügel, das man im Hause hält.",
+ "es gilt auch für den Büffel. כוי eine besondere nicht näher bezeichnete Tierart, von der nicht feststeht, ob sie dem Vieh oder dem Wild zuzuzählen ist; nach Anderen ein aus der Verbindung von Ziegenbock und Reh hervorgegangenes Tier, nach Anderen eine in Freiheit lebende Abart des Schafes.",
+ "über das Zweifel bestehen. und es vielleicht dem Wild zuzuzählen ist; man deckt deshalb das Blut zu, spricht aber dabei nicht den sonst dafür vorgeschriebenen Segensspruch.",
+ "man schlachtet ihn nicht an einem Festtage. weil man da das Blut aus dem in der folgenden Note angegebenen Grunde nicht zudecken darf, in der Tat aber das Tier vielleicht dem Wilde zuzuzählen wäre und das Blut deshalb zugedeckt werden müsste.",
+ "so deckt man das Blot nicht zu. wenn man sich die Erde zum Zudecken erst aus dem Boden herausheben muss, aus dem Grunde nicht, weil dies eine am Feiertag verbotene Arbeit ist, die, selbst in der Weise ausgeführt, dass damit nur eine rabbinische Verordnung übertreten wird (s. Beza 8a), doch nur in den Fällen gestattet ist, wo durch das Zudecken des Blutes unzweifelhaft eine Tora-Vorschrift erfüllt wird, nicht aber bei einem כוי bei dem dies doch zweifelhaft ist; aber auch, wenn man Erde zum Zudecken bereit hat, aus dem Grunde nicht, weil daraus, dass trotz des Feiertages das Blut zugedeckt wird, ein Fremder (der nicht weise, dass dabei kein Segensspruch gesprochen worden ist,) leicht die Folgerung ziehen könnte, dass der כוי eine Wildart ist und deshalb auch die beim Vieh verbotenen Fetteile (חלב) bei ihm zum Genuss erlaubt sind."
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+ "oder Nichtheiliges drinnen. im Heiligtum.",
+ "Heiliges draussen. ausserhalb des Heiligtums.",
+ "Meir’s. Vgl, V Note 27.",
+ "das Blut zugedeckt werden. obgleich durch das Schlachten das Fleisch des Tieres nicht zum Genuss erlaubt geworden ist, weil die Schrift hier nicht den Ausdruck שחט sondern ושפך את דמו gebraucht (Lev. 17, 18), den sie auch bei dem Schlachten von Heiligem ausserhalb des Heiligtums gebraucht (Lev. 17, 4), wo durch das Schlachten das Tier auch nicht für den Genuss erlaubt wird.",
+ "nach Ansicht der Weisen braucht es nicht zugedeckt zu werden. weil die Schrift nur von חיה אי עוף אשר יאכל spricht, in diesen Fällen die Tiere ja aber nicht gegessen werden dürfen.",
+ "braucht man nicht zuzudecken. S. V Note 29."
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+ "ein Geistesschwacher oder ein Unmündiger geschlachtet und Andere haben ihnen zugesehen. S. I Noten 7 und 8.",
+ "muss es zugedeckt werden. weil in diesem Falle das Schlachten als vorschriftsmässig ausgeführt gilt; Subject zu חייב לכסות ist: einer von denen, die zugesehen haben.",
+ "braucht es nicht zugedeckt zu werden. Nach der Ausführung im Talmud ist dies nur die Ansicht des R. Meïr (s. den folgenden Absatz der Mischna), der das Tier, das einer von diesen drei ohne Beisein eines Anderen geschlachtet hat, für נבלה erklärt, weil sie zumeist das von ihnen Auszuführende unrichtig ausführen; nach der Ansicht der Weisen dagegen ist das Tier nur ספק נבלה und muss deshalb das Blut zugedeckt werden.",
+ "[das andere. an demselben Tage.",
+ "ihnen nachzuschlachten. wie bei השוחט ונתנבלה בידו (V, 3), weil das Schlachten als nicht vorschriftsmässig ausgeführt gilt.",
+ "die Weisen erklären es für verboten. weil es doch immerhin möglich ist, dass sie das Schlachten vorschriftsmässig ausgeführt haben.",
+ "man nicht die vierzig Geisselhiebe dafür erhält. da es immerhin zweifelhaft bleibt, ob das erste Tier vorschriftsmässig geschlachtet worden ist und man demnach mit dem Schlachten des zweiten Tieres das Verbot von אותו ואת בנו übertreten hat."
+ ],
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+ "muss man es zudecken und nachher erst das Geflügel schlachten. R. Jehuda ist der Ansicht, dass das Blut von Wild besonders und das von Geflügel besondere zugedeckt werden muss, weil es in der Schrift nicht חיה ועוף, sondern חיה ״או״ עוף heisst, das Zudecken des Blutes von Wild und des von Geflügel damit je als ein gesondertes Gebot vorgeschrieben wird. Nach Ansicht der Weisen sagt die Schrift nur deshalb חיה או עוף, weil aus חיה ועוף die falsche Folgerung hätte gezogen werden können, dass das Zudecken des Blutes nur dann vorgeschrieben ist, wenn man Wild und Geflügel geschlachtet hat (Talmud).",
+ "muss er zudecken. Zunächst ist allerdings der Schlachtende verpflichtet, das Gebot zn erfüllen; hat er es aber nicht erfüllt, so ist auch ein Anderer dazu verpflichtet, weil es in dem das Gebot begründenden Schriftverse (Lev. 17, 14) heisst: ואמר לבני ישראל womit das Gebot als ein solches bezeichnet wird, für dessen Ausführung jeder Israelite einzutreten hat.",
+ "hatte aber der Wind es zugedeckt. und es ist dann wieder aufgedeckt worden,",
+ "muss man es nochmals zudecken. weil das Gebot des Zudeckens noch gar nicht ausgeführt worden war; ist es aber vom Winde zugedeckt geworden und zugedeckt geblieben, fällt die Verpflichtung, das Blut selbst zuzudecken, von selbst fort."
+ ],
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+ "hat es sich mit Wein. mit rotem Wein, der im Aussehen von Blut nicht zu unterscheiden ist.",
+ "als wäre er Wasser. und wenn in der Mischung soviel Blut ist, dass diese dann das Aussehen von Blut gehabt hätte, muss sie zugedeckt werden.",
+ "hat es sich mit Blut von einem Vieh oder von Lebendem. בדם החיה, das hier wie in Sebach. VIII, 6 steht, kann nicht wie dort die Bedeutung von Blut von einem Wild haben, da dieses ja auch zugedeckt werden muss, sondern bedeutet hier nach Raschi und Bart.: Blut, das von einem lebendigen Wild z. B. beim Aderlass herausgeflossen ist, nach Maim.: Blut von einem zum Genuss nicht erlaubten Wild, das nicht zugedeckt zu werden braucht, nach Tif. Jisr.: Blut von irgend einem noch lebenden Wesen (חיה in der allgemeinen Bedeutung = ein lebendes Wesen).",
+ "Blut hebt niemals Blut auf. S. Sebach. VIII, Note 63. Nach der Ansicht des R. Jehuda muss deshalb das Blut, selbst wenn es sich mit einer noch so grossen Menge anderen Blutes vermischt hat, zugedeckt werden."
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+ "Verspritztes Blut. auf eine Wand oder auf einen Gegenstand gespritztes Blut.",
+ "und das auf dem Messer muss zugedeckt werden. Das Blut muss zu diesem Zweck zunächst abgekratzt werden, da es beim Zudecken auch unten auf Erde aufliegen muss (Tif. Jisr.)",
+ "so braucht dieses nicht zugedeckt zu werden. da nicht notwendig alles Blut zugedeckt werden muss, sondern es genügt, wenn auch nur ein Teil davon zugedeckt wird."
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+ "Womit darf man zudecken und womit darf man nicht zudecken. Die Schrift stellt das וכסהו dem בעפר voran, legt also den Nachdruck darauf, dass das Blut zugedeckt wird, nicht darauf, dass es gerade mit Erde geschieht. Daraus wird geschlossen, dass zum Zudecken nicht nur Erde verwendet werden darf, sondern auch andere erd- oder staubartige Dinge dazu verwendet werden dürfen.",
+ "feinem Sand. den der Töpfer, ohne ihn erst zerstossen zu müssen, verwenden kann.",
+ "mit einer Scherbe. חרס mit der angehängten Bildungssilbe ־ית, ein Stück von einem כלי חרס, eine Scherbe. Raschi und Bart. erklären es mit שחיקת חרסים, irdene Gefässe, die man zerstossen hat. Maas. Sehen. V, l erklärt Bart. es mit Erde, aus der man irdene Gefässe macht, ähnlich auch Kelim III, 7.",
+ "einem Ziegelstein oder Stöpsel. מגופה von גוף = verschliessen, der aus Lehm gemachte Deckel, Verschluss eines Gefässes, insbesondere der Spund am Fass.",
+ "die man zerstossen hat. Wenn man חרסית mit Scherbe übersetzt, muss sich das שכתשן auch auf חרסית beziehen.",
+ "man darf auch nicht ein Gefäss darüber stülpen. mit einem solchen blossen Verdecken des Blutes wird der Vorschrift nicht genügt. Ed. Lowe fügt hinzu: ולא יכסנו באבנים.",
+ "damit darf man nicht zudecken. Nach dem Talmud ist nur eines von beiden nötig, entweder dass Pflanzen darauf wachsen können oder dass es auch mit dem Ausdruck עפר bezeichnet wird; deshalb darf man auch Asche (s. Num. 19, 17) und Goldstaub (s. Hiob 28, 6) zum Zudecken verwenden."
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+ "Das Verbot der Spannader. Gen, 32, 3r.",
+ "für Nichtheiliges wie für Heiliges. Selbst bei dem Ganzopfer, das ganz auf dem Altar verbrannt wurde, musste die Spannader aus der Hüfte, nachdem man sie ganz auf den Altar gebracht, herausgezogen werden; sie wurde nicht mit verbrannt, sondern auf den auf dem Altar sich befindenden Aschenhaufen geworfen (Talmud).",
+ "weil das keinen Hüftballen. Das Muskelfleisch am Schenkelbein hat nicht wie beim Vieh die Form eines Ballen, es ist nicht rund, sondern flach; das Verbot spricht aber nur von der Spannader im Hüftballen.",
+ "es gilt auch für ein ausgetragenes Junges. das man lebend im Innern des Muttertieres findet. Es ist dies die Ansicht des R. Meïr, nach der in einem solchen Falle das Junge nicht mehr als ein Teil des Muttertieres zu betrachten ist, sondern wie ein bereits geborenes Junges (s. oben IV, 5).",
+ "Für ein ausgetragenes Junges hat es keine Geltung. weil er der Ansicht ist, dass das Junge noch als ein Teil des Muttertieres gilt wie irgend ein anderes Stück Fleisch, das man aus dem Muttertiere herausschneidet; selbst die Teile, die nach der Geburt zum Genuss verboten sind, dürfen deshalb von einem solchen Tiere gegessen werden (s. IV Note 4).",
+ "Das anhaftende Fett. das חלב גיד הנשה, das um die Spannader liegende Fett, das man mit der Spannader zusammen zu entfernen pflegt, ist nach Toravorschrift nicht zum Genuss verboten. Nach einer anderen Erklärung bezieht sich das Suffix von וחלבו auf das vorangehende שליל und gehört das וחלבו מותר noch zu dem Ausspruch des R. Jehuda: ebenso wie die Spannader ist auch das sonst bei den Tieren verbotene חלב des שליל zum Genuss erlaubt.",
+ "den Fleischern darf man betreff der Spannader kein Vertrauen schenken. weil das Entfernen derselben eine sehr mühsame Arbeit ist und deshalb zu befürchten ist, dass sie dieselbe nicht gewissenhaft ausführen.",
+ "Man darf ihnen sowohl ihretwegen wie betreff des Fettes Vertrauen schenken. Nach Ansicht des R. Meïr dagegen ist ihnen auch inbetreff der Entfernung von חלב kein Vertrauen zu schenken."
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+ "in der die Spannader noch drinnen ist. und braucht, nicht zu befürchten, dass ein Israelite, der gesehen hat, wie der Nichtjude das Fleisch von einem Israeliten bekommen hat, es demselben abkaufen und annehmen wird, dass die Spannader bereits durch den ersten Israeliten herausgenommen worden ist.",
+ "weil man ihre Lage kennt. und der Israelite, der die Hüfte von dem Nichtjuden erhält, sofort erkennt, ob die Spannader bereits herausgenommen worden ist oder nicht.",
+ "muss man sie ganz herausnehmen. man muss auch die letzten Ausläufer der Ader aus dem Fleisch herausziehen.",
+ "dass man das Gebot des Herausnehmens damit erfüllt. man braucht nur den obenauf liegenden Teil der Ader herauszunehmen, nicht aber ihre weiterhin sich verzweigenden Ausläufer, weil nach Toravorschrift nur die auf dem Hüftballen liegende Ader verboten ist. Ed. pr. hat anstatt כדי לקיים בו; יקיים בו."
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+ "ist er schuldig. Im Allgemeinen gilt der Grundsatz, dass für den Genuss von etwas zum Genuss Verbotenem Geisselstrafe erst dann eintritt, wenn man davon soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat. Hat man jedoch ein ganzes zum Genuss verbotenes Tier (בריה) gegessen oder einen ganzen zum Genuss verbotenen niemals vorher erlaubt gewesenen Teil eines Tieres, der wie das Tier selbst seine eigene Benennung hat, mit der nur das Ganze, nicht aber ein Teil davon bezeichnet wird, wie es bei der Spannader der Fall ist, die nur als „die Spannader“ bezeichnet werden kann, wenn sie im Ganzen ist, während ein Teil von ihr nicht „die Spannader“, sondern ein Stück der Spannader genannt wird, so tritt die Geisselstrafe ein, selbst wenn das, was man gegessen hat, nicht soviel wie eine Olivengrösse ist.",
+ "erhält er achtzig Geisselhiebe. weil es zwei verschiedene Teile sind, die beide zum Genuss verboten sind, er demnach zwei Verbots übertreten hat.",
+ "Er erhält nur vierzig Geisselhiebe. Nach Ansicht des R. Jehuda bezieht sich das Verbot nur auf die Spannader einer Hüfte, da הירך in der Einzahl steht; unter הירך „der“ Hüfte ist nach ihm nur die bevorzugtere, d. i. die rechte Hüfte, zu verstehen, deshalb erhält man, auch wenn man von den Spannadern beider Hüften gegessen hat, doch nur vierzig Geisselhiebe."
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+ "dass es herauszuschmecken sein würde. dass man es herausschmecken würde, dass in der Hüfte die Spannader mitgekocht worden ist, wenn beide einen verschiedenen Geschmack haben würden.",
+ "Als wäre es Fleisch in Rüben. wenn das Verhältnis der Masse der Spannader zu der des Fleisches ein solches ist, dass, wenn man eine gleiche Masse Fleisch in einer entsprechenden Masse Rüben kochen würde, das Fleisch herauszuschmecken wäre, so ist es verboten, im anderen Falle nicht. Es wird angenommen, dass das Fleisch nicht mehr herauszuschmecken ist, wenn die Masse der Rüben das 60-fache der des Fleisches beträgt."
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+ "Hat man die Spannader mit anderen Adern. die nicht verboten sind.",
+ "zusammengekocht und sie ist noch zu erkennen. so dass man sie selbst herausnehmen kann und in dem Gekochten nur der aus ihr herausgekochte Saft und Geschmack zurückbleibt.",
+ "ob sie herauszuschmecken sein würde. in diesem Falle ist das Ganze verboten, im anderen Falle erlaubt. Nach der recipierten Halacha gibt die Spannader überhaupt keinen Geschmack ab (אין בגידים בנותן טעם); wenn man die Spannader selbst entfernt hat, würde deshalb das Zurückbleibende in allen Fällen erlaubt sein. Dagegen gibt das Fett an der Spannader, das nach rabbinischer Verordnung ebenfalls verboten ist, Geschmack in das Gekochte ab, das Zurückbleibende ist deshalb nur dann erlaubt, wenn sein Volumen 60 mal so gross ist wie das des Fettes an der Spannader.",
+ "wenn aber nicht. wenn man die Spannader nicht von den anderen Adern unterscheiden und sie nicht entfernen kann.",
+ "sind alle verboten. alle Adern sind verboten, weil man ja nicht weise, welches die verbotene Ader ist. Im Allgemeinen gilt allerdings der Grundsatz, dass, wenn ein verbotenes Stück mit einer Mehrheit von gleichartigen erlaubten Stücken sich vermengt hat, so dass es nicht mehr herauszuerkennen ist, es als in die Mehrheit aufgegangen (בטל ברוב) und deshalb sämtliche Stücke als erlaubt betrachtet werden. Bei der Spannader ist dies jedoch nicht der Fall, weil sie wie ein Lebewesen als בריה betrachtet wird (s. oben Note 13), und alles, was als בריה gilt, nach rabbinischer Verordnung niemals in eine Mehrheit aufgeht (בריה לא בטיל), sondern immer, wie bevor es unter die andern erlaubten Stücke geraten ist, verboten bleibt.",
+ "die Brühe. קיפה s. Sebach. III Note 24.",
+ "wenn sie danach schmecken würde. Ist dagegen das Volumen der erlaubten Adern zusammen mit dem der Brühe 60 mal so gross wie das der verbotenen Ader (s. Note 19), so ist die Brühe erlaubt, da ja in ihr nicht soviel von dem Verbotenen enthalten ist, dass es herauszuschmecken sein würde.",
+ "sind alle verboten. Es ist dieses eine zweite Aufnahme von dem Note 21 erwähnten Grundsätze: auch jedes Stück Fleisch oder von anderem Essbaren, das zum Genuss verboten ist, das man abgesehen davon, dass es zum Genuss verboten ist, keinen Anstand nehmen würde, einem angesehenen Gaste vorzusetzen (חתיכה הראויה להתכבד), geht nach rabbinischer Verordnung niemals in eine Mehrheit auf, mag es unter gleichartige oder ungleichartige andere Stücke geraten sein; kann man es deshalb aus den anderen Stücken nicht herauserkennen und entfernen, so darf man sämtliche Stücke nicht geniessen, da man bei jedem die Befürchtung haben muss, dass es vielleicht gerade das verbotene Stück ist.",
+ "wenn sie danach schmecken würde. wie Note 22."
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+ "aber nicht für unreines. Das Verbot, gerade die Spannader nicht zu essen, setzt voraus, dass die übrigen Teile des Tieres gegessen werden dürfen, es kann sich demnach nur auf solche Tiere beziehen, deren Fleisch zu essen erlaubt ist.",
+ "Auch für unreines. Wenn jemand demnach die Spannader von einem unreinen Tiere isst, macht er sich dadurch doppelt strafbar, einmal, weil er etwas von einem zum Genuss verbotenen Tiere gegessen, und dann, weil er das Verbot, die Spannader zu essen, übertreten hat. Nach der Ansicht, dass die Spannader überhaupt keinen Geschmack enthält (s. oben Note 19), würde er sich wegen Übertretung des Verbotes, etwas von einem zum Genuss verbotenen Tiere zu essen, nicht strafbar gemacht haben, da danach die Spannader gar nicht als etwas Essbares betrachtet wird, wohl aber wegen Übertretung des Verbotes, die Spannader zu essen, da die Tora verboten hat, sie zu essen, obgleich sie keinen Geschmack hat und eigentlich gar nicht als etwas Essbares anzusehen wäre.",
+ "Die Spannader ist doch schon seit der Zeit. Ed. pr. und Venet. על בני יעקב.",
+ "ihnen war aber unreines Vieh doch noch erlaubt. demnach ist das Verbot doch für die Spannader aller Tiere erlassen worden, der reinen wie der unreinen, und bleibt deshalb das Verbot auch für die Spannader der unreinen Tiere als ein besonderes Verbot bestehen, trotzdem diese nachher am Sinai überhaupt für den Genuss verboten worden sind.",
+ "Am Sinai erst ist es geboten worden und nur in der Schrift an der passenden Stelle eingefügt worden. Nach Maimon, ist dies so zu erklären: allerdings ist es bereits den Söhnen Jakobs verboten gewesen, die Spannader zu geniessen, als Toravorschrift ist dieses Verbot aber doch erst am Sinai verkündet worden; wenn es deshalb in der Tora auch in die Lebensgeschichte Jakobs eingefügt worden ist, darf es als Toravorschrift doch nur als auf die Zeit nach der Gesetzgebung sich beziehend ausgelegt werden, danach kann es sich aber nur auf die Spannader reiner Tiere beziehen, da unreine Tiere überhaupt zum Genusse verboten sind. Eine andere Auslegung im Talmud gibt als Grund für die Ansicht der Weisen, dass sich das Verbot der Spannader auf unreine Tiere nicht bezieht, den Grundsatz an, dass im Allgemeinen eine bereits verbotene Sache nicht aus einem anderen Grunde nochmals verboten werden kann (אין איסיר חל על איסור); die Spannader eines unreinen Tieres ist bereits, weil sie von einem unreinen Tiere kommt, verboten, das besondere Verbot, die Spannader nicht zu essen, kann sich deshalb auf sie nicht erstrecken. R. Jehuda wendet dagegen ein, das dieser Grundsatz doch nur da Geltung habe, wo das zweite Verbot nicht ein weitergehendes als das erste ist; das Verbot der Spannader sei aber ein strengeres Verbot (איסור חמור) im Vergleich zu dem, das den Genuss der unreinen Tiere verbietet, da es bereits für die Söhne Jakobs gegolten hat, denen unreine Tiere noch nicht verboten waren. Die Weisen widerlegen dann diesen Einwand, indem sie meinen, das tatsächlich der Genuss den Söhnen Jakobs noch gar nicht verboten gewesen ist, das לא יאכלו בני ישראל את גיד הגשה (Gen. 32, 33), beziehe sich erst auf die Zeit nach der Gesetzgebung."
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+ "Fleisch jederlei Art darf nicht in Milch gekocht werden. Das Verbot לא תבשל גדי בחלב אמו „du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen“ wird in der Schrift dreimal wiederholt (Exod. 23, 19; 34, 26; Deut. 14, 21). Nach der mündlichen Überlieferung ist damit ein dreifaches Verbot ausgesprochen, Fleisch mit Milch zusammen zu kochen, das zusammen Gekochte zu geniessen, und auch es in irgend einer anderen Weise zu verwenden. Nach der recipierten Halacha bezieht sich dieses Verbot jedoch nur auf Fleisch von einem Vieh, nicht auf Fleisch von Wild und Geflügel. Nach rabbinischer Verordnung darf auch Fleisch von Wild und Geflügel, das mit Milch zusammen gekocht worden ist, nicht gegessen werden, das Zusammenkochen dagegen ist auch nach rabbinischer Verordnung nicht verboten, ebenso nicht, das zusammen Gekochte in anderer Weise zu verwenden. Der Ausspruch der Mischna ist demnach dahin zu verstehen, dass das Verbot von בשול בשר בחלב, insofern das so zusammen Gekochte für den Genuss verboten ist, sich auf Fleisch jederlei Art bezieht, auch auf das von Wild und Geflügel.",
+ "es darf auch nicht mit Käse zusammen auf den Tisch gestellt werden. eine rabbinische Vorbeugungsmassregel (גזירה), weil zu befürchten ist, dass das Fleisch auf einer noch kochend heissen Schüssel mit dem Käse zusammen aufgetragen wird, so dass es als zusammen gekocht gilt, und man dann davon geniesst.",
+ "Wer sich Fleisch durch Gelübde versagt. ein Gelübde getan hat, dass er kein Fleisch geniessen will.",
+ "dem ist Fleisch von Fischen und Heuschrecken erlaubt. Fleisch von Fischen jedoch nur in dem Falle, wenn ein besonderer Grund zu der Annahme vorliegt, dass er bei seinem Gelübde an Fischfleisch nicht gedacht hat, im anderen Falle dagegen ist anzunehmen, dass er sich den Genuss von Fischen auch hat versagen wollen (s. Nedar. 54b).",
+ "Geflügel darf mit Käse zusammen auf den Tisch gestellt. weil beim Geflügel selbst das Essen des zusammen Gekochten nur ein rabbinisches Verbot ist, s. Note 1.",
+ "dies die Worte von Bet-Schammai. Ed. pr. und ed. Ven. lesen: כדברי בית שמאי, wie Eduj. V, 2.",
+ "Es darf nicht zusammen hingestellt. weil zu befürchten ist, dass, wenn es erlaubt wäre, Geflügel mit Käse gleichzeitig aufzutragen, man auch anderes Fleisch zusammen mit Käse auf einer noch kochend heissen Schüssel auftragen und so das Tora-Verbot, Fleisch mit Milch zusammen zu kochen, und, wenn man davon geniesst, auch das Verbot, das so Gekochte zu geniessen, übertreten wird.",
+ "wo Bet-Schammai erleichtern und Bet Hillel erschweren. während sonst zumeist Bet-Schammai erschweren und Bet-Hillel erleichtern. Die Mischna folgt also hier der Überlieferung des R. Jose (s. Eduj. V, 2).",
+ "darf man ohne Bedenken eines neben das andere stellen. weil dort niemand die Speisen berührt und deshalb, selbst wenn das Fleisch in kochend heissem Zustand aufgetragen wird, nicht zu befürchten ist, dass es mit dem Käse in Berührung kommen wird."
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+ "Fleisch und Käse darf man zusammen in ein Tuch einschlagen. obwohl es nach der vorhergehenden Mischna verboten ist, sie zusammen auf den Tisch zu bringen.",
+ "nur dürfen sie einander nicht berühren. auch wenn sie beide kalt waren, müssen die Stellen, wo sie sich berührt haben, abgewaschen werden.",
+ "Zwei Fremde. אכסנאי (ξένος) = ein Fremder, der in einem Gasthause isst.",
+ "ohne Bedenken zu tragen. wenn sie einander fremd sind, weil dann nicht zu befürchten ist, dass der eine auch von dem nehmen wird, was dem anderen gehört; zwei Bekannte dagegen dürfen nicht an einem Tisch Fleisch und Milchspeisen essen, wenn diese nicht durch einen dazwischen gesetzten Gegenstand deutlich von einander getrennt sind oder für jeden ein besonderes Tischtuch aufgedeckt wird."
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+ "Ist ein Tropfen Milch auf. Ed. pr. לתוך.",
+ "ein Fleischstück. das mit anderen Fleischstücken zusammen in einem Topfe kocht. Nach Tosafot spricht die Mischna von dem Falle, dass das Fleischstück, auf welches der Milchtropfen gefallen ist, ganz trocken auf dem aus der Flüssigkeit hervorragenden Teile eines anderen Fleischstückes liegt, in diesem Falle richtet es sich nur nach der Grösse dieses einen Fleischstückes, weil ohne Vermittlung einer Flüssigkeit der Milchtropfen nicht von dem einen Fleischstücke in die anderen eindringen kann. Nach Raschi richtet es sich selbst in dem Falle, dass das Fleischstück zumteil in der Flüssigkeit liegt, nur nach der Grösse dieses einen Stückes, wenn der Milchtropfen auf den ausserhalb der Flüssigkeit liegenden Teil des Fleisches gefallen ist, weil auch in diesem Falle der Milchtropfen nur in dieses eine Stück eindringt, nicht aber von diesem Stück auch in die anderen.",
+ "so ist es verboten. Nach Tosafot, denen die meisten Erklärer folgen, bezieht sich das אסור nur auf das Stück, auf das der Milchtropfen gefallen ist, der übrige Inhalt des Topfes dagegen wird davon nicht berührt; da der Milchtropfen nicht von dem einen Stücke in die anderen eindringen kann, werden die anderen auch nicht durch den etwa in sie eindringenden Saft des verboten gewordenen Stückes verboten. Nach Raschi, dessen Erklärung Barten. folgt, bezieht sich das אסור auf den ganzen Inhalt des Topfes. Nachdem das eine Stück einmal אסור geworden ist, wird es wie נבלה betrachtet, und wird durch den Saft, der von diesem Stück in die anderen eindringt, auch alles übrige verboten, trotzdem der Milchtropfen selbst nicht in die anderen Fleischstücke eindringen kann. Die Mischna gibt danach die Ansicht des R. Jehuda wieder, wonach Verbotenes, das mit Erlaubtem der gleichen Art sich vermischt, das Erlaubte immer verboten macht, darum ist der ganze Inhalt des Topfes verboten, wie gross er auch immer sein mag (s. R. Nissim). Nach Tosf. Jomt. ist auch nach Raschi der ganze Inhalt des Topfes nur dann verboten, wenn man den Topf, nachdem das eine Stück durch den darauf gefallenen Milchtropfen אסור geworden ist, zugedeckt oder umgerührt hat (s. Note 17).",
+ "wenn [die Milch] auch nur aus dem Stück herausgeschmeckt werden könnte. d. i. wenn das Volumen des Fleischstückes nicht 60 mal so gross ist wie das des Milchtropfens.",
+ "hat man den Topf angerührt. Nach Raschi und Barten.: wenn man sofort, nachdem der Milchtropfen auf das Fleischstück gefallen ist, den Topf geschüttelt oder den Inhalt umgerührt hat, in diesem Falle teilt sich der Milchtropfen sofort dem ganzen Inhalt des Topfes mit und ist deshalb das Fleisch nur dann verboten, wenn der gesamte Inhalt des Topfes samt der Brühe nicht 60 mal soviel ist wie der Milchtropfen. Nach den anderen Erklären: wenn man, nachdem das eine Stück durch den Milchtropfen אסור geworden ist, den Topf schüttelt oder umrührt, so ist der ganze Inhalt des Topfes verboten, wenn es, d. h. das verboten gewordene Fleischstück, so gross ist, dass der übrige Inhalt des Topfes nicht das 60 fache desselben ausmacht. Danach gibt die Mischna die Ansicht der anderen Weisen wieder, die im Gegensatz zu R. Jehuda der Ansicht sind, dass auch Verbotenes, das sich mit gleichartigem Erlaubten vermischt, darin aufgeht, wenn es nicht herauszuschmecken wäre. Der Ausspruch der Mischna würde sich aber auch mit der Ansicht des R. Jehuda vereinbaren lassen, da in dem Topf nicht nur Fleisch, sondern auch flüssige Brühe enthalten ist, diese aber nicht mit Fleisch als gleichartig angesehen wird; auch R. Jehuda ist nämlich der Ansicht, dass Verbotenes, das sich mit gleichartigem und ungleichartigem Erlaubten vermischt, wenn beides zusammen das 60 fache Volumen des Verbotenen enthält, darin aufgeht. Dieselbe Folge wie das Schütteln oder Umrühren hat auch das Zudecken des Topfes, weil dadurch die beim Kochen sich entwickelnde Feuchtigkeit sich im ganzen Topf verbreitet und Alles, was im Topfe ist, mit einander verbindet.",
+ "Das Euter schneidet man auf. der Länge und Breite nach.",
+ "und entleert es von der Milch. entweder durch Auspressen oder durch wiederholte Kreuz- und Querschnitte. Nach der Ansicht einiger Erklärer ist dies jedoch nur nötig, wenn man das Euter allein oder mit anderem Fleisch zusammen in einem Topf kochen will, nach der Ansicht anderer, auch wenn man es am Spiess braten will.",
+ "hat man es nicht aufgeschnitten. sondern es unaufgeschnitten gebraten oder gekocht.",
+ "so übertritt man doch nicht das Verbot. d. h. man macht sich nicht der Geisselstrafe schuldig, die auf Übertretung eines Tora-Verbotes steht, weil unter חלב אמו nur Milch, die von einem noch lebenden Tier entnommen worden ist, zu verstehen ist, das Entfernen der Milch aus dem Euter eines geschlachteten Tieres beruht daher nur auf rabbinischer Verordnung. Inwieweit auch auf diese Milch die Bestimmungen von בשר בחלב anzuwenden sind, darüber gehen die Ansichten der Decisoren auseinander. Nach der weitestgehenden Erschwerung darf man das Euter, selbst nachdem man es vorschriftsmässig aufgeschnitten und entleert hat, nur für sich allein am Feuer braten, nicht aber in einem Topf, auch nicht allein ohne anderes Fleisch, in Wasser kochen.",
+ "das Herz schneidet man auf und lässt das Blut heraus. das in den Herzkammern angesammelte Blut; für das im Herzfleisch verteilte Blut genügt wie bei jedem anderen Fleischstück das danach vorzunehmende Aussalzen.",
+ "hat man es nicht aufgeschnitten. sondern es unaufgeschnitten gebraten oder gekocht.",
+ "so übertritt man doch nicht das Verbot. des Blutgenusses, weil gekochtes Blut zu geniessen nur durch rabbinische Verordnung verboten ist (s. Tosaf. z. St. und Menach. 21 a). Nach Raschi und Maim. ist allerdings auch das Geniessen von gekochtem Blut nach Tora-Vorschrift verboten; danach spricht die Mischna hier nur von dem Herzen von Geflügel, da macht man sich deshalb nicht der Geisselstrafe schuldig, weil in dem Herzen von Geflügel sich nicht ein כזית Blut anzusammeln pflegt, der Geisselstrafe schuldig aber macht man sich nur, wenn man ein כזית von dem Verbotenen geniesst (s. Kerit. 22 a).",
+ "übertritt kein Verbot. sondern ebenfalls nur eine rabbinische Verordnung. Dasselbe ist auch der Fall, wenn man anderes Fleisch mit Käse zusammen auf den Tisch bringt. Der Talmud erklärt deshalb das אינו עובר בלא תעשה mit: אינו בא לידי לא תעשה, wenn man Geflügel mit Käse zusammen auf den Tisch bringt, kommt man nicht zur Übertretung eines Tora-Verbotes, selbst wenn man sich vergisst und beides zusammen geniesst, weil Fleisch von Geflügel nach Tora-Vorschrift nicht unter das Verbot von בשר בחלב fällt (s. die folgende Mischna)."
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+ "Fleisch von einem reinen Vieh in Milch von einem reinen Vieh darf man weder kochen noch benutzen. Die dreimalige Wiederholung des Verbotes לא תבשל גדי בחלב אמו (Exod. 23, 19; 34, 26; Deut. 14, 21) deutet nach der Tradition auf das dreifache Verbot hin, Fleisch in Milch zu kochen, das zusammen Gekochte zu geniessen und es auch zu irgend einem anderem Gebrauche zu verwenden.",
+ "Fleisch von einem reinen Vieh in Milch von einem unreinen. Unter גדי ist sowohl das Junge von einer Ziege wie das von einem Schaf oder Rind zu verstehen; wo das Junge als das von einer Ziege bezeichnet werden soll wird der Ausdruck גדי עזים gebraucht (Talmud 113 b). Da der Ausdruck גדי nur von diesen als rein geltenden d. h. zum Genuss erlaubten Tieren gebraucht wird, so gilt das Verbot nur für diese, nicht aber für die unreinen zum Genuss verbotenen Viehgattungen. Dass das Verbot sich auch nur auf die Milch von reinen Tieren, nicht aber auf die von unreinen bezieht, ist nach der Tradition durch die Bezeichnung בחלב אמו angedeutet, das heisst: in der Milch von einem gleichartigen Tiere.",
+ "Fleisch von einem unreinen Vieh in Milch von einem reinen Vieh darf man kochen und darf man benutzen. Geniessen darf man natürlich das Gekochte nicht, da ja das Fleisch oder die Milch von einem zum Genuss verbotenen Tiere stammt.",
+ "um Wild und Geflügel und unreines Vieh auszuschliessen. Die dreimalige Wiederholung des Wortes גדי schliesst nach R. Akiba nicht nur unreines Vieh von dem Verbots aus, sondern auch Wild und Geflügel, sowohl reines wie unreines. Nur durch rabbinische Verordnung ist es verboten, auch Wild und Geflügel, das in Milch gekocht ist, zu geniessen, das Kochen selbst sowie jede andere Nutzniessung von dem zusammen Gekochten ist überhaupt nicht verboten. Nach Tosaf. ist dieses nur die Ansicht des R. Akiba, während nach der Ansicht des ersten Tanna Wild und Geflügel auch nach Toravorschrift mit in das Verbot eingeschlossen sind, ebenso wie das in demselben Schriftverse erwähnte Aas-Verbot sich auch auf Wild und Geflügel bezieht (s. Note 32); nach Ascheri ergänzt R. Akiba nur die Worte des ersten Tanna, der ebenso wie R. Akiba der Ansicht ist, dass auch Wild und Geflügel nach Toravorschrift von dem Verbots ausgeschlossen sind.",
+ "Es heisst. Deut. 14, 21.",
+ "und es heisst. in demselben Schriftverse.",
+ "darf man nicht in Milch kochen. daraus, dass die beiden Verbots in demselben Schriftverse neben einander stehen, ist zu schliessen, dass auf alle Tiere, auf welche das Aas-Verbot sich bezieht, sich auch das Verbot von בשר בחלב bezieht.",
+ "das ja keine Muttermilch hat. nach R. Jose wäre demnach nur Geflügel, nicht aber Wild und unreines Vieh von dem Verbots ausgeschlossen."
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+ "Die Milch im Magen. קיבה ist hier nicht die Bezeichnung für den Magen selbst, sondern für die in dem Magen eines jungen Tieres gefundene Milch.",
+ "eines von einem Götzendiener [geschlachteten Tieres. das als Aas gilt.",
+ "oder eines Aases. eines nicht vorschriftsmässig geschlachteten Tieres.",
+ "ist verboten. Nach der Ausführung im Talmud entspricht dieser Satz der Mischna nicht der recipierten Halacha, sondern gilt die Milch im Magen eines Aases, wie aus Aboda-Sara II, 5 hervorgeht, nicht als verboten. Trotzdem ist dieser Satz, obgleich durch den dort erwähnten Einwand widerlegt, beibehalten worden, weil er einmal in die Mischna-Sammlung aufgenommen war. Nach Raschi ist die Milch deshalb nicht verboten, weil sie ja gar nicht von dem Tiere selbst stammt, sondern von dem Muttertier, durch die Aufnahme in den Magen ist sie noch nicht zu einem Teile des Tieres selbst geworden; nach Alfasi und Maimon. ist der Grund, weil solche Milch gar nicht als etwas Geniessbares gilt, sondern wie der sonstige Mageninhalt als Unrat (פירשא).",
+ "Wenn man mit der Magenhaut. gemeint ist der Magen selbst im Gegensatz zu dem Mageninhalt.",
+ "eines tauglichen. das vorschriftsmässig geschlachtet worden und zum Genuss erlaubt ist.",
+ "wenn jene herausgeschmeckt werden kann. Ist dagegen nur so wenig von der Magenhaut hineingetan worden, dass es nicht den 60ten Teil der Milch ausmacht, so ist der daraus hergestellte Käse nicht verboten. Im Allgemeinen gilt es allerdings als Grundsatz, dass Flüssiges, das durch Zusatz eines verbotenen Stoffes in eine feste Masse verwandelt worden ist, selbst dann verboten ist, wenn ein auch noch so geringes Quantum von dem Verbotenen dazu verwendet worden ist (דבר המעמיד לא בטל). In diesem Falle ist ja aber die zugesetzte Magenhaut gar nicht etwas an sich Verbotenes, sie wird erst durch die Vermischung mit der Milch zu etwas Verbotenem, eine Vermischung von Fleisch und Milch ist aber nur dann verboten, wenn sie durch den Geschmack zu erkennen ist. Hat man dagegen Milch mit der Magenhaut eines nicht zum Genuss erlaubten oder nicht vorschriftsmässig geschlachteten Tieres angesetzt, so ist der daraus gewonnene Käse aus dem angegebenen Grunde unter allen Umständen verboten, selbst wenn ein auch noch so geringes Teilchen davon hineingetan worden ist.",
+ "weil sie nur im Innern des Tieres angesammelt liegt. Nach Maimon. entspricht auch dieser zweite Teil der Mischna nicht der Halacha, sondern ist auch die Milch eines tauglichen Tieres, das an einem Tier, das trefa ist, gesaugt hat, nicht verboten s. Note 37."
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+ "In manchem ist das Fett-Verbot. Lev. 7, 23—25.",
+ "strenger als das Blut-Verbot. Lev. 7, 26—27; 17, 7—12.",
+ "als das Fett der Veruntreuung untersteht. Wenn jemand das Fett von Opfertieren, das dazu bestimmt ist, auf dem Altar geopfert zu werden, von einfach heiligen nach dem Sprengen des Blutes, von hochheiligen auch schon vorher, für sich verwendet, begeht er damit eine Veruntreuung und muss, wenn es irrtümlich geschehen ist, ein Schuldopfer darbringen und das Veruntreute ersetzen (s. Lev. 5, 14—16).",
+ "und die auf Verworfenes. wenn man das Fett von einem Opfer geniesst, das dadurch untauglich geworden ist, dass man eine der vier Haupt-Opferhandlungen mit der Absicht ausgeführt hat, ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit etwas von dem Fleisch zu essen oder von den Opferteilen zu opfern oder von dem Blut zu sprengen (s. Sebach. II Noten 34—42).",
+ "Übriggelassenes. wenn man davon geniesst, nachdem es dadurch unbrauchbar geworden ist, dass es über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben ist.",
+ "und Unreinheit. wenn man davon geniesst, während man sich im Zustande der Unreinheit befindet.",
+ "was beim Blut nicht der Fall ist. Die auf das Essen von פגול stehende Strafe tritt beim Blutgenuss nicht ein, weil diese Strafe nur dann eintritt, wenn man etwas isst, das erst durch ein Anderes für seine Bestimmung verwendbar gemacht wird, das Blut dagegen wird nicht erst durch ein Anderes verwendbar, sondern es macht nur selbst dadurch, dass es gesprengt wird, Anderes für seine Verwendung verwendbar (s. Sebach. IV Note 12). Dass auch die Verbots von נותר ,מעילה und טומאה auf das Blut keine Anwendung finden, ist nach dem Talmud in dem dreifach einschränkenden ,לכם לכפר und הוא in dem Schriftvers Lev. 17, 11 angedeutet.",
+ "gilt. S. Kerit. I, 1. Unter dem Ausdruck בהמה (Ley. 7, 26) ist auch Wild mitinbegriffen, wie aus Deut. 14, 3. 4 hervorgeht.",
+ "das Fett-Verbot dagegen gilt ausschliesslich nur für reines Vieh. wie es ausdrücklich heisst (Lev. 7, 25): מו הבהמה אשר יקריב ממנו אשה לה׳."
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+ "Die Haut. wenn ein Stück Fleisch, das weniger als ein Ei gross ist, noch an der es bedeckenden Haut des Tieres hängt.",
+ "der Fleischsaft. רוטב: die Brühe; hier ist darunter der beim Kochen oder Braten aus dem Fleische ausgeschiedene Fleischsaft zu verstehen, der zu einer festen Masse geronnen ist und deshalb für sich allein nicht gegessen zu werden pflegt, wohl aber zusammen mit dem Fleische.",
+ "der Bodensatz. die beim Kochen am Boden sich ansetzende Mischung von Gewürzen, anderen Zutaten und zerkochtem Fleisch, s. Sebach. III Note 24.",
+ "das Abgeschabte. die beim Abhäuten stellenweise an der Haut unabsichtlich hängen gebliebenen kleinen Fleischteilchen, nach Anderer auch die sehr harte Halsader und die äussere Rückenmarkshaut.",
+ "die Knochen. die mit Mark gefüllt sind (Raschi); nach Maim. (הלכות טומאת אוכלים IV, 4) auch andere Knochen, an denen sich noch angewachsenes Fleisch befindet.",
+ "die Hörner. soweit sie noch so weich sind dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "und die Klauen. soweit sie noch so weich sind dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "werden mit hinzugerechnet. zu einem Stück Fleisch, das weniger als ein Ei gross ist, ebenso die Knochen zu dem in ihnen enthaltenen Mark, wenn dieses weniger als ein Ei gross ist.",
+ "um die Speisen-Unreinheit zu übertragen. Speisen, die unrein geworden sind, können die Unreinheit nur dann weiter übertragen, wenn sie selbst mindestens ein Ei gross eind (nach Tosaf. können Speisen, wenn sie nicht wenigstens ein Ei gross sind, auch keine Unreinheit annehmen, die meisten anderen Decisoren widersprechen aber dieser Ansicht). Alle die in der Mischna angeführten Dinge sind nun als eigentliche Speisen nicht zu betrachten, da sie teils, wie die Haut und die Knochen, gar nicht, teils, wie der Saft und die Adern, nur mit dem Fleische zusammen gegessen zu werden pflegen. Trotzdem werden sie hinzugerechnet, einem Stück Fleisch, das weniger gross als ein Ei ist, die zum Übertragen der Unreinheit erforderliche Eigrösse zu geben, weil sie teils, wie der Saft und die Adern, doch mit dem Fleische zusammen gegessen zu werden pflegen, teils, wie die Haut und die Knochen, dem Fleisch bzw. dem in den Knochen befindlichen Mark als Schutz (שומר) dienen und deshalb, ebenso wie ihre Berührung die Übertragung der Unreinheit von und nach dem durch sie geschützten Fleisch vermittelt, sie auch in dieser Beziehung als zu dem Fleisch gehörend betrachtet werden.",
+ "aber nicht inbezug auf Aas-Unreinheit. Wer ein Aas oder ein eine Olive grosses Stück Fleisch von einem Aas berührt oder, auch ohne es zu berühren, trägt, wird dadurch unrein und auch die Kleider, die er anhat, werden unrein. Hier werden aber die in der Mischna angeführten Dinge nicht mitgerechnet, auch die Haut und die Knochen nicht, trotzdem sie als שומר die Übertragung der Unreinheit vermitteln, sondern muss das Fleisch allein die Grösse einer Olive haben.",
+ "Ebenso. כיוצא בו = etwas Gleiches oder Ähnliches. Ein Gegenstand hat einen Wert von … wird ausgedrückt durch יוצא ב׳, eigentlich: es geht heraus d. h. wird ausgegeben für den Preis von …, כיוצא בו bedeutet also, dass etwas wie ein dem Vorhergehenden an Wert Gleiches ist oder allgemeiner ihm gleich oder ähnlich ist.",
+ "wenn jemand. ein Israelite.",
+ "ein unreines. das, auch wenn es vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, dennoch, sobald es verendet, נבלה wird (s. oben IV, 4).",
+ "Vieh für einen Nichtjuden. hat er es dagegen für einen Israeliten geschlachtet, so nimmt es überhaupt keine Speisen-Unreinheit an, da ein unreines Vieh für einen Israeliten überhaupt nicht als Speise gilt.",
+ "geschlachtet hat und es zuckt noch. Sobald ein Tier vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, darf ein Israelite von dem Fleisch essen, auch wenn das Tier noch nicht vollständig verendet ist; für einen Nichtjuden dagegen wird das Fieisch nicht durch das Schlachten sondern erst durch das Vorenden des Tieres erlaubt. Nur von einem vorschriftsmässig geschlachteten reinen Tiere, das dem Israeliten zum Genuss erlaubt ist, darf auch der Nichtjude sofort nach dem Schlachten geniessen, weil es als Grundsatz gilt, dass, was für den Israeliten erlaubt ist, für den Nichtjuden umsomehr als erlaubt zu gelten hat.",
+ "kann Speisen-Unreinheit durch es übertragen werden. wenn es durch Berührung mit einer Unreinheit unrein geworden ist; obwohl es, da es ein unreines Tier ist, von einem Israeliten überhaupt nicht gegessen werden darf und auch von einem Nichtjuden nicht, da es noch nicht vollständig verendet ist, wird es dennoch bereits als zum Geniessen bestimmte Speise betrachtet, weil es durch einen Israeliten geschlachtet worden ist und das Schlachten eines zum Genuss bestimmten Tieres durch einen Israeliten im Allgemeinen die Wirkung hat, dass das Tier sofort nach dem Schlachten als Speise betrachtet wird.",
+ "nachdem es tot ist. weil es Lev. 11, 39 ausdrücklich heisst: ובי ימות מן הבהמה, erst durch den Tod wird es נבלה.",
+ "oder man den Kopf abgetrennt hat. sobald der Kopf vollständig abgetrennt ist, wird das Tier als tot betrachtet, auch wenn es noch Lebenszeichen von sich gibt.",
+ "Für die Verunreinigung durch Speisen-Unreinheit sind die Grenzen weiter. Als Subject zu ריבה ist hinzuzudenken: הכתוב, das Schriftwort, aus dem die obigen Bestimmungen abgeleitet werden.",
+ "Hat man das Abgeschabte. die beim Abhäuten stellenweise an der Haut unabsichtlich hängen gebliebenen kleinen Fleischteilchen.",
+ "zusammengehäuft. d. h. absichtlich von den einzelnen Stellen der Haut zusammengetragen (s. Talm. 121 b: והוא שכנסן).",
+ "so macht man sich durch dasselbe strafbar. obgleich diese einzelnen Fleischrestchen an sich nicht einmal insofern als Fleisch betrachtet werden, dass sie in Verbindung mit anderem Fleische die diesem zur Übertragung von Aas-Unreinheit fehlende Olivengrösse ergänzen, nehmen sie dennoch den Charakter von Fleisch an, sobald man sie bis zu einer Menge von Olivengrösse zusammengehäuft hat, weil man durch dieses absichtliche Zusammenhäufen zu erkennen gegeben hat, dass man sie als zum Essen bestimmtes Fleisch betrachtet wissen will, das Zusammengehäufte verunreinigt wie jedes andere Fleisch von einer נבלה, und wer, nachdem er es berührt hat, das Heiligtum betritt oder Heiliges geniesst, macht sich darum der darauf stehenden Strafe der Ausrottung schuldig. R. Jehuda gebraucht den schärferen Ausdruck: חייב עליו anstatt des erwarteten: מטמא, um dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass die Unreinheit, die er solchem abgeschabten Fleische zuspricht, nicht nur eine rabbinische Erschwerung ist, sondern dass es nach Tora-Vorschrift als unrein zu betrachten ist (Tosaf. 121 b). Ed. Lowe liest: אין חייבין עליו."
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+ [
+ "Bei den folgenden ist die Haut. weil sie dünn und weich ist.",
+ "wie das Fleisch. insofern, dass sie wie das Fleisch für unrein gilt und Unreinheit annimmt und überträgt, auch nachdem sie vom Körper abgezogen worden ist.",
+ "die Haut des Hausschweins. חזיר של ישוב, das Schwein, das in bewohnter Gegend aufgezogen wird, חזיר הבר, das draussen wild lebt.",
+ "Jose. Die Talmudausg. lesen: ר׳ יהודה.",
+ "die Haut des Höckers. Ed. pr. und Talmudausg.: חטרת, syr. ܚܳܛܰܪܬܳܐ = der Höcker.",
+ "bei einem jungen. so lange es noch keine Last getragen hat.",
+ "die Kopfhaut bei einem jungen. so lange es noch von dem Muttertier gesäugt wird.",
+ "die Haut an den Klauen. nach einer Ansicht im Talmud nur die Haut auf den Klauen selbst, nach einer anderen die Haut auf dem ganzen untersten Knochen, der beim Abhäuten des Tieres abgetrennt zu werden pflegt. In ed. Lowe fehlen die Worte: ועור הראש של עגל הרך ועור בית הפרסות, nach dem Talmud geben sie nur die Ansicht eines Einzelnen wieder, die von den anderen Weisen nicht geteilt wird.",
+ "die Haut der Schamteile. bei einem weiblichen Tiere.",
+ "die Haut an der unteren. d. i. der inneren nach dem Körper zugewandten Seite, die unbehaart und weich ist.",
+ "der Eidechse und der Blindschleiche. es sind dieses vier von den Lev. 11, 29. 30. genannten acht unreinen Kriechtieren; welche Tiere mit den dort aufgezählten Arten gemeint sind, lässt sich mit Sicherheit nicht bestimmen.",
+ "Die Eidechse ist wie das Wiesel. das erste unter den dort genannten Kriechtieren, bei dem auch nach Ansicht des ersten Tanna die Haut nicht wie das Fleisch betrachtet wird.",
+ "Hat man sie gegerbt. עבד im Piel = bearbeiten, der gebräuchliche Ausdruck für „gerben“, die Haut zu Leder verarbeiten.",
+ "oder ist man so viel auf ihnen gegangen. wie es üblich war, die feuchte Haut zunächst auf der Strasse so auszubreiten, dass sie von den Tritten der Vorübergehenden hart getreten wurde.",
+ "wie es zum Gerben erforderlich ist. nach dem Talmud ist dazu erforderlich, dass so lange Zeit darauf getreten worden ist, wie man gebraucht, um eine Strecke von 4 Mil zu gehen, 1 Mil = 2000 Schritte.",
+ "mit Ausnahme der Menschenhaut. Dass die Menschenhaut, auch nachdem sie gegerbt worden ist, ihre Unreinheit beibehält, beruht jedoch nur auf einer rabbinischen Verordnung, die deshalb getroffen worden ist, um zu verhüten, dass jemand aus der Haut seiner verstorbenen Eltern sich zum Andenken an sie eine Lederdecke machen lässt. Nach einer Ansicht im Talmud gehört nach Tora-Vorschrift die Haut des Menschen überhaupt nicht zu den in der Mischna aufgezählten Haut-Arten, sondern ist sie, auch wenn sie nicht gegerbt worden ist, rein und nur nach rabbinischer Verordnung aus dem angeführten Grunde unrein.",
+ "R. Jochanan, Sohn des Nuri, sagt: Die Haut [aller] 8 Kriechtiere. die Lev. 11, 29 und 30 aufgezählt sind.",
+ "gilt als Haut. wie die Haut der Säugetiere."
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+ "bei einem reinen. einem zum Genuss erlaubten und vorschriftsmässig geschlachteten Tiere.",
+ "oder unreinen. einem zum Genuss verbotenen Tiere, das נבלה ist, auch wenn es vorschriftsmässig geschlachtet worden ist, oder einem zam Genuss erlaubten Tiere, das נבלה geworden ist, weil es nicht vorschriftsmässig geschlachtet worden ist.",
+ "so dass er durch sie Unreinheit annimmt. wenn das Tier rein ist (s. Note 40) und ein Unreiner den abgezogenen Teil der Haut berührt.",
+ "und überträgt. wenn das Tier unrein ist (s. Note 40) und ein Unreiner den abgezogenen Teil der Haut berührt.",
+ "] um daraus eine Decke. שטיח, eine Lederdecke für Tisch, Stuhl oder Bett, von שטח = ausbreiten.",
+ "zu machen. Für diesen Zweck pflegte man die Haut vorne der ganzen Länge des Tieres nach aufzuschneiden und sie dann nach beiden Seiten hin abzuziehen.",
+ "bis ein zum Angreifen [der Haut] ausreichendes Stück. das ist nach dem Talmud eia zwei Handbreiten breites Stück.",
+ "abgezogen ist. Bis dahin wird das abgezogene Stück Haut noch nicht als etwas Gesondertes, sondern nur als Handgriff (יד) für das Fleisch betrachtet; ist aber ein mehr als zwei Handbreiten breites Stück von dem Körper losgetrennt, gilt es nicht mehr als Handgriff für das Fleisch, da man dann das Fleisch an der von der Haut entblössten Stelle selbst angreifen kann (Raschi und Barten.). Nach R. Jakob aus Orléans (Tosaf. 123 a) und Maimon. (הלכות שאר אבות הטומאות I, 10) gilt die abgezogene Haut, solange nicht ein zwei Handbreiten breites Stück abgezogen ist, noch als Schutz (שומר) für das Fleisch und wird deshalb noch als mit diesem verbunden betrachtet; ist aber das abgezogene Stück Haut zwei Handbreiten breit, gilt es nicht mehr als שומר.",
+ "um einen Schlauch daraus zu machen. Für diesen Zweck pflegte man die Haut an der Brustseite nicht aufzuschneiden, sondern man zog sie nach Raschi und Barten. vom Halse aus rund um den Körper des Tieres zum Schwänze zu herunter, nach Maim (s. Mischna-Kommentar) umgekehrt von oberhalb der Beine nach dem Halse zu herauf, so dass die abgezogene Haut einen nur oben und unten offenen Schlauch bildete.",
+ "bis die Brust abgehäutet ist. Ed. pr. und Lowe: עד שיוציא את כל החזה. An der Brustgegend sitzt die Haut am festesten, deshalb wird nach Raschi und Barten. die Haut solange noch als Handgriff (יד) für das Fleisch betrachtet selbst an den Stellen, wo sie bereits von dem Körper losgetrennt ist, bis sie auch von der Brust abgetrennt ist, weil sich vor dem Abhäuten der Brust leicht die Notwendigkeit ergeben kann, den Körper des Tieres von der Stelle zu bewegen, und man sich dabei dann des schon abgezogenen Teiles der Haut als Handgriffes für das Fleisch bedient; nach R. Jakob aus Orléans und Maim. gilt auch der abgelöste Teil der Haut noch als Schutz (שומר) für das Fletsch, bis auch der am schwersten abzutrennende Teil an der Brust abgezogen worden ist.",
+ "zieht man sie über die Füsse weg ab. Auch dieser Fall wird von Raschi, dem Barten. folgt, und Maim. verschieden erklärt. Nach Raschi ist unter המרגיל zu verstehen, wenn man die Haut nicht vom Halse aus rund um den Körper nach unten herunterzieht, sondern umgekehrt von den Füssen aus nach dem Halse zu herauf, in diesem Falle gilt die Haut als mit dem Körper verbunden, bis sie ganz abgezogen ist, da ja die Brust zuletzt abgezogen wird; die Haut oberhalb der Brust am Halse gilt nach R. Jochanan ben Nuri nicht mehr als Verbindung, nach Ansicht der Weisen wird in diesem Falle die Haut noch als mit dem Körper verbunden betrachtet, bis auch sie abgezogen worden ist. Nach Maim. heisst מרגיל: die Haut im Ganzen von oben nach unten, ohne einen Einschnitt zu machen, über die Füsse hinweg herunterziehen, so dass man dann nur oben die Halsseite und unten die Fussseiten zusammenbinden braucht, um einen fertigen Schlauch zu haben; in diesem Falle gilt die Haut als mit dem Körper verbunden, bis sie völlig abgezogen ist, da das Herunterziehen über die Füsse der am schwersten auszuführende Teil des Abhäutens ist.",
+ "die Haut nicht mehr als [mit dem Körper] verbunden. weil sie sich dort fast von selbst ablöst."
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+ [
+ "Wenn an der Haut. eines Aas gewordenen Tieres.",
+ "ein olivengrosses Stück Fleisch sitzt. an einer Stelle, das nicht unabsichtlich beim Abziehen der Haut mit der Haut abgetrennt worden ist (vgl. oben Note 4).",
+ "und man berührt eine davon. Raschi und Barten. beziehen das ממנו auf בשר, Maim. bezieht es auf עור. Ed. Lowe liest: הנוגע בציב וביוצא ממנו.",
+ "ausgehende Faser. ציב, auch ציבתא, bedeutet einen dünnen Faden, einen dünnen Zweig. Wie aus dem zusammengesetzten Adverb צבחד = wenig (so und nicht צבחר ist das Wort nach Nöldoke: Neusyr. Gramm. S. 270, zu lesen) hervorgeht, scheint die Grundbedeutung von ציב „etwas kleines, unscheinbares“ zu sein.",
+ "oder das Haar auf der entgegengesetzten Seite. der Haut.",
+ "so ist man unrein. weil sowohl die Haut als auch das Haar auf der Haut als Schutz (שומר) für das Fleisch betrachtet werden und deshalb ebenso wie dieses verunreinigen.",
+ "Sind zwei Stücke von je einer halben Olivengrösse daran. an zwei von einander entfernten Stellen der Haut.",
+ "aber nicht durch Berühren. weil (las Unreine durch Berührung nur verunreinigt, wenn man ein olivengrosses Stück davon zugleich mit der Hand berühren kann. Da R. Ismael trotzdem der Ansicht ist, dass man durch das Tragen der Haut unrein wird, so kann er den in der folgenden Mischna ausgesprochenen Grundsatz nicht anerkennen, wonach Alles, was nicht durch Berührung verunreinigt, auch nicht durch Tragen verunreinigt. Nach einer andern Auslegung im Talmud meint R. Ismael nur, dass man nicht unrein wird, wenn man die Haut an der entgegengesetzten Seite berührt, weil die Haut nur dann als שימר zu betrachten ist, wenn sich daran ein olivengrosses Stück Fleisch an einer Stelle befindet; berührt man dagegen die beiden je eine halbe Olive grossen Stücke Fleisch, wenn auch nicht zugleich sondern eines nach dem anderen, so wird man unrein. Danach würde die Ansicht des R. Ismael nicht dem in der folgenden Mischna ausgesprochenen Grundsatze widersprechen, da auch hier die beiden Stücke Fleisch durch unmittelbare Berührung verunreinigen. Ed. pr. und Lowe lesen; במגע אבל לא במשא.",
+ "Ismael. Ed. pr. ר׳ שמעון.",
+ "Weder durch Berühren noch durch Tragen. weil, wie es weiter in der Mischna heisst, R. Akiba der Ansicht ist, dass jedes der beiden Stücke, da es nicht so gross wie eine Olive ist, gar nicht mehr als Fleisch sondern als zur Haut gehörend betrachtet wird und deshalb überhaupt nichts, was verunreinigen könnte, vorhanden ist.",
+ "bewegt. הסיט von סוט s. v. a. שוט oder שטה = abweichen, wovon שוטה = die untreue Frau, davon Hif. הסיט = einen Gegenstand durch Schütteln bewegen, ohne ihn fortzutragen.",
+ "unrein ist. Ebenso wird in diesem Falle auch derjenige, der die beiden Fleischstücke berührt, unrein, da ja sonst R. Akiba dem in der folgenden Mischna angeführten Grundsätze widersprechen würde, dass Alles, was nicht durch Berührung verunreinigt, auch durch Tragen nicht verunreinigt; es wird nur deshalb die Ansicht des R. Akiba nur inbetreff des Tragens angeführt, weil ja nur inbetreff des Tragens R. Akiba in dem zuerst angeführten Falle anderer Ansicht ist als R. Ismael. Maim. dagegen erklärt, dass nach R. Akiba auch in diesem Falle das Berühren der beiden Fleischstücke nicht verunreinigt, weil man nicht ein olivengrosses Stück auf ein Mal mit der Hand berührt hat. Durch das Aufstecken der beiden Stücke auf den Span werden sie nicht als zu einem Stücke von einer Oliven. grösse verbunden betrachtet, weil eine erst durch Menschenhand hergestellte Verbindung in dieser Beziehung nicht als Verbindung gilt (שאין חבורי אדם חבור s. Ohal. III, 4). Der in der folgenden Mischna angeführte Grundsatz, dass, was nicht durch Berührung verunreinigt, auch durch Tragen nicht verunreinigt, bezieht sich nur auf die Verunreinigungsfähigkeit der Dinge, so lange sie in ihrem ursprünglichen Zustande, wie sie von Natur geschaffen sind, sich befinden, nicht aber auf einen Fall wie diesen, wo es sich nicht um ein von Natur Vorhandenes, sondern ein erst durch Menschenhand Hergestelltes handelt. Auch das Bewegen oder Tragen des Spanes mit den beiden Fleischstücken verunreinigt nur dann, wenn die beiden Stücke wenigstens durch einen dünnen Fleischstreifen mit einander verbunden sind, sind sie aber vollständig von einander getrennt, so verunreinigt auch das Bewegen oder Tragen nicht (הלכות שאר אבות הטומאות IK, 12 und כסף משנה daselbst).",
+ "Weil sie da als zur Haut gehörend betrachtet werden. S. Note 61."
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+ "Wer einen Markknochen. קולית = ϰωλῆ. der mit Mark gefüllte Hüftknochen, in weiterem Sinne jeder Mark enthaltende Knochen.",
+ "von einem Toten oder einen Markknochen von Opfertieren. die durch eine bei einer der Opferhandlungen ausgesprochene vorschriftswidrige Absicht פגול geworden sind (s. Sebach. II. Note 34 u. 36), oder einen Markknochen von Opferfleisch, das über die für das Essen vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben und dadurch נותר geworden ist. Die Berührung von פגול und נותר verunreinigt die Hände, es ist dies eine rabbinische Verordnung, die deshalb getroffen worden ist, damit die Priester darauf achten, dass nicht durch ihre Schuld Opferfleisch פגול oder נותר wird (s. Pesach. X. 9 und Note 78 dortselbst). Knochen können im Allgemeinen allerdings nicht נותר werden, da nur Essbares, das nicht innerhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit verzehrt worden ist, ניתר wird. Bei Markknochen verunreinigt trotzdem selbst die blosse Berührung des Knochens, sobald das darin sich befindende geniessbare Mark נותר geworden ist, auch wenn der Knochen vollständig geschlossen ist und das darin befindliche Mark deshalb gar nicht berührt werden kann, weil er dem נותר gewordenen Mark als Unterlage (בסיס) gedient, d. h. ihm erst seinen Halt gegeben hat. (Talm. 125 a, Pesach. 83 a). Das Gleiche gilt auch für פגול (s. Maim. הלכות אבות הטומאות VIII, 4). Aus dem Talmud geht hervor, dass allerdings die Berührung nur dann verunreinigt, wenn das Mark in dem Knochen wenigstens soviel wie eine Olivengrösse, nach einer anderen Ansicht soviel wie eine Eigrösse ausmacht.",
+ "ist unrein. weil die Berührung eines Knochens von einem Toten verunreinigt, auch wenn er gar kein Mark enthält (s. Num. 19, 16), und auch bei פגול und נותר aus dem in der vorhergehenden Note angeführten Grunde die Berührung des Knochens verunreinigt, selbst wenn das darin befindliche Mark vollständig eingeschlossen ist. Eine andere Auslegung der Mischna gibt der Talmud. Danach spricht die Mischna deshalb von einen Markknochen von einem Toten, obgleich doch jeder Knochen von einem Toten durch Berührung verunreinigt, weil unter הנוגע nicht nur die Berührung zu verstehen ist, sondern auch die Übertragung der Unreinheit durch Überdachung (טומאת אהל), ein Knochen ohne Mark aber wohl durch Berührung und Tragen verunreinigt, nicht aber durch Überdachung. Ein Markknochen aber, der soviel wie eine Olivengrösse Mark enthält, ist auch מטמא באהל, weil die Unreinheit des Markes durch den Knochen hindurchdringt und das Zelt verunreinigt (טומאה בוקעת ועולה), selbst wenn der Knochen vollständig geschlossen ist; das will uns danach die Mischna durch das בין סתומים בין נקובים inbezug auf קולית המת sagen.",
+ "rein. weil bei beiden dem Knochen an sich keine Unreinheit anhaftet, sondern er nur als שומר für das in ihm sich befindende Mark verunreinigt, die Berührung eines שומר aber nur dann verunreinigt, wenn wenigstens die Möglichkeit vorliegt, auch das Verunreinigende selbst zu berühren, was, solange der Knochen vollständig geschlossen ist, nicht möglich ist. טהור, so richtig in ed. Lowe für טהורים in unseren Mischna-Ausgaben.",
+ "haben sie auch nur das kleinste Loch. so dass ein durch das Loch gestecktes Haar das Mark berühren und unrein werden kann.",
+ "verunreinigen. מטמאין, so richtig in ed. Lowe für מטמא in unseren Mischna-Ausgaben.",
+ "dass dies auch inbezug auf das Tragen gilt. dass der Knochen, solange er ganz geschlossen ist, selbst durch Tragen nicht verunreinigt; es kann sich dieses natürlich nur auf קולית נבלה beziehen, da ein שרץ überhaupt nicht durch Tragen verunreinigt",
+ "Weil es heisst. Lev. 11, 39. 40."
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+ "Ein teilweise schon ausgebrütetes. רקם = sticken oder wirken, metaph. = einem Fötus die Form geben s. Psalm 139, 15",
+ "Ei eines Kriechtiers. eines von den Lev. 11, 29 und 30 genannten Kriechtieren durch deren Berührung, wenn sie tot sind, man unrein wird.",
+ "ist rein. Wenn man das Ei berührt, wird man nicht unrein, trotzdem das Ei der שומר für das darin schon ausgebildete שרץ ist, weil, solange das Ei geschlossen ist, keine Möglichkeit vorliegt das darin befindliche שרץ zu berühren, s. Note 68.",
+ "ist es unrein. an welcher Stelle immer man es auch berührt.",
+ "Eine Maus. Ed. Lowe: שרץ.",
+ "bleibt rein. Es gab oder gibt nach der Annahme er Rabbinen eine Art von Mäusen, die sich aus der Erde von selbst hat, die Erde zu Fleisch geworden ist, auf der anderen Seite jedoch noch nicht, so wird derjenige, der den zu Fleisch gewordenen Teil berührt, unrein, wer aber den gegenüberliegenden Teil, der noch Erde ist, berührt, bleibt rein. So erklären Raschi und Barten. die Worte dieses Tanna nach R. Josua ben Levi, der zu ihnen bemerkt: והוא שהשריץ על פני כולו, dass die Berührung nur dann verunreinigt, wenn das Tier sich bereits seiner ganzen Länge nach, wenn auch nur zur Hälfte, entwickelt hat. Nach einer anderen Ansicht im Talmud beziehen sich die Worte des B. Josua b. Levi nur auf den Ausspruch des R. Jehuda, nach dem ersten Tanna dagegen würde die Berührung des Fleisch gewordenen Teiles verunreinigen, auch wenn das Tier sich noch nicht seiner ganzen Länge nach entwickelt hat.",
+ "Auch wer die dem Fleisch gegenüber liegende Erde berührt. die dem Fleisch gegenüber liegende Seite des Tieres, die noch Erde ist."
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+ "Ein Glied. ein ganzes Glied mit seinen Knochen, Sehnen und Fleisch. Wenn ein solches Glied von einem noch lebenden Tiere abgetrennt worden ist, verunreinigt es als אבר מן החי den Menschen und die Geräte, die es berühren.",
+ "und ein Stück Fleisch. ein blosses Stück Fleisch, das, auch wenn es von einem noch lebenden Tiere abgetrennt worden ist, nicht verunreinigt.",
+ "die nur noch lose am Vieh hängen. jedoch so, dass ein Wiederanheilen an das Tier ausgeschlossen ist.",
+ "übertragen. Ed. Ven.: טמאין.",
+ "Speisen-Unreinheit. sobald man den Gedanken gehabt hat, es ganz abzutrennen und einem Nichtjuden — der, obgleich es auch für den Nichtjuden verboten ist, Fleisch von einem noch lebenden Tiere zu geniessen, es doch vielleicht essen würde — zu essen zu geben.",
+ "noch an der Stelle [von der sie losgerissen sind] hängend. sie nehmen, wenn sie von Unreinem berührt werden, die Unreinheit an und übertragen sie weiter; dagegen ist selbst das אבר מן החי aus sich selbst erst unrein, nachdem es vollständig von dem Tiere abgetrennt worden ist.",
+ "doch müssen. Ed. Lowe: ואינם צריבין.",
+ "sie erst [für Unreinheit] empfänglich gemacht worden sein. dadurch dass sie, nachdem sie schon teilweise losgelöst waren, durch eines der sieben משקים befeuchtet worden sind.",
+ "sind sie durch das Blut dafür schon empfänglich gemacht worden. S. oben II, 5; obgleich sie nur noch lose an dem Körper des Tieres hängen, werden sie in dieser Beziehung dennoch nicht als von dem Tiere abgetrennt oder abgefallen betrachtet (אין שחיטה עושה ניפול) und gelten deshalb wie das ganze übrige Tier durch das beim Schlachten herausgeflossene Blut als für Verunreinigung empfänglich gemacht Dagegen werden sie durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt, sondern bleiben als בשר oder אבר מן החי für den Genuss verboten.",
+ "Simon. Ed. pr. und ed. Lowe ר׳ ישמעאל (s. Tosafot 127 b v. ומר סבר).",
+ "Sie sind dadurch noch nicht dafür empfänglich gemacht worden. weil er der Ansicht ist, dass nicht durch das Blut, sondern durch das Schlachten selbst das Fleisch מוכשר wird. Da durch das Schlachten das Fleisch aufhört, בשר מן החי zu sein, wird es auch als schon zum Genuss bereit stehend betrachtet und nimmt deshalb ohne weiteren הכשר die טומאת אוכלין an. Da hier aber das Fleisch oder das Glied durch das Schlachten des Tieres nicht aufgehört hat, בשר bezw. אבר מן החי zu sein, sind sie dadurch auch nicht מוכשר לקבר טומאה geworden. Ed. pr. add.: בדמיה.",
+ "muss das Fleisch erst [für Unreinheit] empfänglich gemacht werden. Wenn ein Tier von seihst verendet, werden die Teile, die nur noch lose am Körper hängen, als bereits abgeiallen bebetrachtet (מיתה עושה ניפול), das Fleisch, das lose am Körper gehangen hat, ist deshalb durch den Tod des Tieres nicht נבלה geworden, sondern weiter בשר מן החי geblieben, das an sich nicht unrein ist und deshalb, wenn es nicht schon vorher מוכשר gewesen ist, erst des הכשר bedarf, um eine Unreinheit anzunehmen.",
+ "aber nicht ale Glied von einem Aas. Der Unterschied zwischen beiden ist, dass ein Stück Fleisch, das von einem בשר מן החי abgetrennt wird, nicht verunreinigt, wie ja בשר מן החי überhaupt an sich nicht verunreinigt, dagegen ein Stück Fleisch, das von einem אבר נבלה abgetrennt wird, ebenso wie jedes Stück נבלה verunreinigt.",
+ "Simon erklärt es für rein. das Fleisch, das lose an dem von selbst verendeten Tiere gehangen hat. Es kann überhaupt nicht für eine Unreinheit empfänglich gemacht werden, weil nach Ansicht des R. Simon nur ein solcher Genussgegenstand טומאת אוכלין annehmen kann, der wenigstens für irgend jemand zum Genuss erlaubt ist, dieses Fleisch als בשר מן החי aber sowohl für Juden wie für Nichtjuden zum Genuss verboten ist. Aus demselben Grunde nehmen auch das Glied oder das Fleisch, die an einem noch lebenden Tiere hängen, keine Speisenunreinheit an."
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+ "sind rein. wie ja auch beim Vieh das Glied erst dann als אבר מן החי unrein wird, wenn es vom Körper ganz abgetrennt ist.",
+ "bleibt das Fleisch rein. aus dem Note 91 angegebenen Grunde.",
+ "aber nicht als Glied von einem Toten. Siehe Eduj. VI, 3 die Controverse zwischen R. Elieser, R. Nechunja und R. Josua. Nach R. Elieser verunreinigt ein olivengrosses Stück Fleisch, das von einem solchen Gliede abgetrennt worden ist, ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, der von ihm abgetrennt worden ist, dagegen nicht, R. Nechunja ist der gerade umgekehrten Ansicht und nach R. Josua verunreinigt beides nicht. R. Meir ist nun entweder gleicher Ansicht wie R. Elieser oder wie R. Nechunja, nach beiden unterscheidet sich ein solches Glied von einem Glied von einem Toten, denn bei diesem sind beide der Ansicht, dass sowohl ein olivengrosses Stück Fleisch wie ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von ihm abgetrennt worden sind, verunreinigen.",
+ "Simon erklärt es für rein. R. Simon ist der Ansicht des R. Josua, dass weder ein olivengrosses Stück Fleisch noch ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von einem solchen Gliede abgetrennt worden sind, verunreinigen. So erklären Raschi und Tosafot die Controverse zwischen R. Meir und R. Simon. Maim. und ebenso Barten. dagegen erklären, dass R. Meir der Ansicht des R. Josua ist, dass ein solches Glied nur als ganzes Glied verunreinigt, dagegen weder ein olivengrosses Stück Fleisch noch ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von ihm abgetrennt worden sind, verunreinigen; R. Simon aber ist der Ansicht, dass das Gleiche auch bei einem Gliede von einem Toten der Fall ist, auch da verunreinigt nur das ganze Glied, nicht aber ein olivengrosses Stück Fleisch oder ein Knochen von der Grösse eines Gerstenkorns, die von ihm abgetrennt worden sind."
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+ "Die Vorschrift. Deut. 18, 3, wonach, wer ein Rind oder Kleinvieh schlachtet, die genannten drei Teile einem Priester geben muss.",
+ "über den Bug. die beiden oberen Glieder des rechten Vorderbeins.",
+ "die Kinnbacken. die beiden Unterkiefer mit der Zunge (nach dem Targ. Jon. ben Usiel auch den Oberkiefer).",
+ "und den Magen. der sogenannte Labmagen.",
+ "gilt innerhalb und ausserhalb des heiligen Landes. Ausserhalb des heiligen Landes pflegt jedoch diese Vorschrift jetzt nicht mehr geübt zu werden, entsprechend der Ansicht des R. Elai (Talm. 136a).",
+ "Eigentlich wäre zu folgern. nach dem דין קל וחומד, dem Schluss vom Leichteren auf das Schwerere.",
+ "von denen man Brust und Schenkel abzugeben verpflichtet ist. Lev. 7, 31—33.",
+ "Darum heisst es. Lev. 7, 34."
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+ "Alle heiligen Tiere. Tiere, die man geheiligt hat mit der Bestimmung, entweder diese selbst zu opfern oder für ihren Erlös Opfer darzubringen.",
+ "einen bleibenden Leibesfehler hatten. Wer ein solches Tier für den Altar bestimmte, machte sich einer Übertretung schuldig (s. Temura 6b); darbringen konnte man natürlich ein solches Tier nicht, sondern es musste ausgelöst werden, es wurde daher auch nicht als ein an sich heiliges Tier betrachtet (קדושת הגוף), sondern nur als ein Tier, dessen Wert für das Heiligtum bestimmt ist (קדושת רמים).",
+ "unterliegen der Erstgeburts. wenn sie ein erstgeborenes männliches Junges werfen, selbst wenn sie schon vor der Auslösung damit trächtig gewesen sind. Werfen sie das Junge dagegen vor ihrer Auslösung, so finden die Vorschriften über die Erstgeburt auf dasselbe keine Anwendung, weil diese nur für nichtheilige Tiere gelten, aber nicht für heilige, auch wenn sie nur ihrem Werte nach heilig sind.",
+ "und der Abgabenpflicht. auch dieser unterliegen sie nur nach ihrer Auslösung, nicht aber vorher.",
+ "sie dürfen wie nichtheilige geschoren und zur Arbeit verwendet werden. während sonst zu Opfern bestimmt gewesene Tiere, auch nachdem sie unbrauchbar geworden und ausgelöst worden sind, nur als Schlachttiere verwendet werden dürfen (Bechor. 15a).",
+ "ein von ihnen geworfenes Junges. auch wenn sie schon vor der Auslösung damit trächtig gewesen sind.",
+ "und ihre Milch. die bei anderen ausgelösten Opfertieren zum Genuss verboten ist (s. Note 12).",
+ "wer sie. auch vor der Auslösung; ebenso beziehen sich die folgenden Bestimmungen auf die noch nicht ausgelösten Tiere.",
+ "ausserhalb. des Heiligtums.",
+ "ist straffrei. weil sie schon bei ihrer Heiligung nicht als Opfertiere verwendbar waren.",
+ "das gegen sie Ausgetauschte ist nicht heilig. Wenn auch die Schriftstelle Lev. 27, 10: לא יחליפנו ולא ימיר אתו טוב ברע או רע בטוב dahin ausgelegt wird, dass auch das gegen ein fehlerhaftes Opfertier ausgetauschte Nichtheilige heilig wird, so wird das doch nur auf ein Opfertier bezogen, das, als es zum Opfer bestimmt wurde, fehlerfrei war und erst nachher einen Fehler bekommen hat, nicht aber auf ein solches, das schon mit einem Fehler behaftet zum Opfer bestimmt worden ist (Ternura 9 a).",
+ "dürfen sie ausgelöst werden. obwohl sie dann doch nur als Frass für Hunde Verwendung finden können und man sonst Heiliges, um es zu solchem Zwecke zu verwenden, nicht auslösen darf.",
+ "ausgenommen sind nur die Erstgeburt. Wenn eine Erstgeburt mit einem Fehler zur Welt kommt, ist sie dennoch heilig, sie kann allerdings nicht geopfert werden, sondern sie muss einem Priester gegeben werden, der sie nur entweder selbst verzehren oder einem anderen zum Verzehren weitergeben kann.",
+ "und der Zehnt. Auch wenn es ein fehlerhaftes Tier ist, ist es heilig und darf nur zum Verzehren verwendet werden, weil es Lev. 27, 32 heisst: לא יבקר בין טוב לרע, auch das רע d. h. das fehlerhafte Tier, das Zehnt geworden ist, ist dennoch heilig.",
+ "sind sie frei von der Erstgeburts- und der Abgabenpflicht. weil es an der auf fehlerhaft gewordene Opfertiere, die ausgelöst worden sind, bezogenen Schriftstelle (Deut. 12, 15) heisst, dass sie כצבי וכאיל gegessen werden sollen, diese aber frei von der Erstgeburts- und der Abgabenpflicht sind.",
+ "sie dürfen nicht wie nichtheilige geschoren und zur Arbeit verwendet werden. S. Note 12.",
+ "ein von ihnen geworfenes Junges. S. Note 13. Ist das Junge dagegen vor der Auslosung geboren, so wird es als Opfer dargebracht, ist das ausgelöste Tier erst nach der Auslösung trächtig geworden, ist das Junge überhaupt nicht heilig.",
+ "und ihre Milch. S. Note 14.",
+ "wer sie. vor der Auslösung; ebenso beziehen sich die weiteren Bestimmungen auf die noch nicht ausgelösten Tiere.",
+ "macht sich schuldig. jedoch nur, wenn das Tier nur einen leichten Fehler am Auge hat, durch den ein Vogelopfer nicht untauglich wird. Ein Viehopfer mit einem solchen Fehler darf allerdings auch nicht dargebracht werden, ist es aber dennoch auf den Altar gebracht worden, so braucht es nach R. Akiba nicht wieder heruntergenommen zu werden (s. Sebach. IX Note 20), darum macht man sich auch schuldig, wenn man ein solches Tier ausserhalb des Heiligtums darbringt. Durch das Darbringen eines Tieres ausserhalb des Heiligtums, das mit einem Fehler behaftet ist, der es für den Altar vollständig untauglich macht, macht man sich dagegen nicht schuldig, weil es Lev. 17, 4 heisst: ואל פתח אהל מועד לא הביאו, die Ausrottungsstrafe tritt nur bei einem solchen Tiere ein, das im Heiligtums hätte dargebracht werden können (Sebach. XIV, 1. Bechor. 16 a).",
+ "das gegen sie Ausgetauschte ist heilig. S. Note 18.",
+ "müssen sie vergraben werden. sie dürfen nicht ausgelöst werden, weil man Heiliges nicht auslösen darf, das nur noch den Hunden als Frass dienen kann."
+ ],
+ [
+ "Ist eine Erstgeburt. die man bereits dem Priester gegeben, und die der Priester dann, weil sie einen Fehler bekommen und deshalb nicht mehr geopfert werden konnte, an einen Israeliten verkauft hat.",
+ "unter hundert. genauer: unter 99, so dass es mit der Erstgeburt zusammen 100 sind.",
+ "[andere Tiere] geraten. so dass die Erstgeburt nicht mehr zu erkennen ist, indem entweder alle die anderen Tiere den gleichen Fehler haben oder man erst nach dem Schlachten und Abhäuten der Tiere erfahren hat, dass eine Erstgeburt mit unter die Tiere gekommen ist.",
+ "wenn sie alle von hundert Personen geschlachtet werden. d. h. wenn die Tiere hundert verschiedenen Personen gehören, selbst wenn diese alle hundert Tiere zu gleicher Zeit schlachten.",
+ "die Abgaben von keinem entrichtet zu werden. weil jeder den Anspruch der Priester auf die Abgaben von seinem Tiere mit dem Einwande abweisen kann, dass vielleicht das von ihm geschlachtete Tier die Erstgeburt ist, die gar nicht abgabenpflichtig ist.",
+ "werden sie alle von Einem geschlachtet. d. h. wenn die hundert Tiere alle einer Person gehören.",
+ "brauchen sie von einem Tiere nicht entrichtet zu werden. weil doch jedenfalls eines von den Tieren, die Erstgeburt, nicht abgabenpflichtig ist. Werden die Tiere nicht gleichzeitig, sondern zu verschiedenen Zeiten geschlachtet, so ist auch in diesem Falle keines abgabenpflichtig, weil der Eigentümer bei jedem Tiere, das er schlachtet, den Einwand erheben kann, dass vielleicht dieses gerade die Erstgeburt ist, nach dem Grundsätze, dass stets demjenigen der Beweis obliegt, der von einem Anderen etwas heraushaben will (המוציא מחברו עליו הראיה).",
+ "Wer für einen Priester oder für einen Nichtjuden schlachtet. ein Tier, das diesen gehört.",
+ "ist frei von den Abgaben. weil diese, wenn sie ein Tier für sich selbst schlachten, auch frei von den Abgaben sind. Nach rabbinischer Verordnung sind jedoch Priester, wenn sie Tiere schlachten, um das Fleisch zu verkaufen, nur während der ersten 2-3 Wochen von den Abgaben befreit, weil man da noch annehmen kann, dass sie vielleicht für ihren eigenen Bedarf schlachten, von dann an aber müssen sie die Abgaben einem anderen Priester geben.",
+ "muss das durch ein Zeichen kenntlich gemacht werden. dass auch der Fremde erkennt, dass an dem Tiere ein Priester oder ein Nichtjude Teilhaber ist. Nach Maim. (הלכות בכורים IX, 10) müssen die Anteile des Israeliten und des Priesters gesondert und die Abgaben bei dem Anteile des Priesters liegen; ist jedoch der Priester bei dem Verkauf des Fleisches selbst mit tätig, bedarf es einer solchen Kennzeichnung nicht. Ist ein Nichtjude Teilhaber, bedarf es nach Maim. einer solchen Kennzeichnung überhaupt nicht, weil der Nichtjude, wie es im Talmud heisst, schon selbst durch sein Reden dafür sorgt, dass seine Teilhaberschaft bekannt wird.",
+ "Hat er gesagt. der Priester oder der Nichtjude, der einem Israeliten ein Tier verkauft.",
+ "Ausser den Abgaben. verkaufe ich dir das Tier.",
+ "ist er frei von den Abgaben. da diese ja gar nicht Eigentum des Israeliten geworden sind.",
+ "Hat er gesagt. ein Israelite zu einem anderen.",
+ "und es sind Abgabenteile darunter. Unter den Eingeweiden könnte es nur der Magen sein; auch der Kopf wird aber häufig mit den Eingeweiden zusammen verkauft, dann könnten auch die Kinnbacken mit gemeint sein.",
+ "und jener braucht ihm nichts vom Kaufgelde [dafür] abzulassen. da der Käufer gewusst hat, dass er die Abgabenteile nicht für sich verwenden kann, hat er den gezahlten Preis für die Eingeweide mit Ausschluss der Abgabenteile bezahlt.",
+ "Hat er nach Gewicht von ihm gekauft. z. B. so und so viel Pfund, das Pfund zu einem bestimmten Preise.",
+ "und jener muss ihm vom Kaufgelde [dafür] ablassen. da er in diesem Falle die Abgabenteile nicht mit berechnen durfte, da sie nicht sein Eigentum waren und er sie gar nicht verkaufen konnte."
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+ [
+ "Vom Kniegelenk. zwischen dem untersten Knochen, an dem sich der Fuss befindet, und dem mittleren.",
+ "bis zur Hüftpfanne des Vorderfusses. also die beiden oberen von den drei Gliedern des Beines (s. oben IV, Note 47).",
+ "ebenso auch beim Nasir. S. Num. 6, 19.",
+ "und der entsprechende Teil beim Hinterfuss heisst Schenkel. der von allen Friedensopfern gleichfalls den Priestern gehörte (Lev. 7, 32).",
+ "Der Schenkel geht vom Kniegelenk bis zum Muskelgeflecht. סובך wie das bibl. סבך von סבך = verflechten, bezeichnet hier wohl das dichte Muskelgeflecht am obersten Teil des mittleren, im engeren Sinne שוק genannten Gliedes, nach R. Jehuda ist also unter שוק auch beim Friedensopfer nur das mittlere Glied zu verstehen, der obere, auch קולית oder ירך genannte Teil gehört dagegen nicht mehr dazu.",
+ "Vom Gelenk des Kinnbackens. in der Gegend der beiden Schläfen.",
+ "bis zum Ring. פיקה heisst der Ring oder Knopf am unteren Ende der Spindel, der diese beschwert, damit der Umschwung gleichmässig wird, s. Kelim XI, 6; der ähnlichen Form wegen wird hier der oberste Knorpelring an der Luftröhre damit bezeichnet. Nach einer anderen Erklärung im Barten. ist mit פיקה der Deckel der Luftröhre gemeint, soviel wie פקעה = „Ausgang“ der Luftröhre.",
+ "der Luftröhre. der ganze Unterkiefer mit der daran hängenden Zunge."
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+ "Die Vorschrift. Deut. 18, 4.",
+ "über das Erste der Schur. dass, so oft die Schafe geschoren werden, man einen Teil der Wolle als Abgabe einem Priester zu geben hat.",
+ "gilt innerhalb und ausserhalb des heiligen Landes. Ausserhalb des heiligen Landes pflegt jedoch diese Vorschrift nicht mehr geübt zu werden, entsprechend der Ansicht des ר׳ אלעאי (Talm. 136 a).",
+ "Strenger. das heisst hier: weitgehender.",
+ "die Kinnbacken und den Magen gilt bei Rindern und bei Kleinvieh. unter צאן Kleinvieh sind sowohl Schafe wie Ziegen inbegriffen.",
+ "sei es viel sei es wenig. ob man nur ein Tier oder mehrere Tiere zugleich schlachtet.",
+ "die über das Erste der Schur dagegen gilt nur bei Schafen. sowohl männlichen wie weiblichen; die Mehrzahl von רחל, für die sich in der Bibel nur רחלים findet, wird im rabbinischen Hebräisch sowohl auf ים- wie auf ות- gebildet.",
+ "wenn es mehrere sind. weil das Wort צאן nur als Collectivum für Schafe, niemals aber für ein Schaf gebraucht wird, während שור und שה, die bei der Abgabenpflicht genannt werden, wohl auch collectivisch gebraucht werden, aber ebenso auch als Bezeichnung für das einzelne Tier."
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+ [
+ "denn so heisst es. Jes. 7, 21.",
+ "Jeder wird sich eine junge Kuh und zwei Stück Kleinvieh. es werden also auch schon zwei Stück Kleinvieh צאן genannt.",
+ "denn so heisst es. Sam. I, 25, 18.",
+ "Fünf Stück zubereitetes. das Wort עשויות wird ausgelegt, als wenn es bedeutet: die dazu verwendet worden waren, um das Gebot (עשה) von ראשית הגז an ihnen zu erfüllen, woraus zu schliessen ist, dass, um dieses zu erfüllen, fünf Schafe nötig sind.",
+ "die je anderthalb Minen. das Gewicht von 1½ Minen (1 Mine = 100 Sus) = 150 Sus ist gleich dem Gewicht von 14400 Gerstenkörnern, da ein Sus soviel wie 96 Gerstenkörner wiegt. Es entspricht das ungefähr einem Gewicht von 650 Gramm.",
+ "wenn sie auch nur was immer. Nach dem Talmud ist jedoch der Ausdruck כל שהוא hier nicht wörtlich zu nehmen, sondern muss auch nach Ansicht der Weisen jedes der fünf Schafe Wolle im Gewicht von wenigstens 12 Selaim = 48 Sus liefern.",
+ "Und wieviel hat man ihm zu geben. Ed. Ven. und ed. Lowe: וכמה הוא נותן לו. Es wird hier nicht gefragt, wieviel von der geschorenen Wolle man überhaupt als Erstes den Priestern geben muss, dafür gibt es nach biblischem Gesetz überhaupt keine Vorschrift, nach rabbinischer Verordnung soll man nicht weniger als den 60. Teil abgeben. Hier meint die Mischna, wenn man eine grössere Menge von ראשית הגז abzugeben hat, wieviel man davon einem einzelnen Priester geben muss.",
+ "das ist von zehn Selaim in Galiläa. da in Galiläa ein Sela genannt wurde, was in Juda nur ein halber Sela war.",
+ "in gewaschenem und nicht in schmutzigem Zustande. d. h. die Wolle muss in gewaschenem, nicht in schmutzigem Zustande fünf Selaim wiegen, man kann die Wolle dem Priester auch in ungewaschenem Zustande geben, nur muss man dann dem entsprechend mehr geben.",
+ "dass er sich ein kleines Kleidungsstück. das kleinste unter den Priestergewändern, das ist der Gürtel. Es wird dies daraus geschlossen, weil als Begründung für die Abgaben an die Priester in der Schrift angegeben wird, weil Gott sie dazu auserwählt hat, den Dienst im Heiligtume zu versehen, und sie diesen Dienst nur mit den priesterlichen Gewändern bekleidet versehen dürfen.",
+ "denn so heisst es. Deut. 18, 4.",
+ "ist man frei. Durch das Färben der Wolle hat der Eigentümer auch den den Priestern zustehenden Teil derselben als Eigentum erworben, wenn die Farbe so an der Wolle haftet, dass dieser nicht ihr früheres Aussehen wiedergegeben werden kann, wie jeder entwendete Gegenstand durch eine solche an ihm vorgenommene Veränderung (שינוי) in das Eigentum des Entwenders übergeht (Bab. Kam. 93 b). Der frühere eigentliche Eigentümer kann dann nicht mehr den Gegenstand selbst von dem Entwender zurückfordern, sondern nur den Geldwert, den der Gegenstand vorher hatte. In diesem Falle ist aber kein Eigentümer da, der die Geldforderung geltend machen kann, da der Besitzer der Wolle dem Priester erwidern kann: dir hätte ich die Wolle nicht gegeben, sondern irgend einem anderen Priester.",
+ "sie ihm zu geben. weil das blosse Waschen oder Bleichen der Wolle noch nicht als eine solche Veränderung betrachtet wird, durch die die Wolle in das Eigentum des Israeliten übergeht (vgl. Bab. Kam. 93 b).",
+ "kauft. auch bevor die Schafe geschoren sind.",
+ "ist frei. weil es heisst: גז צאנך, die Schafe selbst müssen einem Israeliten geboren.",
+ "von dem Ersten der Schur. In ed. Lowe fehlt dieser Satz.",
+ "der Verkäufer. Da er nicht das Recht hatte, die den Priestern zustehende Wolle zu verkaufen, hat er die Abgabe an sie von der Wolle zu geben, die er sich zurückbehalten hat.",
+ "der Käufer dazu verpflichtet. Da der Verkäufer nichts von der Wolle zurückbehalten hat, hat er den erhaltenen Preis für die Wolle mit Ausschluss des noch den Priestern zu gebenden Teils erhalten, der Käufer hat deshalb die Abgabe an die Priester zu geben, da er die Wolle nicht nach Gewicht gekauft hat (vgl. oben X, 3).",
+ "dunkle. שחופות erklärt Raschi mit: לא שחור ולא לבן nicht schwarz und nicht weiss, d. h. eine Mittelfarbe zwischen schwarz und weise. Nach Dalman ערוך החדש ist statt שחופות das öfters vorkommende שחומות = dunkel, bräunlich zu lesen. Ed. Lowe liest: טחופות, dieselbe Lesart bringt auch der Aruch unter טחף und erklärt es mit שחורות = schwarz.",
+ "aber nicht die von weiblichen Tieren verkauft. Die Wolle von weissen Schafen ist besser als die von dunklen, ebenso die von weiblichen besser als die von männlichen.",
+ "so hat jeder für sich zu geben. Nach ר׳ אלעאי, der die Vorschrift über das Erste der Schafschur der über die Priesterhebe gleichstellt (Talm. 136a), darf man auch das Erste der Schafschur nicht von einer Art Wolle für Wolle einer anderen Art, also auch nicht die von dunklen Tieren für die von weissen oder umgekehrt, absondern, darum muss der Käufer die Abgabe von der von ihm gekauften Wolle geben, sobald sich der Verkäufer von dieser selben Art nichts zurückbehalten hat. Die Wolle von männlichen und die von weiblichen Tieren gelten allerdings nicht als zwei verschiedene Arten von Wolle, in diesem Falle wäre deshalb der Verkäufer verpflichtet, von der Wolle, die er zurückbehalten hat, die ganze Abgabe zu geben, die Mischna gibt ihm aber den Rat, damit er nicht die ganze Abgabe für die verkaufte schlechtere Wolle von der zurückbehaltenen besseren Wolle zu geben braucht, dass er von dem Käufer soviel Wolle, wie von der verkauften abzusondern ist, wieder zurückkauft. Das זה נותן לעצמו וזה נותן לעצמו wäre demnach in dem Sinne zu verstehen, dass jeder von seiner Wolle den vorgeschriebenen Teil absondert, der Verkäufer müsste dann aber dem Käufer das Geld für die von seiner Wolle abgesonderte Abgabe zurückgeben. Nach den Weisen, die die Vorschrift über das Erste der Schafschur nicht der Priesterhebe gleichstellen darf man das Erste der Schafschur auch von einer Art Wolle für die Wolle einer anderen Art absondern, demnach ist sowohl bei der Wolle von dunklen und weissen, wie bei der von männlichen und weiblichen Tieren immer der Verkäufer verpflichtet, die Abgabe zu tragen, da er sich einen Teil der Wolle zurückbehalten hat, und kann auch in ersterem Falle nur gemeint sein, dass sich der Verkäufer den entsprechenden Teil der Wolle von dem Käufer zurückkaufen muss (s. Talmud). Maim. (הלכות בכורים X, 11) entscheidet, dass Käufer und Verkäufer jeder von seiner Wolle die Abgabe tatsächlich zu entrichten hat, wogegen schon Kesef Mischne wie R. Nissim ihre Einwendungen erheben."
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+ "Die Vorschrift über das Fliegenlassen aus dem Neste. Deut. 22, 6. 7.",
+ "aber nicht bei heiligen. wenn z. B. ein Vogel, den man für das Heiligtum bereits bestimmt hatte, fortgeflogen ist, und man erkennt ihn nachher in einem auf Eiern oder Küchlein sitzenden Vogel wieder. Man soll die Mutter fliegen lassen d. h. ihr die Freiheit geben, wenn sie noch der Freiheit angehört, heilige Tiere aber gehören dem Heiligtume an und müssen diesem wieder zugeführt werden.",
+ "bei bereit stehendem. זימן heisst: für einen Zweck bestimmen oder bereit stellen, daher מזומנים: Tiere, die man eingefangen hat oder im Hause aufzieht, die also zur Verwendung bereit stehen, im Gegensatz zu אינם מזומנים den frei oder wild lebenden Tieren.",
+ "Gänse und Hühner. die entlaufen sind und nicht mehr von ihrem Besitzer gefüttert und aufgezogen werden.",
+ "die sich in einem Park. selbst wenn der Park dem Besitzer der Tiere gehört, gelten sie nicht mehr als מזומנים.",
+ "und ebenso. Ed. Lowe: 1. statt כגון :וכן",
+ "Herodianische Tauben. eine Art Tauben, die früher wild gelebt und deren Aufzucht der König Herodes eingeführt haben soll; obwohl diese Tauben früher wild gelebt haben, werden sie dennoch als מזומנים betrachtet, nachdem sie im Hause aufgezogen worden. Der Talmud bringt auch eine andere Lesart: הדרסיאות, danach ist הדרס der Name eines Ortes. Ed. pr. 1.: רודסיאות."
+ ],
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+ "Einen unreinen. zum Genuss verbotenen.",
+ "Vogel braucht man nicht fliegen zu lassen. weil es heisst: קן צפור und der Ausdruck צפור in der Schrift nur für reine Vögel gebraucht wird (Talmud).",
+ "der auf den Eiern eines unreinen Vogels. weil es heisst: תקח לן, es müssen Eier sein, die man für sich gebrauchen kann (Talmud).",
+ "Bei einem männlichen Rebhuhn. das, wie es im Talmud heisst, ebenso gluckt und brütet wie das weibliche Tier.",
+ "Elieser verpflichtet. weil es ebenso wie das weibliche Tier die Mutterpflichten an den Eiern und den Jungen ausübt.",
+ "nach den Weisen nicht verpflichtet. weil in der Schrift ausdrücklich nur die Mutter genannt wird."
+ ],
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+ "Schwebt sie. die Mutter.",
+ "wenn ihre Flügel das Nest. d. h. die Eier oder die Küchlein.",
+ "sie fliegen zu lassen. Es wird dies aus dem Ausdruck רובצת geschlossen; würde gemeint sein, dass sie darauf sitzen muss, so würde es יושבת geheissen haben.",
+ "Enthält es schon flügge gewordene. מפריחין innerlich kausativer Hifil = das Fliegen ausüben, wie הגביר = das Starksein ausüben, sich stark zeigen.",
+ "Küchlein oder verdorbene. טוזרות wohl von זור = zusammendrücken, vgl. Hiob 39, 15: ותשכח כי רגל חוורה, zusammengelaufene Eier, die nicht mehr geniessbar sind, aus denen sich aber auch keine Jungen mehr entwickeln. Raschi im Kommentar zum Alfasi erklärt: Eier, auf denen die Henne gesessen hat und die nicht mehr tauglich sind; R. Nissim ebendort: Eier, aus denen sich kein Junges mehr entwickelt.",
+ "und wie die Eier noch der Mutter bedürfen. um sie auszubrüten.",
+ "ist man immer noch verpflichtet. Ed. Lowe add.: לשלה",
+ "Sagt jemand. um nicht das Verbot לא תקח האם על הבנים zu übertreten.",
+ "Ich nehme mir die Mutter und lasse die Jungen fliegen. da das Verbot nur von Jungen spricht, die noch nicht fliegen können, ist wohl zu erklären: ich lasse die Jungen liegen und nehme sie mir nicht.",
+ "ist er doch verpflichtet. auch wenn er die Mutter sich genommen hat und die Jungen nachher nicht mehr vorfindet.",
+ "Hat man die Jungen genommen. nachdem man, wie vorgeschrieben, die Mutter vorher hat fliegen lassen.",
+ "sie fliegen zu lassen. weil die Jungen nicht mehr אינם מזומנים sind, nachdem er sie aus dem Nest herausgenommen und in seinen Besitz genommen hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Makkot III, 4.",
+ "bekommt er Geisselhiebe und braucht sie nicht mehr fliegen zu lassen. Nach R Jehuda will das Gebot שלח תשלח nicht sagen, dass, wenn man das Verbot לא תקח האם übertreten hat, man die Mutter wieder fliegen lassen soll, sondern es ist nur die Erklärung zu dem vorausgehenden Verbote: du sollst die Mutter nicht nehmen, sondern sie fliegen lassen. Hat man die Mutter trotzdem genommen, so hat man damit deshalb sowohl das Verbot wie das Gebot übertreten, man bekommt deshalb für Übertretung des Verbotes Geisselhiebe und das Gebot kann man nicht mehr erfüllen, nachdem man es zur Zeit, wo man es hätte erfüllen sollen, nicht erfüllt hat. Anders ist es bei dem Verbot לא תגזול, da tritt das Gebot, das Entwendete wieder zurückzugeben, erst ein, nachdem man das Verbot übertreten hat, die Übertretung des Verbotes kann also jederzeit durch Erfüllung des Gebotes wieder gutgemacht werden, deshalb steht auf Übertretung des Verbotes keine Geisselstrafe, sondern es tritt nur die Verpflichtung ein, das Entwendete wieder zurückzugeben.",
+ "Er mass sie fliegen lassen und bekommt keine Geisselhiebe. Nach Ansicht der Weisen will das Gebot שלח תשלח sagen: wenn du trotz des Verbotes לא תקח האם die Mutter genommen hast, so musst du sie wieder fliegen lassen, es kann also auch hier wie bei גזילה durch Ausübung des Gebotes die Übertretung des Verbotes wieder gutgemacht werden, es tritt daher nicht Geisselstrafe ein, sondern vielmehr die Verpflichtung, das Gebot zu erfüllen. Erst wenn man die Mutter geschlachtet hat oder sie von selbst verendet ist, so dass man das Gebot nicht mehr erfüllen kann (ביטלו), tritt die Geisselstrafe ein. Nach einer anderen Ansicht im Talmud (141a) tritt auch nach Ansicht der Weisen die Geiseelstrafe ein, sobald man nicht, unmittelbar nachdem man die Mutter genommen hat, sie wieder fliegen lässt und so durch Erfüllung des Gebotee die Übertretung des Verbotes wieder gut macht (לא קיימי).",
+ "bekommt man keine Geisselhiebe. wenn man das Gebot erfüllt oder noch erfüllen kann, s. die vorherg. Note."
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+ "wenn man sie zur Reinigung eines Aussätzigen gebraucht. Von den beiden Vögeln, die bei der Reinigung des Aussätzigen benutzt wurden, wurde der eine wieder fliegen gelassen (Lev. 14, 7); auch hierzu darf man die auf dem Neste sitzende Mutter nicht verwenden.",
+ "wo es sich nur um den Wert eines Issar handelt. da doch manchmal der auf dem Neste sitzende Vogel keinen höheren Wert hat, insbesondere auch bei der Reinigung eines Aussätzigen man sich den dazu gebrauchten Vogel für einen Issar kaufen kann."
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+ "\nDie Strafe der „Ausrottung“, die in der Schrift für eine grosse Anzahl von Vergehen angedroht wird, wird in der Mischna mit dem Ausdruck כָּרֵת (verkürzt aus הׅכָּרֵת Inf. Nif. von כָּרַת) bezeichnet. Von dieser Infinitivform wird wie von einem Hauptwort die Mehrzahl כְּרַתוֹת gebildet mit der Bedeutung: Vergehen, für die die Ausrottungsstrafe angedroht wird. Diese Strafe trifft den, der sich des Vergehens schuldig gemacht hat, jedoch nur dann, wenn er die Tat vorsätzlich begangen hat. Ist er vorher verwarnt worden und hat die Tat trotzdem vor Zeugen begangen, tritt bei einem Teil dieser Vergehen die dafür in der Schrift festgesetzte gerichtliche Todesstrafe ein, bei einem anderen Teile die Strafe der Geisselung. Hat er sich dagegen des Vergehens unvorsätzlicher Weise schuldig gemacht, so tritt an die Stelle der Ausrottungsstrafe die Verpflichtung, im Falle der Gewissheit der Uebertretung ein Sündopfer, im Zweifelfalle ein Zweifel-Schuldopfer darzubringen. Ueber einzelne Ausnahmen von dieser Regel siehe die ersten Abschnitte des Traktats.\nDer Traktat כריתות zählt zunächst die Vergehungen auf, für die in der Schrift die Ausrottungsstrafe angedroht wird, handelt dann aber in weiterer Ausführung in seinem weitaus grösseren Teile nur von den Opfern, die derjenige darzubringen hat, der sich ihrer unvorsätzlicher Weise schuldig macht, sowie von anderen Arten von Sündopfern.\nDer Traktat besteht aus 6 Abschnitten. Die einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\n1. Auf welche Uebertretungen die Ausrottungsstrafe steht, in welchem Falle diese eintritt und in welchem dagegen die Verpflichtung, ein Sündopfer bzw. ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen. Bestimmungen über das Vogel-Sündopfer, das eine Wöchnerin bei einer gewissen und bei einer zweifelhaften Geburt zu bringen hat.\n2. Sündopfer, die ohne vorausgegangene Uebertretung darzubringen sind. Für welche Uebertretungen, auch wenn sie vorsätzlich begangen sind, ein Sündopfer dargebracht werden muss. Für welche Uebertretungen, auch wenn sie wiederholt begangen worden sind, nur ein Opfer, und für welche ein auf- und absteigendes Opfer darzubringen ist. Das Gesetz über den Beischlaf mit einer שפחה חרופה, was unter dieser Bezeichnung zu verstehen ist und worin die Bestimmungen dieses Gesetzes von denen bei anderen Beischlafs-Verboten abweichen.\n3. Wann eine Uebertretung als bestimmt begangen gilt und deshalb ein Sündopfer darzubringen ist. Dass man für ein wiederholtes Begehen der gleichen Uebertretung, wenn man zwischen dem einen Falle und dem anderen sich seines Vergehens nicht bewusst geworden ist, nur ein Opfer, wenn es sich dagegen um verschiedene Vergehen handelt, im gleichen Falle für jedes Vergehen ein besonderes Opfer zu bringen hat. Wieviel von einer Speise, auf deren Genuss die Ausrottungsstrafe steht, man gegessen haben muss, um ein Sündopfer bringen zu müssen, und innerhalb welcher Zeit. Wie man durch eine Handlung gleichzeitig mehrere Verbote übertreten und eine dementsprechende Anzahl von Sündopfern darzubringen verpflichtet sein kann. Eine Reihe von R. Akiba über die in diesem Abschnitt behandelten Bestimmungen an seine Lehrer gerichteter Fragen und die ihm darauf gewordenen Antworten.\n4. Wann eine Uebertretung als eine zweifelhafte gilt und deshalb ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen ist. Dass auch für zweifelhafte Uebertretungen hinsichtlich der Anzahl der zu bringenden Opfer für ein wiederholtes Begehen der gleichen Uebertretung bzw. verschiedener Uebertretungen die gleichen Bestimmungen gelten wie für bestimmt begangene Uebertretungen. Ueber die Verpflichtung, ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen, wenn man bestimmt weiss, dass man durch die begangene Handlung eine Sünde getan hat, für die man ein Sündopfer zu bringen hat, und nur im Zweifel ist, gegen welches Verbot man sich vergangen hat.\n5. Das Verbot des Blutgenusses. Ob man auch für Veruntreuung von Heiligem im Zweifelfalle ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat. Ob zwei Personen, die im Zweifel sind, wer von beiden die Uebertretung begangen hat, für die ein Sündopfer oder ein Schuldopfer zu bringen ist, das Opfer gemeinsam bringen können, indem jeder von ihnen für den Fall, dass er nicht der Opferpflichtige ist, seinen Anteil an dem Opfertiere an den anderen abtritt.\n6. Was mit einem Zweifel-Schuldopfer zu geschehen hat, wenn der Darbringende nachträglich die Gewissheit erhält, dass er die Uebertretung nicht begangen hat. Was im gleichen Falle mit einem Gewissheits-Schuldopfer, mit einem zum Steinigungstode verurteilten Ochsen, mit einem für den Genickschlag bestimmten Kalbe, mit dem für den Zweifelfall gebrachten Vogel-Sündopfer einer Wöchnerin. Ob man ein Zweifel-Schuldopfer auch ohne bestimmte Veranlassung freiwillig darbringen darf. Dass man Sündopfer, die zu bringen man schon vor dem Versöhnungstage verpflichtet war, auch nach demselben zu bringen verpflichtet ist, Zweifel-Schuldopfer im gleichen Falle dagegen nicht. Ueber die Verwendung des Wert-zuwachses von Tieren, die man für Geld, das zum Ankauf eines Opfertieres bestimmt war, gekauft bat. Dass ein Sündopfertier nur als Sühne für die Sünde, für die es bestimmt worden ist, und nicht für eine andere gleiche verwendet werden darf. Ueber die Verwendung des zum Ankauf eines auf- und absteigenden Opfers bestimmten Geldes, wenn der Opferpflichtige inzwischen ärmer oder vermögender geworden ist. Dass überall bei den Opfervorscbriften, wo die Schrift zwischen Schafen und Ziegen, zwischen Turteltauben und jungen Tauben die Wahl freistellt, zwischen beiden keinerlei Unterschied zu machen ist, ebenso bei dem Gebot der Elternverehrung zwischen der Pflicht, den Vater zu ehren, und der, die Mutter zu ehren.\n"
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+ "Auf sechsunddreissig. Wenn man sämtliche Verbote, auf deren Übertretung die Ausrottungsstrafe steht, in allen ihren Verzweigungen zusammenzählt, ergibt sich allerdings eine höhere Zahl, die Mischna zählt hier aber jedes Verbot mit allen zu ihm gehörenden oder aus ihm gefolgerten Verzweigungen nur als ein Verbot, s. weiter Noten 9 u. 21.",
+ "Vergehungen hat die Tora die Ausrottungsstrafe gesetzt. wenn das Vergehen vorsätzlich, aber ohne vorausgegangene Verwarnung, begangen worden ist. Ist eine Verwarnung vorausgegangen, erfolgt bei einem Teile der angeführten Vergehen die Todesstrafe, Steinigung, bzw. Verbrennen oder Erdrosselung, bei einem anderen Teile nur Geisselstrafe. Durch die Geisselstrafe verbunden mit reuiger Busse wird der Übertreter von der Ausrottungsstrafe befreit (Makk. III, 15).",
+ "Wer seiner Mutter. Lev. 18, 7. Auf dieses wie auf alle nachstehend angeführten Beischlafsverbote steht die Ausrottungsstrafe: ebend. V. 29.",
+ "der Frau seines Vaters. d. i. seiner Stiefmutter, Lev. 18, 8.",
+ "seiner Schwiegertochter. Lev. 18, 16.",
+ "einem Manne. Lev. 18, 22. Die Form זכור für זכר wird in der Mischna stets von einem Manne gebraucht, mit dem Päderastie getrieben wird.",
+ "oder einem Vieh beiwohnt. Lev. 18, 23.",
+ "das Vieh über sich kommen lässt. ebendort. Auf die bis hierher aufgezählten Verbote erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe der Steinigung.",
+ "wer einer Frau und ihrer Tochter. Lev. 18, 17. Darin ist zugleich auch das Verbot der Beiwohnung seiner Schwiegermutter enthalten, das dann weiter auch auf die Mutter der Schwiegermutter und die Mutter des Schwiegervaters ausgedehnt wird. Ebenso sind darin enthalten: die Verbote der Beiwohnung der Tochter seiner Frau, ihrer Tochterstochter und ihrer Sohnestochter, und seiner eigenen Tochter, Tochterstochter und Sohnestochter. Auf die Übertretung aller dieser Verbote erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe des Verbrennens.",
+ "einer Ehefrau. Lev. 18, 20. Auf die Übertretung dieses Verbotes erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe der Erdrosselung.",
+ "seiner Schwester. auch Halbschwester von Vater- oder Mutterseite, Lev. 18, 9.",
+ "der Schwester seines Vaters. Lev. 18, 12.",
+ "der Schwester seiner Mutter. Lev. 18, 13.",
+ "der Schwester seiner Frau. Lev. 18, 18.",
+ "der Frau seines Bruders. Lev. 18, 16.",
+ "der Frau des Bruders seines Vaters. Lev. 18, 14. Ed. Lowe und Talmudausg. add.: ועל אשת אחי אמו (s. לחם משנח zu חלכות שגגות I, 4).",
+ "oder einem Weibe während ihrer Periode. Lev. 18, 19. Auf die Übertretung der bis hierher genannten Verbote erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung nur die Geisselstrafe.",
+ "wer eine Gotteslästerung ausspricht. Num. 15, 30 (s. Sanh. VII, 5).",
+ "einen Götzendienst begeht. Num. 15, 31 (s. Sanh. VII, 6).",
+ "von seinem Samen dem Molech hingibt. Lev. 20, 5 (s. Sanh. VII, 7).",
+ "oder Tote beschwört. Lev. 20, 6 (s. Sanh. VII, 7). Der dort gleichfalls genannte ידעוני wird nicht besonders gezählt, weil beide Verbote, das des בעל אוב und des ידעוני, als Abarten eines und desselben Vergehens, des Wahrsagens, in einem Schriftverse beisammenstehen.",
+ "wer den Schabbat entweiht. Exod. 31, 14. Auf die Übertretung der bis hierher genannten Verbote erfolgt wiederum im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe der Steinigung, auf die der nachfolgenden nur die Geisselstrafe.",
+ "wer in Unreinheit Heiliges geniesst. Lev. 22,8.",
+ "oder das Heiligtum betritt. Num. 19, 13.",
+ "wer Unschlitt. Lev. 7, 25.",
+ "Blut. Lev. 17, 10.",
+ "Übriggelassenes. Lev. 19, 8.",
+ "oder Verworfenes. Lev. 7, 18 (s. Sebach. II Note 86). Ed. Ven. u. ed. Lowe add.: וטמא.",
+ "wer [Opfer] ausserhalb. des Heiligtums.",
+ "schlachtet. Lev. 17, 4",
+ "oder darbringt. Lev. 17, 9.",
+ "wer Gesäuertes am Pessach geniesst. Exod. 12, 15.",
+ "wer am Versöhnungstage etwas geniesst. Lev. 23, 29.",
+ "oder eine Arbeit verrichtet. Lev 23, 30.",
+ "wer das Salböl nachmacht. Exod. 30, 33.",
+ "das Räucherwerk nachmacht. Exod. 30, 38.",
+ "oder sich mit dem Salböle salbt. Exod. 30, 33.",
+ "und von Geboten [auf Unterlassung der über] das Pessachopfer. Num. 9, 13.",
+ "und die Beschneidung. Gen. 17, 14."
+ ],
+ [
+ "Durch diese Übertretungen. der in der vorhergehenden Mischna aufgezählten Verbote. Für die Unterlassung der Gebote der Beschneidung und der Darbringung des Pessachopfers dagegen hat man im Falle der Unvorsätzlichkeit kein Sündopfer zu bringen, da ein solches, und ebenso auch ein Zweifels-Schuldopfer, nur für Übertretung eines Verbotes vorgeschrieben ist, nicht aber für Unterlassung eines Gebotes.",
+ "macht man sich im Falle der Vorsätzlichkeit. ohne vorausgegangene Verwarnung, s. Note 2.",
+ "sind sie unabsichtlich. d. h. ohne dass man bei Begehung der Tat gewusst hat, dass man damit die durch das Verbot untersagte Handlung begeht, oder ohne dass man überhaupt gewusst hat, dass die Handlung eine verbotene ist, oder wenn man selbst gewusst hat, dass die Handlung verboten ist, aber nicht gewusst hat, dass es ein Vergehen ist, auf das die Strafe der Ausrottung steht.",
+ "und ist man sich ihrer nicht mit Bestimmtheit bewusst. nach der recipierten Halacha jedoch nur in dem Falle, wenn es gewiss ist, dass dasjenige, womit man befürchtet, die Übertretung begangen zu haben, auch tatsächlich vorgelegen hat, wenn z. B. zwei Stücke Fett dagelegen haben, ein Stück verbotenes und ein Stück erlaubtes, und man nicht weise, ob man das verbotene oder das erlaubte gegessen hat. Ist es dagegen zweifelhaft, ob überhaupt etwas, wodurch man sich der Übertretung schuldig gemacht haben kann, vorgelegen hat, hat man z. B. unvorsätzlich ein Stück Fett gegessen, von dem es zweifelhaft ist, ob es erlaubtes oder verbotenes ist, so braucht man kein Zweifel-Schuldopfer zu bringen.",
+ "muss man ein Zweifel-Schuldopfer. wörtlich: ein hängendes, schwebendes Schuldopfer, weil es für die Sünde, wenn sie begangen worden ist, nur als vorläufige Sühne gilt, solange der Darbringende nicht bestimmt weiss, dass er die Sünde begangen hat, sobald ihm dies jedoch zur Gewissheit geworden ist, er noch das dafür vorgeschriebene Sündopfer zu bringen hat.",
+ "ausser für die Verunreinigung des Heiligtums. indem man es mit unreinem Körper betritt.",
+ "und des Heiligen. indem ein Unreiner Heiliges geniesst.",
+ "weil man dafür ein auf- und absteigendes Sündopfer. ein Sündopfer, das je nach dem Vermögen steigt oder fällt, der Vermögende bringt ein weibliches Schaf oder eine Ziege, der Arme zwei Tauben, der noch Ärmere ein Zehntel Efa Mehl (Lev. 5, 5—18).",
+ "zu bringen hat. und ein Zweifel-Schuldopfer nur da zu bringen ist, wo für die gewisse Übertretung ein festbestimmtes Sündopfer vorgeschrieben ist (Horaj. 8 b).",
+ "Auch der Gotteslästerer [ist auszunehmen. auch er bringt bei unvorsätzlichem Begehen kein Sündopfer uud deshalb auch bei Ungewissheit des Vergehens kein Zweifel-Schuldopfer.",
+ "denn es heisst. Num. 15, 29, wo von der Verpflichtung, ein Sündopfer darzubringen, die Rede ist.",
+ "der keine Tat begeht. sondern nur mit dem Munde sündigt. Ed. pr. und Ven.: שאינו מעשת, ed. Lowe: שאין בו מעשה."
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+ [
+ "Manche Frauen bringen ein Opfer. das Sündopfer, das zusammen mit einem Ganzopfer die Wöchnerin nach Ablauf der Tage ihrer Reinigung darzubringen hat, s. Lev. 12, 6.",
+ "und es wird verzehrt. von den Priestern. Von einem Vogel-Sündopfer kam nur das Blut auf den Altar, alles übrige wurde von den Priestern verzehrt (s. Sebach. IV Note 80).",
+ "Wild- oder Vogelartiges. weil bei der Erschaffung dieser Tierarten in der Schrift der gleiche Ausdruck יצירה wie bei der Erschaffung des Menschen gebraucht wird.",
+ "Nur wenn es etwas Menschen-ähnliches an sich hat. s. Bechor. VIII Note 7.",
+ "die einen Sandal. סנדל wird als eine plattgedrückte Missgeburt erklärt, die die Form eines Sandal hat. Sandal ist der Name eines Fisches, nach R. Simon b. Gamliel (Nidda 25 b) hat er die Form einer Ochsenzunge. Bei einer solchen Missgeburt wird angenommen, dass ein normaler menschlicher Fötus vorhanden gewesen ist, der nur im Mutterleibe zerdrückt, zergangen oder zerschnitten worden ist.",
+ "eine Fruchthaut. שליא s. Bechor. III Note 7. Eine Fruchthaut bildet sich nur, wo eine Frucht vorhanden ist.",
+ "eine äusserlich entwickelte Hautblase. שפיר s. Bechor. III Note 8, מרוקם von רקם == wirken, zusammensetzen, auch von der Gliederung des Embryo im Mutterleibe, vgl. Ps. 139, 15, eine Blase von Haut oder Fleisch, auf der Körperteile des Embryo bereits äusserlich angedeutet sind.",
+ "ein Opfer. wie alle Gebote, die Frauen zu erfüllen haben, auch Sklaven und Sklavinnen zu erfüllen verpflichtet sind."
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+ "Folgende bringen eines und es wird nicht verzehrt. sondern verbrannt (s. Temur. VII, 6). Die Bestimmung, dass auch bei zweifelhafter Verpflichtung ein Vogel-Sündopfer darzubringen ist, wird aus dem Schriftvers Lev. 15, 33 abgeleitet (s. Nasir 29 a), das Opfer wird aber in einem solchen Falle nicht verzehrt, weil das Vogelopfer nur abgedrückt und nicht geschlachtet wird, auch die Priester aber ein auf solche Weise getötetes Tier nur geniessen dürfen, wenn es ein für eine unzweifelhafte Verpflichtung dargebrachtes Tier ist. Für eine zweifelhafte Geburt bringt deshalb die Frau ein Ganzopfer, das man auch freiwillig darbringen kann, mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass es, im Falle sie ein Opfer zu bringen verpflichtet ist, als Pflichtopfer gelten soll, im anderen Falle aber als freiwillig gebrachtes Opfer. Ein Sündopfer dagegen kann nicht freiwillig dargebracht werden, dieses bringt sie deshalb als Pflichtopfer dar, es darf aber von den Priestern nicht gegessen werden.",
+ "ohne dass man weiss. Talmudausg.: יודע.",
+ "was sie abortiert hat. ob etwas, das sie zu einem Opfer verpflichtet, oder etwas, das sie nicht dazu verpflichtet.",
+ "das zum Opfer verpflichtet. ohne dass man weiss, welches die eine und welches die andere abortiert hat.",
+ "Wenn sie sich die eine nach Osten und die andere nach Westen entfernt haben. nachdem sie ihre Opfer den Priestern zur Darbringung übergeben haben.",
+ "Wenn sie aber beide zusammen. Talmudausg. fehlt: כאחת.",
+ "bringen sie ein Opfer. sie bringen gemeinschaftlich ein Sündopfer, indem jede von ihnen erklärt, dass sie für den Fall, dass sie nicht die zum Opfer verpflichtete ist, auf ihren Anteil an dem Opfertiere zu Gunsten der anderen verzichtet, so dass diese es als ihr Pflichtopfer darbringt. Ein solches gemeinschaftliches Sündopfer darzubringen mit der Bestimmung, dass es entweder für den einen oder für den anderen gelten soll, ist nach R. Jose bei Sündopfern, die für eine begangene Sünde dargebracht werden, nicht statthaft, wohl aber bei solchen, die wie das der Wöchnerin nur dargebracht werden, damit die von ihrer Unreinheit wieder rein gewordene Person auch wieder Heiliges essen darf (s. weiter V, 8). Nach der Ansicht des ersten Tanna dagegen ist es auch bei solchen Sündopfern nicht statthaft."
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+ "voll Blut. es wird nicht angenommen, dass das Blut von einer zergangenen Leibesfrucht herrührt.",
+ "voll sonstiger. גנונים entspricht nach Fleischer in Levy, Neuhebr. Wörterb. I S. 435, dem arab. جنين == embryo, foetus, es wären demnach kleine embryonische Gebilde darunter zu verstehen. Maim. und Bart. erklären es durch: kleine Fleischstücke, die aussehen wie Würmer, ähnlich auch der Aruch.",
+ "Gebilde. Der Talmud bringt die Lesart: גוונים == Verschiedenfarbiges, Verschiedenartiges.",
+ "Insekten- oder Reptil-artiges. bei deren Erschaffung in der Schrift nicht wie bei der des Menschen der Ausdruck יצירה gebraucht wird.",
+ "die am vierzigsten Tage. nach erfolgter Schwängerung oder noch früher, erst nach Ablauf von vierzig Tagen gilt der befruchtete Keim als Leibesfrucht und deren Abgang als eine Geburt.",
+ "abortiert und der das Kind seitwärts. nicht auf dem gewöhnlichen Geburtswege. Als Begründung wird im Talmud angeführt, weil es heisst (Lev. 12, 2): אשה כי תזריע וילדה, die Frau gilt nur dann als Wöchnerin, wenn die Geburt auf demselben Wege erfolgt ist, auf dem der Same hineingekommen ist.",
+ "Für eine seitwärts erfolgte Geburt ist sie ein Opfer zu bringen verpflichtet. Die Ansicht des R. Simon wird damit begründet, dass es ebendort Vers 5 heisst: ואם נקבה תלד und nicht einfach: ואם נקנה היא, das weise darauf hin, dass eine jede Geburt, auch eine nicht auf dem gewöhnlichen Wege erfolgte, die Frau zu einer Wöchnerin macht."
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+ "die in der Nacht zum einundachtzigsten Tage. nach einer weiblichen Geburt. Nach Ablauf der Tage ihrer Reinigung, das sind bei einer weiblichen Geburt 80 Tage, hat die Wöchnerin ihr Opfer zu bringen. Erfolgt innerhalb dieser 80 Tage noch eine weitere Geburt, so hat sie für diese kein besonderes Opfer zu bringen, sondern das Opfer, das sie für die erste Geburt bringt, gilt auch zugleich für diese. Nur bei einer weiblichen Geburt ist es möglich, dass vor Ablauf der Tage der Reinigung noch eine zum Opfer verpflichtende Geburt erfolgt, da für eine männliche Geburt nur 40 Tage der Reinigung vorgeschrieben sind, und eine vor Ablauf von 40 Tagen nach stattgehabter Schwängerung erfolgte Geburt nicht als eine Geburt gilt, die zum Opfer verpflichtet (s. Note 71).",
+ "ein Opfer zu bringen. ein besonderes Opfer für diese zweite Geburt.",
+ "Was ist der Unterschied zwischen der Nacht zum einundachtzigsten Tage und dem einundachtzigsten Tage. da doch sonst immer die Nacht zu dem auf sie folgenden Tage gehört, und für eine am 81. Tage erfolgende Geburt doch unbestritten ein besonderes Opfer darzubringen ist (s. weiter II Note 19).",
+ "Wenn sie inbezug auf das Unreinwerden einander gleichstehen. indem Blutabgang auch schon in der Nacht zum 81. Tage die Frau unrein macht, da es ausdrücklich heisst, dass nach Ablauf der 14 Tage der Unreinheit nach der erfolgten Geburt 66 Tage lang das abgehende Blut als rein gilt (Lev. 12, 5).",
+ "Wenn ihr von. Ed. pr. Ven., Lowe und Talmudausg.: במפלת.",
+ "wo sie bereits ihr Opfer hätte darbringen können. da Opfer nur am Tage dargebracht werden dürfen.",
+ "wo sie ihr Opfer hätte darbringen können. da auch am Schabbat ausser den vorgeschriebenen Tagesopfern keine Opfer dargebracht werden dürfen.",
+ "Die Blutunreinheit. die Schlussfolgerung Beth-Hillels von dem Unreinwerden der Frau durch einen Blutabgang in der Nacht zum 81. Tage auf die Opferpflicht für eine in derselben erfolgte Geburt.",
+ "ist ihr Blut unrein. wie bei jeder Geburt innerhalb der ersten 7 bzw. 14 Tage nach der erfolgten Geburt.",
+ "und sie braucht dennoch kein Opfer zu bringen. Beth-Hillel bleiben trotzdem bei ihrer Ansicht, die sie aus der Schriftstelle (Lev. 12, 6): או לבת ableiten (s. Talmud; vgl. Sifra und Malbim z. St.)."
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+ "die fünf zweifelhafte Blutflüsse. indem sie z. B. nicht weiss, ob die Tage, an denen sie diese Ausflüsse gehabt hat, Tage innerhalb oder ausserhalb ihrer Absonderungszeit gewesen sind (s. Arach. II Note 10).",
+ "oder fünf zweifelhafte Geburten. S. oben I, 4.",
+ "hinter sich hat. ohne inzwischen eines von den Opfern, zu denen sie dadurch verpflichtet war, dargebracht zu haben.",
+ "bringt ein Opfer. für alle fünf Fälle.",
+ "dann darf sie von den Opfern essen. ebenso wie es genügt, dass jemand, der sich fünfmal verunreinigt hat, ein Reinigungsbad nimmt, weil ja die Frau nur deshalb nach ihrer Reinigung noch ihr Opfer bringen muss, um wieder von dem Heiligen essen zu können (s weiter II, 1).",
+ "die übrigen darzubringen hat sie keine Verpflichtung. Da die Opferverpflichtung an sich eine zweifelhafte war und das Opfer deshalb nicht verzehrt wird, sondern verbrannt werden muss, so genügt es, wenn sie ein Opfer darbringt, da damit der Zweck, dass sie wieder Heiliges gemessen kann, bereits erreicht ist. In ed. pr. fehlt das Wort: השאר.",
+ "auch noch die übrigen darzubringen. Aus den Worten זאת תורת היולדת (Lev. 12, 7) wird gefolgert, dass eine Frau, die nacheinander mehrere gesonderte unzweifelhafte Geburten gehabt hat, für jede derselben besondere ihr Opfer zu bringen hat.",
+ "Einst stellten sich Taubenpaare. Unter קן == Nest sind in der Mischna die zwei Tauben zu verstehen, die bei den verschiedenen Opfern zusammen dargebracht wurden.",
+ "in Jerusalem auf je einen Golddenar. 1 Golddenar == 20 Silberdenare.",
+ "Bei dieser Gotteswohnung. ein Ausdruck der Versicherung und Bekräftigung, ähnlich einem Schwure (s. Ketub. II, 9).",
+ "Er. Talmudausg. add.: בסוף.",
+ "die übrigen darzubringen hat sie keine Verpflichtung. Nach Raschi und Bart. ist auch R. Simon ben Gamliel der Ansicht, dass die Frau verpflichtet ist, auch die übrigen noch zu bringen, und hat er nur in diesem Falle ausnahmsweise, obwohl es gegen das Gesetz ist, so entschieden, weil zu befürchten war, wenn bei dem grossen Bedarf die teuren Preise anhielten, dass dann die ärmeren Frauen sich überhaupt keine würden kaufen können und schliesslich dazu kommen würden, auch ohne ein Opfer dargebracht zu haben, Heiliges zu geniessen. In Bab. Bat. 166 a erklärt dagegen Raschi, dass R. Simon ben Gamliel die Verpflichtung, die übrigen Opfer darzubringen, überhaupt bestreitet, vielmehr der Ansicht ist, dass auch hier ein Opfer genügt ebenso wie ein Tauchbad, wenn sich jemand mehrere Male hintereinander verunreinigt hat (s. oben Note 88). Dagegen wenden Tosaf. dort ein, dass dieser Ansicht sowohl Beth-Schammai wie Beth-Hillel in der vorhergehenden Mischna, ebenso die Mischna II, 4 widersprechen. Tosaf. bringen eben dort im Namen des R. Tam eine andere Lesart, wonach es auch in den Worten des R. Simon ben Gamliel heisst: והשאר עליה חובה, es bliebe danach nur die Frage, wieso dadurch die Tauben billiger geworden sind, da er danach doch gar nichts Neues gelehrt hat. Maim. (הלכות מחוסרי כפרח 1, 10) entscheidet, dass auch die übrigen Opfer gebracht werden müssen, trotzdem er in seinem Kommentar zur Mischna sagt, dass das Gesetz wie R. Simon ben Gamliel bleibt. J. Ettlinger im ערוך לנר bringt eine Erklärung, durch die er alle diese Schwierigkeiten zu lösen sucht. Danach ist auch in den Worten des R. Simon ben Gamliel zu lesen: והשאר עליה חובה, die Mischna bringt zuerst die Gesetzesbestimmung, wie sie auch R. Simon ben Gamliel gelehrt hat, und erzählt dann, wie diesen einmal die Verhältnisse dazu veranlasst haben, diese Lehre im Lehrhaus noch besonders zu verkünden. Die Taubenpaare waren nämlich in Jerusalem deshalb so teuer geworden, weil die Frauen in dem Irrtume befangen waren, dass sie nicht eher wieder Heiliges geniessen dürften, bis sie sämtliche schuldige Opfer dargebracht hatten, deshalb verkündete er, dass dem nicht so sei, sondern dass sie schon nach Darbringung eines Opfers Heiliges geniessen dürften, mit der Darbringung der übrigen Opfer dagegen habe es Zeit, dieses habe die Wirkung gehabt, dass die Tauben sofort im Preise fielen. Auch Maim. habe gelesen: והשאר עליה חובה, die Worte והלכה כרשב״ג im Mischnakomment. seien auf diese von ihm damals verkündete Lehre zu beziehen, dass es schon nach der Darbringung des ersten Opfers gestattet ist, Heiliges zu geniessen.",
+ "An demselben Tage noch kamen Taubenpaare auf je ¼ Silberdenar. ריבעתים Mehrzahl von ריבעא oder רבעת == ein Viertel, hier ein Vierteldenar. Liest man ריבעתיים Dual, so muss man קינים mit zwei Taubenpaare“ übersetzen (s. Tosaf. Bab. Bat. 166 b). Ed. pr. בארבעתים."
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+ "Vier gelten [bis sie ihr Opfer dargebracht haben] als unvollkommen gesühnt. Sie haben nach Ablauf der Zeit ihrer Unreinheit ein Sühnopfer darzubringen und gelten, bis sie dieses dargebracht haben, als unvollkommen gesühnt d. h. von ihrem unreinen Zustande befreit, insofern sie vorher Heiliges nicht geniessen, auch das Heiligtum nicht betreten dürfen (s. Kelim I, 8).",
+ "die Wöchnerin und der Aussätzige. ebenso auch die aussätzige Frau, es braucht dies nur nicht besonders erwähnt zu werden, weil beim Aussatz die Bestimmungen über das Unrein- und Reinwerden für Mann und Frau die gleichen sind, während sie beim Ausfluss für Mann und Frau verschieden sind",
+ "bis für ihn das Blut gesprengt worden ist. Zur Aufnähme in das Judentum gehören die Beschneidung, das Reinigungsbad und das Darbringen eines Opfers. Nach R. Elieser darf der Aufgenommene nicht eher Heiliges geniessen, bis das Blut des von ihm dargebrachten Opfers gesprengt worden ist, während nach der Ansicht des ersten Tanna ihm dies auch schon vorher gestattet ist, so Bart. nach Maim. im Mischnakommentar. Nach Raschi (8 b v. גר מעוכב) und Maim. (הלכות מחוסרי כפרח I, 2) darf er auch nach Ansicht des ersten Tanna nicht vorher Heiliges geniessen, er wird trotzdem aber nicht zu den מחוסרי כסרח gezählt, weil nicht eine noch fehlende Sühnung ihn daran hindert, sondern weil er erst nach der Darbringung des Opfers ein voller Israelite ist, der von dem Heiligen essen darf. Seit der Einstellung des Opferdienstes genügen für die Aufnahme ins Judentum die Beschneidung und das Reinigungsbad.",
+ "das Scheren der Haare und die Verunreinigung. auch nach Ablauf seines Nasirats bleiben diese Verbote für ihn in Geltung, bis das Blut eines der von ihm darzubringenden Opfer gesprengt worden ist. Der erste Tanna zählt den Nasir dennoch nicht zu den מחוסרי כפרח, weil er dazu nur diejenigen zählt, denen durch das Opfer der Genuss von Heiligem wieder gestattet wird, während dem Nasir Heiliges auch vorher nicht verboten ist."
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+ "Wer einer [einem Manne angetrauten. S. weiter Mischna 5.",
+ "Sklavin beigewohnt hat. Lev. 19, 20—22. Aus dem dort wiederholten מחטאתו אשר חטא wird geschlossen, dass sowohl für unvorsätzlich wie für die vorsätzlich begangene Übertretung ein Schuldopfer zu bringen ist.",
+ "der sich verunreinigt hat. Num. 6, 9—12. Von den dort gebrauchten Ausdrücken: בפתע פתאם bezieht sich nach der Tradition das בפתע auf die unvorsätzliche und שתאם auf die vorsätzliche Verunreinigung.",
+ "wer einen [falschen] Zeugnis - Eid. Lev. 5, 1. Daraus, dass hier das bei allen darauffolgenden Versündigungen wiederholte ונעלם fehlt, wird geschlossen, dass bei dieser auch für den Vorsatz-Fall ein Sündopfer zu bringen ist.",
+ "und wer einen [falschen] Verwahrguts-Eid. Lev. 5, 21, weil hier derselbe Ausdruck כי תחטא wie bei der Versündigung durch den Zeugnis-Eid gebraucht wird."
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+ "Wer einer. und derselben.",
+ "[einem Manne angetrauten] Sklavin wiederholt. wenn er auch zwischen der einen und der anderen Beiwohnung seiner Übertretung sich bewusst geworden ist (Maim. הלכות שגגות IX, 5. Vgl. Sabb. 72 a).",
+ "beigewohnt hat. Es wird dies aus dem überflüssigen על חטאתו אשר חטא (Lev. 19, 22) geschlossen.",
+ "der sich wiederholt verunreinigt hat. Aus dem Ausdruck: שנטמא טומאות הרבה schliesst der Talmud, dass die Mischna nur den Fall meinen kann, wenn ein unrein gewordener Nasir sich wiederholt eine weitere Unreinheit zugezogen hat, nachdem er bereits von der vorangegangenen Unreinheit wieder rein geworden war, denn hat er sich die weiteren Verunreinigungen zugezogen, während er noch infolge der vorangegangenen Verunreinigung unrein war, so kann man das nicht eine wiederholte Verunreinigung nennen, sondern er ist in dem Zustande der Unreinheit, in dem er sich bereits befunden hat, nur weiter verblieben, was der Talmud eine verlängerte Unreinheit (טומאה אריכתא) nennt. Wann der Nasir nach seiner Verunreinigung wieder als rein gilt und die Tage seines Nasirats von neuem zu zählen beginnt, darüber besteht eine Controverse zwischen R. Jose, Sohn des R. Jehuda, und Rabbi betreffend die Auslegung des Ausdrucks כיום ההוא in dem Schriftvers (Num. 6, 11): וקדש את ראשו ביום ההוא „er heilige wieder sein Haupt an diesem Tage“. Nach R. Jose bezieht sich das ביום ההוא auf den siebenten Tag seiner Reinigung, und beginnt er schon an diesem Tage nach erfolgter Reinigung die Tage des neuen reinen Nasirats zu zählen, nach Rabbi bezieht es sich auf den achten Tag, an dem er seine Opfer darbringt. Beide sind aber der Ansicht, dass er für eine neue Verunreinigung ein weiteres Opfer darzubringen hat, auch wenn er das Opfer für die vorangegangene Verunreinigung noch nicht dargebracht hatte, sobald der achte Tag begonnen hatte und damit die Verpflichtung, sein Opfer darzubringen, für ihn bereits eingetreten war. Die Mischna kann hier demnach nur die Ansicht des R. Jose wiedergeben, nach dieser kann der Nasir auch für wiederholte Verunreinigungen nur ein Opfer zu bringen brauchen, wenn er nämlich am siebenten Tage nach erfolgter Reinigung sich wieder verunreinigt hat und ebenso wieder an dem darauf folgenden siebenten Tage, trotzdem er sich die weiteren Verunreinigungen zu einer Zeit zugezogen hat, wo er bereits wieder sein neues reines Nasirat zu zählen begonnen hatte, er sich also in der Tat wiederholt von neuem verunreinigt hat. Nach der Ansicht Rabbis dagegen würden das keine neuen Verunreinigungen zu nennen sein, da er ja erst mit dem achten Tage wieder in die Zeit des reinen Nasirats eintritt. Im Traktat Nasir (18 a) bringt der Talmud eine weitere Kontroverse darüber, wann der Nasir nach seiner Verunreinigung wieder die Tage als reiner Nasir zu zählen beginnen kann: nach Ansicht des R. Elieser nämlich sofort mit Anbruch des achten Tages, auch ohne dass er seine Opfer dargebracht hat, nach Ansicht der Weisen erst nach Darbringung seines Sündopfers, nach Ansicht des R. Ismael erst nach Darbringung seines Schuldopfers. Maim. entscheidet (הלכות נזירות VI, 7), dass der unrein gewordene Nasir erst am achten Tage von neuem zu zählen beginnt, und (ebend. VI, 15) dass er für wiederholte Verunreinigungen immer nur ein Opfer zu bringen hat, sobald er sich die neue Verunreinigung zugezogen hat, bevor er sein Sündopfer für die vorangegangene dargebracht hatte, selbst wenn seit seiner Reinigung von dieser bereits mehrere Tage vergangen waren, trotzdem gebraucht er den Ausdruck der Mischna: נזיר שנטמא בטומאות הרבה, weil er bei den erneuten Verunreinigungen doch eigentlich von der vorangegangenen bereits rein geworden war und er nur deshalb noch nicht von neuem zu zählen beginnen durfte, weil er sein Opfer noch nicht dargebracht hatte (s. לחם משנה z. St.).",
+ "wer seine Frau der Untreue mit mehreren Männern verdächtigt. er hat für die Frau trotzdem nur ein Mehlopfer zu bringen (1. Numm. 5, 15). Es wird dieses daraus geschlossen, weil es (ebend. V. 29) heisst: זאת תורת הקנאות, die Singularform תורת weise darauf hin, dass auch für mehrere Verdächtigungen nur ein Opfer zu bringen ist.",
+ "der [nacheinander] von mehreren Aussatzschäden befallen worden ist. wenn er von einem neuen Aussatzschaden befallen worden ist, nachdem er von dem vorhergehenden bereits geheilt war, aber noch nicht seine Opfer dargebracht hatte. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es auch hier (Lev. 14, 2) heisst: זאת תהיה תורת המצורע (s. vorige Note).",
+ "Hat er sein Vogelpaar. Lev. 14, 4. Talmudausg.: ציפרין.",
+ "werden sie ihm nicht angerechnet. עלה hat im Hifil verbunden mit על oft die Bedeutung: jemandem etwas anrechnen. Hier steht der intrans. Kal wie häufig in der Mischna für das Passivum des Transitivs (s. Sebach. II Note 43). Nach dem Talmud meint die Mischna, es wird ihm nicht angerechnet, als wenn er bereits angefangen hätte, seine Opfer darzubringen, sondern er braucht, auch wenn er nachher von neuem aussätzig geworden ist, für beide Aussätze nur ein Opfer darzubringen, und es gilt das Vogelpaar auch insofern nicht als zu seinen Opfern gehörend, als die Bestimmung darüber, ob er die Opfer, wie sie ein Reicher oder wie sie ein Armer darzubringen hat, darbringen muss, nicht davon abhängt, ob er zur Zeit, wo er das Vogelpaar gebracht hat, reich oder arm war, sondern wie seine Vermögenslage zur Zeit der Darbringung seines Sündopfers bzw. seines Schuldopfers ist.",
+ "Bis er sein Schuldopfer gebracht hat. Nach Maim. (הלכות מחוסרי כפרח V, 8) bezieht sich diese Kontroverse auch auf das Vorhergehende; der Aussätzige braucht für mehrere Aussatzschäden nur ein Opfer darzubringen, wenn er von dem neuen Schaden befallen worden ist, bevor er sein Sündopfer bezw. sein Schuldopfer für den vorhergegangenen darzubringen begonnen hat."
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+ "die mehrere Geburten hinter sich hat. d. h. die, bevor ihre Zeit gekommen war, für die vorangegangene Geburt ihr Opfer darzubringen, nochmals geboren hat. Es ist dieses der fünfte Fall zu den vier in der vorhergehenden Mischna angeführten Fällen, die Frau braucht in einem solchem Falle auch für mehrere Geburten nur ein Opfer darzubringen. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es auch hier (Lev. 12, 7) heisst: זאת תורת היולדת (s. Note 14). Ist aber die zweite Geburt erst nach Ablauf der Tage der Reinigung von der ersten Geburt erfolgt, wo sie bereits ihr Opfer für die erste Geburt darzubringen verpflichtet war, so hat sie für die zweite Geburt ein besonderes Opfer darzubringen.",
+ "wenn sie [zum Beispiel] innerhalb der achtzig Tage. der Reinigungstage nach einer weiblichen Geburt. Nach biblischem Gesetz ist der Frau nach einer weiblichen Geburt bereits nach 14 Tagen der Umgang mit dem Manne wieder erlaubt. Nach einer männlichen Geburt muss das Opfer bereits nach Ablauf von 40 Tagen dargebracht werden, innerhalb dieser Zeit kann aber keine neue zu einem Opfer verpflichtende Geburt erfolgen, da eine vor Ablauf von 40 Tagen nach erfolgter Schwängerung erfolgte Geburt überhaupt nicht als eine Geburt gilt, die zum Opfer verpflichtet (s. I Note 71).",
+ "eine weibliche Fehlgeburt und dann wieder innerhalb der achtzig Tage. nach dieser zweiten Geburt.",
+ "oder wenn sie Mehrlinge in mehreren Fehlgeburten. z. B. Drillinge, selbst männliche, von denen das erste nach mehr als 40 Tagen nach erfolgter Schwängerung zur Welt gekommen ist, das zweite vor Ablauf von 40 Tagen nach dem ersten und das dritte vor Ablauf von 40 Tagen nach dem zweiten. Es wäre dasselbe auch, wenn das erste Kind rechtzeitig zur Welt gekommen ist, es ist nur ein unwahrscheinlicher Fall, dass dann die Geburt des zweiten und des dritten sich noch um einen so langen Zeitraum verzögert.",
+ "dann bringt sie wieder eines für die dritte und für die vierte bringt sie keines. Nach R. Jehuda gilt eine vor Ablauf der Reinigungstage von einer vorangegangenen Geburt erfolgende Geburt, die nicht zu einem besonderen Opfer verpflichtet, auch insofern nicht als besondere Geburt, als eine vor Ablauf der Reinigungstage von dieser Geburt erfolgende weitere Geburt nicht als innerhalb der Reinigungstage einer vorangegangenen Geburt erfolgte gilt, die dritte Geburt ist deshalb nicht innerhalb der Reinigungstage von einer vorangegangenen Geburt erfolgt, da die 80 Tage von der ersten Geburt bereits abgelaufen waren, für sie ist deshalb ein besonderes Opfer zu bringen, ebenso für die dritte von den Drillingen, wenn dieselbe nach mehr als 40 Tagen nach Geburt des ersten Drillings erfolgt ist.",
+ "Für einen falschen Zeugnis-Eid. שמיעת קול scl. אלה wörtlich: das Hören der Stimme d, h. der Aufforderung zu einem Eide, gleichbedeutend mit dem oben in Mischna 2 שבועת העדות genannter Vergehen, s. Lev. 5, 1.",
+ "für Übertretung eines Ausspruch-Eides. ביטוי שפתים dasselbe wie שבועת ביטוי: ein eidlicher Ausspruch, der an sich unerheblich (בטא) ist, mit dem man sich keinen Gewinn verschafft und Andere nicht schädigt, s. Lev. 5, 4.",
+ "für Verunreinigung des Heiligtums und des Heiligen. durch Betreten des Heiligtums oder Geniessen von Heiligem in unreinem Zustande, s. Lev. 6, 2 und 3.",
+ "die Wöchnerin und der Aussätzige. S. oben Note 2.",
+ "Worin unterscheiden sieb die Bestimmungen [über den Beischlaf] einer feinem Manne an getrauten. S. weiter Mischna 5.",
+ "[für jeden anderen ein weibliches Tier. denn Privatpersonen bringen als Sündopfer immer ein weibliches Tier.",
+ " Dieser Satz findet sich nur in den Talmudausg., in der Mischnaausg. fehlt er. Raschi bezieht das בנקבה und בזכר auf das darzubringende Tier, obgleich danach dieser Satz eigentlich nur dasselbe sagt wie der vorhergehende, denn als Sündopfer wird eben ein männliches und als Schuldopfer ein weibliches Tier gebracht, deshalb fehlt er wohl auch in den Mischnaausgaben. R. Gerschom in seinem Kommentar liest umgekehrt; כל העריות בזכר ושפחה בנקבה, und erklärt: bei allen anderen Beischlafverboten betrifft das Verbot ebenso den Mann wie die Frau, die in dem betreffenden verwandtschaftlichen Verhältnis zu einander stehen, bei dem der Sklavin dagegen betrifft es nur den Beischlaf einer weiblichen Sklavin mit einem freien Manne, nicht aber den eines männlichen Sklaven mit einer freien weiblichen Person",
+ "bei jedem anderen sind der Mann und die Frau einander gleichgestellt sowohl betreff der Geisselstrafe wie betreff des Opfers. wenn, wie bei vorsätzlicher Übertretung, mit der Geisselstrafe gestraft wird, erhalten beide die Geisselstrafe, wenn wie bei unvorsätzlicher Übertretung, ein Sündopfer zu bringen ist, bringen beide ein Sündopfer.",
+ "bei dem der Sklavin ist betreff der Geisselstrafe der Mann nicht der Frau gleichgestellt. nur sie erhält die Geisselstrafe, nicht der Mann, weil die Bestimmung: בקרת תהיה (Lev. 19, 20). worunter nach der Tradition die Geisselung zu verstehen ist, wie durch die weibliche Form תהיה angedeutet wird, sich nur auf sie, nicht auf den Mann bezieht.",
+ "die Frau nicht dem Manne inbetreff des Opfers. denn es heisst (Lev. 19, 21). והביא את אשמו, „er soll sein Schuldopfer bringen“, nur er bringt ein Schuldopfer, aber nicht die Sklavin.",
+ "bei jedem anderen gilt schon die geschlechtliche Berührung. d. h. die blosse Einführung der Eichel, nicht des ganzen Gliedes, ohne Samenerguss, (s. Jebam. 55 b). מערה von ערה == an etwas anhängen, anschliessen sc. die Geschlechtsteile.",
+ "dem vollendeten Beischlafe gleich. S. Jebam. 64a.",
+ "und macht man sich durch jede einzelne Beischlafsvollziehung. auch mit derselben Person, wenn er zwischen der einen und der anderen sich der Strafbarkeit seiner Handlung bewusst geworden ist.",
+ "besonders strafbar. bei der Sklavin dagegen hat er auch in diesem Falle nur ein Opfer zu bringen, s. oben Note 11. Nach Maim. (Comment.) ist unter כל ביאה וביאה zu verstehen: jede Art der Beiwohnung, gleichviel ob eine natürliche oder widernatürliche, beide sind bei anderen Beischlafverboten strafbar, weil die Pluralform משכבי אשה (Lev. 20, 18) auf beide Arten der Beiwohnung hinweist; bei der Sklavin dagegen heisst es (Lev. 19, 20): שכבת זרע, darunter ist nur eine Beiwohnung zu verstehen, durch welche die Frau geschwängert werden kann.",
+ "dagegen besteht für den der Sklavin die strengere Bestimmung. gegenüber den vorgenannten Bestimmungen, die sämtlich bei den anderen Verboten strenger sind, denn auch, dass bei den anderen Verboten nicht ein Schuldopfer, sondern ein Sündopfer zu bringen ist, kann als eine strengere Bestimmung betrachtet werden, da dem Sündopfer eine strengere Heiligkeit inne wohnt als dem Schuldopfer, s. Sebach. X, 2.",
+ "dass dabei die vorsätzliche Tat der unvorsätzlichen gleichsteht. Wenn bei ihr Vorsätzlichkeit vorgelegen hat, muss er ein Schuldopfer bringen, gleichviel, ob er die Tat vorsätzlich oder unvorsätzlich begangen hat. Hat aber bei ihr keine Vorsätzlichkeit vorgelegen., so dass sie keine Geisselstrafe erhält, braucht auch er, gleichviel, ob er die Tat vorsätzlich oder unvorsätzlich begangen hat, kein Schuldopfer zu bringen. (s. weiter Note 49). Bei den anderen Verboten steht auf die vorsätzliche Übertretung (ohne vorangegangene Verwarnung) die Ausrottungsstrafe, eigentlich eine strengere Strafe als die Verpflichtung, ein Opfer zu bringen. Trotzdem kann diese Bestimmung bei dem, der einer Sklavin beiwohnt, eine strengere genannt werden, weil die Ausrottungsstrafe durch reuige Busse aufgehoben werden kann (s. Makk. 13 b), die Verpflichtung, ein Opfer darzubringen, dagegen nicht (J. Ettlinger im ערוך לנר)."
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+ "Was für eine Sklavin ist gemeint. in der Lev. 19, 20—22 verkündeten Gesetzesvorschrift.",
+ "denn so heisst es. Lev. 19, 20. Der Inf. vor dem Verbum bedeutet immer eine Bekräftigung, hier ihre vollständige Auslösung ist noch nicht erfolgt.",
+ "und vollständig ist sie noch nicht ausgelöst. Nach der weiteren Ausführung in der Baraita (Talm. 11 a) ist zu ergänzen: ומאורסת לעבד עברי, die einem hebräischen Knecht bereits angetraut war. Einem hebräischen Knecht ist wohl die Beiwohnung einer Sklavin wie die einer freien erlaubt, eine rechtsgültige Ehe jedoch kann mit einer Sklavin nicht geschlossen werden (אין קדושין תופסין). Diese halb ausgelöste Sklavin war deshalb nur zur Hälfte einem Manne in rechtsgültiger Ehe angetraut, deshalb steht auf ihren Umgang mit einem anderen Manne nicht die Todesstrafe, deshalb: לא יומתו כי לא חפשה „sie sollen nicht getötet werden, denn sie war noch nicht ganz freigelassen“. Voraussetzung für die Bestrafung ist, dass der Knecht sie sich nicht nur angetraut, sondern ihr auch bereits beigewohnt hatte (Talm., Ausspruch des R. Jizchak)",
+ "Akiba. Talmudausg.: ר׳ יהודה.",
+ "Es ist eine Voll-Sklavin damit gemeint. Der Ausdruck ודאי wird in der Schriftauelegung öfters zur Betonung der wörtlichen Bedeutung des Textwortes, hier שפחה, gebraucht (s. Bacher, Exegetische Terminologie I, S. 48). Auch hier ist nach der Baraita zu ergänzen: ומאורסת לעבד עברי, die einem hebräischen Knecht bereits angetraut war. Nach der Ansicht des R. Ismael ist der Umgang mit einer einem hebräischen Knechte angetrauten Sklavin strafbar, trotzdem keine rechtsgültige Eheschliessung vorliegt. Auf den Ausdruck והפדה לא נפדתה ist nach ihm kein Gewicht zu legen, da die Tora sich oft, ohne eine besondere Absicht damit zu verbinden, der gebräuchlichen Ausdrucksweise bedient (דברה חורה כלשון בני אדם).",
+ "Eleasar. Mischnaausg. ר׳ אליעזר, Talmudausg.: ר׳ אלעזר בן יעקב.",
+ "es ist nur das eine übrig. Talmudausg : ושיור אין לנו Ed. Lowe: משויר אין לנו, ebenso in der Barait.",
+ "die halb Sklavin und halb frei ist. Die Erklärung der Worte des R. Eleasar ist schwierig. Der Talmud erwidert auf die Frage, dass R. Eleasar doch eigentlich nur dieselbe Ansicht wiedergebe, die R. Akiba schon ausgesprochen hat, dass R. Eleasar sich gegen den Einwand wendet, den R. Ismael gegen die von R. Akiba angeführte Begründung erhoben hat, dass aus dem Ausdruck והפרה לא נפדתה nichts zu schliessen séi, weil die Tora sich einer solchen Ausdrucksweise auch ohne besondere Absicht zu bedienen pflegt, indem auch er dieser Ansicht im Allgemeinen zustimmt, hier aber könne es doch nur die Bedeutung haben, dass die Auslösung noch nicht vollständig stattgefunden hat, denn handelte es sich um eine noch gar nicht Ausgelöste, so würde die Angabe כי לא חופשה genügt haben. Rabbenu Gerschom erklärt deshalb die Worte des R. Eleasar folgen dermassen: bei allen Beischlafverboten ist es in der Tora deutlich ausgesprochen, worauf sie sich beziehen, nirgends ist es uns überlassen (אין משויר לנו), das in der Tora nicht deutlich Ausgesprochene erst aus dem Schriftwort zu deuten, nur hier, ob es sich nämlich hier um eine Voll-Sklavin, oder um eine, die halb Sklavin und halb frei ist, handelt. Da aber, wenn es sich um eine Voll-Sklavin handeln würde, der Ausdruck כי לא חופשה genügt haben würde, so kann das והפרה לא נפדתה nicht anders ausgelegt werden, als dass die Auslösung noch nicht vollständig stattgefunden hat. Ähnlich erklären Raschi und ihm nachfolgend Bart.: כל העריות מפורשות שהן בנות חורין ושיור אין לנו וזו ודאי משונה היא חציה שפחה וחציה בת חורין bei allen Beischlafverboten ist es klar, dass es sich um freie Personen handelt, und es ist die Deutung nicht uns überlassen, hier ist es aber doch unzweifelhaft anders, (indem es nicht von vornherein klar ist, um was für eine Sklavin es sich handelt), es kann sich darum nur um eine handeln, die halb Sklavin und halb frei ist, (weil, wie aus der Ausführung im Talmud zu ergänzen ist, der Ausdruck והפרה לא נפדתה sonst ganz überflüssig stände.) Mehr dem einfachen Wortsinne entsprechend wäre vielleicht folgende Erklärung: R. Ismael meint, dass die Vorschrift von einer Vollsklavin spricht und dass also auch der Umgang mit einer einem hebräischen Knechte angetrauten Sklavin, auch wenn sie noch Vollsklavin ist, strafbar ist. Darauf erwidert R. Eleasar, dass das nicht möglich sei, da alle Beischlafverbote in der Tora deutlich ausgesprochen sind, und es keines gibt, das die Tora ausdrücklich auszusprechen unterlassen hätte (vgl. das im Talm. so häufige תנא ושייר : der Tanna hat eine Reihe von zusammengehörenden Dingen aufgezählt, die Aufzählung ist aber keine erschöpfende, sondern er hat doch noch einige davon ausgelassen). Würde, wie R. Ismael meint, auch der Umgang mit einer solchen Vollsklavin die Übertretung eines Beischlafverbotes sein, dann würde die Tora dieses Verbot ebenso wie die anderen Beischlafverbote deutlich ausgesprochen haben, bevor sie hier die Strafe, die die Übertreter trifft, verkündet. Es kann sich hier vielmehr nur um einen Fall handeln, in dem ein bereits anderswo deutlich ausgesprochenes Verbot übertreten wird, das ist der Fall bei einer zur Hälfte bereits ausgelösten Sklavin, wo an der bereits ausgelösten Hälfte das Verbot von אשת איש übertreten wird. Nach dem Talmud würde E. Eleasar dieser Beweisführung nur noch zur Widerlegung des der Ansicht des R. Ismael zu Grande liegenden Einwandes hinzugefügt haben, dass hier das והפדה לא נפדתה nur in der von R. Akiba angegebenen Bedeutung zu fassen ist, da es sonst vollständig überflüssig wäre."
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+ "wenn der eine Teil grossjährig und der andere minderjährig ist. d. h. wenn er das Alter der Strafmündigkeit noch nicht erreicht hat, wohl aber das Alter der Beischlaffähigkeit, das beim Knaben nach vollendetem neunten, beim Mädchen nach vollendetem dritten Lebensjahre beginnt.",
+ "[nur] der minderjährige straffrei. Bei dem Beischlaf mit der Sklavin dagegen ist, wenn sie minderjährig und deshalb straffrei ist, auch er, selbst wenn er grossjährig ist, straffrei. Es wird dies daraus gefolgert, weil auf den Vordersatz ואיש כי ישכב (Lev. 19,20), der von dem Manne spricht, der den Mann betreffende Nachsatz nicht sofort folgt, sondern zunächst ihre (Strafe, בקרת תהית, und dann erst: והביא את אשמו, daraus wird gefolgert, dass nur, wenn sie die Geisselstrafe erhält, er ein Schuldopfer zu bringen hat, wenn sie aber straffrei ist, auch er kein Opfer zu bringen hat. Ist dagegen sie grossjährig und er minderjährig, ist auch er nach Maim. (הלכות שגגות IX, 3) ein Opfer zu bringen verpflichtet, obgleich sonst einen Minderjährigen niemals eine Opferpflicht trifft, weil es hier nicht איש sondern ואיש heisst, womit nach dem Sifra (s. Tosaf. 11a v. דהא) auch ein Minderjähriger, der mehr als neun Jahre alt ist, mit eingeschlossen wird (לחם משנת z. St.) Nach Abraham ben David (zu Maim. z. St.), dagegen sind auch in diesem Falle beide straffrei, weil er der Ansicht ist, dass durch die erwähnte Satzstellung (Lev. 19, 20—21) nicht nur die Opfer-Verpflichtung des Mannes von der Bestrafung der Sklavin abhängig gemacht wird, sondern ebenso auch umgekehrt die Bestrafung der Sklavin von der Opferverpflichtung des Mannes, der Minderjährige aber auch hier nicht zu einem Opfer verpflichtet ist, da die im Sifra aus ואיש abgeleitete Verpflichtung nirgends im Talmud erwähnt wird.",
+ "straffrei. Bei dem Beischlaf mit der Sklavin dagegen ist, wenn sie in schlafendem Zustande war und deshalb straffrei ist, auch er, wenn er auch in wachem Zustande war, straffrei. War sie in wachem und er in schlafendem Zustande, so sind nach den obigen Ausführungen nach der Ansicht von Abraham ben David deshalb beide straffrei, nach Maim. erhält sie die Geisselstrafe, trotzdem er kein Opfer zu bringen braucht (s. מגיד משנה zu Maim. הלכות אסורי ביאה, III, 17).",
+ "trifft die Ausrottungsstrafe. Bei dem Beischlaf mit der Sklavin dagegen sind, wenn sie ohne Vorsatz gehandelt hat und er mit Vorsatz, beide straffrei, da sie straffrei ist, braucht auch er kein Opfer zu bringen, hat sie mit Vorsatz und er ohne Vorsatz gehandelt, erhält sie die Geisselstrafe und er muss ein Opfer bringen (vgl. oben Note 39)."
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+ "Wenn man zu jemand sagt. Selbst wenn das Vergehen nicht durch zwei Zeugen bezeugt wird, sondern nur durch einen oder selbst durch eine nicht zeugnisfähige Person,",
+ "Du hast Unschlitt gegessen. und der Beschuldigte nichts darauf erwidert.",
+ "muss er ein Sündopfer bringen. weil er durch sein Stillschweigen das Vergehen selbst zugegeben hat.",
+ "dass er es nicht gegessen hat. und er selbst erwidert nichts darauf.",
+ "bringt er ein Zweifel-Schuldopfer. Wenn er dagegen widerspricht oder nach Tosaf. (11 b v. עד אומר) auch nur sagt: „ich weise es nicht“, braucht er kein Opfer zu bringen. Maim. (הלכות שגגות VIII, 3) scheint der Ansicht zu sein, dass er in letzterem Falle ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat, s. dazu לחם משנה z. St. Nach Tosaf. (ebend.) bringt er auch nur in dem Falle ein Zweifel-Schuldopfer, wenn beide Zeugen gleichzeitig ausgesagt haben, hat aber erst ein Zeuge ausgesagt, dass er es gegessen hat, und er hat dazu geschwiegen, so ist er damit verpflichtet geworden, ein Sündopfer zu bringen, und kann die nachher erfolgte entgegengesetzte Aussage des zweiten Zeugen daran nichts mehr ändern. Ob auch Maim. diese Unterscheidung anerkennt, ist zweifelhaft, da er z. St. nichts von ihr erwähnt.",
+ "Ich habe es nicht gegessen. oder wenn er auch nur sagt: „ich weise es nicht“, so dass er das Vergehen nicht zugegeben hat.",
+ "Sagen zwei. Ed. Lowe fehlen die Worte von פטור bis לא אכלתי.",
+ "Meir eines. ein Sündopfer.",
+ "bringen. Nach Tosaf. (v. אלא דקא מכחיש) auch wenn er erwidert: „ich weiss es nicht“, weil diese Erwiderung gegenüber der Aussage zweier Zeugen keine Geltung hat. Ob er nach der Ansicht der Weisen, wonach auch die Aussage zweier Zeugen ihn nicht zum Opfer verpflichtet, wenn er widerspricht, in diesem Falle ein Opfer bringen muss oder nicht, ist zweifelhaft.",
+ "Wenn zwei [Zeugen] die schwerere Todesstrafe über ihn bringen können. trotz seines Widersprechens.",
+ "Ich habe es mit Vorsatz getan. da würde er doch nicht verpflichtet sein, ein Opfer zu bringen, deshalb glauben wir ihm auch trotz der zwei Zeugen, wenn er sagt, ich habe es nicht gegessen, weil er, wenn er sich durch eine Unwahrheit von dem Opfer hätte freimachen wollen, nur hätte zu sagen brauchen: ich habe es vorsätzlich gegessen; so nach Raschi. Die Talmudausg. fügen das Wort: ופטור ausdrücklich hinzu. Tosaf. erklären: da er, wenn er sagt, ich habe es vorsätzlich gegessen, kein Opfer zu bringen brauchte, so nehmen wir an, dass er mit seinem Widerspruch gegen die Aussage der Zeugen auch nur gemeint hat, dass er es nicht unvorsätzlich gegessen hat und deshalb nicht das Opfer schuldig ist, za dem die Aussage der Zeugen ihn verpflichten wollte. Das, was er hätte sagen können, dagegen würde nach der Ansicht von Tosaf. der Aussage zweier Zeugen gegenüber seiner entgegengesetzten Behauptung keine Glaubwürdigkeit verleihen. In den älteren Tosaf. (תוספות ישנים) wird eine dritte Erklärung gegeben, danach erwidern die Weisen dem R. Meir, dass dieser Fall nicht mit dem zu vergleichen sei, wenn zwei Zeugen jemand eines mit der Todesstrafe bedrohten Vergehens beschuldigen, weil da, die Aussage der Zeugen als wahr angenommen, der Beschuldigte ohne weiteres die Todesstrafe verwirkt hat, hier dagegen, auch wenn die Aussage der Zeugen wahr ist, er trotzdem vielleicht gar nicht verpflichtet ist, ein Opfer zu bringen, wenn er nämlich vorsätzlich gehandelt hat, da demnach ihr Zeugnis allein gar nicht ausreicht, ihn zu dem Opfer zu verpflichten, ist es kein vollkommenes Zeugnis und bleibt er beglaubt, wenn er das Gegenteil behauptet."
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+ "Hat jemand Unschlitt und noch ein Mal Unschlitt in einem [ununterbrochenen] Nichtwissen. d. h. ohne dass er zwischen dem Verzehren des einen und dem des anderen seines Vergehens sich bewusst geworden ist. Ist er sich aber in der Zwischenzeit des begangenen Vergehens bewusst geworden, so gilt das nochmalige unvorsätzliche Begehen desselben als ein erneutes Vergehen, für das er ein besonderes Opfer zu bringen hat.",
+ "hat er Unschlitt und Blut und Übriggelassenes und Verworfenes. Ed. Lowe add.: וטמא.",
+ "in einem Nichtwissen. selbst in einem Nichtwissen, selbstverständlich aber auch, wenn er zwischen dem einen und dem anderen sich des vorangegangenen Vergehens bewusst geworden ist",
+ "wenn man eine halbe Olivengrösse und noch eine halbe Olivengrösse von einer und derselben Art. Talmudausg. בחצי זית אחר בהעלם אחד ממין אחד.",
+ "gegessen hat. und zwar in einem Nichtwissen, in diesem Falle gilt es, als wenn man eine ganze Olivengrösse auf ein Mal gegessen hätte. Ist man sich aber nach dem Verzehren der ersten halben Olivengrösse bewusst geworden, dass man etwas Verbotenes gegessen hat, so braucht man kein Opfer zu bringen, weil in diesem Falle die beiden Handlungen als zwei getrennte Handlangen gelten, für das Verzehren von weniger als einer Olivengrösse von etwas Verbotenem man aber kein Opfer zu bringen hat."
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+ "Innerhalb welcher Zeit muss man sie beide verzehrt. Ed. Lowe: לאכלן ed. Ven. und Talmudausg.: באוכלן ed. pr. ויאכלן.",
+ "haben. die beiden halben Olivengrössen, damit ihr Verzehren soviel gilt, als wenn man eine ganze Olivengrösse auf ein Mal verzehrt hätte.",
+ "In der man ein gleiches Mass gerösteten Korns verzehrt. wörtlich: so, als wenn man sie, die beiden halben Olivengrössen Unschlitt, gegessen hätte, wie man geröstetes Korn isst, das man jedes einzelne Korn für sich zu essen pflegt, was immer eine längere Zeit in Anspruch nimmt. Talmudausg. lesen: כאילו אובל. Nach Raschis Erklärung meint R. Meir: die beiden halben Olivengrössen zählen zusammen, wenn man sie innerhalb der Zeit verzehrt hat, in welcher man ein gleiches Mass gerösteten Korns zu verzehren pflegt, gleichviel, ob man sie unmittelbar nach einander oder mit dazwischenliegender Unterbrechung gegessen hat (s. Comm. v. כאילו אוכל und v. חומרא). Maim. Comm. fasst das כאילו אכלן nicht als Angabe des Zeitmasses sondern der Art und Weise auf: sie zählen zusammen, wenn man sie in der Art wie geröstete Körner nacheinander ohne Unterbrechung gegessen hat, selbst wenn man noch so lange Zeit damit zugebracht hat; wie es ist, wenn zwischen dem Verzehren der ersten Hälfte und der anderen eine Zeit vergangen ist und wie lange Zeit dazwischen vergangen sein darf, darüber äussert sich danach R. Meir gar nicht. Bart. kombiniert die beiden Erklärungen und erklärt: hat man die beiden Hälften ohne Unterbrechung hintereinander gegessen, zählen sie zusammen, wenn man selbst den ganzen Tag damit zugebracht hat, im anderen Falle, nur wenn man sie beide innerhalb der Zeit verzehrt hat, in der man ein gleiches Mass gerösteten Korns zu verzehren pflegt.",
+ "in der man ein halbes Brot. פרס von פרס brechen, teilen == Teil, Hälfte ist Bezeichnung für die Hälfte eines Brotes, das für zwei Mahlzeiten und deshalb zum Legen eines Erub genügt, es ist das ein Brot, das aus einem Drittel Kab, nach einer anderen Ansicht aus einem Viertel Kab Mehl gebacken ist (s. Erub. VIII, 2).",
+ "verzehrt. Talmudausg. add. חייב.",
+ "Wenn jemand unreine Speisen gegessen. Wer von unreinen Speisen so viel gegessen hat, wie der vierte Teil eines solchen Brotes ausmacht, also ¹⁄₁₂ bezw. ¹⁄₁₆ Kab, der darf Opferfleisch oder Hebe nicht geniessen, ehe er ein Reinigungsbad genommen hat (s. Erub. a. a. O.).",
+ "oder unreine Getränke getrunken hat. Wer von unreinen Getränken so viel wie ein Log getrunken hat, darf ebenfalls nichts Heiliges geniessen, ehe er ein Reinigungsbad genommen hat.",
+ "oder. ein Priester.",
+ "ein Viertel-Log Wein getrunken hat und in das Heiligtum gegangen ist. und dort eine Opferhandlung verrichtet, worauf die Todesstrafe steht, s. Lev. 10,9. Nach Maim. הלכות ביאת המקדש I, 15 steht auch auf das bloße Betreten des Heiligtums die Geisselstrafe.",
+ "[gilt als Zeitmass. innerhalb dessen man die angegebenen Masse gegessen oder getrunken haben muss. Das Wort ושתה bezieht sich nicht auf das unmittelbar voranstehende נכנס למקדש, sondern auf das vorhergehende אכל ושתת: wenn man sich beim Essen bezw. Trinken der angegebenen Masse nur כדי אכילת פרס verweilt hat, das ונכנס למקדש bezieht sich nur auf das letzte: שתה רביעית יין. Nach einer anderen Erklärung (תוספות ישנים v. אכל אוכלין טמאין) gehört ונכנס למקדש auch zu dem vorangehenden אכל אוכלין טמאין ושחה משקין טמאין und sind hiermit solche unreine Speisen und Getränke gemeint, durch deren Genuss man nicht nur פסול d. i. untauglich wird, Heiliges zu geniessen, sondern auch unrein, dass man das Heiligtum nicht betreten darf (s. dazu Tif. Jisr.)",
+ "in der man ein halbes Brot verzehrt. Talmudausg. add. חייב.",
+ "Eleasar. So ed. pr. u. Lowe, manche Ausg. ר׳ אליעזר.",
+ "Wenn er. der Priester.",
+ "nur dabei abgesetzt. den Wein nicht in einem Zuge getrunken hat.",
+ "ist er straffrei. Nach R. Eleasar ist in den Ausdrücken יין ושכר (Lev. 10, 9) das Wort ושכר attributiv zu יין zu fassen: Wein, der berauscht, d. i. wenn man ihn ungemischt und in einem Zuge trinkt. Hat man jedoch mehr als ein Viertel Log getrunken, so hat man nach Maim. (הלבות ביאת המקדש, I, 1), auch wenn man ihn in längeren Pausen und gemischt getrunken hat, die Todesstrafe verwirkt, nach Abraham ben David nur die Geisselstrafe."
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+ "am Versöhnungstage geniesst. Für das Geniessen von Unschlitt hat er ein Sündopfer zu bringen. Obwohl es nun sonst als Grundsatz gilt, dass אין איסור חל על איסור d. h. ein bereits aus einem Gesetzestitel verbotener Gegenstand nicht noch von einem anderen Verbot betroffen werden kann, so dass der Übertretende für die Übertretung beider bestraft werden müsste, hat er in diesem Falle, wo er Unschlitt von einem Opfertiere gegessen hat, auch für die Veruntreuung von Heiligem ein Schuldopfer zu bringen, weil dieses Verbot ein umfassenderes (איסור כולל) ist als das Unschlittverbot, insofern es sich auf mehr Objekte erstreckt als das letztere, denn durch das Unschlittverbot war es nur verboten, das Unschlitt des Tieres zu geniessen, durch das מעילה-Verbot dagegen ist jede Nutzniessung auch von allen übrigen durch das מעילה-Verbot betroffenen Teilen des Opfertieres verboten worden; da nun diese übrigen Teile, die vorher erlaubt waren, von dem מעילה-Verbote betroffen werden, wird auch das Unschlitt, obgleich es als solches bereits vorher zum Genuss verboten war, auch durch das מעילה-Verbot mitbetroffen. (Nach Raschi v. איסור הנייח ist das מעילה-Verbot als ein איסור מוסיף (s. weiter) zu betrachten, weil es sich nicht nur auf das Essen, sondern auch auf jede andere Nutzniessung von dem Verbotenen erstreckt, siehe dagegen Tosaf. Chull. 101 a v. איסור כולל und Schebu. 24 b v. יש אוכל). Dafür, dass er als Unreiner Heiliges gegessen hat, hat er das zweite Sündopfer zu bringen, weil es auch hier wieder sich um ein umfassenderes Verbot handelt, da infolge seiner Unreinheit ihm der Genuss alles sonst erlaubten Opferfleisches verboten ist; wie dieses ihm bisher erlaubte von dem Verbot betroffen wird, wird auch das ihm bereits vorher verbotene Unschlitt davon mitbetroffen. Das dritte Sündopfer hat er dafür zu bringen, dass er über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegengebliebenes Heiliges gegessen hat, weil bei diesem Verbot der Kreis der von dem Verbot Betroffenen ein weiterer ist (איסור מוסיף), indem das Übriggebliebene nicht nur für den menschlichen Genuss verboten ist, sondern auch nicht auf den Altar gebracht werden darf; wie nun das Unschlitt, das vorher für den Altar erlaubt war, wenn es נותר wird, für den Altar verboten wird, so wird es auch für den menschlichen Genuss auch als נותר verboten, trotzdem es dafür schon vorher als חלב verboten war. Das vierte Sündopfer hat er dafür zu bringen, dass er das Verbot, am Versöhnungstage etwas zu geniessen, übertreten hat. Dieses Verbot ist wieder ein umfassenderes (איסור כולל), da am Versöhnungstage der Genuss aller Speisen verboten ist; wie die sonst erlaubten Speisen von diesem Verbote betroffen werden, wird deshalb auch das auch sonst zum Genuss verbotene Unschlitt davon mitbetroffen.",
+ "Wenn es an einem Schabbat war. Talmudausg.; אם היה שנת, ed. Ven.: אם היה בשבת, ed pr. u. Lowe: אם היתה בשבח.",
+ "und er es im Munde. Ed. pr., ed. Ven. ed. Lowe: והוציאו בשבת, in allen drei Ausgaben fehlt ebenso wie in den Talmudausg. das Wort בפיו, vgl Tosaf. v. אם היה שבת.",
+ "herausgetragen hat. während des Essens, so dass auch dieses Verbot beim Essen übertreten worden ist.",
+ "ist er [auch dafür] schuldig. Da nach der Ausführung im Talmud das Hinaustragen eine Tätigkeit ist, die auch am Versöhnungstage verboten ist, muss man erklären: ist er noch zwei Sündopfer schuldig, eines für das Hinaustragen am Schabbat und eines für das Hinaustragen am Versöhnungstage, auch hier ist der Grundsatz von אין איסור חל על איסור nicht anzuwenden, da beide Verbote das Objekt gleichzeitig mit dem des Speisengenusses am Versöhnungstage treffen (איסור בת אחת,) s. weiter.",
+ "Das gehört aber nicht zu derselben Verbotsklasse. wörtlich: nicht zu demselben Namen, der Tanna gibt an, wieviele Opfer man für die Übertretungen zu bringen haben kann, die man durch das Verzehren einer Speise begeht, dazu gehören die Opfer nicht, die man für das Hinaustragen zu bringen hat."
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+ "Es kann jemand für das Vollziehen eines Beischlafs sechs Sündopfer zu bringen haben. Talmudausg. add.: כיצד.",
+ "seiner Schwester. wenn nämlich seine Tochter zugleich seine Schwester ist, indem er sie durch Inzest mit seiner Mutter erzeugt hat. Auch hier findet der Grundsatz אין איסור חל על איסור keine Anwendung, weil mit der Geburt des Mädchens beide Verbote gleichzeitig eintreten (איסור בת אחת).",
+ "seiner Brudersfrau. wenn diese seine Tochter seinen Bruder geheiratet hat. Das Verbot der Brudersfrau ist ein איסור מוסיף, da durch die Verheiratung mit seinem Bruder sie nun auch für alle seine Brüder verboten geworden ist. Als eine durch einen Inzest Erzeugte (ממזרת) wäre sie allerdings schon vorher für alle Brüder verboten gewesen, wenn diese nicht selbst ממזרים sind, da nur ein ממזר eine ממזרת heiraten darf. Man muss deshalb annehmen, dass der Bruder, der sie geheiratet hat, auch ein ממזר war oder sie, trotzdem sie ihm verboten war, geheiratet hat, und mindestens noch ein zweiter Bruder ebenfalls ein ממזר war, für den sie daher erst durch die Verheiratung mit dem Bruder verboten geworden ist.",
+ "seiner Vaterbrudersfrau. wenn sie nach der Ehe mit dem Bruder ihres Vaters einen Vaterbruder ihres Vaters geheiratet hat. Auch damit tritt zu den bisherigen Verboten wieder ein Verbot hinzu, das im Verhältnis zu den bereits vorhandenen ein איסור מיסיף ist, nach einer Lesart im Talmud: מיגו דאיחוסף איסורא לגבי שאר אחי אביו weil sie durch diese Ehe nicht nur für ihn als Vaterbrudersfrau, sondern auch für die anderen Brüder seines Vaters, für die sie bisher erlaubt war, als Brudersfrau verboten geworden ist. Hier ist allerdings das Verbot, durch welches sie dem weiteren Personenkreise verboten wird, nicht das gleiche wie das, durch das sie durch diese Ehe ihm verboten wird, doch wird auch in einem solchen Falle das neu hinzutretende Verbot als ein איסור מוסיף betrachtet. Ebenso ist wohl auch eine zweite Lesart zu erklären, die Raschi bringt: מיגו דאיתוסף איסור לגבי אחיו indem das Suff. von אחיו auf das unmittelbar vorausgehende אביו zu beziehen ist und damit die anderen Brüder seines Vaters gemeint sind. (Die Bemerkung Raschis dazu: ולגבי אחיו משום אשת אחי תאב bedeutet: für ihn und auch für seine Brüder gilt darum der איסור als ein איסור מוסיף, indem auch für sie, für die die Frau vorher nur als Brudersfrau verboten war, sie nunmehr auch als Vaterbrudersfrau verboten ist; die Erklärung, die Straschun zu den Worten Raschis gibt, ist dagegen eine sehr unwahrscheinliche). In der dritten Lesart, die ebenfalls von Raschi gebracht wird: מיגו דאיתוסף איסורא לגבי בני אחי אביו sind, wie Straschun und J. Ettlinger übereinstimmend erklären, nicht die Söhne des Vaterbruders, der die Frau geheiratet hat, sondern die Söhne anderer Brüder des Vaters gemeint und ist demnach zu erklären: da die Frau durch die Verheiratung mit dem Vaterbruder auch für die Söhne anderer Brüder seines Vaters, für die sie bis dahin erlaubt war, als Vaterbrudersfrau verboten geworden ist, ist sie nun auch für ihn auch als Vaterbrudersfrau verboten geworden.",
+ "einer Ehefrau. Durch ihre Wiederverheiratung ist sie als Ehefrau für die Dauer ihrer Ehe auch für jeden anderen Mann verboten geworden, es tritt daher auch dieses Verbot zu den anderen hinzu, entweder als איסור בת אחת, wenn die Ehe mit dem Vaterbruder noch besteht, da durch die Verheiratung mit diesem sie für ihn gleichzeitig die Ehefrau eines Anderen und die Frau seines Vaterbruders geworden ist, oder als איסור מוסיף, wenn sie nach Auflösung der Ehe mit seinem Vaterbruder sich wieder verheiratet hat.",
+ "und einer Menstruierenden. wenn er den Beischlaf mit ihr während ihrer Menstruationszeit vollzogen hat. Das Verbot des Umgangs mit einer Menstruierenden ist wieder ein איסור מוסיף zu allen vorhergehenden, weil mit dem Eintritt der Menstruation der Umgang mit ihr auch dem eigenen Manne verboten ist.",
+ "und wenn. Dieser ganze Absatz bis ר׳ יוסי אומר fehlt in ed. pr.",
+ "einer Ehefrau und einer Menstruierenden. Angenommen ein Vater, Jakob, hat eine Tochter, Dina, die mit Laban verheiratet ist, aus dieser Ehe stammt eine Tochter, Rahel, so ist diese, Rahel, für Jakob als Tochterstochter verboten. Heiratet Rahel einen Sohn des Jakob, Ruben, so wird sie für Jakob nun auch als Schwiegertochter verboten, dieses Verbot ist ein איסור מוסיף, denn durch ihre Verheiratung mit Ruben wird sie auch für die übrigen Söhne des Jakob, für die sie bis dahin erlaubt war, als Brudersfrau verboten. Heiratet nun Jakob eine Tochter des Laban von einer anderen Frau, Lea, die also von Vatersseite eine Schwester der Rahel ist, so wird Rahel dadurch für Jakob auch als Schwester seiner Frau verboten, dieses Verbot ist ein איסור כולל, denn durch seine Verheiratung mit Lea wird für Jakob nicht nur die Rahel als Schwester seiner Frau verboten, sondern auch die übrigen Schwestern der Lea werden für ihn aus demselben Grunde verboten. Oder Jakob hat zuerst Lea, die Tochter des Laban von einer anderen Frau, geheiratet und erst später ist dem Laban aus seiner Ehe mit Dina die Tochter Rahel geboren worden, in diesem Falle ist Rahel für Jakob zu gleicher Zeit als Tochterstochter und als Schwester seiner Frau verboten worden, da beide Verbote gleichzeitig mit der Geburt der Rahel eingetreten sind (איסור בת אחת). Heiratet nun Rahel nach der Auflösung der Ehe mit Ruben einen Bruder des Jakob, Esau, so wird sie dadurch für Jakob auch als Brudersfrau verboten, dieses Verbot ist wieder ein איסור מוסיף, da durch die Verheiratung mit Esau Rahel auch für alle übrigen Brüder des Jakob als Brudersfrau verboten wird. Heiratet Rahel nach der Auflösung auch dieser Ehe einen Bruder von Jakobs Vater, Ismael, so wird sie dadurch für Jakob auch als Vaterbrudersfrau verboten, auch dieses Verbot ist wieder ein איסור מוסיף, da sie durch diese Heirat auch für alle anderen Brüder von Jakobs Vater als Brudersfrau verboten wird. Zu diesen fünf Verboten können nun noch die Verbote des Umgangs mit der Frau eines anderen und des Umgangs mit einer Menstruierenden hinzutreten (s. oben Noten 42 und 48), so dass Jakob für den einen Beischlaf mit der Rahel sieben Sündopfer zu bringen hat.",
+ "Wenn der Alte. in dem angenommenen Falle Isaak, der Vater des Jakob.",
+ "sich über das Verbot hinweggesetzt und sie geheiratet hat. Es kann damit nicht gemeint sein, dass er sich über das Verbot, seines Bruders Frau zu heiraten, hinweggesetzt hat, da Rahel ja zuletzt den Ismael geheiratet hatte, denn in diesem Falle würde seine Ehe gar keine gültige Ehe sein und deshalb Rahel durch sie auch nicht für Jakob als seines Vaters Frau verboten werden. Vielmehr ist gemeint, dass er mit Rahel, nachdem Ismael, ohne Kinder zu hinterlassen, gestorben war, die Leviratsehe eingegangen ist, trotzdem hat er sich durch das Eingehen dieser Ehe vergangen, da er damit sich über die Verbote, die Tochterstochter seines Sohnes und die Schwiegertochter seines Sohnes zu heiraten, hinweggesetzt hat, durch die Übertretung dieser nur rabbinischen Verbote wird aber die Gültigkeit der eingegangenen Ehe nicht beeinträchtigt. Es lässt sich aber nicht einwenden, dass Rahel für Isaak auch als Schwiegertochter verboten war, da sie vorher die Frau des Esau gewesen war, und demnach ihre Ehe mit Isaak doch keine Gültigkeit haben kann, da ja der Fall denkbar ist, dass Esau nicht ein Sohn des Isaak, sondern nur mütterlicherseits ein Bruder des Jakob von einem anderen Vater war.",
+ "macht er. Jakob.",
+ "sich auch [der Beiwohnung] der Frau seines Vaters schuldig. Auch dieses Verbot ist ein איסור מוסיף, nach Maim. (הלכות שגגות IV, 2) weil Rahel durch ihre Ehe mit Isaak auch für dessen Brüder, die bis dahin, nachdem Ismael, ohne Kinder zu hinterlassen, gestorben war, mit ihr die Leviratsehe hätten eingehen können, nun als Brudersfrau verboten worden ist, nach dem Talmud (s. Maim. Comm.) weil Rahel infolge ihrer Ehe mit Isaak auch für einen minderjährigen Sohn des Isaak, für den, so lange er minderjährig ist, Rahel weder als Vaterbrudersfrau noch als Vatersfrau verboten ist, mit dem Augenblicke, wo er grossjährig wird, auch als Vatersfrau zugleich mit dem Geltung erlangenden Verbote als Vaterbrudersfrau verboten wird; hatte dagegen Isaak bei seiner Verheiratung mit Rahel keinen minderjährigen Sohn, sondern nur grossjährige Söhne, so kann das Verbot als Vatersfrau nicht mit Rücksicht auf sie als איסור מוסיף gelten, da ihnen ebenso wie dem Jakob die Rahel bereits vor ihrer Verheiratung mit Isaak durch ihre Ehe mit Ismael als Vaterbrudersfrau verboten war.",
+ "Ebenso wenn jemand der Tochter seiner Frau oder der Tochterstochter seiner Frau beiwohnt. Wenn er der Tochter seiner Frau beiwohnt, kann er, wie wenn er seiner eigenen Tochter beiwohnt, sechs Sündopfer zu bringen haben, und wenn ihrer Tochterstochter, wie bei der eigenen Tochterstochter, sieben. Die Tochter seiner Frau kann zugleich seine Schwester sein, wenn nämlich sein Vater mit einem Mädchen, ohne es zu heiraten, ein Kind gezeugt und er dann dieses Mädchen, was gesetzlich erlaubt ist, geheiratet hat, so ist das Kind, wenn es ein Mädchen ist, die Tochter seiner Frau und doch zugleich, da sein Vater der Erzeuger ist, seine Schwester. Wenn diese Tochter seiner Frau einen Bruder von ihm von Mutterseite heiratet — seinen Bruder von Vaterseite darf sie nicht heiraten, da dieser zugleich ihr eigener Bruder wäre — so wird sie dadurch auch seine Brudersfrau, die weiter hinzukommenden Verbote ergeben sich dann genau so wie bei der eigenen Tochter. Die Tochterstochter seiner Frau kann zugleich die Schwester seiner Frau sein, wenn die Tochter seiner Frau das Kind aus dem Umgang mit dem Vater ihrer Mutter empfangen hat. Heiratet diese Tochterstochter seiner Frau einen Sohn von ihm von einer anderen Frau — einen Sohn von derselben Frau darf sie nicht heiraten, da diese Frau, ihre Grossmutter, zugleich ihre Schwester ist und sie einen Sohn ihrer Schwester nicht heiraten darf — so wird sie dadurch auch seine Schwiegertochter, die weiteren Verbote ergeben sich dann auch hier wieder wie bei der eigenen Tochterstochter."
+ ],
+ [
+ "einer Menstruierenden. Angenommen ein Vater, Laban, hat mit seiner Tochter Lea ein Kind, Dina, gezeugt und Jakob heiratet die Dina, so wird Lea dadurch gleichzeitig seine Schwiegermutter und die Schwester seiner Frau. Heiratet nun Ruben, der Sohn Jakobs von einer anderen Frau, die Lea, so wird diese dadurch auch die Schwiegertochter Jakobs. Heiratet nach Auflösung dieser Ehe Lea einen Bruder des Jakob, Esau, so wird sie dadurch auch seine Brudersfrau, und heiratet sie nach Auflösung dieser Ehe einen Bruder des Vaters von Jakob, Ismael, so wird sie dadurch auch seine Vatersbrudersfrau. Auch hier tritt immer das weitere Verbot zu den bereits vorhanden gewesenen hinzu, weil es, wie oben näher ausgeführt, entweder ein איסור מוסיף oder ein איסור כולל oder ein איסור בת אחת ist. Es lässt sich auch ein anderer Fall annehmen, bei dem alle diese Verbote Zusammentreffen, ohne dass die Frau des Jakob aus einem Inzest hervorgegangen ist, wenn nämlich Lea eine Schwester, Rahel, hat und Jakob zuerst Dina, die Tochter der Lea, und dann Ruben, der Sohn Jakobs von einer anderen Frau, die Lea geheiratet hat, dadurch ist Lea sowohl die Schwiegermutter wie die Schwiegertochter Jakobs geworden, heiratet Jakob nun auch die Rahel, so wird Lea dadurch auch die Schwester seiner Frau, danach würde auch die Reihenfolge mit der in der Mischna, zuerst כלתו und dann אחות אשתו, besser übereinstimmen (Tif. Jis. und Straschun).",
+ "ebenso wenn er der Mutter seiner Schwiegermutter. Angenommen ein Vater, Laban, hat mit der Tochter seiner Tochter Lea, Dina, ein Kind, Rahel, gezeugt und Jakob heiratet die Rahel, so wird Lea dadurch gleichzeitig die Mutter seiner Schwiegermutter und die Schwester seiner Frau, da Rahel und Lea beide Kinder Labans sind. Heiratet nun Ruben, ein Sohn des Jakob, die Lea, so wird diese dadurch auch die Schwiegertochter Jakobs, usw. wie Note 51.",
+ "oder der Mutter seines Schwiegervaters. Angenommen Laban, ein Sohn der Jiska, hat mit der Mutter der Jiska, Milka, eine Tochter, Rahel, gezeugt und Jakob heiratet die Rahel, so wird Jiska dadurch gleichzeitig die Mutter seines Schwiegervaters und die Schwester seiner Frau, da Rahel und Jiska beide Töchter Milkas sind. Heiratet nun Ruben, ein Sohn des Jakob, die Jiska, so wird diese dadurch auch die Schwiegertochter Jakobs, usw. wie Note 51. Auch in diesen beiden Fällen geht es ohne Annahme eines vorausgegangenen Inzestes ab, wenn man annimmt, dass nachdem Jakob die Rahel geheiratet, Ruben die Mutter der Schwiegermutter Jakobs, Lea, bezw. die Mutter seines Schwiegervaters, Jiska, geheiratet und dann Jakob eine Schwester der Lea bezw. der Jiska geheiratet hat.",
+ "der Mutter seiner Schwiegermutter und der Mutter seines Schwiegervaters. Angenommen eine Mutter, Milka, hat einen Sohn, Betuel, und zwei Töchter, Lea und Rahel. Heiratet nun Jakob die Rahel, so wird dadurch Milka seine Schwiegermutter heiratet er auch Dina, eine Tochter der Lea, so wird Milka dadurch auch die Mutter seiner Schwiegermutter, heiratet er auch noch Rebekka, die Tochter des Betuel, so wird sie dadurch auch die Mutter seines Schwiegervaters.",
+ "Bei allen drei übertritt er das gleiche Verbot. Weil sie alle drei in einem Schriftverse (Lev. 18, 17) aufgeführt werden mit dem Zusatz זמה היא „eine Unzucht ist es“ in der Einzahl, daraus wird geschlossen, dass man, wenn man durch eine Handlung gegen alle drei Verbote verstösst, doch nur e i n Sündopfer zu bringen hat."
+ ],
+ [
+ "Josua auf dem Markte. אטליס s. Bechor. V Note 3.",
+ "von Emmaus. Talmudausg.: עימאום.",
+ "Gamliel. Ed. pr. Ven. u. Lowe fehlen die Worte: של רבן גמליאל.",
+ "Wenn jemand seiner Schwester und seiner Vatersschwester und seiner Muttersschwester in einem Nichtwissen. In den Talmudausg. fehlen die Worte: בהעלם אחד (s. Straschun).",
+ "beigewohnt hat. Wie im Talmud ausgeführt wird, bann nicht gemeint sein, wenn jemand seiner Schwester, dann seiner Vatersschwester und dann seine Muttersschwester beigewohnt hat, da in diesem Falle es selbstverständlich wäre, dann er drei Sündopfer zu bringen hat, vielmehr ist gemeint, wenn jemand seiner Schwester beiwohnt, die zugleich seine Vatersschwester und seine Muttersschwester ist. Das ist in folgender Weise möglich: ein Sohn, Ruben, hat mit seiner Mutter Lea zwei Töchter gezeugt. Dina und Rahel, darauf hat Ruben mit seiner Tochter Rahel wieder einen Sohn, Simon, gezeugt, so ist Dina die Schwester Simons, da sie beide Kinder des Ruben sind, sie ist aber auch seine Vatersschwester, da sie und sein Vater Ruben beide Kinder der Lea sind.",
+ "Darauf sagten sie zu mir. Talmudausg.: אמרו לו.",
+ "und wir sehen. Talmudausg.: ורואה אני.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Leichteren auf das Schwerere. da er in diesem Falle mit allen fünf Handlungen nur ein und dasselbe Verbot übertreten hat, während er hier drei verschiedene Verbote übertreten hat.",
+ "die Folgerung zu ziehen ist. Wie im Talmud ausgeführt wird, ist aber diese Folgerung doch nicht richtig, da dort die Vergehungen an fünf verschiedenen Personen begangen worden sind, während hier alle drei an einer und derselben Person. Es ist aber trotzdem auch hier für jede der Vergehungen ein besonderes Opfer zu bringen, und zwar wird dieses aus dem Schriftverse Lev. 20, 17 gefolgert, nach R. Jizchak (s Talmud 2b) aus dem dort überflüssig stehenden ערות אחותו גלח, nach den Weisen (ebend.), weil der ganze Schriftvers überflüssig ist, da Lev. 18, 29 die Ausrottungsstrafe für alle in dem Kapitel vorher genannten Beischlafsverbote bereits ausgesprochen ist, aus dieser Wiederholung wird die Lehre gefolgert, dass in einem Falle, wie dem hier besprochenen, der verbotene Umgang mit der Schwester und der mit ihr als Vatersschwester und als Muttersschwester jeder besonders zu bestrafen ist."
+ ],
+ [
+ "das nur noch lose. מדלדל von דלדל == lockern, vgl. Bechor. III, 4.",
+ "an einem Tiere hängt. gilt es schon als losgelöst, so dass es als von einem noch lebenden Tiere losgelöstes Glied (אבר מן החי) Menschen und Geräte verunreinigt oder nicht? Vgl. Chull. IX, 7.",
+ "dass ein nur noch lose an einem Menschen hängendes Glied rein ist. S. Chull. IX, 8.",
+ "denn so. Talmudausg.: וכך.",
+ "pflegten es die an Beulenpest. שחין eine in Beulen ausartende Entzündung, bei der zuletzt die Glieder abfaulen.",
+ "der Betreffende ging am Vortage des Pessach. nach Raschi und Bart.: um nicht bei der Pessachfeier durch den hässlichen Anblick abzustossen. Straschun gibt als mutmasslichen Grund an: weil bei einem für das Verzehren des Pessachopfers etwa notwendigen Reinigungsbade das nur noch lose am Körper hängende Glied die Gültigkeit des Reinigungsbades beeinträchtigen würde (s. Maim. הלכות מקואות II, 2).",
+ "dieser schnitt es bis auf eine Haarbreite. Manche Mischnaausg.: כשעורה.",
+ "die er daran liess. da das Glied, sobald es ganz abgetrennt ist, unrein ist und durch die Berührung ihn unrein machen würde.",
+ "ab und steckte es dann auf einen Dorn. סירה wie das biblische סיר == Dorn.",
+ "dann riss sich jener davon los. mit einem schnellen Ruck, so dass mit dem Augenblick, wo das Glied sich ganz loslöste, es ihn auch nicht mehr berührte.",
+ "und wir sehen. Talmudausg.: ורואה אני.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Schwereren auf das Leichtere. da der Mensch auch schon, während er lebt, unrein werden kann, das Tier dagegen nicht."
+ ],
+ [
+ "Weiter fragte sie. Talmudausg.: שאל.",
+ "Wenn jemand fünf Opfertiere ausserhalb. des Heiligtums.",
+ "Darauf sagten sie. Talmudausg.: אמר.",
+ "Darüber haben wir nichts gehört. Obgleich sie nach der vorhergehenden Mischna doch gehört hatten, dass man für die Beiwohnung von fünf Menstruierenden fünf Sündopfer zu bringen hat, ist daraus nicht ohne weiteres auch auf diesen Fall zu schliessen, weil dort auch die fünf Frauen sich strafbar machen und zwar in jedem der fünf Falle eine andere, und vielleicht nur deshalb auch der Mann für jeden der Fälle ein besonderes Opfer zu bringen hat (s. folgende Mischna).",
+ "wenn jemand von einem Opfertiere. bevor das Blut gesprengt worden ist. Wer vorher etwas von dem Opfertier geniesst, macht sich einer Veruntreuung schuldig.",
+ "aus fünf Schüsseln. von denen jede für sich zubereitet worden ist.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Leichteren auf das Schwerere. da dort die fünf Stücke, die er gegessen hat, alle von einem Opfertiere herrühren, während er hier das Vergehen an fünf verschiedenen Tieren begangen hat.",
+ "Akibas. denn dann hätte er gegen die Folgerung des R. Josua eingewendet: bei der Veruntreuung hat er einen fünfmaligen Genuss gehabt, vielleicht ist das der Grund, weshalb er da für jeden Genuss ein besonderes Opfer zu bringen hat.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Leichteren auf das Schwerere. von dem von einem Tiere herrührenden Veruntreuten auf das von fünf Opfertieren Übriggelassene.",
+ "wenn es sich aber nur um eine Schlussfolgerung handelt. דין ist der Fachausdruck für eine auf Grund einer hermeneutischen Regel sich ergebende Folgerung, das Zeitwort דון) דין) die Bezeichnung für: eine solche Folgerung ziehen, zu ואם לדין ist das Verb, zu ergänzen, etwa: ואם באת לדין „wenn du aber kommst, d. h. dich berechtigt hältst, selbst diese Folgerung zu ziehen“.",
+ "als wenn er selbst es essen würde. der, der das Heilige dem anderen zu essen gegeben hat, hat sich einer Veruntreuung schuldig gemacht, ebenso wie wenn er es selbst gegessen hätte, nicht der andere, der es von ihm erhalten und gegessen hat (s. Mella V, 4).",
+ "als wenn er selbst es benutzen würde. da man auch durch jede Nutzniessung von dem Heiligen eine Veruntreuung begeht.",
+ "auch die in langen Zwischenräumen erfolgte Veruntreuung zusammengerechnet wird. Für eine Veruntreuung braucht man nur ein Schuldopfer zu bringen, wenn die Nutzniessung, die man daraus gezogen, wenigstens den Wert einer Peruta hatte, es ist aber gleich, ob man diese Nutzniessung im Werte einer Peruta auf ein Mal davon gehabt, oder das eine Mal eine solche von einer halben Peruta und dann in beliebig späterer Zeit wieder eine von einer halben Peruta (s. Meïla V, 5)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand mehrere Arbeiten von einer und derselben Hauptart. S. Sabb. VII, 1.",
+ "oder für jede ein besonderes. Die Frage R. Akibas war eine Doppelfrage, erstens ob man für mehrere zu derselben Hauptart gehörende Arbeiten, wenn man sie in einem Nichtwissen verrichtet hat, nur ein Sündopfer zu bringen hat, wie wenn man eine und dieselbe Arbeit mehrere Male nach einander in einem Nichtwissen verrichtet hat, oder ob man für jede Arbeit ein besonderes Opfer zu bringen hat, und zweitens ob man für eine und dieselbe Arbeit, die man an mehreren Schabbaten nach einander in einem Nichtwissen verrichtet hat, nur ein Sündopfer zu bringen hat, oder für jeden Schabbat ein besonderes. Das Nichtwissen kann sich nun wieder entweder auf den Schabbat oder auf die Arbeiten beziehen, indem man entweder nicht gewusst hat, dass es an den betreffenden Tagen Schabbat war, oder dass die betreffenden Arbeiten zu den am Schabbat verbotenen gehören. Der Talmud bringt zwei Ansichten, auf welchen von diesen beiden Fällen die Frage R. Akibas sich bezieht. Nach Rabba bezieht sie sich auf den Fall, dass man gewusst hat, dass es Schabbat ist, aber nicht, dass die betreffenden Arbeiten verboten sind, und die Frage R. Akibas war, ob man für dieselbe Arbeit, die man an mehreren aufeinanderfolgenden Schabbaten verrichtet hat, obwohl es in einem Nichtwissen geschehen ist, mehrere Sündopfer zu bringen hat, weil die Übertretungen an verschiedenen Schabbaten begangen worden sind, oder ob man für dieselbe Arbeit trotzdem nur ein Sündopfer zu bringen hat; wenn man dagegen gewusst hat, dass die Arbeiten am Schabbat verboten sind, aber nicht, dass es Schabbat ist, so würde es nach R. Akiba ausser Frage sein, dass man für dieselbe Arbeit mehrere Opfer zu bringen hat, weil in diesem Falle das Nichtwissen durch die zwischen dem einen und dem anderen Schabbat liegenden Tage unterbrochen worden ist, da es nicht wohl anzunehmen ist, dass man sich im Laufe derselben nicht bewusst geworden ist, dass es ein Schabbat war, an dem man die Arbeit verrichtet hat. Nach R. Chisda bezieht sich die Frage R. Akibas gerade auf den letzteren Fall, ob da die dazwischen liegenden Tage als eine Unterbrechung des Nichtwissens zu betrachten sind oder nicht; wenn man dagegen gewusst hat, dass es Schabbat ist, nur nicht gewusst hat, dass die betreffenden Arbeiten am Schabbat verboten sind, so wäre es nach R. Akiba ausser Frage, dass man auch für dieselbe Arbeit, die man an mehreren aufeinanderfolgenden Schabbaten in einem Nichtwissen verrichtet hat, mehrere Sündopfer bringen muss, weil die Übertretungen an verschiedenen Schabbaten begangen worden sind, ebenso wie man fünf Opfer zu bringen hat, wenn man seinen fünf Frauen während ihres Menstruierens in einem Nichtwissen beigewohnt hat (s. oben Mischna 7).",
+ "Wenn bei der Menstruierenden. Nach Rabba ist zu erklären: wenn man mehreren menstruierenden Frauen nach einander in einem Nichtwissen beigewohnt hat, d. h. ohne zu wissen, dass es verboten ist, einer Menstruierenden beizuwohnen, wie man hier die Arbeiten an mehreren Schabbaten nacheinander verrichtet hat, ohne zu wissen, dass es verbotene Arbeiten sind; nach R. Chisda: wenn man einer Frau mehrere Male während ihres Menstruierens, nachdem sie inzwischen rein geworden war und dann wieder menstruiert hatte, beigewohnt hat, wo die zwischen der einen und der anderen Menstruation liegenden Tage ähnlich wie die Tage zwischen dem einen und dem anderen Schabbat als eine Unterbrechung des Nichtwissens gelten.",
+ "wo es nicht mehrere Arten. תוצאות wörtlich: Ausläufer, Abarten, wie beim Schabbatverbot, wo es Hauptarten (אבות) und abgeleitete Arten (תולדות) von Arbeiten gibt.",
+ "[von Verboten] und nicht mehrere Weisen der Versündigung. Sündopfer für verschiedene Vergehungen, durch die man das Verbot übertreten kann.",
+ "man für jede ein besonderes schuldig ist. selbst nach der Ansicht des R. Akiba und der anderen Weisen, die nicht der Ansicht des R. Elieser sind, dass man bei allen Beischlafverboten, wenn man den Beischlaf mehrere Male hintereinander, wenn auch in einem Nichtwissen vollzogen bat, doch für jeden ein besonderes Sündopfer zu bringen hat (s. Talm. 15 a)",
+ "wo es mehrere Arten [von Verboten] und mehrere Weisen der Versündigung. Talmudausg: ומיתות הרבה.",
+ "man für jede ein besonderes schuldig ist. Aus dieser Schlussfolgerung kann allerdings nur gefolgert werden, dass man auch für dieselbe an mehreren Schabbaten verrichtete Arbeit mehrere Sündopfer zu bringen hat, nicht aber dass man auch für mehrere zu derselben Hauptart gehörenden Arbeiten mehrere Sündopfer zu bringen hat, R. Elieser ist aber der Ansicht, dass zwischen Arbeiten derselben oder verschiedener Hauptarten in dieser Hinsicht kein Unterschied zu machen ist.",
+ "Der Beischlaf mit minder jährigen. Nach R. Chisda (s. Note 92) ist zu erklären: der Beischlaf mit einer, die noch zu den Minderjährigen gehört.",
+ "[Menstruierenden] mag den Gegenbeweis liefern. dass das nicht der Grund ist, weshalb er hier mehrere Sündopfer zu bringen hat.",
+ "denn da. Ed. Yen. u. Talmudausg.: שאין בה.",
+ "handelt es sich ja nur um ein Verbot. da für Minderjährige das Verbot keine Geltung hat.",
+ "So mag der Beischlaf mit einem Vieh den Gegenbeweis liefern. wo dieser Einwand nicht zutrifft und doch für jede Beiwohnung ein besonderes Sündopfer zu bringen ist.",
+ "Beim [Beischlaf mit einem] Vieh steht es ebenso wie mit der Schabbatverletzung. indem es mir auch da fraglich ist, ob man für jede Beiwohnung ein besonderes Sündopfer zu bringen hat."
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+ "ob er Unschlitt gegessen hat oder nicht gegessen hat. Auf Grund der Ansicht von Rab, der die meisten Dezisoren folgen, erklärt R. Chija, Sohn des Rab, dass die Mischna nur von dem Falle spricht, wenn jemand von zwei vor ihm liegenden Fettstücken eines gegessen hat und dann nachträglich erfährt, dass eines von beiden Unschlitt war, und nun nicht weise, ob er das Stück Unschlitt gegessen hat oder das andere Stück. Hat jedoch nur ein Fettstück vor ihm gelegen, das er für erlaubtes Fett gehalten und deshalb gegessen hat, und er erfährt nun nachträglich, dass es zweifelhaft ist, ob es nicht vielleicht Unschlitt war, so braucht er kein Zweifel-Schuldopfer zu bringen, weil, so erklärt R. Nachman diese Ansicht von Rab, ein Zweifel Schuldopfer nur zu bringen ist, wenn etwas Verbotenes bestimmt vorgelegen hat (איקכע איסורא) und es nur zweifelhaft ist, ob man das Verbotene gegessen bezw. die verbotene Handlung damit vorgenommen hat. Hat man gewusst, dass es zweifelhaft ist, ob das Stück Fett erlaubtes Fett oder Unschlitt ist, und hat es trotzdem gegessen, ist schon aus dem Grunde kein Zweifel-Schuldopfer zu bringen, weil ein solches nur für eine unvorsätzliche Übertretung zu bringen ist, man in diesem Falle sich aber einer vorsätzlichen Übertretung schuldig gemacht hat, da man auch Fett, von dem man im Zweifel ist, ob es erlaubtes Fett ist, nicht essen darf (s. Raschi v. אבל א׳ מחן und Tosaf v. ספק אכל).",
+ "oder wenn er es selbst bestimmt gegessen hat. er hat ein Stück, das er für erlaubtes Fett gehalten hat, gegessen und erfährt nun nachträglich, dass es Unschlitt war. Nach der Erklärung von Tosaf. dagegen gehört das ואפילו אכל zu dem vorhergehenden: wenn er im Zweifel ist, ob das, was er gegessen hat, Unschlitt war, und ferner, selbst wenn es Unschlitt war, was er gegessen hat, ob es die entsprechende Grösse hatte, auch in diesem Falle eines Doppelzweifels (ספק ספיקא) muss er ein Zweifel-Schuldopfer bringen.",
+ "aber im Zweifel ist ob es die entsprechende Grösse. nur wenn man soviel wie eine Olivengrösse von dem Verbotenen gegessen hat, muss man dafür ein Opfer bringen.",
+ "wenn. Ed. pr., Ven. u. Lowe add. : ואפילו יש בו. Diese Lesart spricht für die Ansicht von R. Asi (s. Talm.), dass mit dem ersten Falle in der Mischna gemeint ist, wenn nur ein Fettstück vor ihm gelegen hat. Nach der Erklärung von R. Chija gibt dieser Satz nur die nähere Ausführung zu dem vorangehenden: Wann hat er für den Zweifel, ob er Unschlitt gegessen hat oder nicht, ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen? Wenn Unschlitt und Fett vor ihm gelegen haben, nicht aber, wenn nur ein Fettstück vor ihm gelegen hat.",
+ "er hat einer von ihnen beigewohnt. in der Meinung, dass es seine Frau ist. Der Ausdruck: שגג באחת מהן ist hier eigentlich nicht korrekt, die Mischna gebraucht ihn hier nur, weil er so in der folgenden Mischna, wo er am Platze ist, steht.",
+ "und weiss nicht. es kommen ihm hinterher Zweifel.",
+ "er hat an einem von beiden. z. B. um die Abendzeit am Freitag oder am Sonnabend.",
+ "an welchem von beiden. ob es bereits oder noch Schabbat war."
+ ],
+ [
+ "wenn man Unschlitt und noch ein Mal Unschlitt. Ed. Lowe : חלב ודם.",
+ "wenn man [im gleichen Falle] sich der Übertretungen nicht mit Bestimmtheit bewusst ist. wenn man von mehreren Stücken erlaubten und verbotenen Fetts zwei Stücke, die man für erlaubtes Fett gehalten hat, in einem Nichtwissen gegessen hat, und nun nachträglich im Zweifel ist, ob es nicht verbotene Fettstücke waren (s. Note 2).",
+ "nur ein [Zweifel-] Schuldopfer. Talmudausg.: אשם תלוי.",
+ "wenn einem in der dazwischen liegenden Zeit das Begangene. dass man Unschlitt gegessen hat.",
+ "so hat man auch [im gleichen Falle. wenn man, nachdem man das erste Stück gegessen, in Zweifel gekommen ist, ob es nicht Unschlitt war.",
+ "für jedes ein besonderes Opfer zu bringen hat. S. oben III, 2.",
+ "er hat eines von beiden gegessen. indem er geglaubt hat, dass es erlaubtes Fett sei.",
+ "er hat sich unvorsätzlich mit einer von beiden vergangen. indem er geglaubt hat, dass es seine Frau und sie nicht in menstruierendem Zustande sei.",
+ "Schabbat und Versöhnungstag. wenn Freitag oder Sonntag Versöhnungstag war (s. Menach. XI Note 67 a).",
+ "er hat in der Abend-Dämmerung. בין השמשות heisst im Rabbinischen eine Zeit zwischen dem Untergang der Sonne und dem Eintritt vollständiger Dunkelheit, von der es zweifelhaft ist, ob sie noch zu dem vorangehenden Tage gehört oder schon zu dem folgenden oder teils zu diesem und teils zu jenem. Wann dieser Zeitabschnitt beginnt und wie lange er dauert, darüber gehen die Ansichten auseinander (s. Sabb. 34b).",
+ "eine Arbeit getan. in der Annahme, dass es Wochentag sei.",
+ "ein Sündopfer bringen. da er doch in jedem Falle eine Sünde begangen hat, für die er ein Sündopfer zu bringen hat.",
+ "Josua spricht ihn davon frei. weil es (Lev. 4,23) heisst: או הודע אליו חטאתו אשר חטא ״בה״ „wenn ihm seine Sünde, durch die er sich versündigt hat, bekannt geworden ist“, das heisst nach R. Josua: nur wenn ihm speziell die Sünde, durch die er sich vergangen hat, bekannt geworden ist, nicht aber wenn er im Zweifel ist, welche Sünde er begangen hat.",
+ "Darin gehen ihre Ansichten nicht auseinander. sondern stimmt auch R. Elieser, der den Schriftvers nicht wie R. Josua deutet, der Ansicht des R. Josua zu.",
+ "da nehme ich an. da es zweifelhaft ist, ob die Zeit der Dämmerung ganz zu dem vorhergehenden oder ganz zu dem folgenden oder teils zu dem vorhergehenden und teils zu dem folgenden Tage gehört.",
+ "dass er einen Teil der Arbeit an dem einen Tage und einen Teil an dem folgenden getan hat. und deshalb für keine von beiden Übertretungen ein Sündopfer zu bringen hat, da ein solches nur für das Verrichten einer ganzen Arbeit zu bringen ist.",
+ "welche Art. Ed. Lowe fehlt: מעין. J. Ettlinger erklärt das מעין איזו מלאכת: nur wenn er nicht weiss, welche Arbeit er getan, und auch nicht, zu welcher von den 39 Hauptarbeiten dieselbe gehört hat, weiss er aber, zu welcher Hauptarbeit sie gehört hat, nur nicht, welche von den abgeleiteten Arbeiten es war, muss er auch nach Ansicht des R. Josua ein Sündopfer bringen.",
+ "Arbeit er getan hat. d. h. nicht mehr weiss, welche von den an dem Tage verbotenen Arbeiten er getan hat.",
+ "Elieser. Talmudausg.: שר׳ אליעזר.",
+ "Josua spricht ihn auch von einem Zweifel-Schuldopfer. weil es beim Zweifel-Schuldopfer (Lev. 5,17) heisst: ולא ידע „wenn er nicht weiss“, ob er sich versündigt hat, nur in diesem Falle muss er ein Zweifel-Schuldopfer bringen, nicht aber, wenn er, wie in diesen Fällen, bestimmt weiss, dass er eine Sünde begangen hat, für die er ein Sündopfer zu bringen hat, und nur im Zweifel ist, welche Sünde."
+ ],
+ [
+ "Simon. Ed. Löwe: ר׳ ישמעאל (vgl. Sifra zu Lev. 4, 23).",
+ "das den gleichen Namen hat. wenn jemand z. B. im Zweifel ist, ob er Früchte von diesem Feigenbäume abgepflückt hat oder von einem anderen, in diesem Falle muss er auch nach R. Josua ein Sündopfer bringen (s. Note 21).",
+ "das zwei verschiedene Namen hat. wenn er z. B. im Zweifel ist, ob er gesät oder geerntet hat, oder auch nur, ob er Feigen abgepflückt oder Trauben abgelesen hat.",
+ "dass er ein Sündopfer zu bringen bat. weil er in jedem Falle etwas Sündhaftes begangen hat.",
+ "Josua spricht ihn davon frei. obgleich er in jedem Falle eine Sünde begangen hat, weil er nicht weiss, durch welche Handlung er die Sünde begangen hat, ob durch Säen oder Ernten bzw. durch das Abpflücken von Feigen oder Ablesen von Trauben. Nach den Ausführungen im Tamud bezieht sich indes dieser Ausspruch des R. Simon aus Schesur und des R· Simon gar nicht auf den in der vorhergehenden Mischna besprochenen Fall, dass jemand im Zweifel ist über die Handlung, durch welche er sich versündigt hat (s. Tosaf. 20 a v. היינו ר׳ שמעון), sondern, wie aus der nachfolgenden Äusserung des R. Jehuda hervorgeht, auf den Fall, dass jemand anstatt der eigentlich von ihm beabsichtigten Arbeit eine andere getan hat, die er allerdings, so nimmt Raba an, auch tun wollte, aber erst nachdem er die erstere getan; denn wenn er überhaupt nicht die Absicht hatte, die von ihm getane Arbeit zu tun, brauchte er nach aller Ansicht kein Sündopfer zu bringen, da für das Schabbatverbot der Grundsatz gilt, dass man nur dann ein Sündopfer zu bringen hat, wenn man die Absicht hatte, die getane Arbeit zu tun. R. Simon aus Schesur und R. Simon wollen demnach sagen: wenn man die Absicht hatte, z. B. zuerst von diesem Feigenbäume Früchte abzupflücken und dann von einem anderen Feigenbäume, und man in Gedanken nun anstatt von dem Baume, von dem man zuerst pflücken wollte, zuerst Früchte von dem anderen abgepflückt hat, in diesem Falle stimmt auch R. Josua zu, dass man ein Sündopfer zu bringen hat; nur in dem Falle ist R. Josua der Ansicht, dass man kein Sündopfer zu bringen hat, wenn man die Absicht hatte, z. B. zuerst Feigen zu pflücken und dann Trauben, und man in Gedanken anstatt der Feigen zuerst die Trauben gepflückt hat, weil man da in dem Moment, wo man die Arbeit getan hat, doch nicht die Absicht hatte, diese Arbeit auszuführen.",
+ "und er hat Feigen gepflückt. wo er also eine andere Fruchtart gepflückt hat, als er in dem Augenblick die Absicht hatte, auch da muss er nach Ansicht des R. Elieser ein Sündopfer bringen, weil er doch jedenfalls die Absicht hatte, auch die andere Fruchtart zu pflücken, während er nach Ansicht des R. Josua kein Sündopfer zu bringen hat (s. vor. Note), hierin stimmt also R. Jehuda mit der Ansicht des R. Simon aus Schesur und des R. Simon überein.",
+ "oder weisse zu pflücken und er hat schwarze gepflückt. schwarze und weisse Früchte der gleichen Art gelten nach R. Jehuda als eine Art, also auch in diesem Falle, wo er die gleiche Fruchtart gepflückt hat, die er in dem Augenblick zu pflücken die Absicht hatte, braucht er nach Ansicht des R. Josua kein Sündopfer zu bringen, hierin weicht also die Ansicht des R. Jehuda von der der beiden ersten Tannaim ab.",
+ "Jehuda. Ed. Löwe fehlt: אמר ר יהודח, ebenso Sifra zu Lev. 4, 23. Auch Raschi hat diese Worte nicht, s. zu Talm. 19 a v. ותמיח אני und 20 a v. ליקדם, Talmudausg. (s. Maim. Comm): אמר ר׳ שמעין.",
+ "wenn. d. h. warum. Raschi liesst: ותמיח אני, R. Jehuda berichtet, wie ihm die Ansicht des R. Josua überliefert worden ist, spricht aber selbst über diese Ansicht seine Verwunderung aus.",
+ "Josua ihn in diesem Falle freispricht. Talmudausg.: פטר.",
+ "Ist es so. Die Mischna selbst macht den Einwand; wenn es so wäre, wie du meinst, dass man in solchen Fällen auch nach R. Josua ein Sündopfer zu bringen hat.",
+ "was bedeutet denn das. Lev. 4, 23.",
+ "wodurch. aus dem hinzugefügten ״בה״ wird nicht nur geschlossen, dass man wissen muss, durch welche Handlung man sich versündigt hat (s. oben Note 21), sondern auch, dass man diejenige Handlung begangen haben muss, die man zu begehen die Absicht hatte",
+ "Das schliesst etwas gedankenlos Getanes aus. wenn man überhaupt nicht die Absicht hatte, die Handlung an dem Objekte vorzunehmen, sondern etwas anderes in Gedanken hatte, z. B. die Absicht hatte, eine vom Boden abgeschnittene Frucht zu zerschneiden, und dabei eine noch im Boden wurzelnde Frucht abgeschnitten hat. מתעסק == sich mit etwas beschäftigen, befassen, zu ergänzen: mit etwas anderem."
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+ "Durch [den Genuss. Talmudausg.: אכל דם.",
+ "das beim Abstechen. נחר arab. نَحَر == jugulavit, nach Raschi von נהירים == von den Nasenlöchern bis zum Herzen aufreissen.",
+ "das beim Losreissen. עקר == entwurzeln, losreissen, den Schlund und die Luftröhre von ihrer Wurzel losreissen.",
+ "das beim Aderlass. des Tieres.",
+ "durch das ein Verbluten eintritt. dasjenige Blut, durch das, wenn es vollständig herausfliesst, der Tod des Tieres eintreten muss. Im Talmud finden sich die näheren Angaben darüber, welches Blut hiermit gemeint ist. Nach Tosaf. bezieht sich diese Bestimmung auch auf das Blut, das beim Schlachten, Abstechen oder Losreissen herausfliesst, auch dabei steht die Ausrottungsstrafe nur auf solches Blut, durch das ein Verbluten eintritt. Nach Maim. (הלכות מאכלות אסורות VI, 3) steht auf alles Blut, das beim Schlachten, Abstechen oder Losreissen herausfliesst, die Ausrottungsstrafe, wenn es die rote Blutfärbe hat.",
+ "macht man sich schuldig. der Ausrottungsstrafe bzw. eines Sündopfers, wenn man soviel, wie die Grösse einer Olive ausmacht, davon genossen hat. Auf den Genuss von anderem Blut dagegen, steht nur die Geisselstrafe.",
+ "Durch Blut aus der Milz. Obgleich die Milz durch und durch bluthaltig ist, steht auf den Genuss dieses Blutes doch nicht die Ausrottungsstrafe, sondern wie auf den Genuss von Blut aus jedem anderen Körperteile nur die Geisselstrafe, wenn man es, nachdem es herausgetreten war, genossen hat; war es noch nicht herausgetreten, so ist es überhaupt nicht für den Genuss verboten.",
+ "Blut aus dem Herzen. obgleich auch das Herz besonders reich an Blut ist. Nach Raschi und Bart. gilt dies jedoch nur für das in dem Herzfleisch sich befindende Blut, auf das in den Herzkammern angesammelte Blut dagegen steht die Ausrottungsstrafe, weil während des Schlachtens das Lebensblut dorthin gedrängt wird und sich dort ansammelt. Nach Alfasi, Ascheri und Maim. steht auf das Blut, das sich beim Schlachten des Tieres in den Herzkammern ansammelt, nur die Geisselstrafe, weil es nicht das eigentliche Herzblut ist dagegen auf das Blut, das sich beim Leben des Tieres in den Herzkammern befindet, die Ausrottungsstrafe, weil dies das eigentliche Lebensblut ist (s. Maim. הלכות מאכלות אסורות VI, 4 und R Nissim zum Alfasi).",
+ "Blut aus den Eiern. den Hoden männlicher Tiere, nach einer anderen Erklärung: Blut, das sich in Eiern gebildet hat, die längere Zeit bebrütet worden sind. Ed. Lowe fehlt: דם ביצים.",
+ "Blut von Fischen. Von zum Genuss erlaubten Fischen ist auch das Blut zum Genuss erlaubt. Talmudausg. und ed. Ven. fehlt: דם דגים.",
+ "Blut von Heuschrecken. Von erlaubten Heuschrecken ist ebenfalls auch das Blut erlaubt.",
+ "und herausgepresstes. תמצית von מצח Piel == auspressen, Blut, das nicht herausspritzt, sondern langsam, als wenn es herausgepresst würde, abfliesst.",
+ "Blut macht man sich nicht schuldig. der Ausrottungsstrafe, weil es (Lev. 17, 14) heisst: כי נפש כל בשר דמו היא כל אכליו יכרת „denn das Leben alles Fleisches ist sein Blut, jeder, der es isst, soll ausgerottet werden“, nur auf das Blut, von dem das Leben abhängt, steht die Ausrottungsstrafe.",
+ "Durch herausgepresstes Blut macht man sich schuldig. weil es (Lev. 7, 27) heisst: כל נפש אשר תאכל כל דם ונכרתה, aus dem Ausdruck כל דם aber zu entnehmen ist, dass damit auch solches Blut mit eingeschlossen werden soll, von dem man eigentlich annehmen müsste, dass darauf nicht die Ausrottungsstrafe steht, damit ist nach R. Jehuda das דם התמצית gemeint, weil als Grund für das Blutverbot angegeben wird (Lev. 17, 11): כי הדם הוא בנפש יכפר, dass das Blut bei den Opfern als Sühne gilt, hierzu aber nur דם שהנפש יוצאה בו verwendet werden darf."
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+ "dass man für eine zweifelhafte Veruntreuung. Nutzniessung von heiligem Blut.",
+ "dass man dafür keines zu bringen hat. sie sind der Ansicht, dass man ein Zweifel-Schuldopfer nur für eine Übertretung zu bringen hat, für die man, wenn man sie bestimmt begangen hat, ein Sündopfer bringen muss, nicht aber für eine Übertretung, für die man, wie es bei der Veruntreuung der Fall ist, wenn man sie bestimmt begangen hat, ein Schuldopfer zu bringen hat.",
+ "bis ihm [seine Schuld] zur Gewissheit geworden ist. Obgleich bei einer bestimmt begangenen Veruntreuung das Schuldopfer nicht sühnt, wenn nicht das Veruntreute vorher zurückerstattet worden ist, ist diese Zurückerstattung nach R Akiba bei einem Zweifel-Schuldopfer nicht Vorbedingung der Sühne.",
+ "Er bat vielmehr das Veruntreute mit dem Fünftel dazu. S. Lev. 5, 16.",
+ "zu erstatten. weil ohne diese Rückerstattung das dargebrachte Opfer nicht als Gewissheits-Schuldopfer gelten kann, s. Note 17.",
+ "und ein Schuldopfer für zwei Selaim. S. Lev. 5, 16.",
+ "so ist hier das von mir Veruntreute und hier mein Schuldopfer. R. Tarfon ist der Ansicht, dass nur bei einem Sündopfer es notwendig ist, dass man vor der Darbringung die Gewissheit erlangt haben muss, dass man die Übertretung begangen hat, ein Schuldopfer dagegen darbringen kann, auch bevor man die Gewissheit hat, dass man die Übertretung, für die man das Opfer zu bringen hat, wirklich begangen hat.",
+ "bleibt es aber im Zweifel. Talmudausg.: ספק מעלתי.",
+ "da er ja die gleiche Opferart im Falle der Gewissheit wie der Ungewissheit zu bringen hat. nämlich in beiden Fällen einen Widder im Werte von zwei Selaim, als Sündopfer dagegen kann nur ein weibliches Tier dargebracht werden und es kann erst nach erlangter Gewissheit dargebracht werden."
+ ],
+ [
+ "was du sagst. Talmudausg.: אמר ר״ע נראין דבריו.",
+ "als dass er die zweifelhafte Veruntreuung mit hundert Minen erstattet. R. Tarfon ist dagegen der Ansicht, dass auch ein Zweifel-Schuldopfer ebenso wie ein Gewissheits-Schuldopfer nur sühnt, wenn das Veruntreute vorher zurückerstattet worden ist (s. Tosaf. Sabb. 71 b v. מאן ואמר). Sein Einwand gegen R. Akiba: מה לזה מביא שתי אשמות ist demnach dahin zu erklären: warum soll er zwei Schuldopfer bringen, da er doch schon bei der Darbringung des Zweifel-Schuldopfers das Veruntreute zurückerstatten muss und er dieses deshalb gleich als eventuelles Gewissheits-Schuldopfer darbringen kann.",
+ "Tarfon. Auch R. Akiba stimmt demnach der Ansicht des R. Tarfon zu, dass man ein Schuldopfer darbringen kann, auch bevor man die Gewissheit hat, dass man die Übertretung, für die man es darzubringen hat, begangen hat (s. Note 21).",
+ "Wenn eine Frau ihr Vogel-Sündopfer in einem zweifelhaften Falle. Talmudausg. fehlt: ספק.",
+ "dargebracht hat. S. oben 1 Note 60.",
+ "so bringt sie es wie ein für eine unzweifelhafte [Geburt] gebrachtes dar. d. h. es wird nicht verbrannt, sondern von den Priestern verzehrt.",
+ "da sie die gleiche Opferart im Falle der Ungewissheit wie der Gewissheit zu bringen hat. Als eventuelles Gewissheits-Opfer kann sie es aber, bevor sie die Gewissheit erlangt hat, nicht darbringen, da es als Zweifel-Opfer verbrannt wird, als Gewissheits-Opfer dagegen verzehrt werden müsste und nicht verbrannt werden dürfte."
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+ "so ist er frei. S. Note 16.",
+ "er muss ein Zweifel - Schuldopfer bringen. Da R. Akiba auch hier, wo es sich nur um eine geringwertige Veruntreuung handelt, entscheidet, dass man ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat und nicht, wie R. Tarfon sagt, ein Schuldopfer, das eventuell auch als Gewissheits-Schuldopfer gelten soll, muss man wohl annehmen, dass R. Akiba auch bei einer geringwertigen Veruntreuung der Ansicht des R. Tarfon nicht wirklich zugestimmt hat, sondern ihm nur zugegeben hat, dass in diesem Falle nach seiner, R. Tarfons, Ansicht, wonach man ein Gewissheits-Schuldopfer, auch bevor man die Gewissheit hat, dass man gesündigt hat, bringen darf, man sich seiner Verpflichtung in dieser Weise entledigen kann, indem man ein Schuldopfer mit der Eventual-Bestimmung bringt (Tif. Jisr., vgl. Raschi Sabb. 71 b v. למ״ד אשם ודאי).",
+ "bringt dieser ein Zweifel-Schuldopfer und jener. Auch der Zweite muss ein Zweifel-Schuldopfer bringen, obgleich zu der Zeit, wo er das Stück gegessen hat, nur ein Stück vorgelegen hat, von dem es zweifelhaft ist, ob es ein ihm verbotenes Stück war, weil immerhin vorher bestimmt ein Stück vorgelegen hat, das ihm verboten war (vgl. IV Note 1).",
+ "Beide bringen ein Schuldopfer. auf gemeinsame Kosten, und jeder erklärt, dass für den Fall, dass der andere derjenige ist, der das Schuldopfer zu bringen hat, er auf seinen Anteil an dem Opfertiere zu Gunsten des anderen verzichtet. In ed. pr. fehlt hier der Ausspruch des R. Simon.",
+ "Zwei können nicht ein Schuldopfer bringen. wie überhaupt kein Opfer, das als Sühne für eine begangene Übertretung dargebracht wird, s. weiter Mischna 8. Dagegen ist aus den Worten R. Joses nicht zu ersehen, ob er der Ansicht des R. Akiba ist, dass jeder ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat, oder der Ansicht der Weisen in Mischna 2, dass für eine zweifelhafte Veruntreuung überhaupt kein Schuldopfer zu bringen ist."
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+ [
+ "Ein Stück. erlaubtes Fett.",
+ "Akiba. Ed. Lowe u. Talmudausg. fehlt: דברי ר׳ עקיבא. In diesem Falle muss auch nach Ansicht der Weisen jeder ein Zweifel-Schuldopfer bringen.",
+ "Beide bringen ein Sündopfer. auf gemeinsame Kosten, wie oben Note 34 das gemeinsame Schuldopfer.",
+ "Zwei können nicht ein Sündopfer bringen. sondern jeder bringt, wie R. Akiba sagt, ein Zweifel-Schuldopfer."
+ ],
+ [
+ "Ein Stück Unschlitt und ein Stück. erlaubtes Fett.",
+ "so bringt er ein Zweifel - Schuldopfer. auch nach Ansicht der Weisen, weil er vielleicht unerlaubtes Fett gegessen hat, und selbst nach Ansicht des R. Josua (s. oben IV Note 28), weil er hier im Zweifel ist, ob er eine Sünde begangen hat, für die er ein Sündopfer, oder eine, für die er ein Schuldopfer zu bringen hat (Tif. Jis.).",
+ "bringt er ein Sündopfer. für den Genuss des Unschlitts.",
+ "und ein Gewissheits-Schuldopfer. für den Genuss von Heiligem.",
+ "Beide bringen ein Sündopfer und ein Schuldopfer. gemeinschaftlich auf gemeinsame Kosten, indem jeder seinen Anteil an dem Opfer, das er nicht zu bringen hat, dem anderen cediert.",
+ "Zwei können nicht ein Sündopfer und ein Schuldopfer bringen. sondern jeder bringt ein Zweifel-Schuldopfer."
+ ],
+ [
+ "so bringt er ein Sündopfer. da er in jedem Falle Unschlitt gegessen hat.",
+ "Er bringt [dazu auch. Talmudausg.: אף אשם תלוי.",
+ "] ein Zweifel-Schuldopfer. für die zweifelhafte Veruntreuung.",
+ "bringt er zwei Sündopfer. wenn er das zweite erst gegessen hat, nachdem er sich bewusst geworden, dass er mit dem Essen des ersten eine Sünde begangen hat; hat er dagegen beide in einem Nichtwissen gegessen, bringt er nur ein Sündopfer.",
+ "Dieser bringt ein Zweifel-Schuldopfer und jener ein Zweifel-Schuldopfer. für die zweifelhafte Veruntreuung, ausser dem Sündopfer, das jeder für das Essen von Unschlitt zu bringen hat.",
+ "Dieser ein Sündopfer und jener ein Sündopfer und beide zusammen bringen ein Schuldopfer. S. Note 34.",
+ "Zwei. Ed. Lowe u. Talmudausg.: שניהם."
+ ],
+ [
+ "so bringt er ein Sündopfer. weil er in jedem Falle Unschlitt gegessen hat.",
+ "und ein Zweifel-Schuldopfer. weil er vielleicht auch Übriggelassenes gegessen hat. Das Verbot von נותר tritt bei demselben Stück zu dem Verbot von חלב hinzu, weil es ein איסור מוסיף ist (s. oben III Note 32), da vorher das חלב wenigstens für den Altar erlaubt war, nachdem es נותר geworden ist, aber auch nicht auf den Altar gebracht werden darf.",
+ "bringt er drei Sundopter. wenn er die beiden Stücke nicht in einem Nichtwissen gegessen hat, zwei für das zweimalige Essen von Unschlitt und eines für das Essen von Übriggelassenem, im anderen Falle hat er nur zwei Sündopfer zu bringen, eines für das Unschlitt und eines für das Übriggelassene. Ein Schuldopfer für die Veruntreuung von Heiligem hat er dagegen nicht zu bringen, weil man ein solches nur zu bringen hat, wenn die Veruntreuung mindestens den Wert einer Peruta hat, ein olivengrosses Stück Unschlitt, das schon längere Zeit gelegen hat, aber nicht mehr den Wert einer Peruta zu haben pflegt.",
+ "Dieser ein Sündopfer und jener ein Sündopfer und beide zusammen bringen ein Sündopfer. S. Note 34.",
+ "das für eine Sünde dargebracht wird. im Gegensatz zu solchen Sündopfern, die nur dargebracht werden, damit die von ihrer Unreinheit wieder rein gewordene Person auch wieder Heiliges essen darf, s. oben I Note 66."
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+ "dass er nicht gesündigt hat. so dass er gar kein Opfer zu bringen braucht, ebenso auch, wenn es ihm nachträglich zur Gewissheit wird, dass er gesündigt hat und demnach nicht ein Zweifel-Schuldopfer, das ist ein männliches Tier, sondern ein Sündopfer, das ist ein weibliches, zu bringen hat (Talm.).",
+ "lässt man es wieder heraus und unter der Herde weiden. es gilt nicht als heilig und er kann es zu jedem Gebrauche verwenden, da er es für diesen Fall, dass er vor der Darbringung Gewissheit über seine Schuld oder Unschuld erlangen wird, gar nicht geheiligt hat.",
+ "dann wird es verkauft und das Geld fällt in die Spendenkasse. weil er aus Besorgnis, doch vielleicht gesündigt zu haben, es für alle Fälle dem Heiligtum geweiht hat.",
+ "wird es für irgend eine andere Sünde. die er begangen haben kann. Vgl. weiter Mischna 3.",
+ "wird das Blut fortgegossen. in den durch die Opferhalle fliessenden Wassergraben.",
+ "und das Fleisch wird nach dem Verbrennungsraum geschafft. Nichtheiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, muss nach Temura VII, 4 gegen die Ansicht des R. Simon vergraben werden. Hier aber muss das Fleisch wie das von untauglich gewordenen Opfertieren verbrannt werden, nach den Weisen, weil es ja Fleisch von einem heiligen Tiere ist, und auch nach R. Meir, weil auch dieser der Ansicht ist, dass der Eigentümer das Tier, nachdem es geschlachtet worden ist, bevor ihm die Gewissheit seiner Sünde klar geworden ist, bedingungslos zum Opfertier bestimmt hat.",
+ "wird das Fleisch gegessen. Aus den Worten (Lev. 5, 18): והוא לא ידע ונסלח לו „er hatte nicht die Gewissheit, so soll ihm verziehen werden“ wird geschlossen, dass es das Kennzeichen des Zweifelschuldopfers ist, dass man bei der Sprengung des Blutes, durch das die Sühne vollzogen wird, noch im Zweifel ist, ob man die Sünde begangen hat, das Opfer ist demnach vorschriftsmässig als Zweifelschuldopfer dargebracht und das Fleisch wird deshalb nicht verbrannt, sondern verzehrt. Talmudausg.: והנשר קיים יאכל.",
+ "wird es gesprengt und das Fleisch wird gegessen. R. Jose ist der Ansicht, dass auch zur Darbringung nicht Geeignetes durch das Hineintun in das Opfergefäss geheiligt wird und dass, wenn das Blut zum Sprengen geeignet ist und bereit steht, es ebenso ist, als wenn es bereits gesprengt wäre, deshalb gilt auch hier die Sühne als bereits vollzogen, wenn sich das Blut auch noch im Becher befindet."
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+ "Wenn. es ihm zur Kenntnis gekommen ist, dass er die Sünde nicht begangen hat.",
+ "lässt man es wieder heraus und unter der Herde weiden. S. Note 2. Hier stimmen auch die Weisen der Ansicht des R. Meïr zu, weil er der bestimmten Meinung gewesen ist, gesündigt zu haben, und deshalb das Tier sicher auch nur für diesen Fall zum Opfer bestimmt hat.",
+ "wird es vergraben. wie jedes nichtheilige Tier, das im Heiligtum geschlachtet worden ist.",
+ "schafft man das Fleisch nach dem Verbrennungsraum. Eigentlich müsste auch in diesem Falle das Fleisch vergraben werden, nach der Erklärung von Rabba im Talmud lässt sich deshalb dieser Ausspruch mit dem Grundsatz, dass Nichtheiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, vergraben werden muss, gar nicht vereinigen. Rab Aschi dagegen erklärt, dass trotz dieses Grundsatzes das Fleisch aus dem Grunde hier verbrannt wird, weil dieser Fall doch äusserlich dem Falle ähnlich ist, dass ein Opfer nach dem Sprengen des Blutes untauglich geworden ist, und man, wenn das Fleisch vergraben wird, zu der irrigen Meinung Anlass geben würde, dass auch Fleisch von Opfertieren, das erst nach der Sprengung des Blutes untauglich geworden ist, vergraben werden muss.",
+ "Beim zur Steinigung verurteilten Ochsen ist es nicht so. wie beim Zweifelschuldopfer, sondern hier stimmen auch die Weisen zu, dass das Tier wieder freigegeben wird, wenn vor seiner Tötung sich herausstellt, dass es irrtümlich verurteilt worden ist (Raschi und Bart.). Maim. erklärt: nicht so wie beim Gewissheits-Schuldopfer, dass das Tier, wenn es bereits getötet war, vergraben werden muss.",
+ "Wenn. seine Unschuld sich herausstellt.",
+ "Bei der durch den Genickschlag zu tötenden Färse ist es nicht. wie beim Zweifel-Schuldopfer (Raschi und Bart.), nach Maim.: wie bei dem zur Steinigung verurteilten Ochsen, dass das Tier, wenn es bereits getötet war, zur Nutzniessung erlaubt ist.",
+ "Wenn. bekannt wird, wer den Erschlagenen getötet hat.",
+ "wird sie an der Stelle vergraben. wie ein zu Recht durch den Genickschlag getötetes Kalb, s. Temur. VII, 4.",
+ "da sie vom Anfang an für eine unbekannt von wem begangene Tat. על ספק d. h. für eine Tat, über die man im Zweifel ist, wer sie begangen hat.",
+ "nachdem sie diese gesühnt. als Sühne für die, unbestimmt von wem, begangene Tat gelötet worden ist.",
+ "ihre Bestimmung erfüllt. wörtlich: es ist als Sühne für den Zweifel dahingegangen. Mit der Tötung des Tieres ist die Sühne vorschriftsmässig vollzogen worden, da in dem Augenblicke der Täter ja noch unbekannt war, und ist deshalb auch der Leichnam wie der jedes anderen zu Recht durch den Genickschlag getöteten Kalbes zu behandeln."
+ ],
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+ "Man kann ein Zweifels-Schuldopfer jeden Tag. an dem man überhaupt ein Privatopfer darbringen darf, demnach mit Ausnahme der Schabbate und Feiertage.",
+ "und zu jederzeit. selbst an dem Tage, an dem man bereits ein solches dargebracht hat, s. weiter Note 26. J. Ettlinger im ערוך לנר.)",
+ "freiwillig geloben. als freiwillige Gabe (נדבה), auch wenn man gar nicht im Zweifel ist, ob man nicht vielleicht eine Sünde begangen hat.",
+ "ein solches Opfer neontinan. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg.: הוא היה נקרא.",
+ "Gewissenhaftigkeits-Schuldopfer. wörtlich: Schuldopfer der Frommen, das nur aus frommer Hingebung dargebracht wurde.",
+ "würde ich auch da eines bringen. weil er gleichfalls der Ansicht war, dass man ein solches freiwillig bringen darf, selbst wenn es wie am Tage nach dem Versöhnungstage ausgeschlossen ist, dass man verpflichtet sein könnte, ein Sündopfer zu bringen.",
+ "bis du wieder in einen Zweifel hast kommen können. Talmudausg.: עד שתכנס לבית הספק: bis du wieder in einen [Zeit] - Raum eingetreten bist, wo ein Zweifel, ob du vielleicht ein Opfer zu bringen verpflichtet bist, überhaupt berechtigt ist. Nach der Ansieht derer, die dieses einwendeten, darf man ein Zweifel-Schuldopfer wohl bringen, auch wenn kein bestimmter Anlass zu dem Zweifel vorliegt, dass man vielleicht eine Sünde begangen hat, für die man ein Sündopfer zu bringen hat, aus der bloßen Befürchtung, dass man vielleicht eine solche Sünde begangen haben könnte, nach dem Talmud selbst für die bloße Befürchtung, vielleicht eine Sünde begangen zu haben, für deren Übertretung man kein Sündopfer zu bringen hat, nicht aber als rein freiwillige Gabe wie nach Ansicht des R. Elieser. Eine solche Befürchtung ist aber eine zu weit gehende, wenn noch nicht ein voller Tag vergangen ist, seitdem man ein solches Opfer dargebracht hat. Deshalb darf man am Tage nach dem Versöhnungstag kein Zweifel-Schuldopfer darbringen, weil der Versöhnungstag auch die Sünden sühnt, die an ihm selbst begangen worden sind."
+ ],
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+ "sind nicht dazu verpflichtet. weil es von der Söhne des Versöhnungstages heisst (Lev. 16, 30) מכל חטאתיכם לפני הי תטהרו „von allen euren Sünden vor dem Ewigen sollt ihr rein werden“, das heisst: solche Sünden, von denen, wie es beim Zweifel-Schuldopfer der Fall ist, nur Gott weiss, dass man sie begangen hat, sühnt der Versöhnungstag, nicht aber Sünden, von denen man selbst weiss, dass man sie begangen hat, und für die man deshalb ein Schuld- oder Sündopfer zu bringen hat.",
+ "am Versöhnungstage selbst eine Sünde begangen zu haben. für die er ein Sündopfer zu bringen hätte.",
+ "ist nicht dazu verpflichtet. ein Zweifel Schuldopfer dafür zu bringen."
+ ],
+ [
+ "die ein Zweifel-Vogel-Sündopfer zu bringen hat. für eine zweifelhafte Geburt, s. I. Note 60.",
+ "von den Opfern zu essen. da der Versöhnungstag nur die etwa begangene Sünde sühnt, durch das Opfer sie aber nicht nur gesühnt, sondern auch erst wieder in den Zustand vollkommener Reinheit versetzt wird, dass sie Heiliges wieder gemessen kann (s. II. Note 1).",
+ "] vergraben werden. Es ist dieses nur eine rabbinische Verordnung. Da es sich herausgestellt hat, dass sie überhaupt kein Opfer zu bringen hatte, ist das Tier gar kein Opfertier gewesen und müsste es deshalb, wenn auch nicht zum Genuss, da es nicht vorschriftsmässig geschlachtet, sondern durch Abdrücken getötet worden ist, so doch für jede andere Nutzniessung erlaubt sein. Auch nichtheilige im Heiligtum geschlachtete Tiere sind allerdings für jede Nutzniessung verboten, jedoch nur dann, wenn sie vorschriftsmässig geschlachtet worden sind. Trotzdem haben die Rabbinen angeordnet, dass das Fleisch vergraben werden muss, damit man nicht zu der irrigen Meinung kommt, dass auch sonst ein für den Zweifelfall dargebrachtes Vogel-Sündopfer, das nicht gegessen werden darf (s. I Note 60), zur Nutzniessung erlaubt ist, während doch Heiliges, das nicht gegessen werden darf, auch zu jeder Nutzniessung verboten ist. So erklären Raschi und Bart. Entsprechend der Bestimmung beim Zweifel-Schuldopfer (s. Mischna 1), dass in dem Falle, wenn es dem Darbringenden erst nach der Sprengung des Blutes zur Kenntnis gekommen ist, dass er nicht gesündigt hat, das Fleisch wie das von jedem anderen Zweifel-Schuldopfer verzehrt wird, müsste eigentlich auch hier das Opfer nicht vergraben, sondern wie jedes andere Zweifel-Vogel-Sündopfer verbrannt werden. Da aber hier, auch bevor ihr zur Kenntnis gekommen war, dass sie gar kein Opfer zu bringen hatte, das Fleisch für den Genuss verboten war, weil sie vielleicht gar kein Opfer zu bringen hatte, hat es hier, nachdem dies nun zur Gewissheit geworden ist, mehr Ähnlichkeit mit Nichtheiligem, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, und haben deshalb die Rabbinen angeordnet, dass es ebenso wie dieses vergraben werden muss (Tif. Jis.)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand zwei Selaim für ein Schuldopfer abgesondert. Für die meisten Arten von Schuldopfern ist dieser Wert als Mindestwert vorgeschrieben (s. Lev. 6, 15).",
+ "wenn der eine von ihnen zwei Selaim wert ist. wenn er nachträglich im Preise gestiegen ist und jetzt, wo er ihn darbringen will, zwei Selaim wert ist.",
+ "dieser als sein Schuldopfer dargebracht. da der Wert massgebend ist, den das Tier zur Zeit der Darbringung hat.",
+ "dann wird er verkauft und das Geld fällt der Spendenkasse zu. da er für Geld, das zum Schuldopfer bestimmt war, gekauft worden ist, kann er nicht selbst als Ganzopfer dargebracht werden, sondern muss erst, nachdem er einen Fehler bekommen hat, verkauft werden, und der Erlös fällt dann als Überschuss von einem Schuldopfer der Spendenkasse zu (s. Schek. II, 5).",
+ "Hat er dafür zwei Widder zu nichtheiligem Gebrauch gekauft. somit das zum Ankauf eines Schuldopfers geheiligte Geld veruntreut, so dass er nun ausser dem Schuldopfer, das er dafür darzubringen hatte und das er nun, da er das dafür bestimmte Geld veruntreut hat, ersetzen muss, auch noch ein Fünftel des Wertes desselben, also von den zwei Selaim, und ein Schuldopfer für die Veruntreuung zu bringen hat.",
+ "von denen der eine. jetzt.",
+ "zwei Selaim und der andere zehn Sus. das sind 2 Selaim — 8 Sus zuzüglich des hinzuzufügenden Fünftels (חומש מלבר s. Arach. VII Note 16) von 2 Sus.",
+ "als sein Schuldopfer. damit ist hier das Schuldopfer gemeint, das er als Sühne für die begangene Veruntreuung zu bringen hat.",
+ "und der zweite für das von ihm Veruntreute. als Ersatz für das von ihm Veruntreute, nämlich die zwei zum Schuldopfer bestimmt gewesenen Selaim zuzüglich des hinzuzufügenden Fünftels. Da die veruntreuten zwei Selaim für ein Opfer bestimmt waren, muss auch für den dafür zu leistenden Ersatz ein entsprechendes Opfer dargebracht werden (s. Maim. הלכות מעילה IV, 7). So erklären Maim. und Raschi. Nach Bart. dagegen wird das erste Tier als sein Schuldopfer, d. h. als das Schuldopfer, für das er die beiden Selaim abgesondert hatte, dargebracht und das zweite, das 10 Sus wert ist, muss er dem Tempel-Verwalter als Ersatz für die von ihm veruntreuten zwei Selaim zuzüglich des Fünftels geben, ein Schuldopfer als Sühne für die Veruntreuung muss er aber ausserdem noch darbringen. Er ist also der Ansicht, dass der Ersatz nur dem Heiligtume zugute kommt, er selbst aber ausser dem geleisteten Ersatz das vorher schuldige Schuldopfer auch noch darzubringen hat.",
+ "Einen zum Schuldopfer und einen zu nichtheiligen Gebrauch. jeden zum Preise von einem Sela, so dass er nur einen Sela veruntreut hat.",
+ "dieser als sein Schuldopfer. das er zu bringen hatte und für das er das Tier ja auch gekauft hat.",
+ "dargebracht und der zweite. wenn er jetzt ebenfalls zwei Selaim wert ist.",
+ "für seine Veruntreuung. als Schuldopfer, das er als Sühne für die begangene Veruntreuung zu bringen hat.",
+ "und er bringt dazu noch einen Sela. als Ersatz für den veruntreuten Sela.",
+ "und sein Fünftel. die der Spendenkasse zufallen. Da das Schuldopfer, für das er die zwei Selaim bestimmt hatte, schon für den einen Sela, den er für das eine Tier ausgegeben hat, dargebracht worden ist, würde der zweite Sela, auch wenn er ihn nicht veruntreut hätte, als Überschuss von einem Schuldopfer der Spendenkasse zugefallen sein, deshalb fällt auch der dafür zu leistende Ersatz der Spendenkasse zu."
+ ],
+ [
+ "darf es nach ihm. Talmudausg. אחריו.",
+ "nicht sein Sohn darbringen. selbst nicht, wenn dieser auch ein Sündopfer darzubringen hat.",
+ "selbst nicht. Talmudausg. אפילו הפריש.",
+ "denn es heisst. Lev. 4, 28.",
+ "es muss sein für seine Sünde. für die Sünde, für die es abgesondert worden ist."
+ ],
+ [
+ "Man darf für das für ein Schaf Geheiligte. für das zum Ankauf eines Schafes für ein Sündopfer bestimmte Geld.",
+ "eine Ziege. Als Sündopfer kann sowohl ein Schaf wie eine Ziege dargebracht werden.",
+ "für das für ein Schaf oder für eine Ziege Geheiligte Turteltauben oder junge Tauben. die derjenige darzubringen hat, dessen Vermögen nicht ausreicht, ein Schaf oder eine Ziege darzubringen.",
+ "für das für Turteltauben oder junge Tauben Geheiligte ein Zehntel Efa. das derjenige darbringt, dessen Vermögen auch nicht für ein Taubenpaar ausreicht.",
+ "Hat man [Geld] für ein Schaf oder für eine Ziege abgesondert und ist verarmt. Im Sifra wird aus dem Ausdruck די שה (Lev. 5, 7) geschlossen dass auch wenn man im Besitze eines Lammes ist, wenn mau dasselbe als Opfer darbringen müsste, das Zurückbleibende aber nicht mehr für den eigenen Lebensbedarf ausreichen würde, man zu denen zählt, deren Vermögen nicht für ein Lamm ausreicht.",
+ "kann man dafür ein Zehntel Efa bringen. und das übrig bleibende Geld für sich selbst verwenden. Obgleich man sonst den zurückbleibenden Rest von dem Gelde, das zum Ankauf eines Opfers bestimmt war, nicht zu profanen Zwecken verwenden darf, ist dies hier erlaubt, weil es sowohl bei dem, der ein Schaf, wie bei dem, der ein Taubenpaar als Sündopfer darbringt (Lev. 5, 6 u. 10) heisst: וכפר עליו הכהן מחטאתו er kann auch durch einen Teil „von seinem Sündopfer“ d. h. von dem zum Sündopfer bestimmten Gelde gesühnt werden, wenn er nämlich inzwischen verarmt ist, so dass sein Vermögen nicht mehr für die Darbringung eines Schafes bzw. eines Taubenpaares ausreicht, der ganze Geldbetrag gilt sodann als durch das an seine Stelle tretende geringwertigere Opfer profan geworden, und er darf deshalb den übrig bleibenden Rest für sich verwenden.",
+ "kann man dafür ein Schaf oder eine Ziege bringen. d. h. man kann das Geld mit dafür verwenden, indem man nur soviel hinzugibt, wie für den Ankauf eines Taubenpaares bzw. eines Schafes oder einer Ziege nötig ist. Dieses wird daraus geschlossen, weil es bei dem, der ein Zehntel Efa darbringt, heisst: וכפר עליו הכהן ״על חטאתו״, er kann auch dadurch gesühnt werden, dass er, wenn er vermögender geworden ist, „zu diesem seinen Sündopfer“ etwas hinzulegt, um für das Ganze dann ein Taubenpaar bzw. ein Schaf oder eine Ziege zu kaufen. Dass dasselbe auch gestattet ist, wenn er ein Taubenpaar darbringen wollte und jetzt ein Schaf oder eine Ziege darbringen muss, ergibt sich aus der Erwägung, dass es sich in ersterem Falle um die Verwendung von zu einem Mehlopfer bestimmten Gelde für ein Tieropfer, in diesem Falle aber nur um die Verwendung von zu einem Tieropfer bestimmten Gelde für eine andere Art von Tieropfer handelt.",
+ "Hat man. Dieser Absatz bis zum Schluss der Mischna fehlt in den Talmudausgaben.",
+ "ein Schaf oder eine Ziege abgesondert und es ist fehlerhaft geworden. Mischnaausg.: ונסתאבו.",
+ "so kann man. wenn man inzwischen verarmt ist.",
+ "Hat man Geflügel abgesondert und es ist fehlerhaft geworden. durch Fehlen eines Gliedes, s. Sebach. VII Note 42.",
+ "da Geflügel nicht ausgelöst werden darf. S. Menach. XII Note 6."
+ ],
+ [
+ "Überall. wo man sowohl ein Schaf wie eine Ziege als Opfer darbringen kann.",
+ "darum heisst es. Lev. 4, 32.",
+ " Nach dem vorhergehenden Absatz kann man auch eine Ziege als Sündopfer darbringen, hier wird also die Ziege vor dem Schaf genannt.",
+ "darum heisst es. Lev. 12, 6.",
+ "Überall. bei den Geboten, die man sowohl gegen den Vater wie gegen die Mutter zu erfüllen hat.",
+ "eine weitergehende. Talmudausg.: קודם.",
+ "darum heisst es. Lev. 19, 3.",
+ "den Vater zu ehren. Die Frau ist verpflichtet, ihren Mann zu ehren, weil sie von ihm unterhalten wird.",
+ "wenn der Sohn sie von dem Lehrer. לפני הרב d. h. dadurch dass er vor ihm gesessen und gelernt hat, nach Maim. jedoch nur, wenn er den grössten Teil seines Wissens von ihm empfangen hat (vgl. Bab. Mez. 33, 1)",
+ "geht der Lehrer. Ed. Lowe u. Talmudausg.: הרב קודם.",
+ "überall. wenn es sich darum handelt, zuerst ihm oder zuerst dem Vater einen Hilfedienst zu erweisen.",
+ "seinen Lehrer. als einen Toragelehrten. Ist jedoch der Vater auch ein Toragelehrter, so geht in jedem Falle der Vater vor."
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+ "\nDie Strafe der „Ausrottung“, die in der Schrift für eine grosse Anzahl von Vergehen angedroht wird, wird in der Mischna mit dem Ausdruck כָּרֵת (verkürzt aus הׅכָּרֵת Inf. Nif. von כָּרַת) bezeichnet. Von dieser Infinitivform wird wie von einem Hauptwort die Mehrzahl כְּרַתוֹת gebildet mit der Bedeutung: Vergehen, für die die Ausrottungsstrafe angedroht wird. Diese Strafe trifft den, der sich des Vergehens schuldig gemacht hat, jedoch nur dann, wenn er die Tat vorsätzlich begangen hat. Ist er vorher verwarnt worden und hat die Tat trotzdem vor Zeugen begangen, tritt bei einem Teil dieser Vergehen die dafür in der Schrift festgesetzte gerichtliche Todesstrafe ein, bei einem anderen Teile die Strafe der Geisselung. Hat er sich dagegen des Vergehens unvorsätzlicher Weise schuldig gemacht, so tritt an die Stelle der Ausrottungsstrafe die Verpflichtung, im Falle der Gewissheit der Uebertretung ein Sündopfer, im Zweifelfalle ein Zweifel-Schuldopfer darzubringen. Ueber einzelne Ausnahmen von dieser Regel siehe die ersten Abschnitte des Traktats.\nDer Traktat כריתות zählt zunächst die Vergehungen auf, für die in der Schrift die Ausrottungsstrafe angedroht wird, handelt dann aber in weiterer Ausführung in seinem weitaus grösseren Teile nur von den Opfern, die derjenige darzubringen hat, der sich ihrer unvorsätzlicher Weise schuldig macht, sowie von anderen Arten von Sündopfern.\nDer Traktat besteht aus 6 Abschnitten. Die einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\n1. Auf welche Uebertretungen die Ausrottungsstrafe steht, in welchem Falle diese eintritt und in welchem dagegen die Verpflichtung, ein Sündopfer bzw. ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen. Bestimmungen über das Vogel-Sündopfer, das eine Wöchnerin bei einer gewissen und bei einer zweifelhaften Geburt zu bringen hat.\n2. Sündopfer, die ohne vorausgegangene Uebertretung darzubringen sind. Für welche Uebertretungen, auch wenn sie vorsätzlich begangen sind, ein Sündopfer dargebracht werden muss. Für welche Uebertretungen, auch wenn sie wiederholt begangen worden sind, nur ein Opfer, und für welche ein auf- und absteigendes Opfer darzubringen ist. Das Gesetz über den Beischlaf mit einer שפחה חרופה, was unter dieser Bezeichnung zu verstehen ist und worin die Bestimmungen dieses Gesetzes von denen bei anderen Beischlafs-Verboten abweichen.\n3. Wann eine Uebertretung als bestimmt begangen gilt und deshalb ein Sündopfer darzubringen ist. Dass man für ein wiederholtes Begehen der gleichen Uebertretung, wenn man zwischen dem einen Falle und dem anderen sich seines Vergehens nicht bewusst geworden ist, nur ein Opfer, wenn es sich dagegen um verschiedene Vergehen handelt, im gleichen Falle für jedes Vergehen ein besonderes Opfer zu bringen hat. Wieviel von einer Speise, auf deren Genuss die Ausrottungsstrafe steht, man gegessen haben muss, um ein Sündopfer bringen zu müssen, und innerhalb welcher Zeit. Wie man durch eine Handlung gleichzeitig mehrere Verbote übertreten und eine dementsprechende Anzahl von Sündopfern darzubringen verpflichtet sein kann. Eine Reihe von R. Akiba über die in diesem Abschnitt behandelten Bestimmungen an seine Lehrer gerichteter Fragen und die ihm darauf gewordenen Antworten.\n4. Wann eine Uebertretung als eine zweifelhafte gilt und deshalb ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen ist. Dass auch für zweifelhafte Uebertretungen hinsichtlich der Anzahl der zu bringenden Opfer für ein wiederholtes Begehen der gleichen Uebertretung bzw. verschiedener Uebertretungen die gleichen Bestimmungen gelten wie für bestimmt begangene Uebertretungen. Ueber die Verpflichtung, ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen, wenn man bestimmt weiss, dass man durch die begangene Handlung eine Sünde getan hat, für die man ein Sündopfer zu bringen hat, und nur im Zweifel ist, gegen welches Verbot man sich vergangen hat.\n5. Das Verbot des Blutgenusses. Ob man auch für Veruntreuung von Heiligem im Zweifelfalle ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat. Ob zwei Personen, die im Zweifel sind, wer von beiden die Uebertretung begangen hat, für die ein Sündopfer oder ein Schuldopfer zu bringen ist, das Opfer gemeinsam bringen können, indem jeder von ihnen für den Fall, dass er nicht der Opferpflichtige ist, seinen Anteil an dem Opfertiere an den anderen abtritt.\n6. Was mit einem Zweifel-Schuldopfer zu geschehen hat, wenn der Darbringende nachträglich die Gewissheit erhält, dass er die Uebertretung nicht begangen hat. Was im gleichen Falle mit einem Gewissheits-Schuldopfer, mit einem zum Steinigungstode verurteilten Ochsen, mit einem für den Genickschlag bestimmten Kalbe, mit dem für den Zweifelfall gebrachten Vogel-Sündopfer einer Wöchnerin. Ob man ein Zweifel-Schuldopfer auch ohne bestimmte Veranlassung freiwillig darbringen darf. Dass man Sündopfer, die zu bringen man schon vor dem Versöhnungstage verpflichtet war, auch nach demselben zu bringen verpflichtet ist, Zweifel-Schuldopfer im gleichen Falle dagegen nicht. Ueber die Verwendung des Wert-zuwachses von Tieren, die man für Geld, das zum Ankauf eines Opfertieres bestimmt war, gekauft bat. Dass ein Sündopfertier nur als Sühne für die Sünde, für die es bestimmt worden ist, und nicht für eine andere gleiche verwendet werden darf. Ueber die Verwendung des zum Ankauf eines auf- und absteigenden Opfers bestimmten Geldes, wenn der Opferpflichtige inzwischen ärmer oder vermögender geworden ist. Dass überall bei den Opfervorscbriften, wo die Schrift zwischen Schafen und Ziegen, zwischen Turteltauben und jungen Tauben die Wahl freistellt, zwischen beiden keinerlei Unterschied zu machen ist, ebenso bei dem Gebot der Elternverehrung zwischen der Pflicht, den Vater zu ehren, und der, die Mutter zu ehren.\n"
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+ [
+ [
+ "Auf sechsunddreissig. Wenn man sämtliche Verbote, auf deren Übertretung die Ausrottungsstrafe steht, in allen ihren Verzweigungen zusammenzählt, ergibt sich allerdings eine höhere Zahl, die Mischna zählt hier aber jedes Verbot mit allen zu ihm gehörenden oder aus ihm gefolgerten Verzweigungen nur als ein Verbot, s. weiter Noten 9 u. 21.",
+ "Vergehungen hat die Tora die Ausrottungsstrafe gesetzt. wenn das Vergehen vorsätzlich, aber ohne vorausgegangene Verwarnung, begangen worden ist. Ist eine Verwarnung vorausgegangen, erfolgt bei einem Teile der angeführten Vergehen die Todesstrafe, Steinigung, bzw. Verbrennen oder Erdrosselung, bei einem anderen Teile nur Geisselstrafe. Durch die Geisselstrafe verbunden mit reuiger Busse wird der Übertreter von der Ausrottungsstrafe befreit (Makk. III, 15).",
+ "Wer seiner Mutter. Lev. 18, 7. Auf dieses wie auf alle nachstehend angeführten Beischlafsverbote steht die Ausrottungsstrafe: ebend. V. 29.",
+ "der Frau seines Vaters. d. i. seiner Stiefmutter, Lev. 18, 8.",
+ "seiner Schwiegertochter. Lev. 18, 16.",
+ "einem Manne. Lev. 18, 22. Die Form זכור für זכר wird in der Mischna stets von einem Manne gebraucht, mit dem Päderastie getrieben wird.",
+ "oder einem Vieh beiwohnt. Lev. 18, 23.",
+ "das Vieh über sich kommen lässt. ebendort. Auf die bis hierher aufgezählten Verbote erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe der Steinigung.",
+ "wer einer Frau und ihrer Tochter. Lev. 18, 17. Darin ist zugleich auch das Verbot der Beiwohnung seiner Schwiegermutter enthalten, das dann weiter auch auf die Mutter der Schwiegermutter und die Mutter des Schwiegervaters ausgedehnt wird. Ebenso sind darin enthalten: die Verbote der Beiwohnung der Tochter seiner Frau, ihrer Tochterstochter und ihrer Sohnestochter, und seiner eigenen Tochter, Tochterstochter und Sohnestochter. Auf die Übertretung aller dieser Verbote erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe des Verbrennens.",
+ "einer Ehefrau. Lev. 18, 20. Auf die Übertretung dieses Verbotes erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe der Erdrosselung.",
+ "seiner Schwester. auch Halbschwester von Vater- oder Mutterseite, Lev. 18, 9.",
+ "der Schwester seines Vaters. Lev. 18, 12.",
+ "der Schwester seiner Mutter. Lev. 18, 13.",
+ "der Schwester seiner Frau. Lev. 18, 18.",
+ "der Frau seines Bruders. Lev. 18, 16.",
+ "der Frau des Bruders seines Vaters. Lev. 18, 14. Ed. Lowe und Talmudausg. add.: ועל אשת אחי אמו (s. לחם משנח zu חלכות שגגות I, 4).",
+ "oder einem Weibe während ihrer Periode. Lev. 18, 19. Auf die Übertretung der bis hierher genannten Verbote erfolgt im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung nur die Geisselstrafe.",
+ "wer eine Gotteslästerung ausspricht. Num. 15, 30 (s. Sanh. VII, 5).",
+ "einen Götzendienst begeht. Num. 15, 31 (s. Sanh. VII, 6).",
+ "von seinem Samen dem Molech hingibt. Lev. 20, 5 (s. Sanh. VII, 7).",
+ "oder Tote beschwört. Lev. 20, 6 (s. Sanh. VII, 7). Der dort gleichfalls genannte ידעוני wird nicht besonders gezählt, weil beide Verbote, das des בעל אוב und des ידעוני, als Abarten eines und desselben Vergehens, des Wahrsagens, in einem Schriftverse beisammenstehen.",
+ "wer den Schabbat entweiht. Exod. 31, 14. Auf die Übertretung der bis hierher genannten Verbote erfolgt wiederum im Falle der Vorsätzlichkeit nach vorausgegangener Verwarnung die Strafe der Steinigung, auf die der nachfolgenden nur die Geisselstrafe.",
+ "wer in Unreinheit Heiliges geniesst. Lev. 22,8.",
+ "oder das Heiligtum betritt. Num. 19, 13.",
+ "wer Unschlitt. Lev. 7, 25.",
+ "Blut. Lev. 17, 10.",
+ "Übriggelassenes. Lev. 19, 8.",
+ "oder Verworfenes. Lev. 7, 18 (s. Sebach. II Note 86). Ed. Ven. u. ed. Lowe add.: וטמא.",
+ "wer [Opfer] ausserhalb. des Heiligtums.",
+ "schlachtet. Lev. 17, 4",
+ "oder darbringt. Lev. 17, 9.",
+ "wer Gesäuertes am Pessach geniesst. Exod. 12, 15.",
+ "wer am Versöhnungstage etwas geniesst. Lev. 23, 29.",
+ "oder eine Arbeit verrichtet. Lev 23, 30.",
+ "wer das Salböl nachmacht. Exod. 30, 33.",
+ "das Räucherwerk nachmacht. Exod. 30, 38.",
+ "oder sich mit dem Salböle salbt. Exod. 30, 33.",
+ "und von Geboten [auf Unterlassung der über] das Pessachopfer. Num. 9, 13.",
+ "und die Beschneidung. Gen. 17, 14."
+ ],
+ [
+ "Durch diese Übertretungen. der in der vorhergehenden Mischna aufgezählten Verbote. Für die Unterlassung der Gebote der Beschneidung und der Darbringung des Pessachopfers dagegen hat man im Falle der Unvorsätzlichkeit kein Sündopfer zu bringen, da ein solches, und ebenso auch ein Zweifels-Schuldopfer, nur für Übertretung eines Verbotes vorgeschrieben ist, nicht aber für Unterlassung eines Gebotes.",
+ "macht man sich im Falle der Vorsätzlichkeit. ohne vorausgegangene Verwarnung, s. Note 2.",
+ "sind sie unabsichtlich. d. h. ohne dass man bei Begehung der Tat gewusst hat, dass man damit die durch das Verbot untersagte Handlung begeht, oder ohne dass man überhaupt gewusst hat, dass die Handlung eine verbotene ist, oder wenn man selbst gewusst hat, dass die Handlung verboten ist, aber nicht gewusst hat, dass es ein Vergehen ist, auf das die Strafe der Ausrottung steht.",
+ "und ist man sich ihrer nicht mit Bestimmtheit bewusst. nach der recipierten Halacha jedoch nur in dem Falle, wenn es gewiss ist, dass dasjenige, womit man befürchtet, die Übertretung begangen zu haben, auch tatsächlich vorgelegen hat, wenn z. B. zwei Stücke Fett dagelegen haben, ein Stück verbotenes und ein Stück erlaubtes, und man nicht weise, ob man das verbotene oder das erlaubte gegessen hat. Ist es dagegen zweifelhaft, ob überhaupt etwas, wodurch man sich der Übertretung schuldig gemacht haben kann, vorgelegen hat, hat man z. B. unvorsätzlich ein Stück Fett gegessen, von dem es zweifelhaft ist, ob es erlaubtes oder verbotenes ist, so braucht man kein Zweifel-Schuldopfer zu bringen.",
+ "muss man ein Zweifel-Schuldopfer. wörtlich: ein hängendes, schwebendes Schuldopfer, weil es für die Sünde, wenn sie begangen worden ist, nur als vorläufige Sühne gilt, solange der Darbringende nicht bestimmt weiss, dass er die Sünde begangen hat, sobald ihm dies jedoch zur Gewissheit geworden ist, er noch das dafür vorgeschriebene Sündopfer zu bringen hat.",
+ "ausser für die Verunreinigung des Heiligtums. indem man es mit unreinem Körper betritt.",
+ "und des Heiligen. indem ein Unreiner Heiliges geniesst.",
+ "weil man dafür ein auf- und absteigendes Sündopfer. ein Sündopfer, das je nach dem Vermögen steigt oder fällt, der Vermögende bringt ein weibliches Schaf oder eine Ziege, der Arme zwei Tauben, der noch Ärmere ein Zehntel Efa Mehl (Lev. 5, 5—18).",
+ "zu bringen hat. und ein Zweifel-Schuldopfer nur da zu bringen ist, wo für die gewisse Übertretung ein festbestimmtes Sündopfer vorgeschrieben ist (Horaj. 8 b).",
+ "Auch der Gotteslästerer [ist auszunehmen. auch er bringt bei unvorsätzlichem Begehen kein Sündopfer uud deshalb auch bei Ungewissheit des Vergehens kein Zweifel-Schuldopfer.",
+ "denn es heisst. Num. 15, 29, wo von der Verpflichtung, ein Sündopfer darzubringen, die Rede ist.",
+ "der keine Tat begeht. sondern nur mit dem Munde sündigt. Ed. pr. und Ven.: שאינו מעשת, ed. Lowe: שאין בו מעשה."
+ ],
+ [
+ "Manche Frauen bringen ein Opfer. das Sündopfer, das zusammen mit einem Ganzopfer die Wöchnerin nach Ablauf der Tage ihrer Reinigung darzubringen hat, s. Lev. 12, 6.",
+ "und es wird verzehrt. von den Priestern. Von einem Vogel-Sündopfer kam nur das Blut auf den Altar, alles übrige wurde von den Priestern verzehrt (s. Sebach. IV Note 80).",
+ "Wild- oder Vogelartiges. weil bei der Erschaffung dieser Tierarten in der Schrift der gleiche Ausdruck יצירה wie bei der Erschaffung des Menschen gebraucht wird.",
+ "Nur wenn es etwas Menschen-ähnliches an sich hat. s. Bechor. VIII Note 7.",
+ "die einen Sandal. סנדל wird als eine plattgedrückte Missgeburt erklärt, die die Form eines Sandal hat. Sandal ist der Name eines Fisches, nach R. Simon b. Gamliel (Nidda 25 b) hat er die Form einer Ochsenzunge. Bei einer solchen Missgeburt wird angenommen, dass ein normaler menschlicher Fötus vorhanden gewesen ist, der nur im Mutterleibe zerdrückt, zergangen oder zerschnitten worden ist.",
+ "eine Fruchthaut. שליא s. Bechor. III Note 7. Eine Fruchthaut bildet sich nur, wo eine Frucht vorhanden ist.",
+ "eine äusserlich entwickelte Hautblase. שפיר s. Bechor. III Note 8, מרוקם von רקם == wirken, zusammensetzen, auch von der Gliederung des Embryo im Mutterleibe, vgl. Ps. 139, 15, eine Blase von Haut oder Fleisch, auf der Körperteile des Embryo bereits äusserlich angedeutet sind.",
+ "ein Opfer. wie alle Gebote, die Frauen zu erfüllen haben, auch Sklaven und Sklavinnen zu erfüllen verpflichtet sind."
+ ],
+ [
+ "Folgende bringen eines und es wird nicht verzehrt. sondern verbrannt (s. Temur. VII, 6). Die Bestimmung, dass auch bei zweifelhafter Verpflichtung ein Vogel-Sündopfer darzubringen ist, wird aus dem Schriftvers Lev. 15, 33 abgeleitet (s. Nasir 29 a), das Opfer wird aber in einem solchen Falle nicht verzehrt, weil das Vogelopfer nur abgedrückt und nicht geschlachtet wird, auch die Priester aber ein auf solche Weise getötetes Tier nur geniessen dürfen, wenn es ein für eine unzweifelhafte Verpflichtung dargebrachtes Tier ist. Für eine zweifelhafte Geburt bringt deshalb die Frau ein Ganzopfer, das man auch freiwillig darbringen kann, mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass es, im Falle sie ein Opfer zu bringen verpflichtet ist, als Pflichtopfer gelten soll, im anderen Falle aber als freiwillig gebrachtes Opfer. Ein Sündopfer dagegen kann nicht freiwillig dargebracht werden, dieses bringt sie deshalb als Pflichtopfer dar, es darf aber von den Priestern nicht gegessen werden.",
+ "ohne dass man weiss. Talmudausg.: יודע.",
+ "was sie abortiert hat. ob etwas, das sie zu einem Opfer verpflichtet, oder etwas, das sie nicht dazu verpflichtet.",
+ "das zum Opfer verpflichtet. ohne dass man weiss, welches die eine und welches die andere abortiert hat.",
+ "Wenn sie sich die eine nach Osten und die andere nach Westen entfernt haben. nachdem sie ihre Opfer den Priestern zur Darbringung übergeben haben.",
+ "Wenn sie aber beide zusammen. Talmudausg. fehlt: כאחת.",
+ "bringen sie ein Opfer. sie bringen gemeinschaftlich ein Sündopfer, indem jede von ihnen erklärt, dass sie für den Fall, dass sie nicht die zum Opfer verpflichtete ist, auf ihren Anteil an dem Opfertiere zu Gunsten der anderen verzichtet, so dass diese es als ihr Pflichtopfer darbringt. Ein solches gemeinschaftliches Sündopfer darzubringen mit der Bestimmung, dass es entweder für den einen oder für den anderen gelten soll, ist nach R. Jose bei Sündopfern, die für eine begangene Sünde dargebracht werden, nicht statthaft, wohl aber bei solchen, die wie das der Wöchnerin nur dargebracht werden, damit die von ihrer Unreinheit wieder rein gewordene Person auch wieder Heiliges essen darf (s. weiter V, 8). Nach der Ansicht des ersten Tanna dagegen ist es auch bei solchen Sündopfern nicht statthaft."
+ ],
+ [
+ "voll Blut. es wird nicht angenommen, dass das Blut von einer zergangenen Leibesfrucht herrührt.",
+ "voll sonstiger. גנונים entspricht nach Fleischer in Levy, Neuhebr. Wörterb. I S. 435, dem arab. جنين == embryo, foetus, es wären demnach kleine embryonische Gebilde darunter zu verstehen. Maim. und Bart. erklären es durch: kleine Fleischstücke, die aussehen wie Würmer, ähnlich auch der Aruch.",
+ "Gebilde. Der Talmud bringt die Lesart: גוונים == Verschiedenfarbiges, Verschiedenartiges.",
+ "Insekten- oder Reptil-artiges. bei deren Erschaffung in der Schrift nicht wie bei der des Menschen der Ausdruck יצירה gebraucht wird.",
+ "die am vierzigsten Tage. nach erfolgter Schwängerung oder noch früher, erst nach Ablauf von vierzig Tagen gilt der befruchtete Keim als Leibesfrucht und deren Abgang als eine Geburt.",
+ "abortiert und der das Kind seitwärts. nicht auf dem gewöhnlichen Geburtswege. Als Begründung wird im Talmud angeführt, weil es heisst (Lev. 12, 2): אשה כי תזריע וילדה, die Frau gilt nur dann als Wöchnerin, wenn die Geburt auf demselben Wege erfolgt ist, auf dem der Same hineingekommen ist.",
+ "Für eine seitwärts erfolgte Geburt ist sie ein Opfer zu bringen verpflichtet. Die Ansicht des R. Simon wird damit begründet, dass es ebendort Vers 5 heisst: ואם נקבה תלד und nicht einfach: ואם נקנה היא, das weise darauf hin, dass eine jede Geburt, auch eine nicht auf dem gewöhnlichen Wege erfolgte, die Frau zu einer Wöchnerin macht."
+ ],
+ [
+ "die in der Nacht zum einundachtzigsten Tage. nach einer weiblichen Geburt. Nach Ablauf der Tage ihrer Reinigung, das sind bei einer weiblichen Geburt 80 Tage, hat die Wöchnerin ihr Opfer zu bringen. Erfolgt innerhalb dieser 80 Tage noch eine weitere Geburt, so hat sie für diese kein besonderes Opfer zu bringen, sondern das Opfer, das sie für die erste Geburt bringt, gilt auch zugleich für diese. Nur bei einer weiblichen Geburt ist es möglich, dass vor Ablauf der Tage der Reinigung noch eine zum Opfer verpflichtende Geburt erfolgt, da für eine männliche Geburt nur 40 Tage der Reinigung vorgeschrieben sind, und eine vor Ablauf von 40 Tagen nach stattgehabter Schwängerung erfolgte Geburt nicht als eine Geburt gilt, die zum Opfer verpflichtet (s. Note 71).",
+ "ein Opfer zu bringen. ein besonderes Opfer für diese zweite Geburt.",
+ "Was ist der Unterschied zwischen der Nacht zum einundachtzigsten Tage und dem einundachtzigsten Tage. da doch sonst immer die Nacht zu dem auf sie folgenden Tage gehört, und für eine am 81. Tage erfolgende Geburt doch unbestritten ein besonderes Opfer darzubringen ist (s. weiter II Note 19).",
+ "Wenn sie inbezug auf das Unreinwerden einander gleichstehen. indem Blutabgang auch schon in der Nacht zum 81. Tage die Frau unrein macht, da es ausdrücklich heisst, dass nach Ablauf der 14 Tage der Unreinheit nach der erfolgten Geburt 66 Tage lang das abgehende Blut als rein gilt (Lev. 12, 5).",
+ "Wenn ihr von. Ed. pr. Ven., Lowe und Talmudausg.: במפלת.",
+ "wo sie bereits ihr Opfer hätte darbringen können. da Opfer nur am Tage dargebracht werden dürfen.",
+ "wo sie ihr Opfer hätte darbringen können. da auch am Schabbat ausser den vorgeschriebenen Tagesopfern keine Opfer dargebracht werden dürfen.",
+ "Die Blutunreinheit. die Schlussfolgerung Beth-Hillels von dem Unreinwerden der Frau durch einen Blutabgang in der Nacht zum 81. Tage auf die Opferpflicht für eine in derselben erfolgte Geburt.",
+ "ist ihr Blut unrein. wie bei jeder Geburt innerhalb der ersten 7 bzw. 14 Tage nach der erfolgten Geburt.",
+ "und sie braucht dennoch kein Opfer zu bringen. Beth-Hillel bleiben trotzdem bei ihrer Ansicht, die sie aus der Schriftstelle (Lev. 12, 6): או לבת ableiten (s. Talmud; vgl. Sifra und Malbim z. St.)."
+ ],
+ [
+ "die fünf zweifelhafte Blutflüsse. indem sie z. B. nicht weiss, ob die Tage, an denen sie diese Ausflüsse gehabt hat, Tage innerhalb oder ausserhalb ihrer Absonderungszeit gewesen sind (s. Arach. II Note 10).",
+ "oder fünf zweifelhafte Geburten. S. oben I, 4.",
+ "hinter sich hat. ohne inzwischen eines von den Opfern, zu denen sie dadurch verpflichtet war, dargebracht zu haben.",
+ "bringt ein Opfer. für alle fünf Fälle.",
+ "dann darf sie von den Opfern essen. ebenso wie es genügt, dass jemand, der sich fünfmal verunreinigt hat, ein Reinigungsbad nimmt, weil ja die Frau nur deshalb nach ihrer Reinigung noch ihr Opfer bringen muss, um wieder von dem Heiligen essen zu können (s weiter II, 1).",
+ "die übrigen darzubringen hat sie keine Verpflichtung. Da die Opferverpflichtung an sich eine zweifelhafte war und das Opfer deshalb nicht verzehrt wird, sondern verbrannt werden muss, so genügt es, wenn sie ein Opfer darbringt, da damit der Zweck, dass sie wieder Heiliges gemessen kann, bereits erreicht ist. In ed. pr. fehlt das Wort: השאר.",
+ "auch noch die übrigen darzubringen. Aus den Worten זאת תורת היולדת (Lev. 12, 7) wird gefolgert, dass eine Frau, die nacheinander mehrere gesonderte unzweifelhafte Geburten gehabt hat, für jede derselben besondere ihr Opfer zu bringen hat.",
+ "Einst stellten sich Taubenpaare. Unter קן == Nest sind in der Mischna die zwei Tauben zu verstehen, die bei den verschiedenen Opfern zusammen dargebracht wurden.",
+ "in Jerusalem auf je einen Golddenar. 1 Golddenar == 20 Silberdenare.",
+ "Bei dieser Gotteswohnung. ein Ausdruck der Versicherung und Bekräftigung, ähnlich einem Schwure (s. Ketub. II, 9).",
+ "Er. Talmudausg. add.: בסוף.",
+ "die übrigen darzubringen hat sie keine Verpflichtung. Nach Raschi und Bart. ist auch R. Simon ben Gamliel der Ansicht, dass die Frau verpflichtet ist, auch die übrigen noch zu bringen, und hat er nur in diesem Falle ausnahmsweise, obwohl es gegen das Gesetz ist, so entschieden, weil zu befürchten war, wenn bei dem grossen Bedarf die teuren Preise anhielten, dass dann die ärmeren Frauen sich überhaupt keine würden kaufen können und schliesslich dazu kommen würden, auch ohne ein Opfer dargebracht zu haben, Heiliges zu geniessen. In Bab. Bat. 166 a erklärt dagegen Raschi, dass R. Simon ben Gamliel die Verpflichtung, die übrigen Opfer darzubringen, überhaupt bestreitet, vielmehr der Ansicht ist, dass auch hier ein Opfer genügt ebenso wie ein Tauchbad, wenn sich jemand mehrere Male hintereinander verunreinigt hat (s. oben Note 88). Dagegen wenden Tosaf. dort ein, dass dieser Ansicht sowohl Beth-Schammai wie Beth-Hillel in der vorhergehenden Mischna, ebenso die Mischna II, 4 widersprechen. Tosaf. bringen eben dort im Namen des R. Tam eine andere Lesart, wonach es auch in den Worten des R. Simon ben Gamliel heisst: והשאר עליה חובה, es bliebe danach nur die Frage, wieso dadurch die Tauben billiger geworden sind, da er danach doch gar nichts Neues gelehrt hat. Maim. (הלכות מחוסרי כפרח 1, 10) entscheidet, dass auch die übrigen Opfer gebracht werden müssen, trotzdem er in seinem Kommentar zur Mischna sagt, dass das Gesetz wie R. Simon ben Gamliel bleibt. J. Ettlinger im ערוך לנר bringt eine Erklärung, durch die er alle diese Schwierigkeiten zu lösen sucht. Danach ist auch in den Worten des R. Simon ben Gamliel zu lesen: והשאר עליה חובה, die Mischna bringt zuerst die Gesetzesbestimmung, wie sie auch R. Simon ben Gamliel gelehrt hat, und erzählt dann, wie diesen einmal die Verhältnisse dazu veranlasst haben, diese Lehre im Lehrhaus noch besonders zu verkünden. Die Taubenpaare waren nämlich in Jerusalem deshalb so teuer geworden, weil die Frauen in dem Irrtume befangen waren, dass sie nicht eher wieder Heiliges geniessen dürften, bis sie sämtliche schuldige Opfer dargebracht hatten, deshalb verkündete er, dass dem nicht so sei, sondern dass sie schon nach Darbringung eines Opfers Heiliges geniessen dürften, mit der Darbringung der übrigen Opfer dagegen habe es Zeit, dieses habe die Wirkung gehabt, dass die Tauben sofort im Preise fielen. Auch Maim. habe gelesen: והשאר עליה חובה, die Worte והלכה כרשב״ג im Mischnakomment. seien auf diese von ihm damals verkündete Lehre zu beziehen, dass es schon nach der Darbringung des ersten Opfers gestattet ist, Heiliges zu geniessen.",
+ "An demselben Tage noch kamen Taubenpaare auf je ¼ Silberdenar. ריבעתים Mehrzahl von ריבעא oder רבעת == ein Viertel, hier ein Vierteldenar. Liest man ריבעתיים Dual, so muss man קינים mit zwei Taubenpaare“ übersetzen (s. Tosaf. Bab. Bat. 166 b). Ed. pr. בארבעתים."
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+ "Vier gelten [bis sie ihr Opfer dargebracht haben] als unvollkommen gesühnt. Sie haben nach Ablauf der Zeit ihrer Unreinheit ein Sühnopfer darzubringen und gelten, bis sie dieses dargebracht haben, als unvollkommen gesühnt d. h. von ihrem unreinen Zustande befreit, insofern sie vorher Heiliges nicht geniessen, auch das Heiligtum nicht betreten dürfen (s. Kelim I, 8).",
+ "die Wöchnerin und der Aussätzige. ebenso auch die aussätzige Frau, es braucht dies nur nicht besonders erwähnt zu werden, weil beim Aussatz die Bestimmungen über das Unrein- und Reinwerden für Mann und Frau die gleichen sind, während sie beim Ausfluss für Mann und Frau verschieden sind",
+ "bis für ihn das Blut gesprengt worden ist. Zur Aufnähme in das Judentum gehören die Beschneidung, das Reinigungsbad und das Darbringen eines Opfers. Nach R. Elieser darf der Aufgenommene nicht eher Heiliges geniessen, bis das Blut des von ihm dargebrachten Opfers gesprengt worden ist, während nach der Ansicht des ersten Tanna ihm dies auch schon vorher gestattet ist, so Bart. nach Maim. im Mischnakommentar. Nach Raschi (8 b v. גר מעוכב) und Maim. (הלכות מחוסרי כפרח I, 2) darf er auch nach Ansicht des ersten Tanna nicht vorher Heiliges geniessen, er wird trotzdem aber nicht zu den מחוסרי כסרח gezählt, weil nicht eine noch fehlende Sühnung ihn daran hindert, sondern weil er erst nach der Darbringung des Opfers ein voller Israelite ist, der von dem Heiligen essen darf. Seit der Einstellung des Opferdienstes genügen für die Aufnahme ins Judentum die Beschneidung und das Reinigungsbad.",
+ "das Scheren der Haare und die Verunreinigung. auch nach Ablauf seines Nasirats bleiben diese Verbote für ihn in Geltung, bis das Blut eines der von ihm darzubringenden Opfer gesprengt worden ist. Der erste Tanna zählt den Nasir dennoch nicht zu den מחוסרי כפרח, weil er dazu nur diejenigen zählt, denen durch das Opfer der Genuss von Heiligem wieder gestattet wird, während dem Nasir Heiliges auch vorher nicht verboten ist."
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+ "Wer einer [einem Manne angetrauten. S. weiter Mischna 5.",
+ "Sklavin beigewohnt hat. Lev. 19, 20—22. Aus dem dort wiederholten מחטאתו אשר חטא wird geschlossen, dass sowohl für unvorsätzlich wie für die vorsätzlich begangene Übertretung ein Schuldopfer zu bringen ist.",
+ "der sich verunreinigt hat. Num. 6, 9—12. Von den dort gebrauchten Ausdrücken: בפתע פתאם bezieht sich nach der Tradition das בפתע auf die unvorsätzliche und שתאם auf die vorsätzliche Verunreinigung.",
+ "wer einen [falschen] Zeugnis - Eid. Lev. 5, 1. Daraus, dass hier das bei allen darauffolgenden Versündigungen wiederholte ונעלם fehlt, wird geschlossen, dass bei dieser auch für den Vorsatz-Fall ein Sündopfer zu bringen ist.",
+ "und wer einen [falschen] Verwahrguts-Eid. Lev. 5, 21, weil hier derselbe Ausdruck כי תחטא wie bei der Versündigung durch den Zeugnis-Eid gebraucht wird."
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+ "Wer einer. und derselben.",
+ "[einem Manne angetrauten] Sklavin wiederholt. wenn er auch zwischen der einen und der anderen Beiwohnung seiner Übertretung sich bewusst geworden ist (Maim. הלכות שגגות IX, 5. Vgl. Sabb. 72 a).",
+ "beigewohnt hat. Es wird dies aus dem überflüssigen על חטאתו אשר חטא (Lev. 19, 22) geschlossen.",
+ "der sich wiederholt verunreinigt hat. Aus dem Ausdruck: שנטמא טומאות הרבה schliesst der Talmud, dass die Mischna nur den Fall meinen kann, wenn ein unrein gewordener Nasir sich wiederholt eine weitere Unreinheit zugezogen hat, nachdem er bereits von der vorangegangenen Unreinheit wieder rein geworden war, denn hat er sich die weiteren Verunreinigungen zugezogen, während er noch infolge der vorangegangenen Verunreinigung unrein war, so kann man das nicht eine wiederholte Verunreinigung nennen, sondern er ist in dem Zustande der Unreinheit, in dem er sich bereits befunden hat, nur weiter verblieben, was der Talmud eine verlängerte Unreinheit (טומאה אריכתא) nennt. Wann der Nasir nach seiner Verunreinigung wieder als rein gilt und die Tage seines Nasirats von neuem zu zählen beginnt, darüber besteht eine Controverse zwischen R. Jose, Sohn des R. Jehuda, und Rabbi betreffend die Auslegung des Ausdrucks כיום ההוא in dem Schriftvers (Num. 6, 11): וקדש את ראשו ביום ההוא „er heilige wieder sein Haupt an diesem Tage“. Nach R. Jose bezieht sich das ביום ההוא auf den siebenten Tag seiner Reinigung, und beginnt er schon an diesem Tage nach erfolgter Reinigung die Tage des neuen reinen Nasirats zu zählen, nach Rabbi bezieht es sich auf den achten Tag, an dem er seine Opfer darbringt. Beide sind aber der Ansicht, dass er für eine neue Verunreinigung ein weiteres Opfer darzubringen hat, auch wenn er das Opfer für die vorangegangene Verunreinigung noch nicht dargebracht hatte, sobald der achte Tag begonnen hatte und damit die Verpflichtung, sein Opfer darzubringen, für ihn bereits eingetreten war. Die Mischna kann hier demnach nur die Ansicht des R. Jose wiedergeben, nach dieser kann der Nasir auch für wiederholte Verunreinigungen nur ein Opfer zu bringen brauchen, wenn er nämlich am siebenten Tage nach erfolgter Reinigung sich wieder verunreinigt hat und ebenso wieder an dem darauf folgenden siebenten Tage, trotzdem er sich die weiteren Verunreinigungen zu einer Zeit zugezogen hat, wo er bereits wieder sein neues reines Nasirat zu zählen begonnen hatte, er sich also in der Tat wiederholt von neuem verunreinigt hat. Nach der Ansicht Rabbis dagegen würden das keine neuen Verunreinigungen zu nennen sein, da er ja erst mit dem achten Tage wieder in die Zeit des reinen Nasirats eintritt. Im Traktat Nasir (18 a) bringt der Talmud eine weitere Kontroverse darüber, wann der Nasir nach seiner Verunreinigung wieder die Tage als reiner Nasir zu zählen beginnen kann: nach Ansicht des R. Elieser nämlich sofort mit Anbruch des achten Tages, auch ohne dass er seine Opfer dargebracht hat, nach Ansicht der Weisen erst nach Darbringung seines Sündopfers, nach Ansicht des R. Ismael erst nach Darbringung seines Schuldopfers. Maim. entscheidet (הלכות נזירות VI, 7), dass der unrein gewordene Nasir erst am achten Tage von neuem zu zählen beginnt, und (ebend. VI, 15) dass er für wiederholte Verunreinigungen immer nur ein Opfer zu bringen hat, sobald er sich die neue Verunreinigung zugezogen hat, bevor er sein Sündopfer für die vorangegangene dargebracht hatte, selbst wenn seit seiner Reinigung von dieser bereits mehrere Tage vergangen waren, trotzdem gebraucht er den Ausdruck der Mischna: נזיר שנטמא בטומאות הרבה, weil er bei den erneuten Verunreinigungen doch eigentlich von der vorangegangenen bereits rein geworden war und er nur deshalb noch nicht von neuem zu zählen beginnen durfte, weil er sein Opfer noch nicht dargebracht hatte (s. לחם משנה z. St.).",
+ "wer seine Frau der Untreue mit mehreren Männern verdächtigt. er hat für die Frau trotzdem nur ein Mehlopfer zu bringen (1. Numm. 5, 15). Es wird dieses daraus geschlossen, weil es (ebend. V. 29) heisst: זאת תורת הקנאות, die Singularform תורת weise darauf hin, dass auch für mehrere Verdächtigungen nur ein Opfer zu bringen ist.",
+ "der [nacheinander] von mehreren Aussatzschäden befallen worden ist. wenn er von einem neuen Aussatzschaden befallen worden ist, nachdem er von dem vorhergehenden bereits geheilt war, aber noch nicht seine Opfer dargebracht hatte. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es auch hier (Lev. 14, 2) heisst: זאת תהיה תורת המצורע (s. vorige Note).",
+ "Hat er sein Vogelpaar. Lev. 14, 4. Talmudausg.: ציפרין.",
+ "werden sie ihm nicht angerechnet. עלה hat im Hifil verbunden mit על oft die Bedeutung: jemandem etwas anrechnen. Hier steht der intrans. Kal wie häufig in der Mischna für das Passivum des Transitivs (s. Sebach. II Note 43). Nach dem Talmud meint die Mischna, es wird ihm nicht angerechnet, als wenn er bereits angefangen hätte, seine Opfer darzubringen, sondern er braucht, auch wenn er nachher von neuem aussätzig geworden ist, für beide Aussätze nur ein Opfer darzubringen, und es gilt das Vogelpaar auch insofern nicht als zu seinen Opfern gehörend, als die Bestimmung darüber, ob er die Opfer, wie sie ein Reicher oder wie sie ein Armer darzubringen hat, darbringen muss, nicht davon abhängt, ob er zur Zeit, wo er das Vogelpaar gebracht hat, reich oder arm war, sondern wie seine Vermögenslage zur Zeit der Darbringung seines Sündopfers bzw. seines Schuldopfers ist.",
+ "Bis er sein Schuldopfer gebracht hat. Nach Maim. (הלכות מחוסרי כפרח V, 8) bezieht sich diese Kontroverse auch auf das Vorhergehende; der Aussätzige braucht für mehrere Aussatzschäden nur ein Opfer darzubringen, wenn er von dem neuen Schaden befallen worden ist, bevor er sein Sündopfer bezw. sein Schuldopfer für den vorhergegangenen darzubringen begonnen hat."
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+ "die mehrere Geburten hinter sich hat. d. h. die, bevor ihre Zeit gekommen war, für die vorangegangene Geburt ihr Opfer darzubringen, nochmals geboren hat. Es ist dieses der fünfte Fall zu den vier in der vorhergehenden Mischna angeführten Fällen, die Frau braucht in einem solchem Falle auch für mehrere Geburten nur ein Opfer darzubringen. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es auch hier (Lev. 12, 7) heisst: זאת תורת היולדת (s. Note 14). Ist aber die zweite Geburt erst nach Ablauf der Tage der Reinigung von der ersten Geburt erfolgt, wo sie bereits ihr Opfer für die erste Geburt darzubringen verpflichtet war, so hat sie für die zweite Geburt ein besonderes Opfer darzubringen.",
+ "wenn sie [zum Beispiel] innerhalb der achtzig Tage. der Reinigungstage nach einer weiblichen Geburt. Nach biblischem Gesetz ist der Frau nach einer weiblichen Geburt bereits nach 14 Tagen der Umgang mit dem Manne wieder erlaubt. Nach einer männlichen Geburt muss das Opfer bereits nach Ablauf von 40 Tagen dargebracht werden, innerhalb dieser Zeit kann aber keine neue zu einem Opfer verpflichtende Geburt erfolgen, da eine vor Ablauf von 40 Tagen nach erfolgter Schwängerung erfolgte Geburt überhaupt nicht als eine Geburt gilt, die zum Opfer verpflichtet (s. I Note 71).",
+ "eine weibliche Fehlgeburt und dann wieder innerhalb der achtzig Tage. nach dieser zweiten Geburt.",
+ "oder wenn sie Mehrlinge in mehreren Fehlgeburten. z. B. Drillinge, selbst männliche, von denen das erste nach mehr als 40 Tagen nach erfolgter Schwängerung zur Welt gekommen ist, das zweite vor Ablauf von 40 Tagen nach dem ersten und das dritte vor Ablauf von 40 Tagen nach dem zweiten. Es wäre dasselbe auch, wenn das erste Kind rechtzeitig zur Welt gekommen ist, es ist nur ein unwahrscheinlicher Fall, dass dann die Geburt des zweiten und des dritten sich noch um einen so langen Zeitraum verzögert.",
+ "dann bringt sie wieder eines für die dritte und für die vierte bringt sie keines. Nach R. Jehuda gilt eine vor Ablauf der Reinigungstage von einer vorangegangenen Geburt erfolgende Geburt, die nicht zu einem besonderen Opfer verpflichtet, auch insofern nicht als besondere Geburt, als eine vor Ablauf der Reinigungstage von dieser Geburt erfolgende weitere Geburt nicht als innerhalb der Reinigungstage einer vorangegangenen Geburt erfolgte gilt, die dritte Geburt ist deshalb nicht innerhalb der Reinigungstage von einer vorangegangenen Geburt erfolgt, da die 80 Tage von der ersten Geburt bereits abgelaufen waren, für sie ist deshalb ein besonderes Opfer zu bringen, ebenso für die dritte von den Drillingen, wenn dieselbe nach mehr als 40 Tagen nach Geburt des ersten Drillings erfolgt ist.",
+ "Für einen falschen Zeugnis-Eid. שמיעת קול scl. אלה wörtlich: das Hören der Stimme d, h. der Aufforderung zu einem Eide, gleichbedeutend mit dem oben in Mischna 2 שבועת העדות genannter Vergehen, s. Lev. 5, 1.",
+ "für Übertretung eines Ausspruch-Eides. ביטוי שפתים dasselbe wie שבועת ביטוי: ein eidlicher Ausspruch, der an sich unerheblich (בטא) ist, mit dem man sich keinen Gewinn verschafft und Andere nicht schädigt, s. Lev. 5, 4.",
+ "für Verunreinigung des Heiligtums und des Heiligen. durch Betreten des Heiligtums oder Geniessen von Heiligem in unreinem Zustande, s. Lev. 6, 2 und 3.",
+ "die Wöchnerin und der Aussätzige. S. oben Note 2.",
+ "Worin unterscheiden sieb die Bestimmungen [über den Beischlaf] einer feinem Manne an getrauten. S. weiter Mischna 5.",
+ "[für jeden anderen ein weibliches Tier. denn Privatpersonen bringen als Sündopfer immer ein weibliches Tier.",
+ " Dieser Satz findet sich nur in den Talmudausg., in der Mischnaausg. fehlt er. Raschi bezieht das בנקבה und בזכר auf das darzubringende Tier, obgleich danach dieser Satz eigentlich nur dasselbe sagt wie der vorhergehende, denn als Sündopfer wird eben ein männliches und als Schuldopfer ein weibliches Tier gebracht, deshalb fehlt er wohl auch in den Mischnaausgaben. R. Gerschom in seinem Kommentar liest umgekehrt; כל העריות בזכר ושפחה בנקבה, und erklärt: bei allen anderen Beischlafverboten betrifft das Verbot ebenso den Mann wie die Frau, die in dem betreffenden verwandtschaftlichen Verhältnis zu einander stehen, bei dem der Sklavin dagegen betrifft es nur den Beischlaf einer weiblichen Sklavin mit einem freien Manne, nicht aber den eines männlichen Sklaven mit einer freien weiblichen Person",
+ "bei jedem anderen sind der Mann und die Frau einander gleichgestellt sowohl betreff der Geisselstrafe wie betreff des Opfers. wenn, wie bei vorsätzlicher Übertretung, mit der Geisselstrafe gestraft wird, erhalten beide die Geisselstrafe, wenn wie bei unvorsätzlicher Übertretung, ein Sündopfer zu bringen ist, bringen beide ein Sündopfer.",
+ "bei dem der Sklavin ist betreff der Geisselstrafe der Mann nicht der Frau gleichgestellt. nur sie erhält die Geisselstrafe, nicht der Mann, weil die Bestimmung: בקרת תהיה (Lev. 19, 20). worunter nach der Tradition die Geisselung zu verstehen ist, wie durch die weibliche Form תהיה angedeutet wird, sich nur auf sie, nicht auf den Mann bezieht.",
+ "die Frau nicht dem Manne inbetreff des Opfers. denn es heisst (Lev. 19, 21). והביא את אשמו, „er soll sein Schuldopfer bringen“, nur er bringt ein Schuldopfer, aber nicht die Sklavin.",
+ "bei jedem anderen gilt schon die geschlechtliche Berührung. d. h. die blosse Einführung der Eichel, nicht des ganzen Gliedes, ohne Samenerguss, (s. Jebam. 55 b). מערה von ערה == an etwas anhängen, anschliessen sc. die Geschlechtsteile.",
+ "dem vollendeten Beischlafe gleich. S. Jebam. 64a.",
+ "und macht man sich durch jede einzelne Beischlafsvollziehung. auch mit derselben Person, wenn er zwischen der einen und der anderen sich der Strafbarkeit seiner Handlung bewusst geworden ist.",
+ "besonders strafbar. bei der Sklavin dagegen hat er auch in diesem Falle nur ein Opfer zu bringen, s. oben Note 11. Nach Maim. (Comment.) ist unter כל ביאה וביאה zu verstehen: jede Art der Beiwohnung, gleichviel ob eine natürliche oder widernatürliche, beide sind bei anderen Beischlafverboten strafbar, weil die Pluralform משכבי אשה (Lev. 20, 18) auf beide Arten der Beiwohnung hinweist; bei der Sklavin dagegen heisst es (Lev. 19, 20): שכבת זרע, darunter ist nur eine Beiwohnung zu verstehen, durch welche die Frau geschwängert werden kann.",
+ "dagegen besteht für den der Sklavin die strengere Bestimmung. gegenüber den vorgenannten Bestimmungen, die sämtlich bei den anderen Verboten strenger sind, denn auch, dass bei den anderen Verboten nicht ein Schuldopfer, sondern ein Sündopfer zu bringen ist, kann als eine strengere Bestimmung betrachtet werden, da dem Sündopfer eine strengere Heiligkeit inne wohnt als dem Schuldopfer, s. Sebach. X, 2.",
+ "dass dabei die vorsätzliche Tat der unvorsätzlichen gleichsteht. Wenn bei ihr Vorsätzlichkeit vorgelegen hat, muss er ein Schuldopfer bringen, gleichviel, ob er die Tat vorsätzlich oder unvorsätzlich begangen hat. Hat aber bei ihr keine Vorsätzlichkeit vorgelegen., so dass sie keine Geisselstrafe erhält, braucht auch er, gleichviel, ob er die Tat vorsätzlich oder unvorsätzlich begangen hat, kein Schuldopfer zu bringen. (s. weiter Note 49). Bei den anderen Verboten steht auf die vorsätzliche Übertretung (ohne vorangegangene Verwarnung) die Ausrottungsstrafe, eigentlich eine strengere Strafe als die Verpflichtung, ein Opfer zu bringen. Trotzdem kann diese Bestimmung bei dem, der einer Sklavin beiwohnt, eine strengere genannt werden, weil die Ausrottungsstrafe durch reuige Busse aufgehoben werden kann (s. Makk. 13 b), die Verpflichtung, ein Opfer darzubringen, dagegen nicht (J. Ettlinger im ערוך לנר)."
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+ "Was für eine Sklavin ist gemeint. in der Lev. 19, 20—22 verkündeten Gesetzesvorschrift.",
+ "denn so heisst es. Lev. 19, 20. Der Inf. vor dem Verbum bedeutet immer eine Bekräftigung, hier ihre vollständige Auslösung ist noch nicht erfolgt.",
+ "und vollständig ist sie noch nicht ausgelöst. Nach der weiteren Ausführung in der Baraita (Talm. 11 a) ist zu ergänzen: ומאורסת לעבד עברי, die einem hebräischen Knecht bereits angetraut war. Einem hebräischen Knecht ist wohl die Beiwohnung einer Sklavin wie die einer freien erlaubt, eine rechtsgültige Ehe jedoch kann mit einer Sklavin nicht geschlossen werden (אין קדושין תופסין). Diese halb ausgelöste Sklavin war deshalb nur zur Hälfte einem Manne in rechtsgültiger Ehe angetraut, deshalb steht auf ihren Umgang mit einem anderen Manne nicht die Todesstrafe, deshalb: לא יומתו כי לא חפשה „sie sollen nicht getötet werden, denn sie war noch nicht ganz freigelassen“. Voraussetzung für die Bestrafung ist, dass der Knecht sie sich nicht nur angetraut, sondern ihr auch bereits beigewohnt hatte (Talm., Ausspruch des R. Jizchak)",
+ "Akiba. Talmudausg.: ר׳ יהודה.",
+ "Es ist eine Voll-Sklavin damit gemeint. Der Ausdruck ודאי wird in der Schriftauelegung öfters zur Betonung der wörtlichen Bedeutung des Textwortes, hier שפחה, gebraucht (s. Bacher, Exegetische Terminologie I, S. 48). Auch hier ist nach der Baraita zu ergänzen: ומאורסת לעבד עברי, die einem hebräischen Knecht bereits angetraut war. Nach der Ansicht des R. Ismael ist der Umgang mit einer einem hebräischen Knechte angetrauten Sklavin strafbar, trotzdem keine rechtsgültige Eheschliessung vorliegt. Auf den Ausdruck והפדה לא נפדתה ist nach ihm kein Gewicht zu legen, da die Tora sich oft, ohne eine besondere Absicht damit zu verbinden, der gebräuchlichen Ausdrucksweise bedient (דברה חורה כלשון בני אדם).",
+ "Eleasar. Mischnaausg. ר׳ אליעזר, Talmudausg.: ר׳ אלעזר בן יעקב.",
+ "es ist nur das eine übrig. Talmudausg : ושיור אין לנו Ed. Lowe: משויר אין לנו, ebenso in der Barait.",
+ "die halb Sklavin und halb frei ist. Die Erklärung der Worte des R. Eleasar ist schwierig. Der Talmud erwidert auf die Frage, dass R. Eleasar doch eigentlich nur dieselbe Ansicht wiedergebe, die R. Akiba schon ausgesprochen hat, dass R. Eleasar sich gegen den Einwand wendet, den R. Ismael gegen die von R. Akiba angeführte Begründung erhoben hat, dass aus dem Ausdruck והפרה לא נפדתה nichts zu schliessen séi, weil die Tora sich einer solchen Ausdrucksweise auch ohne besondere Absicht zu bedienen pflegt, indem auch er dieser Ansicht im Allgemeinen zustimmt, hier aber könne es doch nur die Bedeutung haben, dass die Auslösung noch nicht vollständig stattgefunden hat, denn handelte es sich um eine noch gar nicht Ausgelöste, so würde die Angabe כי לא חופשה genügt haben. Rabbenu Gerschom erklärt deshalb die Worte des R. Eleasar folgen dermassen: bei allen Beischlafverboten ist es in der Tora deutlich ausgesprochen, worauf sie sich beziehen, nirgends ist es uns überlassen (אין משויר לנו), das in der Tora nicht deutlich Ausgesprochene erst aus dem Schriftwort zu deuten, nur hier, ob es sich nämlich hier um eine Voll-Sklavin, oder um eine, die halb Sklavin und halb frei ist, handelt. Da aber, wenn es sich um eine Voll-Sklavin handeln würde, der Ausdruck כי לא חופשה genügt haben würde, so kann das והפרה לא נפדתה nicht anders ausgelegt werden, als dass die Auslösung noch nicht vollständig stattgefunden hat. Ähnlich erklären Raschi und ihm nachfolgend Bart.: כל העריות מפורשות שהן בנות חורין ושיור אין לנו וזו ודאי משונה היא חציה שפחה וחציה בת חורין bei allen Beischlafverboten ist es klar, dass es sich um freie Personen handelt, und es ist die Deutung nicht uns überlassen, hier ist es aber doch unzweifelhaft anders, (indem es nicht von vornherein klar ist, um was für eine Sklavin es sich handelt), es kann sich darum nur um eine handeln, die halb Sklavin und halb frei ist, (weil, wie aus der Ausführung im Talmud zu ergänzen ist, der Ausdruck והפרה לא נפדתה sonst ganz überflüssig stände.) Mehr dem einfachen Wortsinne entsprechend wäre vielleicht folgende Erklärung: R. Ismael meint, dass die Vorschrift von einer Vollsklavin spricht und dass also auch der Umgang mit einer einem hebräischen Knechte angetrauten Sklavin, auch wenn sie noch Vollsklavin ist, strafbar ist. Darauf erwidert R. Eleasar, dass das nicht möglich sei, da alle Beischlafverbote in der Tora deutlich ausgesprochen sind, und es keines gibt, das die Tora ausdrücklich auszusprechen unterlassen hätte (vgl. das im Talm. so häufige תנא ושייר : der Tanna hat eine Reihe von zusammengehörenden Dingen aufgezählt, die Aufzählung ist aber keine erschöpfende, sondern er hat doch noch einige davon ausgelassen). Würde, wie R. Ismael meint, auch der Umgang mit einer solchen Vollsklavin die Übertretung eines Beischlafverbotes sein, dann würde die Tora dieses Verbot ebenso wie die anderen Beischlafverbote deutlich ausgesprochen haben, bevor sie hier die Strafe, die die Übertreter trifft, verkündet. Es kann sich hier vielmehr nur um einen Fall handeln, in dem ein bereits anderswo deutlich ausgesprochenes Verbot übertreten wird, das ist der Fall bei einer zur Hälfte bereits ausgelösten Sklavin, wo an der bereits ausgelösten Hälfte das Verbot von אשת איש übertreten wird. Nach dem Talmud würde E. Eleasar dieser Beweisführung nur noch zur Widerlegung des der Ansicht des R. Ismael zu Grande liegenden Einwandes hinzugefügt haben, dass hier das והפדה לא נפדתה nur in der von R. Akiba angegebenen Bedeutung zu fassen ist, da es sonst vollständig überflüssig wäre."
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+ "wenn der eine Teil grossjährig und der andere minderjährig ist. d. h. wenn er das Alter der Strafmündigkeit noch nicht erreicht hat, wohl aber das Alter der Beischlaffähigkeit, das beim Knaben nach vollendetem neunten, beim Mädchen nach vollendetem dritten Lebensjahre beginnt.",
+ "[nur] der minderjährige straffrei. Bei dem Beischlaf mit der Sklavin dagegen ist, wenn sie minderjährig und deshalb straffrei ist, auch er, selbst wenn er grossjährig ist, straffrei. Es wird dies daraus gefolgert, weil auf den Vordersatz ואיש כי ישכב (Lev. 19,20), der von dem Manne spricht, der den Mann betreffende Nachsatz nicht sofort folgt, sondern zunächst ihre (Strafe, בקרת תהית, und dann erst: והביא את אשמו, daraus wird gefolgert, dass nur, wenn sie die Geisselstrafe erhält, er ein Schuldopfer zu bringen hat, wenn sie aber straffrei ist, auch er kein Opfer zu bringen hat. Ist dagegen sie grossjährig und er minderjährig, ist auch er nach Maim. (הלכות שגגות IX, 3) ein Opfer zu bringen verpflichtet, obgleich sonst einen Minderjährigen niemals eine Opferpflicht trifft, weil es hier nicht איש sondern ואיש heisst, womit nach dem Sifra (s. Tosaf. 11a v. דהא) auch ein Minderjähriger, der mehr als neun Jahre alt ist, mit eingeschlossen wird (לחם משנת z. St.) Nach Abraham ben David (zu Maim. z. St.), dagegen sind auch in diesem Falle beide straffrei, weil er der Ansicht ist, dass durch die erwähnte Satzstellung (Lev. 19, 20—21) nicht nur die Opfer-Verpflichtung des Mannes von der Bestrafung der Sklavin abhängig gemacht wird, sondern ebenso auch umgekehrt die Bestrafung der Sklavin von der Opferverpflichtung des Mannes, der Minderjährige aber auch hier nicht zu einem Opfer verpflichtet ist, da die im Sifra aus ואיש abgeleitete Verpflichtung nirgends im Talmud erwähnt wird.",
+ "straffrei. Bei dem Beischlaf mit der Sklavin dagegen ist, wenn sie in schlafendem Zustande war und deshalb straffrei ist, auch er, wenn er auch in wachem Zustande war, straffrei. War sie in wachem und er in schlafendem Zustande, so sind nach den obigen Ausführungen nach der Ansicht von Abraham ben David deshalb beide straffrei, nach Maim. erhält sie die Geisselstrafe, trotzdem er kein Opfer zu bringen braucht (s. מגיד משנה zu Maim. הלכות אסורי ביאה, III, 17).",
+ "trifft die Ausrottungsstrafe. Bei dem Beischlaf mit der Sklavin dagegen sind, wenn sie ohne Vorsatz gehandelt hat und er mit Vorsatz, beide straffrei, da sie straffrei ist, braucht auch er kein Opfer zu bringen, hat sie mit Vorsatz und er ohne Vorsatz gehandelt, erhält sie die Geisselstrafe und er muss ein Opfer bringen (vgl. oben Note 39)."
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+ "Wenn man zu jemand sagt. Selbst wenn das Vergehen nicht durch zwei Zeugen bezeugt wird, sondern nur durch einen oder selbst durch eine nicht zeugnisfähige Person,",
+ "Du hast Unschlitt gegessen. und der Beschuldigte nichts darauf erwidert.",
+ "muss er ein Sündopfer bringen. weil er durch sein Stillschweigen das Vergehen selbst zugegeben hat.",
+ "dass er es nicht gegessen hat. und er selbst erwidert nichts darauf.",
+ "bringt er ein Zweifel-Schuldopfer. Wenn er dagegen widerspricht oder nach Tosaf. (11 b v. עד אומר) auch nur sagt: „ich weise es nicht“, braucht er kein Opfer zu bringen. Maim. (הלכות שגגות VIII, 3) scheint der Ansicht zu sein, dass er in letzterem Falle ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat, s. dazu לחם משנה z. St. Nach Tosaf. (ebend.) bringt er auch nur in dem Falle ein Zweifel-Schuldopfer, wenn beide Zeugen gleichzeitig ausgesagt haben, hat aber erst ein Zeuge ausgesagt, dass er es gegessen hat, und er hat dazu geschwiegen, so ist er damit verpflichtet geworden, ein Sündopfer zu bringen, und kann die nachher erfolgte entgegengesetzte Aussage des zweiten Zeugen daran nichts mehr ändern. Ob auch Maim. diese Unterscheidung anerkennt, ist zweifelhaft, da er z. St. nichts von ihr erwähnt.",
+ "Ich habe es nicht gegessen. oder wenn er auch nur sagt: „ich weise es nicht“, so dass er das Vergehen nicht zugegeben hat.",
+ "Sagen zwei. Ed. Lowe fehlen die Worte von פטור bis לא אכלתי.",
+ "Meir eines. ein Sündopfer.",
+ "bringen. Nach Tosaf. (v. אלא דקא מכחיש) auch wenn er erwidert: „ich weiss es nicht“, weil diese Erwiderung gegenüber der Aussage zweier Zeugen keine Geltung hat. Ob er nach der Ansicht der Weisen, wonach auch die Aussage zweier Zeugen ihn nicht zum Opfer verpflichtet, wenn er widerspricht, in diesem Falle ein Opfer bringen muss oder nicht, ist zweifelhaft.",
+ "Wenn zwei [Zeugen] die schwerere Todesstrafe über ihn bringen können. trotz seines Widersprechens.",
+ "Ich habe es mit Vorsatz getan. da würde er doch nicht verpflichtet sein, ein Opfer zu bringen, deshalb glauben wir ihm auch trotz der zwei Zeugen, wenn er sagt, ich habe es nicht gegessen, weil er, wenn er sich durch eine Unwahrheit von dem Opfer hätte freimachen wollen, nur hätte zu sagen brauchen: ich habe es vorsätzlich gegessen; so nach Raschi. Die Talmudausg. fügen das Wort: ופטור ausdrücklich hinzu. Tosaf. erklären: da er, wenn er sagt, ich habe es vorsätzlich gegessen, kein Opfer zu bringen brauchte, so nehmen wir an, dass er mit seinem Widerspruch gegen die Aussage der Zeugen auch nur gemeint hat, dass er es nicht unvorsätzlich gegessen hat und deshalb nicht das Opfer schuldig ist, za dem die Aussage der Zeugen ihn verpflichten wollte. Das, was er hätte sagen können, dagegen würde nach der Ansicht von Tosaf. der Aussage zweier Zeugen gegenüber seiner entgegengesetzten Behauptung keine Glaubwürdigkeit verleihen. In den älteren Tosaf. (תוספות ישנים) wird eine dritte Erklärung gegeben, danach erwidern die Weisen dem R. Meir, dass dieser Fall nicht mit dem zu vergleichen sei, wenn zwei Zeugen jemand eines mit der Todesstrafe bedrohten Vergehens beschuldigen, weil da, die Aussage der Zeugen als wahr angenommen, der Beschuldigte ohne weiteres die Todesstrafe verwirkt hat, hier dagegen, auch wenn die Aussage der Zeugen wahr ist, er trotzdem vielleicht gar nicht verpflichtet ist, ein Opfer zu bringen, wenn er nämlich vorsätzlich gehandelt hat, da demnach ihr Zeugnis allein gar nicht ausreicht, ihn zu dem Opfer zu verpflichten, ist es kein vollkommenes Zeugnis und bleibt er beglaubt, wenn er das Gegenteil behauptet."
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+ "Hat jemand Unschlitt und noch ein Mal Unschlitt in einem [ununterbrochenen] Nichtwissen. d. h. ohne dass er zwischen dem Verzehren des einen und dem des anderen seines Vergehens sich bewusst geworden ist. Ist er sich aber in der Zwischenzeit des begangenen Vergehens bewusst geworden, so gilt das nochmalige unvorsätzliche Begehen desselben als ein erneutes Vergehen, für das er ein besonderes Opfer zu bringen hat.",
+ "hat er Unschlitt und Blut und Übriggelassenes und Verworfenes. Ed. Lowe add.: וטמא.",
+ "in einem Nichtwissen. selbst in einem Nichtwissen, selbstverständlich aber auch, wenn er zwischen dem einen und dem anderen sich des vorangegangenen Vergehens bewusst geworden ist",
+ "wenn man eine halbe Olivengrösse und noch eine halbe Olivengrösse von einer und derselben Art. Talmudausg. בחצי זית אחר בהעלם אחד ממין אחד.",
+ "gegessen hat. und zwar in einem Nichtwissen, in diesem Falle gilt es, als wenn man eine ganze Olivengrösse auf ein Mal gegessen hätte. Ist man sich aber nach dem Verzehren der ersten halben Olivengrösse bewusst geworden, dass man etwas Verbotenes gegessen hat, so braucht man kein Opfer zu bringen, weil in diesem Falle die beiden Handlungen als zwei getrennte Handlangen gelten, für das Verzehren von weniger als einer Olivengrösse von etwas Verbotenem man aber kein Opfer zu bringen hat."
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+ "Innerhalb welcher Zeit muss man sie beide verzehrt. Ed. Lowe: לאכלן ed. Ven. und Talmudausg.: באוכלן ed. pr. ויאכלן.",
+ "haben. die beiden halben Olivengrössen, damit ihr Verzehren soviel gilt, als wenn man eine ganze Olivengrösse auf ein Mal verzehrt hätte.",
+ "In der man ein gleiches Mass gerösteten Korns verzehrt. wörtlich: so, als wenn man sie, die beiden halben Olivengrössen Unschlitt, gegessen hätte, wie man geröstetes Korn isst, das man jedes einzelne Korn für sich zu essen pflegt, was immer eine längere Zeit in Anspruch nimmt. Talmudausg. lesen: כאילו אובל. Nach Raschis Erklärung meint R. Meir: die beiden halben Olivengrössen zählen zusammen, wenn man sie innerhalb der Zeit verzehrt hat, in welcher man ein gleiches Mass gerösteten Korns zu verzehren pflegt, gleichviel, ob man sie unmittelbar nach einander oder mit dazwischenliegender Unterbrechung gegessen hat (s. Comm. v. כאילו אוכל und v. חומרא). Maim. Comm. fasst das כאילו אכלן nicht als Angabe des Zeitmasses sondern der Art und Weise auf: sie zählen zusammen, wenn man sie in der Art wie geröstete Körner nacheinander ohne Unterbrechung gegessen hat, selbst wenn man noch so lange Zeit damit zugebracht hat; wie es ist, wenn zwischen dem Verzehren der ersten Hälfte und der anderen eine Zeit vergangen ist und wie lange Zeit dazwischen vergangen sein darf, darüber äussert sich danach R. Meir gar nicht. Bart. kombiniert die beiden Erklärungen und erklärt: hat man die beiden Hälften ohne Unterbrechung hintereinander gegessen, zählen sie zusammen, wenn man selbst den ganzen Tag damit zugebracht hat, im anderen Falle, nur wenn man sie beide innerhalb der Zeit verzehrt hat, in der man ein gleiches Mass gerösteten Korns zu verzehren pflegt.",
+ "in der man ein halbes Brot. פרס von פרס brechen, teilen == Teil, Hälfte ist Bezeichnung für die Hälfte eines Brotes, das für zwei Mahlzeiten und deshalb zum Legen eines Erub genügt, es ist das ein Brot, das aus einem Drittel Kab, nach einer anderen Ansicht aus einem Viertel Kab Mehl gebacken ist (s. Erub. VIII, 2).",
+ "verzehrt. Talmudausg. add. חייב.",
+ "Wenn jemand unreine Speisen gegessen. Wer von unreinen Speisen so viel gegessen hat, wie der vierte Teil eines solchen Brotes ausmacht, also ¹⁄₁₂ bezw. ¹⁄₁₆ Kab, der darf Opferfleisch oder Hebe nicht geniessen, ehe er ein Reinigungsbad genommen hat (s. Erub. a. a. O.).",
+ "oder unreine Getränke getrunken hat. Wer von unreinen Getränken so viel wie ein Log getrunken hat, darf ebenfalls nichts Heiliges geniessen, ehe er ein Reinigungsbad genommen hat.",
+ "oder. ein Priester.",
+ "ein Viertel-Log Wein getrunken hat und in das Heiligtum gegangen ist. und dort eine Opferhandlung verrichtet, worauf die Todesstrafe steht, s. Lev. 10,9. Nach Maim. הלכות ביאת המקדש I, 15 steht auch auf das bloße Betreten des Heiligtums die Geisselstrafe.",
+ "[gilt als Zeitmass. innerhalb dessen man die angegebenen Masse gegessen oder getrunken haben muss. Das Wort ושתה bezieht sich nicht auf das unmittelbar voranstehende נכנס למקדש, sondern auf das vorhergehende אכל ושתת: wenn man sich beim Essen bezw. Trinken der angegebenen Masse nur כדי אכילת פרס verweilt hat, das ונכנס למקדש bezieht sich nur auf das letzte: שתה רביעית יין. Nach einer anderen Erklärung (תוספות ישנים v. אכל אוכלין טמאין) gehört ונכנס למקדש auch zu dem vorangehenden אכל אוכלין טמאין ושחה משקין טמאין und sind hiermit solche unreine Speisen und Getränke gemeint, durch deren Genuss man nicht nur פסול d. i. untauglich wird, Heiliges zu geniessen, sondern auch unrein, dass man das Heiligtum nicht betreten darf (s. dazu Tif. Jisr.)",
+ "in der man ein halbes Brot verzehrt. Talmudausg. add. חייב.",
+ "Eleasar. So ed. pr. u. Lowe, manche Ausg. ר׳ אליעזר.",
+ "Wenn er. der Priester.",
+ "nur dabei abgesetzt. den Wein nicht in einem Zuge getrunken hat.",
+ "ist er straffrei. Nach R. Eleasar ist in den Ausdrücken יין ושכר (Lev. 10, 9) das Wort ושכר attributiv zu יין zu fassen: Wein, der berauscht, d. i. wenn man ihn ungemischt und in einem Zuge trinkt. Hat man jedoch mehr als ein Viertel Log getrunken, so hat man nach Maim. (הלבות ביאת המקדש, I, 1), auch wenn man ihn in längeren Pausen und gemischt getrunken hat, die Todesstrafe verwirkt, nach Abraham ben David nur die Geisselstrafe."
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+ "am Versöhnungstage geniesst. Für das Geniessen von Unschlitt hat er ein Sündopfer zu bringen. Obwohl es nun sonst als Grundsatz gilt, dass אין איסור חל על איסור d. h. ein bereits aus einem Gesetzestitel verbotener Gegenstand nicht noch von einem anderen Verbot betroffen werden kann, so dass der Übertretende für die Übertretung beider bestraft werden müsste, hat er in diesem Falle, wo er Unschlitt von einem Opfertiere gegessen hat, auch für die Veruntreuung von Heiligem ein Schuldopfer zu bringen, weil dieses Verbot ein umfassenderes (איסור כולל) ist als das Unschlittverbot, insofern es sich auf mehr Objekte erstreckt als das letztere, denn durch das Unschlittverbot war es nur verboten, das Unschlitt des Tieres zu geniessen, durch das מעילה-Verbot dagegen ist jede Nutzniessung auch von allen übrigen durch das מעילה-Verbot betroffenen Teilen des Opfertieres verboten worden; da nun diese übrigen Teile, die vorher erlaubt waren, von dem מעילה-Verbote betroffen werden, wird auch das Unschlitt, obgleich es als solches bereits vorher zum Genuss verboten war, auch durch das מעילה-Verbot mitbetroffen. (Nach Raschi v. איסור הנייח ist das מעילה-Verbot als ein איסור מוסיף (s. weiter) zu betrachten, weil es sich nicht nur auf das Essen, sondern auch auf jede andere Nutzniessung von dem Verbotenen erstreckt, siehe dagegen Tosaf. Chull. 101 a v. איסור כולל und Schebu. 24 b v. יש אוכל). Dafür, dass er als Unreiner Heiliges gegessen hat, hat er das zweite Sündopfer zu bringen, weil es auch hier wieder sich um ein umfassenderes Verbot handelt, da infolge seiner Unreinheit ihm der Genuss alles sonst erlaubten Opferfleisches verboten ist; wie dieses ihm bisher erlaubte von dem Verbot betroffen wird, wird auch das ihm bereits vorher verbotene Unschlitt davon mitbetroffen. Das dritte Sündopfer hat er dafür zu bringen, dass er über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegengebliebenes Heiliges gegessen hat, weil bei diesem Verbot der Kreis der von dem Verbot Betroffenen ein weiterer ist (איסור מוסיף), indem das Übriggebliebene nicht nur für den menschlichen Genuss verboten ist, sondern auch nicht auf den Altar gebracht werden darf; wie nun das Unschlitt, das vorher für den Altar erlaubt war, wenn es נותר wird, für den Altar verboten wird, so wird es auch für den menschlichen Genuss auch als נותר verboten, trotzdem es dafür schon vorher als חלב verboten war. Das vierte Sündopfer hat er dafür zu bringen, dass er das Verbot, am Versöhnungstage etwas zu geniessen, übertreten hat. Dieses Verbot ist wieder ein umfassenderes (איסור כולל), da am Versöhnungstage der Genuss aller Speisen verboten ist; wie die sonst erlaubten Speisen von diesem Verbote betroffen werden, wird deshalb auch das auch sonst zum Genuss verbotene Unschlitt davon mitbetroffen.",
+ "Wenn es an einem Schabbat war. Talmudausg.; אם היה שנת, ed. Ven.: אם היה בשבת, ed pr. u. Lowe: אם היתה בשבח.",
+ "und er es im Munde. Ed. pr., ed. Ven. ed. Lowe: והוציאו בשבת, in allen drei Ausgaben fehlt ebenso wie in den Talmudausg. das Wort בפיו, vgl Tosaf. v. אם היה שבת.",
+ "herausgetragen hat. während des Essens, so dass auch dieses Verbot beim Essen übertreten worden ist.",
+ "ist er [auch dafür] schuldig. Da nach der Ausführung im Talmud das Hinaustragen eine Tätigkeit ist, die auch am Versöhnungstage verboten ist, muss man erklären: ist er noch zwei Sündopfer schuldig, eines für das Hinaustragen am Schabbat und eines für das Hinaustragen am Versöhnungstage, auch hier ist der Grundsatz von אין איסור חל על איסור nicht anzuwenden, da beide Verbote das Objekt gleichzeitig mit dem des Speisengenusses am Versöhnungstage treffen (איסור בת אחת,) s. weiter.",
+ "Das gehört aber nicht zu derselben Verbotsklasse. wörtlich: nicht zu demselben Namen, der Tanna gibt an, wieviele Opfer man für die Übertretungen zu bringen haben kann, die man durch das Verzehren einer Speise begeht, dazu gehören die Opfer nicht, die man für das Hinaustragen zu bringen hat."
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+ "Es kann jemand für das Vollziehen eines Beischlafs sechs Sündopfer zu bringen haben. Talmudausg. add.: כיצד.",
+ "seiner Schwester. wenn nämlich seine Tochter zugleich seine Schwester ist, indem er sie durch Inzest mit seiner Mutter erzeugt hat. Auch hier findet der Grundsatz אין איסור חל על איסור keine Anwendung, weil mit der Geburt des Mädchens beide Verbote gleichzeitig eintreten (איסור בת אחת).",
+ "seiner Brudersfrau. wenn diese seine Tochter seinen Bruder geheiratet hat. Das Verbot der Brudersfrau ist ein איסור מוסיף, da durch die Verheiratung mit seinem Bruder sie nun auch für alle seine Brüder verboten geworden ist. Als eine durch einen Inzest Erzeugte (ממזרת) wäre sie allerdings schon vorher für alle Brüder verboten gewesen, wenn diese nicht selbst ממזרים sind, da nur ein ממזר eine ממזרת heiraten darf. Man muss deshalb annehmen, dass der Bruder, der sie geheiratet hat, auch ein ממזר war oder sie, trotzdem sie ihm verboten war, geheiratet hat, und mindestens noch ein zweiter Bruder ebenfalls ein ממזר war, für den sie daher erst durch die Verheiratung mit dem Bruder verboten geworden ist.",
+ "seiner Vaterbrudersfrau. wenn sie nach der Ehe mit dem Bruder ihres Vaters einen Vaterbruder ihres Vaters geheiratet hat. Auch damit tritt zu den bisherigen Verboten wieder ein Verbot hinzu, das im Verhältnis zu den bereits vorhandenen ein איסור מיסיף ist, nach einer Lesart im Talmud: מיגו דאיחוסף איסורא לגבי שאר אחי אביו weil sie durch diese Ehe nicht nur für ihn als Vaterbrudersfrau, sondern auch für die anderen Brüder seines Vaters, für die sie bisher erlaubt war, als Brudersfrau verboten geworden ist. Hier ist allerdings das Verbot, durch welches sie dem weiteren Personenkreise verboten wird, nicht das gleiche wie das, durch das sie durch diese Ehe ihm verboten wird, doch wird auch in einem solchen Falle das neu hinzutretende Verbot als ein איסור מוסיף betrachtet. Ebenso ist wohl auch eine zweite Lesart zu erklären, die Raschi bringt: מיגו דאיתוסף איסור לגבי אחיו indem das Suff. von אחיו auf das unmittelbar vorausgehende אביו zu beziehen ist und damit die anderen Brüder seines Vaters gemeint sind. (Die Bemerkung Raschis dazu: ולגבי אחיו משום אשת אחי תאב bedeutet: für ihn und auch für seine Brüder gilt darum der איסור als ein איסור מוסיף, indem auch für sie, für die die Frau vorher nur als Brudersfrau verboten war, sie nunmehr auch als Vaterbrudersfrau verboten ist; die Erklärung, die Straschun zu den Worten Raschis gibt, ist dagegen eine sehr unwahrscheinliche). In der dritten Lesart, die ebenfalls von Raschi gebracht wird: מיגו דאיתוסף איסורא לגבי בני אחי אביו sind, wie Straschun und J. Ettlinger übereinstimmend erklären, nicht die Söhne des Vaterbruders, der die Frau geheiratet hat, sondern die Söhne anderer Brüder des Vaters gemeint und ist demnach zu erklären: da die Frau durch die Verheiratung mit dem Vaterbruder auch für die Söhne anderer Brüder seines Vaters, für die sie bis dahin erlaubt war, als Vaterbrudersfrau verboten geworden ist, ist sie nun auch für ihn auch als Vaterbrudersfrau verboten geworden.",
+ "einer Ehefrau. Durch ihre Wiederverheiratung ist sie als Ehefrau für die Dauer ihrer Ehe auch für jeden anderen Mann verboten geworden, es tritt daher auch dieses Verbot zu den anderen hinzu, entweder als איסור בת אחת, wenn die Ehe mit dem Vaterbruder noch besteht, da durch die Verheiratung mit diesem sie für ihn gleichzeitig die Ehefrau eines Anderen und die Frau seines Vaterbruders geworden ist, oder als איסור מוסיף, wenn sie nach Auflösung der Ehe mit seinem Vaterbruder sich wieder verheiratet hat.",
+ "und einer Menstruierenden. wenn er den Beischlaf mit ihr während ihrer Menstruationszeit vollzogen hat. Das Verbot des Umgangs mit einer Menstruierenden ist wieder ein איסור מוסיף zu allen vorhergehenden, weil mit dem Eintritt der Menstruation der Umgang mit ihr auch dem eigenen Manne verboten ist.",
+ "und wenn. Dieser ganze Absatz bis ר׳ יוסי אומר fehlt in ed. pr.",
+ "einer Ehefrau und einer Menstruierenden. Angenommen ein Vater, Jakob, hat eine Tochter, Dina, die mit Laban verheiratet ist, aus dieser Ehe stammt eine Tochter, Rahel, so ist diese, Rahel, für Jakob als Tochterstochter verboten. Heiratet Rahel einen Sohn des Jakob, Ruben, so wird sie für Jakob nun auch als Schwiegertochter verboten, dieses Verbot ist ein איסור מוסיף, denn durch ihre Verheiratung mit Ruben wird sie auch für die übrigen Söhne des Jakob, für die sie bis dahin erlaubt war, als Brudersfrau verboten. Heiratet nun Jakob eine Tochter des Laban von einer anderen Frau, Lea, die also von Vatersseite eine Schwester der Rahel ist, so wird Rahel dadurch für Jakob auch als Schwester seiner Frau verboten, dieses Verbot ist ein איסור כולל, denn durch seine Verheiratung mit Lea wird für Jakob nicht nur die Rahel als Schwester seiner Frau verboten, sondern auch die übrigen Schwestern der Lea werden für ihn aus demselben Grunde verboten. Oder Jakob hat zuerst Lea, die Tochter des Laban von einer anderen Frau, geheiratet und erst später ist dem Laban aus seiner Ehe mit Dina die Tochter Rahel geboren worden, in diesem Falle ist Rahel für Jakob zu gleicher Zeit als Tochterstochter und als Schwester seiner Frau verboten worden, da beide Verbote gleichzeitig mit der Geburt der Rahel eingetreten sind (איסור בת אחת). Heiratet nun Rahel nach der Auflösung der Ehe mit Ruben einen Bruder des Jakob, Esau, so wird sie dadurch für Jakob auch als Brudersfrau verboten, dieses Verbot ist wieder ein איסור מוסיף, da durch die Verheiratung mit Esau Rahel auch für alle übrigen Brüder des Jakob als Brudersfrau verboten wird. Heiratet Rahel nach der Auflösung auch dieser Ehe einen Bruder von Jakobs Vater, Ismael, so wird sie dadurch für Jakob auch als Vaterbrudersfrau verboten, auch dieses Verbot ist wieder ein איסור מוסיף, da sie durch diese Heirat auch für alle anderen Brüder von Jakobs Vater als Brudersfrau verboten wird. Zu diesen fünf Verboten können nun noch die Verbote des Umgangs mit der Frau eines anderen und des Umgangs mit einer Menstruierenden hinzutreten (s. oben Noten 42 und 48), so dass Jakob für den einen Beischlaf mit der Rahel sieben Sündopfer zu bringen hat.",
+ "Wenn der Alte. in dem angenommenen Falle Isaak, der Vater des Jakob.",
+ "sich über das Verbot hinweggesetzt und sie geheiratet hat. Es kann damit nicht gemeint sein, dass er sich über das Verbot, seines Bruders Frau zu heiraten, hinweggesetzt hat, da Rahel ja zuletzt den Ismael geheiratet hatte, denn in diesem Falle würde seine Ehe gar keine gültige Ehe sein und deshalb Rahel durch sie auch nicht für Jakob als seines Vaters Frau verboten werden. Vielmehr ist gemeint, dass er mit Rahel, nachdem Ismael, ohne Kinder zu hinterlassen, gestorben war, die Leviratsehe eingegangen ist, trotzdem hat er sich durch das Eingehen dieser Ehe vergangen, da er damit sich über die Verbote, die Tochterstochter seines Sohnes und die Schwiegertochter seines Sohnes zu heiraten, hinweggesetzt hat, durch die Übertretung dieser nur rabbinischen Verbote wird aber die Gültigkeit der eingegangenen Ehe nicht beeinträchtigt. Es lässt sich aber nicht einwenden, dass Rahel für Isaak auch als Schwiegertochter verboten war, da sie vorher die Frau des Esau gewesen war, und demnach ihre Ehe mit Isaak doch keine Gültigkeit haben kann, da ja der Fall denkbar ist, dass Esau nicht ein Sohn des Isaak, sondern nur mütterlicherseits ein Bruder des Jakob von einem anderen Vater war.",
+ "macht er. Jakob.",
+ "sich auch [der Beiwohnung] der Frau seines Vaters schuldig. Auch dieses Verbot ist ein איסור מוסיף, nach Maim. (הלכות שגגות IV, 2) weil Rahel durch ihre Ehe mit Isaak auch für dessen Brüder, die bis dahin, nachdem Ismael, ohne Kinder zu hinterlassen, gestorben war, mit ihr die Leviratsehe hätten eingehen können, nun als Brudersfrau verboten worden ist, nach dem Talmud (s. Maim. Comm.) weil Rahel infolge ihrer Ehe mit Isaak auch für einen minderjährigen Sohn des Isaak, für den, so lange er minderjährig ist, Rahel weder als Vaterbrudersfrau noch als Vatersfrau verboten ist, mit dem Augenblicke, wo er grossjährig wird, auch als Vatersfrau zugleich mit dem Geltung erlangenden Verbote als Vaterbrudersfrau verboten wird; hatte dagegen Isaak bei seiner Verheiratung mit Rahel keinen minderjährigen Sohn, sondern nur grossjährige Söhne, so kann das Verbot als Vatersfrau nicht mit Rücksicht auf sie als איסור מוסיף gelten, da ihnen ebenso wie dem Jakob die Rahel bereits vor ihrer Verheiratung mit Isaak durch ihre Ehe mit Ismael als Vaterbrudersfrau verboten war.",
+ "Ebenso wenn jemand der Tochter seiner Frau oder der Tochterstochter seiner Frau beiwohnt. Wenn er der Tochter seiner Frau beiwohnt, kann er, wie wenn er seiner eigenen Tochter beiwohnt, sechs Sündopfer zu bringen haben, und wenn ihrer Tochterstochter, wie bei der eigenen Tochterstochter, sieben. Die Tochter seiner Frau kann zugleich seine Schwester sein, wenn nämlich sein Vater mit einem Mädchen, ohne es zu heiraten, ein Kind gezeugt und er dann dieses Mädchen, was gesetzlich erlaubt ist, geheiratet hat, so ist das Kind, wenn es ein Mädchen ist, die Tochter seiner Frau und doch zugleich, da sein Vater der Erzeuger ist, seine Schwester. Wenn diese Tochter seiner Frau einen Bruder von ihm von Mutterseite heiratet — seinen Bruder von Vaterseite darf sie nicht heiraten, da dieser zugleich ihr eigener Bruder wäre — so wird sie dadurch auch seine Brudersfrau, die weiter hinzukommenden Verbote ergeben sich dann genau so wie bei der eigenen Tochter. Die Tochterstochter seiner Frau kann zugleich die Schwester seiner Frau sein, wenn die Tochter seiner Frau das Kind aus dem Umgang mit dem Vater ihrer Mutter empfangen hat. Heiratet diese Tochterstochter seiner Frau einen Sohn von ihm von einer anderen Frau — einen Sohn von derselben Frau darf sie nicht heiraten, da diese Frau, ihre Grossmutter, zugleich ihre Schwester ist und sie einen Sohn ihrer Schwester nicht heiraten darf — so wird sie dadurch auch seine Schwiegertochter, die weiteren Verbote ergeben sich dann auch hier wieder wie bei der eigenen Tochterstochter."
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+ "einer Menstruierenden. Angenommen ein Vater, Laban, hat mit seiner Tochter Lea ein Kind, Dina, gezeugt und Jakob heiratet die Dina, so wird Lea dadurch gleichzeitig seine Schwiegermutter und die Schwester seiner Frau. Heiratet nun Ruben, der Sohn Jakobs von einer anderen Frau, die Lea, so wird diese dadurch auch die Schwiegertochter Jakobs. Heiratet nach Auflösung dieser Ehe Lea einen Bruder des Jakob, Esau, so wird sie dadurch auch seine Brudersfrau, und heiratet sie nach Auflösung dieser Ehe einen Bruder des Vaters von Jakob, Ismael, so wird sie dadurch auch seine Vatersbrudersfrau. Auch hier tritt immer das weitere Verbot zu den bereits vorhanden gewesenen hinzu, weil es, wie oben näher ausgeführt, entweder ein איסור מוסיף oder ein איסור כולל oder ein איסור בת אחת ist. Es lässt sich auch ein anderer Fall annehmen, bei dem alle diese Verbote Zusammentreffen, ohne dass die Frau des Jakob aus einem Inzest hervorgegangen ist, wenn nämlich Lea eine Schwester, Rahel, hat und Jakob zuerst Dina, die Tochter der Lea, und dann Ruben, der Sohn Jakobs von einer anderen Frau, die Lea geheiratet hat, dadurch ist Lea sowohl die Schwiegermutter wie die Schwiegertochter Jakobs geworden, heiratet Jakob nun auch die Rahel, so wird Lea dadurch auch die Schwester seiner Frau, danach würde auch die Reihenfolge mit der in der Mischna, zuerst כלתו und dann אחות אשתו, besser übereinstimmen (Tif. Jis. und Straschun).",
+ "ebenso wenn er der Mutter seiner Schwiegermutter. Angenommen ein Vater, Laban, hat mit der Tochter seiner Tochter Lea, Dina, ein Kind, Rahel, gezeugt und Jakob heiratet die Rahel, so wird Lea dadurch gleichzeitig die Mutter seiner Schwiegermutter und die Schwester seiner Frau, da Rahel und Lea beide Kinder Labans sind. Heiratet nun Ruben, ein Sohn des Jakob, die Lea, so wird diese dadurch auch die Schwiegertochter Jakobs, usw. wie Note 51.",
+ "oder der Mutter seines Schwiegervaters. Angenommen Laban, ein Sohn der Jiska, hat mit der Mutter der Jiska, Milka, eine Tochter, Rahel, gezeugt und Jakob heiratet die Rahel, so wird Jiska dadurch gleichzeitig die Mutter seines Schwiegervaters und die Schwester seiner Frau, da Rahel und Jiska beide Töchter Milkas sind. Heiratet nun Ruben, ein Sohn des Jakob, die Jiska, so wird diese dadurch auch die Schwiegertochter Jakobs, usw. wie Note 51. Auch in diesen beiden Fällen geht es ohne Annahme eines vorausgegangenen Inzestes ab, wenn man annimmt, dass nachdem Jakob die Rahel geheiratet, Ruben die Mutter der Schwiegermutter Jakobs, Lea, bezw. die Mutter seines Schwiegervaters, Jiska, geheiratet und dann Jakob eine Schwester der Lea bezw. der Jiska geheiratet hat.",
+ "der Mutter seiner Schwiegermutter und der Mutter seines Schwiegervaters. Angenommen eine Mutter, Milka, hat einen Sohn, Betuel, und zwei Töchter, Lea und Rahel. Heiratet nun Jakob die Rahel, so wird dadurch Milka seine Schwiegermutter heiratet er auch Dina, eine Tochter der Lea, so wird Milka dadurch auch die Mutter seiner Schwiegermutter, heiratet er auch noch Rebekka, die Tochter des Betuel, so wird sie dadurch auch die Mutter seines Schwiegervaters.",
+ "Bei allen drei übertritt er das gleiche Verbot. Weil sie alle drei in einem Schriftverse (Lev. 18, 17) aufgeführt werden mit dem Zusatz זמה היא „eine Unzucht ist es“ in der Einzahl, daraus wird geschlossen, dass man, wenn man durch eine Handlung gegen alle drei Verbote verstösst, doch nur e i n Sündopfer zu bringen hat."
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+ "Josua auf dem Markte. אטליס s. Bechor. V Note 3.",
+ "von Emmaus. Talmudausg.: עימאום.",
+ "Gamliel. Ed. pr. Ven. u. Lowe fehlen die Worte: של רבן גמליאל.",
+ "Wenn jemand seiner Schwester und seiner Vatersschwester und seiner Muttersschwester in einem Nichtwissen. In den Talmudausg. fehlen die Worte: בהעלם אחד (s. Straschun).",
+ "beigewohnt hat. Wie im Talmud ausgeführt wird, bann nicht gemeint sein, wenn jemand seiner Schwester, dann seiner Vatersschwester und dann seine Muttersschwester beigewohnt hat, da in diesem Falle es selbstverständlich wäre, dann er drei Sündopfer zu bringen hat, vielmehr ist gemeint, wenn jemand seiner Schwester beiwohnt, die zugleich seine Vatersschwester und seine Muttersschwester ist. Das ist in folgender Weise möglich: ein Sohn, Ruben, hat mit seiner Mutter Lea zwei Töchter gezeugt. Dina und Rahel, darauf hat Ruben mit seiner Tochter Rahel wieder einen Sohn, Simon, gezeugt, so ist Dina die Schwester Simons, da sie beide Kinder des Ruben sind, sie ist aber auch seine Vatersschwester, da sie und sein Vater Ruben beide Kinder der Lea sind.",
+ "Darauf sagten sie zu mir. Talmudausg.: אמרו לו.",
+ "und wir sehen. Talmudausg.: ורואה אני.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Leichteren auf das Schwerere. da er in diesem Falle mit allen fünf Handlungen nur ein und dasselbe Verbot übertreten hat, während er hier drei verschiedene Verbote übertreten hat.",
+ "die Folgerung zu ziehen ist. Wie im Talmud ausgeführt wird, ist aber diese Folgerung doch nicht richtig, da dort die Vergehungen an fünf verschiedenen Personen begangen worden sind, während hier alle drei an einer und derselben Person. Es ist aber trotzdem auch hier für jede der Vergehungen ein besonderes Opfer zu bringen, und zwar wird dieses aus dem Schriftverse Lev. 20, 17 gefolgert, nach R. Jizchak (s Talmud 2b) aus dem dort überflüssig stehenden ערות אחותו גלח, nach den Weisen (ebend.), weil der ganze Schriftvers überflüssig ist, da Lev. 18, 29 die Ausrottungsstrafe für alle in dem Kapitel vorher genannten Beischlafsverbote bereits ausgesprochen ist, aus dieser Wiederholung wird die Lehre gefolgert, dass in einem Falle, wie dem hier besprochenen, der verbotene Umgang mit der Schwester und der mit ihr als Vatersschwester und als Muttersschwester jeder besonders zu bestrafen ist."
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+ "das nur noch lose. מדלדל von דלדל == lockern, vgl. Bechor. III, 4.",
+ "an einem Tiere hängt. gilt es schon als losgelöst, so dass es als von einem noch lebenden Tiere losgelöstes Glied (אבר מן החי) Menschen und Geräte verunreinigt oder nicht? Vgl. Chull. IX, 7.",
+ "dass ein nur noch lose an einem Menschen hängendes Glied rein ist. S. Chull. IX, 8.",
+ "denn so. Talmudausg.: וכך.",
+ "pflegten es die an Beulenpest. שחין eine in Beulen ausartende Entzündung, bei der zuletzt die Glieder abfaulen.",
+ "der Betreffende ging am Vortage des Pessach. nach Raschi und Bart.: um nicht bei der Pessachfeier durch den hässlichen Anblick abzustossen. Straschun gibt als mutmasslichen Grund an: weil bei einem für das Verzehren des Pessachopfers etwa notwendigen Reinigungsbade das nur noch lose am Körper hängende Glied die Gültigkeit des Reinigungsbades beeinträchtigen würde (s. Maim. הלכות מקואות II, 2).",
+ "dieser schnitt es bis auf eine Haarbreite. Manche Mischnaausg.: כשעורה.",
+ "die er daran liess. da das Glied, sobald es ganz abgetrennt ist, unrein ist und durch die Berührung ihn unrein machen würde.",
+ "ab und steckte es dann auf einen Dorn. סירה wie das biblische סיר == Dorn.",
+ "dann riss sich jener davon los. mit einem schnellen Ruck, so dass mit dem Augenblick, wo das Glied sich ganz loslöste, es ihn auch nicht mehr berührte.",
+ "und wir sehen. Talmudausg.: ורואה אני.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Schwereren auf das Leichtere. da der Mensch auch schon, während er lebt, unrein werden kann, das Tier dagegen nicht."
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+ "Weiter fragte sie. Talmudausg.: שאל.",
+ "Wenn jemand fünf Opfertiere ausserhalb. des Heiligtums.",
+ "Darauf sagten sie. Talmudausg.: אמר.",
+ "Darüber haben wir nichts gehört. Obgleich sie nach der vorhergehenden Mischna doch gehört hatten, dass man für die Beiwohnung von fünf Menstruierenden fünf Sündopfer zu bringen hat, ist daraus nicht ohne weiteres auch auf diesen Fall zu schliessen, weil dort auch die fünf Frauen sich strafbar machen und zwar in jedem der fünf Falle eine andere, und vielleicht nur deshalb auch der Mann für jeden der Fälle ein besonderes Opfer zu bringen hat (s. folgende Mischna).",
+ "wenn jemand von einem Opfertiere. bevor das Blut gesprengt worden ist. Wer vorher etwas von dem Opfertier geniesst, macht sich einer Veruntreuung schuldig.",
+ "aus fünf Schüsseln. von denen jede für sich zubereitet worden ist.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Leichteren auf das Schwerere. da dort die fünf Stücke, die er gegessen hat, alle von einem Opfertiere herrühren, während er hier das Vergehen an fünf verschiedenen Tieren begangen hat.",
+ "Akibas. denn dann hätte er gegen die Folgerung des R. Josua eingewendet: bei der Veruntreuung hat er einen fünfmaligen Genuss gehabt, vielleicht ist das der Grund, weshalb er da für jeden Genuss ein besonderes Opfer zu bringen hat.",
+ "dass daraus durch den Schluss vom Leichteren auf das Schwerere. von dem von einem Tiere herrührenden Veruntreuten auf das von fünf Opfertieren Übriggelassene.",
+ "wenn es sich aber nur um eine Schlussfolgerung handelt. דין ist der Fachausdruck für eine auf Grund einer hermeneutischen Regel sich ergebende Folgerung, das Zeitwort דון) דין) die Bezeichnung für: eine solche Folgerung ziehen, zu ואם לדין ist das Verb, zu ergänzen, etwa: ואם באת לדין „wenn du aber kommst, d. h. dich berechtigt hältst, selbst diese Folgerung zu ziehen“.",
+ "als wenn er selbst es essen würde. der, der das Heilige dem anderen zu essen gegeben hat, hat sich einer Veruntreuung schuldig gemacht, ebenso wie wenn er es selbst gegessen hätte, nicht der andere, der es von ihm erhalten und gegessen hat (s. Mella V, 4).",
+ "als wenn er selbst es benutzen würde. da man auch durch jede Nutzniessung von dem Heiligen eine Veruntreuung begeht.",
+ "auch die in langen Zwischenräumen erfolgte Veruntreuung zusammengerechnet wird. Für eine Veruntreuung braucht man nur ein Schuldopfer zu bringen, wenn die Nutzniessung, die man daraus gezogen, wenigstens den Wert einer Peruta hatte, es ist aber gleich, ob man diese Nutzniessung im Werte einer Peruta auf ein Mal davon gehabt, oder das eine Mal eine solche von einer halben Peruta und dann in beliebig späterer Zeit wieder eine von einer halben Peruta (s. Meïla V, 5)."
+ ],
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+ "Wenn jemand mehrere Arbeiten von einer und derselben Hauptart. S. Sabb. VII, 1.",
+ "oder für jede ein besonderes. Die Frage R. Akibas war eine Doppelfrage, erstens ob man für mehrere zu derselben Hauptart gehörende Arbeiten, wenn man sie in einem Nichtwissen verrichtet hat, nur ein Sündopfer zu bringen hat, wie wenn man eine und dieselbe Arbeit mehrere Male nach einander in einem Nichtwissen verrichtet hat, oder ob man für jede Arbeit ein besonderes Opfer zu bringen hat, und zweitens ob man für eine und dieselbe Arbeit, die man an mehreren Schabbaten nach einander in einem Nichtwissen verrichtet hat, nur ein Sündopfer zu bringen hat, oder für jeden Schabbat ein besonderes. Das Nichtwissen kann sich nun wieder entweder auf den Schabbat oder auf die Arbeiten beziehen, indem man entweder nicht gewusst hat, dass es an den betreffenden Tagen Schabbat war, oder dass die betreffenden Arbeiten zu den am Schabbat verbotenen gehören. Der Talmud bringt zwei Ansichten, auf welchen von diesen beiden Fällen die Frage R. Akibas sich bezieht. Nach Rabba bezieht sie sich auf den Fall, dass man gewusst hat, dass es Schabbat ist, aber nicht, dass die betreffenden Arbeiten verboten sind, und die Frage R. Akibas war, ob man für dieselbe Arbeit, die man an mehreren aufeinanderfolgenden Schabbaten verrichtet hat, obwohl es in einem Nichtwissen geschehen ist, mehrere Sündopfer zu bringen hat, weil die Übertretungen an verschiedenen Schabbaten begangen worden sind, oder ob man für dieselbe Arbeit trotzdem nur ein Sündopfer zu bringen hat; wenn man dagegen gewusst hat, dass die Arbeiten am Schabbat verboten sind, aber nicht, dass es Schabbat ist, so würde es nach R. Akiba ausser Frage sein, dass man für dieselbe Arbeit mehrere Opfer zu bringen hat, weil in diesem Falle das Nichtwissen durch die zwischen dem einen und dem anderen Schabbat liegenden Tage unterbrochen worden ist, da es nicht wohl anzunehmen ist, dass man sich im Laufe derselben nicht bewusst geworden ist, dass es ein Schabbat war, an dem man die Arbeit verrichtet hat. Nach R. Chisda bezieht sich die Frage R. Akibas gerade auf den letzteren Fall, ob da die dazwischen liegenden Tage als eine Unterbrechung des Nichtwissens zu betrachten sind oder nicht; wenn man dagegen gewusst hat, dass es Schabbat ist, nur nicht gewusst hat, dass die betreffenden Arbeiten am Schabbat verboten sind, so wäre es nach R. Akiba ausser Frage, dass man auch für dieselbe Arbeit, die man an mehreren aufeinanderfolgenden Schabbaten in einem Nichtwissen verrichtet hat, mehrere Sündopfer bringen muss, weil die Übertretungen an verschiedenen Schabbaten begangen worden sind, ebenso wie man fünf Opfer zu bringen hat, wenn man seinen fünf Frauen während ihres Menstruierens in einem Nichtwissen beigewohnt hat (s. oben Mischna 7).",
+ "Wenn bei der Menstruierenden. Nach Rabba ist zu erklären: wenn man mehreren menstruierenden Frauen nach einander in einem Nichtwissen beigewohnt hat, d. h. ohne zu wissen, dass es verboten ist, einer Menstruierenden beizuwohnen, wie man hier die Arbeiten an mehreren Schabbaten nacheinander verrichtet hat, ohne zu wissen, dass es verbotene Arbeiten sind; nach R. Chisda: wenn man einer Frau mehrere Male während ihres Menstruierens, nachdem sie inzwischen rein geworden war und dann wieder menstruiert hatte, beigewohnt hat, wo die zwischen der einen und der anderen Menstruation liegenden Tage ähnlich wie die Tage zwischen dem einen und dem anderen Schabbat als eine Unterbrechung des Nichtwissens gelten.",
+ "wo es nicht mehrere Arten. תוצאות wörtlich: Ausläufer, Abarten, wie beim Schabbatverbot, wo es Hauptarten (אבות) und abgeleitete Arten (תולדות) von Arbeiten gibt.",
+ "[von Verboten] und nicht mehrere Weisen der Versündigung. Sündopfer für verschiedene Vergehungen, durch die man das Verbot übertreten kann.",
+ "man für jede ein besonderes schuldig ist. selbst nach der Ansicht des R. Akiba und der anderen Weisen, die nicht der Ansicht des R. Elieser sind, dass man bei allen Beischlafverboten, wenn man den Beischlaf mehrere Male hintereinander, wenn auch in einem Nichtwissen vollzogen bat, doch für jeden ein besonderes Sündopfer zu bringen hat (s. Talm. 15 a)",
+ "wo es mehrere Arten [von Verboten] und mehrere Weisen der Versündigung. Talmudausg: ומיתות הרבה.",
+ "man für jede ein besonderes schuldig ist. Aus dieser Schlussfolgerung kann allerdings nur gefolgert werden, dass man auch für dieselbe an mehreren Schabbaten verrichtete Arbeit mehrere Sündopfer zu bringen hat, nicht aber dass man auch für mehrere zu derselben Hauptart gehörenden Arbeiten mehrere Sündopfer zu bringen hat, R. Elieser ist aber der Ansicht, dass zwischen Arbeiten derselben oder verschiedener Hauptarten in dieser Hinsicht kein Unterschied zu machen ist.",
+ "Der Beischlaf mit minder jährigen. Nach R. Chisda (s. Note 92) ist zu erklären: der Beischlaf mit einer, die noch zu den Minderjährigen gehört.",
+ "[Menstruierenden] mag den Gegenbeweis liefern. dass das nicht der Grund ist, weshalb er hier mehrere Sündopfer zu bringen hat.",
+ "denn da. Ed. Yen. u. Talmudausg.: שאין בה.",
+ "handelt es sich ja nur um ein Verbot. da für Minderjährige das Verbot keine Geltung hat.",
+ "So mag der Beischlaf mit einem Vieh den Gegenbeweis liefern. wo dieser Einwand nicht zutrifft und doch für jede Beiwohnung ein besonderes Sündopfer zu bringen ist.",
+ "Beim [Beischlaf mit einem] Vieh steht es ebenso wie mit der Schabbatverletzung. indem es mir auch da fraglich ist, ob man für jede Beiwohnung ein besonderes Sündopfer zu bringen hat."
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+ "ob er Unschlitt gegessen hat oder nicht gegessen hat. Auf Grund der Ansicht von Rab, der die meisten Dezisoren folgen, erklärt R. Chija, Sohn des Rab, dass die Mischna nur von dem Falle spricht, wenn jemand von zwei vor ihm liegenden Fettstücken eines gegessen hat und dann nachträglich erfährt, dass eines von beiden Unschlitt war, und nun nicht weise, ob er das Stück Unschlitt gegessen hat oder das andere Stück. Hat jedoch nur ein Fettstück vor ihm gelegen, das er für erlaubtes Fett gehalten und deshalb gegessen hat, und er erfährt nun nachträglich, dass es zweifelhaft ist, ob es nicht vielleicht Unschlitt war, so braucht er kein Zweifel-Schuldopfer zu bringen, weil, so erklärt R. Nachman diese Ansicht von Rab, ein Zweifel Schuldopfer nur zu bringen ist, wenn etwas Verbotenes bestimmt vorgelegen hat (איקכע איסורא) und es nur zweifelhaft ist, ob man das Verbotene gegessen bezw. die verbotene Handlung damit vorgenommen hat. Hat man gewusst, dass es zweifelhaft ist, ob das Stück Fett erlaubtes Fett oder Unschlitt ist, und hat es trotzdem gegessen, ist schon aus dem Grunde kein Zweifel-Schuldopfer zu bringen, weil ein solches nur für eine unvorsätzliche Übertretung zu bringen ist, man in diesem Falle sich aber einer vorsätzlichen Übertretung schuldig gemacht hat, da man auch Fett, von dem man im Zweifel ist, ob es erlaubtes Fett ist, nicht essen darf (s. Raschi v. אבל א׳ מחן und Tosaf v. ספק אכל).",
+ "oder wenn er es selbst bestimmt gegessen hat. er hat ein Stück, das er für erlaubtes Fett gehalten hat, gegessen und erfährt nun nachträglich, dass es Unschlitt war. Nach der Erklärung von Tosaf. dagegen gehört das ואפילו אכל zu dem vorhergehenden: wenn er im Zweifel ist, ob das, was er gegessen hat, Unschlitt war, und ferner, selbst wenn es Unschlitt war, was er gegessen hat, ob es die entsprechende Grösse hatte, auch in diesem Falle eines Doppelzweifels (ספק ספיקא) muss er ein Zweifel-Schuldopfer bringen.",
+ "aber im Zweifel ist ob es die entsprechende Grösse. nur wenn man soviel wie eine Olivengrösse von dem Verbotenen gegessen hat, muss man dafür ein Opfer bringen.",
+ "wenn. Ed. pr., Ven. u. Lowe add. : ואפילו יש בו. Diese Lesart spricht für die Ansicht von R. Asi (s. Talm.), dass mit dem ersten Falle in der Mischna gemeint ist, wenn nur ein Fettstück vor ihm gelegen hat. Nach der Erklärung von R. Chija gibt dieser Satz nur die nähere Ausführung zu dem vorangehenden: Wann hat er für den Zweifel, ob er Unschlitt gegessen hat oder nicht, ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen? Wenn Unschlitt und Fett vor ihm gelegen haben, nicht aber, wenn nur ein Fettstück vor ihm gelegen hat.",
+ "er hat einer von ihnen beigewohnt. in der Meinung, dass es seine Frau ist. Der Ausdruck: שגג באחת מהן ist hier eigentlich nicht korrekt, die Mischna gebraucht ihn hier nur, weil er so in der folgenden Mischna, wo er am Platze ist, steht.",
+ "und weiss nicht. es kommen ihm hinterher Zweifel.",
+ "er hat an einem von beiden. z. B. um die Abendzeit am Freitag oder am Sonnabend.",
+ "an welchem von beiden. ob es bereits oder noch Schabbat war."
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+ "wenn man Unschlitt und noch ein Mal Unschlitt. Ed. Lowe : חלב ודם.",
+ "wenn man [im gleichen Falle] sich der Übertretungen nicht mit Bestimmtheit bewusst ist. wenn man von mehreren Stücken erlaubten und verbotenen Fetts zwei Stücke, die man für erlaubtes Fett gehalten hat, in einem Nichtwissen gegessen hat, und nun nachträglich im Zweifel ist, ob es nicht verbotene Fettstücke waren (s. Note 2).",
+ "nur ein [Zweifel-] Schuldopfer. Talmudausg.: אשם תלוי.",
+ "wenn einem in der dazwischen liegenden Zeit das Begangene. dass man Unschlitt gegessen hat.",
+ "so hat man auch [im gleichen Falle. wenn man, nachdem man das erste Stück gegessen, in Zweifel gekommen ist, ob es nicht Unschlitt war.",
+ "für jedes ein besonderes Opfer zu bringen hat. S. oben III, 2.",
+ "er hat eines von beiden gegessen. indem er geglaubt hat, dass es erlaubtes Fett sei.",
+ "er hat sich unvorsätzlich mit einer von beiden vergangen. indem er geglaubt hat, dass es seine Frau und sie nicht in menstruierendem Zustande sei.",
+ "Schabbat und Versöhnungstag. wenn Freitag oder Sonntag Versöhnungstag war (s. Menach. XI Note 67 a).",
+ "er hat in der Abend-Dämmerung. בין השמשות heisst im Rabbinischen eine Zeit zwischen dem Untergang der Sonne und dem Eintritt vollständiger Dunkelheit, von der es zweifelhaft ist, ob sie noch zu dem vorangehenden Tage gehört oder schon zu dem folgenden oder teils zu diesem und teils zu jenem. Wann dieser Zeitabschnitt beginnt und wie lange er dauert, darüber gehen die Ansichten auseinander (s. Sabb. 34b).",
+ "eine Arbeit getan. in der Annahme, dass es Wochentag sei.",
+ "ein Sündopfer bringen. da er doch in jedem Falle eine Sünde begangen hat, für die er ein Sündopfer zu bringen hat.",
+ "Josua spricht ihn davon frei. weil es (Lev. 4,23) heisst: או הודע אליו חטאתו אשר חטא ״בה״ „wenn ihm seine Sünde, durch die er sich versündigt hat, bekannt geworden ist“, das heisst nach R. Josua: nur wenn ihm speziell die Sünde, durch die er sich vergangen hat, bekannt geworden ist, nicht aber wenn er im Zweifel ist, welche Sünde er begangen hat.",
+ "Darin gehen ihre Ansichten nicht auseinander. sondern stimmt auch R. Elieser, der den Schriftvers nicht wie R. Josua deutet, der Ansicht des R. Josua zu.",
+ "da nehme ich an. da es zweifelhaft ist, ob die Zeit der Dämmerung ganz zu dem vorhergehenden oder ganz zu dem folgenden oder teils zu dem vorhergehenden und teils zu dem folgenden Tage gehört.",
+ "dass er einen Teil der Arbeit an dem einen Tage und einen Teil an dem folgenden getan hat. und deshalb für keine von beiden Übertretungen ein Sündopfer zu bringen hat, da ein solches nur für das Verrichten einer ganzen Arbeit zu bringen ist.",
+ "welche Art. Ed. Lowe fehlt: מעין. J. Ettlinger erklärt das מעין איזו מלאכת: nur wenn er nicht weiss, welche Arbeit er getan, und auch nicht, zu welcher von den 39 Hauptarbeiten dieselbe gehört hat, weiss er aber, zu welcher Hauptarbeit sie gehört hat, nur nicht, welche von den abgeleiteten Arbeiten es war, muss er auch nach Ansicht des R. Josua ein Sündopfer bringen.",
+ "Arbeit er getan hat. d. h. nicht mehr weiss, welche von den an dem Tage verbotenen Arbeiten er getan hat.",
+ "Elieser. Talmudausg.: שר׳ אליעזר.",
+ "Josua spricht ihn auch von einem Zweifel-Schuldopfer. weil es beim Zweifel-Schuldopfer (Lev. 5,17) heisst: ולא ידע „wenn er nicht weiss“, ob er sich versündigt hat, nur in diesem Falle muss er ein Zweifel-Schuldopfer bringen, nicht aber, wenn er, wie in diesen Fällen, bestimmt weiss, dass er eine Sünde begangen hat, für die er ein Sündopfer zu bringen hat, und nur im Zweifel ist, welche Sünde."
+ ],
+ [
+ "Simon. Ed. Löwe: ר׳ ישמעאל (vgl. Sifra zu Lev. 4, 23).",
+ "das den gleichen Namen hat. wenn jemand z. B. im Zweifel ist, ob er Früchte von diesem Feigenbäume abgepflückt hat oder von einem anderen, in diesem Falle muss er auch nach R. Josua ein Sündopfer bringen (s. Note 21).",
+ "das zwei verschiedene Namen hat. wenn er z. B. im Zweifel ist, ob er gesät oder geerntet hat, oder auch nur, ob er Feigen abgepflückt oder Trauben abgelesen hat.",
+ "dass er ein Sündopfer zu bringen bat. weil er in jedem Falle etwas Sündhaftes begangen hat.",
+ "Josua spricht ihn davon frei. obgleich er in jedem Falle eine Sünde begangen hat, weil er nicht weiss, durch welche Handlung er die Sünde begangen hat, ob durch Säen oder Ernten bzw. durch das Abpflücken von Feigen oder Ablesen von Trauben. Nach den Ausführungen im Tamud bezieht sich indes dieser Ausspruch des R. Simon aus Schesur und des R· Simon gar nicht auf den in der vorhergehenden Mischna besprochenen Fall, dass jemand im Zweifel ist über die Handlung, durch welche er sich versündigt hat (s. Tosaf. 20 a v. היינו ר׳ שמעון), sondern, wie aus der nachfolgenden Äusserung des R. Jehuda hervorgeht, auf den Fall, dass jemand anstatt der eigentlich von ihm beabsichtigten Arbeit eine andere getan hat, die er allerdings, so nimmt Raba an, auch tun wollte, aber erst nachdem er die erstere getan; denn wenn er überhaupt nicht die Absicht hatte, die von ihm getane Arbeit zu tun, brauchte er nach aller Ansicht kein Sündopfer zu bringen, da für das Schabbatverbot der Grundsatz gilt, dass man nur dann ein Sündopfer zu bringen hat, wenn man die Absicht hatte, die getane Arbeit zu tun. R. Simon aus Schesur und R. Simon wollen demnach sagen: wenn man die Absicht hatte, z. B. zuerst von diesem Feigenbäume Früchte abzupflücken und dann von einem anderen Feigenbäume, und man in Gedanken nun anstatt von dem Baume, von dem man zuerst pflücken wollte, zuerst Früchte von dem anderen abgepflückt hat, in diesem Falle stimmt auch R. Josua zu, dass man ein Sündopfer zu bringen hat; nur in dem Falle ist R. Josua der Ansicht, dass man kein Sündopfer zu bringen hat, wenn man die Absicht hatte, z. B. zuerst Feigen zu pflücken und dann Trauben, und man in Gedanken anstatt der Feigen zuerst die Trauben gepflückt hat, weil man da in dem Moment, wo man die Arbeit getan hat, doch nicht die Absicht hatte, diese Arbeit auszuführen.",
+ "und er hat Feigen gepflückt. wo er also eine andere Fruchtart gepflückt hat, als er in dem Augenblick die Absicht hatte, auch da muss er nach Ansicht des R. Elieser ein Sündopfer bringen, weil er doch jedenfalls die Absicht hatte, auch die andere Fruchtart zu pflücken, während er nach Ansicht des R. Josua kein Sündopfer zu bringen hat (s. vor. Note), hierin stimmt also R. Jehuda mit der Ansicht des R. Simon aus Schesur und des R. Simon überein.",
+ "oder weisse zu pflücken und er hat schwarze gepflückt. schwarze und weisse Früchte der gleichen Art gelten nach R. Jehuda als eine Art, also auch in diesem Falle, wo er die gleiche Fruchtart gepflückt hat, die er in dem Augenblick zu pflücken die Absicht hatte, braucht er nach Ansicht des R. Josua kein Sündopfer zu bringen, hierin weicht also die Ansicht des R. Jehuda von der der beiden ersten Tannaim ab.",
+ "Jehuda. Ed. Löwe fehlt: אמר ר יהודח, ebenso Sifra zu Lev. 4, 23. Auch Raschi hat diese Worte nicht, s. zu Talm. 19 a v. ותמיח אני und 20 a v. ליקדם, Talmudausg. (s. Maim. Comm): אמר ר׳ שמעין.",
+ "wenn. d. h. warum. Raschi liesst: ותמיח אני, R. Jehuda berichtet, wie ihm die Ansicht des R. Josua überliefert worden ist, spricht aber selbst über diese Ansicht seine Verwunderung aus.",
+ "Josua ihn in diesem Falle freispricht. Talmudausg.: פטר.",
+ "Ist es so. Die Mischna selbst macht den Einwand; wenn es so wäre, wie du meinst, dass man in solchen Fällen auch nach R. Josua ein Sündopfer zu bringen hat.",
+ "was bedeutet denn das. Lev. 4, 23.",
+ "wodurch. aus dem hinzugefügten ״בה״ wird nicht nur geschlossen, dass man wissen muss, durch welche Handlung man sich versündigt hat (s. oben Note 21), sondern auch, dass man diejenige Handlung begangen haben muss, die man zu begehen die Absicht hatte",
+ "Das schliesst etwas gedankenlos Getanes aus. wenn man überhaupt nicht die Absicht hatte, die Handlung an dem Objekte vorzunehmen, sondern etwas anderes in Gedanken hatte, z. B. die Absicht hatte, eine vom Boden abgeschnittene Frucht zu zerschneiden, und dabei eine noch im Boden wurzelnde Frucht abgeschnitten hat. מתעסק == sich mit etwas beschäftigen, befassen, zu ergänzen: mit etwas anderem."
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+ "Durch [den Genuss. Talmudausg.: אכל דם.",
+ "das beim Abstechen. נחר arab. نَحَر == jugulavit, nach Raschi von נהירים == von den Nasenlöchern bis zum Herzen aufreissen.",
+ "das beim Losreissen. עקר == entwurzeln, losreissen, den Schlund und die Luftröhre von ihrer Wurzel losreissen.",
+ "das beim Aderlass. des Tieres.",
+ "durch das ein Verbluten eintritt. dasjenige Blut, durch das, wenn es vollständig herausfliesst, der Tod des Tieres eintreten muss. Im Talmud finden sich die näheren Angaben darüber, welches Blut hiermit gemeint ist. Nach Tosaf. bezieht sich diese Bestimmung auch auf das Blut, das beim Schlachten, Abstechen oder Losreissen herausfliesst, auch dabei steht die Ausrottungsstrafe nur auf solches Blut, durch das ein Verbluten eintritt. Nach Maim. (הלכות מאכלות אסורות VI, 3) steht auf alles Blut, das beim Schlachten, Abstechen oder Losreissen herausfliesst, die Ausrottungsstrafe, wenn es die rote Blutfärbe hat.",
+ "macht man sich schuldig. der Ausrottungsstrafe bzw. eines Sündopfers, wenn man soviel, wie die Grösse einer Olive ausmacht, davon genossen hat. Auf den Genuss von anderem Blut dagegen, steht nur die Geisselstrafe.",
+ "Durch Blut aus der Milz. Obgleich die Milz durch und durch bluthaltig ist, steht auf den Genuss dieses Blutes doch nicht die Ausrottungsstrafe, sondern wie auf den Genuss von Blut aus jedem anderen Körperteile nur die Geisselstrafe, wenn man es, nachdem es herausgetreten war, genossen hat; war es noch nicht herausgetreten, so ist es überhaupt nicht für den Genuss verboten.",
+ "Blut aus dem Herzen. obgleich auch das Herz besonders reich an Blut ist. Nach Raschi und Bart. gilt dies jedoch nur für das in dem Herzfleisch sich befindende Blut, auf das in den Herzkammern angesammelte Blut dagegen steht die Ausrottungsstrafe, weil während des Schlachtens das Lebensblut dorthin gedrängt wird und sich dort ansammelt. Nach Alfasi, Ascheri und Maim. steht auf das Blut, das sich beim Schlachten des Tieres in den Herzkammern ansammelt, nur die Geisselstrafe, weil es nicht das eigentliche Herzblut ist dagegen auf das Blut, das sich beim Leben des Tieres in den Herzkammern befindet, die Ausrottungsstrafe, weil dies das eigentliche Lebensblut ist (s. Maim. הלכות מאכלות אסורות VI, 4 und R Nissim zum Alfasi).",
+ "Blut aus den Eiern. den Hoden männlicher Tiere, nach einer anderen Erklärung: Blut, das sich in Eiern gebildet hat, die längere Zeit bebrütet worden sind. Ed. Lowe fehlt: דם ביצים.",
+ "Blut von Fischen. Von zum Genuss erlaubten Fischen ist auch das Blut zum Genuss erlaubt. Talmudausg. und ed. Ven. fehlt: דם דגים.",
+ "Blut von Heuschrecken. Von erlaubten Heuschrecken ist ebenfalls auch das Blut erlaubt.",
+ "und herausgepresstes. תמצית von מצח Piel == auspressen, Blut, das nicht herausspritzt, sondern langsam, als wenn es herausgepresst würde, abfliesst.",
+ "Blut macht man sich nicht schuldig. der Ausrottungsstrafe, weil es (Lev. 17, 14) heisst: כי נפש כל בשר דמו היא כל אכליו יכרת „denn das Leben alles Fleisches ist sein Blut, jeder, der es isst, soll ausgerottet werden“, nur auf das Blut, von dem das Leben abhängt, steht die Ausrottungsstrafe.",
+ "Durch herausgepresstes Blut macht man sich schuldig. weil es (Lev. 7, 27) heisst: כל נפש אשר תאכל כל דם ונכרתה, aus dem Ausdruck כל דם aber zu entnehmen ist, dass damit auch solches Blut mit eingeschlossen werden soll, von dem man eigentlich annehmen müsste, dass darauf nicht die Ausrottungsstrafe steht, damit ist nach R. Jehuda das דם התמצית gemeint, weil als Grund für das Blutverbot angegeben wird (Lev. 17, 11): כי הדם הוא בנפש יכפר, dass das Blut bei den Opfern als Sühne gilt, hierzu aber nur דם שהנפש יוצאה בו verwendet werden darf."
+ ],
+ [
+ "dass man für eine zweifelhafte Veruntreuung. Nutzniessung von heiligem Blut.",
+ "dass man dafür keines zu bringen hat. sie sind der Ansicht, dass man ein Zweifel-Schuldopfer nur für eine Übertretung zu bringen hat, für die man, wenn man sie bestimmt begangen hat, ein Sündopfer bringen muss, nicht aber für eine Übertretung, für die man, wie es bei der Veruntreuung der Fall ist, wenn man sie bestimmt begangen hat, ein Schuldopfer zu bringen hat.",
+ "bis ihm [seine Schuld] zur Gewissheit geworden ist. Obgleich bei einer bestimmt begangenen Veruntreuung das Schuldopfer nicht sühnt, wenn nicht das Veruntreute vorher zurückerstattet worden ist, ist diese Zurückerstattung nach R Akiba bei einem Zweifel-Schuldopfer nicht Vorbedingung der Sühne.",
+ "Er bat vielmehr das Veruntreute mit dem Fünftel dazu. S. Lev. 5, 16.",
+ "zu erstatten. weil ohne diese Rückerstattung das dargebrachte Opfer nicht als Gewissheits-Schuldopfer gelten kann, s. Note 17.",
+ "und ein Schuldopfer für zwei Selaim. S. Lev. 5, 16.",
+ "so ist hier das von mir Veruntreute und hier mein Schuldopfer. R. Tarfon ist der Ansicht, dass nur bei einem Sündopfer es notwendig ist, dass man vor der Darbringung die Gewissheit erlangt haben muss, dass man die Übertretung begangen hat, ein Schuldopfer dagegen darbringen kann, auch bevor man die Gewissheit hat, dass man die Übertretung, für die man das Opfer zu bringen hat, wirklich begangen hat.",
+ "bleibt es aber im Zweifel. Talmudausg.: ספק מעלתי.",
+ "da er ja die gleiche Opferart im Falle der Gewissheit wie der Ungewissheit zu bringen hat. nämlich in beiden Fällen einen Widder im Werte von zwei Selaim, als Sündopfer dagegen kann nur ein weibliches Tier dargebracht werden und es kann erst nach erlangter Gewissheit dargebracht werden."
+ ],
+ [
+ "was du sagst. Talmudausg.: אמר ר״ע נראין דבריו.",
+ "als dass er die zweifelhafte Veruntreuung mit hundert Minen erstattet. R. Tarfon ist dagegen der Ansicht, dass auch ein Zweifel-Schuldopfer ebenso wie ein Gewissheits-Schuldopfer nur sühnt, wenn das Veruntreute vorher zurückerstattet worden ist (s. Tosaf. Sabb. 71 b v. מאן ואמר). Sein Einwand gegen R. Akiba: מה לזה מביא שתי אשמות ist demnach dahin zu erklären: warum soll er zwei Schuldopfer bringen, da er doch schon bei der Darbringung des Zweifel-Schuldopfers das Veruntreute zurückerstatten muss und er dieses deshalb gleich als eventuelles Gewissheits-Schuldopfer darbringen kann.",
+ "Tarfon. Auch R. Akiba stimmt demnach der Ansicht des R. Tarfon zu, dass man ein Schuldopfer darbringen kann, auch bevor man die Gewissheit hat, dass man die Übertretung, für die man es darzubringen hat, begangen hat (s. Note 21).",
+ "Wenn eine Frau ihr Vogel-Sündopfer in einem zweifelhaften Falle. Talmudausg. fehlt: ספק.",
+ "dargebracht hat. S. oben 1 Note 60.",
+ "so bringt sie es wie ein für eine unzweifelhafte [Geburt] gebrachtes dar. d. h. es wird nicht verbrannt, sondern von den Priestern verzehrt.",
+ "da sie die gleiche Opferart im Falle der Ungewissheit wie der Gewissheit zu bringen hat. Als eventuelles Gewissheits-Opfer kann sie es aber, bevor sie die Gewissheit erlangt hat, nicht darbringen, da es als Zweifel-Opfer verbrannt wird, als Gewissheits-Opfer dagegen verzehrt werden müsste und nicht verbrannt werden dürfte."
+ ],
+ [
+ "so ist er frei. S. Note 16.",
+ "er muss ein Zweifel - Schuldopfer bringen. Da R. Akiba auch hier, wo es sich nur um eine geringwertige Veruntreuung handelt, entscheidet, dass man ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat und nicht, wie R. Tarfon sagt, ein Schuldopfer, das eventuell auch als Gewissheits-Schuldopfer gelten soll, muss man wohl annehmen, dass R. Akiba auch bei einer geringwertigen Veruntreuung der Ansicht des R. Tarfon nicht wirklich zugestimmt hat, sondern ihm nur zugegeben hat, dass in diesem Falle nach seiner, R. Tarfons, Ansicht, wonach man ein Gewissheits-Schuldopfer, auch bevor man die Gewissheit hat, dass man gesündigt hat, bringen darf, man sich seiner Verpflichtung in dieser Weise entledigen kann, indem man ein Schuldopfer mit der Eventual-Bestimmung bringt (Tif. Jisr., vgl. Raschi Sabb. 71 b v. למ״ד אשם ודאי).",
+ "bringt dieser ein Zweifel-Schuldopfer und jener. Auch der Zweite muss ein Zweifel-Schuldopfer bringen, obgleich zu der Zeit, wo er das Stück gegessen hat, nur ein Stück vorgelegen hat, von dem es zweifelhaft ist, ob es ein ihm verbotenes Stück war, weil immerhin vorher bestimmt ein Stück vorgelegen hat, das ihm verboten war (vgl. IV Note 1).",
+ "Beide bringen ein Schuldopfer. auf gemeinsame Kosten, und jeder erklärt, dass für den Fall, dass der andere derjenige ist, der das Schuldopfer zu bringen hat, er auf seinen Anteil an dem Opfertiere zu Gunsten des anderen verzichtet. In ed. pr. fehlt hier der Ausspruch des R. Simon.",
+ "Zwei können nicht ein Schuldopfer bringen. wie überhaupt kein Opfer, das als Sühne für eine begangene Übertretung dargebracht wird, s. weiter Mischna 8. Dagegen ist aus den Worten R. Joses nicht zu ersehen, ob er der Ansicht des R. Akiba ist, dass jeder ein Zweifel-Schuldopfer zu bringen hat, oder der Ansicht der Weisen in Mischna 2, dass für eine zweifelhafte Veruntreuung überhaupt kein Schuldopfer zu bringen ist."
+ ],
+ [
+ "Ein Stück. erlaubtes Fett.",
+ "Akiba. Ed. Lowe u. Talmudausg. fehlt: דברי ר׳ עקיבא. In diesem Falle muss auch nach Ansicht der Weisen jeder ein Zweifel-Schuldopfer bringen.",
+ "Beide bringen ein Sündopfer. auf gemeinsame Kosten, wie oben Note 34 das gemeinsame Schuldopfer.",
+ "Zwei können nicht ein Sündopfer bringen. sondern jeder bringt, wie R. Akiba sagt, ein Zweifel-Schuldopfer."
+ ],
+ [
+ "Ein Stück Unschlitt und ein Stück. erlaubtes Fett.",
+ "so bringt er ein Zweifel - Schuldopfer. auch nach Ansicht der Weisen, weil er vielleicht unerlaubtes Fett gegessen hat, und selbst nach Ansicht des R. Josua (s. oben IV Note 28), weil er hier im Zweifel ist, ob er eine Sünde begangen hat, für die er ein Sündopfer, oder eine, für die er ein Schuldopfer zu bringen hat (Tif. Jis.).",
+ "bringt er ein Sündopfer. für den Genuss des Unschlitts.",
+ "und ein Gewissheits-Schuldopfer. für den Genuss von Heiligem.",
+ "Beide bringen ein Sündopfer und ein Schuldopfer. gemeinschaftlich auf gemeinsame Kosten, indem jeder seinen Anteil an dem Opfer, das er nicht zu bringen hat, dem anderen cediert.",
+ "Zwei können nicht ein Sündopfer und ein Schuldopfer bringen. sondern jeder bringt ein Zweifel-Schuldopfer."
+ ],
+ [
+ "so bringt er ein Sündopfer. da er in jedem Falle Unschlitt gegessen hat.",
+ "Er bringt [dazu auch. Talmudausg.: אף אשם תלוי.",
+ "] ein Zweifel-Schuldopfer. für die zweifelhafte Veruntreuung.",
+ "bringt er zwei Sündopfer. wenn er das zweite erst gegessen hat, nachdem er sich bewusst geworden, dass er mit dem Essen des ersten eine Sünde begangen hat; hat er dagegen beide in einem Nichtwissen gegessen, bringt er nur ein Sündopfer.",
+ "Dieser bringt ein Zweifel-Schuldopfer und jener ein Zweifel-Schuldopfer. für die zweifelhafte Veruntreuung, ausser dem Sündopfer, das jeder für das Essen von Unschlitt zu bringen hat.",
+ "Dieser ein Sündopfer und jener ein Sündopfer und beide zusammen bringen ein Schuldopfer. S. Note 34.",
+ "Zwei. Ed. Lowe u. Talmudausg.: שניהם."
+ ],
+ [
+ "so bringt er ein Sündopfer. weil er in jedem Falle Unschlitt gegessen hat.",
+ "und ein Zweifel-Schuldopfer. weil er vielleicht auch Übriggelassenes gegessen hat. Das Verbot von נותר tritt bei demselben Stück zu dem Verbot von חלב hinzu, weil es ein איסור מוסיף ist (s. oben III Note 32), da vorher das חלב wenigstens für den Altar erlaubt war, nachdem es נותר geworden ist, aber auch nicht auf den Altar gebracht werden darf.",
+ "bringt er drei Sundopter. wenn er die beiden Stücke nicht in einem Nichtwissen gegessen hat, zwei für das zweimalige Essen von Unschlitt und eines für das Essen von Übriggelassenem, im anderen Falle hat er nur zwei Sündopfer zu bringen, eines für das Unschlitt und eines für das Übriggelassene. Ein Schuldopfer für die Veruntreuung von Heiligem hat er dagegen nicht zu bringen, weil man ein solches nur zu bringen hat, wenn die Veruntreuung mindestens den Wert einer Peruta hat, ein olivengrosses Stück Unschlitt, das schon längere Zeit gelegen hat, aber nicht mehr den Wert einer Peruta zu haben pflegt.",
+ "Dieser ein Sündopfer und jener ein Sündopfer und beide zusammen bringen ein Sündopfer. S. Note 34.",
+ "das für eine Sünde dargebracht wird. im Gegensatz zu solchen Sündopfern, die nur dargebracht werden, damit die von ihrer Unreinheit wieder rein gewordene Person auch wieder Heiliges essen darf, s. oben I Note 66."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "dass er nicht gesündigt hat. so dass er gar kein Opfer zu bringen braucht, ebenso auch, wenn es ihm nachträglich zur Gewissheit wird, dass er gesündigt hat und demnach nicht ein Zweifel-Schuldopfer, das ist ein männliches Tier, sondern ein Sündopfer, das ist ein weibliches, zu bringen hat (Talm.).",
+ "lässt man es wieder heraus und unter der Herde weiden. es gilt nicht als heilig und er kann es zu jedem Gebrauche verwenden, da er es für diesen Fall, dass er vor der Darbringung Gewissheit über seine Schuld oder Unschuld erlangen wird, gar nicht geheiligt hat.",
+ "dann wird es verkauft und das Geld fällt in die Spendenkasse. weil er aus Besorgnis, doch vielleicht gesündigt zu haben, es für alle Fälle dem Heiligtum geweiht hat.",
+ "wird es für irgend eine andere Sünde. die er begangen haben kann. Vgl. weiter Mischna 3.",
+ "wird das Blut fortgegossen. in den durch die Opferhalle fliessenden Wassergraben.",
+ "und das Fleisch wird nach dem Verbrennungsraum geschafft. Nichtheiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, muss nach Temura VII, 4 gegen die Ansicht des R. Simon vergraben werden. Hier aber muss das Fleisch wie das von untauglich gewordenen Opfertieren verbrannt werden, nach den Weisen, weil es ja Fleisch von einem heiligen Tiere ist, und auch nach R. Meir, weil auch dieser der Ansicht ist, dass der Eigentümer das Tier, nachdem es geschlachtet worden ist, bevor ihm die Gewissheit seiner Sünde klar geworden ist, bedingungslos zum Opfertier bestimmt hat.",
+ "wird das Fleisch gegessen. Aus den Worten (Lev. 5, 18): והוא לא ידע ונסלח לו „er hatte nicht die Gewissheit, so soll ihm verziehen werden“ wird geschlossen, dass es das Kennzeichen des Zweifelschuldopfers ist, dass man bei der Sprengung des Blutes, durch das die Sühne vollzogen wird, noch im Zweifel ist, ob man die Sünde begangen hat, das Opfer ist demnach vorschriftsmässig als Zweifelschuldopfer dargebracht und das Fleisch wird deshalb nicht verbrannt, sondern verzehrt. Talmudausg.: והנשר קיים יאכל.",
+ "wird es gesprengt und das Fleisch wird gegessen. R. Jose ist der Ansicht, dass auch zur Darbringung nicht Geeignetes durch das Hineintun in das Opfergefäss geheiligt wird und dass, wenn das Blut zum Sprengen geeignet ist und bereit steht, es ebenso ist, als wenn es bereits gesprengt wäre, deshalb gilt auch hier die Sühne als bereits vollzogen, wenn sich das Blut auch noch im Becher befindet."
+ ],
+ [
+ "Wenn. es ihm zur Kenntnis gekommen ist, dass er die Sünde nicht begangen hat.",
+ "lässt man es wieder heraus und unter der Herde weiden. S. Note 2. Hier stimmen auch die Weisen der Ansicht des R. Meïr zu, weil er der bestimmten Meinung gewesen ist, gesündigt zu haben, und deshalb das Tier sicher auch nur für diesen Fall zum Opfer bestimmt hat.",
+ "wird es vergraben. wie jedes nichtheilige Tier, das im Heiligtum geschlachtet worden ist.",
+ "schafft man das Fleisch nach dem Verbrennungsraum. Eigentlich müsste auch in diesem Falle das Fleisch vergraben werden, nach der Erklärung von Rabba im Talmud lässt sich deshalb dieser Ausspruch mit dem Grundsatz, dass Nichtheiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, vergraben werden muss, gar nicht vereinigen. Rab Aschi dagegen erklärt, dass trotz dieses Grundsatzes das Fleisch aus dem Grunde hier verbrannt wird, weil dieser Fall doch äusserlich dem Falle ähnlich ist, dass ein Opfer nach dem Sprengen des Blutes untauglich geworden ist, und man, wenn das Fleisch vergraben wird, zu der irrigen Meinung Anlass geben würde, dass auch Fleisch von Opfertieren, das erst nach der Sprengung des Blutes untauglich geworden ist, vergraben werden muss.",
+ "Beim zur Steinigung verurteilten Ochsen ist es nicht so. wie beim Zweifelschuldopfer, sondern hier stimmen auch die Weisen zu, dass das Tier wieder freigegeben wird, wenn vor seiner Tötung sich herausstellt, dass es irrtümlich verurteilt worden ist (Raschi und Bart.). Maim. erklärt: nicht so wie beim Gewissheits-Schuldopfer, dass das Tier, wenn es bereits getötet war, vergraben werden muss.",
+ "Wenn. seine Unschuld sich herausstellt.",
+ "Bei der durch den Genickschlag zu tötenden Färse ist es nicht. wie beim Zweifel-Schuldopfer (Raschi und Bart.), nach Maim.: wie bei dem zur Steinigung verurteilten Ochsen, dass das Tier, wenn es bereits getötet war, zur Nutzniessung erlaubt ist.",
+ "Wenn. bekannt wird, wer den Erschlagenen getötet hat.",
+ "wird sie an der Stelle vergraben. wie ein zu Recht durch den Genickschlag getötetes Kalb, s. Temur. VII, 4.",
+ "da sie vom Anfang an für eine unbekannt von wem begangene Tat. על ספק d. h. für eine Tat, über die man im Zweifel ist, wer sie begangen hat.",
+ "nachdem sie diese gesühnt. als Sühne für die, unbestimmt von wem, begangene Tat gelötet worden ist.",
+ "ihre Bestimmung erfüllt. wörtlich: es ist als Sühne für den Zweifel dahingegangen. Mit der Tötung des Tieres ist die Sühne vorschriftsmässig vollzogen worden, da in dem Augenblicke der Täter ja noch unbekannt war, und ist deshalb auch der Leichnam wie der jedes anderen zu Recht durch den Genickschlag getöteten Kalbes zu behandeln."
+ ],
+ [
+ "Man kann ein Zweifels-Schuldopfer jeden Tag. an dem man überhaupt ein Privatopfer darbringen darf, demnach mit Ausnahme der Schabbate und Feiertage.",
+ "und zu jederzeit. selbst an dem Tage, an dem man bereits ein solches dargebracht hat, s. weiter Note 26. J. Ettlinger im ערוך לנר.)",
+ "freiwillig geloben. als freiwillige Gabe (נדבה), auch wenn man gar nicht im Zweifel ist, ob man nicht vielleicht eine Sünde begangen hat.",
+ "ein solches Opfer neontinan. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg.: הוא היה נקרא.",
+ "Gewissenhaftigkeits-Schuldopfer. wörtlich: Schuldopfer der Frommen, das nur aus frommer Hingebung dargebracht wurde.",
+ "würde ich auch da eines bringen. weil er gleichfalls der Ansicht war, dass man ein solches freiwillig bringen darf, selbst wenn es wie am Tage nach dem Versöhnungstage ausgeschlossen ist, dass man verpflichtet sein könnte, ein Sündopfer zu bringen.",
+ "bis du wieder in einen Zweifel hast kommen können. Talmudausg.: עד שתכנס לבית הספק: bis du wieder in einen [Zeit] - Raum eingetreten bist, wo ein Zweifel, ob du vielleicht ein Opfer zu bringen verpflichtet bist, überhaupt berechtigt ist. Nach der Ansieht derer, die dieses einwendeten, darf man ein Zweifel-Schuldopfer wohl bringen, auch wenn kein bestimmter Anlass zu dem Zweifel vorliegt, dass man vielleicht eine Sünde begangen hat, für die man ein Sündopfer zu bringen hat, aus der bloßen Befürchtung, dass man vielleicht eine solche Sünde begangen haben könnte, nach dem Talmud selbst für die bloße Befürchtung, vielleicht eine Sünde begangen zu haben, für deren Übertretung man kein Sündopfer zu bringen hat, nicht aber als rein freiwillige Gabe wie nach Ansicht des R. Elieser. Eine solche Befürchtung ist aber eine zu weit gehende, wenn noch nicht ein voller Tag vergangen ist, seitdem man ein solches Opfer dargebracht hat. Deshalb darf man am Tage nach dem Versöhnungstag kein Zweifel-Schuldopfer darbringen, weil der Versöhnungstag auch die Sünden sühnt, die an ihm selbst begangen worden sind."
+ ],
+ [
+ "sind nicht dazu verpflichtet. weil es von der Söhne des Versöhnungstages heisst (Lev. 16, 30) מכל חטאתיכם לפני הי תטהרו „von allen euren Sünden vor dem Ewigen sollt ihr rein werden“, das heisst: solche Sünden, von denen, wie es beim Zweifel-Schuldopfer der Fall ist, nur Gott weiss, dass man sie begangen hat, sühnt der Versöhnungstag, nicht aber Sünden, von denen man selbst weiss, dass man sie begangen hat, und für die man deshalb ein Schuld- oder Sündopfer zu bringen hat.",
+ "am Versöhnungstage selbst eine Sünde begangen zu haben. für die er ein Sündopfer zu bringen hätte.",
+ "ist nicht dazu verpflichtet. ein Zweifel Schuldopfer dafür zu bringen."
+ ],
+ [
+ "die ein Zweifel-Vogel-Sündopfer zu bringen hat. für eine zweifelhafte Geburt, s. I. Note 60.",
+ "von den Opfern zu essen. da der Versöhnungstag nur die etwa begangene Sünde sühnt, durch das Opfer sie aber nicht nur gesühnt, sondern auch erst wieder in den Zustand vollkommener Reinheit versetzt wird, dass sie Heiliges wieder gemessen kann (s. II. Note 1).",
+ "] vergraben werden. Es ist dieses nur eine rabbinische Verordnung. Da es sich herausgestellt hat, dass sie überhaupt kein Opfer zu bringen hatte, ist das Tier gar kein Opfertier gewesen und müsste es deshalb, wenn auch nicht zum Genuss, da es nicht vorschriftsmässig geschlachtet, sondern durch Abdrücken getötet worden ist, so doch für jede andere Nutzniessung erlaubt sein. Auch nichtheilige im Heiligtum geschlachtete Tiere sind allerdings für jede Nutzniessung verboten, jedoch nur dann, wenn sie vorschriftsmässig geschlachtet worden sind. Trotzdem haben die Rabbinen angeordnet, dass das Fleisch vergraben werden muss, damit man nicht zu der irrigen Meinung kommt, dass auch sonst ein für den Zweifelfall dargebrachtes Vogel-Sündopfer, das nicht gegessen werden darf (s. I Note 60), zur Nutzniessung erlaubt ist, während doch Heiliges, das nicht gegessen werden darf, auch zu jeder Nutzniessung verboten ist. So erklären Raschi und Bart. Entsprechend der Bestimmung beim Zweifel-Schuldopfer (s. Mischna 1), dass in dem Falle, wenn es dem Darbringenden erst nach der Sprengung des Blutes zur Kenntnis gekommen ist, dass er nicht gesündigt hat, das Fleisch wie das von jedem anderen Zweifel-Schuldopfer verzehrt wird, müsste eigentlich auch hier das Opfer nicht vergraben, sondern wie jedes andere Zweifel-Vogel-Sündopfer verbrannt werden. Da aber hier, auch bevor ihr zur Kenntnis gekommen war, dass sie gar kein Opfer zu bringen hatte, das Fleisch für den Genuss verboten war, weil sie vielleicht gar kein Opfer zu bringen hatte, hat es hier, nachdem dies nun zur Gewissheit geworden ist, mehr Ähnlichkeit mit Nichtheiligem, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, und haben deshalb die Rabbinen angeordnet, dass es ebenso wie dieses vergraben werden muss (Tif. Jis.)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand zwei Selaim für ein Schuldopfer abgesondert. Für die meisten Arten von Schuldopfern ist dieser Wert als Mindestwert vorgeschrieben (s. Lev. 6, 15).",
+ "wenn der eine von ihnen zwei Selaim wert ist. wenn er nachträglich im Preise gestiegen ist und jetzt, wo er ihn darbringen will, zwei Selaim wert ist.",
+ "dieser als sein Schuldopfer dargebracht. da der Wert massgebend ist, den das Tier zur Zeit der Darbringung hat.",
+ "dann wird er verkauft und das Geld fällt der Spendenkasse zu. da er für Geld, das zum Schuldopfer bestimmt war, gekauft worden ist, kann er nicht selbst als Ganzopfer dargebracht werden, sondern muss erst, nachdem er einen Fehler bekommen hat, verkauft werden, und der Erlös fällt dann als Überschuss von einem Schuldopfer der Spendenkasse zu (s. Schek. II, 5).",
+ "Hat er dafür zwei Widder zu nichtheiligem Gebrauch gekauft. somit das zum Ankauf eines Schuldopfers geheiligte Geld veruntreut, so dass er nun ausser dem Schuldopfer, das er dafür darzubringen hatte und das er nun, da er das dafür bestimmte Geld veruntreut hat, ersetzen muss, auch noch ein Fünftel des Wertes desselben, also von den zwei Selaim, und ein Schuldopfer für die Veruntreuung zu bringen hat.",
+ "von denen der eine. jetzt.",
+ "zwei Selaim und der andere zehn Sus. das sind 2 Selaim — 8 Sus zuzüglich des hinzuzufügenden Fünftels (חומש מלבר s. Arach. VII Note 16) von 2 Sus.",
+ "als sein Schuldopfer. damit ist hier das Schuldopfer gemeint, das er als Sühne für die begangene Veruntreuung zu bringen hat.",
+ "und der zweite für das von ihm Veruntreute. als Ersatz für das von ihm Veruntreute, nämlich die zwei zum Schuldopfer bestimmt gewesenen Selaim zuzüglich des hinzuzufügenden Fünftels. Da die veruntreuten zwei Selaim für ein Opfer bestimmt waren, muss auch für den dafür zu leistenden Ersatz ein entsprechendes Opfer dargebracht werden (s. Maim. הלכות מעילה IV, 7). So erklären Maim. und Raschi. Nach Bart. dagegen wird das erste Tier als sein Schuldopfer, d. h. als das Schuldopfer, für das er die beiden Selaim abgesondert hatte, dargebracht und das zweite, das 10 Sus wert ist, muss er dem Tempel-Verwalter als Ersatz für die von ihm veruntreuten zwei Selaim zuzüglich des Fünftels geben, ein Schuldopfer als Sühne für die Veruntreuung muss er aber ausserdem noch darbringen. Er ist also der Ansicht, dass der Ersatz nur dem Heiligtume zugute kommt, er selbst aber ausser dem geleisteten Ersatz das vorher schuldige Schuldopfer auch noch darzubringen hat.",
+ "Einen zum Schuldopfer und einen zu nichtheiligen Gebrauch. jeden zum Preise von einem Sela, so dass er nur einen Sela veruntreut hat.",
+ "dieser als sein Schuldopfer. das er zu bringen hatte und für das er das Tier ja auch gekauft hat.",
+ "dargebracht und der zweite. wenn er jetzt ebenfalls zwei Selaim wert ist.",
+ "für seine Veruntreuung. als Schuldopfer, das er als Sühne für die begangene Veruntreuung zu bringen hat.",
+ "und er bringt dazu noch einen Sela. als Ersatz für den veruntreuten Sela.",
+ "und sein Fünftel. die der Spendenkasse zufallen. Da das Schuldopfer, für das er die zwei Selaim bestimmt hatte, schon für den einen Sela, den er für das eine Tier ausgegeben hat, dargebracht worden ist, würde der zweite Sela, auch wenn er ihn nicht veruntreut hätte, als Überschuss von einem Schuldopfer der Spendenkasse zugefallen sein, deshalb fällt auch der dafür zu leistende Ersatz der Spendenkasse zu."
+ ],
+ [
+ "darf es nach ihm. Talmudausg. אחריו.",
+ "nicht sein Sohn darbringen. selbst nicht, wenn dieser auch ein Sündopfer darzubringen hat.",
+ "selbst nicht. Talmudausg. אפילו הפריש.",
+ "denn es heisst. Lev. 4, 28.",
+ "es muss sein für seine Sünde. für die Sünde, für die es abgesondert worden ist."
+ ],
+ [
+ "Man darf für das für ein Schaf Geheiligte. für das zum Ankauf eines Schafes für ein Sündopfer bestimmte Geld.",
+ "eine Ziege. Als Sündopfer kann sowohl ein Schaf wie eine Ziege dargebracht werden.",
+ "für das für ein Schaf oder für eine Ziege Geheiligte Turteltauben oder junge Tauben. die derjenige darzubringen hat, dessen Vermögen nicht ausreicht, ein Schaf oder eine Ziege darzubringen.",
+ "für das für Turteltauben oder junge Tauben Geheiligte ein Zehntel Efa. das derjenige darbringt, dessen Vermögen auch nicht für ein Taubenpaar ausreicht.",
+ "Hat man [Geld] für ein Schaf oder für eine Ziege abgesondert und ist verarmt. Im Sifra wird aus dem Ausdruck די שה (Lev. 5, 7) geschlossen dass auch wenn man im Besitze eines Lammes ist, wenn mau dasselbe als Opfer darbringen müsste, das Zurückbleibende aber nicht mehr für den eigenen Lebensbedarf ausreichen würde, man zu denen zählt, deren Vermögen nicht für ein Lamm ausreicht.",
+ "kann man dafür ein Zehntel Efa bringen. und das übrig bleibende Geld für sich selbst verwenden. Obgleich man sonst den zurückbleibenden Rest von dem Gelde, das zum Ankauf eines Opfers bestimmt war, nicht zu profanen Zwecken verwenden darf, ist dies hier erlaubt, weil es sowohl bei dem, der ein Schaf, wie bei dem, der ein Taubenpaar als Sündopfer darbringt (Lev. 5, 6 u. 10) heisst: וכפר עליו הכהן מחטאתו er kann auch durch einen Teil „von seinem Sündopfer“ d. h. von dem zum Sündopfer bestimmten Gelde gesühnt werden, wenn er nämlich inzwischen verarmt ist, so dass sein Vermögen nicht mehr für die Darbringung eines Schafes bzw. eines Taubenpaares ausreicht, der ganze Geldbetrag gilt sodann als durch das an seine Stelle tretende geringwertigere Opfer profan geworden, und er darf deshalb den übrig bleibenden Rest für sich verwenden.",
+ "kann man dafür ein Schaf oder eine Ziege bringen. d. h. man kann das Geld mit dafür verwenden, indem man nur soviel hinzugibt, wie für den Ankauf eines Taubenpaares bzw. eines Schafes oder einer Ziege nötig ist. Dieses wird daraus geschlossen, weil es bei dem, der ein Zehntel Efa darbringt, heisst: וכפר עליו הכהן ״על חטאתו״, er kann auch dadurch gesühnt werden, dass er, wenn er vermögender geworden ist, „zu diesem seinen Sündopfer“ etwas hinzulegt, um für das Ganze dann ein Taubenpaar bzw. ein Schaf oder eine Ziege zu kaufen. Dass dasselbe auch gestattet ist, wenn er ein Taubenpaar darbringen wollte und jetzt ein Schaf oder eine Ziege darbringen muss, ergibt sich aus der Erwägung, dass es sich in ersterem Falle um die Verwendung von zu einem Mehlopfer bestimmten Gelde für ein Tieropfer, in diesem Falle aber nur um die Verwendung von zu einem Tieropfer bestimmten Gelde für eine andere Art von Tieropfer handelt.",
+ "Hat man. Dieser Absatz bis zum Schluss der Mischna fehlt in den Talmudausgaben.",
+ "ein Schaf oder eine Ziege abgesondert und es ist fehlerhaft geworden. Mischnaausg.: ונסתאבו.",
+ "so kann man. wenn man inzwischen verarmt ist.",
+ "Hat man Geflügel abgesondert und es ist fehlerhaft geworden. durch Fehlen eines Gliedes, s. Sebach. VII Note 42.",
+ "da Geflügel nicht ausgelöst werden darf. S. Menach. XII Note 6."
+ ],
+ [
+ "Überall. wo man sowohl ein Schaf wie eine Ziege als Opfer darbringen kann.",
+ "darum heisst es. Lev. 4, 32.",
+ " Nach dem vorhergehenden Absatz kann man auch eine Ziege als Sündopfer darbringen, hier wird also die Ziege vor dem Schaf genannt.",
+ "darum heisst es. Lev. 12, 6.",
+ "Überall. bei den Geboten, die man sowohl gegen den Vater wie gegen die Mutter zu erfüllen hat.",
+ "eine weitergehende. Talmudausg.: קודם.",
+ "darum heisst es. Lev. 19, 3.",
+ "den Vater zu ehren. Die Frau ist verpflichtet, ihren Mann zu ehren, weil sie von ihm unterhalten wird.",
+ "wenn der Sohn sie von dem Lehrer. לפני הרב d. h. dadurch dass er vor ihm gesessen und gelernt hat, nach Maim. jedoch nur, wenn er den grössten Teil seines Wissens von ihm empfangen hat (vgl. Bab. Mez. 33, 1)",
+ "geht der Lehrer. Ed. Lowe u. Talmudausg.: הרב קודם.",
+ "überall. wenn es sich darum handelt, zuerst ihm oder zuerst dem Vater einen Hilfedienst zu erweisen.",
+ "seinen Lehrer. als einen Toragelehrten. Ist jedoch der Vater auch ein Toragelehrter, so geht in jedem Falle der Vater vor."
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Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "\nDer Traktat führt den Namen Kinnim „Vogelpaare“, weil er Bestimmungen über die Vogelopfer enthält und als solche fast immer Paare, ein Paar Turteltauben oder ein Paar junger Tauben, dargebracht wurden. Die Fälle, für welche ein Taubenpaar als Opfer vorgeschrieben war, sind angegeben: Lev. Cap. 5, 1—10; 12, 8; 14, 22. 30—31; 15, 14—15; 15, 29—30; Num. 6, 9—11. In allen diesen Fällen war die eine der beiden Tauben als Sündopfer und die andere als Ganzopfer darzubringen. Ausserdem konnte ein Vogelopfer auch als freiwilliges Opfer dargebracht werden und zwar sowohl eine einzelne wie ein Paar oder mehrere Tauben (Lev. 1, 14), solche freiwillig gespendete Tauben durften aber nur als Ganzopfer dargebracht werden. Bei der Menge von Taubenpaaren, die insbesondere von Frauen nach ihrer Entbindung zur Darbringung in den Tempel gebracht wurden, konnte ein Verwechseln oder Durcheinandergeraten von Taubenpaaren verschiedener Frauen oder verschiedener Opferarten leicht Vorkommen. Die Erörterung aller hierbei möglichen Fälle, der Frage, was mit den unter einander geratenen Tauben zu geschehen hatte, und der sich ergebenden Folgen, wenn bei der Darbringung die zu beobachtenden Bestimmungen nicht innegehalten worden oder es zweifelhaft war, ob sie innegehalten worden waren, bildet den einzigen Inhalt der 3 Abschnitte des Traktats.\n"
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+ "Das Vogel-Sündopfer wird unten. unterhalb des roten Streifens, der den Altar in eine untere und eine obere Hälfte teilte.",
+ "hergerichtet. das Blut musste an die untere Hälfte des Altars gesprengt werden, der Priester stand deshalb beim Sprengen unten auf dem Fussboden (s. Sebach. VI Note 34). Für מליקה war keine bestimmte Stelle vorgeschrieben, man pflegte sie aber an derselben Stelle vorzunehmen, die für das Sprengen des Blutes vorgeschrieben war, weil sonst die geringe Menge des Blutes unterwegs sich leicht verlieren konnte (s. ebend. Note 9).",
+ "und das Vieh-Sündopfer oben. der Priester trat auf den in halber Höhe um den Altar herumführenden Rundgang und sprengte von dort aus das Blut an die vier Ecken des Altars (s. Sebach. V Note 29).",
+ "das Vogel-Ganzopfer wird oben hergerichtet. S. Sebach. VI Note 38.",
+ "und das Vieh-Ganzopfer unten. S. ebend. V Note 39.",
+ "durch eine Abweichung hiervon. wenn man das unten zu sprengende Blut oben oder das oben zu sprengende unten gesprengt hat (s. Sebach. VII Noten 6 und 11).",
+ "Die für die Vogelpaare. קן das Vogelnest, auch für die jungen Vögel selbst gebraucht (s. Deut. 32, 11), ist der gebräuchliche Ausdruck für das aus zwei jungen Tauben oder zwei Turteltauben bestehende Vogelopfer.",
+ "ist es ein Pflichtopfer. d. h. in allen Fällen, wo die Darbringung eines Vogelpaares als Pflichtopfer vorgeschrieben ist.",
+ "bei Gelübden und freiwilligen Gaben gibt es nur Ganzopfer. da als freiwillige Opfer nur Friedensopfer und Ganzopfer dargebracht werden durften, Friedensopfer aber nur von Rindern, Schafen und Ziegen dargebracht wurden.",
+ "im Falle es. das Tier, das man in Erfüllung des getanen Gelübdes zum Opfer bestimmt hat.",
+ "es zu ersetzen verpflichtet ist. weil man sich durch das Gelübde eia Opfer darzubringen verpflichtet hat.",
+ "es nicht zu ersetzen verpflichtet ist. weil man nur dieses Tier zum Opfer bestimmt, eine persönliche Verpflichtung, ein Opfer darzubringen, aber nicht übernommen hat."
+ ],
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+ "Haben Sündopfer sich unter Ganzopfer gemischt oder Ganzopfer unter Sündopfer. חטאת und עולה stehen hier kollektivisch: eine oder mehrere zu Ganz- bezw. zu Sündopfern bestimmte Tauben.",
+ "muss man sie alle umkommen lassen. es kann keine der Tauben dargebracht werden, da es bei jeder zweifelhaft ist, ob sie zum Sündopfer bestimmt war und unten oder zum Ganzopfer und oben darzubringen ist, durch ein Abweichen von der Vorschrift aber das Opfer untauglich wird. Das unter die anderen Tiere geratene Tier geht nicht wie sonst in der Mehrheit auf, weil lebende Wesen immer als etwas für sich Bestehendes betrachtet werden (בעלי חיים חשיבי) und deshalb niemals in anderem aufgehen. Es werden deshalb sämtliche Tiere betrachtet, als wären sie Sündopfer-Tiere, die nicht dargebracht werden können, und für diese gilt die Vorschrift, dass sie an einen abgeschlossenen Platz gebracht werden und dort sich überlassen bleiben, bis sie von selbst umkommen.",
+ "Haben Sündopfer sich unter Pflichtopfer. d. h. Taubenpaare, die dazu bestimmt worden sind, als Pflichtopfer dargebracht zu werden, bei denen man aber noch keine Bestimmung darüber getroffen hat, welche von den beiden Tauben als Ganzopfer und welche als Sündopfer dargebracht werden soll.",
+ "sind nur soviele. Ed. Lowe: מנין.",
+ "wie Sündopfer in den Pflichtopfern enthalten waren. Wenn z. B. eine Taube, die zum Sündopfer bestimmt war, sich mit zwei Taubenpaaren vermischt hat, die als Pflichtopfer dargebracht werden sollten, so kann keines von den Tieren als Ganzopfer dargebracht werden, da ja das hinzugekommene schon zum Sündopfer bestimmt war. Es können auch nicht drei von ihnen als Sündopfer dargebracht werden, da vielleicht alle drei zu den beiden Taubenpaaren gehört haben und von diesen nur zwei als Sündopfer, die beiden anderen dagegen als Ganzopfer dargebracht werden sollten. Dagegen dürfen zwei von ihnen als Sündopfer dargebracht werden, denn wenn selbst beide zu den beiden Taubenpaaren gehört haben, so sollten ja zwei Tauben von diesen als Sündopfer dargebracht werden. Doch ist auch dieses nur dann statthaft, wenn die beiden Taubenpaare derselben Frau angehört haben, aus einer gleichen Veranlassung, z. B. beide als ein Wöchnerin-Opfer, dargebracht werden sollten und keine ausdrückliche Bestimmung darüber getroffen war, dass das eine Paar für den einen und das andere für den anderen Fall als Opfer verwendet werden sollte, weil nur in diesem Falle es nicht darauf ankommt, wenn nicht von jedem Paare das eine Tier als Sündopfer und das andere als Ganzopfer dargebracht wird, sondern auch die beiden Tiere des einen Paares als Sündopfer und die beiden des anderen als Ganzopfer dargebracht werden dürfen (s. weiter Note 30).",
+ "nur soviele tauglich. und dürfen als Ganzopfer dargebracht werden.",
+ "gleichviel ob die Pflichtopfer in der Mehrzahl und die freiwilligen. d. h. die Ganzopfer — da freiwillig gespendete Tauben nur als Ganzopfer dargebracht werden dürfen (s. Note 9) —, die sich unter die Pflichtopfer gemischt haben. Das gleiche gilt natürlich auch, wenn Pflichtopfer und Sündopfer sich untereinander vermischt haben.",
+ "oder ob die Anzahl beider die gleiche ist. immer dürfen, wenn Ganzopfer sich unter Pflichtopfer gemischt haben, nur so viele Tauben als Ganzopfer und, wenn Sündopfer, so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie vorher Pflichtopfer-Paare vorhanden waren."
+ ],
+ [
+ "Wenn Pflichtopfer. S. Note 15.",
+ "und freiwillige Opfer. die nur als Ganzopfer dargebracht werden dürfen.",
+ "sich untereinander gemischt haben. oder wenn von einem oder mehreren Pflichtopferpaaren die bereits zum Ganzopfer oder zum Sündopfer bestimmten Tauben sich unter Pflichtopfer-Paare gemischt haben, bei denen diese Bestimmung noch nicht getroffen worden ist.",
+ "Waren es aber nur Pflichtopfer. noch ungesonderte und alle aus einer gleichen Veranlassung z. B. alle als Wöchnerin-Opfer darzubringende.",
+ "oder zwei von einer und zwei von einer anderen. jede der beiden Frauen halte zwei Taubenpaare für die beiden von ihr darzubringenden Pflichtopfer bestimmt, ohne anzugeben, welche von den vier Tauben für das eine Opfer verwendet werden sollten und welche für das andere, ebenso bei drei, vier oder mehr Paaren (s. weiter Note 30).",
+ "so ist die eine Hälfte tauglich und die andere Hälfte untauglich. es dürfen nur so viele Taubenpaare dargebracht werden, wie die eine der beiden Frauen hatte, und zwar immer die eine als Ganzopfer und die andere als Sündopfer, so dass selbst angenommen, dass alle die dargebrachten Tiere der einen der beiden Frauen angehört hätten, von ihren Paaren doch nur so viele als Ganzopfer und nur so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie davon als solche dargebracht werden sollten. Würde man dagegen eine Taube mehr als Ganzopfer oder als Sündopfer darbringen, als die eine der beiden Frauen Taubenpaare hatte, so würde in dem Fälle, dass alle die als Ganzopfer, bezw. die als Sündopfer dargebrachten Tiere gerade der einen der beiden Frauen angehört haben, von ihren Taubenpaaren eine Taube als Ganzopfer dargebracht werden, die als Sündopfer, oder als Sündopfer, die als Ganzopfer hätte dargebracht werden sollen, was unstatthaft ist. Da nicht festzustellen ist, welcher von beiden Frauen die Tauben, die dargebracht werden, eigentlich gehören, so bringt sie der Priester mit der Bestimmung dar, dass sie als Opfer für diejenige gelten sollen, die sie hierfür bestimmt hatte. Um aber ihrer Opferpflicht nachzukommen, müssen dann beide Frauen gemeinschaftlich noch einmal so viele Opferpaare darbringen, wie jede für sich zu bringen hatte, indem dabei jede von ihnen erklärt, dass sie, soweit die bereits dargebrachten Opfer die ihren waren, auf ihren Anteil an diesen Opfertieren zu Gunsten der anderen Verzicht leistet (s. Keret. I Note 66).",
+ "oder. eines von einer und ….",
+ "oder. eines von einer und ….",
+ "oder. eines von einer und ….",
+ "hundert von einer anderen. ebenso auch: eines von einer und zwei von einer anderen und drei von einer anderen und zehn von einer anderen und hundert von einer anderen.",
+ "so ist nur eine den Opfern der mit den wenigsten daran Beteiligten entsprechende Anzahl tauglich. denn würde man ein Tier über die in ihren Opfern enthalten gewesene Anzahl von Ganzopfern oder Sündopfern als Ganzopfer bezw. Sündopfer darbringen, so würde in dem Falle, dass alle die als Ganzopfer bezw. als Sündopfer dargebrachten Tiere zu den Opferpaaren dieser Frau gehört haben, schon eine Taube als Ganzopfer dargebracht werden, die als Sündopfer, oder als Sündopfer, die als Ganzopfer hätte dargebracht werden sollen. Abweichend von allen übrigen Kommentatoren erklärt Maim. (Comment.), dass auch hier die Mischna wie weiter III 1 und 2 von dem Fälle spricht, dass der Priester die untereinander geratenen Tauben bereits dargebracht hat (seine Erklärung zu der dort gemachten Unterscheidung zwischen כהן נמלך und כהן שאינו נמלך s. weiter III Note 2). Hatten beide Frauen die gleiche Anzahl von Tauben, so gilt die Hälfte der Tauben jeder der beiden Frauen für tauglich und die Hälfte für untauglich, gleichviel ob der Priester die sämtlichen Tauben oben oder die sämtlichen Tauben unten oder die Hälfte von ihnen oben und die andere Hälfte unten dargebracht hat. Hatte die eine der Frauen mehr Tauben als die andere, so ist in den ersten beiden Fällen ebenfalls die Hälfte der Tauben jeder der beiden Frauen tauglich und die Hälfte untauglich, in dem letzteren Fälle dagegen sind nur die Tauben der Frau, die die geringere Anzahl hatte, tauglich (המועט כשר). Ebenso erklärt er dort (III, 2) das המרובה כשר, dass damit gemeint sei, nur die Tauben der Frau, die die grössere Anzahl von Tauben hatte, sind tauglich. Die Begründung, die er für beides gibt, ist schwer versländlich (s. כסף משנה zu הלכית פסולי המוקדשין VIII, 6).",
+ "ob sie von einer Fran sind oder von zwei Frauen. Von den Opferpaaren jeder der beiden Frauen dürfen immer nur so viele Tiere als Ganzopfer und so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie sie Opferpaare hatte. Ebenso dürfen, wenn Opferpaare, die für eine Geburt dargebracht werden sollten, mit Opferpaaren derselben Frau, die für einen Blutausfluss dargebracht werden sollten, sich vermischt haben, von jeder der beiden Arten nur so viele Tiere als Ganzopfer und so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie solche in ihnen enthalten waren. Aber selbst für den Fall, dass ein Opferpaar, das für die eine Geburt dargebracht zu werden bestimmt worden ist, sich mit einem Opferpaare vermischt hat, das von derselben Frau als Opfer für eine andere Geburt bestimmt worden ist, gilt dieselbe Beschränkung. Sind dagegen die beiden Opferpaare von derselben Frau als Opfer für zwei Geburten bestimmt worden, ohne ausdrücklich zu bestimmen, dass das eine Paar für die eine Geburt und das andere für die andere verwendet worden soll, so dürfen zwei beliebige von den vier Tieren als Ganzopfer und die beiden anderen als Sündopfer dargebracht werden."
+ ],
+ [
+ "Was heisst aus gleichem Anlass. bei Opfern einer und derselben Frau.",
+ "Für eine Geburt. S. Lev. 12, 8.",
+ "für einen Blutausfluss. S. Lev. 15, 29.",
+ "Wenn zwei Frauen ihre Vogelpaare gemeinsam gekauft haben. Nach Raschi (zu Talm. Erub. 37 a): wenn sie beim Einkaufen die Bestimmung darüber, weiches von den vier Tieren als Ganzopfer und welches als Sündopfer für jede von ihnen dargebracht werden soll, ausdrücklich dem Priester überlassen haben, auch wenn sie dann nachträglich dennoch selbst darüber bestimmt haben, nach Maim. (הלכות פסולי המוקדשין VIII, 8; s. כסף משנה): auch wenn sie dieses nicht ausdrücklich erklärt, sondern beim Einkauf darüber überhaupt nichts bestimmt haben.",
+ "oder das Geld für ihre Vogelpaare dem Priester gegeben haben. und dieser dann die zwei Vogelpaare für sie gekauft hat.",
+ "welches Tier. Talmudausg: לאיזו.",
+ "als Ganzopfer darbringen. weil die Bestimmung darüber, welches von den Tieren als Ganzopfer und welches als Sündopfer dargebracht werden soll, nur entweder beim Einkaufen oder Heiligen der Tiere getroffen werden kann oder durch den Priester bei der Darbringung, eine dazwischen getroffene Bestimmung dagegen keine Gültigkeit hat (Joma 41 a). Nach der Erklärung von Tosaf. (Erub. 37 a v. כשהתנו) spricht R. Jose von dem Fall, dass die Frauen bzw. der Priester beim Einkauf bald bestimmt haben, welches von den Paaren für jede von ihnen dargebracht werden soll, das לאיזה שירצח כהן wäre danach zu erklären: je nach der Bestimmung, welche von dem Priester (und ebenso im ersteren Falle von den Frauen selbst) beim Einkaufen getroffen wird, kann welches immer von den Tieren als Sündopfer und welches immer als Ganzopfer dargebracht werden, und will der Ausspruch des R. Jose nur besagen, dass die Paare nicht als unter einander gekommene betrachtet werden, trotzdem sie für gemeinschaftliches Geld angeschafft worden sind."
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+ ],
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+ "Wenn von einem noch nicht gesonderten. סתומה = geschlossen wird ein Taubenpaar genannt, solange noch keine Bestimmung darüber getroffen worden ist, welche Taube als Ganzopfer und welche als Sündopfer dargebracht werden soll, der Gegensatz ist מפורשת = ausgesprochen, getrennt, ein Taubenpaar, bei dem diese Bestimmung bereite getroffen worden ist.",
+ "Taubenpaare eine Taube ins Freie oder unter zum Umkommen bestimmte. S. oben I, 2 und Temura IV, 1 ff.",
+ "so kann man die andere wieder zu einem Paare ergänzen. Auch wenn von einem bereits gesonderten Paare eine Taube fortgeflogen ist, kann man die andere wieder zu einem Paare ergänzen, wenn man bestimmt weiss, ob die zurückgebliebene die zum Ganzopfer oder die zum Sündopfer bestimmt gewordene ist; ist dieses jedoch nicht der Fall, so muss man die zurückgebliebene umkommen lassen (s. weiter Mischna 4).",
+ "Ist sie unter zum Darbringen bestimmte Taubenpaare. die ebenfalls noch nicht gesondert waren.",
+ "so ist sie selbst untauglich. d. h. auch nachdem sie sich unter die darzubringenden Taubenpaare gemischt hat, können von den nun dort vorhandenen Tauben doch nur so viele dargebracht werden, wie vorher dort vorhanden waren, so dass entweder die zugeflogene Taube selbst, oder eine andere an ihrer Stelle als untauglich zurückbleibt.",
+ "und macht noch eine als zu ihr gehörend untauglich. das ist die zurückgebliebene, von der sie fortgeflogen ist. Die Begründung siehe die Ausführungen zu der folgenden Mischna.",
+ "denn durch das Fortfliegen. Ed. Lowe: הפרוח.",
+ "wird die Taube selbst untauglich und macht sie eine zu ihr gehörende untauglich. auch wenn mehrere Tauben zurückbleiben, wird, wie in der folgenden Mischna ausgeführt wird, durch das Fortfliegen einer Taube immer eine Taube von den zurückgebliebenen und eine von den Tauben, zu denen sie geflogen ist, untauglich."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Frauen je zwei. noch nicht gesonderte und aus einer gleichen Veranlassung darzubringende.",
+ "so macht sie durch ihr Fortfliegen eine. von den Tauben, von denen sie fortgeflogen ist.",
+ "untauglich. und von den durch die zugeflogene um eine vermehrten Tauben dürfen nur so viele dargebracht werden, wie vorher da waren. Denn von den beiden Taubenpaaren waren zwei Tauben als Sündopfer und zwei als Ganzopfer darzubringen. Würde man nun alle fünf Tauben darbringen und zwar drei als Sündopfer und zwei als Ganzopfer oder drei als Ganzopfer und zwei als Sündopfer, so würde man in dem Falle, dass alle drei als Sündopfer oder alle drei als Ganzopfer dargebrachten zu den Taubenpaaren dieser zweiten Frau gehört haben, eine als Ganzopfer darzubringende Taube als Sündopfer oder eine als Sündopfer darzubringende als Ganzopfer darbringen, wodurch das Opfer untauglich wird. Von den drei zurückgebliebenen Tauben der einen Frau wird darum nur eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer dargebracht, und von den fünf der anderen zwei als Sündopfer und zwei als Ganzopfer. Auf diese Weise werden nur zwei Tauben von der Darbringung ausgeschlossen, während bei jedem anderen Verfahren die Zahl der Tauben, die nicht dargebracht werden können, noch vergrössert würde. Würde man auch die dritte von den zurückgebliebenen Tauben als Sündopfer oder als Ganzopfer darbringen, so würde dadurch die fortgeflogene eine zum Ganzopfer bzw. zum Sündopfer bestimmte Taube, und es dürften von den anderen fünf Tauben nur zwei als Ganzopfer bzw. als Sündopfer dargebracht werden (s. oben I, 2), es würden also dadurch drei Tauben untauglich. Würde man zwei von den zurückgebliebenen beide als Sündopfer oder beide als Ganzopfer darbringen, so würden dadurch sowohl die dritte zurückgebliebene wie die fortgeflogene zu Ganzopfern bzw. zu Sündopfern bestimmt, es dürften von den anderen fünf Tauben nur zwei als Ganzopfer bzw. als Sündopfer dargebracht werden und es würden dadurch also vier Tauben untauglich. Da unter den vier Tauben, welche von der zweiten Frau dargebracht werden, auch die zugeflogene Taube sich befinden kann, die als Opfer für die erste Frau bestimmt worden war, muss der Priester sie mit der Bestimmung darbringen, dass jede von ihnen als Opfer für diejenige gelten soll, die sie sie hierfür bestimmt hatte. Um aber ihrer Opferpflicht nachzukommen, müssen dann beide Frauen gemeinschaftlich an Stelle der beiden zurückbleibenden Tauben, die man umkommen lassen muss, noch zwei andere Tauben darbringen und dabei die oben I Note 26 angegebene Erklärung abgeben.",
+ "Fliegt eine wieder zurück. so dass sich wieder auf jeder Seite vier Tauben befinden.",
+ "so macht diese durch ihr Zurückfliegen wieder eine. auf jeder Seite.",
+ "untauglich. Da es doch möglich ist, dass die den Weg zurückgeflogene Taube eine andere ist als die fortgeflogene, so muss angenommen werden, dass sich jetzt auf jeder Seite drei Tauben der einen und eine der anderen Frau befinden. Von diesen vier Tauben kann jede Frau nur je zwei, eine als Ganzopfer und eine als Sündopfer oder die eine beide als Ganzopfer und die andere beide als Sündopfer, darbringen. Mehr als zwei als Ganzopfer oder zwei als Sündopfer darf keine von ihnen darbringen, da es ja möglich ist, dass alle Tauben, die sie darbringt, zu den ursprünglich ihrigen gehören und von diesen nur zwei zu Ganzopfern und die beiden anderen zu Sündopfern bestimmt waren. Es könnte allerdings die eine Frau zwei als Ganzopfer und eine als Sündopfer oder zwei als Sündopfer und eine als Ganzopfer darbringen, dadurch würde aber, im Falle alle drei dargebrachten zu den ursprünglich ihrigen gehören und die vierte zu denen der anderen Frau, die fortgeflogene Taube zum Sündopfer bzw. zum Ganzopfer bestimmt und es könnte deshalb von den vier Tauben der anderen Seite nur noch eine als Sündopfer bzw. als Ganzopfer dargebracht werden (s. oben I, 2), es würden danach auch nur vier Tauben dargebracht, dabei aber die zweite Frau, von deren Tauben nur eine dargebracht wird, zu Gunsten der ersteren benachteiligt werden. Ebenso wäre es, wenn die erste Frau alle vier Tauben darbringt, zwei als Ganzopfer und zwei als Sündopfer, dann dürfte die andere von ihren vier Tauben überhaupt keine mehr darbringen, denn vielleicht wäre die Taube, die sie darbringt, gerade die von der ersten Frau zugeflogene, es würden demnach, wenn sie sie als Ganzopfer darbringt und ebenso die beiden, die die erste Frau als Ganzopfer dargebracht hat, ursprünglich zu den Tauben dieser gehört haben, von den zwei Paaren dieser ersten Frau drei als Ganzopfer dargebracht, und ebenso, wenn sie sie als Sündopfer darbringt und auch die beiden, die die erste Frau als Sündopfer dargebracht hat, ursprünglich zu den Taubenpaaren dieser gehört haben, von den beiden Paaren dieser Frau drei als Sündopfer.",
+ "die dargebracht werden dürfen. wie immer, wenn zwei Pflichtopfer-Paare einer Frau mit zwei aus gleicher Veranlassung darzubringenden Pflichtopfer-Paaren einer anderen Frau sich untereinander gemischt haben, s. oben I Noten 25 und 26."
+ ],
+ [
+ "und es fliegt. Als Subj. ist zu ergänzen גוזל, ein junger Vogel, das masc, ist.",
+ "dann wieder eine von dort. es kann die zugeflogene Taube sein, ebenso aber auch eine von den Tauben dieser zweiten Frau, ebenso bei den folgenden.",
+ "und dann ebenso wieder zurück. so dass nun wieder jede Frau so viele Tauben hat, wie sie vorher hatte.",
+ "so wird durch jedes Fortfliegen und jedes Zurückfliegen eine untauglich. Nach dem oben in Mischna 1 angegebenen Grandsatze wird dadurch, dass eine Taube von den einen Taubenpaaren zu den anderen fliegt, immer eine Taube von denen, von denen sie fortgeflogen ist, und eine von denen, zu denen sie zugeflogen ist, untauglich. Da nun von den Taubenpaaren der einen Frau zu denen der anderen immer wieder eine andere Taube geflogen sein kann als die zugeflogene, so werden, abgesehen von den Tauben der ersten und der letzten Frau, von den Tauben jeder der Frauen je zwei durch den Hinflug untauglich und ebenso wieder je zwei durch den Rückflug. Unter פזסל א׳ בהליכתו ist gemeint, dass durch ihr Zufliegen eine von den Tauben, von denen sie fortgeflogen ist, untauglich wird, und ist dazu wie in Mischna 2 (s Note 11) zu ergänzen, dass auch sie selbst bzw. eine von den Tauben, zu denen sie zugeflogen ist, untauglich wird, ebenso ist auch das פיסל א׳ בחזירתו zu verstehen.",
+ "die erste und die zweite können daher überhaupt nichts [von den ihrigen darbringen. Von den beiden Tauben der ersten Frau kann keine dargebracht werden, weil eine davon durch das Fortfliegen der zu ihr gehörenden Taube beim Hinflug untauglich geworden ist und die andere beim Rückflug. Von den vier Tauben der zweiten Frau kann ebenfalls keine dargebracht werden, weil von diesen zwei beim Hinflug untauglich geworden sind, je eine durch die zugeflogene und eine durch die fortgeflogene, und ebenso wieder zwei beim Rückflug.",
+ "die dritte ein [Paar. da von ihren sechs Tauben vier untauglich geworden sind.",
+ "die vierte zwei. zwei Paare von ihren acht Tauben.",
+ "die fünfte drei. drei Paare von ihren zehn Tauben.",
+ "die sechste vier. vier Paare von ihren zwölf Tauben.",
+ "und die siebente sechs. da von ihren vierzehn Tauben nur eine durch die zugeflogene beim Hinflug und eine durch die wieder fortgeflogene beim Rückflug untauglich geworden ist. Da der Grundsatz פסול ופוסל א׳ כנגדו nur darauf beruht, dass verhütet werden muss, dass von den Tauben einer Frau mehr als Sündopfer oder als Ganzopfer dargebracht werden, als sie ursprünglich Taubenpaare hatte (s. oben Note 14), so müsste es allerdings eigentlich gestattet sein, von den sechs Tauben, die sich nach dem Hinflug und Rückflug jetzt bei der dritten Frau befinden, vier Tauben darzubringen, zwei als Sündopfer und zwei als Ganzopfer. Denn selbst wenn diese vier dargebrachten Tauben alle zu den Taubenpaaren dieser Frau gehören und die fünfte von ihren Tauben beim Hinflug zu denen der vierten Frau und die sechste beim Rückflug zu denen der zweiten geflogen wären, würden von ihren sechs Tauben doch immer nur höchstens drei als Ganzopfer oder drei als Sündopfer dargebracht, die zwei, die sie als Ganzopfer und die zwei, die sie als Sündopfer, und die eine, die die vierte Frau als Ganzopfer oder als Sündopfer darbringt, und drei Ganzopfer bezw. Sündopfer dürfen ja von ihren drei Taubenpaaren dargebracht werden. Andererseits könnten aus demselben Grunde eigentlich von den vier Tauben, die sich jetzt bei der zweiten Frau befinden, zwei dargebracht werden, eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer, da ja die von ihren Tauben zu denen der ersten Frau geflogene Taube ebenfalls nicht dargebracht wird und demnach von ihren vier Tauben doch immer nur höchstens zwei als Ganzopfer oder zwei als Sündopfer dargebracht werden würden. Der Gleichmässigkeit wegen wird aber auch in bezug auf die Tauben dieser beiden Frauen nach dem Grundsatze פסול ופוסל א׳ כנגדו verfahren.",
+ "wird wieder durch jedes Fortfliegen und jedes Zurückfliegen eine untauglich. Nachdem durch das erste Hin- und Zurückfliegen die Tauben der beiden ersten Frauen untauglich geworden sind, kann nur gemeint sein, wenn unter denen der übrigen Frauen wieder ein Hin- und Zurückfliegen stattgefunden hat, denn durch das Zufliegen einer von den schon zum Umkommen bestimmten Tauben der beiden ersten Frauen würden nach dem Schlusssatze der Mischna alle übrigen Tauben untauglich werden. Nach Ascheri braucht nicht angenommen zu werden, dass durch das Zufliegen von Tauben von denen der ersten und der zweiten Frau alle übrigen Tauben untauglich werden, da jene nur des Zweifels wegen nicht dargebracht werden dürfen, wenn sie sich wieder unter die anderen Tauben gemischt haben, es von diesen daher doppelt zweifelhaft (ספק ספיקא) ist, ob sie zum Darbringen untauglich sind, und sie durch einen solchen Doppelzweifel allein noch nicht untauglich werden.",
+ "und können nun auch die dritte und die vierte nichts darbringen. Von dem einen Paar der dritten Frau, das noch dargebracht werden konnte, ist durch das nochmalige Hin- und Zurückfliegen eine Taube durch den Hinflug und die andere durch den Rückflug untauglich geworden, und ebenso sind von den zwei Paaren der vierten Frau, die noch dargebracht werden konnten, zwei Tauben beim Hinflug untauglich geworden und wieder zwei beim Rückflug.",
+ "die fünfte ein Paar. Auch hier gilt wieder für die Tauben der fünften und vierten Frau das Note 25 über die der dritten und zweiten Frau ausgeführte.",
+ "Wiederholt sich das Fort- und Zurückfliegen noch einmal. zwischen denen der fünften Frau und denen der sechsten und siebenten (s. Note 26).",
+ "nach einer anderen Meinung entsteht dadurch der siebenten gar kein Nachteil. sondern können von ihren Tauben wie nach dem zweiten Hin- und Rückflug fünf Paare dargebracht werden. Die יש אומרים sind der Ansicht, dass hier gar kein Grund vorliegt, nur der Gleichmässigkeit wegen (s. Note 25) noch ein Taubenpaar von der Darbringung auszuschliessen, da hier die Tauben der siebenten Frau die einzigen sind, die überhaupt dargebracht werden. Da aber von ihren vierzehn Tauben bei dem dreimaligen Hin- und Rückflug höchstens drei fortgeflogen sind, so kann sie noch fünf Taubenpaare darbringen, da die fortgeflogenen überhaupt nicht dargebracht werden und deshalb die Befürchtung fortfällt, dass mehr Tauben als Sündopfer oder als Ganzopfer von ihren Tauben dargebracht werden könnten, als sie Taubenpaare besessen hat. Nach Elia Wilna sind die יש אומרים der Ansicht, dass in diesem Falle alle sieben Paare, die sich jetzt bei der siebenten Frau befinden, dargebracht werden dürfen, weil keinerlei Grund mehr vorliegt, eine von den Tauben von der Darbringung auszuschliessen, da auch von den etwa zugeflogenen jede ebensowohl als Sündopfer wie als Ganzopfer dargebracht werden kann.",
+ "Ist. Ed. Lowe: שאם.",
+ "von zum Umkommen bestimmten. von den Tauben, die durch das Hin- und Zurückfliegen untauglich geworden sind und nicht mehr dargebracht werden dürfen (s. oben Note 26), oder Tauben, die aus irgendwelchem anderen Grunde untauglich geworden sind, dass man sie umkommen lassen muss.",
+ "so muss man sie alle umkommen lassen. S. Sebach. VIII Note 4."
+ ],
+ [
+ "Ist ein Paar noch nicht gesondert und eines bereits gesondert. S. oben Note 1.",
+ "und es fliegt von dem noch nicht gesonderten eine unter das bereits gesonderte Paar. so dass man jetzt nicht mehr weiss, welches die zum Ganzopfer, welches die zum Sündopfer bestimmte und welches die zugeflogene Taube ist.",
+ "so kann man die andere zu einem Paar ergänzen. von den anderen drei Tauben dagegen darf keine dargebracht werden, da man ja nicht weise, welches die zum Ganzopfer und welches die zum Sündopfer bestimmt gewesene ist (vgl. oben Mischn. 1).",
+ "Ist auch eine wieder zurückgeflogen. von den bereits gesonderten zu den noch nicht gesonderten, so dass sich jetzt wieder auf jeder Seite zwei Tauben befinden.",
+ "oder zuerst von dem bereits gesonderten eine [zu dem noch nicht gesonderten] geflogen. so dass sich auf der einen Seite eine von den gesonderten Tauben befindet und auf der anderen die beiden noch nicht gesonderten und eine von den bereits gesonderten.",
+ "so muss man alle umkommen lassen. da sich im ersteren Falle vielleicht, im zweiten bestimmt auf beiden Seiten je eine von den Tauben des bereits gesonderten Paares befindet, von der man nicht weiss, ob sie als Ganzopfer oder als Sündopfer darzubringen ist."
+ ],
+ [
+ "Sind auf der einen Seite Sündopfer und auf der anderen Seite Ganzopfer und noch nicht gesonderte in der Mitte. עולה ,חטאת und סתומה stehen hier wie oben I, 2 (s. dort Note 13) kollektivisch: eine oder mehrere zu Sündopfern und zu Ganzopfern bestimmte Tauben und noch nicht gesonderte Taubenpaare.",
+ "so entsteht dadurch gar kein Nachteil. da die aus der Mitte fortgeflogenen sowohl als Sündopfer wie als Ganzopfer dargebracht werden können, wenn nur immer von je zwei Tauben eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer dargebracht wird.",
+ "sondern man. der Priester, wenn er die Tauben darbringt (s. oben I Note 37).",
+ "muss man die in der Mitte umkommen lassen. da von den beiden zurückgeflogenen Tauben die eine eine zum Sündopfer und die andere eine zum Ganzopfer bestimmte gewesen sein kann und man deshalb, da man sie nicht voneinander und nicht von den anderen unterscheiden kann, keine von den Tauben darbringen darf.",
+ "Fliegt wieder [je eine. von den in der Mitte befindlichen Tauben, von denen keine mehr dargebracht werden kann.",
+ "zurück. nach den beiden Seiten, so kann nunmehr auch keine von denen auf beiden Seiten mehr dargebracht werden, da auf jeder Seite eine zum Umkommen bestimmte zugeflogen ist.",
+ "oder fliegen Tauben aus der Mitte nach den Seiten. nicht zu den Tauben, die sich auf den beiden Seiten befinden, sondern abseits von diesen, so dass sie eine oder mehrere neue Taubengruppen bilden, aber in der Weise, dass nicht mehr zu erkennen ist, welches die Tauben sind, die sich vorher auf den beiden Seiten befunden haben, und welches die, die sich zuletzt dort niedergelassen haben. So erklärt Tif. Jis. das schwer zu verstehende או שפרח מן האמצע לצדדים. Nach Ascheri ist nicht חזר או שפרח zu lesen, sondern חזר ופרח. Maim. erklärt in seinem Kommentar: oder wenn beim ersten Fortfliegen eine Taube von der Mitte nach der einen Seite, und dann von dort wieder eine nach der andern Seite geflogen ist. Nach Abr. ben David ist unter חזר zu verstehen: wenn wieder Tauben von der Mitte nach einer der beiden Seiten geflogen sind und man nicht weiss, nach welcher, da man nicht weiss, wie gross die Anzahl der Tauben auf jeder der beiden Seiten war, und unter שפרח מן האמצע לצרדין: wenn wieder Tauben von der Mitte nach beiden Seiten geflogen sind. Serachja ha-Levy endlich erklärt או שפרח analog dem או שפרח in der vorhergehenden Mischna: oder wenn von gesonderten Tauben in der Mitte, von denen man nicht mehr weiss, welche zum Sündopfer und welche zum Ganzopfer bestimmt waren, eine nach der einen und eine nach der anderen Seite geflogen ist, auch in diesem Falle muss man alle Tauben umkommen lassen und darf nicht etwa angenommen werden, dass die zu den Sündopfern geflogene Taube gerade eine zum Sündopfer bestimmte und die zu den Ganzopfern geflogene eine zum Ganzopfer bestimmte war.",
+ "Man darf nicht Turteltauben als Paar-Ergänzung zu jungen Tauben und nicht junge Tauben als Paar-Ergänzung zu Turteltauben bringen. sondern wenn eine Frau ein Paar Tauben darzubringen hat, müssen es entweder beide Turteltauben oder beide junge Tauben sein.",
+ "so muss sie nochmals als Ganzopfer eine junge Taube bringen. Gleichviel, ob zuerst das Sündopfer oder zuerst das Ganzopfer bestimmt oder dargebracht worden ist, und gleichviel, ob beide bereits dargebracht oder noch nicht dargebracht sind, muss sie immer noch eine Taube von der Art, von der das Sündopfer war, bringen, weil dieses als das wesentlichere unter den darzubringenden Opfern betrachtet wird, da aus der Schriftstelle (Lev. 5, 8) :ותקריב את אשר לחטאת ראשנה die Bestimmung abgeleitet wird, dass überall, wo ein Sündopfer zusammen mit einem Ganzopfer darzubringen ist, das Sündopfer den Vorrang hat und zuerst dargebracht werden muss (s. Sebach. 90a). Ed. Ven. liest: תכפול ותביא עולתה תור וחטאתה בן יונה, wo jedenfalls etwas ausgefallen ist.",
+ "so müssen die Erben ihr Ganzopfer bringen. da das Ganzopfer, das sie noch darzubringen hatte, als Schuld auf ihrem Nachlass ruht.",
+ "hat sie ihr Ganzopfer gebracht. vor dem Sündopfer, obgleich dieses eigentlich zuerst dargebracht werden sollte.",
+ "so haben die Erben ihr Sündopfer nicht zu bringen. weil ein Sündopfer, dessen Eigentümer gestorben ist, nicht mehr dargebracht werden darf (Temur. IV, 1)."
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+ "Wann gilt dieses. das in den vorhergehenden Abschnitten über die Folgen des Durcheinandergeratens der Taubenpaare mehrerer Frauen Gesagte.",
+ "Wenn der Priester anfragt. wie er es mit der Darbringung der Tauben zu halten habe [so nach Talm Sebach. 73b. Nach Maim. (Comment. zu I, 3) heisst כהן נמלך, wenn der Priester vor der Darbringung die Eigentümerin gefragt hat, welche Tauben von ihren Pflichtopfern er als Sündopfer und welche er als Ganzopfer darbringen soll, und כהן שאינו נמלך, wenn er dies nicht getan hat (vgl. לא נמלך weiter in Mischna 6). Abgesehen davon, dass diese Auslegung der erwähnten Talmudstelle widerspricht, (s. כסף משנח zu הלכות פסולי המוקדשין VIII, 1) ist auch die daran geknüpfte Erklärung der Mischna schwer verständlich.] נמלך und מלך beraten, Rat erteilen, davon Nif. = sich beraten lassen, Rat einholen.",
+ "Hat aber der Priester nicht gefragt. sondern sie aus eigener Entschliessung dargebracht mit dem Gedanken, dass jede Taube für diejenige als Opfer gelten soll, die sie hierzu bestimmt hat.",
+ "und es waren eines. ein Taubenpaar.",
+ "oder drei von einer und drei von einer anderen. Ed. pr. u. Ven. add.; מחצה כשר ומחצה פסול (d. h., in diesem Falle würde nach Abschn. II Mischn. 3 die Entscheidung gelautet haben, dass die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich ist).",
+ "die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. Von jedem Paare sollten je eine als Ganzopfer oben und eine als Sündopfer unten dargebracht werden. Da die Paare noch nicht gesondert waren, so lag es in der Hand des darbringenden Priesters, welche von jedem Paare er als Ganzopfer und welche er als Sündopfer darbringen wollte (s. oben I Note 37). Hat er deshalb die sämtlichen Tauben als Ganzopfer oben dargebracht, so ist die Hälfte davon nach Vorschrift dargebracht und deshalb tauglich, ebenso wenn er die sämtlichen Tauben als Sündopfer unten dargebracht hat.",
+ "wenn die Hälfte oben und die Hälfte unten. Wenn die einzelnen Taubenpaare nicht beisammen geblieben, sondern alle Tauben unter einander geraten sind, so dass man nicht mehr weiss, welche Tauben zu einem Paare gehört haben, und der Priester nun die Hälfte aller Tauben oben und die andere Hälfte unten dargebracht hat.",
+ "von den oben dargebrachten die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich und von den unten die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. Von den oben dargebrachten ist nur die Hälfte tauglich, weil vielleicht die sämtlichen oben dargebrachten Tauben der einen der beiden Frauen angehört haben und von diesen doch nur die Hälfte als Ganzopfer oben dargebracht zu werden bestimmt waren, aus demselben Grunde ist auch nur die Hälfte der als Sündopfer unten dargebrachten Tauben tauglich. Nur wenn der Priester von jedem Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht hat, sind sowohl die oben wie die unten dargebrachten alle tauglich (s. oben Note 6)."
+ ],
+ [
+ "oder hundert von einer anderen waren. S. oben I Noten 27 u. 28.",
+ "die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. aus dem Note 6 angegebenen Grande.",
+ "der grössere Teil tauglich. Es ist nicht wie in dem in der vorhergehenden Mischna angeführten Fall, wo beide Frauen die gleiche Anzahl von Tauben hatten, nur die Hälfte der dargebrachten Tauben tauglich, sondern es sind so viele Tauben tauglich, wie die Frau hatte, der die grössere Anzahl von Tauben gehört hat. Es lässt sich das am besten an einem Beispiel nach weisen: wenn die eine Frau ein und die zweite drei Taubenpaare hatte und der Priester hat von diesen vier Taubenpaaren vier Tauben oben und vier Tauben unten dargebracht, so sind selbst in dem ungünstigsten Falle, dass die sämtlichen vier oben dargebrachten Tauben der zweiten Frau angehört hatten, drei von diesen tauglich und nur eine untauglich, da von ihren drei Taubenpaaren ja drei Tauben als Ganzopfer dargebracht werden sollten, von den unten als Sündopfer dargebrachten vier Tauben sind die beiden Tauben, die davon der zweiten Frau angehört haben, tauglich, da ja sogar drei von ihren Tauben als Sündopfer hätten dargebracht werden sollen, und von den beiden anderen Tauben, die der ersten Frau angehört haben, ist eine tauglich, da von ihrem einen Taubenpaar eine Taube zum Sündopfer bestimmt war, und die andere untauglich, es sind also im ganzen sechs Tauben tauglich, das sind so viele, wie der zweiten Frau gehört haben. Das gleiche Verhältnis ergibt sich, wenn die eine Frau ein und die andere zwei oder zehn oder hundert Taubenpaare hatte. Auch wenn Taubenpaare von mehreren Frauen unter einander geraten sind, ein Taubenpaar von einer und zwei von einer anderen und drei von einer dritten und zehn von einer vierten und hundert von einer fünften, sind von den dargebrachten Tauben immer so viele tauglich, wie die Frau mit der grössten Anzahl von Tauben hatte. Denn wieder den ungünstigsten Fall angenommen, es wären die sämtlichen oben dargebrachten Tauben, das wären in diesem Falle Tauben von den hundert Taubenpaaren der letzten Frau entnommen, so sind von diesen 116 Tauben 100 tauglich, da so viele von den 100 Paaren dieser Frau zu Ganzopfern bestimmt waren. Von der anderen unten dargebrachten Hälfte aller Tauben sind die 84, die davon noch zu den 100 Paaren der letzten Frau gehört haben, sämtlich tauglich, da von ihren 100 Taubenpaaren sogar 100 unten als Sündopfer hätten dargebracht werden sollen, und von den übrigen 32 Tauben, das wären in diesem Falle die 16 Taubenpaare der anderen vier Frauen, sind 16 tauglich, da ja von jedem Paare eine Taube als Sündopfer unten hat dargebracht werden sollen, es sind also im ganzen 200 Tauben, so viele, wie die letzte Frau hatte, tauglich. Der Ausdruck המרובה bedeutet demnach hier: so viel Tauben, wie diejenige Frau hatte, der die grösste Anzahl von Tauben gehört hat. Maim. erklärt merkwürdiger Weise המרובה כשר: nur die Tauben der Frau, die die grössere Hälfte der Tauben hatte, sind tauglich, weil von ihren Tauben in jedem Falle ein Teil oben und ein Teil unten dargebracht worden ist (vgl. oben I Note 29).",
+ "Dies ist die Regel. Das in der vorhergehenden Note Ausgeführte trifft wohl für den in der Mischna angenommenen Fall zu, dass nur Taubenpaare von zwei Frauen unter einander geraten sind, und ebenso, wenn Taubenpaare von mehreren Frauen unter einander geraten sind, eine der Frauen aber mehr Taubenpaare hatte als die anderen Frauen zusammen, wie in dem in der Mischna angenommenen Fall, dass die eine Frau 100 Taubenpaare hatte und die anderen zusammen nur 16. Im Folgenden gibt die Mischna nun eine Regel, die auch für den anderen Fall gilt, dass nicht eine von den Frauen mehr Taubenpaare hatte als die anderen zusammen, auch für diesen Fall gilt das für den ersteren Fall Gesagte, der Ausdruck המרובה כשר muss jedoch, wie weiter Note 18 ausgeführt wird, für diesen Fall etwas anders erklärt werden. Tosf. Jomt. meint, dass durch diese Regel nur das in dem Vorhergehenden Ausgeführte bestätigt wird, ohne etwas Neues hinzuzufügen, was jedoch, wie sich aus dem Weiteren ergibt, nicht zutrifft.",
+ "Wenn die Taubenpaare. die in den sämtlichen Taubenpaaren zusammen enthaltenen Tauben.",
+ "sich verteilen lassen. in zwei Hälften, von denen die eine oben und die andere unten dargebracht worden ist.",
+ "ohne dass von den einer Frau gehörenden ein Teil nach oben und ein Teil nach unten kommt. so dass es möglich ist, dass der Priester, der die eine Hälfte der Tauben oben und die andere Hälfte unten dargebracht hat, die Tauben einer Frau oder einer Anzahl von Frauen alle oben und die der übrigen Frauen alle unten dargebracht hat.",
+ "ist immer die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. weil dann zu befürchten ist, dass es in der Tat so ist, dass die sämtlichen oben dargebrachten Tauben zu den Taubenpaaren der einen Frau oder der einen Anzahl von Frauen gehört haben und deshalb nur die Hälfte von ihnen tauglich ist, da von jedem Paare nur eine Taube oben dargebracht werden durfte, und ebenso nur die Hälfte der unten dargebrachten. Dieser Fall trifft immer zu, wenn die Summe aller Taubenpaare eine grade Zahl ergibt, so dass die Hälfte aller Taubenpaare oben und die Hälfte aller Taubenpaare unten dargebracht worden sein kann, ohne dass es nötig war, ein Taubenpaar zu teilen, und die Taubenpaare auf die einzelnen Frauen so verteilt waren, dass sich daraus zwei Gruppen von Taubenpaaren von gleicher Anzahl bilden liessen, ohne dass es nötig war, die Taubenpaare einer Frau auf beide Gruppen zu verteilen. Es ist dieses die erweiterte Anwendung für die in Mischna I angegebene Bestimmung, wonach, wenn die Taubenpaare von zwei Frauen unter einander geraten sind, von denen jede 1 oder 2 oder 3 Taubenpaare hatte, wenn der Priester die Hälfte oben und die Hälfte unten dargebracht hat, nur die eine Hälfte tauglich ist und die andere Hälfte untauglich. Wie dort die Summe der vorhandenen Taubenpaare eine grade Zahl ergibt, 2, 4, bzw. 6, und diese 2, 4 bzw. 6 Taubenpaare in zwei Hälften von je 1,2 bzw. 3 geteilt werden können, ohne dass die Taubenpaare einer Frau auf beide Gruppen verteilt zu werden brauchen, so gilt dieselbe Bestimmung auch für alle anderen Fälle, in denen diese beiden Bedingungen zutreffen, auch wenn Taubenpaare von ungleicher Anzahl von mehreren Frauen unter einander geraten sind, z. B. 1 von einer, 3 von einer anderen und 4 von einer dritten, wo sich die beiden Gruppen 1 + 3 und 4 ergeben, oder 1 von einer, 2 von einer anderen, 3 von einer dritten und 4 von einer vierten, mit den beiden Gruppen 1 + 4 und 2 + 3, oder von 2 von einer, 3 von einer anderen, 4 von einer dritten, 5 von einer vierten und 6 von einer fünften, mit den beiden Gruppen 2 + 3 + 6 und 4 + 6, weil in allen diesen Fällen es möglich ist, dass wirklich grade die sämtlichen Tauben der einen Gruppe oben und die der anderen unten dargebracht worden sind und deshalb sowohl von den oben wie von den unten dargebrachten nur die Hälfte tauglich ist.",
+ "ohne dass von den einer Frau gehörenden ein Teil nach oben und ein Teil nach unten kommt. das ist in allen Fällen, wo nicht diese beiden Bedingungen zutreffen, sondern entweder die Summe der vorhandenen Taubenpaare eine ungrade Zahl ergibt, so dass bei ihrer Verteilung auf eine oben und eine unten dargebrachte Hälfte jedenfalls von einem Paare eine Taube oben und die andere unten dargebracht worden sein muss, oder die Summe der vorhandenen Taubenpaare wohl eine grade Summe ergibt, aber bei ihrer Verteilung auf zwei Gruppen von gleicher Anzahl die Taubenpaare einer Frau auf beide Gruppen verteilt werden müssen, z. B. wenn eine Frau 3 Taubenpaare hatte, die andere 4 und die dritte 5, wo zwei Gruppen von 6 Taubenpaaren sich nicht anders bilden lassen, als dass von den Taubenpaaren einer Frau ein Teil zu der einen und ein Teil zu der anderen genommen wird.",
+ "ist immer der grössere Teil tauglich. Es ist in jedem Falle mehr als die Hälfte tauglich, da der ungünstigste Fall, in dem nur die Hälfte tauglich wäre, wenn nämlich alle oben dargebrachten Tauben zu den Taubenpaaren einer Frau oder einer Gruppe von Frauen und die unten dargebrachten zu denen der anderen gehört haben, hier ausgeschlossen ist. Wie viele Tauben aber über die Hälfte hinaus tauglich sind, das hängt von der verschiedenen Art der hierbei möglichen Fälle ab. In den in dem ersten Absatz der Mischna angeführten Fällen, in denen mehr als die Hälfte aller Taubenpaare einer Frau angehört haben, sind, wie in Note 11 ausgeführt ist, immer so viel Tauben tauglich, wie dieser Frau angehört haben. Der zweite mögliche Fall ist, dass die anderen Frauen zusammen mehr Taubenpaare hatten als die Frau, die allein die grösste Anzahl hatte, wenn das Zahlenverhältnis z. B. 3, 4 und 5 war, dann sind so viele Tauben tauglich, wie die anderen Frauen zusammen hatten, in diesem Falle also 7 Paare, das sind 14 Tauben. Denn den ungünstigsten Fall angenommen, dass die oben dargebrachten Tauben alle den Taubenpaaren der Frauen entnommen worden sind, die zusammen die grössere Hälfte aller Taubenpaare hatten, können von den Tauben dieser Frauen (in dem angenommenen Beispiel 14) doch nur so viele oben dargebracht worden sein, wie die Hälfte aller Tauben zusammen ausmachte (12). Es durfte aber von den Tauben dieser Frauen die Hälfte (7) oben dargebracht werden, es ist demnach nicht nur die Hälfte der dort dargebrachten Tauben tauglich, sondern so viele, wie die Hälfte der Tauben dieser Frauen betragen hat. Unten wären danach die übrig gebliebenen Tauben (2) dieser Frauen dargebracht worden, die alle tauglich sind, da ja bis zur Hälfte aller ihrer Tauben unten hätten dargebracht werden dürfen, und die Tauben der Frau, die die grösste Anzahl von Tauben (10) hatte, von denen die Hälfte (5) tauglich ist. Es ergibt sich also, dass auch von den unten dargebrachten Tauben so viele tauglich sind, wie die Hälfte der Tauben der Frauen betragen hat, die zusammen die grössere Hälfte aller Taubenpaare besessen haben. Bezeichnen wir die Anzahl aller vorhandenen Tauben zusammen ganz unbestimmt mit S, die der Frauen, die zusammen die grössere Hälfte hatten, mit G, so wären oben von den Tauben dieser Frauen dargebracht worden, von denen tauglich sind. Unten wären die von ihren Tauben übrig gebliebenen dargebracht worden, das sind , die alle tauglich sind, und die Tauben der dritten Frau, S—G, von denen die Hälfte, also tauglich sind. Es sind demnach von den unten dargebrachten Tauben , das sind auch wieder , tauglich, zusammen oben und unten also G Tauben, das heisst so viele, wie die Frauen hatten, deren Tauben zusammen die grössere Hälfte aller Tauben ausmachten. Das Gleiche gilt auch für den Fall, dass die Tauben von mehr als drei Frauen untereinander geraten sind, allerdings mit der Beschränkung, wenn bei Zusammenzählung der Tauben aller Frauen ausser derjenigen der Frau, die die grösste Anzahl von allen hatte, sich die grösste Annäherung an die Hälfte aller Tauben ergibt, wenn z. B. das Zahlenverhältnis der Taubenpaare 2, 3, 6 und 10 oder 2, 3, 4, 7 und 15 war, im ersteren Falle sind 2 + 3 + 6 = 11, im letzteren 2 + 3 + 4 + 7 = 15 von den dargebrachten Taubenpaaren tauglich. Es ist aber auch noch der andere Fall möglich, der von den Mischna-Kommentatoren ganz unberücksichtigt gelassen wird, dass nämlich die Tauben einer grösseren Anzahl von Frauen unter einander geraten sind und die Anzahl der Tauben auf die einzelnen Frauen so verteilt sind, dass bei ihrer Gruppierung in zwei Gruppen, von denen jede annähernd die Hälfte der Gesamtsumme enthält, sich eine grössere Annäherung an die Hälfte der Gesamtsumme ergibt als bei der Gegenüberstellung der grössten Zahl und der Summe aller übrigen, wenn z. B. das Zahlenverhältnis der Taubenpaare 1, 5, 7 und 10 war, wo die beiden Gruppen 5 + 7 und l + 10 nur eine Differenz von 1 ergeben gegenüber einer solchen von 3 bei Gegenüberstellung von 1 + 5 + 7 und 10, oder 3, 5, 7, 8 und 15, wo die beiden Gruppen 5 + 7 + 8 und 3 + 15 nur eine Differenz von 2 ergeben gegenüber einer solchen von 8 bei Gegenüberstellung von 3 + 5 + 7 + 8 und 15. Hier wäre der denkbar ungünstigste Fall nicht der, dass die oben dargebrachten Tauben alle den der Frauen mit 1, 5 und 7 bzw. mit 3, 5, 7 und 8 Taubenpaaren entnommen worden sind, da in diesem Falle ja, wie oben nachgewiesen, 13 bezw. 23 Taubenpaare tauglich wären, sondern der, dass die oben dargebrachten Tauben alle den der Frauen mit 5 und 7 bezw. mit 5 und 7 und 8 Taubenpaaren entnommen worden sind und die übrig gebliebenen Tauben unten, oder umgekehrt, da in diesem Falle nur 12 bezw. 20 Taubenpaare tauglich sind. Je kleiner die Differenz zwischen den beiden Gruppen ist, das heisst je weniger über die Hälfte die grössere der beiden Gruppen enthält, desto weniger sind dann von den oben dargebrachten Tauben und dem entsprechend, wie oben ausgeführt, auch von den unten dargebrachten tauglich. Da aber immer der ungünstigste Fall angenommen werden muss, so sind bei einem solchen Zahlenverhältnis die Zahlen derart in zwei Gruppen zu vereinigen, dass sich zwischen der Summe der Zahlen der einen Gruppe und der der anderen die kleinste Differenz ergibt, die grössere von beiden bezeichnet dann, wie viele Taubenpaare von den dargebrachten Tauben tauglich sind. Dem Ausdruck der Mischna המרובה כשר muss demnach allerdings für diesen Fall eine etwas weitere Auslegung gegeben werden, jedenfalls bleibt es richtig, dass in allen diesen Fällen immer die grössere Hälfte der dargebrachten Tauben tauglich ist."
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+ "Wenn die eine Sündopfer und die andere Ganzopfer-Tiere hatte. die eine eine oder mehrere zu Sündopfern bestimmte und die andere eine oder mehrere zu Ganzopfern bestimmte Tauben, vorausgesetzt nur, dass jede die gleiche Anzahl von Tauben hatte. חטאת und עולה stehen auch hier kollektivisch s. oben I Note 13.",
+ "und er sie alle oben dargebracht hat. nachdem sie unter einander geraten sind, wo, wenn er gefragt haben würde, die Entscheidung gelautet hätte, dass man sie alle umkommen lassen muss, s. oben I, 2. In ed. pr. und Ven. ist hinter die Worte חטאת לזו ועולה לזו noch das Wort ״כשר„ eingefügt, das wohl nur durch das Versehen eines Abschreibers hineingekommen ist, sonst könnte es nur erklärt werden: auch in diesem Falle kann wenigstens ein Teil der dargebrachten Tauben tauglich sein, wenn nämlich usw. Nach Maim. (Comment.) spricht die Mischna hier nicht von dem Fall, dass die Tauben unter einander geraten sind, sondern dass der Priester irrtümlicher Weise die Tauben beider Frauen oben oder unten dargebracht hat, oder die einen oben und die anderen unten, jetzt aber nicht mehr weiss, welche er oben und welche er unten dargebracht hat.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. da doch die eine Hälfte dazu bestimmt war, oben dargebracht zu werden, und die andere Hälfte unten.",
+ "da ich annehme. da des Zweifels wegen der ungünstigste Fall angenommen werden muss."
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+ "Wenn es ein Sündopfer- und ein Ganzopfer-Tier war und. Die Talmudausg. lesen: סתומה, ohne ו.",
+ "ein noch nicht gesondertes Paar und ein gesondertes. Die nächstliegende Erklärung dieses Falles wäre, dass auch hier wie in den vorhergehenden Mischnas von den unter einander geratenen Taubenpaaren vier verschiedener Frauen die Rede ist, von denen jede ein Paar oder die gleiche Anzahl von Paaren hatte wie die andere, nur dass die Tauben der einen Frau zu Sündopfern bestimmt waren, die der anderen zu Ganzopfern, von denen der dritten je eine noch nicht näher bestimmte zum Sündopfer und die andere zum Ganzopfer, und von denen der vierten je eine bereits hierfür bestimmte zum Sündopfer und die andere zum Ganzopfer, auch für diesen Fall würden die in der Mischna gegebenen Bestimmungen zutreffen. Da es aber in der Mischna nicht heisst, dass im Falle die Hälfte aller Tauben oben und die Hälfte unten dargebracht worden ist, nur so viele Tauben, wie noch nicht gesondert waren, tauglich sind, sondern die noch nicht gesonderten, kann der Fall nur so gedacht sein, dass unter allen Umständen von diesen noch nicht gesonderten Tauben der Vorschrift gemäss die Hälfte oben und die Hälfte unten dargebracht worden ist, was sich, wenn die Tauben unter einander geraten waren, doch niemals mit Bestimmtheit wird sagen lassen können. Deshalb nimmt ein Teil der Erklärer an, dass hier nicht von unter einander geratenen Tauben von Taubenpaaren verschiedener Art die Rede ist, sondern jedes Taubenpaar für sich geblieben ist und der Priester entweder sämtliche Tauben oben oder sämtliche unten oder, weil er nicht die verschiedene Bestimmung der einzelnen Paare gekannt hat, wie von noch ungesonderten Paaren je eine von jedem Paare oben und eine unten dargebracht hat, und dass die Mischna diesen ganzen Fall nur deshalb hier anführt, um daran die Bestimmung anzuknüpfen, dass in dem letzten Falle die für tauglich zu erklärenden dargebrachten Tauben selbst eines und desselben noch ungesondert gewesenen Taubenpaares zum Teil als für die eine und zum anderen Teil als für die andere Frau dargebracht zu gelten haben. So erklären Raschi (Sebach. 67b), Ascheri und Balten., dass die Mischna von dem Falle spricht, dass zwei Frauen, von denen die eine zwei Tauben als Sündopfer und eine als Ganzopfer und die andere zwei als Ganzopfer und eine als Sündopfer darzubringen hatte, sich gemeinsam drei Taubenpaare gekauft haben, sodann das eine der Paare unter sich geteilt und die eine Taube für die eine als Sündopfer und die zweite für die andere als Ganzopfer bestimmt haben, betreff der beiden anderen Paare dagegen sich noch gar nicht auseinandergesetzt, sondern nur von dem einen dieser Paare eine bestimmte zum Sündopfer und die andere zum Ganzopfer bestimmt haben, und der Priester nun, ohne den Tatbestand zu kennen oder zu berücksichtigen, die drei Taubenpaare in der angegebenen Weise dargebracht hat.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. da ja die Hälfte der Tauben dazu bestimmt war, als Ganzopfer oben dargebracht zu werden.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. da die Hälfte der Tauben dazu bestimmt war, als Sündopfer unten dargebracht zu werden.",
+ "wenn die Hälfte oben und die Hälfte unten. von jedem der drei Paare je eine Taube oben und eine unten.",
+ "ist nur das ungesonderte Paar tauglich. da nur bei diesem Paare es gleichgültig ist, welche Taube er oben und welche er unten dargebracht hat, von den beiden anderen Paaren dagegen vielleicht gerade die zu Sündopfern bestimmt gewesenen oben und die zu Ganzopfern bestimmt gewesenen unten dargebracht worden sind.",
+ "doch wird es ihnen zu gleichen Teilen angerechnet. die eine der beiden Tauben gilt als für die eine Frau als Sündopfer und die andere als für die andere als Ganzopfer dargebracht, und jede von ihnen hat dann noch die entsprechende Ergänzung dazu für ihre untauglich gewordenen Tauben darzubringen. Von anderen Erklärungen ist zunächst die des Maim. zu erwähnen. Er scheint, wie der Verfasser des נחלת צבי bemerkt, in der Mischna gelesen zu haben: חטאת ועולה מפורשת וסתומה, da er in seinem Kommentar erklärt, die Mischna spreche von dem Fall, dass der Priester von den drei Taubenpaaren zweier Frauen das eine Paar zu Sündopfern, das andere zu Ganzopfern bestimmt hatte, während von dem dritten eine noch nicht näher bestimmte Taube als Sündopfer und die andere als Ganzopfer dargebracht werden sollte, also חטאת מפורשת ein zu Sündopfern bestimmtes Taubenpaar und עולה מפורשת ein zu Ganzopfern bestimmtes Taubenpaar und סתומה ein noch nicht gesondertes Taubenpaar, er dann aber wieder vergessen hat, über welches der Paare er die eine und über welches er die andere und über welches er noch gar keine Bestimmung getroffen hatte. Hat er nun von jedem der Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht, so ist jedenfalls das Paar, über das noch keine Bestimmung getroffen war, tauglich, da er aber nicht mehr weise, welches von den drei Paaren dieses gewesen ist, so gilt das taugliche Paar zur Hälfte als für die eine und zur Hälfte als für die andere Frau dargebracht. Auch nach dieser Erklärung sind hier nicht die Tauben der verschiedenen Taubenpaare unter einander geraten, sondern die einzelnen Paare jedes für sich geblieben. Abweichend hiervon ist die Erklärung des Abraham ben David, die auch in dem den Talmudexemplaren beigefügten Kommentar angeführt wird. Danach ist in der Mischna zu lesen: חטאת ועולה סתומה ומפורשת (so auch in unseren Talmudausg.), d. h. Sündopfer und Ganzopfer und zwar ein noch ungesondertes und ein bereits gesondertes Paar, und spricht die Mischna nur von zwei Taubenpaaren von zwei Frauen, von denen das eine noch ungesondert und das andere bereits gesondert war und die unter einander geraten sind. Hat nun der Priester zwei von den Tauben oben und zwei unten dargebracht, so sind in jedem Falle zwei von den dargebrachten Tauben tauglich (אין כשר אלא סתומה würde demnach soviel sein wie: כמנין הסתומה), denn entweder ist von dem noch nicht gesonderten Paare eine Taube oben und die andere unten dargebracht worden, dann sind also diese zwei Tauben tauglich, auch wenn von den beiden anderen das zum Sündopfer bestimmte oben und das zum Ganzopfer bestimmte unten dargebracht worden ist, oder es sind die beiden Tauben des noch nicht gesonderten Paares zusammen oben oder unten dargebracht worden, dann ist zwar nur eine von diesen tauglich, dafür aber ebenso eine von dem anderen Paare, von dem dann ja ebenfalls eine bestimmungsgemäss oben oder unten dargebracht worden ist. Obgleich nun von den als tauglich zu erklärenden Tauben vielleicht beide, jedenfalls aber die eine zu den Tauben der Frau gehört haben, die das noch ungesonderte Paar gehabt hat, während die Tauben der anderen Frau vielleicht beide untauglich geworden sind, gelten die tauglichen Tauben dennoch zur Hälfte als für die eine und zur Hälfte als für die andere dargebracht, da es doch auch möglich ist, dass eine davon der anderen Frau angehört hat. Bei der Darbringung der Ergänzungsopfer hat dann jede der beiden Frauen die Erklärung abzugeben, dass die darzubringenden Opfer als für diejenige dargebracht gelten sollen, deren Opfer bei der ersten Darbringung untauglich geworden sind. In diesem Falle, wo beide Frauen die gleiche Anzahl von Tauben hatten, hätte es demnach allerdings auch hier heissen können: חציו כשר וחציו פסול. Die Bestimmung der Mischna gilt aber auch für den Fall, dass eine grössere Anzahl von bereits gesonderten und eine kleinere von noch ungesonderten Taubenpaaren unter einander geraten sind und ebenso umgekehrt, immer sind von den dargebrachten Tauben so viele tauglich, wie in den noch ungesonderten Paaren enthalten waren. Denn da die Hälfte aller Tauben oben und die Hälfte unten dargebracht worden sind, so müssen immer ebenso viele Tauben, wie von denen der ungesonderten Paare über die Hälfte auf der einen Seite dargebracht worden sind, von denen der gesonderten über die Hälfte auf der anderen Seite dargebracht worden sein. Von den Tauben der ungesonderten Paare sind aber nur so viele untauglich, wie über die Hälfte von ihnen auf einer Seite dargebracht worden sind, während von deren der gesonderten wiederum ebenso viele Tauben tauglich sind, wie über die Hälfte von ihnen auf der anderen Seite dargebracht worden sind. Es ergibt sich deshalb, dass selbst im ungünstigsten Falle, d. i. wenn auch von den noch ungesonderten Paaren Tauben dadurch untauglich geworden sein sollten, dass über die Hälfte von ihnen auf einer Seite dargebracht worden sind, demgegenüber wieder eine gleiche Anzahl Tauben von den gesonderten Paaren der Vorschrift gemäss dargebracht worden ist, in jedem Falle also wenigstens soviel Tauben tauglich sind, wie in den noch ungesonderten Paaren enthalten waren. Waren es z. B. 2 gesonderte und 4 ungesonderte Paare, von denen 6 Tauben oben und 6 unten dargebracht werden sollten, und der Priester hat von den letzteren 4 Paaren 6 Tauben auf der einen Seite dargebracht, so sind von ihnen allerdings 2 Tauben untauglich geworden, da nur die Hälfte der 4 Paare, also 4 Tauben, auf einer Seite dargebracht werden durften, dafür sind aber von den dann auf der anderen Seite dargebrachten 2 gesonderten Paaren 2 Tauben tauglich, da eine Taube von jedem dieser Paare ja zum Darbringen auf dieser Seite bestimmt war und also vorschriftsgemäss dargebracht worden ist. Ebenso wenn es 4 gesonderte und 2 ungesonderte Paare waren und wir annehmen, dass auf der einen Seite die beiden noch ungesonderten Paare und 2 Tauben von den gesonderten Paaren dargebracht worden sind, so sind dadurch von den ersteren allerdings 2 Tauben untauglich geworden und deshalb von den auf dieser Seite dargebrachten 6 Tauben nur 2 tauglich, dafür sind aber dann von den auf der anderen Seite dargebrachten 6 Tauben der gesonderten Paare 2 Tauben tauglich, die ja nur 4 von diesen Tauben vielleicht auf der anderen Seite hätten dargebracht werden sollen, 2 von ihnen deshalb jedenfalls vorschriftsgemäss dargebracht worden sind, es sind also wiederum jedenfalls 4 Tauben tauglich, das sind so viele, wie in den ungesonderten Paaren enthalten waren. An den als tauglich geltenden Tauben hat dann jede der beiden Frauen einen der Anzahl ihrer Tauben entsprechenden Anteil und dann die entsprechende Ergänzung dazu für ihre untauglich gewordenen Tauben noch darzubringen. Endlich ist noch die Erklärung von Elia Wilna zu erwähnen, wonach die Mischna von dem Fall spricht, dass der einen Frau eine zum Sündopfer bestimmte Taube und ein noch ungesondertes Paar gehört hat und der anderen eine zum Ganzopfer bestimmte und ein gesondertes Paar. Sind nun die Tauben unter einander geraten und der Priester hat die Hälfte oben und die Hälfte unten dargebracht, so sind selbst in dem für die letztere ungünstigsten Falle, dass ihre beiden zu Ganzopfern bestimmte Tauben unten dargebracht worden sind und die zum Sündopfer bestimmte oben und ebenso die zum Sündopfer bestimmte Taube der ersten Frau oben, doch die beiden ungesondert gewesenen Tauben der ersten Frau tauglich, da von diesen danach der Vorschrift gemäss eine oben und die andere unten dargebracht worden ist. Da aber auch der entgegengesetzte für die erste Frau ungünstigste Fall möglich ist, dass ihre zum Sündopfer bestimmte Taube oben und ihre beiden ungesonderten Tauben zusammen unten dargebracht worden sind, so dass von ihren Tauben nur eine tauglich ist, während die beiden zu Ganzopfern bestimmt gewesenen Tauben der zweiten Frau der Vorschrift gemäss oben dargebracht worden sind und ebenso die zum Sündopfer bestimmt gewesene unten, demnach alle ihre 3 Tauben tauglich sind, gelten die 2 Tauben, die in jedem Falle von den dargebrachten tauglich sind, zur Hälfte als für die eine und zur Hälfte als für die andere Frau dargebracht."
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+ "Wenn Sündopfertiere. Talmudausg.: חטאות שנתערבו.",
+ "unter Pflichtopfer geraten waren. Auch diese Mischna wird von den Erklären ganz verschieden ausgelegt. Wir folgen zunächst der uns am einleuchtendsten scheinenden Erklärung von Abraham ben David und Ascheri, die sich auch Elia Wilna zu eigen macht und die wir auch unserer obenstehenden Übersetzung zu Grunde gelegt haben. Danach spricht auch diese Mischna von dem Fall, dass die unter einander geratenen Tauben von dem Priester ohne Befragen dargebracht worden sind und zwar, im Anschluss an den in der vorhergehenden Mischna zuletzt behandelten Fall, zur Hälfte oben und zur Hälfte unten. Während oben I, 2 entschieden wird, dass wenn Sündopfertiere oder Ganzopfertiere unter Pflichtopfer geraten sind, d. h. unter Taubenpaare, von denen je eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer dargebracht werden soll, über die eine Bestimmung darüber aber noch nicht getroffen ist, welche Taube als Sündopfer und welche als Ganzopfer dargebracht werden soll, von den unter einander geratenen Tauben nur so viele zur Darbringung tauglich sind, wie Sündopfer bezw. Ganzopfer in den Pflichtopfern enthalten waren, behandelt hier nur die Mischna den Fall, dass der Priester, ohne zu fragen, dennoch die Tauben alle zur Hälfte oben und zur Hälfte unten dargebracht hat, da hängt die Entscheidung, wie viele von den dargebrachten Tauben für tauglich zu erklären sind, davon ab, wie gross die Anzahl der Sündopfer bezw. Ganzopfertiere, die unter die Pflichtopfer geraten sind, im Verhältnis zu den in diesen enthaltenen Opfertieren war. Als ersten Fall führt die Mischna an: חטאת ,שנתערבה בחובה d. h, wie sich aus dem nachfolgenden חובה שנים בחטאת und חטאת שנים בחובה ergibt, wenn ein Sündopferpaar unter ein Pflichtopferpaar oder mehrere Sündopferpaare unter eine gleiche Anzahl Pflichtopferpaare geraten sind.",
+ "wie Sündopfertiere. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: חטאות.",
+ "in den Pflichtopfern enthalten waren. da der ungünstigste Fall angenommen werden muss, dass die unter die Pflichtopfer geratenen Sündopfertiere sämtlich oben dargebracht worden und deshalb untauglich sind und von den unten dargebrachten Pflichtopferpaaren nur die Anzahl, die davon als Sündopfer dargebracht werden sollte, tauglich ist.",
+ "wenn Pflichtopfer in doppelter Zahl. Der Ausdruck חובה שנים ist hier gewählt, um damit auszudrücken, dass es gleich ist, ob 2 Pflichtopferpaare und 1 Sündopferpaar oder irgend eine andere zweimal so grosse Anzahl von Pflichtopferpaaren und eine halb so grosse Zahl von Sündopferpaaren unter einander geraten sind.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. Der ungünstigste Fall wäre der, dass die Tauben der Sündopferpaare alle oben dargebracht und dadurch untauglich geworden sind. Da aber das Verhältnis der Sündopferpaare zu den Pflichtopferpaaren 1:2 ist, zu ihnen also nur ⅓ aller Tauben gehört hat, oben aber die Hälfte aller Tauben dargebracht worden ist, so muss das zu der Hälfte noch fehlende ⅙ der Gesamtzahl aller Tauben, das auch oben dargebracht worden ist, aus Tauben der Pflichtopferpaare bestanden haben, die oben dargebracht werden durften und deshalb nicht untauglich geworden sind, die Anzahl der Tauben, die von den oben dargebrachten tauglich sind, beläuft sich demnach auf ⅙ der Gesamtanzahl. Die andere unten dargebrachte Hälfte müsste danach nur aus Tauben der Pflichtopferpaare bestanden haben, von diesen, ⅔ der Gesamtanzahl, durfte aber die Hälfte, also /26 der Gesamtanzahl, unten dargebracht werden, es sind demnach von den oben und unten dargebrachten Tauben zusammen ⅙ + ²⁄₆ = ½ der Gesamtanzahl tauglich. Waren es z. B. 2 Pflichtopferpaare und 1 Sündopferpaar, zusammen 6 Tauben, und nehmen wir an, dass beide Tauben des Sündopferpaares oben dargebracht und dadurch untauglich geworden sind, so ist die dritte oben dargebrachte Taube, die zu denen der Pflichtopferpaare gehört hat, tauglich und da von den unten dargebrachten 3 Tauben der Pflichtopferpaare 2 tauglich sind, sind also im ganzen 3 Tauben, das ist die Hälfte aller dargebrachten, tauglich.",
+ "ist die in den Pflichtopfern enthaltene Anzahl [Tauben] tauglich. Denn auch hier den ungünstigsten Fall angenommen, dass die oben dargebrachte Hälfte aller Tauben nur aus solchen von den Sündopferpaaren bestanden hat und dadurch untauglich geworden ist, so muss doch, da ⅔ aller Tauben Sündopfertauben waren, der noch verbliebene Rest dieser Tauben, das sind ⅔ — ½ = ⅙ der Gesamtanzahl, unten dargebracht worden sein und ist deshalb tauglich. Von den unten dargebrachten Tauben der Pflichtopferpaare, ⅓ der Gesamtanzahl, ist auch wieder die Hälfte, das ist ⅙ der Gesamtanzahl, tauglich, es sind demnach von den dargebrachten Tauben im ganzen ²⁄₆ = ⅓ tauglich, das sind so viele Tauben, wie in den Pflichtopferpaaren enthalten waren. Waren es z. B. 2 Sündopferpaare und 1 Pflichtopferpaar und nehmen wir an, dass von den Sündopferpaaren 3 Tauben oben dargebracht und dadurch untauglich geworden sind, so ist die vierte von den Sündopfertauben unten dargebracht worden und deshalb tauglich, und von den zwei unten dargebrachten Tauben des Pflichtopferpaares ist ebenfalls eine tauglich, es sind demnach 2 Tauben, das sind so viele wie Pflichtopfertauben da waren, tauglich.",
+ "ist die in den Pflichtopfern enthaltene Anzahl [Tauben] tauglich. Die Erklärung und Begründung dieses zweiten Teils der Mischna ergibt sich von selbst aus den Ausführungen in den vorhergehenden Noten, wenn überall für Sündopferpaare Ganzopferpaare und für oben unten und für unten oben gesetzt wird. Auch nach der in dem unseren Talmudausgaben beigedruckten anonymen Kommentar und von Tosf. Jomt. angeführten Erklärung des ריב״א spricht unsere Mischna von dem Fall, dass die unter einander geratenen Tauben von dem Priester ohne Befragen zur Hälfte oben und zur Hälfte unten dargebracht worden sind, dagegen weicht sie in der Auffassung der Ausdrücke חובת שנים בחטאת und חטאת שנים בחובה von der obigen Erklärung ab. Unter חובה שנים בחטאת wäre danach zu verstehen: wenn Pflichtopfertauben und Sündopfertauben in gleicher Anzahl unter einander geraten sind, so dass die Anzahl der unter die Pflichtopferpaare geratenen Sündopfertauben doppelt so gross ist wie die in den Pflichtopferpaaren enthaltenen Sündopfertauben, wenn z. B. 8 Sündopfertauben unter 4 Pflichtopferpaare geraten sind, der ungünstigste Fall wäre dann, dass alle 8 unter die Pflichtopferpaare geratenen Sündopfertauben oben dargebracht worden und deshalb untauglich sind, auch dann ist aber von den unten dargebrachten 8 Tauben der Pflichtopferpaare nur die Hälfte untauglich und die Hälfte tauglich. Das מחצה בשר ומחצה פסול wäre danach nur auf die unten dargebrachten Tauben zu beziehen, und da die Hälfte der unten dargebrachten Tauben in diesem Falle immer gleich der Anzahl der in den Pflichtopferpaaren enthalten gewesenen Sündopfertauben ist, so würde die Mischna damit nur den zuerst angeführten Satz näher erläutern, dass nämlich, wenn Pflichtopfertauben und Sündopfertauben in gleicher Anzahl unter einander geraten sind, מנין חטאת שבחובה immer gleich ist der Hälfte der unten dargebrachten Tauben. Unter חטאת שנים בחובה dagegen wäre zu verstehen: wenn die Anzahl der unter die Pflichtopferpaare geratenen Sündopfertauben doppelt so gross ist wie die Anzahl der Pflichtopfertauben, wenn z. B. 16 Sündopfertauben unter 4 Pflichtopferpaare geraten sind, der ungünstigste Fall wäre dann, dass von den 16 Sündopfertauben 12 oben dargebracht worden und deshalb untauglich sind, die übrigen 4 Sündopfertauben sind dann nach der Vorschrift unten dargebracht und deshalb tauglich, und von den 8 unten dargebrachten Pflichtopfertauben sind ebenfalls 4 tauglich, es sind demnach 8 Tauben tauglich, das ist die Anzahl der Tauben, die in den Pflichtopferpaaren enthalten waren. Auszusetzen ist an dieser Erklärung vor allem die gezwungene und nicht einmal gleichmässige Auslegung der Ausdrücke חטאת שנים בחובה und חובה שנים בחטאת. Wie Maim. diese beiden Ausdrücke und die ganze Mischna auffasst, ist aus seinem Kommentar nicht ersichtlich, da derselbe hier unvollständig und deshalb unklar ist. Eine von den angeführten ganz abweichende Erklärung geben Barten. und der unseren Talmudausgaben beigedruckte anonyme Kommentar. Danach spricht die Mischna hier nicht von dem Fall, dass der Priester die unter einander geratenen Tauben ohne Befragen bereits dargebracht hat, sondern behandelt sie die Frage, wie viele von den Tauben zum Darbringen tauglich sind. Oben I, 2 heisst es, dass, wenn Sündopfertauben unter Pflichtopferpaare geraten sind, nur so viele Tauben zum Darbringen tauglich sind, wie Sündopfertauben in den Pflicht-Opferpaaren enthalten waren, hierzu mache die Mischna hier nun den Zusatz, dass diese Anzahl der tauglichen Tauben zuweilen gerade die Hälfte der sämtlichen Tauben ausmachen kann. Wenn z. B. von 2 Pflichtopferpaaren eine Taube bereits als Ganzopfer dargebracht worden war, so dass jetzt von ihnen noch 2 als Sündopfer und nur 1 als Ganzopfer darzubringen sind, die Anzahl der zu Sündopfern bestimmten Tauben unter den Pflichtopfertauben also doppelt so gross ist wie die der zu Ganzopfern bestimmten, und es ist nun unter sie eine Sündopfertaube geraten, so dürfen von den 4 Tauben 2, das ist die Hälfte, dargebracht werden. War dagegen von den 2 Pflichtopferpaaren bereits eine Taube als Sündopfer dargebracht worden, so dass jetzt noch von ihnen 2 als Ganzopfer und nur 1 als Sündopfer darzubringen sind, und es ist nun unter sie eine Sündopfertaube geraten, so darf von den 4 Tauben nur eine dargebracht werden, das ist die Anzahl von Sündopfertauben, die sich unter den Pflichtopfertauben noch befunden hatte. Der Ausdruck חובה שנים בחטאת würde danach bedeuten: wenn unter den Pflichtopfertauben sich die doppelte Anzahl als Sündopfer darzubringende befindet, als dies sonst der Fall ist, der Ausdruck חטאת שנים בחובה : wenn den von den Pflichtopfertauben als Sündopfer darzubringenden die doppelte Anzahl von als Ganzopfer darzubringenden unter den Pflichtopfertauben gegenübersteht, und המנין שבחובה כשר wäre soviel wie: מנין חטאות שבחובה כשר. Abgesehen von der Gezwungenheit dieser Deutungen ist gegen diese ganze Erklärung auch einzuwenden, dass ganz unabhängig von dem Verhältnis der Zahl der als Sündopfer zu der Zahl der als Ganzopfer darzubringenden unter den Pflichtopfertauben immer dann die Hälfte sämtlicher Tauben tauglich ist, wenn die Zahl der Sündopfertauben, die unter die Pflichtopfertauben geraten sind, zusammen mit der Zahl der von den Pflichtopfertauben als Ganzopfer darzubringenden ebenso gross ist wie die Zahl der von den Pflichtopfertauben als Sündopfer darzubringenden Tauben. Waren z. B. von 7 Pflichtopfertauben 4 als Sündopfer und 3 als Ganzopfer darzubringen und es ist unter sie 1 Sündopfertaube geraten, so dürfen von den zusammen 8 Tauben 4 dargebracht werden, das ist die Anzahl der in den Pflichtopfertauben enthalten gewesenen Sündopfertauben und zugleich die Hälfte aller untereinander geratenen Tauben. Es wäre deshalb nicht ersichtlich, warum die Mischna gerade den Fall חובה שנים בחטאת annimmt, d. h. nach dieser Erklärung, dass die Anzahl der zu Sündopfern bestimmten unter den Pflichtopfertauben doppelt so gross ist, wie die der zu Ganzopfern bestimmten."
+ ],
+ [
+ "das eine zur Erfüllung ihres Gelübdes. Ed. pr. u. Ven.: לנדבה.",
+ "und das andere als ihr Pflichtopfer. wenn sie eine arme Frau ist, s. Lev. 12, 8.",
+ "Hat sie sie dem Priester übergeben. ohne eine nähere Bestimmung darüber zu treffen, welches Paar als Pflichtopfer und welches als Gelübde-Opfer dargebracht werden soll.",
+ "und der Priester hätte nun drei von den Tauben oben und eine unten darbringen müssen. da von dem Pflichtopferpaar eine Taube als Ganzopfer und eine als Sündopfer, die zur Erfüllung ihres Gelübdes dienenden dagegen beide als Ganzopfer dargebracht werden sollten (s. oben I,1). Die weiteren Ausführungen der Mischna werden von den verschiedenen Kommentatoren ganz verschieden ausgelegt. Die obenstehende Übersetzung und die in der Hauptspalte nachfolgenden Erklärungen geben die Auslegung des Maim. wieder, die auch den Erklärungen des Bart. zu Grunde gelegt ist, während die nebenstehende Spalte die hiervon in wesentlichen Punkten abweichenden Erklärungen Raschis enthält, die dieser in seinem Kommentar zum Talmud Sebach. 67 b und 68 a zu unserer Mischna gibt.",
+ "ohne vorher zu fragen. indem er geglaubt hat, dass alle vier Tauben Pflichtopfertauben seien, und deshalb zwei davon oben und zwei unten dargebracht hat.",
+ " er hat beide Paare für Pflichtopferpaare gehalten und deshalb von jedem Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht.",
+ "die er oben darzubringen hat. da von den vier dargebrachten Tauben eine dadurch untauglich geworden ist, dass sie anstatt oben unten dargebracht worden ist.",
+ " da er auch von dem freiwilligen Opfer anstatt beide Tauben oben eine oben und eine unten dargebracht hat.",
+ "wenn sie von einer Art waren. d. h. wenn beide Paare Turteltauben oder beide junge Tauben waren.",
+ " beide Paare Turteltauben oder beide junge Tauben.",
+ "waren sie von zwei Arten. ein Paar Turteltauben und ein Paar junge Tauben, und der Priester weiss nicht, ob er die beiden Turteltauben oben und die beiden jungen Tauben unten oder umgekehrt oder je eine von beiden Paaren oben und eine unten dargebracht hat.",
+ " das eine Paar Turteltauben und das andere junge Tauben.",
+ "so muss sie noch zwei Tauben bringen. und zwar eine Turteltaube und eine junge Taube, und beide werden als Ganzopfer oben dargebracht. Denn hat der Priester beide Turteltauben oben und beide junge Tauben unten dargebracht, so muss für die eine unrichtiger Weise unten dargebrachte junge Taube eine ebensolche oben dargebracht werden, da bei einem Pflichtopferpaare beide Tauben von derselben Art sein müssen (s. oben II, 5), ebenso umgekehrt eine Turteltaube oben, wenn er beide jungen Tauben oben und beide Turteltauben unten dargebracht hat. Hat er je eine Turteltaube und eine junge Taube oben und eine unten dargebracht, so ist nachträglich entweder eine Turteltaube oder eine junge Taube oben darzubringen. Für alle Fälle genügt es deshalb, wenn als Ergänzung eine Turteltaube und eine junge Taube oben dargebracht werden.",
+ " Nach Raschi gilt immer das zuerst dargebrachte Taubenpaar als ihr Pflichtopfer und das zweite als ihr freiwilliges Opfer. Ferner gilt nach Raschi der oben II, 5 aufgestellte Grundsatz, dass beide Tauben eines Opferpaares immer von der gleichen Art sein müssen, nicht nur für das Pflichtopfer sondern auch für das freiwillige Opfer. Die Mischna nimmt nun an, dass der Priester nicht mehr weiss, welches von den beiden Paaren er zuerst dargebracht hat. Da er von jedem Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht hat, ist mit dem zuerst dargebrachten Paare ihr Pflichtopfer nach Vorschrift dargebracht, dagegen hätte von dem zweiten Paare auch die unten dargebrachte oben dargebracht werden müssen, sie muss deshalb, um ihr freiwilliges Opfer zu ergänzen, noch eine Taube oben darbringen, und da sie nicht weiss, welches Taubenpaar zuletzt dargebracht worden ist, muss sie noch sowohl eine Turteltaube wie eine junge Taube bringen.",
+ "Hatte sie das für ihr Gelübde dargebrachte Opfer als solches ausdrücklich bezeichnet. d. h. wenn sie beim Aussprechen ihres Gelübdes keine nähere Angabe gemacht hat, dagegen bei der Übergabe der beiden Taubenpaare an den Priester dasjenige Taubenpaar bezeichnet hat, das zur Erfüllung ihres Gelübdes dienen sollte, und der Priester nun nicht weiss, welche von den Tauben er oben und welche er unten dargebracht hat.",
+ "פירשה נדרה bedeutet nach Raschi: wenn sie bei ihrem Gelübde eine bestimmte Angabe gemacht d. h. beim Aussprechen des Gelübdes ausdrücklich die Taubenart angegeben hatte, von der sie ihr Opfer bringen wollte, dann aber hat sie wieder vergessen, welche Art sie hierzu bestimmt hatte, und hat nun dem Priester zwei Taubenpaare von einer und derselben Art gebracht.",
+ "wenn sie von einer Art waren. Denn da der Priester vielleicht die beiden von ihr bezeichneten Tauben unten dargebracht hat, muss sie für diese zwei andere oben darbringen und dazu noch für die eine von den beiden anderen Tauben unrichtiger Weise oben dargebrachte eine Taube unten. Hat der Priester die beiden bezeichneten Tauben oben und die beiden anderen unten dargebracht, so brauchte sie nur für die eine unrichtiger Weise unten dargebrachte noch eine oben darzubringen, ebenso wenn sie je eine von beiden Paaren oben und eine unten dargebracht hat.",
+ "Wie in dem vorhergehenden Falle gilt das zuerst dargebrachte Paar als vorschriftsgemäss als ihr Pflichtopfer dargebracht und hat sie für die eine statt oben unten dargebrachte Taube des zweiten Paares eine andere von der gleichen Art oben darzubringen. Da aber die dargebrachten Tauben vielleicht nicht von derselben Art waren, die sie als freiwilliges Opfer zu bringen gelobt hatte, so muss sie ausserdem noch ein Taubenpaar von der anderen Art zur Erfüllung ihres Gelübdes darbringen.",
+ "so muss sie noch vier bringen. Hatte sie z. B. die Turteltauben als ihr Gelübdeopfer bezeichnet und der Priester hat diese anstatt oben unten und die beiden jungen Tauben oben dargebracht, so müsste sie für die beiden Turteltauben zwei andere Turteltauben oben und für die eine der beiden oben dargebrachten jungen Tauben eine andere junge Taube unten darbringen. Für den Fall, dass er je eine Turteltaube und eine junge Taube oben und eine unten dargebracht hat, würde es genügen, dass sie noch eine Turteltaube oben darbringt. Da es aber auch möglich ist, dass er die beiden Turteltauben oben und die beiden jungen Tauben unten dargebracht hat, so muss sie für diesen Fall für die eine unrichtiger Weise unten dargebrachte junge Taube noch eine junge Taube oben darbringen, zusammen also vier Tauben, zwei Turteltauben und eine junge Taube oben und eine junge Taube unten. Sie könnte allerdings für die im ersten Falle untauglich gewordenen beiden Turteltauben jetzt zwei junge Tauben darbringen, da sie beim Aussprechen des Gelübdes nicht ausdrücklich Turteltauben gelobt hat, und dazu für die eine unrichtiger Weise oben dargebrachte junge Taube noch eine junge Taube unten, also zusammen drei junge Tauben, sie würde dann nicht mehr nötig haben, eine vierte Taube darzubringen, da für die für den zuletzt genannten Fall noch oben darzubringende junge Taube dann eine von den beiden mit Rücksicht auf den ersten Fall oben darzubringenden jungen Tauben eintreten kann (s. Tosf. Jomt. und Tif. Jisr.). Da sie aber vor der Darbringung ihrer Opfer ausdrücklich die Turteltauben als ihr Gelübdeopfer bezeichnet hat, so soll sie auch bei der Darbringung der Ergänzungsopfer hiervon nicht unnötiger Weise abgehen (Abr. ben Dav.). [Maim. הלבות פסולי המוקדשין X, 2 entscheidet, dass sie als Ergänzung für die dargebrachten Pflichtopfertauben sowohl zwei Turteltauben wie zwei junge Tauben darbringen kann, wogegen schon Tif. Jisr. einwendet, dass sie mit Rücksicht auf den ersten Fall für die eine der beiden oben dargebrachten jungen Tauben ihres Pflichtopfers doch durchaus eine junge Taube unten als Ergänzungsopfer darbringen muss und ebenso mit Rücksicht auf den letzten Fall eine junge Taube oben].",
+ "Zur Ergänzung ihres Gelübdeopfers muss sie nach dem Vorhergehenden noch eine Taube von der Art des zuletzt dargebrachten Paares und noch ein Taubenpaar von der anderen Art darbringen. Da der Priester aber nicht weiss, welches von den beiden verschiedenartigen Paaren er zuletzt dargebracht hat, muss sie noch von beiden Arten je ein Paar darbringen, indem sie erklärt: wenn der Priester die von ihr bestimmte Art zuletzt dargebracht hat, so soll nur die eine Taube von dieser Art, die sie jetzt darbringt, als Ergänzung für ihr Gelübde dienen, die andere dagegen und ebenso das Taubenpaar der anderen Art als freiwillige Opfer: wenn dagegen der Priester die andere nicht von ihr bestimmte Art zuletzt dargebracht hat, so sollen die beiden jetzt von ihr dargebrachten Tauben der von ihr bestimmten Art zur Erfüllung ihres Gelübdes dienen und die beiden Tauben der anderen Art als freiwillige Opfer.",
+ "Hatte sie bei ihrem Gelübde eine bestimmte Angabe gemacht. Zu dieser Bedeutung von קבעה נדרה s. Talm. Menach. 103 a.",
+ "קבעה נדרה heisst nach Raschi: wenn sie beim Aussprechen ihres Gelübdes bestimmmt hatte, dass sie die beiden gelobten Ganzopfertauben zusammen mit der Ganzopfertaube ihres Pflichtopfers darbringen wolle, sie hatte auch die Taubenart für ihr Gelübde bestimmt, dann aber wieder vergessen, welche Art sie dafür bestimmt hatte.",
+ "wenn sie von einer Art waren. Sie hatte beim Aussprachen ihres Gelübdes die Taubenart bestimmt, von der sie das Gelobte bringen wollte, hatte aber dann wieder daran vergessen und dem Priester zwei Taubenpaare von gleicher Art übergeben, und dann eines davon als zur Erfüllung ihres Gelübdes bestimmt bezeichnet, der Priester hat von den vier Tauben zwei oben und zwei unten dargebracht, und nun erinnert sich die Frau, dass sie eine bestimmte Taubenart gelobt hat, sie weise aber nicht mehr welche, so sind vier Fälle möglich. Entweder die dargebrachten Tauben waren nicht von der Art, welche sie gelobt bat, dann hatte auch ihre Bezeichnung des einen Paares als zur Erfüllung ihres Gelübdes bestimmt, gar keine Geltung (denn הקדש טעות אינו הקדש Nasir V, 1), der Priester konnte daher von den vier Tauben welche er wollte als Pflichtopfer und welche er wollte als Gelübdeopfer darbringen, es wären deshalb von den dargebrachten Tauben zwei als Pflichtopfer die eine oben und die andere unten vorschriftsgemäss dargebracht worden, und sie hätte darum nur noch zwei Tauben der anderen Art zur Erfüllung ihres Gelübdes oben darzubringen, während die zweite oben dargebrachte ebenso wie die zweite unten dargebrachte untauglich wären. Waren die dargebrachten Tauben von derselben Art, wie sie sie gelobt hatte, so genügen für die dann möglichen drei Fälle nach Note 45 als Ergänzung zwei Tauben von derselben Art oben und eine von derselben Art unten. Sie muss demnach, um allen Fällen zu genügen, noch drei von der Art der dargebrachten Tauben, zwei oben und eine unten, und zwei von der anderen Art oben darbringen.",
+ " denn gleichviel, ob die dargebrachten Tauben von derselben Art waren, wie sie sie für ihr Gelübde bestimmt hatte, oder nicht, sind jedenfalls nicht, wie es hätte geschehen müssen, die drei von ihr darzubringenden Ganzopfertauben zusammen oben dargebracht worden, sondern nur zwei davon oben und eine unten, dadurch sind auch die beiden oben dargebrachten in jedem Falle untauglich geworden und ist deshalb nur die unten als Sündopfertaube des Pflichtopfers dargebrachte tauglich. Sie muss deshalb, da sie nicht mehr weiss, welche Taubenart sie gelobt hat, ein Taubenpaar von jeder Art zur Erfüllung ihres Gelübdes und noch eine Taube von der Art der dargebrachten als Ganzopfer zur Ergänzung ihres Pflichtopfers darbringen.",
+ "so muss sie noch sechs bringen. weil in diesem Falle sechs verschiedene Möglichkeiten zu berücksichtigen sind. Entweder waren die von ihr als zur Erfüllung ihres Gelübdes bezeichneten Tauben von derselben Art, wie sie sie gelobt hat, dann würde es nach Note 46 genügen, wenn sie für die dann möglichen drei Fälle als Ergänzung zwei Tauben von der bezeichneten Art und eine von der anderen Art oben und eine von der anderen Art unten darbringt. Waren aber die von ihr als zur Erfüllung ihres Gelübdes bezeichneten Tauben nicht von derselben Art, wie sie sie gelobt hat, so hatte ihre nachträgliche Bezeichnung gar keine Geltung (s. vorhergehende Note), sondern hätten die Tauben der von ihr gelobten Art beide oben und von den beiden anderen Tauben die eine oben und die andere unten dargebracht werden müssen. Es ergeben sich hier wieder drei Möglichkeiten: entweder der Priester hat die beiden bezeichneten Tauben oben und die beiden anderen unten dargebracht, dann müsste sie als Ergänzung zwei Tauben von der anderen Art oben und eine von der bezeichneten Art unten darbringen, oder er hat die beiden anderen Tauben oben und die beiden bezeichneten unten dargebracht, dann müsste sie noch eine von der bezeichneten Art oben darbringen, oder er hat je eine von der einen und von der anderen Art oben und eine unten dargebracht, dann müsste sie noch eine von der anderen Art oben darbringen. Für diese drei Möglichkeiten wäre es also nötig, dass sie zwei Tauben von der anderen und eine von der bezeichneten Art oben und eine von der bezeichneten Art unten darbringt. Um allen Möglichkeiten zu genügen, hat sie deshalb von jeder der beiden Arten zwei oben und eine unten, zusammen sechs Tauben, darzubringen. Es genügt aber auch, wenn sie von jeder der beiden Arten zwei oben darbringt und ausserdem von einer der beiden Arten eine oben und eine unten (so Maim. הלבות פסולי המוקרשין X, 3), denn mit den vier oben dargebrachten Tauben genügt sie für alle Fälle ihrem Gelübde, und selbst wenn die beiden unten dargebrachten Tauben beide die Tauben gewesen sind, die als ihr Gelübdeopfer hätten dargebracht werden sollen, von ihren Pflichtopfertauben demnach nur die eine vorschriftsgemäss oben als Ganzopfer dargebracht worden ist, ist sie dennoch nicht daran gebunden, nun auch eine andere Taube gerade von derselben Art als Ergänzung unten darzubringen (s. oben II, 5), sondern kann sie die oben als Ganzopfer dargebrachte als freiwilliges Opfer gelten lassen und als Pflichtopfer von neuem eine Taube oben und eine unten von welcher Art sie will darbringen. Nach Tif. Jisr. gibt Maim, diesem Ausweg vielleicht deshalb den Vorzug, weil das Fleisch der nur des Zweifele wegen dargebrachten Sündopfer nicht gegessen werden darf (s. Temara VIII, 6) und man solche Sündopfer deshalb nur, wenn kein anderer Ausweg vorhanden ist, darbringen soll.",
+ "ausser den beiden Taubenpaaren zur Erfüllung ihres Gelübdes noch je eine Taube von der einen und eine von der anderen Art als Ganzopfer zur Ergänzung ihres Pflichtopfers, da sie ja nicht weiss, welches Taubenpaar der Priester zuerst dargebracht hat und von welcher Art daher die tauglich dargebrachte Sündopfertaube ihres Pflichtopfers gewesen ist.",
+ "Hat sie sie. die beiden Taubenpaare.",
+ "die beiden Taubenpaare.",
+ "dem Priester übergeben. nachdem sie beim Aussprechen des Gelübdes die Taubenart bestimmt hatte, welche sie darbringen wollte, und auch bestimmt hatte, was sie als ihr Pflichtopfer darbringen wollte.",
+ "nachdem sie beim Aussprechen des Gelübdes bestimmt hatte, von welcher Art sie es bringen und dass sie es zusammen mit ihrem Pflichtopfer darbringen wolle.",
+ "und es lässt sich jetzt nicht mehr feststellen. Talmudausg.: ואינה יודעת.",
+ "was sie ihm übergeben hat. sie weiss nicht mehr, welche Bestimmungen sie getroffen hat, noch welche Taubenarten sie dem Priester übergeben hat, noch ob die beiden Paare von einer Art oder von verschiedenen Arten waren.",
+ "sie hat wieder vergessen, was für eine Art sie für ihr Gelübdeopfer bestimmt hatte und was sie dem Priester übergeben hat, ob zwei Paar Turteltauben oder zwei Paar junge Tauben oder ein Paar Turtel und ein Paar junge Tauben.",
+ "wie er sie dargebracht hat. ob alle vier Tauben oben oder alle unten oder die Hälfte oben und die Hälfte unten.",
+ "ob alle vier Tauben oben oder alle unten oder je eine von jedem Paare oben und ,eine unten.",
+ "so muss sie noch vier. Ed. Lowe: שלש (!).",
+ "Tauben zur Erfüllung ihres Gelübdes. Da es ja möglich ist, dass alle vier Tauben unten dargebracht worden sind und sie demnach ihr Gelübde noch gar nicht erfüllt hat, sie aber nicht mehr weiss, welche Taubenart sie gelobt hat, muss sie jetzt noch zwei Tauben von jeder Art zur Erfüllung ihres Gelübdes bringen.",
+ "da es ja möglich ist, dass alle vier Tauben unten dargebracht worden sind und sie demnach ihr Gelübde noch gar nicht erfüllt hat. Sie muss deshalb zur Erfüllung ihres Gelübdes noch je ein Paar von beiden Arten darbringen, da sie nicht mehr weiss, welche Art sie als ihr Gelübdeopfer festgesetzt hat.",
+ "und zwei. von welcher Art sie will.",
+ "eine Turteltaube und eine junge Taube, die auch beide als Ganzopfer darzubringen sind.",
+ "als ihr Pflichtopfer. eines als Ganzopfer und das andere als Sündopfer unten. Es ist nicht erforderlich, dass sie auch für ihr Pflichtopfer zwei Tauben von jeder Art darbringt, weil sie dadurch, dass sie eine bestimmte Art als ihr Pflichtopfer bestimmt hat, nicht wie bei einem Gelübde nun daran gebunden ist, ihr Pflichtopfer nur von dieser Art darzubringen, sondern als Ersatz trotzdem eine andere Art darbringen kann. Allerdings ist von den vier dargebrachten Tauben in jedem Falle eine von den beiden Pflichtopfertauben vorschriftsgemäss dargebracht, wenn beide oben dargebracht worden sind, als Ganzopfer, wenn beide unten, als Sündopfer, und sie müsste demnach nach dem Grundsatz, dass bei einem Pflichtopfer das noch zu bringende Ganzopfer immer von derselben Art sein muss wie das bereits dargebrachte Sündopfer. für den Fall, dass eine von den beiden Pflichtopfertauben vorschriftsgemäss als Sündopfer dargebracht worden ist, jetzt als Ersatz noch eine Taube von derselben Art als Ganzopfer darbringen. Da es aber doch zweifelhaft ist, ob dieses der Fall ist, und sie zudem nicht weiss, von welcher Art das Pflichtopferpaar gewesen ist, braucht sie auf das bereite dargebrachte keine Rücksicht zu nehmen und genügt es, wenn sie als Ersatz ein neues Pflichtopferpaar darbringt (so scheint mir die Ansicht des Maim. in seinem Comment. wie im Jad Hach. erklärt werden zu müssen).",
+ "da vielleicht alle vier Tauben unten dargebracht worden sind und sie demnach auch das Ganzopfer ihres Pflichtopfers noch nicht dargebracht hat. Auch hierfür muss sie von jeder Art eine Taube bringen, da sie nicht weiss, von welcher Art die unten als Sündopfere ihres Pflichtopfers dargebrachte Taube gewesen ist, und beim Pflichtopfer die Art des vorschriftsgemäss dargebrachten Sündopfers auch für das zugehörige Ganzopfer massgebend ist.",
+ "und eine. von welcher Art sie will.",
+ "als Sündopfer bringen. Da sie nicht mehr weiss, was sie als ihr Pflichtopfer bestimmt hatte, so ist es auch möglich, dass sie gar nicht ein Taubenpaar, wie es die arme Frau als Pflichtopfer darzubringen hat, dazu bestimmt hatte, sondern ein Lamm und eine Taube, das Opfer einer vermögenden Frau, und nachdem sie bereits ihr Opfer als vermögende Frau bestimmt hatte, kann sie jetzt nicht mehr das einer armen Frau darbringen, deshalb muss sie zusammen mit einem Lamme als Ganzopfer auch noch eine junge oder Turteltaube als Sündopfer darbringen (fraglich bleibt allerdings, warum die Sündopfertaube, die sie zusammen mit der Ganzopfertaube darbringt, nicht auch für diesen Eventualfall als Ergänzung zu dem Lamm, das sie bringt, gelten kann).",
+ " da es möglich ist, dass alle vier Tauben oben dargebracht worden sind, und sie demnach auch das Sündopfer ihres Pflichtopfers noch nicht dargebracht hat. Hierfür genügt eine Taube gleichviel von welcher Art, weil selbst wenn das Ganzopfer ihres Pflichtopfers bereite vorschriftsgemäss dargebracht worden sein sollte, sie bei der Darbringung des Sündopfers nicht an die Art des dargebrachten Ganzopfers gebunden ist, sondern trotzdem ein Sündopfer von der anderen Art darbringen kann; als das dazu gehörende Ganzopfer gilt dann die entsprechende Taube von den beiden, die sie als Ersatz für das Ganzopfer ihres Pflichtopfers darbringt.",
+ "zwei als Sündopfer. Sie muss zusammen mit dem Lamm noch eine Turteltaube und eine junge Taube darbringen, weil nach Ansicht des ben Asai wie bei einem Gelübde auch bei dem Pflichtopfer die zuerst getroffene Bestimmung massgebend ist (s. oben II, 5, eine allerdings etwas befremdende Auslegung des הולכין אחר הראשון s. Tosf. Jomt.), und sie doch nicht weiss, ob sie zusammen mit dem Lamm eine Turteltaube oder eine junge Taube als Sündopfer bestimmt hat.",
+ "Da nach Ansicht des ben Asai immer die Art der von den beiden Tauben des Pflichtopfers zuerst dargebrachten Taube auch für die zweite massgebend ist (oben II, 5), muss sie, um auch der letztgenannten Möglichkeit Rechnung zu tragen, als Ersatz für ihr Pflichtopfer auch ein Sündopfer sowohl von der einen wie von der anderen Art darbringen.",
+ "So lange es. das Opfertier.",
+ "hat sich seine Stimme versiebenfacht. d. h. wie aus den Teilen des einen Opfertieres, nachdem es dargebracht worden ist, noch nachträglich eine siebenfache Verwendung für das Heiligtum sich ergeben kann, so kann auch aus dem einen Pflichtopfer, das die Frau zu bringen hatte, nachdem es dargebracht worden ist, unter Umständen wie aus dem Vorstehenden sich ergibt, nachträglich für die Frau die Verpflichtung sich ergeben, noch sieben Tauben als Opfer darzubringen.",
+ "seine Därme zu Harfen. Ed. Lowe fügt noch als andere Lesart hinzu: צמרו לתכלת עורו לתפלין קרניו דמיו לזרוק חלבו (wohl korrumpiert statt לכנורוח) להקטיר זח חוא קולן שבע לחצוצרות שוקיו לחלילין כני מעיו לפרדות",
+ "wie einige noch hinzufügen. so dass auch nach ben Asai, nach dessen Ansicht in dem zuletzt genannten Fall die Frau noch acht Tauben nachzubringen hat, die Zahlen übereinstimmen.",
+ "auch seine Wolle zu den himmelblauen Quasten. an dem Mantelsaum des Hohepriesters (s. Exod. 28,33). Zwischen je zwei Quasten hing ein goldenes Glöckchen, die Glöckchen ertönten, wenn sie beim Gehen des Hohepriesters an die Quasten anschlugen. Nach dem ersten Tanna ist diese Verwendung nicht mitzuzählen, da nicht die Quasten den Ton von sich gaben, sondern die Glöckchen.",
+ "sagt. S. Sabb. 152 a. Die Mischna fügt diesen Ausspruch wohl nur deshalb hier an, um mit einem allgemeinen Ausspruch über den Wert der eingehenden Beschäftigung mit den Torageboten zu schliessen.",
+ "Unwissende. עם הארץ das gemeine Volk, bei dem es an Torawissen und aus Unkenntnis deshalb auch an der rechten Ausübung der Gebote fehlt, s. Berach. 47 b.",
+ "desto verworrener in ihrem Denken. wörtlich: ihr Verstand verwirrt sich über ihnen d. h. sie verfallen immer mehr unter der Unklarheit ihres Denkens.",
+ "wie es heisst. Hiob 12,20.",
+ "wie es heisst. Hiob 12,12."
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+ "\nDer Traktat führt den Namen Kinnim „Vogelpaare“, weil er Bestimmungen über die Vogelopfer enthält und als solche fast immer Paare, ein Paar Turteltauben oder ein Paar junger Tauben, dargebracht wurden. Die Fälle, für welche ein Taubenpaar als Opfer vorgeschrieben war, sind angegeben: Lev. Cap. 5, 1—10; 12, 8; 14, 22. 30—31; 15, 14—15; 15, 29—30; Num. 6, 9—11. In allen diesen Fällen war die eine der beiden Tauben als Sündopfer und die andere als Ganzopfer darzubringen. Ausserdem konnte ein Vogelopfer auch als freiwilliges Opfer dargebracht werden und zwar sowohl eine einzelne wie ein Paar oder mehrere Tauben (Lev. 1, 14), solche freiwillig gespendete Tauben durften aber nur als Ganzopfer dargebracht werden. Bei der Menge von Taubenpaaren, die insbesondere von Frauen nach ihrer Entbindung zur Darbringung in den Tempel gebracht wurden, konnte ein Verwechseln oder Durcheinandergeraten von Taubenpaaren verschiedener Frauen oder verschiedener Opferarten leicht Vorkommen. Die Erörterung aller hierbei möglichen Fälle, der Frage, was mit den unter einander geratenen Tauben zu geschehen hatte, und der sich ergebenden Folgen, wenn bei der Darbringung die zu beobachtenden Bestimmungen nicht innegehalten worden oder es zweifelhaft war, ob sie innegehalten worden waren, bildet den einzigen Inhalt der 3 Abschnitte des Traktats.\n"
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+ "Das Vogel-Sündopfer wird unten. unterhalb des roten Streifens, der den Altar in eine untere und eine obere Hälfte teilte.",
+ "hergerichtet. das Blut musste an die untere Hälfte des Altars gesprengt werden, der Priester stand deshalb beim Sprengen unten auf dem Fussboden (s. Sebach. VI Note 34). Für מליקה war keine bestimmte Stelle vorgeschrieben, man pflegte sie aber an derselben Stelle vorzunehmen, die für das Sprengen des Blutes vorgeschrieben war, weil sonst die geringe Menge des Blutes unterwegs sich leicht verlieren konnte (s. ebend. Note 9).",
+ "und das Vieh-Sündopfer oben. der Priester trat auf den in halber Höhe um den Altar herumführenden Rundgang und sprengte von dort aus das Blut an die vier Ecken des Altars (s. Sebach. V Note 29).",
+ "das Vogel-Ganzopfer wird oben hergerichtet. S. Sebach. VI Note 38.",
+ "und das Vieh-Ganzopfer unten. S. ebend. V Note 39.",
+ "durch eine Abweichung hiervon. wenn man das unten zu sprengende Blut oben oder das oben zu sprengende unten gesprengt hat (s. Sebach. VII Noten 6 und 11).",
+ "Die für die Vogelpaare. קן das Vogelnest, auch für die jungen Vögel selbst gebraucht (s. Deut. 32, 11), ist der gebräuchliche Ausdruck für das aus zwei jungen Tauben oder zwei Turteltauben bestehende Vogelopfer.",
+ "ist es ein Pflichtopfer. d. h. in allen Fällen, wo die Darbringung eines Vogelpaares als Pflichtopfer vorgeschrieben ist.",
+ "bei Gelübden und freiwilligen Gaben gibt es nur Ganzopfer. da als freiwillige Opfer nur Friedensopfer und Ganzopfer dargebracht werden durften, Friedensopfer aber nur von Rindern, Schafen und Ziegen dargebracht wurden.",
+ "im Falle es. das Tier, das man in Erfüllung des getanen Gelübdes zum Opfer bestimmt hat.",
+ "es zu ersetzen verpflichtet ist. weil man sich durch das Gelübde eia Opfer darzubringen verpflichtet hat.",
+ "es nicht zu ersetzen verpflichtet ist. weil man nur dieses Tier zum Opfer bestimmt, eine persönliche Verpflichtung, ein Opfer darzubringen, aber nicht übernommen hat."
+ ],
+ [
+ "Haben Sündopfer sich unter Ganzopfer gemischt oder Ganzopfer unter Sündopfer. חטאת und עולה stehen hier kollektivisch: eine oder mehrere zu Ganz- bezw. zu Sündopfern bestimmte Tauben.",
+ "muss man sie alle umkommen lassen. es kann keine der Tauben dargebracht werden, da es bei jeder zweifelhaft ist, ob sie zum Sündopfer bestimmt war und unten oder zum Ganzopfer und oben darzubringen ist, durch ein Abweichen von der Vorschrift aber das Opfer untauglich wird. Das unter die anderen Tiere geratene Tier geht nicht wie sonst in der Mehrheit auf, weil lebende Wesen immer als etwas für sich Bestehendes betrachtet werden (בעלי חיים חשיבי) und deshalb niemals in anderem aufgehen. Es werden deshalb sämtliche Tiere betrachtet, als wären sie Sündopfer-Tiere, die nicht dargebracht werden können, und für diese gilt die Vorschrift, dass sie an einen abgeschlossenen Platz gebracht werden und dort sich überlassen bleiben, bis sie von selbst umkommen.",
+ "Haben Sündopfer sich unter Pflichtopfer. d. h. Taubenpaare, die dazu bestimmt worden sind, als Pflichtopfer dargebracht zu werden, bei denen man aber noch keine Bestimmung darüber getroffen hat, welche von den beiden Tauben als Ganzopfer und welche als Sündopfer dargebracht werden soll.",
+ "sind nur soviele. Ed. Lowe: מנין.",
+ "wie Sündopfer in den Pflichtopfern enthalten waren. Wenn z. B. eine Taube, die zum Sündopfer bestimmt war, sich mit zwei Taubenpaaren vermischt hat, die als Pflichtopfer dargebracht werden sollten, so kann keines von den Tieren als Ganzopfer dargebracht werden, da ja das hinzugekommene schon zum Sündopfer bestimmt war. Es können auch nicht drei von ihnen als Sündopfer dargebracht werden, da vielleicht alle drei zu den beiden Taubenpaaren gehört haben und von diesen nur zwei als Sündopfer, die beiden anderen dagegen als Ganzopfer dargebracht werden sollten. Dagegen dürfen zwei von ihnen als Sündopfer dargebracht werden, denn wenn selbst beide zu den beiden Taubenpaaren gehört haben, so sollten ja zwei Tauben von diesen als Sündopfer dargebracht werden. Doch ist auch dieses nur dann statthaft, wenn die beiden Taubenpaare derselben Frau angehört haben, aus einer gleichen Veranlassung, z. B. beide als ein Wöchnerin-Opfer, dargebracht werden sollten und keine ausdrückliche Bestimmung darüber getroffen war, dass das eine Paar für den einen und das andere für den anderen Fall als Opfer verwendet werden sollte, weil nur in diesem Falle es nicht darauf ankommt, wenn nicht von jedem Paare das eine Tier als Sündopfer und das andere als Ganzopfer dargebracht wird, sondern auch die beiden Tiere des einen Paares als Sündopfer und die beiden des anderen als Ganzopfer dargebracht werden dürfen (s. weiter Note 30).",
+ "nur soviele tauglich. und dürfen als Ganzopfer dargebracht werden.",
+ "gleichviel ob die Pflichtopfer in der Mehrzahl und die freiwilligen. d. h. die Ganzopfer — da freiwillig gespendete Tauben nur als Ganzopfer dargebracht werden dürfen (s. Note 9) —, die sich unter die Pflichtopfer gemischt haben. Das gleiche gilt natürlich auch, wenn Pflichtopfer und Sündopfer sich untereinander vermischt haben.",
+ "oder ob die Anzahl beider die gleiche ist. immer dürfen, wenn Ganzopfer sich unter Pflichtopfer gemischt haben, nur so viele Tauben als Ganzopfer und, wenn Sündopfer, so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie vorher Pflichtopfer-Paare vorhanden waren."
+ ],
+ [
+ "Wenn Pflichtopfer. S. Note 15.",
+ "und freiwillige Opfer. die nur als Ganzopfer dargebracht werden dürfen.",
+ "sich untereinander gemischt haben. oder wenn von einem oder mehreren Pflichtopferpaaren die bereits zum Ganzopfer oder zum Sündopfer bestimmten Tauben sich unter Pflichtopfer-Paare gemischt haben, bei denen diese Bestimmung noch nicht getroffen worden ist.",
+ "Waren es aber nur Pflichtopfer. noch ungesonderte und alle aus einer gleichen Veranlassung z. B. alle als Wöchnerin-Opfer darzubringende.",
+ "oder zwei von einer und zwei von einer anderen. jede der beiden Frauen halte zwei Taubenpaare für die beiden von ihr darzubringenden Pflichtopfer bestimmt, ohne anzugeben, welche von den vier Tauben für das eine Opfer verwendet werden sollten und welche für das andere, ebenso bei drei, vier oder mehr Paaren (s. weiter Note 30).",
+ "so ist die eine Hälfte tauglich und die andere Hälfte untauglich. es dürfen nur so viele Taubenpaare dargebracht werden, wie die eine der beiden Frauen hatte, und zwar immer die eine als Ganzopfer und die andere als Sündopfer, so dass selbst angenommen, dass alle die dargebrachten Tiere der einen der beiden Frauen angehört hätten, von ihren Paaren doch nur so viele als Ganzopfer und nur so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie davon als solche dargebracht werden sollten. Würde man dagegen eine Taube mehr als Ganzopfer oder als Sündopfer darbringen, als die eine der beiden Frauen Taubenpaare hatte, so würde in dem Fälle, dass alle die als Ganzopfer, bezw. die als Sündopfer dargebrachten Tiere gerade der einen der beiden Frauen angehört haben, von ihren Taubenpaaren eine Taube als Ganzopfer dargebracht werden, die als Sündopfer, oder als Sündopfer, die als Ganzopfer hätte dargebracht werden sollen, was unstatthaft ist. Da nicht festzustellen ist, welcher von beiden Frauen die Tauben, die dargebracht werden, eigentlich gehören, so bringt sie der Priester mit der Bestimmung dar, dass sie als Opfer für diejenige gelten sollen, die sie hierfür bestimmt hatte. Um aber ihrer Opferpflicht nachzukommen, müssen dann beide Frauen gemeinschaftlich noch einmal so viele Opferpaare darbringen, wie jede für sich zu bringen hatte, indem dabei jede von ihnen erklärt, dass sie, soweit die bereits dargebrachten Opfer die ihren waren, auf ihren Anteil an diesen Opfertieren zu Gunsten der anderen Verzicht leistet (s. Keret. I Note 66).",
+ "oder. eines von einer und ….",
+ "oder. eines von einer und ….",
+ "oder. eines von einer und ….",
+ "hundert von einer anderen. ebenso auch: eines von einer und zwei von einer anderen und drei von einer anderen und zehn von einer anderen und hundert von einer anderen.",
+ "so ist nur eine den Opfern der mit den wenigsten daran Beteiligten entsprechende Anzahl tauglich. denn würde man ein Tier über die in ihren Opfern enthalten gewesene Anzahl von Ganzopfern oder Sündopfern als Ganzopfer bezw. Sündopfer darbringen, so würde in dem Falle, dass alle die als Ganzopfer bezw. als Sündopfer dargebrachten Tiere zu den Opferpaaren dieser Frau gehört haben, schon eine Taube als Ganzopfer dargebracht werden, die als Sündopfer, oder als Sündopfer, die als Ganzopfer hätte dargebracht werden sollen. Abweichend von allen übrigen Kommentatoren erklärt Maim. (Comment.), dass auch hier die Mischna wie weiter III 1 und 2 von dem Fälle spricht, dass der Priester die untereinander geratenen Tauben bereits dargebracht hat (seine Erklärung zu der dort gemachten Unterscheidung zwischen כהן נמלך und כהן שאינו נמלך s. weiter III Note 2). Hatten beide Frauen die gleiche Anzahl von Tauben, so gilt die Hälfte der Tauben jeder der beiden Frauen für tauglich und die Hälfte für untauglich, gleichviel ob der Priester die sämtlichen Tauben oben oder die sämtlichen Tauben unten oder die Hälfte von ihnen oben und die andere Hälfte unten dargebracht hat. Hatte die eine der Frauen mehr Tauben als die andere, so ist in den ersten beiden Fällen ebenfalls die Hälfte der Tauben jeder der beiden Frauen tauglich und die Hälfte untauglich, in dem letzteren Fälle dagegen sind nur die Tauben der Frau, die die geringere Anzahl hatte, tauglich (המועט כשר). Ebenso erklärt er dort (III, 2) das המרובה כשר, dass damit gemeint sei, nur die Tauben der Frau, die die grössere Anzahl von Tauben hatte, sind tauglich. Die Begründung, die er für beides gibt, ist schwer versländlich (s. כסף משנה zu הלכית פסולי המוקדשין VIII, 6).",
+ "ob sie von einer Fran sind oder von zwei Frauen. Von den Opferpaaren jeder der beiden Frauen dürfen immer nur so viele Tiere als Ganzopfer und so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie sie Opferpaare hatte. Ebenso dürfen, wenn Opferpaare, die für eine Geburt dargebracht werden sollten, mit Opferpaaren derselben Frau, die für einen Blutausfluss dargebracht werden sollten, sich vermischt haben, von jeder der beiden Arten nur so viele Tiere als Ganzopfer und so viele als Sündopfer dargebracht werden, wie solche in ihnen enthalten waren. Aber selbst für den Fall, dass ein Opferpaar, das für die eine Geburt dargebracht zu werden bestimmt worden ist, sich mit einem Opferpaare vermischt hat, das von derselben Frau als Opfer für eine andere Geburt bestimmt worden ist, gilt dieselbe Beschränkung. Sind dagegen die beiden Opferpaare von derselben Frau als Opfer für zwei Geburten bestimmt worden, ohne ausdrücklich zu bestimmen, dass das eine Paar für die eine Geburt und das andere für die andere verwendet worden soll, so dürfen zwei beliebige von den vier Tieren als Ganzopfer und die beiden anderen als Sündopfer dargebracht werden."
+ ],
+ [
+ "Was heisst aus gleichem Anlass. bei Opfern einer und derselben Frau.",
+ "Für eine Geburt. S. Lev. 12, 8.",
+ "für einen Blutausfluss. S. Lev. 15, 29.",
+ "Wenn zwei Frauen ihre Vogelpaare gemeinsam gekauft haben. Nach Raschi (zu Talm. Erub. 37 a): wenn sie beim Einkaufen die Bestimmung darüber, weiches von den vier Tieren als Ganzopfer und welches als Sündopfer für jede von ihnen dargebracht werden soll, ausdrücklich dem Priester überlassen haben, auch wenn sie dann nachträglich dennoch selbst darüber bestimmt haben, nach Maim. (הלכות פסולי המוקדשין VIII, 8; s. כסף משנה): auch wenn sie dieses nicht ausdrücklich erklärt, sondern beim Einkauf darüber überhaupt nichts bestimmt haben.",
+ "oder das Geld für ihre Vogelpaare dem Priester gegeben haben. und dieser dann die zwei Vogelpaare für sie gekauft hat.",
+ "welches Tier. Talmudausg: לאיזו.",
+ "als Ganzopfer darbringen. weil die Bestimmung darüber, welches von den Tieren als Ganzopfer und welches als Sündopfer dargebracht werden soll, nur entweder beim Einkaufen oder Heiligen der Tiere getroffen werden kann oder durch den Priester bei der Darbringung, eine dazwischen getroffene Bestimmung dagegen keine Gültigkeit hat (Joma 41 a). Nach der Erklärung von Tosaf. (Erub. 37 a v. כשהתנו) spricht R. Jose von dem Fall, dass die Frauen bzw. der Priester beim Einkauf bald bestimmt haben, welches von den Paaren für jede von ihnen dargebracht werden soll, das לאיזה שירצח כהן wäre danach zu erklären: je nach der Bestimmung, welche von dem Priester (und ebenso im ersteren Falle von den Frauen selbst) beim Einkaufen getroffen wird, kann welches immer von den Tieren als Sündopfer und welches immer als Ganzopfer dargebracht werden, und will der Ausspruch des R. Jose nur besagen, dass die Paare nicht als unter einander gekommene betrachtet werden, trotzdem sie für gemeinschaftliches Geld angeschafft worden sind."
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+ "Wenn von einem noch nicht gesonderten. סתומה = geschlossen wird ein Taubenpaar genannt, solange noch keine Bestimmung darüber getroffen worden ist, welche Taube als Ganzopfer und welche als Sündopfer dargebracht werden soll, der Gegensatz ist מפורשת = ausgesprochen, getrennt, ein Taubenpaar, bei dem diese Bestimmung bereite getroffen worden ist.",
+ "Taubenpaare eine Taube ins Freie oder unter zum Umkommen bestimmte. S. oben I, 2 und Temura IV, 1 ff.",
+ "so kann man die andere wieder zu einem Paare ergänzen. Auch wenn von einem bereits gesonderten Paare eine Taube fortgeflogen ist, kann man die andere wieder zu einem Paare ergänzen, wenn man bestimmt weiss, ob die zurückgebliebene die zum Ganzopfer oder die zum Sündopfer bestimmt gewordene ist; ist dieses jedoch nicht der Fall, so muss man die zurückgebliebene umkommen lassen (s. weiter Mischna 4).",
+ "Ist sie unter zum Darbringen bestimmte Taubenpaare. die ebenfalls noch nicht gesondert waren.",
+ "so ist sie selbst untauglich. d. h. auch nachdem sie sich unter die darzubringenden Taubenpaare gemischt hat, können von den nun dort vorhandenen Tauben doch nur so viele dargebracht werden, wie vorher dort vorhanden waren, so dass entweder die zugeflogene Taube selbst, oder eine andere an ihrer Stelle als untauglich zurückbleibt.",
+ "und macht noch eine als zu ihr gehörend untauglich. das ist die zurückgebliebene, von der sie fortgeflogen ist. Die Begründung siehe die Ausführungen zu der folgenden Mischna.",
+ "denn durch das Fortfliegen. Ed. Lowe: הפרוח.",
+ "wird die Taube selbst untauglich und macht sie eine zu ihr gehörende untauglich. auch wenn mehrere Tauben zurückbleiben, wird, wie in der folgenden Mischna ausgeführt wird, durch das Fortfliegen einer Taube immer eine Taube von den zurückgebliebenen und eine von den Tauben, zu denen sie geflogen ist, untauglich."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Frauen je zwei. noch nicht gesonderte und aus einer gleichen Veranlassung darzubringende.",
+ "so macht sie durch ihr Fortfliegen eine. von den Tauben, von denen sie fortgeflogen ist.",
+ "untauglich. und von den durch die zugeflogene um eine vermehrten Tauben dürfen nur so viele dargebracht werden, wie vorher da waren. Denn von den beiden Taubenpaaren waren zwei Tauben als Sündopfer und zwei als Ganzopfer darzubringen. Würde man nun alle fünf Tauben darbringen und zwar drei als Sündopfer und zwei als Ganzopfer oder drei als Ganzopfer und zwei als Sündopfer, so würde man in dem Falle, dass alle drei als Sündopfer oder alle drei als Ganzopfer dargebrachten zu den Taubenpaaren dieser zweiten Frau gehört haben, eine als Ganzopfer darzubringende Taube als Sündopfer oder eine als Sündopfer darzubringende als Ganzopfer darbringen, wodurch das Opfer untauglich wird. Von den drei zurückgebliebenen Tauben der einen Frau wird darum nur eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer dargebracht, und von den fünf der anderen zwei als Sündopfer und zwei als Ganzopfer. Auf diese Weise werden nur zwei Tauben von der Darbringung ausgeschlossen, während bei jedem anderen Verfahren die Zahl der Tauben, die nicht dargebracht werden können, noch vergrössert würde. Würde man auch die dritte von den zurückgebliebenen Tauben als Sündopfer oder als Ganzopfer darbringen, so würde dadurch die fortgeflogene eine zum Ganzopfer bzw. zum Sündopfer bestimmte Taube, und es dürften von den anderen fünf Tauben nur zwei als Ganzopfer bzw. als Sündopfer dargebracht werden (s. oben I, 2), es würden also dadurch drei Tauben untauglich. Würde man zwei von den zurückgebliebenen beide als Sündopfer oder beide als Ganzopfer darbringen, so würden dadurch sowohl die dritte zurückgebliebene wie die fortgeflogene zu Ganzopfern bzw. zu Sündopfern bestimmt, es dürften von den anderen fünf Tauben nur zwei als Ganzopfer bzw. als Sündopfer dargebracht werden und es würden dadurch also vier Tauben untauglich. Da unter den vier Tauben, welche von der zweiten Frau dargebracht werden, auch die zugeflogene Taube sich befinden kann, die als Opfer für die erste Frau bestimmt worden war, muss der Priester sie mit der Bestimmung darbringen, dass jede von ihnen als Opfer für diejenige gelten soll, die sie sie hierfür bestimmt hatte. Um aber ihrer Opferpflicht nachzukommen, müssen dann beide Frauen gemeinschaftlich an Stelle der beiden zurückbleibenden Tauben, die man umkommen lassen muss, noch zwei andere Tauben darbringen und dabei die oben I Note 26 angegebene Erklärung abgeben.",
+ "Fliegt eine wieder zurück. so dass sich wieder auf jeder Seite vier Tauben befinden.",
+ "so macht diese durch ihr Zurückfliegen wieder eine. auf jeder Seite.",
+ "untauglich. Da es doch möglich ist, dass die den Weg zurückgeflogene Taube eine andere ist als die fortgeflogene, so muss angenommen werden, dass sich jetzt auf jeder Seite drei Tauben der einen und eine der anderen Frau befinden. Von diesen vier Tauben kann jede Frau nur je zwei, eine als Ganzopfer und eine als Sündopfer oder die eine beide als Ganzopfer und die andere beide als Sündopfer, darbringen. Mehr als zwei als Ganzopfer oder zwei als Sündopfer darf keine von ihnen darbringen, da es ja möglich ist, dass alle Tauben, die sie darbringt, zu den ursprünglich ihrigen gehören und von diesen nur zwei zu Ganzopfern und die beiden anderen zu Sündopfern bestimmt waren. Es könnte allerdings die eine Frau zwei als Ganzopfer und eine als Sündopfer oder zwei als Sündopfer und eine als Ganzopfer darbringen, dadurch würde aber, im Falle alle drei dargebrachten zu den ursprünglich ihrigen gehören und die vierte zu denen der anderen Frau, die fortgeflogene Taube zum Sündopfer bzw. zum Ganzopfer bestimmt und es könnte deshalb von den vier Tauben der anderen Seite nur noch eine als Sündopfer bzw. als Ganzopfer dargebracht werden (s. oben I, 2), es würden danach auch nur vier Tauben dargebracht, dabei aber die zweite Frau, von deren Tauben nur eine dargebracht wird, zu Gunsten der ersteren benachteiligt werden. Ebenso wäre es, wenn die erste Frau alle vier Tauben darbringt, zwei als Ganzopfer und zwei als Sündopfer, dann dürfte die andere von ihren vier Tauben überhaupt keine mehr darbringen, denn vielleicht wäre die Taube, die sie darbringt, gerade die von der ersten Frau zugeflogene, es würden demnach, wenn sie sie als Ganzopfer darbringt und ebenso die beiden, die die erste Frau als Ganzopfer dargebracht hat, ursprünglich zu den Tauben dieser gehört haben, von den zwei Paaren dieser ersten Frau drei als Ganzopfer dargebracht, und ebenso, wenn sie sie als Sündopfer darbringt und auch die beiden, die die erste Frau als Sündopfer dargebracht hat, ursprünglich zu den Taubenpaaren dieser gehört haben, von den beiden Paaren dieser Frau drei als Sündopfer.",
+ "die dargebracht werden dürfen. wie immer, wenn zwei Pflichtopfer-Paare einer Frau mit zwei aus gleicher Veranlassung darzubringenden Pflichtopfer-Paaren einer anderen Frau sich untereinander gemischt haben, s. oben I Noten 25 und 26."
+ ],
+ [
+ "und es fliegt. Als Subj. ist zu ergänzen גוזל, ein junger Vogel, das masc, ist.",
+ "dann wieder eine von dort. es kann die zugeflogene Taube sein, ebenso aber auch eine von den Tauben dieser zweiten Frau, ebenso bei den folgenden.",
+ "und dann ebenso wieder zurück. so dass nun wieder jede Frau so viele Tauben hat, wie sie vorher hatte.",
+ "so wird durch jedes Fortfliegen und jedes Zurückfliegen eine untauglich. Nach dem oben in Mischna 1 angegebenen Grandsatze wird dadurch, dass eine Taube von den einen Taubenpaaren zu den anderen fliegt, immer eine Taube von denen, von denen sie fortgeflogen ist, und eine von denen, zu denen sie zugeflogen ist, untauglich. Da nun von den Taubenpaaren der einen Frau zu denen der anderen immer wieder eine andere Taube geflogen sein kann als die zugeflogene, so werden, abgesehen von den Tauben der ersten und der letzten Frau, von den Tauben jeder der Frauen je zwei durch den Hinflug untauglich und ebenso wieder je zwei durch den Rückflug. Unter פזסל א׳ בהליכתו ist gemeint, dass durch ihr Zufliegen eine von den Tauben, von denen sie fortgeflogen ist, untauglich wird, und ist dazu wie in Mischna 2 (s Note 11) zu ergänzen, dass auch sie selbst bzw. eine von den Tauben, zu denen sie zugeflogen ist, untauglich wird, ebenso ist auch das פיסל א׳ בחזירתו zu verstehen.",
+ "die erste und die zweite können daher überhaupt nichts [von den ihrigen darbringen. Von den beiden Tauben der ersten Frau kann keine dargebracht werden, weil eine davon durch das Fortfliegen der zu ihr gehörenden Taube beim Hinflug untauglich geworden ist und die andere beim Rückflug. Von den vier Tauben der zweiten Frau kann ebenfalls keine dargebracht werden, weil von diesen zwei beim Hinflug untauglich geworden sind, je eine durch die zugeflogene und eine durch die fortgeflogene, und ebenso wieder zwei beim Rückflug.",
+ "die dritte ein [Paar. da von ihren sechs Tauben vier untauglich geworden sind.",
+ "die vierte zwei. zwei Paare von ihren acht Tauben.",
+ "die fünfte drei. drei Paare von ihren zehn Tauben.",
+ "die sechste vier. vier Paare von ihren zwölf Tauben.",
+ "und die siebente sechs. da von ihren vierzehn Tauben nur eine durch die zugeflogene beim Hinflug und eine durch die wieder fortgeflogene beim Rückflug untauglich geworden ist. Da der Grundsatz פסול ופוסל א׳ כנגדו nur darauf beruht, dass verhütet werden muss, dass von den Tauben einer Frau mehr als Sündopfer oder als Ganzopfer dargebracht werden, als sie ursprünglich Taubenpaare hatte (s. oben Note 14), so müsste es allerdings eigentlich gestattet sein, von den sechs Tauben, die sich nach dem Hinflug und Rückflug jetzt bei der dritten Frau befinden, vier Tauben darzubringen, zwei als Sündopfer und zwei als Ganzopfer. Denn selbst wenn diese vier dargebrachten Tauben alle zu den Taubenpaaren dieser Frau gehören und die fünfte von ihren Tauben beim Hinflug zu denen der vierten Frau und die sechste beim Rückflug zu denen der zweiten geflogen wären, würden von ihren sechs Tauben doch immer nur höchstens drei als Ganzopfer oder drei als Sündopfer dargebracht, die zwei, die sie als Ganzopfer und die zwei, die sie als Sündopfer, und die eine, die die vierte Frau als Ganzopfer oder als Sündopfer darbringt, und drei Ganzopfer bezw. Sündopfer dürfen ja von ihren drei Taubenpaaren dargebracht werden. Andererseits könnten aus demselben Grunde eigentlich von den vier Tauben, die sich jetzt bei der zweiten Frau befinden, zwei dargebracht werden, eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer, da ja die von ihren Tauben zu denen der ersten Frau geflogene Taube ebenfalls nicht dargebracht wird und demnach von ihren vier Tauben doch immer nur höchstens zwei als Ganzopfer oder zwei als Sündopfer dargebracht werden würden. Der Gleichmässigkeit wegen wird aber auch in bezug auf die Tauben dieser beiden Frauen nach dem Grundsatze פסול ופוסל א׳ כנגדו verfahren.",
+ "wird wieder durch jedes Fortfliegen und jedes Zurückfliegen eine untauglich. Nachdem durch das erste Hin- und Zurückfliegen die Tauben der beiden ersten Frauen untauglich geworden sind, kann nur gemeint sein, wenn unter denen der übrigen Frauen wieder ein Hin- und Zurückfliegen stattgefunden hat, denn durch das Zufliegen einer von den schon zum Umkommen bestimmten Tauben der beiden ersten Frauen würden nach dem Schlusssatze der Mischna alle übrigen Tauben untauglich werden. Nach Ascheri braucht nicht angenommen zu werden, dass durch das Zufliegen von Tauben von denen der ersten und der zweiten Frau alle übrigen Tauben untauglich werden, da jene nur des Zweifels wegen nicht dargebracht werden dürfen, wenn sie sich wieder unter die anderen Tauben gemischt haben, es von diesen daher doppelt zweifelhaft (ספק ספיקא) ist, ob sie zum Darbringen untauglich sind, und sie durch einen solchen Doppelzweifel allein noch nicht untauglich werden.",
+ "und können nun auch die dritte und die vierte nichts darbringen. Von dem einen Paar der dritten Frau, das noch dargebracht werden konnte, ist durch das nochmalige Hin- und Zurückfliegen eine Taube durch den Hinflug und die andere durch den Rückflug untauglich geworden, und ebenso sind von den zwei Paaren der vierten Frau, die noch dargebracht werden konnten, zwei Tauben beim Hinflug untauglich geworden und wieder zwei beim Rückflug.",
+ "die fünfte ein Paar. Auch hier gilt wieder für die Tauben der fünften und vierten Frau das Note 25 über die der dritten und zweiten Frau ausgeführte.",
+ "Wiederholt sich das Fort- und Zurückfliegen noch einmal. zwischen denen der fünften Frau und denen der sechsten und siebenten (s. Note 26).",
+ "nach einer anderen Meinung entsteht dadurch der siebenten gar kein Nachteil. sondern können von ihren Tauben wie nach dem zweiten Hin- und Rückflug fünf Paare dargebracht werden. Die יש אומרים sind der Ansicht, dass hier gar kein Grund vorliegt, nur der Gleichmässigkeit wegen (s. Note 25) noch ein Taubenpaar von der Darbringung auszuschliessen, da hier die Tauben der siebenten Frau die einzigen sind, die überhaupt dargebracht werden. Da aber von ihren vierzehn Tauben bei dem dreimaligen Hin- und Rückflug höchstens drei fortgeflogen sind, so kann sie noch fünf Taubenpaare darbringen, da die fortgeflogenen überhaupt nicht dargebracht werden und deshalb die Befürchtung fortfällt, dass mehr Tauben als Sündopfer oder als Ganzopfer von ihren Tauben dargebracht werden könnten, als sie Taubenpaare besessen hat. Nach Elia Wilna sind die יש אומרים der Ansicht, dass in diesem Falle alle sieben Paare, die sich jetzt bei der siebenten Frau befinden, dargebracht werden dürfen, weil keinerlei Grund mehr vorliegt, eine von den Tauben von der Darbringung auszuschliessen, da auch von den etwa zugeflogenen jede ebensowohl als Sündopfer wie als Ganzopfer dargebracht werden kann.",
+ "Ist. Ed. Lowe: שאם.",
+ "von zum Umkommen bestimmten. von den Tauben, die durch das Hin- und Zurückfliegen untauglich geworden sind und nicht mehr dargebracht werden dürfen (s. oben Note 26), oder Tauben, die aus irgendwelchem anderen Grunde untauglich geworden sind, dass man sie umkommen lassen muss.",
+ "so muss man sie alle umkommen lassen. S. Sebach. VIII Note 4."
+ ],
+ [
+ "Ist ein Paar noch nicht gesondert und eines bereits gesondert. S. oben Note 1.",
+ "und es fliegt von dem noch nicht gesonderten eine unter das bereits gesonderte Paar. so dass man jetzt nicht mehr weiss, welches die zum Ganzopfer, welches die zum Sündopfer bestimmte und welches die zugeflogene Taube ist.",
+ "so kann man die andere zu einem Paar ergänzen. von den anderen drei Tauben dagegen darf keine dargebracht werden, da man ja nicht weise, welches die zum Ganzopfer und welches die zum Sündopfer bestimmt gewesene ist (vgl. oben Mischn. 1).",
+ "Ist auch eine wieder zurückgeflogen. von den bereits gesonderten zu den noch nicht gesonderten, so dass sich jetzt wieder auf jeder Seite zwei Tauben befinden.",
+ "oder zuerst von dem bereits gesonderten eine [zu dem noch nicht gesonderten] geflogen. so dass sich auf der einen Seite eine von den gesonderten Tauben befindet und auf der anderen die beiden noch nicht gesonderten und eine von den bereits gesonderten.",
+ "so muss man alle umkommen lassen. da sich im ersteren Falle vielleicht, im zweiten bestimmt auf beiden Seiten je eine von den Tauben des bereits gesonderten Paares befindet, von der man nicht weiss, ob sie als Ganzopfer oder als Sündopfer darzubringen ist."
+ ],
+ [
+ "Sind auf der einen Seite Sündopfer und auf der anderen Seite Ganzopfer und noch nicht gesonderte in der Mitte. עולה ,חטאת und סתומה stehen hier wie oben I, 2 (s. dort Note 13) kollektivisch: eine oder mehrere zu Sündopfern und zu Ganzopfern bestimmte Tauben und noch nicht gesonderte Taubenpaare.",
+ "so entsteht dadurch gar kein Nachteil. da die aus der Mitte fortgeflogenen sowohl als Sündopfer wie als Ganzopfer dargebracht werden können, wenn nur immer von je zwei Tauben eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer dargebracht wird.",
+ "sondern man. der Priester, wenn er die Tauben darbringt (s. oben I Note 37).",
+ "muss man die in der Mitte umkommen lassen. da von den beiden zurückgeflogenen Tauben die eine eine zum Sündopfer und die andere eine zum Ganzopfer bestimmte gewesen sein kann und man deshalb, da man sie nicht voneinander und nicht von den anderen unterscheiden kann, keine von den Tauben darbringen darf.",
+ "Fliegt wieder [je eine. von den in der Mitte befindlichen Tauben, von denen keine mehr dargebracht werden kann.",
+ "zurück. nach den beiden Seiten, so kann nunmehr auch keine von denen auf beiden Seiten mehr dargebracht werden, da auf jeder Seite eine zum Umkommen bestimmte zugeflogen ist.",
+ "oder fliegen Tauben aus der Mitte nach den Seiten. nicht zu den Tauben, die sich auf den beiden Seiten befinden, sondern abseits von diesen, so dass sie eine oder mehrere neue Taubengruppen bilden, aber in der Weise, dass nicht mehr zu erkennen ist, welches die Tauben sind, die sich vorher auf den beiden Seiten befunden haben, und welches die, die sich zuletzt dort niedergelassen haben. So erklärt Tif. Jis. das schwer zu verstehende או שפרח מן האמצע לצדדים. Nach Ascheri ist nicht חזר או שפרח zu lesen, sondern חזר ופרח. Maim. erklärt in seinem Kommentar: oder wenn beim ersten Fortfliegen eine Taube von der Mitte nach der einen Seite, und dann von dort wieder eine nach der andern Seite geflogen ist. Nach Abr. ben David ist unter חזר zu verstehen: wenn wieder Tauben von der Mitte nach einer der beiden Seiten geflogen sind und man nicht weiss, nach welcher, da man nicht weiss, wie gross die Anzahl der Tauben auf jeder der beiden Seiten war, und unter שפרח מן האמצע לצרדין: wenn wieder Tauben von der Mitte nach beiden Seiten geflogen sind. Serachja ha-Levy endlich erklärt או שפרח analog dem או שפרח in der vorhergehenden Mischna: oder wenn von gesonderten Tauben in der Mitte, von denen man nicht mehr weiss, welche zum Sündopfer und welche zum Ganzopfer bestimmt waren, eine nach der einen und eine nach der anderen Seite geflogen ist, auch in diesem Falle muss man alle Tauben umkommen lassen und darf nicht etwa angenommen werden, dass die zu den Sündopfern geflogene Taube gerade eine zum Sündopfer bestimmte und die zu den Ganzopfern geflogene eine zum Ganzopfer bestimmte war.",
+ "Man darf nicht Turteltauben als Paar-Ergänzung zu jungen Tauben und nicht junge Tauben als Paar-Ergänzung zu Turteltauben bringen. sondern wenn eine Frau ein Paar Tauben darzubringen hat, müssen es entweder beide Turteltauben oder beide junge Tauben sein.",
+ "so muss sie nochmals als Ganzopfer eine junge Taube bringen. Gleichviel, ob zuerst das Sündopfer oder zuerst das Ganzopfer bestimmt oder dargebracht worden ist, und gleichviel, ob beide bereits dargebracht oder noch nicht dargebracht sind, muss sie immer noch eine Taube von der Art, von der das Sündopfer war, bringen, weil dieses als das wesentlichere unter den darzubringenden Opfern betrachtet wird, da aus der Schriftstelle (Lev. 5, 8) :ותקריב את אשר לחטאת ראשנה die Bestimmung abgeleitet wird, dass überall, wo ein Sündopfer zusammen mit einem Ganzopfer darzubringen ist, das Sündopfer den Vorrang hat und zuerst dargebracht werden muss (s. Sebach. 90a). Ed. Ven. liest: תכפול ותביא עולתה תור וחטאתה בן יונה, wo jedenfalls etwas ausgefallen ist.",
+ "so müssen die Erben ihr Ganzopfer bringen. da das Ganzopfer, das sie noch darzubringen hatte, als Schuld auf ihrem Nachlass ruht.",
+ "hat sie ihr Ganzopfer gebracht. vor dem Sündopfer, obgleich dieses eigentlich zuerst dargebracht werden sollte.",
+ "so haben die Erben ihr Sündopfer nicht zu bringen. weil ein Sündopfer, dessen Eigentümer gestorben ist, nicht mehr dargebracht werden darf (Temur. IV, 1)."
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+ "Wann gilt dieses. das in den vorhergehenden Abschnitten über die Folgen des Durcheinandergeratens der Taubenpaare mehrerer Frauen Gesagte.",
+ "Wenn der Priester anfragt. wie er es mit der Darbringung der Tauben zu halten habe [so nach Talm Sebach. 73b. Nach Maim. (Comment. zu I, 3) heisst כהן נמלך, wenn der Priester vor der Darbringung die Eigentümerin gefragt hat, welche Tauben von ihren Pflichtopfern er als Sündopfer und welche er als Ganzopfer darbringen soll, und כהן שאינו נמלך, wenn er dies nicht getan hat (vgl. לא נמלך weiter in Mischna 6). Abgesehen davon, dass diese Auslegung der erwähnten Talmudstelle widerspricht, (s. כסף משנח zu הלכות פסולי המוקדשין VIII, 1) ist auch die daran geknüpfte Erklärung der Mischna schwer verständlich.] נמלך und מלך beraten, Rat erteilen, davon Nif. = sich beraten lassen, Rat einholen.",
+ "Hat aber der Priester nicht gefragt. sondern sie aus eigener Entschliessung dargebracht mit dem Gedanken, dass jede Taube für diejenige als Opfer gelten soll, die sie hierzu bestimmt hat.",
+ "und es waren eines. ein Taubenpaar.",
+ "oder drei von einer und drei von einer anderen. Ed. pr. u. Ven. add.; מחצה כשר ומחצה פסול (d. h., in diesem Falle würde nach Abschn. II Mischn. 3 die Entscheidung gelautet haben, dass die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich ist).",
+ "die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. Von jedem Paare sollten je eine als Ganzopfer oben und eine als Sündopfer unten dargebracht werden. Da die Paare noch nicht gesondert waren, so lag es in der Hand des darbringenden Priesters, welche von jedem Paare er als Ganzopfer und welche er als Sündopfer darbringen wollte (s. oben I Note 37). Hat er deshalb die sämtlichen Tauben als Ganzopfer oben dargebracht, so ist die Hälfte davon nach Vorschrift dargebracht und deshalb tauglich, ebenso wenn er die sämtlichen Tauben als Sündopfer unten dargebracht hat.",
+ "wenn die Hälfte oben und die Hälfte unten. Wenn die einzelnen Taubenpaare nicht beisammen geblieben, sondern alle Tauben unter einander geraten sind, so dass man nicht mehr weiss, welche Tauben zu einem Paare gehört haben, und der Priester nun die Hälfte aller Tauben oben und die andere Hälfte unten dargebracht hat.",
+ "von den oben dargebrachten die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich und von den unten die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. Von den oben dargebrachten ist nur die Hälfte tauglich, weil vielleicht die sämtlichen oben dargebrachten Tauben der einen der beiden Frauen angehört haben und von diesen doch nur die Hälfte als Ganzopfer oben dargebracht zu werden bestimmt waren, aus demselben Grunde ist auch nur die Hälfte der als Sündopfer unten dargebrachten Tauben tauglich. Nur wenn der Priester von jedem Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht hat, sind sowohl die oben wie die unten dargebrachten alle tauglich (s. oben Note 6)."
+ ],
+ [
+ "oder hundert von einer anderen waren. S. oben I Noten 27 u. 28.",
+ "die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. aus dem Note 6 angegebenen Grande.",
+ "der grössere Teil tauglich. Es ist nicht wie in dem in der vorhergehenden Mischna angeführten Fall, wo beide Frauen die gleiche Anzahl von Tauben hatten, nur die Hälfte der dargebrachten Tauben tauglich, sondern es sind so viele Tauben tauglich, wie die Frau hatte, der die grössere Anzahl von Tauben gehört hat. Es lässt sich das am besten an einem Beispiel nach weisen: wenn die eine Frau ein und die zweite drei Taubenpaare hatte und der Priester hat von diesen vier Taubenpaaren vier Tauben oben und vier Tauben unten dargebracht, so sind selbst in dem ungünstigsten Falle, dass die sämtlichen vier oben dargebrachten Tauben der zweiten Frau angehört hatten, drei von diesen tauglich und nur eine untauglich, da von ihren drei Taubenpaaren ja drei Tauben als Ganzopfer dargebracht werden sollten, von den unten als Sündopfer dargebrachten vier Tauben sind die beiden Tauben, die davon der zweiten Frau angehört haben, tauglich, da ja sogar drei von ihren Tauben als Sündopfer hätten dargebracht werden sollen, und von den beiden anderen Tauben, die der ersten Frau angehört haben, ist eine tauglich, da von ihrem einen Taubenpaar eine Taube zum Sündopfer bestimmt war, und die andere untauglich, es sind also im ganzen sechs Tauben tauglich, das sind so viele, wie der zweiten Frau gehört haben. Das gleiche Verhältnis ergibt sich, wenn die eine Frau ein und die andere zwei oder zehn oder hundert Taubenpaare hatte. Auch wenn Taubenpaare von mehreren Frauen unter einander geraten sind, ein Taubenpaar von einer und zwei von einer anderen und drei von einer dritten und zehn von einer vierten und hundert von einer fünften, sind von den dargebrachten Tauben immer so viele tauglich, wie die Frau mit der grössten Anzahl von Tauben hatte. Denn wieder den ungünstigsten Fall angenommen, es wären die sämtlichen oben dargebrachten Tauben, das wären in diesem Falle Tauben von den hundert Taubenpaaren der letzten Frau entnommen, so sind von diesen 116 Tauben 100 tauglich, da so viele von den 100 Paaren dieser Frau zu Ganzopfern bestimmt waren. Von der anderen unten dargebrachten Hälfte aller Tauben sind die 84, die davon noch zu den 100 Paaren der letzten Frau gehört haben, sämtlich tauglich, da von ihren 100 Taubenpaaren sogar 100 unten als Sündopfer hätten dargebracht werden sollen, und von den übrigen 32 Tauben, das wären in diesem Falle die 16 Taubenpaare der anderen vier Frauen, sind 16 tauglich, da ja von jedem Paare eine Taube als Sündopfer unten hat dargebracht werden sollen, es sind also im ganzen 200 Tauben, so viele, wie die letzte Frau hatte, tauglich. Der Ausdruck המרובה bedeutet demnach hier: so viel Tauben, wie diejenige Frau hatte, der die grösste Anzahl von Tauben gehört hat. Maim. erklärt merkwürdiger Weise המרובה כשר: nur die Tauben der Frau, die die grössere Hälfte der Tauben hatte, sind tauglich, weil von ihren Tauben in jedem Falle ein Teil oben und ein Teil unten dargebracht worden ist (vgl. oben I Note 29).",
+ "Dies ist die Regel. Das in der vorhergehenden Note Ausgeführte trifft wohl für den in der Mischna angenommenen Fall zu, dass nur Taubenpaare von zwei Frauen unter einander geraten sind, und ebenso, wenn Taubenpaare von mehreren Frauen unter einander geraten sind, eine der Frauen aber mehr Taubenpaare hatte als die anderen Frauen zusammen, wie in dem in der Mischna angenommenen Fall, dass die eine Frau 100 Taubenpaare hatte und die anderen zusammen nur 16. Im Folgenden gibt die Mischna nun eine Regel, die auch für den anderen Fall gilt, dass nicht eine von den Frauen mehr Taubenpaare hatte als die anderen zusammen, auch für diesen Fall gilt das für den ersteren Fall Gesagte, der Ausdruck המרובה כשר muss jedoch, wie weiter Note 18 ausgeführt wird, für diesen Fall etwas anders erklärt werden. Tosf. Jomt. meint, dass durch diese Regel nur das in dem Vorhergehenden Ausgeführte bestätigt wird, ohne etwas Neues hinzuzufügen, was jedoch, wie sich aus dem Weiteren ergibt, nicht zutrifft.",
+ "Wenn die Taubenpaare. die in den sämtlichen Taubenpaaren zusammen enthaltenen Tauben.",
+ "sich verteilen lassen. in zwei Hälften, von denen die eine oben und die andere unten dargebracht worden ist.",
+ "ohne dass von den einer Frau gehörenden ein Teil nach oben und ein Teil nach unten kommt. so dass es möglich ist, dass der Priester, der die eine Hälfte der Tauben oben und die andere Hälfte unten dargebracht hat, die Tauben einer Frau oder einer Anzahl von Frauen alle oben und die der übrigen Frauen alle unten dargebracht hat.",
+ "ist immer die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. weil dann zu befürchten ist, dass es in der Tat so ist, dass die sämtlichen oben dargebrachten Tauben zu den Taubenpaaren der einen Frau oder der einen Anzahl von Frauen gehört haben und deshalb nur die Hälfte von ihnen tauglich ist, da von jedem Paare nur eine Taube oben dargebracht werden durfte, und ebenso nur die Hälfte der unten dargebrachten. Dieser Fall trifft immer zu, wenn die Summe aller Taubenpaare eine grade Zahl ergibt, so dass die Hälfte aller Taubenpaare oben und die Hälfte aller Taubenpaare unten dargebracht worden sein kann, ohne dass es nötig war, ein Taubenpaar zu teilen, und die Taubenpaare auf die einzelnen Frauen so verteilt waren, dass sich daraus zwei Gruppen von Taubenpaaren von gleicher Anzahl bilden liessen, ohne dass es nötig war, die Taubenpaare einer Frau auf beide Gruppen zu verteilen. Es ist dieses die erweiterte Anwendung für die in Mischna I angegebene Bestimmung, wonach, wenn die Taubenpaare von zwei Frauen unter einander geraten sind, von denen jede 1 oder 2 oder 3 Taubenpaare hatte, wenn der Priester die Hälfte oben und die Hälfte unten dargebracht hat, nur die eine Hälfte tauglich ist und die andere Hälfte untauglich. Wie dort die Summe der vorhandenen Taubenpaare eine grade Zahl ergibt, 2, 4, bzw. 6, und diese 2, 4 bzw. 6 Taubenpaare in zwei Hälften von je 1,2 bzw. 3 geteilt werden können, ohne dass die Taubenpaare einer Frau auf beide Gruppen verteilt zu werden brauchen, so gilt dieselbe Bestimmung auch für alle anderen Fälle, in denen diese beiden Bedingungen zutreffen, auch wenn Taubenpaare von ungleicher Anzahl von mehreren Frauen unter einander geraten sind, z. B. 1 von einer, 3 von einer anderen und 4 von einer dritten, wo sich die beiden Gruppen 1 + 3 und 4 ergeben, oder 1 von einer, 2 von einer anderen, 3 von einer dritten und 4 von einer vierten, mit den beiden Gruppen 1 + 4 und 2 + 3, oder von 2 von einer, 3 von einer anderen, 4 von einer dritten, 5 von einer vierten und 6 von einer fünften, mit den beiden Gruppen 2 + 3 + 6 und 4 + 6, weil in allen diesen Fällen es möglich ist, dass wirklich grade die sämtlichen Tauben der einen Gruppe oben und die der anderen unten dargebracht worden sind und deshalb sowohl von den oben wie von den unten dargebrachten nur die Hälfte tauglich ist.",
+ "ohne dass von den einer Frau gehörenden ein Teil nach oben und ein Teil nach unten kommt. das ist in allen Fällen, wo nicht diese beiden Bedingungen zutreffen, sondern entweder die Summe der vorhandenen Taubenpaare eine ungrade Zahl ergibt, so dass bei ihrer Verteilung auf eine oben und eine unten dargebrachte Hälfte jedenfalls von einem Paare eine Taube oben und die andere unten dargebracht worden sein muss, oder die Summe der vorhandenen Taubenpaare wohl eine grade Summe ergibt, aber bei ihrer Verteilung auf zwei Gruppen von gleicher Anzahl die Taubenpaare einer Frau auf beide Gruppen verteilt werden müssen, z. B. wenn eine Frau 3 Taubenpaare hatte, die andere 4 und die dritte 5, wo zwei Gruppen von 6 Taubenpaaren sich nicht anders bilden lassen, als dass von den Taubenpaaren einer Frau ein Teil zu der einen und ein Teil zu der anderen genommen wird.",
+ "ist immer der grössere Teil tauglich. Es ist in jedem Falle mehr als die Hälfte tauglich, da der ungünstigste Fall, in dem nur die Hälfte tauglich wäre, wenn nämlich alle oben dargebrachten Tauben zu den Taubenpaaren einer Frau oder einer Gruppe von Frauen und die unten dargebrachten zu denen der anderen gehört haben, hier ausgeschlossen ist. Wie viele Tauben aber über die Hälfte hinaus tauglich sind, das hängt von der verschiedenen Art der hierbei möglichen Fälle ab. In den in dem ersten Absatz der Mischna angeführten Fällen, in denen mehr als die Hälfte aller Taubenpaare einer Frau angehört haben, sind, wie in Note 11 ausgeführt ist, immer so viel Tauben tauglich, wie dieser Frau angehört haben. Der zweite mögliche Fall ist, dass die anderen Frauen zusammen mehr Taubenpaare hatten als die Frau, die allein die grösste Anzahl hatte, wenn das Zahlenverhältnis z. B. 3, 4 und 5 war, dann sind so viele Tauben tauglich, wie die anderen Frauen zusammen hatten, in diesem Falle also 7 Paare, das sind 14 Tauben. Denn den ungünstigsten Fall angenommen, dass die oben dargebrachten Tauben alle den Taubenpaaren der Frauen entnommen worden sind, die zusammen die grössere Hälfte aller Taubenpaare hatten, können von den Tauben dieser Frauen (in dem angenommenen Beispiel 14) doch nur so viele oben dargebracht worden sein, wie die Hälfte aller Tauben zusammen ausmachte (12). Es durfte aber von den Tauben dieser Frauen die Hälfte (7) oben dargebracht werden, es ist demnach nicht nur die Hälfte der dort dargebrachten Tauben tauglich, sondern so viele, wie die Hälfte der Tauben dieser Frauen betragen hat. Unten wären danach die übrig gebliebenen Tauben (2) dieser Frauen dargebracht worden, die alle tauglich sind, da ja bis zur Hälfte aller ihrer Tauben unten hätten dargebracht werden dürfen, und die Tauben der Frau, die die grösste Anzahl von Tauben (10) hatte, von denen die Hälfte (5) tauglich ist. Es ergibt sich also, dass auch von den unten dargebrachten Tauben so viele tauglich sind, wie die Hälfte der Tauben der Frauen betragen hat, die zusammen die grössere Hälfte aller Taubenpaare besessen haben. Bezeichnen wir die Anzahl aller vorhandenen Tauben zusammen ganz unbestimmt mit S, die der Frauen, die zusammen die grössere Hälfte hatten, mit G, so wären oben von den Tauben dieser Frauen dargebracht worden, von denen tauglich sind. Unten wären die von ihren Tauben übrig gebliebenen dargebracht worden, das sind , die alle tauglich sind, und die Tauben der dritten Frau, S—G, von denen die Hälfte, also tauglich sind. Es sind demnach von den unten dargebrachten Tauben , das sind auch wieder , tauglich, zusammen oben und unten also G Tauben, das heisst so viele, wie die Frauen hatten, deren Tauben zusammen die grössere Hälfte aller Tauben ausmachten. Das Gleiche gilt auch für den Fall, dass die Tauben von mehr als drei Frauen untereinander geraten sind, allerdings mit der Beschränkung, wenn bei Zusammenzählung der Tauben aller Frauen ausser derjenigen der Frau, die die grösste Anzahl von allen hatte, sich die grösste Annäherung an die Hälfte aller Tauben ergibt, wenn z. B. das Zahlenverhältnis der Taubenpaare 2, 3, 6 und 10 oder 2, 3, 4, 7 und 15 war, im ersteren Falle sind 2 + 3 + 6 = 11, im letzteren 2 + 3 + 4 + 7 = 15 von den dargebrachten Taubenpaaren tauglich. Es ist aber auch noch der andere Fall möglich, der von den Mischna-Kommentatoren ganz unberücksichtigt gelassen wird, dass nämlich die Tauben einer grösseren Anzahl von Frauen unter einander geraten sind und die Anzahl der Tauben auf die einzelnen Frauen so verteilt sind, dass bei ihrer Gruppierung in zwei Gruppen, von denen jede annähernd die Hälfte der Gesamtsumme enthält, sich eine grössere Annäherung an die Hälfte der Gesamtsumme ergibt als bei der Gegenüberstellung der grössten Zahl und der Summe aller übrigen, wenn z. B. das Zahlenverhältnis der Taubenpaare 1, 5, 7 und 10 war, wo die beiden Gruppen 5 + 7 und l + 10 nur eine Differenz von 1 ergeben gegenüber einer solchen von 3 bei Gegenüberstellung von 1 + 5 + 7 und 10, oder 3, 5, 7, 8 und 15, wo die beiden Gruppen 5 + 7 + 8 und 3 + 15 nur eine Differenz von 2 ergeben gegenüber einer solchen von 8 bei Gegenüberstellung von 3 + 5 + 7 + 8 und 15. Hier wäre der denkbar ungünstigste Fall nicht der, dass die oben dargebrachten Tauben alle den der Frauen mit 1, 5 und 7 bzw. mit 3, 5, 7 und 8 Taubenpaaren entnommen worden sind, da in diesem Falle ja, wie oben nachgewiesen, 13 bezw. 23 Taubenpaare tauglich wären, sondern der, dass die oben dargebrachten Tauben alle den der Frauen mit 5 und 7 bezw. mit 5 und 7 und 8 Taubenpaaren entnommen worden sind und die übrig gebliebenen Tauben unten, oder umgekehrt, da in diesem Falle nur 12 bezw. 20 Taubenpaare tauglich sind. Je kleiner die Differenz zwischen den beiden Gruppen ist, das heisst je weniger über die Hälfte die grössere der beiden Gruppen enthält, desto weniger sind dann von den oben dargebrachten Tauben und dem entsprechend, wie oben ausgeführt, auch von den unten dargebrachten tauglich. Da aber immer der ungünstigste Fall angenommen werden muss, so sind bei einem solchen Zahlenverhältnis die Zahlen derart in zwei Gruppen zu vereinigen, dass sich zwischen der Summe der Zahlen der einen Gruppe und der der anderen die kleinste Differenz ergibt, die grössere von beiden bezeichnet dann, wie viele Taubenpaare von den dargebrachten Tauben tauglich sind. Dem Ausdruck der Mischna המרובה כשר muss demnach allerdings für diesen Fall eine etwas weitere Auslegung gegeben werden, jedenfalls bleibt es richtig, dass in allen diesen Fällen immer die grössere Hälfte der dargebrachten Tauben tauglich ist."
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+ "Wenn die eine Sündopfer und die andere Ganzopfer-Tiere hatte. die eine eine oder mehrere zu Sündopfern bestimmte und die andere eine oder mehrere zu Ganzopfern bestimmte Tauben, vorausgesetzt nur, dass jede die gleiche Anzahl von Tauben hatte. חטאת und עולה stehen auch hier kollektivisch s. oben I Note 13.",
+ "und er sie alle oben dargebracht hat. nachdem sie unter einander geraten sind, wo, wenn er gefragt haben würde, die Entscheidung gelautet hätte, dass man sie alle umkommen lassen muss, s. oben I, 2. In ed. pr. und Ven. ist hinter die Worte חטאת לזו ועולה לזו noch das Wort ״כשר„ eingefügt, das wohl nur durch das Versehen eines Abschreibers hineingekommen ist, sonst könnte es nur erklärt werden: auch in diesem Falle kann wenigstens ein Teil der dargebrachten Tauben tauglich sein, wenn nämlich usw. Nach Maim. (Comment.) spricht die Mischna hier nicht von dem Fall, dass die Tauben unter einander geraten sind, sondern dass der Priester irrtümlicher Weise die Tauben beider Frauen oben oder unten dargebracht hat, oder die einen oben und die anderen unten, jetzt aber nicht mehr weiss, welche er oben und welche er unten dargebracht hat.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. da doch die eine Hälfte dazu bestimmt war, oben dargebracht zu werden, und die andere Hälfte unten.",
+ "da ich annehme. da des Zweifels wegen der ungünstigste Fall angenommen werden muss."
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+ "Wenn es ein Sündopfer- und ein Ganzopfer-Tier war und. Die Talmudausg. lesen: סתומה, ohne ו.",
+ "ein noch nicht gesondertes Paar und ein gesondertes. Die nächstliegende Erklärung dieses Falles wäre, dass auch hier wie in den vorhergehenden Mischnas von den unter einander geratenen Taubenpaaren vier verschiedener Frauen die Rede ist, von denen jede ein Paar oder die gleiche Anzahl von Paaren hatte wie die andere, nur dass die Tauben der einen Frau zu Sündopfern bestimmt waren, die der anderen zu Ganzopfern, von denen der dritten je eine noch nicht näher bestimmte zum Sündopfer und die andere zum Ganzopfer, und von denen der vierten je eine bereits hierfür bestimmte zum Sündopfer und die andere zum Ganzopfer, auch für diesen Fall würden die in der Mischna gegebenen Bestimmungen zutreffen. Da es aber in der Mischna nicht heisst, dass im Falle die Hälfte aller Tauben oben und die Hälfte unten dargebracht worden ist, nur so viele Tauben, wie noch nicht gesondert waren, tauglich sind, sondern die noch nicht gesonderten, kann der Fall nur so gedacht sein, dass unter allen Umständen von diesen noch nicht gesonderten Tauben der Vorschrift gemäss die Hälfte oben und die Hälfte unten dargebracht worden ist, was sich, wenn die Tauben unter einander geraten waren, doch niemals mit Bestimmtheit wird sagen lassen können. Deshalb nimmt ein Teil der Erklärer an, dass hier nicht von unter einander geratenen Tauben von Taubenpaaren verschiedener Art die Rede ist, sondern jedes Taubenpaar für sich geblieben ist und der Priester entweder sämtliche Tauben oben oder sämtliche unten oder, weil er nicht die verschiedene Bestimmung der einzelnen Paare gekannt hat, wie von noch ungesonderten Paaren je eine von jedem Paare oben und eine unten dargebracht hat, und dass die Mischna diesen ganzen Fall nur deshalb hier anführt, um daran die Bestimmung anzuknüpfen, dass in dem letzten Falle die für tauglich zu erklärenden dargebrachten Tauben selbst eines und desselben noch ungesondert gewesenen Taubenpaares zum Teil als für die eine und zum anderen Teil als für die andere Frau dargebracht zu gelten haben. So erklären Raschi (Sebach. 67b), Ascheri und Balten., dass die Mischna von dem Falle spricht, dass zwei Frauen, von denen die eine zwei Tauben als Sündopfer und eine als Ganzopfer und die andere zwei als Ganzopfer und eine als Sündopfer darzubringen hatte, sich gemeinsam drei Taubenpaare gekauft haben, sodann das eine der Paare unter sich geteilt und die eine Taube für die eine als Sündopfer und die zweite für die andere als Ganzopfer bestimmt haben, betreff der beiden anderen Paare dagegen sich noch gar nicht auseinandergesetzt, sondern nur von dem einen dieser Paare eine bestimmte zum Sündopfer und die andere zum Ganzopfer bestimmt haben, und der Priester nun, ohne den Tatbestand zu kennen oder zu berücksichtigen, die drei Taubenpaare in der angegebenen Weise dargebracht hat.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. da ja die Hälfte der Tauben dazu bestimmt war, als Ganzopfer oben dargebracht zu werden.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. da die Hälfte der Tauben dazu bestimmt war, als Sündopfer unten dargebracht zu werden.",
+ "wenn die Hälfte oben und die Hälfte unten. von jedem der drei Paare je eine Taube oben und eine unten.",
+ "ist nur das ungesonderte Paar tauglich. da nur bei diesem Paare es gleichgültig ist, welche Taube er oben und welche er unten dargebracht hat, von den beiden anderen Paaren dagegen vielleicht gerade die zu Sündopfern bestimmt gewesenen oben und die zu Ganzopfern bestimmt gewesenen unten dargebracht worden sind.",
+ "doch wird es ihnen zu gleichen Teilen angerechnet. die eine der beiden Tauben gilt als für die eine Frau als Sündopfer und die andere als für die andere als Ganzopfer dargebracht, und jede von ihnen hat dann noch die entsprechende Ergänzung dazu für ihre untauglich gewordenen Tauben darzubringen. Von anderen Erklärungen ist zunächst die des Maim. zu erwähnen. Er scheint, wie der Verfasser des נחלת צבי bemerkt, in der Mischna gelesen zu haben: חטאת ועולה מפורשת וסתומה, da er in seinem Kommentar erklärt, die Mischna spreche von dem Fall, dass der Priester von den drei Taubenpaaren zweier Frauen das eine Paar zu Sündopfern, das andere zu Ganzopfern bestimmt hatte, während von dem dritten eine noch nicht näher bestimmte Taube als Sündopfer und die andere als Ganzopfer dargebracht werden sollte, also חטאת מפורשת ein zu Sündopfern bestimmtes Taubenpaar und עולה מפורשת ein zu Ganzopfern bestimmtes Taubenpaar und סתומה ein noch nicht gesondertes Taubenpaar, er dann aber wieder vergessen hat, über welches der Paare er die eine und über welches er die andere und über welches er noch gar keine Bestimmung getroffen hatte. Hat er nun von jedem der Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht, so ist jedenfalls das Paar, über das noch keine Bestimmung getroffen war, tauglich, da er aber nicht mehr weise, welches von den drei Paaren dieses gewesen ist, so gilt das taugliche Paar zur Hälfte als für die eine und zur Hälfte als für die andere Frau dargebracht. Auch nach dieser Erklärung sind hier nicht die Tauben der verschiedenen Taubenpaare unter einander geraten, sondern die einzelnen Paare jedes für sich geblieben. Abweichend hiervon ist die Erklärung des Abraham ben David, die auch in dem den Talmudexemplaren beigefügten Kommentar angeführt wird. Danach ist in der Mischna zu lesen: חטאת ועולה סתומה ומפורשת (so auch in unseren Talmudausg.), d. h. Sündopfer und Ganzopfer und zwar ein noch ungesondertes und ein bereits gesondertes Paar, und spricht die Mischna nur von zwei Taubenpaaren von zwei Frauen, von denen das eine noch ungesondert und das andere bereits gesondert war und die unter einander geraten sind. Hat nun der Priester zwei von den Tauben oben und zwei unten dargebracht, so sind in jedem Falle zwei von den dargebrachten Tauben tauglich (אין כשר אלא סתומה würde demnach soviel sein wie: כמנין הסתומה), denn entweder ist von dem noch nicht gesonderten Paare eine Taube oben und die andere unten dargebracht worden, dann sind also diese zwei Tauben tauglich, auch wenn von den beiden anderen das zum Sündopfer bestimmte oben und das zum Ganzopfer bestimmte unten dargebracht worden ist, oder es sind die beiden Tauben des noch nicht gesonderten Paares zusammen oben oder unten dargebracht worden, dann ist zwar nur eine von diesen tauglich, dafür aber ebenso eine von dem anderen Paare, von dem dann ja ebenfalls eine bestimmungsgemäss oben oder unten dargebracht worden ist. Obgleich nun von den als tauglich zu erklärenden Tauben vielleicht beide, jedenfalls aber die eine zu den Tauben der Frau gehört haben, die das noch ungesonderte Paar gehabt hat, während die Tauben der anderen Frau vielleicht beide untauglich geworden sind, gelten die tauglichen Tauben dennoch zur Hälfte als für die eine und zur Hälfte als für die andere dargebracht, da es doch auch möglich ist, dass eine davon der anderen Frau angehört hat. Bei der Darbringung der Ergänzungsopfer hat dann jede der beiden Frauen die Erklärung abzugeben, dass die darzubringenden Opfer als für diejenige dargebracht gelten sollen, deren Opfer bei der ersten Darbringung untauglich geworden sind. In diesem Falle, wo beide Frauen die gleiche Anzahl von Tauben hatten, hätte es demnach allerdings auch hier heissen können: חציו כשר וחציו פסול. Die Bestimmung der Mischna gilt aber auch für den Fall, dass eine grössere Anzahl von bereits gesonderten und eine kleinere von noch ungesonderten Taubenpaaren unter einander geraten sind und ebenso umgekehrt, immer sind von den dargebrachten Tauben so viele tauglich, wie in den noch ungesonderten Paaren enthalten waren. Denn da die Hälfte aller Tauben oben und die Hälfte unten dargebracht worden sind, so müssen immer ebenso viele Tauben, wie von denen der ungesonderten Paare über die Hälfte auf der einen Seite dargebracht worden sind, von denen der gesonderten über die Hälfte auf der anderen Seite dargebracht worden sein. Von den Tauben der ungesonderten Paare sind aber nur so viele untauglich, wie über die Hälfte von ihnen auf einer Seite dargebracht worden sind, während von deren der gesonderten wiederum ebenso viele Tauben tauglich sind, wie über die Hälfte von ihnen auf der anderen Seite dargebracht worden sind. Es ergibt sich deshalb, dass selbst im ungünstigsten Falle, d. i. wenn auch von den noch ungesonderten Paaren Tauben dadurch untauglich geworden sein sollten, dass über die Hälfte von ihnen auf einer Seite dargebracht worden sind, demgegenüber wieder eine gleiche Anzahl Tauben von den gesonderten Paaren der Vorschrift gemäss dargebracht worden ist, in jedem Falle also wenigstens soviel Tauben tauglich sind, wie in den noch ungesonderten Paaren enthalten waren. Waren es z. B. 2 gesonderte und 4 ungesonderte Paare, von denen 6 Tauben oben und 6 unten dargebracht werden sollten, und der Priester hat von den letzteren 4 Paaren 6 Tauben auf der einen Seite dargebracht, so sind von ihnen allerdings 2 Tauben untauglich geworden, da nur die Hälfte der 4 Paare, also 4 Tauben, auf einer Seite dargebracht werden durften, dafür sind aber von den dann auf der anderen Seite dargebrachten 2 gesonderten Paaren 2 Tauben tauglich, da eine Taube von jedem dieser Paare ja zum Darbringen auf dieser Seite bestimmt war und also vorschriftsgemäss dargebracht worden ist. Ebenso wenn es 4 gesonderte und 2 ungesonderte Paare waren und wir annehmen, dass auf der einen Seite die beiden noch ungesonderten Paare und 2 Tauben von den gesonderten Paaren dargebracht worden sind, so sind dadurch von den ersteren allerdings 2 Tauben untauglich geworden und deshalb von den auf dieser Seite dargebrachten 6 Tauben nur 2 tauglich, dafür sind aber dann von den auf der anderen Seite dargebrachten 6 Tauben der gesonderten Paare 2 Tauben tauglich, die ja nur 4 von diesen Tauben vielleicht auf der anderen Seite hätten dargebracht werden sollen, 2 von ihnen deshalb jedenfalls vorschriftsgemäss dargebracht worden sind, es sind also wiederum jedenfalls 4 Tauben tauglich, das sind so viele, wie in den ungesonderten Paaren enthalten waren. An den als tauglich geltenden Tauben hat dann jede der beiden Frauen einen der Anzahl ihrer Tauben entsprechenden Anteil und dann die entsprechende Ergänzung dazu für ihre untauglich gewordenen Tauben noch darzubringen. Endlich ist noch die Erklärung von Elia Wilna zu erwähnen, wonach die Mischna von dem Fall spricht, dass der einen Frau eine zum Sündopfer bestimmte Taube und ein noch ungesondertes Paar gehört hat und der anderen eine zum Ganzopfer bestimmte und ein gesondertes Paar. Sind nun die Tauben unter einander geraten und der Priester hat die Hälfte oben und die Hälfte unten dargebracht, so sind selbst in dem für die letztere ungünstigsten Falle, dass ihre beiden zu Ganzopfern bestimmte Tauben unten dargebracht worden sind und die zum Sündopfer bestimmte oben und ebenso die zum Sündopfer bestimmte Taube der ersten Frau oben, doch die beiden ungesondert gewesenen Tauben der ersten Frau tauglich, da von diesen danach der Vorschrift gemäss eine oben und die andere unten dargebracht worden ist. Da aber auch der entgegengesetzte für die erste Frau ungünstigste Fall möglich ist, dass ihre zum Sündopfer bestimmte Taube oben und ihre beiden ungesonderten Tauben zusammen unten dargebracht worden sind, so dass von ihren Tauben nur eine tauglich ist, während die beiden zu Ganzopfern bestimmt gewesenen Tauben der zweiten Frau der Vorschrift gemäss oben dargebracht worden sind und ebenso die zum Sündopfer bestimmt gewesene unten, demnach alle ihre 3 Tauben tauglich sind, gelten die 2 Tauben, die in jedem Falle von den dargebrachten tauglich sind, zur Hälfte als für die eine und zur Hälfte als für die andere Frau dargebracht."
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+ "Wenn Sündopfertiere. Talmudausg.: חטאות שנתערבו.",
+ "unter Pflichtopfer geraten waren. Auch diese Mischna wird von den Erklären ganz verschieden ausgelegt. Wir folgen zunächst der uns am einleuchtendsten scheinenden Erklärung von Abraham ben David und Ascheri, die sich auch Elia Wilna zu eigen macht und die wir auch unserer obenstehenden Übersetzung zu Grunde gelegt haben. Danach spricht auch diese Mischna von dem Fall, dass die unter einander geratenen Tauben von dem Priester ohne Befragen dargebracht worden sind und zwar, im Anschluss an den in der vorhergehenden Mischna zuletzt behandelten Fall, zur Hälfte oben und zur Hälfte unten. Während oben I, 2 entschieden wird, dass wenn Sündopfertiere oder Ganzopfertiere unter Pflichtopfer geraten sind, d. h. unter Taubenpaare, von denen je eine als Sündopfer und eine als Ganzopfer dargebracht werden soll, über die eine Bestimmung darüber aber noch nicht getroffen ist, welche Taube als Sündopfer und welche als Ganzopfer dargebracht werden soll, von den unter einander geratenen Tauben nur so viele zur Darbringung tauglich sind, wie Sündopfer bezw. Ganzopfer in den Pflichtopfern enthalten waren, behandelt hier nur die Mischna den Fall, dass der Priester, ohne zu fragen, dennoch die Tauben alle zur Hälfte oben und zur Hälfte unten dargebracht hat, da hängt die Entscheidung, wie viele von den dargebrachten Tauben für tauglich zu erklären sind, davon ab, wie gross die Anzahl der Sündopfer bezw. Ganzopfertiere, die unter die Pflichtopfer geraten sind, im Verhältnis zu den in diesen enthaltenen Opfertieren war. Als ersten Fall führt die Mischna an: חטאת ,שנתערבה בחובה d. h, wie sich aus dem nachfolgenden חובה שנים בחטאת und חטאת שנים בחובה ergibt, wenn ein Sündopferpaar unter ein Pflichtopferpaar oder mehrere Sündopferpaare unter eine gleiche Anzahl Pflichtopferpaare geraten sind.",
+ "wie Sündopfertiere. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: חטאות.",
+ "in den Pflichtopfern enthalten waren. da der ungünstigste Fall angenommen werden muss, dass die unter die Pflichtopfer geratenen Sündopfertiere sämtlich oben dargebracht worden und deshalb untauglich sind und von den unten dargebrachten Pflichtopferpaaren nur die Anzahl, die davon als Sündopfer dargebracht werden sollte, tauglich ist.",
+ "wenn Pflichtopfer in doppelter Zahl. Der Ausdruck חובה שנים ist hier gewählt, um damit auszudrücken, dass es gleich ist, ob 2 Pflichtopferpaare und 1 Sündopferpaar oder irgend eine andere zweimal so grosse Anzahl von Pflichtopferpaaren und eine halb so grosse Zahl von Sündopferpaaren unter einander geraten sind.",
+ "ist die Hälfte tauglich und die Hälfte untauglich. Der ungünstigste Fall wäre der, dass die Tauben der Sündopferpaare alle oben dargebracht und dadurch untauglich geworden sind. Da aber das Verhältnis der Sündopferpaare zu den Pflichtopferpaaren 1:2 ist, zu ihnen also nur ⅓ aller Tauben gehört hat, oben aber die Hälfte aller Tauben dargebracht worden ist, so muss das zu der Hälfte noch fehlende ⅙ der Gesamtzahl aller Tauben, das auch oben dargebracht worden ist, aus Tauben der Pflichtopferpaare bestanden haben, die oben dargebracht werden durften und deshalb nicht untauglich geworden sind, die Anzahl der Tauben, die von den oben dargebrachten tauglich sind, beläuft sich demnach auf ⅙ der Gesamtanzahl. Die andere unten dargebrachte Hälfte müsste danach nur aus Tauben der Pflichtopferpaare bestanden haben, von diesen, ⅔ der Gesamtanzahl, durfte aber die Hälfte, also /26 der Gesamtanzahl, unten dargebracht werden, es sind demnach von den oben und unten dargebrachten Tauben zusammen ⅙ + ²⁄₆ = ½ der Gesamtanzahl tauglich. Waren es z. B. 2 Pflichtopferpaare und 1 Sündopferpaar, zusammen 6 Tauben, und nehmen wir an, dass beide Tauben des Sündopferpaares oben dargebracht und dadurch untauglich geworden sind, so ist die dritte oben dargebrachte Taube, die zu denen der Pflichtopferpaare gehört hat, tauglich und da von den unten dargebrachten 3 Tauben der Pflichtopferpaare 2 tauglich sind, sind also im ganzen 3 Tauben, das ist die Hälfte aller dargebrachten, tauglich.",
+ "ist die in den Pflichtopfern enthaltene Anzahl [Tauben] tauglich. Denn auch hier den ungünstigsten Fall angenommen, dass die oben dargebrachte Hälfte aller Tauben nur aus solchen von den Sündopferpaaren bestanden hat und dadurch untauglich geworden ist, so muss doch, da ⅔ aller Tauben Sündopfertauben waren, der noch verbliebene Rest dieser Tauben, das sind ⅔ — ½ = ⅙ der Gesamtanzahl, unten dargebracht worden sein und ist deshalb tauglich. Von den unten dargebrachten Tauben der Pflichtopferpaare, ⅓ der Gesamtanzahl, ist auch wieder die Hälfte, das ist ⅙ der Gesamtanzahl, tauglich, es sind demnach von den dargebrachten Tauben im ganzen ²⁄₆ = ⅓ tauglich, das sind so viele Tauben, wie in den Pflichtopferpaaren enthalten waren. Waren es z. B. 2 Sündopferpaare und 1 Pflichtopferpaar und nehmen wir an, dass von den Sündopferpaaren 3 Tauben oben dargebracht und dadurch untauglich geworden sind, so ist die vierte von den Sündopfertauben unten dargebracht worden und deshalb tauglich, und von den zwei unten dargebrachten Tauben des Pflichtopferpaares ist ebenfalls eine tauglich, es sind demnach 2 Tauben, das sind so viele wie Pflichtopfertauben da waren, tauglich.",
+ "ist die in den Pflichtopfern enthaltene Anzahl [Tauben] tauglich. Die Erklärung und Begründung dieses zweiten Teils der Mischna ergibt sich von selbst aus den Ausführungen in den vorhergehenden Noten, wenn überall für Sündopferpaare Ganzopferpaare und für oben unten und für unten oben gesetzt wird. Auch nach der in dem unseren Talmudausgaben beigedruckten anonymen Kommentar und von Tosf. Jomt. angeführten Erklärung des ריב״א spricht unsere Mischna von dem Fall, dass die unter einander geratenen Tauben von dem Priester ohne Befragen zur Hälfte oben und zur Hälfte unten dargebracht worden sind, dagegen weicht sie in der Auffassung der Ausdrücke חובת שנים בחטאת und חטאת שנים בחובה von der obigen Erklärung ab. Unter חובה שנים בחטאת wäre danach zu verstehen: wenn Pflichtopfertauben und Sündopfertauben in gleicher Anzahl unter einander geraten sind, so dass die Anzahl der unter die Pflichtopferpaare geratenen Sündopfertauben doppelt so gross ist wie die in den Pflichtopferpaaren enthaltenen Sündopfertauben, wenn z. B. 8 Sündopfertauben unter 4 Pflichtopferpaare geraten sind, der ungünstigste Fall wäre dann, dass alle 8 unter die Pflichtopferpaare geratenen Sündopfertauben oben dargebracht worden und deshalb untauglich sind, auch dann ist aber von den unten dargebrachten 8 Tauben der Pflichtopferpaare nur die Hälfte untauglich und die Hälfte tauglich. Das מחצה בשר ומחצה פסול wäre danach nur auf die unten dargebrachten Tauben zu beziehen, und da die Hälfte der unten dargebrachten Tauben in diesem Falle immer gleich der Anzahl der in den Pflichtopferpaaren enthalten gewesenen Sündopfertauben ist, so würde die Mischna damit nur den zuerst angeführten Satz näher erläutern, dass nämlich, wenn Pflichtopfertauben und Sündopfertauben in gleicher Anzahl unter einander geraten sind, מנין חטאת שבחובה immer gleich ist der Hälfte der unten dargebrachten Tauben. Unter חטאת שנים בחובה dagegen wäre zu verstehen: wenn die Anzahl der unter die Pflichtopferpaare geratenen Sündopfertauben doppelt so gross ist wie die Anzahl der Pflichtopfertauben, wenn z. B. 16 Sündopfertauben unter 4 Pflichtopferpaare geraten sind, der ungünstigste Fall wäre dann, dass von den 16 Sündopfertauben 12 oben dargebracht worden und deshalb untauglich sind, die übrigen 4 Sündopfertauben sind dann nach der Vorschrift unten dargebracht und deshalb tauglich, und von den 8 unten dargebrachten Pflichtopfertauben sind ebenfalls 4 tauglich, es sind demnach 8 Tauben tauglich, das ist die Anzahl der Tauben, die in den Pflichtopferpaaren enthalten waren. Auszusetzen ist an dieser Erklärung vor allem die gezwungene und nicht einmal gleichmässige Auslegung der Ausdrücke חטאת שנים בחובה und חובה שנים בחטאת. Wie Maim. diese beiden Ausdrücke und die ganze Mischna auffasst, ist aus seinem Kommentar nicht ersichtlich, da derselbe hier unvollständig und deshalb unklar ist. Eine von den angeführten ganz abweichende Erklärung geben Barten. und der unseren Talmudausgaben beigedruckte anonyme Kommentar. Danach spricht die Mischna hier nicht von dem Fall, dass der Priester die unter einander geratenen Tauben ohne Befragen bereits dargebracht hat, sondern behandelt sie die Frage, wie viele von den Tauben zum Darbringen tauglich sind. Oben I, 2 heisst es, dass, wenn Sündopfertauben unter Pflichtopferpaare geraten sind, nur so viele Tauben zum Darbringen tauglich sind, wie Sündopfertauben in den Pflicht-Opferpaaren enthalten waren, hierzu mache die Mischna hier nun den Zusatz, dass diese Anzahl der tauglichen Tauben zuweilen gerade die Hälfte der sämtlichen Tauben ausmachen kann. Wenn z. B. von 2 Pflichtopferpaaren eine Taube bereits als Ganzopfer dargebracht worden war, so dass jetzt von ihnen noch 2 als Sündopfer und nur 1 als Ganzopfer darzubringen sind, die Anzahl der zu Sündopfern bestimmten Tauben unter den Pflichtopfertauben also doppelt so gross ist wie die der zu Ganzopfern bestimmten, und es ist nun unter sie eine Sündopfertaube geraten, so dürfen von den 4 Tauben 2, das ist die Hälfte, dargebracht werden. War dagegen von den 2 Pflichtopferpaaren bereits eine Taube als Sündopfer dargebracht worden, so dass jetzt noch von ihnen 2 als Ganzopfer und nur 1 als Sündopfer darzubringen sind, und es ist nun unter sie eine Sündopfertaube geraten, so darf von den 4 Tauben nur eine dargebracht werden, das ist die Anzahl von Sündopfertauben, die sich unter den Pflichtopfertauben noch befunden hatte. Der Ausdruck חובה שנים בחטאת würde danach bedeuten: wenn unter den Pflichtopfertauben sich die doppelte Anzahl als Sündopfer darzubringende befindet, als dies sonst der Fall ist, der Ausdruck חטאת שנים בחובה : wenn den von den Pflichtopfertauben als Sündopfer darzubringenden die doppelte Anzahl von als Ganzopfer darzubringenden unter den Pflichtopfertauben gegenübersteht, und המנין שבחובה כשר wäre soviel wie: מנין חטאות שבחובה כשר. Abgesehen von der Gezwungenheit dieser Deutungen ist gegen diese ganze Erklärung auch einzuwenden, dass ganz unabhängig von dem Verhältnis der Zahl der als Sündopfer zu der Zahl der als Ganzopfer darzubringenden unter den Pflichtopfertauben immer dann die Hälfte sämtlicher Tauben tauglich ist, wenn die Zahl der Sündopfertauben, die unter die Pflichtopfertauben geraten sind, zusammen mit der Zahl der von den Pflichtopfertauben als Ganzopfer darzubringenden ebenso gross ist wie die Zahl der von den Pflichtopfertauben als Sündopfer darzubringenden Tauben. Waren z. B. von 7 Pflichtopfertauben 4 als Sündopfer und 3 als Ganzopfer darzubringen und es ist unter sie 1 Sündopfertaube geraten, so dürfen von den zusammen 8 Tauben 4 dargebracht werden, das ist die Anzahl der in den Pflichtopfertauben enthalten gewesenen Sündopfertauben und zugleich die Hälfte aller untereinander geratenen Tauben. Es wäre deshalb nicht ersichtlich, warum die Mischna gerade den Fall חובה שנים בחטאת annimmt, d. h. nach dieser Erklärung, dass die Anzahl der zu Sündopfern bestimmten unter den Pflichtopfertauben doppelt so gross ist, wie die der zu Ganzopfern bestimmten."
+ ],
+ [
+ "das eine zur Erfüllung ihres Gelübdes. Ed. pr. u. Ven.: לנדבה.",
+ "und das andere als ihr Pflichtopfer. wenn sie eine arme Frau ist, s. Lev. 12, 8.",
+ "Hat sie sie dem Priester übergeben. ohne eine nähere Bestimmung darüber zu treffen, welches Paar als Pflichtopfer und welches als Gelübde-Opfer dargebracht werden soll.",
+ "und der Priester hätte nun drei von den Tauben oben und eine unten darbringen müssen. da von dem Pflichtopferpaar eine Taube als Ganzopfer und eine als Sündopfer, die zur Erfüllung ihres Gelübdes dienenden dagegen beide als Ganzopfer dargebracht werden sollten (s. oben I,1). Die weiteren Ausführungen der Mischna werden von den verschiedenen Kommentatoren ganz verschieden ausgelegt. Die obenstehende Übersetzung und die in der Hauptspalte nachfolgenden Erklärungen geben die Auslegung des Maim. wieder, die auch den Erklärungen des Bart. zu Grunde gelegt ist, während die nebenstehende Spalte die hiervon in wesentlichen Punkten abweichenden Erklärungen Raschis enthält, die dieser in seinem Kommentar zum Talmud Sebach. 67 b und 68 a zu unserer Mischna gibt.",
+ "ohne vorher zu fragen. indem er geglaubt hat, dass alle vier Tauben Pflichtopfertauben seien, und deshalb zwei davon oben und zwei unten dargebracht hat.",
+ " er hat beide Paare für Pflichtopferpaare gehalten und deshalb von jedem Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht.",
+ "die er oben darzubringen hat. da von den vier dargebrachten Tauben eine dadurch untauglich geworden ist, dass sie anstatt oben unten dargebracht worden ist.",
+ " da er auch von dem freiwilligen Opfer anstatt beide Tauben oben eine oben und eine unten dargebracht hat.",
+ "wenn sie von einer Art waren. d. h. wenn beide Paare Turteltauben oder beide junge Tauben waren.",
+ " beide Paare Turteltauben oder beide junge Tauben.",
+ "waren sie von zwei Arten. ein Paar Turteltauben und ein Paar junge Tauben, und der Priester weiss nicht, ob er die beiden Turteltauben oben und die beiden jungen Tauben unten oder umgekehrt oder je eine von beiden Paaren oben und eine unten dargebracht hat.",
+ " das eine Paar Turteltauben und das andere junge Tauben.",
+ "so muss sie noch zwei Tauben bringen. und zwar eine Turteltaube und eine junge Taube, und beide werden als Ganzopfer oben dargebracht. Denn hat der Priester beide Turteltauben oben und beide junge Tauben unten dargebracht, so muss für die eine unrichtiger Weise unten dargebrachte junge Taube eine ebensolche oben dargebracht werden, da bei einem Pflichtopferpaare beide Tauben von derselben Art sein müssen (s. oben II, 5), ebenso umgekehrt eine Turteltaube oben, wenn er beide jungen Tauben oben und beide Turteltauben unten dargebracht hat. Hat er je eine Turteltaube und eine junge Taube oben und eine unten dargebracht, so ist nachträglich entweder eine Turteltaube oder eine junge Taube oben darzubringen. Für alle Fälle genügt es deshalb, wenn als Ergänzung eine Turteltaube und eine junge Taube oben dargebracht werden.",
+ " Nach Raschi gilt immer das zuerst dargebrachte Taubenpaar als ihr Pflichtopfer und das zweite als ihr freiwilliges Opfer. Ferner gilt nach Raschi der oben II, 5 aufgestellte Grundsatz, dass beide Tauben eines Opferpaares immer von der gleichen Art sein müssen, nicht nur für das Pflichtopfer sondern auch für das freiwillige Opfer. Die Mischna nimmt nun an, dass der Priester nicht mehr weiss, welches von den beiden Paaren er zuerst dargebracht hat. Da er von jedem Paare eine Taube oben und eine unten dargebracht hat, ist mit dem zuerst dargebrachten Paare ihr Pflichtopfer nach Vorschrift dargebracht, dagegen hätte von dem zweiten Paare auch die unten dargebrachte oben dargebracht werden müssen, sie muss deshalb, um ihr freiwilliges Opfer zu ergänzen, noch eine Taube oben darbringen, und da sie nicht weiss, welches Taubenpaar zuletzt dargebracht worden ist, muss sie noch sowohl eine Turteltaube wie eine junge Taube bringen.",
+ "Hatte sie das für ihr Gelübde dargebrachte Opfer als solches ausdrücklich bezeichnet. d. h. wenn sie beim Aussprechen ihres Gelübdes keine nähere Angabe gemacht hat, dagegen bei der Übergabe der beiden Taubenpaare an den Priester dasjenige Taubenpaar bezeichnet hat, das zur Erfüllung ihres Gelübdes dienen sollte, und der Priester nun nicht weiss, welche von den Tauben er oben und welche er unten dargebracht hat.",
+ "פירשה נדרה bedeutet nach Raschi: wenn sie bei ihrem Gelübde eine bestimmte Angabe gemacht d. h. beim Aussprechen des Gelübdes ausdrücklich die Taubenart angegeben hatte, von der sie ihr Opfer bringen wollte, dann aber hat sie wieder vergessen, welche Art sie hierzu bestimmt hatte, und hat nun dem Priester zwei Taubenpaare von einer und derselben Art gebracht.",
+ "wenn sie von einer Art waren. Denn da der Priester vielleicht die beiden von ihr bezeichneten Tauben unten dargebracht hat, muss sie für diese zwei andere oben darbringen und dazu noch für die eine von den beiden anderen Tauben unrichtiger Weise oben dargebrachte eine Taube unten. Hat der Priester die beiden bezeichneten Tauben oben und die beiden anderen unten dargebracht, so brauchte sie nur für die eine unrichtiger Weise unten dargebrachte noch eine oben darzubringen, ebenso wenn sie je eine von beiden Paaren oben und eine unten dargebracht hat.",
+ "Wie in dem vorhergehenden Falle gilt das zuerst dargebrachte Paar als vorschriftsgemäss als ihr Pflichtopfer dargebracht und hat sie für die eine statt oben unten dargebrachte Taube des zweiten Paares eine andere von der gleichen Art oben darzubringen. Da aber die dargebrachten Tauben vielleicht nicht von derselben Art waren, die sie als freiwilliges Opfer zu bringen gelobt hatte, so muss sie ausserdem noch ein Taubenpaar von der anderen Art zur Erfüllung ihres Gelübdes darbringen.",
+ "so muss sie noch vier bringen. Hatte sie z. B. die Turteltauben als ihr Gelübdeopfer bezeichnet und der Priester hat diese anstatt oben unten und die beiden jungen Tauben oben dargebracht, so müsste sie für die beiden Turteltauben zwei andere Turteltauben oben und für die eine der beiden oben dargebrachten jungen Tauben eine andere junge Taube unten darbringen. Für den Fall, dass er je eine Turteltaube und eine junge Taube oben und eine unten dargebracht hat, würde es genügen, dass sie noch eine Turteltaube oben darbringt. Da es aber auch möglich ist, dass er die beiden Turteltauben oben und die beiden jungen Tauben unten dargebracht hat, so muss sie für diesen Fall für die eine unrichtiger Weise unten dargebrachte junge Taube noch eine junge Taube oben darbringen, zusammen also vier Tauben, zwei Turteltauben und eine junge Taube oben und eine junge Taube unten. Sie könnte allerdings für die im ersten Falle untauglich gewordenen beiden Turteltauben jetzt zwei junge Tauben darbringen, da sie beim Aussprechen des Gelübdes nicht ausdrücklich Turteltauben gelobt hat, und dazu für die eine unrichtiger Weise oben dargebrachte junge Taube noch eine junge Taube unten, also zusammen drei junge Tauben, sie würde dann nicht mehr nötig haben, eine vierte Taube darzubringen, da für die für den zuletzt genannten Fall noch oben darzubringende junge Taube dann eine von den beiden mit Rücksicht auf den ersten Fall oben darzubringenden jungen Tauben eintreten kann (s. Tosf. Jomt. und Tif. Jisr.). Da sie aber vor der Darbringung ihrer Opfer ausdrücklich die Turteltauben als ihr Gelübdeopfer bezeichnet hat, so soll sie auch bei der Darbringung der Ergänzungsopfer hiervon nicht unnötiger Weise abgehen (Abr. ben Dav.). [Maim. הלבות פסולי המוקדשין X, 2 entscheidet, dass sie als Ergänzung für die dargebrachten Pflichtopfertauben sowohl zwei Turteltauben wie zwei junge Tauben darbringen kann, wogegen schon Tif. Jisr. einwendet, dass sie mit Rücksicht auf den ersten Fall für die eine der beiden oben dargebrachten jungen Tauben ihres Pflichtopfers doch durchaus eine junge Taube unten als Ergänzungsopfer darbringen muss und ebenso mit Rücksicht auf den letzten Fall eine junge Taube oben].",
+ "Zur Ergänzung ihres Gelübdeopfers muss sie nach dem Vorhergehenden noch eine Taube von der Art des zuletzt dargebrachten Paares und noch ein Taubenpaar von der anderen Art darbringen. Da der Priester aber nicht weiss, welches von den beiden verschiedenartigen Paaren er zuletzt dargebracht hat, muss sie noch von beiden Arten je ein Paar darbringen, indem sie erklärt: wenn der Priester die von ihr bestimmte Art zuletzt dargebracht hat, so soll nur die eine Taube von dieser Art, die sie jetzt darbringt, als Ergänzung für ihr Gelübde dienen, die andere dagegen und ebenso das Taubenpaar der anderen Art als freiwillige Opfer: wenn dagegen der Priester die andere nicht von ihr bestimmte Art zuletzt dargebracht hat, so sollen die beiden jetzt von ihr dargebrachten Tauben der von ihr bestimmten Art zur Erfüllung ihres Gelübdes dienen und die beiden Tauben der anderen Art als freiwillige Opfer.",
+ "Hatte sie bei ihrem Gelübde eine bestimmte Angabe gemacht. Zu dieser Bedeutung von קבעה נדרה s. Talm. Menach. 103 a.",
+ "קבעה נדרה heisst nach Raschi: wenn sie beim Aussprechen ihres Gelübdes bestimmmt hatte, dass sie die beiden gelobten Ganzopfertauben zusammen mit der Ganzopfertaube ihres Pflichtopfers darbringen wolle, sie hatte auch die Taubenart für ihr Gelübde bestimmt, dann aber wieder vergessen, welche Art sie dafür bestimmt hatte.",
+ "wenn sie von einer Art waren. Sie hatte beim Aussprachen ihres Gelübdes die Taubenart bestimmt, von der sie das Gelobte bringen wollte, hatte aber dann wieder daran vergessen und dem Priester zwei Taubenpaare von gleicher Art übergeben, und dann eines davon als zur Erfüllung ihres Gelübdes bestimmt bezeichnet, der Priester hat von den vier Tauben zwei oben und zwei unten dargebracht, und nun erinnert sich die Frau, dass sie eine bestimmte Taubenart gelobt hat, sie weise aber nicht mehr welche, so sind vier Fälle möglich. Entweder die dargebrachten Tauben waren nicht von der Art, welche sie gelobt bat, dann hatte auch ihre Bezeichnung des einen Paares als zur Erfüllung ihres Gelübdes bestimmt, gar keine Geltung (denn הקדש טעות אינו הקדש Nasir V, 1), der Priester konnte daher von den vier Tauben welche er wollte als Pflichtopfer und welche er wollte als Gelübdeopfer darbringen, es wären deshalb von den dargebrachten Tauben zwei als Pflichtopfer die eine oben und die andere unten vorschriftsgemäss dargebracht worden, und sie hätte darum nur noch zwei Tauben der anderen Art zur Erfüllung ihres Gelübdes oben darzubringen, während die zweite oben dargebrachte ebenso wie die zweite unten dargebrachte untauglich wären. Waren die dargebrachten Tauben von derselben Art, wie sie sie gelobt hatte, so genügen für die dann möglichen drei Fälle nach Note 45 als Ergänzung zwei Tauben von derselben Art oben und eine von derselben Art unten. Sie muss demnach, um allen Fällen zu genügen, noch drei von der Art der dargebrachten Tauben, zwei oben und eine unten, und zwei von der anderen Art oben darbringen.",
+ " denn gleichviel, ob die dargebrachten Tauben von derselben Art waren, wie sie sie für ihr Gelübde bestimmt hatte, oder nicht, sind jedenfalls nicht, wie es hätte geschehen müssen, die drei von ihr darzubringenden Ganzopfertauben zusammen oben dargebracht worden, sondern nur zwei davon oben und eine unten, dadurch sind auch die beiden oben dargebrachten in jedem Falle untauglich geworden und ist deshalb nur die unten als Sündopfertaube des Pflichtopfers dargebrachte tauglich. Sie muss deshalb, da sie nicht mehr weiss, welche Taubenart sie gelobt hat, ein Taubenpaar von jeder Art zur Erfüllung ihres Gelübdes und noch eine Taube von der Art der dargebrachten als Ganzopfer zur Ergänzung ihres Pflichtopfers darbringen.",
+ "so muss sie noch sechs bringen. weil in diesem Falle sechs verschiedene Möglichkeiten zu berücksichtigen sind. Entweder waren die von ihr als zur Erfüllung ihres Gelübdes bezeichneten Tauben von derselben Art, wie sie sie gelobt hat, dann würde es nach Note 46 genügen, wenn sie für die dann möglichen drei Fälle als Ergänzung zwei Tauben von der bezeichneten Art und eine von der anderen Art oben und eine von der anderen Art unten darbringt. Waren aber die von ihr als zur Erfüllung ihres Gelübdes bezeichneten Tauben nicht von derselben Art, wie sie sie gelobt hat, so hatte ihre nachträgliche Bezeichnung gar keine Geltung (s. vorhergehende Note), sondern hätten die Tauben der von ihr gelobten Art beide oben und von den beiden anderen Tauben die eine oben und die andere unten dargebracht werden müssen. Es ergeben sich hier wieder drei Möglichkeiten: entweder der Priester hat die beiden bezeichneten Tauben oben und die beiden anderen unten dargebracht, dann müsste sie als Ergänzung zwei Tauben von der anderen Art oben und eine von der bezeichneten Art unten darbringen, oder er hat die beiden anderen Tauben oben und die beiden bezeichneten unten dargebracht, dann müsste sie noch eine von der bezeichneten Art oben darbringen, oder er hat je eine von der einen und von der anderen Art oben und eine unten dargebracht, dann müsste sie noch eine von der anderen Art oben darbringen. Für diese drei Möglichkeiten wäre es also nötig, dass sie zwei Tauben von der anderen und eine von der bezeichneten Art oben und eine von der bezeichneten Art unten darbringt. Um allen Möglichkeiten zu genügen, hat sie deshalb von jeder der beiden Arten zwei oben und eine unten, zusammen sechs Tauben, darzubringen. Es genügt aber auch, wenn sie von jeder der beiden Arten zwei oben darbringt und ausserdem von einer der beiden Arten eine oben und eine unten (so Maim. הלבות פסולי המוקרשין X, 3), denn mit den vier oben dargebrachten Tauben genügt sie für alle Fälle ihrem Gelübde, und selbst wenn die beiden unten dargebrachten Tauben beide die Tauben gewesen sind, die als ihr Gelübdeopfer hätten dargebracht werden sollen, von ihren Pflichtopfertauben demnach nur die eine vorschriftsgemäss oben als Ganzopfer dargebracht worden ist, ist sie dennoch nicht daran gebunden, nun auch eine andere Taube gerade von derselben Art als Ergänzung unten darzubringen (s. oben II, 5), sondern kann sie die oben als Ganzopfer dargebrachte als freiwilliges Opfer gelten lassen und als Pflichtopfer von neuem eine Taube oben und eine unten von welcher Art sie will darbringen. Nach Tif. Jisr. gibt Maim, diesem Ausweg vielleicht deshalb den Vorzug, weil das Fleisch der nur des Zweifele wegen dargebrachten Sündopfer nicht gegessen werden darf (s. Temara VIII, 6) und man solche Sündopfer deshalb nur, wenn kein anderer Ausweg vorhanden ist, darbringen soll.",
+ "ausser den beiden Taubenpaaren zur Erfüllung ihres Gelübdes noch je eine Taube von der einen und eine von der anderen Art als Ganzopfer zur Ergänzung ihres Pflichtopfers, da sie ja nicht weiss, welches Taubenpaar der Priester zuerst dargebracht hat und von welcher Art daher die tauglich dargebrachte Sündopfertaube ihres Pflichtopfers gewesen ist.",
+ "Hat sie sie. die beiden Taubenpaare.",
+ "die beiden Taubenpaare.",
+ "dem Priester übergeben. nachdem sie beim Aussprechen des Gelübdes die Taubenart bestimmt hatte, welche sie darbringen wollte, und auch bestimmt hatte, was sie als ihr Pflichtopfer darbringen wollte.",
+ "nachdem sie beim Aussprechen des Gelübdes bestimmt hatte, von welcher Art sie es bringen und dass sie es zusammen mit ihrem Pflichtopfer darbringen wolle.",
+ "und es lässt sich jetzt nicht mehr feststellen. Talmudausg.: ואינה יודעת.",
+ "was sie ihm übergeben hat. sie weiss nicht mehr, welche Bestimmungen sie getroffen hat, noch welche Taubenarten sie dem Priester übergeben hat, noch ob die beiden Paare von einer Art oder von verschiedenen Arten waren.",
+ "sie hat wieder vergessen, was für eine Art sie für ihr Gelübdeopfer bestimmt hatte und was sie dem Priester übergeben hat, ob zwei Paar Turteltauben oder zwei Paar junge Tauben oder ein Paar Turtel und ein Paar junge Tauben.",
+ "wie er sie dargebracht hat. ob alle vier Tauben oben oder alle unten oder die Hälfte oben und die Hälfte unten.",
+ "ob alle vier Tauben oben oder alle unten oder je eine von jedem Paare oben und ,eine unten.",
+ "so muss sie noch vier. Ed. Lowe: שלש (!).",
+ "Tauben zur Erfüllung ihres Gelübdes. Da es ja möglich ist, dass alle vier Tauben unten dargebracht worden sind und sie demnach ihr Gelübde noch gar nicht erfüllt hat, sie aber nicht mehr weiss, welche Taubenart sie gelobt hat, muss sie jetzt noch zwei Tauben von jeder Art zur Erfüllung ihres Gelübdes bringen.",
+ "da es ja möglich ist, dass alle vier Tauben unten dargebracht worden sind und sie demnach ihr Gelübde noch gar nicht erfüllt hat. Sie muss deshalb zur Erfüllung ihres Gelübdes noch je ein Paar von beiden Arten darbringen, da sie nicht mehr weiss, welche Art sie als ihr Gelübdeopfer festgesetzt hat.",
+ "und zwei. von welcher Art sie will.",
+ "eine Turteltaube und eine junge Taube, die auch beide als Ganzopfer darzubringen sind.",
+ "als ihr Pflichtopfer. eines als Ganzopfer und das andere als Sündopfer unten. Es ist nicht erforderlich, dass sie auch für ihr Pflichtopfer zwei Tauben von jeder Art darbringt, weil sie dadurch, dass sie eine bestimmte Art als ihr Pflichtopfer bestimmt hat, nicht wie bei einem Gelübde nun daran gebunden ist, ihr Pflichtopfer nur von dieser Art darzubringen, sondern als Ersatz trotzdem eine andere Art darbringen kann. Allerdings ist von den vier dargebrachten Tauben in jedem Falle eine von den beiden Pflichtopfertauben vorschriftsgemäss dargebracht, wenn beide oben dargebracht worden sind, als Ganzopfer, wenn beide unten, als Sündopfer, und sie müsste demnach nach dem Grundsatz, dass bei einem Pflichtopfer das noch zu bringende Ganzopfer immer von derselben Art sein muss wie das bereits dargebrachte Sündopfer. für den Fall, dass eine von den beiden Pflichtopfertauben vorschriftsgemäss als Sündopfer dargebracht worden ist, jetzt als Ersatz noch eine Taube von derselben Art als Ganzopfer darbringen. Da es aber doch zweifelhaft ist, ob dieses der Fall ist, und sie zudem nicht weiss, von welcher Art das Pflichtopferpaar gewesen ist, braucht sie auf das bereite dargebrachte keine Rücksicht zu nehmen und genügt es, wenn sie als Ersatz ein neues Pflichtopferpaar darbringt (so scheint mir die Ansicht des Maim. in seinem Comment. wie im Jad Hach. erklärt werden zu müssen).",
+ "da vielleicht alle vier Tauben unten dargebracht worden sind und sie demnach auch das Ganzopfer ihres Pflichtopfers noch nicht dargebracht hat. Auch hierfür muss sie von jeder Art eine Taube bringen, da sie nicht weiss, von welcher Art die unten als Sündopfere ihres Pflichtopfers dargebrachte Taube gewesen ist, und beim Pflichtopfer die Art des vorschriftsgemäss dargebrachten Sündopfers auch für das zugehörige Ganzopfer massgebend ist.",
+ "und eine. von welcher Art sie will.",
+ "als Sündopfer bringen. Da sie nicht mehr weiss, was sie als ihr Pflichtopfer bestimmt hatte, so ist es auch möglich, dass sie gar nicht ein Taubenpaar, wie es die arme Frau als Pflichtopfer darzubringen hat, dazu bestimmt hatte, sondern ein Lamm und eine Taube, das Opfer einer vermögenden Frau, und nachdem sie bereits ihr Opfer als vermögende Frau bestimmt hatte, kann sie jetzt nicht mehr das einer armen Frau darbringen, deshalb muss sie zusammen mit einem Lamme als Ganzopfer auch noch eine junge oder Turteltaube als Sündopfer darbringen (fraglich bleibt allerdings, warum die Sündopfertaube, die sie zusammen mit der Ganzopfertaube darbringt, nicht auch für diesen Eventualfall als Ergänzung zu dem Lamm, das sie bringt, gelten kann).",
+ " da es möglich ist, dass alle vier Tauben oben dargebracht worden sind, und sie demnach auch das Sündopfer ihres Pflichtopfers noch nicht dargebracht hat. Hierfür genügt eine Taube gleichviel von welcher Art, weil selbst wenn das Ganzopfer ihres Pflichtopfers bereite vorschriftsgemäss dargebracht worden sein sollte, sie bei der Darbringung des Sündopfers nicht an die Art des dargebrachten Ganzopfers gebunden ist, sondern trotzdem ein Sündopfer von der anderen Art darbringen kann; als das dazu gehörende Ganzopfer gilt dann die entsprechende Taube von den beiden, die sie als Ersatz für das Ganzopfer ihres Pflichtopfers darbringt.",
+ "zwei als Sündopfer. Sie muss zusammen mit dem Lamm noch eine Turteltaube und eine junge Taube darbringen, weil nach Ansicht des ben Asai wie bei einem Gelübde auch bei dem Pflichtopfer die zuerst getroffene Bestimmung massgebend ist (s. oben II, 5, eine allerdings etwas befremdende Auslegung des הולכין אחר הראשון s. Tosf. Jomt.), und sie doch nicht weiss, ob sie zusammen mit dem Lamm eine Turteltaube oder eine junge Taube als Sündopfer bestimmt hat.",
+ "Da nach Ansicht des ben Asai immer die Art der von den beiden Tauben des Pflichtopfers zuerst dargebrachten Taube auch für die zweite massgebend ist (oben II, 5), muss sie, um auch der letztgenannten Möglichkeit Rechnung zu tragen, als Ersatz für ihr Pflichtopfer auch ein Sündopfer sowohl von der einen wie von der anderen Art darbringen.",
+ "So lange es. das Opfertier.",
+ "hat sich seine Stimme versiebenfacht. d. h. wie aus den Teilen des einen Opfertieres, nachdem es dargebracht worden ist, noch nachträglich eine siebenfache Verwendung für das Heiligtum sich ergeben kann, so kann auch aus dem einen Pflichtopfer, das die Frau zu bringen hatte, nachdem es dargebracht worden ist, unter Umständen wie aus dem Vorstehenden sich ergibt, nachträglich für die Frau die Verpflichtung sich ergeben, noch sieben Tauben als Opfer darzubringen.",
+ "seine Därme zu Harfen. Ed. Lowe fügt noch als andere Lesart hinzu: צמרו לתכלת עורו לתפלין קרניו דמיו לזרוק חלבו (wohl korrumpiert statt לכנורוח) להקטיר זח חוא קולן שבע לחצוצרות שוקיו לחלילין כני מעיו לפרדות",
+ "wie einige noch hinzufügen. so dass auch nach ben Asai, nach dessen Ansicht in dem zuletzt genannten Fall die Frau noch acht Tauben nachzubringen hat, die Zahlen übereinstimmen.",
+ "auch seine Wolle zu den himmelblauen Quasten. an dem Mantelsaum des Hohepriesters (s. Exod. 28,33). Zwischen je zwei Quasten hing ein goldenes Glöckchen, die Glöckchen ertönten, wenn sie beim Gehen des Hohepriesters an die Quasten anschlugen. Nach dem ersten Tanna ist diese Verwendung nicht mitzuzählen, da nicht die Quasten den Ton von sich gaben, sondern die Glöckchen.",
+ "sagt. S. Sabb. 152 a. Die Mischna fügt diesen Ausspruch wohl nur deshalb hier an, um mit einem allgemeinen Ausspruch über den Wert der eingehenden Beschäftigung mit den Torageboten zu schliessen.",
+ "Unwissende. עם הארץ das gemeine Volk, bei dem es an Torawissen und aus Unkenntnis deshalb auch an der rechten Ausübung der Gebote fehlt, s. Berach. 47 b.",
+ "desto verworrener in ihrem Denken. wörtlich: ihr Verstand verwirrt sich über ihnen d. h. sie verfallen immer mehr unter der Unklarheit ihres Denkens.",
+ "wie es heisst. Hiob 12,20.",
+ "wie es heisst. Hiob 12,12."
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+ "\nDer Ausdruck מעילה wird in der heiligen Schrift für das Veruntreuen von heiligem Gut gebraucht. Nach Lev. 5, 14—16 hat derjenige, der Heiliges unvorsätzlicher Weise veruntreut hat, zu seiner Sühne ein Schuldopfer darzubringen und den Wert des von ihm Veruntreuten zusätzlich eines Aufschlags von einem Fünftel dem Heiligtum zu ersetzen. Ist die Veruntreuung vorsätzlich geschehen, ist kein Schuldopfer zu bringen und bei der Ersatzleistung kein Fünftel Aufschlag hinzuzufügen, sondern es tritt wie bei Uebertretung jedes Verbots bei vorangegangener Verwarnung die Geissel-strafe ein, ist keine Verwarnuug vorangegangen, muss nur der Wert des gehabten Genusses und der Wert dessen, um das das Heiligtum geschädigt worden ist, ersetzt werden.\nDiese Bestimmungen gelten sowohl für Veruntreuung an Opfern und allen Gegenständen, die zu ihrer eigenen Verwendung im Heiligtume geheiligt worden sind (קדושת הגוף), wie für alles, was sonst Eigentum des Heiligtums ist, wenn es auch nicht dazu bestimmt ist, selbst im Heiligtum verwendet zu werden, sondern nur zu Zwecken des Heiligtums veräussert zu werden (קדושת הדמים).\nOpfertiere und sonstige Opfer, von denen weder den Eigentümern noch den Priestern etwas zufällt, unterliegen dem Verbote der Veruntreuung von dem Augenblicke an, wo sie für ihren Zweck geheiligt worden sind, bis alle Opferhandlungen bis zum Ende an ihnen ausgeführt worden sind. Hochheilige Opfer, deren Fleisch den Priestern zufällt, unterliegen ebenfalls in allen ihren Teilen der Veruntreuung von dem Augenblicke an, wo sie für ihren Zweck geheiligt worden sind, nach der Sprengung des Blutes unterliegen ihr aber nur noch die Opferteile, die für den Altar bestimmt sind, nicht aber das Fleisch, das von den Priestern verzehrt wird. Einfachheilige Opfer gelten als den Eigentümern gehöriges Gut, von ihnen unterliegen deshalb nur die Opferteile nach der Sprengung des Blutes der Veruntreuung. Das Blut der Opfertiere bildet eine Ausnahme, indem es nach Tora-Vorschrift der Veruntreuung überhaupt nicht unterliegt.\nAls Veruntreuung gilt jede Nutzniessung von Heiligem, wenn der davon gehabte Nutzen wenigstens den Wert einer Peruta ausmacht und das Heilige dadurch auch tatsächlich um den Wert von wenigstens einer Peruta geschädigt worden ist. Bei Opfertieren, deren Wert als Opfer durch infolge ihrer Benutzung entstandene Minderung ihres Geldwertes nicht beeinträchtigt wird, ebenso bei allen Gegenständen, bei denen eine Abnutzung sich gar nicht oder doch erst nach sehr langem Gebrauche bemerkbar macht, gilt schon die blosse Benutzung ohne Rücksicht auf den dadurch dem Heiligtum entstandenen Schaden als Veruntreuung. Der Veruntreuung macht sich ferner schuldig, wer Heiliges in der Absicht, es für sich zu behalten, sich aneignet, es verleibt oder verkauft.\nAlles, was nur Eigentum des Heiligtums ist und nicht zu eigener Verwendung im Heiligtum bestimmt ist, verliert durch eine unvorsätzlich daran begangene Veruntreuung — nach einer anderen Ansicht jedoch nur, wenn die Veruntreuung durch Entwendung stattgefunden hat, s. M. L. zu Maim. Hilch. Meïla 6, 4 — seinen Charakter als heiliges Gut, eine nochmalige Veruntreuung kann deshalb daran nicht mehr begangen werden. Opfertiere dagegen und zum Opferdienst bestimmte Gegenstände bleiben auch nach an ihnen begangener Veruntreuung heilig und unterliegen weiter dem Verbot der Veruntreuung. Durch vorsätzliche Veruntreuung verliert Heiliges überhaupt nicht seinen Charakter als heiliges Gut.\nDer Traktat מעילה enthält die näheren Ausführungen zu diesen Bestimmungen in 6 Abschnitten, die im Einzelnen folgenden Inhalt haben:\n1. Inwieweit bei Opfertieren das Verbot der Veruntreuung und ebenso die Verbote von נותר ,פגול und טמא durch bei ihrer Darbringung vorgekommene Verstösse gegen die Opfervorschriften beeinflusst werden. Der Einfluss der Blutsprengung auf das Verbot der Veruntreuung bei hochheiligen und bei einfachheiligen Opfertieren.\n2. Das Verbot der Veruntreuung bei hochheiligen Opfertieren und anderen hochheiligen Opfern, von wann an sie inbezug auf andere für sie geltende Verbote und für die mit ihnen auszuführenden Opferhand-lungen als geheiligt gelten, wann sie aufhören, der Veruntreuung zu unterliegen.\n3. Das Verbot der Veruntreuung bzw. der Nutzniessung bei Opfertieren, die nicht mehr als solche dargebracht werden können, bei Geld, das zum Ankauf von Opfertieren bestimmt worden ist, dem Blut von Opfertieren, den Ascheresten von den auf dem inneren Altar dargebrachten Opfern und den Ueberresten aus dem heiligen Leuchter, der Milch und Eiern von Opfertieren. Das Verbot der Veruntreuung bezw. der Nutzniessung bei anderen für den Altar oder für den Tempelschatz geheiligten Dingen.\n4. Das Zusammenrechnen des aus mehreren selbst teils für den Altar und teils für den Tempelschalz geheiligten Dingen gezogenen Nutzens bei dem Verbote der Veruntreuung. Welche Bestandteile bei den Opfertieren inbezug auf dieses Verbot wie auf andere für dieselben geltenden Verbote zusammenrechnen. Das Zusammenrechnen bei anderem Gleichartigen, bei Speisen, die man nicht geniessen darf, bei Dingen, deren Berührung verunreinigt. Vorschriften, bei denen alle Speisen zusammenrechnen und alle Getränke zusammenrechnen.\n5. Bei welchen Dingen die blosse Benutzung schon als Veruntreuung gilt, und bei welchen erst dann, wenn dadurch das Heiligtum auch geschädigt worden ist. Welche Dinge durch eine an ihnen begangene Veruntreuung aufhören, heilig zu sein, so dass nicht nochmals eine Veruntreuung an ihnen begangen werden kann, und bei welchen dieses nicht der Fall ist. Dass das Verzehren und die sonstige Benutzung von Heiligem und sowohl das durch die veruntreuende Person selbst davon Verzehrte und Benutzte wie das von ihr anderen Personen davon zum Verzehren und zum Benutzen Gegebene bei dem Verbot der Veruntreuung zusammenrechnen.\n6. Veruntreuung durch Vermittelung einer anderen Person, in welchen Fällen der Auftraggeber sich schuldig macht, in welchen die beauftragte Person, in welchen beide und in welchen keiner von beiden.\n"
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+ "die man auf der Südseite. der עזרה.",
+ "geschlachtet hat. während sie nach der Vorschrift auf der Nordseite geschlachtet werden sollen, s. Sebach. V, 1.",
+ "unterliegen der Veruntreuung. Über Veruntreuung an hochheiligen Opfertieren s. die Einleitung. Durch das Schlachten an einer anderen als der vorgeschriebenen Stelle werden die Tiere zwar als Opfer untauglich, trotzdem aber bleiben sie auch weiter heilig und unterliegen der Veruntreuung wie alle anderen nicht hochheiligen dort geschlachteten Opfertiere, die überall in der עזרה geschlachtet werden dürfen Nach Maim. (הלכות מעילה III, 1) unterliegen die Opfertiere in den hier genannten Fällen nach Tora-Vorschrift nicht mehr der Veruntreuung, sondern ist dieses nur eine rabbinische Verordnung, es ist deshalb für die unvorsätzliche Veruntreuung kein Schuldopfer darzubringen und das Veruntreute nur einfach ohne Fünftel-Aufschlag zu ersetzen.",
+ "Hat man sie auf der Südseite geschlachtet und das Blut auf der Nordseite aufgefangen. Auch für das Auffangen des Blutes ist die Nordseite vorgeschrieben, s. Sebach. V, 1.",
+ "auf der Nordseite und das Blut auf der Südseite aufgefangen. Auch in diesem Falle unterliegen sie der Veruntreuung, trotzdem das Auffangen des Blutes eine von den wesentlichen nur durch einen Priester vorzunehmenden Opferhandlungen ist und diese nicht an der vorgeschriebenen Stelle ausgeführt worden ist. Da weder durch das Schlachten noch durch das Auffangen des Blutes an einer anderen als der vorgeschriebenen Stelle das Opfer aufhört, der Veruntreuung zu unterliegen, gilt dasselbe auch für den Fall, wenn beides an unrichtiger Stelle ausgeführt worden ist.",
+ "hat man sie am Tage geschlachtet und die Blutsprengung bei Nacht vorgenommen. Das Sprengen des Blutes darf ebenso wie das Schlachten nur am Tage geschehen, s. Sebach. 56 a, Tosaf. Hier setzt die Mischna an Stelle des Auffangens das Sprengen des Blutes, weil das Auffangen des Blutes unmittelbar auf das Schlachten folgt und deshalb nicht gut dieses bei Tage und jenes bei Nacht vorgenommen werden kann.",
+ "oder hat man sie [mit der Absicht auf] ausserhalb ihrer Zeit oder ausserhalb ihres Ortes geschlachtet. d. h. mit der Absicht, etwas davon, das zum Opfer bestimmt ist, ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit oder des dafür bestimmten Ortes zu opfern, oder etwas davon, das zum Essen bestimmt ist, ausserhalb der dafür bestimmten Zeit oder des dafür vorgeschriebenen Ortes zu essen (s. Sebach. II, 3).",
+ "unterliegen sie der Veruntreuung. In allen diesen Fällen unterliegt, auch wenn das Blut gesprengt worden ist, auch das für die Priester bestimmte Fleisch des Opfertieres auch weiter der Veruntreuung, weil durch das Sprengen des Blutes nur das dadurch den Priestern zufallende Fleisch von tauglichen Opfern aufhört, der Veruntreuung zu unterliegen, s. die Einleitung.",
+ "wo es für die Priester bereits zum Genuss erlaubt gewesen ist. wenn es nachher auch untauglich geworden ist und nicht von den Priestern gegessen werden darf.",
+ "unterliegt es. das Fleisch. Die Opferstücke dagegen unterliegen auch weiter der Veruntreuung, bis sie zu Asche verbrannt sind und die Asche vom Altar hinweggeräumt worden ist (s. weiter II, 5).",
+ "Wenn es. nachdem das Blut gesprengt worden ist.",
+ "über Nacht liegen geblieben oder unrein geworden oder nach aussen gekommen ist. und dadurch untauglich geworden ist, da Hochheiliges nur an dem Tage der Darbringung und in der darauf folgenden Nacht und, wenn es unrein geworden oder aus dem Heiligtum herausgekommen ist, nicht von den Priestern gegessen werden darf.",
+ "Wenn es [mit der Absicht auf] ausserhalb seiner Zeit oder ausserhalb seines Ortes geschlachtet worden ist. Die Mischna nennt hier nur die letzten von den oben angeführten Fällen, das Gleiche gilt natürlich auch für die übrigen dort angeführten Fälle.",
+ "oder wenn Untaugliche das Blut aufgefangen oder das Blut gesprengt haben. Auch nach dem Auffangen oder Sprengen des Blutes durch einen Untauglichen kann aber das Opfer durch von einem dazu Tauglichen aufgefangenes und gesprengtes Blut noch tauglich werden und unterliegt dann nicht mehr der Veruntreuung. Nur wenn das Blut durch einen Unreinen gesprengt worden ist, hat ein nochmaliges Sprengen durch einen dazu Tauglichen nicht diese Wirkung, weil bei Gemeinde opfern, die in Unreinheit dargebracht werden, auch Unreine die Opferhandlungen ausführen dürfen, und deshalb ganz allgemein auch bei Opfern, die in Reinheit dargebracht werden, auch das Sprengen des Blutes durch einen Unreinen die Folge hat, dass alles übrige Blut des Opfertieres als nach dem Sprengen zurückgebliebenes Blut (שירי הרס) betrachtet wird, das für die Blutsprengung nicht mehr verwendbar ist."
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+ "Wenn Fleisch von Hochheiligem vor der Sprengung des Blutes nach aussen. ausserhalb der עזרה, solches Fleisch darf von den Priestern nicht mehr gegessen werden (s. Sebach. V Note 33).",
+ "unterliegt es. auch nach der Sprengung des Blutes.",
+ "der Veruntreuung. weil durch die Sprengung des Blutes nur Fleisch, das dadurch für die Priester erlaubt wird, aufhört der Veruntreuung zu unterliegen.",
+ "nicht aber der auf Verworfenes. Wenn das Opfer durch eine bei einer der vorausgegangenen Opferhandlungen ausgesprochene vorschriftswidrige Absicht פיגול geworden ist (s. Sebach. II, 2) und es isst jemand von dem vor der Blutsprengung aus der עזרה herausgekommenen Fleisch, trifft ihn dafür nicht die Ausrottungsstrafe, weil die Ausrottungsstrafe für פיגול nur dann eintritt, wenn das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden ist (s. dort Note 42), für dieses Fleisch aber die Blutsprengung keine Geltung hat.",
+ "Übriggelassenes. weil נוחר nur solches Fleisch heisst, das, trotzdem es gegessen werden durfte, über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben ist, nicht aber solches, das gar nicht gegessen werden durfte (Raschi, Sebach. 90 a).",
+ "und Unreines. Wenn jemand im Zustande der Unreinheit von dem Fleisch isst, trifft ihn nicht die Ausrottungsstrafe, weil diese nur denjenigen trifft, der Opferfleisch, das von Reinen gegessen werden darf, in Unreinheit geniesst (s. Menach. 25b).",
+ "Es unterliegt nicht der Veruntreuung. Durch die Sprengung des Blutes hört das Fleisch auf, der Veruntreuung zu unterliegen, trotzdem es durch das Herauskommen aus der עזרה untauglich geworden und von den Priestern nicht mehr gegessen werden darf. Nach Raschi und Bart. spricht die Mischna von dem Fall, dass das Fleisch zwar herausgekommen, vor dem Sprengen des Blutes aber wieder hereingebracht worden und während der Blutsprengung in der עזרה war. Nach Tif. Jis. dagegen ist in diesem Falle auch R. Elieser der Ansicht des R. Akiba, und bezieht sich die Kontroverse nur auf den Fall, wenn das Fleisch auch während der Blutsprengung ausserhalb der עזרה war (vgl. auch ברכת הזבח zu der Erklärung Raschis). Straschun wendet mit Recht ein, dass für erstere Unterscheidung, welche der Talmud bei den Opferstücken von Einfachheiligem macht (s. die folgende Mischna), bei Fleisch von Hochheiligem kein ersichtlicher Grund vorliegt, da, nachdem das Fleisch einmal dadurch, dass es aus der עזרה herausgekommen, untauglich geworden ist, es doch gleichgültig ist, ob es nun während dor Blutsprengung in der עזרה oder ausserhalb derselben war.",
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. Da nach Ansicht von R. Akiba die Blutsprengung auch für das aussen befindliche Fleisch insofern Geltung hat, dass dieses danach nicht mehr der Veruntreuung unterliegt, ist demnach auch für dieses das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden und unterliegt es deshalb auch dem פיגול-Verbot (s. Note 18) und ebenso wie das übrige durch die Blutsprengung zum Genuss erlaubt gewordene Fleisch auch dem Verbot von נותר und טמא.",
+ "und sie stehen nun beide da. sie sind beide zu gleicher Zeit geschlachtet worden und das Blut von beiden steht nun zur Sprengung da. Man kann in diesem Falle nach Belieben das Blut des einen oder des anderen Tieres sprengen, sobald aber das Blut des einen Tieres gesprengt worden ist, ist dadurch das andere Opfertier als ein unverwendbar gewordenes Sündopfer (מותר חטאת) untauglich geworden.",
+ "fällt da nicht durch die Sprengung des Blutes. des einen der beiden Tiere.",
+ "ebenso wie für das Fleisch des einen Tieres so auch für das Fleisch des anderen Tieres das Verbot [der Veruntreuung] fort. Da die Blutsprengung sowohl mit dem Blut des einen Tieres wie mit dem des anderen vorgenommen werden kann, gilt dieselbe, mit dem Blut welches der beiden Tiere sie auch ausgeführt worden ist, als für beide Tiere vollzogen und unterliegt deshalb das Fleisch beider Tiere nicht mehr der Veruntreuung (vgl. Sebach. XIII, 8).",
+ "Wenn durch die Blutsprengung selbst für das Fleisch eines anderen Tieres. trotzdem dasselbe durch die Sprengung des Blutes des anderen Tieres untauglich geworden ist.",
+ "dass es gewiss dadurch für das Fleisch desselben Tieres fortfällt. wenn es auch durch das Herauskommen aus der עזרת bereits untauglich geworden war. Ebenso wie aber in dem angezogenen Falle das Veruntreuungsverbot auch für das zweite Tier nur dadurch fortfällt, dass es durch das Sprengen des Blutes für das erste Tier fortfällt, hat auch nach R. Akiba das Sprengen des Blutes auch für das aus der עזרה herausgekommene Fleisch nur dann diese Wirkung, wenn während der Blutsprengung etwas von dem Fleische sich innerhalb der עזרה befunden hat, im anderen Falle dagegen, wenn beim Sprengen des Blutes alles Fleisch ausserhalb der עזרה war, ist auch R. Akiba der Ansicht, dass es auch weiter der Veruntreuung unterliegt (Talmud)."
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+ "Wenn Opferstücke von einfach Heiligem. die erst nach der Blutsprengung der Veruntreuung unterliegen.",
+ "unterliegen sie nicht der Veruntreuung. nicht weil sie durch das Herauskommen untauglich geworden sind, denn Opferstücke von Einfach-Heiligem werden, wenn sie vor dem Sprengen des Blutes aus der עזרה herausgekommen sind, dadurch nicht untauglich (s. Sebach. 90 a), sondern weil nach Ansicht des R. Elieser für Opferstücke, die sich während der Sprengung des Blutes ausserhalb der עזרה befinden, die Blutsprengung nicht die Wirkung hat, dass sie der Veruntreuung unterliegen, sind sie dagegen vor der Blutsprengung wieder hineingebracht worden, so dass sie sich während der Sprengung in der עזרה befinden, unterliegen sie auch nach Ansicht des R. Elieser der Veruntreuung (anders erklärt Raschi, vgl. dazu ברכת הזבח).",
+ "und nicht der auf Verworfenes. S. Note 18.",
+ "Übriggelassenes und Unreines. Auch Opferstücke, obwohl sie nur für den Altar bestimmt sind, unterliegen diesen Verboten (s. Sebach. 36 b und Sebach. IV Note 44). Ebenso wie aber bei dem Fleisch für die Übertretung dieser Verbote die Ausrottungsstrafe nur dann eintritt, wenn es durch vorschriftsmässige Sprengung des Blutes für den Genuss erlaubt geworden ist, tritt sie auch bei Opferstücken nur dann ein, wenn für sie das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden ist (Raschi Sebach. 90 a v. ומשום טומאת הגוה).",
+ "Sie unterliegen der Veruntreuung. auch wenn sie während der Blutsprengung sich draussen befunden haben.",
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. da die Blutsprengung auch für das draussen Befindliche Geltung hat, s. Note 22."
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+ "Die erfolgte Blut-Sprengung. Talmudausg.: יש מעשה דמים.",
+ "nach der Sprengung des Blutes unterliegen die Opferstücke der Veruntreuung und das Fleisch. bei denjenigen Opfern, deren Fleisch von den Priestern verzehrt wird",
+ "unterliegt nicht der Veruntreuung. das Sprengen des Blutes bewirkt also eine Erleichterung.",
+ "sowohl dieses wie jene unterliegen aber. nach der Sprengung des Blutes.",
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. insofern bewirkt also das Sprengen des Blutes eine Erschwerung. Talmudausg.: נמצא מעשה דמים דק״ק להקל ולהחמיר.",
+ "Bei einfach Heiligem unterliegen vor der Sprengung des Blutes weder die Opferstücke noch das Fleisch der Veruntreuung. weil sie noch als Eigentum des Darbringenden betrachtet werden.",
+ "nach der Sprengung des Blutes unterliegen die Opferstücke der Veruntreuung. weil diese nunmehr als Eigentum des Altars betrachtet werden.",
+ "sowohl dieses wie jene unterliegen aber. nach dem Sprengen des Blutes.",
+ "so ergibt sich aus der Blutsprengung bei Hochheiligem eine erleichternde und eine erschwerende. In den Talmudausg. fehlt hier: בקדשי קדשים להקל ולהחמיר."
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+ "sobald es zum Opfer bestimmt worden ist. da es zu den hochheiligen Opfertieren gehört.",
+ "Durch das Abdrücken [des Kopfes] erhält es die Eigenschaft. הוכשר = für etwas tauglich d. h. empfänglich gemacht werden, vgl. Chull. II, Note 29.",
+ "dass es durch [Berührung durch] einen am selben Tage Untergetauchten. S. Sebach. II Note 2.",
+ "oder einen noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnten. S. ebend. Note 4.",
+ "und durch Liegenbleiben über Nacht. wenn die Blutsprengung nicht am selben Tage sfattgefunden hat oder nach der Blutsprengung das Fleisch über Nacht liegen geblieben ist. Das Herauskommen aus der עזרה vor der Sprengung des Blutes erwähnt die Mischna nicht, weil dieser Fall Gegenstand der Kontroverse zwischen R. Akiba und den Weisen ist.",
+ "untauglich. Durch Berührung durch einen טבול יום oder einen מחוסר כפורים wird das Opfer nur פסול, d. h. als unrein geworden untauglich, es wird aber nicht so unrein, dass es die Unreinheit auch weiter auf anderes überträgt (s. Vorbemerkung zu Kelim Abs. 3).",
+ "Nach der Sprengung. Das Blut des Vogel-Sündopfers wurde nicht mit dem Sprengbecken an den Altar gesprengt, was mit dem Ausdruck זרק bezeichnet wird, sondern man fasste den Vogel mit der Hand an und sprengte so mit dem Vogel selbst das Blut an den Altar (s. Sebach. VI Note 33). Ed. pr.: מיצה, vgl. Talmud.",
+ "aber nicht mehr der Veruntreuung. da nichts davon auf den Altar kommt, sondern nach der Sprengung des Blutes alles den Priestern gehört (Sebach. VI, 4)."
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+ "Nach der Ausdrückung. Beim Vogel-Ganzopfer wurde das Blut überhaupt nicht gesprengt, sondern nur durch Pressen des Halses an die Altarwand ausgedrückt (s. Sebach. VI, 5).",
+ "und es unterliegt der Veruntreuung. da es ganz auf dem Altar geopfert wird.",
+ "bis [die Asche] nach dem Aschenplatz. בית הדשן s. Sebach. V Note 21.",
+ "herausgebracht wird. Nach Rab (s. Talmud) ist damit gemeint: bis die Asche nach dem Aschenplatz herausgeschafft werden kann, d. i. nachdem die Aschenhebe am Morgen vom Altar abgehoben worden ist, weil damit alles, wozu das Opfer bestimmt ist und was damit auszuführen ist, erfüllt worden ist und eine danach noch erfolgende Nutzniessung von der auf dem Altar zurückgebliebenen Asche nicht als eine Veruntreuung an Gottgeweihtem (קדשי ה׳) gelten kann und deshalb nur noch nach rabbinischer Verordnung verboten ist; nach R. Jochanan unterliegt auch die zurückgebliebene Asche so lange noch der Veruntreuung, bis sie nach dem Aschenplatz herausgeschafft worden ist, da auch dieses Hinausschaffen der Asche Vorschrift ist."
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+ "die verbrannt werden. S. Sebach. IV Note 31.",
+ "die verbrannt werden. S. dort Note 32.",
+ "und sie unterliegen der Veruntreuung. auch ihr Fleisch, das nicht auf dem Altar, sondern auf dem Aschenplatz verbrannt wird.",
+ "bis das Fleisch [vom Feuer] verzehrt ist. יותך Hof. von נתך = zerschmolzen werden, zergehen. Sebach. XII, 6 erklärt Maim., dass unter נתך הבשר das Anfangsstadium des Verbrennens zu verstehen ist, hier dagegen עד שיותך הבשר: bis das Fleisch vollständig verbrannt ist. הלכות מעילה II, 4 steht für שיותך die Form שיתוך, die Talmudausg. lesen: שיתיך."
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+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe und unterliegt das Fell. das den Priestern zufällt. Talmudausg. und ed. Lowe: בעודות.",
+ "bis [die Asche] nach dem Aschenplatz herausgebracht wird. שיצא masc. bezieht sich auf בשר, das zu Asche gewordene Fleisch, Talmudausg.: שתצא auf das fem. העולה."
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+ "das Schuldopfer und die Gemeinde-Friedensopfer. Die einzigen Friedensopfer, die von der Gemeinde dargebracht wurden, waren die beiden Lämmer, welche mit den Erstlingsbroten zusammen am Wochenfeste dargebracht wurden.",
+ "das Fleisch unterliegt nicht mehr der Veruntreuung. da es nach dem Sprengen des Blutes den Priestern gehört."
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+ "Die beiden Brote. am Wochenfeste.",
+ "Nachdem sie im Ofen eine Kruste bekommen haben. Das Backen der Brote, das sich in dem Überziehen mit einer Kruste zu erkennen gibt, hat die gleiche Wirkung wie das Schlachten bei einem Opfertiere, weil es wie dieses die erste für die Darbringung vorbereitende an dem Heiligen vorgenommene Veränderung ist (Raschi).",
+ "dass sie durch [Berührung durch] einen am selben Tage Untergetauchten oder einen noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnten untauglich werden. Nach Raschi und Bart. heisst es hier nicht: ובלינה, da nach Menach. XI, 9 die Brote stets schon am Tage vorher gebacken wurden, sie wurden demnach durch das Liegenbleiben über Nacht nicht untauglich. Tosaf. wenden dagegen ein, dass die Brote nur dann durch Übernachten nicht untauglich wurden und deshalb am Tage vorher gebacken werden konnten, wenn man annimmt, dass der Ofen nicht zu den geheiligten Geräten gehörte, weil alles zu Opfernde, sobald es durch Hineintun in ein heiliges Gerät geheiligt worden ist, durch Übernachten untauglich wird. Unsere Mischna muss aber von der Annahme ausgehen, dass der Ofen zu den geheiligten Geräten gehörte, da sonst die Brote nicht schon im Ofen durch die Berührung durch einen טבול יום untauglich werden könnten, es mussten deshalb die Brote am selben Tage gebacken werden, weil sie sonst durch Übernachten untauglich wurden, Tosaf. halten deshalb auch hier die Lesart ובלינה für berechtigt, wie sie sich auch in den Talmudausgaben findet (Vgl. hierzu Menach. XI Note 8).",
+ "und darf das zu ihnen gehörende Opfer. die beiden Lämmer, die zu den Erstlingsbroten gehören.",
+ "geschlachtet werden. sie dürfen erst geschlachtet werden, wenn die beiden zu ihnen gehörenden Brote hergestellt sind, so lange die Brote aber keine Kruste haben, können sie noch nicht לחם genannt werden (vgl. Menach. VII Mote 20).",
+ "Nach der Sprengung des Blutes der Lämmer unterliegen sie. die Brote.",
+ "aber nicht mehr der Veruntreuung. da sie dann von den Priestern verzehrt werden dürfen."
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+ "dass es durch [Berührung durch] einen am selben Tage Untergetauchten oder einen noch nicht durch ein Sühnopfer Gesühnten untauglich wird. Hier kann es auch nach Tosaf. nicht ובלינה heissen, da das Schaubrot immer eine volle Woche auf dem Tische liegen blieb.",
+ "und dass es auf den heiligen Tisch gelegt werden darf. es wird, sobald es sich mit einer Kruste überzogen hat, bereits לחם genannt.",
+ "Nachdem die Schalen. die beiden zu ihm gehörenden Schalen mit Weihrauch,",
+ "aber nicht mehr der Veruntreuung. da nach der Darbringung des Weihrauchs das Brot von den Priestern verzehrt werden darf."
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+ "Nachdem das Chomez. das von den Mehlopfern abgehoben wurde, um es auf dem Altar darzubringen. Das Darbringen des Chomez beim Mehlopfer entspricht dem Sprengen des Blutes beim Tieropfer (vgl. Menach. I Note 3).",
+ "unterliegen sie. Mischna- und Talmudausg.: חייבין עליו ed. Yen. und Lowe richtig. חייבין עליהן.",
+ "das Zurückbleibende. שירים — der Rest, s. Sebach. V. Note 13.",
+ "unterliegt nicht der Veruntreuung. da es von den Priestern verzehrt wird.",
+ "bis [die Asche] nach dem Aschenplatz herausgebracht wird. wie bei hochheiligen Opfertieren die auf dem Altar dargebrachten Opferstücke."
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+ "der Weihrauch. der mit dem Chomez zusammen auf den Altar dargebracht wurde.",
+ "das Räucherwerk. die Spezereien, die als Räucherwerk dargebracht wurden.",
+ "das Mehlopfer von Priestern. das nach Lev. 6, 16 ganz auf dem Altar dargebracht wurde.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. Der Hohepriester hatte täglich ein Mehlopfer zur Hälfte morgens und zur Hälfte abends darzubringen, das ebenfalls ganz auf dem Altar dargebracht wurde.",
+ "und das Giessopfer-Mehlopfer. das mit einem Weinopfer verbundene Mehlopfer, das als Zugabe mit den meisten Tier-opfern zusammen dargebracht wurde und das ebenfalls ganz auf dem Altar verbrannt wurde.",
+ "Durch ihre Heiligung. Talmudausg.: קרשן",
+ "durch [Hineintun in] das Opfergerät. das Chomez schon vor seiner Abhebung durch das Hineintun des Mehlopfers in das Opfergerät.",
+ "und sie unterliegen der auf Übriggelassenes. Ed. Ven. und Lowe fehlt: משום נותר.",
+ "und Unreines. Dieselbe Wirkung, welche bei Opfertieren das Sprengen des Blutes an den Altar und bei gewöhnlichen Mehlopfern das Darbringen des Chomez auf den Altar hat, hat bei den genannten Dingen, die selbst ganz auf den Altar gebracht werden, schon das Hineintun in das heilige Dienstgerät.",
+ "nicht aber der auf Verworfenes stehenden Strafe. weil alle die genannten Dinge zu denjenigen gehören, auf welche die auf das Essen von einem פגול gewordenen Opfer stehende Ausrottungsstrafe keine Anwendung findet, s. Sebach. IV, 3. Nach der Ansicht der Weisen in der dortigen Mischna gehören hierzu auch die מנחות נסכים, die zusammen mit dem Tieropfer dargebracht werden.",
+ "was erst durch ein Anderes verwendbar gemacht wird. Ueber die Bedeutung des Ausdrucks מתירין s. Sebach. II Note 41. Beim Sündopfer, Schuldopfer und Friedensopfer werden erst durch das Sprengen des Blutes die Opferteile für den Altar und das Fleisch für die Priester verwendbar, beim Ganzopfer und den Stieren und Böcken, die verbrannt werden, die Opferteile und das Fleisch für den Altar, die beiden Brote werden erst durch das Sprengen des Blutes der zu ihnen gehörenden Lämmer für die Priester verwendbar, ebenso die Schaubrote erst durch das Darbringen des Weihrauchs und die gewöhnlichen Mehlopfer durch das Darbringen des von ihnen abgehobenen Chomez.",
+ "erst nachdem das es verwendbar Machende dargebracht worden ist. Verworfenes, weil es beim פגול-Verbote (Lev. 19, 7) heisst: לא ירצח „es wird nicht wohlgefällig aufgenommen werden“, wie die wohlgefällige Aufnahme des Opfers erst durch die erfolgte Blut-Sprengung bewirkt wird, so wird es auch erst nach erfolgter Blutsprengung פגול (Sebach. 28 b.) Dass dasselbe auch für Übriggelassenes und Unreines gilt, wird im Talmud ebenfalls von den dabei gebrauchten Ausdrücken der Schrift abgeleitet (s. Sebach. 45 b)",
+ "was nicht durch ein anderes verwendbar gemacht wird. wie die hier in der Mischna angeführten Dinge.",
+ "der auf Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. weil es bei dem Verbot, Heiliges in Unreinheit zu essen, heisst (Lev. 22, 2): מקדשי בני ישראל אשר הם מקדישים לי darunter ist alles Geheiligte zu verstehen, auch wenn es keinen מתיר hat, sobald es die zur Darbringung vorbereitende Heiligkeit erhalten hat. Dass dasselbe auch für Übriggelassenes gilt, wird wieder durch Wortanalogie von dem für Unreines Geltenden abgeleitet (Sebach. 45 b)."
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+ "Das Junge. S. Temura IV, 1 die Erklärungen zu dieser Mischna.",
+ "das sein Jahresalter überschritten hat und verloren gegangen [oder verloren gegangen] und fehlerbehaftet wiedergefunden. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: ונמצאת.",
+ "und man bringt. Talmudausg.: ויקחו."
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+ "Wenn jemand Geld für seine Nasiratsopfer. das Ganzopfer, das Sündopfer und das Friedensopfer, die er nach Abschluss des Nasirats darzubringen hat.",
+ "abgesondert hat. ohne genauer zu bestimmen, was von dem Gelde zur Anschaffung der einzelnen Opfertiere verwendet werden soll. Nach Maim. (הלכות נזירות IX, 4) gilt das Geld schon als für alle drei zu bringenden Opfertiere bestimmt, wenn er bei der Absonderung gesagt hat, dass es für die ihm obliegenden Pflichtopfer verwendet werden soll, danach spricht die Mischna hier von dem Fall, wenn er bei dem Absondern des Geldes über seine Verwendung überhaupt nichts geäussert hat.",
+ "weil das ganze Geld zur Darbringung des Friedensopfers verwendet werden kann. er kann, wenn er will, die ganze Geldsumme zur Anschaffung des Friedensopfers verwenden und dann die beiden anderen Opfer für anderes Geld kaufen, deshalb ist das ganze Geld nur als für Friedensopfer bestimmt zu betrachten, die vor der Sprengung des Blutes der Veruntreuung nicht unterliegen (Tosaf.). Raschi und Bart. erklären: weil er jeden Teil des anderweitig verwendeten Geldes zur Anschaffung des Friedensopfers hätte verwenden können, das der Veruntreuung nicht unterliegt, deshalb kann er kein Veruntreuungsopfer bringen, da man, ohne dazu verpflichtet zu sein, kein Pflichtopfer im Tempel darbringen darf. Auch wenn er das ganze Geld anderweitig verwendet hat, darf er deshalb kein Veruntreuungsopfer dafür bringen, obwohl das Geld auch zur Anschaffung des Sündopfers und des Ganzopfers bestimmt war, weil in jedem Teilchen des verwendeten Geldes etwas enthalten war, was zur Anschaffung des Friedensopfers hat verwendet werden können und deshalb der Veruntreuung nicht unterlegen hat, das Opfer demnach auch für etwas dargebracht werden würde, wofür keine Darbringungsverpflichtung vorliegt (s. שושנים לדוד gegen die Bemerkung des Tosf. Jomt.)",
+ "ohne nähere Bestimmungen. סתום eig. verstopft, verschlossen, daher: unbekannt, unbestimmt, hier: ohne nähere Bestimmung über die Verwendung für die einzelnen Opfer.",
+ "über es getroffen zu haben. Talmudansg.: והיו לו מעות סתומים.",
+ "fällt es der Spendenkasse. aus der Ganzopfer als freiwillige Opfer dargebracht werden, wenn keine anderen Opfer darzubringen waren. Im Talmud (Nasir 25 a) wird dieses als eine sinaitische Überlieferung bezeichnet, da sonst Geld, das für ein Sündopfer bestimmt war, ebenso wie das Sündopfer selbst, wenn der Eigentümer gestorben ist, überhaupt nicht verwendet werden darf, und in diesem Geld ja auch Geld enthalten ist, das zur Anschaffung eines Sündopfers bestimmt war.",
+ "wird das für das Sündopfer bestimmte Geld in das Salzmeer geworfen. Um jede Benutzung unmöglich zu machen.",
+ "man darf es nicht benützen. weil es zur Anschaffung eines Sündopfers bestimmt war, das jetzt nicht mehr dargebracht werden kann.",
+ "es unterliegt aber nicht der Veruntreuung. da nur קדשי ח׳ „Gottgeheiligtes“ der Veruntreuung unterliegt, dieses Geld aber, das der Vernichtung anheimfällt, nicht mehr קדשי ה׳ genannt werden kann.",
+ "für das für das Ganzopfer bestimmte Geld bringt man ein Ganzopfer und es unterliegt der Veruntreuung. Die Worte: ומועלין בהן finden sich nur in ed. Lowe und den Talmudausg., in der Parallelstelle Nasir IV, 4 haben sie auch die übrigen Mischnaausg. In ed. pr. fehlt der ganze Satz: דמי עולה יביאו עולה.",
+ "für das für das Friedensopfer bestimmte Geld bringt man ein Friedensopfer. und es unterliegt wie das Friedensopfer nicht der Veruntreuung.",
+ "es darf nur einen Tag lang gegessen werden. wie das Friedensopfer des Nasir, s. Sebach. V, 6.",
+ "man braucht aber kein Brotopfer dazu zu bringen. weil von dem Brot auf die Hände des Nasir gelegt werden soll (Num. 6, 19), was hier nicht möglich ist."
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+ [
+ "Ismael. Ed. Lowe und Talmudausg.: ר׳ שמעון.",
+ "Das Blut unterliegt zuerst nicht der Veruntreuung. weil es heisst: (Lev. 17, 11): ואני נתתיו לכם על המזבח לכפר על נפשתיכם das Blut ist dem Darbringenden zu seiner Sühne gegeben, es gehört deshalb nicht zu den קדשי ה׳, die der Veruntreuung unterliegen. Dies gilt jedoch nur für das Blut des geschlachteten Tieres, mit dem die Sprengung vorgenommen werden soll, vor dem Schlachten dagegen unterliegt auch das Blut der Veruntreuung (Talm. 12b).",
+ "nachdem es. nach der Sprengung auf den Grund des Altars gegossen und von dort den die עזרה durchschneidenden Wasserarm durchflossen hat, der in den Bach Kidron mündete (s. Joma V, 6).",
+ "unterliegt es der Veruntreuung. dies jedoch nur auf Grund einer rabbinischen Verordnung.",
+ "nachdem sie in die Abzugsgrube. Talmudausg.: ירדו לשיחי, ed. Lowe: שית .ירדו לשית und שיתין von dem Zeitw. שית = setzen, hinsetzen, sind Bezeichnungen für einen hohlen Raum unter dem Altar, dorthin floss der geopferte Wein und das Wasseropfer am Laubhüttenfeste durch zwei auf der Oberfläche des Altars angebrachte Öffnungen (s. Sukk. IV, 9). Nach Maim. הלבות בית הבחירה II, 11 wurden die beiden Öffnungen am Altargrund, durch die das auf den Grund gegossene Blut abfloss, שיתין genannt, nach seinem Kommentar zu unserer Mischna und zu Midd. III, 3 hiessen שיתין die beiden Öffnungen, durch die der Wein, bezw. das Wasser der Giessopfer abfloss, der Hohlraum unter dem Altar dagegen שית. Diese beiden Stellen zusammengehalten, mit הלכות תמידין ומוספין X, 7 und הלכות מעשה הקרבנות II, 1 lassen vermuten, dass nach der Annahme des Maim. durch die beiden oben auf dem Altar angebrachten Öffnungen der Wein bezw. das Wasser der Giessopfer auf den Grund des Altars geleitet wurde und dann von dort durch die beiden שיתין genannten Öffnungen, durch die das Blut in den Wasserarm abfloss, in den שית genannten Raum unter dem Altare abfloss (vgl. die Erklärungsversuche des כסף משנה und des לחם משנה zu der Stelle הלכות מעשה הקרבנות). Tif. Jis. zu Midd. III, 3 nimmt an, dass es zwei solche Hohlräume unter dem Altare gegeben hat, einen grösseren, in den die Wein- und Wasseropfer flössen und der שיתין oder, wie er meint, richtiger שיתון hiess, und einen kleineren, in den das Blut aus den beiden Öffnungen am Altargrunde floss, um von dort sich in den die עזרה durchschneidenden Wasserarm zu ergiessen, dieser wurde שית genannt; die Bezeichnungen שית und שיתון leitet er von שתת = langsam abfliessen ab.",
+ "geflossen sind. Nach Bart., auch wenn sie sich noch nicht in der Abzugsgrube befinden, sondern man sie im Fliessen aufgefangen hat, da es in der Mischna heisst: יצאו d. h., sobald sie herausgetreten sind.",
+ "unterliegen sie nicht der Veruntreuung. weil da bereits alles, was mit dem Opfer auszuführen ist, ausgeführt worden ist (s. oben II Note 12)."
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+ "Die Asche. דשון, von דשן = Asche, das Wegräumen der Asche, dann auch wie hier: die weggeräumte Asche und die beim Reinigen des Leuchters herausgeriommenen Öl- und Dochtreste.",
+ "vom inneren Altar und die Überbleibsel aus dem Leuchter darf man nicht benützen. nach rabbinischer Verordnung.",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. Nach Tamid I, 4 wurden diese Aschenreste des inneren Altars und die im Leuchter zurückgebliebenen Reste nach der עזרה herausgebracht und dort auf einen dazu bestimmten Platz neben dem Altar hingelegt, auf den auch die täglich von dem Opferaltar abgehobene Aschenhebe gelegt wurde. Nach der Erklärung von Rabbenu Gerschom, der Bart. folgt, meint die Mischna, dass diese Aschenreste nicht der Veruntreuung unterliegen, nachdem sie auf diesen Platz geschafft worden sind, nicht wie die Aschenhebe, die, auch nachdem sie dort niedergelegt worden ist, noch als heilig betrachtet wird und der Veruntreuung unterliegt; so lange sie aber noch nicht auf diesen Platz geschafft worden sind, unterliegen sie noch der Veruntreuung, weil noch nicht alles, was mit dem Geheiligten auszuführen war, ausgeführt worden ist. Nach der Erklärung von Raschi bezieht sich der Ausspruch der Mischna auf die Aschenreste, bevor sie nach diesem Platz geschafft worden sind, sie unterliegen nicht der Veruntreuung, weil das Hinlegen der Aschenreste auf diesen Platz nicht zu den eigentlichen Opferhandlungen mehr gehört und deshalb auch schon vorher alles mit dem Geheiligten auszuführende ausgeführt worden war.",
+ "Hat man sie vorher dem Heiligtum gelobt. So nach Rabb. Gerschom und Bart., die erklären: wenn jemand, bevor die Aschenreste nach dem Aschenplatz geschafft worden sind, gesagt hat: den Wert dieser Aschenreste gelobe ich dem Heiligtum, so begeht auch derjenige, der sie, nachdem sie auf den Aschenplatz gelegt worden sind, für sich verwendet, eine Veruntreuung, da es danach nicht mehr möglich ist, den Wert, den die Asche vorher hatte, genau festzustellen und er demnach durch seinen Eingriff das Heiligtum geschädigt hat. Andere Erklärer geben andere Erklärungsversuche, die aber ebenso wenig wie dieser befriedigen. Raschi erklärt: wenn die Aschenreste, die vor ihrem Hinausschaffen nicht mehr der Veruntreuung unterlegen haben (s. vorhergehende Note), von neuem (diese Bedeutung hätte hier das בתחלח) den Charakter von Heiligem dadurch erhalten haben, dass man sie auf den Aschenplatz gelegt hat, auf dem bereits die Aschenhebe liegt, die auch dort noch der Veruntreuung unterliegt, so unterliegen auch die Aschenreste der Veruntreuung, weil es sicher ist, dass sich dort Teilchen der Aschenhebe mit ihnen verbinden, und demnach, wer sie verwendet, jedenfalls etwas verwendet, was der Veruntreuung unterliegt. Nach Tosaf. ist hier mit דשון nicht die vorher erwähnte Asche des inneren Altars bezw. des Leuchters gemeint, sondern die Asche des Opferaltars, und spricht hier die Mischna nur den Satz aus, dass die von diesem Altar abgehobene Aschenhebe auch nach ihrer Abhebung der Veruntreuung unterliegt, המקדיש דשון בתחלה würde demnach heissen: das, was man am Anfang (das Entaschen des Opferaltars ging allen anderen Opferhandlungen voraus) von der Asche (des Opferaltars) durch Abheben geheiligt hat (s. ברכת הזבח z. St.) Nach einer anderen von Tosaf. abgewiesenen Erklärung wäre mit דשון hier jede beliebige profane Asche gemeint, und wolle die Mischna sagen, dass nicht nur Gegenstände, sondern selbst die Asche von solchen, wenn sie dem Heiligtum gelobt worden ist, der Veruntreuung unterliegt. Tif. Jis. endlich erklärt nach einem anderen noch weniger befriedigenden Erklärungsversuche: wenn man zu Anfang, d. h. bevor die Spezereien zum Räucherwerk bezw. das Holz für den Altar und die Dochte für den heiligen Leuchter bestimmt worden waren, die nach dem Verbrennen zurückbleibenden Aschenreste dem Heiligtum gelobt hat, unterliegen diese, auch nachdem sie als für den Altar Geheiligtes nicht mehr der Veruntreuung unterliegen, als für das Heiligtum Gelobtes der Veruntreuung.",
+ "die noch nicht das vorschriftsmässige Alter haben. Von תורים durften nur die älteren und von יונים nur die jüngeren als Opfer verwendet werden, s. Chull. I, Note 36.",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. sie werden, wenn sie zu Opfern bestimmt worden sind, nicht als קדשי ה׳ betrachtet, da sie als Opfer nicht zu gebrauchen sind. Viehopfer unterliegen, auch wenn sie noch nicht das für Opfer vorgeschriebene Alter erreicht haben, der Veruntreuung (s. Talm. 12 a und Maim. הלכות מעילה II, 16), weil Viehopfer, auch wenn sie wegen eines Leibesfehlers nicht dargebracht werden können, dennoch קדשי ה׳ genannt werden und der Veruntreuung unterliegen, da sie ausgelöst werden und für den Erlös wieder ein Opfer dargebracht werden muss. Ebenso unterliegt ein Sündopfertier, das verloren gegangen war und vor anderweitiger Sühnung des Eigentümers sich wiedergefunden hat, inzwischen aber das vorgeschriebene Alter überschritten hat, der Veruntreuung (s. oben Mischna 1), weil es, nachdem es einen Leibesfehler bekommen hat, ausgelöst wird und für den Erlös wieder ein Opfer dargebracht werden muss. Tauben dagegen, die, wenn sie fehlerhalt geworden sind, nicht ausgelöst werden können (s. Menach. XII, 1), unterliegen, weder wenn sie das vorgeschriebene Alter noch nicht erreicht noch wenn sie es überschritten haben, der Veruntreuung.",
+ "unterliegen der Veruntreuung. weil sie, sobald sie das vorgeschriebene Alter erreicht haben, dargebracht werden können, werden sie, auch wenn sie dasselbe noch nicht erreicht haben, doch קדשי ה׳ genannt."
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+ "Milch von Opfertieren und Eier von Turteltauben darf man nicht benützen. Selbst wenn Opfertiere durch einen Leibesfehler untauglich geworden und ausgelöst worden sind, darf man ihre Milch nicht gebrauchen (s. Chull. X, 2).",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. da sie weder Körperteile des Opfertieres sind noch auch selbst als Opfer dargebracht werden können, sind sie nicht als קדשי ה׳ anzusehen.",
+ "die man für den Altar geheiligt hat. Nach dem Talmud ist hier zu ergänzen: mit der Bestimmung, dass sie selbst als Opfer dargebracht werden sollen. Hat man dagegen nur ihren Wert für den Altar geheiligt, indem man bestimmt hat, dass für das, was sie wert sind, ein Opfer dargebracht werden soll, so ist es, als wenn man sie für den Tempelschatz geheiligt hat, und unterliegen auch die Milch und die Eier der Veruntreuung.",
+ "wenn man eine Eselin. Talmudausg.: חמורה.",
+ "sowohl sie selbst wie ihre Milch der Veruntreuung. Da für den Tempelschatz auch die Milch und die Eier verwendet werden können, zählen bei Tieren, die für den Tempelschatz geheiligt worden sind, auch sie zu den קדשי ה׳ und unterliegen deshalb der Veruntreuung."
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+ "Alles unterliegt der Veruntreuung. wenn es für den Tempelschatz oder für den Altar geheiligt worden ist, nicht nur die für den Altar geheiligten Opfertiere, von denen in den vorhergehenden Abschnitten die Rede war.",
+ "gleichviel ob es. das Geheiligte selbst.",
+ "für den Altar verwendet werden kann und nicht für die Ausbesserung des Tempels. das ist die eigentliche Bedeutung von בדק הבית, und dazu wurde alles für den Tempelschatz Gespendete verwendet.",
+ "Hat jemand eine Grube voll mit Wasser. Die Grube sowohl wie das Wasser können bei den Arbeiten für die Ausbesserung des Tempels verwendet werden, nicht aber für den Altar, denn zu dem Wasseropfer am Laubhüttenfeste durfte nur Quellwasser benutzt werden.",
+ "oder eine Dunggrube voll mit Dung. die beide weder für die Ausbesserung des Tempels noch für den Altar verwendet werden können, sondern die man nur verkaufen kann, um dann den Erlös für das Heiligtum zu verwenden.",
+ "oder einen Taubenschlag voll mit Tauben. wo die Tauben für den Altar verwendet werden können, während der Taubenschlag auch für die Ausbesserung des Tempels nicht zu verwenden ist, da man den Tempelschatz schädigen würde, wenn man, anstatt ihn so, wie er ist, zu verkaufen, ihn zerschlagen würde, um das Holz oder die Steine für die Ausbesserung des Tempels zu verwenden.",
+ "oder einen Baum voll mit Früchten. Das Holz des Baumes darf aus dem in dor vorigen Note angegebenen Grunde für die Ausbesserung des Tempels nicht verwendet werden, wohl aber, wenn es nicht ein Ölbaum oder Weinstock ist, für den Altar (s. Tam. II, 3). Ist es ein Ölbaum oder ein Weinstock, so kann aus den Früchten Öl bzw. Wein für den Altar bereitet werden.",
+ "oder ein Feld voll mit Gewächsen. S. Note 40.",
+ "der Veruntreuung. Der Erdboden und alles auf dem Erdboden Gewachsene und Aufgebaute unterliegen der Veruntreuung jedoch erst dann, wenn sie von dem Erdboden losgetrennt worden sind (s. Talm. 18 b, Maim. הלכות מעילה V, 5).",
+ "und nachher ist er voll. Ed. Lowe: נשא.",
+ "unterliegen wohl sie selbst der Veruntreuung. Die Worte: מועלין בהן ואין fehlen in manchen Mischnaausgaben.",
+ "was sie enthalten. weil es, selbst wenn es jetzt Eigentum des Heiligtums ist, doch nicht ausdrücklich für dieses geweiht worden ist (s. Tosf. R. Akiba). Das gilt nach R. Jehuda selbst für die Früchte am Baume und die Gewächse am Boden, obwohl sie aus dem dem Heiligtum gehörenden Baume bezw. Boden hervorgewachsen sind. Das von einer Henne gelegte Ei und die Milch einer Eselin in Mischna 5 dagegen unterliegen der Veruntreuung, weil sie auch schon vorher, bevor das Ei gelegt worden und die Milch gemolken worden ist, als Teile der dem Heiligtum gehörenden Tiere der Veruntreuung unterlegen haben (vgl. Tosf. Jomt. und Tif. Jis.).",
+ "Jehuda. Ed. pr., Lowe u. Talmudausg. fehlen die Worte: דברי ר׳ יהודה, s. dagegen Bab. Bat. 79 a.",
+ "Simon. Ed. Lowe und Talmudausg.: ר׳ יוסי.",
+ "Das Junge eines Viehzehnt. מעושרת = das zum Zehnt gewordene Tier, ebenso Bechor. IX, 7: המנויין, statt des gewöhnlichen מעשר, wohl des Gleichklangs wegen, dort mit המנויין, hier mit מוקדשין.",
+ "darf nicht von dem Viehzehnt gesäugt werden. Nach Raschi und Bart. ist gemeint: das Junge, das von dem Tiere geworfen worden ist, bevor es Zehnt geworden war, darf von ihm, nachdem es Zehnt geworden, nicht mehr gesäugt werden, weil der Zehnt zu den Opfertieren gehört und die Milch von Opfertieren nicht zu profanen Zwecken verwendet werden darf (s. oben Mischna 5). Nach Tosaf. spricht die Mischna von einem Jungen, das von dem Zehnt, nachdem es Zehnt geworden, geworfen worden ist; trotzdem die Heiligkeit des Muttertieres sich auch auf das geworfene Junge überträgt (s. Temura III, 5), darf es dennoch nicht von dem Muttertiere gesäugt werden, weil dieses dadurch geschwächt werden würde.",
+ "andere bieten sich dafür freiwillig an. das Junge von ihren Muttertieren säugen zu lassen, wenn der Eigentümer kein anderes eigenes Muttertier mehr besitzt. (Maim.). Nach Tosaf.: sie fassen es zu Gunsten des Heiligtums durch ihre eigenen Muttertiere säugen. Raschi erklärt: andere stellen vor dem Heiligwerden des Tieres gleich diese Bedingung, d. h sie erklären, wenn sich säugende Tiere unter ihren zu verzehntenden Tieren befinden, dass sie diese nur unter dem Vorbehalt mit zum Verzehnten stellen, dass, wenn eines davon Zehnt werden sollte, die Milch desselben dadurch nicht heilig wird. Zu diesem Vorbehalt ist der Eigentümer deshalb berechtigt, weil es in seinem Belieben steht, die Tiere jetzt oder erst an einem späteren Termine zu verzehnten, oder auch, worauf Tif. Jis. hinweist, seine Tiere gar nicht zu verzehnten, indem er ihnen allen einen Leibesfehler beibringt, der sie zu Opfertieren unbrauchbar macht (s. Bechor. 36 b). Ebenso erklärt Raschi das folgende ואחרים מתנדבים כן : andere heiligen ein säugendes Tier von vorneherein nur unter dem Vorbehalt zum Opfertier, dass seine Milch nicht mit geheiligt wird.",
+ "Das Junge. Nach Raschi und Bart.: das vor der Heiligung des Muttertieres geworfen worden ist, nach Tosaf.: das nach der Heiligung des Muttertieres geworfen ist.",
+ "andere bieten sich dafür freiwillig an. S. Note 52.",
+ "Die Arbeiter. die für das Heiligtum arbeiten.",
+ "nicht essen. selbst wenn sie mit freier Verpflegung gemietet worden sind, sondern sie erhalten aus den Mitteln des Heiligtums das Geld für ihre Verpflegung und müssen sich dafür selbst versorgen. Ebenso dürfen sie auch nicht wie sonst Arbeiter beim Abpflücken der Früchte von den Früchten essen, weil es heisst (Deut. 23, 25): בכרם רעך „in den Weinberg deines Nächsten“, nicht aber, wenn der Weinberg dem Heiligtum gehört.",
+ "ebenso die Kuh. beim Dreschen.",
+ "die dem Heiligtum gehören. weil es heisst (Deut. 25, 4): לא תחסם שור „בדישו״ du sollst dem Ochsen nicht das Maul verschliessen bei „seinem“ Dreschen, d. h. beim Dreschen von Getreide, das „seinem“ Eigentümer oder dem, der ihn dafür gemietet hat, gehört oder, wie Maim. und Bart. erklären, das ihm selbst auch sonst als Nahrung gegeben werden darf, nicht aber beim Dreschen von Getreide, das dem Heiligtum gehört, von dem er auch sonst nichts geniessen darf."
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+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. Nach dem Talmud (Bab. Batr. 26 b) gehören die Wurzeln eines Baumes bis zu einer Entfernung von 16 Ellen noch zu dem Baume, von da an und weiter zu dem Boden, in den sie hineingewachsen sind. Der erste Satz der Mischna spricht danach von dem Fall, dass die Wurzeln nicht mehr als 16 Ellen von dem Baume entfernt sind, trotzdem sie deshalb noch zu dem Baume, der Privateigentum ist, gehören und der Veruntreuung nicht unterliegen, darf man sie dennoch, weil sie in den dem Heiligtum gehörenden Boden hineingewachsen sind, nicht benutzen. Der zweite Satz der Mischna dagegen spricht von dem Fall, dass sie mehr als 16 Ellen von dem Baume entfernt sind, trotzdem sie danach nicht mehr zu dem dem Heiligtum gehörenden Baume gehören und deshalb der Veruntreuung nicht unterliegen, darf man auch sie nicht benutzen, weil sie aus dem Heiligtum gehörenden Eigentum herausgewachsen sind.",
+ "die aus einem dem Heiligtum gehörenden Felde hervorquillt. Nach Baschi und Bart ; eine von ausserhalb des Feldes kommende Quelle, die auf dem dem Heiligtum gehörenden Felde aus dem Boden wieder hervortritt; eine Quelle dagegen, die aus dem Boden des Feldes selbst entspringt, gehört zu dem Felde und unterliegt deshalb wie das die Grube füllende Wasser in Mischna 6 der Veruntreuung, wenn sie bereits auf dem Felde war, als das Feld geheiligt wurde. Nach Tif. Jis.: eine Quelle, die auf dem Felde selbst entspringt, das mit Ausschluss der Quelle für das Heiligtum bestimmt worden ist; trotzdem darf man das Wasser, wenn es auch der Veruntreuung nicht unterliegt, nicht benutzen, soweit es durch das dem Heiligtum gehörende Feld fliesst. Maim. scheint zu erklären (s. הלכות מעילה V, 6): eine Quelle, die auf dem Felde selbst entspringt, die aber erst hervorgetreten ist, nachdem das Feld Eigentum des Heiligtums geworden war; das Wasser ist nicht aus dem Boden gewachsen und unterliegt deshalb nicht der Veruntreuung, wie Früchte, die auf dem Felde, nachdem es Eigentum des Heiligturns geworden ist, hervorgewachsen sind, nach der Entscheidung des Maim. der Veruntreuung unterliegen, man darf es aber trotzdem nicht benutzen, weil es doch immerhin aus dem Boden des Feldes an die Oberfläche getreten ist.",
+ "Das Wasser. für das Wasseropfer an den sieben Tagen des Hütten festes.",
+ "so lange es in der goldenen Kanne ist. Am Schabbat durfte das Wasser von der Siloah-Quelle, aus der es geschöpft wurde, nicht in den Tempel gebracht werden. Deshalb wurde es schon am vorhergehenden Tage geschöpft und in einer goldenen Kanne in einer Kammer des Tempels aufbewahrt, die Kanne durfte aber keine geheiligte Kanne sein, damit das Wasser nicht durch das Stehen über Nacht zur Darbringung untauglich wurde, erst am Schabbat wurde es dann in das dafür bestimmte geheiligte Gefäss hineingetan, (s. Sukk. IV, 10).",
+ "darf man nicht benutzen. da es zur Darbringung auf den Altar bestimmt ist.",
+ "es unterliegt aber nicht der Veruntreuung. da es noch nicht zum Opfer geheiligt ist.",
+ "hat man es in die Flasche. das geheiligte Gefäss, aus dem es auf den Altar gegossen wird.",
+ "Die Bachweiden. die an den sieben Tagen des Hüttenfestes an den Seiten des Alters so aufgerichtet wurden, dass ihre Spitzen sich über den Altar neigten (s. Sukka IV. 5).",
+ "darf man nicht benutzen. bevor sie dem heiligen Zweck gedient haben, zu dem sie bestimmt worden sind (Raschi); nachdem sie vom Altar wieder fortgenommen worden sind, ist es nicht mehr verboten, sie zu benutzen, weil sie auch vorher nicht der Veruntreuung unterlegen haben (vgl. oben II Note 12).",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. weil sie nicht zu den eigentlichen קדשי ה׳ gehören. Nach Maim. spricht die Mischna nicht von Bachweiden, die für den Altar bestimmt geworden sind, sondern von solchen, die auf einem dem Heiligtum gehörenden Felde gewachsen sind, und unterliegen diese deshalb nicht wie andere auf einem solchen Felde gewachsene Pflanzen der Veruntreuung, weil sie wertlos und zu nichts zu gebrauchen sind (s. Comm.).",
+ "Die Alten. denen es zu schwer war, sich Bachweiden erst von anderswoher zu verschaffen, oder die man dadurch besonders ehren wollte, dass man sie solche für das Heiligtum bestimmte oder von einem Felde des Heiligtums geschnittene Bachweiden verwenden liess (Tosf. Jomt.).",
+ "pflegten davon für ihre Feststräusse. Das Wort לולב bezeichnet hier wie häufig auch sonst den ganzen Feststrauss, dessen hervorragendsten Bestandteil eben der Palmzweig bildet.",
+ "zu nehmen. Das durften sie, trotzdem es nicht erlaubt war, sie zu benutzen, weil einen Gegenstand verwenden, um eine religiöse Pflicht damit zu erfüllen, nicht ihn für sich benutzen heisst (מצות לאו ליהנות נתנו)."
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+ "der dem Heiligtum gehört. das sich der Vogel auf dem Baume aus anderswoher geholten Reisern und dergleichen gebaut hat.",
+ "darf man nicht benützen. obwohl es aus fremden Reisern gebaut ist, damit man nicht dazu komme, Reiser von dem Baume selbst abzunehmen und zu benutzen.",
+ "das auf einem Götzenbaume. Was unter אשרה zu verstehen ist, s. Abod. Sar. III, 7.",
+ "darf man mit einer Stange herunterschlagen. Das Vogelnest selbst darf man auch von einem Aschera-Baum nicht benutzen, aus demselben Grunde, aus dem man das von einem dem Heiligtum gehörenden Baume nicht benutzen darf. Mit dem Ausdrucke קן wird aber nicht nur das Nest, sondern werden auch die in dem Neste liegenden Bier und Vogel-Jungen bezeichnet. Diese, die Eier und die noch nicht flügge gewordenen Jungen, darf man ebenfalls von beiden Baumarten nicht benutzen. Die bereits flüggen Jungen dagegen darf man benutzen, da diese des Baumes gar nicht mehr bedürfen, man darf sie aber, selbst wenn sie mit der Hand zu erreichen sind, nicht mit der Hand herunterholen wegen der Befürchtung, dass man dann doch vielleicht auf den Baum hinaufsteigen wird, um sie zu holen, und der Baum selbst nicht zum Hinaufsteigen benutzt werden darf. Das Gleiche gilt auch bei einem dem Heiligtum gehörenden Baume, die Mischna bringt nur deshalb diese Bestimmung bei dem Aschera-Baume, um damit zu sagen, dass dieses, das Benutzen der mittels einer Stange heruntergeholten flüggen Jungen, selbst hierbei, wo es sich um mit dem Götzendienst Zusammenhängendes handelt, erlaubt ist. So erklären Tosaf. auf Grund der hier gemachten Ausführungen im Talmud (14 a) die Mischna. In der Parallelstelle (Abod. Sar. 42 b) weichen die Ausführungen des Talmud von den hier gegebenen etwas ab, vgl. die daraus sich ergebenden Erklärungsversuche im משנה למלך zu Maim. הלכות עכו״ם VII, 12.",
+ "Wenn man einen Wald. חורש = Dickicht, Wald, Jes. 17, 9. Ez. 31, 3.",
+ "was in ihm ist. das Holz, die Zweige, die Blätter, nach Maim. auch die darin befindlichen Vogelnester.",
+ "Wenn die Schatzmeister die Hölzer kaufen. Hölzer aus dem Walde aus Mitteln des Heiligtums, um sie bei einem Bau zu verwenden.",
+ "unterliegt nur das Holz der Veruntreuung. weil er nur das für den Bau verwendbare Holz für das Heiligtum bestimmt und mit dem Gelde des Heiligtums bezahlt hat. Nach Maim.: alles Holz, auch die beim Zurechtschneiden abfallenden kleinen Holzstücke.",
+ "nicht aber der Späne-Abfall. שפה im Piel = glatt machen, abhobeln, davon שפוי das Abgehobelte, die Hobelspäne.",
+ "und nicht das Laub. נבייה von נבי syn. mit נוב = sprossen, die Sprossen, Blüten und Blätter. Andere Ausg. lesen: נמייה vgl. arab. نمى = wachsen. Maim. erklärt נמייה = Knorren im Holz, vgl. נמי (Abod. Sar. 10 b) gr. νομή = Geschwür. Noch andere lesen: נוייה wohl dasselbe wie נבייה, Maim. erklärt נוייה gleichfalls mit Knorren, von נוה = Weideplatz, Wohnung, weil die Knorren im Holz einen von dem übrigen Holz abgegrenzten Raum einnehmen."
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+ "Für den Altar Geheiligtes untereinander zählt zusammen bei Veruntreuung. wenn man von mehreren Opfern zusammen den Wert einer Peruta veruntreut hat.",
+ "Übriggelassenem und Unreinem. wenn man von mehreren Opfern zusammen soviel wie eine Olivengrosse von einem dieser drei gegessen hat.",
+ "Für den Tempelschatz Geheiligtes untereinander. das am Schluss stehende מעילה ist auch hierauf zu beziehen.",
+ "und für den Altar Geheiligtes mit für den Tempelschatz Geheiligtem zählen zusammen bei Veruntreuung. die drei anderen genannten Verbote dagegen bestehen für nur für den Tempelschatz Geheiligtes nicht."
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+ "Fünf Dinge zählen beim Ganzopfer zusammen. Nach Raschi: sowohl bei Veruntreuung, wenn der Peruta- Wert, den man veruntreut hat, sich aus mehreren von den genannten Dingen zusammensetzt, wie bei den Verboten des Genusses von Verworfenem, Übriggelassenem oder Unreinem, wenn man von mehreren von den genannten Dingen zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat, wie bei dem Verbot, Heiliges ausserhalb des Heiligtums darzubringen, wenn man soviel wie eine Olivengrösse von mehreren von ihnen zusammen ausserhalb dargebracht hat. Nach Tosaf. (Sebach. 109 a): inbezug auf das letztere Verbot nicht, da in der Mischna dort (Sebach. XIII, 4) nur das Fleisch und die Opferstücke genannt werden, woraus Tosaf. schliessen, dass die anderen hier genannten Dinge bei der Darbringung ausserhalb des Heiligtums nicht zusammenzählen. Nach Maim. (הלכות מעשה הקרבנות XI, 2) inbezug darauf, dass Geisselstrafe erfolgt, wenn man von einem Ganzopfer von mehreren dieser fünf Dinge zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat.",
+ "das Fleisch. das nur beim Ganzopfer mit dargebracht wird.",
+ "das Fett. das auch bei anderen Opfern dargebracht wird.",
+ "das Mehl. des Mehlopfers, das als Zugabe zu dem Ganzopfer gehört.",
+ "der Wein. der ebenfalls als Zugabe zu dem Ganzopfer gehört.",
+ "und das Oel. das zu dem Mehlopfer verwendet wird. Nach den Erklärungen von Raschi und Tosaf. muss angenommen werden, dass dio Mischna hier nur die Ansicht des R. Meïr vertritt, da nach Ansicht der Weisen (Seb. IV, 8) das פגול-Verbot für Wein- und Mehlopfer gar keine Geltung hat.",
+ "und sechs beim Dankopfer. nur inbezug auf die Verbote des Genusses von Verworfenem, Übriggelassenem und Unreinem, inbezug auf Veruntreuung nicht, da das Dankopfer zu den einfach-heiligen Opfern gehört, bei denen das Fleisch überhaupt nicht der Veruntreuung unterliegt (s. oben I, 4), und ebenso nicht inbezug auf das Verbot der Darbringung ausserhalb des Heiligtums, da dieses Verbot sich nur auf Dinge bezieht, die im Heiligtume dargebracht werden, das Fleisch des Dankopfers aber gar nicht dargebracht wird.",
+ "das Öl und das Brot. die Brote, die zu dem Dankopfer gehören.",
+ "die Zehnt-Hebe. der Zehnt, den der Levite von dem Zehnt, den er von dem Israeliten erhält, abheben und einem Priester geben muss (Num. 18, 26). Ed. pr. fehlen die Worte: ותרומת מעשר.",
+ "die Zehnt-Hebe von Zweifelhaftem. Obwohl das Verzehnten von Zweifelhaftem nur auf einer rabbinischen Verordnung beruht, haben die Rabbinen die davon abgesonderte Hebe dennoch inbezug hierauf der Pflicht-Priesterhebe gleichgestellt, damit man sich über ihre Heiligkeit nicht, weil ihre Absonderung nur auf einer rabbinischen Verordnung beruht, leichter Weise hinwegsetze (s. Tosf. Jomt, zu Bab. Mez. IV, 8).",
+ "die Teig-Hebe. Auch die חלה wird Hebe genannt (Num. 15, 20), sie darf nur von Priestern gegessen werden, wenn ein Nichtpriester sie versehentlich gegessen hat, muss er sie zusätzlich eines Fünftels ihres Wertes ersetzen (s. Challa I, 9).",
+ "und die Erstlingsfrüchte. Auch diese werden Hebe genannt (Deut. 12, 17, wo unter ותרומת ירק nach der traditionellen Auslegung die Erstlingsfrüchte, die man nach Jerusalem gebracht hat, zu verstehen sind), vgl Bikk. II, 1.",
+ "anderes für den Genuss verboten zu machen. für einen Nichtpriester, wenn von ihnen zusammen soviel mit anderem Nichtheiligen sich vermischt hat, dass es nicht darin aufgeht (vgl. Orla II, 1 u. fg.).",
+ "ein Fünftel daraufzugeben. wenn ein Nichtpriester versehentlich von ihnen zusammen soviel wie eine Olivengrösse (nach Raschi soviel wie einen Peruta- Wert, vgl. Pessach. 32 b) gegessen hat."
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+ "Alles Verworfene. auch von verschiedenartigen Opfern.",
+ "untereinander zahlt zusammen. wer davon zusammen soviel wie eine Olivengrösse isst, macht sich, wenn es vorsätzlich geschieht, der Ausrottungsstrafe schuldig, wenn unvorsätzlich, muss er ein Sündopfer bringen.",
+ "alles Übriggelassene untereinander zählt zusammen. Straschun bezieht auch diese beiden ersten Sätze der Mischna nicht auf das Geniessen, sondern auf das Unreinwerden der Hände durch das Berühren von Verworfenem oder Übriggelassenem (s. folgende Mischna), da das Zusammenzählen von Verworfenem oder Übriggelassenem von verschiedenen Opfern beim Geniessen derselben schon in der ersten Mischna ausgesprochen ist.",
+ "alles Aas untereinander zählt zusammen. wenn es zusammen soviel wie eine Olivengrösse ist, verunreinigt es. Die Geisselstrafe für das Geniessen von Aas dagegen erfolgt nur, wenn man soviel wie eine Olivengrösse Aas von reinen Opfertieren gegessen hat, Dicht aber, wenn die Olivengrösse sich aus Aas von reinen und von unreinen Tieren zusammensetzt, weil die Geisselstrafe für das Geniessen von Aas nur erfolgt, wenn es Aas von reinen Tieren ist, unreine Tiere dagegen, die schon vorher als solche zum Genuss verboten sind, von dem Aas-Verbot nicht betroffen werden (אין איסור חל על איסור), Dinge aber, die aus verschiedenen Gründen verboten sind, niemals zusammenzählen.",
+ "alle Kriechtiere. Talmudausg.: השקצים.",
+ "untereinander zählen zusammen. wenn man von ihnen zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat, hat man sich der Geisselstrafe schuldig gemacht. Gehören die Tiere zu den Lev. 11, 29. 30 genannten acht Kriechtieren, erfolgt Geisselstrafe, wenn man von ihnen, so lange sie noch leben, zusammen soviel wie eine Olivengrösse oder von ihrem Aas soviel wie eine Linsengrösse gegessen hat, und wird man durch die Berührung des Aases unrein, wenn es zusammen soviel wie eine Linsengrösse ausmacht.",
+ "das Blut des Kriechtieres und sein Fleisch zählen zusammen. zu verunreinigen, wenn sie zusammen soviel wie eine Linsengrösse ausmachen. Ed. Ven. u. Lowe add.: בכעדשה. Wie Raschi die Ausführungen hierzu im Talmud erklärt, zählen jedoch Blut und Fleisch von verschiedenen dieser Kriechtierarten nur dann zusammen, wenn sie von den Tieren, so lange die Tierkörper noch ganz waren, losgelöst worden sind, waren es dagegen nur Teile der Tierkörper, von denen sie losgelöst worden sind, zählen nur Blut und Fleisch derselben Kriechtierart zusammen, nach Tosaf. zählen Blut und Fleisch in letzterem Falle selbst bei demselben Kriechtier nur so lange zusammen, wie sie sich noch zusammen in dem Körperteile befinden.",
+ "was inbezug auf die Unreinheit. die Dauer der von ihm ausgehenden Unreinheit.",
+ "und auf das vorgeschriebene Mass. durch das die Verunreinigung bewirkt wird.",
+ "einander gleich ist. wie die einzelnen der acht Kriechtiere, Aas von verschiedenen Tieren.",
+ "aber nicht auf das Mass. wie Kriechtier- und sonstiges Tier-Aas, beide verursachen Unreinheit bis zum Abend, Tier-Aas aber erst, wenn es soviel wie eine Olivengrösse ist, Kriechtiere schon bei Linsengrösse.",
+ "aber nicht auf die Unreinheit. wie Tier-Aas und Menschenleiche, von beiden gehört zur Verunreinigung soviel wie eine Olivengrösse, Tier-Aas verunreinigt nur bis zum Abend, Menschenleiche bis zum Ablauf von sieben Tagen.",
+ "nicht inbezug auf die Unreinheit und nicht inbezug auf das Mass. wie Kriechtier-Aas und Menschenleiche, jenes verunreinigt schon bei Linsengrösse, diese erst bei Olivengrösse, jenes nur bis zum Abend, diese bis zum Ablauf von sieben Tagen."
+ ],
+ [
+ "Verworfenes und Uebriggelassenes zählen nicht zusammen. nach dem Talmud nur inbezug auf das Unreinwerden der Hände durch ihre Berührung (s. Pes. X, 9): wenn die Olivengrösse, die erforderlich ist, damit die Unreinheit von einer Speise sich auf anderes überträgt, aus Verworfenem und Uebriggelassenem sich zusammensetzt, werden die Hände durch ihre Berührung nicht unrein. Inbezug auf das Verbot des Geniessens dagegen zählen Verworfenes und Uebriggelassenes zusammen, weil das Geniessen von beiden in der Schrift durch ein und dasselbe Verbot untersagt wird, indem es von dem Uebriggelassenen heisst (Exod. 29, 34): לא יאכל כי קדש הוא es soll nicht gegessen werden, „weil es heilig ist,“ und aus dieser Begründung geschlossen wird, dass auch alles andere Heilige, das untauglich geworden ist, also auch das Verworfene unter das Verbot von לא יאכל fällt.",
+ "weil das zwei verschiedene Namen sind. d. h. zwei eigentlich ganz verschiedene Verbote, das פגול-Verbot und das נותר-Verbot, deshalb haben die Rabbinen, obgleich ihr Genuss in der Schrift durch ein und dasselbe Verbot untersagt wird, bei der von ihnen getroffenen Verordnung, dass durch ihre Berührung die Hände unrein werden, dennoch nicht die Bestimmung getroffen, dass sie auch in dieser Beziehung zusammenzählen sollen.",
+ "Kriechtier. das schon in Linsengrösse verunreinigt.",
+ "und Aas. das erst in Olivengrösse verunreinigt.",
+ "ebenso Aas. das nur unrein bis zum Abend macht.",
+ "und Fleisch von einem Toten. das für sieben Tage unrein macht",
+ "auch nicht die von beiden leichtere Verunreinigung zu bewirken. Das schon in Linsengrösse verunreinigende Stück vom Kriechtier zählt nicht mit dem Aas zusammen, es auf eine Olivengrösse zu bringen, durch die dieses erst verunreinigt, umsoweniger umgekehrt, ebenso zählt das Fleisch von einem Toten, das für sieben Tage unrein macht, nicht mit dem Aas zusammen, es auf eine Olivengrösse zu bringen, um auch nur bis zum Abend zu verunreinigen und noch viel weniger umgekehrt.",
+ "die durch Unreinheits-Erzeuger. S. Vorbemerk, zu Kelim, Abs. 1 u. 2.",
+ "unrein geworden. und demnach unrein ersten Grades sind.",
+ "die durch erzeugte Unreinheiten. ersten Grades.",
+ "unrein geworden sind. und demnach unrein zweiten Grades sind.",
+ "zählen zusammen und bewirken die von beiden leichtere Verunreinigung. die Berührung einer Eigrösse von ihnen beiden zusammen bewirkt, wie die Berührung einer Unreinheit zweiten Grades, Unreinheit dritten Grades."
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+ [
+ "Alle Speisen zählen zusammen zur Erreichung des Masses eines halben Halbbrotes. פרם ist die Bezeichnung für die Hälfte eines Brotes, das für zwei Mahlzeiten ausreicht, das ist nach Raschi eines Brotes in der Grösse von 8 Eiern, nach Maim. von 6 Eiern, פרס demnach nach Raschi = 4 Eiergrössen, nach Maim. = 3 Eiergrössen (s. Keret. III Note 20).",
+ "den Körper zu verunreinigen. Wer von unreinen Speisen so viel gegessen hat, wie die Hälfte eines solchen Halbbrotes ausmacht (2 bzw. 1½ Eiergrössen), dessen Körper ist zwar nicht unrein, aber untauglich, Hebe und Heiliges zu geniessen, und der macht Hebe und Heiliges durch Berührung untauglich zum Genuss, bis er ein Reinigungsbad genommen hat (s. Erub. VIII, 2).",
+ "der Nahrung für zwei Mahlzeiten beim Erub. Wenn jemand am Schabbat nach einem Orte zu gehen hat, der von seinem Wohnorte mehr als 2000 Ellen, aber weniger als 4000 Ellen entfernt ist, so kann er sich das dadurch ermöglichen, dass er vor Beginn des Schabbats an einer Stelle zwischen diesem Orte und seinem Wohnorte, die von beiden nicht mehr als 2000 Ellen entfernt ist, Nahrungsvorrat für zwei Mahlzeiten (s. Note 44) niederlegt, dadurch verlegt er gleichsam für den Schabbat seinen Wohnsitz nach dieser Stelle, und da die Entfernung von dieser sowohl nach seinem Wohnorte wie nach dem aufzusuchenden Orte weniger als 2000 Ellen beträgt, das ist die Strecke, die man sich am Schabbat von seinem Wohnsitze nach allen Richtungen hin entfernen darf, so kann er sich dann am Schabbat zwischen seinem Wohnorte und dem aufzusuchenden Orte frei bewegen. Man nennt diese für den Schabbat bewirkte Verbindung zweier weniger als 4000 Ellen voneinander entfernten Ortschaften עירוב, vollständiger עירוב תחומין, d. i. Verschmelzung der Schabbatbezirke der beiden Orte zu einem Schabbatbezirk. Mit demselben Ausdruck bezeichnet man auch die an der betreffenden Stelle niedergelegte Speise, durch die diese Verbindung bewirkt wirkt.",
+ "Speisen-Unreinheit zu übertragen. Die Unreinheit kann sich von einer Speise auf anderes nur übertragen, wenn sie mindestens so gross wie ein Ei ist, selbst unrein werden kann aber selbst das kleinste Stück Speise, nach einer anderen Ansicht auch dieses nur bei Eigrösse (Raschi u. Tosaf. zu Pessach. 33 b).",
+ "einer Feigengrösse. גרוגרת heisst die einzelne trockene Feige, im Gegensatz zu דבילה = zusammengepresste Feigen.",
+ "für das Hinaustragen. von einem Gebiet in das andere.",
+ "am Schabbat. Sabb. VII, 4.",
+ "und einer Dattelgrösse am Versöhnungstage. S. Joma VIII, 2. Wegen Übertretung des Genuss-Verbotes am Versöhnungtage ist man erst strafbar, wenn man eine Speise in der Grösse einer Dattel geniesst, nicht wie sonst bei den Speiseverboten schon in der Grösse einer Olive, weil bei dem Genuss-Verbote am Versöhnungstage nicht der Ausdruck אכילה gebraucht wird, sondern der Ausdruck עינוי „Kasteiung,“ das Geniessen einer Speise von weniger als Dattelgrösse aber noch unter den Begriff Kasteiung fallt (Joma 79 a).",
+ "den Körper zu verunreinigen. S. Note 45. Ein Viertel-Log von Getränken entspricht dem halben Halbbrot bei Speisen.",
+ "und zu einem Mundvoll am Versöhnungstage. S. Joma VIII, 2. לוגמא nach Levy Wörterbuch = gr. λογμός das Schlucken, ein Schluck, כמלא לוגמיו nach dem Talmud soviel, dass, wenn man es auf eine Seite des Mundes bringt, der Mund ganz gefüllt erscheint."
+ ],
+ [
+ "Orla-Frucht und Saatenmischung im Weinberge zählen zusammen. Wenn eine Mischung von beiden in Erlaubtes hineinfällt, so muss in diesem so viel enthalten sein, dass beides zusammen darin aufgeht, sonst wird es dadurch ebenfalls verboten. Ebenso erfolgt Geisselstrafe, wenn man von beiden zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat. Da es sonst aber als Grundsatz gilt, dass zwei nicht durch dasselbe Verbot verbotenen Dinge sich nicht zu der für die Geisselstrafe nötigen Olivengrösse ergänzen (s. oben Note 22), vertritt entweder die Mischna hier die abweichende Ansicht des R. Meïr (Abod. Sar. 66 a), wonach alle zum Genuss verbotenen Dinge zusammenzählen, weil der Genuss aller zum Genuss verbotenen Dinge durch dasselbe sie alle umfassende Verbot לא תאכל כל תועבה (Deut. 14, 3) verboten wird, oder man muss annehmen, dass die Verbote von Orla-Frucht und Saaten-Mischung in dieser Beziehung eine Ausnahme bilden, weil diese beiden auch sonst einander gleichgestellt werden (s. Tosaf. Temur. 33 b v. אלו הן).",
+ "Sie zählen nicht zusammen. R. Simon ist der Ansicht, dass das Erlaubte, in das sie zusammen hineinfallen, nicht verboten wird, wenn es nur soviel enthält, dass jedes von beiden für sich allein darin aufgeht, weil sie nicht aus demselben Grunde verboten sind und deshalb nicht zusammenzählen. Geisselstrafe erfolgt nach Ansicht des R. Simon, auch wenn man weniger als eine Olivengrösse von dem Verbotenen gegessen hat, inbezug hierauf bedarf es daher gar nicht des Zusammenzählens (Talm.).",
+ "Kleiderstoff. S. Kelim XXVII, 2. Unter בגד versteht man alles, was gesponnen und gewebt ist. Ein Stück von solchem Kleiderstoff kann durch Midras (s. Vorbemerkungen zu Kelim, Abs. 29) nur unrein werden, wenn es wenigstens 3 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "und Sack. Unter שק versteht man ein Gewebe aus Haaren, es kann nur unrein werden, wenn es wenigstens 4 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "Sack und Leder. das erst unrein werden kann, wenn es 5 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "Leder und Matte. eine aus Schilf oder Bast geflochtene oder gewebte Matte, die erst unrein werden kann, wenn sie 6 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "zählen. Talmudausg. add.: כולן.",
+ "zusammen. Wenn z. B. ein Stück Zeug sich aus 3 Handbreiten Sack und einer Handbreite Kleiderstoff zusammensetzt, oder aus 4 Handbreiten Leder und einer Handbreite Sack, oder aus 5 Handbreiten Matte und einer Handbreite Leder, so kann es unrein werden, weil der Stoff, bei dem schon ein kleineres Mass zur Verunreinigungs-Fähigkeit genügt, zu dem Stoff, bei dem hierzu ein grösseres Mass erforderlich ist, ihn ergänzend hinzutritt, als wenn es der gleiche Stoff wäre, umgekehrt ist dieses jedoch nicht der Fall (s. Kelim XXVII, 3). Es zählen jedoch immer nur die einander nächststehenden, Kleiderstoff und Sack, Sack und Leder, Leder und Matte zusammen, nicht aber z. B. Kleiderstoff und Leder (Tosaf. Sabb. 76 a v. הבגד; s. dagegen Tosaf. Sukk. 17 b. v. ותני).",
+ "Simon sagt. Talmudausg.: אמר ר׳ שמעון.",
+ "Weil. Ed. Lowe u. Talmudausg. add.: מה טעם.",
+ "sie durch Daraufsitzen. Talmudausg.: במושב.",
+ "unrein werden können. R. Simon gibt den Grund an, warum diese Stoffe zusammenzählen, während nach Mischna 3 doch nur solche Dinge zusammenzählen, für die gleiche Masse vorgeschrieben sind. Nach der Mischna Kelim XXVII, 4 wird schon eine Quadrat-Handbreite von jedem der genannten Stoffe (nach der Erklärung von Raschi hier und der von ihm unter יש מפרשים gebrachten Erklärung Sukk. 17 b: ein aus allen diesen Stoffen zusammengesetztes Stück in der Grösse von einer Quadrat-Handbreite), wenn man ein solches Stück in der Absicht zurechtgeschnitten bzw. zusammengesetzt hat, um darauf zu sitzen, unrein, wenn ein Flusskranker darauf sitzt. Da demnach in dieser Beziehung für alle die genannten Stoffe das Mass das gleiche ist, zählen sie auch inbezug auf Verunreinigung durch Midras zusammen, trotzdem da die zur Verunreinigungs-Fähigkeit erforderlichen Masse bei ihnen nicht gleich sind (vgl. Sukk. 17 b). Nach Maim. (s. Comm.) meint R. Simon: Dass Dinge, bei denen das Mass nicht das gleiche ist, nicht zusammenzählen, das bezieht sich nur auf das Mass, das erforderlich ist, um die Unreinheit von den Dingen auf anderes zu übertragen, nicht aber auf das Mass, das erforderlich ist, um selbst unrein zu werden, in dieser Beziehung ist eine Gleichheit in den Massen nicht Voraussetzung für das Zusammenzählen. Da die genannten Stoffe alle, sobald ein verunreinigungsfähiges Stück von ihnen, dadurch dass ein Flusskranker darauf gesessen hat, unrein geworden ist, die Unreinheit in gleicher Weise weitertragen, so zählen sie auch bei der Annahme der Unreinheit, trotzdem da für die verschiedenen Stoffe die Masse nicht die gleichen sind, dennoch zusammen."
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+ "wenn er es dadurch auch in seinem Wert um nichts gemindert. פגם = etwas abbrechen, schadhaft machen, daher überhaupt seinen Wert vermindern.",
+ "Akiba. Nach dem Talmud erkennt auch R. Akiba den Grundsatz an, dass bei Dingen, die durch den Gebrauch abgenutzt und minderwertig werden, eine Veruntreuung erst vorliegt, wenn sie durch die Benutzung um einen Peruta-Wert minderwert geworden sind. Im Gegensatz zu den Weisen ist nur R. Akiba der Ansicht, dass dieser Grundsatz auf solche Dinge nicht anzuwenden ist, bei denen nach einmaligem Gebrauch noch gar keine Abnutzung eintritt, sondern erst nach langer und wiederholter Benutzung, wie bei einem Kleidungsstück, das geschützt zwischen anderen Kleidungsstücken getragen wird, so dass es weder auf der Innenseite durch den Körperschweiss unsauber wird noch auf der Aussenseite bestaubt oder abgerieben wird.",
+ "wenn man ihren Wert. um wenigstens eine Peruta.",
+ "sobald man einen Nutzen. und einen Nutzen im Werte einer Peruta davon gehabt hat, s. folgende Mischna.",
+ "Hat [eine Frau] eine Kette. קטלא = catella, eine Gliederkette, um den Hals zu legen.",
+ "oder hat sie aus einem goldenen. das של זהב bezieht sich auch auf קטלא und טבעת.",
+ "sobald sie einen Nutzen davon gehabt hat. weil das Gold sich nicht abnutzt. Wenn der Genuss, den sie davon gehabt hat, wenigstens einem Peruta-Wert entspricht, hat sie deshalb eine Veruntreuung begangen und muss sie einen diesem Genuss entsprechenden Ersatz an das Heiligtum zahlen.",
+ "wenn er ihren Wert dadurch. um wenigstens eine Peruta.",
+ "Hat jemand von einem Sündopfer. oder einem anderen hochheiligen Tier.",
+ "wenn er es dadurch minderwertig gemacht hat. Das ist aber nur der Fall, wenn das Tier fehlerbehaftet ist, so dass es ausgelöst werden muss, da es dann für die Auslösung durch das Fehlen der Wolle in seinem Wert herabgesetzt ist. Ein fehlerloses Tier dagegen, das zur Darbringung bestimmt ist, wird durch das Fehlen der Wolle nicht minderwertig, da es für die Darbringung gleichgültig ist, ob die Wolle noch daran ist oder nicht, da richtet es sich deshalb nur nach dem Nutzen, den er von seiner Veruntreuung gehabt hat (Talm., Maim. הלכות מעילה VI, 2. S. dagegen Abraham ben David z. St.).",
+ "wenn von einem toten. einerlei ob es fehlerfrei oder fehlerbehaftet war.",
+ "sobald er einen Nutzen davon gehabt hat. weil bei dem toten Tiere eine Auslösung nicht mehr in Frage kommt (s. Temur. VII Note 19). Eine solche Veruntreuung an dem toten Tiere gilt jedoch nur nach rabbinischer Verordnung als Veruntreuung, da nach Tora - Vorschrift tote Opfertiere der Veruntreuung überhaupt nicht unterliegen (Talm. 12 a, Maim. הלכות מעילה III, 1)."
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+ "Hat er. von einer Sache, die durch Benutzung minderwertig wird.",
+ "oder von einem Gegenstände einen halben Peruta-Wert Nutzen gehabt und einen anderen um einen halben Peruta-Wert geschädigt. indem er z. B. von einem heiligen Kleidungsstück ein Stück abgerissen und dadurch seinen Wert um eine Peruta geschädigt hat, dann das abgerissene Stück in ein Kleidungsstück eingenäht und so von diesem einen Nutzen von einer Peruta gehabt hat (Maim.). Raschi und Bart. führen als Beispiel an: wenn er bei der einen halben Perutawert betragenden Benutzung zugleich heilige Flüssigkeit im Werte einer halben Peruta verschüttet hat, dieses Beispiel erscheint aber weniger zutreffend, da in diesem Falle die beiden Handlungen gar nicht mit einander Zusammenhängen."
+ ],
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+ "kann nicht noch einmal eine Veruntreuung begangen werden. Heiliges, das unvorsätzlich veruntreut worden ist, hat damit aufgehört, heilig zu sein, bei vorsätzlicher Veruntreuung dagegen, die gar nicht unter den Begriff von מעילה fällt, bleibt das Veruntreute weiter heilig (s. R. Jehuda, Kidd. II, 8). Nach Tosaf. (Kidd. 55 a (s. auch Maim. הלכות מעילה VI, 3 u. 4) hört auch bei vorsätzlicher Veruntreuung der veruntreute Gegenstand nur dann auf. heilig zu sein, wenn der Veruntreuende geglaubt hat, dass der Gegenstand Privateigentum eines Anderen sei, da er ihn trotzdem benutzt hat, ist die Benutzung eine beabsichtigte Entwendung fremden Eigentums gewesen, da auch schon die Benutzung des Eigentums eines anderen ohne dessen Einwilligung als eine Entwendung fremden Eigentums gilt, und da demnach mit der Benutzung ein Besitzerwechsel des Gegenstandes beabsichtigt gewesen ist, hat er durch die Veruntreuung aufgehört, heilig zu sein. War dagegen der Veruntreuende in dem Glauben, dass der veruntreute Gegenstand sein eigenes Eigentum sei, so bleibt der Gegenstand heilig und kann auch weiter eine Veruntreuung an ihm begangen werden.",
+ "ausgenommen an Tieren. fehlerfreien Opfertieren, nach Maim. (הלכות מעילה VI, 5) ebenso auch an Vogelopfern, Mehl- und Giessopfern.",
+ "und an Opfergefässen. Diese ebenso wie die Altaropfer bleiben, auch wenn eine Veruntreuung an ihnen begangen worden ist, unter allen Umständen heilig, weil sie nicht nur als Eigentum des Heiligtums (קדושת דמים), sondern durch ihre heilige Bestimmung selbst heilig sind (קדושת הגוף) und für diese ihre Bestimmung unverändert weiter geeignet bleiben, auch nachdem die Veruntreuung an ihnen begangen worden ist, deshalb unterliegen sie auch weiter der Veruntreuung. Im Talmud wird dieses für Opfertiere aus der von Veruntreuung handelnden Schriftstelle gefolgert, für Opfergefässe, weil durch diese alles, was in sie hineingetan wird, heilig wird, woraus zu schliessen sei, dass umsomehr die ihnen selbst eignende Heiligkeit ihnen verbleibt, auch nachdem eine Veruntreuung an ihnen begangen worden ist.",
+ "Ist einer auf einem Tiere geritten. auch wenn er angenommen hat, dass das Tier einem anderen und nicht ihm selbst gehöre, s. Note 14.",
+ "hat einer von einem Sündopfertier. oder einem anderen hochheiligen Opfertiere.",
+ "Bei allem. Talmudausg.: כל דבר.",
+ "was nicht. Ed. pr. u. Ven.: שיש.",
+ "ausgelöst. Raschi u. Bart. lesen: שאין לו פגם, Tosaf. bringen zwei Lesarten: שיש בו פגם und שאין בו פגם.",
+ "werden darf. weil es durch seine heilige Bestimmung geheiligt ist. Wie der Talmud erklärt, gehört dazu nach Rabbi auch Holz, das man gespendet hat, als Opfer auf dem Altar dargebracht zu werden, während nach der Ansicht der Weisen Holz nicht als Opfer dargebracht, sondern nur für die Unterhaltung des Altarfeuers gespendet werden kann, oder ein Opfertier, das fehlerhaft geworden ist und das man, ohne es ausgelöst zu haben, geschlachtet hat, das man nach der Ansicht von Rabbi nicht mehr auslösen kann, weil es zur Auslösung erforderlich ist, dass das Tier vor den Priester hingestellt wird, damit er es abschätze, das aber bei dem bereits geschlachteten Tiere nicht mehr möglich ist, während die Weisen der Ansicht sind, dass bei für den Altar geheiligten Tieren ein solches Hinstellen vor den Priester nicht erforderlich ist (s. Temur. VII Note 19)."
+ ],
+ [
+ "hat er noch keine Veruntreuung begangen. Die Aneignung von heiligem Gut in der Absicht, es für sich zu behalten, gilt als Veruntreuung, auch wenn man es noch gar nicht benutzt hat, sobald man es aus dem Besitz des Heiligtums in den eigenen oder in den Besitz eines Anderen gebracht hat (s. Einleitung). Durch den Übergang in anderen Besitz ist das Heiligtum um den Wert des Gegenstandes geschädigt und der Veruntreuende hat den Nutzen davon, dass gleichzeitig sein Besitz um den Wert des Gegenstandes gewachsen ist, es treffen also die beiden Voraussetzungen zu, die nach Mischna 1 zu einer Veruntreuung erforderlich sind. (Nach Tif. Jis. muss der Veruntreuende das in Besitz Genommene in irgend einer Weise als sein Eigentum auch behandelt haben, wenn er auch einen wirklichen Nutzen noch nicht davon gehabt hat). Die Mischna, nach der die blosse Aneignung des Steines oder des Balkens noch nicht als Veruntreuung gilt, kann deshalb nur von dem Fall sprechen, wenn der Entwender der Verwalter des heiligen Gutes ist, der den Stein oder den Balken zur Beaufsichtigung auch schon vorher in seinem Besitze hatte, so dass sie, auch nachdem er sie sich angeeignet hat, sich noch in demselben Besitze befinden, in dem sie sich vorher befunden haben.",
+ "hat er. der Verwalter.",
+ "eine Veruntreuung begangen. da er sie aus dem Besitz des Heiligtums in den Besitz dieses Anderen überführt hat.",
+ "der andere aber nicht. weil sie durch die Überführung in den Besitz eines anderen bereits aufgehört haben, heilig zu sein, und deshalb eine weitere Veruntreuung nicht mehr an ihnen begangen werden kann (s. Note 14; danach ist dies jedoch nur dann der Fall, wenn der erste Veruntreuer angenommen hat, dass das Veruntreute fremdes Eigentum sei, nicht aber, wenn er es für sein eigenes gehalten hat, s. dagegen Bab. Kam. 20 b Tosaf. v. נתנה לחברו). So erklären Raschi und Tosaf. die Mischna auf Grund des Ausspruchs von Samuel im Talmud: בגזבר המסורות לו עסקינן, dass die Mischna von dem Verwalter, der das Heilige in Verwahrung hatte, spricht. Nach Maim. dagegen (s. Comm. u. הלכות מעילה VI, 7 u. 8) beziehen sich die Worte Samuels nicht auf den Entwender, sondern auf das Wort חברו, d. i. auf den, dem der Entwender den Gegenstand gegeben hat, und ist demnach die Mischna folgendermassen zu erklären: Wenn irgend jemand einen Stein oder einen Balken, der dem Heiligtum gehört, sich genommen hat, hat er damit noch keine Veruntreuung begangen, weil er damit wohl das Heiligtum geschädigt hat, den Gegenstand aber doch nicht benutzt hat. Hat er den Gegenstand einem anderen gegeben und dieser Andere ist der Verwalter, der ihn auch schon vorher unter seiner Aufsicht hatte, so hat er selbst eine Veruntreuung begangen, da er nunmehr auch den Nutzen davon gehabt hat, dass er einen anderen damit beschenkt hat, der Verwalter aber hat keine Veruntreuung begangen, da der Gegenstand auch schon früher in seinem Besitze war, er daher durch das Annehmen des Gegenstandes noch gar keinen Nutzen von demselben gehabt hat! Hätte dagegen der Entwender den Gegenstand einem Fremden übergeben, so hätten beide eine Veruntreuung begangen, da beide einen Nutzen davon gehabt hätten, der Entwender den, dass er den anderen damit beschenkt hat, und der Empfänger den, dass er das fremde Gut erhalten hat. Wie Maim. selbst הלבות מעילה dazu bemerkt, müsste demnach aber die Mischna von dem Fall sprechen, dass die Veruntreuung vorsätzlich geschehen ist, da bei unvorsätzlicher Veruntreuung der Grundsatz gilt, dass ein Gegenstand, der bereits veruntreut worden ist, nicht nochmals veruntreut werden kann.",
+ "Hat er. der Verwalter, der durch die blosse Aneignung noch keine Veruntreuung begangen hat.",
+ "sie in seinem Hause verbaut. Auch hier kann, wie der Talmud ausführt, nicht gemeint sein, dass er den Stein oder den Balken in seinem Hause wirklich verbaut hat, denn dann würde er schon hiermit eine Veruntreuung begangen haben, da durch die Veränderung, das Behauen oder Zurechtschneiden, das er mit ihnen vorgenommen hat, sie in sein Eigentum, also in einen anderen Besitz übergegangen wären, er damit auch schon einen Nutzen von ihnen gehabt haben würde. Die Mischna meint vielmehr, wenn er sie, ohne sie zu verändern, über eine Öffnung im Dache seines Hauses nur hingelegt hat, oder, nach einer zweiten Erklärung in Raschi, eine Öffnung, durch die Regen auf die in dem Hause liegenden Früchte fällt, mit ihnen, ohne an ihnen selbst eine Veränderung vorzunehmen, verschlossen hat, wo durch das bloße Auflegen oder Hineinfügen in das Haus sie noch nicht in seinen Besitz übergegangen sind.",
+ "wenn er einen Peruta-Wert lang darunter gewohnt hat. oder, nach der zweiten Erklärung, bis die darunter liegenden Früchte um einen Peruta-Wert gegen den Regen geschützt worden sind, so dass er einen tatsächlichen Nutzen von ihnen gehabt hat. Nach Maim. spricht auch dieser Fall nicht von dem Verwalter, sondern von irgend einem anderen, der sich das heilige Gut angeeignet hat, und hat er durch das bloße Auflegen auf die Öffnung deshalb noch keine Veruntreuung begangen, weil nach seiner Ansicht die bloße Aneignung noch nicht als Veruntreuung gilt, sondern er auch von dem angeeigneten Gegenstand einen Nutzen gehabt haben muss, und das bloße Auflegen auf die Öffnung noch nicht als ein tatsächlicher Nutzen gilt.",
+ "Hat er. der Verwalter.",
+ "der Andere aber nicht. Nach Maim. spricht auch hier die Mischna nicht von dem Verwalter, sondern von irgend einem Anderen, der sich die Peruta angeeignet hat, hier aber unvorsätzlich in dem Glauben, dass es sein eigenes Geld sei, und ist hier auch unter חברו nicht der Verwalter zu verstehen, sondern irgend ein Anderer, und hat dieser letztere keine Veruntreuung begangen, weil bei unvorsätzlicher Veruntreuung der Grundsatz gilt, dass ein Gegenstand, an dem bereits eine Veruntreuung begangen worden ist, nicht nochmals veruntreut werden kann.",
+ "Hat er sie dem Bademeister. בלן = βαλανεύς, der Bader.",
+ "Das Bad ist geöffnet. Talmudausg. add.: לפניך.",
+ "gehe hinein und bade. er hat sich durch das Geld bereits den Nutzen geschafft, dass ihm das Bad jetzt zu seiner Benutzung frei steht."
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+ "und was er einem anderen davon zu essen gibt. von Heiligem, das der Veruntreuung unterliegt.",
+ "zählen zusammen. zu dem Peruta-Wert, den man veruntreut haben muss, um eine Veruntreuung begangen zu haben. Wenn man z. B. für einen halben Peruta-Wert selbst gegessen und für einen halben einem anderen davon zu essen gegeben hat, oder für einen halben Peruta-Wert davon gegessen und mit einem halben Peruta-Wert davon einen anderen eingerieben hat usw., so hat man eine Veruntreuung begangen und muss, wenn es unvorsätzlich geschehen ist, ein Veruntreuungs-Schuldopfer darbringen.",
+ "selbst wenn ein längerer Zeitraum. selbst ein Jahre langer, wenn er nur inzwischen sich nicht bewusst geworden ist, etwas Verbotenes begangen zu haben."
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+ "Hat der Beauftragte. dem der Hausherr unwissentlich Heiliges mit dem Aufträge übergeben hat, es zu einem nichtheiligen Zwecke zu verwenden.",
+ "hat der Hausherr die Veruntreuung begangen. Obgleich es sonst als Grundsatz gilt, dass für die Übertretung eines Verbotes nicht derjenige verantwortlich ist, der zu der Übertretung den Auftrag gegeben hat, sondern der, der es tatsächlich übertreten hat (אין שליה לדבר עבירה), gilt dieses bei Veruntreuung von Heiligem nicht, sondern macht sich hierbei nur der, der den Auftrag dazu gegeben hat, schuldig, nicht der, der ihn ausgeführt hat.",
+ "hat er seinen Auftrag nicht ausgeführt. wie er ihm aufgetragen worden ist, sondern ihn geändert.",
+ "hat der Beauftragte die Veruntreuung begangen. Obgleich die Leber auch unter den Begriff Fleisch in weiterem Sinne fällt, hätte er doch den Hausherrn erst fragen müssen, ob es ihm auch recht sei, dass er ihnen Leber, oder im umgekehrten Fall, dass er ihnen Fleisch vorsetze, da er dieses nicht getan hat, hat er eigenmächtig und nicht seinem Aufträge gemäss gehandelt, und hat er deshalb die Veruntreuung begangen.",
+ "nehmet je zwei. das eine gemäss dem mir gewordenen Auftrage, und ein zweites, das ich noch hinzugebe (Talmud).",
+ "und sie haben sich je drei genommen. indem sie sich eigenmächtig noch ein drittes hinzugenommen haben.",
+ "haben sie alle eine Veruntreuung begangen. Der Auftraggeber und der Beauftragte, jedoch nur dann, wenn es dem Tempelschatz gehörende Fleischstücke waren, bei denen es sich nur um das Verbot der Veruntreuung gehandelt hat. War es dagegen Fleisch, das abgesehen von dem Verbot der Veruntreuung schon an sich zum Genuss verboten war wie z. B. Fleisch von einem Ganzopfer (s. Maim. הלבות מעשה הקרבנות XI, 1 fg.), so haben sich auch der Veruntreuung nur die schuldig gemacht, die es gegessen haben, weil da, wo ausser der Veruntreuung auch die Übertretung eines anderen Verbotes mit in Frage kommt, wieder der Grundsatz gilt, dass nicht derjenige, der zu der Übertretung den Auftrag gegeben hat, schuldig ist, sondern nur der, der es tatsächlich übertreten hat (Maim. הלכות מעילה VII, 2).",
+ "Hole es mir aus der Fensternische oder aus dem Kasten. גלוסקמא gr. γλωσσόκομον = Kasten, Behälter, Futteral. Talmudausg.: דלוסקמא.",
+ "und er hat es ihm gebracht. aus einer Fensternische bzw. aus einem Kasten.",
+ "und er hat es aus jenem gebracht. der Hausherr hatte nämlich nicht näher angegeben, aus welcher Fensternische oder aus welchem Kasten, so erklären Raschi und Tosaf. Nach Maim. ist gemeint, dass der Hausherr eine bestimmte Fensternische bzw. einen bestimmten Kasten bezeichnet hat, dann aber nachträglich sich selbst korrigiert hat, dass er irrtümlich Fensternische statt Kasten oder Kasten statt Fensternische gesagt habe.",
+ "hat der Hausherr die Veruntreuung begangen. weil das, was der Auftraggeber sich gedacht hat, dem ausgesprochenen Auftrage gegenüber nicht ausschlaggebend ist und der Beauftragte den ihm gegebenen Auftrag demnach richtig ausgeführt hat."
+ ],
+ [
+ "Hat er einen Taubstummen. S. Chull. I Note 3.",
+ "einen Schwachsinnigen. ebend. Note 4.",
+ "oder einen Unmündigen. ebend. Note 5.",
+ "als Boten geschickt. für Geld, das dem Heiligtum gehört, etwas einzukaufen.",
+ "hat der Hausherr die Veruntreuung begangen. weil es bei der Veruntreuung für die Schuld des Auftraggebers nicht darauf ankommt, ob der von ihm Beauftragte imstande ist, den Auftrag richtig auszuführen, sobald nur der Auftrag richtig ausgeführt worden und es dem Auftraggeber recht ist, dass er richtig ausgeführt worden ist.",
+ "haben sie seinen Auftrag nicht ausgeführt. sondern etwas anderes, als ihnen aufgetragen worden ist, dafür gekauft.",
+ "begeht der Krämer die Veruntreuung. sobald er das Geld für sich verwendet. Der Hausherr hat keine Veruntreuung begangen, da sein Auftrag nicht zur Ausführung gekommen ist, der Bote, der dem Krämer das Geld gegeben hat, ebenfalls nicht, weil nur eine von einer vollsinnigen Person begangene Veruntreuung als Veruntreuung gilt, eine Veruntreuung wird daher erst begangen, wenn der Krämer das erhaltene Geld für sich verwendet. Ed. Lowe: השליח מעל.",
+ "sich aber erinnert. dass das Geld dem Heiligtum gehört.",
+ "sobald er es ausgibt. Nach dem Talmud ist dieses jedoch nur dann der Fall, wenn es auch dem Boten vorher zur Kenntnis gekommen ist, dass es heiliges Geld ist, in diesem Falle haben sie beide kein Veruntreuungs-Schuldopfer zu bringen, da dieses nur für eine unwissentliche Veruntreuung gebracht wird, und ist das Geld weiter heilig geblieben, da nur durch eine unwissentliche Veruntreuung Heiliges aufhört, heilig zu sein, deshalb begeht erst der Krämer die Veruntreuung, wenn er dasselbe ausgibt. Hat aber der Bote nicht gewusst, dass es heiliges Geld ist, so hat er die Veruntreuung begangen, denn da sein Auftraggeber sich inzwischen erinnert hat, dass es heiliges Geld ist, ist es ihm gewiss nicht mehr recht, dass das Geld zu profanen Zwecken ausgegeben wird, und handelt deshalb der Bote nicht mehr in seinem Auftrage (s. Chag. 10 b Raschi v. שליח עניא). Ebenso hat, wenn es dem Boten vorher zur Kenntnis gekommen ist, nicht aber dem Auftraggeber, dieser die Veruntreuung begangen. Ed. Lowe: עד שיוציא. Talmudausg.: לכשיוציא.",
+ "Wie soll er. Raschi und Tosaf. erklären: der Hausherr, um zu verhüten, dass der Krämer durch Ausgabe des Geldes eine Veruntreuung begeht. Maim. u. Bart. erklären: der Krämer, nachdem er erfahren hat, dass das Geld, das er erhalten und bereits unter anderes Geld getan hat, dem Heiligtum gehört hat."
+ ],
+ [
+ "Bringe mir für die Hälfte Lichtschalen. נרות einfache Tongefässe, die mit Öl gefüllt als Lampen dienten.",
+ "haben beide keine. Ed. pr.: שניהם מעלו.",
+ "Veruntreuung begangen. der Auftraggeber nicht, da der von ihm gegebene Auftrag nur zur Hälfte dem Aufträge gemäss ausgeführt worden ist und diese Hälfte, durch die er sich einer Veruntreuung schuldig gemacht haben könnte, nur einen halben Perutawert beträgt, und der Bote nicht, da das, was er eigenmächtig ausgegeben hat, ebenfalls nur eine halbe Peruta war.",
+ "und er ist gegangen und hat ihm Lichtschalen aus dem für die Dochte und Dochte aus dem für die Lichtschalen angegebenen Laden. Talmudausg: ממקום.",
+ "hat der Bote die Veruntreuung begangen. da er die ganze Peruta anders, als es ihm aufgetragen worden, also eigenmächtig und unter eigener Verantwortung ausgegeben hat."
+ ],
+ [
+ "Bringe mir. Talmudausg.: לך הבא לי.",
+ "haben beide eine Veruntreuung begangen. Da der Auftrag gelautet hat, dass er ihm einen Etrog für zwei Perutot bringen soll, so hat der Auftraggeber nur dann eine Veruntreuung begangen, wenn der Etrog in der Tat zwei Perutot wert ist, der Bote ihn für nur eine Peruta erstanden hat (Tosaf. 21 a v. והלך). Der Bote hat trotzdem auch eine Veruntreuung begangen, da er zum Ankauf des Granatapfels keinen Auftrag hatte und demnach eine Peruta eigenmächtig ausgegeben hat.",
+ "du hast mir aber einen kleinen und schlechten. d. h. einen kleineren und schlechteren, als wenn du mir einen für zwei Perutot gebracht haben würdest, da du den, der sonst zwei Perutot wert ist, schon für eine Peruta bekommen hast.",
+ "und er ist gegangen und hat ihm für drei. Ed. pr. u. Ven.: בשליש, ed. Lowe: בשלש.",
+ "[Selaim] ein Hemd und für drei. Ed. pr. u. Ven.: בשליש, ed. Lowe: בשלש.",
+ "einen Mantel gebracht. Nach Talm. Jer. zu Kidd. I, 1 ist 1 Golddenar = 24 Silberdenaren. Da 1 Sela = 4 Silberdenaren ist, so ist demnach 1 Golddenar = 6 Selaim, und hat er also für die Hälfte des ihm übergebenen Geldes ein Hemd und für die andere Hälfte einen Mantel gekauft. Die Angabe im Talm. Bab. (Bab. Mez. 44 b), dass 1 Golddenar = 25 Silberdenaren ist, wird von Tosaf. darauf zurückgeführt, dass beim Umwechseln ein Silberdenar Agio berechnet wird (s. Ketub. 99 a Tosaf. v. נתן לו).",
+ "haben sie beide eine Veruntreuung begangen. wenn das Hemd allein tatsächlich einen Golddenar wert ist, s. Note 28.",
+ "du hast mir aber ein kleines und schlechtes gebracht. S. Note 29."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand Geld. das dem Heiligtum gehört.",
+ "wenn es eingebunden. d. h. versiegelt oder mit einem nicht gewöhnlichen Knoten verschnürt.",
+ "hat er. der Geldwechsler und nicht der, der ihm das Geld übergeben hat, da dieser nicht gewollt hat, dass das Geld ausgegeben wird.",
+ "deshalb begeht er auch keine Veruntreuung. nach Maim. und Bart. auch der nicht, der ihm das Geld übergeben bat, weil er ihn doch immerhin nicht ausdrücklich zur Ausgabe des Geldes ermächtigt hat, nach Raschi macht dieser sich einer Veruntreuung schuldig, wenn der Geldwechsler das Geld ausgibt, vgl. Bab. Mez. 43 a.",
+ "Bei einem Privatmann. der keine Geldgeschäfte zu machen pflegt.",
+ "darf dieser es so und so nicht in Gebrauch nehmen. da der, der ihm das Geld in Verwahrung gibt, nicht annimmt, dass er es ausgeben wird.",
+ "hat er deshalb eine Veruntreuung begangen. und nicht der, der es ihm übergeben hat, da es ohne seinen Willen ausgegeben worden ist.",
+ "Der Krämer. der auch häufig Geld einzuwechseln hat.",
+ "ist wie ein Privatmann. da er doch keine eigentlichen Geldgeschäfte macht."
+ ],
+ [
+ "sobald man die erste [Peruta] daraus ausgegeben hat. weil es vielleicht die dem Heiligtum gehörende Peruta gewesen ist.",
+ "Akiba. der der Ansicht ist, dass man auch für eine zweifelhafte Veruntreuung ein Veruntreuungs-Schuldopfer zu bringen hat (s. Keret. V, 2).",
+ "ausgegeben hat. Der Einwand (Tosaf. 21 b v. פרוטה), dass die Peruta durch die Vermischung mit den anderen in dem Beutel befindlichen Münzen eigentlich aufgehört haben sollte, heilig zu sein, nach dem Grundsatze, dass nach Tora-Vorschrift ein verbotener Gegenstand, der unter mehrere andere erlaubte gleicher Art geraten ist, darin aufgeht (מין במינו בטל ברוב), wird in Tosaf. Chad. damit widerlegt, dass dieser Grundsatz nur in dem Falle gilt, wenn es unmöglich ist, den verbotenen Gegenstand, da er von den anderen nicht zu unterscheiden ist, zu entfernen, in dem vorliegenden Falle aber sich der Ausweg bietet, dass man die Peruta durch eine andere nichtheilige Peruta auslöst, da es demnach unmöglich ist, das in dem Beutel vorhandene Verbotene zu beseitigen, geht selbst nach Tora-Vorschrift die Peruta nicht in den übrigen Münzen auf.",
+ "dass man immer weiter ausgeben darf. weil er damit zu erkennen gegeben hat, dass er gemeint hat, der ganze Inhalt des Beutels soll nicht heilig sein und zu profanen Zwecken ausgegeben werden bis auf eine d. i. die letzte Peruta, die dem Heiligtum gehören soll.",
+ "ausgegeben hat. dann erst hat man die Veruntreuung begangen."
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+ "\nDer Ausdruck מעילה wird in der heiligen Schrift für das Veruntreuen von heiligem Gut gebraucht. Nach Lev. 5, 14—16 hat derjenige, der Heiliges unvorsätzlicher Weise veruntreut hat, zu seiner Sühne ein Schuldopfer darzubringen und den Wert des von ihm Veruntreuten zusätzlich eines Aufschlags von einem Fünftel dem Heiligtum zu ersetzen. Ist die Veruntreuung vorsätzlich geschehen, ist kein Schuldopfer zu bringen und bei der Ersatzleistung kein Fünftel Aufschlag hinzuzufügen, sondern es tritt wie bei Uebertretung jedes Verbots bei vorangegangener Verwarnung die Geissel-strafe ein, ist keine Verwarnuug vorangegangen, muss nur der Wert des gehabten Genusses und der Wert dessen, um das das Heiligtum geschädigt worden ist, ersetzt werden.\nDiese Bestimmungen gelten sowohl für Veruntreuung an Opfern und allen Gegenständen, die zu ihrer eigenen Verwendung im Heiligtume geheiligt worden sind (קדושת הגוף), wie für alles, was sonst Eigentum des Heiligtums ist, wenn es auch nicht dazu bestimmt ist, selbst im Heiligtum verwendet zu werden, sondern nur zu Zwecken des Heiligtums veräussert zu werden (קדושת הדמים).\nOpfertiere und sonstige Opfer, von denen weder den Eigentümern noch den Priestern etwas zufällt, unterliegen dem Verbote der Veruntreuung von dem Augenblicke an, wo sie für ihren Zweck geheiligt worden sind, bis alle Opferhandlungen bis zum Ende an ihnen ausgeführt worden sind. Hochheilige Opfer, deren Fleisch den Priestern zufällt, unterliegen ebenfalls in allen ihren Teilen der Veruntreuung von dem Augenblicke an, wo sie für ihren Zweck geheiligt worden sind, nach der Sprengung des Blutes unterliegen ihr aber nur noch die Opferteile, die für den Altar bestimmt sind, nicht aber das Fleisch, das von den Priestern verzehrt wird. Einfachheilige Opfer gelten als den Eigentümern gehöriges Gut, von ihnen unterliegen deshalb nur die Opferteile nach der Sprengung des Blutes der Veruntreuung. Das Blut der Opfertiere bildet eine Ausnahme, indem es nach Tora-Vorschrift der Veruntreuung überhaupt nicht unterliegt.\nAls Veruntreuung gilt jede Nutzniessung von Heiligem, wenn der davon gehabte Nutzen wenigstens den Wert einer Peruta ausmacht und das Heilige dadurch auch tatsächlich um den Wert von wenigstens einer Peruta geschädigt worden ist. Bei Opfertieren, deren Wert als Opfer durch infolge ihrer Benutzung entstandene Minderung ihres Geldwertes nicht beeinträchtigt wird, ebenso bei allen Gegenständen, bei denen eine Abnutzung sich gar nicht oder doch erst nach sehr langem Gebrauche bemerkbar macht, gilt schon die blosse Benutzung ohne Rücksicht auf den dadurch dem Heiligtum entstandenen Schaden als Veruntreuung. Der Veruntreuung macht sich ferner schuldig, wer Heiliges in der Absicht, es für sich zu behalten, sich aneignet, es verleibt oder verkauft.\nAlles, was nur Eigentum des Heiligtums ist und nicht zu eigener Verwendung im Heiligtum bestimmt ist, verliert durch eine unvorsätzlich daran begangene Veruntreuung — nach einer anderen Ansicht jedoch nur, wenn die Veruntreuung durch Entwendung stattgefunden hat, s. M. L. zu Maim. Hilch. Meïla 6, 4 — seinen Charakter als heiliges Gut, eine nochmalige Veruntreuung kann deshalb daran nicht mehr begangen werden. Opfertiere dagegen und zum Opferdienst bestimmte Gegenstände bleiben auch nach an ihnen begangener Veruntreuung heilig und unterliegen weiter dem Verbot der Veruntreuung. Durch vorsätzliche Veruntreuung verliert Heiliges überhaupt nicht seinen Charakter als heiliges Gut.\nDer Traktat מעילה enthält die näheren Ausführungen zu diesen Bestimmungen in 6 Abschnitten, die im Einzelnen folgenden Inhalt haben:\n1. Inwieweit bei Opfertieren das Verbot der Veruntreuung und ebenso die Verbote von נותר ,פגול und טמא durch bei ihrer Darbringung vorgekommene Verstösse gegen die Opfervorschriften beeinflusst werden. Der Einfluss der Blutsprengung auf das Verbot der Veruntreuung bei hochheiligen und bei einfachheiligen Opfertieren.\n2. Das Verbot der Veruntreuung bei hochheiligen Opfertieren und anderen hochheiligen Opfern, von wann an sie inbezug auf andere für sie geltende Verbote und für die mit ihnen auszuführenden Opferhand-lungen als geheiligt gelten, wann sie aufhören, der Veruntreuung zu unterliegen.\n3. Das Verbot der Veruntreuung bzw. der Nutzniessung bei Opfertieren, die nicht mehr als solche dargebracht werden können, bei Geld, das zum Ankauf von Opfertieren bestimmt worden ist, dem Blut von Opfertieren, den Ascheresten von den auf dem inneren Altar dargebrachten Opfern und den Ueberresten aus dem heiligen Leuchter, der Milch und Eiern von Opfertieren. Das Verbot der Veruntreuung bezw. der Nutzniessung bei anderen für den Altar oder für den Tempelschatz geheiligten Dingen.\n4. Das Zusammenrechnen des aus mehreren selbst teils für den Altar und teils für den Tempelschalz geheiligten Dingen gezogenen Nutzens bei dem Verbote der Veruntreuung. Welche Bestandteile bei den Opfertieren inbezug auf dieses Verbot wie auf andere für dieselben geltenden Verbote zusammenrechnen. Das Zusammenrechnen bei anderem Gleichartigen, bei Speisen, die man nicht geniessen darf, bei Dingen, deren Berührung verunreinigt. Vorschriften, bei denen alle Speisen zusammenrechnen und alle Getränke zusammenrechnen.\n5. Bei welchen Dingen die blosse Benutzung schon als Veruntreuung gilt, und bei welchen erst dann, wenn dadurch das Heiligtum auch geschädigt worden ist. Welche Dinge durch eine an ihnen begangene Veruntreuung aufhören, heilig zu sein, so dass nicht nochmals eine Veruntreuung an ihnen begangen werden kann, und bei welchen dieses nicht der Fall ist. Dass das Verzehren und die sonstige Benutzung von Heiligem und sowohl das durch die veruntreuende Person selbst davon Verzehrte und Benutzte wie das von ihr anderen Personen davon zum Verzehren und zum Benutzen Gegebene bei dem Verbot der Veruntreuung zusammenrechnen.\n6. Veruntreuung durch Vermittelung einer anderen Person, in welchen Fällen der Auftraggeber sich schuldig macht, in welchen die beauftragte Person, in welchen beide und in welchen keiner von beiden.\n"
+ ],
+ "": [
+ [
+ [
+ "die man auf der Südseite. der עזרה.",
+ "geschlachtet hat. während sie nach der Vorschrift auf der Nordseite geschlachtet werden sollen, s. Sebach. V, 1.",
+ "unterliegen der Veruntreuung. Über Veruntreuung an hochheiligen Opfertieren s. die Einleitung. Durch das Schlachten an einer anderen als der vorgeschriebenen Stelle werden die Tiere zwar als Opfer untauglich, trotzdem aber bleiben sie auch weiter heilig und unterliegen der Veruntreuung wie alle anderen nicht hochheiligen dort geschlachteten Opfertiere, die überall in der עזרה geschlachtet werden dürfen Nach Maim. (הלכות מעילה III, 1) unterliegen die Opfertiere in den hier genannten Fällen nach Tora-Vorschrift nicht mehr der Veruntreuung, sondern ist dieses nur eine rabbinische Verordnung, es ist deshalb für die unvorsätzliche Veruntreuung kein Schuldopfer darzubringen und das Veruntreute nur einfach ohne Fünftel-Aufschlag zu ersetzen.",
+ "Hat man sie auf der Südseite geschlachtet und das Blut auf der Nordseite aufgefangen. Auch für das Auffangen des Blutes ist die Nordseite vorgeschrieben, s. Sebach. V, 1.",
+ "auf der Nordseite und das Blut auf der Südseite aufgefangen. Auch in diesem Falle unterliegen sie der Veruntreuung, trotzdem das Auffangen des Blutes eine von den wesentlichen nur durch einen Priester vorzunehmenden Opferhandlungen ist und diese nicht an der vorgeschriebenen Stelle ausgeführt worden ist. Da weder durch das Schlachten noch durch das Auffangen des Blutes an einer anderen als der vorgeschriebenen Stelle das Opfer aufhört, der Veruntreuung zu unterliegen, gilt dasselbe auch für den Fall, wenn beides an unrichtiger Stelle ausgeführt worden ist.",
+ "hat man sie am Tage geschlachtet und die Blutsprengung bei Nacht vorgenommen. Das Sprengen des Blutes darf ebenso wie das Schlachten nur am Tage geschehen, s. Sebach. 56 a, Tosaf. Hier setzt die Mischna an Stelle des Auffangens das Sprengen des Blutes, weil das Auffangen des Blutes unmittelbar auf das Schlachten folgt und deshalb nicht gut dieses bei Tage und jenes bei Nacht vorgenommen werden kann.",
+ "oder hat man sie [mit der Absicht auf] ausserhalb ihrer Zeit oder ausserhalb ihres Ortes geschlachtet. d. h. mit der Absicht, etwas davon, das zum Opfer bestimmt ist, ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit oder des dafür bestimmten Ortes zu opfern, oder etwas davon, das zum Essen bestimmt ist, ausserhalb der dafür bestimmten Zeit oder des dafür vorgeschriebenen Ortes zu essen (s. Sebach. II, 3).",
+ "unterliegen sie der Veruntreuung. In allen diesen Fällen unterliegt, auch wenn das Blut gesprengt worden ist, auch das für die Priester bestimmte Fleisch des Opfertieres auch weiter der Veruntreuung, weil durch das Sprengen des Blutes nur das dadurch den Priestern zufallende Fleisch von tauglichen Opfern aufhört, der Veruntreuung zu unterliegen, s. die Einleitung.",
+ "wo es für die Priester bereits zum Genuss erlaubt gewesen ist. wenn es nachher auch untauglich geworden ist und nicht von den Priestern gegessen werden darf.",
+ "unterliegt es. das Fleisch. Die Opferstücke dagegen unterliegen auch weiter der Veruntreuung, bis sie zu Asche verbrannt sind und die Asche vom Altar hinweggeräumt worden ist (s. weiter II, 5).",
+ "Wenn es. nachdem das Blut gesprengt worden ist.",
+ "über Nacht liegen geblieben oder unrein geworden oder nach aussen gekommen ist. und dadurch untauglich geworden ist, da Hochheiliges nur an dem Tage der Darbringung und in der darauf folgenden Nacht und, wenn es unrein geworden oder aus dem Heiligtum herausgekommen ist, nicht von den Priestern gegessen werden darf.",
+ "Wenn es [mit der Absicht auf] ausserhalb seiner Zeit oder ausserhalb seines Ortes geschlachtet worden ist. Die Mischna nennt hier nur die letzten von den oben angeführten Fällen, das Gleiche gilt natürlich auch für die übrigen dort angeführten Fälle.",
+ "oder wenn Untaugliche das Blut aufgefangen oder das Blut gesprengt haben. Auch nach dem Auffangen oder Sprengen des Blutes durch einen Untauglichen kann aber das Opfer durch von einem dazu Tauglichen aufgefangenes und gesprengtes Blut noch tauglich werden und unterliegt dann nicht mehr der Veruntreuung. Nur wenn das Blut durch einen Unreinen gesprengt worden ist, hat ein nochmaliges Sprengen durch einen dazu Tauglichen nicht diese Wirkung, weil bei Gemeinde opfern, die in Unreinheit dargebracht werden, auch Unreine die Opferhandlungen ausführen dürfen, und deshalb ganz allgemein auch bei Opfern, die in Reinheit dargebracht werden, auch das Sprengen des Blutes durch einen Unreinen die Folge hat, dass alles übrige Blut des Opfertieres als nach dem Sprengen zurückgebliebenes Blut (שירי הרס) betrachtet wird, das für die Blutsprengung nicht mehr verwendbar ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn Fleisch von Hochheiligem vor der Sprengung des Blutes nach aussen. ausserhalb der עזרה, solches Fleisch darf von den Priestern nicht mehr gegessen werden (s. Sebach. V Note 33).",
+ "unterliegt es. auch nach der Sprengung des Blutes.",
+ "der Veruntreuung. weil durch die Sprengung des Blutes nur Fleisch, das dadurch für die Priester erlaubt wird, aufhört der Veruntreuung zu unterliegen.",
+ "nicht aber der auf Verworfenes. Wenn das Opfer durch eine bei einer der vorausgegangenen Opferhandlungen ausgesprochene vorschriftswidrige Absicht פיגול geworden ist (s. Sebach. II, 2) und es isst jemand von dem vor der Blutsprengung aus der עזרה herausgekommenen Fleisch, trifft ihn dafür nicht die Ausrottungsstrafe, weil die Ausrottungsstrafe für פיגול nur dann eintritt, wenn das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden ist (s. dort Note 42), für dieses Fleisch aber die Blutsprengung keine Geltung hat.",
+ "Übriggelassenes. weil נוחר nur solches Fleisch heisst, das, trotzdem es gegessen werden durfte, über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben ist, nicht aber solches, das gar nicht gegessen werden durfte (Raschi, Sebach. 90 a).",
+ "und Unreines. Wenn jemand im Zustande der Unreinheit von dem Fleisch isst, trifft ihn nicht die Ausrottungsstrafe, weil diese nur denjenigen trifft, der Opferfleisch, das von Reinen gegessen werden darf, in Unreinheit geniesst (s. Menach. 25b).",
+ "Es unterliegt nicht der Veruntreuung. Durch die Sprengung des Blutes hört das Fleisch auf, der Veruntreuung zu unterliegen, trotzdem es durch das Herauskommen aus der עזרה untauglich geworden und von den Priestern nicht mehr gegessen werden darf. Nach Raschi und Bart. spricht die Mischna von dem Fall, dass das Fleisch zwar herausgekommen, vor dem Sprengen des Blutes aber wieder hereingebracht worden und während der Blutsprengung in der עזרה war. Nach Tif. Jis. dagegen ist in diesem Falle auch R. Elieser der Ansicht des R. Akiba, und bezieht sich die Kontroverse nur auf den Fall, wenn das Fleisch auch während der Blutsprengung ausserhalb der עזרה war (vgl. auch ברכת הזבח zu der Erklärung Raschis). Straschun wendet mit Recht ein, dass für erstere Unterscheidung, welche der Talmud bei den Opferstücken von Einfachheiligem macht (s. die folgende Mischna), bei Fleisch von Hochheiligem kein ersichtlicher Grund vorliegt, da, nachdem das Fleisch einmal dadurch, dass es aus der עזרה herausgekommen, untauglich geworden ist, es doch gleichgültig ist, ob es nun während dor Blutsprengung in der עזרה oder ausserhalb derselben war.",
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. Da nach Ansicht von R. Akiba die Blutsprengung auch für das aussen befindliche Fleisch insofern Geltung hat, dass dieses danach nicht mehr der Veruntreuung unterliegt, ist demnach auch für dieses das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden und unterliegt es deshalb auch dem פיגול-Verbot (s. Note 18) und ebenso wie das übrige durch die Blutsprengung zum Genuss erlaubt gewordene Fleisch auch dem Verbot von נותר und טמא.",
+ "und sie stehen nun beide da. sie sind beide zu gleicher Zeit geschlachtet worden und das Blut von beiden steht nun zur Sprengung da. Man kann in diesem Falle nach Belieben das Blut des einen oder des anderen Tieres sprengen, sobald aber das Blut des einen Tieres gesprengt worden ist, ist dadurch das andere Opfertier als ein unverwendbar gewordenes Sündopfer (מותר חטאת) untauglich geworden.",
+ "fällt da nicht durch die Sprengung des Blutes. des einen der beiden Tiere.",
+ "ebenso wie für das Fleisch des einen Tieres so auch für das Fleisch des anderen Tieres das Verbot [der Veruntreuung] fort. Da die Blutsprengung sowohl mit dem Blut des einen Tieres wie mit dem des anderen vorgenommen werden kann, gilt dieselbe, mit dem Blut welches der beiden Tiere sie auch ausgeführt worden ist, als für beide Tiere vollzogen und unterliegt deshalb das Fleisch beider Tiere nicht mehr der Veruntreuung (vgl. Sebach. XIII, 8).",
+ "Wenn durch die Blutsprengung selbst für das Fleisch eines anderen Tieres. trotzdem dasselbe durch die Sprengung des Blutes des anderen Tieres untauglich geworden ist.",
+ "dass es gewiss dadurch für das Fleisch desselben Tieres fortfällt. wenn es auch durch das Herauskommen aus der עזרת bereits untauglich geworden war. Ebenso wie aber in dem angezogenen Falle das Veruntreuungsverbot auch für das zweite Tier nur dadurch fortfällt, dass es durch das Sprengen des Blutes für das erste Tier fortfällt, hat auch nach R. Akiba das Sprengen des Blutes auch für das aus der עזרה herausgekommene Fleisch nur dann diese Wirkung, wenn während der Blutsprengung etwas von dem Fleische sich innerhalb der עזרה befunden hat, im anderen Falle dagegen, wenn beim Sprengen des Blutes alles Fleisch ausserhalb der עזרה war, ist auch R. Akiba der Ansicht, dass es auch weiter der Veruntreuung unterliegt (Talmud)."
+ ],
+ [
+ "Wenn Opferstücke von einfach Heiligem. die erst nach der Blutsprengung der Veruntreuung unterliegen.",
+ "unterliegen sie nicht der Veruntreuung. nicht weil sie durch das Herauskommen untauglich geworden sind, denn Opferstücke von Einfach-Heiligem werden, wenn sie vor dem Sprengen des Blutes aus der עזרה herausgekommen sind, dadurch nicht untauglich (s. Sebach. 90 a), sondern weil nach Ansicht des R. Elieser für Opferstücke, die sich während der Sprengung des Blutes ausserhalb der עזרה befinden, die Blutsprengung nicht die Wirkung hat, dass sie der Veruntreuung unterliegen, sind sie dagegen vor der Blutsprengung wieder hineingebracht worden, so dass sie sich während der Sprengung in der עזרה befinden, unterliegen sie auch nach Ansicht des R. Elieser der Veruntreuung (anders erklärt Raschi, vgl. dazu ברכת הזבח).",
+ "und nicht der auf Verworfenes. S. Note 18.",
+ "Übriggelassenes und Unreines. Auch Opferstücke, obwohl sie nur für den Altar bestimmt sind, unterliegen diesen Verboten (s. Sebach. 36 b und Sebach. IV Note 44). Ebenso wie aber bei dem Fleisch für die Übertretung dieser Verbote die Ausrottungsstrafe nur dann eintritt, wenn es durch vorschriftsmässige Sprengung des Blutes für den Genuss erlaubt geworden ist, tritt sie auch bei Opferstücken nur dann ein, wenn für sie das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden ist (Raschi Sebach. 90 a v. ומשום טומאת הגוה).",
+ "Sie unterliegen der Veruntreuung. auch wenn sie während der Blutsprengung sich draussen befunden haben.",
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. da die Blutsprengung auch für das draussen Befindliche Geltung hat, s. Note 22."
+ ],
+ [
+ "Die erfolgte Blut-Sprengung. Talmudausg.: יש מעשה דמים.",
+ "nach der Sprengung des Blutes unterliegen die Opferstücke der Veruntreuung und das Fleisch. bei denjenigen Opfern, deren Fleisch von den Priestern verzehrt wird",
+ "unterliegt nicht der Veruntreuung. das Sprengen des Blutes bewirkt also eine Erleichterung.",
+ "sowohl dieses wie jene unterliegen aber. nach der Sprengung des Blutes.",
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. insofern bewirkt also das Sprengen des Blutes eine Erschwerung. Talmudausg.: נמצא מעשה דמים דק״ק להקל ולהחמיר.",
+ "Bei einfach Heiligem unterliegen vor der Sprengung des Blutes weder die Opferstücke noch das Fleisch der Veruntreuung. weil sie noch als Eigentum des Darbringenden betrachtet werden.",
+ "nach der Sprengung des Blutes unterliegen die Opferstücke der Veruntreuung. weil diese nunmehr als Eigentum des Altars betrachtet werden.",
+ "sowohl dieses wie jene unterliegen aber. nach dem Sprengen des Blutes.",
+ "so ergibt sich aus der Blutsprengung bei Hochheiligem eine erleichternde und eine erschwerende. In den Talmudausg. fehlt hier: בקדשי קדשים להקל ולהחמיר."
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+ "sobald es zum Opfer bestimmt worden ist. da es zu den hochheiligen Opfertieren gehört.",
+ "Durch das Abdrücken [des Kopfes] erhält es die Eigenschaft. הוכשר = für etwas tauglich d. h. empfänglich gemacht werden, vgl. Chull. II, Note 29.",
+ "dass es durch [Berührung durch] einen am selben Tage Untergetauchten. S. Sebach. II Note 2.",
+ "oder einen noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnten. S. ebend. Note 4.",
+ "und durch Liegenbleiben über Nacht. wenn die Blutsprengung nicht am selben Tage sfattgefunden hat oder nach der Blutsprengung das Fleisch über Nacht liegen geblieben ist. Das Herauskommen aus der עזרה vor der Sprengung des Blutes erwähnt die Mischna nicht, weil dieser Fall Gegenstand der Kontroverse zwischen R. Akiba und den Weisen ist.",
+ "untauglich. Durch Berührung durch einen טבול יום oder einen מחוסר כפורים wird das Opfer nur פסול, d. h. als unrein geworden untauglich, es wird aber nicht so unrein, dass es die Unreinheit auch weiter auf anderes überträgt (s. Vorbemerkung zu Kelim Abs. 3).",
+ "Nach der Sprengung. Das Blut des Vogel-Sündopfers wurde nicht mit dem Sprengbecken an den Altar gesprengt, was mit dem Ausdruck זרק bezeichnet wird, sondern man fasste den Vogel mit der Hand an und sprengte so mit dem Vogel selbst das Blut an den Altar (s. Sebach. VI Note 33). Ed. pr.: מיצה, vgl. Talmud.",
+ "aber nicht mehr der Veruntreuung. da nichts davon auf den Altar kommt, sondern nach der Sprengung des Blutes alles den Priestern gehört (Sebach. VI, 4)."
+ ],
+ [
+ "Nach der Ausdrückung. Beim Vogel-Ganzopfer wurde das Blut überhaupt nicht gesprengt, sondern nur durch Pressen des Halses an die Altarwand ausgedrückt (s. Sebach. VI, 5).",
+ "und es unterliegt der Veruntreuung. da es ganz auf dem Altar geopfert wird.",
+ "bis [die Asche] nach dem Aschenplatz. בית הדשן s. Sebach. V Note 21.",
+ "herausgebracht wird. Nach Rab (s. Talmud) ist damit gemeint: bis die Asche nach dem Aschenplatz herausgeschafft werden kann, d. i. nachdem die Aschenhebe am Morgen vom Altar abgehoben worden ist, weil damit alles, wozu das Opfer bestimmt ist und was damit auszuführen ist, erfüllt worden ist und eine danach noch erfolgende Nutzniessung von der auf dem Altar zurückgebliebenen Asche nicht als eine Veruntreuung an Gottgeweihtem (קדשי ה׳) gelten kann und deshalb nur noch nach rabbinischer Verordnung verboten ist; nach R. Jochanan unterliegt auch die zurückgebliebene Asche so lange noch der Veruntreuung, bis sie nach dem Aschenplatz herausgeschafft worden ist, da auch dieses Hinausschaffen der Asche Vorschrift ist."
+ ],
+ [
+ "die verbrannt werden. S. Sebach. IV Note 31.",
+ "die verbrannt werden. S. dort Note 32.",
+ "und sie unterliegen der Veruntreuung. auch ihr Fleisch, das nicht auf dem Altar, sondern auf dem Aschenplatz verbrannt wird.",
+ "bis das Fleisch [vom Feuer] verzehrt ist. יותך Hof. von נתך = zerschmolzen werden, zergehen. Sebach. XII, 6 erklärt Maim., dass unter נתך הבשר das Anfangsstadium des Verbrennens zu verstehen ist, hier dagegen עד שיותך הבשר: bis das Fleisch vollständig verbrannt ist. הלכות מעילה II, 4 steht für שיותך die Form שיתוך, die Talmudausg. lesen: שיתיך."
+ ],
+ [
+ "Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe und unterliegt das Fell. das den Priestern zufällt. Talmudausg. und ed. Lowe: בעודות.",
+ "bis [die Asche] nach dem Aschenplatz herausgebracht wird. שיצא masc. bezieht sich auf בשר, das zu Asche gewordene Fleisch, Talmudausg.: שתצא auf das fem. העולה."
+ ],
+ [
+ "das Schuldopfer und die Gemeinde-Friedensopfer. Die einzigen Friedensopfer, die von der Gemeinde dargebracht wurden, waren die beiden Lämmer, welche mit den Erstlingsbroten zusammen am Wochenfeste dargebracht wurden.",
+ "das Fleisch unterliegt nicht mehr der Veruntreuung. da es nach dem Sprengen des Blutes den Priestern gehört."
+ ],
+ [
+ "Die beiden Brote. am Wochenfeste.",
+ "Nachdem sie im Ofen eine Kruste bekommen haben. Das Backen der Brote, das sich in dem Überziehen mit einer Kruste zu erkennen gibt, hat die gleiche Wirkung wie das Schlachten bei einem Opfertiere, weil es wie dieses die erste für die Darbringung vorbereitende an dem Heiligen vorgenommene Veränderung ist (Raschi).",
+ "dass sie durch [Berührung durch] einen am selben Tage Untergetauchten oder einen noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnten untauglich werden. Nach Raschi und Bart. heisst es hier nicht: ובלינה, da nach Menach. XI, 9 die Brote stets schon am Tage vorher gebacken wurden, sie wurden demnach durch das Liegenbleiben über Nacht nicht untauglich. Tosaf. wenden dagegen ein, dass die Brote nur dann durch Übernachten nicht untauglich wurden und deshalb am Tage vorher gebacken werden konnten, wenn man annimmt, dass der Ofen nicht zu den geheiligten Geräten gehörte, weil alles zu Opfernde, sobald es durch Hineintun in ein heiliges Gerät geheiligt worden ist, durch Übernachten untauglich wird. Unsere Mischna muss aber von der Annahme ausgehen, dass der Ofen zu den geheiligten Geräten gehörte, da sonst die Brote nicht schon im Ofen durch die Berührung durch einen טבול יום untauglich werden könnten, es mussten deshalb die Brote am selben Tage gebacken werden, weil sie sonst durch Übernachten untauglich wurden, Tosaf. halten deshalb auch hier die Lesart ובלינה für berechtigt, wie sie sich auch in den Talmudausgaben findet (Vgl. hierzu Menach. XI Note 8).",
+ "und darf das zu ihnen gehörende Opfer. die beiden Lämmer, die zu den Erstlingsbroten gehören.",
+ "geschlachtet werden. sie dürfen erst geschlachtet werden, wenn die beiden zu ihnen gehörenden Brote hergestellt sind, so lange die Brote aber keine Kruste haben, können sie noch nicht לחם genannt werden (vgl. Menach. VII Mote 20).",
+ "Nach der Sprengung des Blutes der Lämmer unterliegen sie. die Brote.",
+ "aber nicht mehr der Veruntreuung. da sie dann von den Priestern verzehrt werden dürfen."
+ ],
+ [
+ "dass es durch [Berührung durch] einen am selben Tage Untergetauchten oder einen noch nicht durch ein Sühnopfer Gesühnten untauglich wird. Hier kann es auch nach Tosaf. nicht ובלינה heissen, da das Schaubrot immer eine volle Woche auf dem Tische liegen blieb.",
+ "und dass es auf den heiligen Tisch gelegt werden darf. es wird, sobald es sich mit einer Kruste überzogen hat, bereits לחם genannt.",
+ "Nachdem die Schalen. die beiden zu ihm gehörenden Schalen mit Weihrauch,",
+ "aber nicht mehr der Veruntreuung. da nach der Darbringung des Weihrauchs das Brot von den Priestern verzehrt werden darf."
+ ],
+ [
+ "Nachdem das Chomez. das von den Mehlopfern abgehoben wurde, um es auf dem Altar darzubringen. Das Darbringen des Chomez beim Mehlopfer entspricht dem Sprengen des Blutes beim Tieropfer (vgl. Menach. I Note 3).",
+ "unterliegen sie. Mischna- und Talmudausg.: חייבין עליו ed. Yen. und Lowe richtig. חייבין עליהן.",
+ "das Zurückbleibende. שירים — der Rest, s. Sebach. V. Note 13.",
+ "unterliegt nicht der Veruntreuung. da es von den Priestern verzehrt wird.",
+ "bis [die Asche] nach dem Aschenplatz herausgebracht wird. wie bei hochheiligen Opfertieren die auf dem Altar dargebrachten Opferstücke."
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+ "der Weihrauch. der mit dem Chomez zusammen auf den Altar dargebracht wurde.",
+ "das Räucherwerk. die Spezereien, die als Räucherwerk dargebracht wurden.",
+ "das Mehlopfer von Priestern. das nach Lev. 6, 16 ganz auf dem Altar dargebracht wurde.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. Der Hohepriester hatte täglich ein Mehlopfer zur Hälfte morgens und zur Hälfte abends darzubringen, das ebenfalls ganz auf dem Altar dargebracht wurde.",
+ "und das Giessopfer-Mehlopfer. das mit einem Weinopfer verbundene Mehlopfer, das als Zugabe mit den meisten Tier-opfern zusammen dargebracht wurde und das ebenfalls ganz auf dem Altar verbrannt wurde.",
+ "Durch ihre Heiligung. Talmudausg.: קרשן",
+ "durch [Hineintun in] das Opfergerät. das Chomez schon vor seiner Abhebung durch das Hineintun des Mehlopfers in das Opfergerät.",
+ "und sie unterliegen der auf Übriggelassenes. Ed. Ven. und Lowe fehlt: משום נותר.",
+ "und Unreines. Dieselbe Wirkung, welche bei Opfertieren das Sprengen des Blutes an den Altar und bei gewöhnlichen Mehlopfern das Darbringen des Chomez auf den Altar hat, hat bei den genannten Dingen, die selbst ganz auf den Altar gebracht werden, schon das Hineintun in das heilige Dienstgerät.",
+ "nicht aber der auf Verworfenes stehenden Strafe. weil alle die genannten Dinge zu denjenigen gehören, auf welche die auf das Essen von einem פגול gewordenen Opfer stehende Ausrottungsstrafe keine Anwendung findet, s. Sebach. IV, 3. Nach der Ansicht der Weisen in der dortigen Mischna gehören hierzu auch die מנחות נסכים, die zusammen mit dem Tieropfer dargebracht werden.",
+ "was erst durch ein Anderes verwendbar gemacht wird. Ueber die Bedeutung des Ausdrucks מתירין s. Sebach. II Note 41. Beim Sündopfer, Schuldopfer und Friedensopfer werden erst durch das Sprengen des Blutes die Opferteile für den Altar und das Fleisch für die Priester verwendbar, beim Ganzopfer und den Stieren und Böcken, die verbrannt werden, die Opferteile und das Fleisch für den Altar, die beiden Brote werden erst durch das Sprengen des Blutes der zu ihnen gehörenden Lämmer für die Priester verwendbar, ebenso die Schaubrote erst durch das Darbringen des Weihrauchs und die gewöhnlichen Mehlopfer durch das Darbringen des von ihnen abgehobenen Chomez.",
+ "erst nachdem das es verwendbar Machende dargebracht worden ist. Verworfenes, weil es beim פגול-Verbote (Lev. 19, 7) heisst: לא ירצח „es wird nicht wohlgefällig aufgenommen werden“, wie die wohlgefällige Aufnahme des Opfers erst durch die erfolgte Blut-Sprengung bewirkt wird, so wird es auch erst nach erfolgter Blutsprengung פגול (Sebach. 28 b.) Dass dasselbe auch für Übriggelassenes und Unreines gilt, wird im Talmud ebenfalls von den dabei gebrauchten Ausdrücken der Schrift abgeleitet (s. Sebach. 45 b)",
+ "was nicht durch ein anderes verwendbar gemacht wird. wie die hier in der Mischna angeführten Dinge.",
+ "der auf Übriggelassenes und Unreines stehenden Strafe. weil es bei dem Verbot, Heiliges in Unreinheit zu essen, heisst (Lev. 22, 2): מקדשי בני ישראל אשר הם מקדישים לי darunter ist alles Geheiligte zu verstehen, auch wenn es keinen מתיר hat, sobald es die zur Darbringung vorbereitende Heiligkeit erhalten hat. Dass dasselbe auch für Übriggelassenes gilt, wird wieder durch Wortanalogie von dem für Unreines Geltenden abgeleitet (Sebach. 45 b)."
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+ "Das Junge. S. Temura IV, 1 die Erklärungen zu dieser Mischna.",
+ "das sein Jahresalter überschritten hat und verloren gegangen [oder verloren gegangen] und fehlerbehaftet wiedergefunden. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: ונמצאת.",
+ "und man bringt. Talmudausg.: ויקחו."
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+ "Wenn jemand Geld für seine Nasiratsopfer. das Ganzopfer, das Sündopfer und das Friedensopfer, die er nach Abschluss des Nasirats darzubringen hat.",
+ "abgesondert hat. ohne genauer zu bestimmen, was von dem Gelde zur Anschaffung der einzelnen Opfertiere verwendet werden soll. Nach Maim. (הלכות נזירות IX, 4) gilt das Geld schon als für alle drei zu bringenden Opfertiere bestimmt, wenn er bei der Absonderung gesagt hat, dass es für die ihm obliegenden Pflichtopfer verwendet werden soll, danach spricht die Mischna hier von dem Fall, wenn er bei dem Absondern des Geldes über seine Verwendung überhaupt nichts geäussert hat.",
+ "weil das ganze Geld zur Darbringung des Friedensopfers verwendet werden kann. er kann, wenn er will, die ganze Geldsumme zur Anschaffung des Friedensopfers verwenden und dann die beiden anderen Opfer für anderes Geld kaufen, deshalb ist das ganze Geld nur als für Friedensopfer bestimmt zu betrachten, die vor der Sprengung des Blutes der Veruntreuung nicht unterliegen (Tosaf.). Raschi und Bart. erklären: weil er jeden Teil des anderweitig verwendeten Geldes zur Anschaffung des Friedensopfers hätte verwenden können, das der Veruntreuung nicht unterliegt, deshalb kann er kein Veruntreuungsopfer bringen, da man, ohne dazu verpflichtet zu sein, kein Pflichtopfer im Tempel darbringen darf. Auch wenn er das ganze Geld anderweitig verwendet hat, darf er deshalb kein Veruntreuungsopfer dafür bringen, obwohl das Geld auch zur Anschaffung des Sündopfers und des Ganzopfers bestimmt war, weil in jedem Teilchen des verwendeten Geldes etwas enthalten war, was zur Anschaffung des Friedensopfers hat verwendet werden können und deshalb der Veruntreuung nicht unterlegen hat, das Opfer demnach auch für etwas dargebracht werden würde, wofür keine Darbringungsverpflichtung vorliegt (s. שושנים לדוד gegen die Bemerkung des Tosf. Jomt.)",
+ "ohne nähere Bestimmungen. סתום eig. verstopft, verschlossen, daher: unbekannt, unbestimmt, hier: ohne nähere Bestimmung über die Verwendung für die einzelnen Opfer.",
+ "über es getroffen zu haben. Talmudansg.: והיו לו מעות סתומים.",
+ "fällt es der Spendenkasse. aus der Ganzopfer als freiwillige Opfer dargebracht werden, wenn keine anderen Opfer darzubringen waren. Im Talmud (Nasir 25 a) wird dieses als eine sinaitische Überlieferung bezeichnet, da sonst Geld, das für ein Sündopfer bestimmt war, ebenso wie das Sündopfer selbst, wenn der Eigentümer gestorben ist, überhaupt nicht verwendet werden darf, und in diesem Geld ja auch Geld enthalten ist, das zur Anschaffung eines Sündopfers bestimmt war.",
+ "wird das für das Sündopfer bestimmte Geld in das Salzmeer geworfen. Um jede Benutzung unmöglich zu machen.",
+ "man darf es nicht benützen. weil es zur Anschaffung eines Sündopfers bestimmt war, das jetzt nicht mehr dargebracht werden kann.",
+ "es unterliegt aber nicht der Veruntreuung. da nur קדשי ח׳ „Gottgeheiligtes“ der Veruntreuung unterliegt, dieses Geld aber, das der Vernichtung anheimfällt, nicht mehr קדשי ה׳ genannt werden kann.",
+ "für das für das Ganzopfer bestimmte Geld bringt man ein Ganzopfer und es unterliegt der Veruntreuung. Die Worte: ומועלין בהן finden sich nur in ed. Lowe und den Talmudausg., in der Parallelstelle Nasir IV, 4 haben sie auch die übrigen Mischnaausg. In ed. pr. fehlt der ganze Satz: דמי עולה יביאו עולה.",
+ "für das für das Friedensopfer bestimmte Geld bringt man ein Friedensopfer. und es unterliegt wie das Friedensopfer nicht der Veruntreuung.",
+ "es darf nur einen Tag lang gegessen werden. wie das Friedensopfer des Nasir, s. Sebach. V, 6.",
+ "man braucht aber kein Brotopfer dazu zu bringen. weil von dem Brot auf die Hände des Nasir gelegt werden soll (Num. 6, 19), was hier nicht möglich ist."
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+ "Ismael. Ed. Lowe und Talmudausg.: ר׳ שמעון.",
+ "Das Blut unterliegt zuerst nicht der Veruntreuung. weil es heisst: (Lev. 17, 11): ואני נתתיו לכם על המזבח לכפר על נפשתיכם das Blut ist dem Darbringenden zu seiner Sühne gegeben, es gehört deshalb nicht zu den קדשי ה׳, die der Veruntreuung unterliegen. Dies gilt jedoch nur für das Blut des geschlachteten Tieres, mit dem die Sprengung vorgenommen werden soll, vor dem Schlachten dagegen unterliegt auch das Blut der Veruntreuung (Talm. 12b).",
+ "nachdem es. nach der Sprengung auf den Grund des Altars gegossen und von dort den die עזרה durchschneidenden Wasserarm durchflossen hat, der in den Bach Kidron mündete (s. Joma V, 6).",
+ "unterliegt es der Veruntreuung. dies jedoch nur auf Grund einer rabbinischen Verordnung.",
+ "nachdem sie in die Abzugsgrube. Talmudausg.: ירדו לשיחי, ed. Lowe: שית .ירדו לשית und שיתין von dem Zeitw. שית = setzen, hinsetzen, sind Bezeichnungen für einen hohlen Raum unter dem Altar, dorthin floss der geopferte Wein und das Wasseropfer am Laubhüttenfeste durch zwei auf der Oberfläche des Altars angebrachte Öffnungen (s. Sukk. IV, 9). Nach Maim. הלבות בית הבחירה II, 11 wurden die beiden Öffnungen am Altargrund, durch die das auf den Grund gegossene Blut abfloss, שיתין genannt, nach seinem Kommentar zu unserer Mischna und zu Midd. III, 3 hiessen שיתין die beiden Öffnungen, durch die der Wein, bezw. das Wasser der Giessopfer abfloss, der Hohlraum unter dem Altar dagegen שית. Diese beiden Stellen zusammengehalten, mit הלכות תמידין ומוספין X, 7 und הלכות מעשה הקרבנות II, 1 lassen vermuten, dass nach der Annahme des Maim. durch die beiden oben auf dem Altar angebrachten Öffnungen der Wein bezw. das Wasser der Giessopfer auf den Grund des Altars geleitet wurde und dann von dort durch die beiden שיתין genannten Öffnungen, durch die das Blut in den Wasserarm abfloss, in den שית genannten Raum unter dem Altare abfloss (vgl. die Erklärungsversuche des כסף משנה und des לחם משנה zu der Stelle הלכות מעשה הקרבנות). Tif. Jis. zu Midd. III, 3 nimmt an, dass es zwei solche Hohlräume unter dem Altare gegeben hat, einen grösseren, in den die Wein- und Wasseropfer flössen und der שיתין oder, wie er meint, richtiger שיתון hiess, und einen kleineren, in den das Blut aus den beiden Öffnungen am Altargrunde floss, um von dort sich in den die עזרה durchschneidenden Wasserarm zu ergiessen, dieser wurde שית genannt; die Bezeichnungen שית und שיתון leitet er von שתת = langsam abfliessen ab.",
+ "geflossen sind. Nach Bart., auch wenn sie sich noch nicht in der Abzugsgrube befinden, sondern man sie im Fliessen aufgefangen hat, da es in der Mischna heisst: יצאו d. h., sobald sie herausgetreten sind.",
+ "unterliegen sie nicht der Veruntreuung. weil da bereits alles, was mit dem Opfer auszuführen ist, ausgeführt worden ist (s. oben II Note 12)."
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+ "Die Asche. דשון, von דשן = Asche, das Wegräumen der Asche, dann auch wie hier: die weggeräumte Asche und die beim Reinigen des Leuchters herausgeriommenen Öl- und Dochtreste.",
+ "vom inneren Altar und die Überbleibsel aus dem Leuchter darf man nicht benützen. nach rabbinischer Verordnung.",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. Nach Tamid I, 4 wurden diese Aschenreste des inneren Altars und die im Leuchter zurückgebliebenen Reste nach der עזרה herausgebracht und dort auf einen dazu bestimmten Platz neben dem Altar hingelegt, auf den auch die täglich von dem Opferaltar abgehobene Aschenhebe gelegt wurde. Nach der Erklärung von Rabbenu Gerschom, der Bart. folgt, meint die Mischna, dass diese Aschenreste nicht der Veruntreuung unterliegen, nachdem sie auf diesen Platz geschafft worden sind, nicht wie die Aschenhebe, die, auch nachdem sie dort niedergelegt worden ist, noch als heilig betrachtet wird und der Veruntreuung unterliegt; so lange sie aber noch nicht auf diesen Platz geschafft worden sind, unterliegen sie noch der Veruntreuung, weil noch nicht alles, was mit dem Geheiligten auszuführen war, ausgeführt worden ist. Nach der Erklärung von Raschi bezieht sich der Ausspruch der Mischna auf die Aschenreste, bevor sie nach diesem Platz geschafft worden sind, sie unterliegen nicht der Veruntreuung, weil das Hinlegen der Aschenreste auf diesen Platz nicht zu den eigentlichen Opferhandlungen mehr gehört und deshalb auch schon vorher alles mit dem Geheiligten auszuführende ausgeführt worden war.",
+ "Hat man sie vorher dem Heiligtum gelobt. So nach Rabb. Gerschom und Bart., die erklären: wenn jemand, bevor die Aschenreste nach dem Aschenplatz geschafft worden sind, gesagt hat: den Wert dieser Aschenreste gelobe ich dem Heiligtum, so begeht auch derjenige, der sie, nachdem sie auf den Aschenplatz gelegt worden sind, für sich verwendet, eine Veruntreuung, da es danach nicht mehr möglich ist, den Wert, den die Asche vorher hatte, genau festzustellen und er demnach durch seinen Eingriff das Heiligtum geschädigt hat. Andere Erklärer geben andere Erklärungsversuche, die aber ebenso wenig wie dieser befriedigen. Raschi erklärt: wenn die Aschenreste, die vor ihrem Hinausschaffen nicht mehr der Veruntreuung unterlegen haben (s. vorhergehende Note), von neuem (diese Bedeutung hätte hier das בתחלח) den Charakter von Heiligem dadurch erhalten haben, dass man sie auf den Aschenplatz gelegt hat, auf dem bereits die Aschenhebe liegt, die auch dort noch der Veruntreuung unterliegt, so unterliegen auch die Aschenreste der Veruntreuung, weil es sicher ist, dass sich dort Teilchen der Aschenhebe mit ihnen verbinden, und demnach, wer sie verwendet, jedenfalls etwas verwendet, was der Veruntreuung unterliegt. Nach Tosaf. ist hier mit דשון nicht die vorher erwähnte Asche des inneren Altars bezw. des Leuchters gemeint, sondern die Asche des Opferaltars, und spricht hier die Mischna nur den Satz aus, dass die von diesem Altar abgehobene Aschenhebe auch nach ihrer Abhebung der Veruntreuung unterliegt, המקדיש דשון בתחלה würde demnach heissen: das, was man am Anfang (das Entaschen des Opferaltars ging allen anderen Opferhandlungen voraus) von der Asche (des Opferaltars) durch Abheben geheiligt hat (s. ברכת הזבח z. St.) Nach einer anderen von Tosaf. abgewiesenen Erklärung wäre mit דשון hier jede beliebige profane Asche gemeint, und wolle die Mischna sagen, dass nicht nur Gegenstände, sondern selbst die Asche von solchen, wenn sie dem Heiligtum gelobt worden ist, der Veruntreuung unterliegt. Tif. Jis. endlich erklärt nach einem anderen noch weniger befriedigenden Erklärungsversuche: wenn man zu Anfang, d. h. bevor die Spezereien zum Räucherwerk bezw. das Holz für den Altar und die Dochte für den heiligen Leuchter bestimmt worden waren, die nach dem Verbrennen zurückbleibenden Aschenreste dem Heiligtum gelobt hat, unterliegen diese, auch nachdem sie als für den Altar Geheiligtes nicht mehr der Veruntreuung unterliegen, als für das Heiligtum Gelobtes der Veruntreuung.",
+ "die noch nicht das vorschriftsmässige Alter haben. Von תורים durften nur die älteren und von יונים nur die jüngeren als Opfer verwendet werden, s. Chull. I, Note 36.",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. sie werden, wenn sie zu Opfern bestimmt worden sind, nicht als קדשי ה׳ betrachtet, da sie als Opfer nicht zu gebrauchen sind. Viehopfer unterliegen, auch wenn sie noch nicht das für Opfer vorgeschriebene Alter erreicht haben, der Veruntreuung (s. Talm. 12 a und Maim. הלכות מעילה II, 16), weil Viehopfer, auch wenn sie wegen eines Leibesfehlers nicht dargebracht werden können, dennoch קדשי ה׳ genannt werden und der Veruntreuung unterliegen, da sie ausgelöst werden und für den Erlös wieder ein Opfer dargebracht werden muss. Ebenso unterliegt ein Sündopfertier, das verloren gegangen war und vor anderweitiger Sühnung des Eigentümers sich wiedergefunden hat, inzwischen aber das vorgeschriebene Alter überschritten hat, der Veruntreuung (s. oben Mischna 1), weil es, nachdem es einen Leibesfehler bekommen hat, ausgelöst wird und für den Erlös wieder ein Opfer dargebracht werden muss. Tauben dagegen, die, wenn sie fehlerhalt geworden sind, nicht ausgelöst werden können (s. Menach. XII, 1), unterliegen, weder wenn sie das vorgeschriebene Alter noch nicht erreicht noch wenn sie es überschritten haben, der Veruntreuung.",
+ "unterliegen der Veruntreuung. weil sie, sobald sie das vorgeschriebene Alter erreicht haben, dargebracht werden können, werden sie, auch wenn sie dasselbe noch nicht erreicht haben, doch קדשי ה׳ genannt."
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+ "Milch von Opfertieren und Eier von Turteltauben darf man nicht benützen. Selbst wenn Opfertiere durch einen Leibesfehler untauglich geworden und ausgelöst worden sind, darf man ihre Milch nicht gebrauchen (s. Chull. X, 2).",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. da sie weder Körperteile des Opfertieres sind noch auch selbst als Opfer dargebracht werden können, sind sie nicht als קדשי ה׳ anzusehen.",
+ "die man für den Altar geheiligt hat. Nach dem Talmud ist hier zu ergänzen: mit der Bestimmung, dass sie selbst als Opfer dargebracht werden sollen. Hat man dagegen nur ihren Wert für den Altar geheiligt, indem man bestimmt hat, dass für das, was sie wert sind, ein Opfer dargebracht werden soll, so ist es, als wenn man sie für den Tempelschatz geheiligt hat, und unterliegen auch die Milch und die Eier der Veruntreuung.",
+ "wenn man eine Eselin. Talmudausg.: חמורה.",
+ "sowohl sie selbst wie ihre Milch der Veruntreuung. Da für den Tempelschatz auch die Milch und die Eier verwendet werden können, zählen bei Tieren, die für den Tempelschatz geheiligt worden sind, auch sie zu den קדשי ה׳ und unterliegen deshalb der Veruntreuung."
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+ "Alles unterliegt der Veruntreuung. wenn es für den Tempelschatz oder für den Altar geheiligt worden ist, nicht nur die für den Altar geheiligten Opfertiere, von denen in den vorhergehenden Abschnitten die Rede war.",
+ "gleichviel ob es. das Geheiligte selbst.",
+ "für den Altar verwendet werden kann und nicht für die Ausbesserung des Tempels. das ist die eigentliche Bedeutung von בדק הבית, und dazu wurde alles für den Tempelschatz Gespendete verwendet.",
+ "Hat jemand eine Grube voll mit Wasser. Die Grube sowohl wie das Wasser können bei den Arbeiten für die Ausbesserung des Tempels verwendet werden, nicht aber für den Altar, denn zu dem Wasseropfer am Laubhüttenfeste durfte nur Quellwasser benutzt werden.",
+ "oder eine Dunggrube voll mit Dung. die beide weder für die Ausbesserung des Tempels noch für den Altar verwendet werden können, sondern die man nur verkaufen kann, um dann den Erlös für das Heiligtum zu verwenden.",
+ "oder einen Taubenschlag voll mit Tauben. wo die Tauben für den Altar verwendet werden können, während der Taubenschlag auch für die Ausbesserung des Tempels nicht zu verwenden ist, da man den Tempelschatz schädigen würde, wenn man, anstatt ihn so, wie er ist, zu verkaufen, ihn zerschlagen würde, um das Holz oder die Steine für die Ausbesserung des Tempels zu verwenden.",
+ "oder einen Baum voll mit Früchten. Das Holz des Baumes darf aus dem in dor vorigen Note angegebenen Grunde für die Ausbesserung des Tempels nicht verwendet werden, wohl aber, wenn es nicht ein Ölbaum oder Weinstock ist, für den Altar (s. Tam. II, 3). Ist es ein Ölbaum oder ein Weinstock, so kann aus den Früchten Öl bzw. Wein für den Altar bereitet werden.",
+ "oder ein Feld voll mit Gewächsen. S. Note 40.",
+ "der Veruntreuung. Der Erdboden und alles auf dem Erdboden Gewachsene und Aufgebaute unterliegen der Veruntreuung jedoch erst dann, wenn sie von dem Erdboden losgetrennt worden sind (s. Talm. 18 b, Maim. הלכות מעילה V, 5).",
+ "und nachher ist er voll. Ed. Lowe: נשא.",
+ "unterliegen wohl sie selbst der Veruntreuung. Die Worte: מועלין בהן ואין fehlen in manchen Mischnaausgaben.",
+ "was sie enthalten. weil es, selbst wenn es jetzt Eigentum des Heiligtums ist, doch nicht ausdrücklich für dieses geweiht worden ist (s. Tosf. R. Akiba). Das gilt nach R. Jehuda selbst für die Früchte am Baume und die Gewächse am Boden, obwohl sie aus dem dem Heiligtum gehörenden Baume bezw. Boden hervorgewachsen sind. Das von einer Henne gelegte Ei und die Milch einer Eselin in Mischna 5 dagegen unterliegen der Veruntreuung, weil sie auch schon vorher, bevor das Ei gelegt worden und die Milch gemolken worden ist, als Teile der dem Heiligtum gehörenden Tiere der Veruntreuung unterlegen haben (vgl. Tosf. Jomt. und Tif. Jis.).",
+ "Jehuda. Ed. pr., Lowe u. Talmudausg. fehlen die Worte: דברי ר׳ יהודה, s. dagegen Bab. Bat. 79 a.",
+ "Simon. Ed. Lowe und Talmudausg.: ר׳ יוסי.",
+ "Das Junge eines Viehzehnt. מעושרת = das zum Zehnt gewordene Tier, ebenso Bechor. IX, 7: המנויין, statt des gewöhnlichen מעשר, wohl des Gleichklangs wegen, dort mit המנויין, hier mit מוקדשין.",
+ "darf nicht von dem Viehzehnt gesäugt werden. Nach Raschi und Bart. ist gemeint: das Junge, das von dem Tiere geworfen worden ist, bevor es Zehnt geworden war, darf von ihm, nachdem es Zehnt geworden, nicht mehr gesäugt werden, weil der Zehnt zu den Opfertieren gehört und die Milch von Opfertieren nicht zu profanen Zwecken verwendet werden darf (s. oben Mischna 5). Nach Tosaf. spricht die Mischna von einem Jungen, das von dem Zehnt, nachdem es Zehnt geworden, geworfen worden ist; trotzdem die Heiligkeit des Muttertieres sich auch auf das geworfene Junge überträgt (s. Temura III, 5), darf es dennoch nicht von dem Muttertiere gesäugt werden, weil dieses dadurch geschwächt werden würde.",
+ "andere bieten sich dafür freiwillig an. das Junge von ihren Muttertieren säugen zu lassen, wenn der Eigentümer kein anderes eigenes Muttertier mehr besitzt. (Maim.). Nach Tosaf.: sie fassen es zu Gunsten des Heiligtums durch ihre eigenen Muttertiere säugen. Raschi erklärt: andere stellen vor dem Heiligwerden des Tieres gleich diese Bedingung, d. h sie erklären, wenn sich säugende Tiere unter ihren zu verzehntenden Tieren befinden, dass sie diese nur unter dem Vorbehalt mit zum Verzehnten stellen, dass, wenn eines davon Zehnt werden sollte, die Milch desselben dadurch nicht heilig wird. Zu diesem Vorbehalt ist der Eigentümer deshalb berechtigt, weil es in seinem Belieben steht, die Tiere jetzt oder erst an einem späteren Termine zu verzehnten, oder auch, worauf Tif. Jis. hinweist, seine Tiere gar nicht zu verzehnten, indem er ihnen allen einen Leibesfehler beibringt, der sie zu Opfertieren unbrauchbar macht (s. Bechor. 36 b). Ebenso erklärt Raschi das folgende ואחרים מתנדבים כן : andere heiligen ein säugendes Tier von vorneherein nur unter dem Vorbehalt zum Opfertier, dass seine Milch nicht mit geheiligt wird.",
+ "Das Junge. Nach Raschi und Bart.: das vor der Heiligung des Muttertieres geworfen worden ist, nach Tosaf.: das nach der Heiligung des Muttertieres geworfen ist.",
+ "andere bieten sich dafür freiwillig an. S. Note 52.",
+ "Die Arbeiter. die für das Heiligtum arbeiten.",
+ "nicht essen. selbst wenn sie mit freier Verpflegung gemietet worden sind, sondern sie erhalten aus den Mitteln des Heiligtums das Geld für ihre Verpflegung und müssen sich dafür selbst versorgen. Ebenso dürfen sie auch nicht wie sonst Arbeiter beim Abpflücken der Früchte von den Früchten essen, weil es heisst (Deut. 23, 25): בכרם רעך „in den Weinberg deines Nächsten“, nicht aber, wenn der Weinberg dem Heiligtum gehört.",
+ "ebenso die Kuh. beim Dreschen.",
+ "die dem Heiligtum gehören. weil es heisst (Deut. 25, 4): לא תחסם שור „בדישו״ du sollst dem Ochsen nicht das Maul verschliessen bei „seinem“ Dreschen, d. h. beim Dreschen von Getreide, das „seinem“ Eigentümer oder dem, der ihn dafür gemietet hat, gehört oder, wie Maim. und Bart. erklären, das ihm selbst auch sonst als Nahrung gegeben werden darf, nicht aber beim Dreschen von Getreide, das dem Heiligtum gehört, von dem er auch sonst nichts geniessen darf."
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+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. Nach dem Talmud (Bab. Batr. 26 b) gehören die Wurzeln eines Baumes bis zu einer Entfernung von 16 Ellen noch zu dem Baume, von da an und weiter zu dem Boden, in den sie hineingewachsen sind. Der erste Satz der Mischna spricht danach von dem Fall, dass die Wurzeln nicht mehr als 16 Ellen von dem Baume entfernt sind, trotzdem sie deshalb noch zu dem Baume, der Privateigentum ist, gehören und der Veruntreuung nicht unterliegen, darf man sie dennoch, weil sie in den dem Heiligtum gehörenden Boden hineingewachsen sind, nicht benutzen. Der zweite Satz der Mischna dagegen spricht von dem Fall, dass sie mehr als 16 Ellen von dem Baume entfernt sind, trotzdem sie danach nicht mehr zu dem dem Heiligtum gehörenden Baume gehören und deshalb der Veruntreuung nicht unterliegen, darf man auch sie nicht benutzen, weil sie aus dem Heiligtum gehörenden Eigentum herausgewachsen sind.",
+ "die aus einem dem Heiligtum gehörenden Felde hervorquillt. Nach Baschi und Bart ; eine von ausserhalb des Feldes kommende Quelle, die auf dem dem Heiligtum gehörenden Felde aus dem Boden wieder hervortritt; eine Quelle dagegen, die aus dem Boden des Feldes selbst entspringt, gehört zu dem Felde und unterliegt deshalb wie das die Grube füllende Wasser in Mischna 6 der Veruntreuung, wenn sie bereits auf dem Felde war, als das Feld geheiligt wurde. Nach Tif. Jis.: eine Quelle, die auf dem Felde selbst entspringt, das mit Ausschluss der Quelle für das Heiligtum bestimmt worden ist; trotzdem darf man das Wasser, wenn es auch der Veruntreuung nicht unterliegt, nicht benutzen, soweit es durch das dem Heiligtum gehörende Feld fliesst. Maim. scheint zu erklären (s. הלכות מעילה V, 6): eine Quelle, die auf dem Felde selbst entspringt, die aber erst hervorgetreten ist, nachdem das Feld Eigentum des Heiligtums geworden war; das Wasser ist nicht aus dem Boden gewachsen und unterliegt deshalb nicht der Veruntreuung, wie Früchte, die auf dem Felde, nachdem es Eigentum des Heiligturns geworden ist, hervorgewachsen sind, nach der Entscheidung des Maim. der Veruntreuung unterliegen, man darf es aber trotzdem nicht benutzen, weil es doch immerhin aus dem Boden des Feldes an die Oberfläche getreten ist.",
+ "Das Wasser. für das Wasseropfer an den sieben Tagen des Hütten festes.",
+ "so lange es in der goldenen Kanne ist. Am Schabbat durfte das Wasser von der Siloah-Quelle, aus der es geschöpft wurde, nicht in den Tempel gebracht werden. Deshalb wurde es schon am vorhergehenden Tage geschöpft und in einer goldenen Kanne in einer Kammer des Tempels aufbewahrt, die Kanne durfte aber keine geheiligte Kanne sein, damit das Wasser nicht durch das Stehen über Nacht zur Darbringung untauglich wurde, erst am Schabbat wurde es dann in das dafür bestimmte geheiligte Gefäss hineingetan, (s. Sukk. IV, 10).",
+ "darf man nicht benutzen. da es zur Darbringung auf den Altar bestimmt ist.",
+ "es unterliegt aber nicht der Veruntreuung. da es noch nicht zum Opfer geheiligt ist.",
+ "hat man es in die Flasche. das geheiligte Gefäss, aus dem es auf den Altar gegossen wird.",
+ "Die Bachweiden. die an den sieben Tagen des Hüttenfestes an den Seiten des Alters so aufgerichtet wurden, dass ihre Spitzen sich über den Altar neigten (s. Sukka IV. 5).",
+ "darf man nicht benutzen. bevor sie dem heiligen Zweck gedient haben, zu dem sie bestimmt worden sind (Raschi); nachdem sie vom Altar wieder fortgenommen worden sind, ist es nicht mehr verboten, sie zu benutzen, weil sie auch vorher nicht der Veruntreuung unterlegen haben (vgl. oben II Note 12).",
+ "sie unterliegen aber nicht der Veruntreuung. weil sie nicht zu den eigentlichen קדשי ה׳ gehören. Nach Maim. spricht die Mischna nicht von Bachweiden, die für den Altar bestimmt geworden sind, sondern von solchen, die auf einem dem Heiligtum gehörenden Felde gewachsen sind, und unterliegen diese deshalb nicht wie andere auf einem solchen Felde gewachsene Pflanzen der Veruntreuung, weil sie wertlos und zu nichts zu gebrauchen sind (s. Comm.).",
+ "Die Alten. denen es zu schwer war, sich Bachweiden erst von anderswoher zu verschaffen, oder die man dadurch besonders ehren wollte, dass man sie solche für das Heiligtum bestimmte oder von einem Felde des Heiligtums geschnittene Bachweiden verwenden liess (Tosf. Jomt.).",
+ "pflegten davon für ihre Feststräusse. Das Wort לולב bezeichnet hier wie häufig auch sonst den ganzen Feststrauss, dessen hervorragendsten Bestandteil eben der Palmzweig bildet.",
+ "zu nehmen. Das durften sie, trotzdem es nicht erlaubt war, sie zu benutzen, weil einen Gegenstand verwenden, um eine religiöse Pflicht damit zu erfüllen, nicht ihn für sich benutzen heisst (מצות לאו ליהנות נתנו)."
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+ "der dem Heiligtum gehört. das sich der Vogel auf dem Baume aus anderswoher geholten Reisern und dergleichen gebaut hat.",
+ "darf man nicht benützen. obwohl es aus fremden Reisern gebaut ist, damit man nicht dazu komme, Reiser von dem Baume selbst abzunehmen und zu benutzen.",
+ "das auf einem Götzenbaume. Was unter אשרה zu verstehen ist, s. Abod. Sar. III, 7.",
+ "darf man mit einer Stange herunterschlagen. Das Vogelnest selbst darf man auch von einem Aschera-Baum nicht benutzen, aus demselben Grunde, aus dem man das von einem dem Heiligtum gehörenden Baume nicht benutzen darf. Mit dem Ausdrucke קן wird aber nicht nur das Nest, sondern werden auch die in dem Neste liegenden Bier und Vogel-Jungen bezeichnet. Diese, die Eier und die noch nicht flügge gewordenen Jungen, darf man ebenfalls von beiden Baumarten nicht benutzen. Die bereits flüggen Jungen dagegen darf man benutzen, da diese des Baumes gar nicht mehr bedürfen, man darf sie aber, selbst wenn sie mit der Hand zu erreichen sind, nicht mit der Hand herunterholen wegen der Befürchtung, dass man dann doch vielleicht auf den Baum hinaufsteigen wird, um sie zu holen, und der Baum selbst nicht zum Hinaufsteigen benutzt werden darf. Das Gleiche gilt auch bei einem dem Heiligtum gehörenden Baume, die Mischna bringt nur deshalb diese Bestimmung bei dem Aschera-Baume, um damit zu sagen, dass dieses, das Benutzen der mittels einer Stange heruntergeholten flüggen Jungen, selbst hierbei, wo es sich um mit dem Götzendienst Zusammenhängendes handelt, erlaubt ist. So erklären Tosaf. auf Grund der hier gemachten Ausführungen im Talmud (14 a) die Mischna. In der Parallelstelle (Abod. Sar. 42 b) weichen die Ausführungen des Talmud von den hier gegebenen etwas ab, vgl. die daraus sich ergebenden Erklärungsversuche im משנה למלך zu Maim. הלכות עכו״ם VII, 12.",
+ "Wenn man einen Wald. חורש = Dickicht, Wald, Jes. 17, 9. Ez. 31, 3.",
+ "was in ihm ist. das Holz, die Zweige, die Blätter, nach Maim. auch die darin befindlichen Vogelnester.",
+ "Wenn die Schatzmeister die Hölzer kaufen. Hölzer aus dem Walde aus Mitteln des Heiligtums, um sie bei einem Bau zu verwenden.",
+ "unterliegt nur das Holz der Veruntreuung. weil er nur das für den Bau verwendbare Holz für das Heiligtum bestimmt und mit dem Gelde des Heiligtums bezahlt hat. Nach Maim.: alles Holz, auch die beim Zurechtschneiden abfallenden kleinen Holzstücke.",
+ "nicht aber der Späne-Abfall. שפה im Piel = glatt machen, abhobeln, davon שפוי das Abgehobelte, die Hobelspäne.",
+ "und nicht das Laub. נבייה von נבי syn. mit נוב = sprossen, die Sprossen, Blüten und Blätter. Andere Ausg. lesen: נמייה vgl. arab. نمى = wachsen. Maim. erklärt נמייה = Knorren im Holz, vgl. נמי (Abod. Sar. 10 b) gr. νομή = Geschwür. Noch andere lesen: נוייה wohl dasselbe wie נבייה, Maim. erklärt נוייה gleichfalls mit Knorren, von נוה = Weideplatz, Wohnung, weil die Knorren im Holz einen von dem übrigen Holz abgegrenzten Raum einnehmen."
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+ "Für den Altar Geheiligtes untereinander zählt zusammen bei Veruntreuung. wenn man von mehreren Opfern zusammen den Wert einer Peruta veruntreut hat.",
+ "Übriggelassenem und Unreinem. wenn man von mehreren Opfern zusammen soviel wie eine Olivengrosse von einem dieser drei gegessen hat.",
+ "Für den Tempelschatz Geheiligtes untereinander. das am Schluss stehende מעילה ist auch hierauf zu beziehen.",
+ "und für den Altar Geheiligtes mit für den Tempelschatz Geheiligtem zählen zusammen bei Veruntreuung. die drei anderen genannten Verbote dagegen bestehen für nur für den Tempelschatz Geheiligtes nicht."
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+ "Fünf Dinge zählen beim Ganzopfer zusammen. Nach Raschi: sowohl bei Veruntreuung, wenn der Peruta- Wert, den man veruntreut hat, sich aus mehreren von den genannten Dingen zusammensetzt, wie bei den Verboten des Genusses von Verworfenem, Übriggelassenem oder Unreinem, wenn man von mehreren von den genannten Dingen zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat, wie bei dem Verbot, Heiliges ausserhalb des Heiligtums darzubringen, wenn man soviel wie eine Olivengrösse von mehreren von ihnen zusammen ausserhalb dargebracht hat. Nach Tosaf. (Sebach. 109 a): inbezug auf das letztere Verbot nicht, da in der Mischna dort (Sebach. XIII, 4) nur das Fleisch und die Opferstücke genannt werden, woraus Tosaf. schliessen, dass die anderen hier genannten Dinge bei der Darbringung ausserhalb des Heiligtums nicht zusammenzählen. Nach Maim. (הלכות מעשה הקרבנות XI, 2) inbezug darauf, dass Geisselstrafe erfolgt, wenn man von einem Ganzopfer von mehreren dieser fünf Dinge zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat.",
+ "das Fleisch. das nur beim Ganzopfer mit dargebracht wird.",
+ "das Fett. das auch bei anderen Opfern dargebracht wird.",
+ "das Mehl. des Mehlopfers, das als Zugabe zu dem Ganzopfer gehört.",
+ "der Wein. der ebenfalls als Zugabe zu dem Ganzopfer gehört.",
+ "und das Oel. das zu dem Mehlopfer verwendet wird. Nach den Erklärungen von Raschi und Tosaf. muss angenommen werden, dass dio Mischna hier nur die Ansicht des R. Meïr vertritt, da nach Ansicht der Weisen (Seb. IV, 8) das פגול-Verbot für Wein- und Mehlopfer gar keine Geltung hat.",
+ "und sechs beim Dankopfer. nur inbezug auf die Verbote des Genusses von Verworfenem, Übriggelassenem und Unreinem, inbezug auf Veruntreuung nicht, da das Dankopfer zu den einfach-heiligen Opfern gehört, bei denen das Fleisch überhaupt nicht der Veruntreuung unterliegt (s. oben I, 4), und ebenso nicht inbezug auf das Verbot der Darbringung ausserhalb des Heiligtums, da dieses Verbot sich nur auf Dinge bezieht, die im Heiligtume dargebracht werden, das Fleisch des Dankopfers aber gar nicht dargebracht wird.",
+ "das Öl und das Brot. die Brote, die zu dem Dankopfer gehören.",
+ "die Zehnt-Hebe. der Zehnt, den der Levite von dem Zehnt, den er von dem Israeliten erhält, abheben und einem Priester geben muss (Num. 18, 26). Ed. pr. fehlen die Worte: ותרומת מעשר.",
+ "die Zehnt-Hebe von Zweifelhaftem. Obwohl das Verzehnten von Zweifelhaftem nur auf einer rabbinischen Verordnung beruht, haben die Rabbinen die davon abgesonderte Hebe dennoch inbezug hierauf der Pflicht-Priesterhebe gleichgestellt, damit man sich über ihre Heiligkeit nicht, weil ihre Absonderung nur auf einer rabbinischen Verordnung beruht, leichter Weise hinwegsetze (s. Tosf. Jomt, zu Bab. Mez. IV, 8).",
+ "die Teig-Hebe. Auch die חלה wird Hebe genannt (Num. 15, 20), sie darf nur von Priestern gegessen werden, wenn ein Nichtpriester sie versehentlich gegessen hat, muss er sie zusätzlich eines Fünftels ihres Wertes ersetzen (s. Challa I, 9).",
+ "und die Erstlingsfrüchte. Auch diese werden Hebe genannt (Deut. 12, 17, wo unter ותרומת ירק nach der traditionellen Auslegung die Erstlingsfrüchte, die man nach Jerusalem gebracht hat, zu verstehen sind), vgl Bikk. II, 1.",
+ "anderes für den Genuss verboten zu machen. für einen Nichtpriester, wenn von ihnen zusammen soviel mit anderem Nichtheiligen sich vermischt hat, dass es nicht darin aufgeht (vgl. Orla II, 1 u. fg.).",
+ "ein Fünftel daraufzugeben. wenn ein Nichtpriester versehentlich von ihnen zusammen soviel wie eine Olivengrösse (nach Raschi soviel wie einen Peruta- Wert, vgl. Pessach. 32 b) gegessen hat."
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+ "Alles Verworfene. auch von verschiedenartigen Opfern.",
+ "untereinander zahlt zusammen. wer davon zusammen soviel wie eine Olivengrösse isst, macht sich, wenn es vorsätzlich geschieht, der Ausrottungsstrafe schuldig, wenn unvorsätzlich, muss er ein Sündopfer bringen.",
+ "alles Übriggelassene untereinander zählt zusammen. Straschun bezieht auch diese beiden ersten Sätze der Mischna nicht auf das Geniessen, sondern auf das Unreinwerden der Hände durch das Berühren von Verworfenem oder Übriggelassenem (s. folgende Mischna), da das Zusammenzählen von Verworfenem oder Übriggelassenem von verschiedenen Opfern beim Geniessen derselben schon in der ersten Mischna ausgesprochen ist.",
+ "alles Aas untereinander zählt zusammen. wenn es zusammen soviel wie eine Olivengrösse ist, verunreinigt es. Die Geisselstrafe für das Geniessen von Aas dagegen erfolgt nur, wenn man soviel wie eine Olivengrösse Aas von reinen Opfertieren gegessen hat, Dicht aber, wenn die Olivengrösse sich aus Aas von reinen und von unreinen Tieren zusammensetzt, weil die Geisselstrafe für das Geniessen von Aas nur erfolgt, wenn es Aas von reinen Tieren ist, unreine Tiere dagegen, die schon vorher als solche zum Genuss verboten sind, von dem Aas-Verbot nicht betroffen werden (אין איסור חל על איסור), Dinge aber, die aus verschiedenen Gründen verboten sind, niemals zusammenzählen.",
+ "alle Kriechtiere. Talmudausg.: השקצים.",
+ "untereinander zählen zusammen. wenn man von ihnen zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat, hat man sich der Geisselstrafe schuldig gemacht. Gehören die Tiere zu den Lev. 11, 29. 30 genannten acht Kriechtieren, erfolgt Geisselstrafe, wenn man von ihnen, so lange sie noch leben, zusammen soviel wie eine Olivengrösse oder von ihrem Aas soviel wie eine Linsengrösse gegessen hat, und wird man durch die Berührung des Aases unrein, wenn es zusammen soviel wie eine Linsengrösse ausmacht.",
+ "das Blut des Kriechtieres und sein Fleisch zählen zusammen. zu verunreinigen, wenn sie zusammen soviel wie eine Linsengrösse ausmachen. Ed. Ven. u. Lowe add.: בכעדשה. Wie Raschi die Ausführungen hierzu im Talmud erklärt, zählen jedoch Blut und Fleisch von verschiedenen dieser Kriechtierarten nur dann zusammen, wenn sie von den Tieren, so lange die Tierkörper noch ganz waren, losgelöst worden sind, waren es dagegen nur Teile der Tierkörper, von denen sie losgelöst worden sind, zählen nur Blut und Fleisch derselben Kriechtierart zusammen, nach Tosaf. zählen Blut und Fleisch in letzterem Falle selbst bei demselben Kriechtier nur so lange zusammen, wie sie sich noch zusammen in dem Körperteile befinden.",
+ "was inbezug auf die Unreinheit. die Dauer der von ihm ausgehenden Unreinheit.",
+ "und auf das vorgeschriebene Mass. durch das die Verunreinigung bewirkt wird.",
+ "einander gleich ist. wie die einzelnen der acht Kriechtiere, Aas von verschiedenen Tieren.",
+ "aber nicht auf das Mass. wie Kriechtier- und sonstiges Tier-Aas, beide verursachen Unreinheit bis zum Abend, Tier-Aas aber erst, wenn es soviel wie eine Olivengrösse ist, Kriechtiere schon bei Linsengrösse.",
+ "aber nicht auf die Unreinheit. wie Tier-Aas und Menschenleiche, von beiden gehört zur Verunreinigung soviel wie eine Olivengrösse, Tier-Aas verunreinigt nur bis zum Abend, Menschenleiche bis zum Ablauf von sieben Tagen.",
+ "nicht inbezug auf die Unreinheit und nicht inbezug auf das Mass. wie Kriechtier-Aas und Menschenleiche, jenes verunreinigt schon bei Linsengrösse, diese erst bei Olivengrösse, jenes nur bis zum Abend, diese bis zum Ablauf von sieben Tagen."
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+ "Verworfenes und Uebriggelassenes zählen nicht zusammen. nach dem Talmud nur inbezug auf das Unreinwerden der Hände durch ihre Berührung (s. Pes. X, 9): wenn die Olivengrösse, die erforderlich ist, damit die Unreinheit von einer Speise sich auf anderes überträgt, aus Verworfenem und Uebriggelassenem sich zusammensetzt, werden die Hände durch ihre Berührung nicht unrein. Inbezug auf das Verbot des Geniessens dagegen zählen Verworfenes und Uebriggelassenes zusammen, weil das Geniessen von beiden in der Schrift durch ein und dasselbe Verbot untersagt wird, indem es von dem Uebriggelassenen heisst (Exod. 29, 34): לא יאכל כי קדש הוא es soll nicht gegessen werden, „weil es heilig ist,“ und aus dieser Begründung geschlossen wird, dass auch alles andere Heilige, das untauglich geworden ist, also auch das Verworfene unter das Verbot von לא יאכל fällt.",
+ "weil das zwei verschiedene Namen sind. d. h. zwei eigentlich ganz verschiedene Verbote, das פגול-Verbot und das נותר-Verbot, deshalb haben die Rabbinen, obgleich ihr Genuss in der Schrift durch ein und dasselbe Verbot untersagt wird, bei der von ihnen getroffenen Verordnung, dass durch ihre Berührung die Hände unrein werden, dennoch nicht die Bestimmung getroffen, dass sie auch in dieser Beziehung zusammenzählen sollen.",
+ "Kriechtier. das schon in Linsengrösse verunreinigt.",
+ "und Aas. das erst in Olivengrösse verunreinigt.",
+ "ebenso Aas. das nur unrein bis zum Abend macht.",
+ "und Fleisch von einem Toten. das für sieben Tage unrein macht",
+ "auch nicht die von beiden leichtere Verunreinigung zu bewirken. Das schon in Linsengrösse verunreinigende Stück vom Kriechtier zählt nicht mit dem Aas zusammen, es auf eine Olivengrösse zu bringen, durch die dieses erst verunreinigt, umsoweniger umgekehrt, ebenso zählt das Fleisch von einem Toten, das für sieben Tage unrein macht, nicht mit dem Aas zusammen, es auf eine Olivengrösse zu bringen, um auch nur bis zum Abend zu verunreinigen und noch viel weniger umgekehrt.",
+ "die durch Unreinheits-Erzeuger. S. Vorbemerk, zu Kelim, Abs. 1 u. 2.",
+ "unrein geworden. und demnach unrein ersten Grades sind.",
+ "die durch erzeugte Unreinheiten. ersten Grades.",
+ "unrein geworden sind. und demnach unrein zweiten Grades sind.",
+ "zählen zusammen und bewirken die von beiden leichtere Verunreinigung. die Berührung einer Eigrösse von ihnen beiden zusammen bewirkt, wie die Berührung einer Unreinheit zweiten Grades, Unreinheit dritten Grades."
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+ "Alle Speisen zählen zusammen zur Erreichung des Masses eines halben Halbbrotes. פרם ist die Bezeichnung für die Hälfte eines Brotes, das für zwei Mahlzeiten ausreicht, das ist nach Raschi eines Brotes in der Grösse von 8 Eiern, nach Maim. von 6 Eiern, פרס demnach nach Raschi = 4 Eiergrössen, nach Maim. = 3 Eiergrössen (s. Keret. III Note 20).",
+ "den Körper zu verunreinigen. Wer von unreinen Speisen so viel gegessen hat, wie die Hälfte eines solchen Halbbrotes ausmacht (2 bzw. 1½ Eiergrössen), dessen Körper ist zwar nicht unrein, aber untauglich, Hebe und Heiliges zu geniessen, und der macht Hebe und Heiliges durch Berührung untauglich zum Genuss, bis er ein Reinigungsbad genommen hat (s. Erub. VIII, 2).",
+ "der Nahrung für zwei Mahlzeiten beim Erub. Wenn jemand am Schabbat nach einem Orte zu gehen hat, der von seinem Wohnorte mehr als 2000 Ellen, aber weniger als 4000 Ellen entfernt ist, so kann er sich das dadurch ermöglichen, dass er vor Beginn des Schabbats an einer Stelle zwischen diesem Orte und seinem Wohnorte, die von beiden nicht mehr als 2000 Ellen entfernt ist, Nahrungsvorrat für zwei Mahlzeiten (s. Note 44) niederlegt, dadurch verlegt er gleichsam für den Schabbat seinen Wohnsitz nach dieser Stelle, und da die Entfernung von dieser sowohl nach seinem Wohnorte wie nach dem aufzusuchenden Orte weniger als 2000 Ellen beträgt, das ist die Strecke, die man sich am Schabbat von seinem Wohnsitze nach allen Richtungen hin entfernen darf, so kann er sich dann am Schabbat zwischen seinem Wohnorte und dem aufzusuchenden Orte frei bewegen. Man nennt diese für den Schabbat bewirkte Verbindung zweier weniger als 4000 Ellen voneinander entfernten Ortschaften עירוב, vollständiger עירוב תחומין, d. i. Verschmelzung der Schabbatbezirke der beiden Orte zu einem Schabbatbezirk. Mit demselben Ausdruck bezeichnet man auch die an der betreffenden Stelle niedergelegte Speise, durch die diese Verbindung bewirkt wirkt.",
+ "Speisen-Unreinheit zu übertragen. Die Unreinheit kann sich von einer Speise auf anderes nur übertragen, wenn sie mindestens so gross wie ein Ei ist, selbst unrein werden kann aber selbst das kleinste Stück Speise, nach einer anderen Ansicht auch dieses nur bei Eigrösse (Raschi u. Tosaf. zu Pessach. 33 b).",
+ "einer Feigengrösse. גרוגרת heisst die einzelne trockene Feige, im Gegensatz zu דבילה = zusammengepresste Feigen.",
+ "für das Hinaustragen. von einem Gebiet in das andere.",
+ "am Schabbat. Sabb. VII, 4.",
+ "und einer Dattelgrösse am Versöhnungstage. S. Joma VIII, 2. Wegen Übertretung des Genuss-Verbotes am Versöhnungtage ist man erst strafbar, wenn man eine Speise in der Grösse einer Dattel geniesst, nicht wie sonst bei den Speiseverboten schon in der Grösse einer Olive, weil bei dem Genuss-Verbote am Versöhnungstage nicht der Ausdruck אכילה gebraucht wird, sondern der Ausdruck עינוי „Kasteiung,“ das Geniessen einer Speise von weniger als Dattelgrösse aber noch unter den Begriff Kasteiung fallt (Joma 79 a).",
+ "den Körper zu verunreinigen. S. Note 45. Ein Viertel-Log von Getränken entspricht dem halben Halbbrot bei Speisen.",
+ "und zu einem Mundvoll am Versöhnungstage. S. Joma VIII, 2. לוגמא nach Levy Wörterbuch = gr. λογμός das Schlucken, ein Schluck, כמלא לוגמיו nach dem Talmud soviel, dass, wenn man es auf eine Seite des Mundes bringt, der Mund ganz gefüllt erscheint."
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+ "Orla-Frucht und Saatenmischung im Weinberge zählen zusammen. Wenn eine Mischung von beiden in Erlaubtes hineinfällt, so muss in diesem so viel enthalten sein, dass beides zusammen darin aufgeht, sonst wird es dadurch ebenfalls verboten. Ebenso erfolgt Geisselstrafe, wenn man von beiden zusammen soviel wie eine Olivengrösse gegessen hat. Da es sonst aber als Grundsatz gilt, dass zwei nicht durch dasselbe Verbot verbotenen Dinge sich nicht zu der für die Geisselstrafe nötigen Olivengrösse ergänzen (s. oben Note 22), vertritt entweder die Mischna hier die abweichende Ansicht des R. Meïr (Abod. Sar. 66 a), wonach alle zum Genuss verbotenen Dinge zusammenzählen, weil der Genuss aller zum Genuss verbotenen Dinge durch dasselbe sie alle umfassende Verbot לא תאכל כל תועבה (Deut. 14, 3) verboten wird, oder man muss annehmen, dass die Verbote von Orla-Frucht und Saaten-Mischung in dieser Beziehung eine Ausnahme bilden, weil diese beiden auch sonst einander gleichgestellt werden (s. Tosaf. Temur. 33 b v. אלו הן).",
+ "Sie zählen nicht zusammen. R. Simon ist der Ansicht, dass das Erlaubte, in das sie zusammen hineinfallen, nicht verboten wird, wenn es nur soviel enthält, dass jedes von beiden für sich allein darin aufgeht, weil sie nicht aus demselben Grunde verboten sind und deshalb nicht zusammenzählen. Geisselstrafe erfolgt nach Ansicht des R. Simon, auch wenn man weniger als eine Olivengrösse von dem Verbotenen gegessen hat, inbezug hierauf bedarf es daher gar nicht des Zusammenzählens (Talm.).",
+ "Kleiderstoff. S. Kelim XXVII, 2. Unter בגד versteht man alles, was gesponnen und gewebt ist. Ein Stück von solchem Kleiderstoff kann durch Midras (s. Vorbemerkungen zu Kelim, Abs. 29) nur unrein werden, wenn es wenigstens 3 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "und Sack. Unter שק versteht man ein Gewebe aus Haaren, es kann nur unrein werden, wenn es wenigstens 4 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "Sack und Leder. das erst unrein werden kann, wenn es 5 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "Leder und Matte. eine aus Schilf oder Bast geflochtene oder gewebte Matte, die erst unrein werden kann, wenn sie 6 Quadrat-Handbreiten gross ist.",
+ "zählen. Talmudausg. add.: כולן.",
+ "zusammen. Wenn z. B. ein Stück Zeug sich aus 3 Handbreiten Sack und einer Handbreite Kleiderstoff zusammensetzt, oder aus 4 Handbreiten Leder und einer Handbreite Sack, oder aus 5 Handbreiten Matte und einer Handbreite Leder, so kann es unrein werden, weil der Stoff, bei dem schon ein kleineres Mass zur Verunreinigungs-Fähigkeit genügt, zu dem Stoff, bei dem hierzu ein grösseres Mass erforderlich ist, ihn ergänzend hinzutritt, als wenn es der gleiche Stoff wäre, umgekehrt ist dieses jedoch nicht der Fall (s. Kelim XXVII, 3). Es zählen jedoch immer nur die einander nächststehenden, Kleiderstoff und Sack, Sack und Leder, Leder und Matte zusammen, nicht aber z. B. Kleiderstoff und Leder (Tosaf. Sabb. 76 a v. הבגד; s. dagegen Tosaf. Sukk. 17 b. v. ותני).",
+ "Simon sagt. Talmudausg.: אמר ר׳ שמעון.",
+ "Weil. Ed. Lowe u. Talmudausg. add.: מה טעם.",
+ "sie durch Daraufsitzen. Talmudausg.: במושב.",
+ "unrein werden können. R. Simon gibt den Grund an, warum diese Stoffe zusammenzählen, während nach Mischna 3 doch nur solche Dinge zusammenzählen, für die gleiche Masse vorgeschrieben sind. Nach der Mischna Kelim XXVII, 4 wird schon eine Quadrat-Handbreite von jedem der genannten Stoffe (nach der Erklärung von Raschi hier und der von ihm unter יש מפרשים gebrachten Erklärung Sukk. 17 b: ein aus allen diesen Stoffen zusammengesetztes Stück in der Grösse von einer Quadrat-Handbreite), wenn man ein solches Stück in der Absicht zurechtgeschnitten bzw. zusammengesetzt hat, um darauf zu sitzen, unrein, wenn ein Flusskranker darauf sitzt. Da demnach in dieser Beziehung für alle die genannten Stoffe das Mass das gleiche ist, zählen sie auch inbezug auf Verunreinigung durch Midras zusammen, trotzdem da die zur Verunreinigungs-Fähigkeit erforderlichen Masse bei ihnen nicht gleich sind (vgl. Sukk. 17 b). Nach Maim. (s. Comm.) meint R. Simon: Dass Dinge, bei denen das Mass nicht das gleiche ist, nicht zusammenzählen, das bezieht sich nur auf das Mass, das erforderlich ist, um die Unreinheit von den Dingen auf anderes zu übertragen, nicht aber auf das Mass, das erforderlich ist, um selbst unrein zu werden, in dieser Beziehung ist eine Gleichheit in den Massen nicht Voraussetzung für das Zusammenzählen. Da die genannten Stoffe alle, sobald ein verunreinigungsfähiges Stück von ihnen, dadurch dass ein Flusskranker darauf gesessen hat, unrein geworden ist, die Unreinheit in gleicher Weise weitertragen, so zählen sie auch bei der Annahme der Unreinheit, trotzdem da für die verschiedenen Stoffe die Masse nicht die gleichen sind, dennoch zusammen."
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+ "wenn er es dadurch auch in seinem Wert um nichts gemindert. פגם = etwas abbrechen, schadhaft machen, daher überhaupt seinen Wert vermindern.",
+ "Akiba. Nach dem Talmud erkennt auch R. Akiba den Grundsatz an, dass bei Dingen, die durch den Gebrauch abgenutzt und minderwertig werden, eine Veruntreuung erst vorliegt, wenn sie durch die Benutzung um einen Peruta-Wert minderwert geworden sind. Im Gegensatz zu den Weisen ist nur R. Akiba der Ansicht, dass dieser Grundsatz auf solche Dinge nicht anzuwenden ist, bei denen nach einmaligem Gebrauch noch gar keine Abnutzung eintritt, sondern erst nach langer und wiederholter Benutzung, wie bei einem Kleidungsstück, das geschützt zwischen anderen Kleidungsstücken getragen wird, so dass es weder auf der Innenseite durch den Körperschweiss unsauber wird noch auf der Aussenseite bestaubt oder abgerieben wird.",
+ "wenn man ihren Wert. um wenigstens eine Peruta.",
+ "sobald man einen Nutzen. und einen Nutzen im Werte einer Peruta davon gehabt hat, s. folgende Mischna.",
+ "Hat [eine Frau] eine Kette. קטלא = catella, eine Gliederkette, um den Hals zu legen.",
+ "oder hat sie aus einem goldenen. das של זהב bezieht sich auch auf קטלא und טבעת.",
+ "sobald sie einen Nutzen davon gehabt hat. weil das Gold sich nicht abnutzt. Wenn der Genuss, den sie davon gehabt hat, wenigstens einem Peruta-Wert entspricht, hat sie deshalb eine Veruntreuung begangen und muss sie einen diesem Genuss entsprechenden Ersatz an das Heiligtum zahlen.",
+ "wenn er ihren Wert dadurch. um wenigstens eine Peruta.",
+ "Hat jemand von einem Sündopfer. oder einem anderen hochheiligen Tier.",
+ "wenn er es dadurch minderwertig gemacht hat. Das ist aber nur der Fall, wenn das Tier fehlerbehaftet ist, so dass es ausgelöst werden muss, da es dann für die Auslösung durch das Fehlen der Wolle in seinem Wert herabgesetzt ist. Ein fehlerloses Tier dagegen, das zur Darbringung bestimmt ist, wird durch das Fehlen der Wolle nicht minderwertig, da es für die Darbringung gleichgültig ist, ob die Wolle noch daran ist oder nicht, da richtet es sich deshalb nur nach dem Nutzen, den er von seiner Veruntreuung gehabt hat (Talm., Maim. הלכות מעילה VI, 2. S. dagegen Abraham ben David z. St.).",
+ "wenn von einem toten. einerlei ob es fehlerfrei oder fehlerbehaftet war.",
+ "sobald er einen Nutzen davon gehabt hat. weil bei dem toten Tiere eine Auslösung nicht mehr in Frage kommt (s. Temur. VII Note 19). Eine solche Veruntreuung an dem toten Tiere gilt jedoch nur nach rabbinischer Verordnung als Veruntreuung, da nach Tora - Vorschrift tote Opfertiere der Veruntreuung überhaupt nicht unterliegen (Talm. 12 a, Maim. הלכות מעילה III, 1)."
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+ [
+ "Hat er. von einer Sache, die durch Benutzung minderwertig wird.",
+ "oder von einem Gegenstände einen halben Peruta-Wert Nutzen gehabt und einen anderen um einen halben Peruta-Wert geschädigt. indem er z. B. von einem heiligen Kleidungsstück ein Stück abgerissen und dadurch seinen Wert um eine Peruta geschädigt hat, dann das abgerissene Stück in ein Kleidungsstück eingenäht und so von diesem einen Nutzen von einer Peruta gehabt hat (Maim.). Raschi und Bart. führen als Beispiel an: wenn er bei der einen halben Perutawert betragenden Benutzung zugleich heilige Flüssigkeit im Werte einer halben Peruta verschüttet hat, dieses Beispiel erscheint aber weniger zutreffend, da in diesem Falle die beiden Handlungen gar nicht mit einander Zusammenhängen."
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+ "kann nicht noch einmal eine Veruntreuung begangen werden. Heiliges, das unvorsätzlich veruntreut worden ist, hat damit aufgehört, heilig zu sein, bei vorsätzlicher Veruntreuung dagegen, die gar nicht unter den Begriff von מעילה fällt, bleibt das Veruntreute weiter heilig (s. R. Jehuda, Kidd. II, 8). Nach Tosaf. (Kidd. 55 a (s. auch Maim. הלכות מעילה VI, 3 u. 4) hört auch bei vorsätzlicher Veruntreuung der veruntreute Gegenstand nur dann auf. heilig zu sein, wenn der Veruntreuende geglaubt hat, dass der Gegenstand Privateigentum eines Anderen sei, da er ihn trotzdem benutzt hat, ist die Benutzung eine beabsichtigte Entwendung fremden Eigentums gewesen, da auch schon die Benutzung des Eigentums eines anderen ohne dessen Einwilligung als eine Entwendung fremden Eigentums gilt, und da demnach mit der Benutzung ein Besitzerwechsel des Gegenstandes beabsichtigt gewesen ist, hat er durch die Veruntreuung aufgehört, heilig zu sein. War dagegen der Veruntreuende in dem Glauben, dass der veruntreute Gegenstand sein eigenes Eigentum sei, so bleibt der Gegenstand heilig und kann auch weiter eine Veruntreuung an ihm begangen werden.",
+ "ausgenommen an Tieren. fehlerfreien Opfertieren, nach Maim. (הלכות מעילה VI, 5) ebenso auch an Vogelopfern, Mehl- und Giessopfern.",
+ "und an Opfergefässen. Diese ebenso wie die Altaropfer bleiben, auch wenn eine Veruntreuung an ihnen begangen worden ist, unter allen Umständen heilig, weil sie nicht nur als Eigentum des Heiligtums (קדושת דמים), sondern durch ihre heilige Bestimmung selbst heilig sind (קדושת הגוף) und für diese ihre Bestimmung unverändert weiter geeignet bleiben, auch nachdem die Veruntreuung an ihnen begangen worden ist, deshalb unterliegen sie auch weiter der Veruntreuung. Im Talmud wird dieses für Opfertiere aus der von Veruntreuung handelnden Schriftstelle gefolgert, für Opfergefässe, weil durch diese alles, was in sie hineingetan wird, heilig wird, woraus zu schliessen sei, dass umsomehr die ihnen selbst eignende Heiligkeit ihnen verbleibt, auch nachdem eine Veruntreuung an ihnen begangen worden ist.",
+ "Ist einer auf einem Tiere geritten. auch wenn er angenommen hat, dass das Tier einem anderen und nicht ihm selbst gehöre, s. Note 14.",
+ "hat einer von einem Sündopfertier. oder einem anderen hochheiligen Opfertiere.",
+ "Bei allem. Talmudausg.: כל דבר.",
+ "was nicht. Ed. pr. u. Ven.: שיש.",
+ "ausgelöst. Raschi u. Bart. lesen: שאין לו פגם, Tosaf. bringen zwei Lesarten: שיש בו פגם und שאין בו פגם.",
+ "werden darf. weil es durch seine heilige Bestimmung geheiligt ist. Wie der Talmud erklärt, gehört dazu nach Rabbi auch Holz, das man gespendet hat, als Opfer auf dem Altar dargebracht zu werden, während nach der Ansicht der Weisen Holz nicht als Opfer dargebracht, sondern nur für die Unterhaltung des Altarfeuers gespendet werden kann, oder ein Opfertier, das fehlerhaft geworden ist und das man, ohne es ausgelöst zu haben, geschlachtet hat, das man nach der Ansicht von Rabbi nicht mehr auslösen kann, weil es zur Auslösung erforderlich ist, dass das Tier vor den Priester hingestellt wird, damit er es abschätze, das aber bei dem bereits geschlachteten Tiere nicht mehr möglich ist, während die Weisen der Ansicht sind, dass bei für den Altar geheiligten Tieren ein solches Hinstellen vor den Priester nicht erforderlich ist (s. Temur. VII Note 19)."
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+ "hat er noch keine Veruntreuung begangen. Die Aneignung von heiligem Gut in der Absicht, es für sich zu behalten, gilt als Veruntreuung, auch wenn man es noch gar nicht benutzt hat, sobald man es aus dem Besitz des Heiligtums in den eigenen oder in den Besitz eines Anderen gebracht hat (s. Einleitung). Durch den Übergang in anderen Besitz ist das Heiligtum um den Wert des Gegenstandes geschädigt und der Veruntreuende hat den Nutzen davon, dass gleichzeitig sein Besitz um den Wert des Gegenstandes gewachsen ist, es treffen also die beiden Voraussetzungen zu, die nach Mischna 1 zu einer Veruntreuung erforderlich sind. (Nach Tif. Jis. muss der Veruntreuende das in Besitz Genommene in irgend einer Weise als sein Eigentum auch behandelt haben, wenn er auch einen wirklichen Nutzen noch nicht davon gehabt hat). Die Mischna, nach der die blosse Aneignung des Steines oder des Balkens noch nicht als Veruntreuung gilt, kann deshalb nur von dem Fall sprechen, wenn der Entwender der Verwalter des heiligen Gutes ist, der den Stein oder den Balken zur Beaufsichtigung auch schon vorher in seinem Besitze hatte, so dass sie, auch nachdem er sie sich angeeignet hat, sich noch in demselben Besitze befinden, in dem sie sich vorher befunden haben.",
+ "hat er. der Verwalter.",
+ "eine Veruntreuung begangen. da er sie aus dem Besitz des Heiligtums in den Besitz dieses Anderen überführt hat.",
+ "der andere aber nicht. weil sie durch die Überführung in den Besitz eines anderen bereits aufgehört haben, heilig zu sein, und deshalb eine weitere Veruntreuung nicht mehr an ihnen begangen werden kann (s. Note 14; danach ist dies jedoch nur dann der Fall, wenn der erste Veruntreuer angenommen hat, dass das Veruntreute fremdes Eigentum sei, nicht aber, wenn er es für sein eigenes gehalten hat, s. dagegen Bab. Kam. 20 b Tosaf. v. נתנה לחברו). So erklären Raschi und Tosaf. die Mischna auf Grund des Ausspruchs von Samuel im Talmud: בגזבר המסורות לו עסקינן, dass die Mischna von dem Verwalter, der das Heilige in Verwahrung hatte, spricht. Nach Maim. dagegen (s. Comm. u. הלכות מעילה VI, 7 u. 8) beziehen sich die Worte Samuels nicht auf den Entwender, sondern auf das Wort חברו, d. i. auf den, dem der Entwender den Gegenstand gegeben hat, und ist demnach die Mischna folgendermassen zu erklären: Wenn irgend jemand einen Stein oder einen Balken, der dem Heiligtum gehört, sich genommen hat, hat er damit noch keine Veruntreuung begangen, weil er damit wohl das Heiligtum geschädigt hat, den Gegenstand aber doch nicht benutzt hat. Hat er den Gegenstand einem anderen gegeben und dieser Andere ist der Verwalter, der ihn auch schon vorher unter seiner Aufsicht hatte, so hat er selbst eine Veruntreuung begangen, da er nunmehr auch den Nutzen davon gehabt hat, dass er einen anderen damit beschenkt hat, der Verwalter aber hat keine Veruntreuung begangen, da der Gegenstand auch schon früher in seinem Besitze war, er daher durch das Annehmen des Gegenstandes noch gar keinen Nutzen von demselben gehabt hat! Hätte dagegen der Entwender den Gegenstand einem Fremden übergeben, so hätten beide eine Veruntreuung begangen, da beide einen Nutzen davon gehabt hätten, der Entwender den, dass er den anderen damit beschenkt hat, und der Empfänger den, dass er das fremde Gut erhalten hat. Wie Maim. selbst הלבות מעילה dazu bemerkt, müsste demnach aber die Mischna von dem Fall sprechen, dass die Veruntreuung vorsätzlich geschehen ist, da bei unvorsätzlicher Veruntreuung der Grundsatz gilt, dass ein Gegenstand, der bereits veruntreut worden ist, nicht nochmals veruntreut werden kann.",
+ "Hat er. der Verwalter, der durch die blosse Aneignung noch keine Veruntreuung begangen hat.",
+ "sie in seinem Hause verbaut. Auch hier kann, wie der Talmud ausführt, nicht gemeint sein, dass er den Stein oder den Balken in seinem Hause wirklich verbaut hat, denn dann würde er schon hiermit eine Veruntreuung begangen haben, da durch die Veränderung, das Behauen oder Zurechtschneiden, das er mit ihnen vorgenommen hat, sie in sein Eigentum, also in einen anderen Besitz übergegangen wären, er damit auch schon einen Nutzen von ihnen gehabt haben würde. Die Mischna meint vielmehr, wenn er sie, ohne sie zu verändern, über eine Öffnung im Dache seines Hauses nur hingelegt hat, oder, nach einer zweiten Erklärung in Raschi, eine Öffnung, durch die Regen auf die in dem Hause liegenden Früchte fällt, mit ihnen, ohne an ihnen selbst eine Veränderung vorzunehmen, verschlossen hat, wo durch das bloße Auflegen oder Hineinfügen in das Haus sie noch nicht in seinen Besitz übergegangen sind.",
+ "wenn er einen Peruta-Wert lang darunter gewohnt hat. oder, nach der zweiten Erklärung, bis die darunter liegenden Früchte um einen Peruta-Wert gegen den Regen geschützt worden sind, so dass er einen tatsächlichen Nutzen von ihnen gehabt hat. Nach Maim. spricht auch dieser Fall nicht von dem Verwalter, sondern von irgend einem anderen, der sich das heilige Gut angeeignet hat, und hat er durch das bloße Auflegen auf die Öffnung deshalb noch keine Veruntreuung begangen, weil nach seiner Ansicht die bloße Aneignung noch nicht als Veruntreuung gilt, sondern er auch von dem angeeigneten Gegenstand einen Nutzen gehabt haben muss, und das bloße Auflegen auf die Öffnung noch nicht als ein tatsächlicher Nutzen gilt.",
+ "Hat er. der Verwalter.",
+ "der Andere aber nicht. Nach Maim. spricht auch hier die Mischna nicht von dem Verwalter, sondern von irgend einem Anderen, der sich die Peruta angeeignet hat, hier aber unvorsätzlich in dem Glauben, dass es sein eigenes Geld sei, und ist hier auch unter חברו nicht der Verwalter zu verstehen, sondern irgend ein Anderer, und hat dieser letztere keine Veruntreuung begangen, weil bei unvorsätzlicher Veruntreuung der Grundsatz gilt, dass ein Gegenstand, an dem bereits eine Veruntreuung begangen worden ist, nicht nochmals veruntreut werden kann.",
+ "Hat er sie dem Bademeister. בלן = βαλανεύς, der Bader.",
+ "Das Bad ist geöffnet. Talmudausg. add.: לפניך.",
+ "gehe hinein und bade. er hat sich durch das Geld bereits den Nutzen geschafft, dass ihm das Bad jetzt zu seiner Benutzung frei steht."
+ ],
+ [
+ "und was er einem anderen davon zu essen gibt. von Heiligem, das der Veruntreuung unterliegt.",
+ "zählen zusammen. zu dem Peruta-Wert, den man veruntreut haben muss, um eine Veruntreuung begangen zu haben. Wenn man z. B. für einen halben Peruta-Wert selbst gegessen und für einen halben einem anderen davon zu essen gegeben hat, oder für einen halben Peruta-Wert davon gegessen und mit einem halben Peruta-Wert davon einen anderen eingerieben hat usw., so hat man eine Veruntreuung begangen und muss, wenn es unvorsätzlich geschehen ist, ein Veruntreuungs-Schuldopfer darbringen.",
+ "selbst wenn ein längerer Zeitraum. selbst ein Jahre langer, wenn er nur inzwischen sich nicht bewusst geworden ist, etwas Verbotenes begangen zu haben."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Hat der Beauftragte. dem der Hausherr unwissentlich Heiliges mit dem Aufträge übergeben hat, es zu einem nichtheiligen Zwecke zu verwenden.",
+ "hat der Hausherr die Veruntreuung begangen. Obgleich es sonst als Grundsatz gilt, dass für die Übertretung eines Verbotes nicht derjenige verantwortlich ist, der zu der Übertretung den Auftrag gegeben hat, sondern der, der es tatsächlich übertreten hat (אין שליה לדבר עבירה), gilt dieses bei Veruntreuung von Heiligem nicht, sondern macht sich hierbei nur der, der den Auftrag dazu gegeben hat, schuldig, nicht der, der ihn ausgeführt hat.",
+ "hat er seinen Auftrag nicht ausgeführt. wie er ihm aufgetragen worden ist, sondern ihn geändert.",
+ "hat der Beauftragte die Veruntreuung begangen. Obgleich die Leber auch unter den Begriff Fleisch in weiterem Sinne fällt, hätte er doch den Hausherrn erst fragen müssen, ob es ihm auch recht sei, dass er ihnen Leber, oder im umgekehrten Fall, dass er ihnen Fleisch vorsetze, da er dieses nicht getan hat, hat er eigenmächtig und nicht seinem Aufträge gemäss gehandelt, und hat er deshalb die Veruntreuung begangen.",
+ "nehmet je zwei. das eine gemäss dem mir gewordenen Auftrage, und ein zweites, das ich noch hinzugebe (Talmud).",
+ "und sie haben sich je drei genommen. indem sie sich eigenmächtig noch ein drittes hinzugenommen haben.",
+ "haben sie alle eine Veruntreuung begangen. Der Auftraggeber und der Beauftragte, jedoch nur dann, wenn es dem Tempelschatz gehörende Fleischstücke waren, bei denen es sich nur um das Verbot der Veruntreuung gehandelt hat. War es dagegen Fleisch, das abgesehen von dem Verbot der Veruntreuung schon an sich zum Genuss verboten war wie z. B. Fleisch von einem Ganzopfer (s. Maim. הלבות מעשה הקרבנות XI, 1 fg.), so haben sich auch der Veruntreuung nur die schuldig gemacht, die es gegessen haben, weil da, wo ausser der Veruntreuung auch die Übertretung eines anderen Verbotes mit in Frage kommt, wieder der Grundsatz gilt, dass nicht derjenige, der zu der Übertretung den Auftrag gegeben hat, schuldig ist, sondern nur der, der es tatsächlich übertreten hat (Maim. הלכות מעילה VII, 2).",
+ "Hole es mir aus der Fensternische oder aus dem Kasten. גלוסקמא gr. γλωσσόκομον = Kasten, Behälter, Futteral. Talmudausg.: דלוסקמא.",
+ "und er hat es ihm gebracht. aus einer Fensternische bzw. aus einem Kasten.",
+ "und er hat es aus jenem gebracht. der Hausherr hatte nämlich nicht näher angegeben, aus welcher Fensternische oder aus welchem Kasten, so erklären Raschi und Tosaf. Nach Maim. ist gemeint, dass der Hausherr eine bestimmte Fensternische bzw. einen bestimmten Kasten bezeichnet hat, dann aber nachträglich sich selbst korrigiert hat, dass er irrtümlich Fensternische statt Kasten oder Kasten statt Fensternische gesagt habe.",
+ "hat der Hausherr die Veruntreuung begangen. weil das, was der Auftraggeber sich gedacht hat, dem ausgesprochenen Auftrage gegenüber nicht ausschlaggebend ist und der Beauftragte den ihm gegebenen Auftrag demnach richtig ausgeführt hat."
+ ],
+ [
+ "Hat er einen Taubstummen. S. Chull. I Note 3.",
+ "einen Schwachsinnigen. ebend. Note 4.",
+ "oder einen Unmündigen. ebend. Note 5.",
+ "als Boten geschickt. für Geld, das dem Heiligtum gehört, etwas einzukaufen.",
+ "hat der Hausherr die Veruntreuung begangen. weil es bei der Veruntreuung für die Schuld des Auftraggebers nicht darauf ankommt, ob der von ihm Beauftragte imstande ist, den Auftrag richtig auszuführen, sobald nur der Auftrag richtig ausgeführt worden und es dem Auftraggeber recht ist, dass er richtig ausgeführt worden ist.",
+ "haben sie seinen Auftrag nicht ausgeführt. sondern etwas anderes, als ihnen aufgetragen worden ist, dafür gekauft.",
+ "begeht der Krämer die Veruntreuung. sobald er das Geld für sich verwendet. Der Hausherr hat keine Veruntreuung begangen, da sein Auftrag nicht zur Ausführung gekommen ist, der Bote, der dem Krämer das Geld gegeben hat, ebenfalls nicht, weil nur eine von einer vollsinnigen Person begangene Veruntreuung als Veruntreuung gilt, eine Veruntreuung wird daher erst begangen, wenn der Krämer das erhaltene Geld für sich verwendet. Ed. Lowe: השליח מעל.",
+ "sich aber erinnert. dass das Geld dem Heiligtum gehört.",
+ "sobald er es ausgibt. Nach dem Talmud ist dieses jedoch nur dann der Fall, wenn es auch dem Boten vorher zur Kenntnis gekommen ist, dass es heiliges Geld ist, in diesem Falle haben sie beide kein Veruntreuungs-Schuldopfer zu bringen, da dieses nur für eine unwissentliche Veruntreuung gebracht wird, und ist das Geld weiter heilig geblieben, da nur durch eine unwissentliche Veruntreuung Heiliges aufhört, heilig zu sein, deshalb begeht erst der Krämer die Veruntreuung, wenn er dasselbe ausgibt. Hat aber der Bote nicht gewusst, dass es heiliges Geld ist, so hat er die Veruntreuung begangen, denn da sein Auftraggeber sich inzwischen erinnert hat, dass es heiliges Geld ist, ist es ihm gewiss nicht mehr recht, dass das Geld zu profanen Zwecken ausgegeben wird, und handelt deshalb der Bote nicht mehr in seinem Auftrage (s. Chag. 10 b Raschi v. שליח עניא). Ebenso hat, wenn es dem Boten vorher zur Kenntnis gekommen ist, nicht aber dem Auftraggeber, dieser die Veruntreuung begangen. Ed. Lowe: עד שיוציא. Talmudausg.: לכשיוציא.",
+ "Wie soll er. Raschi und Tosaf. erklären: der Hausherr, um zu verhüten, dass der Krämer durch Ausgabe des Geldes eine Veruntreuung begeht. Maim. u. Bart. erklären: der Krämer, nachdem er erfahren hat, dass das Geld, das er erhalten und bereits unter anderes Geld getan hat, dem Heiligtum gehört hat."
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+ [
+ "Bringe mir für die Hälfte Lichtschalen. נרות einfache Tongefässe, die mit Öl gefüllt als Lampen dienten.",
+ "haben beide keine. Ed. pr.: שניהם מעלו.",
+ "Veruntreuung begangen. der Auftraggeber nicht, da der von ihm gegebene Auftrag nur zur Hälfte dem Aufträge gemäss ausgeführt worden ist und diese Hälfte, durch die er sich einer Veruntreuung schuldig gemacht haben könnte, nur einen halben Perutawert beträgt, und der Bote nicht, da das, was er eigenmächtig ausgegeben hat, ebenfalls nur eine halbe Peruta war.",
+ "und er ist gegangen und hat ihm Lichtschalen aus dem für die Dochte und Dochte aus dem für die Lichtschalen angegebenen Laden. Talmudausg: ממקום.",
+ "hat der Bote die Veruntreuung begangen. da er die ganze Peruta anders, als es ihm aufgetragen worden, also eigenmächtig und unter eigener Verantwortung ausgegeben hat."
+ ],
+ [
+ "Bringe mir. Talmudausg.: לך הבא לי.",
+ "haben beide eine Veruntreuung begangen. Da der Auftrag gelautet hat, dass er ihm einen Etrog für zwei Perutot bringen soll, so hat der Auftraggeber nur dann eine Veruntreuung begangen, wenn der Etrog in der Tat zwei Perutot wert ist, der Bote ihn für nur eine Peruta erstanden hat (Tosaf. 21 a v. והלך). Der Bote hat trotzdem auch eine Veruntreuung begangen, da er zum Ankauf des Granatapfels keinen Auftrag hatte und demnach eine Peruta eigenmächtig ausgegeben hat.",
+ "du hast mir aber einen kleinen und schlechten. d. h. einen kleineren und schlechteren, als wenn du mir einen für zwei Perutot gebracht haben würdest, da du den, der sonst zwei Perutot wert ist, schon für eine Peruta bekommen hast.",
+ "und er ist gegangen und hat ihm für drei. Ed. pr. u. Ven.: בשליש, ed. Lowe: בשלש.",
+ "[Selaim] ein Hemd und für drei. Ed. pr. u. Ven.: בשליש, ed. Lowe: בשלש.",
+ "einen Mantel gebracht. Nach Talm. Jer. zu Kidd. I, 1 ist 1 Golddenar = 24 Silberdenaren. Da 1 Sela = 4 Silberdenaren ist, so ist demnach 1 Golddenar = 6 Selaim, und hat er also für die Hälfte des ihm übergebenen Geldes ein Hemd und für die andere Hälfte einen Mantel gekauft. Die Angabe im Talm. Bab. (Bab. Mez. 44 b), dass 1 Golddenar = 25 Silberdenaren ist, wird von Tosaf. darauf zurückgeführt, dass beim Umwechseln ein Silberdenar Agio berechnet wird (s. Ketub. 99 a Tosaf. v. נתן לו).",
+ "haben sie beide eine Veruntreuung begangen. wenn das Hemd allein tatsächlich einen Golddenar wert ist, s. Note 28.",
+ "du hast mir aber ein kleines und schlechtes gebracht. S. Note 29."
+ ],
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+ "Wenn jemand Geld. das dem Heiligtum gehört.",
+ "wenn es eingebunden. d. h. versiegelt oder mit einem nicht gewöhnlichen Knoten verschnürt.",
+ "hat er. der Geldwechsler und nicht der, der ihm das Geld übergeben hat, da dieser nicht gewollt hat, dass das Geld ausgegeben wird.",
+ "deshalb begeht er auch keine Veruntreuung. nach Maim. und Bart. auch der nicht, der ihm das Geld übergeben bat, weil er ihn doch immerhin nicht ausdrücklich zur Ausgabe des Geldes ermächtigt hat, nach Raschi macht dieser sich einer Veruntreuung schuldig, wenn der Geldwechsler das Geld ausgibt, vgl. Bab. Mez. 43 a.",
+ "Bei einem Privatmann. der keine Geldgeschäfte zu machen pflegt.",
+ "darf dieser es so und so nicht in Gebrauch nehmen. da der, der ihm das Geld in Verwahrung gibt, nicht annimmt, dass er es ausgeben wird.",
+ "hat er deshalb eine Veruntreuung begangen. und nicht der, der es ihm übergeben hat, da es ohne seinen Willen ausgegeben worden ist.",
+ "Der Krämer. der auch häufig Geld einzuwechseln hat.",
+ "ist wie ein Privatmann. da er doch keine eigentlichen Geldgeschäfte macht."
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+ "sobald man die erste [Peruta] daraus ausgegeben hat. weil es vielleicht die dem Heiligtum gehörende Peruta gewesen ist.",
+ "Akiba. der der Ansicht ist, dass man auch für eine zweifelhafte Veruntreuung ein Veruntreuungs-Schuldopfer zu bringen hat (s. Keret. V, 2).",
+ "ausgegeben hat. Der Einwand (Tosaf. 21 b v. פרוטה), dass die Peruta durch die Vermischung mit den anderen in dem Beutel befindlichen Münzen eigentlich aufgehört haben sollte, heilig zu sein, nach dem Grundsatze, dass nach Tora-Vorschrift ein verbotener Gegenstand, der unter mehrere andere erlaubte gleicher Art geraten ist, darin aufgeht (מין במינו בטל ברוב), wird in Tosaf. Chad. damit widerlegt, dass dieser Grundsatz nur in dem Falle gilt, wenn es unmöglich ist, den verbotenen Gegenstand, da er von den anderen nicht zu unterscheiden ist, zu entfernen, in dem vorliegenden Falle aber sich der Ausweg bietet, dass man die Peruta durch eine andere nichtheilige Peruta auslöst, da es demnach unmöglich ist, das in dem Beutel vorhandene Verbotene zu beseitigen, geht selbst nach Tora-Vorschrift die Peruta nicht in den übrigen Münzen auf.",
+ "dass man immer weiter ausgeben darf. weil er damit zu erkennen gegeben hat, dass er gemeint hat, der ganze Inhalt des Beutels soll nicht heilig sein und zu profanen Zwecken ausgegeben werden bis auf eine d. i. die letzte Peruta, die dem Heiligtum gehören soll.",
+ "ausgegeben hat. dann erst hat man die Veruntreuung begangen."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "\nDer Traktat führt den Namen מנחות (Speise- oder Mehlopfer). מנחה — eigentlich: Gabe, Geschenk — ist im Gegensatze zu זבח, das Schlacht- oder Tieropfer, die allgemeine Bezeichnung für jedes aus Mehl bereitete Opfer. Der Traktat behandelt die Vorschriften über die Mehlopfer und die zumeist mit ihnen verbundenen Weinopfer (נםכים).\nDie einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\n1. Die Anwendung der Vorschrift, dass jedes Opfer לשמו d. h. zu dem Zwecke, zu dem es von dem Darbringer geweiht worden ist, dargebracht werden muss, auf die Mehlopfer. (I, 1).\n2. Das Untauglichwerden des Mehlopfers durch Ausführung einer Opferhandlung seitefns einer hierzu untauglichen Person oder durch ihre unrichtige Ausführung. (I, 2).\n3. Das Untauglichwerden des Mehlopfers bzw. des mit einem Mehlopfer verbundenen Tieropfers durch die Absicht, etwas von dem einen oder von dem anderen ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit (חוץ לזמנו) oder ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes (חוץ למקומו) zu opfern oder zu essen. (I, 3—III, 1).\n4. Die Opferhandlungen, durch deren Unterlassung das Mehlopfer nicht untauglich wird. (III, 2a).\n5. Die Tauglichkeit oder Untauglichkeit des Mehlopfers, wenn es oder ein Teil von ihm mit Anderem gleicher oder anderer Gattung vermischt worden, das Komez unrein oder untauglich geworden, oder das nach Abheben des Komez Zurückbleibende unrein geworden, verbrannt oder verloren gegangen ist. (III, 2 b—4).\n6. Die Untauglichkeit des Mehlopfers, wenn an den für die einzelnen Bestandteile vorgeschriebenen Massen auch nur ein Weniges fehlt. (III, 5 a).\n7. Das Fehlen eines Bestandteiles macht auch das Uebrige untauglich. Anwendung dieses Grundsatzes auch auf die Teile eines aus mehreren, aber zusammengehörigen Stücken bestehenden Mehlopfers, auf zusammengehörige Tieropfer, Opferhandlungen und andere religiöse Vorschriften, und wo im Gegensatze hierzu eines durch das andere nicht bedingt ist. (III, 5b—IV, 4). Das aus zwei Hälften bestehende Pfannen-Opfer des Hohenpriesters. (IV, 5).\n8. Die Zubereitung der Mehlopfer. (V, 1—4). Opferhandlungen, die nur für einzelne Arten von Mehl- und anderen Opfern vorge- schrieben sind und für andere nicht. (V, 5—7). Was unter einem Pfannen-, einem Tiegel- und einem im Ofen gebackenen Mehlopfer zu verstehen ist. (V, 8—9).\n9. Von welchen Mehlopfern das Komez abgehoben wird und von welchen nicht. (VI, 1—2). Weitere Vorschriften über die Zuhereitung der verschiedenen Arten von Mehlopfern. (VI, 3—7).\n10. Das Dankopfer und die als Beigabe dazu darzubringenden Brote. (VII).\n11. Vorschriften über Herkunft, Herstellung und Beschaffenheit des Mehls für die Mehlopfer, des Oels für die Mehlopfer und für den Leuchter, des Weins für die Giessopfer. (VIII).\n12. Die Massgefässe für Trockenes und Flüssiges im Tempel und ihre Verwendung. Die für die Mehl- und Giessopfer, die als Beigabe zu den Tieropfern dargebracht werden, vorgeschriebenen Masse und das Verbot, solche Opfer, für welche verschiedene Masse vorgeschrieben sind, mit einander zu vermischen und zusammen darzubringen. (IX, 1—5).\n13. Bei welchen Tieropfern Mehl- und Giessopfer als Beigabe vorgeschrieben sind und bei welchen die Opferhandlung des Handaufstützens (סמיכה). Vorschriften für das Handaufstützen und für die Schwingung (תנופה). (IX, 6—9).\n14. Das am zweiten Tage des Pesachfestes darzubringende Omer-Opfer und das חדש-Verbot. (X).\n15. Die am Wochenfeste darzubringenden zwei Brote und die Schaubrote. (XI).\n16. Ueber die Auslösung von Mehl- und Giessopfern. (XII, 1). Wie zu entscheiden ist, wenn man bei der Darbringung eines freiwillig gelobten Mehlopfers sich nicht genau an das gehalten hat, was man gelobt hat, oder etwas anderes darzubringen gelobt hat, als es die Vorschrift gestattet. Ob man auch Wein oder Oel allein als freiwilliges Opfer darbringen darf, und ob mehrere Personen gemeinschaftlich ein Opfer darbringen dürfen. (XII, 2—5).\n17. Was man darzubringen hat, wenn man beim Geloben des Opfers nicht genau bestimmt hat, was man darbringen will, oder nicht mehr genau weiss, was man gelobt hat, oder das zum Opfer geweihte Tier vor der Darbringung einen Leibesfehler bekommen hat, der es zum Opfer untauglich macht. (XIII, 1—9).\n18. Das Darbringen von Opfern im Onias-Tempel. (XIII, 10).\n"
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+ "von denen das Komez. קומץ = „Griff.“ Von den meisten Mehlopfern wurde nur ein kleiner Teil anf dem Altar geopfert, das Übrige von den Priestern verzehrt. Den für den Altar bestimmten Teil hob der Priester durch einen Griff seiner Hand in der in der folgenden Mischna näher beschriebenen Weise von dem Opfer ab. Dieses Herausgreifen wird קמץ, und daher das Herausgegriffene קומץ genannt.",
+ "unter einem anderen als ihrem Namen. Mehlopfer waren für bestimmte Veranlassungen vorgeschrieben wie z. B. die weiter genannten מנחת חוטא und מנחת קנאות, konnten aber auch freiwillig als מנחת נדבה dargebracht werden und zwar in vier verschiedenen Formen: 1. מנחת סולת, das eigentliche Mehlopfer aus feinstem Weizenmehl, 2. מנחה מאפה תנור, im Ofen gebackene Kuchen (חלות) oder Fladen (רקיקים), 3. מנחה על המחבת, das in einem flachen Gefässe, einer Pfanne, und 4. מנחה על המרחשת, das in einem tiefen Gefässe, einem Tiegel, gebackene (Lev. 2, 1—10). Es hat nun der Priester z. B. das Komez von einem Pfannen-Opfer abgehoben, dabei aber ausdrücklich die Absicht ausgesprochen, das Komez von einem Tiegelopfer abzuheben, oder er hat das Komez von einem freiwillig gespendeten Opfer, מנחת נדבה, abgehoben, dabei aber ausdrücklich erklärt, dass er die Absicht habe, das Komez von einem Pflichtopfer, z. B. einem מנחת חוטא abzuheben, und ebenso umgekehrt. Diese Bestimmungsänderung zieht jedoch nur dann überhaupt Folgen nach sich, wenn eine absichtlich geschehen ist; hat nur ein Irrtum vorgelegen, so gilt sie als nicht geschehen, s. Sebachim I, 1; ebenso wie dort bezieht sich auch hier das שלא לשמן nicht nur auf die Fälle von שינוי קדש, sondern auch auf שינוי בעלים d. h., wenn der Priester als die Person, für die er das Opfer darbringt, eine andere genannt hat als den Eigentümer des Opfers.",
+ "abgehoben worden ist. Das Komez des Mehlopfers entspricht dem Blut bei den Tieropfern, es ist wie das Blut der מתיר, d. h. derjenige Teil, durch dessen Darbringung das Opfer erst zum Genuss erlaubt wird (s. Sebachim II, Note 41). Den vier Opferhandlungen beim Tieropfer, dem Schlachten (שחיטה), dem Auffangen (קבלה), Hintragen (הולכה) und Sprengen (זריקה) des Blutes (עבודות הדם), entsprechen beim Mehlopfer: das Abheben des Komez (קמיצה), das Hineintun desselben in ein heiliges Gefäss (נתינה בכלי שרת), das Hinauftragen auf den Altar (הולכה) und das Opfern (הקטרה). Die Mischna spricht hier nur von dem Abheben des Komez, weil es die erste dieser vier Opferhandlungen ist; wie aus der weiteren Ausführung der Mischna ersichtlich, gilt aber dasselbe, wie für das Abheben, auch für die drei anderen Opferhandlangen.",
+ "sind tauglich. und müssen weiter vollständig ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäss behandelt werden.",
+ "sie werden nur den Eigentümern nicht als Pflichtopfer angerechnet. Die Eigentümer haben deshalb das Opfer, das sie schuldeten oder freiwillig gelobt hatten, nochmals darzubringen.",
+ "ausser dem Sünd-Mehlopfer. das für die Lev. 6, 1—4 genannten Vergehen der Sünder darzubringen hatte, wenn sein Vermögen auch zur Darbringung von zwei Tauben nicht ausreichte.",
+ "und dem Eifersuchts-Mehlopfer. das für die im Verdacht der Untreue stehende Frau dargebracht wurde.",
+ "hingetragen. Über die Form הלך. s. Pesachim V Note 4.",
+ "oder unter einem anderen und unter ihrem Namen. S. Sebachim I Note 27.",
+ "sind untauglich. weil bei beiden das Wörtchen הוא steht, beim Sünd-Mehlopfer (Lev. 5, 15): חטאת הוא und beim Eifersuchts-Mehlopfer (Num. 5, 15): מנחת קנאות הוא, woraus geschlossen wird: הוא, das vorschriftsmässig לשמו dargebrachte, ist tauglich, nicht aber, wenn man das Opfer שלא לשמו dargebracht hat.",
+ "Als freiwilliges Mehlopfer und als Sünd-Mehlopfer. Einerlei, ob man zuerst gesagt hat: als Sünd-Mehlopfer, und dann: als freiwilliges Mehlopfer, oder zuerst: als freiwilliges Mehlopfer, und dann: als Sünd-Mehlopfer, in beiden Fällen ist das Opfer untauglich."
+ ],
+ [
+ "oder ein Leidtragender. S. die Erklärung hierzu wie zu dem Folgenden Sebachim II, 1.",
+ "Hat man es mit der linken Hand. Dass die קמיצה mit der rechten Hand geschehen muss, wird daraus geschlossen, dass es (Lev. 9, 17) heisst: וימלא כפו ממנה, womit das Abheben des Komez gemeint ist. Daraus, dass es beim Aussätzigen (Lev. 14, 15) heisst: ויצק על כף הכהן השמאלית, sei zu entnehmen, dass unter כף ohne nähere Bestimmung stets die rechte Hand zu verstehen ist.",
+ "Man tue es wieder zurück und hebe noch einmal mit der rechten ab. Nach der Ausführung im Talmud (6 b) ist nach Ansicht des Ben Bethera auch in den vorher in der Mischna angeführten Fällen das Opfer tauglich, wenn man das unvorschriftsmässig abgehobene Komez wieder hineintut und durch einen dazu Tauglichen nochmals vorschriftsmässig abheben lässt.",
+ "Ist beim Abheben ein Steinchen oder ein Salzkorn. die in das Mehlopfer hineingefallen waren.",
+ "oder ein Stückchen. קורט = ein kleines Teilchen einer Sache, daher auch קורט דם = ein Tropfen Blut. קורט של לבונה, ein Körnchen von dem Weihrauch, der mit dem Mehlopfer dargebracht wurde. Vor dem Abheben des Komez musste der Priester den ganzen Weihrauch sorgfältig auf eine Seite bringen, damit beim Abheben kein Körnchen davon in seine Hand kam, dann den gesamten Weihrauch für sich ablesen, um ihn mit dem Komez zusammen auf dem Altar zu verbrennen.",
+ "Jedes Zuviel oder Zuwenig macht das Komez untauglich. da hier an dem Komez die dem Steinchen oder Körnchen entsprechende Menge von dem Mehlopfer fehlt.",
+ "Wenn man es gehäuft. Wenn man ein Gefäss über den Rand hinaus füllt, so heisst es מבורץ, das über den Rand Hinausgehende wird בירוץ oder בירוצין genannt. Man darf als Komez nur so viel abheben, wie in die geschlossene Hand hineingeht.",
+ "Wenn man nur mit den Spitzen der Finger abhebt. nur die Fingerspitzen umbiegt, so dass nur ein kleiner Hohlraum entsteht, anstatt die Finger über die ganze Handfläche auszustrecken.",
+ "Man streckt die Finger. nach der näheren Ausführung im Talmud (11a) nur die drei mittleren Finger, führt dann die Hand in das Mehl oder Backwerk hinein, so dass der Hohlraum zwischen Fingern und Handfläche sich füllt, hebt dann die Hand wieder heraus und streicht mit dem kleinen Finger unten und dem Daumen oben genau ab; das dann in der Hand Zurückbleibende ist das Komez."
+ ],
+ [
+ "Hat man zuviel. Zu jedem Zehntel Efa Mehl gehörte ein Log Öl (s. weiter IX, 3). Nach Raschi ist das Opfer untauglich sowohl, wenn man anstatt des einen vorgeschriebenen Masses zwei, also anstatt des einen Log für ein Zehntel zwei hineingetan hat, als auch, wenn man auch nur ein Weniges mehr als das vorgeschriebene Mass hineingetan hat; nach Maimon, ist es im letzteren Falle nicht untauglich, sondern nur dann, wenn man wenigstens das doppelte des vorgeschriebenen Masses hineingetan hat. Ist jedoch fremdes Öl zu dem Opfer hinzugekommen, sei es nicht-heiliges oder auch solches, das für ein anderes Opfer bestimmt war, so ist auch nach Maimon. das Opfer in jedem Falle untauglich (הלכות פסולי המוקדשין XI, 8 u. 9).",
+ "Öl oder zu wenig. wenn an dem vorgeschriebenen Masse auch ein noch so kleines Teilchen fehlt.",
+ "Öl oder za wenig Weihrauch. Das vorgeschriebene Quantum war eine Hand voll (קומץ), gleichviel, wie gross das Mehlopfer war (s. XIII, 3). Der Talmud bringt drei Ansichten: Nach R. Meïr ist das Opfer untauglich, wenn beim Darbringen auch nur ein Geringes an dem Komez fehlt, nach R. Jehuda ist das Opfer tauglich, wenn noch 2 Körner, und nach R. Simon, wenn selbst nur noch ein ganzes Korn vorhanden ist. Maimon, entscheidet wie R. Jehuda und erklärt deshalb das Opfer für tauglich, wenn man auch weniger als ein Komez, aber wenigstens 2 Körner, Weihrauch dazugetan hat. Hat man mehr als eine Hand voll Weihrauch genommen, so wird das Opfer dadurch nicht untauglich, hat man jedoch anstatt eine Hand voll zwei genommen, so ist das Opfer nach Raschi und Maimon, untauglich.",
+ "Wenn man das Komez von dem Mehlopfer abhebt. Die Mischna spricht hier nur vom Abheben des Komez, weil es die erste der 4 Opferhandlungen beim מנחה ist, dasselbe gilt aber, wie weiter aus der Mischna ersichtlich ist, auch für das Hineintun des Komez in das Dienstgefäss, das Hintragen und das Opfern desselben (s. oben Note 3).",
+ "das Zurückbleibende. das von den Priestern verzehrt wird (s. Lev. 2, 3).",
+ "ausserhalb. der עזרה. Das Verzehren der Mehlopfer war nur innerhalb der die עזרת ישראל abschliessenden Mauer erlaubt (Num. 18, 10).",
+ "oder soviel wie eine Olivengrösse. S. Sebachim II Note 26.",
+ "oder den Weihrauch. Hier fehlt der Zusatz „oder soviel wie eine Olivengrösse davon“, weil zuweilen der gesamte Weihrauch nicht so viel wie eine Olive ist (s. oben Note 23).",
+ "aber die Ausrottungsstrafe steht nicht darauf. wenn man von dem Zurückbleibenden (שירים) eines auf solche Weise untauglich gewordenen Mehlopfers gegessen hat. Die Begründung hierfür wie für alles Folgende bis zum Schluss des Abschnitts siehe Sebachim II, Note 36 ff. Die dort ausführlich besprochenen Bestimmungen über מחשבת חוץ לזמנו und מחשבת חוץ למקומו gelten ebenso wie für die Tieropfer auch für die Mehlopfer (s. Sebachim 44 a). Dem an den Altar zu sprengenden Blut bei den Tieropfern entspricht bei den Mehlopfern das Komez, das auf dem Altar verbrannt wurde, den Teilen der Tieropfer, die auf dem Altar geopfert wurden, der Weihrauch und dem Opferfleisch, das von den Priestern oder den Eigentümern verzehrt wurde, das nach Abhebung des Komez von den Mehlopfern Zurückbleibende, das von den Priestern verzehrt wurde. Entsprechend den 4 Opferhandlungen beim Tieropfer, bei denen eine vorschriftswidrige Absicht das Opfer untauglich bezw. verworfen macht, nämlich dem Schlachten, dem Auffangen, Hintragen und Sprengen des Blutes sind es auch beim Mehlopfer 4 Opferhandlungen, bei denen dies der Fall ist, nämlich : das Abheben des Komez, das Hineintun desselben in das Dienstgefäss, das Hintragen und das Verbrennen desselben auf dem Altar. Daraus ergibt sich alles Folgende.",
+ "das Zurückbleibende am folgenden Tage. Das Zurückbleibende durfte nur an dem Tage der Darbringung des Opfers und in der darauf folgenden Nacht gegessen werden (Sebachim VI, 1).",
+ "das Komez am folgenden Tage zu opfern. S. Sebachim II, Note 31.",
+ "oder soviel wie eine Olivengrösse davon am folgenden Tage zu opfern. S. dort Note 32.",
+ "das zum Essen bestimmt ist. S. dort Note 37.",
+ "ausserhalb seines Ortes zu opfern. nicht aber, wenn man die Absicht hatte, etwas, das zum Essen bestimmt, ausserhalb zu opfern, oder umgekehrt. Der Fall: etwas, das zum Opfern bestimmt ist, ausserhalb zu opfern, bezieht sich übrigens nur auf die drei ersten Opferhandlungen, wenn man das Komez mit der Absicht abhebt, in das Gefäss tut oder hinträgt, es selbst oder dem Weihrauch ausserhalb zu opfern; dagegen wird das Opfer nicht untauglich, wenn man das Komez opfert mit der Absicht, den Weihrauch ausserhalb zu opfern (אין חקטרת מפגלת הקטרת) (Talmud 17 a).",
+ "was es verwendbar macht. das Komez und der Weihrauch, nach deren Darbringung erst das Zurückbleibende gegessen werden darf (vgl. Sebachim II, Note 41).",
+ "[im Übrigen] nach Vorschrift dargebracht wird. S. dort Note 42.",
+ "wird nach Vorschrift dargebracht. Die Erklärung zu dem Folgenden bis zum Schluss des Abschnitts siehe Sebachim U, Noten 44—63."
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+ "[mit der Absicht] am folgenden Tage das Zurückbleibende zu essen oder das Komez zu opfern. wodurch nach I, 3 das Opfer פגול wird.",
+ "und die Ausrottungsstrafe tritt dabei nicht ein. R. Jose ist der Ansicht, dass das Opfer nur dann פגול wird, wenn man an einem מתיר, d. h. einem Teile des Opfers, durch dessen Darbringung erst ein anderer Teil desselben für seine Bestimmung verwendbar wird (s. Sebachim II, Note 41), wie hier beim Mehlopfer dem Komez, nach dessen Darbringung erst das Zurückbleibende von den Priestern verzehrt werden darf, eine der Opferhandlungen mit der Absicht ausgeführt hat, entweder dieses מתיר selbst oder etwas, was durch dieses מתיר erst für seine Bestimmung verwendbar wird (ניתר), ausser der Zeit darzubringen oder zu verzehren. Durch die beim Abheben des Komez ausgesprochene Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit zu opfern, wird dagegen das Opfer nicht פגול, weil dieser nicht erst durch die Darbringung des Komez für seine Bestimmung verwendbar wird, man vielmehr den Weihrauch opfern kann, auch bevor das Komez dargebracht worden ist (Talmud 18 b). Der Weihrauch ist kein ניתר, sondern vielmehr selbst ein מתיר, denn erst nach Darbringung des Komez und des Weihrauchs darf das Zurückbleibende von den Priestern verzehrt werden. Die bei Vornahme einer Opferhandlung an einem מתיר gehabte Absicht, ein anderes מתיר ausser der Zeit darzubringen, macht aber nach Ansicht des R. Jose das Opfer nicht פגול (אין מתיר מפגל את המתיר). Dass R. Jose hier das Opfer, wenn auch nicht für פגול, so doch für untauglich erklärt, beruht auch nur auf einer Verordnung der Weisen (גזירה מדרבנן; s. Talmud 14 b). Ed. pr. und Lowe lesen: פגול ואין בו כרת; der Ausdruck פגול wird zuweilen auch da gebraucht, wo keine Ausrottungsstrafe darauf steht.",
+ "Es ist verworfen und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. Auch die Weisen erkennen den allgemeinen Grundsatz an, dass durch die Absicht, ein anderes מתיר ausser der Zeit darzubringen, das Opfer nicht פגול wird. Trotzdem wird nach ihrer Ansicht hier das Opfer פגול, weil hier der Weihrauch gar nicht als ein anderes מתיר zu betrachten ist, da er von vornherein mit dem Komez in einem Gefäss dargebracht wird; beide sind deshalb als ein מתיר zu betrachten, und durch die beim Abheben des Komez gehabte Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit zu opfern, wird deshalb das Opfer ebenso פגול, als wenn man die Absicht gehabt hätte, das Komez selbst ausser der Zeit zu opfern.",
+ "Was ist hierbei anders als bei dem Schlachtopfer. Auch beim Schlachtopfer ist das Blut ein מתיר, nämlich für die Opferteile, die erst auf dem Altar dargebracht werden dürfen, nachdem das Blut gesprengt worden ist, und die Opferteile sind auch wieder ein מתיר, nämlich für das Fleisch, das erst gegessen werden darf, wenn die Opferteile dargebracht worden sind„, trotzdem ist das Opfer סגול, wenn man bei einer der Opferhandlungen an dem Blute die Absicht gehabt hat, die Opferteile, also ein anderes מתיר, ausser der Zeit darzubringen.",
+ "Bei dem Schlachtopfer sind das Blut und das Fleisch und die Opferstücke von Einem. sie hängen unter einander zusammen, durch das Blut werden die Opferteile verwendbar und durch diese wieder das Fleisch, die Opferteile sind daher in ihrem Verhältnis zu dem Opferfleisch wohl ein מתיר, aber in ihrem Verhältnis zum Blut sind sie doch das ניתר; deshalb macht die bei dem Blut gehabte Absicht, die Opferteile ausser der Zeit darzubringen, das Opfer פגול. Der Weihrauch dagegen steht zu dem Komez gar nicht in dem Verhältnis eines ניתר zum מתיר, sondern er ist wie das Komez selbst nur ein מתיר, deshalb wird durch die beim Abheben des Komez gehabte Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit darzubringen, das Opfer nicht פגול.",
+ "der Weihrauch aber ist nicht von dem Mehlopfer. Die Worte ולבונה אינה מן המנחה bedeuten nach dem Talmud: Die Verwendung des Weihrauchs ist nicht wie die des zurückbleibenden Teiles des Mehlopfers von der Darbringung des Komez abhängig; das Zurückbleibende darf erst gegessen werden, nachdem das Komez dargebracht worden ist, der Weihrauch dagegen darf geopfert werden, auch wenn das Komez noch nicht dargebracht worden ist. Maim, und Barten, erklären אינה מן המנחה = אינה ממין המנחה, der Weihrauch ist nicht von derselben Art wie das Mehl; Opferteile und Blut sind beide Teile des Opfertieres, deshalb wird durch die beim Blut gehabte Absicht, die Opferteile ausser der Zeit darzubringen, das Opfer פגול; durch die beim Komez Mehl oder Backwerk gehabte Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit darzubringen, wird dagegen das Opfer nicht פגול. Auch diese Erklärung wird im Talmud gebracht, dort aber von Resch Lakisch zurückgewiesen."
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+ "Hat man die beiden Lämmer. welche am Wochenfeste als Friedensopfer dargebracht wurden (Lev. 28, 19). Diese beiden Lämmer gehörten zu den beiden Erstlingsbroten des Wochenfestes; bei der vorgeschriebenen Opferhandlung der Schwingung wurden Lämmer und Brote neben einander gehalten und so mit beiden zusammen die Schwingung ausgeführt (Lev. 23 20). Die Brote standen zu den Lämmern in dem Verhältnis eines ניתר zum מתיר, erst mussten die Lämmer dargebracht sein, dann erst durften die Brote von den Priestern gegessen werden.",
+ "[mit der Absicht] eines von den Broten am folgenden Tage. Wie alle Mehlopfer durften auch die beiden Brote nur an demselben Tage und in der darauf folgenden Nacht gegessen werden (s. 8ebachim VI, 1).",
+ "hat man die beiden Schalen. Zu jeder der beiden Schichten von Broten, welche an jedem Sabbat frisch auf den heiligen Tisch gelegt wurden, gehörte eine Schale Weihrauch (Lev. 24, 7). Nachdem Brote und Weihrauch bis zum folgenden Sabbat auf dem Tische gelegen hatten, wurde der Weihrauch geopfert, und dann erst durften die Brote von den Priestern gegessen werden; der Weihrauch war also das מתיר für die Brote.",
+ "[mit der Absicht] eine von den Schichten am folgenden Tage. Die Brote werden (Lev. 24, 9) als Hochheiliges bezeichnet, durften deshalb wie dieses nur an demselben Tage und in der darauf folgenden Nacht gegessen werden.",
+ "dabei tritt aber die Ausrottungsstrafe nicht ein. Jedes der beiden Brote am Wochenfeste und ebenso jede der beiden Schichten von Schaubroten bildet eine Einheit für sich, die Absicht, von einem der beiden ausser der Zeit etwas zu essen, macht darum den anderen Teil noch nicht zu פגול : dass trotzdem auch der andere Teil als untauglich betrachtet wird und nicht gegessen werden darf, beruht nur auf einer Erschwerung der Weisen (s. oben Note 2).",
+ "Das eine wie das andere ist verworfen und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. Die Schrift nennt (Lev. 23, 17) die beiden Brote: לחם תנופה das „Brot der Schwingung“, deshalb sind beide Brote und ebenso die beiden Schichten Schaubrote (s. Tosafot 14 b) als ein zusammengehöriges Opfer zu betrachten, und macht deshalb die Absicht, etwas von dem einen Teile ausser der Zeit zu essen, auch alles Übrige zu פגול.",
+ "Ist eines von den Broten oder eine von den Schichten unrein geworden. bevor das Blut von den Lämmern gesprengt worden bezw. der Weihrauch geopfert worden ist; ist dagegen die Verunreinigung erst nachher eingetreten, so darf auch nach Ansicht des R. Jehuda das rein gebliebene gegessen werden (Talmud).",
+ "Jehuda. Ed. pr., Venet. 1606 und Lowe lesen: ר׳ יוסי.",
+ "weil ein Gemeindeopfer nicht geteilt werden darf. ist deshalb, wie hier, ein Teil davon zum Essen untauglich geworden, so darf auch der andere Teil nicht gegessen werden.",
+ "das reine dagegen wird gegessen. Den Grundsatz אין קרבן צבור חלוק, den R. Jehuda ohne weitere Begründung als Überlieferung von seinen Lehrern anführt, erkennen die Weisen hier nicht an (siehe dagegen Pesachim 69 a und b)."
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+ "Das Dankopfer macht das Brot. Die Brote, welche als Beigabe zum Dankopfer dargebracht wurden (s. Lev. 7, 12, 13).",
+ "das Brot aber macht das Dankopfer nicht verworfen. Der Hauptteil des Opfers ist das Opfertier, die Brote sind nur eine Zugabe, was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass die Brote erst durch das Schlachten des Opfertieres heilig werden, so dass sie von da an selbst gegen Erstattung des Geldwertes nicht mehr zu profanen Zwecken verwendet werden dürfen. Ist deshalb das Opfertier פגול geworden, so sind auch die Brote פגול, nicht aber umgekehrt.",
+ "[mit der Absicht] etwas von ihm am folgenden Tage zu essen. oder erst am folgenden Tage das Blut zu sprengen oder die Opferteile darzubringen.",
+ "Die Lämmer. S. oben Note 7. Auch hier bilden die Lämmer den Hauptteil des Opfere, erst durch das Schlachten der Lämmer werden auch die Brote heilig.",
+ "[mit der Absicht] davon am folgenden Tage zu essen. S. Note 18."
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+ "Das Schlachtopfer macht die Giessopfer. Unter dem Ausdrucke נסבים sind nicht nur Weinopfer, sondern die Weinopfer und Mehlopfer zu verstehen, welche als Zugabe zu den meisten Tieropfern vorgeschrieben waren (s. Sebach. IV Note 18).",
+ "wenn sie durch das Gefäss bereits geheiligt worden sind. Weinopfer und Mehlopfer, die in einem heiligen Gefässe dargebracht wurden, wurden erst durch das Hineintun in das heilige Gefäss heilig (s. weiter VII, Note 28).",
+ "nach der Ansicht des R. Meïr. S. Sebachim IV, 3; dort vertritt R. Meïr die Ansicht, dass für die mit Tieropfern zusammen dargebrachten Mehl- und Weinopfer das Blut des Tieropfers das מתיר ist. Nach Ansicht der Weisen dagegen gehören solche Mehl- und Weinopfer zu den Dingen, die gar kein מתיר haben, die Bestimmungen über פגול gelten aber nur für solche Opferteile, die erst durch ein Anderes, durch ein מתיר, verwendbar gemacht werden (s. dort Note 12)."
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+ "Wenn man beim Komez. das heisst nach Raschi und Bartenura: beim Darbringen des Komez, man hat das Komez mit der Absicht dargebracht, von dem Zurückbleibenden am folgenden Tage zu essen, beim Darbringen des Weihrauchs hat man diese Absicht aber nicht gehabt. Maimon, dagegen erklärt: beim Abheben des Komez, man hat beim Abheben des Komez eine das Opfer verworfen machende Absicht gehabt, nicht aber beim Ablesen des Weihrauchs; nach Maimon, gehört auch das Ablesen des Weihrauchs (s. I, Not. 15) zu der Opferhandlung der קמיצה.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. obgleich das von dem Opfer Zurückbleibende erst verzehrt werden darf, nachdem sowohl das Komez wie auch der Weihrauch geopfert worden sind, beide zusammen also erst das Zurückbleibende verwendbar machen, weil nach Ansicht des R. Meïr es nicht nötig ist, dass man das ganze מתיר mit der das Opfer verworfen machenden Absicht dargebracht bezw. abgehoben hat, sondern das Opfer schon פגול wird, wenn man diese Absicht auch nur bei dem einen Teile, bei dem Komez oder bei dem Weihrauch, gehabt hat (מפגלין בחצי מתיר).",
+ "wenn man die Absicht bei allem [das Opfer] verwendbar Machenden gehabt hat. hat man aber die das Opfer verworfen machende Absicht nur bei einem Teile des מתיר gehabt, so wird dadurch das Opfer nicht פגול (אין מפגלין בחצי מתיר); es tritt darum in diesem Falle die Ausrottungsstrafe nicht ein, wenn man von dem Zurückbleibenden gegessen hat, als untauglich (פסול) wird aber das Opfer trotzdem betrachtet und das Zurückbleibende darf nicht gegessen werden (Talmud 14 b).",
+ "Beim Sünd-Mehlopfer und beim Eifersuchts-Mehlopfer. Bei diesen beiden Opfern fehlte der Weihrauch (s. Lev. 5, 11; Num. 5, 15).",
+ "Wenn man eines von den Lämmern. S. oben Note 7.",
+ "oder eine von den Schalen. S. oben Note 9.",
+ "[mit der Absicht] die beiden Schichten. d. h. etwas von den beiden Broten oder von den beiden Schichten.",
+ "wenn man die Absicht bei allem [das Opfer] verwendbar Machenden. das sind die beiden Lämmer bezw. die beiden Schalen Weihrauch; auch in diesen Fällen ist aber das Opfer auch nach Ansicht der Weisen dennoch פסול (s. Note 26).",
+ "das andere dagegen tauglich. Jedes der beiden Lämmer ist ein Opfer für sich, darum wird dadurch, dass das eine mit der Absicht geschlachtet worden ist, etwas davon am folgenden Tage zu essen, die Tauglichkeit des anderen nicht beeinträchtigt.",
+ "so sind beide tauglich. weil durch die bei Vornahme einer Opferhandlung an dem einen Teile des מתיר gehabte Absicht, bei dem anderen Teile desselben gegen die Vorschrift zu verstossen, keines von beiden untauglich wird (s. oben Note 2)."
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+ "Wenn man das Komez von dem Mehlopfer abhebt. S. I Note 3.",
+ "das nicht zum Essen bestimmt ist. das ist das Komez selbst oder der Weihrauch, die nicht gegessen, sondern geopfert wurden.",
+ "davon zu essen. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "davon zu opfern. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "Elieser erklärt es für untauglich. die Ansicht des R. Elieser wird im Talmud (17 a) folgendermassen begründet: Da der Grundsatz, dass sowohl die Absicht, etwas von dem, was zum Essen bestimmt ist, ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu essen, als auch die Absicht, etwas von dem, was bestimmt ist, auf dem Altar verbrannt zu werden, ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu opfern, das Opfer סגול resp. פסול macht, aus der doppelten Setzung des Wortes אכל in dem Schriftvers (Lev. 7, 18): ואם האכל יאכל geschlossen wird (s. Sebachim II, Note 36), demnach auch das Verbrennen des zu Opfernden auf dem Altare unter den Begriff אכילה fällt, so ist es gleich, ob die Absicht, etwas ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu essen, auf das zum Essen oder zum Opfern Bestimmte gerichtet war, und ebenso, ob die Absicht, etwas ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu opfern, auf das zum Opfern oder auf das zum Essen Bestimmte gerichtet war, in allen Fällen ist das Opfer untauglich. Ob nach R. Elieser das Opfer nur untauglich oder auch פגול wird, darüber siehe die Controverse im Talmud.",
+ "weniger als eine Olivengrösse. Es gilt als Grundsatz, dass überall, wo in der Schrift etwas zu essen geboten oder verboten wird, stets damit zunächst etwas von wenigstens Olivengrösse gemeint ist (אין אכילה פחות מכזית). Da auch das Opfern auf dem Altar ein Verzehren oder Verzehrt werden durch das Feuer (אכילת מזבח) genannt wird (s. die vorhergehende Note), so gilt auch hierfür der gleiche Grundsatz: אין הקטרה פחות מכזית, dass, wenn nran etwas, das weniger gross als eine Olive ist, auf dem Altar verbrennt, dies gar nicht als eine הקטרה gilt. Auszunehmen ist hierbei aber wohl das Opfern des Weihrauchs nach den Ansichten des R. Jehuda und des R. Simon, die entscheiden, dass das Darbringen des Weihrauchs als ausgeführt gilt, wenn man auch nur ein oder zwei Körnchen davon auf dem Altar geopfert hat (s. I Note 23).",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. jedoch nur dann nicht, wenn man beim Aussprechen der Absicht den Ausdruck להקטיר gebraucht hat; hat man jedoch auch für das Opfern auf dem Altar den Ausdruck אכילה, durch’s Feuer verzehren lassen, gebraucht, so zählen die beiden halben Olivengrössen zusammen, da man ja die Absicht ausgesprochen hat, dass beide, also zusammen eine ganze Olivengrösse, vorschriftswidrig verzehrt werden sollen (Sebachim 31 a). Die Mischna wiederholt hier den bereits am Schluss von Mischna I, 4 ausgesprochenen Grundsatz, um ihn, als einen allgemein anerkannten, zu kennzeichnen, dem auch R. Elieser zustimmt."
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+ "Hat man nicht aufgegossen. Öl auf das Mehlopfer, bei solchen Mehlopfern, bei denen das Aufgiessen des Öls vorgeschrieben ist (s. weiter VII, 3). Im Talmud wird ausgeführt, dass nicht gemeint ist, dass das Aufgiessen des Öls überhaupt unterblieben ist, denn in diesem Falle wäre das Opfer untauglich, sondern wenn das Aufgiessen nicht durch einen Priester ausgeführt worden ist, sondern durch einen Nichtpriester. Das Aufgiessen des Öls muss nicht durch einen Priester geschehen, da es (Lev. 2, 1) heisst: „er giesse darauf Öl und lege darauf Weihrauch“ und dann erst „er bringe es zu den Söhnen Ahrons, den Priestern, und man hebe dann eine Handvoll ab“, die Tätigkeit der Priester braucht also erst mit dem Abheben des Komez zu beginnen מקמיצה ואילך מצות כהונה).",
+ "nicht gemengt. das Öl mit dem Mehl, bei solchen Opfern, bei denen es heisst: בלולה בשמן gemengt mit Öl. Hier ist es nach der Überlieferung nicht unbedingt erforderlich, dass das Vermengen des Öls mit dein Mehl als eine besondere Handlung ausgeführt wird — wie ja auch eine solche in der Schrift nirgends ausdrücklich vorgeschrieben wird, es vielmehr immer nur heisst, dass das Opfer mit Öl vermengt sein soll (Tosafot 18 b) — es soll nur so viel Öl zu dem Mehl hinzugetan werden, dass es genügt, um das Mehl damit zu mengen (כל הראוי לבילה אין בילה מעכבת בו). Hier meint also die Mischna: hat man das Öl mit dem Mehl gar nicht vermengt.",
+ "nicht zerkleinert. die gekochten oder gebackenen Mehlopfer, die vor dem Abheben des Komez in kleine Stücke zerbrochen wurden, siehe das Nähere weiter VI, 4. Raschi und Bartenura weisen darauf hin, dass nur gemeint sein kann, man hat nur so viel von dem Opfer zerkleinert, als zum Abheben des Komez nötig ist, das Übrige aber unzerkleinert gelassen.",
+ "nicht gesalzen. S. Lev. 2, 13. Das Hinzutun von Salz war nur für das Komez und den Weihrauch vorgeschrieben, die auf dem Altar geopfert wurden, nicht aber für das ganze Opfer (s. Talmud 20 a). Nach Bartenura und Tosfot Jomtob meint die Mischna: wenn man nur diese Teile gesalzen hat, das übrige Opfer aber nicht. Dagegen wird geltend gemacht, dass das selbstverständlich wäre, da das übrige Opfer ja gar nicht gesalzen zu werden braucht. Maimon, im פירוש המשניות und ebenso Tiferet Jisrael erklären deshalb wie oben das לא יצק, wenn das Salzen nicht durch einen Priester ausgeführt worden ist, sondern durch einen Nichtpriester. Auch diese Erklärung ist schwierig, da das Salzen eine für die Tauglichkeit des Opfers unbedingt erforderliche Opferhandlung ist, die nicht durch einen Nichtpriester ausgefübrt werden darf, da sie erst nach dem Abheben des Komez vorgenommen wird (s. oben Note 7); wenn eine solche Opferhandlung trotzdem durch einen Nichtpriester vorgenommen wird, so wird das Opfer dadurch untauglich (s. Maimon. הלכות ביאת מקדש IX, 1 u. 5; vgl. dagegen הלכות פסולי המוקדשין XI, 6). R. Akiba Eger erklärt, dass die Mischna meint, man hat überhaupt nicht, auch das Komez nicht, gesalzen; trotzdem erklärt der Tanna das Opfer für tauglich gegen die im Talmud ausgesprochene und begründete Ansicht, dass das Salzen zu denjenigen Opferhandlungen gehört, durch deren Unterlassung das Opfer untauglich wird.",
+ "keine Schwingung gemacht. mit dem Omeropfer (Lev. 23, 11) oder dem Eifersuchts-Mehlopfer (Num. 5, 25).",
+ "nicht herangebracht. Das Heranbringen des Opfers an die Südwest-Ecke des Altars vor dem Abheben des Komez, das für alle Mehlopfer als besondere Opferhandlung vorgeschrieben war (s. Lev. 2, 8 u. 6, 7).",
+ "oder in zu grosse Brocken zerbrochen. Der Talmud bringt zwei Erklärungen für פתים מרובות; nach der einen heisst es zu grosse Brocken, man hat das Opfer nicht genügend zerkleinert, nach der anderen heisst es zu viele Brocken, man hat es mehr als vorgeschrieben zerkleinert (s. weiter VI, 4).",
+ "oder nicht bestrichen. Die Fladen, die nicht mit Öl vermengt, sondern nur nach dem Backen damit bestrichen wurden (Lev. 7, 12).",
+ "ist es tauglich. Untauglich wird ein Mehlopfer nur durch Unterlassung einer solchen Opferhandlung, bei der die Schrift dieses durch eine sonst unnötige Wiederholung des Gebotes oder einen besonderen, darauf hinweisenden Ausdruck besonders angedeutet hat (Talmud 19 a u. b).",
+ "mit einem Priester-Mehlopfer. Nach Lev. 6, 16 wurden alle von einem Priester dargebrachten Mehlopfer ganz auf dem Altar verbrannt, das ganze Opfer trat also hier an die Stelle des Komez bei den anderen Opfern.",
+ "mit dem Mehlopfer des gesalbten Priesters. Der Hohepriester — an der betreffenden Stelle (Lev. 6, 15) wird er der Priester, der an seiner (Ahrons) Stelle von seinen Söhnen gesalbt wird, genannt — hatte täglich ein Mehlopfer zur Hälfte morgens und zur Hälfte abends darzubringen, das ebenfalls ganz auf dem Altar verbrannt wurde.",
+ "mit einem zum Giessopfer gehörenden Mehlopfer. Zu den meisten Tieropfern (s. weiter IX, 6) wurden auch Mehl- und Weinopfer als Zugaben dargebracht, diese Mehlopfer werden zum Unterschiede von den Mehlopfern, die als besondere Opfer für sich dargebracht wurden, מנחות נסכים genannt; sie wurden ebenfalls ganz auf dem Altar verbrannt.",
+ "ist es tauglich. Da auch das, womit das Komez sich vermischt hat, ganz für den Altar bestimmt ist, so wird beides zusammen auf dem Altar verbrannt. Das Komez geht nicht in dem Mehlopfer, in das es hineingeraten ist, auf, sondern behält seine Selbständigkeit trotz der Vermischung, nach der Ansicht des R. Jehuda, weil Gleichartiges, wenn es mit einander sich vermischt, niemals in einander aufgeht (מין במינו לא בטל), nach der Ansicht der Weisen, weil Alles, was für den Altar bestimmt ist, wenn es mit eben solchem sich vermischt, nicht darin aufgeht (עולין אין מבטלים זח את זה ; vgl. Sebach. VIII Noten 63 und 82).",
+ "weil bei ihm. dem Komez des gewöhnlichen Mehlopfers.",
+ "die Mengung dick. ein Zehntel Efa Mehl mit nur einem Log Öl.",
+ "bei jenen die Mengung dünn. beim Mehlopfer des Hohenpriesters ein Zehntel Efa Mehl mit 3 Log Öl, bei den Zugabe Opfern zu den Tieropfern ein Zehntel Efa Mehl mit 3 Log Öl bei einem Schaf, 2 Zehntel mit 4 Log Öl bei einem Widder und 3 Zehntel mit 6 Log Öl bei einem Stier.",
+ "und sie deshalb von einander anziehen. In das mit verhältnismässig weniger Öl getränkte Komez dringt Öl von dem reichlicher damit getränkten Mehlopfer ein. Nach dem Grundsatze עולין אין מבטלים זה את זה (s. Note 20) geht dieses Öl nicht in dem Komez auf, sondern es bleibt, was es gewesen ist; wird die Mischung, wie sie ist, auf dem Altar verbrannt, so ist deshalb sowohl das Komez wie das Mehlopfer nach Ansicht der Weisen nach Vorschrift dargebracht. Nach R. Jehuda aber, der diesen Grundsatz nicht anerkennt, geht das Öl in dem Komez auf — denn, wenn R. Jehuda auch der Ansicht ist, dass Gleichartiges, wenn es mit einander sich vermischt, nicht in einander aufgeht, und hier in dem Komez ja auch Öl enthalten ist, so lässt er diesen Grundsatz doch nur für den Fall gelten, wenn Gleichartiges mit nur Gleichartigem sich vermischt, nicht aber, wenn wie hier Gleichartiges mit Gleichartigem und Ungleichartigem, Öl mit Mehl und Öl, sich vermischt, in diesem Falle geht vielmehr das Öl in dem ihm ungleichartigen Mehl auf, da doch anzunehmen ist, dass das Mehl des Komez mehr ist als das eingedrungene Öl, — das Öl wird dadurch zu einem Bestandteile des Komez (vgl. dagegen Raschi zu Talmud 23 b v. לימא). Bringt man nun auch das Ganze zusammen auf dem Altar dar, so ist doch weder das Komez vorschriftsmässig dargebracht, da es zu viel Öl enthält (s. oben I Note 21), noch auch das Mehlopfer, da dieses wieder zu wenig Öl enthält (s. dort Note 22); so erklären Raschi und Tosafot die Mischna. Bartenura dagegen erklärt: das Komez nimmt von dem Öl des Mehlopfers so viel in sich auf, dass dieses schliesslich mehr wird als das in dem Komez enthaltene Mehl und darum das Mehl des Komez in dem Öl aufgeht, so dass es als gar nicht mehr vorhanden zu betrachten ist (s. die oben angeführte Stelle in Raschi). Es ist deshalb nur das Opfer, von welchem das Komez abgehoben worden ist, untauglich, weil das Komez nicht mehr, wie vorgeschrieben, dargebracht werden kann, nicht aber das Opfer, mit dem das Komez sich vermischt hat. Was den Einwand betrifft, dass das in dem Komez enthalten gewesene Öl, das doch in das eingedrungene Öl als mit ihm gleichartig nicht aufgehen kann, nun zu dem Mehlopfer hinzukommt und dadurch dieses auch untauglich werden müsste, weil es nun zu viel Öl enthält, siehe Bartenura und Tosfot Jomtob zur Stelle."
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+ "und man kann noch das Komez von dem einen für sich und von dem anderen für sich gesondert abheben. es ist von jedem der beiden noch ein Teil übrig geblieben, der sich nicht mit dem anderen vermischt hat und von dem man das Komez abheben kann.",
+ "so sind sie tauglich. Beide Opfer sind tauglich, obwohl sie teilweise mit einander sich vermischt haben, geht das, was sich vermischt hat, von dem einen nicht in dem anderen auf, selbst nachdem man von dem einen das Komez abgehoben hat und dieses dadurch zu שירים geworden ist, weil, wie im Talmud (23 b) als Grundsatz aufgestellt und aus dem Schriftvers (Lev. 2, 11) begründet wird, auch der Teil des Opfers, der nicht geopfert wird, das Zurückbleibende (שירים), hierin dem Komez gleichsteht, dass ebenso wie ein Komez im anderen (vgl. Note 19), so auch ein Komez oder ein Opfer, von dem das Komez noch nicht abgehoben worden ist, wenn es mit Zurückbleibendem sich vermengt hat, nicht darin aufgeht.",
+ "so darf man es nicht opfern. Man darf nicht das ganze Mehlopfer mit dem hineingeratenen fremden Komez opfern, damit dadurch wenigstens das Opfer, von dem dieses Komez abgehoben worden ist, tauglich wird, da ja das ganze Mehlopfer nicht auf den Altar gehört, sondern nur das Komez, das man davon hätte ab heben müssen, das man aber hier nicht abheben kann, weil man immer zu befürchten hat, dass in dem, was man abhebt, etwas von dem fremden Komez enthalten ist.",
+ "den Eigentümern angerechnet. da doch das Komez jedenfalls dargebracht worden ist.",
+ "wird den Eigentümern nicht angerechnet. weil ein Mehlopfer erst als dargebracht gilt, wenn das Komez davon auf dem Altar geopfert worden ist, hier aber gar kein Komez abgehoben worden ist.",
+ "so darf man es nicht opfern. In dem vorhergehenden Falle wird wenigstens kein direktes Verbot übertreten, wenn man das Ganze auf dem Altar opfert, (s. Raschi zu 22 a v. לא יקטיר), weil von dem Menlopfer noch kein Komez abgehoben worden ist, es deshalb noch kein שירים geworden ist; was aber einmal שירים geworden ist, das darf überhaupt nicht auf dem Altar geopfert werden. Es wird dies aus Lev. 2, 11 geschlossen, indem der Satz: כי כל שאיר וכל דבש לא תקטירו ממנו אשה רה׳ von der Tradition dahin ausgelegt wird, dass, ebenso wie aller Sauerteig und aller Honig, so auch alles dasjenige nicht geopfert werden darf, wovon das Feueropfer dem Ewigen bereits dargebracht oder abgesondert worden ist (כל שממנו אשה לה׳).",
+ "wird es den Eigentümern angerechnet. da doch das Komez jedenfalls dargebracht worden ist.",
+ "so macht die Priesterbinde es wohlgefällig. Der Stirnbinde des Hohenpriesters wohnte nach dem Wortlaute der Schrift die Kraft inne, einen den Opfern anhaftenden Makel aufzuheben (Exod. 28, 38: ונשא אהרן את עין הקדשים). Diese Wirkung erstreckt sich nach der Überlieferung jedoch nur auf den Makel der Unreinheit, sie hat zur Folge, dass das Opfer als vollzogen gilt und durch kein anderes ersetzt zu werden braucht.",
+ "ist es [aus dem Heiligtum] hinausgekommen. und dadurch untauglich geworden."
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+ "Elieser tauglich. R. Elieser ist der Ansicht, dass bei einem Tieropfer das Blut gesprengt wird, wenn auch das Fleisch unrein geworden oder nicht mehr vorhanden ist (Pesachim 77a); dementsprechend kann auch hier das Komez dargebracht werden, wenn auch das Zurückbleibende unrein geworden oder nicht mehr vorhanden ist.",
+ "Josua. der dort die entgegengesetzte Ansicht vertritt.",
+ "untauglich. das Komez darf nicht dargebracht werden, und das Opfer gilt deshalb als nicht vollzogen. Auch nach R. Josua ist dieses jedoch nur der Fall, wenn das Zurückbleibende vollständig unrein geworden oder nichts mehr davon vorhanden ist. Ist jedoch so viel wie eine Olivengrösse davon noch vorhanden bezw. rein geblieben, so kann das Komez dargebracht werden; das Zurückgebliebene darf jedoch trotzdem nicht gegessen werden (Talmud 9 a u. b). Ist das Opfer ein Gemeindeopfer, so ist es tauglich, selbst wenn das gesamte Zurückbleibende unrein geworden ist (Pesachim 78 a). Nach Maimon. (הלכות פסולי המוקדשין XI, 20) will das פסולת des R. Josua nur besagen, dass das Komez nicht dargebracht werden soll (לכתחלה), ist es aber trotzdem dargebracht worden, so gilt das Opfer als vollzogen (vgl. dagegen ibid. I, 31); nach R. Akiba Eger trifft dieses nur für das unrein Gewordene zu, ist aber das Zurückbleibende gar nicht mehr vorhanden, so ist das Opfer untauglich, selbst wenn das Komez trotzdem dargebracht worden ist.",
+ "Ist es nicht in ein Dienstgefäss getan worden. Wenn das Mehlopfer von Anfang an nicht in ein heiliges Gefäss getan oder das Komez, das man von dem in einem heiligen Gefäss befindlichen Mehlopfer abgehoben hat, nicht in ein heiliges Gefäss getan worden ist, oder nicht in einem solchen auf den Altar gebracht worden ist (so Maim. הלנות פסולי המוקדשין XI, 6).",
+ "Josua erklärt es für tauglich. Nach Maim, im פירוש המשניות erklärt R. Josua in allen diesen Fällen das Opfer für tauglich; nach Raschi und Bartenura nur in dem letzten Falle, wenn man das Komez nicht in einem heiligen Gefäss, sondern mit der blossen Hand auf dem Altar dargebracht hat, und zwar mit der rechten Hand, da als Begründung für die Ansicht des R. Josua angeführt wird, dass in dem Schriftvers Lev. 6, 10 das Mehlopfer dem Sündopfer gleichgestellt wird, und bei diesem auch das Blut mit dem Finger der rechten Hand an den Altar gestrichen wird (s. Sebachim V Note 26).",
+ "ist es tauglich. weil ein Komez immer mindestens so viel wie 2 Olivengrössen enthält, jedes Mal also wenigstens soviel wie eine Olivengrösse geopfert worden ist (s. oben Note 6). Enthält das Komez mehr als zwei Olivengrössen, so darf es auch in mehr als 2 Teilen geopfert werden, es mass nur jedes Mal wenigstens so viel wie eine Olivengrösse geopfert werden."
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+ "Beim Komez hindert ein Weniges das Ganze. wörtlich: der geringere Teil hindert den grösseren Teil, d. h., wenn auch das Komez zum grösseren Teile abgehoben bezw. dargebracht worden ist, so hindert dennoch das Wenige, das an dem Ganzen fehlt, die Tauglichkeit des Opfers. Ebenso ist auch das מעכב in den folgenden Aussprüchen zu verstehen. Alle diese Bestimmungen beruhen auf mündlicher Überlieferung, die aber im Talmud durch Ableitung aus dem Schriftwort noch gestützt wird (Maim, im פירוש המשניות).",
+ "beim Zehntel. dem Zehntel Efa Mehl, das für die meisten Mehlopfer vorgeschrieben war; dasselbe gilt natürlich auch für die Opfer, für die mehrere Zehntel vorgeschrieben waren.",
+ "beim Wein. der als Zugabeopfer zu den meisten Tieropfern vorgeschrieben war oder der als freiwilliges Opfer für sich dargebracht wurde. (s. weiter XIII, 6).",
+ "beim Öl. das zu fast allen Mehlopfern gehörte oder als freiwilliges Opfer für sich dargebracht wurde.",
+ "das Mehl und das Öl. die zu einem Mehlopfer gehören."
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+ "Die beiden Böcke am Versöhnungstage. von denen der eine geopfert, der andere in die Wüste geschickt wurde.",
+ "die beiden Lämmer am Wochenfeste. s II Note 7.",
+ "die beiden Brote. die beiden Erstlingsbrote am Wochenfeste (s. ebendort).",
+ "die beiden Schichten [der Schaubrote. die an jedem Sabbat frisch auf den Tisch 1m Heiligtum gelegt wurden.",
+ "die beiden Schalen [Weihrauch. die neben die Brote gestellt wurden.",
+ "die Schichten und die Schalen hindern die einen die anderen. die Brote dürfen nicht ohne den Weihrauch und der Weihrauch nicht ohne die Brote auf den Tisch gelegt werden.",
+ "die beiden Arten beim Nasir. die ungesäuerten Kuchen und die ungesäuerten Fladen (Num. 6, 15).",
+ "die drei bei der roten Kuh. Zedernbolz, Ysop und karmesinrote Wolle (Num. 19, 6).",
+ "die vier beim Dankopfer. die ungesäuerten Kuchen, die ungesäuerten Fladen, die aus wohlgetränktem Kernmehl bereiteten Kuchen und die gesäuerten Kuchen (Lev. 7, 12. 13).",
+ "die vier beim Lulab. Etrog, Palmzweig, Myrthen und Bachweiden (Lev. 23, 40); nur wenn man alle vier zusammen oder selbst nach einander in die Hand genommen hat, hat man das Gebot erfüllt.",
+ "die vier beim Aussätzigen. Zedernholz, Ysop, karmesinrote Wolle und die beiden lebendigen Vögel (Lev. 14, 6).",
+ "die sieben Sprengungen bei der roten Kuh. Num. 19, 4.",
+ "die sieben Sprengungen zwischen den Stangen. mit dem Blut des Stieres und dem Blut des Bockes am Versöhnungstage (Lev. 16, 14. 15; vgl. Sebachim V, 1).",
+ "und die auf den goldenen Altar. s. Sebachim V, 1 u. 2."
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+ "Die sieben Arme des Leuchters hindern einer den anderen. die 6 Arme und der Mittelschaft; wenn einer davon an dem Leuchter fehlt, ist derselbe im Heiligtume nicht zu gebrauchen.",
+ "seine sieben Lampen. die Schalen, in welche das Öl gegossen wurde.",
+ "die beiden Abschnitte auf der Mesusa. מזוזה = Türpfoste, die gebräuchliche Bezeichnung für die Pfostenschrift, das sind die beiden Schriftabschnitte Deut. 6, 4—8 und 11, 18—21, die auf einen Pergamentstreifen geschrieben an die Türpfosten angeschlagen werden.",
+ "und selbst ein Schriftzug. כתב = Schrift, hier ist damit die Form der einzelnen Buchstaben gemeint (vgl. Abot V, 6). Nach der Erklärung im Talmud ist selbst, wenn nur ein Buchstabe an einen anderen anrührt, die Mesusa unbrauchbar.",
+ "die vier Abschnitte in den Tefillin. die Abschnitte Exod. 13, 1—10 und 11—16, Deut. 6, 4-8 und 11, 13—21, die, auf Pergamentsreifen geschrieben, in lederne Gehäuse getan und so auf Arm und Kopf gelegt werden; תפלין ist der Name, durch welchen in der aramäischen Übersetzung das von der Schrift gebrauchte Wort טוטפת wiedergegeben wird.",
+ "und selbst die Schrift eines Buchstaben hindert. Das Gleiche wie für Mesusa und Tefillin gilt auch für die Schrift auf den Torarollen.",
+ "die vier Schaufäden. Num. 15, 38. Aus Deut. 22, 12 ergibt sich, dass nur ein Gewand, das 4 Ecken hat, zizitpflichtig ist; hat es nur 3 Ecken, ist es nicht zizitpflichtig, hat es mehr als 4 Ecken, so brauchen doch nur 4 derselben mit Zizit versehen zu werden.",
+ "denn alle vier gehören zu einem Gebote. das Gebot gilt erst als erfüllt, wenn die 4 Zizit an den 4 Ecken befestigt sind.",
+ "Die vier sind vier Gebote. die Befestigung der Zizit an jeder der vier Ecken ist ein Gebot für sich, getragen darf das Gewand aber auch nach Ansicht des R. Ismael nur werden, wenn die Zizit an allen 4 Ecken befestigt sind. Welche Folgerungen aus der abweichenden Ansicht des R. Ismael für die religiöse Praxis sich ergeben, s. Talmud 37 b."
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+ "Das Himmelblaue hindert nicht das Weisse. Aus der Mehrzahl גדילים (Deut. 22, 12) wird im Talmud (39 b) die Bestimmung abgeleitet, dass die Schaufäden an jeder Ecke des Gewandes aus 4 Fäden bestehen müssen, welche durch ein Loch hindurchgezogen werden und so in 8 Enden herabhängen. Nach Num. 15, 88 soll zu den Schaufäden auch ein Faden von himmel- blauer Farbe genommen werden. Nach Maim. הלכות ציצת I, 6 ist deshalb einer der 4 Fäden zur Hälfte himmelblau zu färben, so dass von den 8 herabhängenden Enden 7 weise und eines von himmelblauer Farbe ist. Nach Raschi und Tosafot dagegen ist שתיל תכלת nicht „einen himmelblauen Faden“ zu übersetzen, da die Schrift hier die Anzahl der zu nehmenden Fäden überhaupt nicht angibt; vielmehr sind zur Hälfte himmelblaue und zur Hälfte weisse oder ein himmelblauer und 3 weisse Fäden zu nehmen. Übrigens müssen die nicht himmelblauen Fäden nicht gerade weise sein, sondern sie können auch von jeder anderen Farbe sein; sie werden nur deshalb חוטי לבן genannt, weil anzunehmen ist, dass man im Allgemeinen Fäden von der gleichen Farbe nehmen wird wie das Gewand, und die meisten Gewänder waren ungefärbt, weiss. Die Mischna sagt nun hier, dass, trotzdem himmelblaue und weisse Fäden für die Schaufäden vorgeschrieben sind, man dennoch das Gebot auch dann erfüllt, wenn man in Ermangelung von himmelblauen nur weisee Fäden an das Gewand befestigt hat und ebenso umgekehrt.",
+ "Die an den Arm zu legende Tefilla. תפלה hier Einzahl von תפלין.",
+ "Das Mehl und das Öl. die als Zugabe-Opfer für die meisten Tieropfer vorgeschrieben waren.",
+ "hindern nicht den Wein. der als Giessopter ebenfalls zu den meisten Tieropfern gebürte; man konnte den Wein auch ohne das Mehl und das Öl darbringen, und ebenso umgekehrt.",
+ "die Sprengungen auf den äusseren Altar hindern einander nicht. Auch bei den Opfern, bei denen mehrere Sprengungen auf den äusseren Altar vorgeschrieben waren, galt die Sühne schon als vollzogen, sobald nur eine von diesen Sprengungen ausgeführt worden war (s. Sebachim IV Note 1)."
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+ "die Widder und die Lämmer. Für das Wochenfest werden (Num. 28, 27) 2 Stiere, ein Widder und 7 Lämmer als Musaf-Opfer vorgeschrieben, ausserdem (Lev. 23, 18) 7 Lämmer, 1 Stier und 2 Widder als Zugabe-Opfer zum Brotopfer. Die Stiere des Musafopfers hindern den Stier, der als Zugabe-Opfer zum Brotopfer vorgeschrieben ist, nicht, sondern dieser kann dargebracht werden, wenn auch jene nicht dargebracht wurden, und ebenso umgekehrt ; ebenso ist es mit den Widdern und mit den Lämmern. Die Stiere, der Widder und die Lämmer, die zum Mussafopfer gehören, hindern sich auch unter einander nicht (s. weiter Mischna 4) ; der Stier, die Widder und die Lämmer dagegen, die zum Brotopfer gehören, hindern einander, sie dürfen nur zusammen dargebracht werden, wenn eines der dazu gehörenden Tiere fehlt, so darf keines von ihnen dargebracht werden (s. Talmud). Die Mischna in den Talmudausgaben und ed. Lowe fügt auch noch das Wort והשעירים hinzu, das in den sonstigen Mischna-Ausgaben hier fehlt, es sind die ebenfalls anden angeführten Stellen (Lev. 23, 19; Num. 28, 30) vorgeschriebenen Böcke gemeint.",
+ "Simon sagt. Die Mischna in den Talmudausgaben und ed. Lowe lesen: אמר ר׳ שמען.",
+ "Wenn man mehrere Stiere haben könnte. wenn die vorhandenen Mittel gerade hinreichen, um die für das Opfer vorgeschriebene Anzahl von Stieren dafür zu kaufen (Raschi und Bartenura) ; es kann nicht gemeint sein, man hat die für das Opfer nötigen Stiere bereits gekauft, denn Tiere, die einmal zu Opfertieren bestimmt worden sind, dürfen weder selbst noch darf der für sie erzielte Erlös zu einem anderen Zwecke verwendet worden.",
+ "es dann aber nicht mehr für die Giessopfer. s. oben II Note 21.",
+ "so soll man lieber einen Stier mit seinen Giessopfern bringen als alle ohne Giessopfer. obwohl die נסכים das Tieropfer, zu dem sie gehören, nicht hindern, sondern man das Tieropfer auch allein darbringen und die Darbringung der נסכים später nachholen kann (Talmud 15 b; Maim. הלכות מעשה חקרבנות II, 12). R. Simon schliesst dieses aus Ezech. 46, 7 (Talmud)."
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+ "Der Stier und die Widder und die Lämmer und der Bock. die zum Brotopfer des Wochenfestes gehören (s. oben Note 6).",
+ "Das Brotopfer hindert die Lämmer. hier sind die beiden Lämmer gemeint, die als Friedensopfer zu den Broten dargebracht werden (Lev. 23, 20). Diese beiden Lämmer sind durch die Brote bedingt, wenn keine Brote dargebracht werden, dürfen auch sie nicht geopfert werden; umgekehrt aber dürfen die Brote auch ohne die Lämmer dargebracht werden. Sind aber die Brote einmal durch das Schlachten der Lämmer mit ihnen verbunden und geheiligt worden (s. II Note 19) und die Lämmer nachher abhanden gekommen, so dürfen auch die Brote nicht dargebracht werden (Talmud 46 a).",
+ "Akiba. Die Mischna in manchen Talmudausgaben hat die irrtümliche Lesart: R. Simon.",
+ " in den meisten Mischna-Ausgaben fehlt das Wort: רבי.",
+ "Lämmer ohne Brotopfer dargebracht wurden. da man in der Wüste kein Weizenmehl für die Brotopfer hatte, sondern nur das Manna (Bartenura), auch kein anderes Mehl dazu genommen werden durfte als solches aus dem heiligen Lande (Raschi).",
+ "Buch Mose’s. חומש, ein Fünftel, bedeutet ein Buch von den 5 Büchern Mose’s ; חומש הפקודים ist die Bezeichnung für das vierte Buch Mose’s, das mit der Musterung der Kinder Israel in der Wüste beginnt.",
+ "angeordneten Opfer. die Num. 28 als Musafopfer für das Wochenfest vorgeschrieben sind.",
+ "Buch Mose’s angeordneten. die sämtlichen Lev. 23 als Zugabe zu dem Brotopfer vorgeschriebenen Opfer. תורת כהנים, die Priesterlehre, ist die Bezeichnung für das Buch Leviticus, das hauptsächlich von den Priestern und Opfern handelt.",
+ "weil die Lämmer sich selbst ohne das Brotopfer. die Talmudausgaben lesen: שחכבשים מתירין את עצמן ולא הלחם בלא כבשים שאין לו מי יתירנו.",
+ "verwendbar machen. durch das Sprengen des Blutes an den Altar werden die Opferteile zum Darbringen und das Fleisch zum Essen verwendbar.",
+ "was es verwendbar macht. da für die Brote die Lämmer das מתיר sind und die Brote deshalb vor der Darbringung der Lämmer nicht gegessen werden dürfen (s. oben II Note 7)."
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+ "Die täglichen Opfer. die beiden Lämmer, von denen das eine morgens und das andere nachmittags als tägliche Opfer dargebracht wurden (Num. 28, 3).",
+ "hindern die Musafopfer. die besonderen Opfer, die an Sabbaten und Feiertagen als Zugabe (מוסף) ausser den täglichen Opfern dargebracht wurden.",
+ "und die Musafopfer hindern nicht die täglichen Opfer. Hier kann nicht der Fall gemeint sein, dass die Mittel nicht hinreichen, um sowohl die täglichen wie die Musafopfer darzubringen, denn in diesem Falle hätte immer die Darbringung der täglichen Opfer den Vorzug nach dem Grundsatze תדיר ושאינו תדיר תדיר קודם d. h., wo es sich um die Erfüllung zweier Gebote handelt, von denen as eme häufiger geübt wird als das andere, hat stets das häufiger geübte den Vorzug. Hier ist vielmehr gemeint: auch wenn man das Musafopfer dargebracht hat, bevor noch das tägliche Morgenopfer dargebracht worden ist, oder wenn man das tägliche Nachmittagsopfer dargebracht hat, bevor noch das Musafopfer dargebracht worden ist, oder wenn man nur das Musafopfer dargebracht hat ohne die täglichen wie die Musafopfer darzubringen, denn in diesem Falle hätte immer die Darbringung der täglichen Opfer den Vorzug nach dem Grundsätze תדיר ושאינו תדיר תדיר קודם d. h., wo es sich um die Erfüllung zweier Gebote handelt, von denen das eine häufiger geübt wird als das andere, hat stets das häufiger geübte den Vorzug. Eier ist vielmehr gemeint: auch wenn man das Musafopfer dargebracht hat, bevor noch das tägliche Morgenopfer dargebracht worden ist, oder wenn man das tägliche Nachmittagsopfer dargebracht hat, bevor noch das Musafopfer dargebracht worden ist, oder wenn man nur das Musafopfer dargebracht hat ohne die täglichen Opfer, oder nur die täglichen Opfer ohne das Musafopfer, auch hierdurch wird die Tauglichkeit der dargebrachten Opfer nicht gehindert. Der Vorschrift gemäss soll allerdings das Musafopfer erst nach dem täglichen Morgenopfer und das tägliche Nachmittagsopfer erst nach dem Musafopfer dargebracht werden.",
+ "und die Musafopfer. die einzelnen Opfertiere, die zu einem Musafopfer gehören.",
+ "hindern sich nicht unter einander. es kommt nicht darauf an, in welcher Reihenfolge sie dargebracht werden, und sie können auch eines ohne das andere dargebracht werden, die Tauglichkeit der dargebrachten Opfer wird durch beides nicht behindert. Eine Ausnahme machen jedoch die Musafopfer am Sukkotfeste, weil es bei ihnen ausdrücklich heisst : כמשפט nach Vorschrift, d. h. sie dürfen nur in der vorgeschriebenen Anzahl und in der vorgeschriebenen Reihenfolge dargebracht werden (s. Talmud 44 b; Sebachim 90 b; Maim. הלכות תמידין ומוספין IX, 7).",
+ "Haben sie. die Priester.",
+ "dürfen sie es trotzdem nachmittags dar bringen. das Lamm des Nachmittagsopfers.",
+ "dürfen sie. dieselben Priester.",
+ "auch nachmittags keines darbringen. Zur Strafe dafür, dass sie die Darbringung des Morgenopfers versäumt haben. Das Nachmittagsopfer muss alsdann durch andere Priester dargebracht werden, während sonst dieselben Priester, welche das Morgenopfer dargebracht haben, auch das Anrecht auf Darbringung des Nachmittagsopfers haben.",
+ "dürfen sie trotzdem es nachmittags darbringen. Hier macht auch R. Simon keinen Unterschied, ob die Unterlassung vorsätzlich oder unvorsätzlich geschehen ist, weil zur Darbringung des Räucherwerks die Priester sich so gedrängt haben, dass es überhaupt nicht vorgekommen sein soll, dass ein Priester mehr als ein Mal in seinem Leben zu dieser Opferhandlung herangekommen ist (s. Joma 26 a) ; da deshalb nicht anzunehmen ist, dass die Unterlassung dieser Opferhandlung jemals vorsätzlich geschehen wird, ist darauf auch keine Strafe gesetzt.",
+ "Es wurde dann das ganze [Räucherwerk] nachmittags dargebracht. während es sonst in zwei Hälften, zur Hälfte morgens und zur Hälfte nachmittags dargebracht wurde.",
+ "denn. Zur Erklärung dieses „denn“ wird im Talmud ausgeführt, dass die Worte des ersten Tanna in der Mischna folgendermassen zu ergänzen sind: „Haben sie morgens kein Lamm dargebracht, dürfen sie auch nachmittags keines darbringen. Wo ist dieses gesagt, wenn der Altar noch nicht (durch auf ihm dargebrachte Opfer) eingeweiht worden war; war er aber bereits eingeweiht, so dürfen sie, auch wenn sie morgens kein Lamm dargebracht haben, trotzdem nachmittags eines darbringen.“ Bei dem Räucherwerk dagegen wird diese Unterscheidung nicht gemacht. Hierfür wird nun in dem Folgenden die Begründung gegeben.",
+ "den goldenen Altar weiht man nur mit dem Nachmittags-Räucherwerk. In der Mischna ed. Lowe, Venet. 1606 und in den Talmudausgaben fehlt das של בין הערבים.",
+ "der Spezereien ein. Da es Exod. 30, 7 heisst : בבקר בבקר בהטיבו את הנרות יקטירנה „an jedem Morgen, während er die Lampen reinigt, soll er das Räucherwerk darbringen“, so wird damit vorausgesetzt, dass beim Darbringen des Morgen-Räucherwerks immer, also auch beim ersten Male, die Lampen bereits gebrannt haben müssen. Die Einweihung des Leuchters durch das Anzünden der Lampen muss also schon am vorhergehenden Nachmittag stattgefunden haben, und da gleichzeitig mit dem Anzünden der Lampen auch das Nachmittags-Räucherwerk dargebracht wurde (Exod. 30, 8), so muss also auch die Einweihung des Altars durch das Nachmittags-Räucherwerk vorausgegangen sein. Deshalb besteht hinsichtlich der Darbringung des Räucherwerks am Nachmittag kein Unterschied, ob der Altar bereits durch Darbringung von Räucherwerk eingeweiht worden war oder nicht.",
+ "den Ganzopferaltar nur mit dem täglichen Morgenopfer. weil es Exod. 29, 39 heisst: „das eine Lamm sollst du am Morgen darbringen und das zweite Lamm am Nachmittag“, dem Nachmittagsopfer muss also das Morgen-Opfer vorausgegangen sein. Aus der nochmaligen Wiederholung „und das zweite Lamm sollst du am Nachmittag darbringen“ ohne das vorhergehende „das erste Lamm sollst du am Morgen darbringen“ (Num. 28, 8) wird geschlossen, dass nachdem einmal der Altar durch das Morgenopfer eingeweiht worden ist, das Nachmittagsopfer dargebracht werden darf, auch wenn an dem Tage kein Morgenopfer vorausgegangen ist. Die gleiche Wiederholung findet sich allerdings auch in der vorher angeführten Schriftstelle, aus der die Bestimmung hergeleitet wird, dass bei der Einweihung des Altars das Morgenopfer dem Nachmittagsopfer vorangegangen sein muss. Aus dieser Wiederholung wird aber eine andere Bestimmung hergeleitet (s. Joma 34 a). Über den naheliegenden Einwand, dass es doch aber auch in dem Abschnitt Num. 28 vorher heisst : „das eine Lamm sollst du am Morgen darbringen und das andere am Nachmittag“ s. Tora temima von Epstein zu Exod. 29 Note 33.",
+ "den Tisch nur mit den Schaubroten am Sabbat. nicht aber an einem Wochentage.",
+ "und den Leuchter nur mit dem Anzünden der sieben Lampen am Nachmittag. s. Note 33."
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+ "Die Pfannen-Opfer des Hohenpriesters. Lev. 6, 12—16. Die Tradition lehrt, dass das in diesem Abschnitt vorgeschriebene Mehlopfer vom Hohenpriester nicht nur a m Tage seines Dienstantritts, sondern von diesem Tage an täglich darzubringen ist.",
+ "wurden nicht in zwei Hälften gebracht. ein halbes Zehntel morgens und ein halbes nachmittags.",
+ "sondern er musste ein ganzes Zehntel bringen. und dasselbe zunächst im Ganzen durch Hineintun in ein Dienstgefäss heiligen.",
+ "dann dieses teilen und die Hälfte morgens und die Hälfte nachmittags dar bringen. Aus den beiden Hälften wurden zusammen 12 Euchen gebacken (s. weiter VI, 5). Die Herstellung sämtlicher Kuchen geschah am Vormittag, dann wurde nach Maim. (הלכות מעשה חקרבנות XIII, 4) jeder Kuchen in zwei Hälften geteilt und die eine Hälfte von jedem Kuchen am Vormittag und die andere Hälfte am Nachmittag dargebracht. Nach Abraham ben David in seinen Randglossen zum Maim, wurden die Kuchen nicht geteilt, sondern 6 davon am Vormittag und die anderen 6 am Nachmittag dargebracht.",
+ "gestorben und hat man. noch vor Ausgang des Tages.",
+ "so darf dieser nicht ein halbes Zehntel. als Nachmittagsopfer.",
+ "auch nicht das halbe Zehntel des ersteren. das von dem am Vormittag gebrachten Zehntel zum Nachmittagsopfer bestimmt war.",
+ "die andere geht verloren. man lässt es liegen, bis es sein Ansehen verliert (s. Sebachim VIII Note 46) und verbrennt es dann.",
+ "aus wessen Mitteln wurde es dargebracht. so lange kein anderer Priester eingesetzt war.",
+ "Aus denen der Gemeinde. der תרומת הלשכח (s. Schekalim III u. IV), aus welcher alle Gemeindeopfer bestritten wurden.",
+ "und zwar wurde ein ganzes [Zehntel] dargebracht. ein ganzes Zehntel morgens and ein ganzes Zehntel nachmittags (Talmud 52 a)."
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+ "ausgenommen das Gesäuerte. Zu jedem Dankopfer gehörten 40 Kuchen, davon 30 ungesäuert und 10 gesäuert (s. weiter VII, 1).",
+ "beim Dankopfer und die beiden Brote. am Wochenfeste. ",
+ "Man sondert. בדה wie das hebräische בדד = absondern, die Mischna-Ausgabe Venet. 1606 hat dafür כורח = herausholen, eigentlich herausgraben.",
+ "den Sauerteig. den man braucht, damit der Teig schneller in Säuerung übergeht.",
+ "für sie aus ihnen selbst ab. man nimmt etwas von dem schon abgemessenen Mehl, vermengt es mit Wasser und tat es dann wieder in das übrige Mehl hinein; das mit Wasser vermengte Mehl fängt an zu säuern und säuert sodann das Ganze.",
+ "Die bestmögliche Art ist es auch so nicht. denn in dem erst frisch mit Wasser vermengten Mehl ist doch die Säuerung noch nicht stark genug, um das Ganze damit gehörig zu säuern.",
+ "sondern man bringt den Sauerteig. alten Sauerteig, der schon lange gesäuert hat.",
+ "legt ihn in das Massgefäss und macht dann das Massgefäss voll. man tut soviel Mehl hinzu, bis das Massgefäss voll ist.",
+ "Darauf sagten sie. Venet. 1606 liest: אמר לו, demnach wäre es R. Meïr, der dem R. Jehuda dieses erwidert.",
+ "Auch so wäre es ein Mal zu wenig und ein Mal zu viel. auch so ist es nicht die bestmögliche Art, denn, ist der Sauerteig locker, enthält er viel Wasser, so nimmt er mehr Raum ein, als das in ihm enthaltene Mehl unvermengt eingenommen haben würde ; füllt man nun das Gefäss mit Mehl, so ist dennoch nicht so viel Mehl darin, wie es eigentlich enthalten sollte. Ist der Sauerteig fest, enthält er wenig Wasser, so kann es wiederum sein, dass das in ihm zusammengeballte Mehl weniger Raum einnimmt, als es unvermengt eingenommen haben würde; füllt man nun das Gefäss mit Mehl, so enthält dieses mehr Mehl, als es eigentlich enthalten sollte. In beiden Fällen ist also der Vorschrift nicht genügt, die ein genau abgemessenes Mass verlangt. Nach R. Jehuda dagegen kommt es nur darauf an, dass das Mehl in dem Zustande, wie es jetzt ist, das Massgefäss genau füllt. Nach einer anderen Ansicht muss nach R. Jehuda das Mehl, das zu dem Sauerteig verwendet wird, vorher genau abgemessen werden, und soviel Mehl, wie dann noch an dem vorgeschriebenen Masse fehlt, hinzugetan werden (Talmud 53 b)."
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+ "dass sie nicht säuern. Obwohl der mit lauwarmem Wasser geknetete Teig leichter säuert, darf man zu den Priestern das Vertrauen haben, dass sie es nicht dazu kommen lassen werden.",
+ "hat man ein Verbot übertreten. Nicht nur, wenn man den Teig säuern lässt, bevor man das davon auf dem Altar Darzubringende abgehoben hat, sondern, selbst wenn man nur das Zurückbleibende säuern lässt, übertritt man ein Verbot, denn auch von diesem heisst es (Lev. 6, 10): „es soll nicht gesäuert gebacken werden, als ihren Anteil habe ich es von meinen Feueropfern gegeben.„ Auch dürfen die Priester es nur ungesäuert essen (Lev. 6, 9).",
+ "denn es heisst. Lev. 2, 11.",
+ "darf nicht gesäuert bereitet werden. Dieser Schriftvers bezieht sich nicht auf das Zurückbleibende, sondern auf das Mehlopfer als Ganzes bzw. auf das, was von ihm geopfert wird, die Begründung bezieht sich also auf den ersten Satz der Mischna.",
+ "strafbar macht man sich sowohl durch das Kneten wie durch das Zurichten wie durch das Backen. mit jeder dieser Handlungen begeht man eine strafbare Übertretung für sich."
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+ "Das Kernmehl. von dem das Komez vor dem Backen abgehoben wurde, Lev. 2, 1—3.",
+ "das Pfannen. Lev. 2, 5—6.",
+ "das Tiegel. Lev. 2, 7.",
+ "das Kuchen- und das Fladen-Mehlopfer. das Lev. 2, 4 מאפה תנור genannte Mehlopfer, das man in Form von Kuchen oder von Fladen, nach Ansicht des R. Simon (weiter Mischna 9) auch von Kuchen und Fladen, darbringen konnte. Obwohl in der Schrift nur beim Kernmehl-Opfer Weihrauch erwähnt wird, lehrt die Tradition, dass derselbe auch bei den anderen Mehlopfern erforderlich ist.",
+ "das Mehlopfer von Priestern. die genannten Mehlopfer, auch wenn ein Priester der Darbringer ist.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. das Pfannen-Mehlopfer des Hohenpriesters (s. oben IV Note 37).",
+ "das Mehlopfer eines Heiden. Freiwillige Opfer wurden auch von Heiden angenommen und dargebracht (s. Schekalim I, 5).",
+ "das Mehlopfer von Frauen. wenn eine Frau eines der genannten Mehlopfer freiwillig darbringt.",
+ "das Omer-Mehlopfer. Lev. 28, 9—14.",
+ "Zum Giessopfer-Mehlopfer. S. III Note 18.",
+ "zu den zwei Broten. am Wochenfeste.",
+ "zum Sünd-Mehlopfer. S. I Note 6.",
+ "und zum Eifersuchts-Mehlopfer. S. I Note 7."
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+ "Strafbarmachtman sich für das Öl besonders und für den Weihrauch besonders. Wenn man zu einem Sünd-Mehlopfer oder zu einem Eifersuchts-Mehlopfer Öl und Weihrauch hinzutat, macht man sich einer doppelten Sünde schuldig.",
+ "hat man es untauglich gemacht. da es sich nicht wieder entfernen lässt.",
+ "Hat man nur Gefäss auf Gefäss. ein Geffäss mit Öl oder Weihrauch auf das Gefäss mit dem Mehlopfer.",
+ "hat man es nicht untauglich gemacht. Mit dem Verbot „er tue darauf kein Öl und gebe darauf keinen Weihrauch“ (Lev. 5, 11) ist nur das Hinzutun zu dem Opfer selbst gemeint, nicht aber das blosse Hinaufsetzen eines Gefässes, das Öl oder Weihrauch enthält, auf das Mehlopfer."
+ ],
+ [
+ "Bei manchen [Opfern] ist das Heranbringen. die Lev. 2, 8 durch והגישה אל המזבח vorgeschriebene Opferhandlung. Dieses Heranbringen an den Altar wird Lev. 6, 7 näher bestimmt durch לפני ה׳ ;לפני ה׳ אל פני המזבח „vor Gott“ bezeichnet die nach dem Innern des Heiligtums zu gerichtete Westseite, פני המזבח „die Vorderseite des Altars“ bezeichnet die Südseite des Altars (s. Sebachim VI Note 11). Die Opferhandlung der הגשה bestand deshalb in einem Heranbringen des Opfers an den Südwest-Winkel des Altars.",
+ "aber nicht die Schwingung. Die Schwingung bestand in einem Hin- und Herbewegen des Opfers in horizontaler und vertikaler Richtung (s. weiter Mischna 6).",
+ "weil von ihnen kein Komez abgehoben wird. Vom Sünd-Mehlopfer von Priestern wurde allerdings nach Ansicht des R. Simon auch das Komez abgehoben (s. VI, 1) ; hier hat aber das Komez nicht die Bedeutung wie bei anderen Mehlopfern, bei denen nur das Komez dargebracht, das Zurückbleibende dagegen von den Priestern verzehrt wurde, während hier auch das Zurückbleibende auf dem Altar dargebracht wurde. Sowohl die Mischna Neap. 1492 wie Venet. 1606 und ed. Lowe haben beide Male die unrichtige Lesart תנופה statt קמיצה."
+ ],
+ [
+ "Das Log Öl des Aussätzigen und sein Schuldopfer. die er am Tage seiner Reinigung darbringen musste (Lev. 14, 10.12).",
+ "Sohn Jacob’s. S. Sukka 47 b.",
+ "Brust und Schenkel derselben. Lev. 7, 30; 10, 15.",
+ "aber nicht durch Andere. Nur ein männlicher Israelite darf die Schwingung vollziehen, weil es am Anfange des Abschnittes (Lev. 7, 29) heisst: דבר אל בני ישראל, damit sind Frauen und Nicht-Israeliten ausgeschlossen, statt ihrer vollzieht der darbringende Priester die Schwingung.",
+ "die beiden Brote und die Lämmer am Wochenfeste. Lev. 23, 20.",
+ "Man legt die beiden Brote auf. Nach der recipierten Ansicht bedeutet das על der Schrift hier nicht „auf“ sondern „neben“ (Talmud).",
+ "denn es heisst. Exod. 29, 27 .",
+ "mit denen eine Schwingung und eine Hebung ausgeführt worden ist. Vorher ist sowohl bei der Brust wie bei dem Schenkel nur von einer Schwingung die Rede, hier heisst es, dass mit ihnen eine Schwingung und eine Hebung vorgenommen worden ist. Daraus wird geschlossen, dass beide, תנופה und תרומה, zu der Opferhandlung der Schwingung gehören, die erstere bezeichnet Bewegungen in horizontaler Richtung (מוליך ומביא), die letztere Bewegungen in verticaler Richtung (מעלה ומוריד).",
+ "Die Schwingung fand auf der Ostseite statt. Nach Raschi und Bartenura durfte die Schwingung auch auf der Ostseite stattfinden, umsomehr auf der Westseite, die dem Innern des Heiligtums näher liegt, nach Maim. (הלכות מעשה הקרבנות IX, 7 und הלכות תמידין ומוספין VIII, 11) nur auf der Ostseite. Der Ausdruck לפני ה׳ wird hier nicht’ in dem engeren Sinne wie bei der הגשה aufgefasst (s. oben Note 33), sondern nur als Gegensatz zu dem Raume ausserhalb des Heiligtums.",
+ "das Heranbringen auf der Westseite. s. Note 33.",
+ "die Schwingungen haben dem Heranbringen vorauszugeben. wie es bei dem Eifersuchts-Mehlopfer (Num. 5, 25) zuerst heisst והניף את המנחה und dann והקריב אותה אל המזבח."
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+ "Simon sagt. Das Folgende wird im Namen des R. Simon tradiert, sachlich besteht aber darüber keinerlei Controverse.",
+ "die Gemeinde-Friedensopfer. die einzigen Friedensopfer, die von der Gemeinde dargebracht wurden, waren die beiden Lämmer, die mit den Erstlingsbroten zusammen am Wochenfeste dargebracht wurden.",
+ "Bei den Privat-Friedensopfern ist das Aufstützen der Hände auf das noch lebende Tier. wie es für alle Privatopfer vorgeschrieben ist.",
+ "und die Schwingung. der Opferstücke, der Brust und des rechten Schenkels.",
+ "bei den Gemeinde-Friedensopfern ist die Schwingung mit dem noch lebenden Tiere. weil es heisst (Lev. 23, 20): והניף הכהן אותם „der Priester soll sie schwingen“, es soll also nicht nur mit den Teilen, mit denen sonst nach dem Schlachten die Schwingung gemacht wird, sondern mit den ganzen Tieren vor dem Schlachten die Schwingung ausgeführt werden.",
+ "nachdem es geschlachtet ist. wie bei anderen Friedensopfern mit den Opferstücken, der Brust und dem rechten Schenkel.",
+ "nicht aber das Aufstützen der Hände. Bei Gemeindeopfern fand das Auflegen der Hände nur da statt, wo es ausdrücklich in der Schrift vorgeschrieben ist.",
+ "beim Schuldopfer des Aussätzigen ist das Aufstützen der Hände und die Schwingung mit dem noch lebenden Tiere. weil es dort (Lev. 14, 12) ebenfalls heisst והניף הכהן אותם (s. Note 51).",
+ "nachdem es geschlachtet ist. durch das beschränkende “להניף „אותו beim Friedensopfer (Lev. 7, 30) wird die Schwingung nach dem Schlachten beim Schuldopfer des Aussätzigen ausgeschlossen."
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+ "[Der Unterschied ist] nur der. In der Mischna in den Talmudausgaben fehlt das Wort אלא, wodurch an dem Sinn nichts geändert wird.",
+ "Chanania. Die Mischna in den Talmudausgaben hat: ר׳ חנינא.",
+ "Der Tiegel ist tief. dem entspricht der Ausdruck במרחשת „im“ Tiegel neben על המחבת „auf“ der Pfanne (Lev. 7, 9).",
+ "und das darin Zuboreitete ist locker. רוחשים von רחש = sich bewegen, wovon auch der Name des Gefässes מרחשת; die Speise wird so locker bereitet, dass sie beim Kochen sich darin bewegen kann, da das Gefäss tief ist und oben einen Rand hat, so dass nichts herauskocht. Eine andere Lesart ist רכים = locker, die Bedeutung ist die gleiche.",
+ "die Pfanne ist flach. צפה hat wohl die Bedeutung: flach, ausgedehnt sein, davon der Piel צׅפָּה = überziehen; ist die darauf zubereitete Speise nicht fest, so kann sie leicht überlaufen."
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+ "darf er nicht ein in einem Kuppach. כופה, ein irdenes Back- und Kochgefäss ohne Boden. Es wurde mit Lehm an dem Erdboden befestigt und innen geheizt, dann wurde das Feuer daraus entfernt und darin gebacken. Es hatte oben eine Öffnung, auf die man auch einen Topf zum Kochen setzen konnte.",
+ "oder auf Ziegeln. die man heiss gemacht hat.",
+ "oder in arabischen Kesselgruben. kesselartige mit Lehm ausgeklebte und dann ausgebrannte Vertiefungen im Erdboden, die zum Backen dienten, s. Kelim V, 10.",
+ "kann er ein in einem Kuppach gebackenes bringen. Grade dass zweimal hervorgehoben wird (Lev. 2, 4 und 7, 9), dass es ein in einem „תנור“ gebackenes Mehlopfer sein muss, gilt nach R. Simon als Beweis dafür, dass es auch in einem כופת gebacken sein darf, nach dem Grundsatz : אין מיעוט אחר מיעוט אלא לרבות. Sollte jeder andere Backapparat ausgeschlossen werden, so hätte es genügt, ein Mal hervorzuheben, dass es in einem תנור gebacken sein muss. Die nochmalige Hervorhebung dass es ein מאפה תנור sein muss, will auch den כופת mit einschliessen, der ja auch nur eine Art Backgefass ist und deshalb auch unter dem Ausdruck תנור verstanden werden kann (Talmud).",
+ "darf er nicht zur Hälfte Kuchen und zur Hälfte Fladen bringen. In dem Schriftvers (Lev. 2, 4) werden beide genannt: חלות מצות ורקיקי מצות. Dieser Tanna fasst das ו von ורקיקי in der Bedeutung von או, man bringt das Opfer entweder in Kuchen oder in Fladen.",
+ "weil sie beide zu einer Opferart gehören. Es ist in der Schrift nur von einem im Ofen gebackenen Mehlopfer die Rede. Würde ein Opfer, bei welchem man Kuchen darbringt, nur aus Kuchen und ein Opfer, bei welchem man Fladen darbringt, nur aus Fladen bestehen dürfen, so wären das zwei verschiedene Opferarten. Deshalb erklärt R. Simon: die eine Opferart מאפה תנור kann sowohl in Kuchen wie in Fladen wie teils in Kuchen und teils in Fladen dargebracht werden."
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+ "Das Kernmehl. In den Talmudausgaben folgt hier zunächst der Abschnitt X als Abschnitt VI und sodann die Abschnitte VI, VII, VIII, IX als Abschnitte VII, VIII, IX, X.",
+ "das Kuchen- und das Fladen-Mehlopfer. Von diesem wird das Komez abgehoben, nachdem man das Mehl mit dem Öl vermengt hat.",
+ "das Mehlopfer von Heiden. Diese werden zuerst gekocht bezw. gebacken, dann zerbrochen, und dann erst wird das Komez von ihnen abgehoben.",
+ "das Mehlopfer von Frauen. eines der genannten Mehlopfer, wenn es von einem Heiden oder einer Frau dargebracht wird.",
+ "das Omer-Mehlopfer. am zweiten Tage des Pesachfestes (Lev. 23, 10; 2, 14—16).",
+ "das Sünd-Mehlopfer. Lev. 5, 11—13.",
+ "und das Eifersuchts-Mehlopfer. Num. 5, 15; bei den beiden letztgenannten, die ohne Öl dargebracht werden, wird das Komez von dem Mehl abgehoben.",
+ "Von den Sünd-Mehlopfern von Priestern wird das Komez abgehoben. wie von dem Sünd-Mehlopfer eines Nicht-Priesters, obgleich von dem Mehlopfer eines Priesters sonst kein Komez abgehoben wird, da das ganze Opfer auf dem Altar verbrannt wird (s. Mischna 2). Der Talmud (74 a) bringt die Begründung für die Ansicht des R. Simon, die er aus dem Schriftverse Lev. 5, 13 ableitet."
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+ "Das Mehlopfer von Priestern. Alle Mehlopfer, deren Darbringer Priester sind, seien es freiwillige seien es Pflicht-Opfer.",
+ "hierbei hat der Altar das Vorrecht vor den Priestern. indem von diesen Opfern auch das auf den Altar kommt, was sonst den Priestern als ihr Anteil zufällt.",
+ "die beiden Brote und die Schaubrote erhalten die Priester. die Mischna in den Talmudausgaben liest לכהנים (נאכלין) sie werden von den Priestern verzehrt.",
+ "hier haben die Priester das Vorrecht vor dem Altar. denn wenn auch die Opferteile von den zu den beiden Broten gehörenden beiden Lämmern bzw. die zu den Schaubroten gehörenden beiden Schalen Weihrauch dem Altar zufallen, so erhält er doch nichts von den Broten selbst."
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+ "die in einem Gefässe bereitet werden. im Gegensatz zum Kuchen- und Fladen-Mehlopfer, das nicht in einem Gefäss, sondern im Ofen gebacken wird; ed. Lowe liest: נעשות בכלי וטעונות.",
+ "beim Mengen und das Hineintun von Öl in das Gefäss vor der Zubereitung. Beim Tiegel-Mehlopfer lautet die Vorschrift: סלת בשמן תעשה das Mehl soll im Öl bereitet werden, daraus wird die Bestimmung hergeleitet, dass man zuerst Öl in das Gefäss hineintun und dann erst das Mehl hinzutun muss. Beim Pfannen-Mehlopfer heisst es: סלת בלולה בשמן, das Mehl soll mit Öl gemengt werden, daraus wird die Bestimmung hergeleitet, dass man auf das Mehl Öl hinauftun muss, um es damit zu mengen. Beim Pfannen-Mehlopfer heisst es ferner ויצקת עליה שמן, es soll Öl darauf gegossen werden, das ist das Aufgiessen des Öls auf das fertiggestellte Opfer; auch beim Kernmehl-Opfer heisst es : ויצק עליה שמן. Die Tradition lehrt, dass diese bei den verschiedenen Opferarten einzeln gegebenen Vorschriften sich auf alle Mehlopfer beziehen, dass demnach bei allen ein dreimaliges Hinzutun von Öl erforderlich ist. Ausgenommen ist nur das im Öl gebackene Mehlopfer, bei dem das nochmalige Aufgiessen von Öl nicht erforderlich ist; es werden nur die Kuchen mit Öl gemengt (s. weiter), die Fladen damit bestrichen. Ob bei dem im Ofen gebackenen Mehlopfer auch vorher Öl in das Gefäss hineingetan werden muss, darüber gehen die Meinungen auseinander; nach Raschi und Tosafot ist dieses bei ihm wie bei den anderen Mehlopfern erforderlich, Maimon, scheint entgegengesetzter Meinung zu sein (s. הלכות מעשה הקרבנות XIII, 8 und die Kommentatoren לחם משנה und משנה למלך z. St).",
+ "Die Kuchen werden gemengt. Bei den Mehlopfern, bei denen das Komez erst abgehoben wird, nachdem sie gebacken sind (s. oben Note 3), wird nicht das Mehl mit Öl gemengt wie bei dem Kernmehl-Opfer, sondern die fertigen Kuchen werden zerbrochen und die Brocken dann mit Öl vermengt.",
+ "Das Mehl. wie bei dem Kernmehl-Opfer. Für die Ansicht Rabbi’s spricht das חלות מצות בלולות בשמן beim im Ofen gebackenen Mehlopfer (Lev. 2, 4), für die Ansicht der Weisen das סולת בלולה בשמן beim Pfannen-Mehlopfer (Lev. 2, 5); חלות מצות בלולות בשמן muss nach den Weisen erklärt werden „Kuchen, die [vor dem Backen] mit Öl vermengt worden sind.“ Die Mischna ed. Neapel 1492 und ed. Lowe haben die merkwürdige Lesart: וחכ״א „אף“ הסולת.",
+ "Bei den Kuchen. des im Ofen gebackenen Mehlopfers.",
+ "ist Mengen erforderlich. nach Rabbi das Mengen der Kuchen, nach den Weisen das Mengen des Mehls.",
+ "bei den Fladen Bestreichen. bei ihnen tritt das Bestreichen mit Öl an die Stelle des Mengens. Dieses Bestreichen der Fladen hat nach Maimon, erst nach dem Backen zu geschehen.",
+ "und das übrige Öl wird von den Priestern verzehrt. Im Talmud (75 a) wird eine andere Ansicht gebracht, wonach das Bestreichen der Fladen so oft wiederholt werden muss, bis das gesamte Öl verbraucht ist; so entscheidet auch Maim. הלכות מעשה הקרבנות XIII, 9."
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+ "die in einem Gefässe bereitet werden. Durch diesen beschränkenden Zusatz soll hier nicht wie in der vorhergehenden Mischna das im Ofen gebackene ausgeschlossen werden, dieses wird ebenso wie die anderen in einem Gefässe gebackenen in Stücke zerbrochen, sondern die beiden Brote am Wochenfeste und die Schaubrote; auch hier liest ed. Lowe: נעשות בכלי וטעונות.",
+ "Beim Mehlopfer eines Israeliten macht man durch Umlegen. Die Mischna in den Talmudausgaben liest קופל = Zusammenlegen anstatt כופל, der Sinn ist derselbe.",
+ "aus den zwei dann vier. man biegt die fertig gebackene Speise um, so dass eine Doppellage entsteht, biegt diese Doppellage noch ein Mal um, so dass sie jetzt vierfach liegt; die Kuchen müssen demnach ziemlich weich gebacken worden sein, so dass man sie umbiegen konnte, ohne dass sie zerbrachen.",
+ "und bricht durch. bricht die Lagen auseinander, so dass vier Stücke daraus werden. Aus dem doppelten Ausdruck: “פתות„ “פתים„ אותה (Lev. 2, 6) wird entnommen, dass man zuerst aus dem Ganzen 2 Teile und dann aus jedem von diesen wieder 2 Teile machen soll.",
+ "man bricht aber nicht durch. Der Vorschrift: פתות אותה פתים wird schon genügt, wenn man die Teile auch nicht von einander trennt, sondern sie noch zusammenhängen, bei den anderen Opfern muss man sie nur deshalb von einander trennen, weil es schwierig wäre, von der vierfachen Lage das Komez richtig abzuheben; da von dem Mehlopfer von Priestern kein Komez abgehoben wird, so braucht man die Teile nicht von einander zu trennen.",
+ "beim Mehlopfer des gesalbten Priesters legte man nicht um. Da es bei diesem nicht heisst: פתות אותה פתים, braucht man es nicht in 4 Teile zu teilen, wohl aber muss man es ein Mal umlegen, dass 2 Teile daraus werden, da es (Lev. 6, 14) מנחת פתים genannt wird; so erklärt auch der Talmud das לא חיה מקפלה: es braucht nicht so umgelegt zu werden wie andere Mehlopfer. Die Mischna ed. Neapel 1492 und ed. Lowe lesen “מכפלה„ מנחת המשיח , ebenso scheint auch Bartenura gelesen zu haben (s. Tosfot Jomtob z. St.). Ist diese Lesart richtig, dann steht hier מכפלה im Gegensatz zu dem vorhergehenden מקפלה in der Bedeutung „doppelt — nicht vierfach — legen.“",
+ "Beim Mehlopfer von Priestern. Es sind nur freiwillig gebrachte Mehlopfer von Priestern gemeint, denn von dem Sünd-Mehlopfer von Priestern wird nach Ansicht des R. Simon das Komez abgehoben (s. Mischna 1).",
+ "und beim Mehlopfer des gesalbten Priesters findet kein Teilen in Stücke statt. Auch R. Simon kann nur meinen, dass nicht wie bei anderen Opfern ein nochmaliges Umlegen geboten ist, sondern ein einmaliges Umlegen genügt, da das Mehlopfer des Hohenpriesters doch ausdrücklich מנחת פתים genannt wird, es sei denn, dass R. Simon den Ausdruck מנחת פתים nur für eine andere Bezeichnung für מנחה על המחבת hält, weil es bei diesem heisst פתות אותה פתים, die Bezeichnung als מנחת פתים also nur ausdrücken soll, dass es als Pfannen-Opfer bereitet werden soll, indertat aber nach seiner Ansicht bei allen מנחות כתנים überhaupt keine פתיתה stattfindet, s. חדושי הרשב״א על מנחות Warschau 1861). R. Simon weicht nur darin von der Ansicht des ersten Tanna ab, dass er bei allen Mehlopfern von Priestern nur ein ein-maliges Umlegen für geboten hält, weil kein Komez von ihnen abgehoben wird.",
+ "Alle [Stücke. Die Mischna ed. Neapel und ed. Lowe lesen: וכולן פתיתים כזיתים, die Mischna in den Talmud-Ausgaben; וכולן פותתן כזיתים, die meisten Mischna-Ausgaben nur: וכולן כזיתים",
+ "müssen olivengross sein. Was diese Bestimmung sagen will, darüber gehen die Meinungen der Erklärer auseinander. Raschi bringt 3 Erklärungen, nach der einen soll damit gesagt sein: nachdem man aus dem einen Stück 4 Stücke gemacht hat, teilt man jedes dieser Stücke wieder in 2 Teile, so dass 8 daraus werden, und so weiter, bis die einzelnen Stücke nur so gross wie eine Olive sind; nach einer anderen: man darf so lange weiter teilen, bis jeder Teil so gross wie eine Olive ist, weiter aber nicht; nach der dritten: von den 4 Stücken, in die jeder Kuchen zerteilt wird, ist jedes nur so gross wie eine Olive. Bartenura und Maimon, im פירוש המשניות erklären : Zuerst zerteilt man den Kuchen in olivengrosse Stücke, und auf diese Stücke erst bezieht sich die Vorschrift, dass man sie umlegt und aus jedem einen vier macht (das ואינו מבדיל in der Erklärung des Maimon, ist allerdings schwer zu verstehen). In הלכות מעשה הקרבנות XIII, 10 entscheidet Maim., dass man die ganzen Kuchen in 4 Teile zerlegt, die Bestimmung וכולן פתיתים כזיתים bringt er dort ohne jede nähere Erklärung. Nach allen den angeführten Auslegungen gehören die Worte וכולן פותתן כזיתים nicht mehr zu den Worten des R. Simon, der nur inbetreff der Behandlung der מנחת כהנים abweichender Ansicht ist. Nach dem in der Talmudausgabe Wilna 1887 aus einer Handschrift abgedruckten Raschi-Kommentar dagegen gehören auch diese Worte dem R. Simon an, nach dessen Ansicht das פחות אותה פתים überhaupt nicht bedeutet, dass man zuerst in 2 Teile und dann jeden Teil wieder in 2 Teile zerlegen soll, sondern überall, wo eine פתיתה vorgeschrieben ist, zerlegt man das Ganze in Stücke von Olivengrösse."
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+ "Bei allen Mehlopfern ist dreihundertmaliges Reiben. שיפה von שוף oder שפה = zerreiben.",
+ "und fünfhundertmaliges Schlagen. בעיטה von בעט = schlagen, treten, vom Ausschlagen der Tiere, aber auch vom Treten der Trauben gebraucht.",
+ "das Reiben und Schlagen geschieht mit dem Weizen. die Körner werden zwischen der Hand und dem Gefäss gerieben, um die Schalen zu lockern, dann mit der Faust bearbeitet, so dass sich die Schalen von den Körnern ablösen.",
+ "Mit dem Teige. die Vorschrift des dreihundertmaligen Reibens und fünfhundertmaligen Schlagens bezieht sich auf das Durcharbeiten des Teiges. Die Mischna Venet. 1606 und ebenso die meisten Mischna-Ausgaben lesen : ״אף״ בבצק. Da aber im Talmud die Frage aufgeworfen wird, ob R. Jose meint: nur mit dem Teig und nicht mit dem Weizen oder auch mit dem Teig, so kann der Talmud das Wörtchen אף in der Mischna nicht gehabt haben. Auch in der Tosefta, die der Talmud zur Erklärung des Wortes des R. Jose anführt, sind die Lesarten verschieden, die Einen lesen : שיפה ובעיטה בבצק beides hat nur mit dem Teig zu geschehen, Andere : שיפה בחטין ובעיטה בבצק das Reiben bezieht sich auf den Weizen und das Schlagen aus den Teig, Maim, im פירוש המשניות scheint gelesen zu haben : הבעיטה בבצק והשיפה אף בבצק das Schlagen bezieht sich nur auf den Teig, das Reiben auf den Weizen und auf den Teig.",
+ "Alle Mehlopfer. Nach Raschi ist selbst das מנחת סולת, wo das Komez von dem rohen Teig abgehoben wird, nach dem Abheben in 10 Kuchen zu backen.",
+ "werden zu je zehn [Kuchen] dargebracht. wie das zum Dankopfer gehörende Mehlopfer. Dass bei diesem von jeder der 4 Brotarten je 10 darzubringen sind, wird daraus geschlossen, dass (Lev. 7, 14) vorgeschrieben wird, von jeder derselben eines als תרומה dem Ewigen darzubringen; da bei der תרומת מעשר (Num. 18, 26) die תרומה eines von zehn beträgt, so sei auch hier unter תרומה eines von zehn zu verstehen, es müssen also von jeder Brotart je 10 vorhanden sein.",
+ "ausgenommen die Schaubrote. bei denen ausdrücklich 12 חלות vorgeschrieben sind (Lev. 24, 5).",
+ "und die Pfannen-Opfer des Hohenpriesters. bei denen wie bei den Schaubroten der Ausdruck חק עולם gebraucht wird, um sie in dieser Beziehung den Schaubroten gleichzustellen.",
+ "Alle werden zu je zwölf dargebracht. indem von den Schaubroten oder von dem Pfannenopfer des Hohenpriesters auf alle anderen Mehlopfer geschlossen wird.",
+ "ausgenommen die Kuchen beim Dankopfer. bei dem ausdrücklich je zehn für jede Brotart vorgeschrieben sind (s. oben Note 36).",
+ "und beim Nasir-Opfer. die ungesäuerten Kuchen beim Nasir-Opfer werden ebenso wie die beim Dankopfer in Verbindung mit einem שלמים-Opfer dargebracht. Aus dem überflüssigen Zusatz שלמיו (Lev. 7, 13) beim Dankopfer wird deshalb geschlossen, dass die für die Kuchen beim Dankopfer gegebenen Bestimmungen ebenso auch für die in Verbindung mit einem שלמים-Opfer dargebrachten Kuchen des Nasir-Opfers gelten."
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+ "Das Omer. das Omer-Mehlopfer am zweiten Tage des Pesachfestes.",
+ "das aus drei Sea. 1 Eia = 3 Sea.",
+ "gezogen wurde. Um/10 Efa bestes Kernmehl aus den Körnern herauszuziehen, brauchte man ein ganzes Efa von der Gerste, weil die Gerste frisch geschnitten war und frisches Getreide weniger Kernmehl liefert als trockenes, Gerste aber auch an und für sich weniger Kernmehl gibt als Weizen.",
+ "die beiden Brote. am Wochenfeste.",
+ "von zwei Zehnteln aus drei Sea. Hier konnte man das Doppelte aus den 3 Sea herausziehen, weil die Körner zwar auch frisch geschnitten, aber nicht Gerstensondern Weizenkörner waren.",
+ "die Schaubrote von vierundzwanzig Zehnteln aus vierundzwanzig Sea. Hier wurde das Dreifache erzielt,1/10 Efa aus jedem Sea, weil das Mehl nicht aus frischem, sondern aus trockenem Weizen hergestellt werden konnte."
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+ "die Schaubrote durch elf. weil aus den angeführten Gründen aus dem Mehl des Omer das Kernmehl am schwersten, aus dem für die Schaubrote am leichtesten gewonnen wurde.",
+ "Es gab dafür keine feststehende Vorschrift. Die Mischna in den Talmudausgaben hat: לא היה „להם“ קצבה. Es ist fraglich, worauf sich die Worte des R. Simon beziehen. Bartenura bezieht sie auf alles in dieser und der vorhergehenden Mischna Gesagte, es gab nach Ansicht des R. Simon keine Bestimmung darüber, aus wie vielen Sea das Mehl gewonnen und durch wie viele Siebe es gesiebt werden sollte, sondern es kam nur darauf an, dass es schliesslich gehörig gesiebtes Kernmehl war. Der aus einer Handschrift abgedruckte Raschi-Kommentar in der Talmudausgabe Wilna 1887 bezieht die Worte des R. Simon nur auf die letzte Bestimmung, wonach das Mehl für die Schaubrote durch elf Siebe gesiebt wurde; darauf meint R. Simon, dass es hierfür keine Bestimmung gegeben habe, da das Mehl für die Schaubrote gar nicht erst zu diesem Zweck gesiebt zu werden brauchte, sondern man hierzu auch fertiges auf dem Markt gekauftes Kernmehl verwenden konnte, wenn es nur gehörig gesiebt war. Für die letztere Erklärung spricht der Beweis, den R. Simon für seine Ansicht anführt, denn der angeführte Schriftvers ist den Vorschriften über die Schaubrote entnommen und der Talmud bringt eine Baraita, wonach gerade aus diesem Schriftverse geschlossen wird, dass zu den Schaubroten auch fertiges Kernmehl gekauft und verwendet werden kann. Übrigens ist auch nach Ansicht der Weisen das Opfer nicht untauglich, wenn man das Mehl auch nicht aus der angegebenen Anzahl von Sea gewonnen oder nicht so viele Male, wie angegeben, gesiebt hat.",
+ "denn es heisst. Lev. 24, 5."
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+ "Zum Dankopfer wurden 5 Jerusalemische Sea genommen, das sind 6 Sea von denen in der Wüste. Die in der Wüste gebräuchlichen Masse sind später vergrössert worden, so dass 5 Sea so viel fassten wie frühere 6 Sea.",
+ "oder 2 Efa, denn das Efa ist gleich 3 Sea. Das frühere Efa war gleich drei von den früheren Sea. Auch nach der Vergrösserung der Masse war das vergrösserte Efa gleich drei von den vergrösserten Sea. Dennoch brauchte man nicht 6, sondern nur 5 Sea zu bringen, weil die 20 Zehntel Eta, die man zu dem Mehlopfer brauchte, nicht nach dem Efa gemessen wurden, wie es nach der Vergrösserung der Masse war, sondern nach dem Efa, wie es damals in der Wüste war, als die betreffenden Vorschriften gegeben wurden.",
+ "20 Zehntel. von dem früheren Efa. עשרון bezeichnet immer ein Zehntel Efa.",
+ "10 für das Gesäuerte und 10 für das Ungesäuerte. Zu dem Dankopfer gehörten 3 Arten ungesäuerter und 1 Art gesäuerter Kuchen. Die Anzahl der Kuchen ist in der Schrift nicht ausdrücklich angegeben, wie aber oben VI Note 36 ausgeführt ist, wird aus Lev. 7, 13 geschlossen, dass von jeder der 4 Arten je 10 Kuchen gebracht wurden. Die 10 ungesäuerten Kuchen wurden aus je einem Zehntel Efa bei eitet, weil für die ebenfalls aus Gesäuertem dargebrachten beiden Brote am Wochenfeste je ein Zehntel Efa für jedes Brot vorgeschrieben wird (Lev. 23, 17). Zu den 30 ungesäuerten Kuchen aber wurden zusammen auch nur 10 Zehntel Efa verwendet, weil es (Lev. 7, 13) heisst, dass sie חלות לחם חמץ “על„ dargebracht werden sollen, d. h. als Zugabe zu oder neben den gesäuerten, es soll nur dasselbe Quantum Mehl zu ihnen genommen werden wie zu den gesäuerten Kuchen; es wurden also 10 Zehntel Efa zu den gesäuerten Kuchen verwendet und 10 Zehntel Efa zu den ungesäuerten.",
+ "Fladen und Eingerührtem. Diese dritte Kuchenart wird in der Schrift סלת מרבבת חלות בלולות בשמן genannt d. h. aus eingerührtem Mehl bereitete mit Öl gemengte Kuchen. Die Bedeutung des Wortes מרבבת von רבך = ربك mischen, einrühren, wird verschieden erklärt. Der Sifra (Lev. 6, 14) erklärt: שנעשית ברותחין כל צרכה, gehörig mit heissem Wasser zubereitet; nach Maimon. (פירוש המשניות zu IX, 8) bedeutet es: mit viel Öl zubereitet; Hoffmann (das Buch Leviticus) übersetzt es mit „wohlgetränkt.“ Die Zubereitung geschah in der Weise, dass der mit Öl gemengte Teig zuerst in heissem Wasser abgebrüht, dann im Ofen leicht gebacken und dann in reichlichem Öl auf einer Pfanne gebraten wurde (Maim. הלכות מעשה הקרבנות IX, 19).",
+ "so kamen 3⅓ Zehntel auf jede Art, je 3 Kuchen auf ein Zehntel. Nach Jerusalemischem Mass waren es 30 Kab. 1 Sea = 6 Kab."
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+ "Bei dem Einweihungs-Opfer. bei der Einführung Ahrons und seiner Söhne in den Priesterdienst (Lev. Cap 8).",
+ "Fladen und Eingerührtes. Es werden dort (V. 26) genannt: חלת לחם שמן חלת מצה und חלת לחם שמן ;רקיק ist nichts anderes als das reichlich mit Öl getränkte מרבכת — es wurde dazu das doppelte Quantum Öl verwendet wie zu den anderen Kuchenarten (8. weiter IX Note 19) — deshalb wird dieser Kuchen hier Ölkuchen genannt. Das Pfannenopfer des Hohenpriesters war מרבכת. Aus den Worten (Lev. 6, 13): “ביום תמשח אותו„ זה קרבן אתרן „ובניו“ אשר יקריבו לה׳ mit denen die Vorschriften über dieses Opfer eingeleitet werden, wird geschlossen, dass ebenso, wie das Pfannenopfer des Hohenpriesters מרבבת war, so auch zu dem Einweihungsopfer der Priester auf dieselbe Art zubereitete Kuchen gehören. Es kann deshalb mit חלת לחם שמן nur die als מרבבת zubereitete Kuchenart gemeint sein.",
+ "dagegen kein Eingerührtes. s. Num. 6, 15.",
+ "demnach gehörten dazu 10 Jerusalemische Kab. ⅔ von den zum Ungesäuerten beim Dankopfer erforderlichen 15 Kab.",
+ "das sind 6 Zehntel und etwas darüber. genau: 6⅔ Zehntel, ⅔ von den zum Ungesäuerten beim Dankopfer erforderlichen 10 Zehnteln.",
+ "Von allen. In den Talmudausgaben steht dieser zweite Teil der Mischna dem ersten voran, unmittelbar hinter den Vorschriften für das Dankopfer. Es bezieht sich das ומכולן wohl auch zunächst auf die 4 Kuchenarten beim Dankopfer, obwohl das Folgende auch auf das Nasir- und Einweihungsopfer zutrifft.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 14.",
+ "es müssen die Opferarten unter einander gleich sein. es müssen von jeder Kuchenart 10 gleich grosse Kuchen sein.",
+ "und nicht. Die Talmudausgaben lesen: שלא יטול, es fehlt das ו von ושלא, danach wäre zu übersetzen: damit man nicht von der einen Art für die andere zu nehmen braucht, wenn nämlich von einer Art weniger als 10 vorhanden sind, da doch von je 10 einer genommen werden soll.",
+ "ihm gehört es. die als Hebe abgesonderten Kuchen."
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+ "während sich das Brot ausserhalb der Mauer. Der Talmud bringt zwei Ansichten, welche Mauer hier gemeint sei, nach R. Jochanan ist die Mauer von בית פאגי gemeint, nach Resch Lakisch die Mauer der עזרה; die Ansicht des R. Jochanan wird durch eine Baraita bestätigt, die ausdrücklich die Mauer von בית פאגי nennt. Nach Raschi (Menachot 96 b; Pesachim 63 b und 91a; Baba Mezia 90 a), R. Simeon b. Abraham (ר״ש zu Kelim 1, 8), Talm. Jerusch. (Joma VI, 6) und Bartenura ist ausserhalb der Mauer von בית פאגי (wohl = Βηϑφαγή, einem Orte unweit von Jerusalem, der demnach noch als zur heiligen Stadt gehörend betrachtet wurde) gleichbedeutend mit ausserhalb der Mauer von Jerusalem. Die Richtigkeit dieser Erklärung ergibt sieh auch aus Pesachim 91 a. In dem Kommentar zu unserer Mischna bringt Raschi eine andere Erklärung, wonach חומת בית פאגי die Mauer um den Tempelberg bedeutet. Maimon, in seinem Kommentar zur Mischna liest nicht בית פאגי, sondern בית בגיס, das er mit Hinweis auf פת בג (Dan. 1, 5) für einen Raum in der Nähe des Tempelberges hält, in welchem Mehlopfer zubereitet und gebacken wurden.",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. Die Brote wurden erst durch das Schlachten des dazu gehörenden Opfertieres heilig (s. oben II, Note 17). Da es in der Schrift (Lev. 7, 12) heisst, dass die Brote על״ זבח התודה,, neben dem Dankopfertier dargebracht werden sollen, so müssen sie nach Resch Lakisch während des Schlachtens des Opfers, wie dieses, sich im Heiligtum befinden; nach R. Jochanan genügt es, wenn sie sich nur innerhalb Jerusalems befinden, befinden sie sich aber ausserhalb desselben, so werden sie nicht durch das Schlachten des Opfers heilig.",
+ "bevor [die Brote] im Ofen eine Kruste bekommen haben. Die Talmudausgaben lesen: עד שלא קרמו „פגיה״, was dasselbe bedeutet.",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. weil es heisst: על חלות לחם חמץ יקריב קרבנו, es müssen die Kuchen bereits לחם geworden sein, wenn man das Opfer schlachtet; so lange sie aber keine Kruste haben, können sie noch nicht לחם genannt werden.",
+ "ist das Brot heilig geworden. weil die Untauglichkeit des Opfers erst beim Schlachten eingetreten ist (s. Sebachim VII Note 46); das Brot ist aber ebenso wie das Opfertier bei פגול :חוץ לזמנו, bei פסול :למקומו חוץ (s. oben 11, 3).",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. weil das Opfertier schon vor dem Schlachten untauglich zum Opfer war.",
+ "[Das Brot] ist heilig geworden. Im Talmud wird ausgeführt, dass auch nach R. Elieser das Brot nur dann heilig geworden ist, wenn sich ein Fehler an dem Opfertiere herausstellt, der wie z. B. ein Flecken im Auge nicht leicht erkennbar ist und deshalb ein Vogelopfer nicht untauglich macht, weil ein solches Opfertier, wenn es einmal auf den Altar gekommen ist, nach R. Akiba nicht wieder heruntergenommen wird (s. Sebachim IX Note 20). Die Weisen dagegen sind der Ansicht, dass auch R. Akiba einen solchen Unterschied zwischen den Leibesfehlern nur in bezug auf das Opfertier selbst macht, ob es wieder vom Altar heruntergenommen werden muss oder nicht, die Brote aber werden durch das Schlachten eines solchen Opfertieres in keinem Falle heilig.",
+ "Hat man es unter einem anderen Namen geschlachtet. S. Sebachim I Note 1.",
+ "und ebenso wenn man den Widder des Einweihungsopfers. oder den Widder des Nasir-Opfers, mit welchem ebenfalls Brote dargebracht wurden.",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. obwohl das Opfer durch das Schlachten unter einem anderen Namen nicht untauglich geworden ist. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es (Lev. 7, 13) heisst: zu den Kuchen von gesäuertem Brote bringe er sein Opfer dar על זבח תודת שלמיו „bei seinem Dankfriedensopfer“, nur wenn das Opfer als Dankfriedensopfer geschlachtet worden ist, ist auch das Brot heilig geworden, nicht aber, wenn es unter einem anderen Namen geschlachtet worden ist."
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+ "Wenn die Giessopfer. Der Ausdruck נסכים bezeichnet sowohl den Wein wie auch das Mehlopfer, die als Beigabe zu den meisten Tieropfern gehörten (s. Sebach. IV Note 18).",
+ "schon durch das Gefäss. In den Ausgaben Neapel 1492 und Venet. 1606 fehlt das Wort בכלי. Die נסכים gelten erst dann als heilig, d. h. für den Zweck bestimmt und geweiht, zu welchem sie verwendet werden sollen, wenn sie zu diesem Zwecke in ein Dienstgefäss hineingetan worden sind und das Opfer, zu welchem sie gehören, geschlachtet worden ist; von da an werden sie untauglich, sobald man sie über Nacht liegen lässt oder aus der עזרה hinausbringt. So nach Raschi (Talmudausgabe Wilna 1887), Bartenura, Maimon, in seinem Mischna-Kommentar. Nach Tosafot werden sie durch Übernachten und Hinausbringen aus der עזרה schon untauglich, sobald sie in ein Dienstgeföss getan worden sind, wenn auch das dazu gehörige Opfer noch nicht geschlachtet worden ist; das Schlachten des Opfers bewirke nur, dass sie damit nur für dieses Opfer geheiligt sind und deshalb auch zu keinem anderen Opfer mehr verwendet werden dürfen (8. auch Mella II, 9). Tosfot Jomtob will dahin auch Maimon, in seinem Mischna-Kommentar und ebenso הלכות פסולי המוקדשין XII, 6 und הלכות מעשה הסרבנות II, 12 verstehen, doch müssen auch die beiden letzteren Stellen nicht unbedingt so verstanden werden (s. שושנים לדוד von David Pardo).",
+ "dass das Schlachtopfer untauglich ist. es ist nach dem Schlachten untauglich geworden. Ist es dagegen schon beim Schlachten untauglich geworden, so sind die נסכים durch das Schlachten nicht heilig geworden.",
+ "wenn ein anderes Schlachtopfer. das bereits geschlachtet ist und zu dem man die נסכים braucht.",
+ "mit diesem zusammen dar. Wie der Talmud ergänzend hinzufügt, ist das jedoch nur bei einem Gemeindeopfer gestattet, weil bei Gemeindeopfern der Gerichtshof, welcher über sie zu verfügen hat, von vornherein die stillschweigende Absicht hat (לב בית דין מתנה עליהם), dass נסכים, die zu dem einen Opfer nicht gebraucht werden, zu einem anderen Opfer verwendet werden sollen; bei einem Privatopfer dagegen dürfen נסכים, die einmal für das eine Opfer geheiligt worden sind, nicht mehr mit einem anderen Opfer dargebracht werden.",
+ "lässt man sie durch Übernachten untauglich werden. sie können zu nichts mehr verwendet werden, deshalb lässt man sie über Nacht liegen, so dass sie selbst untauglich werden; der Talmud erklärt: נעשה כמי שנפסלו בלינה ופסולין sie sind untauglich, ebenso wie wenn sie durch Übernachten untauglich geworden wären.",
+ "Zu dem Jungen eines Dankopfer-Tieres. Wenn ein zum Dankopfer geweihtes Tier ein Junges geworfen hat, so wird auch dieses ganz wie das Dankopfertier dargebracht (s. Ternura III, 2).",
+ "zu einem mit ihm Ausgetauschten. Unter תמורה versteht man ein gegen ein Opfertier ausgetauschtes anderes Tier, indem der Eigentümer erklärt hat, dieses solle an die Stelle des ersteren treten. Nach Lev. 27, 10 sind in solchem Falle beide Tiere heilig ; war das erste ein Dankopfer, so muss auch das andere als Dankopfer dargebracht werden.",
+ "wenn man sein Dankopfer abgesondert hatte und es verloren gegangen ist. Auch in diesem Falle bleibt das für das verloren gegangene eingetretene Tier heilig, selbst wenn das erstere sich nachträglich wiedergefunden hat, es müssen dann beide als Dankopfer dargebracht werden.",
+ "braucht man kein Brot darzubringen. Wie im Talmud ausgeführt wird, braucht, wenn das verloren gegangene Tier sich wiedergefunden hat, das Brot nur zu dem Tiere gebracht werden, das zuerst dargebracht wird; hat es sich nicht wiedergefunden, bevor das andere Tier dargebracht wird, so muss man das Brot zu diesem darbringen. Ebenso braucht zu dem Jungen oder zu dem Ausgetauschten das Brot nur dann nicht gebracht werden, wenn man das Dankopfer selbst vorher dargebracht hat, bringt man aber das Junge oder das Ausgetauschte zuerst dar, so muss man zu ihnen und nicht zu dem ursprünglichen Opfer das Brot darbringen. Ferner wird dort auch unterschieden zwischen einem Dankopfer, bei dem man zum Ersatz verpflichtet war, und einem solchen, bei dem man hierzu nicht verpflichtet war; bei letzterem muss zu dem Ausgetauschten oder an die Stelle des verloren Gegangenen Getretenen auch das Brot in allen Fällen dargebracht werden, zu dem Jungen dagegen in keinem Falle.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 12.",
+ "und er bringe mit dem Dankopfer. Aus der nochmaligen Wiederholung: על זבח התודה statt des kürzeren עליה wird geschlossen, dass das Brot nur zu dem Dankopfer selbst oder dem an seiner Stelle dargebrachten Opfer gebracht werden soll, nicht aber zu dem anderen Opfer, das, nachdem das Dankopfer mit dem Brote bereits gebracht ist, dargebracht wird.",
+ "nicht zu einem an seine Stelle Getretenen. Unter חליפתה, das nach Lev. 27, 10 ebenso wie תמורתה ein gegen ein anderes ausgetauschtes Tier bedeutet, ist hier das anstelle des verloren gegangenen getretene Tier zu verstehen."
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+ "so muss er es samt dem Brote von Nichtheiligem bringen. Durch die Worte: הרי עלי תודה hat er sich verpflichtet, ein Dankopfer in der dafür vorgeschriebenen Weise, also mit dem dazu gehörigen Brot zu bringen ; Opfer, die man verpflichtet ist zu bringen, dürfen aber nur von Nichtheiligem dargebracht werden (s. die folgende Mischna).",
+ "ein Dankopfer. die Talmudausgaben fügen hier das Wort עלי ein, das sonst aus dem Vorhergehenden zu ergänzen ist.",
+ "von Nichtheiligem und das Brot dazu vom Zehnt. gemeint ist der zweite Zehnt, der den Eigentümern gehörte, und der entweder selbst oder dessen Erlös in Jerusalem verzehrt werden musste.",
+ "so muss er es samt dem Brote von Nichtheiligem bringen. Dadurch, dass er gelobt hat, ein Dankopfer von Nichtheiligem zu bringen, ist er bereits verpflichtet, dasselbe in der vorgeschriebenen Weise mit dem Brote von Nichtheiligem zu bringen, es hat deshalb der Nachsatz „das Brot aber vom Zehnt“ gar keine Geltung.",
+ "kann er bringen. In diesem halle hat er sich zu einem Dankopfer in der vorgeschriebenen Weise von vorneherein gar nicht verpflichtet, er kann deshalb (nach Maim. הלכות מעשה הקרבנות XVI, 17 soll er sogar) das Opfer, wie er gelobt hat, vom Zehnt bringen, er erfüllt aber auch seine Pflicht, wenn er auch das Opfer von Nichtheiligem bringt.",
+ "das Dankopfer und das Brot dazu. In den Talmudausgaben fehlt das Wort התודה, es ist aber dem Sinne nach zu ergänzen.",
+ "sondern von dem für den zweiten Zehnt gelösten Gelde. Wie das Dankopfer selbst nur von dem Erlös für die Frucht des zweiten Zehnt dargebracht werden kann, so soll auch das Brot nur von dem dafür erzielten Erlös dargebracht werden."
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+ "Weil es heisst. Deut. 16, 2.",
+ "Kleinvieh oder Rind. Den einfachen Wortsinn des Schriftverses erklärt B. Elieser, dessen Auslegung hier die Mischna im Gegensatz zu der des R. Akiba wiedergibt (s. Talmud), in der Mechilta zu Exod. 12, 6 : צאן לספח ובקר לחגיגה, von dem Kleinvieh das eigentliche Pesachopfer und von dem Rind das Festopfer, das neben dem Pesachopfer dargebracht wurde, wenn dieses nicht hin-reichte, um alle am Pesachmahle Teilnehmenden zu sättigen; dieses Festopfer durfte vom Kleinvieh wie vom Grossvieh dargebracht werden (s. Pesachim VI, 4).",
+ "was vom Kleinvieh oder Rind dargebracht wird. und nicht nur dieses, sondern, wie es weiter heisst, Alles, was dem Pesachopfer, das, wenn man das Festopfer mit hinzurechnet, sowohl vom Kleinvieh wie vom Rind dargebracht wird, darin gleicht, dass es ein Pflichtopfer ist; es sind deshalb auch Vogel-Opfer und Mehlopfer mit inbegriffen.",
+ "wie das Pesach ein Pflichtopfer ist und nur von Nichtheiligem dargebracht wird. Das erste Pesachopfer in Egypten konnte nur von Nichtheiligem dargebracht werden, da es Heiliges, das. dazu hätte verwendet werden können, d. i. für den Erlös von zweitem Zehnt gekauftes Vieh, damals überhaupt noch nicht gegeben hat. Aus dem Schriftvers (Ex 13, 6) : ועבדת את העבודה הזאת בחדש הזה „und du sollst diesen Dienst begehen in diesem Monat“ wird aber geschlossen, dass die Darbringung des Pesachopfers in alle Zukunft in Allem mit dem in Egypten dargebrachten ersten Pesachopfer übereinstimmen muss.",
+ "das als Pflichtopfer dargebracht wird. S. oben Note 40.",
+ "nur von Nichtheiligem dargebracht werden. wenn man nicht ausdrücklich erklärt hat, dass man sie vom zweiten Zehnt bringen will.",
+ "Giessopfer dürfen in jedem Falle nur von Nichtheiligem dargebracht werden. weil sie ganz auf den Altar gegossen wurden, der Erlös des zweiten Zehnt sollte aber verzehrt werden, es durften deshalb dafür nur Opfer gekauft werden, die bis auf die auf den Altar kommenden Teile von den Eigentümern verzehrt wurden, nicht aber solche Opfer, von denen die Eigentümer gar nichts erhielten. Nach Maim, dürfen die נסכים, das sind die zu den Dankopfern gehörenden Wein und Mehlopfer, von denen hier in der Mischna zunächst die Rede ist, schon aus dem Grunde nur von Nichtheiligem genommen werden, weil es (Num. 16, 4) von diesen heisst: והקריב המקריב קרבנו לה׳ „der Darbringende soll als sein Opfer dem Ewigen darbringen ein Mehlopfer u. s. w.“, Mehl- und Weinopfer soll man nur von dem Seinigen darbringen, nicht aber von zweitem Zehnt, das zum Teil schon der freien Verfügung des Eigentümers entzogen ist."
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+ "Alle Opfer. Nur von Mehlopfern ist hier die Rede, die entsprechende Vorschrift für Tieropfer s. Temura III, 5.",
+ "können von inländischem. aus dem heiligen Lande.",
+ "von altem und von neuem. diesjährigem.",
+ "die nur von neuem. weil es beim Omer (Lev. 23, 10) heisst : ראשית קצירכם „das Erste eurer Ernte“, und bei den beiden Broten (Lev. 23, 16): מנחה חדשה „ein Mehlopfer von dem neuen“.",
+ "und nur von inländischem. beim Omer heisst es : כי תבאו אל הארץ „wenn ihr kommen werdet in das Land“ und bei den beiden Broten : ממושבותיכם תביאו „von euren Wohnsitzen sollt ihr es bringen“.",
+ "Michmas. s. Esra 2, 27, eine Ortschaft nördlich von Jerusalem, dasselbe wie מכמש (1 Sam. 18, 2). In den Talmudausgaben steht dafür jedenfalls corrumpiert : מכניס.",
+ "und Sanocha. זנוחא, so nach ed. Lowe und dem Aruch zu lesen statt מזוגיחה ; es ist damit jedenfalls eine von den beiden Ortschaften זנוח (Jos. 16, 34 und 16, 66) gemeint, von denen die eine in der Niederung und die andere im Gebirge von Juda gelegen war. Die Talmudausgaben lesen: זטחא.",
+ "sind erster Qualität. אלפא = ᾰλφα, wie wir sagen: No. I.",
+ "zweiter nach ihnen Chafarajim. חפרים wird Jos. 19, 19 erwähnt, es lag im Norden von Jerusalem in der Ebene. Die Talmudausgaben lesen עפוריים oder עפריים, vielleicht das 2 Chron. 13, 19 genannte עפרין, das in der Nähe von Bethel gelegen zu haben scheint. Nach dem Talmud war עפריים so reich an Getreide, dass man sprichwörtlich sagte : תבן אתה מכניס לעפריים „willst du Stroh nach Afarajim bringen“ ?"
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+ "Man bringt nicht. Nach Raschi und Bartenura bezieht sich das Folgende nur auf das Omer und die beiden Brote, nach Tosafot und Tosfot Jomtob auf alle Mehlopfer.",
+ "[von dem Getreide] von einem gedüngten Felde. nach einer Erklärung, weil der Dünger den Geschmack der Frucht beeinträchtigt, nach einer anderen, weil zu befürchten ist, dass das Feld nicht genügend gedüngt worden ist und die Frucht deshalb minder gut ausfällt.",
+ "und nicht von einem künstlich bewässerten Felde. בית השלחין s. Bab. mez. IX Note 9. Durch die Trockenheit des Bodens leidet die Qualität der Körner.",
+ "und nicht von einem Baumfelde. ein Feld, auf dem zwischen dem Getreide auch Bäume wachsen. Die Bäume entziehen dem Boden Kraft und schaden dadurch dem Getreide.",
+ "Wie verfährt man damit. um eine möglichst gute Frucht zu erzielen.",
+ "Man pflügt. ניר heisst ein unbebauter oder ausgeruhter Acker, der urbar gemacht und frisch gepflügt worden ist, daher das Zeitwort נר = urbar machen oder ein brach liegendes Feld frisch pflügen.",
+ "es. das Feld, dessen Getreide man benutzen will.",
+ "im ersten Jahre um. besät aber nur die eine Hälfte, während man die andere Hälfte, von welcher man im kommenden Jahre das Getreide benutzen will, brach liegen lässt. Im nächsten Jahre pflügt man dann wieder das ganze Feld um und besät nun die Hälfte, die im vorhergehenden Jahre brach gelegen hat, während man die andere Hälfte brach liegen lässt. So kann man aus demselben Felde jedes Jahr das Getreide, das man für die Opfer braucht, ziehen.",
+ "und im zweiten Jahre besät man es 70 Tage vor Pesach. da haben die Sonnenstrahlen schon die Kraft, auf die Entwicklung der Saaten einzuwirken.",
+ "Wie prüft man es. das Kernmehl, um zu sehen, ob es genügend gesiebt ist.",
+ "bringt er Mehlstaub. סלת ist der feste kernige Bestandteil des Mehles. Das Mehl wurde durch haarfeine Siebe gesiebt; was durch das Sieb hindurchging, war Mehlstaub und durfte nicht gebraucht werden, nur das in dem Sieb zurückbleibende Mehl durfte zu den Mehlopfern verwendet werden.",
+ "Ist es. das Mehl oder der Weizen.",
+ "so ist es untauglich. jedoch nur, wenn mehr als die Hälfte des Mehls oder des Weizens wurmfrässig geworden ist (Talmud). Nach Maimon. הלכות איסורי מזבח VI, 11 ist jedoch die Tauglichkeit schon fraglich, wenn auch nur ein Korn zur grösseren Hälfte wurmfrässig geworden ist."
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+ "Tekoa. תקועה die in der Bibel öfters erwähnte Stadt תקוע, südöstlich von Bethlehem (Neubauer, la géographie du Talmud, S. 129), nach Grätz (Gesch. d. Jud. IV Note 87) und Bacher (Ag. der Tann. 11, 76) eine gleichnamige Stadt in Galiläa. Vgl. Petuchowski, Tanna R. Ismael, S. 20, N. 51; Monatssehr. 1906, 569, N. 5.",
+ "Als zweites nach ihm kommt Regeb. רגב nach Neub. 247 wahrscheinlich identisch mit der Festung Ragaba, bei deren Belagerung nach Josephus (Ant. XIII, 15, 5) Alexander Jannai seinen Tod gefunden hat.",
+ "Man bringt nicht aus unreifen Oliven bereitetes. אנפיקנון = ὀμφάϰινον aus unreifen Früchten bereitetes, nach dem Talmud Öl, das aus Oliven bereitet ist, die nicht ein Drittel ihrer Reife erlangt haben ; das Öl ist bitter und minderwertig.",
+ "so ist es untauglich. die Talmudausgaben lesen : כשר, ebenso die Mischn. ed. Lowe.",
+ "Man bringt nicht solches von trockenen Oliven. גרגר, ursprünglich Bezeichnung für das runde Korn (von גרר = גלל), bedeutet bei der Traube die einzelne runde Beere, dann auch die einzelne Olive (Jes. 17, 6). Besonders die ganz ausgereifte und durch die Sonnenstrahlen zusammengezogene Olive scheint mit גרגר bezeichnet zu werden ; so erklärt Maimon, das Wort מגרגר in Tohorot IX, 6 המגיח זיתיו בגג לגרגרם : wer seine Oliven auf das Dach legt, גרעינין Kerne aus ihnen zu machen, d. h. sie zu trocknen und kernig zu machen. S. auch weiter in der folgenden Mischna מגרגרו בראש הזית und מגרגרו בראש הגג und die Noten dazu.",
+ "die im Wasser aufgeweicht. Der Aruch und ebenso Raschi erklären גרגרים שנשרו במים : Oliven, die vom Baume heruntergefallen sind (נשרו von נשר = abfallen) und im Wasser gelegen haben ; Tosfot Jomtob scheint unter גרגרים die Oliven kerne verstanden zu haben.",
+ "nicht solches von eingelegten. Zum Essen bestimmte Oliven pflegte man in Salzwasser einzulegen, s. Tohorot IX, 5, 6."
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+ "Drei [Behandlungsarten. Der Aruch, Raschi (in der Erklärung, die er im Namen seiner Lehrer anführt) und Bartenura erklären das שלשה זיתים folgendermassen : Zu drei verschiedenen Zeiten werden die Oliven zur Ölbereitung gepflückt, weil nicht alle Oliven auf demselben Baume zu gleicher Zeit reif werden. Zuerst werden die Früchte auf dem Gipfel des Baumes (בראש הזית) reif, weil diese am meisten von der Sonne beschienen werden, diese werden deshalb zuerst gepflückt. Dann reifen die Früchte an dem oberen Teil der Stämme, soweit dieselben über die in der Nähe gelegenen Hausdächer (בראש הגג) hinausragen, auch diese erhalten noch reichlich Sonne, wenn auch nicht so viel wie die am Gipfel, sie können daher erst später gepflückt werden. Zuletzt werden die Früchte an dem unteren Teil der Bäume gepflückt, diese werden von den Hausdächern überschattet, sie werden deshalb überhaupt nicht vollkommen reif, werden deshalb zuletzt gepflückt und müssen nach dem Pflücken erst durch eine besondere Prozedur mürbe gemacht werden. Schwierig erscheint nach dieser Erklärung der Ausdruck מגרגרו in מגרגרו בראש הזית und מגרגרו בראש הגג, das danach mit ״die einzelnen reif gewordenen Oliven (גרגרים) sorgsam abpflücken״ zu übersetzen ist, eine Bedeutung, die dieses Wort sonst nirgends hat ; ebenso schwierig und gesucht ist die Auslegung, die für das מגרגרו בראש הגג gegeben wird. Einleuchtender erscheint die erste Erklärung Raschis, die deshalb der obenstehenden Übersetzung zu Grunde gelegt ist.",
+ "Man lässt sie oben auf. בראש חזית bedeutet ebenso wie das folgende בראש חגג nicht „auf dem Gipfel“ sondern einfach „oben auf“ dem Baume, dem Dach, wie חאומנין קורין בראש האילן Berachot II, 4.",
+ "dem Ölbaume ganz reif werden. man lässt sie so lange auf dem Baume, bis die Sonne sie zu גרגרים gemacht d. h. so weit ausgereift hat, dass sie sofort zur Ölbereitung benutzt werden können s. oben Note 25.",
+ "dann zerstösst. בתש = in einem Mörser stampfen, zerstossen, dasselbe wie das biblische כתת s. Lev. 24, 2.",
+ "dann tut man sie in den Korb. in welchem man sie in die Kelter zum Pressen trägt.",
+ "ringsum den Korb. man tut die zerstossenen Oliven nicht auf den Boden des Korbes, sondern klebt sie an die Seitenwände des Korbes an, so dass das von ihnen ablaufende Öl an den Wänden entlangfliesst und dadurch geklärt wird, bevor es an den Boden gelangt.",
+ "das ist die erste Sorte. das Öl, das auf diese Weise von selbst aus dem Korbe in ein darunter gestelltes Gefäss abfliesst, das stellt die beste Sorte Öl dar.",
+ "dann presst man sie. die in dem Korbe zurückgebliebenen Oliven mit den Kernen.",
+ "unter einem Balken. dem Pressbalken, wobei auch die Kerne zerbrochen werden.",
+ "mit Steinen. nicht mit dem Pressbalken, weil durch den zu starken Druck auch der Bodensatz mit abfliessen würde.",
+ "das. das auf diese Weise gewonnene Öl.",
+ "dann zermahlt und presst man sie. die nach dem ersten Pressen zurückgebliebene Masse.",
+ "Man lässt sie. die Oliven, die auf dem Baume nicht ganz die nötige Reife erlangt haben.",
+ "oben auf. S. Note 29. Raschi in der zweiten Erklärung, die er im Namen seiner Lehrer gibt, erklärt das מגרגרו בראש הגג : man pflückt die Oliven ab, die nicht auf dem Gipfel, sondern an dem tiefer gelegenen Teile des Baumes wachsen, sodass man sie auf dem Dache des Hauses stehend abpflücken kann.",
+ "Man häuft. עטן arab. عطن = Oliven zur Gährung oder zum Mürbewerden aufhäufen.",
+ "sie im Hause. Die Talmudausgaben lesen בבית הבד = in der Kelter.",
+ "bis sie mürbe werden. ילקה wörtlich: geschlagen, angeschlagen werden.",
+ "trägt sie dann hinauf und lässt sie oben auf dem Dache trocknen. von der Feuchtigkeit, die sie zusammengedrängt auf einem Haufen liegend infolge der Hitze, die sich bei dem Gährungsprozess entwickelt, ausschwitzen."
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+ "die zweite der ersten und die erste der zweiten sind einander gleich. an Güte. Zu den Opfern soll man stets vom besten, was man hat, nehmen (s. oben Mischna 1) ; wenn man deshalb Öl zu einem Mehlopfer braucht und man hat solches der zweiten Sorte von der ersten Art und der ersten Sorte von der zweiten Art, so ist es gleich, welches von beiden man nimmt, da sie beide in der Güte einander gleich sind. Für den Leuchter darf trotzdem nur Öl der ersten Sorte von jeder der drei Arten genommen werden, weil dafür ausdrücklich שמן זית זך vorgeschrieben ist d. h. klares Olivenöl, das ist das Öl, welches noch vor dem Pressen nach dem Zerstossen beim Hineintun in den Korb von selbst abfliesst.",
+ "Die Schrift sagt aber. Exod. 27, 20. Über den Ausdruck תלמוד לומר s. Hoffmann, Magazin Jahrg. 1893 S. 148., wonach תלמוד eine Beweisstelle aus der heiligen Schrift bedeutet, aus der eine Lehre abgeleitet wird."
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+ "Keruthim. קרותים, in den Talmudausgaben und ed. Lowe קרוחים, nach Neubauer S. 83 vielleicht die Stadt Coreae im nördlichen Judaea (Joseph. Ant. XIV, 3, 4).",
+ "und Hattulim. הטולים, in den Talmudausgaben עטולין, nach Neub. ibid, das jetzige Kefr Hatla, nördlich von Gilgal.",
+ "zweiter nach ihnen Beth Rimma. בית רמה in derselben Gegend gelegen, führt noch heute den gleichen Namen.",
+ "und Beth Laban. בית לבן nach Neub. das heutige Luban.",
+ "im Gebirge und Kefar Signa. כפר סגנה nach Neub. vielleicht das heutige Sukneh in der Nähe von Jaffa.",
+ "Man bringt keinen Trockenbeerwein. אליוסטן, in den Talmudausgaben הליסטיון, ηλιαστὀν, Wein aus Trauben, die man zur Verminderung ihres Wassergehaltes nach der Reife entweder am Weinstocke selbst oder, nachdem sie abgeschnitten sind, in der Sonne hat trocknen lassen.",
+ "Man bringt keinen alten. der über ein Jahr alt ist, weil er dann nicht mehr seine ursprüngliche Röte hat.",
+ "Man bringt keinen süssen. weil er nicht so kräftig ist wie der herbe.",
+ "keinen geschwefelten. der in geschwefelten Fässern gelagert hat; nach Anderen : Wein aus Trauben, deren Herbe man durch Räuchern gemildert hat; nach Maim. Wein, der in schlecht riechenden Fässern gelagert und von dem Geruch angezogen hat.",
+ "Man bringt nicht von dem an Spalieren. wo die Trauben zu weit von dem Erdboden entfernt wachsen.",
+ "sondern von dem am Boden gewachsenen. der die Kraft unmittelbar aus dem Boden zieht.",
+ "und nur von [gehörig] bearbeiteten. die Erde musste rings um den Weinstock zweimal im Jahre aufgehackt und begossen werden."
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+ "Man tat ihn nicht in grosse Kufen. weil durch das häufigere Abfüllen der zurückbleibende Wein leidet.",
+ "damit sein Geruch sich verbreiten konnte. in dem frei bleibenden Raum sollte sich der aus dem Wein aufsteigende Duft sammeln, während bei vollgefülltem Fasse der Duft, sobald das Fass geöffnet wird, nach aussen entweicht und verloren geht.",
+ "Man brachte nicht von dem an der Oberfläche. des Fasses.",
+ "wegen des Kahms. der mehlartige Pilzüberzug, welcher sich auf der Oberfläche des Weins bildet.",
+ "sondern nur von dem im mittleren Drittel. משלישה ומאמצעה = nur von einem Drittel des Fasses und zwar aus der Mitte, nicht von dem oberen und nicht von dem unteren Drittel. Bart, und Tosfot Jomtob erklären: von der Mitte des mittleren Drittels, indem sie das Suffix von ומאמצעה auf שלישה beziehen ; dann wäre aber die Bestimmung משלישה ganz überflüssig, da die Mitte des mittleren Drittels die Mitte des Fasses ist.",
+ "Wie wurde er. der Wein auf seine Reinheit.",
+ "strömte Gischt. Die Mischna-Ausgaben lesen: הגיד, die Talmudausgaben und der Aruch: הגיר, gemeint ist der Kahm oder die Hefe, die beim Ausstrümen des Weins mit herausgeschleudert werden ; גיד = Ader, weil diese festen Bestandteile die Flüssigkeit wie Adern durchziehen, גיר = Gischt, Schaum, welche sich um diese festen Bestandteile bilden. Subj. zu זרק ist der Wein.",
+ "so klopfte er mit dem Stabe. zum Zeichen, dass mit dem Abfüllen innegehalten werden soll. Nach dem Talm. schadet das Sprechen beim Abfüllen dem Duft des Weines, deshalb wurde dabei nicht gesprochen, sondern nur durch Aufstossen des Stabes das Zeichen gegeben.",
+ "fehlerfrei. Num. 28, 19. 20.",
+ "fehlerfrei. Num. 28, 31. Die Vorschrift: תמימים יהיו לכם bezieht sich ebenso wie auf die Schlachtopfer auch auf die Mehl- und Giessopfer, deshalb sind auch diese untauglich, wenn das Mehl oder der Wein nicht fehlerfrei ist."
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+ "ein Zehntel. S. VII, Note 3.",
+ "und ein halbes Zehntel. Es gab nicht nur ein Zehntel-Mass und ein Halbzehntel-Mass, sondern alle Gefässe im Heiligtum waren in mehreren Exemplaren vorhanden, aber es gab Massgefässe für Trockenes nur von 1 Zehntel und von ½ Zehntel Inhalt.",
+ "ein Zehntel. Nach R. Meir gab es zweierlei Zehntel-Masse, ein kleineres, das erst, wenn man das Mehl über den Rand hinaus aufhäufte, ein Zehntel fasste, und ein grösseres, das glatt gestrichen ein Zehntel fasste. Mit dem grösseren wurde das Mehl für die Pfannenopfer des Hohenpriesters gemessen, weil hierbei das Zehntel Mehl wieder in zwei halbe Zehntel geteilt werden musste (s. weiter) und, wenn man mit dem kleineren gehäuften Mass gemessen hätte, beim Umschütten ein Vorbeischütten schwer zu vermeiden gewesen wäre; mit dem kleineren Masse wurde das Mehl für alle anderen Mehlopfer gemessen. Nach Ansicht der Weisen gab es nur eine Art von Zehntel-Mass, das glatt gestrichen ein Zehntel fasste, und mit dem das Mehl für alle Opfer gemessen wurde (Talmud).",
+ "man mass nicht das für einen Stier. für den als Beigabe ein Mehlopfer von 3 Zehnteln vorgeschrieben war.",
+ "mit einem drei [Zehntel] und nicht das für einen Widder. für den als Beigabe ein Mehlopfer von 2 Zehnteln vorgeschrieben war.",
+ "für die eine Hälfte am Morgen und die andere Hälfte am Abend. S. oben IV, 5 und dort Note 40."
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+ "ein Hin. l Hin = 12 Log.",
+ "Kerben. שנתות nach Raschi Sabb. 80 b kleine Ausbuchtungen in der Seitenwand des Gefässes.",
+ "waren an dem Hin. die ¼ und ein ½ Hin anzeigten, man brauchte deshalb hierfür keine besonderen Gefässe. Als Grund dafür, dass grade bei dem Hin auch das ½, ⅓ und ¼ in dem ganzen Hin-Masse abgemessen wurden und nicht auch bei dem Log, wird angegeben, dass es bei dem Hin heisst: ,שלישית ההין ,חצי ההין רביעית ההין eine Hälfte des Hin, ein ⅓ des Hin, ein ¼ des Hin; die Ausdrücke; חצי לוג und רביעית לוג dagegen werden in der heiligen Schrift überhaupt nicht erwähnt.",
+ "bis dahin für einen Stier. für den als Beigabe ½ Hin Wein und Öl vorgeschrieben war.",
+ "bis dahin für einen Widder. ⅓ Hin.",
+ "bis dahin für ein Lamm. ¼ Hin.",
+ "wozu hätte auch das Hin dienen sollen. Bei keinem Opfer war ein ganzes Hin vorgeschrieben. Ein einziges Mal wurde ein solches Mass gebraucht, zur Herstellung des Salböls durch Mose (Exod. 30, 24). Dieses durch Mose hergestellte Salböl reichte, so lange der Tempel stand, es wurde deshalb niemals wieder anderes hergestellt. Nach R. Elieser, Sohn des R. Zadok, war deshalb dieses Massgefäss sofort nach dem Gebrauch vergraben worden, nach Ansicht der Weisen wurde es unter den übrigen Massgefässen im Tempel weitergeführt.",
+ "Sondern. die Überlieferung, dass es im Heiligtume 7 Flüssigkeitsmasse gab, ist richtig, aber an Stelle des Hin war noch ein Mass von 1½ Log vorhanden.",
+ "das diente als Mass für das Mehlopfer des Hohenpriesters. zu welchem 3 Log Öl genommen wurden (Talm. 51a).",
+ "für die anderthalb Log am Morgen und die anderthalb Log am Abend. 1½ Log für das eine halbe Zehntel Mehl und 1½ Log für das andere halbe Zehntel. (S. oben IV, Note 40). Nach der Erklärung des Abraham ben David, wonach von den 12 am Vormittag gebackenen Kuchen 6 am Vormittag und 6 am Nachmittag dargebracht wurden, ist das לוג ומחצה בבקר ולוג ומחצה בין הערבים verständlich. Schwerer zu verstehen ist es nach der Erklärung des Maim., wonach jeder der 12 Kuchen in zwei Hälften geteilt und von jedem Kuchen die eine Hälfte am Vormittag und die andere Hälfte am Nachmittag dargebracht wurde. Waren doch die 12 halben Kuchen, die am Vormittag dargebracht wurden, aus beiden Zehnteln Mehl und aus beiden 1½ Log Öl bereitet und ebenso die 12 halben Kuchen, die am Nachmittag dargebracht wurden. Wozu wurden da überhaupt die 8 Log erst in zwei Hälften geteilt und ebenso das ganze Zehntel in zwei halbe Zehntel ?"
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+ "Für das Viertel-Log Wasser für den Aussätzigen. Am Tage seiner Reinigung wurden für den Aussätzigen zwei Vögel genommen, von denen der eine über einem Gefäss mit Quellwasser geschlachtet wurde, so dass das Blut in das Wasser hineinfloss und sich mit ihm vermischte; mit diesem Wasser wurde dann der Aussätzige besprengt (Lev. 14, 5—7. 51). Nach der Tradition musste hierzu ein Viertel-Log Wasser genommen werden; in einer grösseren Menge Wasser wäre das wenige Blut eines kleinen Vogels nicht mehr zu erkennen, bei einer kleineren Menge würde das Wasser in dem vielen Blut eines grossen Vogels nicht mehr zu erkennen gewesen sein (Sota 16 b).",
+ "und für das Viertel-Log Öl für den Nasir. für die Kuchen und Fladen, die derselbe am Ende seines Nasirats darzubringen hatte (Num. 6, 15). Dass hierzu nur ¼ Log zu verwenden war, war traditionelle Bestimmung (Talm. 89 a). Übrigens wurde das Viertel-Log auch als Mass bei dem Pfannenopfer de Hohenpriesters gebraucht, um die 3 Log Öl auf die 12 Kuchen, auf jeden Kuchen ¼ Log Öl, zu verteilen.",
+ "Für das halbe Log Wasser für die des Ehebruchs verdächtige Frau. Num. 5, 17 (vgl. Sota 11, 2).",
+ "und für das halbe Log Öl beim Dankopfer. für die dreierlei Arten Kuchen, die mit dem Dankopfer dargebracht wurden. Nach der traditionellen Bestimmung wurde ½ Log Öl dazu verwendet, und zwar ¼ Log für die ungesäuerten Kuchen und Fladen zusammen, und ¼ Log für die aus reichlich getränktem Mehl (סלת מרבכת) bereitete dritte Art Kuchen, zu denen also doppelt soviel Öl verwendet wurde wie zu jeder der beiden anderen Arten (Talm. 89 a). Auch dieses halbe Log wurde noch zu einem anderen Zwecke gebraucht, nämlich zum Abmessen des Öls für den Leuchter, s. weiter in der Mischna.",
+ "Mit dem Log wurde [das Öl] für alle Mehlopfer. für die nicht ein kleineres oder grösseres Mass Öl vorgeschrieben war.",
+ "gemessen. Selbst wenn man ein Mehlopfer von . mehr als 60 Zehntel dagegen durften nicht in einem Gefäss gemengt werden, s. weiter XII, 4",
+ "denn es heisst. Lev. 14, 21.",
+ "zum Mehlopfer und ein Log Öl. zu jedem Mehlopfer, einerlei wieviel Mehl dazu genommen wird, gehört nur ein Log Öl.",
+ "Sechs. das 6 Log-Mass, das ist das halbe Hin, wurde gebraucht…",
+ "vier. das 4 Log-Maes, das ist ⅓ Hin.",
+ "drei. das 3 Log-Mass, das ist ¼ Hin.",
+ "dreieinhalb. hierfür gab es kein besonderes Massgefäss.",
+ "ein halbes. מחצי die 3½ Log setzten sich zusammen aus den siebenmal ½ Log, die für die sieben Lichte gebraucht wurden. Die Talmudausgaben lesen חצי.",
+ "Log für jedes Licht. Ein halbes Log Öl reichte für die längste Winternacht. Waren die Nächte kürzer und blieb Öl übrig, so wurde es früh beim Reinigen des Leuchters herausgenomen und frisches Öl hineingetan. Nach Anderen wurden je nach der Länge der Nächte dünnere oder dickere Dochte verwendet."
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+ "Man kann Giessopfer. Nach Barten., der die Erklärung Raschi’s zur Mischna wiedergibt, sind unter נסכים hier מנחות נסכים zu verstehen, d. h. die zu den Tieropfern gehörenden Mehlopfer (s. Sebach. IV Note 18). Nach der Ausführung im Talmud kann aber die Mischna hier nicht von Mehlopfern sprechen, da solche überhaupt nicht mit einander vermischt werden dürfen. Für die Mehlopfer gilt in dieser Beziehung dasselbe wie für die Tieropfer, dass jedes Opfer stets für sich dargebracht werden muss. Es wird dieses damit begründet, dass es nach Aufzählung der darzubringenden Opferstücke in der Schrift (Lev. 3, 11) heisst: והקטירו הכהן der Priester soll „es“ darbringen, nicht einfach והקטיר הכהן, das wolle besagen, dass das Opfer, die davon darzubringenden Opferteile, für sich allein, aber nicht mit anderen Opferstücken vermischt, auf den Altar gebracht werden sollen. Dieselbe Bestimmung gilt auch für die Mehlopfer, die ja auch auf dem Altar geopfert werden. Unter נסכים in der Mischna sind hier daher nicht Mehlopfer, sondern die zu den Tieropfern gehörenden Weinopfer zu verstehen. Für diese gilt die Bestimmung nicht, dass jedes Opfer nur für sich allein und nicht mit anderen vermischt dargebracht werden darf, da der Ausdruck והקטיר auf Weinopfer ja nicht anzuwenden ist. Trotzdem dürfen nach rabbinischer Verordnung auch Weinopfer nicht mit einander vermischt werden, so lange die dazu gehörigen Mehlopfer noch nicht dargebracht sind, weil zu befürchten ist, dass man sonst auch die Mehlopfer mit einander vermischen wird ; sind aber die Mehlopfer bereits dargebracht oder unabsichtlich mit einander vermischt worden, so darf man die Weinopfer vermischen und zusammen darbringen. Das alles gilt jedoch nur für gleichartige Weinopfer, d. h. für solche Opfer, bei denen das Verhältnis zwischen dem darzubringenden Quantum Mehl und Wein das gleiche ist. Ungleichartige Weinopfer dagegen dürfen nach Maim. (פירוש המשניות und הלכות תמידין ומוספין X, 18. 19) unter keinen Umständen mit einander vermischt werden, nach dem כסף משנה z. St. (s. auch Tosfot Jomtob) nur dann, wenn die dazu gehörenden Mehlopfer bereits dargebracht worden sind, nicht aber, wenn sie mit einander vermischt worden sind. Nach Raschi (s. die Erklärungen des לחם משנה zum Maim. z. St.) dürfen gleichartige Weinopfer unter allen Umständen mit einander vermischt werden, ungleichartige nur, wenn die Mehlopfer bereits dargebracht oder mit einander vermischt worden sind.",
+ "von Widdern mit Giessopfern von Stieren vermischen. zu einem Widder gehören 2 Zehntel Mehl und ⅓ Hin = 4 Log Wein, es kommen also auf jedes Zehntel Mehl 2 Log Wein. Zu einem Stiere gehören 3 Zehntel Mehl und ½ Hin = 6 Log Wein, auch hier kommen auf ein Zehntel Mehl 2 Log Wein; die Weinopfer von Widdern und Stieren sind also gleichartig.",
+ "Giessopfer von Lämmern mit Giessopfern von Lämmern. einer anderen Opferart, da zu allen Lämmern gleichmässig 1 Zehntel Mehl und ¼ Hin = 3 Log Wein gehören.",
+ "die von heute mit denen von gestern. d. h. mit Giessopfern, die zu Opfertieren gehören, die schon am vorhergehenden Tage dargebracht worden sind. Die Mehl- und Weinopfer, die zu den Tieropfern gehören, brauchen nicht an demselben Tage wie diese dargebracht zu werden (s. Sebach. IV Note 19).",
+ "aber man darf nicht Giessopfer von Lämmern mit Giessopfern von Stieren und Widdern vermischen. weil bei den Lämmern auf 1 Zehntel Mehl 3 Log Wein kommen, bei den Stieren und Widdern dagegen nur 2 Log, die Weinopfer also nicht gleichartig sind.",
+ "Hat man diese für sich gemengt. Dieser zweite Absatz der Mischna bezieht sich nicht auf die Weinopfer, sondern auf die Mehlopfer. Für das mit dem Mehl zu vermengende Öl sind dieselben Masse vorgeschrieben wie für den Wein: für die 3 Zehntel Mehl beim Stier ½ Hin = 6 Log und für die 2 Zehntel Mehl beim Widder ⅓ Hin = 4 Log, das sind bei beiden für je ein Zehntel Mehl 2 Log, und für das eine Zehntel Mehl beim Lamm ¼ Hin = 3 Log Öl; die Mehlopfer von Stieren und Widdern, sind also inbezug auf das mit ihnen zu vermengende Öl gleichartig, diese und die von Lämmern dagegen ungleichartig.",
+ "so sind sie tauglich. und dürfen zusammen dargebracht werden. Aus dem והקטירו הכהן (oben Note 30) wird nur geschlossen, dass jedes Opfer für sich dargebracht werden und nicht eines mit dem anderen vermischt werden soll; sind aber Opfer unabsichtlich mit einander vermischt worden, so bleiben sie trotzdem tauglich und dürfen dann zusammen dargebracht werden. Hier wird kein Unterschied zwischen gleichartigen und ungleichartigen Opfern gemacht, weil ja hier jedes Opfer für sich mit dem dazu gehörenden Öl vorschriftsmässig gemengt worden und erst nachher die Opfer mit einander vermischt worden sind.",
+ "so ist es untauglich. Nach Maim. (s. פירוש המשניות) und dem כסף משנה zur oben angeführten Stelle ist es gleich, ob die Opfer gleichartig oder ungleichartig sind, in jedem Falle sind die Opfer durch die Vermischung untauglich geworden und können nicht mehr dargebracht werden, da es unmöglich ist, nachdem die Opfer sich vermischt haben, jedes Opfer nur mit seinem Öl zu mengen, ein Mengen mit dem Öle eines anderen Opfers aber, selbst eines gleichartigen, ein Verstoss gegen die Bestimmung ist, dass Opfer mit einander nicht vorsätzlich vermischt werden dürfen. Nach Tosf. Jomt. dagegen trifft diese Bestimmung hier gar nicht zu, weil sie sich nur auf zum Darbringen fertige Opfer oder Opferteile bezieht, wie die Fettteile, auf die sich das והקטירו in der Schrift bezieht, nicht aber auf das noch gar nicht mit einander vermengte Mehl und Öl. Handelt es sich deshalb um gleichartige Opfer und hat sich z. B. das Mehl des einen Opfers mit dem Mehl des anderen vermischt, so mengt man das ganze Mehl mit dem Öl beider Opfer, da ja beide Opfer mit dem verhältnismässig gleichen Quantum Öl gemengt werden sollen, und bringt dann das Ganze zusammen dar. Die Mischna spricht nur von dem Fall, dass ungleichartige Opfer vor dem Mengen mit einander sich vermischt haben, da ist durch die Vermischung das Ganze zum Darbringen untauglich geworden. Denn das ganze Mehl nun mit dem Öl beider Opfer zu mengen geht nicht an, weil bei gleichmässigem Mengen des Mehls beider Opfer mit dem Öl beider Opfer das Mehl des einen Opfers mit zu viel, das des anderen mit zu wenig Öl gemengt sein würde. Das Mehl und das Öl, ohne es mit einander zu mengen, darzubringen, ist aber auch nicht erlaubt, denn, wenn das Unterbleiben des Mengens auch sonst kein Hinderungsgrund für das Darbringen des Opfers bedeutet, so doch nur dann, wenn das Mengen nach Vorschrift möglich gewesen wäre (ראוי לבילה), hier aber konnten die Opfer ja gar nicht mehr vorschriftsmassig gemengt werden.",
+ "das mit dem Omer dargebracht wurde. am zweiten Tage des Pesachfestes.",
+ "obwohl für das dazu gehörige Mehlopfer ein doppeltes Mass. Zwei Zehntel Mehl anstatt des sonst für Mehlopfer vorgeschriebenen einen Zehntel (s. Lev. 23, 13).",
+ "doch nicht ein Giessopfer von doppeltem Mass. Als Giessopfer wird ausdrücklich in der Schrift nur ein Viertel Hin — 3 Log Wein vorgeschrieben, wie für jedes andere Opferlamm; aber auch für das Mehlopfer wurde, trotzdem es aus zwei Zehnteln Mehl bestand, nur dasselbe Mass, 3 Log, Öl genommen, wie sonst für das Mehlopfer von einem Zehntel Mehl (Talmud)."
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+ "ausser bei dem für den Hohenpriester. Die Mischna gibt hier die Ansicht des R. Meir wieder (s. oben Note 3), denn nach der Ansicht der Weisen wurde das Mehl zu allen Mehlopfern nur gestrichen gemessen. Auch nach R. Meir gab es nur das eine Zehntel-Mass, in welchem das Mehl für alle Opfer ausser dem des Hohenpriesters gehäuft gemessen wurde, מדות ist deshalb hier in der Bedeutung von מדידות = Messungen zu verstehen.",
+ "da war das Aufzuhäufende schon in ihm selbst enthalten. das Mass, in welchem das Mehl für das Pfannenopfer des Hohenpriesters gemessen wurde, fasste so viel wie das andere Mass gehäuft.",
+ "Bei den Flüssigkeits-Massen ist das Überlaufende. Nach Bart, bedeutet בירוצין das über den oberen Rand des Gefässes Gehäufte, es wäre also gleichbedeutend mit גודש. danach würde dieser zweite Absatz der Mischna nicht mehr die Ansicht des R. Me’ir wiedergeben wie der erste, denn nach R. Meir wurde ja auch bei den Trocken-Massen gehäuft gemessen und musste demnach auch das Gehäufte mit zu dem Opfer gehören. Nach den anderen Erklärern bedeutet בירוצין das Überlaufende, das beim Eingiessen oder Einschütten in das Gefäss, sobald es voll ist, üb erläuft und an der Aussenwand des Gefässes hinabfliesst oder hinabfällt.",
+ "heilig. weil die Flüssigkeitsmasse nicht nur von innen, sondern auch von aussen gesalbt bzw. geheiligt worden sind, durch die Berührung wird daher auch das Überlaufende heilig und darf nicht mehr zu profanen Zwecken verwendet werden.",
+ "bei den Trocken - Massen ist das Überlaufende nicht heilig. weil diese nur von innen, nicht aber von aussen geheiligt worden sind.",
+ "darum ist bei ihnen das Überlaufende nicht heilig. R. Akiba stimmt in der Sache mit dem ersten Tanna überein, nur in der Begründung weicht er von ihm ab. Nach Ansicht des R. Akiba sind allerdings die Flüssigkeits-Masse von innen und von aussen geheiligt worden, deshalb ist bei ihnen auch das Überlaufende heilig; die Trocken-Masse dagegen sind gar nicht geheiligt worden, das Mehl, das in die Gefässe hineinkommt, wird heilig, weil der Darbringende es zum Opfer bestimmt hat, das über das Gefäss hinausstehende dagegen, das zum Opfer nicht gebraucht wird, wird darum auch nicht heilig.",
+ "Nicht deswegen. R. Jose ist der Ansicht, weder die Flüssigkeit noch die Trocken-Masse sind von aussen geheiligt worden, trotzdem stimmt auch er in der Sache mit dem ersten Tanna und R. Akiba überein.",
+ "sondern weil das Flüssige aufgerührt. Beim Eingiessen von Flüssigkeit in ein Gefäss vermischt sich das Neuhinzukommende immer mit der Flüssigkeit, die bereits in dem Gefässe ist. Flieset daher zuletzt die Flüssigkeit über, so ist das, was überfliesst, nicht nur das zuletzt, nachdem das Gefäss bereits voll war, Hineingegossene, sondern es flieset auch von dem, was bereits in dem Gefässe war, mit über und, da dieses durch das Gefäss bereits heilig geworden ist, so ist auch das Überfliessende heilig. נעכר von עכר = trüben, aufrühren; eine andere Lesart ist נעקר, zu ergänzen ממקומו, die Flüssigkeit, die bereits in dem Gefässe ist, wird durch das Zugiessen von der Stelle gerückt."
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+ "Zu allen Gemeinde- und Privatopfern. vom Vieh, nicht aber bei Vogelopfern (8. Num. 15, 3).",
+ "sind Giessopfer. נסכים bedeutet hier die Mehl- und Weinopfer, die als Zugabe mit den Tieropfern dargebracht wurden.",
+ "das Sünd- und das Schuldopfer. weil es in dem Abschnitt über die נסכים (Num. 16, 3) heisst: לפלא גדר או בנדבה, nur für die freiwillig dargebrachten Opfer sind נסכים vorgeschrieben, nicht aber für diese, die man verpflichtet ist darzubringen. Für die täglichen und die Musaf-Opfer werden, obwohl sie Pflichtopfer sind, in der Schrift ausdrücklich נסכים vorgeschrieben, ausgenommen sind nur die Böcke, die an den Festtagen als Sündopfer dargebracht wurden, weil Sündopfer niemals freiwillig dargebracht werden durften. Auch für die sonstigen Opfer, die an Festtagen dargebracht wurden, wie das עולת ראיה, das Ganzopfer, das jeder im Tempel Erscheinende an den Wallfahrtsfesten darbringen musste, waren נסכים vorgeschrieben, weil zu dem לפלא נדר או בנדבה (Num. 15, 3) die Schrift noch besonders hinzufügt: או במעריכם „oder Opfer, die ihr an euren Festen darbringt.“",
+ "nur das Sündopfer des Aussätzigen und sein Schuldopfer erfordern Giessopfer. Das Mehlopfer wird in der Schrift (Lev. 14, 10) ausdrücklich vorgeschrieben. Dass auch ein Weinopfer dazu gehörte, wird aus dem unnötig wiederholten על העולה או לזבח (Num. 15, 5) geschlossen, das auf das Ganzopfer, das Sünd- und das Schuldopfer des Aussätzigen bezogen wird. Nach Barten, gehörten zu dem Sünd- und Schuldopfer des Aussätzigen deshalb נסכים, weil sie nicht wie andere Sündopfer für eine bestimmte Sünde dargebracht wurden; zu dem Sündopfer des Nasir dagegen gehörten keine נסכים, weil der Nasir das Sündopfer dafür darbringen musste, dass er durch Entsagung vom Weingenuss sich versündigt hatte."
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+ "der für alle Gebots-Verletzungen dargebracht wurde. gemeint ist der gewöhnlich פר העלם דבר genannte Stier, den die ganze Gemeinde darzubringen hatte, wenn sie auf Grund einer irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofes ein Vergehen begangen hatte, auf welches die Ausrottungsstrafe steht (8. Lev. 4, 13—21; Sebach. IV, Note 81).",
+ "und bei dem [in die Wüste] zu sendenden Bock. Lev. 16, 21.",
+ "auch bei den wegen Götzendienstes darzubringenden Böcken. Die Talmudausgaben lesen שעיר. Gemeint sind die Böcke (s. die angeführte Note), welche die Gemeinde als Sündopfer darzubringen hatte, wenn sie auf Grund einer irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofs gegen ein זרה עבודה-Verbot sich vergangen hatte (Num. 15, 24).",
+ "Bei allen Privatopfern. nur bei Viehopfern; bei Vogelopfern gab es kein Aufstützen der Hände.",
+ "dem Zehnt und dem Pesachopfer. weil es heisst (Lev. 3, 2) : וסמך ידו על ראש „קרבנו״ auf „sein“ Opfer, das er zu seiner Sühne oder, damit es ihm Wohlgefallen erwirke (לרצונו), darbringt; Erstgeburt und Zehnt dagegen sind an sich heilig, und auch das Pesachopfer wird nicht לרצונו dargebracht.",
+ "Der Erbe stützt die Hände auf. auf das Opfer des Vaters, der gestorben ist und ein schon zum Opfer bestimmtes Tier hinterlassen hat.",
+ "bringt die Giessopfer. aus der Hinterlassenschaft des Vaters zu dem von diesem !unterlassenen Opfer.",
+ "dar und kann vertauschen. wenn er das Opfer mit einem anderen vertauscht, so ist auch dieses heilig."
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+ "ein Minderjähriger. weil bei ihnen das Verständnis für die Bedeutung der Handlung fehlt.",
+ "ein Blinder. Bei dem פר העלם דבר (s. oben Note 68) mussten Mitglieder des obersten Gerichtshofes die סמיכה vollziehen; ein Blinder konnte nicht Mitglied des Gerichtshofes sein. Aus der Wort-Analogie וסמכו (Lev. 4, 16) und וסמך bei den anderen Opfern wird geschlossen, dass die סמיכה auch bei anderen Opfern nicht durch einen Blinden ausgeführt werden durfte.",
+ "ein Nichtjude. weil es in dem die Opfervorschriften einleitenden Schriftverse (Lev. 1, 2) heisst: דבר אל בני ישראל, auch das Gebot der סמיכה kann deshalb nur durch einen Israeliten ausgeführt werden.",
+ "ein Sklave. darf das Handaufstützen nicht an dem Opfer seines Herrn vollziehen, weil es heisst: וסמך את יד „ו״ er soll „seine“ Hand aufstützen.",
+ "ein Bevollmächtigter. aus demselben Grunde.",
+ "und eine Frauensperson. Die Frau darf für ihren Mann nicht die Hände aufstützen, weil es heisst: וסמך את ידו, auch auf ihre eigenen Opfer dürfen Frauen nicht ihre Hände aufstützen, weil es heisst דבר אל בני ישראל, das Gebot gilt nur für männliche Israeliten.",
+ "die nicht erfüllt werden muss. שירי מצוה = das, was von dem Vorgeschriebenen Zurückbleiben kann (wie שירי הדם das, was nach der Sprengung vom Blute zurückbleibt), die סמיכה ist allerdings als zur Sühne gehörend vor geschrieben, ist sie aber unterblieben, so wird die Sühne dadurch dennoch nicht gehindert, weil diese nur von der Sprengung des Blutes abhängt. Ist die סמיכה unterblieben, so ist es, wie der Talmud sich ausdrückt, כאלו לא כיפר וכיפר, die Sühne gilt als nicht in der rechten Weise vollzogen, aber sie gilt dennoch als vollzogen.",
+ "[man legt] beide. Weil es bei dem שעיר המשתלח (Lev. 16, 21) heisst : וסמך אהרן את שתי ידיו, wird geschlossen, dass auch, wo וסמך את ידו in der Einzahl steht, das Handaufstützen stets durch Aufstützen beider Hände zu geschehen hat.",
+ "muss man auch schlachten. weil das Schlachten sofort auf das Handaufstützen folgen muss."
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+ "denn die Schwingung führt einer für alle Teilhaber. Bei der Schwingung legt der Eigentümer des Opfers seine Hand unter das Opfer und der Priester seine Hand unter die des Eigentümers. Bringen mehrere gemeinschaftlich ein Opfer dar, so legt nur einer von ihnen für alle anderen mit seine Hand unter das Opfer.",
+ "das Handaufstützen kann nicht einer für alle Teilhaber ausführen. sondern alle Teilhaber müssen nach einander das Handaufstützen vollziehen.",
+ "denn die Schwingung findet bei Privatopfern und bei Gemeindeopfern. das Handaufstützen dagegen findet im Allgemeinen nur bei Privatopfern und nur vereinzelt bei Gemeindeopfern statt (s. oben Mischna 7).",
+ "bei lebendigen. bei den beiden Lämmern am Wochenfeste und beim Schuldopfer des Aussätzigen (s. oben V, 7).",
+ "bei Lebewesen und bei leblosen Dingen. wie die zum Dankopfer und zum Opfer des Nasir gehörenden Brote.",
+ "was beim Handaufstützen nicht der Fall ist. Ein Handaufstützen wird allerdings auch nach dem Schlachten in der Mischna Tamid VII, 3 erwähnt, dort handelt es sich aber nicht um eine Vorschrift, sondern nur um einen zur Ehrung des Hohenpriesters eingeführten Gebrauch."
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+ "Das Omer. das ⅒ Efa Gerstenmehl, das am zweiten Tage des Pesachfestes dargebracht wurde.",
+ "wurde am Sabbat. wenn dieser Tag auf einen Sabbat fiel.",
+ "aus 3 Sea. Es wurde soviel Getreide geschnitten, als zu 3 Sea Mehl nötig war, aus diesen wurde dann durch wiederholtes Sieben ⅒ Efa feinstes Mehl gezogen.",
+ "dargebracht und an einem Wochentage aus 5 Sea. Aus 3 Sea Mehl konnte erst durch häufig wiederholtes Siebe ⅒ Efa feinstes Mehl gewonnen werden. Am Sabbat musste man sich dieser Mühe unterziehen, um nicht mehr Getreide als irgend nötig schneiden und mahlen zu müseen, an Wochentagen dagegen wurden 6 Sea geschnitten, weil das das Mass war, aus dem sich ohne grössere Mühe ⅒ Efa feinstes Mehl heraussieben liess.",
+ "die Weisen sagen: sowohl am Sabbat wie an einem Wochentage wurde es aus 3 Sea dargebracht. um die dem Schneiden auf dem Felde Beiwohnenden (s. Mischna 3) nicht länger als nötig aufzuhalten.",
+ "Am Sabbat wurde es nur von einer Person geschnitten. damit nicht mehr Personen als nötig den Sabbat entweihten.",
+ "und nur eines Korbes. worin man die geschnittenen Ähren in den Tempel trug.",
+ "und mit drei Sicheln. Es sollte durch die Verteilung der Arbeit auf mehrere Personen eine grössere Öffentlichkeit erzielt werden, um damit der Lehre der Sadducäer entgegenzutreten, die behaupteten, dass das Omer nicht am zweiten Tage des Pesachfestes darzubringen sei, sondern immer an dem auf den ersten Festtag folgenden Sonntage, weil es in der Schrift (Lev. 23, 11) heisst: ממחרת השבת an dem auf den Sabbat folgenden Tage. Nach der rabbinischen Tradition dagegen ist unter שבת, Ruhetag, hier der erste Tag des Pesachfestes zu verstehen."
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+ "das Omer aus der Nähe zu bringen. Talmudausgaben: להביא.",
+ "dass man es von Gagot-Zerifin. Neubauer (la géographie du Talmud S. 81) vermutet, dass die Gegend von Sarfend gemeint sei, in der Nähe von Diospolis. Die Lesart גנות הצריפין, wie ed. Lowe sie hat und Neub. sie bringt, ist unrichtig, da nach dem Talmud unzweifelhaft גגות zu lesen ist.",
+ "und die zwei Brote. den Weizen für die zwei Brote am Wochenfeste.",
+ "von der Ebene En-Socher. עין סוכר nach Neub. vielleicht = Συχάρ, eine Meile von Neapolis, nach M. Schwarz = Ain-Asgar, östlich von Nablus."
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+ "Boten des Gerichtshofes zogen am Tage vor dem Feste aus und banden die auf dem Boden stehenden [Ähren] zu Bündeln zusammen. soviel man mit einer Faust umfassen konnte.",
+ "damit das Schneiden unter grosser Beteiligung vor sich ging. wieder als Demonstration gegen die sadducäische Lehre (s. oben Note 8).",
+ "rief er. jeder der Schnitter.",
+ "ihnen. den als Zuschauer Anwesenden.",
+ "Sie sagten. Die Talmudausg. haben überall אומר statt אומרים.",
+ "Ist die Sonne untergegangen. Jeder der Schnitter wiederholte die Frage.",
+ "Wegen der Boëthusäer. Sadducäer und Boëthusäer stimmten in ihren Abweichungen von der rabbinischen Lehre überein, deshalb werden als Vertreter dieser abweichenden Ansichten ohne Unterschied bald die einen bald die anderen genannt.",
+ "das Abschneiden des Omer habe nicht am Ausgange des Festtages stattzufinden. sondern an dem auf den ersten Festtag folgenden Sonntag."
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+ "geröstet. Lev. 2, 14. Nach der Tradition spricht dieser Schriftabschnitt von dem Omeropfer. Nach Ansicht des R. Meïr müssen die Körner am Feuer geröstet werden, während sie sich noch an den Ähren befinden, weil es heisst : אביב קלוי באש",
+ "die Weisen sagen. Nach Ansicht der Weisen will der Ausdruck אביב קלוי באש nur sagen, dass die Körner an den Ähren in den Tempel-Vorhof gebracht und dort dann geröstet werden müssen. Deshalb röstet man nicht vor dem Dreschen, weil durch die Hitze die noch irischen feuchten Körner ihre Feuchtigkeit ausschwitzen und dann heim Dreschen leicht zerfallen würden.",
+ "und zwar mit Rohr oder Pflanzenstengeln. nicht wie sonst mit einem harten Gegenstand.",
+ "damit es nicht zerdrückt wird. weil die Körner noch frisch und feucht waren.",
+ "und dann tat man es in ein Röstrohr. vgl. Kelim II, 3 ואבוב של קלאין s. dort Noten 31 u. 32.",
+ "so dass der Wind darüber hinstreichen konnte. und die Körner trocken wurden.",
+ "tat es in eine Graupenmühle. גרוסות Mehrz. von גרוס = der Gräupner (vgl. Moëd kat. II, 6), גרס = zerstückeln, zerteilen, davon גריס = die Graupe ; es sollte zunächst in einer groben Mühle zermahlen werden, damit nicht auch die Schale mit zermahlen wurde.",
+ "das durch. Die Talmudausg. lesen בשלש עשרה.",
+ "es war Challa-pflichtig. weil Challa-Pflicht erst beim Kneten des Teiges eintritt, da aber das Mehl bereits ausgelöst und nicht mehr Eigentum des Heiligtums ist.",
+ "aber frei vom Zehnt. weil die Pflicht zum Verzehnten sofort nach Fertigstellung des Korns eingetreten ist und damals das Korn noch im Besitze des Heiligtums war, heiliges Gut aber der Pflicht zum Verzehnten nicht unterliegt, selbst wenn es nachher in privaten Besitz übergeht, sobald es zur Zeit, als diese Verpflichtung hätte eintreten sollen, im Besitze des Heiligtums war.",
+ "Akiba war es sowohl Challa- wie Zehnt-pflichtig. R. Akiba ist der Ansicht, dass in den Besitz des Heiligtums nur soviel übergegangen ist, wie zu dem Opfer gebraucht wurde, das Übrige ist niemals heiliges Gut geworden und deshalb sowohl Challawie Zehnt - pflichtig. Nach R. Akiba wurde das übrigbleibende Mehl deshalb auch gar nicht ausgelöst, oder man löste es nur deshalb aus, um den Anschein zu vermeiden, als wenn Heiliges ohne Auslösung zu profanem Zwecke verwendet werden dürfe.",
+ "tat. Die Talmudausg. lesen ונתן עליו.",
+ "goss auf. Vgl. VI, Note 14.",
+ "brachte es heran. S. V, Note 33.",
+ "hob das Komez ab und opferte es. nachdem man vorher Salz hinzugetan hatte, s. III, Note 10. Alle diese zuletzt aufgeführten Handlungen wurden erst nach Tagesanbruch vorgenommen"
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+ "ging man hinaus und fand. ed. princ., ed. Venet. und ed. Lowe lesen: ומוציאין בשוק.",
+ "den Markt von Jerusalem schon voll von Mehl und Geröstetem. die Talmudausg. und ed. Lowe : קטרו קלי = Mehl von gerösteten Körnern, vgl. Talmud 68 a.",
+ "was von den Weisen nicht gebilligt wurde. weil dazu das Getreide jedenfalls schon eine Zeit vorher geschnitten werden musste, es aber verboten war, vor dem Omer-Schnitt Getreide zu schneiden (s. weiter Mischna 7) ; selbst auf solchen Feldern, die nicht unter dieses Verbot fielen (s Mischna 8), war es nach Ansicht des R. Meïr von den Weisen verboten, vorher Getreide zu schneiden, um zu verhüten, dass man nicht dazu komme, gegen das biblische Gebot vor der Darbringung des Omer davon zu essen.",
+ "Es geschah mit Billigung der Weisen. Nach Ansicht des R. Jehuda war das nicht zu befürchten, da man daran gewöhnt war, sich des Essens von dem neuen Getreide bis zur Darbringung des Omer zu enthalten. Aus Rücksicht auf das viele Volk, das zum Feste in Jerusalem zusammenkam, hat man es deshalb erlaubt, das Getreide auf solchen Feldern, die nicht unter das biblische Verbot fielen, nicht nur zu schneiden, sondern auch es zu rösten und zu mahlen.",
+ "für die Fernwohnenden. die nicht genau wissen konnten, wann das Omer im Tempel dargebracht wurde.",
+ "erst vom Mittag. wenn es in Jerusalem Mittag war.",
+ "dass es noch während des ganzen Tages der Schwingung. הנף Inf. wie ביום הניפכם את העמר (Lev. 23, 12).",
+ "verboten sein sollte. Für die Dauer des Verbotes gibt die Schrift (Lev. 23, 14) eine doppelte Bestimmung an : עד עצם היום הזה „bis zu eben diesem Tage“ und עד הביאכם את קרבן אלהיכם „bis ihr dargebracht habt das Opfer eures Gottes“. Nach der traditionellen Erklärung bestimmt die erste Angabe die Dauer des Verbotes für die Zeiten, wo kein Omer-Opfer dargebracht wird, da ist es verboten, von dem neuen Getreide zu essen, bis zu dem Tage, an dem sonst das Omer dargebracht wurde, diesen Tag selbst ausgeschlossen (עד ולא עד בכלל), also bis zum Tagesanbruch des 16. Nissan. Die Verordnung des R. Jochanan wird damit begründet, dass doch einst wieder die Zeit kommen wird, wo das Omer dargebracht werden wird, vielleicht wird sich die Darbringung dann bis in den Nachmittag verzögern, da man aber bis dahin gewöhnt war, von dem neuen Getreide schon während des ganzen Tages zu essen, wird der Unkundige meinen, dass es jetzt auch schon vom Tagesanbruch an erlaubt sei ; deshalb ordnete R. Jochanan an, dass, solange kein Omer dargebracht wurde, das neue Getreide noch während des ganzen Tages verboten sein soll.",
+ "bis zu eben diesem Tage. R. Jehuda ist der Ansicht, dass durch die Bestimmung ער עצם היום חזה „bis zu eben diesem Tage“ dieser Tag selbst, der 16. Nissan, mit in das Verbot eingeschlossen ist (עד ועד בכלל), für die Zeiten, wo kein Omer dargebracht wird, gilt also das Verbot schon nach biblischer Vorschrift noch während des ganzen Tages. Nach einer anderen Auslegung im Talmud hat auch R. Jochanan den Ausdruck עד עצם היום הזה dahin verstanden, dass dieser Tag selbst noch mit in das Verbot eingeschlossen sei, es besteht demnach gar keine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und R. Jehuda, dieser hat nur die Angabe dahin missverstanden, als ob R. Jochanan aus sich selbst eine neue Anordnung getroffen habe, während er indertat gar keine neue Anordnung habe treffen wollen, sondern nur nach der Zerstörung des Tempels der biblischen Vorschrift gemäss angeordnet habe, dass nunmehr das Verbot noch während des ganzen Tages zu beobachten sei.",
+ "Warum war es den Fernwohnenden. zu den Zeiten, wo das Omer dargebracht wurde.",
+ "dass der Gerichtshof. der den Opferdienst zu überwachen hatte."
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+ "Durch das Omer. das Darbringen des Omer.",
+ "wurde es. der Genuss des neuen Getreides.",
+ "im Heiligtume. die Darbringung von Opfern von dem neuen Getreide.",
+ "erst durch die zwei Brote. die am Wochenfeste dargebracht wurden. Die Tora nennt dieses Brotopfer ein מנחה חדשה und wiederholt an verschiedenen Stellen, dass dieses Opfer das erste von der neuen Ernte sein soll (bis auf das Omeropfer, das schon am Pesach dargebracht wurde). Daraus wird geschlossen, dass keinerlei Opfer von dem neuen Ertrage des Bodens, weder von Mehl, noch von Wein, noch von Baumfrüchten (Erstlingsopfer) vor diesen zwei Broten dargebracht werden durfte (Talm. 84 b).",
+ "Erstlinge. vom Getreide.",
+ "so war es untauglich. Vor dem Omer tritt zu dem oben (Note 50) genannten noch ein zweites Verbot hinzu, da vor der Darbringung des Omer man von dem neuen Getreide nichts essen durfte und es ein allgemeiner Grundsatz ist, dass alles für profane Zwecke Verbotene auch als Opfer nicht dargebracht werden durfte ; deshalb war in diesem Falle das Opfer, auch wenn es schon dargebracht worden war, untauglich. Auch Erstlinge von Baumfrüchten und Weinopfer von dem neuen Wein durfte man vorher nicht darbringen (s. Note 50), da diese aber nicht unter das zweite Verbot fallen, so waren die von ihnen dargebrachten Opfer nicht untauglich.",
+ "hatte man sie dargebracht. in der Zeit zwischen der Darbringung des Omer und der Darbringung der zwei Brote."
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+ "Hafer und Koggen. Über diese 5 Getreidearten s. Pesach II, Note 17.",
+ "sie gelten unter einander als zusammengehörig. Wenn man Mehl von diesen verschiedenen Getreidearten in einem Teig vermengt hat, und das Mehl beträgt zusammen so viel, wie zur Challa-Verpflichtung nötig ist, d. i. das Volumen von 43",
+ "sie sind von dem neuen Getreide vor Pesach. zur Zeit des Tempels bis nach erfolgter Darbringung des Omer, seitdem der Opferdienst aufgehört hat, bis zum Ablauf des auf den ersten Festtag folgenden Tages (demnach für uns, die wir statt des einen zwei Festtage feiern, bis zum Ablauf des 17. Nissan).",
+ "verboten and dürfen nicht vor dem Omer. bevor das für das Omeropfer bestimmte Getreide geschnitten ist. R. Simson aus Sens (Komm, zu Challa 1, 1) und ebenso Raschi und Bart, lesen: ואסורין בחדש מלפני העומר ומלקצור מלפני הפסח. Danach ist unter מלפני העומר vor der Darbringung des Omer zu verstehen, und für das Verbot des Schneidens wird die Bestimmung מלפני הפסח angegeben, da unmittelbar nach Ausgang des ersten Festtages der Omerschnitt stattfand und damit das Verbot des Schneidens anderen Getreides aufhörte ; am Festtage selbst war selbstverständlich das Schneiden als Werktagsarbeit verboten."
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+ "Auf einem künstlich bewässerten Felde. S. VIII, Note 12. Das Verbot des Schneidens von Getreide vor dem Omerschnitt galt nur für solche Felder, von denen das Omer dargebracht werden durfte, nicht aber für solche, von denen wegen der geringeren Qualität ihrer Früchte das Omer gar nicht dargebracht werden durfte. Die Schrift (Lev. 23, 10) schreibt allerdings vor, dass das Omer ראשית קצירכם „das Erste eures Schnittes“ sein soll, daher das Verbot des Schneidens von Getreide vor dem Omerschnitt. Es heisst aber in demselben Schriftverse : Wenn ihr in das Land kommen werdet, welches ich euch gebe, וקצרתם את קצירה „und ihr einerntet seine Ernte“, woraus zu entnehmen ist, dass während der Ernte, nachdem man schon mit dem Schneiden angefangen hat, das Omer dargebracht werden soll. Daraus wird geschlossen, dass allerdings auch vor dem Omer schon Getreide geschnitten werden darf und zwar auf solchen Feldern, von denen man das Omer nicht darbringen darf, das ראשית קצירכם dagegen wird nur auf das Getreide von solchen Feldern bezogen, von denen man das Omer darbringen darf.",
+ "in der Ebene. von einem künstlich bewässerten Felde sollte allerdings das Omer nicht genommen werden, war es aber geschehen, so war nach VIII, 2 das Opfer dennoch tauglich. Das Schneiden auf einem solchen Felde fiel deshalb im Allgemeinen wohl unter das Verbot von ראשית קצירכם, anderenfalls wäre es ja auch auffallend, dass die Mischna hier nicht ebenso wie בית השלחים auch die dort angeführten בית הזבלים und בית האילן als Ausnahmen nennt, die derselben Klasse angehören. Die Mischna nennt hier vielmehr nur בית השלחים שבעמקים künstlich bewässerte Felder, die in der Ebene liegen, das Getreide von solchen Feldern war von noch geringerer Qualität als das von einem sonstigen בית השלחים, und das von einem solchen Felde gebrachte Omer war deshalb vermutlich selbst בדיעבד untauglich. Der Talmud hat allerdings (Pesach. 11a) die Lesart: בית השלחים ושבעמקים, ebenso dort Raschi: ושל בית העמקים, danach wären künstlich bewässerte Felder überhaupt und ebenso Felder in der Ebene von dem Verbote ausgeschlossen.",
+ "aber nicht in Schobern aufstellen. Man soll selbst dort, wo das Schneiden erlaubt ist, soweit es ohne Nachteil geschehen kann, wenigstens bemerkbar machen, dass es nur eine Ausnahme von dem allgemeinen Verbote ist und deshalb das nicht unbedingt Notwendige unterlassen ; ein längeres Stehenlassen des reifen Getreides auf dem Felde könnte demselben vielleicht schaden, das Nichtaufstellen in Schobern aber jedenfalls nicht.",
+ "die Leute von Jericho. deren Felder künstlich bewässert wurden und in der Ebene lagen.",
+ "die Weisen haben es ihnen aber nicht verwehrt. S. Pesach. IV, 8.",
+ "Als Grünfutter. שחת heisst das unreif abgemähte Getreide, das man als Viehfutter verwenden will.",
+ "darf man es schneiden und dem Vieh zu essen geben. Ed. princ. und ed. Lowe lesen: הקוצר לשחת מאכיל לבהמה.",
+ "bevor es das Drittel erreicht hat. nach Raschi: bevor die Halme ein Drittel ihrer Höhe erreicht haben, nach Maim, und Bart. : bevor das letzte Drittel angefangen hat zu wachsen, dann darf man es auch nachher weiter als Viehfutter schneiden und verwenden.",
+ "auch nachdem es das Drittel erreicht hat. weil das Schneiden von unreifem Getreide zur Verwendung als Viehfutter überhaupt nicht unter den Begriff von קציר fällt."
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+ "wenn es wegen der Anpflanzungen. wenn zwischen dem Getreide junge Bäume gepflanzt sind, deren Wachstum durch längeres Stehenlassen des Getreides leiden würde (S. VIII, 2 בית האילן). Nach einer zweiten Erklärung in Raschi : wenn zwischen dem Getreide andere Pflanzenarten gewachsen sind, die nicht mit ihm auf einem Felde gesät werden dürfen, und man deshalb das Getreide wegen des כלאים-Verbotes abmähen muss.",
+ "um Platz für einen Trauernden zu schaffen. Man pflegte unmittelbar nach der Bestattung des Toten sich im Freien um die Trauernden zu versammeln und die Trost-Benediction (ברכת אבלים) zu sprechen (s. Ketub. 8 b).",
+ "um das Torastudium nicht aussetzen zu müssen. um, wo kein Raum im Lehrhause war, auf offenem Felde Raum für Abhaltung der Lehrvorträge zu schaffen. In diesen Fällen ist das Schneiden vor dem Omer erlaubt, weil durch ראשית קציד ״כם״, das Erste „eures“ Schnittes, das Schneiden nur untersagt wird, wenn es zu dem Zwecke geschieht, um das Getreide für sich zu verwenden, was hier nicht der Fall ist. In den beiden letztgenannten Fällen geschieht das Schneiden vielmehr zu dem Zweck, um Raum für die Erfüllung einer מצוה zu schaffen, und auch im erstgenannten Falle geschieht es nach der zweiten Erklärung nur wegen des בלאים-Verbotes.",
+ "man binde es aber nicht zu Bündeln. weil das Binden eine unnötige und deshalb nicht erlaubte Arbeit ist (s. oben Note 60.)",
+ "sondern lege es in Häufchen. über צבת s. Erub. X, Note 7. Nach Maim. (פירוש המשניות) sind unter כריכות grosse Bunde zu verstehen, unter צבתים kleine ; man soll das Getreide in kleinen Gebunden liegen lassen und sie nicht zusammentragen und grosse Gebunde daraus machen.",
+ "das Omer vom stehenden Getreide. wie es heisst (Deut. 16, 9) : מהחל חרמש בקמה, es soll zu dem Zwecke, zu dem es bestimmt ist, (לשמח) geschnitten werden.",
+ "ist solches nicht vorhanden. sondern alles Getreide bereits abgemäht.",
+ "es von frischem. Die Bezeichnung כרמל (Lev. 2, 14) wird als רך ומל „frisch und voll“ gedeutet, nach Anderen כר מלא „volle Büschel“, wie sie in frischem Zustande sind.",
+ "es in der Nacht. weil es heisst (Deut. 16, 9): מהחל חרמש בקמה תחל לספר שבעה שבעות, das Zählen sollte zu gleicher Zeit beginnen wie das Schneiden ; mit dem Zählen musste mit Nacht begonnen werden, damit שבע שבתות תמימות (Lev. 23, 15) sieben volle Wochen gezählt wurden, also auch mit dem Schneiden.",
+ "ist es am Tage. auch wenn schon am vorhergehenden Tage.",
+ "und es verdrängt den Sabbat. Nach der Ausführung im Talmud darf nach der Ansicht, dass auch, wenn am Tage geschnitten worden ist, das Geschnittene zum Opfer verwendet werden darf, am Sabbat nicht geschnitten werden, sondern muss es, wenn der 16. Nissan auf einen Sabbat fällt, vorher geschnitten werden ; das ודוחה את השבת in unserer Mischna bezieht sich danach nur auf das Darbringen des Omer, nicht auf das Schneiden. Die Mischna gibt hier aber nur die Ansicht Rabbi’s wieder, die Halacha entscheidet wie R. Eleasar ben Simon, der der Ansicht ist, dass Getreide, das nicht in der Nacht des 16. Nissan geschnitten worden ist, nicht zum Opfer verwendet werden darf, deshalb verdrängt auch das Schneiden den Sabbat (s. auch diesen Abschn. Mischna 1 u. 3). Maimon, entscheidet (הלכות תמידים ומוספים VII, 7), dass auch, wenn es am Tage geschnitten worden ist, es tauglich ist ; trotzdem entscheidet er (ebendort VII, 6) dass auch das Schneiden den Sabbat verdrängt."
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+ "Die zwei Brote. am Wochenfeste.",
+ "man bereitete sie. die Schaubrote.",
+ "in einer Form. טפוס = typus, Form, der Teig wurde in einem Gefasse hergerichtet, das die Form hatte, welche für die Schaubrote vorgeschrieben war (8. weiter Note 18).",
+ "und wenn man sie. die Schaubrote.",
+ "herausnahm. aus dem Ofen. Nach einer Baraita, die der Talmud anführt, war auch im Ofen eine Form für das Brot angebracht. Der fertige Teig wurde aus der Form, in welcher er hergerichtet war, herausgenommen und um die im Ofen angebrachte Form von aussen herumgelegt und so gebacken; die Form im Ofen war so hergestellt, dass sie genau den Zwischenraum zwischen den Seitenflächen des Brotes ausfüllte. Nachdem das Brot gebacken war, wurde es von der Form heruntergenommen, was eine besondere Kunstfertigkeit erforderte (s. Joma 38a), und dann wieder in eine Form gelegt, in der es zum Tisch hingetragen wurde (so nach der Erklärung des קול הרמ״ז und תפארת ישראל, weil, wenn das Brot im Ofen in einer Form gebacken worden wäre, der Einwand im Talmud (94a) unverständlich wäre, dass der Teig beim Backen sich ausdehnen könnte). Nach Maim, dagegen (הלכות תמידין ומוספין V, 8) wurden zur Bereitung der Brote 3 Formen gebraucht, in dereinen wurde der Teig gemacht, in der zweiten wurden sie in den Ofen gebracht und gebacken und in die dritte wurden sie gelegt, wenn sie aus dem Ofen herauskamen (demnach müsste die zweite Form, in der das Brot gebacken wurde, etwas grösser gewesen sein als die erste, so dass das Brot beim Backen sich ausdehnen konnte).",
+ "tat man sie [wieder] in eine Form. nicht in die erste Form, in welcher der Teig hergestellt worden ist, weil in diese das Brot nach dem Backen nicht mehr hineinpassen würde (Talmud)."
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+ "aber das Backen nur drinnen. Dieser Tanna scheint der Ansicht des R. Akiba (IX, 5) zu sein, dass die Trockenmasse und ebenso auch die Gefässe, in denen der Teig geknetet und angerichtet wurde, nicht geheiligt waren, deshalb konnte das Kneten und Anrichten in ihnen auch ausserhalb des Heiligtums geschehen. Wären die Gefässe geheiligt gewesen, so würde allerdings dadurch, dass man das Mehl oder den Teig ausserhalb des Heiligtums in sie hineingetan hat, das Opfer auch noch nicht untauglich geworden sein (s. Tosafot 9 a), aber man pflegte doch solche geheiligte Gefässe überhaupt nicht aus dem Heiligtum herauszubringen und draussen zu benutzen. (Maim, entscheidet allerdings gegen die Ansicht des R. Akiba (הלבות כלי המקדש I. 19), dass auch die Trockenmasse innen geheiligt waren, trotzdem entscheidet er (הלכות תמידין ומוספין V, 7), dass das Kneten der Brote draussen geschehen kann). Daraus, dass das Backen trotzdem nur drinnen geschehen darf, wäre demnach zu folgern, dass im Gegensatz zu den anderen Geräten der Ofen geheiligt gewesen ist.",
+ "und sie verdrängen nicht den Sabbat. die Brote müssen demnach am Tage vorher gebacken werden. Wenn aber, wie in der vorhergehenden Note ausgeführt, der Ofen geheiligt war, so konnten die Brote nicht schon am vorhergehenden Tage gebacken werden, weil Opfer, sobald sie durch Hineintun in ein heiliges Gefäss geheiligt worden sind, durch Übernachten untauglich werden. Der Talmud wirft diese Frage auf und lässt sie unbeantwortet Tosafot meinen deshalb, dass die Mischna hier die abweichenden Ansichten zweier verschiedenen Tannaim wiedergibt, nach der einen müssen die Brote drinnen gebacken werden, und das Backen muss deshalb, damit die Brote nicht durch Übernachten untauglich werden, am Sabbat selbst geschehen, nach der anderen verdrängt das Backen nicht den Sabbat, demnach kann aber der Ofen, in dem die Brote gebacken wurden, nicht geheiligt gewesen sein und darf deshalb das Backen draussen geschehen. Maim. (הלכות תמידין ומוספין V, 7) entscheidet allerdings, dass die Brote drinnen gebacken werden müssen, trotzdem entscheidet er (ebendort V, 10) dass das Backen den Sabbat nicht verdrängt. Tif. Jisr. erklärt dies damit, dass nach Ansicht des Maim. (הלכות פסולי המוקדשין III, 20) das, was man in ein heiliges Gefäss hineintut, dadurch nur dann geheiligt wird, wenn man selbst dabei die Absicht gehabt hat, es dadurch zu heiligen; hier würde man also das Brot in den geheiligten Ofen mit der Absicht hineinzutun haben, dass es dadurch noch nicht geheiligt werden soll (vgl. auch ברכת הזבח S. 125).",
+ "Man gewöhne sich stets zu sagen. in der Tosefta: אל תמנע לומר man entwöhne sich nicht zu sagen, um durch öftere Wiederholung die Überlieferung im Gedächtnisse festzuhalten, weil sie nur auf mündlicher Tradition beruht und durch ,keine Schriftstelle zu belegen ist (Talmud).",
+ "für die zwei Brote und für die Schaubrote ist sowohl der Vorhof wie auch בית פאגי. S oben VII Note 17."
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+ "zugerichtet. in ed. pr. und ed. Lowe fehlt das Wort : ועריכתן.",
+ "und gebacken werden. Hier stimmen alle überein, dass auch das Kneten und Zurichten nur drinnen geschehen darf, nach Raschi und Barten., weil das ½ Zehntel-Mass, mit dem das Mehl in zwei Hälften geteilt wurde, nach allen Ansichten ein geheiligtes Gefäss war, da es nur von den Priestern im Heiligtum gebraucht wurde, während das Zehntel-Mass oft auch von den darbringenden Israeliten ausserhalb des Heiligtums benutzt wurde, um das darzubringende Mehl für das Opfer damit abzumessen; nach Tosf. Jomtob, weil zu dem Pfannenopfer des Hohenpriesters Öl gehörte, das beim Abmessen durch das heilige Gefäss — die Flüssigkeitsmasse waren nach allen Ansichten geheiligt bereits geheiligt war, das Kneten und Zubereiten und Mengen des Pfannenopfers mit dem Öl daher nur in einem heiligen Gefässe geschehen konnte; zu den zwei Broten und den Schaubroten dagegen gehörte kein Öl, deshalb konnten sie auch in nicht geheiligten Gefässen geknetet und zugerichtet werden.",
+ "und sie verdrängen den Sabbat. s. oben Note 8.",
+ "das Mahlen und Sieben aber verdrängt nicht den Sabbat. weil diese Vorbereitungen auch vor Sabbat geschehen können."
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+ "Alle Mehlopfer bedürfen bei ihrer Zubereitung drinnen eines Gefässes. d. h. soweit ihre Zubereitung drinnen geschehen muss, müssen heilige Gefässe dazu verwendet werden.",
+ "draussen bedürfen sie bei ihrer Zubereitung keines Gefässes. da können sie auch in nichtheiligen Gefässen oder ohne jedes Gefäss auf einer Platte zubereitet werden.",
+ "Wie. Das כיצד fehlt in ed. pr. und den Talmudausgaben.",
+ "und Hörnchen. Was unter den קרנות, welche die Mischna hier anführt, zu verstehen ist, darüber gehen die Ansichten der Erklärer weit auseinander. Nach Raschi, Barten, und Tosf. Jomt. sind darunter hornförmige Verzierungen zu verstehen, welche sowohl bei den zwei Broten wie bei den Schaubroten an den frei stehenden Enden der Brote angebracht waren, ähnlich wie die Hörner an den Ecken des Altars. Diese Hörner hätten bei den zwei Broten eine Länge von 4, bei den Schaubroten eine solche von 7 Fingerbreiten gehabt. Maim. (הלכות תמידין ומוספין VIII, 10) gibt das וקרנותיהן ד׳ אצבעות durch die Bestimmung : וגובהה ד׳ אצבעות, die Höhe des Brotes 4 Fingerbreiten, wieder und ebenso bei den Schaubroten (ibid. V, 9) : ורומה ז׳ אצבעות die Höhe des Schaubrotes d. i. wie die Erklärer es auffassen, die Dicke 7 Fingerbreiten (קרן vielleicht in der Bedeutung : Erhebung, Höhe, aufgefasst). Levi ben Gerson in seinem Pentateuch- Kommentar zu Exod. Cap 25 versteht unter den קרנות Ecken, indem er erklärt, die Brote hätten nicht eine vollkommen viereckige Form gehabt, sondern an jeder der vier Ecken sei noch eine kürzere Seite eingefügt gewesen, so dass das Ganze ein Achteck bildete ; diese Eckseiten waren bei den zwei Broten 4, bei den Schaubroten 7 Fingerbreiten lang. Ebenso wie über die קרנות gehen auch über die Form, welche die Schaubrote hatten, die Ansichten auseinander und es ist schwer, eine klare Vorstellung davon zu gewinnen. Der Talmud (94 b) führt zwei Ansichten an ; nach der einen Ansicht hatten die Brote die Form einer eckigen Klammer (כתיבה פרוצה d. h. wie ein Kasten, der nur einen Boden und zwei Seitenwände hat), nach der anderen hatten sie eine mehr gewölbte Form (כספינה רוקדת d. h. wie ein über das Wasser dahingleitendes Schiff), die Brote hatten keine grade, breite Innenfläche, sondern bestanden aus zwei schrägen unten in eine schmale Grundlinie zusammenlaufenden Seitenflächen. Maim. (l. c.) akzeptiert die erstere Ansicht,, dass die Brote eine viereckige Form hatten. Wie in der folgenden Mischna ausgeführt wird, erhielten die Brote dadurch die Form einer תיבה פרוצה, dass von der Länge der Brote, die 10 Handbreiten betrug, je 2 ½ Handbreiten auf jeder Seite umgebogen wurden, so dass sie in die Höhe standen, diese bildeten die Seiten wände (דפנות) der Brote. Mose Chefez in seinem Werke חנוכת הבית vertritt die Ansicht, dass unter den קרנות der Mischna nichts anderes zu verstehen sei als eben diese Seitenwände der Brote, die nur deshalb קרנות genannt werden, weil sie oben in eine hornförmige Spitze ausliefen. Unsere Mischna gebe die Ansicht des R. Meir wieder, nach der von der Länge der Brote nur je 2 Handbreiten auf jeder Seite umgebogen wurden (s. die folgende Mischna), demgemäss sage hier die Mischna, dass diese Seitenflächen (קרנות) bei den Schaubroten 7 Fingerbreiten hoch waren ; da die Brote an der Grundfläche eine Dicke von etwa 1 Fingerbreite hatten (s. weiter), so gebe das zusammen eine Höhe von 8 Fingerbreiten = 2 Handbreiten. Demgemäss erklärt er auch das רומה ז׳ אצבעות bei Maim. (s. oben) als auf die Höhe dieser Seitenwände sich beziehend, nicht auf die Dicke der Brote, wie die anderen Erklärer es verstehen, denn, wie schon Levi ben Gereon und nach ihm Andere berechnet haben, ist es ganz unmöglich, dass die Brote dicker als etwa eine Fingerbreite waren (vgl. Tosf. Jomt. zur folgenden Mischna). Wenn der Talmud (Pesachim 37 a) die Dicke der Schaubrote mit einer Handbreite angibt, so beziehe sich das nur auf die Dicke der Seitenwände, wie auch Raschi erklärt : עובי דפנותיו טפח ; die Seitenwände mussten eine grössere Dicke haben, um aufrecht stehend den Druck der über ihnen liegenden Brote auszuhalten, das übrige Brot aber sei nur etwa eine Fingerbreite dick gewesen. Ebenso beziehe sich auch das וקרנותיהן ד׳ אצבעות beiden zwei Broten auf die Seitenwände, die man an den beiden Seiten auf die Brote aufsetzte, nur dass hier nicht wie bei den Schaubroten diese קינות durch Umbiegen der Grundfläche hergestellt wurden, sondern, wie Raschi und Barten, erklären, als besondere Teile vor dem Backen auf die Brote aufgesetzt wurden.",
+ "זד״ד יה״ו. Der Zahlenwert der Buchstaben des Wortes זד״ד gibt die Masse für die zwei Brote, der des Wortes יה״ז die für die Schaubrote an.",
+ "beständig vor meinem Angesicht. Exod. 25, 30.",
+ "es sollen seine Flächen sichtbar sein. Die Bestimmung לחם הפנים לפני wird von Ben Soma dahin gedeutet, dass nicht nur die Rückseite der Brote, sondern auch die gegenüberliegende Seite (פנים), während die Brote auf dem Tische liegen, sichtbar sein soll ; das wird durch die aufwärts gebogenen Teile an den beiden Seiten erreicht, die senkrocht stehen, so dass Vorder- und Rückseite der Brote frei stehen und sichtbar sind. Maimon. (פירוש המשניות) scheint in der Mischna gelesen zu haben: שיהיה לו פנים הרבה, das Brot soll mehrere Oberflächen haben, ausser den Längs- und Breitflächen der Brote noch die der aufwärts gebogenen Seitenwände. Eine andere Auslegung ist : שיהיה לו פנים, das Brot soll Eckstücke haben, damit wären die קרנות der Mischna gemeint (s. Raschi und Barten.). Ben Soma will also nur einen Beleg aus der Schrift für die angeführten Bestimmungen der Mischna geben."
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+ "Der Tisch war zehn [Handbreiten] lang und fünf breit. Nach Exod. 25, 23 war der Tisch 2 Ellen lang und 1 Elle breit. Nach Ansicht des R. Jehuda ist unter einer Elle bei Mass-Angaben von beweglichen Gegenständen im Heiligtume stets eine solche von 5 Handbreiten Länge zu verstehen (s. Kelim XVII, 10), demnach war der Tisch 10 Handbreiten lang und 5 breit.",
+ "die Schaubrote. bevor die beiden Enden umgebogen waren.",
+ "zweieinhalb Handbreiten auf dieser Seite und zweieinhalb Handbreiten auf jener Seite waren umgebogen. jedenfalls schon vor dem Backen, denn nach dem Backen wäre dies wohl kaum möglich gewesen, ohne das Brot zu zerbrechen (s. auch oben Note 3).",
+ "so dass die Länge gerade die Breite des Tisches ausfüllte. und ebenso bedeckte die Breite der beiden neben einander liegenden Brot-Schichten von je 5 Handbreiten die ganze Länge des Tisches, der 10 Handbreiten lang war, so dass die ganze Oberfläche des Tisches von den Broten bedeckt war.",
+ "Der Tisch war zwölf lang und sechs breit. Nach Ansicht des R. Meir ist unter אמה auch bei den Mass-Angaben für bewegliche Gegenstände eine Elle von 6 Handbreiten Länge zu verstehen.",
+ "und zwei Handbreiten. von der Oberfläche des Tisches.",
+ "blieben Zwischenraum in der Mitte. zwischen den beiden neben einander liegenden Brotschichten, da ihre Breite zusammen nur 10 Handbreiten betrug, während der Tisch 12 Handbreiten lang war.",
+ "so dass die Luft dazwischen hindurch-streichen konnte. um die Brote, welche eine ganze Woche auf dem Tische lagen, frisch zu erhalten.",
+ "Heisst es nicht. Lev. 24, 7.",
+ "Heisst es nicht. Num. 2, 20.",
+ "Und neben. das Wort עליו steht hier nicht in der Bedeutung auf ihm, sondern neben ihm, so bedeutet auch das על in על המערכת nicht auf, sondern neben."
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+ "Vier goldene Gestelle. Mit סניף wird ein Gegenstand bezeichnet, der einem anderen, dem Hauptgegenstand, als Nebenteil zur Stütze oder zur Ergänzung beigegeben ist, hier die Seitengestelle zum Auflegen der zwischen den Broten liegenden Röhren.",
+ "waren dort mit Seitenstangen. מפוצלין = abgezweigt, von den Gestellen zweigten sich Seitenstangen ab, welche zur Stütze für die Röhren dienten, damit diese nicht auf das Brot drückten.",
+ "an den oberen Teilen. Die Gestelle standen auf dem Fussboden zu beiden Seiten des Tisches, die Seitenstangen waren nur auf dem oberen Teile angebracht, vom Rande des Tisches nach oben.",
+ "zwei von ihnen dienten als Stützen für die eine Schicht und zwei für die andere Schicht. je zwei Gestelle standen einander gegenüber zu beiden Seiten des Tisches und stützten die auf ihren Seiten-Stangen aufliegenden quer über den Tisch gehenden Röhren.",
+ "und 28 Röhren. Nach dem Talmud (97 a) sind unter den Exod. 25, 29 genannten קשותיו die סנימין und unter מנקיותיו die Röhren zu verstehen ; sie werden מנקיות genannt, weil sie zwischen den Broten liegend dieselben rein d. h. frisch erhalten sollten, indem die Luft Zutritt hatte und dadurch die Brote nicht so schnell alt wurden. Nebenbei dienten sie auch als Stütze, dass die unten liegenden Brote nicht zu sehr von den über ihnen liegenden gedrückt wurden. Jede der beiden Schichten bestand aus 6 über einander liegenden Broten. Das unterste Brot lag direkt auf dem Tisch, zwischen diesem und dem darüber liegenden waren 3 Röhren, zwischen diesem und dem dritten Brote 3 Röhren, zwischen dem dritten und vierten 3 Röhren und zwischen dem vierten und fünften 3 Röhren, das sind zusammen 12 Röhren ; zwischen dem fünften und dem sechsten zu oberst liegenden Brote lagen nur 2 Röhren, weil das fünfte Brot nur den Druck des einen über ihm liegenden Brotes auszuhalten hatte. Im Ganzen wurden also 14 Röhren für jede der beiden Schichten, zusammen 28 Röhren gebraucht.",
+ "eine Art hohler Halbröhren. damit die Luft besser hindurchziehen konnte.",
+ "Weder das Auflegen noch das Fortnehmen. beim Wechseln der Brote.",
+ "der Röhren verdrängt den Sabbat. obwohl weder durch das Auflegen noch durch das Abnehmen ein Verbot der Tora übertreten wird, sondern nur ein rabbinisches Sabbat-Verbot (שבות), und für solche Verbote im Allgemeinen der Grundsatz gilt, dass sie im Heiligtume keine Geltung haben (אין שבות במקדש; s. Erubin X Note 60); vgl. Talmud. Sabb. 123b.",
+ "zog sie hinaus und legte sie auf die Längsseite. Mit dem Ausdruck ,auf die Längsseite des Tisches“ kann nicht gemeint sein, dass man die Röhren der Länge nach auf die Längsseite des Tisches legte, denn selbst nach der Ansicht des R. Meir war ja die ganze Tischfläche bis auf den Raum von 2 Handbreiten in der Mitte von den Broten bedeckt. Der Ausdruck kann vielmehr nur dahin verstanden werden, dass man die Röhren quer über den Tisch auf den Teil von der Länge des Tisches legte, der von den Broten nicht bedeckt war, das waren von den 12 Handbreiten, die der Tisch lang war, die 2 Handbreiten in der Mitte; auch so lässt sich diese Bestimmung der Mischna nur nach R. Meir verstehen, nicht aber nach R. Jehuda, nach dessen Ansicht die ganze Oberfläche des Tisches von den Broten bedeckt war (s. die vorige Mischna), also überhaupt kein Platz vorhanden war, wohin man die Röhren hätte legen können. Nach Tosafot meint die Mischna nicht, dass man die Röhren auf den Tisch, sondern dass man sie auf den Fussboden längs der Längsseite des Tisches legte, לארכו also = längs der Längsseite ; sie sollten in derselben Richtung liegen, in welcher, wie die Mischna gleich darauf bemerkt, die Gegenstände im Heiligtume standen, oder der Grund war, dass, wenn sie der Breite nach auf dem Fussboden gelegen hätten, die Priester leicht über sie hätten stolpern können.",
+ "des Tisches. am Sabbat legte man dann die Brote ohne die Röhren auf den Tisch und erst nach Ausgang des Sabbats wurden dann die Röhren zwischen die Brote geschoben.",
+ "standen mit ihrer Längsfläche längs der Längsseite des Hauses. das ist zwischen Ost und West, mit Ausnahme der heiligen Lade, die zwischen Nord und Süd stand ; in welcher Richtung der Leuchter stand, darüber sind die Ansichten geteilt (s. Talmud 98 b)."
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+ "Zwei Tische standen im Ulam. der Vorhalle zum Hechal, dem eigentlichen Heiligtum.",
+ "drinnen. d. h. nicht auf der nach aussen führenden, sondern auf der nach innen zum Hechal führenden Seite.",
+ "auf den marmornen legte man das Schaubrot beim Hineintragen. bevor man es hineintrug, um es auf den goldenen Tisch, der im Heiligtume stand, zu legen, liess man es zunächst auf dem marmornen Tische liegen ; durch den kalten Marmor wurde das Brot abgekühlt und hielt sich dadurch länger.",
+ "und auf den goldenen beim Hinaustragen. nachdem am nächsten Sabbat frische Brote auf den Tisch im Heiligtum gelegt worden waren, wurden die alten hinausgetragen und zunächst auf den goldenen Tisch im Ulam gelegt, bis der zu den Broten gehörende Weihrauch geopfert war, dann erst wurden die Brote unter die Priester verteilt.",
+ "aber nicht hinunter. es wäre für das heilige Brot eine Herabsetzung gewesen, wenn man es, nachdem es eine Woche hindurch auf einem goldenen Tische gelegen, nun wieder auf einen marmornen oder anderen minderwertigen Tisch gelegt hätte.",
+ "und ein goldener stand drinnen. im Hechal.",
+ "Die Hereintragenden stellten sich auf die Nordseite. wohl, weil die Nordseite die bei den Opferhandlungen bevorzugte Seite war, wie alle hochheiligen Opfer nur auf der Nordseite geschlachtet wurden (s. Sebach. V, 1).",
+ "legte der andere eine Handbreite hin. so dass der Tisch immer mit dem Brote bedeckt blieb.",
+ "wenn erst die einen fortnehmen. die ganzen Brote vom Tisch herunternehmen.",
+ "beständig. Nach Ansicht des R. Jose will das תמיד nur besagen, dass der Tisch über Nacht stets mit den Broten bedeckt sein muss ; selbst wenn den ganzen Tag über keine Brote auf dem Tisch gelegen haben und man sie erst am Abend wieder hinaufgelegt hat, hat man das Gebot nicht übertreten (Talmud).",
+ "dann opferte man die Schalen. den Weihrauch, der in den beiden Schalen lag.",
+ "und die Brote wurden an die Priester verteilt. zu gleichen Teilen unter die Priester-Abteilung, die in der abgelaufenen Woche, und die, die in der beginnenden Woche den Dienst im Heiligtume zu versehen hatte.",
+ "Fiel der Versöhnungstag auf einen Sabbat. wo die Brote nicht am Tage verzehrt werden konnten.",
+ "wurden die Brote erst am Abend verteilt. sie mussten noch in der Nacht verzehrt werden, da sie als hochheilig nur an demselben Tage und der darauf folgenden Nacht gegessen werden durften.",
+ "fiel er auf einen Freitag. Zu den Zeiten, als der Kalender noch nach dem wirklichen Sichtbarwerden des Mondes bestimmt wurde, wurde der Versöhnungstag auch am Freitag und Sonntag begangen, wenn dieser Tag der Zehnte nach dem Sichtbarwerden des Mondes war.",
+ "wurde der Bock des Versöhnungstages. der als Musafopfer dargebracht wurde (Num. 29, 11), es war das einzige von den am Versöhnungstage dargebrachten Opfern, dessen Fleisch von den Priestern verzehrt wurde.",
+ "die Babylonier. die Priester, die in Babylon zu Hause waren. Nach dem Talmud waren es nicht Babylonier, sondern Alexandriner, sie werden hier nur verächtlich als Babylonier bezeichnet, weil sie sich nicht scheuten, das Fleisch in rohem Zustande zu gemessen.",
+ "assen ihn nämlich roh. weil das Fleisch als das eines Sündopfers nur noch in derselben Nacht gegessen werden durfte und es wegen des Sabbats nicht gekocht werden konnte.",
+ "weil sie eine gesunde Natur hatten. und gewöhnt waren, Fleisch auch in rohem Zustande zu essen."
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+ "und die Schalen dann am Sabbat. an dem folgenden Sabbat.",
+ "so ist es untauglich. weil die Schalen nicht, wie vorgeschrieben, von einem Sabbat bis zum anderen auf dem Tisch gelegen haben; das Brot darf nicht von den Priestern gegessen werden.",
+ "Übriggelassenes und Unreinheit stehende Strafe tritt dabei nicht ein. Wenn man den Weihrauch mit der Absicht geopfert hat, von dem Brote über die vorgeschriebene Zeit hinaus zu essen, so übertritt man, wenn man davon isst, trotzdem nicht das Verbot von פגול, weil die Ausrottungsstrafe, die auf den Genuss von פגול steht, nur dann eintritt, wenn dasjenige, wodurch das zu Verzehrende zum Genuss erlaubt wird, abgesehen von der vorschriftswidrigen Absicht, die man dabei gehabt, sonst vorschriftsmässig dargebracht worden ist (s. Sebach. II Note 42), hier aber der Weihrauch, durch dessen Darbringung die Brote erst zum Genuss erlaubt werden, geopfert worden ist, ohne die vorgeschriebene Zeit auf dem Tisch gelegen zu haben. Ebenso Übertritt man nicht das Verbot von נותר, wenn man von dem Brot nach der vorgeschriebenen Zeit, d. h. nach der Nacht vom Sabbat auf den Sonntag, isst, weil das Brot ohnedies für den Genuss verboten ist und es deshalb nicht, weil es נותר geworden ist, nochmals verboten werden kann (אין איסור חל על איסור). Ebenso trifft auch den, der in Unreinheit davon isst, nicht die Strafe der Ausrottung, die demjenigen angedroht wird, der in Unreinheit von Heiligem isst, weil diese Strafe nur bei solchem Heiligen eintritt, das in Reinheit gegessen werden darf (s. Menach. 25 b), hier aber das Brot ja auch für den Reinen verboten ist.",
+ "Hat man das Brot und die Schalen am Sabbat. In ed. pr. fehlt das Wort בשבת ; es wird dadurch die von Tosf. Jomt. vermutungsweise ausgesprochene Annahme bestätigt, dass Maimon. הלכות תמידין ומוספין V, 12 mit dem dort angeführten zweiten Fall den hier in der Mischna auch als zweiten angeführten Fall wiedergibt, indem auch Maim, in der Mischna das בשבת nicht gelesen hat, sondern: סדר את הלחם ואת הבזיכין והקטיר את הבזיכין לאחר השבת, so dass sich das לאחר השבת auch auf das Auflegen der Brote und der Schalen bezieht, man hat die Brote und die Schalen erst nach Sabbat aufgelegt und dann die Schalen nicht am folgenden Sabbat, sondern wieder erst nach dem folgenden Sabbat לאחר שבת הבאה (s. Maim.) geopfert, auch in diesem Falle ist es untauglich, weil die Brote und die Schalen durch das Auflegen an einem Wochentage nicht heilig geworden sind, sondern erst an dem folgenden Sabbat, da nach der Vorschrift sie nur an einem Sabbat auf den Tisch gelegt werden sollen, und sie dann noch bis zam folgenden Sabbat auf dem Tisch hätten liegen müssen und dann erst die Schalen hätten dargebracht werden dürfen. Den hier in der Mischna nach der Lesart סדר את הלחם ואת הבזיכין בשבת als zweiten angeführten Fall führt Maim, ebendort erst als vierten Fall in Hal. 16 an, weil er ihn nicht der Mischna sondern, wie schon Tosf. Jomt bemerkt, der Tosefta (ed. Zuckerm. XI, 18) entnommen hat. Dass Maim, dort und ebenso die Tosefta im Gegensatz zu unserer Mischna entscheiden: חייבין עליהן משום פגול וכו׳, sucht Straschun dadurch zu erklären, dass sie das והקטיר את הבזיכין לאחר השבת dahin verstanden haben, man hat die Schalen erst nach dem nächstfolgenden Sabbat dargebracht, da haben die Brote und die Schalen vorschriftsmässig von einem Sabbat zum anderen auf dem Tisch gelegen; dadurch dass sie noch über die Zeit auf dem Tisch liegen geblieben und die Schalen erst nach Sabbat dargebracht worden sind, sind sie noch nicht untauglich geworden, weil Brot und Schalen, sobald sie nur vorschriftsmässig auf den Tisch gelegt worden sind, durch längeres gemeinsames Liegenbleiben auf demselben nicht untauglich werden, auch nirgends in der Schrift ausdrücklich vorgeschrieben ist, dass die Schalen gerade am Sabbat dargebracht werden müssen, das Brot sei deshalb nur מדרבנן פסול, die Bestimmungen über פגול נותר וטמא treffen aber dennoch auf dasselbe zu. In unserer Mischna dagegen sei das והקטיר את הבזיכין לאחר השבת dahin zu verstehen, dass man die Schalen nach dem Sabbat, an welchem man sie aufgelegt, vor dem folgenden Sabbat dargebracht hat, wie auch Raschi zu unserer Mischna erklärt למחר: לאחר חשבת, sie haben demnach gar nicht die vorgeschriebene Zeit auf dem Tisch gelegen, deshalb ist natürlich das Ganze untauglich. Allerdings fügt Maim, dem לאחר השבת ausdrücklich die Erklärung : בין לאחר שבת זו בין לאחר שבת אחרת hinzu, was Straschun für ein irrtümliches Einschiebsel hält.",
+ "aufgelegt und dann die Schalen nach Sabbat. s. die vorige Note.",
+ "so ist es untauglich. In manchen Talmudausgaben fehlt das Wort פסול, das כיצד יעשה wäre dann aber nicht recht verständlich, es müsste dann wenigstens noch hinzugefügt sein, dass man an Stelle des geopferten Weihrauchs anderen neben die Brote auf den Tisch legen muss.",
+ "wie denn soll man es machen. wenn man einmal die Brote und die Schalen erst nach Sabbat auf den Tisch gelegt hat.",
+ "Man lässt es bis zum folgenden Sabbat. bis zu dem auf den ersten Sabbat folgenden Sabbat; das Auflegen zur nicht vorgeschriebenen Zeit gilt als gar nicht geschehen, erst wenn der Sabbat kommt und es noch auf dem Tische liegt, gilt es als hingelegt und wird durch den Tisch geheiligt und muss nun noch bis zum folgenden Sabbat liegen bleiben (s. Talmud).",
+ "wenn es auch schon mehrere Tage auf dem Tisch gelegen hat. So nach Bart, und Tif. Jis., es wird nicht untauglich, weil es länger als von Sabbat zu Sabbat auf dem Tisch gelegen hat, weil die Tage bis zum ersten Sabbat nicht mitrechnen, da es erst am Sabbat durch den Tisch geheiligt worden ist, und eist untauglich wird, wenn es, nachdem es durch den Tisch geheiligt worden ist, länger als sieben Tage auf demselben liegen geblieben ist. Nach Tosafot (87 a v. לשלחן) und Straschun (s. Note 66) ist ימים רבים wörtlich zu nehmen und zu übersetzen : wenn es auch viele Tage auf dem Tisch liegt, sobald das Brot und die Schalen vorschriftsmässig am Sabbat auf den Tisch gelegt worden sind, werden sie nicht untauglich, wenn sie auch über den kommenden Sabbat hinaus noch so lange dort zusammen liegen bleiben."
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+ "Die zwei Brote werden nicht früher als am zweiten und nie später als am dritten Tage. vom Backen an gerechnet.",
+ "Gebacken werden sie am Tage vor dem Feste. Am Feste selbst dürfen sie nicht gebacken werden, obwohl es doch sonst erlaubt ist, Alles, was am Feiertage selbst gegessen werden soll, zu kochen und zu backen, weil durch das beschränkende הוא לבדו יעשה „לכם״ (Exod. 12, 16) diese Erlaubnis nur auf das zu profanem Gebrauch Bestimmte beschränkt wird, auf Heiliges dagegen sich nicht bezieht (Pesach. 47 a).",
+ "werden sie erst am dritten Tage verzehrt. da sie dann schon am Freitag gebacken werden müssen.",
+ "Gebacken wird es am Tage vor Sabbat. s. oben Mischna 2.",
+ "wird es erst am zehnten Tage verzehrt. da es dann schon am Donnerstag gebacken werden muss.",
+ "sind es die beiden Tage des Neujahrsfestes. Auch in Jerusalem wurde das Neujahrsfest zwei Tage gefeiert, wenn die Zeugen an dem Tage, an dem man sie erwartete, erst nach מנחה gekommen waren, um zu bezeugen, dass sie den Mond bereits gesehen haben, es wurde dann sowohl dieser wie auch der folgende Tag als Festtag begangen.",
+ "so wird es erst am elften Tage. Wenn man am Donnerstag die Zeugen für das Sichtbarwerden des Mondes erwartete, wurde für alle Fälle das Brot schon am Mittwoch gebacken und der Donnerstag als Festtag begangen. Erschienen die Zeugen am Donnerstag noch vor מנחה, so war der Freitag kein Feiertag mehr, es würden deshalb am Freitag neue Brote gebacken, und die am Mittwoch gebackenen wurden ausgelöst und konnten dann zu profanen Zwecken verwendet werden. Waren bis מנחה keine Zeugen erschienen, so war auch der Freitag Feiertag und mussten deshalb die am Mittwoch gebackenen Brote verwendet werden, die dann am nächstfolgenden Sabbat, also erst am elften Tage, verzehrt wurden. In diesem Falle zählte aber erst der Freitag als der erste Tischri, der Versöhnungstag fiel demnach auf den Sonntag (so nach Tosafot 100 b und Tosf. Jomt. im Gegensatz zu der Bemerkung Raschi’s und Barten.’8, dass, wenn auch in diesem Falle der nächstfolgende Sabbat Versöhnungstag war und das Brot erst in der folgenden Nacht gegessen werden konnte, es dennoch am elften Tage gegessen wurde, weil bei allen das Heiligtum betreffenden Bestimmungen die Nacht mit zu dem vorangehenden Tage gezählt wurde).",
+ "Den Feiertag verdrängt es. R. Simon ist der Ansicht, dass das beschränkende לכס (s. Note 72) nur die Speisebereitung für einen Nichtjuden ausschliessen soll, nicht aber die für das Heiligtum.",
+ "aber es verdrängt nicht den Fasttag. den Versöhnungstag; wenn dieser auf einen Freitag fiel, so musste das Brot schon am Donnerstag gebacken werden."
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+ "bevor sie durch das Gefäss. durch Hineintun in ein Dienstgefäss (s. VII, Note 28).",
+ "dürfen sie ausgelöst werden. So lange sie noch nicht in ein heiliges Gefäss hineingetan worden sind, tragen sie selbst noch nicht den Charakter von Heiligem (קדושת הגוף) an sich, sondern nur ihr Geldwert ist heilig (קדושת דמים), deshalb können sie ausgelöst werden, der für sie erzielte Erlös gehört dem Heiligtum, sie selbst dürfen dann zu profanen Zwecken verwendet werden. Man darf sie jedoch nur auslösen, wenn sie unrein geworden sind, anderenfalls dürfen sie, auch bevor sie durch Hineintun in ein heiliges Gefäss heilig geworden sind, nicht ausgelöst werden, weil Alles, was einmal für den Altar bestimmt worden ist, nicht mehr zu einem profanen Zwecke verwendet werden darf, so lange es noch für den heiligen Zweck tauglich ist (Talmud). Eine Ausnahme macht nur das קרבן עולה ויורד s. darüber Kerit. 27 b.",
+ "dürfen sie nicht ausgelöst werden. sie müssen vielmehr wie andere unrein oder untauglich gewordene Opfer verbrannt werden, die Giessopfer, weil sie nur aus Flüssigem bestanden, in einem besonders für sie hergerichteten Feuer, nach Maim. (הלכות איסורי המזבח VI, 5) auf dem Altar, nach Raschi (Sebach. 92 a) auf dem Fussboden der עזרה.",
+ "Weihrauch und Dienstgeräte. Die Talmudausgaben haben noch den Zusatz : משנטמאו, wenn sie unrein geworden sind, s. die folgende Note.",
+ "denn die Schrift spricht davon nur beim Viehopfer. Tieropfer tragen, sobald sie zum Darbringen bestimmt worden sind, auch bevor sie noch mit einem heiligen Geräte in Berührung gekommen sind, den Charakter von Heiligem (קדושת הגוף) an sich und dürften deshalb, auch wenn sie zur Darbringung untauglich geworden sind, nicht ausgelöst werden. Für das Viehopfer bestimmt aber die Schrift (Lev. 27, 11—13) ausdrücklich, dass es, wenn es durch einen Leibesfehler zur Darbringung unbrauchbar geworden ist, ausgelöst werden soll ; nach der Tradition ist unter בהמה טמאה dort ein solches durch einen Leibesfehler unbrauchbar gewordenes Opfertier zu verstehen, denn von בהמה טמאה im gewöhnlichen Sinne, d. h. von einem für den Genuss verbotenen Tier, wird dort erst Vers 27 gesprochen. Auf das Vogelopfer bezieht sich aber diese Bestimmung nicht, ein Vogelopfer darf deshalb, sobald es einmal zur Darbringung bestimmt worden ist, auch wenn es untauglich geworden ist, nicht ausgelöst werden; nur wenn es schon, als es zur Darbringung bestimmt wurde, einen solchen Leibesfehler hatte, darf es ausgelöst werden (s. Tosf. 100b v. העופות). Holz und Weihrauch tragen, bevor sie durch Berührung mit einem heiligen Gefässe geheiligt worden sind, nicht selbst den Charakter von Heiligem (קדושת הגוף) an sich, sondern nur ihr Geldwert ist heilig (קדושת דמים), da sie nicht selbst darzubringende Opfer sind, sondern nur zu den Opfern verwendet werden (מכשירי קרבן). Auch das, was nur seinem Geldwerte nach heilig ist, darf ja aber, so lange es nicht unrein geworden ist, nicht ausgelöst werden ; unrein werden kann aber das Holz erst, nachdem es für den Altar bearbeitet worden ist, da die rohen Holzscheite keine Unreinheit annehmen, sondern erst das für das Altarfeuer hergerichtete Holz, ebenso auch der Weihrauch erst, nachdem er in das heilige Gefäss getan worden ist (חיבת הקדש משוה להו אוכלא), dann aber sind beide durch die Berührung mit den heiligen Gefässen bereits selbst geheiligt worden (קדושת הגוף) und dürfen deshalb nicht mehr ausgelöst werden. So dürfen also Holz und Weihrauch nie ausgelöst werden. Dienstgefässe dürfen, auch wenn sie unrein geworden sind, nicht ausgelöst werden, weil sie ja durch Untertauchen in ein Quellbad von ihrer Unreinheit wieder gereinigt werden können. Der Zusatz שנטמאו in den Talmudausgaben bezieht sich nur auf Holz, Weihrauch und Dienstgefasse, da zu העופות vielmehr שנפסלו zu ergänzen ist (s. Tosf. Jomt. und Tif. Jis.) ; Maim. (הלכות איסורי המזבח VI, 4) führt die Bestimmung für Mehl-, Giess-, Öl-, Vogel-Opfer, Weihrauch, Holz und Dienstgefasse zusammen an und gebraucht den Ausdruck: שנפסלו או שנטמאו"
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+ "gebracht. das dargebrachte Opfer gilt nicht als untauglich, sondern wie irgend ein anderes ausser dem von ihm gelobten freiwillig dargebrachtes Opfer.",
+ "seiner Verpflichtung aber ist er nicht nachgekommen. und er muss deshalb ausser dem bereits gebrachten noch ein Opfer der Art bringen, wie er es gelobt hat.",
+ "so ist es untauglich. Wenn man ein Tieropfer unter einem anderen Namen, als wozu es bestimmt worden war, geopfert hat, z. B. ein zu einem Ganzopfer bestimmtes Tier als Friedensopfer, so gilt es darum nicht als untauglich (s. Sebach. I, 1), weil da nur der Gedanke bei den Opferhandlungen ein der eigentlichen Bestimmung des Tieres widersprechender war; hier dagegen ist das Opfer selbst in einer anderen Form dargebracht als es hätte dargebracht werden sollen, das Mehl, das zu einem Pfannenopfer bestimmt war, ist als Tiegelopfer dargebracht worden oder umgekehrt, eine solche Änderung an dem Opfer selbst macht das Opfer untauglich.",
+ "zwei Zehntel in einem Gefäss zu bringen. als ein Opfer von zwei Zehnteln.",
+ "und er bringt sie in zwei Gefässen. als zwei Opfer von je einem Zehntel.",
+ "so sind sie untauglich. Wenn er das Opfer anstatt in einem in zwei Gefässen dargebracht hat, sind anstatt des einen Komez, das hätte geopfert werden sollen, zwei Komez geopfert worden, ebenso umgekehrt, wenn er das Opfer anstatt in zwei Gefässen in einem dargebracht hat; auch sind in ersterem Fall beide Opfer untauglich, weil er das Mehl zu einem Opfer von zwei Zehnteln bestimmt hat, jedes der beiden gebrachten Opfer aber nur e i n Zehntel, demnach weniger enthalten hat, als es hätte enthalten sollen, und ebenso im anderen Falle umgekehrt.",
+ "so sind sie tauglich. das Mehl, das bereits in zwei Gefässe getan war, darf wieder in ein Gefäss umgeschüttet und so das Opfer wie gelobt, dargebracht werden.",
+ "so sind sie untauglich. In diesem Falle sind die Opfer untauglich, trotzdem er nur ganz allgemein ein solches Opfer darzubringen gelobt, nicht aber, das Mehl zur Verwendung für ein solches Opfer bestimmt hatte, weil er dadurch, dass er trotz der ihm gemachten Vorhaltung das Opfer dennoch stillschweigend in zwei Gefässen hat darbringen lassen, zu erkennen gegeben hat, dass er die Absicht hatte, mit diesem Opfer das von ihm gelobte Opfer darzubringen, man demnach nicht mehr sagen kann, ich betrachte dieses Opfer gar nicht als das von ihm gelobte sondern als irgend ein anderes ausser dem von ihm gelobten freiwillig dargebrachtes Opfer (s. oben Note 6).",
+ "die sich mit einander vermischt haben. die nur dann untauglich sind, wenn sie so vermischt worden sind, dass man nicht mehr von jedem für sich das Komez absondern kann (s. oben III, 3). Auch in dem oben angeführten Falle, wenn er gesagt hat, diese in z w e i Gefässen zu bringen, und er bringt sie in einem Gefäss, ist das Opfer nur dann untauglich, wenn es nicht mehr möglich ist, in dem einen Gefässe von jedem Zehntel das Komez besonders abzuheben (Raschi) ; dort ist aber das והביא בכלי אחד wohl dahin zu verstehen, er hat das Opfer bereits in einem Gefässe dargebracht und also auch nur ein Komez davon abgehoben, während hier zwischen הביא und הקריבן unterschieden wird: er hat das Opfer in ein Gefäss hineingetan, aber vor der Darbringung des Opfers hat man ihm vorgehalten, dass er gelobt hat, es in zwei Gefässen zu bringen, und er hat es nun in zwei Gefässen dargebracht הקריבן בשני כלים, so ist es tauglich ; hat er es dagegen trotz der Vorhaltung in ein Gefäss getan oder darin gelassen נתנו בכלי אחד, so hat er immer noch die Möglichkeit, wenn es angeht, von jedem Zehntel für sich das Komez zu opfern, und nur wenn dies nicht mehr auszuführen ist, ist das Opfer untauglich."
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+ "so muss er es doch von Weizen bringen. weil ein freiwilliges Mehlopfer niemals von Gerste, sondern stets nur von Weizenmehl dargebracht werden darf. Wie im Talmud ausgeführt wird, ist er jedoch nur dann verpflichtet, ein Mehlopfer von Weizenmehl darzubringen, wenn er auf Befragen erklärt, dass er, wenn er gewusst hätte, dass man ein Mehlopfer nur von Weizenmehl darbringen darf, ein solches von Weizenmehl gelobt haben würde; erklärt er jedoch, dass er auch dann ein solches von Weizenmehl nicht gelobt haben würde, so braucht er gar kein Opfer zu bringen. Befragt zu werden braucht er jedoch nur in dem Falle, wenn er gelobt hat, ein מנחה מן השעורים zu bringen, da bleibt, wenn er erklärt, das מן השעורים nur hinzugefügt zu haben, weil er angenommen, dass man auch ein Mehlopfer von Gerste darbringen kann, das Gelübde, ein מנחה darzubringen, in seiner Verpflichtung für ihn bestehen; hat er dagegen das Wort מנחה gar nicht gebraucht oder gelobt, ein מנחת שעורים, ein Gersten-Mehlopfer, zu bringen, so hat das Gelübde gar keine Geltung, weil er etwas gelobt hat, was gar nicht dargebracht werden kann (s. Maim. הלכות מעשה הקרבנות XVII, 9 ; anders entscheidet der ראב״ד z. St.). Das Gleiche gilt auch für die weiteren in der Mischna angeführten Fälle.",
+ "so muss er es doch von Kernmehl bringen. weil zu den Mehlopfern nur Kernmehl verwendet werden darf.",
+ "so muss er doch Öl und Weihrauch dazu bringen. weil zu allen freiwilligen Mehlopfern auch Öl und Weihrauch gehört.",
+ "so muss er ein ganzes Zehntel bringen. weil als Mindestmass zu einem Mehlopfer ein ganzes Zehntel genommen werden muss.",
+ "so muss er zwei Zehntel bringen. durch die Hinzufügung עשרון ומחצה hat er sich verpflichtet, mehr als ein gewöhnliches Mehlopfer von einem Zehntel zu bringen ; wenn er nun erklärt, wenn er gewusst hätte, dass man einen Bruchteil von einem Zehntel nicht darbringen darf, hätte er das Gelübde so gefasst, dass man das Gelobte darbringen kann, muss er deshalb ein Mehlopfer von zwei Zehnteln darbringen.",
+ "gar nicht als freiwilliges Opfer gespendet werden kann. R. Simon ist der Ansicht, dass bei einem Gelöbnis nur der gesamte Wortlaut im Zusammenhang als ein Ganzes aufzufassen ist (אף בגמר דבריו אדם נתפס), es ist deshalb gleich, ob er ein מנחה מן השעורים oder ein מנחת שעורים gelobt hat und welche Erklärung er nachträglich dazu abgibt, in jedem Falle hat er etwas gelobt, was gar nicht als Opfer dargebracht werden kann, und das Gelübde besitzt daher keinerlei Verbindlichkeit."
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+ "Man kann als freiwilliges Opfer ein Mehlopfer von 60 Zehnteln spenden und sie in einem Gefässe darbringen. Wenn man gesagt hat: „Ich verpflichte mich zu [einem Mehlopfer von] 61 [Zehnteln]“, so bringt man 60 in einem Gefäss und eines in einem besonderen Gefäss, denn da die Gemeinde am ersten Feiertage des Hüttenfestes, der auf einen Sabbat fällt, 61 [Zehntel] bringt. Am ersten Tage des Hüttenfestes wurden 13 Stiere dargebracht, zu jedem derselben 3 Zehntel Mehl, zusammen 39 Zehntel, 2 Widder, zu jedem derselben 2, und 14 Lämmer, zu jedem derselben 1 Zehntel, zusammen 18 Zehntel, das macht für die Festopfer zusammen 57 Zehntel Mehl. Dazu kommen noch zu dem täglichen Morgen- und Abendopfer je 1 Zehntel und zu den beiden Lämmern des Sabbat-Musafopfers je 1 Zehntel, also noch 4 Zehntel, so dass an einem solchen Tage zu den Gemeindeopfern 61 Zehntel Mehl dargebracht wurden; das ist das höchste Mass Mehl, das von der Gemeinde an einem Tage dargebracht wurde.",
+ "wenn der Einzelne um eines der Gemeinde nachsteht. der Einzelne sollte nicht ein Opfer darbringen, wie es die Gemeinde seihst im Höchstfalle nicht grösser darbrachte.",
+ "und sie dürfen doch nicht mit einander vermengt werden. deshalb dürfen nicht mehr als 60 Zehntel in einem Gefässe dargebracht werden, weil ein noch grösseres Mass Mehl nicht in der vorgeschriebenen Weise mit dem Öl gemengt werden kann. Nach Raschi und Barten, ist R. Simon der Ansicht des R. Elieser, Sohn des Jakob, dass selbst zu einem Mehlopfer von 60 Zehnteln Mehl nur ein Log Öl gehörte (s. oben IX, 3), ein noch grösseres Mass Mehl lässt sich aber mit einem Log Öl nicht mehr vermengen, und wenn auch durch das Unterlassen des Mengens das Opfer nicht untauglich wird, so muss doch wenigstens die Möglichkeit vorhanden sein, es zu mengen (s. oben III, Note 8). Maim. (הלכות מעשה הקרבנות XVII, 6) erwähnt nichts davon, dass das Mengen wegen der geringen Menge des Öls nicht möglich sei, auch entscheidet er ausdrücklich (ebend. II, 7) gegen die Ansicht des R. Elieser, Sohn des Jakob, dass zu jedem Mehlopfer so viele Log Öl gehören, wie es Zehntel Mehl enthält ; demnach muss der Tanna hier in der Mischna meinen, dass mehr als 60 Zehntel Mehl selbst mit einer entsprechend grossen Menge Öl nicht mehr in der vorgeschriebenen Weise gemengt werden können (vgl. Raschi zu Talm. 18 b v. ששים ואחד).",
+ "Darauf sagte man zu ihm : 60 können gemengt werden, 61 können nicht gemengt werden ? Darauf erwiderte er: Bei allen Massbestimmungen der Weisen ist es so, in 40 Sea kann man untertauchen. 40 Sea Wasser muss das Tauchbad enthalten, in das der Unreine untertaucht, um wieder rein zu werden.",
+ "in 40 Sea weniger ein Kurtob. קיטוב Name eines kleinen Flüssigkeitsmasses,/64 eines Log.",
+ "kann man nicht untertauchen. Man kann nicht als freiwilliges Opfer 1, 2 oder 5 Log. Wein, den man nach der folgenden Mischna auch allein als Opfer darbringen kann.",
+ "bestimmen. weil zu keinem Opfer 1, 2 oder 5 Log Wein dargebracht wurden, man aber Wein nur in solcher Menge als selbständiges Opfer darbringen durfte, in welcher er als Zugabe für irgend ein Opfer vorgeschrieben war. Hatte man dennoch 1 oder 2 Log darzubringen gelobt, so verpflichtete dieses Gelöbnis nach Maim. (הלכות מעשה הקרבנות XVII, 14) zu nichts ; hatte man dagegen 5 Log darzubringen gelobt, so musste man 5 Log bringen, das Gelöbnis galt als verbindlich, weil in den 5 Log 4 enthalten waren, die man, wenn man sie für sich allein gelobt hätte, hätte darbringen können, man musste deshalb die 5 Log auf 6 ergänzen, um das Gelobte darbringen zu können.",
+ "wohl aber 3, 4,. 3 Log waren als Zugabe für ein Lamm, 4 für einen Widder und 6 für einen Stier vorgeschrieben.",
+ "und von 6 an und darüber. von 7 Log konnten 3 für ein Lamm und 4 für einen Widder verwendet werden, von 8 Log je 4 für einen Widder, von 9 Log 3 für ein Lamm und 6 für einen Stier, von 10 Log 4 für einen Widder und 6 für einen Stier u. s. w."
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+ "Man kann Wein. der im Allgemeinen nur als Zugabe zu den Tieropfern und Mehlopfern dargebracht wurde.",
+ "als freiwilliges Opfer spenden. ohne Tier- oder Mehlopfer; der Wein wurde dann als selbständiges Opfer auf dem Altar dargebracht (s. Sebach. VI Note 18; vgl. dagegen Barten, zu Sebach. X, 8 und Tosf. Jomt. daselbst).",
+ "Man kann auch Öl als freiwilliges Opfer spenden. Der Sifra erklärt das überflüssige Wort קרבן in dem Schriftverse (Lev. 2, 1): ונפש כי תקריב קרבן מנחה — da ja das Wort מנחה allein schon Mehlopfer bedeutet — damit, dass es darauf hinweisen soll, dass ebenso wie das Mehlopfer, das als Zugabe zu anderen Opfern dargebracht wird, auch für sich allein als קרבן dargebracht werden kann, auch alles Andere, was als Zugabe zu anderen Opfern dargebracht wird, auch als selbständiges Opfer für sich dargebracht werden kann (s. Sebach. X, Note 46). Nach R. Tarfon ist damit auch Öl mit eingeschlossen, nach R. Akiba aus dem weiter angeführten Grunde nicht. Wenn Öl als selbständiges Opfer allein dargebracht wurde, wurde eine einem Komez entsprechende Menge, das ist so viel, wie durch 2 Oliven verdrängt wird (s. Barten, zu III, 4), mit einem Gefässe davon abgeschöpft und auf dem Altare verbrannt, das übrige Öl wurde von den Priestern verzehrt (Talm. Sebach. 91b).",
+ "so wird auch das Öl als Pflichtopfer dargebracht und als freiwilliges Opfer dargebracht. Die Talmudausgaben lesen: אף שמן שהוא בא חובה בא נדבה.",
+ "sich allein. der Wein wird nicht zu dem Opfer, zu dem er gehört, hinzugetan, sondern für sich dargebracht.",
+ "das doch nicht als Pflichtopfer. Die Talmudausgaben lesen beide Male statt עם חובתו : חובתו, mit seinem Pflichtopfer, zu ihm gehörend, und doch für sich allein.",
+ "für sich allein dargebracht wird. das Öl wird nur mit dem Mehlopfer vermengt oder wenigstens mit ihm zusammen in einem Gefässe dargebracht, es kann deshalb nicht mit dem Mehlopfer und dem Wein verglichen werden, die wohl als Zugabe zu anderen Opfern, aber doch stets gesondert von diesen für sich allein dargebracht werden.",
+ "Zwei können nicht gemeinsam ein Zehntel als freiwilliges Opfer spenden. weil es heisst (Lev. 2, 1) : כי תקריב קרבן מנחה “ונפש„ ein Mehlopfer kann nur von einer Person dargebracht werden (Talmud); auch ein Mehlopfer von mehreren Zehnteln kann demnach nicht als ein Opfer von mehreren Personen dargebracht werden.",
+ "und von Vögeln sogar ein Stück. פרידה, von פרד = trennen, wird ein einzelner Vogel genannt, weil bei den vorgeschriebenen Opfern in der Regel Vögel nur paarweise verwendet wurden."
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+ "so hat er zwei zu bringen. Falls er nicht dabei angegeben hat, ob in einem oder in zwei Gefässen, so hat er die Wahl, entweder ein Mehlopfer von zwei Zehnteln oder zwei Mehlopfer von je einem Zehntel zu bringen.",
+ "„ich habe eine Zahl angegeben, ich weiss aber nicht mehr, welche ich angegeben habe„, so bringt er 60 Zehntel. die grösste Anzahl von Zehntel die man als ein Mehlopfer darbringen kann, (s. oben XII, 4). Der Talmud bringt zwei Ansichten. Nach Ansicht des Chiskia meint hier die Mischna: er hat gelobt, die angegebene Zahl von Zehnteln in einem Gefäss als ein Opfer darzubringen; demnach entspricht die Mischna nicht der Ansicht von Rabbi (s. die folgende Mischna), denn nach dessen Ansicht müssten auch hier 60 Mehlopfer in der Grösse von 1—60 Zehnteln dargebracht werden. Nach der Ansicht der Weisen dagegen braucht er nur ein Mehlopfer von 60 Zehnteln zu bringen und zu erklären: soviele Zehntel, wie ich gelobt habe, sollen davon zur Erfüllung meines Gelübdes dienen, und das Übrige soll als freiwillige Gabe gelten ; allerdings müssen dann von dem Mehlopfer 2 Komez abgehoben werden, das eine für das gelobte Mehlopfer (נדר) und das andere für das als freiwillige Gabe (נדבה) zu betrachtende. Nach R. Aschi (Talm. 106b) ist auch eine solche Erklärung sowie das Abheben von 2 Komez nicht nötig sondern mit dem Mehlopfer von 60 Zehnteln erfüllt er nach Ansicht der Weisen sein Gelübde, auch wenn er weniger als 60 Zehntel gelobt hat, wie die Weisen ja in Mischna 8 im Gegensatz zu Rabbi entscheiden : קטן והביא גדול יצא wenn man ein kleines Tier zu bringen gelobt hat und dafür ein grosses bringt, so hat man sein Gelübde erfüllt. Die andere Ansicht ist die des R. Jochanan ; danach meint hier die Mischna : er erklärt, der angegebenen Zahl von Zehnteln sich nicht mehr zu erinnern, er habe aber nicht gelobt, dieselben in einem Gefass als ein Opfer darzubringen. In diesem Falle erfüllt er sowohl nach Ansicht der Weisen wie nach der von Rabbi sein Gelübde, wenn er eine der gelobten Anzahl von Zehnteln entsprechende Anzahl von Mehlopfern von je einem Zehntel darbringt. Das יביא ששים עשרון in der Mischna ist demnach zu erklären : er bringe 60 Mehlopfer von je einem Zehntel ; so hat er in jedem Falle sein Gelübde erfüllt, da nicht anzunehmen ist, dass er mehr als 60 Zehntel gelobt hat (s. oben XII, 4 ; Tosf. Jomt. macht dagegen den allerdings berechtigten Einwand, dass dort nur von dem Höchstmass von Mehl die Rede ist, das man in einem Gefasse darbringen kann. Straschun widerlegt den Einwand damit, dass er ja auch nicht erklärt hat, dieselben in mehreren Gefässen darzubringen, sondern sich die freie Wahl gelassen hat, demnach kann er doch nicht mehr als 60 Zehntel, die auch in einem Gefasse gebracht werden dürfen, gelobt haben).",
+ "von welcher Art er will. ein ungebackenes (מנחת סולת), ein in der Pfanne gebackenes (מנחה על המחבת), ein im Tiegel gebackenes (מנחת מרחשת), ein im Ofen gebackenes (מנחה מאפה תנור) in Form von Kuchen (חלות) oder in Form von Fladen (רקיקים).",
+ "denn das bezeichnet man schlechthin als Mehlopfer. wo in der Schrift das Wort מנחה ohne weiteren Zusatz steht, ist damit ein מנחת סולת gemeint."
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+ "so hat er eines zu bringen. ein Mehlopfer, von welcher Art er will.",
+ "so hat er zwei zu bringen. zwei Mehlopfer von ein er Art ; mit der Einzahl מין ist ausgedrückt, dass er nur von einer Art bringen will, die Mehrzahl מנחות verpflichtet ihn zu zwei Opfern.",
+ "welche. die Talmudausgaben lesen : איזה מהן.",
+ "so hat er alle fünf zu bringen. s. Note 3.",
+ "Ich habe angegeben aus wieviel Zehnteln das Mehlopfer sein soll. Hier ist es nicht zweifelhaft, ob er ein Mehlopfer von mehreren Zehnteln oder mehrere Opfer von je einem Zehntel gemein hat, da er das Wort מנחה in der Einzahl vorausgeschickt hat (s. oben Note 2)",
+ "was. die Talmudausgaben lesen: כמה.",
+ "ich angegeben habe“, so bringt er ein Mehlopfer aus 60 Zehnteln; Rabbi sagt: Er hat Mehlopfer aus von einem bis zu 60 Zehnteln zu bringen. Mit einem Mehlopfer von 60 Zehnteln erfüllt man nach Rabbis Ansicht sein Gelübde nicht, wenn man ein solches von weniger als 60 Zehnteln gelobt hat, denn so entscheidet er in Mischna 8 : קטן והביא גדול לא יצא. Ein Mehlopfer von 60 Zehnteln darzubringen und dabei zu erklären : soviele Zehntel, wie ich gelobt habe, sollen davon zur Erfüllung meines Gelübdes dienen und das Übrige soll als freiwillige Gabe gelten, ist nach Rabbi auch nicht angängig (s. die Gründe dafür Talm. 106a und b). Deshalb entscheidet Rabbi: man muss 60 Mehlopfer bringen von 1, 2, 8, 4 u. s. w. bis 60 Zehnteln Inhalt, so dass eines davon jedenfalls dem gelobten Opfer entspricht, denn ein Mehlopfer von mehr als 60 Zehnteln kann man ja nicht geloben, sodann erklärt man, das Mehlopfer, das dem von mir gelobten entspricht, soll zur Erfüllung meines Gelübdes dienen und die übrigen als freiwillige Gaben dargebracht werden."
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+ "Ich verpflichte mich zu Hölzern. S. Sebach. IV Note 48.",
+ "so darf er nicht weniger als zwei Scheiter. von der Grösse, wie sie für die beiden Holzkloben vorgeschrieben war, die täglich früh und abends auf die Feuerstelle des Altars gelegt wurden (s. Joma 26 b; Sebach. 62 b; Maim. הלכות איסורי מזבח VII, 3 und הלכות מעשה הקרבנות XVI, 13). Hat man jedoch nur Holz (in der Einzahl) zu spenden gelobt, so braucht man nur einen solchen Holzkloben zu geben (s. Talm. Jerus. zu Schekalim VI, 6 .",
+ "zu Weihrauch. der ebenfalls allein als Opfer dargebracht werden konnte.",
+ "wer die Hand voll. von einem Mehlopfer, das Komez, das von dem Mehlopfer abgehoben wurde, um auf dem Altar geopfert zu werden. Nach dieser Erklärung würde allerdings die Mischna sich mindestens ungenau ausdrücken, da man sich nicht nur durch Darbringung des ganzen Komez ausserhalb des Heiligtums schuldig macht, sondern schon durch Darbringung eines כזית davon; nur R. Eleasar ist es, der meint, dass man sich erst durch Darbringung des ganzen Komez schuldig mache (s. Sebach. XIII, 4). Nach einer anderen Erklärung ist unter dem הקומץ hier nicht das Komez eines Mehlopfers zu verstehen, sondern, wie in den übrigen in der Mischna angeführten Fällen, eine Hand voll Weihrauch — jede der beiden Schalen, welche zu den Schaubroten gehörten, enthielt eine Hand voll Weihrauch — die Mischna bezieht sich danach auf den Sebach. XIII, 6 besprochenen Fall, dass jemand von diesen beiden Schalen nur eine ausserhalb dargebracht hat, auch dadurch, also durch Darbringung des einen Komez, mache er sich schon schuldig, und nicht, wie R. Eleasar dort entscheidet, erst durch Darbringung beider Schalen (Tosf.).",
+ "und zwei Mal eine Hand voll sind erforderlich für die beiden Schalen. Als אזכרה wird in der Schrift (Lev. 2, 9) das Komez bezeichnet, das von dem Mehlopfer abgehoben und geopfert wurde. Denselben Ausdruck gebraucht die Schrift aber auch bei dem Schaubrote (Lev. 24.7), es soll der Weihrauch, der zu jeder Schicht gehörte, dieser als אזכרה dienen. Daraus wird geschlossen, dass für jede der beiden Schichten ein Komez Weihrauch darzubringen war."
+ ],
+ [
+ "nicht weniger als ein Silbermaah. das alles jedoch nur, wenn er Gold-, Silber- oder Kupfergeld zu spenden gelobt hat, hat er jedoch nur allgemein Gold, Silber oder Kupfer zu spenden gelobt, so genügt es, wenn er auch nur den kleinsten aus diesen Metallen gefertigten Gegenstand spendet (Talmud). Wenn er Kupfergeld zu spenden gelobt hat, muss er soviel Kupfergeld geben, wie auf ein Silbermaah geht — ein Silbermaah ist der 6. Teil eines Silberdenars, — jedenfalls weil Kupfergeld so geringen Wert hat, dass nicht anzunehmen ist, dass er gemeint hat, er wolle nur eine einzelne Kupfermünze spenden."
+ ],
+ [
+ "„Ich verpflichte mich zu einem Weinopfer“, so darf er nicht weniger als 3 Log bringen. das ist das geringste Mass, das als Zugabe für ein Tieropfer vorgeschrieben war, ¼ Hin — 3 Log für ein Lamm, ein geringeres Mass Wein durfte auch als selbständiges Opfer nicht dargebracht werden.",
+ "„zu einem Ölopfer“, nicht weniger als 1 Log. das ist das kleinste Mass Öl, das zu einem Mehlopfer verwendet wurde, wenn das Mehlopfer nur aus einem Zehntel Mehl bestand.",
+ "Rabbi sagt: 3 Log. entsprechend dem kleinsten Mass Öl, das für die מנחות נסכים vorgeschrieben war, ¼ Hin = 3 Log bei einem Lamm.",
+ "wie viel. Wein oder Öl ich spenden will.",
+ "wie davon im Höchstfälle an einem Tage dargebracht wird. das ist am ersten Tage des Hüttenfestes, wenn dieser auf einen Sabbat fiel (s. ob. XII Note 21), zu den Opfern, die für diesen Tag vorgeschrieben waren, gehörten je 140 Log Wein und Öl."
+ ],
+ [
+ "Ich verpflichte mich zu einem Ganzopfer. Ganzopfer konnten dargebracht werden von männlichen Rindern, Schafen und Ziegen, von Turteltauben und jungen Tauben.",
+ "so hat er ein Lamm zu bringen. er braucht nicht ein Rind zu bringen, sondern es genügt, wenn er ein Lamm, das minderwertigste von den genannten Viehopfern bringt.",
+ "oder auch. ed. pr. und ed. Venet. 1606 fehlt das erste או, was auch richtiger erscheint, da doch das minderwertigste angegeben werden soll, womit er seine Pflicht erfüllen kann.",
+ "eine Turteltaube oder eine junge Taube. Nach dem Talmud stimmen der erste Tanna und R. Elasar darin überein, dass er nur das minderwertigste von dem, was er zu bringen gelobt hat, zu bringen braucht, ihre abweichenden Entscheidungen sind nur aus der Verschiedenheit der Orte zu erklären, wo sie gelehrt haben (מר כי אתריה ומר כי אתריה). Nach Maim, und Barten, ist das dahin zu verstehen, dass in dem Orte des ersten Tanna man unter einem Ganzopfer schlechthin nur ein Vieh-Ganzopfer zu verstehen pflegte, in dem des R. Elasar auch ein Vogel-Ganzopfer; nach Raschi, dass in dem Orte des ersten Tanna ein Lamm weniger wert war als eine Taube, in dem des R. Elasar umgekehrt.",
+ "so muss er einen Stier und ein Kalb bringen. Die Mischna gibt hier wie in dem Folgenden die Ansicht von Rabbi wieder, der am Schluss von Mischna 8 entscheidet, dass, wenn jemand ein kleines Tier zu bringen gelobt hat und statt dessen ein grosses bringt, er sein Gelübde nicht erfüllt hat; nach der Ansicht der Weisen jedoch, die entgegengesetzter Ansicht sind, braucht er auch in diesem und den folgenden Fällen immer nur von jeder Tierart ein erwachsenes zu bringen.",
+ "einen Ziegenbock. In allen Mischna-Ausgaben fehlt merkwürdiger Weise das Wort שעיר, nur die Talmudausgaben haben es; es muss aber eingefügt werden, wie es auch in der folgenden Mischna heisst : שעיר ושעירה. Ein Rind heisst פרה, פר vom dritten Lebensjahre an (so auch Maim, in der Einleitung zum פירוש המשניות zum סדר קדשים; s. dagegen הלכות מעשה הקרבנות I, 14), im zweiten Lebensjahre wird es פר בן בקר genannt (s. Rosch hasch. 10a), im ersten Lebensjahre עגל und עגלה; ein Schaf heisst vom 31. Tage des zweiten Lebensjahres an איל und רחל, im ersten Lebensjahre טלה und טליה (in der Schrift כשב und כשבה) ; eine Ziege heisst im ersten Lebensjahre גדי und גדיה, vom zweiten Lebensjahre an שעיר und שעירה (vgl. auch hierüber Maim, in der genannten Einleitung mit der angeführten Stelle in Jad Hachas.).",
+ "Ich habe etwas angegeben. eine bestimmte Tierart."
+ ],
+ [
+ "Ich verpflichte mich zu einem Dank- oder Friedensopfer. die beide sowohl von männlichen wie von weiblichen Tieren dargebracht werden konnten.",
+ "so muss er ein Lamm. ein männliches Lamm, das demnach für minderwertiger angenommen wird als ein weibliches (s. ob. Note 22)."
+ ],
+ [
+ "der mit den dazu gehörenden Giessopfern. dem Mehl- und dem Weinopfer.",
+ "zusammen einen Wert von einer Mine. מנה eine Mine = 100 Denare.",
+ "hat, „zu einem Kalbe“, so muss er eines bringen, das mit den Giessopfern zusammen einen Wert von fünf [Selaïm. ein Sela = 4 Denare.",
+ "das mit den Giessopfern zusammen einen Wert von einem Sela hat. Nach Raschi und Barten, waren diese Werte für die einzelnen Opfertiere ebenso wie alle übrigen Opfervorschriften durch die mündlich überlieferte Lehre vorgeschrieben (vgl. Lev. 5, 15), nach Maim, geben sie nur den üblichen Preis für mittelgute Tiere der betreffenden Tiergattung an.",
+ "und er hat einen schwarzen. Schwarze und weisse Ochsen haben einen verschiedenen Wert je nach dem Zweck, zu dem man sie verwenden will (s. Nasir 31b)."
+ ],
+ [
+ "und derselbe bekommt einen Leibesfehler. so dass er selbst nicht mehr zum Darbringen tauglich ist, man ihn vielmehr auslösen und für den Erlös ein entsprechendes Opfer darbringen muss.",
+ "zwei bringen. da er sich nur verpflichtet hat, das bestimmte Tier darzubringen ; nachdem dieses unmöglich geworden ist und er nur noch den Erlös für den angegebenen Zweck verwenden kann, ist er nicht mehr daran gebunden, genau ein gleiches Opfer darzubringen, wie es das untauglich gewordene war.",
+ "Es ist verboten. in beiden Fällen soll er für den Erlös nichts anderes darbringen als ein dem untauglich gewordenen gleiches Opfer; auch nach Rabbi s Ansicht hat er jedoch, wenn er es anders gemacht hat (בדיעבד), dennoch seiner Pflicht genügt. In ed. princ. fehlt hier das ורבי אוסר.",
+ "für seinen Wert ein Lamm. obwohl das Tier, das er darbringt, sogar in seiner Benennung sich von dem ursprünglich gelobten unterscheidet. Auch wenn er einen Ochsen bestimmt hatte, muss er für den Erlös nicht gerade ein Opfer von derselben Tiergattung darbringen, die Mischna erwähnt dies nur deshalb nicht, weil er doch den ganzen Erlös dafür verwenden muss und die Differenz zwischen dem Wert eines Ochsen und dem eines Widders oder Schafes eine zu grosse ist (Tif. Jis.).",
+ "so ist das grössere. ed. princ. und ed. Lowe lesen הקטן, der Talmud hatte jedoch die Lesart הגדול",
+ "davon heilig. weil in zweifelhaften Fällen stets anzunehmen ist, dass man dem Heiligtum das wertvollere zuwenden wollte.",
+ "so ist [auch. S. Talmud.",
+ "] das mittlere heilig. da dieses dem geringsten unter den dreien gegenüber das wertvollere ist, so hat er vielleicht bei seinem Gelöbnis an das wertvollste gar nicht gedacht, sondern nur an die beiden anderen und von diesen das wertvollere gemeint. Um seiner Pflicht zu genügen, braucht er trotzdem nicht beide Tiere darzubringen, sondern er kann abwarten, bis das weniger wertvolle einen Leibesfehler bekommt, und es dann durch das wertvollere auslösen und dieses darbringen, indem er dabei erklärt : wenn ich verpflichtet war, das weniger wertvolle darzubringen, so soll dieses als durch das wertvollere, das demnach nicht zum Opfer bestimmt war, ausgelöst betrachtet werden, und ich bringe deshalb dieses dafür jetzt als Opfer dar; war ich verpflichtet, dieses wertvollere darzubringen, so brauchte ja das weniger wertvolle gar nicht ausgelöst zu werden, und erfülle ich daher mit der Darbringung des Gelobten mein Gelübde. Ebenso kann er auch, wenn das wertvollere früher einen Leibesfehler bekommt, dieses durch das weniger wertvolle auslösen und dieses dann darbringen, nur muss er dann noch ausserdem ein der Wertdifferenz zwischen den beiden Tieren entsprechendes Opfer darbringen.",
+ "so ist das grösste unter ihnen heilig. In diesen beiden letzten Fällen ist als sicher anzunehmen, dass nur das wertvollste unter den Tieren bestimmt geworden ist, weil bei ausdrücklicher Bezeichnung eines unter seinen Tieren man sicher nur das wertvollste darunter für das Heiligtum bestimmen wird."
+ ],
+ [
+ "hat er es im Onias-Tempel. Der Oniastempel war ein Opfertempel in Egypten in dem von Juden stark bevölkerten Gebiet von Heliopolis. Die Angaben, von wem und wann dieser Tempel errichtet worden ist, lauten unbestimmt und gehen weit auseinander. Zur Rechtfertigung dieser Opferstätte ausserhalb Jerusalems berief man sich auf Jesaja 19, 19. Aus der Bestimmung : Priester, die im Oniastempel den Dienst verrichtet haben, dürfen ihn nicht mehr im Heiligtum in Jerusalem verrichten, ״noch viel weniger״ die vom Götzendienst, geht hervor, dass die Mischna von der Ansicht ausgeht, dass der Opferdienst in diesem Tempel kein Götzendienst war (siehe die Controverse darüber im Talmud 109 b zwischen R. Meir und R. Jehuda), sondern dass auch dort Gott geopfert wurde, dass aber dennoch dort zu opfern verboten war, weil ausserhalb des Heiligturns in Jerusalem überhaupt nicht geopfert werden durfte. Ed. pr. schreibt den Namen : נחונין, ed. Lowe : נחוניון.",
+ "so hat er seiner Pflicht nicht genügt. sondern er muss noch ein zweites Opfer im Tempel zu Jerusalem darbringen.",
+ "so muss er es dennoch im Heiligtum darbringen. weil er im Oniastempel kein Opfer darbringen darf, durch das הרי עלי עולה aber zu einem Ganzopfer sich verpflichtet hat.",
+ "so hat er seiner Pflicht genügt. Durch den Zusatz : שאקריבנה בנית חוניו hat er sein Gelöbnis dahin eingeschränkt, dass er das Tier, das er zum Opfer bestimmen wird, nur dann als Ganzopfer darbringen will, wenn er es nicht vorher auf andere Weise töten wird, er aber das Gelöbnis nicht in der Weise aufgefasst wissen wollte, dass er in diesem Falle, wie sonst jeder, der gelobt hat : הרי עלי עולה, verpflichtet sein soll, dafür ein anderes Opfer darzubringen ; deshalb braucht er ungeachtet der Strafe, die er sich durch Darbringung des Opfers im Oniastempel zugezogen hat, kein anderes Opfer mehr im Tempel zu Jerusalem zu bringen (Talmud).",
+ "Das ist gar kein Ganzopfer. das Gelübde hat überhaupt keine Geltung.",
+ "so muss er die Scheropfer im Heiligtum darbringen. גלח steht hier in der Bedeutung: die Opfer darbringen, die der Nasir beim Abschluss des Nasirats, wenn er sich die Haare scheren lässt, darbringen muss, (s. Nasir II Note 27).",
+ "so hat er seiner Pflicht genügt. weil ich dann annehme, er hat gar nicht die Absicht gehabt, ein wirkliches Nasiräer-Gelübde abzulegen, sondern nur die Entbehrungen eines Nasir sich aufzuerlegen und dieselben Opfer, wie sie der Nasir bringt, für den Oniastempel zu spenden.",
+ "Das ist gar kein Nasir. er kann deshalb die Scheropfer gar nicht im Heiligtum darbringen.",
+ "noch viel weniger die vom Götzendienst. דבר אחר ist ein euphemistischer Ausdruck für עבודה זרה.",
+ "denn so heisst es. 2 Kön. 23, 9.",
+ "sie stehen den mit einem Leibesfehler Behafteten gleich. s. Sebach. XII, 1."
+ ],
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+ "ein Feueropfer zum Wohlgeruch. der Passus ובעולת העוף וכו׳ fehlt in ed. pr.",
+ "ob der Eine viel oder der Andere wenig opfert. das geringe Opfer des Armen gilt vor Gott ebenso viel wie das wertvollere Opfer des Reichen.",
+ "wenn er nur dabei seine Gedanken zum Himmel wendet. Nicht die Grösse der Gabe bestimmt den Wert des Opfers, sondern die Hingebung des Herzens, mit welcher das Opfer dargebracht wird."
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+ "Introduction": [
+ "\nDer Traktat führt den Namen מנחות (Speise- oder Mehlopfer). מנחה — eigentlich: Gabe, Geschenk — ist im Gegensatze zu זבח, das Schlacht- oder Tieropfer, die allgemeine Bezeichnung für jedes aus Mehl bereitete Opfer. Der Traktat behandelt die Vorschriften über die Mehlopfer und die zumeist mit ihnen verbundenen Weinopfer (נםכים).\nDie einzelnen Abschnitte haben folgenden Inhalt:\n1. Die Anwendung der Vorschrift, dass jedes Opfer לשמו d. h. zu dem Zwecke, zu dem es von dem Darbringer geweiht worden ist, dargebracht werden muss, auf die Mehlopfer. (I, 1).\n2. Das Untauglichwerden des Mehlopfers durch Ausführung einer Opferhandlung seitefns einer hierzu untauglichen Person oder durch ihre unrichtige Ausführung. (I, 2).\n3. Das Untauglichwerden des Mehlopfers bzw. des mit einem Mehlopfer verbundenen Tieropfers durch die Absicht, etwas von dem einen oder von dem anderen ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit (חוץ לזמנו) oder ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes (חוץ למקומו) zu opfern oder zu essen. (I, 3—III, 1).\n4. Die Opferhandlungen, durch deren Unterlassung das Mehlopfer nicht untauglich wird. (III, 2a).\n5. Die Tauglichkeit oder Untauglichkeit des Mehlopfers, wenn es oder ein Teil von ihm mit Anderem gleicher oder anderer Gattung vermischt worden, das Komez unrein oder untauglich geworden, oder das nach Abheben des Komez Zurückbleibende unrein geworden, verbrannt oder verloren gegangen ist. (III, 2 b—4).\n6. Die Untauglichkeit des Mehlopfers, wenn an den für die einzelnen Bestandteile vorgeschriebenen Massen auch nur ein Weniges fehlt. (III, 5 a).\n7. Das Fehlen eines Bestandteiles macht auch das Uebrige untauglich. Anwendung dieses Grundsatzes auch auf die Teile eines aus mehreren, aber zusammengehörigen Stücken bestehenden Mehlopfers, auf zusammengehörige Tieropfer, Opferhandlungen und andere religiöse Vorschriften, und wo im Gegensatze hierzu eines durch das andere nicht bedingt ist. (III, 5b—IV, 4). Das aus zwei Hälften bestehende Pfannen-Opfer des Hohenpriesters. (IV, 5).\n8. Die Zubereitung der Mehlopfer. (V, 1—4). Opferhandlungen, die nur für einzelne Arten von Mehl- und anderen Opfern vorge- schrieben sind und für andere nicht. (V, 5—7). Was unter einem Pfannen-, einem Tiegel- und einem im Ofen gebackenen Mehlopfer zu verstehen ist. (V, 8—9).\n9. Von welchen Mehlopfern das Komez abgehoben wird und von welchen nicht. (VI, 1—2). Weitere Vorschriften über die Zuhereitung der verschiedenen Arten von Mehlopfern. (VI, 3—7).\n10. Das Dankopfer und die als Beigabe dazu darzubringenden Brote. (VII).\n11. Vorschriften über Herkunft, Herstellung und Beschaffenheit des Mehls für die Mehlopfer, des Oels für die Mehlopfer und für den Leuchter, des Weins für die Giessopfer. (VIII).\n12. Die Massgefässe für Trockenes und Flüssiges im Tempel und ihre Verwendung. Die für die Mehl- und Giessopfer, die als Beigabe zu den Tieropfern dargebracht werden, vorgeschriebenen Masse und das Verbot, solche Opfer, für welche verschiedene Masse vorgeschrieben sind, mit einander zu vermischen und zusammen darzubringen. (IX, 1—5).\n13. Bei welchen Tieropfern Mehl- und Giessopfer als Beigabe vorgeschrieben sind und bei welchen die Opferhandlung des Handaufstützens (סמיכה). Vorschriften für das Handaufstützen und für die Schwingung (תנופה). (IX, 6—9).\n14. Das am zweiten Tage des Pesachfestes darzubringende Omer-Opfer und das חדש-Verbot. (X).\n15. Die am Wochenfeste darzubringenden zwei Brote und die Schaubrote. (XI).\n16. Ueber die Auslösung von Mehl- und Giessopfern. (XII, 1). Wie zu entscheiden ist, wenn man bei der Darbringung eines freiwillig gelobten Mehlopfers sich nicht genau an das gehalten hat, was man gelobt hat, oder etwas anderes darzubringen gelobt hat, als es die Vorschrift gestattet. Ob man auch Wein oder Oel allein als freiwilliges Opfer darbringen darf, und ob mehrere Personen gemeinschaftlich ein Opfer darbringen dürfen. (XII, 2—5).\n17. Was man darzubringen hat, wenn man beim Geloben des Opfers nicht genau bestimmt hat, was man darbringen will, oder nicht mehr genau weiss, was man gelobt hat, oder das zum Opfer geweihte Tier vor der Darbringung einen Leibesfehler bekommen hat, der es zum Opfer untauglich macht. (XIII, 1—9).\n18. Das Darbringen von Opfern im Onias-Tempel. (XIII, 10).\n"
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+ "von denen das Komez. קומץ = „Griff.“ Von den meisten Mehlopfern wurde nur ein kleiner Teil anf dem Altar geopfert, das Übrige von den Priestern verzehrt. Den für den Altar bestimmten Teil hob der Priester durch einen Griff seiner Hand in der in der folgenden Mischna näher beschriebenen Weise von dem Opfer ab. Dieses Herausgreifen wird קמץ, und daher das Herausgegriffene קומץ genannt.",
+ "unter einem anderen als ihrem Namen. Mehlopfer waren für bestimmte Veranlassungen vorgeschrieben wie z. B. die weiter genannten מנחת חוטא und מנחת קנאות, konnten aber auch freiwillig als מנחת נדבה dargebracht werden und zwar in vier verschiedenen Formen: 1. מנחת סולת, das eigentliche Mehlopfer aus feinstem Weizenmehl, 2. מנחה מאפה תנור, im Ofen gebackene Kuchen (חלות) oder Fladen (רקיקים), 3. מנחה על המחבת, das in einem flachen Gefässe, einer Pfanne, und 4. מנחה על המרחשת, das in einem tiefen Gefässe, einem Tiegel, gebackene (Lev. 2, 1—10). Es hat nun der Priester z. B. das Komez von einem Pfannen-Opfer abgehoben, dabei aber ausdrücklich die Absicht ausgesprochen, das Komez von einem Tiegelopfer abzuheben, oder er hat das Komez von einem freiwillig gespendeten Opfer, מנחת נדבה, abgehoben, dabei aber ausdrücklich erklärt, dass er die Absicht habe, das Komez von einem Pflichtopfer, z. B. einem מנחת חוטא abzuheben, und ebenso umgekehrt. Diese Bestimmungsänderung zieht jedoch nur dann überhaupt Folgen nach sich, wenn eine absichtlich geschehen ist; hat nur ein Irrtum vorgelegen, so gilt sie als nicht geschehen, s. Sebachim I, 1; ebenso wie dort bezieht sich auch hier das שלא לשמן nicht nur auf die Fälle von שינוי קדש, sondern auch auf שינוי בעלים d. h., wenn der Priester als die Person, für die er das Opfer darbringt, eine andere genannt hat als den Eigentümer des Opfers.",
+ "abgehoben worden ist. Das Komez des Mehlopfers entspricht dem Blut bei den Tieropfern, es ist wie das Blut der מתיר, d. h. derjenige Teil, durch dessen Darbringung das Opfer erst zum Genuss erlaubt wird (s. Sebachim II, Note 41). Den vier Opferhandlungen beim Tieropfer, dem Schlachten (שחיטה), dem Auffangen (קבלה), Hintragen (הולכה) und Sprengen (זריקה) des Blutes (עבודות הדם), entsprechen beim Mehlopfer: das Abheben des Komez (קמיצה), das Hineintun desselben in ein heiliges Gefäss (נתינה בכלי שרת), das Hinauftragen auf den Altar (הולכה) und das Opfern (הקטרה). Die Mischna spricht hier nur von dem Abheben des Komez, weil es die erste dieser vier Opferhandlungen ist; wie aus der weiteren Ausführung der Mischna ersichtlich, gilt aber dasselbe, wie für das Abheben, auch für die drei anderen Opferhandlangen.",
+ "sind tauglich. und müssen weiter vollständig ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäss behandelt werden.",
+ "sie werden nur den Eigentümern nicht als Pflichtopfer angerechnet. Die Eigentümer haben deshalb das Opfer, das sie schuldeten oder freiwillig gelobt hatten, nochmals darzubringen.",
+ "ausser dem Sünd-Mehlopfer. das für die Lev. 6, 1—4 genannten Vergehen der Sünder darzubringen hatte, wenn sein Vermögen auch zur Darbringung von zwei Tauben nicht ausreichte.",
+ "und dem Eifersuchts-Mehlopfer. das für die im Verdacht der Untreue stehende Frau dargebracht wurde.",
+ "hingetragen. Über die Form הלך. s. Pesachim V Note 4.",
+ "oder unter einem anderen und unter ihrem Namen. S. Sebachim I Note 27.",
+ "sind untauglich. weil bei beiden das Wörtchen הוא steht, beim Sünd-Mehlopfer (Lev. 5, 15): חטאת הוא und beim Eifersuchts-Mehlopfer (Num. 5, 15): מנחת קנאות הוא, woraus geschlossen wird: הוא, das vorschriftsmässig לשמו dargebrachte, ist tauglich, nicht aber, wenn man das Opfer שלא לשמו dargebracht hat.",
+ "Als freiwilliges Mehlopfer und als Sünd-Mehlopfer. Einerlei, ob man zuerst gesagt hat: als Sünd-Mehlopfer, und dann: als freiwilliges Mehlopfer, oder zuerst: als freiwilliges Mehlopfer, und dann: als Sünd-Mehlopfer, in beiden Fällen ist das Opfer untauglich."
+ ],
+ [
+ "oder ein Leidtragender. S. die Erklärung hierzu wie zu dem Folgenden Sebachim II, 1.",
+ "Hat man es mit der linken Hand. Dass die קמיצה mit der rechten Hand geschehen muss, wird daraus geschlossen, dass es (Lev. 9, 17) heisst: וימלא כפו ממנה, womit das Abheben des Komez gemeint ist. Daraus, dass es beim Aussätzigen (Lev. 14, 15) heisst: ויצק על כף הכהן השמאלית, sei zu entnehmen, dass unter כף ohne nähere Bestimmung stets die rechte Hand zu verstehen ist.",
+ "Man tue es wieder zurück und hebe noch einmal mit der rechten ab. Nach der Ausführung im Talmud (6 b) ist nach Ansicht des Ben Bethera auch in den vorher in der Mischna angeführten Fällen das Opfer tauglich, wenn man das unvorschriftsmässig abgehobene Komez wieder hineintut und durch einen dazu Tauglichen nochmals vorschriftsmässig abheben lässt.",
+ "Ist beim Abheben ein Steinchen oder ein Salzkorn. die in das Mehlopfer hineingefallen waren.",
+ "oder ein Stückchen. קורט = ein kleines Teilchen einer Sache, daher auch קורט דם = ein Tropfen Blut. קורט של לבונה, ein Körnchen von dem Weihrauch, der mit dem Mehlopfer dargebracht wurde. Vor dem Abheben des Komez musste der Priester den ganzen Weihrauch sorgfältig auf eine Seite bringen, damit beim Abheben kein Körnchen davon in seine Hand kam, dann den gesamten Weihrauch für sich ablesen, um ihn mit dem Komez zusammen auf dem Altar zu verbrennen.",
+ "Jedes Zuviel oder Zuwenig macht das Komez untauglich. da hier an dem Komez die dem Steinchen oder Körnchen entsprechende Menge von dem Mehlopfer fehlt.",
+ "Wenn man es gehäuft. Wenn man ein Gefäss über den Rand hinaus füllt, so heisst es מבורץ, das über den Rand Hinausgehende wird בירוץ oder בירוצין genannt. Man darf als Komez nur so viel abheben, wie in die geschlossene Hand hineingeht.",
+ "Wenn man nur mit den Spitzen der Finger abhebt. nur die Fingerspitzen umbiegt, so dass nur ein kleiner Hohlraum entsteht, anstatt die Finger über die ganze Handfläche auszustrecken.",
+ "Man streckt die Finger. nach der näheren Ausführung im Talmud (11a) nur die drei mittleren Finger, führt dann die Hand in das Mehl oder Backwerk hinein, so dass der Hohlraum zwischen Fingern und Handfläche sich füllt, hebt dann die Hand wieder heraus und streicht mit dem kleinen Finger unten und dem Daumen oben genau ab; das dann in der Hand Zurückbleibende ist das Komez."
+ ],
+ [
+ "Hat man zuviel. Zu jedem Zehntel Efa Mehl gehörte ein Log Öl (s. weiter IX, 3). Nach Raschi ist das Opfer untauglich sowohl, wenn man anstatt des einen vorgeschriebenen Masses zwei, also anstatt des einen Log für ein Zehntel zwei hineingetan hat, als auch, wenn man auch nur ein Weniges mehr als das vorgeschriebene Mass hineingetan hat; nach Maimon, ist es im letzteren Falle nicht untauglich, sondern nur dann, wenn man wenigstens das doppelte des vorgeschriebenen Masses hineingetan hat. Ist jedoch fremdes Öl zu dem Opfer hinzugekommen, sei es nicht-heiliges oder auch solches, das für ein anderes Opfer bestimmt war, so ist auch nach Maimon. das Opfer in jedem Falle untauglich (הלכות פסולי המוקדשין XI, 8 u. 9).",
+ "Öl oder zu wenig. wenn an dem vorgeschriebenen Masse auch ein noch so kleines Teilchen fehlt.",
+ "Öl oder za wenig Weihrauch. Das vorgeschriebene Quantum war eine Hand voll (קומץ), gleichviel, wie gross das Mehlopfer war (s. XIII, 3). Der Talmud bringt drei Ansichten: Nach R. Meïr ist das Opfer untauglich, wenn beim Darbringen auch nur ein Geringes an dem Komez fehlt, nach R. Jehuda ist das Opfer tauglich, wenn noch 2 Körner, und nach R. Simon, wenn selbst nur noch ein ganzes Korn vorhanden ist. Maimon, entscheidet wie R. Jehuda und erklärt deshalb das Opfer für tauglich, wenn man auch weniger als ein Komez, aber wenigstens 2 Körner, Weihrauch dazugetan hat. Hat man mehr als eine Hand voll Weihrauch genommen, so wird das Opfer dadurch nicht untauglich, hat man jedoch anstatt eine Hand voll zwei genommen, so ist das Opfer nach Raschi und Maimon, untauglich.",
+ "Wenn man das Komez von dem Mehlopfer abhebt. Die Mischna spricht hier nur vom Abheben des Komez, weil es die erste der 4 Opferhandlungen beim מנחה ist, dasselbe gilt aber, wie weiter aus der Mischna ersichtlich ist, auch für das Hineintun des Komez in das Dienstgefäss, das Hintragen und das Opfern desselben (s. oben Note 3).",
+ "das Zurückbleibende. das von den Priestern verzehrt wird (s. Lev. 2, 3).",
+ "ausserhalb. der עזרה. Das Verzehren der Mehlopfer war nur innerhalb der die עזרת ישראל abschliessenden Mauer erlaubt (Num. 18, 10).",
+ "oder soviel wie eine Olivengrösse. S. Sebachim II Note 26.",
+ "oder den Weihrauch. Hier fehlt der Zusatz „oder soviel wie eine Olivengrösse davon“, weil zuweilen der gesamte Weihrauch nicht so viel wie eine Olive ist (s. oben Note 23).",
+ "aber die Ausrottungsstrafe steht nicht darauf. wenn man von dem Zurückbleibenden (שירים) eines auf solche Weise untauglich gewordenen Mehlopfers gegessen hat. Die Begründung hierfür wie für alles Folgende bis zum Schluss des Abschnitts siehe Sebachim II, Note 36 ff. Die dort ausführlich besprochenen Bestimmungen über מחשבת חוץ לזמנו und מחשבת חוץ למקומו gelten ebenso wie für die Tieropfer auch für die Mehlopfer (s. Sebachim 44 a). Dem an den Altar zu sprengenden Blut bei den Tieropfern entspricht bei den Mehlopfern das Komez, das auf dem Altar verbrannt wurde, den Teilen der Tieropfer, die auf dem Altar geopfert wurden, der Weihrauch und dem Opferfleisch, das von den Priestern oder den Eigentümern verzehrt wurde, das nach Abhebung des Komez von den Mehlopfern Zurückbleibende, das von den Priestern verzehrt wurde. Entsprechend den 4 Opferhandlungen beim Tieropfer, bei denen eine vorschriftswidrige Absicht das Opfer untauglich bezw. verworfen macht, nämlich dem Schlachten, dem Auffangen, Hintragen und Sprengen des Blutes sind es auch beim Mehlopfer 4 Opferhandlungen, bei denen dies der Fall ist, nämlich : das Abheben des Komez, das Hineintun desselben in das Dienstgefäss, das Hintragen und das Verbrennen desselben auf dem Altar. Daraus ergibt sich alles Folgende.",
+ "das Zurückbleibende am folgenden Tage. Das Zurückbleibende durfte nur an dem Tage der Darbringung des Opfers und in der darauf folgenden Nacht gegessen werden (Sebachim VI, 1).",
+ "das Komez am folgenden Tage zu opfern. S. Sebachim II, Note 31.",
+ "oder soviel wie eine Olivengrösse davon am folgenden Tage zu opfern. S. dort Note 32.",
+ "das zum Essen bestimmt ist. S. dort Note 37.",
+ "ausserhalb seines Ortes zu opfern. nicht aber, wenn man die Absicht hatte, etwas, das zum Essen bestimmt, ausserhalb zu opfern, oder umgekehrt. Der Fall: etwas, das zum Opfern bestimmt ist, ausserhalb zu opfern, bezieht sich übrigens nur auf die drei ersten Opferhandlungen, wenn man das Komez mit der Absicht abhebt, in das Gefäss tut oder hinträgt, es selbst oder dem Weihrauch ausserhalb zu opfern; dagegen wird das Opfer nicht untauglich, wenn man das Komez opfert mit der Absicht, den Weihrauch ausserhalb zu opfern (אין חקטרת מפגלת הקטרת) (Talmud 17 a).",
+ "was es verwendbar macht. das Komez und der Weihrauch, nach deren Darbringung erst das Zurückbleibende gegessen werden darf (vgl. Sebachim II, Note 41).",
+ "[im Übrigen] nach Vorschrift dargebracht wird. S. dort Note 42.",
+ "wird nach Vorschrift dargebracht. Die Erklärung zu dem Folgenden bis zum Schluss des Abschnitts siehe Sebachim U, Noten 44—63."
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+ "[mit der Absicht] am folgenden Tage das Zurückbleibende zu essen oder das Komez zu opfern. wodurch nach I, 3 das Opfer פגול wird.",
+ "und die Ausrottungsstrafe tritt dabei nicht ein. R. Jose ist der Ansicht, dass das Opfer nur dann פגול wird, wenn man an einem מתיר, d. h. einem Teile des Opfers, durch dessen Darbringung erst ein anderer Teil desselben für seine Bestimmung verwendbar wird (s. Sebachim II, Note 41), wie hier beim Mehlopfer dem Komez, nach dessen Darbringung erst das Zurückbleibende von den Priestern verzehrt werden darf, eine der Opferhandlungen mit der Absicht ausgeführt hat, entweder dieses מתיר selbst oder etwas, was durch dieses מתיר erst für seine Bestimmung verwendbar wird (ניתר), ausser der Zeit darzubringen oder zu verzehren. Durch die beim Abheben des Komez ausgesprochene Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit zu opfern, wird dagegen das Opfer nicht פגול, weil dieser nicht erst durch die Darbringung des Komez für seine Bestimmung verwendbar wird, man vielmehr den Weihrauch opfern kann, auch bevor das Komez dargebracht worden ist (Talmud 18 b). Der Weihrauch ist kein ניתר, sondern vielmehr selbst ein מתיר, denn erst nach Darbringung des Komez und des Weihrauchs darf das Zurückbleibende von den Priestern verzehrt werden. Die bei Vornahme einer Opferhandlung an einem מתיר gehabte Absicht, ein anderes מתיר ausser der Zeit darzubringen, macht aber nach Ansicht des R. Jose das Opfer nicht פגול (אין מתיר מפגל את המתיר). Dass R. Jose hier das Opfer, wenn auch nicht für פגול, so doch für untauglich erklärt, beruht auch nur auf einer Verordnung der Weisen (גזירה מדרבנן; s. Talmud 14 b). Ed. pr. und Lowe lesen: פגול ואין בו כרת; der Ausdruck פגול wird zuweilen auch da gebraucht, wo keine Ausrottungsstrafe darauf steht.",
+ "Es ist verworfen und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. Auch die Weisen erkennen den allgemeinen Grundsatz an, dass durch die Absicht, ein anderes מתיר ausser der Zeit darzubringen, das Opfer nicht פגול wird. Trotzdem wird nach ihrer Ansicht hier das Opfer פגול, weil hier der Weihrauch gar nicht als ein anderes מתיר zu betrachten ist, da er von vornherein mit dem Komez in einem Gefäss dargebracht wird; beide sind deshalb als ein מתיר zu betrachten, und durch die beim Abheben des Komez gehabte Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit zu opfern, wird deshalb das Opfer ebenso פגול, als wenn man die Absicht gehabt hätte, das Komez selbst ausser der Zeit zu opfern.",
+ "Was ist hierbei anders als bei dem Schlachtopfer. Auch beim Schlachtopfer ist das Blut ein מתיר, nämlich für die Opferteile, die erst auf dem Altar dargebracht werden dürfen, nachdem das Blut gesprengt worden ist, und die Opferteile sind auch wieder ein מתיר, nämlich für das Fleisch, das erst gegessen werden darf, wenn die Opferteile dargebracht worden sind„, trotzdem ist das Opfer סגול, wenn man bei einer der Opferhandlungen an dem Blute die Absicht gehabt hat, die Opferteile, also ein anderes מתיר, ausser der Zeit darzubringen.",
+ "Bei dem Schlachtopfer sind das Blut und das Fleisch und die Opferstücke von Einem. sie hängen unter einander zusammen, durch das Blut werden die Opferteile verwendbar und durch diese wieder das Fleisch, die Opferteile sind daher in ihrem Verhältnis zu dem Opferfleisch wohl ein מתיר, aber in ihrem Verhältnis zum Blut sind sie doch das ניתר; deshalb macht die bei dem Blut gehabte Absicht, die Opferteile ausser der Zeit darzubringen, das Opfer פגול. Der Weihrauch dagegen steht zu dem Komez gar nicht in dem Verhältnis eines ניתר zum מתיר, sondern er ist wie das Komez selbst nur ein מתיר, deshalb wird durch die beim Abheben des Komez gehabte Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit darzubringen, das Opfer nicht פגול.",
+ "der Weihrauch aber ist nicht von dem Mehlopfer. Die Worte ולבונה אינה מן המנחה bedeuten nach dem Talmud: Die Verwendung des Weihrauchs ist nicht wie die des zurückbleibenden Teiles des Mehlopfers von der Darbringung des Komez abhängig; das Zurückbleibende darf erst gegessen werden, nachdem das Komez dargebracht worden ist, der Weihrauch dagegen darf geopfert werden, auch wenn das Komez noch nicht dargebracht worden ist. Maim, und Barten, erklären אינה מן המנחה = אינה ממין המנחה, der Weihrauch ist nicht von derselben Art wie das Mehl; Opferteile und Blut sind beide Teile des Opfertieres, deshalb wird durch die beim Blut gehabte Absicht, die Opferteile ausser der Zeit darzubringen, das Opfer פגול; durch die beim Komez Mehl oder Backwerk gehabte Absicht, den Weihrauch ausser der Zeit darzubringen, wird dagegen das Opfer nicht פגול. Auch diese Erklärung wird im Talmud gebracht, dort aber von Resch Lakisch zurückgewiesen."
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+ "Hat man die beiden Lämmer. welche am Wochenfeste als Friedensopfer dargebracht wurden (Lev. 28, 19). Diese beiden Lämmer gehörten zu den beiden Erstlingsbroten des Wochenfestes; bei der vorgeschriebenen Opferhandlung der Schwingung wurden Lämmer und Brote neben einander gehalten und so mit beiden zusammen die Schwingung ausgeführt (Lev. 23 20). Die Brote standen zu den Lämmern in dem Verhältnis eines ניתר zum מתיר, erst mussten die Lämmer dargebracht sein, dann erst durften die Brote von den Priestern gegessen werden.",
+ "[mit der Absicht] eines von den Broten am folgenden Tage. Wie alle Mehlopfer durften auch die beiden Brote nur an demselben Tage und in der darauf folgenden Nacht gegessen werden (s. 8ebachim VI, 1).",
+ "hat man die beiden Schalen. Zu jeder der beiden Schichten von Broten, welche an jedem Sabbat frisch auf den heiligen Tisch gelegt wurden, gehörte eine Schale Weihrauch (Lev. 24, 7). Nachdem Brote und Weihrauch bis zum folgenden Sabbat auf dem Tische gelegen hatten, wurde der Weihrauch geopfert, und dann erst durften die Brote von den Priestern gegessen werden; der Weihrauch war also das מתיר für die Brote.",
+ "[mit der Absicht] eine von den Schichten am folgenden Tage. Die Brote werden (Lev. 24, 9) als Hochheiliges bezeichnet, durften deshalb wie dieses nur an demselben Tage und in der darauf folgenden Nacht gegessen werden.",
+ "dabei tritt aber die Ausrottungsstrafe nicht ein. Jedes der beiden Brote am Wochenfeste und ebenso jede der beiden Schichten von Schaubroten bildet eine Einheit für sich, die Absicht, von einem der beiden ausser der Zeit etwas zu essen, macht darum den anderen Teil noch nicht zu פגול : dass trotzdem auch der andere Teil als untauglich betrachtet wird und nicht gegessen werden darf, beruht nur auf einer Erschwerung der Weisen (s. oben Note 2).",
+ "Das eine wie das andere ist verworfen und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. Die Schrift nennt (Lev. 23, 17) die beiden Brote: לחם תנופה das „Brot der Schwingung“, deshalb sind beide Brote und ebenso die beiden Schichten Schaubrote (s. Tosafot 14 b) als ein zusammengehöriges Opfer zu betrachten, und macht deshalb die Absicht, etwas von dem einen Teile ausser der Zeit zu essen, auch alles Übrige zu פגול.",
+ "Ist eines von den Broten oder eine von den Schichten unrein geworden. bevor das Blut von den Lämmern gesprengt worden bezw. der Weihrauch geopfert worden ist; ist dagegen die Verunreinigung erst nachher eingetreten, so darf auch nach Ansicht des R. Jehuda das rein gebliebene gegessen werden (Talmud).",
+ "Jehuda. Ed. pr., Venet. 1606 und Lowe lesen: ר׳ יוסי.",
+ "weil ein Gemeindeopfer nicht geteilt werden darf. ist deshalb, wie hier, ein Teil davon zum Essen untauglich geworden, so darf auch der andere Teil nicht gegessen werden.",
+ "das reine dagegen wird gegessen. Den Grundsatz אין קרבן צבור חלוק, den R. Jehuda ohne weitere Begründung als Überlieferung von seinen Lehrern anführt, erkennen die Weisen hier nicht an (siehe dagegen Pesachim 69 a und b)."
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+ "Das Dankopfer macht das Brot. Die Brote, welche als Beigabe zum Dankopfer dargebracht wurden (s. Lev. 7, 12, 13).",
+ "das Brot aber macht das Dankopfer nicht verworfen. Der Hauptteil des Opfers ist das Opfertier, die Brote sind nur eine Zugabe, was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass die Brote erst durch das Schlachten des Opfertieres heilig werden, so dass sie von da an selbst gegen Erstattung des Geldwertes nicht mehr zu profanen Zwecken verwendet werden dürfen. Ist deshalb das Opfertier פגול geworden, so sind auch die Brote פגול, nicht aber umgekehrt.",
+ "[mit der Absicht] etwas von ihm am folgenden Tage zu essen. oder erst am folgenden Tage das Blut zu sprengen oder die Opferteile darzubringen.",
+ "Die Lämmer. S. oben Note 7. Auch hier bilden die Lämmer den Hauptteil des Opfere, erst durch das Schlachten der Lämmer werden auch die Brote heilig.",
+ "[mit der Absicht] davon am folgenden Tage zu essen. S. Note 18."
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+ "Das Schlachtopfer macht die Giessopfer. Unter dem Ausdrucke נסבים sind nicht nur Weinopfer, sondern die Weinopfer und Mehlopfer zu verstehen, welche als Zugabe zu den meisten Tieropfern vorgeschrieben waren (s. Sebach. IV Note 18).",
+ "wenn sie durch das Gefäss bereits geheiligt worden sind. Weinopfer und Mehlopfer, die in einem heiligen Gefässe dargebracht wurden, wurden erst durch das Hineintun in das heilige Gefäss heilig (s. weiter VII, Note 28).",
+ "nach der Ansicht des R. Meïr. S. Sebachim IV, 3; dort vertritt R. Meïr die Ansicht, dass für die mit Tieropfern zusammen dargebrachten Mehl- und Weinopfer das Blut des Tieropfers das מתיר ist. Nach Ansicht der Weisen dagegen gehören solche Mehl- und Weinopfer zu den Dingen, die gar kein מתיר haben, die Bestimmungen über פגול gelten aber nur für solche Opferteile, die erst durch ein Anderes, durch ein מתיר, verwendbar gemacht werden (s. dort Note 12)."
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+ "Wenn man beim Komez. das heisst nach Raschi und Bartenura: beim Darbringen des Komez, man hat das Komez mit der Absicht dargebracht, von dem Zurückbleibenden am folgenden Tage zu essen, beim Darbringen des Weihrauchs hat man diese Absicht aber nicht gehabt. Maimon, dagegen erklärt: beim Abheben des Komez, man hat beim Abheben des Komez eine das Opfer verworfen machende Absicht gehabt, nicht aber beim Ablesen des Weihrauchs; nach Maimon, gehört auch das Ablesen des Weihrauchs (s. I, Not. 15) zu der Opferhandlung der קמיצה.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. obgleich das von dem Opfer Zurückbleibende erst verzehrt werden darf, nachdem sowohl das Komez wie auch der Weihrauch geopfert worden sind, beide zusammen also erst das Zurückbleibende verwendbar machen, weil nach Ansicht des R. Meïr es nicht nötig ist, dass man das ganze מתיר mit der das Opfer verworfen machenden Absicht dargebracht bezw. abgehoben hat, sondern das Opfer schon פגול wird, wenn man diese Absicht auch nur bei dem einen Teile, bei dem Komez oder bei dem Weihrauch, gehabt hat (מפגלין בחצי מתיר).",
+ "wenn man die Absicht bei allem [das Opfer] verwendbar Machenden gehabt hat. hat man aber die das Opfer verworfen machende Absicht nur bei einem Teile des מתיר gehabt, so wird dadurch das Opfer nicht פגול (אין מפגלין בחצי מתיר); es tritt darum in diesem Falle die Ausrottungsstrafe nicht ein, wenn man von dem Zurückbleibenden gegessen hat, als untauglich (פסול) wird aber das Opfer trotzdem betrachtet und das Zurückbleibende darf nicht gegessen werden (Talmud 14 b).",
+ "Beim Sünd-Mehlopfer und beim Eifersuchts-Mehlopfer. Bei diesen beiden Opfern fehlte der Weihrauch (s. Lev. 5, 11; Num. 5, 15).",
+ "Wenn man eines von den Lämmern. S. oben Note 7.",
+ "oder eine von den Schalen. S. oben Note 9.",
+ "[mit der Absicht] die beiden Schichten. d. h. etwas von den beiden Broten oder von den beiden Schichten.",
+ "wenn man die Absicht bei allem [das Opfer] verwendbar Machenden. das sind die beiden Lämmer bezw. die beiden Schalen Weihrauch; auch in diesen Fällen ist aber das Opfer auch nach Ansicht der Weisen dennoch פסול (s. Note 26).",
+ "das andere dagegen tauglich. Jedes der beiden Lämmer ist ein Opfer für sich, darum wird dadurch, dass das eine mit der Absicht geschlachtet worden ist, etwas davon am folgenden Tage zu essen, die Tauglichkeit des anderen nicht beeinträchtigt.",
+ "so sind beide tauglich. weil durch die bei Vornahme einer Opferhandlung an dem einen Teile des מתיר gehabte Absicht, bei dem anderen Teile desselben gegen die Vorschrift zu verstossen, keines von beiden untauglich wird (s. oben Note 2)."
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+ "Wenn man das Komez von dem Mehlopfer abhebt. S. I Note 3.",
+ "das nicht zum Essen bestimmt ist. das ist das Komez selbst oder der Weihrauch, die nicht gegessen, sondern geopfert wurden.",
+ "davon zu essen. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "davon zu opfern. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "Elieser erklärt es für untauglich. die Ansicht des R. Elieser wird im Talmud (17 a) folgendermassen begründet: Da der Grundsatz, dass sowohl die Absicht, etwas von dem, was zum Essen bestimmt ist, ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu essen, als auch die Absicht, etwas von dem, was bestimmt ist, auf dem Altar verbrannt zu werden, ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu opfern, das Opfer סגול resp. פסול macht, aus der doppelten Setzung des Wortes אכל in dem Schriftvers (Lev. 7, 18): ואם האכל יאכל geschlossen wird (s. Sebachim II, Note 36), demnach auch das Verbrennen des zu Opfernden auf dem Altare unter den Begriff אכילה fällt, so ist es gleich, ob die Absicht, etwas ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu essen, auf das zum Essen oder zum Opfern Bestimmte gerichtet war, und ebenso, ob die Absicht, etwas ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes zu opfern, auf das zum Opfern oder auf das zum Essen Bestimmte gerichtet war, in allen Fällen ist das Opfer untauglich. Ob nach R. Elieser das Opfer nur untauglich oder auch פגול wird, darüber siehe die Controverse im Talmud.",
+ "weniger als eine Olivengrösse. Es gilt als Grundsatz, dass überall, wo in der Schrift etwas zu essen geboten oder verboten wird, stets damit zunächst etwas von wenigstens Olivengrösse gemeint ist (אין אכילה פחות מכזית). Da auch das Opfern auf dem Altar ein Verzehren oder Verzehrt werden durch das Feuer (אכילת מזבח) genannt wird (s. die vorhergehende Note), so gilt auch hierfür der gleiche Grundsatz: אין הקטרה פחות מכזית, dass, wenn nran etwas, das weniger gross als eine Olive ist, auf dem Altar verbrennt, dies gar nicht als eine הקטרה gilt. Auszunehmen ist hierbei aber wohl das Opfern des Weihrauchs nach den Ansichten des R. Jehuda und des R. Simon, die entscheiden, dass das Darbringen des Weihrauchs als ausgeführt gilt, wenn man auch nur ein oder zwei Körnchen davon auf dem Altar geopfert hat (s. I Note 23).",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. jedoch nur dann nicht, wenn man beim Aussprechen der Absicht den Ausdruck להקטיר gebraucht hat; hat man jedoch auch für das Opfern auf dem Altar den Ausdruck אכילה, durch’s Feuer verzehren lassen, gebraucht, so zählen die beiden halben Olivengrössen zusammen, da man ja die Absicht ausgesprochen hat, dass beide, also zusammen eine ganze Olivengrösse, vorschriftswidrig verzehrt werden sollen (Sebachim 31 a). Die Mischna wiederholt hier den bereits am Schluss von Mischna I, 4 ausgesprochenen Grundsatz, um ihn, als einen allgemein anerkannten, zu kennzeichnen, dem auch R. Elieser zustimmt."
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+ "Hat man nicht aufgegossen. Öl auf das Mehlopfer, bei solchen Mehlopfern, bei denen das Aufgiessen des Öls vorgeschrieben ist (s. weiter VII, 3). Im Talmud wird ausgeführt, dass nicht gemeint ist, dass das Aufgiessen des Öls überhaupt unterblieben ist, denn in diesem Falle wäre das Opfer untauglich, sondern wenn das Aufgiessen nicht durch einen Priester ausgeführt worden ist, sondern durch einen Nichtpriester. Das Aufgiessen des Öls muss nicht durch einen Priester geschehen, da es (Lev. 2, 1) heisst: „er giesse darauf Öl und lege darauf Weihrauch“ und dann erst „er bringe es zu den Söhnen Ahrons, den Priestern, und man hebe dann eine Handvoll ab“, die Tätigkeit der Priester braucht also erst mit dem Abheben des Komez zu beginnen מקמיצה ואילך מצות כהונה).",
+ "nicht gemengt. das Öl mit dem Mehl, bei solchen Opfern, bei denen es heisst: בלולה בשמן gemengt mit Öl. Hier ist es nach der Überlieferung nicht unbedingt erforderlich, dass das Vermengen des Öls mit dein Mehl als eine besondere Handlung ausgeführt wird — wie ja auch eine solche in der Schrift nirgends ausdrücklich vorgeschrieben wird, es vielmehr immer nur heisst, dass das Opfer mit Öl vermengt sein soll (Tosafot 18 b) — es soll nur so viel Öl zu dem Mehl hinzugetan werden, dass es genügt, um das Mehl damit zu mengen (כל הראוי לבילה אין בילה מעכבת בו). Hier meint also die Mischna: hat man das Öl mit dem Mehl gar nicht vermengt.",
+ "nicht zerkleinert. die gekochten oder gebackenen Mehlopfer, die vor dem Abheben des Komez in kleine Stücke zerbrochen wurden, siehe das Nähere weiter VI, 4. Raschi und Bartenura weisen darauf hin, dass nur gemeint sein kann, man hat nur so viel von dem Opfer zerkleinert, als zum Abheben des Komez nötig ist, das Übrige aber unzerkleinert gelassen.",
+ "nicht gesalzen. S. Lev. 2, 13. Das Hinzutun von Salz war nur für das Komez und den Weihrauch vorgeschrieben, die auf dem Altar geopfert wurden, nicht aber für das ganze Opfer (s. Talmud 20 a). Nach Bartenura und Tosfot Jomtob meint die Mischna: wenn man nur diese Teile gesalzen hat, das übrige Opfer aber nicht. Dagegen wird geltend gemacht, dass das selbstverständlich wäre, da das übrige Opfer ja gar nicht gesalzen zu werden braucht. Maimon, im פירוש המשניות und ebenso Tiferet Jisrael erklären deshalb wie oben das לא יצק, wenn das Salzen nicht durch einen Priester ausgeführt worden ist, sondern durch einen Nichtpriester. Auch diese Erklärung ist schwierig, da das Salzen eine für die Tauglichkeit des Opfers unbedingt erforderliche Opferhandlung ist, die nicht durch einen Nichtpriester ausgefübrt werden darf, da sie erst nach dem Abheben des Komez vorgenommen wird (s. oben Note 7); wenn eine solche Opferhandlung trotzdem durch einen Nichtpriester vorgenommen wird, so wird das Opfer dadurch untauglich (s. Maimon. הלכות ביאת מקדש IX, 1 u. 5; vgl. dagegen הלכות פסולי המוקדשין XI, 6). R. Akiba Eger erklärt, dass die Mischna meint, man hat überhaupt nicht, auch das Komez nicht, gesalzen; trotzdem erklärt der Tanna das Opfer für tauglich gegen die im Talmud ausgesprochene und begründete Ansicht, dass das Salzen zu denjenigen Opferhandlungen gehört, durch deren Unterlassung das Opfer untauglich wird.",
+ "keine Schwingung gemacht. mit dem Omeropfer (Lev. 23, 11) oder dem Eifersuchts-Mehlopfer (Num. 5, 25).",
+ "nicht herangebracht. Das Heranbringen des Opfers an die Südwest-Ecke des Altars vor dem Abheben des Komez, das für alle Mehlopfer als besondere Opferhandlung vorgeschrieben war (s. Lev. 2, 8 u. 6, 7).",
+ "oder in zu grosse Brocken zerbrochen. Der Talmud bringt zwei Erklärungen für פתים מרובות; nach der einen heisst es zu grosse Brocken, man hat das Opfer nicht genügend zerkleinert, nach der anderen heisst es zu viele Brocken, man hat es mehr als vorgeschrieben zerkleinert (s. weiter VI, 4).",
+ "oder nicht bestrichen. Die Fladen, die nicht mit Öl vermengt, sondern nur nach dem Backen damit bestrichen wurden (Lev. 7, 12).",
+ "ist es tauglich. Untauglich wird ein Mehlopfer nur durch Unterlassung einer solchen Opferhandlung, bei der die Schrift dieses durch eine sonst unnötige Wiederholung des Gebotes oder einen besonderen, darauf hinweisenden Ausdruck besonders angedeutet hat (Talmud 19 a u. b).",
+ "mit einem Priester-Mehlopfer. Nach Lev. 6, 16 wurden alle von einem Priester dargebrachten Mehlopfer ganz auf dem Altar verbrannt, das ganze Opfer trat also hier an die Stelle des Komez bei den anderen Opfern.",
+ "mit dem Mehlopfer des gesalbten Priesters. Der Hohepriester — an der betreffenden Stelle (Lev. 6, 15) wird er der Priester, der an seiner (Ahrons) Stelle von seinen Söhnen gesalbt wird, genannt — hatte täglich ein Mehlopfer zur Hälfte morgens und zur Hälfte abends darzubringen, das ebenfalls ganz auf dem Altar verbrannt wurde.",
+ "mit einem zum Giessopfer gehörenden Mehlopfer. Zu den meisten Tieropfern (s. weiter IX, 6) wurden auch Mehl- und Weinopfer als Zugaben dargebracht, diese Mehlopfer werden zum Unterschiede von den Mehlopfern, die als besondere Opfer für sich dargebracht wurden, מנחות נסכים genannt; sie wurden ebenfalls ganz auf dem Altar verbrannt.",
+ "ist es tauglich. Da auch das, womit das Komez sich vermischt hat, ganz für den Altar bestimmt ist, so wird beides zusammen auf dem Altar verbrannt. Das Komez geht nicht in dem Mehlopfer, in das es hineingeraten ist, auf, sondern behält seine Selbständigkeit trotz der Vermischung, nach der Ansicht des R. Jehuda, weil Gleichartiges, wenn es mit einander sich vermischt, niemals in einander aufgeht (מין במינו לא בטל), nach der Ansicht der Weisen, weil Alles, was für den Altar bestimmt ist, wenn es mit eben solchem sich vermischt, nicht darin aufgeht (עולין אין מבטלים זח את זה ; vgl. Sebach. VIII Noten 63 und 82).",
+ "weil bei ihm. dem Komez des gewöhnlichen Mehlopfers.",
+ "die Mengung dick. ein Zehntel Efa Mehl mit nur einem Log Öl.",
+ "bei jenen die Mengung dünn. beim Mehlopfer des Hohenpriesters ein Zehntel Efa Mehl mit 3 Log Öl, bei den Zugabe Opfern zu den Tieropfern ein Zehntel Efa Mehl mit 3 Log Öl bei einem Schaf, 2 Zehntel mit 4 Log Öl bei einem Widder und 3 Zehntel mit 6 Log Öl bei einem Stier.",
+ "und sie deshalb von einander anziehen. In das mit verhältnismässig weniger Öl getränkte Komez dringt Öl von dem reichlicher damit getränkten Mehlopfer ein. Nach dem Grundsatze עולין אין מבטלים זה את זה (s. Note 20) geht dieses Öl nicht in dem Komez auf, sondern es bleibt, was es gewesen ist; wird die Mischung, wie sie ist, auf dem Altar verbrannt, so ist deshalb sowohl das Komez wie das Mehlopfer nach Ansicht der Weisen nach Vorschrift dargebracht. Nach R. Jehuda aber, der diesen Grundsatz nicht anerkennt, geht das Öl in dem Komez auf — denn, wenn R. Jehuda auch der Ansicht ist, dass Gleichartiges, wenn es mit einander sich vermischt, nicht in einander aufgeht, und hier in dem Komez ja auch Öl enthalten ist, so lässt er diesen Grundsatz doch nur für den Fall gelten, wenn Gleichartiges mit nur Gleichartigem sich vermischt, nicht aber, wenn wie hier Gleichartiges mit Gleichartigem und Ungleichartigem, Öl mit Mehl und Öl, sich vermischt, in diesem Falle geht vielmehr das Öl in dem ihm ungleichartigen Mehl auf, da doch anzunehmen ist, dass das Mehl des Komez mehr ist als das eingedrungene Öl, — das Öl wird dadurch zu einem Bestandteile des Komez (vgl. dagegen Raschi zu Talmud 23 b v. לימא). Bringt man nun auch das Ganze zusammen auf dem Altar dar, so ist doch weder das Komez vorschriftsmässig dargebracht, da es zu viel Öl enthält (s. oben I Note 21), noch auch das Mehlopfer, da dieses wieder zu wenig Öl enthält (s. dort Note 22); so erklären Raschi und Tosafot die Mischna. Bartenura dagegen erklärt: das Komez nimmt von dem Öl des Mehlopfers so viel in sich auf, dass dieses schliesslich mehr wird als das in dem Komez enthaltene Mehl und darum das Mehl des Komez in dem Öl aufgeht, so dass es als gar nicht mehr vorhanden zu betrachten ist (s. die oben angeführte Stelle in Raschi). Es ist deshalb nur das Opfer, von welchem das Komez abgehoben worden ist, untauglich, weil das Komez nicht mehr, wie vorgeschrieben, dargebracht werden kann, nicht aber das Opfer, mit dem das Komez sich vermischt hat. Was den Einwand betrifft, dass das in dem Komez enthalten gewesene Öl, das doch in das eingedrungene Öl als mit ihm gleichartig nicht aufgehen kann, nun zu dem Mehlopfer hinzukommt und dadurch dieses auch untauglich werden müsste, weil es nun zu viel Öl enthält, siehe Bartenura und Tosfot Jomtob zur Stelle."
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+ "und man kann noch das Komez von dem einen für sich und von dem anderen für sich gesondert abheben. es ist von jedem der beiden noch ein Teil übrig geblieben, der sich nicht mit dem anderen vermischt hat und von dem man das Komez abheben kann.",
+ "so sind sie tauglich. Beide Opfer sind tauglich, obwohl sie teilweise mit einander sich vermischt haben, geht das, was sich vermischt hat, von dem einen nicht in dem anderen auf, selbst nachdem man von dem einen das Komez abgehoben hat und dieses dadurch zu שירים geworden ist, weil, wie im Talmud (23 b) als Grundsatz aufgestellt und aus dem Schriftvers (Lev. 2, 11) begründet wird, auch der Teil des Opfers, der nicht geopfert wird, das Zurückbleibende (שירים), hierin dem Komez gleichsteht, dass ebenso wie ein Komez im anderen (vgl. Note 19), so auch ein Komez oder ein Opfer, von dem das Komez noch nicht abgehoben worden ist, wenn es mit Zurückbleibendem sich vermengt hat, nicht darin aufgeht.",
+ "so darf man es nicht opfern. Man darf nicht das ganze Mehlopfer mit dem hineingeratenen fremden Komez opfern, damit dadurch wenigstens das Opfer, von dem dieses Komez abgehoben worden ist, tauglich wird, da ja das ganze Mehlopfer nicht auf den Altar gehört, sondern nur das Komez, das man davon hätte ab heben müssen, das man aber hier nicht abheben kann, weil man immer zu befürchten hat, dass in dem, was man abhebt, etwas von dem fremden Komez enthalten ist.",
+ "den Eigentümern angerechnet. da doch das Komez jedenfalls dargebracht worden ist.",
+ "wird den Eigentümern nicht angerechnet. weil ein Mehlopfer erst als dargebracht gilt, wenn das Komez davon auf dem Altar geopfert worden ist, hier aber gar kein Komez abgehoben worden ist.",
+ "so darf man es nicht opfern. In dem vorhergehenden Falle wird wenigstens kein direktes Verbot übertreten, wenn man das Ganze auf dem Altar opfert, (s. Raschi zu 22 a v. לא יקטיר), weil von dem Menlopfer noch kein Komez abgehoben worden ist, es deshalb noch kein שירים geworden ist; was aber einmal שירים geworden ist, das darf überhaupt nicht auf dem Altar geopfert werden. Es wird dies aus Lev. 2, 11 geschlossen, indem der Satz: כי כל שאיר וכל דבש לא תקטירו ממנו אשה רה׳ von der Tradition dahin ausgelegt wird, dass, ebenso wie aller Sauerteig und aller Honig, so auch alles dasjenige nicht geopfert werden darf, wovon das Feueropfer dem Ewigen bereits dargebracht oder abgesondert worden ist (כל שממנו אשה לה׳).",
+ "wird es den Eigentümern angerechnet. da doch das Komez jedenfalls dargebracht worden ist.",
+ "so macht die Priesterbinde es wohlgefällig. Der Stirnbinde des Hohenpriesters wohnte nach dem Wortlaute der Schrift die Kraft inne, einen den Opfern anhaftenden Makel aufzuheben (Exod. 28, 38: ונשא אהרן את עין הקדשים). Diese Wirkung erstreckt sich nach der Überlieferung jedoch nur auf den Makel der Unreinheit, sie hat zur Folge, dass das Opfer als vollzogen gilt und durch kein anderes ersetzt zu werden braucht.",
+ "ist es [aus dem Heiligtum] hinausgekommen. und dadurch untauglich geworden."
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+ "Elieser tauglich. R. Elieser ist der Ansicht, dass bei einem Tieropfer das Blut gesprengt wird, wenn auch das Fleisch unrein geworden oder nicht mehr vorhanden ist (Pesachim 77a); dementsprechend kann auch hier das Komez dargebracht werden, wenn auch das Zurückbleibende unrein geworden oder nicht mehr vorhanden ist.",
+ "Josua. der dort die entgegengesetzte Ansicht vertritt.",
+ "untauglich. das Komez darf nicht dargebracht werden, und das Opfer gilt deshalb als nicht vollzogen. Auch nach R. Josua ist dieses jedoch nur der Fall, wenn das Zurückbleibende vollständig unrein geworden oder nichts mehr davon vorhanden ist. Ist jedoch so viel wie eine Olivengrösse davon noch vorhanden bezw. rein geblieben, so kann das Komez dargebracht werden; das Zurückgebliebene darf jedoch trotzdem nicht gegessen werden (Talmud 9 a u. b). Ist das Opfer ein Gemeindeopfer, so ist es tauglich, selbst wenn das gesamte Zurückbleibende unrein geworden ist (Pesachim 78 a). Nach Maimon. (הלכות פסולי המוקדשין XI, 20) will das פסולת des R. Josua nur besagen, dass das Komez nicht dargebracht werden soll (לכתחלה), ist es aber trotzdem dargebracht worden, so gilt das Opfer als vollzogen (vgl. dagegen ibid. I, 31); nach R. Akiba Eger trifft dieses nur für das unrein Gewordene zu, ist aber das Zurückbleibende gar nicht mehr vorhanden, so ist das Opfer untauglich, selbst wenn das Komez trotzdem dargebracht worden ist.",
+ "Ist es nicht in ein Dienstgefäss getan worden. Wenn das Mehlopfer von Anfang an nicht in ein heiliges Gefäss getan oder das Komez, das man von dem in einem heiligen Gefäss befindlichen Mehlopfer abgehoben hat, nicht in ein heiliges Gefäss getan worden ist, oder nicht in einem solchen auf den Altar gebracht worden ist (so Maim. הלנות פסולי המוקדשין XI, 6).",
+ "Josua erklärt es für tauglich. Nach Maim, im פירוש המשניות erklärt R. Josua in allen diesen Fällen das Opfer für tauglich; nach Raschi und Bartenura nur in dem letzten Falle, wenn man das Komez nicht in einem heiligen Gefäss, sondern mit der blossen Hand auf dem Altar dargebracht hat, und zwar mit der rechten Hand, da als Begründung für die Ansicht des R. Josua angeführt wird, dass in dem Schriftvers Lev. 6, 10 das Mehlopfer dem Sündopfer gleichgestellt wird, und bei diesem auch das Blut mit dem Finger der rechten Hand an den Altar gestrichen wird (s. Sebachim V Note 26).",
+ "ist es tauglich. weil ein Komez immer mindestens so viel wie 2 Olivengrössen enthält, jedes Mal also wenigstens soviel wie eine Olivengrösse geopfert worden ist (s. oben Note 6). Enthält das Komez mehr als zwei Olivengrössen, so darf es auch in mehr als 2 Teilen geopfert werden, es mass nur jedes Mal wenigstens so viel wie eine Olivengrösse geopfert werden."
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+ "Beim Komez hindert ein Weniges das Ganze. wörtlich: der geringere Teil hindert den grösseren Teil, d. h., wenn auch das Komez zum grösseren Teile abgehoben bezw. dargebracht worden ist, so hindert dennoch das Wenige, das an dem Ganzen fehlt, die Tauglichkeit des Opfers. Ebenso ist auch das מעכב in den folgenden Aussprüchen zu verstehen. Alle diese Bestimmungen beruhen auf mündlicher Überlieferung, die aber im Talmud durch Ableitung aus dem Schriftwort noch gestützt wird (Maim, im פירוש המשניות).",
+ "beim Zehntel. dem Zehntel Efa Mehl, das für die meisten Mehlopfer vorgeschrieben war; dasselbe gilt natürlich auch für die Opfer, für die mehrere Zehntel vorgeschrieben waren.",
+ "beim Wein. der als Zugabeopfer zu den meisten Tieropfern vorgeschrieben war oder der als freiwilliges Opfer für sich dargebracht wurde. (s. weiter XIII, 6).",
+ "beim Öl. das zu fast allen Mehlopfern gehörte oder als freiwilliges Opfer für sich dargebracht wurde.",
+ "das Mehl und das Öl. die zu einem Mehlopfer gehören."
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+ [
+ "Die beiden Böcke am Versöhnungstage. von denen der eine geopfert, der andere in die Wüste geschickt wurde.",
+ "die beiden Lämmer am Wochenfeste. s II Note 7.",
+ "die beiden Brote. die beiden Erstlingsbrote am Wochenfeste (s. ebendort).",
+ "die beiden Schichten [der Schaubrote. die an jedem Sabbat frisch auf den Tisch 1m Heiligtum gelegt wurden.",
+ "die beiden Schalen [Weihrauch. die neben die Brote gestellt wurden.",
+ "die Schichten und die Schalen hindern die einen die anderen. die Brote dürfen nicht ohne den Weihrauch und der Weihrauch nicht ohne die Brote auf den Tisch gelegt werden.",
+ "die beiden Arten beim Nasir. die ungesäuerten Kuchen und die ungesäuerten Fladen (Num. 6, 15).",
+ "die drei bei der roten Kuh. Zedernbolz, Ysop und karmesinrote Wolle (Num. 19, 6).",
+ "die vier beim Dankopfer. die ungesäuerten Kuchen, die ungesäuerten Fladen, die aus wohlgetränktem Kernmehl bereiteten Kuchen und die gesäuerten Kuchen (Lev. 7, 12. 13).",
+ "die vier beim Lulab. Etrog, Palmzweig, Myrthen und Bachweiden (Lev. 23, 40); nur wenn man alle vier zusammen oder selbst nach einander in die Hand genommen hat, hat man das Gebot erfüllt.",
+ "die vier beim Aussätzigen. Zedernholz, Ysop, karmesinrote Wolle und die beiden lebendigen Vögel (Lev. 14, 6).",
+ "die sieben Sprengungen bei der roten Kuh. Num. 19, 4.",
+ "die sieben Sprengungen zwischen den Stangen. mit dem Blut des Stieres und dem Blut des Bockes am Versöhnungstage (Lev. 16, 14. 15; vgl. Sebachim V, 1).",
+ "und die auf den goldenen Altar. s. Sebachim V, 1 u. 2."
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+ [
+ "Die sieben Arme des Leuchters hindern einer den anderen. die 6 Arme und der Mittelschaft; wenn einer davon an dem Leuchter fehlt, ist derselbe im Heiligtume nicht zu gebrauchen.",
+ "seine sieben Lampen. die Schalen, in welche das Öl gegossen wurde.",
+ "die beiden Abschnitte auf der Mesusa. מזוזה = Türpfoste, die gebräuchliche Bezeichnung für die Pfostenschrift, das sind die beiden Schriftabschnitte Deut. 6, 4—8 und 11, 18—21, die auf einen Pergamentstreifen geschrieben an die Türpfosten angeschlagen werden.",
+ "und selbst ein Schriftzug. כתב = Schrift, hier ist damit die Form der einzelnen Buchstaben gemeint (vgl. Abot V, 6). Nach der Erklärung im Talmud ist selbst, wenn nur ein Buchstabe an einen anderen anrührt, die Mesusa unbrauchbar.",
+ "die vier Abschnitte in den Tefillin. die Abschnitte Exod. 13, 1—10 und 11—16, Deut. 6, 4-8 und 11, 13—21, die, auf Pergamentsreifen geschrieben, in lederne Gehäuse getan und so auf Arm und Kopf gelegt werden; תפלין ist der Name, durch welchen in der aramäischen Übersetzung das von der Schrift gebrauchte Wort טוטפת wiedergegeben wird.",
+ "und selbst die Schrift eines Buchstaben hindert. Das Gleiche wie für Mesusa und Tefillin gilt auch für die Schrift auf den Torarollen.",
+ "die vier Schaufäden. Num. 15, 38. Aus Deut. 22, 12 ergibt sich, dass nur ein Gewand, das 4 Ecken hat, zizitpflichtig ist; hat es nur 3 Ecken, ist es nicht zizitpflichtig, hat es mehr als 4 Ecken, so brauchen doch nur 4 derselben mit Zizit versehen zu werden.",
+ "denn alle vier gehören zu einem Gebote. das Gebot gilt erst als erfüllt, wenn die 4 Zizit an den 4 Ecken befestigt sind.",
+ "Die vier sind vier Gebote. die Befestigung der Zizit an jeder der vier Ecken ist ein Gebot für sich, getragen darf das Gewand aber auch nach Ansicht des R. Ismael nur werden, wenn die Zizit an allen 4 Ecken befestigt sind. Welche Folgerungen aus der abweichenden Ansicht des R. Ismael für die religiöse Praxis sich ergeben, s. Talmud 37 b."
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+ "Das Himmelblaue hindert nicht das Weisse. Aus der Mehrzahl גדילים (Deut. 22, 12) wird im Talmud (39 b) die Bestimmung abgeleitet, dass die Schaufäden an jeder Ecke des Gewandes aus 4 Fäden bestehen müssen, welche durch ein Loch hindurchgezogen werden und so in 8 Enden herabhängen. Nach Num. 15, 88 soll zu den Schaufäden auch ein Faden von himmel- blauer Farbe genommen werden. Nach Maim. הלכות ציצת I, 6 ist deshalb einer der 4 Fäden zur Hälfte himmelblau zu färben, so dass von den 8 herabhängenden Enden 7 weise und eines von himmelblauer Farbe ist. Nach Raschi und Tosafot dagegen ist שתיל תכלת nicht „einen himmelblauen Faden“ zu übersetzen, da die Schrift hier die Anzahl der zu nehmenden Fäden überhaupt nicht angibt; vielmehr sind zur Hälfte himmelblaue und zur Hälfte weisse oder ein himmelblauer und 3 weisse Fäden zu nehmen. Übrigens müssen die nicht himmelblauen Fäden nicht gerade weise sein, sondern sie können auch von jeder anderen Farbe sein; sie werden nur deshalb חוטי לבן genannt, weil anzunehmen ist, dass man im Allgemeinen Fäden von der gleichen Farbe nehmen wird wie das Gewand, und die meisten Gewänder waren ungefärbt, weiss. Die Mischna sagt nun hier, dass, trotzdem himmelblaue und weisse Fäden für die Schaufäden vorgeschrieben sind, man dennoch das Gebot auch dann erfüllt, wenn man in Ermangelung von himmelblauen nur weisee Fäden an das Gewand befestigt hat und ebenso umgekehrt.",
+ "Die an den Arm zu legende Tefilla. תפלה hier Einzahl von תפלין.",
+ "Das Mehl und das Öl. die als Zugabe-Opfer für die meisten Tieropfer vorgeschrieben waren.",
+ "hindern nicht den Wein. der als Giessopter ebenfalls zu den meisten Tieropfern gebürte; man konnte den Wein auch ohne das Mehl und das Öl darbringen, und ebenso umgekehrt.",
+ "die Sprengungen auf den äusseren Altar hindern einander nicht. Auch bei den Opfern, bei denen mehrere Sprengungen auf den äusseren Altar vorgeschrieben waren, galt die Sühne schon als vollzogen, sobald nur eine von diesen Sprengungen ausgeführt worden war (s. Sebachim IV Note 1)."
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+ "die Widder und die Lämmer. Für das Wochenfest werden (Num. 28, 27) 2 Stiere, ein Widder und 7 Lämmer als Musaf-Opfer vorgeschrieben, ausserdem (Lev. 23, 18) 7 Lämmer, 1 Stier und 2 Widder als Zugabe-Opfer zum Brotopfer. Die Stiere des Musafopfers hindern den Stier, der als Zugabe-Opfer zum Brotopfer vorgeschrieben ist, nicht, sondern dieser kann dargebracht werden, wenn auch jene nicht dargebracht wurden, und ebenso umgekehrt ; ebenso ist es mit den Widdern und mit den Lämmern. Die Stiere, der Widder und die Lämmer, die zum Mussafopfer gehören, hindern sich auch unter einander nicht (s. weiter Mischna 4) ; der Stier, die Widder und die Lämmer dagegen, die zum Brotopfer gehören, hindern einander, sie dürfen nur zusammen dargebracht werden, wenn eines der dazu gehörenden Tiere fehlt, so darf keines von ihnen dargebracht werden (s. Talmud). Die Mischna in den Talmudausgaben und ed. Lowe fügt auch noch das Wort והשעירים hinzu, das in den sonstigen Mischna-Ausgaben hier fehlt, es sind die ebenfalls anden angeführten Stellen (Lev. 23, 19; Num. 28, 30) vorgeschriebenen Böcke gemeint.",
+ "Simon sagt. Die Mischna in den Talmudausgaben und ed. Lowe lesen: אמר ר׳ שמען.",
+ "Wenn man mehrere Stiere haben könnte. wenn die vorhandenen Mittel gerade hinreichen, um die für das Opfer vorgeschriebene Anzahl von Stieren dafür zu kaufen (Raschi und Bartenura) ; es kann nicht gemeint sein, man hat die für das Opfer nötigen Stiere bereits gekauft, denn Tiere, die einmal zu Opfertieren bestimmt worden sind, dürfen weder selbst noch darf der für sie erzielte Erlös zu einem anderen Zwecke verwendet worden.",
+ "es dann aber nicht mehr für die Giessopfer. s. oben II Note 21.",
+ "so soll man lieber einen Stier mit seinen Giessopfern bringen als alle ohne Giessopfer. obwohl die נסכים das Tieropfer, zu dem sie gehören, nicht hindern, sondern man das Tieropfer auch allein darbringen und die Darbringung der נסכים später nachholen kann (Talmud 15 b; Maim. הלכות מעשה חקרבנות II, 12). R. Simon schliesst dieses aus Ezech. 46, 7 (Talmud)."
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+ "Der Stier und die Widder und die Lämmer und der Bock. die zum Brotopfer des Wochenfestes gehören (s. oben Note 6).",
+ "Das Brotopfer hindert die Lämmer. hier sind die beiden Lämmer gemeint, die als Friedensopfer zu den Broten dargebracht werden (Lev. 23, 20). Diese beiden Lämmer sind durch die Brote bedingt, wenn keine Brote dargebracht werden, dürfen auch sie nicht geopfert werden; umgekehrt aber dürfen die Brote auch ohne die Lämmer dargebracht werden. Sind aber die Brote einmal durch das Schlachten der Lämmer mit ihnen verbunden und geheiligt worden (s. II Note 19) und die Lämmer nachher abhanden gekommen, so dürfen auch die Brote nicht dargebracht werden (Talmud 46 a).",
+ "Akiba. Die Mischna in manchen Talmudausgaben hat die irrtümliche Lesart: R. Simon.",
+ " in den meisten Mischna-Ausgaben fehlt das Wort: רבי.",
+ "Lämmer ohne Brotopfer dargebracht wurden. da man in der Wüste kein Weizenmehl für die Brotopfer hatte, sondern nur das Manna (Bartenura), auch kein anderes Mehl dazu genommen werden durfte als solches aus dem heiligen Lande (Raschi).",
+ "Buch Mose’s. חומש, ein Fünftel, bedeutet ein Buch von den 5 Büchern Mose’s ; חומש הפקודים ist die Bezeichnung für das vierte Buch Mose’s, das mit der Musterung der Kinder Israel in der Wüste beginnt.",
+ "angeordneten Opfer. die Num. 28 als Musafopfer für das Wochenfest vorgeschrieben sind.",
+ "Buch Mose’s angeordneten. die sämtlichen Lev. 23 als Zugabe zu dem Brotopfer vorgeschriebenen Opfer. תורת כהנים, die Priesterlehre, ist die Bezeichnung für das Buch Leviticus, das hauptsächlich von den Priestern und Opfern handelt.",
+ "weil die Lämmer sich selbst ohne das Brotopfer. die Talmudausgaben lesen: שחכבשים מתירין את עצמן ולא הלחם בלא כבשים שאין לו מי יתירנו.",
+ "verwendbar machen. durch das Sprengen des Blutes an den Altar werden die Opferteile zum Darbringen und das Fleisch zum Essen verwendbar.",
+ "was es verwendbar macht. da für die Brote die Lämmer das מתיר sind und die Brote deshalb vor der Darbringung der Lämmer nicht gegessen werden dürfen (s. oben II Note 7)."
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+ "Die täglichen Opfer. die beiden Lämmer, von denen das eine morgens und das andere nachmittags als tägliche Opfer dargebracht wurden (Num. 28, 3).",
+ "hindern die Musafopfer. die besonderen Opfer, die an Sabbaten und Feiertagen als Zugabe (מוסף) ausser den täglichen Opfern dargebracht wurden.",
+ "und die Musafopfer hindern nicht die täglichen Opfer. Hier kann nicht der Fall gemeint sein, dass die Mittel nicht hinreichen, um sowohl die täglichen wie die Musafopfer darzubringen, denn in diesem Falle hätte immer die Darbringung der täglichen Opfer den Vorzug nach dem Grundsatze תדיר ושאינו תדיר תדיר קודם d. h., wo es sich um die Erfüllung zweier Gebote handelt, von denen as eme häufiger geübt wird als das andere, hat stets das häufiger geübte den Vorzug. Hier ist vielmehr gemeint: auch wenn man das Musafopfer dargebracht hat, bevor noch das tägliche Morgenopfer dargebracht worden ist, oder wenn man das tägliche Nachmittagsopfer dargebracht hat, bevor noch das Musafopfer dargebracht worden ist, oder wenn man nur das Musafopfer dargebracht hat ohne die täglichen wie die Musafopfer darzubringen, denn in diesem Falle hätte immer die Darbringung der täglichen Opfer den Vorzug nach dem Grundsätze תדיר ושאינו תדיר תדיר קודם d. h., wo es sich um die Erfüllung zweier Gebote handelt, von denen das eine häufiger geübt wird als das andere, hat stets das häufiger geübte den Vorzug. Eier ist vielmehr gemeint: auch wenn man das Musafopfer dargebracht hat, bevor noch das tägliche Morgenopfer dargebracht worden ist, oder wenn man das tägliche Nachmittagsopfer dargebracht hat, bevor noch das Musafopfer dargebracht worden ist, oder wenn man nur das Musafopfer dargebracht hat ohne die täglichen Opfer, oder nur die täglichen Opfer ohne das Musafopfer, auch hierdurch wird die Tauglichkeit der dargebrachten Opfer nicht gehindert. Der Vorschrift gemäss soll allerdings das Musafopfer erst nach dem täglichen Morgenopfer und das tägliche Nachmittagsopfer erst nach dem Musafopfer dargebracht werden.",
+ "und die Musafopfer. die einzelnen Opfertiere, die zu einem Musafopfer gehören.",
+ "hindern sich nicht unter einander. es kommt nicht darauf an, in welcher Reihenfolge sie dargebracht werden, und sie können auch eines ohne das andere dargebracht werden, die Tauglichkeit der dargebrachten Opfer wird durch beides nicht behindert. Eine Ausnahme machen jedoch die Musafopfer am Sukkotfeste, weil es bei ihnen ausdrücklich heisst : כמשפט nach Vorschrift, d. h. sie dürfen nur in der vorgeschriebenen Anzahl und in der vorgeschriebenen Reihenfolge dargebracht werden (s. Talmud 44 b; Sebachim 90 b; Maim. הלכות תמידין ומוספין IX, 7).",
+ "Haben sie. die Priester.",
+ "dürfen sie es trotzdem nachmittags dar bringen. das Lamm des Nachmittagsopfers.",
+ "dürfen sie. dieselben Priester.",
+ "auch nachmittags keines darbringen. Zur Strafe dafür, dass sie die Darbringung des Morgenopfers versäumt haben. Das Nachmittagsopfer muss alsdann durch andere Priester dargebracht werden, während sonst dieselben Priester, welche das Morgenopfer dargebracht haben, auch das Anrecht auf Darbringung des Nachmittagsopfers haben.",
+ "dürfen sie trotzdem es nachmittags darbringen. Hier macht auch R. Simon keinen Unterschied, ob die Unterlassung vorsätzlich oder unvorsätzlich geschehen ist, weil zur Darbringung des Räucherwerks die Priester sich so gedrängt haben, dass es überhaupt nicht vorgekommen sein soll, dass ein Priester mehr als ein Mal in seinem Leben zu dieser Opferhandlung herangekommen ist (s. Joma 26 a) ; da deshalb nicht anzunehmen ist, dass die Unterlassung dieser Opferhandlung jemals vorsätzlich geschehen wird, ist darauf auch keine Strafe gesetzt.",
+ "Es wurde dann das ganze [Räucherwerk] nachmittags dargebracht. während es sonst in zwei Hälften, zur Hälfte morgens und zur Hälfte nachmittags dargebracht wurde.",
+ "denn. Zur Erklärung dieses „denn“ wird im Talmud ausgeführt, dass die Worte des ersten Tanna in der Mischna folgendermassen zu ergänzen sind: „Haben sie morgens kein Lamm dargebracht, dürfen sie auch nachmittags keines darbringen. Wo ist dieses gesagt, wenn der Altar noch nicht (durch auf ihm dargebrachte Opfer) eingeweiht worden war; war er aber bereits eingeweiht, so dürfen sie, auch wenn sie morgens kein Lamm dargebracht haben, trotzdem nachmittags eines darbringen.“ Bei dem Räucherwerk dagegen wird diese Unterscheidung nicht gemacht. Hierfür wird nun in dem Folgenden die Begründung gegeben.",
+ "den goldenen Altar weiht man nur mit dem Nachmittags-Räucherwerk. In der Mischna ed. Lowe, Venet. 1606 und in den Talmudausgaben fehlt das של בין הערבים.",
+ "der Spezereien ein. Da es Exod. 30, 7 heisst : בבקר בבקר בהטיבו את הנרות יקטירנה „an jedem Morgen, während er die Lampen reinigt, soll er das Räucherwerk darbringen“, so wird damit vorausgesetzt, dass beim Darbringen des Morgen-Räucherwerks immer, also auch beim ersten Male, die Lampen bereits gebrannt haben müssen. Die Einweihung des Leuchters durch das Anzünden der Lampen muss also schon am vorhergehenden Nachmittag stattgefunden haben, und da gleichzeitig mit dem Anzünden der Lampen auch das Nachmittags-Räucherwerk dargebracht wurde (Exod. 30, 8), so muss also auch die Einweihung des Altars durch das Nachmittags-Räucherwerk vorausgegangen sein. Deshalb besteht hinsichtlich der Darbringung des Räucherwerks am Nachmittag kein Unterschied, ob der Altar bereits durch Darbringung von Räucherwerk eingeweiht worden war oder nicht.",
+ "den Ganzopferaltar nur mit dem täglichen Morgenopfer. weil es Exod. 29, 39 heisst: „das eine Lamm sollst du am Morgen darbringen und das zweite Lamm am Nachmittag“, dem Nachmittagsopfer muss also das Morgen-Opfer vorausgegangen sein. Aus der nochmaligen Wiederholung „und das zweite Lamm sollst du am Nachmittag darbringen“ ohne das vorhergehende „das erste Lamm sollst du am Morgen darbringen“ (Num. 28, 8) wird geschlossen, dass nachdem einmal der Altar durch das Morgenopfer eingeweiht worden ist, das Nachmittagsopfer dargebracht werden darf, auch wenn an dem Tage kein Morgenopfer vorausgegangen ist. Die gleiche Wiederholung findet sich allerdings auch in der vorher angeführten Schriftstelle, aus der die Bestimmung hergeleitet wird, dass bei der Einweihung des Altars das Morgenopfer dem Nachmittagsopfer vorangegangen sein muss. Aus dieser Wiederholung wird aber eine andere Bestimmung hergeleitet (s. Joma 34 a). Über den naheliegenden Einwand, dass es doch aber auch in dem Abschnitt Num. 28 vorher heisst : „das eine Lamm sollst du am Morgen darbringen und das andere am Nachmittag“ s. Tora temima von Epstein zu Exod. 29 Note 33.",
+ "den Tisch nur mit den Schaubroten am Sabbat. nicht aber an einem Wochentage.",
+ "und den Leuchter nur mit dem Anzünden der sieben Lampen am Nachmittag. s. Note 33."
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+ "Die Pfannen-Opfer des Hohenpriesters. Lev. 6, 12—16. Die Tradition lehrt, dass das in diesem Abschnitt vorgeschriebene Mehlopfer vom Hohenpriester nicht nur a m Tage seines Dienstantritts, sondern von diesem Tage an täglich darzubringen ist.",
+ "wurden nicht in zwei Hälften gebracht. ein halbes Zehntel morgens und ein halbes nachmittags.",
+ "sondern er musste ein ganzes Zehntel bringen. und dasselbe zunächst im Ganzen durch Hineintun in ein Dienstgefäss heiligen.",
+ "dann dieses teilen und die Hälfte morgens und die Hälfte nachmittags dar bringen. Aus den beiden Hälften wurden zusammen 12 Euchen gebacken (s. weiter VI, 5). Die Herstellung sämtlicher Kuchen geschah am Vormittag, dann wurde nach Maim. (הלכות מעשה חקרבנות XIII, 4) jeder Kuchen in zwei Hälften geteilt und die eine Hälfte von jedem Kuchen am Vormittag und die andere Hälfte am Nachmittag dargebracht. Nach Abraham ben David in seinen Randglossen zum Maim, wurden die Kuchen nicht geteilt, sondern 6 davon am Vormittag und die anderen 6 am Nachmittag dargebracht.",
+ "gestorben und hat man. noch vor Ausgang des Tages.",
+ "so darf dieser nicht ein halbes Zehntel. als Nachmittagsopfer.",
+ "auch nicht das halbe Zehntel des ersteren. das von dem am Vormittag gebrachten Zehntel zum Nachmittagsopfer bestimmt war.",
+ "die andere geht verloren. man lässt es liegen, bis es sein Ansehen verliert (s. Sebachim VIII Note 46) und verbrennt es dann.",
+ "aus wessen Mitteln wurde es dargebracht. so lange kein anderer Priester eingesetzt war.",
+ "Aus denen der Gemeinde. der תרומת הלשכח (s. Schekalim III u. IV), aus welcher alle Gemeindeopfer bestritten wurden.",
+ "und zwar wurde ein ganzes [Zehntel] dargebracht. ein ganzes Zehntel morgens and ein ganzes Zehntel nachmittags (Talmud 52 a)."
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+ "ausgenommen das Gesäuerte. Zu jedem Dankopfer gehörten 40 Kuchen, davon 30 ungesäuert und 10 gesäuert (s. weiter VII, 1).",
+ "beim Dankopfer und die beiden Brote. am Wochenfeste. ",
+ "Man sondert. בדה wie das hebräische בדד = absondern, die Mischna-Ausgabe Venet. 1606 hat dafür כורח = herausholen, eigentlich herausgraben.",
+ "den Sauerteig. den man braucht, damit der Teig schneller in Säuerung übergeht.",
+ "für sie aus ihnen selbst ab. man nimmt etwas von dem schon abgemessenen Mehl, vermengt es mit Wasser und tat es dann wieder in das übrige Mehl hinein; das mit Wasser vermengte Mehl fängt an zu säuern und säuert sodann das Ganze.",
+ "Die bestmögliche Art ist es auch so nicht. denn in dem erst frisch mit Wasser vermengten Mehl ist doch die Säuerung noch nicht stark genug, um das Ganze damit gehörig zu säuern.",
+ "sondern man bringt den Sauerteig. alten Sauerteig, der schon lange gesäuert hat.",
+ "legt ihn in das Massgefäss und macht dann das Massgefäss voll. man tut soviel Mehl hinzu, bis das Massgefäss voll ist.",
+ "Darauf sagten sie. Venet. 1606 liest: אמר לו, demnach wäre es R. Meïr, der dem R. Jehuda dieses erwidert.",
+ "Auch so wäre es ein Mal zu wenig und ein Mal zu viel. auch so ist es nicht die bestmögliche Art, denn, ist der Sauerteig locker, enthält er viel Wasser, so nimmt er mehr Raum ein, als das in ihm enthaltene Mehl unvermengt eingenommen haben würde ; füllt man nun das Gefäss mit Mehl, so ist dennoch nicht so viel Mehl darin, wie es eigentlich enthalten sollte. Ist der Sauerteig fest, enthält er wenig Wasser, so kann es wiederum sein, dass das in ihm zusammengeballte Mehl weniger Raum einnimmt, als es unvermengt eingenommen haben würde; füllt man nun das Gefäss mit Mehl, so enthält dieses mehr Mehl, als es eigentlich enthalten sollte. In beiden Fällen ist also der Vorschrift nicht genügt, die ein genau abgemessenes Mass verlangt. Nach R. Jehuda dagegen kommt es nur darauf an, dass das Mehl in dem Zustande, wie es jetzt ist, das Massgefäss genau füllt. Nach einer anderen Ansicht muss nach R. Jehuda das Mehl, das zu dem Sauerteig verwendet wird, vorher genau abgemessen werden, und soviel Mehl, wie dann noch an dem vorgeschriebenen Masse fehlt, hinzugetan werden (Talmud 53 b)."
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+ "dass sie nicht säuern. Obwohl der mit lauwarmem Wasser geknetete Teig leichter säuert, darf man zu den Priestern das Vertrauen haben, dass sie es nicht dazu kommen lassen werden.",
+ "hat man ein Verbot übertreten. Nicht nur, wenn man den Teig säuern lässt, bevor man das davon auf dem Altar Darzubringende abgehoben hat, sondern, selbst wenn man nur das Zurückbleibende säuern lässt, übertritt man ein Verbot, denn auch von diesem heisst es (Lev. 6, 10): „es soll nicht gesäuert gebacken werden, als ihren Anteil habe ich es von meinen Feueropfern gegeben.„ Auch dürfen die Priester es nur ungesäuert essen (Lev. 6, 9).",
+ "denn es heisst. Lev. 2, 11.",
+ "darf nicht gesäuert bereitet werden. Dieser Schriftvers bezieht sich nicht auf das Zurückbleibende, sondern auf das Mehlopfer als Ganzes bzw. auf das, was von ihm geopfert wird, die Begründung bezieht sich also auf den ersten Satz der Mischna.",
+ "strafbar macht man sich sowohl durch das Kneten wie durch das Zurichten wie durch das Backen. mit jeder dieser Handlungen begeht man eine strafbare Übertretung für sich."
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+ "Das Kernmehl. von dem das Komez vor dem Backen abgehoben wurde, Lev. 2, 1—3.",
+ "das Pfannen. Lev. 2, 5—6.",
+ "das Tiegel. Lev. 2, 7.",
+ "das Kuchen- und das Fladen-Mehlopfer. das Lev. 2, 4 מאפה תנור genannte Mehlopfer, das man in Form von Kuchen oder von Fladen, nach Ansicht des R. Simon (weiter Mischna 9) auch von Kuchen und Fladen, darbringen konnte. Obwohl in der Schrift nur beim Kernmehl-Opfer Weihrauch erwähnt wird, lehrt die Tradition, dass derselbe auch bei den anderen Mehlopfern erforderlich ist.",
+ "das Mehlopfer von Priestern. die genannten Mehlopfer, auch wenn ein Priester der Darbringer ist.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. das Pfannen-Mehlopfer des Hohenpriesters (s. oben IV Note 37).",
+ "das Mehlopfer eines Heiden. Freiwillige Opfer wurden auch von Heiden angenommen und dargebracht (s. Schekalim I, 5).",
+ "das Mehlopfer von Frauen. wenn eine Frau eines der genannten Mehlopfer freiwillig darbringt.",
+ "das Omer-Mehlopfer. Lev. 28, 9—14.",
+ "Zum Giessopfer-Mehlopfer. S. III Note 18.",
+ "zu den zwei Broten. am Wochenfeste.",
+ "zum Sünd-Mehlopfer. S. I Note 6.",
+ "und zum Eifersuchts-Mehlopfer. S. I Note 7."
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+ "Strafbarmachtman sich für das Öl besonders und für den Weihrauch besonders. Wenn man zu einem Sünd-Mehlopfer oder zu einem Eifersuchts-Mehlopfer Öl und Weihrauch hinzutat, macht man sich einer doppelten Sünde schuldig.",
+ "hat man es untauglich gemacht. da es sich nicht wieder entfernen lässt.",
+ "Hat man nur Gefäss auf Gefäss. ein Geffäss mit Öl oder Weihrauch auf das Gefäss mit dem Mehlopfer.",
+ "hat man es nicht untauglich gemacht. Mit dem Verbot „er tue darauf kein Öl und gebe darauf keinen Weihrauch“ (Lev. 5, 11) ist nur das Hinzutun zu dem Opfer selbst gemeint, nicht aber das blosse Hinaufsetzen eines Gefässes, das Öl oder Weihrauch enthält, auf das Mehlopfer."
+ ],
+ [
+ "Bei manchen [Opfern] ist das Heranbringen. die Lev. 2, 8 durch והגישה אל המזבח vorgeschriebene Opferhandlung. Dieses Heranbringen an den Altar wird Lev. 6, 7 näher bestimmt durch לפני ה׳ ;לפני ה׳ אל פני המזבח „vor Gott“ bezeichnet die nach dem Innern des Heiligtums zu gerichtete Westseite, פני המזבח „die Vorderseite des Altars“ bezeichnet die Südseite des Altars (s. Sebachim VI Note 11). Die Opferhandlung der הגשה bestand deshalb in einem Heranbringen des Opfers an den Südwest-Winkel des Altars.",
+ "aber nicht die Schwingung. Die Schwingung bestand in einem Hin- und Herbewegen des Opfers in horizontaler und vertikaler Richtung (s. weiter Mischna 6).",
+ "weil von ihnen kein Komez abgehoben wird. Vom Sünd-Mehlopfer von Priestern wurde allerdings nach Ansicht des R. Simon auch das Komez abgehoben (s. VI, 1) ; hier hat aber das Komez nicht die Bedeutung wie bei anderen Mehlopfern, bei denen nur das Komez dargebracht, das Zurückbleibende dagegen von den Priestern verzehrt wurde, während hier auch das Zurückbleibende auf dem Altar dargebracht wurde. Sowohl die Mischna Neap. 1492 wie Venet. 1606 und ed. Lowe haben beide Male die unrichtige Lesart תנופה statt קמיצה."
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+ [
+ "Das Log Öl des Aussätzigen und sein Schuldopfer. die er am Tage seiner Reinigung darbringen musste (Lev. 14, 10.12).",
+ "Sohn Jacob’s. S. Sukka 47 b.",
+ "Brust und Schenkel derselben. Lev. 7, 30; 10, 15.",
+ "aber nicht durch Andere. Nur ein männlicher Israelite darf die Schwingung vollziehen, weil es am Anfange des Abschnittes (Lev. 7, 29) heisst: דבר אל בני ישראל, damit sind Frauen und Nicht-Israeliten ausgeschlossen, statt ihrer vollzieht der darbringende Priester die Schwingung.",
+ "die beiden Brote und die Lämmer am Wochenfeste. Lev. 23, 20.",
+ "Man legt die beiden Brote auf. Nach der recipierten Ansicht bedeutet das על der Schrift hier nicht „auf“ sondern „neben“ (Talmud).",
+ "denn es heisst. Exod. 29, 27 .",
+ "mit denen eine Schwingung und eine Hebung ausgeführt worden ist. Vorher ist sowohl bei der Brust wie bei dem Schenkel nur von einer Schwingung die Rede, hier heisst es, dass mit ihnen eine Schwingung und eine Hebung vorgenommen worden ist. Daraus wird geschlossen, dass beide, תנופה und תרומה, zu der Opferhandlung der Schwingung gehören, die erstere bezeichnet Bewegungen in horizontaler Richtung (מוליך ומביא), die letztere Bewegungen in verticaler Richtung (מעלה ומוריד).",
+ "Die Schwingung fand auf der Ostseite statt. Nach Raschi und Bartenura durfte die Schwingung auch auf der Ostseite stattfinden, umsomehr auf der Westseite, die dem Innern des Heiligtums näher liegt, nach Maim. (הלכות מעשה הקרבנות IX, 7 und הלכות תמידין ומוספין VIII, 11) nur auf der Ostseite. Der Ausdruck לפני ה׳ wird hier nicht’ in dem engeren Sinne wie bei der הגשה aufgefasst (s. oben Note 33), sondern nur als Gegensatz zu dem Raume ausserhalb des Heiligtums.",
+ "das Heranbringen auf der Westseite. s. Note 33.",
+ "die Schwingungen haben dem Heranbringen vorauszugeben. wie es bei dem Eifersuchts-Mehlopfer (Num. 5, 25) zuerst heisst והניף את המנחה und dann והקריב אותה אל המזבח."
+ ],
+ [
+ "Simon sagt. Das Folgende wird im Namen des R. Simon tradiert, sachlich besteht aber darüber keinerlei Controverse.",
+ "die Gemeinde-Friedensopfer. die einzigen Friedensopfer, die von der Gemeinde dargebracht wurden, waren die beiden Lämmer, die mit den Erstlingsbroten zusammen am Wochenfeste dargebracht wurden.",
+ "Bei den Privat-Friedensopfern ist das Aufstützen der Hände auf das noch lebende Tier. wie es für alle Privatopfer vorgeschrieben ist.",
+ "und die Schwingung. der Opferstücke, der Brust und des rechten Schenkels.",
+ "bei den Gemeinde-Friedensopfern ist die Schwingung mit dem noch lebenden Tiere. weil es heisst (Lev. 23, 20): והניף הכהן אותם „der Priester soll sie schwingen“, es soll also nicht nur mit den Teilen, mit denen sonst nach dem Schlachten die Schwingung gemacht wird, sondern mit den ganzen Tieren vor dem Schlachten die Schwingung ausgeführt werden.",
+ "nachdem es geschlachtet ist. wie bei anderen Friedensopfern mit den Opferstücken, der Brust und dem rechten Schenkel.",
+ "nicht aber das Aufstützen der Hände. Bei Gemeindeopfern fand das Auflegen der Hände nur da statt, wo es ausdrücklich in der Schrift vorgeschrieben ist.",
+ "beim Schuldopfer des Aussätzigen ist das Aufstützen der Hände und die Schwingung mit dem noch lebenden Tiere. weil es dort (Lev. 14, 12) ebenfalls heisst והניף הכהן אותם (s. Note 51).",
+ "nachdem es geschlachtet ist. durch das beschränkende “להניף „אותו beim Friedensopfer (Lev. 7, 30) wird die Schwingung nach dem Schlachten beim Schuldopfer des Aussätzigen ausgeschlossen."
+ ],
+ [
+ "[Der Unterschied ist] nur der. In der Mischna in den Talmudausgaben fehlt das Wort אלא, wodurch an dem Sinn nichts geändert wird.",
+ "Chanania. Die Mischna in den Talmudausgaben hat: ר׳ חנינא.",
+ "Der Tiegel ist tief. dem entspricht der Ausdruck במרחשת „im“ Tiegel neben על המחבת „auf“ der Pfanne (Lev. 7, 9).",
+ "und das darin Zuboreitete ist locker. רוחשים von רחש = sich bewegen, wovon auch der Name des Gefässes מרחשת; die Speise wird so locker bereitet, dass sie beim Kochen sich darin bewegen kann, da das Gefäss tief ist und oben einen Rand hat, so dass nichts herauskocht. Eine andere Lesart ist רכים = locker, die Bedeutung ist die gleiche.",
+ "die Pfanne ist flach. צפה hat wohl die Bedeutung: flach, ausgedehnt sein, davon der Piel צׅפָּה = überziehen; ist die darauf zubereitete Speise nicht fest, so kann sie leicht überlaufen."
+ ],
+ [
+ "darf er nicht ein in einem Kuppach. כופה, ein irdenes Back- und Kochgefäss ohne Boden. Es wurde mit Lehm an dem Erdboden befestigt und innen geheizt, dann wurde das Feuer daraus entfernt und darin gebacken. Es hatte oben eine Öffnung, auf die man auch einen Topf zum Kochen setzen konnte.",
+ "oder auf Ziegeln. die man heiss gemacht hat.",
+ "oder in arabischen Kesselgruben. kesselartige mit Lehm ausgeklebte und dann ausgebrannte Vertiefungen im Erdboden, die zum Backen dienten, s. Kelim V, 10.",
+ "kann er ein in einem Kuppach gebackenes bringen. Grade dass zweimal hervorgehoben wird (Lev. 2, 4 und 7, 9), dass es ein in einem „תנור“ gebackenes Mehlopfer sein muss, gilt nach R. Simon als Beweis dafür, dass es auch in einem כופת gebacken sein darf, nach dem Grundsatz : אין מיעוט אחר מיעוט אלא לרבות. Sollte jeder andere Backapparat ausgeschlossen werden, so hätte es genügt, ein Mal hervorzuheben, dass es in einem תנור gebacken sein muss. Die nochmalige Hervorhebung dass es ein מאפה תנור sein muss, will auch den כופת mit einschliessen, der ja auch nur eine Art Backgefass ist und deshalb auch unter dem Ausdruck תנור verstanden werden kann (Talmud).",
+ "darf er nicht zur Hälfte Kuchen und zur Hälfte Fladen bringen. In dem Schriftvers (Lev. 2, 4) werden beide genannt: חלות מצות ורקיקי מצות. Dieser Tanna fasst das ו von ורקיקי in der Bedeutung von או, man bringt das Opfer entweder in Kuchen oder in Fladen.",
+ "weil sie beide zu einer Opferart gehören. Es ist in der Schrift nur von einem im Ofen gebackenen Mehlopfer die Rede. Würde ein Opfer, bei welchem man Kuchen darbringt, nur aus Kuchen und ein Opfer, bei welchem man Fladen darbringt, nur aus Fladen bestehen dürfen, so wären das zwei verschiedene Opferarten. Deshalb erklärt R. Simon: die eine Opferart מאפה תנור kann sowohl in Kuchen wie in Fladen wie teils in Kuchen und teils in Fladen dargebracht werden."
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+ "Das Kernmehl. In den Talmudausgaben folgt hier zunächst der Abschnitt X als Abschnitt VI und sodann die Abschnitte VI, VII, VIII, IX als Abschnitte VII, VIII, IX, X.",
+ "das Kuchen- und das Fladen-Mehlopfer. Von diesem wird das Komez abgehoben, nachdem man das Mehl mit dem Öl vermengt hat.",
+ "das Mehlopfer von Heiden. Diese werden zuerst gekocht bezw. gebacken, dann zerbrochen, und dann erst wird das Komez von ihnen abgehoben.",
+ "das Mehlopfer von Frauen. eines der genannten Mehlopfer, wenn es von einem Heiden oder einer Frau dargebracht wird.",
+ "das Omer-Mehlopfer. am zweiten Tage des Pesachfestes (Lev. 23, 10; 2, 14—16).",
+ "das Sünd-Mehlopfer. Lev. 5, 11—13.",
+ "und das Eifersuchts-Mehlopfer. Num. 5, 15; bei den beiden letztgenannten, die ohne Öl dargebracht werden, wird das Komez von dem Mehl abgehoben.",
+ "Von den Sünd-Mehlopfern von Priestern wird das Komez abgehoben. wie von dem Sünd-Mehlopfer eines Nicht-Priesters, obgleich von dem Mehlopfer eines Priesters sonst kein Komez abgehoben wird, da das ganze Opfer auf dem Altar verbrannt wird (s. Mischna 2). Der Talmud (74 a) bringt die Begründung für die Ansicht des R. Simon, die er aus dem Schriftverse Lev. 5, 13 ableitet."
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+ "Das Mehlopfer von Priestern. Alle Mehlopfer, deren Darbringer Priester sind, seien es freiwillige seien es Pflicht-Opfer.",
+ "hierbei hat der Altar das Vorrecht vor den Priestern. indem von diesen Opfern auch das auf den Altar kommt, was sonst den Priestern als ihr Anteil zufällt.",
+ "die beiden Brote und die Schaubrote erhalten die Priester. die Mischna in den Talmudausgaben liest לכהנים (נאכלין) sie werden von den Priestern verzehrt.",
+ "hier haben die Priester das Vorrecht vor dem Altar. denn wenn auch die Opferteile von den zu den beiden Broten gehörenden beiden Lämmern bzw. die zu den Schaubroten gehörenden beiden Schalen Weihrauch dem Altar zufallen, so erhält er doch nichts von den Broten selbst."
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+ "die in einem Gefässe bereitet werden. im Gegensatz zum Kuchen- und Fladen-Mehlopfer, das nicht in einem Gefäss, sondern im Ofen gebacken wird; ed. Lowe liest: נעשות בכלי וטעונות.",
+ "beim Mengen und das Hineintun von Öl in das Gefäss vor der Zubereitung. Beim Tiegel-Mehlopfer lautet die Vorschrift: סלת בשמן תעשה das Mehl soll im Öl bereitet werden, daraus wird die Bestimmung hergeleitet, dass man zuerst Öl in das Gefäss hineintun und dann erst das Mehl hinzutun muss. Beim Pfannen-Mehlopfer heisst es: סלת בלולה בשמן, das Mehl soll mit Öl gemengt werden, daraus wird die Bestimmung hergeleitet, dass man auf das Mehl Öl hinauftun muss, um es damit zu mengen. Beim Pfannen-Mehlopfer heisst es ferner ויצקת עליה שמן, es soll Öl darauf gegossen werden, das ist das Aufgiessen des Öls auf das fertiggestellte Opfer; auch beim Kernmehl-Opfer heisst es : ויצק עליה שמן. Die Tradition lehrt, dass diese bei den verschiedenen Opferarten einzeln gegebenen Vorschriften sich auf alle Mehlopfer beziehen, dass demnach bei allen ein dreimaliges Hinzutun von Öl erforderlich ist. Ausgenommen ist nur das im Öl gebackene Mehlopfer, bei dem das nochmalige Aufgiessen von Öl nicht erforderlich ist; es werden nur die Kuchen mit Öl gemengt (s. weiter), die Fladen damit bestrichen. Ob bei dem im Ofen gebackenen Mehlopfer auch vorher Öl in das Gefäss hineingetan werden muss, darüber gehen die Meinungen auseinander; nach Raschi und Tosafot ist dieses bei ihm wie bei den anderen Mehlopfern erforderlich, Maimon, scheint entgegengesetzter Meinung zu sein (s. הלכות מעשה הקרבנות XIII, 8 und die Kommentatoren לחם משנה und משנה למלך z. St).",
+ "Die Kuchen werden gemengt. Bei den Mehlopfern, bei denen das Komez erst abgehoben wird, nachdem sie gebacken sind (s. oben Note 3), wird nicht das Mehl mit Öl gemengt wie bei dem Kernmehl-Opfer, sondern die fertigen Kuchen werden zerbrochen und die Brocken dann mit Öl vermengt.",
+ "Das Mehl. wie bei dem Kernmehl-Opfer. Für die Ansicht Rabbi’s spricht das חלות מצות בלולות בשמן beim im Ofen gebackenen Mehlopfer (Lev. 2, 4), für die Ansicht der Weisen das סולת בלולה בשמן beim Pfannen-Mehlopfer (Lev. 2, 5); חלות מצות בלולות בשמן muss nach den Weisen erklärt werden „Kuchen, die [vor dem Backen] mit Öl vermengt worden sind.“ Die Mischna ed. Neapel 1492 und ed. Lowe haben die merkwürdige Lesart: וחכ״א „אף“ הסולת.",
+ "Bei den Kuchen. des im Ofen gebackenen Mehlopfers.",
+ "ist Mengen erforderlich. nach Rabbi das Mengen der Kuchen, nach den Weisen das Mengen des Mehls.",
+ "bei den Fladen Bestreichen. bei ihnen tritt das Bestreichen mit Öl an die Stelle des Mengens. Dieses Bestreichen der Fladen hat nach Maimon, erst nach dem Backen zu geschehen.",
+ "und das übrige Öl wird von den Priestern verzehrt. Im Talmud (75 a) wird eine andere Ansicht gebracht, wonach das Bestreichen der Fladen so oft wiederholt werden muss, bis das gesamte Öl verbraucht ist; so entscheidet auch Maim. הלכות מעשה הקרבנות XIII, 9."
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+ "die in einem Gefässe bereitet werden. Durch diesen beschränkenden Zusatz soll hier nicht wie in der vorhergehenden Mischna das im Ofen gebackene ausgeschlossen werden, dieses wird ebenso wie die anderen in einem Gefässe gebackenen in Stücke zerbrochen, sondern die beiden Brote am Wochenfeste und die Schaubrote; auch hier liest ed. Lowe: נעשות בכלי וטעונות.",
+ "Beim Mehlopfer eines Israeliten macht man durch Umlegen. Die Mischna in den Talmudausgaben liest קופל = Zusammenlegen anstatt כופל, der Sinn ist derselbe.",
+ "aus den zwei dann vier. man biegt die fertig gebackene Speise um, so dass eine Doppellage entsteht, biegt diese Doppellage noch ein Mal um, so dass sie jetzt vierfach liegt; die Kuchen müssen demnach ziemlich weich gebacken worden sein, so dass man sie umbiegen konnte, ohne dass sie zerbrachen.",
+ "und bricht durch. bricht die Lagen auseinander, so dass vier Stücke daraus werden. Aus dem doppelten Ausdruck: “פתות„ “פתים„ אותה (Lev. 2, 6) wird entnommen, dass man zuerst aus dem Ganzen 2 Teile und dann aus jedem von diesen wieder 2 Teile machen soll.",
+ "man bricht aber nicht durch. Der Vorschrift: פתות אותה פתים wird schon genügt, wenn man die Teile auch nicht von einander trennt, sondern sie noch zusammenhängen, bei den anderen Opfern muss man sie nur deshalb von einander trennen, weil es schwierig wäre, von der vierfachen Lage das Komez richtig abzuheben; da von dem Mehlopfer von Priestern kein Komez abgehoben wird, so braucht man die Teile nicht von einander zu trennen.",
+ "beim Mehlopfer des gesalbten Priesters legte man nicht um. Da es bei diesem nicht heisst: פתות אותה פתים, braucht man es nicht in 4 Teile zu teilen, wohl aber muss man es ein Mal umlegen, dass 2 Teile daraus werden, da es (Lev. 6, 14) מנחת פתים genannt wird; so erklärt auch der Talmud das לא חיה מקפלה: es braucht nicht so umgelegt zu werden wie andere Mehlopfer. Die Mischna ed. Neapel 1492 und ed. Lowe lesen “מכפלה„ מנחת המשיח , ebenso scheint auch Bartenura gelesen zu haben (s. Tosfot Jomtob z. St.). Ist diese Lesart richtig, dann steht hier מכפלה im Gegensatz zu dem vorhergehenden מקפלה in der Bedeutung „doppelt — nicht vierfach — legen.“",
+ "Beim Mehlopfer von Priestern. Es sind nur freiwillig gebrachte Mehlopfer von Priestern gemeint, denn von dem Sünd-Mehlopfer von Priestern wird nach Ansicht des R. Simon das Komez abgehoben (s. Mischna 1).",
+ "und beim Mehlopfer des gesalbten Priesters findet kein Teilen in Stücke statt. Auch R. Simon kann nur meinen, dass nicht wie bei anderen Opfern ein nochmaliges Umlegen geboten ist, sondern ein einmaliges Umlegen genügt, da das Mehlopfer des Hohenpriesters doch ausdrücklich מנחת פתים genannt wird, es sei denn, dass R. Simon den Ausdruck מנחת פתים nur für eine andere Bezeichnung für מנחה על המחבת hält, weil es bei diesem heisst פתות אותה פתים, die Bezeichnung als מנחת פתים also nur ausdrücken soll, dass es als Pfannen-Opfer bereitet werden soll, indertat aber nach seiner Ansicht bei allen מנחות כתנים überhaupt keine פתיתה stattfindet, s. חדושי הרשב״א על מנחות Warschau 1861). R. Simon weicht nur darin von der Ansicht des ersten Tanna ab, dass er bei allen Mehlopfern von Priestern nur ein ein-maliges Umlegen für geboten hält, weil kein Komez von ihnen abgehoben wird.",
+ "Alle [Stücke. Die Mischna ed. Neapel und ed. Lowe lesen: וכולן פתיתים כזיתים, die Mischna in den Talmud-Ausgaben; וכולן פותתן כזיתים, die meisten Mischna-Ausgaben nur: וכולן כזיתים",
+ "müssen olivengross sein. Was diese Bestimmung sagen will, darüber gehen die Meinungen der Erklärer auseinander. Raschi bringt 3 Erklärungen, nach der einen soll damit gesagt sein: nachdem man aus dem einen Stück 4 Stücke gemacht hat, teilt man jedes dieser Stücke wieder in 2 Teile, so dass 8 daraus werden, und so weiter, bis die einzelnen Stücke nur so gross wie eine Olive sind; nach einer anderen: man darf so lange weiter teilen, bis jeder Teil so gross wie eine Olive ist, weiter aber nicht; nach der dritten: von den 4 Stücken, in die jeder Kuchen zerteilt wird, ist jedes nur so gross wie eine Olive. Bartenura und Maimon, im פירוש המשניות erklären : Zuerst zerteilt man den Kuchen in olivengrosse Stücke, und auf diese Stücke erst bezieht sich die Vorschrift, dass man sie umlegt und aus jedem einen vier macht (das ואינו מבדיל in der Erklärung des Maimon, ist allerdings schwer zu verstehen). In הלכות מעשה הקרבנות XIII, 10 entscheidet Maim., dass man die ganzen Kuchen in 4 Teile zerlegt, die Bestimmung וכולן פתיתים כזיתים bringt er dort ohne jede nähere Erklärung. Nach allen den angeführten Auslegungen gehören die Worte וכולן פותתן כזיתים nicht mehr zu den Worten des R. Simon, der nur inbetreff der Behandlung der מנחת כהנים abweichender Ansicht ist. Nach dem in der Talmudausgabe Wilna 1887 aus einer Handschrift abgedruckten Raschi-Kommentar dagegen gehören auch diese Worte dem R. Simon an, nach dessen Ansicht das פחות אותה פתים überhaupt nicht bedeutet, dass man zuerst in 2 Teile und dann jeden Teil wieder in 2 Teile zerlegen soll, sondern überall, wo eine פתיתה vorgeschrieben ist, zerlegt man das Ganze in Stücke von Olivengrösse."
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+ "Bei allen Mehlopfern ist dreihundertmaliges Reiben. שיפה von שוף oder שפה = zerreiben.",
+ "und fünfhundertmaliges Schlagen. בעיטה von בעט = schlagen, treten, vom Ausschlagen der Tiere, aber auch vom Treten der Trauben gebraucht.",
+ "das Reiben und Schlagen geschieht mit dem Weizen. die Körner werden zwischen der Hand und dem Gefäss gerieben, um die Schalen zu lockern, dann mit der Faust bearbeitet, so dass sich die Schalen von den Körnern ablösen.",
+ "Mit dem Teige. die Vorschrift des dreihundertmaligen Reibens und fünfhundertmaligen Schlagens bezieht sich auf das Durcharbeiten des Teiges. Die Mischna Venet. 1606 und ebenso die meisten Mischna-Ausgaben lesen : ״אף״ בבצק. Da aber im Talmud die Frage aufgeworfen wird, ob R. Jose meint: nur mit dem Teig und nicht mit dem Weizen oder auch mit dem Teig, so kann der Talmud das Wörtchen אף in der Mischna nicht gehabt haben. Auch in der Tosefta, die der Talmud zur Erklärung des Wortes des R. Jose anführt, sind die Lesarten verschieden, die Einen lesen : שיפה ובעיטה בבצק beides hat nur mit dem Teig zu geschehen, Andere : שיפה בחטין ובעיטה בבצק das Reiben bezieht sich auf den Weizen und das Schlagen aus den Teig, Maim, im פירוש המשניות scheint gelesen zu haben : הבעיטה בבצק והשיפה אף בבצק das Schlagen bezieht sich nur auf den Teig, das Reiben auf den Weizen und auf den Teig.",
+ "Alle Mehlopfer. Nach Raschi ist selbst das מנחת סולת, wo das Komez von dem rohen Teig abgehoben wird, nach dem Abheben in 10 Kuchen zu backen.",
+ "werden zu je zehn [Kuchen] dargebracht. wie das zum Dankopfer gehörende Mehlopfer. Dass bei diesem von jeder der 4 Brotarten je 10 darzubringen sind, wird daraus geschlossen, dass (Lev. 7, 14) vorgeschrieben wird, von jeder derselben eines als תרומה dem Ewigen darzubringen; da bei der תרומת מעשר (Num. 18, 26) die תרומה eines von zehn beträgt, so sei auch hier unter תרומה eines von zehn zu verstehen, es müssen also von jeder Brotart je 10 vorhanden sein.",
+ "ausgenommen die Schaubrote. bei denen ausdrücklich 12 חלות vorgeschrieben sind (Lev. 24, 5).",
+ "und die Pfannen-Opfer des Hohenpriesters. bei denen wie bei den Schaubroten der Ausdruck חק עולם gebraucht wird, um sie in dieser Beziehung den Schaubroten gleichzustellen.",
+ "Alle werden zu je zwölf dargebracht. indem von den Schaubroten oder von dem Pfannenopfer des Hohenpriesters auf alle anderen Mehlopfer geschlossen wird.",
+ "ausgenommen die Kuchen beim Dankopfer. bei dem ausdrücklich je zehn für jede Brotart vorgeschrieben sind (s. oben Note 36).",
+ "und beim Nasir-Opfer. die ungesäuerten Kuchen beim Nasir-Opfer werden ebenso wie die beim Dankopfer in Verbindung mit einem שלמים-Opfer dargebracht. Aus dem überflüssigen Zusatz שלמיו (Lev. 7, 13) beim Dankopfer wird deshalb geschlossen, dass die für die Kuchen beim Dankopfer gegebenen Bestimmungen ebenso auch für die in Verbindung mit einem שלמים-Opfer dargebrachten Kuchen des Nasir-Opfers gelten."
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+ "Das Omer. das Omer-Mehlopfer am zweiten Tage des Pesachfestes.",
+ "das aus drei Sea. 1 Eia = 3 Sea.",
+ "gezogen wurde. Um/10 Efa bestes Kernmehl aus den Körnern herauszuziehen, brauchte man ein ganzes Efa von der Gerste, weil die Gerste frisch geschnitten war und frisches Getreide weniger Kernmehl liefert als trockenes, Gerste aber auch an und für sich weniger Kernmehl gibt als Weizen.",
+ "die beiden Brote. am Wochenfeste.",
+ "von zwei Zehnteln aus drei Sea. Hier konnte man das Doppelte aus den 3 Sea herausziehen, weil die Körner zwar auch frisch geschnitten, aber nicht Gerstensondern Weizenkörner waren.",
+ "die Schaubrote von vierundzwanzig Zehnteln aus vierundzwanzig Sea. Hier wurde das Dreifache erzielt,1/10 Efa aus jedem Sea, weil das Mehl nicht aus frischem, sondern aus trockenem Weizen hergestellt werden konnte."
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+ "die Schaubrote durch elf. weil aus den angeführten Gründen aus dem Mehl des Omer das Kernmehl am schwersten, aus dem für die Schaubrote am leichtesten gewonnen wurde.",
+ "Es gab dafür keine feststehende Vorschrift. Die Mischna in den Talmudausgaben hat: לא היה „להם“ קצבה. Es ist fraglich, worauf sich die Worte des R. Simon beziehen. Bartenura bezieht sie auf alles in dieser und der vorhergehenden Mischna Gesagte, es gab nach Ansicht des R. Simon keine Bestimmung darüber, aus wie vielen Sea das Mehl gewonnen und durch wie viele Siebe es gesiebt werden sollte, sondern es kam nur darauf an, dass es schliesslich gehörig gesiebtes Kernmehl war. Der aus einer Handschrift abgedruckte Raschi-Kommentar in der Talmudausgabe Wilna 1887 bezieht die Worte des R. Simon nur auf die letzte Bestimmung, wonach das Mehl für die Schaubrote durch elf Siebe gesiebt wurde; darauf meint R. Simon, dass es hierfür keine Bestimmung gegeben habe, da das Mehl für die Schaubrote gar nicht erst zu diesem Zweck gesiebt zu werden brauchte, sondern man hierzu auch fertiges auf dem Markt gekauftes Kernmehl verwenden konnte, wenn es nur gehörig gesiebt war. Für die letztere Erklärung spricht der Beweis, den R. Simon für seine Ansicht anführt, denn der angeführte Schriftvers ist den Vorschriften über die Schaubrote entnommen und der Talmud bringt eine Baraita, wonach gerade aus diesem Schriftverse geschlossen wird, dass zu den Schaubroten auch fertiges Kernmehl gekauft und verwendet werden kann. Übrigens ist auch nach Ansicht der Weisen das Opfer nicht untauglich, wenn man das Mehl auch nicht aus der angegebenen Anzahl von Sea gewonnen oder nicht so viele Male, wie angegeben, gesiebt hat.",
+ "denn es heisst. Lev. 24, 5."
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+ "Zum Dankopfer wurden 5 Jerusalemische Sea genommen, das sind 6 Sea von denen in der Wüste. Die in der Wüste gebräuchlichen Masse sind später vergrössert worden, so dass 5 Sea so viel fassten wie frühere 6 Sea.",
+ "oder 2 Efa, denn das Efa ist gleich 3 Sea. Das frühere Efa war gleich drei von den früheren Sea. Auch nach der Vergrösserung der Masse war das vergrösserte Efa gleich drei von den vergrösserten Sea. Dennoch brauchte man nicht 6, sondern nur 5 Sea zu bringen, weil die 20 Zehntel Eta, die man zu dem Mehlopfer brauchte, nicht nach dem Efa gemessen wurden, wie es nach der Vergrösserung der Masse war, sondern nach dem Efa, wie es damals in der Wüste war, als die betreffenden Vorschriften gegeben wurden.",
+ "20 Zehntel. von dem früheren Efa. עשרון bezeichnet immer ein Zehntel Efa.",
+ "10 für das Gesäuerte und 10 für das Ungesäuerte. Zu dem Dankopfer gehörten 3 Arten ungesäuerter und 1 Art gesäuerter Kuchen. Die Anzahl der Kuchen ist in der Schrift nicht ausdrücklich angegeben, wie aber oben VI Note 36 ausgeführt ist, wird aus Lev. 7, 13 geschlossen, dass von jeder der 4 Arten je 10 Kuchen gebracht wurden. Die 10 ungesäuerten Kuchen wurden aus je einem Zehntel Efa bei eitet, weil für die ebenfalls aus Gesäuertem dargebrachten beiden Brote am Wochenfeste je ein Zehntel Efa für jedes Brot vorgeschrieben wird (Lev. 23, 17). Zu den 30 ungesäuerten Kuchen aber wurden zusammen auch nur 10 Zehntel Efa verwendet, weil es (Lev. 7, 13) heisst, dass sie חלות לחם חמץ “על„ dargebracht werden sollen, d. h. als Zugabe zu oder neben den gesäuerten, es soll nur dasselbe Quantum Mehl zu ihnen genommen werden wie zu den gesäuerten Kuchen; es wurden also 10 Zehntel Efa zu den gesäuerten Kuchen verwendet und 10 Zehntel Efa zu den ungesäuerten.",
+ "Fladen und Eingerührtem. Diese dritte Kuchenart wird in der Schrift סלת מרבבת חלות בלולות בשמן genannt d. h. aus eingerührtem Mehl bereitete mit Öl gemengte Kuchen. Die Bedeutung des Wortes מרבבת von רבך = ربك mischen, einrühren, wird verschieden erklärt. Der Sifra (Lev. 6, 14) erklärt: שנעשית ברותחין כל צרכה, gehörig mit heissem Wasser zubereitet; nach Maimon. (פירוש המשניות zu IX, 8) bedeutet es: mit viel Öl zubereitet; Hoffmann (das Buch Leviticus) übersetzt es mit „wohlgetränkt.“ Die Zubereitung geschah in der Weise, dass der mit Öl gemengte Teig zuerst in heissem Wasser abgebrüht, dann im Ofen leicht gebacken und dann in reichlichem Öl auf einer Pfanne gebraten wurde (Maim. הלכות מעשה הקרבנות IX, 19).",
+ "so kamen 3⅓ Zehntel auf jede Art, je 3 Kuchen auf ein Zehntel. Nach Jerusalemischem Mass waren es 30 Kab. 1 Sea = 6 Kab."
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+ "Bei dem Einweihungs-Opfer. bei der Einführung Ahrons und seiner Söhne in den Priesterdienst (Lev. Cap 8).",
+ "Fladen und Eingerührtes. Es werden dort (V. 26) genannt: חלת לחם שמן חלת מצה und חלת לחם שמן ;רקיק ist nichts anderes als das reichlich mit Öl getränkte מרבכת — es wurde dazu das doppelte Quantum Öl verwendet wie zu den anderen Kuchenarten (8. weiter IX Note 19) — deshalb wird dieser Kuchen hier Ölkuchen genannt. Das Pfannenopfer des Hohenpriesters war מרבכת. Aus den Worten (Lev. 6, 13): “ביום תמשח אותו„ זה קרבן אתרן „ובניו“ אשר יקריבו לה׳ mit denen die Vorschriften über dieses Opfer eingeleitet werden, wird geschlossen, dass ebenso, wie das Pfannenopfer des Hohenpriesters מרבבת war, so auch zu dem Einweihungsopfer der Priester auf dieselbe Art zubereitete Kuchen gehören. Es kann deshalb mit חלת לחם שמן nur die als מרבבת zubereitete Kuchenart gemeint sein.",
+ "dagegen kein Eingerührtes. s. Num. 6, 15.",
+ "demnach gehörten dazu 10 Jerusalemische Kab. ⅔ von den zum Ungesäuerten beim Dankopfer erforderlichen 15 Kab.",
+ "das sind 6 Zehntel und etwas darüber. genau: 6⅔ Zehntel, ⅔ von den zum Ungesäuerten beim Dankopfer erforderlichen 10 Zehnteln.",
+ "Von allen. In den Talmudausgaben steht dieser zweite Teil der Mischna dem ersten voran, unmittelbar hinter den Vorschriften für das Dankopfer. Es bezieht sich das ומכולן wohl auch zunächst auf die 4 Kuchenarten beim Dankopfer, obwohl das Folgende auch auf das Nasir- und Einweihungsopfer zutrifft.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 14.",
+ "es müssen die Opferarten unter einander gleich sein. es müssen von jeder Kuchenart 10 gleich grosse Kuchen sein.",
+ "und nicht. Die Talmudausgaben lesen: שלא יטול, es fehlt das ו von ושלא, danach wäre zu übersetzen: damit man nicht von der einen Art für die andere zu nehmen braucht, wenn nämlich von einer Art weniger als 10 vorhanden sind, da doch von je 10 einer genommen werden soll.",
+ "ihm gehört es. die als Hebe abgesonderten Kuchen."
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+ "während sich das Brot ausserhalb der Mauer. Der Talmud bringt zwei Ansichten, welche Mauer hier gemeint sei, nach R. Jochanan ist die Mauer von בית פאגי gemeint, nach Resch Lakisch die Mauer der עזרה; die Ansicht des R. Jochanan wird durch eine Baraita bestätigt, die ausdrücklich die Mauer von בית פאגי nennt. Nach Raschi (Menachot 96 b; Pesachim 63 b und 91a; Baba Mezia 90 a), R. Simeon b. Abraham (ר״ש zu Kelim 1, 8), Talm. Jerusch. (Joma VI, 6) und Bartenura ist ausserhalb der Mauer von בית פאגי (wohl = Βηϑφαγή, einem Orte unweit von Jerusalem, der demnach noch als zur heiligen Stadt gehörend betrachtet wurde) gleichbedeutend mit ausserhalb der Mauer von Jerusalem. Die Richtigkeit dieser Erklärung ergibt sieh auch aus Pesachim 91 a. In dem Kommentar zu unserer Mischna bringt Raschi eine andere Erklärung, wonach חומת בית פאגי die Mauer um den Tempelberg bedeutet. Maimon, in seinem Kommentar zur Mischna liest nicht בית פאגי, sondern בית בגיס, das er mit Hinweis auf פת בג (Dan. 1, 5) für einen Raum in der Nähe des Tempelberges hält, in welchem Mehlopfer zubereitet und gebacken wurden.",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. Die Brote wurden erst durch das Schlachten des dazu gehörenden Opfertieres heilig (s. oben II, Note 17). Da es in der Schrift (Lev. 7, 12) heisst, dass die Brote על״ זבח התודה,, neben dem Dankopfertier dargebracht werden sollen, so müssen sie nach Resch Lakisch während des Schlachtens des Opfers, wie dieses, sich im Heiligtum befinden; nach R. Jochanan genügt es, wenn sie sich nur innerhalb Jerusalems befinden, befinden sie sich aber ausserhalb desselben, so werden sie nicht durch das Schlachten des Opfers heilig.",
+ "bevor [die Brote] im Ofen eine Kruste bekommen haben. Die Talmudausgaben lesen: עד שלא קרמו „פגיה״, was dasselbe bedeutet.",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. weil es heisst: על חלות לחם חמץ יקריב קרבנו, es müssen die Kuchen bereits לחם geworden sein, wenn man das Opfer schlachtet; so lange sie aber keine Kruste haben, können sie noch nicht לחם genannt werden.",
+ "ist das Brot heilig geworden. weil die Untauglichkeit des Opfers erst beim Schlachten eingetreten ist (s. Sebachim VII Note 46); das Brot ist aber ebenso wie das Opfertier bei פגול :חוץ לזמנו, bei פסול :למקומו חוץ (s. oben 11, 3).",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. weil das Opfertier schon vor dem Schlachten untauglich zum Opfer war.",
+ "[Das Brot] ist heilig geworden. Im Talmud wird ausgeführt, dass auch nach R. Elieser das Brot nur dann heilig geworden ist, wenn sich ein Fehler an dem Opfertiere herausstellt, der wie z. B. ein Flecken im Auge nicht leicht erkennbar ist und deshalb ein Vogelopfer nicht untauglich macht, weil ein solches Opfertier, wenn es einmal auf den Altar gekommen ist, nach R. Akiba nicht wieder heruntergenommen wird (s. Sebachim IX Note 20). Die Weisen dagegen sind der Ansicht, dass auch R. Akiba einen solchen Unterschied zwischen den Leibesfehlern nur in bezug auf das Opfertier selbst macht, ob es wieder vom Altar heruntergenommen werden muss oder nicht, die Brote aber werden durch das Schlachten eines solchen Opfertieres in keinem Falle heilig.",
+ "Hat man es unter einem anderen Namen geschlachtet. S. Sebachim I Note 1.",
+ "und ebenso wenn man den Widder des Einweihungsopfers. oder den Widder des Nasir-Opfers, mit welchem ebenfalls Brote dargebracht wurden.",
+ "ist das Brot nicht heilig geworden. obwohl das Opfer durch das Schlachten unter einem anderen Namen nicht untauglich geworden ist. Es wird dieses daraus geschlossen, weil es (Lev. 7, 13) heisst: zu den Kuchen von gesäuertem Brote bringe er sein Opfer dar על זבח תודת שלמיו „bei seinem Dankfriedensopfer“, nur wenn das Opfer als Dankfriedensopfer geschlachtet worden ist, ist auch das Brot heilig geworden, nicht aber, wenn es unter einem anderen Namen geschlachtet worden ist."
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+ "Wenn die Giessopfer. Der Ausdruck נסכים bezeichnet sowohl den Wein wie auch das Mehlopfer, die als Beigabe zu den meisten Tieropfern gehörten (s. Sebach. IV Note 18).",
+ "schon durch das Gefäss. In den Ausgaben Neapel 1492 und Venet. 1606 fehlt das Wort בכלי. Die נסכים gelten erst dann als heilig, d. h. für den Zweck bestimmt und geweiht, zu welchem sie verwendet werden sollen, wenn sie zu diesem Zwecke in ein Dienstgefäss hineingetan worden sind und das Opfer, zu welchem sie gehören, geschlachtet worden ist; von da an werden sie untauglich, sobald man sie über Nacht liegen lässt oder aus der עזרה hinausbringt. So nach Raschi (Talmudausgabe Wilna 1887), Bartenura, Maimon, in seinem Mischna-Kommentar. Nach Tosafot werden sie durch Übernachten und Hinausbringen aus der עזרה schon untauglich, sobald sie in ein Dienstgeföss getan worden sind, wenn auch das dazu gehörige Opfer noch nicht geschlachtet worden ist; das Schlachten des Opfers bewirke nur, dass sie damit nur für dieses Opfer geheiligt sind und deshalb auch zu keinem anderen Opfer mehr verwendet werden dürfen (8. auch Mella II, 9). Tosfot Jomtob will dahin auch Maimon, in seinem Mischna-Kommentar und ebenso הלכות פסולי המוקדשין XII, 6 und הלכות מעשה הסרבנות II, 12 verstehen, doch müssen auch die beiden letzteren Stellen nicht unbedingt so verstanden werden (s. שושנים לדוד von David Pardo).",
+ "dass das Schlachtopfer untauglich ist. es ist nach dem Schlachten untauglich geworden. Ist es dagegen schon beim Schlachten untauglich geworden, so sind die נסכים durch das Schlachten nicht heilig geworden.",
+ "wenn ein anderes Schlachtopfer. das bereits geschlachtet ist und zu dem man die נסכים braucht.",
+ "mit diesem zusammen dar. Wie der Talmud ergänzend hinzufügt, ist das jedoch nur bei einem Gemeindeopfer gestattet, weil bei Gemeindeopfern der Gerichtshof, welcher über sie zu verfügen hat, von vornherein die stillschweigende Absicht hat (לב בית דין מתנה עליהם), dass נסכים, die zu dem einen Opfer nicht gebraucht werden, zu einem anderen Opfer verwendet werden sollen; bei einem Privatopfer dagegen dürfen נסכים, die einmal für das eine Opfer geheiligt worden sind, nicht mehr mit einem anderen Opfer dargebracht werden.",
+ "lässt man sie durch Übernachten untauglich werden. sie können zu nichts mehr verwendet werden, deshalb lässt man sie über Nacht liegen, so dass sie selbst untauglich werden; der Talmud erklärt: נעשה כמי שנפסלו בלינה ופסולין sie sind untauglich, ebenso wie wenn sie durch Übernachten untauglich geworden wären.",
+ "Zu dem Jungen eines Dankopfer-Tieres. Wenn ein zum Dankopfer geweihtes Tier ein Junges geworfen hat, so wird auch dieses ganz wie das Dankopfertier dargebracht (s. Ternura III, 2).",
+ "zu einem mit ihm Ausgetauschten. Unter תמורה versteht man ein gegen ein Opfertier ausgetauschtes anderes Tier, indem der Eigentümer erklärt hat, dieses solle an die Stelle des ersteren treten. Nach Lev. 27, 10 sind in solchem Falle beide Tiere heilig ; war das erste ein Dankopfer, so muss auch das andere als Dankopfer dargebracht werden.",
+ "wenn man sein Dankopfer abgesondert hatte und es verloren gegangen ist. Auch in diesem Falle bleibt das für das verloren gegangene eingetretene Tier heilig, selbst wenn das erstere sich nachträglich wiedergefunden hat, es müssen dann beide als Dankopfer dargebracht werden.",
+ "braucht man kein Brot darzubringen. Wie im Talmud ausgeführt wird, braucht, wenn das verloren gegangene Tier sich wiedergefunden hat, das Brot nur zu dem Tiere gebracht werden, das zuerst dargebracht wird; hat es sich nicht wiedergefunden, bevor das andere Tier dargebracht wird, so muss man das Brot zu diesem darbringen. Ebenso braucht zu dem Jungen oder zu dem Ausgetauschten das Brot nur dann nicht gebracht werden, wenn man das Dankopfer selbst vorher dargebracht hat, bringt man aber das Junge oder das Ausgetauschte zuerst dar, so muss man zu ihnen und nicht zu dem ursprünglichen Opfer das Brot darbringen. Ferner wird dort auch unterschieden zwischen einem Dankopfer, bei dem man zum Ersatz verpflichtet war, und einem solchen, bei dem man hierzu nicht verpflichtet war; bei letzterem muss zu dem Ausgetauschten oder an die Stelle des verloren Gegangenen Getretenen auch das Brot in allen Fällen dargebracht werden, zu dem Jungen dagegen in keinem Falle.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 12.",
+ "und er bringe mit dem Dankopfer. Aus der nochmaligen Wiederholung: על זבח התודה statt des kürzeren עליה wird geschlossen, dass das Brot nur zu dem Dankopfer selbst oder dem an seiner Stelle dargebrachten Opfer gebracht werden soll, nicht aber zu dem anderen Opfer, das, nachdem das Dankopfer mit dem Brote bereits gebracht ist, dargebracht wird.",
+ "nicht zu einem an seine Stelle Getretenen. Unter חליפתה, das nach Lev. 27, 10 ebenso wie תמורתה ein gegen ein anderes ausgetauschtes Tier bedeutet, ist hier das anstelle des verloren gegangenen getretene Tier zu verstehen."
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+ "so muss er es samt dem Brote von Nichtheiligem bringen. Durch die Worte: הרי עלי תודה hat er sich verpflichtet, ein Dankopfer in der dafür vorgeschriebenen Weise, also mit dem dazu gehörigen Brot zu bringen ; Opfer, die man verpflichtet ist zu bringen, dürfen aber nur von Nichtheiligem dargebracht werden (s. die folgende Mischna).",
+ "ein Dankopfer. die Talmudausgaben fügen hier das Wort עלי ein, das sonst aus dem Vorhergehenden zu ergänzen ist.",
+ "von Nichtheiligem und das Brot dazu vom Zehnt. gemeint ist der zweite Zehnt, der den Eigentümern gehörte, und der entweder selbst oder dessen Erlös in Jerusalem verzehrt werden musste.",
+ "so muss er es samt dem Brote von Nichtheiligem bringen. Dadurch, dass er gelobt hat, ein Dankopfer von Nichtheiligem zu bringen, ist er bereits verpflichtet, dasselbe in der vorgeschriebenen Weise mit dem Brote von Nichtheiligem zu bringen, es hat deshalb der Nachsatz „das Brot aber vom Zehnt“ gar keine Geltung.",
+ "kann er bringen. In diesem halle hat er sich zu einem Dankopfer in der vorgeschriebenen Weise von vorneherein gar nicht verpflichtet, er kann deshalb (nach Maim. הלכות מעשה הקרבנות XVI, 17 soll er sogar) das Opfer, wie er gelobt hat, vom Zehnt bringen, er erfüllt aber auch seine Pflicht, wenn er auch das Opfer von Nichtheiligem bringt.",
+ "das Dankopfer und das Brot dazu. In den Talmudausgaben fehlt das Wort התודה, es ist aber dem Sinne nach zu ergänzen.",
+ "sondern von dem für den zweiten Zehnt gelösten Gelde. Wie das Dankopfer selbst nur von dem Erlös für die Frucht des zweiten Zehnt dargebracht werden kann, so soll auch das Brot nur von dem dafür erzielten Erlös dargebracht werden."
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+ "Weil es heisst. Deut. 16, 2.",
+ "Kleinvieh oder Rind. Den einfachen Wortsinn des Schriftverses erklärt B. Elieser, dessen Auslegung hier die Mischna im Gegensatz zu der des R. Akiba wiedergibt (s. Talmud), in der Mechilta zu Exod. 12, 6 : צאן לספח ובקר לחגיגה, von dem Kleinvieh das eigentliche Pesachopfer und von dem Rind das Festopfer, das neben dem Pesachopfer dargebracht wurde, wenn dieses nicht hin-reichte, um alle am Pesachmahle Teilnehmenden zu sättigen; dieses Festopfer durfte vom Kleinvieh wie vom Grossvieh dargebracht werden (s. Pesachim VI, 4).",
+ "was vom Kleinvieh oder Rind dargebracht wird. und nicht nur dieses, sondern, wie es weiter heisst, Alles, was dem Pesachopfer, das, wenn man das Festopfer mit hinzurechnet, sowohl vom Kleinvieh wie vom Rind dargebracht wird, darin gleicht, dass es ein Pflichtopfer ist; es sind deshalb auch Vogel-Opfer und Mehlopfer mit inbegriffen.",
+ "wie das Pesach ein Pflichtopfer ist und nur von Nichtheiligem dargebracht wird. Das erste Pesachopfer in Egypten konnte nur von Nichtheiligem dargebracht werden, da es Heiliges, das. dazu hätte verwendet werden können, d. i. für den Erlös von zweitem Zehnt gekauftes Vieh, damals überhaupt noch nicht gegeben hat. Aus dem Schriftvers (Ex 13, 6) : ועבדת את העבודה הזאת בחדש הזה „und du sollst diesen Dienst begehen in diesem Monat“ wird aber geschlossen, dass die Darbringung des Pesachopfers in alle Zukunft in Allem mit dem in Egypten dargebrachten ersten Pesachopfer übereinstimmen muss.",
+ "das als Pflichtopfer dargebracht wird. S. oben Note 40.",
+ "nur von Nichtheiligem dargebracht werden. wenn man nicht ausdrücklich erklärt hat, dass man sie vom zweiten Zehnt bringen will.",
+ "Giessopfer dürfen in jedem Falle nur von Nichtheiligem dargebracht werden. weil sie ganz auf den Altar gegossen wurden, der Erlös des zweiten Zehnt sollte aber verzehrt werden, es durften deshalb dafür nur Opfer gekauft werden, die bis auf die auf den Altar kommenden Teile von den Eigentümern verzehrt wurden, nicht aber solche Opfer, von denen die Eigentümer gar nichts erhielten. Nach Maim, dürfen die נסכים, das sind die zu den Dankopfern gehörenden Wein und Mehlopfer, von denen hier in der Mischna zunächst die Rede ist, schon aus dem Grunde nur von Nichtheiligem genommen werden, weil es (Num. 16, 4) von diesen heisst: והקריב המקריב קרבנו לה׳ „der Darbringende soll als sein Opfer dem Ewigen darbringen ein Mehlopfer u. s. w.“, Mehl- und Weinopfer soll man nur von dem Seinigen darbringen, nicht aber von zweitem Zehnt, das zum Teil schon der freien Verfügung des Eigentümers entzogen ist."
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+ "Alle Opfer. Nur von Mehlopfern ist hier die Rede, die entsprechende Vorschrift für Tieropfer s. Temura III, 5.",
+ "können von inländischem. aus dem heiligen Lande.",
+ "von altem und von neuem. diesjährigem.",
+ "die nur von neuem. weil es beim Omer (Lev. 23, 10) heisst : ראשית קצירכם „das Erste eurer Ernte“, und bei den beiden Broten (Lev. 23, 16): מנחה חדשה „ein Mehlopfer von dem neuen“.",
+ "und nur von inländischem. beim Omer heisst es : כי תבאו אל הארץ „wenn ihr kommen werdet in das Land“ und bei den beiden Broten : ממושבותיכם תביאו „von euren Wohnsitzen sollt ihr es bringen“.",
+ "Michmas. s. Esra 2, 27, eine Ortschaft nördlich von Jerusalem, dasselbe wie מכמש (1 Sam. 18, 2). In den Talmudausgaben steht dafür jedenfalls corrumpiert : מכניס.",
+ "und Sanocha. זנוחא, so nach ed. Lowe und dem Aruch zu lesen statt מזוגיחה ; es ist damit jedenfalls eine von den beiden Ortschaften זנוח (Jos. 16, 34 und 16, 66) gemeint, von denen die eine in der Niederung und die andere im Gebirge von Juda gelegen war. Die Talmudausgaben lesen: זטחא.",
+ "sind erster Qualität. אלפא = ᾰλφα, wie wir sagen: No. I.",
+ "zweiter nach ihnen Chafarajim. חפרים wird Jos. 19, 19 erwähnt, es lag im Norden von Jerusalem in der Ebene. Die Talmudausgaben lesen עפוריים oder עפריים, vielleicht das 2 Chron. 13, 19 genannte עפרין, das in der Nähe von Bethel gelegen zu haben scheint. Nach dem Talmud war עפריים so reich an Getreide, dass man sprichwörtlich sagte : תבן אתה מכניס לעפריים „willst du Stroh nach Afarajim bringen“ ?"
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+ "Man bringt nicht. Nach Raschi und Bartenura bezieht sich das Folgende nur auf das Omer und die beiden Brote, nach Tosafot und Tosfot Jomtob auf alle Mehlopfer.",
+ "[von dem Getreide] von einem gedüngten Felde. nach einer Erklärung, weil der Dünger den Geschmack der Frucht beeinträchtigt, nach einer anderen, weil zu befürchten ist, dass das Feld nicht genügend gedüngt worden ist und die Frucht deshalb minder gut ausfällt.",
+ "und nicht von einem künstlich bewässerten Felde. בית השלחין s. Bab. mez. IX Note 9. Durch die Trockenheit des Bodens leidet die Qualität der Körner.",
+ "und nicht von einem Baumfelde. ein Feld, auf dem zwischen dem Getreide auch Bäume wachsen. Die Bäume entziehen dem Boden Kraft und schaden dadurch dem Getreide.",
+ "Wie verfährt man damit. um eine möglichst gute Frucht zu erzielen.",
+ "Man pflügt. ניר heisst ein unbebauter oder ausgeruhter Acker, der urbar gemacht und frisch gepflügt worden ist, daher das Zeitwort נר = urbar machen oder ein brach liegendes Feld frisch pflügen.",
+ "es. das Feld, dessen Getreide man benutzen will.",
+ "im ersten Jahre um. besät aber nur die eine Hälfte, während man die andere Hälfte, von welcher man im kommenden Jahre das Getreide benutzen will, brach liegen lässt. Im nächsten Jahre pflügt man dann wieder das ganze Feld um und besät nun die Hälfte, die im vorhergehenden Jahre brach gelegen hat, während man die andere Hälfte brach liegen lässt. So kann man aus demselben Felde jedes Jahr das Getreide, das man für die Opfer braucht, ziehen.",
+ "und im zweiten Jahre besät man es 70 Tage vor Pesach. da haben die Sonnenstrahlen schon die Kraft, auf die Entwicklung der Saaten einzuwirken.",
+ "Wie prüft man es. das Kernmehl, um zu sehen, ob es genügend gesiebt ist.",
+ "bringt er Mehlstaub. סלת ist der feste kernige Bestandteil des Mehles. Das Mehl wurde durch haarfeine Siebe gesiebt; was durch das Sieb hindurchging, war Mehlstaub und durfte nicht gebraucht werden, nur das in dem Sieb zurückbleibende Mehl durfte zu den Mehlopfern verwendet werden.",
+ "Ist es. das Mehl oder der Weizen.",
+ "so ist es untauglich. jedoch nur, wenn mehr als die Hälfte des Mehls oder des Weizens wurmfrässig geworden ist (Talmud). Nach Maimon. הלכות איסורי מזבח VI, 11 ist jedoch die Tauglichkeit schon fraglich, wenn auch nur ein Korn zur grösseren Hälfte wurmfrässig geworden ist."
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+ "Tekoa. תקועה die in der Bibel öfters erwähnte Stadt תקוע, südöstlich von Bethlehem (Neubauer, la géographie du Talmud, S. 129), nach Grätz (Gesch. d. Jud. IV Note 87) und Bacher (Ag. der Tann. 11, 76) eine gleichnamige Stadt in Galiläa. Vgl. Petuchowski, Tanna R. Ismael, S. 20, N. 51; Monatssehr. 1906, 569, N. 5.",
+ "Als zweites nach ihm kommt Regeb. רגב nach Neub. 247 wahrscheinlich identisch mit der Festung Ragaba, bei deren Belagerung nach Josephus (Ant. XIII, 15, 5) Alexander Jannai seinen Tod gefunden hat.",
+ "Man bringt nicht aus unreifen Oliven bereitetes. אנפיקנון = ὀμφάϰινον aus unreifen Früchten bereitetes, nach dem Talmud Öl, das aus Oliven bereitet ist, die nicht ein Drittel ihrer Reife erlangt haben ; das Öl ist bitter und minderwertig.",
+ "so ist es untauglich. die Talmudausgaben lesen : כשר, ebenso die Mischn. ed. Lowe.",
+ "Man bringt nicht solches von trockenen Oliven. גרגר, ursprünglich Bezeichnung für das runde Korn (von גרר = גלל), bedeutet bei der Traube die einzelne runde Beere, dann auch die einzelne Olive (Jes. 17, 6). Besonders die ganz ausgereifte und durch die Sonnenstrahlen zusammengezogene Olive scheint mit גרגר bezeichnet zu werden ; so erklärt Maimon, das Wort מגרגר in Tohorot IX, 6 המגיח זיתיו בגג לגרגרם : wer seine Oliven auf das Dach legt, גרעינין Kerne aus ihnen zu machen, d. h. sie zu trocknen und kernig zu machen. S. auch weiter in der folgenden Mischna מגרגרו בראש הזית und מגרגרו בראש הגג und die Noten dazu.",
+ "die im Wasser aufgeweicht. Der Aruch und ebenso Raschi erklären גרגרים שנשרו במים : Oliven, die vom Baume heruntergefallen sind (נשרו von נשר = abfallen) und im Wasser gelegen haben ; Tosfot Jomtob scheint unter גרגרים die Oliven kerne verstanden zu haben.",
+ "nicht solches von eingelegten. Zum Essen bestimmte Oliven pflegte man in Salzwasser einzulegen, s. Tohorot IX, 5, 6."
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+ "Drei [Behandlungsarten. Der Aruch, Raschi (in der Erklärung, die er im Namen seiner Lehrer anführt) und Bartenura erklären das שלשה זיתים folgendermassen : Zu drei verschiedenen Zeiten werden die Oliven zur Ölbereitung gepflückt, weil nicht alle Oliven auf demselben Baume zu gleicher Zeit reif werden. Zuerst werden die Früchte auf dem Gipfel des Baumes (בראש הזית) reif, weil diese am meisten von der Sonne beschienen werden, diese werden deshalb zuerst gepflückt. Dann reifen die Früchte an dem oberen Teil der Stämme, soweit dieselben über die in der Nähe gelegenen Hausdächer (בראש הגג) hinausragen, auch diese erhalten noch reichlich Sonne, wenn auch nicht so viel wie die am Gipfel, sie können daher erst später gepflückt werden. Zuletzt werden die Früchte an dem unteren Teil der Bäume gepflückt, diese werden von den Hausdächern überschattet, sie werden deshalb überhaupt nicht vollkommen reif, werden deshalb zuletzt gepflückt und müssen nach dem Pflücken erst durch eine besondere Prozedur mürbe gemacht werden. Schwierig erscheint nach dieser Erklärung der Ausdruck מגרגרו in מגרגרו בראש הזית und מגרגרו בראש הגג, das danach mit ״die einzelnen reif gewordenen Oliven (גרגרים) sorgsam abpflücken״ zu übersetzen ist, eine Bedeutung, die dieses Wort sonst nirgends hat ; ebenso schwierig und gesucht ist die Auslegung, die für das מגרגרו בראש הגג gegeben wird. Einleuchtender erscheint die erste Erklärung Raschis, die deshalb der obenstehenden Übersetzung zu Grunde gelegt ist.",
+ "Man lässt sie oben auf. בראש חזית bedeutet ebenso wie das folgende בראש חגג nicht „auf dem Gipfel“ sondern einfach „oben auf“ dem Baume, dem Dach, wie חאומנין קורין בראש האילן Berachot II, 4.",
+ "dem Ölbaume ganz reif werden. man lässt sie so lange auf dem Baume, bis die Sonne sie zu גרגרים gemacht d. h. so weit ausgereift hat, dass sie sofort zur Ölbereitung benutzt werden können s. oben Note 25.",
+ "dann zerstösst. בתש = in einem Mörser stampfen, zerstossen, dasselbe wie das biblische כתת s. Lev. 24, 2.",
+ "dann tut man sie in den Korb. in welchem man sie in die Kelter zum Pressen trägt.",
+ "ringsum den Korb. man tut die zerstossenen Oliven nicht auf den Boden des Korbes, sondern klebt sie an die Seitenwände des Korbes an, so dass das von ihnen ablaufende Öl an den Wänden entlangfliesst und dadurch geklärt wird, bevor es an den Boden gelangt.",
+ "das ist die erste Sorte. das Öl, das auf diese Weise von selbst aus dem Korbe in ein darunter gestelltes Gefäss abfliesst, das stellt die beste Sorte Öl dar.",
+ "dann presst man sie. die in dem Korbe zurückgebliebenen Oliven mit den Kernen.",
+ "unter einem Balken. dem Pressbalken, wobei auch die Kerne zerbrochen werden.",
+ "mit Steinen. nicht mit dem Pressbalken, weil durch den zu starken Druck auch der Bodensatz mit abfliessen würde.",
+ "das. das auf diese Weise gewonnene Öl.",
+ "dann zermahlt und presst man sie. die nach dem ersten Pressen zurückgebliebene Masse.",
+ "Man lässt sie. die Oliven, die auf dem Baume nicht ganz die nötige Reife erlangt haben.",
+ "oben auf. S. Note 29. Raschi in der zweiten Erklärung, die er im Namen seiner Lehrer gibt, erklärt das מגרגרו בראש הגג : man pflückt die Oliven ab, die nicht auf dem Gipfel, sondern an dem tiefer gelegenen Teile des Baumes wachsen, sodass man sie auf dem Dache des Hauses stehend abpflücken kann.",
+ "Man häuft. עטן arab. عطن = Oliven zur Gährung oder zum Mürbewerden aufhäufen.",
+ "sie im Hause. Die Talmudausgaben lesen בבית הבד = in der Kelter.",
+ "bis sie mürbe werden. ילקה wörtlich: geschlagen, angeschlagen werden.",
+ "trägt sie dann hinauf und lässt sie oben auf dem Dache trocknen. von der Feuchtigkeit, die sie zusammengedrängt auf einem Haufen liegend infolge der Hitze, die sich bei dem Gährungsprozess entwickelt, ausschwitzen."
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+ [
+ "die zweite der ersten und die erste der zweiten sind einander gleich. an Güte. Zu den Opfern soll man stets vom besten, was man hat, nehmen (s. oben Mischna 1) ; wenn man deshalb Öl zu einem Mehlopfer braucht und man hat solches der zweiten Sorte von der ersten Art und der ersten Sorte von der zweiten Art, so ist es gleich, welches von beiden man nimmt, da sie beide in der Güte einander gleich sind. Für den Leuchter darf trotzdem nur Öl der ersten Sorte von jeder der drei Arten genommen werden, weil dafür ausdrücklich שמן זית זך vorgeschrieben ist d. h. klares Olivenöl, das ist das Öl, welches noch vor dem Pressen nach dem Zerstossen beim Hineintun in den Korb von selbst abfliesst.",
+ "Die Schrift sagt aber. Exod. 27, 20. Über den Ausdruck תלמוד לומר s. Hoffmann, Magazin Jahrg. 1893 S. 148., wonach תלמוד eine Beweisstelle aus der heiligen Schrift bedeutet, aus der eine Lehre abgeleitet wird."
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+ [
+ "Keruthim. קרותים, in den Talmudausgaben und ed. Lowe קרוחים, nach Neubauer S. 83 vielleicht die Stadt Coreae im nördlichen Judaea (Joseph. Ant. XIV, 3, 4).",
+ "und Hattulim. הטולים, in den Talmudausgaben עטולין, nach Neub. ibid, das jetzige Kefr Hatla, nördlich von Gilgal.",
+ "zweiter nach ihnen Beth Rimma. בית רמה in derselben Gegend gelegen, führt noch heute den gleichen Namen.",
+ "und Beth Laban. בית לבן nach Neub. das heutige Luban.",
+ "im Gebirge und Kefar Signa. כפר סגנה nach Neub. vielleicht das heutige Sukneh in der Nähe von Jaffa.",
+ "Man bringt keinen Trockenbeerwein. אליוסטן, in den Talmudausgaben הליסטיון, ηλιαστὀν, Wein aus Trauben, die man zur Verminderung ihres Wassergehaltes nach der Reife entweder am Weinstocke selbst oder, nachdem sie abgeschnitten sind, in der Sonne hat trocknen lassen.",
+ "Man bringt keinen alten. der über ein Jahr alt ist, weil er dann nicht mehr seine ursprüngliche Röte hat.",
+ "Man bringt keinen süssen. weil er nicht so kräftig ist wie der herbe.",
+ "keinen geschwefelten. der in geschwefelten Fässern gelagert hat; nach Anderen : Wein aus Trauben, deren Herbe man durch Räuchern gemildert hat; nach Maim. Wein, der in schlecht riechenden Fässern gelagert und von dem Geruch angezogen hat.",
+ "Man bringt nicht von dem an Spalieren. wo die Trauben zu weit von dem Erdboden entfernt wachsen.",
+ "sondern von dem am Boden gewachsenen. der die Kraft unmittelbar aus dem Boden zieht.",
+ "und nur von [gehörig] bearbeiteten. die Erde musste rings um den Weinstock zweimal im Jahre aufgehackt und begossen werden."
+ ],
+ [
+ "Man tat ihn nicht in grosse Kufen. weil durch das häufigere Abfüllen der zurückbleibende Wein leidet.",
+ "damit sein Geruch sich verbreiten konnte. in dem frei bleibenden Raum sollte sich der aus dem Wein aufsteigende Duft sammeln, während bei vollgefülltem Fasse der Duft, sobald das Fass geöffnet wird, nach aussen entweicht und verloren geht.",
+ "Man brachte nicht von dem an der Oberfläche. des Fasses.",
+ "wegen des Kahms. der mehlartige Pilzüberzug, welcher sich auf der Oberfläche des Weins bildet.",
+ "sondern nur von dem im mittleren Drittel. משלישה ומאמצעה = nur von einem Drittel des Fasses und zwar aus der Mitte, nicht von dem oberen und nicht von dem unteren Drittel. Bart, und Tosfot Jomtob erklären: von der Mitte des mittleren Drittels, indem sie das Suffix von ומאמצעה auf שלישה beziehen ; dann wäre aber die Bestimmung משלישה ganz überflüssig, da die Mitte des mittleren Drittels die Mitte des Fasses ist.",
+ "Wie wurde er. der Wein auf seine Reinheit.",
+ "strömte Gischt. Die Mischna-Ausgaben lesen: הגיד, die Talmudausgaben und der Aruch: הגיר, gemeint ist der Kahm oder die Hefe, die beim Ausstrümen des Weins mit herausgeschleudert werden ; גיד = Ader, weil diese festen Bestandteile die Flüssigkeit wie Adern durchziehen, גיר = Gischt, Schaum, welche sich um diese festen Bestandteile bilden. Subj. zu זרק ist der Wein.",
+ "so klopfte er mit dem Stabe. zum Zeichen, dass mit dem Abfüllen innegehalten werden soll. Nach dem Talm. schadet das Sprechen beim Abfüllen dem Duft des Weines, deshalb wurde dabei nicht gesprochen, sondern nur durch Aufstossen des Stabes das Zeichen gegeben.",
+ "fehlerfrei. Num. 28, 19. 20.",
+ "fehlerfrei. Num. 28, 31. Die Vorschrift: תמימים יהיו לכם bezieht sich ebenso wie auf die Schlachtopfer auch auf die Mehl- und Giessopfer, deshalb sind auch diese untauglich, wenn das Mehl oder der Wein nicht fehlerfrei ist."
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+ "ein Zehntel. S. VII, Note 3.",
+ "und ein halbes Zehntel. Es gab nicht nur ein Zehntel-Mass und ein Halbzehntel-Mass, sondern alle Gefässe im Heiligtum waren in mehreren Exemplaren vorhanden, aber es gab Massgefässe für Trockenes nur von 1 Zehntel und von ½ Zehntel Inhalt.",
+ "ein Zehntel. Nach R. Meir gab es zweierlei Zehntel-Masse, ein kleineres, das erst, wenn man das Mehl über den Rand hinaus aufhäufte, ein Zehntel fasste, und ein grösseres, das glatt gestrichen ein Zehntel fasste. Mit dem grösseren wurde das Mehl für die Pfannenopfer des Hohenpriesters gemessen, weil hierbei das Zehntel Mehl wieder in zwei halbe Zehntel geteilt werden musste (s. weiter) und, wenn man mit dem kleineren gehäuften Mass gemessen hätte, beim Umschütten ein Vorbeischütten schwer zu vermeiden gewesen wäre; mit dem kleineren Masse wurde das Mehl für alle anderen Mehlopfer gemessen. Nach Ansicht der Weisen gab es nur eine Art von Zehntel-Mass, das glatt gestrichen ein Zehntel fasste, und mit dem das Mehl für alle Opfer gemessen wurde (Talmud).",
+ "man mass nicht das für einen Stier. für den als Beigabe ein Mehlopfer von 3 Zehnteln vorgeschrieben war.",
+ "mit einem drei [Zehntel] und nicht das für einen Widder. für den als Beigabe ein Mehlopfer von 2 Zehnteln vorgeschrieben war.",
+ "für die eine Hälfte am Morgen und die andere Hälfte am Abend. S. oben IV, 5 und dort Note 40."
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+ "ein Hin. l Hin = 12 Log.",
+ "Kerben. שנתות nach Raschi Sabb. 80 b kleine Ausbuchtungen in der Seitenwand des Gefässes.",
+ "waren an dem Hin. die ¼ und ein ½ Hin anzeigten, man brauchte deshalb hierfür keine besonderen Gefässe. Als Grund dafür, dass grade bei dem Hin auch das ½, ⅓ und ¼ in dem ganzen Hin-Masse abgemessen wurden und nicht auch bei dem Log, wird angegeben, dass es bei dem Hin heisst: ,שלישית ההין ,חצי ההין רביעית ההין eine Hälfte des Hin, ein ⅓ des Hin, ein ¼ des Hin; die Ausdrücke; חצי לוג und רביעית לוג dagegen werden in der heiligen Schrift überhaupt nicht erwähnt.",
+ "bis dahin für einen Stier. für den als Beigabe ½ Hin Wein und Öl vorgeschrieben war.",
+ "bis dahin für einen Widder. ⅓ Hin.",
+ "bis dahin für ein Lamm. ¼ Hin.",
+ "wozu hätte auch das Hin dienen sollen. Bei keinem Opfer war ein ganzes Hin vorgeschrieben. Ein einziges Mal wurde ein solches Mass gebraucht, zur Herstellung des Salböls durch Mose (Exod. 30, 24). Dieses durch Mose hergestellte Salböl reichte, so lange der Tempel stand, es wurde deshalb niemals wieder anderes hergestellt. Nach R. Elieser, Sohn des R. Zadok, war deshalb dieses Massgefäss sofort nach dem Gebrauch vergraben worden, nach Ansicht der Weisen wurde es unter den übrigen Massgefässen im Tempel weitergeführt.",
+ "Sondern. die Überlieferung, dass es im Heiligtume 7 Flüssigkeitsmasse gab, ist richtig, aber an Stelle des Hin war noch ein Mass von 1½ Log vorhanden.",
+ "das diente als Mass für das Mehlopfer des Hohenpriesters. zu welchem 3 Log Öl genommen wurden (Talm. 51a).",
+ "für die anderthalb Log am Morgen und die anderthalb Log am Abend. 1½ Log für das eine halbe Zehntel Mehl und 1½ Log für das andere halbe Zehntel. (S. oben IV, Note 40). Nach der Erklärung des Abraham ben David, wonach von den 12 am Vormittag gebackenen Kuchen 6 am Vormittag und 6 am Nachmittag dargebracht wurden, ist das לוג ומחצה בבקר ולוג ומחצה בין הערבים verständlich. Schwerer zu verstehen ist es nach der Erklärung des Maim., wonach jeder der 12 Kuchen in zwei Hälften geteilt und von jedem Kuchen die eine Hälfte am Vormittag und die andere Hälfte am Nachmittag dargebracht wurde. Waren doch die 12 halben Kuchen, die am Vormittag dargebracht wurden, aus beiden Zehnteln Mehl und aus beiden 1½ Log Öl bereitet und ebenso die 12 halben Kuchen, die am Nachmittag dargebracht wurden. Wozu wurden da überhaupt die 8 Log erst in zwei Hälften geteilt und ebenso das ganze Zehntel in zwei halbe Zehntel ?"
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+ "Für das Viertel-Log Wasser für den Aussätzigen. Am Tage seiner Reinigung wurden für den Aussätzigen zwei Vögel genommen, von denen der eine über einem Gefäss mit Quellwasser geschlachtet wurde, so dass das Blut in das Wasser hineinfloss und sich mit ihm vermischte; mit diesem Wasser wurde dann der Aussätzige besprengt (Lev. 14, 5—7. 51). Nach der Tradition musste hierzu ein Viertel-Log Wasser genommen werden; in einer grösseren Menge Wasser wäre das wenige Blut eines kleinen Vogels nicht mehr zu erkennen, bei einer kleineren Menge würde das Wasser in dem vielen Blut eines grossen Vogels nicht mehr zu erkennen gewesen sein (Sota 16 b).",
+ "und für das Viertel-Log Öl für den Nasir. für die Kuchen und Fladen, die derselbe am Ende seines Nasirats darzubringen hatte (Num. 6, 15). Dass hierzu nur ¼ Log zu verwenden war, war traditionelle Bestimmung (Talm. 89 a). Übrigens wurde das Viertel-Log auch als Mass bei dem Pfannenopfer de Hohenpriesters gebraucht, um die 3 Log Öl auf die 12 Kuchen, auf jeden Kuchen ¼ Log Öl, zu verteilen.",
+ "Für das halbe Log Wasser für die des Ehebruchs verdächtige Frau. Num. 5, 17 (vgl. Sota 11, 2).",
+ "und für das halbe Log Öl beim Dankopfer. für die dreierlei Arten Kuchen, die mit dem Dankopfer dargebracht wurden. Nach der traditionellen Bestimmung wurde ½ Log Öl dazu verwendet, und zwar ¼ Log für die ungesäuerten Kuchen und Fladen zusammen, und ¼ Log für die aus reichlich getränktem Mehl (סלת מרבכת) bereitete dritte Art Kuchen, zu denen also doppelt soviel Öl verwendet wurde wie zu jeder der beiden anderen Arten (Talm. 89 a). Auch dieses halbe Log wurde noch zu einem anderen Zwecke gebraucht, nämlich zum Abmessen des Öls für den Leuchter, s. weiter in der Mischna.",
+ "Mit dem Log wurde [das Öl] für alle Mehlopfer. für die nicht ein kleineres oder grösseres Mass Öl vorgeschrieben war.",
+ "gemessen. Selbst wenn man ein Mehlopfer von . mehr als 60 Zehntel dagegen durften nicht in einem Gefäss gemengt werden, s. weiter XII, 4",
+ "denn es heisst. Lev. 14, 21.",
+ "zum Mehlopfer und ein Log Öl. zu jedem Mehlopfer, einerlei wieviel Mehl dazu genommen wird, gehört nur ein Log Öl.",
+ "Sechs. das 6 Log-Mass, das ist das halbe Hin, wurde gebraucht…",
+ "vier. das 4 Log-Maes, das ist ⅓ Hin.",
+ "drei. das 3 Log-Mass, das ist ¼ Hin.",
+ "dreieinhalb. hierfür gab es kein besonderes Massgefäss.",
+ "ein halbes. מחצי die 3½ Log setzten sich zusammen aus den siebenmal ½ Log, die für die sieben Lichte gebraucht wurden. Die Talmudausgaben lesen חצי.",
+ "Log für jedes Licht. Ein halbes Log Öl reichte für die längste Winternacht. Waren die Nächte kürzer und blieb Öl übrig, so wurde es früh beim Reinigen des Leuchters herausgenomen und frisches Öl hineingetan. Nach Anderen wurden je nach der Länge der Nächte dünnere oder dickere Dochte verwendet."
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+ "Man kann Giessopfer. Nach Barten., der die Erklärung Raschi’s zur Mischna wiedergibt, sind unter נסכים hier מנחות נסכים zu verstehen, d. h. die zu den Tieropfern gehörenden Mehlopfer (s. Sebach. IV Note 18). Nach der Ausführung im Talmud kann aber die Mischna hier nicht von Mehlopfern sprechen, da solche überhaupt nicht mit einander vermischt werden dürfen. Für die Mehlopfer gilt in dieser Beziehung dasselbe wie für die Tieropfer, dass jedes Opfer stets für sich dargebracht werden muss. Es wird dieses damit begründet, dass es nach Aufzählung der darzubringenden Opferstücke in der Schrift (Lev. 3, 11) heisst: והקטירו הכהן der Priester soll „es“ darbringen, nicht einfach והקטיר הכהן, das wolle besagen, dass das Opfer, die davon darzubringenden Opferteile, für sich allein, aber nicht mit anderen Opferstücken vermischt, auf den Altar gebracht werden sollen. Dieselbe Bestimmung gilt auch für die Mehlopfer, die ja auch auf dem Altar geopfert werden. Unter נסכים in der Mischna sind hier daher nicht Mehlopfer, sondern die zu den Tieropfern gehörenden Weinopfer zu verstehen. Für diese gilt die Bestimmung nicht, dass jedes Opfer nur für sich allein und nicht mit anderen vermischt dargebracht werden darf, da der Ausdruck והקטיר auf Weinopfer ja nicht anzuwenden ist. Trotzdem dürfen nach rabbinischer Verordnung auch Weinopfer nicht mit einander vermischt werden, so lange die dazu gehörigen Mehlopfer noch nicht dargebracht sind, weil zu befürchten ist, dass man sonst auch die Mehlopfer mit einander vermischen wird ; sind aber die Mehlopfer bereits dargebracht oder unabsichtlich mit einander vermischt worden, so darf man die Weinopfer vermischen und zusammen darbringen. Das alles gilt jedoch nur für gleichartige Weinopfer, d. h. für solche Opfer, bei denen das Verhältnis zwischen dem darzubringenden Quantum Mehl und Wein das gleiche ist. Ungleichartige Weinopfer dagegen dürfen nach Maim. (פירוש המשניות und הלכות תמידין ומוספין X, 18. 19) unter keinen Umständen mit einander vermischt werden, nach dem כסף משנה z. St. (s. auch Tosfot Jomtob) nur dann, wenn die dazu gehörenden Mehlopfer bereits dargebracht worden sind, nicht aber, wenn sie mit einander vermischt worden sind. Nach Raschi (s. die Erklärungen des לחם משנה zum Maim. z. St.) dürfen gleichartige Weinopfer unter allen Umständen mit einander vermischt werden, ungleichartige nur, wenn die Mehlopfer bereits dargebracht oder mit einander vermischt worden sind.",
+ "von Widdern mit Giessopfern von Stieren vermischen. zu einem Widder gehören 2 Zehntel Mehl und ⅓ Hin = 4 Log Wein, es kommen also auf jedes Zehntel Mehl 2 Log Wein. Zu einem Stiere gehören 3 Zehntel Mehl und ½ Hin = 6 Log Wein, auch hier kommen auf ein Zehntel Mehl 2 Log Wein; die Weinopfer von Widdern und Stieren sind also gleichartig.",
+ "Giessopfer von Lämmern mit Giessopfern von Lämmern. einer anderen Opferart, da zu allen Lämmern gleichmässig 1 Zehntel Mehl und ¼ Hin = 3 Log Wein gehören.",
+ "die von heute mit denen von gestern. d. h. mit Giessopfern, die zu Opfertieren gehören, die schon am vorhergehenden Tage dargebracht worden sind. Die Mehl- und Weinopfer, die zu den Tieropfern gehören, brauchen nicht an demselben Tage wie diese dargebracht zu werden (s. Sebach. IV Note 19).",
+ "aber man darf nicht Giessopfer von Lämmern mit Giessopfern von Stieren und Widdern vermischen. weil bei den Lämmern auf 1 Zehntel Mehl 3 Log Wein kommen, bei den Stieren und Widdern dagegen nur 2 Log, die Weinopfer also nicht gleichartig sind.",
+ "Hat man diese für sich gemengt. Dieser zweite Absatz der Mischna bezieht sich nicht auf die Weinopfer, sondern auf die Mehlopfer. Für das mit dem Mehl zu vermengende Öl sind dieselben Masse vorgeschrieben wie für den Wein: für die 3 Zehntel Mehl beim Stier ½ Hin = 6 Log und für die 2 Zehntel Mehl beim Widder ⅓ Hin = 4 Log, das sind bei beiden für je ein Zehntel Mehl 2 Log, und für das eine Zehntel Mehl beim Lamm ¼ Hin = 3 Log Öl; die Mehlopfer von Stieren und Widdern, sind also inbezug auf das mit ihnen zu vermengende Öl gleichartig, diese und die von Lämmern dagegen ungleichartig.",
+ "so sind sie tauglich. und dürfen zusammen dargebracht werden. Aus dem והקטירו הכהן (oben Note 30) wird nur geschlossen, dass jedes Opfer für sich dargebracht werden und nicht eines mit dem anderen vermischt werden soll; sind aber Opfer unabsichtlich mit einander vermischt worden, so bleiben sie trotzdem tauglich und dürfen dann zusammen dargebracht werden. Hier wird kein Unterschied zwischen gleichartigen und ungleichartigen Opfern gemacht, weil ja hier jedes Opfer für sich mit dem dazu gehörenden Öl vorschriftsmässig gemengt worden und erst nachher die Opfer mit einander vermischt worden sind.",
+ "so ist es untauglich. Nach Maim. (s. פירוש המשניות) und dem כסף משנה zur oben angeführten Stelle ist es gleich, ob die Opfer gleichartig oder ungleichartig sind, in jedem Falle sind die Opfer durch die Vermischung untauglich geworden und können nicht mehr dargebracht werden, da es unmöglich ist, nachdem die Opfer sich vermischt haben, jedes Opfer nur mit seinem Öl zu mengen, ein Mengen mit dem Öle eines anderen Opfers aber, selbst eines gleichartigen, ein Verstoss gegen die Bestimmung ist, dass Opfer mit einander nicht vorsätzlich vermischt werden dürfen. Nach Tosf. Jomt. dagegen trifft diese Bestimmung hier gar nicht zu, weil sie sich nur auf zum Darbringen fertige Opfer oder Opferteile bezieht, wie die Fettteile, auf die sich das והקטירו in der Schrift bezieht, nicht aber auf das noch gar nicht mit einander vermengte Mehl und Öl. Handelt es sich deshalb um gleichartige Opfer und hat sich z. B. das Mehl des einen Opfers mit dem Mehl des anderen vermischt, so mengt man das ganze Mehl mit dem Öl beider Opfer, da ja beide Opfer mit dem verhältnismässig gleichen Quantum Öl gemengt werden sollen, und bringt dann das Ganze zusammen dar. Die Mischna spricht nur von dem Fall, dass ungleichartige Opfer vor dem Mengen mit einander sich vermischt haben, da ist durch die Vermischung das Ganze zum Darbringen untauglich geworden. Denn das ganze Mehl nun mit dem Öl beider Opfer zu mengen geht nicht an, weil bei gleichmässigem Mengen des Mehls beider Opfer mit dem Öl beider Opfer das Mehl des einen Opfers mit zu viel, das des anderen mit zu wenig Öl gemengt sein würde. Das Mehl und das Öl, ohne es mit einander zu mengen, darzubringen, ist aber auch nicht erlaubt, denn, wenn das Unterbleiben des Mengens auch sonst kein Hinderungsgrund für das Darbringen des Opfers bedeutet, so doch nur dann, wenn das Mengen nach Vorschrift möglich gewesen wäre (ראוי לבילה), hier aber konnten die Opfer ja gar nicht mehr vorschriftsmassig gemengt werden.",
+ "das mit dem Omer dargebracht wurde. am zweiten Tage des Pesachfestes.",
+ "obwohl für das dazu gehörige Mehlopfer ein doppeltes Mass. Zwei Zehntel Mehl anstatt des sonst für Mehlopfer vorgeschriebenen einen Zehntel (s. Lev. 23, 13).",
+ "doch nicht ein Giessopfer von doppeltem Mass. Als Giessopfer wird ausdrücklich in der Schrift nur ein Viertel Hin — 3 Log Wein vorgeschrieben, wie für jedes andere Opferlamm; aber auch für das Mehlopfer wurde, trotzdem es aus zwei Zehnteln Mehl bestand, nur dasselbe Mass, 3 Log, Öl genommen, wie sonst für das Mehlopfer von einem Zehntel Mehl (Talmud)."
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+ "ausser bei dem für den Hohenpriester. Die Mischna gibt hier die Ansicht des R. Meir wieder (s. oben Note 3), denn nach der Ansicht der Weisen wurde das Mehl zu allen Mehlopfern nur gestrichen gemessen. Auch nach R. Meir gab es nur das eine Zehntel-Mass, in welchem das Mehl für alle Opfer ausser dem des Hohenpriesters gehäuft gemessen wurde, מדות ist deshalb hier in der Bedeutung von מדידות = Messungen zu verstehen.",
+ "da war das Aufzuhäufende schon in ihm selbst enthalten. das Mass, in welchem das Mehl für das Pfannenopfer des Hohenpriesters gemessen wurde, fasste so viel wie das andere Mass gehäuft.",
+ "Bei den Flüssigkeits-Massen ist das Überlaufende. Nach Bart, bedeutet בירוצין das über den oberen Rand des Gefässes Gehäufte, es wäre also gleichbedeutend mit גודש. danach würde dieser zweite Absatz der Mischna nicht mehr die Ansicht des R. Me’ir wiedergeben wie der erste, denn nach R. Meir wurde ja auch bei den Trocken-Massen gehäuft gemessen und musste demnach auch das Gehäufte mit zu dem Opfer gehören. Nach den anderen Erklärern bedeutet בירוצין das Überlaufende, das beim Eingiessen oder Einschütten in das Gefäss, sobald es voll ist, üb erläuft und an der Aussenwand des Gefässes hinabfliesst oder hinabfällt.",
+ "heilig. weil die Flüssigkeitsmasse nicht nur von innen, sondern auch von aussen gesalbt bzw. geheiligt worden sind, durch die Berührung wird daher auch das Überlaufende heilig und darf nicht mehr zu profanen Zwecken verwendet werden.",
+ "bei den Trocken - Massen ist das Überlaufende nicht heilig. weil diese nur von innen, nicht aber von aussen geheiligt worden sind.",
+ "darum ist bei ihnen das Überlaufende nicht heilig. R. Akiba stimmt in der Sache mit dem ersten Tanna überein, nur in der Begründung weicht er von ihm ab. Nach Ansicht des R. Akiba sind allerdings die Flüssigkeits-Masse von innen und von aussen geheiligt worden, deshalb ist bei ihnen auch das Überlaufende heilig; die Trocken-Masse dagegen sind gar nicht geheiligt worden, das Mehl, das in die Gefässe hineinkommt, wird heilig, weil der Darbringende es zum Opfer bestimmt hat, das über das Gefäss hinausstehende dagegen, das zum Opfer nicht gebraucht wird, wird darum auch nicht heilig.",
+ "Nicht deswegen. R. Jose ist der Ansicht, weder die Flüssigkeit noch die Trocken-Masse sind von aussen geheiligt worden, trotzdem stimmt auch er in der Sache mit dem ersten Tanna und R. Akiba überein.",
+ "sondern weil das Flüssige aufgerührt. Beim Eingiessen von Flüssigkeit in ein Gefäss vermischt sich das Neuhinzukommende immer mit der Flüssigkeit, die bereits in dem Gefässe ist. Flieset daher zuletzt die Flüssigkeit über, so ist das, was überfliesst, nicht nur das zuletzt, nachdem das Gefäss bereits voll war, Hineingegossene, sondern es flieset auch von dem, was bereits in dem Gefässe war, mit über und, da dieses durch das Gefäss bereits heilig geworden ist, so ist auch das Überfliessende heilig. נעכר von עכר = trüben, aufrühren; eine andere Lesart ist נעקר, zu ergänzen ממקומו, die Flüssigkeit, die bereits in dem Gefässe ist, wird durch das Zugiessen von der Stelle gerückt."
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+ "Zu allen Gemeinde- und Privatopfern. vom Vieh, nicht aber bei Vogelopfern (8. Num. 15, 3).",
+ "sind Giessopfer. נסכים bedeutet hier die Mehl- und Weinopfer, die als Zugabe mit den Tieropfern dargebracht wurden.",
+ "das Sünd- und das Schuldopfer. weil es in dem Abschnitt über die נסכים (Num. 16, 3) heisst: לפלא גדר או בנדבה, nur für die freiwillig dargebrachten Opfer sind נסכים vorgeschrieben, nicht aber für diese, die man verpflichtet ist darzubringen. Für die täglichen und die Musaf-Opfer werden, obwohl sie Pflichtopfer sind, in der Schrift ausdrücklich נסכים vorgeschrieben, ausgenommen sind nur die Böcke, die an den Festtagen als Sündopfer dargebracht wurden, weil Sündopfer niemals freiwillig dargebracht werden durften. Auch für die sonstigen Opfer, die an Festtagen dargebracht wurden, wie das עולת ראיה, das Ganzopfer, das jeder im Tempel Erscheinende an den Wallfahrtsfesten darbringen musste, waren נסכים vorgeschrieben, weil zu dem לפלא נדר או בנדבה (Num. 15, 3) die Schrift noch besonders hinzufügt: או במעריכם „oder Opfer, die ihr an euren Festen darbringt.“",
+ "nur das Sündopfer des Aussätzigen und sein Schuldopfer erfordern Giessopfer. Das Mehlopfer wird in der Schrift (Lev. 14, 10) ausdrücklich vorgeschrieben. Dass auch ein Weinopfer dazu gehörte, wird aus dem unnötig wiederholten על העולה או לזבח (Num. 15, 5) geschlossen, das auf das Ganzopfer, das Sünd- und das Schuldopfer des Aussätzigen bezogen wird. Nach Barten, gehörten zu dem Sünd- und Schuldopfer des Aussätzigen deshalb נסכים, weil sie nicht wie andere Sündopfer für eine bestimmte Sünde dargebracht wurden; zu dem Sündopfer des Nasir dagegen gehörten keine נסכים, weil der Nasir das Sündopfer dafür darbringen musste, dass er durch Entsagung vom Weingenuss sich versündigt hatte."
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+ "der für alle Gebots-Verletzungen dargebracht wurde. gemeint ist der gewöhnlich פר העלם דבר genannte Stier, den die ganze Gemeinde darzubringen hatte, wenn sie auf Grund einer irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofes ein Vergehen begangen hatte, auf welches die Ausrottungsstrafe steht (8. Lev. 4, 13—21; Sebach. IV, Note 81).",
+ "und bei dem [in die Wüste] zu sendenden Bock. Lev. 16, 21.",
+ "auch bei den wegen Götzendienstes darzubringenden Böcken. Die Talmudausgaben lesen שעיר. Gemeint sind die Böcke (s. die angeführte Note), welche die Gemeinde als Sündopfer darzubringen hatte, wenn sie auf Grund einer irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofs gegen ein זרה עבודה-Verbot sich vergangen hatte (Num. 15, 24).",
+ "Bei allen Privatopfern. nur bei Viehopfern; bei Vogelopfern gab es kein Aufstützen der Hände.",
+ "dem Zehnt und dem Pesachopfer. weil es heisst (Lev. 3, 2) : וסמך ידו על ראש „קרבנו״ auf „sein“ Opfer, das er zu seiner Sühne oder, damit es ihm Wohlgefallen erwirke (לרצונו), darbringt; Erstgeburt und Zehnt dagegen sind an sich heilig, und auch das Pesachopfer wird nicht לרצונו dargebracht.",
+ "Der Erbe stützt die Hände auf. auf das Opfer des Vaters, der gestorben ist und ein schon zum Opfer bestimmtes Tier hinterlassen hat.",
+ "bringt die Giessopfer. aus der Hinterlassenschaft des Vaters zu dem von diesem !unterlassenen Opfer.",
+ "dar und kann vertauschen. wenn er das Opfer mit einem anderen vertauscht, so ist auch dieses heilig."
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+ "ein Minderjähriger. weil bei ihnen das Verständnis für die Bedeutung der Handlung fehlt.",
+ "ein Blinder. Bei dem פר העלם דבר (s. oben Note 68) mussten Mitglieder des obersten Gerichtshofes die סמיכה vollziehen; ein Blinder konnte nicht Mitglied des Gerichtshofes sein. Aus der Wort-Analogie וסמכו (Lev. 4, 16) und וסמך bei den anderen Opfern wird geschlossen, dass die סמיכה auch bei anderen Opfern nicht durch einen Blinden ausgeführt werden durfte.",
+ "ein Nichtjude. weil es in dem die Opfervorschriften einleitenden Schriftverse (Lev. 1, 2) heisst: דבר אל בני ישראל, auch das Gebot der סמיכה kann deshalb nur durch einen Israeliten ausgeführt werden.",
+ "ein Sklave. darf das Handaufstützen nicht an dem Opfer seines Herrn vollziehen, weil es heisst: וסמך את יד „ו״ er soll „seine“ Hand aufstützen.",
+ "ein Bevollmächtigter. aus demselben Grunde.",
+ "und eine Frauensperson. Die Frau darf für ihren Mann nicht die Hände aufstützen, weil es heisst: וסמך את ידו, auch auf ihre eigenen Opfer dürfen Frauen nicht ihre Hände aufstützen, weil es heisst דבר אל בני ישראל, das Gebot gilt nur für männliche Israeliten.",
+ "die nicht erfüllt werden muss. שירי מצוה = das, was von dem Vorgeschriebenen Zurückbleiben kann (wie שירי הדם das, was nach der Sprengung vom Blute zurückbleibt), die סמיכה ist allerdings als zur Sühne gehörend vor geschrieben, ist sie aber unterblieben, so wird die Sühne dadurch dennoch nicht gehindert, weil diese nur von der Sprengung des Blutes abhängt. Ist die סמיכה unterblieben, so ist es, wie der Talmud sich ausdrückt, כאלו לא כיפר וכיפר, die Sühne gilt als nicht in der rechten Weise vollzogen, aber sie gilt dennoch als vollzogen.",
+ "[man legt] beide. Weil es bei dem שעיר המשתלח (Lev. 16, 21) heisst : וסמך אהרן את שתי ידיו, wird geschlossen, dass auch, wo וסמך את ידו in der Einzahl steht, das Handaufstützen stets durch Aufstützen beider Hände zu geschehen hat.",
+ "muss man auch schlachten. weil das Schlachten sofort auf das Handaufstützen folgen muss."
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+ "denn die Schwingung führt einer für alle Teilhaber. Bei der Schwingung legt der Eigentümer des Opfers seine Hand unter das Opfer und der Priester seine Hand unter die des Eigentümers. Bringen mehrere gemeinschaftlich ein Opfer dar, so legt nur einer von ihnen für alle anderen mit seine Hand unter das Opfer.",
+ "das Handaufstützen kann nicht einer für alle Teilhaber ausführen. sondern alle Teilhaber müssen nach einander das Handaufstützen vollziehen.",
+ "denn die Schwingung findet bei Privatopfern und bei Gemeindeopfern. das Handaufstützen dagegen findet im Allgemeinen nur bei Privatopfern und nur vereinzelt bei Gemeindeopfern statt (s. oben Mischna 7).",
+ "bei lebendigen. bei den beiden Lämmern am Wochenfeste und beim Schuldopfer des Aussätzigen (s. oben V, 7).",
+ "bei Lebewesen und bei leblosen Dingen. wie die zum Dankopfer und zum Opfer des Nasir gehörenden Brote.",
+ "was beim Handaufstützen nicht der Fall ist. Ein Handaufstützen wird allerdings auch nach dem Schlachten in der Mischna Tamid VII, 3 erwähnt, dort handelt es sich aber nicht um eine Vorschrift, sondern nur um einen zur Ehrung des Hohenpriesters eingeführten Gebrauch."
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+ "Das Omer. das ⅒ Efa Gerstenmehl, das am zweiten Tage des Pesachfestes dargebracht wurde.",
+ "wurde am Sabbat. wenn dieser Tag auf einen Sabbat fiel.",
+ "aus 3 Sea. Es wurde soviel Getreide geschnitten, als zu 3 Sea Mehl nötig war, aus diesen wurde dann durch wiederholtes Sieben ⅒ Efa feinstes Mehl gezogen.",
+ "dargebracht und an einem Wochentage aus 5 Sea. Aus 3 Sea Mehl konnte erst durch häufig wiederholtes Siebe ⅒ Efa feinstes Mehl gewonnen werden. Am Sabbat musste man sich dieser Mühe unterziehen, um nicht mehr Getreide als irgend nötig schneiden und mahlen zu müseen, an Wochentagen dagegen wurden 6 Sea geschnitten, weil das das Mass war, aus dem sich ohne grössere Mühe ⅒ Efa feinstes Mehl heraussieben liess.",
+ "die Weisen sagen: sowohl am Sabbat wie an einem Wochentage wurde es aus 3 Sea dargebracht. um die dem Schneiden auf dem Felde Beiwohnenden (s. Mischna 3) nicht länger als nötig aufzuhalten.",
+ "Am Sabbat wurde es nur von einer Person geschnitten. damit nicht mehr Personen als nötig den Sabbat entweihten.",
+ "und nur eines Korbes. worin man die geschnittenen Ähren in den Tempel trug.",
+ "und mit drei Sicheln. Es sollte durch die Verteilung der Arbeit auf mehrere Personen eine grössere Öffentlichkeit erzielt werden, um damit der Lehre der Sadducäer entgegenzutreten, die behaupteten, dass das Omer nicht am zweiten Tage des Pesachfestes darzubringen sei, sondern immer an dem auf den ersten Festtag folgenden Sonntage, weil es in der Schrift (Lev. 23, 11) heisst: ממחרת השבת an dem auf den Sabbat folgenden Tage. Nach der rabbinischen Tradition dagegen ist unter שבת, Ruhetag, hier der erste Tag des Pesachfestes zu verstehen."
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+ "das Omer aus der Nähe zu bringen. Talmudausgaben: להביא.",
+ "dass man es von Gagot-Zerifin. Neubauer (la géographie du Talmud S. 81) vermutet, dass die Gegend von Sarfend gemeint sei, in der Nähe von Diospolis. Die Lesart גנות הצריפין, wie ed. Lowe sie hat und Neub. sie bringt, ist unrichtig, da nach dem Talmud unzweifelhaft גגות zu lesen ist.",
+ "und die zwei Brote. den Weizen für die zwei Brote am Wochenfeste.",
+ "von der Ebene En-Socher. עין סוכר nach Neub. vielleicht = Συχάρ, eine Meile von Neapolis, nach M. Schwarz = Ain-Asgar, östlich von Nablus."
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+ "Boten des Gerichtshofes zogen am Tage vor dem Feste aus und banden die auf dem Boden stehenden [Ähren] zu Bündeln zusammen. soviel man mit einer Faust umfassen konnte.",
+ "damit das Schneiden unter grosser Beteiligung vor sich ging. wieder als Demonstration gegen die sadducäische Lehre (s. oben Note 8).",
+ "rief er. jeder der Schnitter.",
+ "ihnen. den als Zuschauer Anwesenden.",
+ "Sie sagten. Die Talmudausg. haben überall אומר statt אומרים.",
+ "Ist die Sonne untergegangen. Jeder der Schnitter wiederholte die Frage.",
+ "Wegen der Boëthusäer. Sadducäer und Boëthusäer stimmten in ihren Abweichungen von der rabbinischen Lehre überein, deshalb werden als Vertreter dieser abweichenden Ansichten ohne Unterschied bald die einen bald die anderen genannt.",
+ "das Abschneiden des Omer habe nicht am Ausgange des Festtages stattzufinden. sondern an dem auf den ersten Festtag folgenden Sonntag."
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+ "geröstet. Lev. 2, 14. Nach der Tradition spricht dieser Schriftabschnitt von dem Omeropfer. Nach Ansicht des R. Meïr müssen die Körner am Feuer geröstet werden, während sie sich noch an den Ähren befinden, weil es heisst : אביב קלוי באש",
+ "die Weisen sagen. Nach Ansicht der Weisen will der Ausdruck אביב קלוי באש nur sagen, dass die Körner an den Ähren in den Tempel-Vorhof gebracht und dort dann geröstet werden müssen. Deshalb röstet man nicht vor dem Dreschen, weil durch die Hitze die noch irischen feuchten Körner ihre Feuchtigkeit ausschwitzen und dann heim Dreschen leicht zerfallen würden.",
+ "und zwar mit Rohr oder Pflanzenstengeln. nicht wie sonst mit einem harten Gegenstand.",
+ "damit es nicht zerdrückt wird. weil die Körner noch frisch und feucht waren.",
+ "und dann tat man es in ein Röstrohr. vgl. Kelim II, 3 ואבוב של קלאין s. dort Noten 31 u. 32.",
+ "so dass der Wind darüber hinstreichen konnte. und die Körner trocken wurden.",
+ "tat es in eine Graupenmühle. גרוסות Mehrz. von גרוס = der Gräupner (vgl. Moëd kat. II, 6), גרס = zerstückeln, zerteilen, davon גריס = die Graupe ; es sollte zunächst in einer groben Mühle zermahlen werden, damit nicht auch die Schale mit zermahlen wurde.",
+ "das durch. Die Talmudausg. lesen בשלש עשרה.",
+ "es war Challa-pflichtig. weil Challa-Pflicht erst beim Kneten des Teiges eintritt, da aber das Mehl bereits ausgelöst und nicht mehr Eigentum des Heiligtums ist.",
+ "aber frei vom Zehnt. weil die Pflicht zum Verzehnten sofort nach Fertigstellung des Korns eingetreten ist und damals das Korn noch im Besitze des Heiligtums war, heiliges Gut aber der Pflicht zum Verzehnten nicht unterliegt, selbst wenn es nachher in privaten Besitz übergeht, sobald es zur Zeit, als diese Verpflichtung hätte eintreten sollen, im Besitze des Heiligtums war.",
+ "Akiba war es sowohl Challa- wie Zehnt-pflichtig. R. Akiba ist der Ansicht, dass in den Besitz des Heiligtums nur soviel übergegangen ist, wie zu dem Opfer gebraucht wurde, das Übrige ist niemals heiliges Gut geworden und deshalb sowohl Challawie Zehnt - pflichtig. Nach R. Akiba wurde das übrigbleibende Mehl deshalb auch gar nicht ausgelöst, oder man löste es nur deshalb aus, um den Anschein zu vermeiden, als wenn Heiliges ohne Auslösung zu profanem Zwecke verwendet werden dürfe.",
+ "tat. Die Talmudausg. lesen ונתן עליו.",
+ "goss auf. Vgl. VI, Note 14.",
+ "brachte es heran. S. V, Note 33.",
+ "hob das Komez ab und opferte es. nachdem man vorher Salz hinzugetan hatte, s. III, Note 10. Alle diese zuletzt aufgeführten Handlungen wurden erst nach Tagesanbruch vorgenommen"
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+ "ging man hinaus und fand. ed. princ., ed. Venet. und ed. Lowe lesen: ומוציאין בשוק.",
+ "den Markt von Jerusalem schon voll von Mehl und Geröstetem. die Talmudausg. und ed. Lowe : קטרו קלי = Mehl von gerösteten Körnern, vgl. Talmud 68 a.",
+ "was von den Weisen nicht gebilligt wurde. weil dazu das Getreide jedenfalls schon eine Zeit vorher geschnitten werden musste, es aber verboten war, vor dem Omer-Schnitt Getreide zu schneiden (s. weiter Mischna 7) ; selbst auf solchen Feldern, die nicht unter dieses Verbot fielen (s Mischna 8), war es nach Ansicht des R. Meïr von den Weisen verboten, vorher Getreide zu schneiden, um zu verhüten, dass man nicht dazu komme, gegen das biblische Gebot vor der Darbringung des Omer davon zu essen.",
+ "Es geschah mit Billigung der Weisen. Nach Ansicht des R. Jehuda war das nicht zu befürchten, da man daran gewöhnt war, sich des Essens von dem neuen Getreide bis zur Darbringung des Omer zu enthalten. Aus Rücksicht auf das viele Volk, das zum Feste in Jerusalem zusammenkam, hat man es deshalb erlaubt, das Getreide auf solchen Feldern, die nicht unter das biblische Verbot fielen, nicht nur zu schneiden, sondern auch es zu rösten und zu mahlen.",
+ "für die Fernwohnenden. die nicht genau wissen konnten, wann das Omer im Tempel dargebracht wurde.",
+ "erst vom Mittag. wenn es in Jerusalem Mittag war.",
+ "dass es noch während des ganzen Tages der Schwingung. הנף Inf. wie ביום הניפכם את העמר (Lev. 23, 12).",
+ "verboten sein sollte. Für die Dauer des Verbotes gibt die Schrift (Lev. 23, 14) eine doppelte Bestimmung an : עד עצם היום הזה „bis zu eben diesem Tage“ und עד הביאכם את קרבן אלהיכם „bis ihr dargebracht habt das Opfer eures Gottes“. Nach der traditionellen Erklärung bestimmt die erste Angabe die Dauer des Verbotes für die Zeiten, wo kein Omer-Opfer dargebracht wird, da ist es verboten, von dem neuen Getreide zu essen, bis zu dem Tage, an dem sonst das Omer dargebracht wurde, diesen Tag selbst ausgeschlossen (עד ולא עד בכלל), also bis zum Tagesanbruch des 16. Nissan. Die Verordnung des R. Jochanan wird damit begründet, dass doch einst wieder die Zeit kommen wird, wo das Omer dargebracht werden wird, vielleicht wird sich die Darbringung dann bis in den Nachmittag verzögern, da man aber bis dahin gewöhnt war, von dem neuen Getreide schon während des ganzen Tages zu essen, wird der Unkundige meinen, dass es jetzt auch schon vom Tagesanbruch an erlaubt sei ; deshalb ordnete R. Jochanan an, dass, solange kein Omer dargebracht wurde, das neue Getreide noch während des ganzen Tages verboten sein soll.",
+ "bis zu eben diesem Tage. R. Jehuda ist der Ansicht, dass durch die Bestimmung ער עצם היום חזה „bis zu eben diesem Tage“ dieser Tag selbst, der 16. Nissan, mit in das Verbot eingeschlossen ist (עד ועד בכלל), für die Zeiten, wo kein Omer dargebracht wird, gilt also das Verbot schon nach biblischer Vorschrift noch während des ganzen Tages. Nach einer anderen Auslegung im Talmud hat auch R. Jochanan den Ausdruck עד עצם היום הזה dahin verstanden, dass dieser Tag selbst noch mit in das Verbot eingeschlossen sei, es besteht demnach gar keine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und R. Jehuda, dieser hat nur die Angabe dahin missverstanden, als ob R. Jochanan aus sich selbst eine neue Anordnung getroffen habe, während er indertat gar keine neue Anordnung habe treffen wollen, sondern nur nach der Zerstörung des Tempels der biblischen Vorschrift gemäss angeordnet habe, dass nunmehr das Verbot noch während des ganzen Tages zu beobachten sei.",
+ "Warum war es den Fernwohnenden. zu den Zeiten, wo das Omer dargebracht wurde.",
+ "dass der Gerichtshof. der den Opferdienst zu überwachen hatte."
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+ "Durch das Omer. das Darbringen des Omer.",
+ "wurde es. der Genuss des neuen Getreides.",
+ "im Heiligtume. die Darbringung von Opfern von dem neuen Getreide.",
+ "erst durch die zwei Brote. die am Wochenfeste dargebracht wurden. Die Tora nennt dieses Brotopfer ein מנחה חדשה und wiederholt an verschiedenen Stellen, dass dieses Opfer das erste von der neuen Ernte sein soll (bis auf das Omeropfer, das schon am Pesach dargebracht wurde). Daraus wird geschlossen, dass keinerlei Opfer von dem neuen Ertrage des Bodens, weder von Mehl, noch von Wein, noch von Baumfrüchten (Erstlingsopfer) vor diesen zwei Broten dargebracht werden durfte (Talm. 84 b).",
+ "Erstlinge. vom Getreide.",
+ "so war es untauglich. Vor dem Omer tritt zu dem oben (Note 50) genannten noch ein zweites Verbot hinzu, da vor der Darbringung des Omer man von dem neuen Getreide nichts essen durfte und es ein allgemeiner Grundsatz ist, dass alles für profane Zwecke Verbotene auch als Opfer nicht dargebracht werden durfte ; deshalb war in diesem Falle das Opfer, auch wenn es schon dargebracht worden war, untauglich. Auch Erstlinge von Baumfrüchten und Weinopfer von dem neuen Wein durfte man vorher nicht darbringen (s. Note 50), da diese aber nicht unter das zweite Verbot fallen, so waren die von ihnen dargebrachten Opfer nicht untauglich.",
+ "hatte man sie dargebracht. in der Zeit zwischen der Darbringung des Omer und der Darbringung der zwei Brote."
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+ "Hafer und Koggen. Über diese 5 Getreidearten s. Pesach II, Note 17.",
+ "sie gelten unter einander als zusammengehörig. Wenn man Mehl von diesen verschiedenen Getreidearten in einem Teig vermengt hat, und das Mehl beträgt zusammen so viel, wie zur Challa-Verpflichtung nötig ist, d. i. das Volumen von 43",
+ "sie sind von dem neuen Getreide vor Pesach. zur Zeit des Tempels bis nach erfolgter Darbringung des Omer, seitdem der Opferdienst aufgehört hat, bis zum Ablauf des auf den ersten Festtag folgenden Tages (demnach für uns, die wir statt des einen zwei Festtage feiern, bis zum Ablauf des 17. Nissan).",
+ "verboten and dürfen nicht vor dem Omer. bevor das für das Omeropfer bestimmte Getreide geschnitten ist. R. Simson aus Sens (Komm, zu Challa 1, 1) und ebenso Raschi und Bart, lesen: ואסורין בחדש מלפני העומר ומלקצור מלפני הפסח. Danach ist unter מלפני העומר vor der Darbringung des Omer zu verstehen, und für das Verbot des Schneidens wird die Bestimmung מלפני הפסח angegeben, da unmittelbar nach Ausgang des ersten Festtages der Omerschnitt stattfand und damit das Verbot des Schneidens anderen Getreides aufhörte ; am Festtage selbst war selbstverständlich das Schneiden als Werktagsarbeit verboten."
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+ "Auf einem künstlich bewässerten Felde. S. VIII, Note 12. Das Verbot des Schneidens von Getreide vor dem Omerschnitt galt nur für solche Felder, von denen das Omer dargebracht werden durfte, nicht aber für solche, von denen wegen der geringeren Qualität ihrer Früchte das Omer gar nicht dargebracht werden durfte. Die Schrift (Lev. 23, 10) schreibt allerdings vor, dass das Omer ראשית קצירכם „das Erste eures Schnittes“ sein soll, daher das Verbot des Schneidens von Getreide vor dem Omerschnitt. Es heisst aber in demselben Schriftverse : Wenn ihr in das Land kommen werdet, welches ich euch gebe, וקצרתם את קצירה „und ihr einerntet seine Ernte“, woraus zu entnehmen ist, dass während der Ernte, nachdem man schon mit dem Schneiden angefangen hat, das Omer dargebracht werden soll. Daraus wird geschlossen, dass allerdings auch vor dem Omer schon Getreide geschnitten werden darf und zwar auf solchen Feldern, von denen man das Omer nicht darbringen darf, das ראשית קצירכם dagegen wird nur auf das Getreide von solchen Feldern bezogen, von denen man das Omer darbringen darf.",
+ "in der Ebene. von einem künstlich bewässerten Felde sollte allerdings das Omer nicht genommen werden, war es aber geschehen, so war nach VIII, 2 das Opfer dennoch tauglich. Das Schneiden auf einem solchen Felde fiel deshalb im Allgemeinen wohl unter das Verbot von ראשית קצירכם, anderenfalls wäre es ja auch auffallend, dass die Mischna hier nicht ebenso wie בית השלחים auch die dort angeführten בית הזבלים und בית האילן als Ausnahmen nennt, die derselben Klasse angehören. Die Mischna nennt hier vielmehr nur בית השלחים שבעמקים künstlich bewässerte Felder, die in der Ebene liegen, das Getreide von solchen Feldern war von noch geringerer Qualität als das von einem sonstigen בית השלחים, und das von einem solchen Felde gebrachte Omer war deshalb vermutlich selbst בדיעבד untauglich. Der Talmud hat allerdings (Pesach. 11a) die Lesart: בית השלחים ושבעמקים, ebenso dort Raschi: ושל בית העמקים, danach wären künstlich bewässerte Felder überhaupt und ebenso Felder in der Ebene von dem Verbote ausgeschlossen.",
+ "aber nicht in Schobern aufstellen. Man soll selbst dort, wo das Schneiden erlaubt ist, soweit es ohne Nachteil geschehen kann, wenigstens bemerkbar machen, dass es nur eine Ausnahme von dem allgemeinen Verbote ist und deshalb das nicht unbedingt Notwendige unterlassen ; ein längeres Stehenlassen des reifen Getreides auf dem Felde könnte demselben vielleicht schaden, das Nichtaufstellen in Schobern aber jedenfalls nicht.",
+ "die Leute von Jericho. deren Felder künstlich bewässert wurden und in der Ebene lagen.",
+ "die Weisen haben es ihnen aber nicht verwehrt. S. Pesach. IV, 8.",
+ "Als Grünfutter. שחת heisst das unreif abgemähte Getreide, das man als Viehfutter verwenden will.",
+ "darf man es schneiden und dem Vieh zu essen geben. Ed. princ. und ed. Lowe lesen: הקוצר לשחת מאכיל לבהמה.",
+ "bevor es das Drittel erreicht hat. nach Raschi: bevor die Halme ein Drittel ihrer Höhe erreicht haben, nach Maim, und Bart. : bevor das letzte Drittel angefangen hat zu wachsen, dann darf man es auch nachher weiter als Viehfutter schneiden und verwenden.",
+ "auch nachdem es das Drittel erreicht hat. weil das Schneiden von unreifem Getreide zur Verwendung als Viehfutter überhaupt nicht unter den Begriff von קציר fällt."
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+ "wenn es wegen der Anpflanzungen. wenn zwischen dem Getreide junge Bäume gepflanzt sind, deren Wachstum durch längeres Stehenlassen des Getreides leiden würde (S. VIII, 2 בית האילן). Nach einer zweiten Erklärung in Raschi : wenn zwischen dem Getreide andere Pflanzenarten gewachsen sind, die nicht mit ihm auf einem Felde gesät werden dürfen, und man deshalb das Getreide wegen des כלאים-Verbotes abmähen muss.",
+ "um Platz für einen Trauernden zu schaffen. Man pflegte unmittelbar nach der Bestattung des Toten sich im Freien um die Trauernden zu versammeln und die Trost-Benediction (ברכת אבלים) zu sprechen (s. Ketub. 8 b).",
+ "um das Torastudium nicht aussetzen zu müssen. um, wo kein Raum im Lehrhause war, auf offenem Felde Raum für Abhaltung der Lehrvorträge zu schaffen. In diesen Fällen ist das Schneiden vor dem Omer erlaubt, weil durch ראשית קציד ״כם״, das Erste „eures“ Schnittes, das Schneiden nur untersagt wird, wenn es zu dem Zwecke geschieht, um das Getreide für sich zu verwenden, was hier nicht der Fall ist. In den beiden letztgenannten Fällen geschieht das Schneiden vielmehr zu dem Zweck, um Raum für die Erfüllung einer מצוה zu schaffen, und auch im erstgenannten Falle geschieht es nach der zweiten Erklärung nur wegen des בלאים-Verbotes.",
+ "man binde es aber nicht zu Bündeln. weil das Binden eine unnötige und deshalb nicht erlaubte Arbeit ist (s. oben Note 60.)",
+ "sondern lege es in Häufchen. über צבת s. Erub. X, Note 7. Nach Maim. (פירוש המשניות) sind unter כריכות grosse Bunde zu verstehen, unter צבתים kleine ; man soll das Getreide in kleinen Gebunden liegen lassen und sie nicht zusammentragen und grosse Gebunde daraus machen.",
+ "das Omer vom stehenden Getreide. wie es heisst (Deut. 16, 9) : מהחל חרמש בקמה, es soll zu dem Zwecke, zu dem es bestimmt ist, (לשמח) geschnitten werden.",
+ "ist solches nicht vorhanden. sondern alles Getreide bereits abgemäht.",
+ "es von frischem. Die Bezeichnung כרמל (Lev. 2, 14) wird als רך ומל „frisch und voll“ gedeutet, nach Anderen כר מלא „volle Büschel“, wie sie in frischem Zustande sind.",
+ "es in der Nacht. weil es heisst (Deut. 16, 9): מהחל חרמש בקמה תחל לספר שבעה שבעות, das Zählen sollte zu gleicher Zeit beginnen wie das Schneiden ; mit dem Zählen musste mit Nacht begonnen werden, damit שבע שבתות תמימות (Lev. 23, 15) sieben volle Wochen gezählt wurden, also auch mit dem Schneiden.",
+ "ist es am Tage. auch wenn schon am vorhergehenden Tage.",
+ "und es verdrängt den Sabbat. Nach der Ausführung im Talmud darf nach der Ansicht, dass auch, wenn am Tage geschnitten worden ist, das Geschnittene zum Opfer verwendet werden darf, am Sabbat nicht geschnitten werden, sondern muss es, wenn der 16. Nissan auf einen Sabbat fällt, vorher geschnitten werden ; das ודוחה את השבת in unserer Mischna bezieht sich danach nur auf das Darbringen des Omer, nicht auf das Schneiden. Die Mischna gibt hier aber nur die Ansicht Rabbi’s wieder, die Halacha entscheidet wie R. Eleasar ben Simon, der der Ansicht ist, dass Getreide, das nicht in der Nacht des 16. Nissan geschnitten worden ist, nicht zum Opfer verwendet werden darf, deshalb verdrängt auch das Schneiden den Sabbat (s. auch diesen Abschn. Mischna 1 u. 3). Maimon, entscheidet (הלכות תמידים ומוספים VII, 7), dass auch, wenn es am Tage geschnitten worden ist, es tauglich ist ; trotzdem entscheidet er (ebendort VII, 6) dass auch das Schneiden den Sabbat verdrängt."
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+ "Die zwei Brote. am Wochenfeste.",
+ "man bereitete sie. die Schaubrote.",
+ "in einer Form. טפוס = typus, Form, der Teig wurde in einem Gefasse hergerichtet, das die Form hatte, welche für die Schaubrote vorgeschrieben war (8. weiter Note 18).",
+ "und wenn man sie. die Schaubrote.",
+ "herausnahm. aus dem Ofen. Nach einer Baraita, die der Talmud anführt, war auch im Ofen eine Form für das Brot angebracht. Der fertige Teig wurde aus der Form, in welcher er hergerichtet war, herausgenommen und um die im Ofen angebrachte Form von aussen herumgelegt und so gebacken; die Form im Ofen war so hergestellt, dass sie genau den Zwischenraum zwischen den Seitenflächen des Brotes ausfüllte. Nachdem das Brot gebacken war, wurde es von der Form heruntergenommen, was eine besondere Kunstfertigkeit erforderte (s. Joma 38a), und dann wieder in eine Form gelegt, in der es zum Tisch hingetragen wurde (so nach der Erklärung des קול הרמ״ז und תפארת ישראל, weil, wenn das Brot im Ofen in einer Form gebacken worden wäre, der Einwand im Talmud (94a) unverständlich wäre, dass der Teig beim Backen sich ausdehnen könnte). Nach Maim, dagegen (הלכות תמידין ומוספין V, 8) wurden zur Bereitung der Brote 3 Formen gebraucht, in dereinen wurde der Teig gemacht, in der zweiten wurden sie in den Ofen gebracht und gebacken und in die dritte wurden sie gelegt, wenn sie aus dem Ofen herauskamen (demnach müsste die zweite Form, in der das Brot gebacken wurde, etwas grösser gewesen sein als die erste, so dass das Brot beim Backen sich ausdehnen konnte).",
+ "tat man sie [wieder] in eine Form. nicht in die erste Form, in welcher der Teig hergestellt worden ist, weil in diese das Brot nach dem Backen nicht mehr hineinpassen würde (Talmud)."
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+ "aber das Backen nur drinnen. Dieser Tanna scheint der Ansicht des R. Akiba (IX, 5) zu sein, dass die Trockenmasse und ebenso auch die Gefässe, in denen der Teig geknetet und angerichtet wurde, nicht geheiligt waren, deshalb konnte das Kneten und Anrichten in ihnen auch ausserhalb des Heiligtums geschehen. Wären die Gefässe geheiligt gewesen, so würde allerdings dadurch, dass man das Mehl oder den Teig ausserhalb des Heiligtums in sie hineingetan hat, das Opfer auch noch nicht untauglich geworden sein (s. Tosafot 9 a), aber man pflegte doch solche geheiligte Gefässe überhaupt nicht aus dem Heiligtum herauszubringen und draussen zu benutzen. (Maim, entscheidet allerdings gegen die Ansicht des R. Akiba (הלבות כלי המקדש I. 19), dass auch die Trockenmasse innen geheiligt waren, trotzdem entscheidet er (הלכות תמידין ומוספין V, 7), dass das Kneten der Brote draussen geschehen kann). Daraus, dass das Backen trotzdem nur drinnen geschehen darf, wäre demnach zu folgern, dass im Gegensatz zu den anderen Geräten der Ofen geheiligt gewesen ist.",
+ "und sie verdrängen nicht den Sabbat. die Brote müssen demnach am Tage vorher gebacken werden. Wenn aber, wie in der vorhergehenden Note ausgeführt, der Ofen geheiligt war, so konnten die Brote nicht schon am vorhergehenden Tage gebacken werden, weil Opfer, sobald sie durch Hineintun in ein heiliges Gefäss geheiligt worden sind, durch Übernachten untauglich werden. Der Talmud wirft diese Frage auf und lässt sie unbeantwortet Tosafot meinen deshalb, dass die Mischna hier die abweichenden Ansichten zweier verschiedenen Tannaim wiedergibt, nach der einen müssen die Brote drinnen gebacken werden, und das Backen muss deshalb, damit die Brote nicht durch Übernachten untauglich werden, am Sabbat selbst geschehen, nach der anderen verdrängt das Backen nicht den Sabbat, demnach kann aber der Ofen, in dem die Brote gebacken wurden, nicht geheiligt gewesen sein und darf deshalb das Backen draussen geschehen. Maim. (הלכות תמידין ומוספין V, 7) entscheidet allerdings, dass die Brote drinnen gebacken werden müssen, trotzdem entscheidet er (ebendort V, 10) dass das Backen den Sabbat nicht verdrängt. Tif. Jisr. erklärt dies damit, dass nach Ansicht des Maim. (הלכות פסולי המוקדשין III, 20) das, was man in ein heiliges Gefäss hineintut, dadurch nur dann geheiligt wird, wenn man selbst dabei die Absicht gehabt hat, es dadurch zu heiligen; hier würde man also das Brot in den geheiligten Ofen mit der Absicht hineinzutun haben, dass es dadurch noch nicht geheiligt werden soll (vgl. auch ברכת הזבח S. 125).",
+ "Man gewöhne sich stets zu sagen. in der Tosefta: אל תמנע לומר man entwöhne sich nicht zu sagen, um durch öftere Wiederholung die Überlieferung im Gedächtnisse festzuhalten, weil sie nur auf mündlicher Tradition beruht und durch ,keine Schriftstelle zu belegen ist (Talmud).",
+ "für die zwei Brote und für die Schaubrote ist sowohl der Vorhof wie auch בית פאגי. S oben VII Note 17."
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+ "zugerichtet. in ed. pr. und ed. Lowe fehlt das Wort : ועריכתן.",
+ "und gebacken werden. Hier stimmen alle überein, dass auch das Kneten und Zurichten nur drinnen geschehen darf, nach Raschi und Barten., weil das ½ Zehntel-Mass, mit dem das Mehl in zwei Hälften geteilt wurde, nach allen Ansichten ein geheiligtes Gefäss war, da es nur von den Priestern im Heiligtum gebraucht wurde, während das Zehntel-Mass oft auch von den darbringenden Israeliten ausserhalb des Heiligtums benutzt wurde, um das darzubringende Mehl für das Opfer damit abzumessen; nach Tosf. Jomtob, weil zu dem Pfannenopfer des Hohenpriesters Öl gehörte, das beim Abmessen durch das heilige Gefäss — die Flüssigkeitsmasse waren nach allen Ansichten geheiligt bereits geheiligt war, das Kneten und Zubereiten und Mengen des Pfannenopfers mit dem Öl daher nur in einem heiligen Gefässe geschehen konnte; zu den zwei Broten und den Schaubroten dagegen gehörte kein Öl, deshalb konnten sie auch in nicht geheiligten Gefässen geknetet und zugerichtet werden.",
+ "und sie verdrängen den Sabbat. s. oben Note 8.",
+ "das Mahlen und Sieben aber verdrängt nicht den Sabbat. weil diese Vorbereitungen auch vor Sabbat geschehen können."
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+ "Alle Mehlopfer bedürfen bei ihrer Zubereitung drinnen eines Gefässes. d. h. soweit ihre Zubereitung drinnen geschehen muss, müssen heilige Gefässe dazu verwendet werden.",
+ "draussen bedürfen sie bei ihrer Zubereitung keines Gefässes. da können sie auch in nichtheiligen Gefässen oder ohne jedes Gefäss auf einer Platte zubereitet werden.",
+ "Wie. Das כיצד fehlt in ed. pr. und den Talmudausgaben.",
+ "und Hörnchen. Was unter den קרנות, welche die Mischna hier anführt, zu verstehen ist, darüber gehen die Ansichten der Erklärer weit auseinander. Nach Raschi, Barten, und Tosf. Jomt. sind darunter hornförmige Verzierungen zu verstehen, welche sowohl bei den zwei Broten wie bei den Schaubroten an den frei stehenden Enden der Brote angebracht waren, ähnlich wie die Hörner an den Ecken des Altars. Diese Hörner hätten bei den zwei Broten eine Länge von 4, bei den Schaubroten eine solche von 7 Fingerbreiten gehabt. Maim. (הלכות תמידין ומוספין VIII, 10) gibt das וקרנותיהן ד׳ אצבעות durch die Bestimmung : וגובהה ד׳ אצבעות, die Höhe des Brotes 4 Fingerbreiten, wieder und ebenso bei den Schaubroten (ibid. V, 9) : ורומה ז׳ אצבעות die Höhe des Schaubrotes d. i. wie die Erklärer es auffassen, die Dicke 7 Fingerbreiten (קרן vielleicht in der Bedeutung : Erhebung, Höhe, aufgefasst). Levi ben Gerson in seinem Pentateuch- Kommentar zu Exod. Cap 25 versteht unter den קרנות Ecken, indem er erklärt, die Brote hätten nicht eine vollkommen viereckige Form gehabt, sondern an jeder der vier Ecken sei noch eine kürzere Seite eingefügt gewesen, so dass das Ganze ein Achteck bildete ; diese Eckseiten waren bei den zwei Broten 4, bei den Schaubroten 7 Fingerbreiten lang. Ebenso wie über die קרנות gehen auch über die Form, welche die Schaubrote hatten, die Ansichten auseinander und es ist schwer, eine klare Vorstellung davon zu gewinnen. Der Talmud (94 b) führt zwei Ansichten an ; nach der einen Ansicht hatten die Brote die Form einer eckigen Klammer (כתיבה פרוצה d. h. wie ein Kasten, der nur einen Boden und zwei Seitenwände hat), nach der anderen hatten sie eine mehr gewölbte Form (כספינה רוקדת d. h. wie ein über das Wasser dahingleitendes Schiff), die Brote hatten keine grade, breite Innenfläche, sondern bestanden aus zwei schrägen unten in eine schmale Grundlinie zusammenlaufenden Seitenflächen. Maim. (l. c.) akzeptiert die erstere Ansicht,, dass die Brote eine viereckige Form hatten. Wie in der folgenden Mischna ausgeführt wird, erhielten die Brote dadurch die Form einer תיבה פרוצה, dass von der Länge der Brote, die 10 Handbreiten betrug, je 2 ½ Handbreiten auf jeder Seite umgebogen wurden, so dass sie in die Höhe standen, diese bildeten die Seiten wände (דפנות) der Brote. Mose Chefez in seinem Werke חנוכת הבית vertritt die Ansicht, dass unter den קרנות der Mischna nichts anderes zu verstehen sei als eben diese Seitenwände der Brote, die nur deshalb קרנות genannt werden, weil sie oben in eine hornförmige Spitze ausliefen. Unsere Mischna gebe die Ansicht des R. Meir wieder, nach der von der Länge der Brote nur je 2 Handbreiten auf jeder Seite umgebogen wurden (s. die folgende Mischna), demgemäss sage hier die Mischna, dass diese Seitenflächen (קרנות) bei den Schaubroten 7 Fingerbreiten hoch waren ; da die Brote an der Grundfläche eine Dicke von etwa 1 Fingerbreite hatten (s. weiter), so gebe das zusammen eine Höhe von 8 Fingerbreiten = 2 Handbreiten. Demgemäss erklärt er auch das רומה ז׳ אצבעות bei Maim. (s. oben) als auf die Höhe dieser Seitenwände sich beziehend, nicht auf die Dicke der Brote, wie die anderen Erklärer es verstehen, denn, wie schon Levi ben Gereon und nach ihm Andere berechnet haben, ist es ganz unmöglich, dass die Brote dicker als etwa eine Fingerbreite waren (vgl. Tosf. Jomt. zur folgenden Mischna). Wenn der Talmud (Pesachim 37 a) die Dicke der Schaubrote mit einer Handbreite angibt, so beziehe sich das nur auf die Dicke der Seitenwände, wie auch Raschi erklärt : עובי דפנותיו טפח ; die Seitenwände mussten eine grössere Dicke haben, um aufrecht stehend den Druck der über ihnen liegenden Brote auszuhalten, das übrige Brot aber sei nur etwa eine Fingerbreite dick gewesen. Ebenso beziehe sich auch das וקרנותיהן ד׳ אצבעות beiden zwei Broten auf die Seitenwände, die man an den beiden Seiten auf die Brote aufsetzte, nur dass hier nicht wie bei den Schaubroten diese קינות durch Umbiegen der Grundfläche hergestellt wurden, sondern, wie Raschi und Barten, erklären, als besondere Teile vor dem Backen auf die Brote aufgesetzt wurden.",
+ "זד״ד יה״ו. Der Zahlenwert der Buchstaben des Wortes זד״ד gibt die Masse für die zwei Brote, der des Wortes יה״ז die für die Schaubrote an.",
+ "beständig vor meinem Angesicht. Exod. 25, 30.",
+ "es sollen seine Flächen sichtbar sein. Die Bestimmung לחם הפנים לפני wird von Ben Soma dahin gedeutet, dass nicht nur die Rückseite der Brote, sondern auch die gegenüberliegende Seite (פנים), während die Brote auf dem Tische liegen, sichtbar sein soll ; das wird durch die aufwärts gebogenen Teile an den beiden Seiten erreicht, die senkrocht stehen, so dass Vorder- und Rückseite der Brote frei stehen und sichtbar sind. Maimon. (פירוש המשניות) scheint in der Mischna gelesen zu haben: שיהיה לו פנים הרבה, das Brot soll mehrere Oberflächen haben, ausser den Längs- und Breitflächen der Brote noch die der aufwärts gebogenen Seitenwände. Eine andere Auslegung ist : שיהיה לו פנים, das Brot soll Eckstücke haben, damit wären die קרנות der Mischna gemeint (s. Raschi und Barten.). Ben Soma will also nur einen Beleg aus der Schrift für die angeführten Bestimmungen der Mischna geben."
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+ "Der Tisch war zehn [Handbreiten] lang und fünf breit. Nach Exod. 25, 23 war der Tisch 2 Ellen lang und 1 Elle breit. Nach Ansicht des R. Jehuda ist unter einer Elle bei Mass-Angaben von beweglichen Gegenständen im Heiligtume stets eine solche von 5 Handbreiten Länge zu verstehen (s. Kelim XVII, 10), demnach war der Tisch 10 Handbreiten lang und 5 breit.",
+ "die Schaubrote. bevor die beiden Enden umgebogen waren.",
+ "zweieinhalb Handbreiten auf dieser Seite und zweieinhalb Handbreiten auf jener Seite waren umgebogen. jedenfalls schon vor dem Backen, denn nach dem Backen wäre dies wohl kaum möglich gewesen, ohne das Brot zu zerbrechen (s. auch oben Note 3).",
+ "so dass die Länge gerade die Breite des Tisches ausfüllte. und ebenso bedeckte die Breite der beiden neben einander liegenden Brot-Schichten von je 5 Handbreiten die ganze Länge des Tisches, der 10 Handbreiten lang war, so dass die ganze Oberfläche des Tisches von den Broten bedeckt war.",
+ "Der Tisch war zwölf lang und sechs breit. Nach Ansicht des R. Meir ist unter אמה auch bei den Mass-Angaben für bewegliche Gegenstände eine Elle von 6 Handbreiten Länge zu verstehen.",
+ "und zwei Handbreiten. von der Oberfläche des Tisches.",
+ "blieben Zwischenraum in der Mitte. zwischen den beiden neben einander liegenden Brotschichten, da ihre Breite zusammen nur 10 Handbreiten betrug, während der Tisch 12 Handbreiten lang war.",
+ "so dass die Luft dazwischen hindurch-streichen konnte. um die Brote, welche eine ganze Woche auf dem Tische lagen, frisch zu erhalten.",
+ "Heisst es nicht. Lev. 24, 7.",
+ "Heisst es nicht. Num. 2, 20.",
+ "Und neben. das Wort עליו steht hier nicht in der Bedeutung auf ihm, sondern neben ihm, so bedeutet auch das על in על המערכת nicht auf, sondern neben."
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+ "Vier goldene Gestelle. Mit סניף wird ein Gegenstand bezeichnet, der einem anderen, dem Hauptgegenstand, als Nebenteil zur Stütze oder zur Ergänzung beigegeben ist, hier die Seitengestelle zum Auflegen der zwischen den Broten liegenden Röhren.",
+ "waren dort mit Seitenstangen. מפוצלין = abgezweigt, von den Gestellen zweigten sich Seitenstangen ab, welche zur Stütze für die Röhren dienten, damit diese nicht auf das Brot drückten.",
+ "an den oberen Teilen. Die Gestelle standen auf dem Fussboden zu beiden Seiten des Tisches, die Seitenstangen waren nur auf dem oberen Teile angebracht, vom Rande des Tisches nach oben.",
+ "zwei von ihnen dienten als Stützen für die eine Schicht und zwei für die andere Schicht. je zwei Gestelle standen einander gegenüber zu beiden Seiten des Tisches und stützten die auf ihren Seiten-Stangen aufliegenden quer über den Tisch gehenden Röhren.",
+ "und 28 Röhren. Nach dem Talmud (97 a) sind unter den Exod. 25, 29 genannten קשותיו die סנימין und unter מנקיותיו die Röhren zu verstehen ; sie werden מנקיות genannt, weil sie zwischen den Broten liegend dieselben rein d. h. frisch erhalten sollten, indem die Luft Zutritt hatte und dadurch die Brote nicht so schnell alt wurden. Nebenbei dienten sie auch als Stütze, dass die unten liegenden Brote nicht zu sehr von den über ihnen liegenden gedrückt wurden. Jede der beiden Schichten bestand aus 6 über einander liegenden Broten. Das unterste Brot lag direkt auf dem Tisch, zwischen diesem und dem darüber liegenden waren 3 Röhren, zwischen diesem und dem dritten Brote 3 Röhren, zwischen dem dritten und vierten 3 Röhren und zwischen dem vierten und fünften 3 Röhren, das sind zusammen 12 Röhren ; zwischen dem fünften und dem sechsten zu oberst liegenden Brote lagen nur 2 Röhren, weil das fünfte Brot nur den Druck des einen über ihm liegenden Brotes auszuhalten hatte. Im Ganzen wurden also 14 Röhren für jede der beiden Schichten, zusammen 28 Röhren gebraucht.",
+ "eine Art hohler Halbröhren. damit die Luft besser hindurchziehen konnte.",
+ "Weder das Auflegen noch das Fortnehmen. beim Wechseln der Brote.",
+ "der Röhren verdrängt den Sabbat. obwohl weder durch das Auflegen noch durch das Abnehmen ein Verbot der Tora übertreten wird, sondern nur ein rabbinisches Sabbat-Verbot (שבות), und für solche Verbote im Allgemeinen der Grundsatz gilt, dass sie im Heiligtume keine Geltung haben (אין שבות במקדש; s. Erubin X Note 60); vgl. Talmud. Sabb. 123b.",
+ "zog sie hinaus und legte sie auf die Längsseite. Mit dem Ausdruck ,auf die Längsseite des Tisches“ kann nicht gemeint sein, dass man die Röhren der Länge nach auf die Längsseite des Tisches legte, denn selbst nach der Ansicht des R. Meir war ja die ganze Tischfläche bis auf den Raum von 2 Handbreiten in der Mitte von den Broten bedeckt. Der Ausdruck kann vielmehr nur dahin verstanden werden, dass man die Röhren quer über den Tisch auf den Teil von der Länge des Tisches legte, der von den Broten nicht bedeckt war, das waren von den 12 Handbreiten, die der Tisch lang war, die 2 Handbreiten in der Mitte; auch so lässt sich diese Bestimmung der Mischna nur nach R. Meir verstehen, nicht aber nach R. Jehuda, nach dessen Ansicht die ganze Oberfläche des Tisches von den Broten bedeckt war (s. die vorige Mischna), also überhaupt kein Platz vorhanden war, wohin man die Röhren hätte legen können. Nach Tosafot meint die Mischna nicht, dass man die Röhren auf den Tisch, sondern dass man sie auf den Fussboden längs der Längsseite des Tisches legte, לארכו also = längs der Längsseite ; sie sollten in derselben Richtung liegen, in welcher, wie die Mischna gleich darauf bemerkt, die Gegenstände im Heiligtume standen, oder der Grund war, dass, wenn sie der Breite nach auf dem Fussboden gelegen hätten, die Priester leicht über sie hätten stolpern können.",
+ "des Tisches. am Sabbat legte man dann die Brote ohne die Röhren auf den Tisch und erst nach Ausgang des Sabbats wurden dann die Röhren zwischen die Brote geschoben.",
+ "standen mit ihrer Längsfläche längs der Längsseite des Hauses. das ist zwischen Ost und West, mit Ausnahme der heiligen Lade, die zwischen Nord und Süd stand ; in welcher Richtung der Leuchter stand, darüber sind die Ansichten geteilt (s. Talmud 98 b)."
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+ "Zwei Tische standen im Ulam. der Vorhalle zum Hechal, dem eigentlichen Heiligtum.",
+ "drinnen. d. h. nicht auf der nach aussen führenden, sondern auf der nach innen zum Hechal führenden Seite.",
+ "auf den marmornen legte man das Schaubrot beim Hineintragen. bevor man es hineintrug, um es auf den goldenen Tisch, der im Heiligtume stand, zu legen, liess man es zunächst auf dem marmornen Tische liegen ; durch den kalten Marmor wurde das Brot abgekühlt und hielt sich dadurch länger.",
+ "und auf den goldenen beim Hinaustragen. nachdem am nächsten Sabbat frische Brote auf den Tisch im Heiligtum gelegt worden waren, wurden die alten hinausgetragen und zunächst auf den goldenen Tisch im Ulam gelegt, bis der zu den Broten gehörende Weihrauch geopfert war, dann erst wurden die Brote unter die Priester verteilt.",
+ "aber nicht hinunter. es wäre für das heilige Brot eine Herabsetzung gewesen, wenn man es, nachdem es eine Woche hindurch auf einem goldenen Tische gelegen, nun wieder auf einen marmornen oder anderen minderwertigen Tisch gelegt hätte.",
+ "und ein goldener stand drinnen. im Hechal.",
+ "Die Hereintragenden stellten sich auf die Nordseite. wohl, weil die Nordseite die bei den Opferhandlungen bevorzugte Seite war, wie alle hochheiligen Opfer nur auf der Nordseite geschlachtet wurden (s. Sebach. V, 1).",
+ "legte der andere eine Handbreite hin. so dass der Tisch immer mit dem Brote bedeckt blieb.",
+ "wenn erst die einen fortnehmen. die ganzen Brote vom Tisch herunternehmen.",
+ "beständig. Nach Ansicht des R. Jose will das תמיד nur besagen, dass der Tisch über Nacht stets mit den Broten bedeckt sein muss ; selbst wenn den ganzen Tag über keine Brote auf dem Tisch gelegen haben und man sie erst am Abend wieder hinaufgelegt hat, hat man das Gebot nicht übertreten (Talmud).",
+ "dann opferte man die Schalen. den Weihrauch, der in den beiden Schalen lag.",
+ "und die Brote wurden an die Priester verteilt. zu gleichen Teilen unter die Priester-Abteilung, die in der abgelaufenen Woche, und die, die in der beginnenden Woche den Dienst im Heiligtume zu versehen hatte.",
+ "Fiel der Versöhnungstag auf einen Sabbat. wo die Brote nicht am Tage verzehrt werden konnten.",
+ "wurden die Brote erst am Abend verteilt. sie mussten noch in der Nacht verzehrt werden, da sie als hochheilig nur an demselben Tage und der darauf folgenden Nacht gegessen werden durften.",
+ "fiel er auf einen Freitag. Zu den Zeiten, als der Kalender noch nach dem wirklichen Sichtbarwerden des Mondes bestimmt wurde, wurde der Versöhnungstag auch am Freitag und Sonntag begangen, wenn dieser Tag der Zehnte nach dem Sichtbarwerden des Mondes war.",
+ "wurde der Bock des Versöhnungstages. der als Musafopfer dargebracht wurde (Num. 29, 11), es war das einzige von den am Versöhnungstage dargebrachten Opfern, dessen Fleisch von den Priestern verzehrt wurde.",
+ "die Babylonier. die Priester, die in Babylon zu Hause waren. Nach dem Talmud waren es nicht Babylonier, sondern Alexandriner, sie werden hier nur verächtlich als Babylonier bezeichnet, weil sie sich nicht scheuten, das Fleisch in rohem Zustande zu gemessen.",
+ "assen ihn nämlich roh. weil das Fleisch als das eines Sündopfers nur noch in derselben Nacht gegessen werden durfte und es wegen des Sabbats nicht gekocht werden konnte.",
+ "weil sie eine gesunde Natur hatten. und gewöhnt waren, Fleisch auch in rohem Zustande zu essen."
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+ "und die Schalen dann am Sabbat. an dem folgenden Sabbat.",
+ "so ist es untauglich. weil die Schalen nicht, wie vorgeschrieben, von einem Sabbat bis zum anderen auf dem Tisch gelegen haben; das Brot darf nicht von den Priestern gegessen werden.",
+ "Übriggelassenes und Unreinheit stehende Strafe tritt dabei nicht ein. Wenn man den Weihrauch mit der Absicht geopfert hat, von dem Brote über die vorgeschriebene Zeit hinaus zu essen, so übertritt man, wenn man davon isst, trotzdem nicht das Verbot von פגול, weil die Ausrottungsstrafe, die auf den Genuss von פגול steht, nur dann eintritt, wenn dasjenige, wodurch das zu Verzehrende zum Genuss erlaubt wird, abgesehen von der vorschriftswidrigen Absicht, die man dabei gehabt, sonst vorschriftsmässig dargebracht worden ist (s. Sebach. II Note 42), hier aber der Weihrauch, durch dessen Darbringung die Brote erst zum Genuss erlaubt werden, geopfert worden ist, ohne die vorgeschriebene Zeit auf dem Tisch gelegen zu haben. Ebenso Übertritt man nicht das Verbot von נותר, wenn man von dem Brot nach der vorgeschriebenen Zeit, d. h. nach der Nacht vom Sabbat auf den Sonntag, isst, weil das Brot ohnedies für den Genuss verboten ist und es deshalb nicht, weil es נותר geworden ist, nochmals verboten werden kann (אין איסור חל על איסור). Ebenso trifft auch den, der in Unreinheit davon isst, nicht die Strafe der Ausrottung, die demjenigen angedroht wird, der in Unreinheit von Heiligem isst, weil diese Strafe nur bei solchem Heiligen eintritt, das in Reinheit gegessen werden darf (s. Menach. 25 b), hier aber das Brot ja auch für den Reinen verboten ist.",
+ "Hat man das Brot und die Schalen am Sabbat. In ed. pr. fehlt das Wort בשבת ; es wird dadurch die von Tosf. Jomt. vermutungsweise ausgesprochene Annahme bestätigt, dass Maimon. הלכות תמידין ומוספין V, 12 mit dem dort angeführten zweiten Fall den hier in der Mischna auch als zweiten angeführten Fall wiedergibt, indem auch Maim, in der Mischna das בשבת nicht gelesen hat, sondern: סדר את הלחם ואת הבזיכין והקטיר את הבזיכין לאחר השבת, so dass sich das לאחר השבת auch auf das Auflegen der Brote und der Schalen bezieht, man hat die Brote und die Schalen erst nach Sabbat aufgelegt und dann die Schalen nicht am folgenden Sabbat, sondern wieder erst nach dem folgenden Sabbat לאחר שבת הבאה (s. Maim.) geopfert, auch in diesem Falle ist es untauglich, weil die Brote und die Schalen durch das Auflegen an einem Wochentage nicht heilig geworden sind, sondern erst an dem folgenden Sabbat, da nach der Vorschrift sie nur an einem Sabbat auf den Tisch gelegt werden sollen, und sie dann noch bis zam folgenden Sabbat auf dem Tisch hätten liegen müssen und dann erst die Schalen hätten dargebracht werden dürfen. Den hier in der Mischna nach der Lesart סדר את הלחם ואת הבזיכין בשבת als zweiten angeführten Fall führt Maim, ebendort erst als vierten Fall in Hal. 16 an, weil er ihn nicht der Mischna sondern, wie schon Tosf. Jomt bemerkt, der Tosefta (ed. Zuckerm. XI, 18) entnommen hat. Dass Maim, dort und ebenso die Tosefta im Gegensatz zu unserer Mischna entscheiden: חייבין עליהן משום פגול וכו׳, sucht Straschun dadurch zu erklären, dass sie das והקטיר את הבזיכין לאחר השבת dahin verstanden haben, man hat die Schalen erst nach dem nächstfolgenden Sabbat dargebracht, da haben die Brote und die Schalen vorschriftsmässig von einem Sabbat zum anderen auf dem Tisch gelegen; dadurch dass sie noch über die Zeit auf dem Tisch liegen geblieben und die Schalen erst nach Sabbat dargebracht worden sind, sind sie noch nicht untauglich geworden, weil Brot und Schalen, sobald sie nur vorschriftsmässig auf den Tisch gelegt worden sind, durch längeres gemeinsames Liegenbleiben auf demselben nicht untauglich werden, auch nirgends in der Schrift ausdrücklich vorgeschrieben ist, dass die Schalen gerade am Sabbat dargebracht werden müssen, das Brot sei deshalb nur מדרבנן פסול, die Bestimmungen über פגול נותר וטמא treffen aber dennoch auf dasselbe zu. In unserer Mischna dagegen sei das והקטיר את הבזיכין לאחר השבת dahin zu verstehen, dass man die Schalen nach dem Sabbat, an welchem man sie aufgelegt, vor dem folgenden Sabbat dargebracht hat, wie auch Raschi zu unserer Mischna erklärt למחר: לאחר חשבת, sie haben demnach gar nicht die vorgeschriebene Zeit auf dem Tisch gelegen, deshalb ist natürlich das Ganze untauglich. Allerdings fügt Maim, dem לאחר השבת ausdrücklich die Erklärung : בין לאחר שבת זו בין לאחר שבת אחרת hinzu, was Straschun für ein irrtümliches Einschiebsel hält.",
+ "aufgelegt und dann die Schalen nach Sabbat. s. die vorige Note.",
+ "so ist es untauglich. In manchen Talmudausgaben fehlt das Wort פסול, das כיצד יעשה wäre dann aber nicht recht verständlich, es müsste dann wenigstens noch hinzugefügt sein, dass man an Stelle des geopferten Weihrauchs anderen neben die Brote auf den Tisch legen muss.",
+ "wie denn soll man es machen. wenn man einmal die Brote und die Schalen erst nach Sabbat auf den Tisch gelegt hat.",
+ "Man lässt es bis zum folgenden Sabbat. bis zu dem auf den ersten Sabbat folgenden Sabbat; das Auflegen zur nicht vorgeschriebenen Zeit gilt als gar nicht geschehen, erst wenn der Sabbat kommt und es noch auf dem Tische liegt, gilt es als hingelegt und wird durch den Tisch geheiligt und muss nun noch bis zum folgenden Sabbat liegen bleiben (s. Talmud).",
+ "wenn es auch schon mehrere Tage auf dem Tisch gelegen hat. So nach Bart, und Tif. Jis., es wird nicht untauglich, weil es länger als von Sabbat zu Sabbat auf dem Tisch gelegen hat, weil die Tage bis zum ersten Sabbat nicht mitrechnen, da es erst am Sabbat durch den Tisch geheiligt worden ist, und eist untauglich wird, wenn es, nachdem es durch den Tisch geheiligt worden ist, länger als sieben Tage auf demselben liegen geblieben ist. Nach Tosafot (87 a v. לשלחן) und Straschun (s. Note 66) ist ימים רבים wörtlich zu nehmen und zu übersetzen : wenn es auch viele Tage auf dem Tisch liegt, sobald das Brot und die Schalen vorschriftsmässig am Sabbat auf den Tisch gelegt worden sind, werden sie nicht untauglich, wenn sie auch über den kommenden Sabbat hinaus noch so lange dort zusammen liegen bleiben."
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+ "Die zwei Brote werden nicht früher als am zweiten und nie später als am dritten Tage. vom Backen an gerechnet.",
+ "Gebacken werden sie am Tage vor dem Feste. Am Feste selbst dürfen sie nicht gebacken werden, obwohl es doch sonst erlaubt ist, Alles, was am Feiertage selbst gegessen werden soll, zu kochen und zu backen, weil durch das beschränkende הוא לבדו יעשה „לכם״ (Exod. 12, 16) diese Erlaubnis nur auf das zu profanem Gebrauch Bestimmte beschränkt wird, auf Heiliges dagegen sich nicht bezieht (Pesach. 47 a).",
+ "werden sie erst am dritten Tage verzehrt. da sie dann schon am Freitag gebacken werden müssen.",
+ "Gebacken wird es am Tage vor Sabbat. s. oben Mischna 2.",
+ "wird es erst am zehnten Tage verzehrt. da es dann schon am Donnerstag gebacken werden muss.",
+ "sind es die beiden Tage des Neujahrsfestes. Auch in Jerusalem wurde das Neujahrsfest zwei Tage gefeiert, wenn die Zeugen an dem Tage, an dem man sie erwartete, erst nach מנחה gekommen waren, um zu bezeugen, dass sie den Mond bereits gesehen haben, es wurde dann sowohl dieser wie auch der folgende Tag als Festtag begangen.",
+ "so wird es erst am elften Tage. Wenn man am Donnerstag die Zeugen für das Sichtbarwerden des Mondes erwartete, wurde für alle Fälle das Brot schon am Mittwoch gebacken und der Donnerstag als Festtag begangen. Erschienen die Zeugen am Donnerstag noch vor מנחה, so war der Freitag kein Feiertag mehr, es würden deshalb am Freitag neue Brote gebacken, und die am Mittwoch gebackenen wurden ausgelöst und konnten dann zu profanen Zwecken verwendet werden. Waren bis מנחה keine Zeugen erschienen, so war auch der Freitag Feiertag und mussten deshalb die am Mittwoch gebackenen Brote verwendet werden, die dann am nächstfolgenden Sabbat, also erst am elften Tage, verzehrt wurden. In diesem Falle zählte aber erst der Freitag als der erste Tischri, der Versöhnungstag fiel demnach auf den Sonntag (so nach Tosafot 100 b und Tosf. Jomt. im Gegensatz zu der Bemerkung Raschi’s und Barten.’8, dass, wenn auch in diesem Falle der nächstfolgende Sabbat Versöhnungstag war und das Brot erst in der folgenden Nacht gegessen werden konnte, es dennoch am elften Tage gegessen wurde, weil bei allen das Heiligtum betreffenden Bestimmungen die Nacht mit zu dem vorangehenden Tage gezählt wurde).",
+ "Den Feiertag verdrängt es. R. Simon ist der Ansicht, dass das beschränkende לכס (s. Note 72) nur die Speisebereitung für einen Nichtjuden ausschliessen soll, nicht aber die für das Heiligtum.",
+ "aber es verdrängt nicht den Fasttag. den Versöhnungstag; wenn dieser auf einen Freitag fiel, so musste das Brot schon am Donnerstag gebacken werden."
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+ "bevor sie durch das Gefäss. durch Hineintun in ein Dienstgefäss (s. VII, Note 28).",
+ "dürfen sie ausgelöst werden. So lange sie noch nicht in ein heiliges Gefäss hineingetan worden sind, tragen sie selbst noch nicht den Charakter von Heiligem (קדושת הגוף) an sich, sondern nur ihr Geldwert ist heilig (קדושת דמים), deshalb können sie ausgelöst werden, der für sie erzielte Erlös gehört dem Heiligtum, sie selbst dürfen dann zu profanen Zwecken verwendet werden. Man darf sie jedoch nur auslösen, wenn sie unrein geworden sind, anderenfalls dürfen sie, auch bevor sie durch Hineintun in ein heiliges Gefäss heilig geworden sind, nicht ausgelöst werden, weil Alles, was einmal für den Altar bestimmt worden ist, nicht mehr zu einem profanen Zwecke verwendet werden darf, so lange es noch für den heiligen Zweck tauglich ist (Talmud). Eine Ausnahme macht nur das קרבן עולה ויורד s. darüber Kerit. 27 b.",
+ "dürfen sie nicht ausgelöst werden. sie müssen vielmehr wie andere unrein oder untauglich gewordene Opfer verbrannt werden, die Giessopfer, weil sie nur aus Flüssigem bestanden, in einem besonders für sie hergerichteten Feuer, nach Maim. (הלכות איסורי המזבח VI, 5) auf dem Altar, nach Raschi (Sebach. 92 a) auf dem Fussboden der עזרה.",
+ "Weihrauch und Dienstgeräte. Die Talmudausgaben haben noch den Zusatz : משנטמאו, wenn sie unrein geworden sind, s. die folgende Note.",
+ "denn die Schrift spricht davon nur beim Viehopfer. Tieropfer tragen, sobald sie zum Darbringen bestimmt worden sind, auch bevor sie noch mit einem heiligen Geräte in Berührung gekommen sind, den Charakter von Heiligem (קדושת הגוף) an sich und dürften deshalb, auch wenn sie zur Darbringung untauglich geworden sind, nicht ausgelöst werden. Für das Viehopfer bestimmt aber die Schrift (Lev. 27, 11—13) ausdrücklich, dass es, wenn es durch einen Leibesfehler zur Darbringung unbrauchbar geworden ist, ausgelöst werden soll ; nach der Tradition ist unter בהמה טמאה dort ein solches durch einen Leibesfehler unbrauchbar gewordenes Opfertier zu verstehen, denn von בהמה טמאה im gewöhnlichen Sinne, d. h. von einem für den Genuss verbotenen Tier, wird dort erst Vers 27 gesprochen. Auf das Vogelopfer bezieht sich aber diese Bestimmung nicht, ein Vogelopfer darf deshalb, sobald es einmal zur Darbringung bestimmt worden ist, auch wenn es untauglich geworden ist, nicht ausgelöst werden; nur wenn es schon, als es zur Darbringung bestimmt wurde, einen solchen Leibesfehler hatte, darf es ausgelöst werden (s. Tosf. 100b v. העופות). Holz und Weihrauch tragen, bevor sie durch Berührung mit einem heiligen Gefässe geheiligt worden sind, nicht selbst den Charakter von Heiligem (קדושת הגוף) an sich, sondern nur ihr Geldwert ist heilig (קדושת דמים), da sie nicht selbst darzubringende Opfer sind, sondern nur zu den Opfern verwendet werden (מכשירי קרבן). Auch das, was nur seinem Geldwerte nach heilig ist, darf ja aber, so lange es nicht unrein geworden ist, nicht ausgelöst werden ; unrein werden kann aber das Holz erst, nachdem es für den Altar bearbeitet worden ist, da die rohen Holzscheite keine Unreinheit annehmen, sondern erst das für das Altarfeuer hergerichtete Holz, ebenso auch der Weihrauch erst, nachdem er in das heilige Gefäss getan worden ist (חיבת הקדש משוה להו אוכלא), dann aber sind beide durch die Berührung mit den heiligen Gefässen bereits selbst geheiligt worden (קדושת הגוף) und dürfen deshalb nicht mehr ausgelöst werden. So dürfen also Holz und Weihrauch nie ausgelöst werden. Dienstgefässe dürfen, auch wenn sie unrein geworden sind, nicht ausgelöst werden, weil sie ja durch Untertauchen in ein Quellbad von ihrer Unreinheit wieder gereinigt werden können. Der Zusatz שנטמאו in den Talmudausgaben bezieht sich nur auf Holz, Weihrauch und Dienstgefasse, da zu העופות vielmehr שנפסלו zu ergänzen ist (s. Tosf. Jomt. und Tif. Jis.) ; Maim. (הלכות איסורי המזבח VI, 4) führt die Bestimmung für Mehl-, Giess-, Öl-, Vogel-Opfer, Weihrauch, Holz und Dienstgefasse zusammen an und gebraucht den Ausdruck: שנפסלו או שנטמאו"
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+ "gebracht. das dargebrachte Opfer gilt nicht als untauglich, sondern wie irgend ein anderes ausser dem von ihm gelobten freiwillig dargebrachtes Opfer.",
+ "seiner Verpflichtung aber ist er nicht nachgekommen. und er muss deshalb ausser dem bereits gebrachten noch ein Opfer der Art bringen, wie er es gelobt hat.",
+ "so ist es untauglich. Wenn man ein Tieropfer unter einem anderen Namen, als wozu es bestimmt worden war, geopfert hat, z. B. ein zu einem Ganzopfer bestimmtes Tier als Friedensopfer, so gilt es darum nicht als untauglich (s. Sebach. I, 1), weil da nur der Gedanke bei den Opferhandlungen ein der eigentlichen Bestimmung des Tieres widersprechender war; hier dagegen ist das Opfer selbst in einer anderen Form dargebracht als es hätte dargebracht werden sollen, das Mehl, das zu einem Pfannenopfer bestimmt war, ist als Tiegelopfer dargebracht worden oder umgekehrt, eine solche Änderung an dem Opfer selbst macht das Opfer untauglich.",
+ "zwei Zehntel in einem Gefäss zu bringen. als ein Opfer von zwei Zehnteln.",
+ "und er bringt sie in zwei Gefässen. als zwei Opfer von je einem Zehntel.",
+ "so sind sie untauglich. Wenn er das Opfer anstatt in einem in zwei Gefässen dargebracht hat, sind anstatt des einen Komez, das hätte geopfert werden sollen, zwei Komez geopfert worden, ebenso umgekehrt, wenn er das Opfer anstatt in zwei Gefässen in einem dargebracht hat; auch sind in ersterem Fall beide Opfer untauglich, weil er das Mehl zu einem Opfer von zwei Zehnteln bestimmt hat, jedes der beiden gebrachten Opfer aber nur e i n Zehntel, demnach weniger enthalten hat, als es hätte enthalten sollen, und ebenso im anderen Falle umgekehrt.",
+ "so sind sie tauglich. das Mehl, das bereits in zwei Gefässe getan war, darf wieder in ein Gefäss umgeschüttet und so das Opfer wie gelobt, dargebracht werden.",
+ "so sind sie untauglich. In diesem Falle sind die Opfer untauglich, trotzdem er nur ganz allgemein ein solches Opfer darzubringen gelobt, nicht aber, das Mehl zur Verwendung für ein solches Opfer bestimmt hatte, weil er dadurch, dass er trotz der ihm gemachten Vorhaltung das Opfer dennoch stillschweigend in zwei Gefässen hat darbringen lassen, zu erkennen gegeben hat, dass er die Absicht hatte, mit diesem Opfer das von ihm gelobte Opfer darzubringen, man demnach nicht mehr sagen kann, ich betrachte dieses Opfer gar nicht als das von ihm gelobte sondern als irgend ein anderes ausser dem von ihm gelobten freiwillig dargebrachtes Opfer (s. oben Note 6).",
+ "die sich mit einander vermischt haben. die nur dann untauglich sind, wenn sie so vermischt worden sind, dass man nicht mehr von jedem für sich das Komez absondern kann (s. oben III, 3). Auch in dem oben angeführten Falle, wenn er gesagt hat, diese in z w e i Gefässen zu bringen, und er bringt sie in einem Gefäss, ist das Opfer nur dann untauglich, wenn es nicht mehr möglich ist, in dem einen Gefässe von jedem Zehntel das Komez besonders abzuheben (Raschi) ; dort ist aber das והביא בכלי אחד wohl dahin zu verstehen, er hat das Opfer bereits in einem Gefässe dargebracht und also auch nur ein Komez davon abgehoben, während hier zwischen הביא und הקריבן unterschieden wird: er hat das Opfer in ein Gefäss hineingetan, aber vor der Darbringung des Opfers hat man ihm vorgehalten, dass er gelobt hat, es in zwei Gefässen zu bringen, und er hat es nun in zwei Gefässen dargebracht הקריבן בשני כלים, so ist es tauglich ; hat er es dagegen trotz der Vorhaltung in ein Gefäss getan oder darin gelassen נתנו בכלי אחד, so hat er immer noch die Möglichkeit, wenn es angeht, von jedem Zehntel für sich das Komez zu opfern, und nur wenn dies nicht mehr auszuführen ist, ist das Opfer untauglich."
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+ "so muss er es doch von Weizen bringen. weil ein freiwilliges Mehlopfer niemals von Gerste, sondern stets nur von Weizenmehl dargebracht werden darf. Wie im Talmud ausgeführt wird, ist er jedoch nur dann verpflichtet, ein Mehlopfer von Weizenmehl darzubringen, wenn er auf Befragen erklärt, dass er, wenn er gewusst hätte, dass man ein Mehlopfer nur von Weizenmehl darbringen darf, ein solches von Weizenmehl gelobt haben würde; erklärt er jedoch, dass er auch dann ein solches von Weizenmehl nicht gelobt haben würde, so braucht er gar kein Opfer zu bringen. Befragt zu werden braucht er jedoch nur in dem Falle, wenn er gelobt hat, ein מנחה מן השעורים zu bringen, da bleibt, wenn er erklärt, das מן השעורים nur hinzugefügt zu haben, weil er angenommen, dass man auch ein Mehlopfer von Gerste darbringen kann, das Gelübde, ein מנחה darzubringen, in seiner Verpflichtung für ihn bestehen; hat er dagegen das Wort מנחה gar nicht gebraucht oder gelobt, ein מנחת שעורים, ein Gersten-Mehlopfer, zu bringen, so hat das Gelübde gar keine Geltung, weil er etwas gelobt hat, was gar nicht dargebracht werden kann (s. Maim. הלכות מעשה הקרבנות XVII, 9 ; anders entscheidet der ראב״ד z. St.). Das Gleiche gilt auch für die weiteren in der Mischna angeführten Fälle.",
+ "so muss er es doch von Kernmehl bringen. weil zu den Mehlopfern nur Kernmehl verwendet werden darf.",
+ "so muss er doch Öl und Weihrauch dazu bringen. weil zu allen freiwilligen Mehlopfern auch Öl und Weihrauch gehört.",
+ "so muss er ein ganzes Zehntel bringen. weil als Mindestmass zu einem Mehlopfer ein ganzes Zehntel genommen werden muss.",
+ "so muss er zwei Zehntel bringen. durch die Hinzufügung עשרון ומחצה hat er sich verpflichtet, mehr als ein gewöhnliches Mehlopfer von einem Zehntel zu bringen ; wenn er nun erklärt, wenn er gewusst hätte, dass man einen Bruchteil von einem Zehntel nicht darbringen darf, hätte er das Gelübde so gefasst, dass man das Gelobte darbringen kann, muss er deshalb ein Mehlopfer von zwei Zehnteln darbringen.",
+ "gar nicht als freiwilliges Opfer gespendet werden kann. R. Simon ist der Ansicht, dass bei einem Gelöbnis nur der gesamte Wortlaut im Zusammenhang als ein Ganzes aufzufassen ist (אף בגמר דבריו אדם נתפס), es ist deshalb gleich, ob er ein מנחה מן השעורים oder ein מנחת שעורים gelobt hat und welche Erklärung er nachträglich dazu abgibt, in jedem Falle hat er etwas gelobt, was gar nicht als Opfer dargebracht werden kann, und das Gelübde besitzt daher keinerlei Verbindlichkeit."
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+ "Man kann als freiwilliges Opfer ein Mehlopfer von 60 Zehnteln spenden und sie in einem Gefässe darbringen. Wenn man gesagt hat: „Ich verpflichte mich zu [einem Mehlopfer von] 61 [Zehnteln]“, so bringt man 60 in einem Gefäss und eines in einem besonderen Gefäss, denn da die Gemeinde am ersten Feiertage des Hüttenfestes, der auf einen Sabbat fällt, 61 [Zehntel] bringt. Am ersten Tage des Hüttenfestes wurden 13 Stiere dargebracht, zu jedem derselben 3 Zehntel Mehl, zusammen 39 Zehntel, 2 Widder, zu jedem derselben 2, und 14 Lämmer, zu jedem derselben 1 Zehntel, zusammen 18 Zehntel, das macht für die Festopfer zusammen 57 Zehntel Mehl. Dazu kommen noch zu dem täglichen Morgen- und Abendopfer je 1 Zehntel und zu den beiden Lämmern des Sabbat-Musafopfers je 1 Zehntel, also noch 4 Zehntel, so dass an einem solchen Tage zu den Gemeindeopfern 61 Zehntel Mehl dargebracht wurden; das ist das höchste Mass Mehl, das von der Gemeinde an einem Tage dargebracht wurde.",
+ "wenn der Einzelne um eines der Gemeinde nachsteht. der Einzelne sollte nicht ein Opfer darbringen, wie es die Gemeinde seihst im Höchstfalle nicht grösser darbrachte.",
+ "und sie dürfen doch nicht mit einander vermengt werden. deshalb dürfen nicht mehr als 60 Zehntel in einem Gefässe dargebracht werden, weil ein noch grösseres Mass Mehl nicht in der vorgeschriebenen Weise mit dem Öl gemengt werden kann. Nach Raschi und Barten, ist R. Simon der Ansicht des R. Elieser, Sohn des Jakob, dass selbst zu einem Mehlopfer von 60 Zehnteln Mehl nur ein Log Öl gehörte (s. oben IX, 3), ein noch grösseres Mass Mehl lässt sich aber mit einem Log Öl nicht mehr vermengen, und wenn auch durch das Unterlassen des Mengens das Opfer nicht untauglich wird, so muss doch wenigstens die Möglichkeit vorhanden sein, es zu mengen (s. oben III, Note 8). Maim. (הלכות מעשה הקרבנות XVII, 6) erwähnt nichts davon, dass das Mengen wegen der geringen Menge des Öls nicht möglich sei, auch entscheidet er ausdrücklich (ebend. II, 7) gegen die Ansicht des R. Elieser, Sohn des Jakob, dass zu jedem Mehlopfer so viele Log Öl gehören, wie es Zehntel Mehl enthält ; demnach muss der Tanna hier in der Mischna meinen, dass mehr als 60 Zehntel Mehl selbst mit einer entsprechend grossen Menge Öl nicht mehr in der vorgeschriebenen Weise gemengt werden können (vgl. Raschi zu Talm. 18 b v. ששים ואחד).",
+ "Darauf sagte man zu ihm : 60 können gemengt werden, 61 können nicht gemengt werden ? Darauf erwiderte er: Bei allen Massbestimmungen der Weisen ist es so, in 40 Sea kann man untertauchen. 40 Sea Wasser muss das Tauchbad enthalten, in das der Unreine untertaucht, um wieder rein zu werden.",
+ "in 40 Sea weniger ein Kurtob. קיטוב Name eines kleinen Flüssigkeitsmasses,/64 eines Log.",
+ "kann man nicht untertauchen. Man kann nicht als freiwilliges Opfer 1, 2 oder 5 Log. Wein, den man nach der folgenden Mischna auch allein als Opfer darbringen kann.",
+ "bestimmen. weil zu keinem Opfer 1, 2 oder 5 Log Wein dargebracht wurden, man aber Wein nur in solcher Menge als selbständiges Opfer darbringen durfte, in welcher er als Zugabe für irgend ein Opfer vorgeschrieben war. Hatte man dennoch 1 oder 2 Log darzubringen gelobt, so verpflichtete dieses Gelöbnis nach Maim. (הלכות מעשה הקרבנות XVII, 14) zu nichts ; hatte man dagegen 5 Log darzubringen gelobt, so musste man 5 Log bringen, das Gelöbnis galt als verbindlich, weil in den 5 Log 4 enthalten waren, die man, wenn man sie für sich allein gelobt hätte, hätte darbringen können, man musste deshalb die 5 Log auf 6 ergänzen, um das Gelobte darbringen zu können.",
+ "wohl aber 3, 4,. 3 Log waren als Zugabe für ein Lamm, 4 für einen Widder und 6 für einen Stier vorgeschrieben.",
+ "und von 6 an und darüber. von 7 Log konnten 3 für ein Lamm und 4 für einen Widder verwendet werden, von 8 Log je 4 für einen Widder, von 9 Log 3 für ein Lamm und 6 für einen Stier, von 10 Log 4 für einen Widder und 6 für einen Stier u. s. w."
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+ "Man kann Wein. der im Allgemeinen nur als Zugabe zu den Tieropfern und Mehlopfern dargebracht wurde.",
+ "als freiwilliges Opfer spenden. ohne Tier- oder Mehlopfer; der Wein wurde dann als selbständiges Opfer auf dem Altar dargebracht (s. Sebach. VI Note 18; vgl. dagegen Barten, zu Sebach. X, 8 und Tosf. Jomt. daselbst).",
+ "Man kann auch Öl als freiwilliges Opfer spenden. Der Sifra erklärt das überflüssige Wort קרבן in dem Schriftverse (Lev. 2, 1): ונפש כי תקריב קרבן מנחה — da ja das Wort מנחה allein schon Mehlopfer bedeutet — damit, dass es darauf hinweisen soll, dass ebenso wie das Mehlopfer, das als Zugabe zu anderen Opfern dargebracht wird, auch für sich allein als קרבן dargebracht werden kann, auch alles Andere, was als Zugabe zu anderen Opfern dargebracht wird, auch als selbständiges Opfer für sich dargebracht werden kann (s. Sebach. X, Note 46). Nach R. Tarfon ist damit auch Öl mit eingeschlossen, nach R. Akiba aus dem weiter angeführten Grunde nicht. Wenn Öl als selbständiges Opfer allein dargebracht wurde, wurde eine einem Komez entsprechende Menge, das ist so viel, wie durch 2 Oliven verdrängt wird (s. Barten, zu III, 4), mit einem Gefässe davon abgeschöpft und auf dem Altare verbrannt, das übrige Öl wurde von den Priestern verzehrt (Talm. Sebach. 91b).",
+ "so wird auch das Öl als Pflichtopfer dargebracht und als freiwilliges Opfer dargebracht. Die Talmudausgaben lesen: אף שמן שהוא בא חובה בא נדבה.",
+ "sich allein. der Wein wird nicht zu dem Opfer, zu dem er gehört, hinzugetan, sondern für sich dargebracht.",
+ "das doch nicht als Pflichtopfer. Die Talmudausgaben lesen beide Male statt עם חובתו : חובתו, mit seinem Pflichtopfer, zu ihm gehörend, und doch für sich allein.",
+ "für sich allein dargebracht wird. das Öl wird nur mit dem Mehlopfer vermengt oder wenigstens mit ihm zusammen in einem Gefässe dargebracht, es kann deshalb nicht mit dem Mehlopfer und dem Wein verglichen werden, die wohl als Zugabe zu anderen Opfern, aber doch stets gesondert von diesen für sich allein dargebracht werden.",
+ "Zwei können nicht gemeinsam ein Zehntel als freiwilliges Opfer spenden. weil es heisst (Lev. 2, 1) : כי תקריב קרבן מנחה “ונפש„ ein Mehlopfer kann nur von einer Person dargebracht werden (Talmud); auch ein Mehlopfer von mehreren Zehnteln kann demnach nicht als ein Opfer von mehreren Personen dargebracht werden.",
+ "und von Vögeln sogar ein Stück. פרידה, von פרד = trennen, wird ein einzelner Vogel genannt, weil bei den vorgeschriebenen Opfern in der Regel Vögel nur paarweise verwendet wurden."
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+ "so hat er zwei zu bringen. Falls er nicht dabei angegeben hat, ob in einem oder in zwei Gefässen, so hat er die Wahl, entweder ein Mehlopfer von zwei Zehnteln oder zwei Mehlopfer von je einem Zehntel zu bringen.",
+ "„ich habe eine Zahl angegeben, ich weiss aber nicht mehr, welche ich angegeben habe„, so bringt er 60 Zehntel. die grösste Anzahl von Zehntel die man als ein Mehlopfer darbringen kann, (s. oben XII, 4). Der Talmud bringt zwei Ansichten. Nach Ansicht des Chiskia meint hier die Mischna: er hat gelobt, die angegebene Zahl von Zehnteln in einem Gefäss als ein Opfer darzubringen; demnach entspricht die Mischna nicht der Ansicht von Rabbi (s. die folgende Mischna), denn nach dessen Ansicht müssten auch hier 60 Mehlopfer in der Grösse von 1—60 Zehnteln dargebracht werden. Nach der Ansicht der Weisen dagegen braucht er nur ein Mehlopfer von 60 Zehnteln zu bringen und zu erklären: soviele Zehntel, wie ich gelobt habe, sollen davon zur Erfüllung meines Gelübdes dienen, und das Übrige soll als freiwillige Gabe gelten ; allerdings müssen dann von dem Mehlopfer 2 Komez abgehoben werden, das eine für das gelobte Mehlopfer (נדר) und das andere für das als freiwillige Gabe (נדבה) zu betrachtende. Nach R. Aschi (Talm. 106b) ist auch eine solche Erklärung sowie das Abheben von 2 Komez nicht nötig sondern mit dem Mehlopfer von 60 Zehnteln erfüllt er nach Ansicht der Weisen sein Gelübde, auch wenn er weniger als 60 Zehntel gelobt hat, wie die Weisen ja in Mischna 8 im Gegensatz zu Rabbi entscheiden : קטן והביא גדול יצא wenn man ein kleines Tier zu bringen gelobt hat und dafür ein grosses bringt, so hat man sein Gelübde erfüllt. Die andere Ansicht ist die des R. Jochanan ; danach meint hier die Mischna : er erklärt, der angegebenen Zahl von Zehnteln sich nicht mehr zu erinnern, er habe aber nicht gelobt, dieselben in einem Gefass als ein Opfer darzubringen. In diesem Falle erfüllt er sowohl nach Ansicht der Weisen wie nach der von Rabbi sein Gelübde, wenn er eine der gelobten Anzahl von Zehnteln entsprechende Anzahl von Mehlopfern von je einem Zehntel darbringt. Das יביא ששים עשרון in der Mischna ist demnach zu erklären : er bringe 60 Mehlopfer von je einem Zehntel ; so hat er in jedem Falle sein Gelübde erfüllt, da nicht anzunehmen ist, dass er mehr als 60 Zehntel gelobt hat (s. oben XII, 4 ; Tosf. Jomt. macht dagegen den allerdings berechtigten Einwand, dass dort nur von dem Höchstmass von Mehl die Rede ist, das man in einem Gefasse darbringen kann. Straschun widerlegt den Einwand damit, dass er ja auch nicht erklärt hat, dieselben in mehreren Gefässen darzubringen, sondern sich die freie Wahl gelassen hat, demnach kann er doch nicht mehr als 60 Zehntel, die auch in einem Gefasse gebracht werden dürfen, gelobt haben).",
+ "von welcher Art er will. ein ungebackenes (מנחת סולת), ein in der Pfanne gebackenes (מנחה על המחבת), ein im Tiegel gebackenes (מנחת מרחשת), ein im Ofen gebackenes (מנחה מאפה תנור) in Form von Kuchen (חלות) oder in Form von Fladen (רקיקים).",
+ "denn das bezeichnet man schlechthin als Mehlopfer. wo in der Schrift das Wort מנחה ohne weiteren Zusatz steht, ist damit ein מנחת סולת gemeint."
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+ "so hat er eines zu bringen. ein Mehlopfer, von welcher Art er will.",
+ "so hat er zwei zu bringen. zwei Mehlopfer von ein er Art ; mit der Einzahl מין ist ausgedrückt, dass er nur von einer Art bringen will, die Mehrzahl מנחות verpflichtet ihn zu zwei Opfern.",
+ "welche. die Talmudausgaben lesen : איזה מהן.",
+ "so hat er alle fünf zu bringen. s. Note 3.",
+ "Ich habe angegeben aus wieviel Zehnteln das Mehlopfer sein soll. Hier ist es nicht zweifelhaft, ob er ein Mehlopfer von mehreren Zehnteln oder mehrere Opfer von je einem Zehntel gemein hat, da er das Wort מנחה in der Einzahl vorausgeschickt hat (s. oben Note 2)",
+ "was. die Talmudausgaben lesen: כמה.",
+ "ich angegeben habe“, so bringt er ein Mehlopfer aus 60 Zehnteln; Rabbi sagt: Er hat Mehlopfer aus von einem bis zu 60 Zehnteln zu bringen. Mit einem Mehlopfer von 60 Zehnteln erfüllt man nach Rabbis Ansicht sein Gelübde nicht, wenn man ein solches von weniger als 60 Zehnteln gelobt hat, denn so entscheidet er in Mischna 8 : קטן והביא גדול לא יצא. Ein Mehlopfer von 60 Zehnteln darzubringen und dabei zu erklären : soviele Zehntel, wie ich gelobt habe, sollen davon zur Erfüllung meines Gelübdes dienen und das Übrige soll als freiwillige Gabe gelten, ist nach Rabbi auch nicht angängig (s. die Gründe dafür Talm. 106a und b). Deshalb entscheidet Rabbi: man muss 60 Mehlopfer bringen von 1, 2, 8, 4 u. s. w. bis 60 Zehnteln Inhalt, so dass eines davon jedenfalls dem gelobten Opfer entspricht, denn ein Mehlopfer von mehr als 60 Zehnteln kann man ja nicht geloben, sodann erklärt man, das Mehlopfer, das dem von mir gelobten entspricht, soll zur Erfüllung meines Gelübdes dienen und die übrigen als freiwillige Gaben dargebracht werden."
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+ "Ich verpflichte mich zu Hölzern. S. Sebach. IV Note 48.",
+ "so darf er nicht weniger als zwei Scheiter. von der Grösse, wie sie für die beiden Holzkloben vorgeschrieben war, die täglich früh und abends auf die Feuerstelle des Altars gelegt wurden (s. Joma 26 b; Sebach. 62 b; Maim. הלכות איסורי מזבח VII, 3 und הלכות מעשה הקרבנות XVI, 13). Hat man jedoch nur Holz (in der Einzahl) zu spenden gelobt, so braucht man nur einen solchen Holzkloben zu geben (s. Talm. Jerus. zu Schekalim VI, 6 .",
+ "zu Weihrauch. der ebenfalls allein als Opfer dargebracht werden konnte.",
+ "wer die Hand voll. von einem Mehlopfer, das Komez, das von dem Mehlopfer abgehoben wurde, um auf dem Altar geopfert zu werden. Nach dieser Erklärung würde allerdings die Mischna sich mindestens ungenau ausdrücken, da man sich nicht nur durch Darbringung des ganzen Komez ausserhalb des Heiligtums schuldig macht, sondern schon durch Darbringung eines כזית davon; nur R. Eleasar ist es, der meint, dass man sich erst durch Darbringung des ganzen Komez schuldig mache (s. Sebach. XIII, 4). Nach einer anderen Erklärung ist unter dem הקומץ hier nicht das Komez eines Mehlopfers zu verstehen, sondern, wie in den übrigen in der Mischna angeführten Fällen, eine Hand voll Weihrauch — jede der beiden Schalen, welche zu den Schaubroten gehörten, enthielt eine Hand voll Weihrauch — die Mischna bezieht sich danach auf den Sebach. XIII, 6 besprochenen Fall, dass jemand von diesen beiden Schalen nur eine ausserhalb dargebracht hat, auch dadurch, also durch Darbringung des einen Komez, mache er sich schon schuldig, und nicht, wie R. Eleasar dort entscheidet, erst durch Darbringung beider Schalen (Tosf.).",
+ "und zwei Mal eine Hand voll sind erforderlich für die beiden Schalen. Als אזכרה wird in der Schrift (Lev. 2, 9) das Komez bezeichnet, das von dem Mehlopfer abgehoben und geopfert wurde. Denselben Ausdruck gebraucht die Schrift aber auch bei dem Schaubrote (Lev. 24.7), es soll der Weihrauch, der zu jeder Schicht gehörte, dieser als אזכרה dienen. Daraus wird geschlossen, dass für jede der beiden Schichten ein Komez Weihrauch darzubringen war."
+ ],
+ [
+ "nicht weniger als ein Silbermaah. das alles jedoch nur, wenn er Gold-, Silber- oder Kupfergeld zu spenden gelobt hat, hat er jedoch nur allgemein Gold, Silber oder Kupfer zu spenden gelobt, so genügt es, wenn er auch nur den kleinsten aus diesen Metallen gefertigten Gegenstand spendet (Talmud). Wenn er Kupfergeld zu spenden gelobt hat, muss er soviel Kupfergeld geben, wie auf ein Silbermaah geht — ein Silbermaah ist der 6. Teil eines Silberdenars, — jedenfalls weil Kupfergeld so geringen Wert hat, dass nicht anzunehmen ist, dass er gemeint hat, er wolle nur eine einzelne Kupfermünze spenden."
+ ],
+ [
+ "„Ich verpflichte mich zu einem Weinopfer“, so darf er nicht weniger als 3 Log bringen. das ist das geringste Mass, das als Zugabe für ein Tieropfer vorgeschrieben war, ¼ Hin — 3 Log für ein Lamm, ein geringeres Mass Wein durfte auch als selbständiges Opfer nicht dargebracht werden.",
+ "„zu einem Ölopfer“, nicht weniger als 1 Log. das ist das kleinste Mass Öl, das zu einem Mehlopfer verwendet wurde, wenn das Mehlopfer nur aus einem Zehntel Mehl bestand.",
+ "Rabbi sagt: 3 Log. entsprechend dem kleinsten Mass Öl, das für die מנחות נסכים vorgeschrieben war, ¼ Hin = 3 Log bei einem Lamm.",
+ "wie viel. Wein oder Öl ich spenden will.",
+ "wie davon im Höchstfälle an einem Tage dargebracht wird. das ist am ersten Tage des Hüttenfestes, wenn dieser auf einen Sabbat fiel (s. ob. XII Note 21), zu den Opfern, die für diesen Tag vorgeschrieben waren, gehörten je 140 Log Wein und Öl."
+ ],
+ [
+ "Ich verpflichte mich zu einem Ganzopfer. Ganzopfer konnten dargebracht werden von männlichen Rindern, Schafen und Ziegen, von Turteltauben und jungen Tauben.",
+ "so hat er ein Lamm zu bringen. er braucht nicht ein Rind zu bringen, sondern es genügt, wenn er ein Lamm, das minderwertigste von den genannten Viehopfern bringt.",
+ "oder auch. ed. pr. und ed. Venet. 1606 fehlt das erste או, was auch richtiger erscheint, da doch das minderwertigste angegeben werden soll, womit er seine Pflicht erfüllen kann.",
+ "eine Turteltaube oder eine junge Taube. Nach dem Talmud stimmen der erste Tanna und R. Elasar darin überein, dass er nur das minderwertigste von dem, was er zu bringen gelobt hat, zu bringen braucht, ihre abweichenden Entscheidungen sind nur aus der Verschiedenheit der Orte zu erklären, wo sie gelehrt haben (מר כי אתריה ומר כי אתריה). Nach Maim, und Barten, ist das dahin zu verstehen, dass in dem Orte des ersten Tanna man unter einem Ganzopfer schlechthin nur ein Vieh-Ganzopfer zu verstehen pflegte, in dem des R. Elasar auch ein Vogel-Ganzopfer; nach Raschi, dass in dem Orte des ersten Tanna ein Lamm weniger wert war als eine Taube, in dem des R. Elasar umgekehrt.",
+ "so muss er einen Stier und ein Kalb bringen. Die Mischna gibt hier wie in dem Folgenden die Ansicht von Rabbi wieder, der am Schluss von Mischna 8 entscheidet, dass, wenn jemand ein kleines Tier zu bringen gelobt hat und statt dessen ein grosses bringt, er sein Gelübde nicht erfüllt hat; nach der Ansicht der Weisen jedoch, die entgegengesetzter Ansicht sind, braucht er auch in diesem und den folgenden Fällen immer nur von jeder Tierart ein erwachsenes zu bringen.",
+ "einen Ziegenbock. In allen Mischna-Ausgaben fehlt merkwürdiger Weise das Wort שעיר, nur die Talmudausgaben haben es; es muss aber eingefügt werden, wie es auch in der folgenden Mischna heisst : שעיר ושעירה. Ein Rind heisst פרה, פר vom dritten Lebensjahre an (so auch Maim, in der Einleitung zum פירוש המשניות zum סדר קדשים; s. dagegen הלכות מעשה הקרבנות I, 14), im zweiten Lebensjahre wird es פר בן בקר genannt (s. Rosch hasch. 10a), im ersten Lebensjahre עגל und עגלה; ein Schaf heisst vom 31. Tage des zweiten Lebensjahres an איל und רחל, im ersten Lebensjahre טלה und טליה (in der Schrift כשב und כשבה) ; eine Ziege heisst im ersten Lebensjahre גדי und גדיה, vom zweiten Lebensjahre an שעיר und שעירה (vgl. auch hierüber Maim, in der genannten Einleitung mit der angeführten Stelle in Jad Hachas.).",
+ "Ich habe etwas angegeben. eine bestimmte Tierart."
+ ],
+ [
+ "Ich verpflichte mich zu einem Dank- oder Friedensopfer. die beide sowohl von männlichen wie von weiblichen Tieren dargebracht werden konnten.",
+ "so muss er ein Lamm. ein männliches Lamm, das demnach für minderwertiger angenommen wird als ein weibliches (s. ob. Note 22)."
+ ],
+ [
+ "der mit den dazu gehörenden Giessopfern. dem Mehl- und dem Weinopfer.",
+ "zusammen einen Wert von einer Mine. מנה eine Mine = 100 Denare.",
+ "hat, „zu einem Kalbe“, so muss er eines bringen, das mit den Giessopfern zusammen einen Wert von fünf [Selaïm. ein Sela = 4 Denare.",
+ "das mit den Giessopfern zusammen einen Wert von einem Sela hat. Nach Raschi und Barten, waren diese Werte für die einzelnen Opfertiere ebenso wie alle übrigen Opfervorschriften durch die mündlich überlieferte Lehre vorgeschrieben (vgl. Lev. 5, 15), nach Maim, geben sie nur den üblichen Preis für mittelgute Tiere der betreffenden Tiergattung an.",
+ "und er hat einen schwarzen. Schwarze und weisse Ochsen haben einen verschiedenen Wert je nach dem Zweck, zu dem man sie verwenden will (s. Nasir 31b)."
+ ],
+ [
+ "und derselbe bekommt einen Leibesfehler. so dass er selbst nicht mehr zum Darbringen tauglich ist, man ihn vielmehr auslösen und für den Erlös ein entsprechendes Opfer darbringen muss.",
+ "zwei bringen. da er sich nur verpflichtet hat, das bestimmte Tier darzubringen ; nachdem dieses unmöglich geworden ist und er nur noch den Erlös für den angegebenen Zweck verwenden kann, ist er nicht mehr daran gebunden, genau ein gleiches Opfer darzubringen, wie es das untauglich gewordene war.",
+ "Es ist verboten. in beiden Fällen soll er für den Erlös nichts anderes darbringen als ein dem untauglich gewordenen gleiches Opfer; auch nach Rabbi s Ansicht hat er jedoch, wenn er es anders gemacht hat (בדיעבד), dennoch seiner Pflicht genügt. In ed. princ. fehlt hier das ורבי אוסר.",
+ "für seinen Wert ein Lamm. obwohl das Tier, das er darbringt, sogar in seiner Benennung sich von dem ursprünglich gelobten unterscheidet. Auch wenn er einen Ochsen bestimmt hatte, muss er für den Erlös nicht gerade ein Opfer von derselben Tiergattung darbringen, die Mischna erwähnt dies nur deshalb nicht, weil er doch den ganzen Erlös dafür verwenden muss und die Differenz zwischen dem Wert eines Ochsen und dem eines Widders oder Schafes eine zu grosse ist (Tif. Jis.).",
+ "so ist das grössere. ed. princ. und ed. Lowe lesen הקטן, der Talmud hatte jedoch die Lesart הגדול",
+ "davon heilig. weil in zweifelhaften Fällen stets anzunehmen ist, dass man dem Heiligtum das wertvollere zuwenden wollte.",
+ "so ist [auch. S. Talmud.",
+ "] das mittlere heilig. da dieses dem geringsten unter den dreien gegenüber das wertvollere ist, so hat er vielleicht bei seinem Gelöbnis an das wertvollste gar nicht gedacht, sondern nur an die beiden anderen und von diesen das wertvollere gemeint. Um seiner Pflicht zu genügen, braucht er trotzdem nicht beide Tiere darzubringen, sondern er kann abwarten, bis das weniger wertvolle einen Leibesfehler bekommt, und es dann durch das wertvollere auslösen und dieses darbringen, indem er dabei erklärt : wenn ich verpflichtet war, das weniger wertvolle darzubringen, so soll dieses als durch das wertvollere, das demnach nicht zum Opfer bestimmt war, ausgelöst betrachtet werden, und ich bringe deshalb dieses dafür jetzt als Opfer dar; war ich verpflichtet, dieses wertvollere darzubringen, so brauchte ja das weniger wertvolle gar nicht ausgelöst zu werden, und erfülle ich daher mit der Darbringung des Gelobten mein Gelübde. Ebenso kann er auch, wenn das wertvollere früher einen Leibesfehler bekommt, dieses durch das weniger wertvolle auslösen und dieses dann darbringen, nur muss er dann noch ausserdem ein der Wertdifferenz zwischen den beiden Tieren entsprechendes Opfer darbringen.",
+ "so ist das grösste unter ihnen heilig. In diesen beiden letzten Fällen ist als sicher anzunehmen, dass nur das wertvollste unter den Tieren bestimmt geworden ist, weil bei ausdrücklicher Bezeichnung eines unter seinen Tieren man sicher nur das wertvollste darunter für das Heiligtum bestimmen wird."
+ ],
+ [
+ "hat er es im Onias-Tempel. Der Oniastempel war ein Opfertempel in Egypten in dem von Juden stark bevölkerten Gebiet von Heliopolis. Die Angaben, von wem und wann dieser Tempel errichtet worden ist, lauten unbestimmt und gehen weit auseinander. Zur Rechtfertigung dieser Opferstätte ausserhalb Jerusalems berief man sich auf Jesaja 19, 19. Aus der Bestimmung : Priester, die im Oniastempel den Dienst verrichtet haben, dürfen ihn nicht mehr im Heiligtum in Jerusalem verrichten, ״noch viel weniger״ die vom Götzendienst, geht hervor, dass die Mischna von der Ansicht ausgeht, dass der Opferdienst in diesem Tempel kein Götzendienst war (siehe die Controverse darüber im Talmud 109 b zwischen R. Meir und R. Jehuda), sondern dass auch dort Gott geopfert wurde, dass aber dennoch dort zu opfern verboten war, weil ausserhalb des Heiligturns in Jerusalem überhaupt nicht geopfert werden durfte. Ed. pr. schreibt den Namen : נחונין, ed. Lowe : נחוניון.",
+ "so hat er seiner Pflicht nicht genügt. sondern er muss noch ein zweites Opfer im Tempel zu Jerusalem darbringen.",
+ "so muss er es dennoch im Heiligtum darbringen. weil er im Oniastempel kein Opfer darbringen darf, durch das הרי עלי עולה aber zu einem Ganzopfer sich verpflichtet hat.",
+ "so hat er seiner Pflicht genügt. Durch den Zusatz : שאקריבנה בנית חוניו hat er sein Gelöbnis dahin eingeschränkt, dass er das Tier, das er zum Opfer bestimmen wird, nur dann als Ganzopfer darbringen will, wenn er es nicht vorher auf andere Weise töten wird, er aber das Gelöbnis nicht in der Weise aufgefasst wissen wollte, dass er in diesem Falle, wie sonst jeder, der gelobt hat : הרי עלי עולה, verpflichtet sein soll, dafür ein anderes Opfer darzubringen ; deshalb braucht er ungeachtet der Strafe, die er sich durch Darbringung des Opfers im Oniastempel zugezogen hat, kein anderes Opfer mehr im Tempel zu Jerusalem zu bringen (Talmud).",
+ "Das ist gar kein Ganzopfer. das Gelübde hat überhaupt keine Geltung.",
+ "so muss er die Scheropfer im Heiligtum darbringen. גלח steht hier in der Bedeutung: die Opfer darbringen, die der Nasir beim Abschluss des Nasirats, wenn er sich die Haare scheren lässt, darbringen muss, (s. Nasir II Note 27).",
+ "so hat er seiner Pflicht genügt. weil ich dann annehme, er hat gar nicht die Absicht gehabt, ein wirkliches Nasiräer-Gelübde abzulegen, sondern nur die Entbehrungen eines Nasir sich aufzuerlegen und dieselben Opfer, wie sie der Nasir bringt, für den Oniastempel zu spenden.",
+ "Das ist gar kein Nasir. er kann deshalb die Scheropfer gar nicht im Heiligtum darbringen.",
+ "noch viel weniger die vom Götzendienst. דבר אחר ist ein euphemistischer Ausdruck für עבודה זרה.",
+ "denn so heisst es. 2 Kön. 23, 9.",
+ "sie stehen den mit einem Leibesfehler Behafteten gleich. s. Sebach. XII, 1."
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+ "ein Feueropfer zum Wohlgeruch. der Passus ובעולת העוף וכו׳ fehlt in ed. pr.",
+ "ob der Eine viel oder der Andere wenig opfert. das geringe Opfer des Armen gilt vor Gott ebenso viel wie das wertvollere Opfer des Reichen.",
+ "wenn er nur dabei seine Gedanken zum Himmel wendet. Nicht die Grösse der Gabe bestimmt den Wert des Opfers, sondern die Hingebung des Herzens, mit welcher das Opfer dargebracht wird."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "\nDer Traktat מרות „Masse“ enthält eine Beschreibung der Tempelanlage, seiner Haupt- und Nebenräume. Er führt den Namen מרות, weil insbesondere die Grössen-Verhältnisse des Ganzen und seiner einzelnen Teile darin angegeben werden.\nDer Tempel, auf den sich die Angaben dieses Traktats beziehen, ist nicht der erste von Salomo erbaute, dieser wird in den Büchern der Könige (I Kap. 6) und der Chronik (II Kap. 3 und 4) beschrieben, die dort gegebenen Grössen-Angaben weichen in wesentlichen Punkten von den Angaben unseres Traktats ab. Nach der Rückkehr aus dem Exil wurde der Tempel zwar im ganzen nach dem Vorbilde des ersten Tempels wieder aufgebaut, für einzelnes diente aber auch das vom Propheten Jecheskel geschaute künftige Heiligtum als Vorbild, auf das auch in unserem Traktate mehrfach (II,5; III,1; IV, 1; IV, 2) Bezug genommen wird. Genauere Angaben über diesen zweiten Tempelbau fehlen in der heiligen Schrift, die einzige darauf bezügliche Angabe im Buche Esra (VI, 3) stimmt ebenfalls nicht mit den Angaben in unserem Traktate überein. Durch den König Herodes wurde die ganze Tempelanlage einem vollständigen Umbau unterzogen, dabei bedeutend verschönert und wohl auch erweitert und erhöht. Josephus gibt eine doppelte Beschreibung des Tempels nach diesem Umbau (antiqu. XV, 11, 3—5; bell. jud. V, 5, 1—6), die allerdings auch vielfach, auch was die Grössenverhältnisse anbetrifft, von den Angaben in unserem Traktate abweichen. Es ist aber wohl nicht zu bezweifeln, dass es der Tempel in der ihm durch diesen Umbau gegebenen Gestalt ist, wie er sich in dem letzten Jahrhundert vor seiner Zerstörung den Blicken dargeboten hat, auf den die Angaben in unserem Traktate zu beziehen sind.\nDer Platz, auf dem der Tempel stand, war der im Nordosten der Stadt gelegene Hügel Morija. Der für den Tempelbau hergerichtete Teil dieses Hügels, der Tempelberg (הר הבית) genannt, war ringsum von einer hohen Mauer umgeben und umfasste nach der Mischna einen Flächenraum von 500 Ellen im Quadrat, nach Josephus (antiqu.) betrug der Umfang dieses Platzes 4 Stadien (1 Stadie = c. 570 Fuss). Das Tempelgebäude mit seinen Vorhöfen befand sich auf der nordwestlichen Seite dieses Platzes. Durch eine zweite niedrige Mauer oder gitterartige Umzäunung, Soreg (סורג) genannt, war dieser innere Teil des Platzes, den kein Nicht-Israelite und kein durch einen Toten Verunreinigter betreten durfte, von dem übrigen äusseren Teile des Tempelberges abgegrenzt. Der Raum zwischen dieser inneren Mauer und der das Tempelgebäude mit seinen Vorhöfen ringsum einschliessenden Mauer war 10 Ellen breit und wurde Chel (חיל) genannt.\nDas Tempelgebäude erstreckte sich von Osten nach Westen. Von dem Chel stieg man zunächst auf 12 Stufen zu dem Vorhof der Frauen hinauf, von diesem führten 15 Stufen zu dem Vorhof der Israeliten und dem sich daran anschliessenden Vorhof der Priester und dem Platz, auf dem der Opferaltar stand. Von hier führten 12 Stufen zu dem eigentlichen Tempelgebäudo hinauf, das drei Haupträume enthielt, den Ulam, eine Art Vorhalle, den Hechal, in dem der Räucheraltar, der heilige Leuchter und der heilige Tisch standen, und das Allerheiligste. An diese Haupträume schlossen sich auf der Nord-, Süd- und Westseite noch Seitenräume an.\nDas Tempelgebäude mit seinen Vorhöfen war ringsum von einer Mauer umgeben, der Tempelhof-Mauer (חומת העזרה). Das Gebäude mit seinen Seitenräumen war schmäler als die Vorhöfe und reichte auch in seiner Länge nicht bis an die Tempolhof-Mauer heran, es war demnach auf der Nord-, Süd- und Westseite von einem freien zum Tempel-Vorhof gehörenden Platz umgeben. Auf der Westseite hinter dem Allerheiligsten hatte dieser Zwischenraum zwischen dem Gebäude und der Tempelhof-Mauer eine Breite von 11 Ellen.\nDie Angaben, die der Traktat enthält, geben im ganzen ein bestimmtes Bild von der Gesamtanlage sowohl wie von den Grössen-Verhältnissen und der Lage der einzelnen Teile, wenn sie auch im einzelnen noch manches unklar und unbestimmt lassen. Der Traktat besteht aus 5 Abschnitten, in den einzelnen Abschnitten werden besprochen:\nI. Die Tempelwachen innerhalb und ausserhalb des Heiligtums. Die Tore der Mauer des Tempelbergs und der des Tempelhofes. Der Erwärmungs-Raum (בית המוקד) mit seinen vier Kammern.\nII. Der Tempelberg. Der Soreg und der Chel. Der Frauen-Vorhof, der Vorhof für Israeliten und der Vorhof für Priester.\nIII. Der Opferaltar und die zu ihm hinaufführende Rampe. Der Schlachtraum. Der Eingang zum Ulam.\nIV. Der Eingang zum Hechal. Die Seitenräume des Hechal. Die Mauern des Hechal. Länge und Breite des Hechal-Gebäudes einschliesslich des Allerheiligsten, des Ulam und der Seitenräume.\nV. Gesamt-Länge und Breite des Tempelhof-Platzes einschliesslich des Tempelgebäudes. Die Kammern auf der Nord- und Südseite des Tempelhof-Platzes.\n"
+ ],
+ "": [
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+ [
+ "An drei Stellen hielten die Priester im Heiligtum Wache. nach den meisten Erklärern nur während der Nacht, nach anderen auch bei Tage.",
+ "im Zündfeuerraum und im Erwärmungsraum. S. Tam. I Noten 2—4.",
+ "und die Leviten an einundzwanzig Stellen. Auch vor den Räumen, in denen die Priester Wache hielten, hielten, wie die meisten Erklärer annehmen, draussen Leviten Wache (s. weiter Mischna 5 und 9). Es ist danach entweder zu erklären, an 21 Stellen hielten die Leviten allein Wache, ausser den 3 genannten Stellen, an denen ausser ihnen auch Priester wachten, oder es sind in diesen 21 Stellen die 3 genannten, wo auch die Priester Wache hielten, mit enthalten, indem unter den fünf Toren des Tempelhofes, an denen die Leviten Wache hielten, drei waren, die sich an derselben Stelle befanden wie die genannten drei Räume, nämlich das Wassertor, über oder (nach anderen) neben dem sich der Abtinas-Raum befand, das Zündfeuer-Tor und das Tor des Erwärmungs-Raums (s. weiter Mischna 4 und 5).",
+ "fünf an den fünf Toren des Tempelberges. S. Mischna 3.",
+ "vier an seinen vier Ecken. an den vier Ecken der den ganzen Tempelberg einschliessenden Mauer.",
+ "drinnen. Hier hielten sich die Wächter innerhalb der Mauer auf, weil sie hier durch das rings um die Mauer führende Schutzdach geschützt waren und sich, wenn sie müde wurden, auch niedersetzen durften, da dieser Raum noch nicht zum Tempelhof gehörte, in dem es nicht erlaubt war, sich niederzusetzen.",
+ "fünf an fünf Toren. Nach Mischna 4 hatte der Tempelhof sieben Tore. Nach der ersten Erklärung in Note 3 hielten die Leviten allein nur an fünf Toren Wache, da an den beiden anderen Toren, am Zündfeuer-Tor und am Tor des Erwärmungsraums, auch die Priester Wache hielten; am Wassertor hielten danach die Leviten auch noch besonders Wache, neben den Leviten, die zusammen mit den Priestern an dem darüber befindlichen Abtinas-Raum Wache hielten. Nach der zweiten Erklärung wurden überhaupt nur fünf von den sieben Toren bewacht, an den beiden anderen war keine Wache nötig, da sie in der Mitte zwischen zwei bewachten Toren lagen, nämlich das Erstgeburten-Tor zwischen dem Brennholz-Tor und dem Wassertor, und das Opfertor zwischen dem Zündfeuer-Tor und dem Tor des Erwärmungs-Raums. Nach einer anderen Ansicht im Talmud (Tam. 27a) gibt hier die Mischna die Ansicht eines anderen Tanna als des in Mischna 4 wieder, danach hätte der Tempelhof überhaupt nur fünf Tore gehabt.",
+ "des Tempelhofes. Unter עזרה wird hier der ganze von einer Mauer ringsum umgebene Platz vom Männer-Vorhof an vor, zu beiden Seiten und hinter dem Hechal und dem Allerheiligsten verstanden, wir übersetzen es deshalb mit „Tempelhof“.",
+ "vier an seinen vier Ecken. an den vier Ecken dieser den Tempelhof einschliessenden Mauer.",
+ "draussen. Hier mussten die Wächter sich ausserhalb der Mauer aufhalten, weil sie innerhalb derselben sich, auch um sich auszuruhen, nicht hätten niedersetzen dürfen.",
+ "einer an der Opferkammer. die weiter Mischna 6 לשנת טלאי קרבן und Tam. III, 3 הטלאים לשכת genannte Kammer, in der die für das tägliche Morgen- und Abendopfer bestimmten Tiere standen, nach einer anderen von Ascheri gebrachten Erklärung eine andere Kammer, die sonst nirgends genannt wird, in die die Opfertiere gebracht wurden, um auf ihre Tauglichkeit untersucht zu werden.",
+ "einer an der Vorhangskammer. nach Ascheri die Kammer, in der die Vorhänge für das Heiligtum gewebt wurden. Auch diese Kammer wird sonst nirgends genannt, ihre Lage lässt sich daher auch nicht angeben.",
+ "und einer auf der Rückseite des Allerheiligsten. בית הכפורת wurde der Raum des Allerheiligsten nach dem auf der heiligen Lade liegenden Deckel genannt, weil von hier aus Mose die Stimme Gottes zu sich reden hörte, (s. Num. 7,89)."
+ ],
+ [
+ "Der Tempelbergsvorsteher. der die Oberaufsicht über den ganzen Tempelberg hatte und entweder auch während der Nacht sich innerhalb der Mauer des Tempelbergs aufhielt oder die Schlüssel zu einem Tore hatte, um eintreten zu können.",
+ "machte die Runde bei allen Wachen. Wenn auch die Wachen innerhalb des Tempelhofes gemeint sind, muss man annehmen, dass er Schlüssel zu einer Nebenpforte hatte, durch die er auch in den bei Nacht geschlossenen Tempelhof eintreten konnte.",
+ "Stand der Wächter nicht aufrecht. sondern hatte er sich niedergesetzt, so dass zu befürchten war, dass er vielleicht schlief.",
+ "sprach ihn. Ed. Lowe: „ו„אומר לו ebenso im Talmud, Tam. 27b, Maim. הלכות בית הכחירה VIII, 10. Danach wäre zu übersetzen: Stand der Wächter nicht aufrecht und sprach ihn mit den Worten an: „Herr Tempel-Vorsteher, Frieden über dich!“ so war daran zu erkennen, dass er schlief."
+ ],
+ [
+ "die beiden Hulda-Tore. nach Ansicht der meisten Erklärer nach der Prophetin Hulda benannt (s. Könige II 22, 14).",
+ "sie dienten als Eingang und Ausgang. d. h. die meisten Besucher des Heiligtums betraten es und verliessen es durch diese Tore, vgl. weiter II, 1.",
+ "das Kiphonos-Tor. Woher dieses Tor den Namen hatte und was er bedeutet, wird nicht angegeben. Nach dem Verfasser des Buches שלטי הגבורים sei es von dem griech. κῆπος = Garten abzuleiten und habe sich vermutlich in seiner Nähe eine Gartenanlage befunden.",
+ "es diente als Eingang und Ausgang. Manche Mischnaausgaben haben hier nicht die Worte: משמש כניסה ויציאה .",
+ "das Tadi-Tor. Die Lesarten schwanken zwischen טרי mit einem ד und טרי mit einem ר. Ed. Ven. und Lowe lesen: טרי. Für den Beinamen dieses Tores werden von den Erklärern die verschiedenartigsten Erklärungen gegeben. David Kimchi liest טדי und hält dieses für einen Personen·Namen = Tadäus, nach dem das Tor benannt war. Ascheri liest ebenfalls טדי und erklärt es mit „hoch“ (arab. طود = Berg), weil das Tor nach oben giebelartig in eine Spitze auslief (vgl. weiter II, 8). Der Verfasser des שלטי הגבורים liest טרי und vermerkt, dass es entweder das griech. ϑέριος sei, also etwa „das Sommertor“ (ϑέρος = der Sommer), vielleicht deshalb so genannt, weil es auf der Nordseite gelegen im Sommer einen kühlenden Aufenthalt gegen die Sonnenglut gewährte, oder das griech. τέρυ = schwach, weil es nicht wie die anderen Tore oben durch eine querliegende Oberschwelle abgeschlossen war. Andere vermuten in טרי das griech. τρία oder τρι = drei, weil die giebelartige Spitze des Tores die Form eines Dreiecks hatte (s. Tosf. Jomt. und Tif. Jisr.). In den Tosf.-Auszügen (פסקי תוספות) z. St. werden für den Namen טרי noch zwei andere Erklärungen gebracht, nach der einen soll es das „stille“ Tor bedeuten, weil dieses Tor hauptsächlich von solchen benutzt wurde, die in der Stille das Heiligtum verlassen mussten (s. R. Elieser ben Jakob am Schluss der Mischna 9), nach der anderen „das Sängertor“ (טיידי Mehrz. von טיידון s. Levy Wörterbuch), wie Tosf. Jomt. vermutet, weil vielleicht die Leviten in der Nähe dieses Tores ihre Gesänge einübten.",
+ "es war garnicht zum Gebrauch bestimmt. man pflegte es nicht als Ein- und Ausgang zu benutzen.",
+ "über. Nach der Mischna Kelim XVII, 9 (s. dort Bart. und Raschi zu Menach. 98a v. בשושן הבירה) befand sich die Abbildung nicht auf dem Tore selbst, sondern auf einem über dem Tore gelegenen Oberbau.",
+ "durch dieses gingen der Hohepriester. Das Verbrennen der roten Kuh geschah zumeist durch den Hohepriester, doch durfte es auch durch einen anderen Priester geschehen (s. Para IV, 1). Ed. Ven. liest: כהן.",
+ "die Kuh. Ed. pr. und ed. Ven. lesen: שורף את הפרח (ed. Ven. שבו רואה בהן גדול (בהן, das zweite ופרח fehlt in beiden Ausgaben (s. weiter II, 4 und Para III, 5).",
+ "zum Ölberg hinaus. auf dem die Kuh verbrannt wurde. Die Kuh musste zunächst ins Heiligtum gebracht werden, um dort auf ihre Tauglichkeit untersucht zu werden."
+ ],
+ [
+ "Sieben Tore hatte der Tempelhof. S. oben Note 8.",
+ "Auf der Südseite. von Westen nach Osten gerechnet.",
+ "das Brennholz-Tor. durch das man das Holz für den Altar in das Heiligtum brachte. Nach einer anderen Erklärung wurde es שער הדלק genannt, weil man durch dieses Tor täglich Feuer auf den Altar brachte (s. Joma 21 b).",
+ "als zweites danach das Erstgeburten-Tor. durch das die Erstgeburts-Opfer, die nicht auf der für hochheilige Tiere vorgeschriebenen Schlachtstelle auf der Nordseite geschlachtet zu werden brauchten, zum Schlachten hineingeführt wurden. Nach einigen Erklärern wurden auch die anderen nicht hochheiligen Opfertiere durch dieses Tor hineingeführt, nach ed. Ven., Lowe und Talmudausg. hiess auch dieses Tor: שער הקרבן, es wäre aber dann von dem הקרבן שער auf der Nordseite (s. folg. Mischn.) zu unterscheiden.",
+ "als drittes danach das Wassertor. S. weiter II, 6.",
+ "das Nikanor-Tor. nach dem Spender der Türen zu diesem Tore so benannt (s. Joma III, 10 und dort Note 60), nach einer anderen von Ascheri gebrachten Erklärung nach dem syrischen Feldherrn Nikanor auf Grund einer im Talm. Jerus. (s. Taani. II, 13), auch in dem Geschichtswerk צמח דוד gebrachten Erzählung.",
+ "die eine war die Kammer des Kleideraufsehers Pinchas. S. Schekal. V, 1.",
+ "die andere die Kammer der Hersteller des Pfannenopfers. das der Hohepriester täglich früh und abends darzubringen hatte. Ed. pr., Ven. und Lowe lesen: לשכת בית עושה חבתין."
+ ],
+ [
+ "Auf der Nordseite. von Westen nach Osten gerechnet.",
+ "Das Zündfeuertor. S. Tam. I Note 3.",
+ "es war wie eine Art Vorbau. אכסדרה = ἐξέδρα, ein offener überdachter Vorbau.",
+ "darüber war ein Oberstock. der in Mischn. 1 angeführte בית הנצוץ genannte Raum.",
+ "eine Tür führte von ihm. Nach Bart, und Ascheri befand sich in diesem Tore ausser den Türen, die nach innen in den Tempelhof führten, noch eine Tür, die nach dem vor dem Tempelhof gelegenen חיל genannten Platze führte. Es ist aber nicht recht verständlich, wozu diese Tür nötig war, da nach der Erklärung von Bart. der vor dem Tore befindliche Vorbau nach vorne hin offen war. Andere erklären, dass von dem über dem Tore gelegenen בית הנצוץ eine Tür nach aussen führte, durch die man an einer dort angelegten Treppe zum חיל gelangen konnte.",
+ "zum Zwinger. S. weiter II Note 17.",
+ "das zweite danach war das Opfertor. durch die man die Opfertiere, insbesondere die hochheiligen, die nur auf der Nordseite des Tempelhofes geschlachtet werden durften, zu der auf der Nordseite gelegenen Schlachtstelle führte.",
+ "das dritte das [Tor] des Erwärmungsraums. S. Tamid I Note 4."
+ ],
+ [
+ "Vier Kammern waren in. Ed. Lowe: לבית",
+ "in der Art von Nebenzimmern. קיטון = κοιτών, Schlafzimmer, dann überhaupt kleines Zimmer. Maim. leitet es von קיט = Sommer ab, Sommerzimmer, in dem man sich im Sommer zum Schlafen niederlegte.",
+ "deren Türen nach einem Saale. טרקלין = triclinium, das Hauptzimmer der Wohnung, in dem gespeist wurde.",
+ "führen. In der Mitte war ein grosser freier Raum, der eigentliche Erwärmungsraum, auf der Nordseite das nach aussen führende Tor und gegenüber auf der Südseite das nach dem Tempelhof führende Tor. Von den vier Kammern waren zwei auf der Ostseite, eine auf dem nördlichen und die andere auf dem südlichen Teile, und ebenso zwei auf der Westseite.",
+ "zwei zu den nichtheiligen Räumen. Nach den meisten Erklärern befand sich das ganze Gebäude innerhalb der Mauer des Tempelhofes, der südliche Teil desselben mit den beiden nach der Südseite hin gelegenen Kammern und dem nach dem Tempelhof führenden Tor gehörte zu den geheiligten Räumen, der nördliche Teil mit den beiden nach der Nordseite hin gelegenen Kammern und dem nach aussen führenden Tor zu den nicht geheiligten. Nach Maim. lag das ganze Gebäude ausserhalb der Mauer des Tempelhofes, es gehörte daher zu den nicht geheiligten Räumen, nur die beiden nach der Südseite hin gelegenen Kammern, von denen besondere Eingänge nach dem Tempelhof führten, gehörten zu den geheiligten Räumen.",
+ "vorstehende Mauerbalken. Ed. Ven.: וראשן פישפשין מבדיל, ed. Lowe: ובראשם שני פספסין מבדיל, Talmudausg.: וראשי פישפשין מבדיל. Nach Levy Wörterb. פסיפס = ψῆφος Steinchen, daher auch steinernes Gesims, nach Bart.: ans der Mauer hervorragende Balken, nach Maim.: eine Art Gitterwerk. Vielleicht Pilpel-Form von פסס = trennen, scheiden.",
+ "Die südwestliche. Über die hiervon abweichende Angabe Tamid III, 3, wonach diese Kammer auf der nordwestlichen Seite gelegen hat, s. dort Note 24.",
+ "war die Opferkammer. טלאי קרבן die für das tägliche Opfer bestimmten Lämmer, von denen dort stets wenigstens sechs eingestellt waren (s. Arach. II,5; dort heisst die Kammer הטלאים לשבת). Talmudausg.: לשכת קרבן, Talmud Joma 16b: לשבת טלי קרבן, ed. pr.: טדי קרבן לשבת, ed. Ven.: לשכת טרי קרבן.",
+ "die südöstliche die Kammer für die Hersteller. Talmudausg. fehlt: עושי, ed. Lowe: עושה.",
+ "die die Könige von Syrien entweiht hatten. Diese Kammer wird Tamid III, 3 לשכת החותמות = die Marken-Kammer genannt, weil dort die Marken verkauft wurden, für die man das vorgeschriebene Mass Mehl, Wein und Öl erhielt, das man zu jedem Opfer brauchte (s. Schekal. V, 3. 4.). Hier wird nur die andere Verwendung dieser Kammer angeführt, die darauf hinweist, dass sie zu den nichtgeheiligten Räumen gehörte (Tif. Jisr.).",
+ "durch die nordwestliche ging man zum Tauchbad hinunter. S. weiter Mischna 9. Diese Kammer wird Tam. III, 3 לשכת בית המוקד genannt, nach einigen Erklärern, weil dort auch ständig ein Feuer brannte, nach anderen, weil sie als Aufbewahrungskammer für die im בית המוקד gebrauchten Gegenstände diente."
+ ],
+ [
+ "das eine. das auf der Nordseite.",
+ "führte nach dem Zwinger. S. weiter II Note 17.",
+ "das andere. das auf der Südseite.",
+ "Das nach dem Tempelhof führende hatte eine kleine Nebenpforte. פשפש s. Tam. I Note 30. Ed. Lowe: פשיפש.",
+ "um im Tempelhof Umschau zu halten. S. Tam. I,3 בלש das chaldäische Wort für חפש = durchsuchen."
+ ],
+ [
+ "Der. Diese Mischna findet sich wörtlich Tam. I,1, s. dort die Noten.",
+ "ringsherum waren stufenartige Mauer-Vorsprünge. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: רבידין.",
+ "die jüngeren Priester hatten jeder ihr Lager. Ed. Lowe: כיסתו, ed Ven. und Talmudausg.: כסותו."
+ ],
+ [
+ "Eine Stelle war dort. in dem Erwärmungsraum.",
+ "eine Elle im Geviert. eine Vertiefung im Fussboden.",
+ "daran war ein Ring befestigt. an der oberen Seite.",
+ "und eine Kette. an der unteren Seite.",
+ "an der die Schlüssel. zu den Tempeltoren.",
+ "hingen. Ed. Lowe: ושלשלת המפתחות היתה קבועה בה.",
+ "während der Levite draussen schlief. Die Wache der Leviten begann erst, nachdem alle Tore abgeschlossen waren (Abr. ben Dav zu Tam. I,1).",
+ "legte sein Kissen. Ed. Lowe: כיסתו.",
+ "darauf und legte sich schlafen. während andere Priester drinnen die Wache hielten.",
+ "Stiess. Tam. I, 1.",
+ "einem von ihnen. von denen, die im Heiligtum Wache hielten.",
+ "ein [nächtlicher] Zufall. euphemistischer Ausdruck für Pollution.",
+ "so ging er durch den Rundgang. ein unterirdischer Gang, nach anderen eine Wendeltreppe, durch die man aus dem Wschraum, ohne den Tempelhof zu betreten, zu dem Tauchbad gelangen konnte (s. Tam. I Note 18).",
+ "der unter dem Tempelgebäude. בירה s. dort Note 19.",
+ "ging er [sodann] durch das Tadi. Ed. Ven. und Lowe: בטרי.",
+ "-Tor hinaus. In der Mischna Tam. I,1 heisst es, dass er von dem Tauchbad in den Erwärmungsraum zurückkehrte und dort blieb, bis die Tore geöffnet wurden. Dementgegen ist R. Elieser ben Jakob der Ansicht, dass er nicht dorthin zurückkehrte, sondern von dem Tauchbad durch den unter dem Zwinger befindlichen Gang bis an das Tadi-Tor ging und durch dieses, wenn es geöffnet wurde, hinausging. Nach Elia Wilna gehören die Worte בטדי יוצא והולך לו nicht mehr zu den Worten des R. Elieser ben Jakob, dieser sagt nur im Gegensatz zum ersten Tanna, dass der Priester bei dem Gang zum Tauchbad nicht einen unter dem Tempelgebäude entlang führenden, sondern einen unter dem Zwinger entlang führenden Rundgang benutzte, beim Verlassen des Heiligtums aber benutzte er nach der Ansicht beider das Tadi-Tor. Danach könnte auch R Elieser ben Jakob der Ansicht sein, dass er zunächst in den Erwärmungsraum zurückkehrte und von dort nach dem Öffnen der Tore durch das Tadi-Tor das Heiligtum verliess."
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+ "Der Tempelberg. הר הבית wurde der durch eine Mauer ringsum abgegrenzte Platz auf dem Tempelberg genannt, auf dem sich das Heiligtum mit allen zu ihm gehörenden Nebengebäuden und Vorplätzen befand.",
+ "davon war der Platz. der freie Platz von der Mauer des Tempelberges bis zu dem Tempelgebäude.",
+ "der kleinste war auf der Westseite. d. h. das Tempelgebäude stand nicht in der Mitte dieses Platzes, sondern so, dass die Entfernung von der Tempelbergs-Mauer zum Gebäude auf der Südseite am grössten, auf der Ostseite grösser als auf der Nordseite, und auf der Westseite am kleinsten war.",
+ "dort war er auch am meisten benutzt. Die beiden Tore auf der Südseite dienten als Haupteingänge (s. oben I, 3), und auf dieser Seite befanden sich die meisten nicht zum eigentlichen Heiligtum gehörenden Nebengebäude. Auf der Ostseite befand sich der Haupteingang in den Tempelhof und das Tempelgebäude und der Frauen-Vorhof, der allein 135 Ellen tief war (s. weiter Mischna 5) und der auch noch mit zum הר הבית zählte. Die Nordseite wurde weniger benutzt und am wenigsten die Westseite, weil diese hinter dem Allerheiligsten gelegen war."
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+ "wandte sich beim Eintritt nach rechts. auch wenn der Weg nach links der kürzere Weg war.",
+ "ging herum und dann zur Linken wieder hinaus. er kehrte nicht wieder um, sondern ging durch das nächste Tor, das, wenn er das Gesicht zur Mauer wandte, zu seiner Linken lag, hinaus.",
+ "der wandte sich zur Linken. damit es den anderen Tempelbesuchern auffalle und sie sich veranlasst fühlten, ihn zu trösten.",
+ "Was ist dir. so fragten ihn die, die ihn sich nach links wenden sahen.",
+ "dass du dich zur Linken wendest. In ed. pr. u. ed. Ven. fehlt dieser Fragesatz.",
+ "gebe es ihnen. die den Bann über dich verhängt haben.",
+ "als wenn sie widerrechtlich gegen ihn verfahren wären. als wenn die Schuld an denen läge, die den Bann über ihn ausgesprochen haben."
+ ],
+ [
+ "Nach innen zu. innerhalb der Tempelbergsmauer.",
+ "folgte dann ein Gitter. סורג = Gitter, aus quer über einander liegenden hölzernen Latten, nach dem Aruch aus Mauerwerk. Fast alle Erklärer sind der Ansicht, dass dieses Gitter ringsum an allen vier Seiten des Tempelbergs angebracht war. Nach dem Verfasser des Buches חנוכת הבית war dieses Gitter au allen den Stellen, die einem der in den Tempelhof führenden Tore gegenüberlagen, unterbrochen, so dass man, ohne einen Umweg zu machen, durch das Gitter an das Tor gelangen konnte, der gleichen Ansicht ist auch Tif. Jisr. Heiden war der Zutritt nur bis an dieses Gitter gestattet (s. Kelim I Note 47a) es diente also wohl zur Abgrenzung, ähnlich wie die ראשי פספסין zwischen dem Männer-Hof und dem Priester-Hof (s. weiter Mischna 6). Ascheri führt noch einen Zweck an, dass nämlich durch dieses Gitter es erst erlaubt war, innerhalb des von ihm eingeschlossenen Platzes des Tempelberges am Schabbat zu tragen, was aber von Tosf. Jomt. widerlegt wird.",
+ "an dreizehn Stellen. Warum gerade an dreizehn Stellen und wo diese waren, wird nicht angegeben. Der Verfasser des חנוכת הבית stellt die Vermutung auf, dass die Mischna hier der Ansicht des Abba Jose ben Chanan in Mischna 6 sei, (siehe auch die Mischna Schekal. VI, 3), wonach in den Mauern des Tempelhofes und des Tempelberges zusammen dreizehn Tore waren (s. weiter Note 68), diesen dreizehn Toren entsprechend wäre das Gitterwerk an dreizehn Stellen unterbrochen gewesen, es hätte demnach aus dreizehn fortlaufenden Teilen bestanden, in jeden dieser Teile hätten die Syrer eine Lücke gebrochen oder sie ganz niedergerissen, um dadurch die Ausserachtsetzung dieser Abgrenzung zum Ausdruck zu bringen.",
+ "die syrischen. Mischnaausg.: עובדי אליל.",
+ "man hatte die Lücken dann aber wieder ausgefüllt und ihnen entsprechend ein dreizehnmaliges Sichverbeugen eingeführt. Beim Hineinkommen verneigte man sich an jeder dieser dreizehn Stellen, an der man vorüberkam, um Gott für das wiederhergestellte Heiligtum zu danken, so dass man, wenn man um den ganzen Platz herumging, sich dreizehn Mal zu verbeugen hatte.",
+ "Weiter nach innen folgte dann der Zwinger. חיל, entweder von חול = drehen (מחול Reigen), ein vor der Mauer gelegener rings um sie herumführender abgegrenzter Platz, oder von חול = stark, fest sein (חַיִל Kraft, Stärke), eine vor einer hohen Mauer gelegene schwächere niedrige Mauer (so Pessach. 86a zu Klagel. 2,8: חל וחומה). Nach fast allen Erklärern wurde חיל der freie Platz von dem Gitter bis zur Mauer des Tempelgebäudes genannt. Nach Maim. (s. Comment, zu Midd. I, 5 und הלכות בית הבחירה V, 3) dagegen befand sich zwischen dem Gitter und der Mauer des Tempelgebändes noch eine Zwischenmauer, die חיל genannt wurde, doch muss man wohl annehmen, dass auch nach dieser Erklärung auch der Raum zwischen dieser Mauer und der Mauer des Tempelgebäudes mit dem Namen חיל bezeichnet zu werden pflegte (vgl. Pessach. V, 10 und Kel. 1,8).",
+ "zehn Ellen. Die Entfernung von dem Gitter bis zur Mauer des Tempelgebäudes betrug zehn Ellen. Nach Maim. betrug die Höhe der חיל genannten Mauer zehn Ellen, wie weit der Zwischenraum zwischen dieser und der Mauer des Tempelgebäudes war, wäre danach nicht angegeben.",
+ "zwölf Stufen waren da. die zu dem Frauen-Vorhof hinaufführten. Die Stufen waren auch auf den anderen Seiten des Tempelberges rings um das Tempelgebäude herum angebracht, um von den niedriger gelogenen Teilen des Berges zu den höher gelegenen hinaufzusteigen.",
+ "jede Stufe war eine halbe Elle hoch und eine halbe Elle breit. שלחה die Breite, Ausdehnung, von שלח = ausstrecken.",
+ "die dort. im Heiligtume.",
+ "ausgenommen die am Ulam. S. weiter III, 6.",
+ "Alle Eingänge und Tore. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg. fehlt: והשערים.",
+ "ausgenommen die des Ulam. S. weiter III, 7.",
+ "ausgenommen der zum Ulam. wo sich nur ein Vorhang befand (s. Joma 54a),",
+ "hatten Oberschwellen. שקיפות das Gebälk, an das die Türen beim Schliessen anschlagen (vgl. משקוף).",
+ "an diesem waren an deren Stelle zwei aufeinander geneigte Steine. in der Art eines Giebeldaches. Nach R. Schemaja sind unter שקופות die ganzen Türrahmen zu verstehen, und war am Tadi-Tore überhaupt kein Türrahmen angebracht, sondern befand sich dort an dessen Stelle ein aus zwei Teilen zusammengesetzter Steinrahmen, der untere Teil stellte die untere Schwelle und die beiden Pfosten bis zur Mitte der Höhe dar, der obere Teil die Oberschwelle und die oberen Teile der beiden Seidenpfosten.",
+ "waren in goldene umgewandelt worden. Beim Bau des zweiten Tempels hatte mau sich mit einfacherem Material begnügen müssen, erst später wurden die Türen mit Gold belegt.",
+ "wegen des mit ihm geschehenen Wunders. S. Joma III Note 60.",
+ "weil das Erz desselben. נחשתן „ihr“ Erz d. h. das Erz der Türen des Tores.",
+ "wie Gold glänzte. מצהיב von צהב arab. صهب = wie Gold glänzen."
+ ],
+ [
+ "die dort. in und vor dem Heiligtume waren.",
+ "waren hoch. nach Tosaf. Jesch. Joma 16 a vierzig Ellen hoch, jedenfalls weit über zwanzig Ellen, da schon die Tore zwanzig Ellen hoch waren, das Tor des Ulam sogar vierzig Ellen.",
+ "ausgenommen die Ostmauer. des Tempelberges, in der sich das Ost- oder Susa-Tor befand, s. oben I,3.",
+ "oben. בראש heisst auch hier nicht „auf der Spitze“ sondern einfach „oben auf“ (s. Menach. VIII Note 29), denn der Priester stand nicht auf der Spitze des Berges, sondern mehr nach dem Fusse zu, in der Höhe der Tempelbergs-Mauer auf dem gegenüberliegenden Tempelberge.",
+ "dass er in den Eingang zum Hechal hineinsah. weil Num. 19,4 vorgeschrieben wird, das Blut gegenüber dem Angesicht des Heiligtums (אל נוכח פני אהל מועד) zu sprengen.",
+ "während er das Blut sprengte. Die Tore auf der Ostseite, das Osttor der Tempelbergs-Mauer, das dahinter liegende Frauentor, das in den Frauen-Vorhof führte, das Nikanor-Tor vor dem Männer-Vorhof, das Tor des Ulam und das Tor des Hechal, lagen alle in gerader Richtung hinter einander, würden sie alle auch in gleicher Höhe gelegen haben, so würde man bei geöffneten Toren durch das Osttor der Tempelbergs-Mauer bis in den Hechal haben hineinblicken können. Da dieses aber nicht der Fall war, sondern der Hechal um 22 Ellen über dem Fuss des Tempelberges lag (s. die Berechnung aus den Angaben der Mischna in Joma 16a), so konnte man durch das nur 20 Ellen hohe Osttor das Tor des Hechal und den Hechal überhaupt nicht mehr sehen. Um in den Hechal hineinblicken zu können, durfte deshalb die Ostmauer nur so hoch sein, dass man über sie hinweg noch in das dahinter liegende Frauentor hineinsehen konnte. Angenommen die Mauer war nur 24 Ellen hoch (anstatt נמוך מכ׳ אמה in Maim. Comm, muss es, wie schon Straschun richtig verbessert, heissen: מכ״ד אמה), so konnte man, da der Frauen-Vorhof 6 Ellen über dem Fuss des Tempelberges lag, das 20 Ellen hohe Frauentor also bis zur Höhe von 26 Ellen über dem Fuss des Tempelberges reichte, über das Osttor hinweg noch in die beiden obersten Ellen dieses Tores hineinblicken. Durch diese zwei Ellen des Frauentores blickte man aber auch in das Nikanor-Tor, das wieder 7½ Ellen höher lag als das Frauentor, also 13½ Ellen über dem Fuss des Tempelberges; die untersten 10½ Ellen (24—13½) dieses ebenfalls 20 Ellen hohen Tores wurden durch die Ostmauer verdeckt, in die darüber liegenden 2 Ellen konnte man aber durch die zwei Ellen des Frauentores hineinblicken. Die Tore des Ulam und des Hechal lagen beide in gleicher Höhe, 8½ Ellen höher als das Nikanor-Tor, demnach 22 Ellen über dem Fuss des Tempelberges, nur die untersten 2 Ellen (24—22) dieser Tore wurden demnach durch die Ostmauer verdeckt, und konnte man in die darüber liegenden 2 Ellen des Hechal durch die zwei Ellen dee Frauentores hineinblicken. Hätte dagegen die Ostmauer eine Höhe von 26 Ellen oder darüber gehabt, so wäre die ganze Höhe des Frauentores durch sie verdeckt gewesen und hätte man nicht über sie hinweg in das Frauentor hineinblicken können. Über das Frauentor hinweg aber konnte man nicht in das Innere hineinblicken, da die hoch über das Tor hinaufragende Mauer den Blick in die dahinter liegenden Tore vollständig verstellte."
+ ],
+ [
+ "vier Kammern waren an seinen vier Ecken. im Innern des Hofes, nach Ascheri waren sie an den vier Ecken des Hofes nach aussen hin angebaut.",
+ "jede von 40 Ellen. nach einigen Erklären waren sie vierzig Ellen lang und ebenso breit, nach anderen waren sie nur dreissig Ellen breit wie die Eckhöfe in dem vom Propheten Jecheskel beschriebenen Tempel.",
+ "denn so heisst es. Ezech. 46, 21. 22.",
+ "an den vier Ecken des Vorhofes umzäunte. קטורות von קשר = קטר verbinden, zusammenfassen. Die alten Erklärer fassen es als denominat. von קיטור Rauch: die oben offen sind, so dass der Rauch abziehen kann.",
+ "dass sie nicht überdacht waren. sondern durch die sie einschliessenden Umzäunungen von dem übrigem Hofraume abgetrennt waren. Ed. pr. u. Ven. lesen: חצרות קטורות אלא שאינן מקורוח.",
+ "dort kochten die Nasiräer ihr Friedensopfer und schoren sich ihr Haar und legten es unter den Kessel. S. Num. 6,18.",
+ "Die nordöstliche war die Holzkammer. Ed. Lowe: לשכת דיר העצים. Hier wurde nur das Holz für den täglichen Bedarf des Altars untersucht und zurechtgemacht, der für das ganze Jahr herbeigeschaffte Holz-Vorrat war an einer anderen Stelle untergebracht.",
+ "dort suchten. מתליעין von תולע = das Wurmstichige entfernen, wie מסקלין von סקל = die Steine entfernen.",
+ "Die nordwestliche war die Kammer der Aussätzigen. Der Aussätzige durfte den Männer-Vorhof nicht betreten, bevor seine Opfer dargebracht waren. Deshalb trat er, wenn ihm Ohrknorpel und Daumen mit dem Opferblut bestrichen werden sollten, an das zum Männer-Vorhof führende Nikanor-Tor heran und streckte nur die zu bestreichenden Teile nach innen hinein, während er selbst draussen stehen blieb. Auch hierzu musste er aber vorher ein Tauchbad nehmen, da man in den Männer-Vorhof nicht hinein durfte, ohne vorher ein Tauchbad genommen zu haben, dieses Tauchbad nahm der Aussätzige in dieser Aussätzigen-Kammer. Den Frauen-Vorhof durfte der Aussätzige schon vor der Darbringung seiner Opfer am achten Tage seiner Reinigung betreten, da er schon am siebenten Tage ein Tauchbad genommen hatte und mit Untergang der Sonne rein geworden war (s. Negaim XIV, 8. 9).",
+ "Dorthin tat man den Wein und das Öl. die man zu den Opfern und für den heiligen Leuchter brauchte.",
+ "sie wurde die Ölhaus-Kammer. Der Bedarf an Öl war weit grösser als der an Wein, weil man es auch für den Leuchter brauchte. Talmudausg.: לשכת בית שמניא.",
+ "Anfangs war er. der Frauen-Vorhof.",
+ "ganz frei. חלקת glatt, kahl, d. h. die Mauern waren glatt ohne daran angebrachte Galerien. Nach Maim. (s. Comment.) ist gemeint: der Vorhof war anfangs ganz frei, nicht von einer Mauer umgeben.",
+ "dann umgab man ihn ringsum mit einer Galerie. כצוצטרה ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: כצוצרה, dasselbe wie גזוזטרא, d. i. das gr. ἐξωστρα = Altane, Galerie. Nach der Tosefta Sukka IV waren solche Galerien an drei Seiten des Vorhofes angebracht.",
+ "damit die Frauen von oben Zusehen konnten und die Männer von unten. am Wasseropfer-Feste, s. Sukka V, 2—4. Nach der dortigen Angabe der Mischna wurde diese Einrichtung immer erst unmittelbar vor dem Feste getroffen, vermutlich war aber die Galerie oder die Anlage dazu immer vorhanden und wurde sie nur vor dem Feste als Zuschauerraum für die Frauen hergerichtet.",
+ "entsprechend den fünfzehn Stufenliedern in den Psalmen. Ps. 120—134.",
+ "auf ihnen stimmten die Leviten ihren Gesang an. am Wasseropfer-Feste.",
+ "sie waren nicht eckig. טרוטות nach Dalman Wörterb. das gr. θυρεοειδής = länglich-viereckig, von θυρεός ein vor die Tür zu setzender Stein. Ed. Lowe: תרוטות.",
+ "wie das halbe Rund einer Tenne. Zur Tenne pflegte ein kreisrunder Platz hergerichtet zu werden (s. Fleischer, Nachträge zum Wörterb. von Levy, I S. 437 Note 1)."
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+ [
+ "Unter dem Männer-Vorhof waren Kammern mit dem Eingang vom Frauen-Vorhof. Nach dem Verfasser des שלטי הגבורים waren es zwei, eine zur Rechten und eine zur Linken des Nikanor-Tores.",
+ "dorthin taten die Leviten ihre Harfen, Leiern, Zimbeln und alle Musik-Instrumente. Der Männer-Vorhof war 135 Ellen lang. von Nord nach Süd.",
+ "und 11 breit. von Ost nach West.",
+ "vorstehende Mauerbalken. S. I Note 49. Ed. Lowe: וראשם פסיפסים, ed. Ven. וראשם פספסין.",
+ "bezeichneten die Grenze. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg.: מבדיל.",
+ "eine Elle hoch. durch die der Priester-Vorhof von dem Männer-Vorhof abgegrenzt war.",
+ "über dieser war der Duchan. דוכן arab. دكان = Estrade, ein erhöhter Platz, auf dem die Leviten während der täglichen Tempelmusik standen. Nach R. Schemaja standen die Priester auf diesem Duchan, wenn sie den Priestersegen sprachen, dagegen spricht aber die Angabe in Tamid VII, 2, wonach der Priestersegen auf den zum Ulam führenden Stufen gesprochen wurde. Nach Tif. Jisr. diente der Duchan beiden Zwecken, die Leviten standen darauf während der Tempelmusik, und die Priester, die auf den Stufen des Ulam keinen Platz mehr fanden, traten beim Sprechen des Priestersegens auf die Stufen des Duchan.",
+ "dass der Priester-Vorhof zweieinhalb Ellen höher lag als der Männer-Vorhof. Danach muss man annehmen, dass der ganze Priester-Vorhof in der Höhe der obersten Stufe des Duchan lag. Nach Straschun ist der Satz וכה שלש מעלות nicht auf das unmittelbar vorhergehende והדוכן zu beziehen, sondern auf עזרה כהנים, daher auch die Femininform ובה, während es, wenn es auf דוכן sich beziehen würde, ובו heissen müsste (der Talmud Joma 16a liest indes in der Tat: ובו), danach hätte sich der Duchan auf der ersten zum Priester-Vorhof führenden Stufe erhoben, ausserdem hätten aber noch drei Stufen zu dem übrigen Teil des Priester-Vorhofes hinaufgeführt.",
+ "Der ganze Tempelhof. der ganze Raum zwischen der Ostmauer des Männerhofes und der Westmauer des Tempelhofes hinter dem Allerheiligsten und der Nordmauer und der Südmauer des Tempelhofes.",
+ "war 187 [Ellen] lang und 135 breit. S. weiter V,1.2.",
+ "dreizehn Mal vorneigte man sich dort. an den dreizehn Stellen, wo nach der Besiegung der Syrer das von diesen niedergerissene Gitterwerk, das rings um den Tempelhof errichtet war, wieder hergestellt worden war, s. oben Mischna 3. Nach der dort Note 14 und 16 gebrachten Annahme des Verfassers des חנוכת הבית würde dieser Tanna im Gegensatz zu Abba Jose der Ansicht sein, dass man sich nicht gegenüber den dreizehn Toren verneigt habe, sondern gegenüber den dreizehn Zwischenräumen zwischen je zwei von diesen Toren.",
+ "Entsprechend den dreizehn Toren. In der Mischna I,4 heisst es, dass der Tempelhof nur sieben Tore hatte. Im Talmud (Ketub. 106a) wird allerdings auch ein Tanna zitiert, der von dreizehn Toren spricht, nach der Ausführung im Talmud dort ist aber damit nicht gemeint, dass der Tempelhof dreizehn Tore hatte, sondern sind darin auch die fünf Tore in der Tempelbergs-Mauer mitgezählt, es hätte danach der Tempelhof acht Tore gehabt. Da hier in unserer Mischna aber offenbar nur Tore in der Tempelhofs-Mauer gemeint sind, nehmen Tosaf. dort in Ketub. an, dass auch nach Abba Jose der Tempelhof, wie es in der Mischna I,4 heisst, nur sieben grosse Tore hatte, ausser diesen waren aber dort noch sechs kleinere Tore, die Abba Jose hier mitzählt, wie er ja auch die beiden Nebenpforten neben dem Nikanor-Tor mit aufzählt, diesen zusammen dreizehn Toren hätten die dreizehn Verneigungen entsprochen, während der erste Tanna diese kleinen Nebentore nicht mitzählt und deshalb die dreizehn Verneigungen auf die dreizehn Breschen, die die Syrer in das Gitterwerk gebrochen hatten, zurückführt. Von den Mischna I, 4 genannten sieben Toren werden allerdings die beiden dort als שער הניצוץ und שער בית המוקד bezeichneten Tore hier gar nicht genannt, man müsste deshalb annehmen, dass Abba Jose dieselben hier unter anderen Namen anführt. Der Verfasser des חנוכת הבית vertritt in einer längeren Darlegung die Ansicht, dass vielleicht doch auch Abba Jose mit den dreizehn Toren die Tore des Tempelhofes und des Tempelberges zusammen meine und er nur darin von der Ansicht des ersten Tanna abweiche, dass nach diesem man sich, wie schon oben angegeben, an den dreizehn Stellen zwischen je zwei dieser Tore verneigte, nach seiner Ansicht dagegen vor diesen Toren selbst, in dem folgenden zähle dann Abba Jose gar nicht diese dreizehn Tore auf, da diese ja bereits oben I, 3—5 aufgezählt sind, sondern nenne nur diejenigen Tore, die nach seiner Überlieferung einen anderen Beinamen hatten oder bei denen er sonst etwas bemerken wollte, während er die übrigen Tore, bei denen dieses nicht der Fall ist, gar nicht erwähnt. Aus der Mischna Schekal. VI, 3 ist aber zu ersehen, dass nach der Ansicht von Abba Jose diese dreizehn hier genannten Tore und Nebentore in der Tat die Stellen waren, wo dieses dreizehnmalige Sichverneigen stattfand. Der Verfasser selbst stellt dann auch diese Erklärung nur als einen möglichen Lösungsversuch hin, entscheidet sich schliesslich aber doch für die von Tosaf. gegebene Erklärung.",
+ "Die südlichen Tore waren von Westen aus gerechnet. סמוך = angelehnt, nahe, die Tore in der Reihenfolge ihrer Nähe zur Westseite gezählt.",
+ "das oberste Tor. Da der Tempelberg von Ost nach West in die Höhe stieg, war dieses Tor, das am westlichsten lag, das höchstgelegene, näheres wird über dieses Tor nirgends angegeben.",
+ "das Brennholz-Tor. S. I Note 30.",
+ "das Erstgeburten-Tor. S. I Note 31.",
+ "Weil man durch dieses den Krug mit Wasser zum Wasseropfer am Hüttenfeste hereinbrachte. S. Sukk. IV, 9.",
+ "Und weil hier. Ed. Lowe u. Talmudausg.: בו.",
+ "das Wasser sprudelte. מפכים von פך Krug = wie aus dem Halse eines Kruges hervorsprudeln (s. Joma 77 b).",
+ "das einst unter der Schwelle hervorquellen. und zu einem mächtigen Strome anschwellen wird, s. Ezech. 47, 1—5.",
+ "das Jechonja-Tor. vermutlich ein anderer Name für שער הניצוץ.",
+ "das Opfer-Tor. S. I Note 42.",
+ "das Frauen-Tor. an das die Frauen herantraten, um bei der Darbringung ihrer Opfer zugegen zu sein, nach einer anderen Erklärung, durch das sie das Heiligtum verliessen.",
+ "das Musik-Tor. durch das die Leviten ihre Musik-Instrumente hereinbrachten. Nach Tif. Jisr. wäre es das sonst שער בית המוקד genannte Tor.",
+ "Weil Jechonja. das ist Jojachin, der vorletzte König von Juda, der von Nebukadnezar nach Babel in die Gefangenschaft geführt wurde (2 Kön. 24,8—16).",
+ "als er in die Verbannung geführt wurde. und noch zum letzten Mal das Heiligtum aufgesucht hatte.",
+ "Im Osten das Nikanor-Tor. S. I Note 33.",
+ "es hatte zwei Seitenpforten. Ed. Lowe: פשיפשים. S. Tamid I Note 30.",
+ "eine zur Rechten und eine zur Linken. in dem Tore selbst oder zu seinen beiden Seiten.",
+ "diese hatten keine besonderen Namen. Die letzten Worte: לא חיה להם שם fehlen in ed. Lowe."
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+ "Der Altar. der im Priester-Vorhof stand.",
+ "hatte eine Länge von 32 und eine Breite von 32 Ellen. d. h. er nahm einen Platz von dieser Grösse ein, er hatte aber, wie weiter angegeben wird, nur in seinem untersten Absatz diese Länge und diese Breite und auch hier nur auf zwei von seinen vier Seiten.",
+ "dieser Teil. der unterste Absatz bis zu der Stelle, wo sich der zweite Absatz darauf erhob.",
+ "hiess der „Grund“, so blieb ein Quadrat von 30 Ellen. das von dem zweiten Absatz bedeckt wurde.",
+ "dieser Teil. der zweite Absatz.",
+ "der Rundgang. weil man auf ihm rings um den Altar herumgehen konnte.",
+ "“, so blieb ein Quadrat von 28 Ellen. auf dem der dritte oberste Absatz sich erhob, so dass die Oberfläche des Altars gleichfalls 28 Ellen lang und 28 Ellen breit war. Dieser oberste Absatz hatte eine Höhe von 3 Ellen, da die ganze Höhe des Altars einschliesslich der eine Elle hoben Hörner auf seiner Oberfläche 10 Ellen betrug (s. Sebach. 60 a). Eigentlich hätte man auch diese Angabe hier erwartet, der Talmud (Sukka 45) zitiert in der Tat die Mischna mit dem Zusatz: עלה שלש זהוא מקום הקינוח.",
+ "auf dem die Hörner. Auf der Oberfläche des Altars befanden sich auf den vier Ecken vier eine Elle lange, eine Elle breite und eine Elle hohe Aufsätze, die die Hörner des Altars genannt wurden.",
+ "so blieb. nach Abzug der zwischen je einem Horn und dem andern liegenden Teile der Oberfläche als inneres Viereck.",
+ "den die Priester beim Gehen [auf dem Altar] brauchten. so dass sie um den ganzen Altar herumgehen konnten, ohne die zwischen den Hörnern liegenden Teile benutzen zu müssen.",
+ "eine Elle auf jeder Seite. des inneren Vierecks.",
+ "so blieb ein Quadrat von 24 Ellen. Nach dem Talmud (Menach. 97 b) sind bei allen diesen Mass-Angaben der Mischna die kleinen Differenzen nicht berücksichtigt, die sich daraus ergeben, dass den in Ellen angegebenen Höhen- und Grössen-Massen des Altars zwei Ellen von verschiedener Grösse zu Grunde gelegt sind. Nach der von der Halacha rezipierten Ansicht des R. Meïr in Kelim XVII, 10 sind nämlich die Masse für die Hörner, den Rundgang und den Grund des Altars nicht nach der gewöhnlichen sechs Handbreiten langen Elle angegeben, sondern nach einer kleineren Elle, die nur fünf Handbreiten lang ist. Das ist nach Raschi nach den Ausführungen des Talmud in Menach. (s. dort) dahin zu verstehen, dass der Grund nur eine Elle von 5 Handbreiten hoch war, dagegen 6 Handbreiten breit, der Rundgang 5 Ellen von je 6 Handbreiten hoch, dagegen ringsherum nur eine Elle von 5 Handbreiten breit, die Hörner nur eine Höhe von 5 Handbreiten hatten, während es unentschieden bleibt, ob die Breite und Länge 5 oder 6 Handbreiten betragen haben. Nach Maim. (s. Comment. zu unserer Mischna) war der Grund nur 5 Handbreiten hoch und ringsherum nur 5 Handbreiten breit, der Rundgang 5 Ellen von je 6 Handbreiten hoch und nur 5 Handbreiten breit, und die Hörner waren 5 Handbreiten hoch und 6 Handbreiten lang und breit. Die Höhe des Altars betrug demnach nach Ansicht beider nicht 10 Ellen von je 6 Handbreiten = 60 Handbreiten, sondern nur 8 Ellen von je 6 Handbreiten und 2 Ellen von je 5 Handbreiten, zusammen = 58 Handbreiten. Das innere Viereck auf der Altar Oberfläche betrug nicht genau 24 × 24 Ellen von je 6 Handbreiten, sondern es kamen nach Raschi noch je zwei Handbreiten in der Länge und Breite hinzu, um die der Rundgang schmäler war, als in der Mischna angegeben, wozu noch je 2 Handbreiten in der Länge und Breite hinzukämen, wenn auch die Hörner nur 5 Handbreiten lang und breit waren, ebenso nach Maim. noch vier Handbreiten in der Länge und Breite, da nach ihm der Rundgang und der Grund um zwei Handbreiten schmäler waren, als in der Mischna angegeben. Die Mischna berücksichtigt diese kleinen Unterschiede nicht, sondern gibt die Masse auf Ellen abgerundet an. Abr. ben Dav. (zu הלכות בית הבחירה II, 7) führt als Vermutung an, das die Hörner vielleicht nicht bis an den Rand des Altars reichten, sondern vier Handbreiten an jeder Seite vom Rande entfernt waren, so dass sich für das innere Viereck der Oberfläche genau die angegebenen 24 × 24 Ellen ergeben würden.",
+ "als Platz für das Altarfeuer. טערכה, von ערך ordnen, schichten, das auf dem Altar aufgeschichtete Holz.",
+ "Ursprünglich. in dem von Salomo erbauten ersten Tempel.",
+ "nach der Rückkehr aus dem Exil fügte man noch vier Ellen auf der Südseite und vier Ellen auf der Westseite. Ed. pr.: (!) מן הצפון וד׳ אמות מן הדרום; ed. Lowe: מן הצפון ור׳ אמות מן המערב, ebenso die Talmudausg. hier, dagegen Sebach. 61b (s. auch Tosaf. dort): מן המערב מן הדרום וד׳ אמות.",
+ "in der Form eines Gamma hinzu. Für diese Hinzufügung werden im Talmud (Sebach. dort) zu der hier angegebenen Begründung, dass der Prophet Jecheskel den Altar in dem dereinst zu erbauenden Heiligtum in den angegebenen Massen geschaut hat, noch zwei weitere Gründe angegeben. Die Altar-Oberfläche in ihrer ursprünglichen Ausdehnung habe sich als nicht ausreichend erwiesen, deshalb habe man bei dem Wiederaufbau den Altar erweitert. Bei der Errichtung des ersten Altars habe man in der Annahme, dass der Altar aus einer kompakten Masse bestehen müsse und sich deshalb in ihm keinerlei Hohlraum befinden dürfe, die Abzugsgrube für die auf der Altar-Oberfläche ausgegossenen Giessopfer neben dem Altar angebracht und den Wein bezw. das Wasser an der Aussenwand des Altars entlang in diesen hinabfliessen lassen. Als der Tempel nach seiner Zerstörung wieder aufgebaut wurde, sei man aber darüber belehrt gewesen, dass diese Annahme eine irrige war, dass für die Zwecke des Altars notwendige Höhlungen sowohl in als unter dem Altar wohl angebracht werden durften und dass, ebenso wie alle übrigen Opfer au. dem Altar selbst verzehrt wurden, so auch der Wein und das Wasser der Giessopfer, nachdem sie auf der Altar-Oberfläche ausgegossen worden, von dem Altar selbst aufgenommen werden mussten, deshalb habe man den Altar so erweitert, dass die Abzugsgrube von ihm mit bedeckt wurde und der Wein und das Wasser durch zwei auf der Altar-Oberfläche angebrachte Öffnungen durch den Altar hindurch in sie abfliessen konnten (s. Sukka IV, 9 und Meïla III Note 21).",
+ "denn so heisst es. Jechesk. 43, 16.",
+ "und der Ariel. אריאל Bezeichnung für den Altar, insbesondere für die Feuerstätte auf seiner Oberfläche, nach Gesen. Handwörterb. comp. aus ארי arab. ارة = Feuerherd und אל, die Feuerstätte Gottes.",
+ "zwölf Ellen nach jeder Richtung hin. vom Mittelpunkt nach der Mitte jeder Seite hin.",
+ "Ein roter Streifen zog sich in der Mitte. seiner Höhe.",
+ "um ihn. den Altar.",
+ "um zwischen dem oben und dem unten zu sprengenden Blut zu scheiden. Das Blut der Vogel-Ganzopfer und der Vieh-Sündopfer wurde an die obere Hälfte des Altars gesprengt, das aller übrigen Opfer an die untere Hälfte (s. Sebach. IV Noten 34 u. 38).",
+ "griff. אכל eig. verzehren, hier in übertragenem Sinne: einnehmen, bedecken.",
+ "und nach der Ostseite um eine Elle. während an der ganzen übrigen Süd- und Ostseite der Grund fehlte. Die Abbildungen des Altars, auf denen derselbe auch auf der Süd- und Ostseite einen Grund hat und nur an der Südost-Ecke eine Elle des Grundes auf der Süd- und eine Elle auf der Ostseite fehlt, beruhen offenbar auf einer irrigen Auffassung der Angaben der Mischna. Dagegen ist es zweifelhaft und gehen die Ansichten der Erklärer darüber auseinander, wie die Angabe der Mischna, dass auf der Südseite und der Ostseite der Grund nur eine Elle lang war, zu verstehen sei. Die 32 Ellen langen Seiten des Grundes ragten über die nur 30 Ellen langen Seiten des Rundgangs auf jeder Seite um eine Elle Länge heraus. Da der Grund von seinem Rande bis zum Rundgang aber auch eine Elle breit war, so stellte die nach Osten zu letzte Elle der Länge des nördlichen Teils des Grunds mit ihrer Breitseite zugleich die erste Elle der Länge des östlichen Teils des Grunds dar, ebenso die nach Süden zu letzte Elle der Länge des westlichen Teils die erste der Länge des südlichen. Nach einigen Erklärern hätte sich auf der Süd- und Ostseite ausser diesen beiden Ellen des Grundes in der Tat nichts weiter befunden, nach anderen ausser diesen noch je eine Elle, der Wortlaut der Mischna spricht wohl mehr für die letztere Ansicht."
+ ],
+ [
+ "Auf der Südwest-Ecke. des Grundes.",
+ "durch sie floss das auf den westlichen Grund. das sind die Blutreste von denjenigen Opfern, von deren Blut auf den Innen-Altar gesprengt wurde (s. Sebach. V Note 15).",
+ "und das auf den südlichen Grund. das sind die Blutreste von allen Opfern, deren Blut auf den Aussen-Altar gesprengt wurde (s. dort Note 32).",
+ "vermischte sich mit. Nach den Tosaf.-Auszügen (פסקי תוספות) z. St. No. 14 befand sich in dem Wassergraben gewöhnlich kein Wasser, es wurde danach nur in den Graben hineingelassen, wenn man den Opfervorhof reinigen wollte (s. Pessach. V Note 36), danach wäre zu übersetzen: es vermischte sich „in“ dem Wassergraben.",
+ "dem Wassergraben. der durch den Opfervorhof floss.",
+ "und floss nach dem Bach. Andere übersetzen: nach dem „Tale“ Kidron, wonach die Angabe Joma V, 6 besser zu verstehen sein würde, dass das Blut von dort den Gärtnern als Dünger verkauft wurde."
+ ],
+ [
+ "hier stieg man in die Abzugsgrube. שית, vom Zeitw. שית = hinsetzen, hintun (Tif. Jisr. leitet es von שתת tropfen, langsam abfliessen ab), eine Grube unter dem Altar, die den Wein und das Wasser der Giessopfer, die von der Altar-Oberfläche durch den Altar hindurch in sie hineingeleitet wurden, in sich aufnahm, nach anderen: eine Grube, in die das auf den Altargrund gegossene Blut hineingeleitet wurde, um von dort in den Wassergraben zu fliessen (s. Meïla III Note 21).",
+ "Eine Rampe. eine Erhebung des Bodens, die allmählich aufsteigend zu der neun Ellen hohen Oberfläche des Altars hinaufführte. Von dieser Rampe führte ein kleinerer Steg auf der Westseite nach dem Altargrund und ein ebensolcher auf der Ostseite nach dem Rundgang (Sebach. 62 b).",
+ "war auf der Südseite des Altars, 32 [Ellen] lang. von Süden nach Norden, gemessen auf dem ebenen Erdboden, von der Stelle, wo die Rampe sich zu erheben begann, bis zu der Stelle auf dem Erdboden, über der sie oben neben der Altar-Oberfläche endete, betrug die Entfernung 32 Ellen. Die Strecke des Erdbodens, die von der Rampe bedeckt wurde, war dagegen nur 30 Ellen lang, da der mittlere und untere Teil des Altars um eine und um zwei Ellen über seinen oberen Teil vorstanden (s Mischna 1), die eine Elle des Rundgangs und die eine Elle des Grunds, die, wenn auch auf dieser Seite kein Grund vorhanden war, der Gleichmässigkeit wegen dennoch frei liegen musste, so dass die Rampe unten auf dem Erdboden um zwei Ellen weniger weit nach Norden sich erstrecken konnte als in ihrem obersten Teil, wo sie bis an die Altar-Oberfläche heranreichte und auch die zwei Ellen des Bodens, die schon mit zu dem Altar gehörten, überdeckte. Demgemäss wird auch weiter V, 2 die Längsstrecke des Bodens, die von dem Altar und der Rampe zusammen eingenommen wurde, nicht mit 64 sondern mit 62 Ellen angegeben, da von den hier angegebenen 32 Ellen, die die Rampe lang war, 2 Ellen schon in den 32 Ellen, die der Altar einnahm, mit enthalten waren. [Die Angabe des Maim. (s. Comment.), dass die schräg ansteigende Oberfläche der Rampe 32 Ellen lang gewesen sei, kann, wie leicht nachzuweisen ist, nicht richtig sein. Doch ist die Angabe אורך שיפועו ל״ב אמה vielleicht dahin zu verstehen, dass damit nicht die Länge der ansteigenden Oberfläche der Rampe gemeint ist, sondern die Länge der ansteigenden Rampe auf dem Fussboden gemessen, und mit der Angabe עד ראשו שאצל קרנות nicht bis zum Ende der Rampe neben den Hörnern, sondern bis zu der Stelle auf dem Fussboden, wo oben die Rampe neben den Hörnern endete].",
+ "und 16 breit. von Osten nach Westen",
+ "eine Einbuchtung. רבובה Etymolog, zweifelhaft, nach Barten. ist נבובה = ובובה mit Wechsel der liquida, eine Höhlung (vgl. נבוב לוחות Exod. 27,8), nach Tosf, Jomt. eine Zusammensetzung aus נבוב und ארובה mit der gleichen Bedeutung, nach anderen ein von רבב = Fleckiges abgeleitetes Wort, ein Ort, wohin man unbrauchbar Gewordenes tut, nach Levy Wörterb. ist רבב synon. mit רבד pflastern, ובובה eine mit Steinen gepflasterte Höhlung.",
+ "befand sich auf ihrer Westseite. nach Bart., Tosf. Jomt., Maim.: oben in der westlichen Seitenwand der Rampe unweit des Altars, nach Raschi: unten im Fussboden westlich von der Rampe unweit des Altars.",
+ "in die tat man die untauglich gewordenen. wenn nicht an dem Opfertiere selbst etwas vorgenommen worden oder vorgefallen war, was es untauglich machte (פסול הגוף), sondern es aus irgend einem anderen Grunde untauglich geworden war, ebenso solche Opfer, von denen es überhaupt zweifelhaft war. ob sie tauglich oder untauglich waren. In beiden Fällen durfte das Opfer nicht sofort als untauglich verbrannt werden, sondern erst, nachdem eine Nacht darüber hingegangen war (s. Pessach. VII Note 52. Sebach. VIII Note 46).",
+ "Vogel-Sündopfer. Dass gerade die Vogel-Sündopfer dorthin getan wurden und nicht auch alle übrigen in gleicher Weise untauglich gewordenen Opfer, erklärt Tif. Jisr. damit, dass gerade bei den Vogel-Sündopfern von Wöchnerinnen, an denen es doch sicher niemals im Tempel fehlte, eine solche Untauglichkeit häufig vorkam (s. Keret. I, 4); um zu verhüten, dass solche untaugliche Opfer mit gleichen tauglichen verwechselt wurden, legte man die untauglichen gleich bei Seite. Deshalb befand sich diese Grube auch, nach Raschi, am Boden auf der südwestlichen Seite des Altars, weil dort die Vogel-Sündopfer geschlachtet und ihr Blut an den Altar gesprengt wurde. Nach den anderen Erklärern befand sie sich oben auf der Rampe, weil dadurch einer Verwechslung noch besser vorgebeugt wurde."
+ ],
+ [
+ "Sowohl die Steine zur Rampe wie die Steine zum Altar holte man von der Ebene von Beth-Kerem. vielleicht identisch mit dem Jer. 6,1 (s. auch Neh. 3, 14) erwähnten בית הכרם, das im Gebirge Juda südöstlich von Bethlehem lag (s. Neubauer, la géographie du Talmud S. 131).",
+ "man grub. nach Ascheri mit hölzernen Spaten, da die für den Altar verwendeten Steine auch in der Erde nicht mit Eisen in Berührung gekommen sein durften.",
+ "bis unter die jungfräuliche Erde. um sicher zu sein, dass die Steine noch von keinem Eisen berührt waren.",
+ "und brachte von dort unversehrte. Deut. 27, 6.",
+ "über die noch kein Eisen geschwungen worden. Exod. 20, 25; Deut. 27, 5.",
+ "denn das Eisen machte schon durch bloße Berührung untauglich. weil der Ausdruck לא תניף עליהם auch das blosse Berühren einschliesst, auch wenn der Stein durch das Eisen nicht beschädigt worden ist.",
+ "eine Beschädigung. Talmudausg : ופגימה, ed. Lowe: והפיגמא.",
+ "auch durch. Ed. Lowe: בכל דבר. Nach unserer Lesart ist zu erklären: ובפגימה und dass die Steine durch Beschädigung untauglich wurden, לכל דבר das galt auch in bezug auf Beschädigung vermittels irgend eines anderen Gegenstandes. Tif. Jisr. erklärt: denn das Eisen machte durch Berührung und durch Beschädigung (für letzteres galt das Gleiche, auch wenn es durch einen anderen Gegenstand geschehen war) auch die im ganzen übrigen Heiligtume verwendeten Steine unbrauchbar (vgl. Maim. הלכות בית הבחירה I, 14. 15. u, כסף משנה dort).",
+ "jeden anderen Gegenstand. weil sie, sei es durch was, beschädigt nicht mehr שלמות waren.",
+ "War einer von ihnen beschädigt worden. oder mit Eisen in Berührung gekommen, selbst nachdem er bereits zum Altar verwendet worden war.",
+ "war dieser untauglich. und musste ersetzt werden.",
+ "Man weisste. durch Überstreichen mit Kalk.",
+ "den Hechal. hier in weiterem Sinne das ganze Heiligtum.",
+ "ein Mal. weil es nicht so abgenutzt wurde wie der Altar.",
+ "zum Pessachfeste. Ed. pr. fehlt: בפסח.",
+ "Man weisste sie. die Altarsteine.",
+ "jeden Freitag mit einem. in Kalk getauchten.",
+ "Man bestrich sie nicht mit einer eisernen Kelle. כפיס (vgl. Habak. 2, 11, wo es soviel wie Sparren oder Latte bedeutet), ein flaches Werkzeug, mit dem der Kalk an die Mauer gestrichen wird. Ed. Lowe: בכפין, so auch Aruch, Ascheri und Bart., von כף = Kelle, vgl. כף של סיידין (Sabb. 80 b).",
+ "das Leben des Menschen zu verkürzen. durch die aus ihm gefertigten Waffen.",
+ "und der Altar ist geschaffen. Ed. Lowe: נבנה.",
+ "um das Leben des Menschen zu verlängern. durch die auf ihm dargebrachten Opfer."
+ ],
+ [
+ "Nördlich von dem Altare befanden sich Ringe. am Fussboden befestigt, die aber nicht geschlossen sondern so eingerichtet waren, dass man sie um den Hals des auf dem Boden liegenden Opfertieres legen konnte, so dass dadurch der Kopf festgehalten wurde. So erklärt auch Aruch v. בלגה, unter v. טבעת dagegen bringt er eine zweite Erklärung, wonach durch die Ringe die Stricke gezogen wurden, vermittels deren man die Opfertiere niederlegte. Nach Maim. dienten die Ringe zum Festhalten der Füsse der Opfertiere, da diese beim Schlachten nicht gefesselt werden durften (s. Tam. IV, 1). Nach dem Talmud (Sota 48 a s. dort) hatte erst der Hohepriester Jochanan diese Ringe anbringen lassen.",
+ "sechs Reihen. von Ringen, eine Reihe hinter der anderen, von Ost nach West.",
+ "von je vier. Ringen neben einander in jeder Reihe, zwischen Süd und Nord.",
+ "vier. Reihen von Ringen hinter einander von Ost nach West.",
+ "von je sechs. Ringen in jeder Reihe zwischen Süd und Nord (so nach Ascheri). Diese 24 Ringe entsprachen den 24 Priesterabteilungen, jede derselben hatte ihren besonderen Ring, den sie beim Schlachten der Opfertiere benutzte, nur die täglichen Morgen- und Abendopfer wurden stets an den beiden dafür bestimmten Ringen geschlachtet (s. Tam. IV, 1).",
+ "an ihnen schlachtete man die Opfertiere. Alle hochheiligen Opfer mussten hier auf der Nordseite des Altars geschlachtet werden, man benutzte die Ringe aber auch beim Schlachten von einfach heiligem Grossvieh, das nicht gerade auf der Nordseite geschlachtet werden musste.",
+ "Die Schlachtstelle. Nach einigen Erklärern war dies ein abgeschlossener Raum nördlich von den Ringen, in dem die weitere Behandlung der geschlachteten Tiere erfolgte, nach anderen wurde der ganze offene Raum auf der Nordseite des Altars einschliesslich des Raumes, in dem sich die Ringe befanden, בית המטבחיים genannt.",
+ "auf ihr standen acht niedrige. ננס gr. νάννος = Zwerg.",
+ "diese hatten viereckige Aufsätze. S. Tam. III Note 35.",
+ "an denen eiserne Haken. אונקליות gr. ἀγκύλη = gekrümmt, Haken.",
+ "an jedem drei Reihen. S. Tam. III Note 37.",
+ "die zwischen den Säulen standen. S. dort Note 38."
+ ],
+ [
+ "Das Waschbecken. Exod. 30, 18.",
+ "stand zwischen dem Ulam und dem Altar mehr nach Süden hin. d. h. es stand nicht in dem Raume zwischen Altarwand und Ulam, da der Altar unmittelbar durch keinen anderen Gegenstand getrennt vor dem inneren Heiligtum stehen musste (Sebach. 59 a), sondern zwischen der nach Süden verlängert gedachten Westwand des Altars und dem Ulam.",
+ "zwölf Stufen waren dort. die zum Ulam hinaufführten.",
+ "jede Stufe eine halbe Elle hoch und eine Elle. Ed. pr. u. Lowe: חצי אמה : vgl. oben II, 3.",
+ "und ein Absatz. רובד ein breiterer Treppen-Absatz, s. Tam. I Note 9.",
+ "und ein Absatz von vier Ellen. Diese Mischna Stelle wird von den Erklärern verschieden ausgelegt. Offenbar soll damit die Breite des Raumes, welchen diese 12 Stufen von Osten nach Westen hin einnahmen, angegeben werden. Bart, erklärt: auf die erste Stufe, welche eine Elle breit war (ושלחה אמח), folgten zwei weitere Stufen von je einer Elle Breite (אמה אמה), die vierte Stufe bildete einen Absatz von drei Ellen Breite (ורובו שלש), die fünfte und sechste Stufe waren wieder je eine Elle breit (ואמה אמה), die siebente bildete wieder einen Absatz von drei Ellen Breite (ורובו שלש), diese sieben Stufen hatten danach zusammen eine Breite von 11 Ellen, die oberste Stufe, (והעליונה) d. i. die zwölfte, zu der noch vier Stufen von je einer Elle Breite (אמה אמה) hinaufführten, bildete einen Absatz von vier Ellen Breite, so dass die zwölf Stufen zusammen eine Breite von 19 Ellen hatten, drei Ellen betrug die Entfernung der untersten Stufe von dem Altar, das ergibt zusammen 22 Ellen zwischen Altar und Ulam. Ascheri erklärt: nach einer Steigung von einer Elle und noch einer Elle (אמה אמה), d. i. nach der vierten Stufe, da jede Stufe eine halbe Elle hoch war, folgte ein Stück ebenen Bodens von 3 Ellen Breite (רובד שלשה), nach einer weiteren Steigung von einer Elle und noch einer Elle, d. i. nach weiteren vier Stufen, wieder ebener Boden von 3 Ellen Breite, der oberste Teil (והעליונה) bestand wieder aus einer Steigung von einer Elle und noch einer Elle, d. i. aus vier Stufen, und an die oberste Stufe sich anschliessendem ebenen Boden von vier Ellen Breite, so dass die 12 Stufen von je einer Elle Breite zusammen mit den sich an sie anschliessenden drei ebenen Absätzen eine Breite von 22 Ellen einnahmen. In ähnlicher Weise erklärt Ascheri die Stelle auch nach der Lesart: ושלחה חצי אמה. R. Schemaja gibt eine Erklärung, von der er zum Schluss selbst zugestehen muss, dass sie nicht befriedigt, die deshalb hier wohl nicht angeführt zu werden braucht. Am einleuchtendsten erscheint die Erklärung, die Elia Wilna gibt und der auch Tif. Jisr. folgt. Danach führten die 12 Stufen nicht in 3, sondern in 4 Absätzen hinauf, mit der Wiederholung אמה אמה ורובד שלש אטה אמה ורובד שלש will die Mischna ausdrücken, dass je auf zwei Stufen von je einer Elle Breite eine Stufe von drei Ellen Breite folgte, und nur der oberste Absatz bestand aus zwei Stufen von je einer Elle und einer Stufe von vier Ellen Breite (wäre gemeint, dass überhaupt nur 3 Absätze da waren, dann wäre das Wort והעליונה überflüssig, da die Mischna dann einfach hätte fortfahren können: ואמה אמה ורובד ארבע, vgl. העליונה weiter Mischna 7). Demnach waren 8 Stufen je eine Elle breit, 3 Stufen je 3 und die oberste 4 Ellen, das ergibt zusammen eine Breite von 21 Ellen, dazu eine Elle, die die erste Stufe von dem Altar entfernt war, da doch nicht anzunehmen ist, dass zwischen der Erhöhung der ersten Stufe und dem Altar überhaupt kein Zwischenraum gewesen sein soll, das sind zusammen 22 Ellen.",
+ "und ein Absatz von fünf Ellen. Nach der zuletzt gebrachten Erklärung setzte nach Ansicht des R. Jehuda die Erhöhung der ersten Stufe in der Tat unmittelbar an den Altar an, so dass nur zu beiden Seiten des Altars zu erkennen war, dass sich hier der Boden um eine Stufe erhob, und verteilten sich die ganzen 22 Ellen Breite auf die 12 Stufen. Nach der Erklärung von Barten. betrug nach R. Jehuda die Entfernung der untersten Stufe vom Altar nur 2 Ellen. Nach Ascheri müsste R. Jehuda der Ansicht sein, dass einer der untersten Absätze nicht 3 sondern nur 2 Ellen breit war, da sich sonst eine Breite von 23 Ellen ergeben würde. Ganz abweichend von allen diesen Erklärungen bezieht Maim. diese Angaben der Mischna überhaupt nicht auf die Stufen zwischen Altar und Ulam sondern auf die Mauern des Ulam, an denen sich ringsum in regelmässigen Abständen von unten bis oben Vorsprünge oder Galerien (דוברים) befunden haben sollen, auf diese sollen sich diese Angaben der Mischna beziehen, was allerdings schwer zu verstehen ist (s. Comment, und הלכות בית הבחירה IV, 9)."
+ ],
+ [
+ "Der Eingang. An diesem Eingang befanden sich keine Türen, sondern nur ein Vorhang.",
+ "zum Ulam war vierzig Ellen hoch und zwanzig Ellen breit. das ist so breit, wie der ganze Hechal breit war, s. weiter IV, 7.",
+ "Fünf Gesimse. מלתרא auch אמלתרא, gr. μέλαϑρον, der Querbalken an der Stabendecke, hier zum Schmuck oder zur Stütze in das Mauerwerk über dem Eingang eingefügte Querbalken. Nach Maim. und Bart. waren an diesen Balken architektonische Verzierungen angebracht (vgl. Erub. 3a).",
+ "aus Eschenholzbalken. מילא entweder das gr. μελἰα = Eschenbaum oder das gr. μηλἐα = Galläpfelbaum (vgl. Git. 19 a).",
+ "das unterste ging über den Eingang auf dieser Seite. nach Norden.",
+ "um eine Elle und auf jener Seite. nach Süden.",
+ "das darüber liegende ging wieder über dieses auf dieser Seite um eine Elle und auf jener um eine Elle hinaus. ebenso das dritte über das zweite, das vierte über das dritte und das fünfte über das vierte um je eine Elle nach jeder Seite hin.",
+ "so dass das oberste dreissig Ellen lang war. 20 Ellen über dem Eingang und je 5 Ellen auf jeder Seite über denselben hinaus.",
+ "zwischen einem und dem anderen war je eine Lage. נדבך eine Schicht von über einander gelegten Steinen s. Berach. II, 4: Sabim V, 2."
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+ [
+ "Stangen. כלונס von columna = Pfeiler, Pfahl.",
+ "aus Zedernholz. Talmudausg.: של אבן.",
+ "damit sie nicht nachgebe. בעט ausschlagen, Umschlagen. Die Mauer des Ulam war 100 Ellen hoch und stieg ohne Unterbrechungen in die Höhe, deshalb war sie durch Querstangen, die von ihr zu der gegenüberliegenden Mauer des Hechal führten, gestützt, damit sie nicht nachgebe. Barten, liest: שלא יבעטו, danach wurde durch diese Stangen auch die gegenüberliegende ebenfalls 100 Elle hohe Mauer des Hechal gestützt.",
+ "und goldene Ketten waren an dem Gebälke. Ed. Yen. u. Talmudausg : בתקרות.",
+ "an ihnen zogen sich die Priesterjünglinge hinauf und sahen. um sie zu bewundern, nach Ascheri um zu sehen, ob etwas daran schadhaft geworden war.",
+ "die Kronen. Ed. Lowe add.: שבחלונות (vgl. Tosaf. Git. 7a), goldene Kronen, die oben über den Fenstern des Hechal, nach anderen über den Fenstern des Ulam als Schmuck angebracht waren. Nach Ascheri (s. auch Tosaf. a. a. O.) waren es nicht Kronen, sondern goldene kranzartige Verzierungen über den Fenstern.",
+ "von denen es heisst. Sech. 6, 14.",
+ "der ein Blatt oder eine Beere. Ed. Lowe: עולה גרגיר.",
+ "brachte sie und man hängte sie daran auf. Das für den Hechal gespendete Gold wurde zunächst zum Schmuck dort aufgehängt und dann, wenn es gebraucht wurde, zum Vergolden im Innern des Hechal verwendet.",
+ "dass dreihundert Priester dazu bestellt wurden. um das viele Gold herunterzunehmen, nach anderen: um den Weinstock mit seiner Last von der Stelle zu bewegen. Talmudausg, add. לפנותה, ebenso Tam. 29 b. und Chull. 90b. Nach dem Talmud ist die Zahlenangabe nicht buchstäblich zu nehmen, sondern soll damit nur gesagt sein, dass eine ganze Menge von Priestern dazu nötig waren."
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+ "er hatte vier Türen. Die Mauer des Hechal hatte eine Dicke von sechs Ellen, der durch diese Mauer führende Eingang in den Hechal war an beiden Enden durch je ein aus zwei Flügeltüren bestehendes Tor abgeschlossen.",
+ "denn so heisst es. Jechesk. 41, 23.",
+ "zwei Türen zum Hechal und zum Heiligtum. d. h. zwei — wie in dem nachfolgenden Schriftverse angegeben wird, aus je zwei Flügeln bestehende — Türen befanden sich vor dem Hechal und ebensolche zwei Türen auch vor dem Allerheiligsten, so nach der Erklärung von Malbim. Weniger einleuchtend ist die Erklärung von Ascheri und R. Schemaja, wonach sich die ganze Angabe nur auf die Türen des Hechal beziehen und unter להיכל die äusseren und unter לקדש die inneren Türen zu verstehen sein sollen.",
+ "die Dicke der Mauer zu verdecken. Da der Eingang zehn Ellen breit war, hatte jede der beiden Türen eine Breite von fünf Ellen und bedeckte, wenn sie zurückgeschlagen wurde, nur fünf von den sechs Ellen der Dicke der Mauer. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Türen sich nicht am äussersten Ende des Eingangs befanden, sondern um eine Elle nach innen hineingerückt.",
+ "die Stellen. der Mauer.",
+ "hinter den Türen. wenn diese zurückgeschlagen waren, das sind die Teile der Mauer zu beiden Seiten des Eingangs.",
+ "denn das ganze Innere war mit Gold belegt ausser den Stellen hinter den Türen. die von den zurückgeschlagenen Türen verdeckt wurden, da es Verschwendung gewesen wäre, diese, die von den vergoldeten Türen vollständig verdeckt wurden, auch noch mit Gold zu belegen.",
+ "Sie befanden sich. beide Türpaare, auch wenn sie zurückgeschlagen waren.",
+ "es waren Doppeltüren. איצטרמיטה, ed. pr. u. Ven.: איצטכאמיטה, ed. Lowe: איצרבהמיטה, gr. στροφώματα von στρέφω = drehen, drehbare Doppeltüren.",
+ "diese [bedeckten] zweieinhalb Ellen und jene zweieinhalb Ellen. jede der beiden Aussentüren bedeckte zusammengelegt und nach innen zurückgeschlagen, die eine auf dieser und die andere auf jener Seite, zweieinhalb Ellen von der Dicke der Mauer und ebenso jede der beiden Innentüren zusammengelegt und nach dem Innern des Eingangs zurückgeschlagen zweieinhalb Ellen von der Dicke der Mauer, so dass durch die Türen, wenn sie zurückgeschlagen waren, fünf Ellen von der Dicke der Mauer verdeckt waren.",
+ "eine halbe Elle war die Pfoste auf dieser Seite und eine halbe Elle auf jener. die Pfosten der Aussentüren nahmen auf jeder Seite eine halbe Elle der Mauer ein und ebenso die Pfosten der Innentüren auf jeder Seite eine halbe Elle, so dass auch die sechste Elle der Dicke der Mauer bedeckt war. Ed. pr., Ven., Lowe u. Talmudausg. lesen: חצי אמה ומזוזה מכאן וחצי אמה ומזוזה מכאן.",
+ "denn so heisst es. Jechesk. 41, 24."
+ ],
+ [
+ "Zwei Seitenpforten. פשפש s. Jom. I Note 30.",
+ "waren bei dem grossen. so wurde das Haupttor zum Hechal genannt im Gegensatz zu den kleinen Nebenpforten zu beiden Seiten, oder deshalb, weil es in den Hauptteil des Heiligtums, den Hechal und das Allerheiligste, führte.",
+ "Tor. auf der Aussenseite des Eingangs.",
+ "eine auf der Nordseite und eine auf der Südseite. Der Eingang zum Hechal war zehn Ellen breit, der Hechal hatte eine Breite von zwanzig Ellen, es blieben demnach noch fünf Ellen Mauer zu jeder Seite des Tores, hier zu beiden Seiten des grossen Tores befanden sich diese beiden kleinen Pforten nach R. Schemaja und Raschi (Bab. Mez. 33 a). Nach Tosf. Jomt. und anderen Erklärern befanden sich diese Pforten nicht in der Mauer des Hechal, sondern seitlich von ihr und trat man durch sie unmittelbar in die zu Seiten des Hechal befindlichen Seitenräume (s. weiter).",
+ "auf sie bezieht sich der Ausspruch in Jecheskel. Jechesk. 44, 2.",
+ "Er. der mit dem Öffnen der Tore beauftragte Priester. Diese Mischna ist aus Tam. III, 7 wörtlich übernommen, wo das Öffnen der Tore vor dem täglichen Morgenopfer beschrieben wird.",
+ "öffnete die Pforte. die Nebenpforte auf der Nordseite.",
+ "und trat in den Seitenraum ein. תא s. weiter Note 24. Nach der Erklärung des Tosf. Jomt. trat man durch die Pforte unmittelbar in den Seitenraum ein und von diesem dann durch eine zweite Tür in den Hechal. Nach der Erklärung von Raschi und R. Schemaja muss man annehmen, dass von dieser Seitenpforte ein Gang durch die Mauer des Hechal zu dem Raume zu Seiten des Hechal führte.",
+ "und von dem Seitenraum in den Hechal. und öffnete dann die Tore des Hechal.",
+ "Er ging den durch die Dicke der Mauer führenden Gang entlang. Er trat von dem Seitenraume nicht in den noch geschlossenen Hechal ein, sondern in einen Gang, der von Norden nach Süden durch die Mauer hindurchführte.",
+ "dann öffnete er die äusseren [Türen] von innen und die inneren von aussen. ausserhalb des Hechal zwischen den beiden Toren stehend."
+ ],
+ [
+ "Achtunddreissig Seitenräume. תא (1 König. 14, 28; Jechesk. 40, 7 ff.) Zimmer, von אוח = wohnen, besonders von den aussen rings um das Tempelgebäude angebrachten Seitenräumen gebraucht.",
+ "fünfzehn auf der Nordseite. in drei Stockwerken, in jedem fünf. Nach Raschi (Comment, zu Jechesk. 41, 6) und R. Schemaja folgten diese fünf Räume von Osten nach Westen auf einander und wurden auf der Südseite von der Nordmauer den Hechal und auf der Nordseite von der diese Nebenräume nach aussen abschliessenden Mauer begrenzt, ebenso die fünf auf der Südseite gelegenen Räume, die auf der Nordseite von der Südmauer des Hechal und auf der Südseite von der die Nebenräume abschliessenden Mauer begrenzt wurden, während die auf der Westseite gelegenen von Norden nach Süden auf einander folgten und auf der einen Seite von der westlichen Mauer des Hechal und auf der anderen von der Mauer der Nebenräume begrenzt wurden. Nach Maim. dagegen, dessen Erklärung Bart. folgt, lagen diese Seitenräume von Nord nach Süd, die auf der Westseite von Ost nach West, neben einander, und erstreckte sich jeder dieser Räume längs der ganzen Länge, die auf der Westseite längs der Breite, des Hechal und des Allerheiligsten. Der erste Seitenraum befand sich danach auf allen drei Seiten im Innern der sechs Ellen dicken Mauer des Hechal, den zweiten bildete der Zwischenraum zwischen dieser und der auf sie folgenden Mauer der Seitenräume, der dritte befand sich wieder im Innern dieser Mauer, daran schloss sich als vierter auf der Nordseite der weiter Mischna 7 מסבח und auf der Südseite der ebendort המים בית הורדת genannte Raum an, und als fünfter auf beiden Seiten der Innenraum der diese beiden Räume nach aussen abgrenzender Mauer.",
+ "Jeder. von diesen Seitenräumen, der zwischen zwei anderen Seitenräumen lag.",
+ "einen nach dem zur Linken. nach Raschis Erklärung: zur Rechten und zur Linken des in dem Seitenraume mit dem Gesicht zum Hechal hin gewendet Stehenden, nach der des Maim.: zur Rechten und zur Linken des mit dem Gesicht nach Westen zum Allerheiligsten hin gewendet Stehenden.",
+ "der an der Nordost-Ecke gelegene. Nach der von Raschi gegebenen Erklärung ist es ohne weiteres klar, welcher Raum hiermit gemeint ist, ganz unklar dagegen ist dies nach der Erklärung des Maim. Der am meisten nach Norden hin gelegene Seitenraum kann danach nicht gemeint sein, da rechts von diesem kein Seitenraum mehr vorhanden war, auch war dieser vom Hechal durch vier dazwischen liegende Seitenräume getrennt, so dass von ihm keine Tür zum Hechal führen konnte. Tosf. Jomt. nimmt an, dass damit nach Maim. nur die östliche Ecke des auf der Nordseite gelegenen zweiten Seitenraumes gemeint sein kann, der auch in Mischna 7 mit dem Ausdruck תא bezeichnet wird, weil dieser Raum allein nur hierzu bestimmt und angelegt war, dieser hatte hier auf der östlichen Ecke die fünf angegebenen Eingänge (s. weiter).",
+ "einen nach dem Seitenraume zur Rechten. d. i. nach Raschi der sich nach Westen an ihn anschliessende Seitenraum, nach Maim. der Seitenraum in der Seitenraum-Mauer.",
+ "einen nach dem Rundgang. Nach Maim. lag zwischen diesem Seitenraum und dem Rundgang noch der Seitenraum in der Seitenraum-Mauer. Da man aber durch die Mauer hindurch zu dem Rundgang gelangen konnte, wird auch dieser Eingang vom Rundgang mit zu den Eingängen dieses Seitenraumes gezählt.",
+ "einen nach der Seitenpforte. nach Raschi nach dem zu der kleinen Nebenpforte neben dem grossen Tore des Hechal durch die Mauer führenden Gange (s. oben Note 20), nach Maim. nach dem ersten Seitenraume in der Mauer des Hechal, in dem sich diese kleine Nebenpforte befand.",
+ "und einen nach dem Hechal. Nach Raschi führte von diesem Seitenraume ein direkter Eingang in den Hechal, nach Maim. muss man auch hier wieder erklären, dass der von dem ersten Seitenraume im Innern der Mauer hier zum Hechal führende Eingang auch zu den Eingängen des zweiten Seitenraumes mitgezählt wird, weil man durch diesen Eingang von dem zweiten Seitenraume durch die Mauer hindurch zum Hechal gelangte. Ed. pr. und Lowe fügen hinter אחד לתא מן הימין auch hier ואחד מן התא לשמאל hinzu, dagegen fehlt in ed. pr. ואחד למסבה."
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+ "Der untere war fünf [Ellen breit] und die Decke. רובד s. oben III Note 76. Hier wird diese Bezeichnung für die auf die Mauer sich stützenden Decken der drei Stockwerke der Seitenräume gebraucht.",
+ "denn so heisst es. 1 Kön. 6, 6.",
+ "der mittlere sechs Ellen breit und der dritte sieben Ellen breit. Auch diese Mischna wird von den Erklärern ganz verschieden ausgelegt. Nach Raschi (1 Kön. 6, 6; Jechesk. 41, 6), R. Schemaja und Ascheri beziehen sich diese Angaben auf die in der vorhergehenden Mischna genannten Seitenräume: in dem unteren Stock hatte jeder dieser Räume eine Breite — bei denen auf der Nord- und Südseite zwischen Nord und Süd, bei denen auf der Westseite zwischen Ost und West — von fünf Ellen, die Decke dagegen halte eine Breite von sechs Ellen, da in der Höhe der Decke die Mauer des Hechal um eine Elle zurücktrat, auf dieser Elle der Hechal-Mauer ruhten die Decken-Balken des Seitenraumes, sie waren nicht in die Mauer hineingebaut. Die Decken der unteren Räume bildeten zugleich die Fussböden für die Räume im Mittelstock, diese waren demnach sechs Ellen breit, die Decken dieser Räume waren aber wieder um eine Elle breiter, da hier die Mauer des Hechal wieder um eine weitere Elle zurücktrat, so dass die Räume im obersten Stock eine Breite von sieben Ellen hatten. In Mischna 7 wird allerdings die Breite der Hechal-Mauer und die des Seitenraumes gleichmässig auf je sechs Ellen angegeben, während nach dieser Erklärung dieses nur in der Höhe des Mittelstocks der Seitenräume der Fall gewesen wäre, während unterhalb derselben die Mauer sieben und der Seitenraum fünf, und oberhalb derselben die Mauer nur fünf und der Seitenraum sieben Ellen breit gewesen wäre. Es wird aber dort deshalb die Breite der Mauer und der anschliessenden Seitenräume nur in der Höhe des Mittelstocks angegeben, weil hier die Fussböden der Seitenräume mit dem des Hechal in gleicher Linie lagen, während die untersten sechs Ellen der Hechal-Mauer, an die sich die untersten Seitenräume anschlossen, unterhalb des Fussbodens lagen und zum Fundament (אוטם s. Mischna 6) des Hechal gehörten, da zum Ulam und Hechal zwölf Stufen von je einer halben Elle hinaufführten, die Mischna aber nur die Breiten angibt, welche der Hechal, seine Mauern und die anschliessenden Räume zu ebener Erde neben einander einnahmen. Auch Tosaf. (Joma 52a; Bab. Bat. 61a) beziehen unsere Mischna auf die Seitenräume des Hechal und geben neben der von Raschi noch mehrere andere in einzelnem davon abweichende Erklärungen. Nach Maim. dagegen, dem auch hier wieder Bart. folgt, bezieht sich unsere Mischna überhaupt nicht auf die Seitenräume des Hechal, diese sowie die Mauer des Hechal hatten vielmehr unten wie oben überall die gleiche Breite, sondern an die äussere Mauer, welche sich rings um den Hechal mit allen seinen Seitenräumen herumzog, schloss sich auf der Aussenseite noch ein dreistöckiger Anbau an, in der heiligen Schrift יציע genannt, nur auf diesen beziehen sich nach ihm die Angaben der Mischna."
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+ "Ein Rundgang. מסבה übersetzen einige Erklärer mit Wendeltreppe, was aber hier nicht recht passt, da eine solche nicht von der Nordostecke bis zur Nordwestecke sondern gleich an der Nordostecke bis zur Höhe der Dächer hinaufgeführt haben würde. Vielmehr ist auch hier wie Tam. I, 1 ein Rundgang darunter zu verstehen, nur dass dort der Rundgang nach unten hinunterführte, während er hier von der Nordostecke zur Nordwestecke aufsteigend bis zur Höhe der Dächer der Seitenräume hinauf und von dort um die anderen Seiten des Tempelgebäudes herumführte.",
+ "man ging den Rundgang. Ed. pr. u. Ven. und Talmudausg.: בפספס(!).",
+ "bis man nach der Westseite kam. Hier angelangt befand man sich in gleicher Höhe mit den Dächern der Seitenräume und ging nun auf diesen entlang weiter.",
+ "ging die ganze Westseite entlang. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: בלפי מערב.",
+ "wandte man das Gesicht nach Osten. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: הגיע כלפי דרום והיו פניו למזרח.",
+ "bis man an den Eingang zum Oberstock. des Hechal.",
+ "gelangte. Entweder war das Seitengebäude so hoch, dass sein Dach bis zur Höhe des Oberstocks des Hechal reichte, oder es führte von dem Dach eine Treppe oder Leiter zum Eingange des Oberstocks hinauf.",
+ "denn der Eingang zum Oberstock war auf. Ed pr., Ven. u. Talmudausg.: כלפי.",
+ "Beim Eingänge zum Oberstock befanden sich zwei Stangen. כלונסות s. oben III Note 88. Nach R. Schemaja: Stangen mit sie verbindenden Sprossen, also eine Leiter, nach Ascheri: Stangen mit Einkerbungen, in die man beim Hinaufsteigen die Füsse setzte.",
+ "Vorstehende Mauerbalken. ראשי פספסין s. oben I Note 49. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg. lesen: ובראשן פספבין מבדיל, ed. pr.: וראשן מבדיל ohne das Wort פספסין. R. Schemaja erklärt nach der Lesart ובראשן, dass am unteren Ende der Stangen, da wo sie auf dem Fussboden standen, diese den Boden des Hechal von dem des Allerheiligsten trennenden Grenzzeichen angebracht waren, danach müsste sich der Eingang zum Oberstock des Hechal dort befunden haben, wo der Oberstock des Hechal und der des Allerheiligsten aneinander stiessen.",
+ "und nach dem Allerheiligsten führende Öffnungen. לול ein den unteren mit dem oberen Stock eines Gebäudes verbindender Steigeraum (1 Kön. 6, 8), daher לול של תרנגולים (Sabb. 102 b) Hühnersteige, hier eine durch die Decke nach unten hindurchgehende Öffnung.",
+ "damit ihre Augen sich nicht an dem Anblick des Allerheiligsten weideten. Die Kasten waren so eingerichtet, dass die Arbeiter immer nur die Fläche sehen konnten, an der sie zu arbeiten hatten."
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+ "Der Hechal. in weiterem Sinne d. i. der Hechal mit dem Ulam, dem Allerheiligsten und allen Seitenräumen.",
+ "hundert breit. S. weiter Note 69.",
+ "und hundert hoch. nur das Hauptgebäude, die Seitenräume waren, wie sich aus der vorhergehenden Mischna ergibt, nicht so hoch.",
+ "Das Fundament. אוטם, von אטם verstopfen, ein auch im Innern ausgefülltes Mauerwerk, das als Fundament für das darüber aufgeführte Gebäude dient. Nach Maim. ist damit das Fundament in der Erde gemeint, trotzdem werden die sechs Ellen der Höhe dieses Fundaments der Höhe der Mauern zugezählt, weil dieses Fundament an seinen Aussenseiten auf der Nord-, West- und Südseite freilag und hier als Mauer für die untersten Seitenräume diente, die tiefer als der Fussboden des Hechal lagen (s. oben Note 35). Nach Ascheri ist nicht das Fundament in der Erde gemeint, sondern nachdem der Bau aus der Erde herausgetreten, war er noch bis zur Höhe von sechs Ellen im Innern vollständig ausgefüllt, darüber erst befand sich der Fussboden des Hechal; dieser Unterbau befand sich ebenso unter dem Fussboden des Ulam wie unter dem des Hechal, da beide in gleicher Höhe lagen, und die je eine halbe Elle hohen zwölf Stufen, die zum Ulam und Hechal hinaufführten, entsprachen diesen sechs Ellen, um die die Fussböden beider infolge dieses Unterbaus höher lagen als der Fussboden der עזרה. (Die Erklärung, die R. Schemaja gibt, ist unklar und, wie Tosf. Jomt. nachweist, mit den übrigen Angaben der Mischna schwer in Einklang zu bringen).",
+ "die Mauerhöhe. vom Fussboden des Hechal bis zur Täfelung der Decke.",
+ "eine Elle die Täfelung. כיור, wahrscheinlich von כרח = כור graben, Schnitzerei, der geschnitzte Stuck unter der Decke.",
+ "zwei Ellen das Bindegebälk. כיח דלפה, nach Barten. und Tif. Jisr. der auf den Mauern aufliegende Balkenrahmen, auf dem die Querbalken der Decke ruhen, unter Hinweis auf בית לוופי, womit Targ. Onk. das Wort מחברת (Exod. 26, 4) übersetzt, also etwa „der Verbindungsrahmen.“ Maim. und R. Schemaja dagegen leiten es von דלף = Traufe ab, der Teil der Mauer, der zum Auffangen des Wassers diente.",
+ "eine Elle die Decke. die Balken und Bretter der Decke.",
+ "und eine Elle der Estrich. מעזיבה, von עזב (Neh. 3, 8) arab. زعب = stossen, füllen, die Aufschüttung über den Balken, durch die die Decke geebnet und gefestigt wird (s. Sukk. I Note 39).",
+ "die Höhe des Stockwerkes. Ed. pr. und ed. Ven. fehlen die Worte von וגובה של עליה bis מעזיבה ואמה.",
+ "drei Ellen das Schutz-Geländer. rings um das Dach.",
+ "und eine Elle die Rabenscheuche. Ed. Lowe: כולה עורב, ebenso Tosaf. Arach. 6a v. כגון, der Talmud (Sabb. 90a; Moed Kat. 9a; Menach. 107a; Arach. 6a) liest כליא auch כליה עורב, von כלה oder כלא zurückhalten, abhalten, nach Maim. ein rings um das Dach über dem Schutzgeländer angebrachter eiserner Aufsatz, dessen oberer Rand scharf wie ein Messer war, um die Raben abzuhalten, dass sie sich nicht auf das Dach setzten und es beschmutzten oder (s. Aseheri) verunreinigende Gegenstände dort niederlegten. Nach Raschi (Arach. 6a) waren es eiserne Platten mit daran angebrachten spitz zulaufenden Stangen, die auf dem Dache selbst angebracht waren, nach dem Aruch (v. כל) hatten sie auch das Aussehen der üblichen Vogelscheuchen."
+ ],
+ [
+ "die Mauer. die Dicke der Mauer.",
+ "der Ulam. sein Innenraum von Osten nach Westen.",
+ "eine Elle der Zwischenraum. טרקסין nach Sachs Beiträge S. 134 das gr. ϑριγκός, eine Ummauerung aus Stein und Holz, der Zwischenraum, der das Allerheiligste von dem Hechal trennte. In dem von Salomo erbauten ersten Tempel befand sich hier eine Mauer, die eine Elle dick war, beim Bau des zweiten Tempels wurde aus bautechnischen Gründen (s. Bab. Batr. 3a) von der Errichtung dieser Mauer abgesehen und der Raum, den sie eingenommen hatte, durch einen doppelten Vorhang nach dem Hechal und dem Allerheiligsten hin abgeschlossen (s. Joma V, 1), der Zwischenraum zwischen diesen beiden Vorhängen wurde מרקסין genannt.",
+ "die Mauer des Hechal. die das Allerheiligste auf der Westseite abschliessende Mauer, Hechal hier wieder in weiterem Sinne gebraucht (s. Note 48). Nach Maim. befanden sich im Innern dieser Mauer auch Seitenräume (s. oben Note 25).",
+ "der Seitenraum. Nach der Erklärung von Raschi und R. Schemaja beziehen sich diese Massangaben nur auf Mauer und Seitenräume in der Höhe des Mittelstocks (s. oben Note 35).",
+ "die Mauer des Rundgangs. Nach der Erklärung von Maim., wonach sich ausserhalb dieser Mauer noch ein dreistöckiger Anbau befand, auf den sich die Angaben in Mischna 4 beziehen (s. Note 35), bezieht sich diese Massangabe nur auf die Mauer von der Höhe des dritten Stocks dieses Anbaus an.",
+ "der Raum für die abfliessenden Wasser. Nach Ascheri befanden sich dort die Leitungsröhren, in denen das Wasser aus einer hochgelegenen Quelle, nach Raschi (Joma 31a) die Etamquelle, in die im Tempel angebrachten Wasserbassins geleitet wurde nach anderen Erklärern mündeten dort die Rinnen, in denen das Regenwasser von den Dächern des Tempelgebäudes abfloss.",
+ "3 Ellen und die Mauer. die diesen Platz nach aussen abschloss.",
+ "Der Ulam ragte darüber. über diese Breite von 70 Ellen des Tempelgebäudes mit sämtlichen Seitenräumen hinaus.",
+ "15 Ellen auf der Nordseite und 15 Ellen auf der Südseite hinaus. so dass hier in seinem vordersten Teile, wo sich der Ulam befand, das Gebäude, wie in der vorhergehenden Mischna angegeben, von Norden nach Süden eine Breite von 100 Ellen hatte. Nach Maim. endeten diese beiden seitlichen Teile des Ulam, um welche dieser breiter war als der Hechal mit seinen Seitenräumen, nicht wie der mittlere Teil des Ulam da, wo der Hechal mit seinen Seitenräumen begann, sondern sie erstreckten sich von Osten nach Westen auch zu beiden Seiten der Seitenräume des Hechal bis an die Westmauer des Tempelhofes, und betrug hier die Breite des Ulam auf jeder Seite 10 Ellen und die Breite der ihn nach aussen abschliessenden Mauern 5 Ellen, so dass demnach die Breite des Tempelgebäudes einschliesslich des Ulam in seiner ganzen Länge 100 Ellen betrug.",
+ "und wurde hier. nach einigen Erklärern nur hier auf den beiden Seiten, mit denen der Ulam über die Breite des Hechal und seiner Seitenräume hinausragte, nach anderen auch in seinem mittleren Teil, soweit dieser vor den Seitenräumen und nicht vor dem Hechal selbst gelegen war.",
+ "Schlachtmesser. חליפות syr. ܚܰܠܦܳܐ = Messer, von חלף (Richter 5, 26) durchstechen, vgl. מחלף (Esr. 1, 9).",
+ "die Messer. zum Schlachten der Opfertiere (s. Raschi Sukk. 56 a v. וחלונה סתומה). Nach einigen Erklärern wurden dort nur die unbrauchbar gewordenen Messer verwahrt, wozu der Ausdruck גונזים besser stimmen würde (s. Maim. הלכות כלי מקדש I, 15).",
+ "in seinem vorderen breit. Der ganze hintere Teil des Gebäudes von da an, wo der Ulam aufhörte, hatte nach der Erklärung von Raschi nur eine Breite von 70 Ellen und nur der davor liegende Ulam eine Breite von 100 Ellen. Nach Maim. war das Gebäude in seiner ganzen Länge gleichmässig 100 Ellen breit (s. Note 69), er sieht sich deshalb zu erklären genötigt, dass der Bau nach hinten zu mehr eng und nach vorne hin mehr breit ausgeführt war, was wohl dahin zu verstehen ist, dass die angegebenen Masse nach hinten zu knapper und nach vorne zu reichlicher gemessen waren. Abweichend von dieser Erklärung des צר מאחוריו ורחב מלפניו bezieht Straschun das מאחוריו auf den westlichsten hinter dem Allerheiligsten befindlichen Anbau mit den Seitenräumen, dieser reichte nach ihm dort von Nord nach Süd nur von der nördlichen bis zur südlichen Mauer des Hechal und stiess auf beiden Seiten in einem Winkel an die Seitengebäude auf der Nord- und der Südseite, so dass die Seitenräume auf der Westseite von der Nord- und der Südseite und die auf der Nord- und Südseite von der Westseite ihr Licht erhielten. Danach war das Tempelgebäude hier in seinem hintersten Teile um die Breite der nördlichen und der südlichen Seitenräume schmäler als in seinem vorderen Teile, eine Erklärung, die ebenso auf die Ansicht von Maim. wie auf die von Raschi zutreffen würde (vgl. dazu Josephus, b. j. V, 5, 4).",
+ "wie es heisst. Jes. 29, 1.",
+ "Wehe Gotteslöwe. אריאל Bezeichnung für den Altar (Jechesk. 43, 15. 16. s. oben III Note 18), hier als Bezeichnung für das ganze Tempelgebäude aufgefasst.",
+ "in dessen Stadt. zu dem stat. constr. קרית ist das voranstehende אריאל zu ergänzen (Hirsch)."
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+ "Der ganze Tempelhof. der ganze von der Mauer des Tempelhofes vom Männer-Vorhof an bis zur westlichen Mauer des Tempelhofes, eingeschlossene Raum mit dem darauf stehenden Tempelgebäude.",
+ "der den Israeliten zugängliche Raum. der oben II, 6 עזרת ישראל genannt wird. In ed. pr. fehlen die Worte מקום דריסת ישראל י״א אמה.",
+ "der nur den Priestern zugängliche. der ebendort עזרת כהנים genannte Raum.",
+ "der Altar. und sich an ihn anschliessend auf der Südseite die Rampe und auf der Nordseite die Schlachtringe, Säulen und Tische.",
+ "zwischen dem Ulam und dem Altar. und der sich zu beiden Seiten daran anschliessende freie Raum.",
+ "der Hechal. mit dem zu seinen beiden Seiten bis zur Tempelhofes-Mauer frei bleibenden Raum.",
+ "100 Ellen und 11 Ellen hinter dem Allerheiligsten. von der die hinter dem Allerheiligsten gelegenen Seitenräume abschliessenden Mauer bis zur Westmauer des Tempelhofes. Über die Bezeichnung des Allerheiligsten als בית הכפורת s. oben I Note 13."
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+ "Von Norden nach Süden 135: die Rampe und der Altar . S. oben III Note 33.",
+ "vom Altar bis zu den Ringen 8 Ellen, der Platz, auf dem die Ringe waren, 24, von den Ringen bis zu den Tischen 4, von den Tischen bis zu den niedrigen Säulen. Es fehlt die Angabe des Raumes, den die Tische einnahmen. Nach Maim. (הלכות בית הבחירה V, 14; s. dort כסף משנה) ist dieser Raum in den beiden letzten Angaben der Mischna mit enthalten: der Raum von den Ringen bis zur Mitte des Platzes, auf dem die Tische standen, war 4 Ellen, und ebenso der Raum von hier bis zu den Säulen 4 Ellen breit. Nach Anderen (Raschi Joma 16 b, ebenso Ascheri) ist der Platz für die Tische nicht angegeben, sondern ist er, ebenso wie der, auf dem die Säulen standen, in dem von der Gesamtbreite von 135 Ellen als noch übrigbleibend angegebenen Rest von 25 Ellen mit enthalten.",
+ "der Rest. 25 Ellen.",
+ "auf dem die Säulen standen. Wie dieser Rest sich auf diese beiden Plätze verteilte, darüber gehen die Ansichten auseinander. Nach Maim. kam auf jeden der beiden Plätze die Hälfte, also auf den Platz von der Rampe bis zur Mauer 12½ und auf den Platz, auf dem die Säulen standen, 12½ Ellen. Danach hätte der Altar um 7 Ellen über die südliche Hälfte des Tempelhofes hinausgereicht — 12½ Ellen von der Mauer bis zur Rampe und die 62 Ellen der Rampe und des Altars, zusammen 74½ Ellen, während der ganze Tempelhof 135 Ellen, die Hälfte also nur 67½ Ellen breit war — nach R. Elieser ben Jakob, dessen Ansichten unser Traktat bei allen ohne Tradenten wiedergegebenen Angaben folgt (s. Joma 16 a), soll aber der Altar in seiner ganzen Ausdehnung nur auf der südlichen Hälfte des Tempelhofes gestanden haben (Joma 37 a; Sebach. 59 a). Deshalb erklärt Raschi (Joma 17 a v. אלא לאו), dass von den 25 Ellen nur 5½ Ellen auf den Raum zwischen Rampe und Mauer fielen und 19½ Ellen auf den Raum, auf dem die Säulen und die Tische (s. Note 9) standen. Auch für die Verteilung der 25 Ellen nach der Annahme, wonach der Altar nicht in seiner ganzen Ausdehnung auf der südlichen Hälfte des Tempelhofes stand, führt Raschi (ebend. 16 b) mehrere Ansichten an, die von der von Maim. angegebenen abweichen."
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+ "Sechs. Maim. (הלכות בית הבחירה V, 17) gibt die Anzahl der Kammern auf 8 an, indem er auch die beiden Kammern zu Seiten des Nikanortors mitzählt (s. oben I, 4). Dass die Mischna diese beiden Kammern nicht mit aufzählt, erklärt Tif. Jisr. damit, dass sie sich nicht im eigentlichen Tempelhof sondern im Innern der Mauer befanden, ebenso erklärt er die Nichterwähnung der vier Kammern des Erwärmungs-Raumes (oben I, 6) damit, dass diese nur Nebenräume des Erwärmungs-Raumes waren, und die Abtinas-Kammer (oben I, 1), die sich auf der Südseite des Tempelhofes befand (s. Joma 19a) werde deshalb nicht mitgezählt, weil sie sich nicht auf ebener Erde, sondern über dem Wassertor befand. Die Mischna will aber hier wohl überhaupt nicht die Zahl der Kammern im Tempelhof angeben sondern nur die Namen dieser sechs vorher noch nicht erwähnten Kammern und zu welchen Zwecken sie dienten.",
+ "Kammern waren im Tempelhofe. im Priester-Vorhofe oder zum Teil auch im Männer-Vorhofe.",
+ "Auf der Nordseite. Sämtliche Mischnaausg. lesen hier שבצפון und in der folgenden Mischna שבדרום, im Talmud Joma 19a wird dagegen die Mischna in der umgekehrten Lesart zitiert, hier שבדרום und in der folgenden שבצפון. Von den Erklärern folgen Maim. Tosf. Jomt. und Tif. Jisr. der Lesart im Talmud.",
+ "die Parwa. פרוה nach dem Talmud (Joma 35a) ein Eigenname.",
+ "-Kammer und die Abwasch-Kammer. in der angegebenen Reihenfolge von Osten nach Westen auf einander folgend.",
+ "dort salzte man die Häute der Opfertiere. der hochheiligen, deren Felle den Priestern zufielen.",
+ "auf dem Dach derselben war das Tauchbad für den Hohepriester am Versöhnungstage. in dem er bei dem jedesmaligen Wechseln seiner Kleider sich baden musste (s. Joma III, 3).",
+ "dort reinigte man die Eingeweide. den Pansen, der einer besonders gründlichen Reinigung bedurfte (s. Tam. IV, 2). Manche Mischnaausg. lesen statt קרשי : קרבי, danach diente diese Kammer auch zum Abwaschen des von den Priestern zu verzehrenden Fleisches der hochheiligen Opfertiere.",
+ "und von dort führte ein Rundgang zum Dach der Parwa-Kammer hinauf. Der Aufstieg zum Dach der Parwa-Kammer begann, um das Hinaufsteigen dem Hohepriester bequemer zu machen, schon an der in einem Abstand von ihr liegenden Abwasch-Kammer."
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+ "Auf der Südseite. S. Note 14.",
+ "die Holzkammer. die so genannt wurde, weil sie aus Holz gebaut war (s. Tosf. Jomt.). Andere Erklärer geben für diese Namen andere Erklärungen, die aber wenig einleuchten.",
+ "die Gola-Kammer. Die Erklärung für diese Bezeichnung s. Note 28.",
+ "die Quader-Kammer. so genannt, weil sie aus gleichmässig geformten grossen Quadersteinen gebaut war, sie lag von den Kammern auf der Südseite am weitesten nach Osten.",
+ "das war die Kammer des Hohepriesters. die לשבת פרהדרין (Jom. I, 1 פלהדרין) genannte Kammer, in der der Hohepriester die letzte Woche vor dem Versöhnungsfeste zubringen musste.",
+ "sie lag hinter den beiden anderen. Nach Maim. lagen die drei Kammern eine hinter der anderen, so dass diese Kammer die hinterste d. h. die am weitesten nach Westen gelegene war. Nach den anderen Erklärern lagen die Holzkammer und die Golakammer nicht hinter, sondern neben einander, hinter der ihnen beiden vorgebauten Quaderkammer, jedoch so, dass die Golakammer nach innen und die Holzkammer nach aussen zu lag, so dass diese von dem Innern des Tempelhofes aus gesehen nicht nur hinter der Quaderkammer, sondern ebenso auch hinter der Golakammer lag. Ed Lowe und Talmudausg. לשכת כהן גדול היתח אחורי שתיהן, wonach Ascheri erklärt, dass Abba Saul gar nicht die Bestimmung der Holzkammer erklären will, sondern im Gegensatz zu H. Elieser ben Jakob meint, hinter den beiden anderen habe sich nicht eine לשבת העץ genannte Kammer befunden, sondern die Kammer des Hohepriesters. Ed. pr. und ed. Ven. lesen: לשכת כהן גדול חיתה שתיהן, wofür ich keine Erklärung weise.",
+ "das Dach der drei bildete eine gerade Fläche. sie waren gleich hoch und lagen so dicht bei einander, dass sie wie unter einem Dache lagen.",
+ "dort war der Gola-Brunnen. S. Erub. X, 14. Nach den Erklärern wurde dieser Brunnen Gola-Brunnen genannt, weil er erst beim Bau des zweiten Tempels von den aus Babylon zurückgekehrten Exulanten, die mit dem Kollektiv-Namen הגולה bezeichnet zu werden pflegen, gegraben worden war. Andere lesen הגולה (s. Secharj. 4, 3) und erklären das Wort עליו auch auf קבוע beziehend, dort war ein Brunnen, darüber war ein Wasserbassin befestigt und darüber war das Schöpfrad, vermittels dessen das Wasser aus dem Brunnen in das Bassin geschöpft wurde. In ed. pr., Ven. u. Talmudausg. fehlt überhaupt das Wort הגולה, sie lesen: שם היה בור קבוע.",
+ "darüber befand sich das Schöpfrad. ein Rad, um das eine Kette gewunden war, an der die Eimer in den Brunnen herabgelassen wurden.",
+ "von dort versah man den ganzen Tempelhof mit Wasser. zum Waschen, Kochen u. s. w.",
+ "Die Quader-Kammer. Sie stand nur zur Hälfte im Heiligtum, hier fanden die Auslosungen unter den Priestern statt (s. Tam. II Note 36), mit der anderen Hälfte dagegen ausserhalb des Heiligtums, weil es im Heiligtum nicht gestattet war sich niederzusetzen, und hatte zwei Eingänge, einen vom Heiligtum und einen von aussen (Joma 25a).",
+ "dort hatte das grosse Synedrium Israels. die höchste richterliche Instanz auch in allen anderen Angelegenheiten.",
+ "wurde an einem Priester ein Makel. der ihn ungeeignet zur Ausübung der priesterlichen Funktionen machte. Nach Maim. hatte das Synedrium die Priester auch auf etwaige Leibesfehler zu untersuchen, diejenigen, die wegen einer solchen zur Verrichtung einer Opferhandlung für untauglich befunden wurden, erhielten aber dennoch ihren Anteil von den Opfern und wurden zu Hilfsdiensten im Heiligtum verwendet (s. oben II, 5).",
+ "ging hinein. Ed. Lowe fehlt: נכנס.",
+ "und man. das Synhedrium, wenn bei der Prüfung der zum ersten Male sich zum Dienste meldenden Priester an keinem unter ihnen ein Makel gefunden worden war.",
+ "dass kein Makel an dem Nachkommen des Priesters. Ed. Lowe fehlt: הכהן.",
+ "Gelobt sei Gott. המקום Bezeichnung für Gott, s. Sanh. VI Note 56.",
+ "und gelobt sei er. Ed. Lowe fehlen die Worte von וברוך הוא an.",
+ "zu stehen und zu dienen vor dem Ewigen. Deut. 18, 5."
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+ "\nDer Traktat מרות „Masse“ enthält eine Beschreibung der Tempelanlage, seiner Haupt- und Nebenräume. Er führt den Namen מרות, weil insbesondere die Grössen-Verhältnisse des Ganzen und seiner einzelnen Teile darin angegeben werden.\nDer Tempel, auf den sich die Angaben dieses Traktats beziehen, ist nicht der erste von Salomo erbaute, dieser wird in den Büchern der Könige (I Kap. 6) und der Chronik (II Kap. 3 und 4) beschrieben, die dort gegebenen Grössen-Angaben weichen in wesentlichen Punkten von den Angaben unseres Traktats ab. Nach der Rückkehr aus dem Exil wurde der Tempel zwar im ganzen nach dem Vorbilde des ersten Tempels wieder aufgebaut, für einzelnes diente aber auch das vom Propheten Jecheskel geschaute künftige Heiligtum als Vorbild, auf das auch in unserem Traktate mehrfach (II,5; III,1; IV, 1; IV, 2) Bezug genommen wird. Genauere Angaben über diesen zweiten Tempelbau fehlen in der heiligen Schrift, die einzige darauf bezügliche Angabe im Buche Esra (VI, 3) stimmt ebenfalls nicht mit den Angaben in unserem Traktate überein. Durch den König Herodes wurde die ganze Tempelanlage einem vollständigen Umbau unterzogen, dabei bedeutend verschönert und wohl auch erweitert und erhöht. Josephus gibt eine doppelte Beschreibung des Tempels nach diesem Umbau (antiqu. XV, 11, 3—5; bell. jud. V, 5, 1—6), die allerdings auch vielfach, auch was die Grössenverhältnisse anbetrifft, von den Angaben in unserem Traktate abweichen. Es ist aber wohl nicht zu bezweifeln, dass es der Tempel in der ihm durch diesen Umbau gegebenen Gestalt ist, wie er sich in dem letzten Jahrhundert vor seiner Zerstörung den Blicken dargeboten hat, auf den die Angaben in unserem Traktate zu beziehen sind.\nDer Platz, auf dem der Tempel stand, war der im Nordosten der Stadt gelegene Hügel Morija. Der für den Tempelbau hergerichtete Teil dieses Hügels, der Tempelberg (הר הבית) genannt, war ringsum von einer hohen Mauer umgeben und umfasste nach der Mischna einen Flächenraum von 500 Ellen im Quadrat, nach Josephus (antiqu.) betrug der Umfang dieses Platzes 4 Stadien (1 Stadie = c. 570 Fuss). Das Tempelgebäude mit seinen Vorhöfen befand sich auf der nordwestlichen Seite dieses Platzes. Durch eine zweite niedrige Mauer oder gitterartige Umzäunung, Soreg (סורג) genannt, war dieser innere Teil des Platzes, den kein Nicht-Israelite und kein durch einen Toten Verunreinigter betreten durfte, von dem übrigen äusseren Teile des Tempelberges abgegrenzt. Der Raum zwischen dieser inneren Mauer und der das Tempelgebäude mit seinen Vorhöfen ringsum einschliessenden Mauer war 10 Ellen breit und wurde Chel (חיל) genannt.\nDas Tempelgebäude erstreckte sich von Osten nach Westen. Von dem Chel stieg man zunächst auf 12 Stufen zu dem Vorhof der Frauen hinauf, von diesem führten 15 Stufen zu dem Vorhof der Israeliten und dem sich daran anschliessenden Vorhof der Priester und dem Platz, auf dem der Opferaltar stand. Von hier führten 12 Stufen zu dem eigentlichen Tempelgebäudo hinauf, das drei Haupträume enthielt, den Ulam, eine Art Vorhalle, den Hechal, in dem der Räucheraltar, der heilige Leuchter und der heilige Tisch standen, und das Allerheiligste. An diese Haupträume schlossen sich auf der Nord-, Süd- und Westseite noch Seitenräume an.\nDas Tempelgebäude mit seinen Vorhöfen war ringsum von einer Mauer umgeben, der Tempelhof-Mauer (חומת העזרה). Das Gebäude mit seinen Seitenräumen war schmäler als die Vorhöfe und reichte auch in seiner Länge nicht bis an die Tempolhof-Mauer heran, es war demnach auf der Nord-, Süd- und Westseite von einem freien zum Tempel-Vorhof gehörenden Platz umgeben. Auf der Westseite hinter dem Allerheiligsten hatte dieser Zwischenraum zwischen dem Gebäude und der Tempelhof-Mauer eine Breite von 11 Ellen.\nDie Angaben, die der Traktat enthält, geben im ganzen ein bestimmtes Bild von der Gesamtanlage sowohl wie von den Grössen-Verhältnissen und der Lage der einzelnen Teile, wenn sie auch im einzelnen noch manches unklar und unbestimmt lassen. Der Traktat besteht aus 5 Abschnitten, in den einzelnen Abschnitten werden besprochen:\nI. Die Tempelwachen innerhalb und ausserhalb des Heiligtums. Die Tore der Mauer des Tempelbergs und der des Tempelhofes. Der Erwärmungs-Raum (בית המוקד) mit seinen vier Kammern.\nII. Der Tempelberg. Der Soreg und der Chel. Der Frauen-Vorhof, der Vorhof für Israeliten und der Vorhof für Priester.\nIII. Der Opferaltar und die zu ihm hinaufführende Rampe. Der Schlachtraum. Der Eingang zum Ulam.\nIV. Der Eingang zum Hechal. Die Seitenräume des Hechal. Die Mauern des Hechal. Länge und Breite des Hechal-Gebäudes einschliesslich des Allerheiligsten, des Ulam und der Seitenräume.\nV. Gesamt-Länge und Breite des Tempelhof-Platzes einschliesslich des Tempelgebäudes. Die Kammern auf der Nord- und Südseite des Tempelhof-Platzes.\n"
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+ "An drei Stellen hielten die Priester im Heiligtum Wache. nach den meisten Erklärern nur während der Nacht, nach anderen auch bei Tage.",
+ "im Zündfeuerraum und im Erwärmungsraum. S. Tam. I Noten 2—4.",
+ "und die Leviten an einundzwanzig Stellen. Auch vor den Räumen, in denen die Priester Wache hielten, hielten, wie die meisten Erklärer annehmen, draussen Leviten Wache (s. weiter Mischna 5 und 9). Es ist danach entweder zu erklären, an 21 Stellen hielten die Leviten allein Wache, ausser den 3 genannten Stellen, an denen ausser ihnen auch Priester wachten, oder es sind in diesen 21 Stellen die 3 genannten, wo auch die Priester Wache hielten, mit enthalten, indem unter den fünf Toren des Tempelhofes, an denen die Leviten Wache hielten, drei waren, die sich an derselben Stelle befanden wie die genannten drei Räume, nämlich das Wassertor, über oder (nach anderen) neben dem sich der Abtinas-Raum befand, das Zündfeuer-Tor und das Tor des Erwärmungs-Raums (s. weiter Mischna 4 und 5).",
+ "fünf an den fünf Toren des Tempelberges. S. Mischna 3.",
+ "vier an seinen vier Ecken. an den vier Ecken der den ganzen Tempelberg einschliessenden Mauer.",
+ "drinnen. Hier hielten sich die Wächter innerhalb der Mauer auf, weil sie hier durch das rings um die Mauer führende Schutzdach geschützt waren und sich, wenn sie müde wurden, auch niedersetzen durften, da dieser Raum noch nicht zum Tempelhof gehörte, in dem es nicht erlaubt war, sich niederzusetzen.",
+ "fünf an fünf Toren. Nach Mischna 4 hatte der Tempelhof sieben Tore. Nach der ersten Erklärung in Note 3 hielten die Leviten allein nur an fünf Toren Wache, da an den beiden anderen Toren, am Zündfeuer-Tor und am Tor des Erwärmungsraums, auch die Priester Wache hielten; am Wassertor hielten danach die Leviten auch noch besonders Wache, neben den Leviten, die zusammen mit den Priestern an dem darüber befindlichen Abtinas-Raum Wache hielten. Nach der zweiten Erklärung wurden überhaupt nur fünf von den sieben Toren bewacht, an den beiden anderen war keine Wache nötig, da sie in der Mitte zwischen zwei bewachten Toren lagen, nämlich das Erstgeburten-Tor zwischen dem Brennholz-Tor und dem Wassertor, und das Opfertor zwischen dem Zündfeuer-Tor und dem Tor des Erwärmungs-Raums. Nach einer anderen Ansicht im Talmud (Tam. 27a) gibt hier die Mischna die Ansicht eines anderen Tanna als des in Mischna 4 wieder, danach hätte der Tempelhof überhaupt nur fünf Tore gehabt.",
+ "des Tempelhofes. Unter עזרה wird hier der ganze von einer Mauer ringsum umgebene Platz vom Männer-Vorhof an vor, zu beiden Seiten und hinter dem Hechal und dem Allerheiligsten verstanden, wir übersetzen es deshalb mit „Tempelhof“.",
+ "vier an seinen vier Ecken. an den vier Ecken dieser den Tempelhof einschliessenden Mauer.",
+ "draussen. Hier mussten die Wächter sich ausserhalb der Mauer aufhalten, weil sie innerhalb derselben sich, auch um sich auszuruhen, nicht hätten niedersetzen dürfen.",
+ "einer an der Opferkammer. die weiter Mischna 6 לשנת טלאי קרבן und Tam. III, 3 הטלאים לשכת genannte Kammer, in der die für das tägliche Morgen- und Abendopfer bestimmten Tiere standen, nach einer anderen von Ascheri gebrachten Erklärung eine andere Kammer, die sonst nirgends genannt wird, in die die Opfertiere gebracht wurden, um auf ihre Tauglichkeit untersucht zu werden.",
+ "einer an der Vorhangskammer. nach Ascheri die Kammer, in der die Vorhänge für das Heiligtum gewebt wurden. Auch diese Kammer wird sonst nirgends genannt, ihre Lage lässt sich daher auch nicht angeben.",
+ "und einer auf der Rückseite des Allerheiligsten. בית הכפורת wurde der Raum des Allerheiligsten nach dem auf der heiligen Lade liegenden Deckel genannt, weil von hier aus Mose die Stimme Gottes zu sich reden hörte, (s. Num. 7,89)."
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+ "Der Tempelbergsvorsteher. der die Oberaufsicht über den ganzen Tempelberg hatte und entweder auch während der Nacht sich innerhalb der Mauer des Tempelbergs aufhielt oder die Schlüssel zu einem Tore hatte, um eintreten zu können.",
+ "machte die Runde bei allen Wachen. Wenn auch die Wachen innerhalb des Tempelhofes gemeint sind, muss man annehmen, dass er Schlüssel zu einer Nebenpforte hatte, durch die er auch in den bei Nacht geschlossenen Tempelhof eintreten konnte.",
+ "Stand der Wächter nicht aufrecht. sondern hatte er sich niedergesetzt, so dass zu befürchten war, dass er vielleicht schlief.",
+ "sprach ihn. Ed. Lowe: „ו„אומר לו ebenso im Talmud, Tam. 27b, Maim. הלכות בית הכחירה VIII, 10. Danach wäre zu übersetzen: Stand der Wächter nicht aufrecht und sprach ihn mit den Worten an: „Herr Tempel-Vorsteher, Frieden über dich!“ so war daran zu erkennen, dass er schlief."
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+ "die beiden Hulda-Tore. nach Ansicht der meisten Erklärer nach der Prophetin Hulda benannt (s. Könige II 22, 14).",
+ "sie dienten als Eingang und Ausgang. d. h. die meisten Besucher des Heiligtums betraten es und verliessen es durch diese Tore, vgl. weiter II, 1.",
+ "das Kiphonos-Tor. Woher dieses Tor den Namen hatte und was er bedeutet, wird nicht angegeben. Nach dem Verfasser des Buches שלטי הגבורים sei es von dem griech. κῆπος = Garten abzuleiten und habe sich vermutlich in seiner Nähe eine Gartenanlage befunden.",
+ "es diente als Eingang und Ausgang. Manche Mischnaausgaben haben hier nicht die Worte: משמש כניסה ויציאה .",
+ "das Tadi-Tor. Die Lesarten schwanken zwischen טרי mit einem ד und טרי mit einem ר. Ed. Ven. und Lowe lesen: טרי. Für den Beinamen dieses Tores werden von den Erklärern die verschiedenartigsten Erklärungen gegeben. David Kimchi liest טדי und hält dieses für einen Personen·Namen = Tadäus, nach dem das Tor benannt war. Ascheri liest ebenfalls טדי und erklärt es mit „hoch“ (arab. طود = Berg), weil das Tor nach oben giebelartig in eine Spitze auslief (vgl. weiter II, 8). Der Verfasser des שלטי הגבורים liest טרי und vermerkt, dass es entweder das griech. ϑέριος sei, also etwa „das Sommertor“ (ϑέρος = der Sommer), vielleicht deshalb so genannt, weil es auf der Nordseite gelegen im Sommer einen kühlenden Aufenthalt gegen die Sonnenglut gewährte, oder das griech. τέρυ = schwach, weil es nicht wie die anderen Tore oben durch eine querliegende Oberschwelle abgeschlossen war. Andere vermuten in טרי das griech. τρία oder τρι = drei, weil die giebelartige Spitze des Tores die Form eines Dreiecks hatte (s. Tosf. Jomt. und Tif. Jisr.). In den Tosf.-Auszügen (פסקי תוספות) z. St. werden für den Namen טרי noch zwei andere Erklärungen gebracht, nach der einen soll es das „stille“ Tor bedeuten, weil dieses Tor hauptsächlich von solchen benutzt wurde, die in der Stille das Heiligtum verlassen mussten (s. R. Elieser ben Jakob am Schluss der Mischna 9), nach der anderen „das Sängertor“ (טיידי Mehrz. von טיידון s. Levy Wörterbuch), wie Tosf. Jomt. vermutet, weil vielleicht die Leviten in der Nähe dieses Tores ihre Gesänge einübten.",
+ "es war garnicht zum Gebrauch bestimmt. man pflegte es nicht als Ein- und Ausgang zu benutzen.",
+ "über. Nach der Mischna Kelim XVII, 9 (s. dort Bart. und Raschi zu Menach. 98a v. בשושן הבירה) befand sich die Abbildung nicht auf dem Tore selbst, sondern auf einem über dem Tore gelegenen Oberbau.",
+ "durch dieses gingen der Hohepriester. Das Verbrennen der roten Kuh geschah zumeist durch den Hohepriester, doch durfte es auch durch einen anderen Priester geschehen (s. Para IV, 1). Ed. Ven. liest: כהן.",
+ "die Kuh. Ed. pr. und ed. Ven. lesen: שורף את הפרח (ed. Ven. שבו רואה בהן גדול (בהן, das zweite ופרח fehlt in beiden Ausgaben (s. weiter II, 4 und Para III, 5).",
+ "zum Ölberg hinaus. auf dem die Kuh verbrannt wurde. Die Kuh musste zunächst ins Heiligtum gebracht werden, um dort auf ihre Tauglichkeit untersucht zu werden."
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+ "Sieben Tore hatte der Tempelhof. S. oben Note 8.",
+ "Auf der Südseite. von Westen nach Osten gerechnet.",
+ "das Brennholz-Tor. durch das man das Holz für den Altar in das Heiligtum brachte. Nach einer anderen Erklärung wurde es שער הדלק genannt, weil man durch dieses Tor täglich Feuer auf den Altar brachte (s. Joma 21 b).",
+ "als zweites danach das Erstgeburten-Tor. durch das die Erstgeburts-Opfer, die nicht auf der für hochheilige Tiere vorgeschriebenen Schlachtstelle auf der Nordseite geschlachtet zu werden brauchten, zum Schlachten hineingeführt wurden. Nach einigen Erklärern wurden auch die anderen nicht hochheiligen Opfertiere durch dieses Tor hineingeführt, nach ed. Ven., Lowe und Talmudausg. hiess auch dieses Tor: שער הקרבן, es wäre aber dann von dem הקרבן שער auf der Nordseite (s. folg. Mischn.) zu unterscheiden.",
+ "als drittes danach das Wassertor. S. weiter II, 6.",
+ "das Nikanor-Tor. nach dem Spender der Türen zu diesem Tore so benannt (s. Joma III, 10 und dort Note 60), nach einer anderen von Ascheri gebrachten Erklärung nach dem syrischen Feldherrn Nikanor auf Grund einer im Talm. Jerus. (s. Taani. II, 13), auch in dem Geschichtswerk צמח דוד gebrachten Erzählung.",
+ "die eine war die Kammer des Kleideraufsehers Pinchas. S. Schekal. V, 1.",
+ "die andere die Kammer der Hersteller des Pfannenopfers. das der Hohepriester täglich früh und abends darzubringen hatte. Ed. pr., Ven. und Lowe lesen: לשכת בית עושה חבתין."
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+ "Auf der Nordseite. von Westen nach Osten gerechnet.",
+ "Das Zündfeuertor. S. Tam. I Note 3.",
+ "es war wie eine Art Vorbau. אכסדרה = ἐξέδρα, ein offener überdachter Vorbau.",
+ "darüber war ein Oberstock. der in Mischn. 1 angeführte בית הנצוץ genannte Raum.",
+ "eine Tür führte von ihm. Nach Bart, und Ascheri befand sich in diesem Tore ausser den Türen, die nach innen in den Tempelhof führten, noch eine Tür, die nach dem vor dem Tempelhof gelegenen חיל genannten Platze führte. Es ist aber nicht recht verständlich, wozu diese Tür nötig war, da nach der Erklärung von Bart. der vor dem Tore befindliche Vorbau nach vorne hin offen war. Andere erklären, dass von dem über dem Tore gelegenen בית הנצוץ eine Tür nach aussen führte, durch die man an einer dort angelegten Treppe zum חיל gelangen konnte.",
+ "zum Zwinger. S. weiter II Note 17.",
+ "das zweite danach war das Opfertor. durch die man die Opfertiere, insbesondere die hochheiligen, die nur auf der Nordseite des Tempelhofes geschlachtet werden durften, zu der auf der Nordseite gelegenen Schlachtstelle führte.",
+ "das dritte das [Tor] des Erwärmungsraums. S. Tamid I Note 4."
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+ "Vier Kammern waren in. Ed. Lowe: לבית",
+ "in der Art von Nebenzimmern. קיטון = κοιτών, Schlafzimmer, dann überhaupt kleines Zimmer. Maim. leitet es von קיט = Sommer ab, Sommerzimmer, in dem man sich im Sommer zum Schlafen niederlegte.",
+ "deren Türen nach einem Saale. טרקלין = triclinium, das Hauptzimmer der Wohnung, in dem gespeist wurde.",
+ "führen. In der Mitte war ein grosser freier Raum, der eigentliche Erwärmungsraum, auf der Nordseite das nach aussen führende Tor und gegenüber auf der Südseite das nach dem Tempelhof führende Tor. Von den vier Kammern waren zwei auf der Ostseite, eine auf dem nördlichen und die andere auf dem südlichen Teile, und ebenso zwei auf der Westseite.",
+ "zwei zu den nichtheiligen Räumen. Nach den meisten Erklärern befand sich das ganze Gebäude innerhalb der Mauer des Tempelhofes, der südliche Teil desselben mit den beiden nach der Südseite hin gelegenen Kammern und dem nach dem Tempelhof führenden Tor gehörte zu den geheiligten Räumen, der nördliche Teil mit den beiden nach der Nordseite hin gelegenen Kammern und dem nach aussen führenden Tor zu den nicht geheiligten. Nach Maim. lag das ganze Gebäude ausserhalb der Mauer des Tempelhofes, es gehörte daher zu den nicht geheiligten Räumen, nur die beiden nach der Südseite hin gelegenen Kammern, von denen besondere Eingänge nach dem Tempelhof führten, gehörten zu den geheiligten Räumen.",
+ "vorstehende Mauerbalken. Ed. Ven.: וראשן פישפשין מבדיל, ed. Lowe: ובראשם שני פספסין מבדיל, Talmudausg.: וראשי פישפשין מבדיל. Nach Levy Wörterb. פסיפס = ψῆφος Steinchen, daher auch steinernes Gesims, nach Bart.: ans der Mauer hervorragende Balken, nach Maim.: eine Art Gitterwerk. Vielleicht Pilpel-Form von פסס = trennen, scheiden.",
+ "Die südwestliche. Über die hiervon abweichende Angabe Tamid III, 3, wonach diese Kammer auf der nordwestlichen Seite gelegen hat, s. dort Note 24.",
+ "war die Opferkammer. טלאי קרבן die für das tägliche Opfer bestimmten Lämmer, von denen dort stets wenigstens sechs eingestellt waren (s. Arach. II,5; dort heisst die Kammer הטלאים לשבת). Talmudausg.: לשכת קרבן, Talmud Joma 16b: לשבת טלי קרבן, ed. pr.: טדי קרבן לשבת, ed. Ven.: לשכת טרי קרבן.",
+ "die südöstliche die Kammer für die Hersteller. Talmudausg. fehlt: עושי, ed. Lowe: עושה.",
+ "die die Könige von Syrien entweiht hatten. Diese Kammer wird Tamid III, 3 לשכת החותמות = die Marken-Kammer genannt, weil dort die Marken verkauft wurden, für die man das vorgeschriebene Mass Mehl, Wein und Öl erhielt, das man zu jedem Opfer brauchte (s. Schekal. V, 3. 4.). Hier wird nur die andere Verwendung dieser Kammer angeführt, die darauf hinweist, dass sie zu den nichtgeheiligten Räumen gehörte (Tif. Jisr.).",
+ "durch die nordwestliche ging man zum Tauchbad hinunter. S. weiter Mischna 9. Diese Kammer wird Tam. III, 3 לשכת בית המוקד genannt, nach einigen Erklärern, weil dort auch ständig ein Feuer brannte, nach anderen, weil sie als Aufbewahrungskammer für die im בית המוקד gebrauchten Gegenstände diente."
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+ "das eine. das auf der Nordseite.",
+ "führte nach dem Zwinger. S. weiter II Note 17.",
+ "das andere. das auf der Südseite.",
+ "Das nach dem Tempelhof führende hatte eine kleine Nebenpforte. פשפש s. Tam. I Note 30. Ed. Lowe: פשיפש.",
+ "um im Tempelhof Umschau zu halten. S. Tam. I,3 בלש das chaldäische Wort für חפש = durchsuchen."
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+ "Der. Diese Mischna findet sich wörtlich Tam. I,1, s. dort die Noten.",
+ "ringsherum waren stufenartige Mauer-Vorsprünge. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: רבידין.",
+ "die jüngeren Priester hatten jeder ihr Lager. Ed. Lowe: כיסתו, ed Ven. und Talmudausg.: כסותו."
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+ "Eine Stelle war dort. in dem Erwärmungsraum.",
+ "eine Elle im Geviert. eine Vertiefung im Fussboden.",
+ "daran war ein Ring befestigt. an der oberen Seite.",
+ "und eine Kette. an der unteren Seite.",
+ "an der die Schlüssel. zu den Tempeltoren.",
+ "hingen. Ed. Lowe: ושלשלת המפתחות היתה קבועה בה.",
+ "während der Levite draussen schlief. Die Wache der Leviten begann erst, nachdem alle Tore abgeschlossen waren (Abr. ben Dav zu Tam. I,1).",
+ "legte sein Kissen. Ed. Lowe: כיסתו.",
+ "darauf und legte sich schlafen. während andere Priester drinnen die Wache hielten.",
+ "Stiess. Tam. I, 1.",
+ "einem von ihnen. von denen, die im Heiligtum Wache hielten.",
+ "ein [nächtlicher] Zufall. euphemistischer Ausdruck für Pollution.",
+ "so ging er durch den Rundgang. ein unterirdischer Gang, nach anderen eine Wendeltreppe, durch die man aus dem Wschraum, ohne den Tempelhof zu betreten, zu dem Tauchbad gelangen konnte (s. Tam. I Note 18).",
+ "der unter dem Tempelgebäude. בירה s. dort Note 19.",
+ "ging er [sodann] durch das Tadi. Ed. Ven. und Lowe: בטרי.",
+ "-Tor hinaus. In der Mischna Tam. I,1 heisst es, dass er von dem Tauchbad in den Erwärmungsraum zurückkehrte und dort blieb, bis die Tore geöffnet wurden. Dementgegen ist R. Elieser ben Jakob der Ansicht, dass er nicht dorthin zurückkehrte, sondern von dem Tauchbad durch den unter dem Zwinger befindlichen Gang bis an das Tadi-Tor ging und durch dieses, wenn es geöffnet wurde, hinausging. Nach Elia Wilna gehören die Worte בטדי יוצא והולך לו nicht mehr zu den Worten des R. Elieser ben Jakob, dieser sagt nur im Gegensatz zum ersten Tanna, dass der Priester bei dem Gang zum Tauchbad nicht einen unter dem Tempelgebäude entlang führenden, sondern einen unter dem Zwinger entlang führenden Rundgang benutzte, beim Verlassen des Heiligtums aber benutzte er nach der Ansicht beider das Tadi-Tor. Danach könnte auch R Elieser ben Jakob der Ansicht sein, dass er zunächst in den Erwärmungsraum zurückkehrte und von dort nach dem Öffnen der Tore durch das Tadi-Tor das Heiligtum verliess."
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+ "Der Tempelberg. הר הבית wurde der durch eine Mauer ringsum abgegrenzte Platz auf dem Tempelberg genannt, auf dem sich das Heiligtum mit allen zu ihm gehörenden Nebengebäuden und Vorplätzen befand.",
+ "davon war der Platz. der freie Platz von der Mauer des Tempelberges bis zu dem Tempelgebäude.",
+ "der kleinste war auf der Westseite. d. h. das Tempelgebäude stand nicht in der Mitte dieses Platzes, sondern so, dass die Entfernung von der Tempelbergs-Mauer zum Gebäude auf der Südseite am grössten, auf der Ostseite grösser als auf der Nordseite, und auf der Westseite am kleinsten war.",
+ "dort war er auch am meisten benutzt. Die beiden Tore auf der Südseite dienten als Haupteingänge (s. oben I, 3), und auf dieser Seite befanden sich die meisten nicht zum eigentlichen Heiligtum gehörenden Nebengebäude. Auf der Ostseite befand sich der Haupteingang in den Tempelhof und das Tempelgebäude und der Frauen-Vorhof, der allein 135 Ellen tief war (s. weiter Mischna 5) und der auch noch mit zum הר הבית zählte. Die Nordseite wurde weniger benutzt und am wenigsten die Westseite, weil diese hinter dem Allerheiligsten gelegen war."
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+ "wandte sich beim Eintritt nach rechts. auch wenn der Weg nach links der kürzere Weg war.",
+ "ging herum und dann zur Linken wieder hinaus. er kehrte nicht wieder um, sondern ging durch das nächste Tor, das, wenn er das Gesicht zur Mauer wandte, zu seiner Linken lag, hinaus.",
+ "der wandte sich zur Linken. damit es den anderen Tempelbesuchern auffalle und sie sich veranlasst fühlten, ihn zu trösten.",
+ "Was ist dir. so fragten ihn die, die ihn sich nach links wenden sahen.",
+ "dass du dich zur Linken wendest. In ed. pr. u. ed. Ven. fehlt dieser Fragesatz.",
+ "gebe es ihnen. die den Bann über dich verhängt haben.",
+ "als wenn sie widerrechtlich gegen ihn verfahren wären. als wenn die Schuld an denen läge, die den Bann über ihn ausgesprochen haben."
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+ "Nach innen zu. innerhalb der Tempelbergsmauer.",
+ "folgte dann ein Gitter. סורג = Gitter, aus quer über einander liegenden hölzernen Latten, nach dem Aruch aus Mauerwerk. Fast alle Erklärer sind der Ansicht, dass dieses Gitter ringsum an allen vier Seiten des Tempelbergs angebracht war. Nach dem Verfasser des Buches חנוכת הבית war dieses Gitter au allen den Stellen, die einem der in den Tempelhof führenden Tore gegenüberlagen, unterbrochen, so dass man, ohne einen Umweg zu machen, durch das Gitter an das Tor gelangen konnte, der gleichen Ansicht ist auch Tif. Jisr. Heiden war der Zutritt nur bis an dieses Gitter gestattet (s. Kelim I Note 47a) es diente also wohl zur Abgrenzung, ähnlich wie die ראשי פספסין zwischen dem Männer-Hof und dem Priester-Hof (s. weiter Mischna 6). Ascheri führt noch einen Zweck an, dass nämlich durch dieses Gitter es erst erlaubt war, innerhalb des von ihm eingeschlossenen Platzes des Tempelberges am Schabbat zu tragen, was aber von Tosf. Jomt. widerlegt wird.",
+ "an dreizehn Stellen. Warum gerade an dreizehn Stellen und wo diese waren, wird nicht angegeben. Der Verfasser des חנוכת הבית stellt die Vermutung auf, dass die Mischna hier der Ansicht des Abba Jose ben Chanan in Mischna 6 sei, (siehe auch die Mischna Schekal. VI, 3), wonach in den Mauern des Tempelhofes und des Tempelberges zusammen dreizehn Tore waren (s. weiter Note 68), diesen dreizehn Toren entsprechend wäre das Gitterwerk an dreizehn Stellen unterbrochen gewesen, es hätte demnach aus dreizehn fortlaufenden Teilen bestanden, in jeden dieser Teile hätten die Syrer eine Lücke gebrochen oder sie ganz niedergerissen, um dadurch die Ausserachtsetzung dieser Abgrenzung zum Ausdruck zu bringen.",
+ "die syrischen. Mischnaausg.: עובדי אליל.",
+ "man hatte die Lücken dann aber wieder ausgefüllt und ihnen entsprechend ein dreizehnmaliges Sichverbeugen eingeführt. Beim Hineinkommen verneigte man sich an jeder dieser dreizehn Stellen, an der man vorüberkam, um Gott für das wiederhergestellte Heiligtum zu danken, so dass man, wenn man um den ganzen Platz herumging, sich dreizehn Mal zu verbeugen hatte.",
+ "Weiter nach innen folgte dann der Zwinger. חיל, entweder von חול = drehen (מחול Reigen), ein vor der Mauer gelegener rings um sie herumführender abgegrenzter Platz, oder von חול = stark, fest sein (חַיִל Kraft, Stärke), eine vor einer hohen Mauer gelegene schwächere niedrige Mauer (so Pessach. 86a zu Klagel. 2,8: חל וחומה). Nach fast allen Erklärern wurde חיל der freie Platz von dem Gitter bis zur Mauer des Tempelgebäudes genannt. Nach Maim. (s. Comment, zu Midd. I, 5 und הלכות בית הבחירה V, 3) dagegen befand sich zwischen dem Gitter und der Mauer des Tempelgebändes noch eine Zwischenmauer, die חיל genannt wurde, doch muss man wohl annehmen, dass auch nach dieser Erklärung auch der Raum zwischen dieser Mauer und der Mauer des Tempelgebäudes mit dem Namen חיל bezeichnet zu werden pflegte (vgl. Pessach. V, 10 und Kel. 1,8).",
+ "zehn Ellen. Die Entfernung von dem Gitter bis zur Mauer des Tempelgebäudes betrug zehn Ellen. Nach Maim. betrug die Höhe der חיל genannten Mauer zehn Ellen, wie weit der Zwischenraum zwischen dieser und der Mauer des Tempelgebäudes war, wäre danach nicht angegeben.",
+ "zwölf Stufen waren da. die zu dem Frauen-Vorhof hinaufführten. Die Stufen waren auch auf den anderen Seiten des Tempelberges rings um das Tempelgebäude herum angebracht, um von den niedriger gelogenen Teilen des Berges zu den höher gelegenen hinaufzusteigen.",
+ "jede Stufe war eine halbe Elle hoch und eine halbe Elle breit. שלחה die Breite, Ausdehnung, von שלח = ausstrecken.",
+ "die dort. im Heiligtume.",
+ "ausgenommen die am Ulam. S. weiter III, 6.",
+ "Alle Eingänge und Tore. Ed. Ven., Lowe und Talmudausg. fehlt: והשערים.",
+ "ausgenommen die des Ulam. S. weiter III, 7.",
+ "ausgenommen der zum Ulam. wo sich nur ein Vorhang befand (s. Joma 54a),",
+ "hatten Oberschwellen. שקיפות das Gebälk, an das die Türen beim Schliessen anschlagen (vgl. משקוף).",
+ "an diesem waren an deren Stelle zwei aufeinander geneigte Steine. in der Art eines Giebeldaches. Nach R. Schemaja sind unter שקופות die ganzen Türrahmen zu verstehen, und war am Tadi-Tore überhaupt kein Türrahmen angebracht, sondern befand sich dort an dessen Stelle ein aus zwei Teilen zusammengesetzter Steinrahmen, der untere Teil stellte die untere Schwelle und die beiden Pfosten bis zur Mitte der Höhe dar, der obere Teil die Oberschwelle und die oberen Teile der beiden Seidenpfosten.",
+ "waren in goldene umgewandelt worden. Beim Bau des zweiten Tempels hatte mau sich mit einfacherem Material begnügen müssen, erst später wurden die Türen mit Gold belegt.",
+ "wegen des mit ihm geschehenen Wunders. S. Joma III Note 60.",
+ "weil das Erz desselben. נחשתן „ihr“ Erz d. h. das Erz der Türen des Tores.",
+ "wie Gold glänzte. מצהיב von צהב arab. صهب = wie Gold glänzen."
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+ "die dort. in und vor dem Heiligtume waren.",
+ "waren hoch. nach Tosaf. Jesch. Joma 16 a vierzig Ellen hoch, jedenfalls weit über zwanzig Ellen, da schon die Tore zwanzig Ellen hoch waren, das Tor des Ulam sogar vierzig Ellen.",
+ "ausgenommen die Ostmauer. des Tempelberges, in der sich das Ost- oder Susa-Tor befand, s. oben I,3.",
+ "oben. בראש heisst auch hier nicht „auf der Spitze“ sondern einfach „oben auf“ (s. Menach. VIII Note 29), denn der Priester stand nicht auf der Spitze des Berges, sondern mehr nach dem Fusse zu, in der Höhe der Tempelbergs-Mauer auf dem gegenüberliegenden Tempelberge.",
+ "dass er in den Eingang zum Hechal hineinsah. weil Num. 19,4 vorgeschrieben wird, das Blut gegenüber dem Angesicht des Heiligtums (אל נוכח פני אהל מועד) zu sprengen.",
+ "während er das Blut sprengte. Die Tore auf der Ostseite, das Osttor der Tempelbergs-Mauer, das dahinter liegende Frauentor, das in den Frauen-Vorhof führte, das Nikanor-Tor vor dem Männer-Vorhof, das Tor des Ulam und das Tor des Hechal, lagen alle in gerader Richtung hinter einander, würden sie alle auch in gleicher Höhe gelegen haben, so würde man bei geöffneten Toren durch das Osttor der Tempelbergs-Mauer bis in den Hechal haben hineinblicken können. Da dieses aber nicht der Fall war, sondern der Hechal um 22 Ellen über dem Fuss des Tempelberges lag (s. die Berechnung aus den Angaben der Mischna in Joma 16a), so konnte man durch das nur 20 Ellen hohe Osttor das Tor des Hechal und den Hechal überhaupt nicht mehr sehen. Um in den Hechal hineinblicken zu können, durfte deshalb die Ostmauer nur so hoch sein, dass man über sie hinweg noch in das dahinter liegende Frauentor hineinsehen konnte. Angenommen die Mauer war nur 24 Ellen hoch (anstatt נמוך מכ׳ אמה in Maim. Comm, muss es, wie schon Straschun richtig verbessert, heissen: מכ״ד אמה), so konnte man, da der Frauen-Vorhof 6 Ellen über dem Fuss des Tempelberges lag, das 20 Ellen hohe Frauentor also bis zur Höhe von 26 Ellen über dem Fuss des Tempelberges reichte, über das Osttor hinweg noch in die beiden obersten Ellen dieses Tores hineinblicken. Durch diese zwei Ellen des Frauentores blickte man aber auch in das Nikanor-Tor, das wieder 7½ Ellen höher lag als das Frauentor, also 13½ Ellen über dem Fuss des Tempelberges; die untersten 10½ Ellen (24—13½) dieses ebenfalls 20 Ellen hohen Tores wurden durch die Ostmauer verdeckt, in die darüber liegenden 2 Ellen konnte man aber durch die zwei Ellen des Frauentores hineinblicken. Die Tore des Ulam und des Hechal lagen beide in gleicher Höhe, 8½ Ellen höher als das Nikanor-Tor, demnach 22 Ellen über dem Fuss des Tempelberges, nur die untersten 2 Ellen (24—22) dieser Tore wurden demnach durch die Ostmauer verdeckt, und konnte man in die darüber liegenden 2 Ellen des Hechal durch die zwei Ellen dee Frauentores hineinblicken. Hätte dagegen die Ostmauer eine Höhe von 26 Ellen oder darüber gehabt, so wäre die ganze Höhe des Frauentores durch sie verdeckt gewesen und hätte man nicht über sie hinweg in das Frauentor hineinblicken können. Über das Frauentor hinweg aber konnte man nicht in das Innere hineinblicken, da die hoch über das Tor hinaufragende Mauer den Blick in die dahinter liegenden Tore vollständig verstellte."
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+ "vier Kammern waren an seinen vier Ecken. im Innern des Hofes, nach Ascheri waren sie an den vier Ecken des Hofes nach aussen hin angebaut.",
+ "jede von 40 Ellen. nach einigen Erklären waren sie vierzig Ellen lang und ebenso breit, nach anderen waren sie nur dreissig Ellen breit wie die Eckhöfe in dem vom Propheten Jecheskel beschriebenen Tempel.",
+ "denn so heisst es. Ezech. 46, 21. 22.",
+ "an den vier Ecken des Vorhofes umzäunte. קטורות von קשר = קטר verbinden, zusammenfassen. Die alten Erklärer fassen es als denominat. von קיטור Rauch: die oben offen sind, so dass der Rauch abziehen kann.",
+ "dass sie nicht überdacht waren. sondern durch die sie einschliessenden Umzäunungen von dem übrigem Hofraume abgetrennt waren. Ed. pr. u. Ven. lesen: חצרות קטורות אלא שאינן מקורוח.",
+ "dort kochten die Nasiräer ihr Friedensopfer und schoren sich ihr Haar und legten es unter den Kessel. S. Num. 6,18.",
+ "Die nordöstliche war die Holzkammer. Ed. Lowe: לשכת דיר העצים. Hier wurde nur das Holz für den täglichen Bedarf des Altars untersucht und zurechtgemacht, der für das ganze Jahr herbeigeschaffte Holz-Vorrat war an einer anderen Stelle untergebracht.",
+ "dort suchten. מתליעין von תולע = das Wurmstichige entfernen, wie מסקלין von סקל = die Steine entfernen.",
+ "Die nordwestliche war die Kammer der Aussätzigen. Der Aussätzige durfte den Männer-Vorhof nicht betreten, bevor seine Opfer dargebracht waren. Deshalb trat er, wenn ihm Ohrknorpel und Daumen mit dem Opferblut bestrichen werden sollten, an das zum Männer-Vorhof führende Nikanor-Tor heran und streckte nur die zu bestreichenden Teile nach innen hinein, während er selbst draussen stehen blieb. Auch hierzu musste er aber vorher ein Tauchbad nehmen, da man in den Männer-Vorhof nicht hinein durfte, ohne vorher ein Tauchbad genommen zu haben, dieses Tauchbad nahm der Aussätzige in dieser Aussätzigen-Kammer. Den Frauen-Vorhof durfte der Aussätzige schon vor der Darbringung seiner Opfer am achten Tage seiner Reinigung betreten, da er schon am siebenten Tage ein Tauchbad genommen hatte und mit Untergang der Sonne rein geworden war (s. Negaim XIV, 8. 9).",
+ "Dorthin tat man den Wein und das Öl. die man zu den Opfern und für den heiligen Leuchter brauchte.",
+ "sie wurde die Ölhaus-Kammer. Der Bedarf an Öl war weit grösser als der an Wein, weil man es auch für den Leuchter brauchte. Talmudausg.: לשכת בית שמניא.",
+ "Anfangs war er. der Frauen-Vorhof.",
+ "ganz frei. חלקת glatt, kahl, d. h. die Mauern waren glatt ohne daran angebrachte Galerien. Nach Maim. (s. Comment.) ist gemeint: der Vorhof war anfangs ganz frei, nicht von einer Mauer umgeben.",
+ "dann umgab man ihn ringsum mit einer Galerie. כצוצטרה ed. Ven., Lowe und Talmudausg.: כצוצרה, dasselbe wie גזוזטרא, d. i. das gr. ἐξωστρα = Altane, Galerie. Nach der Tosefta Sukka IV waren solche Galerien an drei Seiten des Vorhofes angebracht.",
+ "damit die Frauen von oben Zusehen konnten und die Männer von unten. am Wasseropfer-Feste, s. Sukka V, 2—4. Nach der dortigen Angabe der Mischna wurde diese Einrichtung immer erst unmittelbar vor dem Feste getroffen, vermutlich war aber die Galerie oder die Anlage dazu immer vorhanden und wurde sie nur vor dem Feste als Zuschauerraum für die Frauen hergerichtet.",
+ "entsprechend den fünfzehn Stufenliedern in den Psalmen. Ps. 120—134.",
+ "auf ihnen stimmten die Leviten ihren Gesang an. am Wasseropfer-Feste.",
+ "sie waren nicht eckig. טרוטות nach Dalman Wörterb. das gr. θυρεοειδής = länglich-viereckig, von θυρεός ein vor die Tür zu setzender Stein. Ed. Lowe: תרוטות.",
+ "wie das halbe Rund einer Tenne. Zur Tenne pflegte ein kreisrunder Platz hergerichtet zu werden (s. Fleischer, Nachträge zum Wörterb. von Levy, I S. 437 Note 1)."
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+ "Unter dem Männer-Vorhof waren Kammern mit dem Eingang vom Frauen-Vorhof. Nach dem Verfasser des שלטי הגבורים waren es zwei, eine zur Rechten und eine zur Linken des Nikanor-Tores.",
+ "dorthin taten die Leviten ihre Harfen, Leiern, Zimbeln und alle Musik-Instrumente. Der Männer-Vorhof war 135 Ellen lang. von Nord nach Süd.",
+ "und 11 breit. von Ost nach West.",
+ "vorstehende Mauerbalken. S. I Note 49. Ed. Lowe: וראשם פסיפסים, ed. Ven. וראשם פספסין.",
+ "bezeichneten die Grenze. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg.: מבדיל.",
+ "eine Elle hoch. durch die der Priester-Vorhof von dem Männer-Vorhof abgegrenzt war.",
+ "über dieser war der Duchan. דוכן arab. دكان = Estrade, ein erhöhter Platz, auf dem die Leviten während der täglichen Tempelmusik standen. Nach R. Schemaja standen die Priester auf diesem Duchan, wenn sie den Priestersegen sprachen, dagegen spricht aber die Angabe in Tamid VII, 2, wonach der Priestersegen auf den zum Ulam führenden Stufen gesprochen wurde. Nach Tif. Jisr. diente der Duchan beiden Zwecken, die Leviten standen darauf während der Tempelmusik, und die Priester, die auf den Stufen des Ulam keinen Platz mehr fanden, traten beim Sprechen des Priestersegens auf die Stufen des Duchan.",
+ "dass der Priester-Vorhof zweieinhalb Ellen höher lag als der Männer-Vorhof. Danach muss man annehmen, dass der ganze Priester-Vorhof in der Höhe der obersten Stufe des Duchan lag. Nach Straschun ist der Satz וכה שלש מעלות nicht auf das unmittelbar vorhergehende והדוכן zu beziehen, sondern auf עזרה כהנים, daher auch die Femininform ובה, während es, wenn es auf דוכן sich beziehen würde, ובו heissen müsste (der Talmud Joma 16a liest indes in der Tat: ובו), danach hätte sich der Duchan auf der ersten zum Priester-Vorhof führenden Stufe erhoben, ausserdem hätten aber noch drei Stufen zu dem übrigen Teil des Priester-Vorhofes hinaufgeführt.",
+ "Der ganze Tempelhof. der ganze Raum zwischen der Ostmauer des Männerhofes und der Westmauer des Tempelhofes hinter dem Allerheiligsten und der Nordmauer und der Südmauer des Tempelhofes.",
+ "war 187 [Ellen] lang und 135 breit. S. weiter V,1.2.",
+ "dreizehn Mal vorneigte man sich dort. an den dreizehn Stellen, wo nach der Besiegung der Syrer das von diesen niedergerissene Gitterwerk, das rings um den Tempelhof errichtet war, wieder hergestellt worden war, s. oben Mischna 3. Nach der dort Note 14 und 16 gebrachten Annahme des Verfassers des חנוכת הבית würde dieser Tanna im Gegensatz zu Abba Jose der Ansicht sein, dass man sich nicht gegenüber den dreizehn Toren verneigt habe, sondern gegenüber den dreizehn Zwischenräumen zwischen je zwei von diesen Toren.",
+ "Entsprechend den dreizehn Toren. In der Mischna I,4 heisst es, dass der Tempelhof nur sieben Tore hatte. Im Talmud (Ketub. 106a) wird allerdings auch ein Tanna zitiert, der von dreizehn Toren spricht, nach der Ausführung im Talmud dort ist aber damit nicht gemeint, dass der Tempelhof dreizehn Tore hatte, sondern sind darin auch die fünf Tore in der Tempelbergs-Mauer mitgezählt, es hätte danach der Tempelhof acht Tore gehabt. Da hier in unserer Mischna aber offenbar nur Tore in der Tempelhofs-Mauer gemeint sind, nehmen Tosaf. dort in Ketub. an, dass auch nach Abba Jose der Tempelhof, wie es in der Mischna I,4 heisst, nur sieben grosse Tore hatte, ausser diesen waren aber dort noch sechs kleinere Tore, die Abba Jose hier mitzählt, wie er ja auch die beiden Nebenpforten neben dem Nikanor-Tor mit aufzählt, diesen zusammen dreizehn Toren hätten die dreizehn Verneigungen entsprochen, während der erste Tanna diese kleinen Nebentore nicht mitzählt und deshalb die dreizehn Verneigungen auf die dreizehn Breschen, die die Syrer in das Gitterwerk gebrochen hatten, zurückführt. Von den Mischna I, 4 genannten sieben Toren werden allerdings die beiden dort als שער הניצוץ und שער בית המוקד bezeichneten Tore hier gar nicht genannt, man müsste deshalb annehmen, dass Abba Jose dieselben hier unter anderen Namen anführt. Der Verfasser des חנוכת הבית vertritt in einer längeren Darlegung die Ansicht, dass vielleicht doch auch Abba Jose mit den dreizehn Toren die Tore des Tempelhofes und des Tempelberges zusammen meine und er nur darin von der Ansicht des ersten Tanna abweiche, dass nach diesem man sich, wie schon oben angegeben, an den dreizehn Stellen zwischen je zwei dieser Tore verneigte, nach seiner Ansicht dagegen vor diesen Toren selbst, in dem folgenden zähle dann Abba Jose gar nicht diese dreizehn Tore auf, da diese ja bereits oben I, 3—5 aufgezählt sind, sondern nenne nur diejenigen Tore, die nach seiner Überlieferung einen anderen Beinamen hatten oder bei denen er sonst etwas bemerken wollte, während er die übrigen Tore, bei denen dieses nicht der Fall ist, gar nicht erwähnt. Aus der Mischna Schekal. VI, 3 ist aber zu ersehen, dass nach der Ansicht von Abba Jose diese dreizehn hier genannten Tore und Nebentore in der Tat die Stellen waren, wo dieses dreizehnmalige Sichverneigen stattfand. Der Verfasser selbst stellt dann auch diese Erklärung nur als einen möglichen Lösungsversuch hin, entscheidet sich schliesslich aber doch für die von Tosaf. gegebene Erklärung.",
+ "Die südlichen Tore waren von Westen aus gerechnet. סמוך = angelehnt, nahe, die Tore in der Reihenfolge ihrer Nähe zur Westseite gezählt.",
+ "das oberste Tor. Da der Tempelberg von Ost nach West in die Höhe stieg, war dieses Tor, das am westlichsten lag, das höchstgelegene, näheres wird über dieses Tor nirgends angegeben.",
+ "das Brennholz-Tor. S. I Note 30.",
+ "das Erstgeburten-Tor. S. I Note 31.",
+ "Weil man durch dieses den Krug mit Wasser zum Wasseropfer am Hüttenfeste hereinbrachte. S. Sukk. IV, 9.",
+ "Und weil hier. Ed. Lowe u. Talmudausg.: בו.",
+ "das Wasser sprudelte. מפכים von פך Krug = wie aus dem Halse eines Kruges hervorsprudeln (s. Joma 77 b).",
+ "das einst unter der Schwelle hervorquellen. und zu einem mächtigen Strome anschwellen wird, s. Ezech. 47, 1—5.",
+ "das Jechonja-Tor. vermutlich ein anderer Name für שער הניצוץ.",
+ "das Opfer-Tor. S. I Note 42.",
+ "das Frauen-Tor. an das die Frauen herantraten, um bei der Darbringung ihrer Opfer zugegen zu sein, nach einer anderen Erklärung, durch das sie das Heiligtum verliessen.",
+ "das Musik-Tor. durch das die Leviten ihre Musik-Instrumente hereinbrachten. Nach Tif. Jisr. wäre es das sonst שער בית המוקד genannte Tor.",
+ "Weil Jechonja. das ist Jojachin, der vorletzte König von Juda, der von Nebukadnezar nach Babel in die Gefangenschaft geführt wurde (2 Kön. 24,8—16).",
+ "als er in die Verbannung geführt wurde. und noch zum letzten Mal das Heiligtum aufgesucht hatte.",
+ "Im Osten das Nikanor-Tor. S. I Note 33.",
+ "es hatte zwei Seitenpforten. Ed. Lowe: פשיפשים. S. Tamid I Note 30.",
+ "eine zur Rechten und eine zur Linken. in dem Tore selbst oder zu seinen beiden Seiten.",
+ "diese hatten keine besonderen Namen. Die letzten Worte: לא חיה להם שם fehlen in ed. Lowe."
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+ "Der Altar. der im Priester-Vorhof stand.",
+ "hatte eine Länge von 32 und eine Breite von 32 Ellen. d. h. er nahm einen Platz von dieser Grösse ein, er hatte aber, wie weiter angegeben wird, nur in seinem untersten Absatz diese Länge und diese Breite und auch hier nur auf zwei von seinen vier Seiten.",
+ "dieser Teil. der unterste Absatz bis zu der Stelle, wo sich der zweite Absatz darauf erhob.",
+ "hiess der „Grund“, so blieb ein Quadrat von 30 Ellen. das von dem zweiten Absatz bedeckt wurde.",
+ "dieser Teil. der zweite Absatz.",
+ "der Rundgang. weil man auf ihm rings um den Altar herumgehen konnte.",
+ "“, so blieb ein Quadrat von 28 Ellen. auf dem der dritte oberste Absatz sich erhob, so dass die Oberfläche des Altars gleichfalls 28 Ellen lang und 28 Ellen breit war. Dieser oberste Absatz hatte eine Höhe von 3 Ellen, da die ganze Höhe des Altars einschliesslich der eine Elle hoben Hörner auf seiner Oberfläche 10 Ellen betrug (s. Sebach. 60 a). Eigentlich hätte man auch diese Angabe hier erwartet, der Talmud (Sukka 45) zitiert in der Tat die Mischna mit dem Zusatz: עלה שלש זהוא מקום הקינוח.",
+ "auf dem die Hörner. Auf der Oberfläche des Altars befanden sich auf den vier Ecken vier eine Elle lange, eine Elle breite und eine Elle hohe Aufsätze, die die Hörner des Altars genannt wurden.",
+ "so blieb. nach Abzug der zwischen je einem Horn und dem andern liegenden Teile der Oberfläche als inneres Viereck.",
+ "den die Priester beim Gehen [auf dem Altar] brauchten. so dass sie um den ganzen Altar herumgehen konnten, ohne die zwischen den Hörnern liegenden Teile benutzen zu müssen.",
+ "eine Elle auf jeder Seite. des inneren Vierecks.",
+ "so blieb ein Quadrat von 24 Ellen. Nach dem Talmud (Menach. 97 b) sind bei allen diesen Mass-Angaben der Mischna die kleinen Differenzen nicht berücksichtigt, die sich daraus ergeben, dass den in Ellen angegebenen Höhen- und Grössen-Massen des Altars zwei Ellen von verschiedener Grösse zu Grunde gelegt sind. Nach der von der Halacha rezipierten Ansicht des R. Meïr in Kelim XVII, 10 sind nämlich die Masse für die Hörner, den Rundgang und den Grund des Altars nicht nach der gewöhnlichen sechs Handbreiten langen Elle angegeben, sondern nach einer kleineren Elle, die nur fünf Handbreiten lang ist. Das ist nach Raschi nach den Ausführungen des Talmud in Menach. (s. dort) dahin zu verstehen, dass der Grund nur eine Elle von 5 Handbreiten hoch war, dagegen 6 Handbreiten breit, der Rundgang 5 Ellen von je 6 Handbreiten hoch, dagegen ringsherum nur eine Elle von 5 Handbreiten breit, die Hörner nur eine Höhe von 5 Handbreiten hatten, während es unentschieden bleibt, ob die Breite und Länge 5 oder 6 Handbreiten betragen haben. Nach Maim. (s. Comment. zu unserer Mischna) war der Grund nur 5 Handbreiten hoch und ringsherum nur 5 Handbreiten breit, der Rundgang 5 Ellen von je 6 Handbreiten hoch und nur 5 Handbreiten breit, und die Hörner waren 5 Handbreiten hoch und 6 Handbreiten lang und breit. Die Höhe des Altars betrug demnach nach Ansicht beider nicht 10 Ellen von je 6 Handbreiten = 60 Handbreiten, sondern nur 8 Ellen von je 6 Handbreiten und 2 Ellen von je 5 Handbreiten, zusammen = 58 Handbreiten. Das innere Viereck auf der Altar Oberfläche betrug nicht genau 24 × 24 Ellen von je 6 Handbreiten, sondern es kamen nach Raschi noch je zwei Handbreiten in der Länge und Breite hinzu, um die der Rundgang schmäler war, als in der Mischna angegeben, wozu noch je 2 Handbreiten in der Länge und Breite hinzukämen, wenn auch die Hörner nur 5 Handbreiten lang und breit waren, ebenso nach Maim. noch vier Handbreiten in der Länge und Breite, da nach ihm der Rundgang und der Grund um zwei Handbreiten schmäler waren, als in der Mischna angegeben. Die Mischna berücksichtigt diese kleinen Unterschiede nicht, sondern gibt die Masse auf Ellen abgerundet an. Abr. ben Dav. (zu הלכות בית הבחירה II, 7) führt als Vermutung an, das die Hörner vielleicht nicht bis an den Rand des Altars reichten, sondern vier Handbreiten an jeder Seite vom Rande entfernt waren, so dass sich für das innere Viereck der Oberfläche genau die angegebenen 24 × 24 Ellen ergeben würden.",
+ "als Platz für das Altarfeuer. טערכה, von ערך ordnen, schichten, das auf dem Altar aufgeschichtete Holz.",
+ "Ursprünglich. in dem von Salomo erbauten ersten Tempel.",
+ "nach der Rückkehr aus dem Exil fügte man noch vier Ellen auf der Südseite und vier Ellen auf der Westseite. Ed. pr.: (!) מן הצפון וד׳ אמות מן הדרום; ed. Lowe: מן הצפון ור׳ אמות מן המערב, ebenso die Talmudausg. hier, dagegen Sebach. 61b (s. auch Tosaf. dort): מן המערב מן הדרום וד׳ אמות.",
+ "in der Form eines Gamma hinzu. Für diese Hinzufügung werden im Talmud (Sebach. dort) zu der hier angegebenen Begründung, dass der Prophet Jecheskel den Altar in dem dereinst zu erbauenden Heiligtum in den angegebenen Massen geschaut hat, noch zwei weitere Gründe angegeben. Die Altar-Oberfläche in ihrer ursprünglichen Ausdehnung habe sich als nicht ausreichend erwiesen, deshalb habe man bei dem Wiederaufbau den Altar erweitert. Bei der Errichtung des ersten Altars habe man in der Annahme, dass der Altar aus einer kompakten Masse bestehen müsse und sich deshalb in ihm keinerlei Hohlraum befinden dürfe, die Abzugsgrube für die auf der Altar-Oberfläche ausgegossenen Giessopfer neben dem Altar angebracht und den Wein bezw. das Wasser an der Aussenwand des Altars entlang in diesen hinabfliessen lassen. Als der Tempel nach seiner Zerstörung wieder aufgebaut wurde, sei man aber darüber belehrt gewesen, dass diese Annahme eine irrige war, dass für die Zwecke des Altars notwendige Höhlungen sowohl in als unter dem Altar wohl angebracht werden durften und dass, ebenso wie alle übrigen Opfer au. dem Altar selbst verzehrt wurden, so auch der Wein und das Wasser der Giessopfer, nachdem sie auf der Altar-Oberfläche ausgegossen worden, von dem Altar selbst aufgenommen werden mussten, deshalb habe man den Altar so erweitert, dass die Abzugsgrube von ihm mit bedeckt wurde und der Wein und das Wasser durch zwei auf der Altar-Oberfläche angebrachte Öffnungen durch den Altar hindurch in sie abfliessen konnten (s. Sukka IV, 9 und Meïla III Note 21).",
+ "denn so heisst es. Jechesk. 43, 16.",
+ "und der Ariel. אריאל Bezeichnung für den Altar, insbesondere für die Feuerstätte auf seiner Oberfläche, nach Gesen. Handwörterb. comp. aus ארי arab. ارة = Feuerherd und אל, die Feuerstätte Gottes.",
+ "zwölf Ellen nach jeder Richtung hin. vom Mittelpunkt nach der Mitte jeder Seite hin.",
+ "Ein roter Streifen zog sich in der Mitte. seiner Höhe.",
+ "um ihn. den Altar.",
+ "um zwischen dem oben und dem unten zu sprengenden Blut zu scheiden. Das Blut der Vogel-Ganzopfer und der Vieh-Sündopfer wurde an die obere Hälfte des Altars gesprengt, das aller übrigen Opfer an die untere Hälfte (s. Sebach. IV Noten 34 u. 38).",
+ "griff. אכל eig. verzehren, hier in übertragenem Sinne: einnehmen, bedecken.",
+ "und nach der Ostseite um eine Elle. während an der ganzen übrigen Süd- und Ostseite der Grund fehlte. Die Abbildungen des Altars, auf denen derselbe auch auf der Süd- und Ostseite einen Grund hat und nur an der Südost-Ecke eine Elle des Grundes auf der Süd- und eine Elle auf der Ostseite fehlt, beruhen offenbar auf einer irrigen Auffassung der Angaben der Mischna. Dagegen ist es zweifelhaft und gehen die Ansichten der Erklärer darüber auseinander, wie die Angabe der Mischna, dass auf der Südseite und der Ostseite der Grund nur eine Elle lang war, zu verstehen sei. Die 32 Ellen langen Seiten des Grundes ragten über die nur 30 Ellen langen Seiten des Rundgangs auf jeder Seite um eine Elle Länge heraus. Da der Grund von seinem Rande bis zum Rundgang aber auch eine Elle breit war, so stellte die nach Osten zu letzte Elle der Länge des nördlichen Teils des Grunds mit ihrer Breitseite zugleich die erste Elle der Länge des östlichen Teils des Grunds dar, ebenso die nach Süden zu letzte Elle der Länge des westlichen Teils die erste der Länge des südlichen. Nach einigen Erklärern hätte sich auf der Süd- und Ostseite ausser diesen beiden Ellen des Grundes in der Tat nichts weiter befunden, nach anderen ausser diesen noch je eine Elle, der Wortlaut der Mischna spricht wohl mehr für die letztere Ansicht."
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+ "Auf der Südwest-Ecke. des Grundes.",
+ "durch sie floss das auf den westlichen Grund. das sind die Blutreste von denjenigen Opfern, von deren Blut auf den Innen-Altar gesprengt wurde (s. Sebach. V Note 15).",
+ "und das auf den südlichen Grund. das sind die Blutreste von allen Opfern, deren Blut auf den Aussen-Altar gesprengt wurde (s. dort Note 32).",
+ "vermischte sich mit. Nach den Tosaf.-Auszügen (פסקי תוספות) z. St. No. 14 befand sich in dem Wassergraben gewöhnlich kein Wasser, es wurde danach nur in den Graben hineingelassen, wenn man den Opfervorhof reinigen wollte (s. Pessach. V Note 36), danach wäre zu übersetzen: es vermischte sich „in“ dem Wassergraben.",
+ "dem Wassergraben. der durch den Opfervorhof floss.",
+ "und floss nach dem Bach. Andere übersetzen: nach dem „Tale“ Kidron, wonach die Angabe Joma V, 6 besser zu verstehen sein würde, dass das Blut von dort den Gärtnern als Dünger verkauft wurde."
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+ "hier stieg man in die Abzugsgrube. שית, vom Zeitw. שית = hinsetzen, hintun (Tif. Jisr. leitet es von שתת tropfen, langsam abfliessen ab), eine Grube unter dem Altar, die den Wein und das Wasser der Giessopfer, die von der Altar-Oberfläche durch den Altar hindurch in sie hineingeleitet wurden, in sich aufnahm, nach anderen: eine Grube, in die das auf den Altargrund gegossene Blut hineingeleitet wurde, um von dort in den Wassergraben zu fliessen (s. Meïla III Note 21).",
+ "Eine Rampe. eine Erhebung des Bodens, die allmählich aufsteigend zu der neun Ellen hohen Oberfläche des Altars hinaufführte. Von dieser Rampe führte ein kleinerer Steg auf der Westseite nach dem Altargrund und ein ebensolcher auf der Ostseite nach dem Rundgang (Sebach. 62 b).",
+ "war auf der Südseite des Altars, 32 [Ellen] lang. von Süden nach Norden, gemessen auf dem ebenen Erdboden, von der Stelle, wo die Rampe sich zu erheben begann, bis zu der Stelle auf dem Erdboden, über der sie oben neben der Altar-Oberfläche endete, betrug die Entfernung 32 Ellen. Die Strecke des Erdbodens, die von der Rampe bedeckt wurde, war dagegen nur 30 Ellen lang, da der mittlere und untere Teil des Altars um eine und um zwei Ellen über seinen oberen Teil vorstanden (s Mischna 1), die eine Elle des Rundgangs und die eine Elle des Grunds, die, wenn auch auf dieser Seite kein Grund vorhanden war, der Gleichmässigkeit wegen dennoch frei liegen musste, so dass die Rampe unten auf dem Erdboden um zwei Ellen weniger weit nach Norden sich erstrecken konnte als in ihrem obersten Teil, wo sie bis an die Altar-Oberfläche heranreichte und auch die zwei Ellen des Bodens, die schon mit zu dem Altar gehörten, überdeckte. Demgemäss wird auch weiter V, 2 die Längsstrecke des Bodens, die von dem Altar und der Rampe zusammen eingenommen wurde, nicht mit 64 sondern mit 62 Ellen angegeben, da von den hier angegebenen 32 Ellen, die die Rampe lang war, 2 Ellen schon in den 32 Ellen, die der Altar einnahm, mit enthalten waren. [Die Angabe des Maim. (s. Comment.), dass die schräg ansteigende Oberfläche der Rampe 32 Ellen lang gewesen sei, kann, wie leicht nachzuweisen ist, nicht richtig sein. Doch ist die Angabe אורך שיפועו ל״ב אמה vielleicht dahin zu verstehen, dass damit nicht die Länge der ansteigenden Oberfläche der Rampe gemeint ist, sondern die Länge der ansteigenden Rampe auf dem Fussboden gemessen, und mit der Angabe עד ראשו שאצל קרנות nicht bis zum Ende der Rampe neben den Hörnern, sondern bis zu der Stelle auf dem Fussboden, wo oben die Rampe neben den Hörnern endete].",
+ "und 16 breit. von Osten nach Westen",
+ "eine Einbuchtung. רבובה Etymolog, zweifelhaft, nach Barten. ist נבובה = ובובה mit Wechsel der liquida, eine Höhlung (vgl. נבוב לוחות Exod. 27,8), nach Tosf, Jomt. eine Zusammensetzung aus נבוב und ארובה mit der gleichen Bedeutung, nach anderen ein von רבב = Fleckiges abgeleitetes Wort, ein Ort, wohin man unbrauchbar Gewordenes tut, nach Levy Wörterb. ist רבב synon. mit רבד pflastern, ובובה eine mit Steinen gepflasterte Höhlung.",
+ "befand sich auf ihrer Westseite. nach Bart., Tosf. Jomt., Maim.: oben in der westlichen Seitenwand der Rampe unweit des Altars, nach Raschi: unten im Fussboden westlich von der Rampe unweit des Altars.",
+ "in die tat man die untauglich gewordenen. wenn nicht an dem Opfertiere selbst etwas vorgenommen worden oder vorgefallen war, was es untauglich machte (פסול הגוף), sondern es aus irgend einem anderen Grunde untauglich geworden war, ebenso solche Opfer, von denen es überhaupt zweifelhaft war. ob sie tauglich oder untauglich waren. In beiden Fällen durfte das Opfer nicht sofort als untauglich verbrannt werden, sondern erst, nachdem eine Nacht darüber hingegangen war (s. Pessach. VII Note 52. Sebach. VIII Note 46).",
+ "Vogel-Sündopfer. Dass gerade die Vogel-Sündopfer dorthin getan wurden und nicht auch alle übrigen in gleicher Weise untauglich gewordenen Opfer, erklärt Tif. Jisr. damit, dass gerade bei den Vogel-Sündopfern von Wöchnerinnen, an denen es doch sicher niemals im Tempel fehlte, eine solche Untauglichkeit häufig vorkam (s. Keret. I, 4); um zu verhüten, dass solche untaugliche Opfer mit gleichen tauglichen verwechselt wurden, legte man die untauglichen gleich bei Seite. Deshalb befand sich diese Grube auch, nach Raschi, am Boden auf der südwestlichen Seite des Altars, weil dort die Vogel-Sündopfer geschlachtet und ihr Blut an den Altar gesprengt wurde. Nach den anderen Erklärern befand sie sich oben auf der Rampe, weil dadurch einer Verwechslung noch besser vorgebeugt wurde."
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+ "Sowohl die Steine zur Rampe wie die Steine zum Altar holte man von der Ebene von Beth-Kerem. vielleicht identisch mit dem Jer. 6,1 (s. auch Neh. 3, 14) erwähnten בית הכרם, das im Gebirge Juda südöstlich von Bethlehem lag (s. Neubauer, la géographie du Talmud S. 131).",
+ "man grub. nach Ascheri mit hölzernen Spaten, da die für den Altar verwendeten Steine auch in der Erde nicht mit Eisen in Berührung gekommen sein durften.",
+ "bis unter die jungfräuliche Erde. um sicher zu sein, dass die Steine noch von keinem Eisen berührt waren.",
+ "und brachte von dort unversehrte. Deut. 27, 6.",
+ "über die noch kein Eisen geschwungen worden. Exod. 20, 25; Deut. 27, 5.",
+ "denn das Eisen machte schon durch bloße Berührung untauglich. weil der Ausdruck לא תניף עליהם auch das blosse Berühren einschliesst, auch wenn der Stein durch das Eisen nicht beschädigt worden ist.",
+ "eine Beschädigung. Talmudausg : ופגימה, ed. Lowe: והפיגמא.",
+ "auch durch. Ed. Lowe: בכל דבר. Nach unserer Lesart ist zu erklären: ובפגימה und dass die Steine durch Beschädigung untauglich wurden, לכל דבר das galt auch in bezug auf Beschädigung vermittels irgend eines anderen Gegenstandes. Tif. Jisr. erklärt: denn das Eisen machte durch Berührung und durch Beschädigung (für letzteres galt das Gleiche, auch wenn es durch einen anderen Gegenstand geschehen war) auch die im ganzen übrigen Heiligtume verwendeten Steine unbrauchbar (vgl. Maim. הלכות בית הבחירה I, 14. 15. u, כסף משנה dort).",
+ "jeden anderen Gegenstand. weil sie, sei es durch was, beschädigt nicht mehr שלמות waren.",
+ "War einer von ihnen beschädigt worden. oder mit Eisen in Berührung gekommen, selbst nachdem er bereits zum Altar verwendet worden war.",
+ "war dieser untauglich. und musste ersetzt werden.",
+ "Man weisste. durch Überstreichen mit Kalk.",
+ "den Hechal. hier in weiterem Sinne das ganze Heiligtum.",
+ "ein Mal. weil es nicht so abgenutzt wurde wie der Altar.",
+ "zum Pessachfeste. Ed. pr. fehlt: בפסח.",
+ "Man weisste sie. die Altarsteine.",
+ "jeden Freitag mit einem. in Kalk getauchten.",
+ "Man bestrich sie nicht mit einer eisernen Kelle. כפיס (vgl. Habak. 2, 11, wo es soviel wie Sparren oder Latte bedeutet), ein flaches Werkzeug, mit dem der Kalk an die Mauer gestrichen wird. Ed. Lowe: בכפין, so auch Aruch, Ascheri und Bart., von כף = Kelle, vgl. כף של סיידין (Sabb. 80 b).",
+ "das Leben des Menschen zu verkürzen. durch die aus ihm gefertigten Waffen.",
+ "und der Altar ist geschaffen. Ed. Lowe: נבנה.",
+ "um das Leben des Menschen zu verlängern. durch die auf ihm dargebrachten Opfer."
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+ "Nördlich von dem Altare befanden sich Ringe. am Fussboden befestigt, die aber nicht geschlossen sondern so eingerichtet waren, dass man sie um den Hals des auf dem Boden liegenden Opfertieres legen konnte, so dass dadurch der Kopf festgehalten wurde. So erklärt auch Aruch v. בלגה, unter v. טבעת dagegen bringt er eine zweite Erklärung, wonach durch die Ringe die Stricke gezogen wurden, vermittels deren man die Opfertiere niederlegte. Nach Maim. dienten die Ringe zum Festhalten der Füsse der Opfertiere, da diese beim Schlachten nicht gefesselt werden durften (s. Tam. IV, 1). Nach dem Talmud (Sota 48 a s. dort) hatte erst der Hohepriester Jochanan diese Ringe anbringen lassen.",
+ "sechs Reihen. von Ringen, eine Reihe hinter der anderen, von Ost nach West.",
+ "von je vier. Ringen neben einander in jeder Reihe, zwischen Süd und Nord.",
+ "vier. Reihen von Ringen hinter einander von Ost nach West.",
+ "von je sechs. Ringen in jeder Reihe zwischen Süd und Nord (so nach Ascheri). Diese 24 Ringe entsprachen den 24 Priesterabteilungen, jede derselben hatte ihren besonderen Ring, den sie beim Schlachten der Opfertiere benutzte, nur die täglichen Morgen- und Abendopfer wurden stets an den beiden dafür bestimmten Ringen geschlachtet (s. Tam. IV, 1).",
+ "an ihnen schlachtete man die Opfertiere. Alle hochheiligen Opfer mussten hier auf der Nordseite des Altars geschlachtet werden, man benutzte die Ringe aber auch beim Schlachten von einfach heiligem Grossvieh, das nicht gerade auf der Nordseite geschlachtet werden musste.",
+ "Die Schlachtstelle. Nach einigen Erklärern war dies ein abgeschlossener Raum nördlich von den Ringen, in dem die weitere Behandlung der geschlachteten Tiere erfolgte, nach anderen wurde der ganze offene Raum auf der Nordseite des Altars einschliesslich des Raumes, in dem sich die Ringe befanden, בית המטבחיים genannt.",
+ "auf ihr standen acht niedrige. ננס gr. νάννος = Zwerg.",
+ "diese hatten viereckige Aufsätze. S. Tam. III Note 35.",
+ "an denen eiserne Haken. אונקליות gr. ἀγκύλη = gekrümmt, Haken.",
+ "an jedem drei Reihen. S. Tam. III Note 37.",
+ "die zwischen den Säulen standen. S. dort Note 38."
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+ [
+ "Das Waschbecken. Exod. 30, 18.",
+ "stand zwischen dem Ulam und dem Altar mehr nach Süden hin. d. h. es stand nicht in dem Raume zwischen Altarwand und Ulam, da der Altar unmittelbar durch keinen anderen Gegenstand getrennt vor dem inneren Heiligtum stehen musste (Sebach. 59 a), sondern zwischen der nach Süden verlängert gedachten Westwand des Altars und dem Ulam.",
+ "zwölf Stufen waren dort. die zum Ulam hinaufführten.",
+ "jede Stufe eine halbe Elle hoch und eine Elle. Ed. pr. u. Lowe: חצי אמה : vgl. oben II, 3.",
+ "und ein Absatz. רובד ein breiterer Treppen-Absatz, s. Tam. I Note 9.",
+ "und ein Absatz von vier Ellen. Diese Mischna Stelle wird von den Erklärern verschieden ausgelegt. Offenbar soll damit die Breite des Raumes, welchen diese 12 Stufen von Osten nach Westen hin einnahmen, angegeben werden. Bart, erklärt: auf die erste Stufe, welche eine Elle breit war (ושלחה אמח), folgten zwei weitere Stufen von je einer Elle Breite (אמה אמה), die vierte Stufe bildete einen Absatz von drei Ellen Breite (ורובו שלש), die fünfte und sechste Stufe waren wieder je eine Elle breit (ואמה אמה), die siebente bildete wieder einen Absatz von drei Ellen Breite (ורובו שלש), diese sieben Stufen hatten danach zusammen eine Breite von 11 Ellen, die oberste Stufe, (והעליונה) d. i. die zwölfte, zu der noch vier Stufen von je einer Elle Breite (אמה אמה) hinaufführten, bildete einen Absatz von vier Ellen Breite, so dass die zwölf Stufen zusammen eine Breite von 19 Ellen hatten, drei Ellen betrug die Entfernung der untersten Stufe von dem Altar, das ergibt zusammen 22 Ellen zwischen Altar und Ulam. Ascheri erklärt: nach einer Steigung von einer Elle und noch einer Elle (אמה אמה), d. i. nach der vierten Stufe, da jede Stufe eine halbe Elle hoch war, folgte ein Stück ebenen Bodens von 3 Ellen Breite (רובד שלשה), nach einer weiteren Steigung von einer Elle und noch einer Elle, d. i. nach weiteren vier Stufen, wieder ebener Boden von 3 Ellen Breite, der oberste Teil (והעליונה) bestand wieder aus einer Steigung von einer Elle und noch einer Elle, d. i. aus vier Stufen, und an die oberste Stufe sich anschliessendem ebenen Boden von vier Ellen Breite, so dass die 12 Stufen von je einer Elle Breite zusammen mit den sich an sie anschliessenden drei ebenen Absätzen eine Breite von 22 Ellen einnahmen. In ähnlicher Weise erklärt Ascheri die Stelle auch nach der Lesart: ושלחה חצי אמה. R. Schemaja gibt eine Erklärung, von der er zum Schluss selbst zugestehen muss, dass sie nicht befriedigt, die deshalb hier wohl nicht angeführt zu werden braucht. Am einleuchtendsten erscheint die Erklärung, die Elia Wilna gibt und der auch Tif. Jisr. folgt. Danach führten die 12 Stufen nicht in 3, sondern in 4 Absätzen hinauf, mit der Wiederholung אמה אמה ורובד שלש אטה אמה ורובד שלש will die Mischna ausdrücken, dass je auf zwei Stufen von je einer Elle Breite eine Stufe von drei Ellen Breite folgte, und nur der oberste Absatz bestand aus zwei Stufen von je einer Elle und einer Stufe von vier Ellen Breite (wäre gemeint, dass überhaupt nur 3 Absätze da waren, dann wäre das Wort והעליונה überflüssig, da die Mischna dann einfach hätte fortfahren können: ואמה אמה ורובד ארבע, vgl. העליונה weiter Mischna 7). Demnach waren 8 Stufen je eine Elle breit, 3 Stufen je 3 und die oberste 4 Ellen, das ergibt zusammen eine Breite von 21 Ellen, dazu eine Elle, die die erste Stufe von dem Altar entfernt war, da doch nicht anzunehmen ist, dass zwischen der Erhöhung der ersten Stufe und dem Altar überhaupt kein Zwischenraum gewesen sein soll, das sind zusammen 22 Ellen.",
+ "und ein Absatz von fünf Ellen. Nach der zuletzt gebrachten Erklärung setzte nach Ansicht des R. Jehuda die Erhöhung der ersten Stufe in der Tat unmittelbar an den Altar an, so dass nur zu beiden Seiten des Altars zu erkennen war, dass sich hier der Boden um eine Stufe erhob, und verteilten sich die ganzen 22 Ellen Breite auf die 12 Stufen. Nach der Erklärung von Barten. betrug nach R. Jehuda die Entfernung der untersten Stufe vom Altar nur 2 Ellen. Nach Ascheri müsste R. Jehuda der Ansicht sein, dass einer der untersten Absätze nicht 3 sondern nur 2 Ellen breit war, da sich sonst eine Breite von 23 Ellen ergeben würde. Ganz abweichend von allen diesen Erklärungen bezieht Maim. diese Angaben der Mischna überhaupt nicht auf die Stufen zwischen Altar und Ulam sondern auf die Mauern des Ulam, an denen sich ringsum in regelmässigen Abständen von unten bis oben Vorsprünge oder Galerien (דוברים) befunden haben sollen, auf diese sollen sich diese Angaben der Mischna beziehen, was allerdings schwer zu verstehen ist (s. Comment, und הלכות בית הבחירה IV, 9)."
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+ "Der Eingang. An diesem Eingang befanden sich keine Türen, sondern nur ein Vorhang.",
+ "zum Ulam war vierzig Ellen hoch und zwanzig Ellen breit. das ist so breit, wie der ganze Hechal breit war, s. weiter IV, 7.",
+ "Fünf Gesimse. מלתרא auch אמלתרא, gr. μέλαϑρον, der Querbalken an der Stabendecke, hier zum Schmuck oder zur Stütze in das Mauerwerk über dem Eingang eingefügte Querbalken. Nach Maim. und Bart. waren an diesen Balken architektonische Verzierungen angebracht (vgl. Erub. 3a).",
+ "aus Eschenholzbalken. מילא entweder das gr. μελἰα = Eschenbaum oder das gr. μηλἐα = Galläpfelbaum (vgl. Git. 19 a).",
+ "das unterste ging über den Eingang auf dieser Seite. nach Norden.",
+ "um eine Elle und auf jener Seite. nach Süden.",
+ "das darüber liegende ging wieder über dieses auf dieser Seite um eine Elle und auf jener um eine Elle hinaus. ebenso das dritte über das zweite, das vierte über das dritte und das fünfte über das vierte um je eine Elle nach jeder Seite hin.",
+ "so dass das oberste dreissig Ellen lang war. 20 Ellen über dem Eingang und je 5 Ellen auf jeder Seite über denselben hinaus.",
+ "zwischen einem und dem anderen war je eine Lage. נדבך eine Schicht von über einander gelegten Steinen s. Berach. II, 4: Sabim V, 2."
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+ "Stangen. כלונס von columna = Pfeiler, Pfahl.",
+ "aus Zedernholz. Talmudausg.: של אבן.",
+ "damit sie nicht nachgebe. בעט ausschlagen, Umschlagen. Die Mauer des Ulam war 100 Ellen hoch und stieg ohne Unterbrechungen in die Höhe, deshalb war sie durch Querstangen, die von ihr zu der gegenüberliegenden Mauer des Hechal führten, gestützt, damit sie nicht nachgebe. Barten, liest: שלא יבעטו, danach wurde durch diese Stangen auch die gegenüberliegende ebenfalls 100 Elle hohe Mauer des Hechal gestützt.",
+ "und goldene Ketten waren an dem Gebälke. Ed. Yen. u. Talmudausg : בתקרות.",
+ "an ihnen zogen sich die Priesterjünglinge hinauf und sahen. um sie zu bewundern, nach Ascheri um zu sehen, ob etwas daran schadhaft geworden war.",
+ "die Kronen. Ed. Lowe add.: שבחלונות (vgl. Tosaf. Git. 7a), goldene Kronen, die oben über den Fenstern des Hechal, nach anderen über den Fenstern des Ulam als Schmuck angebracht waren. Nach Ascheri (s. auch Tosaf. a. a. O.) waren es nicht Kronen, sondern goldene kranzartige Verzierungen über den Fenstern.",
+ "von denen es heisst. Sech. 6, 14.",
+ "der ein Blatt oder eine Beere. Ed. Lowe: עולה גרגיר.",
+ "brachte sie und man hängte sie daran auf. Das für den Hechal gespendete Gold wurde zunächst zum Schmuck dort aufgehängt und dann, wenn es gebraucht wurde, zum Vergolden im Innern des Hechal verwendet.",
+ "dass dreihundert Priester dazu bestellt wurden. um das viele Gold herunterzunehmen, nach anderen: um den Weinstock mit seiner Last von der Stelle zu bewegen. Talmudausg, add. לפנותה, ebenso Tam. 29 b. und Chull. 90b. Nach dem Talmud ist die Zahlenangabe nicht buchstäblich zu nehmen, sondern soll damit nur gesagt sein, dass eine ganze Menge von Priestern dazu nötig waren."
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+ "er hatte vier Türen. Die Mauer des Hechal hatte eine Dicke von sechs Ellen, der durch diese Mauer führende Eingang in den Hechal war an beiden Enden durch je ein aus zwei Flügeltüren bestehendes Tor abgeschlossen.",
+ "denn so heisst es. Jechesk. 41, 23.",
+ "zwei Türen zum Hechal und zum Heiligtum. d. h. zwei — wie in dem nachfolgenden Schriftverse angegeben wird, aus je zwei Flügeln bestehende — Türen befanden sich vor dem Hechal und ebensolche zwei Türen auch vor dem Allerheiligsten, so nach der Erklärung von Malbim. Weniger einleuchtend ist die Erklärung von Ascheri und R. Schemaja, wonach sich die ganze Angabe nur auf die Türen des Hechal beziehen und unter להיכל die äusseren und unter לקדש die inneren Türen zu verstehen sein sollen.",
+ "die Dicke der Mauer zu verdecken. Da der Eingang zehn Ellen breit war, hatte jede der beiden Türen eine Breite von fünf Ellen und bedeckte, wenn sie zurückgeschlagen wurde, nur fünf von den sechs Ellen der Dicke der Mauer. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Türen sich nicht am äussersten Ende des Eingangs befanden, sondern um eine Elle nach innen hineingerückt.",
+ "die Stellen. der Mauer.",
+ "hinter den Türen. wenn diese zurückgeschlagen waren, das sind die Teile der Mauer zu beiden Seiten des Eingangs.",
+ "denn das ganze Innere war mit Gold belegt ausser den Stellen hinter den Türen. die von den zurückgeschlagenen Türen verdeckt wurden, da es Verschwendung gewesen wäre, diese, die von den vergoldeten Türen vollständig verdeckt wurden, auch noch mit Gold zu belegen.",
+ "Sie befanden sich. beide Türpaare, auch wenn sie zurückgeschlagen waren.",
+ "es waren Doppeltüren. איצטרמיטה, ed. pr. u. Ven.: איצטכאמיטה, ed. Lowe: איצרבהמיטה, gr. στροφώματα von στρέφω = drehen, drehbare Doppeltüren.",
+ "diese [bedeckten] zweieinhalb Ellen und jene zweieinhalb Ellen. jede der beiden Aussentüren bedeckte zusammengelegt und nach innen zurückgeschlagen, die eine auf dieser und die andere auf jener Seite, zweieinhalb Ellen von der Dicke der Mauer und ebenso jede der beiden Innentüren zusammengelegt und nach dem Innern des Eingangs zurückgeschlagen zweieinhalb Ellen von der Dicke der Mauer, so dass durch die Türen, wenn sie zurückgeschlagen waren, fünf Ellen von der Dicke der Mauer verdeckt waren.",
+ "eine halbe Elle war die Pfoste auf dieser Seite und eine halbe Elle auf jener. die Pfosten der Aussentüren nahmen auf jeder Seite eine halbe Elle der Mauer ein und ebenso die Pfosten der Innentüren auf jeder Seite eine halbe Elle, so dass auch die sechste Elle der Dicke der Mauer bedeckt war. Ed. pr., Ven., Lowe u. Talmudausg. lesen: חצי אמה ומזוזה מכאן וחצי אמה ומזוזה מכאן.",
+ "denn so heisst es. Jechesk. 41, 24."
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+ [
+ "Zwei Seitenpforten. פשפש s. Jom. I Note 30.",
+ "waren bei dem grossen. so wurde das Haupttor zum Hechal genannt im Gegensatz zu den kleinen Nebenpforten zu beiden Seiten, oder deshalb, weil es in den Hauptteil des Heiligtums, den Hechal und das Allerheiligste, führte.",
+ "Tor. auf der Aussenseite des Eingangs.",
+ "eine auf der Nordseite und eine auf der Südseite. Der Eingang zum Hechal war zehn Ellen breit, der Hechal hatte eine Breite von zwanzig Ellen, es blieben demnach noch fünf Ellen Mauer zu jeder Seite des Tores, hier zu beiden Seiten des grossen Tores befanden sich diese beiden kleinen Pforten nach R. Schemaja und Raschi (Bab. Mez. 33 a). Nach Tosf. Jomt. und anderen Erklärern befanden sich diese Pforten nicht in der Mauer des Hechal, sondern seitlich von ihr und trat man durch sie unmittelbar in die zu Seiten des Hechal befindlichen Seitenräume (s. weiter).",
+ "auf sie bezieht sich der Ausspruch in Jecheskel. Jechesk. 44, 2.",
+ "Er. der mit dem Öffnen der Tore beauftragte Priester. Diese Mischna ist aus Tam. III, 7 wörtlich übernommen, wo das Öffnen der Tore vor dem täglichen Morgenopfer beschrieben wird.",
+ "öffnete die Pforte. die Nebenpforte auf der Nordseite.",
+ "und trat in den Seitenraum ein. תא s. weiter Note 24. Nach der Erklärung des Tosf. Jomt. trat man durch die Pforte unmittelbar in den Seitenraum ein und von diesem dann durch eine zweite Tür in den Hechal. Nach der Erklärung von Raschi und R. Schemaja muss man annehmen, dass von dieser Seitenpforte ein Gang durch die Mauer des Hechal zu dem Raume zu Seiten des Hechal führte.",
+ "und von dem Seitenraum in den Hechal. und öffnete dann die Tore des Hechal.",
+ "Er ging den durch die Dicke der Mauer führenden Gang entlang. Er trat von dem Seitenraume nicht in den noch geschlossenen Hechal ein, sondern in einen Gang, der von Norden nach Süden durch die Mauer hindurchführte.",
+ "dann öffnete er die äusseren [Türen] von innen und die inneren von aussen. ausserhalb des Hechal zwischen den beiden Toren stehend."
+ ],
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+ "Achtunddreissig Seitenräume. תא (1 König. 14, 28; Jechesk. 40, 7 ff.) Zimmer, von אוח = wohnen, besonders von den aussen rings um das Tempelgebäude angebrachten Seitenräumen gebraucht.",
+ "fünfzehn auf der Nordseite. in drei Stockwerken, in jedem fünf. Nach Raschi (Comment, zu Jechesk. 41, 6) und R. Schemaja folgten diese fünf Räume von Osten nach Westen auf einander und wurden auf der Südseite von der Nordmauer den Hechal und auf der Nordseite von der diese Nebenräume nach aussen abschliessenden Mauer begrenzt, ebenso die fünf auf der Südseite gelegenen Räume, die auf der Nordseite von der Südmauer des Hechal und auf der Südseite von der die Nebenräume abschliessenden Mauer begrenzt wurden, während die auf der Westseite gelegenen von Norden nach Süden auf einander folgten und auf der einen Seite von der westlichen Mauer des Hechal und auf der anderen von der Mauer der Nebenräume begrenzt wurden. Nach Maim. dagegen, dessen Erklärung Bart. folgt, lagen diese Seitenräume von Nord nach Süd, die auf der Westseite von Ost nach West, neben einander, und erstreckte sich jeder dieser Räume längs der ganzen Länge, die auf der Westseite längs der Breite, des Hechal und des Allerheiligsten. Der erste Seitenraum befand sich danach auf allen drei Seiten im Innern der sechs Ellen dicken Mauer des Hechal, den zweiten bildete der Zwischenraum zwischen dieser und der auf sie folgenden Mauer der Seitenräume, der dritte befand sich wieder im Innern dieser Mauer, daran schloss sich als vierter auf der Nordseite der weiter Mischna 7 מסבח und auf der Südseite der ebendort המים בית הורדת genannte Raum an, und als fünfter auf beiden Seiten der Innenraum der diese beiden Räume nach aussen abgrenzender Mauer.",
+ "Jeder. von diesen Seitenräumen, der zwischen zwei anderen Seitenräumen lag.",
+ "einen nach dem zur Linken. nach Raschis Erklärung: zur Rechten und zur Linken des in dem Seitenraume mit dem Gesicht zum Hechal hin gewendet Stehenden, nach der des Maim.: zur Rechten und zur Linken des mit dem Gesicht nach Westen zum Allerheiligsten hin gewendet Stehenden.",
+ "der an der Nordost-Ecke gelegene. Nach der von Raschi gegebenen Erklärung ist es ohne weiteres klar, welcher Raum hiermit gemeint ist, ganz unklar dagegen ist dies nach der Erklärung des Maim. Der am meisten nach Norden hin gelegene Seitenraum kann danach nicht gemeint sein, da rechts von diesem kein Seitenraum mehr vorhanden war, auch war dieser vom Hechal durch vier dazwischen liegende Seitenräume getrennt, so dass von ihm keine Tür zum Hechal führen konnte. Tosf. Jomt. nimmt an, dass damit nach Maim. nur die östliche Ecke des auf der Nordseite gelegenen zweiten Seitenraumes gemeint sein kann, der auch in Mischna 7 mit dem Ausdruck תא bezeichnet wird, weil dieser Raum allein nur hierzu bestimmt und angelegt war, dieser hatte hier auf der östlichen Ecke die fünf angegebenen Eingänge (s. weiter).",
+ "einen nach dem Seitenraume zur Rechten. d. i. nach Raschi der sich nach Westen an ihn anschliessende Seitenraum, nach Maim. der Seitenraum in der Seitenraum-Mauer.",
+ "einen nach dem Rundgang. Nach Maim. lag zwischen diesem Seitenraum und dem Rundgang noch der Seitenraum in der Seitenraum-Mauer. Da man aber durch die Mauer hindurch zu dem Rundgang gelangen konnte, wird auch dieser Eingang vom Rundgang mit zu den Eingängen dieses Seitenraumes gezählt.",
+ "einen nach der Seitenpforte. nach Raschi nach dem zu der kleinen Nebenpforte neben dem grossen Tore des Hechal durch die Mauer führenden Gange (s. oben Note 20), nach Maim. nach dem ersten Seitenraume in der Mauer des Hechal, in dem sich diese kleine Nebenpforte befand.",
+ "und einen nach dem Hechal. Nach Raschi führte von diesem Seitenraume ein direkter Eingang in den Hechal, nach Maim. muss man auch hier wieder erklären, dass der von dem ersten Seitenraume im Innern der Mauer hier zum Hechal führende Eingang auch zu den Eingängen des zweiten Seitenraumes mitgezählt wird, weil man durch diesen Eingang von dem zweiten Seitenraume durch die Mauer hindurch zum Hechal gelangte. Ed. pr. und Lowe fügen hinter אחד לתא מן הימין auch hier ואחד מן התא לשמאל hinzu, dagegen fehlt in ed. pr. ואחד למסבה."
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+ "Der untere war fünf [Ellen breit] und die Decke. רובד s. oben III Note 76. Hier wird diese Bezeichnung für die auf die Mauer sich stützenden Decken der drei Stockwerke der Seitenräume gebraucht.",
+ "denn so heisst es. 1 Kön. 6, 6.",
+ "der mittlere sechs Ellen breit und der dritte sieben Ellen breit. Auch diese Mischna wird von den Erklärern ganz verschieden ausgelegt. Nach Raschi (1 Kön. 6, 6; Jechesk. 41, 6), R. Schemaja und Ascheri beziehen sich diese Angaben auf die in der vorhergehenden Mischna genannten Seitenräume: in dem unteren Stock hatte jeder dieser Räume eine Breite — bei denen auf der Nord- und Südseite zwischen Nord und Süd, bei denen auf der Westseite zwischen Ost und West — von fünf Ellen, die Decke dagegen halte eine Breite von sechs Ellen, da in der Höhe der Decke die Mauer des Hechal um eine Elle zurücktrat, auf dieser Elle der Hechal-Mauer ruhten die Decken-Balken des Seitenraumes, sie waren nicht in die Mauer hineingebaut. Die Decken der unteren Räume bildeten zugleich die Fussböden für die Räume im Mittelstock, diese waren demnach sechs Ellen breit, die Decken dieser Räume waren aber wieder um eine Elle breiter, da hier die Mauer des Hechal wieder um eine weitere Elle zurücktrat, so dass die Räume im obersten Stock eine Breite von sieben Ellen hatten. In Mischna 7 wird allerdings die Breite der Hechal-Mauer und die des Seitenraumes gleichmässig auf je sechs Ellen angegeben, während nach dieser Erklärung dieses nur in der Höhe des Mittelstocks der Seitenräume der Fall gewesen wäre, während unterhalb derselben die Mauer sieben und der Seitenraum fünf, und oberhalb derselben die Mauer nur fünf und der Seitenraum sieben Ellen breit gewesen wäre. Es wird aber dort deshalb die Breite der Mauer und der anschliessenden Seitenräume nur in der Höhe des Mittelstocks angegeben, weil hier die Fussböden der Seitenräume mit dem des Hechal in gleicher Linie lagen, während die untersten sechs Ellen der Hechal-Mauer, an die sich die untersten Seitenräume anschlossen, unterhalb des Fussbodens lagen und zum Fundament (אוטם s. Mischna 6) des Hechal gehörten, da zum Ulam und Hechal zwölf Stufen von je einer halben Elle hinaufführten, die Mischna aber nur die Breiten angibt, welche der Hechal, seine Mauern und die anschliessenden Räume zu ebener Erde neben einander einnahmen. Auch Tosaf. (Joma 52a; Bab. Bat. 61a) beziehen unsere Mischna auf die Seitenräume des Hechal und geben neben der von Raschi noch mehrere andere in einzelnem davon abweichende Erklärungen. Nach Maim. dagegen, dem auch hier wieder Bart. folgt, bezieht sich unsere Mischna überhaupt nicht auf die Seitenräume des Hechal, diese sowie die Mauer des Hechal hatten vielmehr unten wie oben überall die gleiche Breite, sondern an die äussere Mauer, welche sich rings um den Hechal mit allen seinen Seitenräumen herumzog, schloss sich auf der Aussenseite noch ein dreistöckiger Anbau an, in der heiligen Schrift יציע genannt, nur auf diesen beziehen sich nach ihm die Angaben der Mischna."
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+ "Ein Rundgang. מסבה übersetzen einige Erklärer mit Wendeltreppe, was aber hier nicht recht passt, da eine solche nicht von der Nordostecke bis zur Nordwestecke sondern gleich an der Nordostecke bis zur Höhe der Dächer hinaufgeführt haben würde. Vielmehr ist auch hier wie Tam. I, 1 ein Rundgang darunter zu verstehen, nur dass dort der Rundgang nach unten hinunterführte, während er hier von der Nordostecke zur Nordwestecke aufsteigend bis zur Höhe der Dächer der Seitenräume hinauf und von dort um die anderen Seiten des Tempelgebäudes herumführte.",
+ "man ging den Rundgang. Ed. pr. u. Ven. und Talmudausg.: בפספס(!).",
+ "bis man nach der Westseite kam. Hier angelangt befand man sich in gleicher Höhe mit den Dächern der Seitenräume und ging nun auf diesen entlang weiter.",
+ "ging die ganze Westseite entlang. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: בלפי מערב.",
+ "wandte man das Gesicht nach Osten. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: הגיע כלפי דרום והיו פניו למזרח.",
+ "bis man an den Eingang zum Oberstock. des Hechal.",
+ "gelangte. Entweder war das Seitengebäude so hoch, dass sein Dach bis zur Höhe des Oberstocks des Hechal reichte, oder es führte von dem Dach eine Treppe oder Leiter zum Eingange des Oberstocks hinauf.",
+ "denn der Eingang zum Oberstock war auf. Ed pr., Ven. u. Talmudausg.: כלפי.",
+ "Beim Eingänge zum Oberstock befanden sich zwei Stangen. כלונסות s. oben III Note 88. Nach R. Schemaja: Stangen mit sie verbindenden Sprossen, also eine Leiter, nach Ascheri: Stangen mit Einkerbungen, in die man beim Hinaufsteigen die Füsse setzte.",
+ "Vorstehende Mauerbalken. ראשי פספסין s. oben I Note 49. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg. lesen: ובראשן פספבין מבדיל, ed. pr.: וראשן מבדיל ohne das Wort פספסין. R. Schemaja erklärt nach der Lesart ובראשן, dass am unteren Ende der Stangen, da wo sie auf dem Fussboden standen, diese den Boden des Hechal von dem des Allerheiligsten trennenden Grenzzeichen angebracht waren, danach müsste sich der Eingang zum Oberstock des Hechal dort befunden haben, wo der Oberstock des Hechal und der des Allerheiligsten aneinander stiessen.",
+ "und nach dem Allerheiligsten führende Öffnungen. לול ein den unteren mit dem oberen Stock eines Gebäudes verbindender Steigeraum (1 Kön. 6, 8), daher לול של תרנגולים (Sabb. 102 b) Hühnersteige, hier eine durch die Decke nach unten hindurchgehende Öffnung.",
+ "damit ihre Augen sich nicht an dem Anblick des Allerheiligsten weideten. Die Kasten waren so eingerichtet, dass die Arbeiter immer nur die Fläche sehen konnten, an der sie zu arbeiten hatten."
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+ "Der Hechal. in weiterem Sinne d. i. der Hechal mit dem Ulam, dem Allerheiligsten und allen Seitenräumen.",
+ "hundert breit. S. weiter Note 69.",
+ "und hundert hoch. nur das Hauptgebäude, die Seitenräume waren, wie sich aus der vorhergehenden Mischna ergibt, nicht so hoch.",
+ "Das Fundament. אוטם, von אטם verstopfen, ein auch im Innern ausgefülltes Mauerwerk, das als Fundament für das darüber aufgeführte Gebäude dient. Nach Maim. ist damit das Fundament in der Erde gemeint, trotzdem werden die sechs Ellen der Höhe dieses Fundaments der Höhe der Mauern zugezählt, weil dieses Fundament an seinen Aussenseiten auf der Nord-, West- und Südseite freilag und hier als Mauer für die untersten Seitenräume diente, die tiefer als der Fussboden des Hechal lagen (s. oben Note 35). Nach Ascheri ist nicht das Fundament in der Erde gemeint, sondern nachdem der Bau aus der Erde herausgetreten, war er noch bis zur Höhe von sechs Ellen im Innern vollständig ausgefüllt, darüber erst befand sich der Fussboden des Hechal; dieser Unterbau befand sich ebenso unter dem Fussboden des Ulam wie unter dem des Hechal, da beide in gleicher Höhe lagen, und die je eine halbe Elle hohen zwölf Stufen, die zum Ulam und Hechal hinaufführten, entsprachen diesen sechs Ellen, um die die Fussböden beider infolge dieses Unterbaus höher lagen als der Fussboden der עזרה. (Die Erklärung, die R. Schemaja gibt, ist unklar und, wie Tosf. Jomt. nachweist, mit den übrigen Angaben der Mischna schwer in Einklang zu bringen).",
+ "die Mauerhöhe. vom Fussboden des Hechal bis zur Täfelung der Decke.",
+ "eine Elle die Täfelung. כיור, wahrscheinlich von כרח = כור graben, Schnitzerei, der geschnitzte Stuck unter der Decke.",
+ "zwei Ellen das Bindegebälk. כיח דלפה, nach Barten. und Tif. Jisr. der auf den Mauern aufliegende Balkenrahmen, auf dem die Querbalken der Decke ruhen, unter Hinweis auf בית לוופי, womit Targ. Onk. das Wort מחברת (Exod. 26, 4) übersetzt, also etwa „der Verbindungsrahmen.“ Maim. und R. Schemaja dagegen leiten es von דלף = Traufe ab, der Teil der Mauer, der zum Auffangen des Wassers diente.",
+ "eine Elle die Decke. die Balken und Bretter der Decke.",
+ "und eine Elle der Estrich. מעזיבה, von עזב (Neh. 3, 8) arab. زعب = stossen, füllen, die Aufschüttung über den Balken, durch die die Decke geebnet und gefestigt wird (s. Sukk. I Note 39).",
+ "die Höhe des Stockwerkes. Ed. pr. und ed. Ven. fehlen die Worte von וגובה של עליה bis מעזיבה ואמה.",
+ "drei Ellen das Schutz-Geländer. rings um das Dach.",
+ "und eine Elle die Rabenscheuche. Ed. Lowe: כולה עורב, ebenso Tosaf. Arach. 6a v. כגון, der Talmud (Sabb. 90a; Moed Kat. 9a; Menach. 107a; Arach. 6a) liest כליא auch כליה עורב, von כלה oder כלא zurückhalten, abhalten, nach Maim. ein rings um das Dach über dem Schutzgeländer angebrachter eiserner Aufsatz, dessen oberer Rand scharf wie ein Messer war, um die Raben abzuhalten, dass sie sich nicht auf das Dach setzten und es beschmutzten oder (s. Aseheri) verunreinigende Gegenstände dort niederlegten. Nach Raschi (Arach. 6a) waren es eiserne Platten mit daran angebrachten spitz zulaufenden Stangen, die auf dem Dache selbst angebracht waren, nach dem Aruch (v. כל) hatten sie auch das Aussehen der üblichen Vogelscheuchen."
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+ [
+ "die Mauer. die Dicke der Mauer.",
+ "der Ulam. sein Innenraum von Osten nach Westen.",
+ "eine Elle der Zwischenraum. טרקסין nach Sachs Beiträge S. 134 das gr. ϑριγκός, eine Ummauerung aus Stein und Holz, der Zwischenraum, der das Allerheiligste von dem Hechal trennte. In dem von Salomo erbauten ersten Tempel befand sich hier eine Mauer, die eine Elle dick war, beim Bau des zweiten Tempels wurde aus bautechnischen Gründen (s. Bab. Batr. 3a) von der Errichtung dieser Mauer abgesehen und der Raum, den sie eingenommen hatte, durch einen doppelten Vorhang nach dem Hechal und dem Allerheiligsten hin abgeschlossen (s. Joma V, 1), der Zwischenraum zwischen diesen beiden Vorhängen wurde מרקסין genannt.",
+ "die Mauer des Hechal. die das Allerheiligste auf der Westseite abschliessende Mauer, Hechal hier wieder in weiterem Sinne gebraucht (s. Note 48). Nach Maim. befanden sich im Innern dieser Mauer auch Seitenräume (s. oben Note 25).",
+ "der Seitenraum. Nach der Erklärung von Raschi und R. Schemaja beziehen sich diese Massangaben nur auf Mauer und Seitenräume in der Höhe des Mittelstocks (s. oben Note 35).",
+ "die Mauer des Rundgangs. Nach der Erklärung von Maim., wonach sich ausserhalb dieser Mauer noch ein dreistöckiger Anbau befand, auf den sich die Angaben in Mischna 4 beziehen (s. Note 35), bezieht sich diese Massangabe nur auf die Mauer von der Höhe des dritten Stocks dieses Anbaus an.",
+ "der Raum für die abfliessenden Wasser. Nach Ascheri befanden sich dort die Leitungsröhren, in denen das Wasser aus einer hochgelegenen Quelle, nach Raschi (Joma 31a) die Etamquelle, in die im Tempel angebrachten Wasserbassins geleitet wurde nach anderen Erklärern mündeten dort die Rinnen, in denen das Regenwasser von den Dächern des Tempelgebäudes abfloss.",
+ "3 Ellen und die Mauer. die diesen Platz nach aussen abschloss.",
+ "Der Ulam ragte darüber. über diese Breite von 70 Ellen des Tempelgebäudes mit sämtlichen Seitenräumen hinaus.",
+ "15 Ellen auf der Nordseite und 15 Ellen auf der Südseite hinaus. so dass hier in seinem vordersten Teile, wo sich der Ulam befand, das Gebäude, wie in der vorhergehenden Mischna angegeben, von Norden nach Süden eine Breite von 100 Ellen hatte. Nach Maim. endeten diese beiden seitlichen Teile des Ulam, um welche dieser breiter war als der Hechal mit seinen Seitenräumen, nicht wie der mittlere Teil des Ulam da, wo der Hechal mit seinen Seitenräumen begann, sondern sie erstreckten sich von Osten nach Westen auch zu beiden Seiten der Seitenräume des Hechal bis an die Westmauer des Tempelhofes, und betrug hier die Breite des Ulam auf jeder Seite 10 Ellen und die Breite der ihn nach aussen abschliessenden Mauern 5 Ellen, so dass demnach die Breite des Tempelgebäudes einschliesslich des Ulam in seiner ganzen Länge 100 Ellen betrug.",
+ "und wurde hier. nach einigen Erklärern nur hier auf den beiden Seiten, mit denen der Ulam über die Breite des Hechal und seiner Seitenräume hinausragte, nach anderen auch in seinem mittleren Teil, soweit dieser vor den Seitenräumen und nicht vor dem Hechal selbst gelegen war.",
+ "Schlachtmesser. חליפות syr. ܚܰܠܦܳܐ = Messer, von חלף (Richter 5, 26) durchstechen, vgl. מחלף (Esr. 1, 9).",
+ "die Messer. zum Schlachten der Opfertiere (s. Raschi Sukk. 56 a v. וחלונה סתומה). Nach einigen Erklärern wurden dort nur die unbrauchbar gewordenen Messer verwahrt, wozu der Ausdruck גונזים besser stimmen würde (s. Maim. הלכות כלי מקדש I, 15).",
+ "in seinem vorderen breit. Der ganze hintere Teil des Gebäudes von da an, wo der Ulam aufhörte, hatte nach der Erklärung von Raschi nur eine Breite von 70 Ellen und nur der davor liegende Ulam eine Breite von 100 Ellen. Nach Maim. war das Gebäude in seiner ganzen Länge gleichmässig 100 Ellen breit (s. Note 69), er sieht sich deshalb zu erklären genötigt, dass der Bau nach hinten zu mehr eng und nach vorne hin mehr breit ausgeführt war, was wohl dahin zu verstehen ist, dass die angegebenen Masse nach hinten zu knapper und nach vorne zu reichlicher gemessen waren. Abweichend von dieser Erklärung des צר מאחוריו ורחב מלפניו bezieht Straschun das מאחוריו auf den westlichsten hinter dem Allerheiligsten befindlichen Anbau mit den Seitenräumen, dieser reichte nach ihm dort von Nord nach Süd nur von der nördlichen bis zur südlichen Mauer des Hechal und stiess auf beiden Seiten in einem Winkel an die Seitengebäude auf der Nord- und der Südseite, so dass die Seitenräume auf der Westseite von der Nord- und der Südseite und die auf der Nord- und Südseite von der Westseite ihr Licht erhielten. Danach war das Tempelgebäude hier in seinem hintersten Teile um die Breite der nördlichen und der südlichen Seitenräume schmäler als in seinem vorderen Teile, eine Erklärung, die ebenso auf die Ansicht von Maim. wie auf die von Raschi zutreffen würde (vgl. dazu Josephus, b. j. V, 5, 4).",
+ "wie es heisst. Jes. 29, 1.",
+ "Wehe Gotteslöwe. אריאל Bezeichnung für den Altar (Jechesk. 43, 15. 16. s. oben III Note 18), hier als Bezeichnung für das ganze Tempelgebäude aufgefasst.",
+ "in dessen Stadt. zu dem stat. constr. קרית ist das voranstehende אריאל zu ergänzen (Hirsch)."
+ ]
+ ],
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+ "Der ganze Tempelhof. der ganze von der Mauer des Tempelhofes vom Männer-Vorhof an bis zur westlichen Mauer des Tempelhofes, eingeschlossene Raum mit dem darauf stehenden Tempelgebäude.",
+ "der den Israeliten zugängliche Raum. der oben II, 6 עזרת ישראל genannt wird. In ed. pr. fehlen die Worte מקום דריסת ישראל י״א אמה.",
+ "der nur den Priestern zugängliche. der ebendort עזרת כהנים genannte Raum.",
+ "der Altar. und sich an ihn anschliessend auf der Südseite die Rampe und auf der Nordseite die Schlachtringe, Säulen und Tische.",
+ "zwischen dem Ulam und dem Altar. und der sich zu beiden Seiten daran anschliessende freie Raum.",
+ "der Hechal. mit dem zu seinen beiden Seiten bis zur Tempelhofes-Mauer frei bleibenden Raum.",
+ "100 Ellen und 11 Ellen hinter dem Allerheiligsten. von der die hinter dem Allerheiligsten gelegenen Seitenräume abschliessenden Mauer bis zur Westmauer des Tempelhofes. Über die Bezeichnung des Allerheiligsten als בית הכפורת s. oben I Note 13."
+ ],
+ [
+ "Von Norden nach Süden 135: die Rampe und der Altar . S. oben III Note 33.",
+ "vom Altar bis zu den Ringen 8 Ellen, der Platz, auf dem die Ringe waren, 24, von den Ringen bis zu den Tischen 4, von den Tischen bis zu den niedrigen Säulen. Es fehlt die Angabe des Raumes, den die Tische einnahmen. Nach Maim. (הלכות בית הבחירה V, 14; s. dort כסף משנה) ist dieser Raum in den beiden letzten Angaben der Mischna mit enthalten: der Raum von den Ringen bis zur Mitte des Platzes, auf dem die Tische standen, war 4 Ellen, und ebenso der Raum von hier bis zu den Säulen 4 Ellen breit. Nach Anderen (Raschi Joma 16 b, ebenso Ascheri) ist der Platz für die Tische nicht angegeben, sondern ist er, ebenso wie der, auf dem die Säulen standen, in dem von der Gesamtbreite von 135 Ellen als noch übrigbleibend angegebenen Rest von 25 Ellen mit enthalten.",
+ "der Rest. 25 Ellen.",
+ "auf dem die Säulen standen. Wie dieser Rest sich auf diese beiden Plätze verteilte, darüber gehen die Ansichten auseinander. Nach Maim. kam auf jeden der beiden Plätze die Hälfte, also auf den Platz von der Rampe bis zur Mauer 12½ und auf den Platz, auf dem die Säulen standen, 12½ Ellen. Danach hätte der Altar um 7 Ellen über die südliche Hälfte des Tempelhofes hinausgereicht — 12½ Ellen von der Mauer bis zur Rampe und die 62 Ellen der Rampe und des Altars, zusammen 74½ Ellen, während der ganze Tempelhof 135 Ellen, die Hälfte also nur 67½ Ellen breit war — nach R. Elieser ben Jakob, dessen Ansichten unser Traktat bei allen ohne Tradenten wiedergegebenen Angaben folgt (s. Joma 16 a), soll aber der Altar in seiner ganzen Ausdehnung nur auf der südlichen Hälfte des Tempelhofes gestanden haben (Joma 37 a; Sebach. 59 a). Deshalb erklärt Raschi (Joma 17 a v. אלא לאו), dass von den 25 Ellen nur 5½ Ellen auf den Raum zwischen Rampe und Mauer fielen und 19½ Ellen auf den Raum, auf dem die Säulen und die Tische (s. Note 9) standen. Auch für die Verteilung der 25 Ellen nach der Annahme, wonach der Altar nicht in seiner ganzen Ausdehnung auf der südlichen Hälfte des Tempelhofes stand, führt Raschi (ebend. 16 b) mehrere Ansichten an, die von der von Maim. angegebenen abweichen."
+ ],
+ [
+ "Sechs. Maim. (הלכות בית הבחירה V, 17) gibt die Anzahl der Kammern auf 8 an, indem er auch die beiden Kammern zu Seiten des Nikanortors mitzählt (s. oben I, 4). Dass die Mischna diese beiden Kammern nicht mit aufzählt, erklärt Tif. Jisr. damit, dass sie sich nicht im eigentlichen Tempelhof sondern im Innern der Mauer befanden, ebenso erklärt er die Nichterwähnung der vier Kammern des Erwärmungs-Raumes (oben I, 6) damit, dass diese nur Nebenräume des Erwärmungs-Raumes waren, und die Abtinas-Kammer (oben I, 1), die sich auf der Südseite des Tempelhofes befand (s. Joma 19a) werde deshalb nicht mitgezählt, weil sie sich nicht auf ebener Erde, sondern über dem Wassertor befand. Die Mischna will aber hier wohl überhaupt nicht die Zahl der Kammern im Tempelhof angeben sondern nur die Namen dieser sechs vorher noch nicht erwähnten Kammern und zu welchen Zwecken sie dienten.",
+ "Kammern waren im Tempelhofe. im Priester-Vorhofe oder zum Teil auch im Männer-Vorhofe.",
+ "Auf der Nordseite. Sämtliche Mischnaausg. lesen hier שבצפון und in der folgenden Mischna שבדרום, im Talmud Joma 19a wird dagegen die Mischna in der umgekehrten Lesart zitiert, hier שבדרום und in der folgenden שבצפון. Von den Erklärern folgen Maim. Tosf. Jomt. und Tif. Jisr. der Lesart im Talmud.",
+ "die Parwa. פרוה nach dem Talmud (Joma 35a) ein Eigenname.",
+ "-Kammer und die Abwasch-Kammer. in der angegebenen Reihenfolge von Osten nach Westen auf einander folgend.",
+ "dort salzte man die Häute der Opfertiere. der hochheiligen, deren Felle den Priestern zufielen.",
+ "auf dem Dach derselben war das Tauchbad für den Hohepriester am Versöhnungstage. in dem er bei dem jedesmaligen Wechseln seiner Kleider sich baden musste (s. Joma III, 3).",
+ "dort reinigte man die Eingeweide. den Pansen, der einer besonders gründlichen Reinigung bedurfte (s. Tam. IV, 2). Manche Mischnaausg. lesen statt קרשי : קרבי, danach diente diese Kammer auch zum Abwaschen des von den Priestern zu verzehrenden Fleisches der hochheiligen Opfertiere.",
+ "und von dort führte ein Rundgang zum Dach der Parwa-Kammer hinauf. Der Aufstieg zum Dach der Parwa-Kammer begann, um das Hinaufsteigen dem Hohepriester bequemer zu machen, schon an der in einem Abstand von ihr liegenden Abwasch-Kammer."
+ ],
+ [
+ "Auf der Südseite. S. Note 14.",
+ "die Holzkammer. die so genannt wurde, weil sie aus Holz gebaut war (s. Tosf. Jomt.). Andere Erklärer geben für diese Namen andere Erklärungen, die aber wenig einleuchten.",
+ "die Gola-Kammer. Die Erklärung für diese Bezeichnung s. Note 28.",
+ "die Quader-Kammer. so genannt, weil sie aus gleichmässig geformten grossen Quadersteinen gebaut war, sie lag von den Kammern auf der Südseite am weitesten nach Osten.",
+ "das war die Kammer des Hohepriesters. die לשבת פרהדרין (Jom. I, 1 פלהדרין) genannte Kammer, in der der Hohepriester die letzte Woche vor dem Versöhnungsfeste zubringen musste.",
+ "sie lag hinter den beiden anderen. Nach Maim. lagen die drei Kammern eine hinter der anderen, so dass diese Kammer die hinterste d. h. die am weitesten nach Westen gelegene war. Nach den anderen Erklärern lagen die Holzkammer und die Golakammer nicht hinter, sondern neben einander, hinter der ihnen beiden vorgebauten Quaderkammer, jedoch so, dass die Golakammer nach innen und die Holzkammer nach aussen zu lag, so dass diese von dem Innern des Tempelhofes aus gesehen nicht nur hinter der Quaderkammer, sondern ebenso auch hinter der Golakammer lag. Ed Lowe und Talmudausg. לשכת כהן גדול היתח אחורי שתיהן, wonach Ascheri erklärt, dass Abba Saul gar nicht die Bestimmung der Holzkammer erklären will, sondern im Gegensatz zu H. Elieser ben Jakob meint, hinter den beiden anderen habe sich nicht eine לשבת העץ genannte Kammer befunden, sondern die Kammer des Hohepriesters. Ed. pr. und ed. Ven. lesen: לשכת כהן גדול חיתה שתיהן, wofür ich keine Erklärung weise.",
+ "das Dach der drei bildete eine gerade Fläche. sie waren gleich hoch und lagen so dicht bei einander, dass sie wie unter einem Dache lagen.",
+ "dort war der Gola-Brunnen. S. Erub. X, 14. Nach den Erklärern wurde dieser Brunnen Gola-Brunnen genannt, weil er erst beim Bau des zweiten Tempels von den aus Babylon zurückgekehrten Exulanten, die mit dem Kollektiv-Namen הגולה bezeichnet zu werden pflegen, gegraben worden war. Andere lesen הגולה (s. Secharj. 4, 3) und erklären das Wort עליו auch auf קבוע beziehend, dort war ein Brunnen, darüber war ein Wasserbassin befestigt und darüber war das Schöpfrad, vermittels dessen das Wasser aus dem Brunnen in das Bassin geschöpft wurde. In ed. pr., Ven. u. Talmudausg. fehlt überhaupt das Wort הגולה, sie lesen: שם היה בור קבוע.",
+ "darüber befand sich das Schöpfrad. ein Rad, um das eine Kette gewunden war, an der die Eimer in den Brunnen herabgelassen wurden.",
+ "von dort versah man den ganzen Tempelhof mit Wasser. zum Waschen, Kochen u. s. w.",
+ "Die Quader-Kammer. Sie stand nur zur Hälfte im Heiligtum, hier fanden die Auslosungen unter den Priestern statt (s. Tam. II Note 36), mit der anderen Hälfte dagegen ausserhalb des Heiligtums, weil es im Heiligtum nicht gestattet war sich niederzusetzen, und hatte zwei Eingänge, einen vom Heiligtum und einen von aussen (Joma 25a).",
+ "dort hatte das grosse Synedrium Israels. die höchste richterliche Instanz auch in allen anderen Angelegenheiten.",
+ "wurde an einem Priester ein Makel. der ihn ungeeignet zur Ausübung der priesterlichen Funktionen machte. Nach Maim. hatte das Synedrium die Priester auch auf etwaige Leibesfehler zu untersuchen, diejenigen, die wegen einer solchen zur Verrichtung einer Opferhandlung für untauglich befunden wurden, erhielten aber dennoch ihren Anteil von den Opfern und wurden zu Hilfsdiensten im Heiligtum verwendet (s. oben II, 5).",
+ "ging hinein. Ed. Lowe fehlt: נכנס.",
+ "und man. das Synhedrium, wenn bei der Prüfung der zum ersten Male sich zum Dienste meldenden Priester an keinem unter ihnen ein Makel gefunden worden war.",
+ "dass kein Makel an dem Nachkommen des Priesters. Ed. Lowe fehlt: הכהן.",
+ "Gelobt sei Gott. המקום Bezeichnung für Gott, s. Sanh. VI Note 56.",
+ "und gelobt sei er. Ed. Lowe fehlen die Worte von וברוך הוא an.",
+ "zu stehen und zu dienen vor dem Ewigen. Deut. 18, 5."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "\nDer Traktat תמיד, ein verkürzter Ausdruck für עולת תמיד „das tägliche Ganzopfer,“ beschreibt die Darbringung des täglichen Opfers am Morgen und am Nachmittag (Exod. 29, 38—42 ; Num. 28, 1—8) und die ihr vorangehenden und sich an sie anschliessenden Dienstverrichtungen der Priester im Heiligtume. Ueber die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Dienstverrichtungen vorgenommen wurden, bestehen Meinungsverschiedenheiten unter den Mischnalehrern. Maimonides gibt in seinem Ritualcodex (הלכות תמידין ומוספין Kap. IV) folgende kurze Darstellung:\nKurz vor Tagesanbruch erschien der Priester, der das Amt hatte, die Verteilung der einzelnen Dienstbandlungen unter die an dem Tage den Dienst versehenden Priester zu leiten, und klopfte an das Aussentor eines Nebenraumes des Heiligtums, in dem die Priester sich während der Nacht aufhielten. Nachdem die Priester ihm geöffnet hatten, folgten sie ihm durch eine kleine Nebenpforte in die Opferhalle, es führte von diesem Nebenraume auch ein grösseres Tor in die Opferhalle, dieses wurde aber erst zugleich mit den übrigen Tempeltoren geöffnet. Nachdem sie sich durch einen Rundgang rings um die Opferhalle überzeugt hatten, dass alles richtig an seiner Stelle war, blieben die Priester, die dazu bestimmt waren, die Brote für das von dem Hohenpriester täglich darzubringende Brotopfer herzustellen, in dem hierfür bestimmten Raume zurück, während die übrigen sich in den die Quaderhalle genannten Raum begaben. Hier wurden durch zwei aufeinander-folgende Losungen zunächst diejenigen Priester bestimmt, welche die zunächst zu veri ichtenden Dionsthandlungen auszuführen hatten. Die erste dieser Diensthandlungen war das Abheben der Asche von dem Opferaltar und die Herrichtung und das Anzünden der Holzstösse auf dem Altar, des grossen Holzstosses, auf dem die Opferteile verbrannt wurden, und des kleineren, von dem die Kohlen, die bei der Darbringung des Räucher werks gebraucht wurden, genommen wurden. Nachdem so der Altar für die Darbringung des Opfers hergerichtet war, wurden aus der Geräte-Kammer alle heiligen Geräte herausgeholt, die man beim Opferdienst des Tages gebrauchte, und das zum Opfer bestimmte Lamm aus der Lämmerhalle an die auf der Nordseite der Opferhalle befindliche Schlachtstelle geführt. Während hier die Vorbereitungen für das Schlachten des Opfertieres getroffen wurden, traten die beiden Priester, auf die das Los gefallen war, den Innen-Altar und den heiligen Leuchter zu reinigen und herzurichten, an das in den Hechal führende grosse Tor, das Tor wurde geöffnet, gleichzeitig auch alle anderen in das Heiligtum führenden Tore. Die beiden Priester traten in den Hechal ein, der eine ging zum Innen-Altar und säuberte ihn von der auf ihm zurückgebliebenen Asche. Während er damit beschäftigt war, wurde das Opfertier geschlachtet und dann das Blut an den Opfer-Altar gesprengt. Darauf trat der zweite Priester an den heiligen Leuchter heran, um zunächst fünf von seinen sieben Lampen herzurichten; dann verliessen beide Priester wieder den Hechal. Inzwischen hatten die mit dem Opfertiere beschäftigten Priester das Tier abgehäutet und in seine Teile zerlegt und trugen nun die einzelnen Stücke in genau vorgeschriebener Reihenfolge zum Altare hin und legten sie auf der unteren Hälfte der zum Altare binauflführenden Rampe nieder. Darauf begaben sich sämtliche Priester wieder in die Quaderhalle und beteten dort das Schma und einzelne Abschnitte aus dem Morgengebete. Durch eine dritte Losung wurde nun bestimmt, wer von den Priestern das Räucherwerk darbringen sollte, hierzu wurden, soweit solche anwesend w’aren, nur Priester herangezogen, die damit noch nie betraut worden waren, weil das Darbringen des Räucherwerks als diejenige Opferhandlung galt, die für den sie ausführenden ganz besonderen Segen im Gefolge hatte. Durch eine vierte Losung wurde dann bestimmt, wer die Opferteile von der Rampe auf den Altar bringen sollte. Zuerst wurde nun das Räucherwerk dargebracht, dann betrat der Priester, der den Leuchter zu reinigen hatte, nochmals den Hechal, um die beiden noch nicht gereinigten Lampen herzurichten, darauf verliessen die Priester wieder den Hechal und stellten sich zusammen mit den übrigen Priestern, die durch den Schall eines weithin hörbaren Instruments zusammenberufen worden waren, auf den von der Opferhalle zum Ulam hinauflführenden Stufen auf. Nachdem die Opferstücke auf dem Altar dargebracht worden und auch die hierbei beschäftigt gewesenen Priester auf die Stufen zum Ulam getreten waren, begannen die Priester den Priestersegen zu sprechen, wobei sie den heiligen Namen Gottes, so wie er geschrieben wird, aussprachen, was nur im Heiligtume gestattet war. Dann wurde auch das zum Tieropfer gehörende Mehlopfer auf dem Altar dargebracht, darauf das Pfannenopfer des Hohenpriesters und zuletzt das Weinopfer. In dem Augenblick, wo der Priester begann, den Wein auf den Altar zu giessen, setzte die Tempelmusik und der Gesang der Leviten ein, für jeden Wochentag war ein anderer Psalm bestimmt, den die Leviten unter Musikbegleitung sangen. Bei der Darbringung des Nacbmittagopfers wiederholte sich im ganzen der gleiche Dienst wie bei der Darbringung des Morgenopfers.\nMaimonides folgt in dieser Darstellung in einigen Punkten nicht den Angaben in unserem Traktat, sondern den dazu im Talmud angeführten abweichenden Ansichten anderer Mischnalehrer.\nDer Traktat besteht aus 7 Abschnitten, im Cod. Cambridge (ed. Lowe) sind die Abschnitte 6 und 7 in einen Abschnitt zusammengezogen.\n"
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+ "An drei Stellen hielten die Priester im Heiligtum Wache. nach den meisten Erklärern nur während der Nacht, nach anderen auch bei Tage.",
+ "im Abtinasraum. בית אבטינס, auch עלית בית אבטינס und לשכת בית אבטינס genannt, war ein auf der Südseite über oder neben dem Wassertor gelegener Raum, in welchem die Priester aus der Priesterfamilie Abtinas, die sich hierauf besonders verstanden (s. Jom. III, 11), das tägliche Räucherwerk anfertigten.",
+ "im Zündfeuerraum. Der בית חנצוץ genannte Raum lag auf der westlichen Hälfte der Nordseite. Nach Midd. I, 5 befand sich vor dem dort gelegenen שער הנצוץ genannten Tore ein offener Vorbau, der obere Teil dieses Vorbaus hiess ביתּ הנצוץ. Über die Bedeutung des Beinamens הנצוץ geben Mischna und Talmud keinen Aufschluss. Von den Kommentatoren führen die einen ihn darauf zurück, dass dort ein beständig glimmendes Feuer (נצוץ = Funke) unterhalten wurde, um damit das Altarfeuer, wenn es erloschen war, wieder anzuzünden. Allerdings diente hierzu auch das Feuer im בית חמוקד, da aber hier das Feuer hell zu brennen pflegte, weil es auch zur Erwärmung für die Priester diente, konnte es vorkommen, dass es gerade ausgebrannt war, wenn man Feuer für den Altar brauchte, deshalb wurde dieses blos glimmende Feuer im בית חנצוץ unterhalten, in dem sich die Glut beständig hielt (באר שבע u. Tif. Jisr.). Andere leiten die Bezeichnung בית הנצוץ davon her, dass dieser erhöht liegende offene Raum der Sonnenstrahlen besonders stark ausgesetzt war (נצוץ = Strahl).",
+ "und im Erwärmungsraum. Dieser lag ebenfalls auf der Nordseite, aber weiter östlich, näher zur Opferhalle. Er hiess בית המוקד, weil dort ein ständiges Feuer brannte, an dem die Priester sich erwärmten und das gleichzeitig dazu diente, das Holz auf dem Altar in Brand zu setzen.",
+ "Der Abtinasraum und der Zündfeuerraum. Talmudausgaben: בבית — ובבית.",
+ "dort hielten die Jünglinge. רובים Mehrz. von רובא, junge noch nicht erwachsene Priester, die zum eigentlichen Priesterdienste noch nicht zugelassen wurden.",
+ "Der Erwärmungsraum war überwölbt. er hatte als Decke ein gemauertes Gewölbe, nicht wie die anderen Räume eine einfache Balkendecke, כיפה von כוף = biegen, wölben. Andere erklären: er war unterwölbt, unter der Wölbung befanden sich danach die vier zu ihm gehörenden Midd. I, 6 genannten kleineren Räume.",
+ "ringsherum. in dem Teile des Raumes, der nicht zum Heiligtum gehörte und in dem sich die Priester deshalb zum Schlafen niederlegen durften, s. Midd. I Note 48.",
+ "waren stufenartige Mauervorsprünge. דוברים, von רבד = aneinanderfügen, aus Steinwürfeln zusammengesetzte Absätze, die rings an der Mauer stufenartig über einander angebracht waren.",
+ "dort. auf diesen Mauer-Vorsprüngen. Nach anderen Erklärern dienten diese Absätze nur als Stufen, um zu den in der Mauer selbst angebrachten Schlafstellen hinaufzusteigen.",
+ "schliefen die Ältesten der Priesterabteilung. die am folgenden Tage den Dienst zu versehen hatte. Die Priester waren nämlich in 24 Wachen (משמרות) eingeteilt, jede Woche hatte eine andere Wache den Dienst im Heiligtum zu versehen. Jede Wache war wieder für die einzelnen Tage der Woche in 7 Familien (בתי אבות) eingeteilt, nach anderen nur in 6 für die Wochentage, während am Schabbat sämtliche Priester, die zu der Abteilang gehörten, sich in den Dienst teilten (vgl. auch Tosefta Taan. Kap. II).",
+ "in ihrer Hand. d. h. unter ihrer Aufsicht, die Schlüssel wurden an einer besonderen Stelle unter dem Fussboden aufbewahrt, s. Midd. I, 9.",
+ "die jüngeren. פרחי כהונה die in der Blüte stehenden jungen Priester, die aber im Gegensatz zu den vorher genannten רובים bereits das dienstfähige Alter erreicht hatten.",
+ "Priester hatten jeder sein Lager. כסת = Kissen, Polster.",
+ "legten sie zusammengefaltet. Talmudausg. fehlt: ומקפלין.",
+ "unten zu ihren Häupten. nicht: unter ihren Kopf, denn als Unterlage für den Kopf durften die heiligen Kleider nicht benutzt werden, sondern: unterhalb der Stelle, wo sie mit dem Kopfe lagen, so dass sie sie sofort vor Augen hatten, wenn sie sie wieder anziehen wollten (s. Talm.).",
+ "hin und deckten sich mit einer ihnen selbst gehörenden. d. h. nicht zu den heiligen Kleidern gehörenden.",
+ "Stiess einem von ihnen ein [nächtlicher] Zufall. euphemistischer Ausdruck für Pollution.",
+ "so ging er durch den Rundgang. ein unterirdischer Gang, durch den man aus dem Wachraum, ohne die Opferhalle zu betreten, zum Badehause gelangen konnte. Das Heiligtum durfte in unreinem Zustande nicht betreten werden, die unterirdischen Räume dagegen, von denen kein direkter Zugang zum Heiligtum führte, gehörten in dieser Beziehung nicht zum Heiligtume.",
+ "der unter dem Tempelgebäude. בירה war nach R. Jochanan (Joma 2 a) der Name eines besonderen Platzes auf dem Tempelberg, nach R. Simon b. Lakisch wurde das ganze Tempelgebäude auch בירה genannt (vgl. Sebach. XII Note 41). Die Mischna hier scheint für die letztere Ansicht zu sprechen.",
+ "auch ein diskret zu benutzender Abort befand sich dort. zur Benutzung vor dem Untertauchen.",
+ "den Priestern. im בית המוקד.",
+ "dann ging er hinaus und verliess das Heiligtum. da er als טבול יום vor Untergang der Sonne keinen Dienst versehen durfte. Einem טבול יום war nach rabbinischer Verordnung auch das Betreten der Vorräume zum Heiligtum verboten, in diesem Falle war es ihm aber erlaubt, bis zum Öffnen der Tore in dem an die Opferhalle angrenzenden בית המוקד sich aufzuhalten, weil er erst innerhalb des heiligen Raumes unrein geworden war."
+ ],
+ [
+ "Wer die Altarasche abzuheben. Das weiter in Mischna 4 beschriebene Abheben der Aschenhebe von dem Altar war die erste Opferhandlung, die die Priester jeden Morgen zu verrichten hatten. Über das Zeitwort תרם s. Jom. I Note 28.",
+ "nahm zeitig ein Tauchbad. denn auch ein Reiner durfte die Opferhalle nicht betreten, bevor er ein Tauchbad genommen hatte.",
+ "bevor der Vorgesetzte. der die Verteilung der einzelnen Diensthandlungen unter die Priester zu leiten hatte.",
+ "manchmal kam er mit dem Hahnenruf. גבר = Hahn. Nach einer anderen Erklärung: גבר = Mann, sobald der hierfür angestellte Priester vor dem Heiligtum seinen für die Priester bestimmten Weckruf hatte ergehen lassen.",
+ "Der Vorgesetzte klopfte bei ihnen an. an das Tor, das vom בית המוקד nach aussen führte, s. Midd I, 7.",
+ "komme zum Losen. הפיס Hif. von פיס. Das Stammwort פס hat die Bedeutung: abgeteilt, abgeschnitten sein, davon auch אפס = das Ende, der Hif. הפיס = durch das Los abteilen, entscheiden lassen, פייס = die Entscheidung durch das Los. In welcher Weise gelost wurde, s. Jom. II Note 7.",
+ "Dann wurde gelost. auf der zum Heiligtum gehörenden Seite des בית המוקד. Nach Maim. fand auch dieses Losen wie die nachfolgenden Auslosungen erst in der Quaderhalle statt."
+ ],
+ [
+ "öffnete die kleine Pforte. פשפש wird die kleine Nebentür in oder neben einem grossen Tore genannt, wie Levy Neuhebr. Wörterb. vermutet, von פשפש = tasten, untersuchen, weil sie neben dem grossen Tore so wenig in die Augen fällt, dass man erst nach ihr suchen muss. Von dem בית המוקד führte ein grosses Tor nach der Opferhalle, dieses wurde aber erst später geöffnet, wenn auch die übrigen Tempeltore geöffnet wurden. Zunächst wurde nur die kleine Nebentür benutzt, die in die Opferhalle führte (s. Midd. I, 7), die nach einigen Erklärern in dem grossen Tore, nach anderen neben demselben angebracht war.",
+ "sie. auch die übrigen Priester, die im בית המוקד genächtigt hatten, nachdem sie inzwischen ebenfalls ein Tauchbad genommen hatten. Talmudausg. add.: הכהנים.",
+ "folgten ihm zwei. je eine für jede von den beiden Abteilungen.",
+ "Licht-Fackeln tragend. Nach Maim. trugen sie am Schabbat keine Fackeln, sondern brannten dort schon am Vorabend angezündete Lichter",
+ "die einen gingen den überdachten Gang. אבסדרא = ἐξέδρα Halle, Säulengang. Ed. pr.: אכסנדרא. Im Innern der Opferhalle zog sich ein überdachter Säulengang rings an den Mauern entlang, nur der Altar mit dem ihn umgebenden Raume befand sich unter freiem Himmel.",
+ "sahen sie sich um. ob alles an seiner richtigen Stelle war.",
+ "bis sie an der Stelle. Einige Mischnaausg. lesen: למקום בית.",
+ "wo das Pfannenopfer. das der Hohepriester täglich darzubringen hatte.",
+ "anlangten. Nach Midd. I, 4 befand sich dieser Raum auf der Ostseite neben dem Nikanortor, die eine Priesterabteilung ging demnach die Nordseite der Halle entlang vom בית המוקד bis zur Nordostecke und dann die Ostseite bis zur לשכת עושי חביתין, die andere den westlichen Teil der Nordseite bis zur Nordwestecke, dann die ganze West- und Südseite und die Ostseite bis zur genannten Treffstelle."
+ ],
+ [
+ "Sie ermahnten ihn. weil er allein ging und vielleicht diesen Dienst noch niemals verrichtet hatte.",
+ "dass du das [heilige] Gerät. die Schaufel zum Abheben der Asche.",
+ "nicht anrührst. Das Anrühren war eigentlich nicht verboten, es war nur zu befürchten, dass er, wenn er die Schaufel erst in der Hand hatte, vergessen würde, vor dem Abheben euch die Hände und Füsse zu heiligen.",
+ "bevor du deine Hände und deine Füsse in dem Becken geheiligt hast. s. Exod. 30, 17—21.",
+ "Keiner ging mit ihm. weil den Raum zwischen Ulam und Altar nur der Priester, der einen Dienst zu verrichten hatte, betreten durfte.",
+ "er hatte auch kein Licht in der Hand. weil er bei der Waschung und beim Abheben der Asche beide Hände frei haben musste.",
+ "Sie konnten ihn nicht sehen. da die hoch ansteigende Altar-Rampe, um die er herumgehen musste, ihn ihren Blicken entzog.",
+ "sobald sie aber das Geräusch der aus Holz gefertigten Vorrichtung. מוכני = μηχανή, Maschine, künstliche Vorrichtung. Alles, was durch Hineintun in ein heiliges Gerät heilig geworden war, wurde über Nacht zu weiterem Gebrauche untauglich. Da auch das Waschbecken zu den heiligen Tempelgeräten gehörte, wurde auch das darin befindliche Wasser über Nacht untauglich und musste deshalb das grosse und schwere Becken jeden Morgen geleert und wieder frisch gefüllt werden. Um dieses überflüssig zu machen, hatte Ben Katin eine Vorrichtung an dem Becken anbringen lassen, nach dem Talmud (Jom. 37 a) bestand dieselbe in einem Räderwerk, durch das das Becken jeden Abend in einen darunter befindlichen Brunnen hinabgelassen wurde, so dass sich das Wasser des Beckens mit dem Brunnenwasser vermischte, am Morgen wurde das Becken wieder heraufgezogen, das darin befindliche Wasser galt dann als frisch gefülltes. Maim. im Comment. hier und zu Joma III, 10 bringt eine hiervon abweichende Erklärung, danach bestand die Vorrichtung in einem das Becken rings umgebenden grösseren Wasserbassin, das nicht zu den geheiligten Tempelgeräten gehörte, aus dem immer nur soviel Wasser, wie gerade gebraucht wurde, in das Becken hineingelassen wurde; nach seinem Kommentar zu Tam. III, 8 befand sich dieses Bassin oberhalb des Wasserbeckens und musste bei Gebrauch erst vermittels eines Räderwerkes herabgelassen werden.",
+ "die Ben Katin an dem Waschbecken hatte anbringen lassen. S. Jom. III, 10.",
+ "Es ist Zeit. sich für die weiteren Diensthandlungen auf dem Altar bereit zu machen, s. weiter II, 1.",
+ "Er heiligte nun seine Hände und Füsse an dem Becken. indem er einen der an dem Becken angebrachten Hähne öffnete und sich das Wasser über seine Hände und Füsse laufen liess, s. Jom. a. a. O.",
+ "schob die Kohlen hierhin und dorthin. Ed. pr. u. Talmudausg. fehlt: והילך.",
+ "nahm die Schaufel voll von den bereits verzehrten in der Mitte. wo die bereits ganz verkohlten Opferreste lagen.",
+ "und ging wieder hinunter. die Rampe hinunter.",
+ "War er wieder auf dem Boden. am Fusse der Rampe.",
+ "wandte er sein Gesicht nach Norden. die Rampe befand sich auf der Südseite des Altars.",
+ "ging. auf den Altar zu.",
+ "an der Ostseite der Rampe entlang. auf dem Fussboden der Halle.",
+ "etwa zehn Ellen. die Länge der Rampe von ihrem Fuss bis zum Altar betrug 32 Ellen (vgl. Midd. III Note 33).",
+ "drei Handbreiten von der Rampe entfernt. damit die Seitenwand der Rampe nicht beschmutzt wurde.",
+ "an die Stelle. Von der Aschenhebe sowohl wie von den Geflügel-Kröpfen heisst es (Lev. 6, 3; 1, 16), dass sie אצל המזבח zur Seite des Altars hingeschüttet werden sollen. Aus dem an der letzteren Stelle gebrauchten Ausdruck והשליך wird gefolgert, dass nicht gemeint ist dicht neben dem Altar, sondern in einem grösseren Abstand von ihm (vgl. dazu auch Sebach. VI Note 51).",
+ "wo auch die Geflügel-Kröpfe und die Aschenreste von dem Innen-Altar und dem Leuchter. S. Talm. Meïl. 12a."
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+ "ergriffen die Schaufeln. מגרפות, von גרף = zusammenscharren, Schaufeln zum Zusammenscharren der Altarasche.",
+ "und die Feuerhaken. צינורות hakenförmig gebogene Werkzeuge, um die noch nicht vom Feuer verzehrten Opferstücke an die Seiten zu schieben.",
+ "schoben. סנק = zusammendrängen, Piel Mikw. II, 6 המסנק את הטיט לצדדי, ähnl. arab. شنق Talmudausg.: סולקין.",
+ "sie an die Seiten. Talmudausg.: על צדי.",
+ "fanden sie auf den Seiten keinen Platz mehr. wörtlich: konnten die Seiten sie nicht fassen.",
+ "schichteten sie sie am Rundgang. סובב hiess der auf dem untersten eine Elle hohen Absatz, dem יסוד, sich erhebende fünf Ellen hohe mittlere Absatz des Altars, der ringsherum um eine Elle über den dritten obersten Teil des Altars hinausragte.",
+ "auf. Maim. und Bart. erklären: auf dem Teile der Rampe, der zum Rundgang führte. In der Höhe des Rundgangs führte nämlich ein besonderer Steg von der Rampe zum Rundgang hin. Die Baraita (Joma 45 b) liest: על הכבש או ע״ג סובב, so erklärt R. Abr. b. David auch hier: בסובב או על הכבש auf den Rundgang oder, wenn darauf kein Platz mehr war, auf die Rampe.",
+ "der Rampe auf. Ganz von dem Altar herunternehmen durfte man sie nicht, da man sie dann nicht wieder hätte hinauflegen dürfen. Die vorspringende Oberfläche des סובב dagegen, die sich über der halben Höhe des Altars befand, und der anliegende Teil der Rampe galten als noch zur Oberfläche des Altars gehörend, das Hinlegen auf sie galt deshalb noch nicht als ein Herunternehmen von dem Altar (s. Tosaf. Joma 45 b v. סידרן)."
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+ "Dann machten sie sich an. Das ב von באפר, ebenso von בגיזרין in der folgenden Mischna, hängt von החלו ab: sie fingen nun mit der Asche an, sie hinauszuschaffen, wie Gen. 44, 12: בגדול החל.",
+ "das Hinaufkehren der Asche auf den Aschenhaufen. תפוח, von תפח = anschwellen, eine Erhöhung, Anschwellung, davon auch תפוח = der Apfel wegen seiner runden, bauchigen Form. Nach R. Abr. b. David zu Maim. הלכות תמידין ומוספי II, 7 war die ganze Oberfläche des Altars in der Mitte um eine Elle höher als an den Seiten, auf denen das Holz zum Altarfeuer aufgeschichtet lag, diese Erhöhung in der Mitte hiess nach ihm תפוח. Nach allen übrigen Erklärern gab es eine solche Erhöhung auf dem Altare nicht, sondern wurde die Asche nach der Mitte des Altars hin zusammengekehrt, und der dadurch entstehende Aschenhaufen wurde תפוח genannt.",
+ "der manchmal gegen dreihundert Kor. nach dem Talmud eine Hyperbel.",
+ "an den Festen räumte man die Asche nicht von dort fort. während sie sonst, sobald sich zuviel davon angehäuft hatte, durch andere Priester von dort heruntergeholt (s. weiter V, 5) und nach einem dafür bestimmten שפך הדשן genannten Platz ausserhalb der Stadt geschafft wurde.",
+ "weil sie ein Schmuck für den Altar war. als ein Zeichen für die Menge der dargebrachten Opfer.",
+ "dass aus Nachlässigkeit des Priesters die Asche nicht fortgeschafft worden wäre. es war niemals Nachlässigkeit der Priester, wenn sie dort liegen blieb, sondern weil sie als ein Schmuck für den Altar galt."
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+ "Darauf machten sie sich an. S. Note 9.",
+ "das Hinaufschaffen der Holzscheite. גיזרין oder, wie andere Ausgaben lesen, גזירין: grosse zurechtgeschnittene Holzkloben, von גזר = abtrennen, beschneiden. Hier sind wohl nicht die zwei grossen Holzscheite gemeint, deren Hinauflegen auf das Altarfeuer als eine besondere Diensthandlung vorgeschrieben war, da diese erst nach Herstellung des zweiten Holzstosses, die weiter Mischna 5 beschrieben wird, auf den ersten grossen Holzstoss hinaufgelegt wurden (s. Jom. 33 a), sondern die zur Herstellung der beiden Holzstösse nötigen Hölzer.",
+ "nur nicht das vom Olivenbaum und vom Weinstock. die Wein und Öl hervorbringen, aber nicht als Brennholz verwendet werden sollten; nach anderen, weil ihr Holz zuviel Knorren hat und deshalb nicht gut brennt, oder weil es beim Verbrennen zu schnell zu Asche wird.",
+ "Äste. מרביות Äste, ebenso Sukk. IV, 5: מרביות של ערבה, vgl. מרבית = Zuwachs.",
+ "vom Nussbaum und vom wilden Ölbaum. deren Früchte nicht so wertvoll sind wie die vom Weinstock und vom Ölbaum. Nach anderen ist unter עץ שמן die Fichte zu verstehen."
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+ "Er. der Priester, der die Aschenhebe abgehoben hatte, s. Joma 22 a.",
+ "schichtete. In manchen Mischnaausg. fehlt das Wort: סידר.",
+ "nun den grossen Holzstoss. Nach Jom. IV, 6 wurden auf dem Altar jeden Tag nach R. Jehuda zwei Holzstösse hergerichtet, einer zum Verbrennen der Opfer, der zweite, um Kohlen für das tägliche Räucherwerk zu gewinnen, nach R. Jose noch ein dritter, um ein ewiges Feuer auf dem Altar zu unterhalten, und nach R. Meïr noch ein vierter zum Verbrennen solcher Opferteile, die in der vorangegangenen Nacht nicht zu Asche verzehrt worden waren. Der erste von diesen Holzstössen war der grösste, er wurde deshalb der grosse Holzstoss genannt.",
+ "mit der lichten Seite. חזית leiten die Erklärer von חזה = sehen ab: die offene Seite, durch die man hineinsehen kann, die man offen lässt, um dort das Kleinholz zum Anbrennen des Holzstosses hineinzulegen, oder damit das Feuer besseren Zug hat. Maim. erklärt das Wort wie Bab. Bat. I, 2 mit „sichtbares Zeichen“: der Holzstoss muss so hergestellt werden, dass es erkennbar ist, dass seine Front auf der östlichen Seite ist.",
+ "die inneren Enden der Holzscheite reichten bis an den Aschenhaufen. der in der Mitte war, damit am Rande des Altars Platz blieb für die Priester, ohne dass sie dem Feuer zu nahe zu kommen brauchten.",
+ "in dem man das Kleinholz. אליה oder אליתא der Fettschwanz, arab. أَليَة überhaupt Fleisch- oder Fettwulst (Fleischer Nachtr. zu Levy, Targ. Wörterb. S. 418), hier = kienige Holzspäne, vgl. זנבות האודים Jes. 7, 4."
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+ "Dann suchte man daraus gute. glatte, gut brennende, da die daraus gewonnenen Kohlen bald zum Räucherwerk gebraucht wurden.",
+ "um. Talmudausg.: סידר.",
+ "gegenüber der Südwest-Ecke. Talmudausg. כנגד מערבית דרומית.",
+ "von dieser Ecke nach der Nordseite hin vier Ellen entfernt. das ist die Stelle des Altars, die grade gegenüber dem Eingänge zum Hechal gelegen war. Da die Kohlen zum Räucherwerk auf dem inneren im Hechal stehenden Altar verwendet werden sollten, mussten sie von der Stelle des Altars genommen werden, die dem Hechal am nächsten gelegen war (Talm. Sebach. 58 b).",
+ "schätzungsweise. בעומר = באומד, nach ungefährer Schätzung.",
+ "zu fünf Sea Kohlen. soviel Holz, dass ungefähr fünf Sea Kohlen daraus werden konnten.",
+ "weil man da auch die beiden Schalen Weihrauch von den Schaubroten dorthinauf brachte. die gleichfalls, weil sie aus dem Hechal herausgebracht wurden, um auf dem Aussenaltar verbrannt zu werden, auf der Stelle verbrannt werden mussten, die dem Eingange am Hechal am nächsten gelegen war (Talm. a. a. O.).",
+ "die nicht verbrannt waren. S. oben Mischna 1.",
+ "brachten sie nun wieder an den Holzstoss heran. um sie dort nachher nach der Darbringung des Morgenopfers auf dem Altarfeuer weiter verbrennen zu lassen, denn vor der Darbringung des Morgenopfers durfte nichts auf das Altarfeuer gebracht werden (Talmud 28 b). Nach R. Abr. ben David und Tif. Jisr. dagegen bezieht sich dieses Verbot nur auf frische Opfer, nicht aber auf diese, die bereits auf dem Altar gelegen hatten.",
+ "zündeten die beiden Holzstösse an. nachdem der Priester, der die Aschenhebe abgehoben hatte, noch die beiden besonderen Holzscheite auf den ersten Holzstoss hinaufgelegt hatte (s. oben Note 16) und nach R. Jose auch der dritte Holzstoss hergerichtet war (s. Note 22).",
+ "dann gingen sie hinunter und begaben sich in die Quaderhalle. wo die Auslosungen für die weiteren Opferhandlungen stattfanden (s. Jom. 25 a)."
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+ "nämlich. Bei der Auslosung wurde die Reihenfolge nicht innegehalten, in der die einzelnen Handlungen nachher ausgeführt wurden, die Reinigung des Innen-Altars ging z. B. dem Sprengen des Blutes voran.",
+ "wer schlachten soll. Das Schlachten konnte auch durch einen Nichtpriester ausgeführt werden, es wurde aber trotzdem, um jeden Streit zu verhüten, ein Priester dafür bestimmt, der dann seinerseits auch einen Nichtpriester mit der Ausführung betrauen konnte. Ed. pr. fehlt: מי שוחט. Es fand nicht für jede der genannten Diensthandlungen eine besondere Auslosung statt, sondern, nachdem von den in der Runde aufgestellten Priestern derjenige, der das Schlachten auszuführen hatte, bestimmt worden war, wurden die ihm in der Reihe folgenden Priester der Reihe nach für die anderen nachfolgenden Diensthandlungen bestimmt.",
+ "wer sprengen. Zu dem Sprengen gehörte auch das ihm vorangehende Auffangen und Hintragen des Blutes zum Altar.",
+ "wer den Leuchter. Derselbe Priester hatte auch das Anzünden des Leuchters zu besorgen.",
+ "den Kopf und den Hinterfuss. beide durch einen Priester; gemeint ist der rechte Hinterfuss, Talmudausg. add.: של ימין.",
+ "das Hinterteil. עוקץ eig. = Spitze, Stiel, das untere Ende der Wirbelsäule mit dem es umgebenden Hinterteil des Tieres und dem Schwanz.",
+ "mit Hinterfuss. dem linken, Talmudausg. add.: של שמאל.",
+ "Brust und Hals. גרה der Hals, eig. die Stelle, wo das Tier die Speise wieder heraufbringt, nach IV, 3 mit daran hängender Luftröhre, Lunge und Herz.",
+ "die beiden Flanken. nach IV, 3 mit Rückgrat, Milz und Leber.",
+ "die Eingeweide. die sämtlichen Verdauungsorgane.",
+ "das Mehl. das als Zugabe zu dem Tieropfer dargebracht wurde, s. Num. 28, 5.",
+ "das Pfannenopfer. das tägliche Opfer des Hohepriesters, s. Lev. 6,13—15.",
+ "den Wein. S. Num. 28, 7.",
+ "der hatte es zu verrichten. Es waren 13 Priester, die also durch das Los bestimmt wurden."
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+ "Dann sprach der Vorgesetzte. Ed. Lowe und Talmudausg. fehlt: הממונה.",
+ " denn das Morgenopfer durfte nicht vor Tagesanbruch geschlachtet werden.",
+ " ברקאי, ed. pr. u. Lowe: בורקי, ed. Ven.: ברקי, wohl ein Substantiv (ברק = Blitz, Lichtschein, Glanz), sobald er einen hellen Schein am Horizont sab, rief er den Wartenden zu, dass „ein heller Schein“ schon zu sehen sei.",
+ "der Sohn des Samuel. Name eines Priesters, der die Auslosungen zu leiten hatte, s. Schekal. V, 1.",
+ "sagt. die Meldung, die der Ausschau haltende Priester zu machen hatte, lautete.",
+ "Bis nach Hebron hin. Hebron lag südlich von Jerusalem, war der Lichtstreifen schon bis dahin vorgedrungen, so dehnte er sich schon über den ganzen östlichen Horizont aus.",
+ "Ja. Vgl. zu dieser Mischna auch Joma III Note 5."
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+ "Gehet und bringet ein Lamm aus der Lämmer-Kammer. in der immer mindestens sechs Lämmer für das tägliche Opfer bereit standen, s. Arach. II, 5.",
+ "Diese. חרי entspricht dem hebräischen הנה.",
+ "befand sich auf der Nordwest-Ecke. Nach Midd. I, 6 lag diese Kammer nicht auf der Nord west- sondern auf der Süd west-Seite des בית המוקד. Der Talmud (Joma 17 a) sucht diesen Widerspruch dadurch auszugleichen, dass er annimmt, sie habe auf der Westseite des בית המוקד gelegen, sich aber der Länge nach so weit nach Norden erstreckt, dass es demjenigen, der von der Südseite herkam, schien, als reichte sie bis zur Nordwest-Ecke, andererseits sich aber auch nach Süden so weit erstreckt, dass es demjenigen, der von der Nordseite kam, erschien, als reichte sie bis zur Südwest-Ecke. So nach der Erklärung von Raschi, danach würde האי לשכה אקצויי מקציא bedeuten: diese Kammer war von den Ecken abgelegen, entfernt (vgl. מוקצה, s. auch Arach v. קץ). Nach Maim. (Comment. zu Midd. I, 6) gibt die Mischna dort die Lage der Kammer zum בית המוקד an, sie lag danach auf der südwestlichen Seite des אקצויי מקציא) בית המוקד = an der Ecke des בית המוקד gelegen), während hier ihre Lage zur Tempelhalle von dieser aus gesehen angegeben wird, das בית המוקד lag auf der Nordseite der Tempelhalle nach Westen zu, deshalb heisst es hier, die Kammer habe auf der Nordwestseite gelegen.",
+ "vier Kammern befanden sich dort. als Nebenräume des בית המוקד.",
+ "eine die Marken-Kammer. wo die Marken verkauft wurden, für die man das vorgeschriebene Mass Mehl, Wein und Öl erhielt, das man zu jedem Opfer brauchte (s. Schekal. V, 3 u. 4).",
+ "eine die Kammer des Erwärmungsraumes. in dem sich die Priester an dem dort brennenden Feuer erwärmten.",
+ "in der man die Schaubrote zubereitete. Genaueres über die Lage dieser vier Kammern s. Midd. I, 6."
+ ],
+ [
+ "holten von dort dreiundneunzig silberne und goldene Geräte. die bei dem täglichen Opferdienst gebraucht wurden.",
+ "heraus und tränkten. Nach dem Talmud (Beza 40 a) tränkte man das Tier unmittelbar vor dem Schlachten, weil sich dann das Fell leichter abziehen liess, nach einer anderen Erklärung, weil dadurch unbedeutende Hautverwachsungen (סירכות) auf der Lunge des Tieres, welche die Tauglichkeit des Tieres vielleicht hätten in Frage stellen können, sich von selbst wieder lösten.",
+ "Obgleich es schon am Abend vorher untersucht worden war. Die Tiere mussten spätestens vier Tage vor ihrer Benutzung eingestellt und täglich auf ihre Brauchbarkeit untersucht werden (s. Arach. II Note 38).",
+ "wurde es beim Licht der Fackeln nochmals einer Untersuchung unterzogen. ob es sich nicht inzwischen einen es zum Opfer untauglich machenden Leibesfehler zugezogen hatte."
+ ],
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+ "Der. In den Talmudausg. folgen hier erst Mischna 6, 7 und 8, und dann erst die Mischna 5.",
+ "auf ihr standen acht niedrige. ננס gr. νάννος = Zwerg.",
+ "diese hatten viereckige Aufsätze. רביעיות, ed. Lowe רביעין (s. Midd. III, 5), Talmudausg.: רבעים, nach den meisten Erklärern wie רבוע = Viereck, viereckige Aufsätze aus Holz, die auf die Säulen aufgesetzt waren, weil in die Säulen selbst, die aus Stein waren, keine Haken eingeschlagen werden konnten. Nach R. Abr. ben Dav. waren es hölzerne Querbalken, die von je zwei Säulen getragen wurden, er leitet das Wort von רבץ = רבע (s. Targ. zu Exod. 23, 5) ab, also etwa: Liegebalken. Auch nach R. Schemaja (Comment. zu Midd. III, 5) waren es Balken, und zwar vier, die auf je zwei von den acht Säulen ruhten.",
+ "an denen eiserne Haken. אונקליות gr. ἀγκύλη = gekrümmt, Haken.",
+ "an jedem drei Reihen. über einander, die unterste für die kleinsten, die oberen für die grösseren Tiere; nach anderen Erklärern je eine Reihe auf der Nord-, Ost- und Südseite der Aufsätze, während auf der Westseite keine Haken waren, weil der davor Stehende dem Allerheiligsten den Rücken hätte zuwenden müssen. Nach der Erklärung des R. Abr. ben Dav. waren die Haken in die unteren Flächen der Querbalken eingeschlagen, und zwar in drei Reihen hinter einander.",
+ "die zwischen den Säulen standen. Auf den Tischen wurde die Haut so weit abgezogen, wie man sie sonst den Tieren, während sie auf der Erde liegen, abzuziehen pflegt, dann erst wurden sie zur weiteren Bearbeitung an den Haken aufgehängt. Nach einer anderen Erklärung bezieht sich das ובהן auch auf ומפשיטין, die Tiere werden an die Haken gehängt und dort abgehäutet, damit aber die unteren Teile der herabhängenden Tiere nicht den Erdboden berührten, wurden diese auf die daneben stehenden Tische gelegt. Nach einer dritten Erklärung ist unter מפשיטין nicht nur das Abhäuten, sondern auch das sich daran anschliessende Aufschneiden des Tieres und Herausnehmen der Eingeweide zu verstehen und bezieht sich nur darauf die Bestimmung על שלחנות של שיש, d. h. die Eingeweide wurden dann auf die marmornen Tische gelegt."
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+ [
+ "waren schon vorher gegangen. während die Vorbereitungen für das Schlachten des Opfertieres getroffen wurden, denn mit dem Schlachten musste gewaltet werden, bis die sämtlichen Tore geöffnet waren. Ed. Lowe: מקדימין לפניהם.",
+ "den Aschen-Kasten. טני ähnlich wie טנא = Korb, Behälter. R. Abr. ben Dav. leitet es von טונא = Last ab, ein grosses, schweres Gefäss.",
+ "den Krug. כוז arab. كوز Krug.",
+ "Der Aschenkasten sah aus wie ein grosses. Ed. Lowe u. Talmudausg. fehlt: גדול.",
+ "Dreikab. תרקב gr. τρίκαβος, ein grosses Massgefäss, das drei Kab fasste.",
+ "er war aus Gold und fasste zweieinhalb Kab. Die Wände des Gefässes waren so stark, dass es trotz seiner Grösse in seinem Innern nur 2½ Kab fasste.",
+ "der Krug sah aus wie ein grosser Kelch. קיתון = κώθων oder κήϑιον, eine Art Trinkgefäss.",
+ "bei dem einen musste man mit dem Arm bis zur Achselhöhe hinabreichen. אמת השחי fassen die Erklärer in der Bedeutung von „der Arm bis zum Schultergelenk“ und erklären יורד לאמת השחי: herabgehen d. h. die Hand mit dem Schlüssel nach innen oder nach unten herablassen bis zur Länge des ganzen Armes bis zur Schulter. Die Talmudausg lesen: באמת השחי. Nach Maim., Abr. ben Dav. und Bart. dienten beide Schlüssel zum Öffnen derselben Tür, nämlich der kleinen Tür auf der Nordseite der grossen Pforte zum Hechal (s. folg. Mischna), nach Maim. war diese Tür ausser durch ein Schloss wie iedes andere noch durch ein zweites unten dicht über dem Fussboden befindliches verschlossen, so dass man sich erst tief herabbücken musste, um es zu öffnen. Nach Abr. ben Dav. und Bart. befand sich dieses zweite Schloss an der Innenseite der Tür und musste man den Arm durch eine in der Wand oder der Tür befindliches Loch bis zum Schultergelenk hineinstecken, um es von innen zu öffnen. Nach Raschi (Bab. Mez. 33 a) war diese Aussentür nur in der angegebenen Weise von innen zu öffnen, und diente der zweite Schlüssel zum Öffnen der zweiten Tür, die erst von dem Seitenraum (תא), in den man durch die Aussentür eintrat, in der Hechal führte.",
+ "mit dem anderen öffnete man geradeaus. כיון, vom Piel בִּיוֵּן grade machen, auf etwas hinlenken, gewöhnlich mit folgendem ש׳ oder ד׳ = sobald als, hier Adverb = sofort, d. h. ohne weitere Umstände, ebenso Pessach. 37 a: אפשר יעשנה בדפוס ויקכענה כיון."
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+ "Er. der mit dem Öffnen der Tore Beauftragte.",
+ "neben dem grossen. Das Haupttor zum Hechal wurde das grosse Tor genannt im Gegensatz zu denkleinen Pforten zu beiden Seiten, oder deshalb, weil es in den Hauptteil des Heiligtums, den Hechal und das Allerheiligste, führte.",
+ "eine auf der Nordseite und eine auf der Südseite. Das Tor zum Hechal war zehn Ellen breit, der Hechal hatte eine Breite von zwanzig Ellen, es blieben demnach noch fünf Ellen Mauer zu jeder Seite des Tores, hier zu beiden Seiten des grossen Tores befanden sich die kleinen Pforten nach Ansicht von Raschi (Bab. Mez. 33 a) und R. Schemaja (Midd. IV, 2). Da die Mauer des Hechal eine Dicke von sechs Ellen hatte, so muss man demnach annehmen, dass von diesen Seitenpforten ein Gang durch die Mauer zu den Seitenzellen des Hechal führte, von denen man dann durch eine zweite Tür in den Hechal gelangte. Nach Tosf. Jomt. und anderen Erklärern befanden sich diese Pforten nicht in der Mauer des Hechal selbst, sondern seitlich davon, und trat man durch sie unmittelbar in die zu beiden Seiten des Hechal befindlichen Seitenräume ein.",
+ "auf sie bezieht sich der Ausspruch in Jecheskel. Jechesk. 44, 2.",
+ "öffnete die Pforte und trat in den Seitenraum. Über den Ausdruck תא und die damit bezeichneten Räume s. Midd. Noten 24 u. 25.",
+ "beseitigte er den Riegel. נגר von גרר = schleifen, schieben = der Querriegel vor dem Tore, nach anderen: der untere Riegel, durch den die Tür am Fussboden festgehalten wird.",
+ "und die Schlösser. פותחת: ein Schloss, das vermittels eines Schlüssels geöffnet wird.",
+ "bis er das Geräusch des sich öffnenden grossen Tores hörte. Dass schon während des Schlachtens die Tore zum Hechal geöffnet sein müssen, wird aus der beim Friedensopfer vorgeschriebenen Bestimmung (Lev. 3, 2) abgeleitet, dass es פתח אחל מועד geschlachtet werden soll, d. h. bei geöffnetem Eingang zum Heiligtum (s. Sebach. 55 b)."
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+ "Bis nach Jericho. Die Entfernung von Jerusalem nach Jericho betrug nach Joma 39 b zehn Parasangen, das sind nach Pessach. 93 b vierzig Mil, ein Mil entspricht ungefähr einem Kilometer.",
+ "Bis nach Jericho hörte man den Ton der Magrefa. מגרפה war der Name eines pfeifenartigen Musik-Instruments, das nach einer Überlieferung im Talm. (Arach. 11 a) zehn Löcher hatte, deren jedes zehn verschiedene Töne hervorbrachte, im ganzen also hundert; nach einer anderen Überlieferung brachte gar jedes Loch hundert Töne hervor, diese Überlieferung wird jedoch im Talmud selbst als Übertreibung bezeichnet. Woher der Name מגרפה, der sonst „Schaufel“ bedeutet, für dieses Instrument herzuleiten ist, ist nicht zu ersehen, Maim. vermutet, dass es vielleicht in seiner äusseren Form den im Tempel verwendeten Schaufeln ähnelte. Da die Mischna die übrigen weithin hörbaren Musikinstrumente erst später erwähnt, vermutet Straschun, dass hier nicht dieses מגרפה genannte Musikinstrument gemeint sei, sondern die weiter V, 6 genannte מגרפה (s. dort).",
+ "das Bon Katin an dem Waschbecken hatte anbringen lassen. S. I Note 46. Die Talmudauag. bringen diese Angaben in anderer Aufeinanderfolge.",
+ "des Ausrufers. כרוז = der Ausrufer, der täglich zum Tempeldienst rief, s. Jom. 20 b. Wenn es dort heisst, dass die Stimme des Ausrufers nur drei Parasangen weit reichte, so erklärt das Abr. ben David dahin, dass sie eigentlich in der Tat nur so weit zu hören war, sie aber trotzdem in dem zehn Parasangen entfernten Jericho gehört wurde entweder infolge der besonders günstigen Lago dieser Stadt oder infolge eines Wunders. גביני war der Name eines Priesters, der mit diesem Ausruferamte betraut war und nach dem dann allgemein die dieses Amt versehenden Priester benannt wurden (s. Schek. V, 1).",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme der Flöte. S. Arach. II Note 23.",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme der Zymbel. Talmudausg.: קול בן ארזה מקיש בצלצל, s. Schek. II, 5.",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme des Gesangs. der Leviten.",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme des Schofars. die Schofartöne, von den Priestern geblasen, s. Sukk. V, 5.",
+ "wenn er am Versöhnungstage den Gottesnamen aussprach. Nach Tosf. Jomt. ist damit gemeint: die Stimme des Hohepriesters in Verbindung mit den beim Hören des Gottesnamens einfallenden Stimmen aller in der Vorhalle versammelten übrigen Priester, da es unwahrscheinlich sei, dass die Stimme des Hohepriesters allein so weithin hätte gehört werden sollen. Aus demselben Grunde nimmt er auch an, dass unter גביני כרוז nicht der auerufende Priester überhaupt gemeint sei, sondern nur ein bestimmter Priester, namens גביני, der mit einer besonders weitreichenden Stimme begabt war.",
+ "Sohn des Diglai. Ed. pr. liest statt שני דגלי :בן דגלאי.",
+ "Mein Vaterhaus. Talmudausg. und ed. Lowe: לאבא.",
+ "hatte Ziegen auf dem Machwar-Gebirge. nach Neubauer, la géographie du Talmud, S 40: das Machaerus-Gebirge in der Provinz Peraea. Ed. Ven. und Lowe: בחרי מכוור, Talmudausg.: בערי המכוזר."
+ ],
+ [
+ "der ging hinein. in den Hechal.",
+ "nahm den Aschenkasten und setzte ihn vor sich hin. auf den Fussboden.",
+ "hob mit den Händen. חפן = beide Hände voll nehmen, vgl. מלא חפניו Lev. 16, 12.",
+ "liess ihn stehen und ging hinaus. Die Asche wurde erst später zusammen mit den Resten des Öls und der Dochte aus dem Leuchter hinausgetragen und beides an die dafür bestimmte Stelle neben der Altarrampe ausgeschüttet (s. weiter VI, 1).",
+ "fand er die beiden. נר gilt sonst immer als masc. gen.",
+ "östlichen. Das Reinigen und Instandsetzen der sieben Lampen des Leuchters geschah nicht in einem Zuge, sondern musste, wie dies aus den betreffenden Schriftstellen abgeleitet wird, durch eine andere Opferhandlung unterbrochen werden, es wurden zunächst nur fünf der Lampen instandgesetzt und später erst die beiden anderen. Welche der Lampen zuerst instand zu setzen waren und welche später, darüber fehlen nähere Angaben. Der Talmud (Menach. 68 b) bringt zwei Ansichten, wie der Leuchter im Heiligtum stand, nach der einen stand er auf der Breitseite des Hechal, sodass die Lampen in der Richtung von der Südseite nach der Nordseite aufeinanderfolgten, nach der anderen auf der Längsseite, sodass sie von der Ost- nach der Westseite aufeinanderfolgten. Für die letztere Ansicht entscheiden sich Raschi, R. Abr. ben Dav. und fast sämtliche Erklärer. Da die Mischna hier von östlichen Lampen spricht, so muss auch sie von der Ansicht ausgehen, dass die Lampen von Osten nach Westen auf einander folgten. Unter נר מערבי d. h. dem westlichen Lichte, das nach der Überlieferung bis zum Tode des Hohepriesters Simon des Gerechten durch ein Wunder auch am Tage nicht ausging und für dessen Instandsetzung besondere Bestimmungen galten (s. Sabb. 22 b), ist auch bei dieser Aufstellung des Leuchters nach Raschi (ebend.) nicht die westlichste Lampe zu verstehen, sondern die zweite Lampe auf der Ostseite, weil im Verhältnis zu der ersten östlichsten Lampe alle übrigen Lampen nach der Westseite zu standen und demnach diese auf die östlichste folgende Lampe für den in den Hechal Eintretenden die erste Lampe nach der Westseite hin war. Diese beiden Lampen, die östlichste und die auf sie folgende נר מערבי genannte, sind es, die die Mischna mit den שתי נרות מזרחיות meint. Nach der von Bart. gebrachten Erklärung waren es diese beiden Lampen, die immer erst später, getrennt von den fünf anderen, instandgesetzt wurden, und gibt die Mischna an, wie dabei zu verfahren war, wenn sie bei der Instandsetzung der übrigen Lampen noch brannten, und wie, wenn sie bereits erloschen waren. Über die hiervon abweichende Auslegung anderer Erklärer s. weiter Note 78.",
+ "reinigte er die übrigen. auch wenn sie noch brannten, löschte er sie ans, nahm die Dochte und das übrig gebliebene Öl heraus lind tat frisches Öl und neue Dochte hinein.",
+ "und liess diese. die beiden östlichen.",
+ "wie sie waren. Erst wenn er dann zum zweiten Mal hineinging, löschte er dann auch diese beiden Lampen aus und versah sie mit neuem Docht und Öl, liess dann die östlichere der beiden Lampen wie die übrigen fünf unangezündet bis zum Abend, das נר מערבי dagegen wurde mit Hilfe des Altarfeuers bald wieder angezündet, da es auch während des Tages brennen musste. In der älteren Zeit aber, wo das נר מערבי durch ein Wunder auch ohne Hinzutun frischen Öls auch während des ganzen Tages brannte, wurde dann nur die erste östlichste Lampe ausgelöscht und instandgesetzt, das נר מערבי dagegen liess man brennen, und erst am Abend wurde es gereinigt und frisches Öl und neuer Docht hineingetan.",
+ "reinigte. das heisst hier nicht wie oben, dass man das übrig gebliebene Öl und den alten Docht herausnahm und neues dafür hineintat, denn das geschah erst nach der Instandsetzung der anderen fünf Lampen, sondern man reinigte den Docht und gab ihm eine solche Richtung, dass er wieder in den noch in der Lampe zurückgebliebenen Ölrest hineinreichte, so dass er wieder brennen konnte.",
+ "er sie und zündete sie an den noch brennenden. Wenn keine der Lampen mehr brannte, wurde das Altarfeuer zum Anzünden benutzt.",
+ "dann reinigte er die übrigen. wie oben Note 73, und wenn er dann zum zweiten Mal hineinging, löschte er auch diese beiden Lampen wieder aus und verfuhr mit ihnen wie Note 75 angegeben. Durch das vorhergehende nochmalige Anbrennen dieser beiden Lampen sollte das Auseinanderhalten ihrer Instandsetzung von der der übrigen fünf Lampen deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Eine hiervon abweichende Erklärung unserer Mischna gibt Maim. in seinem Mischna-Kommentar. In seinem Ritualwerke (הלכות בית הבחירה III, 12) entscheidet er sich im Gegensatz zu Raschi und Abr. ben Dav. für die Ansicht, dass der Leuchter auf der Breitseite des Hechal stand, so dass die Lampen in der Richtung von der Südseite nach der Nordseite auf einander folgten. Das נר מערבי hiess nach ihm die mittelste Lampe, weil ihr Docht nach der Westseite hin dem Allerheiligsten zu gerichtet war, während die Dochte der übrigen Lampen von beiden Seiten nach dieser mittleren Lampe hin gerichtet waren. Die Ausführungen unserer Mischna führt er in seinem Ritualwelke überhaupt nicht an, weil sie, wie oben ausgeführt, von der von ihm nicht akzeptierten Ansicht ausgehen, dass der Leuchter auf der Längsseite des Hechal gestanden habe. Aber auch in der Erklärung der Mischna weicht er von der von Bart. angeführten Erklärung ab. Unter den Ausdrücken הטבת הנרות und דישון המנורה ist nach ihm nicht nur das Instandsetzen der Lampen sondern zugleich auch das immer unmittelbar sich daran anschliessende Wiederanzünden derselben zu verstehen, beides wurde zweimal am Tage vorgenommen, einmal früh und einmal abends, denn alle sieben Lampen sollten nicht nur in der Nacht sondern auch während des ganzen Tages brennen. Das נר מערבי wurde nach ihm nach der Ansicht, dass der Leuchter auf der Längsseite des Hechal gestanden habe, die am meisten nach Westen stehende der sieben Lampen genannt, die am nächsten zum Allerheiligsten stand, ihr Docht war nach Westen hin gerichtet, ebenso aber auch die Dochte der übrigen sechs Lampen. Das Instandsetzen und Anzünden der Lampen hatte auch nach ihm in zwei getrennten Abschnitten zu geschehen, welche fünf Lampen zuerst und welche erst beim zweiten Male vorzunehmen waren, darüber gab es keine bestimmte Vorschrift. Danach erklärt er die Mischna: wenn beim Hereintreten des Priesters die beiden östlichen Lampen, auf die er zuerst stiess, noch brannten, so liess er diese zunächst brennen, reinigte die übrigen fünf, gleichviel ob sie noch brannten oder nicht, goss frisches Öl hinein und zündete sie wieder an, und beim zweiten Male reinigte er die beiden ersten und zündete auch sie wieder an. Waren aber diese beiden ersten Lampen bereits ausgegangen, so reinigte er zunächst diese und dazu die nächsten drei Lampen und zündete sie wieder an, liess dagegen die beiden westlichsten Lampen zunächst stehen und reinigte und zündete diese erst beim zweiten Hineintreten wieder an, nur auf diese beiden bezieht sich demnach das zweite ואח״כ מדשן את השאר. Einen dritten in vielen Punkten von diesen beiden abweichenden Erklärungsversuch gibt Salomo ben Aderet in seinen Rechtsgutachten (No. 79 und No. 309), durch den er zugleich die Ausführungen dieser Mischna mit den weiter (VI, 1) folgenden auszugleichen sucht, es würde aber zu weit führen, auch auf diesen hier einzugehen, auch werden die von ihm gegen die von Bart. angeführte Erklärung gemachten Einwendungen schon alle von Moses Chefez in seinem Werke חנוכת הבית sowie in dem Werke באר שבע ausführlich widerlegt.",
+ "auf ihm stand der Priester. um besser an die Lampen heranzureichen, da der Leuchter sehr hoch war.",
+ "Dann liess er den Krug auf der zweiten. vielleicht deshalb auf der zweiten, weil auf der obersten die zum Leuchter gehörenden Zangen und Pfännchen lagen (s. Maim. הלכות בית הבחירה III, 11).",
+ "Stufe stehen. da er ihn nachher noch beim Reinigen der letzten beiden Lampen gebrauchte."
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+ "Man band. כפת heisst das Zusammen binden der Füsse des Schlachttieres, nach einer Erklärung aller vier Füsse aneinander, nach einer anderen der Vorderfüsse für sich und der Hinterfüsse für sich. Nach dem Talmud vermied man dies bei dem Opfer aus Rücksicht auf die Heiligkeit des Opfers, nach einer anderen Ansicht, weil dieses Verfahren bei den Götzenopfern üblich war.",
+ "sondern hielt nur die Füsse fest. עקד heisst nach den meisten Erklärern: je einen Vorderfuss und einen Hinterfuss an einander binden, nach Maim. dagegen: die Füsse nur nach hinten biegen und so festhalten.",
+ "die Kopfseite nach Süden. Das Tier wurde so niedergelegt, dass es der Länge nach zwischen Süd und Nord lag, mit dem Kopf nach dem Altare zu, so dass, wenn das Tier während des Schlachtens Unrat auswarf, dieser nach der entgegengesetzten Seite hinfiel.",
+ "und das Gesicht nach Westen. nach dem Innern des Heiligtums zu, der Kopf wurde so gewendet, dass das Gesicht nach Westen gerichtet war.",
+ "Das Morgenopfer wurde auf der Nord west. Wie alle hochheiligen Opfer musste das tägliche Ganzopfer auf der Nordseite der עזרה d. h. in dem Raume zwischen der Nordwand des Altars und der Nordwand der עזרה geschlachtet werden (s. Sebach. V, 4). Der östliche Teil dieses Raumes wurde aber früh, wo die Sonne im Osten steht, von dem 8chatten der hohen Ostmauer der עזרה überschattet. Da aber das tägliche Opfer im hellen Tageslicht geschlachtet werden sollte, schlachtete man es früh auf der westlichen Seite dieses Raumes, d. i. in der Nähe der Nordwest-Ecke des Altars, umgekehrt am Nachmittag.",
+ "-Ecke am zweiten Ringe. von den 24 Ringen, die der Hohepriester Jochanan nach der Anzahl der Priesterabteilungen in dem Raume zwischen Altar und der Nordmauer der עזרה am Fussboden hatte anbringen lassen, nach einer Ansicht in 6 Reihen von je 4, nach einer anderen in 4 Reihen von je 6 Ringen. Diese Ringe dienten nach den meisten Erklärern zum Festhalten des Kopfes des Opfertieres, nach Maim. zum Festhalten der Füsse. Das Weitere über diese Ringe s. Midd. III, 5. Unter dem zweiten Ringe an der Nordwestecke verstehen die meisten Erklärer den vom Altare aus zweiten Ring in der am meisten nach Westen hin gelegenen Reihe. Warum gerade dieser zweite Ring benutzt wurde und nicht der erste Ring in dieser Reihe, der der Nordwestecke des Altars am nächsten gelegen war, dafür geben die Erklärer verschiedene Gründe an. Nach Raschi (Jom. 62 b) war der Grund, damit man den ersten Ring zum Festhalten der Füsse am Boden benutzen konnte, nach Tosaf. (ebend.), weil man das Tier nicht zu nahe an den Altar heran niederlegen wollte, damit es nicht den Boden dort durch seinen Auswurf beschmutze, nach dem ungenannten Erklärer in den Talmudausgaben, Ascheri und Bart. weil die Stelle, wo der erste Ring befestigt war, noch von der zehn Ellen hohen Altarwand beschattet wurde, nach Serachja Halevi, Verfasser des המאור, weil die Sonne nie genau im Nordost bzw. Nordwest auf- bzw. untergehe, sondern stets mehr oder weniger nach Süden hin, deshalb sei auch das Opfer nicht an dem der Nordwest-bzw. Nord-ost-Ecke des Altars zunächst gelegenen Ringe geschlachtet worden, sondern etwas davon entfernt an dem darauf folgenden zweiten Ringe. Über die Einwendungen, die gegen jede dieser Begründungen zu erheben sind, s. Tif. Jisr. Nach Straschun ist unter dem zweiten Ringe an der Nordwestecke nicht der vom Altar aus zweite Ring in der am meisten nach Westen gelegenen Reihe zu verstehen, sondern der zweite Ring in dieser Reihe von der Nordwand der עזרה aus gerechnet, also vom Altare aus der vorletzte Ring in dieser Reihe. Der gleichen Ansicht ist wohl auch Maim., da er zu dem קרן צפונית מערבית der Mischna hinzufügt: של בית המטבחים (s. הלכות תמידין ומוספין I, 11), nicht also an der Nordwest-Ecke des Altars, sondern an der Nordwestecke des Schlachtraumes, das ist des Raumes, auf welchem sich diese 24 Ringe befanden. Das ist die gerade entgegengesetzte Seite. Mit dieser Ansicht würde sich sowohl die von Raschi angeführte Begründung besser vereinigen, da die Füsse des Opfertieres doch nicht nach vorne nach dem Altar zu ausgestreckt waren, sondern vielmehr nach hinten, nach dem nach dieser Erklärung ersten Ringe in der Reihe, wie auch die von Serachja Halevi angeführte Begründung, da danach auch von den Ringen nicht der am meisten nach Norden gelegene Ring benutzt wurde, sondern der etwas mehr nach der Südseite hin gelegene zweite Ring in der betreffenden Reihe (s. auch Tif. Jis.).",
+ "und das Nachmittags-Opfer wurde auf der Nordost. weil da die Sonne im Westen stand und deshalb der westliche Teil des Raumes durch die dahinter liegenden hohen Mauern des Ulam und des Hechal überschattet wurde (s. Note 5).",
+ "fing es auf und ging damit an die Nord-ost-Ecke und sprengte es [nach Nord-Ost. In manchen Ausgaben fehlen hier die Worte מזרחה צפונה, ebenso weiter die Worte מערבה דרומה, sie sind aber zu ergänzen. Über die Art, wie diese Sprengungen ausgeführt wurden, s. Sebach. V Note 39.",
+ "dann an die Süd west-Ecke und sprengte es [nach Süd-West. Damit durch die beiden Sprengungen alle vier Seiten des Altars von dem Blute getroffen wurden (שתי מתנות שחן ארבע), mussten diese an zwei einander gegenüberliegenden Ecken des Altars ausgeführt werden. Da aber das Blut nur an solche Stellen des Altars gesprengt werden durfte, an denen sich unten am Altar der Grund (יסוד s. Sebach. II Note 16) befand (s. Sebach. 57 a), so kamen nur die Nordost- und die Südwest-Ecke in Betracht, da an der Südost-Ecke sich kein Grund befand. Da der Priester beim Sündopfer, dessen Blut an den oberen Teil des Altars gesprengt wurde, wenn er von der auf der Südseite des Altars gelegenen Rampe kommend sich, wie es für alle Wendungen Vorschrift war, nach rechts wandte, zuerst an die Süd ost-Ecke des Altars kam und dort sprengte und dann von dort immer nach rechts gehend zu den übrigen Ecken (s. Sebach. V, 3), ging auch hier der Priester, obwohl hier die Sprengung vom Boden aus erfolgte, zuerst an die Nord ost-Ecke und von dort sich nach rechts wendend zur Süd west- Ecke.",
+ "den Rest des Blutes goss er an den Grund auf der Südseite. wie bei allen Opfern, deren Blut an den äusseren Altar gesprengt wurde (s. Sebach. V Note 32)."
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+ "Man brach den Fuss nicht durch. um den einen gebrochenen Hinterfuss durch ein Loch in dem anderen hindurchzuziehen und so das Tier an den gekreuzten Füssen aufzuhängen, wie man es sonst zu machen pflegte. Da beim Zerteilen des Opfers der rechte Hinterfuss gleich mit am Anfang abgeschnitten wurde, konnte das Tier nicht in dieser Weise aufgehängt werden.",
+ "sondern machte ein Loch am Kniegelenk. ערכוב = Kniegelenk. Talmudausg. u ed. Lowe: ערקובו, s. Bechor. VI Note 76.",
+ "und hängte es daran auf. Beide Hinterfüsse wurden am Kniegelenk durchlöchert und jeder an einem besonderen Haken aufgehängt, so dass, auch nachdem der eine Fuss abgeschnitten war, der ganze übrige Körper noch an dem anderen Fusse hing.",
+ "bis man an die Brust kam. Weiter wurde zunächst die Haut nicht abgezogen, weil man so den Kopf, von dem die Haut nicht abgezogen wurde, besser abtrennen konnte.",
+ "dem er zugefallen war. ihn auf den Altar zu bringen.",
+ "dann schnitt man die Kniestücke. die 4 Füsse vom Knie abwärts.",
+ "Darauf zog man die Haut ganz herunter. מרק verw. mit מרח = abreiben, polieren, daher auch reinigen, und davon abgeleitet hier = vollenden, fertig machen (Fleischer zu Levy, Neuhebr. Wörterb., III S. 319).",
+ "schnitt das Herz auf. Da die Brust erst später aufgeschnitten wurde, ist es schwierig, wie man schon jetzt das Herz aufschneiden konnte. Ascheri meint deshalb, dass diese Worte hier an falscher Stelle stehen und hinter die Worte קרעו ונמצא כולו גלוי לפניו zu setzen seien. Tif. Jisr. vermutet, dass man die Hand durch den aufgeschnittenen Hals hineingesteckt und so das Herz aufgeschnitten habe, damit das Blut, ohne dass anderes damit befleckt wurde, durch den Hals abfliessen konnte. Straschun meint unter Hinweis auf עור לבוב (Abod. Sar. 32 a), dass man vielleicht die Brust an der Stelle, hinter der das Herz liegt, durchstochen habe und so an das Herz gelangt sei.",
+ "und liess das Blut herausfliessen. weil durch das Aufseufzen des Tieres während des Schlachtens Blut aus der Schnittwunde in das Herz zurückgeflossen sein konnte und dieses wie aus der Schnittwunde auf die Erde geflossenes Blut nicht auf den Altar gebracht werden durfte (Ascheri).",
+ "schnitt die Vorderfüsse. bis zum Rumpf.",
+ "Dann ging man wieder hinauf. von der nach unten hängenden Kopfseite.",
+ "nahm das Fett. פדר die die Eingeweide bedeckende Fettlage.",
+ "und legte es oben hinauf auf die Schlachtwunde des Kopfes. um diese damit zuzudecken, da der Kopf mit der Schnittwunde nach oben zum Altar getragen wurde, s. Mischn. 3.",
+ "nahm die Eingeweide. Magen und Därme.",
+ "Den Pansen. S. Chull. III Note 12.",
+ "spülte man im Abwaschraume. S. Midd. V, 3.",
+ "wie es nötig war. Wegen des vielen Unrats, der darin war, bedurfte er einer besonders gründlichen Reinigung und wurde diese in einem besonderen Raume vorgenommen.",
+ "die Eingeweide spülte man wenigstens. Mischnaausg,: במיעוטה, Talmudausg.: במעוטן. Die meisten Erklärer fassen das Wort in dem Sinne von „zum wenigsten“, soviel wie: לכל הפחות. Nach einer anderen Erklärung ist unter מעוטה oder מעוטן ein Behälter zu verstehen, in dem die Eingeweide abgewaschen wurden, vgl. מעטן = Bottich Maasr. IV, 3. Der ungenannte Erklärer in der Talmudausg. liest: במיעוטן „של״ שולחנות und erklärt: auf dem kleinsten der Tische.",
+ "die zwischen den Säulen standen. Der Erklärer in der Talmudausg. liest die beiden Worte שבין העמודים nicht, nach ihm sind nicht die Tische gemeint, die zwischen den Säulen standen, diese wurden beim Abhäuten der Opfertiere benutzt (s. oben III Note 38), die hier genannten Tische dagegen standen innerhalb des Raumes, in dem geschlachtet wurde, wie es in den Erläuterungen des Talmud zur Mischna ausdrücklich heisse: עשרה שולחנות היו במקדש ח׳ של שיש „בבית המטבחים״ שעליהן מדיחין את הקרבים. Nach den anderen Erklärern waren es dieselben Tische, die auch beim Abhäuten benutzt wurden, und gehörte der Platz, auf dem die Säulen standen, eben auch noch mit zum בית המטבחים."
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+ "Dann nahm man [wieder] das Messer. das beim Herausnehmen des Fetts und der Eingeweide nicht gebraucht worden war.",
+ "und den Leberlappen. אצבע הכבד ist nach dem Aruch (Art. אצבע) gleichbedeutend mit dem יותרת הכבד in der Schrift, das Maim. in der Vorrede zu seinem Mischna-Kommentar zu Kodaschim erklärt: קצה התחתון היוצא ממנו כמו הבוהן מן היד das unterste Ende der Leber, das von ihr absteht wie der Daumen von der Hand (vgl. Hoffmann, Leviticus 3, 4).",
+ "von der Leber. Jedes von diesen dreien: Lunge, Leber und Leberlappen wurde nachher zusammen mit einem anderen Körperteile zum Altar gebracht.",
+ "rührte diesen. den Leberlappen, damit er nicht von der Stelle, wo er angewachsen, sich loslöse und herunterfalle. Andere beziehen das ולא חיה מזיזה auf die Lunge, Maim. auf die Leber.",
+ "schnitt die Brust heraus. נקב wörtlich: er machte ein Loch, weil durch das Herausschneiden der Brust zwischen den beiden Seitenteilen eine offene Lücke entstand.",
+ "Dann ging man zur rechten Flanke. דופן Wand, Seite, hier das hintere Seitenteil des Tieres.",
+ "schnitt sie bis dicht an das Rückgrat. von der Seite bis an das Rückgrat. Ed. pr. u. Lowe lesen: עם השדרה, wo עם, wenn es nicht aus ער Korrumpiert ist, in der Bedeutung von „neben“ zu fassen ist, da das Rückgrat, wie es weiter heisst, zusammen mit der linken Flanke abgeschnitten wurde. Ed. Lowe: השיזרח.",
+ "von oben nach unten herunter ab. wobei man aber die beiden obersten Rippen an dem Körper zurückliess, s. Note 46.",
+ "bis man an. Talmudausg.: לבין שתי הצלעות.",
+ "die beiden dünnen. Talmudausg. דקות.",
+ "Rippen kam. Diese liess man am Körper und schnitt sie nicht ab.",
+ "Dann kam man zum Hals. גרה s. Note 8.",
+ "beliess an ihm. d. h. schnitt mit ihm zusammen ab.",
+ "zwei Rippen auf dieser und zwei Rippen auf jener Seite. gemeint sind die beiden dünnen Rippen (s. Note 40), die beim Abschneiden der rechten Flanke auf der Halsseite zurückgeblieben waren, und die beiden dünnen Rippen, die ebenso an der linken Halsseite zurückgelassen wurden.",
+ "liess von ihr zwei dünne. Talmudausg. דקות.",
+ "Rippen oben und zwei dünne. Talmudausg. דקות.",
+ "Rippen unten zurück. letztere waren bereits zusammen mit dem Hals abgeschnitten.",
+ "ebenso hatte man sie an der anderen Seite zurückgelassen. die oberen an dem Schwanzstück und die unteren an dem Halsstück.",
+ "man liess also bei beiden. Talmudausg. fehlt: בשתיהן.",
+ "sie war die grössere Seite. da das ganze Rückgrat mit an dieser Seite war.",
+ "weil daran die Leber hing. die umfangreicher ist als die Milz, die an der linken Seite hing, daher erschien diese, die rechte Seite, grösser.",
+ "Dann kam man zum Hinterteil. עוקץ s. III Note 6.",
+ "schnitt es ab. mit den beiden Rippen zur rechten und zur linken Seite, die beim Abschneiden der Flanken daran gelassen waren.",
+ "dem Leberlappen. S. Note 31.",
+ "Dann nahm man den linken Hinterfuss. der nun allein noch am Haken hing.",
+ "und gab. Ed. pr., Ven. und Talmudausg.: חתכה ונתנה.",
+ "die Nase. Ed. pr.: חרטומו = die Schnauze, auch Ascheri und Abr. ben Dav. lesen חרטומן.",
+ "die Hörner zwischen seinen Fingern. damit der Kopf festliege.",
+ "die Schlachtwunde nach oben und das Fett daraufgelegt. um die blutige Schnittwunde zu verdecken.",
+ "und den rechten Hinterfuss in seiner linken Hand. Obgleich das Hintragen der Opferstücke zum Altar zu den Opferhandlungen gehörte und es Vorschrift war, Opferhandlungen mit der rechten Hand auszuführen, wurde hier dennoch auch die linke Hand benutzt, weil durch das Ausführen mit der linken das Opfer nicht untauglich wurde und man die Anzahl der zum Hintragen nötigen Priester nicht noch vergrössern wollte.",
+ "mit der Hautseite nach aussen. d. h. die Schnittfläche, wo der Fuss vom Rumpf abgetrennt war, nach dem Priester zu gewendet.",
+ "den Fettschwanz zwischen den Fingern herabhängend. Die Bestimmung ובית עורו לחוץ braucht hier nicht angegeben zu werden, da sie sich von selbst ergibt.",
+ "die Rippen zwischen den Fingern. Auch hier ergibt sich das ובית עורו לחיץ von selbst, da die Rippen auf der Innenseite liegen. Ed. Ven. und Talmudausg.: בין שתי אצבעותיו.",
+ "der sechste mit den in einer Schale liegenden Eingeweiden und den oben auf ihnen liegenden Kniestücken. S Note 16.",
+ "der siebente mit dem Mehl. das zu dem Lamm gehörende Mehlopfer.",
+ "der achte mit dem Pfannenopfer. des Hohepriesters, das täglich früh und abends dargebracht wurde, s. Menach. IV, 5.",
+ "und der neunte mit dem Wein. zum Giessopfer.",
+ "Sie gingen und legten sie auf der unteren Hälfte. um dadurch das später erfolgende Hinauftragen auf den Altar als eine besondere Opferhandlung deutlicher abzuheben.",
+ "der Rampe auf der Westseite. der dem Hechal zu gelegenen Seite. Nach der Mischna Schekal. VIII, 8 wurden nach einer Lesart übereinstimmend mit der Bestimmung in unserer Mischna die Opferstücke des täglichen Opfers auf der Westseite niedergelegt, die des Musaf-Opfers dagegen auf der Ostseite, so entscheidet auch Maim. הלכות חטידין ומוספי VI, 3. Andere lesen dort bei denen des täglichen Opfers במזרח, und bei denen des Musafopfers במערב, so auch Raschi zu Sukk. 54 b. Nach Bart. wurde das tägliche Opfer an gewöhnlichen Tagen auf der Westseite niedergelegt, an Tagen dagegen, an denen ein Musafopfer gebracht wurde, wurde dieses auf die Westseite gelegt und das tägliche Opfer auf die Ostseite. Demgemäss erklärt er auch zu der Mischna Jom. II, 4, wo von dem Versöhnungstag die Rede ist, dass die Opferstücke des täglichen Opfers auf die Ostseite gelegt wurden, und danach würde die Mischna Schek. VIII, 8 nach der zweiten Lesart auch nur von solchen Tagen sprechen, an denen auch ein Musafopfer dargebracht wurde (s. dort Tosf. Jomt.).",
+ "salzten sie. S. Lev. 2, 13.",
+ "um das Schma zu beten. und die sich daran anschliessenden Gebete (s. V, 1), worauf dann das Darbringen des Räucherwerks und dann erst das der Opferstücke folgte."
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+ "Sie sprachen ihn. Nach einer Ansicht im Talmud (Berach. 11 b) war es der erste der einleitenden Segenssprüche zum Schma, der mit den Worten יוצר אור beginnt, nach einer anderen der zweite mit אהבה רבה beginnende.",
+ "lasen dann die zehn Gebote. Nach dem Talmud (ebend. 12 a) sollte das Lesen dieser zehn Gebote vor dem Schma auch für den täglichen Gemeinde-Gottesdienst eingeführt werden, es wurde nur deshalb davon abgesehen, weil man wahrnahm, dass infolge solchen Hervorhebens gerade dieser zehn Gebote die übrigen Gebote von manchen geringer geachtet wurden.",
+ ". Deut. 6, 4—9.",
+ "והיה אם שט. Deut. 11, 13—21.",
+ "שמע und. Num. 15, 37—41.",
+ "und sprachen mit. Raschi und Bart. fassen hier את als Präposition in der Bedeutung von „mit“ und erklären, da zeitlich die Priester diese Segenssprüche nicht zugleich mit dem Volke beteten: sie beteten diese Segenssprüche in derselben Weise, wie das Volk sie betete. Maim. (s. Comment.) scheint את העם als Objekt zu fassen: sie segneten das Volk durch das Beten dieser drei Segenssprüche, da in jedem derselben auch Segenswünsche für Israel enthalten seien. Ed. pr. liest: את השם.",
+ ". so beginnt der auch bei dem Gemeindegebet nach dem Schma zu sprechende Segensspruch.",
+ "אמת ויציב die. der mit רצה beginnende Segensspruch aus dem täglichen Achtzehn-Gebet, der die Bitte um wohlgefällige Aufnahme unseres Gottesdienstes enthält, ursprünglich des Opfer-Gottesdienstes, jetzt unseres Gebet-Gottesdienstes. Nach Maim. Comment. beteten sie auch den anschliessenden mit מודים beginnenden Segensspruch mit, in seinem Ritualwerke dagegen erwähnt er diese nicht. Ed. pr. liest anstatt וגבורה :ועבודה.",
+ "עבודה und den Priestersegensspruch. Den eigentlichen Priestersegen sprachen die Priester erst später (s. weiter VII, 2), hier ist nach Bart. (s. auch Tosaf. Berach. 11 b) das Gebetstück gemeint, das diesen Priestersegen mit der daran anschliessenden Bitte enthält, dass Gott den darin ausgesprochenen Segen seinem Volke zuwenden möge. Nach Maim. ist das im Achtzehngebet auf den Priestersegen folgende mit שים שלום beginnende Gebetstück gemeint.",
+ "Am Schabbat wurde von der abtretenden Priesterabteilung noch ein Segensspruch. ein Gebet für die den Dienst für die neue Woche übernehmenden Priester. Den Wortlaut dieses kurzen Gebetes s. Berach. 12 a."
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+ "Neulinge fürs Räucherwerk. Das Darbringen des Räucherwerks galt als diejenige Opferhandlung, die für den Darbringenden ganz besonderen Gottessegen im Gefolge hatte, deshalb wurden, wenn Priester anwesend waren, die es noch niemals dargebracht hatten, diese bei der Auslosung in erster Reihe herangezogen.",
+ "wer. Nach Ascheri wurde nur ein Priester ausgelöst, der die sämtlichen Opferstücke auf den Altar zu bringen hatte. Nach einer anderen Ansicht wurden hierfür ebenso wie für das Hintragen zur Rampe 9 Priester ausgelost (s. תוספות ישנים zu Jom. 26 b v. דלא כיאב״י). Für diese Ansicht spricht besonders die Angabe des Talmud (Jom. 26 a), dass deshalb nicht dieselben Priester, die sie zur Rampe hingetragen, sie auch auf den Altar hinaufbrachten, weil es eine um so grössere Ehrung des Heiligen war, je mehr Priester sich an seinem Dienst beteiligten (vgl. auch Joma II Note 27).",
+ "der brachte sie auch auf den Altar hinauf. d. h. jedes Stück wurde von demselben Priester auf den Altar gebracht, der es auf die Rampe getragen hatte. Die Ansicht des R. Elieser ben Jakob wird im Talmud damit begründet, dass eine Nichtachtung des Heiligen seitens der Priester, die die Stücke auf die Rampe gebracht, darin gelegen haben würde, wenn erst andere Priester zum Hinauftragen auf den Altar hätten bestimmt werden müssen, als wenn ihnen selbst das volle Hinauftragen zu beschwerlich gewesen wäre."
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+ "Dann übergab man sie. die übrig gebliebenen Priester, denen keine Opferhandlung zugefallen war.",
+ "den Tempeldienern. חזן, gewöhnlich abgeleitet von חזה sehen, der Aufseher, Diener, der die Gebrauchsgegenstände aufzubewahren hatte, s. Makk. III Note 104.",
+ "die zogen ihnen ihre Kleider. die Priesterkleider, die sie angezogen hatten.",
+ "aus und liessen sie nur die Beinkleider anbehalten. liessen sie dann ihre gewöhnlichen Kleider anziehen und dann erst auch die Beinkleider mit den gewöhnlichen Beinkleidern vertauschen. Diese Erklärung setzt voraus, dass die Priester schon bei der Auslosung mit ihren Priesterkleidern bekleidet waren. Nach einer anderen Ansicht im Talmud (Jom. 25 a) fand die Auslosung in den gewöhnlichen Kleidern statt, danach bezieht sich die Bestimmung der Mischna auf die Priester, denen eine Opferhandlung zugefallen war, ihnen wurden ihre gewöhnlichen Kleider ausgezogen, nachdem sie vorher ihre Beinkleider mit den Priester-Beinkleidern vertauscht hatten, was danach in der Mischna zu ergänzen wäre, so dass sie nur mit den Priester-Beinkleidern bekleidet dastanden, dann wurden ihnen die übrigen Priesterkleider angezogen.",
+ "Wandnischen. חלון eine Nische in der Mauer, daher auch Fenster, hier eine Art Wandschrank.",
+ "zu welchen Kleidungsstücken sie dienten. über einer jeden war angegeben, welche Kleidungsstücke darin aufbewahrt wurden."
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+ "der Löffel war wie ein grosses Dreikab. S. III Note 43.",
+ "er fasste. Talmudausg.: מחזקת.",
+ "die gehäuft voll mit Räucherwerk war. und die eben deshalb in den grösseren Löffel gesetzt wurde, damit die beim Tragen unwillkürlich herunterfallenden Körner nicht auf den Boden fielen, sondern in dem Löffel aufgefangen wurden (s. weiter VI, 3).",
+ "auch war ein Deckel darauf. auf der Schale, so nach Maim. und Bart. Nach Tif. Jisr. dagegen bezieht sich das לו auf den Löffel, da nach der Annahme, dass die Schale mit einem Deckel zugedeckt war, der Löffel überflüssig gewesen wäre, da dann keine Körner hätten verschüttet werden können. Dieser Einwand beweist jedoch nichts, da trotzdem beim Abheben des Deckels von der gehäuft vollen Schale Körner herunterfallen konnten.",
+ "und eine Art Schutzdecke. So nach der Erklärung des Aruch, der מטוטלת liest, das er mit טלית (Hülle, Mantel) zusammenbringt (so auch Sabb. V, 3: לא יצא גמל במטוטלת). Auch Maim. versteht darunter eine Decke. Ascheri und Abr. ben Dav. bringen die Lesart: מטולטלת, das Ascheri von טלטל = bewegen ableitet, danach wäre darunter eine Art Handgriff oder Ring zu verstehen, der an dem Deckel angebracht war und an dem man den Deckel aufhob."
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+ "Wem der Dienst mit der Kohlenschaufel zugefallen war. Nach Maim. (הלכות תמידין ומוספין IV, 5) war es derselbe Priester, dem das Abheben der Altarasche zugefallen war (s. oben I, 4), und bediente er sich wohl auch hier derselben Kohlenschaufel, mit der er die Asche abgehoben hatte (s. Straschun). Nach dem Talmud (Jom. 25 b, 26 a u. b) war es ein anderer Priester, nur wurde dieser nach Ansicht des R. Jehuda nicht besonders ausgelost, sondern der Priester, dem das Darbringen des Räucherwerks zugefallen war, zog hierfür einen anderen Priester mit hinzu, nach Raschi den, der bei der Auslosung ihm zunächst zur Rechten stand, nach Tosaf. konnte er auch irgend einen anderen Priester dazu heranziehen oder, wenn er wollte, ohne Hinzuziehung eines anderen auch diese Handlung selbst ausführen.",
+ "schob die Kohlen hierhin und dorthin. Ed. Ven. u. Talmudausg. fehlt: והילך.",
+ "zur Seite. Ed. pr., Lowe und Talmudausg. add.: מן המאוכלות הפימיות. Wenn dieser Zusatz nicht irrtümlich aus I, 4 sich hier eingeschlichen hat, sind unter המאוכלות hier nicht die schon vollständig zu Asche verzehrten Kohlen zu verstehen, sondern solche Kohlen, deren Holzteile bereits verzehrt sind, die deshalb nicht mehr hell brennen und rauchen, sondern nur noch glühen. Das Beiseiteschieben der vordersten Kohlen geschah jedenfalls deshalb, weil diese nicht so vom Feuer durchglüht waren wie die mehr nach innen liegenden (s. Jom. IV, 3).",
+ "ging dann hinab. Das Umschütten geschah nicht gleich oben auf dem Altar, weil dann beim Hinuntertragen der vollen goldenen Schaufel wieder Kohlen verschüttet worden wären.",
+ "und schüttete sie in die goldene. Zum Abheben der Kohlen vom Altar wurde nicht auch eine goldene Schaufel benutzt, weil das Gold durch das Feuer zu sehr gelitten hätte.",
+ "dabei wurde etwa ein Kab Kohlen verschüttet. da die silberne Schaufel 4 Kab fasste, die goldene dagegen nur 3 Kab (s. Jom. IV, 4).",
+ "die kehrte man in den Wassergraben. der durch die Opferhalle floss.",
+ "am Schabbat stülpte man einen Psykter. פסכתר vom gr. ψυκτήρ = ein Gefäss, das zum Kühlen des Weins diente, s. Erub. X Note 104.",
+ "darüber. um nicht unnötiger Weise die noch glühenden Kohlen durch das Wasser zu löschen (s. Ernb. X Note 105).",
+ "das ein Letech. Ein Letech = ½ Kor = 15 Sea, ungefähr 1¼ Hektoliter.",
+ "an der einen zog man ihn nach unten. mit der von dem Altar heruntergeräumten Asche, s. weiter.",
+ "damit er nicht herunterrollte. beim Herunterlassen auf der schräge abfallenden Ebene der Rampe.",
+ "am Schabbat ihn über die Kohlen. Ed. pr.: על קב גחלים.",
+ "zu stülpen und über ein [verunreinigendes] Kriechtier. damit nicht ein Priester damit in Berührung komme und dadurch unrein werde (s. Lev. 11, 39—31). Hinausschaffen konnte man es nicht, da es ein rabbinisches Verbot ist, Dinge, die nicht zu den Gebrauchs- oder Verbrauchsgegenständen für den Schabbat gehören, am Schabbat von der Stolle zu nehmen. Dieses rabbinische Verbot hatte innerhalb des Heiligtums allerdings allgemein keine Geltung (אין שבות במקדש), doch gab es Ausnahmen von dieser Regel, zu denen auch diese Bestimmung gehörte (s. Erub. X Note 60). Nach der Mischna Erub. X, 15 galt diese Bestimmung jedoch nur für den Fall, dass das Tier ausserhalb der Opferhalle nach Ansicht des R. Akiba, nach der des R. Simon ben Nannas selbst innerhalb der Opferhalle bis zu dem Raume zwischen Altar und Ulam gefunden wurde. Wurde es dagegen nach des letzteren Ansicht von der Westwand des Altars nach innen zu, nach der des R. Akiba auch innerhalb der ganzen Opferhalle gefunden, so durfte es durch einen Priester hinausgetragen werden, nur durfte der Priester es nicht mit der blossen Hand berühren, damit er nicht selbst dadurch unrein wurde.",
+ "und in ihm die Asche von der Oberfläche des Altars herunterzuschaffen. S. oben II Note 12."
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+ "Waren sie. der Priester mit dem Räucherwerk und der ihn mit der gefüllten Kohlenschaufel begleitende Priester.",
+ "zwischen dem Ulam und dem Altar angelangt. um von dort in den Hechal hineinzugehen.",
+ "nahm einer die Magrefa. מגרפה s. oben III Note 57. Nach den meisten Erklärern ist hier nicht das dort genannte kunstvolle Musik-Instrument gemeint, denn ein solches hätte man wohl nicht hingeworfen, um ein recht lautes Geräusch hervorzurufen sondern irgend ein anderes ebenfalls der Form nach einer Schaufel ähnliches Gerät das man deshalb auch מגרפה nannte. Abr. b. Dav. dagegen erklärt dort zur Mischna dass auch hier daselbe Musik-Instrument gemeint sei, nur bedeute זרק hier nicht „werfen“, sondern trop. „es unvermittelt alle seine Töne zugleich hervorstossen lassen“, ähnlich wie: נזרקת מפי החבורה (Pessach 64 a u. ö.).",
+ "Hörte ein Priester. der ausserhalb des Heiligtums war.",
+ "um sich niederzuwerfen. nach Beendigung des Instandsetzens des Leuchters und Darbringung des Räucherwerks (s. weiter VII, 1). Auch den Priestern war das Betreten des Innern des Heiligtums ausser zum Zwecke einer Opferhandlung verboten (s. Menach 27 b); um sich dort niederzuwerfen, durften aber nach Maim. (הלכות ביאת מקדש II, 4) auch die Priester, die nicht an den Opferhandlungen beteiligt waren, hineingehen, nach der Ansicht anderer war ihnen dieses jedoch nur am Schluss des täglichen Morgen- und Nachmittag-Opferdienstes erlaubt (s. Tif. Jisr.).",
+ "und eilte er auch herbei. um, nachdem er ein Tauchbad genommen, hineinzugehen und sich niederzuwerfen.",
+ "den Gesang vorzutragen. d. h. sich zur Teilnahme an dem Gesang vorzubereiten, s. weiter VII, 3.",
+ "und der Vorsteher des Opfer-Beistands. S. Taan. IV, 1.",
+ "liess die Unreinen. diejenigen Priester aus der in der Woche den Dienst versehenden Priester-Abteilung, die, weil sie unrein waren, das Heiligtum nicht betreten konnten. Nach Tif. Jisr. sind, da der Vorsteher des Opferbeistandes sie hinführte, zu dem auch Israeliten gehörten, auch die zum Opferbeistande gehörenden Israeliten gemeint, die, weil sie unrein waren, nicht die Opferhalle hatten betreten können, um, wie es ihre Pflicht war, beim Schlachten der Opfer zugegen zu sein.",
+ "sich am Ost-Tore. Manche lesen (so Abr. b. Dav.): בשערי מזרח. Bis an das Osttor in der Mauer des Tempelbergs, das den Namen שער המזרח führte, war allen Unreinen bis auf den Aussätzigen, dem die ganze heilige Stadt verboten war, der Zutritt gestattet. Nach Tosaf. (Pessach. 82 a v. היח מעמיד) ist hier aber das weiter hinein gelegene Tor zum Frauen-Vorhof gemeint, bis auf den durch eine Toten-Unreinheit Verunreinigten, dem durch rabbinische Vorschrift das Betreten des zwischen der Mauer des Tempelbergs und dem Frauen-Vorhof gelegenen Raumes verboten war, war auch bis dorthin allen Unreinen der Zutritt gestattet.",
+ "aufstellen. Es geschah dies nach einer Ansicht im Talmud (a. a. O.), um sie zu beschämen, weil sie sich nicht vor einer Verunreinigung gehütet hatten, nach einer anderen, um sie vor dem Verdacht zu bewahren, dass sie um einer anderen Abhaltung willen nicht zur Teilnahme am Opferdienst erschienen waren. Nach Maim. (Comment.) sind unter הטמאים hier Aussätzige zu verstehen, die am achten Tage nach ihrer Heilung an das zum Männer-Vorhof führende Nikanor-Tor geführt wurden, um dort sofort nach Vollendung des Morgenopfers mit dem Blute des von ihnen dargebrachten Schuldopfers besprengt zu werden (s. Negaim XIV, 8 u. 9). In seinem Ritualwerke bringt er dagegen diese Erklärung nicht, sondern scheint er der ersteren mit der im Talmud gegebenen Begründung besser übereinstimmenden Auslegung zu folgen (s. הלכות תמידין ומוספין VI, 5)."
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+ "Während sie. die beiden im vorhergehenden Abschnitt genannten Priester, der eine mit der Kohlenschaufel und der andere mit dem Räucherwerk.",
+ "ihnen voraus. um vor der Darbringung des Räucherwerks ihre Funktionen zu Ende zu führen. Das ist jedoch nur die Ansicht des Abba Saul, wonach auch das Reinigen der beiden letzten Lampen dem Darbringen des Räucherwerks voranging und das Reinigen der fünf und das der beiden letzten Lampen durch das Sprengen des Blutes unterbrochen wurde. Nach der Ansicht der anderen Weisen dagegen wurde erst das Räucherwerk dargebracht und dann erst wurden die beiden letzten Lampen gereinigt (s. Joma 14 b).",
+ "nahm den Kasten. den er dort, nachdem er die Asche hineingekehrt hatte, hatte stehen lassen, s. III, 9.",
+ "warf sich nieder und ging hinaus. um nun die Asche an die dafür bestimmte Stelle östlich von der Altarrampe zu tragen und dort auszuschütten. Da auch die Reste des Öls und der Dochte aus dem Leuchter an dieselbe Stelle geschüttet wurden, trug er erst jetzt die Asche dorthin, um sie gleichzeitig mit dem, der die Reste aus dem Leuchter dorthin trug, dort auszuschütten.",
+ "fand er die beiden östlichen. Talmudausg.: מערביים.",
+ "Lampen noch brennend. Nach der von Bart. zu III, 8 gebrachten Erklärung (s. dort Noten 72—78) ist hier gemeint: wenn er beim Reinigen der ersten fünf Lampen die beiden östlichen Lampen noch brennend vorgefunden hatte, wie in der älteren Zeit bis zum Tode des Hohepriesters Simon des Gerechten, wo das נר מערבי durch ein Wunder auch während des ganzen Tages brannte, und er nun auch diese beiden Lampen, oder wenigstens das נר מערבי, noch brennend vorfand.",
+ "reinigte er die östliche und liess die westliche brennen. und reinigte diese erst am Nachmittag, nachdem man vorher an ihr alle übrigen Lampen wieder angezündet hatte.",
+ "denn an ihr zündete man am Nachmittag. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: של בין הערבים.",
+ "traf er diese. die westliche von den beiden Lampen.",
+ "bereits erloschen an. Nach Bart. ist auch hier das מצאו als Plusquamperf. zu fassen: hatte er diese Lampe beim ersten Hineingehen bereits erloschen angetroffen und, wie zu III, 9 (s. Note 76) angegeben, wieder angezündet, oder hatte sie bei seinem ersten Hineingehen noch gebrannt, war inzwischen aber erloschen, in beiden Fällen wurde auch diese Lampe jetzt bald gereinigt, frisches Öl und frischer Docht hineingetan, und dann sofort wieder angezündet (nach Ascheri wurde sie jetzt gereinigt, aber erst am Abend angezündet).",
+ "reinigte er sie und zündete sie an [Feuer vom] Ganzopfer-Altar. Nach Maim. durfte das נר מערבי, wenn es ausgegangen war, nur durch Feuer vom Altar wieder angezündet werden, es durfte nichts anderes dazu verwendet werden, auch nicht das Licht der anderen Lampen, das ומדליקן מן הדולקים in III, 9 würde danach nur auf die östlichere von den beiden Lampen zu beziehen sein, nicht aber auf das נר מערבי, zu dessen Anzünden nur das Altarfeuer benutzt werden durfte. Nach Abr. ben Dav. durfte ausser dem Altarfeuer kein fremdes Feuer dazu verwendet werden, brannte aber eine der Lampen, so wurde auch das נר מערבי an dieser angezündet.",
+ "wieder an. Maim., der in der Erklärung der Mischna III, 9 von der von Bart. gebrachten abweicht (s. dort Note 78), erklärt auch diese Mischna anders. Er liest nicht שתי נרות מזרחיים, sondern מערביים, und erklärt: wenn beim ersten Hineingehen des Priesters die beiden östlichsten Lampen bereits erloschen waren und er deshalb diese und die drei nächstfolgenden Lampen gereinigt und wieder angezündet, die beiden westlichsten Lampen dagegen noch nicht gereinigt hatte, und er nun beim zweiten Hineintreten diese beide Lampen noch brennend vorfand, so reinigte er jetzt nur die östlichere von ihnen, die westlichere dagegen, die nach Maim.’s Ansicht das נר מערבי war, reinigte er nicht, sondern zog nur den Docht herauf und goss frisches Öl zu, so dass sie bis zum Abend weiter brennen konnte, und reinigte sie dann am Abend. Die Begründung der Mischna שממנו היה מדליק את המנורה בין הערבים erklärt er: weil an dem נר מערבי wohl die anderen Lampen angezündet werden durften, nicht aber an diesen Lampen das נר מערבי, so hätte man, wenn man auch dieses jetzt ausgelöscht und gereinigt hätte, erst wieder Feuer vom Altar holen müssen, um es wieder anzuzünden, deshalb liess man es lieber, ohne es zu reinigen, weiterbrennen und reinigte es erst am Abend, so dass man nur einmal Feuer vom Altar holen musste, am Abend. Fand er dagegen beim zweiten Hineingehen das נר מערבי bereits erloschen, so dass er doch Feuer vom Altar holen musste, um es wieder anzuzünden, so wurde gleich die Reinigung auch dieser Lampe vorgenommen. Ganz abweichend hiervon ist die Erklärung, die Salomo ben Aderet in den III Note 78 angeführten Gutachten gibt, nach ihm spricht die Mischna dort (III, 9) von dem Reinigen des Leuchters am Morgen, die Mischna hier dagegen von dem Reinigen des Leuchters am Abend, seine Ausführungen werden ausführlich im Tosf. Jomt. gebracht, von späteren Erklärern aber widerlegt.",
+ "Dann nahm er den Krug von der zweiten Stufe. auf die er ihn, nachdem er die Reste des Dochtes und des Öls hineingetan hatte, gestellt hatte, s. III, 9 Note 80.",
+ "warf sich nieder und ging hinaus. um die Reste östlich von der Altarrampe auszuschütten."
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+ "der schüttete die Kohlen. die er in der goldenen Schaufel von dem Aussen-Altar gebracht hatte.",
+ "in einem Haufen auf den Altar. den Innen-Altar.",
+ "ebnete. רדד = niederdrücken, daher auch ebenen, ausbreiten."
+ ],
+ [
+ "der nahm nun die Schale aus dem Löffel heraus und gab diesen. den Löffel, so nach Bart.",
+ "seinem Freunde oder Verwandten. der ihn zu diesem Zweck begleitete.",
+ "War etwas davon. von dem Räucherwerk aus der Schale.",
+ "in diesen. den Löffel.",
+ "gab er es ihm in seine zusammengehaltenen Hände. nachdem er ihm vorher das Räucherwerk aus der Schale hineingeschüttet hatte. Am Versöhnungstage im Allerheiligsten musste der Hohepriester, da ihn niemand dorthin begleiten durfte, selbst das Räucherwerk aus der Schale in seine Hände schaffen, es wird aber dieses als eine der schwierigsten Aufgaben des Opferdienstes bezeichnet, die ganz besondere Geschicklichkeit und Übung erforderte (s. Jom. 49 b), und es ist nicht wohl anzunehmen, dass beim täglichen Räucherwerk der Priester, der diesen Dienst zum ersten Mal versah, diese Geschicklichkeit besass und selbst die Schale in seine Hände leerte, zumal ja ein anderer Priester neben ihm stand, der ihm die Schale abnehmen und ihm das Räucherwerk in die Hände schütten konnte. Einleuchtender ist die Erklärung des Maim., der das ונותנו לאוהבו auf die Schale bezieht: er übergab dem anderen Priester die Schale, damit dieser ihm das Räucherwerk in die Hände schütte, nachdem er den leeren Löffel auf den Boden gestellt hatte, sah er, dass etwas von dem Räucherwerk in den Löffel verschüttet worden war, so schüttete jener auch dieses ihm in die Hände.",
+ "Man belehrte ihn. vorher.",
+ "dass du nicht. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg.: שמא.",
+ "vorne. Ed. Lowe u. Talmudausg.: מפניך.",
+ "damit du dich nicht verbrennst. Das Räucherwerk sollte über den ganzen Altar gestreut werden, deshalb durfte er es nicht zuerst vorne hinschütten, da er dann beim Hinreichen nach hinten sich die Hände an dem vorne schon brennenden Räucherwerk verbrennen konnte.",
+ "Dann fing er an und breitete es aus. um es gleichmässig zu verteilen. Talmudausg.: מרדדן",
+ "und ging hinaus. Schwierig ist, auf wen sich dieser Satz bezieht. Gegen die übliche Erklärung, dass er sich auf den, der das Räucherwerk darbrachte, bezieht, wendet schon Tif. Jisr. ein, dass es von ihm ja erst am Schlüsse der Mischna heisse, dass er, nachdem alle im Hechal und Ulam Anwesenden sich entfernt hatten, das Räucherwerk darbrachte, dann sich niederwarf und hinausging. Er fasst deshalb, wie schon Abr. ben Dav. vor ihm, den Satz als Vordersatz zu dem folgenden und erklärt: wenn der Priester, der die Kohlen zum Altar gebracht, mit der Darbringung des Räucherwerks begonnen hatte, indem er die Kohlen auf den Altar geschüttet und dort ausgebreitet hatte, und nun hinausging, durfte der andere doch noch nicht mit dem Räuchern beginnen, sondern musste warten, bis der Vorgesetzte ihn das Räucherwerk darbringen hiess (danach wäre die Lesart der Talmudausg.: מידדן, auf die Kohlen sich beziehend, die richtigere). Maim. scheint das ויוצא auf den ihn begleitenden Priester zu beziehen (s. הלכות המידין ומוספין III, 7), ähnlich Straschun, der annimmt, dass dieser Priester ihm auch die Warnung zugerufen habe, sich beim Aufschütten des Räucherwerks nicht zu verbrennen, und danach erklärt: fing er an, das Räucherwerk in der ihm angegebenen Weise auszubreiten, ging der ihn begleitende Priester hinaus, da während der Darbringung ja niemand anders im Hechal anwesend sein durfte (s. Joma 44 a).",
+ "bis der Vorgesetzte. der sich ausserhalb des Hechal befand, da den Hechal nur betreten durfte, wer eine Opferhandlung zu verrichten hatte.",
+ "War es der Hohepriester. der das Räucherwerk darbrachte.",
+ "Mein Herr Hohepriester. die ständige Anrede, mit der der Hohepriester angesprochen wurde, s. Jom. I, 3, 5, 7.",
+ "Nachdem alle sich entfernt hatten. aus dem Hechal, Ulam und dem Raume zwischen Ulam und Altar (Jom. 44 a)."
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+ "Wenn der Hohepriester eintrat. in den Hechal.",
+ "um sich niederzuwerfen. am Schluss des Morgenopfer-Dienstes.",
+ "hielten ihn drei [Priester. als Ehren-begleitung.",
+ "und einer an den Edelsteinen. auf den Schulterstücken des Efod, der Priester hielt hinter ihm gehend die Hände auf den Schulterstücken des Efod.",
+ "Sobald der Vorgesetzte die Schritte des heraustretenden. aus seinem Zimmer, in dem er sich aufzuhalten pflegte (s. Midd. V, 4).",
+ "Hohepriesters vernahm. die er an dem Läuten der Glöckchen an seinem Obermantel erkannte.",
+ "hob er für ihn den Vorhang. Sowohl an dem Eingänge zum Ulam wie an dem Eingänge zum Hechal befand sich ein Vorhang (s. Joma 54 a).",
+ "er. der Hohepriester.",
+ "warf sich nieder und ging wieder hinaus. Maim. bezieht das כהן גדול שהוא יוצא auf das Wiederhinaustreten des Hohepriesters aus dem Hechal, nachdem er sich dort niedergeworfen hatte, danach erklären Tif. Jisr. und andere Kommentatoren, dass sich das folgende נכנם והשתחוה ויצא nicht auf den Hohepriester bezieht, sondern auf den Vorgesetzten, und übersetzen: wenn der Vorgesetzte die Schritte des aus dem Hechal wieder heraustretenden Hohepriesters vernahm, hob er für ihn den Vorhang in die Höhe, dann ging er selbst hinein, warf sich nieder und ging wieder hinaus, und dann gingen die übrigen Priester hinein, warfen sich nieder und gingen wieder hinaus. Der Vorhang an den Eingängen war nämlich, wie Tif. Jisr. erklärt, gewöhnlich zurückgeschlagen, nachdem der Hohepriester eingetreten war, wurde er aber hinter ihm, um ihn den Blicken der anderen Priester zu entziehen, heruntergelassen, deshalb musste ihn der Vorgesetzte wieder in die Höhe heben, wenn der Hohepriester wieder heraustreten wollte."
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+ "Dann kamen sie. die Priester, nachdem sie alle die vorgenannten Opferhandlungen in der angegebenen Weise verrichtet hatten.",
+ "die zuerst kommenden. Nach Maim. und Bart. sind damit die fünf Priester gemeint, die ihre Funktionen jetzt beendigt hatten, die beiden, die den Innen-Altar und den Leuchter gereinigt hatten, und die drei, die beim Darbringen des Räucherwerks beschäftigt waren, sie kamen zuerst, während die anderen Priester, die noch mit der Darbringung des Opfers beschäftigt waren, erst später kamen. Nach Ascheri sind Subj. zu באו ועטרו nur die drei letztgenannten Priester, die bei der Darbringung des Räucherwerks beschäftigt waren, mit הראשונים sind die beiden Priester gemeint, die den Innen-Altar und den Leuchter gereinigt hatten, und mit אחיהם הכהנים die drei beim Räucherwerk beschäftigten, es würden aber danach in der Mischna die übrigen Priester gar nicht erwähnt sein, die sich doch auch an dem Sprechen des Priestersegens beteiligten.",
+ "stellten sich südwärts. Abr. ben Dav., der ebenso wie Maim. unter den ראשונים die fünf Priester versteht, meint, dass diese sich deshalb auf der Südseite aufstellten, um damit den später kommenden Priestern die Ehre zu erweisen, dass sie diese auf der Nordseite, das war, von dem zu segnenden Volke aus gesehen, auf der rechten Seite, sich aufstellen liessen (s. dagegen Tif. Jisr.). Nach Ascheri sollten die bei der Darbringung des Räucherwerks beschäftigt gewesenen Priester dadurch geehrt werden, dass ihnen die Nordseite eingeräumt wurde, weil dort alle hochheiligen Opfer geschlachtet wurden.",
+ "einer hatte den Kasten. den Aschenkasten, aus dem die Asche nun ausgeschüttet war",
+ "einer den Krug. in dem er die Reste aus dem Leuchter hinausgetragen hatte",
+ "einer die Schaufel. aus der er die Kohlen auf den Innen-Altar geschüttet hatte.",
+ "einer die Schale. in der das Räucherwerk zum Altar gebracht worden war.",
+ "einer den Löffel. in dem die Schale zum Altar getragen worden war.",
+ "und seinen Deckel. S. V. Note 23.",
+ "Dann sprachen sie. nachdem sie die Geräte auf den Boden gesetzt hatten.",
+ "den Segen über das Volk in einem. Sie sprachen den Priestersegen (Num. 6, 24—26) nicht, wie sonst üblich, in drei Absätzen, indem das Volk auf jeden Absatz mit Amen antwortete, sondern ohne Unterbrechung in einem Absatz, erst zum Schluss antwortete das Volk mit dem im Heiligtum statt des Amen üblichen ברוך ה׳ אלקים אלקי ישראל מן העולם ועד העולם (Maim. הלכות תפלה XIV, 9).",
+ "draussen. מדינה bezeichnet im Gegensatz zu מקרש alles Gebiet ausserhalb des Heiligtums, im Gegensatz zu Jerusalem alles Gebiet ausserhalb Jerusalems, s. Maas. Schen. III, 4, vgl. dagegen Maim. zu Sukka III, 12.",
+ "sprach man ihn zwar. Der Satz, zu dem der Satz mit אלא den Gegensatz bildet, ist zu ergänzen: der Priestersegen wurde in derselben Weise wie ausserhalb des Heiligtums gesprochen, nur dass usw.",
+ "draussen den dafür gebräuchlichen Ausdruck. כנוי = Umschreibung, Nebenbenennung, von כנח arab. كنا, einen Beinamen geben, etwas mit dem uneigentlichen Namen bezeichnen. Der eigentliche vierbuchstabige Name Gottes durfte nur im Heiligtum ausgesprochen werden, ausserhalb des Heiligtums bedient man sich dafür des eigentlich „mein Herr“ bedeutenden Ausdrucks.",
+ "Draussen erhoben sie ihre Hände bis zur Schulterhöhe. nach Abr. ben Dav.: wenigstens bis zur Schulterhöhe, der Priestersegen muss mit erhobenen Händen gesprochen werden, da es heisst (Lev. 9, 22): „und Ahron erhob seine Hände zum Volke hin und segnete sie“.",
+ "im Heiligtum über die Köpfe. weil im Heiligtum der Gottesgeist als auf den erhobenen Händen der Priester ruhend gedacht wurde, deshalb mussten diese die Hände so hoch halten, dass sie nicht auf dieselben herabblicken konnten (Abr. ben Dav).",
+ "der seine Hände nicht höher als bis zur Priesterbinde erhob. weil auf dieser der Gottesname eingraviert war.",
+ "denn es heisst. Lev. 9, 22.",
+ "Und Aron erhob seine Hände nach dem Volke zu und segnete sie. Nach Tosf. Jomt. wird dieser Schriftvers nicht als Begründung für die Ansicht des R. Jehuda angeführt, sondern dafür, dass die Priester überhaupt den Segen mit erhobenen Händen zu sprechen haben."
+ ],
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+ "Wenn der Hohepriester die Opferstücke darbringen wollte. was ihm jederzeit freistand, s. Joma I, 2.",
+ "der Vorsteher zu seiner Rechten. um ihn beim Hinaufsteigen auf der rechten Seite stützen zu können.",
+ "Der Erste. Nach der Erklärung von Ascheri zu V, 2 (s. dort Note 12) vertritt die Mischna hier die Ansicht des R. Eiieser ben Jakob und ist der erste von den 9 Priestern gemeint, die die Opferstücke zur Rampe hingetragen hatten, nach der anderen dort angeführten Erklärung der erste von den Priestern, die dazu bestimmt worden waren, die Opferstücke von der Rampe auf den Altar zu bringen.",
+ "reichte ihm. nachdem er sie von der Mitte der Rampe hinaufgetragen hatte.",
+ "er legte die Hände darauf. Es geschah dies nur, um den Hohepriester damit zu ehren, da ein Aufstützen der Hände als Opferhandlung nur vor dem Schlachten des Opfertieres vorgeschrieben war (s. Menach. IX, 9). Nach Abr. ben Dav. ist hier überhaupt nicht ein Auflegen der Hände auf die Opferstücke gemeint, sondern heisst וסמך עליתן: er, der Hohepriester, stützte sich beim Hinaufwerfen der Opferstücke auf sie d. h. die beiden Priester, den ihn begleitenden Vorsteher und den, der ihm die Opferstücke hinreichte (vgl. dagegen Menach. 94 a).",
+ "dann warf er sie hinauf. Zwischen der Rampe und dem Altar war ein kleiner Zwischenraum, weil ebenso wie das Blut an den Altar gesprengt, so auch die Opferstücke nicht auf den Altar gelegt, sondern von dem in einem Abstand von dem Altar stehenden Priester auf ihn geworfen werden mussten (Sebach. 62 b).",
+ "Der Zweite trat weg und entfernte sich. während der erste Priester stehen blieb und dem Hohepriester auch alle übrigen Opferstücke, die ihm von den anderen Priestern zugetragen wurden, hinreichte. Auch dieses geschah dem Hohepriester zu Ehren, damit es nicht aussehe, als wenn es dem ersten Priester zuviel würde, ihn auch weiter zu bedienen.",
+ "Dann. nachdem er auch das Mehlopfer und das Pfannenopfer dargebracht hatte.",
+ "trat er den Rundgang um den Altar an. um das Weinopfer in das auf der Südwestecke des Altars hierfür angebrachte Becken zu giessen. Er ging sich nach rechts wendend um den ganzen Altar herum, beim Herumgehen die noch nicht recht vom Feuer erfassten Opferstücke herumwendend, bis er zur Südwestecke gelangte. Jeder andere Priester ging, wenn er das Weinopfer darbringen wollte, von der Rampe gleich nach links zur Südwestecke hin, damit der Wein nicht beim Herumgehen um den Altar durch den von dem Altare aufsteigenden Rauch verdorben werde (s. Sebach. VI Note 28), das war aber bei dem Hohepriester nicht zu befürchten, da ihm der Wein erst, wenn er an der Südwestecke angelangt war, durch einen anderen Priester hingereicht wurde.",
+ "Da reichte man ihm den Wein. den der hierfür bestimmte Priester, von der Rampe gleich nach links abbiegend, ihm entgegenbrachte.",
+ "der Vorsteher stand auf dem Altarhorn mit einem Tuche. סוררים gr. σουδάριον (sudarium), eig. Schweisstuch, dann für Tuch überhaupt (s. Sanh. VI, 1), meist wird die abgekürzte Form סודר dafür gebraucht.",
+ "zwei Priester standen auf dem für die Fettstücke bestimmten Tisch. auf den die zu opfernden Fettstücke wie auch Fleischstücke aller übrigen Opfer ausser denen von den täglichen Opfern hingelegt wurden, bevor sie zum Altar gebracht wurden. Er war aus Marmor und stand westlich von der Rampe, also in der Nähe der Südwest-Ecke des Altars (s. Schek. VI, 4).",
+ "mit zwei silbernen. Ed. pr., Ven., Lowe u. Talmudausg. fehlen die Worte: של כסף.",
+ "einen schmetternden und wieder einen gedehnten Ton. als Zeichen für die Leviten, damit sie aufmerkten, wann von dem auf dem Altarhorn stehenden Priester das Signal gegeben wurde.",
+ "dann gingen sie und stellten sich neben Ben Arsa. So wurde der Levite genannt, der die Zimbel spielte, nach einem Ben Arsa, der dieses Amt inne gehabt (s. Schek. V, 1).",
+ "Sobald er. der Hohepriester.",
+ "sich zum Ausgiessen bückte. Andere lesen: שהה לנסך „er wartete mit dem Ausgiessen, während der Vorsteher die Tücher schwenkte“.",
+ "Ben Arsa schlug die Zimbel. Die Zimbel war eines der Hauptinstrumente bei der Tempelmusik, sie war nur einmal vertreten (s. Arach. II, 5), der Zimbelspieler war zugleich der Leiter der Musik, das Anschlägen der Zimbel ist daher gleichbedeutend mit dem Beginn der Musik.",
+ "Kamen sie an einen Abschnitt. Jedes Lied wurde in drei Abschnitten gesungen.",
+ "wurde geblasen und das Volk. das sich in der Vorhalle befand.",
+ "bei jedem Abschnitt. am Ende, nach anderen am Anfang jedes Abschnittes (s. auch Joma III Note 62)."
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+ "welches die Leviten im Heiligtum [an den einzelnen Tagen] anstimmten. während des Darbringens des Giessopfers am, Vormittag wie am Nachmittag.",
+ "Am ersten [Wochen-] Tage sangen sie. Psalm 24. Die Mischna führt immer nur den ersten Satz des Psalms an, der gesungen wurde. Im Talmud (Rosch Hasch. 31 a) wird eine Erklärung dafür gegeben, warum gerade diese Psalmen für die einzelnen Wochentage ausgewählt worden sind.",
+ "Am zweiten Tage sangen sie. Ps. 48.",
+ "Am dritten Tage sangen sie. Ps. 82.",
+ "Am vierten Tage sangen sie. Ps. 94.",
+ "Am fünften Tage sangen sie. Ps. 81.",
+ "Am sechsten Tage sangen sie. Ps. 93.",
+ "Am Schabbat sangen sie. Ps. 92.",
+ "Ein Psalmlied. Es ist dies ein Zusatz, den die Mischna hinzufügt.",
+ "für die künftige Welt. Da in dem Psalm eine Beziehung zu dem Schabbat der Schöpfung überhaupt nicht enthalten ist, meinen unsere Weisen, dass unter dem Schabbat-Tag hier der Schabbat des Jenseits oder der messianischen Zeit zu verstehen sei.",
+ "für den Tag. Ed. pr. fehlt: ליום. Eine andere Lesart ist: לעולם."
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Nachdem die Priester ihm geöffnet hatten, folgten sie ihm durch eine kleine Nebenpforte in die Opferhalle, es führte von diesem Nebenraume auch ein grösseres Tor in die Opferhalle, dieses wurde aber erst zugleich mit den übrigen Tempeltoren geöffnet. Nachdem sie sich durch einen Rundgang rings um die Opferhalle überzeugt hatten, dass alles richtig an seiner Stelle war, blieben die Priester, die dazu bestimmt waren, die Brote für das von dem Hohenpriester täglich darzubringende Brotopfer herzustellen, in dem hierfür bestimmten Raume zurück, während die übrigen sich in den die Quaderhalle genannten Raum begaben. Hier wurden durch zwei aufeinander-folgende Losungen zunächst diejenigen Priester bestimmt, welche die zunächst zu veri ichtenden Dionsthandlungen auszuführen hatten. Die erste dieser Diensthandlungen war das Abheben der Asche von dem Opferaltar und die Herrichtung und das Anzünden der Holzstösse auf dem Altar, des grossen Holzstosses, auf dem die Opferteile verbrannt wurden, und des kleineren, von dem die Kohlen, die bei der Darbringung des Räucher werks gebraucht wurden, genommen wurden. Nachdem so der Altar für die Darbringung des Opfers hergerichtet war, wurden aus der Geräte-Kammer alle heiligen Geräte herausgeholt, die man beim Opferdienst des Tages gebrauchte, und das zum Opfer bestimmte Lamm aus der Lämmerhalle an die auf der Nordseite der Opferhalle befindliche Schlachtstelle geführt. Während hier die Vorbereitungen für das Schlachten des Opfertieres getroffen wurden, traten die beiden Priester, auf die das Los gefallen war, den Innen-Altar und den heiligen Leuchter zu reinigen und herzurichten, an das in den Hechal führende grosse Tor, das Tor wurde geöffnet, gleichzeitig auch alle anderen in das Heiligtum führenden Tore. Die beiden Priester traten in den Hechal ein, der eine ging zum Innen-Altar und säuberte ihn von der auf ihm zurückgebliebenen Asche. Während er damit beschäftigt war, wurde das Opfertier geschlachtet und dann das Blut an den Opfer-Altar gesprengt. Darauf trat der zweite Priester an den heiligen Leuchter heran, um zunächst fünf von seinen sieben Lampen herzurichten; dann verliessen beide Priester wieder den Hechal. Inzwischen hatten die mit dem Opfertiere beschäftigten Priester das Tier abgehäutet und in seine Teile zerlegt und trugen nun die einzelnen Stücke in genau vorgeschriebener Reihenfolge zum Altare hin und legten sie auf der unteren Hälfte der zum Altare binauflführenden Rampe nieder. Darauf begaben sich sämtliche Priester wieder in die Quaderhalle und beteten dort das Schma und einzelne Abschnitte aus dem Morgengebete. Durch eine dritte Losung wurde nun bestimmt, wer von den Priestern das Räucherwerk darbringen sollte, hierzu wurden, soweit solche anwesend w’aren, nur Priester herangezogen, die damit noch nie betraut worden waren, weil das Darbringen des Räucherwerks als diejenige Opferhandlung galt, die für den sie ausführenden ganz besonderen Segen im Gefolge hatte. Durch eine vierte Losung wurde dann bestimmt, wer die Opferteile von der Rampe auf den Altar bringen sollte. Zuerst wurde nun das Räucherwerk dargebracht, dann betrat der Priester, der den Leuchter zu reinigen hatte, nochmals den Hechal, um die beiden noch nicht gereinigten Lampen herzurichten, darauf verliessen die Priester wieder den Hechal und stellten sich zusammen mit den übrigen Priestern, die durch den Schall eines weithin hörbaren Instruments zusammenberufen worden waren, auf den von der Opferhalle zum Ulam hinauflführenden Stufen auf. Nachdem die Opferstücke auf dem Altar dargebracht worden und auch die hierbei beschäftigt gewesenen Priester auf die Stufen zum Ulam getreten waren, begannen die Priester den Priestersegen zu sprechen, wobei sie den heiligen Namen Gottes, so wie er geschrieben wird, aussprachen, was nur im Heiligtume gestattet war. Dann wurde auch das zum Tieropfer gehörende Mehlopfer auf dem Altar dargebracht, darauf das Pfannenopfer des Hohenpriesters und zuletzt das Weinopfer. In dem Augenblick, wo der Priester begann, den Wein auf den Altar zu giessen, setzte die Tempelmusik und der Gesang der Leviten ein, für jeden Wochentag war ein anderer Psalm bestimmt, den die Leviten unter Musikbegleitung sangen. Bei der Darbringung des Nacbmittagopfers wiederholte sich im ganzen der gleiche Dienst wie bei der Darbringung des Morgenopfers.\nMaimonides folgt in dieser Darstellung in einigen Punkten nicht den Angaben in unserem Traktat, sondern den dazu im Talmud angeführten abweichenden Ansichten anderer Mischnalehrer.\nDer Traktat besteht aus 7 Abschnitten, im Cod. Cambridge (ed. Lowe) sind die Abschnitte 6 und 7 in einen Abschnitt zusammengezogen.\n"
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+ "An drei Stellen hielten die Priester im Heiligtum Wache. nach den meisten Erklärern nur während der Nacht, nach anderen auch bei Tage.",
+ "im Abtinasraum. בית אבטינס, auch עלית בית אבטינס und לשכת בית אבטינס genannt, war ein auf der Südseite über oder neben dem Wassertor gelegener Raum, in welchem die Priester aus der Priesterfamilie Abtinas, die sich hierauf besonders verstanden (s. Jom. III, 11), das tägliche Räucherwerk anfertigten.",
+ "im Zündfeuerraum. Der בית חנצוץ genannte Raum lag auf der westlichen Hälfte der Nordseite. Nach Midd. I, 5 befand sich vor dem dort gelegenen שער הנצוץ genannten Tore ein offener Vorbau, der obere Teil dieses Vorbaus hiess ביתּ הנצוץ. Über die Bedeutung des Beinamens הנצוץ geben Mischna und Talmud keinen Aufschluss. Von den Kommentatoren führen die einen ihn darauf zurück, dass dort ein beständig glimmendes Feuer (נצוץ = Funke) unterhalten wurde, um damit das Altarfeuer, wenn es erloschen war, wieder anzuzünden. Allerdings diente hierzu auch das Feuer im בית חמוקד, da aber hier das Feuer hell zu brennen pflegte, weil es auch zur Erwärmung für die Priester diente, konnte es vorkommen, dass es gerade ausgebrannt war, wenn man Feuer für den Altar brauchte, deshalb wurde dieses blos glimmende Feuer im בית חנצוץ unterhalten, in dem sich die Glut beständig hielt (באר שבע u. Tif. Jisr.). Andere leiten die Bezeichnung בית הנצוץ davon her, dass dieser erhöht liegende offene Raum der Sonnenstrahlen besonders stark ausgesetzt war (נצוץ = Strahl).",
+ "und im Erwärmungsraum. Dieser lag ebenfalls auf der Nordseite, aber weiter östlich, näher zur Opferhalle. Er hiess בית המוקד, weil dort ein ständiges Feuer brannte, an dem die Priester sich erwärmten und das gleichzeitig dazu diente, das Holz auf dem Altar in Brand zu setzen.",
+ "Der Abtinasraum und der Zündfeuerraum. Talmudausgaben: בבית — ובבית.",
+ "dort hielten die Jünglinge. רובים Mehrz. von רובא, junge noch nicht erwachsene Priester, die zum eigentlichen Priesterdienste noch nicht zugelassen wurden.",
+ "Der Erwärmungsraum war überwölbt. er hatte als Decke ein gemauertes Gewölbe, nicht wie die anderen Räume eine einfache Balkendecke, כיפה von כוף = biegen, wölben. Andere erklären: er war unterwölbt, unter der Wölbung befanden sich danach die vier zu ihm gehörenden Midd. I, 6 genannten kleineren Räume.",
+ "ringsherum. in dem Teile des Raumes, der nicht zum Heiligtum gehörte und in dem sich die Priester deshalb zum Schlafen niederlegen durften, s. Midd. I Note 48.",
+ "waren stufenartige Mauervorsprünge. דוברים, von רבד = aneinanderfügen, aus Steinwürfeln zusammengesetzte Absätze, die rings an der Mauer stufenartig über einander angebracht waren.",
+ "dort. auf diesen Mauer-Vorsprüngen. Nach anderen Erklärern dienten diese Absätze nur als Stufen, um zu den in der Mauer selbst angebrachten Schlafstellen hinaufzusteigen.",
+ "schliefen die Ältesten der Priesterabteilung. die am folgenden Tage den Dienst zu versehen hatte. Die Priester waren nämlich in 24 Wachen (משמרות) eingeteilt, jede Woche hatte eine andere Wache den Dienst im Heiligtum zu versehen. Jede Wache war wieder für die einzelnen Tage der Woche in 7 Familien (בתי אבות) eingeteilt, nach anderen nur in 6 für die Wochentage, während am Schabbat sämtliche Priester, die zu der Abteilang gehörten, sich in den Dienst teilten (vgl. auch Tosefta Taan. Kap. II).",
+ "in ihrer Hand. d. h. unter ihrer Aufsicht, die Schlüssel wurden an einer besonderen Stelle unter dem Fussboden aufbewahrt, s. Midd. I, 9.",
+ "die jüngeren. פרחי כהונה die in der Blüte stehenden jungen Priester, die aber im Gegensatz zu den vorher genannten רובים bereits das dienstfähige Alter erreicht hatten.",
+ "Priester hatten jeder sein Lager. כסת = Kissen, Polster.",
+ "legten sie zusammengefaltet. Talmudausg. fehlt: ומקפלין.",
+ "unten zu ihren Häupten. nicht: unter ihren Kopf, denn als Unterlage für den Kopf durften die heiligen Kleider nicht benutzt werden, sondern: unterhalb der Stelle, wo sie mit dem Kopfe lagen, so dass sie sie sofort vor Augen hatten, wenn sie sie wieder anziehen wollten (s. Talm.).",
+ "hin und deckten sich mit einer ihnen selbst gehörenden. d. h. nicht zu den heiligen Kleidern gehörenden.",
+ "Stiess einem von ihnen ein [nächtlicher] Zufall. euphemistischer Ausdruck für Pollution.",
+ "so ging er durch den Rundgang. ein unterirdischer Gang, durch den man aus dem Wachraum, ohne die Opferhalle zu betreten, zum Badehause gelangen konnte. Das Heiligtum durfte in unreinem Zustande nicht betreten werden, die unterirdischen Räume dagegen, von denen kein direkter Zugang zum Heiligtum führte, gehörten in dieser Beziehung nicht zum Heiligtume.",
+ "der unter dem Tempelgebäude. בירה war nach R. Jochanan (Joma 2 a) der Name eines besonderen Platzes auf dem Tempelberg, nach R. Simon b. Lakisch wurde das ganze Tempelgebäude auch בירה genannt (vgl. Sebach. XII Note 41). Die Mischna hier scheint für die letztere Ansicht zu sprechen.",
+ "auch ein diskret zu benutzender Abort befand sich dort. zur Benutzung vor dem Untertauchen.",
+ "den Priestern. im בית המוקד.",
+ "dann ging er hinaus und verliess das Heiligtum. da er als טבול יום vor Untergang der Sonne keinen Dienst versehen durfte. Einem טבול יום war nach rabbinischer Verordnung auch das Betreten der Vorräume zum Heiligtum verboten, in diesem Falle war es ihm aber erlaubt, bis zum Öffnen der Tore in dem an die Opferhalle angrenzenden בית המוקד sich aufzuhalten, weil er erst innerhalb des heiligen Raumes unrein geworden war."
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+ "Wer die Altarasche abzuheben. Das weiter in Mischna 4 beschriebene Abheben der Aschenhebe von dem Altar war die erste Opferhandlung, die die Priester jeden Morgen zu verrichten hatten. Über das Zeitwort תרם s. Jom. I Note 28.",
+ "nahm zeitig ein Tauchbad. denn auch ein Reiner durfte die Opferhalle nicht betreten, bevor er ein Tauchbad genommen hatte.",
+ "bevor der Vorgesetzte. der die Verteilung der einzelnen Diensthandlungen unter die Priester zu leiten hatte.",
+ "manchmal kam er mit dem Hahnenruf. גבר = Hahn. Nach einer anderen Erklärung: גבר = Mann, sobald der hierfür angestellte Priester vor dem Heiligtum seinen für die Priester bestimmten Weckruf hatte ergehen lassen.",
+ "Der Vorgesetzte klopfte bei ihnen an. an das Tor, das vom בית המוקד nach aussen führte, s. Midd I, 7.",
+ "komme zum Losen. הפיס Hif. von פיס. Das Stammwort פס hat die Bedeutung: abgeteilt, abgeschnitten sein, davon auch אפס = das Ende, der Hif. הפיס = durch das Los abteilen, entscheiden lassen, פייס = die Entscheidung durch das Los. In welcher Weise gelost wurde, s. Jom. II Note 7.",
+ "Dann wurde gelost. auf der zum Heiligtum gehörenden Seite des בית המוקד. Nach Maim. fand auch dieses Losen wie die nachfolgenden Auslosungen erst in der Quaderhalle statt."
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+ "öffnete die kleine Pforte. פשפש wird die kleine Nebentür in oder neben einem grossen Tore genannt, wie Levy Neuhebr. Wörterb. vermutet, von פשפש = tasten, untersuchen, weil sie neben dem grossen Tore so wenig in die Augen fällt, dass man erst nach ihr suchen muss. Von dem בית המוקד führte ein grosses Tor nach der Opferhalle, dieses wurde aber erst später geöffnet, wenn auch die übrigen Tempeltore geöffnet wurden. Zunächst wurde nur die kleine Nebentür benutzt, die in die Opferhalle führte (s. Midd. I, 7), die nach einigen Erklärern in dem grossen Tore, nach anderen neben demselben angebracht war.",
+ "sie. auch die übrigen Priester, die im בית המוקד genächtigt hatten, nachdem sie inzwischen ebenfalls ein Tauchbad genommen hatten. Talmudausg. add.: הכהנים.",
+ "folgten ihm zwei. je eine für jede von den beiden Abteilungen.",
+ "Licht-Fackeln tragend. Nach Maim. trugen sie am Schabbat keine Fackeln, sondern brannten dort schon am Vorabend angezündete Lichter",
+ "die einen gingen den überdachten Gang. אבסדרא = ἐξέδρα Halle, Säulengang. Ed. pr.: אכסנדרא. Im Innern der Opferhalle zog sich ein überdachter Säulengang rings an den Mauern entlang, nur der Altar mit dem ihn umgebenden Raume befand sich unter freiem Himmel.",
+ "sahen sie sich um. ob alles an seiner richtigen Stelle war.",
+ "bis sie an der Stelle. Einige Mischnaausg. lesen: למקום בית.",
+ "wo das Pfannenopfer. das der Hohepriester täglich darzubringen hatte.",
+ "anlangten. Nach Midd. I, 4 befand sich dieser Raum auf der Ostseite neben dem Nikanortor, die eine Priesterabteilung ging demnach die Nordseite der Halle entlang vom בית המוקד bis zur Nordostecke und dann die Ostseite bis zur לשכת עושי חביתין, die andere den westlichen Teil der Nordseite bis zur Nordwestecke, dann die ganze West- und Südseite und die Ostseite bis zur genannten Treffstelle."
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+ "Sie ermahnten ihn. weil er allein ging und vielleicht diesen Dienst noch niemals verrichtet hatte.",
+ "dass du das [heilige] Gerät. die Schaufel zum Abheben der Asche.",
+ "nicht anrührst. Das Anrühren war eigentlich nicht verboten, es war nur zu befürchten, dass er, wenn er die Schaufel erst in der Hand hatte, vergessen würde, vor dem Abheben euch die Hände und Füsse zu heiligen.",
+ "bevor du deine Hände und deine Füsse in dem Becken geheiligt hast. s. Exod. 30, 17—21.",
+ "Keiner ging mit ihm. weil den Raum zwischen Ulam und Altar nur der Priester, der einen Dienst zu verrichten hatte, betreten durfte.",
+ "er hatte auch kein Licht in der Hand. weil er bei der Waschung und beim Abheben der Asche beide Hände frei haben musste.",
+ "Sie konnten ihn nicht sehen. da die hoch ansteigende Altar-Rampe, um die er herumgehen musste, ihn ihren Blicken entzog.",
+ "sobald sie aber das Geräusch der aus Holz gefertigten Vorrichtung. מוכני = μηχανή, Maschine, künstliche Vorrichtung. Alles, was durch Hineintun in ein heiliges Gerät heilig geworden war, wurde über Nacht zu weiterem Gebrauche untauglich. Da auch das Waschbecken zu den heiligen Tempelgeräten gehörte, wurde auch das darin befindliche Wasser über Nacht untauglich und musste deshalb das grosse und schwere Becken jeden Morgen geleert und wieder frisch gefüllt werden. Um dieses überflüssig zu machen, hatte Ben Katin eine Vorrichtung an dem Becken anbringen lassen, nach dem Talmud (Jom. 37 a) bestand dieselbe in einem Räderwerk, durch das das Becken jeden Abend in einen darunter befindlichen Brunnen hinabgelassen wurde, so dass sich das Wasser des Beckens mit dem Brunnenwasser vermischte, am Morgen wurde das Becken wieder heraufgezogen, das darin befindliche Wasser galt dann als frisch gefülltes. Maim. im Comment. hier und zu Joma III, 10 bringt eine hiervon abweichende Erklärung, danach bestand die Vorrichtung in einem das Becken rings umgebenden grösseren Wasserbassin, das nicht zu den geheiligten Tempelgeräten gehörte, aus dem immer nur soviel Wasser, wie gerade gebraucht wurde, in das Becken hineingelassen wurde; nach seinem Kommentar zu Tam. III, 8 befand sich dieses Bassin oberhalb des Wasserbeckens und musste bei Gebrauch erst vermittels eines Räderwerkes herabgelassen werden.",
+ "die Ben Katin an dem Waschbecken hatte anbringen lassen. S. Jom. III, 10.",
+ "Es ist Zeit. sich für die weiteren Diensthandlungen auf dem Altar bereit zu machen, s. weiter II, 1.",
+ "Er heiligte nun seine Hände und Füsse an dem Becken. indem er einen der an dem Becken angebrachten Hähne öffnete und sich das Wasser über seine Hände und Füsse laufen liess, s. Jom. a. a. O.",
+ "schob die Kohlen hierhin und dorthin. Ed. pr. u. Talmudausg. fehlt: והילך.",
+ "nahm die Schaufel voll von den bereits verzehrten in der Mitte. wo die bereits ganz verkohlten Opferreste lagen.",
+ "und ging wieder hinunter. die Rampe hinunter.",
+ "War er wieder auf dem Boden. am Fusse der Rampe.",
+ "wandte er sein Gesicht nach Norden. die Rampe befand sich auf der Südseite des Altars.",
+ "ging. auf den Altar zu.",
+ "an der Ostseite der Rampe entlang. auf dem Fussboden der Halle.",
+ "etwa zehn Ellen. die Länge der Rampe von ihrem Fuss bis zum Altar betrug 32 Ellen (vgl. Midd. III Note 33).",
+ "drei Handbreiten von der Rampe entfernt. damit die Seitenwand der Rampe nicht beschmutzt wurde.",
+ "an die Stelle. Von der Aschenhebe sowohl wie von den Geflügel-Kröpfen heisst es (Lev. 6, 3; 1, 16), dass sie אצל המזבח zur Seite des Altars hingeschüttet werden sollen. Aus dem an der letzteren Stelle gebrauchten Ausdruck והשליך wird gefolgert, dass nicht gemeint ist dicht neben dem Altar, sondern in einem grösseren Abstand von ihm (vgl. dazu auch Sebach. VI Note 51).",
+ "wo auch die Geflügel-Kröpfe und die Aschenreste von dem Innen-Altar und dem Leuchter. S. Talm. Meïl. 12a."
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+ "ergriffen die Schaufeln. מגרפות, von גרף = zusammenscharren, Schaufeln zum Zusammenscharren der Altarasche.",
+ "und die Feuerhaken. צינורות hakenförmig gebogene Werkzeuge, um die noch nicht vom Feuer verzehrten Opferstücke an die Seiten zu schieben.",
+ "schoben. סנק = zusammendrängen, Piel Mikw. II, 6 המסנק את הטיט לצדדי, ähnl. arab. شنق Talmudausg.: סולקין.",
+ "sie an die Seiten. Talmudausg.: על צדי.",
+ "fanden sie auf den Seiten keinen Platz mehr. wörtlich: konnten die Seiten sie nicht fassen.",
+ "schichteten sie sie am Rundgang. סובב hiess der auf dem untersten eine Elle hohen Absatz, dem יסוד, sich erhebende fünf Ellen hohe mittlere Absatz des Altars, der ringsherum um eine Elle über den dritten obersten Teil des Altars hinausragte.",
+ "auf. Maim. und Bart. erklären: auf dem Teile der Rampe, der zum Rundgang führte. In der Höhe des Rundgangs führte nämlich ein besonderer Steg von der Rampe zum Rundgang hin. Die Baraita (Joma 45 b) liest: על הכבש או ע״ג סובב, so erklärt R. Abr. b. David auch hier: בסובב או על הכבש auf den Rundgang oder, wenn darauf kein Platz mehr war, auf die Rampe.",
+ "der Rampe auf. Ganz von dem Altar herunternehmen durfte man sie nicht, da man sie dann nicht wieder hätte hinauflegen dürfen. Die vorspringende Oberfläche des סובב dagegen, die sich über der halben Höhe des Altars befand, und der anliegende Teil der Rampe galten als noch zur Oberfläche des Altars gehörend, das Hinlegen auf sie galt deshalb noch nicht als ein Herunternehmen von dem Altar (s. Tosaf. Joma 45 b v. סידרן)."
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+ "Dann machten sie sich an. Das ב von באפר, ebenso von בגיזרין in der folgenden Mischna, hängt von החלו ab: sie fingen nun mit der Asche an, sie hinauszuschaffen, wie Gen. 44, 12: בגדול החל.",
+ "das Hinaufkehren der Asche auf den Aschenhaufen. תפוח, von תפח = anschwellen, eine Erhöhung, Anschwellung, davon auch תפוח = der Apfel wegen seiner runden, bauchigen Form. Nach R. Abr. b. David zu Maim. הלכות תמידין ומוספי II, 7 war die ganze Oberfläche des Altars in der Mitte um eine Elle höher als an den Seiten, auf denen das Holz zum Altarfeuer aufgeschichtet lag, diese Erhöhung in der Mitte hiess nach ihm תפוח. Nach allen übrigen Erklärern gab es eine solche Erhöhung auf dem Altare nicht, sondern wurde die Asche nach der Mitte des Altars hin zusammengekehrt, und der dadurch entstehende Aschenhaufen wurde תפוח genannt.",
+ "der manchmal gegen dreihundert Kor. nach dem Talmud eine Hyperbel.",
+ "an den Festen räumte man die Asche nicht von dort fort. während sie sonst, sobald sich zuviel davon angehäuft hatte, durch andere Priester von dort heruntergeholt (s. weiter V, 5) und nach einem dafür bestimmten שפך הדשן genannten Platz ausserhalb der Stadt geschafft wurde.",
+ "weil sie ein Schmuck für den Altar war. als ein Zeichen für die Menge der dargebrachten Opfer.",
+ "dass aus Nachlässigkeit des Priesters die Asche nicht fortgeschafft worden wäre. es war niemals Nachlässigkeit der Priester, wenn sie dort liegen blieb, sondern weil sie als ein Schmuck für den Altar galt."
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+ "Darauf machten sie sich an. S. Note 9.",
+ "das Hinaufschaffen der Holzscheite. גיזרין oder, wie andere Ausgaben lesen, גזירין: grosse zurechtgeschnittene Holzkloben, von גזר = abtrennen, beschneiden. Hier sind wohl nicht die zwei grossen Holzscheite gemeint, deren Hinauflegen auf das Altarfeuer als eine besondere Diensthandlung vorgeschrieben war, da diese erst nach Herstellung des zweiten Holzstosses, die weiter Mischna 5 beschrieben wird, auf den ersten grossen Holzstoss hinaufgelegt wurden (s. Jom. 33 a), sondern die zur Herstellung der beiden Holzstösse nötigen Hölzer.",
+ "nur nicht das vom Olivenbaum und vom Weinstock. die Wein und Öl hervorbringen, aber nicht als Brennholz verwendet werden sollten; nach anderen, weil ihr Holz zuviel Knorren hat und deshalb nicht gut brennt, oder weil es beim Verbrennen zu schnell zu Asche wird.",
+ "Äste. מרביות Äste, ebenso Sukk. IV, 5: מרביות של ערבה, vgl. מרבית = Zuwachs.",
+ "vom Nussbaum und vom wilden Ölbaum. deren Früchte nicht so wertvoll sind wie die vom Weinstock und vom Ölbaum. Nach anderen ist unter עץ שמן die Fichte zu verstehen."
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+ "Er. der Priester, der die Aschenhebe abgehoben hatte, s. Joma 22 a.",
+ "schichtete. In manchen Mischnaausg. fehlt das Wort: סידר.",
+ "nun den grossen Holzstoss. Nach Jom. IV, 6 wurden auf dem Altar jeden Tag nach R. Jehuda zwei Holzstösse hergerichtet, einer zum Verbrennen der Opfer, der zweite, um Kohlen für das tägliche Räucherwerk zu gewinnen, nach R. Jose noch ein dritter, um ein ewiges Feuer auf dem Altar zu unterhalten, und nach R. Meïr noch ein vierter zum Verbrennen solcher Opferteile, die in der vorangegangenen Nacht nicht zu Asche verzehrt worden waren. Der erste von diesen Holzstössen war der grösste, er wurde deshalb der grosse Holzstoss genannt.",
+ "mit der lichten Seite. חזית leiten die Erklärer von חזה = sehen ab: die offene Seite, durch die man hineinsehen kann, die man offen lässt, um dort das Kleinholz zum Anbrennen des Holzstosses hineinzulegen, oder damit das Feuer besseren Zug hat. Maim. erklärt das Wort wie Bab. Bat. I, 2 mit „sichtbares Zeichen“: der Holzstoss muss so hergestellt werden, dass es erkennbar ist, dass seine Front auf der östlichen Seite ist.",
+ "die inneren Enden der Holzscheite reichten bis an den Aschenhaufen. der in der Mitte war, damit am Rande des Altars Platz blieb für die Priester, ohne dass sie dem Feuer zu nahe zu kommen brauchten.",
+ "in dem man das Kleinholz. אליה oder אליתא der Fettschwanz, arab. أَليَة überhaupt Fleisch- oder Fettwulst (Fleischer Nachtr. zu Levy, Targ. Wörterb. S. 418), hier = kienige Holzspäne, vgl. זנבות האודים Jes. 7, 4."
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+ "Dann suchte man daraus gute. glatte, gut brennende, da die daraus gewonnenen Kohlen bald zum Räucherwerk gebraucht wurden.",
+ "um. Talmudausg.: סידר.",
+ "gegenüber der Südwest-Ecke. Talmudausg. כנגד מערבית דרומית.",
+ "von dieser Ecke nach der Nordseite hin vier Ellen entfernt. das ist die Stelle des Altars, die grade gegenüber dem Eingänge zum Hechal gelegen war. Da die Kohlen zum Räucherwerk auf dem inneren im Hechal stehenden Altar verwendet werden sollten, mussten sie von der Stelle des Altars genommen werden, die dem Hechal am nächsten gelegen war (Talm. Sebach. 58 b).",
+ "schätzungsweise. בעומר = באומד, nach ungefährer Schätzung.",
+ "zu fünf Sea Kohlen. soviel Holz, dass ungefähr fünf Sea Kohlen daraus werden konnten.",
+ "weil man da auch die beiden Schalen Weihrauch von den Schaubroten dorthinauf brachte. die gleichfalls, weil sie aus dem Hechal herausgebracht wurden, um auf dem Aussenaltar verbrannt zu werden, auf der Stelle verbrannt werden mussten, die dem Eingange am Hechal am nächsten gelegen war (Talm. a. a. O.).",
+ "die nicht verbrannt waren. S. oben Mischna 1.",
+ "brachten sie nun wieder an den Holzstoss heran. um sie dort nachher nach der Darbringung des Morgenopfers auf dem Altarfeuer weiter verbrennen zu lassen, denn vor der Darbringung des Morgenopfers durfte nichts auf das Altarfeuer gebracht werden (Talmud 28 b). Nach R. Abr. ben David und Tif. Jisr. dagegen bezieht sich dieses Verbot nur auf frische Opfer, nicht aber auf diese, die bereits auf dem Altar gelegen hatten.",
+ "zündeten die beiden Holzstösse an. nachdem der Priester, der die Aschenhebe abgehoben hatte, noch die beiden besonderen Holzscheite auf den ersten Holzstoss hinaufgelegt hatte (s. oben Note 16) und nach R. Jose auch der dritte Holzstoss hergerichtet war (s. Note 22).",
+ "dann gingen sie hinunter und begaben sich in die Quaderhalle. wo die Auslosungen für die weiteren Opferhandlungen stattfanden (s. Jom. 25 a)."
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+ "nämlich. Bei der Auslosung wurde die Reihenfolge nicht innegehalten, in der die einzelnen Handlungen nachher ausgeführt wurden, die Reinigung des Innen-Altars ging z. B. dem Sprengen des Blutes voran.",
+ "wer schlachten soll. Das Schlachten konnte auch durch einen Nichtpriester ausgeführt werden, es wurde aber trotzdem, um jeden Streit zu verhüten, ein Priester dafür bestimmt, der dann seinerseits auch einen Nichtpriester mit der Ausführung betrauen konnte. Ed. pr. fehlt: מי שוחט. Es fand nicht für jede der genannten Diensthandlungen eine besondere Auslosung statt, sondern, nachdem von den in der Runde aufgestellten Priestern derjenige, der das Schlachten auszuführen hatte, bestimmt worden war, wurden die ihm in der Reihe folgenden Priester der Reihe nach für die anderen nachfolgenden Diensthandlungen bestimmt.",
+ "wer sprengen. Zu dem Sprengen gehörte auch das ihm vorangehende Auffangen und Hintragen des Blutes zum Altar.",
+ "wer den Leuchter. Derselbe Priester hatte auch das Anzünden des Leuchters zu besorgen.",
+ "den Kopf und den Hinterfuss. beide durch einen Priester; gemeint ist der rechte Hinterfuss, Talmudausg. add.: של ימין.",
+ "das Hinterteil. עוקץ eig. = Spitze, Stiel, das untere Ende der Wirbelsäule mit dem es umgebenden Hinterteil des Tieres und dem Schwanz.",
+ "mit Hinterfuss. dem linken, Talmudausg. add.: של שמאל.",
+ "Brust und Hals. גרה der Hals, eig. die Stelle, wo das Tier die Speise wieder heraufbringt, nach IV, 3 mit daran hängender Luftröhre, Lunge und Herz.",
+ "die beiden Flanken. nach IV, 3 mit Rückgrat, Milz und Leber.",
+ "die Eingeweide. die sämtlichen Verdauungsorgane.",
+ "das Mehl. das als Zugabe zu dem Tieropfer dargebracht wurde, s. Num. 28, 5.",
+ "das Pfannenopfer. das tägliche Opfer des Hohepriesters, s. Lev. 6,13—15.",
+ "den Wein. S. Num. 28, 7.",
+ "der hatte es zu verrichten. Es waren 13 Priester, die also durch das Los bestimmt wurden."
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+ "Dann sprach der Vorgesetzte. Ed. Lowe und Talmudausg. fehlt: הממונה.",
+ " denn das Morgenopfer durfte nicht vor Tagesanbruch geschlachtet werden.",
+ " ברקאי, ed. pr. u. Lowe: בורקי, ed. Ven.: ברקי, wohl ein Substantiv (ברק = Blitz, Lichtschein, Glanz), sobald er einen hellen Schein am Horizont sab, rief er den Wartenden zu, dass „ein heller Schein“ schon zu sehen sei.",
+ "der Sohn des Samuel. Name eines Priesters, der die Auslosungen zu leiten hatte, s. Schekal. V, 1.",
+ "sagt. die Meldung, die der Ausschau haltende Priester zu machen hatte, lautete.",
+ "Bis nach Hebron hin. Hebron lag südlich von Jerusalem, war der Lichtstreifen schon bis dahin vorgedrungen, so dehnte er sich schon über den ganzen östlichen Horizont aus.",
+ "Ja. Vgl. zu dieser Mischna auch Joma III Note 5."
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+ "Gehet und bringet ein Lamm aus der Lämmer-Kammer. in der immer mindestens sechs Lämmer für das tägliche Opfer bereit standen, s. Arach. II, 5.",
+ "Diese. חרי entspricht dem hebräischen הנה.",
+ "befand sich auf der Nordwest-Ecke. Nach Midd. I, 6 lag diese Kammer nicht auf der Nord west- sondern auf der Süd west-Seite des בית המוקד. Der Talmud (Joma 17 a) sucht diesen Widerspruch dadurch auszugleichen, dass er annimmt, sie habe auf der Westseite des בית המוקד gelegen, sich aber der Länge nach so weit nach Norden erstreckt, dass es demjenigen, der von der Südseite herkam, schien, als reichte sie bis zur Nordwest-Ecke, andererseits sich aber auch nach Süden so weit erstreckt, dass es demjenigen, der von der Nordseite kam, erschien, als reichte sie bis zur Südwest-Ecke. So nach der Erklärung von Raschi, danach würde האי לשכה אקצויי מקציא bedeuten: diese Kammer war von den Ecken abgelegen, entfernt (vgl. מוקצה, s. auch Arach v. קץ). Nach Maim. (Comment. zu Midd. I, 6) gibt die Mischna dort die Lage der Kammer zum בית המוקד an, sie lag danach auf der südwestlichen Seite des אקצויי מקציא) בית המוקד = an der Ecke des בית המוקד gelegen), während hier ihre Lage zur Tempelhalle von dieser aus gesehen angegeben wird, das בית המוקד lag auf der Nordseite der Tempelhalle nach Westen zu, deshalb heisst es hier, die Kammer habe auf der Nordwestseite gelegen.",
+ "vier Kammern befanden sich dort. als Nebenräume des בית המוקד.",
+ "eine die Marken-Kammer. wo die Marken verkauft wurden, für die man das vorgeschriebene Mass Mehl, Wein und Öl erhielt, das man zu jedem Opfer brauchte (s. Schekal. V, 3 u. 4).",
+ "eine die Kammer des Erwärmungsraumes. in dem sich die Priester an dem dort brennenden Feuer erwärmten.",
+ "in der man die Schaubrote zubereitete. Genaueres über die Lage dieser vier Kammern s. Midd. I, 6."
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+ "holten von dort dreiundneunzig silberne und goldene Geräte. die bei dem täglichen Opferdienst gebraucht wurden.",
+ "heraus und tränkten. Nach dem Talmud (Beza 40 a) tränkte man das Tier unmittelbar vor dem Schlachten, weil sich dann das Fell leichter abziehen liess, nach einer anderen Erklärung, weil dadurch unbedeutende Hautverwachsungen (סירכות) auf der Lunge des Tieres, welche die Tauglichkeit des Tieres vielleicht hätten in Frage stellen können, sich von selbst wieder lösten.",
+ "Obgleich es schon am Abend vorher untersucht worden war. Die Tiere mussten spätestens vier Tage vor ihrer Benutzung eingestellt und täglich auf ihre Brauchbarkeit untersucht werden (s. Arach. II Note 38).",
+ "wurde es beim Licht der Fackeln nochmals einer Untersuchung unterzogen. ob es sich nicht inzwischen einen es zum Opfer untauglich machenden Leibesfehler zugezogen hatte."
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+ "Der. In den Talmudausg. folgen hier erst Mischna 6, 7 und 8, und dann erst die Mischna 5.",
+ "auf ihr standen acht niedrige. ננס gr. νάννος = Zwerg.",
+ "diese hatten viereckige Aufsätze. רביעיות, ed. Lowe רביעין (s. Midd. III, 5), Talmudausg.: רבעים, nach den meisten Erklärern wie רבוע = Viereck, viereckige Aufsätze aus Holz, die auf die Säulen aufgesetzt waren, weil in die Säulen selbst, die aus Stein waren, keine Haken eingeschlagen werden konnten. Nach R. Abr. ben Dav. waren es hölzerne Querbalken, die von je zwei Säulen getragen wurden, er leitet das Wort von רבץ = רבע (s. Targ. zu Exod. 23, 5) ab, also etwa: Liegebalken. Auch nach R. Schemaja (Comment. zu Midd. III, 5) waren es Balken, und zwar vier, die auf je zwei von den acht Säulen ruhten.",
+ "an denen eiserne Haken. אונקליות gr. ἀγκύλη = gekrümmt, Haken.",
+ "an jedem drei Reihen. über einander, die unterste für die kleinsten, die oberen für die grösseren Tiere; nach anderen Erklärern je eine Reihe auf der Nord-, Ost- und Südseite der Aufsätze, während auf der Westseite keine Haken waren, weil der davor Stehende dem Allerheiligsten den Rücken hätte zuwenden müssen. Nach der Erklärung des R. Abr. ben Dav. waren die Haken in die unteren Flächen der Querbalken eingeschlagen, und zwar in drei Reihen hinter einander.",
+ "die zwischen den Säulen standen. Auf den Tischen wurde die Haut so weit abgezogen, wie man sie sonst den Tieren, während sie auf der Erde liegen, abzuziehen pflegt, dann erst wurden sie zur weiteren Bearbeitung an den Haken aufgehängt. Nach einer anderen Erklärung bezieht sich das ובהן auch auf ומפשיטין, die Tiere werden an die Haken gehängt und dort abgehäutet, damit aber die unteren Teile der herabhängenden Tiere nicht den Erdboden berührten, wurden diese auf die daneben stehenden Tische gelegt. Nach einer dritten Erklärung ist unter מפשיטין nicht nur das Abhäuten, sondern auch das sich daran anschliessende Aufschneiden des Tieres und Herausnehmen der Eingeweide zu verstehen und bezieht sich nur darauf die Bestimmung על שלחנות של שיש, d. h. die Eingeweide wurden dann auf die marmornen Tische gelegt."
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+ "waren schon vorher gegangen. während die Vorbereitungen für das Schlachten des Opfertieres getroffen wurden, denn mit dem Schlachten musste gewaltet werden, bis die sämtlichen Tore geöffnet waren. Ed. Lowe: מקדימין לפניהם.",
+ "den Aschen-Kasten. טני ähnlich wie טנא = Korb, Behälter. R. Abr. ben Dav. leitet es von טונא = Last ab, ein grosses, schweres Gefäss.",
+ "den Krug. כוז arab. كوز Krug.",
+ "Der Aschenkasten sah aus wie ein grosses. Ed. Lowe u. Talmudausg. fehlt: גדול.",
+ "Dreikab. תרקב gr. τρίκαβος, ein grosses Massgefäss, das drei Kab fasste.",
+ "er war aus Gold und fasste zweieinhalb Kab. Die Wände des Gefässes waren so stark, dass es trotz seiner Grösse in seinem Innern nur 2½ Kab fasste.",
+ "der Krug sah aus wie ein grosser Kelch. קיתון = κώθων oder κήϑιον, eine Art Trinkgefäss.",
+ "bei dem einen musste man mit dem Arm bis zur Achselhöhe hinabreichen. אמת השחי fassen die Erklärer in der Bedeutung von „der Arm bis zum Schultergelenk“ und erklären יורד לאמת השחי: herabgehen d. h. die Hand mit dem Schlüssel nach innen oder nach unten herablassen bis zur Länge des ganzen Armes bis zur Schulter. Die Talmudausg lesen: באמת השחי. Nach Maim., Abr. ben Dav. und Bart. dienten beide Schlüssel zum Öffnen derselben Tür, nämlich der kleinen Tür auf der Nordseite der grossen Pforte zum Hechal (s. folg. Mischna), nach Maim. war diese Tür ausser durch ein Schloss wie iedes andere noch durch ein zweites unten dicht über dem Fussboden befindliches verschlossen, so dass man sich erst tief herabbücken musste, um es zu öffnen. Nach Abr. ben Dav. und Bart. befand sich dieses zweite Schloss an der Innenseite der Tür und musste man den Arm durch eine in der Wand oder der Tür befindliches Loch bis zum Schultergelenk hineinstecken, um es von innen zu öffnen. Nach Raschi (Bab. Mez. 33 a) war diese Aussentür nur in der angegebenen Weise von innen zu öffnen, und diente der zweite Schlüssel zum Öffnen der zweiten Tür, die erst von dem Seitenraum (תא), in den man durch die Aussentür eintrat, in der Hechal führte.",
+ "mit dem anderen öffnete man geradeaus. כיון, vom Piel בִּיוֵּן grade machen, auf etwas hinlenken, gewöhnlich mit folgendem ש׳ oder ד׳ = sobald als, hier Adverb = sofort, d. h. ohne weitere Umstände, ebenso Pessach. 37 a: אפשר יעשנה בדפוס ויקכענה כיון."
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+ "Er. der mit dem Öffnen der Tore Beauftragte.",
+ "neben dem grossen. Das Haupttor zum Hechal wurde das grosse Tor genannt im Gegensatz zu denkleinen Pforten zu beiden Seiten, oder deshalb, weil es in den Hauptteil des Heiligtums, den Hechal und das Allerheiligste, führte.",
+ "eine auf der Nordseite und eine auf der Südseite. Das Tor zum Hechal war zehn Ellen breit, der Hechal hatte eine Breite von zwanzig Ellen, es blieben demnach noch fünf Ellen Mauer zu jeder Seite des Tores, hier zu beiden Seiten des grossen Tores befanden sich die kleinen Pforten nach Ansicht von Raschi (Bab. Mez. 33 a) und R. Schemaja (Midd. IV, 2). Da die Mauer des Hechal eine Dicke von sechs Ellen hatte, so muss man demnach annehmen, dass von diesen Seitenpforten ein Gang durch die Mauer zu den Seitenzellen des Hechal führte, von denen man dann durch eine zweite Tür in den Hechal gelangte. Nach Tosf. Jomt. und anderen Erklärern befanden sich diese Pforten nicht in der Mauer des Hechal selbst, sondern seitlich davon, und trat man durch sie unmittelbar in die zu beiden Seiten des Hechal befindlichen Seitenräume ein.",
+ "auf sie bezieht sich der Ausspruch in Jecheskel. Jechesk. 44, 2.",
+ "öffnete die Pforte und trat in den Seitenraum. Über den Ausdruck תא und die damit bezeichneten Räume s. Midd. Noten 24 u. 25.",
+ "beseitigte er den Riegel. נגר von גרר = schleifen, schieben = der Querriegel vor dem Tore, nach anderen: der untere Riegel, durch den die Tür am Fussboden festgehalten wird.",
+ "und die Schlösser. פותחת: ein Schloss, das vermittels eines Schlüssels geöffnet wird.",
+ "bis er das Geräusch des sich öffnenden grossen Tores hörte. Dass schon während des Schlachtens die Tore zum Hechal geöffnet sein müssen, wird aus der beim Friedensopfer vorgeschriebenen Bestimmung (Lev. 3, 2) abgeleitet, dass es פתח אחל מועד geschlachtet werden soll, d. h. bei geöffnetem Eingang zum Heiligtum (s. Sebach. 55 b)."
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+ "Bis nach Jericho. Die Entfernung von Jerusalem nach Jericho betrug nach Joma 39 b zehn Parasangen, das sind nach Pessach. 93 b vierzig Mil, ein Mil entspricht ungefähr einem Kilometer.",
+ "Bis nach Jericho hörte man den Ton der Magrefa. מגרפה war der Name eines pfeifenartigen Musik-Instruments, das nach einer Überlieferung im Talm. (Arach. 11 a) zehn Löcher hatte, deren jedes zehn verschiedene Töne hervorbrachte, im ganzen also hundert; nach einer anderen Überlieferung brachte gar jedes Loch hundert Töne hervor, diese Überlieferung wird jedoch im Talmud selbst als Übertreibung bezeichnet. Woher der Name מגרפה, der sonst „Schaufel“ bedeutet, für dieses Instrument herzuleiten ist, ist nicht zu ersehen, Maim. vermutet, dass es vielleicht in seiner äusseren Form den im Tempel verwendeten Schaufeln ähnelte. Da die Mischna die übrigen weithin hörbaren Musikinstrumente erst später erwähnt, vermutet Straschun, dass hier nicht dieses מגרפה genannte Musikinstrument gemeint sei, sondern die weiter V, 6 genannte מגרפה (s. dort).",
+ "das Bon Katin an dem Waschbecken hatte anbringen lassen. S. I Note 46. Die Talmudauag. bringen diese Angaben in anderer Aufeinanderfolge.",
+ "des Ausrufers. כרוז = der Ausrufer, der täglich zum Tempeldienst rief, s. Jom. 20 b. Wenn es dort heisst, dass die Stimme des Ausrufers nur drei Parasangen weit reichte, so erklärt das Abr. ben David dahin, dass sie eigentlich in der Tat nur so weit zu hören war, sie aber trotzdem in dem zehn Parasangen entfernten Jericho gehört wurde entweder infolge der besonders günstigen Lago dieser Stadt oder infolge eines Wunders. גביני war der Name eines Priesters, der mit diesem Ausruferamte betraut war und nach dem dann allgemein die dieses Amt versehenden Priester benannt wurden (s. Schek. V, 1).",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme der Flöte. S. Arach. II Note 23.",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme der Zymbel. Talmudausg.: קול בן ארזה מקיש בצלצל, s. Schek. II, 5.",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme des Gesangs. der Leviten.",
+ "Bis nach Jericho hörte man die Stimme des Schofars. die Schofartöne, von den Priestern geblasen, s. Sukk. V, 5.",
+ "wenn er am Versöhnungstage den Gottesnamen aussprach. Nach Tosf. Jomt. ist damit gemeint: die Stimme des Hohepriesters in Verbindung mit den beim Hören des Gottesnamens einfallenden Stimmen aller in der Vorhalle versammelten übrigen Priester, da es unwahrscheinlich sei, dass die Stimme des Hohepriesters allein so weithin hätte gehört werden sollen. Aus demselben Grunde nimmt er auch an, dass unter גביני כרוז nicht der auerufende Priester überhaupt gemeint sei, sondern nur ein bestimmter Priester, namens גביני, der mit einer besonders weitreichenden Stimme begabt war.",
+ "Sohn des Diglai. Ed. pr. liest statt שני דגלי :בן דגלאי.",
+ "Mein Vaterhaus. Talmudausg. und ed. Lowe: לאבא.",
+ "hatte Ziegen auf dem Machwar-Gebirge. nach Neubauer, la géographie du Talmud, S 40: das Machaerus-Gebirge in der Provinz Peraea. Ed. Ven. und Lowe: בחרי מכוור, Talmudausg.: בערי המכוזר."
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+ "der ging hinein. in den Hechal.",
+ "nahm den Aschenkasten und setzte ihn vor sich hin. auf den Fussboden.",
+ "hob mit den Händen. חפן = beide Hände voll nehmen, vgl. מלא חפניו Lev. 16, 12.",
+ "liess ihn stehen und ging hinaus. Die Asche wurde erst später zusammen mit den Resten des Öls und der Dochte aus dem Leuchter hinausgetragen und beides an die dafür bestimmte Stelle neben der Altarrampe ausgeschüttet (s. weiter VI, 1).",
+ "fand er die beiden. נר gilt sonst immer als masc. gen.",
+ "östlichen. Das Reinigen und Instandsetzen der sieben Lampen des Leuchters geschah nicht in einem Zuge, sondern musste, wie dies aus den betreffenden Schriftstellen abgeleitet wird, durch eine andere Opferhandlung unterbrochen werden, es wurden zunächst nur fünf der Lampen instandgesetzt und später erst die beiden anderen. Welche der Lampen zuerst instand zu setzen waren und welche später, darüber fehlen nähere Angaben. Der Talmud (Menach. 68 b) bringt zwei Ansichten, wie der Leuchter im Heiligtum stand, nach der einen stand er auf der Breitseite des Hechal, sodass die Lampen in der Richtung von der Südseite nach der Nordseite aufeinanderfolgten, nach der anderen auf der Längsseite, sodass sie von der Ost- nach der Westseite aufeinanderfolgten. Für die letztere Ansicht entscheiden sich Raschi, R. Abr. ben Dav. und fast sämtliche Erklärer. Da die Mischna hier von östlichen Lampen spricht, so muss auch sie von der Ansicht ausgehen, dass die Lampen von Osten nach Westen auf einander folgten. Unter נר מערבי d. h. dem westlichen Lichte, das nach der Überlieferung bis zum Tode des Hohepriesters Simon des Gerechten durch ein Wunder auch am Tage nicht ausging und für dessen Instandsetzung besondere Bestimmungen galten (s. Sabb. 22 b), ist auch bei dieser Aufstellung des Leuchters nach Raschi (ebend.) nicht die westlichste Lampe zu verstehen, sondern die zweite Lampe auf der Ostseite, weil im Verhältnis zu der ersten östlichsten Lampe alle übrigen Lampen nach der Westseite zu standen und demnach diese auf die östlichste folgende Lampe für den in den Hechal Eintretenden die erste Lampe nach der Westseite hin war. Diese beiden Lampen, die östlichste und die auf sie folgende נר מערבי genannte, sind es, die die Mischna mit den שתי נרות מזרחיות meint. Nach der von Bart. gebrachten Erklärung waren es diese beiden Lampen, die immer erst später, getrennt von den fünf anderen, instandgesetzt wurden, und gibt die Mischna an, wie dabei zu verfahren war, wenn sie bei der Instandsetzung der übrigen Lampen noch brannten, und wie, wenn sie bereits erloschen waren. Über die hiervon abweichende Auslegung anderer Erklärer s. weiter Note 78.",
+ "reinigte er die übrigen. auch wenn sie noch brannten, löschte er sie ans, nahm die Dochte und das übrig gebliebene Öl heraus lind tat frisches Öl und neue Dochte hinein.",
+ "und liess diese. die beiden östlichen.",
+ "wie sie waren. Erst wenn er dann zum zweiten Mal hineinging, löschte er dann auch diese beiden Lampen aus und versah sie mit neuem Docht und Öl, liess dann die östlichere der beiden Lampen wie die übrigen fünf unangezündet bis zum Abend, das נר מערבי dagegen wurde mit Hilfe des Altarfeuers bald wieder angezündet, da es auch während des Tages brennen musste. In der älteren Zeit aber, wo das נר מערבי durch ein Wunder auch ohne Hinzutun frischen Öls auch während des ganzen Tages brannte, wurde dann nur die erste östlichste Lampe ausgelöscht und instandgesetzt, das נר מערבי dagegen liess man brennen, und erst am Abend wurde es gereinigt und frisches Öl und neuer Docht hineingetan.",
+ "reinigte. das heisst hier nicht wie oben, dass man das übrig gebliebene Öl und den alten Docht herausnahm und neues dafür hineintat, denn das geschah erst nach der Instandsetzung der anderen fünf Lampen, sondern man reinigte den Docht und gab ihm eine solche Richtung, dass er wieder in den noch in der Lampe zurückgebliebenen Ölrest hineinreichte, so dass er wieder brennen konnte.",
+ "er sie und zündete sie an den noch brennenden. Wenn keine der Lampen mehr brannte, wurde das Altarfeuer zum Anzünden benutzt.",
+ "dann reinigte er die übrigen. wie oben Note 73, und wenn er dann zum zweiten Mal hineinging, löschte er auch diese beiden Lampen wieder aus und verfuhr mit ihnen wie Note 75 angegeben. Durch das vorhergehende nochmalige Anbrennen dieser beiden Lampen sollte das Auseinanderhalten ihrer Instandsetzung von der der übrigen fünf Lampen deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Eine hiervon abweichende Erklärung unserer Mischna gibt Maim. in seinem Mischna-Kommentar. In seinem Ritualwerke (הלכות בית הבחירה III, 12) entscheidet er sich im Gegensatz zu Raschi und Abr. ben Dav. für die Ansicht, dass der Leuchter auf der Breitseite des Hechal stand, so dass die Lampen in der Richtung von der Südseite nach der Nordseite auf einander folgten. Das נר מערבי hiess nach ihm die mittelste Lampe, weil ihr Docht nach der Westseite hin dem Allerheiligsten zu gerichtet war, während die Dochte der übrigen Lampen von beiden Seiten nach dieser mittleren Lampe hin gerichtet waren. Die Ausführungen unserer Mischna führt er in seinem Ritualwelke überhaupt nicht an, weil sie, wie oben ausgeführt, von der von ihm nicht akzeptierten Ansicht ausgehen, dass der Leuchter auf der Längsseite des Hechal gestanden habe. Aber auch in der Erklärung der Mischna weicht er von der von Bart. angeführten Erklärung ab. Unter den Ausdrücken הטבת הנרות und דישון המנורה ist nach ihm nicht nur das Instandsetzen der Lampen sondern zugleich auch das immer unmittelbar sich daran anschliessende Wiederanzünden derselben zu verstehen, beides wurde zweimal am Tage vorgenommen, einmal früh und einmal abends, denn alle sieben Lampen sollten nicht nur in der Nacht sondern auch während des ganzen Tages brennen. Das נר מערבי wurde nach ihm nach der Ansicht, dass der Leuchter auf der Längsseite des Hechal gestanden habe, die am meisten nach Westen stehende der sieben Lampen genannt, die am nächsten zum Allerheiligsten stand, ihr Docht war nach Westen hin gerichtet, ebenso aber auch die Dochte der übrigen sechs Lampen. Das Instandsetzen und Anzünden der Lampen hatte auch nach ihm in zwei getrennten Abschnitten zu geschehen, welche fünf Lampen zuerst und welche erst beim zweiten Male vorzunehmen waren, darüber gab es keine bestimmte Vorschrift. Danach erklärt er die Mischna: wenn beim Hereintreten des Priesters die beiden östlichen Lampen, auf die er zuerst stiess, noch brannten, so liess er diese zunächst brennen, reinigte die übrigen fünf, gleichviel ob sie noch brannten oder nicht, goss frisches Öl hinein und zündete sie wieder an, und beim zweiten Male reinigte er die beiden ersten und zündete auch sie wieder an. Waren aber diese beiden ersten Lampen bereits ausgegangen, so reinigte er zunächst diese und dazu die nächsten drei Lampen und zündete sie wieder an, liess dagegen die beiden westlichsten Lampen zunächst stehen und reinigte und zündete diese erst beim zweiten Hineintreten wieder an, nur auf diese beiden bezieht sich demnach das zweite ואח״כ מדשן את השאר. Einen dritten in vielen Punkten von diesen beiden abweichenden Erklärungsversuch gibt Salomo ben Aderet in seinen Rechtsgutachten (No. 79 und No. 309), durch den er zugleich die Ausführungen dieser Mischna mit den weiter (VI, 1) folgenden auszugleichen sucht, es würde aber zu weit führen, auch auf diesen hier einzugehen, auch werden die von ihm gegen die von Bart. angeführte Erklärung gemachten Einwendungen schon alle von Moses Chefez in seinem Werke חנוכת הבית sowie in dem Werke באר שבע ausführlich widerlegt.",
+ "auf ihm stand der Priester. um besser an die Lampen heranzureichen, da der Leuchter sehr hoch war.",
+ "Dann liess er den Krug auf der zweiten. vielleicht deshalb auf der zweiten, weil auf der obersten die zum Leuchter gehörenden Zangen und Pfännchen lagen (s. Maim. הלכות בית הבחירה III, 11).",
+ "Stufe stehen. da er ihn nachher noch beim Reinigen der letzten beiden Lampen gebrauchte."
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+ "Man band. כפת heisst das Zusammen binden der Füsse des Schlachttieres, nach einer Erklärung aller vier Füsse aneinander, nach einer anderen der Vorderfüsse für sich und der Hinterfüsse für sich. Nach dem Talmud vermied man dies bei dem Opfer aus Rücksicht auf die Heiligkeit des Opfers, nach einer anderen Ansicht, weil dieses Verfahren bei den Götzenopfern üblich war.",
+ "sondern hielt nur die Füsse fest. עקד heisst nach den meisten Erklärern: je einen Vorderfuss und einen Hinterfuss an einander binden, nach Maim. dagegen: die Füsse nur nach hinten biegen und so festhalten.",
+ "die Kopfseite nach Süden. Das Tier wurde so niedergelegt, dass es der Länge nach zwischen Süd und Nord lag, mit dem Kopf nach dem Altare zu, so dass, wenn das Tier während des Schlachtens Unrat auswarf, dieser nach der entgegengesetzten Seite hinfiel.",
+ "und das Gesicht nach Westen. nach dem Innern des Heiligtums zu, der Kopf wurde so gewendet, dass das Gesicht nach Westen gerichtet war.",
+ "Das Morgenopfer wurde auf der Nord west. Wie alle hochheiligen Opfer musste das tägliche Ganzopfer auf der Nordseite der עזרה d. h. in dem Raume zwischen der Nordwand des Altars und der Nordwand der עזרה geschlachtet werden (s. Sebach. V, 4). Der östliche Teil dieses Raumes wurde aber früh, wo die Sonne im Osten steht, von dem 8chatten der hohen Ostmauer der עזרה überschattet. Da aber das tägliche Opfer im hellen Tageslicht geschlachtet werden sollte, schlachtete man es früh auf der westlichen Seite dieses Raumes, d. i. in der Nähe der Nordwest-Ecke des Altars, umgekehrt am Nachmittag.",
+ "-Ecke am zweiten Ringe. von den 24 Ringen, die der Hohepriester Jochanan nach der Anzahl der Priesterabteilungen in dem Raume zwischen Altar und der Nordmauer der עזרה am Fussboden hatte anbringen lassen, nach einer Ansicht in 6 Reihen von je 4, nach einer anderen in 4 Reihen von je 6 Ringen. Diese Ringe dienten nach den meisten Erklärern zum Festhalten des Kopfes des Opfertieres, nach Maim. zum Festhalten der Füsse. Das Weitere über diese Ringe s. Midd. III, 5. Unter dem zweiten Ringe an der Nordwestecke verstehen die meisten Erklärer den vom Altare aus zweiten Ring in der am meisten nach Westen hin gelegenen Reihe. Warum gerade dieser zweite Ring benutzt wurde und nicht der erste Ring in dieser Reihe, der der Nordwestecke des Altars am nächsten gelegen war, dafür geben die Erklärer verschiedene Gründe an. Nach Raschi (Jom. 62 b) war der Grund, damit man den ersten Ring zum Festhalten der Füsse am Boden benutzen konnte, nach Tosaf. (ebend.), weil man das Tier nicht zu nahe an den Altar heran niederlegen wollte, damit es nicht den Boden dort durch seinen Auswurf beschmutze, nach dem ungenannten Erklärer in den Talmudausgaben, Ascheri und Bart. weil die Stelle, wo der erste Ring befestigt war, noch von der zehn Ellen hohen Altarwand beschattet wurde, nach Serachja Halevi, Verfasser des המאור, weil die Sonne nie genau im Nordost bzw. Nordwest auf- bzw. untergehe, sondern stets mehr oder weniger nach Süden hin, deshalb sei auch das Opfer nicht an dem der Nordwest-bzw. Nord-ost-Ecke des Altars zunächst gelegenen Ringe geschlachtet worden, sondern etwas davon entfernt an dem darauf folgenden zweiten Ringe. Über die Einwendungen, die gegen jede dieser Begründungen zu erheben sind, s. Tif. Jisr. Nach Straschun ist unter dem zweiten Ringe an der Nordwestecke nicht der vom Altar aus zweite Ring in der am meisten nach Westen gelegenen Reihe zu verstehen, sondern der zweite Ring in dieser Reihe von der Nordwand der עזרה aus gerechnet, also vom Altare aus der vorletzte Ring in dieser Reihe. Der gleichen Ansicht ist wohl auch Maim., da er zu dem קרן צפונית מערבית der Mischna hinzufügt: של בית המטבחים (s. הלכות תמידין ומוספין I, 11), nicht also an der Nordwest-Ecke des Altars, sondern an der Nordwestecke des Schlachtraumes, das ist des Raumes, auf welchem sich diese 24 Ringe befanden. Das ist die gerade entgegengesetzte Seite. Mit dieser Ansicht würde sich sowohl die von Raschi angeführte Begründung besser vereinigen, da die Füsse des Opfertieres doch nicht nach vorne nach dem Altar zu ausgestreckt waren, sondern vielmehr nach hinten, nach dem nach dieser Erklärung ersten Ringe in der Reihe, wie auch die von Serachja Halevi angeführte Begründung, da danach auch von den Ringen nicht der am meisten nach Norden gelegene Ring benutzt wurde, sondern der etwas mehr nach der Südseite hin gelegene zweite Ring in der betreffenden Reihe (s. auch Tif. Jis.).",
+ "und das Nachmittags-Opfer wurde auf der Nordost. weil da die Sonne im Westen stand und deshalb der westliche Teil des Raumes durch die dahinter liegenden hohen Mauern des Ulam und des Hechal überschattet wurde (s. Note 5).",
+ "fing es auf und ging damit an die Nord-ost-Ecke und sprengte es [nach Nord-Ost. In manchen Ausgaben fehlen hier die Worte מזרחה צפונה, ebenso weiter die Worte מערבה דרומה, sie sind aber zu ergänzen. Über die Art, wie diese Sprengungen ausgeführt wurden, s. Sebach. V Note 39.",
+ "dann an die Süd west-Ecke und sprengte es [nach Süd-West. Damit durch die beiden Sprengungen alle vier Seiten des Altars von dem Blute getroffen wurden (שתי מתנות שחן ארבע), mussten diese an zwei einander gegenüberliegenden Ecken des Altars ausgeführt werden. Da aber das Blut nur an solche Stellen des Altars gesprengt werden durfte, an denen sich unten am Altar der Grund (יסוד s. Sebach. II Note 16) befand (s. Sebach. 57 a), so kamen nur die Nordost- und die Südwest-Ecke in Betracht, da an der Südost-Ecke sich kein Grund befand. Da der Priester beim Sündopfer, dessen Blut an den oberen Teil des Altars gesprengt wurde, wenn er von der auf der Südseite des Altars gelegenen Rampe kommend sich, wie es für alle Wendungen Vorschrift war, nach rechts wandte, zuerst an die Süd ost-Ecke des Altars kam und dort sprengte und dann von dort immer nach rechts gehend zu den übrigen Ecken (s. Sebach. V, 3), ging auch hier der Priester, obwohl hier die Sprengung vom Boden aus erfolgte, zuerst an die Nord ost-Ecke und von dort sich nach rechts wendend zur Süd west- Ecke.",
+ "den Rest des Blutes goss er an den Grund auf der Südseite. wie bei allen Opfern, deren Blut an den äusseren Altar gesprengt wurde (s. Sebach. V Note 32)."
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+ "Man brach den Fuss nicht durch. um den einen gebrochenen Hinterfuss durch ein Loch in dem anderen hindurchzuziehen und so das Tier an den gekreuzten Füssen aufzuhängen, wie man es sonst zu machen pflegte. Da beim Zerteilen des Opfers der rechte Hinterfuss gleich mit am Anfang abgeschnitten wurde, konnte das Tier nicht in dieser Weise aufgehängt werden.",
+ "sondern machte ein Loch am Kniegelenk. ערכוב = Kniegelenk. Talmudausg. u ed. Lowe: ערקובו, s. Bechor. VI Note 76.",
+ "und hängte es daran auf. Beide Hinterfüsse wurden am Kniegelenk durchlöchert und jeder an einem besonderen Haken aufgehängt, so dass, auch nachdem der eine Fuss abgeschnitten war, der ganze übrige Körper noch an dem anderen Fusse hing.",
+ "bis man an die Brust kam. Weiter wurde zunächst die Haut nicht abgezogen, weil man so den Kopf, von dem die Haut nicht abgezogen wurde, besser abtrennen konnte.",
+ "dem er zugefallen war. ihn auf den Altar zu bringen.",
+ "dann schnitt man die Kniestücke. die 4 Füsse vom Knie abwärts.",
+ "Darauf zog man die Haut ganz herunter. מרק verw. mit מרח = abreiben, polieren, daher auch reinigen, und davon abgeleitet hier = vollenden, fertig machen (Fleischer zu Levy, Neuhebr. Wörterb., III S. 319).",
+ "schnitt das Herz auf. Da die Brust erst später aufgeschnitten wurde, ist es schwierig, wie man schon jetzt das Herz aufschneiden konnte. Ascheri meint deshalb, dass diese Worte hier an falscher Stelle stehen und hinter die Worte קרעו ונמצא כולו גלוי לפניו zu setzen seien. Tif. Jisr. vermutet, dass man die Hand durch den aufgeschnittenen Hals hineingesteckt und so das Herz aufgeschnitten habe, damit das Blut, ohne dass anderes damit befleckt wurde, durch den Hals abfliessen konnte. Straschun meint unter Hinweis auf עור לבוב (Abod. Sar. 32 a), dass man vielleicht die Brust an der Stelle, hinter der das Herz liegt, durchstochen habe und so an das Herz gelangt sei.",
+ "und liess das Blut herausfliessen. weil durch das Aufseufzen des Tieres während des Schlachtens Blut aus der Schnittwunde in das Herz zurückgeflossen sein konnte und dieses wie aus der Schnittwunde auf die Erde geflossenes Blut nicht auf den Altar gebracht werden durfte (Ascheri).",
+ "schnitt die Vorderfüsse. bis zum Rumpf.",
+ "Dann ging man wieder hinauf. von der nach unten hängenden Kopfseite.",
+ "nahm das Fett. פדר die die Eingeweide bedeckende Fettlage.",
+ "und legte es oben hinauf auf die Schlachtwunde des Kopfes. um diese damit zuzudecken, da der Kopf mit der Schnittwunde nach oben zum Altar getragen wurde, s. Mischn. 3.",
+ "nahm die Eingeweide. Magen und Därme.",
+ "Den Pansen. S. Chull. III Note 12.",
+ "spülte man im Abwaschraume. S. Midd. V, 3.",
+ "wie es nötig war. Wegen des vielen Unrats, der darin war, bedurfte er einer besonders gründlichen Reinigung und wurde diese in einem besonderen Raume vorgenommen.",
+ "die Eingeweide spülte man wenigstens. Mischnaausg,: במיעוטה, Talmudausg.: במעוטן. Die meisten Erklärer fassen das Wort in dem Sinne von „zum wenigsten“, soviel wie: לכל הפחות. Nach einer anderen Erklärung ist unter מעוטה oder מעוטן ein Behälter zu verstehen, in dem die Eingeweide abgewaschen wurden, vgl. מעטן = Bottich Maasr. IV, 3. Der ungenannte Erklärer in der Talmudausg. liest: במיעוטן „של״ שולחנות und erklärt: auf dem kleinsten der Tische.",
+ "die zwischen den Säulen standen. Der Erklärer in der Talmudausg. liest die beiden Worte שבין העמודים nicht, nach ihm sind nicht die Tische gemeint, die zwischen den Säulen standen, diese wurden beim Abhäuten der Opfertiere benutzt (s. oben III Note 38), die hier genannten Tische dagegen standen innerhalb des Raumes, in dem geschlachtet wurde, wie es in den Erläuterungen des Talmud zur Mischna ausdrücklich heisse: עשרה שולחנות היו במקדש ח׳ של שיש „בבית המטבחים״ שעליהן מדיחין את הקרבים. Nach den anderen Erklärern waren es dieselben Tische, die auch beim Abhäuten benutzt wurden, und gehörte der Platz, auf dem die Säulen standen, eben auch noch mit zum בית המטבחים."
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+ "Dann nahm man [wieder] das Messer. das beim Herausnehmen des Fetts und der Eingeweide nicht gebraucht worden war.",
+ "und den Leberlappen. אצבע הכבד ist nach dem Aruch (Art. אצבע) gleichbedeutend mit dem יותרת הכבד in der Schrift, das Maim. in der Vorrede zu seinem Mischna-Kommentar zu Kodaschim erklärt: קצה התחתון היוצא ממנו כמו הבוהן מן היד das unterste Ende der Leber, das von ihr absteht wie der Daumen von der Hand (vgl. Hoffmann, Leviticus 3, 4).",
+ "von der Leber. Jedes von diesen dreien: Lunge, Leber und Leberlappen wurde nachher zusammen mit einem anderen Körperteile zum Altar gebracht.",
+ "rührte diesen. den Leberlappen, damit er nicht von der Stelle, wo er angewachsen, sich loslöse und herunterfalle. Andere beziehen das ולא חיה מזיזה auf die Lunge, Maim. auf die Leber.",
+ "schnitt die Brust heraus. נקב wörtlich: er machte ein Loch, weil durch das Herausschneiden der Brust zwischen den beiden Seitenteilen eine offene Lücke entstand.",
+ "Dann ging man zur rechten Flanke. דופן Wand, Seite, hier das hintere Seitenteil des Tieres.",
+ "schnitt sie bis dicht an das Rückgrat. von der Seite bis an das Rückgrat. Ed. pr. u. Lowe lesen: עם השדרה, wo עם, wenn es nicht aus ער Korrumpiert ist, in der Bedeutung von „neben“ zu fassen ist, da das Rückgrat, wie es weiter heisst, zusammen mit der linken Flanke abgeschnitten wurde. Ed. Lowe: השיזרח.",
+ "von oben nach unten herunter ab. wobei man aber die beiden obersten Rippen an dem Körper zurückliess, s. Note 46.",
+ "bis man an. Talmudausg.: לבין שתי הצלעות.",
+ "die beiden dünnen. Talmudausg. דקות.",
+ "Rippen kam. Diese liess man am Körper und schnitt sie nicht ab.",
+ "Dann kam man zum Hals. גרה s. Note 8.",
+ "beliess an ihm. d. h. schnitt mit ihm zusammen ab.",
+ "zwei Rippen auf dieser und zwei Rippen auf jener Seite. gemeint sind die beiden dünnen Rippen (s. Note 40), die beim Abschneiden der rechten Flanke auf der Halsseite zurückgeblieben waren, und die beiden dünnen Rippen, die ebenso an der linken Halsseite zurückgelassen wurden.",
+ "liess von ihr zwei dünne. Talmudausg. דקות.",
+ "Rippen oben und zwei dünne. Talmudausg. דקות.",
+ "Rippen unten zurück. letztere waren bereits zusammen mit dem Hals abgeschnitten.",
+ "ebenso hatte man sie an der anderen Seite zurückgelassen. die oberen an dem Schwanzstück und die unteren an dem Halsstück.",
+ "man liess also bei beiden. Talmudausg. fehlt: בשתיהן.",
+ "sie war die grössere Seite. da das ganze Rückgrat mit an dieser Seite war.",
+ "weil daran die Leber hing. die umfangreicher ist als die Milz, die an der linken Seite hing, daher erschien diese, die rechte Seite, grösser.",
+ "Dann kam man zum Hinterteil. עוקץ s. III Note 6.",
+ "schnitt es ab. mit den beiden Rippen zur rechten und zur linken Seite, die beim Abschneiden der Flanken daran gelassen waren.",
+ "dem Leberlappen. S. Note 31.",
+ "Dann nahm man den linken Hinterfuss. der nun allein noch am Haken hing.",
+ "und gab. Ed. pr., Ven. und Talmudausg.: חתכה ונתנה.",
+ "die Nase. Ed. pr.: חרטומו = die Schnauze, auch Ascheri und Abr. ben Dav. lesen חרטומן.",
+ "die Hörner zwischen seinen Fingern. damit der Kopf festliege.",
+ "die Schlachtwunde nach oben und das Fett daraufgelegt. um die blutige Schnittwunde zu verdecken.",
+ "und den rechten Hinterfuss in seiner linken Hand. Obgleich das Hintragen der Opferstücke zum Altar zu den Opferhandlungen gehörte und es Vorschrift war, Opferhandlungen mit der rechten Hand auszuführen, wurde hier dennoch auch die linke Hand benutzt, weil durch das Ausführen mit der linken das Opfer nicht untauglich wurde und man die Anzahl der zum Hintragen nötigen Priester nicht noch vergrössern wollte.",
+ "mit der Hautseite nach aussen. d. h. die Schnittfläche, wo der Fuss vom Rumpf abgetrennt war, nach dem Priester zu gewendet.",
+ "den Fettschwanz zwischen den Fingern herabhängend. Die Bestimmung ובית עורו לחוץ braucht hier nicht angegeben zu werden, da sie sich von selbst ergibt.",
+ "die Rippen zwischen den Fingern. Auch hier ergibt sich das ובית עורו לחיץ von selbst, da die Rippen auf der Innenseite liegen. Ed. Ven. und Talmudausg.: בין שתי אצבעותיו.",
+ "der sechste mit den in einer Schale liegenden Eingeweiden und den oben auf ihnen liegenden Kniestücken. S Note 16.",
+ "der siebente mit dem Mehl. das zu dem Lamm gehörende Mehlopfer.",
+ "der achte mit dem Pfannenopfer. des Hohepriesters, das täglich früh und abends dargebracht wurde, s. Menach. IV, 5.",
+ "und der neunte mit dem Wein. zum Giessopfer.",
+ "Sie gingen und legten sie auf der unteren Hälfte. um dadurch das später erfolgende Hinauftragen auf den Altar als eine besondere Opferhandlung deutlicher abzuheben.",
+ "der Rampe auf der Westseite. der dem Hechal zu gelegenen Seite. Nach der Mischna Schekal. VIII, 8 wurden nach einer Lesart übereinstimmend mit der Bestimmung in unserer Mischna die Opferstücke des täglichen Opfers auf der Westseite niedergelegt, die des Musaf-Opfers dagegen auf der Ostseite, so entscheidet auch Maim. הלכות חטידין ומוספי VI, 3. Andere lesen dort bei denen des täglichen Opfers במזרח, und bei denen des Musafopfers במערב, so auch Raschi zu Sukk. 54 b. Nach Bart. wurde das tägliche Opfer an gewöhnlichen Tagen auf der Westseite niedergelegt, an Tagen dagegen, an denen ein Musafopfer gebracht wurde, wurde dieses auf die Westseite gelegt und das tägliche Opfer auf die Ostseite. Demgemäss erklärt er auch zu der Mischna Jom. II, 4, wo von dem Versöhnungstag die Rede ist, dass die Opferstücke des täglichen Opfers auf die Ostseite gelegt wurden, und danach würde die Mischna Schek. VIII, 8 nach der zweiten Lesart auch nur von solchen Tagen sprechen, an denen auch ein Musafopfer dargebracht wurde (s. dort Tosf. Jomt.).",
+ "salzten sie. S. Lev. 2, 13.",
+ "um das Schma zu beten. und die sich daran anschliessenden Gebete (s. V, 1), worauf dann das Darbringen des Räucherwerks und dann erst das der Opferstücke folgte."
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+ "Sie sprachen ihn. Nach einer Ansicht im Talmud (Berach. 11 b) war es der erste der einleitenden Segenssprüche zum Schma, der mit den Worten יוצר אור beginnt, nach einer anderen der zweite mit אהבה רבה beginnende.",
+ "lasen dann die zehn Gebote. Nach dem Talmud (ebend. 12 a) sollte das Lesen dieser zehn Gebote vor dem Schma auch für den täglichen Gemeinde-Gottesdienst eingeführt werden, es wurde nur deshalb davon abgesehen, weil man wahrnahm, dass infolge solchen Hervorhebens gerade dieser zehn Gebote die übrigen Gebote von manchen geringer geachtet wurden.",
+ ". Deut. 6, 4—9.",
+ "והיה אם שט. Deut. 11, 13—21.",
+ "שמע und. Num. 15, 37—41.",
+ "und sprachen mit. Raschi und Bart. fassen hier את als Präposition in der Bedeutung von „mit“ und erklären, da zeitlich die Priester diese Segenssprüche nicht zugleich mit dem Volke beteten: sie beteten diese Segenssprüche in derselben Weise, wie das Volk sie betete. Maim. (s. Comment.) scheint את העם als Objekt zu fassen: sie segneten das Volk durch das Beten dieser drei Segenssprüche, da in jedem derselben auch Segenswünsche für Israel enthalten seien. Ed. pr. liest: את השם.",
+ ". so beginnt der auch bei dem Gemeindegebet nach dem Schma zu sprechende Segensspruch.",
+ "אמת ויציב die. der mit רצה beginnende Segensspruch aus dem täglichen Achtzehn-Gebet, der die Bitte um wohlgefällige Aufnahme unseres Gottesdienstes enthält, ursprünglich des Opfer-Gottesdienstes, jetzt unseres Gebet-Gottesdienstes. Nach Maim. Comment. beteten sie auch den anschliessenden mit מודים beginnenden Segensspruch mit, in seinem Ritualwerke dagegen erwähnt er diese nicht. Ed. pr. liest anstatt וגבורה :ועבודה.",
+ "עבודה und den Priestersegensspruch. Den eigentlichen Priestersegen sprachen die Priester erst später (s. weiter VII, 2), hier ist nach Bart. (s. auch Tosaf. Berach. 11 b) das Gebetstück gemeint, das diesen Priestersegen mit der daran anschliessenden Bitte enthält, dass Gott den darin ausgesprochenen Segen seinem Volke zuwenden möge. Nach Maim. ist das im Achtzehngebet auf den Priestersegen folgende mit שים שלום beginnende Gebetstück gemeint.",
+ "Am Schabbat wurde von der abtretenden Priesterabteilung noch ein Segensspruch. ein Gebet für die den Dienst für die neue Woche übernehmenden Priester. Den Wortlaut dieses kurzen Gebetes s. Berach. 12 a."
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+ "Neulinge fürs Räucherwerk. Das Darbringen des Räucherwerks galt als diejenige Opferhandlung, die für den Darbringenden ganz besonderen Gottessegen im Gefolge hatte, deshalb wurden, wenn Priester anwesend waren, die es noch niemals dargebracht hatten, diese bei der Auslosung in erster Reihe herangezogen.",
+ "wer. Nach Ascheri wurde nur ein Priester ausgelöst, der die sämtlichen Opferstücke auf den Altar zu bringen hatte. Nach einer anderen Ansicht wurden hierfür ebenso wie für das Hintragen zur Rampe 9 Priester ausgelost (s. תוספות ישנים zu Jom. 26 b v. דלא כיאב״י). Für diese Ansicht spricht besonders die Angabe des Talmud (Jom. 26 a), dass deshalb nicht dieselben Priester, die sie zur Rampe hingetragen, sie auch auf den Altar hinaufbrachten, weil es eine um so grössere Ehrung des Heiligen war, je mehr Priester sich an seinem Dienst beteiligten (vgl. auch Joma II Note 27).",
+ "der brachte sie auch auf den Altar hinauf. d. h. jedes Stück wurde von demselben Priester auf den Altar gebracht, der es auf die Rampe getragen hatte. Die Ansicht des R. Elieser ben Jakob wird im Talmud damit begründet, dass eine Nichtachtung des Heiligen seitens der Priester, die die Stücke auf die Rampe gebracht, darin gelegen haben würde, wenn erst andere Priester zum Hinauftragen auf den Altar hätten bestimmt werden müssen, als wenn ihnen selbst das volle Hinauftragen zu beschwerlich gewesen wäre."
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+ "Dann übergab man sie. die übrig gebliebenen Priester, denen keine Opferhandlung zugefallen war.",
+ "den Tempeldienern. חזן, gewöhnlich abgeleitet von חזה sehen, der Aufseher, Diener, der die Gebrauchsgegenstände aufzubewahren hatte, s. Makk. III Note 104.",
+ "die zogen ihnen ihre Kleider. die Priesterkleider, die sie angezogen hatten.",
+ "aus und liessen sie nur die Beinkleider anbehalten. liessen sie dann ihre gewöhnlichen Kleider anziehen und dann erst auch die Beinkleider mit den gewöhnlichen Beinkleidern vertauschen. Diese Erklärung setzt voraus, dass die Priester schon bei der Auslosung mit ihren Priesterkleidern bekleidet waren. Nach einer anderen Ansicht im Talmud (Jom. 25 a) fand die Auslosung in den gewöhnlichen Kleidern statt, danach bezieht sich die Bestimmung der Mischna auf die Priester, denen eine Opferhandlung zugefallen war, ihnen wurden ihre gewöhnlichen Kleider ausgezogen, nachdem sie vorher ihre Beinkleider mit den Priester-Beinkleidern vertauscht hatten, was danach in der Mischna zu ergänzen wäre, so dass sie nur mit den Priester-Beinkleidern bekleidet dastanden, dann wurden ihnen die übrigen Priesterkleider angezogen.",
+ "Wandnischen. חלון eine Nische in der Mauer, daher auch Fenster, hier eine Art Wandschrank.",
+ "zu welchen Kleidungsstücken sie dienten. über einer jeden war angegeben, welche Kleidungsstücke darin aufbewahrt wurden."
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+ "der Löffel war wie ein grosses Dreikab. S. III Note 43.",
+ "er fasste. Talmudausg.: מחזקת.",
+ "die gehäuft voll mit Räucherwerk war. und die eben deshalb in den grösseren Löffel gesetzt wurde, damit die beim Tragen unwillkürlich herunterfallenden Körner nicht auf den Boden fielen, sondern in dem Löffel aufgefangen wurden (s. weiter VI, 3).",
+ "auch war ein Deckel darauf. auf der Schale, so nach Maim. und Bart. Nach Tif. Jisr. dagegen bezieht sich das לו auf den Löffel, da nach der Annahme, dass die Schale mit einem Deckel zugedeckt war, der Löffel überflüssig gewesen wäre, da dann keine Körner hätten verschüttet werden können. Dieser Einwand beweist jedoch nichts, da trotzdem beim Abheben des Deckels von der gehäuft vollen Schale Körner herunterfallen konnten.",
+ "und eine Art Schutzdecke. So nach der Erklärung des Aruch, der מטוטלת liest, das er mit טלית (Hülle, Mantel) zusammenbringt (so auch Sabb. V, 3: לא יצא גמל במטוטלת). Auch Maim. versteht darunter eine Decke. Ascheri und Abr. ben Dav. bringen die Lesart: מטולטלת, das Ascheri von טלטל = bewegen ableitet, danach wäre darunter eine Art Handgriff oder Ring zu verstehen, der an dem Deckel angebracht war und an dem man den Deckel aufhob."
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+ "Wem der Dienst mit der Kohlenschaufel zugefallen war. Nach Maim. (הלכות תמידין ומוספין IV, 5) war es derselbe Priester, dem das Abheben der Altarasche zugefallen war (s. oben I, 4), und bediente er sich wohl auch hier derselben Kohlenschaufel, mit der er die Asche abgehoben hatte (s. Straschun). Nach dem Talmud (Jom. 25 b, 26 a u. b) war es ein anderer Priester, nur wurde dieser nach Ansicht des R. Jehuda nicht besonders ausgelost, sondern der Priester, dem das Darbringen des Räucherwerks zugefallen war, zog hierfür einen anderen Priester mit hinzu, nach Raschi den, der bei der Auslosung ihm zunächst zur Rechten stand, nach Tosaf. konnte er auch irgend einen anderen Priester dazu heranziehen oder, wenn er wollte, ohne Hinzuziehung eines anderen auch diese Handlung selbst ausführen.",
+ "schob die Kohlen hierhin und dorthin. Ed. Ven. u. Talmudausg. fehlt: והילך.",
+ "zur Seite. Ed. pr., Lowe und Talmudausg. add.: מן המאוכלות הפימיות. Wenn dieser Zusatz nicht irrtümlich aus I, 4 sich hier eingeschlichen hat, sind unter המאוכלות hier nicht die schon vollständig zu Asche verzehrten Kohlen zu verstehen, sondern solche Kohlen, deren Holzteile bereits verzehrt sind, die deshalb nicht mehr hell brennen und rauchen, sondern nur noch glühen. Das Beiseiteschieben der vordersten Kohlen geschah jedenfalls deshalb, weil diese nicht so vom Feuer durchglüht waren wie die mehr nach innen liegenden (s. Jom. IV, 3).",
+ "ging dann hinab. Das Umschütten geschah nicht gleich oben auf dem Altar, weil dann beim Hinuntertragen der vollen goldenen Schaufel wieder Kohlen verschüttet worden wären.",
+ "und schüttete sie in die goldene. Zum Abheben der Kohlen vom Altar wurde nicht auch eine goldene Schaufel benutzt, weil das Gold durch das Feuer zu sehr gelitten hätte.",
+ "dabei wurde etwa ein Kab Kohlen verschüttet. da die silberne Schaufel 4 Kab fasste, die goldene dagegen nur 3 Kab (s. Jom. IV, 4).",
+ "die kehrte man in den Wassergraben. der durch die Opferhalle floss.",
+ "am Schabbat stülpte man einen Psykter. פסכתר vom gr. ψυκτήρ = ein Gefäss, das zum Kühlen des Weins diente, s. Erub. X Note 104.",
+ "darüber. um nicht unnötiger Weise die noch glühenden Kohlen durch das Wasser zu löschen (s. Ernb. X Note 105).",
+ "das ein Letech. Ein Letech = ½ Kor = 15 Sea, ungefähr 1¼ Hektoliter.",
+ "an der einen zog man ihn nach unten. mit der von dem Altar heruntergeräumten Asche, s. weiter.",
+ "damit er nicht herunterrollte. beim Herunterlassen auf der schräge abfallenden Ebene der Rampe.",
+ "am Schabbat ihn über die Kohlen. Ed. pr.: על קב גחלים.",
+ "zu stülpen und über ein [verunreinigendes] Kriechtier. damit nicht ein Priester damit in Berührung komme und dadurch unrein werde (s. Lev. 11, 39—31). Hinausschaffen konnte man es nicht, da es ein rabbinisches Verbot ist, Dinge, die nicht zu den Gebrauchs- oder Verbrauchsgegenständen für den Schabbat gehören, am Schabbat von der Stolle zu nehmen. Dieses rabbinische Verbot hatte innerhalb des Heiligtums allerdings allgemein keine Geltung (אין שבות במקדש), doch gab es Ausnahmen von dieser Regel, zu denen auch diese Bestimmung gehörte (s. Erub. X Note 60). Nach der Mischna Erub. X, 15 galt diese Bestimmung jedoch nur für den Fall, dass das Tier ausserhalb der Opferhalle nach Ansicht des R. Akiba, nach der des R. Simon ben Nannas selbst innerhalb der Opferhalle bis zu dem Raume zwischen Altar und Ulam gefunden wurde. Wurde es dagegen nach des letzteren Ansicht von der Westwand des Altars nach innen zu, nach der des R. Akiba auch innerhalb der ganzen Opferhalle gefunden, so durfte es durch einen Priester hinausgetragen werden, nur durfte der Priester es nicht mit der blossen Hand berühren, damit er nicht selbst dadurch unrein wurde.",
+ "und in ihm die Asche von der Oberfläche des Altars herunterzuschaffen. S. oben II Note 12."
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+ "Waren sie. der Priester mit dem Räucherwerk und der ihn mit der gefüllten Kohlenschaufel begleitende Priester.",
+ "zwischen dem Ulam und dem Altar angelangt. um von dort in den Hechal hineinzugehen.",
+ "nahm einer die Magrefa. מגרפה s. oben III Note 57. Nach den meisten Erklärern ist hier nicht das dort genannte kunstvolle Musik-Instrument gemeint, denn ein solches hätte man wohl nicht hingeworfen, um ein recht lautes Geräusch hervorzurufen sondern irgend ein anderes ebenfalls der Form nach einer Schaufel ähnliches Gerät das man deshalb auch מגרפה nannte. Abr. b. Dav. dagegen erklärt dort zur Mischna dass auch hier daselbe Musik-Instrument gemeint sei, nur bedeute זרק hier nicht „werfen“, sondern trop. „es unvermittelt alle seine Töne zugleich hervorstossen lassen“, ähnlich wie: נזרקת מפי החבורה (Pessach 64 a u. ö.).",
+ "Hörte ein Priester. der ausserhalb des Heiligtums war.",
+ "um sich niederzuwerfen. nach Beendigung des Instandsetzens des Leuchters und Darbringung des Räucherwerks (s. weiter VII, 1). Auch den Priestern war das Betreten des Innern des Heiligtums ausser zum Zwecke einer Opferhandlung verboten (s. Menach 27 b); um sich dort niederzuwerfen, durften aber nach Maim. (הלכות ביאת מקדש II, 4) auch die Priester, die nicht an den Opferhandlungen beteiligt waren, hineingehen, nach der Ansicht anderer war ihnen dieses jedoch nur am Schluss des täglichen Morgen- und Nachmittag-Opferdienstes erlaubt (s. Tif. Jisr.).",
+ "und eilte er auch herbei. um, nachdem er ein Tauchbad genommen, hineinzugehen und sich niederzuwerfen.",
+ "den Gesang vorzutragen. d. h. sich zur Teilnahme an dem Gesang vorzubereiten, s. weiter VII, 3.",
+ "und der Vorsteher des Opfer-Beistands. S. Taan. IV, 1.",
+ "liess die Unreinen. diejenigen Priester aus der in der Woche den Dienst versehenden Priester-Abteilung, die, weil sie unrein waren, das Heiligtum nicht betreten konnten. Nach Tif. Jisr. sind, da der Vorsteher des Opferbeistandes sie hinführte, zu dem auch Israeliten gehörten, auch die zum Opferbeistande gehörenden Israeliten gemeint, die, weil sie unrein waren, nicht die Opferhalle hatten betreten können, um, wie es ihre Pflicht war, beim Schlachten der Opfer zugegen zu sein.",
+ "sich am Ost-Tore. Manche lesen (so Abr. b. Dav.): בשערי מזרח. Bis an das Osttor in der Mauer des Tempelbergs, das den Namen שער המזרח führte, war allen Unreinen bis auf den Aussätzigen, dem die ganze heilige Stadt verboten war, der Zutritt gestattet. Nach Tosaf. (Pessach. 82 a v. היח מעמיד) ist hier aber das weiter hinein gelegene Tor zum Frauen-Vorhof gemeint, bis auf den durch eine Toten-Unreinheit Verunreinigten, dem durch rabbinische Vorschrift das Betreten des zwischen der Mauer des Tempelbergs und dem Frauen-Vorhof gelegenen Raumes verboten war, war auch bis dorthin allen Unreinen der Zutritt gestattet.",
+ "aufstellen. Es geschah dies nach einer Ansicht im Talmud (a. a. O.), um sie zu beschämen, weil sie sich nicht vor einer Verunreinigung gehütet hatten, nach einer anderen, um sie vor dem Verdacht zu bewahren, dass sie um einer anderen Abhaltung willen nicht zur Teilnahme am Opferdienst erschienen waren. Nach Maim. (Comment.) sind unter הטמאים hier Aussätzige zu verstehen, die am achten Tage nach ihrer Heilung an das zum Männer-Vorhof führende Nikanor-Tor geführt wurden, um dort sofort nach Vollendung des Morgenopfers mit dem Blute des von ihnen dargebrachten Schuldopfers besprengt zu werden (s. Negaim XIV, 8 u. 9). In seinem Ritualwerke bringt er dagegen diese Erklärung nicht, sondern scheint er der ersteren mit der im Talmud gegebenen Begründung besser übereinstimmenden Auslegung zu folgen (s. הלכות תמידין ומוספין VI, 5)."
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+ "Während sie. die beiden im vorhergehenden Abschnitt genannten Priester, der eine mit der Kohlenschaufel und der andere mit dem Räucherwerk.",
+ "ihnen voraus. um vor der Darbringung des Räucherwerks ihre Funktionen zu Ende zu führen. Das ist jedoch nur die Ansicht des Abba Saul, wonach auch das Reinigen der beiden letzten Lampen dem Darbringen des Räucherwerks voranging und das Reinigen der fünf und das der beiden letzten Lampen durch das Sprengen des Blutes unterbrochen wurde. Nach der Ansicht der anderen Weisen dagegen wurde erst das Räucherwerk dargebracht und dann erst wurden die beiden letzten Lampen gereinigt (s. Joma 14 b).",
+ "nahm den Kasten. den er dort, nachdem er die Asche hineingekehrt hatte, hatte stehen lassen, s. III, 9.",
+ "warf sich nieder und ging hinaus. um nun die Asche an die dafür bestimmte Stelle östlich von der Altarrampe zu tragen und dort auszuschütten. Da auch die Reste des Öls und der Dochte aus dem Leuchter an dieselbe Stelle geschüttet wurden, trug er erst jetzt die Asche dorthin, um sie gleichzeitig mit dem, der die Reste aus dem Leuchter dorthin trug, dort auszuschütten.",
+ "fand er die beiden östlichen. Talmudausg.: מערביים.",
+ "Lampen noch brennend. Nach der von Bart. zu III, 8 gebrachten Erklärung (s. dort Noten 72—78) ist hier gemeint: wenn er beim Reinigen der ersten fünf Lampen die beiden östlichen Lampen noch brennend vorgefunden hatte, wie in der älteren Zeit bis zum Tode des Hohepriesters Simon des Gerechten, wo das נר מערבי durch ein Wunder auch während des ganzen Tages brannte, und er nun auch diese beiden Lampen, oder wenigstens das נר מערבי, noch brennend vorfand.",
+ "reinigte er die östliche und liess die westliche brennen. und reinigte diese erst am Nachmittag, nachdem man vorher an ihr alle übrigen Lampen wieder angezündet hatte.",
+ "denn an ihr zündete man am Nachmittag. Ed. pr., Ven. u. Talmudausg.: של בין הערבים.",
+ "traf er diese. die westliche von den beiden Lampen.",
+ "bereits erloschen an. Nach Bart. ist auch hier das מצאו als Plusquamperf. zu fassen: hatte er diese Lampe beim ersten Hineingehen bereits erloschen angetroffen und, wie zu III, 9 (s. Note 76) angegeben, wieder angezündet, oder hatte sie bei seinem ersten Hineingehen noch gebrannt, war inzwischen aber erloschen, in beiden Fällen wurde auch diese Lampe jetzt bald gereinigt, frisches Öl und frischer Docht hineingetan, und dann sofort wieder angezündet (nach Ascheri wurde sie jetzt gereinigt, aber erst am Abend angezündet).",
+ "reinigte er sie und zündete sie an [Feuer vom] Ganzopfer-Altar. Nach Maim. durfte das נר מערבי, wenn es ausgegangen war, nur durch Feuer vom Altar wieder angezündet werden, es durfte nichts anderes dazu verwendet werden, auch nicht das Licht der anderen Lampen, das ומדליקן מן הדולקים in III, 9 würde danach nur auf die östlichere von den beiden Lampen zu beziehen sein, nicht aber auf das נר מערבי, zu dessen Anzünden nur das Altarfeuer benutzt werden durfte. Nach Abr. ben Dav. durfte ausser dem Altarfeuer kein fremdes Feuer dazu verwendet werden, brannte aber eine der Lampen, so wurde auch das נר מערבי an dieser angezündet.",
+ "wieder an. Maim., der in der Erklärung der Mischna III, 9 von der von Bart. gebrachten abweicht (s. dort Note 78), erklärt auch diese Mischna anders. Er liest nicht שתי נרות מזרחיים, sondern מערביים, und erklärt: wenn beim ersten Hineingehen des Priesters die beiden östlichsten Lampen bereits erloschen waren und er deshalb diese und die drei nächstfolgenden Lampen gereinigt und wieder angezündet, die beiden westlichsten Lampen dagegen noch nicht gereinigt hatte, und er nun beim zweiten Hineintreten diese beide Lampen noch brennend vorfand, so reinigte er jetzt nur die östlichere von ihnen, die westlichere dagegen, die nach Maim.’s Ansicht das נר מערבי war, reinigte er nicht, sondern zog nur den Docht herauf und goss frisches Öl zu, so dass sie bis zum Abend weiter brennen konnte, und reinigte sie dann am Abend. Die Begründung der Mischna שממנו היה מדליק את המנורה בין הערבים erklärt er: weil an dem נר מערבי wohl die anderen Lampen angezündet werden durften, nicht aber an diesen Lampen das נר מערבי, so hätte man, wenn man auch dieses jetzt ausgelöscht und gereinigt hätte, erst wieder Feuer vom Altar holen müssen, um es wieder anzuzünden, deshalb liess man es lieber, ohne es zu reinigen, weiterbrennen und reinigte es erst am Abend, so dass man nur einmal Feuer vom Altar holen musste, am Abend. Fand er dagegen beim zweiten Hineingehen das נר מערבי bereits erloschen, so dass er doch Feuer vom Altar holen musste, um es wieder anzuzünden, so wurde gleich die Reinigung auch dieser Lampe vorgenommen. Ganz abweichend hiervon ist die Erklärung, die Salomo ben Aderet in den III Note 78 angeführten Gutachten gibt, nach ihm spricht die Mischna dort (III, 9) von dem Reinigen des Leuchters am Morgen, die Mischna hier dagegen von dem Reinigen des Leuchters am Abend, seine Ausführungen werden ausführlich im Tosf. Jomt. gebracht, von späteren Erklärern aber widerlegt.",
+ "Dann nahm er den Krug von der zweiten Stufe. auf die er ihn, nachdem er die Reste des Dochtes und des Öls hineingetan hatte, gestellt hatte, s. III, 9 Note 80.",
+ "warf sich nieder und ging hinaus. um die Reste östlich von der Altarrampe auszuschütten."
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+ "der schüttete die Kohlen. die er in der goldenen Schaufel von dem Aussen-Altar gebracht hatte.",
+ "in einem Haufen auf den Altar. den Innen-Altar.",
+ "ebnete. רדד = niederdrücken, daher auch ebenen, ausbreiten."
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+ "der nahm nun die Schale aus dem Löffel heraus und gab diesen. den Löffel, so nach Bart.",
+ "seinem Freunde oder Verwandten. der ihn zu diesem Zweck begleitete.",
+ "War etwas davon. von dem Räucherwerk aus der Schale.",
+ "in diesen. den Löffel.",
+ "gab er es ihm in seine zusammengehaltenen Hände. nachdem er ihm vorher das Räucherwerk aus der Schale hineingeschüttet hatte. Am Versöhnungstage im Allerheiligsten musste der Hohepriester, da ihn niemand dorthin begleiten durfte, selbst das Räucherwerk aus der Schale in seine Hände schaffen, es wird aber dieses als eine der schwierigsten Aufgaben des Opferdienstes bezeichnet, die ganz besondere Geschicklichkeit und Übung erforderte (s. Jom. 49 b), und es ist nicht wohl anzunehmen, dass beim täglichen Räucherwerk der Priester, der diesen Dienst zum ersten Mal versah, diese Geschicklichkeit besass und selbst die Schale in seine Hände leerte, zumal ja ein anderer Priester neben ihm stand, der ihm die Schale abnehmen und ihm das Räucherwerk in die Hände schütten konnte. Einleuchtender ist die Erklärung des Maim., der das ונותנו לאוהבו auf die Schale bezieht: er übergab dem anderen Priester die Schale, damit dieser ihm das Räucherwerk in die Hände schütte, nachdem er den leeren Löffel auf den Boden gestellt hatte, sah er, dass etwas von dem Räucherwerk in den Löffel verschüttet worden war, so schüttete jener auch dieses ihm in die Hände.",
+ "Man belehrte ihn. vorher.",
+ "dass du nicht. Ed. Ven., Lowe u. Talmudausg.: שמא.",
+ "vorne. Ed. Lowe u. Talmudausg.: מפניך.",
+ "damit du dich nicht verbrennst. Das Räucherwerk sollte über den ganzen Altar gestreut werden, deshalb durfte er es nicht zuerst vorne hinschütten, da er dann beim Hinreichen nach hinten sich die Hände an dem vorne schon brennenden Räucherwerk verbrennen konnte.",
+ "Dann fing er an und breitete es aus. um es gleichmässig zu verteilen. Talmudausg.: מרדדן",
+ "und ging hinaus. Schwierig ist, auf wen sich dieser Satz bezieht. Gegen die übliche Erklärung, dass er sich auf den, der das Räucherwerk darbrachte, bezieht, wendet schon Tif. Jisr. ein, dass es von ihm ja erst am Schlüsse der Mischna heisse, dass er, nachdem alle im Hechal und Ulam Anwesenden sich entfernt hatten, das Räucherwerk darbrachte, dann sich niederwarf und hinausging. Er fasst deshalb, wie schon Abr. ben Dav. vor ihm, den Satz als Vordersatz zu dem folgenden und erklärt: wenn der Priester, der die Kohlen zum Altar gebracht, mit der Darbringung des Räucherwerks begonnen hatte, indem er die Kohlen auf den Altar geschüttet und dort ausgebreitet hatte, und nun hinausging, durfte der andere doch noch nicht mit dem Räuchern beginnen, sondern musste warten, bis der Vorgesetzte ihn das Räucherwerk darbringen hiess (danach wäre die Lesart der Talmudausg.: מידדן, auf die Kohlen sich beziehend, die richtigere). Maim. scheint das ויוצא auf den ihn begleitenden Priester zu beziehen (s. הלכות המידין ומוספין III, 7), ähnlich Straschun, der annimmt, dass dieser Priester ihm auch die Warnung zugerufen habe, sich beim Aufschütten des Räucherwerks nicht zu verbrennen, und danach erklärt: fing er an, das Räucherwerk in der ihm angegebenen Weise auszubreiten, ging der ihn begleitende Priester hinaus, da während der Darbringung ja niemand anders im Hechal anwesend sein durfte (s. Joma 44 a).",
+ "bis der Vorgesetzte. der sich ausserhalb des Hechal befand, da den Hechal nur betreten durfte, wer eine Opferhandlung zu verrichten hatte.",
+ "War es der Hohepriester. der das Räucherwerk darbrachte.",
+ "Mein Herr Hohepriester. die ständige Anrede, mit der der Hohepriester angesprochen wurde, s. Jom. I, 3, 5, 7.",
+ "Nachdem alle sich entfernt hatten. aus dem Hechal, Ulam und dem Raume zwischen Ulam und Altar (Jom. 44 a)."
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+ "Wenn der Hohepriester eintrat. in den Hechal.",
+ "um sich niederzuwerfen. am Schluss des Morgenopfer-Dienstes.",
+ "hielten ihn drei [Priester. als Ehren-begleitung.",
+ "und einer an den Edelsteinen. auf den Schulterstücken des Efod, der Priester hielt hinter ihm gehend die Hände auf den Schulterstücken des Efod.",
+ "Sobald der Vorgesetzte die Schritte des heraustretenden. aus seinem Zimmer, in dem er sich aufzuhalten pflegte (s. Midd. V, 4).",
+ "Hohepriesters vernahm. die er an dem Läuten der Glöckchen an seinem Obermantel erkannte.",
+ "hob er für ihn den Vorhang. Sowohl an dem Eingänge zum Ulam wie an dem Eingänge zum Hechal befand sich ein Vorhang (s. Joma 54 a).",
+ "er. der Hohepriester.",
+ "warf sich nieder und ging wieder hinaus. Maim. bezieht das כהן גדול שהוא יוצא auf das Wiederhinaustreten des Hohepriesters aus dem Hechal, nachdem er sich dort niedergeworfen hatte, danach erklären Tif. Jisr. und andere Kommentatoren, dass sich das folgende נכנם והשתחוה ויצא nicht auf den Hohepriester bezieht, sondern auf den Vorgesetzten, und übersetzen: wenn der Vorgesetzte die Schritte des aus dem Hechal wieder heraustretenden Hohepriesters vernahm, hob er für ihn den Vorhang in die Höhe, dann ging er selbst hinein, warf sich nieder und ging wieder hinaus, und dann gingen die übrigen Priester hinein, warfen sich nieder und gingen wieder hinaus. Der Vorhang an den Eingängen war nämlich, wie Tif. Jisr. erklärt, gewöhnlich zurückgeschlagen, nachdem der Hohepriester eingetreten war, wurde er aber hinter ihm, um ihn den Blicken der anderen Priester zu entziehen, heruntergelassen, deshalb musste ihn der Vorgesetzte wieder in die Höhe heben, wenn der Hohepriester wieder heraustreten wollte."
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+ "Dann kamen sie. die Priester, nachdem sie alle die vorgenannten Opferhandlungen in der angegebenen Weise verrichtet hatten.",
+ "die zuerst kommenden. Nach Maim. und Bart. sind damit die fünf Priester gemeint, die ihre Funktionen jetzt beendigt hatten, die beiden, die den Innen-Altar und den Leuchter gereinigt hatten, und die drei, die beim Darbringen des Räucherwerks beschäftigt waren, sie kamen zuerst, während die anderen Priester, die noch mit der Darbringung des Opfers beschäftigt waren, erst später kamen. Nach Ascheri sind Subj. zu באו ועטרו nur die drei letztgenannten Priester, die bei der Darbringung des Räucherwerks beschäftigt waren, mit הראשונים sind die beiden Priester gemeint, die den Innen-Altar und den Leuchter gereinigt hatten, und mit אחיהם הכהנים die drei beim Räucherwerk beschäftigten, es würden aber danach in der Mischna die übrigen Priester gar nicht erwähnt sein, die sich doch auch an dem Sprechen des Priestersegens beteiligten.",
+ "stellten sich südwärts. Abr. ben Dav., der ebenso wie Maim. unter den ראשונים die fünf Priester versteht, meint, dass diese sich deshalb auf der Südseite aufstellten, um damit den später kommenden Priestern die Ehre zu erweisen, dass sie diese auf der Nordseite, das war, von dem zu segnenden Volke aus gesehen, auf der rechten Seite, sich aufstellen liessen (s. dagegen Tif. Jisr.). Nach Ascheri sollten die bei der Darbringung des Räucherwerks beschäftigt gewesenen Priester dadurch geehrt werden, dass ihnen die Nordseite eingeräumt wurde, weil dort alle hochheiligen Opfer geschlachtet wurden.",
+ "einer hatte den Kasten. den Aschenkasten, aus dem die Asche nun ausgeschüttet war",
+ "einer den Krug. in dem er die Reste aus dem Leuchter hinausgetragen hatte",
+ "einer die Schaufel. aus der er die Kohlen auf den Innen-Altar geschüttet hatte.",
+ "einer die Schale. in der das Räucherwerk zum Altar gebracht worden war.",
+ "einer den Löffel. in dem die Schale zum Altar getragen worden war.",
+ "und seinen Deckel. S. V. Note 23.",
+ "Dann sprachen sie. nachdem sie die Geräte auf den Boden gesetzt hatten.",
+ "den Segen über das Volk in einem. Sie sprachen den Priestersegen (Num. 6, 24—26) nicht, wie sonst üblich, in drei Absätzen, indem das Volk auf jeden Absatz mit Amen antwortete, sondern ohne Unterbrechung in einem Absatz, erst zum Schluss antwortete das Volk mit dem im Heiligtum statt des Amen üblichen ברוך ה׳ אלקים אלקי ישראל מן העולם ועד העולם (Maim. הלכות תפלה XIV, 9).",
+ "draussen. מדינה bezeichnet im Gegensatz zu מקרש alles Gebiet ausserhalb des Heiligtums, im Gegensatz zu Jerusalem alles Gebiet ausserhalb Jerusalems, s. Maas. Schen. III, 4, vgl. dagegen Maim. zu Sukka III, 12.",
+ "sprach man ihn zwar. Der Satz, zu dem der Satz mit אלא den Gegensatz bildet, ist zu ergänzen: der Priestersegen wurde in derselben Weise wie ausserhalb des Heiligtums gesprochen, nur dass usw.",
+ "draussen den dafür gebräuchlichen Ausdruck. כנוי = Umschreibung, Nebenbenennung, von כנח arab. كنا, einen Beinamen geben, etwas mit dem uneigentlichen Namen bezeichnen. Der eigentliche vierbuchstabige Name Gottes durfte nur im Heiligtum ausgesprochen werden, ausserhalb des Heiligtums bedient man sich dafür des eigentlich „mein Herr“ bedeutenden Ausdrucks.",
+ "Draussen erhoben sie ihre Hände bis zur Schulterhöhe. nach Abr. ben Dav.: wenigstens bis zur Schulterhöhe, der Priestersegen muss mit erhobenen Händen gesprochen werden, da es heisst (Lev. 9, 22): „und Ahron erhob seine Hände zum Volke hin und segnete sie“.",
+ "im Heiligtum über die Köpfe. weil im Heiligtum der Gottesgeist als auf den erhobenen Händen der Priester ruhend gedacht wurde, deshalb mussten diese die Hände so hoch halten, dass sie nicht auf dieselben herabblicken konnten (Abr. ben Dav).",
+ "der seine Hände nicht höher als bis zur Priesterbinde erhob. weil auf dieser der Gottesname eingraviert war.",
+ "denn es heisst. Lev. 9, 22.",
+ "Und Aron erhob seine Hände nach dem Volke zu und segnete sie. Nach Tosf. Jomt. wird dieser Schriftvers nicht als Begründung für die Ansicht des R. Jehuda angeführt, sondern dafür, dass die Priester überhaupt den Segen mit erhobenen Händen zu sprechen haben."
+ ],
+ [
+ "Wenn der Hohepriester die Opferstücke darbringen wollte. was ihm jederzeit freistand, s. Joma I, 2.",
+ "der Vorsteher zu seiner Rechten. um ihn beim Hinaufsteigen auf der rechten Seite stützen zu können.",
+ "Der Erste. Nach der Erklärung von Ascheri zu V, 2 (s. dort Note 12) vertritt die Mischna hier die Ansicht des R. Eiieser ben Jakob und ist der erste von den 9 Priestern gemeint, die die Opferstücke zur Rampe hingetragen hatten, nach der anderen dort angeführten Erklärung der erste von den Priestern, die dazu bestimmt worden waren, die Opferstücke von der Rampe auf den Altar zu bringen.",
+ "reichte ihm. nachdem er sie von der Mitte der Rampe hinaufgetragen hatte.",
+ "er legte die Hände darauf. Es geschah dies nur, um den Hohepriester damit zu ehren, da ein Aufstützen der Hände als Opferhandlung nur vor dem Schlachten des Opfertieres vorgeschrieben war (s. Menach. IX, 9). Nach Abr. ben Dav. ist hier überhaupt nicht ein Auflegen der Hände auf die Opferstücke gemeint, sondern heisst וסמך עליתן: er, der Hohepriester, stützte sich beim Hinaufwerfen der Opferstücke auf sie d. h. die beiden Priester, den ihn begleitenden Vorsteher und den, der ihm die Opferstücke hinreichte (vgl. dagegen Menach. 94 a).",
+ "dann warf er sie hinauf. Zwischen der Rampe und dem Altar war ein kleiner Zwischenraum, weil ebenso wie das Blut an den Altar gesprengt, so auch die Opferstücke nicht auf den Altar gelegt, sondern von dem in einem Abstand von dem Altar stehenden Priester auf ihn geworfen werden mussten (Sebach. 62 b).",
+ "Der Zweite trat weg und entfernte sich. während der erste Priester stehen blieb und dem Hohepriester auch alle übrigen Opferstücke, die ihm von den anderen Priestern zugetragen wurden, hinreichte. Auch dieses geschah dem Hohepriester zu Ehren, damit es nicht aussehe, als wenn es dem ersten Priester zuviel würde, ihn auch weiter zu bedienen.",
+ "Dann. nachdem er auch das Mehlopfer und das Pfannenopfer dargebracht hatte.",
+ "trat er den Rundgang um den Altar an. um das Weinopfer in das auf der Südwestecke des Altars hierfür angebrachte Becken zu giessen. Er ging sich nach rechts wendend um den ganzen Altar herum, beim Herumgehen die noch nicht recht vom Feuer erfassten Opferstücke herumwendend, bis er zur Südwestecke gelangte. Jeder andere Priester ging, wenn er das Weinopfer darbringen wollte, von der Rampe gleich nach links zur Südwestecke hin, damit der Wein nicht beim Herumgehen um den Altar durch den von dem Altare aufsteigenden Rauch verdorben werde (s. Sebach. VI Note 28), das war aber bei dem Hohepriester nicht zu befürchten, da ihm der Wein erst, wenn er an der Südwestecke angelangt war, durch einen anderen Priester hingereicht wurde.",
+ "Da reichte man ihm den Wein. den der hierfür bestimmte Priester, von der Rampe gleich nach links abbiegend, ihm entgegenbrachte.",
+ "der Vorsteher stand auf dem Altarhorn mit einem Tuche. סוררים gr. σουδάριον (sudarium), eig. Schweisstuch, dann für Tuch überhaupt (s. Sanh. VI, 1), meist wird die abgekürzte Form סודר dafür gebraucht.",
+ "zwei Priester standen auf dem für die Fettstücke bestimmten Tisch. auf den die zu opfernden Fettstücke wie auch Fleischstücke aller übrigen Opfer ausser denen von den täglichen Opfern hingelegt wurden, bevor sie zum Altar gebracht wurden. Er war aus Marmor und stand westlich von der Rampe, also in der Nähe der Südwest-Ecke des Altars (s. Schek. VI, 4).",
+ "mit zwei silbernen. Ed. pr., Ven., Lowe u. Talmudausg. fehlen die Worte: של כסף.",
+ "einen schmetternden und wieder einen gedehnten Ton. als Zeichen für die Leviten, damit sie aufmerkten, wann von dem auf dem Altarhorn stehenden Priester das Signal gegeben wurde.",
+ "dann gingen sie und stellten sich neben Ben Arsa. So wurde der Levite genannt, der die Zimbel spielte, nach einem Ben Arsa, der dieses Amt inne gehabt (s. Schek. V, 1).",
+ "Sobald er. der Hohepriester.",
+ "sich zum Ausgiessen bückte. Andere lesen: שהה לנסך „er wartete mit dem Ausgiessen, während der Vorsteher die Tücher schwenkte“.",
+ "Ben Arsa schlug die Zimbel. Die Zimbel war eines der Hauptinstrumente bei der Tempelmusik, sie war nur einmal vertreten (s. Arach. II, 5), der Zimbelspieler war zugleich der Leiter der Musik, das Anschlägen der Zimbel ist daher gleichbedeutend mit dem Beginn der Musik.",
+ "Kamen sie an einen Abschnitt. Jedes Lied wurde in drei Abschnitten gesungen.",
+ "wurde geblasen und das Volk. das sich in der Vorhalle befand.",
+ "bei jedem Abschnitt. am Ende, nach anderen am Anfang jedes Abschnittes (s. auch Joma III Note 62)."
+ ],
+ [
+ "welches die Leviten im Heiligtum [an den einzelnen Tagen] anstimmten. während des Darbringens des Giessopfers am, Vormittag wie am Nachmittag.",
+ "Am ersten [Wochen-] Tage sangen sie. Psalm 24. Die Mischna führt immer nur den ersten Satz des Psalms an, der gesungen wurde. Im Talmud (Rosch Hasch. 31 a) wird eine Erklärung dafür gegeben, warum gerade diese Psalmen für die einzelnen Wochentage ausgewählt worden sind.",
+ "Am zweiten Tage sangen sie. Ps. 48.",
+ "Am dritten Tage sangen sie. Ps. 82.",
+ "Am vierten Tage sangen sie. Ps. 94.",
+ "Am fünften Tage sangen sie. Ps. 81.",
+ "Am sechsten Tage sangen sie. Ps. 93.",
+ "Am Schabbat sangen sie. Ps. 92.",
+ "Ein Psalmlied. Es ist dies ein Zusatz, den die Mischna hinzufügt.",
+ "für die künftige Welt. Da in dem Psalm eine Beziehung zu dem Schabbat der Schöpfung überhaupt nicht enthalten ist, meinen unsere Weisen, dass unter dem Schabbat-Tag hier der Schabbat des Jenseits oder der messianischen Zeit zu verstehen sei.",
+ "für den Tag. Ed. pr. fehlt: ליום. Eine andere Lesart ist: לעולם."
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+ "versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "\nMit dem Worte תמורה wird sowohl das „Austauschen“ eines Opfertieres mit einem anderen nichtheiligen Tiere wie das als „Aus- tausch“ für ein Opfertier bestimmte Tier bezeichnet. Nach Lev. 27,10 darf man ein zum Opfer geweihtes Tier nicht mit einem anderen Tiere austauschen, tut man es dennoch, so behält trotzdem das Opfertier seine Heiligkeit, zu der es geweiht worden ist, dieselbe geht aber zugleich auch auf das andere Tier über, das man als Austausch für es bestimmt hat. Der Traktat Temura enthält zunächst die näheren Ausführungen zu diesem Temura-Gosetze, dann aber auch eine ganze Anzahl von anderen Bestimmungen über für den Altar bezw. für den Tempelschatz geheiligte Tiere, insbesondere welche Tiere nicht als Opfer dargebracht werden dürfen, und was mit solchen zu Opfern bestimmten Tieren zu geschehen hat, die nicht ihrer Bestimmung gemäss als Opfer dargebracht werden können.\nDer Traktat hat 7 Abschnitte, die folgenden Inhalt haben:\n1. Auf welche Opfer und Opferteile sich die Bestimmungen über den Austausch beziehen und wer einen solchen vornehmen kann. Dass ein erst durch Austausch mit einem Opfertiere heilig gewordenes Tier nicht weiter wieder ein anderes durch Austausch heilig macht. Einige ähnliche Bestimmungen bei anderen Gesetzesvorschriften.\n2. Bestimmungen, in denen sich Privatopfer von Gemeindeopfern unterscheiden. Worin die Bestimmungen über Opfertiere weitergehen als die über mit ihnen ausgetauschte und umgekehrt.\n3. Wie mit den Tieren, die mit Opfertieren ausgetauscht worden sind, und mit den von ihnen und von den Opfertieren selbst geworfenen Jungen zu verfahren ist.\n4. Besondere Bestimmungen für mit einem Sündopfertiere ausgetaúschte Tiere und von einem solchen geworfene Junge. Wie zu verfahren ist, wenn ein Sündopfertier oder das dafür, bestimmte Geld verloren gegangen ist und sich erst wiedergefunden hat, nachdem bereits ein anderes Tier an seiner Stelle dargebracht worden ist. Wie, wenn ein anderes Tier oder anderes Geld nur erst an seiner Stelle abgesondert worden ist. Wenn es sich herausstellt, dass das wiedergefundene Tier oder das an seiner Stelle abgesonderte oder beide untauglich zum Opfer sind. Wenn ein Sündopfertier vor seiner Darbringung einen Leibesfehler bekommen hat.\n5. Dass man das Junge im Mutterleibe eines Tieres, sei es einer Erstgeburt oder irgend eines anderen Opfers oder nichtheiligen Tieres, zu jeder Art von Opfer bestimmen kann. Dass man ein trächtiges Muttertier und sein Junges jedes zu einer anderen Opferart bestimmen kann. Dass man ein Tier auch als Austausch für zwei verschiedenartige Opfertiere zugleich bestimmen kann. Wie ein Tier als Austausch für ein anderes bestimmt wird.\n6. Ueber אתנן זונה ,נעבד ,מוקצה und מחיר כלב, was als solches gilt und deshalb nicht zu Opfern verwendet werden darf. Ueber Junge, die von für den Altar untauglichen Tieren geworfen worden sind. Dass man Opfertiere, die trefa geworden sind, nicht auslösen darf.\n7. Bestimmungen, die nur für das, was für den Altar geheiligt worden, und solche, die nur für das, was für den Tempelschatz geheiligt worden, und solche, die für beides gelten. Welche für den Gebrauch verbotene Dinge vergraben werden müssen, und für welche Dinge das Verbrennen Vorschrift ist.\n"
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+ "Jeder kann [Opfertiere] austauschen. Das Austauschen eines Opfertieres, indem man sagt, dass ein anderes Tier, das man dazu bestimmt, an die Stelle des Opfertieres treten, die Bestimmung, für die das Opfertier bestimmt war, auf dasselbe übergeben und das Opfertier dafür seine Heiligkeit verlieren soll, ist nach Lev. 27, 10 verboten ; es hat nur die Folge, dass auch auf das andere Tier, das man als Austausch für das Opfertier bestimmt hat, die Heiligkeit des Opfertieres sich überträgt.",
+ "sowohl Männer wie Frauen. Auch für Frauen gilt das Verbot des Austausches und auch das von ihnen als Austausch bestimmte Tier gilt als תמירה. Allerdings haben grundsätzlich alle Verbote für Frauen die gleiche Geltung wie für Männer, trotzdem wird dies bei diesem Verbote besonders hervorgehoben, weil es ein Verbot ist, das auch für Männer nicht ausnahmslos gilt, da das Austauschen von Gemeindeopfern und Opfertieren, die mehreren Besitzern gemeinsam gehören, nicht als Austausch gilt (s. weiter Mischna 6), und man deshalb hätte meinen können, dass es auch für Frauen keine Geltung hat und obiger Grundsatz nur für solche Verbote gilt, die für Männer überall und ausnahmslos gelten. Nach Maim. (הלכות חמורה I, 1) hat das Austauschen von Gemeindeopfern und Opfertieren, die mehreren Besitzern gemeinsam gehören, allerdings nur insoweit keine Geltung, als die Heiligkeit des Opfertieres sich nicht auf das zum Austausch bestimmte Tier überträgt, der Austausch selbst wird aber auch in diesem Falle als eine Verbots-Übertretung bestraft. Es liegt aber noch ein anderer Grund vor, weshalb gerade bei diesem Verbote hervorgehoben wird, dass es auch für Frauen gilt. Der Grundsatz, dass alle Verbote für Frauen die gleiche Geltung haben wie für Männer, was hinsichtlich der Gebote nicht der Fall ist, wird nämlich auf den Schriftvers Num. 5, 6 zurückgeführt, weil es dort heisst: איש או אשה כי יעשו מכל חטאת האדם „ein Mann oder eine Frau, wenn sie irgend eine Sünde begehen“, Mann und Frau also hinsichtlich des Begehens einer Sünde, d. h. der Übertretung eines Verbotes einander gleichgestellt werden. Da es hier aber heisst „כי יעשו, so könnte daraus geschlossen werden, dass die Frau dem Manne nur hinsichtlich solcher Verbote gleichgestellt wird, die in der Ausführung einer verbotenen Handlung bestehen, und dass deshalb dieses Verbot für Frauen nicht die gleiche Geltung hat, wie für Männer, da der Austauschende gar keine Handlung begeht, sondern nur etwas ausspricht, was er nicht aussprechen darf (s. לחם משנה z. St. und zu הלכות שכירות XIII, 2).",
+ "gilt es als Austausch. die Heiligkeit des Opfertieres überträgt sich auch auf das als Austausch bestimmte Tier.",
+ "und er erhält vierzig Geisselhiebe. für die Übertretung des Verbotes, obgleich es nach der von Maim, rezipierten Ansicht eine Übertretung ist, die nicht in einer Handlung besteht, und auf die Übertretung eines solchen Verbotes, eines בו מעשה לאו שאין, sonst nicht die Geisselstrafe steht. Es bildet dieses Verbot mit noch zwei anderen im Talmud angeführten hierin eine Ausnahme. Nach einer anderen Ansicht im Talmud, der des R. Jochanan, ist dieses Verbot nicht als ein לאו שאין בו מעשה zu betrachten, da doch durch den Austausch die Heiligkeit des Opfertieres auf das andere Tier übertragen wird, diese Übertragung aber schon als eine durch die Übertretung bewirkte מעשה zu betrachten ist. Ein anderer Einwand, dass nämlich dieses Verbot ein לאו הניתק לעשה sei, d. h. ein Verbot, dessen Übertretung die Verpflichtung zur Erfüllung des daran angeknüpften Gebotes nach sich zieht (wörtlich: das losgerissen [und] zu einem Gebot [gemacht wird]), indem auf das Verbot: לא יחליפנו ולא ימיר אותו das Gebot folgt: והיה הוא ותמורתו יהיה קודש, und auch auf ein solches Verbot sonst nicht die Geisselstrafe steht, wird im Talmud damit widerlegt, dass hier ein doppeltes Verbot übertreten wird, das Verbot לא יחליפנו und das Verbot ולא ימיר, nach einer anderen Lesart (s. Talm. 4b, Raschi v. הכי גרסינן), dass hier das nachfolgende Gebot nicht auf alle Fälle zutrifft, die das vorausgehende Verbot umfasst, da durch den Austausch von Gemeindeopfern und mehreren Besitzern gemeinschaftlich gehörenden Opfertieren das zum Austausch bestimmte Tier nicht heilig wird (s. Note 2), und auf solche Fälle der für ein לאו הניתק לעשה geltende Grundsatz nicht zutrifft.",
+ "Priester können nur ihnen selbst gehörende. Talmudausg.: בשלהם.",
+ "Tiere. nicht solche, die ihnen von anderen übergeben worden sind, um sie für sie als Opfer darzubringen.",
+ "Die Priester können weder ein Sündopfer noch ein Schuldopfer. die ihnen zur Darbringung übergeben worden sind, obgleich nach Darbringung des Opfers das Fleisch ihnen als ihr Eigentum zufällt.",
+ "noch eine Erstgeburt. die ihnen von dem Besitzer als Pflichtabgabe übergeben worden ist.",
+ "Warum sollen sie eine Erstgeburt nicht austauschen können. Austauschen kann nur derjenige, der Besitzer des Opfertieres ist. Beim Sünd- und Schuldopfer ist derjenige, der das Opfer darbringen lässt, auch nachdem er es den Priestern übergeben hat, noch insoweit Besitzer des Tieres, als er erst durch die Darbringung desselben gesühnt wird, auch wird es nicht einem einzelnen Priester zur Darbringung übergeben, sondern der gesamten fungierenden Priesterabteilung, und fällt auch das Fleisch nicht dem darbringenden Priester allein, sondern der ganzen Priesterabteilung zu, auch fällt es den Priestern nicht als eigentliches Eigentum zu, sondern bleibt Gott angehörendes, das den Priestern nur zum Verzehren übergeben wird (כהנים משלחן גבוה קא זכו). Bei der Erstgeburt dagegen hört jedes Anrecht des Eigentümers an dem Tiere auf, sobald er es dem Priester übergeben hat, auch hat der Priester, dem sie übergeben worden ist, das Recht, sie selbst darzubringen, und das Fleisch fällt ihm allein zu und zwar als sein rechtes Eigentum an dem Opfer, warum soll er also nicht als der Besitzer des Tieres betrachtet werden ?",
+ "so können sie auch die Erstgeburt nicht austauschen. Sowohl Sünd- und Schuldopfer wie Erstgeburt werden Num. Cap. 18 unter den den Priestern zugewiesenen Gaben aufgeführt. Wie erstere trotzdem damit, dass sie den Priestern übergeben werden, noch nicht Eigentum der Priester werden, so auch die Erstgeburt nicht. Talmudausg.: אין ממירין בו.",
+ "Warum. מה לי = was ist mir der Unterschied? Ed. Lowe: מה לו. Talmudausg. und ·ed. Ven.: מה לו אם.",
+ "kein Besitzrecht an ihnen zusteht. Der Priester. dem das Tier zur Darbringung übergeben worden ist, kann es nicht an einen anderen Priester verkaufen, er kann deshalb auch nicht als der Besitzer des Tieres betrachtet werden.",
+ "gehört. Eine Erstgeburt, die im heiligen Lande geworfen worden ist, darf allerdings der Priester, dem sie übergeben worden ist, auch nicht verkaufen, sondern er muss sie als Opfer darbringen. Dagegen braucht eine Erstgeburt, die ausserhalb des heiligen Landes geworfen worden ist, nicht als Opfer dargebracht zu werden (s. weiter III,5), der Priester darf sie deshalb auch verkaufen, trotzdem sie, wenn sie nach dem heiligen Lande gebracht worden ist, nach der dort in der Mischna angeführten Ansicht als Opfer dargebracht wird. Die Erstgeburt gilt demnach als rechtes Eigentum des Priesters, nur dass er verpflichtet ist, dieses sein Eigentum, wenn es im heiligen Lande ist, als Opfer darzubringen, darin liegt aber eine so wesentliche Verschiedenheit zwischen Erstgeburt und Sünd- und Schuldopfer, dass es nicht angeht, von dem für letztere Geltenden auch auf die Erstgeburt zu schliessen, trotzdem sie alle unter der gleichen Bezeichnung von מתנות כהונה aufgeführt werden. Ed. pr. und Lowe: שזכין לו בחייו.",
+ "Es heisst aber doch. Lev. 27, 10.",
+ " Die Bestimmung והיה „הוא ותמורת״ ״יהיה„ קדש wird dahin ausgelegt, dass eine Übertragung der Heiligkeit des ausgetauschten Opfertieres auf das als Austausch bestimmte Tier nur dann stattfindet, wenn der Austausch unter denselben Umständen stattfindet, unter denen das Opfertier heilig geworden ist.",
+ "Im Hause des Eigentümers. d. h. in seinem Besitze, da man nur heiligen kann, worauf man ein volles Besitzrecht hat.",
+ "So hat auch der Austausch nur Gültigkeit im Hause des Eigentümers. wenn der, in dessen Besitz das Opfertier seine Heiligkeit erlangt hat, noch rechtlicher Eigentümer desselben ist. Damit ist die dem Priester übergebene Erstgeburt ausgeschlossen : der Eigentümer kann sie nicht austauschen, da er nicht mehr Besitzer derselben ist, aber auch der Priester kann sie nicht austauschen, weil sie nicht in seinem Besitz heilig geworden ist."
+ ],
+ [
+ "Als Austausch gelten. Ed. Lowe: אין ממירין (man darf nicht austauschen).",
+ "männliche Tiere gegen weibliche und weibliche gegen männliche. weil es ganz allgemein heisst: בהמה בבהמה.",
+ "zu verstehen. Ed. pr. und Ven. fehlen die Worte איזהו טוב ברע.",
+ "bevor es den Fehler hatte. wenn man gegen ein solches Opfertier ein anderes fehlerfreies Tier austauscht, so geht auf dieses die Heiligkeit des Opfertieres über, nicht aber, wenn das Opfertier den Fehler bereits hatte, als es zum Opfer bestimmt wurde, da in diesem Falle dieses selbst gar nicht die Heiligkeit eines Opfertieres angenommen hat (s. Chull. X, 2).",
+ "eines gegen hundert und hundert gegen eines. weil es heisst: בהמה בבהמה, und das Wort בהמה sowohl ein Tier als auch, kollektivisch gefasst, mehrere Tiere bedeuten kann. Ed. pr. fehlt אחד במאה ומאה באחד.",
+ "wie es selbst nur eines ist. die Schrift nur von dem Austauschen eines Opfertieres spricht.",
+ "so muss auch das gegen es Ausgetauschte nur eines sein. Talmudausg.: אף היא מיוחדת."
+ ],
+ [
+ "Glieder. einzelne Glieder eines nichtheiligen Tieres.",
+ "gegen ungeborene Junge. im Leibe eines Opfertieres oder die man im Mutterleibe zu Opfertieren bestimmt hat.",
+ "nicht Glieder und ungeborene Junge gegen ganze Tiere und nicht ganze Tiere gegen sie. nach einer Ansicht im Talmud, weil es heisst: בהמה בבהמה und noch ungeborene Junge und einzelne Glieder nicht unter den Begriff בהמה fallen, nach einer anderen Ansicht, weil nur etwas dem Viehzehnt ähnliches ausgetauscht werden kann (s. weiter Mischn. 6 den Ausspruch des R. Simon) und noch ungeborene Junge und Glieder nicht als Zehnt abgesondert werden können.",
+ "das ganze [Tier] Ganzopfer ist. S. Talm. 11b.",
+ "das ganze Tier als Austausch gegen jenes. Auch die Gegner der Ansicht des R. Jose stimmen darin mit ihm überein, dass, wenn man ein einzelnes Glied, nach dessen Entfernung das Tier nicht mehr lebensfähig ist, zum Ganzopfer bestimmt hat, das ganze Tier als zum Ganzopfer bestimmt gilt; trotzdem ist der erste Tanna in unserer Mischna der Ansicht, dass man einzelne Glieder nicht austauschen kann aus den in Note 26 angeführten Gründen."
+ ],
+ [
+ "Mit. Teruma V, 6. Diese und die anschliessenden Bestimmungen werden hier nur wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem folgenden ולא חמורה עושה תמורה angeführt.",
+ "Teruma Vermischtes. Unter דמעך Exod. 22, 28 ist nach der Tradition die Priesterhebe zu verstehen, dementsprechend bedeutet das Zeitwort דמע ein Mischen von Profanem mit Hebe, durch das die ganze Mischung den Charakter von Hebe annimmt.",
+ "macht anderes zu Terumamischung nur nach Verhältnis. Wenn ein Sea Hebe sich mit weniger als 100 Sea Profanem vermischt, so wird die ganze Mischung Hebe und darf nur von Priestern verzehrt werden. Wenn aber von dieser Mischung sich wieder ein Teil mit anderem Profanen vermischt, so wird dieses nur dann Hebe, wenn es nicht das 100 fache des Quantums Hebe ist, das verhältnismässig berechnet in dem Teile der ersten Mischung, mit dem es sich vermischt hat, enthalten war. Hatte sich z. B. ein Sea Hebe mit 90 Sea Profanem vermischt und hat von diesen 91 Sea wieder etwas mit anderem Profanen sich vermischt, so wird dieses nur dann Hebe, wenn es weniger als 100. /91 soviel enthält wie das, das sich mit ihm vermischt hat, denn in jedem Teilchen der ersten 91 Sea enthaltenden Teruma-Mischung sind verhältnismässig berechnet 90 Teile Profanes und nur 1 Teil Hebe enthalten.",
+ "[Mit Teruma] Gesäuertes macht anderes zu [durch Teruma] Gesäuertem nur nach Verhältnis. Wenn Teig durch hineingetanen Sauerteig von Hebe in Gährung übergegangen ist, so ist dadurch der ganze Teig Hebe geworden, auch wenn das Quantum des hineingetanen Sauerteigs ein noch so geringes war. Wenn aber durch einen Teil von diesem Teige wieder ein anderer Teig gesäuert worden ist, so ist dieser nur dann Hebe geworden, wenn in dem hineingetanen Teil des ersten Teiges verhältnismässig berechnet soviel von dem Sauerteig von Hebe enthalten war, dass damit allein der zweite Teig hätte gesäuert werden können.",
+ "Geschöpftes Wasser macht das Tauchbad untauglich nur nach Verhältnis. Ein rituelles Tauchbad (מקוה) muss wenigstens 40 Sea Wasser enthalten. Diese 40 Sea Wasser, zu denen man, wenn sie einmal in einer Mikwa vorhanden sind, nachher anderes Wasser in beliebiger Menge hinzutun kann, dürfen aber kein geschöpftes d. h. in von Menschenhand zu diesem Zwecke hingestellten Gefässen gesammeltes oder befördertes oder durch Menschenkraft in die Mikwa befördertes Wasser sein. Solange die Mikwa nicht 40 Sea solchen ungeschöpften Wassers enthält, bewirken schon 3 Log geschöpften Wassers, die in sie hineinfallen, dass das gesamte in der Mikwa enthaltene Wasser unbrauchbar zur Mikwa wird. Fällt aber geschöpftes Wasser nicht direkt in die Mikwa hinein, sondern wird es in einer Entfernung von mindestens 3 Handbreiten auf den Boden gegossen und fliesst so erst über den Boden in die Mikwa hinein, so wird unter Umständen auch die keine 40 Sea Wasser enthaltende Mikwa dadurch nicht unbrauchbar, sondern dient vielmehr das zufliessende Wasser wie ungeschöpftes dazu, den noch fehlenden Inhalt der Mikwa zu ergänzen. Für unsere Mischna werden nun im Talmud zwei verschiedene Erklärungen gegeben. Nach der einen bezieht sich der Ausspruch der Mischna auf solches geschöpftes, aber durch Hinfliessen über den Boden (המשכה) in die Mikwa geleitetes Wasser, und will die Mischna sagen, dass das zufliessende geschöpfte Wasser die Mikwa nur dann unbrauchbar macht, wenn in ihr nicht schon mehr als die Hälfte des vorgeschriebenen Inhalts, das sind mehr als 20 Sea, ungeschöpftes Wasser enthalten war, waren aber schon mehr als 20 Sea ungeschöpften Wassers in der Mikwa, so ist die Mikwa brauchbar, wenn der Rest der nötigen 40 Sea oder darüber geschöpftes Wasser auf die angegebene Weise zufliesst. Das לפי חשבון wäre demnach dahin zu verstehen, dass das geschöpfte Wasser die Mikwa nur dann unbrauchbar macht, wenn das in der Mikwa vorhandene Wasser im Verhältnis zu dem zufliessenden nicht schon den überwiegenden Teil der zu einer Mikwa erforderlichen 40 Sea ausmacht. Nach der anderen Erklärung bezieht sich der Ausspruch der Mischna auf den Fall, dass geschöpftes Wasser in eine nicht 40 Sea enthaltende Mikwa direkt hineinfällt oder hineingegossen wird, in diesem Falle wird, wie oben ausgeführt, durch hinzugekommene 3 Log von dem geschöpften Wasser das gesamte in der Mikwa enthaltene Wasser unbrauchbar. Die Mischna will nun sagen, dass dieses nur dann der Fall ist, wenn die 3 Log aus höchstens 3 Gefässen in die Mikwa fallen, fallen sie dagegen aus mehr als 3 Gefässen in die Mikwa, so wird dadurch das Wasser in der Mikwa nicht unbrauchbar. Der Ausdruck לפי חשבון würde demnach hier bedeuten: der Zahl entsprechend, d. h. nur wenn die 3 Log Wasser aus höchstens 3 Gefässen in die Mikwa fallen."
+ ],
+ [
+ "Das Sühnwasser wird zu Sühnwasser nur mit dem Hineintun der Asche. in das Wasser, das Wasser muss bereits in dem Gefässe sein, wenn die Asche hineingetan wird. Es wird dies daraus geschlossen, weil es in dem Schriftverse (Num. 19, 17) heisst: ונתן עליו „מים חיים אל כלי״ , das Wasser soll direkt in das Gefäss getan sein, nicht auf die Asche, Dem ונתן עליו wird dadurch entsprochen, dass man, nachdem man die Asche in das Wasser hineingetan hat, sie gehörig mit dem Wasser vermischt, wodurch das Wasser wieder über die Asche zu stehen kommt.",
+ "Ein durch Totengebein unrein gewordenes Feld. בית הפרם ist Bezeichnung für ein Feld, dessen obere Erdschicht nach rabbinischer Verordnung als unrein gilt, weil Teile von Totengebein, das verunreinigt, darin enthalten sind oder enthalten sein können. Nach der Mischna Ohalot 18, 2 gibt es dreierlei Arten von בית הפרם. Hier handelt es sich um die erste Art, um ein Feld, in dem sich ein Grab befunden hat und das man umgepflügt hat, so dass Teile von dem Totengebein durch den Pflug über das Feld hin zerstreut sein können. Die Bezeichnung בית הפרם leitet Maim. von פרש = פרם ausbreiten ab: ein Feld, über das Totengebein ausgebreitet, zerstreut worden ist. Eine andere Erklärung, die Bart. anführt, leitet sie von פרם = zerbrechen ab: ein Feld, in dem sich Bruchstücke, Teilchen von Totenknochen befinden (vgl. Ketub. II, Note 71).",
+ "macht nicht ein anderes zu einem durch Totengebein verunreinigten Felde. Wenn sich in einem Felde ein Grab befindet und man das Feld über das Grab hinweg umpflügt, so wird dadurch das Feld in einem Umkreise von 100 Ellen von dem Grabe nach allen Richtungen hin unrein, weil angenommen wird, dass so weit durch den Pflug Teilchen von dem Totengebein verstreut werden können. Pflügt man aber von irgend einer Stelle dieses also בית הפרם gewordenen Feldes aus den Boden weiter über die 100 Ellen hinaus um, so wird das dann Umgepflügte nicht בית הפרם, trotzdem von dem unrein gewordenen Boden des בית הפרם durch den Pflug nun Totenknochen in den weiteren ungepflügten Boden hineingetragen sein können. So erklärt Tif. Jis. die Mischna. Der Talmud fügt zur Mischna erläuternd hinzu, dass durch das Umpflügen immer nur שלש שדות ושתי מענות, drei Felder und [zwar] zwei Furchenstrecken weit (eine מענה = 100 Ellen) unrein werden können. Demgemäss erklären Raschi und Bart., dass die Mischna von einem durch Umpflügen בית הפרם gewordenen Felde spricht, auf dem sich an irgend einer nicht näher bekannten Stelle ein Grab befunden hat. Durch das Umpflügen ist zunächst dieses ganze Feld בית הפים geworden, da man ja nicht weiss, wo sich das Grab befunden hat, um danach die 100 Ellen von dem Grabe ab zu berechnen. Da sich das Grab aber auch an einem der äussersten Enden des Feldes befunden haben kann, so werden, da man den Pflug stets nur nach einer Richtung hin und wieder zurück zu ziehen pflegt, auch noch von den beiden in diesen Richtungen liegenden angrenzenden Feldern je 100 Ellen durch Umpflügen בית הפרם, es werden also drei Felder בית הפרם, von den beiden angrenzenden Feldern jedoch nur je eine מענה, das sind 100 Ellen. Pflügt man von einem dieser בית הפרם gewordenen Teile weiter um, so wird dadurch das Umgepflügte nicht בית הפרם.",
+ "gilt nicht als Teruma. Raschi erklärt im Kommentar zur Mischna einfach: wenn von Terumapflichtigem schon einmal Teruma abgehoben worden ist, so gilt bei nochmaligem Abheben das Abgehobene nicht als Teruma. Nach der Ausführung im Talmud spricht die Mischna von Terumapflichtigem, das gemeinsames Gut zweier Eigentümer ist und von dem jeder der beiden besonders die Teruma abgehoben hat, und gibt die Mischna die Ansicht des R. Akiba wieder, der entscheidet: אין תרומת שניהם תרומה. Nach der Erklärung Raschis ist R. Akiba der Ansicht, dass weder die Teruma des einen noch die des anderen als Teruma gilt, und will danach der Ausspruch der Mischna sagen, dass nicht nur die vom ersten abgehobene nicht als Teruma gilt, weil der andere dadurch, dass er nochmals abgehoben hat, gezeigt hat, dass er mit dem Abheben des ersten nicht einverstanden war, sondern dass auch die vom zweiten abgehobene nicht als Teruma gilt, weil bereits vorher eine Teruma abgehoben war. Nach Tosaf. sind die Worte R. Akiba’s dahin zu verstehen, dass nicht beide Terumas als Teruma gelten, sondern nur die vom ersten abgehobene, und bezieht sich der hier angeführte Ausspruch des R. Akiba auf den Fall, dass sie sich gegenseitig vorher damit einverstanden erklärt haben, dass einer für beide die Teruma abhebt, nachdem der eine die Teruma abgehoben hat, hat das Abheben des zweiten darum keine Geltung mehr. Die Mischna Terum. III, 3 dagegen, wo R. Akiba entscheidet: תרומת שניהם תרומה, spricht nach Tosaf. von dem Fall, dass sie vorher nichts verabredet haben, da sei nach R. Akiba anzunehmen, dass jeder nur die Absicht gehabt habe, von dem ihm gehörenden Teil die Teruma abzuheben, und gelte deshalb beides als Teruma.",
+ "Das Austauschen eines Austausches gilt nicht als Austausch. weil es heisst: והיה הוא ותמורתו, nur das mit dem Opfertiere ausgetauschte Tier wird heilig, nicht aber ein drittes Tier, das man dann wieder mit dem Austausch-Tiere austauscht.",
+ "Das Austauschen des Jungen [eines Opfertieres] gilt nicht als Austausch. weil es heisst: הוא ותמורתו nur das Opfertier selbst, nicht aber das von einem Opfertiere geworfene Junge, obwohl es als solches auch heilig ist und geopfert wird.",
+ "Das Austauschen des Jungen gilt als Austausch. weil die Schrift zu dem והיה הוא noch hinzufügt יהיה קדש„: auch der Austausch des aus dem Opfertiere erst gewordenen Jungen gilt als Austausch. Nach den Weisen, die der entgegengesetzten Ansicht sind, wird aus der Hinzufügung des יהיה eine andere Bestimmung abgeleitet (s. Talm. 17 a).",
+ "das Junge und das Ausgetauschte. Talmudausg. und ed. Lowe fehlt: ולא תמורה.",
+ "dagegen können nicht ausgetauscht werden. Die Schrift spricht nur von dem Austausch eines Tieres, das von vorneherein zum Opfertier geheiligt worden war: ואם בהמה אשר יקריבו ממנה קרבן לה׳ wenn es ein Vieh ist, von dem man dem Ewigen ein Opfer darbringen kann, [das man dem Heiligtum gelobt hat], so ist es heilig und es darf nicht ausgetauscht werden, nicht aber von dem Jungen eines Opfertieres, das nur deshalb heilig ist, weil das Muttertier heilig ist, bezw. dem Ausgetauschten, das erst durch die Übertretung des Austausch-Verbotes heilig geworden ist."
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+ "denn dieser wird nur beim Vieh erwähnt. S. Lev. 27, 9.",
+ "denn es heisst. Lev. 27,10.",
+ "aber weder die Gemeinde noch gemeinschaftliche Besitzer können austauschen. d. h. das als Austausch bestimmte Tier wird durch den Austausch nicht heilig, wer ein Gemeindeopfer oder ein Opfertier, an dem er Miteigentümer ist, austauscht, wird aber nach Ansicht des Maim. (הלכות תמורה I, 1) trotzdem wegen Übertretung des Verbotes ולא ימיר bestraft.",
+ "Für Opfergaben. Talmudausg.: קדשי.",
+ "für den Tempelschatz gilt kein Austausch. da beim Austausch nur von Opfertieren (קרבן) d. h. Tieren, die von vorneherein als Opfer für den Altar bestimmt worden sind, die Rede ist.",
+ "Der Zehnt war doch schon mitinbegriffen. unter den Tieren, auf die das Austauschverbot sich bezieht, da auch der Zehnt als Opfer dargebracht wurde.",
+ "warum wird er noch besonders hervorgehoben. Lev. 27,33.",
+ "Um als Beispiel zu dienen. Talmudausg.: לומר לך.",
+ "Wie der Zehnt Opfer eines Einzelnen ist. da nur Tiere die einem Besitzer gehören, zehntpflichtig sind, s. Bech. IX, 3.",
+ "so sind Gemeindeopfer. und ebenso Opfer, die nicht einem, sondern mehreren Besitzern gemeinschaftlich gehören.",
+ "so sind Opfergaben für den Tempelschatz. Tiere, die man nicht als Opfertiere für den Altar, sondern als Gaben für den Tempelschatz geheiligt hat.",
+ "ausgeschlossen. Ohne diese aus der Hervorhebung des Zehnt abgeleitete Folgerung würde das Austauschverbot auch für Opfertiere, die für den Tempelschatz bestimmt worden sind, Geltung haben, da Num. 31, 50 auch die für diesen bestimmte Gaben mit dem Ausdruck קרבן bezeichnet werden. Nach der Ansicht des ersten Tanna hat die angezogene Schriftstelle keine Beweiskraft, da dort der Ausdruck קרבן ה׳ gebraucht wird, worunter auch Gaben für den Tempelschatz zu verstehen sind, unter dem Ausdruck קרבן לח׳ dagegen, der beim Austauschverbot gebraucht wird, sind nur Opfergaben, die für den Altar bestimmt sind, zu verstehen."
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+ "als Privatopfer können männliche Tiere und weibliche dargebracht werden. es gibt solche, für die männliche, und solche, für die weibliche Tiere vorgeschrieben sind.",
+ "als Gemeindeopfer nur männliche. es gibt keine Gemeindeopfer, für die weibliche Tiere vorgeschrieben sind.",
+ "Privatopfer muss man auch nachträglich darbringen. unter den Privatopfern, für die eine bestimmte Zeit vorgeschrieben ist, wo sie dargebracht werden müssen, gibt es auch solche, die auch, wenn die rechtzeitige Darbringung versäumt worden ist, nachträglich dargebracht werden müssen, so z. B. das Ganzopfer einer Wöchnerin und die Opfer des Aussätzigen.",
+ "und ebenso ihre Giessopfer. Unter נסכים versteht man sowohl die Weinopfer wie die Mehlopfer, die als Zugaben zu den Tieropfern dargebracht wurden (s. Sebach. IV Note 18).",
+ "Gemeindeopfer ist man nicht verpflichtet nachträglich darzubringen. wenn die Zeit verstrichen ist, wo sie hätten dargebracht werden sollen.",
+ "wenn das Schlachtopfer bereits. zur rechten Zeit, aber ohne נסכים.",
+ "dargebracht worden ist. Ed. Lowe fehlt: אבל חייבים באחריות נסכיהן.",
+ "Gemeindeopfer verdrängen den Schabbat und die Unreinheit. nur die durch einen Toten verursachte Unreinheit. Gemeindeopfer, für deren Darbringung eine bestimmte Zeit vorgeschrieben ist, müssen auch in Unreinheit dargebracht werden, wenn keine Priester oder keine bei der Darbringung gebrauchten Dienstgeräte da sind, die nicht durch eine Toten-Unreinheit verunreinigt worden sind (s. Maim. הלכות ביאת מקדש IV, 10—16).",
+ "Sind nicht auch die Pfannenopfer des Hohepriesters. die 12 in der Pfanne hergestellten Kuchen, die der Hohepriester täglich zur Hälfte morgens und zur anderen Hälfte nachmittags darzubringen hatte.",
+ "und der Stier am Versöhnungstage. den der Hohepriester als Sündopfer für sich darbrachte.",
+ "dass sie an eine bestimmte Zeit gebunden sind. und Opfer, die zu einer bestimmten Zeit, darzubringen sind, den Schabbat und die Unreinheit verdrängen, gleichviel ob es Gemeindeopfer oder Privatopfer sind. Nach dem ersten Tanna, der nicht dieser Ansicht ist, verdrängen trotzdem auch die Pfannenopfer des Hohepriesters und der Stier am Versöhnungstage den Schabbat und die Unreinheit, weil sie insofern Gemeindeopfer sind, als ihre Darbringung eine der Gemeinde obliegende Verpflichtung ist, wenn der Hohepriester sie auch aus eigenen Mitteln darzubringen hat. Im Talmud Joma 50 a heisst es in dem Ausspruche des R. Meir: פר יום הכפורים וחביתי כהן גדול ופסח."
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+ "deren Eigentümer. Mischnaausg.: בעליו.",
+ "bereits anderweitig gesühnt sind. das Opfertier ist abhanden gekommen, und der Eigentümer hat, bevor es sich wiedergefunden hat, anstatt desselben schon ein anderes Tier dargebracht.",
+ "lässt man umkommen. Talmudausg.: מתת, ebenso ר׳ יהודה אומר תמות ,ושל צבור אינה מתה, danach ist הטאת in der Einzahl zu lesen.",
+ "ebensolche Gemeindeopfer lässt man nicht umkommen. sondern man lässt sie weiden, bis sie einen Leibesfehler bekommen, der sie zum Opfer untauglich macht, und kann sie dann verkaufen.",
+ "Es sagte. Talmudausg. ר׳ שמעון אומר.",
+ "dass. von den 5 Sündopfer-Tieren, betreff deren die halachische Überlieferung bestimmt, dass man sie umkommen lassen muss (ṡ. Sebach. VIII Note 1).",
+ "nicht aber bei einem Gemeindeopfer. weil es bei Gemeinde-Sündopfern weder ein von einem Sündopfer geworfenes Junges gibt, da Gemeinde-Sündopfer immer nur männliche Tiere sind, noch ein mit einem Sündopfer Ausgetauschtes, weil bei Gemeindeopfern ein Austausch gar keine Geltung hat (s oben I, 6), noch ein Sündopfer, dessen Eigentümer gestorben ist, da eine Gemeinde niemals ausstirbt.",
+ "deren Eigentümer bereits gesühnt sind und die ihr Jahresalter überschritten haben. Zu den meisten Arten von Sündopfern durften nur Tiere, die noch nicht über ein Jahr alt sind, verwendet werden.",
+ "nicht aber bei Gemeindeopfern. Die Widerlegung des nahe liegenden Einwands, dass vielleicht die Bestimmung für die drei erstgenannten Fälle, bei denen es sich nur um Privatopfer handeln kann, nur für Privatopfer gegeben worden ist, für die beiden letzteren Fälle dagegen, bei denen es sich auch um Gemeindeopfer handeln kann, trotzdem auch für Gemeindeopfer, siehe im Talmud."
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+ "Es gibt für Opfertiere strengere Bestimmungen als für Ausgetauschtes und für Ausgetauschtes strengere als für Opfertiere. Talmudausg. add.: חוטר בקדשים מבתמורה.",
+ "Ausgetauschtes dagegen kann nicht ausgetauscht werden. S. I. Note 38.",
+ "aber nicht austauschen. S. I, 6.",
+ "aber nicht austauschen. S. I, Note 26.",
+ "Es gibt für das Ausgetauschte strengere Bestimmungen. Talmudausg. add.: מבקדשים.",
+ "das mit einem bleibenden Fehler behaftet ist. Ed Lowe: עליה בבעלת מום.",
+ "so dass es. wenn man ein solches Tier als Austausch für ein fehlerfreies Opfertier bestimmt hat.",
+ "nicht geschoren und nicht zur Arbeit verwendet werden darf. sondern nur verzehrt werden darf, es untersteht denselben Bestimmungen wie ein Opfertier, das erst nach seiner Heiligung von einem Fehler befallen worden ist (s. Bechor. II, 3), obwohl es bereits fehlerhalt war, als es durch den Austausch geheiligt wurde, weil die Bestimmung der Schrift (Lev. 27,10): ולא ימיר אותו טוב ברע או רע בטוב dahin ausgelegt wird, dass auch ein fehlerhaftes Tier durch Austausch heilig wird. Heiligt man dagegen ein Tier, das bereits von einem Fehler behaftet ist, so darf es, nachdem es ausgelöst worden ist, auch geschoren und zur Arbeit verwendet werden (s. Bechor. II, 2).",
+ "Beim Austausch gilt ein irrtümliches Bestimmen wie ein beabsichtigtes. Auch wenn man eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte, das zu sagen, was man gesagt hat, der Eigentümer eines Ganzopfertieres und eines Friedensopfertieres hatte z. B. die Absicht, das Tier als Austausch für da3 Ganzopfertier zu bestimmen, und er hat sich geirrt und es als Austausch für das Friedensopfertier bestimmt, oder es wollte jemand sagen, der schwarze Ochse, der aus meinem Hause herauskommen wird, soll Austausch für dieses mir gehörende Opfertier sein, er hat sich aber geirrt und gesagt, der weisse Ochse, und es ist dann tatsächlich ein weisser Ochse aus seinem Hause herausgekommen, so ist das Tier trotzdem als Austausch heilig und er erhält wegen Übertretung des Austausch-Verbotes die Geisselstrafe. Nach dem Talmud wird dieses aus dem überflüssigen ,יהיה״ קודש (Lev. 27,10) geschlossen: es wird heilig, selbst wenn es nur irrtümlich zum Austausch bestimmt worden ist. Hat jedoch der Austauschende das Austausch-Verbot irrtümlich übertreten, indem er gar nicht gewusst hat, dass es verboten ist, ein Opfertier auszutauschen, so ist zwar das Tier als Austausch heilig, er selbst aber erhält für den Austausch keine Geisselstrafe (Maim. הלכית תמורה I, 2).",
+ "bei der Heiligung gilt ein irrtümliches Bestimmen nicht wie eia beabsichtigtes. Hat man nicht tatsächlich die Absicht gehabt, dieses Tier zu heiligen und es für diese Opferart zu bestimmen, so ist es auch nicht heilig, ist es ein fehlerhaftes Tier, das man zum Opfertier bestimmt hat, so erhält man deshalb auch nicht die Geisselsstrafe, deren derjenige sich schuldig macht, der ein fehlerhaftes Tier als Opfer für den Altar heiligt (Talm. 6b; Maim. הלכות איםורי מזבח I, 1 u. 3).",
+ "Elasar. Ed. Lowe: ר׳ אליעזר.",
+ "ein Geschlechtsloses. dessen Geschlecht nicht zu erkennen ist. טומטום vom aram. טמטם = verstopfen.",
+ "und eine Zwittergeburt werden [durch Austausch] nichtheilig. obwohl sonstige fehlerbehaftete Tiere durch Austausch heilig werden.",
+ "und machen [den Austausch] nicht heilig. wenn man ein profanes Tier als Austausch für ein solches heiliges Tier bestimmt hat. Ein Tier, das trefa ist, kann ein heiliges Tier sein, wenn es erst, nachdem es geheiligt worden, trefa geworden ist, und auch ein Bastard, ein seitwärts Herausgezogenes, ein Geschlechtsloses und eine Zwittergeburt können heilige Tiere sein, wenn das Muttertier ein Opfertier war, das erst, nachdem es geheiligt worden, trächtig geworden ist, in diesem Falle ist auch das Junge, trotzdem es nicht als Opfer dargebracht werden kann, dennoch heilig, weil es ein Teil des Muttertieres ist. Trotzdem wird selbst nach R. Jehuda, der der Ansicht ist, dass auch das Austauschen des von einem Opfertiere geworfenen Jungen als Austausch gilt (s. oben I, 5), ein für ein solches Tier ausgetauschtes Tier nicht heilig, weil im Gegensatz zu sonstigen mit Fehlern behafteten Tieren, diese Tiere bis auf das Trefa besondere Arten von Tieren bilden, die sich überhaupt zu Opfertieren gar nicht eignen, die Bestimmungen über den Austausch sich aber nur auf solche Tiere beziehen, von deren Art Opfer dargebracht werden können. Ein Tier, das trefa ist, gehört allerdings zu einer Tierart, von der Opfer dargebracht werden können, da es aber zum Genuss verboten ist, ist es ebenfalls nicht mit einem sonstigen fehlerhaften Tiere zu vergleichen und haben deshalb die Bestimmungen über den Austausch für dasselbe ebenfalls keine Geltung."
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+ "ihr. das von einem Friedensopfer wie das von einem mit einem Friedensopfer Ausgetauschten (Maim.).",
+ "Schwingung und [die Abgabe von] Brust und Schenkel. Talmudausg.: ותנופת חזה ושוק.",
+ "Das Junge von einem Friedensopfer wird nicht als Friedensopfer dargebracht. sondern man muss es einsperren und umkommen lassen. Obgleich es eigentlich dargebracht werden dürfte, haben nach R. Elieser die Weisen diese Anordnung getroffen, damit der Eigentümer eines Friedensopfers dasselbe nicht so lange stehen lasse, bis es Junge gebiert, und gegen das Gebot (Deut. 12, 6), es an dem nächstfolgenden Feste darzubringen, oder gar gegen das Verbot (Deut. 23, 22), es nicht länger als bis zum dritten Feste zurückzuhalten, sich versündige (Maim.) oder in der Zwischenzeit es scheren lasse oder zur Arbeit verwende (Raschi und Bart.). Diese Befürchtung liegt aber nur bei Friedensopfern vor, weil solche in grosser Anzahl dargebracht wurden, der Eigentümer auch ein Interesse daran hatte, noch Junge von ihnen zu ziehen, weil ihm das Fleisch zufiel. Beim Dankopfer dagegen (s. die folgende Mischna), wo ersteres nicht der Fall ist, stimmt auch R. Elieser zu, dass das Junge dargebracht wird (s. dagegen Maim. הלכות תמורה IV, 1). Über das Junge eines mit einem Friedensopfer Ausgetauschten spricht sich R. Elieser nicht aus. Nach Tosf. R. Akiba Eger ist auch dafür nach R. Elieser das vorbeugende Verbot unserer Weisen nicht getroffen worden, weil es doch nur selten vorkommt, dass jemand gegen das Verbot ein Opfertier austauscht Straschun dagegen meint, dass, wenn schon das Junge von einem Friedensopfer nicht dargebracht werden darf, das Junge von einem Ausgetauschten noch viel weniger dargebracht werden dürfe, da es nach Talm. 20 b (s. Raschi v. ולד שני) mit dem Jungen des Jungen von einem Friedensopfer auf gleicher Stufe steht, deshalb brauchte das R. Elieser garnicht erst besonders zu erwähnen.",
+ "dass das Junge eines Jungen von einem Friedensopfer und das Junge eines Jungen von einem Ausgetauschten nicht dargebracht werden. da stimmen auch die Weisen der Ansicht des R. Elieser zu, dass es nicht dargebracht werden darf, weil der Eigentümer offenbar absichtlich das Opfertier so lange hat stehen lassen, um Junge von ihm zu ziehen.",
+ "Papjas. Eduj. VII, 6.",
+ "dass das Junge von einem Friedensopfer als Friedensopfer dargebracht wird. Ed. Ven. fehlt שיקרב שלמים.",
+ "sie selbst am Pessach verzehrten und ihr Junges am Feste. Unter חג ohne weiteren Zusatz ist gewöhnlich das Hüttenfest zu verstehen. Hier kann das Hüttenfest nicht gemeint sein, da mit dem Hinausschieben des Darbringens bis zum Hüttenfeste das Gebot (Deut 12, 6), es am nächstfolgenden Feste darzubringen, übertreten worden wäre, es ist hier mit חג vielmehr das nächstfolgende Fest, das ist das Wochenfest, gemeint. Nach einer anderen Ansicht im Talmud ist hier wie gewöhnlich חג das Hüttenfest, und das Tier konnte am Wochenfeste nicht dargebracht werden, weil es damals krank und deshalb zum Opfer untauglich war."
+ ],
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+ "nur erfordern sie kein Brotopfer. Dies wird daraus geschlossen, weil bei der Anordnung, zu dem Dankopfor auch ein Brotopfer darzubringen (Lev. 7,12), ausdrücklich hinzugefügt wird, dass man es על זבח התודה d. h. nur zu dem Dankopfer selbst darzubringen hat, nicht aber zu den Jungen von einem Dankopfer oder einem mit ihm Ausgetauschten.",
+ "Mit einem Ganzopfer Ausgetauschtes. wenn es ein männliches Tier ist, da als Ganzopfer nur männliche Tiere dargebracht werden dürfen. Hat man ein weibliches Tier mit einem Ganzopfer ausgetauscht, so muss man es weiden lassen, bis es einen Leibesfehler bekommt, es dann verkaufen und für den Erlös ein Ganzopfer darbringen.",
+ "und das Junge des mit ihm Ausgetauschten. wenn man ein weibliches Tier mit einem Ganzopfer ausgetauscht hat. Ed. Ven. וורד תמורתה."
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+ "und für das Geld bringt man ein Ganzopfer. Das Junge selbst darf aber nicht als Ganzopfer dargebracht werden, weil es seine Heiligkeit nur dem Muttertiere zu verdanken hat, dieses selbst aber auch nicht als Ganzopfer dargebracht werden durfte, im Gegensätze zu dem Jungen eines mit einem männlichen Ganzopfer ausgetauschten Tieres (s. die vorhergehende Mischna, dessen Heiligkeit auf das männliche Ganzopfer zurückgeht, durch das erst das damit ausgetauschte Muttertier heilig geworden ist.",
+ "Elasar. So und nicht אליעזר lesen ed. pr. und Lowe, s. Tosf. Jomt.",
+ "Wenn jemand ein weibliches Tier zum Schuldopfer bestimmt hat. während auch als Schuldopfer nur ein männliches Tier dargebracht werden kann.",
+ "bis es einen Fehler bekommt. Bevor es einen Leibesfehler bekommt, darf es aber nicht verkauft werden, obgleich der Eigentümer, da das Tier selbst sich nicht zur Darbringung als Schuldopfer eignet, doch nur gemeint haben kann, dass er den Erlös des Tieres zum Schuldopfer bestimmt, weil durch diese Bestimmung des Erlöses (קדושת דמים) des Tieres zum Schuldopfer auch das Tier selbst insoweit heilig wird (קדושת הגוף), dass es erst, wenn es durch einen Leibesfehler überhaupt zur Darbringung untauglich geworden ist, verkauft werden darf.",
+ "und für das Geld bringt man ein Schuldopfer. Das für das Schuldopfer Gesagte gilt auch für das Ganzopfer und das für das Ganzopfer Gesagte auch für das Schuldopfer. Die Mischna bespricht bei dem Ganzopfer den Fall, wenn jemand ein weibliches Tier zum Ganzopfer bestimmt hat und es ein männliches Junges wirft, dass man dieses Junge selbst nicht als Ganzopfer darbringen darf, obwohl es doch weibliche Tiere gibt, die als Ganzopfer dargebracht werden, nämlich beim Vogelopfer, da bei den Vogelopfern nicht zwischen männlichen und weiblichen Tieren unterschieden wird, daraus geht von selbst hervor, dass man bei einem Schuldopfer in einem solchen Falle das Junge noch viel weniger darbringen darf, da zu einem Schuldopfer niemals weibliche Tiere verwendet werden, da es dabei keine Vogelopfer gibt. Beim Schuldopfer stimmt deshalb auch R. Elasar der Ansicht zu, dass das Junge selbst nicht als Ganzopfer dargebracht werden darf (s. Talmud). Die Bestimmung wiederum, dass das als weibliches Tier zu dem genannten Opfer nicht geeignete Tier nicht eher verkauft werden darf, als bis es einen Leibesfehler bekommen hat, bespricht die Mischna beim Schuldopfer, obgleich da weibliche Tiere von der Darbringung vollkommen ausgeschlossen sind, der Eigentümer deshalb doch nur den Erlös des Tieres zum Schuldopfer bestimmt haben kann, woraus hervorgeht, dass man noch viel weniger ein weibliches Tier, das man zum Ganzopfer bestimmt hat, verkaufen darf, bevor es einen Leibesfehler bekommen hat, da weibliche Tiere von der Darbringung als Ganzopfer doch nicht vollständig ausgeschlossen sind. Hier stimmt darum auch R. Simon der Ansicht zu, dass es, bevor es einen Fehler bekommen hat, nicht verkauft werden darf (s. Raschi und Bart.). Raschi scheint auch beim Ganzopfer in der Mischna gelesen zu haben: המפריש נקבה לעולה חרעח עד שתסתאב (s. Talm. 20 a. v. מכח קדושה).",
+ "Ist sein Schuldopfer bereits dargebracht. so dass er für das Geld zunächst keine Verwendung mehr hat.",
+ "fällt das Geld in die Spendenbüchse. aus der man freiwillige Ganzopfer darbrachte, wenn gerade sonst keine Opfer darzubringen waren.",
+ "Das mit einem Schuldopfer Ausgetauschte. sei es ein männliches oder ein weibliches Tier.",
+ "bis sie einen Fehler bekommen. weil die Tradition lehrt, dass alles, was beim Sündopfer zum Umkommen verurteilt ist, beim Schuldopfer weiden muss, bis es einen Leibesfehler bekommt (s. Talm. 18 a), für das mit einem Sündopfer Ausgetauschte das Umkommenlassen aber Vorschrift ist (s. weiter IV, 1)",
+ "Man lässt sie umkommen. R. Elieser bestreitet diese Tradition, nach ihm gilt vielmehr auch in dieser Beziehung für das Schuldopfer dasselbe wie für das Sündopfer (vgl. Sebach. I, 1).",
+ "Man bringt für das Geld Ganzopfer. Der Erlös fällt nicht der Spendenkasse zu, um dann für die Darbringung freiwilliger Gemeinde-Ganzopfer verwendet zu werden, sondern der Eigentümer selbst bringt für den Erlös ein Ganzopfer dar.",
+ "muss. ebenfalls nach dem Note 19 angegebenen Lehrsatze.",
+ "Man bringt für das Geld Ganzopfer. Der Text des zweiten Teils dieser Mischna weist in den alten Mischnadrucken eine ganze Reihe von Abweichungen von unseren Mischnaausgaben auf. In ed. pr. und ed. Ven wird übereinstimmend zuerst der Satz von שפתו בעליו ושכפרו בעליו gebracht und dann erst der von תמורת אשם ולד ובו׳. Der Text lautet in beiden Editionen übereinstimmend: ושכפרו בעליו ירעה עד שיסתאב וימכר ויפלו דמיו לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימות ר׳ אלעזר אומר יביא בדמיו עולה. תמורת אשם ולד שלמים תמותן וולד וולדן עד סוף העולם ירעו עד שיסתאבו וימכרו ויפלו דמיהן לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימותו ור׳ אלעזר אומר יביא בדמיהן עולות. Ed. Lowe macht aus den zwei Sätzen sogar drei, dort lautet der Text folgendermassen: אשם שמתו בעליו ושכפרו בעליו ירעה עד שיסתאב וימכר ויפלו דמיו לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימות ר׳ יהושע אומר יביא בדמיו עולה. תמורת אשם וולד שלמים וולדן וולד ולדן עד סוף העולם ירעו עד שיסתאבו וימכרו ויפלו דמיהן לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימותו ר׳ יהושע אומר יביא בדמיהן ע ר׳ אליעזר אומר ימות ר׳ אלעזר אומר יביא בדמיו עולה. Die abweichende Lesart ר׳ יהושע statt ר׳ אלעזר findet sich auch im Talmud : Schebuot 12a und Pessach. 78 a."
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+ "Ist nicht auch die Spendenbüchse zu Ganzopfern bestimmt. S. Note 17.",
+ "Elasar. Ed. pr. und Lowe : ר׳ אליעזר.",
+ "wenn es als Pflichtopfer. d. h wenn der Eigentümer selbst verpflichtet ist, für den Erlös ein Ganzopfer darzubringen. Die Talmudausg. lesen: עילה",
+ "die Opferhandlungen und das Fell ihm zustehen. Die Bestimmung Deut.18, 6—7 lehrt nach der Überlieferung, dass jeder Priester jederzeit das Recht hat, seine eigenen Opfer selbst darzubringen, auch wenn er nicht zu der gerade fungierenden Priesterabteilung gehört; ist es ein Opfer, dessen Fleisch von den Priestern verzehrt wird, so erhält er das Fleisch zum Verzehren, ist es ein Ganzopfer, so gehört ihm das Fell (Bab. kam. 109 b).",
+ "er nicht die Hände aufstützt. Bei von der Gemeinde dargebrachten Opfern findet mit zwei Ausnahmen überhaupt kein Händeaufstützen statt, s. Menach. IX, 7."
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+ "ihr. das Junge eines Zehnt oder das eines mit einer Erstgeburt oder einem Zehnt Ausgetauschten.",
+ "Junges und das Junge von ihrem Jungen und so weiter bis in die Unendlichkeit gelten wie Erstgeburt und Zehnt. insofern als sie, auch nachdem sie einen Fehler bekommen haben, nicht auf dem Markte verkauft und geschlachtet werden dürfen und das Fleisch nicht nach Gewicht abgewogen werden darf, als Opfer dargebracht dagegen werden sie nicht (s. Bechor. IX, 8).",
+ "von den Eigentümern. das durch den Zehnt heilig gewordene von den Eigentümern und das durch die Erstgeburt heilig gewordene von dem Priester, der die Erstgeburt von dem Eigentümer erhalten hat.",
+ "Was ist der Unterschied zwischen Erstgeburt und Zehnt. wenn sie wegen eines Leibesfehlers nicht dargebracht werden können.",
+ "und allen übrigen Opfertieren. die wegen Untauglichkeit nicht dargebracht werden können.",
+ "ausser Erstgeburt und Zehnt. S. Bechor. V, 1.",
+ "und alle können ausgelöst werden. indem der Eigentümer das Tier entweder selbst durch eine seinen Wert um ein Fünftel übersteigende Summe auslöst oder es an einen anderen verkauft und dann für das Löse- oder Kaufgeld ein gleiches Opfer darbringt.",
+ "und das mit ihnen Ausgetauschte. wenn es einen Leibesfehler hat.",
+ "ausser Erstgeburt und Zehnt. da beide, wenn sie einen Leibesfehler haben oder bekommen, ohne erst ausgelöst zu werden, von den Eigentümern verzehrt werden dürfen. Die ihnen trotz ihrer Untauglichkeit zum Opfer noch anhaftende Heiligkeit wird auch durch eine erfolgte Auslösung nicht von ihnen genommen und geht nicht auf das für sie erlegte Löse- oder Kaufgeld über, da es bei der Erstgeburt heisst (Num. 18, 17): לא תפדה „du sollst es nicht auslösen“ und ebenso bei dem Viehzehnt (Lev. 27,83): לא יגאל „es soll nicht ausgelöst werden“.",
+ "und alle. ausserhalb des heiligen Landes zu Opfern bestimmte Tiere.",
+ "werden auch vom Ausland nach dem heiligen Lande. In den Talmudausg. und einigen Mischnaausg. fehlt das Wort: לארץ.",
+ "ausser Erstgehurt und Zehnt. Im Sifre wird dieses aus dem Schriftverse Deut. 12, 26 geschlossen, wo vorgeschrieben wird, dass man geheiligte Tiere nach dem von Gott erwählten Ort bringen soll, um sie dort darzubringen. Diese Schriftstelle könne sich nicht auf im heiligen Lande geheiligte Tiere beziehen, dass man sie nach dem erwählten Orte bringen soll, da dieses bereits im vorhergehenden V. 6 vorgeschrieben ist, vielmehr beziehe sich diese Schriftstelle auf im Auslande geheiligte Tiere. Daraus aber, dass der dort gebrauchte Ausdruck קדשיך, der alle Arten von Opfertieren umfasst, durch das nachfolgende ונדריך wieder eingeschränkt wird, sei zu schliessen, dass diese Bestimmung auf Erstgeburt und Zehnt, zu denen ein Tier durch freiwilliges Gelübde niemals bestimmt werden kann, sich nicht erstreckt.",
+ "von den Eigentümern. der Zehnt von dem Eigentümer, die Erstgeburt von dem Priester, der sie von dem Eigentümer erhalten hat.",
+ "Was ist der Grund. dass man fehlerfreie Erstgeburt und Zehnt nicht aus dem Auslande nach dem heiligen Lande bringt und darbringt.",
+ "Weil Erstgeburt und Zehnt auch an Ort und Stelle Verwendung. פרנסה eig.; Leitung, Führung, Versorgung, erst in übertragenem Sinne: Ernährung, Verpflegung, hier in dem Sinne gebraucht; es ist für das Tier gesorgt, dass es seine Verwendung finden kann, ohne erst nach dem heiligen Lande gebracht zu werden, indem man es so lange weiden lässt, bis es einen Leibesfehler bekommt, wo es dann auch ausserhalb des heiligen Landes verzehrt werden kann.",
+ "in ihrer Heiligkeit verbleiben. und erst ausgelöst werden müssen, wo man dann das Lösegeld doch wieder nach dem heiligen Lande bringen muss, um dort für das ausgelöste Tier ein anderes Tier darzubringen, deshalb soll man nicht erst warten, bis es einen Fehler bekommt, sondern es bald nach dem heiligen Lande bringen, um es selbst dort als Opfer darzubringen. Nach dem Talmud gibt die Mischna hier die Ansicht des R. Ismael wieder; nach der von der Halacha akzeptierten Ansicht des R. Akiba dagegen werden Erstgeburt und Zehnt, selbst wenn sie gegen die Vorschrift aus dem Auslande zur Darbringung nach dem heiligen Lande gebracht worden sind, dort nicht dargebracht (vgl. Chall. IV, 11)."
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+ "lässt man umkommen. Man sperrt das Tier in einen abgeschlossenen Raum und lässt es dort ohne Nahrung, so dass es von selbst umkommt",
+ "das sein Jahresalter überschritten hat. Zu den meisten Arten von Sündopfern durften nur nicht über ein Jahr alte Tiere verwendet werden.",
+ "und verloren gegangen [oder verloren gegangen. Nach dem Talmud ist das Wort ושאבדה sowohl zu dem vorhergehenden שעברה שנתה hinauf als auch zu dem nachfolgenden ונמצאת בעלת מום hinunterzuziehen.",
+ "wenn der Eigentümer bereits anderweitig. durch ein an Stelle des verloren gegangenen gebrachtes Sündopfer.",
+ "gesühnt worden ist. Nach Tosaf., deren Erklärung auch Maim, folgt (s. הלכות פסולי המוקדשין IV. 1 u. 8), meint die Mischna: wenn das Tier erst wiedergefunden worden ist, nachdem der Eigentümer bereits anderweitig gesühnt worden ist. Allerdings muss man in diesem Falle das wiedergefundene Tier auch dann umkommen lassen, wenn es vollständig tauglich zum Opfer ist (s. folgende Mischna), die Mischna setzt hier den Fall aber gerade bei einem zu alt oder fehlerhaft gewordenen Tiere, um zu lehren, dass selbst für ein solches Tier diese Vorschrift gilt, weil man sonst hätte annehmen können, dass man solche Tiere, selbst wenn sie erst nach anderweitiger Sühnung des Eigentümers sich wiedergefunden haben, nicht umkommen zu lassen brauche, weil sie ja nicht erst durch die bereits stattgehabte Sühnung des Eigentümers untauglich zum Opfer geworden, sondern es bereits vorher gewesen sind, und deshalb auf sie die Bestimmung, dass ein Sündopfer, dessen Eigentümer bereits gesühnt worden ist, d. h. das durch die bereits stattgehabte Sühnung des Eigentümers untauglich geworden ist, umkommen muss, gar nicht zutreffe. Raschi dagegen, dessen Erklärung Barten, folgt, ist der entgegengesetzten Ansicht, dass für die Frage, ob man ein Sündopfertier umkommen lassen muss, eine noch hinzukommende anderweitige Untauglichkeit des Tieres erschwerend ins Gewicht fällt. Er erklärt deshalb, dass die Mischna nicht von dem Falle spricht, dass das verloren gegangene Tier sich erst nach der Sühnung des Eigentümers wiedergefunden hat, denn da muss man ja selbst ein vollkommen taugliches Tier umkommen lassen und würde deshalb die Mischna nicht nur von bereits untauglich gewordenen Tieren sprechen. Die Mischna spricht vielmehr von dem Fall, dass das Tier sich wiedergefunden hatte, bevor noch der Eigentümer ein anderes dargebracht hatte, dass er dann aber ein anderes dargebracht hat und dadurch gesühnt worden ist, in diesem Falle würde man das wiedergefundene Tier, wenn es sonst tauglich ist, nicht umkommen zu lassen brauchen, sondern es weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt und es dann verkaufen, da es ja wiedergefunden war, bevor der Eigentümer anderweitig gesühnt war; war aber das Tier schon wegen seines Alters oder wegen eines Leibesfehlers untauglich, so muss man es auch in diesem Falle umkommen lassen.",
+ "umkommen. Nach der Überlieferung gibt es fünf חטאות מתות d. h. Fälle, in denen man ein Sündopfertier umkommen lassen muss (s. oben II, 2 u. Horaj. 6 b): ולד חטאת ,תמורת חטאת ,חטאת שכיפרו בעליה ,שמתו בעליה und שעברה שנחה. Nach Raschis Erklärung in unserer Mischna wäre unter שבפרו בעליה zu verstehen: ein Sündopfer, das verloren gegangen und erst wiedergefunden worden ist, nachdem der Eigentümer bereits anderweitig gesühnt war, und unter שעברה שנתה : ein durch sein Alter (oder, was die gleiche Folge hat, durch einen Leibesfehler) untauglich gewordenes, das vorher wiedergefunden worden ist, wenn an seiner Stelle dann doch ein anderes dargebracht worden ist. Nach Tosaf. müsste man erklären, dass unter שעברה שנתה auch nur zu verstehen ist: ein durch sein Alter (oder durch einen Leibesfehler) untauglich gewordenes Tier, das erst wiedergefunden worden ist, nachdem der Eigentümer bereits anderweitig gesühnt war, denn wegen des Alters allein lässt man nach der von der Halacha rezipierten Ansicht des Resch Lakisch (Talm. 22 a) das Sündopfertier nicht umkommen, und dass dieser Fall nur deshalb als ein besonderer genannt wird, um hervorzuheben, dass man selbst ein solches schon ohnedies untaugliches Tier in dem Falle von כפרו בעליה umkommen lassen muss. R. Simon dagegen, der der Ansicht ist, dass man von zwei für ein Sündopfer bestimmten Tieren, sobald das eine von ihnen dargebracht worden ist, das andere in jedem Falle umkommen lassen muss, selbst wenn man z. B. von vorneherein ausser dem zum Sündopfer bestimmten Tiere noch ein zweites als Ersatz für dasselbe bestimmt hat, oder ein Sündopfer verloren gegangen ist, sich dann aber wiedergefunden hat, und man erst nachher ein anderes als Ersatz für dasselbe bestimmt hat (s. Tosaf. 10a v. רישא ר״ש), auch wenn es sich um ein vollkommen taugliches Tier handelt, und der trotzdem als fünften Fall שעברה שנתה nennt, scheint nicht der Ansicht des Resch Lakisch zu sein, sondern in der Tat anzunehmen, dass ein Sündopfertier, das die Altersgrenze überschritten hat, auch wenn der Eigentümer noch nicht durch ein anderes Tier gesühnt ist, zum Umkommen verurteilt ist (s. darüber auch Tosaf. Mella 10 b v. ולד חטאת).",
+ "ein Austausch mit ihm hat keine Geltung. seine Heiligkeit überträgt sich nicht auf ein anderes Tier, weil weder es selbst dargebracht wird noch wie bei einem fehlerhaften Tiere für den Erlös ein Opfer dargebracht wird.",
+ "man darf es nicht benützen. doch ist das nur eine rabbinische Verordnung.",
+ "bringt aber für die Nutzniessung kein Opfer für Veruntreuung. aus dem Note 7 angegebenen Grunde.",
+ "1st der Eigentümer noch nicht anderweitig gesühnt worden. nach Tosaf.: wenn das verloren gegangene Tier sich wiedergefunden hat, bevor der Eigentümer anderweitig gesühnt war; nach Raschi: wenn der Eigentümer das andere Tier nicht als Sündopfer darbringen will.",
+ "muss es. das zu alt gewordene, das fehlerbehaftete dagegen wird sofort verkauft und man bringt für den Erlös ein anderes.",
+ "ein Austausch mit ihm hat Geltung. wie bei einem fehlerbehafteten Tier, dessen Heiligkeit ja auch nur darin besteht, dass man es verkaufen und für den Erlös ein anderes darbringen muss."
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+ "Wenn jemand ein Sündopfer abgesondert hat und es verloren gegangen ist und er ein anderes an seiner Stelle dargebracht hat. Talmudausg.: והפריש, ed. pr. und Ven.: והקריב והפריש.",
+ "und er statt für dasselbe anderweitig ein Sündopfer dargebracht hat. Talmudausg.: והפריש.",
+ "wirft man. Intrans. für das Pass, des Transit, wie häufig in der Mischna (s. Pessach. III Note 1). Talmudausg.: יוליכם.",
+ "das Geld in das Salzmeer. damit es nicht wieder aufgefunden und benutzt werden kann."
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+ "bringt er von beiden gemeinsam. Talmudausg. ed. pr., ed. Yen. und Lowe. Unsere Mischnaausg.: באלו ובאלו, man mischt beides durcheinander und bestreitet davon die Kosten für ein Sündopfer.",
+ "und das übrig bleibende Geld fällt in die Spendenbüchse. wie immer der übrig bleibende Betrag des Geldes, das man zur Anschaffung eines Sündopfers bestimmt hat (s. Schekal. II, 5).",
+ "das Sündopfer aber fehlerbehaftet ist. Ist es dagegen nicht fehlerhaft, so wird es dargebracht, und das wiedergefundene Geld wird nach der Ansicht von Rabbi (s. weiter) in das Salzmeer geworfen, nach der Ansicht der Weisen fällt es der Spendenbüchse zu.",
+ "es aber fehlerbehaftet ist. Ist es dagegen nicht fehlerhaft, so wird es dargebracht und mit dem abgesonderten Geld geschieht wie in Note 19 angegeben.",
+ "nachdem der Eigentümer bereits gesühnt ist. Im Talmud wird die Ansicht der Weisen dahin präzisiert, dass nur in dem Falle, wenn das Sündopfer sich erst wiedergefunden hat, nachdem der Eigentümer bereits gesühnt war, man das Wiedergefundene unbedingt umkommen lassen muss; wie jedoch die Ansicht der Weisen ist, wenn es vorher wiedergefunden worden ist, darüber bringt der Talmud zwei voneinander abweichende Aussprüche. Nach Rab Huna heisst man nach Ansicht der Weisen in diesem Falle den Eigentümer, das wiedergefundene Tier darbringen, das andere braucht man dann nicht umkommen zu lassen, sondern lässt es weiden, bis es einen Fehler bekommt. Hat aber der Eigentümer, ohne zu fragen, eines von den beiden Tieren dargebracht, und wenn selbst das wiedergefundene, so dass jetzt nur noch das andere, das garnicht verloren war, zurückgeblieben ist, so muss man auch nach Ansicht der Weisen das zurückgebliebene Tier umkommen lassen, weil der Eigentümer durch die Darbringung des einen Tieres zu erkennen gegeben hat, dass er das andere nicht mehr als sein Sündopfer betrachtet sehen will. Nach R. Abba dagegen muss man nach Ansicht der Weisen nur in dem Falle, wenn das andere Tier dargebracht und das wiedergefundene zurückgeblieben ist, dieses umkommen lassen. Ist aber das wiedergefundene dargebracht worden, einerlei ob auf eigenen Antrieb des Eigentümers oder auf eingeholte Entscheidung hin, so braucht man das andere nicht umkommen zu lassen, weil eben darin die Divergenz zwischen der Ansicht Rabbis und der der Weisen besteht, dass nach Rabbi das für das verloren gegangene Tier abgesonderte Tier dem gleichen Gesetz untersteht wie das erstere (מפריש לאיבוד כאיבוד), welche Ansicht die Weisen nicht teilen."
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+ "Wenn jemand sein Sündopfer abgesondert hat und es ist jetzt fehlerbehaftet. d. h. es ist erst nachher fehlerhaft geworden, denn wenn es schon vorher fehlerhaft war, ist das Tier selbst, weil zum Opfer untauglich, garnicht heilig geworden, sondern nur sein Geldwert (קדושת דמים) s. Bechor. II, 2.",
+ "muss man es verkaufen und für das Geld ein anderes bringen. Der Grundsatz, dass ein Sündopfer, anstelle dessen bereits ein anderes dargebracht worden ist, umkommen muss, bezieht sich nur auf den Fall, wenn das erstere zur Zeit der Darbringung des zweiten noch im Besitze des Eigentümers war, nicht aber wenn es bereits verkauft war."
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+ "Wie kann man die Erstgeburtspflicht umgehen. In erlaubter Weise. Das Wort ערמה ist nicht gleichbedeutend mit dem deutschen Ausdruck List, dem immer etwas Tadelnswertes anhaftet, sondern hat oft auch die Bedeutung: Klugheit, Berechnung, durch die man etwas zu erreichen versteht, was man ohne sie nicht erreichen würde. Hier handelt es sich darum, eine noch nicht zur Welt gekommene Erstgeburt dem Priester zu entziehen, um sie für sich selbst als Opfer verwenden zu können. Das ist erlaubt, denn nur eine bereits zur Welt gekommene Erstgeburt darf man nicht zu einem anderen Opfer bestimmen (s. Arach. VIII, 7), wohl aber eine noch nicht geborene, weil die Erstgebart erst durch die Gebart heilig wird (Talmud 25a).",
+ "ein Ganzopfer. es kann jedoch nur zum Ganzopfer bestimmt werden, weil diesem eine noch höhere Heiligkeit innewohnt als der Erstgeburt, da das Fleisch desselben garnicht gegessen wird, nicht aber zum Friedensopfer, dessen Fleisch von den Eigentümern verzehrt wird, während die Erstgeburt nur von den Priestern verzehrt werden darf.",
+ "so wird es als Ganzopfer dargebracht. und er kann damit seine Pflicht erfüllen, wenn er auch schon vorher verpflichtet war, ein Ganzopfer darzubringen.",
+ "sei es ein Friedensopfer. Es kann nicht gemeint sein, wenn man das von einem erstgebärenden Tiere sagt, da dazu ja gar keine Veranlassung vorliegt, da doch nur die männliche Erstgeburt heilig ist, vielmehr meint die Mischna, wenn man das von einem trächtig gewordenen Sündopfertiere (s. Raschi und Barten.) sagt, da man sonst das Junge, das geboren wird, umkommen lassen muss (s. oben IV, 1), oder von einem anderen trächtigen Opfertiere (s. Maim. Comment.), um das Junge für ein Pflichtopfer, das man darzubringen hat, verwenden zu können. Ebenso kann man auch das noch angeborene Junge, wenn es ein männliches sein sollte, zum Ganzopfer bestimmen.",
+ "so wird es als Friedensopfer dargebracht. Dieses und die folgenden Aussprüche der Mischna geben nur die Ansicht des R. Simon ben Gamliel wieder (s. folg. Mischna), wonach auch Junge von erst nach ihrer Heiligung trächtig gewordenen Opfertieren erst durch die Geburt heilig werden, nach der rezipierten Halacha dagegen ist das Junge, solange es im Mutterleibe ist, ein Teil der Mutter (עובר ירך אמו), und sind deshalb Junge von Opfertieren auch schon im Mutterleibe heilig und können nicht zu einer anderen Opferart bestimmt werden (s. weiter VII, 3). Nach R. Simon ben Gamliel darf das Junge aber auch zum Friedensopfer bestimmt werden, obwohl diesem eine niedere Heiligkeit innewohnt als dem Sündopfer (vgl. Note 2), weil es, wenn es Sündopfer bleiben würde, zu gar nichts dienen würde, sondern man es umkommen lassen müsste (Tosf. Jomt.). Ebenso darf nach Maim. auch das Junge eines anderen Opfertieres, wenn es ein weibliches ist, zum Friedensopfer bestimmt werden, obwohl es dadurch keine höhere Heiligkeit erlangt, weil es als weibliches nicht zum Ganzopfer und dadurch zu einer höheren Heiligkeit bestimmt werden kann (Straschun).",
+ "[Sagt man. von einem trächtigen Opfertiere.",
+ "sei es ein Friedensopfer. auch wenn es ein männliches ist, es zum Friedensopfer bestimmen darf man dagegen nur beim Sündopfertiere, bei anderen Opfertieren aber aus dem Note 2 angegebenen Grunde nicht (Straschun, vgl. Tosf. Jomt.).",
+ "wird das männliche als Ganzopfer und das weibliche als Friedensopfer dargebracht. obwohl man nicht daran gedacht hat, dass es zwei Junge werfen würde, und deshalb auch nur die Absicht gehabt hat, eines als Opfer darzubringen."
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+ "und das Geld ist nichtheilig. es kann hier nicht, wie in dem vorhergehendem Falle, gemeint sein, wenn man von einem Opfertiere gesagt hat: wenn es ein männliches ist, sei es ein Ganzopfer, und wenn es ein weibliches ist, sei es ein Friedensopfer, da dann, wenn von der Bestimmung zum Ganzopfer auch nur das eine der beiden Jungen betroffen wird, das andere doch die Heiligkeit des Muttertieres behalten würde, es könnte deshalb, wenn das Muttertier z. B. ein Sündopfertier ist, keines von beiden als Ganzopfer dargebracht werden, da man ja nicht weiss, welches das zum Ganzopfer bestimmte und welches das als Sündopfer darzubringende ist, und müsste man deshalb beide Tiere umkommen lassen (s. Sebach. VIII, 1). Vielmehr spricht hier die Mischna von dem Fall, dass man diese Bestimmung bei einem trächtigen nichtheiligen Tiere getroffen hat, da sind des Zweifels wegen beide Jungen als Ganzopfertiere zu verwenden, der Eigentümer braucht aber nur eines von ihnen als Ganzopfer darzubringen, da er ja nur ein Ganzopfer gelobt hat, den für das andere erzielten Erlös dagegen darf er zu profanen Zwecken verwenden.",
+ "Wirft es ein Geschlechtloses oder eine Zwittergeburt. Hier kann es sich nicht, wie in den letztvorhergehenden Absätzen der Mischna, um das Junge eines nichtheiligen Tieres handeln, weil da das Gesagte selbstverständlich wäre, da der Eigentümer das Junge nur für den Fall zum Opfer bestimmt hat, dass es ein männliches oder ein weibliches ist, nicht aber, wenn es ein Geschlechtloses oder eine Zwittergeburt ist. Selbst nach der Ansicht, wonach ein Erstgeborenes טומטום als Erstgeburt heilig ist, weil es in Wirklichkeit entweder ein männliches oder ein weibliches Tier ist und wir nur nicht erkennen können, welchen Geschlechtes es ist (s. Bechor. 41 b), würde es in diesem Falle selbstverständlich nicht heilig sein, weil der Gelobende für diesen Fall, dass das Geschlecht des Tieres nicht zu erkennen ist, es ja nicht zum Opfer bestimmt hat. Nach der Erklärung im Talmud spricht vielmehr die Mischna hier wieder von dem Fall, dass jemand von einem trächtigen Opfertiere gesagt hat: wenn das Junge ein männliches ist, soll es ein Ganzopfer sein, wenn ein weibliches, ein Friedensopfer.",
+ "eine Heiligkeit auf sie überhaupt nicht übertragen. Nicht nur, dass die vorher für den Fall, dass das Tier ein männliches oder ein weibliches Junges werfen sollte, getroffene Bestimmung für solche Tiere keine Geltung hat, sondern nach R. Simon ben Gamliel können sie überhaupt nicht heilig werden, es überträgt sich auf sie auch nicht die Heiligkeit des Muttertieres, weil er der Ansicht ist, dass Junge von erst nach ihrer Heiligung trächtig gewordenen Opfertieren erst durch die Geburt heilig werden, deshalb sind ein geschlechtloses Tier und eine Zwittergeburt, die von einem solchem Opfertiere geworfen werden, nicht heilig, weil sie in dem Augenblicke, wo sie heilig werden sollten, bereits wie fehlerbehaftete Tiere untauglich zum Opfer sind und deshalb wie diese nicht die Heiligkeit eines Opfertieres (קדושת הגוף) annehmen können. Würde R. Simon ben Gamliel nur haben sagen wollen, dass die Heiligkeitsbestimmung in diesem Falle für sie keine Geltung hat, weil der Gelobende seine Bestimmung nur für den Fall, dass es ein männliches oder ein weibliches Tier sein wird, getroffen hat, so würde er nicht den Ausdruck gebraucht haben, dass sich überhaupt keine Heiligkeit auf sie übertrage. Allerdings muss R. Simon ben Gamliel der Ansicht sein, dass auch ein םוםטום ebenso wie die Zwittergeburt eine besondere Art von Tier (בריה בפני עצמה) ist, denn würde er auch der Ansicht sein, dass es in Wirklichkeit entweder ein männliches oder ein weibliches Tier ist (s. oben Note 10), so würde sich die Heiligkeit des Muttertieres wohl auf dasselbe übertragen."
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+ "Das Junge dieses. nichtheiligen trächtigen.",
+ "so haben seine Worte Geltung. weil er das Junge zum Ganzopfer bestimmt hat, bevor noch das Muttertier zum Friedensopfer bestimmt war.",
+ "so ist es doch das Junge eines Friedensopfers. weil durch die Bestimmung des Muttertieres zum Friedensopfer auch die in ihm befindliche Leibesfrucht die gleiche Bestimmung angenommen hat, und die nachfolgende Bestimmung des Jungen zum Ganzopfer diese vorausgegangene Bestimmung nicht mehr aufheben kann. Nur wenn ein zum Opfertiere geheiligtes Tier nachträglich trächtig wird, nimmt das Junge nach der Ansicht, die auch R. Simon ben Gamliel teilt, erst mit der Geburt die Heiligkeit des Muttertieres an, heiligt man aber ein bereits trächtiges Tier, so hat man auch nach dieser Ansicht zugleich auch seine Leibesfrucht zu derselben Bestimmung geheiligt.",
+ "da. Ed. pr. und Lowe: אע״פ שאי אפשר.",
+ "so ist es das Junge eines Friedensopfere. weil eine einmal ausgesprochene Heiligkeitsbestimmung nicht zurückgenommen oder geändert werden kann, selbst wenn man sie unmittelbar, nachdem man sie ausgesprochen (תוך כדי דיבור), durch eine anderweitige Bestimmung widerruft."
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+ "ausgetauscht. Ed. Ven. und Talmudausg.: חמורת, einzelne Mischnaausg.: ותמורת, s. Raschi u. Bart.",
+ " und er besitzt ein Ganzopfer und ein Friedensopfer, für die das Tier als Austausch gelten soll.",
+ "so ist es ein anstelle eines Ganzopfers Ausgetauschtes. weil nur die zuerst ausgesprochene Bestimmung Geltung hat. Würde er die Absicht gehabt haben, es als Austausch für beide Tiere, für das Ganzopfer und Friedensopfer zusammen, zu bestimmen, so würde er das Wort חמורת nicht nochmals wiederholt, sondern gesagt haben: הרי זו תמורת עולה ושלמים.",
+ "da es unmöglich. Ed. pr. u. Lowe: ע״פ שאפשר(!).",
+ "seine Worte Geltung. da dann anzunehmen ist, dass er das Wort תמורת nur deshalb wiederholt hat, weil er irrtümlicher Weise angenommen hat, dass, wenn er תמורת עולה ושלמים sagt, das Tier selbst nicht dargebracht werden kann, wenn er aber das Wort תמורת wiederholt, das Tier selbst als Opfer dargebracht werden darf. Da aber in Wirklichkeit das Tier auch dann nicht als Ganzopfer und Friedensopfer zugleich dargebracht werden kann, muss man in diesem Falle das Tier weiden lassen, bis es zum Opfer untauglich wird, es dann verkaufen und für die Hälfte des Erlöses ein Ganzopfer und für die andere Hälfte ein Friedensopfer bringen, da es von vornherein seine Absicht war, es als Austausch für beide Opfer zu bestimmen."
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+ "dieses verliere seine Heiligkeit. מחוללת, es werde חולין, profan.",
+ "gilt nicht als Austausch. weil dieser Ausdruck nur vom Auslösen von Heiligem gebraucht wird, Opfertiere aber, so lange sie zum Opfer tauglich sind, nicht ausgelöst werden können.",
+ "so verliert es dadurch seine Heiligkeit. und dieselbe geht auf das andere Tier über, auch wenn dieses weniger wert ist als das Opfertier, weil nach biblischem Recht Heiliges auch durch die niedrigste dafür erlegte Summe als ausgelöst gilt.",
+ "er muss es. Ed pr. u. Lowe: בעל מום ויצא לחולין צריך.",
+ "aber mit dem vollen Geldwerte bezahlen. wörtlich: er muss es (das Opfertier) zu Geld machen d. h., wenn das andere Tier weniger wert ist, muss er das Fehlende in Geld hinzulegen, und auch auf dieses Geld überträgt sich die Heiligkeit des Opfertieres. Der Talmud bringt hierzu zwei Ansichten: nach R. Jochanan beruht diese Verpflichtung nur auf einer rabbinischen Verordnung, nach Resch Lakisch ist man dazu auch nach Tora-Gesetz verpflichtet."
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+ "das hat gar keine Geltung. vielmehr muss man immer ein bestimmtes Opfertier im Auge haben, für welches das betreffende Tier als Austausch gelten soll.",
+ "anstelle dieses. das dabei vor ihm steht.",
+ "hat das gar keine Geltung. weil solche Tiere nicht als Opfer dargebracht werden können; dagegen macht er sich dadurch der Übertretung eines Verbotes strafbar (s. Talm. 6 b).",
+ "und man bringt für das Geld Ganzopfer. weil er das Tier nicht als Ganzopfer, sondern als „zum Ganzopfer“ bestimmt hat d. h., dass es dazu verwendet werden soll, um ein Ganzopfer darzubringen."
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+ "] das [einen Menschen] begattet hat oder [von ihm] begattet worden ist. S. Sebach. VIII, Note 8.",
+ "das [zum Götzenopfer] bestimmt worden oder [götzendienerisch] verehrt worden ist. S. dort Noten 9 und 10.",
+ "das als [Buhlerinnen-] Lohn gegeben worden ist oder als [Hunde-] Preis. S. Deut. 23, 19.",
+ "ein Bastardtier. S. Sebach. VIII, Note 12.",
+ "ein Trefa. S. dort Note 13.",
+ "und ein seitwärts Herausgezogenes. S. dort Note 14.",
+ "ein bestimmt gewordenes. מוקצח von קצה = abschneiden, absondern.",
+ "Das für den Götzendienst bestimmt worden ist. um als Götzenopfer dargebracht zu werden. Es darf jedoch erst dann nicht als Opfer dargebracht werden, wenn diese Bestimmung zum Götzenopfer auch äusserlich durch irgend eine mit ihm vorgenommene Handlung bekräftigt worden ist. Nach einer zweiten Erklärung Raschis (Talm. 29b) darf es nur dann nicht als Opfer dargebracht werden, wenn es noch zu keinerlei Arbeit verwendet worden ist, ist das aber geschehen, dann gilt es nicht mehr als zum Götzenopfer bestimmt, da es dann nicht als solches dargebracht wird.",
+ "es selbst ist verboten. es darf nicht dargebracht werden.",
+ "ist erlaubt. es darf auf den Altar gebracht werden und ist nicht wie bei einem götzendienerisch verehrten Tiere verboten.",
+ "es selbst und was es auf sich hat. S. Deut. 7,25.",
+ "ist verboten. es selbst darf nicht dargebracht werden und was es auf sich hat, darf überhaupt nicht benutzt werden.",
+ "Sowohl dieses wie jenes. das zum Götzenopfer bestimmte wie das götzendienerisch verehrte Tier.",
+ "ist zum Genuss erlaubt. weil lebende Wesen durch götzendienerische Bestimmung oder Verehrung für den profanen Gebrauch nicht verboten werden. Im Talmud wird dieses daraus geschlossen, weil, wenn sie auch für den profanen Gebrauch verboten wären, es keines Beweises aus der Schrift bedurft hätte, um ihre Benutzung als Opfer auszuschliessen, da es als Grundsatz gilt, dass alles, was für den profanen Gebrauch verboten ist, auch für den Altar untauglich ist."
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+ "Wenn jemand zu einer Buhlerin. einer Nichtisraelitin oder Sklavin oder einer Israelitin, die sich öffentlich preisgibt oder der ein Mann, mit dem ihr der Beischlaf verboten ist, beigewohnt hat, so nach Tosaf., nach Maim.: einer Israelitin nur, wenn ihm selbst der Beischlaf mit ihr verboten ist (vgl. auch Jebam. VI, 5 und dort Note 37).",
+ "Hier hast du. Talmudausg.: הוליך.",
+ " für den ihm gewährten Beischlaf.",
+ "selbst wenn er ihr. dann anstatt des versprochenen einen Lammes.",
+ "dafür lass deine Sklavin bei meinem. hebräischen.",
+ "Rabbi. Talmudausg.: ר׳ מאיר.",
+ "Das ist ein Buhlerinnenlohn. Hat der hebräische Knecht bereits eine Frau und Kinder, so hat der Herr das Recht, zur Vermehrung seines Sklavenstandes ihm eine Sklavin an die Seite zu geben, damit er von ihr für ihn Kinder erzeugt. Die Mischna spricht hier aber von dem Fall, dass der Knecht noch nicht Frau und Kinder hat, da ist nach Ansicht der Weisen es auch dem Knecht verboten, einer Sklavin beizuwohnen. Rabbi dagegen ist nach Raschi der Ansicht, dass ihm auch in diesem Falle die Beiwohnung einer Sklavin gestattet ist. Nach Maim. (Comment.) ist auch Rabbi der Ansicht, dass ihm in diesem halle die Beiwohnung verboten ist, da ihm dieselbe aber, wenn er schon Frau und Kinder hat, erlaubt ist, wird der für den Beischlaf gegebene Lohn nicht als Buhlerinnenlohn betrachtet."
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+ "Hier hast du. Talmudausg.: הוליך.",
+ "dieses Lamm für diesen. Talmudausg. fehlt: זה.",
+ "die zu dem Gegenwert für den Hund gehören. das sind die zehn Lämmer, die der Eine erhalten hat. Nach dem Talmud sind die sämtlichen zehn Lämmer jedoch nur dann verboten, wenn keines unter ihnen ist, das ebensoviel wert ist wie der Hund, weil ich in diesem Falle annehme, dass ein Bruchteil von dem Betrage, um den der Wert des Hundes den eines Lammes übersteigt, in jedem der übrigen neun Lämmer steckt. Ist dagegen eines der Lämmer ebensoviel wert wie der Hund, kann man dieses eine als Gegenwert für den Hund betrachten und sind deshalb die übrigen neun Lämmer nicht für den Altar verboten.",
+ "verboten. Talmudausg.: אסור.",
+ "Als Lohn für eine Hündin. die der Eigentümer jemandem zum Beischlaf überlässt (Raschi). Sota 26b erklärt dagegen Raschi: der Lohn, den jemand einer Buhlerin gibt, damit sie sich seinem Hunde zum Beischlaf hingibt.",
+ "und als Preis für eine Buhlerin. die sich jemand für ein Lamm als Sklavin gekauft hat (Raschi). Sota 26b erklärt Raschi: ein Lamm, das jemand als Preis für eine buhlerische Sklavin erhalten hat.",
+ "gegebene Tiere sind erlaubt. . Ed. pr. fehlen die Worte von אתנן כלב bis שניהם.",
+ "denn es heisst. Deut. 23,19. Dort heisst es: גם שניהם, Jebam. 59b wird richtig zitiert: גם שניהם שנים ולא ארבעה שנאמר.",
+ "Junge von ihnen. von den als Lohn für eine Buhlerin oder als Preis für einen Hund gegebenen Lämmern.",
+ "sie. Daraus, dass es in der Schrift heisst: שניהם „sie“ beide, wird geschlossen, dass das Verbot sich nur auf sie selbst bezieht, nicht aber auf von ihnen geworfene Junge."
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+ "Hat er ihr. der Buhlerin.",
+ "Geld. Talmudausg.: מעות.",
+ "so ist dieses erlaubt. Dinge, die geopfert werden sollen, dafür zu kaufen.",
+ "so ist es verboten. Hat er ihr dagegen Trauben, Oliven oder Getreide gegeben, so ist der daraus bereitete Wein, das daraus hergestellte Öl und Mehl erlaubt (Talm.).",
+ "Hat er ihr zu Opfern bestimmte Tiere. nicht nur sonstige Opfertiere, über die ihm, nachdem er sie zu Opfertieren bestimmt hat, ein freies Verfügungsrecht gar nicht mehr zusteht, sondern selbst ein Tier, das er zum Pessachopfer bestimmt hat, auf das er auch nachträglich gegen Bezahlung andere Personen als Miteigentümer hinzuziehen kann.",
+ "so sind sie erlaubt. Weil es heisst: לכל נדר, sie dürfen nicht für den Altar bestimmt werden, bereits dafür bestimmte aber werden von dem Verbote nicht getroffen.",
+ "Geflügel. Nichtheiliges. Vgl. dagegen Maim. הלכות איסורי מזבח IV, 15.",
+ "die nicht durch einen Leibesfehler untauglich werden. wie Viehopfer, sondern nur durch gröbere Gebrechen (s. Sebach. VII, Note 42).",
+ "nicht erst recht nicht als Buhlerinnenlohn und Preis für einen Hund untauglich werden. In manchen Mischnaausg. fehlen die Worte בהן ,עופות und עליהן."
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+ "sind die Jungen erlaubt. jedoch nur, wenn sie erst trächtig geworden sind, nachdem sie bereits für den Altar untauglich waren, weil an dem Entstehen des Jungen Vater- und Muttertier beteiligt sind und ein Ding, dessen Entstehen Erlaubtes und Verbotenes zusammen bewirkt haben, erlaubt ist (זה וזה גורם מותר). Ist aber das Tier bereits trächtig gewesen, als es einen Menschen getötet hat oder von einem Menschen begattet worden oder zum Götzenopfer bestimmt oder götzendienerisch verehrt worden ist, so ist auch das Junge für den Altar verboten, weil gleichzeitig mit dem Muttertiere auch das von ihm getragene Junge von dem Verbot betroffen worden ist. (s. Talmud). Nach Maim. Comment, und Bart. spricht die Mischna nur von nichtheiligen Tieren, bei heiligen Tieren dagegen sind die Jungen auch in ersterem Falle für den Altar verboten. In הלכות איסורי מזבח III, 13 macht jedoch Maim, keinen Unterschied zwischen heiligen und nichtheiligen Tieren, sondern bezieht das ולדותיהן מותרין auf beide. Nach dem Talmud ist R. Elieser der abweichenden Ansicht, dass von allen für den Altar verbotenen Tieren auch die Jungen verboten sind.",
+ "Elieser. Ed. pr., Lowe u. Talmudausg. lesen: ר׳ אליעזר אומר ולד מרפה לא יקרב und haben nicht die Worte: וחכמים אומרים יקרב (die sich aus dem Vorhergehenden von selbst ergeben).",
+ "es darf dargebracht werden. (Der Talmud (Chull. 58a) bringt zwei Ansichten, nach der einen kann ein Tier, nachdem es trefa geworden ist, nicht mehr trächtig werden, nach der anderen ist es wohl möglich. Nach der letzteren Ansicht spricht die Mischna von einem Tiere, das erst trächtig geworden ist, nachdem es bereits trefa war, deshalb darf das Junge nach der Ansicht der Weisen dargebracht werden nach dem Grundsatze: זה וזה גורם מותר s. Note 41 R. Elieser dagegen ist der Ansicht, dass es nicht dargebracht werden darf, weil er der Ansicht ist, dass זה וזה גורם verboten ist. Nach der ersteren Ansicht spricht die Mischna von einem Tiere, das bereits trächtig war, als es trefa wurde, und R. Elieser ist der Ansicht, dass das noch ungeborene Junge ein Teil des Muttertieres ist und deshalb dadurch, dass dieses trefa geworden ist, ebenfalls als trefa unbrauchbar geworden ist, während die Weisen der Ansicht sind, dass, wenn auch sonst das noch ungeborene Junge als ein Teil des Muttertieres betrachtet wird, es in diesem Falle dennoch nicht als trefa zu betrachten ist, da es als ein Lebewesen für sich von dem Gebrechen, durch das das Muttertier trefa geworden ist, in seiner Lebensfähigkeit gar nicht getroffen worden ist (s. Tosf. 31a v. למ״ד טרפה). Die Mischna spricht nur von der Tauglichkeit des Jungen für den Altar, für den profanen Gebrauch dagegen ist es auch nach R. Elieser erlaubt, so nach Raschi und Barten., nach dem Talmud Chull. 58a ist es aber nach Ansicht des R. Elieser auch für den profanen Gebrauch verboten, und spricht die Mischna hier deshalb nur von seiner Verwendbarkeit für den Altar, um zu lehren, dass nach Ansicht der Weisen es selbst hierfür tauglich ist.",
+ "Chanina. Ed. Lowe: חנניא.",
+ "ist untauglich für den Altar. nach Maim. Comm. und Bart. nur innerhalb von 24 Stunden, nachdem es solche Milch zu sich genommen hat, weil es so lange keine andere Nahrung zu sich zu nehmen braucht und deshalb als durch diese verbotene Milch allein erhalten betrachtet wird. Raschi dagegen erklärt: wenn es täglich wenigstens alle 24 Stunden solche Milch getrunken hat, wenn es auch nebenbei noch andere Nahrung zu sich genommen hat, weil diese Milch allein genügt hat, es zu erhalten, und deshalb seine Erhaltung nicht durch Verbotenes und Erlaubtes zusammen (זה וזה גורם), sondern schon durch das Verbotene allein bewirkt worden ist.",
+ "um sie den Hunden zum Frass zu geben. weil es in dem nach der Tradition auf untauglich gewordene Opfertiere sich beziehenden Schriftverse Deut. 12,15 heisst: תזבח ואכלת, du kannst sie schlachten und essen, wenn sie aber nicht mehr für den Genuss geeignet sind, dürfen sie nicht mehr ausgelöst werden, sondern müssen sie, nachdem sie verendet sind, vergraben werden (s. Chull. X Note 29)."
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+ "Für den Altar geheiligte [Opfer] können ausgetauscht werden. jedoch nur Viehopfer (s. oben I, 6), bei für den Tempelschatz geheiligten Tieren dagegen hat ein Austausch überhaupt keine Gültigkeit, s. oben I Note 47. Talmudausg. add.: קדשי בדק הבית אין עושין תמורה קדשי מזבח.",
+ "bei ihnen treten die auf Verworfenes. S. Sebach. II Note 34.",
+ "auf Übriggelassenes und auf Unreinheit stehenden Strafen. S. Sebach. Ill Note 29.",
+ "ein. Daraus, dass das Verbot, Opferfleisch in Unreinheit zu geniessen, das Lev. 22, 3 allgemein für alle heiligen Tiere ausgesprochen ist, für das Fleisch von Friedensopfern Lev. 7, 20 noch besonders hervorgehoben wird, wird geschlossen, dass dieses Verbot sich nur auf solche Tiere bezieht, die wie das Friedensopfer zu Opfern für den Altar geheiligt werden, nicht aber auf solche, die für den Tempelschatz geheiligt worden sind. Aus der Wortanalogie von עון עון und חלול חלול wird dann geschlossen, dass dasselbe auch für die Verbote, Verworfenes und Übriggelassenes zu geniessen, gilt (s. Raschi Sebach. 46b s. v. אחת לכלל und Sebach. 45b).",
+ "ein Junges. mit dem das fehlerhaft gewordene Opfertier bereits trächtig gewesen ist, bevor es ausgelöst worden, und das es, nachdem es ausgelöst worden ist, geworfen hat. Die Auslösung des Muttertieres hat für das Junge keine Geltung, da das Junge nicht fehlerhaft ist und nicht fehlerhafte Opfertiere nicht ausgelöst werden können. Auch nach der Ansicht, dass Junge von erst nach ihrer Heiligung trächtig gewordenen Opfertieren erst durch die Geburt heilig werden (s. V Note 11), kann die Auslösung des Muttertieres für das Junge keine Geltung haben, da es danach, solange es im Mutterleibe ist, überhaupt nicht heilig ist, und nichtheilige Tiere gewiss nicht ausgelöst werden können. Trotzdem darf das Junge nicht als Opfer dargebracht werden, weil durch die Auslösung des Muttertieres auch seine Heiligkeit geschwächt worden ist. Es darf aber auch nicht ausgelöst werden, weil seine Tauglichkeit zum Opfer nicht soweit geschwächt worden ist, dass es durch Auslösung seine Heiligkeit ganz verlieren könnte. Ist das Muttertier jedoch erst nach der Auslösung trächtig geworden, so gilt das Junge nicht als heilig. Bei für den Tempelschatz geheiligten Tieren dagegen gilt das Junge, auch wenn das Muttertier schon vor der Auslösung damit trächtig gewesen, als durch die Auslösung des Muttertieres mitausgelöst, weil es doch nur mit seinem Werte für das Heiligtum bestimmt (קדושת דמים) war, bei diesem geringeren Grade von Heiligkeit aber auch das nicht fehlerhafte Junge im Mutterleibe durch die Auslösung des Muttertieres als ausgelöst gilt.",
+ "und die Milch von ihnen. Die Milch von untauglich gewordenen Opfertieren ist auch nach ihrer Auslösung verboten, weil es an der nach der Tradition auf solche Tiere sich beziehenden Schriftstelle (Deut. 12, 15) heisst: ואכלת בשר, das Fleisch darfst du geniessen, nicht aber die Milch.",
+ "wer sie. in nicht fehlerhaftem Zustande, so lange sie noch ihrer Bestimmung gemäss als Opfer dargebracht werden können.",
+ "macht sich schuldig. S. Lev. 17,4.",
+ "und man darf mit ihnen. mit dem Gelde, das zur Anschaffung von Opfern für den Altar geheiligt worden ist.",
+ "das alles gilt nicht für das für den Tempelschatz Geheiligte. Dieser Nachsatz fehlt in ed. pr. u. Lowe."
+ ],
+ [
+ "Ohne nähere Bestimmung Geheiligtes fällt an den Tempelschatz. auch wenn es Tiere sind, die als Opfertiere auf dem Altar dargebracht werden können, s. die Ansicht des R. Elieser Schekal. IV, 7.",
+ "für den Tempelschatz kann alles geheiligt werden. auch Steine und Holz (Raschi: Holz kann auch für das Altarfeuer geheiligt werden), auch fehlerbehaftete und unreine Tiere (Maim. Comm.). Nach dem Talmud bedeutet das חל על הבל, dass auch abgehobelte Späne und abgefallenes Laub von für den Tempelschatz geheiligten Bäumen dem Verbot der Veruntreuung unterliegen (vgl. Meïla III, 8); danach wäre zu übersetzen: „bei für den Tempelschatz Geheiligtem erstreckt sich die Heiligkeit auf alles“.",
+ "man macht sich auch an daraus erst entstandenen Dingen. wie an der Milch oder an Eiern von dafür geheiligten Tieren (vgl. Meïla III, 5).",
+ "und die Priester ziehen aus ihnen gar keinen Nutzen. während von den meisten Altaropfern auch den Priestern etwas zufällt."
+ ],
+ [
+ "ändern. Für den Tempelschatz Geheiligtes kann man nicht mit Abänderung seiner Bestimmung für den Altar heiligen und ebenso umgekehrt, zum Ganzopfer Bestimmtes nicht zum Friedensopfer bestimmen und ebenso umgekehrt (Raschi). Nach Maim. (Comm. und הלכות תמורה IV, 11) und Bart. darf man auch zur Ausbesserung des inneren Tempelraumes Bestimmtes nicht zur Ausbesserung des Aussenaltars bestimmen (womit es für etwas an Heiligkeit niedriger Stehendes, als wofür es bestimmt war, verwendet werden würde), dagegen wendet jedoch Abraham ben David ein, dass die Ausbesserung aller Teile des Tempels ohne Unterschied aus dem Tempelschatz bestritten wurde.",
+ "man kann ihren abzuschätzenden Wert. den Wert von bereits zu Opfern geweihten Tieren. Ueber den Ausdruck הקדש עילוי s. Arachin VIII Note 67.",
+ "dem Heiligtum. für den Tempelschatz.",
+ "geloben und sie als Banngut weihen. In welcher Weise dieser Wert festzustellen ist und was man in diesem Falle an den Tempelschatz bezw. an die Priester, denen das Gebannte zufällt, zu zahlen hat, s. Arachin VIII, 7. Diese beiden letzteren Bestimmungen beziehen sich jedoch nur auf für den Altar geheiligte Tiere, weil auf diese der Eigentümer immerhin insofern noch ein gewisses Anrecht hat, als er das Recht hat, wenn sie fehlerhaft geworden sind, sie für sich auszulösen (Tosaf.). Für den Tempelschatz Geheiligtes dagegen, auf das der Eigentümer ebensowenig Anrecht hat wie irgend ein anderer Mensch, kann deshalb auch der Eigentümer weder als הקדש עילוי noch zum חרם bestimmen. Dass trotzdem die Mischna diese beiden Bestimmungen hier anführt, und nicht in der ersten Mischna unter den Bestimmungen, die für das für den Altar Geheiligte und nicht für das für den Tempelschatz Geheiligte gelten, erklärt David Pardo in seinem שושנים לדור damit, dass dort nur die Bestimmungen aufgezählt werden, in denen bei dem für den Altar Geheiligten ein höherer Grad von Heiligkeit zum Ausdruck kommt als bei dem für den Tempelschatz Geheiligten, was bei diesen beiden Bestimmungen nicht der Fall ist. Da sie aber auch nicht zu den Bestimmungen gehören, die bei beiden, bei für den Altar wie bei für den Tempelschatz Geheiligtem, in gleicher Weise gelten, so seien die Worte: ומקדישין אותן הקדש עילוי ומחרימין אותן nur als nähere Ausführung zu der Bestimmung לקדושה אין משנין אותן מקדושה aufzufassen, und die Mischna sei so zu erklären: man darf bei beiden nicht die Bestimmung, für die man es geheiligt hat, ändern, man darf jedoch, insoweit der Eigentümer an ihnen überhaupt noch irgend ein Besitzanrecht hat — was, wie ausgeführt, nur bei für den Altar Geheiligtem der Fall ist, nicht aber bei für den Tempelschatz Geheiligtem — diesen Wert heiligen oder für den Bann bestimmen, weil dadurch ihre eigene Bestimmung ja nicht geändert wird.",
+ "müssen sie vergraben werden. selbst wenn sie schon vorher durch einen Leibesfehler untauglich geworden sind. Ausgelöst dürfen sie nicht mehr werden, selbst nicht nach der Ansicht, wonach Heiliges ausgelöst werden darf, auch wenn es nur noch den Hunden als Frasse dienen kann, weil es zur Auslösung erforderlich ist, dass das Tier vor den Priester hingestellt wird, damit er es abschätze (s. Lev. 27,11 u. 12), was aber bei einem verendeten Tier nicht mehr möglich ist. Nach R. Jochanan (s. Talmud) gilt nach Ansicht der Weisen diese Bestimmung sowohl bei für den Altar, wie bei für den Tempelschatz geheiligten Tieren, nach Resch Lakisch nur bei für den Tempelschatz geheiligten.",
+ "ausgelöst werden. R. Simon ist der Ansicht, dass die aus Lev. 27,11 abgeleitete Bestimmung nur für Tiere, die für den Altar geheiligt sind, gilt."
+ ],
+ [
+ "Für Folgendes. von dem jede Nutzniessung verboten ist.",
+ "eine von ihnen geworfene Fruchthaut muss vergraben werden. weil die Fruchtbaut sich nur um eine vorhandene Leibesfrucht gebildet haben kann, diese nur zergangen und deshalb nicht mehr zu erkennen ist.",
+ "der [von Gerichts wegen] gesteinigte Ochse. S. Exod. 21, 28. 29.",
+ "das durch Genickschlag getötete Kalb. S. Deut. 21,4.",
+ "die Vogelopfer von Aussätzigen. der eine von den beiden Vögeln, mit dessen Blut der Aussätzige besprengt wird, s. Lev. 14, 6.",
+ "das Haar des Nasiräers. das ihm, wenn er sich verunreinigt hat, am Tage seiner Reinigung abgeschoren wird. Das Haar, das ihm nach Beendigung seines Nasirats abgeschoren wird, wird dagegen nicht vergraben, sondern verbrannt, s. Num. 6,18.",
+ "die Erstgeburt eines Esels. die nicht ausgelöst worden, sondern durch Genickschlag getötet worden ist.",
+ "Fleisch- und Milchmischung. Fleisch und Milch, die zusammen gekocht worden und deshalb nach biblischem Gebot zu jeder Nutzniessung verboten sind, s. Chull. VIII Note 26.",
+ "die im Heiligtum geschlachtet worden sind. Das Verbot von Nichtheiligem, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, wird aus dem Schriftvers Deut. 12, 21 abgeleitet (s. Chull. V Note 9), dass auch jede Nutzniessung davon verboten ist, aus Exod. 22, 30 (s. Kiddusch. 58 a).",
+ "müssen verbrannt werden. um nicht zu der irrigen Meinung Anlass zu geben, dass auch untauglich gewordene Opfertiere, für die das Verbrennen vorgeschrieben ist (s. Pessach. 82 b), vergraben werden müssen.",
+ "ebenso auch im Heiligturne geschlachtetes Wild. obgleich dabei zu dieser Befürchtung eigentlich weniger Anlass vorliegt, da doch Wild überhaupt nicht zu Opfern verwendet wird."
+ ],
+ [
+ "Gesäuertes am Pessach muss verbrannt werden. dies nur nach Ansicht von R. Jehuda, s. Pessach. II, 1.",
+ "ferner unreine Priesterhebe. S. Sabb. 25 a.",
+ "Orla-Frucht. Lev. 19,23. Auch jede Nutzniessung von Orla-Frucht ist verboten (s. Kidd. 56 b).",
+ "und Saaten-Mischung im Weinberge. Deut. 22, 9. Aus dem Ausdruck פן חקדש wird geschlossen, dass solche Saatenmischung verbrannt werden muss (Kidd. 56 b). Dass auch Orla Frucht verbrannt werden muss, wird aus ihrer Gleichartigkeit mit Saatenmischung im Weinberge geschlossen (vgl. Talm. Jerus. zu Orla II, 1).",
+ "muss verbrannt werden. שדרכו לישרף: was man gewöhnlich (דרך), wenn man es vernichten will, verbrennt, im Gegensatz zu flüssigen Dingen.",
+ "muss vergraben werden. wenn auch das Verbrennen dafür Vorschrift ist. Nach Raschi, Maimon. und Bart. bezieht sich diese Einschränkung jedoch nur auf ערלה und כלאי הכרם.",
+ "Brot und Öl von Priesterhebe. die unrein geworden sind und deshalb verbrannt werden müssen.",
+ "darf man als Brennmaterial benützen. weil unrein gewordene Hebe nicht zur Nutzniessung verboten ist."
+ ],
+ [
+ "die [mit der Absicht auf. S. Sebach. II Note 36.",
+ "müssen verbrannt werden. wie jedes im Heiligtum untauglich gewordene Opfer (s. Pessach. 82 b).",
+ "ein Zweifel-Schuldopfer. das jemand dargebracht hat, weil er im Zweifel war, ob er nicht vielleicht eine Sünde begangen hat.",
+ "muss verbrannt werden. wenn es ihm, nachdem das Opfer bereits geschlachtet worden, zur Gewissheit geworden ist, dass er die Sünde nicht begangen hat (s. Keret. VI, 1). Das Opfer muss dann verbrannt werden wie jedes während der Darbringung untauglich gewordene Opfer.",
+ "Es muss vergraben werden. Durch das ausschliessende כי קדש „הוא״ (Exod. 29, 34) werden nach R. Jehuda das Zweifel-Schuldopfer und das Zweifel-Vogel-Sündopfer ausgeschlossen, dass sie, wenn sie untauglich geworden sind, nicht verbrannt zu werden brauchen (s. Pessach. 28 a Tosaf. v. ואתה אומר).",
+ "Ein für den Zweifelsfall gebrachtes Vogel-Sündopfer. das z. B. eine Frau bringen muss, die nicht weiss, ob das von ihr Abgegangene eine wirkliche Geburt gewesen ist (s. Keret. I, 4).",
+ "muss verbrannt werden. es darf nicht wie ein anderes Vogel-Sündopfer gegessen werden und muss deshalb wie ein untauglich gewordenes Opfer verbrannt werden.",
+ "Man wirft es in den Wasserarm. S. Note 44. Weil das Vogelfleisch weich ist und sich leicht zersetzt, braucht es nicht vergraben zu werden, sondern genügt es, wenn man es in den Wasserarm wirft, der durch die Tempelhalle flieset, durch den es dann in den Bach Kidron fortgespült wird.",
+ "darf nicht vergraben werden. Durch das Verbrennen wird der Gegenstand bis auf die zurückbleibende Asche vollständig vernichtet, da aber für diese Dinge die Vernichtung durch Verbrennen ausdrücklich vorgeschrieben ist, so ist die dann noch zurückbleibende Asche nicht mehr für den Gebrauch verboten. Durch das Vergraben dagegen wird der Gegenstand nicht sofort vernichtet, er bleibt deshalb, auch nachdem er vergraben worden ist, für den Gebrauch verboten, es ist deshalb zu befürchten, dass jemand ihn wieder ausgräbt und doch von ihm Gebrauch macht.",
+ "darf nicht verbrannt werden. Da für diese Dinge die Vernichtung durch Verbrennen nicht vorgeschrieben ist, so bleibt, auch wenn man sie verbrannt hat, die zurückbleibende Asche für den Gebrauch verboten, es ist deshalb zu befürchten, dass man solche Asche mit der von Dingen, für die das Verbrennen vorgeschrieben ist, verwechselt und sie wie diese für den Gebrauch für erlaubt hält. Deshalb muss man sie vergraben, trotz der Befürchtung, dass sie jemand wieder ausgraben und von ihnen Gebrauch machen könnte.",
+ "es anders zu machen. weil diese Erschwerung leicht Anlass geben kann, es mit der Asche leichter zu nehmen und sie für den Gebrauch für erlaubt zu halten."
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+ "\nMit dem Worte תמורה wird sowohl das „Austauschen“ eines Opfertieres mit einem anderen nichtheiligen Tiere wie das als „Aus- tausch“ für ein Opfertier bestimmte Tier bezeichnet. Nach Lev. 27,10 darf man ein zum Opfer geweihtes Tier nicht mit einem anderen Tiere austauschen, tut man es dennoch, so behält trotzdem das Opfertier seine Heiligkeit, zu der es geweiht worden ist, dieselbe geht aber zugleich auch auf das andere Tier über, das man als Austausch für es bestimmt hat. Der Traktat Temura enthält zunächst die näheren Ausführungen zu diesem Temura-Gosetze, dann aber auch eine ganze Anzahl von anderen Bestimmungen über für den Altar bezw. für den Tempelschatz geheiligte Tiere, insbesondere welche Tiere nicht als Opfer dargebracht werden dürfen, und was mit solchen zu Opfern bestimmten Tieren zu geschehen hat, die nicht ihrer Bestimmung gemäss als Opfer dargebracht werden können.\nDer Traktat hat 7 Abschnitte, die folgenden Inhalt haben:\n1. Auf welche Opfer und Opferteile sich die Bestimmungen über den Austausch beziehen und wer einen solchen vornehmen kann. Dass ein erst durch Austausch mit einem Opfertiere heilig gewordenes Tier nicht weiter wieder ein anderes durch Austausch heilig macht. Einige ähnliche Bestimmungen bei anderen Gesetzesvorschriften.\n2. Bestimmungen, in denen sich Privatopfer von Gemeindeopfern unterscheiden. Worin die Bestimmungen über Opfertiere weitergehen als die über mit ihnen ausgetauschte und umgekehrt.\n3. Wie mit den Tieren, die mit Opfertieren ausgetauscht worden sind, und mit den von ihnen und von den Opfertieren selbst geworfenen Jungen zu verfahren ist.\n4. Besondere Bestimmungen für mit einem Sündopfertiere ausgetaúschte Tiere und von einem solchen geworfene Junge. Wie zu verfahren ist, wenn ein Sündopfertier oder das dafür, bestimmte Geld verloren gegangen ist und sich erst wiedergefunden hat, nachdem bereits ein anderes Tier an seiner Stelle dargebracht worden ist. Wie, wenn ein anderes Tier oder anderes Geld nur erst an seiner Stelle abgesondert worden ist. Wenn es sich herausstellt, dass das wiedergefundene Tier oder das an seiner Stelle abgesonderte oder beide untauglich zum Opfer sind. Wenn ein Sündopfertier vor seiner Darbringung einen Leibesfehler bekommen hat.\n5. Dass man das Junge im Mutterleibe eines Tieres, sei es einer Erstgeburt oder irgend eines anderen Opfers oder nichtheiligen Tieres, zu jeder Art von Opfer bestimmen kann. Dass man ein trächtiges Muttertier und sein Junges jedes zu einer anderen Opferart bestimmen kann. Dass man ein Tier auch als Austausch für zwei verschiedenartige Opfertiere zugleich bestimmen kann. Wie ein Tier als Austausch für ein anderes bestimmt wird.\n6. Ueber אתנן זונה ,נעבד ,מוקצה und מחיר כלב, was als solches gilt und deshalb nicht zu Opfern verwendet werden darf. Ueber Junge, die von für den Altar untauglichen Tieren geworfen worden sind. Dass man Opfertiere, die trefa geworden sind, nicht auslösen darf.\n7. Bestimmungen, die nur für das, was für den Altar geheiligt worden, und solche, die nur für das, was für den Tempelschatz geheiligt worden, und solche, die für beides gelten. Welche für den Gebrauch verbotene Dinge vergraben werden müssen, und für welche Dinge das Verbrennen Vorschrift ist.\n"
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+ "Jeder kann [Opfertiere] austauschen. Das Austauschen eines Opfertieres, indem man sagt, dass ein anderes Tier, das man dazu bestimmt, an die Stelle des Opfertieres treten, die Bestimmung, für die das Opfertier bestimmt war, auf dasselbe übergeben und das Opfertier dafür seine Heiligkeit verlieren soll, ist nach Lev. 27, 10 verboten ; es hat nur die Folge, dass auch auf das andere Tier, das man als Austausch für das Opfertier bestimmt hat, die Heiligkeit des Opfertieres sich überträgt.",
+ "sowohl Männer wie Frauen. Auch für Frauen gilt das Verbot des Austausches und auch das von ihnen als Austausch bestimmte Tier gilt als תמירה. Allerdings haben grundsätzlich alle Verbote für Frauen die gleiche Geltung wie für Männer, trotzdem wird dies bei diesem Verbote besonders hervorgehoben, weil es ein Verbot ist, das auch für Männer nicht ausnahmslos gilt, da das Austauschen von Gemeindeopfern und Opfertieren, die mehreren Besitzern gemeinsam gehören, nicht als Austausch gilt (s. weiter Mischna 6), und man deshalb hätte meinen können, dass es auch für Frauen keine Geltung hat und obiger Grundsatz nur für solche Verbote gilt, die für Männer überall und ausnahmslos gelten. Nach Maim. (הלכות חמורה I, 1) hat das Austauschen von Gemeindeopfern und Opfertieren, die mehreren Besitzern gemeinsam gehören, allerdings nur insoweit keine Geltung, als die Heiligkeit des Opfertieres sich nicht auf das zum Austausch bestimmte Tier überträgt, der Austausch selbst wird aber auch in diesem Falle als eine Verbots-Übertretung bestraft. Es liegt aber noch ein anderer Grund vor, weshalb gerade bei diesem Verbote hervorgehoben wird, dass es auch für Frauen gilt. Der Grundsatz, dass alle Verbote für Frauen die gleiche Geltung haben wie für Männer, was hinsichtlich der Gebote nicht der Fall ist, wird nämlich auf den Schriftvers Num. 5, 6 zurückgeführt, weil es dort heisst: איש או אשה כי יעשו מכל חטאת האדם „ein Mann oder eine Frau, wenn sie irgend eine Sünde begehen“, Mann und Frau also hinsichtlich des Begehens einer Sünde, d. h. der Übertretung eines Verbotes einander gleichgestellt werden. Da es hier aber heisst „כי יעשו, so könnte daraus geschlossen werden, dass die Frau dem Manne nur hinsichtlich solcher Verbote gleichgestellt wird, die in der Ausführung einer verbotenen Handlung bestehen, und dass deshalb dieses Verbot für Frauen nicht die gleiche Geltung hat, wie für Männer, da der Austauschende gar keine Handlung begeht, sondern nur etwas ausspricht, was er nicht aussprechen darf (s. לחם משנה z. St. und zu הלכות שכירות XIII, 2).",
+ "gilt es als Austausch. die Heiligkeit des Opfertieres überträgt sich auch auf das als Austausch bestimmte Tier.",
+ "und er erhält vierzig Geisselhiebe. für die Übertretung des Verbotes, obgleich es nach der von Maim, rezipierten Ansicht eine Übertretung ist, die nicht in einer Handlung besteht, und auf die Übertretung eines solchen Verbotes, eines בו מעשה לאו שאין, sonst nicht die Geisselstrafe steht. Es bildet dieses Verbot mit noch zwei anderen im Talmud angeführten hierin eine Ausnahme. Nach einer anderen Ansicht im Talmud, der des R. Jochanan, ist dieses Verbot nicht als ein לאו שאין בו מעשה zu betrachten, da doch durch den Austausch die Heiligkeit des Opfertieres auf das andere Tier übertragen wird, diese Übertragung aber schon als eine durch die Übertretung bewirkte מעשה zu betrachten ist. Ein anderer Einwand, dass nämlich dieses Verbot ein לאו הניתק לעשה sei, d. h. ein Verbot, dessen Übertretung die Verpflichtung zur Erfüllung des daran angeknüpften Gebotes nach sich zieht (wörtlich: das losgerissen [und] zu einem Gebot [gemacht wird]), indem auf das Verbot: לא יחליפנו ולא ימיר אותו das Gebot folgt: והיה הוא ותמורתו יהיה קודש, und auch auf ein solches Verbot sonst nicht die Geisselstrafe steht, wird im Talmud damit widerlegt, dass hier ein doppeltes Verbot übertreten wird, das Verbot לא יחליפנו und das Verbot ולא ימיר, nach einer anderen Lesart (s. Talm. 4b, Raschi v. הכי גרסינן), dass hier das nachfolgende Gebot nicht auf alle Fälle zutrifft, die das vorausgehende Verbot umfasst, da durch den Austausch von Gemeindeopfern und mehreren Besitzern gemeinschaftlich gehörenden Opfertieren das zum Austausch bestimmte Tier nicht heilig wird (s. Note 2), und auf solche Fälle der für ein לאו הניתק לעשה geltende Grundsatz nicht zutrifft.",
+ "Priester können nur ihnen selbst gehörende. Talmudausg.: בשלהם.",
+ "Tiere. nicht solche, die ihnen von anderen übergeben worden sind, um sie für sie als Opfer darzubringen.",
+ "Die Priester können weder ein Sündopfer noch ein Schuldopfer. die ihnen zur Darbringung übergeben worden sind, obgleich nach Darbringung des Opfers das Fleisch ihnen als ihr Eigentum zufällt.",
+ "noch eine Erstgeburt. die ihnen von dem Besitzer als Pflichtabgabe übergeben worden ist.",
+ "Warum sollen sie eine Erstgeburt nicht austauschen können. Austauschen kann nur derjenige, der Besitzer des Opfertieres ist. Beim Sünd- und Schuldopfer ist derjenige, der das Opfer darbringen lässt, auch nachdem er es den Priestern übergeben hat, noch insoweit Besitzer des Tieres, als er erst durch die Darbringung desselben gesühnt wird, auch wird es nicht einem einzelnen Priester zur Darbringung übergeben, sondern der gesamten fungierenden Priesterabteilung, und fällt auch das Fleisch nicht dem darbringenden Priester allein, sondern der ganzen Priesterabteilung zu, auch fällt es den Priestern nicht als eigentliches Eigentum zu, sondern bleibt Gott angehörendes, das den Priestern nur zum Verzehren übergeben wird (כהנים משלחן גבוה קא זכו). Bei der Erstgeburt dagegen hört jedes Anrecht des Eigentümers an dem Tiere auf, sobald er es dem Priester übergeben hat, auch hat der Priester, dem sie übergeben worden ist, das Recht, sie selbst darzubringen, und das Fleisch fällt ihm allein zu und zwar als sein rechtes Eigentum an dem Opfer, warum soll er also nicht als der Besitzer des Tieres betrachtet werden ?",
+ "so können sie auch die Erstgeburt nicht austauschen. Sowohl Sünd- und Schuldopfer wie Erstgeburt werden Num. Cap. 18 unter den den Priestern zugewiesenen Gaben aufgeführt. Wie erstere trotzdem damit, dass sie den Priestern übergeben werden, noch nicht Eigentum der Priester werden, so auch die Erstgeburt nicht. Talmudausg.: אין ממירין בו.",
+ "Warum. מה לי = was ist mir der Unterschied? Ed. Lowe: מה לו. Talmudausg. und ·ed. Ven.: מה לו אם.",
+ "kein Besitzrecht an ihnen zusteht. Der Priester. dem das Tier zur Darbringung übergeben worden ist, kann es nicht an einen anderen Priester verkaufen, er kann deshalb auch nicht als der Besitzer des Tieres betrachtet werden.",
+ "gehört. Eine Erstgeburt, die im heiligen Lande geworfen worden ist, darf allerdings der Priester, dem sie übergeben worden ist, auch nicht verkaufen, sondern er muss sie als Opfer darbringen. Dagegen braucht eine Erstgeburt, die ausserhalb des heiligen Landes geworfen worden ist, nicht als Opfer dargebracht zu werden (s. weiter III,5), der Priester darf sie deshalb auch verkaufen, trotzdem sie, wenn sie nach dem heiligen Lande gebracht worden ist, nach der dort in der Mischna angeführten Ansicht als Opfer dargebracht wird. Die Erstgeburt gilt demnach als rechtes Eigentum des Priesters, nur dass er verpflichtet ist, dieses sein Eigentum, wenn es im heiligen Lande ist, als Opfer darzubringen, darin liegt aber eine so wesentliche Verschiedenheit zwischen Erstgeburt und Sünd- und Schuldopfer, dass es nicht angeht, von dem für letztere Geltenden auch auf die Erstgeburt zu schliessen, trotzdem sie alle unter der gleichen Bezeichnung von מתנות כהונה aufgeführt werden. Ed. pr. und Lowe: שזכין לו בחייו.",
+ "Es heisst aber doch. Lev. 27, 10.",
+ " Die Bestimmung והיה „הוא ותמורת״ ״יהיה„ קדש wird dahin ausgelegt, dass eine Übertragung der Heiligkeit des ausgetauschten Opfertieres auf das als Austausch bestimmte Tier nur dann stattfindet, wenn der Austausch unter denselben Umständen stattfindet, unter denen das Opfertier heilig geworden ist.",
+ "Im Hause des Eigentümers. d. h. in seinem Besitze, da man nur heiligen kann, worauf man ein volles Besitzrecht hat.",
+ "So hat auch der Austausch nur Gültigkeit im Hause des Eigentümers. wenn der, in dessen Besitz das Opfertier seine Heiligkeit erlangt hat, noch rechtlicher Eigentümer desselben ist. Damit ist die dem Priester übergebene Erstgeburt ausgeschlossen : der Eigentümer kann sie nicht austauschen, da er nicht mehr Besitzer derselben ist, aber auch der Priester kann sie nicht austauschen, weil sie nicht in seinem Besitz heilig geworden ist."
+ ],
+ [
+ "Als Austausch gelten. Ed. Lowe: אין ממירין (man darf nicht austauschen).",
+ "männliche Tiere gegen weibliche und weibliche gegen männliche. weil es ganz allgemein heisst: בהמה בבהמה.",
+ "zu verstehen. Ed. pr. und Ven. fehlen die Worte איזהו טוב ברע.",
+ "bevor es den Fehler hatte. wenn man gegen ein solches Opfertier ein anderes fehlerfreies Tier austauscht, so geht auf dieses die Heiligkeit des Opfertieres über, nicht aber, wenn das Opfertier den Fehler bereits hatte, als es zum Opfer bestimmt wurde, da in diesem Falle dieses selbst gar nicht die Heiligkeit eines Opfertieres angenommen hat (s. Chull. X, 2).",
+ "eines gegen hundert und hundert gegen eines. weil es heisst: בהמה בבהמה, und das Wort בהמה sowohl ein Tier als auch, kollektivisch gefasst, mehrere Tiere bedeuten kann. Ed. pr. fehlt אחד במאה ומאה באחד.",
+ "wie es selbst nur eines ist. die Schrift nur von dem Austauschen eines Opfertieres spricht.",
+ "so muss auch das gegen es Ausgetauschte nur eines sein. Talmudausg.: אף היא מיוחדת."
+ ],
+ [
+ "Glieder. einzelne Glieder eines nichtheiligen Tieres.",
+ "gegen ungeborene Junge. im Leibe eines Opfertieres oder die man im Mutterleibe zu Opfertieren bestimmt hat.",
+ "nicht Glieder und ungeborene Junge gegen ganze Tiere und nicht ganze Tiere gegen sie. nach einer Ansicht im Talmud, weil es heisst: בהמה בבהמה und noch ungeborene Junge und einzelne Glieder nicht unter den Begriff בהמה fallen, nach einer anderen Ansicht, weil nur etwas dem Viehzehnt ähnliches ausgetauscht werden kann (s. weiter Mischn. 6 den Ausspruch des R. Simon) und noch ungeborene Junge und Glieder nicht als Zehnt abgesondert werden können.",
+ "das ganze [Tier] Ganzopfer ist. S. Talm. 11b.",
+ "das ganze Tier als Austausch gegen jenes. Auch die Gegner der Ansicht des R. Jose stimmen darin mit ihm überein, dass, wenn man ein einzelnes Glied, nach dessen Entfernung das Tier nicht mehr lebensfähig ist, zum Ganzopfer bestimmt hat, das ganze Tier als zum Ganzopfer bestimmt gilt; trotzdem ist der erste Tanna in unserer Mischna der Ansicht, dass man einzelne Glieder nicht austauschen kann aus den in Note 26 angeführten Gründen."
+ ],
+ [
+ "Mit. Teruma V, 6. Diese und die anschliessenden Bestimmungen werden hier nur wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem folgenden ולא חמורה עושה תמורה angeführt.",
+ "Teruma Vermischtes. Unter דמעך Exod. 22, 28 ist nach der Tradition die Priesterhebe zu verstehen, dementsprechend bedeutet das Zeitwort דמע ein Mischen von Profanem mit Hebe, durch das die ganze Mischung den Charakter von Hebe annimmt.",
+ "macht anderes zu Terumamischung nur nach Verhältnis. Wenn ein Sea Hebe sich mit weniger als 100 Sea Profanem vermischt, so wird die ganze Mischung Hebe und darf nur von Priestern verzehrt werden. Wenn aber von dieser Mischung sich wieder ein Teil mit anderem Profanen vermischt, so wird dieses nur dann Hebe, wenn es nicht das 100 fache des Quantums Hebe ist, das verhältnismässig berechnet in dem Teile der ersten Mischung, mit dem es sich vermischt hat, enthalten war. Hatte sich z. B. ein Sea Hebe mit 90 Sea Profanem vermischt und hat von diesen 91 Sea wieder etwas mit anderem Profanen sich vermischt, so wird dieses nur dann Hebe, wenn es weniger als 100. /91 soviel enthält wie das, das sich mit ihm vermischt hat, denn in jedem Teilchen der ersten 91 Sea enthaltenden Teruma-Mischung sind verhältnismässig berechnet 90 Teile Profanes und nur 1 Teil Hebe enthalten.",
+ "[Mit Teruma] Gesäuertes macht anderes zu [durch Teruma] Gesäuertem nur nach Verhältnis. Wenn Teig durch hineingetanen Sauerteig von Hebe in Gährung übergegangen ist, so ist dadurch der ganze Teig Hebe geworden, auch wenn das Quantum des hineingetanen Sauerteigs ein noch so geringes war. Wenn aber durch einen Teil von diesem Teige wieder ein anderer Teig gesäuert worden ist, so ist dieser nur dann Hebe geworden, wenn in dem hineingetanen Teil des ersten Teiges verhältnismässig berechnet soviel von dem Sauerteig von Hebe enthalten war, dass damit allein der zweite Teig hätte gesäuert werden können.",
+ "Geschöpftes Wasser macht das Tauchbad untauglich nur nach Verhältnis. Ein rituelles Tauchbad (מקוה) muss wenigstens 40 Sea Wasser enthalten. Diese 40 Sea Wasser, zu denen man, wenn sie einmal in einer Mikwa vorhanden sind, nachher anderes Wasser in beliebiger Menge hinzutun kann, dürfen aber kein geschöpftes d. h. in von Menschenhand zu diesem Zwecke hingestellten Gefässen gesammeltes oder befördertes oder durch Menschenkraft in die Mikwa befördertes Wasser sein. Solange die Mikwa nicht 40 Sea solchen ungeschöpften Wassers enthält, bewirken schon 3 Log geschöpften Wassers, die in sie hineinfallen, dass das gesamte in der Mikwa enthaltene Wasser unbrauchbar zur Mikwa wird. Fällt aber geschöpftes Wasser nicht direkt in die Mikwa hinein, sondern wird es in einer Entfernung von mindestens 3 Handbreiten auf den Boden gegossen und fliesst so erst über den Boden in die Mikwa hinein, so wird unter Umständen auch die keine 40 Sea Wasser enthaltende Mikwa dadurch nicht unbrauchbar, sondern dient vielmehr das zufliessende Wasser wie ungeschöpftes dazu, den noch fehlenden Inhalt der Mikwa zu ergänzen. Für unsere Mischna werden nun im Talmud zwei verschiedene Erklärungen gegeben. Nach der einen bezieht sich der Ausspruch der Mischna auf solches geschöpftes, aber durch Hinfliessen über den Boden (המשכה) in die Mikwa geleitetes Wasser, und will die Mischna sagen, dass das zufliessende geschöpfte Wasser die Mikwa nur dann unbrauchbar macht, wenn in ihr nicht schon mehr als die Hälfte des vorgeschriebenen Inhalts, das sind mehr als 20 Sea, ungeschöpftes Wasser enthalten war, waren aber schon mehr als 20 Sea ungeschöpften Wassers in der Mikwa, so ist die Mikwa brauchbar, wenn der Rest der nötigen 40 Sea oder darüber geschöpftes Wasser auf die angegebene Weise zufliesst. Das לפי חשבון wäre demnach dahin zu verstehen, dass das geschöpfte Wasser die Mikwa nur dann unbrauchbar macht, wenn das in der Mikwa vorhandene Wasser im Verhältnis zu dem zufliessenden nicht schon den überwiegenden Teil der zu einer Mikwa erforderlichen 40 Sea ausmacht. Nach der anderen Erklärung bezieht sich der Ausspruch der Mischna auf den Fall, dass geschöpftes Wasser in eine nicht 40 Sea enthaltende Mikwa direkt hineinfällt oder hineingegossen wird, in diesem Falle wird, wie oben ausgeführt, durch hinzugekommene 3 Log von dem geschöpften Wasser das gesamte in der Mikwa enthaltene Wasser unbrauchbar. Die Mischna will nun sagen, dass dieses nur dann der Fall ist, wenn die 3 Log aus höchstens 3 Gefässen in die Mikwa fallen, fallen sie dagegen aus mehr als 3 Gefässen in die Mikwa, so wird dadurch das Wasser in der Mikwa nicht unbrauchbar. Der Ausdruck לפי חשבון würde demnach hier bedeuten: der Zahl entsprechend, d. h. nur wenn die 3 Log Wasser aus höchstens 3 Gefässen in die Mikwa fallen."
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+ "Das Sühnwasser wird zu Sühnwasser nur mit dem Hineintun der Asche. in das Wasser, das Wasser muss bereits in dem Gefässe sein, wenn die Asche hineingetan wird. Es wird dies daraus geschlossen, weil es in dem Schriftverse (Num. 19, 17) heisst: ונתן עליו „מים חיים אל כלי״ , das Wasser soll direkt in das Gefäss getan sein, nicht auf die Asche, Dem ונתן עליו wird dadurch entsprochen, dass man, nachdem man die Asche in das Wasser hineingetan hat, sie gehörig mit dem Wasser vermischt, wodurch das Wasser wieder über die Asche zu stehen kommt.",
+ "Ein durch Totengebein unrein gewordenes Feld. בית הפרם ist Bezeichnung für ein Feld, dessen obere Erdschicht nach rabbinischer Verordnung als unrein gilt, weil Teile von Totengebein, das verunreinigt, darin enthalten sind oder enthalten sein können. Nach der Mischna Ohalot 18, 2 gibt es dreierlei Arten von בית הפרם. Hier handelt es sich um die erste Art, um ein Feld, in dem sich ein Grab befunden hat und das man umgepflügt hat, so dass Teile von dem Totengebein durch den Pflug über das Feld hin zerstreut sein können. Die Bezeichnung בית הפרם leitet Maim. von פרש = פרם ausbreiten ab: ein Feld, über das Totengebein ausgebreitet, zerstreut worden ist. Eine andere Erklärung, die Bart. anführt, leitet sie von פרם = zerbrechen ab: ein Feld, in dem sich Bruchstücke, Teilchen von Totenknochen befinden (vgl. Ketub. II, Note 71).",
+ "macht nicht ein anderes zu einem durch Totengebein verunreinigten Felde. Wenn sich in einem Felde ein Grab befindet und man das Feld über das Grab hinweg umpflügt, so wird dadurch das Feld in einem Umkreise von 100 Ellen von dem Grabe nach allen Richtungen hin unrein, weil angenommen wird, dass so weit durch den Pflug Teilchen von dem Totengebein verstreut werden können. Pflügt man aber von irgend einer Stelle dieses also בית הפרם gewordenen Feldes aus den Boden weiter über die 100 Ellen hinaus um, so wird das dann Umgepflügte nicht בית הפרם, trotzdem von dem unrein gewordenen Boden des בית הפרם durch den Pflug nun Totenknochen in den weiteren ungepflügten Boden hineingetragen sein können. So erklärt Tif. Jis. die Mischna. Der Talmud fügt zur Mischna erläuternd hinzu, dass durch das Umpflügen immer nur שלש שדות ושתי מענות, drei Felder und [zwar] zwei Furchenstrecken weit (eine מענה = 100 Ellen) unrein werden können. Demgemäss erklären Raschi und Bart., dass die Mischna von einem durch Umpflügen בית הפרם gewordenen Felde spricht, auf dem sich an irgend einer nicht näher bekannten Stelle ein Grab befunden hat. Durch das Umpflügen ist zunächst dieses ganze Feld בית הפים geworden, da man ja nicht weiss, wo sich das Grab befunden hat, um danach die 100 Ellen von dem Grabe ab zu berechnen. Da sich das Grab aber auch an einem der äussersten Enden des Feldes befunden haben kann, so werden, da man den Pflug stets nur nach einer Richtung hin und wieder zurück zu ziehen pflegt, auch noch von den beiden in diesen Richtungen liegenden angrenzenden Feldern je 100 Ellen durch Umpflügen בית הפרם, es werden also drei Felder בית הפרם, von den beiden angrenzenden Feldern jedoch nur je eine מענה, das sind 100 Ellen. Pflügt man von einem dieser בית הפרם gewordenen Teile weiter um, so wird dadurch das Umgepflügte nicht בית הפרם.",
+ "gilt nicht als Teruma. Raschi erklärt im Kommentar zur Mischna einfach: wenn von Terumapflichtigem schon einmal Teruma abgehoben worden ist, so gilt bei nochmaligem Abheben das Abgehobene nicht als Teruma. Nach der Ausführung im Talmud spricht die Mischna von Terumapflichtigem, das gemeinsames Gut zweier Eigentümer ist und von dem jeder der beiden besonders die Teruma abgehoben hat, und gibt die Mischna die Ansicht des R. Akiba wieder, der entscheidet: אין תרומת שניהם תרומה. Nach der Erklärung Raschis ist R. Akiba der Ansicht, dass weder die Teruma des einen noch die des anderen als Teruma gilt, und will danach der Ausspruch der Mischna sagen, dass nicht nur die vom ersten abgehobene nicht als Teruma gilt, weil der andere dadurch, dass er nochmals abgehoben hat, gezeigt hat, dass er mit dem Abheben des ersten nicht einverstanden war, sondern dass auch die vom zweiten abgehobene nicht als Teruma gilt, weil bereits vorher eine Teruma abgehoben war. Nach Tosaf. sind die Worte R. Akiba’s dahin zu verstehen, dass nicht beide Terumas als Teruma gelten, sondern nur die vom ersten abgehobene, und bezieht sich der hier angeführte Ausspruch des R. Akiba auf den Fall, dass sie sich gegenseitig vorher damit einverstanden erklärt haben, dass einer für beide die Teruma abhebt, nachdem der eine die Teruma abgehoben hat, hat das Abheben des zweiten darum keine Geltung mehr. Die Mischna Terum. III, 3 dagegen, wo R. Akiba entscheidet: תרומת שניהם תרומה, spricht nach Tosaf. von dem Fall, dass sie vorher nichts verabredet haben, da sei nach R. Akiba anzunehmen, dass jeder nur die Absicht gehabt habe, von dem ihm gehörenden Teil die Teruma abzuheben, und gelte deshalb beides als Teruma.",
+ "Das Austauschen eines Austausches gilt nicht als Austausch. weil es heisst: והיה הוא ותמורתו, nur das mit dem Opfertiere ausgetauschte Tier wird heilig, nicht aber ein drittes Tier, das man dann wieder mit dem Austausch-Tiere austauscht.",
+ "Das Austauschen des Jungen [eines Opfertieres] gilt nicht als Austausch. weil es heisst: הוא ותמורתו nur das Opfertier selbst, nicht aber das von einem Opfertiere geworfene Junge, obwohl es als solches auch heilig ist und geopfert wird.",
+ "Das Austauschen des Jungen gilt als Austausch. weil die Schrift zu dem והיה הוא noch hinzufügt יהיה קדש„: auch der Austausch des aus dem Opfertiere erst gewordenen Jungen gilt als Austausch. Nach den Weisen, die der entgegengesetzten Ansicht sind, wird aus der Hinzufügung des יהיה eine andere Bestimmung abgeleitet (s. Talm. 17 a).",
+ "das Junge und das Ausgetauschte. Talmudausg. und ed. Lowe fehlt: ולא תמורה.",
+ "dagegen können nicht ausgetauscht werden. Die Schrift spricht nur von dem Austausch eines Tieres, das von vorneherein zum Opfertier geheiligt worden war: ואם בהמה אשר יקריבו ממנה קרבן לה׳ wenn es ein Vieh ist, von dem man dem Ewigen ein Opfer darbringen kann, [das man dem Heiligtum gelobt hat], so ist es heilig und es darf nicht ausgetauscht werden, nicht aber von dem Jungen eines Opfertieres, das nur deshalb heilig ist, weil das Muttertier heilig ist, bezw. dem Ausgetauschten, das erst durch die Übertretung des Austausch-Verbotes heilig geworden ist."
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+ "denn dieser wird nur beim Vieh erwähnt. S. Lev. 27, 9.",
+ "denn es heisst. Lev. 27,10.",
+ "aber weder die Gemeinde noch gemeinschaftliche Besitzer können austauschen. d. h. das als Austausch bestimmte Tier wird durch den Austausch nicht heilig, wer ein Gemeindeopfer oder ein Opfertier, an dem er Miteigentümer ist, austauscht, wird aber nach Ansicht des Maim. (הלכות תמורה I, 1) trotzdem wegen Übertretung des Verbotes ולא ימיר bestraft.",
+ "Für Opfergaben. Talmudausg.: קדשי.",
+ "für den Tempelschatz gilt kein Austausch. da beim Austausch nur von Opfertieren (קרבן) d. h. Tieren, die von vorneherein als Opfer für den Altar bestimmt worden sind, die Rede ist.",
+ "Der Zehnt war doch schon mitinbegriffen. unter den Tieren, auf die das Austauschverbot sich bezieht, da auch der Zehnt als Opfer dargebracht wurde.",
+ "warum wird er noch besonders hervorgehoben. Lev. 27,33.",
+ "Um als Beispiel zu dienen. Talmudausg.: לומר לך.",
+ "Wie der Zehnt Opfer eines Einzelnen ist. da nur Tiere die einem Besitzer gehören, zehntpflichtig sind, s. Bech. IX, 3.",
+ "so sind Gemeindeopfer. und ebenso Opfer, die nicht einem, sondern mehreren Besitzern gemeinschaftlich gehören.",
+ "so sind Opfergaben für den Tempelschatz. Tiere, die man nicht als Opfertiere für den Altar, sondern als Gaben für den Tempelschatz geheiligt hat.",
+ "ausgeschlossen. Ohne diese aus der Hervorhebung des Zehnt abgeleitete Folgerung würde das Austauschverbot auch für Opfertiere, die für den Tempelschatz bestimmt worden sind, Geltung haben, da Num. 31, 50 auch die für diesen bestimmte Gaben mit dem Ausdruck קרבן bezeichnet werden. Nach der Ansicht des ersten Tanna hat die angezogene Schriftstelle keine Beweiskraft, da dort der Ausdruck קרבן ה׳ gebraucht wird, worunter auch Gaben für den Tempelschatz zu verstehen sind, unter dem Ausdruck קרבן לח׳ dagegen, der beim Austauschverbot gebraucht wird, sind nur Opfergaben, die für den Altar bestimmt sind, zu verstehen."
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+ "als Privatopfer können männliche Tiere und weibliche dargebracht werden. es gibt solche, für die männliche, und solche, für die weibliche Tiere vorgeschrieben sind.",
+ "als Gemeindeopfer nur männliche. es gibt keine Gemeindeopfer, für die weibliche Tiere vorgeschrieben sind.",
+ "Privatopfer muss man auch nachträglich darbringen. unter den Privatopfern, für die eine bestimmte Zeit vorgeschrieben ist, wo sie dargebracht werden müssen, gibt es auch solche, die auch, wenn die rechtzeitige Darbringung versäumt worden ist, nachträglich dargebracht werden müssen, so z. B. das Ganzopfer einer Wöchnerin und die Opfer des Aussätzigen.",
+ "und ebenso ihre Giessopfer. Unter נסכים versteht man sowohl die Weinopfer wie die Mehlopfer, die als Zugaben zu den Tieropfern dargebracht wurden (s. Sebach. IV Note 18).",
+ "Gemeindeopfer ist man nicht verpflichtet nachträglich darzubringen. wenn die Zeit verstrichen ist, wo sie hätten dargebracht werden sollen.",
+ "wenn das Schlachtopfer bereits. zur rechten Zeit, aber ohne נסכים.",
+ "dargebracht worden ist. Ed. Lowe fehlt: אבל חייבים באחריות נסכיהן.",
+ "Gemeindeopfer verdrängen den Schabbat und die Unreinheit. nur die durch einen Toten verursachte Unreinheit. Gemeindeopfer, für deren Darbringung eine bestimmte Zeit vorgeschrieben ist, müssen auch in Unreinheit dargebracht werden, wenn keine Priester oder keine bei der Darbringung gebrauchten Dienstgeräte da sind, die nicht durch eine Toten-Unreinheit verunreinigt worden sind (s. Maim. הלכות ביאת מקדש IV, 10—16).",
+ "Sind nicht auch die Pfannenopfer des Hohepriesters. die 12 in der Pfanne hergestellten Kuchen, die der Hohepriester täglich zur Hälfte morgens und zur anderen Hälfte nachmittags darzubringen hatte.",
+ "und der Stier am Versöhnungstage. den der Hohepriester als Sündopfer für sich darbrachte.",
+ "dass sie an eine bestimmte Zeit gebunden sind. und Opfer, die zu einer bestimmten Zeit, darzubringen sind, den Schabbat und die Unreinheit verdrängen, gleichviel ob es Gemeindeopfer oder Privatopfer sind. Nach dem ersten Tanna, der nicht dieser Ansicht ist, verdrängen trotzdem auch die Pfannenopfer des Hohepriesters und der Stier am Versöhnungstage den Schabbat und die Unreinheit, weil sie insofern Gemeindeopfer sind, als ihre Darbringung eine der Gemeinde obliegende Verpflichtung ist, wenn der Hohepriester sie auch aus eigenen Mitteln darzubringen hat. Im Talmud Joma 50 a heisst es in dem Ausspruche des R. Meir: פר יום הכפורים וחביתי כהן גדול ופסח."
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+ "deren Eigentümer. Mischnaausg.: בעליו.",
+ "bereits anderweitig gesühnt sind. das Opfertier ist abhanden gekommen, und der Eigentümer hat, bevor es sich wiedergefunden hat, anstatt desselben schon ein anderes Tier dargebracht.",
+ "lässt man umkommen. Talmudausg.: מתת, ebenso ר׳ יהודה אומר תמות ,ושל צבור אינה מתה, danach ist הטאת in der Einzahl zu lesen.",
+ "ebensolche Gemeindeopfer lässt man nicht umkommen. sondern man lässt sie weiden, bis sie einen Leibesfehler bekommen, der sie zum Opfer untauglich macht, und kann sie dann verkaufen.",
+ "Es sagte. Talmudausg. ר׳ שמעון אומר.",
+ "dass. von den 5 Sündopfer-Tieren, betreff deren die halachische Überlieferung bestimmt, dass man sie umkommen lassen muss (ṡ. Sebach. VIII Note 1).",
+ "nicht aber bei einem Gemeindeopfer. weil es bei Gemeinde-Sündopfern weder ein von einem Sündopfer geworfenes Junges gibt, da Gemeinde-Sündopfer immer nur männliche Tiere sind, noch ein mit einem Sündopfer Ausgetauschtes, weil bei Gemeindeopfern ein Austausch gar keine Geltung hat (s oben I, 6), noch ein Sündopfer, dessen Eigentümer gestorben ist, da eine Gemeinde niemals ausstirbt.",
+ "deren Eigentümer bereits gesühnt sind und die ihr Jahresalter überschritten haben. Zu den meisten Arten von Sündopfern durften nur Tiere, die noch nicht über ein Jahr alt sind, verwendet werden.",
+ "nicht aber bei Gemeindeopfern. Die Widerlegung des nahe liegenden Einwands, dass vielleicht die Bestimmung für die drei erstgenannten Fälle, bei denen es sich nur um Privatopfer handeln kann, nur für Privatopfer gegeben worden ist, für die beiden letzteren Fälle dagegen, bei denen es sich auch um Gemeindeopfer handeln kann, trotzdem auch für Gemeindeopfer, siehe im Talmud."
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+ "Es gibt für Opfertiere strengere Bestimmungen als für Ausgetauschtes und für Ausgetauschtes strengere als für Opfertiere. Talmudausg. add.: חוטר בקדשים מבתמורה.",
+ "Ausgetauschtes dagegen kann nicht ausgetauscht werden. S. I. Note 38.",
+ "aber nicht austauschen. S. I, 6.",
+ "aber nicht austauschen. S. I, Note 26.",
+ "Es gibt für das Ausgetauschte strengere Bestimmungen. Talmudausg. add.: מבקדשים.",
+ "das mit einem bleibenden Fehler behaftet ist. Ed Lowe: עליה בבעלת מום.",
+ "so dass es. wenn man ein solches Tier als Austausch für ein fehlerfreies Opfertier bestimmt hat.",
+ "nicht geschoren und nicht zur Arbeit verwendet werden darf. sondern nur verzehrt werden darf, es untersteht denselben Bestimmungen wie ein Opfertier, das erst nach seiner Heiligung von einem Fehler befallen worden ist (s. Bechor. II, 3), obwohl es bereits fehlerhalt war, als es durch den Austausch geheiligt wurde, weil die Bestimmung der Schrift (Lev. 27,10): ולא ימיר אותו טוב ברע או רע בטוב dahin ausgelegt wird, dass auch ein fehlerhaftes Tier durch Austausch heilig wird. Heiligt man dagegen ein Tier, das bereits von einem Fehler behaftet ist, so darf es, nachdem es ausgelöst worden ist, auch geschoren und zur Arbeit verwendet werden (s. Bechor. II, 2).",
+ "Beim Austausch gilt ein irrtümliches Bestimmen wie ein beabsichtigtes. Auch wenn man eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte, das zu sagen, was man gesagt hat, der Eigentümer eines Ganzopfertieres und eines Friedensopfertieres hatte z. B. die Absicht, das Tier als Austausch für da3 Ganzopfertier zu bestimmen, und er hat sich geirrt und es als Austausch für das Friedensopfertier bestimmt, oder es wollte jemand sagen, der schwarze Ochse, der aus meinem Hause herauskommen wird, soll Austausch für dieses mir gehörende Opfertier sein, er hat sich aber geirrt und gesagt, der weisse Ochse, und es ist dann tatsächlich ein weisser Ochse aus seinem Hause herausgekommen, so ist das Tier trotzdem als Austausch heilig und er erhält wegen Übertretung des Austausch-Verbotes die Geisselstrafe. Nach dem Talmud wird dieses aus dem überflüssigen ,יהיה״ קודש (Lev. 27,10) geschlossen: es wird heilig, selbst wenn es nur irrtümlich zum Austausch bestimmt worden ist. Hat jedoch der Austauschende das Austausch-Verbot irrtümlich übertreten, indem er gar nicht gewusst hat, dass es verboten ist, ein Opfertier auszutauschen, so ist zwar das Tier als Austausch heilig, er selbst aber erhält für den Austausch keine Geisselstrafe (Maim. הלכית תמורה I, 2).",
+ "bei der Heiligung gilt ein irrtümliches Bestimmen nicht wie eia beabsichtigtes. Hat man nicht tatsächlich die Absicht gehabt, dieses Tier zu heiligen und es für diese Opferart zu bestimmen, so ist es auch nicht heilig, ist es ein fehlerhaftes Tier, das man zum Opfertier bestimmt hat, so erhält man deshalb auch nicht die Geisselsstrafe, deren derjenige sich schuldig macht, der ein fehlerhaftes Tier als Opfer für den Altar heiligt (Talm. 6b; Maim. הלכות איםורי מזבח I, 1 u. 3).",
+ "Elasar. Ed. Lowe: ר׳ אליעזר.",
+ "ein Geschlechtsloses. dessen Geschlecht nicht zu erkennen ist. טומטום vom aram. טמטם = verstopfen.",
+ "und eine Zwittergeburt werden [durch Austausch] nichtheilig. obwohl sonstige fehlerbehaftete Tiere durch Austausch heilig werden.",
+ "und machen [den Austausch] nicht heilig. wenn man ein profanes Tier als Austausch für ein solches heiliges Tier bestimmt hat. Ein Tier, das trefa ist, kann ein heiliges Tier sein, wenn es erst, nachdem es geheiligt worden, trefa geworden ist, und auch ein Bastard, ein seitwärts Herausgezogenes, ein Geschlechtsloses und eine Zwittergeburt können heilige Tiere sein, wenn das Muttertier ein Opfertier war, das erst, nachdem es geheiligt worden, trächtig geworden ist, in diesem Falle ist auch das Junge, trotzdem es nicht als Opfer dargebracht werden kann, dennoch heilig, weil es ein Teil des Muttertieres ist. Trotzdem wird selbst nach R. Jehuda, der der Ansicht ist, dass auch das Austauschen des von einem Opfertiere geworfenen Jungen als Austausch gilt (s. oben I, 5), ein für ein solches Tier ausgetauschtes Tier nicht heilig, weil im Gegensatz zu sonstigen mit Fehlern behafteten Tieren, diese Tiere bis auf das Trefa besondere Arten von Tieren bilden, die sich überhaupt zu Opfertieren gar nicht eignen, die Bestimmungen über den Austausch sich aber nur auf solche Tiere beziehen, von deren Art Opfer dargebracht werden können. Ein Tier, das trefa ist, gehört allerdings zu einer Tierart, von der Opfer dargebracht werden können, da es aber zum Genuss verboten ist, ist es ebenfalls nicht mit einem sonstigen fehlerhaften Tiere zu vergleichen und haben deshalb die Bestimmungen über den Austausch für dasselbe ebenfalls keine Geltung."
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+ "ihr. das von einem Friedensopfer wie das von einem mit einem Friedensopfer Ausgetauschten (Maim.).",
+ "Schwingung und [die Abgabe von] Brust und Schenkel. Talmudausg.: ותנופת חזה ושוק.",
+ "Das Junge von einem Friedensopfer wird nicht als Friedensopfer dargebracht. sondern man muss es einsperren und umkommen lassen. Obgleich es eigentlich dargebracht werden dürfte, haben nach R. Elieser die Weisen diese Anordnung getroffen, damit der Eigentümer eines Friedensopfers dasselbe nicht so lange stehen lasse, bis es Junge gebiert, und gegen das Gebot (Deut. 12, 6), es an dem nächstfolgenden Feste darzubringen, oder gar gegen das Verbot (Deut. 23, 22), es nicht länger als bis zum dritten Feste zurückzuhalten, sich versündige (Maim.) oder in der Zwischenzeit es scheren lasse oder zur Arbeit verwende (Raschi und Bart.). Diese Befürchtung liegt aber nur bei Friedensopfern vor, weil solche in grosser Anzahl dargebracht wurden, der Eigentümer auch ein Interesse daran hatte, noch Junge von ihnen zu ziehen, weil ihm das Fleisch zufiel. Beim Dankopfer dagegen (s. die folgende Mischna), wo ersteres nicht der Fall ist, stimmt auch R. Elieser zu, dass das Junge dargebracht wird (s. dagegen Maim. הלכות תמורה IV, 1). Über das Junge eines mit einem Friedensopfer Ausgetauschten spricht sich R. Elieser nicht aus. Nach Tosf. R. Akiba Eger ist auch dafür nach R. Elieser das vorbeugende Verbot unserer Weisen nicht getroffen worden, weil es doch nur selten vorkommt, dass jemand gegen das Verbot ein Opfertier austauscht Straschun dagegen meint, dass, wenn schon das Junge von einem Friedensopfer nicht dargebracht werden darf, das Junge von einem Ausgetauschten noch viel weniger dargebracht werden dürfe, da es nach Talm. 20 b (s. Raschi v. ולד שני) mit dem Jungen des Jungen von einem Friedensopfer auf gleicher Stufe steht, deshalb brauchte das R. Elieser garnicht erst besonders zu erwähnen.",
+ "dass das Junge eines Jungen von einem Friedensopfer und das Junge eines Jungen von einem Ausgetauschten nicht dargebracht werden. da stimmen auch die Weisen der Ansicht des R. Elieser zu, dass es nicht dargebracht werden darf, weil der Eigentümer offenbar absichtlich das Opfertier so lange hat stehen lassen, um Junge von ihm zu ziehen.",
+ "Papjas. Eduj. VII, 6.",
+ "dass das Junge von einem Friedensopfer als Friedensopfer dargebracht wird. Ed. Ven. fehlt שיקרב שלמים.",
+ "sie selbst am Pessach verzehrten und ihr Junges am Feste. Unter חג ohne weiteren Zusatz ist gewöhnlich das Hüttenfest zu verstehen. Hier kann das Hüttenfest nicht gemeint sein, da mit dem Hinausschieben des Darbringens bis zum Hüttenfeste das Gebot (Deut 12, 6), es am nächstfolgenden Feste darzubringen, übertreten worden wäre, es ist hier mit חג vielmehr das nächstfolgende Fest, das ist das Wochenfest, gemeint. Nach einer anderen Ansicht im Talmud ist hier wie gewöhnlich חג das Hüttenfest, und das Tier konnte am Wochenfeste nicht dargebracht werden, weil es damals krank und deshalb zum Opfer untauglich war."
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+ "nur erfordern sie kein Brotopfer. Dies wird daraus geschlossen, weil bei der Anordnung, zu dem Dankopfor auch ein Brotopfer darzubringen (Lev. 7,12), ausdrücklich hinzugefügt wird, dass man es על זבח התודה d. h. nur zu dem Dankopfer selbst darzubringen hat, nicht aber zu den Jungen von einem Dankopfer oder einem mit ihm Ausgetauschten.",
+ "Mit einem Ganzopfer Ausgetauschtes. wenn es ein männliches Tier ist, da als Ganzopfer nur männliche Tiere dargebracht werden dürfen. Hat man ein weibliches Tier mit einem Ganzopfer ausgetauscht, so muss man es weiden lassen, bis es einen Leibesfehler bekommt, es dann verkaufen und für den Erlös ein Ganzopfer darbringen.",
+ "und das Junge des mit ihm Ausgetauschten. wenn man ein weibliches Tier mit einem Ganzopfer ausgetauscht hat. Ed. Ven. וורד תמורתה."
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+ "und für das Geld bringt man ein Ganzopfer. Das Junge selbst darf aber nicht als Ganzopfer dargebracht werden, weil es seine Heiligkeit nur dem Muttertiere zu verdanken hat, dieses selbst aber auch nicht als Ganzopfer dargebracht werden durfte, im Gegensätze zu dem Jungen eines mit einem männlichen Ganzopfer ausgetauschten Tieres (s. die vorhergehende Mischna, dessen Heiligkeit auf das männliche Ganzopfer zurückgeht, durch das erst das damit ausgetauschte Muttertier heilig geworden ist.",
+ "Elasar. So und nicht אליעזר lesen ed. pr. und Lowe, s. Tosf. Jomt.",
+ "Wenn jemand ein weibliches Tier zum Schuldopfer bestimmt hat. während auch als Schuldopfer nur ein männliches Tier dargebracht werden kann.",
+ "bis es einen Fehler bekommt. Bevor es einen Leibesfehler bekommt, darf es aber nicht verkauft werden, obgleich der Eigentümer, da das Tier selbst sich nicht zur Darbringung als Schuldopfer eignet, doch nur gemeint haben kann, dass er den Erlös des Tieres zum Schuldopfer bestimmt, weil durch diese Bestimmung des Erlöses (קדושת דמים) des Tieres zum Schuldopfer auch das Tier selbst insoweit heilig wird (קדושת הגוף), dass es erst, wenn es durch einen Leibesfehler überhaupt zur Darbringung untauglich geworden ist, verkauft werden darf.",
+ "und für das Geld bringt man ein Schuldopfer. Das für das Schuldopfer Gesagte gilt auch für das Ganzopfer und das für das Ganzopfer Gesagte auch für das Schuldopfer. Die Mischna bespricht bei dem Ganzopfer den Fall, wenn jemand ein weibliches Tier zum Ganzopfer bestimmt hat und es ein männliches Junges wirft, dass man dieses Junge selbst nicht als Ganzopfer darbringen darf, obwohl es doch weibliche Tiere gibt, die als Ganzopfer dargebracht werden, nämlich beim Vogelopfer, da bei den Vogelopfern nicht zwischen männlichen und weiblichen Tieren unterschieden wird, daraus geht von selbst hervor, dass man bei einem Schuldopfer in einem solchen Falle das Junge noch viel weniger darbringen darf, da zu einem Schuldopfer niemals weibliche Tiere verwendet werden, da es dabei keine Vogelopfer gibt. Beim Schuldopfer stimmt deshalb auch R. Elasar der Ansicht zu, dass das Junge selbst nicht als Ganzopfer dargebracht werden darf (s. Talmud). Die Bestimmung wiederum, dass das als weibliches Tier zu dem genannten Opfer nicht geeignete Tier nicht eher verkauft werden darf, als bis es einen Leibesfehler bekommen hat, bespricht die Mischna beim Schuldopfer, obgleich da weibliche Tiere von der Darbringung vollkommen ausgeschlossen sind, der Eigentümer deshalb doch nur den Erlös des Tieres zum Schuldopfer bestimmt haben kann, woraus hervorgeht, dass man noch viel weniger ein weibliches Tier, das man zum Ganzopfer bestimmt hat, verkaufen darf, bevor es einen Leibesfehler bekommen hat, da weibliche Tiere von der Darbringung als Ganzopfer doch nicht vollständig ausgeschlossen sind. Hier stimmt darum auch R. Simon der Ansicht zu, dass es, bevor es einen Fehler bekommen hat, nicht verkauft werden darf (s. Raschi und Bart.). Raschi scheint auch beim Ganzopfer in der Mischna gelesen zu haben: המפריש נקבה לעולה חרעח עד שתסתאב (s. Talm. 20 a. v. מכח קדושה).",
+ "Ist sein Schuldopfer bereits dargebracht. so dass er für das Geld zunächst keine Verwendung mehr hat.",
+ "fällt das Geld in die Spendenbüchse. aus der man freiwillige Ganzopfer darbrachte, wenn gerade sonst keine Opfer darzubringen waren.",
+ "Das mit einem Schuldopfer Ausgetauschte. sei es ein männliches oder ein weibliches Tier.",
+ "bis sie einen Fehler bekommen. weil die Tradition lehrt, dass alles, was beim Sündopfer zum Umkommen verurteilt ist, beim Schuldopfer weiden muss, bis es einen Leibesfehler bekommt (s. Talm. 18 a), für das mit einem Sündopfer Ausgetauschte das Umkommenlassen aber Vorschrift ist (s. weiter IV, 1)",
+ "Man lässt sie umkommen. R. Elieser bestreitet diese Tradition, nach ihm gilt vielmehr auch in dieser Beziehung für das Schuldopfer dasselbe wie für das Sündopfer (vgl. Sebach. I, 1).",
+ "Man bringt für das Geld Ganzopfer. Der Erlös fällt nicht der Spendenkasse zu, um dann für die Darbringung freiwilliger Gemeinde-Ganzopfer verwendet zu werden, sondern der Eigentümer selbst bringt für den Erlös ein Ganzopfer dar.",
+ "muss. ebenfalls nach dem Note 19 angegebenen Lehrsatze.",
+ "Man bringt für das Geld Ganzopfer. Der Text des zweiten Teils dieser Mischna weist in den alten Mischnadrucken eine ganze Reihe von Abweichungen von unseren Mischnaausgaben auf. In ed. pr. und ed. Ven wird übereinstimmend zuerst der Satz von שפתו בעליו ושכפרו בעליו gebracht und dann erst der von תמורת אשם ולד ובו׳. Der Text lautet in beiden Editionen übereinstimmend: ושכפרו בעליו ירעה עד שיסתאב וימכר ויפלו דמיו לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימות ר׳ אלעזר אומר יביא בדמיו עולה. תמורת אשם ולד שלמים תמותן וולד וולדן עד סוף העולם ירעו עד שיסתאבו וימכרו ויפלו דמיהן לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימותו ור׳ אלעזר אומר יביא בדמיהן עולות. Ed. Lowe macht aus den zwei Sätzen sogar drei, dort lautet der Text folgendermassen: אשם שמתו בעליו ושכפרו בעליו ירעה עד שיסתאב וימכר ויפלו דמיו לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימות ר׳ יהושע אומר יביא בדמיו עולה. תמורת אשם וולד שלמים וולדן וולד ולדן עד סוף העולם ירעו עד שיסתאבו וימכרו ויפלו דמיהן לנדבה ר׳ אליעזר אומר ימותו ר׳ יהושע אומר יביא בדמיהן ע ר׳ אליעזר אומר ימות ר׳ אלעזר אומר יביא בדמיו עולה. Die abweichende Lesart ר׳ יהושע statt ר׳ אלעזר findet sich auch im Talmud : Schebuot 12a und Pessach. 78 a."
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+ "Ist nicht auch die Spendenbüchse zu Ganzopfern bestimmt. S. Note 17.",
+ "Elasar. Ed. pr. und Lowe : ר׳ אליעזר.",
+ "wenn es als Pflichtopfer. d. h wenn der Eigentümer selbst verpflichtet ist, für den Erlös ein Ganzopfer darzubringen. Die Talmudausg. lesen: עילה",
+ "die Opferhandlungen und das Fell ihm zustehen. Die Bestimmung Deut.18, 6—7 lehrt nach der Überlieferung, dass jeder Priester jederzeit das Recht hat, seine eigenen Opfer selbst darzubringen, auch wenn er nicht zu der gerade fungierenden Priesterabteilung gehört; ist es ein Opfer, dessen Fleisch von den Priestern verzehrt wird, so erhält er das Fleisch zum Verzehren, ist es ein Ganzopfer, so gehört ihm das Fell (Bab. kam. 109 b).",
+ "er nicht die Hände aufstützt. Bei von der Gemeinde dargebrachten Opfern findet mit zwei Ausnahmen überhaupt kein Händeaufstützen statt, s. Menach. IX, 7."
+ ],
+ [
+ "ihr. das Junge eines Zehnt oder das eines mit einer Erstgeburt oder einem Zehnt Ausgetauschten.",
+ "Junges und das Junge von ihrem Jungen und so weiter bis in die Unendlichkeit gelten wie Erstgeburt und Zehnt. insofern als sie, auch nachdem sie einen Fehler bekommen haben, nicht auf dem Markte verkauft und geschlachtet werden dürfen und das Fleisch nicht nach Gewicht abgewogen werden darf, als Opfer dargebracht dagegen werden sie nicht (s. Bechor. IX, 8).",
+ "von den Eigentümern. das durch den Zehnt heilig gewordene von den Eigentümern und das durch die Erstgeburt heilig gewordene von dem Priester, der die Erstgeburt von dem Eigentümer erhalten hat.",
+ "Was ist der Unterschied zwischen Erstgeburt und Zehnt. wenn sie wegen eines Leibesfehlers nicht dargebracht werden können.",
+ "und allen übrigen Opfertieren. die wegen Untauglichkeit nicht dargebracht werden können.",
+ "ausser Erstgeburt und Zehnt. S. Bechor. V, 1.",
+ "und alle können ausgelöst werden. indem der Eigentümer das Tier entweder selbst durch eine seinen Wert um ein Fünftel übersteigende Summe auslöst oder es an einen anderen verkauft und dann für das Löse- oder Kaufgeld ein gleiches Opfer darbringt.",
+ "und das mit ihnen Ausgetauschte. wenn es einen Leibesfehler hat.",
+ "ausser Erstgeburt und Zehnt. da beide, wenn sie einen Leibesfehler haben oder bekommen, ohne erst ausgelöst zu werden, von den Eigentümern verzehrt werden dürfen. Die ihnen trotz ihrer Untauglichkeit zum Opfer noch anhaftende Heiligkeit wird auch durch eine erfolgte Auslösung nicht von ihnen genommen und geht nicht auf das für sie erlegte Löse- oder Kaufgeld über, da es bei der Erstgeburt heisst (Num. 18, 17): לא תפדה „du sollst es nicht auslösen“ und ebenso bei dem Viehzehnt (Lev. 27,83): לא יגאל „es soll nicht ausgelöst werden“.",
+ "und alle. ausserhalb des heiligen Landes zu Opfern bestimmte Tiere.",
+ "werden auch vom Ausland nach dem heiligen Lande. In den Talmudausg. und einigen Mischnaausg. fehlt das Wort: לארץ.",
+ "ausser Erstgehurt und Zehnt. Im Sifre wird dieses aus dem Schriftverse Deut. 12, 26 geschlossen, wo vorgeschrieben wird, dass man geheiligte Tiere nach dem von Gott erwählten Ort bringen soll, um sie dort darzubringen. Diese Schriftstelle könne sich nicht auf im heiligen Lande geheiligte Tiere beziehen, dass man sie nach dem erwählten Orte bringen soll, da dieses bereits im vorhergehenden V. 6 vorgeschrieben ist, vielmehr beziehe sich diese Schriftstelle auf im Auslande geheiligte Tiere. Daraus aber, dass der dort gebrauchte Ausdruck קדשיך, der alle Arten von Opfertieren umfasst, durch das nachfolgende ונדריך wieder eingeschränkt wird, sei zu schliessen, dass diese Bestimmung auf Erstgeburt und Zehnt, zu denen ein Tier durch freiwilliges Gelübde niemals bestimmt werden kann, sich nicht erstreckt.",
+ "von den Eigentümern. der Zehnt von dem Eigentümer, die Erstgeburt von dem Priester, der sie von dem Eigentümer erhalten hat.",
+ "Was ist der Grund. dass man fehlerfreie Erstgeburt und Zehnt nicht aus dem Auslande nach dem heiligen Lande bringt und darbringt.",
+ "Weil Erstgeburt und Zehnt auch an Ort und Stelle Verwendung. פרנסה eig.; Leitung, Führung, Versorgung, erst in übertragenem Sinne: Ernährung, Verpflegung, hier in dem Sinne gebraucht; es ist für das Tier gesorgt, dass es seine Verwendung finden kann, ohne erst nach dem heiligen Lande gebracht zu werden, indem man es so lange weiden lässt, bis es einen Leibesfehler bekommt, wo es dann auch ausserhalb des heiligen Landes verzehrt werden kann.",
+ "in ihrer Heiligkeit verbleiben. und erst ausgelöst werden müssen, wo man dann das Lösegeld doch wieder nach dem heiligen Lande bringen muss, um dort für das ausgelöste Tier ein anderes Tier darzubringen, deshalb soll man nicht erst warten, bis es einen Fehler bekommt, sondern es bald nach dem heiligen Lande bringen, um es selbst dort als Opfer darzubringen. Nach dem Talmud gibt die Mischna hier die Ansicht des R. Ismael wieder; nach der von der Halacha akzeptierten Ansicht des R. Akiba dagegen werden Erstgeburt und Zehnt, selbst wenn sie gegen die Vorschrift aus dem Auslande zur Darbringung nach dem heiligen Lande gebracht worden sind, dort nicht dargebracht (vgl. Chall. IV, 11)."
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+ "lässt man umkommen. Man sperrt das Tier in einen abgeschlossenen Raum und lässt es dort ohne Nahrung, so dass es von selbst umkommt",
+ "das sein Jahresalter überschritten hat. Zu den meisten Arten von Sündopfern durften nur nicht über ein Jahr alte Tiere verwendet werden.",
+ "und verloren gegangen [oder verloren gegangen. Nach dem Talmud ist das Wort ושאבדה sowohl zu dem vorhergehenden שעברה שנתה hinauf als auch zu dem nachfolgenden ונמצאת בעלת מום hinunterzuziehen.",
+ "wenn der Eigentümer bereits anderweitig. durch ein an Stelle des verloren gegangenen gebrachtes Sündopfer.",
+ "gesühnt worden ist. Nach Tosaf., deren Erklärung auch Maim, folgt (s. הלכות פסולי המוקדשין IV. 1 u. 8), meint die Mischna: wenn das Tier erst wiedergefunden worden ist, nachdem der Eigentümer bereits anderweitig gesühnt worden ist. Allerdings muss man in diesem Falle das wiedergefundene Tier auch dann umkommen lassen, wenn es vollständig tauglich zum Opfer ist (s. folgende Mischna), die Mischna setzt hier den Fall aber gerade bei einem zu alt oder fehlerhaft gewordenen Tiere, um zu lehren, dass selbst für ein solches Tier diese Vorschrift gilt, weil man sonst hätte annehmen können, dass man solche Tiere, selbst wenn sie erst nach anderweitiger Sühnung des Eigentümers sich wiedergefunden haben, nicht umkommen zu lassen brauche, weil sie ja nicht erst durch die bereits stattgehabte Sühnung des Eigentümers untauglich zum Opfer geworden, sondern es bereits vorher gewesen sind, und deshalb auf sie die Bestimmung, dass ein Sündopfer, dessen Eigentümer bereits gesühnt worden ist, d. h. das durch die bereits stattgehabte Sühnung des Eigentümers untauglich geworden ist, umkommen muss, gar nicht zutreffe. Raschi dagegen, dessen Erklärung Barten, folgt, ist der entgegengesetzten Ansicht, dass für die Frage, ob man ein Sündopfertier umkommen lassen muss, eine noch hinzukommende anderweitige Untauglichkeit des Tieres erschwerend ins Gewicht fällt. Er erklärt deshalb, dass die Mischna nicht von dem Falle spricht, dass das verloren gegangene Tier sich erst nach der Sühnung des Eigentümers wiedergefunden hat, denn da muss man ja selbst ein vollkommen taugliches Tier umkommen lassen und würde deshalb die Mischna nicht nur von bereits untauglich gewordenen Tieren sprechen. Die Mischna spricht vielmehr von dem Fall, dass das Tier sich wiedergefunden hatte, bevor noch der Eigentümer ein anderes dargebracht hatte, dass er dann aber ein anderes dargebracht hat und dadurch gesühnt worden ist, in diesem Falle würde man das wiedergefundene Tier, wenn es sonst tauglich ist, nicht umkommen zu lassen brauchen, sondern es weiden lassen, bis es einen Fehler bekommt und es dann verkaufen, da es ja wiedergefunden war, bevor der Eigentümer anderweitig gesühnt war; war aber das Tier schon wegen seines Alters oder wegen eines Leibesfehlers untauglich, so muss man es auch in diesem Falle umkommen lassen.",
+ "umkommen. Nach der Überlieferung gibt es fünf חטאות מתות d. h. Fälle, in denen man ein Sündopfertier umkommen lassen muss (s. oben II, 2 u. Horaj. 6 b): ולד חטאת ,תמורת חטאת ,חטאת שכיפרו בעליה ,שמתו בעליה und שעברה שנחה. Nach Raschis Erklärung in unserer Mischna wäre unter שבפרו בעליה zu verstehen: ein Sündopfer, das verloren gegangen und erst wiedergefunden worden ist, nachdem der Eigentümer bereits anderweitig gesühnt war, und unter שעברה שנתה : ein durch sein Alter (oder, was die gleiche Folge hat, durch einen Leibesfehler) untauglich gewordenes, das vorher wiedergefunden worden ist, wenn an seiner Stelle dann doch ein anderes dargebracht worden ist. Nach Tosaf. müsste man erklären, dass unter שעברה שנתה auch nur zu verstehen ist: ein durch sein Alter (oder durch einen Leibesfehler) untauglich gewordenes Tier, das erst wiedergefunden worden ist, nachdem der Eigentümer bereits anderweitig gesühnt war, denn wegen des Alters allein lässt man nach der von der Halacha rezipierten Ansicht des Resch Lakisch (Talm. 22 a) das Sündopfertier nicht umkommen, und dass dieser Fall nur deshalb als ein besonderer genannt wird, um hervorzuheben, dass man selbst ein solches schon ohnedies untaugliches Tier in dem Falle von כפרו בעליה umkommen lassen muss. R. Simon dagegen, der der Ansicht ist, dass man von zwei für ein Sündopfer bestimmten Tieren, sobald das eine von ihnen dargebracht worden ist, das andere in jedem Falle umkommen lassen muss, selbst wenn man z. B. von vorneherein ausser dem zum Sündopfer bestimmten Tiere noch ein zweites als Ersatz für dasselbe bestimmt hat, oder ein Sündopfer verloren gegangen ist, sich dann aber wiedergefunden hat, und man erst nachher ein anderes als Ersatz für dasselbe bestimmt hat (s. Tosaf. 10a v. רישא ר״ש), auch wenn es sich um ein vollkommen taugliches Tier handelt, und der trotzdem als fünften Fall שעברה שנתה nennt, scheint nicht der Ansicht des Resch Lakisch zu sein, sondern in der Tat anzunehmen, dass ein Sündopfertier, das die Altersgrenze überschritten hat, auch wenn der Eigentümer noch nicht durch ein anderes Tier gesühnt ist, zum Umkommen verurteilt ist (s. darüber auch Tosaf. Mella 10 b v. ולד חטאת).",
+ "ein Austausch mit ihm hat keine Geltung. seine Heiligkeit überträgt sich nicht auf ein anderes Tier, weil weder es selbst dargebracht wird noch wie bei einem fehlerhaften Tiere für den Erlös ein Opfer dargebracht wird.",
+ "man darf es nicht benützen. doch ist das nur eine rabbinische Verordnung.",
+ "bringt aber für die Nutzniessung kein Opfer für Veruntreuung. aus dem Note 7 angegebenen Grunde.",
+ "1st der Eigentümer noch nicht anderweitig gesühnt worden. nach Tosaf.: wenn das verloren gegangene Tier sich wiedergefunden hat, bevor der Eigentümer anderweitig gesühnt war; nach Raschi: wenn der Eigentümer das andere Tier nicht als Sündopfer darbringen will.",
+ "muss es. das zu alt gewordene, das fehlerbehaftete dagegen wird sofort verkauft und man bringt für den Erlös ein anderes.",
+ "ein Austausch mit ihm hat Geltung. wie bei einem fehlerbehafteten Tier, dessen Heiligkeit ja auch nur darin besteht, dass man es verkaufen und für den Erlös ein anderes darbringen muss."
+ ],
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+ "Wenn jemand ein Sündopfer abgesondert hat und es verloren gegangen ist und er ein anderes an seiner Stelle dargebracht hat. Talmudausg.: והפריש, ed. pr. und Ven.: והקריב והפריש.",
+ "und er statt für dasselbe anderweitig ein Sündopfer dargebracht hat. Talmudausg.: והפריש.",
+ "wirft man. Intrans. für das Pass, des Transit, wie häufig in der Mischna (s. Pessach. III Note 1). Talmudausg.: יוליכם.",
+ "das Geld in das Salzmeer. damit es nicht wieder aufgefunden und benutzt werden kann."
+ ],
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+ "bringt er von beiden gemeinsam. Talmudausg. ed. pr., ed. Yen. und Lowe. Unsere Mischnaausg.: באלו ובאלו, man mischt beides durcheinander und bestreitet davon die Kosten für ein Sündopfer.",
+ "und das übrig bleibende Geld fällt in die Spendenbüchse. wie immer der übrig bleibende Betrag des Geldes, das man zur Anschaffung eines Sündopfers bestimmt hat (s. Schekal. II, 5).",
+ "das Sündopfer aber fehlerbehaftet ist. Ist es dagegen nicht fehlerhaft, so wird es dargebracht, und das wiedergefundene Geld wird nach der Ansicht von Rabbi (s. weiter) in das Salzmeer geworfen, nach der Ansicht der Weisen fällt es der Spendenbüchse zu.",
+ "es aber fehlerbehaftet ist. Ist es dagegen nicht fehlerhaft, so wird es dargebracht und mit dem abgesonderten Geld geschieht wie in Note 19 angegeben.",
+ "nachdem der Eigentümer bereits gesühnt ist. Im Talmud wird die Ansicht der Weisen dahin präzisiert, dass nur in dem Falle, wenn das Sündopfer sich erst wiedergefunden hat, nachdem der Eigentümer bereits gesühnt war, man das Wiedergefundene unbedingt umkommen lassen muss; wie jedoch die Ansicht der Weisen ist, wenn es vorher wiedergefunden worden ist, darüber bringt der Talmud zwei voneinander abweichende Aussprüche. Nach Rab Huna heisst man nach Ansicht der Weisen in diesem Falle den Eigentümer, das wiedergefundene Tier darbringen, das andere braucht man dann nicht umkommen zu lassen, sondern lässt es weiden, bis es einen Fehler bekommt. Hat aber der Eigentümer, ohne zu fragen, eines von den beiden Tieren dargebracht, und wenn selbst das wiedergefundene, so dass jetzt nur noch das andere, das garnicht verloren war, zurückgeblieben ist, so muss man auch nach Ansicht der Weisen das zurückgebliebene Tier umkommen lassen, weil der Eigentümer durch die Darbringung des einen Tieres zu erkennen gegeben hat, dass er das andere nicht mehr als sein Sündopfer betrachtet sehen will. Nach R. Abba dagegen muss man nach Ansicht der Weisen nur in dem Falle, wenn das andere Tier dargebracht und das wiedergefundene zurückgeblieben ist, dieses umkommen lassen. Ist aber das wiedergefundene dargebracht worden, einerlei ob auf eigenen Antrieb des Eigentümers oder auf eingeholte Entscheidung hin, so braucht man das andere nicht umkommen zu lassen, weil eben darin die Divergenz zwischen der Ansicht Rabbis und der der Weisen besteht, dass nach Rabbi das für das verloren gegangene Tier abgesonderte Tier dem gleichen Gesetz untersteht wie das erstere (מפריש לאיבוד כאיבוד), welche Ansicht die Weisen nicht teilen."
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+ "Wenn jemand sein Sündopfer abgesondert hat und es ist jetzt fehlerbehaftet. d. h. es ist erst nachher fehlerhaft geworden, denn wenn es schon vorher fehlerhaft war, ist das Tier selbst, weil zum Opfer untauglich, garnicht heilig geworden, sondern nur sein Geldwert (קדושת דמים) s. Bechor. II, 2.",
+ "muss man es verkaufen und für das Geld ein anderes bringen. Der Grundsatz, dass ein Sündopfer, anstelle dessen bereits ein anderes dargebracht worden ist, umkommen muss, bezieht sich nur auf den Fall, wenn das erstere zur Zeit der Darbringung des zweiten noch im Besitze des Eigentümers war, nicht aber wenn es bereits verkauft war."
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+ "Wie kann man die Erstgeburtspflicht umgehen. In erlaubter Weise. Das Wort ערמה ist nicht gleichbedeutend mit dem deutschen Ausdruck List, dem immer etwas Tadelnswertes anhaftet, sondern hat oft auch die Bedeutung: Klugheit, Berechnung, durch die man etwas zu erreichen versteht, was man ohne sie nicht erreichen würde. Hier handelt es sich darum, eine noch nicht zur Welt gekommene Erstgeburt dem Priester zu entziehen, um sie für sich selbst als Opfer verwenden zu können. Das ist erlaubt, denn nur eine bereits zur Welt gekommene Erstgeburt darf man nicht zu einem anderen Opfer bestimmen (s. Arach. VIII, 7), wohl aber eine noch nicht geborene, weil die Erstgebart erst durch die Gebart heilig wird (Talmud 25a).",
+ "ein Ganzopfer. es kann jedoch nur zum Ganzopfer bestimmt werden, weil diesem eine noch höhere Heiligkeit innewohnt als der Erstgeburt, da das Fleisch desselben garnicht gegessen wird, nicht aber zum Friedensopfer, dessen Fleisch von den Eigentümern verzehrt wird, während die Erstgeburt nur von den Priestern verzehrt werden darf.",
+ "so wird es als Ganzopfer dargebracht. und er kann damit seine Pflicht erfüllen, wenn er auch schon vorher verpflichtet war, ein Ganzopfer darzubringen.",
+ "sei es ein Friedensopfer. Es kann nicht gemeint sein, wenn man das von einem erstgebärenden Tiere sagt, da dazu ja gar keine Veranlassung vorliegt, da doch nur die männliche Erstgeburt heilig ist, vielmehr meint die Mischna, wenn man das von einem trächtig gewordenen Sündopfertiere (s. Raschi und Barten.) sagt, da man sonst das Junge, das geboren wird, umkommen lassen muss (s. oben IV, 1), oder von einem anderen trächtigen Opfertiere (s. Maim. Comment.), um das Junge für ein Pflichtopfer, das man darzubringen hat, verwenden zu können. Ebenso kann man auch das noch angeborene Junge, wenn es ein männliches sein sollte, zum Ganzopfer bestimmen.",
+ "so wird es als Friedensopfer dargebracht. Dieses und die folgenden Aussprüche der Mischna geben nur die Ansicht des R. Simon ben Gamliel wieder (s. folg. Mischna), wonach auch Junge von erst nach ihrer Heiligung trächtig gewordenen Opfertieren erst durch die Geburt heilig werden, nach der rezipierten Halacha dagegen ist das Junge, solange es im Mutterleibe ist, ein Teil der Mutter (עובר ירך אמו), und sind deshalb Junge von Opfertieren auch schon im Mutterleibe heilig und können nicht zu einer anderen Opferart bestimmt werden (s. weiter VII, 3). Nach R. Simon ben Gamliel darf das Junge aber auch zum Friedensopfer bestimmt werden, obwohl diesem eine niedere Heiligkeit innewohnt als dem Sündopfer (vgl. Note 2), weil es, wenn es Sündopfer bleiben würde, zu gar nichts dienen würde, sondern man es umkommen lassen müsste (Tosf. Jomt.). Ebenso darf nach Maim. auch das Junge eines anderen Opfertieres, wenn es ein weibliches ist, zum Friedensopfer bestimmt werden, obwohl es dadurch keine höhere Heiligkeit erlangt, weil es als weibliches nicht zum Ganzopfer und dadurch zu einer höheren Heiligkeit bestimmt werden kann (Straschun).",
+ "[Sagt man. von einem trächtigen Opfertiere.",
+ "sei es ein Friedensopfer. auch wenn es ein männliches ist, es zum Friedensopfer bestimmen darf man dagegen nur beim Sündopfertiere, bei anderen Opfertieren aber aus dem Note 2 angegebenen Grunde nicht (Straschun, vgl. Tosf. Jomt.).",
+ "wird das männliche als Ganzopfer und das weibliche als Friedensopfer dargebracht. obwohl man nicht daran gedacht hat, dass es zwei Junge werfen würde, und deshalb auch nur die Absicht gehabt hat, eines als Opfer darzubringen."
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+ "und das Geld ist nichtheilig. es kann hier nicht, wie in dem vorhergehendem Falle, gemeint sein, wenn man von einem Opfertiere gesagt hat: wenn es ein männliches ist, sei es ein Ganzopfer, und wenn es ein weibliches ist, sei es ein Friedensopfer, da dann, wenn von der Bestimmung zum Ganzopfer auch nur das eine der beiden Jungen betroffen wird, das andere doch die Heiligkeit des Muttertieres behalten würde, es könnte deshalb, wenn das Muttertier z. B. ein Sündopfertier ist, keines von beiden als Ganzopfer dargebracht werden, da man ja nicht weiss, welches das zum Ganzopfer bestimmte und welches das als Sündopfer darzubringende ist, und müsste man deshalb beide Tiere umkommen lassen (s. Sebach. VIII, 1). Vielmehr spricht hier die Mischna von dem Fall, dass man diese Bestimmung bei einem trächtigen nichtheiligen Tiere getroffen hat, da sind des Zweifels wegen beide Jungen als Ganzopfertiere zu verwenden, der Eigentümer braucht aber nur eines von ihnen als Ganzopfer darzubringen, da er ja nur ein Ganzopfer gelobt hat, den für das andere erzielten Erlös dagegen darf er zu profanen Zwecken verwenden.",
+ "Wirft es ein Geschlechtloses oder eine Zwittergeburt. Hier kann es sich nicht, wie in den letztvorhergehenden Absätzen der Mischna, um das Junge eines nichtheiligen Tieres handeln, weil da das Gesagte selbstverständlich wäre, da der Eigentümer das Junge nur für den Fall zum Opfer bestimmt hat, dass es ein männliches oder ein weibliches ist, nicht aber, wenn es ein Geschlechtloses oder eine Zwittergeburt ist. Selbst nach der Ansicht, wonach ein Erstgeborenes טומטום als Erstgeburt heilig ist, weil es in Wirklichkeit entweder ein männliches oder ein weibliches Tier ist und wir nur nicht erkennen können, welchen Geschlechtes es ist (s. Bechor. 41 b), würde es in diesem Falle selbstverständlich nicht heilig sein, weil der Gelobende für diesen Fall, dass das Geschlecht des Tieres nicht zu erkennen ist, es ja nicht zum Opfer bestimmt hat. Nach der Erklärung im Talmud spricht vielmehr die Mischna hier wieder von dem Fall, dass jemand von einem trächtigen Opfertiere gesagt hat: wenn das Junge ein männliches ist, soll es ein Ganzopfer sein, wenn ein weibliches, ein Friedensopfer.",
+ "eine Heiligkeit auf sie überhaupt nicht übertragen. Nicht nur, dass die vorher für den Fall, dass das Tier ein männliches oder ein weibliches Junges werfen sollte, getroffene Bestimmung für solche Tiere keine Geltung hat, sondern nach R. Simon ben Gamliel können sie überhaupt nicht heilig werden, es überträgt sich auf sie auch nicht die Heiligkeit des Muttertieres, weil er der Ansicht ist, dass Junge von erst nach ihrer Heiligung trächtig gewordenen Opfertieren erst durch die Geburt heilig werden, deshalb sind ein geschlechtloses Tier und eine Zwittergeburt, die von einem solchem Opfertiere geworfen werden, nicht heilig, weil sie in dem Augenblicke, wo sie heilig werden sollten, bereits wie fehlerbehaftete Tiere untauglich zum Opfer sind und deshalb wie diese nicht die Heiligkeit eines Opfertieres (קדושת הגוף) annehmen können. Würde R. Simon ben Gamliel nur haben sagen wollen, dass die Heiligkeitsbestimmung in diesem Falle für sie keine Geltung hat, weil der Gelobende seine Bestimmung nur für den Fall, dass es ein männliches oder ein weibliches Tier sein wird, getroffen hat, so würde er nicht den Ausdruck gebraucht haben, dass sich überhaupt keine Heiligkeit auf sie übertrage. Allerdings muss R. Simon ben Gamliel der Ansicht sein, dass auch ein םוםטום ebenso wie die Zwittergeburt eine besondere Art von Tier (בריה בפני עצמה) ist, denn würde er auch der Ansicht sein, dass es in Wirklichkeit entweder ein männliches oder ein weibliches Tier ist (s. oben Note 10), so würde sich die Heiligkeit des Muttertieres wohl auf dasselbe übertragen."
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+ "Das Junge dieses. nichtheiligen trächtigen.",
+ "so haben seine Worte Geltung. weil er das Junge zum Ganzopfer bestimmt hat, bevor noch das Muttertier zum Friedensopfer bestimmt war.",
+ "so ist es doch das Junge eines Friedensopfers. weil durch die Bestimmung des Muttertieres zum Friedensopfer auch die in ihm befindliche Leibesfrucht die gleiche Bestimmung angenommen hat, und die nachfolgende Bestimmung des Jungen zum Ganzopfer diese vorausgegangene Bestimmung nicht mehr aufheben kann. Nur wenn ein zum Opfertiere geheiligtes Tier nachträglich trächtig wird, nimmt das Junge nach der Ansicht, die auch R. Simon ben Gamliel teilt, erst mit der Geburt die Heiligkeit des Muttertieres an, heiligt man aber ein bereits trächtiges Tier, so hat man auch nach dieser Ansicht zugleich auch seine Leibesfrucht zu derselben Bestimmung geheiligt.",
+ "da. Ed. pr. und Lowe: אע״פ שאי אפשר.",
+ "so ist es das Junge eines Friedensopfere. weil eine einmal ausgesprochene Heiligkeitsbestimmung nicht zurückgenommen oder geändert werden kann, selbst wenn man sie unmittelbar, nachdem man sie ausgesprochen (תוך כדי דיבור), durch eine anderweitige Bestimmung widerruft."
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+ "ausgetauscht. Ed. Ven. und Talmudausg.: חמורת, einzelne Mischnaausg.: ותמורת, s. Raschi u. Bart.",
+ " und er besitzt ein Ganzopfer und ein Friedensopfer, für die das Tier als Austausch gelten soll.",
+ "so ist es ein anstelle eines Ganzopfers Ausgetauschtes. weil nur die zuerst ausgesprochene Bestimmung Geltung hat. Würde er die Absicht gehabt haben, es als Austausch für beide Tiere, für das Ganzopfer und Friedensopfer zusammen, zu bestimmen, so würde er das Wort חמורת nicht nochmals wiederholt, sondern gesagt haben: הרי זו תמורת עולה ושלמים.",
+ "da es unmöglich. Ed. pr. u. Lowe: ע״פ שאפשר(!).",
+ "seine Worte Geltung. da dann anzunehmen ist, dass er das Wort תמורת nur deshalb wiederholt hat, weil er irrtümlicher Weise angenommen hat, dass, wenn er תמורת עולה ושלמים sagt, das Tier selbst nicht dargebracht werden kann, wenn er aber das Wort תמורת wiederholt, das Tier selbst als Opfer dargebracht werden darf. Da aber in Wirklichkeit das Tier auch dann nicht als Ganzopfer und Friedensopfer zugleich dargebracht werden kann, muss man in diesem Falle das Tier weiden lassen, bis es zum Opfer untauglich wird, es dann verkaufen und für die Hälfte des Erlöses ein Ganzopfer und für die andere Hälfte ein Friedensopfer bringen, da es von vornherein seine Absicht war, es als Austausch für beide Opfer zu bestimmen."
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+ "dieses verliere seine Heiligkeit. מחוללת, es werde חולין, profan.",
+ "gilt nicht als Austausch. weil dieser Ausdruck nur vom Auslösen von Heiligem gebraucht wird, Opfertiere aber, so lange sie zum Opfer tauglich sind, nicht ausgelöst werden können.",
+ "so verliert es dadurch seine Heiligkeit. und dieselbe geht auf das andere Tier über, auch wenn dieses weniger wert ist als das Opfertier, weil nach biblischem Recht Heiliges auch durch die niedrigste dafür erlegte Summe als ausgelöst gilt.",
+ "er muss es. Ed pr. u. Lowe: בעל מום ויצא לחולין צריך.",
+ "aber mit dem vollen Geldwerte bezahlen. wörtlich: er muss es (das Opfertier) zu Geld machen d. h., wenn das andere Tier weniger wert ist, muss er das Fehlende in Geld hinzulegen, und auch auf dieses Geld überträgt sich die Heiligkeit des Opfertieres. Der Talmud bringt hierzu zwei Ansichten: nach R. Jochanan beruht diese Verpflichtung nur auf einer rabbinischen Verordnung, nach Resch Lakisch ist man dazu auch nach Tora-Gesetz verpflichtet."
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+ "das hat gar keine Geltung. vielmehr muss man immer ein bestimmtes Opfertier im Auge haben, für welches das betreffende Tier als Austausch gelten soll.",
+ "anstelle dieses. das dabei vor ihm steht.",
+ "hat das gar keine Geltung. weil solche Tiere nicht als Opfer dargebracht werden können; dagegen macht er sich dadurch der Übertretung eines Verbotes strafbar (s. Talm. 6 b).",
+ "und man bringt für das Geld Ganzopfer. weil er das Tier nicht als Ganzopfer, sondern als „zum Ganzopfer“ bestimmt hat d. h., dass es dazu verwendet werden soll, um ein Ganzopfer darzubringen."
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+ "] das [einen Menschen] begattet hat oder [von ihm] begattet worden ist. S. Sebach. VIII, Note 8.",
+ "das [zum Götzenopfer] bestimmt worden oder [götzendienerisch] verehrt worden ist. S. dort Noten 9 und 10.",
+ "das als [Buhlerinnen-] Lohn gegeben worden ist oder als [Hunde-] Preis. S. Deut. 23, 19.",
+ "ein Bastardtier. S. Sebach. VIII, Note 12.",
+ "ein Trefa. S. dort Note 13.",
+ "und ein seitwärts Herausgezogenes. S. dort Note 14.",
+ "ein bestimmt gewordenes. מוקצח von קצה = abschneiden, absondern.",
+ "Das für den Götzendienst bestimmt worden ist. um als Götzenopfer dargebracht zu werden. Es darf jedoch erst dann nicht als Opfer dargebracht werden, wenn diese Bestimmung zum Götzenopfer auch äusserlich durch irgend eine mit ihm vorgenommene Handlung bekräftigt worden ist. Nach einer zweiten Erklärung Raschis (Talm. 29b) darf es nur dann nicht als Opfer dargebracht werden, wenn es noch zu keinerlei Arbeit verwendet worden ist, ist das aber geschehen, dann gilt es nicht mehr als zum Götzenopfer bestimmt, da es dann nicht als solches dargebracht wird.",
+ "es selbst ist verboten. es darf nicht dargebracht werden.",
+ "ist erlaubt. es darf auf den Altar gebracht werden und ist nicht wie bei einem götzendienerisch verehrten Tiere verboten.",
+ "es selbst und was es auf sich hat. S. Deut. 7,25.",
+ "ist verboten. es selbst darf nicht dargebracht werden und was es auf sich hat, darf überhaupt nicht benutzt werden.",
+ "Sowohl dieses wie jenes. das zum Götzenopfer bestimmte wie das götzendienerisch verehrte Tier.",
+ "ist zum Genuss erlaubt. weil lebende Wesen durch götzendienerische Bestimmung oder Verehrung für den profanen Gebrauch nicht verboten werden. Im Talmud wird dieses daraus geschlossen, weil, wenn sie auch für den profanen Gebrauch verboten wären, es keines Beweises aus der Schrift bedurft hätte, um ihre Benutzung als Opfer auszuschliessen, da es als Grundsatz gilt, dass alles, was für den profanen Gebrauch verboten ist, auch für den Altar untauglich ist."
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+ "Wenn jemand zu einer Buhlerin. einer Nichtisraelitin oder Sklavin oder einer Israelitin, die sich öffentlich preisgibt oder der ein Mann, mit dem ihr der Beischlaf verboten ist, beigewohnt hat, so nach Tosaf., nach Maim.: einer Israelitin nur, wenn ihm selbst der Beischlaf mit ihr verboten ist (vgl. auch Jebam. VI, 5 und dort Note 37).",
+ "Hier hast du. Talmudausg.: הוליך.",
+ " für den ihm gewährten Beischlaf.",
+ "selbst wenn er ihr. dann anstatt des versprochenen einen Lammes.",
+ "dafür lass deine Sklavin bei meinem. hebräischen.",
+ "Rabbi. Talmudausg.: ר׳ מאיר.",
+ "Das ist ein Buhlerinnenlohn. Hat der hebräische Knecht bereits eine Frau und Kinder, so hat der Herr das Recht, zur Vermehrung seines Sklavenstandes ihm eine Sklavin an die Seite zu geben, damit er von ihr für ihn Kinder erzeugt. Die Mischna spricht hier aber von dem Fall, dass der Knecht noch nicht Frau und Kinder hat, da ist nach Ansicht der Weisen es auch dem Knecht verboten, einer Sklavin beizuwohnen. Rabbi dagegen ist nach Raschi der Ansicht, dass ihm auch in diesem Falle die Beiwohnung einer Sklavin gestattet ist. Nach Maim. (Comment.) ist auch Rabbi der Ansicht, dass ihm in diesem halle die Beiwohnung verboten ist, da ihm dieselbe aber, wenn er schon Frau und Kinder hat, erlaubt ist, wird der für den Beischlaf gegebene Lohn nicht als Buhlerinnenlohn betrachtet."
+ ],
+ [
+ "Hier hast du. Talmudausg.: הוליך.",
+ "dieses Lamm für diesen. Talmudausg. fehlt: זה.",
+ "die zu dem Gegenwert für den Hund gehören. das sind die zehn Lämmer, die der Eine erhalten hat. Nach dem Talmud sind die sämtlichen zehn Lämmer jedoch nur dann verboten, wenn keines unter ihnen ist, das ebensoviel wert ist wie der Hund, weil ich in diesem Falle annehme, dass ein Bruchteil von dem Betrage, um den der Wert des Hundes den eines Lammes übersteigt, in jedem der übrigen neun Lämmer steckt. Ist dagegen eines der Lämmer ebensoviel wert wie der Hund, kann man dieses eine als Gegenwert für den Hund betrachten und sind deshalb die übrigen neun Lämmer nicht für den Altar verboten.",
+ "verboten. Talmudausg.: אסור.",
+ "Als Lohn für eine Hündin. die der Eigentümer jemandem zum Beischlaf überlässt (Raschi). Sota 26b erklärt dagegen Raschi: der Lohn, den jemand einer Buhlerin gibt, damit sie sich seinem Hunde zum Beischlaf hingibt.",
+ "und als Preis für eine Buhlerin. die sich jemand für ein Lamm als Sklavin gekauft hat (Raschi). Sota 26b erklärt Raschi: ein Lamm, das jemand als Preis für eine buhlerische Sklavin erhalten hat.",
+ "gegebene Tiere sind erlaubt. . Ed. pr. fehlen die Worte von אתנן כלב bis שניהם.",
+ "denn es heisst. Deut. 23,19. Dort heisst es: גם שניהם, Jebam. 59b wird richtig zitiert: גם שניהם שנים ולא ארבעה שנאמר.",
+ "Junge von ihnen. von den als Lohn für eine Buhlerin oder als Preis für einen Hund gegebenen Lämmern.",
+ "sie. Daraus, dass es in der Schrift heisst: שניהם „sie“ beide, wird geschlossen, dass das Verbot sich nur auf sie selbst bezieht, nicht aber auf von ihnen geworfene Junge."
+ ],
+ [
+ "Hat er ihr. der Buhlerin.",
+ "Geld. Talmudausg.: מעות.",
+ "so ist dieses erlaubt. Dinge, die geopfert werden sollen, dafür zu kaufen.",
+ "so ist es verboten. Hat er ihr dagegen Trauben, Oliven oder Getreide gegeben, so ist der daraus bereitete Wein, das daraus hergestellte Öl und Mehl erlaubt (Talm.).",
+ "Hat er ihr zu Opfern bestimmte Tiere. nicht nur sonstige Opfertiere, über die ihm, nachdem er sie zu Opfertieren bestimmt hat, ein freies Verfügungsrecht gar nicht mehr zusteht, sondern selbst ein Tier, das er zum Pessachopfer bestimmt hat, auf das er auch nachträglich gegen Bezahlung andere Personen als Miteigentümer hinzuziehen kann.",
+ "so sind sie erlaubt. Weil es heisst: לכל נדר, sie dürfen nicht für den Altar bestimmt werden, bereits dafür bestimmte aber werden von dem Verbote nicht getroffen.",
+ "Geflügel. Nichtheiliges. Vgl. dagegen Maim. הלכות איסורי מזבח IV, 15.",
+ "die nicht durch einen Leibesfehler untauglich werden. wie Viehopfer, sondern nur durch gröbere Gebrechen (s. Sebach. VII, Note 42).",
+ "nicht erst recht nicht als Buhlerinnenlohn und Preis für einen Hund untauglich werden. In manchen Mischnaausg. fehlen die Worte בהן ,עופות und עליהן."
+ ],
+ [
+ "sind die Jungen erlaubt. jedoch nur, wenn sie erst trächtig geworden sind, nachdem sie bereits für den Altar untauglich waren, weil an dem Entstehen des Jungen Vater- und Muttertier beteiligt sind und ein Ding, dessen Entstehen Erlaubtes und Verbotenes zusammen bewirkt haben, erlaubt ist (זה וזה גורם מותר). Ist aber das Tier bereits trächtig gewesen, als es einen Menschen getötet hat oder von einem Menschen begattet worden oder zum Götzenopfer bestimmt oder götzendienerisch verehrt worden ist, so ist auch das Junge für den Altar verboten, weil gleichzeitig mit dem Muttertiere auch das von ihm getragene Junge von dem Verbot betroffen worden ist. (s. Talmud). Nach Maim. Comment, und Bart. spricht die Mischna nur von nichtheiligen Tieren, bei heiligen Tieren dagegen sind die Jungen auch in ersterem Falle für den Altar verboten. In הלכות איסורי מזבח III, 13 macht jedoch Maim, keinen Unterschied zwischen heiligen und nichtheiligen Tieren, sondern bezieht das ולדותיהן מותרין auf beide. Nach dem Talmud ist R. Elieser der abweichenden Ansicht, dass von allen für den Altar verbotenen Tieren auch die Jungen verboten sind.",
+ "Elieser. Ed. pr., Lowe u. Talmudausg. lesen: ר׳ אליעזר אומר ולד מרפה לא יקרב und haben nicht die Worte: וחכמים אומרים יקרב (die sich aus dem Vorhergehenden von selbst ergeben).",
+ "es darf dargebracht werden. (Der Talmud (Chull. 58a) bringt zwei Ansichten, nach der einen kann ein Tier, nachdem es trefa geworden ist, nicht mehr trächtig werden, nach der anderen ist es wohl möglich. Nach der letzteren Ansicht spricht die Mischna von einem Tiere, das erst trächtig geworden ist, nachdem es bereits trefa war, deshalb darf das Junge nach der Ansicht der Weisen dargebracht werden nach dem Grundsatze: זה וזה גורם מותר s. Note 41 R. Elieser dagegen ist der Ansicht, dass es nicht dargebracht werden darf, weil er der Ansicht ist, dass זה וזה גורם verboten ist. Nach der ersteren Ansicht spricht die Mischna von einem Tiere, das bereits trächtig war, als es trefa wurde, und R. Elieser ist der Ansicht, dass das noch ungeborene Junge ein Teil des Muttertieres ist und deshalb dadurch, dass dieses trefa geworden ist, ebenfalls als trefa unbrauchbar geworden ist, während die Weisen der Ansicht sind, dass, wenn auch sonst das noch ungeborene Junge als ein Teil des Muttertieres betrachtet wird, es in diesem Falle dennoch nicht als trefa zu betrachten ist, da es als ein Lebewesen für sich von dem Gebrechen, durch das das Muttertier trefa geworden ist, in seiner Lebensfähigkeit gar nicht getroffen worden ist (s. Tosf. 31a v. למ״ד טרפה). Die Mischna spricht nur von der Tauglichkeit des Jungen für den Altar, für den profanen Gebrauch dagegen ist es auch nach R. Elieser erlaubt, so nach Raschi und Barten., nach dem Talmud Chull. 58a ist es aber nach Ansicht des R. Elieser auch für den profanen Gebrauch verboten, und spricht die Mischna hier deshalb nur von seiner Verwendbarkeit für den Altar, um zu lehren, dass nach Ansicht der Weisen es selbst hierfür tauglich ist.",
+ "Chanina. Ed. Lowe: חנניא.",
+ "ist untauglich für den Altar. nach Maim. Comm. und Bart. nur innerhalb von 24 Stunden, nachdem es solche Milch zu sich genommen hat, weil es so lange keine andere Nahrung zu sich zu nehmen braucht und deshalb als durch diese verbotene Milch allein erhalten betrachtet wird. Raschi dagegen erklärt: wenn es täglich wenigstens alle 24 Stunden solche Milch getrunken hat, wenn es auch nebenbei noch andere Nahrung zu sich genommen hat, weil diese Milch allein genügt hat, es zu erhalten, und deshalb seine Erhaltung nicht durch Verbotenes und Erlaubtes zusammen (זה וזה גורם), sondern schon durch das Verbotene allein bewirkt worden ist.",
+ "um sie den Hunden zum Frass zu geben. weil es in dem nach der Tradition auf untauglich gewordene Opfertiere sich beziehenden Schriftverse Deut. 12,15 heisst: תזבח ואכלת, du kannst sie schlachten und essen, wenn sie aber nicht mehr für den Genuss geeignet sind, dürfen sie nicht mehr ausgelöst werden, sondern müssen sie, nachdem sie verendet sind, vergraben werden (s. Chull. X Note 29)."
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+ "Für den Altar geheiligte [Opfer] können ausgetauscht werden. jedoch nur Viehopfer (s. oben I, 6), bei für den Tempelschatz geheiligten Tieren dagegen hat ein Austausch überhaupt keine Gültigkeit, s. oben I Note 47. Talmudausg. add.: קדשי בדק הבית אין עושין תמורה קדשי מזבח.",
+ "bei ihnen treten die auf Verworfenes. S. Sebach. II Note 34.",
+ "auf Übriggelassenes und auf Unreinheit stehenden Strafen. S. Sebach. Ill Note 29.",
+ "ein. Daraus, dass das Verbot, Opferfleisch in Unreinheit zu geniessen, das Lev. 22, 3 allgemein für alle heiligen Tiere ausgesprochen ist, für das Fleisch von Friedensopfern Lev. 7, 20 noch besonders hervorgehoben wird, wird geschlossen, dass dieses Verbot sich nur auf solche Tiere bezieht, die wie das Friedensopfer zu Opfern für den Altar geheiligt werden, nicht aber auf solche, die für den Tempelschatz geheiligt worden sind. Aus der Wortanalogie von עון עון und חלול חלול wird dann geschlossen, dass dasselbe auch für die Verbote, Verworfenes und Übriggelassenes zu geniessen, gilt (s. Raschi Sebach. 46b s. v. אחת לכלל und Sebach. 45b).",
+ "ein Junges. mit dem das fehlerhaft gewordene Opfertier bereits trächtig gewesen ist, bevor es ausgelöst worden, und das es, nachdem es ausgelöst worden ist, geworfen hat. Die Auslösung des Muttertieres hat für das Junge keine Geltung, da das Junge nicht fehlerhaft ist und nicht fehlerhafte Opfertiere nicht ausgelöst werden können. Auch nach der Ansicht, dass Junge von erst nach ihrer Heiligung trächtig gewordenen Opfertieren erst durch die Geburt heilig werden (s. V Note 11), kann die Auslösung des Muttertieres für das Junge keine Geltung haben, da es danach, solange es im Mutterleibe ist, überhaupt nicht heilig ist, und nichtheilige Tiere gewiss nicht ausgelöst werden können. Trotzdem darf das Junge nicht als Opfer dargebracht werden, weil durch die Auslösung des Muttertieres auch seine Heiligkeit geschwächt worden ist. Es darf aber auch nicht ausgelöst werden, weil seine Tauglichkeit zum Opfer nicht soweit geschwächt worden ist, dass es durch Auslösung seine Heiligkeit ganz verlieren könnte. Ist das Muttertier jedoch erst nach der Auslösung trächtig geworden, so gilt das Junge nicht als heilig. Bei für den Tempelschatz geheiligten Tieren dagegen gilt das Junge, auch wenn das Muttertier schon vor der Auslösung damit trächtig gewesen, als durch die Auslösung des Muttertieres mitausgelöst, weil es doch nur mit seinem Werte für das Heiligtum bestimmt (קדושת דמים) war, bei diesem geringeren Grade von Heiligkeit aber auch das nicht fehlerhafte Junge im Mutterleibe durch die Auslösung des Muttertieres als ausgelöst gilt.",
+ "und die Milch von ihnen. Die Milch von untauglich gewordenen Opfertieren ist auch nach ihrer Auslösung verboten, weil es an der nach der Tradition auf solche Tiere sich beziehenden Schriftstelle (Deut. 12, 15) heisst: ואכלת בשר, das Fleisch darfst du geniessen, nicht aber die Milch.",
+ "wer sie. in nicht fehlerhaftem Zustande, so lange sie noch ihrer Bestimmung gemäss als Opfer dargebracht werden können.",
+ "macht sich schuldig. S. Lev. 17,4.",
+ "und man darf mit ihnen. mit dem Gelde, das zur Anschaffung von Opfern für den Altar geheiligt worden ist.",
+ "das alles gilt nicht für das für den Tempelschatz Geheiligte. Dieser Nachsatz fehlt in ed. pr. u. Lowe."
+ ],
+ [
+ "Ohne nähere Bestimmung Geheiligtes fällt an den Tempelschatz. auch wenn es Tiere sind, die als Opfertiere auf dem Altar dargebracht werden können, s. die Ansicht des R. Elieser Schekal. IV, 7.",
+ "für den Tempelschatz kann alles geheiligt werden. auch Steine und Holz (Raschi: Holz kann auch für das Altarfeuer geheiligt werden), auch fehlerbehaftete und unreine Tiere (Maim. Comm.). Nach dem Talmud bedeutet das חל על הבל, dass auch abgehobelte Späne und abgefallenes Laub von für den Tempelschatz geheiligten Bäumen dem Verbot der Veruntreuung unterliegen (vgl. Meïla III, 8); danach wäre zu übersetzen: „bei für den Tempelschatz Geheiligtem erstreckt sich die Heiligkeit auf alles“.",
+ "man macht sich auch an daraus erst entstandenen Dingen. wie an der Milch oder an Eiern von dafür geheiligten Tieren (vgl. Meïla III, 5).",
+ "und die Priester ziehen aus ihnen gar keinen Nutzen. während von den meisten Altaropfern auch den Priestern etwas zufällt."
+ ],
+ [
+ "ändern. Für den Tempelschatz Geheiligtes kann man nicht mit Abänderung seiner Bestimmung für den Altar heiligen und ebenso umgekehrt, zum Ganzopfer Bestimmtes nicht zum Friedensopfer bestimmen und ebenso umgekehrt (Raschi). Nach Maim. (Comm. und הלכות תמורה IV, 11) und Bart. darf man auch zur Ausbesserung des inneren Tempelraumes Bestimmtes nicht zur Ausbesserung des Aussenaltars bestimmen (womit es für etwas an Heiligkeit niedriger Stehendes, als wofür es bestimmt war, verwendet werden würde), dagegen wendet jedoch Abraham ben David ein, dass die Ausbesserung aller Teile des Tempels ohne Unterschied aus dem Tempelschatz bestritten wurde.",
+ "man kann ihren abzuschätzenden Wert. den Wert von bereits zu Opfern geweihten Tieren. Ueber den Ausdruck הקדש עילוי s. Arachin VIII Note 67.",
+ "dem Heiligtum. für den Tempelschatz.",
+ "geloben und sie als Banngut weihen. In welcher Weise dieser Wert festzustellen ist und was man in diesem Falle an den Tempelschatz bezw. an die Priester, denen das Gebannte zufällt, zu zahlen hat, s. Arachin VIII, 7. Diese beiden letzteren Bestimmungen beziehen sich jedoch nur auf für den Altar geheiligte Tiere, weil auf diese der Eigentümer immerhin insofern noch ein gewisses Anrecht hat, als er das Recht hat, wenn sie fehlerhaft geworden sind, sie für sich auszulösen (Tosaf.). Für den Tempelschatz Geheiligtes dagegen, auf das der Eigentümer ebensowenig Anrecht hat wie irgend ein anderer Mensch, kann deshalb auch der Eigentümer weder als הקדש עילוי noch zum חרם bestimmen. Dass trotzdem die Mischna diese beiden Bestimmungen hier anführt, und nicht in der ersten Mischna unter den Bestimmungen, die für das für den Altar Geheiligte und nicht für das für den Tempelschatz Geheiligte gelten, erklärt David Pardo in seinem שושנים לדור damit, dass dort nur die Bestimmungen aufgezählt werden, in denen bei dem für den Altar Geheiligten ein höherer Grad von Heiligkeit zum Ausdruck kommt als bei dem für den Tempelschatz Geheiligten, was bei diesen beiden Bestimmungen nicht der Fall ist. Da sie aber auch nicht zu den Bestimmungen gehören, die bei beiden, bei für den Altar wie bei für den Tempelschatz Geheiligtem, in gleicher Weise gelten, so seien die Worte: ומקדישין אותן הקדש עילוי ומחרימין אותן nur als nähere Ausführung zu der Bestimmung לקדושה אין משנין אותן מקדושה aufzufassen, und die Mischna sei so zu erklären: man darf bei beiden nicht die Bestimmung, für die man es geheiligt hat, ändern, man darf jedoch, insoweit der Eigentümer an ihnen überhaupt noch irgend ein Besitzanrecht hat — was, wie ausgeführt, nur bei für den Altar Geheiligtem der Fall ist, nicht aber bei für den Tempelschatz Geheiligtem — diesen Wert heiligen oder für den Bann bestimmen, weil dadurch ihre eigene Bestimmung ja nicht geändert wird.",
+ "müssen sie vergraben werden. selbst wenn sie schon vorher durch einen Leibesfehler untauglich geworden sind. Ausgelöst dürfen sie nicht mehr werden, selbst nicht nach der Ansicht, wonach Heiliges ausgelöst werden darf, auch wenn es nur noch den Hunden als Frasse dienen kann, weil es zur Auslösung erforderlich ist, dass das Tier vor den Priester hingestellt wird, damit er es abschätze (s. Lev. 27,11 u. 12), was aber bei einem verendeten Tier nicht mehr möglich ist. Nach R. Jochanan (s. Talmud) gilt nach Ansicht der Weisen diese Bestimmung sowohl bei für den Altar, wie bei für den Tempelschatz geheiligten Tieren, nach Resch Lakisch nur bei für den Tempelschatz geheiligten.",
+ "ausgelöst werden. R. Simon ist der Ansicht, dass die aus Lev. 27,11 abgeleitete Bestimmung nur für Tiere, die für den Altar geheiligt sind, gilt."
+ ],
+ [
+ "Für Folgendes. von dem jede Nutzniessung verboten ist.",
+ "eine von ihnen geworfene Fruchthaut muss vergraben werden. weil die Fruchtbaut sich nur um eine vorhandene Leibesfrucht gebildet haben kann, diese nur zergangen und deshalb nicht mehr zu erkennen ist.",
+ "der [von Gerichts wegen] gesteinigte Ochse. S. Exod. 21, 28. 29.",
+ "das durch Genickschlag getötete Kalb. S. Deut. 21,4.",
+ "die Vogelopfer von Aussätzigen. der eine von den beiden Vögeln, mit dessen Blut der Aussätzige besprengt wird, s. Lev. 14, 6.",
+ "das Haar des Nasiräers. das ihm, wenn er sich verunreinigt hat, am Tage seiner Reinigung abgeschoren wird. Das Haar, das ihm nach Beendigung seines Nasirats abgeschoren wird, wird dagegen nicht vergraben, sondern verbrannt, s. Num. 6,18.",
+ "die Erstgeburt eines Esels. die nicht ausgelöst worden, sondern durch Genickschlag getötet worden ist.",
+ "Fleisch- und Milchmischung. Fleisch und Milch, die zusammen gekocht worden und deshalb nach biblischem Gebot zu jeder Nutzniessung verboten sind, s. Chull. VIII Note 26.",
+ "die im Heiligtum geschlachtet worden sind. Das Verbot von Nichtheiligem, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, wird aus dem Schriftvers Deut. 12, 21 abgeleitet (s. Chull. V Note 9), dass auch jede Nutzniessung davon verboten ist, aus Exod. 22, 30 (s. Kiddusch. 58 a).",
+ "müssen verbrannt werden. um nicht zu der irrigen Meinung Anlass zu geben, dass auch untauglich gewordene Opfertiere, für die das Verbrennen vorgeschrieben ist (s. Pessach. 82 b), vergraben werden müssen.",
+ "ebenso auch im Heiligturne geschlachtetes Wild. obgleich dabei zu dieser Befürchtung eigentlich weniger Anlass vorliegt, da doch Wild überhaupt nicht zu Opfern verwendet wird."
+ ],
+ [
+ "Gesäuertes am Pessach muss verbrannt werden. dies nur nach Ansicht von R. Jehuda, s. Pessach. II, 1.",
+ "ferner unreine Priesterhebe. S. Sabb. 25 a.",
+ "Orla-Frucht. Lev. 19,23. Auch jede Nutzniessung von Orla-Frucht ist verboten (s. Kidd. 56 b).",
+ "und Saaten-Mischung im Weinberge. Deut. 22, 9. Aus dem Ausdruck פן חקדש wird geschlossen, dass solche Saatenmischung verbrannt werden muss (Kidd. 56 b). Dass auch Orla Frucht verbrannt werden muss, wird aus ihrer Gleichartigkeit mit Saatenmischung im Weinberge geschlossen (vgl. Talm. Jerus. zu Orla II, 1).",
+ "muss verbrannt werden. שדרכו לישרף: was man gewöhnlich (דרך), wenn man es vernichten will, verbrennt, im Gegensatz zu flüssigen Dingen.",
+ "muss vergraben werden. wenn auch das Verbrennen dafür Vorschrift ist. Nach Raschi, Maimon. und Bart. bezieht sich diese Einschränkung jedoch nur auf ערלה und כלאי הכרם.",
+ "Brot und Öl von Priesterhebe. die unrein geworden sind und deshalb verbrannt werden müssen.",
+ "darf man als Brennmaterial benützen. weil unrein gewordene Hebe nicht zur Nutzniessung verboten ist."
+ ],
+ [
+ "die [mit der Absicht auf. S. Sebach. II Note 36.",
+ "müssen verbrannt werden. wie jedes im Heiligtum untauglich gewordene Opfer (s. Pessach. 82 b).",
+ "ein Zweifel-Schuldopfer. das jemand dargebracht hat, weil er im Zweifel war, ob er nicht vielleicht eine Sünde begangen hat.",
+ "muss verbrannt werden. wenn es ihm, nachdem das Opfer bereits geschlachtet worden, zur Gewissheit geworden ist, dass er die Sünde nicht begangen hat (s. Keret. VI, 1). Das Opfer muss dann verbrannt werden wie jedes während der Darbringung untauglich gewordene Opfer.",
+ "Es muss vergraben werden. Durch das ausschliessende כי קדש „הוא״ (Exod. 29, 34) werden nach R. Jehuda das Zweifel-Schuldopfer und das Zweifel-Vogel-Sündopfer ausgeschlossen, dass sie, wenn sie untauglich geworden sind, nicht verbrannt zu werden brauchen (s. Pessach. 28 a Tosaf. v. ואתה אומר).",
+ "Ein für den Zweifelsfall gebrachtes Vogel-Sündopfer. das z. B. eine Frau bringen muss, die nicht weiss, ob das von ihr Abgegangene eine wirkliche Geburt gewesen ist (s. Keret. I, 4).",
+ "muss verbrannt werden. es darf nicht wie ein anderes Vogel-Sündopfer gegessen werden und muss deshalb wie ein untauglich gewordenes Opfer verbrannt werden.",
+ "Man wirft es in den Wasserarm. S. Note 44. Weil das Vogelfleisch weich ist und sich leicht zersetzt, braucht es nicht vergraben zu werden, sondern genügt es, wenn man es in den Wasserarm wirft, der durch die Tempelhalle flieset, durch den es dann in den Bach Kidron fortgespült wird.",
+ "darf nicht vergraben werden. Durch das Verbrennen wird der Gegenstand bis auf die zurückbleibende Asche vollständig vernichtet, da aber für diese Dinge die Vernichtung durch Verbrennen ausdrücklich vorgeschrieben ist, so ist die dann noch zurückbleibende Asche nicht mehr für den Gebrauch verboten. Durch das Vergraben dagegen wird der Gegenstand nicht sofort vernichtet, er bleibt deshalb, auch nachdem er vergraben worden ist, für den Gebrauch verboten, es ist deshalb zu befürchten, dass jemand ihn wieder ausgräbt und doch von ihm Gebrauch macht.",
+ "darf nicht verbrannt werden. Da für diese Dinge die Vernichtung durch Verbrennen nicht vorgeschrieben ist, so bleibt, auch wenn man sie verbrannt hat, die zurückbleibende Asche für den Gebrauch verboten, es ist deshalb zu befürchten, dass man solche Asche mit der von Dingen, für die das Verbrennen vorgeschrieben ist, verwechselt und sie wie diese für den Gebrauch für erlaubt hält. Deshalb muss man sie vergraben, trotz der Befürchtung, dass sie jemand wieder ausgraben und von ihnen Gebrauch machen könnte.",
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+ "\nDer Traktat führt den Namen זבחים (Schlacht- oder Tieropfer), weil er sich fast ausschliesslich mit den Vorschriften über diese beschäftigt. Eine ältere Bezeichnung für den Traktat ist שחיטת קדשים (Das Schlachten der Opfertiere), so Talmud Baba Mezia 109b. In den alten Tosefta-Ausgaben heisst der Traktat מסכת קרבנות (Opfer-Traktat).\nEs werden folgende Gegenstände behandelt:\n1. Wenn gegen die Vorschrift verstossen worden ist, dass jedes Opfer לשמו, d. h. zu dem Zwecke, zu welchem es von dem Darbringer geweiht worden ist, dargebracht werden muss. (Abschn. I).\n2. Das Untauglichwerden des Opfers durch Ausführung einer Opferhandlung durch eine hierzu untaugliche Person oder durch unrichtige Ausführung derselben. (Abschn. II, 1).\n3. Das Untauglichwerden des Opfers durch die Absicht, etwas davon ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit (חוץ לזמנו) oder des dafür vorgeschriebenen Ortes (חוץ למקומו) zu sprengen, zu opfern oder zu essen. (Abschn. II, 2—5).\n4. Fälle, wo der Verstoss, dass eine Opferhandlung durch einen hierzu Unzutauglichen oder in unrichtiger Weise vollzogen worden ist, noch wieder gut gemacht werden kann. (Abschn. III, 1—2).\n5. Weitere Ausführung, wann das Opfer durch die Absicht, etwas davon ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit oder des dafür vorgeschriebenen Ortes zu sprengen, zu opfern oder zu essen, untauglich wird und in welchen Fällen nicht. (Abschn. III, 3—IV, 5).\n6. Worauf der die Opferhandlung Ausführende seine Gedanken zu richten hat. (Abschn. IV, 6).\n7. Bestimmungen über den Platz, wo die einzelnen Viehopfer geschlachtet werden, über die Sprengung des Blutes und über das Verzehren des Opferfleisches; wo von dem Mehlopfer das קומץ abgehoben wird, und über das Verzehren des Opferfleisches. (Abschn. V—VI, 1).\n8. Die Ausführung der Opferhandlungen bei dem Vogel-Sündopfer und dem Vogel-Ganzopfer. (Abschn. VI, 2—6).\n9. Anwendung der Bestimmungen über שלא לשמו und חוץ לזמנו und חוץ למקומו auf die Vogel-Opfer. (Abschn. VI, 7).\n10. Wenn die Vorschriften über die Vogel-Sündopfer und Vogel-Ganzopfer mit einander vertauscht oder sonst nicht in der richtigen Weise ausgeführt worden sind, oder die Opfer aus anderem Grunde unbrauchbar sind. (Abschn. VII).\n11. Wenn Opfertiere oder Opferteile einer Gattung unter andere der gleichen oder anderer Gattung geraten sind, wenn das zu sprengende Blut mit einer anderen Flüssigkeit oder dem Blut anderer Teile sich vermischt hat oder vorschriftswidrig in das Innere des Heiligtums gekommen ist. (Abschn. VIII).\n12. Wann selbst unrichtiger Weise auf den Altar Gebrachtes als durch den Altar geheiligt gilt und daher auf dem Altar zu verbleiben hat, und wann es wieder herunter zu nehmen ist. Auch durch das Hinauflegen auf die Rampe und das Hineintun in ein Dienstgefäss wird das Darzubringende schon geheiligt. (Abschn. IX).\n13. In welcher Reihenfolge, wenn verschiedene Opfer darzubringen sind, dieselben dargebracht werden, in welcher Reihenfolge das Blut zu sprengen und das Fleisch zu verzehren ist. Ueber das Verzehren des Heiligen durch die Priester. (Abschn. X).\n14. Das Reinigen von Kleidern und ähnlichen Gegenständen, auf welche Blut von einem Sündopfer gespritzt ist, und die Behandlung der Geräte, in denen Heiliges gekocht worden ist. (Abschn. XI).\n15. Die Verteilung des Fleisches und der Häute der Opfertiere unter die Priester. Das Verbrennen der Stiere und Böcke, die verbrannt werden. (Abschn. XII).\n16. Das Verbot, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, zu opfern und zu sprengen. Das Verbot unrein gewordenes Heiliges oder Heiliges in Unreinheit zu geniessen. (Abschn. XIII).\n17. Auf welche Fälle das Verbot, Heiliges ausserhalb des Heiligtums darzubringen, nicht zutrifft. (Abschn. XIV, 1—3).\n18. Das Darbringen von Opfern in den Zeiten, wo das Darbringen ausserhalb des Heiligtums gestattet war. (Abschn. XIV, 4—10).\n"
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+ "die unter einem anderen als ihrem Namen geschlachtet worden sind. Man hat z. B. ein Opfertier, das zum Ganzopfer bestimmt war, als Friedensopfer geschlachtet, d. h. der Schlachtende hat ausdrücklich erklärt (s. weiter Note 37), dass er das Opfer als Friedensopfer schlachte. Aus Mischna 4 ist ersichtlich, dass dasselbe, wie für das Schlachten, auch für die drei folgenden Opferhandlungen gilt, das sind: קבלה oder קבול das Auffangen, הולכה oder הלוך das Hintragen und זריקה das Sprengen des Blutes (siehe dort Note 31, 32 und 33). Diese Bestimmungsänderung seitens des die Opferhandlung Vollziehenden zieht jedoch nur dann die in der Mischna angegebene Folge nach sich, wenn sie absichtlich geschehen ist; hat nur ein Irrtum vorgelegen, so gilt sie als nicht geschehen. Nach Abschnitt IV, 6 muss der die Opferhandlung Vollziehende seine Gedanken sowohl auf das Opfer — was für ein Opfer es ist, das er schlachtet (לשם זבח) — als auch auf den Opfernden, für den das Opfer geschlachtet wird (לשם זובח), gerichtet haben. Hat er aber als die Person, für die er das Opfer darbringt, einen anderen Namen genannt als den des Eigentümers des Opfertieres, so gilt das Opfer ebenfalls — vorausgesetzt wieder, dass es absichtlich geschehen ist — als unter einem anderen Namen (שלא לשמו) dargebracht (שנוי בעלים). In diesem Falle treten die beeinträchtigenden Folgen jedoch nur dann ein, wenn entweder bei den drei ersten Opferhandlungen die ausgesprochene Absicht vorgelegen hat, das Blut für eine andere Person zu sprengen, oder das Blut tatsächlich für eine andere Person gesprengt worden ist; vgl. Raschi zu Talmud 4a. s. v. וישנו בד׳ עבודות (dagegen Maim. הלכות פסולי המוקדשין XV, 1).",
+ "sind tauglich. Sie sind vollständig so zu behandeln, als wären sie ganz ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäss dargebracht worden.",
+ "nur werden sie den Eigentümern nicht als Pflichtopfer angerechnet. Die Eigentümer haben deshalb das Opfer, das sie schuldeten, nochmals darzubringen.",
+ "ausser dem Pesachopfer und dem Sündopfer. Sie sind, wenn sie unter einem anderen Namen dargebracht worden sind, vollständig untauglich, das Sündopfer sogar dann, wenn es richtig als Sündopfer für die Person des Eigentümers, aber für eine andere Sünde als diejenige, für die es vom Eigentümer als Sündopfer bestimmt worden war, dargebracht worden ist. Im Talmud werden diese Ausnahmebestimmungen für das Pesach- und das Sündopfer aus betreffenden Schriftstellen begründet.",
+ "dem Pesachopfer in der für es bestimmten Zeit. Die Zeit der Darbringung des Pesachopfers ist der 14. Nissan nachmittags. Nach dem 14. Nissan gilt jedes zum Pesachopfer bestimmt gewesene Tier nach der geltenden Halacha von selbst als Friedensopfer, and treffen daher darauf nur die für Friedensopfer geltenden Bestimmungen zu. Vor dem 14. Nissan gilt nach der Ansicht Einiger ebenfalls jedes zum Pesachopfer bestimmte Tier als Friedensopfer, ohne dass es hierzu erst einer besonderen Bestimmungsänderung (עקירה) bedürfte. (כן דעת הרמב״ם לפ״ד הצל׳׳ח על פסחים ס׳ ע״ב); nach der Ansicht Anderer bedarf es hiezu vor dem 14. Nissan erst einer besonderen Bestimmungsänderung (תוספות שם ד״ה בשאר ימות השנה). Über den Vormittag des 14. Nissan siehe die Controverse in Mischna 3.",
+ "so ist auch das unter einem anderen Namen dargebrachte Schuldopfer untauglich. In der im Talmud (10b) angeführten Tosefta begründet R. Elieser seine Ansicht gegenüber den dagegen gemachten Einwänden zum Schluss durch die Schriftstelle Lev. 7, 7: כחטאת כאשם „wie das Sündopfer so das Schuldopfer“, durch diesen Vergleich habe die Schrift auch in dieser Beziehung das Schuldopfer dem Sündopfer gleichstellen wollen."
+ ],
+ [
+ "Sohn Chone’s. Der Name kommt in der Mischna nur an dieser einen Stelle vor: im Talmud 11a lautet er: יוסף בן הוני, in Pesachim 78b: יוסף בן חונאי.",
+ "sagt. Jose, Sohn Chone’s und ebenso der nachfolgende Simon, Bruder Asaria’s, wenden sich gegen den am Anfange der vorhergehenden Mischna aufgestellten allgemeinen Grundsatz.",
+ "die unter dem Namen eines Pesachopfers. in der für dieses bestimmten Zeit.",
+ "oder unter dem Namen eines Sündopfers. zu jeder Zeit, wie oben Mischna 1.",
+ "sind untauglich. ebenso wie das Pesach- und das Sündopfer untauglich sind, wenn sie unter dem Namen eines anderen Opfers geschlachtet worden sind.",
+ "Bruder Asaria’s. Auch dieser Tanna kommt ausser hier nur noch ein Mal in der Mischna (Tohorot 8, 7) vor. Die ungewöhnliche Bezeichnung des Simon nach dem Namen seines Bruders, anstatt wie sonst üblich nach dem Namen des Vaters, wird damit begründet, dass die beiden Brüder unter sich vereinbart hatten, Asaria solle sich den Geschäften widmen und den Bruder mit versorgen, damit dieser sich ungestört ganz dem Torastudium widmen könne; so hatte Asaria mit Anteil an den Ergebnissen dieses Studiums seines Bruders Simon, und darum werde sein Name neben dem des Bruders genannt (Sota 21a).",
+ "Hat man sie. alle übrigen Opfer ausser dem Pesach- und dem Sündopfer.",
+ "das man unter dem Namen von einfach Heiligem. Als hochheilig, קדש קדשים wörtlich = „heilig unter dem Heiligen“, galten von den Tieropfern: das Ganzopfer, das Sündopfer, das Schuldopfer und die Friedensopfer der Gemeinde am Wochenfeste; alle übrigen Opfer wurden קדשים קלים „Heiliges leichteren Grades“ genannt.",
+ "ist tauglich. Da hier der Zusatz „nur werden sie dem Eigentümer nicht als Pflichtopfer angerechnet“ fehlt, wird im Talmud (11b) die Frage aufgeworfen und unentschieden gelassen, ob dieser Zusatz hier als nicht controvers stillschweigend zu ergänzen ist, oder ob auch in diesem Falle Simon’s Ansicht von der des letzten Tanna abweicht, und „tauglich“ hier unbeschränkt tauglich bedeutet.",
+ "Das Erstgeborene. Die männliche Erstgeburt von Rindern, Schafen und Ziegen (Num. 18, 17).",
+ "und das Zehnte. Der Viehzehnt, der von dem jährlichen Zuwachs der Herde abgesondert wurde (Lev. 27, 32). Die Erstgeburt und der Viehzehnt gehören wie die Friedensopfer zu den קדשים קלים, sie stehen aber an Heiligkeit diesen nach. Sie wurden zwar als Opfer dargebracht und von ihrem Blute wurde an den Altar gesprengt, aber im Gegensatz zu den Friedensopfern wurde mit ihrem Blute nur eine Sprengung gemacht und fehlen bei ihnen eine Anzahl von Bestimmungen, die für die Darbringung des Friedensopfers vorgeschrieben sind."
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+ "Josua für tauglich. weil nur der Nachmittag des vierzehnten die für die Darbringung des Pesachopfers bestimmte Zeit ist.",
+ "Ben Bethera erklärt es für untauglich. Auch nach Ben Bethera ist nur der Nachmittag des vierzehnten die für das Pesachopfer bestimmte Zeit; hat man das Pesachopfer vormittags לשמו geschlachtet, so ist es untauglich. Aber auch, wenn man es vormittags שלא לשמו geschlachtet hat, ist es untauglich, weil es doch immerhin an dem für das Pesachopfer bestimmten Tage geschlachtet worden ist, הואיל ומקצתו ראוי (Talmud).",
+ "so, als wäre es am Nachmittag geschlachtet worden. Simon ben Assai sagte: Ich bin im Besitze einer Tradition aus dem Munde der . S. Sanhedrin I Note 56.",
+ "Ältesten. Die Einzahl זקן steht hier statt der Mehrzahl זקנים, um die Einmütigkeit zu kennzeichnen, mit welcher die Halachot in jener Versammlung festgestellt worden sind.",
+ "zum Vorsitzenden der Lehrversammlung eingesetzt hat. An jenem Tage ist eine grosse Anzahl von Halachot im Lehrhause festgestellt worden, insbesondere alle die im Traktat Edujot aufgeführten (Berachot 28a). Wo in der Mischna der Ausdruck בו ביום vorkommt, ist stets dieser Tag gemeint (vgl. Jadajim IV, 2).",
+ "die gegessen werden. deren Fleisch von den Priestern oder den Eigentümern verzehrt wird.",
+ "Ben Assai hat [damit] nur das Ganzopfer. von dem auch das Fleisch auf dem Altar verbrannt wurde."
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+ "Das Pesachopfer. zu seiner Zeit wie in Mischna 1.",
+ "hingetragen oder gesprengt hat. wenn eine dieser Opferhandlungen שלא לשמו ausgeführt worden ist, wenn auch die übrigen richtig לשמן ausgeführt wurden. Die Form הלך ist von הלוך (mit dem Blut zum Altar hingehen) gebildet (s. Pesachim V. Note 4).",
+ "oder unter einem anderen und unter ihrem Namen. Nach der Gemara (Pesachim 60a) bezieht sich auch dieses או לשמן ושלא לשמן und או שלא לשמן ולשמן auf jede der vier Opferhandlungen, und es sind folgende zwei Fälle möglich: entweder man hat z. B. beim Schlachten gesagt „ich schlachte dieses Opfer als Pesachopfer“ (לשמו) und dann „ich schlachte es als Friedensopfer“ (שלא לשמו) und ebenso umgekehrt, oder man hat beim Schlachten gesagt „ich schlachte es als Pesachopfer (לשמו), um dann das Blut als das von einem Friedensopfer (שלא לשמו) zu sprengen“, wenn man nachher diese Absicht auch nicht ausgeführt, sondern tatsächlich das Blut לשמו gesprengt hat, und dem entsprechend bei jeder der 4 Opferhandlungen.",
+ "Als Pesachopfer und als Friedensopfer. שלמים ist hier natürlich nur als Beispiel für שלא לשמן gesetzt. Obwohl jedes Pesachopfer, wie Note 5 ausgeführt worden ist, nach dem 14. Nissan von selbst als שלמים gilt, ist doch das Pesachopfer, welches am 14. Nissan (בזמנו) als שלמים dargebracht wird, als שלא לשמו dargebracht zu betrachten.",
+ "Als Friedensopfer und als Pesachopfer. Die spätere Erklärung „als Pesachopfer“ hebt die vorausgegangene Erklärung „als Friedensopfer“ selbst bei einer und derselben Opferhandlung nicht auf.",
+ "Denn bei vier Handlungen wird das Opfer untauglich. wenn bei einer dieser 4 Handlungen der Opfernde eine das Opfer untauglich machende Absicht ausgesprochen hat.",
+ "beim Schlachten. Das Schlachten gehört nicht zu den nur durch Priester zu vollziehenden Opferhandlungen, es ist keine עבודה, sondern darf auch durch Nichtpriester ausgeführt werden. Es heisst Lev. 1, 5: „und er (oder man) schlachte das junge Rind vor dem Ewigen“ und dann „und die Söhne Ahrons, die Priester, sollen das Blut hinbringen u. s. w.“, der Dienst der Priester beginnt also erst nach dem Schlachten. Das Schlachten ist aber die notwendige Vorbereitung zu den anderen Opferhandlungen, deshalb darf auch derjenige, der das Opfer schlachtet, sei es ein Priester oder ein Nichtpriester, keine das Opfer untauglich machende Absicht dabei ausgesprochen haben.",
+ "Auffangen. Das Auffangen des Blutes in einem dazu bestimmten Gefäss, dem מזרק = Sprenggefäss, musste durch einen Priester geschehen. Der Sifra deutet das והקריבו in dem angeführten Schriftverse: „die Priester sollen das Blut hinbringen“ auf das Auffangen des Blutes (והקריבו זו קבלת דם), da ja das Blut zum Hinbringen zum Altar aufgefangen wurde.",
+ "Hintragen. Das Hintragen des Blutes ist eine Opferhandlung, die man umgehen kann, indem man gleich neben dem Altar, an den das Blut gesprengt werden soll, schlachtet. Da aber das Hintragen eine nur durch einen Priester zu vollziehende Opferhandlung (עבודה) ist, so macht nach der Ansicht der Weisen auch eine dabei ausgesprochene Bestimmungsänderung das Opfer untauglich.",
+ "indem man an der Seite des Altars. unmittelbar neben dem Altar, so dass man das Blut, ohne erst damit gehen zu müssen, von der Stelle, wo man es aufgefangen hat, an den Altar sprengen kann. Nach Maimon. (הלכות פסולי המוקדשין I, 23) muss auch in diesem Falle der Priester die עבודה des Hintragens erfüllen; hat er, ohne sich von seiner Stelle zu bewegen, das Blut an den Altar gesprengt, so wird dadurch das Opfer untauglich. Nach seiner Ansicht gibt das אבל אפשר שלא בחלוך in der Mischna nur die Ansicht des R. Simon wieder, während nach der Ansicht der anderen Weisen auch die עבודה des Hintragens des Blutes unter allen Umständen ausgeführt werden muss.",
+ "Elieser. Einige lesen statt R. Elieser: R. Eleasar; nach Raschi zu Talmud 15b wäre damit der Sohn des vorgenannten R. Simon: R. Eleasar ben Simon gemeint, nach תוספות חדשים: R. Eleasar ben Samua.",
+ "ein notwendiger. Die Stelle, wo das Opfer geschlachtet worden ist, ist von dem Altar entfernt, so dass man erst den Weg dorthin machen muss, um das Blut zu sprengen, oder der Priester hat das Blut, anstatt es zum Altar hinzutragen, nach der entgegengesetzten Richtung getragen und trägt es jetzt wieder zurück.",
+ "so macht die Absicht. die er ausgesprochen hat, dass er die Handlung שלא לשמו ausführt. Überall, wo bei den Opfern der Ausdruck מחשבה „Absicht“ gebraucht wird, ist nach der Erklärung Raschi zu Pesachim 63a v. והכא nur die ausgesprochene Absicht darunter zu verstehen (כל מחשבה דקדשים מוציא בפיו הוא).",
+ "ist er ein unnötiger. indem er das Blut nur noch weiter vom Altar fortträgt.",
+ "so macht die Absicht nicht untauglich. R. Elieser wendet sich zunächst gegen die Ansicht des R. Simon, der aus der Tatsache, dass man die עבודה des Hintragens ganz umgehen kann, die Folgerung zieht, dass eine Bestimmungsänderung beim Hintragen auf die Tauglichkeit des Opfers überhaupt keinen Einfluss ausübt. Dem gegenüber vertritt er die Ansicht, dass auch beim Hintragen das Opfer untauglich werden kann, jedoch nur in dem Falle, wenn durch das Hintragen das Blut dem Altar näher gebracht wird; ist das Entgegengesetzte der Fall, so bleibt die Tauglichkeit des Opfers davon unberührt. Ob diese Unterscheidung nur die Ansicht R. Elieser’s ist und dieser also auch gegen die zuerst angeführte Ansicht in der Mischna sich wendet, oder ob auch die anderen Weisen ihm hierin zustimmen, ist unbestimmt; Maimon. (הלכות פסולי המוקדשין XIII, 9) nimmt Ersteres an und entscheidet gegen R. Elieser."
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+ "oder ein Leidtragender. אונן (von אנן = wehklagen) heisst derjenige, dem einer von den 7 nächsten Verwandten (Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Bruder, Schwester und Gattin) gestorben ist, am Sterbetage bis zum Abend, auch nachdem der Tote schon begraben ist. Nach rabbinischer Verordnung ist er אונן auch in der auf den Sterbetag folgenden Nacht, und falls die Bestattung erst später stattfindet, bis zu dem auf den Begräbnistag folgenden Abend. Nur der Hohepriester durfte auch als אונן Priesterdienste verrichten (vgl. Horajot III, 5).",
+ "ein am selben Tage Untergetauchter. טבול יום heisst der Unreine, nachdem er am Tage das Reinigungsbad genommen hat, bis zum Anbruch der Nacht. Erst mit Eintritt der Nacht wird er vollständig rein (Lev. 22, 7)",
+ "ein nicht mit allen Priestergewändern Bekleideter. Die Priester durften nur in der für sie vorgeschriebenen priesterlichen Kleidung den Dienst versehen; fehlte etwas an dieser Kleidung, so wurde dadurch das Opfer untauglich — ebenso übrigens auch, wenn, was hier in der Mischna nicht erwähnt ist, sie mit mehr als den vorgeschriebenen Gewändern bekleidet waren (מיותר בגדים).",
+ "ein noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnter. Solche Unreine, welche, nach vollzogener Reinigung noch ein Sühnopfer zu bringen haben, wie Flüssige, Aussätzige und Wöchnerinnen werden auch mit Ablauf des Tages, an dem sie das Reinigungsbad genommen haben, noch nicht vollständig rein, sondern erst, nachdem sie am folgenden Tage ihre Opfer gebracht haben; bis dahin heissen sie מחוסרי כפורים. Sinngemässer wäre die Reihenfolge: טבול יום מחוסר כפורים und dann erst מחוסר בגדים, wie sie die Mischna in den Talmudausgaben tatsächlich hat.",
+ "der Hände und Füsse nicht gewaschen hat. Jeder Priester musste täglich, bevor er zum Opferdienst herantrat, sich die Hände und Füsse aus dem im Heiligtume stehenden Becken oder einem anderen heiligen Geräte waschen (Exod. 30, 19. 20).",
+ "ein Unbeschnittener. selbst wenn die Beschneidung an ihm deshalb nicht vollzogen worden ist, weil zwei ältere Brüder nach einander an den Folgen derselben gestorben sind, in welchem Falle am dritten Kinde, um das Leben desselben nicht zu gefährden, die Beschneidung zunächst nicht vorgenommen wird.",
+ "ein Unreiner. Ist diesem jedoch erst nach geschehener Opferhandlung zum Bewusstsein gekommen, dass er im Zustande der Unreinheit gewesen, und war er durch eine sogenannte טומאת התהום (s. Pesachim VIII, Note 44) unrein geworden, so gilt das Opfer als tauglich (siehe dort und Maimon. הלכות ביאת מקדש IV, 6).",
+ "ein Sitzender. Sitzend durfte keine עבודה verrichtet werden, weil es Deut. 18, 5 heisst: „denn ihn (den Priester) hat der Ewige dein Gott aus allen deinen Stämmen auserwählt, zu stehen zu dienen im Namen Gottes“.",
+ "ein auf Geräten oder auf einem Stück Vieh oder auf den Füssen eines Anderen Stehender. Der Priester musste unmittellbar auf dem Fussboden stehen, es durfte nichts Trennendes, keine חציצה, zwischen seinen Füssen und dem Fussboden sein. In den 3 Beispielen בהמה ,כלים und רגלי חבירו ist eine Steigerung enthalten: nicht nur ganz Fremdartiges, sondern auch teilweise oder ganz Gleichartiges gelten als חציצה (Talmud).",
+ "so ist es. das Opfer.",
+ "untauglich. Nach der Tradition ist bei den Opfervorschriften unter „Hand“ und „Finger“ stets die rechte Hand und der Finger der rechten Hand zu verstehen. Beim Sündopfer heisst es nun (Lev. 4, 25): „und es nehme der Priester vom Blute des Sündopfers mit seinem Finger und gebe es an die Hörner des Ganzopferaltars“, wo das „es nehme“ sich auf das Auffangen des Blutes und das „und gebe es“ auf das Sprengen bezieht. Daraus wird die allgemeine Vorschrift hergeleitet, dass beide Opferhandlungen stets nur mit der rechten Hand vollzogen werden dürfen.",
+ "Simon erklärt es für tauglich. Während die übrigen Weisen das Wort באצבעו „mit seinem Finger“ in dem angeführten Schriftverse sowohl auf das vorhergehende „ולקח“ wie auf das folgende „ונתן“ beziehen (מקרא נדרש לפניו ולאחריו), bezieht es sich nach Ansicht R. Simon’s nur auf das Folgende, das Auffangen des Blutes braucht deshalb nicht mit der rechten Hand zu geschehen.",
+ "Ist es auf den Boden vergossen. bevor es der Priester in dem Gefässe aufgefangen hat; ist es erst aus dem Gefässe vergossen und wieder aufgesammelt worden, so bleibt das Opfer tauglich (s. weiter III M. 2.). רצפה: der mit Marmorsteinen ausgelegte Fussboden der עזרה.",
+ "so ist es. das Opfer.",
+ "untauglich. weil Lev. 4, 5 vorgeschrieben wird, der Priester nehme מדם הפר, was nicht bedeuten kann „von dem Blute des Stieres,“ da ebendort Vers 7 geboten wird, dass er את כל דם חפר „das ganze Blut des Stieres“ an den Grund giessen soll; vielmehr sei מדם הפר hier gleichbedeutend mit דם מחפר, und es wird damit also geboten, dass der Priester das Blut unmittelbar, wie es vom Opfertiere herausfliesst, auffangen muss, nicht aber, nachdem es erst auf den Boden vergossen worden ist. Über die grammatikalische Berechtigung dieser Auslegung siehe Hoffmann, das Buch Leviticus z. St.",
+ "Hat man es auf die Rampe. auf die Steigung, die auf der Südseite des Altars zu diesem hinaufführte, anstatt es an den Altar selbst zu sprengen.",
+ "gesprengt oder nicht auf die Seite des Grundes. יסוד Grund, Fundament, hiess der eine Elle hohe unterste Teil des Altars, der auf der nördlichen und westlichen Seite um eine Elle breiter war als der sich auf ihm erhebende zweite Absatz des Altars. Auf der Ostseite erstreckte sich dieser Vorsprung nur in der Länge von einer Elle von der nordöstlichen Ecke an gerechnet, und ebenso auf der Südseite in der Länge von einer Elle von der südwestlichen Ecke aus; auf dem übrigen Teil der Ost- und Südseite fehlte dieser Vorsprung. Jedes Opfer, von dessen Blut nur an den äusseren Altar gesprengt wird, einerlei wie viele Sprengungen eigentlich vorgeschrieben sind, ist tauglich, wenn auch nur eine Sprengung ausgeführt worden ist (s. IV, 1 u. 2), nur muss das Blut an eine Stelle des Altars gesprengt worden sein, unterhalb welcher dieser Vorsprung sich hinzieht. Ist aber das Blut nur an eine Stelle gesprengt worden, unterhalb welcher kein יסוד ist, so ist das Opfer untauglich.",
+ "hat man das nach unten zu Sprengende nach oben oder das nach oben zu Sprengende nach unten. Der im Ganzen 10 Ellen hohe Altar war durch einen ringsherum gehenden roten Streifen, חוט הסיקרא, in eine untere und eine obere Hälfte von je 5 Ellen Höhe geteilt. Das Blut des Vieh-Sündopfers und des Vogel-Ganzopfers wurde auf den oberen Teil, למעלה מחוט הסיקרא, gesprengt, das Blut von allen übrigen Opfern auf den unteren Teil, למטת מחוט הסיקרא.",
+ "das drinnen. im Allerheiligsten oder an den im Heiligtum, dem היכל, stehenden goldenen Altar (siehe weiter V, 2 u. 3).",
+ "zu Sprengende draussen. an den im Aussenraume, der עזרה, stehenden Ganzopferaltar, an den das Blut der meisten Opfer gesprengt wurde.",
+ "so ist es. das Opfer.",
+ "untauglich. die Opferstücke dürfen nicht auf den Altar gebracht und das Fleisch darf nicht gegessen werden. Was jedoch die Sühne der Eigentümer anbetrifft, die von der Sprengung des Blutes an den Altar abhängt, so gilt hierfür der Grundsatz „ כיון שהגיע דם למזבח נתכפרו בעלים “ d. h. sobald von dem Blut nur überhaupt an den Altar gekommen ist, einerlei auf welche Stelle, sind die Eigentümer gesühnt. Jedoch gilt auch dieser Grundsatz doch nicht für alle Fälle (vgl. Talmud 26a und Tosafot z. St., Maim. הלכות פסולי המוקדשין II, 10 u. 14).",
+ "aber die Ausrottungsstrafe tritt hierbei nicht ein. wenn man von dem Fleisch eines auf diese Weise untauglich gewordenen Opfers isst. Im Talmud wird der Einwand erhoben, dass dieser Zusatz eigentlich ganz überflüssig sei, da für das Essen von dem Fleisch eines untauglich gewordenen Opfers die Ausrottungsstrafe überhaupt nur in dem Falle eintritt, wenn das Opfer dadurch untauglich geworden ist, dass man beim Schlachten, oder einer der anderen עבודות bis zur זריקה, die Absicht ausgesprochen hat, etwas davon ausserhalb der vorgeschriebenen Zeit (חוץ לזמנו) zu sprengen, zu opfern oder zu essen — wie ja auch auf das Essen von Opferfleisch nach der dafür vorgeschriebenen Zeit (נותר) die Ausrottungsstrafe steht (Lev. 7, 18 u. 19, 8). Das ואין בו כרת wird deshalb dahin erklärt, dass in den von der Mischna angeführten Fällen die Ausrottungsstrafe selbst dann nicht eintritt, wenn der Opfernde dabei eine solche מחשבת חוץ לזמנו ausgesprochen hat, weil das Sprengen des Blutes hier ja nicht eine vollgültige עבודה ist, da durch dasselbe das Fleisch nicht zum Genuss erlaubt geworden ist (זריקה דלא שריא בשר באכילה לא מייתי לידי פגול)."
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+ "Wenn man das Opfer schlachtet. Die Mischna spricht hier wie I, 1 nur vom Schlachten, weil es die erste עבודה ist, dasselbe gilt aber auch, wie die nächste Mischna ausdrücklich sagt, vom Auffangen, Hintragen und Sprengen; vgl. zu dem Folgenden die ausführliche Auseinandersetzung in Note 36.",
+ "[mit der Absicht] das Blut oder etwas von dem Blut ausserhalb. der עזרה.",
+ "zu sprengen. bevor von dem Blute an den Altar gesprengt worden ist; denn nachdem auch nur eine Sprengung an den Altar innerhalb der vorgeschriebenen Zeit ausgeführt worden ist, wird ja das Opfer nicht mehr untauglich, wenn man selbst das übrige Blut חוץ לזמנו oder חוץ למקומו gesprengt hätte (vgl. weiter IV, 1).",
+ "die Opferstücke. אמורים werden die Teile des Opfers genannt, welche auf dem Altar verbrannt wurden. Die Ableitung des Wortes ist zweifelhaft.",
+ "oder etwas. Der Ausdruck scheint hier nicht ganz richtig gewählt, denn, wie es als feststehender Grundsatz gilt: אין אכילה פחות מכזית dass, wo etwas zu essen geboten oder verboten wird (אכילת אדם ), stets zunächst nur etwas von wenigstens Olivengrösse damit gemeint ist, so gilt auch von dem Verbrennen der Opferstücke, das auch ein Verzehren oder Verzehrtwerden durch den Altar genannt wird, (אכילת מזבח), der gleiche Grundsatz: אין הקטרה פחות מכזית, dass, wenn man etwas, das weniger gross als eine Olive ist, auf dem Altar verbrennt, dies gar nicht als eine הקטרה gilt. Man hätte deshalb auch hier anstatt des מקצת vielmehr כזית erwartet. Die Tosefta hat in der tat die Lesart: או כזית מאימורין.",
+ "von den Opferstücken ausserhalb zu opfern. הקטיר „in Rauch aufgehen lassen“ ist der Ausdruck, mit welchem die Schrift stets das Verbrennen der Opferstücke auf dem Altar bezeichnet. Es soll eben kein blosses Verbrennen zum Zwecke der Vernichtung sein, das wird mit dem Ausdruck שרף bezeichnet, sondern ein Verbrennen zu dem Zwecke, dass, wie bei dem קטרת, dem Räucherwerk, der Rauch לריח ניחוח לה׳ aufsteige.",
+ "das Fleisch oder ein olivengrosses Stück von dem Fleisch ausserhalb. ausserhalb des Ortes, wo es verzehrt werden muss. S. weiter V, 3 u. fg.",
+ "oder ein olivengrosses Stück von der Haut des Fettschwanzes. Die Schafe im Orient hatten einen auffallend schweren Fettschwanz (vgl. Sabb. V, 4). Nach Lev. 3, 9 wurde, wenn das Opfer ein Schaf war, dieser Fettschwanz neben den anderen Fettstücken auf dem Altar geopfert. Hier ist von der Haut des Fettschwanzes die Rede; von dieser, insbesondere von der Haut an der unteren Seite des Fettschwanzes (עור שתחת האליה) die besonders weich ist, heisst es (Chullin IX, 2), dass sie mit zum Fleisch gerechnet wird. In Übereinstimmung mit dem in der nächsten Mischna aufgestellten Grundsatz, dass das Opfer nur dann untauglich wird, wenn man die Absicht gehabt hat, etwas zum Essen Bestimmtes davon בחוץ zu essen oder etwas zum Verbrennen auf dem Altar Bestimmtes בחוץ davon zu verbrennen, aber nicht etwas zum Verbrennen auf dem Altar Bestimmtes davon בחוץ zu essen oder umgekehrt, will dieser Zusatz in der Mischna entweder lehren, dass die Haut des Fettschwanzes, wenn sie auch zum Fleisch gerechnet wird, dennoch nicht mit dem Fettschwanz selbst auf dem Altar geopfert wird, sondern in dieser Beziehung die Haut des Fettschwanzes nicht dem Fettschwanz gleich ist ( עור האליה לאו כאליה דמי); so erklärt R. Huna in Talmud (28a) unsere Mischna, und er belegt diese Ansicht aus dem Schriftvers Lev. 3, 9. Oder unsere Mischna spricht garnicht von dem Fettschwanz eines Schafes, sondern von dem Fettschwanz einer Ziege — denn nur bei dem Schaf gehört der Fettschwanz zu den Teilen, die auf dem Altar verbrannt werden — und der Zusatz in der Mischna will nur lehren, dass die Haut des Fettschwanzes selbst hierin dem Fleisch gleichgeachtet wird, dass, wenn man die Absicht hatte, nur von ihr ein כזית בחוץ zu essen, das Opfer dadurch schon untauglich wird; so erklärt ebendort R. Chisda unsere Mischna.",
+ "aber die Ausrottungsstrafe tritt hierbei nicht ein. wenn man von dem Fleisch eines auf diese Weise untauglich gewordenen Opfers, und sei es selbst בחוץ, isst.",
+ "das Blut oder etwas vom Blute am folgenden Tage. Das Blut musste am selben Tage gesprengt werden, an dem das Opfer geschlachtet worden; mit Sonnenuntergang wurde das Blut unbrauchbar (Talm. 66a).",
+ "die Opferstücke oder etwas von den Opferstücken am folgenden Tage. Die Opferstücke mussten ebenfalls möglichst bald nach dem Schlachten auf den Altar gebracht werden, jedoch wurden sie nicht schon mit Sonnenuntergang unbrauchbar, sondern durften, wie aus Lev. 6, 2 geschlossen wird, die ganze Nacht bis zum Anbruch des nächsten Morgens auf dem Altar verbrannt werden; nur um zu verhüten, dass sie nicht noch länger liegen bleiben und dadurch Heiliges unbrauchbar gemacht wird, haben nach Maimon. (הלבות מעשה הקרבנות IV ,2) die Weisen angeordnet, dass das Verbrennen der Opferstücke vor Mitternacht geschehen soll (vgl. Berachot I, 1).",
+ "das Fleisch oder ein olivengrosses Stück von dem Fleisch am folgenden Tage. Hier ist der Ausdruck „am folgenden Tage“ nicht wörtlich zu nehmen, sondern es ist gemeint, nach Ablauf der Zeit, in der das Fleisch gegessen werden darf, da es auch Opfer gibt, deren Fleisch man noch am folgenden Tage essen darf (S. weiter V, 7 u. 8).",
+ "so ist es verworfen. פגול wird in der Schrift (Lev. 7, 18 und 19, 7) solches Opferfleisch genannt, das zu einer Zeit, wo es für den Genuss verboten ist, gegessen werden sollte, d. h. bei welchem die Absicht vorgelegen hat, es zu einer solchen Zeit, wo es für den Genuss nicht mehr erlaubt ist, zu essen (so übersetzt und erklärt schon S. R. Hirsch das האכל יאכל in diesen beiden Schriftversen, vgl. Note 36). Deshalb wird hier und überall im Talmud jedes durch eine Absicht auf חוץ לזמנו untauglich gewordene Opfer פגול genannt, im Gegensatz zu dem durch eine Absicht auf חוץ למקומו oder anderweitig untauglich gewordenen, das nur als פסול bezeichnet wird. Das seiner Ableitung nach zweifelhafte Wort פגול bedeutet jedenfalls etwas unheilig Gewordenes und darum Verworfenes.",
+ "und hierbei wird man auch der Ausrottungsstrafe schuldig. selbst wenn man die Absicht nicht ausgeführt, sondern das Fleisch noch in der Zeit, wo es zum Genuss erlaubt war, gegessen hat."
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+ "Dies ist die Regel. Die hier folgende Regel wird im Talmud aus den beiden Schriftstellen Lev. 7, 18 und 19, 7. 8 begründet. Lev. 7, 18 heisst es: „Wenn von dem Fleisch des Friedensopfers am dritten Tage gegessen werden sollte, so wird es nicht wohlgefällig aufgenommen, wer es darbringt, dem wird es nicht angerechnet, Verworfenes ist es, und die Person, welche davon isst, wird ihre Sünde tragen.“ Das אם האכל יאכל kann hier nicht bedeuten, „wenn gegessen wird,“ denn wie sollte das Opfer, nachdem durch das vorschriftsmässige Sprengen des Blutes die Sühne bereits vollzogen ist, dadurch, dass nachher Jemand von dem Fleisch ausserhalb der dafür festgesetzten Zeit etwas isst, rückwirkend wieder als nicht wohlgefällig aufgenommen, als verworfen gelten! Vielmehr kann hier nur von einem solchen Falle die Rede sein, dass bereits vorher die Absicht vorgelegen hat, von dem Fleisch ausserhalb der dafür festgesetzten Zeit zu essen (מחשבת חוץ לזמנו), durch eine solche Absicht wird das Opfer verworfen, dem Darbringer wird es nicht angerechnet, und die Person, die selbst innerhalb der vorgeschriebenen Zeit davon isst, wird ihre Sünde tragen. Was unter dem עונה תשא zu verstehen ist, geht aus Lev. 19, 8 hervor, wo derselbe Ausdruck gebraucht wird und derselbe näher bestimmt wird durch den Zusatz: ונכרתה הנפש ההיא מעמיה. Dieser Schriftvers wird allerdings im Talmud auf das in V. 6 erwähnte wirklich Übriggebliebene bezogen, aber da hier das עונו ישא durch die Strafe der Ausrottung näher bestimmt wird, so wird daraus geschlossen, dass auch unter dem 7, 18 ausgesprochenen עונה תשא die Ausrottungsstrafe gemeint ist. Lev. 19, 7 wird nun das Lev. 7, 18 Gesagte nochmals wiederholt, dort heisst es: „Wenn es aber am dritten Tage gegessen werden sollte, so ist es Verworfenes, es wird nicht wohlgefällig aufgenommen.“ Nach der Regel תנהו ענין — אם אינו עבין wenn wir in der Schrift eine Stelle finden, die für den Fall, auf den sie sich bezieht, überflüssig erscheint, so ist sie dennoch nicht überflüssig, sondern auf einen anderen ähnlichen Fall zu beziehen, wird im Sifra und im Talmud dieser Schriftvers auf den Fall bezogen, dass man bei einer der 4 עבודות die Absicht gehabt hat, von dem Fleische ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes zu essen (מחשבת חוץ למקומו), dass auch in diesem Falle das Opfer nicht wohlgefällig aufgenommen, sondern untauglich wird. Die Ausrottungsstrafe trifft aber denjenigen, der von dem Fleische eines solchen Opfers isst, nicht, weil ja auch auf das Essen von Opferfleisch ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes nicht wie auf das Essen von Opferfleisch ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit die Ausrottungsstrafe steht. Aus der doppelten Setzung des Wortes אכל in האכל יאכל wird geschlossen, dass von zweierlei Essen oder Verzehren die Rede ist, von dem Verzehren des Opferfleisches durch Menschen (אכילת אדם) sowohl wie von dem Verzehrtwerden auf dem Altar (אכילת מזבח ), d. h. derjenigen Teile des Opfers, welche auf den Altar gebracht wurden, das sind sowohl die Opferteile wie das Blut. Darum wird sowohl durch die Absicht, etwas von dem Fleisch ausser der Zeit zu essen, wie von den Opferteilen etwas ausser der Zeit auf dem Altar zu opfern, wie von dem Blut etwas ausser der Zeit zu sprengen, das Opfer פגול, durch die Absicht, von dem Fleisch etwas ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes zu essen, von den Opferteilen etwas ausserhalb zu opfern oder von dem Blut etwas ausserhalb zu sprengen, das Opfer פסול.",
+ "das zum Essen bestimmt. שדרכו לאכול heisst wörtlich: bei dem es der [gewöhnliche] Weg ist, dass man es isst; es ist damit sowohl dasjenige ausgeschlossen, was nicht gegessen, sondern auf dem Altar geopfert wird, wie auch dasjenige, was nicht gegessen zu werden pflegt, weil es überhaupt nicht zum Essen geeignet ist.",
+ "ist es untauglich. Dasselbe gilt, wie aus der vorhergehenden Mischna ersichtlich ist, natürlich auch für den Fall, dass man das Opfer geschlachtet oder das Blut aufgefangen oder hingetragen hat mit der Absicht, das Blut ausserhalb zu sprengen. Dieser dritte Fall wird hier wohl nur deshalb nicht erwähnt, weil hier der Gegensatz zwischen dem שדרכו לאכול und dem שדרכו להקטיר, den Opferteilen, die gegessen werden und denen, die auf dem Altar geopfert werden, hervorgehoben wird; das Blut dagegen ist überhaupt nur zum Sprengen bestimmt.",
+ "aber die Ausrottungsstrafe tritt hierbei nicht ein. S. Note 30.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. S. Note 35.",
+ "was es verwendbar macht. das Fleisch zum Essen und die Opferteile zum Verbrennen auf dem Altar. המתיר wörtlich: „das etwas Anderes erlaubt Machende“ wird bei den Opfern dasjenige genannt, durch dessen Darbringung andere Teile des Opfers für das, wofür sie bestimmt sind, verwendbar werden. Hier ist das Blut gemeint. Das Sprengen des Blutes muss dem Opfern der Opferteile auf dem Altar und dem Essen des Opferfieisches vorausgegangen sein, erst durch das Sprengen des Blutes werden die Opferteile für den Altar und das Fleisch für das Verzehrtwerden verwendbar.",
+ "[im Übrigen] nach Vorschrift. d. h. wenn beim Sprengen und bis zum Sprengen des Blutes bei den Opferhandlungen nichts vorgefallen ist, wodurch das Opfer ohnedies untauglich geworden ist; im anderen Falle ist das Opfer zwar untauglich und das Fleisch darf nicht gegessen werden, es steht darauf aber nicht die Ausrottungsstrafe. Es wird dies damit begründet, dass es bei פגול (Lev. 7, 18) heisst: לא ירצה es wird nicht wohlgefällig aufgenommen werden; da, wo die auf חוץ לזמנו gerichtete Absicht die Ursache ist, weshalb das Opfer nicht wohlgefällig aufgenommen wird, da ist es פגול und steht auf das Essen des Fleisches die Ausrottungsstrafe, nicht aber da, wo das Opfer ohnedies nicht wohlgefällig aufgenommen sein würde.",
+ "dargebracht wird. Das Intransitivum (יקרב) steht für das Passivum des Transitivs, wie sehr häufig in der Mischna (s. Pesachim III Note 1, Jebamot XV Note 32)."
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+ "wird nach Vorschrift dargebracht. es ist bei den Opferhandlungen ausser der מחשבת חוץ לזמנו sonst nichts Vorschriftswidriges vorgefallen, was das Opfer ohnedies untauglich macht. Als Beispiele hierfür werden 3 Fälle angeführt.",
+ "Hat man stillschweigend. ohne eine vorschriftswidrige Absicht dabei auszusprechen. Bei stillschweigender Ausführung einer Opferhandlung wird angenommen, dass man dabei keine vorschriftswidrige Absicht gehabt hat, es ist ebenso, als wenn man ausdrücklich dabei ausgesprochen hätte, dass man die vorschriftsmässige Absicht hat, selbst wenn man bei einer oder mehreren der vorhergehenden oder nachfolgenden Opferhandlungen eine vorschriftswidrige Absicht ausdrücklich ausgesprochen hätte; diese gilt dann doch nur für die Handlungen, bei deren Ausführung sie ausgesprochen worden ist.",
+ "aber aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausser der Zeit. Dies ist der erste Fall: eine Opferhandlung, gleichgültig welche — das שחט steht hier wieder nur beispielsweise — ist ohne vorschriftswidrige Absicht ausgeführt worden, die nachfolgenden aber, alle oder mehrere oder auch nur eine, mit der Absicht auf חוץ לזמנו. Dasselbe gilt natürlich auch von שחט וקבל בשתיקה הלך וזרק חוץ לזמנו, oder שחט וקבל והלך בשתיקה וזרק חוץ לזמנו , es sind mit diesem Beispiel überhaupt alle die Fälle gemeint, wo den Opferhandlungen mit vorschriftswidriger Absicht solche ohne diese vorausgegangen sind:",
+ "aber stillschweigend aufgefangen und hingetragen und gesprengt. Der zweite Fall: eine mit der Absicht auf חוץ לזמנו ausgeführte Opferhandlung ist vorausgegangen, und die nachfolgenden oder eine oder mehrere von ihnen sind ohne vorschriftswidrige Absicht ausgeführt worden.",
+ "oder hat man [mit der Absicht auf] ausser der Zeit geschlachtet und aufgefangen und hingetragen und gesprengt. Der dritte Fall: es sind sämtliche 4 Opferhandlungen mit der Absicht auf חוץ לזמנו ausgeführt worden.",
+ "wird nach Vorschrift dargebracht. In allen diesen Fällen ist das Opfer פגול und steht auf das Verzehren des Fleisches כרת, weil, wenn nicht die auf חוץ לזמנו gerichtete Absicht Vorgelegen hätte, durch das Sprengen des Blutes die Opferteile und das Fleisch für ihre Bestimmung verwendbar geworden wären.",
+ "wird nicht nach Vorschrift dargebracht. es ist bei den Opferhandlungen ausser der מחשבת חוץ לזמנו auch noch etwas Anderes hinzugekommen, was das Opfer untauglich macht; auch dies wird an den entsprechenden 3 Fällen ausgeführt.",
+ "aber aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausser der Zeit. die das Opfer nur פסול machende Absicht ist der es zu פגול machenden vorausgegangen.",
+ "aber aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausserhalb des Ortes. die das Opfer zu פגול machende Absicht ist der es nur zu פסול machenden vorausgegangen.",
+ "aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausserhalb des Ortes. man hat bei sämtlichen 4 Opferhandlungen oder auch nur bei einer von ihnen neben der Absicht auf חוץ לזמנו auch noch die Absicht auf חוץ למקומו gehabt. Zu dem חוץ למקומו ist hier וחוץ לזמנו aus dem Vorhergehenden zu ergänzen; die Mischna in den Talmudausgaben hat in der tat die Lesart חוץ למקומו ולזמנו.",
+ "das Pesach- oder das Sündopfer. bei denen anders, als bei allen übrigen Opfern, auch eine שלא לשמן ausgeführte Opferhandlung schon das Opfer untauglich macht (s. I, 1).",
+ "aufgefangen und hingetragen und gesprengt hat unter einem anderen Namen. zu ergänzen ist auch hier: und mit der Absicht auf ausser der Zeit (vgl. Note 53)."
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+ "Eine Olivengrösse ausserhalb zu essen und eine Olivengrösse am folgenden Tage. Vgl. Note 33.",
+ "eine Olivengrösse am folgenden Tage und eine Olivengrösse ausserhalb. Bei den in der vorhergehenden Mischna unter המתיר במצותו כיצד לא קרב angeführten Beispielen waren in den ersten beiden Fällen die beiden vorschriftswidrigen Absichten bei zwei verschiedenen Opferhandlungen, die Beispiele besagen, dass es hierbei einerlei ist, ob die מחשבת חוץ למקומו der מחשבת חוץ לזמנו vorausgegangen ist oder umgekehrt. In dem dritten der angeführten Fälle hat der Opfernde die beiden vorschriftswidrigen Absichten bei einer und derselben Opferhandlung gehabt, hier sagt uns nun die Mischna, dass es auch in diesem Falle gleichgültig ist, welche von beiden der anderen hierbei vorangegangen ist.",
+ "eine halbe Olivengrösse ausserhalb und eine halbe Olivengrösse. Wie oben (M. 2) ausgeführt ist, wird das Opfer nur dann untauglich oder verworfen, wenn man die Absicht gehabt hat, ein olivengrosses Stück von dem Fleisch vorschriftswidrig zu essen. Hier hat nur die Absicht vorgelegen, eine halbe Olivengrösse חוץ לזמנו zu essen, deshalb ist das Opfer nicht פגול. Da es aber ausserdem noch die Absicht war, eine zweite halbe Olivengrösse חוץ למקומו zu essen, so ist das Opfer immerhin פסול, da die Absicht vorgelegen hat, zwei halbe Olivengrössen, also zusammen genommen eine ganze Olivengrösse, vorschriftswidrig zu essen. Eine dritte Möglichkeit wäre noch, wenn man die Absicht gehabt hätte, eine ganze Olivengrösse ausser der Zeit, dagegen ausserhalb des Ortes nur eine halbe Olivengrösse zu essen. In diesem Falle wäre das Opfer פגול, da ja die Absicht vorgelegen hat, eine ganze Olivengrösse ausser der Zeit zu essen; die nebenhergehende Absicht, eine halbe Olivengrösse ausserhalb des Ortes zu essen, hindert nicht, dass das Opfer פגול wird, da ja hierdurch allein das Opfer nicht untauglich würde, die Bedingung שיקרב המתיר כמצותו also erfüllt ist. Übrigens gilt alles in dieser wie in der vorhergehenden Mischna Gesagte ebenso wie für den Fall, dass er die Absicht gehabt, etwas vorschriftswidrig zu essen, auch für den Fall, dass er die Absicht gehabt, etwas vorschriftswidrig (חוץ לזמנו וחוץ למקומו) auf dem Altar zu verbrennen.",
+ "Dies ist die Regel. Die Regel des R. Jehuda wendet sich nicht nur gegen den unmittelbar vorhergehenden Ausspruch der Mischna, sondern auch gegen die entsprechenden in der vorhergehenden Mischna.",
+ "Ging die die Zeit betreffende Absicht der den Ort betreffenden voran. sei es bei einer und derselben Opferhandlung, sei es bei verschiedenen auf einander folgenden.",
+ "In beiden Fällen ist es nur untauglich und die Ausrottungsstrafe tritt nicht dabei ein. Dass dies die Ansicht der anderen Weisen ist, ist in dem Vorhergehenden bereits ausgesprochen. Es wird hier nochmals wiederholt, entweder um damit zu erkennen zu geben, dass die Ansicht der anderen Weisen und nicht die des R. Jehuda für die Halacha entscheidend ist (s. Tosafot zu Menachot 12a), oder damit man nicht meine, dass auch das Nachfolgende noch nur die Ansicht des R. Jehuda wiedergebe.",
+ "Eine halbe Olivengrösse zu essen und eine halbe Olivengrösse zu opfern. beides entweder ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes.",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. jedoch nur dann nicht, wenn man beim Aussprechen der Absicht auch wirklich den Ausdruck להקטיר, zu verbrennen, gebraucht hat; hat man jedoch auch dafür den Ausdruck אכילה, durchs Feuer verzehren lassen, gebraucht, so zählen die beiden halben Olivengrössen zusammen, da man ja die Absicht ausgesprochen hat, dass beide, also eine ganze Olivengrösse, vorschriftswidrig verzehrt werden sollen (Talmud)."
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+ "so ist das Schlachten dennoch gültig. Nicht nur בדיעבד, wenn es geschehen ist, ist das Opfer tauglich, sondern auch לכתחלה, von vorneherein, darf auch ein zum Opferdienst Untauglicher das Schlachten vollziehen. Die Mischna fasst ihren Ausspruch hier nur deshalb in diese Form, weil auch der Unreine erwähnt wird, ein Unreiner soll aber von vorneherein nicht schlachten, weil es schwer zu verhüten ist, dass er dabei nicht das Fleisch des Opfertieres anrührt und dadurch das Opfer untauglich wird. Dass das Schlachten nicht zu den eigentlichen עבודות gehört, die nur durch einen Priester vollzogen werden dürfen, wird aus Lev. 1, 5 geschlossen. Es heisst dort: und er — der Eigentümer und Darbringer des Opfers, von dem in den vorhergehenden Schriftversen die Rede ist, oder man, irgend Einer von dem Darbringer damit beauftragter — „schlachte das junge Rind vor dem Ewigen, und es sollen darbringen die Söhne Ahrons, die Priester, das Blut u. s. w.“, daraus geht hervor, dass מקבלה ואילך מצות כהונה, erst von dem Auffangen des Blutes an die Priester in Funktion zu treten haben. Nach Tosafot Kidduschin 66b und Ketubot 24b hat man trotzdem in der Regel weder Frauen noch Sklaven, sondern nur mit keinem Leibesfehler und keinem Familienmakel behaftete Männer (כשרים ומיוחסים) schlachten lassen.",
+ "Frauen. während die anderen Opferhandlungen selbst durch Frauen aus dem Priesterstamme nicht verrichtet werden dürfen, denn es heisst: בני אהרן הכהנים die Söhne Ahrons, die Priester, ולא בנות אהרן , aber nicht die Töchter Ahrons.",
+ "Sklaven. selbst nichtjüdische Sklaven (עבד כנעני), jedoch nur, wenn sie sich der Beschneidung und dem Tauchbad unterzogen haben.",
+ "oder Unreine. ausgeschlossen einen durch Berührung einer Leiche unrein Gewordenen (טמא מת), weil dieser das Messer, mit dem er schlachtet, zu einem אב הטומאה Vater, Erzeuger der Unreinheit macht, und durch das Messer wieder das Fleisch des Opfertieres unrein wird. Da aber auch dem in anderer Weise unrein Gewordenen jedes Betreten der עזרה, in welcher der Opferaltar stand, und selbst des 135 Ellen langen davorliegenden Frauenvorhofes (עזרת נשים) verboten war, so ist der Fall, dass ein Unreiner schlachtet, nur denkbar, wenn er wissentlich oder unwissentlich im Zustande der Unreinheit das Heiligtum trotz des Verbotes betreten oder erst im Heiligtum unrein geworden und geschlachtet hat, oder er hat das Heiligtum selbst gar nicht betreten, sondern von einem der Dächer oder Obergemächer aus, die nicht in die Heiligkeit des Tempels miteinbezogen waren, mit einem langen Messer das in der עזרה stehende Opfertier geschlachtet.",
+ "nur dürfen die Unreinen nicht an das Fleisch anrühren. denn wenn das Fleisch unrein geworden ist, ist das Opfer untauglich.",
+ "Deshalb machen sie auch durch eine [untauglich machende] Absicht. wenn sie dieselbe beim Schlachten gehabt haben.",
+ "Hat einer von ihnen das Blut [mit der Absicht auf] ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes aufgefangen. Eine Opferhandlung, die durch einen dazu Untauglichen vollzogen worden ist, gilt als nicht vollzogen, das Opfer wird dadurch noch nicht untauglich, sondern es muss nur, wo dieses noch möglich ist, die Opferhandlung nochmals durch einen dazu Tauglichen vollzogen werden. Da die durch einen dazu nicht Tauglichen vollzogene Opferhandlung als gar nicht vollzogen gilt, so ist das Opfer auch dann nicht untauglich geworden, wenn der die Opferhandlung Vollziehende dabei die Absicht auf חוץ למקומו oder חוץ לזמנו gehabt hat, es muss dann eben auch nur, sobald dies noch möglich ist, die Opferhandlung nochmals durch einen dazu Tauglichen vorschriftsmässig vollzogen werden. Wie für das Auffangen des Blutes, so gilt dasselbe auch für das Hintragen und Sprengen, das Auffangen ist hier wieder nur genannt, weil es die erste der in Betracht kommenden Opferhandlungen ist.",
+ "und es ist noch Lebensblut. d. h. דם שהנפש יוצאה בו das Blut, mit dessen Ausfliessen das Leben entflieht, das in vollem Strahl aus den Blutadern herausfliesst. Aus den Worten (Lev. 17, 11) כי הדם הוא בנפש יכפרו „denn das Blut, es sühnt durch die — ihm innewohnende oder durch es dargestellte — Seele“ wird geschlossen, dass nur דם שהנפש יוצאה בו מכפר, nur solches Blut, mit dem die Seele, das Leben, entflieht, wenn es an den Altar gesprengt wird, Sühne bewirkt."
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+ "Hat ein Tauglicher aufgefangen und es einem Untauglichen übergeben. dieser hat es aber nicht von der Stelle fortgetragen.",
+ "so gebe dieser es dem Tauglichen zurück. Da der Untaugliche damit keine Opferhandlung ausgeführt hat, schadet es nichts, dass er das Blut in die Hand genommen hat",
+ "hat er es mit der Rechten aufgefangen und in die Linke genommen. S. oben Abschnitt II Note 11.",
+ "ist es aus dem Gefäss. Ist es dagegen, ohne in einem Gefäss aufgefangen zu werden, auf den Boden geflossen und wieder aufgesammelt worden, so ist es nach Abschn. II, 1 untauglich.",
+ "hat er. Es kann hier nicht ein Tauglicher gemeint sein, denn nach Abschn. II, 1 ist ja in dem Falle, wenn ein Tauglicher eine der nachfolgenden vorschriftswidrigen Sprengungen ausgeführt hat, das Opfer untauglich. Wie dort Note 20 ausgeführt ist, sind aber durch die Sprengung des Blutes die Eigentümer dennoch gesühnt. Es würde deshalb ein nochmaliges Auffangen und vorschriftsmässiges Sprengen des Blutes gar keinen Zweck haben, weil auch hierdurch das Fleisch und die Opferteile doch nicht erlaubt werden würden, denn diese werden nur durch die vorschriftsmässige Sprengung des Blutes erlaubt, wenn durch diese Sprengung zugleich die Sühne bewirkt wird; die Sühne ist aber hier schon durch die erste wenn auch nicht vorschriftsmässige Sprengung des Blutes bewirkt worden. Es kann deshalb hier nur gemeint sein, ein Untauglicher hat eine dieser vorschriftswidrigen Sprengungen vorgenommen, in diesem Falle gilt die Sprengung, wie oben Note 7 ausgeführt ist, als gar nicht vollzogen, deshalb kann ein Tauglicher nochmals auffangen und sprengen. Es schliesst also dieser Teil der Mischna an das in der vorhergehenden Mischna von dem Untauglichen Gesagte an; Maimonides im פירוש המשניות betrachtet ihn als Fortsetzung des Anfangssatzes unserer Mischna: Hat ein Tauglicher aufgefangen und es dem Untauglichen übergeben, und dieser hat es nicht dem Tauglichen zurückgegeben, sondern er hat es auf die Rampe gesprengt u. s. w."
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+ "Schlachtet. S. ob. II Note 22.",
+ "das nicht zum Essen bestimmt ist. S. ebendort Note 37.",
+ "davon zu essen. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "davon zu opfern. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "Elieser erklärt es für untauglich. Die Ansicht des R. Elieser wird im Talmud (Menachot 17a), fol gendermassen begründet: Da der Grundsatz, dass sowohl die Absicht, etwas von dem Fleisch, das zum Essen bestimmt ist, חוץ לזמנו oder חוץ למקומו zu essen, als auch die Absicht, etwas von den Opferteilen, die zum Verbrennen auf dem Altar bestimmt sind, חוץ לזמנו oder חוץ למקומו zu verbrennen, das Opfer פגול resp. פסול macht, aus der doppelten Setzung des Wortes אכל in dem Schriftvers (Lev. 7, 18): ואם האכל יאכל geschlossen wird (s. oben II Note 36), demnach auch das Verbrennen der Opferteile auf dem Altar unter den Begriff אכילה fällt, so ist es gleich, ob die Absicht, etwas חוץ לזמנו oder חוץ למקומו zu essen, auf das Fleisch oder auf die Opferteile gerichtet war, und ebenso, ob die Absicht, etwas חוץ לזמנו oder חוץ למקומו auf dem Altar zu verbrennen, auf die Opferteile oder auf das Fleisch, das eigentlich zum Essen bestimmt ist, gerichtet war, in allen Fällen ist das Opfer untauglich resp. bei חוץ לזמנו natürlich auch פגול פלוגתא דאמוראי שם.",
+ "aber weniger als eine Olivengrösse. S. oben II Note 26.",
+ "eine halbe Olivengrösse davon. von dem zum Essen Bestimmten.",
+ "zu essen und eine halbe Olivengrösse davon. von dem zum Verbrennen Bestimmten.",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. Dasselbe sagt die Mischna schon am Schluss von Abschnitt II. Vielleicht ist hier der Nachdruck auf den Ausdruck להקטיר zu legen und will die Mischna hier, wo sie den Gegensatz zwischen לאכל und להקטיר bespricht, auf das ebendort Note 63 Bemerkte hinweisen, dass nur, wenn man beim Aussprechen der Absicht den Ausdruck להקטיר gebraucht hat, die beiden Olivengrössen nicht zusammengerechnet werden, hat man jedoch auch für das Verbrennen auf dem Altar den Ausdruck אכילה gebraucht, so zählen die beiden halben Olivengrössen zusammen und das Opfer ist untauglich."
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+ "Schlachtet. S. ob. II Note 22.",
+ "eine Olivengrösse von der Haut. ausgenommen die Haut des Fettschwanzes, die nach Abschn. II, 2 zu den Dingen zählt, die zum Essen bestimmt sind.",
+ "von der Brühe. רוטב ist der Saft, der beim Kochen oder Braten von dem Fleische ausgeschieden wird.",
+ "von dem Bodensatz. קיפח Stw. קפא sich zusammenziehen, sammeln, davon הקפיא Hiob 10, 10 gerinnen machen. Im Talmud (Chullin 120 a) wird das Wort mit פירמא erklärt, das ist φύραμα = Gemischtes, es wird darunter die beim Kochen am Boden sich ansetzende Mischung von Gewürzen, anderen Zutaten und zerkochtem Fleisch verstanden.",
+ "von dem Abgeschabten. Unter אלל sind nach den Einen die beim Abhäuten stellenweise an der Haut hängen bleibenden kleinen Fleischteilchen zu verstehen, nach Anderen die sehr harte Halsader und äussere Rückenmarkshaut.",
+ "von den Knochen. selbst wenn sie weich und geniessbar sind.",
+ "von den Adern. damit sind sämtliche Adern, Sehnen und Muskelbänder gemeint.",
+ "von den Klauen. selbst an den Stellen, wo sie aus dem Fleisch herauswachsen und noch so weich sind, dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "von den Hörnern. selbst an den Stellen, wo sie aus dem Fleisch herauswachsen und noch so weich sind, dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "das Übriggelassene und das Unreine stehende Strafe. die Ausrottungsstrafe, die sowohl denjenigen trifft, der פגול isst, wie denjenigen, der Opferfleisch isst, das über die dafür festgesetzte Zeit hinaus liegen geblieben ist, wie denjenigen, der Opferfleisch isst, während er selbst sich im Zustande der Unreinheit befindet (Lev. 7, 20). Wer etwas von den genannten Dingen von einem פגול oder נותר gewordenen Opfer oder, während er selbst sich im Zustande der Unreinheit befindet, isst, den trifft die Ausrottungsstrafe nicht, weil es Dinge sind, die gar nicht oder nicht für sich allein gegessen zu werden pflegen und darum als etwas nicht zum Essen Geeignetes betrachtet werden."
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+ "Schlachtet. S. ob. II Note 22.",
+ "man geheiligte Tiere. Nach Raschi steht hier dieser Ausdruck an Stelle des sonst gebräuchlichen זבחים, weil hier von weiblichen Opfertieren die Rede ist.",
+ "den Foetus oder die Nachgeburt ausserhalb. des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "so macht man dadurch [das Opfer] nicht verworfen. bez. bei ausserhalb des Ortes untauglich. Fötus und Nachgeburt stehen in dieser Beziehung in gleicher Reihe mit den in der vorhergehenden Mischna genannten Dingen, weil auch sie zumeist nicht gegessen werden und deshalb als etwas gemeinhin zum Essen nicht Geeignetes betrachtet werden, ein Opfer aber nur untauglich oder verworfen wird, wenn man die Absicht gehabt hat, etwas allgemein zum Essen Geeignetes ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes davon zu essen (Maim. הלכות פסולי המוקדשין XIV, 7). Da aber Fötus und Nachgeburt doch immerhin von manchen Menschen gegessen werden und deshalb nicht als überhaupt nicht zum Essen geeignet bezeichnet werden können, so macht man sich in dem Falle, wenn das Opfer aus irgend einem anderen Grunde פגול geworden ist, auch wenn man von Fötus oder Nachgeburt des Opfers etwas isst, dennoch der Ausrottungsstrafe schuldig; ebenso, wenn man Fötus oder Nachgeburt nach der dafür bestimmten Zeit (נותר), oder, während man selbst sich im Zustande der Unreinheit befindet, isst (Talmud 35 b; Maim. ebendort XVIII, 23).",
+ "drückt man Turteltauben. Turteltauben und junge Tauben sind die einzigen Vogelarten, die als Opfer dargebracht wurden. Hier werden nur Turteltauben genannt, weil von den anderen nur ganz junge geopfert werden durften, diese aber noch keine Eier haben.",
+ "drinnen [den Kopf] ab. die für das Vogelopfer vorgeschriebene Schlachtweise (Lev. 1, 15).",
+ "ihre Eier. die man in ihnen gefunden hat.",
+ "ausserhalb. des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "so macht man dadurch [das Opfer] nicht verworfen. weil die Eier nicht zu dem Opfertiere selbst gehören.",
+ "für Milch. die in der Euter gefundene.",
+ "das Übriggelassene und das Unreine stehende Strafe. Weil die Milch und die Eier gar nicht als zu dem Opfertiere gehörend gelten, wird weder das Opfer untauglich, wenn man die Absicht gehabt hat, von ihnen vorschriftswidrig etwas zu essen, noch macht man sich der Ausrottungsstrafe schuldig, wenn man, nachdem das Opfer in anderer Weise פגול geworden oder נותר geworden, oder, während man im Zustande der Unreinheit ist, davon isst."
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+ "Hat man es mit der Absicht geschlachtet. S. oben II Note 22.",
+ "das Blut oder die Opferstücke bis zum folgenden Tage liegen zu lassen. sie aber auch dann nicht zu sprengen bzw. zu opfern, denn hätte er die Absicht gehabt, sie dann zu sprengen bzw zu opfern, dann wäre es ja מחשבת חוץ לזמנו und deshalb פגול.",
+ "oder sie nach ausserhalb hinauszubringen. sie aber nicht ausserhalb zu sprengen bzw. zu opfern.",
+ "Jehuda es für untauglich. R. Jehuda ist der Ansicht, dass in allen Fällen, wo die Handlung selbst das Opfer untauglich machen würde, auch schon die Absicht das Opfer untauglich macht. Lässt man das Blut bis zum folgenden Tage stehen, so ist das Opfer untauglich, da das Blut dann nicht mehr gesprengt werden kann (s. oben II Note 31); lässt man die Opferstücke bis zum folgenden Tage liegen, so können wohl die Eigentümer durch das vorschriftsmässige Sprengen des Blutes gesühnt sein, aber die Opferstücke werden untauglich und können nicht mehr auf dem Altar verbrannt werden (s. oben II Note 32), und auch das Opferfleisch wird untauglich, weil, so lange die Opferstücke da sind, das Opferfleisch nicht zum Essen erlaubt wird, so lange die Opferstücke nicht zum Verbrennen auf den Altar gebracht sind, am folgenden Tage das Fleisch aber נותר wird. Trägt man das Blut aus der עזרה heraus, so wird dadurch das Opfer untauglich, auch wenn man es wieder hereingebracht und gesprengt hat (Maim. הלכות פסולי המוקדשין I, 35). Schwierig bleibt allerdings, warum R. Jehuda das Opfer auch dann für untauglich erklärt, wenn man die Absicht gehabt hat, die Opferstücke nach ausserhalb zu bringen, da, selbst wenn man sie nach ausserhalb gebracht hat, das Opfer dadurch noch nicht untauglich wird, (vgl. Tos. Sebachim 36a und Tos. Menachot 18a.",
+ "es. das Blut.",
+ "auf die Rampe oder nicht auf die Seite des Grundes. S. Abschnitt II Note 16.",
+ "das nach unten zu Sprengende nach oben oder das nach oben zu Sprengende nach unten. S. ebendort Note 17.",
+ "das drinnen zu Sprengende draussen oder das draussen zu Sprengende drinnen. S. ebendort Note 18 und 19. Wenn man beim Sprengen des Blutes einen der angeführten Verstösse gegen die Vorschrift sich zu Schulden kommen liesse, würde das Opfer dadurch nach Abschnitt II, 1 untauglich. Bei den weiter folgenden Verstössen, bis auf das לערב דמו בדם פסולין, wäre dies nicht der Fall, da würde das Opfer auch durch die tatsächliche Ausführung der Handlung nicht untauglich. Im Talmud (36a) werden die Gründe angegeben, warum R. Jehuda nicht gemäss seiner Note 42 ausgeführten Ansicht auch in denjenigen von den hier angeführten Fällen, wo durch die tatsächliche Ausführung der Handlung das Opfer untauglich würde, das Opfer für untauglich erklärt.",
+ "dass Unreine es. das Fleisch.",
+ "essen. was nach Lev. 7, 20 verboten ist.",
+ "dass Unreine es. die Opferstücke.",
+ "darbringen. was nach Lev. 22, 3 verboten ist.",
+ "dass Unbeschnittene es essen. Jebamot 70 a wird aus Lev. 22, 4 der Lehrsatz hergeleitet, dass ebenso wie der Unreine auch der Unbeschnittene nichts von dem Heiligen essen darf.",
+ "dass Unbeschnittene es darbringen. Dass ein Unbeschnittener keine Opferhandlung verrichten darf, beruht nach Sebachim 18b auf einer mündlichen sinaitischen Überlieferung, die auch durch Ezech. 44, 9 belegt wird.",
+ "Knochen zu zerbrechen. S. Exod. 12, 46.",
+ "oder halbroh. S. Exod. 12, 9.",
+ "das Blut mit dem Blut von untauglichen [Opfern] zu vermischen. so dass es dann nicht mehr an den Altar gesprengt werden kann (S. weiter Abschnitt VIII, 7)."
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+ "was auf den Aussenaltar gesprengt wird. Von einigen Opfern wurde das Blut auf den inneren, den sogenannten goldenen Altar gesprengt, von den anderen auf den äusseren, den Ganzopfer-Altar. Auch die Anzahl der Sprengungen war bei den verschiedenen Opfern verschieden, bei manchen waren 4 Sprengungen erforderlich, bei manchen 2, bei manchen nur eine. S. darüber Weiteres im Abschnitt V. Hier lehrt nun die Mischna, dass bei allen Opfern, deren Blut auf den äusseren Altar gesprengt wird, auch wenn bei ihnen mehrere Sprengungen vorgeschrieben sind, die Sühne dennoch schon als vollzogen gilt, wenn auch nur eine Sprengung ausgeführt worden ist.",
+ "wenn. Die Mischna in den Talmudausgaben liest: שנתן. Wenn שאם נתנן gelesen wird, ist eigentlich so zu übersetzen: Bei Allem, was auf den Aussenaltar gesprengt wird, wo, wenn man nur eine Sprengung gemacht hat, nach der Ansicht von Beth-Schammai die Sühne als vollzogen gilt u. s. w., gilt deshalb, wenn man die erste vorschriftsmässig u. s. w., die Sühne als vollzogen. Ebenso ist das שאם הסר in der folgenden Mischna zu erklären.",
+ "auch beim Sündopfer sühnt schon eine Sprengung. die Begründung s. Talmud 37b.",
+ "Ist deshalb die erste Sprengung. nach Beth-Schammai bei allen Opfern ausser beim Sündopfer, nach Beth-Hillel auch bei diesem.",
+ "so gilt es als Sühne. und das Opfer ist tauglich und nicht פגול, trotzdem die zweite Sprengung mit der Absicht auf ausser der Zeit gemacht worden ist, weil schon durch die erste Sprengung die Sühne vollzogen und das Opferfleisch zum Genuss erlaubt geworden ist; durch eine Sprengung kann aber ein Opfer nur dann פגול werden, wenn durch sie das Fleisch zum Genuss erlaubt gemacht wird (זריקה דלא שריא בשר באכילה לא מייתי לידי פגול). Vgl. Abschnitt II Note 21.",
+ "ist dagegen die erste Sprengung [mit der Absicht auf] ausser der Zeit gemacht worden und die zweite [selbst. Wenn die zweite Sprengung vorschriftsmässig gemacht worden ist, ist das Opfer selbstverständlich auch פגול, da es ja schon durch die erste Sprengung פגול geworden ist. Die Mischna nimmt nur deshalb den Fall an, wenn er die zweite Sprengung mit der Absicht auf ansserhalb des Ortes gemacht hat, um damit zu sagen, dass auch in diesem Falle durch die hinzugetretene andere vorschriftswidrige Absicht nicht etwa (wie in den Fällen Abschnitt II, 4) das Opfer aufhört, פגול zu sein, da hier die andere vorschriftswidrige Absicht erst nach erfolgter Sprengung des Blutes hinzugetreten ist.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. wenn man von dem Fleische isst."
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+ "was auf den Innenaltar gesprengt wird. das sind: der Stier und der Bock am Versöhnungstage und die Stiere und Böcke, die verbrannt werden, von deren Blut an den goldenen Altar im Innern des Heiligtums gesprengt wurde (vgl. weiter Abschnitt V, 1 u. 2).",
+ "so ist es untauglich. weil die Sühne nicht eintritt und die Sprengung nicht als vorschriftsmässig ausgeführt gilt, bis alle vorgeschriebenen Sprengungen gemacht worden sind.",
+ "die Ausrottungsstrafe tritt aber hierbei nicht ein. auch wenn die eine unvorschriftsmässig ausgeführte Sprengung eine Sprengung mit der Absicht auf ausser der Zeit war, weil hier nicht eine ganze das Opfer zum Genuss erlaubt machende Opferhandlung mit der vorschriftswidrigen Absicht ausgeführt worden ist, sondern nur ein Teil derselben; פגול mit der darauf stehenden Ausrottungsstrafe wird aber ein Opfer nur dann, wenn eine ganze Opferhandlung, durch die das Opfer zum Genuss erlaubt gemacht wird, mit der Absicht auf ausser der Zeit ausgeführt worden ist, nicht eine halbe (אין מפגלין בחצי מתיר). Nach einer anderen Auslegung (Talmud 41b) ist die Mischna so zu erklären: Wenn alle Sprengungen so, wie es, um פגול zu werden, nötig ist (כתיקנן לפגול), gemacht worden sind, nur eine nicht, sondern diese mit der Absicht חוץ למקומו oder שלא לשמו oder — was selbstverständlich ist — ohne jede Nebenabsicht, so ist das Opfer nur untauglich."
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+ "Für folgende Dinge. wenn man von einem פגול gewordenen Opfer eines von diesen Dingen isst.",
+ "nicht ein. da die Schriftstellen über פגול eigentlich nur vom Friedensopfer sprechen, und die Anwendbarkeit der פגיל-Vorschriften auch auf andere Opfer erst davon abgeleitet wird, so wird daraus geschlossen, dass die Strafe, die für das Essen von פגול gewordenem Fleisch angedroht wird, nur dann eintritt, wenn man etwas dem Fleisch von Friedensopfern Ähnliches isst: wie das Fleisch von Friedensopfern erst durch das Darbringen der Opferstücke auf dem Altar zum Essen erlaubt wird, so trifft die Strafe für das Essen von פגול überhaupt nur denjenigen, der von einem פגול gewordenen Opfer etwas isst, das erst durch ein Anderes für seine Bestimmung verwendbar wird, wie z. B. die Opferstücke, die erst nach der Sprengung des Blutes auf den Altar dargebracht werden dürfen, oder das Opferfleisch, das erst nach der Darbringung der Opferstücke auf dem Altar, genauer: nachdem der grössere Teil derselben vom Feuer angebrannt ist, gegessen werden darf, nicht aber z. B. das Blut, das nicht erst durch ein anderes verwendbar wird, vielmehr nur selbst Anderes verwendbar macht (Talmud).",
+ "das Komez. S. Lev. 2, 2. Das handvoll (קוטץ) Mehl, das von dem Mehlopfer abgehoben und auf dem Altar verbrannt wurde, entsprach dem an den Altar gesprengten Blut bei den Tieropfern; es war wie das Blut das מתיר, d. h. derjenige Teil, durch dessen Darbringung erst das Übrige zum Genuss erlaubt wurde. Den Einwand Raschis (Menachoth 14 a s. v. הקומץ והלבונה), dass ja für das קומץ auch ohnedies schon aus dem Grunde die Ausrottungsstrafe nicht eintreten kann, weil diese nur dann eintritt, wenn das מתיר vorschriftsmässig dargebracht ist — das קומץ ist aber für sich selbst das מתיר, hat er also das קומץ gegessen, so ist ja das מתיר nicht vorschriftsmässig dargebracht — widerlegen Tosafot (Sebachim 43a) durch den Meïla II, 9 angeführten Grundsatz, dass dieselbe Wirkung, welche das Darbringen des מתיר für das durch es verwendbar Werdende hat, bei den Dingen, die nicht erst durch ein Anderes verwendbar gemacht werden, durch das Hineintun in das כלי שרת erfolgt.",
+ "der Weihrauch. Der gesamte Weihrauch wurde mit dem קומץ zusammen auf dem Altar dargebracht, war also wie dieses nur ein מתיר. Allerdings ging dem Darbringen des Weihrauchs das Abheben des קומץ voran, da der Weihrauch nicht dargebracht werden durfte, bevor das קומץ abgehoben war. Dieses Abheben des קומץ kann aber dennoch nicht als מתיר für das Darbringen des Weihrauchs betrachtet werden, weil nur eine Opferhandlung an dem Altar, wie das Sprengen und Darbringen auf demselben, als ein מתיר gilt (Tosafot 43 a).",
+ "das Räucherwerk. Die Spezereien, die täglich auf dem Innenaltar als Räucherwerk dargebracht wurden (Exod. 30, 7, 8).",
+ "das Mehlopfer der Priester. Nach Lev. 6, 16 wurden alle von einem Priester dargebrachten Mehlopfer ganz auf dem Altar dargebracht und wurde nichts davon gegessen, deshalb wurde auch kein קומץ davon genommen, sondern das ganze Mehlopfer trat hier an die Stelle des קומץ, es hatte also, wie dieses bei den sonstigen Mehlopfern, keinen מתיר. Raschi liest in der Mischna מנחת נדבת כהנים, das freiwillige Mehlopfer der Priester, weil nach Menachot VI, 1 bei dem als Sündopfer von einem Priester dargebrachten Mehlopfer nach der Ansicht des R. Simon ein קומץ abgehoben und gesondert auf dem Altar dargebracht wurde, hier aber diese abweichende Ansicht des R. Simon nicht erwähnt wird.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. Der Hohepriester — an der betreffenden Stelle (Lev. 6, 15) wird er der Priester, der an seiner (Ahrons) Stelle von seinen Söhnen gesalbt wird, genannt — hatte täglich ein Mehlopfer die Hälfte morgens und die Hälfte abends darzubringen, von dem ebenfalls kein קומץ abgehoben, sondern das ganz auf dem Altar dargebracht wurde.",
+ "(das mit einem Giessopfer verbundene Mehlopfer. Zu den meisten Tieropfern wurden auch Mehl- und Weinopfer (מנחה ונסך als Zugabe) dargebracht (s. Menach. IX,6), diese Mehlopfer werden zum Unterschiede von den Mehlopfern, mit denen ein Weinopfer nicht verbunden war, מנחות נסכים genannt, meistens aber der Kürze wegen zugleich mit dem Weinopfer unter dem Namen נסכים zusammengefasst. Da betreff der נסכים eine Controverse zwischen R. Meïr und den anderen Weisen unmittelbar folgt, streicht Raschi die Worte: ומנחת נסכים, welche auch der Mischnatext in den Talmudausgaben nicht hat. Siehe auch die folgende Note.",
+ "die für sich allein dargebracht werden. Unter נסכים sind, wie in der vorhergehenden Note ausgeführt, מנחות נסכים zu verstehen. Solche kann man jeder Zeit als freiwillige Opfer für sich allein darbringen, man kann auch die zu einem Tieropfer gehörenden Mehl- und Weinopfer an einem anderen Tage für sich allein darbringen; in beiden Fällen haben das Mehl- und Weinopfer keinen מתיר, da von solchen Mehlopfern kein קומץ abgehoben wurde, sondern dieselben ganz auf dem Altar verbrannt wurden. Werden das Mehl- und Weinopfer dagegen mit dem Tieropfer zusammen dargebracht, so ist nach Ansicht des R. Meïr das Blut des Tieropfers auch das מתיר mit für sie, wie für das Tieropfer. Wenn die Lesart in unserer Mischna ומנחת נסכים aufrecht erhalten werden soll, liesse sie sich so erklären, dass damit solche Mehlopfer gemeint sind, die als freiwillige Opfer ohne Tieropfer dargebracht werden, da wäre deshalb der beschränkende Zusatz des R. Meïr הבאים בפני עצמן überflüssig, und mit den nachher genannten נסכים solche Mehl- und Weinopfer, die zu einem Tieropfer gehörend an einem anderen Tage für sich dargebracht werden (Tosafot 43a).",
+ "auch die mit einem Opfertiere zusammen dargebrachten. Das Blut ist nicht, wie R. Meïr meint, als מתיר für die נסכים zu betrachten, da man, wenn man will, dieselben ja gar nicht mit dem Tieropfer zusammen, sondern auch für sich an einem anderen Tage darbringen kann.",
+ "Für das Log Öl des Aussätzigen. S. Lev. 14, 10. Nachdem mit einem Teile des Öls die vorgeschriebenen Sprengungen und Bestreichungen des Aussätzigen gemacht worden waren, gehörte der Rest des Öls den Priestern (s. Abschnitt X, 8). Auch hierbei begegnen wir der gleichen Controverse zwischen R. Simon und R. Meïr wie bei den נסכים zwischen den übrigen Weisen und R. Meïr. Die Mischna behandelt dennoch beide getrennt, vielleicht aus dem Grunde, weil die נסכים ganz auf dem Altar verbrannt wurden, während von dem לוג שמן של מצורע der Rest von den Priesters verzehrt wurde (Tos. Jomtob z. St., siehe auch die folgende Note).",
+ "tritt die auf Verworfenes stehende Strafe nicht ein. weil auch dieses Log Öl nicht mit dem Tieropfer zusammen, sondern auch an irgend einem nachfolgenden Tage dargebracht werden kann, also kein מתיר hat (s. Note 20). Auch der Rest des Öls, der den Priestern gehört, wird nicht פגול, selbst wenn man die vorausgegangenen Sprengungen in der Absicht auf ausser der Zeit gemacht hat (Talmud 44b).",
+ "sie tritt dafür ein. wenn das Öl an demselben Tage mit dem Schuldopfer zusammen dargebracht worden ist; im anderen Falle ist es auch nach R. Meïr nicht פגול, wie bei den נסכים הבאים בפני עצמן.",
+ "da es erst durch das Blut des Schuldopfers verwendbar wird. Ist deshalb das Schuldopfer פגול geworden, so steht auf den Genuss des Öls die Ausrottungsstrafe."
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+ "Beim Ganzopfer. Das Ganzopfer wurde ganz auf dem Altar verbrannt (Lev. 1, 9), nur die Haut gehörte den Priestern (Lev. 7, 8).",
+ "macht das Blut. das Sprengen desselben an den Altar.",
+ "das Fleisch für den Altar verwendbar. denn bei der Vorschrift für das Ganzopfer (Lev. 1, 3—9) heisst es zuerst „sie sollen das Blut sprengen“ und dann erst „sie sollen die Stücke auf den Altar legen“.",
+ "und die Haut für die Priester. weil es (Lev. 7, 8) heisst: die Haut des Ganzopfers, „das er dargebracht hat“, soll dem Priester gehören. Ebenso wird auch bei den Opfern, von denen das Fleisch von den Priestern oder den Eigentümern gegessen wird, dieses erst durch die Sprengung des Blutes zum Essen gestattet. Die Strafbarkeit, etwas von dem Opferfleisch zu essen, bevor das Blut gesprengt worden ist, wird (Makkot 17a) aus Deut. 12, 17 begründet.",
+ "beim Vogel-Ganzopfer. Lev. 1, 14—17; ein Vogel-Ganzopfer oder Sündopfer, d. h. von Turteltauben oder jungen Tauben, die allein von den Vögeln dargebracht werden durften, waren insbesondere für den Fall vorgeschrieben, wo das Vermögen des Darbringenden nicht für ein anderes Tieropfer ausreichte, ausserdem auch direkt für einzelne Fälle, wie für den Nasir, die Wöchnerin u. a.; ein Vogel-Ganzopfer konnte auch als freiwilliges Opfer dargebracht werden.",
+ "beim Vogel-Sündopfer. von diesem wurde nichts auf dem Altar verbrannt, sondern das gesamte Fleisch wurde von den Priestern verzehrt, trotzdem das Opfer nicht geschlachtet, sondern ihm nach der Vorschrift der Kopf nur abgedrückt wurde; es wird dies (Talmud 44b) aus dem ולכל חטאתם (Num. 18, 9) geschlossen.",
+ "die verbrannt werden. deren Fleisch nicht auf dem Altar und nicht von den Priestern verzehrt wurde; es wurden nur die Opferteile auf dem äusseren Altar dargebracht, alles Übrige sodann ausserhalb Jerusalems auf einem dazu bestimmten Platz verbrannt. Solcher פרים הנשרפים gab es drei: 1) Der Stier, welchen der Hohepriester zu bringen hatte, wenn er auf Grund einer selbstgeschöpften irrigen Ansicht ein Vergehen begangen hatte, auf welches die Ausrottungsstrafe steht (Lev. 4, 1—12); dieses Opfer wurde auch פר כהן המשיח genannt. 2) Der Stier, welchen die ganze Gemeinde zu bringen hatte, wenn sie auf Grund einer selbstgeschöpften irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofes ein solches Vergehen begangen hatte (Lev. 4, 13—21). Nach Maim. הלכות שגגות XII, 1 musste dieses Opfer nur gebracht werden, wenn die Mehrzahl der Israeliten oder die Mehrzahl der Stämme gesündigt hatte, und hatten dann jeder Stamm einen Stier, also die 12 Stämme 12 Stiere zu bringen; dieses Opfer wurde פר העלם דבר של צבור genannt. 3) Der Stier, welchen der Hohepriester am Versöhnungstage als Sühne für sich und für sein Haus darbrachte, und der פר יום הכפורים genannt wird (Lev. 16).",
+ "die verbrannt werden. solcher gab es nur 2 Arten: 1) der Bock, welchen der Hohepriester am Versöhnungstage als Sühne für die Gemeinde darbrachte (Lev. 16) שעיר יום הכפורים genannt, und 2) der Bock, welchen die ganze Gemeinde als Sündopfer neben dem Stier zum Ganzopfer darzubringen hatte, wenn sie auf Grund einer irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofes gegen ein עבודה זרה-Verbot sich vergangen hatte (Num. 15, 24), auch in diesem Falle nur, wenn die Mehrzahl der Israeliten oder die Mehrzahl der Stämme sich vergangen hatte, und auch hier jeder Stamm dann einen Bock, also die 12 Stämme 12 Böcke, שעיר עבודה זרה genannt.",
+ "macht das Blut. das bei diesen Opfern im Innern des Heiligtums gesprengt wurde.",
+ "die Opferstücke. die auf dem äusseren Altar dargebracht wurden.",
+ "zum Darbringen verwendbar. die Opferteile haben in dem Blut ihren מתיר, deshalb macht man sich nach dem am Schluss der vorhergehenden Mischna ausgesprochenen Grundsatz der Ausrottungstrafe schuldig, wenn man von ihnen isst, nachdem das Opfer פגול geworden ist (abgesehen davon, dass es ja ohnedies strafbar ist, von den Opferteilen zu essen, die zum Verbrennen auf dem Altar bestimmt sind). Dagegen macht man sich nicht der Ausrottungsstrafe schuldig, wenn man von dem Fleisch dieser Opfer, das zum Verbrennen bestimmt ist, geniesst, weil dieses Verbrennen nicht von der Sprengung des Blutes abhängig ist, es also keinen מתיר hat.",
+ "tritt die auf das Verworfene stehende Strafe nicht ein. Weil die auf das Essen von פגול gewordenem Fleisch stehende Ausrottungsstrafe in der Schrift nur bei dem Fleisch von Friedensopfern ausgesprochen ist, tritt sie nach Ansicht des R. Simon nur bei solchen Opfern ein, deren Blut ebenso, wie das von den Friedensopfern, an den äusseren Altar gesprengt wird. Dagegen sind auch nach Ansicht des R. Simon auch diese Opfer untauglich (פסול), wenn man die Absicht gehabt hat, von ihren Opferteilen ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes etwas zu essen, was nach R. Simon durch eine Schlussfolgerung vom Leichteren auf das Schwerere (קל וחומר) daraus zu schliessen ist, dass ja diese Opfer als Sündopfer schon untauglich werden, wenn man sie unter einem anderen Namen (שלא לשמן) geschlachtet hat (Talmud 14a)."
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+ "Bei Opfern von Heiden. Auch Heiden durften im Tempel Opfer darbringen, wie (Menachot 73b) aus dem doppelten איש איש (Lev. 22, 18) geschlossen wird.",
+ "Übriggelassenes und Unreinheit stehende Strafe nicht ein. Bei dem mit Ausrottungsstrafe bedrohten Verbot, in Unreinheit von dem Heiligen zu essen, heisst es (Lev. 22, 1): מקדשי בני ישראל- אשר הם מקדישים לי von den Heiligtümern der Kinder Israel, damit sind die Opfer von Heiden ausgeschlossen. Dass dasselbe auch vom Verworfenen und Übriggelassenen gilt, wird (Temura 3a) durch Wort-Analogie (גזרה שוה) aus dem bei der Unreinheit Ausgesprochenen geschlossen.",
+ "ist straffrei. Eine Begründung wird im Talmud nicht angegeben; Tosfot Jomtob z. St. vermutet, dass es daraus geschlossen wird, weil es (Lev. 17, 5) heisst: damit die Kinder Israel ihre Opfer, welche sie opfern u. s. w., d. h. nur die Opfer von Israeliten, aber nicht die von Heiden dargebrachten.",
+ "dies die Worte R. Meïrs. Es ist nicht klar, ob sich das nur auf den letzten Satz oder auch auf das Vorhergehende bezieht, und auch dieses nur die Ansicht R. Meïr’s wiedergibt. Die Mischna in den Talmudausgaben und die Tosefta haben statt R. Meïr: R. Simon.",
+ "er ist schuldig. Auch hier ist es zweifelhaft, ob die abweichende Ansicht R. Jose’s sich nur gegen den letzten Ausspruch richtet oder auch gegen das Vorhergehende. Der Talmud (45a) zitiert eine Baraita, wonach nach Ansicht R. Jose’s bei Opfern von Heiden auch die auf Verworfenes, Übriggelassenes und Unreinheit stehende Strafe eintritt.",
+ "bei denen die auf Verworfenes stehende Strafe nicht eintritt. das sind die in Mischna 3 aufgeführten, für welche die פגול-Vorschriften nicht gelten, weil sie keinen מתיר haben.",
+ "tritt doch die auf Übriggelassenes. wenn man sie über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen gelassen und dann davon gegessen hat.",
+ "und auf Unreinheit. wenn man im Zustande der Unreinheit sich befindend von ihnen gegessen hat. Es wird dies damit begründet, dass es bei dem Verbot, von dem Heiligen in Unreinheit des Körpers zu geniessen (Lev. 22, 2), heisst: אשר הם מקדישים לי ,מקדשי—בני ישראל von den Heiligtümern der Kinder Israel „was immer sie mir heiligen“, damit seien auch die Dinge, die keinen מתיר haben und deshalb nicht פגול werden können, in das Verbot mit einbegriffen. Aus dem Ausdruck יחללו ולא, den die Schrift hier anwendet und der auch bei dem Verbot, von dem Übriggelassenen zu geniessen, gebraucht wird (Lev. 19, 8), wird geschlossen, dass diese Ausdehnung der Warnung וינזרו „sie sollen sich enthalten“ auf die Dinge, die keinen מתיר haben, auf das Übriggelassene sich ebenfalls erstreckt (Talmud).",
+ "ausser beim Blut. wenn man Blut von einem Opfer nach der für den Genuss des Opferfleisches festgesetzten Zeit oder, während man sich im Zustande der Unreinheit befindet, geniesst, so ist man zwar für den Blutgenuss strafbar, nicht aber für Übertretung der Verbote, Heiliges nach der dafür vorgeschriebenen Zeit oder im Zustande der Unreinheit sich befindend zu geniessen. Es wird dieses aus den bei dem Blutverbot gebrauchten einschränkenden Ausdrücken (Lev. 17, 11) geschlossen.",
+ "Simon sagt. Raschi z. St. bringt eine alte Lesart: נומי ר׳ שמעון, statt אמר ר׳ שמעון, ebenso die Gemara (46 b). Über נימי s. Jebamot XVI Note 47 a.",
+ "die gegessen zu werden pflegen. wie die in Mischna 3 genannten Mehlopfer und Giessopfer.",
+ "aber (Dinge wie. Das Wort כגון fehlt in dem Mischnatext in den Talmudausgaben, es erscheint auch überflüssig, da ausser den genannten 3 Dingen nichts ganz Ungeniessbares auf den Altar gebracht wurde.",
+ "das Holz. Auch das Holz, das zum Verbrennen der Opferstücke auf dem Altar gebraucht wurde, galt als Opfergabe und, sobald es hierzu geweiht worden war, als heilig, wie auch Neh. 10, 35 von dem קרבן העצים, dem Opfer an Holz, gesprochen wird.",
+ "bei ihnen tritt die auf Unreinheit. Nach der Erläuterung im Talmud (46 b) ist hier mit dem Ausdruck משום טומאה sowohl das Verbot, in Unreinheit des Körpers (טומאת הגוף) Heiliges zu essen oder darzubringen, als auch das Verbot, Heiliges, das unrein geworden ist (טומאת הבשר), selbst in Reinheit des Körpers zu essen oder darzubringen. R. Simon ist der Ansicht, dass man in beiden Fällen, im Falle der Unreinheit des Körpers wie im Falle der Unreinheit der Opfergabe, sich keiner Strafe schuldig macht, wenn man Weihrauch oder Räucherwerk geniesst oder darbringt oder Holz darbringt, weil diese Verbote sich nur auf solche Dinge beziehen, die man auch sonst gewöhnlich zu essen pflegt, während die anderen Weisen einen solchen Unterschied nicht anerkennen, sondern der Ansicht sind, dass beide Verbote, das von טומאת הגוף wie das von טומאת הבשר, sich auf Alles erstrecken, was auf dem Altar dargebracht wurde. Begründet wird diese Ansicht mit der Wiederholung des Wortes והבשר bei der Vorschrift über טומאת הבשר (Lev. 7, 19), wodurch auch das nicht wie das Fleisch Geniessbare in das Verbot mit einbezogen wird, und wie das für טומאת הבשר gilt, so umsomehr für das noch strengere Verbot von טומאת הגוף. Nach Maimonides (הלכות פסולי המוקדשין XVIII, 24) gilt der Ausspruch des R. Simon nicht nur für das Verbot der Unreinheit, sondern auch für das vorher von der Mischna in Zusammenhang mit dem Unreinen genannte Übriggelassene, und wäre also zu dem משום טומאה in den Worten des R. Simon ומשום נותר zu ergänzen."
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+ "Mit dem Gedanken. s. I Note 35.",
+ "an sechs Dinge muss das Opfer geschlachtet. Nach Tosafot (Sebachim 2a) gilt dasselbe wie für das Schlachten auch für das Auffangen, Hintragen und Sprengen des Bluts (s. II Note 22), wie auch für das Verbrennen der Opferstücke auf dem Altar — letzteres mit der Beschränkung, dass hierbei das לשם זובח nicht mehr nötig ist, weil durch die Sprengung des Bluts an den Altar die Eigentümer bereits gesühnt sind (s. II Note 20). Maimon. (הלכות מעשה הקרבנות IV, 11) scheint nicht dieser Ansicht zu sein, sondern, dass die Mischna hier nur vom Schlachten, nicht aber von den anderen Opferhandlungen spricht.",
+ "mit dem Gedanken. Der das Opfer Schlachtende muss beim Schlachten diese Absichten haben. Nach Maimon. im פירוש המשניות spricht die Mischna hier nicht vom Schlachtenden, sondern von dem Eigentümer, dem Darbringer des Opfers; dieser muss nach der Ansicht dieses ersten Tanna beim Schlachten des Opfers seine Absicht auf diese 6 Dinge gerichtet haben, s. weiter die Noten 59, 62 u. 63.",
+ "an das Opfer. was für ein Opfer es ist. dass es nicht שלא לשמו geschlachtet wird (s. I, 1).",
+ "an den Opfernden. den Eigentümer, der das Opfer darbringt.",
+ "an das Altarfeuer. dass es in hellem Feuer als אשה, Feueropfer, verbrannt, nicht aber auf glühenden Kohlen nur gebraten wird.",
+ "an den Geruch. Es soll beim Verbrennen seinen Geruch aufsteigen lassen, nicht aber vorher gebraten und dann erst auf dem Altar verbrannt werden, weil es dann nicht mehr den Geruch wie rohes Fleisch beim Braten im Feuer entwickelt.",
+ "und an das Wohlgefallen. dass es zum Wohlgefallen Gottes dargebracht wird, wie es bei den Opfern stets heisst: אשה ריח ניחוח לה.",
+ "und das Sünd- und das Schuldopfer auch mit dem Gedanken an die Sünde. für welche das Opfer dargebracht wird.",
+ "Jose. Auch nach Ansicht des ersten Tanna ist das Opfer nicht untauglich, wenn man eine von den angeführten Absichten nicht ausgesprochen hat, vorschriftsmässig aber sollen sie ausgesprochen werden; dagegen wendet sich R. Jose. Nach Maimon. stellt R. Jose im Gegensatz zu dem ersten Tanna erst den Grundsatz auf, dass nur die Absicht des die Opferhandlung Vollziehenden in Betracht kommt, nicht die des Eigentümers des Opfers (s. Note 52).",
+ "Auch wenn man. d. h. der Eigentümer des Opfers.",
+ "nicht an eines von allem Diesem gedacht. durch Aussprechen zu erkennen gegeben hat, dass man diese Absicht gehabt hat (Note 50).",
+ "das beruht auf einer Anordnung des Gerichtshofes. Die Weisen haben angeordnet, dass man die Opferhandlungen lieber stillschweigend ausführen soll, weil sie befürchtet haben, wenn jedes Mal die Bestimmung des Opfers erst ausdrücklich ausgesprochen werden sollte, könnte gerade dadurch leicht irrtümlich eine unrichtige Bestimmung ausgesprochen werden (Talmud 2 b). Nach Maimon. bestand die Anordnung der Weisen darin, dass nur die Absicht des die Opferhandlung Vollziehenden in Betracht kommen sollte, nicht die des Eigentümers des Opfers, was allerdings mit Talmud 2 b schwer zu vereinbaren ist. (Über תנאי s. Ketubot IV Note 63).",
+ "denn. Nach Maimon.: dass es sich nur u. s. w. Nach der ersteren Erklärung geben die folgenden Worte entweder den Grund für die angeführte Anordnung der Weisen an: weil Alles nur von der Absicht des die Opferhandluug Ausführenden abhängt, deshalb haben die Weisen, um eine unrichtige Bestimmungsangabe zu verhüten, es so angeordnet (so Raschi und Bartenora), oder es steht hier שאין in der Bedeutung von ואין, wie Beza II, 2 שאפר כירה nach der gewöhnlichen Erklärung für ואפר כירה steht (so תפארת ישראל). Vielleicht ist dieser letzte Satz als Begründung für die ganze Mischna aufzufassen: Deshalb soll nach Ansicht des ersten Tanna, oder sollte eigentlich nach Ansicht des R. Jose, das Opfer mit der Absicht auf diese 6 Dinge geschlachtet werden, weil es unabhängig von den Absichten, welche der Eigentümer des Opfers hat, nur auf die Absicht des die Opferhandlung Vollziehenden ankommt."
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+ "Welches ist der Ort für die Opfer. wo hat bei den verschiedenen Opfern das Schlachten, das Auffangen und das Sprengen des Bluts zu geschehen? Im Anschluss daran wird bei jedem Opfer auch angegeben, wo und in welcher Zeit und von wem das Fleisch gegessen werden darf.",
+ "Hochheiliges. Die einzelnen als קדשי קדשים geltenden Opfer werden im Folgenden aufgeführt und bei einem jeden die betreffenden Bestimmungen angegeben. Hier wird nur zunächst als das Allen Gemeinsame vorausgeschickt, dass sie im Gegensatz zu den קדשים קלים nur auf der Nordseite geschlachtet werden dürfen. Ebenso wie das Schlachten hat auch das Auffangen des Blutes bei allen hochheiligen Opfern auf der Nordseite zu geschehen. Gleichwohl wird diese Bestimmung nicht wie die das Schlachten betreffende als eine allen קדשי קדשים gemeinsame vorausgeschickt, weil das Auffangen des Blutes nicht bei allen Opfern gleichmässig ausgeführt wurde. Während bei den übrigen Opfern das Blut nur von einem Priester in einem Dienstgefäss aufgefangen wurde, musste bei dem Schuldopfer, das der Aussätzige an seinem Reinigungstage darbrachte (Lev. 14,10—20), ausserdem noch ein zweiter Priester von dem Blut mit der Hand auffangen, um damit auf den Aussätzigen selbst zu sprengen; es würde deshalb das וקבול דמן „בכלי שרת״ בצפון hier als für alle קדשי קדשים in gleicher Weise geltend nicht ganz genau sein. In Mischna 5, wo die Bestimmungen für die Schuldopfer angegeben werden, folgt allerdings auf das שחיטתן בצפון auch der Satz וקבול דמן בכלי שרת בצפון, trotzdem unter den Schuldopfern auch das Schuldopfer des Aussätzigen mit aufgeführt wird und die für dieses geltende Vorschrift damit nicht ganz genau wiedergegeben wird, weil doch immerhin auch für dieses Schuldopfer die Bestimmung zutrifft, dass das für die Sprengungen auf den Altar bestimmte Blut in einem Dienstgefässe auf der Nordseite aufgefangen werden muss (Talmud 47 b).",
+ "wird auf der Nordseite. S. Lev. 1, 11; 6, 18; 7, 2. Der Altar stand ganz oder doch mit seinem bei weitem grössten Teile innerhalb der südlichen Hälfte der עזרה. Unter der Nordseite, wo das Hochheilige geschlachtet werden musste, ist der ganze Raum von der Nordwand des Altars bis zur Nordwand der עזרה und der in der gleichen Breite liegende Raum der עזרה — einschliesslich der עזרת ישראל — vor und hinter dem Altar zu verstehen (Maimon.)",
+ "der Stier. welchen der Hohepriester am Versöhnungstage als Sündopfer für sich darbrachte (Lev. 16, 6).",
+ "und der Bock. welchen er als Sündopfer für das Volk darbrachte (Lev. 16, 15).",
+ "ihr Blut wird in einem Dienstgefässe. Daraus, dass dieser Zusatz beim Schlachten fehlt, scheint hervorzugehen, dass zum Schlachten kein כלי שרת nötig ist, sondern dazu auch ein gewöhnliches Messer verwendet werden kann. Die Bestimmung (Sebachim 67 b), dass auch das Schlachten nur vermittels eines כלי geschehen darf, wäre danach dahin zu verstehen, dass der Gegenstand, womit geschlachtet wird, wohl ein כלי sein muss (vgl. Chullin 3 a), nicht aber gerade ein für den Opferdienst geweihtes Gerät. Nach einer anderen Ansicht darf auch zum Schlachten ebenso wie zu den anderen Opferhandlungen nur ein Dienstgerät verwendet werden (Tosafot Sebach. 47 a). Maimon. (הלכות מעשה הקרבנות IV, 7) entscheidet, dass von vorneherein auch zum Schlachten nur ein Dienstgerät verwendet werden darf, dass aber das Opfer nicht untauglich wird, selbst wenn man es mit einem Gegenstand, der gar kein Gerät ist, geschlachtet hat.",
+ "auf der Nordseite aufgefangen. da für das Schlachten die Nordseite vorgeschrieben ist und das Auffangen des Blutes unmittelbar nach dem Schlachten zu geschehen hat.",
+ "von dem Blut hat man. טעון Part. Pass. von טען = beladen, verpflichten; das Blut ist verpflichtet gesprengt zu werden, d. h. es muss gesprengt werden.",
+ "auf [den Raum] zwischen den Stangen. der Bundeslade; wie die Sprengungen dort ausgeführt werden, siehe Joma V, 3 u. 4.",
+ "und auf den Vorhang. der das Allerheiligste vom Heiligen trennte; s. Joma V, 4.",
+ "und auf den goldenen Altar. das ist der Innenaltar, der im Hechal stand, auch מזבח הקטרת Räucheraltar genannt; über die auf denselben auszuführenden Sprengungen s. Joma V, 5 u. 6.",
+ "die Unterlassung einer dieser Sprengungen hindert. die Sühne.",
+ "den Rest. שירי statt שארי, Mehrzahl von שאר, die Reste, ebenso Aboth I, 2.",
+ "des Blutes goss man an den Grund. s. oben II Note 16; von dem Grund floss es in den Wassergraben, der die Opferhalle durchschnitt und es in den Bach Kidron leitete.",
+ "auf der Westseite. s. Lev. 4, 7. Die dort gegebene Vorschrift, den Rest des Blutes an den Grund des Ganzopferaltars, der am Eingange des Stiftzeltes ist, zu giessen, gilt für alle Opfer, deren Blut an den Innenaltar gesprengt wird. Das אשר פתח אהל מועד bezieht sich nicht auf den Altar, sondern auf יסוד, das Blut soll an den Grund gegossen werden, der am Eingange des Stiftzeltes ist; die dem Eingange des Stiftzeltes zugekehrte Seite des Grundes ist aber die westliche.",
+ "so hindert das nicht. Mit der Sprengung des Blutes ist die Sühne vollzogen; das Ausgiessen des übrigen Blutes ist Vorschrift, aber die Sühne hängt nicht mehr davon ab, und auch wenn es unterblieben ist, ist das Opfer gültig, und braucht kein anderes dafür dargebracht zu werden."
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+ "die verbrannt werden. das sind die Abschn. IV Note 31 unter 1 und 2 genannten.",
+ "die verbrannt werden. S. Abschn. IV Note 32. Hier ist nur der dort unter 2 genannte שעיר עבודה זרה gemeint, da die Vorschriften für den שעיר יום הכפורים schon in Mischna 1 gegeben sind. Die Mehrzahl ist hier trotzdem am Platze, da, wie dort ausgeführt, jeder Stamm einen Bock zu bringen hatte, es also immer eine Mehrzahl von Böcken waren.",
+ "von dem Blut hat man auf den Vorhang und auf den goldenen Altar zu sprengen. in derselben Weise, wie oben bei den Opfern des Versöhnungstages; nur die Sprengungen im Allerheiligsten zwischen den Stangen unterbleiben bei diesen Opfern.",
+ "so hindert das nicht. Mit der Sprengung des Blutes ist die Sühne vollzogen; das Ausgiessen des übrigen Blutes ist Vorschrift, aber die Sühne hängt nicht mehr davon ab, und auch wenn es unterblieben ist, ist das Opfer gültig, und braucht kein anderes dafür dargebracht zu werden.",
+ "diese sowohl wie jene. die in der vorhergehenden wie die in dieser Mischna genannten.",
+ "werden auf dem Aschenplatz. ein Platz ausserhalb Jerusalems, wohin die vom Altar hinweggeräumte Asche geschüttet wurde (s. Lev. 6, 4).",
+ "verbrannt. nach Darbringung der Opferteile auf dem Altar wurde alles Übrige auf dem בית הדשן oder שפך הדשן = Aschenschutt genannten Platze verbrannt (Lev. 4, 12)."
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+ "Die Sündopfer. Die in Mischna 1 und 2 besprochenen Opfer sind חטאות פנימיות, Sündopfer, deren Blut im Innern des Heiligtums und an den Innenaltar gesprengt wurde. In dieser Mischna folgen nun die Vorschriften für die חטאות חיצוניות , Sündopfer, deren Blut an den Aussenaltar gesprengt wurde.",
+ "die Böcke an Neumonden. Num. 28, 15.",
+ "und an Festtagen. Num. 28 und 29.",
+ "mit ihrem Blut hat man vier Sprengungen. eigentlich: vier Gaben; das Blut wurde nämlich nicht gesprengt, sondern mit dem Finger an den Altar gestrichen. Es kommen beim Opferblut in der Schrift die 4 Ausdrücke: נתן ,זרק ,הזח und שפך vor. הזח heisst mit dem Finger sprengen, זרק mit dem Sprengbecken (מזרק) ansprengen, נתן mit dem Finger das Blut an den Altar streichen, שפך ansgiessen. An die Hörner des Altars wurde das Blut mit dem Finger gestrichen, daher wird hierbei immer der Ausdruck נתן gebraucht, und davon abgeleitet in der Mischna das Wort מתן. Letzteres wird dann auch allgemein für Sprengung überhaupt gebraucht, ebenso wie in Mischna 1 u. 2 der Ausdruck הזיה nicht ganz genau ist, da es wohl auf die Sprengungen בין הבדים und על הפרוכת passt, dagegen auf die Hörner des מזבח הזהב das Blut nicht gesprengt, sondern gestrichen wurde.",
+ "an die vier Altarhörner. des Aussenaltars. Auf der Oberfläche des Altars erhoben sich auf den vier Winkeln vier würfelförmige Erhöhungen, je eine Elle lang, eine Elle breit und eine Elle hoch, diese werden קרנות genannt",
+ "man geht die Rampe. s. oben II Note 15.",
+ "hinauf und wendet sich nach dem Rundgang. s. II Note 16. סובב wird der zweite auf dem יסוד sich erhebende Absatz des Altars genannt. Auf diesen muss der Priester treten und um den Altar herumgehen, wenn er das Blut an die קרנות streichen will, da er unten stehend nicht heranreichen würde. Übrigens braucht das Blut nicht an die Hörner selbst gestrichen zu werden, sondern es genügt, wenn es an die Seitenwinkel des Altars unterhalb der Hörner gestrichen wird, wenn es nur oberhalb des roten Streifens ist. Auch wenn man es nicht genau da, wo die beiden Seiten zusammenstossen, sondern bis zu einer Elle nach der einen oder nach der anderen Seite hin an den Altar gestrichen hat, gilt es als der Vorschrift genügt, da ja die Hörner auf der Oberfläche sich eine Elle nach beiden Seiten hinziehen (Maim. הלכות מעשה הקרבנות V, 7).",
+ "und geht nach dem südöstlichen. Die Rampe befand sich auf der Südseite des Altars und führte von Osten nach Westen. Wenn der Priester daher von der Rampe auf den Rundgang trat und sich, wie es für alle Wendungen Vorschrift war, nach rechts wandte, so kam er zuerst an die südöstliche Ecke des Altars.",
+ "dann nach dem nordwestlichen und dann nach dem südwestlichen. An jeder Ecke tauchte er den Finger von Neuem in das Gefäss und strich das Blut von dem Finger an den Altar.",
+ "den Rest des Blutes goss man an den Grund an der Südseite. Bei den חטאות פנימיות wurde der Rest des Blutes an den Grund auf der Westseite ausgegossen (s. oben Note 15), das ist die Seite, auf welche der Priester beim Heraustreten aus dem Hechal zuerst stiess. Daraus wird die Vorschrift hergeleitet, dass bei den חטאות חיצוניות der Priester den Rest des Blutes ebenfalls an die Seite des Grundes auszugiessen hat, auf welche er beim Heruntertreten vom Altar auf die Rampe zuerst stiess, das ist, da die Rampe auf der Südseite war, die Südseite des Grundes. Diese Vorschrift über das Ausgiessen des Restes des Blutes gilt für alle Opfer, deren Blut an den äusseren Altar gesprengt wird, wenn sie auch nur hier bei den von den bezüglichen Opfern zuerst genannten Sündopfern steht und bei den folgenden Opfern nicht mehr jedes Mal wiederholt wird.",
+ "essen dürfen davon innerhalb der Umhänge. s. Lev. 6, 19. Den Umhängen, welche den Vorhof der Stiftshütte umgrenzten, entsprach beim Tempel die Mauer, welche die עזרה, den Raum, der die Halle für die männlichen Israeliten (עזרת ישראל) und die Priesterhalle (עזרת כהנים ) enthielt, von der Frauenhalle (עזרת נשים) trennte. Alles, was innerhalb von dieser Mauer lag, heisst לפנים מן הקלעים. Der Gebrauch dieses von der Stiftshütte herrührenden Ausdrucks lässt darauf schliessen, dass diese Bestimmungen im Wortlaute von Alters her so tradiert worden sind, worauf auch der Umstand hinweist, dass in diesem ganzen Abschnitt keinerlei Meinungsverschiedenheit über die darin behandelten Vorschriften erwähnt wird (Is. Lipschütz, Tiferet Jisroel).",
+ "in jeder Zubereitungsart. im Gegensatz zu dem Fleisch des Pesachopfers, das nur gebraten gegessen werden durfte. Siehe auch weiter X, 7.",
+ "den Tag. an dem es dargebracht wird.",
+ "und die [darauf folgende] Nacht. s. Lev. 7, 15. Hier wird diese Zeitbestimmung allerdings zunächst nur für das Dankopfer vorgeschrieben; dass sie auch für das Sünd- und Schuldopfer gilt, beruht auf Tradition und wird aus dem überflüssigen Ausdruck זבח hergeleitet (Talmud 36 a).",
+ "bis Mitternacht. Bei den Opfervorschriften gehört die Nacht stets mit zu dem vorangegangenen Tage. Nach der biblischen Vorschrift dürfte daher das Fleisch während der ganzen Nacht gegessen werden, wie es ja auch nur heisst: man lasse nichts davon liegen bis zum Morgen. Die Einschränkung, dass das Fleisch nur bis Mitternacht gegessen werden darf, ist rabbinische Vorschrift (s. Berachot I, 1)."
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+ "Das Ganzopfer ist Hochheiliges. es gehört zu den hochheiligen Opfern. Es wird dieses gerade bei dem Ganzopfer hervorgehoben, weil es in der Schrift nicht ausdrücklich als Hochheiliges bezeichnet wird, wie dieses bei dem Sündopfer und dem Schuldopfer der Fall ist. Es ist aber selbstverständlich, dass es zu den hochheiligen Opfern gehört, da selbst von den einfach heiligen Opfern die Teile, welche auf den Altar kommen, als Hochheiliges gelten, das Ganzopfer aber ganz auf dem Altar verbrannt wird.",
+ "die gleich vier sind. Die Vorschrift lautet (Lev. 1, 5): sie sollen das Blut sprengen an den Altar ringsum. Da hier der Ausdruck וזרקו gebraucht wird, muss das Blut mit dem Sprengbecken an den Altar gesprengt werden (s. oben Note 26). Es soll aber das Blut סביב ringsum d. h. so, dass jede der vier Seiten des Altars davon getroffen wird, gesprengt werden; es kann nicht gemeint sein, dass der ganze Umfang des Altars mit dem Blut besprengt werden soll, da hierzu das Blut, namentlich beim Kleinvieh, wohl kaum ausreichen würde. Es konnte aber auch nicht jede beliebige Stelle an jeder der vier Seiten mit dem Blute besprengt werden, da das Blut nur an solche Stellen des Altars gesprengt werden durfte, unterhalb welcher sich der Grund hinzog, dieser aber auf dem grössten Teil der Ost- und Südseite fehlte (s. II Note 16). Die Sprengungen wurden deshalb so ausgeführt, dass der Priester zuerst an die nordöstliche Ecke des Altars hintrat und das Blut so an dieselbe sprengte, dass davon beide Seiten, die nördliche und die östliche, die an dieser Stelle einen Grund hatte, getroffen wurden. Dann ging er an die gegenüberliegende südwestliche Ecke des Altars und sprengte das Blut an diese, so dass davon die beiden anderen Seiten, die westliche und die südliche, die an dieser Stelle einen Grund hatte, getroffen wurden. So wurde in der kürzesten Weise der Forderung genügt, dass an alle vier Seiten mit dem Blute gesprengt werden sollte; es waren dies zwei Sprengungen, die dasselbe bewirkten, als wenn man vier Sprengungen gemacht hätte. Hier beim Vieh-Ganzopfer musste das Blut an die untere Hälfte des Altars, unterhalb des roten Streifens (s. oben II Note 17), gesprengt werden, und der Priester machte die Sprengungen unten auf dem Boden der Opfer-Halle stehend.",
+ "es muss abgehäutet und zerlegt. Lev. 1, 6. Das Abhäuten und in seine Stücke Zerlegen durfte wie das Schlachten auch durch einen Nichtpriester geschehen, weil, wie das Schlachten nur eine Vorbereitung für die folgenden Opferhandlungen, so das Abhäuten und Zerlegen nur eine Vorbereitung für die Darbringung der Opferteile auf den Altar war.",
+ "werden und ist ganz für das Altarfeuer bestimmt. Lev. 1, 9."
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+ "Die Friedensopfer der Gemeinde. Die einzigen Friedensopfer, die von der Gemeinde dargebracht wurden, waren die beiden Lämmer, welche mit den Erstlingsbroten zusammen am Wochenfeste dargebracht wurden (Lev. 23, 19). Sie haben den Charakter von Hochheiligem, da sie Num. 10, 10 zusammen mit den Ganzopfern genannt werden. Unter den dort genannten Friedensopfern können nur Friedensopfer der Gemeinde gemeint sein (Talmud 55 a, Raschi v. ועל זבחי שלמיבם)",
+ "das Schuldopfer für Beraubung. das derjenige zu bringen hatte, der eine rechtliche Geld- oder Geldeswert-Forderung des Nächsten fälschlich abgeschworen hatte (Lev. 5, 26).",
+ "das Schuldopfer für Veruntreuung. für unbefugte Benutzung von Heiligem, das für den Altar bestimmt (קדשי מזבח) oder dessen Wert zu Tempelzwecken bestimmt war (קדשי בדק הבית), Lev. 5, 15.",
+ "das Schuldopfer für Beiwohnung einer anverlobten Sklavin. wenn Jemand einer Sklavin beigewohnt hat, die erst zur Hälfte ausgelöst und einem hebräischen Knecht anverlobt war (Lev. 19, 20—22).",
+ "das Schuldopfer des Nasir. der sich verunreinigt hatte, Num. 6, 12.",
+ "das Schuldopfer des Aussätzigen. nach seiner Heilung, Lev. 14, 12.",
+ "das Zweifel-Schuldopfer. das derjenige zu bringen hatte, der im Zweifel war, ob er die in Betracht kommende Sünde überhaupt begangen hatte, auf welche, wenn sie mit Absicht begangen, die Ausrottungsstrafe steht, und für die, wenn ohne Absicht begangen, ein Sündopfer zu bringen war (Lev. 5, 17—19).",
+ "die gleich vier sind. denn auch bei dem Schuldopfer lautet die Vorschrift: sein Blut sprenge man an den Altar ringsherum (Lev. 7, 2).",
+ "essen dürfen davon innerhalb der Umhänge die männlichen Priester. Lev. 7, 6—7. Für die Friedensopfer der Gemeinde wird das Gleiche aus Lev. 23, 19 geschlossen, weil diese dort mit dem Sündopfer in einem Vers genannt sind (Talmud). Dass die Friedensopfer der Gemeinde nur von männlichen Priestern gegessen werden dürfen, wird auch aus Num. 18, 10 geschlossen (s. Talmud 97 b und Tosafot das.)."
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+ "Das Dankopfer. תודה, auch זבח תודה und noch vollständiger זבח תודת שלמים genannt (Lev. 7, 12—15).",
+ "und der Widder des Nasir. den er am Ende seines Nasirats darbringt, Num. 6, 14.",
+ "geschlachtet dürfen sie an jeder Stelle in der Opferhalle werden. von der Mauer an, welche die עזרת נשים von der עזרת ישראל trennt; selbst wenn man im Hechal geschlachtet hat, ist das Opfer tauglich (Talmud 63a).",
+ "sie dürfen in der ganzen Stadt. Im Gegensatz zu dem hochheiligen Speiseopfer, das במקום קדוש „an heiligem Ort“ gegessen werden soll, heisst es Lev. 10, 14 von der einfach heiligen Brust der Schwingung und dem Schenkel der Hebe, dass sie במקום טהור „an reinem Ort“ gegessen werden sollen. Die ganze heilige Stadt galt insofern als reiner Ort, dass Aussätzige sie nicht betreten durften. Allerdings durften Aussätzige auch jede andere Stadt nicht betreten; da aber das heilige Fleisch, sobald es aus der Stadt Jerusalem herausgekommen war, überhaupt für den Genuss untauglich wurde, so kann hier unter dem מקום טהור nur die Stadt Jerusalem selbst verstanden werden.",
+ "von jedermann. nicht nur von den Priestern, Lev. 7, 19 b.",
+ "Für das von ihnen Abgehobene. das von ihnen als Hebe den Priestern gehörte, nämlich von dem Dankopfer: Brust und Schenkel, wie von jedem Friedensopfer, und je ein Brot von den vier dargebrachten Brotarten; von dem Opfer des Nasir: ebenso Brust und Schenkel, ferner der gekochte Bug und je eines von den ungesäuerten Broten und Fladen.",
+ "Kindern und Sklaven. Lev. 10, 14; 22, 11."
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+ "Die Friedensopfer. mit Ausnahme der in Mischna 5 genannten Friedensopfer der Gemeinde.",
+ "geschlachtet dürfen sie an jeder Stelle in der Opferhalle werden. jedoch nur, während die Türen zum Heiligtum geöffnet sind, weil es Lev. 3, 2 heisst: und er schlachte es am Eingange zum Stiftszelt, das soll heissen, während das Heiligtum zum Eintreten geöffnet ist (Talmud).",
+ "zwei Tage und eine Nacht. der Tag der Darbringung und der folgende Tag und die dazwischen liegende Nacht. Was dann noch übrig geblieben war, wurde nicht sofort in der Nacht, sondern erst am folgenden dritten Tage verbrannt (Lev. 7, 17 u. 18).",
+ "Für das von ihnen Abgehobene. Brust und rechten Schenkel (Lev. 7, 34)."
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+ "Die Erstgeburt. die männliche Erstgeburt von Rindern, Schafen und Ziegen (Num. 18, 17).",
+ "und der Zehnt. Der Viehzehnt, der von dem jährlichen Zuwachs der Heerde abgesondert wurde (Lev. 27, 32).",
+ "mit ihrem Blut ist nur eine Sprengung. Bei der Erstgeburt heisst es: ואת דמם תזרק und ihr Blut sollst du sprengen, es wird deshalb diese Vorschrift nicht nur auf die Erstgeburt sondern auch auf die ihr gleichstehenden Viehzehnt und Pesachopfer bezogen. Da hier bei dem על המזבח das סביב fehlt, so ist nur eine Sprengungen irgend eine Stelle des Altars, unter welcher sich der Grund befindet, zu machen. Ob auch bei dem Viehzehnt und dem Pesachopfer das Blut wie bei der Erstgeburt an den Altar von ferne gesprengt oder aus der Nähe langsam gegossen werden muss, darüber gehen die Meinungen auseinander (Talmud 37 a).",
+ "die Erstgeburt darf nur von Priestern. Num. 18, 18.",
+ "der Zehnt von jedermann. da nirgends vorgeschrieben wird, dass das Fleisch nur von den Priestern gegessen werden soll. Die Mehrzahl: ובשרם und ihr Fleisch in der Vorschrift über die Erstgeburt wird darauf bezogen, dass sowohl das Fleisch von der Erstgeburt, die dargebracht wird, als auch das von einer mit einem Fehler behafteten Erstgeburt, die nicht dargebracht wird, den Priestern gehört.",
+ "zwei Tage und eine Nacht gegessen werden. da das Fleisch der Erstgeburt in Num. 18, 18 der Brust der Schwingung und dem Schenkel der Hebe gleichgestellt wird, und für diese bei allen Friedensopfern, mit Ausnahme der in Mischna 6 erwähnten, die genannten Bestimmungen gelten. Der Viehzehnt, der wie die meisten Friedensopfer von jedermann gegessen werden durfte, untersteht deshalb auch in den anderen Beziehungen denselben Bestimmungen wie diese (s. Tosfot Jomtob).",
+ "Das Pesachopfer darf nur in der Nacht. Exod. 12, 8.",
+ "und nur bis Mitternacht. Ob diese Beschränkung von der Tora oder erst von den Rabbinen getroffen worden ist, ist Gegenstand der Controverse zwischen R. Eleasar ben Asarja und R. Akiba. Nach R. Eleasar ben Asarja ist diese Beschränkung schon in der Tora begründet, nach R. Akiba wäre es von der Tora gestattet, es im Laufe der ganzen Nacht zu verzehren; um jedoch zu verhüten, dass aus Nachlässigkeit von dem Fleische bis zum Morgen übriggelassen wird, so dass es dann verbrannt werden muss, haben die Weisen angeordnet, dass es nur bis Mitternacht gegessen werden darf (Talmud 57 b).",
+ "es darf nur von den darauf Gezählten. s. Pesachim V Note 10.",
+ "und darf nicht anders gegessen werden als gebraten. Exod. 12, 9."
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+ "Hochheiliges. das nach V, 1 auf der Nordseite geschlachtet werden soll.",
+ "als wenn es auf der Nordseite geschlachtet wäre. Die Vorschrift (Lev. 1, 11) lautet allerdings, dass das Ganzopfer, und ebenso die anderen hochheiligen Opfer, die an derselben Stelle wie das Ganzopfer geschlachtet werden sollen (Lev. 6, 18; 7, 2), על ירך המזבח an der Seite des Altars, und zwar an der nördlichen צפנה, geschlachtet werden sollen; daraus wäre also zu schliessen, dass sie auf dem Altar selbst nicht geschlachtet werden dürfen. Demgegenüber heisst es aber an anderer Stelle (Exod. 20, 24): einen Altar von Erde sollst du mir machen, וזבחת עליו את עלתיך ואת שלמיך und auf ihm sollst du schlachten deine Ganzopfer und deine Friedensopfer; daraus geht nach R. Jose hervor, dass auch auf dem Altar selbst sowohl einfachheilige wie hochheilige Opfer geschlachtet werden dürfen. Die Mischna setzt allerdings nur den Fall, dass man das Hochheilige anstatt auf der Nordseite auf dem Altar selbst geschlachtet hat, woraus zu entnehmen ist, dass man im Allgemeinen doch nicht auf dem Altar selbst schlachten soll. Damit stimmt auch die Vorschrift (IX, 4) überein, dass ein Ganzopfer, welches lebend auf den Altar gekommen ist, wieder heruntergebracht werden soll; es wäre dies nur eine Anordnung der Weisen, vielleicht um zu verhüten, dass der Altar nicht durch den Auswurf des Opfertieres beschmutzt wird (Tosafot 58a).",
+ "von der Mitte des Altars nach der Südseite gleich der Südseite. Gegen die Ansicht R. Jose’s wendet R. Jose, Sohn Jehuda’s, ein, dass es Deut. 12, 27 ausdrücklich heisst: und du sollst deine Ganzopfer, das Fleisch und das Blut, auf dem Altar des Ewigen deines Gottes darbringen, also nur das Fleisch und das Blut soll von dem Ganzopfer auf den Altar kommen, aber nicht das ganze Opfertier. Um diese Schriftstelle mit der in Exodus in Übereinstimmung zu bringen, erklärt R. Jose, Sohn Jehuda’s: für die Darbringung des Fleisches und des Bluts dient der ganze Altar, geschlachtet werden dagegen darf das Ganzopfer und ebenso anderes Hochheiliges nur auf seiner nördlichen Hälfte, wie ja die Nordseite allgemein in Lev. für dasselbe vorgeschrieben ist. Die Schriftstelle in Exodus ist dementsprechend so zu erklären: auf ihm sollst du schlachten deine Ganzopfer und deine Friedensopfer und zwar, jedes auf der dafür vorgeschriebenen Stelle, die Ganzopfer nur auf der nördlichen Hälfte, die Friedensopfer, die überall in der Tempelhalle geschlachtet werden durften, auch auf der südlichen Hälfte (Mechilta).",
+ "Von den Mehlopfern wurde das Komez. s. IV Note 13.",
+ "an jeder beliebigen Stelle in der Opferhalle abgehoben. trotzdem die Mehlopfer auch zu dem Hochheiligen gehören, und das Abheben des Komez von dem Mehlopfer dem Auffangen des Blutes bei den Tieropfern entspricht, (s. IV Note 13), dies aber auf der Nordseite zu geschehen hatte, weil die Nordseite nur für die hochheiligen Tieropfer vorgeschrieben war.",
+ "gegessen wurden sie innerhalb der Umhänge. s. V. Note 33.",
+ "von den männlichen Priestern. s. Num. 18, 9—10.",
+ "den Tag und die Nacht. da sie in der angezogenen Schriftstelle den Sünd- und Schuldopfern inbezug auf das Verzehren gleichgestellt werden."
+ ],
+ [
+ "Das Vogel-Sündopfer wurde an der südwestlichen Ecke. des Altars; weil die Sprengung des Blutes dort zu geschehen hatte (s. weiter Note 11), pflegte man auch die מליקה dort vorzunehmen, weil sonst die geringe Menge des Blutes unterwegs sich leicht verlieren konnte.",
+ "auch an jeder anderen Stelle war es tauglich. die מליקה musste nicht gerade an der südwestlichen Ecke vorgenommen werden.",
+ "aber dieses war der für es bestimmte Ort. für das Sprengen des Blutes war die südwestliche Ecke des Altars vorgeschrieben. Anstatt des wegen einer Sünde im Unvermögensfalle darzubringenden Vogelopfers konnte, wenn das Vermögen auch hierzu nicht ausreichte, ein Mehlopfer dargebracht werden (Lev. 5, 11); daraus wird die Bestimmung hergeleitet, dass das Blut des Vogel-Sündopfers an dieselbe Stelle des Altars zu sprengen ist, wohin das Mehlopfer gebracht wurde, für die Hinbringung des Mehlopfers lautet aber die Bestimmung (Lev. 6, 7), dass es hingebracht werden soll: לפני ה׳ אל פני המזבח vor den Ewigen, das ist die Westseite, wo das Allerheiligste lag, und an die Vorderseite, das ist die Südseite des Altars, da der Aufgang zum Altar auf der Südseite war; es wurde deshalb an die Südwestecke, wo Süd- und Westseite zusammenstossen, hingebracht (Talmud).",
+ "für drei Dinge wurde diese Ecke unten. indem der Priester nicht oben auf dem Altar, sondern unten auf dem Fussboden stand.",
+ "und für drei oben. der Priester stand dabei oben auf der obersten Fläche des Altars.",
+ "für das Vogel-Sündopfer. der Priester musste unten stehen, da das Blut an die untere Hälfte des Altars gesprengt wurde, siehe weiter Mischna 4 Note 34.",
+ "das Heranbringen [der Mehlopfer. s. Note 11. Das Heranbringen geschah, bevor das Komez davon abgehoben war, dieses wurde dann auf den Altar gebracht.",
+ "und die Reste des Bluts. von allen Opfern mit Ausnahme der חטאות פנימיות, deren Blutreste an den Grund auf der Westseite gegossen wurden (s. V Note 15).",
+ "für das Ausgiessen der Wasseropfer. am Hüttenfeste, s. Sukka IV, 9.",
+ "der Weinopfer. Der Abzugskanal, in welchen die auf den Altar gegossenen Wasser- und Weinopfer flossen, befand sich auf der Südwestecke des Altars. Hier waren oben auf dem Altare zwei Becken angebracht, das eine für das Wasser-, das andere für das Weinopfer. In diese goss der Priester die Flüssigkeit hinein, die durch Öffnungen in den Becken auf die Oberfläche des Altars floss, und von hier durch ein auf dem Altar angebrachtes Loch in den Abzugskanal, der in eine unter dem Altar befindliche tiefe Grube führte.",
+ "und für das Vogel-Ganzopfer. das an der Südost-Ecke dargebracht wurde, s. Mischna 5.",
+ "wenn deren für die Ostseite. d. h. die Südost-Ecke.",
+ "zu viele waren. so dass der Platz dort für die mit den Opfern beschäftigten Priester nicht ausreichte. In diesem Falle durfte das Vogel-Ganzopfer auch an der Südwestecke des Altars dargebracht werden, weil es nur darauf ankam, es an einer Ecke darzubringen, die dem Ort der Asche möglichst nahe lag. Dieser war aber auf der Südseite des Altars östlich von dem Aufgang. (S. Mischna 5 Note 51)."
+ ],
+ [
+ "Beim Hinaufgehen auf den Altar. auf der auf der Südseite befindlichen Rampe, (כבש), die zum Altar hinaufführte.",
+ "ging man stets auf der rechten Seite hinauf. Die Rampe war 16 Ellen breit; da man, oben angelangt, nach der allgemeinen Regel sich nach rechts wenden musste, so hielt man sich beim Hinaufgehen bald auf der rechten Seite der Rampe, um den Weg nicht unnötiger Weise zu verlängern.",
+ "ging dann herum. um den Altar und verrichtete die zu verrichtenden Opferhandlungen.",
+ "und auf der linken Seite. der Rampe.",
+ "wieder herunter. da diese für den Heruntersteigenden nun am nächsten lag.",
+ "ausser zu den genannten drei Dingen. die nach der vorhergehenden Mischna oben auf dem Altar an der Südwest-Ecke zu verrichten waren.",
+ "da ging man hinauf. auf der linken Seite der Rampe und wandte sich sofort nach links nach der Südwest-Ecke des Altars. Man wich also von der allgemeinen Regel ab, weil man sonst erst um den ganzen Altar hätte herumgehen müssen und dabei durch den starken Rauch, der von der Brandstätte des Altars aufstieg, bei den Giessopfern der Wein oder das Wasser leicht verdorben oder wenigstens minderwertig werden und bei dem Vogel-Ganzopfer der darzubringende Vogel leicht ersticken konnte (Talmud).",
+ "und kehrte auf demselben Wege wieder um. wörtlich: man kehrte sich nach der Ferse zu um, wie חזר לאחוריו: sich nach dem Rücken zu umdrehen d. h. zurückkehren. Man ging nicht geradeaus erst um den ganzen Altar herum, um wieder an die Rampe zu gelangen, weil das Linksherumgehen um den Altar an und für sich ganz wider die Regel war; man drehte sich vielmehr um und ging sich nach rechts wendend den kurzen Weg, den man gekommen war, wieder zur Rampe zurück und dann an der linken Seite der Rampe wieder herunter. Die Talmud-Ausgaben lesen: שהיו עולין ויורדין על העקב."
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+ [
+ "Man drückte. s. Lev. 5, V. Die מליקה beim Vogelopfer vertrat die Stelle des Schlachtens beim Viehopfer. Im Gegensatze zum Schlachten durfte die מליקה nur von einem Priester vorgenommen werden. Sie wurde in der folgenden Weise ausgeführt: der Priester fasste das Opfertier mit seiner linken Hand und durchschnitt mit dem Fingernagel der rechten Hand zuerst das Rückgrat und die Halswirbel, sodass er zur Luft- und Speiseröhre gelangte, sodann beim Sündopfer eine von diesen ganz oder wenigstens grösstenteils, beim Ganzopfer beide (nach Maimon. durften auch beim Sündopfer beide durchschnitten werden s. weiter Note 56), und dann, immer mit dem Fingernagel, das Fleisch um die Halswirbel herum, wieder wenigstens zum grössten Teile.",
+ "den Kopf unterhalb des Genicks. עורף ist nach Chullin 19b das dem פנים Angesicht Gegenüberliegende, Entgegengesetzte, מול bedeutet „vorne, vor“, מול עורף bedeutet daher den Teil des Hinterkörpers, der dem עורף vorgelagert ist, wie der Hals dem Gesicht, also die Stelle um das Genick herum.",
+ "aber ohne ihn abzutrennen. der Kopf musste am Rumpfe hängen bleiben.",
+ "dann sprengte man von dem Blut. Das Blut wurde nicht erst in einem Gefäss aufgefangen, da hier die Vorschrift ולקח, welche das Auffangen des Blutes in einem Gefäss bezeichnet, fehlt. Es wurde auch nicht mit dem Finger gesprengt, da auch das באצבעו fehlt. Vielmehr fasste man den Vogel selbst und sprengte mit ihm das Blut an den Altar.",
+ "an die Wand. und zwar an die Südwest-Ecke, s. oben Note 11. Der Priester stand dabei unten auf dem Boden, da das Blut an die untere Hälfte des Altars unterhalb des roten Streifens gesprengt werden musste. Dieses wird aus dem Gebrauch der passiven Form ימצה in der Vorschrift: והנשאר בדם ימצה אל יסוד המזבח (Lev. 5, 9) geschlossen, wo das passive ימצה sich auch auf das gesprengte Blut beziehen und andeuten soll, dass dieses so gesprengt werden sollte, dass es von selbst ebenfalls direkt an den Grund herabfloss. Dieses war aber nur der Fall, wenn es an den unteren Teil des Altars gesprengt wurde; würde man es an den oberen Teil gesprengt haben, so würde das herabfliessende Blut oft zunächst nicht an den Grund, sondern an den oberen Absatz, den Rundgang (סובב), geflossen sein, denn eine Elle über dem roten Streifen war der Rundgang, der obere Teil erhob sich also zum weitaus grösseren Teile über dem Rundgang.",
+ "der Rest des Blutes wurde an den Grund ausgepresst. es geschah dies in der Weise, dass man den durchschnittenen Hals an die Altarwand presste (oder mit den Fingern zusammendrückte, s. Raschi Menachot 2 b v. הזאה), so dass das Blut herausgedrückt wurde. מתמצה, Hispael von מצה: eine Feuchtigkeit herausdrücken (Richt. 6, 38). Das Hispael wird hier, wie häufig in der Mischnasprache, passivisch gebraucht.",
+ "auf den Altar kam nichts als das Blut. keine Opferteile, wie bei den Viehopfern.",
+ "das ganze Opfer gehörte den Priestern. Nach Num. 18, 9 gehörten alle Sündopfer den Priestern, also auch das Vogel-Sündopfer. Die Priester durften das Fleisch verzehren, trotzdem der Vogel nicht in der sonst vorgeschriebenen Weise geschlachtet war (Menachot 73 a)."
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+ "Man ging die Rampe hinauf. der Priester musste auf den Altar hinaufgehen, da im Gegensatze zu dem Vogel-Sündopfer (s. Note 34) beim Vogel-Ganzopfer sowohl die מליקה wie das Ausdrücken des Blutes auf der oberen Hälfte des Altars zu geschehen hatte, umgekehrt wie beim Viehopfer, wo das Blut des Sündopfers oben und das des Ganzopfers unten gesprengt wurde. Dass die מליקה beim Vogel-Ganzopfer oben zu geschehen hat, wird daraus geschlossen, dass es (Lev. 1, 15) heisst: der Priester bringe es an den Altar, drücke ihm den Kopf ab und opfere es auf dem Altar, es soll also auf das Abdrücken des Kopfes unmittelbar das Opfern folgen; würde die מליקה unten erfolgen, so müsste der Priester erst noch auf den Altar hinaufgehen, darum: מה הקטרה בראש המזבח אף מליקה בראש המזבח wie das Opfern oben auf dem Altar, so auch das Kopfabdrücken oben auf dem Altar. Dass auch das Ausdrücken des Blutes oben zu erfolgen hat, geht aus derselben Schriftstelle hervor, da es heisst: er opfere es auf dem Altar und sein Blut soll an der Wand des Altars ausgedrückt werden; da das Ausdrücken des Blutes doch der Opferung auf dem Altar vorangegangen sein muss, so kann die Schrift damit nur ausdrücken wollen, dass auch das Ausdrücken des Blutes und das Opfern unmittelbar auf einander zu folgen hat, also auch das Ausdrücken des Blutes oben auf dem Altar geschehen soll (Talmud).",
+ "ging an die Südost-Ecke. das war die Ecke, wo man dem Aschenort am nächsten war (s. weiter Note 51), deshalb fand dort auch die מליקה statt.",
+ "drückte dort den Kopf unterhalb des Genicks ab. s. Note 31. Obgleich beim Vogel-Ganzopfer das ומלק nicht durch ממול ערפו wie beim Vogel-Sündopfer näher bestimmt wird, weist der gleiche Ausdruck ומלק darauf hin, dass auch hier die מליקה in der gleichen Weise zu geschehen hat wie beim Vogel-Sündopfer.",
+ "man trennte ihn ganz ab. der Kopf musste durch die מליקה vom Rumpf ganz abgetrennt werden und deshalb sowohl die Speiseröhre wie die Luftröhre mit dem Fingernagel durchschnitten werden, denn es heisst (Lev. 1, 15): er drücke den Kopf ab und opfere ihn auf dem Altar, der Kopf musste also so abgedrückt werden, dass er für sich auf dem Altar dargebracht werden konnte. Die Darbringung des Rumpfes erfolgte gesondert erst später (s. Lev. 1, 17).",
+ "und drückte das Blut an die Wand des Altars aus. s. Note 35. Ein Sprengen des Blutes war bei dem Vogel-Ganzopfer nicht vorgeschrieben.",
+ "nahm dann den Kopf. der durch die מליקה vom Rumpf abgetrennt war.",
+ "presste. הקיף Hif. von נקף (syr. ܢܩܶܦ) = an einander heranbringen, zusammenfügen, daher auch vergleichen, so Beza IV, 5 חביות אין מקיפין שתי, Nidda X, 7 וקוצה לה חלה ומקפת, hier aber vielleicht abzuleiten von נקף = נגף (arab. نقف) schlagen, stossen, wovon ונקף Jes. 10,34 und נקף זית Oliven „abschlagen“ Jes. 17, 6; 24, 13.",
+ "an den Altar. um auch das darin befindliche Blut auszudrücken, da es nicht ונמצה מדמו, sondern ונמצה דמו heisst, also das gesamte Blut ausgedrückt werden soll.",
+ "bestreute. ספגו nach Bartenura von ספוג (σπόγγος) Schwamm = wie ein Schwamm aufsaugen, in sich aufnehmen (vgl. Abot V, 15), davon auch סופג את הארבעים die 40 (39) Geisselhiebe an sich erleiden, erhalten, hier Piel = das Salz aufstreuen, so dass der Kopf es einsaugt. Ähnlich erklären es Raschi und Maimonides mit „abwischen, wie mit einem Schwamm abtrocknen.“ Nach einer anderen Erklärung des Bartenura ist ספג hier = ספק schlagen, wie ויספוק את כפיו (Num. 24, 10) er schlug seine Hände zusammen, so hier „den Kopf mit Salz bewerfen, bestreuen.“",
+ "ihn dann mit Salz. Alles, was von den Opfern, sowohl Tieropfern wie Mehlopfern, auf dem Altar verbrannt wurde, musste vorher mit Salz bestreut werden (Lev. 2, 13).",
+ "entfernte den Kropf. מראה = Kropf (Lev. 1, 16), Stw. מרא arab. هرا = stark, fett machen, davon מריא Mastvieh. Die Mischua gebraucht sonst dafür den Ausdruck זפק.",
+ "und seinen Unrat. בנצתה (Lev. 1, 16) heisst nach Mischna und Talmud nicht „mit seinen Federn“, wie es gewöhnlich übersetzt wird, sondern „mit seinem Unrat“ נוצה = נוצא von יצא, die Excremente, dasselbe wie פרש. Siehe darüber ausführlich: Hoffmann, das Buch Leviticus zur Stelle.",
+ "und die mit ihm herauskommenden Eingeweide. die mit herausgezogen werden, wenn man den Kropf mit der Hand herauszieht.",
+ "und warf sie auf die Aschenstelle. das ist die Stelle, wohin der Priester jeden Morgen die von dem Altar abgehobene Asche von dem vorhergegangenen Tage, die Aschenhebe (תרומת הדשן), zu legen hatte (Lev. 6, 3). Nach Tamid I, 4 war diese Stelle auf dem Fussboden, östlich von der Rampe, 20 Ellen vom Altar und 3 Faustbreiten von der Rampe entfernt. Sie befand sich also auf der Südseite des Altars, da die Rampe auf der Südseite war; das אצל המזבח קדמה (Lev. 1, 16) wird von der Tradition auf die Ostseite der Rampe, nicht auf die Ostseite des Altars bezogen. (Nach der Erklärung des Malbim bedeutet das Wort קדם überhaupt nicht immer wie מזרח die Ostseite, sondern eigentlich die Vorder-, die Eingangsseite, und nur deshalb als Himmelsrichtung auch den Osten, weil dieses die Seite ist, wo die Sonne ihren Lauf antritt. Die Vorderseite des Altars war aber die Südseite, da hier die Rampe war, auf der man zum Altar hinaufging; inbezug auf den Altar kann deshalb die Südseite mit Recht als קדמה bezeichnet werden).",
+ "Dann spaltete. der Rumpf wurde an den Flügeln mit der Hand auseinander gerissen.",
+ "trennte aber die Teile nicht von einander. nach Maimonides brauchten sie nicht, nach Anderen sollten sie nicht ganz von einander getrennt werden",
+ "so war es dennoch tauglich. und wurde dargebracht. Es wird dies daraus geschlossen, dass nach der Vorschrift, es zu spalten ohne es zu trennen, die Schrift fortfährt: והקטיר אותו הכהן המזבחה „und der Priester soll es auf dem Altar darbringen“, was dahin erklärt wird, dass der Priester es unter allen Umständen, auch wenn der Rumpf gegen die Vorschrift ganz auseinaudergetrennt worden ist, auf dem Altar darbringen soll (Sifre); denn anderenfalls hätte die Vorschrift einfach lauten müssen: „er spalte es, trenne nicht ab und bringe dar“ (Malbim)."
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+ "bleibt es tauglich. An der angeführten Stelle im Sifre wird die Bestimmung, dass, selbst wenn die Vorschrift לא יבדיל nicht beachtet worden ist, das Opfer dennoch tauglich ist, damit motiviert, dass es sich um eine Vorschrift handelt, die erst nach vollzogener Söhne, die wie bei dem Vieh-Opfer durch das Sprengen so beim Vogel-Opfer durch das Ausdrücken des Blutes als vollzogen gilt, zu beobachten ist; demnach wird auch durch die anderen erst nach dem Ausdrücken des Blutes zu beobachtenden Vorschriften die Tauglichkeit des Opfers nicht berührt.",
+ "hat man beim Sündopfer ganz abgetrennt. Beim Vogel-Sündopfer lautet die Vorschrift (Lev. 5, 8), dass man den Kopf abdrücken, aber nicht abtrennen soll, das heisst nach Raschis Erklärung: man darf nicht beide סימנים, die Luft- und Speiseröhre, sondern nur eine von beiden abdrücken; nach Maimon. dürfen auch beide abgedrückt und nur der Kopf nicht vom Rumpfe vollständig abgetrennnt werden.",
+ "oder beim Ganzopfer nicht ganz abgetrennt. s. Note 41.",
+ "so ist es untauglich. weil hier die vorschriftswidrig ausgeführte Handlung der Sprengung resp. dem Ausdrücken des Blutes vorangegangen ist.",
+ "hat man das Blut des Kopfes. beim Vogel-Ganzopfer, wo das Blut des Kopfes besonders ausgedrückt wurde.",
+ "so ist es untauglich. Diese Tradition wird mit dem überflüssigen Zusatz (Lev. 1, 17) עולה הוא begründet, das dahin ausgelegt wird: Wenn auch das gesamte Blut ausgedrückt werden soll (s. Note 45) und darum die Vorschrift lautet, dass auch der von dem Rumpf abgetrennte Kopf an dem Altar ausgedrückt werden soll, ein Ganzopfer ist es und es bleibt tauglich, auch wenn diese Vorschrift nicht beobachtet worden, sondern nur das Blut aus dem Rumpfe ausgedrückt worden ist, weil die grosse Masse des Blutes sich doch im Rumpfe befindet Das ausschliessende הוא dagegen: ein Ganzopfer ist nur es, und es ist nur als solches tauglich, will den entgegengesetzten Fall ausschliessen, wenn man nur den Kopf ausgedrückt hat, dagegen die Hauptmasse des Blutes aus dem Rumpf nicht ausgedrückt hat (Talmud).",
+ "so ist es tauglich. Diese Tradition wird mit dem überflüssigen Zusatz (Lev. 1, 17) עולה הוא begründet, das dahin ausgelegt wird: Wenn auch das gesamte Blut ausgedrückt werden soll (s. Note 45) und darum die Vorschrift lautet, dass auch der von dem Rumpf abgetrennte Kopf an dem Altar ausgedrückt werden soll, ein Ganzopfer ist es und es bleibt tauglich, auch wenn diese Vorschrift nicht beobachtet worden, sondern nur das Blut aus dem Rumpfe ausgedrückt worden ist, weil die grosse Masse des Blutes sich doch im Rumpfe befindet Das ausschliessende הוא dagegen: ein Ganzopfer ist nur es, und es ist nur als solches tauglich, will den entgegengesetzten Fall ausschliessen, wenn man nur den Kopf ausgedrückt hat, dagegen die Hauptmasse des Blutes aus dem Rumpf nicht ausgedrückt hat (Talmud)."
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+ "das man unter einem anderen Namen. s. Abschnitt I Note 1.",
+ "abgedrückt. Das Abdrücken, die מליקה, beim Vogelopfer entspricht dem Schlachten beim Viehopfer.",
+ "oder dessen Blut man unter einem anderen Namen ausgedrückt. Das Ausdrücken des Blutes beim Vogelopfer entspricht dem Sprengen beim Viehopfer. Der Ausdruck der Mischna ist hier ungenau, da beim Vogel-Sündopfer das Blut zuerst gesprengt und dann das übrige Blut ausgedrückt wurde. Es ist hier beides gemeint, das Sprengen sowohl wie das Ausdrücken des Blutes; es wird hier beides mit dem Ausdrucke מיצה bezeichnet, wohl um damit auszudrücken, dass das Ausdrücken des Blutes beim Vogelopfer nicht dem Ausgiessen der Blutreste beim Viehopfer entspricht, sondern dem Sprengen, und daher das Unterlassen desselben das Opfer untauglich macht.",
+ "oder unter einem anderen und unter seinem Namen. s. I Note 27.",
+ "ist untauglich. wie beim Vieh-Sündopfer I, 4; ein Auffangen und Hintragen des Blutes gibt es beim Vogel-Opfer nicht.",
+ "nur wird es den Eigentümern nicht als Pflichtopfer angerechnet. wie beim Vieh-Ganzopfer I, 1.",
+ "davon zu essen. vom Vogel-Sündopfer, denn das Vogel-Ganzopfer wurde ganz auf dem Altar verbrannt.",
+ "davon zu opfern. vom Vogel-Ganzopfer, da vom Vogel-Sündopfer nichts auf dem Altar geopfert wurde.",
+ "nach Vorschrift dargebracht wird. d. h. das Blut ohne einen anderen vorausgegangenen das Opfer untauglich machenden Verstoss gesprengt resp. ausgedrückt worden ist, s. II Note 41 ff.",
+ "wird nach Vorschrift dargebracht. Das Folgende ist eine wörtliche Übertragung und Anwendung des II, 4 und 5 vom Viehopfer Gesagten auf das Vogelopfer und bedarf deshalb keiner weiteren Erklärung.",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. Auch dieser letzte Absatz ist wörtlich aus II, 5 mit herübergenommen, obwohl er hier eigentlich gar nicht am Platze ist. Selbst wenn Essen und Opfern zusammenrechnen würden, würde das Opfer doch nicht untauglich sein, weil es etwas sein muss, das zum Essen resp. zum Opfern bestimmt ist, beim Vogel-Sündopfer ist aber nichts zum Opfern, beim Vogel-Ganzopfer nichts zum Essen bestimmt, es würde also in jedem Falle immer nur die eine halbe Olivengrösse in Betracht kommen, und durch diese wird das Opfer nicht untauglich."
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+ "das man unten. unterhalb des roten Streifens, wie es für das Vogel-Sündopfer vorgeschrieben war, s. VI Note 14.",
+ "ist tauglich. weil es ganz nach Vorschrift ausgeführt worden ist. Da aber die Mischna damit etwas Selbstverständliches sagen würde, erklärt Bartenura das „in der Weise des Sündopfers“ als nur auf das Sprengen und Ausdrücken des Blutes sich beziehend, worin das Verfahren beim Sündopfer von dem beim Ganzopfer abweicht. Sobald hierin nach Vorschrift verfahren worden ist, sei das Opfer tauglich, selbst wenn der Kopf vom Rumpf wie beim Ganzopfer ganz abgetrennt worden ist (siehe auch Maimon. פירוש המשניות) Die Mischna gäbe dann hier aber nur die Ansicht des R. Eleasar, Sohn R. Simons, wieder (Talm. 65b), der die Vorschrift beim Sündopfer (Lev. 5, 8) „er trenne nicht ab“ mit „er braucht nicht abzutrennen“ erklärt, und stände in Widerspruch mit VI, 6, wo ausdrücklich gelehrt wird, dass, wenn man beim Sündopfer ganz abgetrennt hat, das Opfer untauglich ist. Vielmehr führt hier die Mischna und ebenso in dem nächstfolgenden Absatz den ersten an sich selbstverständlichen Fall wohl nur wegen des Gegensatzes zu den folgenden Fällen an, wo das Opfer durch die vorschriftswidrige Ausführung untauglich wird (s. Tosafot).",
+ "in der Weise des Sündopfers mit der Bestimmung als Ganzopfer. s. VI Note 65.",
+ "hat man es oben. oberhalb des roten Streifens.",
+ "in einer von allen diesen Weisen. selbst in der Weise des Sündopfers und mit der Bestimmung als Sündopfer.",
+ "dargebracht. d. h. das Blut gesprengt oder ausgedrückt, denn das Abdrücken an einer anderen als der dafür bestimmten Stelle macht das Opfer nicht untauglich (s. VI, 2).",
+ "so ist es untauglich. In diesem letzten Falle ist das Opfer zwar untauglich und darf das Fleisch nicht gegessen werden, die Eigentümer aber sind gesühnt, nach dem Grundsatze: דם למזבח נתכפרו בעלים כיון שהגיע (s. II Note 20)."
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+ "ist tauglich. Auch hier erklärt Bartenura: es ist tauglich, selbst wenn man den Kopf vom Rumpfe nicht, wie es für das Ganzopfer vorgeschrieben ist, ganz abgetrennt hat, was hier aber noch grössere Schwierigkeiten bietet (s. Tosfot Jomtob z. St.)",
+ "nur wird es den Eigentümern nicht angerechnet. wie beim Viehopfer, mit Ausnahme des Sündoder Pesachopfers, das man unter einem anderen Namen geschlachtet hat (s. I, 1).",
+ "hat man es unten in einer von allen diesen Weisen. selbst in der Weise des Ganzopfers und mit der Bestimmung als Ganzopfer.",
+ "dargebracht. auch wenn man es unten nur abgedrückt hat, denn auch das Abdrücken durfte beim Ganzopfer nur oben geschehen (s. VI Note 38 und Tosafot zu Kinnim I, 1).",
+ "so ist es untauglich. s. oben Note 7."
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+ "Sie alle. auch die durch die vorschriftswidrige Behandlung untauglich gewordenen Opfertiere.",
+ "verunreinigen nicht beim Schlingen. die ausgeführte מליקה bewirkt, dass sie nicht als נבלה betrachtet werden und die טומאת בית הבליעה deshalb auf sie keine Anwendung findet. בית הבליעה heisst die Stelle, wo die Speisen beim Essen heruntergeschluckt werden. Während ein Viehaas durch blosse Berührung Menschen und Gegenstände verunreinigt (Lev. 11, 39), verunreinigt ein Vogelaas durch blosse Berührung Menschen und Gegenstände nicht; dagegen tritt hier bei den zum Genuss erlaubten Vogelarten eine andere Unreinheit, die טומאת בית הבליעה, ein. Der Schriftvers (Lev. 17, 15): „Und jede Person, welche Aas und Zerrissenes isst, sowohl Einheimischer als Fremdling, der wasche seine Kleider und bade sich im Wasser und sei unrein bis zum Abend“, bezieht sich nach der Tradition auf denjenigen, der von einem zum Genuss erlaubten Vogel (עוף טהור), der von selbst verendet ist, auch wenn er schon vorher trefa d. h. wegen eines organischen Fehlers zum Genusse nicht erlaubt war, gegessen hat. Sobald ein olivengrosses Stück davon die Stelle, wo man die Speise herunterzuschlucken pflegt, berührt, wird sowohl der Mensch selbst unrein als auch die Kleider, Welche er in dem Augenblicke anhat, und die Kleider oder andere Gegenstände, mit Ausnahme von irdenen Geräten, die er in dem Augenblicke berührt. Als Viehaas gilt nur ein Vieh, das von selbst verendet oder nicht vorschriftsmässig geschlachtet worden ist. Bei den Vogelopfern vertritt das Abdrücken die Stelle des Schlachtens; sobald daher das Abdrücken vorschriftsmässig geschehen ist, gilt der getötete Vogel nicht mehr als Vogelaas.",
+ "und sie unterstehen der Veruntreuung. Eine Veruntreuung an dem Heiligen begeht, wer etwas von dem Heiligen, Gott Angehörenden, für sich verwendet oder benutzt; hat er es versehentlich getan, so muss er ausser dem Ersatz noch ein Schuldopfer bringen (Lev. 5, 14—16). Auch ein untauglich gewordenes Opfer, wenn es auch nicht dargebracht werden darf, untersteht der Veruntreuung. Das Fleisch der Sünd- und Schuldopfer, das von den Priestern verzehrt wird, gilt nicht mehr als Gott angehörend, sobald das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden ist. Hierfür gilt die Regel: ist das Fleisch einmal zum Verzehren für die Priester erlaubt geworden, so untersteht es nicht mehr der Veruntreuung, wenn es selbst nachher zum Verzehren für die Priester untauglich geworden ist; ist aber das Opfer vorher untauglich geworden, so dass das Fleisch für die Priester überhaupt nicht erlaubt geworden ist, so untersteht es der Veruntreuung (s. Meïla I, 1). Hier ist nun bei den in Mischna 1 für untauglich erklärten Süudopfern die Untauglichkeit schon vorher eingetreten, deshalb unterstehen auch sie auch hinsichtlich des Fleisches der Veruntreuung.",
+ "das man unten in der Weise des Sündopfers mit der Bestimmung als Sündopfer dargebracht hat. Da hier Alles nach Vorschrift ausgeführt worden ist, untersteht es, da es ganz für die Priester bestimmt ist, wie in der vorhergehenden Note ausgeführt, nach der Blutsprengung nicht der Veruntreuung; nach Bartenura und Maimonides (s. Note 2) selbst dann nicht, wenn der Kopf vom Rumpfe wie beim Ganzopfer ganz abgetrennt worden ist."
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+ "Es untersteht der Veruntreuung. Obwohl es vollständig wie ein Sündopfer dargebracht worden ist, bleibt es dennoch ein Ganzopfer und untersteht deshalb der Veruntreuung.",
+ "Es untersteht nicht der Veruntreuung. Weil es vollständig wie ein Sündopfer dargebracht worden ist, gilt es in dieser Beziehung als ein vorschriftsmässig dargebrachtes Sündopfer, dass das Fleisch nach der Blutsprengung der Veruntreuung untersteht. Nach Mischna 3 unterstehen allerdings alle vorher genannten Opfer, also auch das Ganzopfer, das unten in der Weise des Sündopfers mit der Bestimmung als Sündopfer dargebracht worden ist, nicht der Veruntreuung. Um nicht annehmen zu müssen, dass die Ansicht des R. Josua mit diesem Ausspruche in Widerspruch steht, erklärt der Talmud, dass die vorhergehende Mischna von dem Falle spricht, wo man das Ganzopfer nur hinsichtlich des Blutes wie ein Sündopfer behandelt hat, nicht aber hinsichtlich des Abdrückens; da bleibt dem Opfer der Charakter eines unvorschriftsmässig behandelten Ganzopfers und es untersteht deshalb der Veruntreuung. In dieser Mischna dagegen ist der Fall gemeint, dass man das Opfer auch in der Weise des Sündopfers abgedrückt hat. Da beim Sündopfer mit dem Abdrücken eines der beiden סימנים das Gebot des Abdrückens bereits erfüllt ist, beim Ganzopfer jedoch erst mit dem Abdrücken beider, so hat nach Ansicht des R. Josua das Opfer, sobald er es unten mit der Bestimmung als Sündopfer an einem סימן abgedrückt hat, den Charakter als Sündopfer erhalten, bevor eine es als Ganzopfer kennzeichnende Handlung an ihm vollzogen worden ist, deshalb gilt es wenigstens in dieser Beziehung als ein vorschriftsmässig dargebrachtes Sündopfer, dass es wie dieses der Veruntreuung nicht untersteht.",
+ "der Veruntreuung nicht untersteht. nachdem das Blut an den Altar gesprengt worden ist, da es dann den Priestern gehört (s. Note 15).",
+ "der Veruntreuung untersteht. da ein unter einem anderen Namen geschlachtetes Sündopfer untauglich ist und das Fleisch von den Priestern nicht verzehrt werden darf.",
+ "ist es da nicht folgerichtig. nach der Schlussfolgerung vom Leichteren zum Schwereren (קל וחומר).",
+ "der Veruntreuung untersteht. da es ganz auf dem Altar dargebracht wird, also Gott angehört.",
+ "wenn man seine Bestimmung geändert hat. und es als Sündopfer dargebracht hat.",
+ "wenn du vom Sündopfer sprichst. es als Beweis heranziehst, weil es in dem angezogenen Falle der Veruntreuung nicht untersteht.",
+ "das der Veruntreuung untersteht. man hat es als Ganzopfer dargebracht, und das Ganzopfer untersteht der Veruntreuung.",
+ "das man auf der Südseite. anstatt, wie vorgeschrieben, auf der Nordseite; das Opfer wird dadurch, weil nicht am rechten Orte geschlachtet, untauglich.",
+ "geschlachtet hat und mit der Bestimmung als Einfach-Heiliges. das allein würde das Opfer nicht untauglich machen, denn für die Halacha hat die Ansicht des Simon, Bruders des Asarja, (I, 2) keine Geltung, sondern der Ausspruch der ersten Mischna, dass alle Opfer tauglich sind, auch wenn sie unter einem anderen Namen geschlachtet worden sind, ausser dem Pesach- und dem Sündopfer.",
+ "das nicht der Veruntreuung untersteht. Von Einfach-Heiligem unterstehen nur die auf den Altar kommenden Opferstücke nach der Sprengung des Blutes der Veruntreuung; alles Übrige untersteht bei ihm als nicht Gott angehörend von vorneherein nicht der Veruntreuung.",
+ "und dennoch untersteht es. das Fleisch auch nach der Sprengung des Blutes.",
+ "der Veruntreuung. weil das Opfer schon vorher untauglich geworden ist, da man es nicht an dem rechten Orte geschlachtet hat, das Fleisch also durch die Sprengung des Blutes nicht für die Priester erlaubt geworden ist.",
+ "das nicht der Veruntreuung untersteht. indem man es als Sündopfer dargebracht hat.",
+ "bei dem es Verbotenes und Erlaubtes gibt. die Opferstücke von dem Einfach-Heiligen unterstehen nach der Sprengung des Blutes dem Verbot der Veruntreuung, das Fleisch dagegen nicht.",
+ "das ganz erlaubt ist. von dem Vogel-Sündopfer wird nichts auf dem Altar geopfert, sondern es gehört ganz den Priestern, es untersteht von ihm also nach der Sprengung des Blutes nichts mehr dem Verbot der Veruntreuung."
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+ "Hat man mit der Linken. das Abdrücken durfte nur mit der rechten Hand geschehen, nach dem Grundsatze (Talmud 24 b): כל מקום שנאמר אצבע וכהונה אינה אלא ימין überall, wo es bei einer Opferhandlung ausdrücklich heisst, dass sie mit dem Finger oder dass sie von dem Priester auszuführen sei, darf sie nur mit der Rechten ausgeführt werden. Beim Abdrücken heisst es (Lev. 1, 15): der Priester bringe es an den Altar und drücke den Kopf ab. Hat der Priester mit der linken Hand abgedrückt, so ist das Opfer deshalb untauglich.",
+ "abgedrückt oder bei Nacht. Das Darbringen der Opfer durfte nur am Tage geschehen; das wird aus der Schriftstelle Lev. 7, 38 geschlossen, weil es dort heisst: an dem Tage, an dem er den Kindern Israel ihre Opfer darzubringen geboten hat. Hat man bei Nacht abgedrückt, ist deshalb das Opfer ebenfalls untauglich.",
+ "hat man Nicht-Heiliges. einen nicht-heiligen Vogel.",
+ "drinnen. Nicht-Heiliges durfte nicht im Heiligtum geschlachtet werden, weil es heisst (Deut. 12, 2) wenn entfernt von dir sein wird der Ort, den der Ewige dein Gott erwählen wird, seinen Namen dorthin zu legen, so kannst du schlachten … und essen in deinen Toren ganz nach Herzenslust; daraus wird gefolgert: entfernt von dem Orte, ausserhalb des Heiligtums, darfst du Nicht-Heiliges schlachten und das Geschlachtete essen, aber nicht im Heiligtum (Kidduschin 57b). Hatte man Nicht-Heiliges im Heiligtum geschlachtet, so durfte es nicht gegessen werden.",
+ "oder Heiliges draussen. Das Schlachten von Heiligem ausserhalb des Heiligtums war bei Ausrottungsstrafe verboten (Lev. 17, 3 u. 4), das ausserhalb Geschlachtete (שחוטי חוץ) durfte nicht gegessen werden.",
+ "so verunreinigt es nicht beim Schlingen. Als Grund für das mit der Linken und bei Nacht Abgedrückte wird angegeben, weil das Opfer, trotzdem es dadurch untauglich geworden, wenn es einmal auf den Altar heraufgekommen ist, nicht wieder heruntergenommen wird, wie Alles, was erst im Heiligtum untauglich geworden ist (s. weiter IX, 2), es aber doch nicht, trotzdem das Abdrücken nicht vorschriftsmässig ausgeführt worden ist, als נבלה betrachtet wird; dass R. Jehuda, dessen Ansicht von der Halacha acceptiert wird, dort entscheidet, das bei Nacht Geschlachtete müsse wieder heruntergenommen werden, bezieht sich nach der Erklärung von Tosafot nur auf Viehopfer, nicht auf Vogelopfer. Nicht-Heiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, verunreinigt nicht, trotzdem es durch das Schlachten nicht zum Genuss erlaubt wird, weil in dem Schriftvers (Lev. 17, 15) neben נבלה auch טרפה genannt wird; das wolle besagen, dass nur da, wo, wie bei dem טרפה, kein Unterschied zwischen innerhalb und ausserhalb des Heiligtums besteht, diese Verunreinigung eintritt, nicht aber bei Nicht-Heiligem, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, wo nur in der Ausführung des Schlachtens im Heiligtum der Verstoss liegt. Heiliges, das ausserhalb geschlachtet worden ist, verunreinigt nicht, trotzdem für das Vogelopfer nicht das Schlachten, sondern das Abdrücken die vorgeschriebene Tötungsart ist, weil aus Lev. 17, 4 gefolgert wird, dass auch auf das Schlachten von Vogelopfern ausserhalb des Heiligtums die Ausrottungsstrafe steht (Talmud 107 a), es wird also das Schlachten von Vogelopfern ausserhalb des Heiligtums dem Schlachten von Viehopfern gleich geachtet und ist deshalb das Geschlachtete nicht als נבלה zu betrachten (Talmud).",
+ "hat man mit einem Messer abgedrückt. Das Abdrücken mit einem Messer kann weder als מליקה gelten, da diese nur mit dem Fingernagel vorgenommen werden darf, noch auch als Schlachten, da damit gegen die Grundvorschriften des Schlachtens verstossen wird (s. Chullin I, 4), das Tier ist also nicht auf vorgeschriebene Weise getötet und deshalb נבלה.",
+ "hat man Nicht- Heiliges drinnen oder Heiliges draussen abgedrückt. Das Abdrücken gilt als vorschriftsmässige Tötung nur für Heiliges im Heiligtum; in beiden Fällen ist daher das Tier nicht auf vorgeschriebene Weise getötet worden und deshalb נכלה. Über den Fall, dass man Nicht-Heiliges draussen abgedrückt hat, siehe weiter Note 45.",
+ "deren Zeit noch nicht gekommen. dass sie als Opfer verwendet werden dürfen. Von תורים durften nur die älteren und von יונים nur die jüngeren verwendet werden. Die Altersgrenze wurde an der Färbung der Flügel erkannt (s. Chullin 22b).",
+ "war ein Flügel vertrocknet. Auch bei dem Vogelopfer galt das Fehlen eines Gliedes als ein Fehler, der es zum Darbringen untauglich machte, obwohl im Übrigen das Vogelopfer nicht wie das Viehopfer תמים, fehlerlos, zu sein brauchte (אין תמות וזכרות בעופות).",
+ "ein Auge erblindet. durch Auslaufen des Auges, da blosses Erblinden des Auges das Vogelopfer nicht untauglich macht.",
+ "so verunreinigt es beim Schlingen. da in allen diesen Fällen das Abdrücken nicht als die vorschriftsmässige Tötungsart betrachtet werden kann, da das Opfer nicht dargebracht werden darf und selbst, wenn es auf den Altar gebracht worden ist, wieder heruntergenommen werden muss (s. oben Note 38).",
+ "Dieses ist die Regel. Durch diese Regel werden noch 2 Fälle mit einbezogen, die im Obigen nicht ausdrücklich erwähnt sind, nämlich: wenn man Heiliges im Heiligtum anstatt abzudrücken geschlachtet hat, so verunreinigt es nicht und, wenn man Nicht-Heiliges ausserhalb des Heiligtums abgedrückt hat, so verunreinigt es (Talmud).",
+ "verunreinigt es nicht beim Schlingen. weil es da nach IX, 2, wenn es einmal auf den Altar gekommen ist, nicht wieder heruntergenommen wird, es also nicht als נבלה betrachtet wird. Das פסולו בהדש wird verschieden gedeutet. Raschi und Bartenura erklären: wo die Untauglichkeit erst im Heiligtum entstanden ist, es vorher aber tauglich war. Nach Tosafot heisst es: wo die Untauglichkeit erst entstanden ist, nachdem es geschlachtet und durch die Berührung mit den heiligen Gefässen geheiligt worden war, בקדש abstrakt gefasst = im Zustande der Heiligkeit. Eine dritte Erklärung ist: wo die Untauglichkeit mit seinem Charakter als Heiligem zusammenhängt, während אין פסולו בקדש das genannt wird, was aus irgend einem anderen davon unabhängigen Grunde untauglich ist (פנים מאירות zu Sebachim 68 b).",
+ "Hat. In den Talmudausgaben und in der Mischna ed. Lowe steht dieser Satz am Anfange unserer Mischna.",
+ "einer von den hierzu. zum Opferdienst.",
+ "Untauglichen. s. II, 1.",
+ "ist das Abdrücken ungiltig. da das Abdrücken im Gegensatz zum Schlachten eine Opferhandlung ist, die nur der Priester vollziehen darf.",
+ "aber es verunreinigt nicht beim Schlingen. das Tier ist in der vorgeschriebenen Weise getötet worden und daher nicht נבלה, wenn auch, weil es durch einen hierzu Untauglichen geschehen ist, das Opfer untauglich ist und nicht gegessen werden darf."
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+ "Hat man abgedrückt. ein Vogelopfer im Heiligtum.",
+ "dass es trefa. Trefa heisst ein Tier, wenn an ihm eine Verletzung gefunden wird, in deren Folge es keine 12 Monate leben könnte; von einem solchen Tiere darf nichts gegessen werden, und es darf auch nicht als Opfer dargebracht werden (s. weiter VIII, Note 13.)",
+ "Es verunreinigt nicht beim Schlingen. da es in der vorgeschriebenen Weise getötet worden ist, ist es nicht נבלה, trotzdem es schon vorher trefa und deshalb zum Genuss verboten war, und durch das Abdrücken nicht zum Genuss erlaubt geworden ist.",
+ "Es verunreinigt beim Schlingen. Nach Ansicht des R. Jehuda nützt bei einem Vogel, der trefa ist, weder das Schlachten noch das Abdrücken, sondern, wie immer er getötet worden oder ob er von selbst verendet ist, er ist immer נבלה (s. Teharot I, 1); die Begründung s. weiter Note 65.",
+ "das durch Berühren und Tragen verunreinigt. Lev. 11, 39. 40.",
+ "durch das Schlachten das Trefa von der Unreinheit rein bleibt. d. h. trotzdem das Tier trefa ist, wenn es vorschriftsmässig geschlachtet wird, die Unreinheit von נבלה nicht eintritt. Es wird dies aus dem einschränkendem הבהמה “מן„ (Lev. 11, 39) geschlossen: wenn „von“ den Tieren eines stirbt, so verunreinigt es. Das Schlachten eines Tieres, das trefa ist, wäre eigentlich dem Selbstverenden gleich zu achten, da das Tier auch durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt wird. Die Schrift gebraucht aber den Ausdruck מן הבהמה, um anzudeuten, dass es auch Fälle gibt, wo Tiere, die so wie von selbst verendet sind, dennoch nicht נבלה werden, und zwar sind damit Tiere gemeint, die trefa sind, wenn sie vorschriftsmässig geschlachtet worden sind (s. auch Chullin IV, 4).",
+ "ist es da nicht folgerichtig. nach der Schlussfolgerung vom Schwereren auf das Leichtere.",
+ "das nicht durch Berühren und Tragen verunreinigt. da Lev. 11, 39 nur vom Vieh, nicht von Vögeln die Rede ist, und Lev. 22, 8, wo nur Vogelaas gemeint sein kann, da nur bei diesem eine Verunreinigung erst beim Essen eintritt, es ausdrücklich heisst לא יאכל לטמאה בה er soll es nicht „essen“, sich daran zu verunreinigen, woraus zu entnehmen ist, dass die Verunreinigung nur durch das Essen, nicht aber durch Berühren oder Tragen eintritt.",
+ "finden. מה מצינו eine der talmudischen Deutungsregeln: aus dem, was für Eines gilt, wird der Schluss gezogen, dass dasselbe auch für ein Anderes, das ihm gleich ist, gilt.",
+ "so muss auch beim Abdrücken. des Vogelopfers im Heiligtum.",
+ "durch das es zum Genuss tauglich wird. für die Priester oder für den Altar (s. II Note 26).",
+ "Genug. דיו eine Abkürzung für den Satz: דיו לבא מן הדין להיות כנדון d. h. bei der Schlussfolgerung vom Leichteren auf das Schwerere oder umgekehrt (קל וחומר) ist der Folgerung genügt, wenn das, worauf gefolgert werden soll, dem, aus dem die Folgerung gezogen wird, gleichgestellt wird (s. Baba kama II Note 27).",
+ "durch das Schlachten bleibt es rein. wie beim Viehaas.",
+ "durch das Abdrücken aber nicht. die von R. Jose angezogene Regel erkennt auch R. Meïr an, trotzdem will er sie hier nicht angewendet wissen, weil durch den Satz (Lev. 11, 46): זאת תורת הבהמה והעוף diese Vorschriften für das Vieh und für das Geflügel einander gleichgestellt werden, woraus geschlossen wird, dass nicht nur das Geflügel ebenso wie das Vieh geschlachtet werden muss, sondern dass ebenso, wie bei dem Vieh die Unreinheit von נבלה nicht eintritt, wenn es geschlachtet wird, weil durch das Schlachten es zum Genuss erlaubt wird, so auch beim Geflügel die Unreinheit von נבלה nicht eintritt, wenn es abgedrückt wird, wo es durch das Abdrücken zum Genuss erlaubt wird. Nach R. Jehuda dagegen ist daraus, dass Lev. 17, 15 neben נבלה, dem von selbst Verendeten nicht vorschriftsmässig Geschlachteten, noch טרפה besonders genannt wird, zu schlieseen, dass bei einem Tier, das trefa ist, die Unreinheit, von der dort die Rede ist, selbst dann eintritt, wenn es vorschriftsgemäss geschlachtet oder abgedrückt ist (Talmud). Es ergeben sich demnach 3 verschiedene Ansichten: Nach R. Meïr tritt die טומאת בית הבליעה nicht ein, sobald das Tier vorschriftsgemäss geschlachtet oder abgedrückt ist, nach R. Jehuda tritt sie in beiden Fällen ein, nach R. Jose tritt sie beim Abdrücken ein, aber nicht beim Schlachten."
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+ "unter welche zum Umkommen bestimmte Sündopfer. das sind Sündopfer-Tiere, die nicht dargebracht werden durften und, weil sie auch zu nichts anderem verwendet werden durften, an einen abgeschlossenen Platz gebracht und dort sich selbst überlassen wurden, bis sie von selbst umkamen. Solcher חטאות המתות gab es fünferlei: 1) das von einem zum Sündopfer geweihten Tiere geworfene Junge, 2) das gegen ein Sündopfer Eingetauschte, 3) das Sündopfer, dessen Eigentümer gestorben war, 4) dessen Eigentümer bereits durch Darbringung eines anderen Opfertieres gesühnt war, 5) das sein Jahresalter überschritten hat (s. Temura IV, 1, 2). Weil es mehrere Arten solcher Tiere gab, steht die Mehrzahl חטאות המתות: eine der Arten von zum Umkommen bestimmten Sündopfern.",
+ "oder ein zur Steinigung verurteilter Ochse. Exodus 21, 28—32.",
+ "sich gemischt haben. wörtlich: die (mit anderen Tieren) vermischt worden sind durch zum Umkommen u. s. w. (die sich unter sie gemischt haben).",
+ "sind dem Umkommen zu überlassen. Das unter die Opfer geratene Tier geht nicht in der Mehrheit auf (בטל ברוב), wie sonst Verbotenes, das versehentlich unter Erlaubtes geraten ist, weil lebende Wesen immer als etwas für sich Bestehendes betrachtet werden (בעלי חיים חשיבי) und deshalb niemals in Anderem aufgehen. Da dieses Tier aber zu jeder Verwendung verboten ist und man es unter den Opfertieren, unter die es sich gemischt hat, nicht mehr erkennen kann, so sind sämtliche Opfertiere zu jeder Verwendung verboten und müssen deshalb dem Umkommen überlassen werden.",
+ "indem er entweder nach Aussage nur eines Zeugen. Nur auf die Aussage zweier Zeugen wurde der Ochse gesteinigt; war nur ein Zeuge da, so konnte man den Ochsen weiter gebrauchen, nur als Opfertier durfte er nicht verwendet werden. Dass ein Tier, das einen Menschen getötet hat, auch wenn keine zwei Zeugen dafür da sind, nicht als Opfer gebraucht werden darf, wird aus dem einschränkenden ומן הצאן (Lev. 1, 2) geschlossen (Temura 28 b).",
+ "oder nach Aussage der Eigentümer. Auf die Aussage der Eigentümer wurde der Ochse ebenfalls nicht gesteinigt, nach einer Ansicht, weil die Steinigung des Ochsen eine Busse für die Eigentümer war und bei Selbstbezichtigung man von Zahlung der Busse frei war (מודה בקנס פטור), nach der Ansicht Anderer, weil die Eigentümer nicht als Zeugen gelten konnten, da nach allgemeinem Grundsatz das Zeugnis nahestehender Verwandter der Parteien keine Geltung hat, und inbezug auf sein Eigentum der Eigentümer doch wenigstens ebenso stark interessiert ist wie der nächststehende Verwandte (אדם קרוב אצל ממונו).",
+ "was. irgend ein Tier, das.",
+ "[einen Menschen] begattet hat oder [von ihm] begattet worden ist. Zu ergänzen ist aus dem Vorhergehenden: nach Aussage nur eines Zeugen oder nach Aussage der Eigentümer, denn bei Aussage von zwei Zeugen wurde auch hier das Tier gesteinigt (Lev. 20, 15. 16) und durfte zu nichts verwendet werden. Waren aber nicht zwei Zeugen dafür da, so durfte das Tier verwendet werden, als Opfertier durfte es aber nicht gebraucht werden. Letzteres wird daraus gefolgert, weil es von den Tieren, die wegen eines Leibesfehlers nicht dargebracht werden dürfen, heisst (Lev. 22, 25): כי משחתם בהם, denn ihr Makel ist an ihnen, darum werden sie euch nicht wohlgefällig aufgenommen werden. Der Ausdruck השחית ist aber sonst für geschlechtliche Entartung gebräuchlich, wie Gen. 6, 12: כי השחית כל בשר את דרכו על הארץ denn es hatte verderbt alles Fleisch seinen Wandel auf der Erde, worunter nach der traditionellen Erklärung die geschlechtliche Entartung zu verstehen ist; daraus wird die Lehre entnommen, dass auch Tiere, die geschlechtlich missbraucht worden sind, nicht als Opfer dargebracht werden dürfen. Nach einer anderen Ansicht wird sie aus dem einschränkenden מן הבקר (Lev. 1, 2) geschlossen (Temura 28 b). Sowohl bei dem Ochsen, der einen Menschen getötet, wie bei dem, der einen Menschen begattet hat oder von ihm begattet worden ist, gibt es noch zwei Fälle, wo dasselbe gilt, wie wenn keine zwei Zeugen da sind, nämlich: wenn das Tier sich unter die Opfer gemischt hat, bevor das Urteil über es gefällt worden ist, und wenn der Mensch, den es getötet oder begattet hat oder von dem es begattet worden ist, ein Götzendiener war; auch in diesen beiden Fällen war nämlich das Tier nur als Opfer nicht zu gebrauchen.",
+ "das zum Götzenopfer bestimmt. מוקצה von קצה abscheiden, absondern = das zu einem bestimmten Gebrauch Abgesonderte, Bestimmte, bei den Sabbat-Vorschriften: das für eine am Sabbat verbotene Verwendung Bestimmte, hier: das zum Opfer beim Götzendienst bestimmte Tier. Nach Maim. הלכות אסורי מזבח IV, 4, wird das Tier durch die blosse Bestimmung noch nicht zum Opfer untauglich, sondern muss an ihm auch eine Handlung zum Zwecke des Götzendienstes vorgenommen worden sein.",
+ "war oder götzendienerisch verehrt worden ist. Dass zum Götzenopfer bestimmte und götzendienerisch verehrte Tiere nicht als Opfer dargebracht werden durften, wird ebenfalls aus der Note 7 angeführten Schriftstelle (Lev. 22, 25) gefolgert, weil der Ausdruck השחית auch für Götzendienst gebraucht wird, wie Deuter. 4, 16: פן תשחיתון ועשיתם לכם פסל dass ihr nicht ausartet und euch ein Götzenbild machet; nach einer anderen Ansicht wird die Untauglichkeit von מוקצה aus dem einschränkenden מן הצאן, die von נעבד aus מן הבקר geschlossen. Durch Beides wird aber das Tier zu sonstiger Verwendung nicht verboten (Temura 28 b).",
+ "oder das als Buhlerinnenlohn gegeben oder für einen Hund eingetauscht worden ist. s. Deuter. 23, 19. Näheres darüber Temura VI, 2—4.",
+ "ein Bastard. z. B. das Junge von einem Schaf und einem Ziegenbock. Dass ein solches Tier zum Opfer untauglich ist, wird daraus entnommen, dass es Lev. 22, 27 heisst: שור או כשב או עז כי יולד „ein Ochse oder ein Schaf oder ein Rind“, nur ein Tier, das entweder der einen oder der anderen dieser Gattungen angehört, darf geopfert werden, nicht aber das aus der Vermischung von zwei verschiedenen Gattungen hervorgegangene.",
+ "ein Trefa. s. VII, 53. Ist die Verletzung äusserlich nicht zu erkennen, dann kann man ja gar nicht wissen, dass das Tier trefa ist. Ist sie aber äusserlich zu erkennen, dann ist ja das Tier daran von den anderen Tieren, unter die es sich gemischt hat, zu unterscheiden. Im Talmud (74 b) werden aber drei Fälle angeführt, wo ein Tier wegen trefa verboten ist und von einem anderen Tiere dennoch nicht zu unterscheiden ist. Dass ein Tier, das trefa ist, nicht geopfert werden darf, wird aus dem zweiten einschränkenden מן הבקר (Lev. 1, 3) geschlossen: מן הבקר להוציא את הטרפה (Temura 29 a; s. auch Bechorot 57 a und Maimon. הלכות אסורי מזבח II, 10).",
+ "ein seitwärts [aus der Gebärmutter] Herausgezogenes. דופן = Wand, Seitenwand, daher auch Seite; יוצא דופן heisst das nicht durch natürliche Geburt, sondern durch eine Operation aus der Seite herausgekommene Tier. Dass auch ein solches Tier zum Opfer untauglich ist, wird ebenfalls aus dem Note 12 angeführten Schriftvers (Lev. 22, 27) gefolgert, weil es heisst: כי יולד, es muss auf dem natürlichen Wege geboren sein.",
+ "bis sie einen Leibesfehler. יסתאבו von סאב s. Pesachim IX Note 86.",
+ "bekommen. Darbringen kann man sie nicht, da sich ein Tier unter ihnen befindet, das man nicht darbringen darf; ausserhalb des Heiligtums kann man sie nicht schlachten, da Opfer nicht ausserhalb des Heiligtums geschlachtet werden dürfen; sie alle verkaufen und für den Erlös dann die entsprechende Anzahl von Opfern darbringen darf man auch nicht, da zu Opfern geweihte Tiere nicht zu anderer Verwendung verkauft werden dürfen, so lange sie noch für den Altar tauglich sind. Deshalb muss man sie so lange weiden lassen, bis sie sich einen Leibesfehler zugezogen haben, durch den sie untauglich für den Altar werden, und sie dann alle verkaufen.",
+ "und für den Preis des wertvollsten. da man die einzelnen Tiere nicht mehr unterscheiden und daher nicht wissen kann, welchen Wert jedes hatte.",
+ "unter ihnen bringt man von der betreffenden Art. Waren es z. B. 3 Ganzopfer (zu Gemeindeopfern bestimmte oder einem Eigentümer angehörende, nur von diesem Falle spricht hier die Mischna; der Fall, dass Opfertiere verschiedener Gattung oder derselben Gattung aber verschiedenen Eigentümern angehörende unter einander sich gemischt haben, so dass man sie nicht mehr von einander unterscheiden kann, wird erst in der folgenden Mischna behandelt), unter die sich das untaugliche Tier gemischt hat, und es haben beim Verkauf eines der Tiere 12, die anderen 11, 10 und 9 Denare gebracht, so muss man, da das Tier, welches den geringsten Preis gebracht hat, vielleicht gerade das untaugliche Tier war, das sich unter die 3 Ganzopfer gemischt hat, zunächst ein Ganzopfer im Werte des Tieres, das den höchsten Preis gebracht hat, also für 12 Denare bringen, dann eines im Werte des nun unter den 3 anderen wertvollsten, also für 11, und das dritte im Werte des unter den 2 übrigbleibenden wertvollsten, also für 10 Denare. Raschi und Bartenura nehmen an, dass die Mischna hier von dem Falle spricht, dass nur ein Opfer mit einem untauglichen Tiere oder mehreren solchen sich vermischt hat. Dafür spricht das יביא בדמי היפה שבהן: man bringe [sc. ein Opfer] im Preise des wertvollsten unter ihnen; dagegen spricht aber die Mehrzahl נתערבו, die sich auf das כל הזבחים am Anfang der Mischna bezieht, wo doch von mehreren Opfern die Rede ist, unter die sich das untaugliche Tier gemischt hat.",
+ "so werden die nicht-heiligen für den Bedarf der betreffenden Art verkauft. Hat z. B. ein Ganzopfer sich unter 10 nichtheilige Tiere gemischt, so bringt der Eigentümer des Ganzopfers eines von den 11 Tieren als Ganzopfer dar, und die übrigen 10 Tiere werden an Andere verkauft, die Ganzopfer darzubringen haben, und also ebenfalls als Ganzopfer dargebracht. Allerdings bringt auf diese Weise der Eigentümer des Opfers, das sich unter die anderen Tiere gemischt hat, anstatt seines ursprünglichen eignen vielleicht jetzt ein fremdes, ihm nicht gehörendes Tier als Opfer dar, und ebenso einer von den zehn, nämlich derjenige, der das Tier erworben hat, das schon vorher zum Ganzopfer bestimmt war und dem ersten Eigentümer gehört; er hat mit seinem Gelde das zehnte von den nicht-heiligen Tieren erwerben wollen, das jetzt der Eigentümer des ersten Ganzopfers darbringt, denn ein Tier, das jemand zum Opfer für sich geweiht hat, kann er nicht einem Anderen zum gleichen Zweck verkaufen, und auch wenn es geschehen ist, darf es dennoch nur als Opfer für den ersten Eigentümer dargebracht werden (s. Pesachim 89 b: המוכר עולתו ושלמיו לא עשה ולא כלום). Deshalb ist, ebenso wie in dem Falle der folgenden Mischna, jedes dieser 11 Opfer mit der unbestimmten Bezeichnung: לשם מי שהוא darzubringen, d. h. es soll demjenigen als Opfer angerechnet werden, der der rechtmässige Eigentümer ist; auf diese Weise hat jeder sein Opfer dargebracht, da ja jedem eines von den 11 Opfertieren gehört und nur nicht festzustellen ist, ob es gerade dasjenige ist, das er darbringt. Nach Tosafot ist eine solche ausdrückliche Bezeichnung nicht nötig, sondern bedeutet יקרב לשם מי שהוא: man schlachtet das Opfer, ohne des Eigentümers überhaupt zu erwähnen, nach IV, 6 (s. dort Note 62)."
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+ "[Hat sich vermischt] Heiliges mit Heiligem derselben Art. die Opfertiere gehören aber verschiedenen Eigentümern.",
+ "dem es gehört. s. oben Note 19. Sind es jedoch Opfertiere, bei denen die סמיכה vorgeschrieben ist, d. h. auf welche vor der Darbringung die Eigentümer ihre Hände aufzustützen haben (Lev. 1, 4), so dürfen sie nicht dargebracht werden, sondern müssen, wie in den weiter angeführten Fällen, weiden bis sie einen Leibesfehler bekommen, da ja nicht festzustellen ist, wer der Eigentümer des einzelnen Opfers ist (Talmud). Dass die Eigentümer der Opfer gemeinsam ihre Hände auf jedes der Opfer stützen, geht nicht an, weil ein Anderer als der Eigentümer seine Hände nicht auf das Opfer stützen darf, da dieses schon als eine verbotene Nutzniessung von Heiligem betrachtet wird (Tiferet Jisrael).",
+ "Heiliges mit Heiligem von anderer Art. Opfertiere verschiedener Gattung, die in den Vorschriften über die Blutsprengung oder die Opferung oder das Verzehren des Opferfleisches von einander ab weichen und die deshalb nicht dargebracht werden können, weil man nicht weiss, welcher Gattung die einzelnen Tiere angehören.",
+ "und das Hinzuzulegende erleidet man an seinem Eigentume Schaden. Hat z. B. ein Ganzopfer mit einem Sündopfer sich vermischt, und beim Verkauf bringt das eine Tier 12 Denare, das andere nur 11, so muss man für den Erlös ein Ganzopfer für 12 Denare und ein Sündopfer für 12 Denare bringen, man muss also von seinem eigenen Gelde einen Denar zulegen. Waren es 5 Opfertiere verschiedener Gattung, die unter einander sich gemischt haben, und ein Tier bringt beim Verkauf 12 Denare, die 4 anderen je 11, so muss man von jeder Gattung je ein Tier für 12 Denare darbringen, man muss also 4 Denare von seinem eigenen Gelde zulegen. Das bei dem Verkauf der Tiere gelöste Geld darf man übrigens nicht zum Ankauf der darzubringenden Tiere verwenden, da auch auf dem Erlös noch die Heiligkeit des verkauften Opfertieres ruht und dafür deshalb kein Opfertier anderer Gattung angekauft werden darf. Man muss deshalb, wenn man nach dem Verkauf nun wieder ein Tier ankaufen will, um es als Ganzopfer darzubringen, von seinem eigenen Gelde eine dem Erlös aus dem wertvollsten der Tiere gleiche Summe nehmen und erklären, mit diesem Gelde löse ich den aus dem Ganzopfer erzielten Erlös aus, und für dieses Geld kauft man sodann ein Ganzopfer; in gleicher Weise verfährt man dann bei jedem der Opfer, die man darzubringen hat.",
+ "Hat es. ein anderes oder mehrere andere Opfertiere.",
+ "sich mit Erstgeburt oder Zehnt. Erstgeburt und Zehnt dürfen nicht, wie andere Opfertiere, wenn sie einen Leibesfehler bekommen, verkauft werden mit der Folge, dass sie durch den Verkauf aufhören, heilig zu sein, indem ihre Heiligkeit auf den für sie erzielten Erlös übergeht, für den dann ein anderes Ersatztier darzubringen ist, sondern es wird, auch wenn sie durch einen Leibesfehler zum Opfern untauglich geworden sind, für sie kein anderes Opfer dargebracht, sie werden vielmehr weiter als heilig betrachtet und, ohne geopfert zu werden, wie jedes andere Zehnt und Erstgeburt von den Eigentümern bezw. von den Priestern verzehrt (s. Temura III, 5).",
+ "bis sie einen Leibesfehler bekommen. dann nimmt man eine Geldsumme in Höhe des Wertes des wertvollsten unter den Tieren für das eine darunter geratene Opfertier — waren es mehrere, so für jedes derselben — und erklärt: durch dieses Geld soll das hierunter befindliche Opfertier ausgelöst sein, und bringt für dieses Geld ein entsprechendes Ersatzopfer. Das ausgelöste Opfertier wird dann mit den anderen Tieren nach Art der Erstgeburt und des Zehnt verzehrt.",
+ "und man isst sie dann nach Art. Erstgeburt und Zehnt dürfen, auch nachdem sie einen Leibesfehler bekommen haben, nicht auf öffentlichem Platz geschlachtet oder verkauft und ihr Fleisch nicht nach Gewicht verkauft werden (Temura III, 5).",
+ "ausser beim Sündopfer mit dem Schuldopfer. denn als Schuldopfer wurde nur ein Widder oder ein männliches Schaf dargebracht, als Sündopfer nur ein weibliches Schaf oder ein Ziegenbock; die Tiere waren also stets von einander zu unterscheiden."
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+ "Haben sich ein Schuldopfer und ein Friedensopfer vermischt. Diese beiden Opfergattungen unterscheiden sich nur dadurch, dass das Schuldopfer auf der Nordseite geschlachtet werden musste, das Friedensopfer dagegen überall in der עזרה geschlachtet werden konnte, und in der Art, wie das Fleisch verzehrt wurde (s. V, 5. 7).",
+ "(so müssen sie weiden, bis sie einen Leibesfehler bekommen. dann werden sie verkauft u. s. w., wie es in der vorhergehenden Mischna für den Fall vorgeschrieben ist, dass sich Heiliges mit Heiligem von anderer Art vermischt hat. In der Mischna ed. Lowe und in den Talmud-Ausgaben fehlt der eingeklammerte Satz, wodurch an dem Sinn des Ganzen nichts geändert wird.",
+ "Simon sagt. Nach Ansicht des R. Simon können in diesem Falle die Opfertiere selbst dargebracht werden, da ja auch die Friedensopfer auf der Nordseite geschlachtet werden dürfen.",
+ "Beide werden auf der Nordseite geschlachtet. indem man dabei unbestimmt lässt, als was und für wen jedes der beiden Opfer geschlachtet wird (s. oben Note 19).",
+ "und verzehrt nach Art des Strengeren von ihnen. das ist das Schuldopfer. Das Fleisch beider Tiere darf also nur innerhalb der עזרה von den männlichen Priestern den Tag und die darauf folgende Nacht bis Mitternacht verzehrt werden.",
+ "Darauf sagten sie. die anderen Weisen.",
+ "dass Heiliges untauglich wird. Das Fleisch des Friedensopfers hätte von jedermann und noch die ganze Nacht und den folgenden Tag gegessen werden dürfen. Dadurch, dass es jetzt auch nur von den männlichen Priestern und bis Mitternacht gegessen werden darf, kann sehr leicht etwas davon übrig bleiben und so vor der Zeit als נותר untauglich werden. מביאין לבית הפסול wörtlich: in den Raum für Untaugliches kommen lassen, בית hier vielleicht in übertragenem Sinne gebraucht: in den Bereich des Untauglichen kommen lassen.",
+ "von Hochheiligem. das, wie das Fleisch des Sündopfers und des Schuldopfers, nur in der עזרה und nur von den männlichen Priestern verzehrt werden durfte.",
+ "mit Einfach-Heiligem. das, wie das Dankopfer, in der ganzen Stadt und von jedermann verzehrt werden durfte.",
+ "die nur einen Tag gegessen werden. wie das Dankopfer.",
+ "die zwei Tage gegessen werden dürfen. wie das Friedensopfer.",
+ "muss man sie nach Art des Strengeren von ihnen verzehren. In diesen Fällen stimmen auch die anderen Weisen dem R. Simon zu, da es hier keinen anderen Ausweg gibt."
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+ "Wenn Glieder von einem Sündopfer. die zum Verzehren durch die Priester bestimmt sind.",
+ "mit Gliedern von einem Ganzopfer. die auf dem Altar geopfert werden sollen. Hier heisst es nicht wie in der vorhergehenden Mischna חתיכות Fleischstücke, sondern אברים Glieder, weil das Ganzopfer nur in seine Glieder zerlegt werden, diese aber nicht weiter zerschnitten werden durften (Chullin 11a: ונתח אותה לנתחיה ולא נתחיה לנתחים); es können daher nur Glieder von einem Sündopfer mit Gliedern von einem Ganzopfer sich vermischen.",
+ "Man legt sie oben hinauf. auf das Altarfeuer.",
+ "als wäre es Holz. Das Fleisch des Sündopfers darf nicht geopfert werden. Es wird dies aus Lev. 2, 11 geschlossen. Der Satz כי כל שאור וכל דבש לא תקטירו ממנו אשה לה׳ wird von der Tradition dahin ausgelegt, dass, ebenso wie aller Sauerteig und aller Honig, so auch alles dasjenige nicht geopfert werden darf, wovon das Feueropfer dem Ewigen bereits dargebracht worden ist (ממנו אשה לה׳). Dieses Verbot wird aber nach R. Elieser durch den folgenden Schriftvers wieder beschränkt. Dort heisst es: ואל המזבח לא יעלו לריח ניחח auf den Altar soll es nicht heraufkommen zum Wohlgeruch; nur zum Zwecke des Wohlgeruchs darf Derartiges nicht auf den Altar gebracht werden, wohl aber, wenn man die Absicht hat, es nur als Brennstoff zu verwenden. Damit nun die Glieder des Ganzopfers, wie vorgeschrieben, auf dem Altar geopfert werden können, bringt man nach R. Elieser die sämtlichen Glieder auf den Altar mit der Absicht, dass die Glieder, welche von dem Ganzopfer herrühren, als Opfer und die andern Glieder als einfacher Brennstoff, wie das Holz, dort verbrennen.",
+ "Die Weisen sagen. Nach Ansicht der Weisen besagt das Wörtchen אתם im ersten Versteile von Lev. 2, 12, dass der das Verbot beschränkende zweite Versteil ואל המזבח לא יעלו לריח ניחח nur für das Verbot von Sauerteig und Honig, worauf sich das אתם bezieht, gilt, nicht aber für das Verbot von Solchem, wovon schon das Feueropfer dem Ewigen dargebracht worden ist; dieses darf unter keinen Umständen auf den Altar gebracht werden.",
+ "Man lässt ihr Aussehen verkommen. Man kann sie nicht opfern, da ja Stücke darunter sind, die nicht auf den Altar gebracht werden dürfen; man darf sie auch nicht sofort verbrennen, da Heiliges, so lange es nicht untauglich geworden ist, nicht vernichtet werden darf. Man muss daher warten, bis das Fleisch durch Verlust seiner Frische oder dadurch, dass es נותר geworden, zum Essen untauglich geworden ist, und es dann verbrennen. Über den Ausdruck תעובר צורתן s. Pesachim VII Note 52.",
+ "und schafft. ויצאו das Intransitivum für das Passiv des Transitivum wie II Note 43.",
+ "sie dann nach dem Verbrennungsraum. S. Pesachim VIII Note 18 und IX Note 49."
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+ "Opferglieder. von Ganzopfern.",
+ "mit Gliedern von mit einem Leibesfehler behafteten Tieren. Unter die zu opfernden Glieder mehrerer Ganzopfer sind die Glieder eines mit einem Leibesfehler behafteten Tieres geraten, die nicht geopfert werden dürfen. Die Mehrzahl “בעלי מומין„ ist zu erklären: die Glieder eines von solchen mit einem Leibesfehler behafteten Tieren. In diesem Falle darf selbst nach R. Elieser nicht das für den Altar Untaugliche zusammen mit dem Tauglichen auf den Altar gebracht werden, indem man das Untaugliche nur als Brennstoff betrachtet, wie in der vorhergehenden Mischna, weil alles von einem mit einem Leibesfehler behafteten Tiere Herrührende als minderwertig betrachtet wird und deshalb überhaupt nicht, auch nicht als Brennstoff, auf den Altar gebracht werden darf.",
+ "Wenn man den Kopf eines von ihnen dargebracht hat. bevor man erfahren, dass unter die zu opfernden Glieder die Glieder eines Tieres geraten waren, die nicht geopfert werden dürfen.",
+ "kann man alle Köpfe darbringen. Da unter den Köpfen sich nur einer befunden hat, der nicht geopfert werden durfte, so nehme ich an, dass der bereits geopferte Kopf derjenige war, der nicht hätte geopfert werden dürfen, und die anderen Köpfe dürfen deshalb alle geopfert werden. Nach der Ausführung im Talmud ist dies jedoch auch nach R. Elieser nur in der Weise gestattet, dass immer zwei Köpfe zugleich geopfert werden, so dass darunter immer wenigstens einer sich befindet, der mit Bestimmtheit nicht der zur Opferung verbotene ist. Einzeln dagegen dürfen die Köpfe nicht geopfert werden, da es doch ebenso gut möglich ist, dass der verbotene sich noch unter ihnen befindet, und das Verbotene für sich allein auf keinen Fall auf den Altar gebracht werden darf.",
+ "die Kniestücke. Die Mischna-Ausgabe Lowe liest richtig כרעיו statt des כרעו in unseren Mischna-Ausgaben; die Kniestücke wurden nach Tamid IV, 3 stets zusammengehalten und dargebracht.",
+ "Selbst wenn man alle ausser einem. d. h. einem Paare, das man nach Ansicht des R. Elieser noch darbringen kann; denn wenn nicht mehr ein Paar gleicher Glieder, sondern nur eines davon übrig geblieben ist, darf es ja auch nach R. Elieser nicht mehr geopfert werden (Talmud).",
+ "muss dieses nach dem Verbrennungsraum. S. Note 48."
+ ],
+ [
+ "das sich mit Wasser vermischt hat. indem Wasser in das Blut hineingegossen worden ist oder das Blut in einem Strom in Wasser hineingegossen worden ist; ist aber das Blut in das Wasser tropfenweise gegossen worden, z. B aus einem Gefäss mit so enger Öffnung, dass das Blut nur tropfenweise hinausfliessen konnte, so ist es nicht mehr zu gebrauchen, weil jeder Tropfen, sobald er für sich allein in das Wasser hineingekommen ist, sofort als in dem Wasser aufgegangen betrachtet wird und, was einmal im Wasser aufgegangen ist, nachher nicht wieder den Charakter von Blut erhalten kann, wenn schliesslich selbst mehr Blut als Wasser in dem Gefässe ist (Talmud).",
+ "wenn es das Aussehen von Blut hat. nicht wie rötlich gefärbtes Wasser sondern wie Blut aussieht.",
+ "tauglich. und darf, trotzdem es mit Wasser gemischt ist, gesprengt werden.",
+ "hat es sich mit Wein. mit rotem Wein, der im Aussehen von Blut nicht zu unterscheiden ist.",
+ "als wäre er Wasser. und wenn in der Mischung so viel Blut ist, dass diese dann das Aussehen von Blut gehabt hätte, so ist es tauglich.",
+ "hat es sich mit Blut von einem. nicht-heiligen, nicht als Opfer geschlachteten.",
+ "als wäre es Wasser. In diesen Fällen stimmen auch die anderen Weisen der Ansicht des R. Elieser in Mischna 4 zu, dass das nicht für den Altar bestimmte, das mit dem zu sprengenden Blut sich vermischt hat, mit diesem zusammen auf den Altar gebracht werden darf, weil hier dadurch keine Opfervorschrift verletzt wird, wie durch die Darbringung des Fleisches von einem Sündopfer, das zum Verzehren und nicht zur Opferung bestimmt ist (Tosafot 77 b s. v. בדם בהמה).",
+ "Blut hebt niemals Blut auf. Beim Opferdienst des Versöhnungstages wurde nach Joma V, 4 das Blut des Stieres mit dem Blut des Bockes zusammengegossen und dann davon auf den Altar gesprengt. Trotzdem heisst es Lev. 16, 18: ולקח מדם הפר ומדם השעיר er nehme von dem Blute des Stiers und vom Blute des Bockes und gebe es an die Hörner des Altars ringsum. Es werden also beide Blutarten, trotzdem sie mit einander vermischt worden sind und die Blutmenge vom Stier jedenfalls grösser ist als die vom Bock, dennoch weiter jede für sich benannt. Daraus schliesst R. Jehuda, dass Blut in Blut und überhaupt eine Flüssigkeit oder Masse in einer anderen gleichartigen niemals aufgeht (מין במינו לא בטל) s. Menachot 22 a. Deshalb darf nach R. Jehuda das Blut selbst dann gesprengt werden, wenn es sich mit einer noch so grossen Menge anderen von einem nicht-heiligen Tiere herrührenden Blutes vermischt hat."
+ ],
+ [
+ "Hat es sich mit Blut von untauglichen Opfern. sei es, dass sie an sich schon vorher untauglich waren, sei es, dass sie durch einen Verstoss bei den Opferhandlungen untauglich geworden sind.",
+ "so giesst man es in den Wasserarm. der durch die Opferhalle fliesst.",
+ "mit nachgesickertem Blut. S. III Note 8.",
+ "so giesst man es in den Wasserarm. Selbst wenn nur eine geringe Menge von dem nachgesickerten Blut oder dem Blut eines untauglichen Opfers in das zu sprengende Blut geraten ist, darf dieses nicht wie bei der Vermischung von Blut mit dem Blut von einem nicht-heiligen Tiere oder von einem Wild gesprengt werden (s. Mischna 6), weil Blut von untauglichen Opfern sich häufig in der Opferhalle befindet; es ist deshalb zu befürchten, dass, wenn es erlaubt wird, solches Blut, wenn es mit zu sprengendem Blut sich vermischt hat, zu sprengen, man leicht dazu kommen könnte, es für erlaubt zu halten, es auch für sich allein zu sprengen, was bei einer Vermischung von Opferblut mit Blut von einem nicht-heiligen Tiere oder von Wild nicht zu befürchten ist.",
+ "Elieser erklärt es für tauglich. wie bei der Vermischung mit Blut von einem nicht-heiligen Tiere, nämlich wenn in der Mischung die Menge des tauglichen Blutes so gross ist, dass, wenn das andere Blut Wasser wäre, die Mischung das Aussehen von Blut haben würde. Die abweichende Ansicht R. Eliesers bezieht sich nur auf den letzten Fall, wenn das zu sprengende Blut mit nachgesickertem Blut sich vermischt hat, und wird im Talmud folgendermassen begründet. Die Menge des nachsickernden Blutes ist zumeist doch geringer als die Menge des beim Schlachten ausströmenden Blutes; deshalb wird auch in der Mischung in den meisten Fällen mehr von dem zum Sprengen tauglichen Blute sein als von dem anderen, und daher das untaugliche in dem tauglichen aufgehen. Daraus aber, dass es erlaubt ist, das untaugliche Blut, wenn es in dem tauglichen aufgegangen ist, zu sprengen, wird niemand die Erlaubnis herleiten, das untaugliche Blut auch für sich allein zu sprengen. Die anderen Weisen dagegen sind der Ansicht: da es doch auch vorkommen kann, dass eine geringe Menge tauglichen Blutes mit einer so grossen Menge nachgesickerten Blutes sich vermischt, dass, wenn dieses Wasser wäre, die Mischung nicht mehr das Aussehen von Blut haben würde, so ist es aus dem angegebenen Grunde verboten, das Blut zu sprengen, selbst wenn nur wenig nachgesickertes Blut mit dem tauglichen Blute sich vermischt hat. Nach einer anderen Erklärung im Talmud bezieht sich die abweichende Ansicht R. Eliesers auf beide Fälle, auch auf den Fall, dass das Blut sich mit Blut von untauglichen Opfertieren vermischt hat, weil nach Ansicht R. Eliesers, wo es sich um Heiliges handelt, aus der blossen Befürchtung, dass daraus in einem anderen Falle ein Irrtum hervorgehen könnte, ein an sich zur Darbringung Taugliches nicht für untauglich erklärt werden kann. Gegen diese Erklärung wird aber geltend gemacht, dass dann die Mischna beide Fälle hätte zusammenziehen und so hätte lauten müssen: Hat es sich mit Blut von untauglichen Opfern oder mit nachgesickertem Blut vermischt, so giesst man es in den Wasserarm, R. Elieser erklärt es für tauglich.",
+ "ohne zu fragen. נמלך sich beraten, hier: die gesetzliche Entscheidung einholen."
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+ [
+ "so wird es in den Wasserarm gegossen. auch wenn nur wenig von dem untauglichen Blut mit einer grossen Menge von dem tauglichen sich vermischt hat. Der Grund ist hier nach Raschi derselbe wie in der vorhergehenden Mischna (s. Note 67), und da Blut von fehlerhaften Opfertieren sich häufig in der Opferhalle befindet, so stimmt hier auch R. Elieser zu. Nach Anderen (Bartenura, Straschun) darf hier das Blut aus dem Grunde selbst nach R. Elieser nicht gesprengt werden, weil Blut von einem mit einem Fehler behafteten Tiere, als etwas Schadhaftes, Minderwertiges überhaupt nicht und in keiner Form auf den Altar gebracht werden darf (vgl. oben Note 50).",
+ "Becher mit Bechern. wenn ein Becher mit Blut von einem fehlerhaften Tiere unter Becher mit tauglichem Blute geraten ist.",
+ "wird dieser in den Wasserarm gegossen. Es ist die gleiche Controverse zwischen R. Elieser und den Weisen wie in Mischna 5; sie wird hier wiederholt, weil man sonst hätte annehmen können, dass nur dort, wo das Blut, von dem die Sühne abhängt, bereits vorschriftsmässig gesprengt ist, R. Elieser der Ansicht ist, dass, sobald eines dargebracht worden ist, man auch das übrige darbringen darf, dass dagegen hier, wo es sich um die Blutsprengung selbst handelt, auch R. Elieser der Ansicht der Weisen zustimmt. Umgekehrt hätte man aus der Controverse hier nur entnehmen können, dass die Weisen, wo es sich um die Blutsprengung selbst handelt, das Sprengen verbieten, nicht aber, dass sie auch dort, wo das Blut bereits vorschriftsmässig gesprengt worden ist, an ihrer abweichenden Ansicht gegenüber der des R. Elieser festhalten (Talmud)."
+ ],
+ [
+ "Unter den Strich zu Sprengendes. das ist das Blut von allen Opfern ausser dem Vieh-Sündopfer und dem Vogel-Ganzopfer (s. II Note 17).",
+ "das sich mit über den Strich zu Sprengendem. mit Blut von einem Vieh-Sündopfer; denn das Blut von einem Vogel-Ganzopfer, das ebenfalls oben dargebracht wurde, wurde gar nicht erst in einem Gefäss aufgefangen, konnte also auch nicht wohl mit anderem Blute sich vermischen (s. VI Note 33 und 42).",
+ "Man sprenge es oben. weil, wenn das Blut verschiedener Opfer zu sprengen ist, das oben zu sprengende Blut des Sündopfers zuerst gesprengt werden muss (s. X, 2).",
+ "und ich betrachte. d. h. das Sprengen muss mit der ausdrücklichen Absicht geschehen, dass das Blut des anderen Opfers, das dabei mit auf den Altar kommt, gar nicht als Blut angesehen werden soll. Würde man dagegen das Blut stillschweigend oben sprengen, so würde damit auch der Eigentümer des Opfers, dessen Blut eigentlich unten hätte gesprengt werden müssen, gesühnt sein und nur das Opfer untauglich sein, d. h. das Fleisch dürfte nicht geopfert bezw. nicht gegessen werden (s. II Note 20), und es würde daran auch dadurch, dass man nachher das Blut nochmals unten sprengt, nichts mehr geändert werden.",
+ "und dann sprenge man nochmals unten. diese Sprengung gilt dann für das unten zu Sprengende als Sprengung und zugleich für das darin enthaltene Blut des Sündopfers als Ausgiessen des Blutrestes, da das Blut von dort direkt an den Grund fliesst, wohin der Rest des Blutes vom Sündopfer auszugiessen ist (Raschi und Bartenura; siehe dagegen Maim. הלכות פסולי המוקרשין II, 11).",
+ "Es wird in den Wasserarm gegossen. die Weisen teilen die Ansicht des R. Elieser nicht, dass man, um das Blut eines Opfers sprengen zu können, Blut eines anderen Opfers an eine andere als die vorgeschriebene Stelle sprengen darf, selbst wenn man dabei den Gedanken hat, dass letzteres gar nicht als Blut, sondern als Wasser betrachtet werden soll.",
+ "gesprengt. in der Weise, wie es R. Elieser angibt.",
+ "so ist es tauglich. auch nach der Ansicht der Weisen, da doch schliesslich, wenn man auch vorschriftswidrig gehandelt hat, von dem oben zu sprengenden Blut oben und von dem unten zu sprengenden unten gesprengt worden ist. Ob es erlaubt ist, wenn man, ohne zu fragen, oben gesprengt hat, nun auch, um das unten zu sprengende Opfer tauglich zu machen, unten zu sprengen, darüber gehen die Meinungen auseinander; nach Maim. (ebend. II, 12) ist es erlaubt, Raschi scheint entgegengesetzter Ansicht zu sein (s. Straschun)."
+ ],
+ [
+ "das sich mit in einer Sprengung zu Sprengendem vermischt hat. z. B. Blut von einer Erstgeburt mit Blut von einem Viehzehnt (s. V, 8).",
+ "wird in einer Sprengung gesprengt. da ja bei Beiden nur eine Sprengung vorgeschrieben ist. Auch nach Ansicht der Weisen in Mischna 6, wonach, wenn taugliches Blut sich mit einer grossen Menge untauglichen Blutes vermischt hat oder umgekehrt, die geringe Menge in der grossen aufgeht, geht das Blut des einen Tieres in dem des anderen hier nicht auf, weil hier beide Blutarten zum Sprengen tauglich sind (עולין אין מבטלין זה את זה), wie bei dem Blute des Stiers und des Bocks am Versöhnungstage (s. oben Note 63). Wenn man deshalb mit der Mischung, welche beide Blutarten enthält, eine Sprengung macht, gilt dieselbe für beide Opfer. Dies kann jedoch nur gelten, wenn wir annehmen, dass bei einer Vermischung von zwei Flüssigkeiten dieselben sich mit einander so vermischen, dass in jedem kleinsten Teile der Mischung sowohl von der einen wie von der anderen Flüssigkeit etwas enthalten ist (יש בילה). Wenn wir dagegen annehmen, dass dieses nicht der Fall ist (אין בילה), dann kann die eine Sprengung oder können die vier Sprengungen nicht für beide Opfer gelten, da es ja eben so gut möglich ist, dass in der gesprengten Blutmenge gerade nur Blut von dem einen Opfer, von dem Blut des anderen Opfers dagegen nichts enthalten war. Da nun R. Elieser der letzteren Ansicht ist, so könnte er auch hier die eine oder die vier Sprengungen nicht als für beide ausreichend halten. Deshalb kann nach einer Auseinandersetzung im Talmud, der hier auch Bartenura folgt, die Mischna nur von dem Falle reden, dass zwei Becher mit Blut von verschiedenen Opfern so unter einander gekommen sind, dass man nicht mehr weiss, welcher Becher das Blut von dem einen und welcher das Blut von dem anderen Opfer enthält; man soll dann aus jedem Becher eine Sprengung machen, wenn man bei der einen wie bei der anderen Sprengung auch nicht weiss, für welches Opfer man das Blut sprengt. Aus demselben Grunde können dann die Worte R. Eliesers in Mischna 7 und 9 sich auch nur auf den Fall beziehen, dass Becher mit Blut und nicht die Blutmengen selbst mit einander sich vermischt haben (s. Tosfot Jomtob).",
+ "in vier Sprengungen zu Sprengendes mit in vier Sprengungen zu Sprengendem. gemeint ist das Blut von solchen Opfern, mit deren Blut man 2 Sprengungen macht, die gleich 4 sind, wie das Ganzopfer, das Schuldopfer und das Friedensopfer (s. Abschn. V), nicht aber das Blut eines dieser Opfer mit dem Blut eines Söndopfers, für welches 4 Sprengungen vorgeschrieben sind, da das Blut des Sündopfers oben, das Blut der anderen Opfer dagegen unten gesprengt werden muss, demnach der in Mischna 9 behandelte Fall vorliegen würde.",
+ "Es ist in vier Sprengungen zu sprengen. man macht 4 Sprengungen mit der Mischung bezw. mit dem Blut jedes Bechers, indem man dabei den Gedanken hat, dass von dem nur in einer Sprengung zu sprengenden Blut nur eine Sprengung als Blutsprengung gelten, die anderen 3 Sprengungen dagegen betrachtet werden sollen, als wäre es nur Wasser, was gesprengt worden ist.",
+ "Es ist in einer Sprengung zu sprengen. und diese eine Sprengung genügt auch für das Opfer, dessen Blut in 4 Sprengungen hätte gesprengt werden sollen, insofern das Opfer als dargebracht gilt und nur nichts davon auf den Altar gebracht noch verzehrt werden darf (s. IV, 1).",
+ "du sollst nichts vermindern. wenn man mit dem Blute, für das 4 Sprengungen vorgeschrieben sind, nur eine Sprengung macht.",
+ "du sollst nichts hinzutun. wenn man, wie du meinst, auch mit dem Blute, für das nur eine Sprengung vorgeschrieben ist, 4 Sprengungen macht. R. Josua ist nicht der Ansicht des R. Elieser, dass durch die blosse darauf gerichtete Absicht des Sprengenden das Blut der anderen 3 Sprengungen einfach als Wasser betrachtet wird.",
+ "Elieser. selbst nach deiner Ansicht, wenn ich nicht sage: ich betrachte das Blut als blosses Wasser.",
+ "wenn es für sich allein ist. weil nur dann, wenn man mehr als die vorgeschriebene Anzahl von Sprengungen macht, man direkt gegen die Vorschrift verstösst, nicht aber, wenn das Blut mit anderem Blut vermischt ist und man die weiteren Sprengungen nur um des anderen willen macht. Allerdings bezieht sich danach auch das Verbot „du sollst nichts vermindern“ nur auf den Fall, dass das Blut für sich allein ist. Da aber weder durch die Vermehrung noch durch Verminderung der Anzahl von Sprengungen gegen ein Verbot verstossen wird, so ist es nach Ansicht des R. Elieser richtiger, dass man die grössere Anzahl von Sprengungen macht, die für die eine Blutart vorgeschrieben ist (Tosfot Jomtob).",
+ "wenn es für sich allein ist. und da auch das Blut, für das mehrere Sprengungen vorgeschrieben sind, schon sühnt, wenn auch nur eine Sprengung damit gemacht worden ist, so ist es nach Ansicht des R. Josua richtiger, dass man nur eine Sprengung macht.",
+ "Wenn du sprengst. mehr Sprengungen, als vorgeschrieben sind.",
+ "wenn du nicht sprengst. Sprengungen, die vorgeschrieben sind, nicht machst.",
+ "aber du verübst dabei mit deiner Hand wenigstens keine Handlung. sondern begeht eine blosse Unterlassungssünde."
+ ],
+ [
+ "Drinnen zu Sprengendes. Das im Innern des Heiligtums zu sprengende Blut der V, 1 und 2 aufgeführten Sündopfer.",
+ "das sich mit draussen. auf dem Aussenaltar.",
+ "wird in den Wasserarm gegossen. Nach R. Elieser gibt es auch hier ebenso, wie in dem Falle in Mischna 9, den Ausweg, dass man von der Mischung zuerst drinnen sprengt mit dem Gedanken, dass das aussen zu Sprengende dabei als Wasser angesehen werden soll, und dann in der entsprechenden Weise draussen. Dieser Ausweg fällt aber weg, wenn das Blut, das sich mit dem drinnen zu sprengenden vermischt hat, das draussen zu sprengende Blut von einem Sündopfer oder Schuldopfer war, denn, wie es weiter in der Mischna heisst, würde dieses aussen zu sprengende Blut, sobald man es in das Innere hineinbringt, selbst nach R. Elieser untauglich werden. Zuerst draussen zu sprengen und dann drinnen geht aber auch nicht an, weil, wenn man draussen zu Sprengendes und drinnen zu Sprengendes zu sprengen hat, stets das drinnen zu Sprengende als das Heiligere zuerst gesprengt werden muss (s. X, 2). Da die Mischna hier ganz allgemein von der Vermischung von drinnen zu Sprengendem mit draussen zu Sprengendem spricht, also auch der letztere Fall mit einbegriffen ist, wo auch R. Elieser zustimmen muss, wird die in den anderen Fällen abweichende Ansicht R. Eliesers von der Mischna nicht ausdrücklich angeführt (Talmud).",
+ "hat man. ohne zu fragen.",
+ "so ist es tauglich. beide Opfer sind tauglich. Das Opfer, dessen Blut draussen zu sprengen war, ist tauglich, da das Blut mit dem anderen zusammen ja draussen gesprengt worden ist; dadurch, dass das Blut nachher nach innen gebracht worden ist, wird das Opfer nicht mehr untauglich, nachdem es durch die draussen vollzogene Blutsprengung bereits zur Darbringung wie zum Verzehren tauglich geworden ist. Das Opfer, dessen Blut drinnen zu sprengen war, ist tauglich, da ja nachher davon drinnen gesprengt worden ist; dadurch, dass schon vorher davon auf den äusseren Altar grsprengt worden ist, ist das Opfer nicht untauglich geworden, entweder weil hier, wo es sich um bereits Geschehenes handelt, auch die Weisen der Ansicht des R. Elieser in Mischna 9 zustimmen, dass ich dieses dort gesprengte Blut ansehe, als wäre es Wasser (s. dort Note 80), oder weil nach Ansicht der Weisen der Satz, dass auch eine Blutsprengung auf eine andere Weise oder auf eine andere Stelle des Altars, als vorgeschrieben ist, schon den Eigentümer sühnt, das Opfer aber zur Darbringung und zum Verzehren untauglich macht, nur für den Fall gilt, dass das Blut wie sonst in der Absicht, damit zu sühnen, gesprengt worden ist, nicht aber, wenn es wie hier nur durch seine Vermischung mit dem anderen Blute mit auf den Altar gekommen ist (vgl. Tiferet Jisrael).",
+ "Akiba für untauglich. das Opfer, dessen Blut draussen zu sprengen war, aus dem weiter angeführten Grunde.",
+ "die Weisen erklären es für tauglich. die Weisen erklären auch das Opfer, dessen Blut draussen zu sprengen war, für tauglich, ausser wenn es das draussen zu sprengende Blut eines Sündopfers war.",
+ "Alles Blut. das draussen und nicht im Innern des Heiligtums gesprengt werden soll.",
+ "das zur Sühnebringung in den Hechal. so hiess der innere Raum des Heiligtums, in welchem der goldene Altar stand.",
+ "ist untauglich. und da hier das zur Sühnebringung nach innen gebrachte drinnen zu sprengende Blut mit dem draussen zu sprengenden vermischt ist, so wird auch dieses als zur Sühnebringung nach innen gebracht betrachtet, es ist deshalb durch das Hineinbringen untauglich geworden, und darum auch das Opfer untauglich, wenn auch das Blut nachher draussen gesprengt worden ist.",
+ "Nur das des Sündopfers. Der Schriftvers (Lev, 6, 23): Und jedes Sündopfer, von dessen Blut in das Stiftszelt gebracht wurde, um im Heiligtum Sühne zu vollziehen, darf nicht gegessen werden, es muss im Feuer verbrannt werden, wird von den Weisen auf alle Sündopfer bezogen, deren Blut nicht drinnen im Heiligtum, sondern draussen in der Opfer-Vorhalle gesprengt werden soll. Nach R. Akiba bezieht sich dieser Schriftvers nicht nur auf Sündopfer, sondern auf alle Opfer, deren Blut draussen zu sprengen ist, weil bei allen Opfern das Blut zur Sühne gesprengt wird.",
+ "so das Schuldopfer. s. 1 Note 6."
+ ],
+ [
+ "Ist das Blut eines Sündopfers. das an den Aussenaltar gesprengt wurde.",
+ "in zwei Bechern aufgefangen worden und einer davon nach aussen. ausserhalb der Opferhalle,",
+ "ist einer davon nach innen. in den Hechal.",
+ "hineingebracht worden. und dadurch nach dem in der vorhergehenden Mischna angeführten Grundsatz untauglich geworden.",
+ "die Weisen dagegen erklären es für untauglich. Da es in dem betreffenden Schriftvers (Lev. 6, 23) heisst: Und jedes Sündopfer, von dessen Blut in das Stiftszelt gebracht wurde (s. oben Note 104), erklären die Weisen, dass selbst, wenn nur ein Teil von dem Blute nach innen gekommen ist, das Opfer dadurch schon untauglich geworden ist. Nach R. Jose, dem Galiläer, spricht dieser Schriftvers nur von den Sündopfern, deren Blut nach der Vorschrift in das Innere des Heiligtums gebracht und dort gesprengt wurde, und wiederholt nur die Lehre, dass diese Opfer nicht gegessen, sondern verbrannt werden sollen. Den Lehrsatz, den die Weisen aus diesem Schriftverse ableiten, leitet er aus dem Schriftvers Lev. 10, 18 ab; dort heisst es aber nicht מדמה von dessen Blut, sondern את דמה dessen Blut, darum ist nach ihm das Opfer nur dann untauglich, wenn das gesamte Blut, in das Innere hineingebracht worden ist.",
+ "nämlich bei dem nach aussen Gebrachten. wenn man das Opfer in der Absicht geschlachtet hätte, das Blut ausserhalb zu sprengen, so wäre dadurch das Opfer untauglich geworden.",
+ "das Zurückgebliebene dem Herausgekommenen nicht gleichgestellt wird. sondern, trotzdem ein Teil des Blutes nach aussen gebracht worden ist, das Zurückgebliebene dennoch gesprengt wird und das Opfer tauglich ist.",
+ "nämlich bei dem nach innen Gebrachten. denn nur die Absicht, das Blut ausserhalb zu sprengen, macht das Opfer untauglich, nicht aber die Absicht, es, anstatt in der Opferhalle, im Innern des Heiligtums zu sprengen (s. Talmud 82a).",
+ "das Zurückgebliebene dem nach innen Gebrachten nicht erst recht nicht gleichgestellt werden. Nach den Weisen aber lehrt das מדמה der Schrift, dass trotz dieses קל וחומר das Hineinbringen eines Teiles des Bluts das Opfer untauglich macht.",
+ "Elieser. weil es heisst: von dessen Blut in das Stiftszelt gebracht wurde, um im Heiligtume Sühne zu vollziehen, auch wenn es nur in der Absicht hineingebracht worden und diese Absicht schliesslich nicht ausgeführt worden ist.",
+ "wenn sie vollzogen worden ist. nach R. Simon bedeutet אשר יובא מדמה לכפר בקדש wie (Lev. 16, 27) אשר הובא את דמם לכפר בקדש, dass das Blut hineingebracht worden und dort gesprengt worden ist.",
+ "so ist es tauglich. selbst wenn es dort gesprengt worden ist; ist es aber wissentlich hineingebracht worden, so ist es untauglich, wenn es dort gesprengt worden ist, aber tauglich, wenn es nicht gesprengt worden ist, wie R Simon. Nach Maimon. vertritt R. Jehuda neben R. Elieser und R. Simon eine dritte Ansicht: wenn es irrtümmlich hineingebracht worden ist, ist es tauglich, wenn es nicht gesprengt worden ist, wie R. Simon; wenn es aber wissentlich hineingebracht worden ist, so ist es untauglich, auch wenn es nicht gesprengt worden ist, wie R. Elieser.",
+ "macht die Priesterbinde [das Opfer] nicht [Gott] wohlgefällig. siehe darüber Pesachim VII Note 40.",
+ "sondern nur bei dem von Unreinem. Wenn, selbst nachdem die Opferteile sowohl wie das Fleisch eines Opfers unrein geworden, das Blut auf den Altar gesprengt worden ist, so gilt das Opfer als vollzogen und braucht durch kein anderes ersetzt zu werden. Ist nur eines von beiden unrein geworden oder bei einem Gemeindeopfer, selbst wenn beides unrein geworden ist, darf das Blut sogar לכתחלה gesprengt werden. Das Opfer-Blut selbst konnte nach der Ansicht der meisten Dezisoren nicht unrein werden (s. Edujot VIII, 4).",
+ "denn die Priesterbinde macht wohl das Unreine [Gott] wohlgefällig. selbst wenn es sich herausstellt, dass die auf den Altar gebrachten Opferteile unrein waren, gilt das Opfer als vollzogen.",
+ "aber nicht das [aus seinem Raum] Hinausgekommene. ist deshalb das Blut nach draussen gebracht worden, so gilt das Opfer als untauglich und nicht dargebracht, selbst wenn es nachher wieder hereingebracht und gesprengt worden ist. Ist das Opferfleisch nach draussen gekommen, so soll das Blut nicht gesprengt werden, ist es dennoch gesprengt worden, so ist das Opfer tauglich (Maim. הלכות פסולי המוקדשין I, 31)."
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+ "was auf ihn gehört. was nach der Vorschrift auf ihm dargebracht werden sollte.",
+ "heilig. auch wenn es durch irgend etwas zur Darbringung untauglich geworden ist. Ist solches untauglich Gewordene trotzdem auf den Altar gekommen, so wird es durch den Altar geheiligt und darf geopfert werden.",
+ "denn es heisst. Lev. 6, 2.",
+ "das auf seinem Feuer auf dem Altar aufbrennt. Obgleich alle Opferhandlungen nur am Tage vorgenommen werden dürfen, wird hier von dem Ganzopfer gesagt, dass es „die ganze Nacht bis zum Morgen“, auf dem Feuer auf dem Altar aufbrennen soll; es wird daraus zunächst die Lehre entnommen, dass die Opferteile des Ganzopfers nicht nur am Tage, sondern auch während der ganzen Nacht auf den Altar gebracht und dort verbrannt werden dürfen. Aus dem vorausgeschickten verallgemeinernden :זאת תורת העולה „dies ist die Lehre des Ganzopfers“ wird dann weiter geschlossen, dass auch solche Opfer, die nur am Tage auf den Altar gebracht werden dürfen, sobald sie am Tage auf den Altar gebracht worden sind, dort auch während der Nacht verbrannt werden dürfen, man sie also nicht mit Anbruch der Nacht herunterzunehmen braucht. Das zweite העולה aber, in der Bedeutung von „das, was heraufkommt“ und der Satz על המזבח היא העולה על מוקדה als begründender Vordersatz zu dem nachfolgenden כל הלילה עד הבקר gefasst, ergibt die weitere Deutung: Wie das Ganzopfer und das am Tage auf den Altar Hinaufgekommene, nachdem es hinaufgekommen ist, dort verbleiben darf und nicht wieder heruntergenommen zu werden braucht, so braucht Alles, selbst das Untaugliche, wenn es einmal zum Darbringen auf dem Altar bestimmt war und hinaufgekommen ist, nicht wieder heruntergenommen zu werden. Nach R. Josua ist der Nachdruck auf das על מוקדה zu legen und daraus deshalb nur auf solche Opfer zu schliessen, die auf dem Altar verbrannt werden, nach R. Gamliel liegt der Nachdruck auf dem על המזבח, es ist also Alles mit einbegriffen, was überhaupt für den Altar bestimmt ist.",
+ "sobald es hinaufgekommen ist. auch wenn es wegen Untauglichkeit nicht hätte hinaufgebracht werden dürfen.",
+ "Josua ist ein Unterschied nur hinsichtlich des Blutes und der Giessopfer. die beide wohl für den Altar bestimmt sind, aber nicht zum Verbrennen.",
+ "Sie werden nicht wieder heruntergenommen. sondern das Blut wird gesprengt und das Giessopfer auf den Altar gegossen.",
+ "die Giessopfer. die zu dem Schlachtopfer gehörenden.",
+ "oder waren die Giessopfer tauglich. d. h. an sich tauglich; denn durch das Untauglichwerden eines Schlachtopfers wird auch das dazu gehörige Giessopfer eo ipso untauglich.",
+ "die Giessopfer dagegen werden wieder heruntergenommen. In diesen Fällen stimmt also R. Simon mit R. Josua überein, dass die Giessopfer wieder heruntergenommen werden müssen; Giessopfer dagegen, die nicht mit einem Schlachtopfer zusammen, sondern als selbständige Opfer für sich dargebracht werden, werden nach Ansicht des R. Simon nicht wieder heruntergenommen. Diese Unterscheidung entnimmt R. Simon der Schriftstelle Exod. 29, 37; dort heisst es: כל הנוגע במזבח יקדש „Alles, was den Altar berührt, wird heilig“, d. h. Alles, auch Untaugliches, wird durch Berührung mit dem Altar geheiligt und darf geopfert werden. Dieser Satz wird aber durch das unmittelbar nachfolgende על המזבח וזה אשר תעשה wieder eingeschränkt: nur das wird als auf den Altar gehörend, sobald es auf den Altar gekommen, geheiligt, was ebenso wie das Ganzopfer, von dem der nachfolgende Abschnitt handelt, als selbständiges Opfer für sich auf den Altar gebracht wird, nicht aber Giessopfer, wenn sie nur als Zugabe zu einem Schlachtopfer dargebracht werden."
+ ],
+ [
+ "das über Nacht Liegengebliebene. s. II Note 31 und 32.",
+ "das Hinausgekommene. aus dem für es bestimmten Raume.",
+ "das mit der Absicht auf ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes Geschlachtete. s. II, 2.",
+ "von dem Untaugliche das Blut aufgefangen oder gesprengt haben. Es werden nur die erste und die letzte Opferhandlung mit dem Blute genannt; das gleiche gilt natürlich auch, wenn Untaugliche die Opferhandlung des Hintragens ausgeführt haben. Überhaupt zählt die Mischna nicht alle hierher gehörenden Dinge auf, sondern sind noch eine ganze Anzahl ähnlicher in der Baraita (84 a) aufgeführter zu ergänzen.",
+ "wieder heruntergenommon. Nach R. Jehuda drückt jedes der drei Worte: זאת תורת העולה (Lev. 6, 2) eine Beschränkung aus, um anzudeuten, dass auf drei Fälle das in dem Folgenden Ausgesprochene keine Anwendung findet. Warum gerade die angeführten drei Fälle ausgeschlossen werden, s. Talmud 84 b.",
+ "Es wird nicht wieder heruntergenommen. Nach Ansicht des R. Simon enthalten die Worte זאת תורת העולה nur eine Beschränkung, die in dem Worte זאת liegt, dagegen auch eine Verallgemeinerung, denn das Wort תורת stellt das für den Einzelfall Gesagte als eine für das Allgemeine geltende Lehre hin; das זאת schliesst daher nach ihm die Fälle aus, wo die Untauglichkeit nicht erst im Heiligtum entstanden ist, während durch das תורת alle Fälle eingeschlossen werden, wo die Untauglichkeit erst im Heiligtum entstanden ist.",
+ "was erst im Heiligtum untauglich geworden ist. Über die Bedeutung von פסולו בקדש s. VII Note 46.",
+ "wird vom Heiligen aufgenommen. so dass es trotz seiner Untauglichkeit verwendet werden darf."
+ ],
+ [
+ "das einen Menschen begattet hat. Siehe hierüber und über das Folgende VIII, 3.",
+ "Akiba erklärt die mit einem Leibesfehler Behafteten für tauglich. wenn der Fehler an dem Tier erst entstanden ist, nachdem es zum Opfer geweiht worden ist. Auch in diesem Falle jedoch nur dann, wenn es ein Fehler ist, durch den ein Vogelopfer nicht untauglich werden würde (s. VII Note 42 und 43); ist es jedoch ein Fehler, durch den auch das Vogelopfer untauglich wird, so muss es wieder heruntergenommen werden (Talmud).",
+ "Chanina. Mischna ed. Lowe und ed. Venet. ר׳ חנניא.",
+ "Mein Vater pflegte mit Leibesfehlern Behaftetes vom Altar herunterzuschieben. Nach einer Ansicht im Talmud will R. Chanina nur die Richtigkeit der Ansicht des ersten Tanna im Gegensatz zu der des R. Akiba bestätigen; nach einer anderen wollen die Worte des R. Chanina sagen, dass sein Vater solche Opferstücke weder der Ansicht des ersten Tanna folgend wieder heruntergenommen hat, noch der Ansicht des R. Akiba folgend sie oben gelassen hat, sondern es so einzurichten pflegte, dass sie von selbst wieder herunter fielen."
+ ],
+ [
+ "wenn sie. die in Mischna 2 angeführt sind.",
+ "wenn sie doch wieder heruntergekommen sind. bevor sie vom Feuer ergriffen worden sind (Talmud).",
+ "Alle. selbst das mit einem Leibesfehler Behaftete nach R. Akiba.",
+ "wenn sie lebend auf den Altar hinaufgekommen sind. weil der Altar nur heiligt, was auf ihm geopfert werden sollte.",
+ "wird wieder heruntergebracht. S. VI Note 2. Dasselbe gilt auch für jedes andere Opfer, die Mischna will hier nur nebenbei gleich lehren, dass bei einem Ganzopfer auch das Abhäuten und Zerlegen auf dem Altare geschehen darf."
+ ],
+ [
+ "wieder heruntergenommen. obwohl es im Gegensatz zu dem in Mischna 2 und 3 Genannten vollständig tauglich ist, weil es gar nicht für den Altar bestimmt ist, sondern von den Priestern oder den Eigentümern verzehrt werden soll.",
+ "der Rest des Omer. das am zweiten Tage des Pesachfestes als Erstlingsopfer dargebracht wurde. (Lev. 23, 10). Eine Handvoll davon wurde auf dem Altar geopfert, der Rest gehörte den Priestern.",
+ "die beiden Brote. die am Wochenfeste dargebracht wurden (Lev. 23, 17), sie gehörten ganz den Priestern.",
+ "die Schaubrote. die auf dem Tisch im Heiligtume lagen; an jedem Sabbat wurden sie gewechselt und die heruntergenommenen von den Priestern verzehrt (Lev. 24, 5—9).",
+ "die Überreste der Mehlopfer. nachdem das Handvoll davon geopfert worden.",
+ "und das Räucherwerk. das nicht auf den äusseren, sondern auf den inneren Altar gehörte.",
+ "Die Wolle auf dem Kopf der Schafe. Von Ganzopfern wurde auch der Kopf auf dem Altar geopfert. Von dem Kopf wurde die Haut nicht heruntergezogen (s. Chullin 27 a).",
+ "das Haar an dem Bart der Böcke. Von Ganzopfern wurde auch der Kopf auf dem Altar geopfert. Von dem Kopf wurde die Haut nicht heruntergezogen (s. Chullin 27 a).",
+ "denn es heisst. Lev. 1, 9.",
+ "werden sie nicht hinaufgebracht. und sind sie trotzdem hinaufgebracht worden, so müssen sie wieder heruntergenommen werden (Talmud).",
+ "denn es heisst. Deuter. 12, 27.",
+ "das Fleisch und das Blut. woraus hervorgeht, dass nur das Fleisch und das Blut eigentlich auf den Altar gehören."
+ ],
+ [
+ "Sie alle. sowohl die in Mischna 2 genannten, die, wenn sie einmal hinaufgekommen sind, nicht wieder heruntergenommen werden, wie die Wolle, das Haar usw., die mit dem Körper verbunden auf den Altar hinaufgebracht worden sind.",
+ "braucht man. In Mischna 4 heisst es: wenn sie heruntergekommen sind, werden sie nicht wieder hinaufgebracht, d. h. sie dürfen nicht wieder hinaufgebracht werden; dort spricht die Mischna von dem Fall, dass sie heruntergekommen sind, bevor sie überhaupt vom Feuer erfasst worden sind (s. Note 23). Hier dagegen spricht die Mischna von dem Fall, dass das Feuer sie bereits zum Teil erfasst hatte, da braucht man sie allerdings nicht wieder hinaufzulegen, aber es ist auch nicht verboten (Raschi und Tosafot).",
+ "die vor Mitternacht vom Altar herabgefallen sind. bevor sie ganz verbrannt und zu Kohle geworden sind. Sind sie schon ganz zu Kohle geworden, so braucht man sie auch vor Mitternacht nicht wieder hinaufzulegen; sind sie noch so wenig vom Feuer verbrannt, dass auf der Oberfläche das Fleisch noch zu erkennen ist, so müssen sie auch nach Mitternacht wieder zurückgelegt werden. Ein Unterschied zwischen vor und nach Mitternacht wird nur gemacht, wenn sie sich in dem Zwischenzustand befinden, das Fleisch von aussen schon vollständig verbrannt und nicht mehr zu erkennen ist, das Innere aber noch fest und hart und noch nicht vollständig zu Kohle verbrannt ist. Für diese Unterscheidung zwischen vor und nach Mitternacht wird im Talmud (86 b) die Begründung aus dem Schriftverse (Lev. 6, 2) gegeben.",
+ "und sie unterstehen der Veruntreuung. s. VII, Note 15. Da die herabgefallenen Stücke wieder auf den Altar zurückgelegt werden müssen, so gehören sie noch dem Altare und unterstehen deshalb der Veruntreuung.",
+ "und sie unterstehen nicht der Veruntreuung. es hat seine bestimmungsgemässe Verwendung gefunden, da es auf dem Altarfeuer so weit verbrannt worden ist, dass es nicht mehr auf den Altar zurückgelegt zu werden braucht. Sobald aber Heiliges seine bestimmungsgemässe Verwendung gefunden hat (נעשית מצותו), gilt dafür nicht mehr das Verbot der Veruntreuung."
+ ],
+ [
+ "so auch die Rampe. Die Heiligung des Altars wird Exod. 40, 10 mit den Worten geboten: וקדשת את המזבח; aus dem Wörtchen את wird geschlossen, dass nicht nur der Altar selbst, sondern auch die zu dem Altar gehörende Rampe mit geheiligt worden ist. Wie der Altar das auf ihn Heraufgekommene heiligt, so deshalb auch die Rampe (Talmud). Der Sifra führt hierfür eine andere Schriftstelle an, wo es nicht את המזבח sondern אל המזבח heisst, nämlich den Schriftvers (Lev. 2, 12): ואל המזבח לא יעלו לריח ניחח, Sauerteig und Honig dürfen nicht zum Altar heraufgebracht werden zum Wohlgeruch. Wäre nur das Darbringen auf dem Altar selbst verboten, so hätte es heissen müssen: ועל המזבח; da es aber heisst ואל המזבח, zu dem Altare hin, so wird daraus geschlossen, dass auch das Hinauftragen auf die Rampe schon verboten ist. Wie also hier inbezug auf das Darbringen die Rampe dem Altar gleichgestellt wird, so heiligt auch die Rampe ebenso wie der Altar das, was auf sie heraufgekommen ist.",
+ "so auch die Gefässe. insofern das, was in die heiligen Gefässe hineingekommen ist, heilig bleibt und nicht mehr ausgelöst werden darf. Es wird dies daraus geschlossen, dass es von den heiligen Gefässen ebenso wie von dem Altar heisst (Exod. 30, 29): כל הנוגע בהם יקדש Alles, was sie berührt, wird heilig.",
+ "die Maassgefässe. Für Trockenes gab es nur Maassgefässe, für Flüssiges dagegen auch Gefässe, die kein bestimmtes Maass enthielten, wie z. B. für das Blut (Tiferet Jisrael).",
+ "Gefässe für Flüssiges. nur Maassgefässe, die Sprenggefässe dagegen machen auch das Trockene heilig (Talmud).",
+ "wenn sie noch zu dem gleichen Zweck benutzt werden können. Sie sollen dazu allerdings nicht benutzt werden, denn gelöcherte oder ausgebesserte Geräte wurden im Heiligtume nicht benutzt."
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+ "geht immer dem Anderen vor. Wenn verschiedene Opfer darzubringen sind, so wird immer das häufigere zuerst dargebracht und dann erst das weniger häufige.",
+ "die täglichen Opfer gehen den Zugabeopfern vor. weil Zugabeopfer nur an Sabbaten und Feiertagen dargebracht wurden.",
+ "denn es heisst. Num. 28, 23.",
+ "Ausser dem Morgen-Ganzopfer. Der Ausdruck „ausser dem Morgen-Ganzopfer“ setzt es als selbstverständlich voraus, dass das Morgen-Ganzopfer bereits dargebracht ist, wenn man das Zugabeopfer darbringt. Der sonst überflüssige Zusatz, אשר לעולת התמיד, wird als Begründung aufgefasst: ausser dem Morgen-Ganzopfer, das als tägliches Opfer bereits vorher dargebracht worden ist — und vorher dargebracht werden muss — sollt ihr diese darbringen."
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+ "was heiliger. was durch etwas eine höhere Heiligkeit Kennzeichnendes vor dem Anderen ausgezeichnet ist.",
+ "Blut von einem Sündopfer geht dem Blut von einem Ganzopfer vor. wenn beide Opfer bereits geschlachtet sind und es sich darum handelt, welches Blut zuerst gesprengt werden soll. Auch, wenn sie noch nicht geschlachtet sind, geht das Schlachten des Sündopfers dem des Ganzopfers vor, s. weiter Note 23.",
+ "weil es Verzeihung erwirkt. selbst für solche im Irrtum begangene Sünden, auf welche die Strafe der Ausrottung steht, was beim Ganzopfer nicht der Fall ist. Allerdings wird das Ganzopfer ganz auf dem Altar geopfert, was weiter als ein Kennzeichen höherer Heiligkeit gegenüber dem Sündopfer bezeichnet wird, von dem nur die Opferteile auf den Altar kommen. Demgegenüber hat wieder das Sündopfer vor dem Ganzopfer das voraus, dass mit dem Blut des Sündopfers 4 Sprengungen an die 4 Hörner gemacht werden, mit dem Blut des Ganzopfers dagegen nur zwei Sprengungen, s. weiter Note 10.",
+ "Ganzopfer-Glieder gehen den Opferteilen von Sündopfern vor. wenn beide bereits geschlachtet worden sind und ihr Blut bereits gesprengt ist.",
+ "weil sie ganz für das Altarfeuer Bestimmtes sind. d. h. von einem Opfer herrühren, das ganz für den Altar besimmt ist, während von dem Sündopfer nur die Opferteile auf den Altar kommen, das Fleisch dagegen von den Priestern verzehrt wird. Die Mischna in den Talmudausgaben hat die Lesart: מפני שהוא כליל לאשים.",
+ "weil von seinem Blut an die vier Hörner. mit dem Blute des Schuldopfers dagegen werden nur 2 Sprengungen gemacht, die gleich 4 sind, s. V, 5.",
+ "und an den Grund. auch die Reste des Bluts des Schuldopfers wurden an den Grund gegossen, es wird dieses aber nicht wie bei dem Sündopfer ausdrücklich in der Schrift vorgeschrieben.",
+ "gesprengt wird. Hier wird als Begründung nicht wie oben die grössere Sühne, die das Sündopfer bewirkt, angeführt, weil auch das Schuldopfer doch immerhin als Sühne für Vergehen dargebracht wird, auch demgegenüber das Schuldopfer wieder das vor dem Sündopfer voraus hat, dass als Schuldopfer nur ein Tier dargebracht werden darf, das einen Wert von 2 Silberschekeln hat (s. weiter Mischna 5), als Sündopfer dagegen jedes auch minderwertige Tier.",
+ "weil es Hochheiliges ist. das Dankopfer und der Widder des Nasir dagegen gehören zu den einfach-heiligen Opfern (s. V, 6). Dass das Schuldopfer als Sühne für Vergehen dargebracht wird, genügt nicht als Kennzeichen höherer Heiligkeit, da demgegenüber die beiden anderen Opferarten wieder das voraus haben, dass mit ihnen zusammen noch ein besonderes Brotopfer dargebracht werden muss.",
+ "weil sie nur an einem Tage gegessen werden. Friedensopfer dagegen zwei Tage und die dazwischen liegende Nacht.",
+ "und Opferbrote dazu gehören. s. Lev. 7, 12. 13; Num. 6, 15.",
+ "weil sie vier Sprengungen. d. h. zwei Sprengungen, die gleich vier sind; die Erstgeburt dagegen erfordert nur eine Sprengung, s. V, 8.",
+ "erfordern und Hände-Auflegen und Giessopfer und Schwingung der Brust und des Schenkels. was alles für die Erstgeburt nicht vorgeschrieben ist."
+ ],
+ [
+ "weil sie vom Mutterschoss schon heilig ist und nur von den Priestern gegessen wird. während der Zehnt von Jedermann gegessen werden darf.",
+ "weil er ein Schlachtopfer. die Klasse der Schlachtopfer, von denen alle Arten Opfer dargebracht werden, steht höher als das Vogelopfer, das nicht geschlachtet, sondern nur abgedrückt wird, weil von den Vögeln nur Sündopfer und Ganzopfer dargebracht werden.",
+ "ist und bei ihm Blut und Opferstücke hochheilig. d h. auf den Altar kommen, während von dem Vogel-Sündopfer nur das Blut auf den Altar kommt, das ganze Opfer dagegen von den Priestern verzehrt wird. Vom Vogel-Ganzopfer wird allerdings auch das Fleisch auf dem Altar geopfert; da aber nach der folgenden Mischna das Vogel-Sündopfer dem Vogel-Ganzopfer vorgeht, so muss der Zehnt, der dem Vogel-Sündopfer vorgeht, auch dem Vogel-Ganzopfer vorgehen."
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+ "weil sie zu den Blutopfern gehören. sie haben den Vorzug vor den Mehlopfern, weil von ihnen das Blut, das bei allen Tieropfern das eigentlich Sühnende ist, an den Altar gesprengt wird.",
+ "das Sünd-Mehlopfer. Lev. 5, 11.",
+ "das Vogel-Sündopfer geht dem Vogel-Ganzopfer vor. auch wenn das Sündopfer nicht für eine Sünde dargebracht wird, wie z. B. das Vogel-Sündopfer der Wöchnerin (Tiferet Jisrael). In dem Abschnitt über das [nach dem Vermögen] abgestufte Sühneopfer (Lev. 5, 1—10) wird vorgeschrieben, dass der Ärmere zwei Turteltauben oder junge Tauben darzubringen hat, die eine als Sündopfer, die andere als Ganzopfer. Von diesen, heisst es, soll er את אשר לחטאת ראשונה die zum Sündopfer bestimmte zuerst darbringen, dann heisst es zum Schluss nochmals ואת השני יעשה עולה und die zweite bereite er als Ganzopfer. Aus der letzteren Bestimmung allein hätten wir auch schon gewusst, dass die zum Sündopfer bestimmte zuerst dargebracht werden soll; es wird deshalb die Bestimmung והקריב את אשר לחטאת ראשונה als allgemeine Regel für alle Sündopfer aufgefasst, dass das Sündopfer stets, auch das Vieh-Sündopfer, das mit einem Ganzopfer zusammengebracht wird, dem Ganzopfer voranzugehen hat. Diese Regel gilt selbst für das Opfer der Wöchnerin, wo das Ganzopfer ein Lamm und das Sündopfer nur eine Taube ist. Es enthält also das והקריב את אשר לחטאת ראשונה zugleich die Begründung: er bringe das zum Sündopfer bestimmte zuerst dar, weil es zum Sündopfer bestimmt ist und das Sündopfer dem Ganzopfer stets voranzugehen hat.",
+ "und ebenso auch beim Absondern der Opfer. Beim Absondern der beiden Tauben, von denen die eine als Sündopfer und die andere als Ganzopfer darzubringen ist, soll man zuerst die eine zum Sündopfer bestimmen und dann erst die andere zum Ganzopfer."
+ ],
+ [
+ "Alle in der Tora vorgeschriebenen Sündopfer gehen den Schuldopfern. wie schon oben Mischna 2 angegeben ist, weil von dem Blut des Sündopfers an alle 4 Hörner gesprengt wird.",
+ "ausgenommen das Schuldopfer des Aussätzigen. das allen Sündopfern vorgeht, nicht nur dem mit ihm zusammen darzubringenden. Die Begründung: weil durch seine Darbringung der Aussätzige wieder tauglich gemacht wird, gibt den Grund an, warum dasselbe auch anderen Sündopfern vorgeht. Als Erklärung dafür, dass das Schuldopfer des Aussätzigen dem von ihm zugleich darzubringenden Sündopfer voranzugehen hat, würde diese Begründung nicht ausreichen, da ja der Aussätzige erst durch die Darbringung des Schuldopfers und des Sündopfers wieder tauglich wird; hier ist aber die Reihenfolge in der Schrift selbst (Lev. 14, 12—20) ausdrücklich vorgeschrieben (s. Menachot 5 a).",
+ "weil durch dessen Darbringung [der Aussätzige] wieder tauglich gemacht wird. dass er wieder Heiliges essen und das Heiligtum wieder betreten darf. Die Mischna ed. Venetia hat die Lesart על ידי הכשר, der Mischnatext in den Talmudausgaben על הכשר.",
+ "Alle in der Tora vorgeschriebenen Schuldopfer werden von zweijährigen Tieren. als Schuldopfer wird ein Widder vorgeschrieben, womit stets ein zweijähriges Tier gemeint ist, s. Para I, 3.",
+ "und im Werte von zwei Silberschekeln. Lev. 5, 15; dass auch andere Schuldopfer den hier angegebenen Minimalwert haben müssen, wird durch Wort-Analogie (גזרה שוה) aus dieser Schriftstelle abgeleitet (Keritot 22 b).",
+ "die werden von einjährigen Tieren dargebracht. für das Schuldopfer des Nasir (Num. 6, 12) wird ausdrücklich ein einjähriges Schaf vorgeschrieben, beim Schuldopfer des Aussätzigen ist nicht ausdrücklich angegeben, dass es ein einjähriges sein muss, jedoch gilt es als Grundsatz, dass unter כבש stets ein einjähriges Schaf zu verstehen ist (Para I, 3).",
+ "und brauchen nicht im Werte von zwei Silberschekeln zu sein. da einjährige Tiere einen geringeren Wert haben als zweijährige."
+ ],
+ [
+ "so haben sie auch beim Verzehren den Vorrang. Wenn Fleisch von zwei Opfern zu verzehren ist, von denen das eine dem anderen bei der Darbringung vorgeht, so muss das erstere zuerst verzehrt werden.",
+ "gehen die von gestern vor. weil diese nur bis zum Abend verzehrt werden dürfen, die von heute dagegen bis zum morgigen Abend.",
+ "gehen die Friedensopfer von gestern vor. weil diese nur bis zum Abend verzehrt werden dürfen, die Sündopfer und Schuldopfer dagegen bis Mitternacht.",
+ "Das Sündopfer. und ebenso das Schuldopfer; in der Tosefta heisst es ausdrücklich: חטאת ואשם.",
+ "weil es Hochheiliges ist. Raschi erklärt abweichend von den anderen Erklärern, dass die Mischna hier nicht von dem Verzehren des Opferfleisches spricht, sondern von der Darbringung der Opfer: Opfer, die bereits am vorhergehenden Tage in die Opferhalle gebracht worden sind, die man aber trotzdem erst heute geschlachtet hat, gehen bei der Darbringung anderen Opfern vor, die erst heute in die Opferhalle gebracht worden sind, nach R. Meïr selbst dann, wenn die von gestern Friedensopfer und die von heute Sünd- oder Schuldopfer sind, weil es eine Geringschätzung des Heiligen bedeuten würde, wenn man mit der Darbringung der gestrigen Opfer noch länger warten würde. Die Erörterung im Talmud spricht für die Auffassung Raschi’s. Dagegen spricht, dass in der Mischna nur Sünd- und Schuldopfer genannt werden, deren Fleisch gegessen wird, nicht aber Ganzopfer, obwohl dieselben doch auch zu dem Hochheiligen gehören. — Die Frage, wenn zwei Opfer darzubringen sind, von denen das eine heiliger ist als das andere, dieses aber wiederum häufiger ist als das erstere, welches von beiden da den Vorrang hat, wird im Talmud unentschieden gelassen; nach Bartenura ist in diesem Falle das häufigere zuerst darzubringen, was Tosfot Jomtob damit begründet, dass der Vorrang des häufigeren aus der Schrift selbst abgeleitet wird (s. oben Note 4), der Vorrang des heiligeren jedoch nicht; nach Maimon. steht es in diesem Falle frei, welches man zuerst darbringen will."
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+ "Bei ihnen allen. bei allen Opfern, deren Fleisch von den Priestern verzehrt wird.",
+ "sie in der verschiedensten Weise zu verzehren. wörtlich: die Art des Verzehrens zu ändern, zu wechseln, sie brauchen das Fleisch nicht immer in derselben Weise zubereitet zu verzehren.",
+ "gesotten. שלוק bedeutet in der Mischna das länger und stärker gekochte, zerkochte, im Gegensatz zu מבושל (Bartenura zu Pesachim VI, 2).",
+ "sowohl nicht-heilige wie solche von Teruma. die Priesterhebe.",
+ "dass Teruma untauglich wird. Für das Verzehren der Teruma gibt es keine vorgeschriebene Zeit wie für das Verzehren des Opferfleisches; kocht man aber Gewürze von Teruma mit dem Opferfleisch zusammen, so darf man, sobald die Zeit für das Opferfleisch vorüber ist, auch die Gewürze nicht mehr essen, weil sie beim Kochen von dem Fleisch anziehen."
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+ "Wenn du Öl in der Opferhalle verteilen siehst. an die Priester zum Verzehren.",
+ "sondern [es kann nichts anderes sein als] der Überrest von Fladen eines von einem Israeliten gebrachten Mehlopfers. Lev. 2, 4. Dort wird vorgeschrieben, dass die Fladen mit Öl bestrichen werden sollen. Zu jedem Mehlopfer wurde ein Log Öl dargebracht. Dieses Log wurde, wenn das Mehlopfer nur aus Fladen bestand, nicht aufgebraucht, da nach der von der Mischna recipierten Ansicht die Fladen nur in der Form eines griechischen Chie (X) mit Öl bestrichen wurden; das übrig bleibende Öl wurde von den Priestern verzehrt (Menachot VI, 3).",
+ "oder von dem Log Öl eines Aussätzigen. was davon übrig blieb, nachdem der Priester damit den Aussätzigen bestrichen und davon gesprengt hatte, wurde ebemalls von den Priestern verzehrt.",
+ "sondern [es kann nichts anderes sein als] der Überrest von den Fladen eines von Priestern gebrachten Mehlopfers. Nach Lev. 6, 16 kommt von jedem von einem Priester gebrachten Mehlopfer Alles auf den Altar. Bestand dieses aus Fladen, zu denen das Öl nur teilweise verbraucht wurde, so musste also der Rest auch auf das Altarfeuer gegossen werden.",
+ "oder von einem Mehlopfer des gesalbten Priesters. Lev. 6, 12. Nach der Tradition gehörten zu diesem Mehlopfer 3 Log Öl (Menachot 51b); da diese Menge Öl bei der Bereitung der Kuchen nicht ganz aufgebraucht werden konnte, so musste der Rest auch auf das Altarfeuer gegossen werden.",
+ "Man bringt auch Öl als selbständige Gabe dar. Das überflüssige Wort קרבן in dem Schriftvers (Lev. 2, 1): ונפש כי תקריב קרבן מנחה wenn eine Person „das Opfer“ eines Mehlopfers darbringt, wird im Sifra dahin erklärt, dass die Schrift damit sagen will, ein Mehlopfer könne deshalb auch als freiwilliges Opfer dargebracht werden, weil es als Pflichtzugabe zu allen Schlachtopfern dargebracht wird. Daraus wird die Folgerung gezogen, dass auch alles Andere, was als Zugabe zu den Schlachtopfern dargebracht wird, wie Wein, Weihrauch und selbst Holz, auch als freiwilliges Opfer dargebracbt werden kann. Nur betreff des Öls besteht eine Meinungsverschiedenheit: R. Tarfon ist der Ansicht, dass auch Öl als freiwilliges Opfer dargebracht werden kann, da ja zu den Mehlopfern, die als Zugabe zu den Schlachtopfern dargebracht werden, auch Öl gehört; R. Akiba dagegen, und ebenso hier in unserer Mischna R. Simon, ist der Ansicht, dass Öl nicht als freiwilliges Opfer dargebracht werden darf, weil ja auch bei den Schlachtopfern das Öl nicht für sich auf dem Altar geopfert, sondern nur mit dem Mehl des Mehlopfers vermengt wird (s. Menachot XII, 5). Von dem als freiwilliges Opfer gebrachten Öl wurde ebenso wie von dem Mehlopfer nur ein Handvoll auf dem Altar geopfert, das übrige wurde von den Priestern verzehrt (Sebachim 91 b)."
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+ "so muss dieses gewaschen werden. Lev. 6, 20: „wenn etwas von seinem Blute auf ein Kleid spritzt, so sollst du das, worauf es spritzt, an heiligem Orte waschen.“",
+ "die gegessen werden. das sind die Sündopfer, deren Blut auf den Aussenaltar gesprengt und deren Fleisch von den Priestern verzehrt wurde.",
+ "wie es heisst. ebend. Vers 19; die Schriftstelle spricht also eigentlich nur von den sogenannten äusseren Sündopfern (חטאות חיצוניות).",
+ "als bei dem in’s Innere gebrachten. das sind solche Sündopfer, von deren Blut auf den Innenaltar gesprengt und deren Fleisch nicht von den Priestern verzehrt, sondern verbrannt wurde (s. V, 1 u. 2); nur die Opferteile wurden auch von diesen Opfern auf dem Aussenaltar dargebracht.",
+ "denn es heisst. ebend. Vers 18.",
+ "[dies ist] die Vorschrift. das Wort תורת enthält eine Verallgemeinerung (s. IX, Note 15).",
+ "eine Vorschrift gilt für alle Sündopfer. ausgeschlossen sind nur die Vogel-Sündopfer, weil das Wörtchen זאת eine Einschränkung enthält (s. dieselbe Note); es sind deshalb Vogel-Sündopfer auszuschliessen, weil in dem Abschnitte von dem Schlachten des Sündopfers die Rede ist, und Vogel-Sündopfer nicht geschlachtet, sondern nur abgedrückt werden."
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+ "Bei dem Blut eines untauglichen Sündopfers ist das Waschen nicht erforderlich. weil es heisst: מדמה von „seinem“ Blute, d. i. von dem Blute eines tauglichen Sündopfers, aber nicht von dem eines untauglichen.",
+ "dass es eine Zeit lang tauglich gewesen. zum Sprengen.",
+ "dass es nicht eine Zeit lang tauglich gewesen ist. Der Talmud bringt hierüber eine Controverse zwischen R. Akiba und R. Simon. R. Akiba ist der Ansicht: durch das מרמה wird nur dasjenige ausgeschlossen, das nicht eine Zeit tauglich gewesen ist, dasjenige dagegen, das eine Zeit tauglich gewesen ist, muss gewaschen werden. R. Simon ist der Ansicht, dass auch bei dem eine Zeit lang tauglich gewesenen Sündopfer das Waschen nicht erforderlich ist, sobald es jetzt nicht tauglich ist. Zur Begründung führt er den Schriftvere (6, 22) כל זכר בכהנים יאכל אותה an, wo das Wort אותה eine Beschränkung anzeigt: nur, wo das Fleisch von den Priestern gegessen wird, ist das Reinigen der Gefässe und das Auswaschen des Blutes erforderlich, also nur bei dem noch jetzt tauglichen Opfer. Nach R. Akiba soll durch das אותה etwas Anderes ausgeschlossen werden, s. weiter Note 47.",
+ "Das bis zur Nacht liegen gebliebene. wenn das Blut, ohne dass davon gesprengt worden ist, bis zur Nacht liegen geblieben ist (s. II Note 31).",
+ "das unrein gewordene. wenn das Fleisch unrein geworden ist, denn das Blut kann nach der Ansicht der meisten Decisoren überhaupt nicht unrein werden (s. Edujot VIII, 4).",
+ "das herausgekommene. wenn das Fleisch oder das Blut aus der עזרה herausgekommen ist.",
+ "Das [mit der Absicht auf] ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes geschlachtete. das sofort beim Schlachten untauglich geworden ist.",
+ "dessen Blut Untaugliche aufgefangen. oder hingetragen s. IX Note 14.",
+ "oder gesprengt. Raschi und Bartenura lesen nicht וזרקו, weil nach der folgenden Mischna, sobald von dem Blute gesprengt worden ist, auch das zurückgebliebene Blut eine Waschung nicht mehr erforderlich macht, selbst wenn Taugliche gesprengt haben. Nach Tosafot muss die Mischna hervorheben, dass dasselbe auch gilt, wenn Untaugliche gesprengt haben, weil man sonst hätte annehmen können, dass das Sprengen durch Untaugliche überhaupt nicht als Sprengung gilt, sondern, wenn noch Lebensblut da ist, ein Tauglicher die Sprengung wiederholen kann (s. III, 1), und deshalb das Blut so zu betrachten wäre, als wäre noch keine Sprengung davon gemacht. Über die Frage, ob durch das Sprengen von Untauglichen das übrige Blut ungeeignet zum Sprengen wird, s. Meïla 5 b."
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+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. Daraus, dass die Schrift für das Spritzen des Blutes den Ausdruck יזה gebraucht, denselben Ausdruck, der von dem Sprengen des Blutes gebraucht wird, wird geschlossen, dass nur solches Blut gemeint ist, das bereits geeignet ist, gesprengt zu werden; das Blut ist aber erst geeignet, gesprengt zu werden, wenn es in einem Gefässe aufgefangen worden ist.",
+ "vom Horn. des Altars.",
+ "oder vom Grund. von dem an den Grund bereits gegossenen oder auch nur zum Giessen an den Grund bestimmten Rest des Blutes, nachdem die Sprengungen damit bereits vollzogen sind.",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. weil von dem Blute bereits gesprengt worden ist, die Futur-Form אשר יזה aber andeutet, dass nur solches Blut gemeint ist, von dem erst gesprengt werden soll.",
+ "ist es auf den Boden verschüttet. bevor es in einem Gefässe aufgefangen worden ist; ist es aber aus dem Gefässe auf den Boden geschüttet und wieder aufgefangen worden, so ist es zum Sprengen tauglich (s. III, 2).",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. weil es nicht tauglich ist, gesprengt zu werden.",
+ "wenn das Blut in einem Gefässe aufgefangen worden und zum Sprengen geeignet war. es muss in einem Gefässe so viel aufgefangen worden sein, als zur Ausführung des Sprengens nötig ist; ist es aber in mehreren Gefässen aufgefangen worden, in jedem weniger als zum Sprengen nötig ist, und dann zusammengegossen worden, so braucht es nicht ausgewaschen zu werden.",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. Der Ausdruck בגד in dem Schriftvere: מרמת על הבגד ואשר יזה wird durch den Zusatz: אשר יזה עליה „das, worauf es spritzt“ erweitert; בגד im weiterem Sinne bedeutet Alles, was zum Anziehen, Einhüllen und Zudecken bestimmt ist. Die Schrift gebraucht hier den Ausdruck בגד, um Alles auszuschliessen, was nicht wie ein Kleid oder Tuch, ohne dass erst eine Veränderung damit vorgenommen zu werden braucht, eine Unreinheit annehmen kann; das Fell kann aber, so lange es nicht abgezogen ist, eine Unreinheit nicht annehmen.",
+ "muss es gewaschen werden. obgleich auch das abgezogene Fell ohne weitere Bearbeitung erst dann eine Unreinheit annimmt, wenn man es dazu bestimmt, so wie es ist, als Decke oder dergleichen zu dienen; da hier keine Handlung, sondern nur eine Bestimmung zu einem bestimmten Zweck nötig ist, so wird das Fell als geeignet, eine Unreinheit anzunehmen, betrachtet.",
+ "Elieser. Nach Tosafot Chadaschim ist R. Eleasar zu lesen und R. Eleasar ben Samua, Zeitgenosse des R. Jehuda, gemeint.",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. weil es keine Unreinheit annimmt, so lange man es nicht dazu bestimmt hat, es so, wie es ist, zu gebrauchen, und es deshalb doch nicht unter den Begriff von בגד fällt.",
+ "Gewaschen zu werden braucht nur die mit Blut bespritzte Stelle. weil es heisst: אשר יזה עליה תכבס das, d. h. die Stelle, worauf es spritzt, sollst du waschen.",
+ "die Unreinheit anzunehmen geeignet ist. wie R. Jehuda lehrt, und nicht wie R. Elieser.",
+ "und die gewaschen zu werden geeignet ist. dagegen z. B. keine Geräte aus Holz, obgleich sie Unreinheit annehmen, weil man aus ihnen das Blut nicht auszuwaschen, sondern abzukratzen oder abzuhobeln pflegt."
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+ "sei es ein Fell. nur wenn es noch weich ist; ist es aber ganz hart, so wird es nicht als zum Waschen geeignet betrachtet (Talmud).",
+ "muss das Waschen an heiligem Orte. במקום קדש heisst es in der Schrift, das ist innerhalb der עזרה.",
+ "ebenso das Zerbrechen des irdenen Gefässes. Lev. 6, 21.",
+ "und das Reinigen und Abspülen beim kupfernen. gemeint sind nicht nur kupferne, sondern alle Gefässe aus Metall.",
+ "an heiligem Ort. da beides durch das verbindende „und“ an das vorherstehende קדש במקום anschliesst.",
+ "Darin liegt eine Erschwerung beim Sündopfer vor anderem Hochheiligen. Nach Raschi und Bartenura bezieht sich dies nur auf das Waschen, das für das Blut des Sündopfers vorgeschrieben ist, nicht aber bei dem von anderem Hochheiligen; nach Maim. bezieht es sich auch auf das Zerbrechen der irdenen Gefässe. Das Reinigen und Abspülen der kupfernen Geräte ist nach allen Ansichten für alles Hochheilige vorgeschrieben, s. weiter Mischna 7."
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+ "Ist das Kleid. auf welches das Blut gespritzt ist.",
+ "ausserhalb der Umhänge. das ist ausserhalb der עזרה s. V. Note 33.",
+ "ist es ausserhalb der Umhänge unrein geworden. Unrein darf es nicht in das Heiligtum hineingebracht werden; durch Untertauchen draussen von seiner Unreinheit gereinigt werden kann es auch nicht, da das darauf befindliche Blut beim Untertauchen hindert (חוצץ).",
+ "so zerreisst man es. Man reisst es bis über die Hälfte auseinander, dadurch kann es nicht mehr zu seinem ursprünglichen Zwecke gebraucht werden, und jedes Kleidungsstück oder Gerät, das man so zerreisst bezw. zerbricht, dass es nicht mehr zu seinem ursprünglichen Zwecke gebraucht werden kann, verliert dadurch die Unreinheit, die es in seinem unversehrten Zustande angenommen hat. Man zerreisst es nicht vollständig, weil es dann aufhören würde, überhaupt ein Kleidungsstück genannt zu werden, und man dann die Vorschrift, das Kleid an heiligem Orte zu waschen, an ihm doch nicht mehr erfüllen könnte. Man zerreisst es deshalb nur bis über die Hälfte, so dass wenigstens noch ein solches Stück davon unversehrt bleibt, dass es hinreicht, es z. B. als Kopftuch zu benutzen; dadurch verliert nach Tora-Vorschrift (מדאוריתא) das Kleid seine Unreinheit, kann aber dennoch als Kleidungsstück gelten, da der unversehrte Teil, wenn man ihn nachher wirklich zum Gebrauch als Kopftuch bestimmt, wieder als בגד Unreinheit annimmt. Nach rabbinischer Verordnung (מדרבנן) bleibt allerdings ein Kleid unrein, so lange noch ein solches Stück davon ganz ist, dass man es als Kopftuch verwenden kann; für diesen Fall aber haben sie diese Erschwerung nicht angeordnet, um die Erfüllung der Vorschrift zu ermöglichen, dass das Kleid wieder hineingebracht und drinnen gewaschen werden soll.",
+ "Ein irdenes Gefäss. in dem Heiliges gekocht worden ist.",
+ "ist es ausserhalb der Umhänge unrein geworden. Ein irdenes Gefäss, wenn es unrein geworden, wird nur durch Zerbrechen oder Ausbrechen eines grösseren Loches wieder rein.",
+ "macht man ein Loch. Das Loch darf jedoch nur so gross sein, dass eine dünne Wurzel hindurchgeht, dadurch verliert nach Tora-Vorschrift das Gefäss schon seine Unreinheit. Nach rabbinischer Verordnung wird das Gefäss allerdings erst rein, wenn das Loch so gross ist, dass eine Olive hindurchgeht, aber für diesen Fall haben sie auch diese Erschwerung nicht angeordnet, um die Erfüllung der Vorschrift zu ermöglichen, dass das Gefäss im Heiligtum zerbrechen weiden soll. Hat man ein Loch hineingemacht, das grösser ist, als um eine dünne Wurzel hindurchzulassen, so braucht man das Gefäss nicht mehr hineinzubringen, da es dann bereits als zerbrochen gilt und man demnach die Vorschrift, es im Heiligtum zu zerbrechen, doch nicht mehr an ihm erfüllen kann."
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+ "Ein kupfernes Gefäss. in dem Heiliges gekocht worden ist.",
+ "ist es ausserhalb der Umhänge unrein geworden. und man will es am selben Tage wieder hineinbringen (s. weiter Note 51), denn sonst könnte man es durch Untertauchen reinigen, wodurch es aber erst bei Sonnenuntergang rein wird.",
+ "so bricht man ein Stück heraus. Ein metallenes Gefäss wird erst durch Ausbrechen eines grossen Loches wieder rein. Nachdem man das Loch gemacht hat, schlägt man die offene Stelle mit dem Hammer wieder so weit zusammen, dass das Gefäss wieder zu seinem Zwecke benutzt werden kann. Nach rabbinischer Verordnung nimmt es dadurch allerdings seine frühere Unreinheit wiedor an, aber für diesen Fall ist, wie oben, die rabbinische Verordnung nicht getroffen. Tosafot geben für das פוחתו eine andere Erklärung, die aber weniger einleuchtend ist. Maimonides in seiner Mischna-Erklärung erklärt das קורעו in der vorhergehenden Mischna mit: man reisst es heraus, nämlich das Stück aus dem Kleide, auf welches das Blut gespritzt ist, und bringt nur dieses Stück hinein und wäscht es an heiligem Ort; dies sei jedoch nur rabbinische Verordnung, nach Tora-Vorschrift braucht das herausgerissene Stück nicht gewaschen zu werden, da nur das Waschen des Kleides vorgeschrieben wird. Ebenso sei das Reinigen und Abspülen des kupfernen Gefässes, nachdem man ein Stück herausgeschlagen hat, nur rabbinische Verordnung. Diese Erklärung widerspricht aber den Ausführungen im Talmud, denen auch Maim. in seinem Ritualwerk Jad hachasaka folgt."
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+ "ob man darin gekocht hat oder nur Heisses. רותח, von רתח = sieden, schäumen, bedeutet: kochend heiss. Weil es (Lev. 6, 21) nicht heisst: ואם בכלי חרס תבשל, sondern וכלי חרס אשר תבשל בו ישבר, wird das בו als begründend aufgefasst: weil durch das Kochen etwas von der Speise in die Poren des Gefässes eindringt, darum muss das Gefäss zerbrochen werden. Auch beim Hineingiessen von Heissem dringt aber etwas von dem Hineingegossenen in das Gefäss ein, deshalb muss auch in diesem Falle das Gefäss zerbrochen werden. Dass dasselbe auch von dem Reinigen der metallenen Gefässe gilt, wird aus dem verbindenden „und“ in ואם בכלי נחשת geschlossen.",
+ "ob Hochheiliges oder Einfachheiliges. Obwohl die Schriftstelle nur vom Sündopfer spricht, gilt die Vorschrift auch für anderes Heiliges, weil es (V. 22) heisst: קדש קדשים היא. Allerdings würde daraus zunächst nur zu entnehmen sein, dass sie auch für anderes Hochheiliges gilt, nicht aber für Einfachheiliges. Es steht aber in demselben Schriftverse auch das beschränkende אותה: auf dieses ist die Vorschrift anzuwenden, nicht aber auf ein anderes. Wenn durch das קדש קדשים היא schon das Einfach-heilige ausgeschlossen wäre, se könnte durch das אותת nur das noch minder Heilige, Teruma, ausgeschlossen werden, dann wäre aber die Beschränkung קדש קדשים היא, um das doch höher stehende Einfach-heilige auszuschliessen, überflüssig. Es ist deshalb durch אוחה nur Teruma auszuschliessen, und in dem Zusatz קדש קדשים היא ist der Nachdruck nicht auf das hoch heilig zu legen, sondern die Vorschrift auf alles Heilige auszudehnen (אין מיעוט אחר מיעוט אלא לרבות s. Tosafot).",
+ "so muss es gereinigt und abgespült werden. Dass auch ein irdenes Gefäss, in welchem Hochheiliges oder Einfach-heiliges gekocht worden ist, zerbrochen werden muss, sagt die Mischna nicht. Maimon. (הלכות מעשה חקרבנות VIII, 14) entscheidet deshalb indertat, dass das Zerbrechen der irdenen Gefässe nur beim Sündopfer vorgeschrieben ist, bei anderem Heiligen dagegen auch die irdenen Gefässe ebenso wie die metallenen nur gereinigt und abgespült zu werden brauchen, obwohl es sonst als Grundsatz gilt, dass irdene Gefässe, in welche etwas Verbotenes eingedrungen ist, nicht wieder gereinigt werden können, sondern zerbrochen werden müssen. Die anderen Erklärer dagegen beziehen das hier vom Reinigen der metallenen Gefässe Gesagte auch auf das Zerbrechen der irdenen Gefässe; dass die Mischna dieses nicht ausdrücklich erwähnt, findet seine Erklärung darin, dass unsere Mischna an die vorhergehende Mischna anschliesst, die nur von metallenen Gefässen spricht (Tosfot Jomtob), auch das Zerbrechen der irdenen Gefässe auch bei anderem Heiligen als selbstverständlich nicht erst hervorgehoben zu werden braucht, und auch R. Simon darin nicht anderer Ansicht ist, da, wie bemerkt, jedes irdene Gefäss zerbrochen werden muss, wenn es Verbotenes in sich aufgenommen hat, und das Heilige, das in das Gefäss eingedrungen ist, wird doch nach der vorgeschriebenen Zeit als Übriggebliebenes (נותר) verboten (Tosfot R. Akiba Eger).",
+ "Simon sagt. Nach R. Simon schliesst das beschränkende אותה die Anwendung der Vorschrift auf solche Opfer aus, die tauglich gewesen und jetzt nicht mehr tauglich sind (s. Note 10). Es bleibt also in dem Schriftvers nur das beschränkende קדש קדשים היא, woraus geschlossen wird, dass die Vorschrift nur für Hochheiliges gilt, nicht aber für Einfach-heiliges.",
+ "Einfachheiliges erfordert kein Reinigen und Abspülen. Dagegen müssen auch nach R. Simon die Gefässe ausgekocht werden, damit das in sie Eingedrungene wieder herausgezogen wird, da das von dem Heiligen in die Gefässe Eingedrungene nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit נותר wird und, wenn man nachher etwas Anderes in ihnen kocht, in dieses eindringt, und dieses dadurch ebenfalls zum Genuss verboten wird. Dieses Auskochen wird הגעלה genannt. Der Unterschied zwischen הגעלה und מריקה, selbst wenn unter מריקה auch ein Auskochen in heissem Wasser zu verstehen ist (s. weiter Note 54), ist der, dass die מריקה nur in Wasser geschehen darf, die הגעלה dagegen auch in einer anderen Flüssigkeit, dass ferner bei der מריקה das ganze Gefäss ausgekocht werden muss, selbst wenn nur in einem Teil von ihm gekocht worden ist, bei der הגעלה dagegen nur der Teil, in welchem gekocht worden ist; schliesslich muss auf die מריקה noch die שטיפה, das Ausspülen mit kaltem Wasser erfolgen, was bei der הגעלה nicht erforderlich ist, wenn es auch Gebrauch ist, auch bei der הגעלה mit kaltem Wasser nachzuspülen.",
+ "so kann man darin während des ganzen Festes kochen. Weil während des Festes die Anzahl der dargebrachten Friedensopfer sehr gross ist, kann das in die Gefässe Eingedrungene niemals נוהר werden, denn, bevor es noch נותר geworden, wird in den Gefässen schon wieder Anderes gekocht, dadurch wird das von dem früheren Opfer in sie Eingedrungene wieder herausgezogen, und es dringt dafür wieder von dem jetzt Gekochten in sie ein; deshalb ist nach R. Tarfon während des ganzen Festes die מריקה ושטיפה nicht erforderlich. Hat man in einem Gefässe Fleisch von einem Sündopfer gekocht, das nur einen Tag und eine Nacht gegessen werden darf, so braucht man nur darauf zu achten, dass in dem Gefäss am selben Tage noch Fleisch von einem Friedensopfer gekocht und bald verzehrt wird. Anders erklärt Maimon. die Worte des R. Tarfon. Nach ihm will R. Tarfon nur sagen, dass man während des Festes an einem und demselben Tage in demselben Gefässe mehrere Male kochen darf, ohne inzwischen die מריקה ושטיפה vorzunehmen, während an anderen Tagen nach dem jedesmaligen Kochen auch an demselben Tage jedes Mal die מריקה ושטיפה geboten ist; während des Festes, wo man durch die Festfreude mehr als sonst in Anspruch genommen ist, ist dies nicht erforderlich. Jeden Tag muss aber zum Schluss die מריקה ושטיפה vorgenommen werden, damit das Zurückgebliebene nicht נותר wird und das nachher darin Gekochte verboten macht.",
+ "Nur bis zu der für das Essen vorgeschriebenen Zeit. Auch die Worte עד זמן אכילה (eine andere Lesart ist כל זמן אכילה) werden verschieden ausgelegt. Die Einen erklären: so lange das Fleisch noch verzehrt werden darf, braucht die מריקה ושטיפה nicht vorgenommen zu werden; sobald aber diese Zeit vorüber ist, muss sie vorgenommen werden, und nicht, wie R. Tarfon meint, erst nach Schluss des Festes. Dafür, dass die מריקה ושטיפה nicht vorgenommen zu werden braucht, so lange das Fleisch noch gegessen werden darf, wird als Begründung angeführt, dass es (Lev. 6, 21) heisst: ומרק ושטף במים und unmittelbar darauf כל זכר בכהנים יאכל אותה, so lange die Priester es essen dürfen, kann man mit der מריקה ושטיפה warten. Maimon. dagegen erklärt: so lange man noch mit dem Essen des in dem Gefässe Gekochten beschäftigt ist, kann man mit der מריקה ושטיפה warten, sobald aber das darin Gekochte verzehrt ist, muss sie vorgenommen werden, und nicht, wie R. Tarfon meint, dass man ohne מריקה ושטיפה wieder Anderes darin kochen darf und diese erst am Schlusse des Tages vorzunehmen braucht.",
+ "wie das für den Segensbecher vorgeschriebene Reinigen. Für den Becher Wein, über den man beim Tischgebet den Segen spricht, wird im Talmud (Berachot 51 a) vorgeschrieben, dass er innen abgewaschen und aussen abgespült sein muss; demnach wäre auch hier beides, die מריקה sowohl wie die שטיפח, nur mit kaltem Wasser gemeint, siehe die folgende Note. Nach Maimon soll jedoch der Vergleich mit dem Abwaschen des Segensbechers nur sagen, dass ebenso wie bei diesem es nicht darauf ankommt, dass jede Spur von dem darin Gekochten beseitigt wird.",
+ "Reinigen mit heissem. Der Mischnatext in den Talmudausgaben und ebenso die Mischna ed. Lowe haben das Wort בחמין nicht. Der Talmud bringt eine Controverse zwischen Rabbi und den Weisen: nach dem Ersteren heisst מריקה und שטיפח beides mit kaltem Wasser reinigen, nach den Weisen מריקה mit heissem und שטיפה mit kaltem Wasser. Nach der Ansicht, wonach מריקה reinigen mit kaltem Wasser bedeutet, ist natürlich ausser מריקה ושטיפה auch הגעלה, das Auskochen, erforderlich, wenn man in dem Gefässe, nachdem das darin Gekochte נותר geworden ist, wieder Anderes kochen will; nach der Ansicht, dass מריקה reinigen mit heissem Wasser bedeutet, ist die מריקה identisch mit der הגעלה.",
+ "den Spiess und den Rost. S. Pesachim VII Note 7 u. 8. Beide sind flach und können nichts in sich aufnehmen, sind daher keine eigentlichen כלים und bedürfen deshalb nicht der מריקה ושטיפה.",
+ "kocht man mit heissem Wasser aus. מגעיל, im Hebräischen (Hiob 21, 10): שורו עבר ולא יגעיל etwas in sich Aufgenommenes wieder herausgeben, bedeutet im Rabbinischen: das in ein Gefäss beim Kochen Eingedrungene durch Auskochen mit heissem Wasser wieder herausziehen. Spiess und Rost, anf denen das Fleisch direkt am Feuer gebraten wird, müssen allerdings sonst, um das in sie Eingedrungene wieder herauszuziehen, im Feuer ausgeglüht werden, das Auskochen in heissem Wasser genügt nur bei Geräten, in denen mit Wasser gekocht wird. Hier jedoch genügt das Auskochen in heissem Wasser, weil das Fleisch, als es auf ihnen gebraten wurde, noch zum Essen erlaubt war, also nur Erlaubtes in sie eingedrungen ist, wenn es auch nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit als נותר zu Verbotenem geworden ist (Tiferet Jisrael)."
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+ "Hat man darin Heiliges. S. Note 61.",
+ "ist soviel. von dem Strengeren.",
+ "um es herausschmecken zu können. Nach der traditionellen Bestimmung ist dies immer anzunehmen, wenn das Volumen des Leichteren nicht wenigstens 60 Mal so gross ist, wie das des Strengeren בנותן טעם — ב mit dem Part. — „wenn es einen Geschmack hineingibt“ ist ein stehender Ausdruck und bedeutet: so viel wie nötig ist, um es aus Anderem herausschmecken zu können.",
+ "so wird auch das Leichtere nach der Weise des Strengeren gegessen. z. B. wenn es Hochheiliges und Einfach-heiliges ist, darf es nur von den männlichen Priestern und nur innerhalb der עזרה gegessen werden, und sobald die für das Essen vorgeschriebene Zeit für eines von beiden abgelaufen ist, darf das Ganze nicht mehr gegessen werden.",
+ "es bedarf des Reinigens und Abspülens nicht. Nach der Erläuterung im Talmud ist hier in die Mischna eine Einschaltung zu machen und es muss folgendermassen heissen: ist so viel darin, wie dazu gehört, um es herausschmecken zu können, so wird auch das Leichtere nach der Weise des Strengeren gegessen, es bedarf des Reinigens und Abspülens und macht durch Berührung untauglich; ist nicht soviel darin, wie dazu gehört, um es herausschmecken zu können, so braucht das Leichtere nicht nach der Weise des Strengeren gegessen zu werden, es bedarf des Reinigens und Abspülens nicht und macht durch Berührung nicht untauglich. Da aber nach der vorhergehenden Mischna es nur die Ansicht des R. Simon ist, dass bei Einfachheiligem das Reinigen und Abspülen nicht erforderlich ist, so gibt entweder die Mischna hier nur die Ansicht des R. Simon wieder — so erklärt Raba unsere Mischna —, demnach wäre unter dem Ausdruck קדשים am Anfange der Mischna nur Hochheiliges zu verstehen, oder die Worte: es bedarf des Reinigens und Abspülens nicht, sind dahin zu verstehen, dass das Reinigen und Abspülen nicht schon nach Ablauf der Zeit für das Strengere zu geschehen braucht, sondern erst nach Ablauf der für das Leichtere vorgeschriebenen Zeit — so erklärt Abaji die Mischna. Nach der letzteren Erklärung ist unter dem Ausdruck קדשים in קדשים וחולין am Anfang der Mischna auch Einfach-heiliges zu verstehen, und ist in diesem Falle, wenn von dem Hochheiligen oder Einfach-heiligen nicht soviel darin ist, dass man es aus dem Nicht-heiligen herausschmecken kann, ein Reinigen und Abspülen natürlich überhaupt nicht erforderlich.",
+ "und macht durch Berührung nicht untauglich. wenn es selbst untauglich geworden ist und etwas davon in eine andere Speise eindringt. Beim Sündopfer heisst es nämlich (Lev. 6, 20): כל אשר יגע בבשרה יקדש Alles, was mit seinem Fleische in Berührung kommt, wird heilig. Aus dem Worte בבשרה wird geschlossen, dass hier nur ein Berühren gemeint ist, bei welchem von dem Fleisch des Sündopfers etwas in die andere Speise eindringt. In diesem Falle ist auch die andere Speise ebenso zu behandeln wie das Fleisch des Sündopfers. Ist das Fleisch zum Essen tauglich, so darf auch das andere nur nach der Weise des Sündopfers gegessen werden; ist es untauglich, so wird dadurch auch das andere untauglich. Obgleich diese Bestimmung zunächst nur für das Sündopfer und (Lev. 6, 11) für das Mehlopfer gegeben wird, wird sie auch auf alles andere Heilige bezogen, weil durch den Schriftvers (Lev. 7, 37): זאת התורה לעלה וב׳ für einzelne Opfer gegebene Vorschriften auch auf die anderen ausgedehnt werden (מה חטאת מקדשת בבלוע אף כל מקדשת בבלוע).",
+ "Hat ein Fladen an einen Fladen. der untauglich ist.",
+ "angerührt. S. Note 62.",
+ "so ist nicht der ganze Fladen. Die Mischna ed. Lowe hat die richtigere Lesart: ולא כל החתיכה לא כל הרקיק.",
+ "ist verboten. weil es heisst: אשר יגע בבשרה יקדש nur was mit dem Heiligen in Berührung gekommen ist, was in das Heilige eingedrungen oder in das das Heilige eingedrungen ist (הנוגע פסול); das betreffende Stück wird herausgeschnitten und nur auf dieses bezieht sich die Vorschrift."
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+ "Ein am selben Tage Untergetauchter. S. II Note 2.",
+ "und ein noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnter. S. dort Note 4.",
+ "erhalten keinen Anteil von dem Heiligen. Beim Sündopfer heisst es (Lev. 6, 19): הכהן חמחטא אותה יאכלנה der Priester, der es als Sündopfer darbringt, soll es essen. Unter dem „als Sündopfer darbringen“ ist das Sprengen des Blutes zu verstehen, durch welches erst die Sühne vollzogen wird, wofür auch die Bestimmung beim Friedensopfer spricht, wo es heisst (Lev. 7, 14): לכהן הזורק את דם השלמים לו יהיה. Es kann aber nicht gemeint sein, dass nur der Priester, der das Blut gesprengt hat, davon essen darf, da es weiter (6, 22) heisst, כל זכר בכהנים יאכל אותה, dass jeder männliche Priester es essen darf. Das המחטא wird deshalb mit ראוי לחיטוי erklärt: nur ein solcher Priester, der die Opferhandlung hätte vollziehen können, der nicht aus irgend einem Grunde untauglich dazu ist, darf davon essen. Auch in diesem Sinne aufgefasst würde aber diese Bestimmung nicht mit der in V. 22 gegebenen übereinstimmen, da in dem כל זכר auch Minderjährige mit einbegriffen sind, und diese nicht ראוי לחיטוי sind. Es ist deshalb die ganze Bestimmung überhaupt nicht auf das Essen selbst zu beziehen, sondern es soll durch sie nur bestimmt werden, wer von dem Opfer einen Anteil zum Essen bekommt: nur Priester, die ראוי לחיטוי sind, erhalten Anteil davon zum Essen, der טבול יום dagegen und der מחוסר כפורים, die den Opferdienst nicht versehen dürfen (s. II, 1) erhalten keinen Anteil.",
+ "ihn am Abend zu verzehren. Am Tage können sie ihn nicht verzehren, der טבול יום nicht, weil er bis Sonnenuntergang unrein bleibt, der מחוסר כפורים nicht, weil er im Allgemeinen erst am Abend sicher weise, dass sein Sühnopfer dargebracht worden ist (Tiferet Jisrael). Nach Tosfot Jomtob bezieht sich dieser Zusatz nur auf den טבול יום.",
+ "Ein Leidtragender. S. II Note 1.",
+ "darf [Heiliges] anrühren. Ein אונן darf von Heiligem nichts geniessen (s. Deuter. 26, 14). Auch nach Ablauf des אנינות darf er, selbst wenn er an der Leiche sich nicht verunreinigt hat, erst dann wieder von dem Heiligen essen, wenn er ein Reinigungsbad genommen hat, weil anzunehmen ist, dass er während des אנינות, wo er nichts Heiliges essen durfte, sich nicht mit der Achtsamkeit von allem Unreinen ferngehalten hat, welche diejenigen anwenden müssen, denen Heiliges zu essen erlaubt ist (s. Chagiga III, 3). Trotzdem darf er aber auch während seines אנינות Heiliges anrühren, während die vorher erwähnten טבול יום und מחוסר כפורים Heiliges auch nicht anrühren dürfen. Nach Bartenura z. St. darf auch der אונן Heiliges nur anrühren, wenn er ein Reinigungsbad genommen hat und danach, so lange er אונן war, stets darauf bedacht geblieben ist, sich vor jeder Verunreinigung zu hüten.",
+ "aber nicht darbringen. S. Sebachim 16 a.",
+ "and bekommt keinen Anteil. da er nicht ראוי לחיטוי ist, s. Note 3.",
+ "ihn am Abend zu verzehren. Nach rabbinischer Verordnung währt das אנינות nicht nur bis zum Abend, sondern auch noch während der ganzen auf den Sterbetag folgenden Nacht und, falls die Bestattung erst später stattfìndet, bis zu dem auf den Begräbnistag folgenden Abend. Deshalb lehrt auch die Mischna Pesachim VIII, 8, dass ein אונן wohl das Pesachopfer am Abend essen darf, weil für diesen Fall, wo es sich um ein Gebot, auf dessen Unterlassung die Ausrottungsstrafe steht, die Rabbinen ihre Verordnung nicht getroffen haben, dass er aber andere Opfer nicht essen darf, weil er auch noch in der Nacht als אונן zu betrachten ist. Dafür, dass es hier in der Mischna trotzdem heisst: ihn am Abend zu verzehren, werden im Talmud zwei Erklärungen gegeben. Nach der einen spricht die Mischna hier vom Pesachabend; da an diesem Abend der אונן von dem Pesachopfer essen darf, darf er auch von anderen Opfern essen. Die Mischna in Pesachim dagegen lehrt, dass das, was für das Pesachopfer am Pesachabend gilt, für andere Opfer an anderen Abenden keine Geltung hat. Nach der anderen spricht die Mischna in Pesachim von dem auf den Sterbetag folgenden Abend, da ist nach der rabbinischen Verordnung selbst am Pesachabend es dem אונן nicht erlaubt, von anderen Opfern als von dem Pesachopfer zu essen. Die Mischna hier dagegen spricht von dem Begräbnistag, der nicht der Sterbetag ist; an dem auf den Begräbnistag folgenden Abend ist der Leidtragende selbst nach rabbinischer Verordnung kein אונן mehr und darf deshalb vom Heiligen essen.",
+ "erhalten ihren Anteil und dürfen ihn verzehren. Dass der mit einem Leibesfehler Behaftete von dem Heiligen essen darf, ist in der Schrift (Lev. 21, 22) deutlich ausgesprochen: Die Speise seines Gottes, von dem Hochheiligen und dem Heiligen darf er essen. Sowohl bei dem Sündopfer (Lev. 6, 22) wie bei dem Schuldopfer (Lev. 7, 6) wie bei dem Mehlopfer (Lev. 6, 11) wird aber noch besonders betont, dass כל זכר jeder Männliche unter den Priestern davon essen soll. Aus dieser dreimaligen Wiederholung wird geschlossen, dass sowohl der von Geburt mit einem Leibesfehler Behaftete wie der erst später von einem vorübergehenden oder auch dauernden Leibesfehler Befallene von dem Heiligen nicht nur essen darf, sondern auch bei dem Verteilen des zu Essenden das gleiche Anrecht hat wie jeder Andere.",
+ "aber sie dürfen nicht darbringen. Durch den Satz (Lev. 21, 21): כל איש אשר בו מום wird jeder mit einem Leibesfehler Behaftete von der Darbringung ausgeschlossen, einerlei ob es ein bleibender oder ein vorübergehender Fehler ist.",
+ "erhält auch keinen Anteil von dem Fleische. S. oben Note 3. Nur der mit einem Leibesfehler Behaftete erhält einen Anteil von dem Fleische, obwohl er nicht zum Opferdienst geeignet ist, weil er durch das כל זכר ausdrücklich mit eingeschlossen ist.",
+ "hat auch keines auf die Felle. weil es heisst (Lev. 7, 8): עור העולה אשר הקריב לכהן לו יהיה das Fell des Ganzopfers, das er dargebracht, gehöre ihm, dem Priester; wer aber nicht darbringen darf und deshalb keinen Anteil an dem Fleische hat, hat auch kein Anrecht auf das Fell. Die Mischna ed. Lowe hat den Zusatz: שנאמר עור העולה.",
+ "zur Zeit des Opferns der Fettstücke aber rein. Daraus wäre zu entnehmen, dass er vor Allem zur Zeit des Sprengens des Blutes rein gewesen sein muss; wenn er da rein gewesen, hätte er Anrecht auf einen Anteil, selbst wenn er zur Zeit der Darbringung der Opferstücke unrein war. Abba Saal dagegen (Talm. 102 b) erklärt: Nur wenn er vom Blutsprengen bis zum Darbringen der Opferstücke rein gewesen, hat er Anteil an dem Fleische, weil in dem angeführten Schriftverse sowohl das Sprengen des Blutes wie das Darbringen der Fettstücke erwähnt wird. Wie es ist, wenn er zwischen dem Blutsprengen und dem Darbringen unrein geworden und sich wieder gereinigt hat, ist eine Frage, die im Talmud aufgeworfen wird und unbeantwortet bleibt. Die Möglichkeit, das er vor dem Darbringen wieder rein geworden ist, ist gegeben, da der Unreine nach dem Reinigungsbad mit Sonnenuntergang wieder rein wird, und die Opferstücke auch während der Nacht noch dar gebracht werden dürfen.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 33.",
+ "Wer von den Söhnen Ahrons das Blut des Friedensopfers und das Fett darbringt. also nur der, der beim Sprengen des Blutes und bei der Darbringung der Opferstücke zum Opferdienst geeignet war."
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+ [
+ "wo der Altar kein Anrecht auf das Fleisch hat. wenn vor dem Sprengen des Blutes, wodurch die Opferstücke erst für den Altar tauglich werden, das Opfer untauglich geworden ist.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 8.",
+ "das für Jemanden dargebracht worden ist. Das העולה ist hier in seiner Grundbedeutung als das auf dem Altar im Feuer „Aufsteigende“ gefasst.",
+ "das Fell dennoch den Priestern. weil das Opfer tauglich ist und die Opferstücke auf dem Altar dargebracht werden. Es ist also das עולת איש nicht in dem Sinne zu verstehen, dass nur solche Opfer damit gemeint sind, die Jemandem als Opfer angerechnet werden.",
+ "Sowohl von dem Ganzopfer eines Mannes wie von dem Ganzopfer einer Frau. Es soll durch das עולת איש nicht das Opfer einer Frau ausgeschlossen werden, deshalb heisst es unmittelbar darauf עור העולה, das Fell des Ganzopfers, gleichviel ob es das eines Mannes oder das einer Frau ist. Durch das עולת איש soll nur gesagt werden, dass es das Opfer einer Einzelperson sein muss, nicht aber ein Ganzopfer, das Jemand für den Tempelschatz (בדק הבית) geweiht hat; von einem solchen Ganzopfer gehört das Fell nicht den Priestern."
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+ "Felle von Einfach-heiligem gehören den Eigentümern. wie das Fleisch, da es עור העולה heisst, und von dem Ganzopfer nicht auf das ihm gar nicht gleichende Einfach-heilige geschlossen werden kann.",
+ "Von dem Altar lässt sich kein entgegengesetzter Schluss ziehen. dass das Anrecht auf das Fleisch noch kein Anrecht auf das Fell begründet, da das Fleisch des Ganzopfers auf den Altar gebracht wird und das Fell dennoch nicht.",
+ "denn auf ihn kommt überhaupt kein Fell. Von dem Altar lässt sich deshalb kein Schluss auf die Priester ziehen, denen beim Ganzopfer das Fell ausdrücklich zugesprochen ist."
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+ [
+ "bei dem vor dem Abhäuten etwas untauglich Machendes vorgekommen ist. Über die Form ארע oder אירע s. Pesachim VIII, Note 42.",
+ "gehören die Felle nicht den Priestern. sondern sie müssen wie das Fleisch verbrannt werden.",
+ "gehören die Felle den Priestern. Nach Mischna 2 gehört das Fell nicht den Priestern, wenn das Opfer vor dem Sprengen des Blutes untauglich geworden ist. Das Sprengen des Blutes sollte dem Abhäuten vorangehen, weil man das Blut sonst zu lange hätte stehen lassen müssen. Hat man aber trotzdem vor dem Sprengen abgehäutet, und dann ist das Opfer untauglich geworden und man hat das Blut gesprengt, so fällt durch das Blutsprengen das Fell den Priestern zu, obgleich das Opfer, da es untauglich geworden ist, nicht auf den Altar kommt.",
+ "Chanina. Mischna ed. Lowe: ר׳ חנניא.",
+ "dass ein Fell. nachdem es von dem Opfertiere abgezogen worden ist.",
+ "zur Brandstätte hinausgebracht worden ist. also selbst in dem Falle nicht, wenn nach dem Abhäuten das Tier trefa befunden worden ist, wo doch das das Tier untauglich Machende schon vor dem Abhäuten vorhanden gewesen ist.",
+ "wenn man die Erstgeburt. Ein erstgeborenes Tier, das einen Leibesfehler bekommen hat und deshalb nicht als Opfer dargebracht werden kann, darf ausserhalb des Heiligtums geschlachtet werden und gehört ganz den Priestern, jedoch nur, wenn es von ihnen gegessen werden kann; ist es von selbst verendet, so muss es vergraben werden. Aus den Worten des R. Chanina entnimmt nun R. Akiba, dass wenn das Tier geschlachtet worden ist und nach dem Abhäuten sich herausgestellt hat, dass es trefa ist, die Haut dennoch von den Priestern benutzt werden darf, obgleich das Fleisch vergraben werden muss; wie der Talmud erläuternd hinzufügt jedoch nur dann, wenn das Tier auf Grund eines durch einen hierzu Berechtigten und Erprobten (מומחה) festgestellten Fehlers geschlachtet worden ist.",
+ "die Priester das Fell benutzen. שיאותו ebenso Berachot VIII, 6. Im Jeruschalmi wird dort neben שיאותו (Gen. 34, 22) auch die Lesart שיעותו von עות (Jes. 50, 4) gebracht.",
+ "Wir haben nicht gesehen. Die Mischna ed. Lowe hat לא ראיתי; auch לא ראינו ist richtig, da es sich um einen allgemeinen öfters angewandten Grundsatz handelt.",
+ "ist kein Beweis. vielleicht ist gerade zu seiner Zeit ein derartiger Fall nicht vorgekommen, oder er ist von ihm nicht bemerkt worden.",
+ "sondern es muss zur Brandstätte hinausgebracht werden. Auf den von R. Akiba angeführten Fall können sich diese Worte nicht beziehen, denn mit einem Leibesfehler behaftete Erstgeburt wird, wenn sie nicht gegessen werden kann, nicht verbrannt, sondern vergraben. Sie beziehen sich vielmehr auf die Worte des R. Chanina: auch wenn ein im Heiligtum geschlachtetes Opfer erst nach dem Abhäuten trefa befunden worden ist, muss das Fell ebenso wie das Fleisch verbrannt werden."
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+ [
+ "die verbrannt werden. S. IV, Note 31 u. 32.",
+ "wie es geboten ist. nicht, weil sie untauglich geworden sind.",
+ "werden sie auf der Aschenstätte. s. V, Note 21.",
+ "verbrannt und verunreinigen die Kleider. Beim Stier und Bock des Versöhnungstages heisst es (Lev. 16, 28): der sie verbrennt, soll seine Kleider waschen. Das יכבס בגדיו heisst hier wie überall nicht nur die Kleider, die er anhat, sondern auch die Kleider und alle Gegenstände, die er berührt, während er mit dem Verunreinigenden beschäftigt ist. Dass auch die anderen Stiere und Böcke, die verbrannt werden, verunreinigen, wird aus dem Zusatz: אשר הובא את דמם לכפר בקרש geschlossen, sie verunreinigen, weil ihr Blut zur Sühnung in das Innere des Heiligtums gebracht wird, ebenso deshalb auch die anderen Sündopfer, bei denen das Gleiche vorgeschrieben ist.",
+ "wie es geboten ist. sondern, weil sie untauglich geworden sind.",
+ "werden sie auf der Tempelstätte. Unter בירה ist nach R. Jochanan (Talm. 104 b) die Burg auf dem Tempelberge zu verstehen, nach R. Simon b. Lakisch der ganze Tempelberg (vgl. Jerusch. Pesachim VII, 8). בית הבירה bezeichnet hier sowohl den Raum innerhalb der Tempelmauern als auch den Raum auf dem Tempelberge ausserhalb derselben. Es gab zwei Stellen für die Verbrennung von untauglich gewordenen Opfern, die eine in der עזרה, dort wurden wie alle anderen untauglich gewordenen Opfer auch die Stiere und Böcke, die verbrannt wurden, wenn sie, bevor sie aus der עזרה herausgekommen waren, untauglich geworden waren, verbrannt; die andere befand sich ausserhalb der Tempelmauern auf dem Tempelberge, dort wurden die zu verbrennenden Stiere und Böcke, wenn sie erst, nachdem sie aus der עזרה herausgekommen waren, untauglich geworden waren, verbrannt."
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+ "Man trug sie auf Stangen. Die Stiere und Böcke, welche ausserhalb Jerusalems auf der Aschenstätte verbrannt wurden.",
+ "waren die ersten. diejenigen, welche die Stangen vorne angefasst hielten.",
+ "aus der Mauer der Opferhalle herausgetreten und die letzten noch nicht. das Tier, das sie trugen, war aber schon ausserhalb der Mauer.",
+ "so waren die Kleider der ersten unrein. weil es (Lev. 16, 27) heisst: יוציא אל מחוץ למחנה und darauf והשורף אותם יכבס בגדיו. Unter מחנה wird in der Schrift sowohl das ganze Lager in der Wüste verstanden als auch jede der 3 Abteilungen, aus denen dasselbe bestand, das מחנה שכינה, das מחנה לויה und das מחנה ישראל. Hier wäre unter dem מחוץ למחנה zunächst nur zu verstehen: ausserhalb des מחנה שכינה, der Abteilung des Lagers, wo das Opfer dargebracht wurde. Dem מחנה שבינה in der Wüste entsprach in Jerusalem der Tempel bis zur Mauer der Opferhalle. Deshalb tritt die Verunreinigung für diejenigen, die sich mit dem Opfer beschäftigen, wenn es verbrannt wild, und sogar schon, wenn es zum Verbrennen hinausgetragen wird, schon mit dem Hinaustragen aus der Mauer der Opferhalle ein. Dass das Verbrennen ausserhalb aller drei Abteilungen des Lagers und dementsprechend in Jerusalem ausserhalb der Stadtmauern zu geschehen hatte, wird aus dem dreimaligen אל מחוץ למחנה Lev. 4, 12. 4, 21. 6, 4 gefolgert (Talmud 105 b).",
+ "als bis das Feuer den grössten Teil [des Tieres] erfasst hat. R. Simon erklärt das אל מחוץ למחנה in anderer Weise (s. Talmud). יוצת Holal von יצת = anzünden.",
+ "Ist das Fleisch [vom Feuer] verzehrt. נתך Nif. von נתך = zergehen; im Talmud wird es mit חרך = rösten, versengen, wiedergegeben (דשויא חרוכא).",
+ "werden die Kleider des die Verbrennung Ausführenden. Unter השורף wird jeder verstanden, der beim Verbrennen des Opfers tätig ist, das Feuer anfacht, das Fleisch umwendet, frisches Holz hinauflegt u. dgl., nicht aber derjenige, der, bevor noch das Opfer da ist, Brennstoff herbeischafft oder das Feuer anzündet."
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+ "Wer draussen. ausserhalb des Heiligtums.",
+ "schlachtet und darbringt. ein zur Darbringung im Heiligtum geweihtes Opfertier.",
+ "ist für das Schlachten schuldig und für das Darbringen schuldig. das Schlachten ist eine Sünde, auf welche die Ausrottungsstrafe steht (Lev. 17, 3. 4.), und ebenso das Darbringen (Lev. 17, 8.9.); wenn er beides irrtümlich begangen hat, muss er deshalb 2 Sündopfer bringen.",
+ "ist man frei. von der Ausrottungsstrafe für das Darbringen, aber für das draussen Schlachten ist man schuldig.",
+ "Darauf sagten sie. die anderen Weisen.",
+ "untauglich gemacht. und er ist dennoch schuldig, trotzdem er nur eine untaugliche Sache dargebracht hat. Dass er auch in diesem Falle schuldig ist, geht daraus hervor, dass es (Lev. 17, 9) heisst: „und es nicht zum Eingange des Stiftszeltes bringt, um es dem Ewigen darzubringen“, das setzt voraus, dass es im Heiligtum geschlachtet worden ist. Zur Verteidigung der Ansicht des R. Jose, des Galiläers, wird angeführt, dass das drinnen Geschlachtete und dann Hinausgebrachte doch eine Zeit hatte, wo es zur Darbringung tauglich war, das drausson Geschlachtete dagegen nicht; ferner, dass das durch Hinausbringen untauglich Gewordene, wenn es trotzdem auf den Altar gebracht worden ist, nicht wieder heruntergenommen wird, s. IX, 2."
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+ "Ein Unreiner. Wegen der Aehnlichkeit mit der Controverse zwischen R. Jose, dem Galiläer, und den anderen Weisen in der vorhergehenden Mischna wird die folgende eigentlich nicht hierher gehörende Mischna hier angeschlossen.",
+ "ist schuldig. die Ausrottungsstrafe, s. Lev. 7, 20. 21.",
+ "ist frei. von der Ausrottungsstrafe, er hat das Verbot, Heiliges in Unreinheit zu essen, nicht übertreten, dagegen hat er das Verbot übertreten, dass unrein gewordenes Heiliges überhaupt nicht gegessen werden darf (Lev. 7, 19), darauf steht aber nicht die Ausrottungsstrafe.",
+ "denn er hat ja nur eine unreine Sache gegessen. Im Talmud wird die Ansicht R. Jose’s, des Galiläers, dahin erläutert, dass man nur dann von der Ausrottungsstrafe frei ist, wenn zuerst das Fleisch unrein geworden ist und dann die Person; da in diesem Falle das Fleisch bereits vorher, weil es unrein war, für ihn verboten gewesen, so kann es nicht nochmals für ihn dadurch verboten werden, weil er nachher auch selbst unrein geworden ist; in diesem Falle tritt deshalb dieses Verbot nicht in Geltung (אין איסור חל על איסור). Ist dagegen er selbst vorher unrein gewesen, so macht er sich der Ausrottungsstrafe schuldig, auch wenn er nachher unrein gewordenes Fleisch isst. Die Weisenaber sind der Ansicht, dass, auch wenn er selbst erst später unrein geworden ist, zu dem Verbot, unreines Heiliges zu geniessen, das Verbot, Heiliges in Unreinheit zu geniessen, hinzutritt, weildieses ein auch Anderes mit einschliessendes Verbot (איסור כולל) ist, da ihm vorher nur verboten war, unreines Heiliges zu geniessen, jetzt aber auch reines Heiliges; weil dieses Verbot dadurch, dass er selbst unrein geworden, für das reine Heilige in Kraft tritt, tritt es auch für das unreine Heilige in Kraft (איסור חל על איסור באיסור כולל).",
+ "Darauf sagten sie zu ihm. die Weisen gingen von der Ansicht aus, dass R. Jose, der Galiläer, der Ansicht sei, dass das Verbot, Heiliges in Unreinheit zu geniessen, nur für den Reinen gelte, für den Unreinen aber überhaupt nicht.",
+ "ist frei. von der Ausrottungsstrafe, er hat nur ein einfaches Verbot übertreten und deshalb, wenn er es irrtümlich getan hat, kein Sündopfer zu bringen.",
+ "denn schuldig ist man nur bei Unreinheit des Körpers. wenn der Essende unrein war."
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+ [
+ "wer für eine Privatperson schlachtet. wer Heiliges ausserhalb des Heiligtums schlachtet, um es zu irgend einem nicht heiligen Zwecke zu verwenden.",
+ "und wer für eine Privatperson darbringt. um ihr damit eine Ehrung zu erweisen.",
+ "ist frei. weil es heisst (Lev. 17, 9): „es dem Ewigen darzubringen“. Allerdings heisst es auch beim Schlachtverbot (Lev. 17, 4)“: „es als Opfer dem Ewigen darzubringen“; dieser Zusatz soll aber etwas Anderes ausschliessen (s. Talmud 108 b). Er ist frei heisst: er hat das Verbot, Heiliges ausserhalb darzubringen, nicht übertreten, dagegen hat er nach Raschi das Verbot übertreten, ein Wesen ausser Gott göttlich zu verehren; nach Tosafot hat er dieses Verbot nur dann übertreten, wenn er dabei die Absicht gehabt hat, Jenem damit eine göttliche Verehrung zu erweisen.",
+ "sind sie frei. weil es heisst: „als Blutschuld wird es diesem Manne angerechnet, Blut hat er vergossen“, nur, wenn Einer das Schlachten ausgeführt hat, nicht aber zwei gemeinschaftlich.",
+ "wenn sie. beide zugleich.",
+ "sind sie schuldig. weil es beim Darbringungsverbot heisst: איש איש, auch wenn zwei gemeinschaftlich darbringen; aus dem איש איש beim Schächtverbot wird wieder etwas anderes geschlossen. R. Jose wendet dagegen ein, dass es auch beim Darbringungsverbot heisst: ונכרת האיש ההוא „dieser Mann soll ausgerottet werden“, woraus zu schliessen sei, dass auch hier das Verbot nur dann übertreten ist, wenn Einer allein die Handlung ausgeführt hat.",
+ "Hat Einer dargebracht und nochmals dargebracht und nochmals dargebracht. von einem und demselben Opfertiere.",
+ "so ist er für jede Darbringung schuldig. und muss, wenn man es unvorsätzlich getan hat, für jede Darbringung ein Sündopfer bringen, wenn man zwischen einer Darbringung und der anderen sich des Vergehens bewusst geworden ist; im anderen Falle, wenn man die Darbringung בהעלם אחד d. h. in einem ununterbrochenen Irrtum ausgeführt hat, bringt man nur ein Sündopfer.",
+ "Er ist nur ein Mal schuldig. Nach R. Simon bezieht sich das לעשות אותו (Lev. 17, 8) „es“ darzubringen, auf jedes darzubringende Glied des Opfertieres, deshalb kann man sich auch bei einem und demselben Opfertiere mehrfach strafbar machen; nach R. Jose bezieht sich das אותו auf das ganze Opfertier, deshalb macht man sich durch Darbringung eines Opfertieres nur ein Mal schuldig (Maim. פירוש המשניות). Im Talmud wird die Controverse zwischen R. Simon und R. Jose in anderer Weise ausgelegt.",
+ "wenn man es oben auf einem Altar dargebracht hat. Nach dem Talmud gehört dieses noch zu den Worten des R. Jose. Als Begründung dafür wird angeführt, dass auch Noah, als er Gott ein Opfer darbringen wollte, dazu erst einen Altar baute (Gen. 8, 20), woraus hervorgehe, dass auch ausserhalb des Heiligtums zur Darbringung ein Altar nötig sei.",
+ "ist man schuldig. Nach R. Simon, ist daraus, dass Noah einen Altar baute, noch nicht zu folgern, dass zum Darbringen durchaus ein Altar nötig ist. Das Gegenteil sei vielmehr daraus zu schliessen, dass es (Lev. 17, 6) heisst: und es sprenge der Priester das Blut auf den Altar des Ewigen am Eingange des Stiftszeltes“, womit angedeutet werden soll, dass nur im Heiligtum (פתח אהל מועד) das Darbringen an den Altar gebunden ist, nicht aber ausserhalb des Heiligtums."
+ ],
+ [
+ "das im Heiligtum untauglich geworden ist. S. IX, 2.",
+ "ist schuldig. weil auch das im Heiligtum untauglich Gewordene unter den Begriff von לעשות אותו לה׳ fällt, da es, wenn es auf den Altar gekommen ist, nicht wieder heruntergenommen wird.",
+ "Wer eine Olivengrösse von einem Ganzopfer und von den Opferstücken. von dem Fleisch des Ganzopfers und von den Opferteilen zusammen soviel wie eine Olive.",
+ "ist schuldig. da ja von dem Ganzopfer auch das Fleisch auf dem Altar geopfert wird. Bei Darbringung eines Opfergliedes macht man sich erst durch Darbringung des ganzen Gliedes schuldig (s. oben Note 22), bei Darbringung von Fleisch, Fett u. dgl. durch Darbringung eines Stückes in Grösse einer Olive.",
+ "Das Komez. s. IV, Note 13.",
+ "der Weihrauch. der zu den Mehlopfern gehörte.",
+ "das Räucherwerk. das täglich morgens und abends dargebracht wurde.",
+ "das Mehlopfer der Priester. Alle Mehlopfer von Priestern wurden ganz auf dem Altar geopfert.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. d. i. des Hohenpriesters, das derselbe täglich darbringen musste und das ebenfalls ganz geopfert wurde.",
+ "das zum Giessopfer gehörende Mehlopfer. das als Zugabe zu jedem Schlachtopfer dargebracht und ebenfalls ganz geopfert wurde.",
+ "ist schuldig. Obwohl es bei dem Darbringungsverbot heisst: אשר יעלה עולה או זבח „der ein Ganzopfer oder ein Schlachtopfer darbringt“, wird aus dem darauf folgenden: ואל פתח אהל מועד לא יביאנו „und es nicht an den Eingang des Stiftszeltes bringt“ geschlossen, dass sich das Verbot nicht nur auf Schlachtopfer bezieht, sondern auf Alles, was im Heiligtum dargebracht wird.",
+ "Eleasar. Es ist hier und ebenso Mischna 6 ר׳ אלעזר zu lesen, wie aus Talmud 110 b hervorgeht, und nicht ר׳ אליעזר, wie die meisten Mischna-Ausgaben haben (s. Straschun). Die Mischna Venet. 1606 hat: ר׳ אלעזר.",
+ "bis er das Ganze dargebracht hat. weil bei allen Letztgenannten auch bei der Darbringung im Heiligtum die Darbringung erst dann als vorschriftsmässig ausgeführt gilt und das Opfer tauglich ist, wenn man sie ganz dargebracht hat. Bei dem Ganzopfer dagegen stimmt auch R. Eleasar zu, dass man schon durch Darbringung von einer Olivengrösse schuldig wird, weil die Tauglichkeit des im Heiligtum dargebrachten Ganzopfers nicht von der Darbringung des ganzen Opferfleisches abhängt, sondern nur von der Sprengung des Blutes.",
+ "ist man schuldig. selbst nach R. Eleasar, da ja das Ganze dargebracht worden ist.",
+ "wenn auch nur das Geringste von ihnen fehlt. wenn auch nur das Geringste davon verloren gegangen ist, wird im Heiligtum das Opfer durch die Darbringung nicht mehr tauglich; eine Ausnahme macht nur der Weihrauch (s. Menachot 11 a)."
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+ "Wer Heiliges. Opferfleisch, das nicht auf den Altar gehört.",
+ "ist schuldig. auch wenn die Opferstücke nicht unmittelbar den Altar berührt haben. Nach R. Jose in Mischna 3 ist man nur schuldig, wenn man, wie bei der Darbringung im Heiligtum, auf einem Altar darbringt. Im Heiligtum muss das zu Opfernde unmittelbar auf dem Altar liegen, es darf nichts Fremdes zwischen dem Altarfeuer und dem zu Opfernden liegen. Ist aber das Dazwischenliegende nicht ein fremder Gegenstand, sondern Gleichartiges, wie hier das Fleisch, so gilt es, als ob das Opfernde unmittelbar auf dem Altar liegen würde (מין בטינו אינו חוצץ); deshalb macht man sich auch schuldig, wenn man in dieser Weise draussen darbringt.",
+ "Wer ein Mehlopfer. eines von den Mehlopfern, von denen nur das Komez auf dem Altar dargebracht wird.",
+ "ist frei. weil das Mehlopfer als solches nicht zur Darbringung bestimmt ist und das Komez erst durch Absonderung von dem übrigen Mehl zur Darbringung bestimmt wird.",
+ "ist man schuldig. weil wenn man es so im Heiligtum dargebracht hat, die Darbringung als richtig ausgeführt gilt (s. Menachot III, 3)."
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+ "Das Komez und der Weihrauch. von einem Mehlopfer, die beide auf dem Altar dargebracht wurden.",
+ "bis man auch das zweite darbringt. weil bei der Darbringung im Heiligtum erst durch Darbringung beider das Opfer tauglich wird (s. Note 37).",
+ "ist man schuldig. s. Note 38.",
+ "Die beiden Schalen Weihrauch. die zu den Schaubroten gehörten; sie wurden am Sabbat auf dem Altar dargebracht, und dann erst durften die Priester die Brote verzehren (s. Lev. 24, 7; Menachot XI, 7).",
+ "Wer auch nur einen Teil der Sprengungen des Blutes draussen macht. Dass auch das Blutsprengen unter das Darbringungsverbot fällt, wird nach R. Akiba aus או זבח (Lev. 17, 8) nach R. Ismael aus דם שפך (Lev. 17, 4) gefolgert (s. Talmud 107 a).",
+ "ist schuldig. selbst nach R. Eleasar, weil alle Opfer, deren Blut an den äusseren Altar gesprengt wird, tauglich sind, wenn auch nur eine Sprengung mit dem Blut gemacht worden ist (s. IV, 1) und selbst bei den Opfern, deren Blut an den inneren Altar gesprengt wird, bei denen dieses nicht der Fall ist (s. dort Mischna 2), R. Eleasar der Ansicht ist, dass auch die eine gemachte Sprengung dennoch als vorschriftsmässig ausgeführt gilt und deshalb nicht wiederholt zu werden braucht (s. Joma V, 7).",
+ "ist schuldig. Nach Ansicht des R. Eleasar ist für das Wasseropfer am Hüttenfeste kein bestimmtes Mass vorgeschrieben, deshalb ist man schuldig, auch wenn man weniger als 3 Log, das Mass, das gewöhnlich dazu verwendet wurde, davon draussen darbringt. Die anderen Weisen dagegen sind der Ansicht, dass das Mass von 3 Log dafür von der Tora vorgeschrieben ist (s. Sukka IV, 9).",
+ "Selbst wenn man die Überreste des Blutes. die an den Grund gegossen werden.",
+ "ist man schuldig. Nach der Erläuterung im Talmud ist dieses jedoch nur der Fall bei dem Blut solcher Opfer, deren Blut an den inneren Altar gesprengt wird, weil bei diesen nach der Ansicht des R. Nehemia (im Gegensatz zu V, 1 u. 2) die Unterlassung des Ausgiessens die Untauglichkeit des Opfers zur Folge hat, deshalb fällt nach ihm auch dieses Ausgiessen unter das Darbringungsverbot; nicht aber bei den anderen Opfern, bei denen das Gebot des Ausgiessens die Tauglichkeit des Opfers nicht berührt."
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+ "ist er frei. Wegen des Abdrückens ist er nicht schuldig, da es (Lev. 17, 3) heisst: אשר ישחט der schlachtet, aber nicht der abdrückt, und wegen des Darbringens ist er nicht schuldig, da durch das Abdrücken das Tier נבלה geworden und dadurch zum Darbringen untauglich geworden ist.",
+ "ist frei. weil es dadurch, dass es drinnen, anstatt abgedrückt zu werden, geschlachtet worden ist, zum Darbringen untauglich geworden ist.",
+ "ist er schuldig. sowohl wegen des Schlachtens wie wegen des Darbringens. Dass man auch durch das Schlachten von Vogelopfern sich schuldig macht, wird aus dem nochmals wiederholten או אשר ישחט, d. h. oder der irgend etwas anderes Heiliges schlachtet, gefolgert. Aus dem verbindenden ואליהם תאמר (Lev. 17, 8) aber wird geschlossen, dass für alle Fälle, auf welche das Schlachtverbot sich bezieht, auch das Darbringungsverbot Geltung hat.",
+ "das drinnen tauglich macht. das ist bei dem Vogelopfer das Abdrücken; wenn man das Vogelopfer drinnen abdrückt und dann draussen darbringt, so ist man schuldig, weil man Taugliches dargebracht hat.",
+ "draussen angewendet straffrei macht. wenn man draussen abgedrückt hat und dann es darbringt, ist man nicht schuldig.",
+ "das draussen tauglich macht. das ist das Schlachten; wenn man es draussen geschlachtet hat und dann es darbringt, ist man schuldig.",
+ "drinnen angewendet straffrei macht. wenn man es drinnen schlachtet und dann draussen darbringt, ist man nicht schuldig.",
+ "wenn man es in der gleichen Weise drinnen macht und dann draussen darbringt. R. Simon wendet sich gegen den zuletzt aufgestellten Satz und meint, dass derselbe wohl für das Vogelopfer zutrifft, aber nicht für Anderes. Wenn man ein Opfertier bei Nacht drinnen schlachtet und es dann draussen darbringt, ist man nach B. Simon wegen der Darbringung schuldig, ebenso wie, wenn man es draussen bei Nacht geschlachtet und dargebracht hätte, weil R. Simon der Ansicht ist, dass ein Opfer, das drinnen bei Nacht geschlachtet worden ist, zwar untauglich ist, aber, wenn es auf dem Alter gekommen ist, dennoch nicht wieder heruntergenommen wird (s. IX, 2); deshalb macht man sich schuldig, wenn man es draussen darbringt (s. oben Note 6). Der erste Tanna ist dagegen der Ansicht des R. Juda (IX, 2), dass das bei Nacht geschlachtete, selbst wenn es auf den Altar gekommen ist, wieder heruntergenommen werden muss, deshalb macht man sich, wenn man es draussen darbringt, nicht schuldig. Nach einer anderen Erklärung im Talmud sollen die Worte des R. Simon lauten: Für Alles, wofür man schuldig ist, wenn man es drinnen macht und dann draussen darbringt, ist man auch schuldig, wenn man es draussen macht, und ist R. Simon der Ansicht, dass man auch, wenn man ein Vogelopfer draussen abdrückt und darbringt, schuldig ist.",
+ "wenn man [ein Vogelopfer] drinnen schlachtet und draussen darbringt. weil durch das Schlachten im Heiligtum das Opfer untauglich wird und auch, wenn es auf den Altar gekommen ist, wieder heruntergenommen werden muss (Tosafot)."
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+ [
+ "Hat man das Blut eines Sündopfers in einem Becher aufgefangen und draussen davon gesprengt und dann drinnen. Dass man in diesem Falle schuldig ist, ist selbstverständlich, die Mischna führt nur hier ebenso wie in dem Folgenden bei Jedem alle möglichen Fälle an.",
+ "so ist man schuldig. die Mischna gibt die Ansicht des R. Nehemia (Mischna 6) wieder, nach der auch das Ausgiessen des nach dem Sprengen übrig bleibenden Blutrestes an den Grund eine Opferhandlung ist, von der die Tauglichkeit des Opfers abhängt; deshalb fällt auch das Sprengen dieses Blutrestes ausserhalb des Heiligtums unter das Darbringungsverbot. Auch nach R. Nehemia ist dieses aber nur der Fall bei solchen Sündopfern, deren Blut an den Innenaltar gesprengt wird, deshalb kann auch die Mischna hier nur von solchen Sündopfern sprechen (s. oben Note 53).",
+ "so ist man frei. s. Note 63.",
+ "so ist man schuldig. wenn man zwischen dem Sprengen des einen und dem des anderen sich seines Irrtums bewusst gewesen ist, zwei Sündopfer, im anderen Falle nur eines.",
+ "so ist man frei. Auch nach R. Nehemia muss nur der Blutrest, der in dem Becken, aus dem man gesprengt hat, zurückgeblieben ist, an den Grund gegossen werden. Hat man jedoch das Blut in zwei Bechern aufgefangen und die Sprengungen aus einem derselben ausgeführt, so wird das in dem zweiten Becher befindliche Blut als gar nicht mehr zum Sprengen bestimmt betrachtet und wird in den Wasserarm gegossen; deshalb macht man sich auch durch das Sprengen desselben ausserhalb des Heiligtums nicht des Darbringungsverbotes schuldig.",
+ "und das drinnen Gesprengte sühnt. weil man die Sprengungen aus jedem der beiden Becher ausführen kann und die draussen ausgeführten Sprengungen gar nicht als Sprengungen gelten.",
+ "so ist er frei. s. Note 63.",
+ "ist er schuldig. s. Note 66.",
+ "ist er frei. weil durch das Schlachten des einen im Heiligtum das andere als gar nicht mehr zur Darbringung bestimmt betrachtet wird, sondern wie ein Opfertier, dessen Eigentümer bereits durch Darbringung eines anderen Opfertieres gesühnt ist, sich selbst überlassen wird, bis es umkommt.",
+ "ist er schuldig wegen des draussen geschlachteten. weil, wenn er hätte wollen, er auch dieses hätte drinnen schlachten können.",
+ "aber das drinnen geschlachtete sühnt. weil, nachdem das eine ausserhalb des Heiligtums geschlachtet worden ist, das andere erst recht als das zum Darbringen bestimmte zu betrachten ist.",
+ "So wie dessen Blut. das Sprengen des Blutes.",
+ "das eigene Fleisch frei macht. dass es nicht mehr unter dem Veruntreuungsverbot steht, sondern die Priester es essen dürfen.",
+ "so macht es auch das Fleisch des anderen frei. S. Meïla I, 2. Wenn ein Sündopfer verloren gegangen ist und man ein anderes dafür abgesondert hat, nachher ist das erstere wiedergefunden worden, und man hat beide zu gleicher Zeit geschlachtet und dann das Blut von einem von beiden gesprengt, so hört dadurch nicht nur für das Fleisch des Opfers, dessen Blut gesprengt worden ist, sondern auch für das Fleisch des anderen das Veruntreuungsverbot auf, obgleich durch das Sprengen des Blutes des einen Opfers das andere zur Darbringung untauglich geworden ist und das Fleisch desselben nicht gegessen werden darf. Als Grund dafür wird angegeben: weil man in diesem Falle die Wahl hatte, entweder das Blut des einen oder das des anderen Opfers zu sprengen, so tritt, welches Blut man auch gesprengt hat, für beide Opfer gleichzeitig das Veruntreuungsverbot ausser Kraft."
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+ "Hat man die Sündopferkuh. die rote Kuh, deren Asche zur Herstellung des Sprengwassers verwendet wurde, mit dem derjenige, der sich an einem Toten verunreinigt hatte, am dritten und am siebenten Tage besprengt wurde, bevor er das Reinigungsbad nahm (s. Numeri Cap. 19).",
+ "ausserhalb ihrer Kufe. An einer Stelle auf dem Ölberge wurde aus aufgeschichtetem Holz eine Art Kufe oder Kelter hergestellt, dort wurde die Kuh geschlachtet und verbrannt.",
+ "verbrannt. Raschi führt als richtige Lesart ששחטה an, die Mischna-Ausgaben haben aber alle ששרפה. Wie für die Opfer das Schlachten und Darbringen im Heiligtum Vorschrift ist, so für die rote Kuh das Schlachten und Verbreunen auf der für sie hergerichteten Kufe.",
+ "ebenso wenn man den fortzuschickenden Bock. den einen der beiden Böcke am Versöhnungstage, der in die Wüste fortgeschickt wurde (Lev. 16, 10).",
+ "draussen dargebracht hat. nachdem der Hohepriester das Sündenbekenntnis über ihn abgelegt hat.",
+ "ist man frei. von der Strafe wegen Übertretung des Darbringangsverbotes.",
+ "denn es heisst. Lev. 17, 4."
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+ "oder ein seitwärts Herausgezogenes ist. s. VIII, Noten 8—14.",
+ "denn es heisst. Lev. 17, 4.",
+ "vor die Wohnung des Ewigen gebracht zu werden. um als Opfer dargebracht zu werden, denn es heisst dort: להקריב קרבן לה׳ לפני משכן ה׳. Aus dem ואל פתח אהל מועד לא הביאו wäre nur zu schliessen, dass es Tiere sein müssen, die bestimmt sind, in’s Heiligtum gebracht zu werden, und deshalb solche auszuschliessen sind, die überhaupt nicht dazu bestimmt waren, in’s Heiligtum gebracht zu werden. Aus dem Zusatz להקריב קרבן לה׳ לפני משכן ה׳ aber geht hervor, dass es Tiere sein müssen, die auch jetzt noch geeignet sind, im Heiligtum dargebracht zu werden, und deshalb bei allen den genannten Tieren das Verbot selbst dann nicht zutrifft, wenn sie dazu bestimmt gewesen waren, im Heiligtum dargebracht zu werden, und erst nachher dazu untauglich geworden sind.",
+ "ist frei. weil sie jetzt nicht geeignet sind, im Heiligtum dargebracht zu werden.",
+ "bei mit vorübergehenden Fehlern Behafteten übertritt man ein Verbot. weil sie später zur Darbringung geeignet werden (s. weiter), aber der Ausrottungsstrafe macht man sich dabei nicht schuldig.",
+ "für die die Zeit schon vorüber ist. s. VII, Note 41.",
+ "übertritt man ein Verbot. weil sie später zur Darbringung geeignet werden (s. weiter), aber der Ausrottungsstrafe macht man sich dabei nicht schuldig.",
+ "die Mutter und ihr Junges. von denen das eine schon geschlachtet worden ist, so dass das andere nicht mehr am selben Tage geschlachtet werden darf (Lev. 22, 28).",
+ "für welches die Zeit noch nicht gekommen ist. S. die folgende Mischna.",
+ "übertritt man ein Verbot. Nach R. Simon wird dieses aus dem Schriftvers Deuter. 12, 8 gefolgert (s. Talmud 114 a).",
+ "da ist auch keine Übertretung eines Verbotes. es ist also unter פטור in allen diesen Fällen frei von jeder Strafe zu verstehen."
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+ "für das die Zeit noch nicht gekommen ist. von dem in der vorhergehenden Mischna die Rede ist.",
+ "sowohl wenn es an dem Opfer selbst. wenn es noch nicht das vorgeschriebene Alter erreicht hat.",
+ "Ein Flüssiger oder eine Flüssige. die beide, nachdem sie ihre 7 Reinigungstage gezählt, ein Sündopfer und ein Ganzopfer darzubringen hatten.",
+ "eine Wöchnerin. die ebenfalls nach Ablauf ihrer Reinigungstage ein Sündopfer und ein Ganzopfer darzubringen hatte.",
+ "oder ein Aussätziger. der nach den 7 Zählungstagen ein Sündopfer, ein Schuldopfer und ein Ganzopfer darzubringen hatte.",
+ "sind frei. weil diese Opfer noch nicht im Heiligtum dargebracht werden durften.",
+ "ihre Ganzopfer oder ihre Friedensopfer. von den 4 in der Mischna Genannten hatte keiner ein Friedensopfer darzubringen, dagegen hatte der Nasir, der in der Mischna nicht genannt, nach der Gemara (114 b) aber in der Mischna hinzuzudenken ist, neben einem Sündopfer und Schuldopfer auch einen Widder als Friedensopfer darzubringen.",
+ "sind schuldig. weil die Ganzopfer und Friedensopfer auch vor der Zeit im Heiligtum hätten dargebracht werden können, nämlich als freiwillige Opfer, was bei den Sündopfern und Schuldopfern nicht der Fall ist.",
+ "oder von dem Fleisch eines Schuldopfers. Beides wurde im Heiligtum nicht auf dem Altar geopfert, sondern von den Priestern verzehrt.",
+ "vom Fleisch von Hochheiligem. von anderem Hochheiligen, nämlich von den Friedensopfern der Gemeinde am Wochenfeste (s. V Note 42).",
+ "den Überrest des Omer. das am zweiten Tage des Pesachfestes dargebracht wurde (Lev. 23, 10). Ein Komez davon wurde auf dem Altar gebracht, der Rest von den Priestern verzehrt.",
+ "die beiden Brote. am Wochenfeste, die von den Priestern verzehrt wurden.",
+ "die Schaubrote. die auch, nachdem sie von einem Sabbat zum anderen auf dem Tisch gelegen hatten, von den Priestern verzehrt wurden.",
+ "oder die Überreste von Mehlopfern. das, was zurückgeblieben, nachdem das Komez davon abgehoben und geopfert worden ist.",
+ "wer draussen giesst. Öl auf ein Mehlopfer.",
+ "durchrührt. beim Mehlopfer das Mehl mit dem Öl.",
+ "zerbricht. s. Lev. 2, 6.",
+ "salzt. s. Lev. 2, 13.",
+ "schwingt. ein Mehlopfer, bei dem die Schwingung vorgeschrieben ist.",
+ "heranbringt. an den Altar s. Lev. 2, 8.",
+ "wer auf dem Tisch aufschichtet. die Schaubrote.",
+ "die Lampen herrichtet. auf dem siebenarmigen goldenen Leuchter. Nicht nur das Herrichten der Lampen am Morgen, sondern auch das Anzünden derselben am Abend wird mit הטבת הנכות bezeichnet (s. Joma VIII, 4).",
+ "ist frei. bei den zuerst Genannten, weil sie nicht auf den Altar gehören, und es bei dem Darbringungsverbot heisst: אשר יעלה עולה, deshalb nur solche Dinge unter das Verbot fallen, welche wie das Ganzopfer auf dem Altar geopfert werden; bei den zuletzt Genannten, weil es heisst: אשר יעלה, und deshalb nur solche Handlungen unter das Verbot fallen, welche wie das Darbringen der Opferteile auf dem Altar den Abschluss einer Reihe von vorausgegangenen Opferhandlungen bilden, alle die genannten Opferhandlungen aber nur die Vorbereitung für eine noch folgende Opferhandlung bilden (s. Joma 24 b).",
+ "auch ist man dafür. für die Ausführung einer der genannten Opferhandlungen.",
+ "nicht schuldig. die Todesstrafe.",
+ "wegen Vollziehung einer Opferhandlung durch einen Nichtpriester. weil in dem Schriftverse (Num. 18, 7), wo die Todesstrafe dafür ausgesprochen ist והזר הקרב יומת, es vorher heisst: ועבדתם עבודת מתנה; das ועבדתם wird dahin gedeutet, dass die Todesstrafe nur bei einer abschliessenden Opferhandlung (עבודה תמה), und das עבידת מתנה, dass sie nur bei einer Opferhandlung, bei der etwas auf den Altar gegeben wird, eintritt, nicht aber bei einer solchen, bei der etwas fortgenommen wird, wie z. B. beim Abheben der Asche vom Altar oder beim Reinigen der Lampen. Dass das Gleiche auch für die anderen Fälle gilt, wenn ein Priester in Unreinheit oder nicht mit den vorgeschriebenen Gewändern bekleidet oder, ohne sich Hände und Füsse gewaschen zu haben, die Opferhandlungen ausgeführt hat, ist aus den betreffenden Schriftstellen zu folgern (s. Talmud 16 ff.)."
+ ],
+ [
+ "Bevor die Wohnung. das Heiligtum in der Wüste.",
+ "waren die Höhen erlaubt. es durfte überall geopfert werden; man pflegte dazu einen hochgelegenen Platz, einen Berg oder eine Anhöhe zu wählen.",
+ "und den Opferdienst versahen die Erstgeborenen. S. Exod. 24, 5; die dort erwähnten נערי בני ישראל waren nach der Tradition Erstgeborene, die vor der Einsetzung der Priester den Opferdienst zu versehen hatten.",
+ "waren die Höhen verboten. S. Lev. 17, 9.",
+ "Hochheiliges durfte nur innerhalb der Vorhänge. die den Vorhof des Heiligtums einschlossen (s. Lev. 6, 19).",
+ "Einfach-Heiliges im ganzen Lager lsraels. s. V, Note 54."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Gilgal kamen. Nach dem Übergang über den Jordan wurde das Stiftszelt in Gilgal aufgestellt, und es blieb dort 14 Jahre bis zur Errichtung des Heiligtums in Silo.",
+ "wurden die Höhen wieder erlaubt. Das Darbringungsverbot ausserhalb des Stiftszeltes bezog sich nur auf die Zeit, wo das gesammte Israel um das Stiftszelt versammelt war, denn es wird mit den Worten eingeleitet (Lev. 17, 3): במחנה או אשר ישחט מחוץ למחנה … אשר ישחט. Während der Jahre, wo das Stiftszelt in Gilgal war, hatte aber Israel kein ständiges Lager, sondern durchzog kämpfend und erobernd das Land.",
+ "Hochheiliges. Hochheilige Opfer, deren Fleisch verzehrt wurde, durften auch während der Zeit, wo die Höhen erlaubt waren, nur im Heiligtume dargebracht werden (s. Talmud 112 b. Raschi v. קדשי קדשים).",
+ "Einfach-Heiliges überall. da es kein ständiges Lager und auch keine dem מחנה ישראל entsprechende Örtlichkeit gab."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Silo kamen. S. Jesua 18, 1.",
+ "wurden die Höhen wieder verboten. Als das Heiligtum nach Silo verlegt wurde, war das Land wenigstens im Grossen und Ganzen bereits erobert und unter die einzelnen Stämme verteilt. Damit war aber der Zeitpunkt gekommen, von dem an nach Deuter. 12, 10 ausserhalb des dazu bestimmten Ortes Opfer nicht mehr dargebracht werden durften (s. weiter Note 59).",
+ "es war dort kein Balken-Dach. Das Heiligtum in Silo war nicht mehr das Stiftszelt der Wüste, sondern es war ein aus Steinen errichtetes Gebäude, denn es wird (I Sam. 1, 24) בית ה׳ Haus des Ewigen genannt. Es hatte aber kein festes Dach, sondern die Teppiche des Stiftzeltes dienten als Bedachung, deshalb wird es (Psalm 78, 60) auch משכן und אהל genannt.",
+ "Ruhestätte. Deuter. 12, 9.",
+ "Einfach-Heiliges und der zweite Zehnt. der später nur in Jerusalem gegessen werden durfte (Deuter. 14, 23). In der vorhergehenden Mischna wird dieser zweite Zehnt gar nicht erwähnt, weil erst nach der Eroberung und Verteilung des Landes die Pflicht des Verzehntens begonnen hat.",
+ "innerhalb des ganzen Gesichtskreises. überall, von wo aus man das Heiligtum, wenn auch nur einen Teil davon, sehen konnte. Bei dem Verbot, Opfer ausserhalb des Heiligtums darzubringen, heisst es (Deut. 12, 13): השמר לך פן תעלה עלתיך בכל מקום אשר תראה. Die eigenartige Bezeichnung: „אשר תראה“ בכל מקום wird erklärt: an irgend einem Orte, von wo aus du es — sei. das Heiligtum — siehst. Es setzt das voraus, dass in irgend einer Beziehung es genügt, wenn man das Heiligtum von der Stelle aus, wo man sich befindet, nur sehen kann, daher die Folgerung: בכל מקום אשר תראה אי אתה מעלה אבל אתה אוכל בכל מקום שאתה רואה."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Nob. Nach dem Tode des Hohenpriesters Eli wurde die Stadt Nob Sitz des Heiligtums (s. I Sam. 21, 7).",
+ "und nach Gibeon. Nach der Zerstörung der Stadt Nob durch König Saul kam das Heiligtum nach Gibeon (s. I Könige 3, 4).",
+ "wurden die Höhen wieder erlaubt. Nach Deut. 12, 9 war es erlaubt, ausserhalb des Heiligtums zu opfern, bis Israel אל המנוחה ואל הנחלה gekommen war. Unter המנוחה ist nach der Tradition Silo zu verstehen, das 369 Jahre Sitz des Heiligtums geblieben ist, unter הנתלה Jerusalem, das zum bleibenden Sitz des Heiligtums bestimmt worden ist. In der Zwischenzeit, wo Silo aufgehört hatte, Sitz des Heiligtums zu sein, in Jerusalem aber das Heiligtum noch nicht errichtet war, war es deshalb wieder erlaubt, auch anderswo als im Heiligtume Opfer darzubringen.",
+ "Hochheiliges durfte nur innerhalb der Umhänge gegessen werden. s. oben Note 49 a.",
+ "Einfach-Heiliges in allen Städten Israels. In Mischna 5 heisst es dafür ככל מקום, weil zu jener Zeit die Städte noch nicht in dem Besitz der Israeliten waren. Ebenso wie Einfach-Heiliges durfte auch der zweite Zehnt überall gegessen werden, Raschi und Tosafot (119 a) hatten auch in der Mischna die Lesart: קדשים קלים ומעשר שני בכל ערי ישראל."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Jerusalem kamen. und dort durch Salomo der Tempel erbaut worden war.",
+ "Erbbesitz. Deut. 12, 9.",
+ "Hochheiliges durfte nur innerhalb der Umhänge. d. h. innerhalb der Mauer der עזרה, welche den Umhängen entsprach, die den Vorhof des Stiftszeltes umschlossen.",
+ "Einfach - Heiliges und der zweite Zehnt innerhalb der Mauer. von Jerusalem; die Stadt Jerusalem entsprach dem מחנה ישראל in der Wüste (s. V, Note 54)."
+ ],
+ [
+ "die man zur Zeit des Verbotes der Höhen geheiligt. indem man sie zur Darbringung bestimmt hat.",
+ "auf die trifft das Gebot. שמה תביאו (Deut. 12, 11), wonach es geboten ist, Opfer nur an dem dazu bestimmten Orte darzubringen; wer ein Opfer anderswo darbringt, macht sich also der Übertretung eines Gebotes schuldig.",
+ "und das Verbot. השמר לך פן תעלה (Deut. 12, 13). Das השמר לך פן gilt überall als Warnung vor Übertretung eines Verbotes; der ausserhalb Darbringende macht sich also auch der Übertretung eines Verbotes schuldig.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. Lev. 17, 9.",
+ "der Ausrottungsstrafe macht man sich aber nicht schuldig. Die Ausrottungsstrafe wird in Lev. demjenigen angedroht, der in der Wüste ein Opfer ausserhalb des Heiligtums darbringt. Dort in der Wüste bestand aber das Verbot, das Opfer ausserhalb darzubringen, schon in dem Augenblicke, wo er das Tier zum Opfer bestimmte. Deshalb tritt die Ausrottungsstrafe überhaupt nur in den Fällen ein, wo schon bei der Heiligung des Opfertieres es verboten war, dasselbe ausserhalb des Heiligtums darzubringen, nicht aber in dem Falle, wenn es zu der Zeit überhaupt nicht verboten war ausserhalb des Heiligtums zu opfern.",
+ "nicht aber das Verbot. Da das Tier zur Zeit des Verbotes zum Opfer bestimmt worden ist, so ist es dazu bestimmt worden, im Heiligtum dargebracht zu werden; man übertritt deshalb das Gebot שמה תביאו, wenn man es nachher, nachdem es erlaubt geworden ist, ausserhalb zu opfern, ausserhalb des Heiligtums darbringt. Das Verbot und die Ausrottungsstrafe dagegen beziehen sich nur auf das Darbringen eines Opfers ausserhalb des Heiligtums zu einer Zeit, wo es verboten ist, ausserhalb des Heiligtums zu opfern, sie treffen deshalb auf diesen Fall nicht zu."
+ ],
+ [
+ "Folgende Opfer wurden [stets. selbst zu den Zeiten, wo es erlaubt war, ausserhalb zu opfern.",
+ "in der Wohnung. in Gilgal, Nob oder Gibeon.",
+ "die für die Wohnung geheiligt worden waren. auch ohne dass man dieses besonders ausgesprochen hat.",
+ "[nämlich. so nach der Erklärung Raschis; nach Straschun ist קרבנות הצבור nicht die Erklärung zu קדשים שהוקדשו למשכן, sondern sind unter Opfern, die für die Wohnung geheiligt worden waren, solche Opfer zu verstehen, die zur Zeit, als das Opfern auf den Höhen verboten war, geheiligt worden sind.",
+ "die für die Wohnung geheiligt worden waren. die man ausdrücklich dazu bestimmt hat, in der Wohnung dargebracht zu werden.",
+ "war man frei. man hatte weder das Gebot, nur im Heiligtum zu opfern, noch das Verbot, nichts ausserhalb desselben zu opfern, übertreten, da es ja erlaubt war, Privatopfer ausserhalb darzubringen; eine Übertretung hatte man nur insoweit begangen, als man das Gelobte nicht so, wie man es gelobt hatte, auch ausgeführt hatte (Deutr. 23, 24).",
+ "Worin unterschied sich eine Privathöhe von der Gemeindehöhe. Im Gegensatz zu den Opferstätten, welche sich der Einzelne zu seinem Gebrauch errichtete und die במת יחיד oder במה קטנה genannt werden, werden die Opferstätten in Gilgal, Nob und Gibeon, auf denen die Gemeindeopfer dargebracht wurden, במת צבור oder במה גדולה genannt.",
+ "Hinsichtlich. die nachgenannten Dinge brauchten beim Opfern auf einer Privathöhe nicht beobachtet zu werden.",
+ "des Hände-Auflegens. weil es heisst (Lev. , 3. 4) לפני ה׳ וסמך, nur im Heiligtum ist das Händeauflegen geboten.",
+ "des Schlachtens auf der Nordseite. weil es heisst (Lev. 1, 11); צפנה לפני ח׳.",
+ "des Sprengens ringsum [den Altar. weil es heisst (Lev. 1, 5): על המזבח סביב אשד פתח אהל מועד, nur bei dem Altar im Heiligtum ist das Sprengen ringsum den Altar geboten.",
+ "des Schwingens. weil es heisst (Lev. 14, 12): תניפה לפני ה׳.",
+ "des Heranbringens. beim Mehlopfer, weil es heisst (Lev. 6, 7): הקרב אותה בני אהרן לפני ה׳ אל פני המזבח (s. Raschi zu Talmud 119 b).",
+ "Auf einer Höhe gab es überhaupt keine Mehlopfer. Der Schriftvers (Lev. 17, 5): למען אשר יביאו בני ישראל את זבחיהם אשר הם זובחים על פני השדה והביאם לה׳ וגו׳ wird im Talm. (106 b) dahin erklärt, dass von dem Augenblick an, wo es verboten ist, ausserhalb des Heiligtums zu opfern, auch solche Opfer, die bereits dazu bestimmt waren, ausserhalb des Heiligtums dargebracht zu werden, nur im Heiligtum dargebracht werden dürfen. Da hier die Schrift nur von Schlachtopfern spricht (הם זובחים את זבחיהם אשר), so folgert R. Jehuda daraus, dass auch zur Zeit, wo es erlaubt war, überall zu opfern, doch nur Schlachtopfer dargebracht werden durften, nicht aber Mehlopfer; diese durften weder auf einer Privathöhe noch auf einer Gemeindehöhe dargebracht werden, ebenso auch keine Vogelopfer, weil diese auch nicht zu den זבחים gehörten.",
+ "der Dienstverrichtung durch einen Priester. weil es heisst (Lev. 17, 6): וזרק הכהו את הדם על מזבח ה׳ פתח אהל מועד, nur die Opferhandlungen bei dem Altar im Heiligtum müssen durch einen Priester vorgenommen werden.",
+ "der Dienstkleider. weil diese nur für die Priester vorgeschrieben waren und nur für den Dienst im Heiligtum (Exod. 28, 43).",
+ "der Dienstgeräte. weil auch diese nur für den Dienst im Heiligtum vorgeschrieben waren (Num. 4, 12).",
+ "des Wohlgeruchs. weil es stets heisst: לריח ניחח לח׳; bei den ausserhalb des Heiligtums dargebrachten Opfern war es gestattet, die Opferteile vorher zu braten und dann auf dem Altar zu opfern (s. IV, Note 56).",
+ "des für die Blutsprengungen bestimmten Trennungsstriches. Dieser war für den Altar im Heiligtum vorgeschrieben, um die obere Hälfte desselben von der unteren zu unterscheiden, entsprechend dem Netz an dem Altar im Stiftszelte, das bis zur Hälfte des Altars reichte (Ex. 27,5) da es dort heisst: עד חצי המזבח, so wird daraus geschlossen, dass diese Vorschrift für eine במה keine Geltung hat.",
+ "und des Waschens der Hände und Füsse. weil das Händewaschen nur vor dem Opferdienst im Heiligtum vorgeschrieben war (Exod. 30, 20; 40, 32).",
+ "dagegen hinsichtlich der Zeitgrenze. innerhalb welcher das Opferfleisch gegessen und die Opferteile geopfert werden müssen, und der Untauglichkeit des Opfers, wenn man die Absicht ausgesprochen hat, etwas davon ausserhalb der Zeit zu essen oder zu opfern.",
+ "des Übriggelassenen. dass dasjenige, was über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben ist, nicht mehr verwendet werden darf, sondern verbrannt werden muss.",
+ "und des Unreinen. dass ein Unreiner keine Opferbandlung vollziehen darf (Maimon. und Bartenura), oder, dass ein Unreiner das Opferfleisch nicht essen und das Opferfleisch, wenn es unrein geworden, nicht gegessen werden darf (Raschi, s. Tosfot Jomtob)."
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+ "\nDer Traktat führt den Namen זבחים (Schlacht- oder Tieropfer), weil er sich fast ausschliesslich mit den Vorschriften über diese beschäftigt. Eine ältere Bezeichnung für den Traktat ist שחיטת קדשים (Das Schlachten der Opfertiere), so Talmud Baba Mezia 109b. In den alten Tosefta-Ausgaben heisst der Traktat מסכת קרבנות (Opfer-Traktat).\nEs werden folgende Gegenstände behandelt:\n1. Wenn gegen die Vorschrift verstossen worden ist, dass jedes Opfer לשמו, d. h. zu dem Zwecke, zu welchem es von dem Darbringer geweiht worden ist, dargebracht werden muss. (Abschn. I).\n2. Das Untauglichwerden des Opfers durch Ausführung einer Opferhandlung durch eine hierzu untaugliche Person oder durch unrichtige Ausführung derselben. (Abschn. II, 1).\n3. Das Untauglichwerden des Opfers durch die Absicht, etwas davon ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit (חוץ לזמנו) oder des dafür vorgeschriebenen Ortes (חוץ למקומו) zu sprengen, zu opfern oder zu essen. (Abschn. II, 2—5).\n4. Fälle, wo der Verstoss, dass eine Opferhandlung durch einen hierzu Unzutauglichen oder in unrichtiger Weise vollzogen worden ist, noch wieder gut gemacht werden kann. (Abschn. III, 1—2).\n5. Weitere Ausführung, wann das Opfer durch die Absicht, etwas davon ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit oder des dafür vorgeschriebenen Ortes zu sprengen, zu opfern oder zu essen, untauglich wird und in welchen Fällen nicht. (Abschn. III, 3—IV, 5).\n6. Worauf der die Opferhandlung Ausführende seine Gedanken zu richten hat. (Abschn. IV, 6).\n7. Bestimmungen über den Platz, wo die einzelnen Viehopfer geschlachtet werden, über die Sprengung des Blutes und über das Verzehren des Opferfleisches; wo von dem Mehlopfer das קומץ abgehoben wird, und über das Verzehren des Opferfleisches. (Abschn. V—VI, 1).\n8. Die Ausführung der Opferhandlungen bei dem Vogel-Sündopfer und dem Vogel-Ganzopfer. (Abschn. VI, 2—6).\n9. Anwendung der Bestimmungen über שלא לשמו und חוץ לזמנו und חוץ למקומו auf die Vogel-Opfer. (Abschn. VI, 7).\n10. Wenn die Vorschriften über die Vogel-Sündopfer und Vogel-Ganzopfer mit einander vertauscht oder sonst nicht in der richtigen Weise ausgeführt worden sind, oder die Opfer aus anderem Grunde unbrauchbar sind. (Abschn. VII).\n11. Wenn Opfertiere oder Opferteile einer Gattung unter andere der gleichen oder anderer Gattung geraten sind, wenn das zu sprengende Blut mit einer anderen Flüssigkeit oder dem Blut anderer Teile sich vermischt hat oder vorschriftswidrig in das Innere des Heiligtums gekommen ist. (Abschn. VIII).\n12. Wann selbst unrichtiger Weise auf den Altar Gebrachtes als durch den Altar geheiligt gilt und daher auf dem Altar zu verbleiben hat, und wann es wieder herunter zu nehmen ist. Auch durch das Hinauflegen auf die Rampe und das Hineintun in ein Dienstgefäss wird das Darzubringende schon geheiligt. (Abschn. IX).\n13. In welcher Reihenfolge, wenn verschiedene Opfer darzubringen sind, dieselben dargebracht werden, in welcher Reihenfolge das Blut zu sprengen und das Fleisch zu verzehren ist. Ueber das Verzehren des Heiligen durch die Priester. (Abschn. X).\n14. Das Reinigen von Kleidern und ähnlichen Gegenständen, auf welche Blut von einem Sündopfer gespritzt ist, und die Behandlung der Geräte, in denen Heiliges gekocht worden ist. (Abschn. XI).\n15. Die Verteilung des Fleisches und der Häute der Opfertiere unter die Priester. Das Verbrennen der Stiere und Böcke, die verbrannt werden. (Abschn. XII).\n16. Das Verbot, Heiliges ausserhalb des Heiligtums zu schlachten, zu opfern und zu sprengen. Das Verbot unrein gewordenes Heiliges oder Heiliges in Unreinheit zu geniessen. (Abschn. XIII).\n17. Auf welche Fälle das Verbot, Heiliges ausserhalb des Heiligtums darzubringen, nicht zutrifft. (Abschn. XIV, 1—3).\n18. Das Darbringen von Opfern in den Zeiten, wo das Darbringen ausserhalb des Heiligtums gestattet war. (Abschn. XIV, 4—10).\n"
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+ "die unter einem anderen als ihrem Namen geschlachtet worden sind. Man hat z. B. ein Opfertier, das zum Ganzopfer bestimmt war, als Friedensopfer geschlachtet, d. h. der Schlachtende hat ausdrücklich erklärt (s. weiter Note 37), dass er das Opfer als Friedensopfer schlachte. Aus Mischna 4 ist ersichtlich, dass dasselbe, wie für das Schlachten, auch für die drei folgenden Opferhandlungen gilt, das sind: קבלה oder קבול das Auffangen, הולכה oder הלוך das Hintragen und זריקה das Sprengen des Blutes (siehe dort Note 31, 32 und 33). Diese Bestimmungsänderung seitens des die Opferhandlung Vollziehenden zieht jedoch nur dann die in der Mischna angegebene Folge nach sich, wenn sie absichtlich geschehen ist; hat nur ein Irrtum vorgelegen, so gilt sie als nicht geschehen. Nach Abschnitt IV, 6 muss der die Opferhandlung Vollziehende seine Gedanken sowohl auf das Opfer — was für ein Opfer es ist, das er schlachtet (לשם זבח) — als auch auf den Opfernden, für den das Opfer geschlachtet wird (לשם זובח), gerichtet haben. Hat er aber als die Person, für die er das Opfer darbringt, einen anderen Namen genannt als den des Eigentümers des Opfertieres, so gilt das Opfer ebenfalls — vorausgesetzt wieder, dass es absichtlich geschehen ist — als unter einem anderen Namen (שלא לשמו) dargebracht (שנוי בעלים). In diesem Falle treten die beeinträchtigenden Folgen jedoch nur dann ein, wenn entweder bei den drei ersten Opferhandlungen die ausgesprochene Absicht vorgelegen hat, das Blut für eine andere Person zu sprengen, oder das Blut tatsächlich für eine andere Person gesprengt worden ist; vgl. Raschi zu Talmud 4a. s. v. וישנו בד׳ עבודות (dagegen Maim. הלכות פסולי המוקדשין XV, 1).",
+ "sind tauglich. Sie sind vollständig so zu behandeln, als wären sie ganz ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäss dargebracht worden.",
+ "nur werden sie den Eigentümern nicht als Pflichtopfer angerechnet. Die Eigentümer haben deshalb das Opfer, das sie schuldeten, nochmals darzubringen.",
+ "ausser dem Pesachopfer und dem Sündopfer. Sie sind, wenn sie unter einem anderen Namen dargebracht worden sind, vollständig untauglich, das Sündopfer sogar dann, wenn es richtig als Sündopfer für die Person des Eigentümers, aber für eine andere Sünde als diejenige, für die es vom Eigentümer als Sündopfer bestimmt worden war, dargebracht worden ist. Im Talmud werden diese Ausnahmebestimmungen für das Pesach- und das Sündopfer aus betreffenden Schriftstellen begründet.",
+ "dem Pesachopfer in der für es bestimmten Zeit. Die Zeit der Darbringung des Pesachopfers ist der 14. Nissan nachmittags. Nach dem 14. Nissan gilt jedes zum Pesachopfer bestimmt gewesene Tier nach der geltenden Halacha von selbst als Friedensopfer, and treffen daher darauf nur die für Friedensopfer geltenden Bestimmungen zu. Vor dem 14. Nissan gilt nach der Ansicht Einiger ebenfalls jedes zum Pesachopfer bestimmte Tier als Friedensopfer, ohne dass es hierzu erst einer besonderen Bestimmungsänderung (עקירה) bedürfte. (כן דעת הרמב״ם לפ״ד הצל׳׳ח על פסחים ס׳ ע״ב); nach der Ansicht Anderer bedarf es hiezu vor dem 14. Nissan erst einer besonderen Bestimmungsänderung (תוספות שם ד״ה בשאר ימות השנה). Über den Vormittag des 14. Nissan siehe die Controverse in Mischna 3.",
+ "so ist auch das unter einem anderen Namen dargebrachte Schuldopfer untauglich. In der im Talmud (10b) angeführten Tosefta begründet R. Elieser seine Ansicht gegenüber den dagegen gemachten Einwänden zum Schluss durch die Schriftstelle Lev. 7, 7: כחטאת כאשם „wie das Sündopfer so das Schuldopfer“, durch diesen Vergleich habe die Schrift auch in dieser Beziehung das Schuldopfer dem Sündopfer gleichstellen wollen."
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+ "Sohn Chone’s. Der Name kommt in der Mischna nur an dieser einen Stelle vor: im Talmud 11a lautet er: יוסף בן הוני, in Pesachim 78b: יוסף בן חונאי.",
+ "sagt. Jose, Sohn Chone’s und ebenso der nachfolgende Simon, Bruder Asaria’s, wenden sich gegen den am Anfange der vorhergehenden Mischna aufgestellten allgemeinen Grundsatz.",
+ "die unter dem Namen eines Pesachopfers. in der für dieses bestimmten Zeit.",
+ "oder unter dem Namen eines Sündopfers. zu jeder Zeit, wie oben Mischna 1.",
+ "sind untauglich. ebenso wie das Pesach- und das Sündopfer untauglich sind, wenn sie unter dem Namen eines anderen Opfers geschlachtet worden sind.",
+ "Bruder Asaria’s. Auch dieser Tanna kommt ausser hier nur noch ein Mal in der Mischna (Tohorot 8, 7) vor. Die ungewöhnliche Bezeichnung des Simon nach dem Namen seines Bruders, anstatt wie sonst üblich nach dem Namen des Vaters, wird damit begründet, dass die beiden Brüder unter sich vereinbart hatten, Asaria solle sich den Geschäften widmen und den Bruder mit versorgen, damit dieser sich ungestört ganz dem Torastudium widmen könne; so hatte Asaria mit Anteil an den Ergebnissen dieses Studiums seines Bruders Simon, und darum werde sein Name neben dem des Bruders genannt (Sota 21a).",
+ "Hat man sie. alle übrigen Opfer ausser dem Pesach- und dem Sündopfer.",
+ "das man unter dem Namen von einfach Heiligem. Als hochheilig, קדש קדשים wörtlich = „heilig unter dem Heiligen“, galten von den Tieropfern: das Ganzopfer, das Sündopfer, das Schuldopfer und die Friedensopfer der Gemeinde am Wochenfeste; alle übrigen Opfer wurden קדשים קלים „Heiliges leichteren Grades“ genannt.",
+ "ist tauglich. Da hier der Zusatz „nur werden sie dem Eigentümer nicht als Pflichtopfer angerechnet“ fehlt, wird im Talmud (11b) die Frage aufgeworfen und unentschieden gelassen, ob dieser Zusatz hier als nicht controvers stillschweigend zu ergänzen ist, oder ob auch in diesem Falle Simon’s Ansicht von der des letzten Tanna abweicht, und „tauglich“ hier unbeschränkt tauglich bedeutet.",
+ "Das Erstgeborene. Die männliche Erstgeburt von Rindern, Schafen und Ziegen (Num. 18, 17).",
+ "und das Zehnte. Der Viehzehnt, der von dem jährlichen Zuwachs der Herde abgesondert wurde (Lev. 27, 32). Die Erstgeburt und der Viehzehnt gehören wie die Friedensopfer zu den קדשים קלים, sie stehen aber an Heiligkeit diesen nach. Sie wurden zwar als Opfer dargebracht und von ihrem Blute wurde an den Altar gesprengt, aber im Gegensatz zu den Friedensopfern wurde mit ihrem Blute nur eine Sprengung gemacht und fehlen bei ihnen eine Anzahl von Bestimmungen, die für die Darbringung des Friedensopfers vorgeschrieben sind."
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+ "Josua für tauglich. weil nur der Nachmittag des vierzehnten die für die Darbringung des Pesachopfers bestimmte Zeit ist.",
+ "Ben Bethera erklärt es für untauglich. Auch nach Ben Bethera ist nur der Nachmittag des vierzehnten die für das Pesachopfer bestimmte Zeit; hat man das Pesachopfer vormittags לשמו geschlachtet, so ist es untauglich. Aber auch, wenn man es vormittags שלא לשמו geschlachtet hat, ist es untauglich, weil es doch immerhin an dem für das Pesachopfer bestimmten Tage geschlachtet worden ist, הואיל ומקצתו ראוי (Talmud).",
+ "so, als wäre es am Nachmittag geschlachtet worden. Simon ben Assai sagte: Ich bin im Besitze einer Tradition aus dem Munde der . S. Sanhedrin I Note 56.",
+ "Ältesten. Die Einzahl זקן steht hier statt der Mehrzahl זקנים, um die Einmütigkeit zu kennzeichnen, mit welcher die Halachot in jener Versammlung festgestellt worden sind.",
+ "zum Vorsitzenden der Lehrversammlung eingesetzt hat. An jenem Tage ist eine grosse Anzahl von Halachot im Lehrhause festgestellt worden, insbesondere alle die im Traktat Edujot aufgeführten (Berachot 28a). Wo in der Mischna der Ausdruck בו ביום vorkommt, ist stets dieser Tag gemeint (vgl. Jadajim IV, 2).",
+ "die gegessen werden. deren Fleisch von den Priestern oder den Eigentümern verzehrt wird.",
+ "Ben Assai hat [damit] nur das Ganzopfer. von dem auch das Fleisch auf dem Altar verbrannt wurde."
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+ "Das Pesachopfer. zu seiner Zeit wie in Mischna 1.",
+ "hingetragen oder gesprengt hat. wenn eine dieser Opferhandlungen שלא לשמו ausgeführt worden ist, wenn auch die übrigen richtig לשמן ausgeführt wurden. Die Form הלך ist von הלוך (mit dem Blut zum Altar hingehen) gebildet (s. Pesachim V. Note 4).",
+ "oder unter einem anderen und unter ihrem Namen. Nach der Gemara (Pesachim 60a) bezieht sich auch dieses או לשמן ושלא לשמן und או שלא לשמן ולשמן auf jede der vier Opferhandlungen, und es sind folgende zwei Fälle möglich: entweder man hat z. B. beim Schlachten gesagt „ich schlachte dieses Opfer als Pesachopfer“ (לשמו) und dann „ich schlachte es als Friedensopfer“ (שלא לשמו) und ebenso umgekehrt, oder man hat beim Schlachten gesagt „ich schlachte es als Pesachopfer (לשמו), um dann das Blut als das von einem Friedensopfer (שלא לשמו) zu sprengen“, wenn man nachher diese Absicht auch nicht ausgeführt, sondern tatsächlich das Blut לשמו gesprengt hat, und dem entsprechend bei jeder der 4 Opferhandlungen.",
+ "Als Pesachopfer und als Friedensopfer. שלמים ist hier natürlich nur als Beispiel für שלא לשמן gesetzt. Obwohl jedes Pesachopfer, wie Note 5 ausgeführt worden ist, nach dem 14. Nissan von selbst als שלמים gilt, ist doch das Pesachopfer, welches am 14. Nissan (בזמנו) als שלמים dargebracht wird, als שלא לשמו dargebracht zu betrachten.",
+ "Als Friedensopfer und als Pesachopfer. Die spätere Erklärung „als Pesachopfer“ hebt die vorausgegangene Erklärung „als Friedensopfer“ selbst bei einer und derselben Opferhandlung nicht auf.",
+ "Denn bei vier Handlungen wird das Opfer untauglich. wenn bei einer dieser 4 Handlungen der Opfernde eine das Opfer untauglich machende Absicht ausgesprochen hat.",
+ "beim Schlachten. Das Schlachten gehört nicht zu den nur durch Priester zu vollziehenden Opferhandlungen, es ist keine עבודה, sondern darf auch durch Nichtpriester ausgeführt werden. Es heisst Lev. 1, 5: „und er (oder man) schlachte das junge Rind vor dem Ewigen“ und dann „und die Söhne Ahrons, die Priester, sollen das Blut hinbringen u. s. w.“, der Dienst der Priester beginnt also erst nach dem Schlachten. Das Schlachten ist aber die notwendige Vorbereitung zu den anderen Opferhandlungen, deshalb darf auch derjenige, der das Opfer schlachtet, sei es ein Priester oder ein Nichtpriester, keine das Opfer untauglich machende Absicht dabei ausgesprochen haben.",
+ "Auffangen. Das Auffangen des Blutes in einem dazu bestimmten Gefäss, dem מזרק = Sprenggefäss, musste durch einen Priester geschehen. Der Sifra deutet das והקריבו in dem angeführten Schriftverse: „die Priester sollen das Blut hinbringen“ auf das Auffangen des Blutes (והקריבו זו קבלת דם), da ja das Blut zum Hinbringen zum Altar aufgefangen wurde.",
+ "Hintragen. Das Hintragen des Blutes ist eine Opferhandlung, die man umgehen kann, indem man gleich neben dem Altar, an den das Blut gesprengt werden soll, schlachtet. Da aber das Hintragen eine nur durch einen Priester zu vollziehende Opferhandlung (עבודה) ist, so macht nach der Ansicht der Weisen auch eine dabei ausgesprochene Bestimmungsänderung das Opfer untauglich.",
+ "indem man an der Seite des Altars. unmittelbar neben dem Altar, so dass man das Blut, ohne erst damit gehen zu müssen, von der Stelle, wo man es aufgefangen hat, an den Altar sprengen kann. Nach Maimon. (הלכות פסולי המוקדשין I, 23) muss auch in diesem Falle der Priester die עבודה des Hintragens erfüllen; hat er, ohne sich von seiner Stelle zu bewegen, das Blut an den Altar gesprengt, so wird dadurch das Opfer untauglich. Nach seiner Ansicht gibt das אבל אפשר שלא בחלוך in der Mischna nur die Ansicht des R. Simon wieder, während nach der Ansicht der anderen Weisen auch die עבודה des Hintragens des Blutes unter allen Umständen ausgeführt werden muss.",
+ "Elieser. Einige lesen statt R. Elieser: R. Eleasar; nach Raschi zu Talmud 15b wäre damit der Sohn des vorgenannten R. Simon: R. Eleasar ben Simon gemeint, nach תוספות חדשים: R. Eleasar ben Samua.",
+ "ein notwendiger. Die Stelle, wo das Opfer geschlachtet worden ist, ist von dem Altar entfernt, so dass man erst den Weg dorthin machen muss, um das Blut zu sprengen, oder der Priester hat das Blut, anstatt es zum Altar hinzutragen, nach der entgegengesetzten Richtung getragen und trägt es jetzt wieder zurück.",
+ "so macht die Absicht. die er ausgesprochen hat, dass er die Handlung שלא לשמו ausführt. Überall, wo bei den Opfern der Ausdruck מחשבה „Absicht“ gebraucht wird, ist nach der Erklärung Raschi zu Pesachim 63a v. והכא nur die ausgesprochene Absicht darunter zu verstehen (כל מחשבה דקדשים מוציא בפיו הוא).",
+ "ist er ein unnötiger. indem er das Blut nur noch weiter vom Altar fortträgt.",
+ "so macht die Absicht nicht untauglich. R. Elieser wendet sich zunächst gegen die Ansicht des R. Simon, der aus der Tatsache, dass man die עבודה des Hintragens ganz umgehen kann, die Folgerung zieht, dass eine Bestimmungsänderung beim Hintragen auf die Tauglichkeit des Opfers überhaupt keinen Einfluss ausübt. Dem gegenüber vertritt er die Ansicht, dass auch beim Hintragen das Opfer untauglich werden kann, jedoch nur in dem Falle, wenn durch das Hintragen das Blut dem Altar näher gebracht wird; ist das Entgegengesetzte der Fall, so bleibt die Tauglichkeit des Opfers davon unberührt. Ob diese Unterscheidung nur die Ansicht R. Elieser’s ist und dieser also auch gegen die zuerst angeführte Ansicht in der Mischna sich wendet, oder ob auch die anderen Weisen ihm hierin zustimmen, ist unbestimmt; Maimon. (הלכות פסולי המוקדשין XIII, 9) nimmt Ersteres an und entscheidet gegen R. Elieser."
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+ "oder ein Leidtragender. אונן (von אנן = wehklagen) heisst derjenige, dem einer von den 7 nächsten Verwandten (Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Bruder, Schwester und Gattin) gestorben ist, am Sterbetage bis zum Abend, auch nachdem der Tote schon begraben ist. Nach rabbinischer Verordnung ist er אונן auch in der auf den Sterbetag folgenden Nacht, und falls die Bestattung erst später stattfindet, bis zu dem auf den Begräbnistag folgenden Abend. Nur der Hohepriester durfte auch als אונן Priesterdienste verrichten (vgl. Horajot III, 5).",
+ "ein am selben Tage Untergetauchter. טבול יום heisst der Unreine, nachdem er am Tage das Reinigungsbad genommen hat, bis zum Anbruch der Nacht. Erst mit Eintritt der Nacht wird er vollständig rein (Lev. 22, 7)",
+ "ein nicht mit allen Priestergewändern Bekleideter. Die Priester durften nur in der für sie vorgeschriebenen priesterlichen Kleidung den Dienst versehen; fehlte etwas an dieser Kleidung, so wurde dadurch das Opfer untauglich — ebenso übrigens auch, wenn, was hier in der Mischna nicht erwähnt ist, sie mit mehr als den vorgeschriebenen Gewändern bekleidet waren (מיותר בגדים).",
+ "ein noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnter. Solche Unreine, welche, nach vollzogener Reinigung noch ein Sühnopfer zu bringen haben, wie Flüssige, Aussätzige und Wöchnerinnen werden auch mit Ablauf des Tages, an dem sie das Reinigungsbad genommen haben, noch nicht vollständig rein, sondern erst, nachdem sie am folgenden Tage ihre Opfer gebracht haben; bis dahin heissen sie מחוסרי כפורים. Sinngemässer wäre die Reihenfolge: טבול יום מחוסר כפורים und dann erst מחוסר בגדים, wie sie die Mischna in den Talmudausgaben tatsächlich hat.",
+ "der Hände und Füsse nicht gewaschen hat. Jeder Priester musste täglich, bevor er zum Opferdienst herantrat, sich die Hände und Füsse aus dem im Heiligtume stehenden Becken oder einem anderen heiligen Geräte waschen (Exod. 30, 19. 20).",
+ "ein Unbeschnittener. selbst wenn die Beschneidung an ihm deshalb nicht vollzogen worden ist, weil zwei ältere Brüder nach einander an den Folgen derselben gestorben sind, in welchem Falle am dritten Kinde, um das Leben desselben nicht zu gefährden, die Beschneidung zunächst nicht vorgenommen wird.",
+ "ein Unreiner. Ist diesem jedoch erst nach geschehener Opferhandlung zum Bewusstsein gekommen, dass er im Zustande der Unreinheit gewesen, und war er durch eine sogenannte טומאת התהום (s. Pesachim VIII, Note 44) unrein geworden, so gilt das Opfer als tauglich (siehe dort und Maimon. הלכות ביאת מקדש IV, 6).",
+ "ein Sitzender. Sitzend durfte keine עבודה verrichtet werden, weil es Deut. 18, 5 heisst: „denn ihn (den Priester) hat der Ewige dein Gott aus allen deinen Stämmen auserwählt, zu stehen zu dienen im Namen Gottes“.",
+ "ein auf Geräten oder auf einem Stück Vieh oder auf den Füssen eines Anderen Stehender. Der Priester musste unmittellbar auf dem Fussboden stehen, es durfte nichts Trennendes, keine חציצה, zwischen seinen Füssen und dem Fussboden sein. In den 3 Beispielen בהמה ,כלים und רגלי חבירו ist eine Steigerung enthalten: nicht nur ganz Fremdartiges, sondern auch teilweise oder ganz Gleichartiges gelten als חציצה (Talmud).",
+ "so ist es. das Opfer.",
+ "untauglich. Nach der Tradition ist bei den Opfervorschriften unter „Hand“ und „Finger“ stets die rechte Hand und der Finger der rechten Hand zu verstehen. Beim Sündopfer heisst es nun (Lev. 4, 25): „und es nehme der Priester vom Blute des Sündopfers mit seinem Finger und gebe es an die Hörner des Ganzopferaltars“, wo das „es nehme“ sich auf das Auffangen des Blutes und das „und gebe es“ auf das Sprengen bezieht. Daraus wird die allgemeine Vorschrift hergeleitet, dass beide Opferhandlungen stets nur mit der rechten Hand vollzogen werden dürfen.",
+ "Simon erklärt es für tauglich. Während die übrigen Weisen das Wort באצבעו „mit seinem Finger“ in dem angeführten Schriftverse sowohl auf das vorhergehende „ולקח“ wie auf das folgende „ונתן“ beziehen (מקרא נדרש לפניו ולאחריו), bezieht es sich nach Ansicht R. Simon’s nur auf das Folgende, das Auffangen des Blutes braucht deshalb nicht mit der rechten Hand zu geschehen.",
+ "Ist es auf den Boden vergossen. bevor es der Priester in dem Gefässe aufgefangen hat; ist es erst aus dem Gefässe vergossen und wieder aufgesammelt worden, so bleibt das Opfer tauglich (s. weiter III M. 2.). רצפה: der mit Marmorsteinen ausgelegte Fussboden der עזרה.",
+ "so ist es. das Opfer.",
+ "untauglich. weil Lev. 4, 5 vorgeschrieben wird, der Priester nehme מדם הפר, was nicht bedeuten kann „von dem Blute des Stieres,“ da ebendort Vers 7 geboten wird, dass er את כל דם חפר „das ganze Blut des Stieres“ an den Grund giessen soll; vielmehr sei מדם הפר hier gleichbedeutend mit דם מחפר, und es wird damit also geboten, dass der Priester das Blut unmittelbar, wie es vom Opfertiere herausfliesst, auffangen muss, nicht aber, nachdem es erst auf den Boden vergossen worden ist. Über die grammatikalische Berechtigung dieser Auslegung siehe Hoffmann, das Buch Leviticus z. St.",
+ "Hat man es auf die Rampe. auf die Steigung, die auf der Südseite des Altars zu diesem hinaufführte, anstatt es an den Altar selbst zu sprengen.",
+ "gesprengt oder nicht auf die Seite des Grundes. יסוד Grund, Fundament, hiess der eine Elle hohe unterste Teil des Altars, der auf der nördlichen und westlichen Seite um eine Elle breiter war als der sich auf ihm erhebende zweite Absatz des Altars. Auf der Ostseite erstreckte sich dieser Vorsprung nur in der Länge von einer Elle von der nordöstlichen Ecke an gerechnet, und ebenso auf der Südseite in der Länge von einer Elle von der südwestlichen Ecke aus; auf dem übrigen Teil der Ost- und Südseite fehlte dieser Vorsprung. Jedes Opfer, von dessen Blut nur an den äusseren Altar gesprengt wird, einerlei wie viele Sprengungen eigentlich vorgeschrieben sind, ist tauglich, wenn auch nur eine Sprengung ausgeführt worden ist (s. IV, 1 u. 2), nur muss das Blut an eine Stelle des Altars gesprengt worden sein, unterhalb welcher dieser Vorsprung sich hinzieht. Ist aber das Blut nur an eine Stelle gesprengt worden, unterhalb welcher kein יסוד ist, so ist das Opfer untauglich.",
+ "hat man das nach unten zu Sprengende nach oben oder das nach oben zu Sprengende nach unten. Der im Ganzen 10 Ellen hohe Altar war durch einen ringsherum gehenden roten Streifen, חוט הסיקרא, in eine untere und eine obere Hälfte von je 5 Ellen Höhe geteilt. Das Blut des Vieh-Sündopfers und des Vogel-Ganzopfers wurde auf den oberen Teil, למעלה מחוט הסיקרא, gesprengt, das Blut von allen übrigen Opfern auf den unteren Teil, למטת מחוט הסיקרא.",
+ "das drinnen. im Allerheiligsten oder an den im Heiligtum, dem היכל, stehenden goldenen Altar (siehe weiter V, 2 u. 3).",
+ "zu Sprengende draussen. an den im Aussenraume, der עזרה, stehenden Ganzopferaltar, an den das Blut der meisten Opfer gesprengt wurde.",
+ "so ist es. das Opfer.",
+ "untauglich. die Opferstücke dürfen nicht auf den Altar gebracht und das Fleisch darf nicht gegessen werden. Was jedoch die Sühne der Eigentümer anbetrifft, die von der Sprengung des Blutes an den Altar abhängt, so gilt hierfür der Grundsatz „ כיון שהגיע דם למזבח נתכפרו בעלים “ d. h. sobald von dem Blut nur überhaupt an den Altar gekommen ist, einerlei auf welche Stelle, sind die Eigentümer gesühnt. Jedoch gilt auch dieser Grundsatz doch nicht für alle Fälle (vgl. Talmud 26a und Tosafot z. St., Maim. הלכות פסולי המוקדשין II, 10 u. 14).",
+ "aber die Ausrottungsstrafe tritt hierbei nicht ein. wenn man von dem Fleisch eines auf diese Weise untauglich gewordenen Opfers isst. Im Talmud wird der Einwand erhoben, dass dieser Zusatz eigentlich ganz überflüssig sei, da für das Essen von dem Fleisch eines untauglich gewordenen Opfers die Ausrottungsstrafe überhaupt nur in dem Falle eintritt, wenn das Opfer dadurch untauglich geworden ist, dass man beim Schlachten, oder einer der anderen עבודות bis zur זריקה, die Absicht ausgesprochen hat, etwas davon ausserhalb der vorgeschriebenen Zeit (חוץ לזמנו) zu sprengen, zu opfern oder zu essen — wie ja auch auf das Essen von Opferfleisch nach der dafür vorgeschriebenen Zeit (נותר) die Ausrottungsstrafe steht (Lev. 7, 18 u. 19, 8). Das ואין בו כרת wird deshalb dahin erklärt, dass in den von der Mischna angeführten Fällen die Ausrottungsstrafe selbst dann nicht eintritt, wenn der Opfernde dabei eine solche מחשבת חוץ לזמנו ausgesprochen hat, weil das Sprengen des Blutes hier ja nicht eine vollgültige עבודה ist, da durch dasselbe das Fleisch nicht zum Genuss erlaubt geworden ist (זריקה דלא שריא בשר באכילה לא מייתי לידי פגול)."
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+ "Wenn man das Opfer schlachtet. Die Mischna spricht hier wie I, 1 nur vom Schlachten, weil es die erste עבודה ist, dasselbe gilt aber auch, wie die nächste Mischna ausdrücklich sagt, vom Auffangen, Hintragen und Sprengen; vgl. zu dem Folgenden die ausführliche Auseinandersetzung in Note 36.",
+ "[mit der Absicht] das Blut oder etwas von dem Blut ausserhalb. der עזרה.",
+ "zu sprengen. bevor von dem Blute an den Altar gesprengt worden ist; denn nachdem auch nur eine Sprengung an den Altar innerhalb der vorgeschriebenen Zeit ausgeführt worden ist, wird ja das Opfer nicht mehr untauglich, wenn man selbst das übrige Blut חוץ לזמנו oder חוץ למקומו gesprengt hätte (vgl. weiter IV, 1).",
+ "die Opferstücke. אמורים werden die Teile des Opfers genannt, welche auf dem Altar verbrannt wurden. Die Ableitung des Wortes ist zweifelhaft.",
+ "oder etwas. Der Ausdruck scheint hier nicht ganz richtig gewählt, denn, wie es als feststehender Grundsatz gilt: אין אכילה פחות מכזית dass, wo etwas zu essen geboten oder verboten wird (אכילת אדם ), stets zunächst nur etwas von wenigstens Olivengrösse damit gemeint ist, so gilt auch von dem Verbrennen der Opferstücke, das auch ein Verzehren oder Verzehrtwerden durch den Altar genannt wird, (אכילת מזבח), der gleiche Grundsatz: אין הקטרה פחות מכזית, dass, wenn man etwas, das weniger gross als eine Olive ist, auf dem Altar verbrennt, dies gar nicht als eine הקטרה gilt. Man hätte deshalb auch hier anstatt des מקצת vielmehr כזית erwartet. Die Tosefta hat in der tat die Lesart: או כזית מאימורין.",
+ "von den Opferstücken ausserhalb zu opfern. הקטיר „in Rauch aufgehen lassen“ ist der Ausdruck, mit welchem die Schrift stets das Verbrennen der Opferstücke auf dem Altar bezeichnet. Es soll eben kein blosses Verbrennen zum Zwecke der Vernichtung sein, das wird mit dem Ausdruck שרף bezeichnet, sondern ein Verbrennen zu dem Zwecke, dass, wie bei dem קטרת, dem Räucherwerk, der Rauch לריח ניחוח לה׳ aufsteige.",
+ "das Fleisch oder ein olivengrosses Stück von dem Fleisch ausserhalb. ausserhalb des Ortes, wo es verzehrt werden muss. S. weiter V, 3 u. fg.",
+ "oder ein olivengrosses Stück von der Haut des Fettschwanzes. Die Schafe im Orient hatten einen auffallend schweren Fettschwanz (vgl. Sabb. V, 4). Nach Lev. 3, 9 wurde, wenn das Opfer ein Schaf war, dieser Fettschwanz neben den anderen Fettstücken auf dem Altar geopfert. Hier ist von der Haut des Fettschwanzes die Rede; von dieser, insbesondere von der Haut an der unteren Seite des Fettschwanzes (עור שתחת האליה) die besonders weich ist, heisst es (Chullin IX, 2), dass sie mit zum Fleisch gerechnet wird. In Übereinstimmung mit dem in der nächsten Mischna aufgestellten Grundsatz, dass das Opfer nur dann untauglich wird, wenn man die Absicht gehabt hat, etwas zum Essen Bestimmtes davon בחוץ zu essen oder etwas zum Verbrennen auf dem Altar Bestimmtes בחוץ davon zu verbrennen, aber nicht etwas zum Verbrennen auf dem Altar Bestimmtes davon בחוץ zu essen oder umgekehrt, will dieser Zusatz in der Mischna entweder lehren, dass die Haut des Fettschwanzes, wenn sie auch zum Fleisch gerechnet wird, dennoch nicht mit dem Fettschwanz selbst auf dem Altar geopfert wird, sondern in dieser Beziehung die Haut des Fettschwanzes nicht dem Fettschwanz gleich ist ( עור האליה לאו כאליה דמי); so erklärt R. Huna in Talmud (28a) unsere Mischna, und er belegt diese Ansicht aus dem Schriftvers Lev. 3, 9. Oder unsere Mischna spricht garnicht von dem Fettschwanz eines Schafes, sondern von dem Fettschwanz einer Ziege — denn nur bei dem Schaf gehört der Fettschwanz zu den Teilen, die auf dem Altar verbrannt werden — und der Zusatz in der Mischna will nur lehren, dass die Haut des Fettschwanzes selbst hierin dem Fleisch gleichgeachtet wird, dass, wenn man die Absicht hatte, nur von ihr ein כזית בחוץ zu essen, das Opfer dadurch schon untauglich wird; so erklärt ebendort R. Chisda unsere Mischna.",
+ "aber die Ausrottungsstrafe tritt hierbei nicht ein. wenn man von dem Fleisch eines auf diese Weise untauglich gewordenen Opfers, und sei es selbst בחוץ, isst.",
+ "das Blut oder etwas vom Blute am folgenden Tage. Das Blut musste am selben Tage gesprengt werden, an dem das Opfer geschlachtet worden; mit Sonnenuntergang wurde das Blut unbrauchbar (Talm. 66a).",
+ "die Opferstücke oder etwas von den Opferstücken am folgenden Tage. Die Opferstücke mussten ebenfalls möglichst bald nach dem Schlachten auf den Altar gebracht werden, jedoch wurden sie nicht schon mit Sonnenuntergang unbrauchbar, sondern durften, wie aus Lev. 6, 2 geschlossen wird, die ganze Nacht bis zum Anbruch des nächsten Morgens auf dem Altar verbrannt werden; nur um zu verhüten, dass sie nicht noch länger liegen bleiben und dadurch Heiliges unbrauchbar gemacht wird, haben nach Maimon. (הלבות מעשה הקרבנות IV ,2) die Weisen angeordnet, dass das Verbrennen der Opferstücke vor Mitternacht geschehen soll (vgl. Berachot I, 1).",
+ "das Fleisch oder ein olivengrosses Stück von dem Fleisch am folgenden Tage. Hier ist der Ausdruck „am folgenden Tage“ nicht wörtlich zu nehmen, sondern es ist gemeint, nach Ablauf der Zeit, in der das Fleisch gegessen werden darf, da es auch Opfer gibt, deren Fleisch man noch am folgenden Tage essen darf (S. weiter V, 7 u. 8).",
+ "so ist es verworfen. פגול wird in der Schrift (Lev. 7, 18 und 19, 7) solches Opferfleisch genannt, das zu einer Zeit, wo es für den Genuss verboten ist, gegessen werden sollte, d. h. bei welchem die Absicht vorgelegen hat, es zu einer solchen Zeit, wo es für den Genuss nicht mehr erlaubt ist, zu essen (so übersetzt und erklärt schon S. R. Hirsch das האכל יאכל in diesen beiden Schriftversen, vgl. Note 36). Deshalb wird hier und überall im Talmud jedes durch eine Absicht auf חוץ לזמנו untauglich gewordene Opfer פגול genannt, im Gegensatz zu dem durch eine Absicht auf חוץ למקומו oder anderweitig untauglich gewordenen, das nur als פסול bezeichnet wird. Das seiner Ableitung nach zweifelhafte Wort פגול bedeutet jedenfalls etwas unheilig Gewordenes und darum Verworfenes.",
+ "und hierbei wird man auch der Ausrottungsstrafe schuldig. selbst wenn man die Absicht nicht ausgeführt, sondern das Fleisch noch in der Zeit, wo es zum Genuss erlaubt war, gegessen hat."
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+ "Dies ist die Regel. Die hier folgende Regel wird im Talmud aus den beiden Schriftstellen Lev. 7, 18 und 19, 7. 8 begründet. Lev. 7, 18 heisst es: „Wenn von dem Fleisch des Friedensopfers am dritten Tage gegessen werden sollte, so wird es nicht wohlgefällig aufgenommen, wer es darbringt, dem wird es nicht angerechnet, Verworfenes ist es, und die Person, welche davon isst, wird ihre Sünde tragen.“ Das אם האכל יאכל kann hier nicht bedeuten, „wenn gegessen wird,“ denn wie sollte das Opfer, nachdem durch das vorschriftsmässige Sprengen des Blutes die Sühne bereits vollzogen ist, dadurch, dass nachher Jemand von dem Fleisch ausserhalb der dafür festgesetzten Zeit etwas isst, rückwirkend wieder als nicht wohlgefällig aufgenommen, als verworfen gelten! Vielmehr kann hier nur von einem solchen Falle die Rede sein, dass bereits vorher die Absicht vorgelegen hat, von dem Fleisch ausserhalb der dafür festgesetzten Zeit zu essen (מחשבת חוץ לזמנו), durch eine solche Absicht wird das Opfer verworfen, dem Darbringer wird es nicht angerechnet, und die Person, die selbst innerhalb der vorgeschriebenen Zeit davon isst, wird ihre Sünde tragen. Was unter dem עונה תשא zu verstehen ist, geht aus Lev. 19, 8 hervor, wo derselbe Ausdruck gebraucht wird und derselbe näher bestimmt wird durch den Zusatz: ונכרתה הנפש ההיא מעמיה. Dieser Schriftvers wird allerdings im Talmud auf das in V. 6 erwähnte wirklich Übriggebliebene bezogen, aber da hier das עונו ישא durch die Strafe der Ausrottung näher bestimmt wird, so wird daraus geschlossen, dass auch unter dem 7, 18 ausgesprochenen עונה תשא die Ausrottungsstrafe gemeint ist. Lev. 19, 7 wird nun das Lev. 7, 18 Gesagte nochmals wiederholt, dort heisst es: „Wenn es aber am dritten Tage gegessen werden sollte, so ist es Verworfenes, es wird nicht wohlgefällig aufgenommen.“ Nach der Regel תנהו ענין — אם אינו עבין wenn wir in der Schrift eine Stelle finden, die für den Fall, auf den sie sich bezieht, überflüssig erscheint, so ist sie dennoch nicht überflüssig, sondern auf einen anderen ähnlichen Fall zu beziehen, wird im Sifra und im Talmud dieser Schriftvers auf den Fall bezogen, dass man bei einer der 4 עבודות die Absicht gehabt hat, von dem Fleische ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes zu essen (מחשבת חוץ למקומו), dass auch in diesem Falle das Opfer nicht wohlgefällig aufgenommen, sondern untauglich wird. Die Ausrottungsstrafe trifft aber denjenigen, der von dem Fleische eines solchen Opfers isst, nicht, weil ja auch auf das Essen von Opferfleisch ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes nicht wie auf das Essen von Opferfleisch ausserhalb der dafür vorgeschriebenen Zeit die Ausrottungsstrafe steht. Aus der doppelten Setzung des Wortes אכל in האכל יאכל wird geschlossen, dass von zweierlei Essen oder Verzehren die Rede ist, von dem Verzehren des Opferfleisches durch Menschen (אכילת אדם) sowohl wie von dem Verzehrtwerden auf dem Altar (אכילת מזבח ), d. h. derjenigen Teile des Opfers, welche auf den Altar gebracht wurden, das sind sowohl die Opferteile wie das Blut. Darum wird sowohl durch die Absicht, etwas von dem Fleisch ausser der Zeit zu essen, wie von den Opferteilen etwas ausser der Zeit auf dem Altar zu opfern, wie von dem Blut etwas ausser der Zeit zu sprengen, das Opfer פגול, durch die Absicht, von dem Fleisch etwas ausserhalb des dafür vorgeschriebenen Ortes zu essen, von den Opferteilen etwas ausserhalb zu opfern oder von dem Blut etwas ausserhalb zu sprengen, das Opfer פסול.",
+ "das zum Essen bestimmt. שדרכו לאכול heisst wörtlich: bei dem es der [gewöhnliche] Weg ist, dass man es isst; es ist damit sowohl dasjenige ausgeschlossen, was nicht gegessen, sondern auf dem Altar geopfert wird, wie auch dasjenige, was nicht gegessen zu werden pflegt, weil es überhaupt nicht zum Essen geeignet ist.",
+ "ist es untauglich. Dasselbe gilt, wie aus der vorhergehenden Mischna ersichtlich ist, natürlich auch für den Fall, dass man das Opfer geschlachtet oder das Blut aufgefangen oder hingetragen hat mit der Absicht, das Blut ausserhalb zu sprengen. Dieser dritte Fall wird hier wohl nur deshalb nicht erwähnt, weil hier der Gegensatz zwischen dem שדרכו לאכול und dem שדרכו להקטיר, den Opferteilen, die gegessen werden und denen, die auf dem Altar geopfert werden, hervorgehoben wird; das Blut dagegen ist überhaupt nur zum Sprengen bestimmt.",
+ "aber die Ausrottungsstrafe tritt hierbei nicht ein. S. Note 30.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. S. Note 35.",
+ "was es verwendbar macht. das Fleisch zum Essen und die Opferteile zum Verbrennen auf dem Altar. המתיר wörtlich: „das etwas Anderes erlaubt Machende“ wird bei den Opfern dasjenige genannt, durch dessen Darbringung andere Teile des Opfers für das, wofür sie bestimmt sind, verwendbar werden. Hier ist das Blut gemeint. Das Sprengen des Blutes muss dem Opfern der Opferteile auf dem Altar und dem Essen des Opferfieisches vorausgegangen sein, erst durch das Sprengen des Blutes werden die Opferteile für den Altar und das Fleisch für das Verzehrtwerden verwendbar.",
+ "[im Übrigen] nach Vorschrift. d. h. wenn beim Sprengen und bis zum Sprengen des Blutes bei den Opferhandlungen nichts vorgefallen ist, wodurch das Opfer ohnedies untauglich geworden ist; im anderen Falle ist das Opfer zwar untauglich und das Fleisch darf nicht gegessen werden, es steht darauf aber nicht die Ausrottungsstrafe. Es wird dies damit begründet, dass es bei פגול (Lev. 7, 18) heisst: לא ירצה es wird nicht wohlgefällig aufgenommen werden; da, wo die auf חוץ לזמנו gerichtete Absicht die Ursache ist, weshalb das Opfer nicht wohlgefällig aufgenommen wird, da ist es פגול und steht auf das Essen des Fleisches die Ausrottungsstrafe, nicht aber da, wo das Opfer ohnedies nicht wohlgefällig aufgenommen sein würde.",
+ "dargebracht wird. Das Intransitivum (יקרב) steht für das Passivum des Transitivs, wie sehr häufig in der Mischna (s. Pesachim III Note 1, Jebamot XV Note 32)."
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+ "wird nach Vorschrift dargebracht. es ist bei den Opferhandlungen ausser der מחשבת חוץ לזמנו sonst nichts Vorschriftswidriges vorgefallen, was das Opfer ohnedies untauglich macht. Als Beispiele hierfür werden 3 Fälle angeführt.",
+ "Hat man stillschweigend. ohne eine vorschriftswidrige Absicht dabei auszusprechen. Bei stillschweigender Ausführung einer Opferhandlung wird angenommen, dass man dabei keine vorschriftswidrige Absicht gehabt hat, es ist ebenso, als wenn man ausdrücklich dabei ausgesprochen hätte, dass man die vorschriftsmässige Absicht hat, selbst wenn man bei einer oder mehreren der vorhergehenden oder nachfolgenden Opferhandlungen eine vorschriftswidrige Absicht ausdrücklich ausgesprochen hätte; diese gilt dann doch nur für die Handlungen, bei deren Ausführung sie ausgesprochen worden ist.",
+ "aber aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausser der Zeit. Dies ist der erste Fall: eine Opferhandlung, gleichgültig welche — das שחט steht hier wieder nur beispielsweise — ist ohne vorschriftswidrige Absicht ausgeführt worden, die nachfolgenden aber, alle oder mehrere oder auch nur eine, mit der Absicht auf חוץ לזמנו. Dasselbe gilt natürlich auch von שחט וקבל בשתיקה הלך וזרק חוץ לזמנו, oder שחט וקבל והלך בשתיקה וזרק חוץ לזמנו , es sind mit diesem Beispiel überhaupt alle die Fälle gemeint, wo den Opferhandlungen mit vorschriftswidriger Absicht solche ohne diese vorausgegangen sind:",
+ "aber stillschweigend aufgefangen und hingetragen und gesprengt. Der zweite Fall: eine mit der Absicht auf חוץ לזמנו ausgeführte Opferhandlung ist vorausgegangen, und die nachfolgenden oder eine oder mehrere von ihnen sind ohne vorschriftswidrige Absicht ausgeführt worden.",
+ "oder hat man [mit der Absicht auf] ausser der Zeit geschlachtet und aufgefangen und hingetragen und gesprengt. Der dritte Fall: es sind sämtliche 4 Opferhandlungen mit der Absicht auf חוץ לזמנו ausgeführt worden.",
+ "wird nach Vorschrift dargebracht. In allen diesen Fällen ist das Opfer פגול und steht auf das Verzehren des Fleisches כרת, weil, wenn nicht die auf חוץ לזמנו gerichtete Absicht Vorgelegen hätte, durch das Sprengen des Blutes die Opferteile und das Fleisch für ihre Bestimmung verwendbar geworden wären.",
+ "wird nicht nach Vorschrift dargebracht. es ist bei den Opferhandlungen ausser der מחשבת חוץ לזמנו auch noch etwas Anderes hinzugekommen, was das Opfer untauglich macht; auch dies wird an den entsprechenden 3 Fällen ausgeführt.",
+ "aber aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausser der Zeit. die das Opfer nur פסול machende Absicht ist der es zu פגול machenden vorausgegangen.",
+ "aber aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausserhalb des Ortes. die das Opfer zu פגול machende Absicht ist der es nur zu פסול machenden vorausgegangen.",
+ "aufgefangen und hingetragen und gesprengt [mit der Absicht auf] ausserhalb des Ortes. man hat bei sämtlichen 4 Opferhandlungen oder auch nur bei einer von ihnen neben der Absicht auf חוץ לזמנו auch noch die Absicht auf חוץ למקומו gehabt. Zu dem חוץ למקומו ist hier וחוץ לזמנו aus dem Vorhergehenden zu ergänzen; die Mischna in den Talmudausgaben hat in der tat die Lesart חוץ למקומו ולזמנו.",
+ "das Pesach- oder das Sündopfer. bei denen anders, als bei allen übrigen Opfern, auch eine שלא לשמן ausgeführte Opferhandlung schon das Opfer untauglich macht (s. I, 1).",
+ "aufgefangen und hingetragen und gesprengt hat unter einem anderen Namen. zu ergänzen ist auch hier: und mit der Absicht auf ausser der Zeit (vgl. Note 53)."
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+ "Eine Olivengrösse ausserhalb zu essen und eine Olivengrösse am folgenden Tage. Vgl. Note 33.",
+ "eine Olivengrösse am folgenden Tage und eine Olivengrösse ausserhalb. Bei den in der vorhergehenden Mischna unter המתיר במצותו כיצד לא קרב angeführten Beispielen waren in den ersten beiden Fällen die beiden vorschriftswidrigen Absichten bei zwei verschiedenen Opferhandlungen, die Beispiele besagen, dass es hierbei einerlei ist, ob die מחשבת חוץ למקומו der מחשבת חוץ לזמנו vorausgegangen ist oder umgekehrt. In dem dritten der angeführten Fälle hat der Opfernde die beiden vorschriftswidrigen Absichten bei einer und derselben Opferhandlung gehabt, hier sagt uns nun die Mischna, dass es auch in diesem Falle gleichgültig ist, welche von beiden der anderen hierbei vorangegangen ist.",
+ "eine halbe Olivengrösse ausserhalb und eine halbe Olivengrösse. Wie oben (M. 2) ausgeführt ist, wird das Opfer nur dann untauglich oder verworfen, wenn man die Absicht gehabt hat, ein olivengrosses Stück von dem Fleisch vorschriftswidrig zu essen. Hier hat nur die Absicht vorgelegen, eine halbe Olivengrösse חוץ לזמנו zu essen, deshalb ist das Opfer nicht פגול. Da es aber ausserdem noch die Absicht war, eine zweite halbe Olivengrösse חוץ למקומו zu essen, so ist das Opfer immerhin פסול, da die Absicht vorgelegen hat, zwei halbe Olivengrössen, also zusammen genommen eine ganze Olivengrösse, vorschriftswidrig zu essen. Eine dritte Möglichkeit wäre noch, wenn man die Absicht gehabt hätte, eine ganze Olivengrösse ausser der Zeit, dagegen ausserhalb des Ortes nur eine halbe Olivengrösse zu essen. In diesem Falle wäre das Opfer פגול, da ja die Absicht vorgelegen hat, eine ganze Olivengrösse ausser der Zeit zu essen; die nebenhergehende Absicht, eine halbe Olivengrösse ausserhalb des Ortes zu essen, hindert nicht, dass das Opfer פגול wird, da ja hierdurch allein das Opfer nicht untauglich würde, die Bedingung שיקרב המתיר כמצותו also erfüllt ist. Übrigens gilt alles in dieser wie in der vorhergehenden Mischna Gesagte ebenso wie für den Fall, dass er die Absicht gehabt, etwas vorschriftswidrig zu essen, auch für den Fall, dass er die Absicht gehabt, etwas vorschriftswidrig (חוץ לזמנו וחוץ למקומו) auf dem Altar zu verbrennen.",
+ "Dies ist die Regel. Die Regel des R. Jehuda wendet sich nicht nur gegen den unmittelbar vorhergehenden Ausspruch der Mischna, sondern auch gegen die entsprechenden in der vorhergehenden Mischna.",
+ "Ging die die Zeit betreffende Absicht der den Ort betreffenden voran. sei es bei einer und derselben Opferhandlung, sei es bei verschiedenen auf einander folgenden.",
+ "In beiden Fällen ist es nur untauglich und die Ausrottungsstrafe tritt nicht dabei ein. Dass dies die Ansicht der anderen Weisen ist, ist in dem Vorhergehenden bereits ausgesprochen. Es wird hier nochmals wiederholt, entweder um damit zu erkennen zu geben, dass die Ansicht der anderen Weisen und nicht die des R. Jehuda für die Halacha entscheidend ist (s. Tosafot zu Menachot 12a), oder damit man nicht meine, dass auch das Nachfolgende noch nur die Ansicht des R. Jehuda wiedergebe.",
+ "Eine halbe Olivengrösse zu essen und eine halbe Olivengrösse zu opfern. beides entweder ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes.",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. jedoch nur dann nicht, wenn man beim Aussprechen der Absicht auch wirklich den Ausdruck להקטיר, zu verbrennen, gebraucht hat; hat man jedoch auch dafür den Ausdruck אכילה, durchs Feuer verzehren lassen, gebraucht, so zählen die beiden halben Olivengrössen zusammen, da man ja die Absicht ausgesprochen hat, dass beide, also eine ganze Olivengrösse, vorschriftswidrig verzehrt werden sollen (Talmud)."
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+ "so ist das Schlachten dennoch gültig. Nicht nur בדיעבד, wenn es geschehen ist, ist das Opfer tauglich, sondern auch לכתחלה, von vorneherein, darf auch ein zum Opferdienst Untauglicher das Schlachten vollziehen. Die Mischna fasst ihren Ausspruch hier nur deshalb in diese Form, weil auch der Unreine erwähnt wird, ein Unreiner soll aber von vorneherein nicht schlachten, weil es schwer zu verhüten ist, dass er dabei nicht das Fleisch des Opfertieres anrührt und dadurch das Opfer untauglich wird. Dass das Schlachten nicht zu den eigentlichen עבודות gehört, die nur durch einen Priester vollzogen werden dürfen, wird aus Lev. 1, 5 geschlossen. Es heisst dort: und er — der Eigentümer und Darbringer des Opfers, von dem in den vorhergehenden Schriftversen die Rede ist, oder man, irgend Einer von dem Darbringer damit beauftragter — „schlachte das junge Rind vor dem Ewigen, und es sollen darbringen die Söhne Ahrons, die Priester, das Blut u. s. w.“, daraus geht hervor, dass מקבלה ואילך מצות כהונה, erst von dem Auffangen des Blutes an die Priester in Funktion zu treten haben. Nach Tosafot Kidduschin 66b und Ketubot 24b hat man trotzdem in der Regel weder Frauen noch Sklaven, sondern nur mit keinem Leibesfehler und keinem Familienmakel behaftete Männer (כשרים ומיוחסים) schlachten lassen.",
+ "Frauen. während die anderen Opferhandlungen selbst durch Frauen aus dem Priesterstamme nicht verrichtet werden dürfen, denn es heisst: בני אהרן הכהנים die Söhne Ahrons, die Priester, ולא בנות אהרן , aber nicht die Töchter Ahrons.",
+ "Sklaven. selbst nichtjüdische Sklaven (עבד כנעני), jedoch nur, wenn sie sich der Beschneidung und dem Tauchbad unterzogen haben.",
+ "oder Unreine. ausgeschlossen einen durch Berührung einer Leiche unrein Gewordenen (טמא מת), weil dieser das Messer, mit dem er schlachtet, zu einem אב הטומאה Vater, Erzeuger der Unreinheit macht, und durch das Messer wieder das Fleisch des Opfertieres unrein wird. Da aber auch dem in anderer Weise unrein Gewordenen jedes Betreten der עזרה, in welcher der Opferaltar stand, und selbst des 135 Ellen langen davorliegenden Frauenvorhofes (עזרת נשים) verboten war, so ist der Fall, dass ein Unreiner schlachtet, nur denkbar, wenn er wissentlich oder unwissentlich im Zustande der Unreinheit das Heiligtum trotz des Verbotes betreten oder erst im Heiligtum unrein geworden und geschlachtet hat, oder er hat das Heiligtum selbst gar nicht betreten, sondern von einem der Dächer oder Obergemächer aus, die nicht in die Heiligkeit des Tempels miteinbezogen waren, mit einem langen Messer das in der עזרה stehende Opfertier geschlachtet.",
+ "nur dürfen die Unreinen nicht an das Fleisch anrühren. denn wenn das Fleisch unrein geworden ist, ist das Opfer untauglich.",
+ "Deshalb machen sie auch durch eine [untauglich machende] Absicht. wenn sie dieselbe beim Schlachten gehabt haben.",
+ "Hat einer von ihnen das Blut [mit der Absicht auf] ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes aufgefangen. Eine Opferhandlung, die durch einen dazu Untauglichen vollzogen worden ist, gilt als nicht vollzogen, das Opfer wird dadurch noch nicht untauglich, sondern es muss nur, wo dieses noch möglich ist, die Opferhandlung nochmals durch einen dazu Tauglichen vollzogen werden. Da die durch einen dazu nicht Tauglichen vollzogene Opferhandlung als gar nicht vollzogen gilt, so ist das Opfer auch dann nicht untauglich geworden, wenn der die Opferhandlung Vollziehende dabei die Absicht auf חוץ למקומו oder חוץ לזמנו gehabt hat, es muss dann eben auch nur, sobald dies noch möglich ist, die Opferhandlung nochmals durch einen dazu Tauglichen vorschriftsmässig vollzogen werden. Wie für das Auffangen des Blutes, so gilt dasselbe auch für das Hintragen und Sprengen, das Auffangen ist hier wieder nur genannt, weil es die erste der in Betracht kommenden Opferhandlungen ist.",
+ "und es ist noch Lebensblut. d. h. דם שהנפש יוצאה בו das Blut, mit dessen Ausfliessen das Leben entflieht, das in vollem Strahl aus den Blutadern herausfliesst. Aus den Worten (Lev. 17, 11) כי הדם הוא בנפש יכפרו „denn das Blut, es sühnt durch die — ihm innewohnende oder durch es dargestellte — Seele“ wird geschlossen, dass nur דם שהנפש יוצאה בו מכפר, nur solches Blut, mit dem die Seele, das Leben, entflieht, wenn es an den Altar gesprengt wird, Sühne bewirkt."
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+ "Hat ein Tauglicher aufgefangen und es einem Untauglichen übergeben. dieser hat es aber nicht von der Stelle fortgetragen.",
+ "so gebe dieser es dem Tauglichen zurück. Da der Untaugliche damit keine Opferhandlung ausgeführt hat, schadet es nichts, dass er das Blut in die Hand genommen hat",
+ "hat er es mit der Rechten aufgefangen und in die Linke genommen. S. oben Abschnitt II Note 11.",
+ "ist es aus dem Gefäss. Ist es dagegen, ohne in einem Gefäss aufgefangen zu werden, auf den Boden geflossen und wieder aufgesammelt worden, so ist es nach Abschn. II, 1 untauglich.",
+ "hat er. Es kann hier nicht ein Tauglicher gemeint sein, denn nach Abschn. II, 1 ist ja in dem Falle, wenn ein Tauglicher eine der nachfolgenden vorschriftswidrigen Sprengungen ausgeführt hat, das Opfer untauglich. Wie dort Note 20 ausgeführt ist, sind aber durch die Sprengung des Blutes die Eigentümer dennoch gesühnt. Es würde deshalb ein nochmaliges Auffangen und vorschriftsmässiges Sprengen des Blutes gar keinen Zweck haben, weil auch hierdurch das Fleisch und die Opferteile doch nicht erlaubt werden würden, denn diese werden nur durch die vorschriftsmässige Sprengung des Blutes erlaubt, wenn durch diese Sprengung zugleich die Sühne bewirkt wird; die Sühne ist aber hier schon durch die erste wenn auch nicht vorschriftsmässige Sprengung des Blutes bewirkt worden. Es kann deshalb hier nur gemeint sein, ein Untauglicher hat eine dieser vorschriftswidrigen Sprengungen vorgenommen, in diesem Falle gilt die Sprengung, wie oben Note 7 ausgeführt ist, als gar nicht vollzogen, deshalb kann ein Tauglicher nochmals auffangen und sprengen. Es schliesst also dieser Teil der Mischna an das in der vorhergehenden Mischna von dem Untauglichen Gesagte an; Maimonides im פירוש המשניות betrachtet ihn als Fortsetzung des Anfangssatzes unserer Mischna: Hat ein Tauglicher aufgefangen und es dem Untauglichen übergeben, und dieser hat es nicht dem Tauglichen zurückgegeben, sondern er hat es auf die Rampe gesprengt u. s. w."
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+ "Schlachtet. S. ob. II Note 22.",
+ "das nicht zum Essen bestimmt ist. S. ebendort Note 37.",
+ "davon zu essen. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "davon zu opfern. zu ergänzen ist: ausserhalb des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "Elieser erklärt es für untauglich. Die Ansicht des R. Elieser wird im Talmud (Menachot 17a), fol gendermassen begründet: Da der Grundsatz, dass sowohl die Absicht, etwas von dem Fleisch, das zum Essen bestimmt ist, חוץ לזמנו oder חוץ למקומו zu essen, als auch die Absicht, etwas von den Opferteilen, die zum Verbrennen auf dem Altar bestimmt sind, חוץ לזמנו oder חוץ למקומו zu verbrennen, das Opfer פגול resp. פסול macht, aus der doppelten Setzung des Wortes אכל in dem Schriftvers (Lev. 7, 18): ואם האכל יאכל geschlossen wird (s. oben II Note 36), demnach auch das Verbrennen der Opferteile auf dem Altar unter den Begriff אכילה fällt, so ist es gleich, ob die Absicht, etwas חוץ לזמנו oder חוץ למקומו zu essen, auf das Fleisch oder auf die Opferteile gerichtet war, und ebenso, ob die Absicht, etwas חוץ לזמנו oder חוץ למקומו auf dem Altar zu verbrennen, auf die Opferteile oder auf das Fleisch, das eigentlich zum Essen bestimmt ist, gerichtet war, in allen Fällen ist das Opfer untauglich resp. bei חוץ לזמנו natürlich auch פגול פלוגתא דאמוראי שם.",
+ "aber weniger als eine Olivengrösse. S. oben II Note 26.",
+ "eine halbe Olivengrösse davon. von dem zum Essen Bestimmten.",
+ "zu essen und eine halbe Olivengrösse davon. von dem zum Verbrennen Bestimmten.",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. Dasselbe sagt die Mischna schon am Schluss von Abschnitt II. Vielleicht ist hier der Nachdruck auf den Ausdruck להקטיר zu legen und will die Mischna hier, wo sie den Gegensatz zwischen לאכל und להקטיר bespricht, auf das ebendort Note 63 Bemerkte hinweisen, dass nur, wenn man beim Aussprechen der Absicht den Ausdruck להקטיר gebraucht hat, die beiden Olivengrössen nicht zusammengerechnet werden, hat man jedoch auch für das Verbrennen auf dem Altar den Ausdruck אכילה gebraucht, so zählen die beiden halben Olivengrössen zusammen und das Opfer ist untauglich."
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+ "Schlachtet. S. ob. II Note 22.",
+ "eine Olivengrösse von der Haut. ausgenommen die Haut des Fettschwanzes, die nach Abschn. II, 2 zu den Dingen zählt, die zum Essen bestimmt sind.",
+ "von der Brühe. רוטב ist der Saft, der beim Kochen oder Braten von dem Fleische ausgeschieden wird.",
+ "von dem Bodensatz. קיפח Stw. קפא sich zusammenziehen, sammeln, davon הקפיא Hiob 10, 10 gerinnen machen. Im Talmud (Chullin 120 a) wird das Wort mit פירמא erklärt, das ist φύραμα = Gemischtes, es wird darunter die beim Kochen am Boden sich ansetzende Mischung von Gewürzen, anderen Zutaten und zerkochtem Fleisch verstanden.",
+ "von dem Abgeschabten. Unter אלל sind nach den Einen die beim Abhäuten stellenweise an der Haut hängen bleibenden kleinen Fleischteilchen zu verstehen, nach Anderen die sehr harte Halsader und äussere Rückenmarkshaut.",
+ "von den Knochen. selbst wenn sie weich und geniessbar sind.",
+ "von den Adern. damit sind sämtliche Adern, Sehnen und Muskelbänder gemeint.",
+ "von den Klauen. selbst an den Stellen, wo sie aus dem Fleisch herauswachsen und noch so weich sind, dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "von den Hörnern. selbst an den Stellen, wo sie aus dem Fleisch herauswachsen und noch so weich sind, dass, wenn man hineinschneidet, Blut herausfliesst.",
+ "das Übriggelassene und das Unreine stehende Strafe. die Ausrottungsstrafe, die sowohl denjenigen trifft, der פגול isst, wie denjenigen, der Opferfleisch isst, das über die dafür festgesetzte Zeit hinaus liegen geblieben ist, wie denjenigen, der Opferfleisch isst, während er selbst sich im Zustande der Unreinheit befindet (Lev. 7, 20). Wer etwas von den genannten Dingen von einem פגול oder נותר gewordenen Opfer oder, während er selbst sich im Zustande der Unreinheit befindet, isst, den trifft die Ausrottungsstrafe nicht, weil es Dinge sind, die gar nicht oder nicht für sich allein gegessen zu werden pflegen und darum als etwas nicht zum Essen Geeignetes betrachtet werden."
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+ "Schlachtet. S. ob. II Note 22.",
+ "man geheiligte Tiere. Nach Raschi steht hier dieser Ausdruck an Stelle des sonst gebräuchlichen זבחים, weil hier von weiblichen Opfertieren die Rede ist.",
+ "den Foetus oder die Nachgeburt ausserhalb. des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "so macht man dadurch [das Opfer] nicht verworfen. bez. bei ausserhalb des Ortes untauglich. Fötus und Nachgeburt stehen in dieser Beziehung in gleicher Reihe mit den in der vorhergehenden Mischna genannten Dingen, weil auch sie zumeist nicht gegessen werden und deshalb als etwas gemeinhin zum Essen nicht Geeignetes betrachtet werden, ein Opfer aber nur untauglich oder verworfen wird, wenn man die Absicht gehabt hat, etwas allgemein zum Essen Geeignetes ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes davon zu essen (Maim. הלכות פסולי המוקדשין XIV, 7). Da aber Fötus und Nachgeburt doch immerhin von manchen Menschen gegessen werden und deshalb nicht als überhaupt nicht zum Essen geeignet bezeichnet werden können, so macht man sich in dem Falle, wenn das Opfer aus irgend einem anderen Grunde פגול geworden ist, auch wenn man von Fötus oder Nachgeburt des Opfers etwas isst, dennoch der Ausrottungsstrafe schuldig; ebenso, wenn man Fötus oder Nachgeburt nach der dafür bestimmten Zeit (נותר), oder, während man selbst sich im Zustande der Unreinheit befindet, isst (Talmud 35 b; Maim. ebendort XVIII, 23).",
+ "drückt man Turteltauben. Turteltauben und junge Tauben sind die einzigen Vogelarten, die als Opfer dargebracht wurden. Hier werden nur Turteltauben genannt, weil von den anderen nur ganz junge geopfert werden durften, diese aber noch keine Eier haben.",
+ "drinnen [den Kopf] ab. die für das Vogelopfer vorgeschriebene Schlachtweise (Lev. 1, 15).",
+ "ihre Eier. die man in ihnen gefunden hat.",
+ "ausserhalb. des Ortes oder ausser der Zeit.",
+ "so macht man dadurch [das Opfer] nicht verworfen. weil die Eier nicht zu dem Opfertiere selbst gehören.",
+ "für Milch. die in der Euter gefundene.",
+ "das Übriggelassene und das Unreine stehende Strafe. Weil die Milch und die Eier gar nicht als zu dem Opfertiere gehörend gelten, wird weder das Opfer untauglich, wenn man die Absicht gehabt hat, von ihnen vorschriftswidrig etwas zu essen, noch macht man sich der Ausrottungsstrafe schuldig, wenn man, nachdem das Opfer in anderer Weise פגול geworden oder נותר geworden, oder, während man im Zustande der Unreinheit ist, davon isst."
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+ "Hat man es mit der Absicht geschlachtet. S. oben II Note 22.",
+ "das Blut oder die Opferstücke bis zum folgenden Tage liegen zu lassen. sie aber auch dann nicht zu sprengen bzw. zu opfern, denn hätte er die Absicht gehabt, sie dann zu sprengen bzw zu opfern, dann wäre es ja מחשבת חוץ לזמנו und deshalb פגול.",
+ "oder sie nach ausserhalb hinauszubringen. sie aber nicht ausserhalb zu sprengen bzw. zu opfern.",
+ "Jehuda es für untauglich. R. Jehuda ist der Ansicht, dass in allen Fällen, wo die Handlung selbst das Opfer untauglich machen würde, auch schon die Absicht das Opfer untauglich macht. Lässt man das Blut bis zum folgenden Tage stehen, so ist das Opfer untauglich, da das Blut dann nicht mehr gesprengt werden kann (s. oben II Note 31); lässt man die Opferstücke bis zum folgenden Tage liegen, so können wohl die Eigentümer durch das vorschriftsmässige Sprengen des Blutes gesühnt sein, aber die Opferstücke werden untauglich und können nicht mehr auf dem Altar verbrannt werden (s. oben II Note 32), und auch das Opferfleisch wird untauglich, weil, so lange die Opferstücke da sind, das Opferfleisch nicht zum Essen erlaubt wird, so lange die Opferstücke nicht zum Verbrennen auf den Altar gebracht sind, am folgenden Tage das Fleisch aber נותר wird. Trägt man das Blut aus der עזרה heraus, so wird dadurch das Opfer untauglich, auch wenn man es wieder hereingebracht und gesprengt hat (Maim. הלכות פסולי המוקדשין I, 35). Schwierig bleibt allerdings, warum R. Jehuda das Opfer auch dann für untauglich erklärt, wenn man die Absicht gehabt hat, die Opferstücke nach ausserhalb zu bringen, da, selbst wenn man sie nach ausserhalb gebracht hat, das Opfer dadurch noch nicht untauglich wird, (vgl. Tos. Sebachim 36a und Tos. Menachot 18a.",
+ "es. das Blut.",
+ "auf die Rampe oder nicht auf die Seite des Grundes. S. Abschnitt II Note 16.",
+ "das nach unten zu Sprengende nach oben oder das nach oben zu Sprengende nach unten. S. ebendort Note 17.",
+ "das drinnen zu Sprengende draussen oder das draussen zu Sprengende drinnen. S. ebendort Note 18 und 19. Wenn man beim Sprengen des Blutes einen der angeführten Verstösse gegen die Vorschrift sich zu Schulden kommen liesse, würde das Opfer dadurch nach Abschnitt II, 1 untauglich. Bei den weiter folgenden Verstössen, bis auf das לערב דמו בדם פסולין, wäre dies nicht der Fall, da würde das Opfer auch durch die tatsächliche Ausführung der Handlung nicht untauglich. Im Talmud (36a) werden die Gründe angegeben, warum R. Jehuda nicht gemäss seiner Note 42 ausgeführten Ansicht auch in denjenigen von den hier angeführten Fällen, wo durch die tatsächliche Ausführung der Handlung das Opfer untauglich würde, das Opfer für untauglich erklärt.",
+ "dass Unreine es. das Fleisch.",
+ "essen. was nach Lev. 7, 20 verboten ist.",
+ "dass Unreine es. die Opferstücke.",
+ "darbringen. was nach Lev. 22, 3 verboten ist.",
+ "dass Unbeschnittene es essen. Jebamot 70 a wird aus Lev. 22, 4 der Lehrsatz hergeleitet, dass ebenso wie der Unreine auch der Unbeschnittene nichts von dem Heiligen essen darf.",
+ "dass Unbeschnittene es darbringen. Dass ein Unbeschnittener keine Opferhandlung verrichten darf, beruht nach Sebachim 18b auf einer mündlichen sinaitischen Überlieferung, die auch durch Ezech. 44, 9 belegt wird.",
+ "Knochen zu zerbrechen. S. Exod. 12, 46.",
+ "oder halbroh. S. Exod. 12, 9.",
+ "das Blut mit dem Blut von untauglichen [Opfern] zu vermischen. so dass es dann nicht mehr an den Altar gesprengt werden kann (S. weiter Abschnitt VIII, 7)."
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+ "was auf den Aussenaltar gesprengt wird. Von einigen Opfern wurde das Blut auf den inneren, den sogenannten goldenen Altar gesprengt, von den anderen auf den äusseren, den Ganzopfer-Altar. Auch die Anzahl der Sprengungen war bei den verschiedenen Opfern verschieden, bei manchen waren 4 Sprengungen erforderlich, bei manchen 2, bei manchen nur eine. S. darüber Weiteres im Abschnitt V. Hier lehrt nun die Mischna, dass bei allen Opfern, deren Blut auf den äusseren Altar gesprengt wird, auch wenn bei ihnen mehrere Sprengungen vorgeschrieben sind, die Sühne dennoch schon als vollzogen gilt, wenn auch nur eine Sprengung ausgeführt worden ist.",
+ "wenn. Die Mischna in den Talmudausgaben liest: שנתן. Wenn שאם נתנן gelesen wird, ist eigentlich so zu übersetzen: Bei Allem, was auf den Aussenaltar gesprengt wird, wo, wenn man nur eine Sprengung gemacht hat, nach der Ansicht von Beth-Schammai die Sühne als vollzogen gilt u. s. w., gilt deshalb, wenn man die erste vorschriftsmässig u. s. w., die Sühne als vollzogen. Ebenso ist das שאם הסר in der folgenden Mischna zu erklären.",
+ "auch beim Sündopfer sühnt schon eine Sprengung. die Begründung s. Talmud 37b.",
+ "Ist deshalb die erste Sprengung. nach Beth-Schammai bei allen Opfern ausser beim Sündopfer, nach Beth-Hillel auch bei diesem.",
+ "so gilt es als Sühne. und das Opfer ist tauglich und nicht פגול, trotzdem die zweite Sprengung mit der Absicht auf ausser der Zeit gemacht worden ist, weil schon durch die erste Sprengung die Sühne vollzogen und das Opferfleisch zum Genuss erlaubt geworden ist; durch eine Sprengung kann aber ein Opfer nur dann פגול werden, wenn durch sie das Fleisch zum Genuss erlaubt gemacht wird (זריקה דלא שריא בשר באכילה לא מייתי לידי פגול). Vgl. Abschnitt II Note 21.",
+ "ist dagegen die erste Sprengung [mit der Absicht auf] ausser der Zeit gemacht worden und die zweite [selbst. Wenn die zweite Sprengung vorschriftsmässig gemacht worden ist, ist das Opfer selbstverständlich auch פגול, da es ja schon durch die erste Sprengung פגול geworden ist. Die Mischna nimmt nur deshalb den Fall an, wenn er die zweite Sprengung mit der Absicht auf ansserhalb des Ortes gemacht hat, um damit zu sagen, dass auch in diesem Falle durch die hinzugetretene andere vorschriftswidrige Absicht nicht etwa (wie in den Fällen Abschnitt II, 4) das Opfer aufhört, פגול zu sein, da hier die andere vorschriftswidrige Absicht erst nach erfolgter Sprengung des Blutes hinzugetreten ist.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. wenn man von dem Fleische isst."
+ ],
+ [
+ "was auf den Innenaltar gesprengt wird. das sind: der Stier und der Bock am Versöhnungstage und die Stiere und Böcke, die verbrannt werden, von deren Blut an den goldenen Altar im Innern des Heiligtums gesprengt wurde (vgl. weiter Abschnitt V, 1 u. 2).",
+ "so ist es untauglich. weil die Sühne nicht eintritt und die Sprengung nicht als vorschriftsmässig ausgeführt gilt, bis alle vorgeschriebenen Sprengungen gemacht worden sind.",
+ "die Ausrottungsstrafe tritt aber hierbei nicht ein. auch wenn die eine unvorschriftsmässig ausgeführte Sprengung eine Sprengung mit der Absicht auf ausser der Zeit war, weil hier nicht eine ganze das Opfer zum Genuss erlaubt machende Opferhandlung mit der vorschriftswidrigen Absicht ausgeführt worden ist, sondern nur ein Teil derselben; פגול mit der darauf stehenden Ausrottungsstrafe wird aber ein Opfer nur dann, wenn eine ganze Opferhandlung, durch die das Opfer zum Genuss erlaubt gemacht wird, mit der Absicht auf ausser der Zeit ausgeführt worden ist, nicht eine halbe (אין מפגלין בחצי מתיר). Nach einer anderen Auslegung (Talmud 41b) ist die Mischna so zu erklären: Wenn alle Sprengungen so, wie es, um פגול zu werden, nötig ist (כתיקנן לפגול), gemacht worden sind, nur eine nicht, sondern diese mit der Absicht חוץ למקומו oder שלא לשמו oder — was selbstverständlich ist — ohne jede Nebenabsicht, so ist das Opfer nur untauglich."
+ ],
+ [
+ "Für folgende Dinge. wenn man von einem פגול gewordenen Opfer eines von diesen Dingen isst.",
+ "nicht ein. da die Schriftstellen über פגול eigentlich nur vom Friedensopfer sprechen, und die Anwendbarkeit der פגיל-Vorschriften auch auf andere Opfer erst davon abgeleitet wird, so wird daraus geschlossen, dass die Strafe, die für das Essen von פגול gewordenem Fleisch angedroht wird, nur dann eintritt, wenn man etwas dem Fleisch von Friedensopfern Ähnliches isst: wie das Fleisch von Friedensopfern erst durch das Darbringen der Opferstücke auf dem Altar zum Essen erlaubt wird, so trifft die Strafe für das Essen von פגול überhaupt nur denjenigen, der von einem פגול gewordenen Opfer etwas isst, das erst durch ein Anderes für seine Bestimmung verwendbar wird, wie z. B. die Opferstücke, die erst nach der Sprengung des Blutes auf den Altar dargebracht werden dürfen, oder das Opferfleisch, das erst nach der Darbringung der Opferstücke auf dem Altar, genauer: nachdem der grössere Teil derselben vom Feuer angebrannt ist, gegessen werden darf, nicht aber z. B. das Blut, das nicht erst durch ein anderes verwendbar wird, vielmehr nur selbst Anderes verwendbar macht (Talmud).",
+ "das Komez. S. Lev. 2, 2. Das handvoll (קוטץ) Mehl, das von dem Mehlopfer abgehoben und auf dem Altar verbrannt wurde, entsprach dem an den Altar gesprengten Blut bei den Tieropfern; es war wie das Blut das מתיר, d. h. derjenige Teil, durch dessen Darbringung erst das Übrige zum Genuss erlaubt wurde. Den Einwand Raschis (Menachoth 14 a s. v. הקומץ והלבונה), dass ja für das קומץ auch ohnedies schon aus dem Grunde die Ausrottungsstrafe nicht eintreten kann, weil diese nur dann eintritt, wenn das מתיר vorschriftsmässig dargebracht ist — das קומץ ist aber für sich selbst das מתיר, hat er also das קומץ gegessen, so ist ja das מתיר nicht vorschriftsmässig dargebracht — widerlegen Tosafot (Sebachim 43a) durch den Meïla II, 9 angeführten Grundsatz, dass dieselbe Wirkung, welche das Darbringen des מתיר für das durch es verwendbar Werdende hat, bei den Dingen, die nicht erst durch ein Anderes verwendbar gemacht werden, durch das Hineintun in das כלי שרת erfolgt.",
+ "der Weihrauch. Der gesamte Weihrauch wurde mit dem קומץ zusammen auf dem Altar dargebracht, war also wie dieses nur ein מתיר. Allerdings ging dem Darbringen des Weihrauchs das Abheben des קומץ voran, da der Weihrauch nicht dargebracht werden durfte, bevor das קומץ abgehoben war. Dieses Abheben des קומץ kann aber dennoch nicht als מתיר für das Darbringen des Weihrauchs betrachtet werden, weil nur eine Opferhandlung an dem Altar, wie das Sprengen und Darbringen auf demselben, als ein מתיר gilt (Tosafot 43 a).",
+ "das Räucherwerk. Die Spezereien, die täglich auf dem Innenaltar als Räucherwerk dargebracht wurden (Exod. 30, 7, 8).",
+ "das Mehlopfer der Priester. Nach Lev. 6, 16 wurden alle von einem Priester dargebrachten Mehlopfer ganz auf dem Altar dargebracht und wurde nichts davon gegessen, deshalb wurde auch kein קומץ davon genommen, sondern das ganze Mehlopfer trat hier an die Stelle des קומץ, es hatte also, wie dieses bei den sonstigen Mehlopfern, keinen מתיר. Raschi liest in der Mischna מנחת נדבת כהנים, das freiwillige Mehlopfer der Priester, weil nach Menachot VI, 1 bei dem als Sündopfer von einem Priester dargebrachten Mehlopfer nach der Ansicht des R. Simon ein קומץ abgehoben und gesondert auf dem Altar dargebracht wurde, hier aber diese abweichende Ansicht des R. Simon nicht erwähnt wird.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. Der Hohepriester — an der betreffenden Stelle (Lev. 6, 15) wird er der Priester, der an seiner (Ahrons) Stelle von seinen Söhnen gesalbt wird, genannt — hatte täglich ein Mehlopfer die Hälfte morgens und die Hälfte abends darzubringen, von dem ebenfalls kein קומץ abgehoben, sondern das ganz auf dem Altar dargebracht wurde.",
+ "(das mit einem Giessopfer verbundene Mehlopfer. Zu den meisten Tieropfern wurden auch Mehl- und Weinopfer (מנחה ונסך als Zugabe) dargebracht (s. Menach. IX,6), diese Mehlopfer werden zum Unterschiede von den Mehlopfern, mit denen ein Weinopfer nicht verbunden war, מנחות נסכים genannt, meistens aber der Kürze wegen zugleich mit dem Weinopfer unter dem Namen נסכים zusammengefasst. Da betreff der נסכים eine Controverse zwischen R. Meïr und den anderen Weisen unmittelbar folgt, streicht Raschi die Worte: ומנחת נסכים, welche auch der Mischnatext in den Talmudausgaben nicht hat. Siehe auch die folgende Note.",
+ "die für sich allein dargebracht werden. Unter נסכים sind, wie in der vorhergehenden Note ausgeführt, מנחות נסכים zu verstehen. Solche kann man jeder Zeit als freiwillige Opfer für sich allein darbringen, man kann auch die zu einem Tieropfer gehörenden Mehl- und Weinopfer an einem anderen Tage für sich allein darbringen; in beiden Fällen haben das Mehl- und Weinopfer keinen מתיר, da von solchen Mehlopfern kein קומץ abgehoben wurde, sondern dieselben ganz auf dem Altar verbrannt wurden. Werden das Mehl- und Weinopfer dagegen mit dem Tieropfer zusammen dargebracht, so ist nach Ansicht des R. Meïr das Blut des Tieropfers auch das מתיר mit für sie, wie für das Tieropfer. Wenn die Lesart in unserer Mischna ומנחת נסכים aufrecht erhalten werden soll, liesse sie sich so erklären, dass damit solche Mehlopfer gemeint sind, die als freiwillige Opfer ohne Tieropfer dargebracht werden, da wäre deshalb der beschränkende Zusatz des R. Meïr הבאים בפני עצמן überflüssig, und mit den nachher genannten נסכים solche Mehl- und Weinopfer, die zu einem Tieropfer gehörend an einem anderen Tage für sich dargebracht werden (Tosafot 43a).",
+ "auch die mit einem Opfertiere zusammen dargebrachten. Das Blut ist nicht, wie R. Meïr meint, als מתיר für die נסכים zu betrachten, da man, wenn man will, dieselben ja gar nicht mit dem Tieropfer zusammen, sondern auch für sich an einem anderen Tage darbringen kann.",
+ "Für das Log Öl des Aussätzigen. S. Lev. 14, 10. Nachdem mit einem Teile des Öls die vorgeschriebenen Sprengungen und Bestreichungen des Aussätzigen gemacht worden waren, gehörte der Rest des Öls den Priestern (s. Abschnitt X, 8). Auch hierbei begegnen wir der gleichen Controverse zwischen R. Simon und R. Meïr wie bei den נסכים zwischen den übrigen Weisen und R. Meïr. Die Mischna behandelt dennoch beide getrennt, vielleicht aus dem Grunde, weil die נסכים ganz auf dem Altar verbrannt wurden, während von dem לוג שמן של מצורע der Rest von den Priesters verzehrt wurde (Tos. Jomtob z. St., siehe auch die folgende Note).",
+ "tritt die auf Verworfenes stehende Strafe nicht ein. weil auch dieses Log Öl nicht mit dem Tieropfer zusammen, sondern auch an irgend einem nachfolgenden Tage dargebracht werden kann, also kein מתיר hat (s. Note 20). Auch der Rest des Öls, der den Priestern gehört, wird nicht פגול, selbst wenn man die vorausgegangenen Sprengungen in der Absicht auf ausser der Zeit gemacht hat (Talmud 44b).",
+ "sie tritt dafür ein. wenn das Öl an demselben Tage mit dem Schuldopfer zusammen dargebracht worden ist; im anderen Falle ist es auch nach R. Meïr nicht פגול, wie bei den נסכים הבאים בפני עצמן.",
+ "da es erst durch das Blut des Schuldopfers verwendbar wird. Ist deshalb das Schuldopfer פגול geworden, so steht auf den Genuss des Öls die Ausrottungsstrafe."
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+ "Beim Ganzopfer. Das Ganzopfer wurde ganz auf dem Altar verbrannt (Lev. 1, 9), nur die Haut gehörte den Priestern (Lev. 7, 8).",
+ "macht das Blut. das Sprengen desselben an den Altar.",
+ "das Fleisch für den Altar verwendbar. denn bei der Vorschrift für das Ganzopfer (Lev. 1, 3—9) heisst es zuerst „sie sollen das Blut sprengen“ und dann erst „sie sollen die Stücke auf den Altar legen“.",
+ "und die Haut für die Priester. weil es (Lev. 7, 8) heisst: die Haut des Ganzopfers, „das er dargebracht hat“, soll dem Priester gehören. Ebenso wird auch bei den Opfern, von denen das Fleisch von den Priestern oder den Eigentümern gegessen wird, dieses erst durch die Sprengung des Blutes zum Essen gestattet. Die Strafbarkeit, etwas von dem Opferfleisch zu essen, bevor das Blut gesprengt worden ist, wird (Makkot 17a) aus Deut. 12, 17 begründet.",
+ "beim Vogel-Ganzopfer. Lev. 1, 14—17; ein Vogel-Ganzopfer oder Sündopfer, d. h. von Turteltauben oder jungen Tauben, die allein von den Vögeln dargebracht werden durften, waren insbesondere für den Fall vorgeschrieben, wo das Vermögen des Darbringenden nicht für ein anderes Tieropfer ausreichte, ausserdem auch direkt für einzelne Fälle, wie für den Nasir, die Wöchnerin u. a.; ein Vogel-Ganzopfer konnte auch als freiwilliges Opfer dargebracht werden.",
+ "beim Vogel-Sündopfer. von diesem wurde nichts auf dem Altar verbrannt, sondern das gesamte Fleisch wurde von den Priestern verzehrt, trotzdem das Opfer nicht geschlachtet, sondern ihm nach der Vorschrift der Kopf nur abgedrückt wurde; es wird dies (Talmud 44b) aus dem ולכל חטאתם (Num. 18, 9) geschlossen.",
+ "die verbrannt werden. deren Fleisch nicht auf dem Altar und nicht von den Priestern verzehrt wurde; es wurden nur die Opferteile auf dem äusseren Altar dargebracht, alles Übrige sodann ausserhalb Jerusalems auf einem dazu bestimmten Platz verbrannt. Solcher פרים הנשרפים gab es drei: 1) Der Stier, welchen der Hohepriester zu bringen hatte, wenn er auf Grund einer selbstgeschöpften irrigen Ansicht ein Vergehen begangen hatte, auf welches die Ausrottungsstrafe steht (Lev. 4, 1—12); dieses Opfer wurde auch פר כהן המשיח genannt. 2) Der Stier, welchen die ganze Gemeinde zu bringen hatte, wenn sie auf Grund einer selbstgeschöpften irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofes ein solches Vergehen begangen hatte (Lev. 4, 13—21). Nach Maim. הלכות שגגות XII, 1 musste dieses Opfer nur gebracht werden, wenn die Mehrzahl der Israeliten oder die Mehrzahl der Stämme gesündigt hatte, und hatten dann jeder Stamm einen Stier, also die 12 Stämme 12 Stiere zu bringen; dieses Opfer wurde פר העלם דבר של צבור genannt. 3) Der Stier, welchen der Hohepriester am Versöhnungstage als Sühne für sich und für sein Haus darbrachte, und der פר יום הכפורים genannt wird (Lev. 16).",
+ "die verbrannt werden. solcher gab es nur 2 Arten: 1) der Bock, welchen der Hohepriester am Versöhnungstage als Sühne für die Gemeinde darbrachte (Lev. 16) שעיר יום הכפורים genannt, und 2) der Bock, welchen die ganze Gemeinde als Sündopfer neben dem Stier zum Ganzopfer darzubringen hatte, wenn sie auf Grund einer irrigen Entscheidung des obersten Gerichtshofes gegen ein עבודה זרה-Verbot sich vergangen hatte (Num. 15, 24), auch in diesem Falle nur, wenn die Mehrzahl der Israeliten oder die Mehrzahl der Stämme sich vergangen hatte, und auch hier jeder Stamm dann einen Bock, also die 12 Stämme 12 Böcke, שעיר עבודה זרה genannt.",
+ "macht das Blut. das bei diesen Opfern im Innern des Heiligtums gesprengt wurde.",
+ "die Opferstücke. die auf dem äusseren Altar dargebracht wurden.",
+ "zum Darbringen verwendbar. die Opferteile haben in dem Blut ihren מתיר, deshalb macht man sich nach dem am Schluss der vorhergehenden Mischna ausgesprochenen Grundsatz der Ausrottungstrafe schuldig, wenn man von ihnen isst, nachdem das Opfer פגול geworden ist (abgesehen davon, dass es ja ohnedies strafbar ist, von den Opferteilen zu essen, die zum Verbrennen auf dem Altar bestimmt sind). Dagegen macht man sich nicht der Ausrottungsstrafe schuldig, wenn man von dem Fleisch dieser Opfer, das zum Verbrennen bestimmt ist, geniesst, weil dieses Verbrennen nicht von der Sprengung des Blutes abhängig ist, es also keinen מתיר hat.",
+ "tritt die auf das Verworfene stehende Strafe nicht ein. Weil die auf das Essen von פגול gewordenem Fleisch stehende Ausrottungsstrafe in der Schrift nur bei dem Fleisch von Friedensopfern ausgesprochen ist, tritt sie nach Ansicht des R. Simon nur bei solchen Opfern ein, deren Blut ebenso, wie das von den Friedensopfern, an den äusseren Altar gesprengt wird. Dagegen sind auch nach Ansicht des R. Simon auch diese Opfer untauglich (פסול), wenn man die Absicht gehabt hat, von ihren Opferteilen ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes etwas zu essen, was nach R. Simon durch eine Schlussfolgerung vom Leichteren auf das Schwerere (קל וחומר) daraus zu schliessen ist, dass ja diese Opfer als Sündopfer schon untauglich werden, wenn man sie unter einem anderen Namen (שלא לשמן) geschlachtet hat (Talmud 14a)."
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+ [
+ "Bei Opfern von Heiden. Auch Heiden durften im Tempel Opfer darbringen, wie (Menachot 73b) aus dem doppelten איש איש (Lev. 22, 18) geschlossen wird.",
+ "Übriggelassenes und Unreinheit stehende Strafe nicht ein. Bei dem mit Ausrottungsstrafe bedrohten Verbot, in Unreinheit von dem Heiligen zu essen, heisst es (Lev. 22, 1): מקדשי בני ישראל- אשר הם מקדישים לי von den Heiligtümern der Kinder Israel, damit sind die Opfer von Heiden ausgeschlossen. Dass dasselbe auch vom Verworfenen und Übriggelassenen gilt, wird (Temura 3a) durch Wort-Analogie (גזרה שוה) aus dem bei der Unreinheit Ausgesprochenen geschlossen.",
+ "ist straffrei. Eine Begründung wird im Talmud nicht angegeben; Tosfot Jomtob z. St. vermutet, dass es daraus geschlossen wird, weil es (Lev. 17, 5) heisst: damit die Kinder Israel ihre Opfer, welche sie opfern u. s. w., d. h. nur die Opfer von Israeliten, aber nicht die von Heiden dargebrachten.",
+ "dies die Worte R. Meïrs. Es ist nicht klar, ob sich das nur auf den letzten Satz oder auch auf das Vorhergehende bezieht, und auch dieses nur die Ansicht R. Meïr’s wiedergibt. Die Mischna in den Talmudausgaben und die Tosefta haben statt R. Meïr: R. Simon.",
+ "er ist schuldig. Auch hier ist es zweifelhaft, ob die abweichende Ansicht R. Jose’s sich nur gegen den letzten Ausspruch richtet oder auch gegen das Vorhergehende. Der Talmud (45a) zitiert eine Baraita, wonach nach Ansicht R. Jose’s bei Opfern von Heiden auch die auf Verworfenes, Übriggelassenes und Unreinheit stehende Strafe eintritt.",
+ "bei denen die auf Verworfenes stehende Strafe nicht eintritt. das sind die in Mischna 3 aufgeführten, für welche die פגול-Vorschriften nicht gelten, weil sie keinen מתיר haben.",
+ "tritt doch die auf Übriggelassenes. wenn man sie über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen gelassen und dann davon gegessen hat.",
+ "und auf Unreinheit. wenn man im Zustande der Unreinheit sich befindend von ihnen gegessen hat. Es wird dies damit begründet, dass es bei dem Verbot, von dem Heiligen in Unreinheit des Körpers zu geniessen (Lev. 22, 2), heisst: אשר הם מקדישים לי ,מקדשי—בני ישראל von den Heiligtümern der Kinder Israel „was immer sie mir heiligen“, damit seien auch die Dinge, die keinen מתיר haben und deshalb nicht פגול werden können, in das Verbot mit einbegriffen. Aus dem Ausdruck יחללו ולא, den die Schrift hier anwendet und der auch bei dem Verbot, von dem Übriggelassenen zu geniessen, gebraucht wird (Lev. 19, 8), wird geschlossen, dass diese Ausdehnung der Warnung וינזרו „sie sollen sich enthalten“ auf die Dinge, die keinen מתיר haben, auf das Übriggelassene sich ebenfalls erstreckt (Talmud).",
+ "ausser beim Blut. wenn man Blut von einem Opfer nach der für den Genuss des Opferfleisches festgesetzten Zeit oder, während man sich im Zustande der Unreinheit befindet, geniesst, so ist man zwar für den Blutgenuss strafbar, nicht aber für Übertretung der Verbote, Heiliges nach der dafür vorgeschriebenen Zeit oder im Zustande der Unreinheit sich befindend zu geniessen. Es wird dieses aus den bei dem Blutverbot gebrauchten einschränkenden Ausdrücken (Lev. 17, 11) geschlossen.",
+ "Simon sagt. Raschi z. St. bringt eine alte Lesart: נומי ר׳ שמעון, statt אמר ר׳ שמעון, ebenso die Gemara (46 b). Über נימי s. Jebamot XVI Note 47 a.",
+ "die gegessen zu werden pflegen. wie die in Mischna 3 genannten Mehlopfer und Giessopfer.",
+ "aber (Dinge wie. Das Wort כגון fehlt in dem Mischnatext in den Talmudausgaben, es erscheint auch überflüssig, da ausser den genannten 3 Dingen nichts ganz Ungeniessbares auf den Altar gebracht wurde.",
+ "das Holz. Auch das Holz, das zum Verbrennen der Opferstücke auf dem Altar gebraucht wurde, galt als Opfergabe und, sobald es hierzu geweiht worden war, als heilig, wie auch Neh. 10, 35 von dem קרבן העצים, dem Opfer an Holz, gesprochen wird.",
+ "bei ihnen tritt die auf Unreinheit. Nach der Erläuterung im Talmud (46 b) ist hier mit dem Ausdruck משום טומאה sowohl das Verbot, in Unreinheit des Körpers (טומאת הגוף) Heiliges zu essen oder darzubringen, als auch das Verbot, Heiliges, das unrein geworden ist (טומאת הבשר), selbst in Reinheit des Körpers zu essen oder darzubringen. R. Simon ist der Ansicht, dass man in beiden Fällen, im Falle der Unreinheit des Körpers wie im Falle der Unreinheit der Opfergabe, sich keiner Strafe schuldig macht, wenn man Weihrauch oder Räucherwerk geniesst oder darbringt oder Holz darbringt, weil diese Verbote sich nur auf solche Dinge beziehen, die man auch sonst gewöhnlich zu essen pflegt, während die anderen Weisen einen solchen Unterschied nicht anerkennen, sondern der Ansicht sind, dass beide Verbote, das von טומאת הגוף wie das von טומאת הבשר, sich auf Alles erstrecken, was auf dem Altar dargebracht wurde. Begründet wird diese Ansicht mit der Wiederholung des Wortes והבשר bei der Vorschrift über טומאת הבשר (Lev. 7, 19), wodurch auch das nicht wie das Fleisch Geniessbare in das Verbot mit einbezogen wird, und wie das für טומאת הבשר gilt, so umsomehr für das noch strengere Verbot von טומאת הגוף. Nach Maimonides (הלכות פסולי המוקדשין XVIII, 24) gilt der Ausspruch des R. Simon nicht nur für das Verbot der Unreinheit, sondern auch für das vorher von der Mischna in Zusammenhang mit dem Unreinen genannte Übriggelassene, und wäre also zu dem משום טומאה in den Worten des R. Simon ומשום נותר zu ergänzen."
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+ [
+ "Mit dem Gedanken. s. I Note 35.",
+ "an sechs Dinge muss das Opfer geschlachtet. Nach Tosafot (Sebachim 2a) gilt dasselbe wie für das Schlachten auch für das Auffangen, Hintragen und Sprengen des Bluts (s. II Note 22), wie auch für das Verbrennen der Opferstücke auf dem Altar — letzteres mit der Beschränkung, dass hierbei das לשם זובח nicht mehr nötig ist, weil durch die Sprengung des Bluts an den Altar die Eigentümer bereits gesühnt sind (s. II Note 20). Maimon. (הלכות מעשה הקרבנות IV, 11) scheint nicht dieser Ansicht zu sein, sondern, dass die Mischna hier nur vom Schlachten, nicht aber von den anderen Opferhandlungen spricht.",
+ "mit dem Gedanken. Der das Opfer Schlachtende muss beim Schlachten diese Absichten haben. Nach Maimon. im פירוש המשניות spricht die Mischna hier nicht vom Schlachtenden, sondern von dem Eigentümer, dem Darbringer des Opfers; dieser muss nach der Ansicht dieses ersten Tanna beim Schlachten des Opfers seine Absicht auf diese 6 Dinge gerichtet haben, s. weiter die Noten 59, 62 u. 63.",
+ "an das Opfer. was für ein Opfer es ist. dass es nicht שלא לשמו geschlachtet wird (s. I, 1).",
+ "an den Opfernden. den Eigentümer, der das Opfer darbringt.",
+ "an das Altarfeuer. dass es in hellem Feuer als אשה, Feueropfer, verbrannt, nicht aber auf glühenden Kohlen nur gebraten wird.",
+ "an den Geruch. Es soll beim Verbrennen seinen Geruch aufsteigen lassen, nicht aber vorher gebraten und dann erst auf dem Altar verbrannt werden, weil es dann nicht mehr den Geruch wie rohes Fleisch beim Braten im Feuer entwickelt.",
+ "und an das Wohlgefallen. dass es zum Wohlgefallen Gottes dargebracht wird, wie es bei den Opfern stets heisst: אשה ריח ניחוח לה.",
+ "und das Sünd- und das Schuldopfer auch mit dem Gedanken an die Sünde. für welche das Opfer dargebracht wird.",
+ "Jose. Auch nach Ansicht des ersten Tanna ist das Opfer nicht untauglich, wenn man eine von den angeführten Absichten nicht ausgesprochen hat, vorschriftsmässig aber sollen sie ausgesprochen werden; dagegen wendet sich R. Jose. Nach Maimon. stellt R. Jose im Gegensatz zu dem ersten Tanna erst den Grundsatz auf, dass nur die Absicht des die Opferhandlung Vollziehenden in Betracht kommt, nicht die des Eigentümers des Opfers (s. Note 52).",
+ "Auch wenn man. d. h. der Eigentümer des Opfers.",
+ "nicht an eines von allem Diesem gedacht. durch Aussprechen zu erkennen gegeben hat, dass man diese Absicht gehabt hat (Note 50).",
+ "das beruht auf einer Anordnung des Gerichtshofes. Die Weisen haben angeordnet, dass man die Opferhandlungen lieber stillschweigend ausführen soll, weil sie befürchtet haben, wenn jedes Mal die Bestimmung des Opfers erst ausdrücklich ausgesprochen werden sollte, könnte gerade dadurch leicht irrtümlich eine unrichtige Bestimmung ausgesprochen werden (Talmud 2 b). Nach Maimon. bestand die Anordnung der Weisen darin, dass nur die Absicht des die Opferhandlung Vollziehenden in Betracht kommen sollte, nicht die des Eigentümers des Opfers, was allerdings mit Talmud 2 b schwer zu vereinbaren ist. (Über תנאי s. Ketubot IV Note 63).",
+ "denn. Nach Maimon.: dass es sich nur u. s. w. Nach der ersteren Erklärung geben die folgenden Worte entweder den Grund für die angeführte Anordnung der Weisen an: weil Alles nur von der Absicht des die Opferhandluug Ausführenden abhängt, deshalb haben die Weisen, um eine unrichtige Bestimmungsangabe zu verhüten, es so angeordnet (so Raschi und Bartenora), oder es steht hier שאין in der Bedeutung von ואין, wie Beza II, 2 שאפר כירה nach der gewöhnlichen Erklärung für ואפר כירה steht (so תפארת ישראל). Vielleicht ist dieser letzte Satz als Begründung für die ganze Mischna aufzufassen: Deshalb soll nach Ansicht des ersten Tanna, oder sollte eigentlich nach Ansicht des R. Jose, das Opfer mit der Absicht auf diese 6 Dinge geschlachtet werden, weil es unabhängig von den Absichten, welche der Eigentümer des Opfers hat, nur auf die Absicht des die Opferhandlung Vollziehenden ankommt."
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+ "Welches ist der Ort für die Opfer. wo hat bei den verschiedenen Opfern das Schlachten, das Auffangen und das Sprengen des Bluts zu geschehen? Im Anschluss daran wird bei jedem Opfer auch angegeben, wo und in welcher Zeit und von wem das Fleisch gegessen werden darf.",
+ "Hochheiliges. Die einzelnen als קדשי קדשים geltenden Opfer werden im Folgenden aufgeführt und bei einem jeden die betreffenden Bestimmungen angegeben. Hier wird nur zunächst als das Allen Gemeinsame vorausgeschickt, dass sie im Gegensatz zu den קדשים קלים nur auf der Nordseite geschlachtet werden dürfen. Ebenso wie das Schlachten hat auch das Auffangen des Blutes bei allen hochheiligen Opfern auf der Nordseite zu geschehen. Gleichwohl wird diese Bestimmung nicht wie die das Schlachten betreffende als eine allen קדשי קדשים gemeinsame vorausgeschickt, weil das Auffangen des Blutes nicht bei allen Opfern gleichmässig ausgeführt wurde. Während bei den übrigen Opfern das Blut nur von einem Priester in einem Dienstgefäss aufgefangen wurde, musste bei dem Schuldopfer, das der Aussätzige an seinem Reinigungstage darbrachte (Lev. 14,10—20), ausserdem noch ein zweiter Priester von dem Blut mit der Hand auffangen, um damit auf den Aussätzigen selbst zu sprengen; es würde deshalb das וקבול דמן „בכלי שרת״ בצפון hier als für alle קדשי קדשים in gleicher Weise geltend nicht ganz genau sein. In Mischna 5, wo die Bestimmungen für die Schuldopfer angegeben werden, folgt allerdings auf das שחיטתן בצפון auch der Satz וקבול דמן בכלי שרת בצפון, trotzdem unter den Schuldopfern auch das Schuldopfer des Aussätzigen mit aufgeführt wird und die für dieses geltende Vorschrift damit nicht ganz genau wiedergegeben wird, weil doch immerhin auch für dieses Schuldopfer die Bestimmung zutrifft, dass das für die Sprengungen auf den Altar bestimmte Blut in einem Dienstgefässe auf der Nordseite aufgefangen werden muss (Talmud 47 b).",
+ "wird auf der Nordseite. S. Lev. 1, 11; 6, 18; 7, 2. Der Altar stand ganz oder doch mit seinem bei weitem grössten Teile innerhalb der südlichen Hälfte der עזרה. Unter der Nordseite, wo das Hochheilige geschlachtet werden musste, ist der ganze Raum von der Nordwand des Altars bis zur Nordwand der עזרה und der in der gleichen Breite liegende Raum der עזרה — einschliesslich der עזרת ישראל — vor und hinter dem Altar zu verstehen (Maimon.)",
+ "der Stier. welchen der Hohepriester am Versöhnungstage als Sündopfer für sich darbrachte (Lev. 16, 6).",
+ "und der Bock. welchen er als Sündopfer für das Volk darbrachte (Lev. 16, 15).",
+ "ihr Blut wird in einem Dienstgefässe. Daraus, dass dieser Zusatz beim Schlachten fehlt, scheint hervorzugehen, dass zum Schlachten kein כלי שרת nötig ist, sondern dazu auch ein gewöhnliches Messer verwendet werden kann. Die Bestimmung (Sebachim 67 b), dass auch das Schlachten nur vermittels eines כלי geschehen darf, wäre danach dahin zu verstehen, dass der Gegenstand, womit geschlachtet wird, wohl ein כלי sein muss (vgl. Chullin 3 a), nicht aber gerade ein für den Opferdienst geweihtes Gerät. Nach einer anderen Ansicht darf auch zum Schlachten ebenso wie zu den anderen Opferhandlungen nur ein Dienstgerät verwendet werden (Tosafot Sebach. 47 a). Maimon. (הלכות מעשה הקרבנות IV, 7) entscheidet, dass von vorneherein auch zum Schlachten nur ein Dienstgerät verwendet werden darf, dass aber das Opfer nicht untauglich wird, selbst wenn man es mit einem Gegenstand, der gar kein Gerät ist, geschlachtet hat.",
+ "auf der Nordseite aufgefangen. da für das Schlachten die Nordseite vorgeschrieben ist und das Auffangen des Blutes unmittelbar nach dem Schlachten zu geschehen hat.",
+ "von dem Blut hat man. טעון Part. Pass. von טען = beladen, verpflichten; das Blut ist verpflichtet gesprengt zu werden, d. h. es muss gesprengt werden.",
+ "auf [den Raum] zwischen den Stangen. der Bundeslade; wie die Sprengungen dort ausgeführt werden, siehe Joma V, 3 u. 4.",
+ "und auf den Vorhang. der das Allerheiligste vom Heiligen trennte; s. Joma V, 4.",
+ "und auf den goldenen Altar. das ist der Innenaltar, der im Hechal stand, auch מזבח הקטרת Räucheraltar genannt; über die auf denselben auszuführenden Sprengungen s. Joma V, 5 u. 6.",
+ "die Unterlassung einer dieser Sprengungen hindert. die Sühne.",
+ "den Rest. שירי statt שארי, Mehrzahl von שאר, die Reste, ebenso Aboth I, 2.",
+ "des Blutes goss man an den Grund. s. oben II Note 16; von dem Grund floss es in den Wassergraben, der die Opferhalle durchschnitt und es in den Bach Kidron leitete.",
+ "auf der Westseite. s. Lev. 4, 7. Die dort gegebene Vorschrift, den Rest des Blutes an den Grund des Ganzopferaltars, der am Eingange des Stiftzeltes ist, zu giessen, gilt für alle Opfer, deren Blut an den Innenaltar gesprengt wird. Das אשר פתח אהל מועד bezieht sich nicht auf den Altar, sondern auf יסוד, das Blut soll an den Grund gegossen werden, der am Eingange des Stiftzeltes ist; die dem Eingange des Stiftzeltes zugekehrte Seite des Grundes ist aber die westliche.",
+ "so hindert das nicht. Mit der Sprengung des Blutes ist die Sühne vollzogen; das Ausgiessen des übrigen Blutes ist Vorschrift, aber die Sühne hängt nicht mehr davon ab, und auch wenn es unterblieben ist, ist das Opfer gültig, und braucht kein anderes dafür dargebracht zu werden."
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+ "die verbrannt werden. das sind die Abschn. IV Note 31 unter 1 und 2 genannten.",
+ "die verbrannt werden. S. Abschn. IV Note 32. Hier ist nur der dort unter 2 genannte שעיר עבודה זרה gemeint, da die Vorschriften für den שעיר יום הכפורים schon in Mischna 1 gegeben sind. Die Mehrzahl ist hier trotzdem am Platze, da, wie dort ausgeführt, jeder Stamm einen Bock zu bringen hatte, es also immer eine Mehrzahl von Böcken waren.",
+ "von dem Blut hat man auf den Vorhang und auf den goldenen Altar zu sprengen. in derselben Weise, wie oben bei den Opfern des Versöhnungstages; nur die Sprengungen im Allerheiligsten zwischen den Stangen unterbleiben bei diesen Opfern.",
+ "so hindert das nicht. Mit der Sprengung des Blutes ist die Sühne vollzogen; das Ausgiessen des übrigen Blutes ist Vorschrift, aber die Sühne hängt nicht mehr davon ab, und auch wenn es unterblieben ist, ist das Opfer gültig, und braucht kein anderes dafür dargebracht zu werden.",
+ "diese sowohl wie jene. die in der vorhergehenden wie die in dieser Mischna genannten.",
+ "werden auf dem Aschenplatz. ein Platz ausserhalb Jerusalems, wohin die vom Altar hinweggeräumte Asche geschüttet wurde (s. Lev. 6, 4).",
+ "verbrannt. nach Darbringung der Opferteile auf dem Altar wurde alles Übrige auf dem בית הדשן oder שפך הדשן = Aschenschutt genannten Platze verbrannt (Lev. 4, 12)."
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+ [
+ "Die Sündopfer. Die in Mischna 1 und 2 besprochenen Opfer sind חטאות פנימיות, Sündopfer, deren Blut im Innern des Heiligtums und an den Innenaltar gesprengt wurde. In dieser Mischna folgen nun die Vorschriften für die חטאות חיצוניות , Sündopfer, deren Blut an den Aussenaltar gesprengt wurde.",
+ "die Böcke an Neumonden. Num. 28, 15.",
+ "und an Festtagen. Num. 28 und 29.",
+ "mit ihrem Blut hat man vier Sprengungen. eigentlich: vier Gaben; das Blut wurde nämlich nicht gesprengt, sondern mit dem Finger an den Altar gestrichen. Es kommen beim Opferblut in der Schrift die 4 Ausdrücke: נתן ,זרק ,הזח und שפך vor. הזח heisst mit dem Finger sprengen, זרק mit dem Sprengbecken (מזרק) ansprengen, נתן mit dem Finger das Blut an den Altar streichen, שפך ansgiessen. An die Hörner des Altars wurde das Blut mit dem Finger gestrichen, daher wird hierbei immer der Ausdruck נתן gebraucht, und davon abgeleitet in der Mischna das Wort מתן. Letzteres wird dann auch allgemein für Sprengung überhaupt gebraucht, ebenso wie in Mischna 1 u. 2 der Ausdruck הזיה nicht ganz genau ist, da es wohl auf die Sprengungen בין הבדים und על הפרוכת passt, dagegen auf die Hörner des מזבח הזהב das Blut nicht gesprengt, sondern gestrichen wurde.",
+ "an die vier Altarhörner. des Aussenaltars. Auf der Oberfläche des Altars erhoben sich auf den vier Winkeln vier würfelförmige Erhöhungen, je eine Elle lang, eine Elle breit und eine Elle hoch, diese werden קרנות genannt",
+ "man geht die Rampe. s. oben II Note 15.",
+ "hinauf und wendet sich nach dem Rundgang. s. II Note 16. סובב wird der zweite auf dem יסוד sich erhebende Absatz des Altars genannt. Auf diesen muss der Priester treten und um den Altar herumgehen, wenn er das Blut an die קרנות streichen will, da er unten stehend nicht heranreichen würde. Übrigens braucht das Blut nicht an die Hörner selbst gestrichen zu werden, sondern es genügt, wenn es an die Seitenwinkel des Altars unterhalb der Hörner gestrichen wird, wenn es nur oberhalb des roten Streifens ist. Auch wenn man es nicht genau da, wo die beiden Seiten zusammenstossen, sondern bis zu einer Elle nach der einen oder nach der anderen Seite hin an den Altar gestrichen hat, gilt es als der Vorschrift genügt, da ja die Hörner auf der Oberfläche sich eine Elle nach beiden Seiten hinziehen (Maim. הלכות מעשה הקרבנות V, 7).",
+ "und geht nach dem südöstlichen. Die Rampe befand sich auf der Südseite des Altars und führte von Osten nach Westen. Wenn der Priester daher von der Rampe auf den Rundgang trat und sich, wie es für alle Wendungen Vorschrift war, nach rechts wandte, so kam er zuerst an die südöstliche Ecke des Altars.",
+ "dann nach dem nordwestlichen und dann nach dem südwestlichen. An jeder Ecke tauchte er den Finger von Neuem in das Gefäss und strich das Blut von dem Finger an den Altar.",
+ "den Rest des Blutes goss man an den Grund an der Südseite. Bei den חטאות פנימיות wurde der Rest des Blutes an den Grund auf der Westseite ausgegossen (s. oben Note 15), das ist die Seite, auf welche der Priester beim Heraustreten aus dem Hechal zuerst stiess. Daraus wird die Vorschrift hergeleitet, dass bei den חטאות חיצוניות der Priester den Rest des Blutes ebenfalls an die Seite des Grundes auszugiessen hat, auf welche er beim Heruntertreten vom Altar auf die Rampe zuerst stiess, das ist, da die Rampe auf der Südseite war, die Südseite des Grundes. Diese Vorschrift über das Ausgiessen des Restes des Blutes gilt für alle Opfer, deren Blut an den äusseren Altar gesprengt wird, wenn sie auch nur hier bei den von den bezüglichen Opfern zuerst genannten Sündopfern steht und bei den folgenden Opfern nicht mehr jedes Mal wiederholt wird.",
+ "essen dürfen davon innerhalb der Umhänge. s. Lev. 6, 19. Den Umhängen, welche den Vorhof der Stiftshütte umgrenzten, entsprach beim Tempel die Mauer, welche die עזרה, den Raum, der die Halle für die männlichen Israeliten (עזרת ישראל) und die Priesterhalle (עזרת כהנים ) enthielt, von der Frauenhalle (עזרת נשים) trennte. Alles, was innerhalb von dieser Mauer lag, heisst לפנים מן הקלעים. Der Gebrauch dieses von der Stiftshütte herrührenden Ausdrucks lässt darauf schliessen, dass diese Bestimmungen im Wortlaute von Alters her so tradiert worden sind, worauf auch der Umstand hinweist, dass in diesem ganzen Abschnitt keinerlei Meinungsverschiedenheit über die darin behandelten Vorschriften erwähnt wird (Is. Lipschütz, Tiferet Jisroel).",
+ "in jeder Zubereitungsart. im Gegensatz zu dem Fleisch des Pesachopfers, das nur gebraten gegessen werden durfte. Siehe auch weiter X, 7.",
+ "den Tag. an dem es dargebracht wird.",
+ "und die [darauf folgende] Nacht. s. Lev. 7, 15. Hier wird diese Zeitbestimmung allerdings zunächst nur für das Dankopfer vorgeschrieben; dass sie auch für das Sünd- und Schuldopfer gilt, beruht auf Tradition und wird aus dem überflüssigen Ausdruck זבח hergeleitet (Talmud 36 a).",
+ "bis Mitternacht. Bei den Opfervorschriften gehört die Nacht stets mit zu dem vorangegangenen Tage. Nach der biblischen Vorschrift dürfte daher das Fleisch während der ganzen Nacht gegessen werden, wie es ja auch nur heisst: man lasse nichts davon liegen bis zum Morgen. Die Einschränkung, dass das Fleisch nur bis Mitternacht gegessen werden darf, ist rabbinische Vorschrift (s. Berachot I, 1)."
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+ [
+ "Das Ganzopfer ist Hochheiliges. es gehört zu den hochheiligen Opfern. Es wird dieses gerade bei dem Ganzopfer hervorgehoben, weil es in der Schrift nicht ausdrücklich als Hochheiliges bezeichnet wird, wie dieses bei dem Sündopfer und dem Schuldopfer der Fall ist. Es ist aber selbstverständlich, dass es zu den hochheiligen Opfern gehört, da selbst von den einfach heiligen Opfern die Teile, welche auf den Altar kommen, als Hochheiliges gelten, das Ganzopfer aber ganz auf dem Altar verbrannt wird.",
+ "die gleich vier sind. Die Vorschrift lautet (Lev. 1, 5): sie sollen das Blut sprengen an den Altar ringsum. Da hier der Ausdruck וזרקו gebraucht wird, muss das Blut mit dem Sprengbecken an den Altar gesprengt werden (s. oben Note 26). Es soll aber das Blut סביב ringsum d. h. so, dass jede der vier Seiten des Altars davon getroffen wird, gesprengt werden; es kann nicht gemeint sein, dass der ganze Umfang des Altars mit dem Blut besprengt werden soll, da hierzu das Blut, namentlich beim Kleinvieh, wohl kaum ausreichen würde. Es konnte aber auch nicht jede beliebige Stelle an jeder der vier Seiten mit dem Blute besprengt werden, da das Blut nur an solche Stellen des Altars gesprengt werden durfte, unterhalb welcher sich der Grund hinzog, dieser aber auf dem grössten Teil der Ost- und Südseite fehlte (s. II Note 16). Die Sprengungen wurden deshalb so ausgeführt, dass der Priester zuerst an die nordöstliche Ecke des Altars hintrat und das Blut so an dieselbe sprengte, dass davon beide Seiten, die nördliche und die östliche, die an dieser Stelle einen Grund hatte, getroffen wurden. Dann ging er an die gegenüberliegende südwestliche Ecke des Altars und sprengte das Blut an diese, so dass davon die beiden anderen Seiten, die westliche und die südliche, die an dieser Stelle einen Grund hatte, getroffen wurden. So wurde in der kürzesten Weise der Forderung genügt, dass an alle vier Seiten mit dem Blute gesprengt werden sollte; es waren dies zwei Sprengungen, die dasselbe bewirkten, als wenn man vier Sprengungen gemacht hätte. Hier beim Vieh-Ganzopfer musste das Blut an die untere Hälfte des Altars, unterhalb des roten Streifens (s. oben II Note 17), gesprengt werden, und der Priester machte die Sprengungen unten auf dem Boden der Opfer-Halle stehend.",
+ "es muss abgehäutet und zerlegt. Lev. 1, 6. Das Abhäuten und in seine Stücke Zerlegen durfte wie das Schlachten auch durch einen Nichtpriester geschehen, weil, wie das Schlachten nur eine Vorbereitung für die folgenden Opferhandlungen, so das Abhäuten und Zerlegen nur eine Vorbereitung für die Darbringung der Opferteile auf den Altar war.",
+ "werden und ist ganz für das Altarfeuer bestimmt. Lev. 1, 9."
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+ "Die Friedensopfer der Gemeinde. Die einzigen Friedensopfer, die von der Gemeinde dargebracht wurden, waren die beiden Lämmer, welche mit den Erstlingsbroten zusammen am Wochenfeste dargebracht wurden (Lev. 23, 19). Sie haben den Charakter von Hochheiligem, da sie Num. 10, 10 zusammen mit den Ganzopfern genannt werden. Unter den dort genannten Friedensopfern können nur Friedensopfer der Gemeinde gemeint sein (Talmud 55 a, Raschi v. ועל זבחי שלמיבם)",
+ "das Schuldopfer für Beraubung. das derjenige zu bringen hatte, der eine rechtliche Geld- oder Geldeswert-Forderung des Nächsten fälschlich abgeschworen hatte (Lev. 5, 26).",
+ "das Schuldopfer für Veruntreuung. für unbefugte Benutzung von Heiligem, das für den Altar bestimmt (קדשי מזבח) oder dessen Wert zu Tempelzwecken bestimmt war (קדשי בדק הבית), Lev. 5, 15.",
+ "das Schuldopfer für Beiwohnung einer anverlobten Sklavin. wenn Jemand einer Sklavin beigewohnt hat, die erst zur Hälfte ausgelöst und einem hebräischen Knecht anverlobt war (Lev. 19, 20—22).",
+ "das Schuldopfer des Nasir. der sich verunreinigt hatte, Num. 6, 12.",
+ "das Schuldopfer des Aussätzigen. nach seiner Heilung, Lev. 14, 12.",
+ "das Zweifel-Schuldopfer. das derjenige zu bringen hatte, der im Zweifel war, ob er die in Betracht kommende Sünde überhaupt begangen hatte, auf welche, wenn sie mit Absicht begangen, die Ausrottungsstrafe steht, und für die, wenn ohne Absicht begangen, ein Sündopfer zu bringen war (Lev. 5, 17—19).",
+ "die gleich vier sind. denn auch bei dem Schuldopfer lautet die Vorschrift: sein Blut sprenge man an den Altar ringsherum (Lev. 7, 2).",
+ "essen dürfen davon innerhalb der Umhänge die männlichen Priester. Lev. 7, 6—7. Für die Friedensopfer der Gemeinde wird das Gleiche aus Lev. 23, 19 geschlossen, weil diese dort mit dem Sündopfer in einem Vers genannt sind (Talmud). Dass die Friedensopfer der Gemeinde nur von männlichen Priestern gegessen werden dürfen, wird auch aus Num. 18, 10 geschlossen (s. Talmud 97 b und Tosafot das.)."
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+ "Das Dankopfer. תודה, auch זבח תודה und noch vollständiger זבח תודת שלמים genannt (Lev. 7, 12—15).",
+ "und der Widder des Nasir. den er am Ende seines Nasirats darbringt, Num. 6, 14.",
+ "geschlachtet dürfen sie an jeder Stelle in der Opferhalle werden. von der Mauer an, welche die עזרת נשים von der עזרת ישראל trennt; selbst wenn man im Hechal geschlachtet hat, ist das Opfer tauglich (Talmud 63a).",
+ "sie dürfen in der ganzen Stadt. Im Gegensatz zu dem hochheiligen Speiseopfer, das במקום קדוש „an heiligem Ort“ gegessen werden soll, heisst es Lev. 10, 14 von der einfach heiligen Brust der Schwingung und dem Schenkel der Hebe, dass sie במקום טהור „an reinem Ort“ gegessen werden sollen. Die ganze heilige Stadt galt insofern als reiner Ort, dass Aussätzige sie nicht betreten durften. Allerdings durften Aussätzige auch jede andere Stadt nicht betreten; da aber das heilige Fleisch, sobald es aus der Stadt Jerusalem herausgekommen war, überhaupt für den Genuss untauglich wurde, so kann hier unter dem מקום טהור nur die Stadt Jerusalem selbst verstanden werden.",
+ "von jedermann. nicht nur von den Priestern, Lev. 7, 19 b.",
+ "Für das von ihnen Abgehobene. das von ihnen als Hebe den Priestern gehörte, nämlich von dem Dankopfer: Brust und Schenkel, wie von jedem Friedensopfer, und je ein Brot von den vier dargebrachten Brotarten; von dem Opfer des Nasir: ebenso Brust und Schenkel, ferner der gekochte Bug und je eines von den ungesäuerten Broten und Fladen.",
+ "Kindern und Sklaven. Lev. 10, 14; 22, 11."
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+ "Die Friedensopfer. mit Ausnahme der in Mischna 5 genannten Friedensopfer der Gemeinde.",
+ "geschlachtet dürfen sie an jeder Stelle in der Opferhalle werden. jedoch nur, während die Türen zum Heiligtum geöffnet sind, weil es Lev. 3, 2 heisst: und er schlachte es am Eingange zum Stiftszelt, das soll heissen, während das Heiligtum zum Eintreten geöffnet ist (Talmud).",
+ "zwei Tage und eine Nacht. der Tag der Darbringung und der folgende Tag und die dazwischen liegende Nacht. Was dann noch übrig geblieben war, wurde nicht sofort in der Nacht, sondern erst am folgenden dritten Tage verbrannt (Lev. 7, 17 u. 18).",
+ "Für das von ihnen Abgehobene. Brust und rechten Schenkel (Lev. 7, 34)."
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+ "Die Erstgeburt. die männliche Erstgeburt von Rindern, Schafen und Ziegen (Num. 18, 17).",
+ "und der Zehnt. Der Viehzehnt, der von dem jährlichen Zuwachs der Heerde abgesondert wurde (Lev. 27, 32).",
+ "mit ihrem Blut ist nur eine Sprengung. Bei der Erstgeburt heisst es: ואת דמם תזרק und ihr Blut sollst du sprengen, es wird deshalb diese Vorschrift nicht nur auf die Erstgeburt sondern auch auf die ihr gleichstehenden Viehzehnt und Pesachopfer bezogen. Da hier bei dem על המזבח das סביב fehlt, so ist nur eine Sprengungen irgend eine Stelle des Altars, unter welcher sich der Grund befindet, zu machen. Ob auch bei dem Viehzehnt und dem Pesachopfer das Blut wie bei der Erstgeburt an den Altar von ferne gesprengt oder aus der Nähe langsam gegossen werden muss, darüber gehen die Meinungen auseinander (Talmud 37 a).",
+ "die Erstgeburt darf nur von Priestern. Num. 18, 18.",
+ "der Zehnt von jedermann. da nirgends vorgeschrieben wird, dass das Fleisch nur von den Priestern gegessen werden soll. Die Mehrzahl: ובשרם und ihr Fleisch in der Vorschrift über die Erstgeburt wird darauf bezogen, dass sowohl das Fleisch von der Erstgeburt, die dargebracht wird, als auch das von einer mit einem Fehler behafteten Erstgeburt, die nicht dargebracht wird, den Priestern gehört.",
+ "zwei Tage und eine Nacht gegessen werden. da das Fleisch der Erstgeburt in Num. 18, 18 der Brust der Schwingung und dem Schenkel der Hebe gleichgestellt wird, und für diese bei allen Friedensopfern, mit Ausnahme der in Mischna 6 erwähnten, die genannten Bestimmungen gelten. Der Viehzehnt, der wie die meisten Friedensopfer von jedermann gegessen werden durfte, untersteht deshalb auch in den anderen Beziehungen denselben Bestimmungen wie diese (s. Tosfot Jomtob).",
+ "Das Pesachopfer darf nur in der Nacht. Exod. 12, 8.",
+ "und nur bis Mitternacht. Ob diese Beschränkung von der Tora oder erst von den Rabbinen getroffen worden ist, ist Gegenstand der Controverse zwischen R. Eleasar ben Asarja und R. Akiba. Nach R. Eleasar ben Asarja ist diese Beschränkung schon in der Tora begründet, nach R. Akiba wäre es von der Tora gestattet, es im Laufe der ganzen Nacht zu verzehren; um jedoch zu verhüten, dass aus Nachlässigkeit von dem Fleische bis zum Morgen übriggelassen wird, so dass es dann verbrannt werden muss, haben die Weisen angeordnet, dass es nur bis Mitternacht gegessen werden darf (Talmud 57 b).",
+ "es darf nur von den darauf Gezählten. s. Pesachim V Note 10.",
+ "und darf nicht anders gegessen werden als gebraten. Exod. 12, 9."
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+ "Hochheiliges. das nach V, 1 auf der Nordseite geschlachtet werden soll.",
+ "als wenn es auf der Nordseite geschlachtet wäre. Die Vorschrift (Lev. 1, 11) lautet allerdings, dass das Ganzopfer, und ebenso die anderen hochheiligen Opfer, die an derselben Stelle wie das Ganzopfer geschlachtet werden sollen (Lev. 6, 18; 7, 2), על ירך המזבח an der Seite des Altars, und zwar an der nördlichen צפנה, geschlachtet werden sollen; daraus wäre also zu schliessen, dass sie auf dem Altar selbst nicht geschlachtet werden dürfen. Demgegenüber heisst es aber an anderer Stelle (Exod. 20, 24): einen Altar von Erde sollst du mir machen, וזבחת עליו את עלתיך ואת שלמיך und auf ihm sollst du schlachten deine Ganzopfer und deine Friedensopfer; daraus geht nach R. Jose hervor, dass auch auf dem Altar selbst sowohl einfachheilige wie hochheilige Opfer geschlachtet werden dürfen. Die Mischna setzt allerdings nur den Fall, dass man das Hochheilige anstatt auf der Nordseite auf dem Altar selbst geschlachtet hat, woraus zu entnehmen ist, dass man im Allgemeinen doch nicht auf dem Altar selbst schlachten soll. Damit stimmt auch die Vorschrift (IX, 4) überein, dass ein Ganzopfer, welches lebend auf den Altar gekommen ist, wieder heruntergebracht werden soll; es wäre dies nur eine Anordnung der Weisen, vielleicht um zu verhüten, dass der Altar nicht durch den Auswurf des Opfertieres beschmutzt wird (Tosafot 58a).",
+ "von der Mitte des Altars nach der Südseite gleich der Südseite. Gegen die Ansicht R. Jose’s wendet R. Jose, Sohn Jehuda’s, ein, dass es Deut. 12, 27 ausdrücklich heisst: und du sollst deine Ganzopfer, das Fleisch und das Blut, auf dem Altar des Ewigen deines Gottes darbringen, also nur das Fleisch und das Blut soll von dem Ganzopfer auf den Altar kommen, aber nicht das ganze Opfertier. Um diese Schriftstelle mit der in Exodus in Übereinstimmung zu bringen, erklärt R. Jose, Sohn Jehuda’s: für die Darbringung des Fleisches und des Bluts dient der ganze Altar, geschlachtet werden dagegen darf das Ganzopfer und ebenso anderes Hochheiliges nur auf seiner nördlichen Hälfte, wie ja die Nordseite allgemein in Lev. für dasselbe vorgeschrieben ist. Die Schriftstelle in Exodus ist dementsprechend so zu erklären: auf ihm sollst du schlachten deine Ganzopfer und deine Friedensopfer und zwar, jedes auf der dafür vorgeschriebenen Stelle, die Ganzopfer nur auf der nördlichen Hälfte, die Friedensopfer, die überall in der Tempelhalle geschlachtet werden durften, auch auf der südlichen Hälfte (Mechilta).",
+ "Von den Mehlopfern wurde das Komez. s. IV Note 13.",
+ "an jeder beliebigen Stelle in der Opferhalle abgehoben. trotzdem die Mehlopfer auch zu dem Hochheiligen gehören, und das Abheben des Komez von dem Mehlopfer dem Auffangen des Blutes bei den Tieropfern entspricht, (s. IV Note 13), dies aber auf der Nordseite zu geschehen hatte, weil die Nordseite nur für die hochheiligen Tieropfer vorgeschrieben war.",
+ "gegessen wurden sie innerhalb der Umhänge. s. V. Note 33.",
+ "von den männlichen Priestern. s. Num. 18, 9—10.",
+ "den Tag und die Nacht. da sie in der angezogenen Schriftstelle den Sünd- und Schuldopfern inbezug auf das Verzehren gleichgestellt werden."
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+ [
+ "Das Vogel-Sündopfer wurde an der südwestlichen Ecke. des Altars; weil die Sprengung des Blutes dort zu geschehen hatte (s. weiter Note 11), pflegte man auch die מליקה dort vorzunehmen, weil sonst die geringe Menge des Blutes unterwegs sich leicht verlieren konnte.",
+ "auch an jeder anderen Stelle war es tauglich. die מליקה musste nicht gerade an der südwestlichen Ecke vorgenommen werden.",
+ "aber dieses war der für es bestimmte Ort. für das Sprengen des Blutes war die südwestliche Ecke des Altars vorgeschrieben. Anstatt des wegen einer Sünde im Unvermögensfalle darzubringenden Vogelopfers konnte, wenn das Vermögen auch hierzu nicht ausreichte, ein Mehlopfer dargebracht werden (Lev. 5, 11); daraus wird die Bestimmung hergeleitet, dass das Blut des Vogel-Sündopfers an dieselbe Stelle des Altars zu sprengen ist, wohin das Mehlopfer gebracht wurde, für die Hinbringung des Mehlopfers lautet aber die Bestimmung (Lev. 6, 7), dass es hingebracht werden soll: לפני ה׳ אל פני המזבח vor den Ewigen, das ist die Westseite, wo das Allerheiligste lag, und an die Vorderseite, das ist die Südseite des Altars, da der Aufgang zum Altar auf der Südseite war; es wurde deshalb an die Südwestecke, wo Süd- und Westseite zusammenstossen, hingebracht (Talmud).",
+ "für drei Dinge wurde diese Ecke unten. indem der Priester nicht oben auf dem Altar, sondern unten auf dem Fussboden stand.",
+ "und für drei oben. der Priester stand dabei oben auf der obersten Fläche des Altars.",
+ "für das Vogel-Sündopfer. der Priester musste unten stehen, da das Blut an die untere Hälfte des Altars gesprengt wurde, siehe weiter Mischna 4 Note 34.",
+ "das Heranbringen [der Mehlopfer. s. Note 11. Das Heranbringen geschah, bevor das Komez davon abgehoben war, dieses wurde dann auf den Altar gebracht.",
+ "und die Reste des Bluts. von allen Opfern mit Ausnahme der חטאות פנימיות, deren Blutreste an den Grund auf der Westseite gegossen wurden (s. V Note 15).",
+ "für das Ausgiessen der Wasseropfer. am Hüttenfeste, s. Sukka IV, 9.",
+ "der Weinopfer. Der Abzugskanal, in welchen die auf den Altar gegossenen Wasser- und Weinopfer flossen, befand sich auf der Südwestecke des Altars. Hier waren oben auf dem Altare zwei Becken angebracht, das eine für das Wasser-, das andere für das Weinopfer. In diese goss der Priester die Flüssigkeit hinein, die durch Öffnungen in den Becken auf die Oberfläche des Altars floss, und von hier durch ein auf dem Altar angebrachtes Loch in den Abzugskanal, der in eine unter dem Altar befindliche tiefe Grube führte.",
+ "und für das Vogel-Ganzopfer. das an der Südost-Ecke dargebracht wurde, s. Mischna 5.",
+ "wenn deren für die Ostseite. d. h. die Südost-Ecke.",
+ "zu viele waren. so dass der Platz dort für die mit den Opfern beschäftigten Priester nicht ausreichte. In diesem Falle durfte das Vogel-Ganzopfer auch an der Südwestecke des Altars dargebracht werden, weil es nur darauf ankam, es an einer Ecke darzubringen, die dem Ort der Asche möglichst nahe lag. Dieser war aber auf der Südseite des Altars östlich von dem Aufgang. (S. Mischna 5 Note 51)."
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+ "Beim Hinaufgehen auf den Altar. auf der auf der Südseite befindlichen Rampe, (כבש), die zum Altar hinaufführte.",
+ "ging man stets auf der rechten Seite hinauf. Die Rampe war 16 Ellen breit; da man, oben angelangt, nach der allgemeinen Regel sich nach rechts wenden musste, so hielt man sich beim Hinaufgehen bald auf der rechten Seite der Rampe, um den Weg nicht unnötiger Weise zu verlängern.",
+ "ging dann herum. um den Altar und verrichtete die zu verrichtenden Opferhandlungen.",
+ "und auf der linken Seite. der Rampe.",
+ "wieder herunter. da diese für den Heruntersteigenden nun am nächsten lag.",
+ "ausser zu den genannten drei Dingen. die nach der vorhergehenden Mischna oben auf dem Altar an der Südwest-Ecke zu verrichten waren.",
+ "da ging man hinauf. auf der linken Seite der Rampe und wandte sich sofort nach links nach der Südwest-Ecke des Altars. Man wich also von der allgemeinen Regel ab, weil man sonst erst um den ganzen Altar hätte herumgehen müssen und dabei durch den starken Rauch, der von der Brandstätte des Altars aufstieg, bei den Giessopfern der Wein oder das Wasser leicht verdorben oder wenigstens minderwertig werden und bei dem Vogel-Ganzopfer der darzubringende Vogel leicht ersticken konnte (Talmud).",
+ "und kehrte auf demselben Wege wieder um. wörtlich: man kehrte sich nach der Ferse zu um, wie חזר לאחוריו: sich nach dem Rücken zu umdrehen d. h. zurückkehren. Man ging nicht geradeaus erst um den ganzen Altar herum, um wieder an die Rampe zu gelangen, weil das Linksherumgehen um den Altar an und für sich ganz wider die Regel war; man drehte sich vielmehr um und ging sich nach rechts wendend den kurzen Weg, den man gekommen war, wieder zur Rampe zurück und dann an der linken Seite der Rampe wieder herunter. Die Talmud-Ausgaben lesen: שהיו עולין ויורדין על העקב."
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+ "Man drückte. s. Lev. 5, V. Die מליקה beim Vogelopfer vertrat die Stelle des Schlachtens beim Viehopfer. Im Gegensatze zum Schlachten durfte die מליקה nur von einem Priester vorgenommen werden. Sie wurde in der folgenden Weise ausgeführt: der Priester fasste das Opfertier mit seiner linken Hand und durchschnitt mit dem Fingernagel der rechten Hand zuerst das Rückgrat und die Halswirbel, sodass er zur Luft- und Speiseröhre gelangte, sodann beim Sündopfer eine von diesen ganz oder wenigstens grösstenteils, beim Ganzopfer beide (nach Maimon. durften auch beim Sündopfer beide durchschnitten werden s. weiter Note 56), und dann, immer mit dem Fingernagel, das Fleisch um die Halswirbel herum, wieder wenigstens zum grössten Teile.",
+ "den Kopf unterhalb des Genicks. עורף ist nach Chullin 19b das dem פנים Angesicht Gegenüberliegende, Entgegengesetzte, מול bedeutet „vorne, vor“, מול עורף bedeutet daher den Teil des Hinterkörpers, der dem עורף vorgelagert ist, wie der Hals dem Gesicht, also die Stelle um das Genick herum.",
+ "aber ohne ihn abzutrennen. der Kopf musste am Rumpfe hängen bleiben.",
+ "dann sprengte man von dem Blut. Das Blut wurde nicht erst in einem Gefäss aufgefangen, da hier die Vorschrift ולקח, welche das Auffangen des Blutes in einem Gefäss bezeichnet, fehlt. Es wurde auch nicht mit dem Finger gesprengt, da auch das באצבעו fehlt. Vielmehr fasste man den Vogel selbst und sprengte mit ihm das Blut an den Altar.",
+ "an die Wand. und zwar an die Südwest-Ecke, s. oben Note 11. Der Priester stand dabei unten auf dem Boden, da das Blut an die untere Hälfte des Altars unterhalb des roten Streifens gesprengt werden musste. Dieses wird aus dem Gebrauch der passiven Form ימצה in der Vorschrift: והנשאר בדם ימצה אל יסוד המזבח (Lev. 5, 9) geschlossen, wo das passive ימצה sich auch auf das gesprengte Blut beziehen und andeuten soll, dass dieses so gesprengt werden sollte, dass es von selbst ebenfalls direkt an den Grund herabfloss. Dieses war aber nur der Fall, wenn es an den unteren Teil des Altars gesprengt wurde; würde man es an den oberen Teil gesprengt haben, so würde das herabfliessende Blut oft zunächst nicht an den Grund, sondern an den oberen Absatz, den Rundgang (סובב), geflossen sein, denn eine Elle über dem roten Streifen war der Rundgang, der obere Teil erhob sich also zum weitaus grösseren Teile über dem Rundgang.",
+ "der Rest des Blutes wurde an den Grund ausgepresst. es geschah dies in der Weise, dass man den durchschnittenen Hals an die Altarwand presste (oder mit den Fingern zusammendrückte, s. Raschi Menachot 2 b v. הזאה), so dass das Blut herausgedrückt wurde. מתמצה, Hispael von מצה: eine Feuchtigkeit herausdrücken (Richt. 6, 38). Das Hispael wird hier, wie häufig in der Mischnasprache, passivisch gebraucht.",
+ "auf den Altar kam nichts als das Blut. keine Opferteile, wie bei den Viehopfern.",
+ "das ganze Opfer gehörte den Priestern. Nach Num. 18, 9 gehörten alle Sündopfer den Priestern, also auch das Vogel-Sündopfer. Die Priester durften das Fleisch verzehren, trotzdem der Vogel nicht in der sonst vorgeschriebenen Weise geschlachtet war (Menachot 73 a)."
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+ "Man ging die Rampe hinauf. der Priester musste auf den Altar hinaufgehen, da im Gegensatze zu dem Vogel-Sündopfer (s. Note 34) beim Vogel-Ganzopfer sowohl die מליקה wie das Ausdrücken des Blutes auf der oberen Hälfte des Altars zu geschehen hatte, umgekehrt wie beim Viehopfer, wo das Blut des Sündopfers oben und das des Ganzopfers unten gesprengt wurde. Dass die מליקה beim Vogel-Ganzopfer oben zu geschehen hat, wird daraus geschlossen, dass es (Lev. 1, 15) heisst: der Priester bringe es an den Altar, drücke ihm den Kopf ab und opfere es auf dem Altar, es soll also auf das Abdrücken des Kopfes unmittelbar das Opfern folgen; würde die מליקה unten erfolgen, so müsste der Priester erst noch auf den Altar hinaufgehen, darum: מה הקטרה בראש המזבח אף מליקה בראש המזבח wie das Opfern oben auf dem Altar, so auch das Kopfabdrücken oben auf dem Altar. Dass auch das Ausdrücken des Blutes oben zu erfolgen hat, geht aus derselben Schriftstelle hervor, da es heisst: er opfere es auf dem Altar und sein Blut soll an der Wand des Altars ausgedrückt werden; da das Ausdrücken des Blutes doch der Opferung auf dem Altar vorangegangen sein muss, so kann die Schrift damit nur ausdrücken wollen, dass auch das Ausdrücken des Blutes und das Opfern unmittelbar auf einander zu folgen hat, also auch das Ausdrücken des Blutes oben auf dem Altar geschehen soll (Talmud).",
+ "ging an die Südost-Ecke. das war die Ecke, wo man dem Aschenort am nächsten war (s. weiter Note 51), deshalb fand dort auch die מליקה statt.",
+ "drückte dort den Kopf unterhalb des Genicks ab. s. Note 31. Obgleich beim Vogel-Ganzopfer das ומלק nicht durch ממול ערפו wie beim Vogel-Sündopfer näher bestimmt wird, weist der gleiche Ausdruck ומלק darauf hin, dass auch hier die מליקה in der gleichen Weise zu geschehen hat wie beim Vogel-Sündopfer.",
+ "man trennte ihn ganz ab. der Kopf musste durch die מליקה vom Rumpf ganz abgetrennt werden und deshalb sowohl die Speiseröhre wie die Luftröhre mit dem Fingernagel durchschnitten werden, denn es heisst (Lev. 1, 15): er drücke den Kopf ab und opfere ihn auf dem Altar, der Kopf musste also so abgedrückt werden, dass er für sich auf dem Altar dargebracht werden konnte. Die Darbringung des Rumpfes erfolgte gesondert erst später (s. Lev. 1, 17).",
+ "und drückte das Blut an die Wand des Altars aus. s. Note 35. Ein Sprengen des Blutes war bei dem Vogel-Ganzopfer nicht vorgeschrieben.",
+ "nahm dann den Kopf. der durch die מליקה vom Rumpf abgetrennt war.",
+ "presste. הקיף Hif. von נקף (syr. ܢܩܶܦ) = an einander heranbringen, zusammenfügen, daher auch vergleichen, so Beza IV, 5 חביות אין מקיפין שתי, Nidda X, 7 וקוצה לה חלה ומקפת, hier aber vielleicht abzuleiten von נקף = נגף (arab. نقف) schlagen, stossen, wovon ונקף Jes. 10,34 und נקף זית Oliven „abschlagen“ Jes. 17, 6; 24, 13.",
+ "an den Altar. um auch das darin befindliche Blut auszudrücken, da es nicht ונמצה מדמו, sondern ונמצה דמו heisst, also das gesamte Blut ausgedrückt werden soll.",
+ "bestreute. ספגו nach Bartenura von ספוג (σπόγγος) Schwamm = wie ein Schwamm aufsaugen, in sich aufnehmen (vgl. Abot V, 15), davon auch סופג את הארבעים die 40 (39) Geisselhiebe an sich erleiden, erhalten, hier Piel = das Salz aufstreuen, so dass der Kopf es einsaugt. Ähnlich erklären es Raschi und Maimonides mit „abwischen, wie mit einem Schwamm abtrocknen.“ Nach einer anderen Erklärung des Bartenura ist ספג hier = ספק schlagen, wie ויספוק את כפיו (Num. 24, 10) er schlug seine Hände zusammen, so hier „den Kopf mit Salz bewerfen, bestreuen.“",
+ "ihn dann mit Salz. Alles, was von den Opfern, sowohl Tieropfern wie Mehlopfern, auf dem Altar verbrannt wurde, musste vorher mit Salz bestreut werden (Lev. 2, 13).",
+ "entfernte den Kropf. מראה = Kropf (Lev. 1, 16), Stw. מרא arab. هرا = stark, fett machen, davon מריא Mastvieh. Die Mischua gebraucht sonst dafür den Ausdruck זפק.",
+ "und seinen Unrat. בנצתה (Lev. 1, 16) heisst nach Mischna und Talmud nicht „mit seinen Federn“, wie es gewöhnlich übersetzt wird, sondern „mit seinem Unrat“ נוצה = נוצא von יצא, die Excremente, dasselbe wie פרש. Siehe darüber ausführlich: Hoffmann, das Buch Leviticus zur Stelle.",
+ "und die mit ihm herauskommenden Eingeweide. die mit herausgezogen werden, wenn man den Kropf mit der Hand herauszieht.",
+ "und warf sie auf die Aschenstelle. das ist die Stelle, wohin der Priester jeden Morgen die von dem Altar abgehobene Asche von dem vorhergegangenen Tage, die Aschenhebe (תרומת הדשן), zu legen hatte (Lev. 6, 3). Nach Tamid I, 4 war diese Stelle auf dem Fussboden, östlich von der Rampe, 20 Ellen vom Altar und 3 Faustbreiten von der Rampe entfernt. Sie befand sich also auf der Südseite des Altars, da die Rampe auf der Südseite war; das אצל המזבח קדמה (Lev. 1, 16) wird von der Tradition auf die Ostseite der Rampe, nicht auf die Ostseite des Altars bezogen. (Nach der Erklärung des Malbim bedeutet das Wort קדם überhaupt nicht immer wie מזרח die Ostseite, sondern eigentlich die Vorder-, die Eingangsseite, und nur deshalb als Himmelsrichtung auch den Osten, weil dieses die Seite ist, wo die Sonne ihren Lauf antritt. Die Vorderseite des Altars war aber die Südseite, da hier die Rampe war, auf der man zum Altar hinaufging; inbezug auf den Altar kann deshalb die Südseite mit Recht als קדמה bezeichnet werden).",
+ "Dann spaltete. der Rumpf wurde an den Flügeln mit der Hand auseinander gerissen.",
+ "trennte aber die Teile nicht von einander. nach Maimonides brauchten sie nicht, nach Anderen sollten sie nicht ganz von einander getrennt werden",
+ "so war es dennoch tauglich. und wurde dargebracht. Es wird dies daraus geschlossen, dass nach der Vorschrift, es zu spalten ohne es zu trennen, die Schrift fortfährt: והקטיר אותו הכהן המזבחה „und der Priester soll es auf dem Altar darbringen“, was dahin erklärt wird, dass der Priester es unter allen Umständen, auch wenn der Rumpf gegen die Vorschrift ganz auseinaudergetrennt worden ist, auf dem Altar darbringen soll (Sifre); denn anderenfalls hätte die Vorschrift einfach lauten müssen: „er spalte es, trenne nicht ab und bringe dar“ (Malbim)."
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+ "bleibt es tauglich. An der angeführten Stelle im Sifre wird die Bestimmung, dass, selbst wenn die Vorschrift לא יבדיל nicht beachtet worden ist, das Opfer dennoch tauglich ist, damit motiviert, dass es sich um eine Vorschrift handelt, die erst nach vollzogener Söhne, die wie bei dem Vieh-Opfer durch das Sprengen so beim Vogel-Opfer durch das Ausdrücken des Blutes als vollzogen gilt, zu beobachten ist; demnach wird auch durch die anderen erst nach dem Ausdrücken des Blutes zu beobachtenden Vorschriften die Tauglichkeit des Opfers nicht berührt.",
+ "hat man beim Sündopfer ganz abgetrennt. Beim Vogel-Sündopfer lautet die Vorschrift (Lev. 5, 8), dass man den Kopf abdrücken, aber nicht abtrennen soll, das heisst nach Raschis Erklärung: man darf nicht beide סימנים, die Luft- und Speiseröhre, sondern nur eine von beiden abdrücken; nach Maimon. dürfen auch beide abgedrückt und nur der Kopf nicht vom Rumpfe vollständig abgetrennnt werden.",
+ "oder beim Ganzopfer nicht ganz abgetrennt. s. Note 41.",
+ "so ist es untauglich. weil hier die vorschriftswidrig ausgeführte Handlung der Sprengung resp. dem Ausdrücken des Blutes vorangegangen ist.",
+ "hat man das Blut des Kopfes. beim Vogel-Ganzopfer, wo das Blut des Kopfes besonders ausgedrückt wurde.",
+ "so ist es untauglich. Diese Tradition wird mit dem überflüssigen Zusatz (Lev. 1, 17) עולה הוא begründet, das dahin ausgelegt wird: Wenn auch das gesamte Blut ausgedrückt werden soll (s. Note 45) und darum die Vorschrift lautet, dass auch der von dem Rumpf abgetrennte Kopf an dem Altar ausgedrückt werden soll, ein Ganzopfer ist es und es bleibt tauglich, auch wenn diese Vorschrift nicht beobachtet worden, sondern nur das Blut aus dem Rumpfe ausgedrückt worden ist, weil die grosse Masse des Blutes sich doch im Rumpfe befindet Das ausschliessende הוא dagegen: ein Ganzopfer ist nur es, und es ist nur als solches tauglich, will den entgegengesetzten Fall ausschliessen, wenn man nur den Kopf ausgedrückt hat, dagegen die Hauptmasse des Blutes aus dem Rumpf nicht ausgedrückt hat (Talmud).",
+ "so ist es tauglich. Diese Tradition wird mit dem überflüssigen Zusatz (Lev. 1, 17) עולה הוא begründet, das dahin ausgelegt wird: Wenn auch das gesamte Blut ausgedrückt werden soll (s. Note 45) und darum die Vorschrift lautet, dass auch der von dem Rumpf abgetrennte Kopf an dem Altar ausgedrückt werden soll, ein Ganzopfer ist es und es bleibt tauglich, auch wenn diese Vorschrift nicht beobachtet worden, sondern nur das Blut aus dem Rumpfe ausgedrückt worden ist, weil die grosse Masse des Blutes sich doch im Rumpfe befindet Das ausschliessende הוא dagegen: ein Ganzopfer ist nur es, und es ist nur als solches tauglich, will den entgegengesetzten Fall ausschliessen, wenn man nur den Kopf ausgedrückt hat, dagegen die Hauptmasse des Blutes aus dem Rumpf nicht ausgedrückt hat (Talmud)."
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+ "das man unter einem anderen Namen. s. Abschnitt I Note 1.",
+ "abgedrückt. Das Abdrücken, die מליקה, beim Vogelopfer entspricht dem Schlachten beim Viehopfer.",
+ "oder dessen Blut man unter einem anderen Namen ausgedrückt. Das Ausdrücken des Blutes beim Vogelopfer entspricht dem Sprengen beim Viehopfer. Der Ausdruck der Mischna ist hier ungenau, da beim Vogel-Sündopfer das Blut zuerst gesprengt und dann das übrige Blut ausgedrückt wurde. Es ist hier beides gemeint, das Sprengen sowohl wie das Ausdrücken des Blutes; es wird hier beides mit dem Ausdrucke מיצה bezeichnet, wohl um damit auszudrücken, dass das Ausdrücken des Blutes beim Vogelopfer nicht dem Ausgiessen der Blutreste beim Viehopfer entspricht, sondern dem Sprengen, und daher das Unterlassen desselben das Opfer untauglich macht.",
+ "oder unter einem anderen und unter seinem Namen. s. I Note 27.",
+ "ist untauglich. wie beim Vieh-Sündopfer I, 4; ein Auffangen und Hintragen des Blutes gibt es beim Vogel-Opfer nicht.",
+ "nur wird es den Eigentümern nicht als Pflichtopfer angerechnet. wie beim Vieh-Ganzopfer I, 1.",
+ "davon zu essen. vom Vogel-Sündopfer, denn das Vogel-Ganzopfer wurde ganz auf dem Altar verbrannt.",
+ "davon zu opfern. vom Vogel-Ganzopfer, da vom Vogel-Sündopfer nichts auf dem Altar geopfert wurde.",
+ "nach Vorschrift dargebracht wird. d. h. das Blut ohne einen anderen vorausgegangenen das Opfer untauglich machenden Verstoss gesprengt resp. ausgedrückt worden ist, s. II Note 41 ff.",
+ "wird nach Vorschrift dargebracht. Das Folgende ist eine wörtliche Übertragung und Anwendung des II, 4 und 5 vom Viehopfer Gesagten auf das Vogelopfer und bedarf deshalb keiner weiteren Erklärung.",
+ "denn Essen und Opfern rechnen nicht zusammen. Auch dieser letzte Absatz ist wörtlich aus II, 5 mit herübergenommen, obwohl er hier eigentlich gar nicht am Platze ist. Selbst wenn Essen und Opfern zusammenrechnen würden, würde das Opfer doch nicht untauglich sein, weil es etwas sein muss, das zum Essen resp. zum Opfern bestimmt ist, beim Vogel-Sündopfer ist aber nichts zum Opfern, beim Vogel-Ganzopfer nichts zum Essen bestimmt, es würde also in jedem Falle immer nur die eine halbe Olivengrösse in Betracht kommen, und durch diese wird das Opfer nicht untauglich."
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+ "das man unten. unterhalb des roten Streifens, wie es für das Vogel-Sündopfer vorgeschrieben war, s. VI Note 14.",
+ "ist tauglich. weil es ganz nach Vorschrift ausgeführt worden ist. Da aber die Mischna damit etwas Selbstverständliches sagen würde, erklärt Bartenura das „in der Weise des Sündopfers“ als nur auf das Sprengen und Ausdrücken des Blutes sich beziehend, worin das Verfahren beim Sündopfer von dem beim Ganzopfer abweicht. Sobald hierin nach Vorschrift verfahren worden ist, sei das Opfer tauglich, selbst wenn der Kopf vom Rumpf wie beim Ganzopfer ganz abgetrennt worden ist (siehe auch Maimon. פירוש המשניות) Die Mischna gäbe dann hier aber nur die Ansicht des R. Eleasar, Sohn R. Simons, wieder (Talm. 65b), der die Vorschrift beim Sündopfer (Lev. 5, 8) „er trenne nicht ab“ mit „er braucht nicht abzutrennen“ erklärt, und stände in Widerspruch mit VI, 6, wo ausdrücklich gelehrt wird, dass, wenn man beim Sündopfer ganz abgetrennt hat, das Opfer untauglich ist. Vielmehr führt hier die Mischna und ebenso in dem nächstfolgenden Absatz den ersten an sich selbstverständlichen Fall wohl nur wegen des Gegensatzes zu den folgenden Fällen an, wo das Opfer durch die vorschriftswidrige Ausführung untauglich wird (s. Tosafot).",
+ "in der Weise des Sündopfers mit der Bestimmung als Ganzopfer. s. VI Note 65.",
+ "hat man es oben. oberhalb des roten Streifens.",
+ "in einer von allen diesen Weisen. selbst in der Weise des Sündopfers und mit der Bestimmung als Sündopfer.",
+ "dargebracht. d. h. das Blut gesprengt oder ausgedrückt, denn das Abdrücken an einer anderen als der dafür bestimmten Stelle macht das Opfer nicht untauglich (s. VI, 2).",
+ "so ist es untauglich. In diesem letzten Falle ist das Opfer zwar untauglich und darf das Fleisch nicht gegessen werden, die Eigentümer aber sind gesühnt, nach dem Grundsatze: דם למזבח נתכפרו בעלים כיון שהגיע (s. II Note 20)."
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+ "ist tauglich. Auch hier erklärt Bartenura: es ist tauglich, selbst wenn man den Kopf vom Rumpfe nicht, wie es für das Ganzopfer vorgeschrieben ist, ganz abgetrennt hat, was hier aber noch grössere Schwierigkeiten bietet (s. Tosfot Jomtob z. St.)",
+ "nur wird es den Eigentümern nicht angerechnet. wie beim Viehopfer, mit Ausnahme des Sündoder Pesachopfers, das man unter einem anderen Namen geschlachtet hat (s. I, 1).",
+ "hat man es unten in einer von allen diesen Weisen. selbst in der Weise des Ganzopfers und mit der Bestimmung als Ganzopfer.",
+ "dargebracht. auch wenn man es unten nur abgedrückt hat, denn auch das Abdrücken durfte beim Ganzopfer nur oben geschehen (s. VI Note 38 und Tosafot zu Kinnim I, 1).",
+ "so ist es untauglich. s. oben Note 7."
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+ "Sie alle. auch die durch die vorschriftswidrige Behandlung untauglich gewordenen Opfertiere.",
+ "verunreinigen nicht beim Schlingen. die ausgeführte מליקה bewirkt, dass sie nicht als נבלה betrachtet werden und die טומאת בית הבליעה deshalb auf sie keine Anwendung findet. בית הבליעה heisst die Stelle, wo die Speisen beim Essen heruntergeschluckt werden. Während ein Viehaas durch blosse Berührung Menschen und Gegenstände verunreinigt (Lev. 11, 39), verunreinigt ein Vogelaas durch blosse Berührung Menschen und Gegenstände nicht; dagegen tritt hier bei den zum Genuss erlaubten Vogelarten eine andere Unreinheit, die טומאת בית הבליעה, ein. Der Schriftvers (Lev. 17, 15): „Und jede Person, welche Aas und Zerrissenes isst, sowohl Einheimischer als Fremdling, der wasche seine Kleider und bade sich im Wasser und sei unrein bis zum Abend“, bezieht sich nach der Tradition auf denjenigen, der von einem zum Genuss erlaubten Vogel (עוף טהור), der von selbst verendet ist, auch wenn er schon vorher trefa d. h. wegen eines organischen Fehlers zum Genusse nicht erlaubt war, gegessen hat. Sobald ein olivengrosses Stück davon die Stelle, wo man die Speise herunterzuschlucken pflegt, berührt, wird sowohl der Mensch selbst unrein als auch die Kleider, Welche er in dem Augenblicke anhat, und die Kleider oder andere Gegenstände, mit Ausnahme von irdenen Geräten, die er in dem Augenblicke berührt. Als Viehaas gilt nur ein Vieh, das von selbst verendet oder nicht vorschriftsmässig geschlachtet worden ist. Bei den Vogelopfern vertritt das Abdrücken die Stelle des Schlachtens; sobald daher das Abdrücken vorschriftsmässig geschehen ist, gilt der getötete Vogel nicht mehr als Vogelaas.",
+ "und sie unterstehen der Veruntreuung. Eine Veruntreuung an dem Heiligen begeht, wer etwas von dem Heiligen, Gott Angehörenden, für sich verwendet oder benutzt; hat er es versehentlich getan, so muss er ausser dem Ersatz noch ein Schuldopfer bringen (Lev. 5, 14—16). Auch ein untauglich gewordenes Opfer, wenn es auch nicht dargebracht werden darf, untersteht der Veruntreuung. Das Fleisch der Sünd- und Schuldopfer, das von den Priestern verzehrt wird, gilt nicht mehr als Gott angehörend, sobald das Blut vorschriftsmässig gesprengt worden ist. Hierfür gilt die Regel: ist das Fleisch einmal zum Verzehren für die Priester erlaubt geworden, so untersteht es nicht mehr der Veruntreuung, wenn es selbst nachher zum Verzehren für die Priester untauglich geworden ist; ist aber das Opfer vorher untauglich geworden, so dass das Fleisch für die Priester überhaupt nicht erlaubt geworden ist, so untersteht es der Veruntreuung (s. Meïla I, 1). Hier ist nun bei den in Mischna 1 für untauglich erklärten Süudopfern die Untauglichkeit schon vorher eingetreten, deshalb unterstehen auch sie auch hinsichtlich des Fleisches der Veruntreuung.",
+ "das man unten in der Weise des Sündopfers mit der Bestimmung als Sündopfer dargebracht hat. Da hier Alles nach Vorschrift ausgeführt worden ist, untersteht es, da es ganz für die Priester bestimmt ist, wie in der vorhergehenden Note ausgeführt, nach der Blutsprengung nicht der Veruntreuung; nach Bartenura und Maimonides (s. Note 2) selbst dann nicht, wenn der Kopf vom Rumpfe wie beim Ganzopfer ganz abgetrennt worden ist."
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+ "Es untersteht der Veruntreuung. Obwohl es vollständig wie ein Sündopfer dargebracht worden ist, bleibt es dennoch ein Ganzopfer und untersteht deshalb der Veruntreuung.",
+ "Es untersteht nicht der Veruntreuung. Weil es vollständig wie ein Sündopfer dargebracht worden ist, gilt es in dieser Beziehung als ein vorschriftsmässig dargebrachtes Sündopfer, dass das Fleisch nach der Blutsprengung der Veruntreuung untersteht. Nach Mischna 3 unterstehen allerdings alle vorher genannten Opfer, also auch das Ganzopfer, das unten in der Weise des Sündopfers mit der Bestimmung als Sündopfer dargebracht worden ist, nicht der Veruntreuung. Um nicht annehmen zu müssen, dass die Ansicht des R. Josua mit diesem Ausspruche in Widerspruch steht, erklärt der Talmud, dass die vorhergehende Mischna von dem Falle spricht, wo man das Ganzopfer nur hinsichtlich des Blutes wie ein Sündopfer behandelt hat, nicht aber hinsichtlich des Abdrückens; da bleibt dem Opfer der Charakter eines unvorschriftsmässig behandelten Ganzopfers und es untersteht deshalb der Veruntreuung. In dieser Mischna dagegen ist der Fall gemeint, dass man das Opfer auch in der Weise des Sündopfers abgedrückt hat. Da beim Sündopfer mit dem Abdrücken eines der beiden סימנים das Gebot des Abdrückens bereits erfüllt ist, beim Ganzopfer jedoch erst mit dem Abdrücken beider, so hat nach Ansicht des R. Josua das Opfer, sobald er es unten mit der Bestimmung als Sündopfer an einem סימן abgedrückt hat, den Charakter als Sündopfer erhalten, bevor eine es als Ganzopfer kennzeichnende Handlung an ihm vollzogen worden ist, deshalb gilt es wenigstens in dieser Beziehung als ein vorschriftsmässig dargebrachtes Sündopfer, dass es wie dieses der Veruntreuung nicht untersteht.",
+ "der Veruntreuung nicht untersteht. nachdem das Blut an den Altar gesprengt worden ist, da es dann den Priestern gehört (s. Note 15).",
+ "der Veruntreuung untersteht. da ein unter einem anderen Namen geschlachtetes Sündopfer untauglich ist und das Fleisch von den Priestern nicht verzehrt werden darf.",
+ "ist es da nicht folgerichtig. nach der Schlussfolgerung vom Leichteren zum Schwereren (קל וחומר).",
+ "der Veruntreuung untersteht. da es ganz auf dem Altar dargebracht wird, also Gott angehört.",
+ "wenn man seine Bestimmung geändert hat. und es als Sündopfer dargebracht hat.",
+ "wenn du vom Sündopfer sprichst. es als Beweis heranziehst, weil es in dem angezogenen Falle der Veruntreuung nicht untersteht.",
+ "das der Veruntreuung untersteht. man hat es als Ganzopfer dargebracht, und das Ganzopfer untersteht der Veruntreuung.",
+ "das man auf der Südseite. anstatt, wie vorgeschrieben, auf der Nordseite; das Opfer wird dadurch, weil nicht am rechten Orte geschlachtet, untauglich.",
+ "geschlachtet hat und mit der Bestimmung als Einfach-Heiliges. das allein würde das Opfer nicht untauglich machen, denn für die Halacha hat die Ansicht des Simon, Bruders des Asarja, (I, 2) keine Geltung, sondern der Ausspruch der ersten Mischna, dass alle Opfer tauglich sind, auch wenn sie unter einem anderen Namen geschlachtet worden sind, ausser dem Pesach- und dem Sündopfer.",
+ "das nicht der Veruntreuung untersteht. Von Einfach-Heiligem unterstehen nur die auf den Altar kommenden Opferstücke nach der Sprengung des Blutes der Veruntreuung; alles Übrige untersteht bei ihm als nicht Gott angehörend von vorneherein nicht der Veruntreuung.",
+ "und dennoch untersteht es. das Fleisch auch nach der Sprengung des Blutes.",
+ "der Veruntreuung. weil das Opfer schon vorher untauglich geworden ist, da man es nicht an dem rechten Orte geschlachtet hat, das Fleisch also durch die Sprengung des Blutes nicht für die Priester erlaubt geworden ist.",
+ "das nicht der Veruntreuung untersteht. indem man es als Sündopfer dargebracht hat.",
+ "bei dem es Verbotenes und Erlaubtes gibt. die Opferstücke von dem Einfach-Heiligen unterstehen nach der Sprengung des Blutes dem Verbot der Veruntreuung, das Fleisch dagegen nicht.",
+ "das ganz erlaubt ist. von dem Vogel-Sündopfer wird nichts auf dem Altar geopfert, sondern es gehört ganz den Priestern, es untersteht von ihm also nach der Sprengung des Blutes nichts mehr dem Verbot der Veruntreuung."
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+ "Hat man mit der Linken. das Abdrücken durfte nur mit der rechten Hand geschehen, nach dem Grundsatze (Talmud 24 b): כל מקום שנאמר אצבע וכהונה אינה אלא ימין überall, wo es bei einer Opferhandlung ausdrücklich heisst, dass sie mit dem Finger oder dass sie von dem Priester auszuführen sei, darf sie nur mit der Rechten ausgeführt werden. Beim Abdrücken heisst es (Lev. 1, 15): der Priester bringe es an den Altar und drücke den Kopf ab. Hat der Priester mit der linken Hand abgedrückt, so ist das Opfer deshalb untauglich.",
+ "abgedrückt oder bei Nacht. Das Darbringen der Opfer durfte nur am Tage geschehen; das wird aus der Schriftstelle Lev. 7, 38 geschlossen, weil es dort heisst: an dem Tage, an dem er den Kindern Israel ihre Opfer darzubringen geboten hat. Hat man bei Nacht abgedrückt, ist deshalb das Opfer ebenfalls untauglich.",
+ "hat man Nicht-Heiliges. einen nicht-heiligen Vogel.",
+ "drinnen. Nicht-Heiliges durfte nicht im Heiligtum geschlachtet werden, weil es heisst (Deut. 12, 2) wenn entfernt von dir sein wird der Ort, den der Ewige dein Gott erwählen wird, seinen Namen dorthin zu legen, so kannst du schlachten … und essen in deinen Toren ganz nach Herzenslust; daraus wird gefolgert: entfernt von dem Orte, ausserhalb des Heiligtums, darfst du Nicht-Heiliges schlachten und das Geschlachtete essen, aber nicht im Heiligtum (Kidduschin 57b). Hatte man Nicht-Heiliges im Heiligtum geschlachtet, so durfte es nicht gegessen werden.",
+ "oder Heiliges draussen. Das Schlachten von Heiligem ausserhalb des Heiligtums war bei Ausrottungsstrafe verboten (Lev. 17, 3 u. 4), das ausserhalb Geschlachtete (שחוטי חוץ) durfte nicht gegessen werden.",
+ "so verunreinigt es nicht beim Schlingen. Als Grund für das mit der Linken und bei Nacht Abgedrückte wird angegeben, weil das Opfer, trotzdem es dadurch untauglich geworden, wenn es einmal auf den Altar heraufgekommen ist, nicht wieder heruntergenommen wird, wie Alles, was erst im Heiligtum untauglich geworden ist (s. weiter IX, 2), es aber doch nicht, trotzdem das Abdrücken nicht vorschriftsmässig ausgeführt worden ist, als נבלה betrachtet wird; dass R. Jehuda, dessen Ansicht von der Halacha acceptiert wird, dort entscheidet, das bei Nacht Geschlachtete müsse wieder heruntergenommen werden, bezieht sich nach der Erklärung von Tosafot nur auf Viehopfer, nicht auf Vogelopfer. Nicht-Heiliges, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, verunreinigt nicht, trotzdem es durch das Schlachten nicht zum Genuss erlaubt wird, weil in dem Schriftvers (Lev. 17, 15) neben נבלה auch טרפה genannt wird; das wolle besagen, dass nur da, wo, wie bei dem טרפה, kein Unterschied zwischen innerhalb und ausserhalb des Heiligtums besteht, diese Verunreinigung eintritt, nicht aber bei Nicht-Heiligem, das im Heiligtum geschlachtet worden ist, wo nur in der Ausführung des Schlachtens im Heiligtum der Verstoss liegt. Heiliges, das ausserhalb geschlachtet worden ist, verunreinigt nicht, trotzdem für das Vogelopfer nicht das Schlachten, sondern das Abdrücken die vorgeschriebene Tötungsart ist, weil aus Lev. 17, 4 gefolgert wird, dass auch auf das Schlachten von Vogelopfern ausserhalb des Heiligtums die Ausrottungsstrafe steht (Talmud 107 a), es wird also das Schlachten von Vogelopfern ausserhalb des Heiligtums dem Schlachten von Viehopfern gleich geachtet und ist deshalb das Geschlachtete nicht als נבלה zu betrachten (Talmud).",
+ "hat man mit einem Messer abgedrückt. Das Abdrücken mit einem Messer kann weder als מליקה gelten, da diese nur mit dem Fingernagel vorgenommen werden darf, noch auch als Schlachten, da damit gegen die Grundvorschriften des Schlachtens verstossen wird (s. Chullin I, 4), das Tier ist also nicht auf vorgeschriebene Weise getötet und deshalb נבלה.",
+ "hat man Nicht- Heiliges drinnen oder Heiliges draussen abgedrückt. Das Abdrücken gilt als vorschriftsmässige Tötung nur für Heiliges im Heiligtum; in beiden Fällen ist daher das Tier nicht auf vorgeschriebene Weise getötet worden und deshalb נכלה. Über den Fall, dass man Nicht-Heiliges draussen abgedrückt hat, siehe weiter Note 45.",
+ "deren Zeit noch nicht gekommen. dass sie als Opfer verwendet werden dürfen. Von תורים durften nur die älteren und von יונים nur die jüngeren verwendet werden. Die Altersgrenze wurde an der Färbung der Flügel erkannt (s. Chullin 22b).",
+ "war ein Flügel vertrocknet. Auch bei dem Vogelopfer galt das Fehlen eines Gliedes als ein Fehler, der es zum Darbringen untauglich machte, obwohl im Übrigen das Vogelopfer nicht wie das Viehopfer תמים, fehlerlos, zu sein brauchte (אין תמות וזכרות בעופות).",
+ "ein Auge erblindet. durch Auslaufen des Auges, da blosses Erblinden des Auges das Vogelopfer nicht untauglich macht.",
+ "so verunreinigt es beim Schlingen. da in allen diesen Fällen das Abdrücken nicht als die vorschriftsmässige Tötungsart betrachtet werden kann, da das Opfer nicht dargebracht werden darf und selbst, wenn es auf den Altar gebracht worden ist, wieder heruntergenommen werden muss (s. oben Note 38).",
+ "Dieses ist die Regel. Durch diese Regel werden noch 2 Fälle mit einbezogen, die im Obigen nicht ausdrücklich erwähnt sind, nämlich: wenn man Heiliges im Heiligtum anstatt abzudrücken geschlachtet hat, so verunreinigt es nicht und, wenn man Nicht-Heiliges ausserhalb des Heiligtums abgedrückt hat, so verunreinigt es (Talmud).",
+ "verunreinigt es nicht beim Schlingen. weil es da nach IX, 2, wenn es einmal auf den Altar gekommen ist, nicht wieder heruntergenommen wird, es also nicht als נבלה betrachtet wird. Das פסולו בהדש wird verschieden gedeutet. Raschi und Bartenura erklären: wo die Untauglichkeit erst im Heiligtum entstanden ist, es vorher aber tauglich war. Nach Tosafot heisst es: wo die Untauglichkeit erst entstanden ist, nachdem es geschlachtet und durch die Berührung mit den heiligen Gefässen geheiligt worden war, בקדש abstrakt gefasst = im Zustande der Heiligkeit. Eine dritte Erklärung ist: wo die Untauglichkeit mit seinem Charakter als Heiligem zusammenhängt, während אין פסולו בקדש das genannt wird, was aus irgend einem anderen davon unabhängigen Grunde untauglich ist (פנים מאירות zu Sebachim 68 b).",
+ "Hat. In den Talmudausgaben und in der Mischna ed. Lowe steht dieser Satz am Anfange unserer Mischna.",
+ "einer von den hierzu. zum Opferdienst.",
+ "Untauglichen. s. II, 1.",
+ "ist das Abdrücken ungiltig. da das Abdrücken im Gegensatz zum Schlachten eine Opferhandlung ist, die nur der Priester vollziehen darf.",
+ "aber es verunreinigt nicht beim Schlingen. das Tier ist in der vorgeschriebenen Weise getötet worden und daher nicht נבלה, wenn auch, weil es durch einen hierzu Untauglichen geschehen ist, das Opfer untauglich ist und nicht gegessen werden darf."
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+ "Hat man abgedrückt. ein Vogelopfer im Heiligtum.",
+ "dass es trefa. Trefa heisst ein Tier, wenn an ihm eine Verletzung gefunden wird, in deren Folge es keine 12 Monate leben könnte; von einem solchen Tiere darf nichts gegessen werden, und es darf auch nicht als Opfer dargebracht werden (s. weiter VIII, Note 13.)",
+ "Es verunreinigt nicht beim Schlingen. da es in der vorgeschriebenen Weise getötet worden ist, ist es nicht נבלה, trotzdem es schon vorher trefa und deshalb zum Genuss verboten war, und durch das Abdrücken nicht zum Genuss erlaubt geworden ist.",
+ "Es verunreinigt beim Schlingen. Nach Ansicht des R. Jehuda nützt bei einem Vogel, der trefa ist, weder das Schlachten noch das Abdrücken, sondern, wie immer er getötet worden oder ob er von selbst verendet ist, er ist immer נבלה (s. Teharot I, 1); die Begründung s. weiter Note 65.",
+ "das durch Berühren und Tragen verunreinigt. Lev. 11, 39. 40.",
+ "durch das Schlachten das Trefa von der Unreinheit rein bleibt. d. h. trotzdem das Tier trefa ist, wenn es vorschriftsmässig geschlachtet wird, die Unreinheit von נבלה nicht eintritt. Es wird dies aus dem einschränkendem הבהמה “מן„ (Lev. 11, 39) geschlossen: wenn „von“ den Tieren eines stirbt, so verunreinigt es. Das Schlachten eines Tieres, das trefa ist, wäre eigentlich dem Selbstverenden gleich zu achten, da das Tier auch durch das Schlachten nicht für den Genuss erlaubt wird. Die Schrift gebraucht aber den Ausdruck מן הבהמה, um anzudeuten, dass es auch Fälle gibt, wo Tiere, die so wie von selbst verendet sind, dennoch nicht נבלה werden, und zwar sind damit Tiere gemeint, die trefa sind, wenn sie vorschriftsmässig geschlachtet worden sind (s. auch Chullin IV, 4).",
+ "ist es da nicht folgerichtig. nach der Schlussfolgerung vom Schwereren auf das Leichtere.",
+ "das nicht durch Berühren und Tragen verunreinigt. da Lev. 11, 39 nur vom Vieh, nicht von Vögeln die Rede ist, und Lev. 22, 8, wo nur Vogelaas gemeint sein kann, da nur bei diesem eine Verunreinigung erst beim Essen eintritt, es ausdrücklich heisst לא יאכל לטמאה בה er soll es nicht „essen“, sich daran zu verunreinigen, woraus zu entnehmen ist, dass die Verunreinigung nur durch das Essen, nicht aber durch Berühren oder Tragen eintritt.",
+ "finden. מה מצינו eine der talmudischen Deutungsregeln: aus dem, was für Eines gilt, wird der Schluss gezogen, dass dasselbe auch für ein Anderes, das ihm gleich ist, gilt.",
+ "so muss auch beim Abdrücken. des Vogelopfers im Heiligtum.",
+ "durch das es zum Genuss tauglich wird. für die Priester oder für den Altar (s. II Note 26).",
+ "Genug. דיו eine Abkürzung für den Satz: דיו לבא מן הדין להיות כנדון d. h. bei der Schlussfolgerung vom Leichteren auf das Schwerere oder umgekehrt (קל וחומר) ist der Folgerung genügt, wenn das, worauf gefolgert werden soll, dem, aus dem die Folgerung gezogen wird, gleichgestellt wird (s. Baba kama II Note 27).",
+ "durch das Schlachten bleibt es rein. wie beim Viehaas.",
+ "durch das Abdrücken aber nicht. die von R. Jose angezogene Regel erkennt auch R. Meïr an, trotzdem will er sie hier nicht angewendet wissen, weil durch den Satz (Lev. 11, 46): זאת תורת הבהמה והעוף diese Vorschriften für das Vieh und für das Geflügel einander gleichgestellt werden, woraus geschlossen wird, dass nicht nur das Geflügel ebenso wie das Vieh geschlachtet werden muss, sondern dass ebenso, wie bei dem Vieh die Unreinheit von נבלה nicht eintritt, wenn es geschlachtet wird, weil durch das Schlachten es zum Genuss erlaubt wird, so auch beim Geflügel die Unreinheit von נבלה nicht eintritt, wenn es abgedrückt wird, wo es durch das Abdrücken zum Genuss erlaubt wird. Nach R. Jehuda dagegen ist daraus, dass Lev. 17, 15 neben נבלה, dem von selbst Verendeten nicht vorschriftsmässig Geschlachteten, noch טרפה besonders genannt wird, zu schlieseen, dass bei einem Tier, das trefa ist, die Unreinheit, von der dort die Rede ist, selbst dann eintritt, wenn es vorschriftsgemäss geschlachtet oder abgedrückt ist (Talmud). Es ergeben sich demnach 3 verschiedene Ansichten: Nach R. Meïr tritt die טומאת בית הבליעה nicht ein, sobald das Tier vorschriftsgemäss geschlachtet oder abgedrückt ist, nach R. Jehuda tritt sie in beiden Fällen ein, nach R. Jose tritt sie beim Abdrücken ein, aber nicht beim Schlachten."
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+ "unter welche zum Umkommen bestimmte Sündopfer. das sind Sündopfer-Tiere, die nicht dargebracht werden durften und, weil sie auch zu nichts anderem verwendet werden durften, an einen abgeschlossenen Platz gebracht und dort sich selbst überlassen wurden, bis sie von selbst umkamen. Solcher חטאות המתות gab es fünferlei: 1) das von einem zum Sündopfer geweihten Tiere geworfene Junge, 2) das gegen ein Sündopfer Eingetauschte, 3) das Sündopfer, dessen Eigentümer gestorben war, 4) dessen Eigentümer bereits durch Darbringung eines anderen Opfertieres gesühnt war, 5) das sein Jahresalter überschritten hat (s. Temura IV, 1, 2). Weil es mehrere Arten solcher Tiere gab, steht die Mehrzahl חטאות המתות: eine der Arten von zum Umkommen bestimmten Sündopfern.",
+ "oder ein zur Steinigung verurteilter Ochse. Exodus 21, 28—32.",
+ "sich gemischt haben. wörtlich: die (mit anderen Tieren) vermischt worden sind durch zum Umkommen u. s. w. (die sich unter sie gemischt haben).",
+ "sind dem Umkommen zu überlassen. Das unter die Opfer geratene Tier geht nicht in der Mehrheit auf (בטל ברוב), wie sonst Verbotenes, das versehentlich unter Erlaubtes geraten ist, weil lebende Wesen immer als etwas für sich Bestehendes betrachtet werden (בעלי חיים חשיבי) und deshalb niemals in Anderem aufgehen. Da dieses Tier aber zu jeder Verwendung verboten ist und man es unter den Opfertieren, unter die es sich gemischt hat, nicht mehr erkennen kann, so sind sämtliche Opfertiere zu jeder Verwendung verboten und müssen deshalb dem Umkommen überlassen werden.",
+ "indem er entweder nach Aussage nur eines Zeugen. Nur auf die Aussage zweier Zeugen wurde der Ochse gesteinigt; war nur ein Zeuge da, so konnte man den Ochsen weiter gebrauchen, nur als Opfertier durfte er nicht verwendet werden. Dass ein Tier, das einen Menschen getötet hat, auch wenn keine zwei Zeugen dafür da sind, nicht als Opfer gebraucht werden darf, wird aus dem einschränkenden ומן הצאן (Lev. 1, 2) geschlossen (Temura 28 b).",
+ "oder nach Aussage der Eigentümer. Auf die Aussage der Eigentümer wurde der Ochse ebenfalls nicht gesteinigt, nach einer Ansicht, weil die Steinigung des Ochsen eine Busse für die Eigentümer war und bei Selbstbezichtigung man von Zahlung der Busse frei war (מודה בקנס פטור), nach der Ansicht Anderer, weil die Eigentümer nicht als Zeugen gelten konnten, da nach allgemeinem Grundsatz das Zeugnis nahestehender Verwandter der Parteien keine Geltung hat, und inbezug auf sein Eigentum der Eigentümer doch wenigstens ebenso stark interessiert ist wie der nächststehende Verwandte (אדם קרוב אצל ממונו).",
+ "was. irgend ein Tier, das.",
+ "[einen Menschen] begattet hat oder [von ihm] begattet worden ist. Zu ergänzen ist aus dem Vorhergehenden: nach Aussage nur eines Zeugen oder nach Aussage der Eigentümer, denn bei Aussage von zwei Zeugen wurde auch hier das Tier gesteinigt (Lev. 20, 15. 16) und durfte zu nichts verwendet werden. Waren aber nicht zwei Zeugen dafür da, so durfte das Tier verwendet werden, als Opfertier durfte es aber nicht gebraucht werden. Letzteres wird daraus gefolgert, weil es von den Tieren, die wegen eines Leibesfehlers nicht dargebracht werden dürfen, heisst (Lev. 22, 25): כי משחתם בהם, denn ihr Makel ist an ihnen, darum werden sie euch nicht wohlgefällig aufgenommen werden. Der Ausdruck השחית ist aber sonst für geschlechtliche Entartung gebräuchlich, wie Gen. 6, 12: כי השחית כל בשר את דרכו על הארץ denn es hatte verderbt alles Fleisch seinen Wandel auf der Erde, worunter nach der traditionellen Erklärung die geschlechtliche Entartung zu verstehen ist; daraus wird die Lehre entnommen, dass auch Tiere, die geschlechtlich missbraucht worden sind, nicht als Opfer dargebracht werden dürfen. Nach einer anderen Ansicht wird sie aus dem einschränkenden מן הבקר (Lev. 1, 2) geschlossen (Temura 28 b). Sowohl bei dem Ochsen, der einen Menschen getötet, wie bei dem, der einen Menschen begattet hat oder von ihm begattet worden ist, gibt es noch zwei Fälle, wo dasselbe gilt, wie wenn keine zwei Zeugen da sind, nämlich: wenn das Tier sich unter die Opfer gemischt hat, bevor das Urteil über es gefällt worden ist, und wenn der Mensch, den es getötet oder begattet hat oder von dem es begattet worden ist, ein Götzendiener war; auch in diesen beiden Fällen war nämlich das Tier nur als Opfer nicht zu gebrauchen.",
+ "das zum Götzenopfer bestimmt. מוקצה von קצה abscheiden, absondern = das zu einem bestimmten Gebrauch Abgesonderte, Bestimmte, bei den Sabbat-Vorschriften: das für eine am Sabbat verbotene Verwendung Bestimmte, hier: das zum Opfer beim Götzendienst bestimmte Tier. Nach Maim. הלכות אסורי מזבח IV, 4, wird das Tier durch die blosse Bestimmung noch nicht zum Opfer untauglich, sondern muss an ihm auch eine Handlung zum Zwecke des Götzendienstes vorgenommen worden sein.",
+ "war oder götzendienerisch verehrt worden ist. Dass zum Götzenopfer bestimmte und götzendienerisch verehrte Tiere nicht als Opfer dargebracht werden durften, wird ebenfalls aus der Note 7 angeführten Schriftstelle (Lev. 22, 25) gefolgert, weil der Ausdruck השחית auch für Götzendienst gebraucht wird, wie Deuter. 4, 16: פן תשחיתון ועשיתם לכם פסל dass ihr nicht ausartet und euch ein Götzenbild machet; nach einer anderen Ansicht wird die Untauglichkeit von מוקצה aus dem einschränkenden מן הצאן, die von נעבד aus מן הבקר geschlossen. Durch Beides wird aber das Tier zu sonstiger Verwendung nicht verboten (Temura 28 b).",
+ "oder das als Buhlerinnenlohn gegeben oder für einen Hund eingetauscht worden ist. s. Deuter. 23, 19. Näheres darüber Temura VI, 2—4.",
+ "ein Bastard. z. B. das Junge von einem Schaf und einem Ziegenbock. Dass ein solches Tier zum Opfer untauglich ist, wird daraus entnommen, dass es Lev. 22, 27 heisst: שור או כשב או עז כי יולד „ein Ochse oder ein Schaf oder ein Rind“, nur ein Tier, das entweder der einen oder der anderen dieser Gattungen angehört, darf geopfert werden, nicht aber das aus der Vermischung von zwei verschiedenen Gattungen hervorgegangene.",
+ "ein Trefa. s. VII, 53. Ist die Verletzung äusserlich nicht zu erkennen, dann kann man ja gar nicht wissen, dass das Tier trefa ist. Ist sie aber äusserlich zu erkennen, dann ist ja das Tier daran von den anderen Tieren, unter die es sich gemischt hat, zu unterscheiden. Im Talmud (74 b) werden aber drei Fälle angeführt, wo ein Tier wegen trefa verboten ist und von einem anderen Tiere dennoch nicht zu unterscheiden ist. Dass ein Tier, das trefa ist, nicht geopfert werden darf, wird aus dem zweiten einschränkenden מן הבקר (Lev. 1, 3) geschlossen: מן הבקר להוציא את הטרפה (Temura 29 a; s. auch Bechorot 57 a und Maimon. הלכות אסורי מזבח II, 10).",
+ "ein seitwärts [aus der Gebärmutter] Herausgezogenes. דופן = Wand, Seitenwand, daher auch Seite; יוצא דופן heisst das nicht durch natürliche Geburt, sondern durch eine Operation aus der Seite herausgekommene Tier. Dass auch ein solches Tier zum Opfer untauglich ist, wird ebenfalls aus dem Note 12 angeführten Schriftvers (Lev. 22, 27) gefolgert, weil es heisst: כי יולד, es muss auf dem natürlichen Wege geboren sein.",
+ "bis sie einen Leibesfehler. יסתאבו von סאב s. Pesachim IX Note 86.",
+ "bekommen. Darbringen kann man sie nicht, da sich ein Tier unter ihnen befindet, das man nicht darbringen darf; ausserhalb des Heiligtums kann man sie nicht schlachten, da Opfer nicht ausserhalb des Heiligtums geschlachtet werden dürfen; sie alle verkaufen und für den Erlös dann die entsprechende Anzahl von Opfern darbringen darf man auch nicht, da zu Opfern geweihte Tiere nicht zu anderer Verwendung verkauft werden dürfen, so lange sie noch für den Altar tauglich sind. Deshalb muss man sie so lange weiden lassen, bis sie sich einen Leibesfehler zugezogen haben, durch den sie untauglich für den Altar werden, und sie dann alle verkaufen.",
+ "und für den Preis des wertvollsten. da man die einzelnen Tiere nicht mehr unterscheiden und daher nicht wissen kann, welchen Wert jedes hatte.",
+ "unter ihnen bringt man von der betreffenden Art. Waren es z. B. 3 Ganzopfer (zu Gemeindeopfern bestimmte oder einem Eigentümer angehörende, nur von diesem Falle spricht hier die Mischna; der Fall, dass Opfertiere verschiedener Gattung oder derselben Gattung aber verschiedenen Eigentümern angehörende unter einander sich gemischt haben, so dass man sie nicht mehr von einander unterscheiden kann, wird erst in der folgenden Mischna behandelt), unter die sich das untaugliche Tier gemischt hat, und es haben beim Verkauf eines der Tiere 12, die anderen 11, 10 und 9 Denare gebracht, so muss man, da das Tier, welches den geringsten Preis gebracht hat, vielleicht gerade das untaugliche Tier war, das sich unter die 3 Ganzopfer gemischt hat, zunächst ein Ganzopfer im Werte des Tieres, das den höchsten Preis gebracht hat, also für 12 Denare bringen, dann eines im Werte des nun unter den 3 anderen wertvollsten, also für 11, und das dritte im Werte des unter den 2 übrigbleibenden wertvollsten, also für 10 Denare. Raschi und Bartenura nehmen an, dass die Mischna hier von dem Falle spricht, dass nur ein Opfer mit einem untauglichen Tiere oder mehreren solchen sich vermischt hat. Dafür spricht das יביא בדמי היפה שבהן: man bringe [sc. ein Opfer] im Preise des wertvollsten unter ihnen; dagegen spricht aber die Mehrzahl נתערבו, die sich auf das כל הזבחים am Anfang der Mischna bezieht, wo doch von mehreren Opfern die Rede ist, unter die sich das untaugliche Tier gemischt hat.",
+ "so werden die nicht-heiligen für den Bedarf der betreffenden Art verkauft. Hat z. B. ein Ganzopfer sich unter 10 nichtheilige Tiere gemischt, so bringt der Eigentümer des Ganzopfers eines von den 11 Tieren als Ganzopfer dar, und die übrigen 10 Tiere werden an Andere verkauft, die Ganzopfer darzubringen haben, und also ebenfalls als Ganzopfer dargebracht. Allerdings bringt auf diese Weise der Eigentümer des Opfers, das sich unter die anderen Tiere gemischt hat, anstatt seines ursprünglichen eignen vielleicht jetzt ein fremdes, ihm nicht gehörendes Tier als Opfer dar, und ebenso einer von den zehn, nämlich derjenige, der das Tier erworben hat, das schon vorher zum Ganzopfer bestimmt war und dem ersten Eigentümer gehört; er hat mit seinem Gelde das zehnte von den nicht-heiligen Tieren erwerben wollen, das jetzt der Eigentümer des ersten Ganzopfers darbringt, denn ein Tier, das jemand zum Opfer für sich geweiht hat, kann er nicht einem Anderen zum gleichen Zweck verkaufen, und auch wenn es geschehen ist, darf es dennoch nur als Opfer für den ersten Eigentümer dargebracht werden (s. Pesachim 89 b: המוכר עולתו ושלמיו לא עשה ולא כלום). Deshalb ist, ebenso wie in dem Falle der folgenden Mischna, jedes dieser 11 Opfer mit der unbestimmten Bezeichnung: לשם מי שהוא darzubringen, d. h. es soll demjenigen als Opfer angerechnet werden, der der rechtmässige Eigentümer ist; auf diese Weise hat jeder sein Opfer dargebracht, da ja jedem eines von den 11 Opfertieren gehört und nur nicht festzustellen ist, ob es gerade dasjenige ist, das er darbringt. Nach Tosafot ist eine solche ausdrückliche Bezeichnung nicht nötig, sondern bedeutet יקרב לשם מי שהוא: man schlachtet das Opfer, ohne des Eigentümers überhaupt zu erwähnen, nach IV, 6 (s. dort Note 62)."
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+ "[Hat sich vermischt] Heiliges mit Heiligem derselben Art. die Opfertiere gehören aber verschiedenen Eigentümern.",
+ "dem es gehört. s. oben Note 19. Sind es jedoch Opfertiere, bei denen die סמיכה vorgeschrieben ist, d. h. auf welche vor der Darbringung die Eigentümer ihre Hände aufzustützen haben (Lev. 1, 4), so dürfen sie nicht dargebracht werden, sondern müssen, wie in den weiter angeführten Fällen, weiden bis sie einen Leibesfehler bekommen, da ja nicht festzustellen ist, wer der Eigentümer des einzelnen Opfers ist (Talmud). Dass die Eigentümer der Opfer gemeinsam ihre Hände auf jedes der Opfer stützen, geht nicht an, weil ein Anderer als der Eigentümer seine Hände nicht auf das Opfer stützen darf, da dieses schon als eine verbotene Nutzniessung von Heiligem betrachtet wird (Tiferet Jisrael).",
+ "Heiliges mit Heiligem von anderer Art. Opfertiere verschiedener Gattung, die in den Vorschriften über die Blutsprengung oder die Opferung oder das Verzehren des Opferfleisches von einander ab weichen und die deshalb nicht dargebracht werden können, weil man nicht weiss, welcher Gattung die einzelnen Tiere angehören.",
+ "und das Hinzuzulegende erleidet man an seinem Eigentume Schaden. Hat z. B. ein Ganzopfer mit einem Sündopfer sich vermischt, und beim Verkauf bringt das eine Tier 12 Denare, das andere nur 11, so muss man für den Erlös ein Ganzopfer für 12 Denare und ein Sündopfer für 12 Denare bringen, man muss also von seinem eigenen Gelde einen Denar zulegen. Waren es 5 Opfertiere verschiedener Gattung, die unter einander sich gemischt haben, und ein Tier bringt beim Verkauf 12 Denare, die 4 anderen je 11, so muss man von jeder Gattung je ein Tier für 12 Denare darbringen, man muss also 4 Denare von seinem eigenen Gelde zulegen. Das bei dem Verkauf der Tiere gelöste Geld darf man übrigens nicht zum Ankauf der darzubringenden Tiere verwenden, da auch auf dem Erlös noch die Heiligkeit des verkauften Opfertieres ruht und dafür deshalb kein Opfertier anderer Gattung angekauft werden darf. Man muss deshalb, wenn man nach dem Verkauf nun wieder ein Tier ankaufen will, um es als Ganzopfer darzubringen, von seinem eigenen Gelde eine dem Erlös aus dem wertvollsten der Tiere gleiche Summe nehmen und erklären, mit diesem Gelde löse ich den aus dem Ganzopfer erzielten Erlös aus, und für dieses Geld kauft man sodann ein Ganzopfer; in gleicher Weise verfährt man dann bei jedem der Opfer, die man darzubringen hat.",
+ "Hat es. ein anderes oder mehrere andere Opfertiere.",
+ "sich mit Erstgeburt oder Zehnt. Erstgeburt und Zehnt dürfen nicht, wie andere Opfertiere, wenn sie einen Leibesfehler bekommen, verkauft werden mit der Folge, dass sie durch den Verkauf aufhören, heilig zu sein, indem ihre Heiligkeit auf den für sie erzielten Erlös übergeht, für den dann ein anderes Ersatztier darzubringen ist, sondern es wird, auch wenn sie durch einen Leibesfehler zum Opfern untauglich geworden sind, für sie kein anderes Opfer dargebracht, sie werden vielmehr weiter als heilig betrachtet und, ohne geopfert zu werden, wie jedes andere Zehnt und Erstgeburt von den Eigentümern bezw. von den Priestern verzehrt (s. Temura III, 5).",
+ "bis sie einen Leibesfehler bekommen. dann nimmt man eine Geldsumme in Höhe des Wertes des wertvollsten unter den Tieren für das eine darunter geratene Opfertier — waren es mehrere, so für jedes derselben — und erklärt: durch dieses Geld soll das hierunter befindliche Opfertier ausgelöst sein, und bringt für dieses Geld ein entsprechendes Ersatzopfer. Das ausgelöste Opfertier wird dann mit den anderen Tieren nach Art der Erstgeburt und des Zehnt verzehrt.",
+ "und man isst sie dann nach Art. Erstgeburt und Zehnt dürfen, auch nachdem sie einen Leibesfehler bekommen haben, nicht auf öffentlichem Platz geschlachtet oder verkauft und ihr Fleisch nicht nach Gewicht verkauft werden (Temura III, 5).",
+ "ausser beim Sündopfer mit dem Schuldopfer. denn als Schuldopfer wurde nur ein Widder oder ein männliches Schaf dargebracht, als Sündopfer nur ein weibliches Schaf oder ein Ziegenbock; die Tiere waren also stets von einander zu unterscheiden."
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+ "Haben sich ein Schuldopfer und ein Friedensopfer vermischt. Diese beiden Opfergattungen unterscheiden sich nur dadurch, dass das Schuldopfer auf der Nordseite geschlachtet werden musste, das Friedensopfer dagegen überall in der עזרה geschlachtet werden konnte, und in der Art, wie das Fleisch verzehrt wurde (s. V, 5. 7).",
+ "(so müssen sie weiden, bis sie einen Leibesfehler bekommen. dann werden sie verkauft u. s. w., wie es in der vorhergehenden Mischna für den Fall vorgeschrieben ist, dass sich Heiliges mit Heiligem von anderer Art vermischt hat. In der Mischna ed. Lowe und in den Talmud-Ausgaben fehlt der eingeklammerte Satz, wodurch an dem Sinn des Ganzen nichts geändert wird.",
+ "Simon sagt. Nach Ansicht des R. Simon können in diesem Falle die Opfertiere selbst dargebracht werden, da ja auch die Friedensopfer auf der Nordseite geschlachtet werden dürfen.",
+ "Beide werden auf der Nordseite geschlachtet. indem man dabei unbestimmt lässt, als was und für wen jedes der beiden Opfer geschlachtet wird (s. oben Note 19).",
+ "und verzehrt nach Art des Strengeren von ihnen. das ist das Schuldopfer. Das Fleisch beider Tiere darf also nur innerhalb der עזרה von den männlichen Priestern den Tag und die darauf folgende Nacht bis Mitternacht verzehrt werden.",
+ "Darauf sagten sie. die anderen Weisen.",
+ "dass Heiliges untauglich wird. Das Fleisch des Friedensopfers hätte von jedermann und noch die ganze Nacht und den folgenden Tag gegessen werden dürfen. Dadurch, dass es jetzt auch nur von den männlichen Priestern und bis Mitternacht gegessen werden darf, kann sehr leicht etwas davon übrig bleiben und so vor der Zeit als נותר untauglich werden. מביאין לבית הפסול wörtlich: in den Raum für Untaugliches kommen lassen, בית hier vielleicht in übertragenem Sinne gebraucht: in den Bereich des Untauglichen kommen lassen.",
+ "von Hochheiligem. das, wie das Fleisch des Sündopfers und des Schuldopfers, nur in der עזרה und nur von den männlichen Priestern verzehrt werden durfte.",
+ "mit Einfach-Heiligem. das, wie das Dankopfer, in der ganzen Stadt und von jedermann verzehrt werden durfte.",
+ "die nur einen Tag gegessen werden. wie das Dankopfer.",
+ "die zwei Tage gegessen werden dürfen. wie das Friedensopfer.",
+ "muss man sie nach Art des Strengeren von ihnen verzehren. In diesen Fällen stimmen auch die anderen Weisen dem R. Simon zu, da es hier keinen anderen Ausweg gibt."
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+ "Wenn Glieder von einem Sündopfer. die zum Verzehren durch die Priester bestimmt sind.",
+ "mit Gliedern von einem Ganzopfer. die auf dem Altar geopfert werden sollen. Hier heisst es nicht wie in der vorhergehenden Mischna חתיכות Fleischstücke, sondern אברים Glieder, weil das Ganzopfer nur in seine Glieder zerlegt werden, diese aber nicht weiter zerschnitten werden durften (Chullin 11a: ונתח אותה לנתחיה ולא נתחיה לנתחים); es können daher nur Glieder von einem Sündopfer mit Gliedern von einem Ganzopfer sich vermischen.",
+ "Man legt sie oben hinauf. auf das Altarfeuer.",
+ "als wäre es Holz. Das Fleisch des Sündopfers darf nicht geopfert werden. Es wird dies aus Lev. 2, 11 geschlossen. Der Satz כי כל שאור וכל דבש לא תקטירו ממנו אשה לה׳ wird von der Tradition dahin ausgelegt, dass, ebenso wie aller Sauerteig und aller Honig, so auch alles dasjenige nicht geopfert werden darf, wovon das Feueropfer dem Ewigen bereits dargebracht worden ist (ממנו אשה לה׳). Dieses Verbot wird aber nach R. Elieser durch den folgenden Schriftvers wieder beschränkt. Dort heisst es: ואל המזבח לא יעלו לריח ניחח auf den Altar soll es nicht heraufkommen zum Wohlgeruch; nur zum Zwecke des Wohlgeruchs darf Derartiges nicht auf den Altar gebracht werden, wohl aber, wenn man die Absicht hat, es nur als Brennstoff zu verwenden. Damit nun die Glieder des Ganzopfers, wie vorgeschrieben, auf dem Altar geopfert werden können, bringt man nach R. Elieser die sämtlichen Glieder auf den Altar mit der Absicht, dass die Glieder, welche von dem Ganzopfer herrühren, als Opfer und die andern Glieder als einfacher Brennstoff, wie das Holz, dort verbrennen.",
+ "Die Weisen sagen. Nach Ansicht der Weisen besagt das Wörtchen אתם im ersten Versteile von Lev. 2, 12, dass der das Verbot beschränkende zweite Versteil ואל המזבח לא יעלו לריח ניחח nur für das Verbot von Sauerteig und Honig, worauf sich das אתם bezieht, gilt, nicht aber für das Verbot von Solchem, wovon schon das Feueropfer dem Ewigen dargebracht worden ist; dieses darf unter keinen Umständen auf den Altar gebracht werden.",
+ "Man lässt ihr Aussehen verkommen. Man kann sie nicht opfern, da ja Stücke darunter sind, die nicht auf den Altar gebracht werden dürfen; man darf sie auch nicht sofort verbrennen, da Heiliges, so lange es nicht untauglich geworden ist, nicht vernichtet werden darf. Man muss daher warten, bis das Fleisch durch Verlust seiner Frische oder dadurch, dass es נותר geworden, zum Essen untauglich geworden ist, und es dann verbrennen. Über den Ausdruck תעובר צורתן s. Pesachim VII Note 52.",
+ "und schafft. ויצאו das Intransitivum für das Passiv des Transitivum wie II Note 43.",
+ "sie dann nach dem Verbrennungsraum. S. Pesachim VIII Note 18 und IX Note 49."
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+ "Opferglieder. von Ganzopfern.",
+ "mit Gliedern von mit einem Leibesfehler behafteten Tieren. Unter die zu opfernden Glieder mehrerer Ganzopfer sind die Glieder eines mit einem Leibesfehler behafteten Tieres geraten, die nicht geopfert werden dürfen. Die Mehrzahl “בעלי מומין„ ist zu erklären: die Glieder eines von solchen mit einem Leibesfehler behafteten Tieren. In diesem Falle darf selbst nach R. Elieser nicht das für den Altar Untaugliche zusammen mit dem Tauglichen auf den Altar gebracht werden, indem man das Untaugliche nur als Brennstoff betrachtet, wie in der vorhergehenden Mischna, weil alles von einem mit einem Leibesfehler behafteten Tiere Herrührende als minderwertig betrachtet wird und deshalb überhaupt nicht, auch nicht als Brennstoff, auf den Altar gebracht werden darf.",
+ "Wenn man den Kopf eines von ihnen dargebracht hat. bevor man erfahren, dass unter die zu opfernden Glieder die Glieder eines Tieres geraten waren, die nicht geopfert werden dürfen.",
+ "kann man alle Köpfe darbringen. Da unter den Köpfen sich nur einer befunden hat, der nicht geopfert werden durfte, so nehme ich an, dass der bereits geopferte Kopf derjenige war, der nicht hätte geopfert werden dürfen, und die anderen Köpfe dürfen deshalb alle geopfert werden. Nach der Ausführung im Talmud ist dies jedoch auch nach R. Elieser nur in der Weise gestattet, dass immer zwei Köpfe zugleich geopfert werden, so dass darunter immer wenigstens einer sich befindet, der mit Bestimmtheit nicht der zur Opferung verbotene ist. Einzeln dagegen dürfen die Köpfe nicht geopfert werden, da es doch ebenso gut möglich ist, dass der verbotene sich noch unter ihnen befindet, und das Verbotene für sich allein auf keinen Fall auf den Altar gebracht werden darf.",
+ "die Kniestücke. Die Mischna-Ausgabe Lowe liest richtig כרעיו statt des כרעו in unseren Mischna-Ausgaben; die Kniestücke wurden nach Tamid IV, 3 stets zusammengehalten und dargebracht.",
+ "Selbst wenn man alle ausser einem. d. h. einem Paare, das man nach Ansicht des R. Elieser noch darbringen kann; denn wenn nicht mehr ein Paar gleicher Glieder, sondern nur eines davon übrig geblieben ist, darf es ja auch nach R. Elieser nicht mehr geopfert werden (Talmud).",
+ "muss dieses nach dem Verbrennungsraum. S. Note 48."
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+ "das sich mit Wasser vermischt hat. indem Wasser in das Blut hineingegossen worden ist oder das Blut in einem Strom in Wasser hineingegossen worden ist; ist aber das Blut in das Wasser tropfenweise gegossen worden, z. B aus einem Gefäss mit so enger Öffnung, dass das Blut nur tropfenweise hinausfliessen konnte, so ist es nicht mehr zu gebrauchen, weil jeder Tropfen, sobald er für sich allein in das Wasser hineingekommen ist, sofort als in dem Wasser aufgegangen betrachtet wird und, was einmal im Wasser aufgegangen ist, nachher nicht wieder den Charakter von Blut erhalten kann, wenn schliesslich selbst mehr Blut als Wasser in dem Gefässe ist (Talmud).",
+ "wenn es das Aussehen von Blut hat. nicht wie rötlich gefärbtes Wasser sondern wie Blut aussieht.",
+ "tauglich. und darf, trotzdem es mit Wasser gemischt ist, gesprengt werden.",
+ "hat es sich mit Wein. mit rotem Wein, der im Aussehen von Blut nicht zu unterscheiden ist.",
+ "als wäre er Wasser. und wenn in der Mischung so viel Blut ist, dass diese dann das Aussehen von Blut gehabt hätte, so ist es tauglich.",
+ "hat es sich mit Blut von einem. nicht-heiligen, nicht als Opfer geschlachteten.",
+ "als wäre es Wasser. In diesen Fällen stimmen auch die anderen Weisen der Ansicht des R. Elieser in Mischna 4 zu, dass das nicht für den Altar bestimmte, das mit dem zu sprengenden Blut sich vermischt hat, mit diesem zusammen auf den Altar gebracht werden darf, weil hier dadurch keine Opfervorschrift verletzt wird, wie durch die Darbringung des Fleisches von einem Sündopfer, das zum Verzehren und nicht zur Opferung bestimmt ist (Tosafot 77 b s. v. בדם בהמה).",
+ "Blut hebt niemals Blut auf. Beim Opferdienst des Versöhnungstages wurde nach Joma V, 4 das Blut des Stieres mit dem Blut des Bockes zusammengegossen und dann davon auf den Altar gesprengt. Trotzdem heisst es Lev. 16, 18: ולקח מדם הפר ומדם השעיר er nehme von dem Blute des Stiers und vom Blute des Bockes und gebe es an die Hörner des Altars ringsum. Es werden also beide Blutarten, trotzdem sie mit einander vermischt worden sind und die Blutmenge vom Stier jedenfalls grösser ist als die vom Bock, dennoch weiter jede für sich benannt. Daraus schliesst R. Jehuda, dass Blut in Blut und überhaupt eine Flüssigkeit oder Masse in einer anderen gleichartigen niemals aufgeht (מין במינו לא בטל) s. Menachot 22 a. Deshalb darf nach R. Jehuda das Blut selbst dann gesprengt werden, wenn es sich mit einer noch so grossen Menge anderen von einem nicht-heiligen Tiere herrührenden Blutes vermischt hat."
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+ "Hat es sich mit Blut von untauglichen Opfern. sei es, dass sie an sich schon vorher untauglich waren, sei es, dass sie durch einen Verstoss bei den Opferhandlungen untauglich geworden sind.",
+ "so giesst man es in den Wasserarm. der durch die Opferhalle fliesst.",
+ "mit nachgesickertem Blut. S. III Note 8.",
+ "so giesst man es in den Wasserarm. Selbst wenn nur eine geringe Menge von dem nachgesickerten Blut oder dem Blut eines untauglichen Opfers in das zu sprengende Blut geraten ist, darf dieses nicht wie bei der Vermischung von Blut mit dem Blut von einem nicht-heiligen Tiere oder von einem Wild gesprengt werden (s. Mischna 6), weil Blut von untauglichen Opfern sich häufig in der Opferhalle befindet; es ist deshalb zu befürchten, dass, wenn es erlaubt wird, solches Blut, wenn es mit zu sprengendem Blut sich vermischt hat, zu sprengen, man leicht dazu kommen könnte, es für erlaubt zu halten, es auch für sich allein zu sprengen, was bei einer Vermischung von Opferblut mit Blut von einem nicht-heiligen Tiere oder von Wild nicht zu befürchten ist.",
+ "Elieser erklärt es für tauglich. wie bei der Vermischung mit Blut von einem nicht-heiligen Tiere, nämlich wenn in der Mischung die Menge des tauglichen Blutes so gross ist, dass, wenn das andere Blut Wasser wäre, die Mischung das Aussehen von Blut haben würde. Die abweichende Ansicht R. Eliesers bezieht sich nur auf den letzten Fall, wenn das zu sprengende Blut mit nachgesickertem Blut sich vermischt hat, und wird im Talmud folgendermassen begründet. Die Menge des nachsickernden Blutes ist zumeist doch geringer als die Menge des beim Schlachten ausströmenden Blutes; deshalb wird auch in der Mischung in den meisten Fällen mehr von dem zum Sprengen tauglichen Blute sein als von dem anderen, und daher das untaugliche in dem tauglichen aufgehen. Daraus aber, dass es erlaubt ist, das untaugliche Blut, wenn es in dem tauglichen aufgegangen ist, zu sprengen, wird niemand die Erlaubnis herleiten, das untaugliche Blut auch für sich allein zu sprengen. Die anderen Weisen dagegen sind der Ansicht: da es doch auch vorkommen kann, dass eine geringe Menge tauglichen Blutes mit einer so grossen Menge nachgesickerten Blutes sich vermischt, dass, wenn dieses Wasser wäre, die Mischung nicht mehr das Aussehen von Blut haben würde, so ist es aus dem angegebenen Grunde verboten, das Blut zu sprengen, selbst wenn nur wenig nachgesickertes Blut mit dem tauglichen Blute sich vermischt hat. Nach einer anderen Erklärung im Talmud bezieht sich die abweichende Ansicht R. Eliesers auf beide Fälle, auch auf den Fall, dass das Blut sich mit Blut von untauglichen Opfertieren vermischt hat, weil nach Ansicht R. Eliesers, wo es sich um Heiliges handelt, aus der blossen Befürchtung, dass daraus in einem anderen Falle ein Irrtum hervorgehen könnte, ein an sich zur Darbringung Taugliches nicht für untauglich erklärt werden kann. Gegen diese Erklärung wird aber geltend gemacht, dass dann die Mischna beide Fälle hätte zusammenziehen und so hätte lauten müssen: Hat es sich mit Blut von untauglichen Opfern oder mit nachgesickertem Blut vermischt, so giesst man es in den Wasserarm, R. Elieser erklärt es für tauglich.",
+ "ohne zu fragen. נמלך sich beraten, hier: die gesetzliche Entscheidung einholen."
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+ "so wird es in den Wasserarm gegossen. auch wenn nur wenig von dem untauglichen Blut mit einer grossen Menge von dem tauglichen sich vermischt hat. Der Grund ist hier nach Raschi derselbe wie in der vorhergehenden Mischna (s. Note 67), und da Blut von fehlerhaften Opfertieren sich häufig in der Opferhalle befindet, so stimmt hier auch R. Elieser zu. Nach Anderen (Bartenura, Straschun) darf hier das Blut aus dem Grunde selbst nach R. Elieser nicht gesprengt werden, weil Blut von einem mit einem Fehler behafteten Tiere, als etwas Schadhaftes, Minderwertiges überhaupt nicht und in keiner Form auf den Altar gebracht werden darf (vgl. oben Note 50).",
+ "Becher mit Bechern. wenn ein Becher mit Blut von einem fehlerhaften Tiere unter Becher mit tauglichem Blute geraten ist.",
+ "wird dieser in den Wasserarm gegossen. Es ist die gleiche Controverse zwischen R. Elieser und den Weisen wie in Mischna 5; sie wird hier wiederholt, weil man sonst hätte annehmen können, dass nur dort, wo das Blut, von dem die Sühne abhängt, bereits vorschriftsmässig gesprengt ist, R. Elieser der Ansicht ist, dass, sobald eines dargebracht worden ist, man auch das übrige darbringen darf, dass dagegen hier, wo es sich um die Blutsprengung selbst handelt, auch R. Elieser der Ansicht der Weisen zustimmt. Umgekehrt hätte man aus der Controverse hier nur entnehmen können, dass die Weisen, wo es sich um die Blutsprengung selbst handelt, das Sprengen verbieten, nicht aber, dass sie auch dort, wo das Blut bereits vorschriftsmässig gesprengt worden ist, an ihrer abweichenden Ansicht gegenüber der des R. Elieser festhalten (Talmud)."
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+ "Unter den Strich zu Sprengendes. das ist das Blut von allen Opfern ausser dem Vieh-Sündopfer und dem Vogel-Ganzopfer (s. II Note 17).",
+ "das sich mit über den Strich zu Sprengendem. mit Blut von einem Vieh-Sündopfer; denn das Blut von einem Vogel-Ganzopfer, das ebenfalls oben dargebracht wurde, wurde gar nicht erst in einem Gefäss aufgefangen, konnte also auch nicht wohl mit anderem Blute sich vermischen (s. VI Note 33 und 42).",
+ "Man sprenge es oben. weil, wenn das Blut verschiedener Opfer zu sprengen ist, das oben zu sprengende Blut des Sündopfers zuerst gesprengt werden muss (s. X, 2).",
+ "und ich betrachte. d. h. das Sprengen muss mit der ausdrücklichen Absicht geschehen, dass das Blut des anderen Opfers, das dabei mit auf den Altar kommt, gar nicht als Blut angesehen werden soll. Würde man dagegen das Blut stillschweigend oben sprengen, so würde damit auch der Eigentümer des Opfers, dessen Blut eigentlich unten hätte gesprengt werden müssen, gesühnt sein und nur das Opfer untauglich sein, d. h. das Fleisch dürfte nicht geopfert bezw. nicht gegessen werden (s. II Note 20), und es würde daran auch dadurch, dass man nachher das Blut nochmals unten sprengt, nichts mehr geändert werden.",
+ "und dann sprenge man nochmals unten. diese Sprengung gilt dann für das unten zu Sprengende als Sprengung und zugleich für das darin enthaltene Blut des Sündopfers als Ausgiessen des Blutrestes, da das Blut von dort direkt an den Grund fliesst, wohin der Rest des Blutes vom Sündopfer auszugiessen ist (Raschi und Bartenura; siehe dagegen Maim. הלכות פסולי המוקרשין II, 11).",
+ "Es wird in den Wasserarm gegossen. die Weisen teilen die Ansicht des R. Elieser nicht, dass man, um das Blut eines Opfers sprengen zu können, Blut eines anderen Opfers an eine andere als die vorgeschriebene Stelle sprengen darf, selbst wenn man dabei den Gedanken hat, dass letzteres gar nicht als Blut, sondern als Wasser betrachtet werden soll.",
+ "gesprengt. in der Weise, wie es R. Elieser angibt.",
+ "so ist es tauglich. auch nach der Ansicht der Weisen, da doch schliesslich, wenn man auch vorschriftswidrig gehandelt hat, von dem oben zu sprengenden Blut oben und von dem unten zu sprengenden unten gesprengt worden ist. Ob es erlaubt ist, wenn man, ohne zu fragen, oben gesprengt hat, nun auch, um das unten zu sprengende Opfer tauglich zu machen, unten zu sprengen, darüber gehen die Meinungen auseinander; nach Maim. (ebend. II, 12) ist es erlaubt, Raschi scheint entgegengesetzter Ansicht zu sein (s. Straschun)."
+ ],
+ [
+ "das sich mit in einer Sprengung zu Sprengendem vermischt hat. z. B. Blut von einer Erstgeburt mit Blut von einem Viehzehnt (s. V, 8).",
+ "wird in einer Sprengung gesprengt. da ja bei Beiden nur eine Sprengung vorgeschrieben ist. Auch nach Ansicht der Weisen in Mischna 6, wonach, wenn taugliches Blut sich mit einer grossen Menge untauglichen Blutes vermischt hat oder umgekehrt, die geringe Menge in der grossen aufgeht, geht das Blut des einen Tieres in dem des anderen hier nicht auf, weil hier beide Blutarten zum Sprengen tauglich sind (עולין אין מבטלין זה את זה), wie bei dem Blute des Stiers und des Bocks am Versöhnungstage (s. oben Note 63). Wenn man deshalb mit der Mischung, welche beide Blutarten enthält, eine Sprengung macht, gilt dieselbe für beide Opfer. Dies kann jedoch nur gelten, wenn wir annehmen, dass bei einer Vermischung von zwei Flüssigkeiten dieselben sich mit einander so vermischen, dass in jedem kleinsten Teile der Mischung sowohl von der einen wie von der anderen Flüssigkeit etwas enthalten ist (יש בילה). Wenn wir dagegen annehmen, dass dieses nicht der Fall ist (אין בילה), dann kann die eine Sprengung oder können die vier Sprengungen nicht für beide Opfer gelten, da es ja eben so gut möglich ist, dass in der gesprengten Blutmenge gerade nur Blut von dem einen Opfer, von dem Blut des anderen Opfers dagegen nichts enthalten war. Da nun R. Elieser der letzteren Ansicht ist, so könnte er auch hier die eine oder die vier Sprengungen nicht als für beide ausreichend halten. Deshalb kann nach einer Auseinandersetzung im Talmud, der hier auch Bartenura folgt, die Mischna nur von dem Falle reden, dass zwei Becher mit Blut von verschiedenen Opfern so unter einander gekommen sind, dass man nicht mehr weiss, welcher Becher das Blut von dem einen und welcher das Blut von dem anderen Opfer enthält; man soll dann aus jedem Becher eine Sprengung machen, wenn man bei der einen wie bei der anderen Sprengung auch nicht weiss, für welches Opfer man das Blut sprengt. Aus demselben Grunde können dann die Worte R. Eliesers in Mischna 7 und 9 sich auch nur auf den Fall beziehen, dass Becher mit Blut und nicht die Blutmengen selbst mit einander sich vermischt haben (s. Tosfot Jomtob).",
+ "in vier Sprengungen zu Sprengendes mit in vier Sprengungen zu Sprengendem. gemeint ist das Blut von solchen Opfern, mit deren Blut man 2 Sprengungen macht, die gleich 4 sind, wie das Ganzopfer, das Schuldopfer und das Friedensopfer (s. Abschn. V), nicht aber das Blut eines dieser Opfer mit dem Blut eines Söndopfers, für welches 4 Sprengungen vorgeschrieben sind, da das Blut des Sündopfers oben, das Blut der anderen Opfer dagegen unten gesprengt werden muss, demnach der in Mischna 9 behandelte Fall vorliegen würde.",
+ "Es ist in vier Sprengungen zu sprengen. man macht 4 Sprengungen mit der Mischung bezw. mit dem Blut jedes Bechers, indem man dabei den Gedanken hat, dass von dem nur in einer Sprengung zu sprengenden Blut nur eine Sprengung als Blutsprengung gelten, die anderen 3 Sprengungen dagegen betrachtet werden sollen, als wäre es nur Wasser, was gesprengt worden ist.",
+ "Es ist in einer Sprengung zu sprengen. und diese eine Sprengung genügt auch für das Opfer, dessen Blut in 4 Sprengungen hätte gesprengt werden sollen, insofern das Opfer als dargebracht gilt und nur nichts davon auf den Altar gebracht noch verzehrt werden darf (s. IV, 1).",
+ "du sollst nichts vermindern. wenn man mit dem Blute, für das 4 Sprengungen vorgeschrieben sind, nur eine Sprengung macht.",
+ "du sollst nichts hinzutun. wenn man, wie du meinst, auch mit dem Blute, für das nur eine Sprengung vorgeschrieben ist, 4 Sprengungen macht. R. Josua ist nicht der Ansicht des R. Elieser, dass durch die blosse darauf gerichtete Absicht des Sprengenden das Blut der anderen 3 Sprengungen einfach als Wasser betrachtet wird.",
+ "Elieser. selbst nach deiner Ansicht, wenn ich nicht sage: ich betrachte das Blut als blosses Wasser.",
+ "wenn es für sich allein ist. weil nur dann, wenn man mehr als die vorgeschriebene Anzahl von Sprengungen macht, man direkt gegen die Vorschrift verstösst, nicht aber, wenn das Blut mit anderem Blut vermischt ist und man die weiteren Sprengungen nur um des anderen willen macht. Allerdings bezieht sich danach auch das Verbot „du sollst nichts vermindern“ nur auf den Fall, dass das Blut für sich allein ist. Da aber weder durch die Vermehrung noch durch Verminderung der Anzahl von Sprengungen gegen ein Verbot verstossen wird, so ist es nach Ansicht des R. Elieser richtiger, dass man die grössere Anzahl von Sprengungen macht, die für die eine Blutart vorgeschrieben ist (Tosfot Jomtob).",
+ "wenn es für sich allein ist. und da auch das Blut, für das mehrere Sprengungen vorgeschrieben sind, schon sühnt, wenn auch nur eine Sprengung damit gemacht worden ist, so ist es nach Ansicht des R. Josua richtiger, dass man nur eine Sprengung macht.",
+ "Wenn du sprengst. mehr Sprengungen, als vorgeschrieben sind.",
+ "wenn du nicht sprengst. Sprengungen, die vorgeschrieben sind, nicht machst.",
+ "aber du verübst dabei mit deiner Hand wenigstens keine Handlung. sondern begeht eine blosse Unterlassungssünde."
+ ],
+ [
+ "Drinnen zu Sprengendes. Das im Innern des Heiligtums zu sprengende Blut der V, 1 und 2 aufgeführten Sündopfer.",
+ "das sich mit draussen. auf dem Aussenaltar.",
+ "wird in den Wasserarm gegossen. Nach R. Elieser gibt es auch hier ebenso, wie in dem Falle in Mischna 9, den Ausweg, dass man von der Mischung zuerst drinnen sprengt mit dem Gedanken, dass das aussen zu Sprengende dabei als Wasser angesehen werden soll, und dann in der entsprechenden Weise draussen. Dieser Ausweg fällt aber weg, wenn das Blut, das sich mit dem drinnen zu sprengenden vermischt hat, das draussen zu sprengende Blut von einem Sündopfer oder Schuldopfer war, denn, wie es weiter in der Mischna heisst, würde dieses aussen zu sprengende Blut, sobald man es in das Innere hineinbringt, selbst nach R. Elieser untauglich werden. Zuerst draussen zu sprengen und dann drinnen geht aber auch nicht an, weil, wenn man draussen zu Sprengendes und drinnen zu Sprengendes zu sprengen hat, stets das drinnen zu Sprengende als das Heiligere zuerst gesprengt werden muss (s. X, 2). Da die Mischna hier ganz allgemein von der Vermischung von drinnen zu Sprengendem mit draussen zu Sprengendem spricht, also auch der letztere Fall mit einbegriffen ist, wo auch R. Elieser zustimmen muss, wird die in den anderen Fällen abweichende Ansicht R. Eliesers von der Mischna nicht ausdrücklich angeführt (Talmud).",
+ "hat man. ohne zu fragen.",
+ "so ist es tauglich. beide Opfer sind tauglich. Das Opfer, dessen Blut draussen zu sprengen war, ist tauglich, da das Blut mit dem anderen zusammen ja draussen gesprengt worden ist; dadurch, dass das Blut nachher nach innen gebracht worden ist, wird das Opfer nicht mehr untauglich, nachdem es durch die draussen vollzogene Blutsprengung bereits zur Darbringung wie zum Verzehren tauglich geworden ist. Das Opfer, dessen Blut drinnen zu sprengen war, ist tauglich, da ja nachher davon drinnen gesprengt worden ist; dadurch, dass schon vorher davon auf den äusseren Altar grsprengt worden ist, ist das Opfer nicht untauglich geworden, entweder weil hier, wo es sich um bereits Geschehenes handelt, auch die Weisen der Ansicht des R. Elieser in Mischna 9 zustimmen, dass ich dieses dort gesprengte Blut ansehe, als wäre es Wasser (s. dort Note 80), oder weil nach Ansicht der Weisen der Satz, dass auch eine Blutsprengung auf eine andere Weise oder auf eine andere Stelle des Altars, als vorgeschrieben ist, schon den Eigentümer sühnt, das Opfer aber zur Darbringung und zum Verzehren untauglich macht, nur für den Fall gilt, dass das Blut wie sonst in der Absicht, damit zu sühnen, gesprengt worden ist, nicht aber, wenn es wie hier nur durch seine Vermischung mit dem anderen Blute mit auf den Altar gekommen ist (vgl. Tiferet Jisrael).",
+ "Akiba für untauglich. das Opfer, dessen Blut draussen zu sprengen war, aus dem weiter angeführten Grunde.",
+ "die Weisen erklären es für tauglich. die Weisen erklären auch das Opfer, dessen Blut draussen zu sprengen war, für tauglich, ausser wenn es das draussen zu sprengende Blut eines Sündopfers war.",
+ "Alles Blut. das draussen und nicht im Innern des Heiligtums gesprengt werden soll.",
+ "das zur Sühnebringung in den Hechal. so hiess der innere Raum des Heiligtums, in welchem der goldene Altar stand.",
+ "ist untauglich. und da hier das zur Sühnebringung nach innen gebrachte drinnen zu sprengende Blut mit dem draussen zu sprengenden vermischt ist, so wird auch dieses als zur Sühnebringung nach innen gebracht betrachtet, es ist deshalb durch das Hineinbringen untauglich geworden, und darum auch das Opfer untauglich, wenn auch das Blut nachher draussen gesprengt worden ist.",
+ "Nur das des Sündopfers. Der Schriftvers (Lev, 6, 23): Und jedes Sündopfer, von dessen Blut in das Stiftszelt gebracht wurde, um im Heiligtum Sühne zu vollziehen, darf nicht gegessen werden, es muss im Feuer verbrannt werden, wird von den Weisen auf alle Sündopfer bezogen, deren Blut nicht drinnen im Heiligtum, sondern draussen in der Opfer-Vorhalle gesprengt werden soll. Nach R. Akiba bezieht sich dieser Schriftvers nicht nur auf Sündopfer, sondern auf alle Opfer, deren Blut draussen zu sprengen ist, weil bei allen Opfern das Blut zur Sühne gesprengt wird.",
+ "so das Schuldopfer. s. 1 Note 6."
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+ [
+ "Ist das Blut eines Sündopfers. das an den Aussenaltar gesprengt wurde.",
+ "in zwei Bechern aufgefangen worden und einer davon nach aussen. ausserhalb der Opferhalle,",
+ "ist einer davon nach innen. in den Hechal.",
+ "hineingebracht worden. und dadurch nach dem in der vorhergehenden Mischna angeführten Grundsatz untauglich geworden.",
+ "die Weisen dagegen erklären es für untauglich. Da es in dem betreffenden Schriftvers (Lev. 6, 23) heisst: Und jedes Sündopfer, von dessen Blut in das Stiftszelt gebracht wurde (s. oben Note 104), erklären die Weisen, dass selbst, wenn nur ein Teil von dem Blute nach innen gekommen ist, das Opfer dadurch schon untauglich geworden ist. Nach R. Jose, dem Galiläer, spricht dieser Schriftvers nur von den Sündopfern, deren Blut nach der Vorschrift in das Innere des Heiligtums gebracht und dort gesprengt wurde, und wiederholt nur die Lehre, dass diese Opfer nicht gegessen, sondern verbrannt werden sollen. Den Lehrsatz, den die Weisen aus diesem Schriftverse ableiten, leitet er aus dem Schriftvers Lev. 10, 18 ab; dort heisst es aber nicht מדמה von dessen Blut, sondern את דמה dessen Blut, darum ist nach ihm das Opfer nur dann untauglich, wenn das gesamte Blut, in das Innere hineingebracht worden ist.",
+ "nämlich bei dem nach aussen Gebrachten. wenn man das Opfer in der Absicht geschlachtet hätte, das Blut ausserhalb zu sprengen, so wäre dadurch das Opfer untauglich geworden.",
+ "das Zurückgebliebene dem Herausgekommenen nicht gleichgestellt wird. sondern, trotzdem ein Teil des Blutes nach aussen gebracht worden ist, das Zurückgebliebene dennoch gesprengt wird und das Opfer tauglich ist.",
+ "nämlich bei dem nach innen Gebrachten. denn nur die Absicht, das Blut ausserhalb zu sprengen, macht das Opfer untauglich, nicht aber die Absicht, es, anstatt in der Opferhalle, im Innern des Heiligtums zu sprengen (s. Talmud 82a).",
+ "das Zurückgebliebene dem nach innen Gebrachten nicht erst recht nicht gleichgestellt werden. Nach den Weisen aber lehrt das מדמה der Schrift, dass trotz dieses קל וחומר das Hineinbringen eines Teiles des Bluts das Opfer untauglich macht.",
+ "Elieser. weil es heisst: von dessen Blut in das Stiftszelt gebracht wurde, um im Heiligtume Sühne zu vollziehen, auch wenn es nur in der Absicht hineingebracht worden und diese Absicht schliesslich nicht ausgeführt worden ist.",
+ "wenn sie vollzogen worden ist. nach R. Simon bedeutet אשר יובא מדמה לכפר בקדש wie (Lev. 16, 27) אשר הובא את דמם לכפר בקדש, dass das Blut hineingebracht worden und dort gesprengt worden ist.",
+ "so ist es tauglich. selbst wenn es dort gesprengt worden ist; ist es aber wissentlich hineingebracht worden, so ist es untauglich, wenn es dort gesprengt worden ist, aber tauglich, wenn es nicht gesprengt worden ist, wie R Simon. Nach Maimon. vertritt R. Jehuda neben R. Elieser und R. Simon eine dritte Ansicht: wenn es irrtümmlich hineingebracht worden ist, ist es tauglich, wenn es nicht gesprengt worden ist, wie R. Simon; wenn es aber wissentlich hineingebracht worden ist, so ist es untauglich, auch wenn es nicht gesprengt worden ist, wie R. Elieser.",
+ "macht die Priesterbinde [das Opfer] nicht [Gott] wohlgefällig. siehe darüber Pesachim VII Note 40.",
+ "sondern nur bei dem von Unreinem. Wenn, selbst nachdem die Opferteile sowohl wie das Fleisch eines Opfers unrein geworden, das Blut auf den Altar gesprengt worden ist, so gilt das Opfer als vollzogen und braucht durch kein anderes ersetzt zu werden. Ist nur eines von beiden unrein geworden oder bei einem Gemeindeopfer, selbst wenn beides unrein geworden ist, darf das Blut sogar לכתחלה gesprengt werden. Das Opfer-Blut selbst konnte nach der Ansicht der meisten Dezisoren nicht unrein werden (s. Edujot VIII, 4).",
+ "denn die Priesterbinde macht wohl das Unreine [Gott] wohlgefällig. selbst wenn es sich herausstellt, dass die auf den Altar gebrachten Opferteile unrein waren, gilt das Opfer als vollzogen.",
+ "aber nicht das [aus seinem Raum] Hinausgekommene. ist deshalb das Blut nach draussen gebracht worden, so gilt das Opfer als untauglich und nicht dargebracht, selbst wenn es nachher wieder hereingebracht und gesprengt worden ist. Ist das Opferfleisch nach draussen gekommen, so soll das Blut nicht gesprengt werden, ist es dennoch gesprengt worden, so ist das Opfer tauglich (Maim. הלכות פסולי המוקדשין I, 31)."
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+ "was auf ihn gehört. was nach der Vorschrift auf ihm dargebracht werden sollte.",
+ "heilig. auch wenn es durch irgend etwas zur Darbringung untauglich geworden ist. Ist solches untauglich Gewordene trotzdem auf den Altar gekommen, so wird es durch den Altar geheiligt und darf geopfert werden.",
+ "denn es heisst. Lev. 6, 2.",
+ "das auf seinem Feuer auf dem Altar aufbrennt. Obgleich alle Opferhandlungen nur am Tage vorgenommen werden dürfen, wird hier von dem Ganzopfer gesagt, dass es „die ganze Nacht bis zum Morgen“, auf dem Feuer auf dem Altar aufbrennen soll; es wird daraus zunächst die Lehre entnommen, dass die Opferteile des Ganzopfers nicht nur am Tage, sondern auch während der ganzen Nacht auf den Altar gebracht und dort verbrannt werden dürfen. Aus dem vorausgeschickten verallgemeinernden :זאת תורת העולה „dies ist die Lehre des Ganzopfers“ wird dann weiter geschlossen, dass auch solche Opfer, die nur am Tage auf den Altar gebracht werden dürfen, sobald sie am Tage auf den Altar gebracht worden sind, dort auch während der Nacht verbrannt werden dürfen, man sie also nicht mit Anbruch der Nacht herunterzunehmen braucht. Das zweite העולה aber, in der Bedeutung von „das, was heraufkommt“ und der Satz על המזבח היא העולה על מוקדה als begründender Vordersatz zu dem nachfolgenden כל הלילה עד הבקר gefasst, ergibt die weitere Deutung: Wie das Ganzopfer und das am Tage auf den Altar Hinaufgekommene, nachdem es hinaufgekommen ist, dort verbleiben darf und nicht wieder heruntergenommen zu werden braucht, so braucht Alles, selbst das Untaugliche, wenn es einmal zum Darbringen auf dem Altar bestimmt war und hinaufgekommen ist, nicht wieder heruntergenommen zu werden. Nach R. Josua ist der Nachdruck auf das על מוקדה zu legen und daraus deshalb nur auf solche Opfer zu schliessen, die auf dem Altar verbrannt werden, nach R. Gamliel liegt der Nachdruck auf dem על המזבח, es ist also Alles mit einbegriffen, was überhaupt für den Altar bestimmt ist.",
+ "sobald es hinaufgekommen ist. auch wenn es wegen Untauglichkeit nicht hätte hinaufgebracht werden dürfen.",
+ "Josua ist ein Unterschied nur hinsichtlich des Blutes und der Giessopfer. die beide wohl für den Altar bestimmt sind, aber nicht zum Verbrennen.",
+ "Sie werden nicht wieder heruntergenommen. sondern das Blut wird gesprengt und das Giessopfer auf den Altar gegossen.",
+ "die Giessopfer. die zu dem Schlachtopfer gehörenden.",
+ "oder waren die Giessopfer tauglich. d. h. an sich tauglich; denn durch das Untauglichwerden eines Schlachtopfers wird auch das dazu gehörige Giessopfer eo ipso untauglich.",
+ "die Giessopfer dagegen werden wieder heruntergenommen. In diesen Fällen stimmt also R. Simon mit R. Josua überein, dass die Giessopfer wieder heruntergenommen werden müssen; Giessopfer dagegen, die nicht mit einem Schlachtopfer zusammen, sondern als selbständige Opfer für sich dargebracht werden, werden nach Ansicht des R. Simon nicht wieder heruntergenommen. Diese Unterscheidung entnimmt R. Simon der Schriftstelle Exod. 29, 37; dort heisst es: כל הנוגע במזבח יקדש „Alles, was den Altar berührt, wird heilig“, d. h. Alles, auch Untaugliches, wird durch Berührung mit dem Altar geheiligt und darf geopfert werden. Dieser Satz wird aber durch das unmittelbar nachfolgende על המזבח וזה אשר תעשה wieder eingeschränkt: nur das wird als auf den Altar gehörend, sobald es auf den Altar gekommen, geheiligt, was ebenso wie das Ganzopfer, von dem der nachfolgende Abschnitt handelt, als selbständiges Opfer für sich auf den Altar gebracht wird, nicht aber Giessopfer, wenn sie nur als Zugabe zu einem Schlachtopfer dargebracht werden."
+ ],
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+ "das über Nacht Liegengebliebene. s. II Note 31 und 32.",
+ "das Hinausgekommene. aus dem für es bestimmten Raume.",
+ "das mit der Absicht auf ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes Geschlachtete. s. II, 2.",
+ "von dem Untaugliche das Blut aufgefangen oder gesprengt haben. Es werden nur die erste und die letzte Opferhandlung mit dem Blute genannt; das gleiche gilt natürlich auch, wenn Untaugliche die Opferhandlung des Hintragens ausgeführt haben. Überhaupt zählt die Mischna nicht alle hierher gehörenden Dinge auf, sondern sind noch eine ganze Anzahl ähnlicher in der Baraita (84 a) aufgeführter zu ergänzen.",
+ "wieder heruntergenommon. Nach R. Jehuda drückt jedes der drei Worte: זאת תורת העולה (Lev. 6, 2) eine Beschränkung aus, um anzudeuten, dass auf drei Fälle das in dem Folgenden Ausgesprochene keine Anwendung findet. Warum gerade die angeführten drei Fälle ausgeschlossen werden, s. Talmud 84 b.",
+ "Es wird nicht wieder heruntergenommen. Nach Ansicht des R. Simon enthalten die Worte זאת תורת העולה nur eine Beschränkung, die in dem Worte זאת liegt, dagegen auch eine Verallgemeinerung, denn das Wort תורת stellt das für den Einzelfall Gesagte als eine für das Allgemeine geltende Lehre hin; das זאת schliesst daher nach ihm die Fälle aus, wo die Untauglichkeit nicht erst im Heiligtum entstanden ist, während durch das תורת alle Fälle eingeschlossen werden, wo die Untauglichkeit erst im Heiligtum entstanden ist.",
+ "was erst im Heiligtum untauglich geworden ist. Über die Bedeutung von פסולו בקדש s. VII Note 46.",
+ "wird vom Heiligen aufgenommen. so dass es trotz seiner Untauglichkeit verwendet werden darf."
+ ],
+ [
+ "das einen Menschen begattet hat. Siehe hierüber und über das Folgende VIII, 3.",
+ "Akiba erklärt die mit einem Leibesfehler Behafteten für tauglich. wenn der Fehler an dem Tier erst entstanden ist, nachdem es zum Opfer geweiht worden ist. Auch in diesem Falle jedoch nur dann, wenn es ein Fehler ist, durch den ein Vogelopfer nicht untauglich werden würde (s. VII Note 42 und 43); ist es jedoch ein Fehler, durch den auch das Vogelopfer untauglich wird, so muss es wieder heruntergenommen werden (Talmud).",
+ "Chanina. Mischna ed. Lowe und ed. Venet. ר׳ חנניא.",
+ "Mein Vater pflegte mit Leibesfehlern Behaftetes vom Altar herunterzuschieben. Nach einer Ansicht im Talmud will R. Chanina nur die Richtigkeit der Ansicht des ersten Tanna im Gegensatz zu der des R. Akiba bestätigen; nach einer anderen wollen die Worte des R. Chanina sagen, dass sein Vater solche Opferstücke weder der Ansicht des ersten Tanna folgend wieder heruntergenommen hat, noch der Ansicht des R. Akiba folgend sie oben gelassen hat, sondern es so einzurichten pflegte, dass sie von selbst wieder herunter fielen."
+ ],
+ [
+ "wenn sie. die in Mischna 2 angeführt sind.",
+ "wenn sie doch wieder heruntergekommen sind. bevor sie vom Feuer ergriffen worden sind (Talmud).",
+ "Alle. selbst das mit einem Leibesfehler Behaftete nach R. Akiba.",
+ "wenn sie lebend auf den Altar hinaufgekommen sind. weil der Altar nur heiligt, was auf ihm geopfert werden sollte.",
+ "wird wieder heruntergebracht. S. VI Note 2. Dasselbe gilt auch für jedes andere Opfer, die Mischna will hier nur nebenbei gleich lehren, dass bei einem Ganzopfer auch das Abhäuten und Zerlegen auf dem Altare geschehen darf."
+ ],
+ [
+ "wieder heruntergenommen. obwohl es im Gegensatz zu dem in Mischna 2 und 3 Genannten vollständig tauglich ist, weil es gar nicht für den Altar bestimmt ist, sondern von den Priestern oder den Eigentümern verzehrt werden soll.",
+ "der Rest des Omer. das am zweiten Tage des Pesachfestes als Erstlingsopfer dargebracht wurde. (Lev. 23, 10). Eine Handvoll davon wurde auf dem Altar geopfert, der Rest gehörte den Priestern.",
+ "die beiden Brote. die am Wochenfeste dargebracht wurden (Lev. 23, 17), sie gehörten ganz den Priestern.",
+ "die Schaubrote. die auf dem Tisch im Heiligtume lagen; an jedem Sabbat wurden sie gewechselt und die heruntergenommenen von den Priestern verzehrt (Lev. 24, 5—9).",
+ "die Überreste der Mehlopfer. nachdem das Handvoll davon geopfert worden.",
+ "und das Räucherwerk. das nicht auf den äusseren, sondern auf den inneren Altar gehörte.",
+ "Die Wolle auf dem Kopf der Schafe. Von Ganzopfern wurde auch der Kopf auf dem Altar geopfert. Von dem Kopf wurde die Haut nicht heruntergezogen (s. Chullin 27 a).",
+ "das Haar an dem Bart der Böcke. Von Ganzopfern wurde auch der Kopf auf dem Altar geopfert. Von dem Kopf wurde die Haut nicht heruntergezogen (s. Chullin 27 a).",
+ "denn es heisst. Lev. 1, 9.",
+ "werden sie nicht hinaufgebracht. und sind sie trotzdem hinaufgebracht worden, so müssen sie wieder heruntergenommen werden (Talmud).",
+ "denn es heisst. Deuter. 12, 27.",
+ "das Fleisch und das Blut. woraus hervorgeht, dass nur das Fleisch und das Blut eigentlich auf den Altar gehören."
+ ],
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+ "Sie alle. sowohl die in Mischna 2 genannten, die, wenn sie einmal hinaufgekommen sind, nicht wieder heruntergenommen werden, wie die Wolle, das Haar usw., die mit dem Körper verbunden auf den Altar hinaufgebracht worden sind.",
+ "braucht man. In Mischna 4 heisst es: wenn sie heruntergekommen sind, werden sie nicht wieder hinaufgebracht, d. h. sie dürfen nicht wieder hinaufgebracht werden; dort spricht die Mischna von dem Fall, dass sie heruntergekommen sind, bevor sie überhaupt vom Feuer erfasst worden sind (s. Note 23). Hier dagegen spricht die Mischna von dem Fall, dass das Feuer sie bereits zum Teil erfasst hatte, da braucht man sie allerdings nicht wieder hinaufzulegen, aber es ist auch nicht verboten (Raschi und Tosafot).",
+ "die vor Mitternacht vom Altar herabgefallen sind. bevor sie ganz verbrannt und zu Kohle geworden sind. Sind sie schon ganz zu Kohle geworden, so braucht man sie auch vor Mitternacht nicht wieder hinaufzulegen; sind sie noch so wenig vom Feuer verbrannt, dass auf der Oberfläche das Fleisch noch zu erkennen ist, so müssen sie auch nach Mitternacht wieder zurückgelegt werden. Ein Unterschied zwischen vor und nach Mitternacht wird nur gemacht, wenn sie sich in dem Zwischenzustand befinden, das Fleisch von aussen schon vollständig verbrannt und nicht mehr zu erkennen ist, das Innere aber noch fest und hart und noch nicht vollständig zu Kohle verbrannt ist. Für diese Unterscheidung zwischen vor und nach Mitternacht wird im Talmud (86 b) die Begründung aus dem Schriftverse (Lev. 6, 2) gegeben.",
+ "und sie unterstehen der Veruntreuung. s. VII, Note 15. Da die herabgefallenen Stücke wieder auf den Altar zurückgelegt werden müssen, so gehören sie noch dem Altare und unterstehen deshalb der Veruntreuung.",
+ "und sie unterstehen nicht der Veruntreuung. es hat seine bestimmungsgemässe Verwendung gefunden, da es auf dem Altarfeuer so weit verbrannt worden ist, dass es nicht mehr auf den Altar zurückgelegt zu werden braucht. Sobald aber Heiliges seine bestimmungsgemässe Verwendung gefunden hat (נעשית מצותו), gilt dafür nicht mehr das Verbot der Veruntreuung."
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+ "so auch die Rampe. Die Heiligung des Altars wird Exod. 40, 10 mit den Worten geboten: וקדשת את המזבח; aus dem Wörtchen את wird geschlossen, dass nicht nur der Altar selbst, sondern auch die zu dem Altar gehörende Rampe mit geheiligt worden ist. Wie der Altar das auf ihn Heraufgekommene heiligt, so deshalb auch die Rampe (Talmud). Der Sifra führt hierfür eine andere Schriftstelle an, wo es nicht את המזבח sondern אל המזבח heisst, nämlich den Schriftvers (Lev. 2, 12): ואל המזבח לא יעלו לריח ניחח, Sauerteig und Honig dürfen nicht zum Altar heraufgebracht werden zum Wohlgeruch. Wäre nur das Darbringen auf dem Altar selbst verboten, so hätte es heissen müssen: ועל המזבח; da es aber heisst ואל המזבח, zu dem Altare hin, so wird daraus geschlossen, dass auch das Hinauftragen auf die Rampe schon verboten ist. Wie also hier inbezug auf das Darbringen die Rampe dem Altar gleichgestellt wird, so heiligt auch die Rampe ebenso wie der Altar das, was auf sie heraufgekommen ist.",
+ "so auch die Gefässe. insofern das, was in die heiligen Gefässe hineingekommen ist, heilig bleibt und nicht mehr ausgelöst werden darf. Es wird dies daraus geschlossen, dass es von den heiligen Gefässen ebenso wie von dem Altar heisst (Exod. 30, 29): כל הנוגע בהם יקדש Alles, was sie berührt, wird heilig.",
+ "die Maassgefässe. Für Trockenes gab es nur Maassgefässe, für Flüssiges dagegen auch Gefässe, die kein bestimmtes Maass enthielten, wie z. B. für das Blut (Tiferet Jisrael).",
+ "Gefässe für Flüssiges. nur Maassgefässe, die Sprenggefässe dagegen machen auch das Trockene heilig (Talmud).",
+ "wenn sie noch zu dem gleichen Zweck benutzt werden können. Sie sollen dazu allerdings nicht benutzt werden, denn gelöcherte oder ausgebesserte Geräte wurden im Heiligtume nicht benutzt."
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+ "geht immer dem Anderen vor. Wenn verschiedene Opfer darzubringen sind, so wird immer das häufigere zuerst dargebracht und dann erst das weniger häufige.",
+ "die täglichen Opfer gehen den Zugabeopfern vor. weil Zugabeopfer nur an Sabbaten und Feiertagen dargebracht wurden.",
+ "denn es heisst. Num. 28, 23.",
+ "Ausser dem Morgen-Ganzopfer. Der Ausdruck „ausser dem Morgen-Ganzopfer“ setzt es als selbstverständlich voraus, dass das Morgen-Ganzopfer bereits dargebracht ist, wenn man das Zugabeopfer darbringt. Der sonst überflüssige Zusatz, אשר לעולת התמיד, wird als Begründung aufgefasst: ausser dem Morgen-Ganzopfer, das als tägliches Opfer bereits vorher dargebracht worden ist — und vorher dargebracht werden muss — sollt ihr diese darbringen."
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+ "was heiliger. was durch etwas eine höhere Heiligkeit Kennzeichnendes vor dem Anderen ausgezeichnet ist.",
+ "Blut von einem Sündopfer geht dem Blut von einem Ganzopfer vor. wenn beide Opfer bereits geschlachtet sind und es sich darum handelt, welches Blut zuerst gesprengt werden soll. Auch, wenn sie noch nicht geschlachtet sind, geht das Schlachten des Sündopfers dem des Ganzopfers vor, s. weiter Note 23.",
+ "weil es Verzeihung erwirkt. selbst für solche im Irrtum begangene Sünden, auf welche die Strafe der Ausrottung steht, was beim Ganzopfer nicht der Fall ist. Allerdings wird das Ganzopfer ganz auf dem Altar geopfert, was weiter als ein Kennzeichen höherer Heiligkeit gegenüber dem Sündopfer bezeichnet wird, von dem nur die Opferteile auf den Altar kommen. Demgegenüber hat wieder das Sündopfer vor dem Ganzopfer das voraus, dass mit dem Blut des Sündopfers 4 Sprengungen an die 4 Hörner gemacht werden, mit dem Blut des Ganzopfers dagegen nur zwei Sprengungen, s. weiter Note 10.",
+ "Ganzopfer-Glieder gehen den Opferteilen von Sündopfern vor. wenn beide bereits geschlachtet worden sind und ihr Blut bereits gesprengt ist.",
+ "weil sie ganz für das Altarfeuer Bestimmtes sind. d. h. von einem Opfer herrühren, das ganz für den Altar besimmt ist, während von dem Sündopfer nur die Opferteile auf den Altar kommen, das Fleisch dagegen von den Priestern verzehrt wird. Die Mischna in den Talmudausgaben hat die Lesart: מפני שהוא כליל לאשים.",
+ "weil von seinem Blut an die vier Hörner. mit dem Blute des Schuldopfers dagegen werden nur 2 Sprengungen gemacht, die gleich 4 sind, s. V, 5.",
+ "und an den Grund. auch die Reste des Bluts des Schuldopfers wurden an den Grund gegossen, es wird dieses aber nicht wie bei dem Sündopfer ausdrücklich in der Schrift vorgeschrieben.",
+ "gesprengt wird. Hier wird als Begründung nicht wie oben die grössere Sühne, die das Sündopfer bewirkt, angeführt, weil auch das Schuldopfer doch immerhin als Sühne für Vergehen dargebracht wird, auch demgegenüber das Schuldopfer wieder das vor dem Sündopfer voraus hat, dass als Schuldopfer nur ein Tier dargebracht werden darf, das einen Wert von 2 Silberschekeln hat (s. weiter Mischna 5), als Sündopfer dagegen jedes auch minderwertige Tier.",
+ "weil es Hochheiliges ist. das Dankopfer und der Widder des Nasir dagegen gehören zu den einfach-heiligen Opfern (s. V, 6). Dass das Schuldopfer als Sühne für Vergehen dargebracht wird, genügt nicht als Kennzeichen höherer Heiligkeit, da demgegenüber die beiden anderen Opferarten wieder das voraus haben, dass mit ihnen zusammen noch ein besonderes Brotopfer dargebracht werden muss.",
+ "weil sie nur an einem Tage gegessen werden. Friedensopfer dagegen zwei Tage und die dazwischen liegende Nacht.",
+ "und Opferbrote dazu gehören. s. Lev. 7, 12. 13; Num. 6, 15.",
+ "weil sie vier Sprengungen. d. h. zwei Sprengungen, die gleich vier sind; die Erstgeburt dagegen erfordert nur eine Sprengung, s. V, 8.",
+ "erfordern und Hände-Auflegen und Giessopfer und Schwingung der Brust und des Schenkels. was alles für die Erstgeburt nicht vorgeschrieben ist."
+ ],
+ [
+ "weil sie vom Mutterschoss schon heilig ist und nur von den Priestern gegessen wird. während der Zehnt von Jedermann gegessen werden darf.",
+ "weil er ein Schlachtopfer. die Klasse der Schlachtopfer, von denen alle Arten Opfer dargebracht werden, steht höher als das Vogelopfer, das nicht geschlachtet, sondern nur abgedrückt wird, weil von den Vögeln nur Sündopfer und Ganzopfer dargebracht werden.",
+ "ist und bei ihm Blut und Opferstücke hochheilig. d h. auf den Altar kommen, während von dem Vogel-Sündopfer nur das Blut auf den Altar kommt, das ganze Opfer dagegen von den Priestern verzehrt wird. Vom Vogel-Ganzopfer wird allerdings auch das Fleisch auf dem Altar geopfert; da aber nach der folgenden Mischna das Vogel-Sündopfer dem Vogel-Ganzopfer vorgeht, so muss der Zehnt, der dem Vogel-Sündopfer vorgeht, auch dem Vogel-Ganzopfer vorgehen."
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+ "weil sie zu den Blutopfern gehören. sie haben den Vorzug vor den Mehlopfern, weil von ihnen das Blut, das bei allen Tieropfern das eigentlich Sühnende ist, an den Altar gesprengt wird.",
+ "das Sünd-Mehlopfer. Lev. 5, 11.",
+ "das Vogel-Sündopfer geht dem Vogel-Ganzopfer vor. auch wenn das Sündopfer nicht für eine Sünde dargebracht wird, wie z. B. das Vogel-Sündopfer der Wöchnerin (Tiferet Jisrael). In dem Abschnitt über das [nach dem Vermögen] abgestufte Sühneopfer (Lev. 5, 1—10) wird vorgeschrieben, dass der Ärmere zwei Turteltauben oder junge Tauben darzubringen hat, die eine als Sündopfer, die andere als Ganzopfer. Von diesen, heisst es, soll er את אשר לחטאת ראשונה die zum Sündopfer bestimmte zuerst darbringen, dann heisst es zum Schluss nochmals ואת השני יעשה עולה und die zweite bereite er als Ganzopfer. Aus der letzteren Bestimmung allein hätten wir auch schon gewusst, dass die zum Sündopfer bestimmte zuerst dargebracht werden soll; es wird deshalb die Bestimmung והקריב את אשר לחטאת ראשונה als allgemeine Regel für alle Sündopfer aufgefasst, dass das Sündopfer stets, auch das Vieh-Sündopfer, das mit einem Ganzopfer zusammengebracht wird, dem Ganzopfer voranzugehen hat. Diese Regel gilt selbst für das Opfer der Wöchnerin, wo das Ganzopfer ein Lamm und das Sündopfer nur eine Taube ist. Es enthält also das והקריב את אשר לחטאת ראשונה zugleich die Begründung: er bringe das zum Sündopfer bestimmte zuerst dar, weil es zum Sündopfer bestimmt ist und das Sündopfer dem Ganzopfer stets voranzugehen hat.",
+ "und ebenso auch beim Absondern der Opfer. Beim Absondern der beiden Tauben, von denen die eine als Sündopfer und die andere als Ganzopfer darzubringen ist, soll man zuerst die eine zum Sündopfer bestimmen und dann erst die andere zum Ganzopfer."
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+ "Alle in der Tora vorgeschriebenen Sündopfer gehen den Schuldopfern. wie schon oben Mischna 2 angegeben ist, weil von dem Blut des Sündopfers an alle 4 Hörner gesprengt wird.",
+ "ausgenommen das Schuldopfer des Aussätzigen. das allen Sündopfern vorgeht, nicht nur dem mit ihm zusammen darzubringenden. Die Begründung: weil durch seine Darbringung der Aussätzige wieder tauglich gemacht wird, gibt den Grund an, warum dasselbe auch anderen Sündopfern vorgeht. Als Erklärung dafür, dass das Schuldopfer des Aussätzigen dem von ihm zugleich darzubringenden Sündopfer voranzugehen hat, würde diese Begründung nicht ausreichen, da ja der Aussätzige erst durch die Darbringung des Schuldopfers und des Sündopfers wieder tauglich wird; hier ist aber die Reihenfolge in der Schrift selbst (Lev. 14, 12—20) ausdrücklich vorgeschrieben (s. Menachot 5 a).",
+ "weil durch dessen Darbringung [der Aussätzige] wieder tauglich gemacht wird. dass er wieder Heiliges essen und das Heiligtum wieder betreten darf. Die Mischna ed. Venetia hat die Lesart על ידי הכשר, der Mischnatext in den Talmudausgaben על הכשר.",
+ "Alle in der Tora vorgeschriebenen Schuldopfer werden von zweijährigen Tieren. als Schuldopfer wird ein Widder vorgeschrieben, womit stets ein zweijähriges Tier gemeint ist, s. Para I, 3.",
+ "und im Werte von zwei Silberschekeln. Lev. 5, 15; dass auch andere Schuldopfer den hier angegebenen Minimalwert haben müssen, wird durch Wort-Analogie (גזרה שוה) aus dieser Schriftstelle abgeleitet (Keritot 22 b).",
+ "die werden von einjährigen Tieren dargebracht. für das Schuldopfer des Nasir (Num. 6, 12) wird ausdrücklich ein einjähriges Schaf vorgeschrieben, beim Schuldopfer des Aussätzigen ist nicht ausdrücklich angegeben, dass es ein einjähriges sein muss, jedoch gilt es als Grundsatz, dass unter כבש stets ein einjähriges Schaf zu verstehen ist (Para I, 3).",
+ "und brauchen nicht im Werte von zwei Silberschekeln zu sein. da einjährige Tiere einen geringeren Wert haben als zweijährige."
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+ "so haben sie auch beim Verzehren den Vorrang. Wenn Fleisch von zwei Opfern zu verzehren ist, von denen das eine dem anderen bei der Darbringung vorgeht, so muss das erstere zuerst verzehrt werden.",
+ "gehen die von gestern vor. weil diese nur bis zum Abend verzehrt werden dürfen, die von heute dagegen bis zum morgigen Abend.",
+ "gehen die Friedensopfer von gestern vor. weil diese nur bis zum Abend verzehrt werden dürfen, die Sündopfer und Schuldopfer dagegen bis Mitternacht.",
+ "Das Sündopfer. und ebenso das Schuldopfer; in der Tosefta heisst es ausdrücklich: חטאת ואשם.",
+ "weil es Hochheiliges ist. Raschi erklärt abweichend von den anderen Erklärern, dass die Mischna hier nicht von dem Verzehren des Opferfleisches spricht, sondern von der Darbringung der Opfer: Opfer, die bereits am vorhergehenden Tage in die Opferhalle gebracht worden sind, die man aber trotzdem erst heute geschlachtet hat, gehen bei der Darbringung anderen Opfern vor, die erst heute in die Opferhalle gebracht worden sind, nach R. Meïr selbst dann, wenn die von gestern Friedensopfer und die von heute Sünd- oder Schuldopfer sind, weil es eine Geringschätzung des Heiligen bedeuten würde, wenn man mit der Darbringung der gestrigen Opfer noch länger warten würde. Die Erörterung im Talmud spricht für die Auffassung Raschi’s. Dagegen spricht, dass in der Mischna nur Sünd- und Schuldopfer genannt werden, deren Fleisch gegessen wird, nicht aber Ganzopfer, obwohl dieselben doch auch zu dem Hochheiligen gehören. — Die Frage, wenn zwei Opfer darzubringen sind, von denen das eine heiliger ist als das andere, dieses aber wiederum häufiger ist als das erstere, welches von beiden da den Vorrang hat, wird im Talmud unentschieden gelassen; nach Bartenura ist in diesem Falle das häufigere zuerst darzubringen, was Tosfot Jomtob damit begründet, dass der Vorrang des häufigeren aus der Schrift selbst abgeleitet wird (s. oben Note 4), der Vorrang des heiligeren jedoch nicht; nach Maimon. steht es in diesem Falle frei, welches man zuerst darbringen will."
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+ "Bei ihnen allen. bei allen Opfern, deren Fleisch von den Priestern verzehrt wird.",
+ "sie in der verschiedensten Weise zu verzehren. wörtlich: die Art des Verzehrens zu ändern, zu wechseln, sie brauchen das Fleisch nicht immer in derselben Weise zubereitet zu verzehren.",
+ "gesotten. שלוק bedeutet in der Mischna das länger und stärker gekochte, zerkochte, im Gegensatz zu מבושל (Bartenura zu Pesachim VI, 2).",
+ "sowohl nicht-heilige wie solche von Teruma. die Priesterhebe.",
+ "dass Teruma untauglich wird. Für das Verzehren der Teruma gibt es keine vorgeschriebene Zeit wie für das Verzehren des Opferfleisches; kocht man aber Gewürze von Teruma mit dem Opferfleisch zusammen, so darf man, sobald die Zeit für das Opferfleisch vorüber ist, auch die Gewürze nicht mehr essen, weil sie beim Kochen von dem Fleisch anziehen."
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+ "Wenn du Öl in der Opferhalle verteilen siehst. an die Priester zum Verzehren.",
+ "sondern [es kann nichts anderes sein als] der Überrest von Fladen eines von einem Israeliten gebrachten Mehlopfers. Lev. 2, 4. Dort wird vorgeschrieben, dass die Fladen mit Öl bestrichen werden sollen. Zu jedem Mehlopfer wurde ein Log Öl dargebracht. Dieses Log wurde, wenn das Mehlopfer nur aus Fladen bestand, nicht aufgebraucht, da nach der von der Mischna recipierten Ansicht die Fladen nur in der Form eines griechischen Chie (X) mit Öl bestrichen wurden; das übrig bleibende Öl wurde von den Priestern verzehrt (Menachot VI, 3).",
+ "oder von dem Log Öl eines Aussätzigen. was davon übrig blieb, nachdem der Priester damit den Aussätzigen bestrichen und davon gesprengt hatte, wurde ebemalls von den Priestern verzehrt.",
+ "sondern [es kann nichts anderes sein als] der Überrest von den Fladen eines von Priestern gebrachten Mehlopfers. Nach Lev. 6, 16 kommt von jedem von einem Priester gebrachten Mehlopfer Alles auf den Altar. Bestand dieses aus Fladen, zu denen das Öl nur teilweise verbraucht wurde, so musste also der Rest auch auf das Altarfeuer gegossen werden.",
+ "oder von einem Mehlopfer des gesalbten Priesters. Lev. 6, 12. Nach der Tradition gehörten zu diesem Mehlopfer 3 Log Öl (Menachot 51b); da diese Menge Öl bei der Bereitung der Kuchen nicht ganz aufgebraucht werden konnte, so musste der Rest auch auf das Altarfeuer gegossen werden.",
+ "Man bringt auch Öl als selbständige Gabe dar. Das überflüssige Wort קרבן in dem Schriftvers (Lev. 2, 1): ונפש כי תקריב קרבן מנחה wenn eine Person „das Opfer“ eines Mehlopfers darbringt, wird im Sifra dahin erklärt, dass die Schrift damit sagen will, ein Mehlopfer könne deshalb auch als freiwilliges Opfer dargebracht werden, weil es als Pflichtzugabe zu allen Schlachtopfern dargebracht wird. Daraus wird die Folgerung gezogen, dass auch alles Andere, was als Zugabe zu den Schlachtopfern dargebracht wird, wie Wein, Weihrauch und selbst Holz, auch als freiwilliges Opfer dargebracbt werden kann. Nur betreff des Öls besteht eine Meinungsverschiedenheit: R. Tarfon ist der Ansicht, dass auch Öl als freiwilliges Opfer dargebracht werden kann, da ja zu den Mehlopfern, die als Zugabe zu den Schlachtopfern dargebracht werden, auch Öl gehört; R. Akiba dagegen, und ebenso hier in unserer Mischna R. Simon, ist der Ansicht, dass Öl nicht als freiwilliges Opfer dargebracht werden darf, weil ja auch bei den Schlachtopfern das Öl nicht für sich auf dem Altar geopfert, sondern nur mit dem Mehl des Mehlopfers vermengt wird (s. Menachot XII, 5). Von dem als freiwilliges Opfer gebrachten Öl wurde ebenso wie von dem Mehlopfer nur ein Handvoll auf dem Altar geopfert, das übrige wurde von den Priestern verzehrt (Sebachim 91 b)."
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+ "so muss dieses gewaschen werden. Lev. 6, 20: „wenn etwas von seinem Blute auf ein Kleid spritzt, so sollst du das, worauf es spritzt, an heiligem Orte waschen.“",
+ "die gegessen werden. das sind die Sündopfer, deren Blut auf den Aussenaltar gesprengt und deren Fleisch von den Priestern verzehrt wurde.",
+ "wie es heisst. ebend. Vers 19; die Schriftstelle spricht also eigentlich nur von den sogenannten äusseren Sündopfern (חטאות חיצוניות).",
+ "als bei dem in’s Innere gebrachten. das sind solche Sündopfer, von deren Blut auf den Innenaltar gesprengt und deren Fleisch nicht von den Priestern verzehrt, sondern verbrannt wurde (s. V, 1 u. 2); nur die Opferteile wurden auch von diesen Opfern auf dem Aussenaltar dargebracht.",
+ "denn es heisst. ebend. Vers 18.",
+ "[dies ist] die Vorschrift. das Wort תורת enthält eine Verallgemeinerung (s. IX, Note 15).",
+ "eine Vorschrift gilt für alle Sündopfer. ausgeschlossen sind nur die Vogel-Sündopfer, weil das Wörtchen זאת eine Einschränkung enthält (s. dieselbe Note); es sind deshalb Vogel-Sündopfer auszuschliessen, weil in dem Abschnitte von dem Schlachten des Sündopfers die Rede ist, und Vogel-Sündopfer nicht geschlachtet, sondern nur abgedrückt werden."
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+ "Bei dem Blut eines untauglichen Sündopfers ist das Waschen nicht erforderlich. weil es heisst: מדמה von „seinem“ Blute, d. i. von dem Blute eines tauglichen Sündopfers, aber nicht von dem eines untauglichen.",
+ "dass es eine Zeit lang tauglich gewesen. zum Sprengen.",
+ "dass es nicht eine Zeit lang tauglich gewesen ist. Der Talmud bringt hierüber eine Controverse zwischen R. Akiba und R. Simon. R. Akiba ist der Ansicht: durch das מרמה wird nur dasjenige ausgeschlossen, das nicht eine Zeit tauglich gewesen ist, dasjenige dagegen, das eine Zeit tauglich gewesen ist, muss gewaschen werden. R. Simon ist der Ansicht, dass auch bei dem eine Zeit lang tauglich gewesenen Sündopfer das Waschen nicht erforderlich ist, sobald es jetzt nicht tauglich ist. Zur Begründung führt er den Schriftvere (6, 22) כל זכר בכהנים יאכל אותה an, wo das Wort אותה eine Beschränkung anzeigt: nur, wo das Fleisch von den Priestern gegessen wird, ist das Reinigen der Gefässe und das Auswaschen des Blutes erforderlich, also nur bei dem noch jetzt tauglichen Opfer. Nach R. Akiba soll durch das אותה etwas Anderes ausgeschlossen werden, s. weiter Note 47.",
+ "Das bis zur Nacht liegen gebliebene. wenn das Blut, ohne dass davon gesprengt worden ist, bis zur Nacht liegen geblieben ist (s. II Note 31).",
+ "das unrein gewordene. wenn das Fleisch unrein geworden ist, denn das Blut kann nach der Ansicht der meisten Decisoren überhaupt nicht unrein werden (s. Edujot VIII, 4).",
+ "das herausgekommene. wenn das Fleisch oder das Blut aus der עזרה herausgekommen ist.",
+ "Das [mit der Absicht auf] ausser der Zeit oder ausserhalb des Ortes geschlachtete. das sofort beim Schlachten untauglich geworden ist.",
+ "dessen Blut Untaugliche aufgefangen. oder hingetragen s. IX Note 14.",
+ "oder gesprengt. Raschi und Bartenura lesen nicht וזרקו, weil nach der folgenden Mischna, sobald von dem Blute gesprengt worden ist, auch das zurückgebliebene Blut eine Waschung nicht mehr erforderlich macht, selbst wenn Taugliche gesprengt haben. Nach Tosafot muss die Mischna hervorheben, dass dasselbe auch gilt, wenn Untaugliche gesprengt haben, weil man sonst hätte annehmen können, dass das Sprengen durch Untaugliche überhaupt nicht als Sprengung gilt, sondern, wenn noch Lebensblut da ist, ein Tauglicher die Sprengung wiederholen kann (s. III, 1), und deshalb das Blut so zu betrachten wäre, als wäre noch keine Sprengung davon gemacht. Über die Frage, ob durch das Sprengen von Untauglichen das übrige Blut ungeeignet zum Sprengen wird, s. Meïla 5 b."
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+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. Daraus, dass die Schrift für das Spritzen des Blutes den Ausdruck יזה gebraucht, denselben Ausdruck, der von dem Sprengen des Blutes gebraucht wird, wird geschlossen, dass nur solches Blut gemeint ist, das bereits geeignet ist, gesprengt zu werden; das Blut ist aber erst geeignet, gesprengt zu werden, wenn es in einem Gefässe aufgefangen worden ist.",
+ "vom Horn. des Altars.",
+ "oder vom Grund. von dem an den Grund bereits gegossenen oder auch nur zum Giessen an den Grund bestimmten Rest des Blutes, nachdem die Sprengungen damit bereits vollzogen sind.",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. weil von dem Blute bereits gesprengt worden ist, die Futur-Form אשר יזה aber andeutet, dass nur solches Blut gemeint ist, von dem erst gesprengt werden soll.",
+ "ist es auf den Boden verschüttet. bevor es in einem Gefässe aufgefangen worden ist; ist es aber aus dem Gefässe auf den Boden geschüttet und wieder aufgefangen worden, so ist es zum Sprengen tauglich (s. III, 2).",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. weil es nicht tauglich ist, gesprengt zu werden.",
+ "wenn das Blut in einem Gefässe aufgefangen worden und zum Sprengen geeignet war. es muss in einem Gefässe so viel aufgefangen worden sein, als zur Ausführung des Sprengens nötig ist; ist es aber in mehreren Gefässen aufgefangen worden, in jedem weniger als zum Sprengen nötig ist, und dann zusammengegossen worden, so braucht es nicht ausgewaschen zu werden.",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. Der Ausdruck בגד in dem Schriftvere: מרמת על הבגד ואשר יזה wird durch den Zusatz: אשר יזה עליה „das, worauf es spritzt“ erweitert; בגד im weiterem Sinne bedeutet Alles, was zum Anziehen, Einhüllen und Zudecken bestimmt ist. Die Schrift gebraucht hier den Ausdruck בגד, um Alles auszuschliessen, was nicht wie ein Kleid oder Tuch, ohne dass erst eine Veränderung damit vorgenommen zu werden braucht, eine Unreinheit annehmen kann; das Fell kann aber, so lange es nicht abgezogen ist, eine Unreinheit nicht annehmen.",
+ "muss es gewaschen werden. obgleich auch das abgezogene Fell ohne weitere Bearbeitung erst dann eine Unreinheit annimmt, wenn man es dazu bestimmt, so wie es ist, als Decke oder dergleichen zu dienen; da hier keine Handlung, sondern nur eine Bestimmung zu einem bestimmten Zweck nötig ist, so wird das Fell als geeignet, eine Unreinheit anzunehmen, betrachtet.",
+ "Elieser. Nach Tosafot Chadaschim ist R. Eleasar zu lesen und R. Eleasar ben Samua, Zeitgenosse des R. Jehuda, gemeint.",
+ "braucht es nicht gewaschen zu werden. weil es keine Unreinheit annimmt, so lange man es nicht dazu bestimmt hat, es so, wie es ist, zu gebrauchen, und es deshalb doch nicht unter den Begriff von בגד fällt.",
+ "Gewaschen zu werden braucht nur die mit Blut bespritzte Stelle. weil es heisst: אשר יזה עליה תכבס das, d. h. die Stelle, worauf es spritzt, sollst du waschen.",
+ "die Unreinheit anzunehmen geeignet ist. wie R. Jehuda lehrt, und nicht wie R. Elieser.",
+ "und die gewaschen zu werden geeignet ist. dagegen z. B. keine Geräte aus Holz, obgleich sie Unreinheit annehmen, weil man aus ihnen das Blut nicht auszuwaschen, sondern abzukratzen oder abzuhobeln pflegt."
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+ "sei es ein Fell. nur wenn es noch weich ist; ist es aber ganz hart, so wird es nicht als zum Waschen geeignet betrachtet (Talmud).",
+ "muss das Waschen an heiligem Orte. במקום קדש heisst es in der Schrift, das ist innerhalb der עזרה.",
+ "ebenso das Zerbrechen des irdenen Gefässes. Lev. 6, 21.",
+ "und das Reinigen und Abspülen beim kupfernen. gemeint sind nicht nur kupferne, sondern alle Gefässe aus Metall.",
+ "an heiligem Ort. da beides durch das verbindende „und“ an das vorherstehende קדש במקום anschliesst.",
+ "Darin liegt eine Erschwerung beim Sündopfer vor anderem Hochheiligen. Nach Raschi und Bartenura bezieht sich dies nur auf das Waschen, das für das Blut des Sündopfers vorgeschrieben ist, nicht aber bei dem von anderem Hochheiligen; nach Maim. bezieht es sich auch auf das Zerbrechen der irdenen Gefässe. Das Reinigen und Abspülen der kupfernen Geräte ist nach allen Ansichten für alles Hochheilige vorgeschrieben, s. weiter Mischna 7."
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+ "Ist das Kleid. auf welches das Blut gespritzt ist.",
+ "ausserhalb der Umhänge. das ist ausserhalb der עזרה s. V. Note 33.",
+ "ist es ausserhalb der Umhänge unrein geworden. Unrein darf es nicht in das Heiligtum hineingebracht werden; durch Untertauchen draussen von seiner Unreinheit gereinigt werden kann es auch nicht, da das darauf befindliche Blut beim Untertauchen hindert (חוצץ).",
+ "so zerreisst man es. Man reisst es bis über die Hälfte auseinander, dadurch kann es nicht mehr zu seinem ursprünglichen Zwecke gebraucht werden, und jedes Kleidungsstück oder Gerät, das man so zerreisst bezw. zerbricht, dass es nicht mehr zu seinem ursprünglichen Zwecke gebraucht werden kann, verliert dadurch die Unreinheit, die es in seinem unversehrten Zustande angenommen hat. Man zerreisst es nicht vollständig, weil es dann aufhören würde, überhaupt ein Kleidungsstück genannt zu werden, und man dann die Vorschrift, das Kleid an heiligem Orte zu waschen, an ihm doch nicht mehr erfüllen könnte. Man zerreisst es deshalb nur bis über die Hälfte, so dass wenigstens noch ein solches Stück davon unversehrt bleibt, dass es hinreicht, es z. B. als Kopftuch zu benutzen; dadurch verliert nach Tora-Vorschrift (מדאוריתא) das Kleid seine Unreinheit, kann aber dennoch als Kleidungsstück gelten, da der unversehrte Teil, wenn man ihn nachher wirklich zum Gebrauch als Kopftuch bestimmt, wieder als בגד Unreinheit annimmt. Nach rabbinischer Verordnung (מדרבנן) bleibt allerdings ein Kleid unrein, so lange noch ein solches Stück davon ganz ist, dass man es als Kopftuch verwenden kann; für diesen Fall aber haben sie diese Erschwerung nicht angeordnet, um die Erfüllung der Vorschrift zu ermöglichen, dass das Kleid wieder hineingebracht und drinnen gewaschen werden soll.",
+ "Ein irdenes Gefäss. in dem Heiliges gekocht worden ist.",
+ "ist es ausserhalb der Umhänge unrein geworden. Ein irdenes Gefäss, wenn es unrein geworden, wird nur durch Zerbrechen oder Ausbrechen eines grösseren Loches wieder rein.",
+ "macht man ein Loch. Das Loch darf jedoch nur so gross sein, dass eine dünne Wurzel hindurchgeht, dadurch verliert nach Tora-Vorschrift das Gefäss schon seine Unreinheit. Nach rabbinischer Verordnung wird das Gefäss allerdings erst rein, wenn das Loch so gross ist, dass eine Olive hindurchgeht, aber für diesen Fall haben sie auch diese Erschwerung nicht angeordnet, um die Erfüllung der Vorschrift zu ermöglichen, dass das Gefäss im Heiligtum zerbrechen weiden soll. Hat man ein Loch hineingemacht, das grösser ist, als um eine dünne Wurzel hindurchzulassen, so braucht man das Gefäss nicht mehr hineinzubringen, da es dann bereits als zerbrochen gilt und man demnach die Vorschrift, es im Heiligtum zu zerbrechen, doch nicht mehr an ihm erfüllen kann."
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+ "Ein kupfernes Gefäss. in dem Heiliges gekocht worden ist.",
+ "ist es ausserhalb der Umhänge unrein geworden. und man will es am selben Tage wieder hineinbringen (s. weiter Note 51), denn sonst könnte man es durch Untertauchen reinigen, wodurch es aber erst bei Sonnenuntergang rein wird.",
+ "so bricht man ein Stück heraus. Ein metallenes Gefäss wird erst durch Ausbrechen eines grossen Loches wieder rein. Nachdem man das Loch gemacht hat, schlägt man die offene Stelle mit dem Hammer wieder so weit zusammen, dass das Gefäss wieder zu seinem Zwecke benutzt werden kann. Nach rabbinischer Verordnung nimmt es dadurch allerdings seine frühere Unreinheit wiedor an, aber für diesen Fall ist, wie oben, die rabbinische Verordnung nicht getroffen. Tosafot geben für das פוחתו eine andere Erklärung, die aber weniger einleuchtend ist. Maimonides in seiner Mischna-Erklärung erklärt das קורעו in der vorhergehenden Mischna mit: man reisst es heraus, nämlich das Stück aus dem Kleide, auf welches das Blut gespritzt ist, und bringt nur dieses Stück hinein und wäscht es an heiligem Ort; dies sei jedoch nur rabbinische Verordnung, nach Tora-Vorschrift braucht das herausgerissene Stück nicht gewaschen zu werden, da nur das Waschen des Kleides vorgeschrieben wird. Ebenso sei das Reinigen und Abspülen des kupfernen Gefässes, nachdem man ein Stück herausgeschlagen hat, nur rabbinische Verordnung. Diese Erklärung widerspricht aber den Ausführungen im Talmud, denen auch Maim. in seinem Ritualwerk Jad hachasaka folgt."
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+ "ob man darin gekocht hat oder nur Heisses. רותח, von רתח = sieden, schäumen, bedeutet: kochend heiss. Weil es (Lev. 6, 21) nicht heisst: ואם בכלי חרס תבשל, sondern וכלי חרס אשר תבשל בו ישבר, wird das בו als begründend aufgefasst: weil durch das Kochen etwas von der Speise in die Poren des Gefässes eindringt, darum muss das Gefäss zerbrochen werden. Auch beim Hineingiessen von Heissem dringt aber etwas von dem Hineingegossenen in das Gefäss ein, deshalb muss auch in diesem Falle das Gefäss zerbrochen werden. Dass dasselbe auch von dem Reinigen der metallenen Gefässe gilt, wird aus dem verbindenden „und“ in ואם בכלי נחשת geschlossen.",
+ "ob Hochheiliges oder Einfachheiliges. Obwohl die Schriftstelle nur vom Sündopfer spricht, gilt die Vorschrift auch für anderes Heiliges, weil es (V. 22) heisst: קדש קדשים היא. Allerdings würde daraus zunächst nur zu entnehmen sein, dass sie auch für anderes Hochheiliges gilt, nicht aber für Einfachheiliges. Es steht aber in demselben Schriftverse auch das beschränkende אותה: auf dieses ist die Vorschrift anzuwenden, nicht aber auf ein anderes. Wenn durch das קדש קדשים היא schon das Einfach-heilige ausgeschlossen wäre, se könnte durch das אותת nur das noch minder Heilige, Teruma, ausgeschlossen werden, dann wäre aber die Beschränkung קדש קדשים היא, um das doch höher stehende Einfach-heilige auszuschliessen, überflüssig. Es ist deshalb durch אוחה nur Teruma auszuschliessen, und in dem Zusatz קדש קדשים היא ist der Nachdruck nicht auf das hoch heilig zu legen, sondern die Vorschrift auf alles Heilige auszudehnen (אין מיעוט אחר מיעוט אלא לרבות s. Tosafot).",
+ "so muss es gereinigt und abgespült werden. Dass auch ein irdenes Gefäss, in welchem Hochheiliges oder Einfach-heiliges gekocht worden ist, zerbrochen werden muss, sagt die Mischna nicht. Maimon. (הלכות מעשה חקרבנות VIII, 14) entscheidet deshalb indertat, dass das Zerbrechen der irdenen Gefässe nur beim Sündopfer vorgeschrieben ist, bei anderem Heiligen dagegen auch die irdenen Gefässe ebenso wie die metallenen nur gereinigt und abgespült zu werden brauchen, obwohl es sonst als Grundsatz gilt, dass irdene Gefässe, in welche etwas Verbotenes eingedrungen ist, nicht wieder gereinigt werden können, sondern zerbrochen werden müssen. Die anderen Erklärer dagegen beziehen das hier vom Reinigen der metallenen Gefässe Gesagte auch auf das Zerbrechen der irdenen Gefässe; dass die Mischna dieses nicht ausdrücklich erwähnt, findet seine Erklärung darin, dass unsere Mischna an die vorhergehende Mischna anschliesst, die nur von metallenen Gefässen spricht (Tosfot Jomtob), auch das Zerbrechen der irdenen Gefässe auch bei anderem Heiligen als selbstverständlich nicht erst hervorgehoben zu werden braucht, und auch R. Simon darin nicht anderer Ansicht ist, da, wie bemerkt, jedes irdene Gefäss zerbrochen werden muss, wenn es Verbotenes in sich aufgenommen hat, und das Heilige, das in das Gefäss eingedrungen ist, wird doch nach der vorgeschriebenen Zeit als Übriggebliebenes (נותר) verboten (Tosfot R. Akiba Eger).",
+ "Simon sagt. Nach R. Simon schliesst das beschränkende אותה die Anwendung der Vorschrift auf solche Opfer aus, die tauglich gewesen und jetzt nicht mehr tauglich sind (s. Note 10). Es bleibt also in dem Schriftvers nur das beschränkende קדש קדשים היא, woraus geschlossen wird, dass die Vorschrift nur für Hochheiliges gilt, nicht aber für Einfach-heiliges.",
+ "Einfachheiliges erfordert kein Reinigen und Abspülen. Dagegen müssen auch nach R. Simon die Gefässe ausgekocht werden, damit das in sie Eingedrungene wieder herausgezogen wird, da das von dem Heiligen in die Gefässe Eingedrungene nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit נותר wird und, wenn man nachher etwas Anderes in ihnen kocht, in dieses eindringt, und dieses dadurch ebenfalls zum Genuss verboten wird. Dieses Auskochen wird הגעלה genannt. Der Unterschied zwischen הגעלה und מריקה, selbst wenn unter מריקה auch ein Auskochen in heissem Wasser zu verstehen ist (s. weiter Note 54), ist der, dass die מריקה nur in Wasser geschehen darf, die הגעלה dagegen auch in einer anderen Flüssigkeit, dass ferner bei der מריקה das ganze Gefäss ausgekocht werden muss, selbst wenn nur in einem Teil von ihm gekocht worden ist, bei der הגעלה dagegen nur der Teil, in welchem gekocht worden ist; schliesslich muss auf die מריקה noch die שטיפה, das Ausspülen mit kaltem Wasser erfolgen, was bei der הגעלה nicht erforderlich ist, wenn es auch Gebrauch ist, auch bei der הגעלה mit kaltem Wasser nachzuspülen.",
+ "so kann man darin während des ganzen Festes kochen. Weil während des Festes die Anzahl der dargebrachten Friedensopfer sehr gross ist, kann das in die Gefässe Eingedrungene niemals נוהר werden, denn, bevor es noch נותר geworden, wird in den Gefässen schon wieder Anderes gekocht, dadurch wird das von dem früheren Opfer in sie Eingedrungene wieder herausgezogen, und es dringt dafür wieder von dem jetzt Gekochten in sie ein; deshalb ist nach R. Tarfon während des ganzen Festes die מריקה ושטיפה nicht erforderlich. Hat man in einem Gefässe Fleisch von einem Sündopfer gekocht, das nur einen Tag und eine Nacht gegessen werden darf, so braucht man nur darauf zu achten, dass in dem Gefäss am selben Tage noch Fleisch von einem Friedensopfer gekocht und bald verzehrt wird. Anders erklärt Maimon. die Worte des R. Tarfon. Nach ihm will R. Tarfon nur sagen, dass man während des Festes an einem und demselben Tage in demselben Gefässe mehrere Male kochen darf, ohne inzwischen die מריקה ושטיפה vorzunehmen, während an anderen Tagen nach dem jedesmaligen Kochen auch an demselben Tage jedes Mal die מריקה ושטיפה geboten ist; während des Festes, wo man durch die Festfreude mehr als sonst in Anspruch genommen ist, ist dies nicht erforderlich. Jeden Tag muss aber zum Schluss die מריקה ושטיפה vorgenommen werden, damit das Zurückgebliebene nicht נותר wird und das nachher darin Gekochte verboten macht.",
+ "Nur bis zu der für das Essen vorgeschriebenen Zeit. Auch die Worte עד זמן אכילה (eine andere Lesart ist כל זמן אכילה) werden verschieden ausgelegt. Die Einen erklären: so lange das Fleisch noch verzehrt werden darf, braucht die מריקה ושטיפה nicht vorgenommen zu werden; sobald aber diese Zeit vorüber ist, muss sie vorgenommen werden, und nicht, wie R. Tarfon meint, erst nach Schluss des Festes. Dafür, dass die מריקה ושטיפה nicht vorgenommen zu werden braucht, so lange das Fleisch noch gegessen werden darf, wird als Begründung angeführt, dass es (Lev. 6, 21) heisst: ומרק ושטף במים und unmittelbar darauf כל זכר בכהנים יאכל אותה, so lange die Priester es essen dürfen, kann man mit der מריקה ושטיפה warten. Maimon. dagegen erklärt: so lange man noch mit dem Essen des in dem Gefässe Gekochten beschäftigt ist, kann man mit der מריקה ושטיפה warten, sobald aber das darin Gekochte verzehrt ist, muss sie vorgenommen werden, und nicht, wie R. Tarfon meint, dass man ohne מריקה ושטיפה wieder Anderes darin kochen darf und diese erst am Schlusse des Tages vorzunehmen braucht.",
+ "wie das für den Segensbecher vorgeschriebene Reinigen. Für den Becher Wein, über den man beim Tischgebet den Segen spricht, wird im Talmud (Berachot 51 a) vorgeschrieben, dass er innen abgewaschen und aussen abgespült sein muss; demnach wäre auch hier beides, die מריקה sowohl wie die שטיפח, nur mit kaltem Wasser gemeint, siehe die folgende Note. Nach Maimon soll jedoch der Vergleich mit dem Abwaschen des Segensbechers nur sagen, dass ebenso wie bei diesem es nicht darauf ankommt, dass jede Spur von dem darin Gekochten beseitigt wird.",
+ "Reinigen mit heissem. Der Mischnatext in den Talmudausgaben und ebenso die Mischna ed. Lowe haben das Wort בחמין nicht. Der Talmud bringt eine Controverse zwischen Rabbi und den Weisen: nach dem Ersteren heisst מריקה und שטיפח beides mit kaltem Wasser reinigen, nach den Weisen מריקה mit heissem und שטיפה mit kaltem Wasser. Nach der Ansicht, wonach מריקה reinigen mit kaltem Wasser bedeutet, ist natürlich ausser מריקה ושטיפה auch הגעלה, das Auskochen, erforderlich, wenn man in dem Gefässe, nachdem das darin Gekochte נותר geworden ist, wieder Anderes kochen will; nach der Ansicht, dass מריקה reinigen mit heissem Wasser bedeutet, ist die מריקה identisch mit der הגעלה.",
+ "den Spiess und den Rost. S. Pesachim VII Note 7 u. 8. Beide sind flach und können nichts in sich aufnehmen, sind daher keine eigentlichen כלים und bedürfen deshalb nicht der מריקה ושטיפה.",
+ "kocht man mit heissem Wasser aus. מגעיל, im Hebräischen (Hiob 21, 10): שורו עבר ולא יגעיל etwas in sich Aufgenommenes wieder herausgeben, bedeutet im Rabbinischen: das in ein Gefäss beim Kochen Eingedrungene durch Auskochen mit heissem Wasser wieder herausziehen. Spiess und Rost, anf denen das Fleisch direkt am Feuer gebraten wird, müssen allerdings sonst, um das in sie Eingedrungene wieder herauszuziehen, im Feuer ausgeglüht werden, das Auskochen in heissem Wasser genügt nur bei Geräten, in denen mit Wasser gekocht wird. Hier jedoch genügt das Auskochen in heissem Wasser, weil das Fleisch, als es auf ihnen gebraten wurde, noch zum Essen erlaubt war, also nur Erlaubtes in sie eingedrungen ist, wenn es auch nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit als נותר zu Verbotenem geworden ist (Tiferet Jisrael)."
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+ "Hat man darin Heiliges. S. Note 61.",
+ "ist soviel. von dem Strengeren.",
+ "um es herausschmecken zu können. Nach der traditionellen Bestimmung ist dies immer anzunehmen, wenn das Volumen des Leichteren nicht wenigstens 60 Mal so gross ist, wie das des Strengeren בנותן טעם — ב mit dem Part. — „wenn es einen Geschmack hineingibt“ ist ein stehender Ausdruck und bedeutet: so viel wie nötig ist, um es aus Anderem herausschmecken zu können.",
+ "so wird auch das Leichtere nach der Weise des Strengeren gegessen. z. B. wenn es Hochheiliges und Einfach-heiliges ist, darf es nur von den männlichen Priestern und nur innerhalb der עזרה gegessen werden, und sobald die für das Essen vorgeschriebene Zeit für eines von beiden abgelaufen ist, darf das Ganze nicht mehr gegessen werden.",
+ "es bedarf des Reinigens und Abspülens nicht. Nach der Erläuterung im Talmud ist hier in die Mischna eine Einschaltung zu machen und es muss folgendermassen heissen: ist so viel darin, wie dazu gehört, um es herausschmecken zu können, so wird auch das Leichtere nach der Weise des Strengeren gegessen, es bedarf des Reinigens und Abspülens und macht durch Berührung untauglich; ist nicht soviel darin, wie dazu gehört, um es herausschmecken zu können, so braucht das Leichtere nicht nach der Weise des Strengeren gegessen zu werden, es bedarf des Reinigens und Abspülens nicht und macht durch Berührung nicht untauglich. Da aber nach der vorhergehenden Mischna es nur die Ansicht des R. Simon ist, dass bei Einfachheiligem das Reinigen und Abspülen nicht erforderlich ist, so gibt entweder die Mischna hier nur die Ansicht des R. Simon wieder — so erklärt Raba unsere Mischna —, demnach wäre unter dem Ausdruck קדשים am Anfange der Mischna nur Hochheiliges zu verstehen, oder die Worte: es bedarf des Reinigens und Abspülens nicht, sind dahin zu verstehen, dass das Reinigen und Abspülen nicht schon nach Ablauf der Zeit für das Strengere zu geschehen braucht, sondern erst nach Ablauf der für das Leichtere vorgeschriebenen Zeit — so erklärt Abaji die Mischna. Nach der letzteren Erklärung ist unter dem Ausdruck קדשים in קדשים וחולין am Anfang der Mischna auch Einfach-heiliges zu verstehen, und ist in diesem Falle, wenn von dem Hochheiligen oder Einfach-heiligen nicht soviel darin ist, dass man es aus dem Nicht-heiligen herausschmecken kann, ein Reinigen und Abspülen natürlich überhaupt nicht erforderlich.",
+ "und macht durch Berührung nicht untauglich. wenn es selbst untauglich geworden ist und etwas davon in eine andere Speise eindringt. Beim Sündopfer heisst es nämlich (Lev. 6, 20): כל אשר יגע בבשרה יקדש Alles, was mit seinem Fleische in Berührung kommt, wird heilig. Aus dem Worte בבשרה wird geschlossen, dass hier nur ein Berühren gemeint ist, bei welchem von dem Fleisch des Sündopfers etwas in die andere Speise eindringt. In diesem Falle ist auch die andere Speise ebenso zu behandeln wie das Fleisch des Sündopfers. Ist das Fleisch zum Essen tauglich, so darf auch das andere nur nach der Weise des Sündopfers gegessen werden; ist es untauglich, so wird dadurch auch das andere untauglich. Obgleich diese Bestimmung zunächst nur für das Sündopfer und (Lev. 6, 11) für das Mehlopfer gegeben wird, wird sie auch auf alles andere Heilige bezogen, weil durch den Schriftvers (Lev. 7, 37): זאת התורה לעלה וב׳ für einzelne Opfer gegebene Vorschriften auch auf die anderen ausgedehnt werden (מה חטאת מקדשת בבלוע אף כל מקדשת בבלוע).",
+ "Hat ein Fladen an einen Fladen. der untauglich ist.",
+ "angerührt. S. Note 62.",
+ "so ist nicht der ganze Fladen. Die Mischna ed. Lowe hat die richtigere Lesart: ולא כל החתיכה לא כל הרקיק.",
+ "ist verboten. weil es heisst: אשר יגע בבשרה יקדש nur was mit dem Heiligen in Berührung gekommen ist, was in das Heilige eingedrungen oder in das das Heilige eingedrungen ist (הנוגע פסול); das betreffende Stück wird herausgeschnitten und nur auf dieses bezieht sich die Vorschrift."
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+ "Ein am selben Tage Untergetauchter. S. II Note 2.",
+ "und ein noch nicht durch das Sühnopfer Gesühnter. S. dort Note 4.",
+ "erhalten keinen Anteil von dem Heiligen. Beim Sündopfer heisst es (Lev. 6, 19): הכהן חמחטא אותה יאכלנה der Priester, der es als Sündopfer darbringt, soll es essen. Unter dem „als Sündopfer darbringen“ ist das Sprengen des Blutes zu verstehen, durch welches erst die Sühne vollzogen wird, wofür auch die Bestimmung beim Friedensopfer spricht, wo es heisst (Lev. 7, 14): לכהן הזורק את דם השלמים לו יהיה. Es kann aber nicht gemeint sein, dass nur der Priester, der das Blut gesprengt hat, davon essen darf, da es weiter (6, 22) heisst, כל זכר בכהנים יאכל אותה, dass jeder männliche Priester es essen darf. Das המחטא wird deshalb mit ראוי לחיטוי erklärt: nur ein solcher Priester, der die Opferhandlung hätte vollziehen können, der nicht aus irgend einem Grunde untauglich dazu ist, darf davon essen. Auch in diesem Sinne aufgefasst würde aber diese Bestimmung nicht mit der in V. 22 gegebenen übereinstimmen, da in dem כל זכר auch Minderjährige mit einbegriffen sind, und diese nicht ראוי לחיטוי sind. Es ist deshalb die ganze Bestimmung überhaupt nicht auf das Essen selbst zu beziehen, sondern es soll durch sie nur bestimmt werden, wer von dem Opfer einen Anteil zum Essen bekommt: nur Priester, die ראוי לחיטוי sind, erhalten Anteil davon zum Essen, der טבול יום dagegen und der מחוסר כפורים, die den Opferdienst nicht versehen dürfen (s. II, 1) erhalten keinen Anteil.",
+ "ihn am Abend zu verzehren. Am Tage können sie ihn nicht verzehren, der טבול יום nicht, weil er bis Sonnenuntergang unrein bleibt, der מחוסר כפורים nicht, weil er im Allgemeinen erst am Abend sicher weise, dass sein Sühnopfer dargebracht worden ist (Tiferet Jisrael). Nach Tosfot Jomtob bezieht sich dieser Zusatz nur auf den טבול יום.",
+ "Ein Leidtragender. S. II Note 1.",
+ "darf [Heiliges] anrühren. Ein אונן darf von Heiligem nichts geniessen (s. Deuter. 26, 14). Auch nach Ablauf des אנינות darf er, selbst wenn er an der Leiche sich nicht verunreinigt hat, erst dann wieder von dem Heiligen essen, wenn er ein Reinigungsbad genommen hat, weil anzunehmen ist, dass er während des אנינות, wo er nichts Heiliges essen durfte, sich nicht mit der Achtsamkeit von allem Unreinen ferngehalten hat, welche diejenigen anwenden müssen, denen Heiliges zu essen erlaubt ist (s. Chagiga III, 3). Trotzdem darf er aber auch während seines אנינות Heiliges anrühren, während die vorher erwähnten טבול יום und מחוסר כפורים Heiliges auch nicht anrühren dürfen. Nach Bartenura z. St. darf auch der אונן Heiliges nur anrühren, wenn er ein Reinigungsbad genommen hat und danach, so lange er אונן war, stets darauf bedacht geblieben ist, sich vor jeder Verunreinigung zu hüten.",
+ "aber nicht darbringen. S. Sebachim 16 a.",
+ "and bekommt keinen Anteil. da er nicht ראוי לחיטוי ist, s. Note 3.",
+ "ihn am Abend zu verzehren. Nach rabbinischer Verordnung währt das אנינות nicht nur bis zum Abend, sondern auch noch während der ganzen auf den Sterbetag folgenden Nacht und, falls die Bestattung erst später stattfìndet, bis zu dem auf den Begräbnistag folgenden Abend. Deshalb lehrt auch die Mischna Pesachim VIII, 8, dass ein אונן wohl das Pesachopfer am Abend essen darf, weil für diesen Fall, wo es sich um ein Gebot, auf dessen Unterlassung die Ausrottungsstrafe steht, die Rabbinen ihre Verordnung nicht getroffen haben, dass er aber andere Opfer nicht essen darf, weil er auch noch in der Nacht als אונן zu betrachten ist. Dafür, dass es hier in der Mischna trotzdem heisst: ihn am Abend zu verzehren, werden im Talmud zwei Erklärungen gegeben. Nach der einen spricht die Mischna hier vom Pesachabend; da an diesem Abend der אונן von dem Pesachopfer essen darf, darf er auch von anderen Opfern essen. Die Mischna in Pesachim dagegen lehrt, dass das, was für das Pesachopfer am Pesachabend gilt, für andere Opfer an anderen Abenden keine Geltung hat. Nach der anderen spricht die Mischna in Pesachim von dem auf den Sterbetag folgenden Abend, da ist nach der rabbinischen Verordnung selbst am Pesachabend es dem אונן nicht erlaubt, von anderen Opfern als von dem Pesachopfer zu essen. Die Mischna hier dagegen spricht von dem Begräbnistag, der nicht der Sterbetag ist; an dem auf den Begräbnistag folgenden Abend ist der Leidtragende selbst nach rabbinischer Verordnung kein אונן mehr und darf deshalb vom Heiligen essen.",
+ "erhalten ihren Anteil und dürfen ihn verzehren. Dass der mit einem Leibesfehler Behaftete von dem Heiligen essen darf, ist in der Schrift (Lev. 21, 22) deutlich ausgesprochen: Die Speise seines Gottes, von dem Hochheiligen und dem Heiligen darf er essen. Sowohl bei dem Sündopfer (Lev. 6, 22) wie bei dem Schuldopfer (Lev. 7, 6) wie bei dem Mehlopfer (Lev. 6, 11) wird aber noch besonders betont, dass כל זכר jeder Männliche unter den Priestern davon essen soll. Aus dieser dreimaligen Wiederholung wird geschlossen, dass sowohl der von Geburt mit einem Leibesfehler Behaftete wie der erst später von einem vorübergehenden oder auch dauernden Leibesfehler Befallene von dem Heiligen nicht nur essen darf, sondern auch bei dem Verteilen des zu Essenden das gleiche Anrecht hat wie jeder Andere.",
+ "aber sie dürfen nicht darbringen. Durch den Satz (Lev. 21, 21): כל איש אשר בו מום wird jeder mit einem Leibesfehler Behaftete von der Darbringung ausgeschlossen, einerlei ob es ein bleibender oder ein vorübergehender Fehler ist.",
+ "erhält auch keinen Anteil von dem Fleische. S. oben Note 3. Nur der mit einem Leibesfehler Behaftete erhält einen Anteil von dem Fleische, obwohl er nicht zum Opferdienst geeignet ist, weil er durch das כל זכר ausdrücklich mit eingeschlossen ist.",
+ "hat auch keines auf die Felle. weil es heisst (Lev. 7, 8): עור העולה אשר הקריב לכהן לו יהיה das Fell des Ganzopfers, das er dargebracht, gehöre ihm, dem Priester; wer aber nicht darbringen darf und deshalb keinen Anteil an dem Fleische hat, hat auch kein Anrecht auf das Fell. Die Mischna ed. Lowe hat den Zusatz: שנאמר עור העולה.",
+ "zur Zeit des Opferns der Fettstücke aber rein. Daraus wäre zu entnehmen, dass er vor Allem zur Zeit des Sprengens des Blutes rein gewesen sein muss; wenn er da rein gewesen, hätte er Anrecht auf einen Anteil, selbst wenn er zur Zeit der Darbringung der Opferstücke unrein war. Abba Saal dagegen (Talm. 102 b) erklärt: Nur wenn er vom Blutsprengen bis zum Darbringen der Opferstücke rein gewesen, hat er Anteil an dem Fleische, weil in dem angeführten Schriftverse sowohl das Sprengen des Blutes wie das Darbringen der Fettstücke erwähnt wird. Wie es ist, wenn er zwischen dem Blutsprengen und dem Darbringen unrein geworden und sich wieder gereinigt hat, ist eine Frage, die im Talmud aufgeworfen wird und unbeantwortet bleibt. Die Möglichkeit, das er vor dem Darbringen wieder rein geworden ist, ist gegeben, da der Unreine nach dem Reinigungsbad mit Sonnenuntergang wieder rein wird, und die Opferstücke auch während der Nacht noch dar gebracht werden dürfen.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 33.",
+ "Wer von den Söhnen Ahrons das Blut des Friedensopfers und das Fett darbringt. also nur der, der beim Sprengen des Blutes und bei der Darbringung der Opferstücke zum Opferdienst geeignet war."
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+ "wo der Altar kein Anrecht auf das Fleisch hat. wenn vor dem Sprengen des Blutes, wodurch die Opferstücke erst für den Altar tauglich werden, das Opfer untauglich geworden ist.",
+ "denn es heisst. Lev. 7, 8.",
+ "das für Jemanden dargebracht worden ist. Das העולה ist hier in seiner Grundbedeutung als das auf dem Altar im Feuer „Aufsteigende“ gefasst.",
+ "das Fell dennoch den Priestern. weil das Opfer tauglich ist und die Opferstücke auf dem Altar dargebracht werden. Es ist also das עולת איש nicht in dem Sinne zu verstehen, dass nur solche Opfer damit gemeint sind, die Jemandem als Opfer angerechnet werden.",
+ "Sowohl von dem Ganzopfer eines Mannes wie von dem Ganzopfer einer Frau. Es soll durch das עולת איש nicht das Opfer einer Frau ausgeschlossen werden, deshalb heisst es unmittelbar darauf עור העולה, das Fell des Ganzopfers, gleichviel ob es das eines Mannes oder das einer Frau ist. Durch das עולת איש soll nur gesagt werden, dass es das Opfer einer Einzelperson sein muss, nicht aber ein Ganzopfer, das Jemand für den Tempelschatz (בדק הבית) geweiht hat; von einem solchen Ganzopfer gehört das Fell nicht den Priestern."
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+ "Felle von Einfach-heiligem gehören den Eigentümern. wie das Fleisch, da es עור העולה heisst, und von dem Ganzopfer nicht auf das ihm gar nicht gleichende Einfach-heilige geschlossen werden kann.",
+ "Von dem Altar lässt sich kein entgegengesetzter Schluss ziehen. dass das Anrecht auf das Fleisch noch kein Anrecht auf das Fell begründet, da das Fleisch des Ganzopfers auf den Altar gebracht wird und das Fell dennoch nicht.",
+ "denn auf ihn kommt überhaupt kein Fell. Von dem Altar lässt sich deshalb kein Schluss auf die Priester ziehen, denen beim Ganzopfer das Fell ausdrücklich zugesprochen ist."
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+ "bei dem vor dem Abhäuten etwas untauglich Machendes vorgekommen ist. Über die Form ארע oder אירע s. Pesachim VIII, Note 42.",
+ "gehören die Felle nicht den Priestern. sondern sie müssen wie das Fleisch verbrannt werden.",
+ "gehören die Felle den Priestern. Nach Mischna 2 gehört das Fell nicht den Priestern, wenn das Opfer vor dem Sprengen des Blutes untauglich geworden ist. Das Sprengen des Blutes sollte dem Abhäuten vorangehen, weil man das Blut sonst zu lange hätte stehen lassen müssen. Hat man aber trotzdem vor dem Sprengen abgehäutet, und dann ist das Opfer untauglich geworden und man hat das Blut gesprengt, so fällt durch das Blutsprengen das Fell den Priestern zu, obgleich das Opfer, da es untauglich geworden ist, nicht auf den Altar kommt.",
+ "Chanina. Mischna ed. Lowe: ר׳ חנניא.",
+ "dass ein Fell. nachdem es von dem Opfertiere abgezogen worden ist.",
+ "zur Brandstätte hinausgebracht worden ist. also selbst in dem Falle nicht, wenn nach dem Abhäuten das Tier trefa befunden worden ist, wo doch das das Tier untauglich Machende schon vor dem Abhäuten vorhanden gewesen ist.",
+ "wenn man die Erstgeburt. Ein erstgeborenes Tier, das einen Leibesfehler bekommen hat und deshalb nicht als Opfer dargebracht werden kann, darf ausserhalb des Heiligtums geschlachtet werden und gehört ganz den Priestern, jedoch nur, wenn es von ihnen gegessen werden kann; ist es von selbst verendet, so muss es vergraben werden. Aus den Worten des R. Chanina entnimmt nun R. Akiba, dass wenn das Tier geschlachtet worden ist und nach dem Abhäuten sich herausgestellt hat, dass es trefa ist, die Haut dennoch von den Priestern benutzt werden darf, obgleich das Fleisch vergraben werden muss; wie der Talmud erläuternd hinzufügt jedoch nur dann, wenn das Tier auf Grund eines durch einen hierzu Berechtigten und Erprobten (מומחה) festgestellten Fehlers geschlachtet worden ist.",
+ "die Priester das Fell benutzen. שיאותו ebenso Berachot VIII, 6. Im Jeruschalmi wird dort neben שיאותו (Gen. 34, 22) auch die Lesart שיעותו von עות (Jes. 50, 4) gebracht.",
+ "Wir haben nicht gesehen. Die Mischna ed. Lowe hat לא ראיתי; auch לא ראינו ist richtig, da es sich um einen allgemeinen öfters angewandten Grundsatz handelt.",
+ "ist kein Beweis. vielleicht ist gerade zu seiner Zeit ein derartiger Fall nicht vorgekommen, oder er ist von ihm nicht bemerkt worden.",
+ "sondern es muss zur Brandstätte hinausgebracht werden. Auf den von R. Akiba angeführten Fall können sich diese Worte nicht beziehen, denn mit einem Leibesfehler behaftete Erstgeburt wird, wenn sie nicht gegessen werden kann, nicht verbrannt, sondern vergraben. Sie beziehen sich vielmehr auf die Worte des R. Chanina: auch wenn ein im Heiligtum geschlachtetes Opfer erst nach dem Abhäuten trefa befunden worden ist, muss das Fell ebenso wie das Fleisch verbrannt werden."
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+ "die verbrannt werden. S. IV, Note 31 u. 32.",
+ "wie es geboten ist. nicht, weil sie untauglich geworden sind.",
+ "werden sie auf der Aschenstätte. s. V, Note 21.",
+ "verbrannt und verunreinigen die Kleider. Beim Stier und Bock des Versöhnungstages heisst es (Lev. 16, 28): der sie verbrennt, soll seine Kleider waschen. Das יכבס בגדיו heisst hier wie überall nicht nur die Kleider, die er anhat, sondern auch die Kleider und alle Gegenstände, die er berührt, während er mit dem Verunreinigenden beschäftigt ist. Dass auch die anderen Stiere und Böcke, die verbrannt werden, verunreinigen, wird aus dem Zusatz: אשר הובא את דמם לכפר בקרש geschlossen, sie verunreinigen, weil ihr Blut zur Sühnung in das Innere des Heiligtums gebracht wird, ebenso deshalb auch die anderen Sündopfer, bei denen das Gleiche vorgeschrieben ist.",
+ "wie es geboten ist. sondern, weil sie untauglich geworden sind.",
+ "werden sie auf der Tempelstätte. Unter בירה ist nach R. Jochanan (Talm. 104 b) die Burg auf dem Tempelberge zu verstehen, nach R. Simon b. Lakisch der ganze Tempelberg (vgl. Jerusch. Pesachim VII, 8). בית הבירה bezeichnet hier sowohl den Raum innerhalb der Tempelmauern als auch den Raum auf dem Tempelberge ausserhalb derselben. Es gab zwei Stellen für die Verbrennung von untauglich gewordenen Opfern, die eine in der עזרה, dort wurden wie alle anderen untauglich gewordenen Opfer auch die Stiere und Böcke, die verbrannt wurden, wenn sie, bevor sie aus der עזרה herausgekommen waren, untauglich geworden waren, verbrannt; die andere befand sich ausserhalb der Tempelmauern auf dem Tempelberge, dort wurden die zu verbrennenden Stiere und Böcke, wenn sie erst, nachdem sie aus der עזרה herausgekommen waren, untauglich geworden waren, verbrannt."
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+ "Man trug sie auf Stangen. Die Stiere und Böcke, welche ausserhalb Jerusalems auf der Aschenstätte verbrannt wurden.",
+ "waren die ersten. diejenigen, welche die Stangen vorne angefasst hielten.",
+ "aus der Mauer der Opferhalle herausgetreten und die letzten noch nicht. das Tier, das sie trugen, war aber schon ausserhalb der Mauer.",
+ "so waren die Kleider der ersten unrein. weil es (Lev. 16, 27) heisst: יוציא אל מחוץ למחנה und darauf והשורף אותם יכבס בגדיו. Unter מחנה wird in der Schrift sowohl das ganze Lager in der Wüste verstanden als auch jede der 3 Abteilungen, aus denen dasselbe bestand, das מחנה שכינה, das מחנה לויה und das מחנה ישראל. Hier wäre unter dem מחוץ למחנה zunächst nur zu verstehen: ausserhalb des מחנה שכינה, der Abteilung des Lagers, wo das Opfer dargebracht wurde. Dem מחנה שבינה in der Wüste entsprach in Jerusalem der Tempel bis zur Mauer der Opferhalle. Deshalb tritt die Verunreinigung für diejenigen, die sich mit dem Opfer beschäftigen, wenn es verbrannt wild, und sogar schon, wenn es zum Verbrennen hinausgetragen wird, schon mit dem Hinaustragen aus der Mauer der Opferhalle ein. Dass das Verbrennen ausserhalb aller drei Abteilungen des Lagers und dementsprechend in Jerusalem ausserhalb der Stadtmauern zu geschehen hatte, wird aus dem dreimaligen אל מחוץ למחנה Lev. 4, 12. 4, 21. 6, 4 gefolgert (Talmud 105 b).",
+ "als bis das Feuer den grössten Teil [des Tieres] erfasst hat. R. Simon erklärt das אל מחוץ למחנה in anderer Weise (s. Talmud). יוצת Holal von יצת = anzünden.",
+ "Ist das Fleisch [vom Feuer] verzehrt. נתך Nif. von נתך = zergehen; im Talmud wird es mit חרך = rösten, versengen, wiedergegeben (דשויא חרוכא).",
+ "werden die Kleider des die Verbrennung Ausführenden. Unter השורף wird jeder verstanden, der beim Verbrennen des Opfers tätig ist, das Feuer anfacht, das Fleisch umwendet, frisches Holz hinauflegt u. dgl., nicht aber derjenige, der, bevor noch das Opfer da ist, Brennstoff herbeischafft oder das Feuer anzündet."
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+ "Wer draussen. ausserhalb des Heiligtums.",
+ "schlachtet und darbringt. ein zur Darbringung im Heiligtum geweihtes Opfertier.",
+ "ist für das Schlachten schuldig und für das Darbringen schuldig. das Schlachten ist eine Sünde, auf welche die Ausrottungsstrafe steht (Lev. 17, 3. 4.), und ebenso das Darbringen (Lev. 17, 8.9.); wenn er beides irrtümlich begangen hat, muss er deshalb 2 Sündopfer bringen.",
+ "ist man frei. von der Ausrottungsstrafe für das Darbringen, aber für das draussen Schlachten ist man schuldig.",
+ "Darauf sagten sie. die anderen Weisen.",
+ "untauglich gemacht. und er ist dennoch schuldig, trotzdem er nur eine untaugliche Sache dargebracht hat. Dass er auch in diesem Falle schuldig ist, geht daraus hervor, dass es (Lev. 17, 9) heisst: „und es nicht zum Eingange des Stiftszeltes bringt, um es dem Ewigen darzubringen“, das setzt voraus, dass es im Heiligtum geschlachtet worden ist. Zur Verteidigung der Ansicht des R. Jose, des Galiläers, wird angeführt, dass das drinnen Geschlachtete und dann Hinausgebrachte doch eine Zeit hatte, wo es zur Darbringung tauglich war, das drausson Geschlachtete dagegen nicht; ferner, dass das durch Hinausbringen untauglich Gewordene, wenn es trotzdem auf den Altar gebracht worden ist, nicht wieder heruntergenommen wird, s. IX, 2."
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+ "Ein Unreiner. Wegen der Aehnlichkeit mit der Controverse zwischen R. Jose, dem Galiläer, und den anderen Weisen in der vorhergehenden Mischna wird die folgende eigentlich nicht hierher gehörende Mischna hier angeschlossen.",
+ "ist schuldig. die Ausrottungsstrafe, s. Lev. 7, 20. 21.",
+ "ist frei. von der Ausrottungsstrafe, er hat das Verbot, Heiliges in Unreinheit zu essen, nicht übertreten, dagegen hat er das Verbot übertreten, dass unrein gewordenes Heiliges überhaupt nicht gegessen werden darf (Lev. 7, 19), darauf steht aber nicht die Ausrottungsstrafe.",
+ "denn er hat ja nur eine unreine Sache gegessen. Im Talmud wird die Ansicht R. Jose’s, des Galiläers, dahin erläutert, dass man nur dann von der Ausrottungsstrafe frei ist, wenn zuerst das Fleisch unrein geworden ist und dann die Person; da in diesem Falle das Fleisch bereits vorher, weil es unrein war, für ihn verboten gewesen, so kann es nicht nochmals für ihn dadurch verboten werden, weil er nachher auch selbst unrein geworden ist; in diesem Falle tritt deshalb dieses Verbot nicht in Geltung (אין איסור חל על איסור). Ist dagegen er selbst vorher unrein gewesen, so macht er sich der Ausrottungsstrafe schuldig, auch wenn er nachher unrein gewordenes Fleisch isst. Die Weisenaber sind der Ansicht, dass, auch wenn er selbst erst später unrein geworden ist, zu dem Verbot, unreines Heiliges zu geniessen, das Verbot, Heiliges in Unreinheit zu geniessen, hinzutritt, weildieses ein auch Anderes mit einschliessendes Verbot (איסור כולל) ist, da ihm vorher nur verboten war, unreines Heiliges zu geniessen, jetzt aber auch reines Heiliges; weil dieses Verbot dadurch, dass er selbst unrein geworden, für das reine Heilige in Kraft tritt, tritt es auch für das unreine Heilige in Kraft (איסור חל על איסור באיסור כולל).",
+ "Darauf sagten sie zu ihm. die Weisen gingen von der Ansicht aus, dass R. Jose, der Galiläer, der Ansicht sei, dass das Verbot, Heiliges in Unreinheit zu geniessen, nur für den Reinen gelte, für den Unreinen aber überhaupt nicht.",
+ "ist frei. von der Ausrottungsstrafe, er hat nur ein einfaches Verbot übertreten und deshalb, wenn er es irrtümlich getan hat, kein Sündopfer zu bringen.",
+ "denn schuldig ist man nur bei Unreinheit des Körpers. wenn der Essende unrein war."
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+ "wer für eine Privatperson schlachtet. wer Heiliges ausserhalb des Heiligtums schlachtet, um es zu irgend einem nicht heiligen Zwecke zu verwenden.",
+ "und wer für eine Privatperson darbringt. um ihr damit eine Ehrung zu erweisen.",
+ "ist frei. weil es heisst (Lev. 17, 9): „es dem Ewigen darzubringen“. Allerdings heisst es auch beim Schlachtverbot (Lev. 17, 4)“: „es als Opfer dem Ewigen darzubringen“; dieser Zusatz soll aber etwas Anderes ausschliessen (s. Talmud 108 b). Er ist frei heisst: er hat das Verbot, Heiliges ausserhalb darzubringen, nicht übertreten, dagegen hat er nach Raschi das Verbot übertreten, ein Wesen ausser Gott göttlich zu verehren; nach Tosafot hat er dieses Verbot nur dann übertreten, wenn er dabei die Absicht gehabt hat, Jenem damit eine göttliche Verehrung zu erweisen.",
+ "sind sie frei. weil es heisst: „als Blutschuld wird es diesem Manne angerechnet, Blut hat er vergossen“, nur, wenn Einer das Schlachten ausgeführt hat, nicht aber zwei gemeinschaftlich.",
+ "wenn sie. beide zugleich.",
+ "sind sie schuldig. weil es beim Darbringungsverbot heisst: איש איש, auch wenn zwei gemeinschaftlich darbringen; aus dem איש איש beim Schächtverbot wird wieder etwas anderes geschlossen. R. Jose wendet dagegen ein, dass es auch beim Darbringungsverbot heisst: ונכרת האיש ההוא „dieser Mann soll ausgerottet werden“, woraus zu schliessen sei, dass auch hier das Verbot nur dann übertreten ist, wenn Einer allein die Handlung ausgeführt hat.",
+ "Hat Einer dargebracht und nochmals dargebracht und nochmals dargebracht. von einem und demselben Opfertiere.",
+ "so ist er für jede Darbringung schuldig. und muss, wenn man es unvorsätzlich getan hat, für jede Darbringung ein Sündopfer bringen, wenn man zwischen einer Darbringung und der anderen sich des Vergehens bewusst geworden ist; im anderen Falle, wenn man die Darbringung בהעלם אחד d. h. in einem ununterbrochenen Irrtum ausgeführt hat, bringt man nur ein Sündopfer.",
+ "Er ist nur ein Mal schuldig. Nach R. Simon bezieht sich das לעשות אותו (Lev. 17, 8) „es“ darzubringen, auf jedes darzubringende Glied des Opfertieres, deshalb kann man sich auch bei einem und demselben Opfertiere mehrfach strafbar machen; nach R. Jose bezieht sich das אותו auf das ganze Opfertier, deshalb macht man sich durch Darbringung eines Opfertieres nur ein Mal schuldig (Maim. פירוש המשניות). Im Talmud wird die Controverse zwischen R. Simon und R. Jose in anderer Weise ausgelegt.",
+ "wenn man es oben auf einem Altar dargebracht hat. Nach dem Talmud gehört dieses noch zu den Worten des R. Jose. Als Begründung dafür wird angeführt, dass auch Noah, als er Gott ein Opfer darbringen wollte, dazu erst einen Altar baute (Gen. 8, 20), woraus hervorgehe, dass auch ausserhalb des Heiligtums zur Darbringung ein Altar nötig sei.",
+ "ist man schuldig. Nach R. Simon, ist daraus, dass Noah einen Altar baute, noch nicht zu folgern, dass zum Darbringen durchaus ein Altar nötig ist. Das Gegenteil sei vielmehr daraus zu schliessen, dass es (Lev. 17, 6) heisst: und es sprenge der Priester das Blut auf den Altar des Ewigen am Eingange des Stiftszeltes“, womit angedeutet werden soll, dass nur im Heiligtum (פתח אהל מועד) das Darbringen an den Altar gebunden ist, nicht aber ausserhalb des Heiligtums."
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+ "das im Heiligtum untauglich geworden ist. S. IX, 2.",
+ "ist schuldig. weil auch das im Heiligtum untauglich Gewordene unter den Begriff von לעשות אותו לה׳ fällt, da es, wenn es auf den Altar gekommen ist, nicht wieder heruntergenommen wird.",
+ "Wer eine Olivengrösse von einem Ganzopfer und von den Opferstücken. von dem Fleisch des Ganzopfers und von den Opferteilen zusammen soviel wie eine Olive.",
+ "ist schuldig. da ja von dem Ganzopfer auch das Fleisch auf dem Altar geopfert wird. Bei Darbringung eines Opfergliedes macht man sich erst durch Darbringung des ganzen Gliedes schuldig (s. oben Note 22), bei Darbringung von Fleisch, Fett u. dgl. durch Darbringung eines Stückes in Grösse einer Olive.",
+ "Das Komez. s. IV, Note 13.",
+ "der Weihrauch. der zu den Mehlopfern gehörte.",
+ "das Räucherwerk. das täglich morgens und abends dargebracht wurde.",
+ "das Mehlopfer der Priester. Alle Mehlopfer von Priestern wurden ganz auf dem Altar geopfert.",
+ "das Mehlopfer des gesalbten Priesters. d. i. des Hohenpriesters, das derselbe täglich darbringen musste und das ebenfalls ganz geopfert wurde.",
+ "das zum Giessopfer gehörende Mehlopfer. das als Zugabe zu jedem Schlachtopfer dargebracht und ebenfalls ganz geopfert wurde.",
+ "ist schuldig. Obwohl es bei dem Darbringungsverbot heisst: אשר יעלה עולה או זבח „der ein Ganzopfer oder ein Schlachtopfer darbringt“, wird aus dem darauf folgenden: ואל פתח אהל מועד לא יביאנו „und es nicht an den Eingang des Stiftszeltes bringt“ geschlossen, dass sich das Verbot nicht nur auf Schlachtopfer bezieht, sondern auf Alles, was im Heiligtum dargebracht wird.",
+ "Eleasar. Es ist hier und ebenso Mischna 6 ר׳ אלעזר zu lesen, wie aus Talmud 110 b hervorgeht, und nicht ר׳ אליעזר, wie die meisten Mischna-Ausgaben haben (s. Straschun). Die Mischna Venet. 1606 hat: ר׳ אלעזר.",
+ "bis er das Ganze dargebracht hat. weil bei allen Letztgenannten auch bei der Darbringung im Heiligtum die Darbringung erst dann als vorschriftsmässig ausgeführt gilt und das Opfer tauglich ist, wenn man sie ganz dargebracht hat. Bei dem Ganzopfer dagegen stimmt auch R. Eleasar zu, dass man schon durch Darbringung von einer Olivengrösse schuldig wird, weil die Tauglichkeit des im Heiligtum dargebrachten Ganzopfers nicht von der Darbringung des ganzen Opferfleisches abhängt, sondern nur von der Sprengung des Blutes.",
+ "ist man schuldig. selbst nach R. Eleasar, da ja das Ganze dargebracht worden ist.",
+ "wenn auch nur das Geringste von ihnen fehlt. wenn auch nur das Geringste davon verloren gegangen ist, wird im Heiligtum das Opfer durch die Darbringung nicht mehr tauglich; eine Ausnahme macht nur der Weihrauch (s. Menachot 11 a)."
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+ [
+ "Wer Heiliges. Opferfleisch, das nicht auf den Altar gehört.",
+ "ist schuldig. auch wenn die Opferstücke nicht unmittelbar den Altar berührt haben. Nach R. Jose in Mischna 3 ist man nur schuldig, wenn man, wie bei der Darbringung im Heiligtum, auf einem Altar darbringt. Im Heiligtum muss das zu Opfernde unmittelbar auf dem Altar liegen, es darf nichts Fremdes zwischen dem Altarfeuer und dem zu Opfernden liegen. Ist aber das Dazwischenliegende nicht ein fremder Gegenstand, sondern Gleichartiges, wie hier das Fleisch, so gilt es, als ob das Opfernde unmittelbar auf dem Altar liegen würde (מין בטינו אינו חוצץ); deshalb macht man sich auch schuldig, wenn man in dieser Weise draussen darbringt.",
+ "Wer ein Mehlopfer. eines von den Mehlopfern, von denen nur das Komez auf dem Altar dargebracht wird.",
+ "ist frei. weil das Mehlopfer als solches nicht zur Darbringung bestimmt ist und das Komez erst durch Absonderung von dem übrigen Mehl zur Darbringung bestimmt wird.",
+ "ist man schuldig. weil wenn man es so im Heiligtum dargebracht hat, die Darbringung als richtig ausgeführt gilt (s. Menachot III, 3)."
+ ],
+ [
+ "Das Komez und der Weihrauch. von einem Mehlopfer, die beide auf dem Altar dargebracht wurden.",
+ "bis man auch das zweite darbringt. weil bei der Darbringung im Heiligtum erst durch Darbringung beider das Opfer tauglich wird (s. Note 37).",
+ "ist man schuldig. s. Note 38.",
+ "Die beiden Schalen Weihrauch. die zu den Schaubroten gehörten; sie wurden am Sabbat auf dem Altar dargebracht, und dann erst durften die Priester die Brote verzehren (s. Lev. 24, 7; Menachot XI, 7).",
+ "Wer auch nur einen Teil der Sprengungen des Blutes draussen macht. Dass auch das Blutsprengen unter das Darbringungsverbot fällt, wird nach R. Akiba aus או זבח (Lev. 17, 8) nach R. Ismael aus דם שפך (Lev. 17, 4) gefolgert (s. Talmud 107 a).",
+ "ist schuldig. selbst nach R. Eleasar, weil alle Opfer, deren Blut an den äusseren Altar gesprengt wird, tauglich sind, wenn auch nur eine Sprengung mit dem Blut gemacht worden ist (s. IV, 1) und selbst bei den Opfern, deren Blut an den inneren Altar gesprengt wird, bei denen dieses nicht der Fall ist (s. dort Mischna 2), R. Eleasar der Ansicht ist, dass auch die eine gemachte Sprengung dennoch als vorschriftsmässig ausgeführt gilt und deshalb nicht wiederholt zu werden braucht (s. Joma V, 7).",
+ "ist schuldig. Nach Ansicht des R. Eleasar ist für das Wasseropfer am Hüttenfeste kein bestimmtes Mass vorgeschrieben, deshalb ist man schuldig, auch wenn man weniger als 3 Log, das Mass, das gewöhnlich dazu verwendet wurde, davon draussen darbringt. Die anderen Weisen dagegen sind der Ansicht, dass das Mass von 3 Log dafür von der Tora vorgeschrieben ist (s. Sukka IV, 9).",
+ "Selbst wenn man die Überreste des Blutes. die an den Grund gegossen werden.",
+ "ist man schuldig. Nach der Erläuterung im Talmud ist dieses jedoch nur der Fall bei dem Blut solcher Opfer, deren Blut an den inneren Altar gesprengt wird, weil bei diesen nach der Ansicht des R. Nehemia (im Gegensatz zu V, 1 u. 2) die Unterlassung des Ausgiessens die Untauglichkeit des Opfers zur Folge hat, deshalb fällt nach ihm auch dieses Ausgiessen unter das Darbringungsverbot; nicht aber bei den anderen Opfern, bei denen das Gebot des Ausgiessens die Tauglichkeit des Opfers nicht berührt."
+ ],
+ [
+ "ist er frei. Wegen des Abdrückens ist er nicht schuldig, da es (Lev. 17, 3) heisst: אשר ישחט der schlachtet, aber nicht der abdrückt, und wegen des Darbringens ist er nicht schuldig, da durch das Abdrücken das Tier נבלה geworden und dadurch zum Darbringen untauglich geworden ist.",
+ "ist frei. weil es dadurch, dass es drinnen, anstatt abgedrückt zu werden, geschlachtet worden ist, zum Darbringen untauglich geworden ist.",
+ "ist er schuldig. sowohl wegen des Schlachtens wie wegen des Darbringens. Dass man auch durch das Schlachten von Vogelopfern sich schuldig macht, wird aus dem nochmals wiederholten או אשר ישחט, d. h. oder der irgend etwas anderes Heiliges schlachtet, gefolgert. Aus dem verbindenden ואליהם תאמר (Lev. 17, 8) aber wird geschlossen, dass für alle Fälle, auf welche das Schlachtverbot sich bezieht, auch das Darbringungsverbot Geltung hat.",
+ "das drinnen tauglich macht. das ist bei dem Vogelopfer das Abdrücken; wenn man das Vogelopfer drinnen abdrückt und dann draussen darbringt, so ist man schuldig, weil man Taugliches dargebracht hat.",
+ "draussen angewendet straffrei macht. wenn man draussen abgedrückt hat und dann es darbringt, ist man nicht schuldig.",
+ "das draussen tauglich macht. das ist das Schlachten; wenn man es draussen geschlachtet hat und dann es darbringt, ist man schuldig.",
+ "drinnen angewendet straffrei macht. wenn man es drinnen schlachtet und dann draussen darbringt, ist man nicht schuldig.",
+ "wenn man es in der gleichen Weise drinnen macht und dann draussen darbringt. R. Simon wendet sich gegen den zuletzt aufgestellten Satz und meint, dass derselbe wohl für das Vogelopfer zutrifft, aber nicht für Anderes. Wenn man ein Opfertier bei Nacht drinnen schlachtet und es dann draussen darbringt, ist man nach B. Simon wegen der Darbringung schuldig, ebenso wie, wenn man es draussen bei Nacht geschlachtet und dargebracht hätte, weil R. Simon der Ansicht ist, dass ein Opfer, das drinnen bei Nacht geschlachtet worden ist, zwar untauglich ist, aber, wenn es auf dem Alter gekommen ist, dennoch nicht wieder heruntergenommen wird (s. IX, 2); deshalb macht man sich schuldig, wenn man es draussen darbringt (s. oben Note 6). Der erste Tanna ist dagegen der Ansicht des R. Juda (IX, 2), dass das bei Nacht geschlachtete, selbst wenn es auf den Altar gekommen ist, wieder heruntergenommen werden muss, deshalb macht man sich, wenn man es draussen darbringt, nicht schuldig. Nach einer anderen Erklärung im Talmud sollen die Worte des R. Simon lauten: Für Alles, wofür man schuldig ist, wenn man es drinnen macht und dann draussen darbringt, ist man auch schuldig, wenn man es draussen macht, und ist R. Simon der Ansicht, dass man auch, wenn man ein Vogelopfer draussen abdrückt und darbringt, schuldig ist.",
+ "wenn man [ein Vogelopfer] drinnen schlachtet und draussen darbringt. weil durch das Schlachten im Heiligtum das Opfer untauglich wird und auch, wenn es auf den Altar gekommen ist, wieder heruntergenommen werden muss (Tosafot)."
+ ],
+ [
+ "Hat man das Blut eines Sündopfers in einem Becher aufgefangen und draussen davon gesprengt und dann drinnen. Dass man in diesem Falle schuldig ist, ist selbstverständlich, die Mischna führt nur hier ebenso wie in dem Folgenden bei Jedem alle möglichen Fälle an.",
+ "so ist man schuldig. die Mischna gibt die Ansicht des R. Nehemia (Mischna 6) wieder, nach der auch das Ausgiessen des nach dem Sprengen übrig bleibenden Blutrestes an den Grund eine Opferhandlung ist, von der die Tauglichkeit des Opfers abhängt; deshalb fällt auch das Sprengen dieses Blutrestes ausserhalb des Heiligtums unter das Darbringungsverbot. Auch nach R. Nehemia ist dieses aber nur der Fall bei solchen Sündopfern, deren Blut an den Innenaltar gesprengt wird, deshalb kann auch die Mischna hier nur von solchen Sündopfern sprechen (s. oben Note 53).",
+ "so ist man frei. s. Note 63.",
+ "so ist man schuldig. wenn man zwischen dem Sprengen des einen und dem des anderen sich seines Irrtums bewusst gewesen ist, zwei Sündopfer, im anderen Falle nur eines.",
+ "so ist man frei. Auch nach R. Nehemia muss nur der Blutrest, der in dem Becken, aus dem man gesprengt hat, zurückgeblieben ist, an den Grund gegossen werden. Hat man jedoch das Blut in zwei Bechern aufgefangen und die Sprengungen aus einem derselben ausgeführt, so wird das in dem zweiten Becher befindliche Blut als gar nicht mehr zum Sprengen bestimmt betrachtet und wird in den Wasserarm gegossen; deshalb macht man sich auch durch das Sprengen desselben ausserhalb des Heiligtums nicht des Darbringungsverbotes schuldig.",
+ "und das drinnen Gesprengte sühnt. weil man die Sprengungen aus jedem der beiden Becher ausführen kann und die draussen ausgeführten Sprengungen gar nicht als Sprengungen gelten.",
+ "so ist er frei. s. Note 63.",
+ "ist er schuldig. s. Note 66.",
+ "ist er frei. weil durch das Schlachten des einen im Heiligtum das andere als gar nicht mehr zur Darbringung bestimmt betrachtet wird, sondern wie ein Opfertier, dessen Eigentümer bereits durch Darbringung eines anderen Opfertieres gesühnt ist, sich selbst überlassen wird, bis es umkommt.",
+ "ist er schuldig wegen des draussen geschlachteten. weil, wenn er hätte wollen, er auch dieses hätte drinnen schlachten können.",
+ "aber das drinnen geschlachtete sühnt. weil, nachdem das eine ausserhalb des Heiligtums geschlachtet worden ist, das andere erst recht als das zum Darbringen bestimmte zu betrachten ist.",
+ "So wie dessen Blut. das Sprengen des Blutes.",
+ "das eigene Fleisch frei macht. dass es nicht mehr unter dem Veruntreuungsverbot steht, sondern die Priester es essen dürfen.",
+ "so macht es auch das Fleisch des anderen frei. S. Meïla I, 2. Wenn ein Sündopfer verloren gegangen ist und man ein anderes dafür abgesondert hat, nachher ist das erstere wiedergefunden worden, und man hat beide zu gleicher Zeit geschlachtet und dann das Blut von einem von beiden gesprengt, so hört dadurch nicht nur für das Fleisch des Opfers, dessen Blut gesprengt worden ist, sondern auch für das Fleisch des anderen das Veruntreuungsverbot auf, obgleich durch das Sprengen des Blutes des einen Opfers das andere zur Darbringung untauglich geworden ist und das Fleisch desselben nicht gegessen werden darf. Als Grund dafür wird angegeben: weil man in diesem Falle die Wahl hatte, entweder das Blut des einen oder das des anderen Opfers zu sprengen, so tritt, welches Blut man auch gesprengt hat, für beide Opfer gleichzeitig das Veruntreuungsverbot ausser Kraft."
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+ "Hat man die Sündopferkuh. die rote Kuh, deren Asche zur Herstellung des Sprengwassers verwendet wurde, mit dem derjenige, der sich an einem Toten verunreinigt hatte, am dritten und am siebenten Tage besprengt wurde, bevor er das Reinigungsbad nahm (s. Numeri Cap. 19).",
+ "ausserhalb ihrer Kufe. An einer Stelle auf dem Ölberge wurde aus aufgeschichtetem Holz eine Art Kufe oder Kelter hergestellt, dort wurde die Kuh geschlachtet und verbrannt.",
+ "verbrannt. Raschi führt als richtige Lesart ששחטה an, die Mischna-Ausgaben haben aber alle ששרפה. Wie für die Opfer das Schlachten und Darbringen im Heiligtum Vorschrift ist, so für die rote Kuh das Schlachten und Verbreunen auf der für sie hergerichteten Kufe.",
+ "ebenso wenn man den fortzuschickenden Bock. den einen der beiden Böcke am Versöhnungstage, der in die Wüste fortgeschickt wurde (Lev. 16, 10).",
+ "draussen dargebracht hat. nachdem der Hohepriester das Sündenbekenntnis über ihn abgelegt hat.",
+ "ist man frei. von der Strafe wegen Übertretung des Darbringangsverbotes.",
+ "denn es heisst. Lev. 17, 4."
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+ "oder ein seitwärts Herausgezogenes ist. s. VIII, Noten 8—14.",
+ "denn es heisst. Lev. 17, 4.",
+ "vor die Wohnung des Ewigen gebracht zu werden. um als Opfer dargebracht zu werden, denn es heisst dort: להקריב קרבן לה׳ לפני משכן ה׳. Aus dem ואל פתח אהל מועד לא הביאו wäre nur zu schliessen, dass es Tiere sein müssen, die bestimmt sind, in’s Heiligtum gebracht zu werden, und deshalb solche auszuschliessen sind, die überhaupt nicht dazu bestimmt waren, in’s Heiligtum gebracht zu werden. Aus dem Zusatz להקריב קרבן לה׳ לפני משכן ה׳ aber geht hervor, dass es Tiere sein müssen, die auch jetzt noch geeignet sind, im Heiligtum dargebracht zu werden, und deshalb bei allen den genannten Tieren das Verbot selbst dann nicht zutrifft, wenn sie dazu bestimmt gewesen waren, im Heiligtum dargebracht zu werden, und erst nachher dazu untauglich geworden sind.",
+ "ist frei. weil sie jetzt nicht geeignet sind, im Heiligtum dargebracht zu werden.",
+ "bei mit vorübergehenden Fehlern Behafteten übertritt man ein Verbot. weil sie später zur Darbringung geeignet werden (s. weiter), aber der Ausrottungsstrafe macht man sich dabei nicht schuldig.",
+ "für die die Zeit schon vorüber ist. s. VII, Note 41.",
+ "übertritt man ein Verbot. weil sie später zur Darbringung geeignet werden (s. weiter), aber der Ausrottungsstrafe macht man sich dabei nicht schuldig.",
+ "die Mutter und ihr Junges. von denen das eine schon geschlachtet worden ist, so dass das andere nicht mehr am selben Tage geschlachtet werden darf (Lev. 22, 28).",
+ "für welches die Zeit noch nicht gekommen ist. S. die folgende Mischna.",
+ "übertritt man ein Verbot. Nach R. Simon wird dieses aus dem Schriftvers Deuter. 12, 8 gefolgert (s. Talmud 114 a).",
+ "da ist auch keine Übertretung eines Verbotes. es ist also unter פטור in allen diesen Fällen frei von jeder Strafe zu verstehen."
+ ],
+ [
+ "für das die Zeit noch nicht gekommen ist. von dem in der vorhergehenden Mischna die Rede ist.",
+ "sowohl wenn es an dem Opfer selbst. wenn es noch nicht das vorgeschriebene Alter erreicht hat.",
+ "Ein Flüssiger oder eine Flüssige. die beide, nachdem sie ihre 7 Reinigungstage gezählt, ein Sündopfer und ein Ganzopfer darzubringen hatten.",
+ "eine Wöchnerin. die ebenfalls nach Ablauf ihrer Reinigungstage ein Sündopfer und ein Ganzopfer darzubringen hatte.",
+ "oder ein Aussätziger. der nach den 7 Zählungstagen ein Sündopfer, ein Schuldopfer und ein Ganzopfer darzubringen hatte.",
+ "sind frei. weil diese Opfer noch nicht im Heiligtum dargebracht werden durften.",
+ "ihre Ganzopfer oder ihre Friedensopfer. von den 4 in der Mischna Genannten hatte keiner ein Friedensopfer darzubringen, dagegen hatte der Nasir, der in der Mischna nicht genannt, nach der Gemara (114 b) aber in der Mischna hinzuzudenken ist, neben einem Sündopfer und Schuldopfer auch einen Widder als Friedensopfer darzubringen.",
+ "sind schuldig. weil die Ganzopfer und Friedensopfer auch vor der Zeit im Heiligtum hätten dargebracht werden können, nämlich als freiwillige Opfer, was bei den Sündopfern und Schuldopfern nicht der Fall ist.",
+ "oder von dem Fleisch eines Schuldopfers. Beides wurde im Heiligtum nicht auf dem Altar geopfert, sondern von den Priestern verzehrt.",
+ "vom Fleisch von Hochheiligem. von anderem Hochheiligen, nämlich von den Friedensopfern der Gemeinde am Wochenfeste (s. V Note 42).",
+ "den Überrest des Omer. das am zweiten Tage des Pesachfestes dargebracht wurde (Lev. 23, 10). Ein Komez davon wurde auf dem Altar gebracht, der Rest von den Priestern verzehrt.",
+ "die beiden Brote. am Wochenfeste, die von den Priestern verzehrt wurden.",
+ "die Schaubrote. die auch, nachdem sie von einem Sabbat zum anderen auf dem Tisch gelegen hatten, von den Priestern verzehrt wurden.",
+ "oder die Überreste von Mehlopfern. das, was zurückgeblieben, nachdem das Komez davon abgehoben und geopfert worden ist.",
+ "wer draussen giesst. Öl auf ein Mehlopfer.",
+ "durchrührt. beim Mehlopfer das Mehl mit dem Öl.",
+ "zerbricht. s. Lev. 2, 6.",
+ "salzt. s. Lev. 2, 13.",
+ "schwingt. ein Mehlopfer, bei dem die Schwingung vorgeschrieben ist.",
+ "heranbringt. an den Altar s. Lev. 2, 8.",
+ "wer auf dem Tisch aufschichtet. die Schaubrote.",
+ "die Lampen herrichtet. auf dem siebenarmigen goldenen Leuchter. Nicht nur das Herrichten der Lampen am Morgen, sondern auch das Anzünden derselben am Abend wird mit הטבת הנכות bezeichnet (s. Joma VIII, 4).",
+ "ist frei. bei den zuerst Genannten, weil sie nicht auf den Altar gehören, und es bei dem Darbringungsverbot heisst: אשר יעלה עולה, deshalb nur solche Dinge unter das Verbot fallen, welche wie das Ganzopfer auf dem Altar geopfert werden; bei den zuletzt Genannten, weil es heisst: אשר יעלה, und deshalb nur solche Handlungen unter das Verbot fallen, welche wie das Darbringen der Opferteile auf dem Altar den Abschluss einer Reihe von vorausgegangenen Opferhandlungen bilden, alle die genannten Opferhandlungen aber nur die Vorbereitung für eine noch folgende Opferhandlung bilden (s. Joma 24 b).",
+ "auch ist man dafür. für die Ausführung einer der genannten Opferhandlungen.",
+ "nicht schuldig. die Todesstrafe.",
+ "wegen Vollziehung einer Opferhandlung durch einen Nichtpriester. weil in dem Schriftverse (Num. 18, 7), wo die Todesstrafe dafür ausgesprochen ist והזר הקרב יומת, es vorher heisst: ועבדתם עבודת מתנה; das ועבדתם wird dahin gedeutet, dass die Todesstrafe nur bei einer abschliessenden Opferhandlung (עבודה תמה), und das עבידת מתנה, dass sie nur bei einer Opferhandlung, bei der etwas auf den Altar gegeben wird, eintritt, nicht aber bei einer solchen, bei der etwas fortgenommen wird, wie z. B. beim Abheben der Asche vom Altar oder beim Reinigen der Lampen. Dass das Gleiche auch für die anderen Fälle gilt, wenn ein Priester in Unreinheit oder nicht mit den vorgeschriebenen Gewändern bekleidet oder, ohne sich Hände und Füsse gewaschen zu haben, die Opferhandlungen ausgeführt hat, ist aus den betreffenden Schriftstellen zu folgern (s. Talmud 16 ff.)."
+ ],
+ [
+ "Bevor die Wohnung. das Heiligtum in der Wüste.",
+ "waren die Höhen erlaubt. es durfte überall geopfert werden; man pflegte dazu einen hochgelegenen Platz, einen Berg oder eine Anhöhe zu wählen.",
+ "und den Opferdienst versahen die Erstgeborenen. S. Exod. 24, 5; die dort erwähnten נערי בני ישראל waren nach der Tradition Erstgeborene, die vor der Einsetzung der Priester den Opferdienst zu versehen hatten.",
+ "waren die Höhen verboten. S. Lev. 17, 9.",
+ "Hochheiliges durfte nur innerhalb der Vorhänge. die den Vorhof des Heiligtums einschlossen (s. Lev. 6, 19).",
+ "Einfach-Heiliges im ganzen Lager lsraels. s. V, Note 54."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Gilgal kamen. Nach dem Übergang über den Jordan wurde das Stiftszelt in Gilgal aufgestellt, und es blieb dort 14 Jahre bis zur Errichtung des Heiligtums in Silo.",
+ "wurden die Höhen wieder erlaubt. Das Darbringungsverbot ausserhalb des Stiftszeltes bezog sich nur auf die Zeit, wo das gesammte Israel um das Stiftszelt versammelt war, denn es wird mit den Worten eingeleitet (Lev. 17, 3): במחנה או אשר ישחט מחוץ למחנה … אשר ישחט. Während der Jahre, wo das Stiftszelt in Gilgal war, hatte aber Israel kein ständiges Lager, sondern durchzog kämpfend und erobernd das Land.",
+ "Hochheiliges. Hochheilige Opfer, deren Fleisch verzehrt wurde, durften auch während der Zeit, wo die Höhen erlaubt waren, nur im Heiligtume dargebracht werden (s. Talmud 112 b. Raschi v. קדשי קדשים).",
+ "Einfach-Heiliges überall. da es kein ständiges Lager und auch keine dem מחנה ישראל entsprechende Örtlichkeit gab."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Silo kamen. S. Jesua 18, 1.",
+ "wurden die Höhen wieder verboten. Als das Heiligtum nach Silo verlegt wurde, war das Land wenigstens im Grossen und Ganzen bereits erobert und unter die einzelnen Stämme verteilt. Damit war aber der Zeitpunkt gekommen, von dem an nach Deuter. 12, 10 ausserhalb des dazu bestimmten Ortes Opfer nicht mehr dargebracht werden durften (s. weiter Note 59).",
+ "es war dort kein Balken-Dach. Das Heiligtum in Silo war nicht mehr das Stiftszelt der Wüste, sondern es war ein aus Steinen errichtetes Gebäude, denn es wird (I Sam. 1, 24) בית ה׳ Haus des Ewigen genannt. Es hatte aber kein festes Dach, sondern die Teppiche des Stiftzeltes dienten als Bedachung, deshalb wird es (Psalm 78, 60) auch משכן und אהל genannt.",
+ "Ruhestätte. Deuter. 12, 9.",
+ "Einfach-Heiliges und der zweite Zehnt. der später nur in Jerusalem gegessen werden durfte (Deuter. 14, 23). In der vorhergehenden Mischna wird dieser zweite Zehnt gar nicht erwähnt, weil erst nach der Eroberung und Verteilung des Landes die Pflicht des Verzehntens begonnen hat.",
+ "innerhalb des ganzen Gesichtskreises. überall, von wo aus man das Heiligtum, wenn auch nur einen Teil davon, sehen konnte. Bei dem Verbot, Opfer ausserhalb des Heiligtums darzubringen, heisst es (Deut. 12, 13): השמר לך פן תעלה עלתיך בכל מקום אשר תראה. Die eigenartige Bezeichnung: „אשר תראה“ בכל מקום wird erklärt: an irgend einem Orte, von wo aus du es — sei. das Heiligtum — siehst. Es setzt das voraus, dass in irgend einer Beziehung es genügt, wenn man das Heiligtum von der Stelle aus, wo man sich befindet, nur sehen kann, daher die Folgerung: בכל מקום אשר תראה אי אתה מעלה אבל אתה אוכל בכל מקום שאתה רואה."
+ ],
+ [
+ "Als sie nach Nob. Nach dem Tode des Hohenpriesters Eli wurde die Stadt Nob Sitz des Heiligtums (s. I Sam. 21, 7).",
+ "und nach Gibeon. Nach der Zerstörung der Stadt Nob durch König Saul kam das Heiligtum nach Gibeon (s. I Könige 3, 4).",
+ "wurden die Höhen wieder erlaubt. Nach Deut. 12, 9 war es erlaubt, ausserhalb des Heiligtums zu opfern, bis Israel אל המנוחה ואל הנחלה gekommen war. Unter המנוחה ist nach der Tradition Silo zu verstehen, das 369 Jahre Sitz des Heiligtums geblieben ist, unter הנתלה Jerusalem, das zum bleibenden Sitz des Heiligtums bestimmt worden ist. In der Zwischenzeit, wo Silo aufgehört hatte, Sitz des Heiligtums zu sein, in Jerusalem aber das Heiligtum noch nicht errichtet war, war es deshalb wieder erlaubt, auch anderswo als im Heiligtume Opfer darzubringen.",
+ "Hochheiliges durfte nur innerhalb der Umhänge gegessen werden. s. oben Note 49 a.",
+ "Einfach-Heiliges in allen Städten Israels. In Mischna 5 heisst es dafür ככל מקום, weil zu jener Zeit die Städte noch nicht in dem Besitz der Israeliten waren. Ebenso wie Einfach-Heiliges durfte auch der zweite Zehnt überall gegessen werden, Raschi und Tosafot (119 a) hatten auch in der Mischna die Lesart: קדשים קלים ומעשר שני בכל ערי ישראל."
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+ [
+ "Als sie nach Jerusalem kamen. und dort durch Salomo der Tempel erbaut worden war.",
+ "Erbbesitz. Deut. 12, 9.",
+ "Hochheiliges durfte nur innerhalb der Umhänge. d. h. innerhalb der Mauer der עזרה, welche den Umhängen entsprach, die den Vorhof des Stiftszeltes umschlossen.",
+ "Einfach - Heiliges und der zweite Zehnt innerhalb der Mauer. von Jerusalem; die Stadt Jerusalem entsprach dem מחנה ישראל in der Wüste (s. V, Note 54)."
+ ],
+ [
+ "die man zur Zeit des Verbotes der Höhen geheiligt. indem man sie zur Darbringung bestimmt hat.",
+ "auf die trifft das Gebot. שמה תביאו (Deut. 12, 11), wonach es geboten ist, Opfer nur an dem dazu bestimmten Orte darzubringen; wer ein Opfer anderswo darbringt, macht sich also der Übertretung eines Gebotes schuldig.",
+ "und das Verbot. השמר לך פן תעלה (Deut. 12, 13). Das השמר לך פן gilt überall als Warnung vor Übertretung eines Verbotes; der ausserhalb Darbringende macht sich also auch der Übertretung eines Verbotes schuldig.",
+ "und man macht sich dabei der Ausrottungsstrafe schuldig. Lev. 17, 9.",
+ "der Ausrottungsstrafe macht man sich aber nicht schuldig. Die Ausrottungsstrafe wird in Lev. demjenigen angedroht, der in der Wüste ein Opfer ausserhalb des Heiligtums darbringt. Dort in der Wüste bestand aber das Verbot, das Opfer ausserhalb darzubringen, schon in dem Augenblicke, wo er das Tier zum Opfer bestimmte. Deshalb tritt die Ausrottungsstrafe überhaupt nur in den Fällen ein, wo schon bei der Heiligung des Opfertieres es verboten war, dasselbe ausserhalb des Heiligtums darzubringen, nicht aber in dem Falle, wenn es zu der Zeit überhaupt nicht verboten war ausserhalb des Heiligtums zu opfern.",
+ "nicht aber das Verbot. Da das Tier zur Zeit des Verbotes zum Opfer bestimmt worden ist, so ist es dazu bestimmt worden, im Heiligtum dargebracht zu werden; man übertritt deshalb das Gebot שמה תביאו, wenn man es nachher, nachdem es erlaubt geworden ist, ausserhalb zu opfern, ausserhalb des Heiligtums darbringt. Das Verbot und die Ausrottungsstrafe dagegen beziehen sich nur auf das Darbringen eines Opfers ausserhalb des Heiligtums zu einer Zeit, wo es verboten ist, ausserhalb des Heiligtums zu opfern, sie treffen deshalb auf diesen Fall nicht zu."
+ ],
+ [
+ "Folgende Opfer wurden [stets. selbst zu den Zeiten, wo es erlaubt war, ausserhalb zu opfern.",
+ "in der Wohnung. in Gilgal, Nob oder Gibeon.",
+ "die für die Wohnung geheiligt worden waren. auch ohne dass man dieses besonders ausgesprochen hat.",
+ "[nämlich. so nach der Erklärung Raschis; nach Straschun ist קרבנות הצבור nicht die Erklärung zu קדשים שהוקדשו למשכן, sondern sind unter Opfern, die für die Wohnung geheiligt worden waren, solche Opfer zu verstehen, die zur Zeit, als das Opfern auf den Höhen verboten war, geheiligt worden sind.",
+ "die für die Wohnung geheiligt worden waren. die man ausdrücklich dazu bestimmt hat, in der Wohnung dargebracht zu werden.",
+ "war man frei. man hatte weder das Gebot, nur im Heiligtum zu opfern, noch das Verbot, nichts ausserhalb desselben zu opfern, übertreten, da es ja erlaubt war, Privatopfer ausserhalb darzubringen; eine Übertretung hatte man nur insoweit begangen, als man das Gelobte nicht so, wie man es gelobt hatte, auch ausgeführt hatte (Deutr. 23, 24).",
+ "Worin unterschied sich eine Privathöhe von der Gemeindehöhe. Im Gegensatz zu den Opferstätten, welche sich der Einzelne zu seinem Gebrauch errichtete und die במת יחיד oder במה קטנה genannt werden, werden die Opferstätten in Gilgal, Nob und Gibeon, auf denen die Gemeindeopfer dargebracht wurden, במת צבור oder במה גדולה genannt.",
+ "Hinsichtlich. die nachgenannten Dinge brauchten beim Opfern auf einer Privathöhe nicht beobachtet zu werden.",
+ "des Hände-Auflegens. weil es heisst (Lev. , 3. 4) לפני ה׳ וסמך, nur im Heiligtum ist das Händeauflegen geboten.",
+ "des Schlachtens auf der Nordseite. weil es heisst (Lev. 1, 11); צפנה לפני ח׳.",
+ "des Sprengens ringsum [den Altar. weil es heisst (Lev. 1, 5): על המזבח סביב אשד פתח אהל מועד, nur bei dem Altar im Heiligtum ist das Sprengen ringsum den Altar geboten.",
+ "des Schwingens. weil es heisst (Lev. 14, 12): תניפה לפני ה׳.",
+ "des Heranbringens. beim Mehlopfer, weil es heisst (Lev. 6, 7): הקרב אותה בני אהרן לפני ה׳ אל פני המזבח (s. Raschi zu Talmud 119 b).",
+ "Auf einer Höhe gab es überhaupt keine Mehlopfer. Der Schriftvers (Lev. 17, 5): למען אשר יביאו בני ישראל את זבחיהם אשר הם זובחים על פני השדה והביאם לה׳ וגו׳ wird im Talm. (106 b) dahin erklärt, dass von dem Augenblick an, wo es verboten ist, ausserhalb des Heiligtums zu opfern, auch solche Opfer, die bereits dazu bestimmt waren, ausserhalb des Heiligtums dargebracht zu werden, nur im Heiligtum dargebracht werden dürfen. Da hier die Schrift nur von Schlachtopfern spricht (הם זובחים את זבחיהם אשר), so folgert R. Jehuda daraus, dass auch zur Zeit, wo es erlaubt war, überall zu opfern, doch nur Schlachtopfer dargebracht werden durften, nicht aber Mehlopfer; diese durften weder auf einer Privathöhe noch auf einer Gemeindehöhe dargebracht werden, ebenso auch keine Vogelopfer, weil diese auch nicht zu den זבחים gehörten.",
+ "der Dienstverrichtung durch einen Priester. weil es heisst (Lev. 17, 6): וזרק הכהו את הדם על מזבח ה׳ פתח אהל מועד, nur die Opferhandlungen bei dem Altar im Heiligtum müssen durch einen Priester vorgenommen werden.",
+ "der Dienstkleider. weil diese nur für die Priester vorgeschrieben waren und nur für den Dienst im Heiligtum (Exod. 28, 43).",
+ "der Dienstgeräte. weil auch diese nur für den Dienst im Heiligtum vorgeschrieben waren (Num. 4, 12).",
+ "des Wohlgeruchs. weil es stets heisst: לריח ניחח לח׳; bei den ausserhalb des Heiligtums dargebrachten Opfern war es gestattet, die Opferteile vorher zu braten und dann auf dem Altar zu opfern (s. IV, Note 56).",
+ "des für die Blutsprengungen bestimmten Trennungsstriches. Dieser war für den Altar im Heiligtum vorgeschrieben, um die obere Hälfte desselben von der unteren zu unterscheiden, entsprechend dem Netz an dem Altar im Stiftszelte, das bis zur Hälfte des Altars reichte (Ex. 27,5) da es dort heisst: עד חצי המזבח, so wird daraus geschlossen, dass diese Vorschrift für eine במה keine Geltung hat.",
+ "und des Waschens der Hände und Füsse. weil das Händewaschen nur vor dem Opferdienst im Heiligtum vorgeschrieben war (Exod. 30, 20; 40, 32).",
+ "dagegen hinsichtlich der Zeitgrenze. innerhalb welcher das Opferfleisch gegessen und die Opferteile geopfert werden müssen, und der Untauglichkeit des Opfers, wenn man die Absicht ausgesprochen hat, etwas davon ausserhalb der Zeit zu essen oder zu opfern.",
+ "des Übriggelassenen. dass dasjenige, was über die vorgeschriebene Zeit hinaus liegen geblieben ist, nicht mehr verwendet werden darf, sondern verbrannt werden muss.",
+ "und des Unreinen. dass ein Unreiner keine Opferbandlung vollziehen darf (Maimon. und Bartenura), oder, dass ein Unreiner das Opferfleisch nicht essen und das Opferfleisch, wenn es unrein geworden, nicht gegessen werden darf (Raschi, s. Tosfot Jomtob)."
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+ "title": "German Commentary on Mishnah Beitzah",
+ "versionSource": "https://www.nli.org.il/he/books/NNL_ALEPH002378149/NLI",
+ "versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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+ "license": "Public Domain",
+ "versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "heTitle": "פירוש גרמני על משנה ביצה",
+ "categories": [
+ "Mishnah",
+ "Modern Commentary on Mishnah",
+ "German Commentary",
+ "Seder Moed"
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+ "text": {
+ "Introduction": [
+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Jom Ṭob, nach dem Worte, mit dem er beginnt, auch Bêsza genannt, enthält die allgemeinen Vorschriften über die Feiertage, während die Traktate Pesaḥim, Rosch haschana, Jom hakkippurim (Joma) und Sukka die besonderen Gebote jedes einzelnen dieser Feste behandeln. Warum unser Traktat trotzdem erst hinter Sukka seine Stelle hat und nicht sofort auf ‘Erubin folgt, ist bereits in der Einleitung zum Traktat Scheḳalim (S. 260) erklärt worden.\nDer Feiertag unterscheidet sich vom Sabbat hauptsächlich dadurch, dass an ihm einige zur Speisebereitung erforderliche Tätigkeiten gestattet sind, die am Sabbat nicht verrichtet werden dürfen (s. Sabbat VII 2), insbesondere Schlachten, Enthäuten, Kneten, Kochen, Backen. Andere, wie Mähen, Dreschen, Mahlen, Sieben, Jagen bleiben verboten, wenn sie auch zur Beschaffung der Nahrung für den Feiertag notwendig wären. Wieder andere, wie Seihen, Auslesen, Zerstossen, Holzspalten, Messerschleifen sind in der gewöhnlichen Weise untersagt, in einer von dem werktäglichen Verfahren abweichenden Art erlaubt. Das Feueranzünden und der Transport auf öffentlichem Gebiet sowie aus privatem in öffentliches und umgekehrt ist auch dann gestattet, wenn es nicht dem Zwecke der Speisebereitung dient. Ein klares, konsequent durchgeführtes Prinzip lässt sich in diesen Bestimmungen nicht erkennen. Maimonides meint (Hil. Jom Ṭob I 5), dass alle Verrichtungen, die ohne Schaden für den Wohlgeschmack der Speise vor Eintritt des Festes erledigt werden können, verboten blieben, damit man diese Arbeiten nicht auf den geschäftsfreien Feiertag verschiebe und schliesslich an einer würdigen Feier des heiligen Tages gehindert werde. Leider reicht dieses vortreffliche und logisch begründete Unterscheidungsmerkmal nicht aus. So ist z. B. Fische zu fangen untersagt, Tiere zu schlachten erlaubt, obschon das Fleisch der Fische noch schneller als das der Rinder verdirbt (allerdings kann man Fische in einem Gefäss mit Wasser kurze Zeit am Leben erhalten). Auch darf man Obst nicht vom Baume pflücken, Gemüse nicht aus der Erde reissen, weil Getreide zu mähen verboten ist, obgleich frisches Obst und Gemüse besser als altes schmeckt; dagegen ist Salz, das doch gewiss nicht verdirbt, wenigstens auf eine sonst nicht übliche Art zu zerstossen gestattet, obwohl man Getreide unter keinen Umständen mahlen darf und Zerstossen ebenso zum Begriffe des Mahlens gehört wie Früchte pflücken zu dem des Mähens.\nDie Speisebereitung ist am Feiertage nur für diesen Tag gestattet. Ist der folgende Tag ein Sabbat, darf man für diesen nur dann am Feiertage kochen, backen, warmstellen oder Licht anzünden, wenn man schon vor Eintritt des Festes eine Speise für den Sabbat hergestellt hat. Mit anderen Worten: Man darf am Feiertage die Vorbereitungen für den Sabbat nicht erst in Angriff nehmen, wohl aber fortsetzen und vollenden. Den Namen ‘Erub Tabschilin (wörtlich: Vermengung der Gerichte), mit dem man diese Speise bezeichnet, kann man zur Not damit erklären, dass die am Feiertage herzustellenden Gerichte mit der vorher hergestellten Speise zum Sabbatmahl vereinigt werden; denn wenn diese am Feiertage aufgegessen wurde oder sonstwie abhanden kam, darf man im weitern Verlaufe des Tages nichts mehr für den Sabbat kochen. Wahrscheinlicher ist die Annahme, dass wir es hier mit einer Uebertragung des aus dem Traktat ‘Erubin bekannten Begriffes zu tun haben. Schon dort wird die Bezeichnung ‘Erub weniger auf die Verbindung der Höfe und die Verschmelzung der Sabbatbezirke (Einleitung daselbst Abs. 1 u. 4) als auf die Speise angewendet, durch welche diese Vereinigung bewirkt wird (s. das. Kap. III Anm. 21). So hat das Wort ‘Erub mit der Zeit die Bedeutung einer Speise erlangt, die die Umgehung eines rabbinischen Verbotes ermöglicht, und so wurde dieser Begriff später auch auf die Speise übertragen, durch die das rabbinische Verbot, am Feiertage für den Sabbat zu kochen und zu backen, ausser Kraft gesetzt wird. Nach beiden Talmuden entsprang dieses Verbot der Befürchtung, die unwissende Menge könnte zu dem Irrtum geführt werden, dass man am Feiertage nach Belieben kochen und backen dürfe, also auch für den folgenden Tag, selbst wenn dieser ein Werktag ist. Durch den ‘Erub wird nun den Leuten eingeprägt, dass man nicht einmal für den heiligen Sabbat ohne weiteres Speisen bereiten darf. Nach einer andern Erklärung, die sich nur im bab. Talmud findet, ist der ‘Erub eingeführt worden, damit man über den Vorbereitungen zum Feste nicht des unmittelbar sich anschliessenden Sabbat vergesse, sondern schon am Rüsttage des Feiertages die für den Sabbat erforderlichen Nahrungsmittel rechtzeitig herbeischaffe.\nWas am Feiertage verwendet werden soll, sei es ein Verbrauchs- oder ein Gebrauchsgegenstand, muss schon vor Eintritt des Festes für diesen Zweck bereit stehen (מוכן). Daher darf man in Freiheit lebende Tiere wie Tauben u. ä. nur dann schlachten, Bauhölzer nur dann zum Heizen benutzen, zum Verkauf bestimmte Geräte nur dann in Gebrauch nehmen, wenn man sie schon am Rüsttage dazu ausersehen hat. Andernfalls sind sie nicht מוכן, sondern מוקצה (dem Gebrauch entzogen, wörtlich: abgesondert) und dürfen am heiligen Tage nicht nur nicht verwendet, sondern nicht einmal von der Stelle gerührt werden. Das Wort מוקצה bezeichnet in erster Reihe die zum Trocknen ausgebreiteten Feigen (vgl. Ma‘serot II, 7—8 und III, 1), also Früchte, die man in der Absicht, sie vorläufig nicht zu geniessen, bei Seite gelegt hat. Neben diesem eigentlichen מוקצה (מוקצה דדחייה בידים) unterscheidet man noch folgende Arten: 1) נולד, alles was am heiligen Tage erst entstanden oder gebrauchsfertig geworden ist; 2) חסרון כיס מוקצה מחמת, was durch die Benutzung mehr oder minder entwertet wird, wie Waren und besonders feine oder empfindliche Instrumente; 3) מוקצה מחמת מאוס, alles Widerliche und Ekelerregende, z. B. schmutzige Gefässe; 4) מוקצה מחמת אסור, was einer verbotenen Tätigkeit dient wie Nähnadel, Schreibfeder u. dgl. — Gegenstände der letzten Art dürfen, wenn es Geräte sind, am heiligen Tage zu erlaubten Zwecken verwendet werden; auch darf man sie, wenn man den Platz braucht, auf dem sie liegen, entfernen und anderwärts hintragen; man darf sie nur nicht zu ihrem eigenen Schutze von ihrer Stelle bewegen.\nAus dem Begriffe des מוכן und seines Gegensatzes מוקצה erklärt sich ein beträchtlicher Teil der Vorschriften unseres Traktates. Diese sind freilich nicht übersichtlich an einander gereiht, sondern fast über alle fünf Kapitel verstreut. Mit מוקצה beginnt der Traktat, und mit מוקצה schliesst er. Dazwischen befasst er sich insbesondere mit dem Gesetze über die Speisebereitung an Feiertagen. In der Hauptsache behandeln die beiden ersten Kapitel einige Streitfragen, in denen die Schulen Hillels und Schammais auseinander gingen, das dritte und vierte die Bedingungen, unter denen die Speisebereitung gestattet ist, und die Einschränkungen, denen sie unterworfen ist, während das letzte sich grösstenteils mit dem Sabbatbezirk (s. ‘Erubin, Einl. Abs. 4) solcher Gegenstände beschäftigt, an denen mehrere Personen einen Anteil oder ein Anrecht haben.\n"
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+ "darf. noch am selben Tage.",
+ "es dürfe nicht gegessen werden. ehe der Feiertag zu Ende gegangen. — Wie aus Mischna 4 ersichtlich, darf man am Feiertage nichts geniessen, was nicht schon vor Eintritt des Festes dazu bestimmt und vorbereitet war (Einl. Abs. 4.) Dazu gehört in erster Reihe alles, was erst am heiligen Tage entstanden ist (נולד). Daher darf man z. B. am Feiertage keine Milch verwenden, die erst an diesem Tage gemolken wurde. Eier dagegen, die man in einer am Feiertage geschlachteten Henne findet, sind auch dann, wenn sie schon vollkommen ausgebildet, mithin nicht mehr als Bestandteile der Henne anzusehen sind, am Feiertage zum Genusse gestattet, weil sie schon vor Eintritt des Festes in geniessbarem Zustande vorhanden waren. Es entsteht nun die Frage: Wie verhält es sich in dieser Beziehung mit frisch gelegten Eiern? Sind sie als etwas Neuentstandenes zu betrachten oder nicht? Die Schule Schammais verneint die Frage, weil sie zwischen gelegten und ungelegten Eiern keinen wesentlichen Unterschied erkennt; beide waren, worauf es nach ihrer Meinung allein ankommt, schon am Rüsttage reif für den Genuss. Die Schule Hillels bejaht die Frage, weil das Ei erst in dem Augenblicke, da es heraustritt, seine volle Reife erlangt; es unterscheidet sich vom ungelegten nicht allein im Geschmack, sondern auch dadurch, dass es ausgebrütet werden kann, jenes aber nicht. So die Begründung im Jeruschalmi. Von den vier verschiedenen Erklärungen, die der bab. Talmud gibt, sei hier nur eine, die des R. Josef, angeführt: Früchte, die am Feiertage vom Baume gefallen sind, haben die Rabbinen für den ganzen Tag verboten, damit man nicht am heiligen Tage Früchte vom Baume pflücke, was einen schweren Verstoss gegen ein Gesetz der Tora in sich schliesst. Nach der Schule Hillels wäre nun in dem Verbot der herabgefallenen Früchte auch das am Feiertage gelegte Ei inbegriffen, obgleich der Grund für jene rabbinische Bestimmung hier nicht zutrifft; die Schule Schammais dagegen ist der Ansicht, dass das Verbot nicht auf alle ähnlichen Fälle auszudehnen, sondern auf diejenigen zu beschränken ist, in denen die Verletzung eines göttlichen Gesetzes zu befürchten steht.",
+ "Beides von Olivengrösse. Es handelt sich hier um das Verbot, am Pesachfeste Gesäuertes und Sauerteig zu besitzen (2. B. M. 13, 7). Da die Tora das Verbot des Sauerteigs besonders erwähnt, obgleich es aus dem Verbote des Gesäuerten sich von selbst ergibt, so muss das straffällige Quantum bei Sauerteig kleiner sein als bei Gesäuertem. Dies die Ansicht der Schammaïten, die jedoch von den Hilleliten mit dem Hinweis darauf bekämpft wird, dass das Verbot des Ṡauerteigs nicht ohne weiteres aus dem allgemeinen Verbot des Gesäuerten erschlossen werden konnte, da dieses geniessbar, jener aber ungeniessbar ist, wie auch umgekehrt das Verbot des Gesäuerten nicht aus dem des Sauerteigs gefolgert werden konnte, da dieser einen höhern Grad der Gärung darstellt als jenes. Hinsichtlich des Verbotes, am Pesach Gesäuertes und Sauerteig zu essen, räumt auch die Schule Schammais ein, dass die Strafbarkeit bei beiden schon mit Olivengrösse eintritt. — Die ganze Streitfrage gehört im Grunde nicht hierher; sie wird hier nur angeführt, weil sie auch in ‘Edujot (IV 1), wo die Fälle aufgezählt werden, in denen Bêt Schammai der erleichternden und Bêt Hillel der erschwerenden Ansicht huldigt, im Anschluss an den ersten Satz unserer Mischna vorgetragen wird."
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+ "Wer am Feiertage Wild oder Geflügel schlachtet. deren Blut nach 3. B. M. 17, 13 mit Erde bedeckt werden muss.",
+ "die vom vorangegangenen Tage <ftnote>. מבעוד יום (wörtlich: solange es noch Tag war) fehlt in ‘Edujot (IV 2) und im Jeruschalmi z. St.",
+ "mit dem Spaten graben und bedecken soll. Da es nicht kurz heisst: ובית הלל אוסרין (= die Schule Hillels aber verbietet es), so ergibt sich, dass einerseits die Schammaïten sogar von vornherein zu schlachten und die erforderliche Erde auszugraben gestatten, andererseits die Hilleliten der vollzogenen Tatsache gegenüber ihre Bedenken zurückstellen.",
+ "denn die Asche des Herdes liegt ja bereit. Diese Begründung findet schon der bab. Talmud befremdlich. Vielleicht sind die Worte ומודים bis ויכסה nur eine Parenthese des Mischnaordners, so dass der Satz שאפר כירח מוכן הוא noch zu den Worten der Schule Hillels gehört, die damit einem naheliegenden Einwande vorbeugen will: Wenn die Tora schon das Schlachten am Feiertage erlaubt hat, warum soll es wegen des Mangels an vorbereiteter Erde unterbleiben müssen? Darauf die Antwort: Es braucht ja gar nicht zu unterbleiben, da ja die Asche des Herdes in jedem Haushalt schon vor Eintritt des Festes zu diesem Zweck bereit liegt. Nun verstehen wir auch den Streit der beiden Schulen. Die Schammaïten halten nämlich, wie aus einer Baraita in Ḥullin 88 b ersichtlich, die Asche nicht für geeignet, im Sinne des Gesetzes das Blut zu bedecken. Es bleibt also, wenn man am Feiertage Wild oder Geflügel schlachten will und keine Erde vorbereitet hat, nichts anderes übrig, als sich mit dem Spaten welche zu verschaffen, während man nach den Hilleliten zu diesem äussersten Mittel nicht zu greifen braucht, da nach ihrer daselbst ausgesprochenen Ansicht auch Asche ein geeigneter Stoff ist. [וניאה לי שזהו גם כוונת התלמוד דפריך אפר כירה מאן דכר שמיה ואלו לדעת המפרשים הוה ליה למפרך מאי קאמר מאחר שטעם המשנה אין לו שום טעם אבל לדידי שפיר קא פריך דהכי הוה ליה למימר בית שמאי אומרים יחפור בדקר ויכסה ובית הלל אומרים יכסה באפר שאפר כירה מוכן הוא אי נמי ובית הלל אומרים לא ישחוט אלא אם כן היה לו עפר מוכן או אפר שאפר כירה מוכן הוא אבל השתא אפר כירה מאן דכר שמיה ועוד מדקא משני רבה הכי קאמר ואשר כירח מוכן הוא ולא קא משני תני ואפר כירה מוכן הוא משמע שלא בא להגיה כמשנתנו אלא פרושא קמפרש לה כלומר דהך לישנא שאפר כירה מוכן הוא סיומא דמלתא דבית הלל הוא ולהשמיענו שמכסין גם באפר כירה כהך ברייתא דחולין פ״ח: והכי קאמרי לא ישחוט אלא אם כן היה לו עפר מוכן דאין לחוש שמתוך כך אתי לאמנועי משמחת יום טוב כדחיישי בית שמאי שהרי אשר כירה מוכן הוא ואם אין לו מאתמול יכול להסיק תנור וכירים ולהכין לו אשר חם קודם שישחוט ומודים שאם כבר שחט ואין לו עפר מוכן ולא אפר כירה ועד שיסיק את התנור לצלות את העוף או החיה יבלע הדם בקרקע שיחפור בדקר ויכסה.]"
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+ "Man darf die Leiter nicht von einem Taubenschlag zum andern tragen. um die zu schlachtenden Tauben am Feiertage herunterzuholen.",
+ "wohl aber von einem Flugloch zum andern. desselben Taubenschlages.",
+ "Diese und diese will ich herausnehmen. Man darf am Feiertage nur solche Tauben schlachten, die man noch vor Eintritt des Festes, also vor Anbruch der Nacht, ausgewählt und zu diesem Zwecke bestimmt hat (s. Einl. Abs. 4). Nach Bêt Hillel genügt dazu ein Wort, nach Bêt Schammai muss es handgreiflich geschehen. — נענע ist Iterativ vou נוע = bewegen, schütteln."
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+ "sind sie verboten. Selbst wenn man schwarze und weisse Tauben vor dem Feste zum Schlachten bestimmt hat, diese in dem einen und jene in dem andern Neste, am Feiertage aber findet man weisse im Neste der schwarzen und schwarze im Neste der weissen, sind sie verboten, weil wir annehmen, dass die ausgewählten davongeflogen und fremde an ihre Stelle getreten sind. Findet man drei Tauben, wo man nur zwei vorbereitet hat, so sind wegen der fremden Taube, sofern man sie von den beiden anderen nicht unterscheiden kann, auch diese verboten."
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+ "man dürfe die Klappen. תריסין sind die an den Gewürzschränken der Krämer mittels einer Angel in der Mitte befestigten Türen, die abgenommen und während der Verkaufszeit als Ladentisch benutzt werden. Sonst ist תריס gewöhnlich der Schild. Es ist das gr. ϑυρεός, das im Grunde alles Türförmige bezeichnet, sowohl den Stein, der den Hauseingang schliesst, als den grossen, länglichen, viereckigen Schild. Hier steht das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung, wenn nicht etwa ϑυρίς (= die kleine Tür, Dimin. v. ϑύρα) zu lesen ist.",
+ "am Feiertage nicht abnehmen. weil dies unter das Verbot der Bautätigkeit fällt.",
+ "während die Schule Hillels sogar sie wieder anzubringen gestattet. da der Schrank kein Bauwerk, sondern ein Gerät ist.",
+ "man dürfe die Mörserkeule. עלי ist ein schwerer Stössel, mit dem man die Körner zu Graupe stampft (Spr. 27, 22), also ein Gerät, dessen eigentliche Bestimmung einer am Feiertage verbotenen Tätigkeit dient (s. Einl. Abs. 2 u. 4).",
+ "man dürfe die Haut nicht vor den Treter hinlegen. Durch das Treten, das die Wirkung des Gerbens hat (s. Ḥullin IX 2), soll verhütet werden, dass die vom eben geschlachteten Tiere abgezogene Haut verderbe. — Andere Lesart: לפני בית הדריסה׳ לפני הדריסח.",
+ "wenn noch Fleisch von Olivengrösse an ihr haftet. weil man am Feiertage nichts von seiner Stelle fortbewegen darf, was nicht zur Nahrung, zur Speisebereitung oder als Gebrauchsgegenstand dient (s. Einleitung Abs. 4). Das Wort כזית fehlt im Jeruschalmi.",
+ "die Schule Hillels aber erlaubt es. damit man sich nicht durch die Besorgnis, das Fell könnte Schaden erleiden, zurückhalten lasse, zu Ehren des Festes ein Tier zu schlachten.",
+ "einen Feststrauss. s. Sukka K. III Anm. 25.",
+ "eine Torarolle nicht auf öffentliches Gebiet hinaustragen. Nach ihrer Ansicht sind die am Schabbat verbotenen, am Feiertage aber erlaubten Handlungen nur zum Zwecke der Speisebereitung gestattet.",
+ "die Schule Hillels aber erlaubt es. Nach ihrer Meinung ist die Beförderung aus privatem in öffentliches Gebiet oder umgekehrt (über diese Begriffe s. ‘Erubin K. IX Anm. 14), da sie einmal für die Speisebereitung gestattet ist, auch zu jedem andern Zwecke erlaubt."
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+ "man dürfe nicht Brothebe. 4. B. M. 15, 17—21.",
+ "und Abgaben. 5. B. M. 18, 3.",
+ "ob sie nun gestern oder erst heute abgehoben wurden. also nicht einmal die Hebe von dem am Feiertage hergestellten Teige und die Abgaben von dem am Feiertage geschlachteten Vieh.",
+ "die Schale Hillels aber erlaubt es. Die Schammaïten hielten ihnen eine gleiche Bestimmung entgegen. גזרה שוה bedeutet in der spätern Terminologie die Auslegung eines Gesetzes auf Grund eines gleichlautenden Ausdrucks in einem andern Gesetze. Hier steht das Wort noch in seinem ursprünglichen Sinne und bezeichnet die Anwendung eines Gesetzes auf einen strittigen Fall auf Grund sachlicher Übereinstimmung (ubi eadem ratio legis, ibi eadem dispositio).",
+ "und Fruchthebe. 4. B. M. 18, 12.",
+ "die man abzuheben befugt ist. Die Abgabe von den Feldfrüchten kann am Feiertage nie zur Abhebung gelangen, weil sie erst mit der Vollendung solcher Arbeiten fällig wird, die am heiligen Tage unstatthaft sind, während die Abgabe vom Brotteig und vom Schlachtvieh auch am Feiertage fällig werden kann, da Kneten und Schlachten an diesem Tage erlaubt ist."
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+ "Er lese wie sonst. d. h. er scheide das aus, was den kleinern Teil ausmacht und die geringere Mühe verursacht, sei es das Untaugliche, sei es das Geniessbare.",
+ "im Körbchen. קנון = ϰανοῦν.",
+ "einem Sieb. weil es den Anschein erweckt, dass er auf Vorrat für den folgenden Tag liest.",
+ "Man darf sogar spülen und abschöpfen. Wasser auf die Hülsenfrüchte giessen und den oben schwimmenden Abfall entfernen."
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+ "man dürfe am Feiertage nur Portionen schicken. von denen man annehmen kann, dass der Empfänger der Gabe sie noch vor Ausgang des Festes verzehren wird.",
+ "aber nicht Getreide. das meistens zur Brotbereitung verwendet wird, diesem Zwecke aber heute nicht dienen kann, weil es am Feiertage nicht gemahlen werden darf (s. Einl. Abs. 2).",
+ "Rabbi Simon erlaubt Getreide. da es ja ungemahlen gekocht werden kann."
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+ "sowohl genähte. die man anziehen kann.",
+ "als ungenähte. die man als Hülle benutzen kann.",
+ "selbst wenn beiderlei Stoffe. Wolle und Leinen (3. B. M. 19, 19; 5. B. M. 22, 11).",
+ "sofern sie nur dem Bedarf des Festes dienen können. als Tischdecke z. B.",
+ "aber keine genagelte Sandale. die man am Feiertage ebensowenig anziehen darf wie am Schabbat (Schabbat VI 2.)",
+ "weil er einen Handwerker erfordert. der ihn schwärzen soll."
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+ "auf das man sich für den Schabbat stützt. Mit anderen Worten: Man soll die Speisebereitung für den Schabbat nicht erst am Feiertage beginnen, sondern schon am Vorabend des Festes einen kleinen Anfang machen, auf den man sich dann stützen kann, um am Feiertage selbst, auch nach beendetem Festmahl, die Vorbereitungen für den Schabbat zu Ende zu führen. Hat man diese „Verbindung der Gerichte“ (ערוב תבשלין, s. Einl. Abs. 3) unterlassen, so kann man am Feiertage das Festmahl reichlicher bereiten, damit etwas für den Schabbat übrig bleibe, darf aber für den Schabbat keine besondere Speise herrichten.",
+ "Hat man es. das am Vorabend des Festes bereitete Schabbatgericht."
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+ "Fällt er. der Feiertag.",
+ "so muss man nach der Ansicht der Schule Schammais alles. was in hierologischem Sinne (Pesaḥim K. I. Anm. 26) unrein ist.",
+ "vor Schabbat ins Reinigungsbad tauchen. die Reinigung ist der Wiederherstellung oder Instandsetzung eines Gerätes ähnlich und daher an Schabbat- und Feiertagen unstatthaft.",
+ "Menschen am Schabbat. Zum Vergnügen darf man selbst am Schabbat in kaltem Wasser baden; darum dürfen auch unreine Menschen an diesem Tage ein Reinigungsbad nehmen."
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+ "Und sie stimmen darin überein, dass man mit Wasser, um es zu reinigen, die Haschaḳa. Speisen und Getränke, die unrein geworden sind (Anm. 4), können nie wieder rein werden. Eine Ausnahme bildet nur das Wasser. Wird es in einem Gefässe so tief in das Reinigungsbad getaucht, dass seine Oberfläche mit der des Bades in Berührung kommt, so erlangt es wieder seine frühere Reinheit. Diese Berührung nennnt man Haschaka (den Kuss). Am heiligen Tage ist dieses Verfahren nur in einem Gefässe zulässig, das gleich dem steinernen für hierologische Unreinheit nicht empfänglich ist. Ein anderes Gefäss würde ja durch das unreine Wasser selbst unrein und durch das Bad wieder gereinigt, also gewissermassen instandgesetzt werden (vgl. Anm. 5).",
+ "in einem Gefässe aus Stein vornehmen darf, aber nicht die Ṭeḇila. d. h. man darf das unreine Wasser nicht in ein unreines Gefäss füllen, um gelegentlich der Haschaḳa auch dieses zu reinigen; denn nur Wasser darf am heiligen Tage gereinigt werden, weil es ein unentbehrliches Getränk ist (das Wasser des Reinigungsbades selbst eignet sich aus irgend einem Grunde, z. B. wegen seines Geschmackes, nicht zum Trinken), nicht aber ein Kleid oder Gerät.",
+ "gestattet ist. Aus Ḥagiga II 6—7 ist ersichtlich, dass die mit Rücksicht auf niedrigere Grade der Heiligkeit vorgenommene Reinigung für Gegenstände von höherer Heiligkeit nicht ausreicht, und dass die Reinheit gewisser Gruppen von Personen für andere, die sich strengerer Reinheit befleissigen, nicht genügt. Daher müssen z. B. die zur Benutzung für Teruma (על גב תרומה) gereinigten Gefässe aufs neue ins Bad getaucht werden, wenn man sie für Opferfleisch (על גב קודש) verwenden will, ebenso die Kleider der Priester, die Teruma essen, wenn sie von Personen, die Opferfleisch essen, in Gebrauch genommen werden sollen. Diese Reinigung ist nun auch am heiligen Tage gestattet; denn die Gefässe und die Kleider sind ja im Grunde rein, und sie werden nur ins Reinigungsbad getaucht, um ihnen für die neue, höhere Bestimmung oder die andere, strengere Gesellschaft die Weihe zu geben. — In dem Ausdruck מגב לגב steht גב für על גב = für, wegen."
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+ "ohne ihnen die Hände aufzustützen. Wer ein Opfer darbringt, muss ihm, bevor es geschlachtet wird, die Hände auflegen (3. B. M. 1, 4; 3, 2 u. öfter). Dies kann nach der Meinung der Schammaïten auch am vorhergehenden Tage geschehen und muss mit Rücksicht darauf am Feiertage unterbleiben, an dem es laut einem rabbinischen Verbote nicht gestattet ist, sich auf ein lebendes Tier zu stützen.",
+ "aber nicht Ganzopfer. deren Fleisch dem Altarfeuer geweiht, mithin im Gegensatze zu den Friedensopfern dem Genusse des Menschen entzogen ist. Am Feiertage aber darf nur geschlachtet werden, was zur menschlichen Nahrung dient. Selbstverständlich ist hier von Privatopfern die Rede. Öffentliche Ganzopfer werden ja sogar am Schabbat dargebracht.",
+ "Man bringt sowohl Friedens- als Ganzopfer. jedoch nur die vorgeschriebenen (Ḥagiga I 2—6) Privatopfer, nicht aber freiwillige.",
+ "dar und stützt ihnen die Hände auf. Nach ihrer Ansicht muss das Aufstützen der Hände dem Schlachten unmittelbar vorangehen."
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+ "wenn es sich nicht auch zum Trinken eignet. Man darf zwar nach ihrer Meinung nur das am Feiertage kochen, was man essen oder trinken will (K. I Anm. 20); es ist jedoch gestattet, eine grössere Menge Trinkwassers zu kochen, um den Rest zum Waschen einzelner Körperteile zu verwenden.",
+ "die Schule Hillels aber erlaubt es. Vgl. K. I Anm. 21.",
+ "um sich daran zu wärmen. Wie aus einer im Talmud z. St. angeführten Baraita ersichtlich, ist das die Ansicht der Hilleliten, die von der Schule Schammais folgerichtig bekämpft wird."
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+ "In drei Dingen erschwert Rabban Gamliel. obschon ein Nachkomme Hillels.",
+ "Man darf am Feiertage kein heisses Wasser für den Schabbat warmstellen. Während es nach der Schule Hillels auf Grund des ‘Erub Tabschilin (Anm. 1) nicht allein gestattet ist, am Feiertage für den Schabbat zu backen und zu kochen, sondern auch einen Kessel heissen Wassers so einzuhüllen, dass es noch am Schabbat warm bleibt, ist dies nach Ansicht der Schammaïten nur dann erlaubt, wenn man schon vor Eintritt des Festes damit begonnen hat.",
+ "man richtet am Feiertage keinen Leuchter auf. d. h. man darf einen aus einzelnen Teilen bestehenden Leuchter nicht zusammensetzen. Die Schule Hillels erlaubt es, weil der Begriff des Bauens auf Geräte keine Anwendung findet (vgl. K. I Anm. 12—14).",
+ "man bäckt das Brot nicht in grossen Laiben. die beim Kneten einen übermässigen, am Feiertage tunlichst zu vermeidenden Kraftaufwand erfordern. — Nach Jeruschalmi ist umgekehrt die Herstellung mehrerer kleinerer Brötchen mühsamer als die eines grossen Brotes, und man wird daher von jenen nicht mehr bereiten, als für den Bedarf des Feiertages nötig ist, wodurch die Heiligkeit des Tages, die jegliche Speisebereitung für den Werktag verbietet, besser gewahrt wird. — Mit גריצא wird im Targum das hebr. הלה übersetzt.",
+ "das Brot in grossen Laiben und als Kohlenkuchen. חורי (von חרה = חרר brennen), vermutlich ebenso wie חררה = Kohlenkuchen. Nach einer Ansicht im Jeruschalmi z. St. ist es das im 1. B. M. 40, 16 erwähnte Gebäck."
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+ "Man darf am Feiertage zwischen den Ruhebetten. des Speisesaales. Nach der Lesart des bab. Talmud (בית המטות; s. auch Raschi u. R. Ascher) hat Rabban Gamliel das ganze Speisezimmer auszufegen gestattet und nicht bloss, wie einige Erklärer betonen, den kleinen Raum zwischen den einzelnen Ruhebetten, auf denen man sich nach dem Brauche jener Zeit zum Essen lagerte.",
+ "fegen und die Kohlenpfanne hinstellen. um wohlriechende Gewürze auf ihr zu verbrennen, wie es in vornehmen Häusern damals nach jeder Mahlzeit Sitte war. — Der Ausdruck מוגמר ist vom aram. גומרא (= Kohle) gebildet.",
+ "und in den Pesachnächten ein Böcklein in seiner Ganzheit zubereiten. גדי מקולס ist nach der Erklärung der Tosefta (s. auch Jer. z. St. und Bab. Pesaḥim 74a) ein Böcklein, das mit Kopf und Rumpf, mit Füssen und Eingeweiden zusammen am Feuer gebraten wird, also in der Weise, wie es beim Pesachopfer die Vorschrift ist (2. B. M, 12, 9), bei dem der Kopf nicht wie sonst vom Rumpfe getrennt wurde und die Kniestücke zwar abgeschnitten, aber dennoch gleich den Eingeweiden mitgebraten wurden (Pesaḥim VII 1). Zur Worterklärung verweist Raschi auf קולסא, ein aram. Lehnwort, das dem Targum zur Übersetzung des hebr. כובע dient, mithin den Helm bezeichnet. Die Eingeweide hingen nebst den Kniestücken so am Bratspiess, dass sie den Kopf des Pesachopfers wie ein Helm umgaben (So zu Pesaḥim 74a; ein wenig anders lautet Raschis Erklärung das. 53a und hier z. St.).",
+ "was die Weisen verbieten. Den Fussboden darf man nicht fegen, weil man leicht dazu gelangen könnte, ihn durch Ausfüllen etwaiger Löcher zu ebnen, was unter das Verbot der Bautätigkeit fällt. Räucherwerk darf man nicht anzünden, weil die zur Speisebereitung notwendigen Handlungen nur dann auch zu anderen Zwecken gestattet sind, wenn diese einem allgemeinen Bedürfnis entsprechen. Ein Böcklein darf man in den Pesachnächten seit der Zerstörung des Tempels nicht nach Art des Pesachopfers zubereiten, damit man nicht zu dem Irrtum verleitet werde, als dürften ausserhalb des Heiligtums Opfer dargebracht werden."
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+ "Eine Kuh darf mit dem Riemen zwischen ihren Hörnern ausgehen. selbst am Schabbat (s. Schabbat V Ende), weil der Riemen sie schmückt und daher nicht als Last betrachtet werden kann.",
+ "man darf Pfeffer in der dazu bestimmten Mühle mahlen. wenn er am Feiertage gebraucht wird. Nach den Weisen darf man ihn nur zerstossen, aber nicht mahlen.",
+ "doch darf man es kratzen. mit einem Holzkamm, der die Haut des Tieres nicht verletzt. — קרצף setzt das Targum (Ijob 2, 8) für das hebr. גרד = kratzen, schaben. — Maimonides versteht unter מקרדין die Entfernung kleiner Insekten, unter מקרצפין die Beseitigung grössern Ungeziefers aus den Haaren der Haustiere.",
+ "Man darf es weder striegeln noch kratzen. denn erlaubt man das Kratzen, wird man sich auch zu striegeln gestatten."
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+ "Die Pfeffermühle. von der in der vorigen Mischna die Rede war.",
+ "wegen des Metallgerätes und wegen des siebartigen Gerätes. Die Mühle besteht aus drei Teilen. Der obere enthält die eiserne Mahlvorrichtung, der mittlere das hölzerne Sieb, der untere das zur Aufnahme des gemahlenen Pfeffers bestimmte Schüsselchen. Da diese drei Geräte mit einander verbunden sind, so wird die ganze Mühle unrein, wenn auch nur einer ihrer Teile mit einem Herd der Unreinheit (Pesaḥim K. I Anm. 26 u. 29) in Berührung kam. Wird ein unreines Gerät so beschädigt, dass es seiner Bestimmung nicht mehr entspricht, verliert es seine Unreinheit. Bei unserer Mühle tritt dieser Fall erst dann ein, wenn kein einziges ihrer drei Geräte mehr für seinen Zweck zu gebrauchen ist. Entfernt man einen seiner Bestandteile, so behält dieser seine Unreinheit, und auch die Mühle bleibt wegen der beiden anderen Teile unrein, obgleich sie ihrem eigentlichen Zwecke nicht mehr dienen kann. Wird die ganze Mühle auseinandergenommen und in ihre drei Bestandteile zerlegt, so behalten diese ihre Unreinheit, weil jeder Teil für sich ein Gerät darstellt, das für Unreinheit empfänglich ist. Das Schüsselchen ist ein zur Aufnahme fester oder flüssiger Stoffe geeignetes Gefäss und als solches, auch wenn es nicht aus Metall, sondern aus Holz oder Ton gefertigt ist, für Unreinheit empfänglich. Das Sieb kann zwar als Aufnahmegerät nicht angesprochen werden, es ist ja umgekehrt dazu bestimmt, das Feingemahlene durchzulassen; da ihm aber andererseits die Aufgabe zufällt, das Grobkörnige zurückzuhalten, so ist es ebenfalls für Unreinheit empfänglich. Die Mahlvorrichtung endlich kenn, obschon sie zur Aufnahme von Gegenständen weder bestimmt noch geeignet ist, gleichwohl unrein werden, weil Metallgeräte, auch wenn sie wie Messer, Schwerter und dgl. keinerlei Behältnis aufweisen, für Unreinheit empfänglich sind."
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+ "Ein Kinderwagen. Ein Rädergestell, auf das sich die Kleinen stützen, wenn sie gehen lernen.",
+ "kann als Midrâs. Midrâs (von דרס = drücken) ist ein häufig angewandter Kunstausdruck für einen Gegenstand, der durch den Druck unrein wird, den eine menstruierende Frau, eine Wöchnerin, eine mit Fluss oder mit Aussatz behaftete Person durch ihre Körperschwere auf ihn geübt hat, sei es dass sie auf ihm stand, sass oder lag, sei es dass sie an ihm lehnte oder hing (Zabim II 4), sofern nur der Gegenstand für eine dieser Benutzungsarten bestimmt war, wie es bei unserm Wagen der Fall ist.",
+ "unrein werden und darf am Schabbat in die Hand genommen. da er ein Hausgerät ist.",
+ "aber nur über Geräten geschleift werden. weil er, über die blosse Erde gezogen, Einschnitte machen würde. — Unter כלים (Geräte) versteht die Mischna auch Gewebe (s. z. B. I 10; vgl. auch 5. B. M. 22, 5). Hier ist in erster Reihe an Teppiche zu denken.",
+ "weil er nur eindrückt. aber nicht die Erde aufreisst."
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+ "Man darf am Feiertage keine Fische aus den Vivarien fangen. ביבר (das lat. Vivarium) ist ein Aufbewahrungsort für lebende Tiere: ein Wasserbehälter für Fische, ein kleiner umhegter Park für Wild, eine Volière für Vögel. Die Jagd gehört zu den Tätigkeiten, die einen so werktäglichen Charakter tragen, dass sie am Feiertage selbst zum Zwecke der Speisebereitung verboten sind (s. Einl. Abs. 2).",
+ "und ihnen kein Futter vorsetzen. weil Fische nicht täglich gefüttert zu werden brauchen.",
+ "wohl aber darf man Wild und Geflügel aus den Vivarien fangen. da sie sich leichter mit der Hand fangen lassen als Fische, die rasch entschlüpfen, wenn man nach ihnen greift.",
+ "ist es verboten. sie zu fangen.",
+ "braucht nicht erst gejagt zu werden. kann man sie vielmehr auf den ersten Griff fangen.",
+ "so ist es erlaubt. wenn man sie schon vor Eintritt des Festes zum Schlachten bestimmt hat (s. Kap. I Anm. 10)."
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+ "dass es sich schon am Vorabend des Festes gefangen hat. Alles Zweifelhafte dagegen darf man am Feiertage nicht nur nicht essen, sondern nicht einmal in die Hand nehmen.",
+ "Erlaubt sind sie. Es ist streitig, wie das gemeint ist, ob man sie auch essen oder nur in Empfang nehmen darf, Auf alle Fälle tritt Rabban Gamliel mit diesen Worten der im ersten Satze unserer Mischna vertretenen Ansicht entgegen."
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+ "am selben Tage Gebratenes von der Grösse einer Ölbeere davon zu essen. denn man darf am Feiertage keine Speise für den Ausgang des Festes bereiten.",
+ "wenn auch nur Rohes von Olivengrösse aus der Schlachtstelle. wenn auch bis zum Anbruch der Nacht nur soviel Zeit übrig bleibt, dass man das Tier schlachten und nach seinem Tode ein Stückchen Fleisch von der Schnittstelle am Halse, wo die Haut nicht erst abgezogen zu werden braucht, roh verzehren kann.",
+ "Hat man es. gleichviel ob gesundes oder dem Tode nahes.",
+ "soll man es nicht an einer Stange oder auf einer Bahre hereinbringen. wie es an Werktagen geschieht.",
+ "sondern man schaffe es gliederweise in der Hand herein. obgleich das anstrengender ist und der Weg öfter gemacht werden muss."
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+ "Ist ein erstgeborenes Tier. Ein solches darf ausserhalb des Tempels nur geschlachtet werden, wenn es einen Leibesfehler hat, der es für den Altar untauglich macht (5. B. M. 15, 19—22).",
+ "soll nach der Meinung des Rabbi Juda ein Sachkundiger. Zur Worterklärung von מומחה s. ‘Erubin V Anm. 31.",
+ "holt man es herauf und schlachtet es. am Feiertage.",
+ "darf man es nicht schlachten. man erwartet: לא יעלה (= darf man es nicht heraufschaffen). Ohne Leibesfehler darf man es ja ausserhalb des Tempels überhaupt nicht schlachten, auch nicht am Werktage. Es kann demnach hier nicht von einem Leibesfehler die Rede sein, der erst durch den Sturz in die Grube entstanden sein könnte, sondern nur von einem solchen, der schon vor Eintritt des Festes vorhanden, aber noch von keinem Sachverständigen untersucht worden war. Nun fällt das Tier am Feiertage in die Grube. Findet der hinabsteigende Fachmann, dass der Leibesfehler ausreicht, um es vom Opferaltar auszuschliessen, so kann es heraufgeholt und geschlachtet werden; andernfalls darf man es trotz des Leibesfehlers, den es sich beim Sturze zugezogen, am Feiertage wenigstens nicht schlachten, weil dieser Fehler, der es allerdings für den Altar untauglich macht, erst im Laufe des Tages entstanden ist, mithin das Fleisch des Tieres beim Beginne des Festes verboten war. Was aber beim Eintritt des heiligen Tages dem Genusse oder sonstiger Verwendung entzogen ist, bleibt nach einer allgemeinen Regel den ganzen Tag von der Benutzung ausgeschlossen.",
+ "solange es noch Tag war. vor Einbruch der Nacht, mit der das Fest beginnt.",
+ "gilt es nicht als vorbereitet. Nach seiner Ansicht genügt es nicht, dass der Fehler beim Eintritt des Feiertages schon bekannt war; er musste vielmehr zu dieser Zeit schon als solcher erkannt sein, der das Tier vom Altar ausschliesst, weil es nur in diesem Falle am Vorabend mit Sicherheit für den Bedarf des Feiertages bestimmt werden konnte (s. Einl. Abs. 4)."
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+ "Verendetes Vieh darf man nicht von der Stelle rühren. am Feiertage.",
+ "dass er darüber und über verunreinigte Brothebe. Wenn die Brothebe (4. B. M. 15, 17—21) unrein geworden, darf sie selbst der Priester nicht mehr essen; sie muss vielmehr verbrannt werden, was jedoch am Feiertage auch dann nicht gestattet ist, wenn man die Flamme zur Speisebereitung benutzen wollte (s. Pesaḥim K. III Anm. 21)."
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+ "Man darf am Feiertage keine Bestellungen. bei denen Gewichte oder Geldbeträge genannt werden.",
+ "auf Vieh von Anfang an machen. wohl aber dürfen zu den ersten Bestellern, die sich schon am Vorabend gemeldet hatten, am Feiertage neue Teilnehmer hinzutreten (Jeruschalmi), die da erklären, sie wollten ebensoviel Fleisch nehmen wie dieser oder jener.",
+ "wenn sie schon am Vorabend des Festes ihre Bestellung angemeldet hatten. wenn sie schon vor Eintritt des Feiertages vereinbart hatten, für welchen Betrag oder wieviel Pfund von dem zu schlachtenden Tiere jeder erhalten soll.",
+ "Man darf Fleisch gegen ein Gerät oder ein Hackmesser wägen. aber nicht gegen die üblichen Gewichte, wie es am Werktage geschieht. — Zu קופיץ s. Scheḳalim K. VIII Anm. 9."
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+ "man darf es aber an einem andern Messer abziehen. um es zu reinigen oder zu polieren, nach der Meinung anderer selbst in der Absicht, es zu schärfen (s. Talmud z. St.). — משיאין (v. נשא) eigentlich = heben, anlegen; vgl. 2 Sam. 17, 13.",
+ "Verkaufe. Andere Lesart: שקול = wäge.",
+ "mir für einen Denar Fleisch. weil man beim Einkauf von Lebensmitteln, der am Feiertage selbstverständlich nur auf Kredit erfolgen kann, keinen Preis nennen darf."
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+ "Man darf zum Krämer. Andere Lesart: לחברו.",
+ "mit dem Maasse. Man darf nicht das Verlangen stellen, dass der Krämer es mit dem Maasse fülle, ja man darf eine Maassbezeichnung nicht einmal erwähnen, sondern nur das Gefäss füllen lassen und es nach Ablauf des Feiertages messen.",
+ "dass er seine Maasse am Vorabend des Feiertages füllte und am Feiertage den Käufern. Zur Form לקוחות vgl. נמושות (lies: nemoschot; Pea VIII 1) und משוחות (‘Erubin IV 11; s. auch Anm. 65 das.). In der Einzahl zieht man die Form לוקח vor.",
+ "dass er auch am Zwischenfeste. an den Werktagen des Pesach- und des Sukkotfestes.",
+ "wegen der Klärung der Maasse. An diesen Tagen, an denen die Leute weniger beschäftigt waren, hielt er öffentliche Vorträge. Deshalb füllte er die Maasse schon in der Nacht, damit der Wein oder das Öl sich inzwischen kläre, wodurch sich nicht allein der Verkauf nach Schluss des Vortrages rascher abwickelte, sondern auch—worauf es ihm hauptsächlich ankam—der Käufer keine schäumende Ware bekam, wie es sonst bei dem grossen Andrang unvermeidlich gewesen wäre. — In einigen Ausgaben fehlen die Worte בדורי המדות מפני.",
+ "wegen der Genauigkeit der Maasse. Wenn dem Kunden in sein eigenes Gefäss gemessen wird, bleiben immer einige Tropfen im Maasse zurück. Darum füllte er in seiner Gewissenhaftigkeit schon vorher die Gefässe, die er dann den Käufern nach Hause gab. — Zum Worte מיצוי s. ‘Erubin K. IV Anm. 66.",
+ "mit dem man vertraut ist. bei dem man das Vertrauen geniesst, dass es wegen des Preises, den man ja am Feiertage nicht nennen darf, später nicht zu Meinungsverschiedenheiten kommen wird.",
+ "Gib mir Eier oder Nüsse nach Zahl. aber nicht nach Maass oder Gewicht.",
+ "zu Hause zu zählen. Daher hat das Zählen nicht so sehr den Charakter der Geschäftsmässigkeit wie das Messen und Wägen."
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+ "trage man sie nicht in einem Korbe oder einer Kiepe. wie es an Werktagen geschieht. — קופה (arab. قغة), von קפף, einer Nebenform zu קוף (תקופה) und נקף (הקיף) = umgeben, umschliessen, ist ein grosser Korb, den man auf dem Rücken trägt.",
+ "wohl aber darf man sie auf der Schulter oder vor sich her tragen. indem man sie in der Hand hält.",
+ "wenn man Stroh holt. für das Vieh oder zum Heizen.",
+ "die Kiepe nicht über den Rücken hängen. wie es an Werktagen geschieht. — קופה (arab. قغة), von קפף, einer Nebenform zu קוף (תקופה) und נקף (הקיף) = umgeben, umschliessen, ist ein grosser Korb, den man auf dem Rücken trägt.",
+ "aber nicht das Holz im Hinterhofe. Das dort aufgestapelte Holz ist nicht allein zum Heizen bestimmt, sondern findet auch beim Bau Verwendung; deshalb darf man es am Feiertage nur dann benutzen, wenn ein Teil davon schon vorher zum Heizen gebraucht wurde (Einl. Abs. 4). Das Stroh dagegen eignet sich zu keiner am Feiertage unstatthaften Verwendung; darum darf man es auch von einem bisher noch unberührten Haufen zum Heizen nehmen."
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+ "sondern nur von dem anliegenden. Wenn es auch zur Verstärkung der Wand dient, darf man es doch am Feiertage wegnehmen, um damit den Ofen zu heizen, sofern nur die Wand dadurch nicht zerstört wird.",
+ "wenn es gesammelt ist. vor Beginn des Festes.",
+ "vom Holzplatz. קרפף ist ein von einer Mauer, einem Zaune oder einer Hecke umgebener Platz, gewöhnlich hinter dem Hause (‘Erubin K. IX Anm. 5). Das Wort ist vermutlich von קפף (s. Anm. 1) durch die auch sonst beobachtete (דמשק — דרמשק, Massilia — Marseille, כסם — כרסם, vielleicht auch שבט — שרביט) Einschiebung eines ר gebildet.",
+ "Was ist hier ein Holzplatz. Muss er durchaus in der Nähe des Hauses sich befinden, oder darf er auch ausserhalb der Ortschaft liegen?",
+ "der der Ortschaft nahe ist. nicht weiter als 70⅔ Ellen von ihr entfernt ist (vgl. ‘Erubin K. V Anm. 12).",
+ "in den man nur mit dem Schlüssel eintreten kann. Er braucht also nur gleich dem Hofe verschlossen zu sein.",
+ "läge er auch an der Schabbatgrenze. s. ‘Erubin Einleitung Abs. 4."
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+ "Man darf von den Balken. die ja in der Regel zum Bau bestimmt sind.",
+ "auch nicht von einem am Feiertage zerbrochenen Balken. weil er beim Eintritt des Festes nicht zum Heizen vorbereitet war (Einl. Abs. 4).",
+ "Man spalte es. das für den Ofen bestimmte Holz.",
+ "noch mit einer Sense. da dieses Werkzeug im allgemeinen zu Arbeiten verwendet wird, die am Feiertage verboten sind.",
+ "sondern mit einem Hackmesser. קופיץ = ϰοπίς, ein Küchengerät (s. Scheḳalim K. VIII Anm. 9).",
+ "eine Öffnung entsteht. Die Türen und Fenster waren z. B. durch Ziegel verstopft, von denen einige am Feiertage herausfielen, so dass man durch die entstandene Öffnung einige Früchte herausholen kann.",
+ "Man darf sogar von vornherein ein Loch machen. indem man einige der lose auf einander liegenden Ziegelsteine herauszieht; sind aber die Türen und Fenster vermauert, darf man selbstverständlich keinen Stein entfernen, um Früchte herauszunehmen."
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+ "Man darf keine Lampe aushöhlen. nicht einmal mit dem Finger, den man in weichen Lehm bohrt.",
+ "man darf keine Kohlen anfertigen. wie sie in der Industrie (bei Goldschmieden z. B.) Verwendung finden.",
+ "Man darf ihn durch die Flamme mittels zweier Lampen teilen. indem man seine beiden Enden in zwei Lampen steckt und ihn in der Mitte anzündet."
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+ "um Salzfische darauf zu braten. Damit die Fische auf dem heissen Rost nicht anbrennen, werden geeignete Scherbenstücke oder ölgetränkte Papierstreifen untergelegt. Der Grund des Verbotes ist in der vorigen Mischna angegeben: „weil man damit ein Gerät herstellt“.",
+ "Man darf nicht Ofen und Herd auskratzen. um die Asche zu entfernen.",
+ "wohl aber ebnen. die Asche niederdrücken (כבש = pressen) und gleichmässig verteilen.",
+ "um den Topf auf sie zu setzen. weil es einer Bautätigkeit ähnlich sieht.",
+ "Man darf den Topf nicht mit einem Scheit stützen. weil man Holz nur zum Heizen am Feiertage verwenden darf.",
+ "und ebensowenig eine Tür. Jeruschalmi hat הדלת. Die Lesart בדלת wird aber durch den bab. Talmud bezeugt, der schon an ihr Anstoss nimmt. Eine ähnliche Konstruktion findet sich in Bechorot VIII 8: אין פודין (בכור אדם) לא כעבדים ולא בשטרות ולא בקרקעות ולא בהקדשות (statt ההקדשות).",
+ "Man darf kein Vieh am Feiertage mit dem Stock treiben. wie es an Werktagen geschieht, wenn man das Vieh zum Verkaufe auf den Markt führt."
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+ "zum Reinigen seiner Zähne nehmen. Er ist der Meinung, dass man Brennholz am Feiertage nicht bloß zum Heizen, sondern auch zu anderen erlaubten Zwecken in die Hand nehmen darf, und setzt sich damit in Widerspruch zur vorigen Mischna (s. Anm. 26).",
+ "was vor ihm. im Hause.",
+ "um Feuer zu machen. Wenn auch das Holz im Hofe als vorbereitet gilt (Mischna 2), darf man in ihm doch nicht kleine Späne auf Vorrat für mehrere Tage zu einem Haufen zusammentragen."
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+ "auch nicht aus Wasser. Man darf am Feiertage nur Feuer machen, indem man das Holz an einer schon von früher her brennenden Flamme oder an glühenden Kohlen anzündet; man darf aber nicht das Feuer am Feiertage erst erzeugen, sei es dass man zwei Holzstücke durch Reibung aneinander entzündet, sei es dass man einen trockenen Ast solange in festes Gestein oder harte Erde bohrt, bis er durch die schnelle Drehung Feuer fängt. Vermutlich aber bedeuten hier אבנים und עפר (Stein und Erde) nicht nur andere Mittel, sondern auch andere Methoden der Feuererzeugung. Man hat demnach bei אבנים an Steine zu denken, aus denen man mittels harter Metalle Funken schlägt. Freilich ist es nicht der Feuerstein, dessen losgelöste Teilchen den Zunder in Brand setzen, sondern der Stahl; allein noch im spätern Mittelalter galt ja der im Steine schlummernde Funke, der durch den Stahl nur geweckt wird, als Schulbeispiel für den Unterschied zwischen einer in der Möglichkeit und einer in der Wirklichkeit vorhandenen Eigenschaft. Unter עפר wären wieder leicht entzündliche Mineralien (Schwefel u. ä.) zu verstehen, die durch Druck, Stoss oder Schlag in Flammen gesetzt werden können. Wie aber soll man Feuer aus Wasser hervorbringen? Maimonides (Mischne Tora, Hil. Jom Ṭob IV, I) denkt zunächst an wasserhelle (lies כמים st. במים), besonders starke Naphtha (Äther), die sich entzündet, wenn sie geschüttelt wird. Dann meint er (das.), dass Flachs und ähnliche Stoffe in Brand geraten, wenn man sie in den Brennpunkt eines mit Wasser gefüllten und den Sonnenstrahlen ausgesetzten Glases bringt. Ähnlich lautet die Erklärung, die Raschi z. St. aus Donolos Kommentar zum Sefer Jeszira anführt. Auch Plinius spricht gelegentlich (historia naturalis XXXVI, 199) von Glasballons (vitreae pilae), die sich, mit Wasser gefüllt (addita aqua), so sehr an der Sonne erhitzen, dass sie Kleider verbrennen. Ausführlicher erörtert Lactantius (de ira dei X, 18—19) diese Beobachtung in seiner Tolemik gegen den Atomismus: „Wenn die härtesten Stoffe von einem heftigen Stosse getroffen werden, schlägt Feuer heraus. Sind etwa in Eisen oder Kiesel Atome des Feuers verborgen? Warum brechen sie nicht von selbst hervor? Und wie konnten sie in einem so kalten Stoffe sich aufhalten? Hält man eine Glaskugel voll Wasser (orbem vitreum plenum aquae) in die Sonne, so kann an dem vom Wasser zurückgestrahlten Lichte (de lumine, quod ab aqua refulget) selbst in der grössten Kälte Feuer angezündet werden. Soll man denn annehmen, dass auch im Wasser Feuer ist, da man doch an der Sonne nicht einmal im Sommer Feuer anzünden kann?“ Welche Rolle spielt nun das Wasser bei diesem Vorgang? Das ist die Frage, die uns hier am meisten interessiert. Dass man mit Hilfe einer bikonvexen Linse (eines sogenannten Brennglases) einen hohen Grad von Wärme erzielt, weiss jedes Kind. Diese Wirkung beruht auf der nach dem Einfallslot hin gerichteten Ablenkung, welche die Sonnenstrahlen an der Grenzfläche zweier durchsichtiger Mittel erleiden, wenn sie aus dem optisch dünnern in das optisch dichtere übergehen. Sie ist um so stärker, je mehr Sonnenstrahlen die Linse auffängt und je kleiner der Raum ist, auf den sie sie vereinigt, mit anderen Worten: je grösser ihre Oberfläche und je geringer ihre Brennweite ist. Eine entgegengesetzte Wirkung hat die bikonkave Linse; sie sammelt nicht die Sonnenstrahlen, sie zerstreut sie vielmehr. Ist eine Linse auf der einen Seite gewölbt, auf der andern hohl, so hat die stärker gekrümmte Fläche das Übergewicht. Ein leeres (d. h. mit Luft gefülltes) Trinkglas würde daher, da seine innere, konkave Fläche vermöge ihres kleinern Radius stärker als die äussere, konvexe gekrümmt ist, als Zerstreuungslinse wirken. Füllt man es aber mit Wasser, so bildet dieses eine bikonvexe Linse, durch welche die Sonnenstrahlen gesammelt und zu sehr starker Brennwirkung vereinigt werden. Allerdings ist das Brechungsverhältnis an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser nur annähernd 4:3, während es zwischen Luft und Glas einen höhern Wert hat (etwa 3:2). Es wäre demnach eine bikonvexe Linse ans massivem Glase einem mit Wasser gefüllten Trinkglase vorzuziehen. Da aber grössere Glasmassen nicht in der erforderlichen Klarheit und Durchsichtigkeit hergestellt werden können, so hat man auch in neuerer Zeit noch zu Schmelzversuchen lieber hohle, mit Flüssigkeiten gefüllte Brenngläser benutzt. — Im bab. Talmud ist zwischen Erde und Wasser ולא מן הרעפים eingeschaltet. So wird auch in Bereschit Rabba (Abs. 11) und in Jeruschalmi Berachot (VIII 5 Ende) dem ersten Menschen die Erfindung zugeschrieben, Feuer durch Aneinanderschlagen von Ziegeln (רעפים) hervorzubringen. Der bab. Talmud meint dagegen (Pesaḥim 54 a unten), Adam hätte Steine (אבנים) an einander gerieben.",
+ "um auf ihnen zu braten. weil sie dadurch gehärtet werden. — Im Arabischen heisst رغف kneten (Teig, Lehm u. dgl.). Vielleicht bezeichnet daher רעפים nur die ungebrannten, an der Sonne getrockneten Lehmziegel zum Unterschiede von לבנים, welches Wort vermutlich seiner Grundbedeutung nach (לבן = weiss machen, glühen) vorzugsweise auf Backsteine angewendet wurde.",
+ "Ferner. s. Mischna 6, wo R. Eli‘ezer ebenfalls den Weisen gegenüber die erleichternde Ansicht vertritt.",
+ "Man darf sich am Vorabend des Schabbat im siebenten Jahre. dem sogenannten Brachjahre (2. B. M. 23, 10—11; 3. B. M. 25, 1—7).",
+ "statt auf den Trockenplatz. מוקצה (von הקצה = absondern, entfernen, beseitigen) ist eine Stelle im Hinterhofe (‘Erubin II 3 und X 8) oder auf dem Dache, auf die man Weintrauben oder Feigen zum Trocknen legt. In frischem wie in getrocknetem Zustande sind diese Früchte an Schabbat- und Feiertagen ohne weiteres gestattet; in der Zwischenzeit aber, während des Trocknens, sind sie dem Genusse entzogen und müssen daher (Einl. Abs. 4), wenn sie am heiligen Tage gegessen werden sollen, am Vorabend für diesen Zweck bestimmt werden. — Vielleicht ist מוקצח hier mit e (statt â) am Ende zu lesen, so dass nicht der Trockenplatz, sondern die Früchte selbst gemeint wären und על neben bedeutete.) am Ende zu lesen, so dass nicht der Trockenplatz, sondern die Früchte selbst gemeint wären und על neben bedeutete.",
+ "Hier von will ich morgen essen. Eine genauere Bezeichnung wie in Kap. I Mischna 3 ist nach seiner Meinung nur bei Lebewesen erforderlich. Was hier vom siebenten Jahre gilt, ist auch auf die Früchte der übrigen Jahre anwendbar, sofern sie verzehntet sind. In der Regel werden jedoch die Abgaben von den zum Trocknen bestimmten Früchten erst nach Vollendung dieses Prozesses abgehoben. Sie können also, da die Verzehntung an Schabbat- und Feiertagen verboten ist (Kap. V Mischna 2), ohnehin an diesen Tagen nicht gegessen werden (‘Erubin Kap. II Anm. 18). Anders im Brachjahre, dessen Früchte von allen Abgaben befreit sind."
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+ "Man darf am Feiertage Früchte durch das Bodengitter hinunterlassen. Wenn Früchte auf dem Dache ausgebreitet liegen und Regen droht, darf man sie durch eine Öffnung im Fussboden oder eine Falltür in die unteren, geschützten Räume fallen lassen, aber nicht auf einer Leiter oder Treppe hinunter befördern. — משילין könnte נשל zum Stamme haben, ist aber wahrscheinlicher Hif‘il von שול (s. Sukka K. I Anm. 53). Die Lesart schwankte schon in alter Zeit (s. den bab. Talmud z. St.) zwischen מנשירין ,משחירין ,משירין ,משילין u. משחירין.",
+ "aber nicht am Schabbat. Die Worte אבל לא נשבת fehlen im Jeruschalmi.",
+ "Man darf Früchte. die durch Nässe Schaden leiden.",
+ "desgleichen Krüge Wein und Krüge Oel. obgleich hier der durch die Regentropfen entstehende Schaden nur gering ist. — Jeruschalmi liest: וכן כדי יין וכן כדי שמן."
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+ "was am Schabbat strafbar ist. Zwar handelt es sich hier nur um rabbinische Verbote; dennoch wird der Ausdruck חייבין עליו gebraucht, weil auch die Übertretung rabbinischer Vorschriften bestraft wurde.",
+ "sei es aus dem Begriffskreise des Ruhegebotes. s. ‘Erubin K. X Anm. 30 u. Pesaḥim K. VI Anm. 10.",
+ "sei es aus dem Begriffskreise des Anheimgestellten oder aus dem Begriffskreise des Gottgefälligen. מצוה, eigentlich das Gebotene, bezeichnet im weitern Sinne jedes gute Werk und jede fromme Handlung, auch wenn sie nicht vorgeschrieben sind.",
+ "ist auch am Feiertage strafbar. Jeruschalmi liest: כל שהוא משום שבות משום רשות משום מצוה חייבין עליו ביום טוב .",
+ "Man darf keinen Baum besteigen. damit man keinen Zweig abbreche.",
+ "auf keinem Tiere reiten. weil man an den heiligen Tagen auch dem Tiere Ruhe gewähren muss (Jeruschalmi).",
+ "auch nicht auf dem Wasser schwimmen. damit man keine Schwimmgeräte anfertige.",
+ "man darf nicht mit den Händen klatschen. um den Takt anzugeben. — Das Verbum ist Denominativ von טפח = innere Handfläche.",
+ "nicht musizieren. So nach Maimunis Mischnakommentar z. St. Nach Raschi heisst מספקין: mit den Händen auf die Hüften schlagen (vgl. Jer. 31, 19 [l8] und Ez. 21, 17). Nach Jeruschalmi bezeichnet sowohl מטפחין als מספקין das Zusammenschlagen der Hände, dieses aber als Gebärde des Zornes (vgl. 4. B. M. 24, 10), jenes dagegen als Ausdruck des Behagens.",
+ "nicht tanzen. Diese drei rabbinischen Verbote begründet der b. Talmud mit der Befürchtung, man könnte sich verleiten lassen, ein Musikinstrument herzustellen oder ein schadhaft gewordenes instand zu setzen.",
+ "von der Schwagerehe nicht entbinden. 5. B. M. 25, 7—9.",
+ "noch die Schwagerehe vollziehen. das. 5—6. — Der Grund dieser vier Verbote liegt in der Gepflogenheit, über die genannten Akte Urkunden auszustellen, die man am heiligen Tage nicht schreiben darf. Auffallen muss es, dass diese Handlungen hier zu den anheimgestellten Dingen gezählt werden, während sie in Wahrheit nicht nur ein gutes Werk, sondern gradezu eine Pflicht darstellen. Dem Belieben überlassen ist die Rechtsprechung nur dann, wenn ein Würdigerer und Berufenerer das Richteramt übernehmen könnte, die Eheschliessung nur für den, der schon eine Frau hat, die Schwagerehe nur unter der Voraussetzung, dass ein älterer Bruder da ist, der sie in erster Reihe zu vollziehen hat. Der bab. Talmud meint, dass die Mischna in der Tat diese Fälle vor Augen hatte.",
+ "Tax- oder Banngelübde tun. Weihgelübde sind solche, durch die man einen Gegenstand dem Heiligtum weiht. Durch Taxgelübde verpflichtet man sich zur Zahlung der im 3. B. M. 27, 1—7 je nach Alter und Geschlecht festgesetzten Taxe an den Tempelschatz. Die Banngelübde beziehen sich bald auf eine Gabe an das Heiligtum, bald auf ein Geschenk für die Priester. Hat man sich nicht näher erklärt, so hat nach Raschi (z. St.) der Tempelschatz, nach Maimonides dagegen (Hil. ‘Arachin VI 1) die Priesterschaft Anspruch auf die Gabe. Die Meinungsverschiedenheit beruht auf dem Streit in ‘Arachin VIII 6 [ ועיין כסף משנה ולחם משנה ומשנה למלך שם] — Das Verbot beruht auf der Ähnlichkeit dieser Eigentumsübertragung mit dem Besitzwechsel durch Verkauf.",
+ "und weder Priesterhebe. 4. B. M. 18, 12 u. 28.",
+ "noch Zehnten. das. 21 u. 5. B. M. 14, 22—29.",
+ "absondern. Wie man an den heiligen Tagen unbrauchbare Geräte nicht gebrauchsfähig machen darf, so haben die Rabbinen auch verboten, Früchte, die man, weil die vorgeschriebenen Abgaben noch nicht entrichtet sind, nicht geniessen darf, durch Abhebung dieser Abgaben geniessbar zu machen. Aus demselben Grunde darf man auch die Brothebe (4. B. M. 15, 17—21) nicht absondern, es sei denn, dass der Teig erst am Feiertage geknetet worden.",
+ "um so mehr gilt es für den Schabbat. Die hier aufgezählten Verbote wurden ausdrücklich für die Feiertage mit stillschweigender, weil selbstverständlicher Ausdehnung auf den Schabbat festgesetzt. Daneben gibt es indessen auch umgekehrt eine grosse Zahl rabbinischer Verbote, die im Traktate Schabbat (zum Teil auch in ‘Erubin) vorgetragen wurden, aber auch, wie der Anfang unserer Mischna lehrt, für die Feiertage gelten. So löst sich am einfachsten der scheinbare Widerspruch zwischen diesem und dem ersten Satze der Mischna.",
+ "Der Feiertag unterscheidet sich vom Schabbat nur hinsichtlich der Speisebereitung allein. An allen Feiertagen mit Ausnahme des Versöhnungstages ist es gestattet zu schlachten, Feuer anzuzünden, zu kneten, zu backen, zu kochen und ähnliche dem Zwecke der Speisebereitung dienende Arbeiten zu verrichten, die am Schabbat verboten sind (Einl. Abs. 2). Alle übrigen am Schabbat untersagten Tätigkeiten sind auch am Feiertage unstatthaft. Dass die Entweihung des Schabbat vom Gesetze schwerer geahndet wird als die des Feiertages, kommt hier nicht in Betracht. Der Ausdruck אוכל נפש ist aus 2. B. M. 12, 16 entlehnt; gemeint ist מלאכת אוכל נפש ."
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+ [
+ "Haustiere und Geräte richten sich nach den Füssen des Eigentümers. Sie dürfen am Schabbat oder Feiertage nur dorthin gebracht werden, wohin auch der Besitzer gehen darf, also nicht über seinen Schabbatbezirk (‘Erubin Einl. Abs. 4) hinaus befördert werden.",
+ "richtet es sich nach seinen Füssen. Es geht aus der Mischna nicht klar hervor, nach wessen Füssen es sich richtet. Auch über die Auffassung im bab. Talmud gehen die Meinungen auseinander. Nach Maimonides (Hil. Jom Ṭob V 11) hat das dem Sohne übergebene Vieh unter allen Umständen den Schabbatbezirk des Vaters, das dem Hirten anvertraute dagegen nur dann den Schabbatbezirk des Eigentümers, wenn es mehr als einem Hirten übergeben wurde, andernfalls richtet es sich nach dem Hirten, selbst wenn es ihm erst am Feiertage übergeben wurde. Nach Jeruschalmi gilt der Schabbatbezirk des Hirten, wenn es nur einen einzigen im Orte gibt, sonst aber der des Besitzers, sofern er das Vieh nicht schon vor Eintritt des heiligen Tages übergeben hat. Nach Raschi ist dies auch die Auffassung des bab. Talmud.",
+ "der allen zugänglich ist. Wenn daher die Brüder verschiedene Schabbatbezirke haben, dürfen die Geräte nur innerhalb einer Fläche, die allen diesen Bezirken gemeinsam ist, unter Umständen also überhaupt nicht transportiert werden"
+ ],
+ [
+ "so richtet es sich nach den Füssen des Entleihers. selbst wenn er es erst am heiligen Tage abgeholt hat.",
+ "so richtet sich dieser nach den Füssen beider. Vgl. Anm. 25.",
+ "Rabbi Juda befreit hinsichtlich des Wassers. d. h. er befreit die Besitzerin des Teiges von der Verpflichtung, auf den Schabbatbezirk der Frau, die ihr das Wasser geliehen, Rücksicht zu nehmen.",
+ "weil davon nichts Greifbares zurückbleibt. Es ist ja im gekneteten Teige nicht mehr wahrzunehmen. — ממש stammt von משש = betasten, greifen. Es wäre daher memesch (wie ממר v. מרר) oder mâmâsch (wie מסך v. סכך) zu lesen. Die übliche Aussprache lautet jedoch mammasch, und so haben es auch die Punktatoren des Targum Jer. (5. B. M. 32, 17) vokalisiert. Demnach wäre eine Nebenform נמש (arab. لمس) anzunehmen, der wir vermutlich in נמושות (Pea VIII 1) begegnen, wofür Abba Schâûl (s. Jer. das.) משושות gesetzt hat. Solche Übergänge sind nicht selten. Man vergleiche נפץ mit נקב ,פצץ mit נשל ,קבב mit נהם ,שלל mit כסכה ,המם (v. נסך) mit מסך (v. סכך). Vielleicht gehört auch נאר und das noch nicht befriedigend erklärte נאף hierher. נאר (Ps. 89, 40 u. Klagel. 2, 7) wäre dann gleich ארר mit verfluchen zu übersetzen, und נאף (das im Targum mit גוף [verwandt mit גפף = umarmen] wiedergegeben wird) könnte gleich אפף umschliessen, umfangen bedeuten. נאפופים (Hose‘a 2, 4) ist nicht notwendig von נאף, sondern eben so gut von אפף (nach der Form גפחולים) abzuleiten und als Umarmungen (dem Sinne nach allerdings = Ehebruch) aufzufassen."
+ ],
+ [
+ "Die Kohle hat den Schabbatbezirk des Besitzers. Man darf sie daher nur soweit am heiligen Tage tragen, als auch ihr Eigentümer gehen darf (vgl. Anm. 23).",
+ "die Flamme hat den ihren überall. Wenn also jemand an einer fremden Kohle seine Lampe angezündet hat, so darf er diese innerhalb seines eigenen Schabbatbezirks nach Belieben transportieren, ohne auf den Besitzer der Kohle Rücksicht nehmen zu müssen. Die Flamme birgt ja keinen Teil der Kohle in sich, wie etwa das Salz in der vorigen Mischna ein verborgener Bestandteil des Teiges ist; sie besteht vielmehr aus den brennenden Gasen und festen Stoffen des Lampenöls, durch welches sie genährt und unterhalten wird. Aus demselben Grunde ist wieder die Kerze, die etwa an der Lampe entzündet wurde, weder an deren Schabbatbezirk noch an den der Kohle gebunden. Genau genommen ist die Flamme nicht einmal כרגלי המדליק, wie z. B. das Wasser am Schlusse unserer Mischna ברגלי הממלא ist; sie ist nur insofern von dem Schabbatbezirk dessen, der sie angezündet hat, abhängig, als sie untrennbar an einen Gegenstand gebunden ist, der einen Besitzer hat. An und für sich aber ist sie בכל מקום, gibt es für sie überhaupt keine Schabbatgrenze.",
+ "Die Kohle des Heiligtums unterliegt dem Gesetze über Veruntreuung. Wer heiliges Gut frevelhaft benutzt, wird bestraft und muss den Schaden ersetzen; geschah es aus Versehen, so muss er ein Schuldopfer darbringen und erhöhten Schadenersatz leisten (3. B. M. 5, 14—16).",
+ "die Flamme dagegen darf man zwar nicht benutzen. weder als Licht noch als Wärmequelle.",
+ "aber sie unterliegt nicht dem Gesetze über die Veruntreuung. die mutwillige Benutzung wird nicht geahndet, die irrtümliche braucht nicht gesühnt zu werden.",
+ "Trägt man eine Kohle in öffentliches Gebiet. s. ‘Erubin Kap. IX Anm. 14.",
+ "so ist man strafbar. wenn es am Schabbat geschah; am Feiertage ist ja die Beförderung aus Privatgebiet in öffentliches und umgekehrt sogar gestattet (Einleitung Abs. 2).",
+ "verfährt man ähnlich mit einer Flamme. indem man z. B. ein im Zimmer brennendes Feuer nach dem offenen Fenster hin weht, so dass die Flamme zur Strasse hinaus züngelt []. — Bei Aliasi fehlt der eingeklammerte Satz vollständig; im Jeruschalmi und ebenso bei R. Ascher steht er nicht in der Mischna, sondern nur in einer im Anschluss an diese angeführten Baraita (Tosefta).",
+ "Die Zisterne eines Privatmannes hat den Schabbatbezirk des Privatmannes. über dessen Schabbatgrenze hinaus das Wasser daher nicht geschafft werden darf, wenn es auch jedermann zur Verfügung steht.",
+ "die der Bewohner einer Ortschaft hat den Schabbatbezirk der Bewohner dieser Ortschaft. Diese Bestimmung lässt verschiedene Deutungen zu. Es kann der natürliche Schabbatbezirk der Ortschaft gemeint sein, wie er ein für alle Mal nach der im Traktat ‘Erubin gegebenen Anleitung (s. das. Einl. Abs. 4) von den Sachverständigen festgesetzt wurde. Man kann aber auch den Schabbatbezirk der einzelnen Ortsbewohner darunter verstehen, so dass jeder derselben, der seinen Schabbatwohnsitz durch ‘Erub verlegt hat (s. daselbst), befugt wäre, das von ihm geschöpfte Wasser so weit zu tragen, wie er selbst gehen darf. Endlich kann כרג י אנשי אותה העיר denselben Sinn haben wie כרגלי שתיהן in der vorigen und כמקום שהולכין in der vorletzten Mischna, so dass das Wasser nur innerhalb des allen Ortsbewohnern gemeinsamen Bezirks transportiert werden dürfte, mithin der ‘Erub des einen alle übrigen beschränken würde.",
+ "die der babylonischen Rückwanderer. Die unter Zerubabel aus Babylonien zurückgekehrten Juden hatten im heiligen Lande Brunnen und Zisternen auf öffentlichen Wegen für die Reisenden angelegt.",
+ "hat den Schabbatbezirk des Wasserschöpfers. Da sie herrenlos sind, kann jeder das Wasser, das er aus ihnen geschöpft hat, innerhalb seines eigenen Schabbatbezirks nach Belieben transportieren."
+ ],
+ [
+ "und die Bewohner dieser Ortschaft haben einen ‘Erub. Verschmelzung der Schabbatbezirke durch Verlegung des Wohnsitzes (s. ‘Erubin Einl. Abs. 4 g. Ende).",
+ "so dürfen sie ihm keine bringen. Da die Früchte Privateigentum sind, haben sie den Schabbatbezirk ihres Besitzers.",
+ "so richten sich seine Früchte nach ihm. Er darf sie also von dort holen."
+ ],
+ [
+ "so dürfen sie keine Portionen nach Hause tragen. sofern ihr Heim jenseits der Schabbatgrenzen des Gastgebers liegt und die Gäste auf Grund eines ‘Erub zu ihm gekommen sind.",
+ "dass er ihnen schon am Vorabend des Festes ihre Portionen zugeeignet hat. indem er sie einem Dritten mit den Worten überreichte: Erwirb diese und jene Portion für diesen und jenen meiner Gäste.",
+ "Man darf nicht Steppentiere tränken und schlachten. weil sie beim Eintritt des Festes nicht zum Schlachten bestimmt waren (vgl. Kap. I Mischna 3).",
+ "wohl aber darf man Haustiere. An Stelle von ביתיות hat Jeruschalmi בייתות (lies: bajjatot).",
+ "tränken und schlachten. Man pflegte die Tiere kurze Zeit vor dem Schlachten zu tränken, damit sich nachher die Haut leichter abziehen lasse. Um aber ihren Durst zu stillen, darf man auch Steppentiere selbst am Schabbat tränken.",
+ "die auf der Heide. ausserhalb des Schabbatbezirks. — Mit Efra (אפרא) übersetzt Targum Jer. zu 2. B. M. 2, 3 das hebr. סוף, das Jon. daselbst ebenso wie אחו (1. B. M. 41, 2) durch גומייא wiedergibt. Demnach wäre Schilf die eigentliche Bedeutung von אפר, Heide nur die übertragene."
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Jom Ṭob, nach dem Worte, mit dem er beginnt, auch Bêsza genannt, enthält die allgemeinen Vorschriften über die Feiertage, während die Traktate Pesaḥim, Rosch haschana, Jom hakkippurim (Joma) und Sukka die besonderen Gebote jedes einzelnen dieser Feste behandeln. Warum unser Traktat trotzdem erst hinter Sukka seine Stelle hat und nicht sofort auf ‘Erubin folgt, ist bereits in der Einleitung zum Traktat Scheḳalim (S. 260) erklärt worden.\nDer Feiertag unterscheidet sich vom Sabbat hauptsächlich dadurch, dass an ihm einige zur Speisebereitung erforderliche Tätigkeiten gestattet sind, die am Sabbat nicht verrichtet werden dürfen (s. Sabbat VII 2), insbesondere Schlachten, Enthäuten, Kneten, Kochen, Backen. Andere, wie Mähen, Dreschen, Mahlen, Sieben, Jagen bleiben verboten, wenn sie auch zur Beschaffung der Nahrung für den Feiertag notwendig wären. Wieder andere, wie Seihen, Auslesen, Zerstossen, Holzspalten, Messerschleifen sind in der gewöhnlichen Weise untersagt, in einer von dem werktäglichen Verfahren abweichenden Art erlaubt. Das Feueranzünden und der Transport auf öffentlichem Gebiet sowie aus privatem in öffentliches und umgekehrt ist auch dann gestattet, wenn es nicht dem Zwecke der Speisebereitung dient. Ein klares, konsequent durchgeführtes Prinzip lässt sich in diesen Bestimmungen nicht erkennen. Maimonides meint (Hil. Jom Ṭob I 5), dass alle Verrichtungen, die ohne Schaden für den Wohlgeschmack der Speise vor Eintritt des Festes erledigt werden können, verboten blieben, damit man diese Arbeiten nicht auf den geschäftsfreien Feiertag verschiebe und schliesslich an einer würdigen Feier des heiligen Tages gehindert werde. Leider reicht dieses vortreffliche und logisch begründete Unterscheidungsmerkmal nicht aus. So ist z. B. Fische zu fangen untersagt, Tiere zu schlachten erlaubt, obschon das Fleisch der Fische noch schneller als das der Rinder verdirbt (allerdings kann man Fische in einem Gefäss mit Wasser kurze Zeit am Leben erhalten). Auch darf man Obst nicht vom Baume pflücken, Gemüse nicht aus der Erde reissen, weil Getreide zu mähen verboten ist, obgleich frisches Obst und Gemüse besser als altes schmeckt; dagegen ist Salz, das doch gewiss nicht verdirbt, wenigstens auf eine sonst nicht übliche Art zu zerstossen gestattet, obwohl man Getreide unter keinen Umständen mahlen darf und Zerstossen ebenso zum Begriffe des Mahlens gehört wie Früchte pflücken zu dem des Mähens.\nDie Speisebereitung ist am Feiertage nur für diesen Tag gestattet. Ist der folgende Tag ein Sabbat, darf man für diesen nur dann am Feiertage kochen, backen, warmstellen oder Licht anzünden, wenn man schon vor Eintritt des Festes eine Speise für den Sabbat hergestellt hat. Mit anderen Worten: Man darf am Feiertage die Vorbereitungen für den Sabbat nicht erst in Angriff nehmen, wohl aber fortsetzen und vollenden. Den Namen ‘Erub Tabschilin (wörtlich: Vermengung der Gerichte), mit dem man diese Speise bezeichnet, kann man zur Not damit erklären, dass die am Feiertage herzustellenden Gerichte mit der vorher hergestellten Speise zum Sabbatmahl vereinigt werden; denn wenn diese am Feiertage aufgegessen wurde oder sonstwie abhanden kam, darf man im weitern Verlaufe des Tages nichts mehr für den Sabbat kochen. Wahrscheinlicher ist die Annahme, dass wir es hier mit einer Uebertragung des aus dem Traktat ‘Erubin bekannten Begriffes zu tun haben. Schon dort wird die Bezeichnung ‘Erub weniger auf die Verbindung der Höfe und die Verschmelzung der Sabbatbezirke (Einleitung daselbst Abs. 1 u. 4) als auf die Speise angewendet, durch welche diese Vereinigung bewirkt wird (s. das. Kap. III Anm. 21). So hat das Wort ‘Erub mit der Zeit die Bedeutung einer Speise erlangt, die die Umgehung eines rabbinischen Verbotes ermöglicht, und so wurde dieser Begriff später auch auf die Speise übertragen, durch die das rabbinische Verbot, am Feiertage für den Sabbat zu kochen und zu backen, ausser Kraft gesetzt wird. Nach beiden Talmuden entsprang dieses Verbot der Befürchtung, die unwissende Menge könnte zu dem Irrtum geführt werden, dass man am Feiertage nach Belieben kochen und backen dürfe, also auch für den folgenden Tag, selbst wenn dieser ein Werktag ist. Durch den ‘Erub wird nun den Leuten eingeprägt, dass man nicht einmal für den heiligen Sabbat ohne weiteres Speisen bereiten darf. Nach einer andern Erklärung, die sich nur im bab. Talmud findet, ist der ‘Erub eingeführt worden, damit man über den Vorbereitungen zum Feste nicht des unmittelbar sich anschliessenden Sabbat vergesse, sondern schon am Rüsttage des Feiertages die für den Sabbat erforderlichen Nahrungsmittel rechtzeitig herbeischaffe.\nWas am Feiertage verwendet werden soll, sei es ein Verbrauchs- oder ein Gebrauchsgegenstand, muss schon vor Eintritt des Festes für diesen Zweck bereit stehen (מוכן). Daher darf man in Freiheit lebende Tiere wie Tauben u. ä. nur dann schlachten, Bauhölzer nur dann zum Heizen benutzen, zum Verkauf bestimmte Geräte nur dann in Gebrauch nehmen, wenn man sie schon am Rüsttage dazu ausersehen hat. Andernfalls sind sie nicht מוכן, sondern מוקצה (dem Gebrauch entzogen, wörtlich: abgesondert) und dürfen am heiligen Tage nicht nur nicht verwendet, sondern nicht einmal von der Stelle gerührt werden. Das Wort מוקצה bezeichnet in erster Reihe die zum Trocknen ausgebreiteten Feigen (vgl. Ma‘serot II, 7—8 und III, 1), also Früchte, die man in der Absicht, sie vorläufig nicht zu geniessen, bei Seite gelegt hat. Neben diesem eigentlichen מוקצה (מוקצה דדחייה בידים) unterscheidet man noch folgende Arten: 1) נולד, alles was am heiligen Tage erst entstanden oder gebrauchsfertig geworden ist; 2) חסרון כיס מוקצה מחמת, was durch die Benutzung mehr oder minder entwertet wird, wie Waren und besonders feine oder empfindliche Instrumente; 3) מוקצה מחמת מאוס, alles Widerliche und Ekelerregende, z. B. schmutzige Gefässe; 4) מוקצה מחמת אסור, was einer verbotenen Tätigkeit dient wie Nähnadel, Schreibfeder u. dgl. — Gegenstände der letzten Art dürfen, wenn es Geräte sind, am heiligen Tage zu erlaubten Zwecken verwendet werden; auch darf man sie, wenn man den Platz braucht, auf dem sie liegen, entfernen und anderwärts hintragen; man darf sie nur nicht zu ihrem eigenen Schutze von ihrer Stelle bewegen.\nAus dem Begriffe des מוכן und seines Gegensatzes מוקצה erklärt sich ein beträchtlicher Teil der Vorschriften unseres Traktates. Diese sind freilich nicht übersichtlich an einander gereiht, sondern fast über alle fünf Kapitel verstreut. Mit מוקצה beginnt der Traktat, und mit מוקצה schliesst er. Dazwischen befasst er sich insbesondere mit dem Gesetze über die Speisebereitung an Feiertagen. In der Hauptsache behandeln die beiden ersten Kapitel einige Streitfragen, in denen die Schulen Hillels und Schammais auseinander gingen, das dritte und vierte die Bedingungen, unter denen die Speisebereitung gestattet ist, und die Einschränkungen, denen sie unterworfen ist, während das letzte sich grösstenteils mit dem Sabbatbezirk (s. ‘Erubin, Einl. Abs. 4) solcher Gegenstände beschäftigt, an denen mehrere Personen einen Anteil oder ein Anrecht haben.\n"
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+ "": [
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+ "darf. noch am selben Tage.",
+ "es dürfe nicht gegessen werden. ehe der Feiertag zu Ende gegangen. — Wie aus Mischna 4 ersichtlich, darf man am Feiertage nichts geniessen, was nicht schon vor Eintritt des Festes dazu bestimmt und vorbereitet war (Einl. Abs. 4.) Dazu gehört in erster Reihe alles, was erst am heiligen Tage entstanden ist (נולד). Daher darf man z. B. am Feiertage keine Milch verwenden, die erst an diesem Tage gemolken wurde. Eier dagegen, die man in einer am Feiertage geschlachteten Henne findet, sind auch dann, wenn sie schon vollkommen ausgebildet, mithin nicht mehr als Bestandteile der Henne anzusehen sind, am Feiertage zum Genusse gestattet, weil sie schon vor Eintritt des Festes in geniessbarem Zustande vorhanden waren. Es entsteht nun die Frage: Wie verhält es sich in dieser Beziehung mit frisch gelegten Eiern? Sind sie als etwas Neuentstandenes zu betrachten oder nicht? Die Schule Schammais verneint die Frage, weil sie zwischen gelegten und ungelegten Eiern keinen wesentlichen Unterschied erkennt; beide waren, worauf es nach ihrer Meinung allein ankommt, schon am Rüsttage reif für den Genuss. Die Schule Hillels bejaht die Frage, weil das Ei erst in dem Augenblicke, da es heraustritt, seine volle Reife erlangt; es unterscheidet sich vom ungelegten nicht allein im Geschmack, sondern auch dadurch, dass es ausgebrütet werden kann, jenes aber nicht. So die Begründung im Jeruschalmi. Von den vier verschiedenen Erklärungen, die der bab. Talmud gibt, sei hier nur eine, die des R. Josef, angeführt: Früchte, die am Feiertage vom Baume gefallen sind, haben die Rabbinen für den ganzen Tag verboten, damit man nicht am heiligen Tage Früchte vom Baume pflücke, was einen schweren Verstoss gegen ein Gesetz der Tora in sich schliesst. Nach der Schule Hillels wäre nun in dem Verbot der herabgefallenen Früchte auch das am Feiertage gelegte Ei inbegriffen, obgleich der Grund für jene rabbinische Bestimmung hier nicht zutrifft; die Schule Schammais dagegen ist der Ansicht, dass das Verbot nicht auf alle ähnlichen Fälle auszudehnen, sondern auf diejenigen zu beschränken ist, in denen die Verletzung eines göttlichen Gesetzes zu befürchten steht.",
+ "Beides von Olivengrösse. Es handelt sich hier um das Verbot, am Pesachfeste Gesäuertes und Sauerteig zu besitzen (2. B. M. 13, 7). Da die Tora das Verbot des Sauerteigs besonders erwähnt, obgleich es aus dem Verbote des Gesäuerten sich von selbst ergibt, so muss das straffällige Quantum bei Sauerteig kleiner sein als bei Gesäuertem. Dies die Ansicht der Schammaïten, die jedoch von den Hilleliten mit dem Hinweis darauf bekämpft wird, dass das Verbot des Ṡauerteigs nicht ohne weiteres aus dem allgemeinen Verbot des Gesäuerten erschlossen werden konnte, da dieses geniessbar, jener aber ungeniessbar ist, wie auch umgekehrt das Verbot des Gesäuerten nicht aus dem des Sauerteigs gefolgert werden konnte, da dieser einen höhern Grad der Gärung darstellt als jenes. Hinsichtlich des Verbotes, am Pesach Gesäuertes und Sauerteig zu essen, räumt auch die Schule Schammais ein, dass die Strafbarkeit bei beiden schon mit Olivengrösse eintritt. — Die ganze Streitfrage gehört im Grunde nicht hierher; sie wird hier nur angeführt, weil sie auch in ‘Edujot (IV 1), wo die Fälle aufgezählt werden, in denen Bêt Schammai der erleichternden und Bêt Hillel der erschwerenden Ansicht huldigt, im Anschluss an den ersten Satz unserer Mischna vorgetragen wird."
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+ [
+ "Wer am Feiertage Wild oder Geflügel schlachtet. deren Blut nach 3. B. M. 17, 13 mit Erde bedeckt werden muss.",
+ "die vom vorangegangenen Tage <ftnote>. מבעוד יום (wörtlich: solange es noch Tag war) fehlt in ‘Edujot (IV 2) und im Jeruschalmi z. St.",
+ "mit dem Spaten graben und bedecken soll. Da es nicht kurz heisst: ובית הלל אוסרין (= die Schule Hillels aber verbietet es), so ergibt sich, dass einerseits die Schammaïten sogar von vornherein zu schlachten und die erforderliche Erde auszugraben gestatten, andererseits die Hilleliten der vollzogenen Tatsache gegenüber ihre Bedenken zurückstellen.",
+ "denn die Asche des Herdes liegt ja bereit. Diese Begründung findet schon der bab. Talmud befremdlich. Vielleicht sind die Worte ומודים bis ויכסה nur eine Parenthese des Mischnaordners, so dass der Satz שאפר כירח מוכן הוא noch zu den Worten der Schule Hillels gehört, die damit einem naheliegenden Einwande vorbeugen will: Wenn die Tora schon das Schlachten am Feiertage erlaubt hat, warum soll es wegen des Mangels an vorbereiteter Erde unterbleiben müssen? Darauf die Antwort: Es braucht ja gar nicht zu unterbleiben, da ja die Asche des Herdes in jedem Haushalt schon vor Eintritt des Festes zu diesem Zweck bereit liegt. Nun verstehen wir auch den Streit der beiden Schulen. Die Schammaïten halten nämlich, wie aus einer Baraita in Ḥullin 88 b ersichtlich, die Asche nicht für geeignet, im Sinne des Gesetzes das Blut zu bedecken. Es bleibt also, wenn man am Feiertage Wild oder Geflügel schlachten will und keine Erde vorbereitet hat, nichts anderes übrig, als sich mit dem Spaten welche zu verschaffen, während man nach den Hilleliten zu diesem äussersten Mittel nicht zu greifen braucht, da nach ihrer daselbst ausgesprochenen Ansicht auch Asche ein geeigneter Stoff ist. [וניאה לי שזהו גם כוונת התלמוד דפריך אפר כירה מאן דכר שמיה ואלו לדעת המפרשים הוה ליה למפרך מאי קאמר מאחר שטעם המשנה אין לו שום טעם אבל לדידי שפיר קא פריך דהכי הוה ליה למימר בית שמאי אומרים יחפור בדקר ויכסה ובית הלל אומרים יכסה באפר שאפר כירה מוכן הוא אי נמי ובית הלל אומרים לא ישחוט אלא אם כן היה לו עפר מוכן או אפר שאפר כירה מוכן הוא אבל השתא אפר כירה מאן דכר שמיה ועוד מדקא משני רבה הכי קאמר ואשר כירח מוכן הוא ולא קא משני תני ואפר כירה מוכן הוא משמע שלא בא להגיה כמשנתנו אלא פרושא קמפרש לה כלומר דהך לישנא שאפר כירה מוכן הוא סיומא דמלתא דבית הלל הוא ולהשמיענו שמכסין גם באפר כירה כהך ברייתא דחולין פ״ח: והכי קאמרי לא ישחוט אלא אם כן היה לו עפר מוכן דאין לחוש שמתוך כך אתי לאמנועי משמחת יום טוב כדחיישי בית שמאי שהרי אשר כירה מוכן הוא ואם אין לו מאתמול יכול להסיק תנור וכירים ולהכין לו אשר חם קודם שישחוט ומודים שאם כבר שחט ואין לו עפר מוכן ולא אפר כירה ועד שיסיק את התנור לצלות את העוף או החיה יבלע הדם בקרקע שיחפור בדקר ויכסה.]"
+ ],
+ [
+ "Man darf die Leiter nicht von einem Taubenschlag zum andern tragen. um die zu schlachtenden Tauben am Feiertage herunterzuholen.",
+ "wohl aber von einem Flugloch zum andern. desselben Taubenschlages.",
+ "Diese und diese will ich herausnehmen. Man darf am Feiertage nur solche Tauben schlachten, die man noch vor Eintritt des Festes, also vor Anbruch der Nacht, ausgewählt und zu diesem Zwecke bestimmt hat (s. Einl. Abs. 4). Nach Bêt Hillel genügt dazu ein Wort, nach Bêt Schammai muss es handgreiflich geschehen. — נענע ist Iterativ vou נוע = bewegen, schütteln."
+ ],
+ [
+ "sind sie verboten. Selbst wenn man schwarze und weisse Tauben vor dem Feste zum Schlachten bestimmt hat, diese in dem einen und jene in dem andern Neste, am Feiertage aber findet man weisse im Neste der schwarzen und schwarze im Neste der weissen, sind sie verboten, weil wir annehmen, dass die ausgewählten davongeflogen und fremde an ihre Stelle getreten sind. Findet man drei Tauben, wo man nur zwei vorbereitet hat, so sind wegen der fremden Taube, sofern man sie von den beiden anderen nicht unterscheiden kann, auch diese verboten."
+ ],
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+ "man dürfe die Klappen. תריסין sind die an den Gewürzschränken der Krämer mittels einer Angel in der Mitte befestigten Türen, die abgenommen und während der Verkaufszeit als Ladentisch benutzt werden. Sonst ist תריס gewöhnlich der Schild. Es ist das gr. ϑυρεός, das im Grunde alles Türförmige bezeichnet, sowohl den Stein, der den Hauseingang schliesst, als den grossen, länglichen, viereckigen Schild. Hier steht das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung, wenn nicht etwa ϑυρίς (= die kleine Tür, Dimin. v. ϑύρα) zu lesen ist.",
+ "am Feiertage nicht abnehmen. weil dies unter das Verbot der Bautätigkeit fällt.",
+ "während die Schule Hillels sogar sie wieder anzubringen gestattet. da der Schrank kein Bauwerk, sondern ein Gerät ist.",
+ "man dürfe die Mörserkeule. עלי ist ein schwerer Stössel, mit dem man die Körner zu Graupe stampft (Spr. 27, 22), also ein Gerät, dessen eigentliche Bestimmung einer am Feiertage verbotenen Tätigkeit dient (s. Einl. Abs. 2 u. 4).",
+ "man dürfe die Haut nicht vor den Treter hinlegen. Durch das Treten, das die Wirkung des Gerbens hat (s. Ḥullin IX 2), soll verhütet werden, dass die vom eben geschlachteten Tiere abgezogene Haut verderbe. — Andere Lesart: לפני בית הדריסה׳ לפני הדריסח.",
+ "wenn noch Fleisch von Olivengrösse an ihr haftet. weil man am Feiertage nichts von seiner Stelle fortbewegen darf, was nicht zur Nahrung, zur Speisebereitung oder als Gebrauchsgegenstand dient (s. Einleitung Abs. 4). Das Wort כזית fehlt im Jeruschalmi.",
+ "die Schule Hillels aber erlaubt es. damit man sich nicht durch die Besorgnis, das Fell könnte Schaden erleiden, zurückhalten lasse, zu Ehren des Festes ein Tier zu schlachten.",
+ "einen Feststrauss. s. Sukka K. III Anm. 25.",
+ "eine Torarolle nicht auf öffentliches Gebiet hinaustragen. Nach ihrer Ansicht sind die am Schabbat verbotenen, am Feiertage aber erlaubten Handlungen nur zum Zwecke der Speisebereitung gestattet.",
+ "die Schule Hillels aber erlaubt es. Nach ihrer Meinung ist die Beförderung aus privatem in öffentliches Gebiet oder umgekehrt (über diese Begriffe s. ‘Erubin K. IX Anm. 14), da sie einmal für die Speisebereitung gestattet ist, auch zu jedem andern Zwecke erlaubt."
+ ],
+ [
+ "man dürfe nicht Brothebe. 4. B. M. 15, 17—21.",
+ "und Abgaben. 5. B. M. 18, 3.",
+ "ob sie nun gestern oder erst heute abgehoben wurden. also nicht einmal die Hebe von dem am Feiertage hergestellten Teige und die Abgaben von dem am Feiertage geschlachteten Vieh.",
+ "die Schale Hillels aber erlaubt es. Die Schammaïten hielten ihnen eine gleiche Bestimmung entgegen. גזרה שוה bedeutet in der spätern Terminologie die Auslegung eines Gesetzes auf Grund eines gleichlautenden Ausdrucks in einem andern Gesetze. Hier steht das Wort noch in seinem ursprünglichen Sinne und bezeichnet die Anwendung eines Gesetzes auf einen strittigen Fall auf Grund sachlicher Übereinstimmung (ubi eadem ratio legis, ibi eadem dispositio).",
+ "und Fruchthebe. 4. B. M. 18, 12.",
+ "die man abzuheben befugt ist. Die Abgabe von den Feldfrüchten kann am Feiertage nie zur Abhebung gelangen, weil sie erst mit der Vollendung solcher Arbeiten fällig wird, die am heiligen Tage unstatthaft sind, während die Abgabe vom Brotteig und vom Schlachtvieh auch am Feiertage fällig werden kann, da Kneten und Schlachten an diesem Tage erlaubt ist."
+ ],
+ [],
+ [
+ "Er lese wie sonst. d. h. er scheide das aus, was den kleinern Teil ausmacht und die geringere Mühe verursacht, sei es das Untaugliche, sei es das Geniessbare.",
+ "im Körbchen. קנון = ϰανοῦν.",
+ "einem Sieb. weil es den Anschein erweckt, dass er auf Vorrat für den folgenden Tag liest.",
+ "Man darf sogar spülen und abschöpfen. Wasser auf die Hülsenfrüchte giessen und den oben schwimmenden Abfall entfernen."
+ ],
+ [
+ "man dürfe am Feiertage nur Portionen schicken. von denen man annehmen kann, dass der Empfänger der Gabe sie noch vor Ausgang des Festes verzehren wird.",
+ "aber nicht Getreide. das meistens zur Brotbereitung verwendet wird, diesem Zwecke aber heute nicht dienen kann, weil es am Feiertage nicht gemahlen werden darf (s. Einl. Abs. 2).",
+ "Rabbi Simon erlaubt Getreide. da es ja ungemahlen gekocht werden kann."
+ ],
+ [
+ "sowohl genähte. die man anziehen kann.",
+ "als ungenähte. die man als Hülle benutzen kann.",
+ "selbst wenn beiderlei Stoffe. Wolle und Leinen (3. B. M. 19, 19; 5. B. M. 22, 11).",
+ "sofern sie nur dem Bedarf des Festes dienen können. als Tischdecke z. B.",
+ "aber keine genagelte Sandale. die man am Feiertage ebensowenig anziehen darf wie am Schabbat (Schabbat VI 2.)",
+ "weil er einen Handwerker erfordert. der ihn schwärzen soll."
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+ "auf das man sich für den Schabbat stützt. Mit anderen Worten: Man soll die Speisebereitung für den Schabbat nicht erst am Feiertage beginnen, sondern schon am Vorabend des Festes einen kleinen Anfang machen, auf den man sich dann stützen kann, um am Feiertage selbst, auch nach beendetem Festmahl, die Vorbereitungen für den Schabbat zu Ende zu führen. Hat man diese „Verbindung der Gerichte“ (ערוב תבשלין, s. Einl. Abs. 3) unterlassen, so kann man am Feiertage das Festmahl reichlicher bereiten, damit etwas für den Schabbat übrig bleibe, darf aber für den Schabbat keine besondere Speise herrichten.",
+ "Hat man es. das am Vorabend des Festes bereitete Schabbatgericht."
+ ],
+ [
+ "Fällt er. der Feiertag.",
+ "so muss man nach der Ansicht der Schule Schammais alles. was in hierologischem Sinne (Pesaḥim K. I. Anm. 26) unrein ist.",
+ "vor Schabbat ins Reinigungsbad tauchen. die Reinigung ist der Wiederherstellung oder Instandsetzung eines Gerätes ähnlich und daher an Schabbat- und Feiertagen unstatthaft.",
+ "Menschen am Schabbat. Zum Vergnügen darf man selbst am Schabbat in kaltem Wasser baden; darum dürfen auch unreine Menschen an diesem Tage ein Reinigungsbad nehmen."
+ ],
+ [
+ "Und sie stimmen darin überein, dass man mit Wasser, um es zu reinigen, die Haschaḳa. Speisen und Getränke, die unrein geworden sind (Anm. 4), können nie wieder rein werden. Eine Ausnahme bildet nur das Wasser. Wird es in einem Gefässe so tief in das Reinigungsbad getaucht, dass seine Oberfläche mit der des Bades in Berührung kommt, so erlangt es wieder seine frühere Reinheit. Diese Berührung nennnt man Haschaka (den Kuss). Am heiligen Tage ist dieses Verfahren nur in einem Gefässe zulässig, das gleich dem steinernen für hierologische Unreinheit nicht empfänglich ist. Ein anderes Gefäss würde ja durch das unreine Wasser selbst unrein und durch das Bad wieder gereinigt, also gewissermassen instandgesetzt werden (vgl. Anm. 5).",
+ "in einem Gefässe aus Stein vornehmen darf, aber nicht die Ṭeḇila. d. h. man darf das unreine Wasser nicht in ein unreines Gefäss füllen, um gelegentlich der Haschaḳa auch dieses zu reinigen; denn nur Wasser darf am heiligen Tage gereinigt werden, weil es ein unentbehrliches Getränk ist (das Wasser des Reinigungsbades selbst eignet sich aus irgend einem Grunde, z. B. wegen seines Geschmackes, nicht zum Trinken), nicht aber ein Kleid oder Gerät.",
+ "gestattet ist. Aus Ḥagiga II 6—7 ist ersichtlich, dass die mit Rücksicht auf niedrigere Grade der Heiligkeit vorgenommene Reinigung für Gegenstände von höherer Heiligkeit nicht ausreicht, und dass die Reinheit gewisser Gruppen von Personen für andere, die sich strengerer Reinheit befleissigen, nicht genügt. Daher müssen z. B. die zur Benutzung für Teruma (על גב תרומה) gereinigten Gefässe aufs neue ins Bad getaucht werden, wenn man sie für Opferfleisch (על גב קודש) verwenden will, ebenso die Kleider der Priester, die Teruma essen, wenn sie von Personen, die Opferfleisch essen, in Gebrauch genommen werden sollen. Diese Reinigung ist nun auch am heiligen Tage gestattet; denn die Gefässe und die Kleider sind ja im Grunde rein, und sie werden nur ins Reinigungsbad getaucht, um ihnen für die neue, höhere Bestimmung oder die andere, strengere Gesellschaft die Weihe zu geben. — In dem Ausdruck מגב לגב steht גב für על גב = für, wegen."
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+ "ohne ihnen die Hände aufzustützen. Wer ein Opfer darbringt, muss ihm, bevor es geschlachtet wird, die Hände auflegen (3. B. M. 1, 4; 3, 2 u. öfter). Dies kann nach der Meinung der Schammaïten auch am vorhergehenden Tage geschehen und muss mit Rücksicht darauf am Feiertage unterbleiben, an dem es laut einem rabbinischen Verbote nicht gestattet ist, sich auf ein lebendes Tier zu stützen.",
+ "aber nicht Ganzopfer. deren Fleisch dem Altarfeuer geweiht, mithin im Gegensatze zu den Friedensopfern dem Genusse des Menschen entzogen ist. Am Feiertage aber darf nur geschlachtet werden, was zur menschlichen Nahrung dient. Selbstverständlich ist hier von Privatopfern die Rede. Öffentliche Ganzopfer werden ja sogar am Schabbat dargebracht.",
+ "Man bringt sowohl Friedens- als Ganzopfer. jedoch nur die vorgeschriebenen (Ḥagiga I 2—6) Privatopfer, nicht aber freiwillige.",
+ "dar und stützt ihnen die Hände auf. Nach ihrer Ansicht muss das Aufstützen der Hände dem Schlachten unmittelbar vorangehen."
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+ "wenn es sich nicht auch zum Trinken eignet. Man darf zwar nach ihrer Meinung nur das am Feiertage kochen, was man essen oder trinken will (K. I Anm. 20); es ist jedoch gestattet, eine grössere Menge Trinkwassers zu kochen, um den Rest zum Waschen einzelner Körperteile zu verwenden.",
+ "die Schule Hillels aber erlaubt es. Vgl. K. I Anm. 21.",
+ "um sich daran zu wärmen. Wie aus einer im Talmud z. St. angeführten Baraita ersichtlich, ist das die Ansicht der Hilleliten, die von der Schule Schammais folgerichtig bekämpft wird."
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+ "In drei Dingen erschwert Rabban Gamliel. obschon ein Nachkomme Hillels.",
+ "Man darf am Feiertage kein heisses Wasser für den Schabbat warmstellen. Während es nach der Schule Hillels auf Grund des ‘Erub Tabschilin (Anm. 1) nicht allein gestattet ist, am Feiertage für den Schabbat zu backen und zu kochen, sondern auch einen Kessel heissen Wassers so einzuhüllen, dass es noch am Schabbat warm bleibt, ist dies nach Ansicht der Schammaïten nur dann erlaubt, wenn man schon vor Eintritt des Festes damit begonnen hat.",
+ "man richtet am Feiertage keinen Leuchter auf. d. h. man darf einen aus einzelnen Teilen bestehenden Leuchter nicht zusammensetzen. Die Schule Hillels erlaubt es, weil der Begriff des Bauens auf Geräte keine Anwendung findet (vgl. K. I Anm. 12—14).",
+ "man bäckt das Brot nicht in grossen Laiben. die beim Kneten einen übermässigen, am Feiertage tunlichst zu vermeidenden Kraftaufwand erfordern. — Nach Jeruschalmi ist umgekehrt die Herstellung mehrerer kleinerer Brötchen mühsamer als die eines grossen Brotes, und man wird daher von jenen nicht mehr bereiten, als für den Bedarf des Feiertages nötig ist, wodurch die Heiligkeit des Tages, die jegliche Speisebereitung für den Werktag verbietet, besser gewahrt wird. — Mit גריצא wird im Targum das hebr. הלה übersetzt.",
+ "das Brot in grossen Laiben und als Kohlenkuchen. חורי (von חרה = חרר brennen), vermutlich ebenso wie חררה = Kohlenkuchen. Nach einer Ansicht im Jeruschalmi z. St. ist es das im 1. B. M. 40, 16 erwähnte Gebäck."
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+ "Man darf am Feiertage zwischen den Ruhebetten. des Speisesaales. Nach der Lesart des bab. Talmud (בית המטות; s. auch Raschi u. R. Ascher) hat Rabban Gamliel das ganze Speisezimmer auszufegen gestattet und nicht bloss, wie einige Erklärer betonen, den kleinen Raum zwischen den einzelnen Ruhebetten, auf denen man sich nach dem Brauche jener Zeit zum Essen lagerte.",
+ "fegen und die Kohlenpfanne hinstellen. um wohlriechende Gewürze auf ihr zu verbrennen, wie es in vornehmen Häusern damals nach jeder Mahlzeit Sitte war. — Der Ausdruck מוגמר ist vom aram. גומרא (= Kohle) gebildet.",
+ "und in den Pesachnächten ein Böcklein in seiner Ganzheit zubereiten. גדי מקולס ist nach der Erklärung der Tosefta (s. auch Jer. z. St. und Bab. Pesaḥim 74a) ein Böcklein, das mit Kopf und Rumpf, mit Füssen und Eingeweiden zusammen am Feuer gebraten wird, also in der Weise, wie es beim Pesachopfer die Vorschrift ist (2. B. M, 12, 9), bei dem der Kopf nicht wie sonst vom Rumpfe getrennt wurde und die Kniestücke zwar abgeschnitten, aber dennoch gleich den Eingeweiden mitgebraten wurden (Pesaḥim VII 1). Zur Worterklärung verweist Raschi auf קולסא, ein aram. Lehnwort, das dem Targum zur Übersetzung des hebr. כובע dient, mithin den Helm bezeichnet. Die Eingeweide hingen nebst den Kniestücken so am Bratspiess, dass sie den Kopf des Pesachopfers wie ein Helm umgaben (So zu Pesaḥim 74a; ein wenig anders lautet Raschis Erklärung das. 53a und hier z. St.).",
+ "was die Weisen verbieten. Den Fussboden darf man nicht fegen, weil man leicht dazu gelangen könnte, ihn durch Ausfüllen etwaiger Löcher zu ebnen, was unter das Verbot der Bautätigkeit fällt. Räucherwerk darf man nicht anzünden, weil die zur Speisebereitung notwendigen Handlungen nur dann auch zu anderen Zwecken gestattet sind, wenn diese einem allgemeinen Bedürfnis entsprechen. Ein Böcklein darf man in den Pesachnächten seit der Zerstörung des Tempels nicht nach Art des Pesachopfers zubereiten, damit man nicht zu dem Irrtum verleitet werde, als dürften ausserhalb des Heiligtums Opfer dargebracht werden."
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+ "Eine Kuh darf mit dem Riemen zwischen ihren Hörnern ausgehen. selbst am Schabbat (s. Schabbat V Ende), weil der Riemen sie schmückt und daher nicht als Last betrachtet werden kann.",
+ "man darf Pfeffer in der dazu bestimmten Mühle mahlen. wenn er am Feiertage gebraucht wird. Nach den Weisen darf man ihn nur zerstossen, aber nicht mahlen.",
+ "doch darf man es kratzen. mit einem Holzkamm, der die Haut des Tieres nicht verletzt. — קרצף setzt das Targum (Ijob 2, 8) für das hebr. גרד = kratzen, schaben. — Maimonides versteht unter מקרדין die Entfernung kleiner Insekten, unter מקרצפין die Beseitigung grössern Ungeziefers aus den Haaren der Haustiere.",
+ "Man darf es weder striegeln noch kratzen. denn erlaubt man das Kratzen, wird man sich auch zu striegeln gestatten."
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+ "Die Pfeffermühle. von der in der vorigen Mischna die Rede war.",
+ "wegen des Metallgerätes und wegen des siebartigen Gerätes. Die Mühle besteht aus drei Teilen. Der obere enthält die eiserne Mahlvorrichtung, der mittlere das hölzerne Sieb, der untere das zur Aufnahme des gemahlenen Pfeffers bestimmte Schüsselchen. Da diese drei Geräte mit einander verbunden sind, so wird die ganze Mühle unrein, wenn auch nur einer ihrer Teile mit einem Herd der Unreinheit (Pesaḥim K. I Anm. 26 u. 29) in Berührung kam. Wird ein unreines Gerät so beschädigt, dass es seiner Bestimmung nicht mehr entspricht, verliert es seine Unreinheit. Bei unserer Mühle tritt dieser Fall erst dann ein, wenn kein einziges ihrer drei Geräte mehr für seinen Zweck zu gebrauchen ist. Entfernt man einen seiner Bestandteile, so behält dieser seine Unreinheit, und auch die Mühle bleibt wegen der beiden anderen Teile unrein, obgleich sie ihrem eigentlichen Zwecke nicht mehr dienen kann. Wird die ganze Mühle auseinandergenommen und in ihre drei Bestandteile zerlegt, so behalten diese ihre Unreinheit, weil jeder Teil für sich ein Gerät darstellt, das für Unreinheit empfänglich ist. Das Schüsselchen ist ein zur Aufnahme fester oder flüssiger Stoffe geeignetes Gefäss und als solches, auch wenn es nicht aus Metall, sondern aus Holz oder Ton gefertigt ist, für Unreinheit empfänglich. Das Sieb kann zwar als Aufnahmegerät nicht angesprochen werden, es ist ja umgekehrt dazu bestimmt, das Feingemahlene durchzulassen; da ihm aber andererseits die Aufgabe zufällt, das Grobkörnige zurückzuhalten, so ist es ebenfalls für Unreinheit empfänglich. Die Mahlvorrichtung endlich kenn, obschon sie zur Aufnahme von Gegenständen weder bestimmt noch geeignet ist, gleichwohl unrein werden, weil Metallgeräte, auch wenn sie wie Messer, Schwerter und dgl. keinerlei Behältnis aufweisen, für Unreinheit empfänglich sind."
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+ "Ein Kinderwagen. Ein Rädergestell, auf das sich die Kleinen stützen, wenn sie gehen lernen.",
+ "kann als Midrâs. Midrâs (von דרס = drücken) ist ein häufig angewandter Kunstausdruck für einen Gegenstand, der durch den Druck unrein wird, den eine menstruierende Frau, eine Wöchnerin, eine mit Fluss oder mit Aussatz behaftete Person durch ihre Körperschwere auf ihn geübt hat, sei es dass sie auf ihm stand, sass oder lag, sei es dass sie an ihm lehnte oder hing (Zabim II 4), sofern nur der Gegenstand für eine dieser Benutzungsarten bestimmt war, wie es bei unserm Wagen der Fall ist.",
+ "unrein werden und darf am Schabbat in die Hand genommen. da er ein Hausgerät ist.",
+ "aber nur über Geräten geschleift werden. weil er, über die blosse Erde gezogen, Einschnitte machen würde. — Unter כלים (Geräte) versteht die Mischna auch Gewebe (s. z. B. I 10; vgl. auch 5. B. M. 22, 5). Hier ist in erster Reihe an Teppiche zu denken.",
+ "weil er nur eindrückt. aber nicht die Erde aufreisst."
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+ "Man darf am Feiertage keine Fische aus den Vivarien fangen. ביבר (das lat. Vivarium) ist ein Aufbewahrungsort für lebende Tiere: ein Wasserbehälter für Fische, ein kleiner umhegter Park für Wild, eine Volière für Vögel. Die Jagd gehört zu den Tätigkeiten, die einen so werktäglichen Charakter tragen, dass sie am Feiertage selbst zum Zwecke der Speisebereitung verboten sind (s. Einl. Abs. 2).",
+ "und ihnen kein Futter vorsetzen. weil Fische nicht täglich gefüttert zu werden brauchen.",
+ "wohl aber darf man Wild und Geflügel aus den Vivarien fangen. da sie sich leichter mit der Hand fangen lassen als Fische, die rasch entschlüpfen, wenn man nach ihnen greift.",
+ "ist es verboten. sie zu fangen.",
+ "braucht nicht erst gejagt zu werden. kann man sie vielmehr auf den ersten Griff fangen.",
+ "so ist es erlaubt. wenn man sie schon vor Eintritt des Festes zum Schlachten bestimmt hat (s. Kap. I Anm. 10)."
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+ "dass es sich schon am Vorabend des Festes gefangen hat. Alles Zweifelhafte dagegen darf man am Feiertage nicht nur nicht essen, sondern nicht einmal in die Hand nehmen.",
+ "Erlaubt sind sie. Es ist streitig, wie das gemeint ist, ob man sie auch essen oder nur in Empfang nehmen darf, Auf alle Fälle tritt Rabban Gamliel mit diesen Worten der im ersten Satze unserer Mischna vertretenen Ansicht entgegen."
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+ "am selben Tage Gebratenes von der Grösse einer Ölbeere davon zu essen. denn man darf am Feiertage keine Speise für den Ausgang des Festes bereiten.",
+ "wenn auch nur Rohes von Olivengrösse aus der Schlachtstelle. wenn auch bis zum Anbruch der Nacht nur soviel Zeit übrig bleibt, dass man das Tier schlachten und nach seinem Tode ein Stückchen Fleisch von der Schnittstelle am Halse, wo die Haut nicht erst abgezogen zu werden braucht, roh verzehren kann.",
+ "Hat man es. gleichviel ob gesundes oder dem Tode nahes.",
+ "soll man es nicht an einer Stange oder auf einer Bahre hereinbringen. wie es an Werktagen geschieht.",
+ "sondern man schaffe es gliederweise in der Hand herein. obgleich das anstrengender ist und der Weg öfter gemacht werden muss."
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+ "Ist ein erstgeborenes Tier. Ein solches darf ausserhalb des Tempels nur geschlachtet werden, wenn es einen Leibesfehler hat, der es für den Altar untauglich macht (5. B. M. 15, 19—22).",
+ "soll nach der Meinung des Rabbi Juda ein Sachkundiger. Zur Worterklärung von מומחה s. ‘Erubin V Anm. 31.",
+ "holt man es herauf und schlachtet es. am Feiertage.",
+ "darf man es nicht schlachten. man erwartet: לא יעלה (= darf man es nicht heraufschaffen). Ohne Leibesfehler darf man es ja ausserhalb des Tempels überhaupt nicht schlachten, auch nicht am Werktage. Es kann demnach hier nicht von einem Leibesfehler die Rede sein, der erst durch den Sturz in die Grube entstanden sein könnte, sondern nur von einem solchen, der schon vor Eintritt des Festes vorhanden, aber noch von keinem Sachverständigen untersucht worden war. Nun fällt das Tier am Feiertage in die Grube. Findet der hinabsteigende Fachmann, dass der Leibesfehler ausreicht, um es vom Opferaltar auszuschliessen, so kann es heraufgeholt und geschlachtet werden; andernfalls darf man es trotz des Leibesfehlers, den es sich beim Sturze zugezogen, am Feiertage wenigstens nicht schlachten, weil dieser Fehler, der es allerdings für den Altar untauglich macht, erst im Laufe des Tages entstanden ist, mithin das Fleisch des Tieres beim Beginne des Festes verboten war. Was aber beim Eintritt des heiligen Tages dem Genusse oder sonstiger Verwendung entzogen ist, bleibt nach einer allgemeinen Regel den ganzen Tag von der Benutzung ausgeschlossen.",
+ "solange es noch Tag war. vor Einbruch der Nacht, mit der das Fest beginnt.",
+ "gilt es nicht als vorbereitet. Nach seiner Ansicht genügt es nicht, dass der Fehler beim Eintritt des Feiertages schon bekannt war; er musste vielmehr zu dieser Zeit schon als solcher erkannt sein, der das Tier vom Altar ausschliesst, weil es nur in diesem Falle am Vorabend mit Sicherheit für den Bedarf des Feiertages bestimmt werden konnte (s. Einl. Abs. 4)."
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+ "Verendetes Vieh darf man nicht von der Stelle rühren. am Feiertage.",
+ "dass er darüber und über verunreinigte Brothebe. Wenn die Brothebe (4. B. M. 15, 17—21) unrein geworden, darf sie selbst der Priester nicht mehr essen; sie muss vielmehr verbrannt werden, was jedoch am Feiertage auch dann nicht gestattet ist, wenn man die Flamme zur Speisebereitung benutzen wollte (s. Pesaḥim K. III Anm. 21)."
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+ "Man darf am Feiertage keine Bestellungen. bei denen Gewichte oder Geldbeträge genannt werden.",
+ "auf Vieh von Anfang an machen. wohl aber dürfen zu den ersten Bestellern, die sich schon am Vorabend gemeldet hatten, am Feiertage neue Teilnehmer hinzutreten (Jeruschalmi), die da erklären, sie wollten ebensoviel Fleisch nehmen wie dieser oder jener.",
+ "wenn sie schon am Vorabend des Festes ihre Bestellung angemeldet hatten. wenn sie schon vor Eintritt des Feiertages vereinbart hatten, für welchen Betrag oder wieviel Pfund von dem zu schlachtenden Tiere jeder erhalten soll.",
+ "Man darf Fleisch gegen ein Gerät oder ein Hackmesser wägen. aber nicht gegen die üblichen Gewichte, wie es am Werktage geschieht. — Zu קופיץ s. Scheḳalim K. VIII Anm. 9."
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+ "man darf es aber an einem andern Messer abziehen. um es zu reinigen oder zu polieren, nach der Meinung anderer selbst in der Absicht, es zu schärfen (s. Talmud z. St.). — משיאין (v. נשא) eigentlich = heben, anlegen; vgl. 2 Sam. 17, 13.",
+ "Verkaufe. Andere Lesart: שקול = wäge.",
+ "mir für einen Denar Fleisch. weil man beim Einkauf von Lebensmitteln, der am Feiertage selbstverständlich nur auf Kredit erfolgen kann, keinen Preis nennen darf."
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+ "Man darf zum Krämer. Andere Lesart: לחברו.",
+ "mit dem Maasse. Man darf nicht das Verlangen stellen, dass der Krämer es mit dem Maasse fülle, ja man darf eine Maassbezeichnung nicht einmal erwähnen, sondern nur das Gefäss füllen lassen und es nach Ablauf des Feiertages messen.",
+ "dass er seine Maasse am Vorabend des Feiertages füllte und am Feiertage den Käufern. Zur Form לקוחות vgl. נמושות (lies: nemoschot; Pea VIII 1) und משוחות (‘Erubin IV 11; s. auch Anm. 65 das.). In der Einzahl zieht man die Form לוקח vor.",
+ "dass er auch am Zwischenfeste. an den Werktagen des Pesach- und des Sukkotfestes.",
+ "wegen der Klärung der Maasse. An diesen Tagen, an denen die Leute weniger beschäftigt waren, hielt er öffentliche Vorträge. Deshalb füllte er die Maasse schon in der Nacht, damit der Wein oder das Öl sich inzwischen kläre, wodurch sich nicht allein der Verkauf nach Schluss des Vortrages rascher abwickelte, sondern auch—worauf es ihm hauptsächlich ankam—der Käufer keine schäumende Ware bekam, wie es sonst bei dem grossen Andrang unvermeidlich gewesen wäre. — In einigen Ausgaben fehlen die Worte בדורי המדות מפני.",
+ "wegen der Genauigkeit der Maasse. Wenn dem Kunden in sein eigenes Gefäss gemessen wird, bleiben immer einige Tropfen im Maasse zurück. Darum füllte er in seiner Gewissenhaftigkeit schon vorher die Gefässe, die er dann den Käufern nach Hause gab. — Zum Worte מיצוי s. ‘Erubin K. IV Anm. 66.",
+ "mit dem man vertraut ist. bei dem man das Vertrauen geniesst, dass es wegen des Preises, den man ja am Feiertage nicht nennen darf, später nicht zu Meinungsverschiedenheiten kommen wird.",
+ "Gib mir Eier oder Nüsse nach Zahl. aber nicht nach Maass oder Gewicht.",
+ "zu Hause zu zählen. Daher hat das Zählen nicht so sehr den Charakter der Geschäftsmässigkeit wie das Messen und Wägen."
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+ "trage man sie nicht in einem Korbe oder einer Kiepe. wie es an Werktagen geschieht. — קופה (arab. قغة), von קפף, einer Nebenform zu קוף (תקופה) und נקף (הקיף) = umgeben, umschliessen, ist ein grosser Korb, den man auf dem Rücken trägt.",
+ "wohl aber darf man sie auf der Schulter oder vor sich her tragen. indem man sie in der Hand hält.",
+ "wenn man Stroh holt. für das Vieh oder zum Heizen.",
+ "die Kiepe nicht über den Rücken hängen. wie es an Werktagen geschieht. — קופה (arab. قغة), von קפף, einer Nebenform zu קוף (תקופה) und נקף (הקיף) = umgeben, umschliessen, ist ein grosser Korb, den man auf dem Rücken trägt.",
+ "aber nicht das Holz im Hinterhofe. Das dort aufgestapelte Holz ist nicht allein zum Heizen bestimmt, sondern findet auch beim Bau Verwendung; deshalb darf man es am Feiertage nur dann benutzen, wenn ein Teil davon schon vorher zum Heizen gebraucht wurde (Einl. Abs. 4). Das Stroh dagegen eignet sich zu keiner am Feiertage unstatthaften Verwendung; darum darf man es auch von einem bisher noch unberührten Haufen zum Heizen nehmen."
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+ "sondern nur von dem anliegenden. Wenn es auch zur Verstärkung der Wand dient, darf man es doch am Feiertage wegnehmen, um damit den Ofen zu heizen, sofern nur die Wand dadurch nicht zerstört wird.",
+ "wenn es gesammelt ist. vor Beginn des Festes.",
+ "vom Holzplatz. קרפף ist ein von einer Mauer, einem Zaune oder einer Hecke umgebener Platz, gewöhnlich hinter dem Hause (‘Erubin K. IX Anm. 5). Das Wort ist vermutlich von קפף (s. Anm. 1) durch die auch sonst beobachtete (דמשק — דרמשק, Massilia — Marseille, כסם — כרסם, vielleicht auch שבט — שרביט) Einschiebung eines ר gebildet.",
+ "Was ist hier ein Holzplatz. Muss er durchaus in der Nähe des Hauses sich befinden, oder darf er auch ausserhalb der Ortschaft liegen?",
+ "der der Ortschaft nahe ist. nicht weiter als 70⅔ Ellen von ihr entfernt ist (vgl. ‘Erubin K. V Anm. 12).",
+ "in den man nur mit dem Schlüssel eintreten kann. Er braucht also nur gleich dem Hofe verschlossen zu sein.",
+ "läge er auch an der Schabbatgrenze. s. ‘Erubin Einleitung Abs. 4."
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+ "Man darf von den Balken. die ja in der Regel zum Bau bestimmt sind.",
+ "auch nicht von einem am Feiertage zerbrochenen Balken. weil er beim Eintritt des Festes nicht zum Heizen vorbereitet war (Einl. Abs. 4).",
+ "Man spalte es. das für den Ofen bestimmte Holz.",
+ "noch mit einer Sense. da dieses Werkzeug im allgemeinen zu Arbeiten verwendet wird, die am Feiertage verboten sind.",
+ "sondern mit einem Hackmesser. קופיץ = ϰοπίς, ein Küchengerät (s. Scheḳalim K. VIII Anm. 9).",
+ "eine Öffnung entsteht. Die Türen und Fenster waren z. B. durch Ziegel verstopft, von denen einige am Feiertage herausfielen, so dass man durch die entstandene Öffnung einige Früchte herausholen kann.",
+ "Man darf sogar von vornherein ein Loch machen. indem man einige der lose auf einander liegenden Ziegelsteine herauszieht; sind aber die Türen und Fenster vermauert, darf man selbstverständlich keinen Stein entfernen, um Früchte herauszunehmen."
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+ "Man darf keine Lampe aushöhlen. nicht einmal mit dem Finger, den man in weichen Lehm bohrt.",
+ "man darf keine Kohlen anfertigen. wie sie in der Industrie (bei Goldschmieden z. B.) Verwendung finden.",
+ "Man darf ihn durch die Flamme mittels zweier Lampen teilen. indem man seine beiden Enden in zwei Lampen steckt und ihn in der Mitte anzündet."
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+ "um Salzfische darauf zu braten. Damit die Fische auf dem heissen Rost nicht anbrennen, werden geeignete Scherbenstücke oder ölgetränkte Papierstreifen untergelegt. Der Grund des Verbotes ist in der vorigen Mischna angegeben: „weil man damit ein Gerät herstellt“.",
+ "Man darf nicht Ofen und Herd auskratzen. um die Asche zu entfernen.",
+ "wohl aber ebnen. die Asche niederdrücken (כבש = pressen) und gleichmässig verteilen.",
+ "um den Topf auf sie zu setzen. weil es einer Bautätigkeit ähnlich sieht.",
+ "Man darf den Topf nicht mit einem Scheit stützen. weil man Holz nur zum Heizen am Feiertage verwenden darf.",
+ "und ebensowenig eine Tür. Jeruschalmi hat הדלת. Die Lesart בדלת wird aber durch den bab. Talmud bezeugt, der schon an ihr Anstoss nimmt. Eine ähnliche Konstruktion findet sich in Bechorot VIII 8: אין פודין (בכור אדם) לא כעבדים ולא בשטרות ולא בקרקעות ולא בהקדשות (statt ההקדשות).",
+ "Man darf kein Vieh am Feiertage mit dem Stock treiben. wie es an Werktagen geschieht, wenn man das Vieh zum Verkaufe auf den Markt führt."
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+ "zum Reinigen seiner Zähne nehmen. Er ist der Meinung, dass man Brennholz am Feiertage nicht bloß zum Heizen, sondern auch zu anderen erlaubten Zwecken in die Hand nehmen darf, und setzt sich damit in Widerspruch zur vorigen Mischna (s. Anm. 26).",
+ "was vor ihm. im Hause.",
+ "um Feuer zu machen. Wenn auch das Holz im Hofe als vorbereitet gilt (Mischna 2), darf man in ihm doch nicht kleine Späne auf Vorrat für mehrere Tage zu einem Haufen zusammentragen."
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+ "auch nicht aus Wasser. Man darf am Feiertage nur Feuer machen, indem man das Holz an einer schon von früher her brennenden Flamme oder an glühenden Kohlen anzündet; man darf aber nicht das Feuer am Feiertage erst erzeugen, sei es dass man zwei Holzstücke durch Reibung aneinander entzündet, sei es dass man einen trockenen Ast solange in festes Gestein oder harte Erde bohrt, bis er durch die schnelle Drehung Feuer fängt. Vermutlich aber bedeuten hier אבנים und עפר (Stein und Erde) nicht nur andere Mittel, sondern auch andere Methoden der Feuererzeugung. Man hat demnach bei אבנים an Steine zu denken, aus denen man mittels harter Metalle Funken schlägt. Freilich ist es nicht der Feuerstein, dessen losgelöste Teilchen den Zunder in Brand setzen, sondern der Stahl; allein noch im spätern Mittelalter galt ja der im Steine schlummernde Funke, der durch den Stahl nur geweckt wird, als Schulbeispiel für den Unterschied zwischen einer in der Möglichkeit und einer in der Wirklichkeit vorhandenen Eigenschaft. Unter עפר wären wieder leicht entzündliche Mineralien (Schwefel u. ä.) zu verstehen, die durch Druck, Stoss oder Schlag in Flammen gesetzt werden können. Wie aber soll man Feuer aus Wasser hervorbringen? Maimonides (Mischne Tora, Hil. Jom Ṭob IV, I) denkt zunächst an wasserhelle (lies כמים st. במים), besonders starke Naphtha (Äther), die sich entzündet, wenn sie geschüttelt wird. Dann meint er (das.), dass Flachs und ähnliche Stoffe in Brand geraten, wenn man sie in den Brennpunkt eines mit Wasser gefüllten und den Sonnenstrahlen ausgesetzten Glases bringt. Ähnlich lautet die Erklärung, die Raschi z. St. aus Donolos Kommentar zum Sefer Jeszira anführt. Auch Plinius spricht gelegentlich (historia naturalis XXXVI, 199) von Glasballons (vitreae pilae), die sich, mit Wasser gefüllt (addita aqua), so sehr an der Sonne erhitzen, dass sie Kleider verbrennen. Ausführlicher erörtert Lactantius (de ira dei X, 18—19) diese Beobachtung in seiner Tolemik gegen den Atomismus: „Wenn die härtesten Stoffe von einem heftigen Stosse getroffen werden, schlägt Feuer heraus. Sind etwa in Eisen oder Kiesel Atome des Feuers verborgen? Warum brechen sie nicht von selbst hervor? Und wie konnten sie in einem so kalten Stoffe sich aufhalten? Hält man eine Glaskugel voll Wasser (orbem vitreum plenum aquae) in die Sonne, so kann an dem vom Wasser zurückgestrahlten Lichte (de lumine, quod ab aqua refulget) selbst in der grössten Kälte Feuer angezündet werden. Soll man denn annehmen, dass auch im Wasser Feuer ist, da man doch an der Sonne nicht einmal im Sommer Feuer anzünden kann?“ Welche Rolle spielt nun das Wasser bei diesem Vorgang? Das ist die Frage, die uns hier am meisten interessiert. Dass man mit Hilfe einer bikonvexen Linse (eines sogenannten Brennglases) einen hohen Grad von Wärme erzielt, weiss jedes Kind. Diese Wirkung beruht auf der nach dem Einfallslot hin gerichteten Ablenkung, welche die Sonnenstrahlen an der Grenzfläche zweier durchsichtiger Mittel erleiden, wenn sie aus dem optisch dünnern in das optisch dichtere übergehen. Sie ist um so stärker, je mehr Sonnenstrahlen die Linse auffängt und je kleiner der Raum ist, auf den sie sie vereinigt, mit anderen Worten: je grösser ihre Oberfläche und je geringer ihre Brennweite ist. Eine entgegengesetzte Wirkung hat die bikonkave Linse; sie sammelt nicht die Sonnenstrahlen, sie zerstreut sie vielmehr. Ist eine Linse auf der einen Seite gewölbt, auf der andern hohl, so hat die stärker gekrümmte Fläche das Übergewicht. Ein leeres (d. h. mit Luft gefülltes) Trinkglas würde daher, da seine innere, konkave Fläche vermöge ihres kleinern Radius stärker als die äussere, konvexe gekrümmt ist, als Zerstreuungslinse wirken. Füllt man es aber mit Wasser, so bildet dieses eine bikonvexe Linse, durch welche die Sonnenstrahlen gesammelt und zu sehr starker Brennwirkung vereinigt werden. Allerdings ist das Brechungsverhältnis an der Grenzfläche zwischen Luft und Wasser nur annähernd 4:3, während es zwischen Luft und Glas einen höhern Wert hat (etwa 3:2). Es wäre demnach eine bikonvexe Linse ans massivem Glase einem mit Wasser gefüllten Trinkglase vorzuziehen. Da aber grössere Glasmassen nicht in der erforderlichen Klarheit und Durchsichtigkeit hergestellt werden können, so hat man auch in neuerer Zeit noch zu Schmelzversuchen lieber hohle, mit Flüssigkeiten gefüllte Brenngläser benutzt. — Im bab. Talmud ist zwischen Erde und Wasser ולא מן הרעפים eingeschaltet. So wird auch in Bereschit Rabba (Abs. 11) und in Jeruschalmi Berachot (VIII 5 Ende) dem ersten Menschen die Erfindung zugeschrieben, Feuer durch Aneinanderschlagen von Ziegeln (רעפים) hervorzubringen. Der bab. Talmud meint dagegen (Pesaḥim 54 a unten), Adam hätte Steine (אבנים) an einander gerieben.",
+ "um auf ihnen zu braten. weil sie dadurch gehärtet werden. — Im Arabischen heisst رغف kneten (Teig, Lehm u. dgl.). Vielleicht bezeichnet daher רעפים nur die ungebrannten, an der Sonne getrockneten Lehmziegel zum Unterschiede von לבנים, welches Wort vermutlich seiner Grundbedeutung nach (לבן = weiss machen, glühen) vorzugsweise auf Backsteine angewendet wurde.",
+ "Ferner. s. Mischna 6, wo R. Eli‘ezer ebenfalls den Weisen gegenüber die erleichternde Ansicht vertritt.",
+ "Man darf sich am Vorabend des Schabbat im siebenten Jahre. dem sogenannten Brachjahre (2. B. M. 23, 10—11; 3. B. M. 25, 1—7).",
+ "statt auf den Trockenplatz. מוקצה (von הקצה = absondern, entfernen, beseitigen) ist eine Stelle im Hinterhofe (‘Erubin II 3 und X 8) oder auf dem Dache, auf die man Weintrauben oder Feigen zum Trocknen legt. In frischem wie in getrocknetem Zustande sind diese Früchte an Schabbat- und Feiertagen ohne weiteres gestattet; in der Zwischenzeit aber, während des Trocknens, sind sie dem Genusse entzogen und müssen daher (Einl. Abs. 4), wenn sie am heiligen Tage gegessen werden sollen, am Vorabend für diesen Zweck bestimmt werden. — Vielleicht ist מוקצח hier mit e (statt â) am Ende zu lesen, so dass nicht der Trockenplatz, sondern die Früchte selbst gemeint wären und על neben bedeutete.) am Ende zu lesen, so dass nicht der Trockenplatz, sondern die Früchte selbst gemeint wären und על neben bedeutete.",
+ "Hier von will ich morgen essen. Eine genauere Bezeichnung wie in Kap. I Mischna 3 ist nach seiner Meinung nur bei Lebewesen erforderlich. Was hier vom siebenten Jahre gilt, ist auch auf die Früchte der übrigen Jahre anwendbar, sofern sie verzehntet sind. In der Regel werden jedoch die Abgaben von den zum Trocknen bestimmten Früchten erst nach Vollendung dieses Prozesses abgehoben. Sie können also, da die Verzehntung an Schabbat- und Feiertagen verboten ist (Kap. V Mischna 2), ohnehin an diesen Tagen nicht gegessen werden (‘Erubin Kap. II Anm. 18). Anders im Brachjahre, dessen Früchte von allen Abgaben befreit sind."
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+ "Man darf am Feiertage Früchte durch das Bodengitter hinunterlassen. Wenn Früchte auf dem Dache ausgebreitet liegen und Regen droht, darf man sie durch eine Öffnung im Fussboden oder eine Falltür in die unteren, geschützten Räume fallen lassen, aber nicht auf einer Leiter oder Treppe hinunter befördern. — משילין könnte נשל zum Stamme haben, ist aber wahrscheinlicher Hif‘il von שול (s. Sukka K. I Anm. 53). Die Lesart schwankte schon in alter Zeit (s. den bab. Talmud z. St.) zwischen מנשירין ,משחירין ,משירין ,משילין u. משחירין.",
+ "aber nicht am Schabbat. Die Worte אבל לא נשבת fehlen im Jeruschalmi.",
+ "Man darf Früchte. die durch Nässe Schaden leiden.",
+ "desgleichen Krüge Wein und Krüge Oel. obgleich hier der durch die Regentropfen entstehende Schaden nur gering ist. — Jeruschalmi liest: וכן כדי יין וכן כדי שמן."
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+ "was am Schabbat strafbar ist. Zwar handelt es sich hier nur um rabbinische Verbote; dennoch wird der Ausdruck חייבין עליו gebraucht, weil auch die Übertretung rabbinischer Vorschriften bestraft wurde.",
+ "sei es aus dem Begriffskreise des Ruhegebotes. s. ‘Erubin K. X Anm. 30 u. Pesaḥim K. VI Anm. 10.",
+ "sei es aus dem Begriffskreise des Anheimgestellten oder aus dem Begriffskreise des Gottgefälligen. מצוה, eigentlich das Gebotene, bezeichnet im weitern Sinne jedes gute Werk und jede fromme Handlung, auch wenn sie nicht vorgeschrieben sind.",
+ "ist auch am Feiertage strafbar. Jeruschalmi liest: כל שהוא משום שבות משום רשות משום מצוה חייבין עליו ביום טוב .",
+ "Man darf keinen Baum besteigen. damit man keinen Zweig abbreche.",
+ "auf keinem Tiere reiten. weil man an den heiligen Tagen auch dem Tiere Ruhe gewähren muss (Jeruschalmi).",
+ "auch nicht auf dem Wasser schwimmen. damit man keine Schwimmgeräte anfertige.",
+ "man darf nicht mit den Händen klatschen. um den Takt anzugeben. — Das Verbum ist Denominativ von טפח = innere Handfläche.",
+ "nicht musizieren. So nach Maimunis Mischnakommentar z. St. Nach Raschi heisst מספקין: mit den Händen auf die Hüften schlagen (vgl. Jer. 31, 19 [l8] und Ez. 21, 17). Nach Jeruschalmi bezeichnet sowohl מטפחין als מספקין das Zusammenschlagen der Hände, dieses aber als Gebärde des Zornes (vgl. 4. B. M. 24, 10), jenes dagegen als Ausdruck des Behagens.",
+ "nicht tanzen. Diese drei rabbinischen Verbote begründet der b. Talmud mit der Befürchtung, man könnte sich verleiten lassen, ein Musikinstrument herzustellen oder ein schadhaft gewordenes instand zu setzen.",
+ "von der Schwagerehe nicht entbinden. 5. B. M. 25, 7—9.",
+ "noch die Schwagerehe vollziehen. das. 5—6. — Der Grund dieser vier Verbote liegt in der Gepflogenheit, über die genannten Akte Urkunden auszustellen, die man am heiligen Tage nicht schreiben darf. Auffallen muss es, dass diese Handlungen hier zu den anheimgestellten Dingen gezählt werden, während sie in Wahrheit nicht nur ein gutes Werk, sondern gradezu eine Pflicht darstellen. Dem Belieben überlassen ist die Rechtsprechung nur dann, wenn ein Würdigerer und Berufenerer das Richteramt übernehmen könnte, die Eheschliessung nur für den, der schon eine Frau hat, die Schwagerehe nur unter der Voraussetzung, dass ein älterer Bruder da ist, der sie in erster Reihe zu vollziehen hat. Der bab. Talmud meint, dass die Mischna in der Tat diese Fälle vor Augen hatte.",
+ "Tax- oder Banngelübde tun. Weihgelübde sind solche, durch die man einen Gegenstand dem Heiligtum weiht. Durch Taxgelübde verpflichtet man sich zur Zahlung der im 3. B. M. 27, 1—7 je nach Alter und Geschlecht festgesetzten Taxe an den Tempelschatz. Die Banngelübde beziehen sich bald auf eine Gabe an das Heiligtum, bald auf ein Geschenk für die Priester. Hat man sich nicht näher erklärt, so hat nach Raschi (z. St.) der Tempelschatz, nach Maimonides dagegen (Hil. ‘Arachin VI 1) die Priesterschaft Anspruch auf die Gabe. Die Meinungsverschiedenheit beruht auf dem Streit in ‘Arachin VIII 6 [ ועיין כסף משנה ולחם משנה ומשנה למלך שם] — Das Verbot beruht auf der Ähnlichkeit dieser Eigentumsübertragung mit dem Besitzwechsel durch Verkauf.",
+ "und weder Priesterhebe. 4. B. M. 18, 12 u. 28.",
+ "noch Zehnten. das. 21 u. 5. B. M. 14, 22—29.",
+ "absondern. Wie man an den heiligen Tagen unbrauchbare Geräte nicht gebrauchsfähig machen darf, so haben die Rabbinen auch verboten, Früchte, die man, weil die vorgeschriebenen Abgaben noch nicht entrichtet sind, nicht geniessen darf, durch Abhebung dieser Abgaben geniessbar zu machen. Aus demselben Grunde darf man auch die Brothebe (4. B. M. 15, 17—21) nicht absondern, es sei denn, dass der Teig erst am Feiertage geknetet worden.",
+ "um so mehr gilt es für den Schabbat. Die hier aufgezählten Verbote wurden ausdrücklich für die Feiertage mit stillschweigender, weil selbstverständlicher Ausdehnung auf den Schabbat festgesetzt. Daneben gibt es indessen auch umgekehrt eine grosse Zahl rabbinischer Verbote, die im Traktate Schabbat (zum Teil auch in ‘Erubin) vorgetragen wurden, aber auch, wie der Anfang unserer Mischna lehrt, für die Feiertage gelten. So löst sich am einfachsten der scheinbare Widerspruch zwischen diesem und dem ersten Satze der Mischna.",
+ "Der Feiertag unterscheidet sich vom Schabbat nur hinsichtlich der Speisebereitung allein. An allen Feiertagen mit Ausnahme des Versöhnungstages ist es gestattet zu schlachten, Feuer anzuzünden, zu kneten, zu backen, zu kochen und ähnliche dem Zwecke der Speisebereitung dienende Arbeiten zu verrichten, die am Schabbat verboten sind (Einl. Abs. 2). Alle übrigen am Schabbat untersagten Tätigkeiten sind auch am Feiertage unstatthaft. Dass die Entweihung des Schabbat vom Gesetze schwerer geahndet wird als die des Feiertages, kommt hier nicht in Betracht. Der Ausdruck אוכל נפש ist aus 2. B. M. 12, 16 entlehnt; gemeint ist מלאכת אוכל נפש ."
+ ],
+ [
+ "Haustiere und Geräte richten sich nach den Füssen des Eigentümers. Sie dürfen am Schabbat oder Feiertage nur dorthin gebracht werden, wohin auch der Besitzer gehen darf, also nicht über seinen Schabbatbezirk (‘Erubin Einl. Abs. 4) hinaus befördert werden.",
+ "richtet es sich nach seinen Füssen. Es geht aus der Mischna nicht klar hervor, nach wessen Füssen es sich richtet. Auch über die Auffassung im bab. Talmud gehen die Meinungen auseinander. Nach Maimonides (Hil. Jom Ṭob V 11) hat das dem Sohne übergebene Vieh unter allen Umständen den Schabbatbezirk des Vaters, das dem Hirten anvertraute dagegen nur dann den Schabbatbezirk des Eigentümers, wenn es mehr als einem Hirten übergeben wurde, andernfalls richtet es sich nach dem Hirten, selbst wenn es ihm erst am Feiertage übergeben wurde. Nach Jeruschalmi gilt der Schabbatbezirk des Hirten, wenn es nur einen einzigen im Orte gibt, sonst aber der des Besitzers, sofern er das Vieh nicht schon vor Eintritt des heiligen Tages übergeben hat. Nach Raschi ist dies auch die Auffassung des bab. Talmud.",
+ "der allen zugänglich ist. Wenn daher die Brüder verschiedene Schabbatbezirke haben, dürfen die Geräte nur innerhalb einer Fläche, die allen diesen Bezirken gemeinsam ist, unter Umständen also überhaupt nicht transportiert werden"
+ ],
+ [
+ "so richtet es sich nach den Füssen des Entleihers. selbst wenn er es erst am heiligen Tage abgeholt hat.",
+ "so richtet sich dieser nach den Füssen beider. Vgl. Anm. 25.",
+ "Rabbi Juda befreit hinsichtlich des Wassers. d. h. er befreit die Besitzerin des Teiges von der Verpflichtung, auf den Schabbatbezirk der Frau, die ihr das Wasser geliehen, Rücksicht zu nehmen.",
+ "weil davon nichts Greifbares zurückbleibt. Es ist ja im gekneteten Teige nicht mehr wahrzunehmen. — ממש stammt von משש = betasten, greifen. Es wäre daher memesch (wie ממר v. מרר) oder mâmâsch (wie מסך v. סכך) zu lesen. Die übliche Aussprache lautet jedoch mammasch, und so haben es auch die Punktatoren des Targum Jer. (5. B. M. 32, 17) vokalisiert. Demnach wäre eine Nebenform נמש (arab. لمس) anzunehmen, der wir vermutlich in נמושות (Pea VIII 1) begegnen, wofür Abba Schâûl (s. Jer. das.) משושות gesetzt hat. Solche Übergänge sind nicht selten. Man vergleiche נפץ mit נקב ,פצץ mit נשל ,קבב mit נהם ,שלל mit כסכה ,המם (v. נסך) mit מסך (v. סכך). Vielleicht gehört auch נאר und das noch nicht befriedigend erklärte נאף hierher. נאר (Ps. 89, 40 u. Klagel. 2, 7) wäre dann gleich ארר mit verfluchen zu übersetzen, und נאף (das im Targum mit גוף [verwandt mit גפף = umarmen] wiedergegeben wird) könnte gleich אפף umschliessen, umfangen bedeuten. נאפופים (Hose‘a 2, 4) ist nicht notwendig von נאף, sondern eben so gut von אפף (nach der Form גפחולים) abzuleiten und als Umarmungen (dem Sinne nach allerdings = Ehebruch) aufzufassen."
+ ],
+ [
+ "Die Kohle hat den Schabbatbezirk des Besitzers. Man darf sie daher nur soweit am heiligen Tage tragen, als auch ihr Eigentümer gehen darf (vgl. Anm. 23).",
+ "die Flamme hat den ihren überall. Wenn also jemand an einer fremden Kohle seine Lampe angezündet hat, so darf er diese innerhalb seines eigenen Schabbatbezirks nach Belieben transportieren, ohne auf den Besitzer der Kohle Rücksicht nehmen zu müssen. Die Flamme birgt ja keinen Teil der Kohle in sich, wie etwa das Salz in der vorigen Mischna ein verborgener Bestandteil des Teiges ist; sie besteht vielmehr aus den brennenden Gasen und festen Stoffen des Lampenöls, durch welches sie genährt und unterhalten wird. Aus demselben Grunde ist wieder die Kerze, die etwa an der Lampe entzündet wurde, weder an deren Schabbatbezirk noch an den der Kohle gebunden. Genau genommen ist die Flamme nicht einmal כרגלי המדליק, wie z. B. das Wasser am Schlusse unserer Mischna ברגלי הממלא ist; sie ist nur insofern von dem Schabbatbezirk dessen, der sie angezündet hat, abhängig, als sie untrennbar an einen Gegenstand gebunden ist, der einen Besitzer hat. An und für sich aber ist sie בכל מקום, gibt es für sie überhaupt keine Schabbatgrenze.",
+ "Die Kohle des Heiligtums unterliegt dem Gesetze über Veruntreuung. Wer heiliges Gut frevelhaft benutzt, wird bestraft und muss den Schaden ersetzen; geschah es aus Versehen, so muss er ein Schuldopfer darbringen und erhöhten Schadenersatz leisten (3. B. M. 5, 14—16).",
+ "die Flamme dagegen darf man zwar nicht benutzen. weder als Licht noch als Wärmequelle.",
+ "aber sie unterliegt nicht dem Gesetze über die Veruntreuung. die mutwillige Benutzung wird nicht geahndet, die irrtümliche braucht nicht gesühnt zu werden.",
+ "Trägt man eine Kohle in öffentliches Gebiet. s. ‘Erubin Kap. IX Anm. 14.",
+ "so ist man strafbar. wenn es am Schabbat geschah; am Feiertage ist ja die Beförderung aus Privatgebiet in öffentliches und umgekehrt sogar gestattet (Einleitung Abs. 2).",
+ "verfährt man ähnlich mit einer Flamme. indem man z. B. ein im Zimmer brennendes Feuer nach dem offenen Fenster hin weht, so dass die Flamme zur Strasse hinaus züngelt []. — Bei Aliasi fehlt der eingeklammerte Satz vollständig; im Jeruschalmi und ebenso bei R. Ascher steht er nicht in der Mischna, sondern nur in einer im Anschluss an diese angeführten Baraita (Tosefta).",
+ "Die Zisterne eines Privatmannes hat den Schabbatbezirk des Privatmannes. über dessen Schabbatgrenze hinaus das Wasser daher nicht geschafft werden darf, wenn es auch jedermann zur Verfügung steht.",
+ "die der Bewohner einer Ortschaft hat den Schabbatbezirk der Bewohner dieser Ortschaft. Diese Bestimmung lässt verschiedene Deutungen zu. Es kann der natürliche Schabbatbezirk der Ortschaft gemeint sein, wie er ein für alle Mal nach der im Traktat ‘Erubin gegebenen Anleitung (s. das. Einl. Abs. 4) von den Sachverständigen festgesetzt wurde. Man kann aber auch den Schabbatbezirk der einzelnen Ortsbewohner darunter verstehen, so dass jeder derselben, der seinen Schabbatwohnsitz durch ‘Erub verlegt hat (s. daselbst), befugt wäre, das von ihm geschöpfte Wasser so weit zu tragen, wie er selbst gehen darf. Endlich kann כרג י אנשי אותה העיר denselben Sinn haben wie כרגלי שתיהן in der vorigen und כמקום שהולכין in der vorletzten Mischna, so dass das Wasser nur innerhalb des allen Ortsbewohnern gemeinsamen Bezirks transportiert werden dürfte, mithin der ‘Erub des einen alle übrigen beschränken würde.",
+ "die der babylonischen Rückwanderer. Die unter Zerubabel aus Babylonien zurückgekehrten Juden hatten im heiligen Lande Brunnen und Zisternen auf öffentlichen Wegen für die Reisenden angelegt.",
+ "hat den Schabbatbezirk des Wasserschöpfers. Da sie herrenlos sind, kann jeder das Wasser, das er aus ihnen geschöpft hat, innerhalb seines eigenen Schabbatbezirks nach Belieben transportieren."
+ ],
+ [
+ "und die Bewohner dieser Ortschaft haben einen ‘Erub. Verschmelzung der Schabbatbezirke durch Verlegung des Wohnsitzes (s. ‘Erubin Einl. Abs. 4 g. Ende).",
+ "so dürfen sie ihm keine bringen. Da die Früchte Privateigentum sind, haben sie den Schabbatbezirk ihres Besitzers.",
+ "so richten sich seine Früchte nach ihm. Er darf sie also von dort holen."
+ ],
+ [
+ "so dürfen sie keine Portionen nach Hause tragen. sofern ihr Heim jenseits der Schabbatgrenzen des Gastgebers liegt und die Gäste auf Grund eines ‘Erub zu ihm gekommen sind.",
+ "dass er ihnen schon am Vorabend des Festes ihre Portionen zugeeignet hat. indem er sie einem Dritten mit den Worten überreichte: Erwirb diese und jene Portion für diesen und jenen meiner Gäste.",
+ "Man darf nicht Steppentiere tränken und schlachten. weil sie beim Eintritt des Festes nicht zum Schlachten bestimmt waren (vgl. Kap. I Mischna 3).",
+ "wohl aber darf man Haustiere. An Stelle von ביתיות hat Jeruschalmi בייתות (lies: bajjatot).",
+ "tränken und schlachten. Man pflegte die Tiere kurze Zeit vor dem Schlachten zu tränken, damit sich nachher die Haut leichter abziehen lasse. Um aber ihren Durst zu stillen, darf man auch Steppentiere selbst am Schabbat tränken.",
+ "die auf der Heide. ausserhalb des Schabbatbezirks. — Mit Efra (אפרא) übersetzt Targum Jer. zu 2. B. M. 2, 3 das hebr. סוף, das Jon. daselbst ebenso wie אחו (1. B. M. 41, 2) durch גומייא wiedergibt. Demnach wäre Schilf die eigentliche Bedeutung von אפר, Heide nur die übertragene."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "\nEinleitung.\nAm vierzehnten Adar, im Schaltjahre am vierzehnten Adar Scheni, wird das Purimfest gefeiert zur Erinnerung an die im Buche Ester erzählten Ereignisse. Dieses Buch wird sowohl in der Nacht als auch am Tage des Festes aus einer vorschriftsmässig geschriebenen Pergament rolle (מגלח) öffentlich verlesen. Die näheren Bestimmungen darüber bilden nebst manchen anderen — teils verwandte Gebiete berührenden, teils in nur losem Zusammenhange stehenden — den Inhalt unseres aus vier Kapiteln bestehenden Traktats. Obwohl der vorangehende Traktat auch nicht mehr Kapitel hat und dem Inhalte nach sich M’gilla, das ebenfalls ein Fest behandelt, besser an Rosch haschana anschliessen würde, wurde dennoch Ta‘anijot zwischengeschoben, weil diesem Traktat insofern der Vorrang gebührt, als die Fasttage, von denen er seinen Namen hat, in dem Gesetz der Tora begründet sind, nach welchem sich die Gemeinde in jeder Gefahr, die sie bedroht, mit gläubigem Vertrauen unter Gebet und Posaunenschall an den himmlischen Vater wenden soll (4. B. M. 10,9), während die Purimfeier erst eine spätere Einrichtung ist.\nDie beiden ersten Kapitel enthalten die Vorschriften über das Lesen der Esterrolle und (im Anschluss an die Unterschiede zwischen Purim des ersten und Purim des zweiten Adar) eine Reihe von Fällen, in denen gleichfalls zwei verwandte Gesetze sich nur in wenigen Punkten unterscheiden. Den Schluss des zweiten Kapitels bildet eine Aufzählung von gebotenen Handlungen, die nur am Tage, und solchen, die nur in der Nacht auszuführen sind. Das dritte Kapitel (in den Ausgaben des bab. Talmud ist es das vierte) bespricht das Verfahren beim Verkauf heiliger Gegenstände und verzeichnet die Toraabschnitte, die an Fest- und Fasttagen sowie an vier dem Pesaḥfeste vorangehenden Sabbaten vorgelesen werden. Das vierte Kapitel (im bab. Talmud das dritte) lehrt die allgemeinen Vorschriften über die Vorlesungen aus der Tora und die Schlussvorträge (Hafṭarot) aus den Propheten.\n"
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+ "Die Rolle. Das Buch Ester, das noch heute als מגלה schlechthin bezeichnet wird. Früher waren alle Bücher der heiligen Schrift in Rollenform geschrieben.",
+ "am Vierzehnten oder am Fünfzehnten. des zwölften Monats (Adar), im Schaltjahre des dreizehnten (Adar Scheni).",
+ "mit einer Mauer umgeben waren. המוקפין kann als Partizip die Vergangenheit eben so gut wie die Gegenwart bezeichnen. מימות heisst nicht: von den Tagen her, seit den Zeiten, sondern — wie die Redensart מימי (all meine Lebtage; vgl. auch מימיהם של נהנים in P’saḥim I 6) zeigt — in den Tagen.",
+ "nur dass die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurückgreifen. Am vierzehnten Adar wurde in der Hauptstadt Schuschan noch gekämpft (Ester 9, 15). Darum wurde angeordnet, dass dort wie auch in allen gleich ihr befestigten Plätzen das Purimfest erst am fünfzehnten begangen werde, während es auf dem flachen Lande und in den offenen Städten schon am vierzehnten zu feiern ist (Ester 9, 18—23). Da aber das heilige Land damals verwüstet und selbst Jerusalem nur ein Trümmerhaufen war, wurde ferner bestimmt, dass als Festungen alle Orte betrachtet werden sollten, die in den Tagen Josuas, also zur Zeit der Besitznahme durch Israel, von einer Mauer umgeben waren. Unter den grösseren Ortschaften sind offene Städte zu verstehen, in denen täglich regelmässige Gebetsversammlungen gesichert waren (s. unten Mischna 3). Den Dorfbewohnern, die eine solche Einrichtung nicht unterhalten konnten, wurde das Zugeständnis gemacht, dass sie sich schon vor dem vierzehnten Adar an denjenigen Tagen, an denen sie in die Stadt einkehrten (הכניסה יום), daselbst von Sachkundigen die Esterrolle vorlesen lassen dürften. Diese Tage waren der zweite und der fünfte Wochentag, an denen die Gerichtshöfe in den grösseren Ortschaften ihre Sitzungen hielten (s. K’tubbot I 1)."
+ ],
+ [
+ "Fällt der Vierzehnte auf den zweiten [Wochentag. Zur Zeit der Mischna, als es noch keinen festen Kalender gab, der Monatsanfang vielmehr von Fall zu Fall durch die Behörde auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes festgesetzt wurde (s. Rosch Haschana, Einleitung, Absatz 2), konnte der vierzehnte Adar auf jeden Tag der Woche fallen, nach unserm festen Kalender dagegen nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Freitag.",
+ "so lesen die Dörfer und grösseren Ortschaften an diesem Tage und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar.",
+ "so greifen die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurück. auf Montag, den dreizehnten, bezw. den zwölften Adar.",
+ "die grösseren Ortschaften lesen an jenem Tage. d. i. am vierzehnten Adar.",
+ "und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar.",
+ "lesen die Dörfer und grösseren Ortschaften an diesem Tage und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar.",
+ "greifen die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurück. auf Donnerstag, den dreizehnten Adar.",
+ "die grösseren Ortschaften und die mit einer Mauer umgebenen lesen an jenem Tage. Auch die befestigten Orte lesen in diesem Falle am vierzehnten Adar, weil am Schabbat die Esterrolle nicht vorgelesen werden darf.",
+ "fällt er auf den Schabbat. Zur Zeit der Mischna, als es noch keinen festen Kalender gab, der Monatsanfang vielmehr von Fall zu Fall durch die Behörde auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes festgesetzt wurde (s. Rosch Haschana, Einleitung, Absatz 2), konnte der vierzehnte Adar auf jeden Tag der Woche fallen, nach unserm festen Kalender dagegen nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Freitag.",
+ "so lesen die Dörfer und grösseren Städte am Tage der Einkehr. Auch die grösseren Ortschaften lesen am Donnerstag, dem zwölften Adar. Da am Schabbat die Vorlesung nicht stattfinden kann (vgl. die vorige Anmerkung), ein Rückschub also notwendig ist, wird sie gleich um zwei Tage zurückverlegt, um den Freitag für die Vorbereitungen auf den Schabbat frei zu halten. Aus demselben Grunde sollte man in den befestigten Orten am Donnerstag lesen, wenn der fünfzehnte Adar auf Schabbat fällt. Es geht jedoch nicht an, dass man dort früher lese als in den offenen Städten. Darum lesen beide am Freitag, dem vierzehnten Adar.",
+ "und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden Tage. Gemeint ist der auf den vierzehnten Adar folgende Tag, also Sonntag, der fünfzehnte.",
+ "so greifen die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurück. auf Donnerstag, den elften Adar.",
+ "die grösseren Ortschaften lesen an jenem Tage. d. i. am vierzehnten Adar.",
+ "und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar."
+ ],
+ [
+ "in der sich zehn Beschäftigungslose befinden. die kein Gewerbe betreiben und sich daher verpflichten können, zu den festgesetzten Gebetszeiten in der Synagoge zu erscheinen.",
+ "In diesen Fällen. wenn Purim, sei es der vierzehnte, sei es der fünfzehnte Adar, auf Schabbat fällt.",
+ "es werde vorgesorgt und nicht hinausgeschoben. die Vorlesung finde schon vorher und nicht erst am folgenden Sonntage statt.",
+ "aber das Holzfest der Priester. s. Ta‘anijjot IV 5 und Anm. 40 daselbst.",
+ "der neunte Ab. und jeder andere verschiebbare Fasttag, also alle Fasttage ausser dem Versöhnungstage.",
+ "das Festopfer. das Privatopfer, das an den drei heiteren Festen dargebracht wurde (5. B. M. 16, 16—17).",
+ "und die Versammlung. bei welcher der König aus der Tora vorlas (5. B. M. 31, 10—13). Sie fand alle sieben Jahre am zweiten Tage des Hüttenfestes statt (s. Soṭa VII 8).",
+ "werden hinausgeschoben und nicht rückwärts verlegt. Wenn der festgesetzte Tag auf Schabbat fällt, wird die Feier nicht auf einen frühern Tag verlegt, sondern anf den folgenden verschoben. Das hier erwähnte Opfer (nicht zu verwechseln mit den öffentlichen Opfern, die ja auch am Schabbat vollzogen wurden), konnte an jedem Tage des Festes, am Wochenfeste aber, das nur einen Tag dauerte, noch an einem der folgenden sechs Tage dargebracht werden.",
+ "Fasten und Beschenkung der Armen gestattet. Der Tag, an welchem die Dorfbewohner die Esterrolle vorzeitig gelesen haben, ist für sie kein Fest, an welchem Trauerfeier und Fasten verboten wäre; doch dürfen sie an diesem Tage schon die für Purim vorgeschriebenen Geldgeschenke (Ester 9, 22) an die Armen verteilen, obgleich das Festmahl und die damit verbundenen Freundesgaben (daselbst) auch für sie an den vierzehnten Adar gebunden sind.",
+ "Wo gilt das. Die Frage bezieht sich auf das am Ende der ersten Mischna erwähnte Zugeständnis, nach welchem die Dorfbewohner die Esterrolle vorzeitig lesen dürfen; sie konnte aber dort nicht eingeschoben werden, weil sie an dieser Stelle den Zusammenhang der ersten mit der sie erläuternden zweiten und dritten Mischna durchbrochen hätte. Darum knüpft sie lieber an die Worte אף על פי שאמרו an, so dass אימתי hier für אימתי אמרו מקדימין ולא מאחרין steht.",
+ "an dem man am zweiten und fünften [Wochentage] einkehrt. in die nächste grössere Ortschaft, in der ein Gerichtshof besteht und für regelmässige Gebetsversammlungen gesorgt ist (s. Anm. 4 u. 14).",
+ "liest man sie nur zu ihrer Zeit. am vierzehnten Adar."
+ ],
+ [
+ "worauf dem Jahre ein Monat eingeschaltet wurde. Zur Zeit der Mischna gab es noch keine feste Ordnung der Schaltjahre. Der dreizehnte Monat wurde vielmehr von der Behörde eingeschoben, so oft das Bedürfnis es erforderte, mitunter erst am letzten Tage des zwölften Monats.",
+ "so liest man sie im zweiten Adar. aufs neue.",
+ "Der erste Adar unterscheidet sich vom zweiten Adar nur durch das Lesen der Rolle und die Beschenkung der Armen. Wenn die Einschaltung noch vor dem Vierzehnten des zwölften Monats erfolgte, wird Purim nicht in diesem, sondern im dreizehnten (Adar Scheni) gefeiert. Aber Totenklage und Fasten sind auch am vierzehnten und fünfzehnten Tage des zwölften Monats untersagt. In dieser Beziehung ist zwischen beiden Adar kein Unterschied. — An diesen mit אין בין beginnenden Satz sind nun im folgenden wegen dieser Eigentümlichkeit zwölf Halachot angereiht, die ebenfalls mit אין בין anfangen, sonst aber zum Inhalte unseres Traktats keine Beziehung haben (s. die Einleitung)."
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+ "Der Feiertag unterscheidet sich vom Schabbat nur in Bezug auf Lebensmittel. Am Feiertage sind manche Verrichtungen, die am Schabbat verboten sind, zum Zwecke der Bereitung von Speisen und Getränken erlaubt (s. die Einleitung zum Traktat Jom Ṭob); alle übrigen sind auch am Feiertage nicht gestattet.",
+ "Zwischen dem Schabbat und dem Versöhnungstage besteht nur der Unterschied. hinsichtlich der Werktätigkeit.",
+ "hier dagegen durch Ausrottungstod geahndet wird. Die Verurteilung wegen der Entweihung des Schabbat durch mutwillige Übertretung des Verbotes jeglicher Werktätigkeit erfolgt durch die zuständigen Gerichte, während die für vorsätzliche Entweihung des Versöhnungstages durch das gleiche Verbrechen von der Tora angedrohte Ausrottung eine Gott vorbehaltene Strafe ist. Das Verbot an sich hat aber an beiden Tagen die gleiche Ausdehnung; denn am Versöhnungstage ist auch Speisebereitung in demselben Umfange wie am Schabbat untersagt."
+ ],
+ [
+ "dem der Genuss von einem andern versagt ist. Das kann auf zweierlei Art bewirkt werden: meinerseits, indem ich zu ihm sage: Jeder Genuss von dir soll mir wie ein Opfer sein; seinerseits, indem er zu mir sagt: Jeder Genuss von mir soll dir gleich einem Opfer sein. Im ersten Falle bin ich נודר הנאה מחברי, in beiden Fällen מודר הנאה מחברי. Selbstverständlich ist Muddar (Hof‘al zu sprechen und nicht Modêr, wie man gewöhnlich hört und liest, obgleich es eine solche Form von נדר gar nicht gibt.",
+ "dem nur Esszeug von ihm versagt ist. durch die Formel: Dein Esszeug sei mir einem Opfer gleich, bezw.: Mein Esszeug sei dir wie ein Opfer. — In der Bibel ist מאכל nichts anderes als אכל, die Speise. Der spätere Sprachgebrauch scheint den Begriff מאכל auf alles ausgedehnt zu haben, was zur Herstellung von אכל dient (vgl. מאכלת = Schlachtmesser), also auf Esszeug im weitesten Sinne, in welchem der Begriff sowohl die Nahrungsmittel selbst als auch die Geräte, mit deren Hilfe sie zubereitet und genossen werden, in sich schliesst.",
+ "die man nicht zu Lebensmitteln verwendet. Wenn mir nur sein „Esszeug“ versagt ist, darf ich sein Besitztum betreten und mir Gegenstände von ihm borgen, die zu keinerlei Speise oder Trank Verwendung finden; ist mir dagegen der „Genuss“ von ihm untersagt, darf ich von allem, was ihm gehört, keinerlei Nutzen ziehen. Sonst ist zwischen beiden Formen der Versagung kein Unterschied.",
+ "während man für gespendete keinen Ersatz zu leisten braucht. Spenden sind die einem frommen Zwecke (insbesondere dem Altar oder dem Tempelschatze) freiwillig gewidmeten Gegenstände; Gelübde sind die freiwillig übernommenen Verpflichtungen zu einer Spende. Sage ich z.B.: Dieses Geldstück schenke ich dem Armenverein, so ist das eine Spende, und ich brauche, wenn das Geldstück mir abhanden kommt, kein anderes dafür zu geben; sage ich aber: Ich will einen Betrag im Werte dieses Geldstücks dem Armenverein schenken, so ist das ein Gelübde, und ich muss, wenn ich später den genannten Betrag bereit gelegt und, ehe ich ihn dem Vorsteher übergeben, verloren habe, aufs neue Zahlung leisten."
+ ],
+ [
+ "nur in Bezug auf das Opfer. Wer krankhaften Samenfluss zweimal an sich bemerkt hat, sei es an demselben Tage, sei es an zwei aufeinander folgenden Tagen, ist ebenso unrein und macht sein Lager und seinen Sitz ebenso zu einem Herd der Unreinheit (über diesen Begriff s. P’saḥim I Anm. 26 u. 29) wie derjenige, der solchen dreimal, sei es hintereinander, sei es innerhalb dreier aufeinanderfolgender Tage, an sich beobachtet hat; nur dass dieser nach erlangter Reinheit das von der Tora (3. B. M. 15, 14f) geforderte Opfer bringen muss, von dem jener befreit ist.",
+ "Der eingeschlossene Aussätzige unterscheidet sich von dem als aussätzig Erklärten nur hinsichtlich des ungeschorenen Kopfhaars und der zerrissenen Kleidung. Beide sind aus dem Lager zu entfernen und übertragen in gleicher Weise die ihnen anhaftende Unreinheit; nur unterliegt der bloss zur Beobachtung seiner Krankheit Eingeschlossene nicht gleich dem vom Priester bereits als aussätzig Erklärten der Pflicht, seine Kleider zu zerreissen und sein Haar wachsen zu lassen (3. B. M. 13, 45), noch den beiden anderen im selben Verse enthaltenen, hier als bekannt vorausgesetzten und der Kürze wegen nicht angeführten Forderungen.",
+ "Der nach der Einschliessung rein Gewordene unterscheidet sich von dem nach erklärtem Aussatz rein Gewordenen nur in Bezug auf die Kahlschur und die Vögel. Der Aussätzige, der von seinem Leiden genesen ist, muss nach seiner Reinsprechung durch den Priester sich den Körper kahl scheren lassen und zwei Vögel darbringen (3. B. M. 14, 1—8: von den in den folgenden Versen enthaltenen Vorschriften, die ebenfalls auf den טהור כתוך החלט beschränkt sind, ist hier abgesehen, weil sie erst eine Woche später zu beobachten sind). Der nur wegen Aussatzverdachtes Abgesperrte ist dazu nicht verpflichtet, wenn er nach Ablauf der Beobachtungszeit entlassen wird. Beide aber müssen sich und ihre Kleider einem Reinigungsbade unterziehen."
+ ],
+ [
+ "Die Bücher. der heiligen Schrift.",
+ "von den Gebetstreifen. Pergamentstreifen, die vier Toraabschnitte enthalten (2. B. M. 13, 1—10 und 11—16; 5. B. M. 6, 4—9 und 11, 13—21) und mittels Riemen am Kopfe und am linken Arm befestigt werden.",
+ "und den Pfostenblättern. Pergamentblätter, welche die beiden letztgenannten Toraabschnitte enthalten und an den Türpfosten anzubringen sind.",
+ "dass die Bücher in jeder Sprache. und beliebiger Schrift.",
+ "während Gebetstreifen und Pfostenblätter nur in assyrischer Schrift hergestellt werden dürfen. Gemeint ist die sogenannte Quadratschrift, die die Juden in Babel, dem ehemaligen Bestandteile des assyrischen Reiches, angenommen haben, um sich ihrer fortan statt der althebräischen Schrift zu bedienen. Sie wird nicht בבלית genannt, weil dieses Wort einen üblen Klang hatte (Joma VI, Anm. 22), während אשורית „die Gepriesene, Herrliche“ bedeuten kann.",
+ "auch die Bücher habe man nur griechisch. in griechischer Sprache und griechischer Schrift. Selbstverständlich erst recht in der heiligen Sprache."
+ ],
+ [
+ "Zwischen dem mit Salböl gesalbten Priester und dem durch Kleider geweihten. Bis Josia, solange das von Mosche bereitete Salböl vorhanden war, wurden die Hohenpriester damit gesalbt; später wurden sie nur durch das Anlegen der acht Gewandstücke, die den Ornat des Hohenpriesters bildeten (Joma VII 8), in ihr Amt eingeführt.",
+ "der in Ansehung aller Gebote dargebracht wird. Wenn der Hohepriester ein Verbot, dessen irrtümliche Übertretung durch ein Sündopfer zu sühnen ist (3. B. M. 4, 27—35), aus Versehen für erlaubt erklärt und gemäss seiner falschen Entscheidung handelt, bringt er zur Sühne einen Farren dar (daselbst 3—12). Das gilt aber nur für den gesalbten Hohenpriester; die Hohenpriester der spätern Zeit brachten in solchem Falle weibliches Kleinvieh, das Sündopfer eines Privatmannes dar. — Der Ausdruck מרובה (vermehrt) kann auf die grössere Zahl der Dienstgewänder bezogen werden, durch die der Hohepriester vor dem gewöhnlichen Priester ausgezeichnet war. Das Wort heisst aber auch geweiht (משח wird im Targum mit רבי übersetzt), eine Bedeutung, die hier besser passt, da מרובה בגדים an dieser Stelle nicht im Gegensatz zum כהן הדיוט, sondern zum כהן גדול המשוח בשמן המשחה steht. — על כל המצות ist nicht buchstäblich zu nehmen. Es handelt sich, wie gesagt, nicht um alle Arten unabsichtlicher Übertretungen, sondern nur um schwere Versehen, die durch ein Sündopfer gesühnt werden müssen. Die Bezeichnung פר הבא על כל המצות ist zum Unterschiede von חטאת של עבודה זרה gewählt, dem Sündopfer, das wegen einer unter den Begriff des Götzendienstes fallenden unvorsätzlichen Handlung dargebracht wird und für jedermann, ob כהן משוה oder בגדים מרובה, ob Priester oder Laie, das gleiche ist [וכן במנחות ט׳ ז׳ כדי להבדיל בין פר העלם דבר של צבור לפר של עבודה זרה].",
+ "Zwischen dem diensttuenden Priester und dem zurückgetretenen besteht ein Unterschied bloß in Bezug auf den Farren des Versöhnungstages und das Zehntel der Efa. Ist der Hohepriester am Versöhnungstage dienstunfähig, so tritt sein Stellvertreter für ihn ein, der aber nur so lange seines Amtes waltet, als jener verhindert ist. Trotzdem ist er sein Leben lang ebenso wie der aus anderen Gründen (Leibesfehler, Altersschwäche) zurückgetretene Hohepriester an alle den כהן גדול auszeichnenden Bestimmungen (s. Horajot III 4) gebunden mit Ausnahme der Vorschrift über den Opferstier des Versöhnungstages (3. B. M. 16, 6) und über das aus einem ‘Omer (= 1⁄10 Efa) Mehl zur Hälfte des Morgens und zur Hälfte des Abends täglich darzubringende Opfer (daselbst 6, 12—16). Beide Verrichtungen sind ausschliesslich dem diensttuenden Hohenpriester vorbehalten."
+ ],
+ [
+ "Die grosse Opferhöhe unterschied sich von der kleinen Opferhöhe nur hinsichtlich der Pesaḥopfer. Solange das Heiligtum in Schilo sich befand und nachdem der Tempel zu Jerusalem erbaut war, durften andere Altäre — sogenannte Opferhöhen — nicht errichtet werden. Nach der Zerstörung Schilos wurde in Nob und später in Gib‘on ein öffentlicher Altar, die grosse Opferhöhe aufgestellt, auf der die ständigen Gemeindeopfer dargebracht wurden. Zu gleicher Zeit gab es bis zur Erbauung des Salomonischen Tempels Privataltäre oder kleine Opferhöhen, auf denen man freiwillige Privatopfer vollziehen durfte. Öffentliche Opfer, die an keine bestimmte Zeit gebunden waren, wurden weder hier noch dort dargebracht. Dasselbe gilt von den pflichtmässigen Privatopfern mit Ausnahme des Pesaḥ. Dieses musste auf der grossen Opferhöhe und durfte auf keinem Privataltar vollzogen werden.",
+ "Alles was gelobt oder gespendet werden kann. Private Ganz- nnd Friedensopfer. Über den Unterschied zwischen Gelübden und Spenden s. Anm. 35.",
+ "durfte auf einer Opferhöhe dargebracht werden. sowohl auf der grossen als auf der kleinen.",
+ "was dagegen weder gelobt noch gespendet werden kann. pflichtmässige Privatopfer.",
+ "durfte auf keiner Opferhöhe dargebracht werden. weder auf der kleinen noch auf der grossen."
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+ "dass man in Schilo. während sich daselbst das von Mosche in der Wüste errichtete Heiligtum befand.",
+ "minderheilige Opfer. Solche sind das Pesaḥ, die privaten Dank- und Friedensopfer, sowie die männliche Erstgeburt und der Zehnt vom Vieh.",
+ "und Zweiten Zehnt. Nach der Priesterhebe (תרומה) und dem an die Lewiten abzuliefernden Ersten Zehnt (מעשר ראשון) wurde vom Reste der Ernte noch ein Zehntel als Zweiter Zehnt abgesondert. Dieser oder sein Geldwert musste am Orte des Heiligtums verzehrt werden (5. B. M. 14, 22—26).",
+ "innerhalb der ganzen Sichtbarkeitszone. in dem ganzen Umkreise, soweit man Schilo sehen konnte.",
+ "in Jerusalem dagegen nur innerhalb der Mauer. von der die heilige Stadt umschlossen war.",
+ "Hier wie dort können hochheilige Opfer. Solche sind, abgesehen von denen, deren Fleisch nicht gegessen wurde, das Sünd- und das Schuldopfer sowie die öffentlichen Friedensopfer.",
+ "nur innerhalb der Vorhänge. die den Vorhof des von Mosche geschaffenen Heiligtums abgrenzten. Im Tempel zu Jerusalem entsprachen ihnen die Mauern der Opferhalle.",
+ "die Heiligkeit Jerusalems kann niemals aufgehoben werden. Nach der Zerstörung Schilos durften Opferhöhen, auch private, überall errichtet werden (s. Anm. 48), und den Ort, auf dem das Heiligtum gestanden hatte, konnten selbst Unreine betreten; nach der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem dürfen in alle Ewigkeit keine Opferhöhen mehr erbaut werden, und den Ort, auf dem er gestanden, darf kein Unreiner je betreten."
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+ ],
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+ "Wer die Rolle. Das Buch Ester (s. Kap. I, Anm. 1).",
+ "rückwärts liest. wenn auch nur einen spätern Abschnitt vor dem frühem. — Zu den mannigfachen Bedeutungen von פרע gehört auch die des Umkehrens. Daher ist למפרע = rückwärts, בפויע (im (Hand-)Umdrehen] — schnell (vgl. כהרף עין), פרע = [ein Darlehen] zurückgeben (fig. = heimzahlen, strafen), vielleicht auch (wie חזר oder retourner en arrière) = abstehen, aufgeben (יחזקאל 24, 14), ferner = zurückweichen, verschmähen (Sprüche 1, 25; 4, 15; 13, 18; 15, 32), endlich = zurückgehen, verkommen (Sprüche 8, 33; 29, 18; 2 Chr. 28, 19); dagegen ist תפריעו (2. B. M. 5, 4) nicht = zurückhalten, sondern wie das folgende והשבתם = müssig sein, feiern lassen (arab. فرغ). פרעה — פרע (das. 32, 25) kann ein Wortspiel sein: M. sah, dass das Volk entartet war, da es A. dem Gespötte der Gegner entblösst (seine Schande enthüllt) hatte.",
+ "hat seiner Pflicht nicht genügt. Zu לא יצא s. P’saḥim X, Anm. 36.",
+ "so hat er seiner Pflicht genügt. Der scheinbare Widerspruch in diesem Satze kann auf verschiedene Art gelöst werden: a) Wer die Rolle auswendig hersagt oder aus einer hebräischen Abschrift in fremder Sprache liest, indem er statt des vor ihm liegenden Textes die Übersetzung aus dem Kopfe vorträgt, genügt nicht seiner Pflicht; Fremdsprachigen liest man aus einer in ihrer Muttersprache abgefassten Rolle in der fremden Sprache, im Notfalle aus einer hebräisch geschriebenen in der heiligen Sprache vor. b) Eine Vorlesung in fremder Sprache genügt nicht; doch liest man die Rolle dem Fremdsprachigen, damit er ihren Inhalt erfasse, in seiner Muttersprache vor, bevor sie ihm hebräisch vorgetragen wird, in welcher Sprache er sich seiner Pflicht entledigt, wenn er sie auch nicht versteht. c) Wer Hebräisch versteht, genügt seiner Pflicht in keiner andern Sprache, die er ebenfalls versteht; wer Hebräisch nicht versteht, liest aus einer Übersetzung in seiner Muttersprache, hat aber seine Pflicht erfüllt, wenn er einer Vorlesung in der Ursprache beiwohnt. d) Wenn jemand nur Hebräisch versteht, wird er seiner Pflicht nicht ledig, wenn er die Rolle in einer fremden, unverstandenen Sprache liest; versteht er dagegen nur eine fremde Sprache, soll man ihm womöglich in dieser vorlesen; im Notfalle genügt es, wenn er die Rolle in der heiligen Sprache vortragen hört. e) Liest man sie aus einer Übersetzung, die man nicht versteht, hat man der Vorschrift nicht genügt; Fremdsprachigen kann, auch wenn sie Hebräisch verstehen, aus einer in ihrer Muttersprache abgefassten Rolle vorgetragen werden; die Vorlesung in der Ursprache genügt auf alle Fälle, auch wenn man sie nicht versteht. Die erste und die letzte Lösung sind dem Wortlaut der Mischna am besten angemessen; sie entsprechen auch der Auffassung des Talmud. — לעוזות ist die Lesart des Jeruschalmi. Es ist der Plural von לעוז (la‘oz; syr. ebenso) und trotz der weibl. Endung männlich (vgl. ‘Erubin IV, Anm. 65). Die anderen Ausgaben lesen לועזות, die weibliche Mehrzahl von לועז (lo‘ez; Ps. 114,1). Sollte diese gewählt sein, weil die Mischna mehr an Frauen denkt, die leider damals schon meist kein Hebräisch verstanden? Wahrscheinlich ist es nicht. — Unter אשורית ist hier eine Vorlesung in der Ursprache aus einer in assyrischer Quadratschrift (s. ob. Kap. I, Anm. 43) hergestellten Rolle zu verstehen."
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+ "Las er sie mit Unterbrechungen. סרוג, verwandt mit dem biblischen שרג (sich ranken, verflechten), bezeichnet in der Mischna ein Gitterwerk, in welchem die Stäbe voneinander abstehen.",
+ "oder im Halbschlummer. מתנמנס ist Nitpalpel von נום (schlummern); vgl. נתגלגל (‘Erubin III 4 und X 3).",
+ "Auslegung oder Berichtigung beschäftigt. Er hat aus einer vollständigen, vorschriftsmässig hergestellten Rolle abgeschrieben und dabei Wort für Wort aus seiner Vorlage gelesen; oder er hat Vers um Vers aus einer solchen vorgetragen und dazwischen seinen Zuhörern den Inhalt erläutert; oder er hat ein fertiges Exemplar laut durchgelesen, um etwaige Fehler zu verbessern und verblasste Buchstaben aufzufrischen. — מגיה (Hif‘il v. נגה) heisst in der Bibel beleuchten, aufhellen.",
+ "wenn er seinen Sinn darauf richtete. korrekt zu lesen und so das Gebot zu erfüllen.",
+ "mit Gummi. griechisch ϰόμμι.",
+ "oder mit Vitriol. griechisch χάλϰανϑος.",
+ "auf Papier oder Rohleder. griechisch διφϑέρα, nicht ganz ausgearbeitetes (mit Salz und Mehl, aber nicht mit Galläpfeln behandeltes) und darum zum Schreiben nicht gut geeignetes Fell.",
+ "sie muss durchaus assyrisch. s. oben Kap. I, Anm. 43.",
+ "auf Pergament und mit Tinte. Schwarzer, aus Russ, Harz und Honig gekneteter und gepresster Teig, der vor dem Gebrauch in Galläpfelbrühe aufgelöst wird (חוס׳ יו״ט)."
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+ "Hat sich der Bewohner einer Stadt. die am vierzehnten Adar die Esterrolle liest (oben I 1). עיר, wie hier als Gegensatz zu כרך, bezeichnet die offene Stadt.",
+ "in eine Festung. die sie am fünfzehnten liest (daselbst).",
+ "andernfalls liest er mit ihnen. Nach dem oberflächlichen Wortsinne lehrt die Mischna, dass jemand, der das Purimfest an einem fremden Orte verlebt, in welchem das Buch Ester an einem andern Tage als in seiner Heimat gelesen wird, sich nach dieser zu richten habe, wenn er die Absicht hat, später dahin zurückzukehren, nach seinem Aufenthaltsorte dagegen, wenn er ihn zu seinem dauernden Wohnsitz machen will. Nach der Auffassung des Talmud handelt es sich aber immer nur um einen vorübergehenden Aufenthalt, und es kommt lediglich darauf an, ob er den fremden Ort an dem Tage, an welchem dieser das Purimfest feiert, verlassen wollte oder nicht. Demnach liest der Bewohner einer offenen Stadt auch in einer Festung am vierzehnten Adar, wenn er am fünfzehnten vor dem Morgengrauen abreist, am fünfzehnten aber, wenn er sich erst nach Tagesanbruch auf den Heimweg macht, und ebenso der Bewohner einer Festung auch in einer offenen Stadt am fünfzehnten, wenn er seine ursprüngliche Absicht, in der Nacht zum vierzehnten heimzukehren, nicht ausgeführt hat, am vierzehnten aber, wenn er von vornherein entschlossen war, diesen Tag noch am fremden Orte zu verweilen, obgleich er des Abends schon wieder zu Hause sein wird. — Dass diese Mischna nicht oben schon, gleich nach 12 ihren Platz gefunden hat, erklärt sich daraus, dass das erste Kapitel die allgemeinen Bestimmungen über die Zeit der Vorlesung enthält, das zweite aber die besonderen Fälle, zu denen der Aufenthalt an fremdem Orte ebenso gehört wie die nachfolgenden (streitigen und darum an die letzte Stelle gerückten) Bestimmungen über unvollständigen Vortrag und ungeeignete Vorleser.",
+ "Und. Dieses Und verknüpft die Frage, die es einleitet, in auffallender Weise mit dem Vorangehenden. Es war dort viel die Rede von Verstössen, welche die Vorlesung beeinträchtigen. Es entsteht nun die Frage: Gelten diese Bestimmungen für das ganze Buch oder nur für die wesentlichen Abschnitte?",
+ "Ein Mann aus Juda. Ester 2, 5.",
+ "Nach diesen Begebenheiten. daselbst 3,1."
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+ "die Rolle. Das Buch Ester (s. Kap. I, Anm. 1).",
+ "vorzulesen mit Ausnahme eines Tauben. auch wenn er erst in reiferm Alter taub geworden, so dass er deutlich spricht und versteht, was er liest, aber seine eignen Worte nicht hört.",
+ "Irrsinnigen und Minderjährigen. eines Knaben unter dreizehn Jahren.",
+ "tauche nicht unter. im Reinigungsbade zur Beseitigung einer siebentägigen Unreinheit (s. Anm. 25).",
+ "und besprenge nicht. mit dem Entsündigungswasser (4. B. M. 19, 17—19).",
+ "auch eine Tag gegen Tag Wartende. Eine Frau, die in den elf Tagen zwischen je zwei Menstruationsperioden an drei aufeinanderfolgenden Tagen einen Blutfluss an sich beobachtet hat, erlangt die Reinheit erst wieder, wenn sie nach sieben ohne Blutfluss verbrachten Tagen das Reinigungsbad nimmt (s. P’saḥim VIII, Anm. 32 u. 35). Sie muss also am ersten Tage ihrer Beobachtung abwarten, ob nicht auch an den beiden nächsten Tagen Blutfluss eintritt. Ist dieser am zweiten ausgeblieben, so ist sie mit Eintritt der Nacht rein, wenn sie sich im Laufe des Tages im Reinigungsbade untergetaucht hat; ist er nicht ausgeblieben, so muss sie wieder den folgenden (dritten) Tag abwarten und ist nach dessen Ablauf nur dann rein, wenn sie keinen Blutfluss bemerkt und vor Sonnenuntergang vorschriftsmässig gebadet hat.",
+ "tauche nicht unter. Andere Personen, deren Unreinheit von so kurzer Dauer ist, brauchen nicht auf Sonnenaufgang zu warten, können vielmehr auch in der Nacht im Reinigungsbade untertauchen.",
+ "ehe die Sonne aufgegangen. הנץ החמה, eigentlich Emporblühen der Sonne, ist kein dichterischer, sondern der allgemein übliche Ausdruck für den Sonnenaufgang.",
+ "ist es wirksam. und braucht nicht nach Sonnenaufgang wiederholt zu werden."
+ ],
+ [
+ "Der ganze Tag. die Zeit zwischen Auf- und Untergang der Sonne.",
+ "eignet sich zum Lesen der Rolle. Das Buch Ester (s. Kap. I, Anm. 1).",
+ "zum Lesen des Hallel. Ps. 113—118, die an gewissen Festtagen gesungen werden.",
+ "zum Schofarblasen. am Neujahrstage und im Jobeijahre auch am Versöhnungstage (3. B. M. 23, 24 u. 25, 9).",
+ "und zum Emporheben des Palmzweiges. nebst der Myrte, den Bachweiden und dem Etrog am Hüttenfeste (3. B. M. 23,40).",
+ "zum Musafgebete und zu den Musafopfern. An Schabbat- Fest- und Neumondstagen wurde zwischen das tägliche Morgen- und Nachmittagsopfer noch ein besonderes Opfer eingeschoben, das daher Musaf (v. יסף = hinzufügen) genannt wird. An denselben Tagen wird zwischen Morgen- und Nachmittagsgebet noch ein besonderes Gebet eingeschaltet, das ebenfalls mit dem Worte Musaf bezeichnet wird. — Die Reihenfolge (מוספין nach תפלת המוספין) erklärt sich daraus, dass zunächst die allzeit geltenden Gebote, dann die vom Bestande des Heiligtums abhängigen, zuletzt die nur gelegentlich zu erfüllenden angeführt werden.",
+ "zum Bekenntnis bei den Opferstieren. während des Handauflegens (3. B. M. 4, 4 u. 15).",
+ "zum Bekenntnis beim Zehnt. 5. B. M. 26, 12—15. Ma‘asêr Scheni V 10.",
+ "und zum Bekenntnis am Versöhnungstage. 3. B. M. 16, 21; Joma III 8, IV 2, VI 2.",
+ "zum Handaufstützen. Wer ein Privatopfer ausser מעשר ,בכור und פסח darbringt, stützt seine Hände auf den Kopf des Opfertieres.",
+ "zum Schlachten. der öffentlichen und privaten Tieropfer, soweit nicht wie beim täglichen Morgen- und Nachmittagsopfer oder beim Pesaḥopfer eine bestimmte Tageszeit festgesetzt ist.",
+ "zum Schwenken. 3. B. M. 7,30; 23, 11 und 20; 4 B. M. 5,25 und 6,20.",
+ "zum Abheben und zum Verbrennen. Das Mehlopfer wird an die südöstliche Ecke des Opferaltars herangetragen (הגשת), wo der Priester davon eine Handvoll abhebt (קמיצה), die er dann auf das Altarfeuer legt (הקטרה), damit sie dort verbrenne.",
+ "zum Abkneipen. das bei den Vogelopfern an die Stelle des Schlachtschnittes tritt (3. B. M. 1,15; 5,8).",
+ "zum Auffangen. des Opferblutes mittels des Beckens.",
+ "und zum Sprengen. vom Opferblute auf den Opferaltar, bezw. vor der heiligen Lade, dem Vorhange und auf den goldenen Altar.",
+ "zur Wasserprobe der Sittenlosen. 4. B. M. 5,24.",
+ "zur Tötung des Kalbes. 5. B. M. 21,4.",
+ "und zur Reinigung des Aussätzigen. 3. B. M. 14, 1—32."
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+ "Die ganze Nacht eignet sich zum ‘Omerschnitt. In der Nacht zum sechzehnten Nisan wurde die Gerste gemäht, von der am folgenden Morgen ein ‘Omer (=1/10 Efa, etwa 2¾ Liter) dargebracht wurde.",
+ "und zum Verbrennen der Fettstücke und der Glieder. auf dem Opferaltar. Vom Ganzopfer wurden sämtliche Glieder dargebracht, von anderen Opfern nur gewisse Fettstücke, während das Fleisch gegessen wurde.",
+ "Für jede auf die Tageszeit sich erstreckende Vorschrift. Hierher gehört ausser den in voriger Mischna aufgezählten Dingen auch das Auflegen der zwölf Brote und der zwei Weihrauchschalen auf den goldenen Tisch (3. B. M. 24, 5—8).",
+ "ist die ganze Tageszeit geeignet. selbstverständlich mit Ausschluss solcher Gebote, deren Erfüllung an eine bestimmte Tageszeit gebunden ist.",
+ "für eine an die Nachtzeit gebundene Vorschrift ist die ganze Nachtzeit geeignet. Hierher gehört auch die Vorschrift, das Fleisch des Pesaḥopfers in der Nacht zum fünfzehnten Nîsan zu verzehren. Die Einschränkung der Essenszeit auf die erste Hälfte der Nacht ist nur eine rabbinische Vorbeugungsmassregel (s. jedoch P’saḥim X, Anm. 76)."
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+ ],
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+ "Wenn die Bewohner einer Stadt den Stadtplatz. Der insofern eine gewisse Heiligkeit besitzt, als auf ihm an Fasttagen eine öffentliche Andacht stattfindet (s. Ta‘anijot II 1).",
+ "für den einer Synagoge eine Lade. in der die heiligen Bücher aufbewahrt werden.",
+ "für den einer Lade Tücher. die zur Bekleidung oder Umhüllung der heiligen Bücher dienen.",
+ "für den von Tüchern Bücher. Propheten, Hagiographen oder einzelne Teile des Pentateuch.",
+ "für den von Büchern eine Tora. den ganzen Pentateuch in einer Rolle.",
+ "Dasselbe gilt von ihren Überschüssen. Wenn man von einem Teil des Erlöses einen Gegenstand von grösserer Heiligkeit erworben hat, darf man für den Rest keinen solchen von geringerer Heiligkeit kaufen, z B. vom Erlös einer Synagoge keine Prophetenschriften, wenn man vorher einen Teil zum Ankauf einer Torarolle verwandt hat. Das hier zu Grunde liegende Prinzip lautet kurz und bündig: מעלין בקדש ואין מורידין = Man steigert in Bezug auf Heiligkeit, aber man vermindert nicht.",
+ "Man darf öffentliches Eigentum. das einen Grad von Heiligkeit besitzt.",
+ "Dies die Worte des Rabbi Juda. Andere Lesart: Rabbi Meïr.",
+ "Demnach auch nicht aus einer grössern Stadt an eine kleinere. Soweit gehst du doch selber nicht. Und doch liegt in dem Verkauf an eine kleinere Stadt, wo der heilige Gegenstand von weniger Personen benutzt wird, grundsätzlich eine ebensolche Herabsetzung wie in dem Verkaufe an einen Privatmann."
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+ "dass man sie nach Belieben wiedererwerben könne. Nach Ermittlung des Mietswertes wird vertraglich festgesetzt, dass der Käufer das Grundstück jederzeit auf Verlangen des Verkäufers gegen Erstattung des um den Mietsbetrag von Jahr zu Jahr verminderten Kaufpreises zurückzugeben habe. Würde der Käufer den vollen von ihm bezahlten Preis nach Jahren wiedererhalten, so hätte er inzwischen unentgeltlich in dem Hause gewohnt und somit, da sich der gezahlte Betrag nachträglich als bloßes Darlehen erweist, gegen das Zinsverbot verstossen.",
+ "Man darf sie für immer verkaufen. auch an einen Privatmann.",
+ "nur nicht zu vier Dingen. an eine Person, die das zu erwerbende Haus für einen der folgenden vier entwürdigenden Zwecke verwenden will.",
+ "zu einer Gerberei. griechisch: βυρσιϰή.",
+ "zu einem Tauchbade. das zur Wiedererlangung verlorener hierologischer Reinheit (s. P’saḥim I, Anm. 26) dient."
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+ "halte man in ihr keine Totenklage. Eine Ausnahme bilden angesehene Gelehrte und sonst um die Gemeinde verdiente Personen, deren Totenfeier selbst in einer zum Gottesdienst benutzten Synagoge erlaubt ist.",
+ "drehe in ihr keine Stricke. verrichte überhaupt keine Arbeit in ihr. Das Beispiel des Strickedrehens ist gewählt, weil dazu ein grösserer Raum, wie die Synagoge ihn bietet, erforderlich ist.",
+ "schichte auf ihrem Dache keine Früchte und benutze sie nicht zur Abkürzung des Weges. lateinisch: compendiaria (via) = ein abgekürzter Weg.",
+ "denn es heisst. 3. B. M. 26, 31.",
+ "Ihre Heiligkeit besteht also auch nach ihrer Verödung fort. Vorher (Vers 30) werden die Ausdrücke והשמדתי und והכרתי (vertilgen, vernichten) gebraucht, hier nur והשמותי: sie werden öde stehen, aber Heiligtümer bleiben.",
+ "reisse man sie um der Wehmut willen. damit der traurige Anblick den Wunsch, sie wieder hergestellt zu sehen, erwecke und wach erhalte."
+ ],
+ [
+ "Fällt der Anfang des Monats Adar. der dem Nisan unmittelbar vorangeht, also im Schaltjahre Adar Scheni.",
+ "auf Schabbat, liest man den Abschnitt über die Sch’ḳalim. 2. B. M. 30, 11—16, weil am ersten Adar die Bekanntmachung über die einen Schekel (oder einen halben heiligen Scheḳel, etwa 1,30 Mark) betragende Tempelsteuer erlassen wurde (s. Sch’ḳalim I 1).",
+ "greift man auf den vorhergehenden zurück und setzt an einem andern Schabbat aus. Man liest den genannten Abschnitt an dem Schabbat, der dem Neumondstage unmittelbar vorangeht und setzt am nächsten, bezw. (wenn der erste Adar auf Schabbat oder — was zur Zeit der Mischna möglich war — auf Sonntag fiel) am folgenden Schabbat die Vorlesung eines besonderen Abschnittes aus.",
+ "Gedenke. Am zweiten Schabbat des Monats Adar, der stets dem Purimfeste unmittelbar vorangeht, liest man den mit Gedenke (זכור) beginnenden Toraabschnitt (5. B. M. 25, 17—19), der von dem ruchlosen Ueberfall Amaleks handelt. Nach der Überlieferung war Haman, der Agagi, ein Nachkomme des Amalekiterkönigs Agag.",
+ "am dritten. dem auf Purim folgenden Schabbat. Fällt der erste Adar auf Sonntag, Schabbat oder Freitag, so wird am dritten Schabbat (dem 14. bezw. 15. oder 16. Adar) ausgesetzt und der dritte Abschnitt erst am nächsten Schabbat (dem 21. bezw. 22. oder 23. Adar) vorgelesen.",
+ "über die rote Kuh. Mit Rücksicht auf das nahe Pesaḥfest wird der Abschnitt von der roten Kuh (4. B. M. 19, 1—22) verlesen, deren Asche zur Reinigung aller durch eine Leiche Verunreinigten erforderlich war (daselbst 11—12 u. 17—19). Unreine durften von keinem Opferfleisch, also auch nicht vom Pesaḥ essen.",
+ "am vierten. an dem dem ersten Nisan vorangehenden Schabbat oder am Neumondstage selbst, wenn dieser auf Schabbat fällt.",
+ "dieser Monat sei euch. In diesem Abschnitt (2. B. M. 12, 1—20) wird der Nisan als erster aller Monate eingesetzt und die Feier des Pesaḥ angeordnet",
+ "Am fünften kehrt man zur gewöhnlichen Ordnung zurück. An den genannten vier Schabbaten wird statt des ordnungsmässigen, zum Inhalt des verlesenen Wochenabschnitts in Beziehung stehenden Prophetenabschnitts (Hafṭara) ein anderer, an die Bedeutung des betreffenden Schabbats anklingender Propbetenabschnitt vorgetragen; am fünften wird nach dem Wochenabschnitt (סדר) kein besonderer Toraabschnitt mehr verlesen und die Hafṭara wieder dem Inhalt des Wochenabschnitts angepasst.",
+ "Alles setzt man aus. an Wochentagen den ordnungsmässigen Toraabschnitt, an Schabbaten den ordnungsmässigen Prophetenabschnitt.",
+ "am Weihefeste. an dem zur Erinnerung an die Makkabäersiege eingesetzten, am 25. Kislew beginnenden achttägigen Feste.",
+ "und an Purim. Trifft eines dieser Feste auf einen Montag oder Donnerstag, wird nicht wie sonst der erste Teil des Wochenabschnitts vorgelesen, sondern wie an den übrigen Wochentagen, an denen sonst keine Toravorlesung stattfindet, der unten (Mischna 6) angegebene Festabschnitt; fällt es auf Schabbat, wird statt der ordnungsmässigen Hafṭara ein auf das Fest bezüglicher Prophetenabschnitt vorgetragen.",
+ "an den Fasttagen. Auch Montag und Donnerstag wird, wenn es Fasttage sind, der am Ende des Kapitels verzeichnete Toraabschnitt morgens wie abends verlesen. Zweifelhaft ist, wenn ein Fasttag auf eines der eben erwähnten Feste fällt (vgl. Ta‘anijot II 10 und Anm. 55 daselbst), ob der Festtag den Vorrang hat, oder ob er hinter dem Fasttage zurücksteht.",
+ "in den Beiständen. S. Ta‘anijot IV 2—3.",
+ "und am Versöhnungstage. Am Nachmittage (Minḥa) des Versöhnungstages (von der Hauptvorlesung am Vormittage handelt die nächste Mischna) werden die Keuschheitsgesetze (3. B. M. 18, 1—30) auch an einem Schabbat verlesen, während an anderen Feiertagen (an denen sonst allerdings nachmittags überhaupt keine Toravorlesung stattfindet), wenn sie auf einen Schabbat fallen, der erste Teil des Wochenabschnitts zu Minḥa vorgelesen wird."
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+ [
+ "Am Pesaḥ liest man. aus der Tora nach dem Frühgebet.",
+ "den Festabschnitt in der Priesterlehre. So heisst das dritte Buch der Tora, weil es mit den Opfergesetzen beginnt. Aus ähnlichem Grunde bezeichnet man das vierte der fünf Bücher, das mit einer Volkszählung anfängt, als Fünftel der Musterungen (חומש הפקודיב). Den Festabschnitt enthält das Kapitel 23 der Priesterlehre. Es ist aber zweifelhaft, ob hier der ganze Abschnitt oder nur der auf das genannte Fest bezügliche Teil verlesen wird (s. Anm. 39 und 42).",
+ "Sieben Wochen. 5. B. M. 16, 9—12. Der Abschnitt enthält nur vier Verse, es werden aber am Feiertage fünf Personen und, wenn er auf Schabbat fällt, sogar sieben zur Tora gerufen (unten IV 2), von denen jeder mindestens drei Verse vorliest (unten IV 4). Demnach haben alle Aufgerufenen immer wieder dieselben Verse vorgetragen.",
+ "Im siebenten Monate am ersten des Monats. 3. B. M. 23, 23—25. Die drei Verse werden von jedem der fünf bezw. sieben Aufgerufenen (s. die vorige Anmerkung) immer aufs neue vorgelesen. Diese auch am Wochenfeste notwendig beobachtete Anordnung macht es wahrscheinlich, dass auch am Pesah- und am Hüttenfeste nicht der ganze, die sämtlichen Feste umfassende Abschnitt, sondern nur der zeitgemässe Teil verlesen wurde.",
+ "Nach dem Tode. 3. B. M. 16, 1—34.",
+ "am ersten Tage des Festes. חג ist in der Mischna die gemeinsame Bezeichnung für das Hüttenfest und das sich anschliessende Schlussfest.",
+ "liest man den Festabschnitt in der Priesterlehre. So heisst das dritte Buch der Tora, weil es mit den Opfergesetzen beginnt. Aus ähnlichem Grunde bezeichnet man das vierte der fünf Bücher, das mit einer Volkszählung anfängt, als Fünftel der Musterungen (חומש הפקודיב). Den Festabschnitt enthält das Kapitel 23 der Priesterlehre. Es ist aber zweifelhaft, ob hier der ganze Abschnitt oder nur der auf das genannte Fest bezügliche Teil verlesen wird (s. Anm. 39 und 42).",
+ "und an allen übrigen Tagen des Festes von den Festopfern. Am zweiten Tage liest jeder der vier Aufgerufenen (s. unten IV 2) die Verse 17—19 im 29. Kapitel des vierten Buches der Tora, am dritten die Verse 20—22, am vierten die Verse 23—25 u. s. w.; am achten Tage können sich je zwei der fünf bezw. sieben Aufgerufenen in die zur Verfügung stehenden sechs Verse (29, 35—30, 1) teilen. Mit Ausnahme des achten Tages wird diese Anordnung noch heute im heiligen Lande befolgt. Am Versöhnungstage lesen auch wir den in der Mischna genannten Abschnitt. Sonst aber weicht unser Brauch sowohl im heiligen Lande als anderwärts von der hier gegebenen Vorschrift ab. Wir richten uns nicht nach der Mischna, sondern nach dem bab. Talmud, und lesen an jedem Tage des Pesaḥfestes einen andern Toraabschnitt, (משך בתירא קדש בכספא פסל במדברא שלח), am Wochenfeste von der Offenbarung am Sinai (2. B. M. 19—20), am ersten Tage des Neujahrsfestes von der Geburt Isaaks (1. B. M. 21) und am zweiten von der Versuchung Abrahams (daselbst 22), am Tage nach dem Hüttenfeste den Segen Mosches (5. B. M. 33—34), ausserhalb des heiligen Landes an diesem Tage (wie auch am achten des Pesaḥ- und am zweiten des Wochenfestes) den Festabschnitt im fünften Buche (15, 19—16, 17) und am folgenden den Segen Mosches."
+ ],
+ [
+ "Am Weihefeste. an dem zur Erinnerung an die Makkabäersiege eingesetzten, am 25. Kislew beginnenden achttägigen Feste.",
+ "von den Fürsten. 4. B. M. 7, 1—89.",
+ "am Purim „Und es kam ‘Amale. 2. B. M. 17, 8—16.",
+ "Und an euren Neumondstagen. 4. B. M. 28, 11—15.",
+ "in den Beiständen. S. Ta‘anijot IV 2—3.",
+ "die Schöpfungsgeschichte. 1. B. M. 1, 1—2, 3.",
+ "an Fasttagen die Segnungen und Flüche. 3. B. M. 26, 3—46. Wir lesen nach Massechet Soferim (XVII 7) sowohl morgens (ausser תשעה באב) als nachmittags aus dem zweiten Buche die Verse 32, 11—14 u. 34, 1—10.",
+ "es wird dies aber auf die Zahl nicht angerechnet. Der ganze Pentateuch ist in Wochenabschnitte (S’darim) eingeteilt, die der Reihe nach (daher der Name סדר) an den einzelnen Schabbaten verlesen werden. Am Nachmittage eines jeden Schabbat wie auch am Morgen des auf ihn folgenden Montags und Donnerstags wird der erste Teil des am nächsten Schabbat fälligen Wochenabschnitts vorgelesen, ohne auf die Zahl der am Schabbat nach dem Frühgebet zu verlesenden Verse angerechnet zu werden.",
+ "Denn es heisst. 3. B. M. 23, 44.",
+ "dass man von jedem einzelnen zu seiner Zeit lese. Diese Auslegung scheint sich auf die überflüssigen Worte את מעדי ה׳ zu stützen. Es kommt nur selten vor, dass ausdrücklich erwähnt wird, Mosche habe die ihm für Israel erteilten Gesetze dem Volke mitgeteilt. Allenfalls hätte וידבר משה אל בני ישראל genügt (vgl. 3. B. M. 21, 24). Der Zusatz את מעדי ה׳ wird sogar störend empfunden. Zeiten oder Feste kann man nicht reden. Es ist also מצות zu ergänzen. Mosche sprach zu Israel das Gebot der Feste, welches die Rabbinen, die ja die Einrichtung regelmässiger Toravorlesungen auf Mosche zurückführen (Jeruschalmi hier IV 1 u. Massechet Soferim X 1; s. auch Babeli Baba Ḳamma 82 a), darin erblicken, dass man an jedem Festtage den betreffenden Toraabschnitt öffentlich verlese. — Es ist klar, dass dieser ganze Satz, die mit שנאמר (denn es heisst) beginnende Begründung und die an den Bibelvers geknüpfte Auslegung, sich unmittelbar an das Ende der vorigen Mischna anschliesst. Alles dazwischen Liegende ist bei einer der Umarbeitungen, welche die Mischna bis zu ihrem Abschluss durch Rabbi Juda Hannasi erfahren hat (s. S. 164, Z. 8—16) eingeschoben worden. "
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+ "In unserm Kapitel werden die im vorigen begonnenen Vorschriften über die Toravorlesung fortgesetzt; nur werden zunächst drei Bestimmungen an die Spitze gestellt, in denen die öffentliche Vorlesung der Esterrolle sich von der der Tora unterscheidet: Bei dieser muss der Vorleser stehen, bei jener darf er sitzen; bei dieser ist in einem Raume nur ein Vorleser zuzulassen, bei jener können mehrere Personen zu gleicher Zeit im selben Zimmer vorlesen; bei dieser ist die Benediktion allgemein vorgeschrieben, bei jener wird sie vom Ortsbrauch bestimmt.",
+ "so hat man. als Zuhörer.",
+ "seiner Pflicht genügt. Der eigentümliche Satzbau, in welchem קראה אחד ganz überflüssig scheint, will andeuten, dass zwischen einem Vorleser und zweien nicht der mindeste Unterschied besteht. Es können also auch von vornherein mehrere Vorleser gleichzeitig ihres Amtes walten, was für grössere Räume, in denen die kräftigste Stimme nicht durchdringt, den Vorteil bietet, dass sich mehrere Gruppen von Zuhörern bilden können, die sich um je einen Vorleser scharen. Dass die Zuhörer durch die verschiedenen Stimmen verwirrt werden, ist bei der Esterrolle nicht zu befürchten, weil ihr spannender Inhalt die Aufmerksamkeit so fesselt, dass von jeder Gruppe anzunehmen ist, sie werde ihre Gedanken ausschliesslich auf ihren Vorleser konzentrieren.",
+ "spreche man ihn nicht. Es handelt sich um die auf die Verlesung des Esterbuches folgende Benediktion; die ihr vorangehenden Segensprüche sind vorgeschrieben und hängen von keinem Ortsbrauche ab.",
+ "Am zweiten und am fünften [Wochentage] wie auch am Schabbat nachmittags lesen drei. Die Rede ist nicht mehr von Purim und der Esterrolle, sondern wieder von den regelmässigen Toravorlesungen.",
+ "man vermindert ihre Zahl nicht und fügt zu ihnen nicht hinzu. Der zu verlesende Toraabschnitt (s Kap. III, Anm. 48) wird in die genannte Zahl von Stücken — nicht mehr und nicht weniger — eingeteilt, die von ebensovielen Personen hintereinander vorgelesen werden.",
+ "hält auch keinen Schlussvortrag aus einem Propheten. Zum Ausdruck מפטיר s. P’saḥim X, Anm. 72.",
+ "spricht vorher und nachher einen Segen. Der als erster zur Tora Gerufene spricht, ehe er die Vorlesung beginnt, eine Benediktion; der als letzter Aufgerufene spricht eine solche, nachdem er geendet; alle übrigen tragen ihren Abschnitt vor, ohne überhaupt einen Segen zu sprechen. Heute ist es seit langer Zeit schon Sitte, dass nicht die Aufgerufenen selbst aus der Tora vortragen, sondern sich durch einen geübten Vorleser vertreten lassen, gleichwohl aber jeder einzelne von ihnen sowohl die vorangehende als die nachfolgende Benediktion spricht."
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+ "An Neumondstagen und an den Werktagen eines Festes. an den in Bezug auf das Arbeitsverbot minder strengen Tagen des Pesaḥ- und des Hüttenfestes.",
+ "man vermindert ihre Zahl nicht und fügt zu ihnen nicht hinzu. Der zu verlesende Toraabschnitt (s Kap. III, Anm. 48) wird in die genannte Zahl von Stücken — nicht mehr und nicht weniger — eingeteilt, die von ebensovielen Personen hintereinander vorgelesen werden.",
+ "spricht vorher und nachher einen Segen. Der als erster zur Tora Gerufene spricht, ehe er die Vorlesung beginnt, eine Benediktion; der als letzter Aufgerufene spricht eine solche, nachdem er geendet; alle übrigen tragen ihren Abschnitt vor, ohne überhaupt einen Segen zu sprechen. Heute ist es seit langer Zeit schon Sitte, dass nicht die Aufgerufenen selbst aus der Tora vortragen, sondern sich durch einen geübten Vorleser vertreten lassen, gleichwohl aber jeder einzelne von ihnen sowohl die vorangehende als die nachfolgende Benediktion spricht.",
+ "Jedesmal wenn es ein Musaf. So heisst das an Schabbat- Fest- und Neumondstag zwischen dem täglichen Morgen- und Nachmittagsopfer dargebrachte besondere Opfer sowie das ihm entsprechende Gebet an eben diesen Tagen.",
+ "am Versöhnungstage. an dem auch solche Arbeiten verboten sind, die an den anderen Feiertagen zum Zwecke der Speisebereitung geschehen dürfen (s. Jom Ṭob, Einleitung).",
+ "am Schabbat. der hinsichtlich des Verbots der Werktätigkeit noch strenger als der Versöhnungstag ist (s. oben I 5).",
+ "darf aber zu ihnen hinzufügen und hält einen Schlussvortrag aus einem Propheten. Wenn dieser Satz sich nicht allein auf Schabbat, sondern auch auf die vorher genannten Feiertage bezieht, was unbestritten ist, so muss auf diese die im vorangehenden Satze enthaltene Erlaubnis, zu der vorgeschriebenen Mindestzahl der Aufzurufenden nach Belieben hinzuzufügen, erst recht ausgedehnt werden. Dennoch wird sie von einigen Lehrern auf den Schabbat allein beschränkt.",
+ "spricht vorher und nachher einen Segen. Der als erster zur Tora Gerufene spricht, ehe er die Vorlesung beginnt, eine Benediktion; der als letzter Aufgerufene spricht eine solche, nachdem er geendet; alle übrigen tragen ihren Abschnitt vor, ohne überhaupt einen Segen zu sprechen. Heute ist es seit langer Zeit schon Sitte, dass nicht die Aufgerufenen selbst aus der Tora vortragen, sondern sich durch einen geübten Vorleser vertreten lassen, gleichwohl aber jeder einzelne von ihnen sowohl die vorangehende als die nachfolgende Benediktion spricht."
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+ "Man entfaltet nicht das Sch’ma. Unter Sch’ma‘ versteht man nicht allein den mit diesem Worte beginnenden Toraabschnitt von der Einheit Gottes und der Pflicht ihn zu lieben (5. B. M. 6, 4—9), sondern auch die in demselben Buche (11, 13—21) enthaltene Verheissung des Lohnes für treue Befolgung und Androhung von Strafen für Missachtung der göttlichen Gebote, häufig sogar noch den Abschnitt über die Schaufäden (4. B. M. 15, 37—41). Das Sch’ma‘ entfalten oder ausbreiten (פרס, im Jer. meist פרש) heisst, es laut und deutlich nebst seinen Benediktionen unter Leitung eines Vorbeters, der es mit [המבורך] ברכו את ה׳ (B’rachot VII 3) eröffnet, entweder im Chor oder im Wechselvortrag hersagen (s. P’saḥim IV, Anm. 30). Dazu ist die Anwesenheit von zehn Männern erforderlich. Ist diese Zahl (מנין) nicht vorhanden, so liest es jeder für sich ohne abzusetzen, gleichsam in einem Zuge, was man כרך את שמע (das Sch’ma‘ zusammenrollen) nennt. Statt פרס את שמע findet sich öfter in demselben Sinne פרס על שמע. Es scheint aber, dass da ein ähnlicher Unterschied ist wie zwischen בצע את הפת (das Brot teilen) und בצע על הפת (den Segen dabei sprechen). Vermutlich bezieht sich פרס את שמע auf das Sch’ma‘ und seine Segensprüche, פרס על שמע nur auf diese, die über das Sch’ma‘ gebreitet, d. h. feierlich vorgetragen werden, so dass פרס על שמע dem Sinne gemäss nach ברך על שמע konstruiert wäre. In 1 Sam. 9, 13 wird יברך, da ein öffentlicher Segen über das Mahl gemeint ist, vom Targum mit feinem Sprachgefühl durch פריס wiedergegeben. S. auch unten Anm. 30 und 40).",
+ "tritt nicht vor die Lade. um als Vertreter der Gemeinde (שליח צבור) das eigentliche Gebet, die T’filla vorzutragen. Die Lade ist der Schrein, der die Torarollen birgt.",
+ "erhebt die Hände nicht [zum Priestersegen. 4. B. M. 6, 24—26; vgl. 3. B. M. 9, 22.",
+ "hält keinen Schlussvortrag aus einem Propheten. Man beachte die noch heute befolgte Reihenfolge: Sch’ma‘, T’filla, Priestersegen, Toravorlesung, Hafṭara. Die beiden Letztgenannten, von denen bisher die Rede war, stehen trotzdem nicht an der Spitze, um den Anschluss herzustellen, sondern am Ende. Das beweist, dass unter der Entfaltung des Sch’ma‘, wie Maimonides erklärt, der Vortrag in der Gebetsversammlung zu verstehen ist und nicht, wie die anderen Kommentatoren meinen, der Brauch, nach dem Gebete קדיש וברכו und יוצר אור für die zu spät Gekommenen zu wiederholen. Die Männer von Jeriḥo wurden getadelt (P’saḥim IV 8), weil sie nur zur T’filla einen Vorbeter bestellten, sich aber nicht die Zeit nahmen, auch das Sch’ma‘ in gemeinsamer Andacht zu lesen es vielmehr einzeln herunterhasteten.",
+ "keine Trostworte zu den Leidtragenden. Bei Leichenbegängnissen war es Sitte, die Bahre auf dem Wege zum Grabe siebenmal niederzusetzen, um eine kurze Trauerrede oder Totenklage zu halten. Hierbei rief der Ordner jedesmal: עמדו יקרים עמודו (Bleibet stehen, ihr Teueren, bleibet stehen!), שנו יקרים שבו (Verweilet, Teuere, o weilet!). Nach der Beerdigung sprach der Angesehenste der Anwesenden einen Segen über die Trauernden, worauf Reihen von mindestens je zehn Personen gebildet wurden, um den Leidtragenden, während sie entlang gingen, Beileid zu bekunden und Worte des Trostes zuzurufen.",
+ "keinen Segen über Neuvermählte. die sechs Benediktionen (ברכות הנשואין) bei der Heimführung und beim Hochzeitsmahle, gewöhnlich als שבע ברכות bezeichnet, weil der Segen über den Wein mitgezählt wird.",
+ "und keine mit dem Gottesnamen verbundene Aufforderung. Wenn zehn Männer nach einem gemeinsamen Mahle das Tischgebet (ברכת המזון) zu sprechen sich anschicken, richtet derjenige, der es laut vortragen soll, an die Tischgenossen die Aufforderung: „Wir wollen unsern Gott preisen, von dessen Gaben wir gegessen haben“, worauf jene antworten: „Gepriesen sei unser Gott, von dessen Gaben wir gegessen haben und von dessen Güte wir leben“. Diese Aufforderung nennt man זמון (s. B’rachot VII 3). — Das Verbum זמן ist ein Denominativ von זמן = Zeit. Seine mannigfachen Bedeutungen [festsetzen, bestimmen (‘Ezra 10, 14); einladen, auffordern (דמאי VII 1); bestellen, vorladen (מועד קטן 16a Z. 5); bereithalten (חולין XII 1) u. ä.] hängen sämtlich mit dem Begriffe der Zeit irgendwie zusammen. Im Nitpa‘el bedeutet es: sich ereignen. Daher der scheinbare Gegensatz zwischen ז׳מן = vorbereiten (יום טוב I 4; eigentlich = bestimmen) und נזדמנו = zufällig sich darbieten (שביעית VII 4; eigentlich = sich treffen).",
+ "wenn weniger als zehn. das sogenannte Minjan (מנין), zehn volljährige Personen männlichen Geschlechts.",
+ "anwesend sind. In diesem Falle betet jeder das שמע nebst seinen Segensprüchen (ohne ברכו) sowie die תפלה (ohne קדושה) leise für sich, während Priestersegen, Toravorlesung und Hafṭara ganz ausfallen. Ebenso unterbleibt bei ungenügender Beteiligung am Trauerzuge das Niedersetzen der Bahre, der Segen über die Leidtragenden und die Bildung der Reihe. Dasselbe gilt von den Vermählungsbenediktionen bis auf die letzte, die auch dann während der Hochzeitswoche gesprochen wird, wenn nur zwei Männer dem Bräutigam beim Mahle Gesellschaft leisten. Sind beim Tischgebete weniger als zehn anwesend, werden die Worte unser Gott sowohl in der Aufforderung als in der Antwort weggelassen; sind ihrer nur zwei, wird das Tischgebet von beiden ohne gegenseitige Aufforderung gesprochen. Waren zu Beginn des שמע zehn Männer versammelt, und es entfernt sich der eine und der andere, so wird es weiter bis zur Schlussbenediktion entfaltet, es tritt aber zur תפלה kein Vorbeter hin. Ist das Minjan während des Vortrages der תפלה zerstört worden, wird er vom Vorbeter zu Ende geführt, der Priestersegen aber fällt aus, und erst recht die Toravorlesung nebst der Hafṭara. Hat sich während des Priestersegens die vorgeschriebene Zahl vermindert, so vollenden die Kohanim unbeirrt den Segen, es wird aber, ehe das Minjan wiederhergestellt ist, weder aus der Tora noch aus den Propheten vorgelesen. Ebenso wird die einmal begonnene Vorlesung aus der Tora oder den Propheten unentwegt vollendet, wenn auch die Versammlung inzwischen eine Einbusse an der Zehnzahl erlitten hat; nur fällt die Hafṭara ganz aus, wenn schon beim Schluss der Toravorlesung nicht mehr zehn Männer vorhanden waren.",
+ "Bei Grundstücken sind neun und ein Kohen erforderlich. In dieser knappen Form (ובקרקעות תשעה וכהן) ist der Sinn nicht ganz klar, die Konstruktion etwas holperig. Gemeint ist שום קרקעות של הקדש בתשעה ובהן: Wenn der Wert eines Grundstücks für den Tempelschatz ermittelt, insbesondere ein ihm geweihtes Land wieder ausgelöst werden soll, müssen zur Abschätzung zehn Sachverständige und unter diesen mindestens einer, der seinen Stammbaum auf Aharon zurückführen kann, zugezogen werden. Was die Konstruktion betrifft, so ist sie fast unverändert aus Sanhedrin I 3 herübergenommen, wo sie im Zusammenhange begründet ist. Hier liesse sie sich rechtfertigen, wenn man aus dem vorhergehenden (allerdings negativen) Satze מזמנין herübernimmt: [מזמנין] ובקרקעות תשעה וכהן = Bei Grundstücken werden neun und ein Kohen aufgefordert (oder eingeladen, noch besser: bestellt; s. Anm. 19). Vgl. in der folgenden Mischna: לא יקרא למתורגמן יותר מפכוק אחד ובנביא שלשה , wo die Annahme, dass שלשה elliptisch statt משלשה steht, weniger befriedigen würde als die Ergänzung: שלשה [קורא] ובנביא.",
+ "Bei einen Menschen gilt das Gleiche. Wenn jemand seinen Geldwert oder den eines andern Menschen dem Heiligtum gelobt (דמי עלי oder דמיו עלי), also den Betrag, der für ihn als Kaufpreis auf dem Sklavenmarkte erzielt werden könnte, so sind zu dieser Abschätzung ebenfalls zehn Fachkundige, unter denen sich ein Kohen befinden muss, einzuberufen. — Die sehr oft wiederkehrende Redensart כיוצא בו oder כיוצא בדבר in der Bedeutung desgleichen ist ähnlich zu erklären wie die Verbindung יצא שכרו בהפסדו und יצא הפסדו נשכרו (Abot 5, 11—12). Wörtlich heisst das: „Der Gewinn geht in den Schaden aus“ und umgekehrt: „Der Schaden geht in den Gewinn aus“. Der Sinn ist: Es verschwindet der eine in dem andern, er wird durch ihn aufgehoben oder wenigstens aufgewogen. So auch hier כיוצא בהן = das eine geht in dem andern auf, es ist darin enthalten; der Mensch ist den Grundstücken gleichzusetzen, denn אדם ist nur ein besonderer Fall von קרקעות. Auch der Deutsche sagt: „Das kommt auf eins hinaus“, wenn er zwei Urteile auf einander zurückführt. Ebenso gebraucht der Grieche in solchem Falle ἐξέρχεσϑαι oder ἐξήϰειν, der Lateiner eo redire, der Franzose revenir au même. Mithin כיוצא בו und כיוצא בדבר eigentlich = ungefähr auf dasselbe hinauslaufend, d. i. desgleichen."
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+ "soll nicht unter drei Verse hinabgehen. Mit anderen Worten: Er soll mindestens drei Verse vorlesen.",
+ "Er lese dem Übersetzer nicht mehr als einen Vers vor und aus den Propheten [nicht mehr als] drei. Als die heilige Sprache mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wurde die Einrichtung getroffen, die öffentlichen Vorträge aus der Bibel dem Volke ins Aramäische, seine Umgangssprache, zu übersetzen. Bei der Tora wurde Vers um Vers übertragen; bei den Prophetenschriften, wo es auf eine wortgetreue Übersetzung nicht so ankam, konnte man dem Torgemân zutrauen, dass er selbst drei Verse hintereinander sinngemäss aus dem Gedächtnis wiederzugeben imstande sein würde. — Statt מתורגמן findet sich öfter die kürzere Form תורגמן (syrisch: Targemân, arabisch: Turdschumân und Mutardschim). — Zur Konstruktion ובנביא שלשה s. oben Anm. 22.",
+ "Bilden diese drei aber drei Abschnitte. So bilden im 52. Kapitel des Propheten Jesaja die drei Verse 3—5 je einen besondern Absatz.",
+ "in der Tora aber darf man nicht überspringen. es sei denn, dass es sich um Sätze oder Stücke handelt, die den Zusammenhang unterbrechen. So hat der Hohepriester am Versöhnungstage die Festabschnitte aus dem dritten Buche der Tora (16, 1—34 und 23, 26—32) vorgelesen und die dazwischen liegenden (17, 1—23, 25) übersprungen (s. Joma VII 1).",
+ "Und wieviel darf er. der Vorleser aus den Propheten, unter Umständen auch der Toravorleser, wenn nämlich die wegzulassenden Verse Abschnitte verwandten Inhalts trennen.",
+ "dass der Übersetzer keine Pause eintreten lasse. nur soviel, dass der Vorleser die entferntere Stelle aufschlagen kann, ehe der Übersetzer mit der Übertragung fertig ist, damit im Vortrage keine störende Pause entstehe (vgl. Joma VII, Anm. 2). — Wörtlich heisst כדי שלא יפסוק: etwa hinreichend, dass er nicht aufhöre. פסק (in der Bibel mit Sin: פשק) bedeutet spalten, scheiden (daher auch wie גזר = entscheiden), trennen, unterbrechen, aufhören."
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+ "Wer den Schlussvortrag aus einem Prophetenbuche hält. Zum Ausdruck מפטיר s. P’saḥim X, Anm. 72.",
+ "entfaltet auch das Sch’ma. Nachdem er אשרי יושבי ביתך angestimmt und einen aus verschiedenen Versen [אין כמוך באלהים וגו׳. מי כמוך באלים וגו׳. מלכותך מלכות כל עולמים וגו׳. ה׳ מלך ה׳ מלך ה׳ ימלך לעולם ועד. ה׳ חפץ למען צדקו וגו׳. אתה הוא ה׳ לבדך וגו׳. ה׳ עז לעמו יתן וגו׳] zusammengesetzten Hymnos stehend vorgetragen hat, hebt der מפטיר die heilige Torarolle in die Höhe und singt: שמע ישראל ה״א ה׳ אהד. Die Gemeinde wiederholt den Satz im Chor. Es folgt das Einheitsbekenntnis in seiner dreifachen Prägung: אהד א׳ גדול אדונינו לעולם ועד. אחד א׳ גדול אדונינו קדוש הוא. אחד א׳ גדול אדונינו קדוש ונורא שמו, hierauf wiederum im Wechselgesang der Jubelruf: ה׳ הוא האלהים ה׳ שמו und noch einmal: ה׳ הוא הא׳ ה׳ שמו. Den Schluss bildet wieder ein Hymnos, der aus folgenden Bibel- und anderen Versen besteht: צדקתך צדק לעולם ותורתך אמת. וצדקתך א׳ עד מרום וגו׳. ה׳ שמך לעולם וגו׳. הכל תנו עז לא׳ ותנו כבוד לתורה. גדלו לה׳ אתי וגו׳. על הכל יתגדל וגו׳. תגלה המקום יעשה עמנו בעבור שמו הגדול ואמרו אמן. ותראה מלכותו וגו׳.. Dann rollt er das heilige Buch bis auf drei Kolumnen zusammen, zeigt die Schrift dem Volke, das sich mit den Worten וזאת התורה וגו׳ und (oder?) חורת ה׳ תמימה וגו׳ verneigt, und übergibt die Rolle dem Synagogendiener, dass er sie dem ersten der zur Tora Aufgerufenen hinreiche, der sie zum Zwecke der Vorlesung aus dem heiligen Schrein gehoben und geöffnet hatte, jetzt aber sie wieder verhüllt und zurückstellt (סופרים מסכת XIV 8ff.). — Die Lesarten schwanken auch hier wie oben (M. 3) und unten (M. 6) zwischen את und על. Wir ziehen hier, wo es sich, wie wir gesehen haben, um keine Benediktion über das Sch’ma‘ handelt, gemäss unserer Auseinandersetzung in Anm. 13 die Lesart des Jeruschalmi (הוא פורס את שמע) vor.",
+ "tritt auch vor die Lade. um das Musafgebet vorzutragen.",
+ "und erhebt auch die Hände [zum Priestersegen. Da die Tora wegen ihrer grössern Heiligkeit in höherm Ansehen stand als die Bücher der Propheten, war der Vortrag aus diesen natürlich weniger begehrt als die Vorlesung aus der Torarolle [ולא זכיתי להכהן מה שכתב ר״ן ז״ל שאין ההפטרה חשובה לכבוד שאפלו קטן ראוי לה והלא קטן קורא גם בתורה ואעפ״כהמפטיר פורס את שמע ולא ראש הקוראים ]. Darum wurden dem מפטיר, gewissermassen als Entschädigung für seine Zurücksetzung hinter die zur Tora aufgerufenen Gemeindemitglieder, die drei Ehrenrechte eingeräumt, das Sch’ma‘ zu entfalten, das Musaf vorzubeten und, wenn er ein Kohen ist, zum Priestersegen (Anm. 15) die Hände zu erheben. Was nun diesen letzterwähnten Vorzug betrifft, so ist zunächst nicht zu verstehen, worin er besteht. Die Kohanim sprachen ja den Segen gemeinsam über die Gemeinde, und es ist doch nicht anzunehmen, dass ihm zuliebe die übrigen genötigt wären, auf ihr Recht, das in Wahrheit eine Pflicht ist, zu verzichten. R. Jomṭob Heller meint in seinen תוספות יו״ט, der Satz stehe nur wegen der nachfolgenden Einschränkung da, um anzudeuten, dass der מפטיר, wenn er nicht volljährig ist. den Segen nicht spricht. Diese Erklärung ist an sich schon wenig befriedigend. Sie erscheint noch unwahrscheinlicher, wenn man erwägt, dass עוברין על ידו sich gar nicht auf den Priestersegen bezieht (s. Anm. 34) und dass ein Minderjähriger wohl befugt ist, im Chor der Erwachsenen den Segen mitzusprechen (s Anm. 35). Die zweite Erklärung in תוספות יו״ט, laut welcher der מפטיר den Priestersegen anstimmt und die anderen Kohanim sich nach ihm zu richten und seiner Leitung zu fügen haben, wäre annehmbar, wenn sie dem Wortlaut der Mischna, in der vom Erheben der Hände schlechthin die Rede ist, besser entspräche. Die Schwierigkeit löst sich in der einfachsten Weise, wenn wir uns an das Wort der Mischna (B’rachot V 4) erinnern, nach welchem der Vorbeter, selbst wenn er der einzige anwesende Kohen ist, die Hände nicht zum Segen erheben soll. Darauf bezieht sich hier והוא עובר לפני התיבה והוא נושא את כפיו: Obgleich er als Vorbeter fungiert, spricht er doch den Segen über die Gemeinde, gleichviel ob er der einzige Kohen im Gotteshause ist, oder noch andere Priester mit ihm die Hände erheben. Der מפטיר bildet eben eine Ausnahme. [In gleicher Weise löst sich die Schwierigkeit in Soṭa VIII 5, wo R. Jose (ben ḥalafta) nichts anderes zu sagen scheint als R. Jose der Galiläer. Er bezieht sich aber auf M. 3 daselbst, wo es heisst: אלמנה לכהן גדול גרושה וחלוצה לכהן הדיוט ממזרת ונתינה לישראל בת ישראל לממזר ולנתין לא היה חוזר . Dazu meint R. Jose: Wenn er auch auf Grund seiner Eheschliessung, da sie sündhaft ist, nicht das Recht hat umzukehren, so hat er es doch wieder, gerade infolge der Gesetzesübertretung, wegen seiner Angst vor der göttlichen Strafe.]",
+ "Ist er minderjährig. noch nicht volle dreizehn Jahre alt. Ein Minderjähriger kann wohl den Prophetenabschnitt vortragen, sogar aus der Tora vorlesen, aber nicht das Amt eines Vorbeters ausüben (s. die folgende Mischna).",
+ "tritt sein Vater oder sein Lehrer für ihn hin. על ידו bedeutet hier: an seiner Stelle, aber mit dem Nebenbegriff: durch ihn, d. h. vermöge seines Anrechts, also nur auf sein Verlangen, wenn er darauf besteht. Ähnlich könnte es auch in Joma III 4 aufgefasst werdon: Ein anderer vollendet den Schnitt für den Hohepriester, aber nur auf seinen Wunsch. — עוברין על ידו heisst hier schwerlich: sie treten für ihn ein, etwa wie עומדין תחתיו oder נכנסין במקומו, so dass die Stellvertretung sich auf alle drei Funktionen bezöge; vielmehr steht עוברין hier (wie auch sonst, z. B gleich unten M. 8 dreimal) für עוברין לפני התיבה. Nur als Vorbeter vor die heilige Lade hinzutreten ist dem minderjährigen מפטיר nicht gestattet; wohl aber wird er zur Entfaltung des Sch’ma‘, da es sich nicht um das eigentliche שמע mit seinen Segensprüchen, sondern nur um den ersten Vers handelt (s. Anm. 30), ebenso zugelassen wie zur Mitwirkung beim Priestersegen im Chor der Erwachsenen (s. die nächste Anmerkung)."
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+ "aber nicht das Sch’ma‘ entfalten. Unter Sch’ma‘ versteht man nicht allein den mit diesem Worte beginnenden Toraabschnitt von der Einheit Gottes und der Pflicht ihn zu lieben (5. B. M. 6, 4—9), sondern auch die in demselben Buche (11, 13—21) enthaltene Verheissung des Lohnes für treue Befolgung und Androhung von Strafen für Missachtung der göttlichen Gebote, häufig sogar noch den Abschnitt über die Schaufäden (4. B. M. 15, 37—41). Das Sch’ma‘ entfalten oder ausbreiten (פרס, im Jer. meist פרש) heisst, es laut und deutlich nebst seinen Benediktionen unter Leitung eines Vorbeters, der es mit [המבורך] ברכו את ה׳ (B’rachot VII 3) eröffnet, entweder im Chor oder im Wechselvortrag hersagen (s. P’saḥim IV, Anm. 30). Dazu ist die Anwesenheit von zehn Männern erforderlich. Ist diese Zahl (מנין) nicht vorhanden, so liest es jeder für sich ohne abzusetzen, gleichsam in einem Zuge, was man כרך את שמע (das Sch’ma‘ zusammenrollen) nennt. Statt פרס את שמע findet sich öfter in demselben Sinne פרס על שמע. Es scheint aber, dass da ein ähnlicher Unterschied ist wie zwischen בצע את הפת (das Brot teilen) und בצע על הפת (den Segen dabei sprechen). Vermutlich bezieht sich פרס את שמע auf das Sch’ma‘ und seine Segensprüche, פרס על שמע nur auf diese, die über das Sch’ma‘ gebreitet, d. h. feierlich vorgetragen werden, so dass פרס על שמע dem Sinne gemäss nach ברך על שמע konstruiert wäre. In 1 Sam. 9, 13 wird יברך, da ein öffentlicher Segen über das Mahl gemeint ist, vom Targum mit feinem Sprachgefühl durch פריס wiedergegeben. S. auch unten Anm. 30 und 40).",
+ "nicht vor die Lade hintreten. um als Vertreter der Gemeinde (שליח צבור) das eigentliche Gebet, die T’filla vorzutragen. Die Lade ist der Schrein, der die Torarollen birgt.",
+ "und nicht seine Hände [zum Priestersegen] erheben. um als einziger Kohen die Gemeinde zu segnen. Ist aber auch ein volljähriger anwesend, der den Priestersegen spricht, kann der minderjährige mit ihm die Hände erheben.",
+ "In zerfetzter Kleidung. durch deren Löcher Teile des nackten Körpers sichtbar sind. — ערום ויחף (Jesaja 20,2f übersetzt das Targum ויחיף (? פחח) פחיח = abgerissen und barfuss).",
+ "Ein Blinder. סומא (aram. סמיא, arab. עמי) ist ein hebraisiertes Lehnwort, welches das klassische עור verdrängt hat.",
+ "darf das Sch’ma‘ entfalten. Obgleich der erste Segenspruch ein Dankgebet für die Himmelsgabe des Lichtes und den Wechsel der Tageszeiten ist, den ja der Blinde nicht wahrnimmt, kann er doch das Sch’ma‘ mit all seinen Benediktionen vortragen (פורס את שמע), weil auch ihm das Licht insofern eine Wohltat bedeutet, als andere, die ihn in seiner Hilflosigkeit sehen, ihm ausweichen können oder ihn gar an der Hand zu führen in der Lage sind.",
+ "und übersetzen. s. Anm. 25. Zur Toravorlesung und zum Schlussvortrag aus einem Buche der Propheten kann er nicht zugelassen werden, weil man Bibelverse nicht aus dem Kopfe hersagen darf (דברים שבכתב אי אתה רשאי לאמרם על פה); die Übersetzung dagegen durfte umgekehrt aus keinem Buche, sondern nur auswendig erfolgen (דברים שבעל פה אי אתה רשאי לאמרם בכתב ).",
+ "soll beim Sch’ma‘ nicht vorbeten. da er die Grösse dieses göttlichen Gnadengeschenkes nicht voll zu würdigen vermag. — Wenn die Lesart, die hier על שמע, kurz vorher aber in der Gegenansicht את שמע lautet, zuverlässig ist, und die oben (Anm. 13) ausgesprochene Vermutung über den Unterschied beider Konstruktionen einige Berechtigung hat, so will R. Juda nur sagen, dass ein Blinder die erste Benediktion über das Sch’ma‘ nicht vortragen soll (יוצר אור bezw. מעריב ערבים), er räumt aber ein, dass er die übrigen Segensprüche und das eigentliche Sch’ma‘ in der Gebetsversammlung „ausbreiton“ darf."
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+ "soll die Hände nicht [zum Priestersegen] erheben. weil sie die Blicke der Anwesenden auf sich lenken und auf deren Andacht störend wirken könnten.",
+ "dessen Hände mit Waid. griechisch: ἰσάτις = Färberwaid, isatis tinctoria, ein in der Blaufärberei benutztes Kraut.",
+ "oder Krapp. Rubia tinctorum, eine Wurzel, aus der eine schöne und haltbare rote Farbe gewonnen wird.",
+ "weil die Leute ihn anschauen würden. vgl. Anm. 41."
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+ "soll auch barfuss nicht hintreten. weil er heidnischer Sitte huldigt, die es verpönt, vor die Gottheit in farbigen Kleidern oder in Sandalen hinzutreten.",
+ "Macht man die Gebetkapsel. das Pergamentgehäuse, das die Gebetstreifen (s. oben Kapitel I, Anm. 40) birgt.",
+ "so ist es eine Gefahr. R. Ḥananel und Raschi z. St. (24 b; s. auch Raschi zur Parallelstelle in מנהות 35a) erblicken die Gefahr in der Möglichkeit, dass ihm die Spitze der (eirunden) Kapsel, wenn er unversehens mit der Stirne auf einen harten Gegenstand stiesse, in den Kopf eindringt. R. Tam ist von dieser Erklärung, die eine unwahrscheinliche Zartheit der im allgemeinen ziemlich widerstandsfähigen Schädeldecke voraussetzt, nicht befriedigt. Er sieht die Gefahr negativ im dem Ausbleiben des Schutzes, den die vorschriftsmässig hergestellten T’fillin ihrem Träger gewähren (Tosafot z St. ד״ה סכנה). Beide Erklärungen lassen die Antwort auf die naheliegende Frage vermissen, wie denn ein Mann mit gesunden Sinnen überhaupt auf den kuriosen Einfall kommen mag, durch runde Gebetkapseln sich auffällig zu machen. Nun finden wir in der Baraita (Tosefta hier K. III, Jer. hier K. IV. g. E., Bab. מנחות 32 b) einen ähnlichen Ausspruch in Bezug auf die Pfostenschrift. Die Lesarten weichen zwar von einander ab; sie klingen aber dem Sinne nach übereinstimmend in dem Satze zusammen: Wer die M’zuza (statt sie zu befestigen) nur anhängt oder (statt aussen vor dem Eingange) innen hinter der Tür anbringt, setzt sich einer Gefahr aus, ohne das Gebot zu erfüllen (סכנה ואין בה מצוה). Hier lesen wir in Raschi die Erklärung, die R. Tam bei den runden T’fillin gibt, die Gefahr liege in dem Mangel des Schutzes, den die gehörig angebrachte Pfostenschrift dem Hause bietet, während R. Tam wieder die Auffassung vorzieht, die sein Grossvater bei den ovalen Gebetkapseln vertritt, es drohe die Gefahr einer Schädelverletzung durch die M’zuza. Mischna und Baraita erklären sich aber ungezwungen, wenn man sich der Worte ובסכנה מכסן והולך לו (‘Erubin X 1) erinnert, die auf eine Zeit der Religionsverfolgung hinweisen, in der die Beobachtung unserer heiligen Gebote, insbesondere auch das Anlegen der T’fillin, von der römischen Gewaltherrschaft mit dem Tode bestraft wurde. In einer Baraita, die der bab. Talmud (Schabbat 49a u. 130a) uns erhalten hat, wird darüber ausführlicher berichtet. Da mag es Schlauköpfe gegeben haben, die sich einbildeten, den grausamen Häschern entschlüpfen zu können, wenn sie dem Gehäuse ihrer T’fillin die Form eines Eies oder einer Nuss gaben. Vor solch gefährlicher Leichtgläubigkeit warnt hier die Mischna mit denselben Worten, mit denen die Baraita in Bezug auf die Pfostenschrift den törichten Wahn zerstören will, als liessen sich die wachsamen Schergen dadurch täuschen, dass man die M’zuza bloß anhängt, um sie jederzeit, sowie ein Angeber naht, leicht entfernen zu können, oder dass man sie hinter der Tür befestigt, wo sie zwar von aussen nicht sichtbar ist, bei einer Haussuchung aber bald entdeckt werden muss. Allerdings ist weder in der Mischna noch in der Baraita ausdrücklich von einer Zeit der Religionsverfolgung die Rede. Das brauchte indessen nicht betont zu werden, weil beide Aussprüche eben in dieser Zeit entstanden sind. Derselbe Fall in Giṭṭin (VI 2). Dort heisst es: Ernennt eine Frau einen Bevollmächtigten, der für sie den Scheidebrief in Empfang nehmen soll, muss sie Zeugen haben, dass sie die Vollmacht erteilt hat, und Zeugen, dass ihr Beauftragter den Scheidebrief empfangen und zerrissen hat. Ja, warum hat er ihn denn zerrissen? Er hätte doch besser getan, ihn der Frau einzuhändigen, die dann überhaupt keine Zeugen nötig hätte. Darauf antwortet der bab. Talmud (64 a): Die Mischna wurde zu einer Zeit der Religionsverfolgung gelehrt (בשעת הגזרח שנו), als es gefährlich war, im Besitz einer religiösen Urkunde betroffen zu werden. Wenn wir nun dort, wo irgend eine Gefahr mit keinem Wort angedeutet ist, annehmen müssen, die Mischna habe die Religionsverfolgung stillschweigend voraussetzen dürfen, weil sie eben aus solcher Zeit stammt, sind wir an unserer Stelle, wo doch wenigstens von einer Gefahr deutlich gesprochen wird, umsomehr zu dieser Annahme berechtigt. — Aus der oben erwähnten Baraita (Schabbat 130a) ist ersichtlich, dass die Beobachtung des T’fillingebotes, die sich in der Zeit der Verfolgungen gelockert hatte, auch später noch, als diese längst grösserer Duldsamkeit gewichen waren, viel zu wünschen übrig liess (עדיין היא מרופה בידם). Gemeint ist wahrscheinlich, dass die T’fillin nicht mehr den ganzen Tag getragen, sondern nur noch zum Gebete angelegt wurden, was R. Jannai damit begründet, dass sie wegen ihrer Heiligkeit besondere Achtsamkeit auf Reinheit des Körpers bedingen. Ist dies richtig, so ist die Erklärung des Ausdrucks תפלה als Gebetkapsel immer noch so einleuchtend, dass man nicht nötig hat, zu solch abenteuerlichen Etymologien wie διαφυλάττειν oder תפל = טפל seine Zuflucht zu nehmen (s auch Tosafot in מנחות 34 b unter טוטפות II). Die Bezeichnung ist eine volkstümliche Verkürzung aus ארבע פרשיות של תפלה oder einer ähnlichen Verbindung, wie ja auch die Pfostenschrift statt כתב המזוזה oder פרשיות המזוזה kurzweg מזוזה genannt wird. Gegenwärtig versteht man unter תפלה in einigen Gegenden das Gebet buch, in anderen sagt man dafür סדור, beides aus סדור תפלה verkürzt. Sehr oft hört man הבדלה im Sinne von חצות ,נר הבדלה für מוציא ,תקון חצות für פרוסת , סכות ברכת המוציא für חג הסכות שמחת תורה , für ברית ,יום שמחת תורה für ברית מילת u. dgl. m. Solche Vereinfachungen sind auch in der Mischna gar nicht selten. Man vergleiche z. B. in ברכות (V 2) מזכירין גבורות גשמים בתחית המתים statt שביעית נתנה לאכילה לשתיה ולסיכה, in שביעית (VIII 2) מ׳ ג׳ ג׳ בברכת תחית חמ׳ statt פירות שנח שביעית נחנו לא׳ לש׳ ולס׳, in ראש השנה (IV 6) אין פוחתין מעשרה מלכויות מעשרה זכרונות מעשרה שופרות statt א׳ פ׳ מ׳ פסוקי מ׳ מע׳ פסוקי ז׳ מע׳ פסוקי ש׳, in מועד קטן (I 1) משקין בית השלחין במועד statt מ׳ ב׳ חש׳ בחל המועד (s. auch weiter unten Anm. 65). Bezeichnend ist für den Volksmund das Zeugnis des Talmud (Sukka 30b unten), dass die Myrte הושענא genannt wurde, weil man ihre Zweige am Hüttenfeste beim Hoscha‘na-Gebete in der Hand hielt. Vielleicht verdankt auch die Bezeichnung תפלין ihren Ursprung der Volkssprache. Das verrät schon die falsche Pluralbildung, die sich dennoch, ähnlich wie bei תהלים, zum Unterschied von תפלות (Gebete) eingebürgert hat. Es mag sein, dass diese Benennung älter ist als die Eroberung des heiligen Landes durch die Römer; aber es gab ja Religionsverfolgungen auch früher schon unter syrischer Herrschaft.",
+ "und entspricht nicht der Vorschrift. Die judenfeindlichen Häscher werden sich durch sein Manöver nicht täuschen lassen und er hat nicht einmal die Genugtuung, sich für eine gute Sache geopfert zu haben, da es doch Vorschrift ist, dass der Querschnitt des Gehäuses ein Quadrat bilde. Er hat somit das Gebot gar nicht erfüllt und sein Leben umsonst aufs Spiel gesetzt.",
+ "Legt man sie an der Stirne oder an der Handfläche an. in buchstäblicher Auffassung der Worte: Binde sie zum Zeichen auf deine Hand und lass sie ein Diadem sein zwischen deinen Augen (5. B. M. 6, 8).",
+ "so ist das ketzerische Art. Auflehnung gegen die überlieferte Lehre, welche die Gebetkapsel der Hand am Oberarm anzulegen gebietet, die des Kopfes oberhalb der Stirne (vgl. 5. B. M. 14, 1).",
+ "Belegt man sie. צפה (Einzahl) lautet die Lesart im Jeruschalmi, bei Alfasi und bei R. Ascher. Andere Ausgaben haben צפן (Plural).",
+ "mit Gold oder legt man sie über dem Ärmel. אנקלי, griechisch ἀγϰάλη (auch lat ancala und ancale) ist der gekrümmte Arm, der Elbogen; בית אנקלי (Jeruschalmi: בית יד אנקלי) daher = Ärmel.",
+ "so ist das die Art der Essener. Essener (חיצונים) oder Essäer (חוציים?), wörtlich: Aussenstehende, wurde die Sekte der dem Bunde der Genossen (חברים) nicht angehörenden frommen, aber unwissenden Landleute genannt, die in ihrem Streben, die Schriftgelehrten an Frömmigkeit womöglich zu übertrumpfen, unter anderm auch darin zu glänzen suchten, dass sie ihre תפלין mit Gold belegten und die des Armes nicht vorschriftsmässig unter dem Rockärmel verbargen, sondern gleich denen des Kopfes prahlerisch zur Schau trugen."
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+ "so ist das die Art der Ketzer. „Dualismus“ (שתי רשויות) bemerkt hierzu der Jeruschalmi kurz und bündig. Indem man das Heil von den „Gütigen“ erwartet, bekennt man sich zum Glauben an eine Weltregierung, in die sich zwei Wesen teilen, ein gutes und ein böses (Ormuzd und Ahriman nach der parsischen Lehre), und verleugnet somit die wichtigste Grundlage unserer Religion, den Monotheismus, der trotz aller Gegensätze in Natur und Geschichte nur einen einzigen Schöpfer und Weltenlenker anerkennt: „Ich bilde das Licht und schaffe die Finsternis, ich mache den Frieden und schaffe das Unheil, ich der Ewige mache all das“ (Jes. 45, 7). In dieser Auffassung (Raschi erklärt יברכוך טובים: Nur gute Menschen sollen dich [Gott] preisen, eine Formel, die wohl Hochmut, Dünkel und Selbstgerechtigkeit verrät, aber noch lange keine Ketzerei ist) wirft unsere Stelle vielleicht etwas Licht auf die letzte Mischna in B’rachot, wo es heisst, dass man wegen der Ketzer den Gruss mit dem Gottesnamen eingeführt habe. Es gab eine Zeit, in der man sich scheute, den heiligen Namen zu profanen Zwecken auszusprechen. Der Tag, an dem es endlich gelang, dem Unfug seiner Erwähnung selbst in Verträgen und ähnlichen Urkunden zu steuern, wurde zum Festtage eingesetzt. Es trat nun im gewöhnlichen Leben die Bezeichnung השמים (der Himmel) und später המקום (der Weltraum) an die Stelle des Gottesnamens (s. P’saḥim X, Anm. 38). Man grüsste also יברכוך מן השמים oder יברכך המקום. Als aber Anhänger des Dualismus den Gruss יברכוך טובים einführten und man die Gefahr erkannte, die aus solcher Umschreibung dem Glauben an den Einen-Einzigen entstehen konnte, hielt man es für angemessen, die alte Scheu zu überwinden und wieder den biblischen Gruss יברכך ה׳ (Rut 2, 4) in Anwendung zu bringen. Wenn auch die vorangehende Verordnung über מן העולם ועד העולם sich gegen die Ṣadokäer richtet, die ein Jenseits leugneten, so kann die sich anschliessende dennoch die Dualisten im Auge haben. Beide Sekten werden eben unter der gemeinsamen Bezeichnung Minim (Ketzer) zusammengefasst. Ihre Verschiedenheit kommt deutlich genug durch die sonst überflüssige Wiederholung des Wortes והתקינו zum Ausdruck.",
+ "über das Vogelnest erstreckt sich dein Erbarmen. Die Tora verbietet dem, der ein Vogelnest findet, in welchem die Mutter über ihren Jungen oder ihren Eiern ruht, das ganze Nest auszuheben; er muss vielmehr die Mutter freilassen (5. B. M. 22, 6f.). Es ist falsch, dies als Ausfluss göttlichen Erbarmens hinzustellen. Das Gebot des Mitleids würde fordern, die Mutter nicht ihrer Eier oder ihrer Jungen zu berauben. Nach Jeruschalmi schwankt hier die Lesart der Mischna zwischen על und עד. Die Lehrer, die על an der Spitze des Satzes vortragen, betonen ihn so, dass er einen Vorwurf gegen die Vorsehung enthält: Das Vogelnest erreicht dein Erbarmen (aber meinem Leid verschliessest du dein Auge). Die anderen, die עד dafür setzen, erblicken darin eine das Lob Gottes vermindernde Einschränkung: Bis zum Vogelnest reicht dein Erbarmen (in Wahrheit aber umfasst es die ganze Schöpfung (Ps. 145, 9).",
+ "für das Gute werde dein Name gepriesen. Wir müssen aber dem Allgütigen auch für die Leiden danken, die er über uns verhängt (B’rachot IX 5 Anf.).",
+ "Dank. Mit מודים beginnt die vorletzte Benediktion der T’filla. Die Wiederholung ist wegen ihrer Eindringlichkeit dem Herrn der Welt gegenüber ungehörig und daher im öffentlichen Gttesdienst verpönt; in der Privatandacht wird sie als impulsiver Ausdruck der Inbrunst gewertet.",
+ "Wenn jemand in den Keuschheitsgesetzen umschreibt. bei der öffentlichen Toravorlesung (s. Anm. 25), in öffentlichen Vorträgen oder in der Schule nicht wörtlich übersetzt, sondern die zweite Person, um nicht anzustossen, in die dritte verwandelt, oder gar aus Prüderie den Sinn eines Verses in verschleierter, aber immerhin noch durchsichtiger Form wiedergibt. Er übersetzt z. B. ערות אביך וערות אמך לא חגלה (3. B. M. 18, 7): „Die Blösse seines Vaters und seiner Mutter soll man nicht aufdecken“, oder er setzt an die Stelle von Blösse das Wort Schande. — כנוי, in der Bibel = Benennung, bat später die Bedeutung eines Beinamens, daher auch der Umschreibung angenommen. עריות ist die Mehrzahl von ערוה oder עריה, das eigentlich Blösse bedeutet, im Munde der Rabbinen aber jedes ein Ehebündnis ausschliessende Verhältnis zwischen den Geschlechtern bezeichnet, in erster Reihe die nahe Verwandte, dann auch die verheiratete Frau.",
+ "dem Molech hinüberzuführen. 3. B. M. 28, 21.",
+ "ins Heidentum hinüberzuführen. d. h. du sollst mit einer Heidin keine Kinder erzeugen, die ihre Mutter dem Götzendienste zuführen wird. ארמיותא, eigentlich Arameärtum, hat zur Zeit der Mischna die Bedeutung Heidentum. לאעברא kann ebensowenig wie להעביר schwängern heissen. In diesem Sinne müsste der Pa‘el (לעברא) und nicht der Af‘el stehen, statt בארמיותא aber (= im Heidentume) לארמיחא (= Heidin). In der Sache freilich kommt es auf eins heraus, ob wir ומזרעך mit Samen und לאעברא בארמיותא fälschlich mit eine Heidin zu befruchten übersetzen oder ומזרעך mit Nachkommenschaft und לאעברא בארמיותא richtiger mit ins Heidentum hinüberzuführen. Der Sinn bleibt derselbe.",
+ "so bringt man ihn mit einer Rüge zum Schweigen. weil es eine falsche Übertragung ist. Das Targum Jonatan, das diese Auslegung hat, erhebt nicht den Anspruch, eine sinngemässe Übersetzung des Bibelwortes zu sein. Verboten ist aber nur die falsche Erklärung, die sich als die wahre ausgibt; dagegen ist es gestattet, einen an sich richtigen Gedanken homiletisch oder selbst in geistreicher Spielerei einem Verse unterzulegen, der in Wirklichkeit einen andern Sinn hat. — שתק, durch Metathesis mit סכת (arab. سكت) verwandt, findet sich in der Bibel nur in übertragenem Sinne (vom Meere, vom Streite), in der rabbinischen Literatur hauptsächlich auf Menschen angewendet. — נזיפה ist aram. Lehnwort (das hebr גערה übersetzt das Targum mit גער ,נזופא mit נזף)."
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+ "Die Tat Rubens. die ihm zur Unehre gereichende Handlungsweise gegen Bilha (1. B. M. 35, 22).",
+ "aber nicht übersetzt. Als die heilige Sprache mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wurde die Einrichtung getroffen, die öffentlichen Vorträge aus der Bibel dem Volke ins Aramäische, seine Umgangssprache, zu übersetzen. Bei der Tora wurde Vers um Vers übertragen; bei den Prophetenschriften, wo es auf eine wortgetreue Übersetzung nicht so ankam, konnte man dem Torgemân zutrauen, dass er selbst drei Verse hintereinander sinngemäss aus dem Gedächtnis wiederzugeben imstande sein würde. — Statt מתורגמן findet sich öfter die kürzere Form תורגמן (syrisch: Targemân, arabisch: Turdschumân und Mutardschim). — Zur Konstruktion ובנביא שלשה s. oben Anm. 22.",
+ "Die Tat Tamars. daselbst 38, 13—24.",
+ "wird vorgelesen und übersetzt. Spielt auch Juda bei dem ganzen Vorfall keine rühmliche Rolle, so hat er doch zuletzt (Vers 26) sein Unrecht eingesehen.",
+ "Die erste Erzählung vom Kalbe. der Bericht der Tora (מעשה steht hier für ספור מעשה; vgl. oben Anm. 47 g. E.) im zweiten Buche (32, 1—20) über die Anfertigung des goldenen Kalbes.",
+ "wird vorgelesen und übersetzt. obwohl dieser Rückfall ins Heidentum von der Gemeinde als tiefste Schmach empfunden wird.",
+ "die zweite. Unter der zweiten Erzählung ist nicht, wie man annehmen sollte, die Darstellung im fünften Buche (9, 12—21) zu verstehen, sondern nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Tosefta und beider Talmude z. St. die Fortsetzung des ersten Berichtes in den Versen 21—25 und der Schlussvers 35.",
+ "aber nicht übersetzt. wegen der bitteren Worte, die Aharon da zu Anfang aus dem Munde seines Bruders hört, wegen des harten Tadels, die er später erfährt, und wegen des schweren Vorwurfs, der ihn am Schlusse trifft. Allerdings wäre dieser Grund auch für die Wiederholung im fünften Buche mit Rücksicht auf Vers 20 zutreffend.",
+ "Der Priestersegen. 4. B. M. 6, 24—26.",
+ "die Tat Davids. Sein Verfahren gegen Urija und Batscheba‘ (2. Samuel 11, 2—17).",
+ "und Amnons. Sein Verbrechengegen Tamar (daselbst 13, 1—19).",
+ "werden vorgelesen. So die Lesart in den Talmudausgaben, bei Alfasi und Rabbenu Ascher, und so auch die Entscheidung Maimunis (Hil. T’filla XII 12). Die Mischnaausgaben lesen לא נקראין.",
+ "und nicht übersetzt. Für die beiden an letzter Stelle genannten Erzählungen sind ähnliche Gründe wie für die Tat Rubens und den zweiten Bericht über das goldene Kalb massgebend. Das strahlende Bild des gefeierten Königs soll im Herzen des Volkes in fleckenloser Reinheit und ungetrübtem Glanze erhalten bleiben. Mit dem Priestersegen hat es eine andere Bewandtnis. Er braucht nicht übersetzt zu werden, weil er in der Ursprache jedem geläufig ist und von jedem verstanden wird. Er soll nicht übersetzt werden, damit sich die Übertragung nicht einbürgere und schliesslich den hebräischen Wortlaut auch aus dem Munde der Priester verdränge, die ihn in keiner andern als der heiligen Sprache über die Gemeinde sprechen dürfen (Soṭa VII 2). Er kann auch nicht übersetzt werden, weil jede Übersetzung zugleich eine Erklärung ist, hier aber der Sinn des zweiten Satzes (Gott lasse dir sein Antlitz leuchten) ziemlich dunkel und der dritte Satz (Gott erhebe sein Antlitz zu dir) in wörtlicher Übertragung sogar anstössig ist.",
+ "Man wähle den Wagen. Die Vision vom göttlichen Throne im ersten Kapitel des Propheten J’ḥezḳêl.",
+ "nicht zum Schlussvortrage. An Schabbat- Feier- und Fasttagen wird nach der Toravorlesung ein Abschnitt aus einem der Prophetenbücher vorgetragen (Hafṭara). Die geheimnissvolle Schilderung des von Engeln in Tiergestalt bewegten Thronwagens eignet sich nicht zu öffentlichem Vortrage, weil sie in unreifen Köpfen Verwirrung anrichten könnte.",
+ "Rabbi Juda erlaubt es. Er fürchtet keine nachteilige Wirkung des Vortrages, erwartet vielmehr von ihm eine Anregung zu tieferm Nachdenken über die göttliche Weltregierung. — Wir lesen dieses Kapitel am Wochenfeste als Hafṭara im Anschluss an den Toraabschnitt von der Offenbarung am Ḥoreb",
+ "Tue Jerusalem kund. das sechzehnte Kapitel im Buche J’ḥezḳêl, wo der Prophet mit besonderer Schärfe den Abfall und die Treulosigkeit des Gottesvolkes geisselt."
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+ "\nEinleitung.\nAm vierzehnten Adar, im Schaltjahre am vierzehnten Adar Scheni, wird das Purimfest gefeiert zur Erinnerung an die im Buche Ester erzählten Ereignisse. Dieses Buch wird sowohl in der Nacht als auch am Tage des Festes aus einer vorschriftsmässig geschriebenen Pergament rolle (מגלח) öffentlich verlesen. Die näheren Bestimmungen darüber bilden nebst manchen anderen — teils verwandte Gebiete berührenden, teils in nur losem Zusammenhange stehenden — den Inhalt unseres aus vier Kapiteln bestehenden Traktats. Obwohl der vorangehende Traktat auch nicht mehr Kapitel hat und dem Inhalte nach sich M’gilla, das ebenfalls ein Fest behandelt, besser an Rosch haschana anschliessen würde, wurde dennoch Ta‘anijot zwischengeschoben, weil diesem Traktat insofern der Vorrang gebührt, als die Fasttage, von denen er seinen Namen hat, in dem Gesetz der Tora begründet sind, nach welchem sich die Gemeinde in jeder Gefahr, die sie bedroht, mit gläubigem Vertrauen unter Gebet und Posaunenschall an den himmlischen Vater wenden soll (4. B. M. 10,9), während die Purimfeier erst eine spätere Einrichtung ist.\nDie beiden ersten Kapitel enthalten die Vorschriften über das Lesen der Esterrolle und (im Anschluss an die Unterschiede zwischen Purim des ersten und Purim des zweiten Adar) eine Reihe von Fällen, in denen gleichfalls zwei verwandte Gesetze sich nur in wenigen Punkten unterscheiden. Den Schluss des zweiten Kapitels bildet eine Aufzählung von gebotenen Handlungen, die nur am Tage, und solchen, die nur in der Nacht auszuführen sind. Das dritte Kapitel (in den Ausgaben des bab. Talmud ist es das vierte) bespricht das Verfahren beim Verkauf heiliger Gegenstände und verzeichnet die Toraabschnitte, die an Fest- und Fasttagen sowie an vier dem Pesaḥfeste vorangehenden Sabbaten vorgelesen werden. Das vierte Kapitel (im bab. Talmud das dritte) lehrt die allgemeinen Vorschriften über die Vorlesungen aus der Tora und die Schlussvorträge (Hafṭarot) aus den Propheten.\n"
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+ "Die Rolle. Das Buch Ester, das noch heute als מגלה schlechthin bezeichnet wird. Früher waren alle Bücher der heiligen Schrift in Rollenform geschrieben.",
+ "am Vierzehnten oder am Fünfzehnten. des zwölften Monats (Adar), im Schaltjahre des dreizehnten (Adar Scheni).",
+ "mit einer Mauer umgeben waren. המוקפין kann als Partizip die Vergangenheit eben so gut wie die Gegenwart bezeichnen. מימות heisst nicht: von den Tagen her, seit den Zeiten, sondern — wie die Redensart מימי (all meine Lebtage; vgl. auch מימיהם של נהנים in P’saḥim I 6) zeigt — in den Tagen.",
+ "nur dass die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurückgreifen. Am vierzehnten Adar wurde in der Hauptstadt Schuschan noch gekämpft (Ester 9, 15). Darum wurde angeordnet, dass dort wie auch in allen gleich ihr befestigten Plätzen das Purimfest erst am fünfzehnten begangen werde, während es auf dem flachen Lande und in den offenen Städten schon am vierzehnten zu feiern ist (Ester 9, 18—23). Da aber das heilige Land damals verwüstet und selbst Jerusalem nur ein Trümmerhaufen war, wurde ferner bestimmt, dass als Festungen alle Orte betrachtet werden sollten, die in den Tagen Josuas, also zur Zeit der Besitznahme durch Israel, von einer Mauer umgeben waren. Unter den grösseren Ortschaften sind offene Städte zu verstehen, in denen täglich regelmässige Gebetsversammlungen gesichert waren (s. unten Mischna 3). Den Dorfbewohnern, die eine solche Einrichtung nicht unterhalten konnten, wurde das Zugeständnis gemacht, dass sie sich schon vor dem vierzehnten Adar an denjenigen Tagen, an denen sie in die Stadt einkehrten (הכניסה יום), daselbst von Sachkundigen die Esterrolle vorlesen lassen dürften. Diese Tage waren der zweite und der fünfte Wochentag, an denen die Gerichtshöfe in den grösseren Ortschaften ihre Sitzungen hielten (s. K’tubbot I 1)."
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+ [
+ "Fällt der Vierzehnte auf den zweiten [Wochentag. Zur Zeit der Mischna, als es noch keinen festen Kalender gab, der Monatsanfang vielmehr von Fall zu Fall durch die Behörde auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes festgesetzt wurde (s. Rosch Haschana, Einleitung, Absatz 2), konnte der vierzehnte Adar auf jeden Tag der Woche fallen, nach unserm festen Kalender dagegen nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Freitag.",
+ "so lesen die Dörfer und grösseren Ortschaften an diesem Tage und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar.",
+ "so greifen die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurück. auf Montag, den dreizehnten, bezw. den zwölften Adar.",
+ "die grösseren Ortschaften lesen an jenem Tage. d. i. am vierzehnten Adar.",
+ "und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar.",
+ "lesen die Dörfer und grösseren Ortschaften an diesem Tage und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar.",
+ "greifen die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurück. auf Donnerstag, den dreizehnten Adar.",
+ "die grösseren Ortschaften und die mit einer Mauer umgebenen lesen an jenem Tage. Auch die befestigten Orte lesen in diesem Falle am vierzehnten Adar, weil am Schabbat die Esterrolle nicht vorgelesen werden darf.",
+ "fällt er auf den Schabbat. Zur Zeit der Mischna, als es noch keinen festen Kalender gab, der Monatsanfang vielmehr von Fall zu Fall durch die Behörde auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes festgesetzt wurde (s. Rosch Haschana, Einleitung, Absatz 2), konnte der vierzehnte Adar auf jeden Tag der Woche fallen, nach unserm festen Kalender dagegen nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Freitag.",
+ "so lesen die Dörfer und grösseren Städte am Tage der Einkehr. Auch die grösseren Ortschaften lesen am Donnerstag, dem zwölften Adar. Da am Schabbat die Vorlesung nicht stattfinden kann (vgl. die vorige Anmerkung), ein Rückschub also notwendig ist, wird sie gleich um zwei Tage zurückverlegt, um den Freitag für die Vorbereitungen auf den Schabbat frei zu halten. Aus demselben Grunde sollte man in den befestigten Orten am Donnerstag lesen, wenn der fünfzehnte Adar auf Schabbat fällt. Es geht jedoch nicht an, dass man dort früher lese als in den offenen Städten. Darum lesen beide am Freitag, dem vierzehnten Adar.",
+ "und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden Tage. Gemeint ist der auf den vierzehnten Adar folgende Tag, also Sonntag, der fünfzehnte.",
+ "so greifen die Dörfer auf den Tag der Einkehr zurück. auf Donnerstag, den elften Adar.",
+ "die grösseren Ortschaften lesen an jenem Tage. d. i. am vierzehnten Adar.",
+ "und die mit einer Mauer umgebenen am folgenden. am fünfzehnten Adar."
+ ],
+ [
+ "in der sich zehn Beschäftigungslose befinden. die kein Gewerbe betreiben und sich daher verpflichten können, zu den festgesetzten Gebetszeiten in der Synagoge zu erscheinen.",
+ "In diesen Fällen. wenn Purim, sei es der vierzehnte, sei es der fünfzehnte Adar, auf Schabbat fällt.",
+ "es werde vorgesorgt und nicht hinausgeschoben. die Vorlesung finde schon vorher und nicht erst am folgenden Sonntage statt.",
+ "aber das Holzfest der Priester. s. Ta‘anijjot IV 5 und Anm. 40 daselbst.",
+ "der neunte Ab. und jeder andere verschiebbare Fasttag, also alle Fasttage ausser dem Versöhnungstage.",
+ "das Festopfer. das Privatopfer, das an den drei heiteren Festen dargebracht wurde (5. B. M. 16, 16—17).",
+ "und die Versammlung. bei welcher der König aus der Tora vorlas (5. B. M. 31, 10—13). Sie fand alle sieben Jahre am zweiten Tage des Hüttenfestes statt (s. Soṭa VII 8).",
+ "werden hinausgeschoben und nicht rückwärts verlegt. Wenn der festgesetzte Tag auf Schabbat fällt, wird die Feier nicht auf einen frühern Tag verlegt, sondern anf den folgenden verschoben. Das hier erwähnte Opfer (nicht zu verwechseln mit den öffentlichen Opfern, die ja auch am Schabbat vollzogen wurden), konnte an jedem Tage des Festes, am Wochenfeste aber, das nur einen Tag dauerte, noch an einem der folgenden sechs Tage dargebracht werden.",
+ "Fasten und Beschenkung der Armen gestattet. Der Tag, an welchem die Dorfbewohner die Esterrolle vorzeitig gelesen haben, ist für sie kein Fest, an welchem Trauerfeier und Fasten verboten wäre; doch dürfen sie an diesem Tage schon die für Purim vorgeschriebenen Geldgeschenke (Ester 9, 22) an die Armen verteilen, obgleich das Festmahl und die damit verbundenen Freundesgaben (daselbst) auch für sie an den vierzehnten Adar gebunden sind.",
+ "Wo gilt das. Die Frage bezieht sich auf das am Ende der ersten Mischna erwähnte Zugeständnis, nach welchem die Dorfbewohner die Esterrolle vorzeitig lesen dürfen; sie konnte aber dort nicht eingeschoben werden, weil sie an dieser Stelle den Zusammenhang der ersten mit der sie erläuternden zweiten und dritten Mischna durchbrochen hätte. Darum knüpft sie lieber an die Worte אף על פי שאמרו an, so dass אימתי hier für אימתי אמרו מקדימין ולא מאחרין steht.",
+ "an dem man am zweiten und fünften [Wochentage] einkehrt. in die nächste grössere Ortschaft, in der ein Gerichtshof besteht und für regelmässige Gebetsversammlungen gesorgt ist (s. Anm. 4 u. 14).",
+ "liest man sie nur zu ihrer Zeit. am vierzehnten Adar."
+ ],
+ [
+ "worauf dem Jahre ein Monat eingeschaltet wurde. Zur Zeit der Mischna gab es noch keine feste Ordnung der Schaltjahre. Der dreizehnte Monat wurde vielmehr von der Behörde eingeschoben, so oft das Bedürfnis es erforderte, mitunter erst am letzten Tage des zwölften Monats.",
+ "so liest man sie im zweiten Adar. aufs neue.",
+ "Der erste Adar unterscheidet sich vom zweiten Adar nur durch das Lesen der Rolle und die Beschenkung der Armen. Wenn die Einschaltung noch vor dem Vierzehnten des zwölften Monats erfolgte, wird Purim nicht in diesem, sondern im dreizehnten (Adar Scheni) gefeiert. Aber Totenklage und Fasten sind auch am vierzehnten und fünfzehnten Tage des zwölften Monats untersagt. In dieser Beziehung ist zwischen beiden Adar kein Unterschied. — An diesen mit אין בין beginnenden Satz sind nun im folgenden wegen dieser Eigentümlichkeit zwölf Halachot angereiht, die ebenfalls mit אין בין anfangen, sonst aber zum Inhalte unseres Traktats keine Beziehung haben (s. die Einleitung)."
+ ],
+ [
+ "Der Feiertag unterscheidet sich vom Schabbat nur in Bezug auf Lebensmittel. Am Feiertage sind manche Verrichtungen, die am Schabbat verboten sind, zum Zwecke der Bereitung von Speisen und Getränken erlaubt (s. die Einleitung zum Traktat Jom Ṭob); alle übrigen sind auch am Feiertage nicht gestattet.",
+ "Zwischen dem Schabbat und dem Versöhnungstage besteht nur der Unterschied. hinsichtlich der Werktätigkeit.",
+ "hier dagegen durch Ausrottungstod geahndet wird. Die Verurteilung wegen der Entweihung des Schabbat durch mutwillige Übertretung des Verbotes jeglicher Werktätigkeit erfolgt durch die zuständigen Gerichte, während die für vorsätzliche Entweihung des Versöhnungstages durch das gleiche Verbrechen von der Tora angedrohte Ausrottung eine Gott vorbehaltene Strafe ist. Das Verbot an sich hat aber an beiden Tagen die gleiche Ausdehnung; denn am Versöhnungstage ist auch Speisebereitung in demselben Umfange wie am Schabbat untersagt."
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+ "dem der Genuss von einem andern versagt ist. Das kann auf zweierlei Art bewirkt werden: meinerseits, indem ich zu ihm sage: Jeder Genuss von dir soll mir wie ein Opfer sein; seinerseits, indem er zu mir sagt: Jeder Genuss von mir soll dir gleich einem Opfer sein. Im ersten Falle bin ich נודר הנאה מחברי, in beiden Fällen מודר הנאה מחברי. Selbstverständlich ist Muddar (Hof‘al zu sprechen und nicht Modêr, wie man gewöhnlich hört und liest, obgleich es eine solche Form von נדר gar nicht gibt.",
+ "dem nur Esszeug von ihm versagt ist. durch die Formel: Dein Esszeug sei mir einem Opfer gleich, bezw.: Mein Esszeug sei dir wie ein Opfer. — In der Bibel ist מאכל nichts anderes als אכל, die Speise. Der spätere Sprachgebrauch scheint den Begriff מאכל auf alles ausgedehnt zu haben, was zur Herstellung von אכל dient (vgl. מאכלת = Schlachtmesser), also auf Esszeug im weitesten Sinne, in welchem der Begriff sowohl die Nahrungsmittel selbst als auch die Geräte, mit deren Hilfe sie zubereitet und genossen werden, in sich schliesst.",
+ "die man nicht zu Lebensmitteln verwendet. Wenn mir nur sein „Esszeug“ versagt ist, darf ich sein Besitztum betreten und mir Gegenstände von ihm borgen, die zu keinerlei Speise oder Trank Verwendung finden; ist mir dagegen der „Genuss“ von ihm untersagt, darf ich von allem, was ihm gehört, keinerlei Nutzen ziehen. Sonst ist zwischen beiden Formen der Versagung kein Unterschied.",
+ "während man für gespendete keinen Ersatz zu leisten braucht. Spenden sind die einem frommen Zwecke (insbesondere dem Altar oder dem Tempelschatze) freiwillig gewidmeten Gegenstände; Gelübde sind die freiwillig übernommenen Verpflichtungen zu einer Spende. Sage ich z.B.: Dieses Geldstück schenke ich dem Armenverein, so ist das eine Spende, und ich brauche, wenn das Geldstück mir abhanden kommt, kein anderes dafür zu geben; sage ich aber: Ich will einen Betrag im Werte dieses Geldstücks dem Armenverein schenken, so ist das ein Gelübde, und ich muss, wenn ich später den genannten Betrag bereit gelegt und, ehe ich ihn dem Vorsteher übergeben, verloren habe, aufs neue Zahlung leisten."
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+ "nur in Bezug auf das Opfer. Wer krankhaften Samenfluss zweimal an sich bemerkt hat, sei es an demselben Tage, sei es an zwei aufeinander folgenden Tagen, ist ebenso unrein und macht sein Lager und seinen Sitz ebenso zu einem Herd der Unreinheit (über diesen Begriff s. P’saḥim I Anm. 26 u. 29) wie derjenige, der solchen dreimal, sei es hintereinander, sei es innerhalb dreier aufeinanderfolgender Tage, an sich beobachtet hat; nur dass dieser nach erlangter Reinheit das von der Tora (3. B. M. 15, 14f) geforderte Opfer bringen muss, von dem jener befreit ist.",
+ "Der eingeschlossene Aussätzige unterscheidet sich von dem als aussätzig Erklärten nur hinsichtlich des ungeschorenen Kopfhaars und der zerrissenen Kleidung. Beide sind aus dem Lager zu entfernen und übertragen in gleicher Weise die ihnen anhaftende Unreinheit; nur unterliegt der bloss zur Beobachtung seiner Krankheit Eingeschlossene nicht gleich dem vom Priester bereits als aussätzig Erklärten der Pflicht, seine Kleider zu zerreissen und sein Haar wachsen zu lassen (3. B. M. 13, 45), noch den beiden anderen im selben Verse enthaltenen, hier als bekannt vorausgesetzten und der Kürze wegen nicht angeführten Forderungen.",
+ "Der nach der Einschliessung rein Gewordene unterscheidet sich von dem nach erklärtem Aussatz rein Gewordenen nur in Bezug auf die Kahlschur und die Vögel. Der Aussätzige, der von seinem Leiden genesen ist, muss nach seiner Reinsprechung durch den Priester sich den Körper kahl scheren lassen und zwei Vögel darbringen (3. B. M. 14, 1—8: von den in den folgenden Versen enthaltenen Vorschriften, die ebenfalls auf den טהור כתוך החלט beschränkt sind, ist hier abgesehen, weil sie erst eine Woche später zu beobachten sind). Der nur wegen Aussatzverdachtes Abgesperrte ist dazu nicht verpflichtet, wenn er nach Ablauf der Beobachtungszeit entlassen wird. Beide aber müssen sich und ihre Kleider einem Reinigungsbade unterziehen."
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+ "Die Bücher. der heiligen Schrift.",
+ "von den Gebetstreifen. Pergamentstreifen, die vier Toraabschnitte enthalten (2. B. M. 13, 1—10 und 11—16; 5. B. M. 6, 4—9 und 11, 13—21) und mittels Riemen am Kopfe und am linken Arm befestigt werden.",
+ "und den Pfostenblättern. Pergamentblätter, welche die beiden letztgenannten Toraabschnitte enthalten und an den Türpfosten anzubringen sind.",
+ "dass die Bücher in jeder Sprache. und beliebiger Schrift.",
+ "während Gebetstreifen und Pfostenblätter nur in assyrischer Schrift hergestellt werden dürfen. Gemeint ist die sogenannte Quadratschrift, die die Juden in Babel, dem ehemaligen Bestandteile des assyrischen Reiches, angenommen haben, um sich ihrer fortan statt der althebräischen Schrift zu bedienen. Sie wird nicht בבלית genannt, weil dieses Wort einen üblen Klang hatte (Joma VI, Anm. 22), während אשורית „die Gepriesene, Herrliche“ bedeuten kann.",
+ "auch die Bücher habe man nur griechisch. in griechischer Sprache und griechischer Schrift. Selbstverständlich erst recht in der heiligen Sprache."
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+ "Zwischen dem mit Salböl gesalbten Priester und dem durch Kleider geweihten. Bis Josia, solange das von Mosche bereitete Salböl vorhanden war, wurden die Hohenpriester damit gesalbt; später wurden sie nur durch das Anlegen der acht Gewandstücke, die den Ornat des Hohenpriesters bildeten (Joma VII 8), in ihr Amt eingeführt.",
+ "der in Ansehung aller Gebote dargebracht wird. Wenn der Hohepriester ein Verbot, dessen irrtümliche Übertretung durch ein Sündopfer zu sühnen ist (3. B. M. 4, 27—35), aus Versehen für erlaubt erklärt und gemäss seiner falschen Entscheidung handelt, bringt er zur Sühne einen Farren dar (daselbst 3—12). Das gilt aber nur für den gesalbten Hohenpriester; die Hohenpriester der spätern Zeit brachten in solchem Falle weibliches Kleinvieh, das Sündopfer eines Privatmannes dar. — Der Ausdruck מרובה (vermehrt) kann auf die grössere Zahl der Dienstgewänder bezogen werden, durch die der Hohepriester vor dem gewöhnlichen Priester ausgezeichnet war. Das Wort heisst aber auch geweiht (משח wird im Targum mit רבי übersetzt), eine Bedeutung, die hier besser passt, da מרובה בגדים an dieser Stelle nicht im Gegensatz zum כהן הדיוט, sondern zum כהן גדול המשוח בשמן המשחה steht. — על כל המצות ist nicht buchstäblich zu nehmen. Es handelt sich, wie gesagt, nicht um alle Arten unabsichtlicher Übertretungen, sondern nur um schwere Versehen, die durch ein Sündopfer gesühnt werden müssen. Die Bezeichnung פר הבא על כל המצות ist zum Unterschiede von חטאת של עבודה זרה gewählt, dem Sündopfer, das wegen einer unter den Begriff des Götzendienstes fallenden unvorsätzlichen Handlung dargebracht wird und für jedermann, ob כהן משוה oder בגדים מרובה, ob Priester oder Laie, das gleiche ist [וכן במנחות ט׳ ז׳ כדי להבדיל בין פר העלם דבר של צבור לפר של עבודה זרה].",
+ "Zwischen dem diensttuenden Priester und dem zurückgetretenen besteht ein Unterschied bloß in Bezug auf den Farren des Versöhnungstages und das Zehntel der Efa. Ist der Hohepriester am Versöhnungstage dienstunfähig, so tritt sein Stellvertreter für ihn ein, der aber nur so lange seines Amtes waltet, als jener verhindert ist. Trotzdem ist er sein Leben lang ebenso wie der aus anderen Gründen (Leibesfehler, Altersschwäche) zurückgetretene Hohepriester an alle den כהן גדול auszeichnenden Bestimmungen (s. Horajot III 4) gebunden mit Ausnahme der Vorschrift über den Opferstier des Versöhnungstages (3. B. M. 16, 6) und über das aus einem ‘Omer (= 1⁄10 Efa) Mehl zur Hälfte des Morgens und zur Hälfte des Abends täglich darzubringende Opfer (daselbst 6, 12—16). Beide Verrichtungen sind ausschliesslich dem diensttuenden Hohenpriester vorbehalten."
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+ "Die grosse Opferhöhe unterschied sich von der kleinen Opferhöhe nur hinsichtlich der Pesaḥopfer. Solange das Heiligtum in Schilo sich befand und nachdem der Tempel zu Jerusalem erbaut war, durften andere Altäre — sogenannte Opferhöhen — nicht errichtet werden. Nach der Zerstörung Schilos wurde in Nob und später in Gib‘on ein öffentlicher Altar, die grosse Opferhöhe aufgestellt, auf der die ständigen Gemeindeopfer dargebracht wurden. Zu gleicher Zeit gab es bis zur Erbauung des Salomonischen Tempels Privataltäre oder kleine Opferhöhen, auf denen man freiwillige Privatopfer vollziehen durfte. Öffentliche Opfer, die an keine bestimmte Zeit gebunden waren, wurden weder hier noch dort dargebracht. Dasselbe gilt von den pflichtmässigen Privatopfern mit Ausnahme des Pesaḥ. Dieses musste auf der grossen Opferhöhe und durfte auf keinem Privataltar vollzogen werden.",
+ "Alles was gelobt oder gespendet werden kann. Private Ganz- nnd Friedensopfer. Über den Unterschied zwischen Gelübden und Spenden s. Anm. 35.",
+ "durfte auf einer Opferhöhe dargebracht werden. sowohl auf der grossen als auf der kleinen.",
+ "was dagegen weder gelobt noch gespendet werden kann. pflichtmässige Privatopfer.",
+ "durfte auf keiner Opferhöhe dargebracht werden. weder auf der kleinen noch auf der grossen."
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+ "dass man in Schilo. während sich daselbst das von Mosche in der Wüste errichtete Heiligtum befand.",
+ "minderheilige Opfer. Solche sind das Pesaḥ, die privaten Dank- und Friedensopfer, sowie die männliche Erstgeburt und der Zehnt vom Vieh.",
+ "und Zweiten Zehnt. Nach der Priesterhebe (תרומה) und dem an die Lewiten abzuliefernden Ersten Zehnt (מעשר ראשון) wurde vom Reste der Ernte noch ein Zehntel als Zweiter Zehnt abgesondert. Dieser oder sein Geldwert musste am Orte des Heiligtums verzehrt werden (5. B. M. 14, 22—26).",
+ "innerhalb der ganzen Sichtbarkeitszone. in dem ganzen Umkreise, soweit man Schilo sehen konnte.",
+ "in Jerusalem dagegen nur innerhalb der Mauer. von der die heilige Stadt umschlossen war.",
+ "Hier wie dort können hochheilige Opfer. Solche sind, abgesehen von denen, deren Fleisch nicht gegessen wurde, das Sünd- und das Schuldopfer sowie die öffentlichen Friedensopfer.",
+ "nur innerhalb der Vorhänge. die den Vorhof des von Mosche geschaffenen Heiligtums abgrenzten. Im Tempel zu Jerusalem entsprachen ihnen die Mauern der Opferhalle.",
+ "die Heiligkeit Jerusalems kann niemals aufgehoben werden. Nach der Zerstörung Schilos durften Opferhöhen, auch private, überall errichtet werden (s. Anm. 48), und den Ort, auf dem das Heiligtum gestanden hatte, konnten selbst Unreine betreten; nach der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem dürfen in alle Ewigkeit keine Opferhöhen mehr erbaut werden, und den Ort, auf dem er gestanden, darf kein Unreiner je betreten."
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+ "Wer die Rolle. Das Buch Ester (s. Kap. I, Anm. 1).",
+ "rückwärts liest. wenn auch nur einen spätern Abschnitt vor dem frühem. — Zu den mannigfachen Bedeutungen von פרע gehört auch die des Umkehrens. Daher ist למפרע = rückwärts, בפויע (im (Hand-)Umdrehen] — schnell (vgl. כהרף עין), פרע = [ein Darlehen] zurückgeben (fig. = heimzahlen, strafen), vielleicht auch (wie חזר oder retourner en arrière) = abstehen, aufgeben (יחזקאל 24, 14), ferner = zurückweichen, verschmähen (Sprüche 1, 25; 4, 15; 13, 18; 15, 32), endlich = zurückgehen, verkommen (Sprüche 8, 33; 29, 18; 2 Chr. 28, 19); dagegen ist תפריעו (2. B. M. 5, 4) nicht = zurückhalten, sondern wie das folgende והשבתם = müssig sein, feiern lassen (arab. فرغ). פרעה — פרע (das. 32, 25) kann ein Wortspiel sein: M. sah, dass das Volk entartet war, da es A. dem Gespötte der Gegner entblösst (seine Schande enthüllt) hatte.",
+ "hat seiner Pflicht nicht genügt. Zu לא יצא s. P’saḥim X, Anm. 36.",
+ "so hat er seiner Pflicht genügt. Der scheinbare Widerspruch in diesem Satze kann auf verschiedene Art gelöst werden: a) Wer die Rolle auswendig hersagt oder aus einer hebräischen Abschrift in fremder Sprache liest, indem er statt des vor ihm liegenden Textes die Übersetzung aus dem Kopfe vorträgt, genügt nicht seiner Pflicht; Fremdsprachigen liest man aus einer in ihrer Muttersprache abgefassten Rolle in der fremden Sprache, im Notfalle aus einer hebräisch geschriebenen in der heiligen Sprache vor. b) Eine Vorlesung in fremder Sprache genügt nicht; doch liest man die Rolle dem Fremdsprachigen, damit er ihren Inhalt erfasse, in seiner Muttersprache vor, bevor sie ihm hebräisch vorgetragen wird, in welcher Sprache er sich seiner Pflicht entledigt, wenn er sie auch nicht versteht. c) Wer Hebräisch versteht, genügt seiner Pflicht in keiner andern Sprache, die er ebenfalls versteht; wer Hebräisch nicht versteht, liest aus einer Übersetzung in seiner Muttersprache, hat aber seine Pflicht erfüllt, wenn er einer Vorlesung in der Ursprache beiwohnt. d) Wenn jemand nur Hebräisch versteht, wird er seiner Pflicht nicht ledig, wenn er die Rolle in einer fremden, unverstandenen Sprache liest; versteht er dagegen nur eine fremde Sprache, soll man ihm womöglich in dieser vorlesen; im Notfalle genügt es, wenn er die Rolle in der heiligen Sprache vortragen hört. e) Liest man sie aus einer Übersetzung, die man nicht versteht, hat man der Vorschrift nicht genügt; Fremdsprachigen kann, auch wenn sie Hebräisch verstehen, aus einer in ihrer Muttersprache abgefassten Rolle vorgetragen werden; die Vorlesung in der Ursprache genügt auf alle Fälle, auch wenn man sie nicht versteht. Die erste und die letzte Lösung sind dem Wortlaut der Mischna am besten angemessen; sie entsprechen auch der Auffassung des Talmud. — לעוזות ist die Lesart des Jeruschalmi. Es ist der Plural von לעוז (la‘oz; syr. ebenso) und trotz der weibl. Endung männlich (vgl. ‘Erubin IV, Anm. 65). Die anderen Ausgaben lesen לועזות, die weibliche Mehrzahl von לועז (lo‘ez; Ps. 114,1). Sollte diese gewählt sein, weil die Mischna mehr an Frauen denkt, die leider damals schon meist kein Hebräisch verstanden? Wahrscheinlich ist es nicht. — Unter אשורית ist hier eine Vorlesung in der Ursprache aus einer in assyrischer Quadratschrift (s. ob. Kap. I, Anm. 43) hergestellten Rolle zu verstehen."
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+ "Las er sie mit Unterbrechungen. סרוג, verwandt mit dem biblischen שרג (sich ranken, verflechten), bezeichnet in der Mischna ein Gitterwerk, in welchem die Stäbe voneinander abstehen.",
+ "oder im Halbschlummer. מתנמנס ist Nitpalpel von נום (schlummern); vgl. נתגלגל (‘Erubin III 4 und X 3).",
+ "Auslegung oder Berichtigung beschäftigt. Er hat aus einer vollständigen, vorschriftsmässig hergestellten Rolle abgeschrieben und dabei Wort für Wort aus seiner Vorlage gelesen; oder er hat Vers um Vers aus einer solchen vorgetragen und dazwischen seinen Zuhörern den Inhalt erläutert; oder er hat ein fertiges Exemplar laut durchgelesen, um etwaige Fehler zu verbessern und verblasste Buchstaben aufzufrischen. — מגיה (Hif‘il v. נגה) heisst in der Bibel beleuchten, aufhellen.",
+ "wenn er seinen Sinn darauf richtete. korrekt zu lesen und so das Gebot zu erfüllen.",
+ "mit Gummi. griechisch ϰόμμι.",
+ "oder mit Vitriol. griechisch χάλϰανϑος.",
+ "auf Papier oder Rohleder. griechisch διφϑέρα, nicht ganz ausgearbeitetes (mit Salz und Mehl, aber nicht mit Galläpfeln behandeltes) und darum zum Schreiben nicht gut geeignetes Fell.",
+ "sie muss durchaus assyrisch. s. oben Kap. I, Anm. 43.",
+ "auf Pergament und mit Tinte. Schwarzer, aus Russ, Harz und Honig gekneteter und gepresster Teig, der vor dem Gebrauch in Galläpfelbrühe aufgelöst wird (חוס׳ יו״ט)."
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+ "Hat sich der Bewohner einer Stadt. die am vierzehnten Adar die Esterrolle liest (oben I 1). עיר, wie hier als Gegensatz zu כרך, bezeichnet die offene Stadt.",
+ "in eine Festung. die sie am fünfzehnten liest (daselbst).",
+ "andernfalls liest er mit ihnen. Nach dem oberflächlichen Wortsinne lehrt die Mischna, dass jemand, der das Purimfest an einem fremden Orte verlebt, in welchem das Buch Ester an einem andern Tage als in seiner Heimat gelesen wird, sich nach dieser zu richten habe, wenn er die Absicht hat, später dahin zurückzukehren, nach seinem Aufenthaltsorte dagegen, wenn er ihn zu seinem dauernden Wohnsitz machen will. Nach der Auffassung des Talmud handelt es sich aber immer nur um einen vorübergehenden Aufenthalt, und es kommt lediglich darauf an, ob er den fremden Ort an dem Tage, an welchem dieser das Purimfest feiert, verlassen wollte oder nicht. Demnach liest der Bewohner einer offenen Stadt auch in einer Festung am vierzehnten Adar, wenn er am fünfzehnten vor dem Morgengrauen abreist, am fünfzehnten aber, wenn er sich erst nach Tagesanbruch auf den Heimweg macht, und ebenso der Bewohner einer Festung auch in einer offenen Stadt am fünfzehnten, wenn er seine ursprüngliche Absicht, in der Nacht zum vierzehnten heimzukehren, nicht ausgeführt hat, am vierzehnten aber, wenn er von vornherein entschlossen war, diesen Tag noch am fremden Orte zu verweilen, obgleich er des Abends schon wieder zu Hause sein wird. — Dass diese Mischna nicht oben schon, gleich nach 12 ihren Platz gefunden hat, erklärt sich daraus, dass das erste Kapitel die allgemeinen Bestimmungen über die Zeit der Vorlesung enthält, das zweite aber die besonderen Fälle, zu denen der Aufenthalt an fremdem Orte ebenso gehört wie die nachfolgenden (streitigen und darum an die letzte Stelle gerückten) Bestimmungen über unvollständigen Vortrag und ungeeignete Vorleser.",
+ "Und. Dieses Und verknüpft die Frage, die es einleitet, in auffallender Weise mit dem Vorangehenden. Es war dort viel die Rede von Verstössen, welche die Vorlesung beeinträchtigen. Es entsteht nun die Frage: Gelten diese Bestimmungen für das ganze Buch oder nur für die wesentlichen Abschnitte?",
+ "Ein Mann aus Juda. Ester 2, 5.",
+ "Nach diesen Begebenheiten. daselbst 3,1."
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+ "die Rolle. Das Buch Ester (s. Kap. I, Anm. 1).",
+ "vorzulesen mit Ausnahme eines Tauben. auch wenn er erst in reiferm Alter taub geworden, so dass er deutlich spricht und versteht, was er liest, aber seine eignen Worte nicht hört.",
+ "Irrsinnigen und Minderjährigen. eines Knaben unter dreizehn Jahren.",
+ "tauche nicht unter. im Reinigungsbade zur Beseitigung einer siebentägigen Unreinheit (s. Anm. 25).",
+ "und besprenge nicht. mit dem Entsündigungswasser (4. B. M. 19, 17—19).",
+ "auch eine Tag gegen Tag Wartende. Eine Frau, die in den elf Tagen zwischen je zwei Menstruationsperioden an drei aufeinanderfolgenden Tagen einen Blutfluss an sich beobachtet hat, erlangt die Reinheit erst wieder, wenn sie nach sieben ohne Blutfluss verbrachten Tagen das Reinigungsbad nimmt (s. P’saḥim VIII, Anm. 32 u. 35). Sie muss also am ersten Tage ihrer Beobachtung abwarten, ob nicht auch an den beiden nächsten Tagen Blutfluss eintritt. Ist dieser am zweiten ausgeblieben, so ist sie mit Eintritt der Nacht rein, wenn sie sich im Laufe des Tages im Reinigungsbade untergetaucht hat; ist er nicht ausgeblieben, so muss sie wieder den folgenden (dritten) Tag abwarten und ist nach dessen Ablauf nur dann rein, wenn sie keinen Blutfluss bemerkt und vor Sonnenuntergang vorschriftsmässig gebadet hat.",
+ "tauche nicht unter. Andere Personen, deren Unreinheit von so kurzer Dauer ist, brauchen nicht auf Sonnenaufgang zu warten, können vielmehr auch in der Nacht im Reinigungsbade untertauchen.",
+ "ehe die Sonne aufgegangen. הנץ החמה, eigentlich Emporblühen der Sonne, ist kein dichterischer, sondern der allgemein übliche Ausdruck für den Sonnenaufgang.",
+ "ist es wirksam. und braucht nicht nach Sonnenaufgang wiederholt zu werden."
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+ [
+ "Der ganze Tag. die Zeit zwischen Auf- und Untergang der Sonne.",
+ "eignet sich zum Lesen der Rolle. Das Buch Ester (s. Kap. I, Anm. 1).",
+ "zum Lesen des Hallel. Ps. 113—118, die an gewissen Festtagen gesungen werden.",
+ "zum Schofarblasen. am Neujahrstage und im Jobeijahre auch am Versöhnungstage (3. B. M. 23, 24 u. 25, 9).",
+ "und zum Emporheben des Palmzweiges. nebst der Myrte, den Bachweiden und dem Etrog am Hüttenfeste (3. B. M. 23,40).",
+ "zum Musafgebete und zu den Musafopfern. An Schabbat- Fest- und Neumondstagen wurde zwischen das tägliche Morgen- und Nachmittagsopfer noch ein besonderes Opfer eingeschoben, das daher Musaf (v. יסף = hinzufügen) genannt wird. An denselben Tagen wird zwischen Morgen- und Nachmittagsgebet noch ein besonderes Gebet eingeschaltet, das ebenfalls mit dem Worte Musaf bezeichnet wird. — Die Reihenfolge (מוספין nach תפלת המוספין) erklärt sich daraus, dass zunächst die allzeit geltenden Gebote, dann die vom Bestande des Heiligtums abhängigen, zuletzt die nur gelegentlich zu erfüllenden angeführt werden.",
+ "zum Bekenntnis bei den Opferstieren. während des Handauflegens (3. B. M. 4, 4 u. 15).",
+ "zum Bekenntnis beim Zehnt. 5. B. M. 26, 12—15. Ma‘asêr Scheni V 10.",
+ "und zum Bekenntnis am Versöhnungstage. 3. B. M. 16, 21; Joma III 8, IV 2, VI 2.",
+ "zum Handaufstützen. Wer ein Privatopfer ausser מעשר ,בכור und פסח darbringt, stützt seine Hände auf den Kopf des Opfertieres.",
+ "zum Schlachten. der öffentlichen und privaten Tieropfer, soweit nicht wie beim täglichen Morgen- und Nachmittagsopfer oder beim Pesaḥopfer eine bestimmte Tageszeit festgesetzt ist.",
+ "zum Schwenken. 3. B. M. 7,30; 23, 11 und 20; 4 B. M. 5,25 und 6,20.",
+ "zum Abheben und zum Verbrennen. Das Mehlopfer wird an die südöstliche Ecke des Opferaltars herangetragen (הגשת), wo der Priester davon eine Handvoll abhebt (קמיצה), die er dann auf das Altarfeuer legt (הקטרה), damit sie dort verbrenne.",
+ "zum Abkneipen. das bei den Vogelopfern an die Stelle des Schlachtschnittes tritt (3. B. M. 1,15; 5,8).",
+ "zum Auffangen. des Opferblutes mittels des Beckens.",
+ "und zum Sprengen. vom Opferblute auf den Opferaltar, bezw. vor der heiligen Lade, dem Vorhange und auf den goldenen Altar.",
+ "zur Wasserprobe der Sittenlosen. 4. B. M. 5,24.",
+ "zur Tötung des Kalbes. 5. B. M. 21,4.",
+ "und zur Reinigung des Aussätzigen. 3. B. M. 14, 1—32."
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+ "Die ganze Nacht eignet sich zum ‘Omerschnitt. In der Nacht zum sechzehnten Nisan wurde die Gerste gemäht, von der am folgenden Morgen ein ‘Omer (=1/10 Efa, etwa 2¾ Liter) dargebracht wurde.",
+ "und zum Verbrennen der Fettstücke und der Glieder. auf dem Opferaltar. Vom Ganzopfer wurden sämtliche Glieder dargebracht, von anderen Opfern nur gewisse Fettstücke, während das Fleisch gegessen wurde.",
+ "Für jede auf die Tageszeit sich erstreckende Vorschrift. Hierher gehört ausser den in voriger Mischna aufgezählten Dingen auch das Auflegen der zwölf Brote und der zwei Weihrauchschalen auf den goldenen Tisch (3. B. M. 24, 5—8).",
+ "ist die ganze Tageszeit geeignet. selbstverständlich mit Ausschluss solcher Gebote, deren Erfüllung an eine bestimmte Tageszeit gebunden ist.",
+ "für eine an die Nachtzeit gebundene Vorschrift ist die ganze Nachtzeit geeignet. Hierher gehört auch die Vorschrift, das Fleisch des Pesaḥopfers in der Nacht zum fünfzehnten Nîsan zu verzehren. Die Einschränkung der Essenszeit auf die erste Hälfte der Nacht ist nur eine rabbinische Vorbeugungsmassregel (s. jedoch P’saḥim X, Anm. 76)."
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+ "Wenn die Bewohner einer Stadt den Stadtplatz. Der insofern eine gewisse Heiligkeit besitzt, als auf ihm an Fasttagen eine öffentliche Andacht stattfindet (s. Ta‘anijot II 1).",
+ "für den einer Synagoge eine Lade. in der die heiligen Bücher aufbewahrt werden.",
+ "für den einer Lade Tücher. die zur Bekleidung oder Umhüllung der heiligen Bücher dienen.",
+ "für den von Tüchern Bücher. Propheten, Hagiographen oder einzelne Teile des Pentateuch.",
+ "für den von Büchern eine Tora. den ganzen Pentateuch in einer Rolle.",
+ "Dasselbe gilt von ihren Überschüssen. Wenn man von einem Teil des Erlöses einen Gegenstand von grösserer Heiligkeit erworben hat, darf man für den Rest keinen solchen von geringerer Heiligkeit kaufen, z B. vom Erlös einer Synagoge keine Prophetenschriften, wenn man vorher einen Teil zum Ankauf einer Torarolle verwandt hat. Das hier zu Grunde liegende Prinzip lautet kurz und bündig: מעלין בקדש ואין מורידין = Man steigert in Bezug auf Heiligkeit, aber man vermindert nicht.",
+ "Man darf öffentliches Eigentum. das einen Grad von Heiligkeit besitzt.",
+ "Dies die Worte des Rabbi Juda. Andere Lesart: Rabbi Meïr.",
+ "Demnach auch nicht aus einer grössern Stadt an eine kleinere. Soweit gehst du doch selber nicht. Und doch liegt in dem Verkauf an eine kleinere Stadt, wo der heilige Gegenstand von weniger Personen benutzt wird, grundsätzlich eine ebensolche Herabsetzung wie in dem Verkaufe an einen Privatmann."
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+ "dass man sie nach Belieben wiedererwerben könne. Nach Ermittlung des Mietswertes wird vertraglich festgesetzt, dass der Käufer das Grundstück jederzeit auf Verlangen des Verkäufers gegen Erstattung des um den Mietsbetrag von Jahr zu Jahr verminderten Kaufpreises zurückzugeben habe. Würde der Käufer den vollen von ihm bezahlten Preis nach Jahren wiedererhalten, so hätte er inzwischen unentgeltlich in dem Hause gewohnt und somit, da sich der gezahlte Betrag nachträglich als bloßes Darlehen erweist, gegen das Zinsverbot verstossen.",
+ "Man darf sie für immer verkaufen. auch an einen Privatmann.",
+ "nur nicht zu vier Dingen. an eine Person, die das zu erwerbende Haus für einen der folgenden vier entwürdigenden Zwecke verwenden will.",
+ "zu einer Gerberei. griechisch: βυρσιϰή.",
+ "zu einem Tauchbade. das zur Wiedererlangung verlorener hierologischer Reinheit (s. P’saḥim I, Anm. 26) dient."
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+ "halte man in ihr keine Totenklage. Eine Ausnahme bilden angesehene Gelehrte und sonst um die Gemeinde verdiente Personen, deren Totenfeier selbst in einer zum Gottesdienst benutzten Synagoge erlaubt ist.",
+ "drehe in ihr keine Stricke. verrichte überhaupt keine Arbeit in ihr. Das Beispiel des Strickedrehens ist gewählt, weil dazu ein grösserer Raum, wie die Synagoge ihn bietet, erforderlich ist.",
+ "schichte auf ihrem Dache keine Früchte und benutze sie nicht zur Abkürzung des Weges. lateinisch: compendiaria (via) = ein abgekürzter Weg.",
+ "denn es heisst. 3. B. M. 26, 31.",
+ "Ihre Heiligkeit besteht also auch nach ihrer Verödung fort. Vorher (Vers 30) werden die Ausdrücke והשמדתי und והכרתי (vertilgen, vernichten) gebraucht, hier nur והשמותי: sie werden öde stehen, aber Heiligtümer bleiben.",
+ "reisse man sie um der Wehmut willen. damit der traurige Anblick den Wunsch, sie wieder hergestellt zu sehen, erwecke und wach erhalte."
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+ "Fällt der Anfang des Monats Adar. der dem Nisan unmittelbar vorangeht, also im Schaltjahre Adar Scheni.",
+ "auf Schabbat, liest man den Abschnitt über die Sch’ḳalim. 2. B. M. 30, 11—16, weil am ersten Adar die Bekanntmachung über die einen Schekel (oder einen halben heiligen Scheḳel, etwa 1,30 Mark) betragende Tempelsteuer erlassen wurde (s. Sch’ḳalim I 1).",
+ "greift man auf den vorhergehenden zurück und setzt an einem andern Schabbat aus. Man liest den genannten Abschnitt an dem Schabbat, der dem Neumondstage unmittelbar vorangeht und setzt am nächsten, bezw. (wenn der erste Adar auf Schabbat oder — was zur Zeit der Mischna möglich war — auf Sonntag fiel) am folgenden Schabbat die Vorlesung eines besonderen Abschnittes aus.",
+ "Gedenke. Am zweiten Schabbat des Monats Adar, der stets dem Purimfeste unmittelbar vorangeht, liest man den mit Gedenke (זכור) beginnenden Toraabschnitt (5. B. M. 25, 17—19), der von dem ruchlosen Ueberfall Amaleks handelt. Nach der Überlieferung war Haman, der Agagi, ein Nachkomme des Amalekiterkönigs Agag.",
+ "am dritten. dem auf Purim folgenden Schabbat. Fällt der erste Adar auf Sonntag, Schabbat oder Freitag, so wird am dritten Schabbat (dem 14. bezw. 15. oder 16. Adar) ausgesetzt und der dritte Abschnitt erst am nächsten Schabbat (dem 21. bezw. 22. oder 23. Adar) vorgelesen.",
+ "über die rote Kuh. Mit Rücksicht auf das nahe Pesaḥfest wird der Abschnitt von der roten Kuh (4. B. M. 19, 1—22) verlesen, deren Asche zur Reinigung aller durch eine Leiche Verunreinigten erforderlich war (daselbst 11—12 u. 17—19). Unreine durften von keinem Opferfleisch, also auch nicht vom Pesaḥ essen.",
+ "am vierten. an dem dem ersten Nisan vorangehenden Schabbat oder am Neumondstage selbst, wenn dieser auf Schabbat fällt.",
+ "dieser Monat sei euch. In diesem Abschnitt (2. B. M. 12, 1—20) wird der Nisan als erster aller Monate eingesetzt und die Feier des Pesaḥ angeordnet",
+ "Am fünften kehrt man zur gewöhnlichen Ordnung zurück. An den genannten vier Schabbaten wird statt des ordnungsmässigen, zum Inhalt des verlesenen Wochenabschnitts in Beziehung stehenden Prophetenabschnitts (Hafṭara) ein anderer, an die Bedeutung des betreffenden Schabbats anklingender Propbetenabschnitt vorgetragen; am fünften wird nach dem Wochenabschnitt (סדר) kein besonderer Toraabschnitt mehr verlesen und die Hafṭara wieder dem Inhalt des Wochenabschnitts angepasst.",
+ "Alles setzt man aus. an Wochentagen den ordnungsmässigen Toraabschnitt, an Schabbaten den ordnungsmässigen Prophetenabschnitt.",
+ "am Weihefeste. an dem zur Erinnerung an die Makkabäersiege eingesetzten, am 25. Kislew beginnenden achttägigen Feste.",
+ "und an Purim. Trifft eines dieser Feste auf einen Montag oder Donnerstag, wird nicht wie sonst der erste Teil des Wochenabschnitts vorgelesen, sondern wie an den übrigen Wochentagen, an denen sonst keine Toravorlesung stattfindet, der unten (Mischna 6) angegebene Festabschnitt; fällt es auf Schabbat, wird statt der ordnungsmässigen Hafṭara ein auf das Fest bezüglicher Prophetenabschnitt vorgetragen.",
+ "an den Fasttagen. Auch Montag und Donnerstag wird, wenn es Fasttage sind, der am Ende des Kapitels verzeichnete Toraabschnitt morgens wie abends verlesen. Zweifelhaft ist, wenn ein Fasttag auf eines der eben erwähnten Feste fällt (vgl. Ta‘anijot II 10 und Anm. 55 daselbst), ob der Festtag den Vorrang hat, oder ob er hinter dem Fasttage zurücksteht.",
+ "in den Beiständen. S. Ta‘anijot IV 2—3.",
+ "und am Versöhnungstage. Am Nachmittage (Minḥa) des Versöhnungstages (von der Hauptvorlesung am Vormittage handelt die nächste Mischna) werden die Keuschheitsgesetze (3. B. M. 18, 1—30) auch an einem Schabbat verlesen, während an anderen Feiertagen (an denen sonst allerdings nachmittags überhaupt keine Toravorlesung stattfindet), wenn sie auf einen Schabbat fallen, der erste Teil des Wochenabschnitts zu Minḥa vorgelesen wird."
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+ "Am Pesaḥ liest man. aus der Tora nach dem Frühgebet.",
+ "den Festabschnitt in der Priesterlehre. So heisst das dritte Buch der Tora, weil es mit den Opfergesetzen beginnt. Aus ähnlichem Grunde bezeichnet man das vierte der fünf Bücher, das mit einer Volkszählung anfängt, als Fünftel der Musterungen (חומש הפקודיב). Den Festabschnitt enthält das Kapitel 23 der Priesterlehre. Es ist aber zweifelhaft, ob hier der ganze Abschnitt oder nur der auf das genannte Fest bezügliche Teil verlesen wird (s. Anm. 39 und 42).",
+ "Sieben Wochen. 5. B. M. 16, 9—12. Der Abschnitt enthält nur vier Verse, es werden aber am Feiertage fünf Personen und, wenn er auf Schabbat fällt, sogar sieben zur Tora gerufen (unten IV 2), von denen jeder mindestens drei Verse vorliest (unten IV 4). Demnach haben alle Aufgerufenen immer wieder dieselben Verse vorgetragen.",
+ "Im siebenten Monate am ersten des Monats. 3. B. M. 23, 23—25. Die drei Verse werden von jedem der fünf bezw. sieben Aufgerufenen (s. die vorige Anmerkung) immer aufs neue vorgelesen. Diese auch am Wochenfeste notwendig beobachtete Anordnung macht es wahrscheinlich, dass auch am Pesah- und am Hüttenfeste nicht der ganze, die sämtlichen Feste umfassende Abschnitt, sondern nur der zeitgemässe Teil verlesen wurde.",
+ "Nach dem Tode. 3. B. M. 16, 1—34.",
+ "am ersten Tage des Festes. חג ist in der Mischna die gemeinsame Bezeichnung für das Hüttenfest und das sich anschliessende Schlussfest.",
+ "liest man den Festabschnitt in der Priesterlehre. So heisst das dritte Buch der Tora, weil es mit den Opfergesetzen beginnt. Aus ähnlichem Grunde bezeichnet man das vierte der fünf Bücher, das mit einer Volkszählung anfängt, als Fünftel der Musterungen (חומש הפקודיב). Den Festabschnitt enthält das Kapitel 23 der Priesterlehre. Es ist aber zweifelhaft, ob hier der ganze Abschnitt oder nur der auf das genannte Fest bezügliche Teil verlesen wird (s. Anm. 39 und 42).",
+ "und an allen übrigen Tagen des Festes von den Festopfern. Am zweiten Tage liest jeder der vier Aufgerufenen (s. unten IV 2) die Verse 17—19 im 29. Kapitel des vierten Buches der Tora, am dritten die Verse 20—22, am vierten die Verse 23—25 u. s. w.; am achten Tage können sich je zwei der fünf bezw. sieben Aufgerufenen in die zur Verfügung stehenden sechs Verse (29, 35—30, 1) teilen. Mit Ausnahme des achten Tages wird diese Anordnung noch heute im heiligen Lande befolgt. Am Versöhnungstage lesen auch wir den in der Mischna genannten Abschnitt. Sonst aber weicht unser Brauch sowohl im heiligen Lande als anderwärts von der hier gegebenen Vorschrift ab. Wir richten uns nicht nach der Mischna, sondern nach dem bab. Talmud, und lesen an jedem Tage des Pesaḥfestes einen andern Toraabschnitt, (משך בתירא קדש בכספא פסל במדברא שלח), am Wochenfeste von der Offenbarung am Sinai (2. B. M. 19—20), am ersten Tage des Neujahrsfestes von der Geburt Isaaks (1. B. M. 21) und am zweiten von der Versuchung Abrahams (daselbst 22), am Tage nach dem Hüttenfeste den Segen Mosches (5. B. M. 33—34), ausserhalb des heiligen Landes an diesem Tage (wie auch am achten des Pesaḥ- und am zweiten des Wochenfestes) den Festabschnitt im fünften Buche (15, 19—16, 17) und am folgenden den Segen Mosches."
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+ "Am Weihefeste. an dem zur Erinnerung an die Makkabäersiege eingesetzten, am 25. Kislew beginnenden achttägigen Feste.",
+ "von den Fürsten. 4. B. M. 7, 1—89.",
+ "am Purim „Und es kam ‘Amale. 2. B. M. 17, 8—16.",
+ "Und an euren Neumondstagen. 4. B. M. 28, 11—15.",
+ "in den Beiständen. S. Ta‘anijot IV 2—3.",
+ "die Schöpfungsgeschichte. 1. B. M. 1, 1—2, 3.",
+ "an Fasttagen die Segnungen und Flüche. 3. B. M. 26, 3—46. Wir lesen nach Massechet Soferim (XVII 7) sowohl morgens (ausser תשעה באב) als nachmittags aus dem zweiten Buche die Verse 32, 11—14 u. 34, 1—10.",
+ "es wird dies aber auf die Zahl nicht angerechnet. Der ganze Pentateuch ist in Wochenabschnitte (S’darim) eingeteilt, die der Reihe nach (daher der Name סדר) an den einzelnen Schabbaten verlesen werden. Am Nachmittage eines jeden Schabbat wie auch am Morgen des auf ihn folgenden Montags und Donnerstags wird der erste Teil des am nächsten Schabbat fälligen Wochenabschnitts vorgelesen, ohne auf die Zahl der am Schabbat nach dem Frühgebet zu verlesenden Verse angerechnet zu werden.",
+ "Denn es heisst. 3. B. M. 23, 44.",
+ "dass man von jedem einzelnen zu seiner Zeit lese. Diese Auslegung scheint sich auf die überflüssigen Worte את מעדי ה׳ zu stützen. Es kommt nur selten vor, dass ausdrücklich erwähnt wird, Mosche habe die ihm für Israel erteilten Gesetze dem Volke mitgeteilt. Allenfalls hätte וידבר משה אל בני ישראל genügt (vgl. 3. B. M. 21, 24). Der Zusatz את מעדי ה׳ wird sogar störend empfunden. Zeiten oder Feste kann man nicht reden. Es ist also מצות zu ergänzen. Mosche sprach zu Israel das Gebot der Feste, welches die Rabbinen, die ja die Einrichtung regelmässiger Toravorlesungen auf Mosche zurückführen (Jeruschalmi hier IV 1 u. Massechet Soferim X 1; s. auch Babeli Baba Ḳamma 82 a), darin erblicken, dass man an jedem Festtage den betreffenden Toraabschnitt öffentlich verlese. — Es ist klar, dass dieser ganze Satz, die mit שנאמר (denn es heisst) beginnende Begründung und die an den Bibelvers geknüpfte Auslegung, sich unmittelbar an das Ende der vorigen Mischna anschliesst. Alles dazwischen Liegende ist bei einer der Umarbeitungen, welche die Mischna bis zu ihrem Abschluss durch Rabbi Juda Hannasi erfahren hat (s. S. 164, Z. 8—16) eingeschoben worden. "
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+ "In unserm Kapitel werden die im vorigen begonnenen Vorschriften über die Toravorlesung fortgesetzt; nur werden zunächst drei Bestimmungen an die Spitze gestellt, in denen die öffentliche Vorlesung der Esterrolle sich von der der Tora unterscheidet: Bei dieser muss der Vorleser stehen, bei jener darf er sitzen; bei dieser ist in einem Raume nur ein Vorleser zuzulassen, bei jener können mehrere Personen zu gleicher Zeit im selben Zimmer vorlesen; bei dieser ist die Benediktion allgemein vorgeschrieben, bei jener wird sie vom Ortsbrauch bestimmt.",
+ "so hat man. als Zuhörer.",
+ "seiner Pflicht genügt. Der eigentümliche Satzbau, in welchem קראה אחד ganz überflüssig scheint, will andeuten, dass zwischen einem Vorleser und zweien nicht der mindeste Unterschied besteht. Es können also auch von vornherein mehrere Vorleser gleichzeitig ihres Amtes walten, was für grössere Räume, in denen die kräftigste Stimme nicht durchdringt, den Vorteil bietet, dass sich mehrere Gruppen von Zuhörern bilden können, die sich um je einen Vorleser scharen. Dass die Zuhörer durch die verschiedenen Stimmen verwirrt werden, ist bei der Esterrolle nicht zu befürchten, weil ihr spannender Inhalt die Aufmerksamkeit so fesselt, dass von jeder Gruppe anzunehmen ist, sie werde ihre Gedanken ausschliesslich auf ihren Vorleser konzentrieren.",
+ "spreche man ihn nicht. Es handelt sich um die auf die Verlesung des Esterbuches folgende Benediktion; die ihr vorangehenden Segensprüche sind vorgeschrieben und hängen von keinem Ortsbrauche ab.",
+ "Am zweiten und am fünften [Wochentage] wie auch am Schabbat nachmittags lesen drei. Die Rede ist nicht mehr von Purim und der Esterrolle, sondern wieder von den regelmässigen Toravorlesungen.",
+ "man vermindert ihre Zahl nicht und fügt zu ihnen nicht hinzu. Der zu verlesende Toraabschnitt (s Kap. III, Anm. 48) wird in die genannte Zahl von Stücken — nicht mehr und nicht weniger — eingeteilt, die von ebensovielen Personen hintereinander vorgelesen werden.",
+ "hält auch keinen Schlussvortrag aus einem Propheten. Zum Ausdruck מפטיר s. P’saḥim X, Anm. 72.",
+ "spricht vorher und nachher einen Segen. Der als erster zur Tora Gerufene spricht, ehe er die Vorlesung beginnt, eine Benediktion; der als letzter Aufgerufene spricht eine solche, nachdem er geendet; alle übrigen tragen ihren Abschnitt vor, ohne überhaupt einen Segen zu sprechen. Heute ist es seit langer Zeit schon Sitte, dass nicht die Aufgerufenen selbst aus der Tora vortragen, sondern sich durch einen geübten Vorleser vertreten lassen, gleichwohl aber jeder einzelne von ihnen sowohl die vorangehende als die nachfolgende Benediktion spricht."
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+ "An Neumondstagen und an den Werktagen eines Festes. an den in Bezug auf das Arbeitsverbot minder strengen Tagen des Pesaḥ- und des Hüttenfestes.",
+ "man vermindert ihre Zahl nicht und fügt zu ihnen nicht hinzu. Der zu verlesende Toraabschnitt (s Kap. III, Anm. 48) wird in die genannte Zahl von Stücken — nicht mehr und nicht weniger — eingeteilt, die von ebensovielen Personen hintereinander vorgelesen werden.",
+ "spricht vorher und nachher einen Segen. Der als erster zur Tora Gerufene spricht, ehe er die Vorlesung beginnt, eine Benediktion; der als letzter Aufgerufene spricht eine solche, nachdem er geendet; alle übrigen tragen ihren Abschnitt vor, ohne überhaupt einen Segen zu sprechen. Heute ist es seit langer Zeit schon Sitte, dass nicht die Aufgerufenen selbst aus der Tora vortragen, sondern sich durch einen geübten Vorleser vertreten lassen, gleichwohl aber jeder einzelne von ihnen sowohl die vorangehende als die nachfolgende Benediktion spricht.",
+ "Jedesmal wenn es ein Musaf. So heisst das an Schabbat- Fest- und Neumondstag zwischen dem täglichen Morgen- und Nachmittagsopfer dargebrachte besondere Opfer sowie das ihm entsprechende Gebet an eben diesen Tagen.",
+ "am Versöhnungstage. an dem auch solche Arbeiten verboten sind, die an den anderen Feiertagen zum Zwecke der Speisebereitung geschehen dürfen (s. Jom Ṭob, Einleitung).",
+ "am Schabbat. der hinsichtlich des Verbots der Werktätigkeit noch strenger als der Versöhnungstag ist (s. oben I 5).",
+ "darf aber zu ihnen hinzufügen und hält einen Schlussvortrag aus einem Propheten. Wenn dieser Satz sich nicht allein auf Schabbat, sondern auch auf die vorher genannten Feiertage bezieht, was unbestritten ist, so muss auf diese die im vorangehenden Satze enthaltene Erlaubnis, zu der vorgeschriebenen Mindestzahl der Aufzurufenden nach Belieben hinzuzufügen, erst recht ausgedehnt werden. Dennoch wird sie von einigen Lehrern auf den Schabbat allein beschränkt.",
+ "spricht vorher und nachher einen Segen. Der als erster zur Tora Gerufene spricht, ehe er die Vorlesung beginnt, eine Benediktion; der als letzter Aufgerufene spricht eine solche, nachdem er geendet; alle übrigen tragen ihren Abschnitt vor, ohne überhaupt einen Segen zu sprechen. Heute ist es seit langer Zeit schon Sitte, dass nicht die Aufgerufenen selbst aus der Tora vortragen, sondern sich durch einen geübten Vorleser vertreten lassen, gleichwohl aber jeder einzelne von ihnen sowohl die vorangehende als die nachfolgende Benediktion spricht."
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+ "Man entfaltet nicht das Sch’ma. Unter Sch’ma‘ versteht man nicht allein den mit diesem Worte beginnenden Toraabschnitt von der Einheit Gottes und der Pflicht ihn zu lieben (5. B. M. 6, 4—9), sondern auch die in demselben Buche (11, 13—21) enthaltene Verheissung des Lohnes für treue Befolgung und Androhung von Strafen für Missachtung der göttlichen Gebote, häufig sogar noch den Abschnitt über die Schaufäden (4. B. M. 15, 37—41). Das Sch’ma‘ entfalten oder ausbreiten (פרס, im Jer. meist פרש) heisst, es laut und deutlich nebst seinen Benediktionen unter Leitung eines Vorbeters, der es mit [המבורך] ברכו את ה׳ (B’rachot VII 3) eröffnet, entweder im Chor oder im Wechselvortrag hersagen (s. P’saḥim IV, Anm. 30). Dazu ist die Anwesenheit von zehn Männern erforderlich. Ist diese Zahl (מנין) nicht vorhanden, so liest es jeder für sich ohne abzusetzen, gleichsam in einem Zuge, was man כרך את שמע (das Sch’ma‘ zusammenrollen) nennt. Statt פרס את שמע findet sich öfter in demselben Sinne פרס על שמע. Es scheint aber, dass da ein ähnlicher Unterschied ist wie zwischen בצע את הפת (das Brot teilen) und בצע על הפת (den Segen dabei sprechen). Vermutlich bezieht sich פרס את שמע auf das Sch’ma‘ und seine Segensprüche, פרס על שמע nur auf diese, die über das Sch’ma‘ gebreitet, d. h. feierlich vorgetragen werden, so dass פרס על שמע dem Sinne gemäss nach ברך על שמע konstruiert wäre. In 1 Sam. 9, 13 wird יברך, da ein öffentlicher Segen über das Mahl gemeint ist, vom Targum mit feinem Sprachgefühl durch פריס wiedergegeben. S. auch unten Anm. 30 und 40).",
+ "tritt nicht vor die Lade. um als Vertreter der Gemeinde (שליח צבור) das eigentliche Gebet, die T’filla vorzutragen. Die Lade ist der Schrein, der die Torarollen birgt.",
+ "erhebt die Hände nicht [zum Priestersegen. 4. B. M. 6, 24—26; vgl. 3. B. M. 9, 22.",
+ "hält keinen Schlussvortrag aus einem Propheten. Man beachte die noch heute befolgte Reihenfolge: Sch’ma‘, T’filla, Priestersegen, Toravorlesung, Hafṭara. Die beiden Letztgenannten, von denen bisher die Rede war, stehen trotzdem nicht an der Spitze, um den Anschluss herzustellen, sondern am Ende. Das beweist, dass unter der Entfaltung des Sch’ma‘, wie Maimonides erklärt, der Vortrag in der Gebetsversammlung zu verstehen ist und nicht, wie die anderen Kommentatoren meinen, der Brauch, nach dem Gebete קדיש וברכו und יוצר אור für die zu spät Gekommenen zu wiederholen. Die Männer von Jeriḥo wurden getadelt (P’saḥim IV 8), weil sie nur zur T’filla einen Vorbeter bestellten, sich aber nicht die Zeit nahmen, auch das Sch’ma‘ in gemeinsamer Andacht zu lesen es vielmehr einzeln herunterhasteten.",
+ "keine Trostworte zu den Leidtragenden. Bei Leichenbegängnissen war es Sitte, die Bahre auf dem Wege zum Grabe siebenmal niederzusetzen, um eine kurze Trauerrede oder Totenklage zu halten. Hierbei rief der Ordner jedesmal: עמדו יקרים עמודו (Bleibet stehen, ihr Teueren, bleibet stehen!), שנו יקרים שבו (Verweilet, Teuere, o weilet!). Nach der Beerdigung sprach der Angesehenste der Anwesenden einen Segen über die Trauernden, worauf Reihen von mindestens je zehn Personen gebildet wurden, um den Leidtragenden, während sie entlang gingen, Beileid zu bekunden und Worte des Trostes zuzurufen.",
+ "keinen Segen über Neuvermählte. die sechs Benediktionen (ברכות הנשואין) bei der Heimführung und beim Hochzeitsmahle, gewöhnlich als שבע ברכות bezeichnet, weil der Segen über den Wein mitgezählt wird.",
+ "und keine mit dem Gottesnamen verbundene Aufforderung. Wenn zehn Männer nach einem gemeinsamen Mahle das Tischgebet (ברכת המזון) zu sprechen sich anschicken, richtet derjenige, der es laut vortragen soll, an die Tischgenossen die Aufforderung: „Wir wollen unsern Gott preisen, von dessen Gaben wir gegessen haben“, worauf jene antworten: „Gepriesen sei unser Gott, von dessen Gaben wir gegessen haben und von dessen Güte wir leben“. Diese Aufforderung nennt man זמון (s. B’rachot VII 3). — Das Verbum זמן ist ein Denominativ von זמן = Zeit. Seine mannigfachen Bedeutungen [festsetzen, bestimmen (‘Ezra 10, 14); einladen, auffordern (דמאי VII 1); bestellen, vorladen (מועד קטן 16a Z. 5); bereithalten (חולין XII 1) u. ä.] hängen sämtlich mit dem Begriffe der Zeit irgendwie zusammen. Im Nitpa‘el bedeutet es: sich ereignen. Daher der scheinbare Gegensatz zwischen ז׳מן = vorbereiten (יום טוב I 4; eigentlich = bestimmen) und נזדמנו = zufällig sich darbieten (שביעית VII 4; eigentlich = sich treffen).",
+ "wenn weniger als zehn. das sogenannte Minjan (מנין), zehn volljährige Personen männlichen Geschlechts.",
+ "anwesend sind. In diesem Falle betet jeder das שמע nebst seinen Segensprüchen (ohne ברכו) sowie die תפלה (ohne קדושה) leise für sich, während Priestersegen, Toravorlesung und Hafṭara ganz ausfallen. Ebenso unterbleibt bei ungenügender Beteiligung am Trauerzuge das Niedersetzen der Bahre, der Segen über die Leidtragenden und die Bildung der Reihe. Dasselbe gilt von den Vermählungsbenediktionen bis auf die letzte, die auch dann während der Hochzeitswoche gesprochen wird, wenn nur zwei Männer dem Bräutigam beim Mahle Gesellschaft leisten. Sind beim Tischgebete weniger als zehn anwesend, werden die Worte unser Gott sowohl in der Aufforderung als in der Antwort weggelassen; sind ihrer nur zwei, wird das Tischgebet von beiden ohne gegenseitige Aufforderung gesprochen. Waren zu Beginn des שמע zehn Männer versammelt, und es entfernt sich der eine und der andere, so wird es weiter bis zur Schlussbenediktion entfaltet, es tritt aber zur תפלה kein Vorbeter hin. Ist das Minjan während des Vortrages der תפלה zerstört worden, wird er vom Vorbeter zu Ende geführt, der Priestersegen aber fällt aus, und erst recht die Toravorlesung nebst der Hafṭara. Hat sich während des Priestersegens die vorgeschriebene Zahl vermindert, so vollenden die Kohanim unbeirrt den Segen, es wird aber, ehe das Minjan wiederhergestellt ist, weder aus der Tora noch aus den Propheten vorgelesen. Ebenso wird die einmal begonnene Vorlesung aus der Tora oder den Propheten unentwegt vollendet, wenn auch die Versammlung inzwischen eine Einbusse an der Zehnzahl erlitten hat; nur fällt die Hafṭara ganz aus, wenn schon beim Schluss der Toravorlesung nicht mehr zehn Männer vorhanden waren.",
+ "Bei Grundstücken sind neun und ein Kohen erforderlich. In dieser knappen Form (ובקרקעות תשעה וכהן) ist der Sinn nicht ganz klar, die Konstruktion etwas holperig. Gemeint ist שום קרקעות של הקדש בתשעה ובהן: Wenn der Wert eines Grundstücks für den Tempelschatz ermittelt, insbesondere ein ihm geweihtes Land wieder ausgelöst werden soll, müssen zur Abschätzung zehn Sachverständige und unter diesen mindestens einer, der seinen Stammbaum auf Aharon zurückführen kann, zugezogen werden. Was die Konstruktion betrifft, so ist sie fast unverändert aus Sanhedrin I 3 herübergenommen, wo sie im Zusammenhange begründet ist. Hier liesse sie sich rechtfertigen, wenn man aus dem vorhergehenden (allerdings negativen) Satze מזמנין herübernimmt: [מזמנין] ובקרקעות תשעה וכהן = Bei Grundstücken werden neun und ein Kohen aufgefordert (oder eingeladen, noch besser: bestellt; s. Anm. 19). Vgl. in der folgenden Mischna: לא יקרא למתורגמן יותר מפכוק אחד ובנביא שלשה , wo die Annahme, dass שלשה elliptisch statt משלשה steht, weniger befriedigen würde als die Ergänzung: שלשה [קורא] ובנביא.",
+ "Bei einen Menschen gilt das Gleiche. Wenn jemand seinen Geldwert oder den eines andern Menschen dem Heiligtum gelobt (דמי עלי oder דמיו עלי), also den Betrag, der für ihn als Kaufpreis auf dem Sklavenmarkte erzielt werden könnte, so sind zu dieser Abschätzung ebenfalls zehn Fachkundige, unter denen sich ein Kohen befinden muss, einzuberufen. — Die sehr oft wiederkehrende Redensart כיוצא בו oder כיוצא בדבר in der Bedeutung desgleichen ist ähnlich zu erklären wie die Verbindung יצא שכרו בהפסדו und יצא הפסדו נשכרו (Abot 5, 11—12). Wörtlich heisst das: „Der Gewinn geht in den Schaden aus“ und umgekehrt: „Der Schaden geht in den Gewinn aus“. Der Sinn ist: Es verschwindet der eine in dem andern, er wird durch ihn aufgehoben oder wenigstens aufgewogen. So auch hier כיוצא בהן = das eine geht in dem andern auf, es ist darin enthalten; der Mensch ist den Grundstücken gleichzusetzen, denn אדם ist nur ein besonderer Fall von קרקעות. Auch der Deutsche sagt: „Das kommt auf eins hinaus“, wenn er zwei Urteile auf einander zurückführt. Ebenso gebraucht der Grieche in solchem Falle ἐξέρχεσϑαι oder ἐξήϰειν, der Lateiner eo redire, der Franzose revenir au même. Mithin כיוצא בו und כיוצא בדבר eigentlich = ungefähr auf dasselbe hinauslaufend, d. i. desgleichen."
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+ "soll nicht unter drei Verse hinabgehen. Mit anderen Worten: Er soll mindestens drei Verse vorlesen.",
+ "Er lese dem Übersetzer nicht mehr als einen Vers vor und aus den Propheten [nicht mehr als] drei. Als die heilige Sprache mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wurde die Einrichtung getroffen, die öffentlichen Vorträge aus der Bibel dem Volke ins Aramäische, seine Umgangssprache, zu übersetzen. Bei der Tora wurde Vers um Vers übertragen; bei den Prophetenschriften, wo es auf eine wortgetreue Übersetzung nicht so ankam, konnte man dem Torgemân zutrauen, dass er selbst drei Verse hintereinander sinngemäss aus dem Gedächtnis wiederzugeben imstande sein würde. — Statt מתורגמן findet sich öfter die kürzere Form תורגמן (syrisch: Targemân, arabisch: Turdschumân und Mutardschim). — Zur Konstruktion ובנביא שלשה s. oben Anm. 22.",
+ "Bilden diese drei aber drei Abschnitte. So bilden im 52. Kapitel des Propheten Jesaja die drei Verse 3—5 je einen besondern Absatz.",
+ "in der Tora aber darf man nicht überspringen. es sei denn, dass es sich um Sätze oder Stücke handelt, die den Zusammenhang unterbrechen. So hat der Hohepriester am Versöhnungstage die Festabschnitte aus dem dritten Buche der Tora (16, 1—34 und 23, 26—32) vorgelesen und die dazwischen liegenden (17, 1—23, 25) übersprungen (s. Joma VII 1).",
+ "Und wieviel darf er. der Vorleser aus den Propheten, unter Umständen auch der Toravorleser, wenn nämlich die wegzulassenden Verse Abschnitte verwandten Inhalts trennen.",
+ "dass der Übersetzer keine Pause eintreten lasse. nur soviel, dass der Vorleser die entferntere Stelle aufschlagen kann, ehe der Übersetzer mit der Übertragung fertig ist, damit im Vortrage keine störende Pause entstehe (vgl. Joma VII, Anm. 2). — Wörtlich heisst כדי שלא יפסוק: etwa hinreichend, dass er nicht aufhöre. פסק (in der Bibel mit Sin: פשק) bedeutet spalten, scheiden (daher auch wie גזר = entscheiden), trennen, unterbrechen, aufhören."
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+ "Wer den Schlussvortrag aus einem Prophetenbuche hält. Zum Ausdruck מפטיר s. P’saḥim X, Anm. 72.",
+ "entfaltet auch das Sch’ma. Nachdem er אשרי יושבי ביתך angestimmt und einen aus verschiedenen Versen [אין כמוך באלהים וגו׳. מי כמוך באלים וגו׳. מלכותך מלכות כל עולמים וגו׳. ה׳ מלך ה׳ מלך ה׳ ימלך לעולם ועד. ה׳ חפץ למען צדקו וגו׳. אתה הוא ה׳ לבדך וגו׳. ה׳ עז לעמו יתן וגו׳] zusammengesetzten Hymnos stehend vorgetragen hat, hebt der מפטיר die heilige Torarolle in die Höhe und singt: שמע ישראל ה״א ה׳ אהד. Die Gemeinde wiederholt den Satz im Chor. Es folgt das Einheitsbekenntnis in seiner dreifachen Prägung: אהד א׳ גדול אדונינו לעולם ועד. אחד א׳ גדול אדונינו קדוש הוא. אחד א׳ גדול אדונינו קדוש ונורא שמו, hierauf wiederum im Wechselgesang der Jubelruf: ה׳ הוא האלהים ה׳ שמו und noch einmal: ה׳ הוא הא׳ ה׳ שמו. Den Schluss bildet wieder ein Hymnos, der aus folgenden Bibel- und anderen Versen besteht: צדקתך צדק לעולם ותורתך אמת. וצדקתך א׳ עד מרום וגו׳. ה׳ שמך לעולם וגו׳. הכל תנו עז לא׳ ותנו כבוד לתורה. גדלו לה׳ אתי וגו׳. על הכל יתגדל וגו׳. תגלה המקום יעשה עמנו בעבור שמו הגדול ואמרו אמן. ותראה מלכותו וגו׳.. Dann rollt er das heilige Buch bis auf drei Kolumnen zusammen, zeigt die Schrift dem Volke, das sich mit den Worten וזאת התורה וגו׳ und (oder?) חורת ה׳ תמימה וגו׳ verneigt, und übergibt die Rolle dem Synagogendiener, dass er sie dem ersten der zur Tora Aufgerufenen hinreiche, der sie zum Zwecke der Vorlesung aus dem heiligen Schrein gehoben und geöffnet hatte, jetzt aber sie wieder verhüllt und zurückstellt (סופרים מסכת XIV 8ff.). — Die Lesarten schwanken auch hier wie oben (M. 3) und unten (M. 6) zwischen את und על. Wir ziehen hier, wo es sich, wie wir gesehen haben, um keine Benediktion über das Sch’ma‘ handelt, gemäss unserer Auseinandersetzung in Anm. 13 die Lesart des Jeruschalmi (הוא פורס את שמע) vor.",
+ "tritt auch vor die Lade. um das Musafgebet vorzutragen.",
+ "und erhebt auch die Hände [zum Priestersegen. Da die Tora wegen ihrer grössern Heiligkeit in höherm Ansehen stand als die Bücher der Propheten, war der Vortrag aus diesen natürlich weniger begehrt als die Vorlesung aus der Torarolle [ולא זכיתי להכהן מה שכתב ר״ן ז״ל שאין ההפטרה חשובה לכבוד שאפלו קטן ראוי לה והלא קטן קורא גם בתורה ואעפ״כהמפטיר פורס את שמע ולא ראש הקוראים ]. Darum wurden dem מפטיר, gewissermassen als Entschädigung für seine Zurücksetzung hinter die zur Tora aufgerufenen Gemeindemitglieder, die drei Ehrenrechte eingeräumt, das Sch’ma‘ zu entfalten, das Musaf vorzubeten und, wenn er ein Kohen ist, zum Priestersegen (Anm. 15) die Hände zu erheben. Was nun diesen letzterwähnten Vorzug betrifft, so ist zunächst nicht zu verstehen, worin er besteht. Die Kohanim sprachen ja den Segen gemeinsam über die Gemeinde, und es ist doch nicht anzunehmen, dass ihm zuliebe die übrigen genötigt wären, auf ihr Recht, das in Wahrheit eine Pflicht ist, zu verzichten. R. Jomṭob Heller meint in seinen תוספות יו״ט, der Satz stehe nur wegen der nachfolgenden Einschränkung da, um anzudeuten, dass der מפטיר, wenn er nicht volljährig ist. den Segen nicht spricht. Diese Erklärung ist an sich schon wenig befriedigend. Sie erscheint noch unwahrscheinlicher, wenn man erwägt, dass עוברין על ידו sich gar nicht auf den Priestersegen bezieht (s. Anm. 34) und dass ein Minderjähriger wohl befugt ist, im Chor der Erwachsenen den Segen mitzusprechen (s Anm. 35). Die zweite Erklärung in תוספות יו״ט, laut welcher der מפטיר den Priestersegen anstimmt und die anderen Kohanim sich nach ihm zu richten und seiner Leitung zu fügen haben, wäre annehmbar, wenn sie dem Wortlaut der Mischna, in der vom Erheben der Hände schlechthin die Rede ist, besser entspräche. Die Schwierigkeit löst sich in der einfachsten Weise, wenn wir uns an das Wort der Mischna (B’rachot V 4) erinnern, nach welchem der Vorbeter, selbst wenn er der einzige anwesende Kohen ist, die Hände nicht zum Segen erheben soll. Darauf bezieht sich hier והוא עובר לפני התיבה והוא נושא את כפיו: Obgleich er als Vorbeter fungiert, spricht er doch den Segen über die Gemeinde, gleichviel ob er der einzige Kohen im Gotteshause ist, oder noch andere Priester mit ihm die Hände erheben. Der מפטיר bildet eben eine Ausnahme. [In gleicher Weise löst sich die Schwierigkeit in Soṭa VIII 5, wo R. Jose (ben ḥalafta) nichts anderes zu sagen scheint als R. Jose der Galiläer. Er bezieht sich aber auf M. 3 daselbst, wo es heisst: אלמנה לכהן גדול גרושה וחלוצה לכהן הדיוט ממזרת ונתינה לישראל בת ישראל לממזר ולנתין לא היה חוזר . Dazu meint R. Jose: Wenn er auch auf Grund seiner Eheschliessung, da sie sündhaft ist, nicht das Recht hat umzukehren, so hat er es doch wieder, gerade infolge der Gesetzesübertretung, wegen seiner Angst vor der göttlichen Strafe.]",
+ "Ist er minderjährig. noch nicht volle dreizehn Jahre alt. Ein Minderjähriger kann wohl den Prophetenabschnitt vortragen, sogar aus der Tora vorlesen, aber nicht das Amt eines Vorbeters ausüben (s. die folgende Mischna).",
+ "tritt sein Vater oder sein Lehrer für ihn hin. על ידו bedeutet hier: an seiner Stelle, aber mit dem Nebenbegriff: durch ihn, d. h. vermöge seines Anrechts, also nur auf sein Verlangen, wenn er darauf besteht. Ähnlich könnte es auch in Joma III 4 aufgefasst werdon: Ein anderer vollendet den Schnitt für den Hohepriester, aber nur auf seinen Wunsch. — עוברין על ידו heisst hier schwerlich: sie treten für ihn ein, etwa wie עומדין תחתיו oder נכנסין במקומו, so dass die Stellvertretung sich auf alle drei Funktionen bezöge; vielmehr steht עוברין hier (wie auch sonst, z. B gleich unten M. 8 dreimal) für עוברין לפני התיבה. Nur als Vorbeter vor die heilige Lade hinzutreten ist dem minderjährigen מפטיר nicht gestattet; wohl aber wird er zur Entfaltung des Sch’ma‘, da es sich nicht um das eigentliche שמע mit seinen Segensprüchen, sondern nur um den ersten Vers handelt (s. Anm. 30), ebenso zugelassen wie zur Mitwirkung beim Priestersegen im Chor der Erwachsenen (s. die nächste Anmerkung)."
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+ "aber nicht das Sch’ma‘ entfalten. Unter Sch’ma‘ versteht man nicht allein den mit diesem Worte beginnenden Toraabschnitt von der Einheit Gottes und der Pflicht ihn zu lieben (5. B. M. 6, 4—9), sondern auch die in demselben Buche (11, 13—21) enthaltene Verheissung des Lohnes für treue Befolgung und Androhung von Strafen für Missachtung der göttlichen Gebote, häufig sogar noch den Abschnitt über die Schaufäden (4. B. M. 15, 37—41). Das Sch’ma‘ entfalten oder ausbreiten (פרס, im Jer. meist פרש) heisst, es laut und deutlich nebst seinen Benediktionen unter Leitung eines Vorbeters, der es mit [המבורך] ברכו את ה׳ (B’rachot VII 3) eröffnet, entweder im Chor oder im Wechselvortrag hersagen (s. P’saḥim IV, Anm. 30). Dazu ist die Anwesenheit von zehn Männern erforderlich. Ist diese Zahl (מנין) nicht vorhanden, so liest es jeder für sich ohne abzusetzen, gleichsam in einem Zuge, was man כרך את שמע (das Sch’ma‘ zusammenrollen) nennt. Statt פרס את שמע findet sich öfter in demselben Sinne פרס על שמע. Es scheint aber, dass da ein ähnlicher Unterschied ist wie zwischen בצע את הפת (das Brot teilen) und בצע על הפת (den Segen dabei sprechen). Vermutlich bezieht sich פרס את שמע auf das Sch’ma‘ und seine Segensprüche, פרס על שמע nur auf diese, die über das Sch’ma‘ gebreitet, d. h. feierlich vorgetragen werden, so dass פרס על שמע dem Sinne gemäss nach ברך על שמע konstruiert wäre. In 1 Sam. 9, 13 wird יברך, da ein öffentlicher Segen über das Mahl gemeint ist, vom Targum mit feinem Sprachgefühl durch פריס wiedergegeben. S. auch unten Anm. 30 und 40).",
+ "nicht vor die Lade hintreten. um als Vertreter der Gemeinde (שליח צבור) das eigentliche Gebet, die T’filla vorzutragen. Die Lade ist der Schrein, der die Torarollen birgt.",
+ "und nicht seine Hände [zum Priestersegen] erheben. um als einziger Kohen die Gemeinde zu segnen. Ist aber auch ein volljähriger anwesend, der den Priestersegen spricht, kann der minderjährige mit ihm die Hände erheben.",
+ "In zerfetzter Kleidung. durch deren Löcher Teile des nackten Körpers sichtbar sind. — ערום ויחף (Jesaja 20,2f übersetzt das Targum ויחיף (? פחח) פחיח = abgerissen und barfuss).",
+ "Ein Blinder. סומא (aram. סמיא, arab. עמי) ist ein hebraisiertes Lehnwort, welches das klassische עור verdrängt hat.",
+ "darf das Sch’ma‘ entfalten. Obgleich der erste Segenspruch ein Dankgebet für die Himmelsgabe des Lichtes und den Wechsel der Tageszeiten ist, den ja der Blinde nicht wahrnimmt, kann er doch das Sch’ma‘ mit all seinen Benediktionen vortragen (פורס את שמע), weil auch ihm das Licht insofern eine Wohltat bedeutet, als andere, die ihn in seiner Hilflosigkeit sehen, ihm ausweichen können oder ihn gar an der Hand zu führen in der Lage sind.",
+ "und übersetzen. s. Anm. 25. Zur Toravorlesung und zum Schlussvortrag aus einem Buche der Propheten kann er nicht zugelassen werden, weil man Bibelverse nicht aus dem Kopfe hersagen darf (דברים שבכתב אי אתה רשאי לאמרם על פה); die Übersetzung dagegen durfte umgekehrt aus keinem Buche, sondern nur auswendig erfolgen (דברים שבעל פה אי אתה רשאי לאמרם בכתב ).",
+ "soll beim Sch’ma‘ nicht vorbeten. da er die Grösse dieses göttlichen Gnadengeschenkes nicht voll zu würdigen vermag. — Wenn die Lesart, die hier על שמע, kurz vorher aber in der Gegenansicht את שמע lautet, zuverlässig ist, und die oben (Anm. 13) ausgesprochene Vermutung über den Unterschied beider Konstruktionen einige Berechtigung hat, so will R. Juda nur sagen, dass ein Blinder die erste Benediktion über das Sch’ma‘ nicht vortragen soll (יוצר אור bezw. מעריב ערבים), er räumt aber ein, dass er die übrigen Segensprüche und das eigentliche Sch’ma‘ in der Gebetsversammlung „ausbreiton“ darf."
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+ [
+ "soll die Hände nicht [zum Priestersegen] erheben. weil sie die Blicke der Anwesenden auf sich lenken und auf deren Andacht störend wirken könnten.",
+ "dessen Hände mit Waid. griechisch: ἰσάτις = Färberwaid, isatis tinctoria, ein in der Blaufärberei benutztes Kraut.",
+ "oder Krapp. Rubia tinctorum, eine Wurzel, aus der eine schöne und haltbare rote Farbe gewonnen wird.",
+ "weil die Leute ihn anschauen würden. vgl. Anm. 41."
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+ "soll auch barfuss nicht hintreten. weil er heidnischer Sitte huldigt, die es verpönt, vor die Gottheit in farbigen Kleidern oder in Sandalen hinzutreten.",
+ "Macht man die Gebetkapsel. das Pergamentgehäuse, das die Gebetstreifen (s. oben Kapitel I, Anm. 40) birgt.",
+ "so ist es eine Gefahr. R. Ḥananel und Raschi z. St. (24 b; s. auch Raschi zur Parallelstelle in מנהות 35a) erblicken die Gefahr in der Möglichkeit, dass ihm die Spitze der (eirunden) Kapsel, wenn er unversehens mit der Stirne auf einen harten Gegenstand stiesse, in den Kopf eindringt. R. Tam ist von dieser Erklärung, die eine unwahrscheinliche Zartheit der im allgemeinen ziemlich widerstandsfähigen Schädeldecke voraussetzt, nicht befriedigt. Er sieht die Gefahr negativ im dem Ausbleiben des Schutzes, den die vorschriftsmässig hergestellten T’fillin ihrem Träger gewähren (Tosafot z St. ד״ה סכנה). Beide Erklärungen lassen die Antwort auf die naheliegende Frage vermissen, wie denn ein Mann mit gesunden Sinnen überhaupt auf den kuriosen Einfall kommen mag, durch runde Gebetkapseln sich auffällig zu machen. Nun finden wir in der Baraita (Tosefta hier K. III, Jer. hier K. IV. g. E., Bab. מנחות 32 b) einen ähnlichen Ausspruch in Bezug auf die Pfostenschrift. Die Lesarten weichen zwar von einander ab; sie klingen aber dem Sinne nach übereinstimmend in dem Satze zusammen: Wer die M’zuza (statt sie zu befestigen) nur anhängt oder (statt aussen vor dem Eingange) innen hinter der Tür anbringt, setzt sich einer Gefahr aus, ohne das Gebot zu erfüllen (סכנה ואין בה מצוה). Hier lesen wir in Raschi die Erklärung, die R. Tam bei den runden T’fillin gibt, die Gefahr liege in dem Mangel des Schutzes, den die gehörig angebrachte Pfostenschrift dem Hause bietet, während R. Tam wieder die Auffassung vorzieht, die sein Grossvater bei den ovalen Gebetkapseln vertritt, es drohe die Gefahr einer Schädelverletzung durch die M’zuza. Mischna und Baraita erklären sich aber ungezwungen, wenn man sich der Worte ובסכנה מכסן והולך לו (‘Erubin X 1) erinnert, die auf eine Zeit der Religionsverfolgung hinweisen, in der die Beobachtung unserer heiligen Gebote, insbesondere auch das Anlegen der T’fillin, von der römischen Gewaltherrschaft mit dem Tode bestraft wurde. In einer Baraita, die der bab. Talmud (Schabbat 49a u. 130a) uns erhalten hat, wird darüber ausführlicher berichtet. Da mag es Schlauköpfe gegeben haben, die sich einbildeten, den grausamen Häschern entschlüpfen zu können, wenn sie dem Gehäuse ihrer T’fillin die Form eines Eies oder einer Nuss gaben. Vor solch gefährlicher Leichtgläubigkeit warnt hier die Mischna mit denselben Worten, mit denen die Baraita in Bezug auf die Pfostenschrift den törichten Wahn zerstören will, als liessen sich die wachsamen Schergen dadurch täuschen, dass man die M’zuza bloß anhängt, um sie jederzeit, sowie ein Angeber naht, leicht entfernen zu können, oder dass man sie hinter der Tür befestigt, wo sie zwar von aussen nicht sichtbar ist, bei einer Haussuchung aber bald entdeckt werden muss. Allerdings ist weder in der Mischna noch in der Baraita ausdrücklich von einer Zeit der Religionsverfolgung die Rede. Das brauchte indessen nicht betont zu werden, weil beide Aussprüche eben in dieser Zeit entstanden sind. Derselbe Fall in Giṭṭin (VI 2). Dort heisst es: Ernennt eine Frau einen Bevollmächtigten, der für sie den Scheidebrief in Empfang nehmen soll, muss sie Zeugen haben, dass sie die Vollmacht erteilt hat, und Zeugen, dass ihr Beauftragter den Scheidebrief empfangen und zerrissen hat. Ja, warum hat er ihn denn zerrissen? Er hätte doch besser getan, ihn der Frau einzuhändigen, die dann überhaupt keine Zeugen nötig hätte. Darauf antwortet der bab. Talmud (64 a): Die Mischna wurde zu einer Zeit der Religionsverfolgung gelehrt (בשעת הגזרח שנו), als es gefährlich war, im Besitz einer religiösen Urkunde betroffen zu werden. Wenn wir nun dort, wo irgend eine Gefahr mit keinem Wort angedeutet ist, annehmen müssen, die Mischna habe die Religionsverfolgung stillschweigend voraussetzen dürfen, weil sie eben aus solcher Zeit stammt, sind wir an unserer Stelle, wo doch wenigstens von einer Gefahr deutlich gesprochen wird, umsomehr zu dieser Annahme berechtigt. — Aus der oben erwähnten Baraita (Schabbat 130a) ist ersichtlich, dass die Beobachtung des T’fillingebotes, die sich in der Zeit der Verfolgungen gelockert hatte, auch später noch, als diese längst grösserer Duldsamkeit gewichen waren, viel zu wünschen übrig liess (עדיין היא מרופה בידם). Gemeint ist wahrscheinlich, dass die T’fillin nicht mehr den ganzen Tag getragen, sondern nur noch zum Gebete angelegt wurden, was R. Jannai damit begründet, dass sie wegen ihrer Heiligkeit besondere Achtsamkeit auf Reinheit des Körpers bedingen. Ist dies richtig, so ist die Erklärung des Ausdrucks תפלה als Gebetkapsel immer noch so einleuchtend, dass man nicht nötig hat, zu solch abenteuerlichen Etymologien wie διαφυλάττειν oder תפל = טפל seine Zuflucht zu nehmen (s auch Tosafot in מנחות 34 b unter טוטפות II). Die Bezeichnung ist eine volkstümliche Verkürzung aus ארבע פרשיות של תפלה oder einer ähnlichen Verbindung, wie ja auch die Pfostenschrift statt כתב המזוזה oder פרשיות המזוזה kurzweg מזוזה genannt wird. Gegenwärtig versteht man unter תפלה in einigen Gegenden das Gebet buch, in anderen sagt man dafür סדור, beides aus סדור תפלה verkürzt. Sehr oft hört man הבדלה im Sinne von חצות ,נר הבדלה für מוציא ,תקון חצות für פרוסת , סכות ברכת המוציא für חג הסכות שמחת תורה , für ברית ,יום שמחת תורה für ברית מילת u. dgl. m. Solche Vereinfachungen sind auch in der Mischna gar nicht selten. Man vergleiche z. B. in ברכות (V 2) מזכירין גבורות גשמים בתחית המתים statt שביעית נתנה לאכילה לשתיה ולסיכה, in שביעית (VIII 2) מ׳ ג׳ ג׳ בברכת תחית חמ׳ statt פירות שנח שביעית נחנו לא׳ לש׳ ולס׳, in ראש השנה (IV 6) אין פוחתין מעשרה מלכויות מעשרה זכרונות מעשרה שופרות statt א׳ פ׳ מ׳ פסוקי מ׳ מע׳ פסוקי ז׳ מע׳ פסוקי ש׳, in מועד קטן (I 1) משקין בית השלחין במועד statt מ׳ ב׳ חש׳ בחל המועד (s. auch weiter unten Anm. 65). Bezeichnend ist für den Volksmund das Zeugnis des Talmud (Sukka 30b unten), dass die Myrte הושענא genannt wurde, weil man ihre Zweige am Hüttenfeste beim Hoscha‘na-Gebete in der Hand hielt. Vielleicht verdankt auch die Bezeichnung תפלין ihren Ursprung der Volkssprache. Das verrät schon die falsche Pluralbildung, die sich dennoch, ähnlich wie bei תהלים, zum Unterschied von תפלות (Gebete) eingebürgert hat. Es mag sein, dass diese Benennung älter ist als die Eroberung des heiligen Landes durch die Römer; aber es gab ja Religionsverfolgungen auch früher schon unter syrischer Herrschaft.",
+ "und entspricht nicht der Vorschrift. Die judenfeindlichen Häscher werden sich durch sein Manöver nicht täuschen lassen und er hat nicht einmal die Genugtuung, sich für eine gute Sache geopfert zu haben, da es doch Vorschrift ist, dass der Querschnitt des Gehäuses ein Quadrat bilde. Er hat somit das Gebot gar nicht erfüllt und sein Leben umsonst aufs Spiel gesetzt.",
+ "Legt man sie an der Stirne oder an der Handfläche an. in buchstäblicher Auffassung der Worte: Binde sie zum Zeichen auf deine Hand und lass sie ein Diadem sein zwischen deinen Augen (5. B. M. 6, 8).",
+ "so ist das ketzerische Art. Auflehnung gegen die überlieferte Lehre, welche die Gebetkapsel der Hand am Oberarm anzulegen gebietet, die des Kopfes oberhalb der Stirne (vgl. 5. B. M. 14, 1).",
+ "Belegt man sie. צפה (Einzahl) lautet die Lesart im Jeruschalmi, bei Alfasi und bei R. Ascher. Andere Ausgaben haben צפן (Plural).",
+ "mit Gold oder legt man sie über dem Ärmel. אנקלי, griechisch ἀγϰάλη (auch lat ancala und ancale) ist der gekrümmte Arm, der Elbogen; בית אנקלי (Jeruschalmi: בית יד אנקלי) daher = Ärmel.",
+ "so ist das die Art der Essener. Essener (חיצונים) oder Essäer (חוציים?), wörtlich: Aussenstehende, wurde die Sekte der dem Bunde der Genossen (חברים) nicht angehörenden frommen, aber unwissenden Landleute genannt, die in ihrem Streben, die Schriftgelehrten an Frömmigkeit womöglich zu übertrumpfen, unter anderm auch darin zu glänzen suchten, dass sie ihre תפלין mit Gold belegten und die des Armes nicht vorschriftsmässig unter dem Rockärmel verbargen, sondern gleich denen des Kopfes prahlerisch zur Schau trugen."
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+ "so ist das die Art der Ketzer. „Dualismus“ (שתי רשויות) bemerkt hierzu der Jeruschalmi kurz und bündig. Indem man das Heil von den „Gütigen“ erwartet, bekennt man sich zum Glauben an eine Weltregierung, in die sich zwei Wesen teilen, ein gutes und ein böses (Ormuzd und Ahriman nach der parsischen Lehre), und verleugnet somit die wichtigste Grundlage unserer Religion, den Monotheismus, der trotz aller Gegensätze in Natur und Geschichte nur einen einzigen Schöpfer und Weltenlenker anerkennt: „Ich bilde das Licht und schaffe die Finsternis, ich mache den Frieden und schaffe das Unheil, ich der Ewige mache all das“ (Jes. 45, 7). In dieser Auffassung (Raschi erklärt יברכוך טובים: Nur gute Menschen sollen dich [Gott] preisen, eine Formel, die wohl Hochmut, Dünkel und Selbstgerechtigkeit verrät, aber noch lange keine Ketzerei ist) wirft unsere Stelle vielleicht etwas Licht auf die letzte Mischna in B’rachot, wo es heisst, dass man wegen der Ketzer den Gruss mit dem Gottesnamen eingeführt habe. Es gab eine Zeit, in der man sich scheute, den heiligen Namen zu profanen Zwecken auszusprechen. Der Tag, an dem es endlich gelang, dem Unfug seiner Erwähnung selbst in Verträgen und ähnlichen Urkunden zu steuern, wurde zum Festtage eingesetzt. Es trat nun im gewöhnlichen Leben die Bezeichnung השמים (der Himmel) und später המקום (der Weltraum) an die Stelle des Gottesnamens (s. P’saḥim X, Anm. 38). Man grüsste also יברכוך מן השמים oder יברכך המקום. Als aber Anhänger des Dualismus den Gruss יברכוך טובים einführten und man die Gefahr erkannte, die aus solcher Umschreibung dem Glauben an den Einen-Einzigen entstehen konnte, hielt man es für angemessen, die alte Scheu zu überwinden und wieder den biblischen Gruss יברכך ה׳ (Rut 2, 4) in Anwendung zu bringen. Wenn auch die vorangehende Verordnung über מן העולם ועד העולם sich gegen die Ṣadokäer richtet, die ein Jenseits leugneten, so kann die sich anschliessende dennoch die Dualisten im Auge haben. Beide Sekten werden eben unter der gemeinsamen Bezeichnung Minim (Ketzer) zusammengefasst. Ihre Verschiedenheit kommt deutlich genug durch die sonst überflüssige Wiederholung des Wortes והתקינו zum Ausdruck.",
+ "über das Vogelnest erstreckt sich dein Erbarmen. Die Tora verbietet dem, der ein Vogelnest findet, in welchem die Mutter über ihren Jungen oder ihren Eiern ruht, das ganze Nest auszuheben; er muss vielmehr die Mutter freilassen (5. B. M. 22, 6f.). Es ist falsch, dies als Ausfluss göttlichen Erbarmens hinzustellen. Das Gebot des Mitleids würde fordern, die Mutter nicht ihrer Eier oder ihrer Jungen zu berauben. Nach Jeruschalmi schwankt hier die Lesart der Mischna zwischen על und עד. Die Lehrer, die על an der Spitze des Satzes vortragen, betonen ihn so, dass er einen Vorwurf gegen die Vorsehung enthält: Das Vogelnest erreicht dein Erbarmen (aber meinem Leid verschliessest du dein Auge). Die anderen, die עד dafür setzen, erblicken darin eine das Lob Gottes vermindernde Einschränkung: Bis zum Vogelnest reicht dein Erbarmen (in Wahrheit aber umfasst es die ganze Schöpfung (Ps. 145, 9).",
+ "für das Gute werde dein Name gepriesen. Wir müssen aber dem Allgütigen auch für die Leiden danken, die er über uns verhängt (B’rachot IX 5 Anf.).",
+ "Dank. Mit מודים beginnt die vorletzte Benediktion der T’filla. Die Wiederholung ist wegen ihrer Eindringlichkeit dem Herrn der Welt gegenüber ungehörig und daher im öffentlichen Gttesdienst verpönt; in der Privatandacht wird sie als impulsiver Ausdruck der Inbrunst gewertet.",
+ "Wenn jemand in den Keuschheitsgesetzen umschreibt. bei der öffentlichen Toravorlesung (s. Anm. 25), in öffentlichen Vorträgen oder in der Schule nicht wörtlich übersetzt, sondern die zweite Person, um nicht anzustossen, in die dritte verwandelt, oder gar aus Prüderie den Sinn eines Verses in verschleierter, aber immerhin noch durchsichtiger Form wiedergibt. Er übersetzt z. B. ערות אביך וערות אמך לא חגלה (3. B. M. 18, 7): „Die Blösse seines Vaters und seiner Mutter soll man nicht aufdecken“, oder er setzt an die Stelle von Blösse das Wort Schande. — כנוי, in der Bibel = Benennung, bat später die Bedeutung eines Beinamens, daher auch der Umschreibung angenommen. עריות ist die Mehrzahl von ערוה oder עריה, das eigentlich Blösse bedeutet, im Munde der Rabbinen aber jedes ein Ehebündnis ausschliessende Verhältnis zwischen den Geschlechtern bezeichnet, in erster Reihe die nahe Verwandte, dann auch die verheiratete Frau.",
+ "dem Molech hinüberzuführen. 3. B. M. 28, 21.",
+ "ins Heidentum hinüberzuführen. d. h. du sollst mit einer Heidin keine Kinder erzeugen, die ihre Mutter dem Götzendienste zuführen wird. ארמיותא, eigentlich Arameärtum, hat zur Zeit der Mischna die Bedeutung Heidentum. לאעברא kann ebensowenig wie להעביר schwängern heissen. In diesem Sinne müsste der Pa‘el (לעברא) und nicht der Af‘el stehen, statt בארמיותא aber (= im Heidentume) לארמיחא (= Heidin). In der Sache freilich kommt es auf eins heraus, ob wir ומזרעך mit Samen und לאעברא בארמיותא fälschlich mit eine Heidin zu befruchten übersetzen oder ומזרעך mit Nachkommenschaft und לאעברא בארמיותא richtiger mit ins Heidentum hinüberzuführen. Der Sinn bleibt derselbe.",
+ "so bringt man ihn mit einer Rüge zum Schweigen. weil es eine falsche Übertragung ist. Das Targum Jonatan, das diese Auslegung hat, erhebt nicht den Anspruch, eine sinngemässe Übersetzung des Bibelwortes zu sein. Verboten ist aber nur die falsche Erklärung, die sich als die wahre ausgibt; dagegen ist es gestattet, einen an sich richtigen Gedanken homiletisch oder selbst in geistreicher Spielerei einem Verse unterzulegen, der in Wirklichkeit einen andern Sinn hat. — שתק, durch Metathesis mit סכת (arab. سكت) verwandt, findet sich in der Bibel nur in übertragenem Sinne (vom Meere, vom Streite), in der rabbinischen Literatur hauptsächlich auf Menschen angewendet. — נזיפה ist aram. Lehnwort (das hebr גערה übersetzt das Targum mit גער ,נזופא mit נזף)."
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+ "Die Tat Rubens. die ihm zur Unehre gereichende Handlungsweise gegen Bilha (1. B. M. 35, 22).",
+ "aber nicht übersetzt. Als die heilige Sprache mehr und mehr in Vergessenheit geriet, wurde die Einrichtung getroffen, die öffentlichen Vorträge aus der Bibel dem Volke ins Aramäische, seine Umgangssprache, zu übersetzen. Bei der Tora wurde Vers um Vers übertragen; bei den Prophetenschriften, wo es auf eine wortgetreue Übersetzung nicht so ankam, konnte man dem Torgemân zutrauen, dass er selbst drei Verse hintereinander sinngemäss aus dem Gedächtnis wiederzugeben imstande sein würde. — Statt מתורגמן findet sich öfter die kürzere Form תורגמן (syrisch: Targemân, arabisch: Turdschumân und Mutardschim). — Zur Konstruktion ובנביא שלשה s. oben Anm. 22.",
+ "Die Tat Tamars. daselbst 38, 13—24.",
+ "wird vorgelesen und übersetzt. Spielt auch Juda bei dem ganzen Vorfall keine rühmliche Rolle, so hat er doch zuletzt (Vers 26) sein Unrecht eingesehen.",
+ "Die erste Erzählung vom Kalbe. der Bericht der Tora (מעשה steht hier für ספור מעשה; vgl. oben Anm. 47 g. E.) im zweiten Buche (32, 1—20) über die Anfertigung des goldenen Kalbes.",
+ "wird vorgelesen und übersetzt. obwohl dieser Rückfall ins Heidentum von der Gemeinde als tiefste Schmach empfunden wird.",
+ "die zweite. Unter der zweiten Erzählung ist nicht, wie man annehmen sollte, die Darstellung im fünften Buche (9, 12—21) zu verstehen, sondern nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Tosefta und beider Talmude z. St. die Fortsetzung des ersten Berichtes in den Versen 21—25 und der Schlussvers 35.",
+ "aber nicht übersetzt. wegen der bitteren Worte, die Aharon da zu Anfang aus dem Munde seines Bruders hört, wegen des harten Tadels, die er später erfährt, und wegen des schweren Vorwurfs, der ihn am Schlusse trifft. Allerdings wäre dieser Grund auch für die Wiederholung im fünften Buche mit Rücksicht auf Vers 20 zutreffend.",
+ "Der Priestersegen. 4. B. M. 6, 24—26.",
+ "die Tat Davids. Sein Verfahren gegen Urija und Batscheba‘ (2. Samuel 11, 2—17).",
+ "und Amnons. Sein Verbrechengegen Tamar (daselbst 13, 1—19).",
+ "werden vorgelesen. So die Lesart in den Talmudausgaben, bei Alfasi und Rabbenu Ascher, und so auch die Entscheidung Maimunis (Hil. T’filla XII 12). Die Mischnaausgaben lesen לא נקראין.",
+ "und nicht übersetzt. Für die beiden an letzter Stelle genannten Erzählungen sind ähnliche Gründe wie für die Tat Rubens und den zweiten Bericht über das goldene Kalb massgebend. Das strahlende Bild des gefeierten Königs soll im Herzen des Volkes in fleckenloser Reinheit und ungetrübtem Glanze erhalten bleiben. Mit dem Priestersegen hat es eine andere Bewandtnis. Er braucht nicht übersetzt zu werden, weil er in der Ursprache jedem geläufig ist und von jedem verstanden wird. Er soll nicht übersetzt werden, damit sich die Übertragung nicht einbürgere und schliesslich den hebräischen Wortlaut auch aus dem Munde der Priester verdränge, die ihn in keiner andern als der heiligen Sprache über die Gemeinde sprechen dürfen (Soṭa VII 2). Er kann auch nicht übersetzt werden, weil jede Übersetzung zugleich eine Erklärung ist, hier aber der Sinn des zweiten Satzes (Gott lasse dir sein Antlitz leuchten) ziemlich dunkel und der dritte Satz (Gott erhebe sein Antlitz zu dir) in wörtlicher Übertragung sogar anstössig ist.",
+ "Man wähle den Wagen. Die Vision vom göttlichen Throne im ersten Kapitel des Propheten J’ḥezḳêl.",
+ "nicht zum Schlussvortrage. An Schabbat- Feier- und Fasttagen wird nach der Toravorlesung ein Abschnitt aus einem der Prophetenbücher vorgetragen (Hafṭara). Die geheimnissvolle Schilderung des von Engeln in Tiergestalt bewegten Thronwagens eignet sich nicht zu öffentlichem Vortrage, weil sie in unreifen Köpfen Verwirrung anrichten könnte.",
+ "Rabbi Juda erlaubt es. Er fürchtet keine nachteilige Wirkung des Vortrages, erwartet vielmehr von ihm eine Anregung zu tieferm Nachdenken über die göttliche Weltregierung. — Wir lesen dieses Kapitel am Wochenfeste als Hafṭara im Anschluss an den Toraabschnitt von der Offenbarung am Ḥoreb",
+ "Tue Jerusalem kund. das sechzehnte Kapitel im Buche J’ḥezḳêl, wo der Prophet mit besonderer Schärfe den Abfall und die Treulosigkeit des Gottesvolkes geisselt."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
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+ "\nIn der Reihe der Feste steht dasjenige, weichem unser Tractat gewidmet ist, an der Spitze. Die heilige Schrift nennt es nie anders als חג המצות, Fest der ungesäuerten Brote; die Bezeichnung פסח (nur ein einziges Mal — Ex. 34,25 — חג הפסח), von dem gleichnamigen Opfer übertragen, beschränkt sich dort auf die Feier, welche dieses Fest einleitet. In der Mischna dagegen ist dieselbe auf das ganze Fest ausgedehnt, dessen ursprünglichen Namen sie bereits völlig verdrängt hat.\nDie eigentliche Pesachfeier bestand wesentlich in dem Genusse des Ueberschreitungsopfers (פסח) nebst ungesäuertem Brot (מצה) und Bitterkraut (מרור) und in der Erzählung der geschichtlichen Ereignisse, in denen das Fest seinen Grund hat (הגדה). Später wurden Lobgesänge hinzugefügt und die Vorschrift, entsprechend dem vierfachen Gute, das uns der Auszug aus Egypten brachte (Freiheit, Rettung, Erlösung, Erwählung — Ex. 6, 6—7), nach einer gewissen Ordnung vier Becher Wein (Symbol der Freude) zu trinken. Diese Feier fand alljährlich in der Nacht zum 15. des ersten Monats (Nîsân) im Kreise der Familie statt, welche zu diesem Zwecke rechtzeitig ein Opferthier (Lamm oder Ziege) vorzubereiten hatte und für den Fall, dass dessen Fleischgewicht ihren Bedarf überstieg, sich mit anderen Familien zum gemeinsamen Festmahl vereinigen konnte. Das Thier wurde am Nachmittage des 14. Nisan in der Tempelhalle unter feierlichen Lobgesängen als Ueberschreitungsopfer geschlachtet, Blut und Fett am Altare dargebracht, das Fleisch zu Hause am Feuer gebraten und nach Anbruch der Nacht von den Theilnehmern verzehrt; bis zum Morgen durfte von demselben nichts übrig bleiben. Wer aus irgend welcher Veranlassung unterlassen hatte, am 14. des ersten Monats das Pesachopfer zu bereiten, konnte und musste ein solches am 14. des zweiten Monats (Ijar) darbringen und das gebratene Fleisch in der folgenden Nacht nebst מצה und מרור verzehren (פסח שני, zweite Pesachfeier).\nWährend der ganzen Dauer des siebentägigen (ausserhalb des heiligen Landes achttägigen) Festes ist der Genuss und selbst die Nutzniessung, ja sogar der Besitz von Châmêsz verboten. Unter Châmêsz (חמץ) versteht man Getreidestoffe (Körner, Schrot, Mehl, Kleie von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Dinkel , in denen durch Berührung mit Wasser oder einer wasserhaltigen Flüssigkeit eine Gährung hervorgerufen wurde. Da die ungesäuerten Brote aus Getreidemehl mit Wasser bereitet werden müssen, so ist bei ihrer Herstellung das Hauptaugenmerk darauf zu richten, dass die nothwendigen Arbeiten thunlichst beschleunigt und, noch ehe im Teig ein Gährungsprozess sich entwickeln konnte, zu Ende geführt werden. — Seinem vollen Umfange nach erlangt das Chameszverbot erst mit dem Beginn des Festes, also mit Anbruch der dem 15. Nisan vorangehenden Nacht seine Geltung. Die Pflicht aber, alles Chamesz aus dem Hause zu schaffen, tritt gleichzeitig mit dem Verbote des Genusses und der Nutzniessung schon am Mittage des 14. Nisan in Kraft. Gemäss einer vorbeugenden Anordnung der Rabbinen darf indessen eine Stunde vorher kein Nutzen mehr aus Chamesz gezogen und zwei Stunden vorher keines mehr gegessen werden. Der Begriff einer Stunde, wie ihn die Alten auffassten, deckt sich aber nicht ganz mit der Vorstellung, welche wir mit diesem Worte verbinden. Wie die meisten Völker des Alterthums, insbesondere die Babylonier und Egypter, die Griechen und Römer, unterschieden auch die Juden zwischen astronomischer und bürgerlicher Zeit. In der Lehre vom Kalender z. B. entspricht eine Stunde der Zeit, welche die Sonne braucht, um auf der Bahn, die sie täglich um die Erde beschreibt, einen Weg von 15 Grad zurückzulegen (Gradstunde); im bürgerlichen Leben dagegen ist die Stunde der zwölfte Theil des Zeitraumes, in welchem die Sonne ihren Tag- bezw. Nachtbogen vollendet (Bogenstunde). Je grösser der Tagbogen, je länger also die Sonne über unserm Horizonte steht, desto grösser die Bogenstunde am Tage und desto kleiner in der Nacht. Niemals sind nach bürgerlicher Zeit die Stunden des einen Tages denen des folgenden oder des vorhergehenden vollkommen gleich, und nur zweimal im Jahre, in den Aequinoctien, fallen die Bogenstunden mit den Gradstunden zusammen. An diesen beiden Tagen sind die Tagesstunden genau so gross wie die Stunden der Nacht; an allen übrigen Tagen des Jahres sind jene entweder grösser (im Sommerhalbjahre) oder kleiner (im Wintersemester) als diese. Wegen dieser Abhängigkeit von der Jahreszeit heissen in der jüd. Literatur die Stunden, die wir auf gut Glück Bogenstunden genannt haben, nach dem Griechischen (ὥραι ϰαιριϰαί) זמניות שעות; die von uns mit dem Namen Gradstunden belegten heissen daselbt entsprechend der lat. und der gr. Bezeichnung (horae aequinoctiales, ὥραι ἰσημεριναί) שעות השווי (spr. haschiwwûj), weil sie jahraus jahrein genau denselben Zeitraum umfassen, welchen sie in den Tagundnachtgleichen mit den von der Jahreszeit abhängenden gemein haben. Der Kalendertag beginnt wie bei den Atheniensern mit Anbruch der Nacht und mit diesem Zeitpunkte zugleich die erste Nachtstunde, mit Tagesanbruch hat die zwölfte Nachtstunde ihr Ende erreicht und die erste Tagesstunde ihren Anfang genommen. Wenn also in der Mischna z. B. von 8½ Uhr (wie am Anfang des 5. Kapitels) die Rede ist, so müssen wir darunter 2½ Uhr Nm. verstehen, sofern es sich um eine Tagesstunde in den Aequinoctien handelt, 3 Uhr 20 M. Nm., wenn an dem betreffenden Tage die Sonne um 4 Uhr auf- und um 8 Uhr untergeht, 1 Uhr 40 M. Nm, falls dieselbe nur von 8 bis 4 Uhr über unserm Horizonte weilt. Die Grösse des Tagbogens hängt bekanntlich nicht allein von der Jahreszeit ab, sondern auch von der Breite, unter welcher ein Ort liegt, und von der Neigung, welche die Erdbahn in einem gegebenen Zeitabschnitt zum Aequator hat. In den gemässigten Zonen sind im Sommer die Tage und im Winter die Nächte erheblich länger als in der Nähe des Aequators, gegenwärtig um eine Kleinigkeit kürzer als vor 1000 Jahren. Die Schiefe der Ekliptik unterliegt nämlich periodischen Schwankungen. Seit 4 Jahrtausenden ist sie in fortwährender, jedoch ungleichmässiger Abnahme begriffen, die sich jetzt auf 29′″ jährlich, durchschnittlich aber in je 100 Jahren auf 43″ beläuft. Heute misst die Schiefe 23° 27′ 14″, zur Zeit des Abschlusses der Mischna betrug sie 23° 40′ 30″. Bezeichnet man diesen Winkel mit ε und die Breite mit β, so lautet die Formel für die Berechnung des halben Tagbogens am kürzesten Tage des Jahres: *). Für die heilige Stadt, welche unter 31° 47′ nördl. Breite liegt, wäre demnach der Werth von φ gegenwärtig (log tg β = 9,7921280, log tg ε = 9,6373454) 148° 48′ 40″ und beim Abschluss der Mischna (log tg. ε = 9,6419191) 148° 28′ 20″, mithin der grösste Tagbogen (360° — φ) = 211° 11′ 20″ bzw. = 211° 31′ 40″. Vertheilt man die Differenz zwischen dem grössten und kleinsten Tagbogen gleichmässig auf die Zwischenzeit, so kann man für jeden beliebigen Zeitpunkt die Tagesdauer annähernd bestimmen; zu einem genauen Ergebnis gelangt man auf diesem Wege nicht, weil der Lauf der Erde kein gleichmässiger ist (sie bewegt sich im Perihel rascher fort als im Aphel), und weil die Zunahme der Tages- bzw. Nachtlänge um die Solstitien geringer ist als um die Aequinoctien.\nDer Stoff, den unser Tractat behandelt, ist sozusagen chronologisch geordnet. Das erste Kapitel beginnt mit der Nacht vom 13. zum 14. Nisan, in welcher alle Räume beim Scheine eines Lichtchens nach Chamesz durchsucht werden müssen. Im Anschluss hieran werden bis zum Ende des 3. Kapitels die Vorschriften über Chamesz erledigt. Das 4. Kapitel handelt vom 14. Nisan, dem Rüsttage des Festes, an welchem die Sitte mancher Gegenden die Einstellung aller Erwerbsthätigkeit verlangte, und führt bei dieser Gelegenheit eine Reihe anderer Vorschriften auf, deren Verbindlichkeit gleichfalls vom Ortsgebrauch abhängig ist. Der Nachmittag des genannten Tages ist die Zeit der Darbringung des Pesachopfers, welchem die 4 folgenden Kapitel gewidmet sind. K. IX ererörtert hierauf die Vorschriften des zweiten Pesach. K. X endlich beschreibt die häusliche Feier in der Nacht zum 15. Nisan.—Zum Schluss noch einige Worte über den Namen unserer Massichta. Da derselbe kein Appellativ ist wie z. B. שקלים עירובין u. a. (der Tractat handelt ja nicht blos vom Pesachopfer!), sondern wie ראש השנה ,שבת oder יום הכפורים der Eigenname eines Festes ist, und dieses פסח heisst, so sollte unser Tractat den Titel מסכת פסח führen. (Wenn wir in unserer Ordnung Ueberschriftën wie סכה und מגלה finden, wo wiederum der Plural am Platze wäre, da beide Appellativa sind, der Name des Hüttenfestes aber gerade סכות lautet, so erklärt sich dies wie bei ביצה aus dem Worte, mit welchem diese Tractate beginnen; der Titel des 9. Tractates ist תעניות, wie es im Jeruschalmi richtig heisst, nicht תענית.) Heller rechtfertigt den Plural in Pesachim mit den zweierlei Pesachfesten, von denen die Rede ist. Allein der פסח שני ist kein Feiertag, sondern gleich dem פסח ראשון lediglich eine Festfeier; Pesachim beschäftigt sich aber nicht allein mit diesen beiden feierlichen Veranstaltungen, umfasst vielmehr das ganze siebentägige Fest. Die ebenfalls von Heller angeführte Zerlegung unserer Massichta in zwei Theile, deren erster — das Pesachfest behandelnd — פסח ראשון, deren zweiter — mit dem Pesachopfer sich befassend — פסח שני genannt wurde, gäbe eine treffliche Erklärung für den Gesammttitel פסחים, wenn nur diese Eintheilung genügend gerechtfertigt wäre. Sie ist aber nicht im Geringsten begründet. Vielmehr gehört zu den Satzungen des Pesachfestes auch, ja in erster Reihe das Pesachopfer. Vielleicht erklärt sich die Mehrzahl durch die ursprünglich appellative Bedeutung des Wortes. Obgleich die Bezeichnung פסח bereits als Eigennamen auf das Fest übertragen war, dachte man dabei zur Zeit der Namengebung noch immer zunächst an das Opfer, weshalb das Wort in den Plural gesetzt wurde. — Noch mehr aber als die Mehrzahl in Pesachim ist die Einzahl iu dem Namen der Ordnung befremdlich, zu welcher diese Massichta gehört. מועד bildet in dieser Beziehung unter allen sechs Ordnungen der Mischna die einzige Ausnahme, und ich wundere mich, dass Heller, dessen scharfem Auge dergleichen nicht zu entgehen pflegt, an dieser Schwierigkeit vorübergeht. Dieselbe ist um so auffallender, als wir auch einen Tractat מועד haben, dem man zum Unterschiede den Beinamen קטן beilegen musste. Das wäre überflüssig gewesen, wenn man die Ordnung מועדות genannt hätte. Vermuthlich wurde hier die Einzahl darum gewählt, weil man mit סדר מועדות die Lehre vom Kalender bezeichnete, wie aus Jeruschalmi ‘Erubin III 9 ersichtlich. Auch Onkelos scheint das Kalenderwesen im Auge zu haben, wenn er Lev. 23,44 מעדי mit סדר מועדיא übersetzt und ואלפנון hinzufügt.\n"
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+ "In der Nacht. אור (eig. Licht) steht hier nach aram. Sprachgebrauch (אורתא) für Anfang der Nacht. Die Benennung ist entweder eine Euphemie (Babli z. St. 3a) oder eine Bezeichnung des schwachen Dämmerlichts (daher die weibl. Form; Gegensatz שחר u. צפר das erste Morgengrauen von שחור u. اصغر dunkelfarbig) oder endlich der Name des Abendsterns. Von der Venus (נוגהא, ܢܽܘܓܳܗܳܐ) als Abendstern ist ja auch der Ausdruck נגה, ܢܳܓܰܗ auf die Abendzeit übertragen. Es scheint, dass אורתא die noch zum Tage, נגהא die schon zur Nacht gehörende Hälfte des Abends bezeichnet; daher z. B. אורתא דתליסר דנגהי ארביסר (das. 4a). Viell. ist auch Jes. 60,19 לנגה = nachts",
+ "zum Vierzehnten. So wird schlechthin der Rüsttag des Pesachfestes genannt, weil er der 14. Tag des Monats ist. Fällt er auf einen Sabbat, findet die Durchsuchung in der Nacht zum Freitag, also schon am 13. statt.",
+ "suche man das Chamesz zusammen. Um es am nächsten Vormittage zu verbrennen. Der Begriff des Chamesz ist in der Einl. genau definiert worden.",
+ "beim Scheine eines Lämpchens. Mit welchem man in die dunkelsten Winkel, selbst in etwaige Löcher und Ritzen hineinleuchten kann Eine Fackel wie überhaupt jede grössere Flamme eignet sich zur בדיקה nicht.",
+ "Zwei Schichten im Weinlager. Ist der Weinkeller ein Raum, in welchen das Jahr über Chamesz gebracht wird, müsste sich ja die Durchsuchung auf alle Ecken und Enden erstrecken; ist er kein solcher Raum, warum soll gerade in den beiden Schichten gesucht werden?",
+ "in den man Chamesz bringt. In diesen beiden Schichten könnten, obgleich der Weinkeller im Übrigen keineswegs im Verdachte steht Chamesz zu beherbergen, Brotreste liegen geblieben sein, welche der Diener dort vergessen, als er während der Mahlzeit Wein holte. Die lose Satzverbindung und das holperige Wortgefüge sind in ihrer Seltsamkeit ein Beweis für das hohe Alter dieses Satzes.",
+ "Zwei Schichten an den freien Flächen des ganzen Weinlagers. פני heisst sowohl Vorderseite als Oberfläche. Die Vorderseite ist diejenige Fläche, welche dem Eingange am nächsten ist und von unten nach oben sich erstreckt, die Oberfläche dagegen diejenige, welche der Decke am nächsten ist, und von vorn nach hinten sich erstreckt. Beide Flächen, die senkrecht auf einander stehen, müssen genau durchsucht werden.",
+ "welche die obersten sind. Nach den Hilleliten sind die שתי שורות nicht zwei Flächen, sondern sinngemässer nur zwei Reihen: 1. die oberste und zugleich vorderste Reihe, in welcher die zwei Flächen der Schammaiten rechtwinckelig aneinanderstossen, und die daher beiden gemeinsam ist; 2. die ihr benachbarte Reihe, u. z. nicht die hinter ihr befindliche (das hiesse: העליונות שהן חיצונות), sondern diejenige, welche unter ihr liegt."
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+ "dass etwa ein Wiesel von einem Hause. Welches noch nicht durchsucht ist.",
+ "ins andere Haus. Welches bereits von allem Chamesz gereinigt ist.",
+ "wenn dem so wäre. Wenn diese Befürchtung begründet wäre. — Die Lesart דאם כן ist verdächtig; die Mischna würde wohl dafür שאם כן sagen.",
+ "die Sache gar kein Ende. Man müsste immer wieder sein Gebiet aufs Neue untersuchen; denn wenn auch im eigenen Hofe, ja in der ganzen Ortschaft sämmtliche Räume gleichzeitig nach Chamesz durchsucht worden wären, so könnte doch welches aus dem Nachbarhofe eines Nichtjuden oder aus der nächsten Ortschaft wieder hereingeschmuggelt worden sein."
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+ "Man suche in der Nacht des Vierzehnten. So wird schlechthin der Rüsttag des Pesachfestes genannt, weil er der 14. Tag des Monats ist. Fällt er auf einen Sabbat, findet die Durchsuchung in der Nacht zum Freitag, also schon am 13. statt.",
+ "oder am Vierzehnten morgens oder in der Stunde des Wegschaffens. Am Vierzehnten vormittags bis zu der Zeit, in welcher das Chamesz verbrannt werden muss (s. die folg. M.); nach dieser Zeit suche man nicht mehr nach Chamesz, damit man nicht aus Versehen davon esse.",
+ "suche man am Vierzehnten. Selbst am Nachmittage noch; die Befürchtung des R. Juda teilen sie, wie aus dem nächsten Satze ersichtlich, nicht einmal am Feste selbst, wo der Chameszgenuss eine viel schwerere Sünde als am Rüsttagsnachmittag ist.",
+ "suche man nach dem Feste. Auch nach dem Feste muss ja das Chamesz, welches über Pesach in unserm Besitze war, noch vernichtet werden (K. II M. 2, Anm. 6)!",
+ "Und was man zurückbehalten will. Um es bis zum nächsten Morgen zu verzehren, zu verschenken, zu verkaufen oder in der »Zeit des Wegschaffens« zu verbrennen."
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+ "Man darf die ganze Fünfte. Stunde (שעות) ist hinzuzudenken. Man darf also am Vormittage des Vierzehnten noch bis 11 Uhr (s. Einl. Abs. 3) Chamesz essen. Im Hebräischen steht die Kardinalzahl (חמש ,שש an Stelle der Ordinalzahl (חמשית ,ששית) nicht allein bei Angaben des Monatsdatums wie im Französischen, sondern auch bei denen der Tageszeit.",
+ "und verbrenne am Anfange der Sechsten. Obgleich nach dem Worte der Schrift das Chameszverbot erst mittags in Kraft tritt, soll man all sein Chamesz doch lieber eine Stunde früher vernichten, weil man sich in der Tageszeit leicht irren kann.",
+ "Man darf die ganze Vierte essen. An einem trüben Tage bei bewölktem Himmel kann man sich wohl auch um zwei Stunden irren, darum esse man Chamesz allemal nur bis 10 Uhr.",
+ "die ganze Fünfte setze man aus. Das Essen sowohl wie das Verbrennen. — תולין = hängen, schweben; daher: 1. aussetzen wie das lat. suspendo (franz. suspendre), 2. zweifelhaft sein, schwanken wie im Deutschen und Lateinischen. Während der Stunde des »Schwebens«, in welcher es zweifelhaft ist, ob nur 1 oder noch 2 Stunden bis Mittag fehlen, darf man das Chamesz noch verkaufen oder seinen Tieren vorsetzen weil das Verbot der Nutzniessung kein so strenges ist wie das des Genusses. Das Schwanken besteht also darin, dass man das Chamesz in dieser Stunde einerseits nicht essen darf, andererseits wieder noch nicht zu vernichten braucht."
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+ "Zwei unbrauchbare Dankopferkuchen. Zu jedem Dankopfer gehörten vierzig Kuchen, von denen dreissig aus je 0,1 Maass Mehl (0,83 Liter; s. ‘Erubin K. VII Anm. 49) ungesäuert, zehn dagegen aus je 0,3 Maass (2,49 Liter) Chamesz waren. Wegen dieser letzteren konnte vom 14—21 Nisan kein Dankopfer dargebracht werden. War aber das Fest vorüber, und man hatte das Dankopfer noch nicht dargebracht, welches man im Laufe des Winterhalbjahrs auf sich genommen, so hatte man sich einer Unterlassungssünde schuldig gemacht; denn man ist verpflichtet, seine Opfergelübde spätestens am nächsten Feste zu erfüllen. Daher kam es, dass am 13. Nisan die Dankopfer sich übermässig häuften. Die Folge davon war, dass die Priester, welche von jedem solchen Opfer vier Kuchen erhielten, unmöglich alle bis Mitternacht verzehren konnten, ein grosser Teil vielmehr übrig blieb und dadurch »unbrauchbar« wurde; denn was vom Dankopfer übernachtete, das durfte nicht mehr gegessen, es musste verbrannt werden. Zwei dieser unbrauchbar gewordenen Chameszkuchen wurden nun als Merkzeichen auf dem Tempelberge öffentlich ausgelegt.",
+ "lagen auf dem Dache des Säulenganges. Nach Kidduschin 70a ist אצטבא ein vulgärer Ausdruck für ספסל (lat. subsellium) Bank; auch bei den Arabern heisst die Bank مصطبة Dennoch ist an eine solche hier aus mehreren Gründen nicht zu denken: 1. gab es auf dem Tempelberge sicherlich nicht bloß eine Bank; 2. hat eine Bank kein Dach; 3. ist אצטבא in diesem Sinne, wie a. a. O. ersichtlich, kein rabbinischer Ausdruck Unsere אצטבא ist vielmehr identisch mit der אסטוונית in der Gemara z. St. (13b und diese wieder mit der اسطوانة der Araber, welche darunter einen Säulengang verstehen. Das Wort ist persischen Ursprungs (ustûn = Säule) und tritt uns auch in der griechischen Stoa (στοά) entgegen, während مصطبة und das vulgäre אצטבא sehr verräterisch nach der مسطبة duften, einer Herberge für allerlei Gesindel, welche wieder ihrerseits vermutlich vom lat. stabulum (rabb. אצטבלא syr. ܐܶܣܛܰܒܠܳܐ arab. اصطبل, Stall ihren Namen ableitet, und deren vornehmstes, vielleicht einziges Möbelstück die »Schlafbank« ist. Der Tempelberg besass eine Doppelstoa (סטיו לפנים מסטיו das.), drei Säulenreihen, welche ein gemeinschaftliches Dach trugen. Auf dieses wurden am Morgen des Vierzehnten die beiden Kuchen gelegt, von denen die eine dann um 10, die andere um 11 Uhr entfernt wurde, damit die Leute wissen, wann es Zeit sei mit dem Essen aufzuhören und mit dem Verbrennen zu beginnen.",
+ "fing alles Volk zu verbrennen an. התחילו: Denominativ von תחלה (Stamm חלל); תחל also Sekundärstamm der Wurzel חל. — Die Construction התחילו שורפין (ἤρχοντο ϰαταϰαίοντες) statt התחילו לשרף — in der Bibel (vgl. I. Sam. 3, 2, Jes. 33, 1) äusserst selten — ist im Rabbinischen wie im Syrischen, wohl unter dem Einfluss des Griechischen, fast zur Regel geworden",
+ "Ungeweihtes. Chullin (Profanes, Ungeweihtes) bildet den Gegensatz zu allem, was einen — sei es hoben, sei es niedern — Grad von Heiligkeit besitzt, insbesondere zu Opferfleisch, Priesterhebe und zweitem Zehnt.",
+ "Teruma. Teruma ist der dem Priester zu übergebende Teil des Ernteertrages und des Brotteiges. Sie ist Gott geweiht und darf daher, solange es sich irgend vermeiden lässt, nicht der Vernichtung preisgegeben werden."
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+ "Chanina Segan Ha-Kohanim berichtet. Zum Verständnis seiner Worte sind einige Vorbemerkungen über das Wesen der טומאה notwendig. Das Wort wird im Hebräischen niemals von der materiellen, stets nur von einer ideellen Unreinheit gebraucht, u. z. bald in hosiologischem, bald in hierologischem Sinne. In der Heiligungslehre ist sie gleichbedeutend mit Befleckung der Seele durch Unzucht, Götzendienst, verbotene Speisen u. dgl., insbesondere auch ein Attribut derjenigen Tiere, deren Fleisch die Tora verbietet; in der Heiligkeitslehre ist unrein dasjenige, was von der Schwelle des Heiligtums verbannt ist und mit allem, was zum Tempeldienst in Beziehung steht, in keinerlei Berührung kommen darf. Mit dieser Art von Unreinheit haben wir es hier zu tun. Sie ist im Gegensatz zur hosiologischen übertragbar. Die Übertragung vollzieht sich durch unmittelbare Berührung, zum Teil auch in anderer Weise, ist jedoch keine unbegrenzte; sie wird vielmehr bei jeder neuen Infektion um einen Grad schwächer, und verliert beim vierten Grad endlich ihre Wirkung ganz und gar. Während die primäre Übertragung selbst Menschen, Kleiderstoffe und Geräte verunreinigt, sind für die sekundäre Übertragung nur noch Nahrungsmittel empfänglich; für der tertiäre gar sind nur schon heilige Speisen und Getränke veranlagt, und derjenigen des vierten Grades endlich sind bloß noch die äusserst empfindlichen Opfer ausgesetzt. Damit ist aber auch die Kraft der Infektion erloschen. Und da man nur das unrein nennt, was noch zu infizieren im Stande ist, dasjenige dagegen, was selber so schwach infiziert ist, dass es die empfangene Unreinheit nur noch auf höhergeartete, empfindlichere Gegenstände, nicht aber auf seinesgleichen zu übertragen vermag, mit dem Namen פסול (untauglich; vgl. ‘Erubin VIII Anm. 18) bezeichnet, so kann man diesen Satz auch in folgende einfache Formel bringen: Chullin (Anm. 24) ist im zweiten, Teruma (Anm. 25) im dritten, Geopfertes noch im vierten Grade der Übertragung untauglich; Menschen, Kleiderstoffe und Geräte sind bloß für primäre Infektion empfänglich. Die Übertragbarkeit erschöpft sich jedoch im vierten Gliede nicht, wenn dasselbe eine Flüssigkeit ist; sie verjüngt sich vielmehr sozusagen in ihr zu einem וולד הטומאה ersten Grades, welche noch ein fünftes, sechstes und siebentes Glied infizieren kann und, wenn dieses wieder eine Flüssigkeit ist, auch noch ein achtes, neuntes und zehntes u. s. f. bis ins Unendliche.",
+ "Ihr Lebtage haben die Priester kein Bedenken getragen Fleisch. Opferfleisch; solches muss, wenn es entweiht ist, verbrannt werden (vgl. Anm. 21).",
+ "welches durch übertragene Unreinheit. Die Infektion erstreckt sich nach Anmerkung 26 beim Opferfleische bis auf’s vierte Glied. Man unterscheidet daher bei der übertragenen Unreinheit Entweihungen ersten, zweiten, dritten und vierten Grades. Hier ist von einem שני, einer sekundären Infektion oder וולד הטומאה zweiten Grades die Rede; s. Anm. 38.",
+ "zusammen mit solchem Fleische. Opferfleisch; solches muss, wenn es entweiht ist, verbrannt werden (vgl. Anm. 21).",
+ "das durch einen Herd der Unreinheit. אב הטומאה; so nennt man den Infektionsherd, von welchem aus durch stufenweise Übertragung die Unreinheit sich gradatim auf die einzelnen Glieder der וולדות הטומאה fortpflanzt.",
+ "obgleich sie dadurch Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. Das Fleisch, welches von einem וולד הטומאה des zweiten Grades verunreinigt wurde, hatte bisher nur eine Unreinheit dritten Grades; jetzt bei der Verbrennung erlangt es den zweiten Grad der Unreinheit, da es mit Fleisch in Berührung kommt, welches unmittelbar von einem Herde der Unreinheit infiziert, mithin durch primäre Übertragung ein ראשון oder וולד הטומאה ersten Grades ist. Die טומאה wird also um einen Grad gesteigert.",
+ "Ihre Lebtage haben die Priester kein Bedenken getragen Öl. Welches sie vom Ertrage der Ölernte als Hebe erhalten hatten. Entweihte Teruma darf nicht gegessen, wohl aber während des Verbrennens verwertet werden (Getreide zum Heizen, Öl zur Beleuchtung) im Gegensatz zu entweihtem Opferfleisch, von welchem selbst beim Verbrennen jede Nutzniessung verboten ist; daher hier מלהדליק, oben מלשרף.",
+ "welches durch einen Tebul-Jom. טבול יום ist ein Unreiner, welcher das Reinigungsbad genommen. Durch dieses wird seine Unreinheit nicht sofort hinweggespült, sondern vorläufig — bis zum Anbruch der Nacht — nur zu einer טומאה zweiten Grades abgeschwächt. Und da Teruma noch für eine tertiäre Übertragung empfänglich ist, so macht er dieselbe den ganzen Rest des Tages bis Sonnenuntergang durch seine Berührung zu einem שלישי, einem וולד הטומאה dritten Grades. Zwar werden Flüssigkeiten in der Regel selbst durch tertiäre Infektion zu einem ראשון; aber gerade der Tebul-Jom bildet hierin eine Ausnahme. Seine Berührung erzeugt selbst in Flüssigkeiten keinen höhern als den dritten Grad der Unreinheit, und da bei Teruma die Infektion sich im dritten Gliede erschöpft (Anm 26), wird hier der Ausdruck »untauglich« (שנפסל) angewendet (ebend.)",
+ "welche durch einen an einer Leiche Verunreinigten. Der durch eine Leiche Verunreinigte ist אב הטומאה, ein Herd der Unreinheit. Deshalb nennen Einige (selbst Raschi; s. z. St. 14b Z. 1, Baba K. 2b Z. 1) die Leiche selbst einen Urherd der Unreinheit, אבי אבות הטומאה. Diese Bezeichnung könnte jedoch zu dem Irrtum verführen, als könnten auch Nahrungsmittel und Tongefässe durch die Leiche zum Herde einer Unreinheit gemacht werden. Das ist aber nicht der Fall. Sie werden vielmehr durch die Berührung nur zu einem ראשון, einem וולד הטומאה ersten Grades. Der menschliche Leichnam ist also im Grunde auch nur ein אב הטומאה, obgleich es Menschen, Kleiderstoffe und — von den Tongefässen abgesehen — auch Geräte, welche mit ihm in Berührung kommen, ebenfalls sind. In Metallgeräten (nach Maimonides und Anderen auch in Kleiderstoffen und den übrigen Geräten mit Ausnahme der Tongefässe) erleidet die primäre Übertragung eines der obengenannten אבות הטומאה keinerlei Abschwächung ihrer Infektionskraft. Die Lampe, welche von dem durch eine Leiche Verunreinigten berührt wurde, ist also gleichfalls ein Herd der Unreinheit, sofern es eine Metalllampe, bezw. sofern es nur keine Tonlampe ist.",
+ "obgleich sie dadurch Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. In der Lampe, die ein Herd der Unreinheit ist, sinkt ja das Öl, das bisher nur ein וולד הטומאה dritten Grades war, durch primäre Übertragung zu einem solchen ersten Grades hinab; die Unreinheit wird mithin sogar um zwei Grade gesteigert."
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+ "dass man reine Teruma. Sofern sie Chamesz ist.",
+ "zusammen mit unreiner am Pesach. Genauer: am Vierzehnten um 11 Uhr.",
+ "verbrennen darf. Da man die reine Teruma infolge des Chameszverbotes doch vernichten muss, darf man sie auch verunreinigen, ebenso wie es gestattet ist die Unreinheit geheiligter Gegenstände, welche infolge ihrer Entweihung verbrannt werden müssen, nach R. Ch. um einen und nach R. ‘A. auch um zwei Grade zu erhöhen.",
+ "Das ist nicht der rechte Schluss. אינה היא המדה = אין זאת המדה oder לא זו המדה, was dem allgemeinen Sprachgebrauche mehr entspräche. היא steht zur Verstärkung und schärfern Betonung des Suffixes in אינה. Durch המדה mit dem Artikel wird prägnant der rechte Schluss bezeichnet; vgl. ה׳ הוא האלהים: H. ist der wahre Gott. So heisst auch im Arabischen Ilâh Gott, Allâh der wahre Gott. מדה endlich bedeutet Maass, hier soviel als Schlussfolgerung. Ist doch jeder Schluss mehr oder weniger das Ergebnis einer Vergleichung, und was ist ein Vergleich anderes als das Maass, mit welchem eine Behauptung an einer andern, feststehenden gemessen wird? Deshalb werden auch die Interpretationsregeln מדות genannt. Es sind nicht 7 oder 13 oder 32 Methoden (מדות=modi?), nach welchen, sondern ebensoviel Arten von Schlussfolgerungen, durch welche die Tora zu interpretieren ist. Es kann aber auch אינה היא המדה den Sinn haben: Das ist nicht derselbe Maassstab. R. Meïr legt hier den Maassstab, mit welchen R. Ch. und R. ‘A. gemessen, auch an die reine Teruma an; R. Jose aber findet, dass diese Dinge inkommensurabel sind, dass man an beide nicht denselben Maassstab legen darf. Grade aus dem Umstande, dass jene beiden Gesetzeslehrer darüber streiten, ob beim Verbrennen geweihter Gegenstände die Unreinheit um zwei oder nur um einen Grad gesteigert werden darf, ist doch der umgekehrte Schluss zu ziehen, dass reine Teruma mit unreiner zu verbrennen niemals gestattet sein kann. Das kann selbstverständlich einem R. Meïr, dessen Scharfsinn sprichwörtlich war, unmöglich entgangen sein Er ist jedoch der Ansicht, dass R. Ch. und R. A. garnicht streiten, sondern nur Tatsachen berichten wollen. Die Schlussfolgerung, die er aus ihren Worten zieht, stützt sich im Grunde nicht o sehr auf das, was in ihren Berichten steht, als vielmehr auf das, was dort zwischen den Zeilen zu lesen ist. R. Ch. drückt sich unbestimmt aus. Er spricht ganz allgemein von einem וולד הטומאה, ohne den Grad desselben näher zu bezeichnen. Dieser lässt sich indessen auf einem kleinen Umwege ermitteln. Der Ausdruck שנטמא schliesst zunächst den dritten Grad der Unreinheit aus; denn durch Berührung eines שלישי würde das Fleisch nur פסול, nicht aber טמא (s. Anm. 26 u. 32). Aber auch von einem ראשון kann hier nicht die Rede sein, weil sonst die Worte שמוסיפין טומאה על טומאתו keinen Sinn hätten; durch die Verbrennung mit einem ראשון, wie es בשר שנטמא באב הטומאה ist, erführe ja die bereits vorhandene טומאה des durch ein ראשון verunreinigten Fleisches keine Steigerung. Es bleibt also nichts übrig als die Annahme, dass es sich um ein שני handelt (Anm. 28 u. 30). Nun ist es bereite aus Anm. 26 bekannt, dass für die sekundäre Übertragung bloss Speisen und Flüssigkeiten empfänglich sind Geräte, Kleidungsstücke und Menschen können nach dem Gesetze der Tora niemals ein שני sein, wohl aber nach dem von den Rabbinen erweiterten Reinheitsgesetze, Durch Übertragung jedoch (וולד) können selbst nach diesem Gesetze nur Geräte und Bekleidungsgegenstände ein שני werden und auch diese nur, wenn sie mit unreinen Flüssigkeiten in Berührung kommen. Dabei ist es gleichgiltig, durch welchen Grad der Übertragung die Flüssigkeit infiziert wurde; dieselbe hat stets den Charakter und die Wirkung eines ראשון (vgl. Anm. 26). Nehmen so die Flüssigkeiten in den Erweiterungen der Rabbinen eine sozusagen bevorzugte Stellung ein, so weist ihnen dafür R. Meïr in dem Reinheitsgesetze der Tora eine desto niedrigere Stelle zu. Wenn er auch nicht so weit geht, sich der Ansicht derer anzuschliessen, welche vom Standpunkte der Tora den Flüssigkeiten die Empfänglichkeit für טומאה überhaupt absprechen, so behauptet er doch im Gegensatze zu R. Jose, dass sie ihre Fähigkeit, die empfangene Unreinheit weiter zu übertragen, lediglich den Verschärfungen der Rabbinen verdanken. Welcher Art ist nun das in Rede stehende שני? Wir haben die Wahl zwischen Speisen, Flüssigkeiten und Geräten oder Kleiderstoffen. [Man könnte einwenden, dass Flüssigkeiten durch die Worte שמוסיפין טומאה על טומאתו ausgeschlossen sind. Da solche stets die Wirkung eines ראשון haben, so wäre ja das Fleisch von Hause aus, noch ehe es beim Verbrennen mit dem andern Fleische in Berührung kommt, bereits ein שני! Allerdings liegt auch in der Umwandlung einer טומאה דרבנן zu einer טומאה דאורייתא eine Steigerung; aber nur eine qualitative. Da es indessen kürzer lauten könnte: שמוסיפין לו טומאה, so scheint doch in dem Zusatze על טומאתו die Andeutung einer quantitativen (graduellen) Steigerung zu liegen. Diesem Einwande begegnen wir am besten mit der in den Tosafot hier öfter wiederholten Behauptung, dass die Verordnung כל הפוסל את התרומה מטמא משקין להיות תחלה erst spätern Datums ist.] Nur in dem einen Falle, wenn das וולד הטומאה eine Speise war, wäre das davon infizierte Opferfleisch mit einer auch von der Tora anerkannten Unreinheit (טומאה דאורייתא) behaftet, in allen übrigen Fällen wäre seine Unreinheit ausschliesslich in den Verordnungen der Rabbinen begründet (טומאה דרבנן). Da nun R. Ch. auch nicht die leiseste Andeutung darüber macht, welche Art von שני er eigentlich im Sinne hat, so müssen wir e silentio schliessen, dass eben für die Sache, um die es sich handelt, ein Unterschied zwischen טומאה דאורייתא und טומאה דרבנן nicht besteht. Und so folgert R Meïr mit Recht: Wenn die Priester ohne Bedenken eine טומאה דרבנן zugleich mit einer טומאה דאורייתא verbrannt, mithin (unter dem Gesichtspunkte der Tora betrachtet) ganz reines Opferfleisch gradezu verunreinigt haben, wie sollte man nicht reine Teruma zugleich mit unreiner verbrennen dürfen, zumal die Fähigkeit selbst der festen Nahrungsmittel, die empfangene Unreinheit auf ihres gleichen zu übertragen, in der Tora auf Opferspeisen beschränkt ist und erst von den Rabbinen auf Teruma, ja sogar auf Unheiliges ausgedehnt wurde (כרב אדא בר אהבה משמיה דרבא), so dass im Grunde wenn man sich auf den Standpunkt der Tora stellt — die reine Teruma beim Verbrennen durch die unreine nicht im Geringsten infiziert wird! Dieselbe Folgerung ergibt sich aus dem Berichte des R. ‘Akiba, wenn man das Wörtchen הוסיף beachtet, mit welchem derselbe sich einführt. Er will also den des R. Ch übertrumpfen. Das ist aber nur dann der Fall, wenn es gleichfalls nur eine טומאה דרבנן war, von der sich sein Tebul-Jom zu reinigen hatte. [S. Jeruschalmi z. St. — In תפארת ישראל wird die Existenz eines טבול יום דרבנן bezweifelt. Der Vrf. meint, eine טומאה דרבנן erfordere nach Babli gar kein הערב שמש und stützt sich dabei auf Sabbat 14b, wo auf die Frage טבול יום דאורייתא הוא die Antwort nicht etwa lautet: הבא במאי עסקינן בטבול יום מטומאת גויה (ובדומה טומאה דרבנן), sondern: סמי מכאן טבול יום. Er scheint angenommen zu haben, dass die Worte טבול יום aus der Mischna (סוף זבים), welche sonst nur טומאות דרבנן aufführt, gestrichen werden sollen, hat jedoch übersehen, dass sich סמי מכאן lediglich auf die שמנה עשר דבר beziehen kann, obgleich die Tosafot das. ד״ה סמי zum Überflusse noch besondere darauf aufmerksam machen. Unter die 18 Verordnungen kann aber טבול יום als besondere גזרה nicht gezählt werden, denn haben die Rabbinen einmal irgend eine טומאה aus eigener Machtvollkommenheit statuiert, es liegt darin schon implizite die Forderung des הערב שמש, sofern nicht ausdrücklich davon abgesehen wird, wie dies z. B. gerade bei טומאת גוייה der Fall ist (s. weiter unten). Mit gleichem Rechte könnte man ja auch für die הזאת שלשי ושביעי bei ארץ העמים und ähnlichen טומאות דרבנן einen Platz unter den »Achtzehn« beanspruchen! Was der Vrf. ausserdem anführt und was sich sonst noch einwenden lässt, insbesondere der Haupteinwand aus Para XI 5, der festeste Stützpunkt für seine Ansicht, den er sich indessen entgehen liess — alles das ist mit erschöpfender Gründlichkeit bereits in den Tosafot zu Chagiga 21a und im Kommentar des R. Simson zu Toharot I 3 ausführlich erörtert. Merkwürdig, dass diese lichtvollen Abhandlungen auch der mit immenser Belesenheit gepaarten Achtsamkeit eines Karo (s. כסף משנה zu שאר אבות הטומאה X2) sich לפי שעה entziehen konnten. Auf sehr einfache Weise räumt Maim. alle Schwierigkeiten aus dem Wege. Er unterscheidet, wie man bei genauer Vergleichung aller einschlägigen Stellen seines grossen Werkes leicht erkennen wird, zwischen אבות הטומאה מדברי סופרים, deren er in seiner berühmten Einl. zur 6. Mischnaordnung 29 aufzählt, und den übrigen טומאות דרבנן; nur jene erfordern הערב שמש, diese nicht Das ist eine sehr einleuchtende Unterscheidung. Durch das Reinigungsbad wird die Unreinheit jedenfalls abgeschwächt, wie wir in Anm. 32 bemerkt haben. Wer durch בית הפרס, ארץ העמים u. dgl. ein ראשון geworden, ist nach der טבילה immer noch ein שגי. Dagegen ist טומאת גויה von Hause aus nur eine טומאה zweiten Grades; hier muss also die טבילה sofort eine völlige Reinheit bewirken, denn eine Unreinheit dritten Grades gibt es beim Menschen nicht.] — Nach R. Jose dagegen hat R. Chanina keineswegs die Frage offengelassen, welche Art von וולד הטומאה gemeint ist. An Geräte und Kleiderstoffe ist gar nicht zu denken. Denn Opferfleisch, welches durch ein שני dieser Art verunreinigt wurde, darf zwar nicht gegessen, aber auch nicht verbrannt werden (Bechorot 38a; vgl. Jer. zur vor. Mischna). Bleiben also nur noch Speisen und Flüssigkeiten übrig. Mit welcher dieser beiden Arten aber das Fleisch auch immer in Berührung gekommen, in jedem Falle ist es mit einer טומאה דאורייתא behaftet; denn R. Jose vertritt hier im Gegensatz zu R. Meïr die Ansicht, dass auch die den Flüssigkeiten innewohnende Kraft, die empfangene Unreinheit weiter zu übertragen, bereits in dem Gesetze der Tora begründet ist. Ist aber in dem Berichte des R. Ch. eine טומאה דרבנן völlig ausgeschlossen, so nötigt uns nichts eine solche bei dem Tebul-Jom des R. ‘Akiba zu supponieren; vielmehr ist auch hier wie sonst überall, wo von טבול יום schlechthin die Rede ist, an eine טומאה דאורייתא zu denken. Mithin kann R. Jose in beiden Berichten nur Zeugnisse dafür erblicken, dass die Unreinheit eines heiligen Gegenstandes der verbrannt werden soll, hierbei um einen oder mehrere Grade gesteigert werden darf, nicht aber dafür, dass ganz reine Heiligtümer, weil sie aus irgend einem Grunde verbraunt worden müssen, darum auch durch Verunreinigung entweiht werden dürfen. Er kann daher die Schlussfolgerung des R Meïr nicht anerkennen—אינה היא המדה.",
+ "Über zweifelhafte. תלוי=suspensus; s. Anm. 20. Zweifelhafte Teruma ist diejenige, von der es ungewiss ist, ob sie verunreinigt wurde oder nicht.",
+ "dass diese besonders und diese besonders verbrannt werde. Vgl. Terumot VIII 8.",
+ "Beide zusammen. Vgl. Terumot VIII 8."
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+ "Solange es gestattet ist davon zu essen. Nicht solange er selbst Chamesz essen darf (כל שעה שאוכל מאכיל), sondern solange es überhaupt erlaubt ist welches zu essen, also nicht blos bis 10 Uhr, sondern bis 11 Uhr, um welche Zeit erst das Chameszverbot sich auch auf Teruma erstreckt. Die Mischna knüpft hier an die Worte R. Gamaliel’s K. I M. 5 an.",
+ "Ist diese Frist vorüber. Um 11 Uhr.",
+ "so ist auch jede Nutzniessung verboten und man darf nicht einmal Ofen oder Herd damit heizen. Selbst von dem verbrennenden Chamesz darf man nach 11 Uhr keinen Nutzen mehr ziehen, es wäre denn noch vor dieser Zeit in den Ofen geworfen und bis 11 Uhr so stark versengt worden, dass es nicht einmal der Hund mehr fressen kann."
+ ],
+ [
+ "ist zur Nutzniessung gestattet. Es darf nach Pesach sogar gegessen werden; weil aber in der Antithese, in welcher solches Chamesz eines Israeliten verboten wird, auf »Nutzniessung« der Ton ruht, wird das Wort auch hier, wo באכילה sich allerdings wirksamer abheben würde, der Konzinnität wegen angewendet. Nach Jeruschalmi steht hier מותר בהנאה statt מותר באכילה mit Rücksicht auf diejenigen Gegenden, in denen es für unstatthaft gilt, Brot eines nichtjüdischen Bäckers überhaupt zu essen.",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 13, 7.",
+ "Es werde bei dir nicht gesehen. Und weil er dies Verbot übertreten, sei es aus Missachtung, sei es aus Fahrlässigkeit, aus Versehen, ja selbst ohne sein Verschulden, so ist das Chamesz als Gegenstand der Gesetzesverletzung nicht blos zum Essen, sondern sogar zu jeder Art von Nutzniessung verboten."
+ ],
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+ "so ist es nach Pesach zur Nutzniessung gestattet. Vorausgesetzt, dass der Nichtjude dasselbe noch vor dem Inkrafttreten des Chameszverbotes als Unterpfand zu sich ins Haus genommen (הרהינו; arab. رهن = Pfand) unter der ausdrücklichen Bedingung, dass es »schon von jetzt ab« מעכשיו ihm gehören soll, falls der Schuldner das Darlehen nicht innerhalb einer bestimmten Frist zurückerstattet hat. Selbst wenn diese Frist erst nach dem Feste abläuft, so dass während desselben die Frage, ob der Schuldner sein Pfand einlösen wird oder nicht, und die damit zusammenhängende Frage, ob der Jude oder der Nichtjude augenblicklicher Eigentümer des חמץ ist, noch unentschieden war, ist es uns dennoch sogar zum Essen gestattet, sofern nur der Israelit seine Schuld zur festgesetzten Zeit nicht getilgt hat; denn es stellt sich nun heraus, dass dasselbe bereits vor dem Feste Eigentum des nichtjüdischen Gläubigers und somit den Wirkungen des Chameszverbotes entzogen war. Wurde dagegen nicht vorausbedungen, dass das Unterpfand schon am Tage der Übergabe dem Gläubiger gehören soll, falls der Schuldner den Zahlungstermin nicht innehält, so ist das Chamesz selbstverständlich nur dann erlaubt, wenn der Verfalltag noch vor dem 14. Nissan eintritt, und das Unterpfand zu dieser Zeit bereits in Händen des Nichtjuden war. [Also בהרהינו entweder מעכשיו oder הגיע זמנו קודם הפסח! Nach Maimonides (הלכות חמץ ומצה IV 5) dagegen ist beides conditio sine qua non; denn ohne מעכשיו hat der נכרי das Unterpfand auch am Verfalltage nicht rechtskräftig erworben, und bei הפסח לא הגיע זמנו קודם war die Eigentumsfrage innerhalb der Geltungsdauer des Chameszverbotes kürzere oder längere Zeit in der Schwebe.]",
+ "so ist es nach Pesach zur Nutzniessung verboten. Auch hier gilt die Voraussetzung dass der Gläubiger das Unterpfand zu sich ins Haus genommen unter der Bedingung, dass es im Falle der Nichteinlösung schon mit dem Augenblick der Übernahme und nicht erst nach dem Feste am Verfalltage in seinen Besitz übergehen soll; sonst wäre es ja während der ganzen Dauer des Chameszverbotes noch Eigentum des nichtjüdischen Schuldners und mithin nach Pesach erlaubt.",
+ "ist wie fortgeschafft. Es braucht also nicht ausgegraben und vernichtet zu werden; doch soll der Eigentümer wenigstens seinem Besitzrecht auf dasselbe förmlich entsagen und es als herrenloses Gut preisgeben.",
+ "Sofern kein Hund es aufspüren kann. Und das ist der Fall, wenn es unter dem Schutte drei Handbreiten tief begraben liegt."
+ ],
+ [
+ "Wer Chameszhebe. Teruma (K. 1 Anm. 25) von einer der fünf Getreidearten, welche durch Wasser in Gährung geraten ist.",
+ "am Pesach aus Versehen. בשוגג bezieht sich lediglich auf das nomen regens, also auf תרומה, nicht auch auf חמץ. Er wusste im Augenblicke nicht, das es Teruma war, was er aß; dagegen kommt es nicht im Geringsten darauf an, ob er auch hinsichtlich ihres Chameszcharakters im Irrtum war oder nicht.",
+ "muss Hauptsumme nebst Fünftel. 3. B. M. 22, 14.",
+ "wer aus Frevelmut. במזיד bezieht sich ebenfalls nur auf תרומה. Ob er hinsichtlich des חמץ ein Irrender oder ein Frevelnder war, kommt auch hier nicht in Betracht.",
+ "ist frei von Ersatzleistungen. Chamesz eines Israeliten ist am Pesach ein ganz wertloser Gegenstand, denn es darf ja auch nach dem Feste zu nichts mehr gebraucht werden (M. 2). Er hat also dem Priester, dessen Eigentum die Teruma war, keinerlei Schaden zugefügt, als er sie verzehrte. Ein Nichtpriester aber, der Teruma absichtlich isst, braucht nur Schadenersatz zu leisten; er hat diese Verpflichtung lediglich dem Geschädigten gegenüber, dieser kann daher verzichten und muss im vorliegenden Falle auf jeden Ersatz verzichten, da er keinen Verlust erlitten hat. Anders wer Teruma aus Versehen isst! Ein solcher muss fünf Viertel ihres Wertes bezahlen, nicht etwa als Schadenersatz, sondern als Busse, zu welcher er Gott gegenüber verpflichtet ist, die ihm daher der geschädigte Priester auch nicht erlassen kann. Aus diesem Grunde muss er קרן nebst חומש selbst dann bezahlen, wenn die Teruma als Chamesz nicht den geringsten Werth hat. Vgl. in Terumot VI 1 mit VII 1.",
+ "auch von denen des Holzwertes. Blossen Holzwert hat unreine Teruma (K. 1 Anm. 26), insofern sie nur noch zum Heizen verwendet werden kann (das. Anm. 31), Als Chamesz hat sie am Pesach nicht einmal diesen Wert mehr (M. 1)"
+ ],
+ [
+ "mit denen man am Pesach seiner Pflicht genügt. Die Getreidearten aus denen man die ungesäuerten Brote (2. B. M. 12, 18) anfertigen kann. — שיפון (aram. דישרא, eine den כוסמין (aram. גולבא von גלב = כסם abscheeren) nahe verwandte (Kilajim I 1) und wie diese zwischen Gerste und Weizen schwankende (vgl. Babli z. St. u. Menachot 70a mit Jer. Challa I 1 u. IV 2) Getreideart, ist wahrscheinlich von שוף glätten (Kêlim XIV 5) abzuleiten (vgl. כידון ,חיצון ,אישון); also שעורה die haarige Gerste (mit langen Borsten oder Grannen), כוסמת d. geschorene G. (mit kurzen Grannen), שיפון d. glatte G. (ohne Borsten). Möglich ist auch die Ableitung von שפף ,שוף reiben, zermalmen (vgl. lat. triticum v. tero) oder von שפן = ثغن stossen, schlagen u. med. i dickhäutig, schwielig sein (vgl. כישור u. קיטור bzw. גּבור u. שכור); mithin wäre שיפון (schîphôn oder schippon?) = beschalte Gerste (im Gegensatz zur nackten) bzw. Dreschfrucht (im Gegensatz zu den verwandten כוסמין, die man nicht ordentlich dreschen kann, weil die Körner nicht aus den Spelzen herausfallen). Ähnlich das aram. דישרא (دسم stossen, (دوسر dick). Nach Jer. Challa I 1 ist נסמן (Jes. 28,25) = שיפון. Raschi übersetzt שיפון mit seigle = Roggen. Diese Getreideart war aber in Palästina zur Zeit der Mischna schwerlich schon bekannt.",
+ "die nicht ausgelöst sind. Von בדמאי bis שלא נפדו derselbe Wortlaut wie in ‘Erubin III 2. Daselbst findet sich auch in den Anmerkungen 13—20 eine erschöpfende Erklärung aller dieser Begriffe. Wie viel von dem, was dort ausser den Definitionen noch zur Begründung in Bezug auf den ‘Erub gesagt ist, auch hier Anwendung findet, wird der aufmerksame Leser unschwer beurteilen können.",
+ "Mit Dankopferkuchen. K. I Anm. 21 Anf.; 3. B. M. 7, 12.",
+ "und Nasiräerfladen. 4. B. M. 6, 15.",
+ "genügt man ihr nicht. Weil sie nicht im Hinblick auf das Fest angefertigt wurden, und man in der Pesachnacht nur mit solchen Broten seiner Pflicht genügt, bei deren Zubereitung man von Anfang an den Zweck im Auge behalten, dem sie nun dienen sollen.",
+ "so genügt man derselben mit ihnen. Weil der Verkäufer von vornherein die Absicht hat, die Brote für den Pesachabend zu verwenden, sofern sie auf dem Markte keinen Absatz finden."
+ ],
+ [
+ "durch welche man am Pesach seiner Pflicht genügt. Bitterkraut zu essen (2. B. M. 12, 8).",
+ "חזרת. Von diesen fünf Pflanzennamen lässt sich leider nur die Bedeutung der zwei ersten mit der wünschenswerten Sicherheit feststellen. חזרת übersetzt die Gemara mit חסא. So heisst im aramäischen der Lattich (arab. ebenso خس, eine Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen. Ihre Heimat ist das Morgenland, von wo sie zu uns verpflanzt wurde. Eine Abart derselben ist der Kopfsalat. Die jungen, zarten Blätter haben einen angenehmen Geschmack; bei fortschreitendem Wachstum und zunehmender Reife wird derselbe jedoch immer herber und bitterer. Ein treffliches Symbol für das perfide Verfahren der Ägypter, welche das junge Israel mit süssen Worten lockten, um ihm später in demselben Maasse, als es sich entwickelte, wuchs und zum Volke heranreifte, durch immer härtere Knechtschaft das Leben mehr und mehr zu vergällen (Babli z. St.). — עולשין erklärt Babli durch הינדבי (intybus), Jeruschalmi durch טרוקסימון (τρώξιμον). Intybus ist der lat. Name für Cichorie; dasselbe bedeutet das gr. τρώξιμον. Dem Sinne nach bezeichnet dies Wort freilich alles, was roh gegessen werden kann, wie Levy (chald. Wörterbuch II 222a) richtig bemerkt; er hätte aber hinzufügen können, dass die Griechen unter Troximon vorzugsweise die σέρις verstehen, welche sie ihres bittern Geschmackes wegen auch πιϰρίς nennen. Die Cichorie stammt ebenfalls aus dem Orient, wird aber jetzt auch in Europa sehr kultiviert und ist bei uns schon ganz heimisch geworden. — תמכה ist nach Babli = תמכתא, nach Jer. = גנגדין. Das Gingidion (γιγγίδιον) ist ein in Syrien heimisches Gemüse, welches von lat. und gr. Schriftstellern erwähnt und zum Teil beschrieben wird; doch bietet die Beschreibung zu wenig Anhaltspunkte, um die Pflanze genau zu bestimmen. Wenn man einer Notiz bei Henricus Stephanus (Thesaurus s. v. γιγγίδιον), welche dieses Gemüse mit dem λεπίδιον identifiziert, Vertrauen schenken darf, so ist unser תמכה die breitblätterige Kresse, frnz. passerage. Raschi übersetzt es durch marrube (Marrubium, Andorn), die Überlieferung der osteuropäischen Juden hält es für Meerrettich. — Über חרחבינה und מרור wissen wir so gut wie gar nichts.",
+ "Man genügt ihr durch dieselben sowohl in frischem als in trockenem. Jer. liest כמושין (welk); es ist aber zwischen כמושין und יבשין ein Unterschied. Dieses ist nach Tosefta K. II g. E. kontrovers, jenes unbestritten; ebenso nach Babli z. St., wo in der mit תנו רבנן eingeführten Baraita כמושין beidemal in כבושין zu emendieren sein dürfte. Die erwähnte Tosefta lautet nämlich korrekt: יוצאין בהן בין לחין בין כמושין ואין יוצאין בהן יבשין ר׳ מאיר אומר אף יוצאין בהן יבשין ר׳ אלעזר בר׳ צדוק אומר אף יוצאין בהן כבושין .",
+ "nicht aber wenn sie eingelegt. In Essig [s. חק יעקב 473 Anm. 20]",
+ "Sie ergänzen einander zum Ölbeervolumen. Den Rauminhalt einer Ölbeere (s. K. III Anm. 55) muss man von den bitteren Kräutern ebenso wie von den ungesäuerten Broten und vom Pesachopfer essen, um seiner Pflicht zu genügen.",
+ "desgleichen mit Demai. ‘Erubin Kap. III Anm. 13.",
+ "dessen Teruma abgehoben ist. Das. Anm. 14—15.",
+ "sofern sie ausgelöst sind. Das. Anm. 4 und 16."
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+ "wohl aber brühen. Heisses Wasser erregt keine Gährung."
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+ "Man gebe kein Mehl in Essigmus. S. K. X Anm. 15.",
+ "oder Senf. Sofern Wasser darin ist.",
+ "Hat man jedoch welches hineingegeben. In den Senf.",
+ "kann er sofort gegessen werden. Weil die Schärfe des Senfs die Gährung hintanhält und ihren Eintritt verzögert; Essigmus dagegen, welchem Mehl beigemengt wurde, darf nicht einmal sofort gegessen werden.",
+ "R. Meïr aber verbietet es. Er mag sich nicht auf Unterscheidungen einlasssen, die zu Missbrauch Anlass geben könnten. Was heisst auch sofort? Das ist doch ein sehr dehnbarer Begriff! Wer will da die Grenze ziehen?!",
+ "auch nicht in Fruchtsaft kochen. 2. B.M. 12, 9.",
+ "man darf es aber damit bestreichen und darin eintunken. Streng genommen gehört diese Vorschrift nicht hierher in den Rahmen der Ausführungen über das Chameszverbot; sie ist hier nur beiläufig erwähnt, weil sie, insofern auch sie vom Anfeuchten handelt, in losem Zusammenhang mit dem Vorhergehenden steht.",
+ "Das Wasser für den Gebrauch des Bäckers. In welches er bei der Brotbereitung von Zeit zu Zeit seine Hände taucht, wodurch es viel Mehl und Teig in sich aufnimmt.",
+ "muss weggegossen werden. U. z. auf eine schräge Fläche, damit es ein Gefälle habe und sich nicht ansammele."
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+ "Folgendes muss am Pesach fortgeschafft werden. עוברין; das Intransitiv für das Passivum des Transitivs ist bei Verben der Bewegung nicht selten. Vgl. מעות חוזרין (muss zurückgegeben werden) Baba M. 15b Mitte, שומא הדר (kann rückgängig gemacht werden) das. 35a unten, יוצאת בדיינין (wird entrissen) das. 61b unten.",
+ "Babylonischer Milchbrei. كتح = etwas bis zur Sättigung essen; im Aramäischen ist כותח eine Milchspeise, wie aus Pesachim 76b und Chullin 111b ersichtlich. Des babylonische Milchbrei bestand aus Molke, Salz und Brot. [Das verschimmelte Brot des Bartinora, welches der Vrf. von תפארת ישראל, um es geniessbar zu machen, in angeschimmeltes verwandelt hat, beruht auf einer אגב חריפתא missverstandenen Bemerkung Raschis z. St.]",
+ "medisches Bier. In Palästina wurde das Bier ohne jede Beimischung aus Datteln gebraut, es war daher kein Chamesz; in Medien wurde hingegen Malz dazu verwendet.",
+ "römischer Essig. In Rom wurde Malz in den Wein getan, wenn man ihn in Essig verwandeln wollte.",
+ "ägyptischer Gerstenwein. זיתוס (‘Aruch) od. זיתום (Ausgaben), bei griechischen Schriftstellern ζύϑος od ζῦϑος (auch ζῆϑος), bei lateinischen zythum, ist ein aus Gerste bereiteter Wein, welcher in Ägypten sehr beliebt war. Schon Herodot erzählt im 2. Buche seines Geschichtswerkes § 77, dass man in dem Teile Ägyptens, in welchem die Rebe nicht gedeiht, aus Gerste Wein bereitet ( οἴνῳ δὲ ἐκ κριθέων πεποιημένῳ διαχρέωνται). Diodor I 20, 34 berichtet, dass sie dieses Getränk, welches dem Weine an Wohlgeschmack nur wenig nachsteht, Zythos nennen (… . πόμα λειπόμενον οὐ πολὺ τῆς περὶ τόν οἶνον εὐωδίας, ὃ καλοῦσι ζῦθος). Über die Art der Zubereitung s. bei Henricus Stephanus (Thesaurus ed. Hase und Dindorf Paris 1831—1863) den Auszug aus einer Gothaer Handschrift. Dieselbe weicht hinsichtlich der Bestandteile von der im Talmud angegebenen ab. Kein Wunder! In Palästina wuchs der vortrefflichste Wein, das Zythum wurde dort nur als Heilmittel getrunken. Um seine Wirkung zu erhöhen, nahm man dazu Gerste, Salz und Safran zu gleichen Teilen, liess die Mischung längere Zeit im Wasser weichen, röstete sie dann und mahlte sie. Ein angenehmer Trunk wird das wohl kaum gewesen sein. Offizinell ist das Zythum übrigens auch bei Plinius.",
+ "ferner. Das bisher Angeführte ist geniessbares Chamesz in einer Mischung (חמץ גמור על ידי תערובת ), das Folgende ist ungeniessbares Chamesz in unvermischtem Zustande (חמץ נוקשה בעיניה).",
+ "die Färberbrühe. זומא ,זום ist das gr. ζωμός Brühe, nicht ζύμη Sauerteig. Die Färberbrühe ist ein Absud von Kleie in Wasser.",
+ "der Stärkekuchen der Köche. עמילה, auch פת עמילה, gr. ἄμυλος, ist ein Kuchen aus Kraftmehl. Eigentlich ein Leckerbissen! Wie ihn jedoch die Köche bereiteten, um ihn als Topfdeckel zu benutzen, welcher den widerlichen Brodem ihrer dampfenden Kunstwerke aufsaugen sollte, war er von Anfang an ungeniessbar.",
+ "und der Schreiberleim. קולא ist das gr. ϰόλλα Leim. Der gewöhnliche Leim wird aus tierischen Stoffen, zumeist aus Knochen hergestellt; der Schreiberleim (Kleister) jedoch ist ein vegetabilischer, dessen Hauptbestandteil Stärkemehl ist.",
+ "Auch die Kosmetika der Frauen. Diskrete Schönheitsmittel des weiblichen Toilettentisches, welche die Haut weise, zart und geschmeidig machen sollen. Selbstverständlich ist deren Zusammensetzung für uns ein unnahbares Rätsel; nur so viel ist uns davon verraten worden, dass sie auch Mehl enthalten. Also ungeniessbares Chamesz und auch dieses nicht in reinem, unvermischtem Zustande — und dennoch von R. E. am Pesach nicht geduldet!",
+ "Alles was aus einer Getreideart bereitet ist. U. z. mit Wasser. Eier, Milch, Wein, Fruchtsaft u. dgl. erregen die Gährung nicht.",
+ "das muss am Pesach fortgeschafft werden. עוברין; das Intransitiv für das Passivum des Transitivs ist bei Verben der Bewegung nicht selten. Vgl. מעות חוזרין (muss zurückgegeben werden) Baba M. 15b Mitte, שומא הדר (kann rückgängig gemacht werden) das. 35a unten, יוצאת בדיינין (wird entrissen) das. 61b unten.",
+ "Sie. Die oben namhaft gemachten Dinge, wie überhaupt alles Chamesz, welches zu einer der beiden von ihnen vertretenen Gruppen (s. Anm 6) gehört.",
+ "sind in das Verbot. Des Chameszgenusses. Geniessbares Chamesz unterliegt ausserdem selbst in vermischtem Zustande dem Verbote des Chameszbesitzes sofern es den Hauptbestandteil einer homogenen oder mehr als den sechzigsten Teil einer heterogenen Mischung ausmacht.",
+ "doch ist bei ihnen von Ausrottungsstrafe. כָּרֵת — gekürzt aus הִכָּרֵת; dieselbe Verstümmelung wie in לְוָיָה (Sota IX 6) für הַלְוָיָה.",
+ "keine Rede. Mit Ausrottung ist lediglich der Genuss von unvermischtem und zugleich geniessbarem Chamesz bedroht."
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+ "weniger als so viel. Soweit es zur Ausfüllung der Ritzen dient.",
+ "Ähnlich verhält es sich hinsichtlich der Unreinheit. Geräte sind, wie wir K. 1 Anm. 26 gesehen haben, nur für primäre Infektion empfänglich. Ist daher der Teig in der Trogspalte mit einem Herd der Unreinheit in Berührung gekommen, so kann er die empfangene Unreinheit nicht mehr dem Troge mitteilen; bildet er indessen einen Bestandteil des Troges, so ist dieser zugleich mit dem Teige in primärer Übertragung vom אב הטומאה verunreinigt worden Ein Bestandteil des Troges ist der Teig dann, wenn er dem Eigentümer als Fuge dort willkommen ist; stört ihn jedoch der Anblick, und wird sein Schönheitssinn durch ihn beleidigt, so ist der Eindringling ein fremder Körper in dem Troge und bildet somit für diesen bei der Infektion eine schützende Scheidewand gegen den Träger der Unreinheit. Die Ähnlichkeit der Beziehungen zu חמץ und zu טומאה besteht nun darin, dass es bei beiden auf die Quantität des Teiges ankommt, nur dass dieselbe hier subjectiv, dort objektiv begrenzt ist; auch ist פחות מכן nach Anm. 16 gleichbedeutend mit רוצה בקיומו. Am Pesach aber, wo Teig vom Rauminhalt einer Olive, da er fortgeschafft werden muss, unmöglich als Bestandteil des Troges angesehen werden und der Besitzer überdies sein »dauerndes Verbleiben« ohne eine Sünde zu begehen nicht »wollen« kann, deckt sich auch מקפיד עליו genau mit כזית במקום אחד, und die Ähnlichkeit ist eine vollständige.",
+ "Wenn man Anstoss an ihm nimmt. So glaube ich am besten den Sinn von מקפיד wiederzugeben, einem Worte, welches so viele Nuancen hat, dass es schliesslich sogar zwei fast entgegengesetzte Bedeutungen in sich vereinigt. Es heisst nämlich הקפיד sowohl missbilligen als auch Werth auf etwas legen. Die Grundbedeutung ist sich zusammenziehen (daher קפוד Igel) wie sprungbereit (קפז ,קפץ) zum Angriff. Durch fortwährende Abschwächung verblasst dieselbe immer mehr, bis sie am Ende nach mehreren Wandlungen und Häutungen in ihr Gegenteil umschlägt. Die Reihenfolge dieser Abstufungen dürfte folgende sein: losfahren, auffahren, aufbrausen, heftig werden, zürnen, ungehalten sein, übel nehmen, Ärgernis nehmen, missbilligen, sich an etwas stossen, sich darüber aufhalten, es sehr genau nehmen, Gewicht darauf legen, Werth darauf legen.",
+ "so bildet er eine Scheidung. Geräte sind, wie wir K. 1 Anm. 26 gesehen haben, nur für primäre Infektion empfänglich. Ist daher der Teig in der Trogspalte mit einem Herd der Unreinheit in Berührung gekommen, so kann er die empfangene Unreinheit nicht mehr dem Troge mitteilen; bildet er indessen einen Bestandteil des Troges, so ist dieser zugleich mit dem Teige in primärer Übertragung vom אב הטומאה verunreinigt worden Ein Bestandteil des Troges ist der Teig dann, wenn er dem Eigentümer als Fuge dort willkommen ist; stört ihn jedoch der Anblick, und wird sein Schönheitssinn durch ihn beleidigt, so ist der Eindringling ein fremder Körper in dem Troge und bildet somit für diesen bei der Infektion eine schützende Scheidewand gegen den Träger der Unreinheit. Die Ähnlichkeit der Beziehungen zu חמץ und zu טומאה besteht nun darin, dass es bei beiden auf die Quantität des Teiges ankommt, nur dass dieselbe hier subjectiv, dort objektiv begrenzt ist; auch ist פחות מכן/span> nach Anm. 16 gleichbedeutend mit רוצה בקיומו. Am Pesach aber, wo Teig vom Rauminhalt einer Olive, da er fortgeschafft werden muss, unmöglich als Bestandteil des Troges angesehen werden und der Besitzer überdies sein »dauerndes Verbleiben« ohne eine Sünde zu begehen nicht »wollen« kann, deckt sich auch מקפיד עליו genau mit כזית במקום אחד, und die Ähnlichkeit ist eine vollständige.",
+ "so ist er dem Troge gleichzuachten. Geräte sind, wie wir K. 1 Anm. 26 gesehen haben, nur für primäre Infektion empfänglich. Ist daher der Teig in der Trogspalte mit einem Herd der Unreinheit in Berührung gekommen, so kann er die empfangene Unreinheit nicht mehr dem Troge mitteilen; bildet er indessen einen Bestandteil des Troges, so ist dieser zugleich mit dem Teige in primärer Übertragung vom אב הטומאה verunreinigt worden Ein Bestandteil des Troges ist der Teig dann, wenn er dem Eigentümer als Fuge dort willkommen ist; stört ihn jedoch der Anblick, und wird sein Schönheitssinn durch ihn beleidigt, so ist der Eindringling ein fremder Körper in dem Troge und bildet somit für diesen bei der Infektion eine schützende Scheidewand gegen den Träger der Unreinheit. Die Ähnlichkeit der Beziehungen zu חמץ und zu טומאה besteht nun darin, dass es bei beiden auf die Quantität des Teiges ankommt, nur dass dieselbe hier subjektiv, dort objektiv begrenzt ist; auch ist פחות מבן nach Anm. 16 gleichbedeutend mit רוצה בקיומו. Am Pesach aber, wo Teig vom Rauminhalt einer Olive, da er fortgeschafft werden muss, unmöglich als Bestandteil des Troges angesehen werden und der Besitzer überdies sein »dauerndes Verbleiben« ohne eine Sünde zu begehen nicht »wollen« kann, deckt sich auch מקפיד עליו genau mit כזית במקום אחד, und die Ähnlichkeit ist eine vollständige.",
+ "Ein tauber Teig. An welchem keine Zeichen der Gährung (M. 5) hervortreten.",
+ "wenn ein ihm gleicher. D. i. ein gleichzeitig mit ihm aus derselben Getreideart in derselben Weise zubereiteter Teig."
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+ "Wie sondert man die Brothebe in Unreinheit am Festtage ab. Ein interessantes Problem! Wenn der Teig während des Knetens unrein geworden, ist natürlich auch die Brothebe (4. B. M. 15, 20; unrein, welche später von ihm abgesondert wurde. Ereignet sich das an einem gewöhnlichen Tage, so wird sie einfach ins Ofenfeuer geworfen, denn unreine Hebe muss verbrannt werden (K. II Anm. 16); ereignet es sich an einem Feiertage, an welchem Heiliges nicht verbrannt werden darf, so lässt man sie ruhig bis zum nächsten Tage liegen und wirft sie dann ins Feuer. Wie aber, wenn das am 15. Nisan vorkommt? Soll man sie ungesäumt verbrennen? Unmöglich! Der Fünfzehnte ist ja ein Feiertag! Soll man sie bis zum Anbruch der Nacht liegen lassen? So geht sie unfehlbar in Gährung über, und man darf am Pesach kein Chamesz im Hause haben! Soll man sie, um die Gährung zu verhindern, vorläufig backen und nach Ausgang des heiligen Tages verbrennen? Geht auch nicht! Denn man darf an einem Feiertage nur das backen, was zum Essen für denselben Tag bestimmt ist, unreine Hebe aber darf überhaupt nicht gegessen werden.",
+ "Sie. Das Absondern der Brothebe ist Sache der Frauen, daher das weibl. Fürwort.",
+ "als bis sie gebacken ist. Das Einfachste wäre, die Hebe erst nach dem Backen abzusondern. Es ist jedoch Vorschrift, dieselbe vom Teige abzuheben. Daher schneide sie diesen in Stücke, bestimme aber zunächst noch keines derselben zur Challa! Sie darf nun den ganzen Teig backen, da ihr ja in Bezug auf jedes der Stücke noch die Wahl offen steht, es für sich zu behalten, und ein anderes als Hebe zu weihen. Die gebackenen Stücke vereinige sie in einem Korbe (vgl. Challa II 4), spreche über eines der selben den Segen, lege es beiseite und werfe es bei Anbruch der Nacht ins Feuer!",
+ "Sie werfe sie in kaltes Wasser. Um die Gährung hintanzuhalten, bis es gestattet sein wird die Challa zu verbrennen.",
+ "auf welches die Verbote. 2. B. M. 13, 7 und 12, 19.",
+ "es soll nicht gefunden werden« Anwendung finden. Diese Verbote beziehen sich nur auf unser eigenes Chamesz; die Challa aber ist als gottgeweihter Gegenstand nicht unser Eigentum.",
+ "sie sondere sie vielmehr ab und lasse sie bis zum Abend liegen. Um sie dann nach Ausgang des Feiertages zu verbrennen.",
+ "mag sie Chamesz sein. Vgl. 1. B. M. 43, 14 u. Ester 4, 16."
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+ "Drei Frauen dürfen gleichzeitig kneten und eine nach der andern in einem Ofen backen. Obgleich der dritte Teig liegen muss, bis der erste und der zweite gebacken sind. In so kurzer Zeit, meint er, tritt die Gährung nicht ein.",
+ "Drei Frauen dürfen bei dem Teig. Gleichzeitig; כאחת ist aus den Worten des R. G. zu ergänzen. Die Mischna begnügt sich in ihrem wunderbaren Lapidarstil mit der Hervorhebung des Gegensatzes. Nicht mit dem Kneten der Teige dürfen drei Frauen zu gleicher Zeit sich beschäftigen, wenn ihnen bloß ein Ofen zur Verfügung steht, sondern mit der Brotbereitung überhaupt; d. h. die zweite darf erst dann ihren Teig zu kneten beginnen, wenn die erste den ihrigen bereits zurichtet, die dritte aber erst dann, wenn die erste schon beim Backen und die zweite beim Zurichten hält.",
+ "nicht alles Holz und nicht alle Öfen sind gleich. Es kann daher die dritte, wenn sie geschickter ist, mit Kneten und Zurichten fertig sein, während die Zweite noch immer mit dem Zurichten beschäftigt ist, und wenn das Holz oder der Ofen von schlechter Beschaffenheit ist, können beide noch lange warten, ehe die erste mit dem Backen zu Ende kommt. Hauptsächlich richtet sich jedoch der Einwand des R. ‘A. gegen R. G. Allerdings ist es richtig, dass die Gährung eine gewisse Zeit erfordert; daraus folgt indessen noch nicht, dass drei Frauen zugleich mit dem Kneten beginnen dürfen. Es kommt hier alles auf die Geschicklichkeit und Emsigkeit der Arbeiterinnen, auf die Qualität des Holzes und die Beschaffenheit des Ofens an; der Erfolg hängt also von zu vielen Nebenumständen und Zufälligkeiten ab, die jeder Berechnung spotten, und mit denen wir gleichwohl rechnen müssen, als dass es ratsam wäre, den Versuch zu wagen.",
+ "soll sie ihn mit kaltem Wasser pätscheln. תפח, Sekundärbildung von נפח; s. Tamid II 2 לטש = لطس etwas mit einem flachen Gegenstande schlagen, davon ملطس ein Hammer mit breitem Ende; daher לטש hämmern, schmieden und in weiterer Entwicklung: schärfen. Hier steht das Wort noch in seiner ursprünglichen Bedeutung: mit der flachen Hand auf den Teig schlagen, frnz. escocher (vgl. auch لطم eine Ohrfeige geben). Schon dieser Umstand lässt auf ein hohes Alter dieser Regel schliessen. Die Bestätigung finden wir in einer Baraita (s. Babli z. St.), in welcher R. G. dieselbe als eine von den Weisen überkommene anführt Die Worte des R. ‘A. sind demnach so zu verstehen: Zwar haben wir es hier mit lauter unberechenbaren Faktoren zu tun. Das schadet indessen nichts. Es ist ja eine alte Regel, dass man den Teig, wenn er aufgehen will, mit kaltem Wasser benetzen soll! Wir haben somit, wenn die Zubereitung einmal etwas länger dauern sollte, ein bequemes Mittel die Gährung zu verhüten"
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+ "ist frei. Von Ausrottungs- und Geisselstrafe.",
+ "Wie Heuschreckenhörner. Wenn an der Oberfläche des Teiges sich Risse bilden, welche wie die Fühler einer Heuschrecke gegen einander geneigt sind, so ist das ein Zeichen des eingetretenen Gährungsprozesses.",
+ "Dessen Risse sich einer mit dem andern vereinigen. Zeichen der vollendeten Gährung.",
+ "der Ausrottungsstrafe schuldig. Denn mit dem Auftreten der Risse hat der Prozess schon sein Ende erreicht."
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+ "Fällt der Vierzehnte. Des Monats Nisan",
+ "muss man alles. Was man an Chamesz besitzt, gleichviel ob Chullin (K. I Anm. 24) oder Teruma (das. Anm. 25), natürlich mit Ausnahme des für die Sabbatmahlzeiten Reservierten.",
+ "vor Sabbat. Am Dreizehnten, weil etwaige Überreste am Sabbat nicht verbrannt, noch sonst vernichtet werden könnten.",
+ "zu seiner Zeit. Am Vierzehnten um 11 Uhr; denn man darf nicht Teruma ohne Noth vernichten, und es ist ja immerhin möglich, dass sie bis Sabbat 11 bzw. 10 Uhr (K. I M. 4-5) bei einigem guten Willen aufgegessen wird; ist dies trotz redlicher Mühe nicht gelungen, nun so werden die Reste versteckt und an den Mittelfeiertagen verbrannt. Was aber Chullin betrifft, so hat man überhaupt keine Veranlassung ängstlich zu sein; es werden sich für dasselbe Abnehmer genug finden, schlimmsten Falls schenkt man es noch in elfter Stunde einem Nichtjuden. — בזמנן steht für בזמנו, weil bei הכל an die Gegensätze חולין und תרומה zu denken ist.",
+ "Teruma. Die ja nur den Aharoniden und ihren Hausleuten, also einem scharf abgegrenzten und sehr eng gezogenen Kreise gestattet ist.",
+ "Chullin. Dessen Konsumentenkreis dagegen ein weit ausgedehnter, unbegrenzter ist."
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+ "Wer. Am Vormittag des 14. Nisan.",
+ "es fortschaffen und dann noch zu seiner Pflichterfüllung. Die Teilnahme am Eheschliessungsmahle gilt ebenfalls als religiöse Pflicht.",
+ "vernichte er es in seinem Herzen. Durch die Erklärung: Alles Chamesz meines Besitzes sei nichtig und wertlos und dem Staube gleichgeachtet. Dadurch begibt er sich seines Eigentumsrechtes auf dasselbe, und es hört auf, Chamesz seines Besitzes zu sein. Selbstverständlich nützt ihm diese Erklärung nur vor Eintritt des Chameszverbotes; nachher ist ja sein Chamesz eo ipso herrenloses Gut, und er kann doch nicht auf etwas verzichten, was ihm gar nicht mehr gehört.",
+ "Hilfe zu leisten gegen eine Kriegerhorde. A. L. גייס — מן הנכרים (syr. gajsa ܓܰܝܣܳܐ, arab. ǵajś جيش) ist gajis (nicht gajiâs) und im Pl. (גייסות) gejâsôt zu lesen! Vgl. הישים) תיש ,(עינות) עין); ǵajjâś ist arab. das angespornt sich bäumende Ross.",
+ "der vernichte es in seinem Herzen. Selbst wenn er noch umkehren und rechtzeitig wieder zurückkommen könnte.",
+ "das Fest an einem Orte seines Beliebens. Wohin ihn kein Gebot der Pflicht ruft, keine edle Tat, kein gutes Werk, kein frommer Brauch, sondern lediglich sein eigener Wunsch. שביתה oder Sabbatwohnsitz (‘Erubin IV 7—8) ist der Ort, an welchem man den Sabbat oder Festtag verlebt.",
+ "der muss sofort umkehren. Auch wenn sein Reiseplan dadurch zu nichte wird."
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+ "dass er heiliges Fleisch. Welches nur innerhalb der Mauern der heiligen Stadt gegessen werden darf. Hat es dieselben einmal verlassen, darf es überhaupt nicht mehr gegessen, muss vielmehr verbrannt werden.",
+ "hat er die Szofim. צופים (Jeru. הצופים) von צפה schauen; צופה ist der Wächter, die Warte צופים also, wenn es kein Ortsname ist, entweder die Zitadellen oder der Höhengürtel, der sich um Jerusalem zieht, eine Hügelkette, von der man die ganze Stadt überschauen kann.",
+ "kehre er um und verbrenne es im Angesichte der Bira. So hiess die Tempelburg im Norden des Heiligtums, die Baris (βᾶρις) der Septuaginta.",
+ "mit dem Holze für den Altarherd. מערכה (Richt. 6, 26) ist derjenige Teil der obern Altarfläche, auf welchem das Holz zum Verbrennen der Opferstücke geschichtet (ערוך) liegt, zuweilen auch die Holzschicht selbst.",
+ "Und wieviel muss es. Das Chamesz in der vorigen und das Opferfleisch in dieser Mischna.",
+ "Hier wie dort von Olivengrösse. Ein halbes Ei ungefähr (שלחן ערוך I 486; s. מג״א u. ח״י das.) Beachtenwert ist, dass im Jeruschalmi entsprechend der Umkehrung des R. Jochanan (Babli ברכות 49b) R. Meïr בכזית und R. Juda בכביצה sagt."
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+ "Wo es Brauch ist an den Rüsttagen zum Pesachfeste bis Mittag Arbeit. Es handelt sich um solche Arbeiten, welche in den Mittelfeiertagen verboten sind; s. darüber die Einl. zu Mo‘ed Katan.",
+ "dem legt man. Falls er die Absicht hat wieder zurückzukehren.",
+ "Nie aber mache man sich auffällig. So glaube ich am zutreffendsten den Sinn von ישנה an dieser Stelle wiederzugeben. Von der Ortssitte abzuweichen ist wohl gestattet, mitunter sogar geboten — die Mischna selbst hat ja soeben erst gesagt, dass man dem Heimatsbrauche, sofern er eine Erschwerung enthält, auch in der Fremde treu bleiben muss — man vermeide nur vorsichtig es in Aufsehen erregender oder gar herausfordernder Art zu tun, weil das leicht zu Zwist und Streitigkeiten führen kann. Es ist daher in Orten, in denen man am Vierzehnten bis Mittag arbeitet, dem Einzelnen zu feiern gestattet, da ja in der Untätigkeit keine Demonstration liegt. Übrigens hat die Sentenz auch eine allgemeine Bedeutung: Man spiele sich nirgends und niemals als Sonderling auf! Daher das sonst überflüssige אדם."
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+ "wer Früchte des siebenten Jahres. Des Brachjahres (3 B. M. 25, 1—7), in welchem die Landwirtschaft ihren Sabbat feiert. Was in diesem Jahre auf Äckern und Bäumen wächst, ist herrenlos. Die Vorräte, die man davon gesammelt, dürfen nur so lange gegessen werden, als von derselben Pflanzengattung auf dem Felde noch vorhanden ist; nachher muss man etwaige Reste „fortschaffen“ (vernichten — Maim. הל׳ שמטה VII 3; s. jedoch כ״מ).",
+ "hole du dir auch. Die eingeklammerten Worte stehen nur in den Mischnaausgaben, in den Talmudausgaben finden sie sich nicht — weder im Babli noch im Jeruschalmi — auch in der Diskussion nicht, so oft der Satz auch wiederholt wird; ebenso fehlen sie in Alfasi und Ascheri. Von Beibehaltung oder Preisgabe derselben hängen aber die zwei entgegengesetzten Auffassungen ab, von denen die eine in dem Einwand des R. Juda eine Erschwerung, die andere eine Erleichterung sieht. — Ist nämlich אומרים לו als echt verbürgt, so will R. J. sagen, dass zum „Fortschaffen“ der Früchte nicht nur der verpflichtet ist, welcher sie ממקום שכלו למקום שלא כלו oder umgekehrt bringt, sondern auch derjenige, der sie aus einem Orte, wo diese Art noch auf dem Felde zu finden, nach einem Orte führt, wo dieselbe gleichfalls im Freien noch vorhanden sind, sofern sie inzwischen am Ursprungsorte zu Ende gegangen: Man spricht zu ihm (ironisch): Geh hole dir auch jetzt noch (wahrscheinlich ist nun auch עתה st. אתה zu lesen)! Mit anderen Worten: du bist nicht besser dran, als wenn du jetzt zuhause wärest (Babli). Lassen wir אומרים לו fallen — und in der Tat ist dieses Einschiebsel mehr als verdächtig — so bestreitet R. Juda, dass derjenige, welcher Früchte ממקום שלא כלו mit sich führt, dieselben במקום שכלו um des lieben Friedens willen nicht essen darf. Warum denn nicht? Wer will es ihm übel nehmen? Es hängt ja doch der Genuss dieser Früchte nicht von der Ortssitte ab, sondern von den lokalen Verhältnissen. Oder ist es etwa wegen חומרי המקום שיצא משם dem Fremden verboten, sich Früchte vom Felde zu pflücken, weil für dieselben in seiner fernen Heimat schon die Zeit der „Fortschaffung“ gekommen? Gewiss nicht! Also kann es ihm auch wegen חומרי המקום שהלך לשם nicht verboten sein dort, wo solche Früchte schon zu Ende gegangen, von seinem mitgebrachten Vorrat zu essen. Wollte ihn ein Ortsangehöriger darob zur Rede stellen, so könnte er ihm einfach erwidern: Geh, hole auch du dir welche aus meiner Heimat, dort wirst du sie noch auf dem Felde finden (Jeruschalmi. — Vermutlich ist bei dieser Lesart zwischen אומר und צא ein zweites אומר zu ergänzen, wie ja auch in der Gemara, wo zwei אומר aufeinanderstossen, stets das eine weggelassen wird)."
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+ "wo es der Brauch ist nicht zu verkaufen. S. Anm. 8.",
+ "Kälber und Eselfüllen. סייחים, Einz. סיח (Baba M. V 5, Baba B. V 3), v. ساح (med. ى) umherschweifen; der Name סיחון ist Koseform und bedeutet Füllen (s. Rosch Hasch. 3a; die Ableitung in Gesenius Handwtb. 8. Aufl. ist sehr gezwungen). Die Mehrz. ist wie שוורים v. שור u. עיירות (Meg. I 1) v. עיר gebildet und daher Sejachim (sing. Siach) zu lesen, nicht Sajjachim, obgleich sich hie und da die Einzahl סייח findet.",
+ "gleichviel ob gesunde oder Krüppel. Wenn es erlaubt sein wird ihnen Arbeitsvieh zu verkaufen, wird wird man es ihnen euch vermieten, und sie werden es am Sabbat arbeiten lassen, wir sind aber dafür verantwortlich, dass unser Vieh am Sabbat ruhe (2. B. M. 20, 10). Darum haben die Rabbinen verboten einem Nichtjuden Arbeitstiere zu verkaufen und dieses Verbot auch auf diejenigen ausgedehnt, welche vorläufig (Kälber) oder selbst dauernd (Krüppel) zur Arbeit unfähig sind. Einige Gegenden hatten dies Verbot noch weiter ausgedehnt, indem sie auch Schafe und Ziegen — obschon keine Arbeitstiere — in dasselbe einschlossen.",
+ "Ben Bethera gibt die Pferde frei. Im Orient werden die Pferde meist zum Reiten, zur Arbeit fast gar nicht verwendet."
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+ "wo es der Brauch ist keines zu essen. Seit der Tempel in Trümmern liegt und das Pesachopfer, welches man gebraten essen musste (2. B. M. 12, 8-9), nicht mehr dargebracht werden kann.",
+ "Wo es der Brauch ist in den Nächten des Versöhnungstages Licht zu brennen. Vorschrift ist das Lichteranzünden nur für die Sabbat- und Feiertage, an denen nachts ein Festmahl stattfindet."
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+ "am neunten Ab. Dem Tage der Tempelzerstörung, welcher ganz der Klage und der Trauer gewidmet sein soll.",
+ "Man betrachte sich nur immer als Gelehrten. Und enthalte sich der Arbeit ohne Rücksicht darauf, dass es als eitle Selbstgefälligkeit, dünkelhafte Überhebung oder gar als Anmassung ausgelegt werden könnte.— יעשה hier in demselben Sinne, in welchem der Nif‘al sehr oft gebraucht wird (נעשה es wird betrachtet).",
+ "Die Weisen hingegen sagen. Die Mischna knüpft hier wieder an den ersten Satz dieses Kapitels an. Arbeitsverrichtung und Arbeitseinstellung, behaupten die »Weisen«, hängt am vierzehnten Nisan nicht, wie es dort heisst, vom Ortsbrauch ab, sondern von einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Schriftgelehrten in Judäa und denen in Galiläa.",
+ "Was die Nacht. Vom 13 auf den 14. Nisan.",
+ "so verbieten Bet Schammai. Den Galiläern jede Arbeit in derselben."
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+ "darf man am Vierzehnten. Wenn es sich bis Mittag bewerkstelligen lässt.",
+ "zu Ende führen. Selbst da, wo es Brauch ist am Vormittage nicht mehr zu arbeiten, sofern nur die Arbeit für das Fest notwendig ist.",
+ "obgleich man sie. Bis Mittag",
+ "Drei Handwerke dürfen am Rüsttage zum Pesachfeste bis Mittag Arbeit verrichten. Auch wenn sie nicht früher schon damit begonnen haben."
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+ "Man darf am Vierzehnten Brutgitter. Schubbâk (شباك) heisst im Arab. Gitterwerk, Gitterfenster. Dasselbe bedeutet das hebr. אֲרֻבָּה, welches das Targum zu Jes. 60, 8 durch שובך wiedergibt. Dort bezeichnet es insbesondere den Taubenschlag, desgl. ביצה I 3; dass es aber gleich dem hebr. ארבה ganz allgemein jeden Gitterverschlag bezeichnen kann, beweist unsere Stelle. Was die Aussprache betrifft, so liest man gewöhnlich שׁובָךְ. Entsprechend der arab. Form ist vielleicht שֹֻבָּךְ zu lesen (für arab. Schin steht in der Regel im Hebr. Sin, so auch hier שבכה u. שבכים); s. jedoch Sota 42b unten (vgl. auch ‘Erubin IX Anm. 22).",
+ "und ist eine Henne entlaufen. Von den Eiern, über denen sie schon einige Zeit gebrütet.",
+ "darf man sie. Innerhalb dreier Tage.",
+ "Man darf am Vierzehnten unter den Füssen des Viehes ausschaufeln. Den Unrat aus dem Stall hinausschaffen.",
+ "und am Feste. Natürlich nur an den unheiligen Tagen desselben, aber weder am Sabbat noch am Feiertage.",
+ "Man darf Gebrauchsgegenstände. Der Begriff כלים umfasst Geräte, Kleidungsstücke, Schmucksachen, Möbel, Werkzeug, Kleiderstoffe u. s. w., mit einem Worte alles, was wir im Gegensatze zu den Verbrauchsartikeln als Gebrauchsgegenstände bezeichnen."
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+ "Sechs Dinge taten die Bewohner Jerichos. Gegen die Vorschrift.",
+ "Sie befruchteten Palmen. דקל ist der arab. دقل) und aram. (דקלא ܕܶܩܠܳܐ) Name der Palme, hebr. תמר. Um eine reichere Dattelernte zu erzielen, wendet man die künstliche Befruchtung an, indem man Stücke des männlichen Blütenkolbens, wenn der Blütenstaub zur Reife gekommen, in die geöffnete Scheide der weiblichen Blüthe zwängt.",
+ "den ganzen Tag. Des vierzehnten Nisan, wenn derselbe, was wohl unter normalen Verhältnissen meist der Fall war, mit dem für diese Arbeit angezeigten Datum zusammenfiel, dessen Verabsäumung für die »Palmenstadt« ebenso beträchtlichen wie unwiederbringlichen Schaden im Gefolge hätte.",
+ "sie verschlangen das Schma. So bezeichnet man den mit diesem Worte beginnenden Abschnitt 5. B. M. 6, 4– 9 und im weitern Sinne auch noch die Abschnitte 5. B. M. 11, 13—21 und 4. B. M. 15, 37—41. Dieselben müssen täglich zweimal — morgens und abends — bedächtig und achtsam gelesen werden. In den Synagogen wurden sie in kurze Sätzchen zerlegt, in deren Vortrag sich Vorbeter und Gemeinde alternierend teilten. Entweder fiel diese jedesmal, wenn jener seinen Satz beendet hatte, sofort mit dem nächsten Satze ein, oder sie wiederholte zunächst die von jenem vorgesprochene Vershälfte, um dann gemeinsam mit ihm den zweiten Halbvers zu rezitieren (Tosefta Sota VI, Jeru. das. V 5, Babli das. 30 b, Mechilta, Jalkut u. Tanchuma zu Ex. 15,1). In Jericho nun wurde nicht abgesetzt (לא היו מפסיקין), sondern das Ganze ähnlich wie bei uns in einem Zuge heruntergesagt. An sich wäre das noch nicht so arg; es wurden aber infolge dessen die einzelnen Satzteile nicht scharf genug gegen einander abgegrenzt, ja sie haspelten das Schma‘ mit solcher Überstürzung ab, dass sie z. B. ganz sinnwidrig היום על לבבך sagten, obgleich היום zu מצוך gehört und nicht zu על לבבך. Es liegt in der Wahl des Ausdrucks zugleich eine scherzhafte Anspielung auf das Unwürdige eines solchen Vortrags. כרך bedeutet nämlich nicht nur winden, umwickeln, zusammenbinden, sondern auch essen, speisen, eine Mahlzeit halten, tafeln. Es ist in diesem Sinne die Abkürzung von כרך רפתא Brot umwickeln, einer Redensart, welche freilich ihrerseits wieder der Erklärung bedarf. Levy (chald. Wrtrb. ü d. Targumim I 386 b) glaubt diesen Sprachgebrauch dadurch entstanden, »dass man, um eine Mahlzeit ohne Händewaschen abhalten zu dürfen, sich die Hände mit einer Serviette umwickelte, und dass man der Halacha, dass dieses gestattet sei, durch diesen Sprachgebrauch Nachdruck verschaffen wollte«. Eine merkwürdige Begründung das! Als ob jemals die Gelehrten den Sprachgebrauch gemacht hätten! Und davon abgesehen, wie ist das alles so gezwungen und gewunden, so gesucht und weithergeholt, da doch das Richtige so nahe liegt! Man braucht nur an das bekannte היה כורך (פסח) מצה ומרור ואוכל ביחד zu denken, und man errät sofort, worin sich כרך רפתא von אכל רפתא unterscheidet. Dieses bedeutet Brot essen, jenes aber Brot mit anderen Speisen verbinden, es zusammen mit seinen Beilagen geniessen. Dieselben bestanden in Fleisch, Gemüse und Mehlspeisen, vorzugsweise in Rüben, deren Name לפת (syr. ܠܰܦܬܳܐ lafta u. lefta, arab. نغت lift) zugleich eine allgemeine Bezeichnung für Zukost wurde; man bildete sogar ein Verb לפת und verstand unter לפת את הפת (eig. das Brod mit Rüben belegen) Brod nebst Zukost essen. Daher sagt (Ber. 44b) Raba zu seinem Diener: Wenn du Rüben auf dem Markt siehst, frage mich erst gar nicht: במאי כרכת רפתא, was willst du heute speisen. Diese Stelle gibt den erwünschten Aufschluss über die Entstehung des seltsamen Sprachgebrauchs; hier ist es klar, dass כרך רפתא ähnlich wie לפת את הפת eigentlich das Brot belegen heisst. Und da man dafür auch schlechthin כרך sagte, so denkt man bei כורכין את שמע (Gegensatz פורסין; Meg. IV 5-6) nicht allein an ein Verknoten des Schma‘, sondern unwillkürlich auch an ein Verschlucken desselben. Wir suchten diesen Doppelsinn durch das Wort verschlingen in unserer Übersetzung wiederzugeben. Merkwürdig ist, dass auch das hebr. בלע diesen Doppelsinn hat, nur dass er hier ebenso wie im Deutschen auf zwei verschiedene Wurzeln zurückzuführen ist. Schlingen = schlucken ist ahd. slintan, mhd. slinden (davon noch heute Schlund) und בלע in derselben Bedeutung von der Wurzel לע (davon לוע Schlund); in der Bedeutung verwirren dagegen ist בלע (vgl. Jes. 28, 7 u. Ps. 55, 10) mit בלל von derselben Wurzel בל und schlingen ahd. wie mhd. slingen.",
+ "sie mähten und schichteten. גודשין, Denom. von גדיש, Garben übereinander schichten.",
+ "vor dem ‘Omer. Am 16. Nisan wurde ein ‘Omer (drei Zehntel eines סאה, ungefähr 2,5 Liter; ‘Erubin VII Anm. 49) der neuen Gerste als Opfer dargebracht. Derselbe wird 3. B. M. 23, 10 ראשית קציר, der Beginn der Ernte genannt; vorher durfte daher in Gegenden, deren Gerste sich zum Erstlingsopfer eignete, nicht gemäht werden. Jericho gehört nun allerdings zu diesen Orten nicht; dennoch hätten sie vor dem ‘Omer die Garben wenigstens nicht schichten sollen, denn es konnte das ohne Schaden auch später geschehen.",
+ "Sie er klärten ägyptische Feigen des Heiligtums für erlaubt. של חרוב ושל שקמה fügt eine im Babli angeführte Baraita hinzu. In der Tosefta fehlt aber dieser Zusatz. Die Worte sind also vermutlich eine Glosse zu dem unbekannten גמזיות. Im Arab. ist Dschummaiz جميز der ägyptische Feigenbaum (hebr. שקמה, ficus sycomorus), Charûb (neuhbr. חרוב) der Karobenbaum, dessen Früchte ebenfalls unter dem Namen »ägyptische Feigen« auf den griechischen Markt kamen. In Jericho fielen diese Bäume, deren Holz sehr kostbar, deren Frucht dagegen kaum geniessbar ist, sehr häufig ruchlosen Händen zum Opfer, welche die wertvollen Stämme fällten und widerrechtlich sich aneigneten. Um diesem Vandalismus zu steuern, schenkten sie ihre Besitzer dem Heiligtume, als dessen Eigentum sie unantastbar waren. Das hinderte jedoch deren Nachkommen nicht, die Früchte (s. Jeruschalmi) als ihr Eigentum zu betrachten; sie behaupteten, ihre Väter hätten ausschliesslich die Stämme dem Heiligtum gewidmet, um sie dadurch gegen Raub und Diebstahl zu feien, nicht aber die fast wertlosen Früchte. Es ist jedoch selbst der Nachtrieb geweihter Bäume verboten.",
+ "was unter den Bäumen abgefallen lag. נשר (bibl. נשל, vgl. 5. B. M. 28,40; aram. נתר) wird vom Abfallen der Früchte gebraucht. Das Hauptw. נֵשֶׁר, welches sonst die abgefallenen Früchte oder Blätter bezeichnet, scheint hier, da es nicht מבין, sondern מתחת heisst, auf die Bäume übertragen, die ihre Früchte abwerfen. Darauf deutet auch der PI. נשרים (vgl. Sukka I 3; ‘Aruch liest jedoch auch hier נשירה). Früchte, die man am Sabbat unter einem Baume abgefallen findet, soll man am selben Tage nicht essen; denn es könnten welche darunter sein, die erst am heiligen Tage abgefallen und daher bis zu dessen Ausgang verboten sind.",
+ "sie gaben Pea von Gemüse. Pea ist die Feldecke, deren Ertrag der Grundherr nach 3. B. M. 19, 9—10 den Armen preisgeben muss. Dieselbe ist frei vom Zehent und den übrigen Abgaben. Von Gemüsefeldern braucht man die Ecke nicht stehen zu lassen. Die Grundbesitzer von Jericho aber taten es dennoch. Darin läge freilich noch kein Unrecht. Dadurch aber, dass sie es ausnahmslos taten, konnte sich leicht der Irrtum festsetzen, dass auch diese Pea gleich der pflichtmässigen von allen Abgaben befreit wäre, ein Irrtum, der dazu führen musste, dass die Armen Tebel (‘Erubin III Anm. 18) assen. Ihre menschenfreundliche Absicht konnten die Herren auf andere, minder bedenkliche Weise verwirklichen."
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+ "Das ständige Opfer. An jedem Tage wurden im Tempel zwei Opfer dargebracht, das eine morgens, das andere nachmittags. 4. B. M. 28, 1—8. An Sabbat-, Neumonds- und Festtagen wurde zwischen diesen beiden noch ein drittes Opfer dargebracht (daselbst 9—31 und Kap. 29), welches Musaf genannt wird. Im Gegensatze zu diesem heisst jedes der zwei täglichen Opfer תמיד. Hier ist vom Nachmittagsopfer die Rede, welches zwar schon in der zweiten Hälfte der ersten Nachmittagsstunde in Angriff genommen werden konnte, in der Regel aber wegen der freiwilligen Opfer, die vorher erledigt sein mussten, und deren es täglich eine bald grössere, bald kleinere Anzahl gab, um zwei Stunden verschoben wurde. Die nun folgenden Zeitangaben sind Nachmittagsstunden. Um die unserm Sprachgebrauche entsprechenden Zahlen zu erhalten, müssen wir hier jedesmal 6 abziehen; denn in der Mischna beginnt die Reihe der Stunden nicht mit Mittag und Mitternacht, sondern mit Sonnenauf- und Sonnenuntergang (s. d. Einl. S. 167).",
+ "wird um achteinhalb geschlachtet und um neuneinhalb dargebracht. Auf das Altarfeuer gelegt. — Auch hier steht das Intransitivum (וקרב) für das Passiv des transitiven Tätigkeitswortes; vgl. K III Anm 1.",
+ "An den Vorabenden des Pesach wird es um siebeneinhalb geschlachtet und um achteinhalb dargebracht. Damit nachher noch hinreichend Zeit bleibe, um die grosse Zahl der Pesachopfer zu erledigen.",
+ "es sei Wochentag oder Sabbat. Obgleich am Sabbat freiwillige Opfer (s. Anm. 1) nicht dargebracht werden durften, wurde das תמיד dennoch, um keine unnötigen Ausnahmen zu bilden, am Vorabend des Pesach um eine und sonst um zwei Stunden verschoben.",
+ "Fällt der Vorabend des Pesach auf den Vorabend des Sabbat. Wenn der 14. Nisan, an welchem das Pesachlamm nachmittags vor Sonnenuntergang geopfert werden muss (2. B. M. 12, 6; 5.B. M. 16, 6), auf einen andern Tag fällt, so kann dasselbe auch nach Sonnenuntergang noch gebraten werden, da ja die Zubereitung der Speisen am Feiertage gestattet ist (2. B. M. 12, 16); fällt er aber auf einen Freitag, so ist es notwendig, dass die Opferung eine Stunde früher als sonst beginne, damit bis zum Sonnenuntergang, mit welchem des Sabbats wegen jede Werktätigkeit, selbst die Speisebereitung eingestellt werden muss, noch hinlänglich Zeit bleibe, das Pesachlamm zu braten."
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+ "ist untauglich. Vier Opferhandlungen sind es, welche ganz mit dem Gedanken an Zweck und Bestimmung des Opfers (לשמו), sowie ferner an die Person des Darbringers (לשם בעליו) ausgeführt werden sollen: 1. Die שחיטה (Schlachten durch den Halsschnitt), 2. der קבול (Auffangen des aus der Schnittwunde strömenden Blutes in einem dazu bestimmten Gefässe; daher קבל schlechthin, auch ohne Hinzufügung von הדם, das Blut auffangen), 3. der הילוך (mit dem Blute zum Altar sich begeben; davon הילך das Blut hintragen und nicht, wie man erwarten sollte, הוליך), 4 die זריקה (Sprengen des Blutes auf dem Altar). Eine Bestimmungsänderung oder eine Personenverwechslung-können beim Pesachopfer im Gegensatz zu den meisten anderen Opfern gar Untauglichkeit herbeiführen. Wenn z. B. der Priester, oder wer sonst das Opfer schlachtet, bei dieser heiligen Handlung die Erklärung abgibt, er schlachte es zum Friedensopfer, oder wenn er als Person, für die er es schlachtet, einen Namen nennt, der einem Andern als dem Eigentümer des Opfertieres angehört, so ist das Opfer untauglich, vorausgesetzt dass er nicht etwa in gutem Glauben so handelte, in welchem Falle das Opfer tauglich wäre. Dasselbe gilt von den drei übrigen Opferhandlungen zwar nicht hinsichtlich der Personenverwechslung (שלא לשם בעליו) — diese ist nur bei der שחיטה von beeinträchtigendem Einfluss — wohl aber hinsichtlich der Bestimmungsänderung (שלא לשמו). Wenn auch das Schlachtendes Opfertieres ganz mit dem Gedanken an seine Bestimmung zum Pesachopfer für die beteiligten Personen, also לשמו und לשם בעליו vollzogen wurde, es hat aber der Priester den קבול, den הילוך und die זריקה durchweg שלא לשמו, oder nur teilweise לשמו, im übrigen aber שלא לשמו, oder auch nur zum Teil שלא לשמו sonst jedoch לשמו verrichtet, so ist das Opfer dennoch untauglich. Nach dieser, wie es scheint, ebenso einfachen als zutreffenden Auffassung könnte die Mischna zwar das, was sie sagen will, viel kürzer ausdrücken (הפסח ששחטו או קבל או הילך או זרק שלא לשמו); sie bewegt sich aber dafür in einer sehr ansprechenden Klimax: Nicht allein bei der שחיטה, wo ja שלא לשם בעליו ebenfalls פסול ist, beeinträchtigt eine Bestimmungsänderung die Gültigkeit, sondern auch bei den übrigen Opferhandlungen, und nicht nur wenn diese samt und sonders oder doch wenigstens ihrer Mehrzahl nach שלא לשמו ausgeführt wurden, sondern selbst dann, wenn es nur bei einer einzigen unter ihnen der Fall war, die übrigen aber gleich der שחיטה des Opfertieres ganz mit dem Gedanken an dessen wahre, von den Eigentümern ihm gewordene Bestimmung verrichtet wurden. Obgleich diese rhetorische Form (לא זו אף זו) in der Mischna sehr beliebt ist, zieht es die Gemara doch vor unserer Stelle eine Erklärung zu geben, durch welche die Worte או לשמו ושלא לשמו או שלא לשמו ולשמו sachlich begründet erscheinen. Sie bezieht dieselben auch auf שחטו im ersten Satze und findet in ihnen eine Bestätigung dafür, dass das Pesachopfer selbst dann ungültig ist, wenn in einer der vier Opferhandlungen, gleichviel welcher, die Gegensätze לשמו und שלא לשמו einander kreuzen, sei es dass der Opfernde beim Schlachten z. B. gesagt hat, „ich schlachte dieses Lamm zum Pesach- und zum Friedensopfer, bezw zum Friedens- und zum Pesachopfer“, sei es dass er erklärt hat: „ich schlachte es zum Pesachopfer, um dann sein Blut als Friedensopfer zu sprengen“, obgleich er diese Absicht nicht ausführte, tatsächlich vielmehr die זריקה seinerzeit לשמו vornahm. Eine Stütze findet diese Auffassung in der folgenden Mischna, in welcher sich die entsprechenden Gegensätze לאוכליו ושלא לאוכליו ebenfalls auf eine und dieselbe Opferhandlung beziehen.",
+ "Als Pesachopfer und als Friedensopfer. 3. B. M K. 3. — Selbstverständlich ist שלמים nur beispielsweise angeführt. Dass grade das Friedensopfer als Beispiel gewählt wurde, erklärt sich aus der Halacha, laut welcher nach dem Vierzehnten die zu Pesachopfern bestimmten Tiere als שלמים zu gelten haben. Gleichwohl ist ein Pesachopfer, welches a m Vierzehnten zum Friedensopfer geschlachtet worden, als שלא לשמו geopfert zu betrachten.",
+ "Als Friedensopfer und als Pesachopfer. Obgleich die spätere Erklärung als Widerruf aufgefasst werden könnte, durch welchen die frühere aufgehoben wird, ist doch das Opfer, bei welchem auch nur eine der vier Verrichtungen שלא לשמו und לשמו ausgeführt wurde, ebenso ungültig als dasjenige, bei welchem sie לשמו und שלא לשמו vorgenommen wurde,"
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+ "Hat man es für Essensunfähige. Für schwächliche Personen, die vom Opferfleische nicht einmal das vorgeschriebene Ölbeervolumen verzehren können, für Kranke, Greise u. dgl.",
+ "geschlachtet oder für Unbeteiligte. Die Zahl der Teilnehmer musste für jedes Pesachopfer vor dem Schlachten bereits feststehen (K. VIII M. 3). Entsprechend dem Schriftausdruck 2. B. M. 12, 4 heissen die Teilhaber מנוייו die Zugezählten, Zugerechneten.",
+ "für Unbeschnittene. Welche vom Pesachopfer nicht essen dürfen (das. 48).",
+ "oder Unreine. Ein Unreiner (K. I Anm 26) darf überhaupt kein Opferfleisch geniessen.",
+ "so ist es untauglich. Weil die Opferung שלא לשם בעליו geschah (Anm. 6); denn Personen, die nicht in der Lage sind davon zu essen, kommen als Eigenthümer nicht in Betracht.",
+ "für Beschnittene und Unbeschnittene. Bei der זריקה indessen ist diese Kombination von beeinträchtigender Wirkung auf die Gültigkeit des Pesachopfers.",
+ "so ist es tauglich. לשמו ושלא לשמו sind Gegensätze, die einander ausschliessen , es kann doch ein Opfer unmöglich פסח und שלמים zugleich sein, darum ist’s לאוכליו ושלא לאוכליו ;פסול dagegen sind Gegensätze, die sehr wohl nebeneinander bestehen können, es kann ja ein Opfer zugleich für Gesunde und Kranke, für Zugezählte und Nichtzugerechnete bestimmt sein, darum ist’s כשר.",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 12, 6.",
+ "zwischen den Abenden. Zwischen der δείλη πρωΐη (Herodot VIII 9) und der δείλη ὀψίη (das. 6), dem Frühabend, welcher nach der Kulmination eintritt, und dem Spätabend, welcher mit Sonnenuntergang beginnt.",
+ "so ist es tauglich. In der Regel aber soll es erst nach dem ständigen Nachmittagsopfer geschlachtet werden (M. 1); denn auch bei diesem heisst es בין הערבים (4. B. M. 28, 4), beim Pesachopfer aber ausserdem noch gegen Sonnenuntergang (כבוא השמש) 5. B. M. 16, 6.",
+ "nur muss jemand dessen Blut umrühren. Damit es nicht gerinne, מריס ist das Targum zu מרוח (3. B. M. 21, 20) und מעוך (das. 22, 24) zerdrückt, zerrieben, davon מרסן Kleie. Vgl. im Arab. مرش in Wasser zerweichen und zerrühren, مرس und مرث dasselbe, مرصheftig drücken. Das Wort scheint ein Sekundärstamm von רסס zu sein, welches gleich רצץ (arab. رض), zerschlagen, zertrümmern, aber auch gleich رشbenetzen heisst (davon רסיסים Trümmer und Thautropfen). Beide Bedeutungen vereinigen sich in unserm למר: zerrühren und flüssig erhalten.",
+ "ist es. Das Blut des Pesachopfers.",
+ "auch bereits gesprengt worden. Vor dem Blute des ständigen Opfers."
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+ "Wenn man das Pesachopfer bei Chamesz. Während man selbst oder der das Blut sprengende Priester oder einer der Teilhaber Chamesz in seinem Besitze hat.",
+ "übertritt man ein Verbot. 2. B. M. 34, 25. — Über den substantivierten Imperativ s. Frubin X Anm. 30.",
+ "Auch das ständige Opfer. am Nachmittag des 14. Nissan",
+ "so ist man frei. Ein Pesachopfer, שלא לשמו geschlachtet, ist nach M. 2 kein Opfer, folglich ist derjenige straffrei, der es bei Chamesz geschlachtet.",
+ "so ist man frei. Denn die Tora verbietet für den Nachmittag des Vierzehnten nur das Schlachten des Pesachopfers, solange einer der Beteiligten noch Chamesz in seinem Gebiete hat. Für die Dauer des Festes dagegen verbietet sie unter dieser Voraussetzung die Darbringung eines jeden Opfers; es macht sich daher derjenige strafbar, der am Pesachfeste irgend ein Opfer bei Chamesz schlachtet, sofern es nur giltig ist (vgl. vor. Anm.), ein Grundsatz, welcher im Folgenden näher beleuchtet wird. Durch die Übertretung des in Rede stehenden Verbotes wird das Opfer in keinem Falle ungültig; vielmehr stehen Strafbarkeit und Gültigkeit in einer gewissen Wechselbeziehung: Ist der Opfernde strafbar, so ist das Opfer giltig; ist dagegen das Opfer ungültig, so ist der Opfernde straffrei.",
+ "am Feste für seine Bestimmung. Es war zum Pesachopfer bestimmt, wurde aber am Vierzehnten nicht dargebracht, weil der Eigentümer mittlerweile unrein geworden. Dieser hat nun die Wahl, es entweder für die zweite Pesachfeier am 14. Ijar (IX, 1) zurückzustellen oder unter Aufhebung seiner frühern Bestimmung als Friedensopfer darzubringen",
+ "ist man frei. Denn ein für seine Bestimmung noch geeignetes Pesachopfer, welches zur Unzeit als solches geschlachtet wird, ist ungültig (vgl. M. 3).",
+ "ist man strafbar. Wurde es nämlich als Friedensopfer geschlachtet, so ist es nach Anm. 27 giltig; wurde es aber nicht als שלמים geschlachtet, sondern unter irgend einem andern Namen, durch welchen seine frühere Bestimmung aufgehoben wurde, so ist es gemäss der in Anm. 7 erwähnten Halacha höchstens als שלא לשמו dargebrachtes Friedensopfer zu betrachten, und ein solches ist, wie aus dem Folgenden ersichtlich, ebenfalls giltig.",
+ "das Sündopfer. Pesach- und Sündopfer sind die einzigen unter den Schlachtopfern (מנחת חוטא und מנחת סוטה sind Mehlopfer), deren Giltigkeit durch die Bestimmungsänderung beeinträchtigt wird; alle übrigen sind, auch שלא לשמן geopfert, für die ihnen vom Eigenthümer gewordene Bestimmung tauglich."
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+ "Das Pesachopfer wird in drei Gruppen. כת ist dem Anscheine nach von כתת zerschlagen (3. B. M. 22, 24), zersplittern (4. B. M. 14, 45) abgeleitet, also = Abteilung, Partei. Vielleicht ist es jedoch aus כנת (syr. ܟܢܳܬܳܐ) contrahiert wie בת aus אף ,כנת aus אנף u. v. a.; כנות (syr. ܟܢܰܘܳܬܳܐ) sind Amtsbrüder, Berufsgenossen u. dgl., überhaupt Personen, welche irgend ein כנוי, ein gemeinsamer Titel oder Beiname von Anderen unterscheidet, daher כת = Genossenschaft, Sekte und allgemein Gruppe. Die Ableitung aus dem lat. coetus ist wohl kaum ernst zu nehmen.",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 12, 6.",
+ "Israel. Alles koordinierte Begriffe von genau demselben Umfang. Ihr Genitivverhältnis ist daher nur ein formelles, kein eigentliches. Wozu also sonst die Häufung von Ausdrücken, von denen drei nicht mehr sagen als einer? — Es folgt nun eine Schilderung, welche in ihrer erhabenen Einfachheit einen so tiefen Eindruck auf das empfängliche Herz macht, dass wir es nicht über uns gewinnen können, die schwungvolle Darstellung durch unsere nüchternen Anmerkungen zu unterbrechen. So notwendig auch hie und da ein erläuterndes Wort scheinen mochte, wir haben es gern unterdrückt, um durch keinen Zwischenruf den unnennbaren Zauber zu zerstören, der vor unserm sehnsuchtsfeuchten Blicke Bilder einer schönen, längstentschwundenen Vergangenheit zu lebensvoller Gestaltung sich verdichten lässt. Uns ist von jenen herrlichen, unvergesslichen Tagen nichts übrig geblieben als wehmutsvolle Erinnerung, für uns ist etwas in jener Schilderung, was uns mächtig ergreift und schlummernde Saiten unseres Herzens in wundersamen Schwingungen erzittern macht.",
+ "Auch hatten die Schalen keinen Fuss. ולא היו לבזכים שולים. Die allgemeine Aussprache ist שׁוּלַיִם; doch hat der Dual hier gar keine Berechtigung. Als Singular findet sich שֹׁבֶל (Jes. 47,2; arab. سبلة = Schleppe), wovon der PI. שְׁבָלִים oder auch שְׁוָלִים lauten würde, was dann zu שוּלִים geworden ist, wie אוֹנִים von אָוֶן und עוֹלוֹת von עָֽוֶל. Verwandt ist שפל = niedrig; daher שולים beim Kleide der Saum oder die Schleppe, beim Gefässe der Boden."
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+ "Im Leben ist die dritte Gruppe nicht zu Ahabti ki jischma. Das Hallel, welches die Leviten während der heiligen Handlung sangen, besteht aus den Psalmen 113—118; אהבתי כי ישמע ist der 116. Psalm.",
+ "weil bei ihr. Statt שֶׁעַמָּהּ kann man auch שֶׁעַמָּהּ lesen."
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+ "nur dass die Priester da gegen den Willen der Weisen die Vorhalle abspülten. Ein Wasserarm ging durch die Halle, welcher bei seinem Austritt durch eine Stauvorrichtung abgesperrt wurde, so oft der mit Marmor ausgelegte Fussboden vom Blute gereinigt werden sollte. Das in seinem Abfluss gehemmte Wasser staute sich, trat aus seinen Ufern und überflutete die Halle. Dann wurde das Wehr wieder geöffnet, und alles Blut von dem ausströmenden Wasser hinweggespült. Dasselbe Verfahren beobachteten die Priester auch am Sabbat, nur dass es die Schriftgelehrten da nicht billigten.",
+ "Einen Becher füllte man mit dem Blute des Gemenges und sprengte eine Sprengung auf den Altar. Auf dem Marmor des Fussbodens war das Blut der Tausende von Opfern durcheinandermengt. Von diesem Blute nahm der Priester jedesmal nach Beendigung der Opferfeier einen Becher voll und goss es gegen den Altargrund, damit auch denjenigen Opfern die זריקת nicht fehle, deren Blut etwa bei der sich überstürzenden Hast zu Boden gegossen wurde, mit welcher die in Reihen aufgestellten Priester einander die vollen Opferschalen reichten, um sie wieder gegen die leeren umzutauschen."
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+ "Auf welche Art hängt man auf. Zum Zwecke der Abhäutung wurden die Tiere an den Sehnen ihrer Hinterbeine mit dem Kopfe nach unten aufgehängt.",
+ "Eiserne Haken. אונקליות entweder = ἄγϰυραι oder wahrscheinlicher noch = unculi, Pl. eines vielleicht nur der Volkssprache angehörenden Dimin. von uncus.",
+ "Wenn der Vierzehnte auf einen Sabbat fällt. an welchem man nach seiner Meinung die Stäbe nicht in die Hand nehmen durfte.",
+ "so legt er seine Hand auf die Schulter seines Nebenmannes und die Hand seines Nebenmannes auf die eigene Schulter. So konnten beide gleichzeitig abhäuten, indem jeder seine rechte Schulter als Stützpunkt für die Linke des andern darbot, mit der freien Hand aber seinem Opfertiere das Fell abzog."
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+ "so legt mau sie in eine Schüssel. Die Lautähnlichkeit zwischen unserm מגיס und dem griechischen μαγίς ist verführerisch. Sie ist indes nicht grösser als die zwischen מזג und μίσγω, מסך und misco, מסתרים und Mysterien. Abgesehen davon, dass μαγίς (von μάσσω Kneten) nicht Schüssel, sondern Backtrog bedeutet, weist schon die Doppelform מגיסא und מגיסתא, die sich in den Targumim findet, auf echt semitische Abstammung hin. Dazu kommt, dass im Talmud (מכשירין V 11; מעילה 17 a) auch ein Verbum הגיס vorkommt. Wäre dieses ein Denominativ von מגיס, so müsste es המגיס lauten; und hielt man מגיס irrtümlich für ein hebr. Nomen vom Stamme גוס oder גסס, so würde sich הגיס als Denominativ auch nur dann rechtfertigen, wenn in dem Verbum die Bedeutung des Nomens klar hervorträte. Aber הגיס heisst umrühren und מגיס ist nicht etwa ein Quirl, sondern wie gesagt eine Schüssel. Das Verb ist gleichbedeutend mit מרס und בחש, deren Grundbedeutung schlagen ist. Über מרס s. Anm. 19; zu בחש vgl. بختschlagen. [In der Bedeutung suchen dagegen hängt בחש mit بحث(forschen, untersuchen, eig. scheiden, sondern; vgl. בקר u. בדק) zusammen, welches wieder mitبحت(rein, unvermischt) verwandt ist und mithin einen Sinn hat, weicher dem von בחש umrühren fast entgegensetzt ist.] Dass הגיס dieselbe Grundbedeutung hat, zeigt das arab. جش, welches zunächst schlagen, prügeln und, in den Formen جاُش, جشاُ und جاش auf Gemütserschütterungen übertragen, auch von Furcht oder Angst ergriffen, aufgeregt, verwirrt sein bedeutet (daher גוסס von der Todesangst des Sterbenden); in weiterer Entwickelung ist جش zerschlagen, zerstückeln (daher מגיסא in den Targumim = פת od. פרוסה Brocken, s. Jon. 4. B. M. 11, 6, Ps. 123, 2 und Ez. 13, 19 Textwort ובפתותי), insbesondere = جشب mahlen u. z. mit dem aus جس und גשש herüberspielenden Nebenbegriff des Greifbaren, Massiven und Groben (daher جشيش grob gemahlenes Korn, גס dick und grob im Gegensatz zu דק fein und zart, גסות הרוח aufgeblasenes, hochfahrendes Wesen, ܓܣܳܐ und גיססא das Dickbein, der Oberschenkel und גיסא übertragen wie כתף ,יד und hauptsächlich ירך auch Seite). Demnach bedeuten בחש ,מרס und הגיס eig. eine Flüssigkeit oder einen Brei mit dem Löffel oder einem dazu bestimmten Küchengerät (בחשא Pesachim 111b) schlagen und dadurch umrühren; מגיס ist die Schüssel, in welcher die Speisen eingerührt werden. Vgl. מחבת Pfanne (חבתים heissen im Talmud die täglichen nach Lev. 6, 14 auf flacher Pfanne in Öl eingerührten Mehlopfer des Hohenpriesters) und תמחוי Schüssel von חבת und מחה schlagen; s. auch ‘Erubin V Anm. 31. Die Formen מְגִסְתָּא ,מְגִסָּא ,מָגֵס und ܡܰܓܣܳܐ (magsa) sind aus גסס nach der Analogie von מְגִנָּה ,מָגֵן und ܡܓܰܢܳܐ (magna) aus גנן gebildet.",
+ "und lässt sie. durch den Priester.",
+ "Die erste Gruppe kam heraus und liess sich. wenn der Vierzehnte auf einen Sabbat fiel, so dass man die Opferlämmer vor Anbruch der Nacht nicht nach Hause schaffen durfte (‘Erubin Einl. Abs. 1).",
+ "die zweite am Chêl. So hiess der 10 Ellen breite Raum um die Tempelmauer; s. Middot II 3."
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+ "Folgende Verrichtungen am Pesachopfer verdrängen den Sabbat. Es sind Verrichtungen, die sonst am Sabbat verboten, beim Pesachopfer jedoch, auch wenn der 14. Nisan auf Sabbat fällt, gestattet sind.",
+ "das Abschaben. Über מיחוי s. Erubin V Anm. 31.",
+ "Hingegen können das Braten desselben und das Ausspülen seiner Eingeweide den Sabbat nicht verdrängen. Weil es damit keine Eile hat; das Abschaben der Eingeweide darf dagegen nicht bis Eintritt der Dunkelheit verschoben werden, wenn dieselben nicht verstinken sollen. Mit dem Verbrennen der Fettstücke könnte man zwar bis Sabbatausgang warten; es ist dies aber eine Opferhandlung, und daher mit Rücksicht darauf, dass die Tora das Pesachopfer hinsichtlich der Kollision seiner Darbringung mit dem Sabbatgesetz genau den Sabbatopfern gleichgestellt hat, hier wie dort gestattet.",
+ "Das Hintragen. zum Tempel. Da man Lämmer auf den Schultern zu tragen pflegte, ist hier der Ausdruck הרכיב (rittlings tragen, von רכב reiten) gewählt.",
+ "die Herbeischaffung von ausserhalb des Sabbatbezirkes. ‘Erubin Einl. Abs. 4. Als Stammwort von תחום vermute ich ein Verbum חום (arab. حام umkreisen) welches uns noch in dem Nomen חומה Mauer (wie קומה von קום gebildet) erhalten geblieben ist. Daher kann תחום sowohl die Grenze wie das Gebiet bezeichnen, wie ja auch unser Kreis bald die Kreislinie, bald die Kreisfläche bedeutet. Das ת ist präformativ (vgl. תהום v. הום tosen, brausen), und wenn wir ein Verbum תחם, syr. ܬܰܚܶܡ in der Bedeutung umgrenzen finden, so ist dieses als Denominativ zu erklären nach der Analogie der Sekundärbildungen תרם ,התחיל u. v. a.",
+ "das Abschneiden einer etwaigen Blatter. Blattern an Opfertieren sind ein Makel, der ihre Altarfähigkeit suspendiert (3. B. M. 22, 22). Waren es trockene Blattern, die sich leicht abschälten, so wurden sie selbst am Sabbat im Heiligtume abgekneipt (‘Erubin X 13); hier aber ist von feuchten die Rede. S. übrigens das. Anm. 78.",
+ "verdrängen den Sabbat nicht. Denn alles dies konnte schon am Freitag besorgt werden.",
+ "sie verdrängen ihn. Die notwendigen Vorbereitungen zur Erfüllung eines Gebotes, das den Sabbat verdrängt, verdrängen ihn auch ihrerseits nach seiner Meinung, und wären sie auch vor Eintritt desselben ausführbar gewesen, und wären die entgegenstehenden Verbote auch biblischen Ursprungs. Vgl. Sabbat XIX 1."
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+ "Es ist ja nur folgerecht. דין = Richterspruch Urteil; in der Logik = Folgerung, Schluss.",
+ "den Sabbat nicht verdrängen können. Neununddreissig Verrichtungen, darunter auch das Schlachten, sind Sabbat VII 2 als Stammtätigkeiten (אבות מלאכות) aufgezählt, deren jede ein Gattungsname ist für eine bald grössere, bald kleinere Anzahl ähnlicher oder verwandter Verrichtungen, welche deshalb Zweigtätigkeiten (תולדות) heissen. Sie alle und nur sie fallen unter den Begriff „Werktätigkeit“; sie alle und nur sie sind unter diesem Namen (משום מלאכה) am Sabbat von der Tora verboten. Die Bibel stellt aber neben das Verbot der Werktätigkeit auch noch das Gebot der Sabbatruhe. Nun kann man sehr wohl aller verbotenen Verrichtungen sich enthalten, ohne den heiligen Tag in vollkommener Ruhe nach dem Willen des Gesetzes zu feiern. Darum haben die Rabbinen, eingedenk ihres Berufes, als Hüter des Gotteswortes seinen Sinn zu ergründen und seine Absichten zur Geltung zu bringen, alle diejenigen Tätigkeiten, welche, ohne unter den Begriff der מלאכה zu fallen, dem der Sabbatruhe widerstreben, sorgfältig ermittelt und dieselben, gestützt auf das Ruhegebot, unter seinem Namen (משום שבות) untersagt. Zu ihnen gehört u. a. die Überschreitung der Sabbatgrenze. Im weitern Sinne umfasst diese Benennung das ganze Sabbatgesetz, soweit es rabbinischen Ursprungs ist, also auch die Vorbeugungsmassregeln, welche einem Zaune gleich die göttliche Satzung umgeben, um dieselbe gegen fahrlässige Übertretung und Verletzung zu schützen. Hierher gehört sowohl das Verbot, eine feuchte Blatter am Sabbat mit den Fingernägeln abzukneipen (die Schrift untersagt nur das Abschneiden einer solchen mittels Werkzeugs), als auch das Verbot, am Sabbat die Pesachlämmer in die Opferhalle zu tragen, welches auf biblischer Grundlage eine Berechtigung hätte, wenn die heilige Stadt nicht von Mauern umschlossen, mithin רשות הרבים (‘Erubin IX 14) gewesen wäre, nun aber die Strassen Jerusalems רשות היחיד waren (das. Einl. Abs. 1), lediglich auf dem Mangel eines von den Rabbinen angeordneten Schittuf (das. Abs. 3); also auf rabbinischer Grundlage fusste. [Nach Raschi z. St. handelt es sich um רשות הרבים (vgl. Tosafot 66a ד״ה תוחב), und dennoch ist das Verbot mit Rücksicht auf חי נושא את עצמו nur rabbinisch begründet. Diese Erklärung beruht auf Babli ‘Erubin 105a; allein die Halacha, welche diesen Grundsatz nicht auf alle Lebewesen ausdehnt, sondern auf Menschen beschränkt, nötigt zu der auch sonst sich bestätigenden Annahme, dass Jerusalem keine רשות הרבים war, wodurch jeder Widerspruch und jede Schwierigkeit beseitigt ist.] — Wenn nun, so folgert R. Eli‘ezer die Satzungen des Pesachopfers stark genug sind, ein sich ihnen entgegenstellendes Bibelgesetz, wie es das Schlachtverbot ist, zu verdrängen, wie sollten ihnen jene drei rabbinischen Sabbatverbote Stand halten können!",
+ "Ruhegebots« dagegen Verbote erlassen hat. Auch am Feiertage ist ja das Schlachten eines Tieres gestattet, während es verboten ist, ein solches von jenseits der Sabbatgrenze herbeizuschaffen.",
+ "Wie soll Anheimgestelltes ein Beweis. ראיה ist vermutlich eine Übersetzung des gr. δεῖγμα und des lat. demonstratio, also eine Abkürzung von הַרְאָיָה; vgl. כרת und לויה K. III Anm. 14.",
+ "sein für Pflichtmässiges. Am Feiertage Fleisch zu essen, ist unserem Belieben überlassen; am Vierzehnten ein Pesachopfer darzubringen, ist heilige Pflicht.",
+ "Die Besprengung. Mit dem Sprengwasser (4. B. M. 19, 9), durch welches sich jeder durch eine menschliche Leiche Verunreinigte am dritten und am siebenten Tage seiner Unreinheit „entsündigen“ musste, um am achten seine Reinheit wiederzuerlangen (das. 11—12).",
+ "Sie ist Pflicht. Wenn der siebente Tag seiner Unreinheit auf den 13. Nissan oder einen frühem Zeitpunkt fiel, so war es seine Pflicht, sich der Besprengung zu unterziehen, damit er am Vierzehnten wieder rein sei und das Pesachopfer darbringen könne.",
+ "Ruhegebots. Am Sabbat ist die Besprengung auf Grund einer rabbinischen Verordnung nicht statthaft.",
+ "and kann doch den Sabbat nicht verdrängen. Sie ist sogar am 13. Nissan, sofern dieser auf einen Sabbat fällt, nickt zulässig, obgleich es der siebente Tag seiner Unreinheit ist, so dass er vor Eintritt des Sabbat sich gar nicht „entsündigen“ konnte, und daher ohne sein Verschulden lediglich durch ein rabbinisches Sabbatverbot an der Bereitung des Pesachopfers verhindert wird.",
+ "Auch auf sie dehne ich meinen Schluss aus. Oder: „darum handelt sich’s ja eben“! Was du als entscheidend anführst, ist selber noch unentschieden; gerade dieser Punkt ist Gegenstand der Kontroverse.",
+ "Werktätigkeit« ist. dem also ein Bibelverbot entgegensteht.",
+ "Ruhegebot« ist. also nur mit einem rabbinischen Verbote kollidiert.",
+ "was in der Tora geschrieben steht. 4. B. M. 9, 3.",
+ "festgesetzten Zeit« fürs Schlachten. Zeige mir einen Schriftvers, welcher für das Hintragen des Pesachlammes nach der Opferhalle einen bestimmten Tag festsetzt, wie es der angeführte Vers für das Schlachten tut! Diese Verrichtung kann unmöglich vor dem Vierzehnten ausgeführt werden, selbst wenn er auf einen Sabbat fällt, wohl aber können es die Verrichtungen, um welche sich zunächst der Streit dreht. Die Besprengung, welche später in die Kontroverse gezogen wurde, ist allerdings insofern an eine bestimmte Zeit gebunden, als sie wohl nach dem siebenten Tage der Unreinheit, aber nicht vorher stattfinden kann; doch steht diese Verrichtung nicht in unmittelbarer Beziehung zum Pesachopfer, und kann daher aus diesem Grunde wieder den Sabbat nicht verdrängen.",
+ "verdrängt den Sabbat nicht. Hat man daher die nöthigen Vorbereitungen am Freitag zu treffen verabsäumt, so ist man am Sabbat das Pesachopfer darzubringen verhindert und auf die zweite Pesachfeier (K IX M. 1) angewiesen."
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+ "Wann bringt man daneben ein Festopfer. Nicht zu verwechseln mit dem Festopfer, von welchem Chagiga I 2-6 die Rede ist, und welches an einem der sieben Festtage, womöglich am ersten, dargebracht werden muss! Hier handelt es sich um ein dem eigenen Ermessen anheimgegebenes Opfer, welches vor dem Feste dargebracht wurde und in der Pesachnacht den Hunger der Tischgenossen zu stillen bestimmt war, damit sie sich nachher am Fleische des Pesachopfers leichter sättigen könnten.",
+ "Wenn es. das Pesachopfer.",
+ "an einem Wochentage und in Reinheit and in Unzulänglichkeit. bei so grosser Zahl der Tischgenossen, dass das Pesachlamm nicht hinreicht.",
+ "dargebracht wird. Wiederum das Intransitiv eines Verbums der Bewegung (בא) an Stelle des Transitivs in leidender Form! K. III, Anm. 1.",
+ "in Ausgiebigkeit. wenn der Tischgenossen so wenig sind, dass schon das Pesachlamm allein vollauf genügt sie alle zu sättigen.",
+ "oder in Unreinheit. Wenn der grössere Teil des Volkes oder die Priesterschaft am 14. Nisan unrein ist, wird das Pesachopter dennoch an diesem Tage dargebracht (K. VII M. 6). — Auffallend ist die Umkehrung der Reihenfolge. Oben heisst es בטהרה ובמועט, hier dagegen in der Antithese במרובה ובטומאה. Es scheint in beiden Sätzen das minder Häufige dem Häufigern den Vortritt eingeräumt zu haben. בטהרה ist die Regel, die Unzulänglichkeit des Pesachlammes aber eine Ausnahme von der Regel. Umgekehrt kam es wohl häufig vor, dass ein ganzes Lamm für die Familie zu viel war (2 B. M. 12, 4); dass dagegen ein Pesachopfer בטומאה dargebracht wurde, war ein äusserst seltener Fall."
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+ "Das Festopfer konnte genommen werden. Wiederum das Intransitiv eines Verbums der Bewegung (בא) an Stelle des Transitivs in leidender Form! K. III, Anm. 1.",
+ "und darf während zweier Tage und einer Nacht gegessen werden. während der beiden Tage des 14. und des 15. Nissan und in der dazwischen liegenden Nacht; das Pesachopfer dagegen darf nur in dieser Nacht gegessen und nur von Kleinvieh männlichen Geschlechts genommen werden,"
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+ "Josua freispricht. Zum bessern Verständnis dieser Stelle sei hier eine kurze Vorbemerkung gestattet: Zu einem Sündopfer (3. B. M. 4, 27—35) ist verpflichtet, wer ohne im Augenblicke der Tat sich der Sündhaftigkeit seiner Handlung bewusst zu werden, ein Bibelverbot übertritt, dessen mutwillige Verletzung mit Ausrottung oder Todesstrafe bedroht ist; entschuldigt sich aber das Versehen, der Fehlgriff, die Übereilung durch seinen frommen Eifer in einer nicht ganz erfolglosen Betätigung seiner Pflicht, so ist die Frage, ob ein Sündopfer erforderlich, ein Gegenstand des Streites zwischen R. Eli‘ezer, der sie bejaht, und R. Josua, der sie verneint. Diese prinzipielle und bei ihrer weitreichenden Bedeutung auf die verschiedensten Gebiete hinübergreifende Streitfrage wird hier zwischen den beiden Gegnern an einem sehr lehrreichen Beispiele ausgefochten, von welchem dieselbe eine vortreffliche Beleuchtung empfängt. Auf die Sabbatentweihung ist Todesstrafe gesetzt. Die Darbringung des Pesachopfers ist jedoch am Nachmittage des Vierzehnten, auch wenn er auf einen Sabbat fällt, nicht allein gestattet, sondern Pflicht. Andere Privatopfer dürfen am Sabbat nicht geschlachtet werden. Hat nun jemand, der am Sabbat 14. Nisan nachmittags im Begriffe ist sein Pesachopfer darzubringen, infolge einer Verwechslung oder in der irrigen Annahme, es könnten hierzu auch einem andern Zwecke bereits geweihte Tiere anstandslos verwendet werden (s. Jeruschalmi), ein Böcklein als Pesachopfer geschlachtet, welches zu einem andern Opfer bestimmt war, so muss er nach R. Eli‘ezer seinen Fehlgriff durch ein Sündopfer sühnen, weil er seine Absicht, ein Pesachopfer darzubringen, durch eigene Schuld vereitelt hat, in der Opferung eines Tieres aber, welches am Sabbat nicht dargebracht werden darf, trotz der Gültigkeit des Opfers nun einmal eine Entweihung des heiligen Tages liegt; nach R. Josua dagegen bedarf es dieser Sühne nicht, da er in der Ausübung eines Gebotes, welches die entgegenstehenden Sabbatverbote ausser Kraft setzt, die Heiligkeit des Tages nur durch eine Übereilung verletzt hat, welche man seinem übermässigen Eifer zu gute halten kann, zumal die Gültigkeit des Opfers weder durch die Sabbatentweihung noch durch die Bestimmungsänderung in Frage gestellt wird (K. V, Anm. 30), die Darbringung eines solchen aber, wenn sie auch den Sabbat nicht verdrängt, als vollendete Tatsache immerhin etwas Verdienstliches ist, so dass die Opferhandlung, wenn sie auch ihren eigentlichen Zweck verfehlte, doch nicht ganz erfolglos war. War es ein Sündopfer, das er aus Versehen als Pesachopfer geschlachtet, so ist das Opfer freilich ganz und gar untauglich (ebend.) und es würde ihm daher selbst R. Josua wegen der unnützen Sabbatentweihung eine Sühne auferlegen; dasselbe ist aber ohnehin bereits durch die Bedingung אם ראויין הן aus der Reihe „aller übrigen Opfer“ ausgeschlossen, denn zum Sündopfer kann nur Kleinvieh weiblichen, zum Pesachopfer nur Kleinvieh männlichen Geschlechts verwendet werden. — Bisher war die Rede von einer Übereilung bei Opfertieren, welche auch zum Pesachopfer sich eignen und daher leicht mit ihm verwechselt werden können. Hat er aber am Sabbat ein Mutterschaf, eine Ziege oder gar ein Kalb, die zu einem andern Opfer bestimmt waren, aus Unachtsamkeit oder aus Unwissenheit als Pesachopfer geschlachtet, so muss er, da diese Tiere schon von Natur für den angestrebten Zweck nicht geeignet sind, der Fehlgriff also nur durch eine an Leichtsinn streifende, nicht zu entschuldigende Fahrlässigkeit möglich war, selbst nach R. J. ein Sündopfer darbringen. Desgleichen wenn er zur angegebenen Zeit einem Pesachopfer während des Schlachtens eine andere Bestimmung gegeben in dem Glauben, es wäre kein Sabbat, oder in der irrigen Annahme, man dürfe ein Pesachlamm auch mit veränderter Bestimmung am Sabbat opfern. Hier ist das Versehen noch viel unverzeihlicher als in dem zuletzt erörterten Falle. Denn hier handelt es sich nicht mehr um eine blosse Fahrlässigkeit, hier liegt in der mutwilligen Bestimmungsänderung, auch wenn ihm deren beeinträchtigende Wirkung nicht bekannt war, auf alle Fälle ein sträflicher Leichtsinn, der unstreitig an sich schon eine Sühne heischt, und nun kommt noch als sehr gravierendes Moment hinzu, dass das unter Entweihung des Sabbats geschlachtete Opfer infolge der Bestimmungsänderung hier ganz untauglich ist (K. V, M. 2), die Opferhandlung also völlig erfolglos war, so dass die Sabbatschändung durch nichts aufgewogen, durch nichts gemildert wird. Ist jedoch die Bestimmungsänderung keine mutwillige, war er vielmehr in dem Irrtum befangen, das von ihm geschlachtete Tier solle nicht als Pesachopfer, sondern grade dem Zwecke dienen, für den er es geopfert, hat er gar nur sich versprochen oder die Begriffe verwechselt, so wird er selbst von R. E. freigesprochen, weil eine in gutem Glauben oder irrtümlich verübte Bestimmungsänderung auf die Gültigkeit des Pesachopfers ohne Einfluss ist, eine Sabbatentweihung somit gar nicht stattgefunden hat.",
+ "bei welchem er für seine Bestimmung die Erlaubnis hat. am Sabbat zu schlachten.",
+ "bei welchen es für ihre Bestimmung verboten ist. am Sabbat zu schlachten.",
+ "welches man zu etwas Verbotenem abgeändert hat. indem man es zu einem Opfer schlachtete, welches am Sabbat darzubringen untersagt ist.",
+ "die man zu etwas Erlaubtem geändert hat. indem man sie als Pesach schlachtete, dessen Opferung die entgegenstehenden Sabbatverbote aufhebt.",
+ "wer unter ihrem Namen schlachtet. Wer aus Versehen am Sabbat nach Erledigung des Tamid oder des Musaf (K. V Anm. 1) unter jenem bez. diesem Namen ein anderes Opfer schlachtet, muss die unvorsätzliche Sabbatentweihung nach der übereinstimmenden Ansicht des R. E. und des R. J. durch ein Sündopfer sühnen; nur R. Meïr ist am Ende unserer Mischna anderer Meinung.",
+ "das keine Grenze hat. Die Zahl der an jedem Tage darzubringenden Gemeindeopfer ist genau vorgeschrieben (4. B. M. K. 28 u. 29), sie beschränkt sich auf einige wenige und ist daher leicht zu überschauen; nirgends aber steht geschrieben, wieviel Pesachopfer darzubringen sind, ihre Menge ist eine unbegrenzte, sie richtet sich nach der Bevölkerungsziffer und zählt nach unübersehbaren Tausenden (Jeruschalmi). Darum ist es ein sehr verzeihlicher Irrtum, wenn jemand am Nachmittage des 14. Nisan, selbst nachdem sämmtliche Opfer einer Gruppe bereits dargebracht sind, in der Eile auch noch ein für eine andere Bestimmung geweihtes Opfertier, welches er da stehen sieht und für ein Pesachopfer hält, als solches schlachtet, sofern es von Natur dazu geeignet ist; dagegen ist es eine unverzeihliche Fahrlässigkeit, wenn jemand ein beliebiges Opfertier, nachdem die vorgeschriebene Zahl der Gemeindeopfer bereits dargebracht ist, noch als solches schlachtet. Hat er sich aber während der Opferung vergriffen, und statt des zum Gemeindeopfer bestimmten ein für einen andern Zweck geweihtes Opfertier am Sabbat geschlachtet, so ist er nach R. J. in der Tat einer Sühne enthoben. [Ganz allgemein sagt Maimonides פ״ב מהל׳ שגגות הל׳ י״ג: Wer am Sabbat mehr Opfer schlachtet, als für den Tag vorgeschrieben, ist wegen der überzähligen zu einem Sündopfer verpflichtet. Da er nicht von Opfertieren spricht, welche ursprünglich zu einem andern Zwecke bestimmt waren, so können unter den „Überzähligen“ natürlich nur diejenigen verstanden werden, welche er nach Erledigung der festgesetzten Zahl noch geschlachtet hat. In הל׳ ח׳ dagegen, wo von zwei am Sabbat beschnittenen Kindern die Rede ist, von denen nur eines an diesem Tage beschnitten werden durfte, ist das Versehen nur dann erklärlich, wenn der am Freitag oder Sonntag geborene Knabe zuerst beschnitten wurde und nach ihm erst, als man den Irrtum erkannte, das zweite am Sabbat geborene Kind; darum entscheidet Maim. daselbst, dass ein Sündopfer nicht erforderlich ist. Was dem Verf. von לחם משנה hier schwierig und widerspruchsvoll erschien, habe ich nach alledem nicht zu ergründen vermocht. Auch was מהרש״א in Tosafot z. St ד״ה שקדם ומל Anfechtbares findet, ist auf den ersten Blick nicht recht klar. Die Tosafot meinen, es wäre nicht nötig anzunehmen, dass der am Sabbat geborene Knabe schon am Freitag beschnitten wurde, es genügte zur Erklärung der Baraita, wenn im ersten Falle der am Sabbat geborene, im zweiten der am Freitag bezw. am Sonntag geborene zuerst, jeder derselben aber am Sabbat selbst beschnitten wurde. Vermutlich mochte sich מהרש״א mit dieser auf der Oberfläche liegenden Auflassung darum nicht befreunden, weil dann nach der in Rede stehenden Ansicht des R. Meïr auch im ersten Falle, הואיל ונתנה שבת לדחות אצלו, ein Sündopfer ebensowenig am Platze wäre wie bei der irrtümlichen Darbringung eines überzähligen Gemeindeopfers; s. Anm. 35].",
+ "ist frei. S. Anm. 35."
+ ],
+ [
+ "Hat er es. das Pesachopfer.",
+ "für Essensunfähige. K. V Anm. 9.",
+ "geschlachtet oder für Unbeteiligte. das. 10.",
+ "für Unbeschnittene. das. 11.",
+ "oder Unreine. das. 12.",
+ "so ist er schuldig. ein Sündopfer darzubringen, falls der 14. Nisan ein Sabbat war, an welchem er dieses nach K. V M. 3 untaugliche Pesach in dem Wahne geschlachtet hat, es wäre kein Sabbat oder das Schlachten wäre am Sabbat überhaupt nicht verboten, oder das Opfer wäre trotz des begangenen Verstosses tauglich; vgl. Anm. 31 g. E. (»desgleichen — wird«).",
+ "so ist er frei. weil das Pesach in diesem Falle nach K. V M. 3 tauglich ist.",
+ "und es wird als fehlerhaft. mit einem jener äusserlich erkennbaren Leibesfehler behaftet, die nach 3. B. M. 22, 17—25 ein Thier zur Opferung untauglich machen.",
+ "so ist er schuldig. die unvorsätzliche Sabbatentweihung durch ein Sündopfer zu sühnen; denn er hätte bei Anwendung der erforderlichen Achtsamkeit die Untauglichkeit des Opfertieres noch vor dem Schlachten bemerken müssen.",
+ "und es wird als innerlich verletzt. Jede die Lebensfähigkeit in Frage stellende, sei es angeborene, sei es später durch Krankheit oder einen eingedrungenen fremden Körper entstandene Verletzung beeinträchtigt die Altarfähigkeit des damit behafteten Tieres.",
+ "so ist er frei. weil er — wie es am Schlusse heisst — »mit Erlaubnis geschlachtet hat«; er konnte doch vor dem Schlachten nicht wissen, dass das Tier an einem innern Organ verletzt ist.",
+ "dass. noch vor dem Schlachten.",
+ "die Eigentümer ihre Hände zurückgezogen hatten. von der Beteiligung an dem betreffenden Opferthiere zurückgetreten waren, um sich an einem andern zu beteiligen.",
+ "oder gestorben oder unrein geworden waren. Unreine sind vom Pesachopfer ausgeschlossen.",
+ "weil er mit Erlaubnis geschlachtet hat. Als er es am Sabbat schlachtete, war er nach dem Gesetz der Tora dazu befugt, denn er konnte damals nicht ahnen, dass er es unnütz schlachtet."
+ ]
+ ],
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+ [
+ "Wie soll man das Pesachopfer braten. mit Rücksicht auf die Vorschrift (Ex. 12, 8—9), dass dasselbe weder roh noch gekocht, sondern nur צלי אש gegessen werden soll, unmittelbar am Feuer gebraten.",
+ "Man bringe einen Spiess. שפוד syr. ܫܰܦܽܘܕܳܐ u. arab. سغود, saffûd) ist vielleicht mit שבט (Stab, auch Spiess wie II. Sam. 18, 14) verwandt Als Wurzel vermute ich פד, dessen Grundbedeutung gleich der der Wurzeln בת ,פט ,בט ,בד u. פת scheiden (trennen, sondern) ist; vgl. פדה, فدرة (Stück), בדל בדד, بطر (spalten) בטא den Mund aufthun, daher fast immer mit dem Zusatz בשפתים und als Hauptwort מבטא שפתים: das Öffnen der Lippen), פטר u. فطر (spalten, scheiden, auseinandergehen), فطم entwöhnen) פטיש, بتل (absondern) פתת ,בתר ,בתולה, فات (fliehen, entschlüpfen), فوت (Abstand, Zwischenraum), פתח (öffnen), פתה (offen stehen, Spr. 20, 19) u. v. a. Der Begriff der Offenheit geht bei dem letztgenannten Worte in den der Empfänglichkeit, Leichtgläubigkeit und Arglosigkeit über, und wie diese beiden Bedeutungen von פתה zu einander, so verhält sich vielleicht בטה (= בטא öffnen) zu בטח (Leichtsinn, Sorglosigkeit und Sicherheit), wenn nicht etwa, was wohl vorzuziehen wäre, der Begriff der Sicherheit, welcher dann einerseits in den des Vertrauens, andererseits in den der Sorglosigkeit sich abzweigte, unmittelbar aus dem Begriffe des Abgesondertseins abgeleitet werden kann (vgl. בטח בדד Deut. 33, 28 u. לבדד לבטח Ps. 4, 9). Ist nun שבט aus der Wurzel בט (sich absondern) herausgewachsen, so bezeichnet das Wort gleich מטה (Ez. 19, 11 ff.) ursprünglich einen Ast, (vgl. auch בדים Zweige und Stangen), und die Übertragung auf die sogenannten 12 Stämme Israels, die in Wahrheit soviel Zweige desselben Stammes waren, träte dadurch in das rechte Licht. Im Arabischen wird سبط von schlichtem (auseinandergehendem) im Gegensatz zu krausem Haar gebraucht; umgekehrt wird in der Mischna das Geäst eines Baumes שער (Haar) genannt (Pea II 3, Kilajim III 5, IV 9, V 3; vgl. das gr. ϰόμη und das lat. coma.) Im Aramäischen wird mit כוכבא דשביט der Komet bezeichnet (Berachot 58b); das wäre also die wörtliche Uebersetzung von ϰομήτης, stella crinita, Haarstern. Auch der Sprache der Mischna ist diese Bedeutung von שבט nicht ganz fremd. Es ist dort (vgl. die in Sabbat 75b aus einer Baraita angeführten Worte des R. Juda) ein Kunstausdruck der Weberei und hat ungefähr den Sinn von kämmen, schlichten. Das am Webstuhl angebrachte Rieth oder Blatt, welches den doppelten Zweck hat, durch seine pendelartigen Schwingungen nach jedem Durchgang der Schiffchens einerseits die infolge der „Fachbildung“ (Kreuzung) etwa in Verwirrung gekommenen Kettenfäden zu schlichten und andererseits den eingeschossenen Faden fest an das Gewebe zu drücken, heisst bei den Griechen: ϰτείς, bei den Römern: pecten und so auch in manchen Gegenden Deutschlands: der Kamm. In der Hausweberei und insbesondere beim aufrechten Webstuhl der Alten, an welchem die Hausfrau nicht sitzend, sondern stehend arbeitete, wurde das Rieth durch ein spindelförmiges Stäbchen ersetzt, welches bei Homer ϰερϰίς heisst, später den Namen σπάϑη führt. Die Frau hielt es in der Hand, bald mit dem flachen Ende auf die Schussfäden schlagend, damit sie sich enger an einander schliessen, bald wieder mit dem spitzen Ende zwischen die Kettenfäden fahrend, um sie da, wo sie durcheinander geraten, zu entwirren. Für dieses Schlichten oder Kämmen des Aufzugs ist der Weberausdruck: שבט, für das Zusammendrängen des Einschlages: דקדק (von דקק stossen, drücken und daher auch in ähnlicher Übertragung wie צמצם: genau nehmen; vgl. auch מצה ‘Erubin IV Anm. 66), und nun werden wir es verstehen, wenn dem R. Juda a. a. O. erwidert wird: Die Verrichtung des שובט fällt unter den Begriff des Aufbäumens (Anzettelns, die des מדקדק aber unter den des Webens. Von שבט = Stab kann jener Kunstausdruck (etwa in dem Sinne: schlagen, klopfen) unmöglich abgeleitet sein; denn erstens hat eher die Tätigkeit des מד קדק zu dieser Bedeutung eine Beziehung als die des שובט, zweitens nennt sich das fragliche Stäbchen gar nicht שבט, sondern כרכד (Sabbath 92b unten), d. i. das oben erwähnte ϰερϰίς od. ϰερϰίδιον. [Der שובט בקולמוס in Levy’s Wtb ü. d Targumim ist das Kind einer falschen Construction. Der betr. Satz lautet: שנים שהיו אוחזין … בכרכד ושובטין — בקולמוס וכותבין Der bislang etymologisch noch nicht genügend aufgeklärte (s. Genesius Handwb. 8. Auflage Leipzig 1878) Stamm שפט, welcher im Hebräischen und im Phönizischen richten heisst (daher Sufet, die höchste obrigkeitliche Person in Karthago), hat sich wahrscheinlich ebenso aus der Wurzel פט entwickelt, wie שבט aus בט oder שפוד aus פד und bedeutet demnach ganz einfach schlichten, entscheiden. Das syr. ܫܦܰܕ durchbohren ist gleich dem arab. سغد spiessen (im obszönen Sinne) erst von שפוד u. سغود abgeleitet, nicht aber ist umgekehrt שפוד von سغد gebildet, wie Fleischer in seinen Nachträgen zu Levy’s Wtb. ü. d. Targ. meint. Der Stamm שפד heisst nicht stechen, sondern sich absondern, abzweigen, davon שפוד, ursprünglich wie מטה der Ast, dann wie שבט der Spiess. Es ist möglich, dass שפוד hier noch die ursprüngliche Bedeutung hat, und daher vielleicht richtiger mit „As“ zu übersetzen ist (s. Anm. 7). Ob das deutsche Spiess, ahd. spioz, mhd. spiez (in der Bedeutung „Bratspiess“) von spitz abzuleiten und das span, espada, das ital. spada (Degen) und spiedo (Bratspiess) wie das franz. espade und épée (frül er espée) aus dem Deutschen zu erklären ist, oder aber alle diese offenbar nahe verwandten Bezeichnungen aus dem Orient eingewandert sind, wage ich nicht zu entscheiden; doch wollte ich auch nicht unterlassen, auf ihre immerhin verlockende Ähnlichkeit mit unserm שפוד wenigstens aufmerksam zu machen, eine Ähnlichkeit, die um so bestechender ist, als die Übereinstimmung so vieler Sprachen auf einen gemeinsamen, fremdländischen Ursprung hinzuweisen scheint.",
+ "von Granatapfelbaum. „Warum grade von Granatapfelbaum? R. Chija b. Akiba meint: Alles andere Holz schwitzt Flüssigkeiten aus, das des Granatapfelbaumes schwitzt keine Flüssigkeiten aus. Wie stehen wir? Handelt es sich um frisches, so schwitzt auch das des Granatapfelbaumes aus, handelt es sich um trockenes, schwitzt ja keinerlei Holz aus. Die Sache liegt aber so: (כיני = כן היא): Alles andere Holz kann von aussen trocken und von innen feucht sein, Granatapfelbaum aber ist, wenn von aussen trocken, auch inwendig trocken“ (Jeruschalmi). Feuchtes Holz eignet sich darum nicht zum Bratspiess, weil die ihn umgebende Fleischschicht statt zu braten durch das ausgeschwitzte Nass gekocht würde; ein eherner Spiess wieder ist darum unzulässig, weil dieselbe statt unmittelbar am Feuer durch die Gluth des Metalls gebraten würde. Beides widerspricht der Forderung צלי אש (s. Anm. 1).",
+ "stecke ihn. תחב gehört zu den Wörtern, welche ausschliessliches Sprachgut des Talmud sind und sich weder im Althebräischen noch in einer der verwandten Sprachen finden. Levy vergleicht in seinem chld. Wrtb. ü. d. Targ. bei תכברא das syr. תכב, dass er unter Hinweis auf Peschita zu Spr. 25, 17 mit hineinstecken verdeutscht. Die Stelle lautet: לא התכב רגלך לבית רחמך und ist die Übersetzung von הקר רגלך מבית רעך. Das soll also heissen: Stecke deinen Fuss nicht hinein in das Haus deines Freundes. In Wahrheit heisst das von einem Extrem ins andere fallen. Wenn der grosse Menschenkenner davor warnt, dem Freunde durch allzu häufige Besuche lästig zu fallen, so will er damit noch keineswegs empfehlen, dass man keinen Fuss über seine Schwelle setze. Solche Vernachlässigung ist mindestens ebenso verkehrt wie jene Aufdringlichkeit. Das syr. תכב hat mit unserm תחב zwei Buchstaben gemein, weiter aber auch nichts; es entspricht vielmehr dem talm. תכף, welches die rasche Aufeinanderfolge bezeichnet (שלש תכיפות הן Ber. 42a, תכפוהו אבליו זה אחר זה Mo‘ed K. 17 b), so dass לא תתכב in negativer Form dasselbe sagt, was הוקר positiv ausdrückt. Eher könnte man התוכף תכיפה (Kilajim IX 10), was Bart. durch תחיבה erklärt, zum Vergleich heranziehen. Allein diese Erklärung ist nur dem Sinn nach richtig; der Bedeutung nach ist die Radix תכף auch dort = aneinanderheften u. z. räumlich, wie sie es in den oben angeführten Beispielen zeitlich ist. תחב aber ist wohl eine sekundäre Bildung von חבא od. חבה verstecken.",
+ "durch dessen Maul bis in die Gegend. בית (eig. Haus) findet sich häufig zu der allgemeinen Bedeutung von מקום verblasst, so schon in der Bibel העיר בית קברות אבותי (Neh. 2, 3), בית סאתים (1. Kön. 18, 32), בית נתיבות (Scheideweg, Spr. 8, 2), im Talmud besonders bei Körperteilen wie hier und in בית השחי ,בית השחיטה ,בית הערוה .",
+ "Das wäre gewissermassen eine Art des Kochens. Dieselben liegen ja in der Bauchhöhle wie in einem Topfe.",
+ "<ftnote>. Dieselben liegen ja in der Bauchhöhle wie in einem Topfe.",
+ "man hänge sie vielmehr ausserhalb desselben auf. auf den Bratspiess."
+ ],
+ [
+ "Man brate das Pesach nicht am Spiesse. Unter שפוד versteht man schlechthin einen Bratspiess aus Metall. Immerhin muss es befremden, dass nachdem in M. 1 ein שפוד של רמון empfohlen wurde, der Gegensatz hier nicht schärfer betont wird durch den Zusatz של מתכת. Findet sich derselbe doch in Sukka 14b unten, wo es auf eine Unterscheidung weniger ankommt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass שפוד in M. 1 gar nicht Spiess, sondern Ast bedeutet. Der Hebr. liebt es, den Ästen verschiedener Bäume neben der allgemeinen Bezeichnung לולב (von der Palme wie von der Rebe, von der Eiche wie vom Dornbusch — שביעית VII, 5) je nach ihrer Form auch noch besondere Namen zu geben. So findet sich vom Feigenbaume יחור, vom Weinstock זמורה, von der Sykomore קורה (Kilajim I 8 u. VI 4), von der Palme חריות (Sukka IV 6), von der Bachweide, der wilden Feige, dem Nussbaum und dem Oleaster מורביות (das. 5 u. Tamid II 3), und so mögen auch die Äste des Granatapfelbaumes שפודין genannt worden sein. Dadurch erklärt sich auch der Ausdruck מביאין in M. 1. Wäre der שפוד של רמון ein fertiger Bratspiess und als solcher ein vorrätiger Gegenstand der Kücheneinrichtung, so hiesse es נוטלין; ist derselbe aber nur ein einfacher trockener Ast, so muss er erst aus dem Garten oder vom Felde gebracht werden.",
+ "und nicht auf dem Roste. אסכלא ist das gr ὲςχάρα (Herd, Rost), nicht das lat. scalae (Leiter). Besteht auch zwischen Rost und Leiter eine äussere Ähnlichkeit, so ist doch deren grundverschiedene Bestimmung so unverkennbar (scalae kommt her von scando steigen), dass man ohne zwingenden Grund — und ein solcher ist der Übergang von ρ in ל noch lange nicht — eine Übertragung der Begriffe im fremden Lande gegen den Sprachgebrauch in der Heimat des Wortes nicht annehmen darf. Überdies ist אסכלא, wie aus Babli ersichtlich, nicht grade der aus Stäben, die wie die Sprossen einer Leiter von einander abstehen, zusammengesetzte Rost (ein solcher darf vielmehr zum Braten des Pesach verwendet werden, sofern dasselbe an einem auf den Stäben ruhenden שפודֹ של רמון zwischen denselben so hinabhängt, dass es von ihnen gar nicht berührt wird), sondern vorwiegend der aus einer einzigen Metallplatte bestehende Herd, welcher hier darum verboten ist, weil das Pesach durch die unmittelbare Wirkung des Feuers gebraten werden muss; vgl. Anm. 3. Aus demselben Grunde ist es auch unzulässig, auf den Stäben eines Rostes zu braten; die anliegenden Fleischteile würden ja in diesem Falle durch das erhitzte Metall gar gemacht.",
+ "Geh und brate uns das Pesachopfer auf dem Roste. R. G. ist entweder der Meinung, dass die Forderung צלי אש (Anm. 1) sich nur auf das Pesach in Ägypten bezieht, oder dass sie — wenn schon für alle Zeiten giltig — die mittelbare Einwirkung des Feuers doch nicht ausschliesst (Jeruschalmi).",
+ "Berührte es die Kachel. die heisse Kachel.",
+ "so schäle. קלף abschälen, syr. ܩܠܰܦ, arab. قلف ist Denom. von קליפה = ϰελύφη Schale. Die Übereinstimmung mit dem Griechischen ist vielleicht nur eine zufällige wie die von מסתרים mit Mysterien (μυστήρια), denn קליפה beurkundet durch eine ausgebreitete Verwandtschaft im Arabischen seine semitische Herkunft mit ungefähr derselben Evidenz wie ϰελύφη sein griechisches Heimatsrecht.",
+ "man die Stelle ab. Denn sie darf nicht gegessen werden, weil sie nicht צלי אש (Anm. 1, 3 u. 8), sondern an der Kachel gebraten ist, und da sie nicht gegessen werden darf, so muss sie verbrannt werden (vgl. M. 9).",
+ "wenn von seinem Safte auf die Kachel. die heisse Kachel.",
+ "nehme man die Stelle weg. Man muss so weit und so tief herausschneiden, als der zurückgespritzte Tropfen, der ja ebenfalls nicht צלי אש ist, nach gewissenhafter Schätzung in das Fleisch eingedrungen sein mochte, und das Herausgeschnittene laut vor. Anm. verbrennen.",
+ "so greife man die Stelle heraus. sofern das Mehl heiss genug war, um den hineingefallenen Tropfen gar zu machen. Aus dem in vor. Anm. angedeuteten Grunde darf dasselbe, so weit der Saft sich darin verbreitet hat, nicht gegessen werden; man muss es sogar (nach Raschi) wegen des einen Tropfens vom Safte des Pesach, mit welchem es durchtränkt ist, gleich ungeniessbar gewordenem Opferfleisch verbrennen (nach Maim. Hil. K. P. VIII 13 kann es weggeworfen werden)."
+ ],
+ [
+ "Hat man es mit Öl von Teruma. von demjenigen Teil des Ernteertrages, welcher als Priesterhebe abgesondert wurde und nur von Kohanim oder ihren Angehörigen gegessen werden darf.",
+ "wenn es eine Genossenschaft. Genossenschaft, חבורה heisst die Vereinigung der an einem Pesachopfer beteiligten Personen (s. Einl. Abs. 2); die Mitglieder derselben heissen בני החבורה Genossen.",
+ "wenn aber von Israeliten. Nichtpriestern.",
+ "es abspülen. um das an der Oberfläche haftende Öl, das dem Nichtpriester verboten ist, gehörig zu beseitigen.",
+ "das Äussere abschälen. weil warmes Fleisch das Öl einsaugt.",
+ "Hat man es mit Öl von zweitem Zehnt. Nachdem man vom Ertrag der Ernte die Teruma für den Priester und den ersten Zehent für die Leviten ausgeschieden, muss man auch noch einen zweiten Zehnt absondern, welcher eine gewisse Heiligkeit besitzt und nur innerhalb der Mauern Jerusalems verzehrt werden darf Wer die dazu erforderliche Zeit seinem Hause nicht fernbleiben mag, ist genötigt denselben an Bewohner der heiligen Stadt zu verschenken, [vgl. Raschi zu Baba M. 26a oben u. d. W. מעשר. Nach Bart. מעשר שני I 1 ist auch das nicht zulässig und nur Gäste dazu einzuladen gestattet; s. auch Jer. u. ר״ש daselbst. Maim. scheint die Ansicht Raschi’s zu teilen ]. Vor kauft darf zweiter Zehnt nicht werden; wohl aber kann man ihn ausserhalb Jerusalems gegen Geld auslösen, wodurch er seine Heiligkeit, die sofort auf das Geld übergeht, verliert und ein Gegenstand der freien Verfügung wird, den der Eigentümer nach Belieben verkaufen darf. Das Lösegeld muss man in der heiligen Stadt auf Nahrungsmittel ausgeben, auf die sich dann die Heiligkeit des zweiten Zehnt überträgt, die daher in Jerusalem vom Besitzer verzehrt oder verschenkt werden müssen, in keinem Falle aber verkauft werden dürfen. »Öl von zweitem Zehent« ist demnach sowohl solches Öl, welches man ursprünglich schon von den Erträgnissen der Ölernte abgesondert und in natura nach Jerusalem gebracht hat, als auch solches, welches erst nachträglich von etwaigem Lösegelde in der heiligen Stadt gekauft wurde.",
+ "kann man es den Genossen nicht in Rechnung stellen. Wörtlich: zu Geld machen.",
+ "denn man darf zweiten Zehnt in Jerusalem nicht auslösen. Die Begründung ist auf den ersten Blick unverständlich. Wenn für das Öl Bezahlung gefordert wird, so kann doch höchstens von Verkauf die Rede sein, aber nicht von Auslösung; das Öl verliert ja dadurch seine Heiligkeit nicht! In der Tat lesen einige Hndschr. מוכרין statt פודין. Aber schon Jer. bekundet, dass unsere Lesart die richtige ist. Was hätte auch sonst בירושלים für einen Sinn? Verkaufen darf man ja zweiten Zehnt nirgends, auch nicht ausserhalb Jerusalems! Um so auffallender ist, dass Bart., der richtig פודין’ liest, dieses Wort mit מוכרין erklärt, als ob beide Begriffe sich deckten. Nach den Ausführungen jedoch, die wir in vor. Anm. vorausgeschickt haben, ebnen sich alle Schwierigkeiten von selbst. Die Mischna will zeigen, wie es keine Möglichkeit gibt, das Öl den Genossen anzurechnen. Sie setzt dabei als bekannt voraus, dass man zweiten Zehnt nicht verkaufen darf. Beginnt doch gleich der erste Satz im Traktat מעשר שני mit diesem Verbot! Noch gibt es aber einen Ausweg. Ein pfiffiger Kauz könnte auf den Gedanken kommen, das Öl, um nur nichts schenken zu müssen, gegen einen entsprechenden Geldbetrag auszulösen und es sich nachher von den Genossen bezahlen zu lassen. In Jerusalem ist indessen auch dieser Ausweg versperrt: »denn man darf zweiten Zehnt in Jerusalem nicht auslösen.«"
+ ],
+ [
+ "Fünf Dinge werden in Unreinheit dargebracht. Wenn die Gesammtheit der zur Verfügung stehenden Priester ] oder der ganze Vorrat an geeigneten Opfergeräten unmittelbar oder mittelbar durch eine Leiche unrein geworden (4. B. M. 19, 14—16), so werden zwar alle Opfer, die an keine bestimmte Zeit gebunden sind, bis zur wiederhergestellten Reinheit aufgeschoben, diejenigen aber, für welche der Tag der Darbringung festgesetzt ist, und welche daher selbst am Sabbat nicht unterbleiben, nicht allein trotz dieser Unreinheit vollzogen, sondern sogar in solcher Unreinheit; d h. es können auch unreine Geräte zur Verwendung kommen, wenn die Priester, und es können unreine Priester dabei ihres Amtes walten, wenn die Geräte mit einer durch eine Leiche verursachten Unreinheit (טומאת מת) behaftet sind. Was die anderen Arten der Unreinheit betrifft, so hat jede derselben, sie habe welchen Namen. sie wolle, für den infizierten Menschen — ob Laie oder Priester — unter allen Umständen und ohne Ausnahme den unbedingten Ausschluss vom Heiligtum sowie den unbedingten Ausschluss von jeglicher Opferhandlung zur unausbleiblichen Folge. Und wären alle dienstfähigen Priester mit einer solchen Unreinheit behaftet, so müssten sämtliche Opfer, auch die öffentlichen, bis zur wiedererlangten Reinheit unterbleiben. Anders wenn solche Unreinheit auf den Opfergeräten lastet. In diesem Falle werden die unaufschiebbaren Opfer trotz dieser Unreinheit dargebracht, aber dennoch nicht in Unreinheit; es dürfen vielmehr nur reine Priester den Dienst verrichten Dieselben werden ja durch Berührung der Opfergeräte nicht verunreinigt, da Menschen nach K. I, Anm. 26 nur für die primäre Übertragung empfänglich sind, unter den in Betracht kommenden Geräten aber kein einziges anders als durch טומאת מת zu einem Infektionsherd (אב הט ומאה das. Anm. 29) werden kann. [Wenn also Maim in Hil. Biat Hamikdasch IV 12 היו כלי השרת טמאים למת sagt, so kann er למת nur mit Rücksicht auf den Nachsatz ויתעסקו בו הטמאים והטהורים כאחד hinzugefügt haben; der Hauptsatz הרי זה יעשה בטומאה aber setzt keineswegs eine טומאת מת voraus, wie aus Babli Pesachim 79a נטמאת הסכין בטומאת שרץ …. טהורים עבדי klar hervorgeht.] Dagegen gibt es eine Möglichkeit auf anderm Wege אב הטומאה zu werden für die Priestergewänder, zwar nicht für alle, aber doch für diejenigen unter ihnen — und das sind die meisten — die aus weissen Stoffen gemacht sind — ich meine den Aussatz (נגעי בגדים 3. B. M. 13, 47—59). [אבל טומאת מדרס אפשר דלא שייך בבגדי כהונה ויש לי בזה אריכות דברים אבל אין כאן מקומן].",
+ "aber nicht in Unreinheit gegessen. Von all den Opfern, welche laut vor. Anm. auch in Unreinheit vollzogen werden, sind die meisten Ganzopfer, die überhaupt nicht gegessen werden. Ausser dem Pesach, von welchem am Schluss der Mischna gesprochen wird, gibt es unter ihnen nur fünf, von denen nach Darbringung gewisser Opferteile der Rest gegessen wird Dieselben werden hier aufgezählt. Ihre »Reste« dürfen im Gegensatz zum Pesach (s. Anm. 29) nur sofern sie rein sind und auch dann nur von reinen Priestern gegessen werden. Der auf den ersten Blick an dieser Stelle überflüssige Zusatz בטומאה ist aus zwei Gründen nötig. Erstens wegen der Zahl חמשה. Der דברים הבאים בטומאה ואינם נאכלים gibt es mehr, aber nur fünf, die blos בטומאה nicht gegessen werden. Zweitens, weil sonst der Irrtum entstehen könnte, dass von einem in Unreinheit dargebrachten Opfertier das Fleisch auch dann nicht gegessen werden darf, wenn dieses rein geblieben. Es ist sehr wohl denkbar, dass sämtliche dienstfähigen Priester unrein sind, mithin das Blut und das Fett des Opfers in Unreinheit dargebracht werden musste, dennoch aber das Fleisch nicht unrein geworden und daher gegessen werden darf; denn einerseits kann das Schlachten, Abhäuten und Zergliedern des Opfers auch durch Laien geschehen, sodass die unreinen Priester mit dem Fleische desselben nicht einmal in mittelbare Berührung zu kommen brauchen, andererseits dürfen auch mit Leibesfehlern behaftete und somit dienstuntaugliche Priester (3. B. M. 21, 16—21), sofern sie nur rein sind, Opferfleisch essen (das. 22). [.]",
+ "Das Omer und die beiden Brote. 3. B. M. 23, 9—11 und 15—17. Das ‘Omer war das jährliche Erstlingsopfer von der Gerste, die beiden Brote waren das jährliche Erstlingsopfer vom Weizen; jenes wurde gemäß der pharisäischen Tradition am 16. Nisan, dieses 49 Tage später am Wochenfeste dargebracht. Vom ‘Omer wurde ein Teil auf dem Altar verbrannt, der Rest von den Priestern gegessen; von den beiden Broten durfte freilich, da dieselben nach der Vorschrift der Tora (das.) Chamesz waren, nichts auf den Altar getan werden (3. B. M. 2, 11—12), sie wurden vielmehr vollständig von den Kohanim verzehrt, aber erst dann, wenn vom Friedensopfer (Anm. 27), mit welchem sie zusammen dargebracht wurden, die Opferteile auf den Altar gekommen waren.",
+ "das innere Brot. Die zwölf sog. Schaubrote (2. B. M. 25, 30 und 3. B. M. 24, 5—9), welche wöchentlich vor Sabbat gebacken und am Sabbat, in zwei Reihen geordnet, nebst zwei Schalen voll Weihrauch auf den inneren Tisch שלחן הפנים (4. B. M. 4,7) des Heiligtums gestellt wurden, wo sie die ganze Woche hindurch lagen, um am nächsten Sabbat durch neue ersetzt zu werden. Der Weihrauch wurde als Opferteil verbrannt, das Brot selbst unter die Priester verteilt. Es ist das einzige Opferbrot, welches in das Innere des Heiligtums gelangte.",
+ "die öffentlichen Friedensopfer. Wie es unter den aus Mehl bereiteten Gemeindeopfern nur die drei hier angeführten gibt, von denen gegessen werden darf, so gibt es unter den öffentlichen Tieropfern nur die folgenden drei, deren Fleisch nicht dem Altarfeuer übergeben, sondern nach Darbringung der Opferteile (Blut und Fett) von Menschen verzehrt wird: Das Pesach, das Sündopfer der Fest- und Neumondstage (s. d. folg. Anm.) und die beiden Lämmer, welche am Wochenfeste zugleich mit den eben erwähnten zwei Broten als Friedensopfer dargebracht wurden (3. B. M. 23, 19—20).",
+ "und die Neumondsböcke. Das nach 4. B. M. 28, 15 an jedem Neumondstage aus öffentlichen Mitteln für die Gemeinde darzubringende Sündopfer. Ein solches wird aber in demselben Kapitel (Vv. 22, 24, 30) und im folgenden (Vv. 5, 11, 16, 19, 22, 25, 28, 31, 34, 38) auch für die übrigen Feste des Jahres angeordnet. Man sollte daher zu ושעירי ראשי חדשים den Zusatz ושל מועדות erwarten. Vielleicht sind die Neumondstage der Kürze wegen aus der Reihe der übrigen Feste nur als Beispiel hervorgehoben, weil sie an der angeführten Bibelstelle den Reigen derselben eröffnen. So werden in Z’baḥim 9b u. 48b und M’naḥot 55b u. 92b die von den Fürsten Israels zur Einweihung des Altars geopferten Böcke (4. B. M. 7. Vv. 16, 22, 28, 34 etc.) als שעיר נחשון oder חטאת נחשון bezeichnet, weil dieser Fürst, wie Raschi erklärt, daselbst an erster Stelle genannt wird. Allerdings könnte dort der allgemeine Ausdruck שעירי הנשיאים zu dem Missverständnis führen, es wäre das im 3. B. M. 4, 22—26 vorgeschriebene Opfer gemeint, während hier, parallel der vorangehenden Benennung זבחי שלמי צבור, die Bezeichnung חטאות הצבור besser am Platze schiene, zumal nach der Definition in Z’baḥim V, 3: חדשים ושל מועדות אלו הן חטאות הצבור שעירי ראשי. In Wahrheit aber wäre dieser Ausdruck nicht präzis genug (ועיין רש״י זבחים נ״ב ע״ב בפי׳ המשכה), denn er könnte auch auf das im 3. B. M. das. 13—21 erwähnte Sündopfer bezogen werden, welches in M’naḥot IX 7 zu den קרבנות הצבור gezählt, jedoch weder gegessen, noch in Unreinheit dargebracht wird. Ja sogar die genauere Bezeichnung שעירי חטאות הצבור könnte noch im Hinblick auf 4. B. M. 15, 24 zu einer falschen Auffassung verleiten. Nach all dem ist es nicht unmöglich, dass der vermisste Zusatz ושל מועדות mit Absicht weggelassen ist, weil derselbe auch den nach 3. B. M. 16, 9 am Versöhnungstage zu opfernden Bock einschliessen würde; dieser gehört indessen nicht zu den hier aufgezählten fünf Opferarten, denn er wird zwar auch in Unreinheit geopfert, aber niemals gegessen. In Sch’bu’ot I,4 steht שעירי הרגלים ושעירי ראשי חדשים, weil dort R. Simon zwischen beiden unterscheidet.",
+ "wird in Unreinheit gegessen. Gleichviel ob das Pesach bei der Opferung unrein geworden oder nicht, dürfen nicht allein reine, sondern auch unreine Personen Abends von seinem Fleische essen. Sonst ist der Genuss unreinen Opferfleisches streng verboten; noch schwerer aber ist die Sünde, wenn unreine Personen Opferfleisch gemessen.",
+ "denn es wird von Anfang an nur zum Genusse dargebracht. Der Hauptzweck des Pesach ist nicht die Opferhandlung, sondern das Opfermahl; vgl. die folg. Mischna."
+ ],
+ [
+ "Ist das Fleisch unrein geworden. Die Rede ist vom Pesachopfer, aber nicht mehr von dem in Unreinheit dargebrachten (dessen Blut auf alle Fälle gesprengt wird), sondern von einem durch Zufall verunreinigten. Die Mischna knüpft hier nur an den Schlusssatz der vorigen an, um denselben durch ein Beispiel zu beleuchten. Der Gedanke, dass die eigentliche Bedeutung des Pesach im Opfermahle gipfelt, findet beredten Ausdruck in der Vorschrift, das Blut nicht zu sprengen und somit das Opfer für untauglich zu erklären, sobald das Fleisch unrein und dadurch ungeniessbar geworden, während es sonst genügt, wenn nur das auf dem Altar zu verbrennende Fett rein geblieben.",
+ "so sprengt man das Blut nicht. und bringt auch das Fett nicht auf den Altar, lässt vielmehr ein neues Pesach darbringen.",
+ "so sprengt man das Blut. und das Fleisch wird Abends verzehrt, obschon das Fett nicht geopfert werden konnte.",
+ "Bei den übrigen Opfern. Da das Pesach zu den Opfern gehört, dürfte die Gegenüberstellung von פסח und מוקרשין (hier und M. 12, desgl. 1 הפסח שנתערב בזבחים IX 8, פסח וקדשים VIII 8 u. Ḥullin 12a oben) Befremden erregen. Dem Kundigen fällt es kaum auf. Schon in der heil. Schrift findet man בישראל ובאדם (Jer. 32, 20) u. ä., im Gebetbuch בין ישראל לעמים u. dgl.; im Talmud ist die Verbindung solcher Begriffe, von denen der eine den andern umschliesst, unter Weglassung des Wörtchens שאר fast die Regel. Hier nur wenige Beispiele: את הראש ואת האברים (Joma III 4), בירושלים — בהר הבית (Sch’ḳalim VII 2. Dagegen ebend. בשעת הרגל מעשר ובשאר ימות השנה חולין, ebenso in dem Zitat Babli P’saḥim 7a, umgekehrt aber in Baba M. 26a: בשאר ימות השנה חולין בשעת הרגל מעשר, eine Wortstellung, bei welcher der Zusatz בשאר nöthig ist, weil der umfassendere Begriff vorangeht; vgl. שאר ירקות—מרור P’saḥim X 4), הכהנים והעם (Joma VI 2 u. Ta‘anijot IV, 5) חטאת — קרבנות (Nazir VI 10) u. a. m. Vielleicht gehört hierher auch כתנים לויים וישראלים (Ḳidduschin IV 1) und die stehende Redensart דברי ר׳ פלוני וחכמים אומרים.",
+ "sprengt man das Blut. Desgleichen kann das Blut gesprengt werden und folglich der Opferzweck als erfüllt gelten, wenn das Fett unrein geworden und daher dem Altar nicht zugewendet werden durfte, sofern nur das Fleisch rein geblieben. Ist beides unrein geworden, so wird das Blut nur gesprengt, wenn es sich um ein öffentliches Opfer (mit Ausnahme des Pesach) handelt."
+ ],
+ [
+ "Ist die Gemeinde oder ihre Mehrheit unrein geworden. Das Verhältnis der Reinen zu den Unreinen kann natürlich nicht durch eine genaue Volkszählung ermittelt werden, denn eine solche müsste schon Tage vorher abgeschlossen sein, wenn das Ergebnis am 14. Nisan festgestellt werden soll, und würde daher den Zweck derselben eher beeinträchtigen als fördern, da doch inzwischen ohne Zweifel noch mehr Personen durch Leichen (s. Anm. 23) unrein geworden. Es werden vielmehr die Bevollmächtigten, die das Pesach im Namen ihrer Tischgenossen darbrachten, und von denen mancher eine Gesellschaft von 20 Personen und darüber vertrat, kurz bevor sich die Pforten der Opferhalle vor der ersten Gruppe öffnen (K. V, M. 5), einander gegenübergestellt, wonach sofort - meist auf den ersten Blick, in zweifelhaften Fällen durch Auszählung — entschieden wird, ob die Zahl der Reinen oder die der Unreinen überwiegt.",
+ "so wird es in Unreinheit bereitet. Es dürfen, obwohl reine Priester in genügender Zahl zu Gebote stehen, auch Unreine an den Opferhandlungen sich beteiligen, wenn die Mehrheit der Gemeinde unrein ist, und es dürfen, obgleich die Mehrheit der Gemeinde rein ist, auch Unreine am Opfermahl teilnehmen, sofern die Priester unrein sind. Sind die Opfergeräte mit einer durch eine Leiche verursachten Unreinheit behaftet, so sind auch unreine Personen sowohl zu den Opferhandlungen als zum Opfermahle zuzulassen; denn da Geräte nur für primäre Übertragung empfänglich sind (K. I, Anm. 26), die in Rede stehenden aber hierbei eine Abschwächung des Unreinheitsgrades nicht erleiden (das. Anm. 33), würden ja notwendig durch die Handhabung derselben auch reine Personen noch vor der Opferhandlung unrein, so dass es auf genau dasselbe herauskommt, ob die Priester oder die Geräte in der angegebenen Weise verunreinigt sind. Ist es dagegen eine andere Art der Unreinheit, die auf den Opfergeräten lastet, so dürfen, wie schon oben (Anm. 23) auseinandergesetzt wurde, nur reine Personen den Dienst verrichten; die Frage aber, ob wenigstens am Opfermahle auch Unreine sich beteiligen dürfen, ist Gegenstand eines Meinungsstreites im Babli z. St. [wo statt בטמא מת entweder במת (nach ילקוט פ׳ צו ס״ס תצ״ט und סמ״ג מ״ע ס״ס רכ״ד) oder, entsprechend dem Gegensatze בטומאת שרץ, vielleicht בטומאת מת zu lesen ist, die Worte aber דרחמנא אמר בחלל חרב חרב הרי הוא כחלל ganz zu streichen sind. עיין רמב״ם פ״ג מהל׳ ביאת מקדש הט״ו ובפי׳ ר״ש בריש מס׳ אהילות שהובא במשנה למלך פ״ה מהל׳ טומאת מת ה״ג בד״ה ודע ומבואר שם יפה אלא שנעלם מעיניו סוגיא דידן ואי״ה ארחיב דברי בסוף הספר]. Ebenso gehen die Ansichten darüber auseinander, ob die Unreinen, wenn sie an Zahl den Reinen gleich sind, das Pesach, weiches diese unstreitig in Reinheit bereiten müssen, ihrerseits in Unreinheit darbringen und verzehren, oder auf das zweite Pesach am 14. des nächsten Monats verwiesen werden, oder aber in diesem Jahre überhaupt kein Pesach feiern. — Statt יֵעָשֶֹה lesen einige יַעֲשֹוּ, was sachlich dasselbe ist.",
+ "so bereiten die Reinen das erste und die Unreinen bereiten das zweite. 4. B. M. 9, 6—11."
+ ],
+ [
+ "dass es. Es ist unklar, ob dieses Fürwort auf das Pesach oder auf das Blut hinweist [s. Raschi und Tosafoth z. St. ומדברי הירושלמי דקאמר מחגיתא בשנטמא משירד לאוירו של כלי אבל אם נטמא עד שהוא מלמעלן נעשה כמקבל מים אין הכרע דאיכא למימר אסיפא קאי הציץ מרצה על טומאת הדם ]. Maimonides bezieht es in seinem Kodex (Hil. Korban Pesaḥ IV 2), wohl infolge seiner Entscheidung daselbst (Hil. Tum’at Ochâlin X 16), dass Opferblut gar nicht unrein werden kann מזה כלום [ובהל׳ מעשה הקרבנות פ״ח ה״ט כשגגה שיצא מלפני השליט דוק ותשכח ועיין כ״מ ול״מ שלא הרגישו], auf jenes, in seinem Kommentar zu unserer Mischna dagegen, die ja in der mit מפני שאמרו eingeführten Begründung ausdrücklich von „Unreinheit des Blutes spricht [וצ״ע בבבלי פסחים ט״ז ע״ב אדמתיב ליה לרב משלש ברייהות ליתיביה ממתניתן], auf dieses. Ein Beweis indessen ist dieser Hinweis keineswegs. Die Begründung braucht durchaus nicht auf unsere Stelle ausgedehnt zu werden, kann sich vielmehr auf den nächsten Satz beschränken (s. Anm. 43). Umgekehrt glaube ich in dem Wörtchen שהוא selbst, um dessen Deutung es sich handelt, wenn auch nicht im genus, so doch im tempus desselben, eine Stütze dafür zu finden, dass es auf das Pesach sich bezieht. Auf das bereits gesprengte Blut bezogen, müsste es שהיה lauten („dass es unrein war“). Es scheint, dass ebenso wie die sechste an die vierte nun wieder die siebente an die fünfte Mischna anknüpft. Dort wurde gelehrt, dass das Blut des Pesach nicht gesprengt werden soll, wenn das Fleisch unrein geworden. Es muss also in diesem Falle von den Genossen ein neues Opfertier herbeigeschafft oder, wenn das nicht mehr möglich ist, im nächsten Monat ein „zweites Pesach“ dargebracht werden. Wie aber, wenn erst nach der Sprengung des Blutes entdeckt wird, dass das Fleisch schon vorher unrein gewesen? In diesem Falle, erfahren wir nun hier, haben die Genossen ihrer Pflicht genügt und sind daher, obgleich sie auf das Opfermahl verzichten müssen, zur Feier des zweiten Pesach weder verpflichtet noch befugt.",
+ "so sühnt die Priesterbinde. Der Stirnbinde des Hohenpriesters (2. B. M. 28, 36—38) wohnt nach dem Wortlaut der Schrift die Kraft inne, einen den Opfern anhaftenden Makel aufzuheben (ונשא אהרן את עון הקדשים) und ihnen dadurch das göttliche Wohlgefallen zu sichern (לרצון לחם — daher auch hier der Ausdruck מרצח; vgl. נדצה עוגה Jes. 40, 2), welches das angestrebte Ziel jeder Opferhandlung ist (vgl. 3. B. M. 1, 3; 22, 19—21 u. ö.). Diese Wirkung, welche sich nach der Überlieferung nur auf den Makel der Unreinheit erstreckt, äussert sich in verschiedener Weise: Sind es die für den Altar bestimmten Teile, die nachträglich als unrein erkannt wurden, so zeigt sie sich darin, dass das rein gebliebene Fleisch gegessen werden darf; hat sich dagegen nur dieses als unrein herausgestellt, so kommt sie dadurch zur Geltung, dass jene dem Altar zugewendet werden dürfen. In allen Fällen aber, selbst wenn beides unrein gewesen, hat sie zur Folge, dass das Opfer als vollzogen gilt und durch kein anderes ersetzt zu werden braucht. Dass jedoch das unrein gewordene Opferfleisch zum Genuss erlaubt sei, kann die Sühne nicht einmal beim Pesach bewirken, Es heisst zwar oben (M. 4), dass ein in Unreinheit dargebrachtes Pesach auch in Unreinheit gegessen wird; das gilt aber nur von einem solchen, das die ganze Gemeinde in Unreinheit darbringt, während hier von Einzelnen blos die Rede ist. — מרצה ist als Hif‘il nicht als Pi‘el zu lesen, denn das Passiv lautet הורצה (Tosefta Z’baḥim IV g. A. u. ö., Babli das. 45b u. ö.)",
+ "dass die Person. eines Teilhabers.",
+ "so sühnt die Priesterbinde nicht. Er wird vielmehr auf das zweite Pesach verwiesen. Ist er aber erst nach der Sprengung unrein geworden, so feiert er — obschon vom Opfermahle ausgeschlossen — das zweite Pesach nicht. Demnach ist נטמא הגוף dem vorangehenden ואחר כך נודע zwar syntaktisch beigeordnet, logisch aber untergeordnet. Es müsste eigentlich שנטמא הגוף heissen.",
+ "nicht aber sühnt die Priesterbinde die Unreinheit der Person. In der Tosefta lautet dieser Satz, welcher nach Maim. z. St. aus einer Zeit stammt, die noch hinter der des Jose b. Jo‘ezer (st. vor dem Makkabäerkriege) weit zurückliegt, ausführlicher: כל קרבנוח הצבור והיחיד הציץ מרצה על טומאת הדם ועל טומאת הגוף חוץ מנזיר ועושה פסח שמרצה על טומאת הדם ואין מרצה על טומאת הגוף (P’saḥim VI u. N’zirut VI). Wir sehen hier den Nachdruck auf die Unreinheit der Person gelegt, die des Blutes aber, für welche ja keine Ausnahme besteht, nur so nebenbei angeführt, und gewinnen dadurch einen Anhalt, um die Betonung von גזיר ועושה פסח in der Mischna zu verstehen. Bei allen anderen Opfern kommt es auf die Reinheit des Darbringers nicht sehr an, wenn nur diejenigen nicht unrein waren, welche die Opferhandlungen vornahmen. Nicht so beim Pesach und dem Naziropfer. Von jenem wissen wir bereits aus K. V, M. 3 (s. das. Anm. 12—13), dass es untauglich ist und daher verbrannt werden muss, wenn es für Unreine geschlachtet wurde []; dasselbe gilt von einem Pesach, dessen Inhaber erst nach dem Schlachten, aber vor der Sprengung des Blutes sämtlich unrein geworden. In beiden Fällen wird das Opferblut weggegossen, das Fett nicht dargebracht, das Fleisch nicht gegessen, und die Teilhaber müssen im nächsten Monat das Pesach auf’s Neue bereiten. Genau dieselben Bestimmungen finden entsprechende Anwendung auf den Nazir (4. B. M. 6, 1—21). Wenn sich herausstellt, dass er zur Zeit, als er die vorgeschriebenen Opfer (das. 13—15) darbrachte, mit einer durch eine Leiche herbeigeführten Unreinheit behaftet war, sind dieselben ebenfalls untauglich [ ]. Weder dürfen die für den Altar bestimmten Teile demselben zugewendet, noch die übrigen gegessen werden; er selbst aber muss nach wiedererlangter Reinheit sein Gelübde auf’s Neue erfüllen (das. 9—12) und dann dieselben Opfer noch einmal darbringen. Ähnlich verhält es sieb, wenn er auch nur einen Augenblick vor Sprengung des Opferblutes durch eine Leiche unrein geworden. Der Nazir ist nämlich auch nach Ablauf der in seinem Gelübde festgesetzten Zeit noch solange an dasselbe gebunden, bis am folgenden Tage wenigstens von einem seiner Opfer das Blut in gehöriger Weise gesprengt ist. Wird er vorher unrein, sind seine Opfer in dem eben erläuterten Sinne untauglich [] mit dem einzigen Unterschiede, dass er in diesem Falle nach wiedererlangter Reinheit nur dreissig Tage lang den Pflichten seines Gelübdes noch unterworfen ist. Wird er jedoch erst nachher unrein, so hat das weiter nichts auf sich, immer vorausgesetzt, dass kein Verstoß vorgekommen, der die Gültigkeit des Opfers beeinträchtigt, in welchem Falle dasselbe als nicht vollzogen angesehen werden müsste, was für ihn all die schlimmen Folgen nach sich zöge, welche seine Verunreinigung vor Darbringung desselben herbeigeführt hätte. Die Sprengung unreinen Blutes ist nun ein solcher Verstoss. Wurde indessen die Unreinheit erst nach erfolgter Sprengung entdeckt, so bewirkt die sühnende Kraft der Priesterbinde, dass das Opfer trotz des Versehens als tauglich gilt und die angeführten Folgen für den Nazir nicht mehr eintreten können, dieser vielmehr seines Gelübdes entbunden ist und fortan ohne Bedenken Leichen berühren darf.",
+ "Unreinheit des Abgrundes. Schulausdruck für Leichenteile oder auch ganze Leichen, welche allem Anscheine nach bisher menschlicher Kenntnis so verborgen waren wie die Untiefe oder der Meeresgrund. Das ist der Fall, wenn alle Umstände der Auffindung die Annahme rechtfertigen, dass vor ihrer Entdeckung ebenso wenig wie die Person, die dort arglos vorübergegangen und um deren in Frage gestellte Reinheit es sich jetzt handelt, auch kein anderer Mensch je eine Ahnung hatte von dem Verhandensein derselben an diesem Orte, z. B. wenn die Lage des Toten vermuten lässt, dass er nicht von Menschenhänden dort begraben, sondern durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Die immerhin seltsame Bezeichnung lässt darauf schliessen, dass auch dieser Satz aus älterer Zeit stammt und mithin den Schluss der Anführung bildet, obgleich er in unserer Mischna eine selbständige Stellung einnimmt. In der Tosefta folgt er unmittelbar auf die an der Spitze der vorigen Anmerkung wiedergegebenen Worte. Vielleicht hat derselbe ursprünglich in der Mischna zweimal gestanden, ist aber später vor מפני שאמרו von Abschreibern aus Versehen fortgelassen oder gar als verdächtige Wiederholung eigenmächtig gestrichen worden.",
+ "sühnt die Priesterbinde. Ist daher solche Unreinheit erst nach Sprengung des Blutes erkannt worden, so gelten die Opfer als gehörig vollzogen; desgleichen, wenn sie zwar schon vorher entdeckt, das Blut aber trotzdem, sei es aus Versehen, sei es mit Absicht, gesprengt wurde (כלשנא בתרא דמר בר רב אשי בפסחים פ״א: ). Von vornherein soll jedoch das Blut im letztern Falle nicht gesprengt werden; der Darbringende wird vielmehr, wenn es sich um das Pesach handelt, auf das zweite Pesach verwiesen, und wenn er ein Nazir ist, zu nochmaliger Erfüllung seines Gelübdes nach wiedererlangter Reinheit angehalten. [Tosefta a. a. O. ]."
+ ],
+ [
+ "so verbrennt man es Angesichts des Bira. Nach R. Simon b. Lakisch (Jer. z. St. u. Babli Z’baḥim 104b), der seine Ansicht auf 1. Chronik 29,19 stützt, wird der ganze Tempelberg mit dem Namen Bira bezeichnet; nach R. Johanan (ebend.), für dessen Auffassung wieder Nehemja 2, 8 (הבירה אשר לבית) zu sprechen scheint, versteht man darunter nur die Tempelburg (s. K. III Anm. 52 u. Josephus Ant. 15, 11, 4, nach welchem die Baris erst von den Makkabäern erbaut wurde).",
+ "mit dem Holze für den Altarherd. K. III Anm. 53. — Diese zunächst im Interesse der Mittellosen getroffene Anordnung wurde, um denselben das kränkende Gefühl einer Zurücksetzung zu ersparen, auch auf die Reichen ausgedehnt. Obgleich die öffentliche Verbrennung im Angesichte des Tempels eine Strafe war, durch welche die Unachtsamen beschämt werden sollten, wurde doch selbst bei dieser Gelegenheit auf das leicht verletzte Zartgefühl der Armen schonende Rücksicht genommen.",
+ "einen unrein gewordenen kleinern Teil und Übriggebliebenes. 2. B. M. 12, 10.",
+ "Engherzige. ציקן ist von צוק wie בישן von בוש gebildet. In der Bibel ist diese Form (Endung ân) bei Eigennamen ziemlich häufig (יקטן 1. B. M. 10, 25; זמרן יקשן מדין das. 25, 2; דישן חמדן אשבן יתרן בלהן זעון das. 36, 27—28), sonst aber recht selten (אבדן אלמן דרבן קרבן). Im Talmud ist das Verhältnis ein umgekehrtes. Bei Eigennamen äusserst selten — mir fällt augenblicklich blos נחמן ein, was vielleicht nur ein verkürztes נחמני (Neh. 7, 7) ist — begegnet uns diese Form dort sehr oft als nomen agentis, um eine Tätigkeit, die das Participium als vorübergehend hinstellt, als gewohnheitsmässig zu bezeichnen (גזלן דרשן שקדן ספדן סרבן קפדן u. v. a.), zuweilen auch wie in חורבן oder פורקן als nomen actionis. Selbst von Hauptwörtern werden solche Formen gebildet, z. B. לפתן מקבן צירן מאושכן (Bechorot VII); ja es hat sich diese Endung so eingebürgert, dass man sie auch in späterer Zeit zu Neubildungen benutzt hat (כעסן Heisssporn, עקשן Querkopf, קמצן Geizhals u. a. m.) und noch heute verwendet. Im Arabischen findet sich diese Wortform ebenfalls, u. z. als nomen agentis mit den Vokalen a od. o über dem ersten Stammbuchstaben, als nomen actionis auch mit i. In der Bibel hat dieselbe als nomen actionis gewöhnlich o an dieser Stelle (אָבְדָּן, קָרְבָּן), seltener a (קָֽרְבָן Ez. 40, 43 und אַבְדָּן Ester 9, 5), im Talmud ausschließlich o; es fragt sich nur, wie es sich in dieser Beziehung mit dem nomen agentis verhält. Der Volksmund hat sich entsprechend der Vokalisation von אַלְמָן (Jirm. 51, 5) und דָֽרְבָן (1. Sam. 13, 21) für die Aussprache mit Patach entschieden; im Jeruschalmi aber steht hinter dem ersten Stammbuchstaben meist ein Wâw als Lesemutter für o z. B. רוצענים (oben IV 7) רוצחנים (Sota IX 8, auch im Babli das. 47a unten u. 47b Mitte), בויישן (zu Kidduschin IV 1 zweimal und zu Synh. VI 9 dreimal) und so auch hier צוייקן (dreimal; im Mischnatext jedoch חציקנים). Bei גזלן schwankt die Schreibung (zu Kid. II 1 mit Wâw, zu Baba M. VI 3 ohne dasselbe, zu Baba K. I 1 und Synh. VIII 3 bald גוזלן, bald גזלן). רחמן (syr. מרחמן) wird ebenso wie סרבן stets ohne ו geschrieben, dagegen תורגמן und מתורגמן (syr. תרגמן) stets mit ו. Im vierten Segenspruche der T’fillat Jom hakkippurim beten wir כי אתה סולחן לישראל ומוחלן לשבטי ישורון, was natürlich nicht, wie ältere Ausgaben punktieren, םוֹלְחָן und מוֹחֲלן (ihr Verzeiher u. Vergeber), sondern םָלְחָן und מָחְלָן (od. מָחָֽלָן = moḥ°lân) auszusprechen ist. Nach alldem glaube ich, dass bei der in Rede stehenden Wortform der erste Stammbuchstabe mit kurzem o zu vokalisieren wäre, wenn sich dieselbe vom Part. Kal, in welchem dieses o lang ist, herleiten lässt (daher שָׁקְדָּנִים und דָּרְשָׁנִים Sota IX 15, קָפְדָּן Abot II 5, nicht aber קַפְדָּן, noch weniger קַפְּדָן), mit a dagegen und folgendem Dagesch, wenn sie vom Pi‘el gebildet ist (daher רַחֲמָן ,קַבְּלָן od. םָֽרְבָן ,רַחְמָן; vermutlich ist auch אלמן, obgleich das ל nicht verdoppelt erscheint, ebenso wie דרבן auf den Pi‘el zurückzuführen, da das Dagesch, sofern es sich nicht um die Buchstaben בגדכפת handelt, nach einer bekannten Regel gern ausfällt). Bei den aus Quadriliteris wie תרגפ geschaffenen Neubildungen dieser Art hat man zwischen a und o die Wahl. Die Denominativa sind nach denselben Grundsätzen zu vokalisieren, also לִפְתָּן (Rübekopf, v. לֶפֶת), מַקְּבָן (Hammerkopf, v. מַקָּב) u. ä."
+ ],
+ [
+ "wird sofort verbrannt. Das Fleisch des Pesach darf am Nachmittag des Vierzehnten die Mauern Jerusalems nicht verlassen, in der Nacht zum Fünfzehnten nicht einmal das Haus, in welchem es gegessen wird (2. B. M. 12, 46); ist es dennoch geschehen, so muss es ebenso wie unrein gewordenes verbrannt werden. Hier ist selbstverständlich vom Vierzehnten die Rede, sonst könnte das Fleisch nicht sofort vernichtet werden, da am Fünfzehnten, wie die folgende Mischna lehrt, Opferfleisch nicht verbrannt werden darf. — Zu יצא vgl. K. III Anm. 1.",
+ "Sind die Eigentümer unrein geworden oder gestorben. in welchem Falle das Fleisch nach Anm. 54 gleichfalls nicht gegessen werden darf.",
+ "so lässt man sein Aussehen verkommen und verbrennt es am Sechzehnten. Da am Fleische selbst kein Makel haftet, kann man es nicht ohne weiteres verbrennen, weil man Geweihtes, solange es seine Weihe nicht eingebüsst hat, nicht vernichten darf. Man muss es also zunächst dahin bringen, dass das Fleisch verdirbt oder wenigstens unansehnlich wird, worüber der Nachmittag sicher zu Ende geht, so dass die Verbrennung, da solche am Feiertage nicht zulässig ist, erst am Sechzehnten stattfinden kann. Im Jer. ist die Lesart תעובר צורתו ויצא לבית השרפה; s. auch דקדוקי סופרים z. St. — Die Form תעובר צורתו findet sich auch Mischna Z’baḥim VIII 4, ferner Jer. P’saḥim VI Ende u. Babli das. 34a u. b, 73b, 82b sowie M’naḥot 48a u. b wohl an die zehn Mal. Maimonides schreibt in seinem Kodex an allen diesen Stellen konsequent תעבור צורתו (Bet habbeḥira II 14, T’midim umusafim VIII 16 u. P’sule hammokdaschin IV 26, VI 19—20, XIX 2—4). In der Tosefta schwankt die Lesart zwischen תעובר (P’saḥim IX Mitte u. Z’baḥim I g. A.), תעבר (das. IV Anf., VII g. A. und VIII Mitte, M’naḥot VI g. E. und P’saḥim VI Mitte), תיעבר (Z’baḥim VIII Mitte); die Zuckermandel’sche Ausgabe hat an diesen Stellen 5 Mal (S. 165 Z. 19—20, S. 171 Z. 14, S. 479 Z. 18, S. 484 Z. 32) תעיבר(?) 3 Mal תעבר (S. 489 Z. 29, S. 492 Z. 3, S. 520 Z. 37) und 1 Mal תיעבר (S. 492 Z. 5). In Babli B’rachot 40b wie an der Parallelstelle Baba B. 95b unten lesen wir תבשיל שעברה צורתו , ebenso Tosefta T’rumot IX g. E. (ed. Zuck. S. 42 Z. 3 jedoch שעיברה); wo der Ausdruck aber in hierologischem Sinne gebraucht wird, hat Babli durchweg statt des Kal die Pu‘alform, eine Lesart, welche durch das an den oben aus Babli P’saḥim angeführten Stellen oft wiederholte Substantiv עיבור צורה gesichert ist. Es scheint also, dass man es nicht der Zeit überliess, das frische Aussehen der Gegenstände zu verändern, sondern bemüht war, diesen Prozess künstlich zu fördern. In der Tat finden wir, dass man gewisse untauglich gewordene Vogelopfer zu diesem Zwecke in ein Loch warf, das sich an der Westseite der zum äussern Altar führenden schiefen Ebene befand; vgl. Mischna Tamid III 3 mit Tosefta Z’baḥim VII g. A. (S. 489 Z. 27f). Vielleicht wurde auch anderes Opferfleisch und Opferbrot, das unbrauchbar geworden und doch nicht sofort verbrannt werden durfte, in ähnlicher Weise behandelt, damit es schneller verdürbe.",
+ "Auch dieses wird sofort verbrannt. Nach der einen Auffassung im Babli z. St. selbst wenn die Eigentümer erst nach der Opferung unrein geworden oder gestorben sind; nach einer andern Erklärung dagegen nur dann, wenn der Tod oder die Unreinheit noch vor der Sprengung des Blutes eintrat, weil nun infolge der gesetzwidrigen Opferung am Fleische selbst ein Makel haftet.",
+ "da es keine Verzehrer hat. da kein Unbeteiligter (K. V, Anm. 10) an Stelle der unreinen oder verstorbenen Teilhaber vom Pesach essen darf (s. K. VIII Anm. 2)."
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+ "Die Knochen. deren Mark geniessbar ist, aber nicht gegessen werden kann, weil man die Knochen des Pesach nach 2. B. M. 12, 46 nicht öffnen darf. Marklose Knochen werden überhaupt nicht verbrannt, sondern wie alles Ungeniessbare weggeworfen [Maimonides spricht in Hil. P’sulê hammokdaschin XIX 9 nicht von marklosen, sondern von markleeren Knochen].",
+ "die Sehnen. die man essen kann, aber aus religiösen, in der Tora nicht begründeten Bedenken nicht essen mag. Von der Tora verbotene Sehnen werden ebenso wie die ungeniessbaren einfach weggeworfen.",
+ "und das Übriggebliebene. was von den geniessbaren und erlaubten Teilen des Pesach bis Mitternacht nicht verzehrt wurde.",
+ "werden am Sechzehnten verbrannt. 2. B. M. 12, 10.",
+ "weil sie weder den Sabbat noch den Feiertag verdrängen. Verbrennen gehört zu den am Sabbat verbotenen Handlungen und ist auch am Feiertage nur zum Zwecke der Speisebereitung gestattet. Nun gilt es allerdings als Regel, dass Gebote die ihnen entgegenstehenden Verbote zurückdrängen; hier indessen trifft diese Regel nicht zu."
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+ "wird vom zarten Böcklein gegessen. Dieser Satz kann verschieden aufgefasst werden. Man kann ihn als Einleitung zur zweiten Hälfte der Mischna betrachten; Alles was am alten Ochsen geniessbar ist, darf auch vom Pesach gegessen werden, selbst Knorpel und Knochenenden; wer aber einen Knochen zerbricht, also auch derjenige, der einen Knochen zerbeisst, den man eben nur bei einem so zarten Lämmchen, nicht aber bei einem ältern Tiere essen kann, ist strafbar. (Maimonides Hil. Korban Pesaḥ X 9). Man kann ihn aber auch als Ergänzung der vorigen Mischna auffassen, in welcher mit dem Worte נותר auf das Verbot in 2. B. M. 12, 10 hingedeutet wurde: Nur solche Teile des Pesach muss man essen, die auch am ältesten Ochsen geniessbar sind, auch Knorpel u. dgl.; Knochen aber und Sehnen unterliegen dem Verbot des „Übriglassens“ nicht, obschon sie im vorliegenden Falle genießbar sind (R. Abraham b. Dawid das.). Nach einer dritten, von Raschi herrührenden und von R. ‘Obadja adoptierten Erklärung, laut welcher dieser Satz lehren will, dass man der Vorschrift nicht genügt, wenn man vom Pesach nur solche Teile isst, die bei älteren Tieren ungeniessbar sind, fügt sich derselbe minder gut in den Zusammenhang; sein eigentlicher Platz wäre vielmehr VIII 3—4.",
+ "auch die Enden der Schulterblätter. כנפים sind nach Maimuni’s Mischnakommentar die Gelenkbänder, welche die Knochen mit einander verbinden. Er scheint das Wort vom Verbum כנף abgeleitet zu haben, welches in Targum u. Talmud ziemlich oft in dem Sinne von Vereinigen gebraucht wird. Ein Substantiv כנף kommt aber in dieser Bedeutung nicht vor. Auch muss Maimonides selbst diese Erklärung später verworfen haben, da er in seinem Kodex (s. d. vor. Anm.) die Stelle so auffasst, dass sie sich auf das Verbot in 2. B. M. 12, 46 E. bezieht, dieses Verbot aber, wie Maim. das. § 5 ausdrücklich bemerkt, sich auf Sehnen und Bänder nicht erstreckt. Gewöhnlich bezeichnet כנפים die Flügel des Vogels, zuweilen auch die Arme und Hände des Menschen [מקבלין מקריבין) לכנפים ואחר כד מקבלין (מלמדין) לטהרות ) Tos. Demoi II g. Mitte (ed. Zuck. S. 48 Z. 6), Jer. das. II 3 und Babli B’chorot 30b; ebenso das gleichbedeutende אגפים in חברותיה נושאות אותה באגפיה Sabbat 129a]; auf die Vorderfüsse der Säugetiere wird wohl der Ausdruck ידיפ, aber meines Wissens weder כנפים noch אגפים angewendet. Auch ist nicht einzusehen, warum grade die Enden der Vorder- und nicht auch die der Hinterfüsse? Ich vermute, dass כנפים, auch sonst auf Flügelartiges übertragen (vgl. Kêlim XI 6 u. XIV 4—6), hier die Schulterblätter bedeutet, welche sowohl ihrer Form als ihrer Lage nach am ehesten als „Flügel“ bezeichnet werden können.",
+ "und die Knorpel. חסחוס (im Syr. auch חסום) ist eine Palpelform des Stammes חס, der ursprünglich das Zarte, Weiche bezeichnet, in der Bibel aber nur in der übertragenen Bedeutung schonender Milde und Zärtlichkeit vorkommt.",
+ "wird mit vierzig Geisselhieben bestraft. auf Grund des Verbotes in 2. B. M. 12, 46 und 4. B. M. 9, 12.",
+ "wer aber vom reinen. geschweige denn vom unreinen, selbst wenn es in Unreinheit dargebracht wurde und daher gegessen wird (oben Mischna 4).",
+ "übriglässt oder am unreinen. sofern es von vornherein in Unreinheit geopfert wurde.",
+ "erleidet die vierzig Geisselhiebe nicht. Es ist zwar 2. B. M. 12, 10 verboten vom Pesach etwas Geniessbares übrig zu lassen, die Übertretung wird aber aus zwei Gründen nicht bestraft: 1. weil sie nicht in einer Handlung, sondern in einer Unterlassung besteht (לאו שאין בו מעשה); 2. weil sie durch Erfüllung des daselbst unmittelbar folgenden Gebots, das Übriggebliebene zu verbrennen, wieder gut gemacht werden kann (מצות לא תעשה שיש בה קום עשה Ḥullin XII 4, oder nach späterer Terminologie לאו הניתק לעשה). Das Verbot ferner, einen Knochen des Pesach zu zerbrechen, beschränkt sich nach der Überlieferung auf die in Reinheit dargebrachten Opfer dieser Art. Ist ein solches später unrein oder sonst unbrauchbar geworden, so ist die Frage, ob ein Verstoss gegen das in Rede stehende Verbot strafbar ist, Gegenstand einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Tannaim R. Jakob und R. Simon in der Tosefta (P’saḥim VI g. E., ed. Zuck. S. 165 Z. 24f; s. auch Babli 83a u. Jer. ed. Wien VII 10 S. 27a, ed. Kr. VII 9 S. 35a פתר לה כר׳ יעקב und später סבר שמואל כר׳ יעקב). Von den Amoraim bejaht R. Abun im Jer. z. St. diese Frage schlechthin, während Abaje sie im Babli z. St. zu verneinen scheint. Maimonides entscheidet dieselbe in bejahendem Sinne (Hil. Korban Pesab X 6)."
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+ "Wenn ein Glied zum Teil hinausragt. aus der Mauer Jerusalems bzw. dem Raume, in welchem das Pesach gegessen wird; vgl. Anm. 50. In Sifra (zu 3. B. M. 7, 19; ed. Weiss S. 37c) lautet zwar das Zitat: מכן אמרו אבר שיצא חוץ לחומה בפסחים חותך ער שמגיע לעצם וקולף עד שמגיע לפרק ומתירו מן הפרק וחותך ובמוקדשים חותר בקופיץ וכו׳ ; dort erfordert aber die Wortstellung, in welcher sich אבר שיצא nicht nur auf בפסחים, sondern auch auf במוקדשים bezieht, den Zusatz חוץ לחומה, während derselbe hier nicht so sehr am Platze ist, da die Umgebung, in der unsere Mischna steht, darauf schliessen lässt, dass es sich schon um die häusliche Feier in der Nacht zum Fünfzehnten handelt.",
+ "wo man durchschneidet. Opferfleisch, welches die ihm vom Gesetz angewiesenen Schranken verlassen hat ( בשר שיצא חוץ למחיצתו), darf nicht gegessen werden. Diese Schranken sind: 1. für alle Opfer die Mauern Jerusalems, 2. für solche von höherer Heiligkeit die Mauern des Tempels, 3. für das Pesach in der Nacht zum Fünfzehnten das Haus, in welchem es von den Festgenossen verzehrt werden soll. Befand sich ein Stück teils inner- und teils ausserhalb der Schranke, so ist nur der hinausragende Teil verboten, der daher abgeschnitten und verbrannt werden muss, der Rest ist zum Genusse erlaubt. War es nun irgend ein Glied des Pesach, das ein wenig hinausragte, so kann man den verbotenen Teil nicht einfach weghauen, weil nach 2. B. M. 12, 46 die Knochen nicht verletzt werden dürfen. Man mache daher an der Grenzlinie zwischen dem Gestatteten und dem Verbotenen einen Einschnitt in das Fleisch rings um den Knochen, löse das erlaubte Fleisch so ab, dass der Knochen bis zum Gelenk blosgelegt ist, schneide dort die Gelenkbänder durch, trenne den Knochen ab und verbrenne ihn mit dem an seinem Ende haftenden Fleische.",
+ "Bei den übrigen Opfern. s. Anm. 34.",
+ "haut man mit dem Hackmesser ab. Man entfernt den zu verbrennenden Teil, indem man ihn einfach abschneidet, wenn auch der Schnitt mitten durch den Knochen geht. קופיץ ist das gr. ϰοπίς.",
+ "Von der Schwelle. אגף, in Jer. z. St. konsequent אגוף geschrieben, ist weder Türflügel, wie Levy will, noch Schloss, wie Kohut meint, sondern die Oberschwelle. Nur so ist es zu verstehen, wenn im Jer. hier so oft von תחת האגוף gesprochen wird und im Babli die Frage erörtert wird, wie es denn mit dem אגף selbst zu halten ist, ob derselbe als innerhalb oder ausserhalb des Hauses liegend anzusehen sei? Demnach hängt das Wort weder mit גף (Flügel) noch mit גוף (schliessen) zusammen; es ist vielmehr von נגף (stossen, schlagen) abzuleiten, אַגָּף bezw. אגּוּף (vgl. אַבּוּב von נבוב) zu lesen und bezeichnet genau so wie משקוף (שקף = schlagen) zunächst wohl die innere Kante der Oberschwelle, auf welche die sich schliessende Thür stösst oder anschlägt (so in N’darim VII 5; s. Babli das. 56b) und in weiterm Sinne die Oberschwelle überhaupt. Für die Unterschwelle hat die Mischna den Ausdruck אסקופה (s. K. IX M. 2).",
+ "von der Schwelle auswärts wie aussen. Die Schwelle selbst und die ganze Thüröffnung werden bei den Thoren des Tempels mit Ausnahme des Nikanorthores dem Innern gleich geachtet, bei den Stadtthoren Jerusalems und ebenso (nach Maim. Hil. Korban Pesaḥ IX 1 — ואע״פ שאין ראיה לדבר זכר לדבר בנדרים פ״ז מ״ה) bei Privaträumen als aussen befindlich angesehen.",
+ "die Fenster und die Dicke der Mauer. die Oberfläche der Mauer oder etwaige Löcher in den Wänden, nicht aber die Dächer."
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+ "solange sie essen. damit sie deutlich gesondert erscheinen und kein Durcheinander entstehe, in welchem jemand aus Versehen von dem Pesach der andern Gruppe essen könnte, während man der Pflicht nur durch dasjenige Pesach genügt, an dem man sich seinen Anteil noch vor dem Schlachten gesichert hat (K. VIII Anm. 26; s. auch Anm. 2 das.). Da sich in alter Zeit die Tischgenossen nicht um eine Tafel gruppierten, jeder einzelne vielmehr, auf einem Ruhebette gelagert, sein eigenes Tischchen vor sich hatte, so konnte eine Trennung zweier Gesellschaften nur dadurch augenfällig bewirkt werden, dass sie sich gegenseitig den Rücken kehrten. Heute würden wir das Ziel einfacher dadurch erreichen, dass wir sie an zwei möglichst weit von einander entfernten Tafeln speisen lassen. — הילך ist zusammengezogen aus הי לכא.",
+ "der Kessel. in welchem das Wasser erwärmt wird, mit dem der Wein gemischt werden soll. In מיחם ist י wohl nur Lesemutter, nicht Stammbuchstabe. Das Wort ist wahrscheinlich von חם (warm) wie מֵצַר von צר gebildet und nicht von יחם wie מיטב von יטב, denn יחם scheint eher zu den ם״ו als zu den פ״י zu gehören.",
+ "and wenn der Diener. der am Pesach der einen Gesellschaft beteiligt ist, aber beide bedient.",
+ "sich erhebt um einzuschenken. der andern Gesellschaft die Becher zu füllen, während er einen Bissen im Munde hat. מזג, eigentl. mischen, steht wie das lat. misceo auch prägnant für mischend zurechtmachen, einschenken; daher מזג את הכוס = poculum miscere.",
+ "schliesst er den Mund. damit es nicht aussehe, als ässe er auch mit der andern Gesellschaft (שלא יראה אוכל משני פסחים Tosefta K. VI Ende.",
+ "und wendet das Gesicht zurück. nach seiner eigenen Gruppe hin.",
+ "Eine Neuvermählte mag während des Essens ihr Antlitz abwenden. wenn sie sich durch die Blicke der Tischgenossen belästigt fühlt; denn es ist ja klar, dass sie der Gaffer wegen der Gesellschaft den Rücken kehrt, nicht aber, um sich von derselben abzusondern und auszuschliessen. Vermuthlich ist auch hier wie in Joma VIII 1 (s. Babli das. 78b und K’ṭubot 4a) der Begriff כלה nicht auf die Hochzeitswoche beschränkt, sondern auf einen ganzen Monat nach der Heimführung auszudehnen."
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+ "sofern sie im Hause ihres Mannes ist. Am Nachmittage des 14. Nisan um die Zeit der Darbringung des Pesachopfers.",
+ "ihres Mannes essen. Vom Pesach dürfen nur diejenigen essen, die sich noch vor dem Schlachten des betreffenden Opfertieres in die Zahl seiner Teilhaber haben aufnehmen lassen [Z’baḥim V 8, ein Grundsatz, der sich merkwürdigerweise im Maimuni’s Kodex an mehreren Stellen vorausgesetzt, aber nirgends klar ausgesprochen findet; s. jedoch Anm. 6 u. K. IX Anm. 48]. Ist ein Teilnehmer das Haupt einer Familie, so gelten seine Hausgenossen stillschweigend als mitbeteiligt, u. z. die unmündigen Kinder und die Sklaven in jedem Falle, die Ehefrau, die mündigen Kinder und das Gesinde, solange sie nicht durch eine entsprechende Erklärung oder Handlung Widerspruch erheben. Gehören nun Schwiegervater und Eidam zu zwei verschiedenen Festgenossenschaften, so kann es unter Umständen zweifelhaft sein, ob die verheiratete Tochter zu den Hausgenossen ihres Vaters oder zu denen ihres Gatten zählt. Es wird zunächst darauf ankommen, wo sich die junge Frau am Rüsttage des Pesachfestes befindet. Ging sie gegen Mittag schon ins Elternhaus, um daselbst das Fest zu verleben, so hat sie damit deutlich genug zu erkennen gegeben, dass sie am Opfermahl ihres Vaters teilnehmen will. Von einem solchen Falle, in welchem der Ehemann — gleichviel ob am ersten Feste nach der Hochzeit, welches die jungen Frauen der Sitte gemäss im Elternhause anzubringen pflegen, oder in späteren Jahren — vernünftigerweise auf die Beteiligung seiner Frau nicht rechnen und das Pesach erst gar nicht für sie schlachten wird, spricht die Mischna nicht. Wie aber, wenn sie Nachmittags zur Zeit der Opferung noch im Hause des Gatten weilt? Wird sie bei ihm das Pesach feiern, oder wird sie sich noch vor Einbruch der Nacht ins Elternhaus begeben? Vater und Gatte, beide rechnen auf sie, beide haben für sie geschlachtet; da sie aber so wenig Ungeduld verriet und so geringes Verlangen nach ihren Angehörigen, so ist laut unserer Mischna selbst am ersten Feste nach ihrer Vermählung anzunehmen, dass sie im entscheidenden Augenblicke entschlossen war, dasselbe gegen die allgemeine Sitte bei ihrem Gatten zuzubringen. Hatte sie aber bereits ein Fest im Elternhause verlebt, so kann man in der Folgezeit aus ihrem Mangel an Eifer keinerlei Schlüsse ziehen, denn es ist nur natürlich, dass ihre Sehnsucht nicht mehr so stürmisch ist. Da ist es, wie der nächste Satz der Mischna uns belehrt, in der Tat zweifelhaft, ob der Gatte oder der Vater mit grösserm Rechte auf ihre Beteiligung rechnen darf. (So nach Maimonides (s. Anm. 5). Nach R. Tam (s. Tos. z. St.) ist es grade umgekehrt: Hat die Ehefrau bereits ein Fest im Hause des Vaters verlebt, so ist sie in der Folge unzweifelhaft Teilhaberin an dem Pesach des Gatten; hat sie dagegen bis jetzt noch kein Fest im Elternhause zugebracht, so ist die Entscheidung zweifelhaft].",
+ "War sie am ersten Feste. nach ihrer Vermählung.",
+ "fortgegangen um es im Hause ihres Vaters zu feiern. Ein Fest feiern wird hebräisch durch עשה (machen) ausgedrückt; vgl. 5. B. M. 5, 15. 16, 13.",
+ "so kann sie. an jedem folgenden Pesachfeste. [Nach Raschi und allen anderen Kommentatoren ist auch im Nachsatze noch vom ersten Feste die Rede. In dieser Auffassung befangen, konnte sich R. Josef Karo in Hil. Korban Pesaḥ II 11 nicht zurechtfinden (s. auch לחם משנה, dessen Erklärung nicht befriedigt). Ich vermuthe, dass Maimuni die Form הלכה als Plusquamperfekt auffasst, so dass der Hauptsatz תאכל במקום שהיא רוצה nicht mehr vom רגל ראשון spricht, sondern von späteren Festen gleich der Baraita im Babli z. St. מכאן ואילך רוצה אוכלת משל אביה רוצה משל בעלה. Hätte הלכה an dieser Stelle blos Perfektbedeutung, so wäre der ganze Vordersatz ebenso überflüssig wie שהיא בבית בעלה בזמן gleich zu Anfang. Die Mischna hätte das, was sie nach Raschi sagen will, viel kürzer und auch deutlicher mit den Worten ausdrücken können: האשה ששחט עליה בעלה ושחט עליה אביה תאכל משל בעלה ורגל ראשון במקום שהיא רוצה . Ist nun unsere Vermutung begründet, so stimmt die Mischna im Grunde mit der im Babli angeführten Baraita überein, und wenn dort ורמינהי gefragt wird, so liegt der angebliche Widerspruch nicht in den Bestimmungen über מכאן ואילד, sondern nur in denen über רגל ראשון, für welchen die Baraita אוכלת משל אביה, die Mischna dagegen schlechthin תאכל משל בעלה anordnet, ein Widerspruch, der sehr einfach durch den Hinweis auf die Voraussetzung בזמן שהיא בבית בעלה gelöst wird, laut welcher in der Mischna von dem Ausnahmefäll einer אינה רדופה die Rede ist. Dass die Bestimmung תאכל במקום שהיא רוצה nur die späteren Feste im Auge hat, ist auch die Ansicht von R. Tam (s. Tos. z. St.), der deshalb den Worten הלכה רגל ראשון im Vordersatze die sehr gezwungene Deutung giebt: ראשון להליכה. Um so mehr muss es auffallen, dass er es nicht vorgezogen hat, הלכה als Plusquamperfekt anzusehen, wodurch sich alle die Schwierigkeiten von selbst heben, mit denen er vergebens ringt, und die er zum Teil erst durch Textesänderung beseitigen kann. Freilich hätte er dann auch in der Sache selbst seine der Entscheidung Maimuni’s entgegengesetzte Ansicht (vgl. Anm. 2) aufgeben müssen.]",
+ "wo sie will. Da es nach Mischna 3 erforderlich ist, noch vor dem Schlachten des Pesach den Beitritt anzumelden (s. Anm. 26), so könnte es befremden, dass hier der Frau die Entscheidung für die eine oder die andere Gesellschaft bis zum letzten Augenblicke, dem Beginne des Mahles vorbehalten bleibt. Beachtet man indessen, dass im weitern Verlaufe unserer Mischna noch von Minderjährigen (vgl. Anm. 8) und Sklaven die Rede ist, so wird man aus dieser Zusammenstellung den Schluss ziehen können, dass die Mischna hier den Standpunkt vertritt, den Frauen sei die Teilnahme am Pesachmahle nicht geboten, sondern nur anheimgestellt, weshalb es bei ihnen nicht so genau darauf ankommt, ob sie rechtzeitig ihren Beitritt erklärt haben [], obschon sie, wenn dies der Fall war, an ihren durch Wort oder Tat kundgegebenen Entschluss gebunden sind. Nach der Halacha erstreckt sich aber das Gebot des Pesachopfers in allen seinen Bestimmungen auch auf das weibliche Geschlecht. Demnach muss die Frau in zweifelhaften Fällen wie hier noch vor dem Schlachten ihre Wahl treffen. Unter dieser Voraussetzung darf sie zwar auch in dem an der Spitze unserer Mischna erörterten Falle da essen, wo sie will; während sie aber dort, wenn eine Willensäusserung unterblieben, eo ipso an dem Pesach ihres Gatten beteiligt ist, kann sie hier ohne ihre ausdrückliche Zustimmung weder vom Vater noch vom Ehemanne als Mitbeteiligte angesprochen werden und ist daher, wenn sie sich nicht rechtzeitig entschieden und ihren Entschluss, sei es auch nur durch Widerspruch gegen ihre Zuziehung zur andern Gesellschaft, geäussert hat, vom Pesachmahl in beiden Häusern ausgeschlossen.",
+ "für welche die Vormünder. אפיטרופוס ist das gr. ἐπίτϱοπος",
+ "wo sie will. Der in Anm. 2 an die Spitze gestellte Grundsatz gilt nur für Grossjährige, die zur Beteiligung am Pesach verpflichtet sind, nicht für Unmündige (B. Nissim zu N’darim 36a), die ja ohnehin nicht verfügungsfähig sind und rechtsgültige Erklärungen nicht abgeben können.",
+ "beider nicht essen. d. h. er darf weder bei beiden essen, weil es unzulässig ist, an zwei verschiedenen Gesellschaften teilzunehmen (vgl. VII 13 Anm. 78), noch soll er bei einem der beiden ohne Zustimmung des andern essen, weil die Herren eines gemeinsamen Sklaven gewöhnlich eifersüchtig auf einander sind und jeder von ihnen selbst den Schein der Preisgabe eines seiner Rechte so ängstlich meidet, dass er sogar in der Zuziehung des Sklaven zum Pesachmahl des andern eine Schmälerung seines eigenen Besitztitels argwöhnen könnte.",
+ "Wer halb Sklave und halb frei ist. Das ist ein Sklave, der ursprünglich mehreren Eigentümern gehörte, später aber von einem derselben freigelassen wurde. Ein solcher kann nach Giṭṭin IV 5 seine übrigen Herren zwingen, ihm ebenfalls die Freiheit zu geben, er steht daher nicht mehr unter ihrer Botmässigkeit, ja er zählt nicht einmal zu ihrem „Gesinde“ im Sinne des Pesachgesetzes (s. Anm. 2) und ist an ihrem Opfer auch dann nicht beteiligt, wenn er gegen seine Zuziehung keinen Widerspruch erhoben hat.",
+ "darf von dem seines Herrn nicht essen. es sei denn, dass er sich noch vor dem Schlachten ausdrücklich zur Teilnahme bereit erklärt hat."
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+ "Geh und schlachte für mich das Pesach. ohne anzudeuten, welche von den beiden Tierarten, unter denen man die Wahl hat, er nehmen soll.",
+ "es essen. obgleich er selbst ein Lämmchen vorgezogen hätte.",
+ "es essen. weil er ihm die Auswahl überlassen hat.",
+ "so esse er von dem ersten. von dem zuerst geschlachteten Tiere. Die Rede ist von einem sehr vornehmen Herrn, wie ja schon daraus ersichtlich, dass er einen Diener mit der Besorgung des Pesach beauftragt. Minder vornehme Leute lassen sich in der Erfüllung eines göttlichen Gebotes nicht gern vertreten und bemühen sich wohl selber. Die grossen Herren nun kümmern sich in der Regel nicht viel um Minuten selbst des Küchenzettels. Das ist Sache ihres chef de cuisine. Findet dieser es für gut, seiner Herrschaft ein gebratenes Böcklein als Pesach vorzusetzen, so kann er — vorausgesetzt, dass es gut zubereitet ist — ihres Beifalls sicher sein, und wenn er trotzdem nachträglich noch ein Lämmchen schlachtete, so tat er es nur, um seine Vorsorge für alle Ansprüche und Geschmacksrichtungen ins hellste Licht zu setzen. In einem fürstlichen Haushalt kommt es ja auf ein Lämmchen nicht an. In Wahrheit hat er kraft seiner unumschränkten Machtvollkommenheit das Böckchen für seine Herrschaft zum Pesach bestimmt. Wenn aber der Diener eines gewöhnlichen Mannes in ähnlicher Lage zweierlei Tiere schlachtete, so geschah es in ängstlicher Ablehnung der seinem Gutdünken anheimgestellten Auswahl; es ist also keines derselben mit der nötigen Bestimmtheit als Pesachopfer geweiht, keines derselben darf daher gegessen vielmehr müssen beide verbrannt werden (Babli z. St.).",
+ "was sein Herr ihm sagte. Ob er ihm ein Bökchen oder ein Lämmchen zu schlachten aufgetragen [בבבלי הוי מצי לאוקמא מתניתן בעבר עברי ולא קשה מידי אלא דטרח למצוא תקנה אפלו בעבד כנעני ו].",
+ "kommt. Zu יצאו s. K. III Anm. 1.",
+ "beides nach dem Verbrennungsort. Vermutlich (s. K. IX Anm. 49) ein Tempelraum, in welchem Opferfleisch, das erst nach einiger Zeit verbrannt werden kann, inzwischen verwahrt wird; vgl. VII 9, wo in den Jeruschalmiausgaben die Lesart ebenfalls ויצא לבית השרפה statt וישרף בששה עשר lautet. In unserm Falle würde auch R. Joḥanan b. B’roka (ebend.) nicht gestatten, die beiden Pesach sofort dem Feuer zu übergeben, da es doch immerhin möglich ist, dass sich noch im letzten Augenblicke kurz vor Mitternacht der Herr oder der Diener wieder erinnert, wie der Auftrag gelautet hat, so dass die beiden Tiere doch noch verzehrt werden können.",
+ "sie aber sind der Feier des zweiten Pesach enthoben. Der Fall ist nicht mit שגג או נאנס (IX 1) zu vergleichen, weil hier auch ohne Opfermahl der Satzung des Pesach Genüge geschah. Die Person des Eigentümers war ja für jedes der beiden Tiere bei der Darbringung mit genügender Bestimmtheit präzisiert, der Zweifel, der den Genuss unmöglich macht, ist erst später eingetreten, als auch der Auftraggeber vergaß. Hatte dieser aber noch vor der Sprengung des Blutes den Wortlaut seines Auftrages vergessen, sind Herr und Diener nach einem Berichte im Babli z. St. trotz der Möglichkeit einer Wiedererinnerung zur Feier des zweiten Pesach verpflichtet, weil zur Zeit der Darbringung ein Zweifel über die Person des Inhabers schwebte und mithin das Opfer untauglich ist; laut einer andern Überlieferung das. haben sie auch in diesem Falle ihrer Pflicht genügt, weil dem Allwissenden gegenüber, vor dem der Zweifel nicht besteht, der ihnen den Genuss des Pesach unmöglich macht, die Person des Eigentümers genau bestimmt war. Maimonides entscheidet (Hil. Korban Pesaḥ III 2) gemäss der ersten Ansicht, ohne auch nur andeutungsweise die auch im Talmud nicht auftauchende, nun aber auf der Hand liegende Frage zu streifen, wie es denn zu halten ist, wenn der eine oder der andere sich tatsächlich noch in zwölfter Stunde erinnert hat? Folgerichtig wär’s, das Fleisch beider Tiere trotzdem zu verbrennen und die Inhaber auf das zweite Pesach zu verweisen. Indessen könnte man einwenden, dass solange die Erinnerung nicht völlig erloschen ist, sondern nur gewissermassen im Gedächtnis schlummert, von einem „Vergessen“ im eigentlichen Sinne nicht die Rede sein kann."
+ ],
+ [
+ "der als erster nach Jerusalem heraufkommt. Wie aus dem Folgenden ersichtlich, heisst שיעלה hier nicht hinaufziehen, sondern heraufkommen, d. i. in der heiligen Stadt ein treffen. — הריני = הרי אני.",
+ "muss aber seinen Brüdern gleiches Anrecht neben sich einräumen. מזכה את אחיו ist nicht zu verwechseln mit מזכה לאחיו. Dieses bedeutet zueignen, jenes beglücken und im engern Sinne jemand die Ausführung einer guten Tat, die Erfüllung eines Gebotes ermöglichen. Eine förmliche Zueignung kann hier nicht gemeint sein, denn eine solche wäre, wenn es sich um grossjährige Kinder handelt, nach dem Schlachten erfolglos (Anm. 2), und wenn um minderjährige, überflüssig (Anm. 8). In der Tat hatte die Kundgebung des Vaters nur den Zweck, die Kinder zu grösserm Eifer anzuspornen, damit sie rechtzeitig zur häuslichen Pesachfeier in Jerusalem eintreffen, in Wahrheit aber hat er das Opfer für sie alle geschlachtet. Deshalb hat der zuerst Eingetroffene, obschon dem Namen nach alleinberechtigter Inhaber des ganzen Pesach, in Wirklichkeit doch nur „seinen Anteil erworben“; immerhin sind die Brüder in gewissem Sinne seine Gäste, die es ihm zu danken haben, dass sie an seiner Tafel die Pesachpflicht erfüllen.",
+ "Immerzu kann man seinen Beitritt anmelden. zu der an einem Opfertiere beteiligten Gesellschaft. Über den Ausdruck נמנין s. K. V Anm. 10.— Im Jer. ist die Lesart: לעולם אין נמנין עליו. Der Sinn wird dadurch nicht geändert.",
+ "solange noch eine Ölbeervolumen für jeden Einzelnen zu Gebote steht. Soviel muss jeder Teilnehmer mindestens vom Pesach essen, um das Gebot zu erfüllen.",
+ "Man kann den Beitritt sowohl erklären als widerrufen. Wörtlich: seine Hände davon zurückziehen.",
+ "Bis man das Blut für dasselbe. עליו steht hier in der Bedeutung „seinetwegen“. Im Babli fehlt das Wort.",
+ "zu sprengen im Begriffe steht. kann man seinen Austritt erklären; den Beitritt aber muss man selbst nach R. Simon noch vor dem Schlachten anmelden (Tosefta VII g. A., ed. Zuck. S. 166 Z. 18-19)."
+ ],
+ [
+ "dürfen ihm die Mitglieder der Genossenschaft das Seinige herausgeben. damit sie nicht durch seine Gäste an ihrem Anteil beeinträchtigt werden.",
+ "und sie von dem Ihrigen essen. denn es ist zulässig, dass ein Pesach auf mehrere Genossenschaften verteilt wird"
+ ],
+ [
+ "der zwei Ergiessungen. Wörtlich: zwei Beobachtungen. Die Ableitung der Worte ראה und ראייה vom gr. ῥέω halte ich nicht für zutreffend.",
+ "schlachtet man an seinem. שלו am Schluss des nächsten Satzes ist auch hierher zu beziehen. Im Jer. fehlt indessen das Possessiv durchweg.",
+ "schlachtet man für ihn an seinem achten Tage. Ein Flüssiger (3. B M. 15,1—15), der nur eine Ergiessung wahrgenommen, wird noch mit Ausgang desselben Tages wieder rein, sofern er das vorschriftsmässige Reinigungsbad genommen. Für ihn kann daher, selbst wenn er am 14. Nisan unrein geworden, so dass ihm der Zutritt zum Heiligtum Nachmittags noch verwehrt ist, das Pesach dargebracht werden, das ja erst in der Nacht zu verzehren ist, zu welcher Zeit er seine Reinheit bereits wieder erlangt hat. Hat er dagegen zwei Ergiessungen an sich beobachtet, gleichviel ob hintereinander oder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, so ist er auch die nächsten sieben Tage noch unrein, kann aber, sofern er in dieser ganzen Zeit keine Ergiessung mehr wahrgenommen, am siebenten Tage das Reinigungsbad nehmen und nach Anbruch der Nacht Opferfleisch geniessen. Hat er gar drei Ergiessungen bemerkt, ohne das zwischen der ersten und zweiten oder der zweiten und dritten ein voller Kalendertag verstrich, so muss er nach dem Reinigungsbad noch zwei Tauben opfern, die er aber erst am folgenden Tage nach Sonnenaufgang darbringen kann, weshalb ihm nur dann die Möglichkeit sich am Pesach zu beteiligen offensteht, wenn der 14. Nisan schon der achte Tag nach der letzten Ergiessung ist.",
+ "Für die Tag gegen Tag abzuwarten Verpflichtete. Zum Verständnis dieses Begriffes ist vorauszuschicken, dass eine Frau, die ausserhalb ihrer Menstruationszeit Blutfluss wahrnimmt, für den Rest des Tages und die folgende Nacht unrein ist, u. z. nicht allein im hierologischen Sinne gleich dem Gegenstande der vorigen Anm., sondern auch im hosiologischen (Kap. I Anm. 26), d. h. sie muss sich nicht nur von allem Heiligen, sondern ebenso gewissenhaft von ihrem Manne fernhalten. Am nächsten Morgen nimmt sie das vorgeschriebene Bad, durch welches sie indessen nur dann die Reinheit erlangt, wenn sie den ganzen Tag über von Blutfluss verschont bleibt. Stellt sich dagegen ein solcher auch nur gegen Abend ein, so hat derselbe insofern rückwirkende Kraft, als alles das, womit sie nach ihrem Bade in Berührung gekommen, ebenso unrein ist, wie wenn sie gar nicht gebadet hätte. Daraus ergibt sich für sie die Notwendigkeit, sich während des ganzen zweiten Tages „abwartend“ zu verhalten, d. h. sich wegen der schwebenden oder imminenten Unreinheit aus Vorsicht dieselbe Enthaltsamkeit aufzuerlegen, die ihr am ersten Tage infolge der an ihr haftenden oder, wenn man will, immanenten Unreinheit das Gesetz zur Pflicht machte. — Der Ausdruck erklärt sich am besten, wenn man שמר in der Bedeutung „warten“ nimmt. Die in Rede stehende Frau wartet dem gestrigen unreinen Tage gegenüber heute einen reinen Tag ab. In Horajot 4a wird derselbe Begriff durch סופרת אחד לאחד ausgedrückt.",
+ "schlachtet man an ihrem zweiten Tage. Weil sie, wenn im Laufe dieses Tages kein Blutfluss eingetreten, in der Nacht vom Pesach essen darf. Hat sich ein solcher nachträglich eingestellt, darf sie natürlich am Opfermahl nicht teilnehmen; die Frage aber, ob sie im nächsten Monat das sog. zweite Pesach (IX 1) feiern kann, ist zu verneinen, wenn sie denselben erst nach Anbruch der Nacht, zu bejahen (vgl. Anm 44), wenn sie ihn vorher wahrgenommen hat. .",
+ "schlachtet man für sie am dritten Tage. Wenn eine Frau zwei Tage hintereinander Blutfluss wahrgenommen hat, braucht sie nicht etwa den beiden unreinen gegenüber zwei reine Tage aufweisen zu können (s. Sifra zu 15, 25, ed. Weiss 79a), sie darf vielmehr schon am Morgen des dritten das Reinigungsbad nehmen und Nachts, sofern sie rein geblieben, Opferfleisch gemessen.",
+ "Für eine Flüssige. So wird die Frau bezeichnet, die an drei aufeinander folgenden Tagen ausserhalb ihrer Menstruationszeit Blutfluss bemerkt hat. (Nach späterer Terminologie heisst sie zum Unterschiede von der שומרת יום בנגד יום, die kürzer זבה קטנה genannt wird, זבה גדולה ). Dieselbe erlangt die volle Reinheit erst wieder, wenn sie sieben Kalendertage hindurch von Blutfluss ganz verschont geblieben, frühestens am siebenten Tage nach Sonnenaufgang das vorgeschriebene Bad genommen und am nächsten Morgen oder später zwei Tauben als Opfer dargebracht bat (3. B. M. 15, 25—30).",
+ "schlachtet man am achten Tage. nach Aufhören des Blutflusses; dagegen ist oben „der zweite“ bezw. „dritte Tag“ von der ersten Wahrnehmung an zu rechnen."
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+ "Für einen Leidtragenden. Wem der Vater oder die Mutter, der Bruder oder die Schwester, der Gatte oder die Gattin, der Sohn oder die Tochter durch den Tod entrissen wurde, der darf am Sterbetage nach einem Gesetz der Tora von keinem Opfer essen, selbst wenn er mit der Leiche in keiner Weise, auch nicht mittelbar in Berührung gekommen, so dass er vollständig rein geblieben ist. Eine rabbinische Verordnung dehnt zwar dieses Verbot auch auf die folgende Nacht aus (s. Anm. 54), erstreckt sich aber nicht auf das Fleisch des Pesach. — Das Wort אונן ist offenbar mit אנה (wehklagen) verwandt, wovon תאניה ואניה und vermutlich auch אוני (5. B. M. 26, 14) u. אונים (Hosea 9, 4).",
+ "der einen Steinhaufen lichtet. um Verschüttete zu retten. — פקח steht hier in seinem ursprünglichen Sinne: auftun, öffnen (vgl. בקע u. בן פקועה). In der Bibel fast ausschliesslich vom Öffnen des Auges gebraucht, hat das Wort im Talmud gewöhnlich die übertragene Bedeutung der Fürsorge (z. B. Sabbat XXIII 4 לפקח על עסקי כלה u. Babli das. 150a פקוח נפש ופקוח הרבים) und der Einsicht (daher פיקח; vgl. das arab. فغه). Jeruschalmi liest hier והמפקח בגל, wonach das Verbum auch an dieser Stelle ein Denominativ von פקוח נפש sein könnte; doch wird schon in Tos. Jom Tob mit Recht auf das Targum zu Kohelet 3, 5 (לפקחא דגור אבנין) hingewiesen.",
+ "doch schlachte man für alle diese nicht besonders. Selbst wenn ihrer eine grössere Anzahl ist, sollen sie doch für sich kein besonderes Pesach darbringen lassen, sondern sich lieber anderen Gesellschaften anschliessen.",
+ "dass das Pesach unbrauchbar wird. Die Leidtragenden könnten unversehens noch nachträglich durch die Leiche unrein werden [מאי איכא למימר אפשר ליישב לרעת רע״ב ז״ל דאכתי יש לחוש שמא מתוך צערו וטרדת לבו ישכח ומה שהקשה בחו׳ יו״ט התינח קודם קבורה אבל אם בשעת שחיטת הפסח כבר נקבר המת ויכנס ויטמא בכלים שהיו שם באהל המת אע״ג דלשון שמא יטמא למחו לא משמע הכי], die Verschütteten tot aufgefunden, die Gefangenen doch nicht entlassen werden, die Kranken und die Greise am Abend nicht mehr im Stande sein vom Pesach zu essen, so dass dieses übrig bliebe und verbrannt werden müsste, da Unbeteiligte nach Anm. 2 davon nicht essen dürfen. Für die Verhafteten ist diese Befürchtung nach Babli nur dann begründet, wenn sie von Nichtjuden gefangen gehalten werden, jedoch hinfällig, wenn ein jüdischer Gerichtshof sie verurteilt und ihnen zur Pesachfeier einen Urlaub nach Jerusalem versprochen hat, in welchem Falle mithin auch ein besonderes Pesach unbedenklich für sie geschlachtet werden darf; nach Jeruschalmi dagegen ist in unserer Mischna grade von einem jüdischen Gefängnis die Rede, so dass man auf Gefangene, die in der Gewalt der Heiden sich befinden, überhaupt nicht „zählen“ könnte — trotz der zugesicherten Freilassung, und für solche, die von Israeliten gefangen gehalten werden, nicht besonders schlachten dürfte, da immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen ist, dass ihnen infolge eines Verschuldens oder wegen später aufgetauchten Fluchtverdachts der verheissene Urlaub nach Jerusalem doch nicht gewährt wird. Befindet sich indessen das Gefängnis innerhalb der Mauern der heiligen Stadt, so kann man in allen Fällen sogar ein besonderes Pesach für sie bereiten, da sie es ja im Gefängnisse verzehren können.",
+ "Wenn daher. לפיכך bezieht sich auf שוחטין עליהן im ersten Satze. Da man bei der Darbringung des Pesach befugt war, auf ihre Beteiligung zu rechnen, so haben sie ihrer Pflicht genügt, auch wenn ihnen durch unverhofften Eintritt der in vor. Anm erwähnten Hindernisse die Teilnahme am Opfermahl nachträglich verwehrt wird.",
+ "eine Störung bei ihnen eingetreten. אירע (l. era‘) ist westaram. Form der 3. P. m. s. pf. Kal für ostaram. ארע (ara‘), erweicht aus ערע (arab. عرض) wie אע aus עע (hebr. עץ); י und ו finden sich als Lesemütter in unpunktierten Texten auch bei Halbvokalen; vgl. עומרים ,איברים ,אימורים.",
+ "sind sie der Feier des zweiten Pesach enthoben. Vgl. Anm. 19.",
+ "da dieser von Anfang an unrein war. Da die Verschütteten als Leichen herausgezogen wurden, so müssen wir, solange nicht das Gegenteil erwiesen ist, auf Grund des gegenwärtigen Befundes (כל הטומאות כשעת מציאתן) annehmen, dass sie schon tot waren, als der zur ihrer Rettung Herbeigeeilte zu graben anfing, dieser also bei der Darbringung seines Pesach bereits unrein war und mithin nach 4. B. M. 9, 10—11 zur Feier des zweiten Pesach verpflichtet ist; denn nicht nur derjenige ist unrein, der einen Toten trägt oder berührt, sondern ebenso derjenige, der unter einem Dache mit ihm weilt oder selbst ein Dach über denselben bildet, indem er sich über ihn oder sein Grab neigt. War jedoch der Steinhaufen von einiger Ausdehnung und lagen die verschütteten an dem einen Ende, während er sein Rettungswerk am andern Ende begann, so dass mit der Möglichkeit zu rechnen ist, er könnte während der Darbringung seines Pesach noch rein geblieben sein, ist auch er von der Bereitung des zweiten Pesach befreit."
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+ "Jose dagegen gestattet es. vorausgesetzt, dass der Inhaber es allein verzehren kann.",
+ "und sie können nicht. Das kann bedeuten: es ist keiner von ihnen im Stande; es kann aber auch den Sinn haben: es ist nicht jeder von ihnen im Stande. Letztere Auffassung dürfte im Hinblick auf Kap. V Anm. 9 als die richtigere erscheinen. Wenn kein einziger der Teilhaber das vorgeschriebene Minimum verzehren kann, ist ja das Opfer sogar untauglich. Da ist es doch selbstverständlich, dass man es unter diesen Umständen nicht darbringen darf. [].",
+ "schlachte man es nicht für sie. Das sind nicht mehr Worte des R. Jose, das ist vielmehr eine allgemeine Ansicht, der auch R. Juda beistimmen kann. [ורע״ב שנמשך אחר פי׳ רש״י ז״ל לא שם לבו אל דנרי התום׳ ד״ה עשרה ועיין מהרש״א ].",
+ "Sklaven und Minderjährigen. Weil die Sklaven durch schlüpfrige Reden das Ohr der Frauen verletzen und durch zuchtloses Betragen die Herzen der Kinder vergiften könnten."
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+ "nachdem er gebadet hat. Obgleich er sich von der Leiche gänzlich fern gehalten hat — andernfalls dürfte er ja als Unreiner das Pesach nicht einmal berühren — muss er doch vor dem Opfermahle ein Bad nehmen, weil er als Leidtragender nichts Heiliges geniessen durfte, und daher anzunehmen ist, dass er sich nicht mit der Achtsamkeit von allem Unreinen fernhielt, welche diejenigen anwenden müssen, die von Opfern zu essen befugt sind (s. Hagiga III 3).",
+ "sein Pesach essen. gleichviel ob sein Angehöriger am Vor- oder am Nachmittag des 14. Nisan starb, da das Pesach nun einmal für ihn bereitet ist. Doch wird es von vornherein nur dann für die Hinterbliebenen dargebracht, wenn der Tod erst Nachmittags eintrat, als die Pflicht des Pesach bereits auf ihnen ruhte (V 3); war das Leben schon Vormittags erloschen, soll erst gar nicht für sie geschlachtet werden, sie feiern dann das Pesach im nächsten Monat.",
+ "aber nicht von anderen Opfern. s. Anm. 37. — Über die Gegenüberstellung zweier Begriffe wie פסח und קדשים, von denen der eine in dem andern enthalten ist, s. Kap. VII Anm. 34.",
+ "Wer den Tod eines Angehörigen erfährt. Wörtlicher: Wer die Nachricht über einen ihm nahestehenden Toten empfängt. Vorausgesetzt wird bei diesem Schulausdruck, dass die Trauerkunde erst nach dem Todestage, aber noch vor Ablauf von dreissig Tagen eintraf.",
+ "oder dessen Gebeine sammeln lässt. Die kausative Bedeutung von המלקט ergiebt sich zwar nicht aus der Form des Wortes, wohl aber auf Grund sachlicher Erwägungen aus dem Zusammenhange. Wenn er die Gebeine selbst exhumiert hätte, wäre er ja sieben Tage unrein und dürfte daher diese ganze Zeit nichts Heiliges berühren. Mit der Bezeichnung המלקט לו עצמות soll hier nur ganz allgemein die Veranlassung angedeutet werden, aus welcher er den Vorschriften über Leidtragende unterworfen ist.",
+ "kann nach dem Bade von allen Opfern essen. Das Gesetz, welches Leidtragenden von Opfern zu essen verbietet und sich ursprünglich auf den Todestag beschränkt, ist von den Rabbinen auf die folgende Nacht, und falls die Bestattung erst später stattfindet, auf die ganze zwischen dem Hinscheiden und dem Ende des Beerdigungstages liegende Zeit ausgedehnt worden, ferner auf den Tag der Exhumation und des Eintreffens einer Trauerbotschaft, jedoch mit Ausschluss der folgenden Nacht, in welcher die Angehörigen demnach von Opfern jeder Art essen können, sofern sie das Bad genommen haben, welches mit Rücksicht darauf, dass ihnen bis zum Abend der Opfergenuss verwehrt war, erforderlich ist (vgl. Anm. 49).",
+ "sofern er gebadet hat. Das Proselytenbad genügt nicht zu diesem Behufe, weil es einen andern Zweck als den der Reinheit im Sinne des Opfergesetzes hat (vgl. Hagiga II, 6); er muss vielmehr ein besonderes Bad mit dem Vorsatze nehmen, sich durch dasselbe für die Opferspeise vorzubereiten und sich nach demselben aufs Peinlichste von allem Unreinen fernzuhalten.",
+ "trennt sich gleichsam vom Grabe. Der Satz hat das Gepräge eines Sinnspruchs, dessen ethischer Hintergrund nicht erst erklärt zu werden braucht. Wohl aber fordert die halachische Bedeutung desselben eine längere Auseinandersetzung. Aus 4 B. M. 19. 11 ff. ist bekannt, dass die durch eine Leiche oder ein Grab (das. 16) verursachte Unreinheit nicht weniger als sieben Tage anhält und auch nach Ablauf dieser Frist nur dann weicht, wenn dem allgemeinen Reinigungsbade die daselbst (17—19) vorgeschriebenen besonderen Sprengungen vorangegangen sind. Wurde die erste Besprengung am dritten Tage verabsäumt, so kann sie auch später vorgenommen werden; erfolgt am vierten Tage nach derselben die zweite Sprengung und das Reinigungsbad, so ist mit Anbruch der Nacht die Unreinheit erloschen. Sämtliche Reinheitsgesetze gelten aber nur für Israeliten, Nichtjuden sind für die übertragene Unreinheit (Kap. I Anm. 26) überhaupt nicht empfänglich. Demnach könnte der zum Judentum bekehrte Fremdling, obgleich er in seinem Leben oft genug mit Leichen in Berührung gekommen, bald nach seinem Übertritt ohne Weiteres vom Pesach essen. Das ist auch in der Tat die Ansicht der Schammaiten. Die Schule Hillel’s aber befürchtet, er würde es im nächsten Jahre ebenso halten und Abends am Opfermahl teilnehmen, wenn er auch am Tage eine Leiche berührt hat. Darum stellt sie den Satz auf: Der Proselyt darf erst am siebenten Abend nach seiner Aufnahme in den Bund Israels zum Pesach zugelassen werden, als hätte er im Augenblick des Übertritts eine Leiche berührt. Der ungewöhnliche Ausdruck כפורש מן הקבר (statt כפורש מן המת oder noch einfacher כנוגע במת) lässt die Absicht erkennen, dem Satze eine allgemeinere Bedeutung zu geben (der Bekehrte gleichsam ein vom Grabe Auferstandener oder, da קנר auch den Mutterschoss bezeichnet, ein zu neuem Leben Erwachter). Es ist aber auch möglich, dass wir es hier umgekehrt mit der halachischen Anwendung einer ältern ethischen Sentenz zu tun haben. Einer ähnlichen Redewendung bedient sich R. Tarfon, wenn er (Kidduschin 66b u. Zebaḥim 13a) zu R. ‘Akiba sagt: „Von dir sich trennen heisst sich vom Leben trennen“ (כל הפורש ממך כפורש מן החיים)."
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+ "bereite das zweite. 4. B. M. 9, 9–11.",
+ "Warum heisst es demnach. Da es doch nicht darauf ankommt, aus welcher Ursache die Feier des ersten Pesach unterblieb.",
+ "unrein oder auf fernem Wege. Das. 10. Die von uns bevorzugte Lesart (andere Ausgaben haben או שהיה בדרך רחוקה) findet sich im Jeruschalmi.",
+ "die anderen aber der Ausrottung verfallen sind. Wenn das zweite Pesach aus Mutwillen nicht gefeiert wurde, ist derjenige straffrei, der am 14. Nisan unrein oder abwesend war, strafbar dagegen, wer aus anderer Ursache an der Bereitung des ersten Pesach verhindert war. Lag aber für die Unterlassung der zweiten Pesachfeier ein triftiger Entschuldigungsgrund vor, so hat man nur in dem Falle eine Strafe verwirkt, wenn das erste Pesach mutwillig verabsäumt wurde."
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+ "Über Moda‘it. Eine 15 Mil (etwa 15 km; s. Joma VI, 4) von Jerusalem entfernte Ortschaft, wahrscheinlich mit dem aus den Makkabäerbüchern bekannten Modeïn identisch und Geburtsort des R. El‘azar ham-Moda‘i. Die Schreibung des auch Hagiga III, 5 vorkommenden Namens schwankt zwischen מודעית (Aruch), מודיעים, מודיעין, מודיעית.",
+ "Ausserhalb der Schwelle der Opferhalle. Nach ihm gilt jeder, der aus welchem Anlass immer an der Bereitung des ersten Pesach ernstlich verhindert war, sofern er sich nicht innerhalb der Opferhalle befand, als abwesend im Sinne von Anm. 4. Nach R. ‘Akiba dagegen ist er in diesem Falle nur entschuldigt und daher strafbar, wenn er das zweite Pesach vernachlässigt hat; als abwesend kann er erst dann betrachtet werden, wenn er am Mittage [כך פרשו ר״ח ורש״י ז״ל אבל רמז״ל פסק בה׳ ק״פ פ״ה ה״ט עם עליית השמש ועי׳ בכ״מ שכ׳ פשטא דסוגיא הכי מוכחא ונפלאה היא בעיני ובהדיא איתא בספרי בהעלתך ר״פ ס״ט כל שהיה בשעת שחיטת הפסח מן המוד׳ ול׳] des 14. Nisan noch 15 Mil von der heiligen Stadt entfernt war, in welchem Falle er unter allen Umständen straffrei ist, auch wenn sich ihm Gelegenheit bot, zu Pferde noch rechtzeitig einzutreffen und er für die Unterlassung der zweiten Pesachfeier keine Entschuldigung vorbringen kann.",
+ "es stände deshalb über dem H. dem letzten Buchstaben des Wortes רחקה a. a. O. — In den ältesten Ausgaben steht ausdrücklich על הי שברחוקה; s. auch דקדוקי סופרים.",
+ "Nicht weil es wirklich fern. Abgebrochener Satz. Zu ergänzen ist etwa: wird dieser Ausdruck gebraucht.",
+ "sondern ausserhalb der Schwelle der Opferhalle. In alten Handschriften findet man als Zeichen, dass ein Buchstabe zu streichen ist, über demselben einen Punkt. Solchen Punkten begegnet man auch in der Bibel an einigen Stellen. In Abot d. R. Natan Kap. 34 u. Bemidbar rabba P. III g. E. werden dieselben auf ‘Ezra zurückgeführt Da דרך öfter auch weiblich vorkommt, mithin רחקה an dieser Stelle ebenso richtig ist wie רחק, können es nicht sprachliche Gründe gewesen sein, welche für die Beanstandung des Hê massgebend waren, wohl aber solche der Textvergleichung (vgl. Jer. Ta‘aniot IV, 2 g. E. u. Tr. Soferim VI, 4). R. Jose scheint jedoch anzunehmen, dass dieses Hê mit Absicht geschrieben und wieder gestrichen wurde, damit man רחק nicht auf דרך beziehe, sondern auf איש am Anfange des Satzes: Nicht der Weg an sich ist fern, allein der Mann ist es, da ihm der Zutritt zum Heiligtum aus welcher Ursache immer verwehrt ist (איש רחוק ואין דרך רחוקה — Jer.). Grade weil דרך auch männlich ist, wäre mit einfacher Fortlassung des Hê nichts gewonnen; es musste durchaus gesetzt und zugleich als fehlerhaft bezeichnet werden, damit die Beziehung auf איש klar hervortrete."
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+ "es finde sich nicht. „Sieben Tage finde sich kein Sauerteig in eueren Häusern“ (2. B. M. 12, 19). „Sieben Tage soll in Deinem ganzen Gebiete kein Sauerteig gesehen werden“ (5. B. M. 16, 4).",
+ "das erste erfordert. טען belasten wird 1. B. M. 45, 17 im eigentlichen Sinne (Lasttiere beladen), im Talmud aber meist in übertragener Bedeutung (strafrechtlich mit folg. על wie הנטען על השפחה = beschuldigen, zivilrechtlich mit dopp. Akk. wie טענו חטים = belangen und absolut in weiterer Entwickelung = plädieren) angewendet. Die Form טעון, welche aktive Bedeutung hat und sich von טוען nur darin unterscheidet, dass sie eine dauernde Tätigkeit ausdrückt (wie אחוזי חרב Hl. 3,8 = haltend, dagegen אוחז = ergreifend; vgl. auch זכור ,בטוח und Erubin VI, Anm. 30) bezeichnet im weitesten Sinne jeden Anspruch und jede Forderung.",
+ "Dies wie jenes erfordert Lobgesänge bei der Bereitung. Vgl. Kap. V, M. 7,",
+ "und beide verdrängen den Sabbat. S. Kap. VI, M. 1."
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+ [
+ "Von einem in Unreinheit dargebrachten Pesach. S. Kap. VII, M. 6.",
+ "dürfen Samenflüssige. 3. B. M. 15, 1—15.",
+ "und Blutflüssige. Das. 25—30.",
+ "Menstruierende. Das. 19.",
+ "und Wöchnerinnen. Das. 12, 1—8.",
+ "nicht essen. Obgleich nach Kap. VII, M. 4 auch Unreine von einem solchen Pesach essen, sind doch alle diejenigen ausgeschlossen, bei denen die Unreinheit nicht durch Übertragung von aussen herrührt, sondern wie bei den hier genannten aus dem eigenen Körper fliesst. Ob dieselben nach wiedererlangter Reinheit das Pesach im nächsten Monat feiern, ist eine Streitfrage (s. Babli 80a unten), in der sich Maimonides (Hil. Ḳorb an Pesaḥ VII, 5) für die Ansicht entscheidet, es fände überhaupt kein zweites Pesach statt, wenn das erste in Unreinheit dargebracht wurde. Aus der Umgebung, in welcher unsere Mischna unversehens hier auftaucht (in der Tosefta dieselbe Erscheinung!), könnte man das Gegenteil schliessen. Wie käme sie sonst hierher in das Kapitel vom zweiten Pesach? Ihre rechte Stelle wäre doch wohl in Kap. VII, etwa hinter M. 6 oder noch besser im Anschluss an M. 4, während sie hier, eingekeilt zwischen M. 3 und M. 6, die offenbar zu einander gehören, gewaltsam den Zusammenhang zerstört. Doch lässt sich diese Tatsache viel einfacher durch die Annahme erklären, dass in M. 3 ursprünglich der Schlusssatz ודוחין את השבת ואת הטומאה gelautet hat (s. Babli z. St.), woran sich sehr passend in M. 4 die Einschränkung knüpfte, dass nicht alle Unreinen von einem in Unreinheit dargebrachten Pesach, ob es nun das erste oder das zweite ist, essen dürfen. In einer späteren Bearbeitung, deren Urheber der Meinung war, das zweite Pesach dürfte nicht in Unreinheit bereitet werden, wurden die beiden letzten Worte (הטומאה ואת) gestrichen, M. 4 aber trotzdem, wie stets in solchen Fällen, an ihrer alten Stelle beibehalten (ומשנה לא זזה ממקומה). In der Tosefta, die nach dem Plane der Mischna geordnet ist, wurde dann dieselbe Reihenfolge beobachtet, obgleich es hier ausdrücklich heisst: הראשון דוחה את הטומאה והשני אינו דוחה את הטומאה.",
+ "sind sie von der Ausrottungsstrafe frei. welche nach 3. B. M. 7, 20—21 dem Unreinen droht, der Opferfleisch geniesst.",
+ "Eli‘ezer erklärt sie auch für straflos in Beziehung auf den Eintritt ins Heiligtum. wenn das Pesach in Unreinheit dargebracht wurde. — Ein Unreiner, der sonst das Heiligtum betritt, hat die Strafe der Ausrottung verwirkt (s. Erubin X, 15 und Anm. 100 bis 102 das.)"
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+ "Worin unterscheidet sich das Pesach in Egypten. 2. B. M. 12, 1 (בארץ מצרים) bis 11.",
+ "vom Pesach aller Zeiten. Das. 13 (לדורותיכם) bis 20.",
+ "Das Pesach in Ägypten musste am Zehnten beschafft werden. Das. 3.",
+ "erforderte Besprengung der Oberschwelle und beider Pfosten mittels eines Ysopbündels. Das. 7. (Ueber טעון s. Anm. 11.)",
+ "wurde in Hast verzehrt. Das. 11.",
+ "und war auf eine Nacht beschränkt. Die Lesart im Jeruschalmi (ןלילה אחד) ist der aller anderen Ausgaben (בלילה אחד) entschieden vorzuziehen.",
+ "während das Pesach aller Zeiten ganze sieben Tage dauert. Das Wort פסח wird in dieser Mischna von Anfang an in seinem Doppelsinne (Opfer und Fest) gebraucht. Was das Pesachopfer betrifft, so konnte es in späteren Jahren noch in letzter Stunde ausgewählt werden (bei einem Händler z. B., der die feilgebotenen Tiere an den vorhergegangenen vier Tagen auf Leibesfehler hin untersucht hatte, denn diese Untersuchung war beim ersten Pesach zu allen Zeiten unerlässlich — עיין ר״ח רש״י וחוס׳ אבל רמז״ל לא הצריך בקור לפסח), sein Blut wurde am Altar direkt aus dem Becken ausgegossen und sein Fleisch in behaglicher Ruhe verzehrt. Was das Pesachfest anlangt, so erstreckte sich dasselbe, wenigstens soweit das Chameszverbot in Betracht kommt, später auf volle sieben Tage (das. 15 u. 19), in Egypten dagegen auch in dieser Beziehung nur auf die Nacht vor dem Auszuge. Es ist die Ansicht des R. Jose hag-Gelili (Tosefta Kap. VIII Ende: אומר אני שלא נאסר חמץ במצרים אלא יום אחד. Nach Babli freilich bedeutet das, dass Chamesz den ganzen Tag verboten war: Jer. aber scheint das Wort יום nicht buchstäblich zu nehmen), während andere der Meinung sind, dass auch unseren Vorfahren noch sechs Tage nach ihrem Auszuge alles Chamesz untersagt war."
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+ "Ich habe gehört. Wahrscheinlich von R. Joḥanan b Zakkai, seinem Lehrer. Der Vortrag im Lehrhause wird hebr. sehr angemessen mit שמועה bezeichnet, da in der Schule der Vortrag nur das Mittel ist, der eigentliche Zweck aber die Aufnahme des Gehörten. — Eine ähnliche Mischna s. Jebamot VIII 4.",
+ "dass die Ablösung eines Pesach. Unter Ablösung (תמורה) eines Opfers versteht man ein gegen Opfervieh in der Weise ausgetauschtes Thier, dass der Inhaber etwa erklärte, dieses solle an Stelle des andern treten. Nach 3. B. M. 27, 10 sind in solchem Falle beide geweiht, es muss daher auch die Ablösung geopfert, und wenn das infolge eines Leibesfehlers oder aus anderm Grunde nicht angeht, deren Erlös dem Altar zugeführt werden. Die Ablösung eines Pesach oder deren Erlös ist nicht als Pesach, sondern als Friedensopfer darzubringen.",
+ "dargebracht wird. Zu קרבה vgl. Kap. III Anm. 1.",
+ "dass die Ablösung eines Pesach nicht dargebracht wird. Sondern der Erlös derselben.",
+ "Ich will es erklären. Die nun folgende Erklärung ist so kurz gefasst, dass sie selbst einer Erklärung bedarf. Zunächst ist in den Worten des R. ‘Akiba von der Ablösung noch keine Rede, sondern vorläufig nur von einem verloren gegangenen Pesach, welches sich später, nachdem es durch ein anderes ersetzt worden, wieder einfand. Dieses andere ist als Pesach dargebracht worden, und es entsteht jetzt die Frage, was mit dem ersten Pesach geschehen soll? Da kommt es nun darauf an, ob dasselbe noch vor dem Schlachten des Ersatzopfers oder erst nachher gefunden wurde. Im letztern Falle hat es, da es zu spät zum Vorschein kam, den Charakter eines Pesach verloren und ist daher genau so wie ein erst nach dem 14. Nisan zum Pesach bestimmtes Thier (Kap. V Anm. 7) als Friedensopfer darzubringen; im andern Falle aber kann dasselbe, da es mit gleichem Rechte wie das Ersatzopfer als Pesach geschlachtet werden konnte, ja sogar vor diesem vielleicht (עיין הל׳ ק״פ פ״ד ה״ו בכ״מ בשם הר״י קורקוס ובלחם משנה) den Vorzug verdient hätte, nicht ohne Weiteres als Friedensopfer dargebracht werden, es muss vielmehr erst abgewartet worden, bis es sich ein Gebrechen zuzieht, das es für den Altar ungeeignet macht, dann erst kann es verkauft und für den Erlös ein Friedensopfer beschafft werden. Dieselbe Vorschrift gilt aber merkwürdigerweise — und nun kommen wir zu dem von R. Josua nicht verstandenen Satze — auch für die Ablösung des Pesach. Wird das wiedergefundene Lämmchen früher oder später gegen ein anderes ausgetauscht, so hängt die Entscheidung der Frage, ob dieses selbst oder nur dessen Erlös geopfert werden darf, ebenfalls von dem Zeitpunkt ab, in welchem jenes wieder zum Vorschein kam. Obgleich nach Anm. 30 die Ablösung des Pesach niemals als Pesach dargebracht werden kann, mithin der Grund fortfällt, der für das umständliche Verfahren bei einem abhanden gekommenen und noch vor dem Schlachten des Ersatzopfers gefundenen Pesach massgebend war, richtet sich die Behandlung des einen dennoch ganz nach der des andern Lämmchens.",
+ "Wenn ein Pesach. das verloren gegangen war.",
+ "noch vor dem Schlachten des Pesach. d. h. ehe das zum Ersatz gewählte Pesach noch geschlachtet war. [Nach anderer Auffassung im Babli: vor dem für die Bereitung der Pesachopfer gesetzlich angeordneten Zeitpunkte, also Vormittags.]",
+ "bis es sich einen Makel zuzieht. Von סאב ist die Grundbedeutung wahrscheinlich fleckig sein, daher im Ḳal. ܣܳܐܶܒ (= סיב und hebr. שׂיב) altern (vom gefleckten Haar), im Piel beflecken u. z. im weitesten, doch meist übertragenen Sinne. Hier wird das Wort auf die in der Tora als schwerer Makel (משחתם בהם) bezeichneten Leibesfehler (3. B. M. 22, 21—25) angewendet, ohne welche ein zum Opfer geweihtes Thier nicht verkauft werden darf."
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+ "Wenn jemand ein Weibchen als sein Pesach absondert oder ein Männchen im zweiten Lebensjahre. Zum Pesach eignet sich nur ein männliches Thier, welches das erste Lebensjahr noch nicht überschritten hat (2. B. M. 12, 5; בן שנה heisst nicht „ein Jahr alt“, sondern „im ersten Lebensjahre“).",
+ "dann verkaufe er es und bringe aus dem Erlöse Friedensopfer dar. ויביא בדמיו שלמים. So liest Raschi z. St. und so zitieren auch Tosafot sowohl in Zebaḥim 9b als in Menaḥot 83b u. d. W. חד; in unserm Bablitexte steht dafür ויפלו דמיו לנדבה לשלמים, in Jeruschalmi und den Mischnaausgaben ebenso bis auf das Wort לשלמים, das hier fehlt. Eine in Temura (19a) angeführte, den Gegenstand ausführlicher behandelnde Baraita lehrt, dass er den Erlös nur dann zu Friedensopfern verwenden muss, wenn er sein Pesach bereits dargebracht hat, wenn das Thier aber vorher schon einen Leibesfehler bekam, soll er aus dessen Erlös ein Pesach beschaffen.",
+ "sondern als Friedensopfer dar. Es geht nicht an, dass er es nachträglich zu seinem Pesach bestimme, da es inzwischen einen Augenblick ohne Inhaber gewesen (s. Anm. 59); war aber vor Eintritt des Todes der Sohn schon mitbeteiligt, so schlachtet dieser es als Pesach, u. z. am 14. Nisan, wenn der Vater an diesem Tage erst Nachmittags starb, einen Monat später, wenn derselbe am Vormittage aus dem Leben schied (s. Kap. VIII Anm. 50)."
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+ "Wurde ein Pesach mit anderen. s. Kap. VII Anm. 34.",
+ "wobei man den Zuschuss aus der eigenen Tasche einbüsst. Es wurde z. B. ein Pesachlamm [] mit vier Lämmern einer andern Opfergattung so vermengt, dass man das Pesach nicht erkennt. Wird nun beim Verkaufe für das wohlfeilste ein Preis von 8 Denaren und für jedes folgende immer 1 Denar mehr, für alle fünf demnach ein Preis von 50 Denaren erzielt, so muss er zwei Lämmer im Werte von je 12 und drei im Werte von 9, 10 und 11 Denaren darbringen, mithin aus seiner Tasche einen Zuschuss von 4 Denaren leisten. Gehörten die übrigen Lämmer gar vier verschiedenen Opfergattungen an, in welchem Falle er fünf Lämmer im Werte von je 12 Denaren opfern muss, so beträgt seine Einbusse gar 10 Denare. Im Übrigen gilt vom Erlös des Pesach auch hier die in Anm. 38 erwähnte Vorschrift, dass derselbe zu einem Friedensopfer zu verwenden ist, wenn der Verkauf erst stattfinden konnte, als man sein Pesach schon bereitet hatte.",
+ "wurde es jedoch mit Erstgeborenen vermengt. Das Erstgeborene vom Vieh wird bei der Darbringung in allen wesentlichen Punkten genauso wie das Pesach behandelt.",
+ "wenn es um eine Genossenschaft von Priestern sich handelt. Vom Opferfleische erstgeborener Tiere dürfen nur Priester essen.",
+ "es verzehren. Man braucht daher, wenn das vermengte Pesach einer Priestergesellschaft gehörte, nicht sämtliche Lämmer erst weiden zu lassen, bis sie einen Leibesfehler bekommen, sondern opfere sie am 14. Nîsan Nachmittags und verzehre sie sämtlich in der folgenden Nacht. Es ist zwar Vorschrift, die vier Opferhandlungen (Kap. V Anm. 6) mit dem Gedanken an Zweck und Bestimmung des einzelnen Opfers vorzunehmen, doch ist es nicht durchaus nötig, dass die Bestimmung bekannt sei; der Priester braucht nicht sagen zu können, er schlachte dieses Tier als Pesach, als Friedens-, als Sünd- oder Schuldopfer, es genügt vielmehr, wenn er erklärt: Ich schlachte es für seine Bestimmung. Gleichwohl fand der praktische Ausweg des R. Simon nicht die Zustimmung der anderen Gesetzeslehrer, weil diese mit Rücksicht auf das Verbot, vom Opferfleische übrig zu lassen, es für bedenklich hielten, die Zeit noch mehr zu beschränken, innerhalb deren solches gegessen werden darf. Für ein Erstgeborenes erstreckt sich diese Frist auf 2 Tage und die dazwischen liegende Nacht, während das Pesach in einer halben Nacht verzehrt sein muss. Im vorliegenden Falle müssten alle fünf Lämmer in dieser kurzen Zeit aufgegessen werden, da man von keinem derselben weiss, ob es nicht das Pesach ist."
+ ],
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+ "und sie essen mit ihm von dem Seinigen. Zwar haben sie durch die Darbringung eines andern Pesach ihre Beteiligung an dem abhanden gekommenen widerrufen, der Rücktritt ist aber erst nach dem Schlachten des letztern, also zu spät erfolgt (s. VIII 3 g. E. — והוא הדין לר׳ שמעון אם שלו נזרק ראשון). Das von ihnen dargebrachte Pesach ist nach Kap. V Anm. 13 untauglich und wird daher laut VII 9 noch am selben Tage verbrannt",
+ "so essen sie von dem Ihrigen. weil sie von dem abhanden gekommenen Pesach, bevor es noch geschlachtet worden, also rechtzeitig zurückgetreten waren.",
+ "und er isst von dem Seinigen. da er ihnen doch keine Vollmacht gegeben, das Pesach für ihn zu schlachten.",
+ "und sie essen nicht mit ihm. Infolge des Zweifels, ob ihr Rücktritt vom wiedergefundenen Pesach noch rechtzeitig oder zu spät erfolgte, ob mithin das von ihnen selbst geschlachtete Pesach tauglich oder untauglich ist, dürfen sie weder von dem einen noch vom andern essen. ].",
+ "das Ihrige kommt nach dem Verbrennungsorte. Für die Verbrennung untauglicher Opfer, welche auf dem Gebiete des Heiligtums stattfinden musste, waren daselbst zwei Orte bestimmt, der eine vor der Bira (III 8 u. VII 8), der andere in der Opferhalle selbst. Für die ausserhalb Jerusalems zu verbrennenden Opfer gab es eine dritte Feuerstelle, die בית הדשן heisst (Z’baḥim V 2 und XII 5). Wenn nun etwa בית השריפה zum Unterschied von dieser die beiden Verbrennungsstätten auf dem Tempelberge bezeichnen soll (im Babli das. 104b werden alle drei בית הדשן genannt), so passt der Ausdruck יצא (hinaus geschafft werden) nicht auf diejenigen Opfer, die in der Halle selbst verbrannt werden mussten, und doch findet sich diese Formel auch auf solche angewendet, z. B. K’retot VI 1—2, Z’baḥim VIII 4, Tosefta das. 1 g. A. u. M’naḥot VI g. E. (ed. Zuckermandel 479 18 u. 520 37). Zieht man ferner in Erwägung, dass es sich an allen diesen Stellen, zu denen noch viele andere wie Tosefta P’saḥim VI u. IX, Z’baḥim VI u. VII (ed. Zuck. 165 19-21, 171 14, 489 29, 492 3) hinzukommen, ebenso wie oben VIII 2 (s. das. Anm. 18) und VII 9 (s. die Jeruschalmiausgaben) um Opfer handelt, bei denen עבור צורה erforderlich ist, deren Fleisch, mit anderen Worten, erst nach einiger Zeit, wenn es bereits seine Frische und sein gutes Aussehen eingebüsst hat, dem Feuer übergeben werden darf, ja dass die fragliche Redewendung meist nicht blos in begrifflicher, sondern in ausdrücklicher Verbindung mit ענור צורה vorkommt (so an allen oben angeführten Orten mit Ausnahme von K’retot VI 1 2 u. P’saḥim VIII 2), so könnte man wohl zu der Annahme gelangen, dass בית השרפה ein Raum war, in welchem die erst später zu verbrennenden Opfer inzwischen verwahrt wurden. Auch in unserer Mischna, die sich dieses Ausdrucks dreimal bedient, fände solche Auffassung eine Stütze. Da das zu verbrennende Pesach hier wie weiter unten nicht mit Sicherheit als untauglich bezeichnet werden kann, darf man es nicht sofort dem Feuer übergeben, sondern erst nachdem es unansehnlich geworden (s. Maim. Hil. P’sulê hammoḳdaschin XIX 2). Doch findet sich die Formel יצא לבית השרפה auch hie und da an Stellen, an denen kein Grund zu erkennen ist, aus welchem die Verbrennung einen Aufschub erleiden müsste, z. B. Z’baḥim XII 4. Wenn demnach בית השרפה doch die Verbrennungsstätte selbst bezeichnen sollte, was ja auch dem einfachen Wortsinn besser entspricht, so steht יצא hier in uneigentlicher Bedeutung; vgl. היוצא לידון Giṭṭin III 4.",
+ "und sie sind der Feier des zweiten Pesach enthoben. Wenn sie auch von keinem der beiden Pesachopfer essen dürfen, weil nicht feststeht, an welchem sie beteiligt sind, so ist doch andererseits soviel sicher, dass sie auf alle Fälle an einem derselben beteiligt sind. Da sie mithin das Pesach zur rechten Zeit bereiteten, so haben sie ihrer Pflicht genügt, obgleich sie am Opfermahl verhindert sind. vgl. Kap. VIII Anm. 19 u. 41.",
+ "gehet und schlachtet ihr für mich. Sie aber hatten ihn nicht beauftragt, das abhanden gekommene Pesach für sie zu schlachten, sondern nur es zu suchen und herbeizuschaffen, damit sie es selbst darbringen. Der Fall liegt nun umgekehrt wie im ersten Teil unserer Mischna, er hat ihnen Vollmacht gegeben, sie aber Laben ihm keinen Auftrag erteilt, weshalb auch die in den vorstehenden Anmerkungen erläuterten Bestimmungen im Folgenden entgegengesetzte Anwendung finden.",
+ "essen alle von dem ersten. Da sie sich gegenseitige Vollmacht erteilten und nach dem Schlachten ein Rücktritt nicht mehr möglich ist, sind beide Parteien an dem zuerst geopferten Pesach beteiligt, während das andere untauglich und sofort zu verbrennen ist.",
+ "kommen beide nach dem Verbrennungsorte. weil man nicht weiss, welches tauglich und welches untauglich ist; doch können sie erst am 16. Nisan verbrannt werden (s. Anm. 49 u. VII 9). Selbstverständlich sind beide Parteien der Feier des zweiten Pesach enthoben; vgl. Anm. 50.",
+ "Wenn er ihnen und sie ihm keinen Auftrag gegeben. obgleich eine gegenseitige Vollmacht aus der ganzen Sachlage vermutet oder gar aus unklaren Äusserungen und halben Andeutungen hergeleitet werden kann.",
+ "gehen sie einander nichts an. Wörtlich: sie haften nicht für einander, sind für einander nicht verantwortlich. Der Ausdruck ist der Rechtssprache entlehnt und von אחר (der Andere) abzuleiten. Ursprünglich ist אחראי wie noch jetzt in der sicherlich sehr alten Formel אחראין וערבאין כלהון יחון wohl der Bürge (der Andere, der für den Schuldner eintritt), davon אחריות, zunächst = Bürgschaft und Gewähr (נכסים שיש להם אחריות = Gewähr bietende Güter), später = Haftpflicht und Ersatz (חייב באחריותו = zum Ersatze verpflichtet). Man kann aber auch den umgekehrten Weg einschlagen, indem man אחריות = Ersatz unmittelbar von אחר ableitet (das Andere, das an Stelle des Verlorenen oder Beschädigten tritt), um dann, von diesem Begriffe zu dem der Ersatzpflicht und Gewährleistung übergehend, schliesslich zu אחראי = verantwortlich zu gelangen."
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+ "Haben zwei Genossenschaften ihre Pesachopfer vertauscht. so dass niemand weiss, welches der einen und welches der andern Gesellschaft gehört. Entstand der Zweifel erst nach dem Schlachten, so haben beide zwar ihrer Pflicht genügt und sind daher der Feier des zweiten Pesach enthoben, sie sind jedoch vom Opfermahle ausgeschlossen, weil sie nicht wissen, an welchem der beiden Tiere jeder seinen Anteil hat, und daher von keinem derselben essen dürfen. War dagegen die Verwechslung schon vor dem Schlachten entdeckt, also zu einer Zeit, da die Beitrittserklärung noch zurückgezogen werden konnte (s. VIII 3), so öffnet sich ihnen der in der Mischna beschriebene Ausweg, der ihnen auch die häusliche Feier des Pesach ermöglicht.",
+ "worauf sie also sprechen. Jede der beiden Genossenschaften spricht so zu dem herübergekommenen Mitglieds der andern Gesellschaft. — יכך ist verkürzt aus וְכָכָה.",
+ "ist dagegen dieses Pesach dein. unser Pesach mithin in den Händen deiner Genossen, für welchen Fall dieselben ihrem Anrecht auf das ihnen gehörige, irrtümlich von uns gewählte Pesach hier entsagen, so dass du nun dessen alleiniger Inhaber bist.",
+ "wofür wir an dem Deinen beteiligt sein sollen. Minder umständlich wäre freilich der Rath, dass jede der beiden Genossenschaften ihre Beteiligung einfach zurückziehe und, nachdem sie eines der Tiere gewählt, aufs Neue erkläre. Es ist jedoch nicht zulässig, dass sämtliche Teilhaber sich zurückziehen, ehe sich neue angemeldet haben. Das einmal bestimmte Pesach soll keinen Augenblick ohne Inhaber bleiben (vgl. Anm. 39).",
+ "sie ziehen je einen aus jeder Genossenschaft hinzu. Wenn alle fünf Pesachopfer vertauscht sind, begibt sich aus jeder der fünf Gesellschaften je ein Mitglied zu den übrigen vier Genossenschaften, so dass zu jeder der auf diese Weise neu gruppierten fünf Gesellschaften vier neue und ein, bezw. sechs frühere Mitglieder gehören. Der scheinbar überflüssige Zusatz ושל עשרה עשרה soll uns, wenn nicht etwa ועשר של עשרה עשרה gemeint oder gar zu lesen ist, vielleicht andeuten, dass die Zahl der Mitglieder sämtlicher fünf Gesellschaften wohl mehr, aber auf keinen Fall weniger als fünf betragen darf. Hätte eine derselben blos vier Mitglieder, so wäre dieser Ausweg verschlossen, weil in dem Augenblicke, in welchem jeder derselben, um bei einer der vier anderen Gruppen eintreten zu können, seinen Austritt aus der eigenen Genossenschaft erklärt, das Pesach der letztern herrenlos würde. In solchem Falle bleibt daher nichts anderes übrig, als einen fünften Teilhaber von der Strasse heranzuziehen (vgl. die folg. Mischna).",
+ "und sprechen ebenso. In jeder der fünf Gesellschaften sagen alle der Reihe nach zu jedem einzelnen: Wenn dies Pesach dein ist, erkläre ich hiermit meinen Austritt aus der Genossenschaft, der ich bisher angehört habe, um mich bei dir als Teilhaber anzumelden."
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+ "und jener trachtet einen von der Strasse zum Beitritt zu bewegen. Die Zuziehung eines Teilhabers ist erforderlich, damit die beiden Pesachopfer nicht herrenlos bleiben (Anm 59) wenn deren Inhaber falsch gewählt haben sollten, für welchen Fall jeder derselben durch die folgende Erklärung dem Pesach entsagt; sie ist möglich, obschon der Eigentümer nicht in der Lage ist, seinem Partner das Pesach zu bezeichnen, an welchem dieser sich beteiligen soll.",
+ "und der andere kommt zu jenem. Jeder der beiden Besitzer geht zum Partner des andern Eigentümers oder jeder der beiden Partner zum Herrn des andern Pesach, oder es begeben sich beide Inhaber zu einander und beide Teilhaber zu einander.",
+ "worauf sie also sprechen. In beiden Genossenschaften spricht der eine so zum andern. Der Plural steht, weil es zwei Personen sind, die reden, in jeder Gruppe eine."
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+ "An den Rüsttagen der Pesachfeste. Andere Lesart: ערב פסחים (Babli- u. Jeruschalmiausgaben, ebenso Tosefta ed. Zuck. 172 12): s. Tosafot u. die Zusätze in Mord’chai z. St.",
+ "wenn der Spätnachmittag. Man unterscheidet einen längern (מנחה גדולה) und einen kürzern Nachmittag (מנחה קטנה); jener beginnt, wenn das Tagesgestirn sich schon augenscheinlich und für jedermann deutlich erkennbar zum Untergange wendet, d. i. eine halbe Stunde, nachdem es seine Mittagshöhe überschritten hat; dieser fängt 2½ bürgerliche Stunden (s. Einl. S. 167) vor Ablauf des Tages an, wenn die Sonne dem Horizont schon merklich näher als dem Scheitelpunkte steht, d. i. eine halbe Stunde, nachdem sie in das letzte Viertel ihres Tagbogens eingetreten ist. In der Regel ist unter מנחה schlechthin der Spätnachmittag zu verstehen. So auch hier. Maimonides meint zwar in seinem Mischnakommentar zu B’rachot IV 1, dass מנחה nur den Augenblick bezeichnet, mit welchem der Spätnachmittag einsetzt; diese Annahme findet aber ihre Widerlegung sofort an Ort und Stelle in dem Ausdruck פלג המנחה. Man kann wohl von der Hälfte eines Zeitraumes, nicht aber von der Mitte eines Zeitpunktes sprechen. Er selbst erklärt diese Bezeichnung mit den Worten: 5¼ Stunden vor Tagesende; demnach müsste der Begriff מנחה die letzten 2½ Stunden voll umfassen und ganz einschliessen. Ausdrücklich heisst es in einer Baraita (s. Babli das. 26b): איזו היא מנחה גדולה משש שעות ומחצה ולמעלה ואיזו היא מנחה קטנה מתשע שעות ומחצה ולמעלה . Wenn sich daher Stellen finden, in denen die Redewendung מן המנחה ולמעלה die Ansicht Maimuni’s zu unterstützen scheint, so kann das fragliche Wort in solcher Verbindung nur das Nachmittagsgebet bezeichnen, welches ebenfalls kurzweg מנחה (statt תפלת המנחה; Ta‘aniot IV 1. u. ö) genannt wird. Die Tosafot (107a u. d. W. סמוך) sind der Meinung, dass auch an unserer Stelle unter Minḥa das Gebet zu verstehen ist, auf welches sich dieser Name von dem Mehlopfer (מנחה) übertragen hätte, das jeden Nachmittag im Heiligtume dargebracht wurde (4. B. M. 28, 8). Auf den Einwand, dass ja die Minḥa auch einen Bestandteil des täglichen Morgenopfers bildete (das. 5), haben sie keine befriedigende Antwort. Nachmani leitet in seinem Pentateuchkommentar (zu 2. B. M. 12, 16) das Wort unter Hinweis auf מנח יומא im Targum (O. u. J. zu l. B. M. 3, 8) vom Stamme נוח ab. Es ist die Zeit, in welcher die Sonne zur Ruhe geht und ihre Glut sich mildert (מנוחת השמש והשקט אורו הגדול ). Widerspricht auch die Form, welche hiernach מנוחה oder מנחא (m’nuḥa oder m’naḥa) lauten müsste, solcher Ableitung, so halte ich doch den Grundgedanken für richtig, dass unser Minḥa ganz verschieden ist von demjenigen, welches Geschenk und vorzugsweise Opfergabe bedeutet. In diesem gehört מ zum Stamme, es ist von מנח (arab. منح = schenken) nach der Form שמחה gebildet und wird daher einer richtigen Überlieferung gemäss in der Mehrzahl M’naḥot gesprochen, während jenes meines Erachtens vom Stamme נחה abzuleiten und demgemäss im Plural ebenso wie מצוה zu vokalisieren ist. Im Arabischen entspricht נחה (نحا = sich neigen, wenden) dem hebr. פנה und die نحو dem hebr. מול, dessen Grundbedeutung dieselbe ist [daher אתמול (gestern)=פנים את=לפנים (wie את פגי=לפני) im Gegensatz zu מחר (morgen, zsgz. aus מַאֲחָר) = לאחור, eine Anschauung, nach welcher nicht wir der Zukunft entgegengehen, vielmehr die Zeit an uns vorüberzieht, so dass die Vergangenheit nicht hinter uns, sondern vor unseren Augen (לפנים), und der „kommende“ Tag (היום הבא) nicht vor uns, sondern unsichtbar hinter unserm Rücken (לאחור) sich befindet]. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir beim Worte Neigen vor allem an eine Wendung nach unten denken; daher נחת hinuntersteigen, מנחה die Tageszeit, in welcher die Sonne sich zum Untergange wendet (vgl. כי פנה היום כי ינטו צללי ערב Jirm. 6, 4), שטח לגוים וינחם (Ijob 12, 23) er breitet, Völker aus und beugt sie nieder, lässt sie untergehen (parallel משגיא לגוים ויאבדם), فنى dahinschwinden, ebenso כל ימינו פנו בעברתך (Ps. 90, 9), افنى vernichten, ebenso פנה אויבך (Sz’fanja 3, 15), לערב ימולל ויבש (Ps. 90, 6) sich neigen, dahinsiechen, אמילם (Ps. 118, 10—12) ich beuge, vernichte sie. Vermutlich bedeutet auch in ‘Ezra 9, 4—5 מנחת הערב den Spätnachmittag (מנחה קטנה). — נחה im gewöhnlichen Sinne entspricht dem arab. افنى (fortbewegen); doch dürfte auch hier die Grundbedeutung die von نحا sein, so dass נחה nicht eigentlich führen (הוליך), sondern — ursprünglich wenigstens — lenken hiesse.",
+ "herannaht. d. i. eine halbe Stunde vor Beginn dieser Tageszeit, also gegen drei Uhr Nachmittags. — סמיך (Part. v. סמך = stützen) heisst eigentlich angelehnt und daher sowohl nahe (vom Ort wie von der Zeit) als auch dicht (סומכא = Dicke).",
+ "kein Mahl einnehmen. auch wenn man das Nachmittagsgebet schon verrichtet hat. Vorher darf man sich auch sonst nicht zu Tische setzen (Sabbat I 2); Früchte aber und anderes Naschwerk (מיני תרגימא, τϱαγήμαια) darf man auch an diesem Tage selbst in später Stunde noch essen (Babli 107b). Das Verbot hat nur den Zweck, die Esslust für das Festmahl am Abend rege zu erhalten.",
+ "bis es Nacht geworden. An anderen Feiertagen kann man ebenso wie am Sabbat das Festmahl auch vor Sonnenuntergang einnehmen, am Pessach aber soll man es mit Rücksicht auf 2. M. 12, 8 nicht vor Eintritt der Dunkelheit beginnen [R. Ascher z. St. ].",
+ "Auch der Ärmste. der sonst sein dürftiges Mahl sitzend einzunehmen gewohnt ist.",
+ "in Israel esse nicht anders als hingelagert. Wie bei den Griechen und Römern der klassischen Zeit hatte sich auch bei den Israeliten die Sitte eingebürgert, sich zu den Hauptmahlzeiten auf Ruhebetten (מטות, ϰλίναι lecti) so zu lagern, dass der linke Ellbogen sich auf das Polster stützte (הסבה Kataklisis, Accubitio). Bei Gastmählern ruhten alle Tischgenossen auf solchen Betten, nur die Sklaven und die Parasiten saßen auf Stühlen oder Bänken. Für die Pesachnacht wurde diese vermutlich von den Persern übernommene Sitte (Ester 1, 6 u. 7, 8; Babli B’rachot 46b) zur Vorschrift, zunächst wohl, um dem Festmahl den Charakter einer Hauptmahlzeit zu sichern (vgl. Jer. zu Ma‘asrot IV 1 עשה היסב בשדה טובל אם לא היסב אינו טובל), dann aber auch, um das Gefühl für Freiheit und Menschenwürde lebendig zu erhalten (להודיע שיצאו מעבדות לחרוה — Jer. z. St.). — Der Ausdruck הסב (v. סבב = umgeben) stammt noch aus der Zeit, in welcher die Tischgenossen sich um eine gemeinsame Tafel setzten (1. B. M. 43, 33; 1. Sam. 20, 5, 24—25, 34; 1 Kön. 13, 20), wie es auch bei den Griechen und Römern ursprünglich der Brauch war. In diesem Sinne wird 1 Sam. 16, 11 נסב (Plural und Ḳal) schon als feststehender Ausdruck gebraucht, bei welchem der Zusatz השלחן (od. על) את entbehrlich ist, während die Kataklisis, welche unter König Uzia noch nicht allgemeine Sitte, vielmehr ein Merkmal sybaritischer Verweichlichung und Üppigkeit gewesen zu sein scheint (‘Amos 6, 4), mit שכב und סרח bezeichnet wird (das.), vielleicht gar mit dem üblichen ישב (Jeḥezḳêl 23, 41). Die Sprache hatte für diese eigentümliche, halb sitzende und halb liegende Körperhaltung noch kein besonderes Wort geprägt. Als aber bei den aus Persien zurückgekehrten Juden der fremde Brauch heimisch geworden, wurde die Bezeichnung סכב für das Gastmahl beibehalten, obgleich sie nicht mehr ganz angemessen war, seit man aufgehört hatte an gemeinsamer Tafel zu speisen (K. VII Anm. 74). Der Ausdruck blieb zunächst wohl nach wie vor auf den Plural beschränkt (vgl. B’rachot VI 6), bis er auf die Kataklisis, wie sie beim Convivium in erster Reihe üblich war, schlechthin übertragen und nun auch (wie hier) in der Einzahl angewendet wurde. Befremdlich ist es allerdings, dass mit dem Wechsel der Bedeutung auch ein Übergang des Ḳal in den Hif‘il, in welcher Form das Wort in diesem Sinne stets im Talmud erscheint, sich vollzogen haben soll. Der Hif‘il findet sich bei intransitiven Verben, wenn dieselben von einem Nomen gebildet sind (העשיר, העני, הלבין, האדים, השחיר, השריש, העריב הגריל, הספיק u. v. a). Besonders lehrreich ist in dieser Beziehung das Verbum גדל, welches im Ḳal aufwachsen (Abot I 17; Jebamot XIII, 12 יודלו זה עם זה = sie können mit einander aufwachsen, d. h. sie dürfen weiter zusammenleben trotz der Möglichkeit, dass sich ihre Ehe später als unstatthaft erweist — s. Babli z. St. u. Raschi zu Ḥullin 11a s. v. קטן וקטנה), im Hif‘il aber grossjährig (גדול) werden bedeutet (Jebamot X 9, XI 3—5, XIII 1 u. ö.; in Baba batra V 4 ist הגרילו transitiv, da ענפים zu ergänzen ist). Demnach wäre הסב von מסב (Sabbat 63a Z. 1) abzuleiten, einem andern Ausdruck für die מטה, auf die man sich zum Schmause lagert. Wie ist aber מסב zu dieser Bedeutung gekommen? Sinngemäss bezeichnet das Wort im Hohenliede (1, 12) die Tafelrunde, das Gastmahl (wie מסבה in סתם מסבת כותים B’rachot 52b unten); man kann doch aber nicht so ohne Weiteres den Begriff eines Gelages auf das Lager übertragen! Dass man ursprünglich die einzelnen Polster, auf denen man rings um die Tafel sass, מסב nannte, ist etymologisch wohl denkbar, lexikalisch aber nicht nachzuweisen Ebensowenig lässt sich מסב als Ruhebett unter Hinweis auf das sinnverwandte מטה (und das gr. ϰλίνη) unmittelbar auf den in der Bedeutung „sich wenden“ mit נטה übereinstimmenden Stamm סבב zurückführen; denn in diesem Sinne drückt סבב stets eine Bewegung aus, sei es zu einem Orte hin (Hab. 2, 16; 1 Sam. 5, 8) oder von einem Orte weg (das. 15, 27; 1 B. M. 42, 24), während נמה gleich dem gr. ϰλίνω auch „neigen“ heisst. Ihrer Grundbedeutung nach sind סבב (sich krümmen) und נטה (sich strecken) sogar Gegensätze. Vielleicht ist zum Unterschiede von der מטה (dem in erster Reihe zum Schlafen in gestreckter Lage bestimmten Bette) das Speisesofa (im Hinblick auf die gekrümmte Haltung bei der Benutzung desselben) מסב genannt und von diesem Nomen später das Verbum הסב gebildet worden Aehnlich ist יטו (Hif‘il) in ‘Amos 2, 8 von מטה abgeleitet, denn die zweite Vershälfte ויין ענושים ישתו בית אלהיהם weist deutlich darauf hin, dass bei ועל בגדים חבלים יטו אצל כל מובח an die Kataklisis zu denken ist.",
+ "und man reiche ihm. Wenn dies Fürwort sich auf den Armen bezieht, so hat man sich die Vorsteher als Subjekt des Satzes zu denken; bezieht es sich aber wie in der folgenden und der vierten Mischna gleich לפניו in M. 3 auf אדם im ersten Satze, so sind die ihn bedienenden Hausgenossen das nicht genannte Subjekt.",
+ "nicht weniger als vier Becher Wein. Ueber die Bedeutung der vier Becher s. Einleitung, Absatz 2. — פחת heisst im Syr. aushöhlen (Übers. von נקב Ḥab. 3, 14), im Arab. (فخت) abschneiden. Die gemeinsame, in der Sprache des Talmud noch erhaltene Grundbedeutung ist vermindern. Dieselbe zeigt sich auch bei der Wurzel פח in פחי הזהב (Goldplatten, 2. B. M. 39, 3) und פוחח (mangelhaft bekleidet, M’gilla IV 6). Vgl. גרע = verringern (2 B. M. 5, 11 u. ö.) und = abscheeren (Jirm. 48, 37; im Aram. häufiger), aus dessen Wurzel wohl auch (mit teilweisem Übergang des ל in ר und des ג in כ od. ק) die Stämme קרח ,גלב ,גלח, (abscheeren), כרת ,קרץ ,קרע (zerschneiden), כרה ,גלף (graben), גרם ,גרר (zerkleinern) hervorgegangen sind. Das Verbum פחת findet sich in der Bibel nicht, wohl aber die nomina פחת (Grube) und פחתת (Vertiefung).",
+ "wäre es selbst aus der Armenschüssel. Die Schüssel (תמחוי) und der Korb (קופה = fiscus) sind verwandte Zweige der Gemeindeverwaltung auf dem Gebiete der Armenpflege. Aus dem „Korbe“ wurden wöchentliche Unterstützungen (jeden Freitag) an die Armen des Ortes verteilt; aus der „Schüssel“, für welche die Beiträge an Lebensmitteln täglich eingesammelt wurden, erhielten die Ärmsten unter den Armen (auch auswärtige Bettler), die nicht einmal Brot für zwei Mahlzeiten hatten, ihren Tagesbedarf (s. Pea VIII 7 und Jer. das.). — Über die Etymologie des Wortes תמרוי s. Kap. V Anm. 42 u. ‘Erubin V Anm. 31."
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+ "Nachdem sie ihm den ersten Becher gefüllt haben. Über מזג (eigentl. mischen) s. Kap. VII Anm. 77. Das Fürwort לו ist hier nicht mehr auf den Armen zu beziehen, sondern ganz allgemein aufzufassen; vgl. Anm. 8. כוס, in der Bibel weiblich, ist hier und weiter unten (M. 4 u. 7) männlich, oben aber (M. 1), wo das Wort im Plural steht, weiblich; Jeruschalmi ed. Kr. (S. 37b l. Z. u. 37c Z. 6, 16, 30) hat freilich: ארבעה כוסות (dagegen Z. 3 u. 12: ארבע כוסות).",
+ "er spreche den Segen über den Wein und nachher den Segen über den Tag. Diese Meinungsverschiedenheit, welche schon einmal (in B’rachot VIII 1) erwähnt wurde, beschränkt sich nicht grade auf den Pesachabend, erstreckt sich vielmehr auf den Eingang aller Sabbate und Feste, an denen es Vorschrift ist, das Mahl mit einer feierlichen Begrüssung des heiligen Tages bei einem vollen Becher Weines zu eröffnen. Dieselbe besteht aus zwei Segensprüchen (einem über die Frucht der Rebe und einem über die Bedeutung des Tages), deren Reihenfolge den Gegenstand des hier angeführten Streites bildet. Die Begründung beider Ansichten findet sich in der Tosefta hier Kap. X und B’rachot V (ed. Zuckermandel S. 13 Z. 6—9 u. S. 172 Z. 14—17) und mit unwesentlichen Abweichungen auch im Babli wie im Jeruschalmi sowohl zu unserer Stelle als zu B’rachot VIII 1. Nach der Meinung der Schammaiten gebührt dem Segen über den Tag aus zwei Gründen der Vorrang: Erstens ist der heilige Tag die Veranlassung, dass überhaupt der Wein das Mahl einleitet; zweitens geht der Eintritt des Festes auch zeitlich dem Beginne des Mahles voran. Die Schule Hillels macht dagegen zwei andere Gründe geltend, aus denen der Segen über den Wein an die Spitze gestellt zu werden verdient: Zunächst bietet der Wein erst die Möglichkeit, den heiligen Tag an der Tafel zu begrüssen, ohne ihn müsste man sich mit der Begrüssung im Abendgebete begnügen; überdies wird der Segen über den Tag nur an Sabbaten und Festen gesprochen, der andere dagegen, so oft man Wein trinkt, und es ist daher auch hier die bekannte Regel anzuwenden: Das Häufigere geht dem Seltenern vor (תדיר ושאינו תדיר הדיר קודם)."
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+ "isst er den Lattich eingetunkt. הביאו לפניו ירקות והזרת מטבל בחזרת lautet die Lesart in Jeruschalmi und älteren Mischnaausgaben (s. דקדוקי סופרים S. 355, Anm. 5); in Maimunis Mischnakommentar und mehreren von Rabbinowicz verglichenen Hndss. (s. דקדוקי סופרים das.) fehlt das Wort וחזרת, in unseren Ausgaben der Mischna sowohl als des Babli und Alfasi auch das Wort ירקות. R. Ḥananel und uach ihm R. Natan aus Rom (s. ‘Aruch unter פרפרת ergänzt in seiner Erklärung z. St. als Objekt zu הביאו לפניו das Wort שלחן; er hat also weder ירקות noch וחזרת gelesen. Auch aus Raschi (s. v. מטבל) und Tosafot (s. v. הביאו), noch deutlicher aber aus R. Nissim (Alfasikommentar z. St.) geht hervor, dass ihnen die Lesart הביאו לפניו מטבל בחזרת vorgelegen, die ‘Aruch sowohl unter חזר als unter טבל hat. Allerdings ist הביא in der Bedeutung „auftragen“ sonst nicht nachzuweisen. Ein etwaiger Vergleich mit וישימו 1. B. M. 43, 32 würde bedenklich hinken, weil dort das Objekt leicht entbehrt werden kann, da es unmittelbar vorher steht (שימו לחם), während die Weglassung hier sehr befremdlich ist. — טבל mit folg. ב, im Ḳal == eintunken (im Talmud auch intransitiv: untertauchen) in eine Flüssigkeit, bat im Pi‘el die prägnante Bedeutung: eine Speise mit einer Tunke geniessen. Eigentümlicherweise wird in diesem Sinne die feste Speise mit ב konstruiert, während eine Bezeichnung der Flüssigkeit ganz fehlt. — Über חזרת s. Kap. II Anm. 24; über Zweck und Bedeutung der ganzen Vorschrift s. weiter unten Anm. 27.",
+ "Sowie er bei der Zukost des Brotes angelangt ist. פרפרת, im Plural פרפרות (Sabbat XXIII 2) und פרפראות (Tosefta B’rachot IV, ed. Zuckermandel S. 9 Z. 11—14; so auch Abot III Ende, wo das Wort freilich von R. Natan im ‘Aruch s. v. קן III als Purpur, von Musafia aber das. s. v. פרפריות als Peripherie aufgefasst wird), ist trotz der hebr. Form griechischen Ursprungs. Mit πεϱιφοϱά bezeichnete man zunächst das Herumreichen der Speisen, dann auch die herumgereichten Speisen selbst. Hier kann פרפרת die eine wie die andere Bedeutung haben. In B’rachot VI 5 aber kann es nur konkret genommen werden. Es steht dort im Gegensatz zu Brot (פת) wie auch zu gekochter Mehlspeise (מעשה קדרה) und bezeichnet die rohen Gemüse, Eier, Früchte und Leckereien, welche teils vor der Mahlzeit (פרפרת שלפני המזון), teils nach derselben (פרפית שלאחר המזון) gereicht wurden. Zum Unterschied von diesen werden hier die während des Mahles aufgetragenen Speisen genauer als Zukost zum Brote (פרפרת הפת) bezeichnet. Dieselbe Bedeutung hat das Wort in Abot a. a. O. Die Halacha ist dort das Brot, Astronomie und Mathematik sind nur die Zukost. — Schwierigkeiten bereitet die Konjunktion עד. In ihrer gewöhnlichen Bedeutung kann sie hier nicht genommen werden, denn es wäre geschmacklos zu sagen: er soll so lange Lattich essen, bis die Zukost oder das Herumreichen des Brotes an die Reihe kommt. R. Ḥananel, dessen Erklärung z. St sich wörtlich im ‘Aruch unter פרפרת findet, ergänzt ומפסיק vor עד. Raschi versteht unter פרפרת הפת den Lattich, welcher der Vorschrift gemäss als Bitterkraut nach dem ungesäuerten Brote zu nehmen ist, und erklärt: man esse Lattich, bevor man noch zu jener Zukost des Brotes gelangt, damit es den Kindern auffalle und sie zu einer Frage nach dem Grunde dieser seltsamen Tischordnung veranlasse. In dieser Bedeutung steht zwar in der Regel עד שלא (z. B. עד שלא נביא העולם = ehe die Welt erschaffen war, wörtlich: solange d. W. noch nicht erschaffen war; vgl. Mischlê 8, 26 u. Ḳohelet 12, 1 2) zuweilen aber, wenn auch nur sehr selten, עד allein, wie in Baba ḳamma 55a oben עד שאתה שואלני (ehe du mich fragst) und vielleicht auch im Hohenliede 2, 17 עד שיפוח היום ונסו הצללים (ehe der Tag verhaucht und die Schatten entfliehen). Indessen ist es, wenn man einmal genötigt ist, die Konjunktion ihrer gewöhnlichen Bedeutung zu entkleiden, viel einfacher und sinngemässer, den von ihr eingeleiteten Nebensatz zum folgenden statt zum vorhergehenden Hauptsatze zu ziehen und עד die Bedeutung „wenn“ (sobald, sowie) beizulegen. Vgl. עד דכפנת אכול עד דצחית שתי עד דרתחא קדרך שפוך (B’rachot 62b oben) = wenn du hungrig wirst, iss; wenn du durstest, trink; wenn dein Topf kocht (vermuthlich: wenn der Geschlechtstrieb sich regt; anders Raschi z. St. und ‘Aruch s. v. כפן), giess’ aus. Die landläufige Auffassung (während du noch Hunger hast u. s. w. — s. Raschi u. ‘Aruch) gibt keinen rechten Sinn; denn solange man nicht isst und trinkt, wird man immer hungrig und durstig sein. Der Sinn ist vielmehr entweder: ehe du Hunger bekommst, iss u. s. w., oder noch wahrscheinlicher: iss nur dann, wenn der Hunger dich mahnt u. s. w. Im Schlusssatz aber fordert das Bild zweifellos die Bedeutung „sobald“ für עד: damit der Topf nicht überlaufe, leere ihn, sowie er kocht (nicht aber: ehe er kocht — das wäre zu früh, noch weniger: solange er kocht — das wäre zu spät). Die Entstehung dieser Bedeutung erklärt sich durch die elliptische Anwendung von עד in seinem ursprünglichen Sinne (warte, bis du Hunger spürst, dann iss), wie solche uns z. B. in dem Satze עד יגמל הנער והביאתיו (1 Sam. 1, 22) entgegentritt (sobald der Knabe entwöhnt ist, werde ich ihn hinbringen), wo aus dem vorhergehenden וחנה לא עלתה der Gedankengang der Mutter leicht zu erraten ist: „ich ziehe nicht hinauf, bis der Knabe entwöhnt ist; dann erst will ich ihn hinbringen“. Vgl. auch עד אור הבקר והרגנוהו (Richter 16, 2) und שבו בירחו עד יצמח זקנכם ושבתם (2 Sam. 10, 5), wo die Akzentuation עד יצמח זקנכם mit Recht zu ושבתם und nicht zu שבו בירחו zieht.",
+ "setzt man ihm ungesäuertes Brot und Lattich und Essigmus. חרוסת ist ein aus Früchten und Gewürzen bereiteter Mus, der mit Essig verdünnt wurde. Der Stamm חרס bedeutet wahrscheinlich „stechen“ gleich seinen Vettern חרט, חרץ, חרש, חרת (und wohl auch חרז = aufreihen, eig. durchstecken); daher vielleicht die beiden grundverschiedenen Bedeutungen des Hauptworts חרס, welches einerseits die Sonne (wegen ihrer stechenden Strahlen, die קרנים, d. i. Hörner genannt werden), andererseits eine schmerzhafte, mit Jucken (חכוכא; Targ. J. zu 5. B. M. 28, 27) verbundene Hautkrankheit bezeichnet. Demnach wäre חרוסת dem Wortsinne nach eine Tunke von herbem (säuerlichem) Geschmack (daher auch חרצנים = Weinbeerkerne und möglicherweise selbst חומץ = Essig und חמץ = Gesäuertes), ähnlich dem lautverwandten הרסנא (Joma 84a, Baba batra 60b u. 144a, ‘Aboda zara 38a u. ö.), einer Fischsauce aus Mehl und Essig, wenn die im ‘Aruch (s. v. הרסנא; Kohut leitet dieses Wort von حراسن ab, dem arab. Namen irgend eines Fisches) erhaltene Lesart richtig ist. Was die Wortform betrifft, so ist dieselbe zwar dem Infinitiv eigentümlich (vgl. כתובת ,חרושת ,יבושת 1. B. M. 8, 7; 2. B. M. 31, 5; 3. B. M. 19, 28), aber auch bei konkreten Begriffen nicht selten (קטורת ,פסולת ,נעורת ,כתונת).",
+ "und zwei Gerichte. Die eingeklammerten Wörter fehlen in einigen älteren Mischnaausgaben (s. דקדוקי סופרים) ebenso wie in Jeruschalmi und Alfasi. Dass dies nicht auf ein Versehen zurückzuführen ist, ergiebt sich aus Babli 114b, wo die Erörterung über die שני תבשילין nicht an die Mischna anknüpft, sondern mitten in einer Abhandlung über das Bitterkraut an eine gelegentlich angeführte Baraita. — Von den beiden Gerichten soll das eine an das Pesach- und das andere an das fakultative Festopfer (Kap. VI Anm. 24) erinnern (Babli u. Jer. z. St.).",
+ "obschon der Essigmus nicht vorgeschrieben ist. Er hat nur den Zweck, den Lattich verdaulicher zu machen.",
+ "Er ist vorgeschrieben. Er soll nämlich in Farbe und Aussehen an den Lehm erinnern, aus dem unsere Väter in Ägypten Ziegel herstellen mussten (2. B. M. 1, 14), und durch seine Gewürzfasern an den Häckerling durch dessen Beschaffung ihr hartes Los später (das. 5, 6—18) noch drückender gestaltet wurde (Babli 116a).",
+ "In der heiligen Stadt. Wenn מקדש hier das Heiligtum bezeichnete, so könnte, da das Pesach nicht im Tempel verzehrt wurde, במקדש nur „zur Zeit des Heiligtums“ bedeuten. Dann müsste es aber בזמן המקדש oder בפני הבית heissen. Eine im Jeruschalmi z. St. offenbar als Ergänzung zur Mischna (s. Anm. 16) angeführte Baraita lautet: ובגבולין צריכין שני תבשילין אחד זכר לפסח ואחד זכר לחגיגה. Da nun גבולין die Provinz im Gegensatze zu Jerusalem bezeichnet, so muss der Begriff מקדש hier die ganze heilige Stadt umfassen [eine Stütze für die von Maimonides in seinem Mischnakommentar zu Rosch haschana IV 1 vertretene Auffassung; vgl. auch ולירושלים בית מקדשך im Mûsâfgebet der Neumonds- und Festtage]. Allerdings stammt dieser Teil unserer Mischna aus einer Zeit, in welcher der Tempel bereits in Trümmern lag; andernfalls hätte derselbe gelautet: הביאו לפניו מצה וחזרת ופסח ובגבולין שני תבשילין, da es doch die Regel war, dass man den 15. Nisan, wie das Gesetz es verlangte, in Jerusalem feierte. Dennoch steht hier במקדש und nicht, wie man erwarten sollte בזמן המקדש, weil es auch zur Zeit des Tempels vorkam, dass manche Familien, an einer Reise nach der heiligen Stadt verhindert, bei der häuslichen Feier auf das Pesach verzichten und sich mit ungesäuertem Brot und Bitterkraut begnügen mussten.",
+ "setzte man ihm das vollständige Pesach vor. גופו של פסח ist die Lesart aller von Rabbinowicz (s. דקדוקי סופרים) verglichenen Ausgaben und Handschriften bis auf eine einzige, welche גופו של nicht hat, Auch die Tosefta liest גופו של פסח (ed. Zuckermandel S. 173 Z. 7). Demnach hat es den Anschein, als ob die Lesart ושני תבשילין oben (s. Anm. 16) doch berechtigt wäre. Indessen ist zu beachten, dass גופו ebenso wie עצמו, wenn es den Vertreter ausschliessen soll, dem zu betonenden Worte nachgesetzt wird (הוא גופו ,הוא עצמו). Wenn also die Absicht war, das Pesach den zwei Gerichten gegenüberzustellen, die zur Erinnerung an die Zeit des Tempels dienen, so hätte — ganz abgesehen davon, dass das Festopfer (חגיגה) gar nicht erwähnt wird — הפסח גופו oder הפסח עצמו stehen müssen. Wo גופו dem hervorzuhebenden Begriffe vorangeht, will es den Kern von der Schale trennen, das Wesentliche von dem nebensächlichen Beiwerk scheiden. So bedeutet גופו של פרוזבול (Sch’bi‘it X 4), גופו של גט (Giṭṭin IX 3) גופו של גט שחרור (das.) den wesentlichen Kern der Urkunde zum Unterschied von den zwar üblichen, im Grunde aber nebensächlichen Formeln. Diese Bedeutung wäre jedoch hier nur dann angemessen, wenn פסח das ganze Festmahl bezeichnete, in welchem Falle durch גופו של פסח das Pesachlamm ganz im Sinne des Verses ומצות על מרדים יאכלהו (2. B. M. 12, 8) als Mittelpunkt der Feier gegenüber dem früher in der Mischna erwähnten Beiwerk von מצה וחזרת hervorgehoben würde. So aber muss man annehmen, dass גופו hier überhaupt nichts betonen, sondern wörtlich genommen werden will: den Körper des Pesach (nicht blos Stücke desselben). Es war wohl Sitte, das Pesachlämmchen, das ja noch in dieser Nacht verzehrt werden musste, ganz aufzutragen und erst bei Tische zu zerlegen, während man vom Pestopfer, welches auch am folgenden Tage noch gegessen werden durfte, nur einzelne Fleischstücke auf den Tisch brachte. So scheint es auch Maimonides in seinem Kodex aufgefasst zu haben [ ]. Dass in unserer Mischna des Festopfers keine Erwähnung geschieht, erklärt sich aus dem Umstande, dass dasselbe, wie aus VI 3 ersichtlich, kein regelmässiger Bestandteil des Festmahles war."
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+ "Man füllt ihm den zweiten Becher. Da es sich hier nicht wie z. B. oben V 5—10 um einen geschichtlichen Bericht handelt, dürfte das Perfekt in מזגו auffällig erscheinen. In M. 2 und M. 7 ist dieses Tempus in dem Verhältnis des Nebensatzes zu dem mit מברך alsbald folgenden Hauptsatze begründet (hat man ihm eingeschenkt, so spricht er den Segen); hier aber bildet מזגו einen selbständigen Satz. Ebenso verhält es sich mit den beiden הביאו in voriger Mischna. Das erste hängt von מטבל ab, und somit ist das Perfekt berechtigt; das zweite aber schwebt in der Luft, weshalb das Tempus Befremden erregen muss. Wir haben indes schon oben (S. 164 Z. 8 ff.) darauf hingewiesen, dass die Mischnasammlung in der uns vorliegenden Gestalt das Produkt der Geistesarbeit mehrerer Jahrhunderte darstellt, die Krönung eines Werkes, dessen Grundstock noch zur Zeit des zweiten Tempels geschaffen wurde. In ihrer ältesten Fassung dürften die Worte vom zweiten הביאו bis היו und von וכאן bis zum zweiten מלמדו gar nicht gestanden, unsere Stelle vielmehr wie folgt gelautet haben: עד שמגיע לפרפרת הפה מביאים לפניו גופו של פסח מזגו לו כוס שני מתחיל בגנות ומסיים בשבח ודורש מארמי אובד אבי עד שהוא גומר כל הפרשה כלה. Später, nachdem R. Gamliel (wahrscheinlich der Ältere; s. Anm. 35) die Forderung in M. 5 aufgestellt hatte, dass man sich am Pesachabend die Bedeutung von פסח מצה ומרור zu Bewusstsein bringen müsse, und infolge dessen die Einrichtung getroffen war, darauf bezügliche Fragen den Kleinen in den Mund zu legen, wurde zwischen בום שני und מתחיל der immerhin noch aus der Zeit des Tempels stammende (s. Anm. 29) Zusatz וכאן הבן שואל אניו bis מלמדו ולפי דעתו של בן אביו eingefügt, der sich schon durch das einleitende וכאן als Einschiebsel zu erkennen gibt (s. Anm. 22). Um die Zeit der Tempelzerstörung wurde מביאים in הביאו geändert, noch später endlich zwischen הביאו לפניו und נופו של פסח der ganze Wortlaut von מצה וחורת וחרוסת bis ובמקדש היו מביאים לפניו eingeschaltet, den man Wort für Wort in der Tosefta wiederfindet, wo er jedoch ausserhalb jedes Zusammenhanges steht und in seiner abrupten Form gradezu den Eindruck einer Randbemerkung zu Mischna 2 in ihrer frühern Fassung macht.",
+ "und nun. Auf וכאן ruht kein besonderer Nachdruck. Die Partikel hätte auch ruhig wegbleiben können und ist vielleicht nur gesetzt, weil die Fassung מזגו לו כוס שני הבן שואל אביו den Irrtum erwecken würde, als hätte der gefüllte Becher irgend eine Beziehung zu den Fragen des Kindes, etwa wie er sie zu den Segensprüchen in M. 2 und M. 7 hat. S. auch die vor. Anm.",
+ "richtet das Kind an seinen Vater. אביו fehlt in manchen Ausgaben und Handschriften.",
+ "folgende Fragen. Dieselben sind mit Rücksicht auf 2. B. M. 12, 26 eingeführt worden.",
+ "wenn das Kind den Verstand dazu nicht hat. aus eigenem Antrieb die Fragen zu stellen. Alfasi liest ausdrücklich: אם אין דעת בבן לשאול אביו מלמדו.",
+ "vom Vater eingeübt werden. s. Anm. 30.",
+ "diese Nacht aber zweimal. Diese Frage, welche übrigens in vielen Ausgaben nicht an erster, sondern an letzter Stelle steht, hat in einer im Jeruschalmi angeführten Baraita folgenden Wortlaut: Alle anderen Nächte gemessen wir es mit dem Brote und diesmal für sich allein (שבכל הלילות אנו מטכילין אותו עם הפת וכאן אנו מטבילין אוחו בפני עצמו). In Babylonien hat dieselbe später die Fassung erhalten: Alle anderen Nächte geniessen wir Eingetunktes auch nicht einmal und diese Nacht zweimal (שבכל הלילות אין אנו מטבילין אפילו פעם אחת הלילה הזה שתי פעמים ). Die Frage bezieht sich offenbar auf die Vorschrift in voriger Mischna, laut welcher an diesem Abend der Lattich zweimal aufgetragen wird, einmal als Vorkost (בפני עצמו) und bald darauf noch einmal als Zukost (עם הפת) zusammen mit der מצה (über den Ausdruck מטבלין, für welchen die meisten Ausgaben hier מטבילין haben, s. oben Anm. 13). Was ist nun der Zweck dieser Bestimmung? Nach Babli 114b soll dadurch die Aufmerksamkeit der Kinder erregt werden (כי היכי דליהוי היכירא לתינוקות), was bisher so verstanden wurde, dass man diese Einrichtung nur getroffen hat, damit sie eben den Kindern auffalle und ihnen Veranlassung gebe nach dem Grunde dieser Abweichung von der gewöhnlichen Tischordnung zu fragen. Was aber dann, wenn das Ziel glücklich erreicht ist, und die Kleinen uns wirklich fragen: Warum essen wir das Eingetunkte heute vor der Mahlzeit, oder wie es ihnen von der Mischna in den Mund gelegt wird: Wie kommt es, dass es uns heute zweimal gereicht wird? Was sollen wir da unseren Lieblingen zur Antwort geben? Wir können ihnen doch unmöglich sagen: Es geschieht blos deshalb, damit ihr was zu fragen habet; weiter hat’s keinen Zweck! Da wäre es doch entschieden vernünftiger die Sitte einzuführen, dass man mit gegürteten Lenden, die Schuhe an den Füssen und den Wanderstab in der Rechten, das Mahl einnehme gleich jenem ersten Pesach damals in Ägypten (2. B. M. 12, 11). Das würde doch sicherlich den Kindern noch mehr auffallen und stärker ihre Wissbegierde reizen, die wir dann wenigstens durch eine lebendige Schilderung jener heiligen, erwartungsvollen Stunde, jener ewig denkwürdigen, schicksalsschweren Mitternacht, in welcher nach langen, qualvollen Wehen das Volk Israel geboren wurde, befriedigen könnten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die rätselhafte Vorschrift an der Spitze der vorigen Mischna irgend eine Beziehung zur Geschichte des Pesachfestes hat, eine Beziehung, die uns nur darum nicht sofort klar ist, weil unsere Kenntnis der bei den Juden zur Zeit der Mischna üblichen Speiseordnung sehr lückenhaft ist. Indessen stimmt das Wenige, was wir darüber wissen, so sehr bis auf die kleinsten Einzelheiten mit den Sitten der Griechen und Römer überein, dass wir da, wo die jüdischen Quellen versagen, zu der Annahme berechtigt sind, dass der Brauch jener Völker auch bei den Juden heimisch war. Diese wie jene nahmen täglich nur zwei Mahlzeiten ein, einen Morgenimbiss, der aus Brot und kalter Zukost bestand, in den letzten Vormittagsstunden (Sabbat 10a, P’saḤim 12b) und eine grössere Mahlzeit des Abends nach vollbrachtem Tagewerk. Dieses Hauptmahl wurde im Speisesaal (טריקלין, triclinium) aufgetragen, dessen Höhe — wie es bei allen Räumen von der Form eines Rechtecks sein soll — die Hälfte des Maasses betrug, welches aus Länge und Breite zusammen gebildet wurde (Baba batra VI 4, Vitruvius VI 3, 8). Der Saal war mit Ruhebetten ausgestattet, auf denen sich die Teilnehmer, nachdem sie die Sandalen abgelegt und sich die Füsse gewaschen hatten, in der oben (Anm. 7) beschriebenen Weise zum Mahle niederliessen. Nun wurden Waschgefässe und Tücher zur Reinigung der Hände herumgereicht, worauf die Diener jedem Einzelnen ein Tischchen hinstellten, auf welchem alle die Speisen, die zu einem Gange gehörten, hübsch geordnet waren. Das Mahl bestand bei den Griechen und ebenso bei den Römern der ältern Zeit nur aus zwei Gängen, einem „ersten Tisch“, welcher Brot, rohe Gemüse und einen Mehlbrei (μάζα, puls), zuweilen auch ein Fleischgericht brachte, und einem Nachtisch mit allerlei Naschwerk (מיני תרגימא τϱαγήματα) wie Obst, Gebäck (πέμματα, bellaria), Süssigkeiten und andere Leckereien. In der Kaiserzeit wurden bei den Römern drei Gänge (tria fercula) aufgetragen: zunächst als Vorkost ein sogenannter gustus, welcher die Esslust zu erwecken bestimmt war, und dessen regelmässige, immer wiederkehrende Bestandteile Eier (daher die Redensart: ab ovo ad malum = von A bis Z; noch heute herrscht bei den Juden der verschiedensten Länder der Brauch, am Pesachabend das Mahl mit dem Genuss von Eiern zu beginnen) und rohe Kräuter bildeten, insbesondere der sehr beliebte Lattich (lactuca); dann folgten als Zukost zum Brote Ziegenfleisch, Fische und Geflügel, worauf Nüsse, Mandeln und andere Früchte als Nachtisch gereicht wurden. Nach diesem letzten Gange wurden die Tischchen hinausgeschafft, der Saal wurde ausgefegt, und wieder brachten die Diener Waschgefässe und Tücher zur Reinigung der Hände. An das Mahl, bei welchem die Römer wenig, die Griechen gar keinen Wein tranken, schloss sich nun ein oft bis in die späte Nacht ausgedehntes Zechgelage (ϰῶμος, comissatio), dessen Freuden durch anregende Gespräche, durch Gesang, Spiel und Tanz, durch Vorträge und allerlei Kurzweil erhöht wurden. Brachen die Zechgenossen endlich auf, so besuchten sie nicht selten noch die Gelage anderer Gesellschaften, oder sie schwärmten lärmend und johlend durch die nächtlich stillen Strassen (אפיקומן, έπίϰωμον). — In Palästina herrschte zur Zeit der Mischna die römische Sitte der tria fercula. Das schliessen wir nicht nur aus der oben (Anm. 14) aus B’rachot angeführten Stelle הפרפרת שלפני המזון und הפרפרת שלאחר המזון, sondern auch aus der vorigen Mischna, in welcher der Ausdruck עד שמגיע לפרפרת הפת eine bestimmte Speisenfolge voraussetzt, laut welcher dem Hauptgange regelmässig ein aus Kräutern bestehender Gustus voranging. Am Pesachabend gab es jedoch nur zwei Gänge; den Gustus bildete diesmal das vorgeschriebene Bitterkraut, das eigentliche Mahl aber bestand aus Brot und Fleisch. Das Brot war selbstverständlich מצה, und als Zukost (פרפרת הפת) wurde das Fleisch des Pesachopfers gereicht. Das ist der klare Sinn der vorigen Mischna in ihrer ursprünglichen Fassung (s. Anm. 21): הביאו לפניו מטבל בחזרת, עד שמגיע לפרפרת הפת מביאים לפניו גופו של פסח. Im Hause Hillels wurde sogar nur ein einziger Gang aufgetragen, in welchem das Bitterkraut mit מצה und פסח vereint war [וזהו שאמרו עליו על הלל הזקן (פסחים קט״ו. וזבחים ע״ט.) שהיה כורכם בבת אחת ואוכלם כלומר שבשעת המזון היה בורך אף המרור עם המצה והפסח ולא כחבריו שברכו ריפתא עם הפסח לבדו וטבלו בחזרת קודם המזון]. Einen Nachtisch gab es an diesem Abend überhaupt nicht (s. Anm. 73). Reichte das Fleisch zur Sättigung der Tischgenossen nicht aus, so wurde noch ein Festopfer geschlachtet (s. oben VI 3—4), dessen Fleisch am Abend ebenfalls auf den Tisch kam. Ausserhalb Jerusalems (und nach Zerstörung des Tempels auch in der heiligen Stadt selbst), wurden als Zukost zum ungesäuerten Brote beliebige Speisen aufgetragen; es mussten aber zwei Gerichte sein, entsprechend dem Fest- und Pesachopfer in Jerusalem zur Zeit des Tempels (ובגבולין צריכין שני תבשילין וכו׳—s. Anm. 19; der Ton ruht auf שני). Nun wissen wir aus ‘Aboda zara 11a, dass der Lattich wegen seiner der Verdauung förderlichen Eigenschaften bei den Juden nicht minder beliebt war als bei den Römern. Andererseits steht der Lattich unter all den Gemüsearten, die als Bitterkraut im Hinblick auf das Gesetz in 2. B. M. 12, 8 in Betracht kommen, in allererster Reihe (s. oben II 6); wenn irgend möglich, soll Lattich zur Erfüllung des Gebotes verwendet werden (Babli 39a; vgl. K. II Anm. 24). Wie soll es demnach den Kindern zum Bewusstsein gebracht werden, dass dem Genuss dieses Krautes heute eine besondere Bedeutung innewohnt, da es auch sonst sehr häufig als Vorgericht auf die Tafel kam? Deshalb wurde später, als man Werth darauf legte, die Aufmerksamkeit der Kleinen zu erregen, die Einrichtung getroffen, dass man beim nächsten Gange zugleich mit dem פסח und der מצה noch einmal Lattich auftrage. Das würde den Kindern auffallen und sie zu der Frage veranlassen: Wir haben doch eben erst rohe Gemüse gegessen; warum wird denn nun schon wieder Lattich auf den Tisch gebracht? Worauf die Antwort lauten wird: Das zweite Mal geschieht es zur Erinnerung an die bitteren Leiden, die unsere Väter in Ägypten erdulden mussten. — In späterer Zeit scheint man in Palästina zu der frühem Einfachheit zurückgekehrt zu sein und auf den Gustus verzichtet zu haben. Nur am Pesachabend wurde die aus der Mischnazeit stammende Sitte beibehalten, wie sie sich ja für diese Nacht bis auf den heutigen Tag bei uns behauptet hat, obgleich rohe Kräuter längst nicht mehr zu den ständigen Genüssen unserer Tafel gehören. Nun war aber nicht mehr der Lattich des zweiten Ganges das Auffällige, er bildete ja die alltägliche Zukost zum Brote; vielmehr war es jetzt der als Vorgericht aufgetragene Lattich, der als Bitterkraut diente, um die Erinnerung an die Leiden in Ägypten zu wecken. Ob man damals überhaupt noch dieses oder ein anderes Gemüse mit dem ungesäuerten Brote auftrug, ist zweifelhaft. Aber selbst wenn es geschah — und wahrscheinlich war das der Fall — konnte man dem Kinde nicht mehr die Frage in den Mund legen, warum in dieser Nacht das Eingetunkte zweimal gegessen wird; denn in dieser Fassung erscheint offenbar der wiederholte Genuss des Lattichs als das Befremdliche, während in Wahrheit nicht dessen zweite Verwendung als Zukost, sondern grade die erste als Vorkost ungewöhnlich war. Deshalb gab man der Frage den Wortlaut, den uns Jeruschalmi in der oben angeführten Baraita des Bar Ḳappara erhalten hat: Sonst essen wir das Eingetunkte zugleich mit dem Brote, und jetzt geniessen wir es für sich allein. — In Babylonien bildeten rohe Gemüse keinen regelmässigen Bestandteil aller Mahlzeiten. Daher liess man die Kinder dort nicht sagen שבכל הלילות אנו מטבילין פעם אחת , sondern שבכל חלילות אין אנו מטבילין אפילו פעם אחת. Dennoch hielt man sich so streng an die Vorschrift der vorigen Mischna, dass man sogar, um den Gustus als besondern Gang kenntlich zu machen, nach demselben das Tischchen hinausschaffen und alsbald wieder, beladen mit ungesäuertem Brot, Lattich, Essigmus und zwei Gerichten, hereinbringen liess. Dies geschah in der ausgesprochenen Absicht (Babli 115b), dass die Kinder aufmerksam werden und fragen (כדי שיכירו תינוקות וישאלו). Die erwartete Frage sollte natürlich lauten: Schon wieder rohe Gemüse, die sonst fast gar nicht auf den Tisch kommen und heute schon das zweite Mal? Dass einmal ein geweckter Knabe (der später so berühmt gewordene Abaje) etwas voreilig, ohne die weitere Entwickelung der Dinge abzuwarten, mit der Frage herausplatzte: Warum nehmt ihr denn schon den Tisch weg, wir haben ja kaum zu essen angefangen — ist noch kein Beweis dafür, dass es auf diese Frage, wie viele annehmen (עיין טור וב״י א״ח תע״ג), von vornherein abgesehen war. Im Gegenteil! Es wäre der ergötzliche Vorfall wohl schwerlich überliefert und verewigt worden, wenn der Erfolg, den die Entfernung des Tisches in diesem einen Falle hatte, nicht gar so unerwartet und verblüffend gewesen wäre. — Auffallend ist, dass sich in einem Punkte doch der alte Brauch geändert hat. Seit Jahrhunderten werden die als Vorkost dienenden Kräuter nicht mehr für sich allein auf den Tisch gebracht, sondern zugleich mit dem Bitterkraute und dem ungesäuerten Brote aufgetragen (וכן הוא ברמב״ם הל׳ ח״ומ פ״ח ה״א ובטור שם). Das entspricht nicht dem Wortlaut der vorigen Mischna, in welcher die Wiederholung der Worte הביאו לפניו wohl zu beachten ist, und noch weniger, wie wir gezeigt haben, dem Zweck der ganzen Einrichtung. Warum lässt man denn nun die Kleinen erst beim zweiten Becher, nachdem sie von den rohen Kräutern schon gegessen haben, ihre Fragen stellen und nicht vorher schon, sobald die Schüssel mit all den Dingen, nach deren Bedeutung sie sich erkundigen sollen, auf die Tafel gesetzt ist? Es wäre sehr zu empfehlen, dass man zur uralten Sitte zurückkehre und genau nach der Vorschrift der Mischna zunächst, nachdem man vom ersten Becher getrunken, nur die zum Vorgericht bestimmten Kräuter auftrage und erst, wenn diese abgeräumt sind, die Schüssel mit dem Bitterkraut und dem Essigmus, dem ungesäuerten Brote und den zwei Gerichten auf die Festtafel bringe. [וכי תאמר אלא מעתה היך נקיים עקירת השלחן איעצך להסיר מלפני מי שאומר הגדה כל כלי האכילה הקערות והכפות הסכינים והמזלגים ]. Noch besser ist’s, beide Gänge auf einem tragbaren Tischchen, wie es sich in jedem Haushalt findet, aufzutragen.",
+ "alle anderen Nächte gesäuertes oder ungesäuertes Brot geniessen, diese Nacht aber durchaus ungesäuertes, (alle anderen Nächte beliebige Kräuter, diese Nacht Bitterkraut. Das Eingeklammerte fehlt im Jeruschalmi und bei R. Ascher, desgl. in den beiden von Rabbinowicz benützten Münchener Hndsch. (s. דקדוקי סופרים). Die Frage hatte zur Zeit der Mischna auch gar keinen Sinn; denn man ass damals auch in den anderen Nächten nicht bloss שאר ירקות, sondern eben so gern den Lattich, der ja das am Pesachabend gebräuchlichste und am meisten bevorzugte Bitterkraut war, wie wir in voriger Anm. gezeigt haben. Der Zusatz stammt aus einer sehr späten Zeit, in welcher die alte Tischordnung längst nicht mehr herrschte und daher die wahre Bedeutung der ersten Frage nicht richtig erkannt wurde. Da man nicht wusste, dass dieselbe auf das Gebot des Bitterkrautes gemünzt ist, vermisste man neben den Fragen über das ungesäuerte Brot und das gebratene Fleisch eine solche über das bittere Gemüse, und um diese scheinbare Lücke auszufüllen, wurden die eingeklammerten Worte eingeschoben.",
+ "diese Nacht aber durchaus gebratenes. Die Frage bezieht sich auf das Fleisch des Pesachopfers, welches nur in gebratenem Zustande gegessen werden durfte (2. B. M. 12, 8—9). Das Festopfer (Kap. VI Anm. 24) konnte man zwar kochen; es war aber Vorschrift, die für den Abend bestimmten Stücke desselben gleichwohl zu braten, damit den Kindern erst recht auffiele, dass nur gebratenes Fleisch auf die Tafel kam. [. Seit der Zerstörung des Tempels wird diese Frage natürlich weggelassen. — שלק drückt (auch im Aram.) einen höhern Grad des Kochens aus, desgl. سلق und صلق im Arabischen (سليقة und صليقة = weich Gekochtes; vgl. auch صلج = Metalle schmelzen), wo diese Wörter auch schreien bedeuten. Es scheint, dass alle drei hier zusammengetroffenen Stämme (צלה ,שלק ,בשל) auf dieselbe Wurzel צל (صل) zurückgehen, welche im Hebr. ebenso wie im Arab, schallnachahmend einen schrillen Ton bezeichnet (vgl. צלצל ,צלל, صلد, صلصل, صل). Wegen des eigentümlichen Geräusches, welches das kochende Wasser und der zischende Braten hervorbringen, ist diese ursprüngliche Bedeutung auf die genannten Arten der Speisebereitung übertragen worden. Vielleicht hängt auch die Bedeutung des Betens, die צלי im Arab. wie im Aram. hat, mit der des Schreiens zusammen; vgl. שוע ,צעק ,זעק.",
+ "Und dem Verständnis des Kindes angemessen belehrt es der Vater. Er erklärt ihm die Bedeutung von פסח מצח ומרור, wie sie in der folg. Mischna kurz angedeutet ist, indem er ihm die Geschichte des Auszuges möglichst ausführlich und eindringlich erzählt. Die Worte אביו מלמדו haben demnach hier einen andern Sinn als oben am Anfang der Mischna. Indessen lassen dieselben auch dort die allerdings weniger einleuchtende Auffassung zu: Hier richtet das Kind Fragen an den Vater; und wenn das Kind noch nicht den Verstand hat zu fragen, erklärt ihm der Vater, was diese Nacht anders ist als alle Nächte … und je nach der Fassungskraft des Kindes erklärt er es ihm. Auch Maimonides scheint die Stelle so zu verstehen, denn er lässt (הל׳ חמץ ומצה פ״ח ה״ב) die Fragen vom Familienhaupte vortragen (וכאן הבן שואל ואומר הקורא מה נשתנה); vielleicht ist aber zu lesen וכאן הבן שואל הקורא ואומר מה נשתנה הלילה הזה וכו׳ , wenn nicht etwa הקורא ganz zu streichen ist. [ היטב שם פ״ז ה״ג. מיהו מדברי ר׳ ספרא (כאן בבבלי) שאמר תיובא לדרדקי משמע שהבן אומר ועיין כל זה].",
+ "er beginnt mit Schimpf. „Ursprünglich waren unsere Väter Götzendiener“ (nach Rab im Babli 116a) oder „Sklaven waren wir dem Pharao in Egypten“ (nach Samuel das.). — גנה (schmähen, tadeln) und כנה (rühmen, schmeicheln) sind offenbar verwandt. Die gemeinschaftliche Grundbedeutung, welche ein extremer Vertreter des Gesetzes der Lautverwandtschaft in קרא (nennen) finden könnte, ist die Beilegung eines Namens, nur dass sich in den Sprachgebrauch allmählich für כנה der Nebenbegriff des Ehrennamens, für גנה aber der des Schimpfnamens eingeschlichen und im Laufe der Zeit festgesetzt hat.",
+ "und schliesst mit Lob. Ueber das Lob, das den Abschluss bilden soll, gibt weder Rab noch Samuel (s. vor. Anm.) irgendwelche Auskunft. Ihnen mag die Haggada bereits in ihren Hauptbestandteilen vorgelegen haben, so dass über die Stelle, welche die Mischna hier im Auge hat, kein Zweifel waltete. Streitig war nur, ob unter מתחיל בגנות der Vorwurf der Knechtschaft oder der des Götzendienstes zu verstehen ist, mit anderen Worten: ob die eigentliche Erzählung schon bei היינו עבדים beginnt, oder dieses Stück nur als Vorwort anzusehen ist, in welchem auf die Pflicht einer möglichst ausführlichen Darstellung hingewiesen wird, diese selbst aber erst später mit מתחלה עובדי זרים היו אבותינו einsetzt. Aus Alfasi’s Entscheidung, dass man beiden Ansichten gerecht werde (והאידנא עבידנא כתרוייהו), geht jedoch hervor, dass dieselben darüber auseinander gingen, welches der beiden Stücke in die Haggada aufzunehmen wäre, diese also zur Zeit Rabs und Samuels noch keineswegs das feste Gefüge hatte, welche eine Andeutung über den Schluss, der das Lob enthalten soll, entbehrlich machen konnte. Warum also haben sie es an jedem Fingerzeig nach dieser Richtung hin fehlen lassen? Vermutlich, weil sich ein solcher aus dem Gegensatz von selbst ergiebt. So scheint es Maimonides aufgefasst zu haben, der das Lob in dem einen Falle darin findet, dass wir die Sklavenketten zerbrochen haben, in dem andern darin, dass wir gewürdigt wurden, dem Heiligen anbetend nahen zu dürfen (הל׳ חמץ ומצה פ״ז ה״ד). Dieses Lob (ועכשיו קרבנו המקום לעבודתו) steht aber nicht am Schlusse der Erzählung; es folgt vielmehr so unmittelbar auf den „Schimpf“, dass sich die Worte ומסיים בשבח unmöglich auf dasselbe beziehen können. Ebensowenig kann der in Mischna 6 (s. Anm. 54) angedeutete Segen gemeint sein, der den Schluss des ganzen Vortrages bildet und tatsächlich aus einem Lobspruch besteht; denn er feiert nicht den Ruhm Israels, sondern den Namen Gottes, während hier unter שבח als Gegensatz zu גנות zweifellos das Lob Israels zu verstehen ist. Der allen Voraussetzungen am besten entsprechende Psalmvers (114, 2): „Da ward Juda ihm zum Heiligtum, Israel zu seinem Reiche“, kann auch nicht in Betracht kommen; denn abgesehen davon, dass es weiter unten (M. 6; s. Anm. 52—53) noch streitig ist, ob der 114. Psalm vor dem Mahle überhaupt gesungen wird, bildet das Hallel, dem dieser Vers entnommen ist, einen besondern Teil der Feier und gehört nicht mehr zur eigentlichen Haggada. Diese schliesst vielmehr mit der am Ende der nächsten Mischna angeführten Anerkennung all der idealen Güter, die wir der Gnade des Allgütigen zu danken haben (לפיכך אנחנו חייבים), einer Anerkennung, die zwar in einen schwungvollen Lobgesang ausklingt, aber wieder nicht auf die Hoheit Israels und seine sittliche Würde, sondern auf die Herrlichkeit des Ewigen, Man müsste denn in den Worten מאפלה לאור גדול, welche freilich in einigen Handschriften und mehreren Ausgaben fehlen (s. Anm. 49 u. דקדוקי סופרים), ein Lob Israels erblicken, indem man unter der „Dunkelheit“ das Heidentum, unter dem „Lichte“ die Offenbarung versteht, oder gar auf die der Auslegung von ארמי אובד אבי unmittelbar vorangehende und so den Schluss der Einleitung bildende Betrachtung zurückgreifen, in welcher die Verheissung des göttlichen Schutzes als der Jungbrunnen gepriesen wird, der Israel auf seinem dornenvollen Wege durch die Jahrtausende begleitet, aus dem es immer wieder den Muth und die Kraft schöpft, den in keinem Zeitalter ausbleibenden Anfechtungen zu widerstehen, und der ihm allen tödlichen Angriffen zum Trotze Unsterblichkeit und ewige Jugend sichert (והיא שעמדה לאבותינו ולנו). Am wahrscheinlichsten ist jedoch die Annahme, dass Rab und Samuel die Erklärung für מתחיל בגנות ומסיים בשבח in dem sofort folgenden Satze ודורש מארמי אובד אבי עד שהוא גומר כל הפרשה כלה, also in dem Vortrage über 5. B. M. 26, 5—9 gefunden haben. Dieser Bibelabschnitt schliesst mit den Worten: Er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein von Milch und Honig fliessendes Land. Die Auslegung der ersten Vershälfte lautet in Sifrê: Er brachte uns an diesen Ort — das ist das Heiligtum … und gab uns dieses Land — das ist Palästina … als Lohn dafür, dass wir hierher in seinen Tempel kommen, giebt er uns dieses Land. In unserer Haggada endet der Vortrag, welcher im Übrigen dem genannten Buche Wort für Wort entlehnt ist, mit dem achten Verse; der neunte ist vermutlich in Babylonien, wo man weder המקום הזה noch הארץ הזאת sagen konnte, gestrichen worden. Es ist aber schlechterdings nicht einzusehen, warum man ihn in Palästina, wenigstens so lange der Tempel stand, nicht hätte vortragen sollen. Die Vorschrift עד שהוא גומר כל הפרשה כלה lässt im Gegenteil darauf schliessen, dass man auch den letzten Vers mit der erwähnten Auslegung las, in welcher es Israel zum Ruhme angerechnet wird, dass es zur Gottesverehrung im Heiligtum berufen wurde, und dieser Vorzug von so hoher Bedeutung erscheint, dass lediglich aus ihm das Recht auf den Besitz des gelobten Landes hergeleitet wird. So erklärten sich die Worte ומסיים בשבח von selbst; dagegen verursachte das Sätzchen מתחיל בגנות noch immer einige Schwierigkeit. Es auf den Anfang dos Abschnittes, auf die Worte ארמי אובד אבי zu beziehen, ging nicht an; denn es kann doch Jakob nicht zum Schimpfe oder auch nur zum Vorwurf gereichen, dass er in Aram den Ränken seines Oheims schier erlag. Auch in der Auslegung dieser Stelle (s. folg. Anm.) findet sich nichts, was zu Ungunsten des Patriarchen gedeutet werden könnte. Und davon abgesehen, man mochte dem Worte גנות den mildesten Sinn geben, so sträubte sich doch das Gefühl dagegen, dasselbe auf den Stammvater anzuwenden. Daher sahen sich Rab und Samuel veranlasst, im Midrasch nach einer andern Beziehung Umschau zu halten. Natürlich suchten sie eine solche in der Richtung des Gegenteils von dem, was am Schlusse als Israels Ruhm verkündet wird. War doch der Zweck der seltsamen Vorschrift, von der unrühmlichen Vorgeschichte auszugehen offenbar kein anderer als der, dass sich von diesem dunkeln Grunde die glorreiche Entwickelung um so leuchtender abhebe. Als Ziel dieser Entwickelung werden nun am Ende des Vortrages zwei Tatsachen hervorgehoben: Die Errichtung des Heiligtums und die Begründung eines eigenen Staatswesens auf reich gesegnetem Boden. So ergab sich denn als Ausgangspunkt entweder die Götzenanbetung der Vorfahren Abrahams oder die Sklaverei unserer Väter in Egypten. Nach Rab’s Meinung war es der dogmatische und sittliche Fortschritt (von Heidentum zu reinstem Monotheismus), den die Mischna hier in ein helleres Licht rücken wollte, während Samuel es für angemessener hielt, am Feste der Erlösung den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung (von Knechtschaft und Elend zu kraftvollem Staatsleben und blühendem Wohlstand) in den Vordergrund zu stellen. Ob diese Männer die betreffenden Stücke erst in die Haggada einführten, wie Alfasi annahm, oder dieselben dort schon vorgefunden haben, was wohl das Wahrscheinlichere ist, kann füglich dahingestellt bleiben.",
+ "Ein verlorener Arammite war mein Vater vorträgt. 5. B. M. 26, 5ff. Die hier angeführten Anfangsworte werden in der Haggada so verstanden, als hätte Laban beabsichtigt Jakob zu vernichten. Um zu dieser Auffassung zu gelangen, muss man keineswegs mit Onkelos ארמי auf Laban beziehen und אובד gegen den Sprachgebrauch transitiv nehmen; es ergiebt sich derselbe Sinn, wenn man gemäss der Auslegung in Sifrê (מלמד שלא ירד יעקב לאדם אלא לאובד ומעלה על לבן הארמי כאלו איבדו ), der auch Jonathan gefolgt zu sein scheint, mit Ibn ‘Ezra erklärt: Als Arammite (d. i. während seines Aufenthaltes bei Laban) ging mein Vater dem Verderben entgegen. Die Form לאובד in Sifrê ist Infinitiv, wie לומר von אמר gebildet. — דרש heisst zunächst nur suchen, forschen, daher מדרש die Erforschung und Auslegung der heiligen Schrift, aus welchem besondern Sinne sich wieder für דרש die engere Bedeutung entwickelt hat: eine Bibelstelle auslegen, eine Schrifterklärung vortragen.",
+ "bis er mit dem ganzen Abschnitt zu Ende kommt. Trotz der nachdrücklichen Betonung des Wortes כל durch seine Wiederholung dürfte doch nicht der Vortrag des ganzen Abschnittes hier gefordert werden, sondern nur die Auslegung des auf die Erlösung bezüglichen Teiles, zu welchem die beiden letzten Verse des Abschnitts nicht mehr gehören. — פרשה lautet im Volksmunde Parscha; die Gebildeten aber sagen precios nicht anders als Parascha, natürlich weil es im Buche Ester (4, 7 u. 10, 2) so vokalisiert ist. Dort aber bezeichnet das Wort eine genaue Darlegung oder ausführliche Schilderung, welchen Sinn das Verbum פרש fast nur im Pi‘el hat, aus dem die Substantiva von der Form Parascha abgeleitet sind (vgl. כפרה ,בקשה). Die Bedeutung aber, die dem Stamme an dieser Stelle innewohnt (scheiden, trennen, sondern) hat derselbe im Kal, aus welchem solche Formen wie Parscha gebildet werden (vgl. מלכה ,פרסה). — Statt עד שהוא גומר haben manche Ausgaben עד שיגמור."
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+ "Rabban Gamliel. Unter Rabban Gamliel ist nach Tosafot (Nidda 6b s. v. בשפחתו), sofern der Zusatz הזקן fehlt, stets der Jüngere zu verstehen, der erst nach der Zerstörung des Tempels zu Ansehen gelaugte. Dennoch dürfte hier wie oben VII 2 von dessen Grossvater die Rede sein. Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Satz über das Pesachopfer von vornherein den Wortlaut hatte: Das Pesach, von dem unsere Väter assen, als das Heiligtum noch stand, hat seinen Grund u. s. w. Auch wäre der Enkel wohl kaum so weit gegangen, zu behaupten, dass man seine Pflicht nicht erfüllt hat, wenn man sich die Bedeutung eines Gebotes nicht vor Augen hielt zu einer Zeit, da dasselbe bereits gegenstandslos geworden war. Endlich ist am Anfang der folgenden Mischna eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Schulen Schammai’s und Hillel’s redaktionell an eine Fortsetzung der Worte des Rabban Gamliel geknüpft (s. Anm. 46), was ebenfalls dafür spricht, dass hier nicht der Jüngere dieses Namens gemeint ist (s. auch das Ende der folg. Anm.).",
+ "hat seiner Pflicht nicht Genüge geleistet. Wörtlich: Er ist den Händen seiner Pflicht noch nicht entgangen; sie hält ihn also noch fest, er ist noch immer an dieselbe gebunden (vgl. לצאת ידי הנריות ,לצאת ידי המקום Sch’ḳalim III 2). Öfter steht in diesem Sinne bloss יצא (= frei ausgehen; vgl. והעם יצאו 1. Sam. 14, 41 — Gegensatz: וילכד יונתן ושאול — und in der Mischna נשכע ויוצא Baba M. III 1). An manchen Stellen schien es mir indessen, als wäre zwischen dem vollen und dem verkürzten Ausdruck ein feiner Unterschied. Während לא יצא das Gebot als unerfüllt bezeichnet und die Ausübung aufs Neue fordert, hat der Zusatz ידי חובתו oft den mildernden Sinn von די חובתו: die Pflicht ist zwar erfüllt, aber nicht in der gehörigen Weise (s. R. Nissim z. St.). — Dass die Übung einer religiösen Satzung an Adel und sittlicher Würde gewinnt, je vollkommener man sich Zweck und Bedeutung der Vorschrift zum Bewusstsein bringt, ist ein in der rabbinischen Literatur häufig wiederkehrender, am schärfsten in dem lapidaren Sinnspruch רחמנא לבא בעי (Gott verlangt das Herz) ausgeprägter Gedanke. Man darf indessen auch den ethischen Werth des Gehorsams nicht zu niedrig anschlagen (גדול מצווה ועושה ממי שאינו מצווה ועושה); viel weniger aber kann man behaupten, dass derjenige der religiösen Forderung nicht Genüge tut, der ein Gebot, ohne sich die Idee desselben klar zu machen, aus blossem Pflichtgefühl erfüllt. Von den meisten Gesetzen der Tora kennen wir ja die Gründe gar nicht. Es ist daher anzunehmen, dass hier nicht gemeint ist, man hätte die Vorschrift, Fleisch vom Pesachopfer nebst ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern zu essen, nicht gehörig befolgt, wenn man alles dies ohne Andacht getan hat; vielmehr dürfte an dieser Stelle, wie ja aus dem Zusammenhang ersichtlich und aus dem Ausdruck כל שלא אמר שלשה דברים אלו noch deutlicher hervorgeht, lediglich von der Pflicht, den Kindern die Bedeutung des Festes eindringlich ans Herz zu legen, die Rede sein. Es genügt nicht, ihnen die geschichtlichen Ereignisse vorzutragen, man muss sie auch über die wichtigsten Momente der heiligen Feier aufklären. Diese Forderung erscheint allerdings jetzt überflüssig, nachdem schon in voriger Mischna angeordnet war, dass die Kinder nach der Bedeutung der drei Vorschriften, die das Festmahl auszeichnen, fragen und von den Eltern eine erschöpfende Antwort erhalten sollen. Wir haben aber bereits oben (Anm. 21) die Vermutung ausgesprochen, dass diese Einrichtung erst infolge des von Rabban Gamliel hier aufgestellten Satzes getroffen wurde, und dass die Stelle וכאן הבן שואל einer spätern Bearbeitung der Mischna angehört. Da nun dieser Zusatz zweifellos aus der Zeit des zweiten Tempels stammt (s. Anm. 29), so wäre dies eine neue Stütze für die in vor. Anm. verfochtene Ansicht, dass es R. Gamliel der Ältere ist, von dem dieser Ausspruch herrührt.",
+ "das ungesäuerte Brot und das Bitterkraut. ואלו הן fehlt in Jeruschalmi; statt ומרור steht daselbst ומרורים.",
+ "dass Gott. המקום (der Ort) ist eine Bezeichnung Gottes; „denn er ist der Ort der Welt, nicht aber ist die Welt sein Ort“ ( מפני מה מכנין שמו של הקדוש ברוך הוא וקוראין אותו מקום שהוא מקומו של עולם ואין עולמו מקומו B’reschit rabba Absch. 68 zu Gen. 28, 11). Fast mit denselben Worten sagt Philo im 1. Buche seiner Schrift „Ueber die gottgesandten Träume“ (eig. im zweiten; es sind aber von den 5 Büchern dieser Abhandlung nur das 2 und 3. erhalten geblieben): ἀυτὸς ὁ ϑεὶς ϰαλεῖται τόπος τῷ πεϱιέχειν μὲν τὰ ὅλα, πεϱιέχεσϑαι δὲ πϱὸς μηδενός ἁπλῶς (Frankf. 1691 S. 575 Z. 2ff; vgl. Allegor. I, das. S. 48 Z. 17ff.). Diese nachträgliche Begründung ist aber noch keine Erklärung für die Entstehung dieser immerhin seltsamen Bezeichnung, welche schwerlich von der Philosophie geprägt wurde. Vermutlich ist המקום nur die Erweiterung des Begriffes השמים (der Himmel), der schon in der Makkabäerzeit als Gottesname eingebürgert zu sein scheint. In M’gillat Ta‘anit (s. auch Rosch haschana 18b) ist nämlich der 3. Tischri als Freudentag verzeichnet, weil an ihm die Erwähnung Gottes aus den Urkunden schwand (בשלשה בתשרי אחנטילת (בטילת) אדכרתא מן שטריא), was in der Baraita damit erklärt wird, dass es an diesem Tage gelang dem Missbrauch zu steuern, der mit dem heiligen Namen dadurch getrieben wurde, dass man ihn in Schuldscheinen und ähnlichen Dokumenten einflocht, die später, wenn sie ihren Zweck erfüllt hatten, zerrissen und achtlos weggeworfen wurden. Dieser Unfug hatte sich nach den Siegen der Makkabäer eingeschlichen, als man in der ersten Freude über die Beseitigung des Religionszwanges, unter welchem bis dahin auch den Namen Gottes zu erwähnen streng untersagt war, diesen gar nicht oft genug aussprechen zu können glaubte. Es ist anzunehmen, dass unter der Herrschaft jenes Verbotes das Wort השמים als Ersatz eingeführt wurde. Der Feind hatte gegen diese Benennung um so weniger einzuwenden, als das entsprechende griechische Wort (Uranos) der Name eines seiner Götter war; aber auch das religiöse Empfinden nahm an derselben keinen Anstoss, nachdem schon der Prophet den Himmel als Gottes Thron bezeichnet hatte (Jes. 66, 1). So hat sich dieser Ausdruck bis auf den heutigen Tag in seiner übertragenen Bedeutung erhalten; die Gelehrten jedoch, insbesondere die philosophisch geschulten, mochten eine Übertragung bedenklich finden, die das höchste Wesen mit dem Himmel identifiziert, während seine Herrlichkeit den Weltenraum erfüllt. Sie setzten daher an Stelle der mehr poëtischen Bezeichnung השמים die mehr philosophische המקום, konnten aber jene aus dem Munde des Volkes nicht mehr verdrängen. Der Seltsamkeit wegen sei hier noch die überraschende Erklärung eines geistreichen Kabbalisten angeführt, der mit scharfem Blick gefunden hat, dass der Zahlenwert des Wortes מקום (40 + 100 + 6 + 40 = 186) genau der Summe entspricht, welche die Quadrate der einzelnen Buchstaben des allerheiligsten Namen zusammen ergeben (10 + 5 + 6+ 52 = 100 + 25 + 36 + 25 = 186).",
+ "über die Häuser unserer Väter in Egypten hinwegschritt. Im Babli folgt hier der auf 2. B. M. 12, 27 verweisende Zusatz: פסח וגו׳ שנאמר ואמרתם זבח פסח הוא לה׳ אשר. Der innere Zusammenhang zwischen dem Pesachopfer und der Verschonung der Häuser Israels in Egypten besteht darin, dass mit dem Opferblute Pfosten und Schwelle bestrichen wurden, um das Verderben abzuwehren, welches unter den Erstgeborenen der Egypter wütete. Um die Bedeutung dieses Blutzeichens würdigen zu können, muss man sich vergegenwärtigen, dass im Lande der Pharaonen jedem der Tod drohte, der es wagte ein Thier zu opfern, das der Bevölkerung heilig war. „Wenn wir den Abgott der Egypter vor ihren Augen schlachten, wird man uns da nicht steinigen?“ — hatte Mosche erst kurz vorher zum Könige gesagt (2. B. M. 8,22), und nun wurde der Befehl erteilt, ein solches Opfer schon am 10. des Monats bereit zu halten, es 4 Tage später mitten im Lande am hellen Tage darzubringen, und mit seinem Blute wie zum Hohn die Häuser zu zeichnen. Es sollte eine Probe auf Israels Glaubensmut sein, eine schwere Prüfung, die unsere Väter glänzend bestanden. Und wie in der ersten Stunde, in welcher unser Volk auf den Schauplatz der Geschichte trat, so sollte es auf seinem fernern Lebenswege gar oft noch, den drohendsten Gefahren unerschrocken trotzend, seine Treue gegen Gott bewähren. Darum musste jeder Vater am Erlösungsfeste dem kindlichen Gemüte durch den Hinweis auf das Pesachopfer tief die Lehre einzuprägen suchen, dass um des Blutzeichens willen, weil unsere Vorfahren damals ihr Leben hingaben, das Verderben an ihren Häusern vorüberschritt, und dass auch für alle Zukunft Israel nur durch Opfermut sich vor dem Untergang bewahren kann. Mag es noch so sehr für seinen Glauben bluten, es wird sich nie verbluten. In der todesmutigen Hingabe an seine Sendung liegt das Geheimnis seiner unverwüstlichen Lebenskraft, in der Bereitwilligkeit, jederzeit für seinen Gott zu sterben, die Gewähr für seine Unsterblichkeit. חיי בדמיך (Ez. 16, 6), das ist mit zwei Worten die Mahnung und zugleich die Verheissung des Pesach: „In deinem Blute sollst du leben“! Zwei kurze, aber bedeutungsvolle Worte, die schon in alter Zeit (vgl. M’chilta zu 12, 6) auf das Blutzeichen sowohl der Beschneidung als des Pesach bezogen wurden. Dieses war damals in Egypten ebenso eine Betätigung des Glaubensmutes, wie jenes noch heute ein Ausdruck der Opferfreude ist. Noch heute wird im frohen Kreise der Familie festlich der Tag begangen, an welchem der jüdische Knabe in den heiligen Bund aufgenommen wird, auf den der Midrasch das Psalmwort anwendet: Für dich sind wir jeden Tag bereit den Tod zu erleiden (Ps. 44, 23). In trüben Zeiten, am häufigsten im finstern Mittelalter haben Tausende und Abertausende jene Opferfreude auch bewiesen, die sich keinen Augenblick besinnt alles hinzugeben, wenn es gilt den Willen Gottes zu erfüllen, nicht das eigene Leben nur, sondern auch, was uns noch teuerer ist, das Leben unserer Kinder. Zu solcher Glaubensstärke will Rabban Gamliel das Herz der Jugend begeistern durch den Hinweis auf die Bedeutung des Pesachopfers.",
+ "dass unsere Väter aus Egypten erlöst wurden. Im Mischnatext des Babli ist hier auf 2. B. M. 12, 39 mit den Worten hingewiesen: שנאמר ויאפו את הבצק אשר הוציאו ממצרים וגו׳. In der Haggada haben die Worte des Rabban Gamliel eine wesentliche Änderung erfahren (vgl. Maim. הל׳ חמץ ומצה VII 5 mit VIII 4). Es wird dort das Gebot über die ungesäuerten Brote damit begründet, dass unsere Väter, als sie aus Egypten ziehen sollten, nicht mehr die Muße hatten, ihren Teig gähren zu lassen (על שום שלא הספיק בצקם של אבותינו להחמיץ; s. auch R. Ascher z. St.). Da aber auch ihnen befohlen war, in der Stunde der Befreiung solches Brot zu essen (2. B. M. 12, 8), und diese Vorschrift ihnen schon mehrere Tage vorher mitgeteilt worden war, ist jene Begründung wenig stichhaltig, vielmehr scheint es, dass Rabban Gamliel mit Vorbedacht dieses Gebot mit der blossen Tatsache der Erlösung und nicht mit ihrem plötzlichen Eintritt in Verbindung brachte. Das ungesäuerte Brot, welches wegen seiner Reizlosigkeit und seines Mangels an jeglicher Würze als „Brot der Armut“ oder „elendes Brot“ (לחם עני) in der Schrift (5. B. M. 16, 3) bezeichnet wird, sollte unseren Vätern und allen folgenden Geschlechtern den Gedanken zum Bewusstsein bringen, dass die edle Blume der Freiheit am schönsten auf der kahlen Höhe der Entsagung, am reinsten auf dem rauhen Felsen der Bedürfnislosigkeit gedeiht, in den Niederungen des Genusses aber bald verwelkt. Manch stolzer Geist hat das unselige Verlangen nach eitlem Glanz und Überfluss mit schmählicher Knechtschaft, das ungezügelte Streben nach falschem Ruhm und Anerkennung mit bitterer Selbstverachtung büssen müssen; Üppigkeit und Schwelgerei hat schon das Lebensmark der mächtigsten Nationen schnell verzehrt und die entnervten Völker unter das verhasste Joch der Fremdherrschaft gekrümmt. Der wird am besten seine Unabhängigkeit behaupten, der wunschlos durch das Leben geht und nicht sein Herz an Güter hängt, die trügerisch das Dasein schmücken; am längsten wird ein Volk die Freiheit sich bewahren, wenn es, durch keinen Überfluss verweichlicht, die härteste Entbehrung leicht erträgt, wenn selbst „das Brot des Elends“ es nicht schreckt.",
+ "dass die Egypter das Leben unserer Väter in Egypten verbitterten. Auch hier findet sich im Babli eine Belegstelle aus der heil. Schrift, welche mit den Worten חייהם וגו׳ שנאמר וימררו את eingeführt wird. Es wird also auf 2. B. M. 1, 14 Bezug genommen, wo von den aufreibenden Arbeiten erzählt wird, mit denen die Egypter erbarmungslos das Leben unserer Väter verbitterten, wo aber auch zugleich berichtet wird, dass das Volk, je mehr es gepeinigt wurde, desto mehr an Grösse und Bedeutung wuchs. Es bewährte sich auch hier der Segen der Arbeit. Weit entfernt durch dieselbe gebrochen oder auch nur erschöpft zu werden, wurde vielmehr die Lebenskraft Israels nur gesteigert und erhöht. Zwar wird in der Geschichte des ersten Menschenpaares die Arbeit als eine Strafe dargestellt; aber auch die Strafe ist ja ein Ausfluss der väterlichen Liebe Gottes. Das tatenlose Leben in dem Garten Eden war solange wohl erträglich, als dem Menschen all das Können, das in seiner Brust noch schlummerte, verborgen war; sowie er aber zum Bewusstsein seiner schöpferischen Kraft erwachte, war im Paradiese nicht mehr seines Bleibens. Er musste hinaus, um seine Stärke im Kampfe mit der Natur zu erproben und die Herrschaft über dieselbe zu erringen, zu der er durch seine Überlegenheit berufen war. Aus Mangel an Betätigung verkümmern die reichsten Gaben, die schönsten und verheissungsvollsten Fähigkeiten; die Noth jedoch ist eine treffliche Erzieherin. Keine Schule bringt die besten Kräfte des Geistes wie des Körpers so zu vollster Blüthe und Entfaltung wie diese unwillkommene, von vielen doch gesegnete Lehrmeisterin. In ihrer harten Wiege ward auch Israel zum Volke grossgezogen, in jener Leidensschule, die die heiligen Bücher einen eisernen Schmelzofen nennen (5. B. M. 4, 20; Jirm. 11,4), ward der Gottesknecht geläutert und gestählt, der schon im Mutterschoss berufen war zum Lichte der Nationen, zum Erlöser für die ganze Menschheit (Jes. 49, 1—6). In der Erfüllung dieses göttlichen Berufes hat unser Volk bisher nur Hohn und Spott und kälteste Zurückweisung geerntet, nicht selten auch die grausamsten Verfolgungen erdulden müssen von dem blinden Hasse derer, denen es die Bruderhand entgegenstreckte, um sie zur Höhe des Horêb mit sich emporzutragen, und die es mit dem beseligenden Licht erfüllen wollte, das ihm am Sinai aufgegangen. Wie sollte es durch soviel bittere Erfahrungen nicht entmutigt werden, nach soviel schmerzlichen Enttäuschungen und schnödem Undank an dem endlichen Erfolge seiner unfruchtbaren Arbeit nicht verzweifeln? Darum werden die nachwachsenden Geschlechter von Jahr zu Jahr am Feste der Erlösung durch das Bitterkraut daran erinnert, welch herbes Weh, welch schweres Leid die Väter überwunden, ehe sie gewürdigt wurden, dem Fuss des Sinai sich zu nahen, um aus Gottes Hand die Priesterweihe zu empfangen, wie unser Volk im zartsten Alter schon für eine fremde, undankbare Macht, die nur Verachtung für dasselbe hatte und sein Verderben plante, harte Frohnarbeit verrichtet hat, die über seine Kraft zu gehen schien, in Wahrheit aber seine Lebensenergie erhöhte und vermehrte. „Heilsam ist’s dem Manne, in der Jugend Tagen schon ein Joch zu tragen“ (Klgl. 3, 27).",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 13, 8. Voran geht (das. 5) die Einleitung: Wenn dich der Herr in das Land … bringt, das er deinen Vätern zugeschworen u. s. w. Die Satzung wendet sich mithin an ein späteres Geschlecht, das die Wunder in Egypten nicht mit eigenen Augen gesehen hat; und dennoch lässt die Schrift den Vater eine Form der Darstellung wählen, deren man sich nur bei der Erzählung von Ereignissen bedient, die man selbst erlebt hat.",
+ "Erzähle deinem Sohne an jenem Tage. an welchem du die Erinnerung an den Auszug feierst (vgl. das. 3).",
+ "Deswegen. Nach dem Midrasch (s. M’chilta z. St.) bezieht sich das Demonstrativum auf das Pesach nebst den ungesäuerten Broten und den bitteren Kräutern, die auf dem Tische liegen (בשעה שיש [פסח] מצה ומרור מונחים לפניך על שלחנד ), und auf welche der Erzähler mit dem Finger deutet. (Aehnlich ist auch in dem Satze וזה לך האות כי אנכי שלחתיך — 2. B. M. 3, 12 — das Fürwort זה als ein Hinweis auf das Wunder des brennenden Dornbusches aufzufassen, den Mose vor Augen hatte; s. Raschi, Raschbam und Ibn ‘Ezra z. St.). Selbstverständlich kann nicht gemeint sein, dass wir lediglich zu dem Ende befreit wurden, damit wir am Pesachabend die genannten Speisen essen; der Midrasch will vielmehr nur sagen, dass die Verehrung Gottes durch kindlichen Gehorsam, wie wir ihn z. B. durch die Feier des Pesach bekunden, der Zweck unserer Erlösung war. Wird doch der Genuss des ungesäuerten Brotes und die Enthaltung von allem Gesäuerten während der ganzen Dauer des Festes an unserer Stelle (13, 5) ausdrücklich als Gottesdienst (עבדה) bezeichnet. Der Gedanke aber, dass uns die Freiheit nur gegeben wurde, damit wir uns dem Dienste des Höchsten widmen, liegt der Tora gar nicht fern. Er ist schon in den ersten Worten ausgesprochen, die Mose an Pharao richten sollte, in dem Befehle Gottes: Entlasse meinen Sohn, dass er mir diene (das. 4, 23: שלח את בני ויעבדני ).",
+ "als ich aus Egypten zog. Maimonides hat diese Belegstelle nicht vor sich gehabt (ומצה פ״ז ה״ו ונוסח ההגדה שם הל׳ חמץ); in seinem Exemplar muss hier entweder überhaupt kein Hinweis auf die Bibel gestanden haben, oder 5. B. M. 6, 23 (שנאמד ואותנו הוציא משם וגו׳) angeführt gewesen sein [ ולפי זה הא דאמר רבא בפסחים קי׳׳ו: צריך שיאמר ואותנו הוציא משם הכי קאמר האי קרא דמתניתן לאו לראיה בעלמא קא מייתי ליה אלא צריך לאמרו בפה]. Bei Alfasi und R. Ascher fehlt die ganze Stelle von בכל דור ודור bis בצאתי ממצרים. Da aber die Dankesschuld, von der im nächsten Satz die Rede ist, nicht gut mit den bitteren Leiden begründet werden kann, die unsere Väter erdulden mussten, wurde die Reihenfolge im vorigen Satze in der Weise geändert, dass auf die Erklärung des פסח zunächst die des מרור und dann erst die der מצה folgt, obgleich in der Einleitung die Reihenfolge auch bei ihnen פסח מצה ומרור lautet. לפיכך אנחנו חייבים להודות schliesst sich nun passender an den Satz מצה על שום שנגאלו an (Lesart Alfasi’s), bezw. an die Worte עד שנגלה עליהם מלך מלכי המלכיט הקדוש ברוך הוא וגאלם (Lesart des R. Ascher) Maimonides hat in seinem Kodex (הל׳ חמץ ומצה) an zwei Stellen (VII 5 u. VIII 4 die Reihenfolge Alfasi’s, in seiner Haggada dagegen die unserer Miscknaausgaben).",
+ "Darum schulden wir. Die Wahl der ersten Person beweist, dass wir es hier noch mit einer Fortsetzung der Worte zu tun haben, welche nach Rabban Gamliel jedermann am Pesach sprechen soll. Allerdings ist in seiner Einleitung ausdrücklich von nur drei Worten die Rede, und es ist daher wohl möglich, dass die Fortsetzung aus späterer Zeit stammt; immerhin dürfte sie wohl kaum später als im folgenden Geschleckte hinzugefügt worden sein, da an dieselbe in der nächsten Mischna (s. Anm. 51) eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Schulen Schammai’s und Hillel’s wenn auch nur äusserlich anknüpft.",
+ "Verehrung und Anbetung. Die Lesarten sind hier sehr verschieden. Allen gemeinsam sind nur die vier ersten Ausdrücke: להודות להלל לשבח לפאר; dann folgt im Jeruschalmi. לרומם לנצח לגדל, im Babli: לרומם להדר לברך לעלה ולקלס, bei Alfasi: לרומם לגדל ולברך (s. דקדוקי סופרים), bei R. Ascher: לברך לרומם לעלה ולקלס, im Gebetbuch dos Gaon R. ‘Amram: לרומם להדר ולקלס, in Maimuni’s Haggada: לרומם לגדל להדר ולנצח, in dessen Kodex (הל׳ המע ומצה VIII 5). להדר לרומם לגדל ולנצח.",
+ "der für unsere Väter und für uns. Statt לאבותינו ולנו hat Jer. blos לנו.",
+ "von Dunkelheit zu grossem Licht und von Dienstbarkeit zu Erlösung geführt hat. שעבוד (von עבד) und sein Gegensatz שחרור (von חרר) gehören zu den wenigen Beispielen einer Schaf‘elform im Hebräischen. — Bei R. Ascher fehlen übrigens die Worte ומשעבוד לגאולה, in Maimuni’s Haggada folgen sie unmittelbar hinter מעבדות לחרות; im Jeruschalmi und bei Alfasi fehlt sogar die ganze Stelle von מיגון bis לגאלה.",
+ "Lasst uns ihm das Halleluja. Ps. 113—118, gewöhnlich „Hallel“ (הלל) genannt."
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+ "Wie weit trägt man es. Das am Ende der vorigen Mischna erwähnte Hallel, von welchem vor dem Mahle nur der erste Teil gesungen wurde.",
+ "es freut sich die Mutter der Kinder. Ende des 113. Psalms. Der folgende Psalm, der mit den Worten beginnt: Als Israel aus Egypten zog“, soll nach ihrer Meinung erst um Mitternacht, den Zeitpunkt der Erlösung, vorgetragen werden (Tosefta und Jeruschalmi, von Heller — תוספות יום טוב s. v. בית שמאי — merkwürdigerweise übersehen), während das Mahl noch vor Mitternacht beendet sein muss, da vom Pesach nachher nicht gegessen werden darf (Anm. 76).",
+ "den Kiesel zur Wasserquelle. Ende des 114. Psalms. Das Argument der andern Schule schien den Hilleliten nicht stichhaltig, weil der Auszug ja doch erst am hellen Mittag stattgefunden, mithin der Anfang dieses Psalms auch dann noch nicht der Tageszeit entspräche, wenn man den Gesang bis auf den letzten Augenblick, bis zum Beginn der Morgendämmerung verschöbe (Tosefta u. Jeruschalmi). Ein positiver Grund wird nicht angegeben. Wahrscheinlich, weil derselbe klar zu Tage liegt. Da das Hallel durch die Erklärung eingeleitet wird, dass wir es als Pflicht empfinden, unserm Danke für die Befreiung aus dem Sklavenjoche durch ein Loblied Ausdruck zu geben, und ferner auch nach Schluss des ersten Teiles ein Segenspruch für die Erlösung folgen soll (s. folg. Anm.) so kann aus diesem Teil am wenigsten der Psalm ausgeschlossen werden, in dem der Auszug Israels besungen wird. Vielleicht ist das auch der Sinn der Worte מניון שהתחיל במצוה אומר לו מרק im Jeruschalmi z. St.",
+ "Man schliesst mit Erlösung. etwa mit den Worten: Gepriesen seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der du uns aus Egypten erlöst hast. חותם (= Siegel) ist Kunstausdruck für den kurzen Segenspruch, der ein Gebet (hier den Vortrag der Haggada) beschliesst; vgl. B’rachot IX g. E.",
+ "Der uns und unsere Väter aus Egypten erlöst hat und uns diese Nacht erleben liess. Die. Hif‘ilform הגיע bedeutet: erreichen, mit doppeltem Akkusativ aber: erreichen lassen; vgl. מצמיח חציר לבהמה = hervorbringen (Ps. 104,14) mit המצמיח הרים חציר = hervorbringen lassen (Ps. 147,8).",
+ "dass wir in derselben Brot und Bitterkraut geniessen. (והגיענו הלילה הזה לאכול בו מצה ומרור (ומרורים (so bei Alfasi und R. Ascher wie auch im Maimuni’s Kodex הל׳ חמץ ומצה פ״ח ה״ה), sind die Worte, die R. Tarfon hinzufügt. Im Babli wie in den meisten Mischnaausgaben fehlen dieselben; sie können aber nicht entbehrt werden, weil der Zusatz des R. ‘Aḳiba כן … הגיענו למועדים ולרגלים אחרים, der offenbar an jene Worte anknüpft, ohne dieselben völlig in der Luft schwebt. Im Jeruschalmi fehlen nur die Worte לאכול בו מצה ומרור; aber auch diese sind schwerlich ein späterer Zusatz, denn es geschah wohl im Hinblick auf die verhängnisschwere Lücke in dieser Danksagung, in welcher die Erwähnung des Pesachopfers schmerzlich vermisst wurde, wenn der grosse Freiheitskämpfer in das Gebet um Erlösung vom römischen Joche den Wunsch einflocht: ונאכל שם מן הזבחים ומן הפסחים. Seltsam, dass Maimonides, der a. a. O. die Formel des R. Tarfon für die Zeit des Tempels gelten lässt, ebenfalls des Opfers nicht gedenkt. Damals hätte man doch sicherlich gesagt: לאכול בו פסח מצה ומרורים.",
+ "ein Schlussgebet aber spricht man nicht. Obgleich der ursprünglich ganz kurze Segenspruch durch ihn zu einem kleinen Dankgebet erweitert wurde, hält es dieser Lehrer doch nicht für angebracht, dasselbe nunmehr auch mit einem „Siegel“ („Gepriesen seist du Herr, der du Israel erlöst hast“), wie es sein Freund ‘Aḳiba will, zu versehen. ואינו חותם, wofür es im Babli ולא היה חותם heisst, steht nicht im Gegensatz zu dem vorangehenden וחותם בגאלת, sondern zu den folgenden Worten des R. ‘Akiba.",
+ "R. ‘Aḳiba fügt hinzu. In den meisten Ausgaben steht אומר an Stelle von מוסיף. Da aber R. ‘Aḳiba von den Worten seines Lehrers und Freundes keines streicht und keines ändert, sondern nur hinzufügt, ist der Ausdruck אומר hier nicht am Platze. Die ursprüngliche Lesart ist vielleicht die der Oxforder Handschrift (s. דקדוקי סופרים): ר״ע עקיבא אומר מוסיף = R. ‘Aḳiba sagt: Man füge hinzu. Das Subjekt zu מוסיף ist offenbar wie in den vorangehenden Sätzen (ואינו חותם ,וחותם בגאולה ,עד היכן הוא אומר) der Vortragende. Irrtümlicherweise aber bezog man das Verbum auf R. ‘Akiba, wodurch entweder אומר oder מוסיף als störend empfunden wurde, weshalb die Einen dieses, die Anderen jenes strichen. Vermutlich hat auch Maimonides מוסיף oder אומר מוסיף gelesen (s. הל׳ חמץ ומצה VIII 5).",
+ "„So lasse uns, o Herr, unser Gott (und Gott unserer Väter. Die eingeklammerten Worte fehlen sowohl im Jeruschalmi als bei Alfasi, Maimonides und R. Ascher.",
+ "noch andere Feste und Feiertage. רגל (= Fuss) bezeichnet ebenso wie פעם (= Schritt), auf die ziellos eilende, nimmer weilende Zeit übertragen, einen Zeitpunkt. שלש רגלים (2. B. M. 23, 14) übersetzen die Targumim ebenso wie שלש פעמים (das. 34,23) mit תלת זמנין. Unter זמנים versteht man aber ebenso wie unter מועדים, obgleich beide Wörter nur Zeiten schlechthin bedeuten, vorzugsweise die heiligen Zeiten. Während jedoch מועדים alle Feste bezeichnet, ist der Name רגלים durch den an 2. B. M. 23, 14 sich anlehnenden Sprachgebrauch auf die drei Chaggim (סכות ,שבועות ,פסח) beschränkt. Im Jeruschalmi fehlt übrigens sowohl למועדים als אחרים; die Stelle lautet dort: יגיענו לרגלים הבאים לקראתנו לשלום.",
+ "erleben. הגיענו ist die Lesart der Oxforder Handschrift (s. דקדוקי סופרים); die beiden anderen von Rabbinowicz benutzten Mss. haben יגיענו, desgleichen sämmtliche von ihm verglichenen alten wie neuen Editionen, ebenso die Haggada-Ausgaben. Dass die Segensprüche, obgleich sie mit כרוך אתה, also der zweiten Person beginnen, im nächsten Relativsatze zur dritten Person übergehen, ist die allgemeine Regel und durch die Bezugnahme auf מלך העולם oder auch nur den blossen Gottesnamen sprachlich gerechtfertigt. So heisst es auch oben אשר גאלנו וגאל … והגיענו. Umsoweniger wäre die Wahl der dritten Person hier anstössig, wo mit כן ein neuer Satz beginnt; auffallend ist nur, dass sich in den bald folgenden Worten שמחים בבגין עירך וששים בעבודתך wieder die zweite Person geltend macht. Solcher Personenwechsel ist recht selten, wenn es auch an etlichen Beispielen nicht fehlt, von denen wir nur auf das krasseste kurz hinweisen wollen, auf die Worte, die beim Eintritt in den Friedhof gebetet werden: אשר יצר אתכם בדין … ברוך אתה.",
+ "denen wir in Frieden entgegengehen mögen. Wörtlich: die uns entgegenkommen. Wir haben bereits in Anm. 2 darauf hingewiesen, dass der Hebräer nicht gleich uns der Zukunft entgegengeht, sondern sich selbst als den stille stehenden Beobachter ansieht, an dem die rastlos dahinschreitende Zeit (vgl. Anm. 60) vorüberzieht. — Statt לשלום hat Alfasi בשלום.",
+ "beglückt durch den Wiederaufbau deiner Stadt. Statt כבנין עירך hat die Oxforder Hnds. בציון עירך (s. דקדוקי סופרים); diese Lesart findet sich auch im Gebetbuch des Gaon R. ‘Amram.",
+ "und beseligt durch deinen Dienst. Jeruschalmi hat hier den Zusatz: ובחידוש בית מקדשך = und durch die Erneuerung deines Heiligthums.",
+ "dort werden wir dann auch von den Festopfern und den Pesachopfern. Jeruschalmi und Alfasi haben die umgekehrte Reihenfolge ומן הזבחים מן הפסחים , so dass זבחים hier die gewöhnliche Bedeutung haben könnte, in der es alle Arten des Tieropfers, auch das Pesach umfasst. Man müsste demnach übersetzen: von Pesach- und von anderen Opfern (vgl. K. VII Anm. 34). Wahrscheinlicher aber ist, dass das Wort hier in der besondern Bedeutung steht, die es in der letzten Mischna dieses Kapitels, am Ende des Traktates hat, und in der es das Festopfer bezeichnet von welchem oben (VI 3—4, s. Anm. 24 das.) die Rede war. Da dasselbe vor dem Pesach gegessen wurde, geht es diesem in der Reihenfolge voran.",
+ "deren Blut die Wand Deines Altars zum Wohlgefallen berührt hat. Statt אשר הגיע (Jeruschalmi) lesen Andere שהגיע (Alfasi), שיגיע (Maimonides u. R. ‘Amram), אשר יגיע (R. Ascher).",
+ "danken für unsere Erlösung und die Befreiung unserer Seele. Jeruschalmi hat weder שיר חדש noch ועל פדות נפשנו. Jenes ist sicher ein später Zusatz; denn נודה לך שיר חדש ist eine ganz unmögliche Konstruktion."
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+ "spricht er den Segen über sein Mahl. Der zweite Becher wurde nach dem Dankgebete, das auf den ersten Teil des Hallel folgte, geleert und darauf das Mahl eingenommen, welches schon vor dem Vortrage aufgetragen worden war, damit die Kinder durch ihre Fragen dem Vater Gelegenheit geben vom Auszuge zu erzählen. Das Mahl bestand in alter Zeit wahrscheinlich blos aus dem ungesäuerten Brote, dem rohen Lattich und dem Fleisch der beiden Opfer, bezw. den beiden Gerichten, welche zur Erinnerung an dieselben (Anm. 16) gegessen wurden. Einen Nachtisch gab es nicht; vielmehr wurde, nachdem das Pesach verzehrt war, bei einem dritten Becher das Tischgebet gesprochen, nach dessen Beendigung das Glas geleert wurde.",
+ "beim vierten vollendet er das Hallel. Ps. 114—118 nach den Schammaiten, Ps. 115—118 nach den Hilleliten; s. Anm. 50—53.",
+ "und spricht den Segen über den Gesang. Darunter ist nach R. Juda (im Babli) der Segenspruch zu verstehen, der auch sonst auf das Hallel zu folgen pflegt (יהללוך), nach R. Joḥanan (das.) aber derjenige, welcher den Vortrag des von Mose und Israel am Meere gesungenen Liedes (2. B. M. 15, 1—18) an Sabbat- und Feiertagen beschliesst (נשמה כל חי).",
+ "nur zwischen dem dritten und dem vierten trinke man nicht. „Warum nicht? Etwa, damit man nicht trunken werde? Man ist ja doch schon berauscht! Ist denn ein Unterschied zwischen dem während der Mahlzeit und dem nach derselben gereichten Weine? Allerdings; dieser macht trunken, jener hat diese Wirkung nicht!“ So die Begründung im Jeruschalmi, angeführt von Alfasi und Raschbam, der hinzufügt, dass man durch den Rausch verhindert würde, das Hallel zu vollenden oder, wie man ergänzen muss, nach Beendigung desselben die übrigen Gesänge, die noch beim vierten Becher vorzutragen sind. Demnach dürfte man zwischen dem ersten und dem zweiten Glase erst recht keinen Wein trinken, damit man nicht des Guten zu viel tue und dadurch unfähig werde, den Kindern vom Auszuge zu erzählen. Ein solches Verbot widerspricht jedoch dem klaren Sinn der Mischna, die von allen Erklärern, auch von Raschbam, so aufgefasst wurde, dass es nicht nur im Verlauf des Mahles, sondern auch während des Vortrags der Haggada gestattet wäre, nach Belieben Wein zu trinken. Man sah sich daher zu der Ausflucht genötigt, dass auch der vor der Mahlzeit genossene Wein keine berauschende Wirkung hat, eine Annahme, die aller Erfahrung Hohn spricht. Der Schlüssel zur Lösung des Rätsels liegt im ersten Satze der nächsten Mischna verborgen, wo er nur darum nicht entdeckt wurde, weil man ihn dort gar nicht erst gesucht, ja nicht einmal vermutet hat, nachdem eine ungeschickte Hand diesen Satz von unserer Mischna, wo er hingehört, losgerissen und der nächsten Mischna, zu der er keinerlei Beziehung aufweist, gewaltsam angehängt hatte. Man soll nach dem Mahle ausser den vorgeschriebenen Bechern aus dem einfachen Grunde keinen Wein trinken, damit die schöne Feier nicht schliesslich in ein Epikomon ausarte (s. Anm. 73). Vor der Mahlzeit und während derselben sprach man auch sonst dem Wein nur mässig zu, (daher ישתה אם רוצה לשחות und nicht wie sonst einfach שותין), der überdies mit Wasser stark verdünnt war. Das Trinkgelage (ϰῶμος, comissatio) nahm seinen Anfang erst beim Nachtisch, dauerte jedoch bis in die späte Nacht hinein. Lieder und Gesänge wechselten mit anregenden Gesprächen, um den Zechern die Zeit zu kürzen. Am Pesachabend wurden nach dem Mahle, das um Mitternacht beendet war, ebenfalls beim Weine Lieder vorgetragen; zwischendurch unterhielt man sich über das Wunder der Erlösung noch mehrere Stunden, mitunter bis der Morgen graute (Tosefta X g. E., ed. Zuckermandel S. 173 Z. 9—11). Das alles hatte eine bedenkliche Ähnlichkeit mit dem üblichen Trinkgelage. Damit die heilige Feier nicht zu einem solchen herabsinke, damit sie von ihrer erhebenden Wirkung nichts verliere und ihre Weihe durch keinen unreinen Hauch getrübt werde, musste Vorsorge getroffen werden, dass sich die Festgenossen nicht berauschten; der kürzeste und sicherste Weg zu diesem Ziele war unstreitig das Verbot, ausser den vorgeschriebenen Bechern überhaupt noch etwas nach dem Tischgebet zu trinken."
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+ "Man schliesse. פטר heisst ursprünglich: spalten, (vgl. فطر), daher פטר רחם = Durchbruch, יפטירו בשפה (Ps. 22, 8) = den Mund aufreissen. Aus dem Begriff der Trennung, der in dieser Grundbedeutung liegt, hat sich der des Abschieds entwickelt; daher ויפטר מפני שאול (1. Sam. 19, 10) = scheiden, weggehen; transitiv: את המחלקות … פטר (2. Chr. 23, 8) = verabschieden, entlassen; auf leblose Dinge übertragen: פוטר מים (Spr. 17, 14) = loslassen, befreien. In der talmudischen Literatur ist diese Bedeutung vorherrschend; vgl. z. B. פוטרין את הרבים (Mo‘êd ḳaṭan III 7) = verabschieden, wegschicken; ונפטרו והלכו להם (Joma I 5) = sich verabschieden, scheiden; מפטירין בנביא (Megilla IV 1) = mit einem Prophetenvortrag Abschied nehmen von der Toravorlesung. So auch hier אין םפטירין אפיקומן = man veranstalte kein Epikomon zum Abschied von dem Festmahle, d. i. als Abschluss der Pesachfeier. In der Gerichtssprache ist entlassen = freisprechen, wodurch das Wort פטר die allgemeinere Bedeutung einer Befreiung (von Pflichten und dergl.) erlangt hat. Vielleicht hängt damit auch פטיר (aram. u. arab. = Ungesäuertes, frei von Sauerteig) zusammen.",
+ "nach dem Pesach nicht mit einem Trinkgelage. Für das Wort אפיקומן geben Tosefta, Jeruschalmi und Babli drei verschiedene Erklärungen. Nach der einen bezeichnet es den Nachtisch, mag dieser nun aus Früchten (wie Datteln, Nüsse, geröstete Körner) oder aus allerhand Zuckerwerk (מיני מתיקה) oder auch aus anderen Leckerbissen wie Trüffeln und Tauben (ערדילי וגוזליא) bestehen ]; nach der zweiten versteht man darunter musikalische Darbietungen (מיני זמר), nach der dritten den Einbruch in eine andere Tischgesellschaft (שלא יעקרו מחבורה לחבורה). Die zuletzt angeführte Erklärung wird im Babli von Rab mitgeteilt, im Jeruschalmi aber an diesem Orte gar nicht erwähnt, an anderer Stelle dagegen (oben zu M. 4) anonym und unbestritten angeführt (טיפש מה הוא אומר מה זאת אף את למדו הלכות הפסח שאין מפטירין אהר הפסח אפיקומון שלא יהא עומד מחכורה זו ויכנס לחבורה אחרת ). Das Wort ist offenbar dem Griechischen (ἐπίϰωμον) entlehnt und bezeichnet in seiner Heimat alles, was zum Trinkgelage (ϰῶμος) gehört; insbesondere versteht man unter ἐπιϰωμάζειν das stürmische Eindringen der Zechgenossen in eine fremde Gesellschaft, um bei dieser das unterbrochene Gelage fortzusetzen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass Epikomon hier im weitern Sinne gemeint ist und das ganze mit dem Nachtisch beginnende, von Musik begleitete und meist in wüstem Unfug endigende Trinkgelage umfasst, so dass alle drei Erklärungen richtig sind, wenn auch die von Rab dem griechischen Sprachgebrauch am besten gerecht wird. Durch die glückliche Wahl des fremden Ausdrucks wird das Verbot am Anfang dieser und am Ende voriger Mischna in ein so helles Licht gerückt, dass es sich von selbst versteht und zu seiner Begründung keines weitern Wortes bedarf. Man verpönte den Genuss des Weines zwischen dem dritten und dem vierten Becher, weil man die Trunkenheit fürchtete, den schlimmen Rausch mit seinem hässlichen Gefolge von gemeinem Scherz und grober Ausschreitung, von rohem Übermut und zügellosem Laster. Man verpönte selbst den harmlosen Nachtisch nach dem Pesachmahle, weil im Hintergrunde schon das widerliche Zerrbild grinste, in welches oft genug das feierlichste Trinkgelage zu entarten pflegte. Es ist das Fest der Freiheit, das gefeiert wird. Freiheit ist aber nicht Ungebundenheit. Im Gegenteil! חרות על הלוחות (Abot Anh. 2): die Freiheit spriesset aus den Tafeln des Gesetzes. Wahrhaft frei ist nur wer willig sich dem göttlichen Gesetze unterordnet, auch der schwersten Forderung der Sittlichkeit sich freudig unterwirft. Unser Vater hat uns nicht aus schnödem Joch erlöst, damit wir in noch schmählichere Dienstbarkeit versinken; er hat aus Egypten uns geführt, damit wir seine Knechte werden (3. B. M. 25, 55), und nicht Sklaven unserer Leidenschaften. So erklärt sich auch die oben angeführte Jeruschalmistelle auf die einfachste Weise. Wenn das einfältige Kind, so heisst es dort, die Frage an dich richtet: was bedeutet dies? — so lehre es die Vorschriften des Pesach, dass man das Opfermahl nicht mit einem Epikomon beschliessen soll. Wieviel Scharfsinn ist nicht schon an die Erklärung dieser sonderbaren Antwort verschwendet worden [die sich übrigens auch in unserer Haggada und in der Mechilta (zu 2. B. M. 13, 14) findet, nur dass sie hier auf die Frage des verständigen Kindes erfolgt, was auch vermutlich das Richtige ist, da auf מה זאת im Pentateuch selbst die nach Jeruschalmi dem חכם zu gebende Antwort erteilt wird: בחזק יד הוציאנו ה׳ ממצרים מבית עבדים]! Eine auf den ersten Blick sehr einleuchtende Lösung, die den Knoten einfach durchhaut, um dann die Enden durch das Wörtchen עד wieder zu verknüpfen, teilt M. Friedmann in seiner Mechilta-Ausgabe mit (S. 22b Anm. 23). Durch diese Operation erhält der Satz den folgenden Sinn: Wenn dich dein Kind fragt, so lehre es alle Vorschriften des Pesach bis אין מפטירין אחר הפסח אפיקומן, d. i. bis zur letzten Halacha unseres Traktats. Allein, abgesehen von der Gewaltsamkeit des Verfahrens, ist diese Halacha keineswegs die letzte, es folgen ihr vielmehr noch drei allerletzte (ברך ברכת הפסח ,הפסח אחר חצות ,ישנו מקצתן). Ferner stimmt diese Lösung nicht zu der Darstellung im Jeruschalmi, wo die Frage nicht מה העדות והחקים והמשפטים lautet, sondern מה זאת, was sich nur auf Sinn, Zweck oder Bedeutung, niemals aber auf den Inhalt der Gesetze beziehen kann. Überdies gibt unsere Haggada in der Hauptsache dieselbe Antwort (ואף אתה אמור לו כהלכות הפסח אין מפטירין אחר הפסח אפיקומן), und hier ist die Lesart so gut bezeugt, dass an ihrer Richtigkeit füglich nicht gezweifelt werden kann. Vollends aber muss dieser Erklärungsversuch an dem Wortlaut in der Mechilta (אף אתה פתח לו בהלכות הפסח אין מפטירין אחר הפסח אפיקומן) scheitern, denn man kann den Begriff פתח (eröffnen, beginnen) unmöglich auf eine Unterweisung über den ganzen Inhalt eines Traktats anwenden; vielmehr ist פתיחה ein Kunstausdruck für das Textwort, das einen Vortrag einleitet. Wenn daher empfohlen wird, für die Behandlung der Frage nach Zweck und Ziel all der zahlreichen, von der Religion uns auferlegten Pflichten (in der Mechilta bezieht sich ebenso wie in der Haggada die Frage des Kindes laut 5. B. M. 6, 20 auf sämmtliche Gesetze der Tora und nicht bloss auf die Vorschriften über Pesach und Erstgeburt) das Verbot des Epikomon zum Ausgangspunkt zu wählen, so kann das nur den Sinn haben, dass diese Halacha homiletisch als eine passende Einleitung verwertet werde, von der schon ein helles Schlaglicht auf den eigentlichen Gegenstand der Erörterung fällt. Einen Fingerzeig zur Lösung dieser Aufgabe finden wir in dem Worte Rab’s: Die Gesetze sind nur gegeben worden, um die Menschen durch sie zu läutern und zu festigen (לא נתנו המצוות אלא לצרף בהן את הבריות — B’rêschît Rabba Absch. 44, Anf. — צרף heisst sowohl läutern als härten). Hier ist die erzieherische Bedeutung der göttlichen Gebote und Verbote mit klaren Worten ausgesprochen. Die einen sollen uns von unlautern Begierden reinigen, die andern in der Betätigung des Guten stärken, beide unsere Widerstandskraft gegen jede Art von Verführung stählen. Die Entwickelung dieses grossen Gedankens aus dem tiefern Sinne unserer Halacha ergibt sich nach dem oben Dargelegten fast von selbst. Das Epikomon ist am Pesachabend untersagt, weil es mit dem Charakter des Erlösungsfestes in Widerspruch steht, denn die grösste Feindin wahrer Freiheit ist die Zügellosigkeit. Wie schwer ist es jedoch, stets Maass zu halten im Genuss, und wie leicht, die Herrschaft zu verlieren über sich, wenn die Versuchung in berückender Gestalt uns naht, die Sünde mit verführerischer Stimme lockt. Darum hat in seinem heiligen Gesetze der Allgütige so viele Schranken aufgerichtet, so viele Übungen uns auferlegt, damit wir schon in früher Jugend lernen, unsern Willen dem Gebote Gottes unterordnen, im zarten Kindesalter uns gewöhnen zu entsagen, wo die Erfüllung nicht im Einklang wäre mit der Forderung der Sittlichkeit. Der höchste Adel, den uns Gott verliehen, ist unsere sittliche Freiheit; die höchste Herrscherwürde, die wir erlangen können, ist die Selbstbeherrschung. Zum Schutze dieser heiligsten Güter ist uns „das Gesetz“ gegeben, ein zuverlässiger Führer durch die Wirrnisse des Lebens, dass wir des Weges nicht verfehlen, der zu Gott emporführt. לפיכך הרבה להם תורה ומצוות רצה הקדוש ברוך הוא לזכות את ישראל (Makkot III 16). Im Grunde ist das die Antwort, die die Tora selbst (5. B. M. 6, 24—25) auf die Frage nach der Bedeutung ihrer Zeugnisse, Gesetze und Vorschriften gibt; לעשות את כל המצוה הזאת לפגי ה׳ אלקיגו כאשר צוגו ה׳ אלקיגו לטוב לגו כל הימים לחיותנו כיום הזה וצדקה תהיה לגו כי נשמר ויצוגו ה׳ לעשות את כל החקים האלה ליראה את. Vgl. auch meinen Vortrag „Der Sederabend“ (Berlin 1904, M. Poppelauer) S. 42—44. ",
+ "so dürfen sie nicht mehr essen. Alles „Heilige“ (קדש) darf nur solange gegessen werden, als es gegen Verunreinigung gesichert ist. War es eine kurze Zeit weder in Verwahrung noch unter Aufsicht, so ist es durch die blosse Tatsache, dass es der Aufmerksamkeit entrückt war (היסח הדעת, oder היסע הרעת), unbrauchbar geworden (s. Jeruschalmi K. I g. Ende). Wenn daher nur ein Teil der Tischgenossen eingeschlummert war, so darf das Pesach noch gegessen werden, solange es von den übrigen im Auge behalten wurde; waren aber alle eingeschlummert, so ist es dadurch, dass es einen Augenblick unbewacht geblieben, untauglich geworden [ נטיתי מפירוש רשב״ם ורע״ב שכתבו הטעם מפני שנראה כאוכל פסחו בשני מקומות והוא דוחק גדול ועיין סימן הבא].",
+ "so dürfen sie nicht mehr essen. Nur wenn die ganze Gesellschaft in tiefen Schlaf gesunken war, darf sie nach dem Erwachen nicht mehr vom Opferfleische essen; war jedoch auch nur ein Einziger in wenigstens halbwachem Zustand geblieben, so hat das Pesach unter genügender Aufsicht gestanden [עיין רמב״ם וראב״ד סוף הל׳ חמץ ומצה. ורשב״ם פירש איפכא דרבי יוסי לחימוא שאפלו מקצתן שנרדמו לא יאכלו וכן פירש רע״ב ]."
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+ "Das Pesach macht nach Mitternacht die Hände unrein. „Das Pesach darf nur bis Mitternacht gegessen werden“ (Zebaḥim V Ende). Nach R. ‘Akiba ist diese Beschränkung nur rabbinischen Ursprungs, die Bibel aber gestattet, im Laufe der ganzen Nacht es zu verzehren; um jedoch zu verhüten, dass aus Nachlässigkeit vom Opferfleische bis zum Morgen übrig bleibe, ist die Frist von den Weisen verkürzt worden (vgl. Berachot I, 1). Nach R. El‘azar b. ‘Azarja, dessen Ansicht hier zur Geltung kommt, ist diese Beschränkung schon in der Tora begründet; was daher bis Mitternacht nicht verzehrt ist, hat den Charakter des „Übriggebliebenen“ (נותר), durch dessen Berührung die Hände unrein werden (s. Anm. 78).",
+ "Verschmähtes. פגול (3. B. M. 7, 16 u. 19, 7 ist nach der Definition der Mischna (Zebaḥim II 2—3 u. Menaḥot I 3) ein Opfer dann, wenn eine der wesentlichen Opferhandlungen in der ausgesprochenen [עיין ספרי שופטים י״ז א׳ ורש״י שם ותוס׳ פסחים ס״ג ע״א ד׳׳ה ר״מ סבר ובבא מציעא מ״ג ע״ב ד׳׳ה החושב. ועיין תוס׳ יר״ט בבא מציעא פרק ג׳ הלכה י״ב שחלק על ר׳ אליהו מזרחי ומשניהם נעלמו דברי רש״י בפסחים ס״ג ע״א ד״ה והבא במאי עסקינן] Absicht ausgeführt wurde, einen Teil der übrigen Opferhandlungen erst nach abgelaufener Frist vorzunehmen, oder einen Teil des Opfers erst nach abgelaufener Frist zu verzehren. Auch wenn die Absicht nicht zur Tat geworden, darf man von solchem Opfer nichts geniessen.",
+ "und Übriggebliebenes verunreinigt die Hände. Nach dem Gesetze der Tora können Menschen nur durch einen „Herd der Unreinheit“ (אב הטומאה — s. Kap. I Anm. 29) hierologisch unrein werden (das. Anm. 26). In diesem Falle verbreitet sich die Unreinheit sofort über den ganzen Körper. Nach rabbinischer Anordnung werden in gewissen Fällen, zu denen auch die hier erwähnten gehören, die Hände und zwar ausschliesslich diese (bis zum Handgelenk) von einer Unreinheit zweiten Grades ergriffen, die sich durch Berührung auf heilige Speisen überträgt (ebend.), so dass der mit ihr Behaftete kein Opferfleisch geniessen darf, ehe seine Hände im Tauchbade (Ḥagiga III 2) die Reinheit wieder erlangt haben. Solche Unreinheit haben nun die Rabbinen über die mit פגול in Berührung gekommenen Hände verhängt, damit nicht leichtfertige Priester (חשדי כהונה), nachdem sie die ihnen vom Volke anvertrauten Opfer in böser Absicht und durch böse Absicht (s. die vorige Anmerkung) untauglich gemacht haben, noch grössere Schuld dadurch auf sich laden, dass sie, um sich nicht zu verraten, von diesen Opfern essen. Die Scheu vor Unreinheit war bei den Priestern so gross und so allgemein, dass selbst die gewissenlosesten unter ihnen, die vor keinem Verbrechen zurückschreckten, vor einer solchen sich in Acht nahmen (Tosafot 85a s. v. משום חשדי כהונה unter Hinweis auf Joma 23a). Aus ähnlichem Grunde wurde diese Bestimmung auf נותר ausgedehnt, dessen Genuss mit derselben harten Strafe (3. B. M. 19, 18) wie פגול bedroht ist. Wenn auch nicht anzunehmen war, dass irgend ein Priester aus purem Übermut das Opferfleisch liegen lassen würde, um es erst nach abgelaufener Frist zu verzehren (gewiss ist es wahr, dass „gestohlenes Wasser — um ein biblisches Sprichwort zu gebrauchen — süss schmeckt“; aber ebenso wahr ist es andererseits, dass frische Speisen besser munden als verdorbene), so war doch zu befürchten, dass die Nachlässigen (עצלי כהונה), die alles bis zum letzten Augenblick verschieben, in ihrem Eifer, dass nur ja nichts übrig bleibe, die vorgeschriebene Zeitgrenze nicht beachten würden [].",
+ "so hat man den über das Festopfer überflüssig gemacht. Wörtlich: man hat ihn „verabschiedet“ (s. Anm. 72), so dass er nicht mehr auf dem Gegenstande lastet.",
+ "Dieser macht jenen nicht überflüssig und jener nicht diesen. Mit זבח ist hier dasselbe Opfer gemeint, das oben (VI 3—4) חגיגה genannt wurde. Eine eigene Bezeichnung gibt es für dieses Opfer nicht. Den Namen חגיגה teilt es nämlich mit den Friedensopfern, die an den drei Festen, an denen die männliche Bevölkerung sich in der heiligen Stadt einfinden musste, von den Erschienenen dargebracht wurden (Ḥagiga I 2); und was vollends den Ausdruck זבח betrifft, so umfasst dieser gar sämtliche Arten von Tieropfern. Immerhin steht חגיגה wenigstens in einem gewissen Gegensatz zu פסח, während die Bezeichnung זבח in der Tora (2. B. M. 23, 18 und 34, 25) auch für das פסח gebraucht wird. Erwägt man indessen, dass einerseits זבח nicht nur vorzugweise — im Sprachgebrauch der Bibel wenigstens — in Verbindung mit den Friedensopfern vorkommt (man vorgleiche nur z. B. im 3. B. M. 6, 1 bis 7, 8 mit 7, 11—37 und beachte insbesondere den letztgenannten Vers: זאת התירה לעלה למנחה ולחטאת ולאשם ולמלואים ולזבח השלמים), sondern auch in diesem Sinne öfter (z. B. 4. B. M. 15, 3 u. 5) der עולה, die ja auch ein Tieropfer ist, gegenübergestellt wird, und dass andererseits das פסח sich in mehr als einer Beziehung von den שלמים unterscheidet, zu denen auch das hier schlechthin als זבח angeführte Opfer gehört, so wird man es gerechtfertigt finden, dass diese Bezeichnung hier mit Rücksicht auf den aus älterer Zeit stammenden Segenspruch gewählt ist, der nach der Tosefta den Wortlaut hat: ברוך …. אשר קדשנו במצותיו וצונו לאכול את הזבח , während über das Pesach nach derselben Quelle folgender Segen gesprochen wird: ברוך …. אשר קדשנו במצותיו וצונו לאכול את הפסח. — Gemäss der Vorschrift soll das Pesach erst nach dem Festopfer gegessen werden, so dass nach allen Ansichten beide Benediktionen zu sprechen sind; hat man aber zufällig vom Pesach zuerst genommen und über dieses Opfer den Segen gesprochen, so braucht man über das andere, da es nur nebensächlich ist (s. VI 3), laut dem in Berachot VI 7 ausgesprochenen Grundsatze nach R. Isma‘el keinen Segen mehr zu sprechen. R. ‘Akiba dagegen ist der Ansicht, dass die Benediktion über das זבח wohl das פסח in sich schliessen könnte, nicht aber umgekehrt, denn der letztere Begriff ist zwar dem erstern als dem weitern, nicht aber dieser jenem untergeordnet; andererseits überragt das פסח an Bedeutung so sehr das andere Opfer, dass es einen besondern Segen für sich in Anspruch nimmt, auch wenn man vorher לאכול את הזבח gesagt hat []."
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+ "\nIn der Reihe der Feste steht dasjenige, weichem unser Tractat gewidmet ist, an der Spitze. Die heilige Schrift nennt es nie anders als חג המצות, Fest der ungesäuerten Brote; die Bezeichnung פסח (nur ein einziges Mal — Ex. 34,25 — חג הפסח), von dem gleichnamigen Opfer übertragen, beschränkt sich dort auf die Feier, welche dieses Fest einleitet. In der Mischna dagegen ist dieselbe auf das ganze Fest ausgedehnt, dessen ursprünglichen Namen sie bereits völlig verdrängt hat.\nDie eigentliche Pesachfeier bestand wesentlich in dem Genusse des Ueberschreitungsopfers (פסח) nebst ungesäuertem Brot (מצה) und Bitterkraut (מרור) und in der Erzählung der geschichtlichen Ereignisse, in denen das Fest seinen Grund hat (הגדה). Später wurden Lobgesänge hinzugefügt und die Vorschrift, entsprechend dem vierfachen Gute, das uns der Auszug aus Egypten brachte (Freiheit, Rettung, Erlösung, Erwählung — Ex. 6, 6—7), nach einer gewissen Ordnung vier Becher Wein (Symbol der Freude) zu trinken. Diese Feier fand alljährlich in der Nacht zum 15. des ersten Monats (Nîsân) im Kreise der Familie statt, welche zu diesem Zwecke rechtzeitig ein Opferthier (Lamm oder Ziege) vorzubereiten hatte und für den Fall, dass dessen Fleischgewicht ihren Bedarf überstieg, sich mit anderen Familien zum gemeinsamen Festmahl vereinigen konnte. Das Thier wurde am Nachmittage des 14. Nisan in der Tempelhalle unter feierlichen Lobgesängen als Ueberschreitungsopfer geschlachtet, Blut und Fett am Altare dargebracht, das Fleisch zu Hause am Feuer gebraten und nach Anbruch der Nacht von den Theilnehmern verzehrt; bis zum Morgen durfte von demselben nichts übrig bleiben. Wer aus irgend welcher Veranlassung unterlassen hatte, am 14. des ersten Monats das Pesachopfer zu bereiten, konnte und musste ein solches am 14. des zweiten Monats (Ijar) darbringen und das gebratene Fleisch in der folgenden Nacht nebst מצה und מרור verzehren (פסח שני, zweite Pesachfeier).\nWährend der ganzen Dauer des siebentägigen (ausserhalb des heiligen Landes achttägigen) Festes ist der Genuss und selbst die Nutzniessung, ja sogar der Besitz von Châmêsz verboten. Unter Châmêsz (חמץ) versteht man Getreidestoffe (Körner, Schrot, Mehl, Kleie von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Dinkel , in denen durch Berührung mit Wasser oder einer wasserhaltigen Flüssigkeit eine Gährung hervorgerufen wurde. Da die ungesäuerten Brote aus Getreidemehl mit Wasser bereitet werden müssen, so ist bei ihrer Herstellung das Hauptaugenmerk darauf zu richten, dass die nothwendigen Arbeiten thunlichst beschleunigt und, noch ehe im Teig ein Gährungsprozess sich entwickeln konnte, zu Ende geführt werden. — Seinem vollen Umfange nach erlangt das Chameszverbot erst mit dem Beginn des Festes, also mit Anbruch der dem 15. Nisan vorangehenden Nacht seine Geltung. Die Pflicht aber, alles Chamesz aus dem Hause zu schaffen, tritt gleichzeitig mit dem Verbote des Genusses und der Nutzniessung schon am Mittage des 14. Nisan in Kraft. Gemäss einer vorbeugenden Anordnung der Rabbinen darf indessen eine Stunde vorher kein Nutzen mehr aus Chamesz gezogen und zwei Stunden vorher keines mehr gegessen werden. Der Begriff einer Stunde, wie ihn die Alten auffassten, deckt sich aber nicht ganz mit der Vorstellung, welche wir mit diesem Worte verbinden. Wie die meisten Völker des Alterthums, insbesondere die Babylonier und Egypter, die Griechen und Römer, unterschieden auch die Juden zwischen astronomischer und bürgerlicher Zeit. In der Lehre vom Kalender z. B. entspricht eine Stunde der Zeit, welche die Sonne braucht, um auf der Bahn, die sie täglich um die Erde beschreibt, einen Weg von 15 Grad zurückzulegen (Gradstunde); im bürgerlichen Leben dagegen ist die Stunde der zwölfte Theil des Zeitraumes, in welchem die Sonne ihren Tag- bezw. Nachtbogen vollendet (Bogenstunde). Je grösser der Tagbogen, je länger also die Sonne über unserm Horizonte steht, desto grösser die Bogenstunde am Tage und desto kleiner in der Nacht. Niemals sind nach bürgerlicher Zeit die Stunden des einen Tages denen des folgenden oder des vorhergehenden vollkommen gleich, und nur zweimal im Jahre, in den Aequinoctien, fallen die Bogenstunden mit den Gradstunden zusammen. An diesen beiden Tagen sind die Tagesstunden genau so gross wie die Stunden der Nacht; an allen übrigen Tagen des Jahres sind jene entweder grösser (im Sommerhalbjahre) oder kleiner (im Wintersemester) als diese. Wegen dieser Abhängigkeit von der Jahreszeit heissen in der jüd. Literatur die Stunden, die wir auf gut Glück Bogenstunden genannt haben, nach dem Griechischen (ὥραι ϰαιριϰαί) זמניות שעות; die von uns mit dem Namen Gradstunden belegten heissen daselbt entsprechend der lat. und der gr. Bezeichnung (horae aequinoctiales, ὥραι ἰσημεριναί) שעות השווי (spr. haschiwwûj), weil sie jahraus jahrein genau denselben Zeitraum umfassen, welchen sie in den Tagundnachtgleichen mit den von der Jahreszeit abhängenden gemein haben. Der Kalendertag beginnt wie bei den Atheniensern mit Anbruch der Nacht und mit diesem Zeitpunkte zugleich die erste Nachtstunde, mit Tagesanbruch hat die zwölfte Nachtstunde ihr Ende erreicht und die erste Tagesstunde ihren Anfang genommen. Wenn also in der Mischna z. B. von 8½ Uhr (wie am Anfang des 5. Kapitels) die Rede ist, so müssen wir darunter 2½ Uhr Nm. verstehen, sofern es sich um eine Tagesstunde in den Aequinoctien handelt, 3 Uhr 20 M. Nm., wenn an dem betreffenden Tage die Sonne um 4 Uhr auf- und um 8 Uhr untergeht, 1 Uhr 40 M. Nm, falls dieselbe nur von 8 bis 4 Uhr über unserm Horizonte weilt. Die Grösse des Tagbogens hängt bekanntlich nicht allein von der Jahreszeit ab, sondern auch von der Breite, unter welcher ein Ort liegt, und von der Neigung, welche die Erdbahn in einem gegebenen Zeitabschnitt zum Aequator hat. In den gemässigten Zonen sind im Sommer die Tage und im Winter die Nächte erheblich länger als in der Nähe des Aequators, gegenwärtig um eine Kleinigkeit kürzer als vor 1000 Jahren. Die Schiefe der Ekliptik unterliegt nämlich periodischen Schwankungen. Seit 4 Jahrtausenden ist sie in fortwährender, jedoch ungleichmässiger Abnahme begriffen, die sich jetzt auf 29′″ jährlich, durchschnittlich aber in je 100 Jahren auf 43″ beläuft. Heute misst die Schiefe 23° 27′ 14″, zur Zeit des Abschlusses der Mischna betrug sie 23° 40′ 30″. Bezeichnet man diesen Winkel mit ε und die Breite mit β, so lautet die Formel für die Berechnung des halben Tagbogens am kürzesten Tage des Jahres: *). Für die heilige Stadt, welche unter 31° 47′ nördl. Breite liegt, wäre demnach der Werth von φ gegenwärtig (log tg β = 9,7921280, log tg ε = 9,6373454) 148° 48′ 40″ und beim Abschluss der Mischna (log tg. ε = 9,6419191) 148° 28′ 20″, mithin der grösste Tagbogen (360° — φ) = 211° 11′ 20″ bzw. = 211° 31′ 40″. Vertheilt man die Differenz zwischen dem grössten und kleinsten Tagbogen gleichmässig auf die Zwischenzeit, so kann man für jeden beliebigen Zeitpunkt die Tagesdauer annähernd bestimmen; zu einem genauen Ergebnis gelangt man auf diesem Wege nicht, weil der Lauf der Erde kein gleichmässiger ist (sie bewegt sich im Perihel rascher fort als im Aphel), und weil die Zunahme der Tages- bzw. Nachtlänge um die Solstitien geringer ist als um die Aequinoctien.\nDer Stoff, den unser Tractat behandelt, ist sozusagen chronologisch geordnet. Das erste Kapitel beginnt mit der Nacht vom 13. zum 14. Nisan, in welcher alle Räume beim Scheine eines Lichtchens nach Chamesz durchsucht werden müssen. Im Anschluss hieran werden bis zum Ende des 3. Kapitels die Vorschriften über Chamesz erledigt. Das 4. Kapitel handelt vom 14. Nisan, dem Rüsttage des Festes, an welchem die Sitte mancher Gegenden die Einstellung aller Erwerbsthätigkeit verlangte, und führt bei dieser Gelegenheit eine Reihe anderer Vorschriften auf, deren Verbindlichkeit gleichfalls vom Ortsgebrauch abhängig ist. Der Nachmittag des genannten Tages ist die Zeit der Darbringung des Pesachopfers, welchem die 4 folgenden Kapitel gewidmet sind. K. IX ererörtert hierauf die Vorschriften des zweiten Pesach. K. X endlich beschreibt die häusliche Feier in der Nacht zum 15. Nisan.—Zum Schluss noch einige Worte über den Namen unserer Massichta. Da derselbe kein Appellativ ist wie z. B. שקלים עירובין u. a. (der Tractat handelt ja nicht blos vom Pesachopfer!), sondern wie ראש השנה ,שבת oder יום הכפורים der Eigenname eines Festes ist, und dieses פסח heisst, so sollte unser Tractat den Titel מסכת פסח führen. (Wenn wir in unserer Ordnung Ueberschriftën wie סכה und מגלה finden, wo wiederum der Plural am Platze wäre, da beide Appellativa sind, der Name des Hüttenfestes aber gerade סכות lautet, so erklärt sich dies wie bei ביצה aus dem Worte, mit welchem diese Tractate beginnen; der Titel des 9. Tractates ist תעניות, wie es im Jeruschalmi richtig heisst, nicht תענית.) Heller rechtfertigt den Plural in Pesachim mit den zweierlei Pesachfesten, von denen die Rede ist. Allein der פסח שני ist kein Feiertag, sondern gleich dem פסח ראשון lediglich eine Festfeier; Pesachim beschäftigt sich aber nicht allein mit diesen beiden feierlichen Veranstaltungen, umfasst vielmehr das ganze siebentägige Fest. Die ebenfalls von Heller angeführte Zerlegung unserer Massichta in zwei Theile, deren erster — das Pesachfest behandelnd — פסח ראשון, deren zweiter — mit dem Pesachopfer sich befassend — פסח שני genannt wurde, gäbe eine treffliche Erklärung für den Gesammttitel פסחים, wenn nur diese Eintheilung genügend gerechtfertigt wäre. Sie ist aber nicht im Geringsten begründet. Vielmehr gehört zu den Satzungen des Pesachfestes auch, ja in erster Reihe das Pesachopfer. Vielleicht erklärt sich die Mehrzahl durch die ursprünglich appellative Bedeutung des Wortes. Obgleich die Bezeichnung פסח bereits als Eigennamen auf das Fest übertragen war, dachte man dabei zur Zeit der Namengebung noch immer zunächst an das Opfer, weshalb das Wort in den Plural gesetzt wurde. — Noch mehr aber als die Mehrzahl in Pesachim ist die Einzahl iu dem Namen der Ordnung befremdlich, zu welcher diese Massichta gehört. מועד bildet in dieser Beziehung unter allen sechs Ordnungen der Mischna die einzige Ausnahme, und ich wundere mich, dass Heller, dessen scharfem Auge dergleichen nicht zu entgehen pflegt, an dieser Schwierigkeit vorübergeht. Dieselbe ist um so auffallender, als wir auch einen Tractat מועד haben, dem man zum Unterschiede den Beinamen קטן beilegen musste. Das wäre überflüssig gewesen, wenn man die Ordnung מועדות genannt hätte. Vermuthlich wurde hier die Einzahl darum gewählt, weil man mit סדר מועדות die Lehre vom Kalender bezeichnete, wie aus Jeruschalmi ‘Erubin III 9 ersichtlich. Auch Onkelos scheint das Kalenderwesen im Auge zu haben, wenn er Lev. 23,44 מעדי mit סדר מועדיא übersetzt und ואלפנון hinzufügt.\n"
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+ "In der Nacht. אור (eig. Licht) steht hier nach aram. Sprachgebrauch (אורתא) für Anfang der Nacht. Die Benennung ist entweder eine Euphemie (Babli z. St. 3a) oder eine Bezeichnung des schwachen Dämmerlichts (daher die weibl. Form; Gegensatz שחר u. צפר das erste Morgengrauen von שחור u. اصغر dunkelfarbig) oder endlich der Name des Abendsterns. Von der Venus (נוגהא, ܢܽܘܓܳܗܳܐ) als Abendstern ist ja auch der Ausdruck נגה, ܢܳܓܰܗ auf die Abendzeit übertragen. Es scheint, dass אורתא die noch zum Tage, נגהא die schon zur Nacht gehörende Hälfte des Abends bezeichnet; daher z. B. אורתא דתליסר דנגהי ארביסר (das. 4a). Viell. ist auch Jes. 60,19 לנגה = nachts",
+ "zum Vierzehnten. So wird schlechthin der Rüsttag des Pesachfestes genannt, weil er der 14. Tag des Monats ist. Fällt er auf einen Sabbat, findet die Durchsuchung in der Nacht zum Freitag, also schon am 13. statt.",
+ "suche man das Chamesz zusammen. Um es am nächsten Vormittage zu verbrennen. Der Begriff des Chamesz ist in der Einl. genau definiert worden.",
+ "beim Scheine eines Lämpchens. Mit welchem man in die dunkelsten Winkel, selbst in etwaige Löcher und Ritzen hineinleuchten kann Eine Fackel wie überhaupt jede grössere Flamme eignet sich zur בדיקה nicht.",
+ "Zwei Schichten im Weinlager. Ist der Weinkeller ein Raum, in welchen das Jahr über Chamesz gebracht wird, müsste sich ja die Durchsuchung auf alle Ecken und Enden erstrecken; ist er kein solcher Raum, warum soll gerade in den beiden Schichten gesucht werden?",
+ "in den man Chamesz bringt. In diesen beiden Schichten könnten, obgleich der Weinkeller im Übrigen keineswegs im Verdachte steht Chamesz zu beherbergen, Brotreste liegen geblieben sein, welche der Diener dort vergessen, als er während der Mahlzeit Wein holte. Die lose Satzverbindung und das holperige Wortgefüge sind in ihrer Seltsamkeit ein Beweis für das hohe Alter dieses Satzes.",
+ "Zwei Schichten an den freien Flächen des ganzen Weinlagers. פני heisst sowohl Vorderseite als Oberfläche. Die Vorderseite ist diejenige Fläche, welche dem Eingange am nächsten ist und von unten nach oben sich erstreckt, die Oberfläche dagegen diejenige, welche der Decke am nächsten ist, und von vorn nach hinten sich erstreckt. Beide Flächen, die senkrecht auf einander stehen, müssen genau durchsucht werden.",
+ "welche die obersten sind. Nach den Hilleliten sind die שתי שורות nicht zwei Flächen, sondern sinngemässer nur zwei Reihen: 1. die oberste und zugleich vorderste Reihe, in welcher die zwei Flächen der Schammaiten rechtwinckelig aneinanderstossen, und die daher beiden gemeinsam ist; 2. die ihr benachbarte Reihe, u. z. nicht die hinter ihr befindliche (das hiesse: העליונות שהן חיצונות), sondern diejenige, welche unter ihr liegt."
+ ],
+ [
+ "dass etwa ein Wiesel von einem Hause. Welches noch nicht durchsucht ist.",
+ "ins andere Haus. Welches bereits von allem Chamesz gereinigt ist.",
+ "wenn dem so wäre. Wenn diese Befürchtung begründet wäre. — Die Lesart דאם כן ist verdächtig; die Mischna würde wohl dafür שאם כן sagen.",
+ "die Sache gar kein Ende. Man müsste immer wieder sein Gebiet aufs Neue untersuchen; denn wenn auch im eigenen Hofe, ja in der ganzen Ortschaft sämmtliche Räume gleichzeitig nach Chamesz durchsucht worden wären, so könnte doch welches aus dem Nachbarhofe eines Nichtjuden oder aus der nächsten Ortschaft wieder hereingeschmuggelt worden sein."
+ ],
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+ "Man suche in der Nacht des Vierzehnten. So wird schlechthin der Rüsttag des Pesachfestes genannt, weil er der 14. Tag des Monats ist. Fällt er auf einen Sabbat, findet die Durchsuchung in der Nacht zum Freitag, also schon am 13. statt.",
+ "oder am Vierzehnten morgens oder in der Stunde des Wegschaffens. Am Vierzehnten vormittags bis zu der Zeit, in welcher das Chamesz verbrannt werden muss (s. die folg. M.); nach dieser Zeit suche man nicht mehr nach Chamesz, damit man nicht aus Versehen davon esse.",
+ "suche man am Vierzehnten. Selbst am Nachmittage noch; die Befürchtung des R. Juda teilen sie, wie aus dem nächsten Satze ersichtlich, nicht einmal am Feste selbst, wo der Chameszgenuss eine viel schwerere Sünde als am Rüsttagsnachmittag ist.",
+ "suche man nach dem Feste. Auch nach dem Feste muss ja das Chamesz, welches über Pesach in unserm Besitze war, noch vernichtet werden (K. II M. 2, Anm. 6)!",
+ "Und was man zurückbehalten will. Um es bis zum nächsten Morgen zu verzehren, zu verschenken, zu verkaufen oder in der »Zeit des Wegschaffens« zu verbrennen."
+ ],
+ [
+ "Man darf die ganze Fünfte. Stunde (שעות) ist hinzuzudenken. Man darf also am Vormittage des Vierzehnten noch bis 11 Uhr (s. Einl. Abs. 3) Chamesz essen. Im Hebräischen steht die Kardinalzahl (חמש ,שש an Stelle der Ordinalzahl (חמשית ,ששית) nicht allein bei Angaben des Monatsdatums wie im Französischen, sondern auch bei denen der Tageszeit.",
+ "und verbrenne am Anfange der Sechsten. Obgleich nach dem Worte der Schrift das Chameszverbot erst mittags in Kraft tritt, soll man all sein Chamesz doch lieber eine Stunde früher vernichten, weil man sich in der Tageszeit leicht irren kann.",
+ "Man darf die ganze Vierte essen. An einem trüben Tage bei bewölktem Himmel kann man sich wohl auch um zwei Stunden irren, darum esse man Chamesz allemal nur bis 10 Uhr.",
+ "die ganze Fünfte setze man aus. Das Essen sowohl wie das Verbrennen. — תולין = hängen, schweben; daher: 1. aussetzen wie das lat. suspendo (franz. suspendre), 2. zweifelhaft sein, schwanken wie im Deutschen und Lateinischen. Während der Stunde des »Schwebens«, in welcher es zweifelhaft ist, ob nur 1 oder noch 2 Stunden bis Mittag fehlen, darf man das Chamesz noch verkaufen oder seinen Tieren vorsetzen weil das Verbot der Nutzniessung kein so strenges ist wie das des Genusses. Das Schwanken besteht also darin, dass man das Chamesz in dieser Stunde einerseits nicht essen darf, andererseits wieder noch nicht zu vernichten braucht."
+ ],
+ [
+ "Zwei unbrauchbare Dankopferkuchen. Zu jedem Dankopfer gehörten vierzig Kuchen, von denen dreissig aus je 0,1 Maass Mehl (0,83 Liter; s. ‘Erubin K. VII Anm. 49) ungesäuert, zehn dagegen aus je 0,3 Maass (2,49 Liter) Chamesz waren. Wegen dieser letzteren konnte vom 14—21 Nisan kein Dankopfer dargebracht werden. War aber das Fest vorüber, und man hatte das Dankopfer noch nicht dargebracht, welches man im Laufe des Winterhalbjahrs auf sich genommen, so hatte man sich einer Unterlassungssünde schuldig gemacht; denn man ist verpflichtet, seine Opfergelübde spätestens am nächsten Feste zu erfüllen. Daher kam es, dass am 13. Nisan die Dankopfer sich übermässig häuften. Die Folge davon war, dass die Priester, welche von jedem solchen Opfer vier Kuchen erhielten, unmöglich alle bis Mitternacht verzehren konnten, ein grosser Teil vielmehr übrig blieb und dadurch »unbrauchbar« wurde; denn was vom Dankopfer übernachtete, das durfte nicht mehr gegessen, es musste verbrannt werden. Zwei dieser unbrauchbar gewordenen Chameszkuchen wurden nun als Merkzeichen auf dem Tempelberge öffentlich ausgelegt.",
+ "lagen auf dem Dache des Säulenganges. Nach Kidduschin 70a ist אצטבא ein vulgärer Ausdruck für ספסל (lat. subsellium) Bank; auch bei den Arabern heisst die Bank مصطبة Dennoch ist an eine solche hier aus mehreren Gründen nicht zu denken: 1. gab es auf dem Tempelberge sicherlich nicht bloß eine Bank; 2. hat eine Bank kein Dach; 3. ist אצטבא in diesem Sinne, wie a. a. O. ersichtlich, kein rabbinischer Ausdruck Unsere אצטבא ist vielmehr identisch mit der אסטוונית in der Gemara z. St. (13b und diese wieder mit der اسطوانة der Araber, welche darunter einen Säulengang verstehen. Das Wort ist persischen Ursprungs (ustûn = Säule) und tritt uns auch in der griechischen Stoa (στοά) entgegen, während مصطبة und das vulgäre אצטבא sehr verräterisch nach der مسطبة duften, einer Herberge für allerlei Gesindel, welche wieder ihrerseits vermutlich vom lat. stabulum (rabb. אצטבלא syr. ܐܶܣܛܰܒܠܳܐ arab. اصطبل, Stall ihren Namen ableitet, und deren vornehmstes, vielleicht einziges Möbelstück die »Schlafbank« ist. Der Tempelberg besass eine Doppelstoa (סטיו לפנים מסטיו das.), drei Säulenreihen, welche ein gemeinschaftliches Dach trugen. Auf dieses wurden am Morgen des Vierzehnten die beiden Kuchen gelegt, von denen die eine dann um 10, die andere um 11 Uhr entfernt wurde, damit die Leute wissen, wann es Zeit sei mit dem Essen aufzuhören und mit dem Verbrennen zu beginnen.",
+ "fing alles Volk zu verbrennen an. התחילו: Denominativ von תחלה (Stamm חלל); תחל also Sekundärstamm der Wurzel חל. — Die Construction התחילו שורפין (ἤρχοντο ϰαταϰαίοντες) statt התחילו לשרף — in der Bibel (vgl. I. Sam. 3, 2, Jes. 33, 1) äusserst selten — ist im Rabbinischen wie im Syrischen, wohl unter dem Einfluss des Griechischen, fast zur Regel geworden",
+ "Ungeweihtes. Chullin (Profanes, Ungeweihtes) bildet den Gegensatz zu allem, was einen — sei es hoben, sei es niedern — Grad von Heiligkeit besitzt, insbesondere zu Opferfleisch, Priesterhebe und zweitem Zehnt.",
+ "Teruma. Teruma ist der dem Priester zu übergebende Teil des Ernteertrages und des Brotteiges. Sie ist Gott geweiht und darf daher, solange es sich irgend vermeiden lässt, nicht der Vernichtung preisgegeben werden."
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+ [
+ "Chanina Segan Ha-Kohanim berichtet. Zum Verständnis seiner Worte sind einige Vorbemerkungen über das Wesen der טומאה notwendig. Das Wort wird im Hebräischen niemals von der materiellen, stets nur von einer ideellen Unreinheit gebraucht, u. z. bald in hosiologischem, bald in hierologischem Sinne. In der Heiligungslehre ist sie gleichbedeutend mit Befleckung der Seele durch Unzucht, Götzendienst, verbotene Speisen u. dgl., insbesondere auch ein Attribut derjenigen Tiere, deren Fleisch die Tora verbietet; in der Heiligkeitslehre ist unrein dasjenige, was von der Schwelle des Heiligtums verbannt ist und mit allem, was zum Tempeldienst in Beziehung steht, in keinerlei Berührung kommen darf. Mit dieser Art von Unreinheit haben wir es hier zu tun. Sie ist im Gegensatz zur hosiologischen übertragbar. Die Übertragung vollzieht sich durch unmittelbare Berührung, zum Teil auch in anderer Weise, ist jedoch keine unbegrenzte; sie wird vielmehr bei jeder neuen Infektion um einen Grad schwächer, und verliert beim vierten Grad endlich ihre Wirkung ganz und gar. Während die primäre Übertragung selbst Menschen, Kleiderstoffe und Geräte verunreinigt, sind für die sekundäre Übertragung nur noch Nahrungsmittel empfänglich; für der tertiäre gar sind nur schon heilige Speisen und Getränke veranlagt, und derjenigen des vierten Grades endlich sind bloß noch die äusserst empfindlichen Opfer ausgesetzt. Damit ist aber auch die Kraft der Infektion erloschen. Und da man nur das unrein nennt, was noch zu infizieren im Stande ist, dasjenige dagegen, was selber so schwach infiziert ist, dass es die empfangene Unreinheit nur noch auf höhergeartete, empfindlichere Gegenstände, nicht aber auf seinesgleichen zu übertragen vermag, mit dem Namen פסול (untauglich; vgl. ‘Erubin VIII Anm. 18) bezeichnet, so kann man diesen Satz auch in folgende einfache Formel bringen: Chullin (Anm. 24) ist im zweiten, Teruma (Anm. 25) im dritten, Geopfertes noch im vierten Grade der Übertragung untauglich; Menschen, Kleiderstoffe und Geräte sind bloß für primäre Infektion empfänglich. Die Übertragbarkeit erschöpft sich jedoch im vierten Gliede nicht, wenn dasselbe eine Flüssigkeit ist; sie verjüngt sich vielmehr sozusagen in ihr zu einem וולד הטומאה ersten Grades, welche noch ein fünftes, sechstes und siebentes Glied infizieren kann und, wenn dieses wieder eine Flüssigkeit ist, auch noch ein achtes, neuntes und zehntes u. s. f. bis ins Unendliche.",
+ "Ihr Lebtage haben die Priester kein Bedenken getragen Fleisch. Opferfleisch; solches muss, wenn es entweiht ist, verbrannt werden (vgl. Anm. 21).",
+ "welches durch übertragene Unreinheit. Die Infektion erstreckt sich nach Anmerkung 26 beim Opferfleische bis auf’s vierte Glied. Man unterscheidet daher bei der übertragenen Unreinheit Entweihungen ersten, zweiten, dritten und vierten Grades. Hier ist von einem שני, einer sekundären Infektion oder וולד הטומאה zweiten Grades die Rede; s. Anm. 38.",
+ "zusammen mit solchem Fleische. Opferfleisch; solches muss, wenn es entweiht ist, verbrannt werden (vgl. Anm. 21).",
+ "das durch einen Herd der Unreinheit. אב הטומאה; so nennt man den Infektionsherd, von welchem aus durch stufenweise Übertragung die Unreinheit sich gradatim auf die einzelnen Glieder der וולדות הטומאה fortpflanzt.",
+ "obgleich sie dadurch Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. Das Fleisch, welches von einem וולד הטומאה des zweiten Grades verunreinigt wurde, hatte bisher nur eine Unreinheit dritten Grades; jetzt bei der Verbrennung erlangt es den zweiten Grad der Unreinheit, da es mit Fleisch in Berührung kommt, welches unmittelbar von einem Herde der Unreinheit infiziert, mithin durch primäre Übertragung ein ראשון oder וולד הטומאה ersten Grades ist. Die טומאה wird also um einen Grad gesteigert.",
+ "Ihre Lebtage haben die Priester kein Bedenken getragen Öl. Welches sie vom Ertrage der Ölernte als Hebe erhalten hatten. Entweihte Teruma darf nicht gegessen, wohl aber während des Verbrennens verwertet werden (Getreide zum Heizen, Öl zur Beleuchtung) im Gegensatz zu entweihtem Opferfleisch, von welchem selbst beim Verbrennen jede Nutzniessung verboten ist; daher hier מלהדליק, oben מלשרף.",
+ "welches durch einen Tebul-Jom. טבול יום ist ein Unreiner, welcher das Reinigungsbad genommen. Durch dieses wird seine Unreinheit nicht sofort hinweggespült, sondern vorläufig — bis zum Anbruch der Nacht — nur zu einer טומאה zweiten Grades abgeschwächt. Und da Teruma noch für eine tertiäre Übertragung empfänglich ist, so macht er dieselbe den ganzen Rest des Tages bis Sonnenuntergang durch seine Berührung zu einem שלישי, einem וולד הטומאה dritten Grades. Zwar werden Flüssigkeiten in der Regel selbst durch tertiäre Infektion zu einem ראשון; aber gerade der Tebul-Jom bildet hierin eine Ausnahme. Seine Berührung erzeugt selbst in Flüssigkeiten keinen höhern als den dritten Grad der Unreinheit, und da bei Teruma die Infektion sich im dritten Gliede erschöpft (Anm 26), wird hier der Ausdruck »untauglich« (שנפסל) angewendet (ebend.)",
+ "welche durch einen an einer Leiche Verunreinigten. Der durch eine Leiche Verunreinigte ist אב הטומאה, ein Herd der Unreinheit. Deshalb nennen Einige (selbst Raschi; s. z. St. 14b Z. 1, Baba K. 2b Z. 1) die Leiche selbst einen Urherd der Unreinheit, אבי אבות הטומאה. Diese Bezeichnung könnte jedoch zu dem Irrtum verführen, als könnten auch Nahrungsmittel und Tongefässe durch die Leiche zum Herde einer Unreinheit gemacht werden. Das ist aber nicht der Fall. Sie werden vielmehr durch die Berührung nur zu einem ראשון, einem וולד הטומאה ersten Grades. Der menschliche Leichnam ist also im Grunde auch nur ein אב הטומאה, obgleich es Menschen, Kleiderstoffe und — von den Tongefässen abgesehen — auch Geräte, welche mit ihm in Berührung kommen, ebenfalls sind. In Metallgeräten (nach Maimonides und Anderen auch in Kleiderstoffen und den übrigen Geräten mit Ausnahme der Tongefässe) erleidet die primäre Übertragung eines der obengenannten אבות הטומאה keinerlei Abschwächung ihrer Infektionskraft. Die Lampe, welche von dem durch eine Leiche Verunreinigten berührt wurde, ist also gleichfalls ein Herd der Unreinheit, sofern es eine Metalllampe, bezw. sofern es nur keine Tonlampe ist.",
+ "obgleich sie dadurch Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. In der Lampe, die ein Herd der Unreinheit ist, sinkt ja das Öl, das bisher nur ein וולד הטומאה dritten Grades war, durch primäre Übertragung zu einem solchen ersten Grades hinab; die Unreinheit wird mithin sogar um zwei Grade gesteigert."
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+ [
+ "dass man reine Teruma. Sofern sie Chamesz ist.",
+ "zusammen mit unreiner am Pesach. Genauer: am Vierzehnten um 11 Uhr.",
+ "verbrennen darf. Da man die reine Teruma infolge des Chameszverbotes doch vernichten muss, darf man sie auch verunreinigen, ebenso wie es gestattet ist die Unreinheit geheiligter Gegenstände, welche infolge ihrer Entweihung verbrannt werden müssen, nach R. Ch. um einen und nach R. ‘A. auch um zwei Grade zu erhöhen.",
+ "Das ist nicht der rechte Schluss. אינה היא המדה = אין זאת המדה oder לא זו המדה, was dem allgemeinen Sprachgebrauche mehr entspräche. היא steht zur Verstärkung und schärfern Betonung des Suffixes in אינה. Durch המדה mit dem Artikel wird prägnant der rechte Schluss bezeichnet; vgl. ה׳ הוא האלהים: H. ist der wahre Gott. So heisst auch im Arabischen Ilâh Gott, Allâh der wahre Gott. מדה endlich bedeutet Maass, hier soviel als Schlussfolgerung. Ist doch jeder Schluss mehr oder weniger das Ergebnis einer Vergleichung, und was ist ein Vergleich anderes als das Maass, mit welchem eine Behauptung an einer andern, feststehenden gemessen wird? Deshalb werden auch die Interpretationsregeln מדות genannt. Es sind nicht 7 oder 13 oder 32 Methoden (מדות=modi?), nach welchen, sondern ebensoviel Arten von Schlussfolgerungen, durch welche die Tora zu interpretieren ist. Es kann aber auch אינה היא המדה den Sinn haben: Das ist nicht derselbe Maassstab. R. Meïr legt hier den Maassstab, mit welchen R. Ch. und R. ‘A. gemessen, auch an die reine Teruma an; R. Jose aber findet, dass diese Dinge inkommensurabel sind, dass man an beide nicht denselben Maassstab legen darf. Grade aus dem Umstande, dass jene beiden Gesetzeslehrer darüber streiten, ob beim Verbrennen geweihter Gegenstände die Unreinheit um zwei oder nur um einen Grad gesteigert werden darf, ist doch der umgekehrte Schluss zu ziehen, dass reine Teruma mit unreiner zu verbrennen niemals gestattet sein kann. Das kann selbstverständlich einem R. Meïr, dessen Scharfsinn sprichwörtlich war, unmöglich entgangen sein Er ist jedoch der Ansicht, dass R. Ch. und R. A. garnicht streiten, sondern nur Tatsachen berichten wollen. Die Schlussfolgerung, die er aus ihren Worten zieht, stützt sich im Grunde nicht o sehr auf das, was in ihren Berichten steht, als vielmehr auf das, was dort zwischen den Zeilen zu lesen ist. R. Ch. drückt sich unbestimmt aus. Er spricht ganz allgemein von einem וולד הטומאה, ohne den Grad desselben näher zu bezeichnen. Dieser lässt sich indessen auf einem kleinen Umwege ermitteln. Der Ausdruck שנטמא schliesst zunächst den dritten Grad der Unreinheit aus; denn durch Berührung eines שלישי würde das Fleisch nur פסול, nicht aber טמא (s. Anm. 26 u. 32). Aber auch von einem ראשון kann hier nicht die Rede sein, weil sonst die Worte שמוסיפין טומאה על טומאתו keinen Sinn hätten; durch die Verbrennung mit einem ראשון, wie es בשר שנטמא באב הטומאה ist, erführe ja die bereits vorhandene טומאה des durch ein ראשון verunreinigten Fleisches keine Steigerung. Es bleibt also nichts übrig als die Annahme, dass es sich um ein שני handelt (Anm. 28 u. 30). Nun ist es bereite aus Anm. 26 bekannt, dass für die sekundäre Übertragung bloss Speisen und Flüssigkeiten empfänglich sind Geräte, Kleidungsstücke und Menschen können nach dem Gesetze der Tora niemals ein שני sein, wohl aber nach dem von den Rabbinen erweiterten Reinheitsgesetze, Durch Übertragung jedoch (וולד) können selbst nach diesem Gesetze nur Geräte und Bekleidungsgegenstände ein שני werden und auch diese nur, wenn sie mit unreinen Flüssigkeiten in Berührung kommen. Dabei ist es gleichgiltig, durch welchen Grad der Übertragung die Flüssigkeit infiziert wurde; dieselbe hat stets den Charakter und die Wirkung eines ראשון (vgl. Anm. 26). Nehmen so die Flüssigkeiten in den Erweiterungen der Rabbinen eine sozusagen bevorzugte Stellung ein, so weist ihnen dafür R. Meïr in dem Reinheitsgesetze der Tora eine desto niedrigere Stelle zu. Wenn er auch nicht so weit geht, sich der Ansicht derer anzuschliessen, welche vom Standpunkte der Tora den Flüssigkeiten die Empfänglichkeit für טומאה überhaupt absprechen, so behauptet er doch im Gegensatze zu R. Jose, dass sie ihre Fähigkeit, die empfangene Unreinheit weiter zu übertragen, lediglich den Verschärfungen der Rabbinen verdanken. Welcher Art ist nun das in Rede stehende שני? Wir haben die Wahl zwischen Speisen, Flüssigkeiten und Geräten oder Kleiderstoffen. [Man könnte einwenden, dass Flüssigkeiten durch die Worte שמוסיפין טומאה על טומאתו ausgeschlossen sind. Da solche stets die Wirkung eines ראשון haben, so wäre ja das Fleisch von Hause aus, noch ehe es beim Verbrennen mit dem andern Fleische in Berührung kommt, bereits ein שני! Allerdings liegt auch in der Umwandlung einer טומאה דרבנן zu einer טומאה דאורייתא eine Steigerung; aber nur eine qualitative. Da es indessen kürzer lauten könnte: שמוסיפין לו טומאה, so scheint doch in dem Zusatze על טומאתו die Andeutung einer quantitativen (graduellen) Steigerung zu liegen. Diesem Einwande begegnen wir am besten mit der in den Tosafot hier öfter wiederholten Behauptung, dass die Verordnung כל הפוסל את התרומה מטמא משקין להיות תחלה erst spätern Datums ist.] Nur in dem einen Falle, wenn das וולד הטומאה eine Speise war, wäre das davon infizierte Opferfleisch mit einer auch von der Tora anerkannten Unreinheit (טומאה דאורייתא) behaftet, in allen übrigen Fällen wäre seine Unreinheit ausschliesslich in den Verordnungen der Rabbinen begründet (טומאה דרבנן). Da nun R. Ch. auch nicht die leiseste Andeutung darüber macht, welche Art von שני er eigentlich im Sinne hat, so müssen wir e silentio schliessen, dass eben für die Sache, um die es sich handelt, ein Unterschied zwischen טומאה דאורייתא und טומאה דרבנן nicht besteht. Und so folgert R Meïr mit Recht: Wenn die Priester ohne Bedenken eine טומאה דרבנן zugleich mit einer טומאה דאורייתא verbrannt, mithin (unter dem Gesichtspunkte der Tora betrachtet) ganz reines Opferfleisch gradezu verunreinigt haben, wie sollte man nicht reine Teruma zugleich mit unreiner verbrennen dürfen, zumal die Fähigkeit selbst der festen Nahrungsmittel, die empfangene Unreinheit auf ihres gleichen zu übertragen, in der Tora auf Opferspeisen beschränkt ist und erst von den Rabbinen auf Teruma, ja sogar auf Unheiliges ausgedehnt wurde (כרב אדא בר אהבה משמיה דרבא), so dass im Grunde wenn man sich auf den Standpunkt der Tora stellt — die reine Teruma beim Verbrennen durch die unreine nicht im Geringsten infiziert wird! Dieselbe Folgerung ergibt sich aus dem Berichte des R. ‘Akiba, wenn man das Wörtchen הוסיף beachtet, mit welchem derselbe sich einführt. Er will also den des R. Ch übertrumpfen. Das ist aber nur dann der Fall, wenn es gleichfalls nur eine טומאה דרבנן war, von der sich sein Tebul-Jom zu reinigen hatte. [S. Jeruschalmi z. St. — In תפארת ישראל wird die Existenz eines טבול יום דרבנן bezweifelt. Der Vrf. meint, eine טומאה דרבנן erfordere nach Babli gar kein הערב שמש und stützt sich dabei auf Sabbat 14b, wo auf die Frage טבול יום דאורייתא הוא die Antwort nicht etwa lautet: הבא במאי עסקינן בטבול יום מטומאת גויה (ובדומה טומאה דרבנן), sondern: סמי מכאן טבול יום. Er scheint angenommen zu haben, dass die Worte טבול יום aus der Mischna (סוף זבים), welche sonst nur טומאות דרבנן aufführt, gestrichen werden sollen, hat jedoch übersehen, dass sich סמי מכאן lediglich auf die שמנה עשר דבר beziehen kann, obgleich die Tosafot das. ד״ה סמי zum Überflusse noch besondere darauf aufmerksam machen. Unter die 18 Verordnungen kann aber טבול יום als besondere גזרה nicht gezählt werden, denn haben die Rabbinen einmal irgend eine טומאה aus eigener Machtvollkommenheit statuiert, es liegt darin schon implizite die Forderung des הערב שמש, sofern nicht ausdrücklich davon abgesehen wird, wie dies z. B. gerade bei טומאת גוייה der Fall ist (s. weiter unten). Mit gleichem Rechte könnte man ja auch für die הזאת שלשי ושביעי bei ארץ העמים und ähnlichen טומאות דרבנן einen Platz unter den »Achtzehn« beanspruchen! Was der Vrf. ausserdem anführt und was sich sonst noch einwenden lässt, insbesondere der Haupteinwand aus Para XI 5, der festeste Stützpunkt für seine Ansicht, den er sich indessen entgehen liess — alles das ist mit erschöpfender Gründlichkeit bereits in den Tosafot zu Chagiga 21a und im Kommentar des R. Simson zu Toharot I 3 ausführlich erörtert. Merkwürdig, dass diese lichtvollen Abhandlungen auch der mit immenser Belesenheit gepaarten Achtsamkeit eines Karo (s. כסף משנה zu שאר אבות הטומאה X2) sich לפי שעה entziehen konnten. Auf sehr einfache Weise räumt Maim. alle Schwierigkeiten aus dem Wege. Er unterscheidet, wie man bei genauer Vergleichung aller einschlägigen Stellen seines grossen Werkes leicht erkennen wird, zwischen אבות הטומאה מדברי סופרים, deren er in seiner berühmten Einl. zur 6. Mischnaordnung 29 aufzählt, und den übrigen טומאות דרבנן; nur jene erfordern הערב שמש, diese nicht Das ist eine sehr einleuchtende Unterscheidung. Durch das Reinigungsbad wird die Unreinheit jedenfalls abgeschwächt, wie wir in Anm. 32 bemerkt haben. Wer durch בית הפרס, ארץ העמים u. dgl. ein ראשון geworden, ist nach der טבילה immer noch ein שגי. Dagegen ist טומאת גויה von Hause aus nur eine טומאה zweiten Grades; hier muss also die טבילה sofort eine völlige Reinheit bewirken, denn eine Unreinheit dritten Grades gibt es beim Menschen nicht.] — Nach R. Jose dagegen hat R. Chanina keineswegs die Frage offengelassen, welche Art von וולד הטומאה gemeint ist. An Geräte und Kleiderstoffe ist gar nicht zu denken. Denn Opferfleisch, welches durch ein שני dieser Art verunreinigt wurde, darf zwar nicht gegessen, aber auch nicht verbrannt werden (Bechorot 38a; vgl. Jer. zur vor. Mischna). Bleiben also nur noch Speisen und Flüssigkeiten übrig. Mit welcher dieser beiden Arten aber das Fleisch auch immer in Berührung gekommen, in jedem Falle ist es mit einer טומאה דאורייתא behaftet; denn R. Jose vertritt hier im Gegensatz zu R. Meïr die Ansicht, dass auch die den Flüssigkeiten innewohnende Kraft, die empfangene Unreinheit weiter zu übertragen, bereits in dem Gesetze der Tora begründet ist. Ist aber in dem Berichte des R. Ch. eine טומאה דרבנן völlig ausgeschlossen, so nötigt uns nichts eine solche bei dem Tebul-Jom des R. ‘Akiba zu supponieren; vielmehr ist auch hier wie sonst überall, wo von טבול יום schlechthin die Rede ist, an eine טומאה דאורייתא zu denken. Mithin kann R. Jose in beiden Berichten nur Zeugnisse dafür erblicken, dass die Unreinheit eines heiligen Gegenstandes der verbrannt werden soll, hierbei um einen oder mehrere Grade gesteigert werden darf, nicht aber dafür, dass ganz reine Heiligtümer, weil sie aus irgend einem Grunde verbraunt worden müssen, darum auch durch Verunreinigung entweiht werden dürfen. Er kann daher die Schlussfolgerung des R Meïr nicht anerkennen—אינה היא המדה.",
+ "Über zweifelhafte. תלוי=suspensus; s. Anm. 20. Zweifelhafte Teruma ist diejenige, von der es ungewiss ist, ob sie verunreinigt wurde oder nicht.",
+ "dass diese besonders und diese besonders verbrannt werde. Vgl. Terumot VIII 8.",
+ "Beide zusammen. Vgl. Terumot VIII 8."
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+ "Solange es gestattet ist davon zu essen. Nicht solange er selbst Chamesz essen darf (כל שעה שאוכל מאכיל), sondern solange es überhaupt erlaubt ist welches zu essen, also nicht blos bis 10 Uhr, sondern bis 11 Uhr, um welche Zeit erst das Chameszverbot sich auch auf Teruma erstreckt. Die Mischna knüpft hier an die Worte R. Gamaliel’s K. I M. 5 an.",
+ "Ist diese Frist vorüber. Um 11 Uhr.",
+ "so ist auch jede Nutzniessung verboten und man darf nicht einmal Ofen oder Herd damit heizen. Selbst von dem verbrennenden Chamesz darf man nach 11 Uhr keinen Nutzen mehr ziehen, es wäre denn noch vor dieser Zeit in den Ofen geworfen und bis 11 Uhr so stark versengt worden, dass es nicht einmal der Hund mehr fressen kann."
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+ "ist zur Nutzniessung gestattet. Es darf nach Pesach sogar gegessen werden; weil aber in der Antithese, in welcher solches Chamesz eines Israeliten verboten wird, auf »Nutzniessung« der Ton ruht, wird das Wort auch hier, wo באכילה sich allerdings wirksamer abheben würde, der Konzinnität wegen angewendet. Nach Jeruschalmi steht hier מותר בהנאה statt מותר באכילה mit Rücksicht auf diejenigen Gegenden, in denen es für unstatthaft gilt, Brot eines nichtjüdischen Bäckers überhaupt zu essen.",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 13, 7.",
+ "Es werde bei dir nicht gesehen. Und weil er dies Verbot übertreten, sei es aus Missachtung, sei es aus Fahrlässigkeit, aus Versehen, ja selbst ohne sein Verschulden, so ist das Chamesz als Gegenstand der Gesetzesverletzung nicht blos zum Essen, sondern sogar zu jeder Art von Nutzniessung verboten."
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+ "so ist es nach Pesach zur Nutzniessung gestattet. Vorausgesetzt, dass der Nichtjude dasselbe noch vor dem Inkrafttreten des Chameszverbotes als Unterpfand zu sich ins Haus genommen (הרהינו; arab. رهن = Pfand) unter der ausdrücklichen Bedingung, dass es »schon von jetzt ab« מעכשיו ihm gehören soll, falls der Schuldner das Darlehen nicht innerhalb einer bestimmten Frist zurückerstattet hat. Selbst wenn diese Frist erst nach dem Feste abläuft, so dass während desselben die Frage, ob der Schuldner sein Pfand einlösen wird oder nicht, und die damit zusammenhängende Frage, ob der Jude oder der Nichtjude augenblicklicher Eigentümer des חמץ ist, noch unentschieden war, ist es uns dennoch sogar zum Essen gestattet, sofern nur der Israelit seine Schuld zur festgesetzten Zeit nicht getilgt hat; denn es stellt sich nun heraus, dass dasselbe bereits vor dem Feste Eigentum des nichtjüdischen Gläubigers und somit den Wirkungen des Chameszverbotes entzogen war. Wurde dagegen nicht vorausbedungen, dass das Unterpfand schon am Tage der Übergabe dem Gläubiger gehören soll, falls der Schuldner den Zahlungstermin nicht innehält, so ist das Chamesz selbstverständlich nur dann erlaubt, wenn der Verfalltag noch vor dem 14. Nissan eintritt, und das Unterpfand zu dieser Zeit bereits in Händen des Nichtjuden war. [Also בהרהינו entweder מעכשיו oder הגיע זמנו קודם הפסח! Nach Maimonides (הלכות חמץ ומצה IV 5) dagegen ist beides conditio sine qua non; denn ohne מעכשיו hat der נכרי das Unterpfand auch am Verfalltage nicht rechtskräftig erworben, und bei הפסח לא הגיע זמנו קודם war die Eigentumsfrage innerhalb der Geltungsdauer des Chameszverbotes kürzere oder längere Zeit in der Schwebe.]",
+ "so ist es nach Pesach zur Nutzniessung verboten. Auch hier gilt die Voraussetzung dass der Gläubiger das Unterpfand zu sich ins Haus genommen unter der Bedingung, dass es im Falle der Nichteinlösung schon mit dem Augenblick der Übernahme und nicht erst nach dem Feste am Verfalltage in seinen Besitz übergehen soll; sonst wäre es ja während der ganzen Dauer des Chameszverbotes noch Eigentum des nichtjüdischen Schuldners und mithin nach Pesach erlaubt.",
+ "ist wie fortgeschafft. Es braucht also nicht ausgegraben und vernichtet zu werden; doch soll der Eigentümer wenigstens seinem Besitzrecht auf dasselbe förmlich entsagen und es als herrenloses Gut preisgeben.",
+ "Sofern kein Hund es aufspüren kann. Und das ist der Fall, wenn es unter dem Schutte drei Handbreiten tief begraben liegt."
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+ "Wer Chameszhebe. Teruma (K. 1 Anm. 25) von einer der fünf Getreidearten, welche durch Wasser in Gährung geraten ist.",
+ "am Pesach aus Versehen. בשוגג bezieht sich lediglich auf das nomen regens, also auf תרומה, nicht auch auf חמץ. Er wusste im Augenblicke nicht, das es Teruma war, was er aß; dagegen kommt es nicht im Geringsten darauf an, ob er auch hinsichtlich ihres Chameszcharakters im Irrtum war oder nicht.",
+ "muss Hauptsumme nebst Fünftel. 3. B. M. 22, 14.",
+ "wer aus Frevelmut. במזיד bezieht sich ebenfalls nur auf תרומה. Ob er hinsichtlich des חמץ ein Irrender oder ein Frevelnder war, kommt auch hier nicht in Betracht.",
+ "ist frei von Ersatzleistungen. Chamesz eines Israeliten ist am Pesach ein ganz wertloser Gegenstand, denn es darf ja auch nach dem Feste zu nichts mehr gebraucht werden (M. 2). Er hat also dem Priester, dessen Eigentum die Teruma war, keinerlei Schaden zugefügt, als er sie verzehrte. Ein Nichtpriester aber, der Teruma absichtlich isst, braucht nur Schadenersatz zu leisten; er hat diese Verpflichtung lediglich dem Geschädigten gegenüber, dieser kann daher verzichten und muss im vorliegenden Falle auf jeden Ersatz verzichten, da er keinen Verlust erlitten hat. Anders wer Teruma aus Versehen isst! Ein solcher muss fünf Viertel ihres Wertes bezahlen, nicht etwa als Schadenersatz, sondern als Busse, zu welcher er Gott gegenüber verpflichtet ist, die ihm daher der geschädigte Priester auch nicht erlassen kann. Aus diesem Grunde muss er קרן nebst חומש selbst dann bezahlen, wenn die Teruma als Chamesz nicht den geringsten Werth hat. Vgl. in Terumot VI 1 mit VII 1.",
+ "auch von denen des Holzwertes. Blossen Holzwert hat unreine Teruma (K. 1 Anm. 26), insofern sie nur noch zum Heizen verwendet werden kann (das. Anm. 31), Als Chamesz hat sie am Pesach nicht einmal diesen Wert mehr (M. 1)"
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+ "mit denen man am Pesach seiner Pflicht genügt. Die Getreidearten aus denen man die ungesäuerten Brote (2. B. M. 12, 18) anfertigen kann. — שיפון (aram. דישרא, eine den כוסמין (aram. גולבא von גלב = כסם abscheeren) nahe verwandte (Kilajim I 1) und wie diese zwischen Gerste und Weizen schwankende (vgl. Babli z. St. u. Menachot 70a mit Jer. Challa I 1 u. IV 2) Getreideart, ist wahrscheinlich von שוף glätten (Kêlim XIV 5) abzuleiten (vgl. כידון ,חיצון ,אישון); also שעורה die haarige Gerste (mit langen Borsten oder Grannen), כוסמת d. geschorene G. (mit kurzen Grannen), שיפון d. glatte G. (ohne Borsten). Möglich ist auch die Ableitung von שפף ,שוף reiben, zermalmen (vgl. lat. triticum v. tero) oder von שפן = ثغن stossen, schlagen u. med. i dickhäutig, schwielig sein (vgl. כישור u. קיטור bzw. גּבור u. שכור); mithin wäre שיפון (schîphôn oder schippon?) = beschalte Gerste (im Gegensatz zur nackten) bzw. Dreschfrucht (im Gegensatz zu den verwandten כוסמין, die man nicht ordentlich dreschen kann, weil die Körner nicht aus den Spelzen herausfallen). Ähnlich das aram. דישרא (دسم stossen, (دوسر dick). Nach Jer. Challa I 1 ist נסמן (Jes. 28,25) = שיפון. Raschi übersetzt שיפון mit seigle = Roggen. Diese Getreideart war aber in Palästina zur Zeit der Mischna schwerlich schon bekannt.",
+ "die nicht ausgelöst sind. Von בדמאי bis שלא נפדו derselbe Wortlaut wie in ‘Erubin III 2. Daselbst findet sich auch in den Anmerkungen 13—20 eine erschöpfende Erklärung aller dieser Begriffe. Wie viel von dem, was dort ausser den Definitionen noch zur Begründung in Bezug auf den ‘Erub gesagt ist, auch hier Anwendung findet, wird der aufmerksame Leser unschwer beurteilen können.",
+ "Mit Dankopferkuchen. K. I Anm. 21 Anf.; 3. B. M. 7, 12.",
+ "und Nasiräerfladen. 4. B. M. 6, 15.",
+ "genügt man ihr nicht. Weil sie nicht im Hinblick auf das Fest angefertigt wurden, und man in der Pesachnacht nur mit solchen Broten seiner Pflicht genügt, bei deren Zubereitung man von Anfang an den Zweck im Auge behalten, dem sie nun dienen sollen.",
+ "so genügt man derselben mit ihnen. Weil der Verkäufer von vornherein die Absicht hat, die Brote für den Pesachabend zu verwenden, sofern sie auf dem Markte keinen Absatz finden."
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+ "durch welche man am Pesach seiner Pflicht genügt. Bitterkraut zu essen (2. B. M. 12, 8).",
+ "חזרת. Von diesen fünf Pflanzennamen lässt sich leider nur die Bedeutung der zwei ersten mit der wünschenswerten Sicherheit feststellen. חזרת übersetzt die Gemara mit חסא. So heisst im aramäischen der Lattich (arab. ebenso خس, eine Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen. Ihre Heimat ist das Morgenland, von wo sie zu uns verpflanzt wurde. Eine Abart derselben ist der Kopfsalat. Die jungen, zarten Blätter haben einen angenehmen Geschmack; bei fortschreitendem Wachstum und zunehmender Reife wird derselbe jedoch immer herber und bitterer. Ein treffliches Symbol für das perfide Verfahren der Ägypter, welche das junge Israel mit süssen Worten lockten, um ihm später in demselben Maasse, als es sich entwickelte, wuchs und zum Volke heranreifte, durch immer härtere Knechtschaft das Leben mehr und mehr zu vergällen (Babli z. St.). — עולשין erklärt Babli durch הינדבי (intybus), Jeruschalmi durch טרוקסימון (τρώξιμον). Intybus ist der lat. Name für Cichorie; dasselbe bedeutet das gr. τρώξιμον. Dem Sinne nach bezeichnet dies Wort freilich alles, was roh gegessen werden kann, wie Levy (chald. Wörterbuch II 222a) richtig bemerkt; er hätte aber hinzufügen können, dass die Griechen unter Troximon vorzugsweise die σέρις verstehen, welche sie ihres bittern Geschmackes wegen auch πιϰρίς nennen. Die Cichorie stammt ebenfalls aus dem Orient, wird aber jetzt auch in Europa sehr kultiviert und ist bei uns schon ganz heimisch geworden. — תמכה ist nach Babli = תמכתא, nach Jer. = גנגדין. Das Gingidion (γιγγίδιον) ist ein in Syrien heimisches Gemüse, welches von lat. und gr. Schriftstellern erwähnt und zum Teil beschrieben wird; doch bietet die Beschreibung zu wenig Anhaltspunkte, um die Pflanze genau zu bestimmen. Wenn man einer Notiz bei Henricus Stephanus (Thesaurus s. v. γιγγίδιον), welche dieses Gemüse mit dem λεπίδιον identifiziert, Vertrauen schenken darf, so ist unser תמכה die breitblätterige Kresse, frnz. passerage. Raschi übersetzt es durch marrube (Marrubium, Andorn), die Überlieferung der osteuropäischen Juden hält es für Meerrettich. — Über חרחבינה und מרור wissen wir so gut wie gar nichts.",
+ "Man genügt ihr durch dieselben sowohl in frischem als in trockenem. Jer. liest כמושין (welk); es ist aber zwischen כמושין und יבשין ein Unterschied. Dieses ist nach Tosefta K. II g. E. kontrovers, jenes unbestritten; ebenso nach Babli z. St., wo in der mit תנו רבנן eingeführten Baraita כמושין beidemal in כבושין zu emendieren sein dürfte. Die erwähnte Tosefta lautet nämlich korrekt: יוצאין בהן בין לחין בין כמושין ואין יוצאין בהן יבשין ר׳ מאיר אומר אף יוצאין בהן יבשין ר׳ אלעזר בר׳ צדוק אומר אף יוצאין בהן כבושין .",
+ "nicht aber wenn sie eingelegt. In Essig [s. חק יעקב 473 Anm. 20]",
+ "Sie ergänzen einander zum Ölbeervolumen. Den Rauminhalt einer Ölbeere (s. K. III Anm. 55) muss man von den bitteren Kräutern ebenso wie von den ungesäuerten Broten und vom Pesachopfer essen, um seiner Pflicht zu genügen.",
+ "desgleichen mit Demai. ‘Erubin Kap. III Anm. 13.",
+ "dessen Teruma abgehoben ist. Das. Anm. 14—15.",
+ "sofern sie ausgelöst sind. Das. Anm. 4 und 16."
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+ "wohl aber brühen. Heisses Wasser erregt keine Gährung."
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+ "Man gebe kein Mehl in Essigmus. S. K. X Anm. 15.",
+ "oder Senf. Sofern Wasser darin ist.",
+ "Hat man jedoch welches hineingegeben. In den Senf.",
+ "kann er sofort gegessen werden. Weil die Schärfe des Senfs die Gährung hintanhält und ihren Eintritt verzögert; Essigmus dagegen, welchem Mehl beigemengt wurde, darf nicht einmal sofort gegessen werden.",
+ "R. Meïr aber verbietet es. Er mag sich nicht auf Unterscheidungen einlasssen, die zu Missbrauch Anlass geben könnten. Was heisst auch sofort? Das ist doch ein sehr dehnbarer Begriff! Wer will da die Grenze ziehen?!",
+ "auch nicht in Fruchtsaft kochen. 2. B.M. 12, 9.",
+ "man darf es aber damit bestreichen und darin eintunken. Streng genommen gehört diese Vorschrift nicht hierher in den Rahmen der Ausführungen über das Chameszverbot; sie ist hier nur beiläufig erwähnt, weil sie, insofern auch sie vom Anfeuchten handelt, in losem Zusammenhang mit dem Vorhergehenden steht.",
+ "Das Wasser für den Gebrauch des Bäckers. In welches er bei der Brotbereitung von Zeit zu Zeit seine Hände taucht, wodurch es viel Mehl und Teig in sich aufnimmt.",
+ "muss weggegossen werden. U. z. auf eine schräge Fläche, damit es ein Gefälle habe und sich nicht ansammele."
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+ "Folgendes muss am Pesach fortgeschafft werden. עוברין; das Intransitiv für das Passivum des Transitivs ist bei Verben der Bewegung nicht selten. Vgl. מעות חוזרין (muss zurückgegeben werden) Baba M. 15b Mitte, שומא הדר (kann rückgängig gemacht werden) das. 35a unten, יוצאת בדיינין (wird entrissen) das. 61b unten.",
+ "Babylonischer Milchbrei. كتح = etwas bis zur Sättigung essen; im Aramäischen ist כותח eine Milchspeise, wie aus Pesachim 76b und Chullin 111b ersichtlich. Des babylonische Milchbrei bestand aus Molke, Salz und Brot. [Das verschimmelte Brot des Bartinora, welches der Vrf. von תפארת ישראל, um es geniessbar zu machen, in angeschimmeltes verwandelt hat, beruht auf einer אגב חריפתא missverstandenen Bemerkung Raschis z. St.]",
+ "medisches Bier. In Palästina wurde das Bier ohne jede Beimischung aus Datteln gebraut, es war daher kein Chamesz; in Medien wurde hingegen Malz dazu verwendet.",
+ "römischer Essig. In Rom wurde Malz in den Wein getan, wenn man ihn in Essig verwandeln wollte.",
+ "ägyptischer Gerstenwein. זיתוס (‘Aruch) od. זיתום (Ausgaben), bei griechischen Schriftstellern ζύϑος od ζῦϑος (auch ζῆϑος), bei lateinischen zythum, ist ein aus Gerste bereiteter Wein, welcher in Ägypten sehr beliebt war. Schon Herodot erzählt im 2. Buche seines Geschichtswerkes § 77, dass man in dem Teile Ägyptens, in welchem die Rebe nicht gedeiht, aus Gerste Wein bereitet ( οἴνῳ δὲ ἐκ κριθέων πεποιημένῳ διαχρέωνται). Diodor I 20, 34 berichtet, dass sie dieses Getränk, welches dem Weine an Wohlgeschmack nur wenig nachsteht, Zythos nennen (… . πόμα λειπόμενον οὐ πολὺ τῆς περὶ τόν οἶνον εὐωδίας, ὃ καλοῦσι ζῦθος). Über die Art der Zubereitung s. bei Henricus Stephanus (Thesaurus ed. Hase und Dindorf Paris 1831—1863) den Auszug aus einer Gothaer Handschrift. Dieselbe weicht hinsichtlich der Bestandteile von der im Talmud angegebenen ab. Kein Wunder! In Palästina wuchs der vortrefflichste Wein, das Zythum wurde dort nur als Heilmittel getrunken. Um seine Wirkung zu erhöhen, nahm man dazu Gerste, Salz und Safran zu gleichen Teilen, liess die Mischung längere Zeit im Wasser weichen, röstete sie dann und mahlte sie. Ein angenehmer Trunk wird das wohl kaum gewesen sein. Offizinell ist das Zythum übrigens auch bei Plinius.",
+ "ferner. Das bisher Angeführte ist geniessbares Chamesz in einer Mischung (חמץ גמור על ידי תערובת ), das Folgende ist ungeniessbares Chamesz in unvermischtem Zustande (חמץ נוקשה בעיניה).",
+ "die Färberbrühe. זומא ,זום ist das gr. ζωμός Brühe, nicht ζύμη Sauerteig. Die Färberbrühe ist ein Absud von Kleie in Wasser.",
+ "der Stärkekuchen der Köche. עמילה, auch פת עמילה, gr. ἄμυλος, ist ein Kuchen aus Kraftmehl. Eigentlich ein Leckerbissen! Wie ihn jedoch die Köche bereiteten, um ihn als Topfdeckel zu benutzen, welcher den widerlichen Brodem ihrer dampfenden Kunstwerke aufsaugen sollte, war er von Anfang an ungeniessbar.",
+ "und der Schreiberleim. קולא ist das gr. ϰόλλα Leim. Der gewöhnliche Leim wird aus tierischen Stoffen, zumeist aus Knochen hergestellt; der Schreiberleim (Kleister) jedoch ist ein vegetabilischer, dessen Hauptbestandteil Stärkemehl ist.",
+ "Auch die Kosmetika der Frauen. Diskrete Schönheitsmittel des weiblichen Toilettentisches, welche die Haut weise, zart und geschmeidig machen sollen. Selbstverständlich ist deren Zusammensetzung für uns ein unnahbares Rätsel; nur so viel ist uns davon verraten worden, dass sie auch Mehl enthalten. Also ungeniessbares Chamesz und auch dieses nicht in reinem, unvermischtem Zustande — und dennoch von R. E. am Pesach nicht geduldet!",
+ "Alles was aus einer Getreideart bereitet ist. U. z. mit Wasser. Eier, Milch, Wein, Fruchtsaft u. dgl. erregen die Gährung nicht.",
+ "das muss am Pesach fortgeschafft werden. עוברין; das Intransitiv für das Passivum des Transitivs ist bei Verben der Bewegung nicht selten. Vgl. מעות חוזרין (muss zurückgegeben werden) Baba M. 15b Mitte, שומא הדר (kann rückgängig gemacht werden) das. 35a unten, יוצאת בדיינין (wird entrissen) das. 61b unten.",
+ "Sie. Die oben namhaft gemachten Dinge, wie überhaupt alles Chamesz, welches zu einer der beiden von ihnen vertretenen Gruppen (s. Anm 6) gehört.",
+ "sind in das Verbot. Des Chameszgenusses. Geniessbares Chamesz unterliegt ausserdem selbst in vermischtem Zustande dem Verbote des Chameszbesitzes sofern es den Hauptbestandteil einer homogenen oder mehr als den sechzigsten Teil einer heterogenen Mischung ausmacht.",
+ "doch ist bei ihnen von Ausrottungsstrafe. כָּרֵת — gekürzt aus הִכָּרֵת; dieselbe Verstümmelung wie in לְוָיָה (Sota IX 6) für הַלְוָיָה.",
+ "keine Rede. Mit Ausrottung ist lediglich der Genuss von unvermischtem und zugleich geniessbarem Chamesz bedroht."
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+ "weniger als so viel. Soweit es zur Ausfüllung der Ritzen dient.",
+ "Ähnlich verhält es sich hinsichtlich der Unreinheit. Geräte sind, wie wir K. 1 Anm. 26 gesehen haben, nur für primäre Infektion empfänglich. Ist daher der Teig in der Trogspalte mit einem Herd der Unreinheit in Berührung gekommen, so kann er die empfangene Unreinheit nicht mehr dem Troge mitteilen; bildet er indessen einen Bestandteil des Troges, so ist dieser zugleich mit dem Teige in primärer Übertragung vom אב הטומאה verunreinigt worden Ein Bestandteil des Troges ist der Teig dann, wenn er dem Eigentümer als Fuge dort willkommen ist; stört ihn jedoch der Anblick, und wird sein Schönheitssinn durch ihn beleidigt, so ist der Eindringling ein fremder Körper in dem Troge und bildet somit für diesen bei der Infektion eine schützende Scheidewand gegen den Träger der Unreinheit. Die Ähnlichkeit der Beziehungen zu חמץ und zu טומאה besteht nun darin, dass es bei beiden auf die Quantität des Teiges ankommt, nur dass dieselbe hier subjectiv, dort objektiv begrenzt ist; auch ist פחות מכן nach Anm. 16 gleichbedeutend mit רוצה בקיומו. Am Pesach aber, wo Teig vom Rauminhalt einer Olive, da er fortgeschafft werden muss, unmöglich als Bestandteil des Troges angesehen werden und der Besitzer überdies sein »dauerndes Verbleiben« ohne eine Sünde zu begehen nicht »wollen« kann, deckt sich auch מקפיד עליו genau mit כזית במקום אחד, und die Ähnlichkeit ist eine vollständige.",
+ "Wenn man Anstoss an ihm nimmt. So glaube ich am besten den Sinn von מקפיד wiederzugeben, einem Worte, welches so viele Nuancen hat, dass es schliesslich sogar zwei fast entgegengesetzte Bedeutungen in sich vereinigt. Es heisst nämlich הקפיד sowohl missbilligen als auch Werth auf etwas legen. Die Grundbedeutung ist sich zusammenziehen (daher קפוד Igel) wie sprungbereit (קפז ,קפץ) zum Angriff. Durch fortwährende Abschwächung verblasst dieselbe immer mehr, bis sie am Ende nach mehreren Wandlungen und Häutungen in ihr Gegenteil umschlägt. Die Reihenfolge dieser Abstufungen dürfte folgende sein: losfahren, auffahren, aufbrausen, heftig werden, zürnen, ungehalten sein, übel nehmen, Ärgernis nehmen, missbilligen, sich an etwas stossen, sich darüber aufhalten, es sehr genau nehmen, Gewicht darauf legen, Werth darauf legen.",
+ "so bildet er eine Scheidung. Geräte sind, wie wir K. 1 Anm. 26 gesehen haben, nur für primäre Infektion empfänglich. Ist daher der Teig in der Trogspalte mit einem Herd der Unreinheit in Berührung gekommen, so kann er die empfangene Unreinheit nicht mehr dem Troge mitteilen; bildet er indessen einen Bestandteil des Troges, so ist dieser zugleich mit dem Teige in primärer Übertragung vom אב הטומאה verunreinigt worden Ein Bestandteil des Troges ist der Teig dann, wenn er dem Eigentümer als Fuge dort willkommen ist; stört ihn jedoch der Anblick, und wird sein Schönheitssinn durch ihn beleidigt, so ist der Eindringling ein fremder Körper in dem Troge und bildet somit für diesen bei der Infektion eine schützende Scheidewand gegen den Träger der Unreinheit. Die Ähnlichkeit der Beziehungen zu חמץ und zu טומאה besteht nun darin, dass es bei beiden auf die Quantität des Teiges ankommt, nur dass dieselbe hier subjectiv, dort objektiv begrenzt ist; auch ist פחות מכן/span> nach Anm. 16 gleichbedeutend mit רוצה בקיומו. Am Pesach aber, wo Teig vom Rauminhalt einer Olive, da er fortgeschafft werden muss, unmöglich als Bestandteil des Troges angesehen werden und der Besitzer überdies sein »dauerndes Verbleiben« ohne eine Sünde zu begehen nicht »wollen« kann, deckt sich auch מקפיד עליו genau mit כזית במקום אחד, und die Ähnlichkeit ist eine vollständige.",
+ "so ist er dem Troge gleichzuachten. Geräte sind, wie wir K. 1 Anm. 26 gesehen haben, nur für primäre Infektion empfänglich. Ist daher der Teig in der Trogspalte mit einem Herd der Unreinheit in Berührung gekommen, so kann er die empfangene Unreinheit nicht mehr dem Troge mitteilen; bildet er indessen einen Bestandteil des Troges, so ist dieser zugleich mit dem Teige in primärer Übertragung vom אב הטומאה verunreinigt worden Ein Bestandteil des Troges ist der Teig dann, wenn er dem Eigentümer als Fuge dort willkommen ist; stört ihn jedoch der Anblick, und wird sein Schönheitssinn durch ihn beleidigt, so ist der Eindringling ein fremder Körper in dem Troge und bildet somit für diesen bei der Infektion eine schützende Scheidewand gegen den Träger der Unreinheit. Die Ähnlichkeit der Beziehungen zu חמץ und zu טומאה besteht nun darin, dass es bei beiden auf die Quantität des Teiges ankommt, nur dass dieselbe hier subjektiv, dort objektiv begrenzt ist; auch ist פחות מבן nach Anm. 16 gleichbedeutend mit רוצה בקיומו. Am Pesach aber, wo Teig vom Rauminhalt einer Olive, da er fortgeschafft werden muss, unmöglich als Bestandteil des Troges angesehen werden und der Besitzer überdies sein »dauerndes Verbleiben« ohne eine Sünde zu begehen nicht »wollen« kann, deckt sich auch מקפיד עליו genau mit כזית במקום אחד, und die Ähnlichkeit ist eine vollständige.",
+ "Ein tauber Teig. An welchem keine Zeichen der Gährung (M. 5) hervortreten.",
+ "wenn ein ihm gleicher. D. i. ein gleichzeitig mit ihm aus derselben Getreideart in derselben Weise zubereiteter Teig."
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+ "Wie sondert man die Brothebe in Unreinheit am Festtage ab. Ein interessantes Problem! Wenn der Teig während des Knetens unrein geworden, ist natürlich auch die Brothebe (4. B. M. 15, 20; unrein, welche später von ihm abgesondert wurde. Ereignet sich das an einem gewöhnlichen Tage, so wird sie einfach ins Ofenfeuer geworfen, denn unreine Hebe muss verbrannt werden (K. II Anm. 16); ereignet es sich an einem Feiertage, an welchem Heiliges nicht verbrannt werden darf, so lässt man sie ruhig bis zum nächsten Tage liegen und wirft sie dann ins Feuer. Wie aber, wenn das am 15. Nisan vorkommt? Soll man sie ungesäumt verbrennen? Unmöglich! Der Fünfzehnte ist ja ein Feiertag! Soll man sie bis zum Anbruch der Nacht liegen lassen? So geht sie unfehlbar in Gährung über, und man darf am Pesach kein Chamesz im Hause haben! Soll man sie, um die Gährung zu verhindern, vorläufig backen und nach Ausgang des heiligen Tages verbrennen? Geht auch nicht! Denn man darf an einem Feiertage nur das backen, was zum Essen für denselben Tag bestimmt ist, unreine Hebe aber darf überhaupt nicht gegessen werden.",
+ "Sie. Das Absondern der Brothebe ist Sache der Frauen, daher das weibl. Fürwort.",
+ "als bis sie gebacken ist. Das Einfachste wäre, die Hebe erst nach dem Backen abzusondern. Es ist jedoch Vorschrift, dieselbe vom Teige abzuheben. Daher schneide sie diesen in Stücke, bestimme aber zunächst noch keines derselben zur Challa! Sie darf nun den ganzen Teig backen, da ihr ja in Bezug auf jedes der Stücke noch die Wahl offen steht, es für sich zu behalten, und ein anderes als Hebe zu weihen. Die gebackenen Stücke vereinige sie in einem Korbe (vgl. Challa II 4), spreche über eines der selben den Segen, lege es beiseite und werfe es bei Anbruch der Nacht ins Feuer!",
+ "Sie werfe sie in kaltes Wasser. Um die Gährung hintanzuhalten, bis es gestattet sein wird die Challa zu verbrennen.",
+ "auf welches die Verbote. 2. B. M. 13, 7 und 12, 19.",
+ "es soll nicht gefunden werden« Anwendung finden. Diese Verbote beziehen sich nur auf unser eigenes Chamesz; die Challa aber ist als gottgeweihter Gegenstand nicht unser Eigentum.",
+ "sie sondere sie vielmehr ab und lasse sie bis zum Abend liegen. Um sie dann nach Ausgang des Feiertages zu verbrennen.",
+ "mag sie Chamesz sein. Vgl. 1. B. M. 43, 14 u. Ester 4, 16."
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+ "Drei Frauen dürfen gleichzeitig kneten und eine nach der andern in einem Ofen backen. Obgleich der dritte Teig liegen muss, bis der erste und der zweite gebacken sind. In so kurzer Zeit, meint er, tritt die Gährung nicht ein.",
+ "Drei Frauen dürfen bei dem Teig. Gleichzeitig; כאחת ist aus den Worten des R. G. zu ergänzen. Die Mischna begnügt sich in ihrem wunderbaren Lapidarstil mit der Hervorhebung des Gegensatzes. Nicht mit dem Kneten der Teige dürfen drei Frauen zu gleicher Zeit sich beschäftigen, wenn ihnen bloß ein Ofen zur Verfügung steht, sondern mit der Brotbereitung überhaupt; d. h. die zweite darf erst dann ihren Teig zu kneten beginnen, wenn die erste den ihrigen bereits zurichtet, die dritte aber erst dann, wenn die erste schon beim Backen und die zweite beim Zurichten hält.",
+ "nicht alles Holz und nicht alle Öfen sind gleich. Es kann daher die dritte, wenn sie geschickter ist, mit Kneten und Zurichten fertig sein, während die Zweite noch immer mit dem Zurichten beschäftigt ist, und wenn das Holz oder der Ofen von schlechter Beschaffenheit ist, können beide noch lange warten, ehe die erste mit dem Backen zu Ende kommt. Hauptsächlich richtet sich jedoch der Einwand des R. ‘A. gegen R. G. Allerdings ist es richtig, dass die Gährung eine gewisse Zeit erfordert; daraus folgt indessen noch nicht, dass drei Frauen zugleich mit dem Kneten beginnen dürfen. Es kommt hier alles auf die Geschicklichkeit und Emsigkeit der Arbeiterinnen, auf die Qualität des Holzes und die Beschaffenheit des Ofens an; der Erfolg hängt also von zu vielen Nebenumständen und Zufälligkeiten ab, die jeder Berechnung spotten, und mit denen wir gleichwohl rechnen müssen, als dass es ratsam wäre, den Versuch zu wagen.",
+ "soll sie ihn mit kaltem Wasser pätscheln. תפח, Sekundärbildung von נפח; s. Tamid II 2 לטש = لطس etwas mit einem flachen Gegenstande schlagen, davon ملطس ein Hammer mit breitem Ende; daher לטש hämmern, schmieden und in weiterer Entwicklung: schärfen. Hier steht das Wort noch in seiner ursprünglichen Bedeutung: mit der flachen Hand auf den Teig schlagen, frnz. escocher (vgl. auch لطم eine Ohrfeige geben). Schon dieser Umstand lässt auf ein hohes Alter dieser Regel schliessen. Die Bestätigung finden wir in einer Baraita (s. Babli z. St.), in welcher R. G. dieselbe als eine von den Weisen überkommene anführt Die Worte des R. ‘A. sind demnach so zu verstehen: Zwar haben wir es hier mit lauter unberechenbaren Faktoren zu tun. Das schadet indessen nichts. Es ist ja eine alte Regel, dass man den Teig, wenn er aufgehen will, mit kaltem Wasser benetzen soll! Wir haben somit, wenn die Zubereitung einmal etwas länger dauern sollte, ein bequemes Mittel die Gährung zu verhüten"
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+ "ist frei. Von Ausrottungs- und Geisselstrafe.",
+ "Wie Heuschreckenhörner. Wenn an der Oberfläche des Teiges sich Risse bilden, welche wie die Fühler einer Heuschrecke gegen einander geneigt sind, so ist das ein Zeichen des eingetretenen Gährungsprozesses.",
+ "Dessen Risse sich einer mit dem andern vereinigen. Zeichen der vollendeten Gährung.",
+ "der Ausrottungsstrafe schuldig. Denn mit dem Auftreten der Risse hat der Prozess schon sein Ende erreicht."
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+ "Fällt der Vierzehnte. Des Monats Nisan",
+ "muss man alles. Was man an Chamesz besitzt, gleichviel ob Chullin (K. I Anm. 24) oder Teruma (das. Anm. 25), natürlich mit Ausnahme des für die Sabbatmahlzeiten Reservierten.",
+ "vor Sabbat. Am Dreizehnten, weil etwaige Überreste am Sabbat nicht verbrannt, noch sonst vernichtet werden könnten.",
+ "zu seiner Zeit. Am Vierzehnten um 11 Uhr; denn man darf nicht Teruma ohne Noth vernichten, und es ist ja immerhin möglich, dass sie bis Sabbat 11 bzw. 10 Uhr (K. I M. 4-5) bei einigem guten Willen aufgegessen wird; ist dies trotz redlicher Mühe nicht gelungen, nun so werden die Reste versteckt und an den Mittelfeiertagen verbrannt. Was aber Chullin betrifft, so hat man überhaupt keine Veranlassung ängstlich zu sein; es werden sich für dasselbe Abnehmer genug finden, schlimmsten Falls schenkt man es noch in elfter Stunde einem Nichtjuden. — בזמנן steht für בזמנו, weil bei הכל an die Gegensätze חולין und תרומה zu denken ist.",
+ "Teruma. Die ja nur den Aharoniden und ihren Hausleuten, also einem scharf abgegrenzten und sehr eng gezogenen Kreise gestattet ist.",
+ "Chullin. Dessen Konsumentenkreis dagegen ein weit ausgedehnter, unbegrenzter ist."
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+ "Wer. Am Vormittag des 14. Nisan.",
+ "es fortschaffen und dann noch zu seiner Pflichterfüllung. Die Teilnahme am Eheschliessungsmahle gilt ebenfalls als religiöse Pflicht.",
+ "vernichte er es in seinem Herzen. Durch die Erklärung: Alles Chamesz meines Besitzes sei nichtig und wertlos und dem Staube gleichgeachtet. Dadurch begibt er sich seines Eigentumsrechtes auf dasselbe, und es hört auf, Chamesz seines Besitzes zu sein. Selbstverständlich nützt ihm diese Erklärung nur vor Eintritt des Chameszverbotes; nachher ist ja sein Chamesz eo ipso herrenloses Gut, und er kann doch nicht auf etwas verzichten, was ihm gar nicht mehr gehört.",
+ "Hilfe zu leisten gegen eine Kriegerhorde. A. L. גייס — מן הנכרים (syr. gajsa ܓܰܝܣܳܐ, arab. ǵajś جيش) ist gajis (nicht gajiâs) und im Pl. (גייסות) gejâsôt zu lesen! Vgl. הישים) תיש ,(עינות) עין); ǵajjâś ist arab. das angespornt sich bäumende Ross.",
+ "der vernichte es in seinem Herzen. Selbst wenn er noch umkehren und rechtzeitig wieder zurückkommen könnte.",
+ "das Fest an einem Orte seines Beliebens. Wohin ihn kein Gebot der Pflicht ruft, keine edle Tat, kein gutes Werk, kein frommer Brauch, sondern lediglich sein eigener Wunsch. שביתה oder Sabbatwohnsitz (‘Erubin IV 7—8) ist der Ort, an welchem man den Sabbat oder Festtag verlebt.",
+ "der muss sofort umkehren. Auch wenn sein Reiseplan dadurch zu nichte wird."
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+ "dass er heiliges Fleisch. Welches nur innerhalb der Mauern der heiligen Stadt gegessen werden darf. Hat es dieselben einmal verlassen, darf es überhaupt nicht mehr gegessen, muss vielmehr verbrannt werden.",
+ "hat er die Szofim. צופים (Jeru. הצופים) von צפה schauen; צופה ist der Wächter, die Warte צופים also, wenn es kein Ortsname ist, entweder die Zitadellen oder der Höhengürtel, der sich um Jerusalem zieht, eine Hügelkette, von der man die ganze Stadt überschauen kann.",
+ "kehre er um und verbrenne es im Angesichte der Bira. So hiess die Tempelburg im Norden des Heiligtums, die Baris (βᾶρις) der Septuaginta.",
+ "mit dem Holze für den Altarherd. מערכה (Richt. 6, 26) ist derjenige Teil der obern Altarfläche, auf welchem das Holz zum Verbrennen der Opferstücke geschichtet (ערוך) liegt, zuweilen auch die Holzschicht selbst.",
+ "Und wieviel muss es. Das Chamesz in der vorigen und das Opferfleisch in dieser Mischna.",
+ "Hier wie dort von Olivengrösse. Ein halbes Ei ungefähr (שלחן ערוך I 486; s. מג״א u. ח״י das.) Beachtenwert ist, dass im Jeruschalmi entsprechend der Umkehrung des R. Jochanan (Babli ברכות 49b) R. Meïr בכזית und R. Juda בכביצה sagt."
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+ "Wo es Brauch ist an den Rüsttagen zum Pesachfeste bis Mittag Arbeit. Es handelt sich um solche Arbeiten, welche in den Mittelfeiertagen verboten sind; s. darüber die Einl. zu Mo‘ed Katan.",
+ "dem legt man. Falls er die Absicht hat wieder zurückzukehren.",
+ "Nie aber mache man sich auffällig. So glaube ich am zutreffendsten den Sinn von ישנה an dieser Stelle wiederzugeben. Von der Ortssitte abzuweichen ist wohl gestattet, mitunter sogar geboten — die Mischna selbst hat ja soeben erst gesagt, dass man dem Heimatsbrauche, sofern er eine Erschwerung enthält, auch in der Fremde treu bleiben muss — man vermeide nur vorsichtig es in Aufsehen erregender oder gar herausfordernder Art zu tun, weil das leicht zu Zwist und Streitigkeiten führen kann. Es ist daher in Orten, in denen man am Vierzehnten bis Mittag arbeitet, dem Einzelnen zu feiern gestattet, da ja in der Untätigkeit keine Demonstration liegt. Übrigens hat die Sentenz auch eine allgemeine Bedeutung: Man spiele sich nirgends und niemals als Sonderling auf! Daher das sonst überflüssige אדם."
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+ "wer Früchte des siebenten Jahres. Des Brachjahres (3 B. M. 25, 1—7), in welchem die Landwirtschaft ihren Sabbat feiert. Was in diesem Jahre auf Äckern und Bäumen wächst, ist herrenlos. Die Vorräte, die man davon gesammelt, dürfen nur so lange gegessen werden, als von derselben Pflanzengattung auf dem Felde noch vorhanden ist; nachher muss man etwaige Reste „fortschaffen“ (vernichten — Maim. הל׳ שמטה VII 3; s. jedoch כ״מ).",
+ "hole du dir auch. Die eingeklammerten Worte stehen nur in den Mischnaausgaben, in den Talmudausgaben finden sie sich nicht — weder im Babli noch im Jeruschalmi — auch in der Diskussion nicht, so oft der Satz auch wiederholt wird; ebenso fehlen sie in Alfasi und Ascheri. Von Beibehaltung oder Preisgabe derselben hängen aber die zwei entgegengesetzten Auffassungen ab, von denen die eine in dem Einwand des R. Juda eine Erschwerung, die andere eine Erleichterung sieht. — Ist nämlich אומרים לו als echt verbürgt, so will R. J. sagen, dass zum „Fortschaffen“ der Früchte nicht nur der verpflichtet ist, welcher sie ממקום שכלו למקום שלא כלו oder umgekehrt bringt, sondern auch derjenige, der sie aus einem Orte, wo diese Art noch auf dem Felde zu finden, nach einem Orte führt, wo dieselbe gleichfalls im Freien noch vorhanden sind, sofern sie inzwischen am Ursprungsorte zu Ende gegangen: Man spricht zu ihm (ironisch): Geh hole dir auch jetzt noch (wahrscheinlich ist nun auch עתה st. אתה zu lesen)! Mit anderen Worten: du bist nicht besser dran, als wenn du jetzt zuhause wärest (Babli). Lassen wir אומרים לו fallen — und in der Tat ist dieses Einschiebsel mehr als verdächtig — so bestreitet R. Juda, dass derjenige, welcher Früchte ממקום שלא כלו mit sich führt, dieselben במקום שכלו um des lieben Friedens willen nicht essen darf. Warum denn nicht? Wer will es ihm übel nehmen? Es hängt ja doch der Genuss dieser Früchte nicht von der Ortssitte ab, sondern von den lokalen Verhältnissen. Oder ist es etwa wegen חומרי המקום שיצא משם dem Fremden verboten, sich Früchte vom Felde zu pflücken, weil für dieselben in seiner fernen Heimat schon die Zeit der „Fortschaffung“ gekommen? Gewiss nicht! Also kann es ihm auch wegen חומרי המקום שהלך לשם nicht verboten sein dort, wo solche Früchte schon zu Ende gegangen, von seinem mitgebrachten Vorrat zu essen. Wollte ihn ein Ortsangehöriger darob zur Rede stellen, so könnte er ihm einfach erwidern: Geh, hole auch du dir welche aus meiner Heimat, dort wirst du sie noch auf dem Felde finden (Jeruschalmi. — Vermutlich ist bei dieser Lesart zwischen אומר und צא ein zweites אומר zu ergänzen, wie ja auch in der Gemara, wo zwei אומר aufeinanderstossen, stets das eine weggelassen wird)."
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+ "wo es der Brauch ist nicht zu verkaufen. S. Anm. 8.",
+ "Kälber und Eselfüllen. סייחים, Einz. סיח (Baba M. V 5, Baba B. V 3), v. ساح (med. ى) umherschweifen; der Name סיחון ist Koseform und bedeutet Füllen (s. Rosch Hasch. 3a; die Ableitung in Gesenius Handwtb. 8. Aufl. ist sehr gezwungen). Die Mehrz. ist wie שוורים v. שור u. עיירות (Meg. I 1) v. עיר gebildet und daher Sejachim (sing. Siach) zu lesen, nicht Sajjachim, obgleich sich hie und da die Einzahl סייח findet.",
+ "gleichviel ob gesunde oder Krüppel. Wenn es erlaubt sein wird ihnen Arbeitsvieh zu verkaufen, wird wird man es ihnen euch vermieten, und sie werden es am Sabbat arbeiten lassen, wir sind aber dafür verantwortlich, dass unser Vieh am Sabbat ruhe (2. B. M. 20, 10). Darum haben die Rabbinen verboten einem Nichtjuden Arbeitstiere zu verkaufen und dieses Verbot auch auf diejenigen ausgedehnt, welche vorläufig (Kälber) oder selbst dauernd (Krüppel) zur Arbeit unfähig sind. Einige Gegenden hatten dies Verbot noch weiter ausgedehnt, indem sie auch Schafe und Ziegen — obschon keine Arbeitstiere — in dasselbe einschlossen.",
+ "Ben Bethera gibt die Pferde frei. Im Orient werden die Pferde meist zum Reiten, zur Arbeit fast gar nicht verwendet."
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+ "wo es der Brauch ist keines zu essen. Seit der Tempel in Trümmern liegt und das Pesachopfer, welches man gebraten essen musste (2. B. M. 12, 8-9), nicht mehr dargebracht werden kann.",
+ "Wo es der Brauch ist in den Nächten des Versöhnungstages Licht zu brennen. Vorschrift ist das Lichteranzünden nur für die Sabbat- und Feiertage, an denen nachts ein Festmahl stattfindet."
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+ "am neunten Ab. Dem Tage der Tempelzerstörung, welcher ganz der Klage und der Trauer gewidmet sein soll.",
+ "Man betrachte sich nur immer als Gelehrten. Und enthalte sich der Arbeit ohne Rücksicht darauf, dass es als eitle Selbstgefälligkeit, dünkelhafte Überhebung oder gar als Anmassung ausgelegt werden könnte.— יעשה hier in demselben Sinne, in welchem der Nif‘al sehr oft gebraucht wird (נעשה es wird betrachtet).",
+ "Die Weisen hingegen sagen. Die Mischna knüpft hier wieder an den ersten Satz dieses Kapitels an. Arbeitsverrichtung und Arbeitseinstellung, behaupten die »Weisen«, hängt am vierzehnten Nisan nicht, wie es dort heisst, vom Ortsbrauch ab, sondern von einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Schriftgelehrten in Judäa und denen in Galiläa.",
+ "Was die Nacht. Vom 13 auf den 14. Nisan.",
+ "so verbieten Bet Schammai. Den Galiläern jede Arbeit in derselben."
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+ "darf man am Vierzehnten. Wenn es sich bis Mittag bewerkstelligen lässt.",
+ "zu Ende führen. Selbst da, wo es Brauch ist am Vormittage nicht mehr zu arbeiten, sofern nur die Arbeit für das Fest notwendig ist.",
+ "obgleich man sie. Bis Mittag",
+ "Drei Handwerke dürfen am Rüsttage zum Pesachfeste bis Mittag Arbeit verrichten. Auch wenn sie nicht früher schon damit begonnen haben."
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+ "Man darf am Vierzehnten Brutgitter. Schubbâk (شباك) heisst im Arab. Gitterwerk, Gitterfenster. Dasselbe bedeutet das hebr. אֲרֻבָּה, welches das Targum zu Jes. 60, 8 durch שובך wiedergibt. Dort bezeichnet es insbesondere den Taubenschlag, desgl. ביצה I 3; dass es aber gleich dem hebr. ארבה ganz allgemein jeden Gitterverschlag bezeichnen kann, beweist unsere Stelle. Was die Aussprache betrifft, so liest man gewöhnlich שׁובָךְ. Entsprechend der arab. Form ist vielleicht שֹֻבָּךְ zu lesen (für arab. Schin steht in der Regel im Hebr. Sin, so auch hier שבכה u. שבכים); s. jedoch Sota 42b unten (vgl. auch ‘Erubin IX Anm. 22).",
+ "und ist eine Henne entlaufen. Von den Eiern, über denen sie schon einige Zeit gebrütet.",
+ "darf man sie. Innerhalb dreier Tage.",
+ "Man darf am Vierzehnten unter den Füssen des Viehes ausschaufeln. Den Unrat aus dem Stall hinausschaffen.",
+ "und am Feste. Natürlich nur an den unheiligen Tagen desselben, aber weder am Sabbat noch am Feiertage.",
+ "Man darf Gebrauchsgegenstände. Der Begriff כלים umfasst Geräte, Kleidungsstücke, Schmucksachen, Möbel, Werkzeug, Kleiderstoffe u. s. w., mit einem Worte alles, was wir im Gegensatze zu den Verbrauchsartikeln als Gebrauchsgegenstände bezeichnen."
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+ "Sechs Dinge taten die Bewohner Jerichos. Gegen die Vorschrift.",
+ "Sie befruchteten Palmen. דקל ist der arab. دقل) und aram. (דקלא ܕܶܩܠܳܐ) Name der Palme, hebr. תמר. Um eine reichere Dattelernte zu erzielen, wendet man die künstliche Befruchtung an, indem man Stücke des männlichen Blütenkolbens, wenn der Blütenstaub zur Reife gekommen, in die geöffnete Scheide der weiblichen Blüthe zwängt.",
+ "den ganzen Tag. Des vierzehnten Nisan, wenn derselbe, was wohl unter normalen Verhältnissen meist der Fall war, mit dem für diese Arbeit angezeigten Datum zusammenfiel, dessen Verabsäumung für die »Palmenstadt« ebenso beträchtlichen wie unwiederbringlichen Schaden im Gefolge hätte.",
+ "sie verschlangen das Schma. So bezeichnet man den mit diesem Worte beginnenden Abschnitt 5. B. M. 6, 4– 9 und im weitern Sinne auch noch die Abschnitte 5. B. M. 11, 13—21 und 4. B. M. 15, 37—41. Dieselben müssen täglich zweimal — morgens und abends — bedächtig und achtsam gelesen werden. In den Synagogen wurden sie in kurze Sätzchen zerlegt, in deren Vortrag sich Vorbeter und Gemeinde alternierend teilten. Entweder fiel diese jedesmal, wenn jener seinen Satz beendet hatte, sofort mit dem nächsten Satze ein, oder sie wiederholte zunächst die von jenem vorgesprochene Vershälfte, um dann gemeinsam mit ihm den zweiten Halbvers zu rezitieren (Tosefta Sota VI, Jeru. das. V 5, Babli das. 30 b, Mechilta, Jalkut u. Tanchuma zu Ex. 15,1). In Jericho nun wurde nicht abgesetzt (לא היו מפסיקין), sondern das Ganze ähnlich wie bei uns in einem Zuge heruntergesagt. An sich wäre das noch nicht so arg; es wurden aber infolge dessen die einzelnen Satzteile nicht scharf genug gegen einander abgegrenzt, ja sie haspelten das Schma‘ mit solcher Überstürzung ab, dass sie z. B. ganz sinnwidrig היום על לבבך sagten, obgleich היום zu מצוך gehört und nicht zu על לבבך. Es liegt in der Wahl des Ausdrucks zugleich eine scherzhafte Anspielung auf das Unwürdige eines solchen Vortrags. כרך bedeutet nämlich nicht nur winden, umwickeln, zusammenbinden, sondern auch essen, speisen, eine Mahlzeit halten, tafeln. Es ist in diesem Sinne die Abkürzung von כרך רפתא Brot umwickeln, einer Redensart, welche freilich ihrerseits wieder der Erklärung bedarf. Levy (chald. Wrtrb. ü d. Targumim I 386 b) glaubt diesen Sprachgebrauch dadurch entstanden, »dass man, um eine Mahlzeit ohne Händewaschen abhalten zu dürfen, sich die Hände mit einer Serviette umwickelte, und dass man der Halacha, dass dieses gestattet sei, durch diesen Sprachgebrauch Nachdruck verschaffen wollte«. Eine merkwürdige Begründung das! Als ob jemals die Gelehrten den Sprachgebrauch gemacht hätten! Und davon abgesehen, wie ist das alles so gezwungen und gewunden, so gesucht und weithergeholt, da doch das Richtige so nahe liegt! Man braucht nur an das bekannte היה כורך (פסח) מצה ומרור ואוכל ביחד zu denken, und man errät sofort, worin sich כרך רפתא von אכל רפתא unterscheidet. Dieses bedeutet Brot essen, jenes aber Brot mit anderen Speisen verbinden, es zusammen mit seinen Beilagen geniessen. Dieselben bestanden in Fleisch, Gemüse und Mehlspeisen, vorzugsweise in Rüben, deren Name לפת (syr. ܠܰܦܬܳܐ lafta u. lefta, arab. نغت lift) zugleich eine allgemeine Bezeichnung für Zukost wurde; man bildete sogar ein Verb לפת und verstand unter לפת את הפת (eig. das Brod mit Rüben belegen) Brod nebst Zukost essen. Daher sagt (Ber. 44b) Raba zu seinem Diener: Wenn du Rüben auf dem Markt siehst, frage mich erst gar nicht: במאי כרכת רפתא, was willst du heute speisen. Diese Stelle gibt den erwünschten Aufschluss über die Entstehung des seltsamen Sprachgebrauchs; hier ist es klar, dass כרך רפתא ähnlich wie לפת את הפת eigentlich das Brot belegen heisst. Und da man dafür auch schlechthin כרך sagte, so denkt man bei כורכין את שמע (Gegensatz פורסין; Meg. IV 5-6) nicht allein an ein Verknoten des Schma‘, sondern unwillkürlich auch an ein Verschlucken desselben. Wir suchten diesen Doppelsinn durch das Wort verschlingen in unserer Übersetzung wiederzugeben. Merkwürdig ist, dass auch das hebr. בלע diesen Doppelsinn hat, nur dass er hier ebenso wie im Deutschen auf zwei verschiedene Wurzeln zurückzuführen ist. Schlingen = schlucken ist ahd. slintan, mhd. slinden (davon noch heute Schlund) und בלע in derselben Bedeutung von der Wurzel לע (davon לוע Schlund); in der Bedeutung verwirren dagegen ist בלע (vgl. Jes. 28, 7 u. Ps. 55, 10) mit בלל von derselben Wurzel בל und schlingen ahd. wie mhd. slingen.",
+ "sie mähten und schichteten. גודשין, Denom. von גדיש, Garben übereinander schichten.",
+ "vor dem ‘Omer. Am 16. Nisan wurde ein ‘Omer (drei Zehntel eines סאה, ungefähr 2,5 Liter; ‘Erubin VII Anm. 49) der neuen Gerste als Opfer dargebracht. Derselbe wird 3. B. M. 23, 10 ראשית קציר, der Beginn der Ernte genannt; vorher durfte daher in Gegenden, deren Gerste sich zum Erstlingsopfer eignete, nicht gemäht werden. Jericho gehört nun allerdings zu diesen Orten nicht; dennoch hätten sie vor dem ‘Omer die Garben wenigstens nicht schichten sollen, denn es konnte das ohne Schaden auch später geschehen.",
+ "Sie er klärten ägyptische Feigen des Heiligtums für erlaubt. של חרוב ושל שקמה fügt eine im Babli angeführte Baraita hinzu. In der Tosefta fehlt aber dieser Zusatz. Die Worte sind also vermutlich eine Glosse zu dem unbekannten גמזיות. Im Arab. ist Dschummaiz جميز der ägyptische Feigenbaum (hebr. שקמה, ficus sycomorus), Charûb (neuhbr. חרוב) der Karobenbaum, dessen Früchte ebenfalls unter dem Namen »ägyptische Feigen« auf den griechischen Markt kamen. In Jericho fielen diese Bäume, deren Holz sehr kostbar, deren Frucht dagegen kaum geniessbar ist, sehr häufig ruchlosen Händen zum Opfer, welche die wertvollen Stämme fällten und widerrechtlich sich aneigneten. Um diesem Vandalismus zu steuern, schenkten sie ihre Besitzer dem Heiligtume, als dessen Eigentum sie unantastbar waren. Das hinderte jedoch deren Nachkommen nicht, die Früchte (s. Jeruschalmi) als ihr Eigentum zu betrachten; sie behaupteten, ihre Väter hätten ausschliesslich die Stämme dem Heiligtum gewidmet, um sie dadurch gegen Raub und Diebstahl zu feien, nicht aber die fast wertlosen Früchte. Es ist jedoch selbst der Nachtrieb geweihter Bäume verboten.",
+ "was unter den Bäumen abgefallen lag. נשר (bibl. נשל, vgl. 5. B. M. 28,40; aram. נתר) wird vom Abfallen der Früchte gebraucht. Das Hauptw. נֵשֶׁר, welches sonst die abgefallenen Früchte oder Blätter bezeichnet, scheint hier, da es nicht מבין, sondern מתחת heisst, auf die Bäume übertragen, die ihre Früchte abwerfen. Darauf deutet auch der PI. נשרים (vgl. Sukka I 3; ‘Aruch liest jedoch auch hier נשירה). Früchte, die man am Sabbat unter einem Baume abgefallen findet, soll man am selben Tage nicht essen; denn es könnten welche darunter sein, die erst am heiligen Tage abgefallen und daher bis zu dessen Ausgang verboten sind.",
+ "sie gaben Pea von Gemüse. Pea ist die Feldecke, deren Ertrag der Grundherr nach 3. B. M. 19, 9—10 den Armen preisgeben muss. Dieselbe ist frei vom Zehent und den übrigen Abgaben. Von Gemüsefeldern braucht man die Ecke nicht stehen zu lassen. Die Grundbesitzer von Jericho aber taten es dennoch. Darin läge freilich noch kein Unrecht. Dadurch aber, dass sie es ausnahmslos taten, konnte sich leicht der Irrtum festsetzen, dass auch diese Pea gleich der pflichtmässigen von allen Abgaben befreit wäre, ein Irrtum, der dazu führen musste, dass die Armen Tebel (‘Erubin III Anm. 18) assen. Ihre menschenfreundliche Absicht konnten die Herren auf andere, minder bedenkliche Weise verwirklichen."
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+ "Das ständige Opfer. An jedem Tage wurden im Tempel zwei Opfer dargebracht, das eine morgens, das andere nachmittags. 4. B. M. 28, 1—8. An Sabbat-, Neumonds- und Festtagen wurde zwischen diesen beiden noch ein drittes Opfer dargebracht (daselbst 9—31 und Kap. 29), welches Musaf genannt wird. Im Gegensatze zu diesem heisst jedes der zwei täglichen Opfer תמיד. Hier ist vom Nachmittagsopfer die Rede, welches zwar schon in der zweiten Hälfte der ersten Nachmittagsstunde in Angriff genommen werden konnte, in der Regel aber wegen der freiwilligen Opfer, die vorher erledigt sein mussten, und deren es täglich eine bald grössere, bald kleinere Anzahl gab, um zwei Stunden verschoben wurde. Die nun folgenden Zeitangaben sind Nachmittagsstunden. Um die unserm Sprachgebrauche entsprechenden Zahlen zu erhalten, müssen wir hier jedesmal 6 abziehen; denn in der Mischna beginnt die Reihe der Stunden nicht mit Mittag und Mitternacht, sondern mit Sonnenauf- und Sonnenuntergang (s. d. Einl. S. 167).",
+ "wird um achteinhalb geschlachtet und um neuneinhalb dargebracht. Auf das Altarfeuer gelegt. — Auch hier steht das Intransitivum (וקרב) für das Passiv des transitiven Tätigkeitswortes; vgl. K III Anm 1.",
+ "An den Vorabenden des Pesach wird es um siebeneinhalb geschlachtet und um achteinhalb dargebracht. Damit nachher noch hinreichend Zeit bleibe, um die grosse Zahl der Pesachopfer zu erledigen.",
+ "es sei Wochentag oder Sabbat. Obgleich am Sabbat freiwillige Opfer (s. Anm. 1) nicht dargebracht werden durften, wurde das תמיד dennoch, um keine unnötigen Ausnahmen zu bilden, am Vorabend des Pesach um eine und sonst um zwei Stunden verschoben.",
+ "Fällt der Vorabend des Pesach auf den Vorabend des Sabbat. Wenn der 14. Nisan, an welchem das Pesachlamm nachmittags vor Sonnenuntergang geopfert werden muss (2. B. M. 12, 6; 5.B. M. 16, 6), auf einen andern Tag fällt, so kann dasselbe auch nach Sonnenuntergang noch gebraten werden, da ja die Zubereitung der Speisen am Feiertage gestattet ist (2. B. M. 12, 16); fällt er aber auf einen Freitag, so ist es notwendig, dass die Opferung eine Stunde früher als sonst beginne, damit bis zum Sonnenuntergang, mit welchem des Sabbats wegen jede Werktätigkeit, selbst die Speisebereitung eingestellt werden muss, noch hinlänglich Zeit bleibe, das Pesachlamm zu braten."
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+ "ist untauglich. Vier Opferhandlungen sind es, welche ganz mit dem Gedanken an Zweck und Bestimmung des Opfers (לשמו), sowie ferner an die Person des Darbringers (לשם בעליו) ausgeführt werden sollen: 1. Die שחיטה (Schlachten durch den Halsschnitt), 2. der קבול (Auffangen des aus der Schnittwunde strömenden Blutes in einem dazu bestimmten Gefässe; daher קבל schlechthin, auch ohne Hinzufügung von הדם, das Blut auffangen), 3. der הילוך (mit dem Blute zum Altar sich begeben; davon הילך das Blut hintragen und nicht, wie man erwarten sollte, הוליך), 4 die זריקה (Sprengen des Blutes auf dem Altar). Eine Bestimmungsänderung oder eine Personenverwechslung-können beim Pesachopfer im Gegensatz zu den meisten anderen Opfern gar Untauglichkeit herbeiführen. Wenn z. B. der Priester, oder wer sonst das Opfer schlachtet, bei dieser heiligen Handlung die Erklärung abgibt, er schlachte es zum Friedensopfer, oder wenn er als Person, für die er es schlachtet, einen Namen nennt, der einem Andern als dem Eigentümer des Opfertieres angehört, so ist das Opfer untauglich, vorausgesetzt dass er nicht etwa in gutem Glauben so handelte, in welchem Falle das Opfer tauglich wäre. Dasselbe gilt von den drei übrigen Opferhandlungen zwar nicht hinsichtlich der Personenverwechslung (שלא לשם בעליו) — diese ist nur bei der שחיטה von beeinträchtigendem Einfluss — wohl aber hinsichtlich der Bestimmungsänderung (שלא לשמו). Wenn auch das Schlachtendes Opfertieres ganz mit dem Gedanken an seine Bestimmung zum Pesachopfer für die beteiligten Personen, also לשמו und לשם בעליו vollzogen wurde, es hat aber der Priester den קבול, den הילוך und die זריקה durchweg שלא לשמו, oder nur teilweise לשמו, im übrigen aber שלא לשמו, oder auch nur zum Teil שלא לשמו sonst jedoch לשמו verrichtet, so ist das Opfer dennoch untauglich. Nach dieser, wie es scheint, ebenso einfachen als zutreffenden Auffassung könnte die Mischna zwar das, was sie sagen will, viel kürzer ausdrücken (הפסח ששחטו או קבל או הילך או זרק שלא לשמו); sie bewegt sich aber dafür in einer sehr ansprechenden Klimax: Nicht allein bei der שחיטה, wo ja שלא לשם בעליו ebenfalls פסול ist, beeinträchtigt eine Bestimmungsänderung die Gültigkeit, sondern auch bei den übrigen Opferhandlungen, und nicht nur wenn diese samt und sonders oder doch wenigstens ihrer Mehrzahl nach שלא לשמו ausgeführt wurden, sondern selbst dann, wenn es nur bei einer einzigen unter ihnen der Fall war, die übrigen aber gleich der שחיטה des Opfertieres ganz mit dem Gedanken an dessen wahre, von den Eigentümern ihm gewordene Bestimmung verrichtet wurden. Obgleich diese rhetorische Form (לא זו אף זו) in der Mischna sehr beliebt ist, zieht es die Gemara doch vor unserer Stelle eine Erklärung zu geben, durch welche die Worte או לשמו ושלא לשמו או שלא לשמו ולשמו sachlich begründet erscheinen. Sie bezieht dieselben auch auf שחטו im ersten Satze und findet in ihnen eine Bestätigung dafür, dass das Pesachopfer selbst dann ungültig ist, wenn in einer der vier Opferhandlungen, gleichviel welcher, die Gegensätze לשמו und שלא לשמו einander kreuzen, sei es dass der Opfernde beim Schlachten z. B. gesagt hat, „ich schlachte dieses Lamm zum Pesach- und zum Friedensopfer, bezw zum Friedens- und zum Pesachopfer“, sei es dass er erklärt hat: „ich schlachte es zum Pesachopfer, um dann sein Blut als Friedensopfer zu sprengen“, obgleich er diese Absicht nicht ausführte, tatsächlich vielmehr die זריקה seinerzeit לשמו vornahm. Eine Stütze findet diese Auffassung in der folgenden Mischna, in welcher sich die entsprechenden Gegensätze לאוכליו ושלא לאוכליו ebenfalls auf eine und dieselbe Opferhandlung beziehen.",
+ "Als Pesachopfer und als Friedensopfer. 3. B. M K. 3. — Selbstverständlich ist שלמים nur beispielsweise angeführt. Dass grade das Friedensopfer als Beispiel gewählt wurde, erklärt sich aus der Halacha, laut welcher nach dem Vierzehnten die zu Pesachopfern bestimmten Tiere als שלמים zu gelten haben. Gleichwohl ist ein Pesachopfer, welches a m Vierzehnten zum Friedensopfer geschlachtet worden, als שלא לשמו geopfert zu betrachten.",
+ "Als Friedensopfer und als Pesachopfer. Obgleich die spätere Erklärung als Widerruf aufgefasst werden könnte, durch welchen die frühere aufgehoben wird, ist doch das Opfer, bei welchem auch nur eine der vier Verrichtungen שלא לשמו und לשמו ausgeführt wurde, ebenso ungültig als dasjenige, bei welchem sie לשמו und שלא לשמו vorgenommen wurde,"
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+ "Hat man es für Essensunfähige. Für schwächliche Personen, die vom Opferfleische nicht einmal das vorgeschriebene Ölbeervolumen verzehren können, für Kranke, Greise u. dgl.",
+ "geschlachtet oder für Unbeteiligte. Die Zahl der Teilnehmer musste für jedes Pesachopfer vor dem Schlachten bereits feststehen (K. VIII M. 3). Entsprechend dem Schriftausdruck 2. B. M. 12, 4 heissen die Teilhaber מנוייו die Zugezählten, Zugerechneten.",
+ "für Unbeschnittene. Welche vom Pesachopfer nicht essen dürfen (das. 48).",
+ "oder Unreine. Ein Unreiner (K. I Anm 26) darf überhaupt kein Opferfleisch geniessen.",
+ "so ist es untauglich. Weil die Opferung שלא לשם בעליו geschah (Anm. 6); denn Personen, die nicht in der Lage sind davon zu essen, kommen als Eigenthümer nicht in Betracht.",
+ "für Beschnittene und Unbeschnittene. Bei der זריקה indessen ist diese Kombination von beeinträchtigender Wirkung auf die Gültigkeit des Pesachopfers.",
+ "so ist es tauglich. לשמו ושלא לשמו sind Gegensätze, die einander ausschliessen , es kann doch ein Opfer unmöglich פסח und שלמים zugleich sein, darum ist’s לאוכליו ושלא לאוכליו ;פסול dagegen sind Gegensätze, die sehr wohl nebeneinander bestehen können, es kann ja ein Opfer zugleich für Gesunde und Kranke, für Zugezählte und Nichtzugerechnete bestimmt sein, darum ist’s כשר.",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 12, 6.",
+ "zwischen den Abenden. Zwischen der δείλη πρωΐη (Herodot VIII 9) und der δείλη ὀψίη (das. 6), dem Frühabend, welcher nach der Kulmination eintritt, und dem Spätabend, welcher mit Sonnenuntergang beginnt.",
+ "so ist es tauglich. In der Regel aber soll es erst nach dem ständigen Nachmittagsopfer geschlachtet werden (M. 1); denn auch bei diesem heisst es בין הערבים (4. B. M. 28, 4), beim Pesachopfer aber ausserdem noch gegen Sonnenuntergang (כבוא השמש) 5. B. M. 16, 6.",
+ "nur muss jemand dessen Blut umrühren. Damit es nicht gerinne, מריס ist das Targum zu מרוח (3. B. M. 21, 20) und מעוך (das. 22, 24) zerdrückt, zerrieben, davon מרסן Kleie. Vgl. im Arab. مرش in Wasser zerweichen und zerrühren, مرس und مرث dasselbe, مرصheftig drücken. Das Wort scheint ein Sekundärstamm von רסס zu sein, welches gleich רצץ (arab. رض), zerschlagen, zertrümmern, aber auch gleich رشbenetzen heisst (davon רסיסים Trümmer und Thautropfen). Beide Bedeutungen vereinigen sich in unserm למר: zerrühren und flüssig erhalten.",
+ "ist es. Das Blut des Pesachopfers.",
+ "auch bereits gesprengt worden. Vor dem Blute des ständigen Opfers."
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+ "Wenn man das Pesachopfer bei Chamesz. Während man selbst oder der das Blut sprengende Priester oder einer der Teilhaber Chamesz in seinem Besitze hat.",
+ "übertritt man ein Verbot. 2. B. M. 34, 25. — Über den substantivierten Imperativ s. Frubin X Anm. 30.",
+ "Auch das ständige Opfer. am Nachmittag des 14. Nissan",
+ "so ist man frei. Ein Pesachopfer, שלא לשמו geschlachtet, ist nach M. 2 kein Opfer, folglich ist derjenige straffrei, der es bei Chamesz geschlachtet.",
+ "so ist man frei. Denn die Tora verbietet für den Nachmittag des Vierzehnten nur das Schlachten des Pesachopfers, solange einer der Beteiligten noch Chamesz in seinem Gebiete hat. Für die Dauer des Festes dagegen verbietet sie unter dieser Voraussetzung die Darbringung eines jeden Opfers; es macht sich daher derjenige strafbar, der am Pesachfeste irgend ein Opfer bei Chamesz schlachtet, sofern es nur giltig ist (vgl. vor. Anm.), ein Grundsatz, welcher im Folgenden näher beleuchtet wird. Durch die Übertretung des in Rede stehenden Verbotes wird das Opfer in keinem Falle ungültig; vielmehr stehen Strafbarkeit und Gültigkeit in einer gewissen Wechselbeziehung: Ist der Opfernde strafbar, so ist das Opfer giltig; ist dagegen das Opfer ungültig, so ist der Opfernde straffrei.",
+ "am Feste für seine Bestimmung. Es war zum Pesachopfer bestimmt, wurde aber am Vierzehnten nicht dargebracht, weil der Eigentümer mittlerweile unrein geworden. Dieser hat nun die Wahl, es entweder für die zweite Pesachfeier am 14. Ijar (IX, 1) zurückzustellen oder unter Aufhebung seiner frühern Bestimmung als Friedensopfer darzubringen",
+ "ist man frei. Denn ein für seine Bestimmung noch geeignetes Pesachopfer, welches zur Unzeit als solches geschlachtet wird, ist ungültig (vgl. M. 3).",
+ "ist man strafbar. Wurde es nämlich als Friedensopfer geschlachtet, so ist es nach Anm. 27 giltig; wurde es aber nicht als שלמים geschlachtet, sondern unter irgend einem andern Namen, durch welchen seine frühere Bestimmung aufgehoben wurde, so ist es gemäss der in Anm. 7 erwähnten Halacha höchstens als שלא לשמו dargebrachtes Friedensopfer zu betrachten, und ein solches ist, wie aus dem Folgenden ersichtlich, ebenfalls giltig.",
+ "das Sündopfer. Pesach- und Sündopfer sind die einzigen unter den Schlachtopfern (מנחת חוטא und מנחת סוטה sind Mehlopfer), deren Giltigkeit durch die Bestimmungsänderung beeinträchtigt wird; alle übrigen sind, auch שלא לשמן geopfert, für die ihnen vom Eigenthümer gewordene Bestimmung tauglich."
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+ "Das Pesachopfer wird in drei Gruppen. כת ist dem Anscheine nach von כתת zerschlagen (3. B. M. 22, 24), zersplittern (4. B. M. 14, 45) abgeleitet, also = Abteilung, Partei. Vielleicht ist es jedoch aus כנת (syr. ܟܢܳܬܳܐ) contrahiert wie בת aus אף ,כנת aus אנף u. v. a.; כנות (syr. ܟܢܰܘܳܬܳܐ) sind Amtsbrüder, Berufsgenossen u. dgl., überhaupt Personen, welche irgend ein כנוי, ein gemeinsamer Titel oder Beiname von Anderen unterscheidet, daher כת = Genossenschaft, Sekte und allgemein Gruppe. Die Ableitung aus dem lat. coetus ist wohl kaum ernst zu nehmen.",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 12, 6.",
+ "Israel. Alles koordinierte Begriffe von genau demselben Umfang. Ihr Genitivverhältnis ist daher nur ein formelles, kein eigentliches. Wozu also sonst die Häufung von Ausdrücken, von denen drei nicht mehr sagen als einer? — Es folgt nun eine Schilderung, welche in ihrer erhabenen Einfachheit einen so tiefen Eindruck auf das empfängliche Herz macht, dass wir es nicht über uns gewinnen können, die schwungvolle Darstellung durch unsere nüchternen Anmerkungen zu unterbrechen. So notwendig auch hie und da ein erläuterndes Wort scheinen mochte, wir haben es gern unterdrückt, um durch keinen Zwischenruf den unnennbaren Zauber zu zerstören, der vor unserm sehnsuchtsfeuchten Blicke Bilder einer schönen, längstentschwundenen Vergangenheit zu lebensvoller Gestaltung sich verdichten lässt. Uns ist von jenen herrlichen, unvergesslichen Tagen nichts übrig geblieben als wehmutsvolle Erinnerung, für uns ist etwas in jener Schilderung, was uns mächtig ergreift und schlummernde Saiten unseres Herzens in wundersamen Schwingungen erzittern macht.",
+ "Auch hatten die Schalen keinen Fuss. ולא היו לבזכים שולים. Die allgemeine Aussprache ist שׁוּלַיִם; doch hat der Dual hier gar keine Berechtigung. Als Singular findet sich שֹׁבֶל (Jes. 47,2; arab. سبلة = Schleppe), wovon der PI. שְׁבָלִים oder auch שְׁוָלִים lauten würde, was dann zu שוּלִים geworden ist, wie אוֹנִים von אָוֶן und עוֹלוֹת von עָֽוֶל. Verwandt ist שפל = niedrig; daher שולים beim Kleide der Saum oder die Schleppe, beim Gefässe der Boden."
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+ "Im Leben ist die dritte Gruppe nicht zu Ahabti ki jischma. Das Hallel, welches die Leviten während der heiligen Handlung sangen, besteht aus den Psalmen 113—118; אהבתי כי ישמע ist der 116. Psalm.",
+ "weil bei ihr. Statt שֶׁעַמָּהּ kann man auch שֶׁעַמָּהּ lesen."
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+ "nur dass die Priester da gegen den Willen der Weisen die Vorhalle abspülten. Ein Wasserarm ging durch die Halle, welcher bei seinem Austritt durch eine Stauvorrichtung abgesperrt wurde, so oft der mit Marmor ausgelegte Fussboden vom Blute gereinigt werden sollte. Das in seinem Abfluss gehemmte Wasser staute sich, trat aus seinen Ufern und überflutete die Halle. Dann wurde das Wehr wieder geöffnet, und alles Blut von dem ausströmenden Wasser hinweggespült. Dasselbe Verfahren beobachteten die Priester auch am Sabbat, nur dass es die Schriftgelehrten da nicht billigten.",
+ "Einen Becher füllte man mit dem Blute des Gemenges und sprengte eine Sprengung auf den Altar. Auf dem Marmor des Fussbodens war das Blut der Tausende von Opfern durcheinandermengt. Von diesem Blute nahm der Priester jedesmal nach Beendigung der Opferfeier einen Becher voll und goss es gegen den Altargrund, damit auch denjenigen Opfern die זריקת nicht fehle, deren Blut etwa bei der sich überstürzenden Hast zu Boden gegossen wurde, mit welcher die in Reihen aufgestellten Priester einander die vollen Opferschalen reichten, um sie wieder gegen die leeren umzutauschen."
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+ "Auf welche Art hängt man auf. Zum Zwecke der Abhäutung wurden die Tiere an den Sehnen ihrer Hinterbeine mit dem Kopfe nach unten aufgehängt.",
+ "Eiserne Haken. אונקליות entweder = ἄγϰυραι oder wahrscheinlicher noch = unculi, Pl. eines vielleicht nur der Volkssprache angehörenden Dimin. von uncus.",
+ "Wenn der Vierzehnte auf einen Sabbat fällt. an welchem man nach seiner Meinung die Stäbe nicht in die Hand nehmen durfte.",
+ "so legt er seine Hand auf die Schulter seines Nebenmannes und die Hand seines Nebenmannes auf die eigene Schulter. So konnten beide gleichzeitig abhäuten, indem jeder seine rechte Schulter als Stützpunkt für die Linke des andern darbot, mit der freien Hand aber seinem Opfertiere das Fell abzog."
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+ "so legt mau sie in eine Schüssel. Die Lautähnlichkeit zwischen unserm מגיס und dem griechischen μαγίς ist verführerisch. Sie ist indes nicht grösser als die zwischen מזג und μίσγω, מסך und misco, מסתרים und Mysterien. Abgesehen davon, dass μαγίς (von μάσσω Kneten) nicht Schüssel, sondern Backtrog bedeutet, weist schon die Doppelform מגיסא und מגיסתא, die sich in den Targumim findet, auf echt semitische Abstammung hin. Dazu kommt, dass im Talmud (מכשירין V 11; מעילה 17 a) auch ein Verbum הגיס vorkommt. Wäre dieses ein Denominativ von מגיס, so müsste es המגיס lauten; und hielt man מגיס irrtümlich für ein hebr. Nomen vom Stamme גוס oder גסס, so würde sich הגיס als Denominativ auch nur dann rechtfertigen, wenn in dem Verbum die Bedeutung des Nomens klar hervorträte. Aber הגיס heisst umrühren und מגיס ist nicht etwa ein Quirl, sondern wie gesagt eine Schüssel. Das Verb ist gleichbedeutend mit מרס und בחש, deren Grundbedeutung schlagen ist. Über מרס s. Anm. 19; zu בחש vgl. بختschlagen. [In der Bedeutung suchen dagegen hängt בחש mit بحث(forschen, untersuchen, eig. scheiden, sondern; vgl. בקר u. בדק) zusammen, welches wieder mitبحت(rein, unvermischt) verwandt ist und mithin einen Sinn hat, weicher dem von בחש umrühren fast entgegensetzt ist.] Dass הגיס dieselbe Grundbedeutung hat, zeigt das arab. جش, welches zunächst schlagen, prügeln und, in den Formen جاُش, جشاُ und جاش auf Gemütserschütterungen übertragen, auch von Furcht oder Angst ergriffen, aufgeregt, verwirrt sein bedeutet (daher גוסס von der Todesangst des Sterbenden); in weiterer Entwickelung ist جش zerschlagen, zerstückeln (daher מגיסא in den Targumim = פת od. פרוסה Brocken, s. Jon. 4. B. M. 11, 6, Ps. 123, 2 und Ez. 13, 19 Textwort ובפתותי), insbesondere = جشب mahlen u. z. mit dem aus جس und גשש herüberspielenden Nebenbegriff des Greifbaren, Massiven und Groben (daher جشيش grob gemahlenes Korn, גס dick und grob im Gegensatz zu דק fein und zart, גסות הרוח aufgeblasenes, hochfahrendes Wesen, ܓܣܳܐ und גיססא das Dickbein, der Oberschenkel und גיסא übertragen wie כתף ,יד und hauptsächlich ירך auch Seite). Demnach bedeuten בחש ,מרס und הגיס eig. eine Flüssigkeit oder einen Brei mit dem Löffel oder einem dazu bestimmten Küchengerät (בחשא Pesachim 111b) schlagen und dadurch umrühren; מגיס ist die Schüssel, in welcher die Speisen eingerührt werden. Vgl. מחבת Pfanne (חבתים heissen im Talmud die täglichen nach Lev. 6, 14 auf flacher Pfanne in Öl eingerührten Mehlopfer des Hohenpriesters) und תמחוי Schüssel von חבת und מחה schlagen; s. auch ‘Erubin V Anm. 31. Die Formen מְגִסְתָּא ,מְגִסָּא ,מָגֵס und ܡܰܓܣܳܐ (magsa) sind aus גסס nach der Analogie von מְגִנָּה ,מָגֵן und ܡܓܰܢܳܐ (magna) aus גנן gebildet.",
+ "und lässt sie. durch den Priester.",
+ "Die erste Gruppe kam heraus und liess sich. wenn der Vierzehnte auf einen Sabbat fiel, so dass man die Opferlämmer vor Anbruch der Nacht nicht nach Hause schaffen durfte (‘Erubin Einl. Abs. 1).",
+ "die zweite am Chêl. So hiess der 10 Ellen breite Raum um die Tempelmauer; s. Middot II 3."
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+ "Folgende Verrichtungen am Pesachopfer verdrängen den Sabbat. Es sind Verrichtungen, die sonst am Sabbat verboten, beim Pesachopfer jedoch, auch wenn der 14. Nisan auf Sabbat fällt, gestattet sind.",
+ "das Abschaben. Über מיחוי s. Erubin V Anm. 31.",
+ "Hingegen können das Braten desselben und das Ausspülen seiner Eingeweide den Sabbat nicht verdrängen. Weil es damit keine Eile hat; das Abschaben der Eingeweide darf dagegen nicht bis Eintritt der Dunkelheit verschoben werden, wenn dieselben nicht verstinken sollen. Mit dem Verbrennen der Fettstücke könnte man zwar bis Sabbatausgang warten; es ist dies aber eine Opferhandlung, und daher mit Rücksicht darauf, dass die Tora das Pesachopfer hinsichtlich der Kollision seiner Darbringung mit dem Sabbatgesetz genau den Sabbatopfern gleichgestellt hat, hier wie dort gestattet.",
+ "Das Hintragen. zum Tempel. Da man Lämmer auf den Schultern zu tragen pflegte, ist hier der Ausdruck הרכיב (rittlings tragen, von רכב reiten) gewählt.",
+ "die Herbeischaffung von ausserhalb des Sabbatbezirkes. ‘Erubin Einl. Abs. 4. Als Stammwort von תחום vermute ich ein Verbum חום (arab. حام umkreisen) welches uns noch in dem Nomen חומה Mauer (wie קומה von קום gebildet) erhalten geblieben ist. Daher kann תחום sowohl die Grenze wie das Gebiet bezeichnen, wie ja auch unser Kreis bald die Kreislinie, bald die Kreisfläche bedeutet. Das ת ist präformativ (vgl. תהום v. הום tosen, brausen), und wenn wir ein Verbum תחם, syr. ܬܰܚܶܡ in der Bedeutung umgrenzen finden, so ist dieses als Denominativ zu erklären nach der Analogie der Sekundärbildungen תרם ,התחיל u. v. a.",
+ "das Abschneiden einer etwaigen Blatter. Blattern an Opfertieren sind ein Makel, der ihre Altarfähigkeit suspendiert (3. B. M. 22, 22). Waren es trockene Blattern, die sich leicht abschälten, so wurden sie selbst am Sabbat im Heiligtume abgekneipt (‘Erubin X 13); hier aber ist von feuchten die Rede. S. übrigens das. Anm. 78.",
+ "verdrängen den Sabbat nicht. Denn alles dies konnte schon am Freitag besorgt werden.",
+ "sie verdrängen ihn. Die notwendigen Vorbereitungen zur Erfüllung eines Gebotes, das den Sabbat verdrängt, verdrängen ihn auch ihrerseits nach seiner Meinung, und wären sie auch vor Eintritt desselben ausführbar gewesen, und wären die entgegenstehenden Verbote auch biblischen Ursprungs. Vgl. Sabbat XIX 1."
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+ "Es ist ja nur folgerecht. דין = Richterspruch Urteil; in der Logik = Folgerung, Schluss.",
+ "den Sabbat nicht verdrängen können. Neununddreissig Verrichtungen, darunter auch das Schlachten, sind Sabbat VII 2 als Stammtätigkeiten (אבות מלאכות) aufgezählt, deren jede ein Gattungsname ist für eine bald grössere, bald kleinere Anzahl ähnlicher oder verwandter Verrichtungen, welche deshalb Zweigtätigkeiten (תולדות) heissen. Sie alle und nur sie fallen unter den Begriff „Werktätigkeit“; sie alle und nur sie sind unter diesem Namen (משום מלאכה) am Sabbat von der Tora verboten. Die Bibel stellt aber neben das Verbot der Werktätigkeit auch noch das Gebot der Sabbatruhe. Nun kann man sehr wohl aller verbotenen Verrichtungen sich enthalten, ohne den heiligen Tag in vollkommener Ruhe nach dem Willen des Gesetzes zu feiern. Darum haben die Rabbinen, eingedenk ihres Berufes, als Hüter des Gotteswortes seinen Sinn zu ergründen und seine Absichten zur Geltung zu bringen, alle diejenigen Tätigkeiten, welche, ohne unter den Begriff der מלאכה zu fallen, dem der Sabbatruhe widerstreben, sorgfältig ermittelt und dieselben, gestützt auf das Ruhegebot, unter seinem Namen (משום שבות) untersagt. Zu ihnen gehört u. a. die Überschreitung der Sabbatgrenze. Im weitern Sinne umfasst diese Benennung das ganze Sabbatgesetz, soweit es rabbinischen Ursprungs ist, also auch die Vorbeugungsmassregeln, welche einem Zaune gleich die göttliche Satzung umgeben, um dieselbe gegen fahrlässige Übertretung und Verletzung zu schützen. Hierher gehört sowohl das Verbot, eine feuchte Blatter am Sabbat mit den Fingernägeln abzukneipen (die Schrift untersagt nur das Abschneiden einer solchen mittels Werkzeugs), als auch das Verbot, am Sabbat die Pesachlämmer in die Opferhalle zu tragen, welches auf biblischer Grundlage eine Berechtigung hätte, wenn die heilige Stadt nicht von Mauern umschlossen, mithin רשות הרבים (‘Erubin IX 14) gewesen wäre, nun aber die Strassen Jerusalems רשות היחיד waren (das. Einl. Abs. 1), lediglich auf dem Mangel eines von den Rabbinen angeordneten Schittuf (das. Abs. 3); also auf rabbinischer Grundlage fusste. [Nach Raschi z. St. handelt es sich um רשות הרבים (vgl. Tosafot 66a ד״ה תוחב), und dennoch ist das Verbot mit Rücksicht auf חי נושא את עצמו nur rabbinisch begründet. Diese Erklärung beruht auf Babli ‘Erubin 105a; allein die Halacha, welche diesen Grundsatz nicht auf alle Lebewesen ausdehnt, sondern auf Menschen beschränkt, nötigt zu der auch sonst sich bestätigenden Annahme, dass Jerusalem keine רשות הרבים war, wodurch jeder Widerspruch und jede Schwierigkeit beseitigt ist.] — Wenn nun, so folgert R. Eli‘ezer die Satzungen des Pesachopfers stark genug sind, ein sich ihnen entgegenstellendes Bibelgesetz, wie es das Schlachtverbot ist, zu verdrängen, wie sollten ihnen jene drei rabbinischen Sabbatverbote Stand halten können!",
+ "Ruhegebots« dagegen Verbote erlassen hat. Auch am Feiertage ist ja das Schlachten eines Tieres gestattet, während es verboten ist, ein solches von jenseits der Sabbatgrenze herbeizuschaffen.",
+ "Wie soll Anheimgestelltes ein Beweis. ראיה ist vermutlich eine Übersetzung des gr. δεῖγμα und des lat. demonstratio, also eine Abkürzung von הַרְאָיָה; vgl. כרת und לויה K. III Anm. 14.",
+ "sein für Pflichtmässiges. Am Feiertage Fleisch zu essen, ist unserem Belieben überlassen; am Vierzehnten ein Pesachopfer darzubringen, ist heilige Pflicht.",
+ "Die Besprengung. Mit dem Sprengwasser (4. B. M. 19, 9), durch welches sich jeder durch eine menschliche Leiche Verunreinigte am dritten und am siebenten Tage seiner Unreinheit „entsündigen“ musste, um am achten seine Reinheit wiederzuerlangen (das. 11—12).",
+ "Sie ist Pflicht. Wenn der siebente Tag seiner Unreinheit auf den 13. Nissan oder einen frühem Zeitpunkt fiel, so war es seine Pflicht, sich der Besprengung zu unterziehen, damit er am Vierzehnten wieder rein sei und das Pesachopfer darbringen könne.",
+ "Ruhegebots. Am Sabbat ist die Besprengung auf Grund einer rabbinischen Verordnung nicht statthaft.",
+ "and kann doch den Sabbat nicht verdrängen. Sie ist sogar am 13. Nissan, sofern dieser auf einen Sabbat fällt, nickt zulässig, obgleich es der siebente Tag seiner Unreinheit ist, so dass er vor Eintritt des Sabbat sich gar nicht „entsündigen“ konnte, und daher ohne sein Verschulden lediglich durch ein rabbinisches Sabbatverbot an der Bereitung des Pesachopfers verhindert wird.",
+ "Auch auf sie dehne ich meinen Schluss aus. Oder: „darum handelt sich’s ja eben“! Was du als entscheidend anführst, ist selber noch unentschieden; gerade dieser Punkt ist Gegenstand der Kontroverse.",
+ "Werktätigkeit« ist. dem also ein Bibelverbot entgegensteht.",
+ "Ruhegebot« ist. also nur mit einem rabbinischen Verbote kollidiert.",
+ "was in der Tora geschrieben steht. 4. B. M. 9, 3.",
+ "festgesetzten Zeit« fürs Schlachten. Zeige mir einen Schriftvers, welcher für das Hintragen des Pesachlammes nach der Opferhalle einen bestimmten Tag festsetzt, wie es der angeführte Vers für das Schlachten tut! Diese Verrichtung kann unmöglich vor dem Vierzehnten ausgeführt werden, selbst wenn er auf einen Sabbat fällt, wohl aber können es die Verrichtungen, um welche sich zunächst der Streit dreht. Die Besprengung, welche später in die Kontroverse gezogen wurde, ist allerdings insofern an eine bestimmte Zeit gebunden, als sie wohl nach dem siebenten Tage der Unreinheit, aber nicht vorher stattfinden kann; doch steht diese Verrichtung nicht in unmittelbarer Beziehung zum Pesachopfer, und kann daher aus diesem Grunde wieder den Sabbat nicht verdrängen.",
+ "verdrängt den Sabbat nicht. Hat man daher die nöthigen Vorbereitungen am Freitag zu treffen verabsäumt, so ist man am Sabbat das Pesachopfer darzubringen verhindert und auf die zweite Pesachfeier (K IX M. 1) angewiesen."
+ ],
+ [
+ "Wann bringt man daneben ein Festopfer. Nicht zu verwechseln mit dem Festopfer, von welchem Chagiga I 2-6 die Rede ist, und welches an einem der sieben Festtage, womöglich am ersten, dargebracht werden muss! Hier handelt es sich um ein dem eigenen Ermessen anheimgegebenes Opfer, welches vor dem Feste dargebracht wurde und in der Pesachnacht den Hunger der Tischgenossen zu stillen bestimmt war, damit sie sich nachher am Fleische des Pesachopfers leichter sättigen könnten.",
+ "Wenn es. das Pesachopfer.",
+ "an einem Wochentage und in Reinheit and in Unzulänglichkeit. bei so grosser Zahl der Tischgenossen, dass das Pesachlamm nicht hinreicht.",
+ "dargebracht wird. Wiederum das Intransitiv eines Verbums der Bewegung (בא) an Stelle des Transitivs in leidender Form! K. III, Anm. 1.",
+ "in Ausgiebigkeit. wenn der Tischgenossen so wenig sind, dass schon das Pesachlamm allein vollauf genügt sie alle zu sättigen.",
+ "oder in Unreinheit. Wenn der grössere Teil des Volkes oder die Priesterschaft am 14. Nisan unrein ist, wird das Pesachopter dennoch an diesem Tage dargebracht (K. VII M. 6). — Auffallend ist die Umkehrung der Reihenfolge. Oben heisst es בטהרה ובמועט, hier dagegen in der Antithese במרובה ובטומאה. Es scheint in beiden Sätzen das minder Häufige dem Häufigern den Vortritt eingeräumt zu haben. בטהרה ist die Regel, die Unzulänglichkeit des Pesachlammes aber eine Ausnahme von der Regel. Umgekehrt kam es wohl häufig vor, dass ein ganzes Lamm für die Familie zu viel war (2 B. M. 12, 4); dass dagegen ein Pesachopfer בטומאה dargebracht wurde, war ein äusserst seltener Fall."
+ ],
+ [
+ "Das Festopfer konnte genommen werden. Wiederum das Intransitiv eines Verbums der Bewegung (בא) an Stelle des Transitivs in leidender Form! K. III, Anm. 1.",
+ "und darf während zweier Tage und einer Nacht gegessen werden. während der beiden Tage des 14. und des 15. Nissan und in der dazwischen liegenden Nacht; das Pesachopfer dagegen darf nur in dieser Nacht gegessen und nur von Kleinvieh männlichen Geschlechts genommen werden,"
+ ],
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+ "Josua freispricht. Zum bessern Verständnis dieser Stelle sei hier eine kurze Vorbemerkung gestattet: Zu einem Sündopfer (3. B. M. 4, 27—35) ist verpflichtet, wer ohne im Augenblicke der Tat sich der Sündhaftigkeit seiner Handlung bewusst zu werden, ein Bibelverbot übertritt, dessen mutwillige Verletzung mit Ausrottung oder Todesstrafe bedroht ist; entschuldigt sich aber das Versehen, der Fehlgriff, die Übereilung durch seinen frommen Eifer in einer nicht ganz erfolglosen Betätigung seiner Pflicht, so ist die Frage, ob ein Sündopfer erforderlich, ein Gegenstand des Streites zwischen R. Eli‘ezer, der sie bejaht, und R. Josua, der sie verneint. Diese prinzipielle und bei ihrer weitreichenden Bedeutung auf die verschiedensten Gebiete hinübergreifende Streitfrage wird hier zwischen den beiden Gegnern an einem sehr lehrreichen Beispiele ausgefochten, von welchem dieselbe eine vortreffliche Beleuchtung empfängt. Auf die Sabbatentweihung ist Todesstrafe gesetzt. Die Darbringung des Pesachopfers ist jedoch am Nachmittage des Vierzehnten, auch wenn er auf einen Sabbat fällt, nicht allein gestattet, sondern Pflicht. Andere Privatopfer dürfen am Sabbat nicht geschlachtet werden. Hat nun jemand, der am Sabbat 14. Nisan nachmittags im Begriffe ist sein Pesachopfer darzubringen, infolge einer Verwechslung oder in der irrigen Annahme, es könnten hierzu auch einem andern Zwecke bereits geweihte Tiere anstandslos verwendet werden (s. Jeruschalmi), ein Böcklein als Pesachopfer geschlachtet, welches zu einem andern Opfer bestimmt war, so muss er nach R. Eli‘ezer seinen Fehlgriff durch ein Sündopfer sühnen, weil er seine Absicht, ein Pesachopfer darzubringen, durch eigene Schuld vereitelt hat, in der Opferung eines Tieres aber, welches am Sabbat nicht dargebracht werden darf, trotz der Gültigkeit des Opfers nun einmal eine Entweihung des heiligen Tages liegt; nach R. Josua dagegen bedarf es dieser Sühne nicht, da er in der Ausübung eines Gebotes, welches die entgegenstehenden Sabbatverbote ausser Kraft setzt, die Heiligkeit des Tages nur durch eine Übereilung verletzt hat, welche man seinem übermässigen Eifer zu gute halten kann, zumal die Gültigkeit des Opfers weder durch die Sabbatentweihung noch durch die Bestimmungsänderung in Frage gestellt wird (K. V, Anm. 30), die Darbringung eines solchen aber, wenn sie auch den Sabbat nicht verdrängt, als vollendete Tatsache immerhin etwas Verdienstliches ist, so dass die Opferhandlung, wenn sie auch ihren eigentlichen Zweck verfehlte, doch nicht ganz erfolglos war. War es ein Sündopfer, das er aus Versehen als Pesachopfer geschlachtet, so ist das Opfer freilich ganz und gar untauglich (ebend.) und es würde ihm daher selbst R. Josua wegen der unnützen Sabbatentweihung eine Sühne auferlegen; dasselbe ist aber ohnehin bereits durch die Bedingung אם ראויין הן aus der Reihe „aller übrigen Opfer“ ausgeschlossen, denn zum Sündopfer kann nur Kleinvieh weiblichen, zum Pesachopfer nur Kleinvieh männlichen Geschlechts verwendet werden. — Bisher war die Rede von einer Übereilung bei Opfertieren, welche auch zum Pesachopfer sich eignen und daher leicht mit ihm verwechselt werden können. Hat er aber am Sabbat ein Mutterschaf, eine Ziege oder gar ein Kalb, die zu einem andern Opfer bestimmt waren, aus Unachtsamkeit oder aus Unwissenheit als Pesachopfer geschlachtet, so muss er, da diese Tiere schon von Natur für den angestrebten Zweck nicht geeignet sind, der Fehlgriff also nur durch eine an Leichtsinn streifende, nicht zu entschuldigende Fahrlässigkeit möglich war, selbst nach R. J. ein Sündopfer darbringen. Desgleichen wenn er zur angegebenen Zeit einem Pesachopfer während des Schlachtens eine andere Bestimmung gegeben in dem Glauben, es wäre kein Sabbat, oder in der irrigen Annahme, man dürfe ein Pesachlamm auch mit veränderter Bestimmung am Sabbat opfern. Hier ist das Versehen noch viel unverzeihlicher als in dem zuletzt erörterten Falle. Denn hier handelt es sich nicht mehr um eine blosse Fahrlässigkeit, hier liegt in der mutwilligen Bestimmungsänderung, auch wenn ihm deren beeinträchtigende Wirkung nicht bekannt war, auf alle Fälle ein sträflicher Leichtsinn, der unstreitig an sich schon eine Sühne heischt, und nun kommt noch als sehr gravierendes Moment hinzu, dass das unter Entweihung des Sabbats geschlachtete Opfer infolge der Bestimmungsänderung hier ganz untauglich ist (K. V, M. 2), die Opferhandlung also völlig erfolglos war, so dass die Sabbatschändung durch nichts aufgewogen, durch nichts gemildert wird. Ist jedoch die Bestimmungsänderung keine mutwillige, war er vielmehr in dem Irrtum befangen, das von ihm geschlachtete Tier solle nicht als Pesachopfer, sondern grade dem Zwecke dienen, für den er es geopfert, hat er gar nur sich versprochen oder die Begriffe verwechselt, so wird er selbst von R. E. freigesprochen, weil eine in gutem Glauben oder irrtümlich verübte Bestimmungsänderung auf die Gültigkeit des Pesachopfers ohne Einfluss ist, eine Sabbatentweihung somit gar nicht stattgefunden hat.",
+ "bei welchem er für seine Bestimmung die Erlaubnis hat. am Sabbat zu schlachten.",
+ "bei welchen es für ihre Bestimmung verboten ist. am Sabbat zu schlachten.",
+ "welches man zu etwas Verbotenem abgeändert hat. indem man es zu einem Opfer schlachtete, welches am Sabbat darzubringen untersagt ist.",
+ "die man zu etwas Erlaubtem geändert hat. indem man sie als Pesach schlachtete, dessen Opferung die entgegenstehenden Sabbatverbote aufhebt.",
+ "wer unter ihrem Namen schlachtet. Wer aus Versehen am Sabbat nach Erledigung des Tamid oder des Musaf (K. V Anm. 1) unter jenem bez. diesem Namen ein anderes Opfer schlachtet, muss die unvorsätzliche Sabbatentweihung nach der übereinstimmenden Ansicht des R. E. und des R. J. durch ein Sündopfer sühnen; nur R. Meïr ist am Ende unserer Mischna anderer Meinung.",
+ "das keine Grenze hat. Die Zahl der an jedem Tage darzubringenden Gemeindeopfer ist genau vorgeschrieben (4. B. M. K. 28 u. 29), sie beschränkt sich auf einige wenige und ist daher leicht zu überschauen; nirgends aber steht geschrieben, wieviel Pesachopfer darzubringen sind, ihre Menge ist eine unbegrenzte, sie richtet sich nach der Bevölkerungsziffer und zählt nach unübersehbaren Tausenden (Jeruschalmi). Darum ist es ein sehr verzeihlicher Irrtum, wenn jemand am Nachmittage des 14. Nisan, selbst nachdem sämmtliche Opfer einer Gruppe bereits dargebracht sind, in der Eile auch noch ein für eine andere Bestimmung geweihtes Opfertier, welches er da stehen sieht und für ein Pesachopfer hält, als solches schlachtet, sofern es von Natur dazu geeignet ist; dagegen ist es eine unverzeihliche Fahrlässigkeit, wenn jemand ein beliebiges Opfertier, nachdem die vorgeschriebene Zahl der Gemeindeopfer bereits dargebracht ist, noch als solches schlachtet. Hat er sich aber während der Opferung vergriffen, und statt des zum Gemeindeopfer bestimmten ein für einen andern Zweck geweihtes Opfertier am Sabbat geschlachtet, so ist er nach R. J. in der Tat einer Sühne enthoben. [Ganz allgemein sagt Maimonides פ״ב מהל׳ שגגות הל׳ י״ג: Wer am Sabbat mehr Opfer schlachtet, als für den Tag vorgeschrieben, ist wegen der überzähligen zu einem Sündopfer verpflichtet. Da er nicht von Opfertieren spricht, welche ursprünglich zu einem andern Zwecke bestimmt waren, so können unter den „Überzähligen“ natürlich nur diejenigen verstanden werden, welche er nach Erledigung der festgesetzten Zahl noch geschlachtet hat. In הל׳ ח׳ dagegen, wo von zwei am Sabbat beschnittenen Kindern die Rede ist, von denen nur eines an diesem Tage beschnitten werden durfte, ist das Versehen nur dann erklärlich, wenn der am Freitag oder Sonntag geborene Knabe zuerst beschnitten wurde und nach ihm erst, als man den Irrtum erkannte, das zweite am Sabbat geborene Kind; darum entscheidet Maim. daselbst, dass ein Sündopfer nicht erforderlich ist. Was dem Verf. von לחם משנה hier schwierig und widerspruchsvoll erschien, habe ich nach alledem nicht zu ergründen vermocht. Auch was מהרש״א in Tosafot z. St ד״ה שקדם ומל Anfechtbares findet, ist auf den ersten Blick nicht recht klar. Die Tosafot meinen, es wäre nicht nötig anzunehmen, dass der am Sabbat geborene Knabe schon am Freitag beschnitten wurde, es genügte zur Erklärung der Baraita, wenn im ersten Falle der am Sabbat geborene, im zweiten der am Freitag bezw. am Sonntag geborene zuerst, jeder derselben aber am Sabbat selbst beschnitten wurde. Vermutlich mochte sich מהרש״א mit dieser auf der Oberfläche liegenden Auflassung darum nicht befreunden, weil dann nach der in Rede stehenden Ansicht des R. Meïr auch im ersten Falle, הואיל ונתנה שבת לדחות אצלו, ein Sündopfer ebensowenig am Platze wäre wie bei der irrtümlichen Darbringung eines überzähligen Gemeindeopfers; s. Anm. 35].",
+ "ist frei. S. Anm. 35."
+ ],
+ [
+ "Hat er es. das Pesachopfer.",
+ "für Essensunfähige. K. V Anm. 9.",
+ "geschlachtet oder für Unbeteiligte. das. 10.",
+ "für Unbeschnittene. das. 11.",
+ "oder Unreine. das. 12.",
+ "so ist er schuldig. ein Sündopfer darzubringen, falls der 14. Nisan ein Sabbat war, an welchem er dieses nach K. V M. 3 untaugliche Pesach in dem Wahne geschlachtet hat, es wäre kein Sabbat oder das Schlachten wäre am Sabbat überhaupt nicht verboten, oder das Opfer wäre trotz des begangenen Verstosses tauglich; vgl. Anm. 31 g. E. (»desgleichen — wird«).",
+ "so ist er frei. weil das Pesach in diesem Falle nach K. V M. 3 tauglich ist.",
+ "und es wird als fehlerhaft. mit einem jener äusserlich erkennbaren Leibesfehler behaftet, die nach 3. B. M. 22, 17—25 ein Thier zur Opferung untauglich machen.",
+ "so ist er schuldig. die unvorsätzliche Sabbatentweihung durch ein Sündopfer zu sühnen; denn er hätte bei Anwendung der erforderlichen Achtsamkeit die Untauglichkeit des Opfertieres noch vor dem Schlachten bemerken müssen.",
+ "und es wird als innerlich verletzt. Jede die Lebensfähigkeit in Frage stellende, sei es angeborene, sei es später durch Krankheit oder einen eingedrungenen fremden Körper entstandene Verletzung beeinträchtigt die Altarfähigkeit des damit behafteten Tieres.",
+ "so ist er frei. weil er — wie es am Schlusse heisst — »mit Erlaubnis geschlachtet hat«; er konnte doch vor dem Schlachten nicht wissen, dass das Tier an einem innern Organ verletzt ist.",
+ "dass. noch vor dem Schlachten.",
+ "die Eigentümer ihre Hände zurückgezogen hatten. von der Beteiligung an dem betreffenden Opferthiere zurückgetreten waren, um sich an einem andern zu beteiligen.",
+ "oder gestorben oder unrein geworden waren. Unreine sind vom Pesachopfer ausgeschlossen.",
+ "weil er mit Erlaubnis geschlachtet hat. Als er es am Sabbat schlachtete, war er nach dem Gesetz der Tora dazu befugt, denn er konnte damals nicht ahnen, dass er es unnütz schlachtet."
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+ "Wie soll man das Pesachopfer braten. mit Rücksicht auf die Vorschrift (Ex. 12, 8—9), dass dasselbe weder roh noch gekocht, sondern nur צלי אש gegessen werden soll, unmittelbar am Feuer gebraten.",
+ "Man bringe einen Spiess. שפוד syr. ܫܰܦܽܘܕܳܐ u. arab. سغود, saffûd) ist vielleicht mit שבט (Stab, auch Spiess wie II. Sam. 18, 14) verwandt Als Wurzel vermute ich פד, dessen Grundbedeutung gleich der der Wurzeln בת ,פט ,בט ,בד u. פת scheiden (trennen, sondern) ist; vgl. פדה, فدرة (Stück), בדל בדד, بطر (spalten) בטא den Mund aufthun, daher fast immer mit dem Zusatz בשפתים und als Hauptwort מבטא שפתים: das Öffnen der Lippen), פטר u. فطر (spalten, scheiden, auseinandergehen), فطم entwöhnen) פטיש, بتل (absondern) פתת ,בתר ,בתולה, فات (fliehen, entschlüpfen), فوت (Abstand, Zwischenraum), פתח (öffnen), פתה (offen stehen, Spr. 20, 19) u. v. a. Der Begriff der Offenheit geht bei dem letztgenannten Worte in den der Empfänglichkeit, Leichtgläubigkeit und Arglosigkeit über, und wie diese beiden Bedeutungen von פתה zu einander, so verhält sich vielleicht בטה (= בטא öffnen) zu בטח (Leichtsinn, Sorglosigkeit und Sicherheit), wenn nicht etwa, was wohl vorzuziehen wäre, der Begriff der Sicherheit, welcher dann einerseits in den des Vertrauens, andererseits in den der Sorglosigkeit sich abzweigte, unmittelbar aus dem Begriffe des Abgesondertseins abgeleitet werden kann (vgl. בטח בדד Deut. 33, 28 u. לבדד לבטח Ps. 4, 9). Ist nun שבט aus der Wurzel בט (sich absondern) herausgewachsen, so bezeichnet das Wort gleich מטה (Ez. 19, 11 ff.) ursprünglich einen Ast, (vgl. auch בדים Zweige und Stangen), und die Übertragung auf die sogenannten 12 Stämme Israels, die in Wahrheit soviel Zweige desselben Stammes waren, träte dadurch in das rechte Licht. Im Arabischen wird سبط von schlichtem (auseinandergehendem) im Gegensatz zu krausem Haar gebraucht; umgekehrt wird in der Mischna das Geäst eines Baumes שער (Haar) genannt (Pea II 3, Kilajim III 5, IV 9, V 3; vgl. das gr. ϰόμη und das lat. coma.) Im Aramäischen wird mit כוכבא דשביט der Komet bezeichnet (Berachot 58b); das wäre also die wörtliche Uebersetzung von ϰομήτης, stella crinita, Haarstern. Auch der Sprache der Mischna ist diese Bedeutung von שבט nicht ganz fremd. Es ist dort (vgl. die in Sabbat 75b aus einer Baraita angeführten Worte des R. Juda) ein Kunstausdruck der Weberei und hat ungefähr den Sinn von kämmen, schlichten. Das am Webstuhl angebrachte Rieth oder Blatt, welches den doppelten Zweck hat, durch seine pendelartigen Schwingungen nach jedem Durchgang der Schiffchens einerseits die infolge der „Fachbildung“ (Kreuzung) etwa in Verwirrung gekommenen Kettenfäden zu schlichten und andererseits den eingeschossenen Faden fest an das Gewebe zu drücken, heisst bei den Griechen: ϰτείς, bei den Römern: pecten und so auch in manchen Gegenden Deutschlands: der Kamm. In der Hausweberei und insbesondere beim aufrechten Webstuhl der Alten, an welchem die Hausfrau nicht sitzend, sondern stehend arbeitete, wurde das Rieth durch ein spindelförmiges Stäbchen ersetzt, welches bei Homer ϰερϰίς heisst, später den Namen σπάϑη führt. Die Frau hielt es in der Hand, bald mit dem flachen Ende auf die Schussfäden schlagend, damit sie sich enger an einander schliessen, bald wieder mit dem spitzen Ende zwischen die Kettenfäden fahrend, um sie da, wo sie durcheinander geraten, zu entwirren. Für dieses Schlichten oder Kämmen des Aufzugs ist der Weberausdruck: שבט, für das Zusammendrängen des Einschlages: דקדק (von דקק stossen, drücken und daher auch in ähnlicher Übertragung wie צמצם: genau nehmen; vgl. auch מצה ‘Erubin IV Anm. 66), und nun werden wir es verstehen, wenn dem R. Juda a. a. O. erwidert wird: Die Verrichtung des שובט fällt unter den Begriff des Aufbäumens (Anzettelns, die des מדקדק aber unter den des Webens. Von שבט = Stab kann jener Kunstausdruck (etwa in dem Sinne: schlagen, klopfen) unmöglich abgeleitet sein; denn erstens hat eher die Tätigkeit des מד קדק zu dieser Bedeutung eine Beziehung als die des שובט, zweitens nennt sich das fragliche Stäbchen gar nicht שבט, sondern כרכד (Sabbath 92b unten), d. i. das oben erwähnte ϰερϰίς od. ϰερϰίδιον. [Der שובט בקולמוס in Levy’s Wtb ü. d Targumim ist das Kind einer falschen Construction. Der betr. Satz lautet: שנים שהיו אוחזין … בכרכד ושובטין — בקולמוס וכותבין Der bislang etymologisch noch nicht genügend aufgeklärte (s. Genesius Handwb. 8. Auflage Leipzig 1878) Stamm שפט, welcher im Hebräischen und im Phönizischen richten heisst (daher Sufet, die höchste obrigkeitliche Person in Karthago), hat sich wahrscheinlich ebenso aus der Wurzel פט entwickelt, wie שבט aus בט oder שפוד aus פד und bedeutet demnach ganz einfach schlichten, entscheiden. Das syr. ܫܦܰܕ durchbohren ist gleich dem arab. سغد spiessen (im obszönen Sinne) erst von שפוד u. سغود abgeleitet, nicht aber ist umgekehrt שפוד von سغد gebildet, wie Fleischer in seinen Nachträgen zu Levy’s Wtb. ü. d. Targ. meint. Der Stamm שפד heisst nicht stechen, sondern sich absondern, abzweigen, davon שפוד, ursprünglich wie מטה der Ast, dann wie שבט der Spiess. Es ist möglich, dass שפוד hier noch die ursprüngliche Bedeutung hat, und daher vielleicht richtiger mit „As“ zu übersetzen ist (s. Anm. 7). Ob das deutsche Spiess, ahd. spioz, mhd. spiez (in der Bedeutung „Bratspiess“) von spitz abzuleiten und das span, espada, das ital. spada (Degen) und spiedo (Bratspiess) wie das franz. espade und épée (frül er espée) aus dem Deutschen zu erklären ist, oder aber alle diese offenbar nahe verwandten Bezeichnungen aus dem Orient eingewandert sind, wage ich nicht zu entscheiden; doch wollte ich auch nicht unterlassen, auf ihre immerhin verlockende Ähnlichkeit mit unserm שפוד wenigstens aufmerksam zu machen, eine Ähnlichkeit, die um so bestechender ist, als die Übereinstimmung so vieler Sprachen auf einen gemeinsamen, fremdländischen Ursprung hinzuweisen scheint.",
+ "von Granatapfelbaum. „Warum grade von Granatapfelbaum? R. Chija b. Akiba meint: Alles andere Holz schwitzt Flüssigkeiten aus, das des Granatapfelbaumes schwitzt keine Flüssigkeiten aus. Wie stehen wir? Handelt es sich um frisches, so schwitzt auch das des Granatapfelbaumes aus, handelt es sich um trockenes, schwitzt ja keinerlei Holz aus. Die Sache liegt aber so: (כיני = כן היא): Alles andere Holz kann von aussen trocken und von innen feucht sein, Granatapfelbaum aber ist, wenn von aussen trocken, auch inwendig trocken“ (Jeruschalmi). Feuchtes Holz eignet sich darum nicht zum Bratspiess, weil die ihn umgebende Fleischschicht statt zu braten durch das ausgeschwitzte Nass gekocht würde; ein eherner Spiess wieder ist darum unzulässig, weil dieselbe statt unmittelbar am Feuer durch die Gluth des Metalls gebraten würde. Beides widerspricht der Forderung צלי אש (s. Anm. 1).",
+ "stecke ihn. תחב gehört zu den Wörtern, welche ausschliessliches Sprachgut des Talmud sind und sich weder im Althebräischen noch in einer der verwandten Sprachen finden. Levy vergleicht in seinem chld. Wrtb. ü. d. Targ. bei תכברא das syr. תכב, dass er unter Hinweis auf Peschita zu Spr. 25, 17 mit hineinstecken verdeutscht. Die Stelle lautet: לא התכב רגלך לבית רחמך und ist die Übersetzung von הקר רגלך מבית רעך. Das soll also heissen: Stecke deinen Fuss nicht hinein in das Haus deines Freundes. In Wahrheit heisst das von einem Extrem ins andere fallen. Wenn der grosse Menschenkenner davor warnt, dem Freunde durch allzu häufige Besuche lästig zu fallen, so will er damit noch keineswegs empfehlen, dass man keinen Fuss über seine Schwelle setze. Solche Vernachlässigung ist mindestens ebenso verkehrt wie jene Aufdringlichkeit. Das syr. תכב hat mit unserm תחב zwei Buchstaben gemein, weiter aber auch nichts; es entspricht vielmehr dem talm. תכף, welches die rasche Aufeinanderfolge bezeichnet (שלש תכיפות הן Ber. 42a, תכפוהו אבליו זה אחר זה Mo‘ed K. 17 b), so dass לא תתכב in negativer Form dasselbe sagt, was הוקר positiv ausdrückt. Eher könnte man התוכף תכיפה (Kilajim IX 10), was Bart. durch תחיבה erklärt, zum Vergleich heranziehen. Allein diese Erklärung ist nur dem Sinn nach richtig; der Bedeutung nach ist die Radix תכף auch dort = aneinanderheften u. z. räumlich, wie sie es in den oben angeführten Beispielen zeitlich ist. תחב aber ist wohl eine sekundäre Bildung von חבא od. חבה verstecken.",
+ "durch dessen Maul bis in die Gegend. בית (eig. Haus) findet sich häufig zu der allgemeinen Bedeutung von מקום verblasst, so schon in der Bibel העיר בית קברות אבותי (Neh. 2, 3), בית סאתים (1. Kön. 18, 32), בית נתיבות (Scheideweg, Spr. 8, 2), im Talmud besonders bei Körperteilen wie hier und in בית השחי ,בית השחיטה ,בית הערוה .",
+ "Das wäre gewissermassen eine Art des Kochens. Dieselben liegen ja in der Bauchhöhle wie in einem Topfe.",
+ "<ftnote>. Dieselben liegen ja in der Bauchhöhle wie in einem Topfe.",
+ "man hänge sie vielmehr ausserhalb desselben auf. auf den Bratspiess."
+ ],
+ [
+ "Man brate das Pesach nicht am Spiesse. Unter שפוד versteht man schlechthin einen Bratspiess aus Metall. Immerhin muss es befremden, dass nachdem in M. 1 ein שפוד של רמון empfohlen wurde, der Gegensatz hier nicht schärfer betont wird durch den Zusatz של מתכת. Findet sich derselbe doch in Sukka 14b unten, wo es auf eine Unterscheidung weniger ankommt. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass שפוד in M. 1 gar nicht Spiess, sondern Ast bedeutet. Der Hebr. liebt es, den Ästen verschiedener Bäume neben der allgemeinen Bezeichnung לולב (von der Palme wie von der Rebe, von der Eiche wie vom Dornbusch — שביעית VII, 5) je nach ihrer Form auch noch besondere Namen zu geben. So findet sich vom Feigenbaume יחור, vom Weinstock זמורה, von der Sykomore קורה (Kilajim I 8 u. VI 4), von der Palme חריות (Sukka IV 6), von der Bachweide, der wilden Feige, dem Nussbaum und dem Oleaster מורביות (das. 5 u. Tamid II 3), und so mögen auch die Äste des Granatapfelbaumes שפודין genannt worden sein. Dadurch erklärt sich auch der Ausdruck מביאין in M. 1. Wäre der שפוד של רמון ein fertiger Bratspiess und als solcher ein vorrätiger Gegenstand der Kücheneinrichtung, so hiesse es נוטלין; ist derselbe aber nur ein einfacher trockener Ast, so muss er erst aus dem Garten oder vom Felde gebracht werden.",
+ "und nicht auf dem Roste. אסכלא ist das gr ὲςχάρα (Herd, Rost), nicht das lat. scalae (Leiter). Besteht auch zwischen Rost und Leiter eine äussere Ähnlichkeit, so ist doch deren grundverschiedene Bestimmung so unverkennbar (scalae kommt her von scando steigen), dass man ohne zwingenden Grund — und ein solcher ist der Übergang von ρ in ל noch lange nicht — eine Übertragung der Begriffe im fremden Lande gegen den Sprachgebrauch in der Heimat des Wortes nicht annehmen darf. Überdies ist אסכלא, wie aus Babli ersichtlich, nicht grade der aus Stäben, die wie die Sprossen einer Leiter von einander abstehen, zusammengesetzte Rost (ein solcher darf vielmehr zum Braten des Pesach verwendet werden, sofern dasselbe an einem auf den Stäben ruhenden שפודֹ של רמון zwischen denselben so hinabhängt, dass es von ihnen gar nicht berührt wird), sondern vorwiegend der aus einer einzigen Metallplatte bestehende Herd, welcher hier darum verboten ist, weil das Pesach durch die unmittelbare Wirkung des Feuers gebraten werden muss; vgl. Anm. 3. Aus demselben Grunde ist es auch unzulässig, auf den Stäben eines Rostes zu braten; die anliegenden Fleischteile würden ja in diesem Falle durch das erhitzte Metall gar gemacht.",
+ "Geh und brate uns das Pesachopfer auf dem Roste. R. G. ist entweder der Meinung, dass die Forderung צלי אש (Anm. 1) sich nur auf das Pesach in Ägypten bezieht, oder dass sie — wenn schon für alle Zeiten giltig — die mittelbare Einwirkung des Feuers doch nicht ausschliesst (Jeruschalmi).",
+ "Berührte es die Kachel. die heisse Kachel.",
+ "so schäle. קלף abschälen, syr. ܩܠܰܦ, arab. قلف ist Denom. von קליפה = ϰελύφη Schale. Die Übereinstimmung mit dem Griechischen ist vielleicht nur eine zufällige wie die von מסתרים mit Mysterien (μυστήρια), denn קליפה beurkundet durch eine ausgebreitete Verwandtschaft im Arabischen seine semitische Herkunft mit ungefähr derselben Evidenz wie ϰελύφη sein griechisches Heimatsrecht.",
+ "man die Stelle ab. Denn sie darf nicht gegessen werden, weil sie nicht צלי אש (Anm. 1, 3 u. 8), sondern an der Kachel gebraten ist, und da sie nicht gegessen werden darf, so muss sie verbrannt werden (vgl. M. 9).",
+ "wenn von seinem Safte auf die Kachel. die heisse Kachel.",
+ "nehme man die Stelle weg. Man muss so weit und so tief herausschneiden, als der zurückgespritzte Tropfen, der ja ebenfalls nicht צלי אש ist, nach gewissenhafter Schätzung in das Fleisch eingedrungen sein mochte, und das Herausgeschnittene laut vor. Anm. verbrennen.",
+ "so greife man die Stelle heraus. sofern das Mehl heiss genug war, um den hineingefallenen Tropfen gar zu machen. Aus dem in vor. Anm. angedeuteten Grunde darf dasselbe, so weit der Saft sich darin verbreitet hat, nicht gegessen werden; man muss es sogar (nach Raschi) wegen des einen Tropfens vom Safte des Pesach, mit welchem es durchtränkt ist, gleich ungeniessbar gewordenem Opferfleisch verbrennen (nach Maim. Hil. K. P. VIII 13 kann es weggeworfen werden)."
+ ],
+ [
+ "Hat man es mit Öl von Teruma. von demjenigen Teil des Ernteertrages, welcher als Priesterhebe abgesondert wurde und nur von Kohanim oder ihren Angehörigen gegessen werden darf.",
+ "wenn es eine Genossenschaft. Genossenschaft, חבורה heisst die Vereinigung der an einem Pesachopfer beteiligten Personen (s. Einl. Abs. 2); die Mitglieder derselben heissen בני החבורה Genossen.",
+ "wenn aber von Israeliten. Nichtpriestern.",
+ "es abspülen. um das an der Oberfläche haftende Öl, das dem Nichtpriester verboten ist, gehörig zu beseitigen.",
+ "das Äussere abschälen. weil warmes Fleisch das Öl einsaugt.",
+ "Hat man es mit Öl von zweitem Zehnt. Nachdem man vom Ertrag der Ernte die Teruma für den Priester und den ersten Zehent für die Leviten ausgeschieden, muss man auch noch einen zweiten Zehnt absondern, welcher eine gewisse Heiligkeit besitzt und nur innerhalb der Mauern Jerusalems verzehrt werden darf Wer die dazu erforderliche Zeit seinem Hause nicht fernbleiben mag, ist genötigt denselben an Bewohner der heiligen Stadt zu verschenken, [vgl. Raschi zu Baba M. 26a oben u. d. W. מעשר. Nach Bart. מעשר שני I 1 ist auch das nicht zulässig und nur Gäste dazu einzuladen gestattet; s. auch Jer. u. ר״ש daselbst. Maim. scheint die Ansicht Raschi’s zu teilen ]. Vor kauft darf zweiter Zehnt nicht werden; wohl aber kann man ihn ausserhalb Jerusalems gegen Geld auslösen, wodurch er seine Heiligkeit, die sofort auf das Geld übergeht, verliert und ein Gegenstand der freien Verfügung wird, den der Eigentümer nach Belieben verkaufen darf. Das Lösegeld muss man in der heiligen Stadt auf Nahrungsmittel ausgeben, auf die sich dann die Heiligkeit des zweiten Zehnt überträgt, die daher in Jerusalem vom Besitzer verzehrt oder verschenkt werden müssen, in keinem Falle aber verkauft werden dürfen. »Öl von zweitem Zehent« ist demnach sowohl solches Öl, welches man ursprünglich schon von den Erträgnissen der Ölernte abgesondert und in natura nach Jerusalem gebracht hat, als auch solches, welches erst nachträglich von etwaigem Lösegelde in der heiligen Stadt gekauft wurde.",
+ "kann man es den Genossen nicht in Rechnung stellen. Wörtlich: zu Geld machen.",
+ "denn man darf zweiten Zehnt in Jerusalem nicht auslösen. Die Begründung ist auf den ersten Blick unverständlich. Wenn für das Öl Bezahlung gefordert wird, so kann doch höchstens von Verkauf die Rede sein, aber nicht von Auslösung; das Öl verliert ja dadurch seine Heiligkeit nicht! In der Tat lesen einige Hndschr. מוכרין statt פודין. Aber schon Jer. bekundet, dass unsere Lesart die richtige ist. Was hätte auch sonst בירושלים für einen Sinn? Verkaufen darf man ja zweiten Zehnt nirgends, auch nicht ausserhalb Jerusalems! Um so auffallender ist, dass Bart., der richtig פודין’ liest, dieses Wort mit מוכרין erklärt, als ob beide Begriffe sich deckten. Nach den Ausführungen jedoch, die wir in vor. Anm. vorausgeschickt haben, ebnen sich alle Schwierigkeiten von selbst. Die Mischna will zeigen, wie es keine Möglichkeit gibt, das Öl den Genossen anzurechnen. Sie setzt dabei als bekannt voraus, dass man zweiten Zehnt nicht verkaufen darf. Beginnt doch gleich der erste Satz im Traktat מעשר שני mit diesem Verbot! Noch gibt es aber einen Ausweg. Ein pfiffiger Kauz könnte auf den Gedanken kommen, das Öl, um nur nichts schenken zu müssen, gegen einen entsprechenden Geldbetrag auszulösen und es sich nachher von den Genossen bezahlen zu lassen. In Jerusalem ist indessen auch dieser Ausweg versperrt: »denn man darf zweiten Zehnt in Jerusalem nicht auslösen.«"
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+ "Fünf Dinge werden in Unreinheit dargebracht. Wenn die Gesammtheit der zur Verfügung stehenden Priester ] oder der ganze Vorrat an geeigneten Opfergeräten unmittelbar oder mittelbar durch eine Leiche unrein geworden (4. B. M. 19, 14—16), so werden zwar alle Opfer, die an keine bestimmte Zeit gebunden sind, bis zur wiederhergestellten Reinheit aufgeschoben, diejenigen aber, für welche der Tag der Darbringung festgesetzt ist, und welche daher selbst am Sabbat nicht unterbleiben, nicht allein trotz dieser Unreinheit vollzogen, sondern sogar in solcher Unreinheit; d h. es können auch unreine Geräte zur Verwendung kommen, wenn die Priester, und es können unreine Priester dabei ihres Amtes walten, wenn die Geräte mit einer durch eine Leiche verursachten Unreinheit (טומאת מת) behaftet sind. Was die anderen Arten der Unreinheit betrifft, so hat jede derselben, sie habe welchen Namen. sie wolle, für den infizierten Menschen — ob Laie oder Priester — unter allen Umständen und ohne Ausnahme den unbedingten Ausschluss vom Heiligtum sowie den unbedingten Ausschluss von jeglicher Opferhandlung zur unausbleiblichen Folge. Und wären alle dienstfähigen Priester mit einer solchen Unreinheit behaftet, so müssten sämtliche Opfer, auch die öffentlichen, bis zur wiedererlangten Reinheit unterbleiben. Anders wenn solche Unreinheit auf den Opfergeräten lastet. In diesem Falle werden die unaufschiebbaren Opfer trotz dieser Unreinheit dargebracht, aber dennoch nicht in Unreinheit; es dürfen vielmehr nur reine Priester den Dienst verrichten Dieselben werden ja durch Berührung der Opfergeräte nicht verunreinigt, da Menschen nach K. I, Anm. 26 nur für die primäre Übertragung empfänglich sind, unter den in Betracht kommenden Geräten aber kein einziges anders als durch טומאת מת zu einem Infektionsherd (אב הט ומאה das. Anm. 29) werden kann. [Wenn also Maim in Hil. Biat Hamikdasch IV 12 היו כלי השרת טמאים למת sagt, so kann er למת nur mit Rücksicht auf den Nachsatz ויתעסקו בו הטמאים והטהורים כאחד hinzugefügt haben; der Hauptsatz הרי זה יעשה בטומאה aber setzt keineswegs eine טומאת מת voraus, wie aus Babli Pesachim 79a נטמאת הסכין בטומאת שרץ …. טהורים עבדי klar hervorgeht.] Dagegen gibt es eine Möglichkeit auf anderm Wege אב הטומאה zu werden für die Priestergewänder, zwar nicht für alle, aber doch für diejenigen unter ihnen — und das sind die meisten — die aus weissen Stoffen gemacht sind — ich meine den Aussatz (נגעי בגדים 3. B. M. 13, 47—59). [אבל טומאת מדרס אפשר דלא שייך בבגדי כהונה ויש לי בזה אריכות דברים אבל אין כאן מקומן].",
+ "aber nicht in Unreinheit gegessen. Von all den Opfern, welche laut vor. Anm. auch in Unreinheit vollzogen werden, sind die meisten Ganzopfer, die überhaupt nicht gegessen werden. Ausser dem Pesach, von welchem am Schluss der Mischna gesprochen wird, gibt es unter ihnen nur fünf, von denen nach Darbringung gewisser Opferteile der Rest gegessen wird Dieselben werden hier aufgezählt. Ihre »Reste« dürfen im Gegensatz zum Pesach (s. Anm. 29) nur sofern sie rein sind und auch dann nur von reinen Priestern gegessen werden. Der auf den ersten Blick an dieser Stelle überflüssige Zusatz בטומאה ist aus zwei Gründen nötig. Erstens wegen der Zahl חמשה. Der דברים הבאים בטומאה ואינם נאכלים gibt es mehr, aber nur fünf, die blos בטומאה nicht gegessen werden. Zweitens, weil sonst der Irrtum entstehen könnte, dass von einem in Unreinheit dargebrachten Opfertier das Fleisch auch dann nicht gegessen werden darf, wenn dieses rein geblieben. Es ist sehr wohl denkbar, dass sämtliche dienstfähigen Priester unrein sind, mithin das Blut und das Fett des Opfers in Unreinheit dargebracht werden musste, dennoch aber das Fleisch nicht unrein geworden und daher gegessen werden darf; denn einerseits kann das Schlachten, Abhäuten und Zergliedern des Opfers auch durch Laien geschehen, sodass die unreinen Priester mit dem Fleische desselben nicht einmal in mittelbare Berührung zu kommen brauchen, andererseits dürfen auch mit Leibesfehlern behaftete und somit dienstuntaugliche Priester (3. B. M. 21, 16—21), sofern sie nur rein sind, Opferfleisch essen (das. 22). [.]",
+ "Das Omer und die beiden Brote. 3. B. M. 23, 9—11 und 15—17. Das ‘Omer war das jährliche Erstlingsopfer von der Gerste, die beiden Brote waren das jährliche Erstlingsopfer vom Weizen; jenes wurde gemäß der pharisäischen Tradition am 16. Nisan, dieses 49 Tage später am Wochenfeste dargebracht. Vom ‘Omer wurde ein Teil auf dem Altar verbrannt, der Rest von den Priestern gegessen; von den beiden Broten durfte freilich, da dieselben nach der Vorschrift der Tora (das.) Chamesz waren, nichts auf den Altar getan werden (3. B. M. 2, 11—12), sie wurden vielmehr vollständig von den Kohanim verzehrt, aber erst dann, wenn vom Friedensopfer (Anm. 27), mit welchem sie zusammen dargebracht wurden, die Opferteile auf den Altar gekommen waren.",
+ "das innere Brot. Die zwölf sog. Schaubrote (2. B. M. 25, 30 und 3. B. M. 24, 5—9), welche wöchentlich vor Sabbat gebacken und am Sabbat, in zwei Reihen geordnet, nebst zwei Schalen voll Weihrauch auf den inneren Tisch שלחן הפנים (4. B. M. 4,7) des Heiligtums gestellt wurden, wo sie die ganze Woche hindurch lagen, um am nächsten Sabbat durch neue ersetzt zu werden. Der Weihrauch wurde als Opferteil verbrannt, das Brot selbst unter die Priester verteilt. Es ist das einzige Opferbrot, welches in das Innere des Heiligtums gelangte.",
+ "die öffentlichen Friedensopfer. Wie es unter den aus Mehl bereiteten Gemeindeopfern nur die drei hier angeführten gibt, von denen gegessen werden darf, so gibt es unter den öffentlichen Tieropfern nur die folgenden drei, deren Fleisch nicht dem Altarfeuer übergeben, sondern nach Darbringung der Opferteile (Blut und Fett) von Menschen verzehrt wird: Das Pesach, das Sündopfer der Fest- und Neumondstage (s. d. folg. Anm.) und die beiden Lämmer, welche am Wochenfeste zugleich mit den eben erwähnten zwei Broten als Friedensopfer dargebracht wurden (3. B. M. 23, 19—20).",
+ "und die Neumondsböcke. Das nach 4. B. M. 28, 15 an jedem Neumondstage aus öffentlichen Mitteln für die Gemeinde darzubringende Sündopfer. Ein solches wird aber in demselben Kapitel (Vv. 22, 24, 30) und im folgenden (Vv. 5, 11, 16, 19, 22, 25, 28, 31, 34, 38) auch für die übrigen Feste des Jahres angeordnet. Man sollte daher zu ושעירי ראשי חדשים den Zusatz ושל מועדות erwarten. Vielleicht sind die Neumondstage der Kürze wegen aus der Reihe der übrigen Feste nur als Beispiel hervorgehoben, weil sie an der angeführten Bibelstelle den Reigen derselben eröffnen. So werden in Z’baḥim 9b u. 48b und M’naḥot 55b u. 92b die von den Fürsten Israels zur Einweihung des Altars geopferten Böcke (4. B. M. 7. Vv. 16, 22, 28, 34 etc.) als שעיר נחשון oder חטאת נחשון bezeichnet, weil dieser Fürst, wie Raschi erklärt, daselbst an erster Stelle genannt wird. Allerdings könnte dort der allgemeine Ausdruck שעירי הנשיאים zu dem Missverständnis führen, es wäre das im 3. B. M. 4, 22—26 vorgeschriebene Opfer gemeint, während hier, parallel der vorangehenden Benennung זבחי שלמי צבור, die Bezeichnung חטאות הצבור besser am Platze schiene, zumal nach der Definition in Z’baḥim V, 3: חדשים ושל מועדות אלו הן חטאות הצבור שעירי ראשי. In Wahrheit aber wäre dieser Ausdruck nicht präzis genug (ועיין רש״י זבחים נ״ב ע״ב בפי׳ המשכה), denn er könnte auch auf das im 3. B. M. das. 13—21 erwähnte Sündopfer bezogen werden, welches in M’naḥot IX 7 zu den קרבנות הצבור gezählt, jedoch weder gegessen, noch in Unreinheit dargebracht wird. Ja sogar die genauere Bezeichnung שעירי חטאות הצבור könnte noch im Hinblick auf 4. B. M. 15, 24 zu einer falschen Auffassung verleiten. Nach all dem ist es nicht unmöglich, dass der vermisste Zusatz ושל מועדות mit Absicht weggelassen ist, weil derselbe auch den nach 3. B. M. 16, 9 am Versöhnungstage zu opfernden Bock einschliessen würde; dieser gehört indessen nicht zu den hier aufgezählten fünf Opferarten, denn er wird zwar auch in Unreinheit geopfert, aber niemals gegessen. In Sch’bu’ot I,4 steht שעירי הרגלים ושעירי ראשי חדשים, weil dort R. Simon zwischen beiden unterscheidet.",
+ "wird in Unreinheit gegessen. Gleichviel ob das Pesach bei der Opferung unrein geworden oder nicht, dürfen nicht allein reine, sondern auch unreine Personen Abends von seinem Fleische essen. Sonst ist der Genuss unreinen Opferfleisches streng verboten; noch schwerer aber ist die Sünde, wenn unreine Personen Opferfleisch gemessen.",
+ "denn es wird von Anfang an nur zum Genusse dargebracht. Der Hauptzweck des Pesach ist nicht die Opferhandlung, sondern das Opfermahl; vgl. die folg. Mischna."
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+ "Ist das Fleisch unrein geworden. Die Rede ist vom Pesachopfer, aber nicht mehr von dem in Unreinheit dargebrachten (dessen Blut auf alle Fälle gesprengt wird), sondern von einem durch Zufall verunreinigten. Die Mischna knüpft hier nur an den Schlusssatz der vorigen an, um denselben durch ein Beispiel zu beleuchten. Der Gedanke, dass die eigentliche Bedeutung des Pesach im Opfermahle gipfelt, findet beredten Ausdruck in der Vorschrift, das Blut nicht zu sprengen und somit das Opfer für untauglich zu erklären, sobald das Fleisch unrein und dadurch ungeniessbar geworden, während es sonst genügt, wenn nur das auf dem Altar zu verbrennende Fett rein geblieben.",
+ "so sprengt man das Blut nicht. und bringt auch das Fett nicht auf den Altar, lässt vielmehr ein neues Pesach darbringen.",
+ "so sprengt man das Blut. und das Fleisch wird Abends verzehrt, obschon das Fett nicht geopfert werden konnte.",
+ "Bei den übrigen Opfern. Da das Pesach zu den Opfern gehört, dürfte die Gegenüberstellung von פסח und מוקרשין (hier und M. 12, desgl. 1 הפסח שנתערב בזבחים IX 8, פסח וקדשים VIII 8 u. Ḥullin 12a oben) Befremden erregen. Dem Kundigen fällt es kaum auf. Schon in der heil. Schrift findet man בישראל ובאדם (Jer. 32, 20) u. ä., im Gebetbuch בין ישראל לעמים u. dgl.; im Talmud ist die Verbindung solcher Begriffe, von denen der eine den andern umschliesst, unter Weglassung des Wörtchens שאר fast die Regel. Hier nur wenige Beispiele: את הראש ואת האברים (Joma III 4), בירושלים — בהר הבית (Sch’ḳalim VII 2. Dagegen ebend. בשעת הרגל מעשר ובשאר ימות השנה חולין, ebenso in dem Zitat Babli P’saḥim 7a, umgekehrt aber in Baba M. 26a: בשאר ימות השנה חולין בשעת הרגל מעשר, eine Wortstellung, bei welcher der Zusatz בשאר nöthig ist, weil der umfassendere Begriff vorangeht; vgl. שאר ירקות—מרור P’saḥim X 4), הכהנים והעם (Joma VI 2 u. Ta‘anijot IV, 5) חטאת — קרבנות (Nazir VI 10) u. a. m. Vielleicht gehört hierher auch כתנים לויים וישראלים (Ḳidduschin IV 1) und die stehende Redensart דברי ר׳ פלוני וחכמים אומרים.",
+ "sprengt man das Blut. Desgleichen kann das Blut gesprengt werden und folglich der Opferzweck als erfüllt gelten, wenn das Fett unrein geworden und daher dem Altar nicht zugewendet werden durfte, sofern nur das Fleisch rein geblieben. Ist beides unrein geworden, so wird das Blut nur gesprengt, wenn es sich um ein öffentliches Opfer (mit Ausnahme des Pesach) handelt."
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+ "Ist die Gemeinde oder ihre Mehrheit unrein geworden. Das Verhältnis der Reinen zu den Unreinen kann natürlich nicht durch eine genaue Volkszählung ermittelt werden, denn eine solche müsste schon Tage vorher abgeschlossen sein, wenn das Ergebnis am 14. Nisan festgestellt werden soll, und würde daher den Zweck derselben eher beeinträchtigen als fördern, da doch inzwischen ohne Zweifel noch mehr Personen durch Leichen (s. Anm. 23) unrein geworden. Es werden vielmehr die Bevollmächtigten, die das Pesach im Namen ihrer Tischgenossen darbrachten, und von denen mancher eine Gesellschaft von 20 Personen und darüber vertrat, kurz bevor sich die Pforten der Opferhalle vor der ersten Gruppe öffnen (K. V, M. 5), einander gegenübergestellt, wonach sofort - meist auf den ersten Blick, in zweifelhaften Fällen durch Auszählung — entschieden wird, ob die Zahl der Reinen oder die der Unreinen überwiegt.",
+ "so wird es in Unreinheit bereitet. Es dürfen, obwohl reine Priester in genügender Zahl zu Gebote stehen, auch Unreine an den Opferhandlungen sich beteiligen, wenn die Mehrheit der Gemeinde unrein ist, und es dürfen, obgleich die Mehrheit der Gemeinde rein ist, auch Unreine am Opfermahl teilnehmen, sofern die Priester unrein sind. Sind die Opfergeräte mit einer durch eine Leiche verursachten Unreinheit behaftet, so sind auch unreine Personen sowohl zu den Opferhandlungen als zum Opfermahle zuzulassen; denn da Geräte nur für primäre Übertragung empfänglich sind (K. I, Anm. 26), die in Rede stehenden aber hierbei eine Abschwächung des Unreinheitsgrades nicht erleiden (das. Anm. 33), würden ja notwendig durch die Handhabung derselben auch reine Personen noch vor der Opferhandlung unrein, so dass es auf genau dasselbe herauskommt, ob die Priester oder die Geräte in der angegebenen Weise verunreinigt sind. Ist es dagegen eine andere Art der Unreinheit, die auf den Opfergeräten lastet, so dürfen, wie schon oben (Anm. 23) auseinandergesetzt wurde, nur reine Personen den Dienst verrichten; die Frage aber, ob wenigstens am Opfermahle auch Unreine sich beteiligen dürfen, ist Gegenstand eines Meinungsstreites im Babli z. St. [wo statt בטמא מת entweder במת (nach ילקוט פ׳ צו ס״ס תצ״ט und סמ״ג מ״ע ס״ס רכ״ד) oder, entsprechend dem Gegensatze בטומאת שרץ, vielleicht בטומאת מת zu lesen ist, die Worte aber דרחמנא אמר בחלל חרב חרב הרי הוא כחלל ganz zu streichen sind. עיין רמב״ם פ״ג מהל׳ ביאת מקדש הט״ו ובפי׳ ר״ש בריש מס׳ אהילות שהובא במשנה למלך פ״ה מהל׳ טומאת מת ה״ג בד״ה ודע ומבואר שם יפה אלא שנעלם מעיניו סוגיא דידן ואי״ה ארחיב דברי בסוף הספר]. Ebenso gehen die Ansichten darüber auseinander, ob die Unreinen, wenn sie an Zahl den Reinen gleich sind, das Pesach, weiches diese unstreitig in Reinheit bereiten müssen, ihrerseits in Unreinheit darbringen und verzehren, oder auf das zweite Pesach am 14. des nächsten Monats verwiesen werden, oder aber in diesem Jahre überhaupt kein Pesach feiern. — Statt יֵעָשֶֹה lesen einige יַעֲשֹוּ, was sachlich dasselbe ist.",
+ "so bereiten die Reinen das erste und die Unreinen bereiten das zweite. 4. B. M. 9, 6—11."
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+ "dass es. Es ist unklar, ob dieses Fürwort auf das Pesach oder auf das Blut hinweist [s. Raschi und Tosafoth z. St. ומדברי הירושלמי דקאמר מחגיתא בשנטמא משירד לאוירו של כלי אבל אם נטמא עד שהוא מלמעלן נעשה כמקבל מים אין הכרע דאיכא למימר אסיפא קאי הציץ מרצה על טומאת הדם ]. Maimonides bezieht es in seinem Kodex (Hil. Korban Pesaḥ IV 2), wohl infolge seiner Entscheidung daselbst (Hil. Tum’at Ochâlin X 16), dass Opferblut gar nicht unrein werden kann מזה כלום [ובהל׳ מעשה הקרבנות פ״ח ה״ט כשגגה שיצא מלפני השליט דוק ותשכח ועיין כ״מ ול״מ שלא הרגישו], auf jenes, in seinem Kommentar zu unserer Mischna dagegen, die ja in der mit מפני שאמרו eingeführten Begründung ausdrücklich von „Unreinheit des Blutes spricht [וצ״ע בבבלי פסחים ט״ז ע״ב אדמתיב ליה לרב משלש ברייהות ליתיביה ממתניתן], auf dieses. Ein Beweis indessen ist dieser Hinweis keineswegs. Die Begründung braucht durchaus nicht auf unsere Stelle ausgedehnt zu werden, kann sich vielmehr auf den nächsten Satz beschränken (s. Anm. 43). Umgekehrt glaube ich in dem Wörtchen שהוא selbst, um dessen Deutung es sich handelt, wenn auch nicht im genus, so doch im tempus desselben, eine Stütze dafür zu finden, dass es auf das Pesach sich bezieht. Auf das bereits gesprengte Blut bezogen, müsste es שהיה lauten („dass es unrein war“). Es scheint, dass ebenso wie die sechste an die vierte nun wieder die siebente an die fünfte Mischna anknüpft. Dort wurde gelehrt, dass das Blut des Pesach nicht gesprengt werden soll, wenn das Fleisch unrein geworden. Es muss also in diesem Falle von den Genossen ein neues Opfertier herbeigeschafft oder, wenn das nicht mehr möglich ist, im nächsten Monat ein „zweites Pesach“ dargebracht werden. Wie aber, wenn erst nach der Sprengung des Blutes entdeckt wird, dass das Fleisch schon vorher unrein gewesen? In diesem Falle, erfahren wir nun hier, haben die Genossen ihrer Pflicht genügt und sind daher, obgleich sie auf das Opfermahl verzichten müssen, zur Feier des zweiten Pesach weder verpflichtet noch befugt.",
+ "so sühnt die Priesterbinde. Der Stirnbinde des Hohenpriesters (2. B. M. 28, 36—38) wohnt nach dem Wortlaut der Schrift die Kraft inne, einen den Opfern anhaftenden Makel aufzuheben (ונשא אהרן את עון הקדשים) und ihnen dadurch das göttliche Wohlgefallen zu sichern (לרצון לחם — daher auch hier der Ausdruck מרצח; vgl. נדצה עוגה Jes. 40, 2), welches das angestrebte Ziel jeder Opferhandlung ist (vgl. 3. B. M. 1, 3; 22, 19—21 u. ö.). Diese Wirkung, welche sich nach der Überlieferung nur auf den Makel der Unreinheit erstreckt, äussert sich in verschiedener Weise: Sind es die für den Altar bestimmten Teile, die nachträglich als unrein erkannt wurden, so zeigt sie sich darin, dass das rein gebliebene Fleisch gegessen werden darf; hat sich dagegen nur dieses als unrein herausgestellt, so kommt sie dadurch zur Geltung, dass jene dem Altar zugewendet werden dürfen. In allen Fällen aber, selbst wenn beides unrein gewesen, hat sie zur Folge, dass das Opfer als vollzogen gilt und durch kein anderes ersetzt zu werden braucht. Dass jedoch das unrein gewordene Opferfleisch zum Genuss erlaubt sei, kann die Sühne nicht einmal beim Pesach bewirken, Es heisst zwar oben (M. 4), dass ein in Unreinheit dargebrachtes Pesach auch in Unreinheit gegessen wird; das gilt aber nur von einem solchen, das die ganze Gemeinde in Unreinheit darbringt, während hier von Einzelnen blos die Rede ist. — מרצה ist als Hif‘il nicht als Pi‘el zu lesen, denn das Passiv lautet הורצה (Tosefta Z’baḥim IV g. A. u. ö., Babli das. 45b u. ö.)",
+ "dass die Person. eines Teilhabers.",
+ "so sühnt die Priesterbinde nicht. Er wird vielmehr auf das zweite Pesach verwiesen. Ist er aber erst nach der Sprengung unrein geworden, so feiert er — obschon vom Opfermahle ausgeschlossen — das zweite Pesach nicht. Demnach ist נטמא הגוף dem vorangehenden ואחר כך נודע zwar syntaktisch beigeordnet, logisch aber untergeordnet. Es müsste eigentlich שנטמא הגוף heissen.",
+ "nicht aber sühnt die Priesterbinde die Unreinheit der Person. In der Tosefta lautet dieser Satz, welcher nach Maim. z. St. aus einer Zeit stammt, die noch hinter der des Jose b. Jo‘ezer (st. vor dem Makkabäerkriege) weit zurückliegt, ausführlicher: כל קרבנוח הצבור והיחיד הציץ מרצה על טומאת הדם ועל טומאת הגוף חוץ מנזיר ועושה פסח שמרצה על טומאת הדם ואין מרצה על טומאת הגוף (P’saḥim VI u. N’zirut VI). Wir sehen hier den Nachdruck auf die Unreinheit der Person gelegt, die des Blutes aber, für welche ja keine Ausnahme besteht, nur so nebenbei angeführt, und gewinnen dadurch einen Anhalt, um die Betonung von גזיר ועושה פסח in der Mischna zu verstehen. Bei allen anderen Opfern kommt es auf die Reinheit des Darbringers nicht sehr an, wenn nur diejenigen nicht unrein waren, welche die Opferhandlungen vornahmen. Nicht so beim Pesach und dem Naziropfer. Von jenem wissen wir bereits aus K. V, M. 3 (s. das. Anm. 12—13), dass es untauglich ist und daher verbrannt werden muss, wenn es für Unreine geschlachtet wurde []; dasselbe gilt von einem Pesach, dessen Inhaber erst nach dem Schlachten, aber vor der Sprengung des Blutes sämtlich unrein geworden. In beiden Fällen wird das Opferblut weggegossen, das Fett nicht dargebracht, das Fleisch nicht gegessen, und die Teilhaber müssen im nächsten Monat das Pesach auf’s Neue bereiten. Genau dieselben Bestimmungen finden entsprechende Anwendung auf den Nazir (4. B. M. 6, 1—21). Wenn sich herausstellt, dass er zur Zeit, als er die vorgeschriebenen Opfer (das. 13—15) darbrachte, mit einer durch eine Leiche herbeigeführten Unreinheit behaftet war, sind dieselben ebenfalls untauglich [ ]. Weder dürfen die für den Altar bestimmten Teile demselben zugewendet, noch die übrigen gegessen werden; er selbst aber muss nach wiedererlangter Reinheit sein Gelübde auf’s Neue erfüllen (das. 9—12) und dann dieselben Opfer noch einmal darbringen. Ähnlich verhält es sieb, wenn er auch nur einen Augenblick vor Sprengung des Opferblutes durch eine Leiche unrein geworden. Der Nazir ist nämlich auch nach Ablauf der in seinem Gelübde festgesetzten Zeit noch solange an dasselbe gebunden, bis am folgenden Tage wenigstens von einem seiner Opfer das Blut in gehöriger Weise gesprengt ist. Wird er vorher unrein, sind seine Opfer in dem eben erläuterten Sinne untauglich [] mit dem einzigen Unterschiede, dass er in diesem Falle nach wiedererlangter Reinheit nur dreissig Tage lang den Pflichten seines Gelübdes noch unterworfen ist. Wird er jedoch erst nachher unrein, so hat das weiter nichts auf sich, immer vorausgesetzt, dass kein Verstoß vorgekommen, der die Gültigkeit des Opfers beeinträchtigt, in welchem Falle dasselbe als nicht vollzogen angesehen werden müsste, was für ihn all die schlimmen Folgen nach sich zöge, welche seine Verunreinigung vor Darbringung desselben herbeigeführt hätte. Die Sprengung unreinen Blutes ist nun ein solcher Verstoss. Wurde indessen die Unreinheit erst nach erfolgter Sprengung entdeckt, so bewirkt die sühnende Kraft der Priesterbinde, dass das Opfer trotz des Versehens als tauglich gilt und die angeführten Folgen für den Nazir nicht mehr eintreten können, dieser vielmehr seines Gelübdes entbunden ist und fortan ohne Bedenken Leichen berühren darf.",
+ "Unreinheit des Abgrundes. Schulausdruck für Leichenteile oder auch ganze Leichen, welche allem Anscheine nach bisher menschlicher Kenntnis so verborgen waren wie die Untiefe oder der Meeresgrund. Das ist der Fall, wenn alle Umstände der Auffindung die Annahme rechtfertigen, dass vor ihrer Entdeckung ebenso wenig wie die Person, die dort arglos vorübergegangen und um deren in Frage gestellte Reinheit es sich jetzt handelt, auch kein anderer Mensch je eine Ahnung hatte von dem Verhandensein derselben an diesem Orte, z. B. wenn die Lage des Toten vermuten lässt, dass er nicht von Menschenhänden dort begraben, sondern durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Die immerhin seltsame Bezeichnung lässt darauf schliessen, dass auch dieser Satz aus älterer Zeit stammt und mithin den Schluss der Anführung bildet, obgleich er in unserer Mischna eine selbständige Stellung einnimmt. In der Tosefta folgt er unmittelbar auf die an der Spitze der vorigen Anmerkung wiedergegebenen Worte. Vielleicht hat derselbe ursprünglich in der Mischna zweimal gestanden, ist aber später vor מפני שאמרו von Abschreibern aus Versehen fortgelassen oder gar als verdächtige Wiederholung eigenmächtig gestrichen worden.",
+ "sühnt die Priesterbinde. Ist daher solche Unreinheit erst nach Sprengung des Blutes erkannt worden, so gelten die Opfer als gehörig vollzogen; desgleichen, wenn sie zwar schon vorher entdeckt, das Blut aber trotzdem, sei es aus Versehen, sei es mit Absicht, gesprengt wurde (כלשנא בתרא דמר בר רב אשי בפסחים פ״א: ). Von vornherein soll jedoch das Blut im letztern Falle nicht gesprengt werden; der Darbringende wird vielmehr, wenn es sich um das Pesach handelt, auf das zweite Pesach verwiesen, und wenn er ein Nazir ist, zu nochmaliger Erfüllung seines Gelübdes nach wiedererlangter Reinheit angehalten. [Tosefta a. a. O. ]."
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+ "so verbrennt man es Angesichts des Bira. Nach R. Simon b. Lakisch (Jer. z. St. u. Babli Z’baḥim 104b), der seine Ansicht auf 1. Chronik 29,19 stützt, wird der ganze Tempelberg mit dem Namen Bira bezeichnet; nach R. Johanan (ebend.), für dessen Auffassung wieder Nehemja 2, 8 (הבירה אשר לבית) zu sprechen scheint, versteht man darunter nur die Tempelburg (s. K. III Anm. 52 u. Josephus Ant. 15, 11, 4, nach welchem die Baris erst von den Makkabäern erbaut wurde).",
+ "mit dem Holze für den Altarherd. K. III Anm. 53. — Diese zunächst im Interesse der Mittellosen getroffene Anordnung wurde, um denselben das kränkende Gefühl einer Zurücksetzung zu ersparen, auch auf die Reichen ausgedehnt. Obgleich die öffentliche Verbrennung im Angesichte des Tempels eine Strafe war, durch welche die Unachtsamen beschämt werden sollten, wurde doch selbst bei dieser Gelegenheit auf das leicht verletzte Zartgefühl der Armen schonende Rücksicht genommen.",
+ "einen unrein gewordenen kleinern Teil und Übriggebliebenes. 2. B. M. 12, 10.",
+ "Engherzige. ציקן ist von צוק wie בישן von בוש gebildet. In der Bibel ist diese Form (Endung ân) bei Eigennamen ziemlich häufig (יקטן 1. B. M. 10, 25; זמרן יקשן מדין das. 25, 2; דישן חמדן אשבן יתרן בלהן זעון das. 36, 27—28), sonst aber recht selten (אבדן אלמן דרבן קרבן). Im Talmud ist das Verhältnis ein umgekehrtes. Bei Eigennamen äusserst selten — mir fällt augenblicklich blos נחמן ein, was vielleicht nur ein verkürztes נחמני (Neh. 7, 7) ist — begegnet uns diese Form dort sehr oft als nomen agentis, um eine Tätigkeit, die das Participium als vorübergehend hinstellt, als gewohnheitsmässig zu bezeichnen (גזלן דרשן שקדן ספדן סרבן קפדן u. v. a.), zuweilen auch wie in חורבן oder פורקן als nomen actionis. Selbst von Hauptwörtern werden solche Formen gebildet, z. B. לפתן מקבן צירן מאושכן (Bechorot VII); ja es hat sich diese Endung so eingebürgert, dass man sie auch in späterer Zeit zu Neubildungen benutzt hat (כעסן Heisssporn, עקשן Querkopf, קמצן Geizhals u. a. m.) und noch heute verwendet. Im Arabischen findet sich diese Wortform ebenfalls, u. z. als nomen agentis mit den Vokalen a od. o über dem ersten Stammbuchstaben, als nomen actionis auch mit i. In der Bibel hat dieselbe als nomen actionis gewöhnlich o an dieser Stelle (אָבְדָּן, קָרְבָּן), seltener a (קָֽרְבָן Ez. 40, 43 und אַבְדָּן Ester 9, 5), im Talmud ausschließlich o; es fragt sich nur, wie es sich in dieser Beziehung mit dem nomen agentis verhält. Der Volksmund hat sich entsprechend der Vokalisation von אַלְמָן (Jirm. 51, 5) und דָֽרְבָן (1. Sam. 13, 21) für die Aussprache mit Patach entschieden; im Jeruschalmi aber steht hinter dem ersten Stammbuchstaben meist ein Wâw als Lesemutter für o z. B. רוצענים (oben IV 7) רוצחנים (Sota IX 8, auch im Babli das. 47a unten u. 47b Mitte), בויישן (zu Kidduschin IV 1 zweimal und zu Synh. VI 9 dreimal) und so auch hier צוייקן (dreimal; im Mischnatext jedoch חציקנים). Bei גזלן schwankt die Schreibung (zu Kid. II 1 mit Wâw, zu Baba M. VI 3 ohne dasselbe, zu Baba K. I 1 und Synh. VIII 3 bald גוזלן, bald גזלן). רחמן (syr. מרחמן) wird ebenso wie סרבן stets ohne ו geschrieben, dagegen תורגמן und מתורגמן (syr. תרגמן) stets mit ו. Im vierten Segenspruche der T’fillat Jom hakkippurim beten wir כי אתה סולחן לישראל ומוחלן לשבטי ישורון, was natürlich nicht, wie ältere Ausgaben punktieren, םוֹלְחָן und מוֹחֲלן (ihr Verzeiher u. Vergeber), sondern םָלְחָן und מָחְלָן (od. מָחָֽלָן = moḥ°lân) auszusprechen ist. Nach alldem glaube ich, dass bei der in Rede stehenden Wortform der erste Stammbuchstabe mit kurzem o zu vokalisieren wäre, wenn sich dieselbe vom Part. Kal, in welchem dieses o lang ist, herleiten lässt (daher שָׁקְדָּנִים und דָּרְשָׁנִים Sota IX 15, קָפְדָּן Abot II 5, nicht aber קַפְדָּן, noch weniger קַפְּדָן), mit a dagegen und folgendem Dagesch, wenn sie vom Pi‘el gebildet ist (daher רַחֲמָן ,קַבְּלָן od. םָֽרְבָן ,רַחְמָן; vermutlich ist auch אלמן, obgleich das ל nicht verdoppelt erscheint, ebenso wie דרבן auf den Pi‘el zurückzuführen, da das Dagesch, sofern es sich nicht um die Buchstaben בגדכפת handelt, nach einer bekannten Regel gern ausfällt). Bei den aus Quadriliteris wie תרגפ geschaffenen Neubildungen dieser Art hat man zwischen a und o die Wahl. Die Denominativa sind nach denselben Grundsätzen zu vokalisieren, also לִפְתָּן (Rübekopf, v. לֶפֶת), מַקְּבָן (Hammerkopf, v. מַקָּב) u. ä."
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+ "wird sofort verbrannt. Das Fleisch des Pesach darf am Nachmittag des Vierzehnten die Mauern Jerusalems nicht verlassen, in der Nacht zum Fünfzehnten nicht einmal das Haus, in welchem es gegessen wird (2. B. M. 12, 46); ist es dennoch geschehen, so muss es ebenso wie unrein gewordenes verbrannt werden. Hier ist selbstverständlich vom Vierzehnten die Rede, sonst könnte das Fleisch nicht sofort vernichtet werden, da am Fünfzehnten, wie die folgende Mischna lehrt, Opferfleisch nicht verbrannt werden darf. — Zu יצא vgl. K. III Anm. 1.",
+ "Sind die Eigentümer unrein geworden oder gestorben. in welchem Falle das Fleisch nach Anm. 54 gleichfalls nicht gegessen werden darf.",
+ "so lässt man sein Aussehen verkommen und verbrennt es am Sechzehnten. Da am Fleische selbst kein Makel haftet, kann man es nicht ohne weiteres verbrennen, weil man Geweihtes, solange es seine Weihe nicht eingebüsst hat, nicht vernichten darf. Man muss es also zunächst dahin bringen, dass das Fleisch verdirbt oder wenigstens unansehnlich wird, worüber der Nachmittag sicher zu Ende geht, so dass die Verbrennung, da solche am Feiertage nicht zulässig ist, erst am Sechzehnten stattfinden kann. Im Jer. ist die Lesart תעובר צורתו ויצא לבית השרפה; s. auch דקדוקי סופרים z. St. — Die Form תעובר צורתו findet sich auch Mischna Z’baḥim VIII 4, ferner Jer. P’saḥim VI Ende u. Babli das. 34a u. b, 73b, 82b sowie M’naḥot 48a u. b wohl an die zehn Mal. Maimonides schreibt in seinem Kodex an allen diesen Stellen konsequent תעבור צורתו (Bet habbeḥira II 14, T’midim umusafim VIII 16 u. P’sule hammokdaschin IV 26, VI 19—20, XIX 2—4). In der Tosefta schwankt die Lesart zwischen תעובר (P’saḥim IX Mitte u. Z’baḥim I g. A.), תעבר (das. IV Anf., VII g. A. und VIII Mitte, M’naḥot VI g. E. und P’saḥim VI Mitte), תיעבר (Z’baḥim VIII Mitte); die Zuckermandel’sche Ausgabe hat an diesen Stellen 5 Mal (S. 165 Z. 19—20, S. 171 Z. 14, S. 479 Z. 18, S. 484 Z. 32) תעיבר(?) 3 Mal תעבר (S. 489 Z. 29, S. 492 Z. 3, S. 520 Z. 37) und 1 Mal תיעבר (S. 492 Z. 5). In Babli B’rachot 40b wie an der Parallelstelle Baba B. 95b unten lesen wir תבשיל שעברה צורתו , ebenso Tosefta T’rumot IX g. E. (ed. Zuck. S. 42 Z. 3 jedoch שעיברה); wo der Ausdruck aber in hierologischem Sinne gebraucht wird, hat Babli durchweg statt des Kal die Pu‘alform, eine Lesart, welche durch das an den oben aus Babli P’saḥim angeführten Stellen oft wiederholte Substantiv עיבור צורה gesichert ist. Es scheint also, dass man es nicht der Zeit überliess, das frische Aussehen der Gegenstände zu verändern, sondern bemüht war, diesen Prozess künstlich zu fördern. In der Tat finden wir, dass man gewisse untauglich gewordene Vogelopfer zu diesem Zwecke in ein Loch warf, das sich an der Westseite der zum äussern Altar führenden schiefen Ebene befand; vgl. Mischna Tamid III 3 mit Tosefta Z’baḥim VII g. A. (S. 489 Z. 27f). Vielleicht wurde auch anderes Opferfleisch und Opferbrot, das unbrauchbar geworden und doch nicht sofort verbrannt werden durfte, in ähnlicher Weise behandelt, damit es schneller verdürbe.",
+ "Auch dieses wird sofort verbrannt. Nach der einen Auffassung im Babli z. St. selbst wenn die Eigentümer erst nach der Opferung unrein geworden oder gestorben sind; nach einer andern Erklärung dagegen nur dann, wenn der Tod oder die Unreinheit noch vor der Sprengung des Blutes eintrat, weil nun infolge der gesetzwidrigen Opferung am Fleische selbst ein Makel haftet.",
+ "da es keine Verzehrer hat. da kein Unbeteiligter (K. V, Anm. 10) an Stelle der unreinen oder verstorbenen Teilhaber vom Pesach essen darf (s. K. VIII Anm. 2)."
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+ "Die Knochen. deren Mark geniessbar ist, aber nicht gegessen werden kann, weil man die Knochen des Pesach nach 2. B. M. 12, 46 nicht öffnen darf. Marklose Knochen werden überhaupt nicht verbrannt, sondern wie alles Ungeniessbare weggeworfen [Maimonides spricht in Hil. P’sulê hammokdaschin XIX 9 nicht von marklosen, sondern von markleeren Knochen].",
+ "die Sehnen. die man essen kann, aber aus religiösen, in der Tora nicht begründeten Bedenken nicht essen mag. Von der Tora verbotene Sehnen werden ebenso wie die ungeniessbaren einfach weggeworfen.",
+ "und das Übriggebliebene. was von den geniessbaren und erlaubten Teilen des Pesach bis Mitternacht nicht verzehrt wurde.",
+ "werden am Sechzehnten verbrannt. 2. B. M. 12, 10.",
+ "weil sie weder den Sabbat noch den Feiertag verdrängen. Verbrennen gehört zu den am Sabbat verbotenen Handlungen und ist auch am Feiertage nur zum Zwecke der Speisebereitung gestattet. Nun gilt es allerdings als Regel, dass Gebote die ihnen entgegenstehenden Verbote zurückdrängen; hier indessen trifft diese Regel nicht zu."
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+ "wird vom zarten Böcklein gegessen. Dieser Satz kann verschieden aufgefasst werden. Man kann ihn als Einleitung zur zweiten Hälfte der Mischna betrachten; Alles was am alten Ochsen geniessbar ist, darf auch vom Pesach gegessen werden, selbst Knorpel und Knochenenden; wer aber einen Knochen zerbricht, also auch derjenige, der einen Knochen zerbeisst, den man eben nur bei einem so zarten Lämmchen, nicht aber bei einem ältern Tiere essen kann, ist strafbar. (Maimonides Hil. Korban Pesaḥ X 9). Man kann ihn aber auch als Ergänzung der vorigen Mischna auffassen, in welcher mit dem Worte נותר auf das Verbot in 2. B. M. 12, 10 hingedeutet wurde: Nur solche Teile des Pesach muss man essen, die auch am ältesten Ochsen geniessbar sind, auch Knorpel u. dgl.; Knochen aber und Sehnen unterliegen dem Verbot des „Übriglassens“ nicht, obschon sie im vorliegenden Falle genießbar sind (R. Abraham b. Dawid das.). Nach einer dritten, von Raschi herrührenden und von R. ‘Obadja adoptierten Erklärung, laut welcher dieser Satz lehren will, dass man der Vorschrift nicht genügt, wenn man vom Pesach nur solche Teile isst, die bei älteren Tieren ungeniessbar sind, fügt sich derselbe minder gut in den Zusammenhang; sein eigentlicher Platz wäre vielmehr VIII 3—4.",
+ "auch die Enden der Schulterblätter. כנפים sind nach Maimuni’s Mischnakommentar die Gelenkbänder, welche die Knochen mit einander verbinden. Er scheint das Wort vom Verbum כנף abgeleitet zu haben, welches in Targum u. Talmud ziemlich oft in dem Sinne von Vereinigen gebraucht wird. Ein Substantiv כנף kommt aber in dieser Bedeutung nicht vor. Auch muss Maimonides selbst diese Erklärung später verworfen haben, da er in seinem Kodex (s. d. vor. Anm.) die Stelle so auffasst, dass sie sich auf das Verbot in 2. B. M. 12, 46 E. bezieht, dieses Verbot aber, wie Maim. das. § 5 ausdrücklich bemerkt, sich auf Sehnen und Bänder nicht erstreckt. Gewöhnlich bezeichnet כנפים die Flügel des Vogels, zuweilen auch die Arme und Hände des Menschen [מקבלין מקריבין) לכנפים ואחר כד מקבלין (מלמדין) לטהרות ) Tos. Demoi II g. Mitte (ed. Zuck. S. 48 Z. 6), Jer. das. II 3 und Babli B’chorot 30b; ebenso das gleichbedeutende אגפים in חברותיה נושאות אותה באגפיה Sabbat 129a]; auf die Vorderfüsse der Säugetiere wird wohl der Ausdruck ידיפ, aber meines Wissens weder כנפים noch אגפים angewendet. Auch ist nicht einzusehen, warum grade die Enden der Vorder- und nicht auch die der Hinterfüsse? Ich vermute, dass כנפים, auch sonst auf Flügelartiges übertragen (vgl. Kêlim XI 6 u. XIV 4—6), hier die Schulterblätter bedeutet, welche sowohl ihrer Form als ihrer Lage nach am ehesten als „Flügel“ bezeichnet werden können.",
+ "und die Knorpel. חסחוס (im Syr. auch חסום) ist eine Palpelform des Stammes חס, der ursprünglich das Zarte, Weiche bezeichnet, in der Bibel aber nur in der übertragenen Bedeutung schonender Milde und Zärtlichkeit vorkommt.",
+ "wird mit vierzig Geisselhieben bestraft. auf Grund des Verbotes in 2. B. M. 12, 46 und 4. B. M. 9, 12.",
+ "wer aber vom reinen. geschweige denn vom unreinen, selbst wenn es in Unreinheit dargebracht wurde und daher gegessen wird (oben Mischna 4).",
+ "übriglässt oder am unreinen. sofern es von vornherein in Unreinheit geopfert wurde.",
+ "erleidet die vierzig Geisselhiebe nicht. Es ist zwar 2. B. M. 12, 10 verboten vom Pesach etwas Geniessbares übrig zu lassen, die Übertretung wird aber aus zwei Gründen nicht bestraft: 1. weil sie nicht in einer Handlung, sondern in einer Unterlassung besteht (לאו שאין בו מעשה); 2. weil sie durch Erfüllung des daselbst unmittelbar folgenden Gebots, das Übriggebliebene zu verbrennen, wieder gut gemacht werden kann (מצות לא תעשה שיש בה קום עשה Ḥullin XII 4, oder nach späterer Terminologie לאו הניתק לעשה). Das Verbot ferner, einen Knochen des Pesach zu zerbrechen, beschränkt sich nach der Überlieferung auf die in Reinheit dargebrachten Opfer dieser Art. Ist ein solches später unrein oder sonst unbrauchbar geworden, so ist die Frage, ob ein Verstoss gegen das in Rede stehende Verbot strafbar ist, Gegenstand einer Meinungsverschiedenheit zwischen den Tannaim R. Jakob und R. Simon in der Tosefta (P’saḥim VI g. E., ed. Zuck. S. 165 Z. 24f; s. auch Babli 83a u. Jer. ed. Wien VII 10 S. 27a, ed. Kr. VII 9 S. 35a פתר לה כר׳ יעקב und später סבר שמואל כר׳ יעקב). Von den Amoraim bejaht R. Abun im Jer. z. St. diese Frage schlechthin, während Abaje sie im Babli z. St. zu verneinen scheint. Maimonides entscheidet dieselbe in bejahendem Sinne (Hil. Korban Pesab X 6)."
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+ "Wenn ein Glied zum Teil hinausragt. aus der Mauer Jerusalems bzw. dem Raume, in welchem das Pesach gegessen wird; vgl. Anm. 50. In Sifra (zu 3. B. M. 7, 19; ed. Weiss S. 37c) lautet zwar das Zitat: מכן אמרו אבר שיצא חוץ לחומה בפסחים חותך ער שמגיע לעצם וקולף עד שמגיע לפרק ומתירו מן הפרק וחותך ובמוקדשים חותר בקופיץ וכו׳ ; dort erfordert aber die Wortstellung, in welcher sich אבר שיצא nicht nur auf בפסחים, sondern auch auf במוקדשים bezieht, den Zusatz חוץ לחומה, während derselbe hier nicht so sehr am Platze ist, da die Umgebung, in der unsere Mischna steht, darauf schliessen lässt, dass es sich schon um die häusliche Feier in der Nacht zum Fünfzehnten handelt.",
+ "wo man durchschneidet. Opferfleisch, welches die ihm vom Gesetz angewiesenen Schranken verlassen hat ( בשר שיצא חוץ למחיצתו), darf nicht gegessen werden. Diese Schranken sind: 1. für alle Opfer die Mauern Jerusalems, 2. für solche von höherer Heiligkeit die Mauern des Tempels, 3. für das Pesach in der Nacht zum Fünfzehnten das Haus, in welchem es von den Festgenossen verzehrt werden soll. Befand sich ein Stück teils inner- und teils ausserhalb der Schranke, so ist nur der hinausragende Teil verboten, der daher abgeschnitten und verbrannt werden muss, der Rest ist zum Genusse erlaubt. War es nun irgend ein Glied des Pesach, das ein wenig hinausragte, so kann man den verbotenen Teil nicht einfach weghauen, weil nach 2. B. M. 12, 46 die Knochen nicht verletzt werden dürfen. Man mache daher an der Grenzlinie zwischen dem Gestatteten und dem Verbotenen einen Einschnitt in das Fleisch rings um den Knochen, löse das erlaubte Fleisch so ab, dass der Knochen bis zum Gelenk blosgelegt ist, schneide dort die Gelenkbänder durch, trenne den Knochen ab und verbrenne ihn mit dem an seinem Ende haftenden Fleische.",
+ "Bei den übrigen Opfern. s. Anm. 34.",
+ "haut man mit dem Hackmesser ab. Man entfernt den zu verbrennenden Teil, indem man ihn einfach abschneidet, wenn auch der Schnitt mitten durch den Knochen geht. קופיץ ist das gr. ϰοπίς.",
+ "Von der Schwelle. אגף, in Jer. z. St. konsequent אגוף geschrieben, ist weder Türflügel, wie Levy will, noch Schloss, wie Kohut meint, sondern die Oberschwelle. Nur so ist es zu verstehen, wenn im Jer. hier so oft von תחת האגוף gesprochen wird und im Babli die Frage erörtert wird, wie es denn mit dem אגף selbst zu halten ist, ob derselbe als innerhalb oder ausserhalb des Hauses liegend anzusehen sei? Demnach hängt das Wort weder mit גף (Flügel) noch mit גוף (schliessen) zusammen; es ist vielmehr von נגף (stossen, schlagen) abzuleiten, אַגָּף bezw. אגּוּף (vgl. אַבּוּב von נבוב) zu lesen und bezeichnet genau so wie משקוף (שקף = schlagen) zunächst wohl die innere Kante der Oberschwelle, auf welche die sich schliessende Thür stösst oder anschlägt (so in N’darim VII 5; s. Babli das. 56b) und in weiterm Sinne die Oberschwelle überhaupt. Für die Unterschwelle hat die Mischna den Ausdruck אסקופה (s. K. IX M. 2).",
+ "von der Schwelle auswärts wie aussen. Die Schwelle selbst und die ganze Thüröffnung werden bei den Thoren des Tempels mit Ausnahme des Nikanorthores dem Innern gleich geachtet, bei den Stadtthoren Jerusalems und ebenso (nach Maim. Hil. Korban Pesaḥ IX 1 — ואע״פ שאין ראיה לדבר זכר לדבר בנדרים פ״ז מ״ה) bei Privaträumen als aussen befindlich angesehen.",
+ "die Fenster und die Dicke der Mauer. die Oberfläche der Mauer oder etwaige Löcher in den Wänden, nicht aber die Dächer."
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+ "solange sie essen. damit sie deutlich gesondert erscheinen und kein Durcheinander entstehe, in welchem jemand aus Versehen von dem Pesach der andern Gruppe essen könnte, während man der Pflicht nur durch dasjenige Pesach genügt, an dem man sich seinen Anteil noch vor dem Schlachten gesichert hat (K. VIII Anm. 26; s. auch Anm. 2 das.). Da sich in alter Zeit die Tischgenossen nicht um eine Tafel gruppierten, jeder einzelne vielmehr, auf einem Ruhebette gelagert, sein eigenes Tischchen vor sich hatte, so konnte eine Trennung zweier Gesellschaften nur dadurch augenfällig bewirkt werden, dass sie sich gegenseitig den Rücken kehrten. Heute würden wir das Ziel einfacher dadurch erreichen, dass wir sie an zwei möglichst weit von einander entfernten Tafeln speisen lassen. — הילך ist zusammengezogen aus הי לכא.",
+ "der Kessel. in welchem das Wasser erwärmt wird, mit dem der Wein gemischt werden soll. In מיחם ist י wohl nur Lesemutter, nicht Stammbuchstabe. Das Wort ist wahrscheinlich von חם (warm) wie מֵצַר von צר gebildet und nicht von יחם wie מיטב von יטב, denn יחם scheint eher zu den ם״ו als zu den פ״י zu gehören.",
+ "and wenn der Diener. der am Pesach der einen Gesellschaft beteiligt ist, aber beide bedient.",
+ "sich erhebt um einzuschenken. der andern Gesellschaft die Becher zu füllen, während er einen Bissen im Munde hat. מזג, eigentl. mischen, steht wie das lat. misceo auch prägnant für mischend zurechtmachen, einschenken; daher מזג את הכוס = poculum miscere.",
+ "schliesst er den Mund. damit es nicht aussehe, als ässe er auch mit der andern Gesellschaft (שלא יראה אוכל משני פסחים Tosefta K. VI Ende.",
+ "und wendet das Gesicht zurück. nach seiner eigenen Gruppe hin.",
+ "Eine Neuvermählte mag während des Essens ihr Antlitz abwenden. wenn sie sich durch die Blicke der Tischgenossen belästigt fühlt; denn es ist ja klar, dass sie der Gaffer wegen der Gesellschaft den Rücken kehrt, nicht aber, um sich von derselben abzusondern und auszuschliessen. Vermuthlich ist auch hier wie in Joma VIII 1 (s. Babli das. 78b und K’ṭubot 4a) der Begriff כלה nicht auf die Hochzeitswoche beschränkt, sondern auf einen ganzen Monat nach der Heimführung auszudehnen."
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+ "sofern sie im Hause ihres Mannes ist. Am Nachmittage des 14. Nisan um die Zeit der Darbringung des Pesachopfers.",
+ "ihres Mannes essen. Vom Pesach dürfen nur diejenigen essen, die sich noch vor dem Schlachten des betreffenden Opfertieres in die Zahl seiner Teilhaber haben aufnehmen lassen [Z’baḥim V 8, ein Grundsatz, der sich merkwürdigerweise im Maimuni’s Kodex an mehreren Stellen vorausgesetzt, aber nirgends klar ausgesprochen findet; s. jedoch Anm. 6 u. K. IX Anm. 48]. Ist ein Teilnehmer das Haupt einer Familie, so gelten seine Hausgenossen stillschweigend als mitbeteiligt, u. z. die unmündigen Kinder und die Sklaven in jedem Falle, die Ehefrau, die mündigen Kinder und das Gesinde, solange sie nicht durch eine entsprechende Erklärung oder Handlung Widerspruch erheben. Gehören nun Schwiegervater und Eidam zu zwei verschiedenen Festgenossenschaften, so kann es unter Umständen zweifelhaft sein, ob die verheiratete Tochter zu den Hausgenossen ihres Vaters oder zu denen ihres Gatten zählt. Es wird zunächst darauf ankommen, wo sich die junge Frau am Rüsttage des Pesachfestes befindet. Ging sie gegen Mittag schon ins Elternhaus, um daselbst das Fest zu verleben, so hat sie damit deutlich genug zu erkennen gegeben, dass sie am Opfermahl ihres Vaters teilnehmen will. Von einem solchen Falle, in welchem der Ehemann — gleichviel ob am ersten Feste nach der Hochzeit, welches die jungen Frauen der Sitte gemäss im Elternhause anzubringen pflegen, oder in späteren Jahren — vernünftigerweise auf die Beteiligung seiner Frau nicht rechnen und das Pesach erst gar nicht für sie schlachten wird, spricht die Mischna nicht. Wie aber, wenn sie Nachmittags zur Zeit der Opferung noch im Hause des Gatten weilt? Wird sie bei ihm das Pesach feiern, oder wird sie sich noch vor Einbruch der Nacht ins Elternhaus begeben? Vater und Gatte, beide rechnen auf sie, beide haben für sie geschlachtet; da sie aber so wenig Ungeduld verriet und so geringes Verlangen nach ihren Angehörigen, so ist laut unserer Mischna selbst am ersten Feste nach ihrer Vermählung anzunehmen, dass sie im entscheidenden Augenblicke entschlossen war, dasselbe gegen die allgemeine Sitte bei ihrem Gatten zuzubringen. Hatte sie aber bereits ein Fest im Elternhause verlebt, so kann man in der Folgezeit aus ihrem Mangel an Eifer keinerlei Schlüsse ziehen, denn es ist nur natürlich, dass ihre Sehnsucht nicht mehr so stürmisch ist. Da ist es, wie der nächste Satz der Mischna uns belehrt, in der Tat zweifelhaft, ob der Gatte oder der Vater mit grösserm Rechte auf ihre Beteiligung rechnen darf. (So nach Maimonides (s. Anm. 5). Nach R. Tam (s. Tos. z. St.) ist es grade umgekehrt: Hat die Ehefrau bereits ein Fest im Hause des Vaters verlebt, so ist sie in der Folge unzweifelhaft Teilhaberin an dem Pesach des Gatten; hat sie dagegen bis jetzt noch kein Fest im Elternhause zugebracht, so ist die Entscheidung zweifelhaft].",
+ "War sie am ersten Feste. nach ihrer Vermählung.",
+ "fortgegangen um es im Hause ihres Vaters zu feiern. Ein Fest feiern wird hebräisch durch עשה (machen) ausgedrückt; vgl. 5. B. M. 5, 15. 16, 13.",
+ "so kann sie. an jedem folgenden Pesachfeste. [Nach Raschi und allen anderen Kommentatoren ist auch im Nachsatze noch vom ersten Feste die Rede. In dieser Auffassung befangen, konnte sich R. Josef Karo in Hil. Korban Pesaḥ II 11 nicht zurechtfinden (s. auch לחם משנה, dessen Erklärung nicht befriedigt). Ich vermuthe, dass Maimuni die Form הלכה als Plusquamperfekt auffasst, so dass der Hauptsatz תאכל במקום שהיא רוצה nicht mehr vom רגל ראשון spricht, sondern von späteren Festen gleich der Baraita im Babli z. St. מכאן ואילך רוצה אוכלת משל אביה רוצה משל בעלה. Hätte הלכה an dieser Stelle blos Perfektbedeutung, so wäre der ganze Vordersatz ebenso überflüssig wie שהיא בבית בעלה בזמן gleich zu Anfang. Die Mischna hätte das, was sie nach Raschi sagen will, viel kürzer und auch deutlicher mit den Worten ausdrücken können: האשה ששחט עליה בעלה ושחט עליה אביה תאכל משל בעלה ורגל ראשון במקום שהיא רוצה . Ist nun unsere Vermutung begründet, so stimmt die Mischna im Grunde mit der im Babli angeführten Baraita überein, und wenn dort ורמינהי gefragt wird, so liegt der angebliche Widerspruch nicht in den Bestimmungen über מכאן ואילד, sondern nur in denen über רגל ראשון, für welchen die Baraita אוכלת משל אביה, die Mischna dagegen schlechthin תאכל משל בעלה anordnet, ein Widerspruch, der sehr einfach durch den Hinweis auf die Voraussetzung בזמן שהיא בבית בעלה gelöst wird, laut welcher in der Mischna von dem Ausnahmefäll einer אינה רדופה die Rede ist. Dass die Bestimmung תאכל במקום שהיא רוצה nur die späteren Feste im Auge hat, ist auch die Ansicht von R. Tam (s. Tos. z. St.), der deshalb den Worten הלכה רגל ראשון im Vordersatze die sehr gezwungene Deutung giebt: ראשון להליכה. Um so mehr muss es auffallen, dass er es nicht vorgezogen hat, הלכה als Plusquamperfekt anzusehen, wodurch sich alle die Schwierigkeiten von selbst heben, mit denen er vergebens ringt, und die er zum Teil erst durch Textesänderung beseitigen kann. Freilich hätte er dann auch in der Sache selbst seine der Entscheidung Maimuni’s entgegengesetzte Ansicht (vgl. Anm. 2) aufgeben müssen.]",
+ "wo sie will. Da es nach Mischna 3 erforderlich ist, noch vor dem Schlachten des Pesach den Beitritt anzumelden (s. Anm. 26), so könnte es befremden, dass hier der Frau die Entscheidung für die eine oder die andere Gesellschaft bis zum letzten Augenblicke, dem Beginne des Mahles vorbehalten bleibt. Beachtet man indessen, dass im weitern Verlaufe unserer Mischna noch von Minderjährigen (vgl. Anm. 8) und Sklaven die Rede ist, so wird man aus dieser Zusammenstellung den Schluss ziehen können, dass die Mischna hier den Standpunkt vertritt, den Frauen sei die Teilnahme am Pesachmahle nicht geboten, sondern nur anheimgestellt, weshalb es bei ihnen nicht so genau darauf ankommt, ob sie rechtzeitig ihren Beitritt erklärt haben [], obschon sie, wenn dies der Fall war, an ihren durch Wort oder Tat kundgegebenen Entschluss gebunden sind. Nach der Halacha erstreckt sich aber das Gebot des Pesachopfers in allen seinen Bestimmungen auch auf das weibliche Geschlecht. Demnach muss die Frau in zweifelhaften Fällen wie hier noch vor dem Schlachten ihre Wahl treffen. Unter dieser Voraussetzung darf sie zwar auch in dem an der Spitze unserer Mischna erörterten Falle da essen, wo sie will; während sie aber dort, wenn eine Willensäusserung unterblieben, eo ipso an dem Pesach ihres Gatten beteiligt ist, kann sie hier ohne ihre ausdrückliche Zustimmung weder vom Vater noch vom Ehemanne als Mitbeteiligte angesprochen werden und ist daher, wenn sie sich nicht rechtzeitig entschieden und ihren Entschluss, sei es auch nur durch Widerspruch gegen ihre Zuziehung zur andern Gesellschaft, geäussert hat, vom Pesachmahl in beiden Häusern ausgeschlossen.",
+ "für welche die Vormünder. אפיטרופוס ist das gr. ἐπίτϱοπος",
+ "wo sie will. Der in Anm. 2 an die Spitze gestellte Grundsatz gilt nur für Grossjährige, die zur Beteiligung am Pesach verpflichtet sind, nicht für Unmündige (B. Nissim zu N’darim 36a), die ja ohnehin nicht verfügungsfähig sind und rechtsgültige Erklärungen nicht abgeben können.",
+ "beider nicht essen. d. h. er darf weder bei beiden essen, weil es unzulässig ist, an zwei verschiedenen Gesellschaften teilzunehmen (vgl. VII 13 Anm. 78), noch soll er bei einem der beiden ohne Zustimmung des andern essen, weil die Herren eines gemeinsamen Sklaven gewöhnlich eifersüchtig auf einander sind und jeder von ihnen selbst den Schein der Preisgabe eines seiner Rechte so ängstlich meidet, dass er sogar in der Zuziehung des Sklaven zum Pesachmahl des andern eine Schmälerung seines eigenen Besitztitels argwöhnen könnte.",
+ "Wer halb Sklave und halb frei ist. Das ist ein Sklave, der ursprünglich mehreren Eigentümern gehörte, später aber von einem derselben freigelassen wurde. Ein solcher kann nach Giṭṭin IV 5 seine übrigen Herren zwingen, ihm ebenfalls die Freiheit zu geben, er steht daher nicht mehr unter ihrer Botmässigkeit, ja er zählt nicht einmal zu ihrem „Gesinde“ im Sinne des Pesachgesetzes (s. Anm. 2) und ist an ihrem Opfer auch dann nicht beteiligt, wenn er gegen seine Zuziehung keinen Widerspruch erhoben hat.",
+ "darf von dem seines Herrn nicht essen. es sei denn, dass er sich noch vor dem Schlachten ausdrücklich zur Teilnahme bereit erklärt hat."
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+ "Geh und schlachte für mich das Pesach. ohne anzudeuten, welche von den beiden Tierarten, unter denen man die Wahl hat, er nehmen soll.",
+ "es essen. obgleich er selbst ein Lämmchen vorgezogen hätte.",
+ "es essen. weil er ihm die Auswahl überlassen hat.",
+ "so esse er von dem ersten. von dem zuerst geschlachteten Tiere. Die Rede ist von einem sehr vornehmen Herrn, wie ja schon daraus ersichtlich, dass er einen Diener mit der Besorgung des Pesach beauftragt. Minder vornehme Leute lassen sich in der Erfüllung eines göttlichen Gebotes nicht gern vertreten und bemühen sich wohl selber. Die grossen Herren nun kümmern sich in der Regel nicht viel um Minuten selbst des Küchenzettels. Das ist Sache ihres chef de cuisine. Findet dieser es für gut, seiner Herrschaft ein gebratenes Böcklein als Pesach vorzusetzen, so kann er — vorausgesetzt, dass es gut zubereitet ist — ihres Beifalls sicher sein, und wenn er trotzdem nachträglich noch ein Lämmchen schlachtete, so tat er es nur, um seine Vorsorge für alle Ansprüche und Geschmacksrichtungen ins hellste Licht zu setzen. In einem fürstlichen Haushalt kommt es ja auf ein Lämmchen nicht an. In Wahrheit hat er kraft seiner unumschränkten Machtvollkommenheit das Böckchen für seine Herrschaft zum Pesach bestimmt. Wenn aber der Diener eines gewöhnlichen Mannes in ähnlicher Lage zweierlei Tiere schlachtete, so geschah es in ängstlicher Ablehnung der seinem Gutdünken anheimgestellten Auswahl; es ist also keines derselben mit der nötigen Bestimmtheit als Pesachopfer geweiht, keines derselben darf daher gegessen vielmehr müssen beide verbrannt werden (Babli z. St.).",
+ "was sein Herr ihm sagte. Ob er ihm ein Bökchen oder ein Lämmchen zu schlachten aufgetragen [בבבלי הוי מצי לאוקמא מתניתן בעבר עברי ולא קשה מידי אלא דטרח למצוא תקנה אפלו בעבד כנעני ו].",
+ "kommt. Zu יצאו s. K. III Anm. 1.",
+ "beides nach dem Verbrennungsort. Vermutlich (s. K. IX Anm. 49) ein Tempelraum, in welchem Opferfleisch, das erst nach einiger Zeit verbrannt werden kann, inzwischen verwahrt wird; vgl. VII 9, wo in den Jeruschalmiausgaben die Lesart ebenfalls ויצא לבית השרפה statt וישרף בששה עשר lautet. In unserm Falle würde auch R. Joḥanan b. B’roka (ebend.) nicht gestatten, die beiden Pesach sofort dem Feuer zu übergeben, da es doch immerhin möglich ist, dass sich noch im letzten Augenblicke kurz vor Mitternacht der Herr oder der Diener wieder erinnert, wie der Auftrag gelautet hat, so dass die beiden Tiere doch noch verzehrt werden können.",
+ "sie aber sind der Feier des zweiten Pesach enthoben. Der Fall ist nicht mit שגג או נאנס (IX 1) zu vergleichen, weil hier auch ohne Opfermahl der Satzung des Pesach Genüge geschah. Die Person des Eigentümers war ja für jedes der beiden Tiere bei der Darbringung mit genügender Bestimmtheit präzisiert, der Zweifel, der den Genuss unmöglich macht, ist erst später eingetreten, als auch der Auftraggeber vergaß. Hatte dieser aber noch vor der Sprengung des Blutes den Wortlaut seines Auftrages vergessen, sind Herr und Diener nach einem Berichte im Babli z. St. trotz der Möglichkeit einer Wiedererinnerung zur Feier des zweiten Pesach verpflichtet, weil zur Zeit der Darbringung ein Zweifel über die Person des Inhabers schwebte und mithin das Opfer untauglich ist; laut einer andern Überlieferung das. haben sie auch in diesem Falle ihrer Pflicht genügt, weil dem Allwissenden gegenüber, vor dem der Zweifel nicht besteht, der ihnen den Genuss des Pesach unmöglich macht, die Person des Eigentümers genau bestimmt war. Maimonides entscheidet (Hil. Korban Pesaḥ III 2) gemäss der ersten Ansicht, ohne auch nur andeutungsweise die auch im Talmud nicht auftauchende, nun aber auf der Hand liegende Frage zu streifen, wie es denn zu halten ist, wenn der eine oder der andere sich tatsächlich noch in zwölfter Stunde erinnert hat? Folgerichtig wär’s, das Fleisch beider Tiere trotzdem zu verbrennen und die Inhaber auf das zweite Pesach zu verweisen. Indessen könnte man einwenden, dass solange die Erinnerung nicht völlig erloschen ist, sondern nur gewissermassen im Gedächtnis schlummert, von einem „Vergessen“ im eigentlichen Sinne nicht die Rede sein kann."
+ ],
+ [
+ "der als erster nach Jerusalem heraufkommt. Wie aus dem Folgenden ersichtlich, heisst שיעלה hier nicht hinaufziehen, sondern heraufkommen, d. i. in der heiligen Stadt ein treffen. — הריני = הרי אני.",
+ "muss aber seinen Brüdern gleiches Anrecht neben sich einräumen. מזכה את אחיו ist nicht zu verwechseln mit מזכה לאחיו. Dieses bedeutet zueignen, jenes beglücken und im engern Sinne jemand die Ausführung einer guten Tat, die Erfüllung eines Gebotes ermöglichen. Eine förmliche Zueignung kann hier nicht gemeint sein, denn eine solche wäre, wenn es sich um grossjährige Kinder handelt, nach dem Schlachten erfolglos (Anm. 2), und wenn um minderjährige, überflüssig (Anm. 8). In der Tat hatte die Kundgebung des Vaters nur den Zweck, die Kinder zu grösserm Eifer anzuspornen, damit sie rechtzeitig zur häuslichen Pesachfeier in Jerusalem eintreffen, in Wahrheit aber hat er das Opfer für sie alle geschlachtet. Deshalb hat der zuerst Eingetroffene, obschon dem Namen nach alleinberechtigter Inhaber des ganzen Pesach, in Wirklichkeit doch nur „seinen Anteil erworben“; immerhin sind die Brüder in gewissem Sinne seine Gäste, die es ihm zu danken haben, dass sie an seiner Tafel die Pesachpflicht erfüllen.",
+ "Immerzu kann man seinen Beitritt anmelden. zu der an einem Opfertiere beteiligten Gesellschaft. Über den Ausdruck נמנין s. K. V Anm. 10.— Im Jer. ist die Lesart: לעולם אין נמנין עליו. Der Sinn wird dadurch nicht geändert.",
+ "solange noch eine Ölbeervolumen für jeden Einzelnen zu Gebote steht. Soviel muss jeder Teilnehmer mindestens vom Pesach essen, um das Gebot zu erfüllen.",
+ "Man kann den Beitritt sowohl erklären als widerrufen. Wörtlich: seine Hände davon zurückziehen.",
+ "Bis man das Blut für dasselbe. עליו steht hier in der Bedeutung „seinetwegen“. Im Babli fehlt das Wort.",
+ "zu sprengen im Begriffe steht. kann man seinen Austritt erklären; den Beitritt aber muss man selbst nach R. Simon noch vor dem Schlachten anmelden (Tosefta VII g. A., ed. Zuck. S. 166 Z. 18-19)."
+ ],
+ [
+ "dürfen ihm die Mitglieder der Genossenschaft das Seinige herausgeben. damit sie nicht durch seine Gäste an ihrem Anteil beeinträchtigt werden.",
+ "und sie von dem Ihrigen essen. denn es ist zulässig, dass ein Pesach auf mehrere Genossenschaften verteilt wird"
+ ],
+ [
+ "der zwei Ergiessungen. Wörtlich: zwei Beobachtungen. Die Ableitung der Worte ראה und ראייה vom gr. ῥέω halte ich nicht für zutreffend.",
+ "schlachtet man an seinem. שלו am Schluss des nächsten Satzes ist auch hierher zu beziehen. Im Jer. fehlt indessen das Possessiv durchweg.",
+ "schlachtet man für ihn an seinem achten Tage. Ein Flüssiger (3. B M. 15,1—15), der nur eine Ergiessung wahrgenommen, wird noch mit Ausgang desselben Tages wieder rein, sofern er das vorschriftsmässige Reinigungsbad genommen. Für ihn kann daher, selbst wenn er am 14. Nisan unrein geworden, so dass ihm der Zutritt zum Heiligtum Nachmittags noch verwehrt ist, das Pesach dargebracht werden, das ja erst in der Nacht zu verzehren ist, zu welcher Zeit er seine Reinheit bereits wieder erlangt hat. Hat er dagegen zwei Ergiessungen an sich beobachtet, gleichviel ob hintereinander oder an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, so ist er auch die nächsten sieben Tage noch unrein, kann aber, sofern er in dieser ganzen Zeit keine Ergiessung mehr wahrgenommen, am siebenten Tage das Reinigungsbad nehmen und nach Anbruch der Nacht Opferfleisch geniessen. Hat er gar drei Ergiessungen bemerkt, ohne das zwischen der ersten und zweiten oder der zweiten und dritten ein voller Kalendertag verstrich, so muss er nach dem Reinigungsbad noch zwei Tauben opfern, die er aber erst am folgenden Tage nach Sonnenaufgang darbringen kann, weshalb ihm nur dann die Möglichkeit sich am Pesach zu beteiligen offensteht, wenn der 14. Nisan schon der achte Tag nach der letzten Ergiessung ist.",
+ "Für die Tag gegen Tag abzuwarten Verpflichtete. Zum Verständnis dieses Begriffes ist vorauszuschicken, dass eine Frau, die ausserhalb ihrer Menstruationszeit Blutfluss wahrnimmt, für den Rest des Tages und die folgende Nacht unrein ist, u. z. nicht allein im hierologischen Sinne gleich dem Gegenstande der vorigen Anm., sondern auch im hosiologischen (Kap. I Anm. 26), d. h. sie muss sich nicht nur von allem Heiligen, sondern ebenso gewissenhaft von ihrem Manne fernhalten. Am nächsten Morgen nimmt sie das vorgeschriebene Bad, durch welches sie indessen nur dann die Reinheit erlangt, wenn sie den ganzen Tag über von Blutfluss verschont bleibt. Stellt sich dagegen ein solcher auch nur gegen Abend ein, so hat derselbe insofern rückwirkende Kraft, als alles das, womit sie nach ihrem Bade in Berührung gekommen, ebenso unrein ist, wie wenn sie gar nicht gebadet hätte. Daraus ergibt sich für sie die Notwendigkeit, sich während des ganzen zweiten Tages „abwartend“ zu verhalten, d. h. sich wegen der schwebenden oder imminenten Unreinheit aus Vorsicht dieselbe Enthaltsamkeit aufzuerlegen, die ihr am ersten Tage infolge der an ihr haftenden oder, wenn man will, immanenten Unreinheit das Gesetz zur Pflicht machte. — Der Ausdruck erklärt sich am besten, wenn man שמר in der Bedeutung „warten“ nimmt. Die in Rede stehende Frau wartet dem gestrigen unreinen Tage gegenüber heute einen reinen Tag ab. In Horajot 4a wird derselbe Begriff durch סופרת אחד לאחד ausgedrückt.",
+ "schlachtet man an ihrem zweiten Tage. Weil sie, wenn im Laufe dieses Tages kein Blutfluss eingetreten, in der Nacht vom Pesach essen darf. Hat sich ein solcher nachträglich eingestellt, darf sie natürlich am Opfermahl nicht teilnehmen; die Frage aber, ob sie im nächsten Monat das sog. zweite Pesach (IX 1) feiern kann, ist zu verneinen, wenn sie denselben erst nach Anbruch der Nacht, zu bejahen (vgl. Anm 44), wenn sie ihn vorher wahrgenommen hat. .",
+ "schlachtet man für sie am dritten Tage. Wenn eine Frau zwei Tage hintereinander Blutfluss wahrgenommen hat, braucht sie nicht etwa den beiden unreinen gegenüber zwei reine Tage aufweisen zu können (s. Sifra zu 15, 25, ed. Weiss 79a), sie darf vielmehr schon am Morgen des dritten das Reinigungsbad nehmen und Nachts, sofern sie rein geblieben, Opferfleisch gemessen.",
+ "Für eine Flüssige. So wird die Frau bezeichnet, die an drei aufeinander folgenden Tagen ausserhalb ihrer Menstruationszeit Blutfluss bemerkt hat. (Nach späterer Terminologie heisst sie zum Unterschiede von der שומרת יום בנגד יום, die kürzer זבה קטנה genannt wird, זבה גדולה ). Dieselbe erlangt die volle Reinheit erst wieder, wenn sie sieben Kalendertage hindurch von Blutfluss ganz verschont geblieben, frühestens am siebenten Tage nach Sonnenaufgang das vorgeschriebene Bad genommen und am nächsten Morgen oder später zwei Tauben als Opfer dargebracht bat (3. B. M. 15, 25—30).",
+ "schlachtet man am achten Tage. nach Aufhören des Blutflusses; dagegen ist oben „der zweite“ bezw. „dritte Tag“ von der ersten Wahrnehmung an zu rechnen."
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+ "Für einen Leidtragenden. Wem der Vater oder die Mutter, der Bruder oder die Schwester, der Gatte oder die Gattin, der Sohn oder die Tochter durch den Tod entrissen wurde, der darf am Sterbetage nach einem Gesetz der Tora von keinem Opfer essen, selbst wenn er mit der Leiche in keiner Weise, auch nicht mittelbar in Berührung gekommen, so dass er vollständig rein geblieben ist. Eine rabbinische Verordnung dehnt zwar dieses Verbot auch auf die folgende Nacht aus (s. Anm. 54), erstreckt sich aber nicht auf das Fleisch des Pesach. — Das Wort אונן ist offenbar mit אנה (wehklagen) verwandt, wovon תאניה ואניה und vermutlich auch אוני (5. B. M. 26, 14) u. אונים (Hosea 9, 4).",
+ "der einen Steinhaufen lichtet. um Verschüttete zu retten. — פקח steht hier in seinem ursprünglichen Sinne: auftun, öffnen (vgl. בקע u. בן פקועה). In der Bibel fast ausschliesslich vom Öffnen des Auges gebraucht, hat das Wort im Talmud gewöhnlich die übertragene Bedeutung der Fürsorge (z. B. Sabbat XXIII 4 לפקח על עסקי כלה u. Babli das. 150a פקוח נפש ופקוח הרבים) und der Einsicht (daher פיקח; vgl. das arab. فغه). Jeruschalmi liest hier והמפקח בגל, wonach das Verbum auch an dieser Stelle ein Denominativ von פקוח נפש sein könnte; doch wird schon in Tos. Jom Tob mit Recht auf das Targum zu Kohelet 3, 5 (לפקחא דגור אבנין) hingewiesen.",
+ "doch schlachte man für alle diese nicht besonders. Selbst wenn ihrer eine grössere Anzahl ist, sollen sie doch für sich kein besonderes Pesach darbringen lassen, sondern sich lieber anderen Gesellschaften anschliessen.",
+ "dass das Pesach unbrauchbar wird. Die Leidtragenden könnten unversehens noch nachträglich durch die Leiche unrein werden [מאי איכא למימר אפשר ליישב לרעת רע״ב ז״ל דאכתי יש לחוש שמא מתוך צערו וטרדת לבו ישכח ומה שהקשה בחו׳ יו״ט התינח קודם קבורה אבל אם בשעת שחיטת הפסח כבר נקבר המת ויכנס ויטמא בכלים שהיו שם באהל המת אע״ג דלשון שמא יטמא למחו לא משמע הכי], die Verschütteten tot aufgefunden, die Gefangenen doch nicht entlassen werden, die Kranken und die Greise am Abend nicht mehr im Stande sein vom Pesach zu essen, so dass dieses übrig bliebe und verbrannt werden müsste, da Unbeteiligte nach Anm. 2 davon nicht essen dürfen. Für die Verhafteten ist diese Befürchtung nach Babli nur dann begründet, wenn sie von Nichtjuden gefangen gehalten werden, jedoch hinfällig, wenn ein jüdischer Gerichtshof sie verurteilt und ihnen zur Pesachfeier einen Urlaub nach Jerusalem versprochen hat, in welchem Falle mithin auch ein besonderes Pesach unbedenklich für sie geschlachtet werden darf; nach Jeruschalmi dagegen ist in unserer Mischna grade von einem jüdischen Gefängnis die Rede, so dass man auf Gefangene, die in der Gewalt der Heiden sich befinden, überhaupt nicht „zählen“ könnte — trotz der zugesicherten Freilassung, und für solche, die von Israeliten gefangen gehalten werden, nicht besonders schlachten dürfte, da immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen ist, dass ihnen infolge eines Verschuldens oder wegen später aufgetauchten Fluchtverdachts der verheissene Urlaub nach Jerusalem doch nicht gewährt wird. Befindet sich indessen das Gefängnis innerhalb der Mauern der heiligen Stadt, so kann man in allen Fällen sogar ein besonderes Pesach für sie bereiten, da sie es ja im Gefängnisse verzehren können.",
+ "Wenn daher. לפיכך bezieht sich auf שוחטין עליהן im ersten Satze. Da man bei der Darbringung des Pesach befugt war, auf ihre Beteiligung zu rechnen, so haben sie ihrer Pflicht genügt, auch wenn ihnen durch unverhofften Eintritt der in vor. Anm erwähnten Hindernisse die Teilnahme am Opfermahl nachträglich verwehrt wird.",
+ "eine Störung bei ihnen eingetreten. אירע (l. era‘) ist westaram. Form der 3. P. m. s. pf. Kal für ostaram. ארע (ara‘), erweicht aus ערע (arab. عرض) wie אע aus עע (hebr. עץ); י und ו finden sich als Lesemütter in unpunktierten Texten auch bei Halbvokalen; vgl. עומרים ,איברים ,אימורים.",
+ "sind sie der Feier des zweiten Pesach enthoben. Vgl. Anm. 19.",
+ "da dieser von Anfang an unrein war. Da die Verschütteten als Leichen herausgezogen wurden, so müssen wir, solange nicht das Gegenteil erwiesen ist, auf Grund des gegenwärtigen Befundes (כל הטומאות כשעת מציאתן) annehmen, dass sie schon tot waren, als der zur ihrer Rettung Herbeigeeilte zu graben anfing, dieser also bei der Darbringung seines Pesach bereits unrein war und mithin nach 4. B. M. 9, 10—11 zur Feier des zweiten Pesach verpflichtet ist; denn nicht nur derjenige ist unrein, der einen Toten trägt oder berührt, sondern ebenso derjenige, der unter einem Dache mit ihm weilt oder selbst ein Dach über denselben bildet, indem er sich über ihn oder sein Grab neigt. War jedoch der Steinhaufen von einiger Ausdehnung und lagen die verschütteten an dem einen Ende, während er sein Rettungswerk am andern Ende begann, so dass mit der Möglichkeit zu rechnen ist, er könnte während der Darbringung seines Pesach noch rein geblieben sein, ist auch er von der Bereitung des zweiten Pesach befreit."
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+ "Jose dagegen gestattet es. vorausgesetzt, dass der Inhaber es allein verzehren kann.",
+ "und sie können nicht. Das kann bedeuten: es ist keiner von ihnen im Stande; es kann aber auch den Sinn haben: es ist nicht jeder von ihnen im Stande. Letztere Auffassung dürfte im Hinblick auf Kap. V Anm. 9 als die richtigere erscheinen. Wenn kein einziger der Teilhaber das vorgeschriebene Minimum verzehren kann, ist ja das Opfer sogar untauglich. Da ist es doch selbstverständlich, dass man es unter diesen Umständen nicht darbringen darf. [].",
+ "schlachte man es nicht für sie. Das sind nicht mehr Worte des R. Jose, das ist vielmehr eine allgemeine Ansicht, der auch R. Juda beistimmen kann. [ורע״ב שנמשך אחר פי׳ רש״י ז״ל לא שם לבו אל דנרי התום׳ ד״ה עשרה ועיין מהרש״א ].",
+ "Sklaven und Minderjährigen. Weil die Sklaven durch schlüpfrige Reden das Ohr der Frauen verletzen und durch zuchtloses Betragen die Herzen der Kinder vergiften könnten."
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+ "nachdem er gebadet hat. Obgleich er sich von der Leiche gänzlich fern gehalten hat — andernfalls dürfte er ja als Unreiner das Pesach nicht einmal berühren — muss er doch vor dem Opfermahle ein Bad nehmen, weil er als Leidtragender nichts Heiliges geniessen durfte, und daher anzunehmen ist, dass er sich nicht mit der Achtsamkeit von allem Unreinen fernhielt, welche diejenigen anwenden müssen, die von Opfern zu essen befugt sind (s. Hagiga III 3).",
+ "sein Pesach essen. gleichviel ob sein Angehöriger am Vor- oder am Nachmittag des 14. Nisan starb, da das Pesach nun einmal für ihn bereitet ist. Doch wird es von vornherein nur dann für die Hinterbliebenen dargebracht, wenn der Tod erst Nachmittags eintrat, als die Pflicht des Pesach bereits auf ihnen ruhte (V 3); war das Leben schon Vormittags erloschen, soll erst gar nicht für sie geschlachtet werden, sie feiern dann das Pesach im nächsten Monat.",
+ "aber nicht von anderen Opfern. s. Anm. 37. — Über die Gegenüberstellung zweier Begriffe wie פסח und קדשים, von denen der eine in dem andern enthalten ist, s. Kap. VII Anm. 34.",
+ "Wer den Tod eines Angehörigen erfährt. Wörtlicher: Wer die Nachricht über einen ihm nahestehenden Toten empfängt. Vorausgesetzt wird bei diesem Schulausdruck, dass die Trauerkunde erst nach dem Todestage, aber noch vor Ablauf von dreissig Tagen eintraf.",
+ "oder dessen Gebeine sammeln lässt. Die kausative Bedeutung von המלקט ergiebt sich zwar nicht aus der Form des Wortes, wohl aber auf Grund sachlicher Erwägungen aus dem Zusammenhange. Wenn er die Gebeine selbst exhumiert hätte, wäre er ja sieben Tage unrein und dürfte daher diese ganze Zeit nichts Heiliges berühren. Mit der Bezeichnung המלקט לו עצמות soll hier nur ganz allgemein die Veranlassung angedeutet werden, aus welcher er den Vorschriften über Leidtragende unterworfen ist.",
+ "kann nach dem Bade von allen Opfern essen. Das Gesetz, welches Leidtragenden von Opfern zu essen verbietet und sich ursprünglich auf den Todestag beschränkt, ist von den Rabbinen auf die folgende Nacht, und falls die Bestattung erst später stattfindet, auf die ganze zwischen dem Hinscheiden und dem Ende des Beerdigungstages liegende Zeit ausgedehnt worden, ferner auf den Tag der Exhumation und des Eintreffens einer Trauerbotschaft, jedoch mit Ausschluss der folgenden Nacht, in welcher die Angehörigen demnach von Opfern jeder Art essen können, sofern sie das Bad genommen haben, welches mit Rücksicht darauf, dass ihnen bis zum Abend der Opfergenuss verwehrt war, erforderlich ist (vgl. Anm. 49).",
+ "sofern er gebadet hat. Das Proselytenbad genügt nicht zu diesem Behufe, weil es einen andern Zweck als den der Reinheit im Sinne des Opfergesetzes hat (vgl. Hagiga II, 6); er muss vielmehr ein besonderes Bad mit dem Vorsatze nehmen, sich durch dasselbe für die Opferspeise vorzubereiten und sich nach demselben aufs Peinlichste von allem Unreinen fernzuhalten.",
+ "trennt sich gleichsam vom Grabe. Der Satz hat das Gepräge eines Sinnspruchs, dessen ethischer Hintergrund nicht erst erklärt zu werden braucht. Wohl aber fordert die halachische Bedeutung desselben eine längere Auseinandersetzung. Aus 4 B. M. 19. 11 ff. ist bekannt, dass die durch eine Leiche oder ein Grab (das. 16) verursachte Unreinheit nicht weniger als sieben Tage anhält und auch nach Ablauf dieser Frist nur dann weicht, wenn dem allgemeinen Reinigungsbade die daselbst (17—19) vorgeschriebenen besonderen Sprengungen vorangegangen sind. Wurde die erste Besprengung am dritten Tage verabsäumt, so kann sie auch später vorgenommen werden; erfolgt am vierten Tage nach derselben die zweite Sprengung und das Reinigungsbad, so ist mit Anbruch der Nacht die Unreinheit erloschen. Sämtliche Reinheitsgesetze gelten aber nur für Israeliten, Nichtjuden sind für die übertragene Unreinheit (Kap. I Anm. 26) überhaupt nicht empfänglich. Demnach könnte der zum Judentum bekehrte Fremdling, obgleich er in seinem Leben oft genug mit Leichen in Berührung gekommen, bald nach seinem Übertritt ohne Weiteres vom Pesach essen. Das ist auch in der Tat die Ansicht der Schammaiten. Die Schule Hillel’s aber befürchtet, er würde es im nächsten Jahre ebenso halten und Abends am Opfermahl teilnehmen, wenn er auch am Tage eine Leiche berührt hat. Darum stellt sie den Satz auf: Der Proselyt darf erst am siebenten Abend nach seiner Aufnahme in den Bund Israels zum Pesach zugelassen werden, als hätte er im Augenblick des Übertritts eine Leiche berührt. Der ungewöhnliche Ausdruck כפורש מן הקבר (statt כפורש מן המת oder noch einfacher כנוגע במת) lässt die Absicht erkennen, dem Satze eine allgemeinere Bedeutung zu geben (der Bekehrte gleichsam ein vom Grabe Auferstandener oder, da קנר auch den Mutterschoss bezeichnet, ein zu neuem Leben Erwachter). Es ist aber auch möglich, dass wir es hier umgekehrt mit der halachischen Anwendung einer ältern ethischen Sentenz zu tun haben. Einer ähnlichen Redewendung bedient sich R. Tarfon, wenn er (Kidduschin 66b u. Zebaḥim 13a) zu R. ‘Akiba sagt: „Von dir sich trennen heisst sich vom Leben trennen“ (כל הפורש ממך כפורש מן החיים)."
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+ "bereite das zweite. 4. B. M. 9, 9–11.",
+ "Warum heisst es demnach. Da es doch nicht darauf ankommt, aus welcher Ursache die Feier des ersten Pesach unterblieb.",
+ "unrein oder auf fernem Wege. Das. 10. Die von uns bevorzugte Lesart (andere Ausgaben haben או שהיה בדרך רחוקה) findet sich im Jeruschalmi.",
+ "die anderen aber der Ausrottung verfallen sind. Wenn das zweite Pesach aus Mutwillen nicht gefeiert wurde, ist derjenige straffrei, der am 14. Nisan unrein oder abwesend war, strafbar dagegen, wer aus anderer Ursache an der Bereitung des ersten Pesach verhindert war. Lag aber für die Unterlassung der zweiten Pesachfeier ein triftiger Entschuldigungsgrund vor, so hat man nur in dem Falle eine Strafe verwirkt, wenn das erste Pesach mutwillig verabsäumt wurde."
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+ "Über Moda‘it. Eine 15 Mil (etwa 15 km; s. Joma VI, 4) von Jerusalem entfernte Ortschaft, wahrscheinlich mit dem aus den Makkabäerbüchern bekannten Modeïn identisch und Geburtsort des R. El‘azar ham-Moda‘i. Die Schreibung des auch Hagiga III, 5 vorkommenden Namens schwankt zwischen מודעית (Aruch), מודיעים, מודיעין, מודיעית.",
+ "Ausserhalb der Schwelle der Opferhalle. Nach ihm gilt jeder, der aus welchem Anlass immer an der Bereitung des ersten Pesach ernstlich verhindert war, sofern er sich nicht innerhalb der Opferhalle befand, als abwesend im Sinne von Anm. 4. Nach R. ‘Akiba dagegen ist er in diesem Falle nur entschuldigt und daher strafbar, wenn er das zweite Pesach vernachlässigt hat; als abwesend kann er erst dann betrachtet werden, wenn er am Mittage [כך פרשו ר״ח ורש״י ז״ל אבל רמז״ל פסק בה׳ ק״פ פ״ה ה״ט עם עליית השמש ועי׳ בכ״מ שכ׳ פשטא דסוגיא הכי מוכחא ונפלאה היא בעיני ובהדיא איתא בספרי בהעלתך ר״פ ס״ט כל שהיה בשעת שחיטת הפסח מן המוד׳ ול׳] des 14. Nisan noch 15 Mil von der heiligen Stadt entfernt war, in welchem Falle er unter allen Umständen straffrei ist, auch wenn sich ihm Gelegenheit bot, zu Pferde noch rechtzeitig einzutreffen und er für die Unterlassung der zweiten Pesachfeier keine Entschuldigung vorbringen kann.",
+ "es stände deshalb über dem H. dem letzten Buchstaben des Wortes רחקה a. a. O. — In den ältesten Ausgaben steht ausdrücklich על הי שברחוקה; s. auch דקדוקי סופרים.",
+ "Nicht weil es wirklich fern. Abgebrochener Satz. Zu ergänzen ist etwa: wird dieser Ausdruck gebraucht.",
+ "sondern ausserhalb der Schwelle der Opferhalle. In alten Handschriften findet man als Zeichen, dass ein Buchstabe zu streichen ist, über demselben einen Punkt. Solchen Punkten begegnet man auch in der Bibel an einigen Stellen. In Abot d. R. Natan Kap. 34 u. Bemidbar rabba P. III g. E. werden dieselben auf ‘Ezra zurückgeführt Da דרך öfter auch weiblich vorkommt, mithin רחקה an dieser Stelle ebenso richtig ist wie רחק, können es nicht sprachliche Gründe gewesen sein, welche für die Beanstandung des Hê massgebend waren, wohl aber solche der Textvergleichung (vgl. Jer. Ta‘aniot IV, 2 g. E. u. Tr. Soferim VI, 4). R. Jose scheint jedoch anzunehmen, dass dieses Hê mit Absicht geschrieben und wieder gestrichen wurde, damit man רחק nicht auf דרך beziehe, sondern auf איש am Anfange des Satzes: Nicht der Weg an sich ist fern, allein der Mann ist es, da ihm der Zutritt zum Heiligtum aus welcher Ursache immer verwehrt ist (איש רחוק ואין דרך רחוקה — Jer.). Grade weil דרך auch männlich ist, wäre mit einfacher Fortlassung des Hê nichts gewonnen; es musste durchaus gesetzt und zugleich als fehlerhaft bezeichnet werden, damit die Beziehung auf איש klar hervortrete."
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+ "es finde sich nicht. „Sieben Tage finde sich kein Sauerteig in eueren Häusern“ (2. B. M. 12, 19). „Sieben Tage soll in Deinem ganzen Gebiete kein Sauerteig gesehen werden“ (5. B. M. 16, 4).",
+ "das erste erfordert. טען belasten wird 1. B. M. 45, 17 im eigentlichen Sinne (Lasttiere beladen), im Talmud aber meist in übertragener Bedeutung (strafrechtlich mit folg. על wie הנטען על השפחה = beschuldigen, zivilrechtlich mit dopp. Akk. wie טענו חטים = belangen und absolut in weiterer Entwickelung = plädieren) angewendet. Die Form טעון, welche aktive Bedeutung hat und sich von טוען nur darin unterscheidet, dass sie eine dauernde Tätigkeit ausdrückt (wie אחוזי חרב Hl. 3,8 = haltend, dagegen אוחז = ergreifend; vgl. auch זכור ,בטוח und Erubin VI, Anm. 30) bezeichnet im weitesten Sinne jeden Anspruch und jede Forderung.",
+ "Dies wie jenes erfordert Lobgesänge bei der Bereitung. Vgl. Kap. V, M. 7,",
+ "und beide verdrängen den Sabbat. S. Kap. VI, M. 1."
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+ [
+ "Von einem in Unreinheit dargebrachten Pesach. S. Kap. VII, M. 6.",
+ "dürfen Samenflüssige. 3. B. M. 15, 1—15.",
+ "und Blutflüssige. Das. 25—30.",
+ "Menstruierende. Das. 19.",
+ "und Wöchnerinnen. Das. 12, 1—8.",
+ "nicht essen. Obgleich nach Kap. VII, M. 4 auch Unreine von einem solchen Pesach essen, sind doch alle diejenigen ausgeschlossen, bei denen die Unreinheit nicht durch Übertragung von aussen herrührt, sondern wie bei den hier genannten aus dem eigenen Körper fliesst. Ob dieselben nach wiedererlangter Reinheit das Pesach im nächsten Monat feiern, ist eine Streitfrage (s. Babli 80a unten), in der sich Maimonides (Hil. Ḳorb an Pesaḥ VII, 5) für die Ansicht entscheidet, es fände überhaupt kein zweites Pesach statt, wenn das erste in Unreinheit dargebracht wurde. Aus der Umgebung, in welcher unsere Mischna unversehens hier auftaucht (in der Tosefta dieselbe Erscheinung!), könnte man das Gegenteil schliessen. Wie käme sie sonst hierher in das Kapitel vom zweiten Pesach? Ihre rechte Stelle wäre doch wohl in Kap. VII, etwa hinter M. 6 oder noch besser im Anschluss an M. 4, während sie hier, eingekeilt zwischen M. 3 und M. 6, die offenbar zu einander gehören, gewaltsam den Zusammenhang zerstört. Doch lässt sich diese Tatsache viel einfacher durch die Annahme erklären, dass in M. 3 ursprünglich der Schlusssatz ודוחין את השבת ואת הטומאה gelautet hat (s. Babli z. St.), woran sich sehr passend in M. 4 die Einschränkung knüpfte, dass nicht alle Unreinen von einem in Unreinheit dargebrachten Pesach, ob es nun das erste oder das zweite ist, essen dürfen. In einer späteren Bearbeitung, deren Urheber der Meinung war, das zweite Pesach dürfte nicht in Unreinheit bereitet werden, wurden die beiden letzten Worte (הטומאה ואת) gestrichen, M. 4 aber trotzdem, wie stets in solchen Fällen, an ihrer alten Stelle beibehalten (ומשנה לא זזה ממקומה). In der Tosefta, die nach dem Plane der Mischna geordnet ist, wurde dann dieselbe Reihenfolge beobachtet, obgleich es hier ausdrücklich heisst: הראשון דוחה את הטומאה והשני אינו דוחה את הטומאה.",
+ "sind sie von der Ausrottungsstrafe frei. welche nach 3. B. M. 7, 20—21 dem Unreinen droht, der Opferfleisch geniesst.",
+ "Eli‘ezer erklärt sie auch für straflos in Beziehung auf den Eintritt ins Heiligtum. wenn das Pesach in Unreinheit dargebracht wurde. — Ein Unreiner, der sonst das Heiligtum betritt, hat die Strafe der Ausrottung verwirkt (s. Erubin X, 15 und Anm. 100 bis 102 das.)"
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+ "Worin unterscheidet sich das Pesach in Egypten. 2. B. M. 12, 1 (בארץ מצרים) bis 11.",
+ "vom Pesach aller Zeiten. Das. 13 (לדורותיכם) bis 20.",
+ "Das Pesach in Ägypten musste am Zehnten beschafft werden. Das. 3.",
+ "erforderte Besprengung der Oberschwelle und beider Pfosten mittels eines Ysopbündels. Das. 7. (Ueber טעון s. Anm. 11.)",
+ "wurde in Hast verzehrt. Das. 11.",
+ "und war auf eine Nacht beschränkt. Die Lesart im Jeruschalmi (ןלילה אחד) ist der aller anderen Ausgaben (בלילה אחד) entschieden vorzuziehen.",
+ "während das Pesach aller Zeiten ganze sieben Tage dauert. Das Wort פסח wird in dieser Mischna von Anfang an in seinem Doppelsinne (Opfer und Fest) gebraucht. Was das Pesachopfer betrifft, so konnte es in späteren Jahren noch in letzter Stunde ausgewählt werden (bei einem Händler z. B., der die feilgebotenen Tiere an den vorhergegangenen vier Tagen auf Leibesfehler hin untersucht hatte, denn diese Untersuchung war beim ersten Pesach zu allen Zeiten unerlässlich — עיין ר״ח רש״י וחוס׳ אבל רמז״ל לא הצריך בקור לפסח), sein Blut wurde am Altar direkt aus dem Becken ausgegossen und sein Fleisch in behaglicher Ruhe verzehrt. Was das Pesachfest anlangt, so erstreckte sich dasselbe, wenigstens soweit das Chameszverbot in Betracht kommt, später auf volle sieben Tage (das. 15 u. 19), in Egypten dagegen auch in dieser Beziehung nur auf die Nacht vor dem Auszuge. Es ist die Ansicht des R. Jose hag-Gelili (Tosefta Kap. VIII Ende: אומר אני שלא נאסר חמץ במצרים אלא יום אחד. Nach Babli freilich bedeutet das, dass Chamesz den ganzen Tag verboten war: Jer. aber scheint das Wort יום nicht buchstäblich zu nehmen), während andere der Meinung sind, dass auch unseren Vorfahren noch sechs Tage nach ihrem Auszuge alles Chamesz untersagt war."
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+ "Ich habe gehört. Wahrscheinlich von R. Joḥanan b Zakkai, seinem Lehrer. Der Vortrag im Lehrhause wird hebr. sehr angemessen mit שמועה bezeichnet, da in der Schule der Vortrag nur das Mittel ist, der eigentliche Zweck aber die Aufnahme des Gehörten. — Eine ähnliche Mischna s. Jebamot VIII 4.",
+ "dass die Ablösung eines Pesach. Unter Ablösung (תמורה) eines Opfers versteht man ein gegen Opfervieh in der Weise ausgetauschtes Thier, dass der Inhaber etwa erklärte, dieses solle an Stelle des andern treten. Nach 3. B. M. 27, 10 sind in solchem Falle beide geweiht, es muss daher auch die Ablösung geopfert, und wenn das infolge eines Leibesfehlers oder aus anderm Grunde nicht angeht, deren Erlös dem Altar zugeführt werden. Die Ablösung eines Pesach oder deren Erlös ist nicht als Pesach, sondern als Friedensopfer darzubringen.",
+ "dargebracht wird. Zu קרבה vgl. Kap. III Anm. 1.",
+ "dass die Ablösung eines Pesach nicht dargebracht wird. Sondern der Erlös derselben.",
+ "Ich will es erklären. Die nun folgende Erklärung ist so kurz gefasst, dass sie selbst einer Erklärung bedarf. Zunächst ist in den Worten des R. ‘Akiba von der Ablösung noch keine Rede, sondern vorläufig nur von einem verloren gegangenen Pesach, welches sich später, nachdem es durch ein anderes ersetzt worden, wieder einfand. Dieses andere ist als Pesach dargebracht worden, und es entsteht jetzt die Frage, was mit dem ersten Pesach geschehen soll? Da kommt es nun darauf an, ob dasselbe noch vor dem Schlachten des Ersatzopfers oder erst nachher gefunden wurde. Im letztern Falle hat es, da es zu spät zum Vorschein kam, den Charakter eines Pesach verloren und ist daher genau so wie ein erst nach dem 14. Nisan zum Pesach bestimmtes Thier (Kap. V Anm. 7) als Friedensopfer darzubringen; im andern Falle aber kann dasselbe, da es mit gleichem Rechte wie das Ersatzopfer als Pesach geschlachtet werden konnte, ja sogar vor diesem vielleicht (עיין הל׳ ק״פ פ״ד ה״ו בכ״מ בשם הר״י קורקוס ובלחם משנה) den Vorzug verdient hätte, nicht ohne Weiteres als Friedensopfer dargebracht werden, es muss vielmehr erst abgewartet worden, bis es sich ein Gebrechen zuzieht, das es für den Altar ungeeignet macht, dann erst kann es verkauft und für den Erlös ein Friedensopfer beschafft werden. Dieselbe Vorschrift gilt aber merkwürdigerweise — und nun kommen wir zu dem von R. Josua nicht verstandenen Satze — auch für die Ablösung des Pesach. Wird das wiedergefundene Lämmchen früher oder später gegen ein anderes ausgetauscht, so hängt die Entscheidung der Frage, ob dieses selbst oder nur dessen Erlös geopfert werden darf, ebenfalls von dem Zeitpunkt ab, in welchem jenes wieder zum Vorschein kam. Obgleich nach Anm. 30 die Ablösung des Pesach niemals als Pesach dargebracht werden kann, mithin der Grund fortfällt, der für das umständliche Verfahren bei einem abhanden gekommenen und noch vor dem Schlachten des Ersatzopfers gefundenen Pesach massgebend war, richtet sich die Behandlung des einen dennoch ganz nach der des andern Lämmchens.",
+ "Wenn ein Pesach. das verloren gegangen war.",
+ "noch vor dem Schlachten des Pesach. d. h. ehe das zum Ersatz gewählte Pesach noch geschlachtet war. [Nach anderer Auffassung im Babli: vor dem für die Bereitung der Pesachopfer gesetzlich angeordneten Zeitpunkte, also Vormittags.]",
+ "bis es sich einen Makel zuzieht. Von סאב ist die Grundbedeutung wahrscheinlich fleckig sein, daher im Ḳal. ܣܳܐܶܒ (= סיב und hebr. שׂיב) altern (vom gefleckten Haar), im Piel beflecken u. z. im weitesten, doch meist übertragenen Sinne. Hier wird das Wort auf die in der Tora als schwerer Makel (משחתם בהם) bezeichneten Leibesfehler (3. B. M. 22, 21—25) angewendet, ohne welche ein zum Opfer geweihtes Thier nicht verkauft werden darf."
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+ "Wenn jemand ein Weibchen als sein Pesach absondert oder ein Männchen im zweiten Lebensjahre. Zum Pesach eignet sich nur ein männliches Thier, welches das erste Lebensjahr noch nicht überschritten hat (2. B. M. 12, 5; בן שנה heisst nicht „ein Jahr alt“, sondern „im ersten Lebensjahre“).",
+ "dann verkaufe er es und bringe aus dem Erlöse Friedensopfer dar. ויביא בדמיו שלמים. So liest Raschi z. St. und so zitieren auch Tosafot sowohl in Zebaḥim 9b als in Menaḥot 83b u. d. W. חד; in unserm Bablitexte steht dafür ויפלו דמיו לנדבה לשלמים, in Jeruschalmi und den Mischnaausgaben ebenso bis auf das Wort לשלמים, das hier fehlt. Eine in Temura (19a) angeführte, den Gegenstand ausführlicher behandelnde Baraita lehrt, dass er den Erlös nur dann zu Friedensopfern verwenden muss, wenn er sein Pesach bereits dargebracht hat, wenn das Thier aber vorher schon einen Leibesfehler bekam, soll er aus dessen Erlös ein Pesach beschaffen.",
+ "sondern als Friedensopfer dar. Es geht nicht an, dass er es nachträglich zu seinem Pesach bestimme, da es inzwischen einen Augenblick ohne Inhaber gewesen (s. Anm. 59); war aber vor Eintritt des Todes der Sohn schon mitbeteiligt, so schlachtet dieser es als Pesach, u. z. am 14. Nisan, wenn der Vater an diesem Tage erst Nachmittags starb, einen Monat später, wenn derselbe am Vormittage aus dem Leben schied (s. Kap. VIII Anm. 50)."
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+ "Wurde ein Pesach mit anderen. s. Kap. VII Anm. 34.",
+ "wobei man den Zuschuss aus der eigenen Tasche einbüsst. Es wurde z. B. ein Pesachlamm [] mit vier Lämmern einer andern Opfergattung so vermengt, dass man das Pesach nicht erkennt. Wird nun beim Verkaufe für das wohlfeilste ein Preis von 8 Denaren und für jedes folgende immer 1 Denar mehr, für alle fünf demnach ein Preis von 50 Denaren erzielt, so muss er zwei Lämmer im Werte von je 12 und drei im Werte von 9, 10 und 11 Denaren darbringen, mithin aus seiner Tasche einen Zuschuss von 4 Denaren leisten. Gehörten die übrigen Lämmer gar vier verschiedenen Opfergattungen an, in welchem Falle er fünf Lämmer im Werte von je 12 Denaren opfern muss, so beträgt seine Einbusse gar 10 Denare. Im Übrigen gilt vom Erlös des Pesach auch hier die in Anm. 38 erwähnte Vorschrift, dass derselbe zu einem Friedensopfer zu verwenden ist, wenn der Verkauf erst stattfinden konnte, als man sein Pesach schon bereitet hatte.",
+ "wurde es jedoch mit Erstgeborenen vermengt. Das Erstgeborene vom Vieh wird bei der Darbringung in allen wesentlichen Punkten genauso wie das Pesach behandelt.",
+ "wenn es um eine Genossenschaft von Priestern sich handelt. Vom Opferfleische erstgeborener Tiere dürfen nur Priester essen.",
+ "es verzehren. Man braucht daher, wenn das vermengte Pesach einer Priestergesellschaft gehörte, nicht sämtliche Lämmer erst weiden zu lassen, bis sie einen Leibesfehler bekommen, sondern opfere sie am 14. Nîsan Nachmittags und verzehre sie sämtlich in der folgenden Nacht. Es ist zwar Vorschrift, die vier Opferhandlungen (Kap. V Anm. 6) mit dem Gedanken an Zweck und Bestimmung des einzelnen Opfers vorzunehmen, doch ist es nicht durchaus nötig, dass die Bestimmung bekannt sei; der Priester braucht nicht sagen zu können, er schlachte dieses Tier als Pesach, als Friedens-, als Sünd- oder Schuldopfer, es genügt vielmehr, wenn er erklärt: Ich schlachte es für seine Bestimmung. Gleichwohl fand der praktische Ausweg des R. Simon nicht die Zustimmung der anderen Gesetzeslehrer, weil diese mit Rücksicht auf das Verbot, vom Opferfleische übrig zu lassen, es für bedenklich hielten, die Zeit noch mehr zu beschränken, innerhalb deren solches gegessen werden darf. Für ein Erstgeborenes erstreckt sich diese Frist auf 2 Tage und die dazwischen liegende Nacht, während das Pesach in einer halben Nacht verzehrt sein muss. Im vorliegenden Falle müssten alle fünf Lämmer in dieser kurzen Zeit aufgegessen werden, da man von keinem derselben weiss, ob es nicht das Pesach ist."
+ ],
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+ "und sie essen mit ihm von dem Seinigen. Zwar haben sie durch die Darbringung eines andern Pesach ihre Beteiligung an dem abhanden gekommenen widerrufen, der Rücktritt ist aber erst nach dem Schlachten des letztern, also zu spät erfolgt (s. VIII 3 g. E. — והוא הדין לר׳ שמעון אם שלו נזרק ראשון). Das von ihnen dargebrachte Pesach ist nach Kap. V Anm. 13 untauglich und wird daher laut VII 9 noch am selben Tage verbrannt",
+ "so essen sie von dem Ihrigen. weil sie von dem abhanden gekommenen Pesach, bevor es noch geschlachtet worden, also rechtzeitig zurückgetreten waren.",
+ "und er isst von dem Seinigen. da er ihnen doch keine Vollmacht gegeben, das Pesach für ihn zu schlachten.",
+ "und sie essen nicht mit ihm. Infolge des Zweifels, ob ihr Rücktritt vom wiedergefundenen Pesach noch rechtzeitig oder zu spät erfolgte, ob mithin das von ihnen selbst geschlachtete Pesach tauglich oder untauglich ist, dürfen sie weder von dem einen noch vom andern essen. ].",
+ "das Ihrige kommt nach dem Verbrennungsorte. Für die Verbrennung untauglicher Opfer, welche auf dem Gebiete des Heiligtums stattfinden musste, waren daselbst zwei Orte bestimmt, der eine vor der Bira (III 8 u. VII 8), der andere in der Opferhalle selbst. Für die ausserhalb Jerusalems zu verbrennenden Opfer gab es eine dritte Feuerstelle, die בית הדשן heisst (Z’baḥim V 2 und XII 5). Wenn nun etwa בית השריפה zum Unterschied von dieser die beiden Verbrennungsstätten auf dem Tempelberge bezeichnen soll (im Babli das. 104b werden alle drei בית הדשן genannt), so passt der Ausdruck יצא (hinaus geschafft werden) nicht auf diejenigen Opfer, die in der Halle selbst verbrannt werden mussten, und doch findet sich diese Formel auch auf solche angewendet, z. B. K’retot VI 1—2, Z’baḥim VIII 4, Tosefta das. 1 g. A. u. M’naḥot VI g. E. (ed. Zuckermandel 479 18 u. 520 37). Zieht man ferner in Erwägung, dass es sich an allen diesen Stellen, zu denen noch viele andere wie Tosefta P’saḥim VI u. IX, Z’baḥim VI u. VII (ed. Zuck. 165 19-21, 171 14, 489 29, 492 3) hinzukommen, ebenso wie oben VIII 2 (s. das. Anm. 18) und VII 9 (s. die Jeruschalmiausgaben) um Opfer handelt, bei denen עבור צורה erforderlich ist, deren Fleisch, mit anderen Worten, erst nach einiger Zeit, wenn es bereits seine Frische und sein gutes Aussehen eingebüsst hat, dem Feuer übergeben werden darf, ja dass die fragliche Redewendung meist nicht blos in begrifflicher, sondern in ausdrücklicher Verbindung mit ענור צורה vorkommt (so an allen oben angeführten Orten mit Ausnahme von K’retot VI 1 2 u. P’saḥim VIII 2), so könnte man wohl zu der Annahme gelangen, dass בית השרפה ein Raum war, in welchem die erst später zu verbrennenden Opfer inzwischen verwahrt wurden. Auch in unserer Mischna, die sich dieses Ausdrucks dreimal bedient, fände solche Auffassung eine Stütze. Da das zu verbrennende Pesach hier wie weiter unten nicht mit Sicherheit als untauglich bezeichnet werden kann, darf man es nicht sofort dem Feuer übergeben, sondern erst nachdem es unansehnlich geworden (s. Maim. Hil. P’sulê hammoḳdaschin XIX 2). Doch findet sich die Formel יצא לבית השרפה auch hie und da an Stellen, an denen kein Grund zu erkennen ist, aus welchem die Verbrennung einen Aufschub erleiden müsste, z. B. Z’baḥim XII 4. Wenn demnach בית השרפה doch die Verbrennungsstätte selbst bezeichnen sollte, was ja auch dem einfachen Wortsinn besser entspricht, so steht יצא hier in uneigentlicher Bedeutung; vgl. היוצא לידון Giṭṭin III 4.",
+ "und sie sind der Feier des zweiten Pesach enthoben. Wenn sie auch von keinem der beiden Pesachopfer essen dürfen, weil nicht feststeht, an welchem sie beteiligt sind, so ist doch andererseits soviel sicher, dass sie auf alle Fälle an einem derselben beteiligt sind. Da sie mithin das Pesach zur rechten Zeit bereiteten, so haben sie ihrer Pflicht genügt, obgleich sie am Opfermahl verhindert sind. vgl. Kap. VIII Anm. 19 u. 41.",
+ "gehet und schlachtet ihr für mich. Sie aber hatten ihn nicht beauftragt, das abhanden gekommene Pesach für sie zu schlachten, sondern nur es zu suchen und herbeizuschaffen, damit sie es selbst darbringen. Der Fall liegt nun umgekehrt wie im ersten Teil unserer Mischna, er hat ihnen Vollmacht gegeben, sie aber Laben ihm keinen Auftrag erteilt, weshalb auch die in den vorstehenden Anmerkungen erläuterten Bestimmungen im Folgenden entgegengesetzte Anwendung finden.",
+ "essen alle von dem ersten. Da sie sich gegenseitige Vollmacht erteilten und nach dem Schlachten ein Rücktritt nicht mehr möglich ist, sind beide Parteien an dem zuerst geopferten Pesach beteiligt, während das andere untauglich und sofort zu verbrennen ist.",
+ "kommen beide nach dem Verbrennungsorte. weil man nicht weiss, welches tauglich und welches untauglich ist; doch können sie erst am 16. Nisan verbrannt werden (s. Anm. 49 u. VII 9). Selbstverständlich sind beide Parteien der Feier des zweiten Pesach enthoben; vgl. Anm. 50.",
+ "Wenn er ihnen und sie ihm keinen Auftrag gegeben. obgleich eine gegenseitige Vollmacht aus der ganzen Sachlage vermutet oder gar aus unklaren Äusserungen und halben Andeutungen hergeleitet werden kann.",
+ "gehen sie einander nichts an. Wörtlich: sie haften nicht für einander, sind für einander nicht verantwortlich. Der Ausdruck ist der Rechtssprache entlehnt und von אחר (der Andere) abzuleiten. Ursprünglich ist אחראי wie noch jetzt in der sicherlich sehr alten Formel אחראין וערבאין כלהון יחון wohl der Bürge (der Andere, der für den Schuldner eintritt), davon אחריות, zunächst = Bürgschaft und Gewähr (נכסים שיש להם אחריות = Gewähr bietende Güter), später = Haftpflicht und Ersatz (חייב באחריותו = zum Ersatze verpflichtet). Man kann aber auch den umgekehrten Weg einschlagen, indem man אחריות = Ersatz unmittelbar von אחר ableitet (das Andere, das an Stelle des Verlorenen oder Beschädigten tritt), um dann, von diesem Begriffe zu dem der Ersatzpflicht und Gewährleistung übergehend, schliesslich zu אחראי = verantwortlich zu gelangen."
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+ "Haben zwei Genossenschaften ihre Pesachopfer vertauscht. so dass niemand weiss, welches der einen und welches der andern Gesellschaft gehört. Entstand der Zweifel erst nach dem Schlachten, so haben beide zwar ihrer Pflicht genügt und sind daher der Feier des zweiten Pesach enthoben, sie sind jedoch vom Opfermahle ausgeschlossen, weil sie nicht wissen, an welchem der beiden Tiere jeder seinen Anteil hat, und daher von keinem derselben essen dürfen. War dagegen die Verwechslung schon vor dem Schlachten entdeckt, also zu einer Zeit, da die Beitrittserklärung noch zurückgezogen werden konnte (s. VIII 3), so öffnet sich ihnen der in der Mischna beschriebene Ausweg, der ihnen auch die häusliche Feier des Pesach ermöglicht.",
+ "worauf sie also sprechen. Jede der beiden Genossenschaften spricht so zu dem herübergekommenen Mitglieds der andern Gesellschaft. — יכך ist verkürzt aus וְכָכָה.",
+ "ist dagegen dieses Pesach dein. unser Pesach mithin in den Händen deiner Genossen, für welchen Fall dieselben ihrem Anrecht auf das ihnen gehörige, irrtümlich von uns gewählte Pesach hier entsagen, so dass du nun dessen alleiniger Inhaber bist.",
+ "wofür wir an dem Deinen beteiligt sein sollen. Minder umständlich wäre freilich der Rath, dass jede der beiden Genossenschaften ihre Beteiligung einfach zurückziehe und, nachdem sie eines der Tiere gewählt, aufs Neue erkläre. Es ist jedoch nicht zulässig, dass sämtliche Teilhaber sich zurückziehen, ehe sich neue angemeldet haben. Das einmal bestimmte Pesach soll keinen Augenblick ohne Inhaber bleiben (vgl. Anm. 39).",
+ "sie ziehen je einen aus jeder Genossenschaft hinzu. Wenn alle fünf Pesachopfer vertauscht sind, begibt sich aus jeder der fünf Gesellschaften je ein Mitglied zu den übrigen vier Genossenschaften, so dass zu jeder der auf diese Weise neu gruppierten fünf Gesellschaften vier neue und ein, bezw. sechs frühere Mitglieder gehören. Der scheinbar überflüssige Zusatz ושל עשרה עשרה soll uns, wenn nicht etwa ועשר של עשרה עשרה gemeint oder gar zu lesen ist, vielleicht andeuten, dass die Zahl der Mitglieder sämtlicher fünf Gesellschaften wohl mehr, aber auf keinen Fall weniger als fünf betragen darf. Hätte eine derselben blos vier Mitglieder, so wäre dieser Ausweg verschlossen, weil in dem Augenblicke, in welchem jeder derselben, um bei einer der vier anderen Gruppen eintreten zu können, seinen Austritt aus der eigenen Genossenschaft erklärt, das Pesach der letztern herrenlos würde. In solchem Falle bleibt daher nichts anderes übrig, als einen fünften Teilhaber von der Strasse heranzuziehen (vgl. die folg. Mischna).",
+ "und sprechen ebenso. In jeder der fünf Gesellschaften sagen alle der Reihe nach zu jedem einzelnen: Wenn dies Pesach dein ist, erkläre ich hiermit meinen Austritt aus der Genossenschaft, der ich bisher angehört habe, um mich bei dir als Teilhaber anzumelden."
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+ "und jener trachtet einen von der Strasse zum Beitritt zu bewegen. Die Zuziehung eines Teilhabers ist erforderlich, damit die beiden Pesachopfer nicht herrenlos bleiben (Anm 59) wenn deren Inhaber falsch gewählt haben sollten, für welchen Fall jeder derselben durch die folgende Erklärung dem Pesach entsagt; sie ist möglich, obschon der Eigentümer nicht in der Lage ist, seinem Partner das Pesach zu bezeichnen, an welchem dieser sich beteiligen soll.",
+ "und der andere kommt zu jenem. Jeder der beiden Besitzer geht zum Partner des andern Eigentümers oder jeder der beiden Partner zum Herrn des andern Pesach, oder es begeben sich beide Inhaber zu einander und beide Teilhaber zu einander.",
+ "worauf sie also sprechen. In beiden Genossenschaften spricht der eine so zum andern. Der Plural steht, weil es zwei Personen sind, die reden, in jeder Gruppe eine."
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+ "An den Rüsttagen der Pesachfeste. Andere Lesart: ערב פסחים (Babli- u. Jeruschalmiausgaben, ebenso Tosefta ed. Zuck. 172 12): s. Tosafot u. die Zusätze in Mord’chai z. St.",
+ "wenn der Spätnachmittag. Man unterscheidet einen längern (מנחה גדולה) und einen kürzern Nachmittag (מנחה קטנה); jener beginnt, wenn das Tagesgestirn sich schon augenscheinlich und für jedermann deutlich erkennbar zum Untergange wendet, d. i. eine halbe Stunde, nachdem es seine Mittagshöhe überschritten hat; dieser fängt 2½ bürgerliche Stunden (s. Einl. S. 167) vor Ablauf des Tages an, wenn die Sonne dem Horizont schon merklich näher als dem Scheitelpunkte steht, d. i. eine halbe Stunde, nachdem sie in das letzte Viertel ihres Tagbogens eingetreten ist. In der Regel ist unter מנחה schlechthin der Spätnachmittag zu verstehen. So auch hier. Maimonides meint zwar in seinem Mischnakommentar zu B’rachot IV 1, dass מנחה nur den Augenblick bezeichnet, mit welchem der Spätnachmittag einsetzt; diese Annahme findet aber ihre Widerlegung sofort an Ort und Stelle in dem Ausdruck פלג המנחה. Man kann wohl von der Hälfte eines Zeitraumes, nicht aber von der Mitte eines Zeitpunktes sprechen. Er selbst erklärt diese Bezeichnung mit den Worten: 5¼ Stunden vor Tagesende; demnach müsste der Begriff מנחה die letzten 2½ Stunden voll umfassen und ganz einschliessen. Ausdrücklich heisst es in einer Baraita (s. Babli das. 26b): איזו היא מנחה גדולה משש שעות ומחצה ולמעלה ואיזו היא מנחה קטנה מתשע שעות ומחצה ולמעלה . Wenn sich daher Stellen finden, in denen die Redewendung מן המנחה ולמעלה die Ansicht Maimuni’s zu unterstützen scheint, so kann das fragliche Wort in solcher Verbindung nur das Nachmittagsgebet bezeichnen, welches ebenfalls kurzweg מנחה (statt תפלת המנחה; Ta‘aniot IV 1. u. ö) genannt wird. Die Tosafot (107a u. d. W. סמוך) sind der Meinung, dass auch an unserer Stelle unter Minḥa das Gebet zu verstehen ist, auf welches sich dieser Name von dem Mehlopfer (מנחה) übertragen hätte, das jeden Nachmittag im Heiligtume dargebracht wurde (4. B. M. 28, 8). Auf den Einwand, dass ja die Minḥa auch einen Bestandteil des täglichen Morgenopfers bildete (das. 5), haben sie keine befriedigende Antwort. Nachmani leitet in seinem Pentateuchkommentar (zu 2. B. M. 12, 16) das Wort unter Hinweis auf מנח יומא im Targum (O. u. J. zu l. B. M. 3, 8) vom Stamme נוח ab. Es ist die Zeit, in welcher die Sonne zur Ruhe geht und ihre Glut sich mildert (מנוחת השמש והשקט אורו הגדול ). Widerspricht auch die Form, welche hiernach מנוחה oder מנחא (m’nuḥa oder m’naḥa) lauten müsste, solcher Ableitung, so halte ich doch den Grundgedanken für richtig, dass unser Minḥa ganz verschieden ist von demjenigen, welches Geschenk und vorzugsweise Opfergabe bedeutet. In diesem gehört מ zum Stamme, es ist von מנח (arab. منح = schenken) nach der Form שמחה gebildet und wird daher einer richtigen Überlieferung gemäss in der Mehrzahl M’naḥot gesprochen, während jenes meines Erachtens vom Stamme נחה abzuleiten und demgemäss im Plural ebenso wie מצוה zu vokalisieren ist. Im Arabischen entspricht נחה (نحا = sich neigen, wenden) dem hebr. פנה und die نحو dem hebr. מול, dessen Grundbedeutung dieselbe ist [daher אתמול (gestern)=פנים את=לפנים (wie את פגי=לפני) im Gegensatz zu מחר (morgen, zsgz. aus מַאֲחָר) = לאחור, eine Anschauung, nach welcher nicht wir der Zukunft entgegengehen, vielmehr die Zeit an uns vorüberzieht, so dass die Vergangenheit nicht hinter uns, sondern vor unseren Augen (לפנים), und der „kommende“ Tag (היום הבא) nicht vor uns, sondern unsichtbar hinter unserm Rücken (לאחור) sich befindet]. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir beim Worte Neigen vor allem an eine Wendung nach unten denken; daher נחת hinuntersteigen, מנחה die Tageszeit, in welcher die Sonne sich zum Untergange wendet (vgl. כי פנה היום כי ינטו צללי ערב Jirm. 6, 4), שטח לגוים וינחם (Ijob 12, 23) er breitet, Völker aus und beugt sie nieder, lässt sie untergehen (parallel משגיא לגוים ויאבדם), فنى dahinschwinden, ebenso כל ימינו פנו בעברתך (Ps. 90, 9), افنى vernichten, ebenso פנה אויבך (Sz’fanja 3, 15), לערב ימולל ויבש (Ps. 90, 6) sich neigen, dahinsiechen, אמילם (Ps. 118, 10—12) ich beuge, vernichte sie. Vermutlich bedeutet auch in ‘Ezra 9, 4—5 מנחת הערב den Spätnachmittag (מנחה קטנה). — נחה im gewöhnlichen Sinne entspricht dem arab. افنى (fortbewegen); doch dürfte auch hier die Grundbedeutung die von نحا sein, so dass נחה nicht eigentlich führen (הוליך), sondern — ursprünglich wenigstens — lenken hiesse.",
+ "herannaht. d. i. eine halbe Stunde vor Beginn dieser Tageszeit, also gegen drei Uhr Nachmittags. — סמיך (Part. v. סמך = stützen) heisst eigentlich angelehnt und daher sowohl nahe (vom Ort wie von der Zeit) als auch dicht (סומכא = Dicke).",
+ "kein Mahl einnehmen. auch wenn man das Nachmittagsgebet schon verrichtet hat. Vorher darf man sich auch sonst nicht zu Tische setzen (Sabbat I 2); Früchte aber und anderes Naschwerk (מיני תרגימא, τϱαγήμαια) darf man auch an diesem Tage selbst in später Stunde noch essen (Babli 107b). Das Verbot hat nur den Zweck, die Esslust für das Festmahl am Abend rege zu erhalten.",
+ "bis es Nacht geworden. An anderen Feiertagen kann man ebenso wie am Sabbat das Festmahl auch vor Sonnenuntergang einnehmen, am Pessach aber soll man es mit Rücksicht auf 2. M. 12, 8 nicht vor Eintritt der Dunkelheit beginnen [R. Ascher z. St. ].",
+ "Auch der Ärmste. der sonst sein dürftiges Mahl sitzend einzunehmen gewohnt ist.",
+ "in Israel esse nicht anders als hingelagert. Wie bei den Griechen und Römern der klassischen Zeit hatte sich auch bei den Israeliten die Sitte eingebürgert, sich zu den Hauptmahlzeiten auf Ruhebetten (מטות, ϰλίναι lecti) so zu lagern, dass der linke Ellbogen sich auf das Polster stützte (הסבה Kataklisis, Accubitio). Bei Gastmählern ruhten alle Tischgenossen auf solchen Betten, nur die Sklaven und die Parasiten saßen auf Stühlen oder Bänken. Für die Pesachnacht wurde diese vermutlich von den Persern übernommene Sitte (Ester 1, 6 u. 7, 8; Babli B’rachot 46b) zur Vorschrift, zunächst wohl, um dem Festmahl den Charakter einer Hauptmahlzeit zu sichern (vgl. Jer. zu Ma‘asrot IV 1 עשה היסב בשדה טובל אם לא היסב אינו טובל), dann aber auch, um das Gefühl für Freiheit und Menschenwürde lebendig zu erhalten (להודיע שיצאו מעבדות לחרוה — Jer. z. St.). — Der Ausdruck הסב (v. סבב = umgeben) stammt noch aus der Zeit, in welcher die Tischgenossen sich um eine gemeinsame Tafel setzten (1. B. M. 43, 33; 1. Sam. 20, 5, 24—25, 34; 1 Kön. 13, 20), wie es auch bei den Griechen und Römern ursprünglich der Brauch war. In diesem Sinne wird 1 Sam. 16, 11 נסב (Plural und Ḳal) schon als feststehender Ausdruck gebraucht, bei welchem der Zusatz השלחן (od. על) את entbehrlich ist, während die Kataklisis, welche unter König Uzia noch nicht allgemeine Sitte, vielmehr ein Merkmal sybaritischer Verweichlichung und Üppigkeit gewesen zu sein scheint (‘Amos 6, 4), mit שכב und סרח bezeichnet wird (das.), vielleicht gar mit dem üblichen ישב (Jeḥezḳêl 23, 41). Die Sprache hatte für diese eigentümliche, halb sitzende und halb liegende Körperhaltung noch kein besonderes Wort geprägt. Als aber bei den aus Persien zurückgekehrten Juden der fremde Brauch heimisch geworden, wurde die Bezeichnung סכב für das Gastmahl beibehalten, obgleich sie nicht mehr ganz angemessen war, seit man aufgehört hatte an gemeinsamer Tafel zu speisen (K. VII Anm. 74). Der Ausdruck blieb zunächst wohl nach wie vor auf den Plural beschränkt (vgl. B’rachot VI 6), bis er auf die Kataklisis, wie sie beim Convivium in erster Reihe üblich war, schlechthin übertragen und nun auch (wie hier) in der Einzahl angewendet wurde. Befremdlich ist es allerdings, dass mit dem Wechsel der Bedeutung auch ein Übergang des Ḳal in den Hif‘il, in welcher Form das Wort in diesem Sinne stets im Talmud erscheint, sich vollzogen haben soll. Der Hif‘il findet sich bei intransitiven Verben, wenn dieselben von einem Nomen gebildet sind (העשיר, העני, הלבין, האדים, השחיר, השריש, העריב הגריל, הספיק u. v. a). Besonders lehrreich ist in dieser Beziehung das Verbum גדל, welches im Ḳal aufwachsen (Abot I 17; Jebamot XIII, 12 יודלו זה עם זה = sie können mit einander aufwachsen, d. h. sie dürfen weiter zusammenleben trotz der Möglichkeit, dass sich ihre Ehe später als unstatthaft erweist — s. Babli z. St. u. Raschi zu Ḥullin 11a s. v. קטן וקטנה), im Hif‘il aber grossjährig (גדול) werden bedeutet (Jebamot X 9, XI 3—5, XIII 1 u. ö.; in Baba batra V 4 ist הגרילו transitiv, da ענפים zu ergänzen ist). Demnach wäre הסב von מסב (Sabbat 63a Z. 1) abzuleiten, einem andern Ausdruck für die מטה, auf die man sich zum Schmause lagert. Wie ist aber מסב zu dieser Bedeutung gekommen? Sinngemäss bezeichnet das Wort im Hohenliede (1, 12) die Tafelrunde, das Gastmahl (wie מסבה in סתם מסבת כותים B’rachot 52b unten); man kann doch aber nicht so ohne Weiteres den Begriff eines Gelages auf das Lager übertragen! Dass man ursprünglich die einzelnen Polster, auf denen man rings um die Tafel sass, מסב nannte, ist etymologisch wohl denkbar, lexikalisch aber nicht nachzuweisen Ebensowenig lässt sich מסב als Ruhebett unter Hinweis auf das sinnverwandte מטה (und das gr. ϰλίνη) unmittelbar auf den in der Bedeutung „sich wenden“ mit נטה übereinstimmenden Stamm סבב zurückführen; denn in diesem Sinne drückt סבב stets eine Bewegung aus, sei es zu einem Orte hin (Hab. 2, 16; 1 Sam. 5, 8) oder von einem Orte weg (das. 15, 27; 1 B. M. 42, 24), während נמה gleich dem gr. ϰλίνω auch „neigen“ heisst. Ihrer Grundbedeutung nach sind סבב (sich krümmen) und נטה (sich strecken) sogar Gegensätze. Vielleicht ist zum Unterschiede von der מטה (dem in erster Reihe zum Schlafen in gestreckter Lage bestimmten Bette) das Speisesofa (im Hinblick auf die gekrümmte Haltung bei der Benutzung desselben) מסב genannt und von diesem Nomen später das Verbum הסב gebildet worden Aehnlich ist יטו (Hif‘il) in ‘Amos 2, 8 von מטה abgeleitet, denn die zweite Vershälfte ויין ענושים ישתו בית אלהיהם weist deutlich darauf hin, dass bei ועל בגדים חבלים יטו אצל כל מובח an die Kataklisis zu denken ist.",
+ "und man reiche ihm. Wenn dies Fürwort sich auf den Armen bezieht, so hat man sich die Vorsteher als Subjekt des Satzes zu denken; bezieht es sich aber wie in der folgenden und der vierten Mischna gleich לפניו in M. 3 auf אדם im ersten Satze, so sind die ihn bedienenden Hausgenossen das nicht genannte Subjekt.",
+ "nicht weniger als vier Becher Wein. Ueber die Bedeutung der vier Becher s. Einleitung, Absatz 2. — פחת heisst im Syr. aushöhlen (Übers. von נקב Ḥab. 3, 14), im Arab. (فخت) abschneiden. Die gemeinsame, in der Sprache des Talmud noch erhaltene Grundbedeutung ist vermindern. Dieselbe zeigt sich auch bei der Wurzel פח in פחי הזהב (Goldplatten, 2. B. M. 39, 3) und פוחח (mangelhaft bekleidet, M’gilla IV 6). Vgl. גרע = verringern (2 B. M. 5, 11 u. ö.) und = abscheeren (Jirm. 48, 37; im Aram. häufiger), aus dessen Wurzel wohl auch (mit teilweisem Übergang des ל in ר und des ג in כ od. ק) die Stämme קרח ,גלב ,גלח, (abscheeren), כרת ,קרץ ,קרע (zerschneiden), כרה ,גלף (graben), גרם ,גרר (zerkleinern) hervorgegangen sind. Das Verbum פחת findet sich in der Bibel nicht, wohl aber die nomina פחת (Grube) und פחתת (Vertiefung).",
+ "wäre es selbst aus der Armenschüssel. Die Schüssel (תמחוי) und der Korb (קופה = fiscus) sind verwandte Zweige der Gemeindeverwaltung auf dem Gebiete der Armenpflege. Aus dem „Korbe“ wurden wöchentliche Unterstützungen (jeden Freitag) an die Armen des Ortes verteilt; aus der „Schüssel“, für welche die Beiträge an Lebensmitteln täglich eingesammelt wurden, erhielten die Ärmsten unter den Armen (auch auswärtige Bettler), die nicht einmal Brot für zwei Mahlzeiten hatten, ihren Tagesbedarf (s. Pea VIII 7 und Jer. das.). — Über die Etymologie des Wortes תמרוי s. Kap. V Anm. 42 u. ‘Erubin V Anm. 31."
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+ "Nachdem sie ihm den ersten Becher gefüllt haben. Über מזג (eigentl. mischen) s. Kap. VII Anm. 77. Das Fürwort לו ist hier nicht mehr auf den Armen zu beziehen, sondern ganz allgemein aufzufassen; vgl. Anm. 8. כוס, in der Bibel weiblich, ist hier und weiter unten (M. 4 u. 7) männlich, oben aber (M. 1), wo das Wort im Plural steht, weiblich; Jeruschalmi ed. Kr. (S. 37b l. Z. u. 37c Z. 6, 16, 30) hat freilich: ארבעה כוסות (dagegen Z. 3 u. 12: ארבע כוסות).",
+ "er spreche den Segen über den Wein und nachher den Segen über den Tag. Diese Meinungsverschiedenheit, welche schon einmal (in B’rachot VIII 1) erwähnt wurde, beschränkt sich nicht grade auf den Pesachabend, erstreckt sich vielmehr auf den Eingang aller Sabbate und Feste, an denen es Vorschrift ist, das Mahl mit einer feierlichen Begrüssung des heiligen Tages bei einem vollen Becher Weines zu eröffnen. Dieselbe besteht aus zwei Segensprüchen (einem über die Frucht der Rebe und einem über die Bedeutung des Tages), deren Reihenfolge den Gegenstand des hier angeführten Streites bildet. Die Begründung beider Ansichten findet sich in der Tosefta hier Kap. X und B’rachot V (ed. Zuckermandel S. 13 Z. 6—9 u. S. 172 Z. 14—17) und mit unwesentlichen Abweichungen auch im Babli wie im Jeruschalmi sowohl zu unserer Stelle als zu B’rachot VIII 1. Nach der Meinung der Schammaiten gebührt dem Segen über den Tag aus zwei Gründen der Vorrang: Erstens ist der heilige Tag die Veranlassung, dass überhaupt der Wein das Mahl einleitet; zweitens geht der Eintritt des Festes auch zeitlich dem Beginne des Mahles voran. Die Schule Hillels macht dagegen zwei andere Gründe geltend, aus denen der Segen über den Wein an die Spitze gestellt zu werden verdient: Zunächst bietet der Wein erst die Möglichkeit, den heiligen Tag an der Tafel zu begrüssen, ohne ihn müsste man sich mit der Begrüssung im Abendgebete begnügen; überdies wird der Segen über den Tag nur an Sabbaten und Festen gesprochen, der andere dagegen, so oft man Wein trinkt, und es ist daher auch hier die bekannte Regel anzuwenden: Das Häufigere geht dem Seltenern vor (תדיר ושאינו תדיר הדיר קודם)."
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+ "isst er den Lattich eingetunkt. הביאו לפניו ירקות והזרת מטבל בחזרת lautet die Lesart in Jeruschalmi und älteren Mischnaausgaben (s. דקדוקי סופרים S. 355, Anm. 5); in Maimunis Mischnakommentar und mehreren von Rabbinowicz verglichenen Hndss. (s. דקדוקי סופרים das.) fehlt das Wort וחזרת, in unseren Ausgaben der Mischna sowohl als des Babli und Alfasi auch das Wort ירקות. R. Ḥananel und uach ihm R. Natan aus Rom (s. ‘Aruch unter פרפרת ergänzt in seiner Erklärung z. St. als Objekt zu הביאו לפניו das Wort שלחן; er hat also weder ירקות noch וחזרת gelesen. Auch aus Raschi (s. v. מטבל) und Tosafot (s. v. הביאו), noch deutlicher aber aus R. Nissim (Alfasikommentar z. St.) geht hervor, dass ihnen die Lesart הביאו לפניו מטבל בחזרת vorgelegen, die ‘Aruch sowohl unter חזר als unter טבל hat. Allerdings ist הביא in der Bedeutung „auftragen“ sonst nicht nachzuweisen. Ein etwaiger Vergleich mit וישימו 1. B. M. 43, 32 würde bedenklich hinken, weil dort das Objekt leicht entbehrt werden kann, da es unmittelbar vorher steht (שימו לחם), während die Weglassung hier sehr befremdlich ist. — טבל mit folg. ב, im Ḳal == eintunken (im Talmud auch intransitiv: untertauchen) in eine Flüssigkeit, bat im Pi‘el die prägnante Bedeutung: eine Speise mit einer Tunke geniessen. Eigentümlicherweise wird in diesem Sinne die feste Speise mit ב konstruiert, während eine Bezeichnung der Flüssigkeit ganz fehlt. — Über חזרת s. Kap. II Anm. 24; über Zweck und Bedeutung der ganzen Vorschrift s. weiter unten Anm. 27.",
+ "Sowie er bei der Zukost des Brotes angelangt ist. פרפרת, im Plural פרפרות (Sabbat XXIII 2) und פרפראות (Tosefta B’rachot IV, ed. Zuckermandel S. 9 Z. 11—14; so auch Abot III Ende, wo das Wort freilich von R. Natan im ‘Aruch s. v. קן III als Purpur, von Musafia aber das. s. v. פרפריות als Peripherie aufgefasst wird), ist trotz der hebr. Form griechischen Ursprungs. Mit πεϱιφοϱά bezeichnete man zunächst das Herumreichen der Speisen, dann auch die herumgereichten Speisen selbst. Hier kann פרפרת die eine wie die andere Bedeutung haben. In B’rachot VI 5 aber kann es nur konkret genommen werden. Es steht dort im Gegensatz zu Brot (פת) wie auch zu gekochter Mehlspeise (מעשה קדרה) und bezeichnet die rohen Gemüse, Eier, Früchte und Leckereien, welche teils vor der Mahlzeit (פרפרת שלפני המזון), teils nach derselben (פרפית שלאחר המזון) gereicht wurden. Zum Unterschied von diesen werden hier die während des Mahles aufgetragenen Speisen genauer als Zukost zum Brote (פרפרת הפת) bezeichnet. Dieselbe Bedeutung hat das Wort in Abot a. a. O. Die Halacha ist dort das Brot, Astronomie und Mathematik sind nur die Zukost. — Schwierigkeiten bereitet die Konjunktion עד. In ihrer gewöhnlichen Bedeutung kann sie hier nicht genommen werden, denn es wäre geschmacklos zu sagen: er soll so lange Lattich essen, bis die Zukost oder das Herumreichen des Brotes an die Reihe kommt. R. Ḥananel, dessen Erklärung z. St sich wörtlich im ‘Aruch unter פרפרת findet, ergänzt ומפסיק vor עד. Raschi versteht unter פרפרת הפת den Lattich, welcher der Vorschrift gemäss als Bitterkraut nach dem ungesäuerten Brote zu nehmen ist, und erklärt: man esse Lattich, bevor man noch zu jener Zukost des Brotes gelangt, damit es den Kindern auffalle und sie zu einer Frage nach dem Grunde dieser seltsamen Tischordnung veranlasse. In dieser Bedeutung steht zwar in der Regel עד שלא (z. B. עד שלא נביא העולם = ehe die Welt erschaffen war, wörtlich: solange d. W. noch nicht erschaffen war; vgl. Mischlê 8, 26 u. Ḳohelet 12, 1 2) zuweilen aber, wenn auch nur sehr selten, עד allein, wie in Baba ḳamma 55a oben עד שאתה שואלני (ehe du mich fragst) und vielleicht auch im Hohenliede 2, 17 עד שיפוח היום ונסו הצללים (ehe der Tag verhaucht und die Schatten entfliehen). Indessen ist es, wenn man einmal genötigt ist, die Konjunktion ihrer gewöhnlichen Bedeutung zu entkleiden, viel einfacher und sinngemässer, den von ihr eingeleiteten Nebensatz zum folgenden statt zum vorhergehenden Hauptsatze zu ziehen und עד die Bedeutung „wenn“ (sobald, sowie) beizulegen. Vgl. עד דכפנת אכול עד דצחית שתי עד דרתחא קדרך שפוך (B’rachot 62b oben) = wenn du hungrig wirst, iss; wenn du durstest, trink; wenn dein Topf kocht (vermuthlich: wenn der Geschlechtstrieb sich regt; anders Raschi z. St. und ‘Aruch s. v. כפן), giess’ aus. Die landläufige Auffassung (während du noch Hunger hast u. s. w. — s. Raschi u. ‘Aruch) gibt keinen rechten Sinn; denn solange man nicht isst und trinkt, wird man immer hungrig und durstig sein. Der Sinn ist vielmehr entweder: ehe du Hunger bekommst, iss u. s. w., oder noch wahrscheinlicher: iss nur dann, wenn der Hunger dich mahnt u. s. w. Im Schlusssatz aber fordert das Bild zweifellos die Bedeutung „sobald“ für עד: damit der Topf nicht überlaufe, leere ihn, sowie er kocht (nicht aber: ehe er kocht — das wäre zu früh, noch weniger: solange er kocht — das wäre zu spät). Die Entstehung dieser Bedeutung erklärt sich durch die elliptische Anwendung von עד in seinem ursprünglichen Sinne (warte, bis du Hunger spürst, dann iss), wie solche uns z. B. in dem Satze עד יגמל הנער והביאתיו (1 Sam. 1, 22) entgegentritt (sobald der Knabe entwöhnt ist, werde ich ihn hinbringen), wo aus dem vorhergehenden וחנה לא עלתה der Gedankengang der Mutter leicht zu erraten ist: „ich ziehe nicht hinauf, bis der Knabe entwöhnt ist; dann erst will ich ihn hinbringen“. Vgl. auch עד אור הבקר והרגנוהו (Richter 16, 2) und שבו בירחו עד יצמח זקנכם ושבתם (2 Sam. 10, 5), wo die Akzentuation עד יצמח זקנכם mit Recht zu ושבתם und nicht zu שבו בירחו zieht.",
+ "setzt man ihm ungesäuertes Brot und Lattich und Essigmus. חרוסת ist ein aus Früchten und Gewürzen bereiteter Mus, der mit Essig verdünnt wurde. Der Stamm חרס bedeutet wahrscheinlich „stechen“ gleich seinen Vettern חרט, חרץ, חרש, חרת (und wohl auch חרז = aufreihen, eig. durchstecken); daher vielleicht die beiden grundverschiedenen Bedeutungen des Hauptworts חרס, welches einerseits die Sonne (wegen ihrer stechenden Strahlen, die קרנים, d. i. Hörner genannt werden), andererseits eine schmerzhafte, mit Jucken (חכוכא; Targ. J. zu 5. B. M. 28, 27) verbundene Hautkrankheit bezeichnet. Demnach wäre חרוסת dem Wortsinne nach eine Tunke von herbem (säuerlichem) Geschmack (daher auch חרצנים = Weinbeerkerne und möglicherweise selbst חומץ = Essig und חמץ = Gesäuertes), ähnlich dem lautverwandten הרסנא (Joma 84a, Baba batra 60b u. 144a, ‘Aboda zara 38a u. ö.), einer Fischsauce aus Mehl und Essig, wenn die im ‘Aruch (s. v. הרסנא; Kohut leitet dieses Wort von حراسن ab, dem arab. Namen irgend eines Fisches) erhaltene Lesart richtig ist. Was die Wortform betrifft, so ist dieselbe zwar dem Infinitiv eigentümlich (vgl. כתובת ,חרושת ,יבושת 1. B. M. 8, 7; 2. B. M. 31, 5; 3. B. M. 19, 28), aber auch bei konkreten Begriffen nicht selten (קטורת ,פסולת ,נעורת ,כתונת).",
+ "und zwei Gerichte. Die eingeklammerten Wörter fehlen in einigen älteren Mischnaausgaben (s. דקדוקי סופרים) ebenso wie in Jeruschalmi und Alfasi. Dass dies nicht auf ein Versehen zurückzuführen ist, ergiebt sich aus Babli 114b, wo die Erörterung über die שני תבשילין nicht an die Mischna anknüpft, sondern mitten in einer Abhandlung über das Bitterkraut an eine gelegentlich angeführte Baraita. — Von den beiden Gerichten soll das eine an das Pesach- und das andere an das fakultative Festopfer (Kap. VI Anm. 24) erinnern (Babli u. Jer. z. St.).",
+ "obschon der Essigmus nicht vorgeschrieben ist. Er hat nur den Zweck, den Lattich verdaulicher zu machen.",
+ "Er ist vorgeschrieben. Er soll nämlich in Farbe und Aussehen an den Lehm erinnern, aus dem unsere Väter in Ägypten Ziegel herstellen mussten (2. B. M. 1, 14), und durch seine Gewürzfasern an den Häckerling durch dessen Beschaffung ihr hartes Los später (das. 5, 6—18) noch drückender gestaltet wurde (Babli 116a).",
+ "In der heiligen Stadt. Wenn מקדש hier das Heiligtum bezeichnete, so könnte, da das Pesach nicht im Tempel verzehrt wurde, במקדש nur „zur Zeit des Heiligtums“ bedeuten. Dann müsste es aber בזמן המקדש oder בפני הבית heissen. Eine im Jeruschalmi z. St. offenbar als Ergänzung zur Mischna (s. Anm. 16) angeführte Baraita lautet: ובגבולין צריכין שני תבשילין אחד זכר לפסח ואחד זכר לחגיגה. Da nun גבולין die Provinz im Gegensatze zu Jerusalem bezeichnet, so muss der Begriff מקדש hier die ganze heilige Stadt umfassen [eine Stütze für die von Maimonides in seinem Mischnakommentar zu Rosch haschana IV 1 vertretene Auffassung; vgl. auch ולירושלים בית מקדשך im Mûsâfgebet der Neumonds- und Festtage]. Allerdings stammt dieser Teil unserer Mischna aus einer Zeit, in welcher der Tempel bereits in Trümmern lag; andernfalls hätte derselbe gelautet: הביאו לפניו מצה וחזרת ופסח ובגבולין שני תבשילין, da es doch die Regel war, dass man den 15. Nisan, wie das Gesetz es verlangte, in Jerusalem feierte. Dennoch steht hier במקדש und nicht, wie man erwarten sollte בזמן המקדש, weil es auch zur Zeit des Tempels vorkam, dass manche Familien, an einer Reise nach der heiligen Stadt verhindert, bei der häuslichen Feier auf das Pesach verzichten und sich mit ungesäuertem Brot und Bitterkraut begnügen mussten.",
+ "setzte man ihm das vollständige Pesach vor. גופו של פסח ist die Lesart aller von Rabbinowicz (s. דקדוקי סופרים) verglichenen Ausgaben und Handschriften bis auf eine einzige, welche גופו של nicht hat, Auch die Tosefta liest גופו של פסח (ed. Zuckermandel S. 173 Z. 7). Demnach hat es den Anschein, als ob die Lesart ושני תבשילין oben (s. Anm. 16) doch berechtigt wäre. Indessen ist zu beachten, dass גופו ebenso wie עצמו, wenn es den Vertreter ausschliessen soll, dem zu betonenden Worte nachgesetzt wird (הוא גופו ,הוא עצמו). Wenn also die Absicht war, das Pesach den zwei Gerichten gegenüberzustellen, die zur Erinnerung an die Zeit des Tempels dienen, so hätte — ganz abgesehen davon, dass das Festopfer (חגיגה) gar nicht erwähnt wird — הפסח גופו oder הפסח עצמו stehen müssen. Wo גופו dem hervorzuhebenden Begriffe vorangeht, will es den Kern von der Schale trennen, das Wesentliche von dem nebensächlichen Beiwerk scheiden. So bedeutet גופו של פרוזבול (Sch’bi‘it X 4), גופו של גט (Giṭṭin IX 3) גופו של גט שחרור (das.) den wesentlichen Kern der Urkunde zum Unterschied von den zwar üblichen, im Grunde aber nebensächlichen Formeln. Diese Bedeutung wäre jedoch hier nur dann angemessen, wenn פסח das ganze Festmahl bezeichnete, in welchem Falle durch גופו של פסח das Pesachlamm ganz im Sinne des Verses ומצות על מרדים יאכלהו (2. B. M. 12, 8) als Mittelpunkt der Feier gegenüber dem früher in der Mischna erwähnten Beiwerk von מצה וחזרת hervorgehoben würde. So aber muss man annehmen, dass גופו hier überhaupt nichts betonen, sondern wörtlich genommen werden will: den Körper des Pesach (nicht blos Stücke desselben). Es war wohl Sitte, das Pesachlämmchen, das ja noch in dieser Nacht verzehrt werden musste, ganz aufzutragen und erst bei Tische zu zerlegen, während man vom Pestopfer, welches auch am folgenden Tage noch gegessen werden durfte, nur einzelne Fleischstücke auf den Tisch brachte. So scheint es auch Maimonides in seinem Kodex aufgefasst zu haben [ ]. Dass in unserer Mischna des Festopfers keine Erwähnung geschieht, erklärt sich aus dem Umstande, dass dasselbe, wie aus VI 3 ersichtlich, kein regelmässiger Bestandteil des Festmahles war."
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+ "Man füllt ihm den zweiten Becher. Da es sich hier nicht wie z. B. oben V 5—10 um einen geschichtlichen Bericht handelt, dürfte das Perfekt in מזגו auffällig erscheinen. In M. 2 und M. 7 ist dieses Tempus in dem Verhältnis des Nebensatzes zu dem mit מברך alsbald folgenden Hauptsatze begründet (hat man ihm eingeschenkt, so spricht er den Segen); hier aber bildet מזגו einen selbständigen Satz. Ebenso verhält es sich mit den beiden הביאו in voriger Mischna. Das erste hängt von מטבל ab, und somit ist das Perfekt berechtigt; das zweite aber schwebt in der Luft, weshalb das Tempus Befremden erregen muss. Wir haben indes schon oben (S. 164 Z. 8 ff.) darauf hingewiesen, dass die Mischnasammlung in der uns vorliegenden Gestalt das Produkt der Geistesarbeit mehrerer Jahrhunderte darstellt, die Krönung eines Werkes, dessen Grundstock noch zur Zeit des zweiten Tempels geschaffen wurde. In ihrer ältesten Fassung dürften die Worte vom zweiten הביאו bis היו und von וכאן bis zum zweiten מלמדו gar nicht gestanden, unsere Stelle vielmehr wie folgt gelautet haben: עד שמגיע לפרפרת הפה מביאים לפניו גופו של פסח מזגו לו כוס שני מתחיל בגנות ומסיים בשבח ודורש מארמי אובד אבי עד שהוא גומר כל הפרשה כלה. Später, nachdem R. Gamliel (wahrscheinlich der Ältere; s. Anm. 35) die Forderung in M. 5 aufgestellt hatte, dass man sich am Pesachabend die Bedeutung von פסח מצה ומרור zu Bewusstsein bringen müsse, und infolge dessen die Einrichtung getroffen war, darauf bezügliche Fragen den Kleinen in den Mund zu legen, wurde zwischen בום שני und מתחיל der immerhin noch aus der Zeit des Tempels stammende (s. Anm. 29) Zusatz וכאן הבן שואל אניו bis מלמדו ולפי דעתו של בן אביו eingefügt, der sich schon durch das einleitende וכאן als Einschiebsel zu erkennen gibt (s. Anm. 22). Um die Zeit der Tempelzerstörung wurde מביאים in הביאו geändert, noch später endlich zwischen הביאו לפניו und נופו של פסח der ganze Wortlaut von מצה וחורת וחרוסת bis ובמקדש היו מביאים לפניו eingeschaltet, den man Wort für Wort in der Tosefta wiederfindet, wo er jedoch ausserhalb jedes Zusammenhanges steht und in seiner abrupten Form gradezu den Eindruck einer Randbemerkung zu Mischna 2 in ihrer frühern Fassung macht.",
+ "und nun. Auf וכאן ruht kein besonderer Nachdruck. Die Partikel hätte auch ruhig wegbleiben können und ist vielleicht nur gesetzt, weil die Fassung מזגו לו כוס שני הבן שואל אביו den Irrtum erwecken würde, als hätte der gefüllte Becher irgend eine Beziehung zu den Fragen des Kindes, etwa wie er sie zu den Segensprüchen in M. 2 und M. 7 hat. S. auch die vor. Anm.",
+ "richtet das Kind an seinen Vater. אביו fehlt in manchen Ausgaben und Handschriften.",
+ "folgende Fragen. Dieselben sind mit Rücksicht auf 2. B. M. 12, 26 eingeführt worden.",
+ "wenn das Kind den Verstand dazu nicht hat. aus eigenem Antrieb die Fragen zu stellen. Alfasi liest ausdrücklich: אם אין דעת בבן לשאול אביו מלמדו.",
+ "vom Vater eingeübt werden. s. Anm. 30.",
+ "diese Nacht aber zweimal. Diese Frage, welche übrigens in vielen Ausgaben nicht an erster, sondern an letzter Stelle steht, hat in einer im Jeruschalmi angeführten Baraita folgenden Wortlaut: Alle anderen Nächte gemessen wir es mit dem Brote und diesmal für sich allein (שבכל הלילות אנו מטכילין אותו עם הפת וכאן אנו מטבילין אוחו בפני עצמו). In Babylonien hat dieselbe später die Fassung erhalten: Alle anderen Nächte geniessen wir Eingetunktes auch nicht einmal und diese Nacht zweimal (שבכל הלילות אין אנו מטבילין אפילו פעם אחת הלילה הזה שתי פעמים ). Die Frage bezieht sich offenbar auf die Vorschrift in voriger Mischna, laut welcher an diesem Abend der Lattich zweimal aufgetragen wird, einmal als Vorkost (בפני עצמו) und bald darauf noch einmal als Zukost (עם הפת) zusammen mit der מצה (über den Ausdruck מטבלין, für welchen die meisten Ausgaben hier מטבילין haben, s. oben Anm. 13). Was ist nun der Zweck dieser Bestimmung? Nach Babli 114b soll dadurch die Aufmerksamkeit der Kinder erregt werden (כי היכי דליהוי היכירא לתינוקות), was bisher so verstanden wurde, dass man diese Einrichtung nur getroffen hat, damit sie eben den Kindern auffalle und ihnen Veranlassung gebe nach dem Grunde dieser Abweichung von der gewöhnlichen Tischordnung zu fragen. Was aber dann, wenn das Ziel glücklich erreicht ist, und die Kleinen uns wirklich fragen: Warum essen wir das Eingetunkte heute vor der Mahlzeit, oder wie es ihnen von der Mischna in den Mund gelegt wird: Wie kommt es, dass es uns heute zweimal gereicht wird? Was sollen wir da unseren Lieblingen zur Antwort geben? Wir können ihnen doch unmöglich sagen: Es geschieht blos deshalb, damit ihr was zu fragen habet; weiter hat’s keinen Zweck! Da wäre es doch entschieden vernünftiger die Sitte einzuführen, dass man mit gegürteten Lenden, die Schuhe an den Füssen und den Wanderstab in der Rechten, das Mahl einnehme gleich jenem ersten Pesach damals in Ägypten (2. B. M. 12, 11). Das würde doch sicherlich den Kindern noch mehr auffallen und stärker ihre Wissbegierde reizen, die wir dann wenigstens durch eine lebendige Schilderung jener heiligen, erwartungsvollen Stunde, jener ewig denkwürdigen, schicksalsschweren Mitternacht, in welcher nach langen, qualvollen Wehen das Volk Israel geboren wurde, befriedigen könnten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die rätselhafte Vorschrift an der Spitze der vorigen Mischna irgend eine Beziehung zur Geschichte des Pesachfestes hat, eine Beziehung, die uns nur darum nicht sofort klar ist, weil unsere Kenntnis der bei den Juden zur Zeit der Mischna üblichen Speiseordnung sehr lückenhaft ist. Indessen stimmt das Wenige, was wir darüber wissen, so sehr bis auf die kleinsten Einzelheiten mit den Sitten der Griechen und Römer überein, dass wir da, wo die jüdischen Quellen versagen, zu der Annahme berechtigt sind, dass der Brauch jener Völker auch bei den Juden heimisch war. Diese wie jene nahmen täglich nur zwei Mahlzeiten ein, einen Morgenimbiss, der aus Brot und kalter Zukost bestand, in den letzten Vormittagsstunden (Sabbat 10a, P’saḤim 12b) und eine grössere Mahlzeit des Abends nach vollbrachtem Tagewerk. Dieses Hauptmahl wurde im Speisesaal (טריקלין, triclinium) aufgetragen, dessen Höhe — wie es bei allen Räumen von der Form eines Rechtecks sein soll — die Hälfte des Maasses betrug, welches aus Länge und Breite zusammen gebildet wurde (Baba batra VI 4, Vitruvius VI 3, 8). Der Saal war mit Ruhebetten ausgestattet, auf denen sich die Teilnehmer, nachdem sie die Sandalen abgelegt und sich die Füsse gewaschen hatten, in der oben (Anm. 7) beschriebenen Weise zum Mahle niederliessen. Nun wurden Waschgefässe und Tücher zur Reinigung der Hände herumgereicht, worauf die Diener jedem Einzelnen ein Tischchen hinstellten, auf welchem alle die Speisen, die zu einem Gange gehörten, hübsch geordnet waren. Das Mahl bestand bei den Griechen und ebenso bei den Römern der ältern Zeit nur aus zwei Gängen, einem „ersten Tisch“, welcher Brot, rohe Gemüse und einen Mehlbrei (μάζα, puls), zuweilen auch ein Fleischgericht brachte, und einem Nachtisch mit allerlei Naschwerk (מיני תרגימא τϱαγήματα) wie Obst, Gebäck (πέμματα, bellaria), Süssigkeiten und andere Leckereien. In der Kaiserzeit wurden bei den Römern drei Gänge (tria fercula) aufgetragen: zunächst als Vorkost ein sogenannter gustus, welcher die Esslust zu erwecken bestimmt war, und dessen regelmässige, immer wiederkehrende Bestandteile Eier (daher die Redensart: ab ovo ad malum = von A bis Z; noch heute herrscht bei den Juden der verschiedensten Länder der Brauch, am Pesachabend das Mahl mit dem Genuss von Eiern zu beginnen) und rohe Kräuter bildeten, insbesondere der sehr beliebte Lattich (lactuca); dann folgten als Zukost zum Brote Ziegenfleisch, Fische und Geflügel, worauf Nüsse, Mandeln und andere Früchte als Nachtisch gereicht wurden. Nach diesem letzten Gange wurden die Tischchen hinausgeschafft, der Saal wurde ausgefegt, und wieder brachten die Diener Waschgefässe und Tücher zur Reinigung der Hände. An das Mahl, bei welchem die Römer wenig, die Griechen gar keinen Wein tranken, schloss sich nun ein oft bis in die späte Nacht ausgedehntes Zechgelage (ϰῶμος, comissatio), dessen Freuden durch anregende Gespräche, durch Gesang, Spiel und Tanz, durch Vorträge und allerlei Kurzweil erhöht wurden. Brachen die Zechgenossen endlich auf, so besuchten sie nicht selten noch die Gelage anderer Gesellschaften, oder sie schwärmten lärmend und johlend durch die nächtlich stillen Strassen (אפיקומן, έπίϰωμον). — In Palästina herrschte zur Zeit der Mischna die römische Sitte der tria fercula. Das schliessen wir nicht nur aus der oben (Anm. 14) aus B’rachot angeführten Stelle הפרפרת שלפני המזון und הפרפרת שלאחר המזון, sondern auch aus der vorigen Mischna, in welcher der Ausdruck עד שמגיע לפרפרת הפת eine bestimmte Speisenfolge voraussetzt, laut welcher dem Hauptgange regelmässig ein aus Kräutern bestehender Gustus voranging. Am Pesachabend gab es jedoch nur zwei Gänge; den Gustus bildete diesmal das vorgeschriebene Bitterkraut, das eigentliche Mahl aber bestand aus Brot und Fleisch. Das Brot war selbstverständlich מצה, und als Zukost (פרפרת הפת) wurde das Fleisch des Pesachopfers gereicht. Das ist der klare Sinn der vorigen Mischna in ihrer ursprünglichen Fassung (s. Anm. 21): הביאו לפניו מטבל בחזרת, עד שמגיע לפרפרת הפת מביאים לפניו גופו של פסח. Im Hause Hillels wurde sogar nur ein einziger Gang aufgetragen, in welchem das Bitterkraut mit מצה und פסח vereint war [וזהו שאמרו עליו על הלל הזקן (פסחים קט״ו. וזבחים ע״ט.) שהיה כורכם בבת אחת ואוכלם כלומר שבשעת המזון היה בורך אף המרור עם המצה והפסח ולא כחבריו שברכו ריפתא עם הפסח לבדו וטבלו בחזרת קודם המזון]. Einen Nachtisch gab es an diesem Abend überhaupt nicht (s. Anm. 73). Reichte das Fleisch zur Sättigung der Tischgenossen nicht aus, so wurde noch ein Festopfer geschlachtet (s. oben VI 3—4), dessen Fleisch am Abend ebenfalls auf den Tisch kam. Ausserhalb Jerusalems (und nach Zerstörung des Tempels auch in der heiligen Stadt selbst), wurden als Zukost zum ungesäuerten Brote beliebige Speisen aufgetragen; es mussten aber zwei Gerichte sein, entsprechend dem Fest- und Pesachopfer in Jerusalem zur Zeit des Tempels (ובגבולין צריכין שני תבשילין וכו׳—s. Anm. 19; der Ton ruht auf שני). Nun wissen wir aus ‘Aboda zara 11a, dass der Lattich wegen seiner der Verdauung förderlichen Eigenschaften bei den Juden nicht minder beliebt war als bei den Römern. Andererseits steht der Lattich unter all den Gemüsearten, die als Bitterkraut im Hinblick auf das Gesetz in 2. B. M. 12, 8 in Betracht kommen, in allererster Reihe (s. oben II 6); wenn irgend möglich, soll Lattich zur Erfüllung des Gebotes verwendet werden (Babli 39a; vgl. K. II Anm. 24). Wie soll es demnach den Kindern zum Bewusstsein gebracht werden, dass dem Genuss dieses Krautes heute eine besondere Bedeutung innewohnt, da es auch sonst sehr häufig als Vorgericht auf die Tafel kam? Deshalb wurde später, als man Werth darauf legte, die Aufmerksamkeit der Kleinen zu erregen, die Einrichtung getroffen, dass man beim nächsten Gange zugleich mit dem פסח und der מצה noch einmal Lattich auftrage. Das würde den Kindern auffallen und sie zu der Frage veranlassen: Wir haben doch eben erst rohe Gemüse gegessen; warum wird denn nun schon wieder Lattich auf den Tisch gebracht? Worauf die Antwort lauten wird: Das zweite Mal geschieht es zur Erinnerung an die bitteren Leiden, die unsere Väter in Ägypten erdulden mussten. — In späterer Zeit scheint man in Palästina zu der frühem Einfachheit zurückgekehrt zu sein und auf den Gustus verzichtet zu haben. Nur am Pesachabend wurde die aus der Mischnazeit stammende Sitte beibehalten, wie sie sich ja für diese Nacht bis auf den heutigen Tag bei uns behauptet hat, obgleich rohe Kräuter längst nicht mehr zu den ständigen Genüssen unserer Tafel gehören. Nun war aber nicht mehr der Lattich des zweiten Ganges das Auffällige, er bildete ja die alltägliche Zukost zum Brote; vielmehr war es jetzt der als Vorgericht aufgetragene Lattich, der als Bitterkraut diente, um die Erinnerung an die Leiden in Ägypten zu wecken. Ob man damals überhaupt noch dieses oder ein anderes Gemüse mit dem ungesäuerten Brote auftrug, ist zweifelhaft. Aber selbst wenn es geschah — und wahrscheinlich war das der Fall — konnte man dem Kinde nicht mehr die Frage in den Mund legen, warum in dieser Nacht das Eingetunkte zweimal gegessen wird; denn in dieser Fassung erscheint offenbar der wiederholte Genuss des Lattichs als das Befremdliche, während in Wahrheit nicht dessen zweite Verwendung als Zukost, sondern grade die erste als Vorkost ungewöhnlich war. Deshalb gab man der Frage den Wortlaut, den uns Jeruschalmi in der oben angeführten Baraita des Bar Ḳappara erhalten hat: Sonst essen wir das Eingetunkte zugleich mit dem Brote, und jetzt geniessen wir es für sich allein. — In Babylonien bildeten rohe Gemüse keinen regelmässigen Bestandteil aller Mahlzeiten. Daher liess man die Kinder dort nicht sagen שבכל הלילות אנו מטבילין פעם אחת , sondern שבכל חלילות אין אנו מטבילין אפילו פעם אחת. Dennoch hielt man sich so streng an die Vorschrift der vorigen Mischna, dass man sogar, um den Gustus als besondern Gang kenntlich zu machen, nach demselben das Tischchen hinausschaffen und alsbald wieder, beladen mit ungesäuertem Brot, Lattich, Essigmus und zwei Gerichten, hereinbringen liess. Dies geschah in der ausgesprochenen Absicht (Babli 115b), dass die Kinder aufmerksam werden und fragen (כדי שיכירו תינוקות וישאלו). Die erwartete Frage sollte natürlich lauten: Schon wieder rohe Gemüse, die sonst fast gar nicht auf den Tisch kommen und heute schon das zweite Mal? Dass einmal ein geweckter Knabe (der später so berühmt gewordene Abaje) etwas voreilig, ohne die weitere Entwickelung der Dinge abzuwarten, mit der Frage herausplatzte: Warum nehmt ihr denn schon den Tisch weg, wir haben ja kaum zu essen angefangen — ist noch kein Beweis dafür, dass es auf diese Frage, wie viele annehmen (עיין טור וב״י א״ח תע״ג), von vornherein abgesehen war. Im Gegenteil! Es wäre der ergötzliche Vorfall wohl schwerlich überliefert und verewigt worden, wenn der Erfolg, den die Entfernung des Tisches in diesem einen Falle hatte, nicht gar so unerwartet und verblüffend gewesen wäre. — Auffallend ist, dass sich in einem Punkte doch der alte Brauch geändert hat. Seit Jahrhunderten werden die als Vorkost dienenden Kräuter nicht mehr für sich allein auf den Tisch gebracht, sondern zugleich mit dem Bitterkraute und dem ungesäuerten Brote aufgetragen (וכן הוא ברמב״ם הל׳ ח״ומ פ״ח ה״א ובטור שם). Das entspricht nicht dem Wortlaut der vorigen Mischna, in welcher die Wiederholung der Worte הביאו לפניו wohl zu beachten ist, und noch weniger, wie wir gezeigt haben, dem Zweck der ganzen Einrichtung. Warum lässt man denn nun die Kleinen erst beim zweiten Becher, nachdem sie von den rohen Kräutern schon gegessen haben, ihre Fragen stellen und nicht vorher schon, sobald die Schüssel mit all den Dingen, nach deren Bedeutung sie sich erkundigen sollen, auf die Tafel gesetzt ist? Es wäre sehr zu empfehlen, dass man zur uralten Sitte zurückkehre und genau nach der Vorschrift der Mischna zunächst, nachdem man vom ersten Becher getrunken, nur die zum Vorgericht bestimmten Kräuter auftrage und erst, wenn diese abgeräumt sind, die Schüssel mit dem Bitterkraut und dem Essigmus, dem ungesäuerten Brote und den zwei Gerichten auf die Festtafel bringe. [וכי תאמר אלא מעתה היך נקיים עקירת השלחן איעצך להסיר מלפני מי שאומר הגדה כל כלי האכילה הקערות והכפות הסכינים והמזלגים ]. Noch besser ist’s, beide Gänge auf einem tragbaren Tischchen, wie es sich in jedem Haushalt findet, aufzutragen.",
+ "alle anderen Nächte gesäuertes oder ungesäuertes Brot geniessen, diese Nacht aber durchaus ungesäuertes, (alle anderen Nächte beliebige Kräuter, diese Nacht Bitterkraut. Das Eingeklammerte fehlt im Jeruschalmi und bei R. Ascher, desgl. in den beiden von Rabbinowicz benützten Münchener Hndsch. (s. דקדוקי סופרים). Die Frage hatte zur Zeit der Mischna auch gar keinen Sinn; denn man ass damals auch in den anderen Nächten nicht bloss שאר ירקות, sondern eben so gern den Lattich, der ja das am Pesachabend gebräuchlichste und am meisten bevorzugte Bitterkraut war, wie wir in voriger Anm. gezeigt haben. Der Zusatz stammt aus einer sehr späten Zeit, in welcher die alte Tischordnung längst nicht mehr herrschte und daher die wahre Bedeutung der ersten Frage nicht richtig erkannt wurde. Da man nicht wusste, dass dieselbe auf das Gebot des Bitterkrautes gemünzt ist, vermisste man neben den Fragen über das ungesäuerte Brot und das gebratene Fleisch eine solche über das bittere Gemüse, und um diese scheinbare Lücke auszufüllen, wurden die eingeklammerten Worte eingeschoben.",
+ "diese Nacht aber durchaus gebratenes. Die Frage bezieht sich auf das Fleisch des Pesachopfers, welches nur in gebratenem Zustande gegessen werden durfte (2. B. M. 12, 8—9). Das Festopfer (Kap. VI Anm. 24) konnte man zwar kochen; es war aber Vorschrift, die für den Abend bestimmten Stücke desselben gleichwohl zu braten, damit den Kindern erst recht auffiele, dass nur gebratenes Fleisch auf die Tafel kam. [. Seit der Zerstörung des Tempels wird diese Frage natürlich weggelassen. — שלק drückt (auch im Aram.) einen höhern Grad des Kochens aus, desgl. سلق und صلق im Arabischen (سليقة und صليقة = weich Gekochtes; vgl. auch صلج = Metalle schmelzen), wo diese Wörter auch schreien bedeuten. Es scheint, dass alle drei hier zusammengetroffenen Stämme (צלה ,שלק ,בשל) auf dieselbe Wurzel צל (صل) zurückgehen, welche im Hebr. ebenso wie im Arab, schallnachahmend einen schrillen Ton bezeichnet (vgl. צלצל ,צלל, صلد, صلصل, صل). Wegen des eigentümlichen Geräusches, welches das kochende Wasser und der zischende Braten hervorbringen, ist diese ursprüngliche Bedeutung auf die genannten Arten der Speisebereitung übertragen worden. Vielleicht hängt auch die Bedeutung des Betens, die צלי im Arab. wie im Aram. hat, mit der des Schreiens zusammen; vgl. שוע ,צעק ,זעק.",
+ "Und dem Verständnis des Kindes angemessen belehrt es der Vater. Er erklärt ihm die Bedeutung von פסח מצח ומרור, wie sie in der folg. Mischna kurz angedeutet ist, indem er ihm die Geschichte des Auszuges möglichst ausführlich und eindringlich erzählt. Die Worte אביו מלמדו haben demnach hier einen andern Sinn als oben am Anfang der Mischna. Indessen lassen dieselben auch dort die allerdings weniger einleuchtende Auffassung zu: Hier richtet das Kind Fragen an den Vater; und wenn das Kind noch nicht den Verstand hat zu fragen, erklärt ihm der Vater, was diese Nacht anders ist als alle Nächte … und je nach der Fassungskraft des Kindes erklärt er es ihm. Auch Maimonides scheint die Stelle so zu verstehen, denn er lässt (הל׳ חמץ ומצה פ״ח ה״ב) die Fragen vom Familienhaupte vortragen (וכאן הבן שואל ואומר הקורא מה נשתנה); vielleicht ist aber zu lesen וכאן הבן שואל הקורא ואומר מה נשתנה הלילה הזה וכו׳ , wenn nicht etwa הקורא ganz zu streichen ist. [ היטב שם פ״ז ה״ג. מיהו מדברי ר׳ ספרא (כאן בבבלי) שאמר תיובא לדרדקי משמע שהבן אומר ועיין כל זה].",
+ "er beginnt mit Schimpf. „Ursprünglich waren unsere Väter Götzendiener“ (nach Rab im Babli 116a) oder „Sklaven waren wir dem Pharao in Egypten“ (nach Samuel das.). — גנה (schmähen, tadeln) und כנה (rühmen, schmeicheln) sind offenbar verwandt. Die gemeinschaftliche Grundbedeutung, welche ein extremer Vertreter des Gesetzes der Lautverwandtschaft in קרא (nennen) finden könnte, ist die Beilegung eines Namens, nur dass sich in den Sprachgebrauch allmählich für כנה der Nebenbegriff des Ehrennamens, für גנה aber der des Schimpfnamens eingeschlichen und im Laufe der Zeit festgesetzt hat.",
+ "und schliesst mit Lob. Ueber das Lob, das den Abschluss bilden soll, gibt weder Rab noch Samuel (s. vor. Anm.) irgendwelche Auskunft. Ihnen mag die Haggada bereits in ihren Hauptbestandteilen vorgelegen haben, so dass über die Stelle, welche die Mischna hier im Auge hat, kein Zweifel waltete. Streitig war nur, ob unter מתחיל בגנות der Vorwurf der Knechtschaft oder der des Götzendienstes zu verstehen ist, mit anderen Worten: ob die eigentliche Erzählung schon bei היינו עבדים beginnt, oder dieses Stück nur als Vorwort anzusehen ist, in welchem auf die Pflicht einer möglichst ausführlichen Darstellung hingewiesen wird, diese selbst aber erst später mit מתחלה עובדי זרים היו אבותינו einsetzt. Aus Alfasi’s Entscheidung, dass man beiden Ansichten gerecht werde (והאידנא עבידנא כתרוייהו), geht jedoch hervor, dass dieselben darüber auseinander gingen, welches der beiden Stücke in die Haggada aufzunehmen wäre, diese also zur Zeit Rabs und Samuels noch keineswegs das feste Gefüge hatte, welche eine Andeutung über den Schluss, der das Lob enthalten soll, entbehrlich machen konnte. Warum also haben sie es an jedem Fingerzeig nach dieser Richtung hin fehlen lassen? Vermutlich, weil sich ein solcher aus dem Gegensatz von selbst ergiebt. So scheint es Maimonides aufgefasst zu haben, der das Lob in dem einen Falle darin findet, dass wir die Sklavenketten zerbrochen haben, in dem andern darin, dass wir gewürdigt wurden, dem Heiligen anbetend nahen zu dürfen (הל׳ חמץ ומצה פ״ז ה״ד). Dieses Lob (ועכשיו קרבנו המקום לעבודתו) steht aber nicht am Schlusse der Erzählung; es folgt vielmehr so unmittelbar auf den „Schimpf“, dass sich die Worte ומסיים בשבח unmöglich auf dasselbe beziehen können. Ebensowenig kann der in Mischna 6 (s. Anm. 54) angedeutete Segen gemeint sein, der den Schluss des ganzen Vortrages bildet und tatsächlich aus einem Lobspruch besteht; denn er feiert nicht den Ruhm Israels, sondern den Namen Gottes, während hier unter שבח als Gegensatz zu גנות zweifellos das Lob Israels zu verstehen ist. Der allen Voraussetzungen am besten entsprechende Psalmvers (114, 2): „Da ward Juda ihm zum Heiligtum, Israel zu seinem Reiche“, kann auch nicht in Betracht kommen; denn abgesehen davon, dass es weiter unten (M. 6; s. Anm. 52—53) noch streitig ist, ob der 114. Psalm vor dem Mahle überhaupt gesungen wird, bildet das Hallel, dem dieser Vers entnommen ist, einen besondern Teil der Feier und gehört nicht mehr zur eigentlichen Haggada. Diese schliesst vielmehr mit der am Ende der nächsten Mischna angeführten Anerkennung all der idealen Güter, die wir der Gnade des Allgütigen zu danken haben (לפיכך אנחנו חייבים), einer Anerkennung, die zwar in einen schwungvollen Lobgesang ausklingt, aber wieder nicht auf die Hoheit Israels und seine sittliche Würde, sondern auf die Herrlichkeit des Ewigen, Man müsste denn in den Worten מאפלה לאור גדול, welche freilich in einigen Handschriften und mehreren Ausgaben fehlen (s. Anm. 49 u. דקדוקי סופרים), ein Lob Israels erblicken, indem man unter der „Dunkelheit“ das Heidentum, unter dem „Lichte“ die Offenbarung versteht, oder gar auf die der Auslegung von ארמי אובד אבי unmittelbar vorangehende und so den Schluss der Einleitung bildende Betrachtung zurückgreifen, in welcher die Verheissung des göttlichen Schutzes als der Jungbrunnen gepriesen wird, der Israel auf seinem dornenvollen Wege durch die Jahrtausende begleitet, aus dem es immer wieder den Muth und die Kraft schöpft, den in keinem Zeitalter ausbleibenden Anfechtungen zu widerstehen, und der ihm allen tödlichen Angriffen zum Trotze Unsterblichkeit und ewige Jugend sichert (והיא שעמדה לאבותינו ולנו). Am wahrscheinlichsten ist jedoch die Annahme, dass Rab und Samuel die Erklärung für מתחיל בגנות ומסיים בשבח in dem sofort folgenden Satze ודורש מארמי אובד אבי עד שהוא גומר כל הפרשה כלה, also in dem Vortrage über 5. B. M. 26, 5—9 gefunden haben. Dieser Bibelabschnitt schliesst mit den Worten: Er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein von Milch und Honig fliessendes Land. Die Auslegung der ersten Vershälfte lautet in Sifrê: Er brachte uns an diesen Ort — das ist das Heiligtum … und gab uns dieses Land — das ist Palästina … als Lohn dafür, dass wir hierher in seinen Tempel kommen, giebt er uns dieses Land. In unserer Haggada endet der Vortrag, welcher im Übrigen dem genannten Buche Wort für Wort entlehnt ist, mit dem achten Verse; der neunte ist vermutlich in Babylonien, wo man weder המקום הזה noch הארץ הזאת sagen konnte, gestrichen worden. Es ist aber schlechterdings nicht einzusehen, warum man ihn in Palästina, wenigstens so lange der Tempel stand, nicht hätte vortragen sollen. Die Vorschrift עד שהוא גומר כל הפרשה כלה lässt im Gegenteil darauf schliessen, dass man auch den letzten Vers mit der erwähnten Auslegung las, in welcher es Israel zum Ruhme angerechnet wird, dass es zur Gottesverehrung im Heiligtum berufen wurde, und dieser Vorzug von so hoher Bedeutung erscheint, dass lediglich aus ihm das Recht auf den Besitz des gelobten Landes hergeleitet wird. So erklärten sich die Worte ומסיים בשבח von selbst; dagegen verursachte das Sätzchen מתחיל בגנות noch immer einige Schwierigkeit. Es auf den Anfang dos Abschnittes, auf die Worte ארמי אובד אבי zu beziehen, ging nicht an; denn es kann doch Jakob nicht zum Schimpfe oder auch nur zum Vorwurf gereichen, dass er in Aram den Ränken seines Oheims schier erlag. Auch in der Auslegung dieser Stelle (s. folg. Anm.) findet sich nichts, was zu Ungunsten des Patriarchen gedeutet werden könnte. Und davon abgesehen, man mochte dem Worte גנות den mildesten Sinn geben, so sträubte sich doch das Gefühl dagegen, dasselbe auf den Stammvater anzuwenden. Daher sahen sich Rab und Samuel veranlasst, im Midrasch nach einer andern Beziehung Umschau zu halten. Natürlich suchten sie eine solche in der Richtung des Gegenteils von dem, was am Schlusse als Israels Ruhm verkündet wird. War doch der Zweck der seltsamen Vorschrift, von der unrühmlichen Vorgeschichte auszugehen offenbar kein anderer als der, dass sich von diesem dunkeln Grunde die glorreiche Entwickelung um so leuchtender abhebe. Als Ziel dieser Entwickelung werden nun am Ende des Vortrages zwei Tatsachen hervorgehoben: Die Errichtung des Heiligtums und die Begründung eines eigenen Staatswesens auf reich gesegnetem Boden. So ergab sich denn als Ausgangspunkt entweder die Götzenanbetung der Vorfahren Abrahams oder die Sklaverei unserer Väter in Egypten. Nach Rab’s Meinung war es der dogmatische und sittliche Fortschritt (von Heidentum zu reinstem Monotheismus), den die Mischna hier in ein helleres Licht rücken wollte, während Samuel es für angemessener hielt, am Feste der Erlösung den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung (von Knechtschaft und Elend zu kraftvollem Staatsleben und blühendem Wohlstand) in den Vordergrund zu stellen. Ob diese Männer die betreffenden Stücke erst in die Haggada einführten, wie Alfasi annahm, oder dieselben dort schon vorgefunden haben, was wohl das Wahrscheinlichere ist, kann füglich dahingestellt bleiben.",
+ "Ein verlorener Arammite war mein Vater vorträgt. 5. B. M. 26, 5ff. Die hier angeführten Anfangsworte werden in der Haggada so verstanden, als hätte Laban beabsichtigt Jakob zu vernichten. Um zu dieser Auffassung zu gelangen, muss man keineswegs mit Onkelos ארמי auf Laban beziehen und אובד gegen den Sprachgebrauch transitiv nehmen; es ergiebt sich derselbe Sinn, wenn man gemäss der Auslegung in Sifrê (מלמד שלא ירד יעקב לאדם אלא לאובד ומעלה על לבן הארמי כאלו איבדו ), der auch Jonathan gefolgt zu sein scheint, mit Ibn ‘Ezra erklärt: Als Arammite (d. i. während seines Aufenthaltes bei Laban) ging mein Vater dem Verderben entgegen. Die Form לאובד in Sifrê ist Infinitiv, wie לומר von אמר gebildet. — דרש heisst zunächst nur suchen, forschen, daher מדרש die Erforschung und Auslegung der heiligen Schrift, aus welchem besondern Sinne sich wieder für דרש die engere Bedeutung entwickelt hat: eine Bibelstelle auslegen, eine Schrifterklärung vortragen.",
+ "bis er mit dem ganzen Abschnitt zu Ende kommt. Trotz der nachdrücklichen Betonung des Wortes כל durch seine Wiederholung dürfte doch nicht der Vortrag des ganzen Abschnittes hier gefordert werden, sondern nur die Auslegung des auf die Erlösung bezüglichen Teiles, zu welchem die beiden letzten Verse des Abschnitts nicht mehr gehören. — פרשה lautet im Volksmunde Parscha; die Gebildeten aber sagen precios nicht anders als Parascha, natürlich weil es im Buche Ester (4, 7 u. 10, 2) so vokalisiert ist. Dort aber bezeichnet das Wort eine genaue Darlegung oder ausführliche Schilderung, welchen Sinn das Verbum פרש fast nur im Pi‘el hat, aus dem die Substantiva von der Form Parascha abgeleitet sind (vgl. כפרה ,בקשה). Die Bedeutung aber, die dem Stamme an dieser Stelle innewohnt (scheiden, trennen, sondern) hat derselbe im Kal, aus welchem solche Formen wie Parscha gebildet werden (vgl. מלכה ,פרסה). — Statt עד שהוא גומר haben manche Ausgaben עד שיגמור."
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+ "Rabban Gamliel. Unter Rabban Gamliel ist nach Tosafot (Nidda 6b s. v. בשפחתו), sofern der Zusatz הזקן fehlt, stets der Jüngere zu verstehen, der erst nach der Zerstörung des Tempels zu Ansehen gelaugte. Dennoch dürfte hier wie oben VII 2 von dessen Grossvater die Rede sein. Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Satz über das Pesachopfer von vornherein den Wortlaut hatte: Das Pesach, von dem unsere Väter assen, als das Heiligtum noch stand, hat seinen Grund u. s. w. Auch wäre der Enkel wohl kaum so weit gegangen, zu behaupten, dass man seine Pflicht nicht erfüllt hat, wenn man sich die Bedeutung eines Gebotes nicht vor Augen hielt zu einer Zeit, da dasselbe bereits gegenstandslos geworden war. Endlich ist am Anfang der folgenden Mischna eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Schulen Schammai’s und Hillel’s redaktionell an eine Fortsetzung der Worte des Rabban Gamliel geknüpft (s. Anm. 46), was ebenfalls dafür spricht, dass hier nicht der Jüngere dieses Namens gemeint ist (s. auch das Ende der folg. Anm.).",
+ "hat seiner Pflicht nicht Genüge geleistet. Wörtlich: Er ist den Händen seiner Pflicht noch nicht entgangen; sie hält ihn also noch fest, er ist noch immer an dieselbe gebunden (vgl. לצאת ידי הנריות ,לצאת ידי המקום Sch’ḳalim III 2). Öfter steht in diesem Sinne bloss יצא (= frei ausgehen; vgl. והעם יצאו 1. Sam. 14, 41 — Gegensatz: וילכד יונתן ושאול — und in der Mischna נשכע ויוצא Baba M. III 1). An manchen Stellen schien es mir indessen, als wäre zwischen dem vollen und dem verkürzten Ausdruck ein feiner Unterschied. Während לא יצא das Gebot als unerfüllt bezeichnet und die Ausübung aufs Neue fordert, hat der Zusatz ידי חובתו oft den mildernden Sinn von די חובתו: die Pflicht ist zwar erfüllt, aber nicht in der gehörigen Weise (s. R. Nissim z. St.). — Dass die Übung einer religiösen Satzung an Adel und sittlicher Würde gewinnt, je vollkommener man sich Zweck und Bedeutung der Vorschrift zum Bewusstsein bringt, ist ein in der rabbinischen Literatur häufig wiederkehrender, am schärfsten in dem lapidaren Sinnspruch רחמנא לבא בעי (Gott verlangt das Herz) ausgeprägter Gedanke. Man darf indessen auch den ethischen Werth des Gehorsams nicht zu niedrig anschlagen (גדול מצווה ועושה ממי שאינו מצווה ועושה); viel weniger aber kann man behaupten, dass derjenige der religiösen Forderung nicht Genüge tut, der ein Gebot, ohne sich die Idee desselben klar zu machen, aus blossem Pflichtgefühl erfüllt. Von den meisten Gesetzen der Tora kennen wir ja die Gründe gar nicht. Es ist daher anzunehmen, dass hier nicht gemeint ist, man hätte die Vorschrift, Fleisch vom Pesachopfer nebst ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern zu essen, nicht gehörig befolgt, wenn man alles dies ohne Andacht getan hat; vielmehr dürfte an dieser Stelle, wie ja aus dem Zusammenhang ersichtlich und aus dem Ausdruck כל שלא אמר שלשה דברים אלו noch deutlicher hervorgeht, lediglich von der Pflicht, den Kindern die Bedeutung des Festes eindringlich ans Herz zu legen, die Rede sein. Es genügt nicht, ihnen die geschichtlichen Ereignisse vorzutragen, man muss sie auch über die wichtigsten Momente der heiligen Feier aufklären. Diese Forderung erscheint allerdings jetzt überflüssig, nachdem schon in voriger Mischna angeordnet war, dass die Kinder nach der Bedeutung der drei Vorschriften, die das Festmahl auszeichnen, fragen und von den Eltern eine erschöpfende Antwort erhalten sollen. Wir haben aber bereits oben (Anm. 21) die Vermutung ausgesprochen, dass diese Einrichtung erst infolge des von Rabban Gamliel hier aufgestellten Satzes getroffen wurde, und dass die Stelle וכאן הבן שואל einer spätern Bearbeitung der Mischna angehört. Da nun dieser Zusatz zweifellos aus der Zeit des zweiten Tempels stammt (s. Anm. 29), so wäre dies eine neue Stütze für die in vor. Anm. verfochtene Ansicht, dass es R. Gamliel der Ältere ist, von dem dieser Ausspruch herrührt.",
+ "das ungesäuerte Brot und das Bitterkraut. ואלו הן fehlt in Jeruschalmi; statt ומרור steht daselbst ומרורים.",
+ "dass Gott. המקום (der Ort) ist eine Bezeichnung Gottes; „denn er ist der Ort der Welt, nicht aber ist die Welt sein Ort“ ( מפני מה מכנין שמו של הקדוש ברוך הוא וקוראין אותו מקום שהוא מקומו של עולם ואין עולמו מקומו B’reschit rabba Absch. 68 zu Gen. 28, 11). Fast mit denselben Worten sagt Philo im 1. Buche seiner Schrift „Ueber die gottgesandten Träume“ (eig. im zweiten; es sind aber von den 5 Büchern dieser Abhandlung nur das 2 und 3. erhalten geblieben): ἀυτὸς ὁ ϑεὶς ϰαλεῖται τόπος τῷ πεϱιέχειν μὲν τὰ ὅλα, πεϱιέχεσϑαι δὲ πϱὸς μηδενός ἁπλῶς (Frankf. 1691 S. 575 Z. 2ff; vgl. Allegor. I, das. S. 48 Z. 17ff.). Diese nachträgliche Begründung ist aber noch keine Erklärung für die Entstehung dieser immerhin seltsamen Bezeichnung, welche schwerlich von der Philosophie geprägt wurde. Vermutlich ist המקום nur die Erweiterung des Begriffes השמים (der Himmel), der schon in der Makkabäerzeit als Gottesname eingebürgert zu sein scheint. In M’gillat Ta‘anit (s. auch Rosch haschana 18b) ist nämlich der 3. Tischri als Freudentag verzeichnet, weil an ihm die Erwähnung Gottes aus den Urkunden schwand (בשלשה בתשרי אחנטילת (בטילת) אדכרתא מן שטריא), was in der Baraita damit erklärt wird, dass es an diesem Tage gelang dem Missbrauch zu steuern, der mit dem heiligen Namen dadurch getrieben wurde, dass man ihn in Schuldscheinen und ähnlichen Dokumenten einflocht, die später, wenn sie ihren Zweck erfüllt hatten, zerrissen und achtlos weggeworfen wurden. Dieser Unfug hatte sich nach den Siegen der Makkabäer eingeschlichen, als man in der ersten Freude über die Beseitigung des Religionszwanges, unter welchem bis dahin auch den Namen Gottes zu erwähnen streng untersagt war, diesen gar nicht oft genug aussprechen zu können glaubte. Es ist anzunehmen, dass unter der Herrschaft jenes Verbotes das Wort השמים als Ersatz eingeführt wurde. Der Feind hatte gegen diese Benennung um so weniger einzuwenden, als das entsprechende griechische Wort (Uranos) der Name eines seiner Götter war; aber auch das religiöse Empfinden nahm an derselben keinen Anstoss, nachdem schon der Prophet den Himmel als Gottes Thron bezeichnet hatte (Jes. 66, 1). So hat sich dieser Ausdruck bis auf den heutigen Tag in seiner übertragenen Bedeutung erhalten; die Gelehrten jedoch, insbesondere die philosophisch geschulten, mochten eine Übertragung bedenklich finden, die das höchste Wesen mit dem Himmel identifiziert, während seine Herrlichkeit den Weltenraum erfüllt. Sie setzten daher an Stelle der mehr poëtischen Bezeichnung השמים die mehr philosophische המקום, konnten aber jene aus dem Munde des Volkes nicht mehr verdrängen. Der Seltsamkeit wegen sei hier noch die überraschende Erklärung eines geistreichen Kabbalisten angeführt, der mit scharfem Blick gefunden hat, dass der Zahlenwert des Wortes מקום (40 + 100 + 6 + 40 = 186) genau der Summe entspricht, welche die Quadrate der einzelnen Buchstaben des allerheiligsten Namen zusammen ergeben (10 + 5 + 6+ 52 = 100 + 25 + 36 + 25 = 186).",
+ "über die Häuser unserer Väter in Egypten hinwegschritt. Im Babli folgt hier der auf 2. B. M. 12, 27 verweisende Zusatz: פסח וגו׳ שנאמר ואמרתם זבח פסח הוא לה׳ אשר. Der innere Zusammenhang zwischen dem Pesachopfer und der Verschonung der Häuser Israels in Egypten besteht darin, dass mit dem Opferblute Pfosten und Schwelle bestrichen wurden, um das Verderben abzuwehren, welches unter den Erstgeborenen der Egypter wütete. Um die Bedeutung dieses Blutzeichens würdigen zu können, muss man sich vergegenwärtigen, dass im Lande der Pharaonen jedem der Tod drohte, der es wagte ein Thier zu opfern, das der Bevölkerung heilig war. „Wenn wir den Abgott der Egypter vor ihren Augen schlachten, wird man uns da nicht steinigen?“ — hatte Mosche erst kurz vorher zum Könige gesagt (2. B. M. 8,22), und nun wurde der Befehl erteilt, ein solches Opfer schon am 10. des Monats bereit zu halten, es 4 Tage später mitten im Lande am hellen Tage darzubringen, und mit seinem Blute wie zum Hohn die Häuser zu zeichnen. Es sollte eine Probe auf Israels Glaubensmut sein, eine schwere Prüfung, die unsere Väter glänzend bestanden. Und wie in der ersten Stunde, in welcher unser Volk auf den Schauplatz der Geschichte trat, so sollte es auf seinem fernern Lebenswege gar oft noch, den drohendsten Gefahren unerschrocken trotzend, seine Treue gegen Gott bewähren. Darum musste jeder Vater am Erlösungsfeste dem kindlichen Gemüte durch den Hinweis auf das Pesachopfer tief die Lehre einzuprägen suchen, dass um des Blutzeichens willen, weil unsere Vorfahren damals ihr Leben hingaben, das Verderben an ihren Häusern vorüberschritt, und dass auch für alle Zukunft Israel nur durch Opfermut sich vor dem Untergang bewahren kann. Mag es noch so sehr für seinen Glauben bluten, es wird sich nie verbluten. In der todesmutigen Hingabe an seine Sendung liegt das Geheimnis seiner unverwüstlichen Lebenskraft, in der Bereitwilligkeit, jederzeit für seinen Gott zu sterben, die Gewähr für seine Unsterblichkeit. חיי בדמיך (Ez. 16, 6), das ist mit zwei Worten die Mahnung und zugleich die Verheissung des Pesach: „In deinem Blute sollst du leben“! Zwei kurze, aber bedeutungsvolle Worte, die schon in alter Zeit (vgl. M’chilta zu 12, 6) auf das Blutzeichen sowohl der Beschneidung als des Pesach bezogen wurden. Dieses war damals in Egypten ebenso eine Betätigung des Glaubensmutes, wie jenes noch heute ein Ausdruck der Opferfreude ist. Noch heute wird im frohen Kreise der Familie festlich der Tag begangen, an welchem der jüdische Knabe in den heiligen Bund aufgenommen wird, auf den der Midrasch das Psalmwort anwendet: Für dich sind wir jeden Tag bereit den Tod zu erleiden (Ps. 44, 23). In trüben Zeiten, am häufigsten im finstern Mittelalter haben Tausende und Abertausende jene Opferfreude auch bewiesen, die sich keinen Augenblick besinnt alles hinzugeben, wenn es gilt den Willen Gottes zu erfüllen, nicht das eigene Leben nur, sondern auch, was uns noch teuerer ist, das Leben unserer Kinder. Zu solcher Glaubensstärke will Rabban Gamliel das Herz der Jugend begeistern durch den Hinweis auf die Bedeutung des Pesachopfers.",
+ "dass unsere Väter aus Egypten erlöst wurden. Im Mischnatext des Babli ist hier auf 2. B. M. 12, 39 mit den Worten hingewiesen: שנאמר ויאפו את הבצק אשר הוציאו ממצרים וגו׳. In der Haggada haben die Worte des Rabban Gamliel eine wesentliche Änderung erfahren (vgl. Maim. הל׳ חמץ ומצה VII 5 mit VIII 4). Es wird dort das Gebot über die ungesäuerten Brote damit begründet, dass unsere Väter, als sie aus Egypten ziehen sollten, nicht mehr die Muße hatten, ihren Teig gähren zu lassen (על שום שלא הספיק בצקם של אבותינו להחמיץ; s. auch R. Ascher z. St.). Da aber auch ihnen befohlen war, in der Stunde der Befreiung solches Brot zu essen (2. B. M. 12, 8), und diese Vorschrift ihnen schon mehrere Tage vorher mitgeteilt worden war, ist jene Begründung wenig stichhaltig, vielmehr scheint es, dass Rabban Gamliel mit Vorbedacht dieses Gebot mit der blossen Tatsache der Erlösung und nicht mit ihrem plötzlichen Eintritt in Verbindung brachte. Das ungesäuerte Brot, welches wegen seiner Reizlosigkeit und seines Mangels an jeglicher Würze als „Brot der Armut“ oder „elendes Brot“ (לחם עני) in der Schrift (5. B. M. 16, 3) bezeichnet wird, sollte unseren Vätern und allen folgenden Geschlechtern den Gedanken zum Bewusstsein bringen, dass die edle Blume der Freiheit am schönsten auf der kahlen Höhe der Entsagung, am reinsten auf dem rauhen Felsen der Bedürfnislosigkeit gedeiht, in den Niederungen des Genusses aber bald verwelkt. Manch stolzer Geist hat das unselige Verlangen nach eitlem Glanz und Überfluss mit schmählicher Knechtschaft, das ungezügelte Streben nach falschem Ruhm und Anerkennung mit bitterer Selbstverachtung büssen müssen; Üppigkeit und Schwelgerei hat schon das Lebensmark der mächtigsten Nationen schnell verzehrt und die entnervten Völker unter das verhasste Joch der Fremdherrschaft gekrümmt. Der wird am besten seine Unabhängigkeit behaupten, der wunschlos durch das Leben geht und nicht sein Herz an Güter hängt, die trügerisch das Dasein schmücken; am längsten wird ein Volk die Freiheit sich bewahren, wenn es, durch keinen Überfluss verweichlicht, die härteste Entbehrung leicht erträgt, wenn selbst „das Brot des Elends“ es nicht schreckt.",
+ "dass die Egypter das Leben unserer Väter in Egypten verbitterten. Auch hier findet sich im Babli eine Belegstelle aus der heil. Schrift, welche mit den Worten חייהם וגו׳ שנאמר וימררו את eingeführt wird. Es wird also auf 2. B. M. 1, 14 Bezug genommen, wo von den aufreibenden Arbeiten erzählt wird, mit denen die Egypter erbarmungslos das Leben unserer Väter verbitterten, wo aber auch zugleich berichtet wird, dass das Volk, je mehr es gepeinigt wurde, desto mehr an Grösse und Bedeutung wuchs. Es bewährte sich auch hier der Segen der Arbeit. Weit entfernt durch dieselbe gebrochen oder auch nur erschöpft zu werden, wurde vielmehr die Lebenskraft Israels nur gesteigert und erhöht. Zwar wird in der Geschichte des ersten Menschenpaares die Arbeit als eine Strafe dargestellt; aber auch die Strafe ist ja ein Ausfluss der väterlichen Liebe Gottes. Das tatenlose Leben in dem Garten Eden war solange wohl erträglich, als dem Menschen all das Können, das in seiner Brust noch schlummerte, verborgen war; sowie er aber zum Bewusstsein seiner schöpferischen Kraft erwachte, war im Paradiese nicht mehr seines Bleibens. Er musste hinaus, um seine Stärke im Kampfe mit der Natur zu erproben und die Herrschaft über dieselbe zu erringen, zu der er durch seine Überlegenheit berufen war. Aus Mangel an Betätigung verkümmern die reichsten Gaben, die schönsten und verheissungsvollsten Fähigkeiten; die Noth jedoch ist eine treffliche Erzieherin. Keine Schule bringt die besten Kräfte des Geistes wie des Körpers so zu vollster Blüthe und Entfaltung wie diese unwillkommene, von vielen doch gesegnete Lehrmeisterin. In ihrer harten Wiege ward auch Israel zum Volke grossgezogen, in jener Leidensschule, die die heiligen Bücher einen eisernen Schmelzofen nennen (5. B. M. 4, 20; Jirm. 11,4), ward der Gottesknecht geläutert und gestählt, der schon im Mutterschoss berufen war zum Lichte der Nationen, zum Erlöser für die ganze Menschheit (Jes. 49, 1—6). In der Erfüllung dieses göttlichen Berufes hat unser Volk bisher nur Hohn und Spott und kälteste Zurückweisung geerntet, nicht selten auch die grausamsten Verfolgungen erdulden müssen von dem blinden Hasse derer, denen es die Bruderhand entgegenstreckte, um sie zur Höhe des Horêb mit sich emporzutragen, und die es mit dem beseligenden Licht erfüllen wollte, das ihm am Sinai aufgegangen. Wie sollte es durch soviel bittere Erfahrungen nicht entmutigt werden, nach soviel schmerzlichen Enttäuschungen und schnödem Undank an dem endlichen Erfolge seiner unfruchtbaren Arbeit nicht verzweifeln? Darum werden die nachwachsenden Geschlechter von Jahr zu Jahr am Feste der Erlösung durch das Bitterkraut daran erinnert, welch herbes Weh, welch schweres Leid die Väter überwunden, ehe sie gewürdigt wurden, dem Fuss des Sinai sich zu nahen, um aus Gottes Hand die Priesterweihe zu empfangen, wie unser Volk im zartsten Alter schon für eine fremde, undankbare Macht, die nur Verachtung für dasselbe hatte und sein Verderben plante, harte Frohnarbeit verrichtet hat, die über seine Kraft zu gehen schien, in Wahrheit aber seine Lebensenergie erhöhte und vermehrte. „Heilsam ist’s dem Manne, in der Jugend Tagen schon ein Joch zu tragen“ (Klgl. 3, 27).",
+ "denn es heisst. 2. B. M. 13, 8. Voran geht (das. 5) die Einleitung: Wenn dich der Herr in das Land … bringt, das er deinen Vätern zugeschworen u. s. w. Die Satzung wendet sich mithin an ein späteres Geschlecht, das die Wunder in Egypten nicht mit eigenen Augen gesehen hat; und dennoch lässt die Schrift den Vater eine Form der Darstellung wählen, deren man sich nur bei der Erzählung von Ereignissen bedient, die man selbst erlebt hat.",
+ "Erzähle deinem Sohne an jenem Tage. an welchem du die Erinnerung an den Auszug feierst (vgl. das. 3).",
+ "Deswegen. Nach dem Midrasch (s. M’chilta z. St.) bezieht sich das Demonstrativum auf das Pesach nebst den ungesäuerten Broten und den bitteren Kräutern, die auf dem Tische liegen (בשעה שיש [פסח] מצה ומרור מונחים לפניך על שלחנד ), und auf welche der Erzähler mit dem Finger deutet. (Aehnlich ist auch in dem Satze וזה לך האות כי אנכי שלחתיך — 2. B. M. 3, 12 — das Fürwort זה als ein Hinweis auf das Wunder des brennenden Dornbusches aufzufassen, den Mose vor Augen hatte; s. Raschi, Raschbam und Ibn ‘Ezra z. St.). Selbstverständlich kann nicht gemeint sein, dass wir lediglich zu dem Ende befreit wurden, damit wir am Pesachabend die genannten Speisen essen; der Midrasch will vielmehr nur sagen, dass die Verehrung Gottes durch kindlichen Gehorsam, wie wir ihn z. B. durch die Feier des Pesach bekunden, der Zweck unserer Erlösung war. Wird doch der Genuss des ungesäuerten Brotes und die Enthaltung von allem Gesäuerten während der ganzen Dauer des Festes an unserer Stelle (13, 5) ausdrücklich als Gottesdienst (עבדה) bezeichnet. Der Gedanke aber, dass uns die Freiheit nur gegeben wurde, damit wir uns dem Dienste des Höchsten widmen, liegt der Tora gar nicht fern. Er ist schon in den ersten Worten ausgesprochen, die Mose an Pharao richten sollte, in dem Befehle Gottes: Entlasse meinen Sohn, dass er mir diene (das. 4, 23: שלח את בני ויעבדני ).",
+ "als ich aus Egypten zog. Maimonides hat diese Belegstelle nicht vor sich gehabt (ומצה פ״ז ה״ו ונוסח ההגדה שם הל׳ חמץ); in seinem Exemplar muss hier entweder überhaupt kein Hinweis auf die Bibel gestanden haben, oder 5. B. M. 6, 23 (שנאמד ואותנו הוציא משם וגו׳) angeführt gewesen sein [ ולפי זה הא דאמר רבא בפסחים קי׳׳ו: צריך שיאמר ואותנו הוציא משם הכי קאמר האי קרא דמתניתן לאו לראיה בעלמא קא מייתי ליה אלא צריך לאמרו בפה]. Bei Alfasi und R. Ascher fehlt die ganze Stelle von בכל דור ודור bis בצאתי ממצרים. Da aber die Dankesschuld, von der im nächsten Satz die Rede ist, nicht gut mit den bitteren Leiden begründet werden kann, die unsere Väter erdulden mussten, wurde die Reihenfolge im vorigen Satze in der Weise geändert, dass auf die Erklärung des פסח zunächst die des מרור und dann erst die der מצה folgt, obgleich in der Einleitung die Reihenfolge auch bei ihnen פסח מצה ומרור lautet. לפיכך אנחנו חייבים להודות schliesst sich nun passender an den Satz מצה על שום שנגאלו an (Lesart Alfasi’s), bezw. an die Worte עד שנגלה עליהם מלך מלכי המלכיט הקדוש ברוך הוא וגאלם (Lesart des R. Ascher) Maimonides hat in seinem Kodex (הל׳ חמץ ומצה) an zwei Stellen (VII 5 u. VIII 4 die Reihenfolge Alfasi’s, in seiner Haggada dagegen die unserer Miscknaausgaben).",
+ "Darum schulden wir. Die Wahl der ersten Person beweist, dass wir es hier noch mit einer Fortsetzung der Worte zu tun haben, welche nach Rabban Gamliel jedermann am Pesach sprechen soll. Allerdings ist in seiner Einleitung ausdrücklich von nur drei Worten die Rede, und es ist daher wohl möglich, dass die Fortsetzung aus späterer Zeit stammt; immerhin dürfte sie wohl kaum später als im folgenden Geschleckte hinzugefügt worden sein, da an dieselbe in der nächsten Mischna (s. Anm. 51) eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Schulen Schammai’s und Hillel’s wenn auch nur äusserlich anknüpft.",
+ "Verehrung und Anbetung. Die Lesarten sind hier sehr verschieden. Allen gemeinsam sind nur die vier ersten Ausdrücke: להודות להלל לשבח לפאר; dann folgt im Jeruschalmi. לרומם לנצח לגדל, im Babli: לרומם להדר לברך לעלה ולקלס, bei Alfasi: לרומם לגדל ולברך (s. דקדוקי סופרים), bei R. Ascher: לברך לרומם לעלה ולקלס, im Gebetbuch dos Gaon R. ‘Amram: לרומם להדר ולקלס, in Maimuni’s Haggada: לרומם לגדל להדר ולנצח, in dessen Kodex (הל׳ המע ומצה VIII 5). להדר לרומם לגדל ולנצח.",
+ "der für unsere Väter und für uns. Statt לאבותינו ולנו hat Jer. blos לנו.",
+ "von Dunkelheit zu grossem Licht und von Dienstbarkeit zu Erlösung geführt hat. שעבוד (von עבד) und sein Gegensatz שחרור (von חרר) gehören zu den wenigen Beispielen einer Schaf‘elform im Hebräischen. — Bei R. Ascher fehlen übrigens die Worte ומשעבוד לגאולה, in Maimuni’s Haggada folgen sie unmittelbar hinter מעבדות לחרות; im Jeruschalmi und bei Alfasi fehlt sogar die ganze Stelle von מיגון bis לגאלה.",
+ "Lasst uns ihm das Halleluja. Ps. 113—118, gewöhnlich „Hallel“ (הלל) genannt."
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+ "Wie weit trägt man es. Das am Ende der vorigen Mischna erwähnte Hallel, von welchem vor dem Mahle nur der erste Teil gesungen wurde.",
+ "es freut sich die Mutter der Kinder. Ende des 113. Psalms. Der folgende Psalm, der mit den Worten beginnt: Als Israel aus Egypten zog“, soll nach ihrer Meinung erst um Mitternacht, den Zeitpunkt der Erlösung, vorgetragen werden (Tosefta und Jeruschalmi, von Heller — תוספות יום טוב s. v. בית שמאי — merkwürdigerweise übersehen), während das Mahl noch vor Mitternacht beendet sein muss, da vom Pesach nachher nicht gegessen werden darf (Anm. 76).",
+ "den Kiesel zur Wasserquelle. Ende des 114. Psalms. Das Argument der andern Schule schien den Hilleliten nicht stichhaltig, weil der Auszug ja doch erst am hellen Mittag stattgefunden, mithin der Anfang dieses Psalms auch dann noch nicht der Tageszeit entspräche, wenn man den Gesang bis auf den letzten Augenblick, bis zum Beginn der Morgendämmerung verschöbe (Tosefta u. Jeruschalmi). Ein positiver Grund wird nicht angegeben. Wahrscheinlich, weil derselbe klar zu Tage liegt. Da das Hallel durch die Erklärung eingeleitet wird, dass wir es als Pflicht empfinden, unserm Danke für die Befreiung aus dem Sklavenjoche durch ein Loblied Ausdruck zu geben, und ferner auch nach Schluss des ersten Teiles ein Segenspruch für die Erlösung folgen soll (s. folg. Anm.) so kann aus diesem Teil am wenigsten der Psalm ausgeschlossen werden, in dem der Auszug Israels besungen wird. Vielleicht ist das auch der Sinn der Worte מניון שהתחיל במצוה אומר לו מרק im Jeruschalmi z. St.",
+ "Man schliesst mit Erlösung. etwa mit den Worten: Gepriesen seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der du uns aus Egypten erlöst hast. חותם (= Siegel) ist Kunstausdruck für den kurzen Segenspruch, der ein Gebet (hier den Vortrag der Haggada) beschliesst; vgl. B’rachot IX g. E.",
+ "Der uns und unsere Väter aus Egypten erlöst hat und uns diese Nacht erleben liess. Die. Hif‘ilform הגיע bedeutet: erreichen, mit doppeltem Akkusativ aber: erreichen lassen; vgl. מצמיח חציר לבהמה = hervorbringen (Ps. 104,14) mit המצמיח הרים חציר = hervorbringen lassen (Ps. 147,8).",
+ "dass wir in derselben Brot und Bitterkraut geniessen. (והגיענו הלילה הזה לאכול בו מצה ומרור (ומרורים (so bei Alfasi und R. Ascher wie auch im Maimuni’s Kodex הל׳ חמץ ומצה פ״ח ה״ה), sind die Worte, die R. Tarfon hinzufügt. Im Babli wie in den meisten Mischnaausgaben fehlen dieselben; sie können aber nicht entbehrt werden, weil der Zusatz des R. ‘Aḳiba כן … הגיענו למועדים ולרגלים אחרים, der offenbar an jene Worte anknüpft, ohne dieselben völlig in der Luft schwebt. Im Jeruschalmi fehlen nur die Worte לאכול בו מצה ומרור; aber auch diese sind schwerlich ein späterer Zusatz, denn es geschah wohl im Hinblick auf die verhängnisschwere Lücke in dieser Danksagung, in welcher die Erwähnung des Pesachopfers schmerzlich vermisst wurde, wenn der grosse Freiheitskämpfer in das Gebet um Erlösung vom römischen Joche den Wunsch einflocht: ונאכל שם מן הזבחים ומן הפסחים. Seltsam, dass Maimonides, der a. a. O. die Formel des R. Tarfon für die Zeit des Tempels gelten lässt, ebenfalls des Opfers nicht gedenkt. Damals hätte man doch sicherlich gesagt: לאכול בו פסח מצה ומרורים.",
+ "ein Schlussgebet aber spricht man nicht. Obgleich der ursprünglich ganz kurze Segenspruch durch ihn zu einem kleinen Dankgebet erweitert wurde, hält es dieser Lehrer doch nicht für angebracht, dasselbe nunmehr auch mit einem „Siegel“ („Gepriesen seist du Herr, der du Israel erlöst hast“), wie es sein Freund ‘Aḳiba will, zu versehen. ואינו חותם, wofür es im Babli ולא היה חותם heisst, steht nicht im Gegensatz zu dem vorangehenden וחותם בגאלת, sondern zu den folgenden Worten des R. ‘Akiba.",
+ "R. ‘Aḳiba fügt hinzu. In den meisten Ausgaben steht אומר an Stelle von מוסיף. Da aber R. ‘Aḳiba von den Worten seines Lehrers und Freundes keines streicht und keines ändert, sondern nur hinzufügt, ist der Ausdruck אומר hier nicht am Platze. Die ursprüngliche Lesart ist vielleicht die der Oxforder Handschrift (s. דקדוקי סופרים): ר״ע עקיבא אומר מוסיף = R. ‘Aḳiba sagt: Man füge hinzu. Das Subjekt zu מוסיף ist offenbar wie in den vorangehenden Sätzen (ואינו חותם ,וחותם בגאולה ,עד היכן הוא אומר) der Vortragende. Irrtümlicherweise aber bezog man das Verbum auf R. ‘Akiba, wodurch entweder אומר oder מוסיף als störend empfunden wurde, weshalb die Einen dieses, die Anderen jenes strichen. Vermutlich hat auch Maimonides מוסיף oder אומר מוסיף gelesen (s. הל׳ חמץ ומצה VIII 5).",
+ "„So lasse uns, o Herr, unser Gott (und Gott unserer Väter. Die eingeklammerten Worte fehlen sowohl im Jeruschalmi als bei Alfasi, Maimonides und R. Ascher.",
+ "noch andere Feste und Feiertage. רגל (= Fuss) bezeichnet ebenso wie פעם (= Schritt), auf die ziellos eilende, nimmer weilende Zeit übertragen, einen Zeitpunkt. שלש רגלים (2. B. M. 23, 14) übersetzen die Targumim ebenso wie שלש פעמים (das. 34,23) mit תלת זמנין. Unter זמנים versteht man aber ebenso wie unter מועדים, obgleich beide Wörter nur Zeiten schlechthin bedeuten, vorzugsweise die heiligen Zeiten. Während jedoch מועדים alle Feste bezeichnet, ist der Name רגלים durch den an 2. B. M. 23, 14 sich anlehnenden Sprachgebrauch auf die drei Chaggim (סכות ,שבועות ,פסח) beschränkt. Im Jeruschalmi fehlt übrigens sowohl למועדים als אחרים; die Stelle lautet dort: יגיענו לרגלים הבאים לקראתנו לשלום.",
+ "erleben. הגיענו ist die Lesart der Oxforder Handschrift (s. דקדוקי סופרים); die beiden anderen von Rabbinowicz benutzten Mss. haben יגיענו, desgleichen sämmtliche von ihm verglichenen alten wie neuen Editionen, ebenso die Haggada-Ausgaben. Dass die Segensprüche, obgleich sie mit כרוך אתה, also der zweiten Person beginnen, im nächsten Relativsatze zur dritten Person übergehen, ist die allgemeine Regel und durch die Bezugnahme auf מלך העולם oder auch nur den blossen Gottesnamen sprachlich gerechtfertigt. So heisst es auch oben אשר גאלנו וגאל … והגיענו. Umsoweniger wäre die Wahl der dritten Person hier anstössig, wo mit כן ein neuer Satz beginnt; auffallend ist nur, dass sich in den bald folgenden Worten שמחים בבגין עירך וששים בעבודתך wieder die zweite Person geltend macht. Solcher Personenwechsel ist recht selten, wenn es auch an etlichen Beispielen nicht fehlt, von denen wir nur auf das krasseste kurz hinweisen wollen, auf die Worte, die beim Eintritt in den Friedhof gebetet werden: אשר יצר אתכם בדין … ברוך אתה.",
+ "denen wir in Frieden entgegengehen mögen. Wörtlich: die uns entgegenkommen. Wir haben bereits in Anm. 2 darauf hingewiesen, dass der Hebräer nicht gleich uns der Zukunft entgegengeht, sondern sich selbst als den stille stehenden Beobachter ansieht, an dem die rastlos dahinschreitende Zeit (vgl. Anm. 60) vorüberzieht. — Statt לשלום hat Alfasi בשלום.",
+ "beglückt durch den Wiederaufbau deiner Stadt. Statt כבנין עירך hat die Oxforder Hnds. בציון עירך (s. דקדוקי סופרים); diese Lesart findet sich auch im Gebetbuch des Gaon R. ‘Amram.",
+ "und beseligt durch deinen Dienst. Jeruschalmi hat hier den Zusatz: ובחידוש בית מקדשך = und durch die Erneuerung deines Heiligthums.",
+ "dort werden wir dann auch von den Festopfern und den Pesachopfern. Jeruschalmi und Alfasi haben die umgekehrte Reihenfolge ומן הזבחים מן הפסחים , so dass זבחים hier die gewöhnliche Bedeutung haben könnte, in der es alle Arten des Tieropfers, auch das Pesach umfasst. Man müsste demnach übersetzen: von Pesach- und von anderen Opfern (vgl. K. VII Anm. 34). Wahrscheinlicher aber ist, dass das Wort hier in der besondern Bedeutung steht, die es in der letzten Mischna dieses Kapitels, am Ende des Traktates hat, und in der es das Festopfer bezeichnet von welchem oben (VI 3—4, s. Anm. 24 das.) die Rede war. Da dasselbe vor dem Pesach gegessen wurde, geht es diesem in der Reihenfolge voran.",
+ "deren Blut die Wand Deines Altars zum Wohlgefallen berührt hat. Statt אשר הגיע (Jeruschalmi) lesen Andere שהגיע (Alfasi), שיגיע (Maimonides u. R. ‘Amram), אשר יגיע (R. Ascher).",
+ "danken für unsere Erlösung und die Befreiung unserer Seele. Jeruschalmi hat weder שיר חדש noch ועל פדות נפשנו. Jenes ist sicher ein später Zusatz; denn נודה לך שיר חדש ist eine ganz unmögliche Konstruktion."
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+ "spricht er den Segen über sein Mahl. Der zweite Becher wurde nach dem Dankgebete, das auf den ersten Teil des Hallel folgte, geleert und darauf das Mahl eingenommen, welches schon vor dem Vortrage aufgetragen worden war, damit die Kinder durch ihre Fragen dem Vater Gelegenheit geben vom Auszuge zu erzählen. Das Mahl bestand in alter Zeit wahrscheinlich blos aus dem ungesäuerten Brote, dem rohen Lattich und dem Fleisch der beiden Opfer, bezw. den beiden Gerichten, welche zur Erinnerung an dieselben (Anm. 16) gegessen wurden. Einen Nachtisch gab es nicht; vielmehr wurde, nachdem das Pesach verzehrt war, bei einem dritten Becher das Tischgebet gesprochen, nach dessen Beendigung das Glas geleert wurde.",
+ "beim vierten vollendet er das Hallel. Ps. 114—118 nach den Schammaiten, Ps. 115—118 nach den Hilleliten; s. Anm. 50—53.",
+ "und spricht den Segen über den Gesang. Darunter ist nach R. Juda (im Babli) der Segenspruch zu verstehen, der auch sonst auf das Hallel zu folgen pflegt (יהללוך), nach R. Joḥanan (das.) aber derjenige, welcher den Vortrag des von Mose und Israel am Meere gesungenen Liedes (2. B. M. 15, 1—18) an Sabbat- und Feiertagen beschliesst (נשמה כל חי).",
+ "nur zwischen dem dritten und dem vierten trinke man nicht. „Warum nicht? Etwa, damit man nicht trunken werde? Man ist ja doch schon berauscht! Ist denn ein Unterschied zwischen dem während der Mahlzeit und dem nach derselben gereichten Weine? Allerdings; dieser macht trunken, jener hat diese Wirkung nicht!“ So die Begründung im Jeruschalmi, angeführt von Alfasi und Raschbam, der hinzufügt, dass man durch den Rausch verhindert würde, das Hallel zu vollenden oder, wie man ergänzen muss, nach Beendigung desselben die übrigen Gesänge, die noch beim vierten Becher vorzutragen sind. Demnach dürfte man zwischen dem ersten und dem zweiten Glase erst recht keinen Wein trinken, damit man nicht des Guten zu viel tue und dadurch unfähig werde, den Kindern vom Auszuge zu erzählen. Ein solches Verbot widerspricht jedoch dem klaren Sinn der Mischna, die von allen Erklärern, auch von Raschbam, so aufgefasst wurde, dass es nicht nur im Verlauf des Mahles, sondern auch während des Vortrags der Haggada gestattet wäre, nach Belieben Wein zu trinken. Man sah sich daher zu der Ausflucht genötigt, dass auch der vor der Mahlzeit genossene Wein keine berauschende Wirkung hat, eine Annahme, die aller Erfahrung Hohn spricht. Der Schlüssel zur Lösung des Rätsels liegt im ersten Satze der nächsten Mischna verborgen, wo er nur darum nicht entdeckt wurde, weil man ihn dort gar nicht erst gesucht, ja nicht einmal vermutet hat, nachdem eine ungeschickte Hand diesen Satz von unserer Mischna, wo er hingehört, losgerissen und der nächsten Mischna, zu der er keinerlei Beziehung aufweist, gewaltsam angehängt hatte. Man soll nach dem Mahle ausser den vorgeschriebenen Bechern aus dem einfachen Grunde keinen Wein trinken, damit die schöne Feier nicht schliesslich in ein Epikomon ausarte (s. Anm. 73). Vor der Mahlzeit und während derselben sprach man auch sonst dem Wein nur mässig zu, (daher ישתה אם רוצה לשחות und nicht wie sonst einfach שותין), der überdies mit Wasser stark verdünnt war. Das Trinkgelage (ϰῶμος, comissatio) nahm seinen Anfang erst beim Nachtisch, dauerte jedoch bis in die späte Nacht hinein. Lieder und Gesänge wechselten mit anregenden Gesprächen, um den Zechern die Zeit zu kürzen. Am Pesachabend wurden nach dem Mahle, das um Mitternacht beendet war, ebenfalls beim Weine Lieder vorgetragen; zwischendurch unterhielt man sich über das Wunder der Erlösung noch mehrere Stunden, mitunter bis der Morgen graute (Tosefta X g. E., ed. Zuckermandel S. 173 Z. 9—11). Das alles hatte eine bedenkliche Ähnlichkeit mit dem üblichen Trinkgelage. Damit die heilige Feier nicht zu einem solchen herabsinke, damit sie von ihrer erhebenden Wirkung nichts verliere und ihre Weihe durch keinen unreinen Hauch getrübt werde, musste Vorsorge getroffen werden, dass sich die Festgenossen nicht berauschten; der kürzeste und sicherste Weg zu diesem Ziele war unstreitig das Verbot, ausser den vorgeschriebenen Bechern überhaupt noch etwas nach dem Tischgebet zu trinken."
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+ "Man schliesse. פטר heisst ursprünglich: spalten, (vgl. فطر), daher פטר רחם = Durchbruch, יפטירו בשפה (Ps. 22, 8) = den Mund aufreissen. Aus dem Begriff der Trennung, der in dieser Grundbedeutung liegt, hat sich der des Abschieds entwickelt; daher ויפטר מפני שאול (1. Sam. 19, 10) = scheiden, weggehen; transitiv: את המחלקות … פטר (2. Chr. 23, 8) = verabschieden, entlassen; auf leblose Dinge übertragen: פוטר מים (Spr. 17, 14) = loslassen, befreien. In der talmudischen Literatur ist diese Bedeutung vorherrschend; vgl. z. B. פוטרין את הרבים (Mo‘êd ḳaṭan III 7) = verabschieden, wegschicken; ונפטרו והלכו להם (Joma I 5) = sich verabschieden, scheiden; מפטירין בנביא (Megilla IV 1) = mit einem Prophetenvortrag Abschied nehmen von der Toravorlesung. So auch hier אין םפטירין אפיקומן = man veranstalte kein Epikomon zum Abschied von dem Festmahle, d. i. als Abschluss der Pesachfeier. In der Gerichtssprache ist entlassen = freisprechen, wodurch das Wort פטר die allgemeinere Bedeutung einer Befreiung (von Pflichten und dergl.) erlangt hat. Vielleicht hängt damit auch פטיר (aram. u. arab. = Ungesäuertes, frei von Sauerteig) zusammen.",
+ "nach dem Pesach nicht mit einem Trinkgelage. Für das Wort אפיקומן geben Tosefta, Jeruschalmi und Babli drei verschiedene Erklärungen. Nach der einen bezeichnet es den Nachtisch, mag dieser nun aus Früchten (wie Datteln, Nüsse, geröstete Körner) oder aus allerhand Zuckerwerk (מיני מתיקה) oder auch aus anderen Leckerbissen wie Trüffeln und Tauben (ערדילי וגוזליא) bestehen ]; nach der zweiten versteht man darunter musikalische Darbietungen (מיני זמר), nach der dritten den Einbruch in eine andere Tischgesellschaft (שלא יעקרו מחבורה לחבורה). Die zuletzt angeführte Erklärung wird im Babli von Rab mitgeteilt, im Jeruschalmi aber an diesem Orte gar nicht erwähnt, an anderer Stelle dagegen (oben zu M. 4) anonym und unbestritten angeführt (טיפש מה הוא אומר מה זאת אף את למדו הלכות הפסח שאין מפטירין אהר הפסח אפיקומון שלא יהא עומד מחכורה זו ויכנס לחבורה אחרת ). Das Wort ist offenbar dem Griechischen (ἐπίϰωμον) entlehnt und bezeichnet in seiner Heimat alles, was zum Trinkgelage (ϰῶμος) gehört; insbesondere versteht man unter ἐπιϰωμάζειν das stürmische Eindringen der Zechgenossen in eine fremde Gesellschaft, um bei dieser das unterbrochene Gelage fortzusetzen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass Epikomon hier im weitern Sinne gemeint ist und das ganze mit dem Nachtisch beginnende, von Musik begleitete und meist in wüstem Unfug endigende Trinkgelage umfasst, so dass alle drei Erklärungen richtig sind, wenn auch die von Rab dem griechischen Sprachgebrauch am besten gerecht wird. Durch die glückliche Wahl des fremden Ausdrucks wird das Verbot am Anfang dieser und am Ende voriger Mischna in ein so helles Licht gerückt, dass es sich von selbst versteht und zu seiner Begründung keines weitern Wortes bedarf. Man verpönte den Genuss des Weines zwischen dem dritten und dem vierten Becher, weil man die Trunkenheit fürchtete, den schlimmen Rausch mit seinem hässlichen Gefolge von gemeinem Scherz und grober Ausschreitung, von rohem Übermut und zügellosem Laster. Man verpönte selbst den harmlosen Nachtisch nach dem Pesachmahle, weil im Hintergrunde schon das widerliche Zerrbild grinste, in welches oft genug das feierlichste Trinkgelage zu entarten pflegte. Es ist das Fest der Freiheit, das gefeiert wird. Freiheit ist aber nicht Ungebundenheit. Im Gegenteil! חרות על הלוחות (Abot Anh. 2): die Freiheit spriesset aus den Tafeln des Gesetzes. Wahrhaft frei ist nur wer willig sich dem göttlichen Gesetze unterordnet, auch der schwersten Forderung der Sittlichkeit sich freudig unterwirft. Unser Vater hat uns nicht aus schnödem Joch erlöst, damit wir in noch schmählichere Dienstbarkeit versinken; er hat aus Egypten uns geführt, damit wir seine Knechte werden (3. B. M. 25, 55), und nicht Sklaven unserer Leidenschaften. So erklärt sich auch die oben angeführte Jeruschalmistelle auf die einfachste Weise. Wenn das einfältige Kind, so heisst es dort, die Frage an dich richtet: was bedeutet dies? — so lehre es die Vorschriften des Pesach, dass man das Opfermahl nicht mit einem Epikomon beschliessen soll. Wieviel Scharfsinn ist nicht schon an die Erklärung dieser sonderbaren Antwort verschwendet worden [die sich übrigens auch in unserer Haggada und in der Mechilta (zu 2. B. M. 13, 14) findet, nur dass sie hier auf die Frage des verständigen Kindes erfolgt, was auch vermutlich das Richtige ist, da auf מה זאת im Pentateuch selbst die nach Jeruschalmi dem חכם zu gebende Antwort erteilt wird: בחזק יד הוציאנו ה׳ ממצרים מבית עבדים]! Eine auf den ersten Blick sehr einleuchtende Lösung, die den Knoten einfach durchhaut, um dann die Enden durch das Wörtchen עד wieder zu verknüpfen, teilt M. Friedmann in seiner Mechilta-Ausgabe mit (S. 22b Anm. 23). Durch diese Operation erhält der Satz den folgenden Sinn: Wenn dich dein Kind fragt, so lehre es alle Vorschriften des Pesach bis אין מפטירין אחר הפסח אפיקומן, d. i. bis zur letzten Halacha unseres Traktats. Allein, abgesehen von der Gewaltsamkeit des Verfahrens, ist diese Halacha keineswegs die letzte, es folgen ihr vielmehr noch drei allerletzte (ברך ברכת הפסח ,הפסח אחר חצות ,ישנו מקצתן). Ferner stimmt diese Lösung nicht zu der Darstellung im Jeruschalmi, wo die Frage nicht מה העדות והחקים והמשפטים lautet, sondern מה זאת, was sich nur auf Sinn, Zweck oder Bedeutung, niemals aber auf den Inhalt der Gesetze beziehen kann. Überdies gibt unsere Haggada in der Hauptsache dieselbe Antwort (ואף אתה אמור לו כהלכות הפסח אין מפטירין אחר הפסח אפיקומן), und hier ist die Lesart so gut bezeugt, dass an ihrer Richtigkeit füglich nicht gezweifelt werden kann. Vollends aber muss dieser Erklärungsversuch an dem Wortlaut in der Mechilta (אף אתה פתח לו בהלכות הפסח אין מפטירין אחר הפסח אפיקומן) scheitern, denn man kann den Begriff פתח (eröffnen, beginnen) unmöglich auf eine Unterweisung über den ganzen Inhalt eines Traktats anwenden; vielmehr ist פתיחה ein Kunstausdruck für das Textwort, das einen Vortrag einleitet. Wenn daher empfohlen wird, für die Behandlung der Frage nach Zweck und Ziel all der zahlreichen, von der Religion uns auferlegten Pflichten (in der Mechilta bezieht sich ebenso wie in der Haggada die Frage des Kindes laut 5. B. M. 6, 20 auf sämmtliche Gesetze der Tora und nicht bloss auf die Vorschriften über Pesach und Erstgeburt) das Verbot des Epikomon zum Ausgangspunkt zu wählen, so kann das nur den Sinn haben, dass diese Halacha homiletisch als eine passende Einleitung verwertet werde, von der schon ein helles Schlaglicht auf den eigentlichen Gegenstand der Erörterung fällt. Einen Fingerzeig zur Lösung dieser Aufgabe finden wir in dem Worte Rab’s: Die Gesetze sind nur gegeben worden, um die Menschen durch sie zu läutern und zu festigen (לא נתנו המצוות אלא לצרף בהן את הבריות — B’rêschît Rabba Absch. 44, Anf. — צרף heisst sowohl läutern als härten). Hier ist die erzieherische Bedeutung der göttlichen Gebote und Verbote mit klaren Worten ausgesprochen. Die einen sollen uns von unlautern Begierden reinigen, die andern in der Betätigung des Guten stärken, beide unsere Widerstandskraft gegen jede Art von Verführung stählen. Die Entwickelung dieses grossen Gedankens aus dem tiefern Sinne unserer Halacha ergibt sich nach dem oben Dargelegten fast von selbst. Das Epikomon ist am Pesachabend untersagt, weil es mit dem Charakter des Erlösungsfestes in Widerspruch steht, denn die grösste Feindin wahrer Freiheit ist die Zügellosigkeit. Wie schwer ist es jedoch, stets Maass zu halten im Genuss, und wie leicht, die Herrschaft zu verlieren über sich, wenn die Versuchung in berückender Gestalt uns naht, die Sünde mit verführerischer Stimme lockt. Darum hat in seinem heiligen Gesetze der Allgütige so viele Schranken aufgerichtet, so viele Übungen uns auferlegt, damit wir schon in früher Jugend lernen, unsern Willen dem Gebote Gottes unterordnen, im zarten Kindesalter uns gewöhnen zu entsagen, wo die Erfüllung nicht im Einklang wäre mit der Forderung der Sittlichkeit. Der höchste Adel, den uns Gott verliehen, ist unsere sittliche Freiheit; die höchste Herrscherwürde, die wir erlangen können, ist die Selbstbeherrschung. Zum Schutze dieser heiligsten Güter ist uns „das Gesetz“ gegeben, ein zuverlässiger Führer durch die Wirrnisse des Lebens, dass wir des Weges nicht verfehlen, der zu Gott emporführt. לפיכך הרבה להם תורה ומצוות רצה הקדוש ברוך הוא לזכות את ישראל (Makkot III 16). Im Grunde ist das die Antwort, die die Tora selbst (5. B. M. 6, 24—25) auf die Frage nach der Bedeutung ihrer Zeugnisse, Gesetze und Vorschriften gibt; לעשות את כל המצוה הזאת לפגי ה׳ אלקיגו כאשר צוגו ה׳ אלקיגו לטוב לגו כל הימים לחיותנו כיום הזה וצדקה תהיה לגו כי נשמר ויצוגו ה׳ לעשות את כל החקים האלה ליראה את. Vgl. auch meinen Vortrag „Der Sederabend“ (Berlin 1904, M. Poppelauer) S. 42—44. ",
+ "so dürfen sie nicht mehr essen. Alles „Heilige“ (קדש) darf nur solange gegessen werden, als es gegen Verunreinigung gesichert ist. War es eine kurze Zeit weder in Verwahrung noch unter Aufsicht, so ist es durch die blosse Tatsache, dass es der Aufmerksamkeit entrückt war (היסח הדעת, oder היסע הרעת), unbrauchbar geworden (s. Jeruschalmi K. I g. Ende). Wenn daher nur ein Teil der Tischgenossen eingeschlummert war, so darf das Pesach noch gegessen werden, solange es von den übrigen im Auge behalten wurde; waren aber alle eingeschlummert, so ist es dadurch, dass es einen Augenblick unbewacht geblieben, untauglich geworden [ נטיתי מפירוש רשב״ם ורע״ב שכתבו הטעם מפני שנראה כאוכל פסחו בשני מקומות והוא דוחק גדול ועיין סימן הבא].",
+ "so dürfen sie nicht mehr essen. Nur wenn die ganze Gesellschaft in tiefen Schlaf gesunken war, darf sie nach dem Erwachen nicht mehr vom Opferfleische essen; war jedoch auch nur ein Einziger in wenigstens halbwachem Zustand geblieben, so hat das Pesach unter genügender Aufsicht gestanden [עיין רמב״ם וראב״ד סוף הל׳ חמץ ומצה. ורשב״ם פירש איפכא דרבי יוסי לחימוא שאפלו מקצתן שנרדמו לא יאכלו וכן פירש רע״ב ]."
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+ "Das Pesach macht nach Mitternacht die Hände unrein. „Das Pesach darf nur bis Mitternacht gegessen werden“ (Zebaḥim V Ende). Nach R. ‘Akiba ist diese Beschränkung nur rabbinischen Ursprungs, die Bibel aber gestattet, im Laufe der ganzen Nacht es zu verzehren; um jedoch zu verhüten, dass aus Nachlässigkeit vom Opferfleische bis zum Morgen übrig bleibe, ist die Frist von den Weisen verkürzt worden (vgl. Berachot I, 1). Nach R. El‘azar b. ‘Azarja, dessen Ansicht hier zur Geltung kommt, ist diese Beschränkung schon in der Tora begründet; was daher bis Mitternacht nicht verzehrt ist, hat den Charakter des „Übriggebliebenen“ (נותר), durch dessen Berührung die Hände unrein werden (s. Anm. 78).",
+ "Verschmähtes. פגול (3. B. M. 7, 16 u. 19, 7 ist nach der Definition der Mischna (Zebaḥim II 2—3 u. Menaḥot I 3) ein Opfer dann, wenn eine der wesentlichen Opferhandlungen in der ausgesprochenen [עיין ספרי שופטים י״ז א׳ ורש״י שם ותוס׳ פסחים ס״ג ע״א ד׳׳ה ר״מ סבר ובבא מציעא מ״ג ע״ב ד׳׳ה החושב. ועיין תוס׳ יר״ט בבא מציעא פרק ג׳ הלכה י״ב שחלק על ר׳ אליהו מזרחי ומשניהם נעלמו דברי רש״י בפסחים ס״ג ע״א ד״ה והבא במאי עסקינן] Absicht ausgeführt wurde, einen Teil der übrigen Opferhandlungen erst nach abgelaufener Frist vorzunehmen, oder einen Teil des Opfers erst nach abgelaufener Frist zu verzehren. Auch wenn die Absicht nicht zur Tat geworden, darf man von solchem Opfer nichts geniessen.",
+ "und Übriggebliebenes verunreinigt die Hände. Nach dem Gesetze der Tora können Menschen nur durch einen „Herd der Unreinheit“ (אב הטומאה — s. Kap. I Anm. 29) hierologisch unrein werden (das. Anm. 26). In diesem Falle verbreitet sich die Unreinheit sofort über den ganzen Körper. Nach rabbinischer Anordnung werden in gewissen Fällen, zu denen auch die hier erwähnten gehören, die Hände und zwar ausschliesslich diese (bis zum Handgelenk) von einer Unreinheit zweiten Grades ergriffen, die sich durch Berührung auf heilige Speisen überträgt (ebend.), so dass der mit ihr Behaftete kein Opferfleisch geniessen darf, ehe seine Hände im Tauchbade (Ḥagiga III 2) die Reinheit wieder erlangt haben. Solche Unreinheit haben nun die Rabbinen über die mit פגול in Berührung gekommenen Hände verhängt, damit nicht leichtfertige Priester (חשדי כהונה), nachdem sie die ihnen vom Volke anvertrauten Opfer in böser Absicht und durch böse Absicht (s. die vorige Anmerkung) untauglich gemacht haben, noch grössere Schuld dadurch auf sich laden, dass sie, um sich nicht zu verraten, von diesen Opfern essen. Die Scheu vor Unreinheit war bei den Priestern so gross und so allgemein, dass selbst die gewissenlosesten unter ihnen, die vor keinem Verbrechen zurückschreckten, vor einer solchen sich in Acht nahmen (Tosafot 85a s. v. משום חשדי כהונה unter Hinweis auf Joma 23a). Aus ähnlichem Grunde wurde diese Bestimmung auf נותר ausgedehnt, dessen Genuss mit derselben harten Strafe (3. B. M. 19, 18) wie פגול bedroht ist. Wenn auch nicht anzunehmen war, dass irgend ein Priester aus purem Übermut das Opferfleisch liegen lassen würde, um es erst nach abgelaufener Frist zu verzehren (gewiss ist es wahr, dass „gestohlenes Wasser — um ein biblisches Sprichwort zu gebrauchen — süss schmeckt“; aber ebenso wahr ist es andererseits, dass frische Speisen besser munden als verdorbene), so war doch zu befürchten, dass die Nachlässigen (עצלי כהונה), die alles bis zum letzten Augenblick verschieben, in ihrem Eifer, dass nur ja nichts übrig bleibe, die vorgeschriebene Zeitgrenze nicht beachten würden [].",
+ "so hat man den über das Festopfer überflüssig gemacht. Wörtlich: man hat ihn „verabschiedet“ (s. Anm. 72), so dass er nicht mehr auf dem Gegenstande lastet.",
+ "Dieser macht jenen nicht überflüssig und jener nicht diesen. Mit זבח ist hier dasselbe Opfer gemeint, das oben (VI 3—4) חגיגה genannt wurde. Eine eigene Bezeichnung gibt es für dieses Opfer nicht. Den Namen חגיגה teilt es nämlich mit den Friedensopfern, die an den drei Festen, an denen die männliche Bevölkerung sich in der heiligen Stadt einfinden musste, von den Erschienenen dargebracht wurden (Ḥagiga I 2); und was vollends den Ausdruck זבח betrifft, so umfasst dieser gar sämtliche Arten von Tieropfern. Immerhin steht חגיגה wenigstens in einem gewissen Gegensatz zu פסח, während die Bezeichnung זבח in der Tora (2. B. M. 23, 18 und 34, 25) auch für das פסח gebraucht wird. Erwägt man indessen, dass einerseits זבח nicht nur vorzugweise — im Sprachgebrauch der Bibel wenigstens — in Verbindung mit den Friedensopfern vorkommt (man vorgleiche nur z. B. im 3. B. M. 6, 1 bis 7, 8 mit 7, 11—37 und beachte insbesondere den letztgenannten Vers: זאת התירה לעלה למנחה ולחטאת ולאשם ולמלואים ולזבח השלמים), sondern auch in diesem Sinne öfter (z. B. 4. B. M. 15, 3 u. 5) der עולה, die ja auch ein Tieropfer ist, gegenübergestellt wird, und dass andererseits das פסח sich in mehr als einer Beziehung von den שלמים unterscheidet, zu denen auch das hier schlechthin als זבח angeführte Opfer gehört, so wird man es gerechtfertigt finden, dass diese Bezeichnung hier mit Rücksicht auf den aus älterer Zeit stammenden Segenspruch gewählt ist, der nach der Tosefta den Wortlaut hat: ברוך …. אשר קדשנו במצותיו וצונו לאכול את הזבח , während über das Pesach nach derselben Quelle folgender Segen gesprochen wird: ברוך …. אשר קדשנו במצותיו וצונו לאכול את הפסח. — Gemäss der Vorschrift soll das Pesach erst nach dem Festopfer gegessen werden, so dass nach allen Ansichten beide Benediktionen zu sprechen sind; hat man aber zufällig vom Pesach zuerst genommen und über dieses Opfer den Segen gesprochen, so braucht man über das andere, da es nur nebensächlich ist (s. VI 3), laut dem in Berachot VI 7 ausgesprochenen Grundsatze nach R. Isma‘el keinen Segen mehr zu sprechen. R. ‘Akiba dagegen ist der Ansicht, dass die Benediktion über das זבח wohl das פסח in sich schliessen könnte, nicht aber umgekehrt, denn der letztere Begriff ist zwar dem erstern als dem weitern, nicht aber dieser jenem untergeordnet; andererseits überragt das פסח an Bedeutung so sehr das andere Opfer, dass es einen besondern Segen für sich in Anspruch nimmt, auch wenn man vorher לאכול את הזבח gesagt hat []."
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+ "\nEinleitung.\nMit dem Namen Rosch Haschana (Jahresanfang) bezeichnet die Mischna das Fest, das in der Tora שבתון זכרון תרועה (3. B. M. 23, 24) und יום תרועה (4. B. M. 29, 1) genannt wird. Was diesem Feiertage das besondere Gepräge gibt, sind also die Töne des Schofar, die wir an ihm zu vernehmen und auf uns wirken zu lassen verpflichtet sind. Mit ihnen stehen drei Einschaltungen in Zusammenhang, die das Musafgebet dieses Tages vor dem der anderen Feste auszeichnen: Malchujjot, Zichronot, Schofarot. Es sind drei stimmungsvolle, herzerhebende Betrachtungen über die dreifache Bedeutung des Tages als Jahresanfang, als Gerichtstag und als Schofarfest. Sie bilden den Rahmen für je zehn Bibelverse, von denen vier dem Pentateuch, drei den Hagiographen, drei den Propheten entnommen sind. In den Huldigungsversen (מלכויות) wird Gott im Hinblick auf die Schöpfung, mit der unser Fest als Jahresanfang in Verbindung gebracht wird, als Weltenkönig gefeiert; in den Erinnerungsversen (זכרונות) wird er als der liebevolle Weltenrichter dargestellt, der seiner Geschöpfe in Gnade und Barmherzigkeit gedenket; in den Schofarversen (שופרות) wird auf die erschütternde und erweckende Kraft der Schofartöne hingewiesen, wie sie insbesondere bei der Offenbarung am Sinai in die Erscheinung trat und dereinst wieder bei der Rückkehr Israels in seine Heimat sich bewähren wird.\nDie Vorschriften über den Schofar und die drei Einschaltungen bilden den wesentlichen Inhalt der letzten zwei Kapitel unseres Traktats. Die beiden ersten behandeln das Kalenderwesen. Zur Zeit der Mischna gab es den festen Kalender noch nicht, nach dem wir uns heute richten; vielmehr wurde damals und auch später noch der Monatsanfang von Fall zu Fall durch ein autoritatives Kollegium gelehrter Fachmänner auf Grund von Zeugenaussagen über das Erscheinen des neuen Mondes in öffentlicher Gerichtsverhandlung festgesetzt. Erschienen die Zeugen an dem Tage, an dessen Vorabend der neue Mond nach astronomischer Berechnung zum ersten Male sichtbar wurde, so wurden sie vom Gerichtshofe vernommen, zwei von ihnen sogar einem eingehenden Verhör unterzogen, und wenn ihre Aussagen sowohl unter einander als mit den Tatsachen am Himmel übereinstimmten, ward dieser Tag in feierlicher Weise als Monatsanfang proklamiert. War der Himmel an diesem Abend bedeckt, so wurde der nächstfolgende Tag als erster des Monats festgesetzt, gleichviel ob Zeugen an ihm erschienen oder nicht. Daher konnten sich Zeugen, die weiter als eine Tagesreise vom Sitz des Gerichtshofes entfernt waren, den Weg dahin ersparen, zumal man sich nur ungern entschloss, den einmal verkündeten Monatsanfang nachträglich auf Grund späterer Vernehmungen zu berichtigen; innerhalb dieses Umkreises aber durften Personen, die am Freitag abend das erste Erscheinen des Mondes beobachtet hatten, selbst die Sabbatgesetze, soweit als nötig, übertreten, um rechtzeitig vor dem Kollegium eintreffen zu können. War der Monatsanfang festgesetzt, so wurde er durch optische Signale Feuerzeichen), später, durch Boten, die jedoch nur in den Festmonaten sowie im Ab und im Elul ausgesandt wurden, den Gemeinden mitgeteilt. Die Monate waren, wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, nicht von gleicher Länge; sie zählten bald 29, bald 30 Tage. Da die durchschnittliche Dauer des synodischen Monats rund 29½ Tage beträgt, so löste meist ein „voller“ Monat (מלא oder מעובר) mit 30 Tagen einen „mangelhaften“ (חסר) mit 29 Tagen ab; doch konnten, zumal wenn der Himmel um die Zeit des Neumondes öfter bedeckt war, auch mehrere volle Monate und später wieder mehrere mangelhafte unmittelbar hinter einander folgen. Indessen vermied man es, einem Jahre weniger als vier oder mehr als acht volle Monate zu geben (‘Arachin II 2). Immerhin schwankte auf diese Art die Zahl der Tage eines Jahres zwischen 352 und 356. Aber auch in Bezug auf die Zahl der Monate waren die Jahre nicht einander gleich. Denn die Feste waren an bestimmte Jahreszeiten gebunden, insbesondere die Pesachfeier an den Frühlingsmonat (5. B. M. 16, 1), das sogenannte Mondjahr aber ist um mindestens 10 Tage kleiner als das Sonnenjahr. Man schaltete daher von Zeit zu Zeit zwischen Adar und Nisan einen dreizehnten Monat ein. Dies geschah ebenfalls durch eine mit höchster Autorität bekleidete Gerichtshehörde, nicht nach einer bestimmten Richtschnur, sondern nach freiem Ermessen, so oft die Notwendigkeit es erheischte.\nIn dem Kalender dagegen, dessen wir uns jetzt seit etwa 1500 Jahren bedienen, sind sowohl die Monatsanfänge als die Schaltjahre ein für allemal nach festen Normen geregelt, die für jedes beliebige Jahr der Vergangenheit und Zukunft eine Berechnung und Festsetzung ermöglichen. Er beruht auf der Annahme, dass die Länge des tropischen Jahres 365 Tage 5 Stunden 55 Minuten Sekunden, die des synodischen Monats im Durchschnitt 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten 3⅓ Sekunden beträgt, so dass 19 tropische Jahre genau 235 (=12×12+7×13) mittleren Monaten entsprechen. Es müssen daher, wenn je 19 Jahre einen Zyklus bilden, der aus 12 Gemeinjahren (פשוטות) mit je 12 Monaten und 7 Schaltjahren (מעובדות) mit je 13 Monaten besteht, die Feste nach Ablauf eines jeden Zyklus immer wieder auf dieselbe Jahreszeit fallen, und sie können auch innerhalb des Zyklus nicht allzusehr vom Normaljahre abweichen, sofern nur die Schaltjahre möglichst gleichmässig verteilt sind. Als solche sind das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. festgesetzt. Die mittlere Konjunktion des Mondes (das ist der Augenblick, in welchem er zwischen Sonne und Erde hindurchgehen würde, wenn seine Bewegung eine gleichmässige wäre) bezeichnet man mit dem Worte Molad (מולד=Geburt). Kennt man den Molad irgend eines Monats, so kann man jeden andern leicht berechnen. Ist nämlich der bekannte Molad (also die Epoche) = E, die Zahl der seither verflossenen Monate = n, die mittlere Länge des synodischen Monats = m, so ist, wenn der zu berechnende Molad (M) auf die Epoche folgt, M = E + n m, und wenn er hinter ihr zurückliegt, M = E — n m. Gewöhnlich wählt man das erste Jahr unserer Zeitrechnung als Epoche, in welchem Molad Tischri auf Sonntag 11 Uhr 11 Minuten 20 Sekunden nachts fiel. Man bezeichnet die Wochentage (d) von Sonntag bis Sabbat mit den Ordinalzahlen 1 bis 7, beginnt den Tag um 6 Uhr abends und zählt von da an die Stunden (h) fortlaufend von 0 bis 23. Mithin ist\n\nIn der Regel soll der Jahresanfang (Rosch haschana) auf den Tag des Molad Tischri festgesetzt werden. Er wird jedoch aus Gründen, deren Erörterung hier zu weit führen würde, auf den folgenden Tag verschoben, wenn die mittlere Konjunktion erst mittags (18h) oder noch später eintritt, wenn sie ferner auf einen Sonntag (1d), Mittwoch (4d) oder Freitag (6d) trifft, und wenn sie endlich nach einem Schaltjahre (שנה מעוברת) an einem Montage (2d) später als 15h 32m 40s stattfindet; er wird sogar um zwei Tage verschoben, wenn der Molad in einem Gemeinjahre (שנה פשוטה) an einem Dienstage (3d) später als 9h 11m 19s oder überhaupt an einem Dienstag (3d), Donnerstag (5d) oder Sabbat (7d) erst mittags (18h) oder gar nachmittags eintritt. Infolge dieser Verschiebungen hat das Gemeinjahr bald 353, bald 354, bald 355, das Schaltjahr bald 383, bald 384, bald 385 Tage. Ein Jahr mit 353 bezw. 383 Tagen heisst ein verkürztes (חסיה) ein solches mit 354 oder 384 Tagen ein ordnungsmässiges (כסדרה), ein Jahr mit 355 bezw. 385 Tagen ein verlängertes (שלמה). Die Namen der Monate sind: Nisan, Ijar, Siwan, Tammuz, Ab, Elul, Tischri, Marḥeschwan, Kislew, Ṭebet, Schebaṭ, Adar. Im Schaltjahre heisst der zwölfte Monat Adar rischon, der dreizehnte aber Adar scheni. In einem ordnungsmässigen Jahre folgt immer auf einen vollen ein mangelhafter Monat in der Weise, dass Nisan 30, Ijar nur 29 Tage zählt u. s. w. mit Ausnahme des Adar rischon im Schaltjahre, der stets 30 Tage hat, während Adar scheni wie Adar im Gemeinjahre ein mangelhafter Monat ist; in einem verkürzten Jahre hat sowohl Marḥeschwan als Kislew nur je 29 Tage, in einem verlängerten sind beide volle Monate. Hat ein Monat 30 Tage, so wird sein letzter Tag neben dem ersten des folgenden Monats als dessen Rosch hachodech mitgefeiert und auch in Urkunden so bezeichnet, z. B. לחדש ניסן שהוא ראש חדש אייר שלשים יום.\nUm nun den Kalender eines gegebenen Jahres zu bestimmen, braucht man nur folgende drei Fragen zu beantworten: 1. Ist es ein Gemein- oder ein Schaltjahr? פשוטה oder מעוברת (abgekürzt: פ oder מ)? 2. Auf welchen Wochentag fällt sein Rosch haschana? Da der erste Neujahrstag, wie oben gesagt wurde, niemals auf einen Sonntag, Mittwoch oder Freitag festgesetzt wird, so kann die Antwort nur aus einem der Buchstaben בגהז bestehen, die den 2., 3., 5. und 7. Wochentag bezeichnen. 3. Ist das Jahr ein verkürztes, ein ordnungsmässiges oder ein verlängertes? כסדרה ,חםרה oder שלמה (abgekürzt: כ ,ח oder ש)? Die drei Buchstaben, die die Antwort auf diese drei Fragen geben, bilden das Kalenderzeichen (קביעות), das den Charakter des Jahres vollständig bestimmt. Man findet die Antwort auf die erste Frage, indem man die Jahreszahl durch 19 dividiert. Ergibt sich als Rest eine der Zahlen 3, 6, 8, 11, 14, 17 oder 0, so ist das Jahr מ, sonst ist es פ. Um die zweite Frage zu beantworten, berechnet man zunächst Molad Tischri des gegebenen Jahres nach der Formel: M = E + n m und bestimmt sodann auf Grund der Verschiebungsgesetze, ob Rosch haschana am Tage der Konjunktion, oder erst am folgenden, bezw. dem zweitnächsten Tage zu feiern ist. Die dritte Frage endlich löst man, indem man in gleicher Weise den Anfang des nächsten Jahres und damit das Ende des gegebenen ermittelt. Je nachdem zwischen seinem ersten und seinem letzten Tage in einem Gemeinjahre 1, 2 oder 3 und in einem Schaltjahre 3, 4 oder 5 Wochentage liegen, ist das zu bestimmende Jahr כ ,ח oder ש.\nWir wollen z. B. den Kalender des Jahres 5674 feststellen. 5674:19 = 298, Rest 12. Demnach ist 5674 das 12. Jahr des 299. Zyklus, also ein Gemeinjahr (פ). In 298 Zyklen sind 298 × 235 = 70 030 Monate, in den 11 verflossenen Jahren des laufenden Zyklus waren 7 Gemein- und 4 Schaltjahre, zusammen also 136 Monate; mithin n = 70030 + 136 = 70166. Folglich ist\n\nDa wir nur den Wochentag des Molad zu berechnen haben, so können wir 28 Tage (= 4 Wochen) von den 29 bei m ausser Acht lassen und uns mit dem Reste 1d 12h 44m 3⅓s begnügen. Nennen wir diese Zahl r, und setzen wir der Kürze halber 3⅓ s = 1 p, so erhalten wir, wenn wir immer wieder die vollen Wochen ausschalten,\n\nMit Hilfe dieser Tabelle, die uns die Multiplikation wesentlich erleichtert, führen wir die Rechnung wie folgt aus:\n\nMolad Tischri 5674 fällt demnach auf Dienstag 3 Uhr 13 Minuten 26⅔ Sekunden nachmittags, so dass der erste Neujahrstag um 2 Tage auf Donnerstag (ה) verschoben werden muss. Addieren wir zu dem eben gefundenen Molad, da 5674 ein Gemeinjahr ist, 12 Monatsreste, so ergibt sich\n\nSomit ist das Jahr 5674, da es mit Donnerstag beginnt und mit Sonntag endet, zwischen diesen beiden Wochentagen aber 2 Tage liegen, ein ordnungsmässiges (כ). Sein Kalenderzeichen ist פ׳ ה׳ כ׳. Seine Neumondstage sind: Tischri: Do., Marḥeschwan: Fr. u. Sa., Kislew: So., Ṭebet: Mo. u. Di., Schebaṭ: Mi., Adar: Do. u. Fr., Nisan: Sa., Ijar: So. u. Mo., Siwan: Di., Tammuz: Mi. u. Do., Ab: Fr., Elul: Sa. u. So.\nEin anderes Beispiel. Maimonides starb am 20. Ṭebet des Jahres 4965. Wir wollen den Wochentag dieses Datums ermitteln. 4965:19 = 261, Rest 6, also ein Schaltjahr (מ). 261 × 235 m = 61335 m, 4 Gemeinjahre = 48 m, 1 Schaltjahr = 13 m, zusammen = 61396 m.\n\nDa also der Molad auf Freitag fiel, war Rosch haschana 4965 am Sabbat (ז).\n\nZwischen Sabbat, dem ersten, und Mittwoch, dem letzten Tage des Jahres 4965 liegen 3 Wochentage; es ist daher ein verkürztes Schaltjahr mit dem Kalenderzeichen מ׳ ז׳ ח׳. Maimonides starb demnach an einem Montag. Merkwort: ימי בכי אבל משה (ב = Montag, כ = 20. Tag, י = 10. Monat, בכי אבל = 65. Jahr des 50. Jahrhunderts).\nBei manchem Vorzug, den dieser Kalender besitzt, leidet er an einem grossen Fehler, der im alten System, das sich nicht auf Berechnung, sondern auf Beobachtung stützte, glücklich vermieden wurde. Er nimmt das tropische Jahr um 6, 6 Minuten grösser an, als es tatsächlich ist, eine Differenz, die schon in 100 Jahren 11 Stunden und in 218 Jahren einen vollen Tag ausmacht. Auch sonst weicht er in wesentlichen Punkten von dem frühern Verfahren ab. Nicht mehr bestimmt das erste Erscheinen des jungen Mondes den Anfang des Monats, sondern der Molad, und nicht etwa der wahre Molad, sondern nur die mittlere Konjunktion, und auch diese nur für den Monat Tischri, dem alle übrigen Monate auf Grund einer rein mechanischen Einteilung untergeordnet sind. Eine solche regelt auch die Festsetzung der Schaltjahre, die nun nicht mehr nach Maassgabe des Bedürfnisses mit Rücksicht auf Naturverhältnisse erfolgt. Beachtenswert ist ferner, dass hier die Tage nicht wie sonst mit Sonnenuntergang beginnen, sondern regelmässig, im Sommer wie im Winter, um 6 Uhr abends, und dass im bürgerlichen Leben wie bei den übrigen Kulturvölkern des Altertums die Tagesstunde dem zwölften Teil des Tagbogens und die Nachtstunde dem zwölften Teil des Nachtbogens entsprach, diese also im Winter, jene im Sommer grösser war als die Aequinoktialstunde, während hier die Stunden stets die gleiche Länge haben. Als ob sich die Moladrechnung auf den Aequator bezöge und nicht, wie man annehmen sollte, auf die heilige Stadt! Natürlich ist diese Einrichtung in dem Streben begründet, die Rechnung so viel als möglich zu vereinfachen. Ein Uebelstand kann daraus nicht erwachsen; denn wenn z. B. der Molad Tischri auf Sabbat 6 Uhr Nm. fällt und wir diesen Zeitpunkt schon als Sonntag bezeichnen, obgleich es noch heller Tag ist, so hat das doch auf die Festsetzung des Rosch haschana keinen Einfluss, da wir ja selbst dann, wenn der Molad schon am Sabbat mittag einträte, den Jahresanfang auf Montag verschieben würden. Auch ist im Tischri, auf den es ja hautpsächlich ankommt, der Unterschied zwischen 6 Uhr abends und der Zeit des Sonnenuntergangs wie auch zwischen der bürgerlichen und der Aequinoktialstunde nur gering. In den Solstitien freilich ist die Differenz zwischen der Länge des Tages und der Nacht in Jerusalem nicht unerheblich; sie beträgt dort rund 4 Stunden, so dass im Beginne des Sommers die Tagesstunde um zwei Fünftel grösser ist als die Nachtstunde, und diese wieder im Anfang des Winters um ebensoviel grösser ist als jene. Wir haben diese Verhältnisse schon in der Einleitung zum Traktat P’saḥim ausführlich erörtert und daselbst auch die Formel mitgeteilt, nach welcher der Zeitunterschied zwischen dem längsten und dem kürzesten Tage des Jahres für jeden Punkt der Erdoberfläche berechnet werden kann. Ehe wir diese Formel hier entwickeln, wollen wir zunächst die zu lösende Aufgabe zur Anschauung bringen.\n\nFig. 1\nIn nebenstehender Figur 1 stelle der Kreis mit dem Mittelpunkte C und dem Durchmesser WK den Wendekreis des Krebses dar. A sei der Punkt, in welchem die Sonne über dem Horizont eines bestimmten Ortes aufgeht, U der Punkt ihres Untergangs; die Linie AU schneide den Durchmesser in B. Bezeichnen wir den Radius CA mit r, die Linie CB mit d, den Winkel ACU mit φ und demnach den Winkel ACK , so ist φ der Nachtbogen jenes Ortes und . Es wird nun behauptet, dass , wenn β die geographische Breite des Ortes und ε die Schiefe der Ekliptik ist.\n\nFig. 2\nBeweis: In nebenstehender Figur 2 sei der Kreis der Ortsmeridian, M der Mittelpunkt der Erde, AR der Durchmesser des Himmelsäquators, N der Nordpol, S der Südpol, HT der Durchmesser des Horizontes, WE der der Ekliptik und WK der des nördlichen Wendekreises, den HT in B und die Weltachse NS in C schneidet, so dass C sein Mittelpunkt wäre und WC sein Radius = r. Bezeichnen wir den Winkel MWC = AMW (die Schiefe der Ekliptik) mit ε, den Winkel NMT (die Polhöhe oder geographische Breite) mit β, die Linie CB mit d und die Linie CM mit a, so ist im rechtwinkeligen Dreieck MCB:\n\nDa nun, wie oben bei Figur 1 gezeigt wurde, , so ist .\nFür Leser, die auch mit der sphärischen Trigonometrie vertraut sind, sei hier zum Schluss noch eine andere, kürzere und einfachere Lösung erwähnt.\n\nFig. 3\nWenn die nebenstehende Figur 3 die halbe Himmelskugel darstellt, AR einen Halbkreis des Aequators, HT einen solchen des Horizontes, WE einen Halbkreis der Ekliptik und WK einen solchen des nördlichen Wendekreises, B den Punkt, in welchem die Sonne einem Bewohner der gemässigten Zone am längsten Tage des Jahres aufgeht (also ), O den Ostpunkt, in welchem sie in den Aequinoktien über seinem Gesichtskreise emportaucht und D den Fusspunkt eines vom Nordpol N auf den Aequator AR durch B gezogenen Quadranten, so ist im rechtwinkeligen Kugeldreieck BDO der Bogen BD = WA = ε (Schiefe der Ekliptik) und der Winkel BOD als Komplement des Winkels NOT (geographische breite) = 90° — β. Nun ist in jedem rechtwinkeligen Kugeldreieck, wenn a und b die den rechten Winkel einschliessenden Seiten sind und α den der Seite a gegenüber liegenden Winkel bezeichnet, sin b = ctg α . tg a, also in unserm Falle:\n\n"
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+ "Mit dem ersten Nisan beginnt das Regierungs. Urkunden, in denen das Datum nach Regierungsjahren israelitischer Könige angegeben wird, beginnen mit dem ersten Tage des Monats Nisan ein neues Jahr, wenn auch die Thronbesteigung erst in den letzten Tagen des Adar erfolgt ist.",
+ "und das Festjahr. Die praktische Bedeutung des Festjahres ergibt sich aus dem Gesetz in 5. B. M. 23, 22, das nach der Überlieferung erst dann verletzt ist, wenn seit dem Gelübde die drei Feste Pesaḥ, Schabu‘ot und Sukkot vorübergegangen sind, ohne dass man es erfüllt hat. Gemäss der Ansicht eines Mischnalehrers müssen die Feste auch in dieser Reihenfolge verflossen sein. Wer also zwischen dem 15. Tischri und dem 14. Nisan ein Gelübde tut, übertritt das Verbot schon mit Ablauf des nächsten Hüttenfestes; wer aber später einen Gegenstand dem Heiligtum gelobt, übertritt es erst mit Ablauf des folgenden Hüttenfestes, weil eben das Festjahr mit Nisan beginnt, mithin Pesaḥ in der Reihe der Feste an der Spitze steht.",
+ "Der erste Elul ist der Jahresanfang für den Zehnt vom Vieh. 3. B. M. 27, 32. Es kann also, da man vom Vieh des einen Jahrgangs nicht den Zehnt für Vieh eines andern Jahrgangs absondern darf, das vor Beginn des Elul zur Welt gekommene Vieh nicht mit dem später geworfenen zusammen verzehntet werden.",
+ "Der erste Tischri. s. B’chorot IX 5—6.",
+ "Der erste Tischri bildet den Jahresanfang hinsichtlich der Zeitrechnung. Urkunden, die nach einer andern als der in Anm. 1 erwähnten Zeitrechnung (vgl. Giṭṭin VIII 5), insbesondere nach Regierungsjahren nichtjüdischer Landesherren ausgestellt sind, beginnen das neue Jahr mit dem ersten Tischri. Der Monatsname תשרי ist von שרי (beginnen) abzuleiten und bedeutet daher den Jahresanfang.",
+ "der Brach- und Jobeljahre. 3. B. M. 25, 1—13. Die Einstellung jeglicher Feldarbeit im siebenten und die Freilassung der Knechte im Jobeljahre erfolgt am ersten Tischri.",
+ "der Baumpflanzungen. Die Früchte, die der Baum in den ersten drei Jahren nach seiner Pflanzung (oder Umpflanzung) hervorbringt, sind verboten; die des vierten Jahres sind geweiht und müssen daher entweder in der heiligen Stadt verzehrt oder ausgelöst werden (נטע רבעי); erst die Früchte des fünften wie aller folgenden Jahre sind bedingungslos erlaubt (das. 19, 23—25). Wurde nun ein Baum am 15. Ab gepflanzt, so tritt er bereits mit dem nächsten Tischri, also schon nach 44 Tagen (14 Tage dauert die Wurzelfassung, und von da an muss noch mindestens ein Monat bis zum Beginn des neuen Jahres verstreichen) in sein zweites Jahr, mit dem folgenden Tischri in sein drittes und mit dem darauf folgenden in sein viertes. Die Früchte, die er im Sch’baṭ (s. Anm. 9) dieses Jahres ansetzt, gelten schon als solche des vierten Jahres (נטע רבעי), und die ein volles Jahr später (d. i. 3½ Jahre nach der Pflanzung) angesetzten sind bereits ohne weiteres gestattet. Ist er dagegen erst in der zweiten Hälfte des Ab oder im Elul gepflanzt worden, so sind die Früchte, die er volle drei Jahre hindurch bis zum ersten Tischri (nach einigen Autoren sogar bis zum 15. Sch’baṭ) des vierten Jahres ansetzt, für immer verboten. Erst die nach dieser Zeit angesetzten Früchte sind נטע רבעי und erst die nach Verlauf eines weitern vollen Jahres angesetzten bedingungslos erlaubt. Hat man ihn in der Zeit zwischen dem ersten Tischri und dem 15. Ab gepflanzt, sind seine Früchte nicht anders zu behandeln, als wenn er erst am 15. Ab gepflanzt worden wäre.",
+ "und der Gemüse. Das Wort „Gemüse“ (ירקות) steht hier im weitern Sinne und umfasst im Gegensatz zu den eben erwähnten Baumpflanzungen (נטיעות) alle Erzeugnisse des Feld- und Gartenbaues (die Sprache der Bibel dehnt den Begriff ירק sogar auf das Laub der Bäume aus — 2. B. M. 10, 15), die der Verzehntung unterliegen. Der erste Tischri hat für sie eine doppelte Bedeutung: Zunächst im Hinblick auf das Verbot, die vorgeschriebenen Abgaben (Priesterhebe, ersten und zweiten Zehnt) für die Ernte des einen Jahres aus den Erträgnissen eines andern zu leisten; sodann mit Rücksicht auf das Gesetz, nach welchem der zweite Zehnt in jedem dritten und sechsten Jahre eines siebenjährigen Zyklus an die Armen zu entrichten ist. Mithin dürfen landwirtschaftliche Produkte, die vor dem ersten Tischri geerntet wurden, nicht aus solchen, die man später vom Boden getrennt hat, und diese wieder nicht aus jenen verzehntet werden. Ebenso bildet der erste Tischri die Grenze zwischen dem zweiten und dritten oder dem fünften und sechsten Jahre, so dass der zweite Zehnt aus dem vorher Geernteten auszulösen oder in der heiligen Stadt zu verzehren ist, dagegen aus dem später Gewonnenen den Armen gegeben werden muss.",
+ "Mit dem ersten Sch’baṭ beginnt für den Baum ein neues Jahr. Was der erste Tischri für den Feld- und Gartenbau (s. die vorige Anmerkung), das bedeutet der erste Sch’baṭ nach der Schule Schammais oder der fünfzehnte nach der Schule Hillels für den Obstbau: Die Früchte, die der Baum vorher angesetzt hat, dürfen nicht aus den später angesetzten und diese nicht aus jenen verzehntet werden; aus diesen muss der zweite Zehnt im dritten und sechsten Jahre den Armen gegeben, aus jenen entweder in Jerusalem verzehrt oder ausgelöst werden. Aber auch in Bezug auf das Gesetz in 3. B. M. 19, 23—25 ist der erste bezw. der fünfzehnte Sch’bat der Jahresanfang. Wenngleich der junge Baum, wie wir in Anm. 7 gesehen haben, stets am ersten Tischri in sein viertes Jahr tritt, sind doch die Früchte, die er von da ab bis zum Sch’baṭ ansetzt, für immer verboten, weil er diese vermutlich schon vor Tischri, also noch im dritten Jahre zu bilden begonnen hat. Ebenso müssen die im fünften Jahre vor dem Beginne bezw. der Mitte des Monats Sch’baṭ angesetzten Früchte noch ausgelöst oder in der heiligen Stadt verzehrt werden. Erst die in diesem Jahre später angesetzten Früchte sind ohne weiteres gestattet."
+ ],
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+ "In vier Jahresabschnitten wird die Welt gerichtet: Am Pesa. Die Mischna hat für die Feste andere Namen als die Bibel und das Gebetbuch. חג המצות heisst dort פסח, und als Abschluss dieses Festes wird חג השבועות mit עצרת bezeichnet. Aus zwei Gründen: Erstens ist das Wochenfest nicht wie die anderen Feste an einen bestimmten Monatstag gebunden; es wird vielmehr 50 Tage nach Beginn des Pesaḥfestes gefeiert. Zweitens gilt שבועות als זמן מתן תורתנו und die Offenbarung am Horeb als Krönung der Befreiung aus Ägypten (זמן חרותנו). Den יום תרועה oder יום הזכרון nennt die Mischna ראש השנה und חג הסכות schlechthin החג.",
+ "am Wochenfeste. Die Mischna hat für die Feste andere Namen als die Bibel und das Gebetbuch. חג המצות heisst dort פסח, und als Abschluss dieses Festes wird חג השבועות mit עצרת bezeichnet. Aus zwei Gründen: Erstens ist das Wochenfest nicht wie die anderen Feste an einen bestimmten Monatstag gebunden; es wird vielmehr 50 Tage nach Beginn des Pesaḥfestes gefeiert. Zweitens gilt שבועות als זמן מתן תורתנו und die Offenbarung am Horeb als Krönung der Befreiung aus Egypten (זמן חרותנו). Den יום תרועה oder יום הזכרון nennt die Mischna ראש השנה und חג הסכות schlechthin החג.",
+ "am Neujahrstage. Die Mischna hat für die Feste andere Namen als die Bibel und das Gebetbuch. חג המצות heisst dort פסח, und als Abschluss dieses Festes wird חג השבועות mit עצרת bezeichnet. Aus zwei Gründen: Erstens ist das Wochenfest nicht wie die anderen Feste an einen bestimmten Monatstag gebunden; es wird vielmehr 50 Tage nach Beginn des Pesaḥfestes gefeiert. Zweitens gilt שבועות als זמן מתן תורתנו und die Offenbarung am Horeb als Krönung der Befreiung aus Ägypten (זמן חרותנו). Den יום תרועה oder יום הזכרון nennt die Mischna ראש השנה und חג הסכות schlechthin החג.",
+ "ziehen alle zur Welt Gekommenen wie bei einer Heerschau. Die Mischnaausgaben lesen sämtlich כבני מרון; die ed. pr. des Jeruschalmi hat בבנו מרון und so lesen auch einige Mischnahandschriften. In der Wiener Handschrift der Tosefta (s. ed. Z. S. 209, Z. 25) lautet der Satz: עוברין לפניו נומרין. Aus den drei Erklärungen, die der babyl. Talmud (18a g. Ende) zu unserer Stelle gibt, könnte man entnehmen, dass in der Mischna כבנימרין die überlieferte Aussprache war. Nach der ersten Erklärung (כבני אמרנא; Jerus.: דירין [צ״ל כהלין] כהדין) wäre dieses Wort aus כבני אימרין zusammengezogen und bedeutet daher die jungen Lämmer, die der Hirt, wenn er sie zählt (vgl. Jirm. 33, 13), durch eine schmale Öffnung aus dem Pferch lässt, damit sich keines seiner Aufmerksamkeit entziehe. Die zweite Erklärung (כמעלות בית מרון, vermutlich כמעלות בית נמרין zu lesen; Jerus.: כהדא במגנימין, viell כהדא בית גימרין oder כהדא במת נימרין?) hält נימרין für den Namen eines Ortes (נמרה oder בית נמרה im Stamme Gad, jetzt Nimıîn?) mit einem engen Hohlweg, den man nur einzeln passieren konnte. Die dritte Erklärung (כחיילות של בית דוד) sieht in נימרין das lat. numeri, welches in der römischen Kaiserzeit die Truppenteile bezeichnete; auch die Listen, in denen die Soldaten eingetragen waren, hiessen numeri.",
+ "denn es heisst. Ps. 33, 15.",
+ "Der insgesamt ihr Herz gebildet. Der erste Tischri wird als Schöpfungstag des ersten Menschen angenommen. Vielleicht wird auch der Singular in לבם gedeutet: Die Herzen der Menschen insgesamt hat Gott in dem Herzen des Urvaters gebildet.",
+ "der auf alle ihre Taten achtet. Seinem Blicke entgeht keine menschliche Handlung. Daher das Bild עוברין לפניו כבנימרין.",
+ "und am Hüttenfeste. Die Mischna hat für die Feste andere Namen als die Bibel und das Gebetbuch. חג המצות heisst dort פסח, und als Abschluss dieses Festes wird חג השבועות mit עצרת bezeichnet. Aus zwei Gründen: Erstens ist das Wochenfest nicht wie die anderen Feste an einen bestimmten Monatstag gebunden; es wird vielmehr 50 Tage nach Beginn des Pesaḥfestes gefeiert. Zweitens gilt שבועות als זמן מתן תורתנו und die Offenbarung am Horeb als Krönung der Befreiung aus Egypten (זמן חרותנו). Den יום תרועה oder יום הזכרון nennt die Mischna ראש השנה und חג הסכות schlechthin החג.",
+ "werden sie in Bezug auf das Wasser. die Regenmenge."
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+ "Wegen folgender sechs Neumonde werden Boten ausgesandt. die allerorten den Tag verkünden sollen, an welchem die Behörden den Beginn des Monats festgesetzt haben.",
+ "Wegen des Nisan mit Rücksicht auf Pesa. Im Siwan war mit Rücksicht auf das Wochenfest eine Bekanntmachung nicht nötig, weil dieses nicht vom Neumondstage, sondern einzig und allein vom Pesaḥfeste abhängig ist (s. Anm. 10).",
+ "wegen des Ab mit Rücksicht auf den Fasttag. am neunten dieses Monats, תשעה באב, dem Tage schwerer Trauer ob der Zerstörung des Heiligtums.",
+ "wegen des Elul mit Rücksicht auf den Neujahrstag. Da die Bewohner der entfernteren Orte nicht so schnell erfahren konnten, an welchem Tage der erste Tischri festgesetzt wurde, feierten sie das Neujahrsfest sowohl am 30. als am 31. Elul. Hätte man ihnen aber den Beginn des Elul nicht mitgeteilt, so hätten sie vom 1. Ab 58 bis 60 Tage zählen und des Zweifels wegen das Neujahrsfest sogar drei Tage hintereinander feiern müssen.",
+ "wegen des Tischri mit Rücksicht auf die Richtigstellung der Feste. סכות ,יום הכפורים und שמיני עצרת, die sie nun, nachdem sie den genauen Tag des Neujahrsfestes nachträglich erfahren hatten, nur je einen Tag zu feiern brauchten.",
+ "wegen des Kislew mit Rücksicht auf Hanukka, wegen des Adar mit Rücksicht auf Purim. Und als das heilige Haus noch stand, zogen sie auch wegen des Ijar aus mit Rücksicht auf Pesaḥ ḳaṭan. das diejenigen feierten, die am 14. Nisan verhindert waren, das Pesaḥopfer darzubringen (4. B. M. 9, 10—12; P’saḥim IX 1—3). Da zur Zeit des zweiten Tempels der 9. Ab kein Fast- und Trauertag war, so wurden auch damals die Boten nur an sechs Neumonden ausgeschickt."
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+ "Wegen zweier Neumonde entweiht man den Schabbat. Wenn der neue Mond in einem dieser beiden besonders wichtigen Monate an einem Freitag gegen Abend wahrgenommen wurde, sollen die Zeugen trotz der Heiligkeit des Schabbat nach dem Sitze der zuständigen Behörde eilen, um dort über ihre Wahrnehmungen vernommen zu werden (s. Anm. 55). Sonst ist schon das Überschreiten des Schabbatbezirks (‘Erubin, Einl. Abs. 4) eine Entweihung des heiligen Tages. Für diesen Zweck aber sind auch schwerere Verletzungen des Ruhegesetzes gestattet (s. Mischna 9).",
+ "an denen die Boten. die allerorten den Tag verkünden sollen, an welchem die Behörden den Beginn des Monats festgesetzt haben.",
+ "nach Syrien aufbrechen. wenn es ein Werktag war. Den Schabbat durften die Boten nicht entweihen.",
+ "und nach denen die Feste richtiggestellt werden. פסח und שבועות nach dem 1. Nisan (Anm. 17), die übrigen (Anm. 20) Dach dem 1. Tischri.",
+ "entweihte man ihn auch wegen der übrigen mit Rücksicht auf die Anordung des Opfers. damit das besondere Opfer des Neumondstages (4. B. M. 28, 11—15) zur rechten Zeit, in diesem Falle am Schabbat, dargebracht werde. Würden aber die Zeugen am Schabbat nicht reisen, so könnte der Neumondstag erst am Sonntag gefeiert werden."
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+ "Ob er bei Sonnenuntergang. בעליל wird in beiden Talmuden z. St. unter Hinweis auf Ps. 12, 7 dem Sinne nach durch בגלוי oder בפיהסיא erklärt. Die eigentliche Bedeutung des Wortes ist auch an jenem Orte, dem einzigen, an dem es in der Bibel vorkommt (אמרות ה׳ אמרות טהרות כסף צרוף בעליל לארץ מזקק שבעתים), ziemlich dunkel. Ich vermute, dass es ein aram. Lehnwort ist, welches dem hebr. מבוא (Eingang) entspricht. Ziemlich sicher hat es diesen Sinn in Tosefta Soṭa IX 1 (s. auch Jer. das. IX 2 u. Bab. das. 46a oben), wo es in Bezug auf 5. B. M. 21, 1—4 heisst: Wenn der Erschlagene am Eingange der Stadt (בעליל לעיר od. בעליל העיר) gefunden wird, muss man dennoch messen. In unserer Mischna steht es vielleicht als astronomischer Kunstausdruck für השמש בוא (מיעל שמשא) = Sonnenuntergang. In dem erwähnten Psalm könnte es wieder ein Kunstausdruck des Bergbaus sein und einen Schacht oder Stollen bezeichnen: „Rein wie Silber, das schon im Eingang zur Erde schlackenlos gefunden und dann noch siebenfach geläutert wurde. Zwar findet sich das Silber im Schosse der Erde nirgends in reinem Zustande; aber dem Dichter ist eine solche Annahme wohl gestattet, durch die das Bild desto wirkungsvoller hervortritt.",
+ "schon zu sehen oder nicht zu sehen war. Wenn die Mondsichel bei Sonnenuntergang schon sichtbar ist, muss sie von der Sonne bereits so weit entfernt sein, dass sie auch am Sitze des Gerichtshofes von jedermann wahrgenommen werden kann; ist sie dagegen erst bei zunehmender Dämmerung beobachtet worden, dann ist ihr Licht noch so schwach, dass die Zeugen annehmen dürfen, sie könnte der Aufmerksamkeit anderer Personen wohl entgangen sein.",
+ "entweiht man seinetwegen den Schabbat. Vielleicht war am Orte der Behörde der westliche Himmel von Wolken bedeckt oder die Luft nicht durchsichtig genug.",
+ "entweiht man den Schabbat seinetwegen nicht. Da die Zeugen den Schabbat nur entweihen dürfen, wenn sie von dem Orte, an dem sie ihre Wahrnehmungen bekunden sollen, nicht weiter als eine Tagesreise entfernt sind (Mischna 9) ist nicht vorauszusetzen, dass die meteorologischen Verhältnisse dort weniger günstig sind als hier."
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+ "dass mehr als vierzig Paare durchzogen. um über ihre Beobachtungen Zeugnis abzulegen.",
+ "die Rabbi ‘Akiba in Lod. Stadt im Stamme Benjamin (Neh. 11, 35; 1 Chr. 8, 12), später Lydda, von den Römern Diospolis genannt, jetzt Ludd, einen Tagesmarsch nordwestlich von Jerusalem (Ma‘aser scheni V 2) auf der Strasse nach Japho gelegen.",
+ "zurückhielt. damit sie nicht unnötig den Schabbat entweihen. Es genügt ja ein Zeugenpaar.",
+ "so gibst du ihnen vielleicht Veranlassung zu einem zukünftigen Ärgernis. Sie werden ein anderes Mal, wenn es vielleicht auf ihre Aussage ankommen wird, die beschwerliche Reise unterlassen in der Annahme, dass man ihrer nicht bedarf."
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+ "sollen beide hingehen. nach dem Orte der Zeugenvernehmung, obgleich sie als Verwandte nicht zusammen als Zeugen auftreten können.",
+ "Nicht als ob sie einander ergänzen könnten. zu einem Zeugenpaar.",
+ "wenn der eine von ihnen zurückgewiesen wird. Die Grundbedeutung von פסל ist Behauen. Daher einerseits פסל und פסיל das ausgehauene Bild, andererseits פסולת das Weggehauene, der Abfall und פסול = abfällig, minderwertig, ungeeignet. Davon wieder פסל = für minderwertig erachten, als untauglich erklären.",
+ "der andere einem dritten zugeselle. der weder bescholten noch mit ihm verwandt ist.",
+ "dass er und sein Sohn und sein freigelassener Sklave den Neumond in Jerusalem beobachtet hatten und die Priester ihn und seinen Sohn annahmen. Sie teilten die Ansicht des Rabbi Simon.",
+ "seinen Sklaven jedoch zurückwiesen. Die Priester legten grosses Gewicht auf reine Abstammung.",
+ "während man den Sohn zurückwies. bloß wegen seiner Verwandtschaft mit dem andern Zeugen."
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+ "Folgendes sind die Untauglichen. die nach dem Gesetz der Tora zwar als Zeugen zuzulassen wären, von den Rabbinen aber als unglaubwürdig erklärt wurden.",
+ "Wer dem Würfelspiel ergeben ist. קוביא ist das gr. ϰυβός = Würfel.",
+ "wer Tauben fliegen lässt. wer gewerbsmässig Wettflüge veranstaltet (Buchmacher).",
+ "Handel treibt. Die Früchte des „Siebenten Jahres“, des sogenannten Brachjahres sind herrenlos (3. B. M. 25, 1—7). Es ist verboten, mit ihnen Handel zu treiben (Sch’bî‘it VII 3).",
+ "und Sklaven. solange sie nicht freigelassen sind.",
+ "für das eine Frau sich nicht eignet. Es entspricht nicht der Würde der Frauen, vor Gericht zu erscheinen (כל כבודה בת מלך פנימה; vgl. Sch’bu‘ot 30a). Darum wurde ihnen, um sie der Zeugnispflicht zu entheben, vom Gesetze die Zeugnisfähigkeit abgesprochen (vgl. Synh. 19a unten in Bezug auf den König). Nur in den wenigen, teils sehr dringenden, teils äusserst seltenen Fällen, in denen die Aussage eines Zeugen genügt, werden auch sie als Zeugen zugelassen."
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+ "wird auf einem Esel. obwohl es sonst rabbinisch verboten ist, am Schabbat auf einem Tiere zu reiten (Jom Tob V 2).",
+ "selbst in einer Sänfte. die von Israeliten am Schabbat getragen wird, was sonst sogar eine strafbare Handlung ist (s. Jirm. 17, 21 f.).",
+ "befördert. wenn auch seine Aussage als Einzelzeugnis ohne die Übereinstimmung mit den Bekundungen eines zweiten Beobachters, der vielleicht gar nicht vorhanden ist, nicht den geringsten Wert hat.",
+ "Wenn ihnen unheimlich ist. צודה nicht von צדה = nachstellen, sondern wie das aram. צדי = öde sein, bange sein, schauern; vgl. צדי לון מקמי חיותא (Jer. B’rachot I 1 Anf.) = sie haben Angst vor Raubtieren.",
+ "dürfen sie Stöcke in der Hand mitnehmen. was ebenfalls eine Schabbatentweihung bedeutet. Vgl. Anm. 48.",
+ "nehmen sie Nahrungsmittel mit. auf eine kurze Reise aber nicht; denn am Orte der Verhandlung wartete ihrer eine sehr gastliche Aufnahme (s. weiter unten II 5).",
+ "um zu einer Bekundung über den Neumond auszuziehen. Bei grösserer Entfernung dagegen hat die Reise keinen Zweck; denn die Zeugen, die den neuen Mond am Freitag gegen Abend gesehen haben, können ja doch nicht den Ort des Gerichtshofes vor Ausgang des Schabbat erreichen; am Sonntag aber ist auch ohne ihre Bekundung Neumondstag, weil kein Monat mehr als 30 Tage haben kann. An Werktagen jedoch sollen die Zeugen auch aus grösserer Entfernung kommen, damit der etwa falsch angesetzte Monatsanfang nachträglich auf Grund ihrer Aussage berichtigt werde.",
+ "Es heisst ja. 3. B. M. 23, 4.",
+ "die ihr zur rechten Zeit berufen sollt. Dieser Vers bezieht sich auf die fünf Feste, von denen dort die Rede ist. Daher darf nach Einstellung des Opferdienstes nur wegen der Neumonde des Nisan und des Tischri der Schabbat von den Zeugen entweiht werden (Mischna 4 u. Anm. 24). Solange das Heiligtum aber stand, wurde er des Neumondsopfers wegen auch sonst verletzt (daselbst u. Anm. 25). Das folgt aus 4. B. M. 18, 2, wo in Bezug auf alle öffentlichen Opfer, die an einen bestimmten Tag gebunden sind, die rechtzeitige Darbringung (להקריב לי במועדו) gefordert wird. "
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+ "um Zeugnis über ihn abzulegen. Mit anderen Worten: Wenn der Beobachter des neuen Mondes am Orte der Vernehmung unbekannt ist, gibt ihm der Gerichtshof seines Bezirkes selbst am Schabbat einen (nach dem Talmud zwei) Zeugen als Begleiter mit, um seine Unbescholtenheit zu bekunden. Ob להעידו für להעיד עליו oder für לעשותו עד steht, mag dahingestellt bleiben.",
+ "Infolge der Freveltaten der Ketzer. welche die Behörde durch falsches Zeugnis irrezuführen suchten.",
+ "sie nur von Bekannten. מן המכירים = מאותם שמכירים. Die Bekanntschaft ist ein Verhältnis, das auf Gegenseitigkeit beruht. Der deutsche Sprachgebrauch bezeichnet den, den wir kennen und der uns kennt, als Bekannten, der hebräische als מכיר."
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+ "Anfangs wurden Feuerzeichen angewendet. um der Bevölkerung auf schnellstem Wege den Beginn des neuen Monats mitzuteilen. Das Zeichen wurde nur gegeben, wenn der 30. Tag des alten Monats zum Neumondstage geweiht worden war. In diesem Falle liess die Behörde mit Anbruch der Nacht das Feuer auf den Bergen anzünden. War der Neumondstag ein Freitag, so durfte es allerdings erst nach Schabbatausgang, also in der Nacht zum 32. Tage des alten Monats, angezündet werden. Ein Irrtum konnte dadurch nicht hervorgerufen werden, weil in den Monaten, in denen man erst den 31. Tag zum Neumondstage gemacht hatte, überhaupt keine öffentliche Bekanntgabe erfolgte. Wenn daher nach Ausgang eines Schabbats die Feuerzeichen aufflammten, wusste jedermann, dass dieser Tag zum Monatsanfang geweiht worden, wenn es der dreissigste, der Freitag dagegen, wenn Schabbat schon der 31. Tag des alten Monats war. — Die Etymologie von משיאין משואות ist dunkel, wenn משיאין wirklich Anzünden und משואות Feuer zeichen bedeutet, was der bab. Talmud z. St. zunächst als selbstverständlich voraussetzt, um es dann durch den Hinweis auf וישאם דוד (2 Sam. 5, 21) zu begründen, das vom Targum in Uebereinstimmung mit וישרפו באש ויאמר דויד (1 Chr. 14, 12) durch ואוקדינון דוד wiedergegeben wird. An anderer Stelle freilich (‘Aboda zara 44a; s. auch Tosefta das. IV g. Ende, ed. Z. 465, 18f.) wird in diesen Bibelversen ein Widerspruch erblickt und וישאם in dem gewöhnlichen Sinne (davontragen) aufgefasst. In unserer Mischna könnte משיאין ebenfalls ganz allgemein Erheben und משואה das emporgestreckte Signal bedeuten. Indessen ist die Ansicht, dass in משיאין der Begriff des Anzündens liege, doch nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. In Ri. 20, 40 erklärt sich der Satz והמשאת החלה לעלות מן העיר עמוד עשן am ungezwungensten, wenn משאת die Feuersbrunst ist und לעלות für להעלות steht (vgl. לשמע für להשמיע Ps. 26, 7; לשמד für להשמיד Jes. 23, 11 u. a.). Auch in משאת העשן מן העיר להעלותם (Ri. 20, 38) gibt rauchendes Feuer einen bessern Sinn als Erhebung des Rauches. Zu vergleichen wäre העלה, worunter unsere alten Bibelerklärer überall, wo es in Verbindung mit נר vorkommt, nicht das Aufsetzen auf den Leuchter (in M’nsḥot 88b ist es eine Streitfrage, ob die Lämpchen überhaupt abgenommen werden konnten) wie die neueren Exegeten, sondern das Anzünden der Lampen verstanden haben. Die „Siebzig“ übersetzen es viermal (2. B. M. 27, 20 u. 30, 8; 3. B. M. 24, 2; 4. B. M. 8, 3) mit Anzünden (ἵνα ϰαίηται, ὅταν ἐξάπτῃ, ϰαῦσαι, ἐξῆψε) und zweimal (2. B. M. 25, 37 u. 4 B. M. 8, 2) mit Aufsetzen (ἐπιϑσεις u. ἐπιτιθῇς), während sie an drei Stellen (2. B. M. 27, 21 u. 4. B. M. 8, 3—4) sogar יערך mit Anzünden wiedergeben (ϰαύσει, ϰαύσουσιν, ϰαύσετε). Demnach wäre והנה עלה כליל העיר השמימה (Ri. 20, 40) = die ganze Stadt loderte zum Himmel empor, שאו משאת (Jirm. 6, 1) = zündet Feuerzeichen an, להעלות חמה (Ez. 24, 8) = Zorn zu entfachen. Ganz von selbst ergäbe sich daraus die Bezeichnung עולה für das Brandopfer, das nun seinen Namen davon hätte, dass es auf dem Altar in Feuer aufgeht (3. B. M. 6, 2: היא העלה על מוקדה על המזבח כל הלילה = das die ganze Nacht…brennt), während der auch auf andere Opfer angewandte Ausdruck העלה mit הקטיר (verbrennen) gleichbedeutend wäre. Wie sich aus dem Begriffe des Aufsteigens und Erhebens in עלה und נשא durch Übertragung auf die Flamme der des Brennens und Anzündens entwickelt hat, braucht nicht erst auseinandergesetzt zu werden.",
+ "Infolge der Freveltaten der Samaritaner. die aus Bosheit zur unrechten Zeit die Feuerzeichen gaben.",
+ "dass Boten hinausziehen sollten. s. oben I 3."
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+ "Man schaffte lange Zedernzweige. כלונס ist das gr. ϰλών (ϰλῶναξ?) = ein junger Zweig (von ϰλάω abbrechen)."
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+ "Vom Oelberge. Der Oelberg, in der Bibel הר הזיתים genannt, liegt im Osten der heiligen Stadt, dem Tempelberge gegenüber.",
+ "nach Sarteba. jetzt Surtubeh, einige Meilen östlich vom Ölberge.",
+ "von Sarteba nach Agrippina, von Agriprina nach Ḥauran. Dschebel Ḥauran, östlich von Bostra (Busra).",
+ "von Ḥauran nach Bêt Baltïn. später Bêrâm, an der Grenze Babyloniens.",
+ "bis man die ganze Gola. eig. das Exil. Gemeint ist Babylonien und in erster Reihe die Stadt Pumbedita.",
+ "wie ein Flammenmeer vor sich sah. da die zahlreiche jüdische Bevölkerung an solchen Abenden auf den Dächern Freudenfeuer anzündete."
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+ "Vormals durften sie sich den ganzen Tag von dort nicht entfernen. wenn es Schabbat war und sie aus einem andern Schabbatbezirke (‘Erubin, Eial. Abs. 4) gekommen waren (vgl. das. IV 1).",
+ "dass sie zweitausend Ellen nach jeder Richtung gehen dürften. s. das. IV 3."
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+ "Vor der Sonne oder hinter der Sonne. Beide Himmelskörper bewegen sich — die Sonne allerdings nur scheinbar — im Tierkreise von West nach Ost; während aber das Tagesgestirn kaum 1° täglich vorrückt, legt der Mond an jedem Tage rund 13° zurück. In der Konjunktion, dem wahren Molad, befindet sich der Mond zwischen Erde und Sonne. Nach Verlauf von 24 Stunden hat er jedoch bereits einen Vorsprung von 12°, und um diesen Betrag entfernt er sich nun täglich von der Sonne nach Osten hin, bis dieser Abstand sich in 15 Tagen auf 180°, also einen vollen Halbkreis beläuft. Nunmehr befindet sich die Erde zwischen der Sonne und dem Monde, und dieser nähert sich allmählich wieder von Westen her dem Tagesgestirn, bis er es am Ende des Monats erreicht und die Konjunktion aufs neue eintritt. Wenige Tage vor und nach dem Molad ist demnach die Entfernung zwischen beiden Himmelskörpern, die sogenannte Elongation, nicht bedeutend, beide stehen dann des Abends am westlichen Himmel über einander; nur dass sich vor der Konjunktion der Mond im Westen des Tagesgestirns und daher dem Gesichtskreise näher, also vor der Sonne befindet, während er nach der Konjunktion umgekehrt östlich vom Tagesgestirn, folglich weiter als dieses vom Horizont entfernt, mit anderen Worten: hinter der Sonne zu sehen ist ",
+ "Nördlich von ihr oder südlich von ihr. Mondbahn und scheinbare Sonnenbahn (Erdbahn, Ekliptik) liegen zwar in demselben breiten Gürtel, den man als Tierkreis bezeichnet, aber nicht in der gleichen Ebene; sie schneiden sich vielmehr unter einem Winkel von rund 5° in zwei Punkten, den sogenannten Knoten, so dass die eine Hälfte der Mondbahn im Norden, die andere im Süden der Ekliptik liegt. Den senkrechten Abstand der einzelnen Punkte der Mondbahn von der Ekliptik nennt man die Breite. Diese ist naturgemäss in der Nähe der Knoten am geringsten und wächst mit der zunehmenden Entfernung bis zu 5°. Je nachdem sich nun der Mond in der nördlichen oder in der südlichen Hälfte seiner Bahn bewegt, hat er eine bald grössere und bald kleinere nördliche oder südliche Breite. Bei nördlicher Breite sieht ihn der Beobachter, der sein Gesicht dem westlichen Himmel zukehrt, rechts von der Sonne (לצפונה), bei südlicher Breite dagegen links von der Sonne (לדרומה). Befindet sich der Mond in einem der Knoten, so dass er überhaupt keine Breite hat, dann sieht man ihn nach der Konjunktion genau über der Sonne an ihrer Ostseite. Die Linie, die die beiden Knoten verbindet (der sogenannte Drache), dreht sich zwar fortwährend um den eigenen Mittelpunkt; aber diese Bewegung ist so gleichmässig, dass man den Ort der Knoten in der Ekliptik für jeden gegebenen Zeitpunkt leicht ermitteln und hernach den positiven oder negativen Wert der Breite, d. i. ihre Grösse sowie ihre nördliche oder südliche Lage, berechnen kann.",
+ "Wie hoch stand er. s. Anm. 29. — Selbstverständlich können die Zeugen die Höhe des Mondes über dem Gesichtskreise nur nach ungefährer Schätzung angeben. Der Gerichtshof aber kann sie mit der wünschenswerten Genauigkeit aus der Länge und Breite des Mondes in Verbindung mit der Neigung der Ekliptik zum Horizonte des Beobachtungsortes berechnen. Unter der Länge des Mondes versteht man seinen Abstand vom Frühlingspunkte des Tierkreises, dem Kopfe des Widders (ראש טלה). Sie ist auf Grund der Gesetze der Mondbewegung zunächst zu ermitteln, denn ohne diese Vorarbeit kann der Gerichtshof nicht einmal feststellen, wann die Konjunktion eingetreten ist. Die jeweilige Neigung der Ekliptik zum Gesichtskreise muss ebenfalls durch Rechnung gefunden werden; denn während die beiden Winkel, unter denen der Himmelsäquator einerseits die Ekliptik und andererseits den Horizont schneidet (Schiefe der Ekliptik und Äquatorhöhe, jene = 23½°, diese in Jerusalem = 58¼°), unveränderliche Grössen sind, ist der Winkel, den die Ekliptik mit dem Gesichtskreise bildet, infolge der scheinbaren Bewegung der Himmelskugel einem ständigen Wechsel unterworfen. Er misst z. B. in Jerusalem 81¾° (= 58¼ + 23½), wenn der Frühlingspunkt, dagegen nur 34¾° (=58¼ — 23½), wenn der Herbstpunkt auf dem westlichen Horizonte sich befindet. Zwischen diesen Grenzen ändert sich sein Wert im Laufe eines Sterntages mit jedem Augenblicke, kann aber für jeden beliebigen Punkt der Ekliptik aus deren Schiefe, der Polhöhe und dem Abstand des gegebenen Punktes vom Frühlings- oder Herbstpunkte berechnet werden.",
+ "wohin neigte er. Diese Frage bezieht sich auf die Abendweite des untergehenden Mondes oder seine Entfernung vom Westpunkte des Gesichtskreises, sei es nach Norden, sei es nach Süden. Die Himmelskugel dreht sich in ihrer scheinbaren täglichen Bewegung um die Weltachse, die auf der Ebene des Himmelsäquators senkrecht steht. Die zahllosen Kreise, die man sich durch die beiden Pole der Weltachse und den Äquator gezogen denkt, nennt man Deklinationskreise, weil an ihnen die Abweichung (Deklination) der Himmelskörper vom Äquator gemessen wird. Alle Sterne von gleicher Abweichung haben dieselbe Abendweite. Befindet sich ein Himmelskörper im Äquator, so ist seine Deklination und also auch seine Abendweite gleich Null, er geht genau im Westpunkte unter. Je grösser aber seine Deklination, desto grösser seine Abendweite; er geht nördlich vom Westpunkte unter, wenn er an der nördlichen Halbkugel seinen Ort hat, dagegen südlich vom Westpunkte, wenn er südlich vom Äquator steht. Der Mond nun hat, wenn er nicht gerade durch den Frühlings- oder Herbstpunkt geht, also den Äquator kreuzt, je nach seiner Länge und Breite eine bald nördliche, bald südliche Abweichung, deren Lage und Grösse aus diesen beiden Elementen seiner Bahn leicht berechnet werden kann, da ja die Neigung des Äquators zur Ekliptik, wie bereits in der vorigen Anmerkung erwähnt wurde, einen feststehenden Wert hat (23½°). Noch leichter ist die Ermittlung der Abendweite des Mondes aus seiner Deklination. Beträgt jene weniger als drei Grad, so sieht der Beobachter den Mond kurz vor seinem Untergange über dem Westpunkte und seine Hörner (die Öffnung seiner Sichel) genau nach Osten gerichtet; ist die Abendweite jedoch grösser, so sieht man ihn bei nördlicher Abweichung mehr nördlich, bei südlicher dagegen mehr südlich. Im ersten Falle neigen seine Hörner nach Südosten, während sie im zweiten nach Nordosten blicken.",
+ "und wie breit war er. Auch diese Frage kann vom Zeugen nur nach Augenmass beantwortet werden. Die Breite der Mondsichel und die Stärke ihres Lichtes hängen von der Elongation oder dem Längenunterschied zwischen ihr und der Sonne wie auch vom Austrittsbogen oder dem Höhenunterschiede beider Himmelskörper ab. Je weiter sich der Mond nach Osten hin von der Sonne entfernt hat, desto breiter seine Sichel und desto heller sein Glanz; und je tiefer das Tagesgestirn unter den Horizont getaucht ist, desto erfolgreicher kann das schwache Licht des neuen Mondes gegen den mattern Schein der Abenddämmerung ankämpfen. Kennt man die Länge beider Himmelskörper, so kennt man auch ihre Elongation; hat man dazu noch die Breite des Mondes ermittelt, so lässt sich auch die Grösse des Austrittsbogens nach der in Anm. 18 gegebenen Anleitung feststellen.",
+ "ist seine Aussage nichtig. Dann hat er nicht den neuen, sondern den alten Mond gesehen, der früher als die Sonne untergeht, also dem Horizonte näher steht als diese (s. Anm. 16). Oder er hat den Mond überhaupt nicht gesehen, sondern sich durch ein schwach leuchtendes Wölkchen am Abendhimmel täuschen lassen.",
+ "damit sie nicht enttäuscht. פחי נפש = מפח נפש ist der Schmerz über eine getäuschte Hoffnung; vgl. ותקותם מפח נפש (Ijob 11, 20). Das Nomen פחי ist von einem sonst unbekannten, mit פוח ,נפח und יפת verwandten Verbum פחה wie שבי von שבה gebildet."
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+ "Ob er nun zur gehörigen Zeit wahrgenommen wurde. in der Nacht zum Dreissigsten des Monats.",
+ "oder zur gehörigen Zeit nicht sichtbar war. sondern erst in der folgenden Nacht oder, wenn der Himmel bedeckt war, überhaupt nicht.",
+ "er wird geweiht. durch den Ausruf: M’kuddasch (geweiht !).",
+ "da der Himmel ihn bereits geweiht hat. Da kein Monat mehr als 30 Tage haben kann, wird der einunddreissigste von selbst auch ohne die obrigkeitliche Genehmigung zum Beginn des neuen Monats."
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+ "Rabban Gamliel hatte Bilder von Mondgestalten auf einer Tafel. טבלא = lat. tabula.",
+ "die er den Laien. הדיוט, gr. ἰδιότης = der gemeine Mann, der in irgend einer Kunst oder Wissenschaft Unerfahrene, der Laie.",
+ "Wir haben ihn. Hier wird nicht mehr an לבנה, sondern an חדש gedacht; daher das männliche Fürwort (ראינוהו = ראינו את החדש; vgl. oben I 7—9).",
+ "des Morgens im Osten und am Abend im Westen gesehen. Vorausgesetzt wird, dass die Zeugen am Dreissigsten kamen. Das braucht die Mischna nicht ausdrücklich zu berichten, weil der Gerichtshof am 31. Tage nicht erst das Erscheinen von Zeugen abwartete, sondern schon in aller Frühe diesen Tag ohne weiteres zum Ersten des folgenden Monats erklärte. Es ist auch möglich, dass שחרית hier das Morgengrauen und ערבית die Abenddämmerung bezeichnet. Wie dem auch sei, auf alle Fälle wollten die Zeugen die Mondsichel am Neunundzwanizgsten zweimal wahrgenommen haben, das erste Mal vor Sonnenaufgang, also westlich vom Tagesgestirn, das andere Mal nach Sonnenuntergang, also östlich vom Tagesgestirn. Demnach müsste zwischen beiden Beobachtungen die Konjunktion stattgefunden haben (s. Anm. 16).",
+ "es wären falsche Zeugen. Es ist wohl möglich, dass man den Mond einige Tage vor der Konjunktion des Morgens vor Sonnenaufgang im Osten und abends vor Sonnenuntergang im Westen, oder einige Tage nach der Konjunktion des Morgens nach Sonnenaufgang im Osten und am Abend nach Sonnenuntergang im Westen sieht; aber es ist nicht möglich, dass man ihn an einem und demselben Tage vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang beobachte, denn wenn der Tag auch noch so lang ist und die Umstände noch so günstig sind, kann selbst das schärfste Auge bei tiefster Dunkelheit nicht in so kurzer Zwischenzeit den letzten Schimmer des alten und den ersten Schimmer des neuen Mondes wahrnehmen.",
+ "nahm Rabban Gamliel sie an. יבנה (2 Chr. 26, 6), identisch mit יבנאל (Jos. 15, 11), später Jamnia, jetzt Jebna, ist eine Hafenstadt zwischen Japho und Askalon und war nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer längere Zeit der Sitz des Synhedrion und die bedeutendste Pflegestätte jüdischer Wissenschaft. Der hier genannte Rabban Gamliel ist der Enkel des oben in Mischna 5 erwähnten. Er hatte durch Rechnung festgestellt, dass der neue Mond am vorangegangenen Abend schon sichtbar war, und nahm daher an, dass die Zeugen sich am Morgen geirrt und irgend ein Wölkchen für den Mond gehalten hatten.",
+ "Wir haben ihn zur gehörigen Zeit gesehen. in der Nacht zum 30. Elul.",
+ "in der Schaltnacht. in der auf den Schalttag folgenden Nacht. Der Dreissigste wird Schalttag (עבור) genannt, weil er dem abgelaufenen Monat hinzugefügt wird, wenn ihn der Gerichtshof nicht zum Ersten des neuen Monats geweiht hat.",
+ "aber war er nicht sichtbar. Es kann zweifelhaft sein, ob die Worte ובליל עבורו לא נראה noch zur Aussage der Zeugen gehören, wie Maimuni es in seinem Mischnakommentar z. St. auffasst, oder schon dem Berichte des Tradenten zuzurechnen sind, wie der Verfasser des תפארת ישראל hier behauptet. Beide Erklärungen stossen auf Schwierigkeiten. Nach der letztern hätte der Bericht lauten sollen: Die Zeugen behaupteten, den neuen Mond zur rechten Zeit gesehen zu haben, Rabban Gamliel nahm sie an, in der folgenden Nacht war aber der Mond nicht sichtbar (ועוד באו שנים ואמרו ראינוהו בזמנו וקבלן רבן גמליאל ובליל עבורו לא נראה). Nach Maimunis Auffassung ist zunächst der Wechsel des Ausdrucks auffällig: das eine Mal ראינוהו (wir haben ihn gesehen), das andere Mal: לא נראה (er war nicht sichtbar), wozu dann noch das sachliche Bedenken tritt, dass die Zeugen, die den Mond in der Nacht zum 31. Elul nicht wahrgenommen zu haben erklärten, doch frühestens am nächsten Morgen vor dem Gerichtshof erschienen sein können (in der Nacht wurden keine Zeugen vernommen), und dieser dennoch den 1. Tischri auf den 30. Elul festsetzte, während er ihn nach Kap. III Mischna 1 selbst dann auf den folgenden Tag hätte verschieben müssen, wenn die Zeugen schon am 30. Elul erschienen wären, ihre Vernehmung aber sich so lange hingezogen hätte, dass die Neumondsweihe vor Anbruch der Nacht nicht mehr erfolgen konnte. Diese Schwierigkeiten sind indessen leicht zu lösen. Die Zeugen sagten mit Bedacht: „Wir haben den Mond in der Nacht zum 30. Elul gesehen, in der folgenden Nacht aber war er nicht sichtbar,“ weil sie damit ausdrücken wollten, dass sie ihn in der zweiten Nacht nicht etwa aus Unachtsamkeit oder infolge ungünstiger Witterung nicht sahen, sondern weil er trotz heitern Himmels und aufmerksamer Beobachtung nicht zu sehen war. Dass aber der Gerichtshof, nachdem bereits der Monatsanfang auf den 31. Elul festgesetzt war, diesen Beschluss wieder aufhob und nachträglich den 30. Elul zum 1. Tischri machte, ist nach Maimuni (הלכות קדוש החדש III 15—18) nicht nur gerechtfertigt (s. oben I Anm. 53), sondern in den Monaten Nisan und Tischri um der richtigen Ansetzung der Feiertage willen sogar geboten. Der Vorfall dürfte sich demnach in folgender Weise abgespielt haben: Rabban Gamliel hatte mit Hilfe der Neumondsberechnung festgestellt, dass der neue Mond in der Nacht zum 30. Elul sichtbar sein würde. Wie alle Jahre wurde auch diesmal in Erwartung der Zeugen, die im Laufe des Tages eintreffen konnten, das Neujahrsfest am 30. Elul gefeiert. Wären die erwarteten Zeugen erschienen, so hätte das Fest mit Eintritt der Nacht sein Ende erreicht. Da aber keine Zeugen gekommen waren, so wurde der folgende Tag zum ersten Tischri bestimmt und selbstverständlich auch als Neujahrstag gefeiert. Einige Tage später, jedenfalls noch vor dem Versöhnungstage, wie aus dem weitern Berichte sich ergibt, kamen zwei Zeugen aus der Ferne, die vor dem Gerichtshofe bekundeten, sie hätten den neuen Mond in der Nacht zum 30. Elul gesehen. Da sie aber weiter als eine Tagereise von Jabne entfernt wohnten, hätten sie erst nach Ausgang des Festes aufbrechen können (Kap. I Ende, Anm. 53), wären also in der zweiten Neujahrsnacht noch zu Hause gewesen, müssten aber bekennen, dass in dieser Nacht der Mond nicht sichtbar gewesen. Darauf veranlasste Rabban Gamliel seine Kollegen zu einer nachträglichen Berichtigung des Monatsanfangs, damit der Versöhnungstag und das Hüttenfest zur rechten Zeit gefeiert würden. ",
+ "Es sind falsche Zeugen. Die Tatsache an sich, dass der Mond auch am zweiten Neujahrsabend, also in der Nacht zum 31. Elul noch nicht sichtbar war, schien ihm nicht auffällig. Wenn auch die Durchschnittsdauer des synodischen Monats rund 29½ Tage beträgt, so ist doch die Mondbahn so vielen Störungen unterworfen, dass von einer Konjunktion zur andern mitunter nur 29 und mitunter volle 30 Tage vergehen (פעמים בא בארובה ופעמים בא בקצרה). Dazu kommt, dass auch der Zeitraum, der zwischen der Konjunktion und dem ersten Auftauchen der schmalen Mondsichel verstreichen muss, erheblichen Schwankungen unterliegt. Das eine Mal genügt eine Elongation (s. Anm. 16 und 20) von 10° (20 Stunden), das andere Mal ist ein Längenunterschied von 21° (42 Stunden) erforderlich. Es ist also sehr wohl möglich, dass der neue Mond, der heute abend beobachtet wurde, das nächste Mal nach vollen 30 Tagen noch nicht sichtbar sein wird. Eine Stunde später wird man ihn vielleicht schon wahrnehmen können; aber dann ist er für unsern Horizont schon untergegangen und nur an westlicher gelegenen Orten zu beobachten. Dass er aber heute sich zeigt und morgen wieder unsichtbar macht, ist völlig ausgeschlossen.",
+ "Mir leuchten deine Worte ein. Auch er war der Ansicht, dass die Zeugen sich am ersten Neujahrsabend getäuscht hätten und Rabban Gamliel in der Rechnung sich geirrt haben musste. Dieser aber war anderer Meinung. Da nach seiner Berechnung der neue Mond in der ersten Neujahrsnacht schon sichtbar war, in Wirklichkeit aber auch in der folgenden Nacht nicht wahrgenommen wurde, hätte er sich um mehr als 24 Stunden geirrt haben müssen. Ein solcher Rechenfehler ist in der Tat unwahrscheinlich. Er nahm daher lieber an, dass die meteorologischen Verhältnisse am zweiten Abend weniger günstig als am ersten waren, oder dass die Zeugen an jenem Abend, da es nicht mehr darauf ankam, mit geringerer Sorgfalt den Himmel beobachtet und aus demselben Grunde die Bewohner von Jabne und Umgegend dem Monde überhaupt keine Beachtung geschenkt hätten. Dass ihn aber ausser den Zeugen kein Mensch in der ersten Nacht gesehen, braucht nicht erst erklärt und begründet zu werden. Das kam wohl öfter vor und liegt in der Natur der Sache. Die Mondsichel ist da noch so schmal und ihr matter Schein so schwach, dass nur ein sehr scharfes Auge unter besonders günstigen Bedingungen sie wahrnehmen kann."
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+ "Rabban Gamliel liess ihm hierauf sagen. dem Rabbi Josua. Er kann es ihm auch geschrieben haben; denn שלח bezeichnet ebenso die briefliche Mitteilung wie die mündliche Bestellung durch einen Boten.",
+ "Ich befehle dir. גוזרני ist aus גוזר אני zusammengezogen.",
+ "auf den nach deiner Rechnung das Versöhnungsfest fällt. Das ist der elfte Tischri nach Rabban Gamliels Festsetzung.",
+ "mit Stock und Geld. wie an einem Werktage.",
+ "Rabbi ‘Akiba ging hin. zu Rabbi Josua.",
+ "und fand ihn betrübt. in Gewissensnöten. מצר, Hif‘il von צרר, hier intransitiv wie in אשה מצרה (Jirm. 48, 41; 49, 22).",
+ "Gesetzeskraft besitzt. Wörtlich: getan ist.",
+ "denn es heisst. 3 B. M. 23, 4.",
+ "ich kenne keine anderen Feste als diese. Wenn man will, kann man „ich“ auf Gott beziehen. Doch ist אין לי in solchen Ableitungen aus der heiligen Schrift eine ständige Redewendung, in der das Fürwort immer den Ausleger meint. Rabbi ‘Aḳiba, der das Wörtchen אלה betont, will aus diesem Verse offenbar beweisen, dass die Festsetzung des Neumondstages durch das berufene Gericht auch dann unumstösslich ist, wenn sie auf Irrtum beruht. Nun lautet zwar der letzte Satz vollständig: אשר תקראו אתם במועדם (die ihr zur rechten Zeit berufen sollt). Indessen kann diese Mahnung nur der Behörde gelten. Diese hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Feste zur gehörigen Zeit gefeiert werden. Das Volk hat sich ihrer Anordnung zu fügen, und es darf sich niemand, er mag noch so gelehrt sein, das Recht anmassen, ihre Entscheidung wegen angeblichen Irrtums anzufechten und die Feste nach eigenem Ermessen anzusetzen. Wohin sollte es auch führen, wenn jeder Fachmann die Befugnis hätte, auch nur für seine Person einen besondern Kalender aufzustellen? Immerhin ist es befremdlich, dass Rabbi ‘Aḳiba das Wort במועדם weglässt. Es ist doch nicht anzunehmen, dass die Mischna es unterschlagen hat, damit der oberflächliche Zuhörer daraus keine Waffe gegen ihn schmiede. Vielleicht liegt hier der sehr alte Fehler eines Abschreibers vor, dem der am Ende des vorigen Kapitels angeführte Vers noch im Sinne lag. Rabbi ‘Aḳiba aber stützte sich in Wahrheit auf Vers 2: מועדי ה׳ אשר תקראו אתם מקראי קדש אלה הם מועדי (Die Feste des Ewigen, die ihr als heilige Berufungen verkündet, sie sind meine Feste), wo auf dem Wörtchen אלה in der Tat ein starker Nachdruck ruht, was in Vers 4 weniger der Fall ist.",
+ "Als er. Rabbi Josua, den das Argument des Rabbi ‘Aḳiba nicht ganz beruhigen konnte. Er hatte ja nicht die Absicht, sich von der Feier des durch Rabban Gamliel festgesetzten Versöhnungstages auszuschliessen; er hätte nur auch noch den folgenden Tag gern gefeiert, was jener ihm verwehren wollte.",
+ "der von Mosches Tagen bis heute eingesetzt wurde. Mit anderen Worten: Da wir nicht imstande sind, die Entscheidungen vergangener Jahrhunderte einer Nachprüfung zu unterziehen, dürfen wir auch nicht an den Anordnungen der zeitgenössischen Behörde mäkeln. Das ist ein neues Argument, durch das sich Rabbi Josua völlig beruhigt fühlte. Während der jüngere Rabbi ‘Aḳiba, der dem verehrten Lehrer gegenüber nicht den geringsten Zweifel an Rabban Gamliels Irrtum wagt, den Satz aufstellt, dass dessen Festsetzungen, auch wenn sie auf falschen Voraussetzungen beruhen, im Kalenderwesen unbedingte Verbindlichkeit innewohnt, meint der ältere Rabbi Dosa ben Harkinas, der die Verwunderung über die Entscheidung des Gerichtshofes zuerst ausgesprochen, nunmehr in seiner Bescheidenheit: Wir dürfen nicht annehmen, dass Rabban Gamliel, bloß um seine Autorität zu wahren, hartnäckig und wider bessere Einsicht bei seinem Irrtum beharrt. Er glaubt sicherlich noch heute, dass er im Rechte ist, und wenn er dir schroff befiehlt, deinen eigenen Versöhnungstag zu entweihen, so geschieht es nur in der guten Absicht, Spaltungen in Israel zu verhüten. Wir aber dürfen uns nicht das Recht anmassen, seine Anordnungen unserer Nachprüfung zu unterziehen und ihre Rechtskraft anzutasten, wenn sie unsern Widerspruch herausfordern; denn auch wir sind nicht unfehlbar, und mit uns „wird die Weisheit nicht sterben“. Rabban Gamliel mag seine Gründe haben, wenn er auch zu stolz ist, sein Verfahren im Gerichtshofe zu rechtfertigen.",
+ "Es steht geschrieben. 2. B. M. 24, 9.",
+ "dem Gerichtshofe Mosches gleichstehen. Wenn sie auch hinter einem Mosche oder Aharon, einem Nadab oder Abihu weit, weit zurückstehen, so sind sie doch vielleicht einem der unbekannten siebzig Ältesten im Range gleich.",
+ "auf den nach seiner Rechnung der Versöhnungstag fiel. Das ist der elfte Tischri nach Rabban Gamliels Festsetzung."
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+ " Es ist sehr auffallend, dass unser drittes Kapitel, welches vom Schofar handelt, mit einer Mischna beginnt, in der noch wie in den beiden vorangehenden Kapiteln von der Neumondsweihe die Rede ist. Eine Erklärung dieser seltsamen Anordnung bietet vielleicht der allmähliche Ausbau der Mischnasammlung, der schon früher einmal erwähnt wurde (s. S. 164). In einer ältern Bearbeitung schloss sich die erste Mischna des dritten wahrscheinlich unmittelbar an die siebente des zweiten Kapitels an (ראש בית דין אומר מקודש וכל העם עונים אחריו מקודש מקודש. ראוהו בית דין וכל ישראל נחקרו העדים ולא הספיקו לומר מקודש ער שחשיכה הרי זה מעובר). Der Bericht über das Verfahren des Rabban Gamliel bei der Zeugenvernehmung, seine merkwürdigen Entscheidungen und sein strenges Einschreiten gegen den Widerspruch der Kollegen (II 8—9) ist vermutlich erst von seinem Enkel Rabbi Juda dem Heiligen, der das grosse Werk zum Abschluss brachte, hinzugefügt und am richtigen Orte eingeschoben worden. Denn II 7 bildet nur den Schluss von II 6, wo die Zeugenverhöre beschrieben und die zu stellenden Fragen aufgezählt werden. Durch diese längere Einschaltung war aber der Zusammenhang zwischen ראש בית דין אומר מקודש und ראוהו בית דין וכל ישראל zerrissen, und der Ordner hatte nun die Wahl, den Lehrsatz von der Verschiebung des Neumondstages infolge versäumter Weihe entweder am Ende des zweiten Kapitels unvermittelt an die Erzählung von der Unterwerfung des Rabbi Josua zu knüpfen, oder ihn an die Spitze eines neuen Kapitels zu setzen, um hernach ebenso unvermittelt die Vorschriften über den Schofar folgen zu lassen. Er wählte den zweiten Ausweg, damit der herzerhebende Eindruck der schönen und ergreifenden Szene, in die der Bericht über den Konflikt zwischen Rabban Gamliel und Rabbi Josua durch die Seelengrösse beider Männer ausklingt, in ungeschwächter Wirkung zur Geltung komme.
Am Ende des Kapitels ist wiederum der Zusammenhang durch eine erbauliche Betrachtung unterbrochen, die an Mischna 7 anknüpft (s. weiter unten, Anm. 34), mit dem Schluss von Mischna 8 aber, der offenbar zu Mischna 7 gehört, in keinerlei Verbindung steht. Hier endigt jedoch die eingeschobene Betrachtung mit den Worten ואם לאו היו נימוקין, die als Kapitelschluss nicht geeignet schienen.",
+ "so ist es ein Schaltmonat. Wenn der zuständige Gerichtshof selbst den neuen Mond noch vor Anbruch der Nacht beobachtet hat, ist nach dem Talmud eine Zeugenvernehmung überflüssig; er kann vielmehr den entschwindenden Tag, wenn es der dreissigste des alten Monats ist, durch sein Meḳuddasch (II 7) ohne weiteres noch zum Neumondstage weihen. Nur wenn er ihn erst nach Eintritt der Dunkelheit wahrgenommen hat, so dass die Neumondsweihe nicht sofort erfolgen konnte, weil kein Gerichtshof des Nachts seines Amtes zu walten vermag, müssen am folgenden Morgen, wenn es nicht schon der 31. Tag des alten Monats ist (s. K. II, Anm. 29), die Beobachter als Zeugen verhört werden. Der Sinn der Mischna ist daher: Sei es, dass ihn der Gerichtshof selbst gesehen, aber erst zu später Abendzeit, sei es, dass andere Personen ihn schon in der letzten Nacht gesehen, ihre Vernehmung aber sich am Tage in die Länge zog, in beiden Fällen wird, wenn die Nacht hereinbrach, ehe das Wort der Weihe ausgesprochen werden konnte, erst der folgende Tag zum Monatsanfang gemacht, so dass der alte Monat 30 Tage hat und somit zu einem Schaltmonat (מעובר) wird.",
+ "Hat ihn das Gericht allein gesehen. oder mindestens fünf Angehörige des grössern, aus 23 Mitgliedern bestehenden Gerichtshofes.",
+ "sollen zwei hintreten und vor ihnen. vor den drei Kollegen, die für die Neumondsweihe zuständig sind.",
+ "Zeugnis ablegen. wenn sie ihn erst nach Eintritt der Dunkelheit wahrgenommen haben (s. Anm. 1).",
+ "und sie bilden den Gerichtshof. mit anderen Worten, es sind keine Zeugen vorhanden ausser den drei berufenen Richtern.",
+ "sollen zwei. die Beisitzer.",
+ "ihren Sitz neben dem einen. dem Vorsitzenden.",
+ "ihren Genossen überlassen und vor ihnen Zeugnis ablegen. wenn sie ihn erst nach Eintritt der Dunkelheit wahrgenommen haben (s. Anm. 1).",
+ "denn kein Einzelner ist glaubwürdig durch sich selbst. durch seine Persönlichkeit, durch seinen sittlichen Charakter und seine geistigen Fähigkeiten. Seine Gewissenhaftigkeit, sein Scharfsinn und seine Gelehrsamkeit mögen über allen Zweifel erhaben sein und die besten Bürgschaften für eine richtige Urteilsfindung bieten, ohne die Mitwirkung der Beisitzer und den gegenseitigen Meinungsaustausch kann man doch weder zum Zeugenverhör des Vorsitzenden noch zu seiner Entscheidung das volle Vertrauen haben."
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+ "Alle Schofarot eignen sich. zur Erfüllung des Gebotes, das für den ersten Tischri das Schofarblasen vorschreibt (s. Anm. 16).",
+ "weil dieser ein Horn ist. Der Sprachgebrauch nennt das Rinderhorn niemals Schofar, sondern immer nur Ḳeren (Horn), während er auf die Hörner anderer Tiere auch die Bezeichnung Schofar überträgt, die sich in erster Reihe auf das Widderhorn bezieht.",
+ "Alle Schofarot werden ja Horn genannt. sogar der Schofar vom Widder.",
+ "beim langgezogenen Tone des Widderhorns. Josua 6, 5. Dass das Widderhorn קרן genannt wird, folgt schon aus והנה איל אחר נאחז בסבך בקרניו (1. B. M. 22, 13); er will aber beweisen, dass zwischen שופר und קרן überhaupt kein Unterschied besteht, und das ergibt sich aus der angeführten Stelle, in der vom קרן היובל die Rede ist, während vorher und nachher stets von שופרות היובלים gesprochen wird (והכהנים יתקעו בשופרות והיה במשך בקרן היובל בשמעכם את קול השופר). Die Gegenansicht entkräftet dieses Argument mit dem Einwande, dass wohl jeder Schofar ein Horn, aber nicht jedes Horn ein Schofar ist."
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+ "Der Schofar des Neujahrstages war. dereinst im Heiligtume.",
+ "zu beiden Seiten zwei Trompeten. Rechts und links vom Schofarbläser standen zwei Trompetenbläser.",
+ "die Trompeten kürzten den Ton. damit der Schofarton noch gehört werde, wenn die Trompeten schon verstummt sind.",
+ "denn das Gebot des Tages verlangt den Schofar. Das Gebot, am Neujahrstage gerade den Schofar zu blasen, findet sich zwar nicht ausdrücklich in der Tora (sowohl in 3. B. M. 23, 24 als auch in 4. B. M. 29, 1 ist nur ganz allgemein von der חרועה die Rede, ohne dass hierbei des שופר Erwähnung geschieht), wird aber durch Vergleichung mit dem תרועה שופר des Jobeljahres aus 3. B. M. 25, 9 abgeleitet."
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+ "An den Fasttagen. die in jeder Notlage, insbesondere bei Regenmangel angeordnet wurden (s. Ta‘anijot I 6 bis III 8).",
+ "waren es Widderhörner. mit denen im Heiligtume geblasen wurde. Die Bezeichnung זכרים für אילים ist unter dem Einfluss der aramäischen Sprache entstanden, in welcher der Widder דכרא heisst.",
+ "mit Silberbelegter Mündung und zwei Trompeten in der Mitte. Die Schofarbläser standen zu beiden Seiten der zwei Trompetenbläser.",
+ "die Trompeten dehnten den Ton. damit die Trompeten noch erschallen, wenn der Schofarton schon verklungen ist.",
+ "denn das Gebot des Tages verlangt Trompeten. 4. B. M. 10, 9."
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+ "Der Jobel. Der Versöhnungstag des fünfzigsten Jahres (3. B. M. 25, 9—10).",
+ "ist dem Jahresanfang hinsichtlich des Blasens und der Segenssprüche gleichgestellt. Auch an ihm wird wie am Neujahrstage (Mischna 3) auf einem Steinbockhorn geblasen; auch an ihm werden im Musafgebete die für das Neujahrsfest vorgeschriebenen (IV 5—6) und von Schofartönen begleiteten drei Einschaltungen מלכיות זכרוגות ושופרות hinzugefügt."
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+ "Ist ein Schofar gespalten. der ganzen Länge nach.",
+ "und man hat ihn zusammengefügt. im Feuer oder durch ein Klebemittel.",
+ "ist er dennoch unbrauchbar. Ist er dagegen nur zum Teil gespalten gewesen und wieder gehörig zusammengefügt worden, kann man ihn verwenden. Ist er der Breite nach gespalten, so ist er nur dann unbrauchbar, wenn sich der Spalt am obern Teile über die Hälfte des Umfanges erstreckt. Ist der Spalt weiter unten, so dass bis zum Mundstück das vorgeschriebene Mass des Schofar unversehrt geblieben, so ist er selbstverständlich ebenso zu verwenden, wie wenn der untere Teil ganz abgebrochen wäre. Die vorschriftsmässige Grösse beträgt vier Daumenbreiten, damit der Schofar in der Hand des Bläsers zu beiden Seiten ein wenig hinausrage.",
+ "wenn der Ton eine Störung. eine Veränderung."
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+ "Wenn jemand in eine Grube oder einen Keller. Zwischen בור und דות ist kein wesentlicher Unterschied; jenes ist ein gegrabener, dieses ein gemauerter Raum (אחד הבור ואחד הדות בקרקע אלא שהבור בחפירה והדות בבניין — Baraita in Baba batra 64a). Die Etymologie von דות ist dunkel. Einige Handschriften lesen החדות (so auch die Mischnaausgaben in Ahilut XI 8—9; vgl. Tosefta Pesaḥim I 3: היציע והדות mit Jer. das. I 1: והחדות היציע), das aus dem arab. خد (spalten, furchen, graben) abgeleitet werden könnte, wenn רשב״ם (in seinem Kommentar zu Baba batra daselbst) darin recht hat, dass בור eine in den Felsen oder harten Boden gehauene, דות dagegen oder richtiger חדות eine ausgemauerte oder zementierte Zisterne ist, beide aber in die Erde gegraben. Dann könnte חדות in הדוח verschrieben und aus diesem wieder, indem man ה als Artikel ansah, רות entstanden sein. Raschi hier (27a oben) und Maimonides in seinem Mischnakommentar hier wie dort halten jedoch בור für einen in die Erde gegrabenen und דות oder חדות für einen auf der Erde durch Mauerwerk errichteten Wasserbehälter. Gegen diese Auffassung, die auf den ersten Blick nicht nur in der Unterscheidung zwischen חפירה und בניין daselbst (nach רשב״ם müsste es heissen: אחד הבור ואחד הדות בחפירה אלא שהדות בבניין והבור שלא בבניין), sondern auch im Wortlaut der dortigen Mischna (IV 2): לא את הבור ולא את הדות אף על פי שכתב לו עומקא ורומא eine Stütze zu finden scheint, spricht das Wort בקרקע in der angeführten Baraita, das doch nicht zugleich in der Erde und auf der Erde bedeuten kann. Im Syrischen ist חדותא ein unterirdischer Raum zur Aufbewahrung von Getreidevorräten; in der Tosefta Baba M. VI 10 ist דות eine Art Weinkeller.",
+ "oder eine Tonne. פיטס ist das gr. πίϑος, ein grosses, bauchiges Tongefäss mit weiter Öffnung.",
+ "seiner Pflicht genügt. Man ist nicht verpflichtet, am Neujahrstage den Schofar selbst zu blasen; es genügt, die vorgeschriebenen Töne zu hören. — יצא ist aus יצא ידי חובתו abgekürzt.",
+ "hat man aber nur den Schall eines Geräusches. הברה scheint auf den ersten Blick mit dem arab. خبر = Gerücht verwandt zu sein. Diesen Sinn hat das Wort allerdings in לא ששמעו קול הברה (Giṭṭin 89 a Mitte); hier aber bezeichnet es einen undeutlichen Ton, ein verworrenes Geräusch, und es ist nicht anzunehmen, dass diese Bedeutung sich aus jener entwickelt hat. Eher ist das Umgekehrte wahrscheinlich, dass nämlich der Ausdruck für Lärm und Geräusch auf den Begriff des Gerüchtes übertragen wurde (vgl. das lat. rumor, das fr. bruit und das engl. noise). Da nun خبر in erster Linie erzählen, berichten heisst, ist eine Verwandtschaft mit הברה wenig begründet.",
+ "Ebenso. Die Übereinstimmung besteht darin, dass in beiden Fällen das blosse Hören nicht genügt, sei es, dass man zwar mit Andacht gelauscht, aber doch nur einen verworrenen Schall vernommen hat, sei es, dass man zwar klare Töne und Worte gehört, aber ihnen keine Beachtung geschenkt hat.",
+ "den Ton des Schofar oder die Vorlesung der Rolle. Der Esterrolle am Purimfeste. Das Buch Ester wird schlechthin מגלה, die Rolle genannt."
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+ "„Und es geschah, wenn Mosche seine Hand erhob, siegte Israel, und wenn Mosche seine Hand sinken liess, siegte ‘Amale. Zitat aus 2. B. M. 17, 11 — in diesem Zusammenhange wegen der den Wert der Andacht betonenden Auslegung angeführt, die das Schriftwort hier erfährt.",
+ "Können denn Mosches Hände den Kampf fördern oder den Kampf hemmen. In der Bibel heisst עשה מלחמה ganz allgemein: Krieg führen; hier aber bedeutet es, wie der Gegensatz שבר מלחמה zeigt, den Sieg erringen. Der Mischnalehrer nimmt עשה im Sinne von fördern und denkt bei dem Worte מלחמה nur an die Israeliten. Ihren Kampf fördern, bedeutet ihm den Sieg; ihren Kampf hemmen, bedeutet ihm die Niederlage. Es ist aber auch möglich, dass unter מלחמה vorzugsweise der siegreiche Krieg verstanden wurde, wie z. B. in dem mit על הנסים beginnenden Gebete, also עשה מלחמה = den Sieg herbeiführen, שבר מלחמה = den Sieg vereiteln. Vgl. ולא לגבורים המלחמה (Ḳohelet 9, 11) und שמה שבר רשפי קשת מגן וחרב ומלחמה סלה (Ps. 76, 4), wo es also nicht nötig ist, metonymisch an כלי מלחמה zu denken.",
+ "solange sie nach. כלפי ist aus כלאפי zusammengezogen.",
+ "oben blickten und ihr Herz dem himmlischen Vater zu eigen gaben. שעבד ist Schaf‘el von עבד und bedeutet daher knechten, unterjochen, belasten, verpflichten.",
+ "sonst aber unterlagen. Demnach ist Mosche hier als Vertreter, wohl gar als Verkörperung des Volkswillens aufgefasst.",
+ "Ähnlich liest du. 4. B. M. 21, 8.",
+ "War es denn die Schlange. Gemeint ist die kupferne Schlange. Dann aber kann ממית nicht seine gewöhnliche Bedeutung haben, etwa wie אין ערוד ממית אלא החטא ממית (Berachot 33 a); denn diese künstliche Schlange brauchte nicht erst zu töten, sie brauchte nur dem Tode, der durch den Biss der giftigen Schlange drohte, nicht zu wehren. Vielmehr heisst ממית hier sterben lassen, מחיה gesund machen; mit anderen Worten: hatte denn die Schlange über Tod und Leben zu gebieten?",
+ "siechten sie dahin. נִמּקִּין ist neuhebr. Nif‘al statt נְמַקִּים.",
+ "ein Irrsinniger und ein Minderjähriger kann nicht die Gemeinde ihrer Pflicht entledigen. Da sie selbst nicht verpflichtet sind, am Neujahrstage die Schofartöne zu hören, so haben auch, wenn einer von ihnen den Schofar bläst, die Zuhörer damit noch nicht ihrer Pflicht genügt. Gewöhnlich wurde der Schofar in der Synagoge nach dem Morgengebete geblasen (IV 7); darum steht hier חרבים, die Gemeinde. Es versteht sich aber von selbst, dass auch ein Einzelner, der die Schofartöne von einem dieser Unzurechnungsfähigen hörte, seine Pflicht noch nicht erfüllt hat."
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+ "blies man. den Schofar.",
+ "an heiliger Stätte. nicht nur im Tempel, sondern — wie aus der folgenden Mischna ersichtlich — in ganz Jerusalem; allerdings nur bis Mittag, solange das Synhedrion auf dem Tempelberge seine Sitzungen hielt.",
+ "Nachdem das heilige Haus zerstört worden. durch die Römer.",
+ "Rabbi Eli‘ezer. ein Schüler von Rabban Joḥanan ben Zakkai (Abot II, 8).",
+ "sagte, Rabban Joḥanan ben Zakkai hätte diese Einrichtung nur für Jabne. s. Kap. II Anm. 31.",
+ "ob Jabne oder irgend ein anderer Sitz eines Gerichtshofes. Nach dem bab. Talmud z. St. sind hier drei verschiedene Ansichten vertreten. Nach der ersten hat Rabban Joḥanan ben Zakkai die Einrichtung für jede Stadt getroffen, in der sich ein Synhedrion von dreiundzwanzig autorisierten Richtern (s. Raschi) auch nur vorübergehend aufhält; nach Rabbi Eli‘ezer nur für den Ort, an dem sich, wie damals zu Jabne, das grosse Synhedrion befindet; nach der letzten Ansicht nur für solche Städte, in denen ein Synhedrion von dreiundzwanzig Mitgliedern seinen ständigen Sitz hat. Darin aber herrscht Übereinstimmung, dass am Schabbat der Schofar nur vor dem Gerichtshofe geblasen wurde."
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+ "Und auch insofern hatte Jerusalem einen Vorzug vor Jabne. Der eine Vorzug, dass man am Neujahrsschabbat vormittags in ganz Jerusalem und nicht bloss, wie später in Jabne, vor dem Synhedrion den Schofar blasen durfte, ist schon in der vorigen Mischna dadurch angedeutet, dass die Einrichtung des Rabban Joḥanan ben Zakkai auf die Anwesenheit eines Gerichtshofes Gewicht legt, während der erste Satz der Mischna eines solchen keine Erwähnung tut. Ein anderer Vorzug bestand darin, dass es auch in den Nachbarorten, die im Schabbatbezirk (‘Erubin, Einl. Abs 4) der heiligen Stadt lagen und durch keinen brückenlosen Fluss von ihr getrennt waren, gestattet war, den Schofar am Neujahrsschabbat vormittags zu blasen, wenn man von dort aus Jerusalem sehen und die herüberschallenden Schofartöne vernehmen konnte.",
+ "in der man es sah und hörte und nahe war und die Möglichkeit hinzugelangen hatte. Keine dieser vier Bedingungen schliesst die andere in sich. Es können sogar drei von ihnen erfüllt sein und die vierte Voraussetzung doch nicht zutreffen. Liegt ein benachbarter und zugänglicher Ort im Tale, so kann man die Schofartöne aus Jerusalem hören, ohne die rings von Bergen umgebene Stadt (Ps. 125, 2) zu sehen; liegt er auf der Höhe eines Berges, so kann man umgekehrt die Stadt von dort aus sehen, ohne ihre Schofartöne zu hören. Man kann ferner von einem Orte, dessen Bewohner Jerusalem sehen und seine Schofartöne hören, ohne Hindernisse hingelangen, er liegt aber jenseits der Schabbatgrenze; umgekehrt kann ein solcher Ort innerhalb des Schabbatbezirkes sich befinden, und man kann dennoch nicht in die Stadt gelangen, weil man von ihr durch einen Fluss getrennt ist, über den keine Brücke führt."
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+ "Anfangs wurde der Feststrauss. des Hüttenfestes (3. B. M. 23, 40) Über לולב als Bezeichnung für den ganzen Feststrauss siehe oben, Sukka Kap. III, Anm. 25.",
+ "im Heiligtume. Hier ist es zweifelhaft, ob unter מקדש nur das heilige Haus oder auch die heilige Stadt zu verstehen ist.",
+ "sieben Tage und in der Provinz nur einen Tag. am ersten Tage des Festes, gemäss der Satzung: ולקחתם לכם ביום הראשון (das.). Dass man ihn an heiliger Stätte alle sieben Tage des Hüttenfestes zur Hand nahm, beruht auf dem Schlusssatz (das.): ושמחתם לפני ה׳ אלהיכם שבעת ימים.",
+ "Nach der Zerstörung des heiligen Hauses. durch die Römer.",
+ "dass der Feststrauss in der Provinz sieben Tage zur Erinnerung an das Heiligtum genommen werde und dass der ganze Tag der Schwingung. der 16. Nisan, an welchem das Erstlingsopfer vom Getreide im Heiligtum geschwungen wurde (3. B. M. 23, 10—11).",
+ "dem Verbote unterliege. das den Genuss des neuen Getreides bis zur Darbringung der Erstlingsgabe untersagt (das. 14); s. Sukka III, Anm. 46."
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+ "Anfangs nahm man die Zeugenaussage über den Neumond den ganzen Tag entgegen. Wenn am Dreissigsten eines Monats die Zeugen, die den neuen Mond wahrgenommen hatten, noch so spät vor dem zuständigen Gerichtshof erschienen, wurden sie doch verhört, und wenn ihre Aussagen als unanfechtbar sich erwiesen und die Nacht noch nicht hereingebrochen war, wurde dieser Tag zum Ersten des folgenden Monats geweiht.",
+ "Einst verzögerte sich. נשתהו, Nitpa‘el von שהה (aram. שהא, arab. سها = zögern, nachlässig sein), unterscheidet sich vielleicht darin vom Ḳal, dass dieser eine beabsichtigte Verzögerung (vgl. Berachot V 1), jener eine unfreiwillige (die Zeugen wurden aufgehalten) bezeichnet.",
+ "wodurch sich die Leviten hinsichtlich des Gesanges. Die Leviten sangen bei jedem öffentlichen Weinopfer einen Psalm (Tamid VII 3—4).",
+ "eines Verstosses schuldig machten. Auf Grund der Neumondsrechnung konnte man die Zeugen an diesem Tage erwarten; vielleicht hatte man gar schon erfahren, dass welche unterwegs waren, worauf der Ausdruck נשתהו deutet. Es wurde aber spät und später, und sie waren immer noch nicht erschienen. Zweieinhalb Stunden nach Mittag sollte das Abendopfer geschlachtet werden (Pesaḥim V 1). Vorher aber musste man, wenn es ein Neumondstag war, dessen Musaf (4. B. M. 28, 11—15) darbringen. Die Entscheidung darüber, ob es ein Neumondstag war, hing aber vom Zeugenverhör ab. Man wartete also und wartete, bis es endlich so spät wurde, dass man gerade noch Zeit hatte, das Abendopfer mit seinem Mehl- und Weinopfer vor Anbruch der Nacht zu vollziehen, aber nicht mehr den vorgeschriebenen Psalm zu singen [כן נראה לי פרוש משנתנו לפי דעת ר״מ ז״ל בהלכות קדוש החדש ג׳ ה׳ ועיין לח״מ ותיו״ט ].",
+ "dass man sie nur bis zum Spätnachmittag. dem für das Abendopfer festgesetzten Zeitpunkt. Über die Bedeutung des Wortes מנחה siehe Pesaḥim V, Anm. 2.",
+ "Wenn nun die Zeugen erst nach Beginn des Spätnachmittags kamen. also nicht mehr vernommen wurden.",
+ "hielt man diesen Tag heilig. Man feierte ihn weiter als Neumondstag oder, wenn es der 30. Elul war, als Neujahrstag, indem man sich auch nachmittags jeder an diesen Tagen untersagten Handlung enthielt.",
+ "und auch den folgenden. den Einunddreissigsten, den eigentlichen Neumonds- bezw. Neujahrstag.",
+ "dass man die Zeugenaussage über den Neumond den ganzen Tag entgegennehme. da ja der Opferdienst nun eingestellt war.",
+ "Wo immer das Oberhaupt des Gerichtshofes sich befindet. wenn auch der Vorsitzende, der das Wort der Weihe zu sprechen hatte (oben Kap. II M. 7) aus irgend einem Grunde verhindert ist, am Orte der Verhandlung zu erscheinen.",
+ "die Zeugen begeben sich doch nur nach dem Orte der Zusammenkunft. an dem der zuständige Gerichtshof seinen Sitz hat."
+ ],
+ [
+ "Was die Ordnung der Benediktionen betrifft. von denen oben Kap. III M. 5 (s. Anm. 23 das.) die Rede war.",
+ "die Heiligkeit Gottes. Von den drei Segenssprüchen, die das tägliche Gebet im engern Sinne, die eigentliche תפלה einleiten, wird der erste mit אבות bezeichnet, weil der Allgütige in ihm als Gott unserer Väter angerufen wird, der zweite mit גבורות, weil in ihm die Allmacht Gottes und seine Wundertaten gefeiert werden, der dritte mit קדושת השם, weil in ihm Gottes Heiligkeit betont wird.",
+ "und verbindet mit ihnen. Die Einschaltung findet im dritten Segensspruche, in קדושת השם statt; es wäre daher עמה richtiger. Da aber diese drei Segenssprüche als Einleitung in mancher Beziehung eine Einheit bilden, so lässt sich auch der Plural עמהן rechtfertigen.",
+ "das Huldigungsgebet. Es besteht aus zehn Bibelstellen, in denen dem Weltenschöpfer als König (מלך) gehuldigt wird. Voran geht eine erhebende Betrachtung über den Monotheismus und seine unüberwindliche, völkerbezwingende Macht, während den Schluss ein inniges Gebet für den Sieg der reinen Gotteserkenntnis bildet. Diese Einschaltung soll mit קדושת השם und nicht, wie Rabbi ‘Aḳiba will, mit קדושת היום verbunden werden, weil sie ihrem ganzen Inhalte nach sich besser dem Segensspruche eingliedert, der der Heiligkeit Gottes, als demjenigen, der der Heiligkeit des Tages gewidmet ist.",
+ "ohne zu blasen. Entsprechend den drei Einschaltungen, die das Neujahrsgebet auszeichnen, soll nur dreimal der Schofar geblasen werden und zwar nach drei aufeinanderfolgenden Segenssprüchen; deshalb soll hier noch nicht geblasen werden, sondern erst nach dem folgenden Segensspruche, dem sich die zwei letzten Einschaltungen als besondere Segenssprüche anschliessen.",
+ "hierauf die Gebete über die Heiligkeit des Tages. Das ist die allen Festtagen gemeinsame Benediktion, die mittlere der sieben Segenssprüche, aus denen die T’filla des Schabbats und der Feiertage besteht. Sie preist die Heiligkeit des Tages und heisst darum קדושת היום.",
+ "über die Vorsehung. Diese Einschaltung, die im Gegensatz zur ersten (מלכיוח) einen Segensspruch für sich bildet, besteht ebenfalls aus zehn Bibelstellen, einem ergreifenden Vorwort und einem Schlussgebet. Im Vorwort wird eindringlich auf Gottes Weltregierung hingewiesen, auf seine Allwissenheit, seine Gerechtigkeit und seine Güte. In den Bibelversen, in denen immer das Wort זכר (daher der Name זכרונות) in irgend einer Form wiederkehrt, wird die liebevolle Fürsorge hervorgehoben, mit der die göttliche Vorsehung der Menschen gedenkt und ihrer sich annimmt. Im Schlussgebete wird die Gnade Gottes für die sündige Menschheit, die schuldbeladen vor seinem Richterthron erscheint, inbrünstig erfleht.",
+ "über den Schofar. Auch diese Einschaltung bildet einen besondern Segensspruch. Sie beginnt mit einem stimmungsvollen Bilde der Offenbarung am Sinai, reiht an dieses zehn (elf) Bibelstellen über die Bedeutung des Schofar und schliesst mit dem Gebete um Rückkehr in die alte Heimat.",
+ "den Priestersegen. Von den drei Benediktionen, die den Schluss der täglichen T’filla bilden, ist die erste ein Gebet um Wiederherstellung des Opferdienstes (עבודה) in der heiligen Stadt, die zweite ein Dankgebet (הודאה) für all die Wohltaten, die wir in jedem Augenblicke unseres Lebens aus Gottes Hand empfangen, die dritte (ברכת כהנים oder שלום) ein mit dem Priestersegen (נהנים ברכת) beginnendes Gebet um Frieden (שלום).",
+ "wozu trägt man es vor. Nach seiner Ansicht haben die drei Einschaltungen nur den Zweck, auf die folgenden Schofartöne vorzubereiten, ihre Bedeutung zu erklären und das Gemüt des Zuhörers für ihre Wirkung empfänglich zu machen Wenn daher auch zugestanden werden muss, dass das Huldigungsgebet zu קדושת השם, besser passt, soll es doch der קדושת היום eingefügt werden, weil nach Schluss dieser Benediktion, wie ja auch Rabbi Joḥanan ben Nuri anordnet, der Schofar geblasen wird."
+ ],
+ [
+ "zehn Schofarverse vor. je vier aus der Tora, je drei aus den Hagiographen (Psalmen) und je drei aus den Propheten.",
+ "Wenn man je drei von allen gesagt hat. je einen aus der Tora, je einen aus den Hagiographen und je einen aus den Propheten.",
+ "der von einem Strafgericht handelt. zum Beispiel Jeḥezḳêl 20, 33; Ps. 78, 39; Hosea 5, 8; Jirm. 4, 19.",
+ "Man beginnt mit der Tora und schliesst mit den Propheten. weil diese eindrucksvoller als die Psalmverse sind.",
+ "so hat man der Pflicht genügt. Da Rabbi Jose in einer Baraita die Ansicht vertritt, es sei besser, mit einem Verse der Tora zu schliessen (המשלים בתורה הרי זה משונה), erklärt der bab. Talmud unsere Mischna so, als wollte Rabbi Jose sagen: Man schliesse mit einer Stelle aus der Tora; hat man jedoch mit einem Prophetenverse geschlossen, so hat man seine Pflicht erfüllt (משלים בתורה ואם השלים בנביא יצא). Eine Textänderung soll das nicht sein, sondern nur eine Auslegung (הכי קאמר). Aehnlich der Jeruschalmi: כיני אומר צריך להשלים בתורה מחניתא רבי יוסי. In Wahrheit besteht auch zwischen Baraita und Mischna kein Widerspruch. Dort meint R. Jose, dass es sich empfiehlt, die vier Verse aus der Tora (Anm. 35) nicht hintereinander vorzutragen, sondern zunächst nur drei und zwar an erster Stelle, den vierten dagegen am Schlusse nach den Prophetenstellen; hier aber meint er, dass es nicht schadet, wenn man alle vier Verse der Tora zuletzt gesagt hat, und selbstverständlich erst recht nicht, wenn man sie an die erste Stelle gesetzt und daher mit den Propheten geschlossen hat. [In ähnlicher Weise verfährt der bab. Talmud mit den Worten שתחלה ניסה נפילה (Soṭa VIII 6), indem er erklärt: אימא מפני שתחלת נפילה ניסה. Auch hier keine Textänderung (תני), sondern eine Interpretation. Dem ganzen Zusammenhange nach kann die Mischna nur meinen, dass der erste, der im Kampfe die Flucht ergreift, die Niederlage herbeiführt. Mit anderen Worten: Der Beginn der Flucht ist die Niederlage. Freilich ist das eine etwas übertriebene Redewendung, die der Talmud auf das richtige Mass zurückführt, indem er ihr den Sinn unterlegt: Der Beginn der Flucht ist der Anfang der Niederlage.]"
+ ],
+ [
+ "Tritt man. als Vorbeter.",
+ "vor die Lade. in der die Torarollen aufbewahrt werden.",
+ "so lässt am Neujahrsfeiertage der zweite. der das Musafgebet vorträgt. Ursprünglich wurde der Schofar beim Morgengebet geblasen, bis einmal in aufgeregter Zeit römische Soldaten, die den Schall des Schofar für ein Signal zum Aufstand gegen das verhasste Joch der Fremdherrschaft hielten, in die Synagoge drangen und da ein Blutbad anrichteten. Da führte man ein dass den Schofar erst zu Musaf geblasen werden soll, wenn sich die misstrauischen Späher durch den ganzen Verlauf der Morgenandacht und der Toravorlesung bereits von dem friedlichen Charakter der Gebetsversammlung überzeugt haben konnten.",
+ "zur Zeit des Hallel. an den vier fröhlichen Festen. Am Neujahrs- und Versöhnungstage wird Hallel (Psalm 113—118 nicht gesagt.",
+ "dagegen der erste. der das Morgengebet vorträgt."
+ ],
+ [
+ "Wegen des Neujahrsschofar. um am Neujahrstage in den Besitz eines Schofar zu gelangen.",
+ "darf man weder die Schabbatgrenze. s. ‘Erubin, Einl. Abs. 4.",
+ "noch einen Steinhaufen lichten. Über פקח vgl. Pesaḥim, Kap. VIII, Anm. 38.",
+ "noch auf dem Wasser schwimmen. s. Jom Ṭob V 2, Anm. 9—11. Alle fünf hier angeführten Verbote sind nur rabbinische Satzung. Dennoch darf man sie nicht übertreten, um das biblische Gebot des Schofarblasens erfüllen zu können.",
+ "sei es in einer gegen ein Verbot verstossenden Weise. Mit dem Worte שבות werden die rabbinischen Schabbatverbote bezeichnet, weil sie auf dem Ruhegebot der Tora fussen; unter לא תעשה versteht man ein biblisches Verbot. Von der Tora ist das Beschneiden des Schofar dann untersagt, wenn er sonst nicht gebrauchsfähig wäre; geschieht es aber nur zur Verzierung oder zur Verstärkung des Tones, so steht dem bloss eine rabbinische Satzung entgegen.",
+ "mag er es tun. obgleich dadurch der Ton verbessert wird.",
+ "beschäftigt sich vielmehr mit ihnen. trotz der Heiligkeit des Tages, an dem sonst jede Art Musik von den Rabbinen untersagt ist (Jom Ṭob V 2, Anm. 14).",
+ "Ein so Beschäftigter. der also nur zum Zwecke des Unterrichts bläst, geschweige denn zur Übung oder gar nur zum Zeitvertreib.",
+ "genügt damit noch nicht seiner Pflicht. solange er nicht mit der Absicht, das Gebot zu erfüllen, geblasen hat.",
+ "hat damit seine Pflicht noch nicht erfüllt. wenn auch der Zuhörer selbst die Absicht der Pflichterfüllung hat."
+ ],
+ [
+ "Die Ordnung der Schofartöne erfordert dreimal je drei. und zwar jedesmal ein schmetternder Ton (תרועה) zwischen zwei gedehnten (תקיעה). In dieser Reihenfolge werden die drei Töne dreimal wiederholt.",
+ "Das Zeitmass der gedehnten Töne entspricht dem von drei schmetternden. Da der gedehnten Töne sechs, der schmetternden nur drei sind, so hat jede תקיעה das Zeitmass einer halben תרועה. Es wäre nun freilich einfacher gewesen, שיעור תקיעה כחצי תרועה zu sagen; die Mischna will aber mit den Worten שיעור תקיעות כשלש תרועות zugleich den Grund dieser Bestimmung andeuten: Obgleich die Zahl der תקיעות doppelt so gross wie die der תרועות ist, soll doch das Zeitmass der gesamten Töne hier wie dort dasselbe sein. Übrigens haben die Handschriften und die erste Ausgabe der Mischna (Neapel 5250) ebenso wie die beiden Talmude die Lesart שיעור תקיעה.",
+ "das Zeitmass eines schmetternden dem von drei Klagetönen. Es ist zweifelhaft, ob unter dem Klageton (יבבה) ein Stöhnen oder ein Wimmern zu verstehen ist. Darum wurde schon in talmudischer Zeit der noch heute bestehende Brauch herrschend, statt der vorgeschriebenen neun Töne deren dreissig zu blasen: Dreimal תקיעה שברים תרועה תקיעה, dreimal תקיעה שברים תקיעה und dreimal תקיעה תרועה תקיעה. Mit שברים bezeichnen wir das gebrochene Stöhnen, mit תרועה das anhaltende Wimmern.",
+ "Hat man den ersten Ton geblasen und beim zweiten ein doppeltes Zeitmass eingehalten. Wie bereits oben (Anm. 55) erwähnt wurde, beginnt jede Tonreihe mit einer תקיעה und schliesst mit einer תקיעה, so dass wiederholt zwei gedehnte Töne aufeinander folgen. Es hat nun jemand die zweite תקיעה der ersten Reihe, ohne abzusetzen, doppelt so lang gedehnt als die vorangegangene erste, damit sie zugleich auch als erste תקיעה der zweiten Reihe gelte.",
+ "so gilt er doch nur für einen. אין בידו אלא אוזת, wörtlich = er ist nur im Besitze einer תקיעה, d. h. sie wird ihm doch nur als Schlusston der ersten Reihe angerechnet.",
+ "Hat jemand die Segenssprüche. das Musafgebet des Neujahrsfestes.",
+ "und dann erst gelangt ein Schofar in seine Hände. נתמנה, Nitpa‘el von מנה (vgl. Jona 2, 1 u. ö.; Schebî‘ît VII 4) eig. zu Teil werden, sich treffen, sich darbieten.",
+ "einen schmettern den und wieder einen gedehnten Ton dreimal. und hat damit seiner Pflicht genügt, wenn er auch nicht im Anschluss an die Benediktionen den Schofar geblasen hat, wie es in Mischna 5 gewünscht wird.",
+ "Wie der Gemeindevertreter. der von der Gemeinde beauftragte Vorbeter.",
+ "verpflichtet ist. das tägliche Gebet zu sprechen.",
+ "so ist auch jeder einzelne verpflichtet. denn der Vorbeter trägt die Gebete nur für diejenigen laut vor, die selbst nicht beten können.",
+ "der Gemeindevertreter enthebe die Gesamtheit ihrer Pflicht. Es muss befremden, dass diese Streitfrage so plötzlich, ohne jeden Zusammenhang mit dem Vorhergehenden, hier auftaucht. Es scheint aber eine Umstellung vorgenommen worden zu sein. Die logische Ordnung des Kapitels verlangt, dass auf die Einrichtungen des Rabban Joḥanan ben Zakkai (Mischna 1—4), deren erste sich auf das Schofarblasen bezieht, zunächst die in Mischna 7, 8 und 9 a enthaltenen Bestimmungen über denselben Gegenstand und dann erst die Vorschriften über das Neujahrsgebet (Mischna 5—6) folgen, an die sich der Schluss des Kapitels (Mischna 9 b) sehr gut anschliessen würde. In diesem Falle hätte man jedoch zu dem Irrtum verleitet werden können, die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabban Gamliel und seinen Freunden beschränke sich auf das Neujahrsgebet mit seinen drei langen Einschaltungen, die auch den Gebildeten nicht geläufig waren. In Wahrheit aber gehen ihre Ansichten ebenso hinsichtlich der Gebete des ganzen Jahres auseinander. Darum wurde unsere Streitfrage von den Bestimmungen über das Neujahrsgebet dadurch getrennt, dass diese in M. 5—6 den Vorschriften über den Schofar voran gesetzt wurden."
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Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nDieser erste Tractat in der Ordnung der Feste enthält eine grosse Anzahl von Vorschriften, welche sich auf die Heiligung des siebenten Tages der Woche beziehen und in vielen Stellen der תורה verzeichnet sind. Die Heiligung kann sich durch das Gebot kund geben, den Sabbath durch besondere Kleidung, durch Speise und frohes Beisammensein, namentlich zu religiösen Zwecken, auszuzeichnen, theils durch Ruhe, also Enthaltung von jeglicher Arbeit. Wiederum zeigt sich hier die Nothwendigkeit der mündlichen Lehre, da durch die schriftliche nicht genau angegeben iṣt, welche Arbeit verboten ist; man hätte ja auch das Essen und das Gehen als eine Arbeit ansehen können. Die Tradition hat 39 ,,Hauptarbeiten“ als am Sabbath verboten angenommen und zwar alle diejenigen, welche beim Bau der Stiftshütte zur Anwendung kamen, da die Beobachtung des Sabbath an der Spitze des Baues der Stiftshütte vermerkt ist Die vorzüglichsten Stellen, in denen des Sabbaths im Pentateuch Erwähnung geschieht, sind folgende: Genesis 2, 3; Exodus 16, 23—30; Exodus 20, 8—11; Exodus 23, 12; Exodus 31, 13—16; Exod. 34, 21; Leviticus 19, 30; Numeri 28. 9; Deuteron. 5, 12—15. — Der Tractat Sabbath ist sehr umfangreich; er enthält 24 Abschnitte. Da durch die Beobachtung des Sabbath gleichsam der Glaube an einen Schöpfer, der die Welt aus Nichts hervorgebracht hat, offenbart wird, die Nichtachtung desselben jedoch eine Gottesläugnung in sich schliesst, so sind die Strafen für die Entweihung des Sabbath auch sehr streng bemessen worden. Wer vorsätzlich bei Verwarnung durch Zeugen das Sabbathgesetz übertritt, wurde mit Todesstrafe, u. z. mittelst Steinigung, belegt. Geschah die Entweihung vorsätzlich ohne Zeugenverwarnung, so war כרת (Ausrottung) die Strafe. Hatte Jemand aus Versehen (בשוגג), indem er entweder, nicht bedachte, dass es Sabbath ist, oder nicht wusste, dass diese Arbeit verboten sei, dieselbe begangen, so muss er ein Sündenopfer (חטאת) bringen.—In Bezug auf einzelne Sabbath-Verordnungen kommen vier verschiedene Orte in Betracht: 1) רשות הרבים = ein öffentlicher Ort, an welchen Jeder ein Recht hat, z. B. eine Landstrasse, jede wenigstens 16 Ellen breite unbedeckte, an beiden Seiten offene Gasse und jeder Marktplatz; 2) היחיד רשות = ein Privatort, jeder zehn Handbreit tiefe und vier Handbreit breite, Vertiefung, eine steinerne, eben so hohe wie breite Mauer, ein von mindestens eben so hoben wie breiten Wänden eingeschlossener Raum im Freien oder auf Schiffen, Thürmen u. s. w., ferner eine mit Mauern umgebene und nächtlich geschlossene Stadt. 3) כרמלית*) = ein Ort, der zu jenen beiden nicht gehört, indem er entweder ganz frei liegt, wie das Meer, eine Ebene etc., oder bei gehöriger Breite nur die Höhe (und Tiefe) von drei bis zehn Handbreiten hat, oder nur von drei Seiten umgeben und an der vierten offen ist. 4) מקום פטור = ein gesetzlich freier Ort ist ein solcher, der über drei Handbreiten hoch oder tief ist, aber nicht vier Handbreiten im Geviert hat.\n"
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+ "Das Verbot des Hinaus- und Hineintragens am Schabbat. Obgleich diese Arbeit unter den 39 Hauptarbeiten im nachfolgenden siebenten Abschnitt zuletzt genannt wird, hat sie Rabbi dennoch hier zuerst behandelt, weil sie überaus häufig vorkommt und bekannt sein muss, sollen Irrtümer vermieden werden, zumal da es den Anschein hat, dass diese als Arbeit angesehene keine eigentliche ist. — Das Herausbringen und das Hereinholen aus einem Gebiet in das andere, aus רשות היחיד in רשות הרבים, wird hier statt mit dem Worte הוצאות mit יציאות belegt, weil dies dem Bibelausdruck entspricht, denn es heisst (Exod. 16,28): אל יצא איש ממקומו = »Es gehe Keiner von seinem Orte aus«, es gehe nämlich Keiner mit seinem Gerät in der Hand, um Manna zu sammeln.",
+ "zerfällt in zwei Satzungen. Zwei, Seitens der Torah, nämlich im Herein- und Hinausbringen eines Gegenstandes durch den Hauseigentümer, der sich im Inneren, in רשות היחיד befindet, und ebenso zwei durch den Armen, der sich ausserhalb in רשות הרבים beflndet! Hat er sich dieser Sünde schuldig gemacht aus Versehen (בשוגג), so ist die Strafe ein Sündenopfer (חטאת); hat er es mit Willen getan, dann erfolgt Ausrottung (כרת); wenn mit Verwarnung, dann steht die Todesstrafe mittelst Steinigung (סקילה) darauf.",
+ "die vier bilden. Die Rabbanan haben zu den zwei Satzungen noch zwei hinzugefügt, so dass es vier wurden; wenn nämlich die Arbeit durch zwei Personen vollbracht wurde, indem der Eine die עקירה = das Aufheben und die Fortbewegung, der Andere dagegen die הנחה = das Niederlegen bewirkt hat, so sind sie Beide straflos, weil die Tatvon Einem vollführt sein muss.",
+ "reicht der Arme seine Hand hinein. Und der Arme hält in seiner Hand einen Korb, worin er Brot vom Hausherrn empfangen will. Es ist hier das Beispiel vom Armen und Reichen angeführt, um zu zeigen, dass, obwohl Almosengeben ein löbliches Werk ist, es doch verboten ist, weil dadurch ein Gesetz übertreten wird.",
+ "so ist der Arme schuldig. Weil er allein eine vollständige Arbeit ausführte. Er entrückte einen Gegenstand aus רשות הרבים und legte ihn in רשות היחיד nieder; oder er nahm ihn aus רה״י fort und legte ihn in רה״ר nieder. Obgleich zwar der Ort, von welchem der Gegenstand entnommen wird, vier Handbreiten im Geviert haben muss, und weder die Hand des Armen, noch die des Reichen so gross ist, wird dennoch im Talmud angenommen, dass die Hand des Menschen, da sie Gegenstände, die sehr gross sind, erfassen kann, so angesehen wird, als sei sie vier Handbreiten im Geviert gross.",
+ "so sind sie Beide straflos. Weil Keiner von Beiden eine ganze Arbeit getan hat; doch ist es nicht erlaubt, solches zu tun, da es leicht dazu kommen könnte, dass jeder für sich allein eine vollständige Arbeit ausführte."
+ ],
+ [
+ "Man soll sich kurz vor מנחה. Das מנחה-Gebet hat seine Grenze bis zum Abend. Vergleiche Berachot Abschn. 4, m. 1. Hier ist nicht gerade von Freitag Nachmittag, sondern auch von jedem andern beliebigen Tage die Rede (in folgender Mischnah wird jedoch wieder von Angelegenheiten gesprochen, die nur den Schabbat betreffen).",
+ "nicht vor den Bartscheerer niedersetzen. Denn er könnte, wenn etwa die Scheere zerbrechen würde und er sie wieder herstellen wollte, vergessen und nicht beten.",
+ "Ebenso gehe man um diese Zeit nicht in’s Bad. Es könnte ihm eine Schwäche zustossen.",
+ "nicht in die Gerberei. Wenn vielleicht eine Beschädigung der Häute eingetreten wäre, würde er viel Zeit verbrauchen, um sie wieder herzustellen. Ebenso könnten bei den folgenden Fällen Verzögerungen Vorkommen.",
+ "Man unterbricht. Das Studium im Gesetze.",
+ "um das שמע. Zur rechten Zeit.",
+ "aber nicht des Gebetes. Der Achtzehn."
+ ],
+ [
+ "Der Schneider gehe nicht. Am Freitag Nachmittag.",
+ "denn er könnte vergessen und. Nach Eintritt des Schabbat.",
+ "damit ausgehen. Es darf aber kein Handwerker oder Künstler mit seinem Werkzeuge ausgehen.",
+ "auch nicht der Schreiber. לבלר = libellarius = Schreiber, Notar.",
+ "mit seinem Rohre. בקולמסו = κάλᾰμος = Rohr, Schreibfeder, die der Schreiber hinter’s Ohr zu stecken pflegte.",
+ "Man darf nicht beim Lampenlicht Kleider von Ungeziefer reinigen. לא יפלה = wegschaffen, das תרגום gibt בערתי הקדש (Deuteron. 26, 13) mit פליתי wieder.
Anmerkung von E. Baneth: Im Pi‘el heisst פלה, wie Samter richtig bemerkt, allerdings wegschaffen; nur stimmt zu dieser Erklärung nicht את כליו im Akkusativ. Aber im Kal (seltener im Pi‘el oder Hifil) hat das Wort die besondere Bedeutung von Ungeziefer reinigen, entlausen. So Schabbat 12a: אין פולין לאור הנר und so auch im Arabischen (فلى). Ob hier יְפַלֶּה, יַפלֶה oder יִפְלֶה zu lesen ist, mag dahingestellt bleiben.",
+ "Doch hat man gesetzlich. Wenn באמת vorkommt, so hat es die Gültigkeit von einer חזן (",
+ "dass der Schullehrer. הלכה למשה מסיני kommt von חזה = sehen her, weil der Schullehrer darauf zu sehen hat, wo die Kinder zu lesen beginnen sollen. Erst später wurde auch der Vorbeter in der Synagoge חזן genannt.
Anmerkung von E. Baneth: Samters Ableitung ist unmöglich. Vom Verbum חזה kann man kein Substantiv חזן bilden. Der Stamm ist offenbar חזן, arab. خزن = aufbewahren. Davon مخزن (Machzin = Speicher), das in der Form Magazin in unseren Sprachschatz übergegangen ist. Das verwandte חֹסֶן kommt in der Bibel öfter in der Bedeutung Schatz vor, aram. אחסנתא = Besitz, חסינה (Kelim XVI 5 = Behälter, neusyr. חזנא = Schatz. Der Beruf des חזן ist ein vielseitiger. In Joma VII 1 und Sota VII 8 ist er der Synagogenverwalter, in Tamid V 3 hat er die Priestergewänder in Verwahrung, in Makkot III 12 (s. auch Schabbat 56a und Synh. 17b) ist er Gerichtsvollzieher und in Baba Μ. 93b sogar Nachtwächter. Nach Sota 49a l. Z. erteilt er in der Schule den Anfangsunterricht, und dieses Amt scheint er auch an unserer Stelle auszuüben (s. Maimunis Mischnakommentar).",
+ "aber selbst nicht lesen dürfe. שמא יטה, er könnte vielleicht das Licht, wenn es nicht gut brennt, neigen und dadurch die Sünde des Feuermachens oder- Beförderns begehen."
+ ],
+ [
+ "ausgesprochen hat. Die Gelehrten hatten nämlich die Absicht, das Buch Hesekiel aus der Bibel zu verbannen, weil mehrere Stellen in demselben dem Pentateuch zu widersprechen scheinen, z. B. (Hesekiel 44,31). »Jedes Aas und jedes Zerrissene vom Geflügel und vom Vieh dürfen die Priester nicht essen«. Daraus ginge hervor, dass nur die Priester solches nicht essen dürfen, es aber den Israeliten erlaubt wäre; — (ibidem 45,20). »Also sollst Du auch tun am siebenten Tage des Monats« … von welchem Opfer in dem Pentateuch nichts erwähnt ist. Deshalb isolierte sich Chananjah auf seinem Söller, um das Buch Hesekiel zu erklären.",
+ "als die des Hillel. Und die הלכה nach ihnen festgesetzt."
+ ],
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+ "dass sie noch bei Tage durchweicht werden. Die Schule Samai’s ist der Ansicht, dass man auch zu dem Feiernlassen der Geräte verpflichtet ist; dagegen meint die Schule Hillels, dass sich die Verpflichtung des Feiernlassens nur auf lebende Wesen bezieht."
+ ],
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+ "dass sie noch bei Tage verdunsten. שיהבילו = von הבל = Dunst. Durch das Verdunsten werden sie trocken."
+ ],
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+ [],
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+ "dass man. Kurz vor שנת.",
+ "die Balken auf die Ölpresse und die runden Hölzer auf die Weinpresse auflegen darf. Es ist deshalb erlaubt, weil man die genannten Presswerkzeuge erst dann auflegt, wenn die Oliven bereits gemahlen und die Weintrauben getreten sind, der Saft also ohne Balken und runde Hölzer von selbst herausläuft, nur nicht so stark als jetzt; darum gleicht es der Hauptarbeit des Dreschens nicht."
+ ],
+ [
+ "dass sie noch bei Tage gebraten werden. Nach Art des בן דרוסאי, welcher Fleischspeise, wenn sie nur ein Drittel gar gekocht war, verzehrte. Weil sie in diesem Zustande bereits essbar ist, braucht nicht befürchtet zu werden, dass er die Kohlen schüren würde.",
+ "wenn nicht die Oberfläche. Diese ist dem Luftraum des Ofens zugekehrt.",
+ "dass die untere Fläche. Welche der Ofenplatte angeklebt und zuerst gebacken wird, bevor noch die Oberfläche, die dem Luftraum des Ofens zugekehrt ist, sich härtet."
+ ],
+ [
+ "Man lässt das Pessach - Opfer. Das Wort שלשל bedeutet herablassen und heraufziehen (Aruch). Die Öfen der Alten hatten ihre Öffnung oben, deshalb liess man das zu Bratende von oben herabhängen.",
+ "selbst in der Dämmerung vor Schabbat. Obgleich man anderweitig nicht braten darf, wie oben erwähnt ist, so macht das Pessach-Opfer eine Ausnahme, da die zu dem Opfer versammelte Gesellschaft sehr achtsam ist und sich unter einander erinnern wird, die Kohlen nicht anzuschüren.",
+ "auch dürfen die Priester in der Herd-Kammer. Im Vorhofe des Tempels befand sich eine grosse Kammer, woselbst immer Feuer brannte, damit sich die Priester, die auf dem Marmor-Estrich baarfuss gingen, dort wärmen konnten.",
+ "das Feuer ein Wenig anschüren. Weil die Priesterachtsam sind."
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+ "Mit welchen Stoffen darf man. Zum Schabbat.",
+ "Man darf nicht brennen mit Zederfasern. Eine Art Wolle, welche sich zwischen der Rinde und dem Holze der Zeder befindet.",
+ "mit Weiden wolle. Eine Art Wolle, welche sich zwischen der Rinde und dem Holze der Weide befindet.",
+ "mit Nesselkraut. Es sollen dies die Blätter eines langen Krautes sein, die man gross zieht, um damit zu brennen.",
+ "das auf dem Wasser schwimmt. Eine Art Wolle, die sich an der Wandung der Schiffe, welche lange im Wasser verweilt haben, festsetzt. Bis hierher war die Rede von den Dochten, die man nicht gebrauchen darf; von nun an werden die Öle aufgezählt, die unbrauchbar sind.",
+ "mit Wachs. Dass man etwa geschmolzenes Pech und geschmolzenes Wachs an Stelle von Öl in eine Lampe giesse; aber lange Fäden aus Wachs zu machen, ist erlaubt.",
+ "mit Öl aus dem Baumwoll - Samen. שמן קיק ist das Öl, welches aus den Körnern gepresst wird, die sich in der Baumwolle befinden. Der Grund, weshalb diese Dochte nicht zulässig sind, ist, weil das Licht nicht nach denselben zieht, sondern ausserhalb derselben; ebenso zieht sich das Öl nicht nach dem Dochte, und in beiden Fällen brennt das Licht schlecht, weshalb zu besorgen ist, man würde das Licht beugen, um es dadurch besser brennen zu machen; oder auch, man würde das Licht verlassen, was nicht geschehen darf, weil das Schabbatlicht Pflichtsache ist.",
+ "das verbrannt werden muss. Öl von תרומה, das verunreinigt worden ist. Hier ist die Rede von einem Festtage, der auf einen Freitag fiel; wenn er demnach die תרומה an diesem Tage verbrennt, würde er Heiligtümer am יום טוב verbrennen, was verboten ist."
+ ],
+ [
+ "Man darf das zum Verbrennen bestimmte Öl. Siehe die vorige Anmerkung.",
+ "wegen der Würde des Schabbat. Weil es übel riecht, obgleich es gut brennt.",
+ "Fischöl. Trahn."
+ ],
+ [
+ "ausser Flachs. Obgleich die Stengel in der Bibel (Josua 2,6) auch Holz genannt werden; dagegen Hanf und Baumwolle, welche von Samenarten abstammen, darf man ohne Weiteres zu Dochten verwenden.",
+ "der Verunreinigung als Zelt. Hierüber sehe man den sechsten Teil der Mischnah, Einleitung zum Tractat אהלות.",
+ "Ein Lappen von einem Gewande. Der Lappen muss übrigens drei Finger lang und breit sein.",
+ "Elieser der Verunreinigung. Als Kleid."
+ ],
+ [],
+ [
+ "weil er sich fürchtet vor Heiden. So wie die Perser, die an gewissen Tagen ihres Götzendienstes wegen nirgends ausser im Tempel Licht zu brennen erlaubten.",
+ "vor Räubern. Damit sie nicht sehen sollen, dass dort Menschen seien und sie überfallen.",
+ "vor bösem Geist. Nämlich Nervenkranke oder Tiefsinnige, die vor jeder Erscheinung erschrecken.",
+ "damit er einschlafe. Es ist die Rede von einem Kranken, bei welchem Gefahr im Gefolge ist; wenn aber keine Gefahr vorhanden, ist es verboten."
+ ],
+ [
+ "der חלה - Entrichtung und des Anzündens des Lichtes. Dies sind Dinge, die sie und das Hauswesen betreffen, Backen und Lichtanzünden."
+ ],
+ [
+ "Habt Ihr verzehntet. Da auch nur eine Kleinigkeit am Schabbat zu essen, schon zum מעשר bestimmt.",
+ "Habt Ihr die Verbindung der Orte. Sowohl in Hinsicht der עירובי תחומין = der Grenzen des Schabbatweges (2000 Ellen), als auch עירובי חצרות = der Höfe, um aus einem Hofe in den andern etwas tragen zu dürfen; wie nicht minder die Verbindung der Gassen.",
+ "Zündet die Lampe an. Die ersten beiden Dinge werden in Frageton gestellt, denn man konnte es bereits getan haben. Letzteres jedoch, das Anzünden der Lampe, geschieht im befehlenden Tone, denn wäre es bereits geschehen, so sähe man es.",
+ "oder nicht. Zeigt sich ein Stern, so ist der Tag noch nicht zu Ende; bei zwei Sternen ist es zweifelhaft, ob es Tag oder Nacht ist (diese Zeit der Dämmerung wird בין השמשות genannt); werden jedoch drei Sterne sichtbar, dann ist es in jeder Hinsicht Nacht.",
+ "so darf man nicht mehr וראי. Das gewiss Unverzehntete.",
+ "auch keine Gefässe. Zur Reinigung.",
+ "Aber man darf רמאי. Zweifelhaftes."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Auf einen Wärmeherd zu zwei Töpfen. כירה ist eine Vertiefung, eine Art Heerd, wo das auf dessen Boden befindliche Feuer, die zwei Töpfe, die oben angebracht sind, bestreicht. Das Wort כירה hat Verwandtschaft mit כרה = graben.",
+ "wenn er mit Stoppeln oder Reisern geheizt war. Kurz vor Schabbat. גבבא ist Kleinholz, so wie Stoppeln, die man auf dem Felde aufklaubt.",
+ "gekochte Speise. Um dieselben über שבת warm zu halten.",
+ "war er mit Öltrestern. גפת ist der Bodensatz des Öls und des Sesams, nachdem das Öl ausgepresst ist.",
+ "oder Asche darüber getan hat. Er muss die Kohlen wegschaffen, denn es könnte geschehen, dass er sie anschüren würde.",
+ "das Abgehobene wieder drauf zu setzen. Aber nachdem er das Abgenommene irgend wohin gesetzt hat, darf er es, selbst nach Beth Hillel, nicht wieder hinsetzen, weil es angesehen wird, als setzte er es am Schabbat in die Wärmestätte ein. (Der gewöhnliche Ausdruck bei den Juden ist = Chalent setzen, was vielleicht mit dem Französischen chaleur = Hitze zusammenhängt. Berliner in seiner Schrift: »Aus dem innern Leben deutscher Juden im Mittelalter« [S. 55, Note 108] kombiniert das Wort שאליט mit dem altfranzösischen chald = chaud = תנור)."
+ ],
+ [
+ "darf man weder inwendig noch obenauf etwas setzen. חמין = Ofen, ist oben eng und unten breit, deshalb drängt sich die Hitze in demselben mehr zusammen, als beim כירה = Wärmeherd, darum hat man zu besorgen, er werde anschüren.",
+ "Ein einfacher Wärmeheerd. כפח ist ein Wärmeheerd, der so lang wie breit ist, aber nur den Raum für einen Topf bietet; der Wärmestoff in demselben ist grösser als beim כירה, da dieser oben offen ist und für zwei Töpfe Platz hat."
+ ],
+ [
+ "Man darf. Am Schabbat.",
+ "nicht ein Ei neben den Wärmekessel. Eine Warmflasche von Kupfer, durch welche man das Wasser über dem Feuer wärmt.",
+ "auch nicht in Wärmetücher einschlagen. Man darf das Ei nicht zerbrechen auf einem Tuche, welches in der Sonne gewärmt ist, damit es brate, weil man dasselbe mit einem am Feuer gewärmten verwechseln könnte.",
+ "oder in den Staub am Wege. Der Staub, welcher durch die Sonne heiss geworden, ist heisser Asche gleich. In diesem Falle erlaubt es auch R. Jose nicht, weil man auch besorgt, er möchte die zusammenhängende Erde auseinanderbröckeln, was eine Art des Pflügens wäre."
+ ],
+ [
+ "dass die Einwohner von Tiberias eine Röhre. סילון = eine Röhre, welche durch die heissen Wasser von Tiberias gezogen war, um die kalten Wasser dadurch zu wärmen. Die Benutzung solchen Wassers am Schabbat ist verboten, weil es dem am Feuer heiss gemachten Warmwasser gleich geachtet wird, in welchem man auch nicht das kleinste Glied waschen dürfe.",
+ "aber wohl zum Trinken erlaubt sei. Hände und Füsse darf man auch darin waschen, nur nicht den ganzen Körper. Die Einwohner von Tiberias beherzigten die Worte der Weisen und zerbrachen die Röhre.",
+ "von den Kohlen gereinigten מוליאר. מוליאר ist das Griechische μιλιάριον = ein kupfernes Gefäss, hoch und spitzig, um Wasser darin zu wärmen. Es hat zwei Behälter, von denen einer an der Seite des anderen ist; in dem grösseren Behälter ist Wasser, das man nicht sieht, in dem kleineren sind Kohlen. So Raschi. Nach Aruch sind die beiden Behälter über einander; das Wasser ist im unteren und die Kohlen im oberen.",
+ "aus einem אנטיכי. אנטיכי, hier wird das Feuer in den untern Boden getan und das Wasser oben; es bleibt daher immer viel Wärme übrig."
+ ],
+ [
+ "In einen vom Feuer genommenen Kessel mit heissem Wasser darf man. Am Schabbat.",
+ "den man. In der Dämmerung.",
+ "wohl aber in eine Schüssel oder auf einen Teller. Mit warmen Speisen."
+ ],
+ [
+ "aber nicht eine alte. Gebrauchte."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Worein darf man. Wenn Jemand Freitag Nachmittag den Topf vom Heerd nehmen will und ihn durch etwas anderes warm erhalten will, darf keine Vermehrung der Wärme entstehen, sondern blos eine Beibehaltung der vorhandenen Wärme.",
+ "Man darf. Die Töpfe.",
+ "unter Früchte. Als Weizen, Hülsenfrüchte etc."
+ ],
+ [
+ "Man darf Speisen in Felle. שלחין = Felle. Das Targum gibt (Levit. 1, 6) והפשיט את העולה mit וישלח ית עלתא wieder.",
+ "so könnte man ihn vielleicht nicht wieder einsetzen dürfen. Weil die Wolle zusammenfällt. Es handelt sich nämlich darum, ob man zu befürchten hat, dass Jemand nachher den Topf unerlaubter Weise einsetzen würde. R. Elieser besorgt dies, die Weisen aber nicht.",
+ "Man kann den Topf herausnehmen und. Wenn es angeht.",
+ "Man darf einen Krug. קיתון = κύαϑος = Becher, Krug. Ein Maass von flüssigen und trockenen Dingen.",
+ "füllen und unter ein Kissen oder Polster setzen. Um ihm die Kälte zu benehmen."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Womit darf man am Schabbat das Vieh ausgehen lassen und womit nicht. Im Dekalog (Exod. 20, 11 und Deuteron. 5, 14) ist vorgeschrieben, dass das Vieh am Schabbat auch feiern muss. Nun ist wohl zu unterscheiden: ob die Gegenstände, die das Tier trägt, dazu dienen, um es zu bewachen, oder ihm blos eine Last sind; im ersteren Falle darf das Vieh damit ausgehen, im letztern jedoch nicht.",
+ "die lybischen Esel mit dem Zaum. פרומביא das Griechische φορβία oder φορβεία = Halfter, Zaum mit eisernem Gebiss.",
+ "die solches Halsgeschirr tragen. Z. B. Jagdhunde und kleinere Tiere.",
+ "Dieselben Sachen besprengt man. Im Fall der Verunreinigung.",
+ "an ihrem Orte. Ohne sie abzunehmen."
+ ],
+ [
+ "Der Esel kann ausgehen mit der Decke. Damit ihn nicht friere, denn dem Esel ist selbst im heissen Sommer kalt חמור בתקופת תמוז קרירי ליה.",
+ "wenn sie vorher. Am Freitag.",
+ "Die Böcke können. Mit dem Leder um das Glied.",
+ "und bedeckt mit einer Hülle. Zur Reinhaltung der feinen Wolle."
+ ],
+ [
+ "Das Kamel nicht mit einem am Schwanze hängenden Lappen. מטוטלת heisst in כלאים ו׳, ט׳ Senkblei, eine Schnur, woran Blei befestigt ist; hier bedeutet es einen Lappen, der am Schwanz befestigt ist.",
+ "nur muss man die Stricke nicht verwickeln. Weil vielleicht נלאים darin ist."
+ ],
+ [
+ "nicht mit einer leiterförmigen Vorrichtung am Halse. Wenn das Tier eine Wunde hat, legt man am Halse eine kreuzförmige Leiter an, um das Reiben der Wunde zu verhüten.",
+ "nicht mit einem Riemen am Fusse. Damit sie nicht zusammenschlagen.",
+ "Die Hühner nicht mit ihren. Um sie zu kennzeichnen.",
+ "die Mutterschafe nicht mit Niesholz. Damit sie oft niesen und das Ungeziefer abschütteln.",
+ "das Kalb nicht mit dem Binsenjoch. Um es zu gewöhnen.",
+ "die Kuh nicht mit der Igelhaut. Um die Schlangen abzuhalten.",
+ "Elasar ben Asarjah. Es war nicht seine eigene, sondern die seiner Nachbarin, und weil er es ihr nicht verwies, wird es betrachtet, als wäre es die seinige gewesen. —"
+ ]
+ ],
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+ "ohne sie lose zu machen. Wenn sie an Wochentagen badet, muss sie die Schnüre lose machen; nun könnte es sich ereignen, dass sie am Schabbat ein Pflichtbad (טבילת מצוה) vornehmen wollte, dann müsste sie die Bänder losbinden und sie würde dieselben vier Ellen in רה״ר tragen.",
+ "an einen öffentlichen Ort. Dies bezieht sich, nach Maimonides, auf alle.",
+ "nicht mit einer goldenen Krone in Form einer Stadt. Die Stadt Jerusalem.",
+ "nicht mit einer engen Halskette. קטלא so viel als catella = kleine Kette, Kettlein.",
+ "nicht mit Nasenringen. Wohl aber mit Ohrringen, da es zu viel Mühe machen würde, sie auszuziehen.",
+ "Wenn sie aber damit ausgegangen ist. Alle diese angegebenen Dinge sind als Schmuck zu betrachten, und sind von den Rabbinen blos deshalb verboten worden, weil man befürchtet, die Frau könnte sie abziehen und zeigen."
+ ],
+ [
+ "die mit Nägeln beschlagen sind. Zur Zeit der syrischen Verfolgung hatten sich nämlich viele Juden in eine Höhle versteckt; da hörten sie plötzlich ein Geräusch über sich und glaubten, die Feinde kämen, sie drängten nun an einander und tödteten sich mit den eisernen Nägeln. Weil dies am Schabbat geschah, wurden solche Sandalen an Schabbat- und Feiertagen verboten, weil auch die Feiertage als Versammlungszeit gelten.",
+ "auch nicht mit einer Sandale. Weil er den einen Schuh abziehen und tragen könnte, wenn er verspottet würde.",
+ "auch nicht mit einem Schützblatt. Ein Blatt, welches man als Heilmittel sich anhängt, Amulett.",
+ "braucht er kein Sündopfer zu bringen. Weil man diese Gegenstände nur zur Zeit des Krieges trägt, ist ihr Tragen am Schabbat verboten."
+ ],
+ [
+ "Eine Frau darf nicht ausgehen mit einer durchlöcherten Nadel. Womit man näht, weil solches als Handwerkzeug betrachtet wird; auch wenn sie dieselbe in ihre Kleider steckt, verfällt sie der Strafe eines Sündopfers.",
+ "nicht mit einem schneckenförmigen Kopfaufsatz. כוליאר = κοχλιώδης = schneckenförmig, wie ein Schneckenhaus gewunden. Im Lateinischen = cochlear = Schnecke. Es wird als Last und nicht als Schmuck angesehen, weil die meisten Frauen nicht damit ausgehen."
+ ],
+ [
+ "Der Mann darf nicht ausgehen mit einem Schwerte. Ausser wenn es in den Krieg geht.",
+ "Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen. Wären sie ein Schmuck, würden sie nicht zur messianischen Zeit abgeschafft werden.",
+ "Das Knieband. Eine Spange auf dem Schenkel, um die Unterkleider festzuhalten, dass sie nicht herabfallen, wodurch die Schenkel sichtbar würden. Es ist kein Schmuckgegenstand, auch kein eigentliches Gerät, sondern blos ein Gerät zum Dienst eines andern, so wie die Ringe der Geräte, deshalb sind sie rein.",
+ "ist rein. Ist nicht für Unreinigkeit empfänglich."
+ ],
+ [
+ "mit der weichen Wolle im Ohre. Um das Ohrenschmalz aufzusaugen."
+ ],
+ [
+ "Frauen dürfen mit einem Geldstück auf der Fussschwiele. צינית soll eine Krankheit unter der Fusssohle sein, und das geprägte Geldstück ein Heilmittel dagegen.",
+ "auch mit Splitterchen an den Ohrlöchern ausgehen. Den kleinen Mädchen werden Löcher in die Ohren gestochen und einstweilen eine Schnur oder ein Span hineingesteckt, bis sie die Ohrringe erhalten.",
+ "Araberinnen. Jüdinnen aus Arabien, eben so aus Medien."
+ ],
+ [
+ "Sie dürfen auch das Kopftuch. Das Kopftuch wird nämlich so umgeschlagen, dass zwei Zipfel am Halse herabhängen, an deren einem ein Stein, eine Nuss etc. befestigt ist, so dass man den andern leicht daran befestigt.",
+ "nur darf man letzteres nicht eigends tun. Weil man am Schabbat kein Geld anfassen darf."
+ ],
+ [
+ "Ein Verstümmelter. Dem der Fuss fehlt.",
+ "Die ledernen Schenkelkrücken des an beiden Füssen Verstümmelten nehmen durch den Druck Unreinheit an. Alles nämlich, worauf derjenige, welcher einen Eiterfluss hat (זב), sich im Sitzen, Liegen oder Stehen stützt, wird im höchsten Grade verunreinigt und zwar solchergestalt, dass es Menschen und Geräte verunreinigen kann. Siehe Traktat זבים, Abschn. 2. M. 4. Ein so Verunreinigter ist ein טמא מדרס.",
+ "Hohe Holzschuhe. Nach Andern: Eine Larve."
+ ],
+ [
+ "Söhne dürfen mit den Binden. Der Vater nimmt das Schuhband des rechten Fusses und bindet es dem Sohne an den linken Fuss, das soll ein Mittel sein, um die Sehnsucht des Sohnes nach dem Vater zu beschwichtigen.",
+ "und Fürstenkinder mit. Goldenen."
+ ],
+ [
+ "Man darf mit einem Heuschreckenei. Um die Ohrenschmerzen zu vertreiben, wird das Ei in das Ohr gelegt.",
+ "und mit einem Fuchszahn. Des Schlafes wegen.",
+ "und mit dem Nagel eines Gehengten. Vom Galgen.",
+ "Es sei als Heidensitte. Weil es auf Aberglauben beruht."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "ist nur ein Sündopfer schuldig. Das Ganze ist nur ein Irrtum.",
+ "und mehrere Arbeiten an mehreren Schabbaten. Sich jedesmal in dem Tage irrend.",
+ "und mehrere Arbeiten an mehreren Schabbaten verrichtet hat. Indem er nicht weiss, dass diese Arbeit verboten ist."
+ ],
+ [
+ "Ernten. Saaten ernten und Bäume ablesen.",
+ "Backen. Obgleich eigentliches Backen bei den Arbeiten der Stiftshütte nicht stattfand, so ist Backen dem Kochen gleich zu achten, und letzteres war zur Herstellung der Farben, die man brauchte, nötig; so wie die übrigen genannten Arbeiten als: Säen, Pflügen etc. zur Anfertigung des Färbestoffes notwendig waren.",
+ "Wolle scheeren. Wolle scheeren und die folgenden Arbeiten wurden zur himmelblauen Wolle u. s. w. gebraucht.",
+ "zwei Fäden. Im Einschlag oder Zettel.",
+ "um mit zwei Stichen festzunähen. Fand bei den Teppichen Anwendung.",
+ "ein Reh fangen. Diese Arbeiten kamen bei den Dachstellen vor.",
+ "zwei Buchstaben schreiben. Zur Zusammenfügung der Bretter machte man Buchstaben, um zu wissen, welches Brett zu dem andern gehört.",
+ "einreissen. Um zu bauen.",
+ "anzünden. Feuer brauchte man, um die Farbekräuter zu kochen.",
+ "mit dem Hammer schlagen. Beim Schlusse der Arbeit pflegt der Arbeiter mit dem Hammer auf den Amboss zu schlagen.",
+ "aus einem Bereiche in einen anderen tragen. Siehe Einleitung und Anfang des Traktats.",
+ "Dies sind die Hauptarbeiten vierzig weniger eine. Obgleich sie auch einzeln aufgezählt sind, soll mit dieser Wiederholung der Zahl angedeutet sein, dass wenn Jemand auch alle Arbeiten in der Welt verrichtet, er nur 39 Sündopfer schuldig ist."
+ ],
+ [
+ "der es aufbewahrt. Wenn das Aufbewahrte für keinen Andern, als für denjenigen, der es aufbewahrt, einen Werth hat, so gilt dies bei Andern auch für keine Arbeit, vielmehr nur bei dem Aufbewahrenden."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "so viel zur Mischung des Bechers. Beim Tischsegen (nämlich zum Becher) gehört ein Viertel Log Wein, der aus einem Viertel Wein und drei Viertel Wasser gemischt ist, folglich ¹⁄₁₆ Log. Ein Log enthält das Maass von 6 Hühnereiern.",
+ "Milch. Das ist Milch von reinen Tieren; bei unreinen ist das Maass, so viel man braucht, um ein Auge zu färben.",
+ "Honig so viel als man auf eine Wunde. Oder Geschwür.",
+ "um ein kleines Glied. Die kleinste Zehe bei einem neugeborenen Kinde.",
+ "um Augensalbe. קילור = κολλύριον = Augensalbe.",
+ "und von allen anderen nassen Sachen ein Viertel. Log.",
+ "was man ausschüttet. Von faulem, unreinem Wasser, um damit den Lehm zu erweichen."
+ ],
+ [
+ "um ein Ohr. Handhabe.",
+ "an einer Kiste. Oder Korb.",
+ "um einem Kinde zu einem Schuh Maass zu nehmen. Um dem Meister das Maass zum Schuh zu zeigen.",
+ "trägt er Papier. Das Papier wird aus Kräutern verfertigt. Bartenora.",
+ "dass man darauf einen Zoll-Zettel schreiben kann. Wenn z. B. Jemand diesseits des Flusses den Zoll entrichtet hat, so erhält er einen gestempelten Zettel, dass er den Zoll abgeführt hat; auf dem Zettel befinden sich gewöhnlich zwei Buchstaben, die grösser als in der Regel sind, wodurch er sich legitimiren kann.",
+ "das radiert wurde. Auf welches man nicht mehr schreiben kann."
+ ],
+ [
+ "דוכסוסטיס. דוכסוסטוס = entweder δίξοος = zweispaltig, oder = δυξεστύς = doppelt geglättet."
+ ],
+ [
+ "um ein Loch. An einer Quecksilberröhre.",
+ "zu bereiten. Nämlich dasselbe bis auf eine kleine Öffnung zu verstopfen.",
+ "um ein kleines Loch. An einem Weingefässe.",
+ "um eine Mündung. Für den Blasebalg.",
+ "um eineu Fuss. פטפוט = Dreifuss, Tiegel. (Aruch.)",
+ "um den kleinen Finger eines Mädchens zu bedecken. Dies geschieht, um vorzeitige Haare zu vertilgen.",
+ "Um die Stirne zu bestreichen. Nach Einigen, um die Haare zu vertilgen, nach Anderen, um die Haut glänzend zu machen."
+ ],
+ [
+ "Rothen Thon. Siegellack.",
+ "eine Schreibfeder zu machen. Welche bis zu den Knöcheln an der Mitte der Finger reicht.",
+ "das. Mit Öl.",
+ "bereits in einer. Warmen.",
+ "zu kochen. Welches sehr bald gar wird."
+ ],
+ [
+ "um daraus einen Löffel. Arznei-Löffel.",
+ "Nach Vieh zu werfen. Da man die Vögel mit der Stimme verscheuchen kann, bedarf es nicht erst eines Gegenstandes."
+ ],
+ [
+ "als man zwischen Bretter legt. Um sie grade zu richten, dass sie nicht krumm liegen und Umfallen.",
+ "Um ein Viertel. Log.",
+ "wäre doch eine Andeutung dazu in den Worten. Jesaias 30, 14.",
+ "Von da soll ein Belag sein. Heisst es doch sogleich danach."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "wenn man es trägt. Weil oben von einem Scherben die Rede war, der als Schriftbeleg angeführt wurde, ist eine Stelle in Jesaias, die in der Nähe des obigen Verses vorkommt, hier angegeben.",
+ "Auf die Stelle. Jesaias 30, 22.",
+ "sage zu ihm. Zum Götzen.",
+ "Wie also das Tragen einer im Monatlichen stehenden Frau unrein macht. Den Träger."
+ ],
+ [
+ "Auf die Stelle. Proverbien 30, 19.",
+ "Des Schiffes Weg durch das Meer. Der Ausdruck בלב ים = im Herzen des Meeres, ist überflüssig, denn es ist ja selbstverständlich, dass das Schiff durch das Meer geht! Es soll aber dadurch angedeutet werden, dass das Schiff in Betreff der Reinheit dem Meere gleich sei.",
+ "nämlich vier Arten an den vier Seiten des Beetes und eine in der Mitte. Vergleiche Traktat כלאים פ״ג, מ״א.",
+ "Auf die Stelle. Jesaias 61, 11."
+ ],
+ [
+ "Auf die Stelle. Exodus 19, 15.",
+ "baden darf. Um so mehr darf man das Kind am ersten und zweiten Tage, wo die Schmerzen noch grösser sind und die Schwäche bedeutender ist, im warmen Wasser baden, das selbst am Schabbat gewärmt ist, um das Kind zu kräftigen und zu stärken.",
+ "Auf die Stelle. Genesis 34, 25.",
+ "dass man an den Kopf des fortzuschickenden Bockes eine Schnur von roter Wolle bindet. Von der Form einer Zunge von roter Wolle, deren Hälfte man an den Kopf des Asasel - Bockes band, und deren andere Hälfte an den Fels geknüpft war; wenn nun der Bock herunter gestürzt ward, dann bleichte sich die Woll-Zunge, das war ein Zeichen, dass die Sünden vergeben waren.",
+ "Auf die Stelle. Jes. 1,18."
+ ],
+ [
+ "dass am Versöhnungstage das Salben dem Trinken gleich sei. Jedoch nicht wie Wasser selbst, worauf die Strafe des Ausrottens steht, sondern blos ein Verbot, das mit Geisselung belegt wird.",
+ "doch als Andeutung auf die Stelle. Psalm 109, 18."
+ ],
+ [
+ "um ein leicht zu kochendes Ei gar zu machen. Ist schuldig.",
+ "Cimolia-Kreide. Cimolia-Kreide, eine weisse Farbe, welche auf der Insel Cimolus (nahe bei Kreta im agäischen Meere belegen) gewonnen wird.",
+ "um über einen Blutflecken. Bei einer נדה eine Probe vorzunehmen"
+ ],
+ [
+ "so wenig es sei. Man darf nicht am Schabbat hinaustragen: wohlriechenden Pfeffer, das ist nicht der sonst gewöhnliche Pfeffer, sondern derjenige, welcher dazu dient, um den üblen Geruch des Mundes zu beseitigen.",
+ "Abgang von Pech. Man bedient sich desselben, um die Migräne zu vertreiben.",
+ "und alle Arten Metalle. Um daraus einen kleinen Treibstachel zu machen.",
+ "von Altar-Steinen oder Altar-Erde und. Von Motten.",
+ "denn es heisst. Deuteron. 13, 18."
+ ],
+ [
+ "eine lebende. Zum Essen erlaubte.",
+ "Von dem Vogel der Weinberge. Eine kleine Heuschrecke."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wer etwas. Vor Schabbat.",
+ "oder als Probe. לדוגמא griechisch = δεῖγμα = aufgezeigte Probe, Probestück."
+ ],
+ [
+ "dieselben auf die Schwelle. Die Schwelle war nämlich zwischen drei und neun Handbreiten hoch und vier Handbreiten breit, das ist כרמלית. Siehe Einleitung.",
+ "weil er die Tat nicht mit einem Male verrichtet hat. Er ist nur dann schuldig, wenn die עקירה und die הנחה an einem pflichtigen Orte stattfindet, hier war כרמלית dazwischen."
+ ],
+ [
+ "am Gürtelbeutel. Siehe Traktat Berachoth Abschn. 9 M. 5."
+ ],
+ [
+ "ist er frei. Weil er beabsichtigte, es gut zu bewahren, und es ist schlecht bewahrt worden.",
+ "Festgestellt hat man als Gesetz. Wo באמת אמרו steht, ist es so viel als ein Gesetz, das von Sinai datirt.",
+ "welche einen Gurt. סער so viel als das Griechische = Ζώνη oder das Dimin. τό Ζὡνιον = Gürtel oder Gurt, ein gegürtetes Kleid, durch den Gurt zusammengehalten, Taille, Gegend des Leibes, wo der Gurt ist. Hier sind kleine Beinkleider gemeint, die des Anstandes wegen getragen werden. Wenn die Frau hieran etwas gehängt hat und es verschiebt sich, ist sie schuldig; weil sie von vornherein weiss, dass der Gegenstand hin und her geht.",
+ "Auch die Brief-Boten. Die königlichen Läufer, welche Akten in einem hölzernen Behältniss, das um den Hals hing, zu tragen pflegten; sie wussten, dass das Getragene sich oft drehte und verschob."
+ ],
+ [
+ "weil diese Nebensache zu jenem ist. Denn der lebendige Mensch trägt sich selbst. Ist er aber gebunden, so ist der Träger schuldig. Vieh jedoch, Geflügel und Wild, wenn sie auch lebendig sind, werden als Gebundene betrachtet.",
+ "wie eine Linse gross. Da diese Dinge unrein machen, ist es eine richtige Arbeit, wenn man sie hinausträgt; es geschieht um sich ihrer zu entledigen."
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+ "die Scheitelhaare Teilt. Das Schminken ist des Schreibens wegen, Flechten und Scheiteln des Bauens wegen strafbar. Die Weisen halten diese Handlungen nicht als Arten des Schreibens oder Bauens. Wer jedoch mit einem Werkzeuge die Haare auszieht. ist schuldig. Hängt jedoch der Nagel herunter oder das Haar, und es schmerzt ihn sehr, so kann er es mit der Hand vorsätzlich ausziehen."
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+ "in einen Privat-Ort wirft. Bezüglich der verschiedenen Räume siehe die Einleitung."
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+ "Wenn zwei Altane. גזוזטראות das griech. ἐξωςτήρ = was sich hervordrängt. Bretter, die von der Wand des Dachstübchens, (Söllers) auf die Strasse hinausgehen, die Altanen an sich sind רה״י; wenn sie nun einander gegenüber, an den Seiten von רה״י sich befinden, so ist derjenige, der etwas dem Andern zureicht, oder zuwirft, frei; weil sich etwas Ähnliches beim Bau der Stiftshütte nicht als verboten vorfindet.
Anmerkung von E. Baneth: גזוזטרא (öfter auch כצוצרה ,כצוצטרא ,כסוסטרא geschrieben) ist nicht, wie Samter meint, das klassische ἐξώστηρ („was sich hervordrängt“), sondern das spätgriechische έξώστρα (exostra), das den Balkon, die Altane bezeichnet (s. Henricus Stephanus s. v.",
+ "Sind beide in einer Reihe. בדייטא oder בדיוטא = das griechische = δίαιτα = Wohnung, Aufenthaltsort.",
+ "schuldig. Weil solches beim Levitendienst vorkam.",
+ "der Werfende frei. Wegen ihrer Schwere konnten die Bretter nicht geworfen werden.",
+ "denn das. Hinüberreichen."
+ ],
+ [
+ "Wenn Jemand etwas aus vier Ellen Entfernung gegen eine Wand wirft. Es war z. B. ein fetter Feigenklumpen.",
+ "ist er frei. Weil seine Absicht nicht war, einen Wurf zu tun, worauf er schuldig gewesen wäre."
+ ],
+ [
+ "ist er frei. Weil das Meer כרמלית ist.",
+ "wenn ein seichtes Wasser da ist. Wasser, das nicht sehr hoch über der Erde ist, in welchem sich Lehm und Schmutz befindet, wird רקק genannt.",
+ "Wie tief darf ein solches seichtes Wasser höchstens sein. Dass es noch öffentlicher Weg heisst und nicht כרמלית wird."
+ ],
+ [
+ "Wer aus dem Meere auf’s Land. Das ist von כרמלית nach רה״ר.",
+ "aus der See in’s Schiff. Von כרמלית in רשות היחיד.",
+ "so kann man Sachen aus einem in’s andere bringen. Wenn die Schiffe zweien Herren gehören darf man es nur mittelst eines ערוב. weil sie wie zwei Höfe betrachtet werden.",
+ "darf man nichts aus einem in’s andere bringen. Denn wenn sie getrennt werden, ist כרמלית zwischen ihnen und der ערוב wird nichtig."
+ ],
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+ "erinnert. Dass Schabbat ist."
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+ ],
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+ "glatt schlägt. Das ist die Schlussarbeit der Steinhauer, nachdem nämlich derselbe den Stein vom Berg gehauen und abgesondert hat, schlägt er noch mit dem Hammer so mächtig darauf, dass derselbe zerspaltet, und das ist seine Endarbeit. Wer also am Schabbat etwas zu Ende bringt, hat sich, wegen einer Art des Hammerschlages, verschuldet.",
+ "die sich so bleibend erhält. Dass er nichts mehr hinzuzufügen braucht.",
+ "Auch wer mit dem Hammer während der Arbeit auf den Ambos schlägt. So machten es die Blechschläger bei der Stiftshütte."
+ ],
+ [
+ "ausjätet. מנכש = Entweder reisst er die schlechten Kräuter aus den guten heraus, oder er gräbt um die Wurzeln der Kräuter, um sie zu fördern.",
+ "beschneidet. Er schneidet die trockenen Zweige vom Baume ab, damit sich dessen Wachstum vermehre.",
+ "lichtet. Wenn frische Zweige aus dem Baume hervorsprossen, die müssen abgestutzt werden. damit nicht durch die Überwucherung dem Baum zu viel Kräfte entzogen werden,",
+ "um zu verbessern. den Baum oder den Boden.",
+ "um ein leichtes Ei. Ein Hühnerei."
+ ],
+ [
+ "mit der rechten oder mit der linken. Es ist die Rede von Einem, der mit beiden Händen gut schreibt; ist das nicht der Fall, so heisst das nicht mehr schreiben, sondern Kritzeln.",
+ "der zugleich einen Teil eines grössern bildet. Obgleich er sein Werk nicht vollendete, denn er beabsichtigte, den grossen Namen zu schreiben; da jedoch dieser Teil ein selbstständiges Wort bildet, ist er schuldig"
+ ],
+ [
+ "mit Gummi. קומוס = Gummi.",
+ "mit Vitriol. קנקנתום ist das griechische χαλϰάνϑη, χάλϰανϑον = Kupfervitriolwasser, das zu Schusterschwärze und Tinte gebraucht wird."
+ ],
+ [
+ "in Wegestanb. Wenn er z. B. mit seinem Finger Figuren von Buchstaben in den Sand kritzelt, oder in Staub auf dem Wege.",
+ "ferner wenn Einer ein ח׳ zu schreiben beabsichtigt und nur zwei ז-ז schreibt. Er lässt das Dach des ח aus, so dass zwei זיי״ן übrig bleiben.",
+ "oder an zwei Wände des Hauses. Die nicht an einander in einem Winkel zusammenstossen.",
+ "Schreibt Einer einen Buchstaben als Anfangsbuchstaben. נוטריקון ist, so viel als notaricon, oder notarion; notarius ist ein Geschwindschreiber, der mit Abbreviaturen schreibt, ein Stenograph. Viele verstehen die Abkürzungen z. B. ק = ‘קרבן etc., darum ist er nach R. Josua b. B. schuldig"
+ ]
+ ],
+ [
+ [],
+ [
+ "entweder an den Zettelfäden oder an der Watte. קירוס bedeutet eine aus Moos gewebte Decke, oder das Wort entspricht dem griechischen= ϰαῖρος =die Schnüre, welche entweder quer über den Webestuhl gezogen, die Fäden des Aufzugs neben einander befestigen. ניר = griechisch νεῦρον = Sehne, Faser, feste Schnur zum Nähen und Binden."
+ ],
+ [
+ "oder aus Gram wegen eines Verstorbenen. Hier ist die Rede von einem Todten, bei dem er nicht verpflichtet ist, sein Kleid zu zerreissen, weil er hier verdirbt; bei demjenigen jedoch, wo ihm die Pflicht obliegt, sein Kleid zu zerreissen, ist er schuldig, weil er hier etwas herstellt, (das vorgeschriebene Zeichen der Trauer)."
+ ],
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+ "Spinuen ist die Fadenlänge eines doppelten סיט. סיט ist der Raum vom Zeigefinger bis zum Mittelfinger, so weit man sie nur ausstrecken kann (cf. Orlah Abschn. 3, 2 M.), Der Raum zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger, ist doppelt so gross, bildet also das Maass des Fadens, welcher für Waschen etc. angegeben ist."
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+ "in einen Hof oder in ein Tiergehege. ביבר ist das lateinische vivarium = Tierbehältniss, Tiergarten, worin Wildpret, Fische etc. lebendig aufbewahrt werden."
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+ "so ist dieser schuldig. Weil er das Reh gleichsam fing.",
+ "Denn dies ist ebenso. Nachdem das Reh durch den Ersten gefangen wird.",
+ "zuschliesst. Er beabsichtigt nicht das Reh zu fangen, sondern blos sein Haus verschlossen zu halten, das Tier das sich darin befindet, war bereits vorher gefangen und er ist frei."
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+ "die im Gesetze. Leviticas 11,29—30.",
+ "ist schuldig. Weil sie eine Haut haben, er also Striemen macht, die nicht in ihre vorige Lage zurückkehren, Das ist eine תולדה vom Loslösen, so viel als Dreschen. Der Grund kann auch sein, dass durch die Verwundung das Blut in der Haut gerinnt, was mit dem Färben zusammenhängt.",
+ "verwundet ist frei. Z. B. Würmer, Purpurschnecke etc., die keine Haut haben.",
+ "ist frei. Weil sie schon erjagt sind."
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+ "Man darf keine Salzlake. הלמי ist das griechische ἡ ἅλμη = das was salzig ist, Salzwasser, Salzlake. Dieses stark mit Salz versetzte Wasser wird zur Conservirung von Kräutern gebraucht, besonders Kohl und dergleichen."
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+ "Man darf nicht griechischen Ysop. Dadurch verhindert man, dass sich das Salz sehr mischt:a) Eine Art Ysop, welche zwischen Dornen wächst und die Würmer im Menschen tödtet.",
+ "aber wohl darf man יועזר. יועזר = Wilder Rosmarin, vertreibt die Würmer in der Leber.",
+ "essen und Hirtenblüthe. Eine Pflanze, die auf einem einzelnen Schaft wächst und ein Gegengift gegen ungesunde Getränke sein soll.",
+ "ausgenommen Baumwasser. Im Talmud wird es als das Wasser einer Quelle erklärt, welche zwischen zwei Dattelbäumen steht. Wer davon ein Glas trinkt, befördert die Verdauung, das zweite schlägt durch, das dritte ist dann so klar nach dem Stuhlgang, als wie es getrunken ward.",
+ "und einen Trank der Unfruchtbarkeit. Das Gemisch von Gummi, einem Kraute und einem Wurzelpulver soll, in Wein getan, ein Heilmittel für Flusssüchtige sein, doch die Unfruchtbarkeit zurücklassen. Nach Raschi heisst עקרים Wurzeln."
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+ "darf nicht Essig dagegen einschlürfen. Und ausspeien, da dieses augenscheinlich als Heilmittel gilt; schluckt er aber den Essig herunter, so ist es gestattet.",
+ "sich zu salben. Wenn sie auch keine Schmerzen haben."
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+ "Der Knoten der Kameeltreiber. Diese durchlöchern die Nase des Kameels, ziehen einen Riemen durch und verknoten ihn derart, dass dieser Knoten ewig halten soll.",
+ "und der der Schiffer. So wie beim Kameele geschieht es auch beim Schiff, dass man vorn am Schnabel des Schiffes, am Bugspriet ein Loch macht, wodurch ein Tau gezogen wird, welches so verknotet wird, dass es immer dauern soll. Bei der Stiftshütte knotete man die Fäden der Teppiche, die abgerissen waren, wieder so fest zusammen, dass sie für immer halten sollten.",
+ "so ist man auch schuldig wegen deren Lösung. Es geschah das Auflösen der Knoten zuweilen bei den Netzen, die man zum Fange des חלזון (der Purpurschnecke) ausgelegt hatte, um solche nach Bedarf zu erweitern oder einzuengen. Dieses Tier wurde zum Färben der Wolle bei der Stiftshütte gebraucht."
+ ],
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+ "Schiffer-Knoten schuldig wird. Diese Art Knoten sind in der Mischnah nicht erwähnt, werden jedoch in der Gemara genannt, z. B. ein langer Riemen den man an den Ring der Nase des weiblichen Kameels bindet etc. weil er nur für eine Zeit und nicht für immer angebunden wird.",
+ "die einer Leibbinde. פסקיא das ist das lateinische fascia = jedes schmale Tuch zum Binden oder Umwinden, eine Binde, Band, Gurt.",
+ "Man darf einen Eimer. Über den Brunnen."
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+ "Man darf seine. Die eben ausgezogenen Kleider darf man mehrmals falten, um sie wieder anzuziehen; allerdings ist hier die Rede nur bei einem Menschen, bei zweien nicht, weil es aussieht, als wollte er sie verbessern, aber auch bei Einem ist es nur für neue Kleider gestattet; aber auch bei diesen, wenn sie weiss sind, bei gefärbten jedoch nicht; allein auch bei weisen, wenn er keine anderen Kleider hat; ist dies der Fall, so muss er sie wechseln."
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+ "Alle heiligen Schriften. Selbst die Bücher der Propheten und der Hagiographen, wenn sie in assyrischer Handschrift geschrieben und in hebräischer Sprache verfasst sind.",
+ "man möge darin am Schabbat lesen. Wie z. B. die Propheten, in denen man das מפטיר in der Synagoge liest.",
+ "oder nicht lesen dürfen. Wie die Hagiographen, in welchen selbst Einzelne am Schabbat für sich nicht lesen dürfen; weil dadurch die Leute behindert werden das Lehrhaus zu besuchen, welches am Schabbat zu dem Zweck geöffnet ist, dass man dort die Vorträge vernehme, die von den Gesetzen in Betreff des Erlaubten und Verbotenen handeln. Es ist der Schabbat dazu angesetzt, da an den Wochentagen Jeder mit seinen Geschäften zu tun hat.",
+ "so muss man sie. Wenn sie unbrauchbar sind.",
+ "Man darf das Futteral. תיק ist das griechische ϑήϰη = Behältniss, Kiste, Beutel."
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+ "Man darf Speise für die drei Schabbat-Mahlzeiten retten. Mehr zu retten, ist nicht erlaubt, denn würde man ihm mehr gestatten, würde er in seiner Aufregung leicht das Feuer zu löschen versuchen.",
+ "Immer kann man für drei Mahlzeiten retten. Weil doch der Tag einmal für drei Mahlzeiten bestimmt ist."
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+ [
+ "wäre es auch für hundert Mahlzeiten. Da es doch mit einem Male geschieht, kommt es nicht darauf an, ob es ein Bisschen mehr oder weniger ist.",
+ "halten sie mit dem Eigentümer nach dem Schabbat eine Abrechnung. Hier ist die Rede von gottesfürchtigen Leuten, die für die Arbeit, die sie am Schabbat verrichteten, nichts beanspruchen; dagegen etwas verlangen, da der Eigentümer die Gegenstände preisgab, die leicht ein Raub der Flammen werden konnten, deshalb überlassen sie ihm das Gerettete für einen wohlfeilen Preis."
+ ],
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+ "die. Denselben Tag.",
+ "Nur achtzehn gewöhnliche Kleidungsstücke. In Bartenora sind diese 18 Kleidungsstücke angegeben."
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+ "da es nur versengt wird. Hier findet weder ein Brennen noch Löschen statt."
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+ "ihn zum Ruhen anzuhalten. Denn das blosse Sagen schon zu einem Nichtisraeliten etwas Verbotenes zu tun, involviert ein שבות, d. h. eine Unterbrechung der gebotenen Ruhe. Aber man braucht auch nicht zu ihm zu sagen: Lösche nicht, weil man für sein Ruhen am Schabbat nicht aufzukommen braucht, wenn er nicht sein Knecht ist."
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+ "auch über Unrat. Der Hühner auf dem Hofe, damit sich die Kinder nicht beschmutzen; denn der Unrat der Kinder selbst ist hier nicht gemeint, den darf man ohne Weiteres wegschaffen.",
+ "ob er nicht ein Sündopfer schuldig sei. Wegen Jagd. In Bezug auf gefährliche Tiere ist folgendes festgestellt worden: Diejenigen giftigen Tiere, deren Biss tödtlich ist, wie z. B. Klapperschlangen, tolle Hunde etc., solche darf man sofort umbringen, sobald man sie sieht, obgleich sie ihm nicht nachlaufen. Diejenigen, welche nur dann und wann tödten, darf man umbringen, wenn sie ihm nachlaufen, sonst kann man ein Gefäss über sie legen, hat man unvorsätzlich getödtet, so schadet das nicht. Aber eine Schlange zu fangen und damit zu spielen, ist verboten."
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+ "um. In Früchte.",
+ "eine Nähnadel um einen Splitter herauszuziehen. Einen Splitter aus dem Körper zu ziehen ist am Schabbat erlaubt.",
+ "und eine Packnadel um die Tür zu öffnen. Wem etwa der Schlüssel verloren gegangen ist."
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+ "Das hohle Olivenrohr. Womit man probiert, ob die Oliven schon zur Presse geeignet sind.",
+ "Unreinheit anzunehmen. Weil es dadurch ein Gefäss wird, indem sich etwas Öl, das aus den Oliven von selbst ausfloss, an dem Rohre festsetzte.",
+ "ist es für Unreinheit nicht empfänglich. Sondern blos als ein schlichtes Stück Holz, obgleich es oben hohl ist, da diese Höhlung nicht fähig ist, etwas aufzunehmen, und für Unreinigkeit nicht geeignet.",
+ "Jedenfalls darf man es am Schabbat vom Orte nehmen. Es wird als Gerät betrachtet, da man damit die Oliven umwenden kann."
+ ],
+ [
+ "auch darf man sie sowohl zu einem Gebrauche. Etwa bei Tische, oder um den Ort zu benutzen.",
+ "oder auch ohne solchen Zweck. Etwa zur Verwahrung, sie vor Dieben zu schützen.",
+ "Nur zum Gebrauche darf man sie wegnehmen. Wie z. B. ein Messer, darf man nur wegnehmen, um damit zu schneiden, aber nicht etwa um damit eine Schüssel zu stützen."
+ ],
+ [
+ "Sie müssen sich zu demselben Gebrauche eignen. Wie das Ganze."
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+ "Man darf mit einem Schlauch. קרויה soll das lateinische cucurbita = Kürbis sein; es wäre demnach mit קרא = Kürbis (סוטה דף יו״ר) verwandt. Doch scheint dies Wort mit קרווה = Schlauch zu stimmen; denn יונתן בן עוזיאל übersetzt (Genesis 21, 14) ונסב לחמא וקרווא דמיא = מים (Schlauch) ויקח לחם וחמת.",
+ "am Krüglein. טפיח = ein kleiner Krug (Cf. Joma 30a) והטפיח מחזר על האורחין."
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+ "Zum Verhängen. Dasselbe gilt auch von Fensterladen.",
+ "wenn es angebunden ist und hängt. Wenn es bis zur Erde hängt und man zieht es fort, sieht es aus, als fügte er etwas dem Gebäude zu."
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+ "Alle Deckel von Geräten. Die am Boden haften.",
+ "Bei Deckeln über Öffnungen in der Erde. Als Zisternen, Gruben.",
+ "aber Deckel von Gefässen. Am Boden."
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+ "und um Hindernisse des Unterrichtes zu entfernen. Allerdings nur zu gesetzesdienlichen Zwecken, wobei man auf die Beschwerden und Mühen am Schabbat nicht Rücksicht nimmt.",
+ "welches ausgelöst ist und trockene Feigbohnen. והתורמס = ϑέρμος = Feigbohne auch Lupine genannt (Lupinus). Die Blätter der Feigbohne kehren sich immer nach der Sonne. Die Samenkerne enthalten viel Mehl und werden als Viehfutter benutzt.",
+ "welche manchmal den Armen (nach Andern: den Ziegen. Wahrscheinlich durch einen Abschreibfehler ist aus dem Worte עניים das Wort עזים entstanden.",
+ "aber nicht טבל. Gemischtes, das noch nicht geordnet ist, indem die betreffenden Abgaben noch nicht abgesondert sind."
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+ "Zweige. Grüne, frische Baumzweige, welche man zum Futter für das Vieh zusammen bindet.",
+ "bis sie wieder. In das Haus.",
+ "Man darf Kälber und junge Esel im Freien zur Bewegung herumziehen. Man fasst sie am Halse und nötigt die jungen Tiere zum Springen oder Laufen.",
+ "Eine Frau darf ihren Sohn zur Bewegung herumziehen. Sie erfasst ihn rückwärts an den Armen und er bewegt den Fuss und geht.",
+ "darf es nicht geschehen. Dann trägt sie es ja."
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+ "aber sonst wohl behülflich sein. Dass das Junge nicht zur Erde fällt.",
+ "man darf ihretwegen den Schabbat verletzen. Folgende Regel ist zu beobachten: Die ersten drei Tage von der Niederkunft an gerechnet, darf man am Schabbat Alles für sie verrichten, sie mag es verlangen oder nicht; nachher aber bis zum siebenten Tag ihrer Niederkunft, nur das, was sie verlangt und nachher, bis zum dreissigsten Tage, obgleich sie bestimmt sagt, dass sie es bedarf, darf es nur durch einen Nichtjuden gereicht werden; weil sie während dieser Zeit, nur, als ein Kranker bei dem keine Lebensgefahr vorhanden ist, betrachtet wird."
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+ "so trägt man es am Schabbat offen. Um anzuzeigen, dass das Gesetz der Beschneidung ein so hochwichtiges ist, dass man deshalb den Schabbat übertreten kann.",
+ "Zur Zeit der Gefahr. Als manche heidnische Regierungen verboten, die Kinder zu beschneiden.",
+ "verdeckt man es vor Zeugen. Welche bezeugen sollten, dass man das Messer zum Zweck der Beschneidung und nicht aus anderer Absicht am Schabbat trage.",
+ "Man darf sogar Holz schneiden um Kohlen zu brennen und daran ein eisernes Gerät. Ein Beschneidungsmesser.",
+ "verdrängt die Schabbat-Gesetze nicht. Z. B. diejenigen Dinge, die man zur Förderung der Beschneidung in Anwendung bringt. Er differirt demnach mit R. Elieser.",
+ "verdrängen den Schabbat. Wie die Beschneidung selbst."
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+ "aufreissen. Die Haut, welche die Spitze des Gliedes bedeckt.",
+ "das Blut absaugen. Obgleich er eine Wunde macht.",
+ "ein Pflaster. איספלנית = σπλήνιον = Verband, Kompresse.",
+ "und Kümmel. וכמון = ϰύμινον = Kümmel, im lat. cuminum, im franz. cumin.
Anmerkung von E. Baneth: Samter hätte auch noch das arab. Kammun (كمون) und das syr. ܟܡܘܢܐ hinzufügen können. Aber das Wort findet sich ja schon in der Bibel (Jes. 28,25 u. 27).",
+ "aber wohl ein altes Stückchen Leinwand umbinden. Ein Stückchen Leinwand wird durchlöchert, in welches man das Glied tut, damit die Haut nicht zurückgeht und das Glied bedeckt.",
+ "um seinen Finger gewickelt. Als wäre es eine Art Handschuh."
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+ "Man darf das Kind am dritten Tage. Nach der Beschneidung. R. Elieser b. A. differirt in seiner Meinung von der des ersten Tanna, indem er lehrt, dass man das Kind nach der richtigen Art und Weise, ohne Veränderung, baden darf; auch an einem dritten Tage nach der Beschneidung, der auf einen Schabbat fällt, da hier Lebensgefahr mitspielt. Die Gesetzesnorm (הלכה) ist auch, wie ראב״ע entscheidet.",
+ "Wegen eines zweifelhaften Kindes. Ein Kind, von welchem nicht recht ermittelt ist, ob es im achten oder neunten Monat geboren ist; im erstern Falle ist es nicht lebensfähig und man darf deshalb den Schabbat seinetwegen nicht verletzen."
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+ "so ist er schuldig. Weil er zur Unzeit eine Arbeit verrichtete, nämlich eine Wunde an einem Körper hervorgebracht hat.",
+ "Josua spricht ihn davon frei. R. Elieser ist der Ansicht, obgleich er eine מצוה getan, so war sie doch nicht zur richtigen Zeit vollführt und der Schabbat durfte nicht verletzt werden. R. Josua jedoch urteilt, er ist frei, da er in seiner Zerstreuung glaubte, ein Gesetz zu vollziehen, welches allerdings auch gesetzmässig und nicht vor der Zeit vollführt ward."
+ ],
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+ "Ein Kind kann. Gesetzmässig.",
+ "am neunten. Die Dämmerung konnte zum Tage gezählt werden, man rechnet aber erst vom Abend den achten Tag, also geschieht die Beschneidung am neunten Tage.",
+ "am zehnten. Am nächsten Schabbat kann es nicht beschnitten werden, weil es der neunte sein könnte, also ausser der Zeit, wo man den Schabbat nicht entweihen darf, daher kann die Beschneidung erst am Sonntag, also am 10. stattfinden.",
+ "so wird es am elften. Eine Beschneidung nicht zur rechten Zeit kann den Festtag nicht verdrängen, daher wird das Kind am elften beschnitten.",
+ "am zwölften beschnitten. Wenn das Kind am Freitag in der Abenddämmerung zur Welt kommt und Sonntag und Montag darauf sind die beiden Tage von ראש השנה, welche zwei Tage als ein in der Heiligkeit fortlaufender Festtag betrachtet werden, die Beschneidung also erst am Dienstag, das ist der zwölfte nach der Geburt statt findet.",
+ "bis es völlig gesund geworden. Von da an, werden erst die acht Tage gerechnet."
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+ "Folgende Hautfasern. Fasern, die von der Vorhaut zurückgeblieben sind.",
+ "Ein Solcher darf. Wenn er ein Priester ist."
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+ "Man darf am Festtage einen Weindurchschlag über ein Gefäss spannen. Obgleich es dem Ausspannen eines Zeltes ähnlich ist."
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+ "Man darf nicht weissen Enzian. חלתית = Caltha, eine gelbe, starkriechende Blume. Oder Faserkraut, welches Arzneikräfte besitzt. Nach Raschi = assa foetida. Bartenora meint, es sei eine Pflanze, die viel Wärmestoff enthalte, welche man in kälteren Gegenden geniesst."
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+ "so darf man sie. Nach anderer Leseart: die Kleider."
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+ "auch einen Korb worin ein Stein liegt. Doch müssen Früchte in dem Korbe liegen; wenn keine darin sind, wird der Korb eine Basis für etwas Verbotenes, dann darf man solchen nicht bewegen."
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+ "so dass das Geld herunterfällt. Allerdings wenn er das Geld Freitag vergessen hat wegzunehmen, hat er es aber vorsätzlich liegen lassen, ist es eine Basis für etwas Verbotenes.",
+ "befindet sich Schmutz. לשלשת=Schmutz, Unrath, Hühnerdreck. Aruch.",
+ "und wenn der Überzug von Leder. Das nicht waschbar ist."
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+ "Jedenfalls darf man ihn am Schabbat von seinem Orte nehmen. Wenn er trocken ist.",
+ "und ist er zur Annahme von Unreinheit nicht geeignet. Denn er ist kein Gerät von Holz, auch kein Gewand, kein Sack, auch kein Metall."
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+ "darf man daraus für drei Mahlzeiten retten. Selbst mittelst mehrerer Geräte.",
+ "Kommt und rettet für Euch. Jeder Einzelne Speise für drei Mahlzeiten.",
+ "Elieser erklärt ihn für erlaubt. Wenn die Waben zerbröckelt sind, fliesst der Honig von selbst durch das Wachs hindurch, man pflegt ihn meist zu pressen."
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+ "darf man nur mit heissem Wasser waschen. Aber nicht einweichen.",
+ "und spanische Kulias. Kulias im Griechischen Κολίας eine Art Tunfisch."
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+ "damit sie daselbst verwahrt bleiben; auch gutes Wasser unter ungeniessbares (im Gefässe) setzen, um es kühl zu erhalten; auch kaltes in warmes, um es zu erwärmen. Wem die Kleider unterwegs in Wasser gefallen sind, der darf weiter ohne Bedenken darin gehen. Sobald er an den äussersten Hof (der Stadt) anlangt, darf er sie in der Sonne ausbreiten, doch nicht vor dem Volke (nicht öffentlich. Diese Mischnah ist zurückgewiesen und nicht als vollgültig angenommen worden, denn es steht als Gesetzesnorm fest: Alles was die Weisen des Scheines wegen verboten haben, ist auch im Innersten der Zimmer verboten, daher darf man die Kleider auch nicht insgeheim ausbreiten."
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+ "selbst wenn es mit zehn Tüchern. אלונטיות = lat. lintea = leinenes Tuch."
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+ "Man darf sich salben und den Leib. Mit den Händen.",
+ "aber sich nicht ermüden. מתעמלים = von עמל = Mühe; sich Mühe geben und anstrengen. Den Leib so bearbeiten, dass der Schweiss ausbricht; weil solches als ein Heilmittel anzusehen wäre, das am Schabbat zu gebrauchen, verboten ist.",
+ "Man darf sich nicht den Körper bürsten. מתגרדין = von גרד = kratzen, schaben, bürsten. Die betreffende Bibelstelle findet sich Hiob 2, 8 ויקח לו חרש להתגרד בו.",
+ "Man darf nicht in Kordima. קוררימת der Name eines Flusses oder einer Gegend, die auch פולימא genannt wird, dessen Grund schlammig und voll Lehm war, wo der Badende leicht stecken bleibt und nur mit Mühe herausgezogen wird.",
+ "Man darf keine Brechmittel nehmen. אפיקטוזין Bartenora erklärt das Wort von אפיק טוי זיין so viel als = die Speise aus dem Magen herauszubringen = Brechmittel.
Anmerkung von E. Baneth: אפיקטויזין = Brechmittel. Die von Samter angeführte Erklärung אפיק טוי זיין ist noch weniger ernst zu nehmen als die immerhin bessere im Aruch s. v. durch אפיק טפי זון („entferne das Zuviel an Speise“, während טוי gebraten heisst, was hier kaum einen Sinn hat). ‘Aruch liest übrigens אפקטפיזון, und das ist, wie schon Musafia richtig vermutet, eine Metathesis des griechischen απέκπτυσιν (apekptysin = völliges Ausspeien).",
+ "Man darf keinem Kinde die Glieder gewaltsam richten. מעצבין wie es in Hiob 10, 8 heisst: ידיך עצבוני ויעשוני Deine Hände hatten mich geformt und gefertigt.",
+ "man darf nicht einen Bruch wieder einrichten. Wenn etwa ein Knochen gebrochen ist. Doch die הלכה (Gesetzesnorm) ist nicht so, sondern es ist erlaubt.",
+ "Wer sich die Hand oder den Fuss verrenkt hat. נפרקה = Man vergleiche Genesis 27, 40, מעל צוארך והיה כאשר תריד ופרקת עלו dann kannst Du abschütteln, ablösen, losmachen, abschneiden. Davon das Rabbinische = Abschnitt, sowohl in der Zeit als im Raume."
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+ "Leihe mir. Auf längere Zeit, das sind gewöhnlich dreissig Tage.",
+ " Hier endet die Übersetzung und Erklärung des sel. Dr. Sammter. Der Herausgeber."
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+ "aber nicht aus einem Verzeichniss. Weil es verboten ist profane Schriften am Schabbat zu lesen.",
+ "Man darf das Loos entscheiden lassen. מפיס eigentlich „besänftigen“; durch die Entscheidung des Loses werden die Streitenden besänftigt; daher פייס Los und davon wieder מפיס „losen“.",
+ "bei seinen Kindern und Hausgenossen. Über die ihnen zu verteilenden Speisen, Gaben und dgl. Unter Fremden ist Losen an Schabbat- und Festtagen als Geschäftsthätigkeit untersagt.",
+ "wegen Würfelspiels. Welches auch an Wochentagen verboten ist. קוביא griechisch κυβεία .",
+ "Lose. חֵלֶש Los hängt mit חלש schwach sein ebenso zusammen wie das gleichbedeutende und im Talmud gebräuchlichere פייס mit dem Verbum מפיס, welches in unserer Mischna „losen“, eigentlich aber „besänftigen“ heisst. Die Grundbedeutung von חלש ist nämlich der Begriff des Milden und Sanften; daher im Arabischen حلا süss sein im Gegensatz zum Sauern und Bittern, deren Geschmack ein herber ist. Aus diesem Begriff hat sich erst die Bedeutung „schwach sein“ in חלש entwickelt, und aus dieser wieder die Bedeutung „krank sein“ in חלה. In der Bibel ist חלש als Los nicht nachweisbar. Die von Vielen herbeigezogene Belegstelle חולש על גוים (Jes. 14,12) wird von Anderen „Sieger über die Völker“ übersetzt nach Ex. 17,13.",
+ "darf man über die OpferTeile. Um sie unter den Priestern zu verteilen.",
+ "aber nicht über die Gaben. Die man nach aufgehobener Tafel seinen Gästen (ביצה V. 7. — Gen. 43, 34 משאת genannt) oder bei Festlichkeiten seinen Freunden (Ester 9,19; ביצה I. 9.) zu verteilen pflegte."
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+ "Man miete nicht Arbeiter am \t\t\tSchabbat. Es ist unstatthaft, am Schabbat מצוא חפצך ודבר דבר „deine Geschäfte auch nur mit Worten wahrzunehmen“ (Jes. 58, 13).",
+ "Man darf nicht zur Schabbatgrenze sich begeben. Schabbatgrenze (תחום) heisst die Linie, bis zu welcher man an Schabbat- und Festtagen gehen darf, (s. Einl. z. Tr. Erubin Abs. 4) — מחשיכין על התחום eig. an der Schabbatgrenze Nacht machen.",
+ "nach Sonnenuntergang Arbeiter zu miethen oder Früchte zu holen. Die erst gepflückt werden sollen.",
+ "wohl aber Früchte zu hüten. Was ja innerhalb des תחום auch am Schabbat erlaubt ist.",
+ "darf ich vor Schabbatausgang zur Schabbatgrenze mich verfügen. Wenn es sich um ein frommes Werk handelt, darf man am Schabbat auch solche Anordnungen für den folgenden Tag treffen, welche heute nicht ausgeführt werden dürften; unter gleicher Voraussetzung darf man bis zum תחום gehen, um nach Schabbat jenseits desselben eine am Schabbat selbst innerhalb des תחום verbotene Tätigkeit früher in Angriff nehmen zu können. Abba Saul widerstreitet also der von einem Ungenannten (תנא קמא) vertretenen Ansicht, nach welcher man nur in solchen Angelegenheiten zum תחום gehen darf, die man innerhalb desselben auch am Schabbat wahrnehmen könnte (vgl. Anm. 12.), gleichviel ob es sich um ein frommes Werk handelt, oder nicht. Wir entscheiden wie Abba Saul."
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+ "sie wären denn aus einem nahen Ort. Aus einem innerhalb des תחום gelegenen Orte.",
+ "Hat man für ihn. Für den Nichtjuden.",
+ "so darf dieser nie in ihm bestattet werden. Falls der Sarg, bez. das Grab öffentlich für ihn gemacht wurde."
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+ "Wer einem mit dem Tode Ringenden die Augen zudrückt. Oder sonst ein Glied an ihm rührt.",
+ "hat Blut vergossen. Hat seinen Tod beschleunigt."
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+ "mag seinen Beutel. Der so wertvoll ist, dass zu befürchten steht, er möchte ihn selbst tragen, wenn sich ihm kein anderer Ausweg zeigte. Sonst ist es nicht gestattet, eine verbotene Tätigkeit durch einen Nichtjuden oder ein Tier anführen zu lassen.",
+ "nehme er die Geräte ab. Denn es wäre Tierquälerei, den Esel bis Schabbatausgang die Last tragen zu lassen.",
+ "die am Schabbat genommen werden können. S. oben K. XVII.",
+ "die nicht genommen werden dürfen. S. oben K. XVII."
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+ "Man darf Strohbündel. Die so gebunden sind, dass die Auflösung des Knotens am Schabbat nicht untersagt ist. S. oben K. XV 1—2.",
+ "für’s Vieh aufbinden. Da das Vieh sonst nicht davon essen kann, so ist es keine unnütze Mühe, sie aufzubinden.",
+ "junges Reis darf man sogar aufschütteln. Um es so dem Vieh geniessbarer zu machen.",
+ "nicht aber dreifach gebundenes Stroh. Welches man, obgleich es fester gepresst ist, doch nur wie einfache Strohbündel aufbinden, nicht aber aufschütteln darf.",
+ "Man zerstückle weder unreife Halme. שחת = Getreide, das noch nicht ⅓ seiner Reife erlangt hat.",
+ "gleichviel ob Grossvieh oder Kleinvieh. Überflüssige und daher unerlaubte Bemühung.",
+ "Juda gestattet es bei Johannisbrod für Kleinvieh. Nach seinem Urteil sind sie sonst dem Kleinvieh ungeniessbar."
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+ "Man darf ein Kamel nicht stopfen. Grosse Mengen ihm ins Maul stecken.",
+ "ihm das Futter. Selbst in kleineren Quantitäten, aber so tief, dass es dieselben nicht mehr ausspeien kann.",
+ "Man darf nicht Wasser hinstellen vor Bienen und vor Tauben im Taubenschlag. Weil sie ihre Nahrung selbst sich suchen und nicht wie die Haustiere gefüttert zu werden brauchen.",
+ "Hühner und Haustauben. הרדיסיות nach Herodes so genannt, der sie zuerst einführte."
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+ "Man darf Kürbisse. Einzahl דלעת, arab. دلاع Kürbis, (verwandt mit דלה, דלל herabhängen) „lang herabhängende Frucht“.",
+ "für’s Vieh zerschneiden. Wenn sie vor Schabbat abgeflückt wurden.",
+ "und Aas. Selbst von einem am Schabbat gefallenen Tiere.",
+ "für die Hunde. Wenn sie es unzerschnitten nicht fressen können.",
+ "ist. מן המוכן — Gegensatz: מוקצה, worüber die Einleitung zum Traktat ביצה nachzulesen ist. Nach R. Juda ist das Aas eines Tieres, welches am Freitag noch gesund, also dem Menschen zur Nahrung bestimmt war, für die Hunde nicht vorbereitet, mithin מוקצה."
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+ "Gelübde können am Schabbat vernichtet werden. Von dem Vater oder dem Gatten eines Weibes nach 4. B. M. 30. 6, 9, 13, weil ihre Befugniss erlischt, so bald der Tag vorübergegangen, ohne dass sie es vernichtet hätten; daselbst Vv. 5, 8, 12.",
+ "gelöst. Durch einen Schriftgelehrten oder drei Laien.",
+ "Man darf die Lichtöffnung verstopfen. S. oben XVII, 7.",
+ "einen Lappen und ein Tauchbad messen. Aber nur zu religiösen Zwecken, u. z. jenen, um zu untersuchen, ob er drei Daumenbreiten im Geviert (eine Fläche von 9 Quadrat-Daumenbreiten) hat, mithin als er mit einem unreinen Gegenstand und später wieder mit einem reinen in Berührung kam, für levitische Unreinheit empfänglich und dieselbe zu übertragen geeignet war; dieses, um zu untersuchen, ob es die vorgeschriebene Wassermenge (3 Kubikellen) enthält. Messungen zu anderen als Religionszwecken sind untersagt.",
+ "dass man die Licht-öffnung mit einem Tonkrug verstopfte und einen Topf mit Bast befestigte. An eine Stange oder dergl.; da man einen Knoten für die Dauer am Schabbat nicht machen darf, so nahm man statt eines Strickes oder einer Schnur, lieber Bast, das sich zu dauernder Befestigung nicht eignet.",
+ "oder nicht. Der hier vorausgesetzte Tatbestand ist folgender: In einer engen Gasse zwischen 2 Häusern, welche durch eine auf den Dächern beider Häuser ruhende Tonne überdacht ist, liegt ein Sterbender. Sein Tod würde nicht nur die Gasse, sondern auch die beiden Häuser verunreinigen, deren Licht-öffnungen (Fenster) auf dieses Gässchen gehen. Nun hat allerdings die Tonne einen breiten Spalt, der sie vollständig in 2 Hälften Teilt, so dass nur das Haus gefährdet ist, auf dessen Dache diejenige Hälfte ruht, unter welcher der Sterbende liegt, das andere Haus aber geschützt wäre, wenn dieser Spalt die Breite einer Hand hätte. Um dies zu untersuchen, befestigte man einen handbreiten Topf an einer Stange, mit welcher man ihn bis zum Spalt erheben konnte. Zuvor hatte man jedoch aus Vorsicht — für den Fall nämlich, dass der Tod während der Untersuchung eintreten und diese das gewünschte Resultat nicht ergeben, der Spalt also nicht die erforderliche Breite haben sollte — die Lichtöffnung des zu schützenden Hauses durch einen Tonkrug mit nach aussen gewendetem Boden verstopft, damit die Unreinheit nicht eindringe. Tongefässe sind nämlich von aussen für Unreinheit nicht empfänglich und bilden daher einen wirksamen Schutz gegen dieselbe. So die Erklärung Raschi’s mit einigen Modifikationen, zu welchen uns die von Tosafot geltend gemachten Schwierigkeiten veranlasst haben. Man kann auch annehmen, dass nur das Fenster des einen Hauses verstopft wurde, in dessen Nähe der Sterbende lag, worauf man den Spalt auf seine Breite untersuchte, um zu entscheiden, ob auch das Fenster des andern, entferntern Hauses verstopft werden müsse oder nicht. Möglich auch, dass nur ein Haus eine Lichtöffnung nach dem Gässchen hin hatte und also nur dieses in Betracht kam. Es gibt noch viele andere Erklärungen des Tatbestandes, welche bald mehr, bald weniger von dieser Darstellung abweichen; ich erwähne namentlich die von R. Chananel, Maimonides, Bartinora, Lipschütz. Sie leiden aber alle mehr oder weniger an erheblichen Schwierigkeiten, am meisten die von L. im תפארת ישראל, nach welcher man die Tonne erst am Schabbat, nachdem schon das Fenster verstopft war, hingestellt hat (wozu?!), was wohl, abgesehen von allem Andern, als Herstellung einer Überdachung (אהל) unstatthaft ist."
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+ ]
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+ },
+ "schema": {
+ "heTitle": "פירוש גרמני על משנה שבת",
+ "enTitle": "German Commentary on Mishnah Shabbat",
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+ "\nEinleitung.\nDieser erste Tractat in der Ordnung der Feste enthält eine grosse Anzahl von Vorschriften, welche sich auf die Heiligung des siebenten Tages der Woche beziehen und in vielen Stellen der תורה verzeichnet sind. Die Heiligung kann sich durch das Gebot kund geben, den Sabbath durch besondere Kleidung, durch Speise und frohes Beisammensein, namentlich zu religiösen Zwecken, auszuzeichnen, theils durch Ruhe, also Enthaltung von jeglicher Arbeit. Wiederum zeigt sich hier die Nothwendigkeit der mündlichen Lehre, da durch die schriftliche nicht genau angegeben iṣt, welche Arbeit verboten ist; man hätte ja auch das Essen und das Gehen als eine Arbeit ansehen können. Die Tradition hat 39 ,,Hauptarbeiten“ als am Sabbath verboten angenommen und zwar alle diejenigen, welche beim Bau der Stiftshütte zur Anwendung kamen, da die Beobachtung des Sabbath an der Spitze des Baues der Stiftshütte vermerkt ist Die vorzüglichsten Stellen, in denen des Sabbaths im Pentateuch Erwähnung geschieht, sind folgende: Genesis 2, 3; Exodus 16, 23—30; Exodus 20, 8—11; Exodus 23, 12; Exodus 31, 13—16; Exod. 34, 21; Leviticus 19, 30; Numeri 28. 9; Deuteron. 5, 12—15. — Der Tractat Sabbath ist sehr umfangreich; er enthält 24 Abschnitte. Da durch die Beobachtung des Sabbath gleichsam der Glaube an einen Schöpfer, der die Welt aus Nichts hervorgebracht hat, offenbart wird, die Nichtachtung desselben jedoch eine Gottesläugnung in sich schliesst, so sind die Strafen für die Entweihung des Sabbath auch sehr streng bemessen worden. Wer vorsätzlich bei Verwarnung durch Zeugen das Sabbathgesetz übertritt, wurde mit Todesstrafe, u. z. mittelst Steinigung, belegt. Geschah die Entweihung vorsätzlich ohne Zeugenverwarnung, so war כרת (Ausrottung) die Strafe. Hatte Jemand aus Versehen (בשוגג), indem er entweder, nicht bedachte, dass es Sabbath ist, oder nicht wusste, dass diese Arbeit verboten sei, dieselbe begangen, so muss er ein Sündenopfer (חטאת) bringen.—In Bezug auf einzelne Sabbath-Verordnungen kommen vier verschiedene Orte in Betracht: 1) רשות הרבים = ein öffentlicher Ort, an welchen Jeder ein Recht hat, z. B. eine Landstrasse, jede wenigstens 16 Ellen breite unbedeckte, an beiden Seiten offene Gasse und jeder Marktplatz; 2) היחיד רשות = ein Privatort, jeder zehn Handbreit tiefe und vier Handbreit breite, Vertiefung, eine steinerne, eben so hohe wie breite Mauer, ein von mindestens eben so hoben wie breiten Wänden eingeschlossener Raum im Freien oder auf Schiffen, Thürmen u. s. w., ferner eine mit Mauern umgebene und nächtlich geschlossene Stadt. 3) כרמלית*) = ein Ort, der zu jenen beiden nicht gehört, indem er entweder ganz frei liegt, wie das Meer, eine Ebene etc., oder bei gehöriger Breite nur die Höhe (und Tiefe) von drei bis zehn Handbreiten hat, oder nur von drei Seiten umgeben und an der vierten offen ist. 4) מקום פטור = ein gesetzlich freier Ort ist ein solcher, der über drei Handbreiten hoch oder tief ist, aber nicht vier Handbreiten im Geviert hat.\n"
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+ "Das Verbot des Hinaus- und Hineintragens am Schabbat. Obgleich diese Arbeit unter den 39 Hauptarbeiten im nachfolgenden siebenten Abschnitt zuletzt genannt wird, hat sie Rabbi dennoch hier zuerst behandelt, weil sie überaus häufig vorkommt und bekannt sein muss, sollen Irrtümer vermieden werden, zumal da es den Anschein hat, dass diese als Arbeit angesehene keine eigentliche ist. — Das Herausbringen und das Hereinholen aus einem Gebiet in das andere, aus רשות היחיד in רשות הרבים, wird hier statt mit dem Worte הוצאות mit יציאות belegt, weil dies dem Bibelausdruck entspricht, denn es heisst (Exod. 16,28): אל יצא איש ממקומו = »Es gehe Keiner von seinem Orte aus«, es gehe nämlich Keiner mit seinem Gerät in der Hand, um Manna zu sammeln.",
+ "zerfällt in zwei Satzungen. Zwei, Seitens der Torah, nämlich im Herein- und Hinausbringen eines Gegenstandes durch den Hauseigentümer, der sich im Inneren, in רשות היחיד befindet, und ebenso zwei durch den Armen, der sich ausserhalb in רשות הרבים beflndet! Hat er sich dieser Sünde schuldig gemacht aus Versehen (בשוגג), so ist die Strafe ein Sündenopfer (חטאת); hat er es mit Willen getan, dann erfolgt Ausrottung (כרת); wenn mit Verwarnung, dann steht die Todesstrafe mittelst Steinigung (סקילה) darauf.",
+ "die vier bilden. Die Rabbanan haben zu den zwei Satzungen noch zwei hinzugefügt, so dass es vier wurden; wenn nämlich die Arbeit durch zwei Personen vollbracht wurde, indem der Eine die עקירה = das Aufheben und die Fortbewegung, der Andere dagegen die הנחה = das Niederlegen bewirkt hat, so sind sie Beide straflos, weil die Tatvon Einem vollführt sein muss.",
+ "reicht der Arme seine Hand hinein. Und der Arme hält in seiner Hand einen Korb, worin er Brot vom Hausherrn empfangen will. Es ist hier das Beispiel vom Armen und Reichen angeführt, um zu zeigen, dass, obwohl Almosengeben ein löbliches Werk ist, es doch verboten ist, weil dadurch ein Gesetz übertreten wird.",
+ "so ist der Arme schuldig. Weil er allein eine vollständige Arbeit ausführte. Er entrückte einen Gegenstand aus רשות הרבים und legte ihn in רשות היחיד nieder; oder er nahm ihn aus רה״י fort und legte ihn in רה״ר nieder. Obgleich zwar der Ort, von welchem der Gegenstand entnommen wird, vier Handbreiten im Geviert haben muss, und weder die Hand des Armen, noch die des Reichen so gross ist, wird dennoch im Talmud angenommen, dass die Hand des Menschen, da sie Gegenstände, die sehr gross sind, erfassen kann, so angesehen wird, als sei sie vier Handbreiten im Geviert gross.",
+ "so sind sie Beide straflos. Weil Keiner von Beiden eine ganze Arbeit getan hat; doch ist es nicht erlaubt, solches zu tun, da es leicht dazu kommen könnte, dass jeder für sich allein eine vollständige Arbeit ausführte."
+ ],
+ [
+ "Man soll sich kurz vor מנחה. Das מנחה-Gebet hat seine Grenze bis zum Abend. Vergleiche Berachot Abschn. 4, m. 1. Hier ist nicht gerade von Freitag Nachmittag, sondern auch von jedem andern beliebigen Tage die Rede (in folgender Mischnah wird jedoch wieder von Angelegenheiten gesprochen, die nur den Schabbat betreffen).",
+ "nicht vor den Bartscheerer niedersetzen. Denn er könnte, wenn etwa die Scheere zerbrechen würde und er sie wieder herstellen wollte, vergessen und nicht beten.",
+ "Ebenso gehe man um diese Zeit nicht in’s Bad. Es könnte ihm eine Schwäche zustossen.",
+ "nicht in die Gerberei. Wenn vielleicht eine Beschädigung der Häute eingetreten wäre, würde er viel Zeit verbrauchen, um sie wieder herzustellen. Ebenso könnten bei den folgenden Fällen Verzögerungen Vorkommen.",
+ "Man unterbricht. Das Studium im Gesetze.",
+ "um das שמע. Zur rechten Zeit.",
+ "aber nicht des Gebetes. Der Achtzehn."
+ ],
+ [
+ "Der Schneider gehe nicht. Am Freitag Nachmittag.",
+ "denn er könnte vergessen und. Nach Eintritt des Schabbat.",
+ "damit ausgehen. Es darf aber kein Handwerker oder Künstler mit seinem Werkzeuge ausgehen.",
+ "auch nicht der Schreiber. לבלר = libellarius = Schreiber, Notar.",
+ "mit seinem Rohre. בקולמסו = κάλᾰμος = Rohr, Schreibfeder, die der Schreiber hinter’s Ohr zu stecken pflegte.",
+ "Man darf nicht beim Lampenlicht Kleider von Ungeziefer reinigen. לא יפלה = wegschaffen, das תרגום gibt בערתי הקדש (Deuteron. 26, 13) mit פליתי wieder.
Anmerkung von E. Baneth: Im Pi‘el heisst פלה, wie Samter richtig bemerkt, allerdings wegschaffen; nur stimmt zu dieser Erklärung nicht את כליו im Akkusativ. Aber im Kal (seltener im Pi‘el oder Hifil) hat das Wort die besondere Bedeutung von Ungeziefer reinigen, entlausen. So Schabbat 12a: אין פולין לאור הנר und so auch im Arabischen (فلى). Ob hier יְפַלֶּה, יַפלֶה oder יִפְלֶה zu lesen ist, mag dahingestellt bleiben.",
+ "Doch hat man gesetzlich. Wenn באמת vorkommt, so hat es die Gültigkeit von einer חזן (",
+ "dass der Schullehrer. הלכה למשה מסיני kommt von חזה = sehen her, weil der Schullehrer darauf zu sehen hat, wo die Kinder zu lesen beginnen sollen. Erst später wurde auch der Vorbeter in der Synagoge חזן genannt.
Anmerkung von E. Baneth: Samters Ableitung ist unmöglich. Vom Verbum חזה kann man kein Substantiv חזן bilden. Der Stamm ist offenbar חזן, arab. خزن = aufbewahren. Davon مخزن (Machzin = Speicher), das in der Form Magazin in unseren Sprachschatz übergegangen ist. Das verwandte חֹסֶן kommt in der Bibel öfter in der Bedeutung Schatz vor, aram. אחסנתא = Besitz, חסינה (Kelim XVI 5 = Behälter, neusyr. חזנא = Schatz. Der Beruf des חזן ist ein vielseitiger. In Joma VII 1 und Sota VII 8 ist er der Synagogenverwalter, in Tamid V 3 hat er die Priestergewänder in Verwahrung, in Makkot III 12 (s. auch Schabbat 56a und Synh. 17b) ist er Gerichtsvollzieher und in Baba Μ. 93b sogar Nachtwächter. Nach Sota 49a l. Z. erteilt er in der Schule den Anfangsunterricht, und dieses Amt scheint er auch an unserer Stelle auszuüben (s. Maimunis Mischnakommentar).",
+ "aber selbst nicht lesen dürfe. שמא יטה, er könnte vielleicht das Licht, wenn es nicht gut brennt, neigen und dadurch die Sünde des Feuermachens oder- Beförderns begehen."
+ ],
+ [
+ "ausgesprochen hat. Die Gelehrten hatten nämlich die Absicht, das Buch Hesekiel aus der Bibel zu verbannen, weil mehrere Stellen in demselben dem Pentateuch zu widersprechen scheinen, z. B. (Hesekiel 44,31). »Jedes Aas und jedes Zerrissene vom Geflügel und vom Vieh dürfen die Priester nicht essen«. Daraus ginge hervor, dass nur die Priester solches nicht essen dürfen, es aber den Israeliten erlaubt wäre; — (ibidem 45,20). »Also sollst Du auch tun am siebenten Tage des Monats« … von welchem Opfer in dem Pentateuch nichts erwähnt ist. Deshalb isolierte sich Chananjah auf seinem Söller, um das Buch Hesekiel zu erklären.",
+ "als die des Hillel. Und die הלכה nach ihnen festgesetzt."
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+ "dass sie noch bei Tage durchweicht werden. Die Schule Samai’s ist der Ansicht, dass man auch zu dem Feiernlassen der Geräte verpflichtet ist; dagegen meint die Schule Hillels, dass sich die Verpflichtung des Feiernlassens nur auf lebende Wesen bezieht."
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+ "dass sie noch bei Tage verdunsten. שיהבילו = von הבל = Dunst. Durch das Verdunsten werden sie trocken."
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+ "dass man. Kurz vor שנת.",
+ "die Balken auf die Ölpresse und die runden Hölzer auf die Weinpresse auflegen darf. Es ist deshalb erlaubt, weil man die genannten Presswerkzeuge erst dann auflegt, wenn die Oliven bereits gemahlen und die Weintrauben getreten sind, der Saft also ohne Balken und runde Hölzer von selbst herausläuft, nur nicht so stark als jetzt; darum gleicht es der Hauptarbeit des Dreschens nicht."
+ ],
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+ "dass sie noch bei Tage gebraten werden. Nach Art des בן דרוסאי, welcher Fleischspeise, wenn sie nur ein Drittel gar gekocht war, verzehrte. Weil sie in diesem Zustande bereits essbar ist, braucht nicht befürchtet zu werden, dass er die Kohlen schüren würde.",
+ "wenn nicht die Oberfläche. Diese ist dem Luftraum des Ofens zugekehrt.",
+ "dass die untere Fläche. Welche der Ofenplatte angeklebt und zuerst gebacken wird, bevor noch die Oberfläche, die dem Luftraum des Ofens zugekehrt ist, sich härtet."
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+ "Man lässt das Pessach - Opfer. Das Wort שלשל bedeutet herablassen und heraufziehen (Aruch). Die Öfen der Alten hatten ihre Öffnung oben, deshalb liess man das zu Bratende von oben herabhängen.",
+ "selbst in der Dämmerung vor Schabbat. Obgleich man anderweitig nicht braten darf, wie oben erwähnt ist, so macht das Pessach-Opfer eine Ausnahme, da die zu dem Opfer versammelte Gesellschaft sehr achtsam ist und sich unter einander erinnern wird, die Kohlen nicht anzuschüren.",
+ "auch dürfen die Priester in der Herd-Kammer. Im Vorhofe des Tempels befand sich eine grosse Kammer, woselbst immer Feuer brannte, damit sich die Priester, die auf dem Marmor-Estrich baarfuss gingen, dort wärmen konnten.",
+ "das Feuer ein Wenig anschüren. Weil die Priesterachtsam sind."
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+ "Mit welchen Stoffen darf man. Zum Schabbat.",
+ "Man darf nicht brennen mit Zederfasern. Eine Art Wolle, welche sich zwischen der Rinde und dem Holze der Zeder befindet.",
+ "mit Weiden wolle. Eine Art Wolle, welche sich zwischen der Rinde und dem Holze der Weide befindet.",
+ "mit Nesselkraut. Es sollen dies die Blätter eines langen Krautes sein, die man gross zieht, um damit zu brennen.",
+ "das auf dem Wasser schwimmt. Eine Art Wolle, die sich an der Wandung der Schiffe, welche lange im Wasser verweilt haben, festsetzt. Bis hierher war die Rede von den Dochten, die man nicht gebrauchen darf; von nun an werden die Öle aufgezählt, die unbrauchbar sind.",
+ "mit Wachs. Dass man etwa geschmolzenes Pech und geschmolzenes Wachs an Stelle von Öl in eine Lampe giesse; aber lange Fäden aus Wachs zu machen, ist erlaubt.",
+ "mit Öl aus dem Baumwoll - Samen. שמן קיק ist das Öl, welches aus den Körnern gepresst wird, die sich in der Baumwolle befinden. Der Grund, weshalb diese Dochte nicht zulässig sind, ist, weil das Licht nicht nach denselben zieht, sondern ausserhalb derselben; ebenso zieht sich das Öl nicht nach dem Dochte, und in beiden Fällen brennt das Licht schlecht, weshalb zu besorgen ist, man würde das Licht beugen, um es dadurch besser brennen zu machen; oder auch, man würde das Licht verlassen, was nicht geschehen darf, weil das Schabbatlicht Pflichtsache ist.",
+ "das verbrannt werden muss. Öl von תרומה, das verunreinigt worden ist. Hier ist die Rede von einem Festtage, der auf einen Freitag fiel; wenn er demnach die תרומה an diesem Tage verbrennt, würde er Heiligtümer am יום טוב verbrennen, was verboten ist."
+ ],
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+ "Man darf das zum Verbrennen bestimmte Öl. Siehe die vorige Anmerkung.",
+ "wegen der Würde des Schabbat. Weil es übel riecht, obgleich es gut brennt.",
+ "Fischöl. Trahn."
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+ "ausser Flachs. Obgleich die Stengel in der Bibel (Josua 2,6) auch Holz genannt werden; dagegen Hanf und Baumwolle, welche von Samenarten abstammen, darf man ohne Weiteres zu Dochten verwenden.",
+ "der Verunreinigung als Zelt. Hierüber sehe man den sechsten Teil der Mischnah, Einleitung zum Tractat אהלות.",
+ "Ein Lappen von einem Gewande. Der Lappen muss übrigens drei Finger lang und breit sein.",
+ "Elieser der Verunreinigung. Als Kleid."
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+ "weil er sich fürchtet vor Heiden. So wie die Perser, die an gewissen Tagen ihres Götzendienstes wegen nirgends ausser im Tempel Licht zu brennen erlaubten.",
+ "vor Räubern. Damit sie nicht sehen sollen, dass dort Menschen seien und sie überfallen.",
+ "vor bösem Geist. Nämlich Nervenkranke oder Tiefsinnige, die vor jeder Erscheinung erschrecken.",
+ "damit er einschlafe. Es ist die Rede von einem Kranken, bei welchem Gefahr im Gefolge ist; wenn aber keine Gefahr vorhanden, ist es verboten."
+ ],
+ [
+ "der חלה - Entrichtung und des Anzündens des Lichtes. Dies sind Dinge, die sie und das Hauswesen betreffen, Backen und Lichtanzünden."
+ ],
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+ "Habt Ihr verzehntet. Da auch nur eine Kleinigkeit am Schabbat zu essen, schon zum מעשר bestimmt.",
+ "Habt Ihr die Verbindung der Orte. Sowohl in Hinsicht der עירובי תחומין = der Grenzen des Schabbatweges (2000 Ellen), als auch עירובי חצרות = der Höfe, um aus einem Hofe in den andern etwas tragen zu dürfen; wie nicht minder die Verbindung der Gassen.",
+ "Zündet die Lampe an. Die ersten beiden Dinge werden in Frageton gestellt, denn man konnte es bereits getan haben. Letzteres jedoch, das Anzünden der Lampe, geschieht im befehlenden Tone, denn wäre es bereits geschehen, so sähe man es.",
+ "oder nicht. Zeigt sich ein Stern, so ist der Tag noch nicht zu Ende; bei zwei Sternen ist es zweifelhaft, ob es Tag oder Nacht ist (diese Zeit der Dämmerung wird בין השמשות genannt); werden jedoch drei Sterne sichtbar, dann ist es in jeder Hinsicht Nacht.",
+ "so darf man nicht mehr וראי. Das gewiss Unverzehntete.",
+ "auch keine Gefässe. Zur Reinigung.",
+ "Aber man darf רמאי. Zweifelhaftes."
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+ "Auf einen Wärmeherd zu zwei Töpfen. כירה ist eine Vertiefung, eine Art Heerd, wo das auf dessen Boden befindliche Feuer, die zwei Töpfe, die oben angebracht sind, bestreicht. Das Wort כירה hat Verwandtschaft mit כרה = graben.",
+ "wenn er mit Stoppeln oder Reisern geheizt war. Kurz vor Schabbat. גבבא ist Kleinholz, so wie Stoppeln, die man auf dem Felde aufklaubt.",
+ "gekochte Speise. Um dieselben über שבת warm zu halten.",
+ "war er mit Öltrestern. גפת ist der Bodensatz des Öls und des Sesams, nachdem das Öl ausgepresst ist.",
+ "oder Asche darüber getan hat. Er muss die Kohlen wegschaffen, denn es könnte geschehen, dass er sie anschüren würde.",
+ "das Abgehobene wieder drauf zu setzen. Aber nachdem er das Abgenommene irgend wohin gesetzt hat, darf er es, selbst nach Beth Hillel, nicht wieder hinsetzen, weil es angesehen wird, als setzte er es am Schabbat in die Wärmestätte ein. (Der gewöhnliche Ausdruck bei den Juden ist = Chalent setzen, was vielleicht mit dem Französischen chaleur = Hitze zusammenhängt. Berliner in seiner Schrift: »Aus dem innern Leben deutscher Juden im Mittelalter« [S. 55, Note 108] kombiniert das Wort שאליט mit dem altfranzösischen chald = chaud = תנור)."
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+ "darf man weder inwendig noch obenauf etwas setzen. חמין = Ofen, ist oben eng und unten breit, deshalb drängt sich die Hitze in demselben mehr zusammen, als beim כירה = Wärmeherd, darum hat man zu besorgen, er werde anschüren.",
+ "Ein einfacher Wärmeheerd. כפח ist ein Wärmeheerd, der so lang wie breit ist, aber nur den Raum für einen Topf bietet; der Wärmestoff in demselben ist grösser als beim כירה, da dieser oben offen ist und für zwei Töpfe Platz hat."
+ ],
+ [
+ "Man darf. Am Schabbat.",
+ "nicht ein Ei neben den Wärmekessel. Eine Warmflasche von Kupfer, durch welche man das Wasser über dem Feuer wärmt.",
+ "auch nicht in Wärmetücher einschlagen. Man darf das Ei nicht zerbrechen auf einem Tuche, welches in der Sonne gewärmt ist, damit es brate, weil man dasselbe mit einem am Feuer gewärmten verwechseln könnte.",
+ "oder in den Staub am Wege. Der Staub, welcher durch die Sonne heiss geworden, ist heisser Asche gleich. In diesem Falle erlaubt es auch R. Jose nicht, weil man auch besorgt, er möchte die zusammenhängende Erde auseinanderbröckeln, was eine Art des Pflügens wäre."
+ ],
+ [
+ "dass die Einwohner von Tiberias eine Röhre. סילון = eine Röhre, welche durch die heissen Wasser von Tiberias gezogen war, um die kalten Wasser dadurch zu wärmen. Die Benutzung solchen Wassers am Schabbat ist verboten, weil es dem am Feuer heiss gemachten Warmwasser gleich geachtet wird, in welchem man auch nicht das kleinste Glied waschen dürfe.",
+ "aber wohl zum Trinken erlaubt sei. Hände und Füsse darf man auch darin waschen, nur nicht den ganzen Körper. Die Einwohner von Tiberias beherzigten die Worte der Weisen und zerbrachen die Röhre.",
+ "von den Kohlen gereinigten מוליאר. מוליאר ist das Griechische μιλιάριον = ein kupfernes Gefäss, hoch und spitzig, um Wasser darin zu wärmen. Es hat zwei Behälter, von denen einer an der Seite des anderen ist; in dem grösseren Behälter ist Wasser, das man nicht sieht, in dem kleineren sind Kohlen. So Raschi. Nach Aruch sind die beiden Behälter über einander; das Wasser ist im unteren und die Kohlen im oberen.",
+ "aus einem אנטיכי. אנטיכי, hier wird das Feuer in den untern Boden getan und das Wasser oben; es bleibt daher immer viel Wärme übrig."
+ ],
+ [
+ "In einen vom Feuer genommenen Kessel mit heissem Wasser darf man. Am Schabbat.",
+ "den man. In der Dämmerung.",
+ "wohl aber in eine Schüssel oder auf einen Teller. Mit warmen Speisen."
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+ [
+ "aber nicht eine alte. Gebrauchte."
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+ "Worein darf man. Wenn Jemand Freitag Nachmittag den Topf vom Heerd nehmen will und ihn durch etwas anderes warm erhalten will, darf keine Vermehrung der Wärme entstehen, sondern blos eine Beibehaltung der vorhandenen Wärme.",
+ "Man darf. Die Töpfe.",
+ "unter Früchte. Als Weizen, Hülsenfrüchte etc."
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+ [
+ "Man darf Speisen in Felle. שלחין = Felle. Das Targum gibt (Levit. 1, 6) והפשיט את העולה mit וישלח ית עלתא wieder.",
+ "so könnte man ihn vielleicht nicht wieder einsetzen dürfen. Weil die Wolle zusammenfällt. Es handelt sich nämlich darum, ob man zu befürchten hat, dass Jemand nachher den Topf unerlaubter Weise einsetzen würde. R. Elieser besorgt dies, die Weisen aber nicht.",
+ "Man kann den Topf herausnehmen und. Wenn es angeht.",
+ "Man darf einen Krug. קיתון = κύαϑος = Becher, Krug. Ein Maass von flüssigen und trockenen Dingen.",
+ "füllen und unter ein Kissen oder Polster setzen. Um ihm die Kälte zu benehmen."
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+ "Womit darf man am Schabbat das Vieh ausgehen lassen und womit nicht. Im Dekalog (Exod. 20, 11 und Deuteron. 5, 14) ist vorgeschrieben, dass das Vieh am Schabbat auch feiern muss. Nun ist wohl zu unterscheiden: ob die Gegenstände, die das Tier trägt, dazu dienen, um es zu bewachen, oder ihm blos eine Last sind; im ersteren Falle darf das Vieh damit ausgehen, im letztern jedoch nicht.",
+ "die lybischen Esel mit dem Zaum. פרומביא das Griechische φορβία oder φορβεία = Halfter, Zaum mit eisernem Gebiss.",
+ "die solches Halsgeschirr tragen. Z. B. Jagdhunde und kleinere Tiere.",
+ "Dieselben Sachen besprengt man. Im Fall der Verunreinigung.",
+ "an ihrem Orte. Ohne sie abzunehmen."
+ ],
+ [
+ "Der Esel kann ausgehen mit der Decke. Damit ihn nicht friere, denn dem Esel ist selbst im heissen Sommer kalt חמור בתקופת תמוז קרירי ליה.",
+ "wenn sie vorher. Am Freitag.",
+ "Die Böcke können. Mit dem Leder um das Glied.",
+ "und bedeckt mit einer Hülle. Zur Reinhaltung der feinen Wolle."
+ ],
+ [
+ "Das Kamel nicht mit einem am Schwanze hängenden Lappen. מטוטלת heisst in כלאים ו׳, ט׳ Senkblei, eine Schnur, woran Blei befestigt ist; hier bedeutet es einen Lappen, der am Schwanz befestigt ist.",
+ "nur muss man die Stricke nicht verwickeln. Weil vielleicht נלאים darin ist."
+ ],
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+ "nicht mit einer leiterförmigen Vorrichtung am Halse. Wenn das Tier eine Wunde hat, legt man am Halse eine kreuzförmige Leiter an, um das Reiben der Wunde zu verhüten.",
+ "nicht mit einem Riemen am Fusse. Damit sie nicht zusammenschlagen.",
+ "Die Hühner nicht mit ihren. Um sie zu kennzeichnen.",
+ "die Mutterschafe nicht mit Niesholz. Damit sie oft niesen und das Ungeziefer abschütteln.",
+ "das Kalb nicht mit dem Binsenjoch. Um es zu gewöhnen.",
+ "die Kuh nicht mit der Igelhaut. Um die Schlangen abzuhalten.",
+ "Elasar ben Asarjah. Es war nicht seine eigene, sondern die seiner Nachbarin, und weil er es ihr nicht verwies, wird es betrachtet, als wäre es die seinige gewesen. —"
+ ]
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+ "ohne sie lose zu machen. Wenn sie an Wochentagen badet, muss sie die Schnüre lose machen; nun könnte es sich ereignen, dass sie am Schabbat ein Pflichtbad (טבילת מצוה) vornehmen wollte, dann müsste sie die Bänder losbinden und sie würde dieselben vier Ellen in רה״ר tragen.",
+ "an einen öffentlichen Ort. Dies bezieht sich, nach Maimonides, auf alle.",
+ "nicht mit einer goldenen Krone in Form einer Stadt. Die Stadt Jerusalem.",
+ "nicht mit einer engen Halskette. קטלא so viel als catella = kleine Kette, Kettlein.",
+ "nicht mit Nasenringen. Wohl aber mit Ohrringen, da es zu viel Mühe machen würde, sie auszuziehen.",
+ "Wenn sie aber damit ausgegangen ist. Alle diese angegebenen Dinge sind als Schmuck zu betrachten, und sind von den Rabbinen blos deshalb verboten worden, weil man befürchtet, die Frau könnte sie abziehen und zeigen."
+ ],
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+ "die mit Nägeln beschlagen sind. Zur Zeit der syrischen Verfolgung hatten sich nämlich viele Juden in eine Höhle versteckt; da hörten sie plötzlich ein Geräusch über sich und glaubten, die Feinde kämen, sie drängten nun an einander und tödteten sich mit den eisernen Nägeln. Weil dies am Schabbat geschah, wurden solche Sandalen an Schabbat- und Feiertagen verboten, weil auch die Feiertage als Versammlungszeit gelten.",
+ "auch nicht mit einer Sandale. Weil er den einen Schuh abziehen und tragen könnte, wenn er verspottet würde.",
+ "auch nicht mit einem Schützblatt. Ein Blatt, welches man als Heilmittel sich anhängt, Amulett.",
+ "braucht er kein Sündopfer zu bringen. Weil man diese Gegenstände nur zur Zeit des Krieges trägt, ist ihr Tragen am Schabbat verboten."
+ ],
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+ "Eine Frau darf nicht ausgehen mit einer durchlöcherten Nadel. Womit man näht, weil solches als Handwerkzeug betrachtet wird; auch wenn sie dieselbe in ihre Kleider steckt, verfällt sie der Strafe eines Sündopfers.",
+ "nicht mit einem schneckenförmigen Kopfaufsatz. כוליאר = κοχλιώδης = schneckenförmig, wie ein Schneckenhaus gewunden. Im Lateinischen = cochlear = Schnecke. Es wird als Last und nicht als Schmuck angesehen, weil die meisten Frauen nicht damit ausgehen."
+ ],
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+ "Der Mann darf nicht ausgehen mit einem Schwerte. Ausser wenn es in den Krieg geht.",
+ "Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen. Wären sie ein Schmuck, würden sie nicht zur messianischen Zeit abgeschafft werden.",
+ "Das Knieband. Eine Spange auf dem Schenkel, um die Unterkleider festzuhalten, dass sie nicht herabfallen, wodurch die Schenkel sichtbar würden. Es ist kein Schmuckgegenstand, auch kein eigentliches Gerät, sondern blos ein Gerät zum Dienst eines andern, so wie die Ringe der Geräte, deshalb sind sie rein.",
+ "ist rein. Ist nicht für Unreinigkeit empfänglich."
+ ],
+ [
+ "mit der weichen Wolle im Ohre. Um das Ohrenschmalz aufzusaugen."
+ ],
+ [
+ "Frauen dürfen mit einem Geldstück auf der Fussschwiele. צינית soll eine Krankheit unter der Fusssohle sein, und das geprägte Geldstück ein Heilmittel dagegen.",
+ "auch mit Splitterchen an den Ohrlöchern ausgehen. Den kleinen Mädchen werden Löcher in die Ohren gestochen und einstweilen eine Schnur oder ein Span hineingesteckt, bis sie die Ohrringe erhalten.",
+ "Araberinnen. Jüdinnen aus Arabien, eben so aus Medien."
+ ],
+ [
+ "Sie dürfen auch das Kopftuch. Das Kopftuch wird nämlich so umgeschlagen, dass zwei Zipfel am Halse herabhängen, an deren einem ein Stein, eine Nuss etc. befestigt ist, so dass man den andern leicht daran befestigt.",
+ "nur darf man letzteres nicht eigends tun. Weil man am Schabbat kein Geld anfassen darf."
+ ],
+ [
+ "Ein Verstümmelter. Dem der Fuss fehlt.",
+ "Die ledernen Schenkelkrücken des an beiden Füssen Verstümmelten nehmen durch den Druck Unreinheit an. Alles nämlich, worauf derjenige, welcher einen Eiterfluss hat (זב), sich im Sitzen, Liegen oder Stehen stützt, wird im höchsten Grade verunreinigt und zwar solchergestalt, dass es Menschen und Geräte verunreinigen kann. Siehe Traktat זבים, Abschn. 2. M. 4. Ein so Verunreinigter ist ein טמא מדרס.",
+ "Hohe Holzschuhe. Nach Andern: Eine Larve."
+ ],
+ [
+ "Söhne dürfen mit den Binden. Der Vater nimmt das Schuhband des rechten Fusses und bindet es dem Sohne an den linken Fuss, das soll ein Mittel sein, um die Sehnsucht des Sohnes nach dem Vater zu beschwichtigen.",
+ "und Fürstenkinder mit. Goldenen."
+ ],
+ [
+ "Man darf mit einem Heuschreckenei. Um die Ohrenschmerzen zu vertreiben, wird das Ei in das Ohr gelegt.",
+ "und mit einem Fuchszahn. Des Schlafes wegen.",
+ "und mit dem Nagel eines Gehengten. Vom Galgen.",
+ "Es sei als Heidensitte. Weil es auf Aberglauben beruht."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "ist nur ein Sündopfer schuldig. Das Ganze ist nur ein Irrtum.",
+ "und mehrere Arbeiten an mehreren Schabbaten. Sich jedesmal in dem Tage irrend.",
+ "und mehrere Arbeiten an mehreren Schabbaten verrichtet hat. Indem er nicht weiss, dass diese Arbeit verboten ist."
+ ],
+ [
+ "Ernten. Saaten ernten und Bäume ablesen.",
+ "Backen. Obgleich eigentliches Backen bei den Arbeiten der Stiftshütte nicht stattfand, so ist Backen dem Kochen gleich zu achten, und letzteres war zur Herstellung der Farben, die man brauchte, nötig; so wie die übrigen genannten Arbeiten als: Säen, Pflügen etc. zur Anfertigung des Färbestoffes notwendig waren.",
+ "Wolle scheeren. Wolle scheeren und die folgenden Arbeiten wurden zur himmelblauen Wolle u. s. w. gebraucht.",
+ "zwei Fäden. Im Einschlag oder Zettel.",
+ "um mit zwei Stichen festzunähen. Fand bei den Teppichen Anwendung.",
+ "ein Reh fangen. Diese Arbeiten kamen bei den Dachstellen vor.",
+ "zwei Buchstaben schreiben. Zur Zusammenfügung der Bretter machte man Buchstaben, um zu wissen, welches Brett zu dem andern gehört.",
+ "einreissen. Um zu bauen.",
+ "anzünden. Feuer brauchte man, um die Farbekräuter zu kochen.",
+ "mit dem Hammer schlagen. Beim Schlusse der Arbeit pflegt der Arbeiter mit dem Hammer auf den Amboss zu schlagen.",
+ "aus einem Bereiche in einen anderen tragen. Siehe Einleitung und Anfang des Traktats.",
+ "Dies sind die Hauptarbeiten vierzig weniger eine. Obgleich sie auch einzeln aufgezählt sind, soll mit dieser Wiederholung der Zahl angedeutet sein, dass wenn Jemand auch alle Arbeiten in der Welt verrichtet, er nur 39 Sündopfer schuldig ist."
+ ],
+ [
+ "der es aufbewahrt. Wenn das Aufbewahrte für keinen Andern, als für denjenigen, der es aufbewahrt, einen Werth hat, so gilt dies bei Andern auch für keine Arbeit, vielmehr nur bei dem Aufbewahrenden."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "so viel zur Mischung des Bechers. Beim Tischsegen (nämlich zum Becher) gehört ein Viertel Log Wein, der aus einem Viertel Wein und drei Viertel Wasser gemischt ist, folglich ¹⁄₁₆ Log. Ein Log enthält das Maass von 6 Hühnereiern.",
+ "Milch. Das ist Milch von reinen Tieren; bei unreinen ist das Maass, so viel man braucht, um ein Auge zu färben.",
+ "Honig so viel als man auf eine Wunde. Oder Geschwür.",
+ "um ein kleines Glied. Die kleinste Zehe bei einem neugeborenen Kinde.",
+ "um Augensalbe. קילור = κολλύριον = Augensalbe.",
+ "und von allen anderen nassen Sachen ein Viertel. Log.",
+ "was man ausschüttet. Von faulem, unreinem Wasser, um damit den Lehm zu erweichen."
+ ],
+ [
+ "um ein Ohr. Handhabe.",
+ "an einer Kiste. Oder Korb.",
+ "um einem Kinde zu einem Schuh Maass zu nehmen. Um dem Meister das Maass zum Schuh zu zeigen.",
+ "trägt er Papier. Das Papier wird aus Kräutern verfertigt. Bartenora.",
+ "dass man darauf einen Zoll-Zettel schreiben kann. Wenn z. B. Jemand diesseits des Flusses den Zoll entrichtet hat, so erhält er einen gestempelten Zettel, dass er den Zoll abgeführt hat; auf dem Zettel befinden sich gewöhnlich zwei Buchstaben, die grösser als in der Regel sind, wodurch er sich legitimiren kann.",
+ "das radiert wurde. Auf welches man nicht mehr schreiben kann."
+ ],
+ [
+ "דוכסוסטיס. דוכסוסטוס = entweder δίξοος = zweispaltig, oder = δυξεστύς = doppelt geglättet."
+ ],
+ [
+ "um ein Loch. An einer Quecksilberröhre.",
+ "zu bereiten. Nämlich dasselbe bis auf eine kleine Öffnung zu verstopfen.",
+ "um ein kleines Loch. An einem Weingefässe.",
+ "um eine Mündung. Für den Blasebalg.",
+ "um eineu Fuss. פטפוט = Dreifuss, Tiegel. (Aruch.)",
+ "um den kleinen Finger eines Mädchens zu bedecken. Dies geschieht, um vorzeitige Haare zu vertilgen.",
+ "Um die Stirne zu bestreichen. Nach Einigen, um die Haare zu vertilgen, nach Anderen, um die Haut glänzend zu machen."
+ ],
+ [
+ "Rothen Thon. Siegellack.",
+ "eine Schreibfeder zu machen. Welche bis zu den Knöcheln an der Mitte der Finger reicht.",
+ "das. Mit Öl.",
+ "bereits in einer. Warmen.",
+ "zu kochen. Welches sehr bald gar wird."
+ ],
+ [
+ "um daraus einen Löffel. Arznei-Löffel.",
+ "Nach Vieh zu werfen. Da man die Vögel mit der Stimme verscheuchen kann, bedarf es nicht erst eines Gegenstandes."
+ ],
+ [
+ "als man zwischen Bretter legt. Um sie grade zu richten, dass sie nicht krumm liegen und Umfallen.",
+ "Um ein Viertel. Log.",
+ "wäre doch eine Andeutung dazu in den Worten. Jesaias 30, 14.",
+ "Von da soll ein Belag sein. Heisst es doch sogleich danach."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "wenn man es trägt. Weil oben von einem Scherben die Rede war, der als Schriftbeleg angeführt wurde, ist eine Stelle in Jesaias, die in der Nähe des obigen Verses vorkommt, hier angegeben.",
+ "Auf die Stelle. Jesaias 30, 22.",
+ "sage zu ihm. Zum Götzen.",
+ "Wie also das Tragen einer im Monatlichen stehenden Frau unrein macht. Den Träger."
+ ],
+ [
+ "Auf die Stelle. Proverbien 30, 19.",
+ "Des Schiffes Weg durch das Meer. Der Ausdruck בלב ים = im Herzen des Meeres, ist überflüssig, denn es ist ja selbstverständlich, dass das Schiff durch das Meer geht! Es soll aber dadurch angedeutet werden, dass das Schiff in Betreff der Reinheit dem Meere gleich sei.",
+ "nämlich vier Arten an den vier Seiten des Beetes und eine in der Mitte. Vergleiche Traktat כלאים פ״ג, מ״א.",
+ "Auf die Stelle. Jesaias 61, 11."
+ ],
+ [
+ "Auf die Stelle. Exodus 19, 15.",
+ "baden darf. Um so mehr darf man das Kind am ersten und zweiten Tage, wo die Schmerzen noch grösser sind und die Schwäche bedeutender ist, im warmen Wasser baden, das selbst am Schabbat gewärmt ist, um das Kind zu kräftigen und zu stärken.",
+ "Auf die Stelle. Genesis 34, 25.",
+ "dass man an den Kopf des fortzuschickenden Bockes eine Schnur von roter Wolle bindet. Von der Form einer Zunge von roter Wolle, deren Hälfte man an den Kopf des Asasel - Bockes band, und deren andere Hälfte an den Fels geknüpft war; wenn nun der Bock herunter gestürzt ward, dann bleichte sich die Woll-Zunge, das war ein Zeichen, dass die Sünden vergeben waren.",
+ "Auf die Stelle. Jes. 1,18."
+ ],
+ [
+ "dass am Versöhnungstage das Salben dem Trinken gleich sei. Jedoch nicht wie Wasser selbst, worauf die Strafe des Ausrottens steht, sondern blos ein Verbot, das mit Geisselung belegt wird.",
+ "doch als Andeutung auf die Stelle. Psalm 109, 18."
+ ],
+ [
+ "um ein leicht zu kochendes Ei gar zu machen. Ist schuldig.",
+ "Cimolia-Kreide. Cimolia-Kreide, eine weisse Farbe, welche auf der Insel Cimolus (nahe bei Kreta im agäischen Meere belegen) gewonnen wird.",
+ "um über einen Blutflecken. Bei einer נדה eine Probe vorzunehmen"
+ ],
+ [
+ "so wenig es sei. Man darf nicht am Schabbat hinaustragen: wohlriechenden Pfeffer, das ist nicht der sonst gewöhnliche Pfeffer, sondern derjenige, welcher dazu dient, um den üblen Geruch des Mundes zu beseitigen.",
+ "Abgang von Pech. Man bedient sich desselben, um die Migräne zu vertreiben.",
+ "und alle Arten Metalle. Um daraus einen kleinen Treibstachel zu machen.",
+ "von Altar-Steinen oder Altar-Erde und. Von Motten.",
+ "denn es heisst. Deuteron. 13, 18."
+ ],
+ [
+ "eine lebende. Zum Essen erlaubte.",
+ "Von dem Vogel der Weinberge. Eine kleine Heuschrecke."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wer etwas. Vor Schabbat.",
+ "oder als Probe. לדוגמא griechisch = δεῖγμα = aufgezeigte Probe, Probestück."
+ ],
+ [
+ "dieselben auf die Schwelle. Die Schwelle war nämlich zwischen drei und neun Handbreiten hoch und vier Handbreiten breit, das ist כרמלית. Siehe Einleitung.",
+ "weil er die Tat nicht mit einem Male verrichtet hat. Er ist nur dann schuldig, wenn die עקירה und die הנחה an einem pflichtigen Orte stattfindet, hier war כרמלית dazwischen."
+ ],
+ [
+ "am Gürtelbeutel. Siehe Traktat Berachoth Abschn. 9 M. 5."
+ ],
+ [
+ "ist er frei. Weil er beabsichtigte, es gut zu bewahren, und es ist schlecht bewahrt worden.",
+ "Festgestellt hat man als Gesetz. Wo באמת אמרו steht, ist es so viel als ein Gesetz, das von Sinai datirt.",
+ "welche einen Gurt. סער so viel als das Griechische = Ζώνη oder das Dimin. τό Ζὡνιον = Gürtel oder Gurt, ein gegürtetes Kleid, durch den Gurt zusammengehalten, Taille, Gegend des Leibes, wo der Gurt ist. Hier sind kleine Beinkleider gemeint, die des Anstandes wegen getragen werden. Wenn die Frau hieran etwas gehängt hat und es verschiebt sich, ist sie schuldig; weil sie von vornherein weiss, dass der Gegenstand hin und her geht.",
+ "Auch die Brief-Boten. Die königlichen Läufer, welche Akten in einem hölzernen Behältniss, das um den Hals hing, zu tragen pflegten; sie wussten, dass das Getragene sich oft drehte und verschob."
+ ],
+ [
+ "weil diese Nebensache zu jenem ist. Denn der lebendige Mensch trägt sich selbst. Ist er aber gebunden, so ist der Träger schuldig. Vieh jedoch, Geflügel und Wild, wenn sie auch lebendig sind, werden als Gebundene betrachtet.",
+ "wie eine Linse gross. Da diese Dinge unrein machen, ist es eine richtige Arbeit, wenn man sie hinausträgt; es geschieht um sich ihrer zu entledigen."
+ ],
+ [
+ "die Scheitelhaare Teilt. Das Schminken ist des Schreibens wegen, Flechten und Scheiteln des Bauens wegen strafbar. Die Weisen halten diese Handlungen nicht als Arten des Schreibens oder Bauens. Wer jedoch mit einem Werkzeuge die Haare auszieht. ist schuldig. Hängt jedoch der Nagel herunter oder das Haar, und es schmerzt ihn sehr, so kann er es mit der Hand vorsätzlich ausziehen."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "in einen Privat-Ort wirft. Bezüglich der verschiedenen Räume siehe die Einleitung."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Altane. גזוזטראות das griech. ἐξωςτήρ = was sich hervordrängt. Bretter, die von der Wand des Dachstübchens, (Söllers) auf die Strasse hinausgehen, die Altanen an sich sind רה״י; wenn sie nun einander gegenüber, an den Seiten von רה״י sich befinden, so ist derjenige, der etwas dem Andern zureicht, oder zuwirft, frei; weil sich etwas Ähnliches beim Bau der Stiftshütte nicht als verboten vorfindet.
Anmerkung von E. Baneth: גזוזטרא (öfter auch כצוצרה ,כצוצטרא ,כסוסטרא geschrieben) ist nicht, wie Samter meint, das klassische ἐξώστηρ („was sich hervordrängt“), sondern das spätgriechische έξώστρα (exostra), das den Balkon, die Altane bezeichnet (s. Henricus Stephanus s. v.",
+ "Sind beide in einer Reihe. בדייטא oder בדיוטא = das griechische = δίαιτα = Wohnung, Aufenthaltsort.",
+ "schuldig. Weil solches beim Levitendienst vorkam.",
+ "der Werfende frei. Wegen ihrer Schwere konnten die Bretter nicht geworfen werden.",
+ "denn das. Hinüberreichen."
+ ],
+ [
+ "Wenn Jemand etwas aus vier Ellen Entfernung gegen eine Wand wirft. Es war z. B. ein fetter Feigenklumpen.",
+ "ist er frei. Weil seine Absicht nicht war, einen Wurf zu tun, worauf er schuldig gewesen wäre."
+ ],
+ [
+ "ist er frei. Weil das Meer כרמלית ist.",
+ "wenn ein seichtes Wasser da ist. Wasser, das nicht sehr hoch über der Erde ist, in welchem sich Lehm und Schmutz befindet, wird רקק genannt.",
+ "Wie tief darf ein solches seichtes Wasser höchstens sein. Dass es noch öffentlicher Weg heisst und nicht כרמלית wird."
+ ],
+ [
+ "Wer aus dem Meere auf’s Land. Das ist von כרמלית nach רה״ר.",
+ "aus der See in’s Schiff. Von כרמלית in רשות היחיד.",
+ "so kann man Sachen aus einem in’s andere bringen. Wenn die Schiffe zweien Herren gehören darf man es nur mittelst eines ערוב. weil sie wie zwei Höfe betrachtet werden.",
+ "darf man nichts aus einem in’s andere bringen. Denn wenn sie getrennt werden, ist כרמלית zwischen ihnen und der ערוב wird nichtig."
+ ],
+ [
+ "erinnert. Dass Schabbat ist."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "glatt schlägt. Das ist die Schlussarbeit der Steinhauer, nachdem nämlich derselbe den Stein vom Berg gehauen und abgesondert hat, schlägt er noch mit dem Hammer so mächtig darauf, dass derselbe zerspaltet, und das ist seine Endarbeit. Wer also am Schabbat etwas zu Ende bringt, hat sich, wegen einer Art des Hammerschlages, verschuldet.",
+ "die sich so bleibend erhält. Dass er nichts mehr hinzuzufügen braucht.",
+ "Auch wer mit dem Hammer während der Arbeit auf den Ambos schlägt. So machten es die Blechschläger bei der Stiftshütte."
+ ],
+ [
+ "ausjätet. מנכש = Entweder reisst er die schlechten Kräuter aus den guten heraus, oder er gräbt um die Wurzeln der Kräuter, um sie zu fördern.",
+ "beschneidet. Er schneidet die trockenen Zweige vom Baume ab, damit sich dessen Wachstum vermehre.",
+ "lichtet. Wenn frische Zweige aus dem Baume hervorsprossen, die müssen abgestutzt werden. damit nicht durch die Überwucherung dem Baum zu viel Kräfte entzogen werden,",
+ "um zu verbessern. den Baum oder den Boden.",
+ "um ein leichtes Ei. Ein Hühnerei."
+ ],
+ [
+ "mit der rechten oder mit der linken. Es ist die Rede von Einem, der mit beiden Händen gut schreibt; ist das nicht der Fall, so heisst das nicht mehr schreiben, sondern Kritzeln.",
+ "der zugleich einen Teil eines grössern bildet. Obgleich er sein Werk nicht vollendete, denn er beabsichtigte, den grossen Namen zu schreiben; da jedoch dieser Teil ein selbstständiges Wort bildet, ist er schuldig"
+ ],
+ [
+ "mit Gummi. קומוס = Gummi.",
+ "mit Vitriol. קנקנתום ist das griechische χαλϰάνϑη, χάλϰανϑον = Kupfervitriolwasser, das zu Schusterschwärze und Tinte gebraucht wird."
+ ],
+ [
+ "in Wegestanb. Wenn er z. B. mit seinem Finger Figuren von Buchstaben in den Sand kritzelt, oder in Staub auf dem Wege.",
+ "ferner wenn Einer ein ח׳ zu schreiben beabsichtigt und nur zwei ז-ז schreibt. Er lässt das Dach des ח aus, so dass zwei זיי״ן übrig bleiben.",
+ "oder an zwei Wände des Hauses. Die nicht an einander in einem Winkel zusammenstossen.",
+ "Schreibt Einer einen Buchstaben als Anfangsbuchstaben. נוטריקון ist, so viel als notaricon, oder notarion; notarius ist ein Geschwindschreiber, der mit Abbreviaturen schreibt, ein Stenograph. Viele verstehen die Abkürzungen z. B. ק = ‘קרבן etc., darum ist er nach R. Josua b. B. schuldig"
+ ]
+ ],
+ [
+ [],
+ [
+ "entweder an den Zettelfäden oder an der Watte. קירוס bedeutet eine aus Moos gewebte Decke, oder das Wort entspricht dem griechischen= ϰαῖρος =die Schnüre, welche entweder quer über den Webestuhl gezogen, die Fäden des Aufzugs neben einander befestigen. ניר = griechisch νεῦρον = Sehne, Faser, feste Schnur zum Nähen und Binden."
+ ],
+ [
+ "oder aus Gram wegen eines Verstorbenen. Hier ist die Rede von einem Todten, bei dem er nicht verpflichtet ist, sein Kleid zu zerreissen, weil er hier verdirbt; bei demjenigen jedoch, wo ihm die Pflicht obliegt, sein Kleid zu zerreissen, ist er schuldig, weil er hier etwas herstellt, (das vorgeschriebene Zeichen der Trauer)."
+ ],
+ [
+ "Spinuen ist die Fadenlänge eines doppelten סיט. סיט ist der Raum vom Zeigefinger bis zum Mittelfinger, so weit man sie nur ausstrecken kann (cf. Orlah Abschn. 3, 2 M.), Der Raum zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger, ist doppelt so gross, bildet also das Maass des Fadens, welcher für Waschen etc. angegeben ist."
+ ],
+ [
+ "in einen Hof oder in ein Tiergehege. ביבר ist das lateinische vivarium = Tierbehältniss, Tiergarten, worin Wildpret, Fische etc. lebendig aufbewahrt werden."
+ ],
+ [],
+ [
+ "so ist dieser schuldig. Weil er das Reh gleichsam fing.",
+ "Denn dies ist ebenso. Nachdem das Reh durch den Ersten gefangen wird.",
+ "zuschliesst. Er beabsichtigt nicht das Reh zu fangen, sondern blos sein Haus verschlossen zu halten, das Tier das sich darin befindet, war bereits vorher gefangen und er ist frei."
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+ ],
+ [
+ [
+ "die im Gesetze. Leviticas 11,29—30.",
+ "ist schuldig. Weil sie eine Haut haben, er also Striemen macht, die nicht in ihre vorige Lage zurückkehren, Das ist eine תולדה vom Loslösen, so viel als Dreschen. Der Grund kann auch sein, dass durch die Verwundung das Blut in der Haut gerinnt, was mit dem Färben zusammenhängt.",
+ "verwundet ist frei. Z. B. Würmer, Purpurschnecke etc., die keine Haut haben.",
+ "ist frei. Weil sie schon erjagt sind."
+ ],
+ [
+ "Man darf keine Salzlake. הלמי ist das griechische ἡ ἅλμη = das was salzig ist, Salzwasser, Salzlake. Dieses stark mit Salz versetzte Wasser wird zur Conservirung von Kräutern gebraucht, besonders Kohl und dergleichen."
+ ],
+ [
+ "Man darf nicht griechischen Ysop. Dadurch verhindert man, dass sich das Salz sehr mischt:a) Eine Art Ysop, welche zwischen Dornen wächst und die Würmer im Menschen tödtet.",
+ "aber wohl darf man יועזר. יועזר = Wilder Rosmarin, vertreibt die Würmer in der Leber.",
+ "essen und Hirtenblüthe. Eine Pflanze, die auf einem einzelnen Schaft wächst und ein Gegengift gegen ungesunde Getränke sein soll.",
+ "ausgenommen Baumwasser. Im Talmud wird es als das Wasser einer Quelle erklärt, welche zwischen zwei Dattelbäumen steht. Wer davon ein Glas trinkt, befördert die Verdauung, das zweite schlägt durch, das dritte ist dann so klar nach dem Stuhlgang, als wie es getrunken ward.",
+ "und einen Trank der Unfruchtbarkeit. Das Gemisch von Gummi, einem Kraute und einem Wurzelpulver soll, in Wein getan, ein Heilmittel für Flusssüchtige sein, doch die Unfruchtbarkeit zurücklassen. Nach Raschi heisst עקרים Wurzeln."
+ ],
+ [
+ "darf nicht Essig dagegen einschlürfen. Und ausspeien, da dieses augenscheinlich als Heilmittel gilt; schluckt er aber den Essig herunter, so ist es gestattet.",
+ "sich zu salben. Wenn sie auch keine Schmerzen haben."
+ ]
+ ],
+ [
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+ "Der Knoten der Kameeltreiber. Diese durchlöchern die Nase des Kameels, ziehen einen Riemen durch und verknoten ihn derart, dass dieser Knoten ewig halten soll.",
+ "und der der Schiffer. So wie beim Kameele geschieht es auch beim Schiff, dass man vorn am Schnabel des Schiffes, am Bugspriet ein Loch macht, wodurch ein Tau gezogen wird, welches so verknotet wird, dass es immer dauern soll. Bei der Stiftshütte knotete man die Fäden der Teppiche, die abgerissen waren, wieder so fest zusammen, dass sie für immer halten sollten.",
+ "so ist man auch schuldig wegen deren Lösung. Es geschah das Auflösen der Knoten zuweilen bei den Netzen, die man zum Fange des חלזון (der Purpurschnecke) ausgelegt hatte, um solche nach Bedarf zu erweitern oder einzuengen. Dieses Tier wurde zum Färben der Wolle bei der Stiftshütte gebraucht."
+ ],
+ [
+ "Schiffer-Knoten schuldig wird. Diese Art Knoten sind in der Mischnah nicht erwähnt, werden jedoch in der Gemara genannt, z. B. ein langer Riemen den man an den Ring der Nase des weiblichen Kameels bindet etc. weil er nur für eine Zeit und nicht für immer angebunden wird.",
+ "die einer Leibbinde. פסקיא das ist das lateinische fascia = jedes schmale Tuch zum Binden oder Umwinden, eine Binde, Band, Gurt.",
+ "Man darf einen Eimer. Über den Brunnen."
+ ],
+ [
+ "Man darf seine. Die eben ausgezogenen Kleider darf man mehrmals falten, um sie wieder anzuziehen; allerdings ist hier die Rede nur bei einem Menschen, bei zweien nicht, weil es aussieht, als wollte er sie verbessern, aber auch bei Einem ist es nur für neue Kleider gestattet; aber auch bei diesen, wenn sie weiss sind, bei gefärbten jedoch nicht; allein auch bei weisen, wenn er keine anderen Kleider hat; ist dies der Fall, so muss er sie wechseln."
+ ]
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+ "Alle heiligen Schriften. Selbst die Bücher der Propheten und der Hagiographen, wenn sie in assyrischer Handschrift geschrieben und in hebräischer Sprache verfasst sind.",
+ "man möge darin am Schabbat lesen. Wie z. B. die Propheten, in denen man das מפטיר in der Synagoge liest.",
+ "oder nicht lesen dürfen. Wie die Hagiographen, in welchen selbst Einzelne am Schabbat für sich nicht lesen dürfen; weil dadurch die Leute behindert werden das Lehrhaus zu besuchen, welches am Schabbat zu dem Zweck geöffnet ist, dass man dort die Vorträge vernehme, die von den Gesetzen in Betreff des Erlaubten und Verbotenen handeln. Es ist der Schabbat dazu angesetzt, da an den Wochentagen Jeder mit seinen Geschäften zu tun hat.",
+ "so muss man sie. Wenn sie unbrauchbar sind.",
+ "Man darf das Futteral. תיק ist das griechische ϑήϰη = Behältniss, Kiste, Beutel."
+ ],
+ [
+ "Man darf Speise für die drei Schabbat-Mahlzeiten retten. Mehr zu retten, ist nicht erlaubt, denn würde man ihm mehr gestatten, würde er in seiner Aufregung leicht das Feuer zu löschen versuchen.",
+ "Immer kann man für drei Mahlzeiten retten. Weil doch der Tag einmal für drei Mahlzeiten bestimmt ist."
+ ],
+ [
+ "wäre es auch für hundert Mahlzeiten. Da es doch mit einem Male geschieht, kommt es nicht darauf an, ob es ein Bisschen mehr oder weniger ist.",
+ "halten sie mit dem Eigentümer nach dem Schabbat eine Abrechnung. Hier ist die Rede von gottesfürchtigen Leuten, die für die Arbeit, die sie am Schabbat verrichteten, nichts beanspruchen; dagegen etwas verlangen, da der Eigentümer die Gegenstände preisgab, die leicht ein Raub der Flammen werden konnten, deshalb überlassen sie ihm das Gerettete für einen wohlfeilen Preis."
+ ],
+ [
+ "die. Denselben Tag.",
+ "Nur achtzehn gewöhnliche Kleidungsstücke. In Bartenora sind diese 18 Kleidungsstücke angegeben."
+ ],
+ [
+ "da es nur versengt wird. Hier findet weder ein Brennen noch Löschen statt."
+ ],
+ [
+ "ihn zum Ruhen anzuhalten. Denn das blosse Sagen schon zu einem Nichtisraeliten etwas Verbotenes zu tun, involviert ein שבות, d. h. eine Unterbrechung der gebotenen Ruhe. Aber man braucht auch nicht zu ihm zu sagen: Lösche nicht, weil man für sein Ruhen am Schabbat nicht aufzukommen braucht, wenn er nicht sein Knecht ist."
+ ],
+ [
+ "auch über Unrat. Der Hühner auf dem Hofe, damit sich die Kinder nicht beschmutzen; denn der Unrat der Kinder selbst ist hier nicht gemeint, den darf man ohne Weiteres wegschaffen.",
+ "ob er nicht ein Sündopfer schuldig sei. Wegen Jagd. In Bezug auf gefährliche Tiere ist folgendes festgestellt worden: Diejenigen giftigen Tiere, deren Biss tödtlich ist, wie z. B. Klapperschlangen, tolle Hunde etc., solche darf man sofort umbringen, sobald man sie sieht, obgleich sie ihm nicht nachlaufen. Diejenigen, welche nur dann und wann tödten, darf man umbringen, wenn sie ihm nachlaufen, sonst kann man ein Gefäss über sie legen, hat man unvorsätzlich getödtet, so schadet das nicht. Aber eine Schlange zu fangen und damit zu spielen, ist verboten."
+ ]
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+ [
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+ "um. In Früchte.",
+ "eine Nähnadel um einen Splitter herauszuziehen. Einen Splitter aus dem Körper zu ziehen ist am Schabbat erlaubt.",
+ "und eine Packnadel um die Tür zu öffnen. Wem etwa der Schlüssel verloren gegangen ist."
+ ],
+ [
+ "Das hohle Olivenrohr. Womit man probiert, ob die Oliven schon zur Presse geeignet sind.",
+ "Unreinheit anzunehmen. Weil es dadurch ein Gefäss wird, indem sich etwas Öl, das aus den Oliven von selbst ausfloss, an dem Rohre festsetzte.",
+ "ist es für Unreinheit nicht empfänglich. Sondern blos als ein schlichtes Stück Holz, obgleich es oben hohl ist, da diese Höhlung nicht fähig ist, etwas aufzunehmen, und für Unreinigkeit nicht geeignet.",
+ "Jedenfalls darf man es am Schabbat vom Orte nehmen. Es wird als Gerät betrachtet, da man damit die Oliven umwenden kann."
+ ],
+ [
+ "auch darf man sie sowohl zu einem Gebrauche. Etwa bei Tische, oder um den Ort zu benutzen.",
+ "oder auch ohne solchen Zweck. Etwa zur Verwahrung, sie vor Dieben zu schützen.",
+ "Nur zum Gebrauche darf man sie wegnehmen. Wie z. B. ein Messer, darf man nur wegnehmen, um damit zu schneiden, aber nicht etwa um damit eine Schüssel zu stützen."
+ ],
+ [
+ "Sie müssen sich zu demselben Gebrauche eignen. Wie das Ganze."
+ ],
+ [
+ "Man darf mit einem Schlauch. קרויה soll das lateinische cucurbita = Kürbis sein; es wäre demnach mit קרא = Kürbis (סוטה דף יו״ר) verwandt. Doch scheint dies Wort mit קרווה = Schlauch zu stimmen; denn יונתן בן עוזיאל übersetzt (Genesis 21, 14) ונסב לחמא וקרווא דמיא = מים (Schlauch) ויקח לחם וחמת.",
+ "am Krüglein. טפיח = ein kleiner Krug (Cf. Joma 30a) והטפיח מחזר על האורחין."
+ ],
+ [
+ "Zum Verhängen. Dasselbe gilt auch von Fensterladen.",
+ "wenn es angebunden ist und hängt. Wenn es bis zur Erde hängt und man zieht es fort, sieht es aus, als fügte er etwas dem Gebäude zu."
+ ],
+ [
+ "Alle Deckel von Geräten. Die am Boden haften.",
+ "Bei Deckeln über Öffnungen in der Erde. Als Zisternen, Gruben.",
+ "aber Deckel von Gefässen. Am Boden."
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+ ],
+ [
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+ "und um Hindernisse des Unterrichtes zu entfernen. Allerdings nur zu gesetzesdienlichen Zwecken, wobei man auf die Beschwerden und Mühen am Schabbat nicht Rücksicht nimmt.",
+ "welches ausgelöst ist und trockene Feigbohnen. והתורמס = ϑέρμος = Feigbohne auch Lupine genannt (Lupinus). Die Blätter der Feigbohne kehren sich immer nach der Sonne. Die Samenkerne enthalten viel Mehl und werden als Viehfutter benutzt.",
+ "welche manchmal den Armen (nach Andern: den Ziegen. Wahrscheinlich durch einen Abschreibfehler ist aus dem Worte עניים das Wort עזים entstanden.",
+ "aber nicht טבל. Gemischtes, das noch nicht geordnet ist, indem die betreffenden Abgaben noch nicht abgesondert sind."
+ ],
+ [
+ "Zweige. Grüne, frische Baumzweige, welche man zum Futter für das Vieh zusammen bindet.",
+ "bis sie wieder. In das Haus.",
+ "Man darf Kälber und junge Esel im Freien zur Bewegung herumziehen. Man fasst sie am Halse und nötigt die jungen Tiere zum Springen oder Laufen.",
+ "Eine Frau darf ihren Sohn zur Bewegung herumziehen. Sie erfasst ihn rückwärts an den Armen und er bewegt den Fuss und geht.",
+ "darf es nicht geschehen. Dann trägt sie es ja."
+ ],
+ [
+ "aber sonst wohl behülflich sein. Dass das Junge nicht zur Erde fällt.",
+ "man darf ihretwegen den Schabbat verletzen. Folgende Regel ist zu beobachten: Die ersten drei Tage von der Niederkunft an gerechnet, darf man am Schabbat Alles für sie verrichten, sie mag es verlangen oder nicht; nachher aber bis zum siebenten Tag ihrer Niederkunft, nur das, was sie verlangt und nachher, bis zum dreissigsten Tage, obgleich sie bestimmt sagt, dass sie es bedarf, darf es nur durch einen Nichtjuden gereicht werden; weil sie während dieser Zeit, nur, als ein Kranker bei dem keine Lebensgefahr vorhanden ist, betrachtet wird."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "so trägt man es am Schabbat offen. Um anzuzeigen, dass das Gesetz der Beschneidung ein so hochwichtiges ist, dass man deshalb den Schabbat übertreten kann.",
+ "Zur Zeit der Gefahr. Als manche heidnische Regierungen verboten, die Kinder zu beschneiden.",
+ "verdeckt man es vor Zeugen. Welche bezeugen sollten, dass man das Messer zum Zweck der Beschneidung und nicht aus anderer Absicht am Schabbat trage.",
+ "Man darf sogar Holz schneiden um Kohlen zu brennen und daran ein eisernes Gerät. Ein Beschneidungsmesser.",
+ "verdrängt die Schabbat-Gesetze nicht. Z. B. diejenigen Dinge, die man zur Förderung der Beschneidung in Anwendung bringt. Er differirt demnach mit R. Elieser.",
+ "verdrängen den Schabbat. Wie die Beschneidung selbst."
+ ],
+ [
+ "aufreissen. Die Haut, welche die Spitze des Gliedes bedeckt.",
+ "das Blut absaugen. Obgleich er eine Wunde macht.",
+ "ein Pflaster. איספלנית = σπλήνιον = Verband, Kompresse.",
+ "und Kümmel. וכמון = ϰύμινον = Kümmel, im lat. cuminum, im franz. cumin.
Anmerkung von E. Baneth: Samter hätte auch noch das arab. Kammun (كمون) und das syr. ܟܡܘܢܐ hinzufügen können. Aber das Wort findet sich ja schon in der Bibel (Jes. 28,25 u. 27).",
+ "aber wohl ein altes Stückchen Leinwand umbinden. Ein Stückchen Leinwand wird durchlöchert, in welches man das Glied tut, damit die Haut nicht zurückgeht und das Glied bedeckt.",
+ "um seinen Finger gewickelt. Als wäre es eine Art Handschuh."
+ ],
+ [
+ "Man darf das Kind am dritten Tage. Nach der Beschneidung. R. Elieser b. A. differirt in seiner Meinung von der des ersten Tanna, indem er lehrt, dass man das Kind nach der richtigen Art und Weise, ohne Veränderung, baden darf; auch an einem dritten Tage nach der Beschneidung, der auf einen Schabbat fällt, da hier Lebensgefahr mitspielt. Die Gesetzesnorm (הלכה) ist auch, wie ראב״ע entscheidet.",
+ "Wegen eines zweifelhaften Kindes. Ein Kind, von welchem nicht recht ermittelt ist, ob es im achten oder neunten Monat geboren ist; im erstern Falle ist es nicht lebensfähig und man darf deshalb den Schabbat seinetwegen nicht verletzen."
+ ],
+ [
+ "so ist er schuldig. Weil er zur Unzeit eine Arbeit verrichtete, nämlich eine Wunde an einem Körper hervorgebracht hat.",
+ "Josua spricht ihn davon frei. R. Elieser ist der Ansicht, obgleich er eine מצוה getan, so war sie doch nicht zur richtigen Zeit vollführt und der Schabbat durfte nicht verletzt werden. R. Josua jedoch urteilt, er ist frei, da er in seiner Zerstreuung glaubte, ein Gesetz zu vollziehen, welches allerdings auch gesetzmässig und nicht vor der Zeit vollführt ward."
+ ],
+ [
+ "Ein Kind kann. Gesetzmässig.",
+ "am neunten. Die Dämmerung konnte zum Tage gezählt werden, man rechnet aber erst vom Abend den achten Tag, also geschieht die Beschneidung am neunten Tage.",
+ "am zehnten. Am nächsten Schabbat kann es nicht beschnitten werden, weil es der neunte sein könnte, also ausser der Zeit, wo man den Schabbat nicht entweihen darf, daher kann die Beschneidung erst am Sonntag, also am 10. stattfinden.",
+ "so wird es am elften. Eine Beschneidung nicht zur rechten Zeit kann den Festtag nicht verdrängen, daher wird das Kind am elften beschnitten.",
+ "am zwölften beschnitten. Wenn das Kind am Freitag in der Abenddämmerung zur Welt kommt und Sonntag und Montag darauf sind die beiden Tage von ראש השנה, welche zwei Tage als ein in der Heiligkeit fortlaufender Festtag betrachtet werden, die Beschneidung also erst am Dienstag, das ist der zwölfte nach der Geburt statt findet.",
+ "bis es völlig gesund geworden. Von da an, werden erst die acht Tage gerechnet."
+ ],
+ [
+ "Folgende Hautfasern. Fasern, die von der Vorhaut zurückgeblieben sind.",
+ "Ein Solcher darf. Wenn er ein Priester ist."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Man darf am Festtage einen Weindurchschlag über ein Gefäss spannen. Obgleich es dem Ausspannen eines Zeltes ähnlich ist."
+ ],
+ [],
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+ "Man darf nicht weissen Enzian. חלתית = Caltha, eine gelbe, starkriechende Blume. Oder Faserkraut, welches Arzneikräfte besitzt. Nach Raschi = assa foetida. Bartenora meint, es sei eine Pflanze, die viel Wärmestoff enthalte, welche man in kälteren Gegenden geniesst."
+ ],
+ [],
+ [
+ "so darf man sie. Nach anderer Leseart: die Kleider."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "auch einen Korb worin ein Stein liegt. Doch müssen Früchte in dem Korbe liegen; wenn keine darin sind, wird der Korb eine Basis für etwas Verbotenes, dann darf man solchen nicht bewegen."
+ ],
+ [
+ "so dass das Geld herunterfällt. Allerdings wenn er das Geld Freitag vergessen hat wegzunehmen, hat er es aber vorsätzlich liegen lassen, ist es eine Basis für etwas Verbotenes.",
+ "befindet sich Schmutz. לשלשת=Schmutz, Unrath, Hühnerdreck. Aruch.",
+ "und wenn der Überzug von Leder. Das nicht waschbar ist."
+ ],
+ [
+ "Jedenfalls darf man ihn am Schabbat von seinem Orte nehmen. Wenn er trocken ist.",
+ "und ist er zur Annahme von Unreinheit nicht geeignet. Denn er ist kein Gerät von Holz, auch kein Gewand, kein Sack, auch kein Metall."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "darf man daraus für drei Mahlzeiten retten. Selbst mittelst mehrerer Geräte.",
+ "Kommt und rettet für Euch. Jeder Einzelne Speise für drei Mahlzeiten.",
+ "Elieser erklärt ihn für erlaubt. Wenn die Waben zerbröckelt sind, fliesst der Honig von selbst durch das Wachs hindurch, man pflegt ihn meist zu pressen."
+ ],
+ [
+ "darf man nur mit heissem Wasser waschen. Aber nicht einweichen.",
+ "und spanische Kulias. Kulias im Griechischen Κολίας eine Art Tunfisch."
+ ],
+ [],
+ [
+ "damit sie daselbst verwahrt bleiben; auch gutes Wasser unter ungeniessbares (im Gefässe) setzen, um es kühl zu erhalten; auch kaltes in warmes, um es zu erwärmen. Wem die Kleider unterwegs in Wasser gefallen sind, der darf weiter ohne Bedenken darin gehen. Sobald er an den äussersten Hof (der Stadt) anlangt, darf er sie in der Sonne ausbreiten, doch nicht vor dem Volke (nicht öffentlich. Diese Mischnah ist zurückgewiesen und nicht als vollgültig angenommen worden, denn es steht als Gesetzesnorm fest: Alles was die Weisen des Scheines wegen verboten haben, ist auch im Innersten der Zimmer verboten, daher darf man die Kleider auch nicht insgeheim ausbreiten."
+ ],
+ [
+ "selbst wenn es mit zehn Tüchern. אלונטיות = lat. lintea = leinenes Tuch."
+ ],
+ [
+ "Man darf sich salben und den Leib. Mit den Händen.",
+ "aber sich nicht ermüden. מתעמלים = von עמל = Mühe; sich Mühe geben und anstrengen. Den Leib so bearbeiten, dass der Schweiss ausbricht; weil solches als ein Heilmittel anzusehen wäre, das am Schabbat zu gebrauchen, verboten ist.",
+ "Man darf sich nicht den Körper bürsten. מתגרדין = von גרד = kratzen, schaben, bürsten. Die betreffende Bibelstelle findet sich Hiob 2, 8 ויקח לו חרש להתגרד בו.",
+ "Man darf nicht in Kordima. קוררימת der Name eines Flusses oder einer Gegend, die auch פולימא genannt wird, dessen Grund schlammig und voll Lehm war, wo der Badende leicht stecken bleibt und nur mit Mühe herausgezogen wird.",
+ "Man darf keine Brechmittel nehmen. אפיקטוזין Bartenora erklärt das Wort von אפיק טוי זיין so viel als = die Speise aus dem Magen herauszubringen = Brechmittel.
Anmerkung von E. Baneth: אפיקטויזין = Brechmittel. Die von Samter angeführte Erklärung אפיק טוי זיין ist noch weniger ernst zu nehmen als die immerhin bessere im Aruch s. v. durch אפיק טפי זון („entferne das Zuviel an Speise“, während טוי gebraten heisst, was hier kaum einen Sinn hat). ‘Aruch liest übrigens אפקטפיזון, und das ist, wie schon Musafia richtig vermutet, eine Metathesis des griechischen απέκπτυσιν (apekptysin = völliges Ausspeien).",
+ "Man darf keinem Kinde die Glieder gewaltsam richten. מעצבין wie es in Hiob 10, 8 heisst: ידיך עצבוני ויעשוני Deine Hände hatten mich geformt und gefertigt.",
+ "man darf nicht einen Bruch wieder einrichten. Wenn etwa ein Knochen gebrochen ist. Doch die הלכה (Gesetzesnorm) ist nicht so, sondern es ist erlaubt.",
+ "Wer sich die Hand oder den Fuss verrenkt hat. נפרקה = Man vergleiche Genesis 27, 40, מעל צוארך והיה כאשר תריד ופרקת עלו dann kannst Du abschütteln, ablösen, losmachen, abschneiden. Davon das Rabbinische = Abschnitt, sowohl in der Zeit als im Raume."
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+ "Leihe mir. Auf längere Zeit, das sind gewöhnlich dreissig Tage.",
+ " Hier endet die Übersetzung und Erklärung des sel. Dr. Sammter. Der Herausgeber."
+ ],
+ [
+ "aber nicht aus einem Verzeichniss. Weil es verboten ist profane Schriften am Schabbat zu lesen.",
+ "Man darf das Loos entscheiden lassen. מפיס eigentlich „besänftigen“; durch die Entscheidung des Loses werden die Streitenden besänftigt; daher פייס Los und davon wieder מפיס „losen“.",
+ "bei seinen Kindern und Hausgenossen. Über die ihnen zu verteilenden Speisen, Gaben und dgl. Unter Fremden ist Losen an Schabbat- und Festtagen als Geschäftsthätigkeit untersagt.",
+ "wegen Würfelspiels. Welches auch an Wochentagen verboten ist. קוביא griechisch κυβεία .",
+ "Lose. חֵלֶש Los hängt mit חלש schwach sein ebenso zusammen wie das gleichbedeutende und im Talmud gebräuchlichere פייס mit dem Verbum מפיס, welches in unserer Mischna „losen“, eigentlich aber „besänftigen“ heisst. Die Grundbedeutung von חלש ist nämlich der Begriff des Milden und Sanften; daher im Arabischen حلا süss sein im Gegensatz zum Sauern und Bittern, deren Geschmack ein herber ist. Aus diesem Begriff hat sich erst die Bedeutung „schwach sein“ in חלש entwickelt, und aus dieser wieder die Bedeutung „krank sein“ in חלה. In der Bibel ist חלש als Los nicht nachweisbar. Die von Vielen herbeigezogene Belegstelle חולש על גוים (Jes. 14,12) wird von Anderen „Sieger über die Völker“ übersetzt nach Ex. 17,13.",
+ "darf man über die OpferTeile. Um sie unter den Priestern zu verteilen.",
+ "aber nicht über die Gaben. Die man nach aufgehobener Tafel seinen Gästen (ביצה V. 7. — Gen. 43, 34 משאת genannt) oder bei Festlichkeiten seinen Freunden (Ester 9,19; ביצה I. 9.) zu verteilen pflegte."
+ ],
+ [
+ "Man miete nicht Arbeiter am \t\t\tSchabbat. Es ist unstatthaft, am Schabbat מצוא חפצך ודבר דבר „deine Geschäfte auch nur mit Worten wahrzunehmen“ (Jes. 58, 13).",
+ "Man darf nicht zur Schabbatgrenze sich begeben. Schabbatgrenze (תחום) heisst die Linie, bis zu welcher man an Schabbat- und Festtagen gehen darf, (s. Einl. z. Tr. Erubin Abs. 4) — מחשיכין על התחום eig. an der Schabbatgrenze Nacht machen.",
+ "nach Sonnenuntergang Arbeiter zu miethen oder Früchte zu holen. Die erst gepflückt werden sollen.",
+ "wohl aber Früchte zu hüten. Was ja innerhalb des תחום auch am Schabbat erlaubt ist.",
+ "darf ich vor Schabbatausgang zur Schabbatgrenze mich verfügen. Wenn es sich um ein frommes Werk handelt, darf man am Schabbat auch solche Anordnungen für den folgenden Tag treffen, welche heute nicht ausgeführt werden dürften; unter gleicher Voraussetzung darf man bis zum תחום gehen, um nach Schabbat jenseits desselben eine am Schabbat selbst innerhalb des תחום verbotene Tätigkeit früher in Angriff nehmen zu können. Abba Saul widerstreitet also der von einem Ungenannten (תנא קמא) vertretenen Ansicht, nach welcher man nur in solchen Angelegenheiten zum תחום gehen darf, die man innerhalb desselben auch am Schabbat wahrnehmen könnte (vgl. Anm. 12.), gleichviel ob es sich um ein frommes Werk handelt, oder nicht. Wir entscheiden wie Abba Saul."
+ ],
+ [
+ "sie wären denn aus einem nahen Ort. Aus einem innerhalb des תחום gelegenen Orte.",
+ "Hat man für ihn. Für den Nichtjuden.",
+ "so darf dieser nie in ihm bestattet werden. Falls der Sarg, bez. das Grab öffentlich für ihn gemacht wurde."
+ ],
+ [
+ "Wer einem mit dem Tode Ringenden die Augen zudrückt. Oder sonst ein Glied an ihm rührt.",
+ "hat Blut vergossen. Hat seinen Tod beschleunigt."
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+ "mag seinen Beutel. Der so wertvoll ist, dass zu befürchten steht, er möchte ihn selbst tragen, wenn sich ihm kein anderer Ausweg zeigte. Sonst ist es nicht gestattet, eine verbotene Tätigkeit durch einen Nichtjuden oder ein Tier anführen zu lassen.",
+ "nehme er die Geräte ab. Denn es wäre Tierquälerei, den Esel bis Schabbatausgang die Last tragen zu lassen.",
+ "die am Schabbat genommen werden können. S. oben K. XVII.",
+ "die nicht genommen werden dürfen. S. oben K. XVII."
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+ "Man darf Strohbündel. Die so gebunden sind, dass die Auflösung des Knotens am Schabbat nicht untersagt ist. S. oben K. XV 1—2.",
+ "für’s Vieh aufbinden. Da das Vieh sonst nicht davon essen kann, so ist es keine unnütze Mühe, sie aufzubinden.",
+ "junges Reis darf man sogar aufschütteln. Um es so dem Vieh geniessbarer zu machen.",
+ "nicht aber dreifach gebundenes Stroh. Welches man, obgleich es fester gepresst ist, doch nur wie einfache Strohbündel aufbinden, nicht aber aufschütteln darf.",
+ "Man zerstückle weder unreife Halme. שחת = Getreide, das noch nicht ⅓ seiner Reife erlangt hat.",
+ "gleichviel ob Grossvieh oder Kleinvieh. Überflüssige und daher unerlaubte Bemühung.",
+ "Juda gestattet es bei Johannisbrod für Kleinvieh. Nach seinem Urteil sind sie sonst dem Kleinvieh ungeniessbar."
+ ],
+ [
+ "Man darf ein Kamel nicht stopfen. Grosse Mengen ihm ins Maul stecken.",
+ "ihm das Futter. Selbst in kleineren Quantitäten, aber so tief, dass es dieselben nicht mehr ausspeien kann.",
+ "Man darf nicht Wasser hinstellen vor Bienen und vor Tauben im Taubenschlag. Weil sie ihre Nahrung selbst sich suchen und nicht wie die Haustiere gefüttert zu werden brauchen.",
+ "Hühner und Haustauben. הרדיסיות nach Herodes so genannt, der sie zuerst einführte."
+ ],
+ [
+ "Man darf Kürbisse. Einzahl דלעת, arab. دلاع Kürbis, (verwandt mit דלה, דלל herabhängen) „lang herabhängende Frucht“.",
+ "für’s Vieh zerschneiden. Wenn sie vor Schabbat abgeflückt wurden.",
+ "und Aas. Selbst von einem am Schabbat gefallenen Tiere.",
+ "für die Hunde. Wenn sie es unzerschnitten nicht fressen können.",
+ "ist. מן המוכן — Gegensatz: מוקצה, worüber die Einleitung zum Traktat ביצה nachzulesen ist. Nach R. Juda ist das Aas eines Tieres, welches am Freitag noch gesund, also dem Menschen zur Nahrung bestimmt war, für die Hunde nicht vorbereitet, mithin מוקצה."
+ ],
+ [
+ "Gelübde können am Schabbat vernichtet werden. Von dem Vater oder dem Gatten eines Weibes nach 4. B. M. 30. 6, 9, 13, weil ihre Befugniss erlischt, so bald der Tag vorübergegangen, ohne dass sie es vernichtet hätten; daselbst Vv. 5, 8, 12.",
+ "gelöst. Durch einen Schriftgelehrten oder drei Laien.",
+ "Man darf die Lichtöffnung verstopfen. S. oben XVII, 7.",
+ "einen Lappen und ein Tauchbad messen. Aber nur zu religiösen Zwecken, u. z. jenen, um zu untersuchen, ob er drei Daumenbreiten im Geviert (eine Fläche von 9 Quadrat-Daumenbreiten) hat, mithin als er mit einem unreinen Gegenstand und später wieder mit einem reinen in Berührung kam, für levitische Unreinheit empfänglich und dieselbe zu übertragen geeignet war; dieses, um zu untersuchen, ob es die vorgeschriebene Wassermenge (3 Kubikellen) enthält. Messungen zu anderen als Religionszwecken sind untersagt.",
+ "dass man die Licht-öffnung mit einem Tonkrug verstopfte und einen Topf mit Bast befestigte. An eine Stange oder dergl.; da man einen Knoten für die Dauer am Schabbat nicht machen darf, so nahm man statt eines Strickes oder einer Schnur, lieber Bast, das sich zu dauernder Befestigung nicht eignet.",
+ "oder nicht. Der hier vorausgesetzte Tatbestand ist folgender: In einer engen Gasse zwischen 2 Häusern, welche durch eine auf den Dächern beider Häuser ruhende Tonne überdacht ist, liegt ein Sterbender. Sein Tod würde nicht nur die Gasse, sondern auch die beiden Häuser verunreinigen, deren Licht-öffnungen (Fenster) auf dieses Gässchen gehen. Nun hat allerdings die Tonne einen breiten Spalt, der sie vollständig in 2 Hälften Teilt, so dass nur das Haus gefährdet ist, auf dessen Dache diejenige Hälfte ruht, unter welcher der Sterbende liegt, das andere Haus aber geschützt wäre, wenn dieser Spalt die Breite einer Hand hätte. Um dies zu untersuchen, befestigte man einen handbreiten Topf an einer Stange, mit welcher man ihn bis zum Spalt erheben konnte. Zuvor hatte man jedoch aus Vorsicht — für den Fall nämlich, dass der Tod während der Untersuchung eintreten und diese das gewünschte Resultat nicht ergeben, der Spalt also nicht die erforderliche Breite haben sollte — die Lichtöffnung des zu schützenden Hauses durch einen Tonkrug mit nach aussen gewendetem Boden verstopft, damit die Unreinheit nicht eindringe. Tongefässe sind nämlich von aussen für Unreinheit nicht empfänglich und bilden daher einen wirksamen Schutz gegen dieselbe. So die Erklärung Raschi’s mit einigen Modifikationen, zu welchen uns die von Tosafot geltend gemachten Schwierigkeiten veranlasst haben. Man kann auch annehmen, dass nur das Fenster des einen Hauses verstopft wurde, in dessen Nähe der Sterbende lag, worauf man den Spalt auf seine Breite untersuchte, um zu entscheiden, ob auch das Fenster des andern, entferntern Hauses verstopft werden müsse oder nicht. Möglich auch, dass nur ein Haus eine Lichtöffnung nach dem Gässchen hin hatte und also nur dieses in Betracht kam. Es gibt noch viele andere Erklärungen des Tatbestandes, welche bald mehr, bald weniger von dieser Darstellung abweichen; ich erwähne namentlich die von R. Chananel, Maimonides, Bartinora, Lipschütz. Sie leiden aber alle mehr oder weniger an erheblichen Schwierigkeiten, am meisten die von L. im תפארת ישראל, nach welcher man die Tonne erst am Schabbat, nachdem schon das Fenster verstopft war, hingestellt hat (wozu?!), was wohl, abgesehen von allem Andern, als Herstellung einer Überdachung (אהל) unstatthaft ist."
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Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nWie schon der Name zeigt, handelt unser Traktat von den Fasttagen. Von den zur Erinnerung an den Verlust der staatlichen Selbständigkeit und die Zerstörung des Tempels eingesetzten werden nur zwei erwähnt, und auch diese nur gegen Ende kurz gestreift; den breitesten Raum nehmen die von den Behörden zur Abwendung eines drohenden oder schon eingetretenen Unglücks, insbesondere zur Beseitigung der Regennot anzuordnenden Bet- und Fasttage ein. Im heiligen Lande ist das Winterhalbjahr die Regenzeit, das ja darum auch als ימות הגשמים bezeichnet wird. Der Regen, der in normalen Jahren zu bestimmten, fast regelmässig wiederkehrenden Zeitabschnitten herniederfällt, hat dort eine erhöhte Bedeutung. Er soll nicht allein die Felder befruchten, er soll auch die Zisternen mit Wasser füllen. Bleibt er einen Winter hindurch aus, oder liefern ihn die kargen Wolken in unzureichender Menge, so ist nicht nur Misswachs und Hungersnot, sondern auch Mangel an Trinkwasser die furchtbare Folge.\nDer Name des Traktats lautet in den meisten Ausgaben תענית. Die Handschriften haben meist תעניות, ebenso die erste Mischnaedition (Neapel) und der Jeruschalmi. Dass mir diese Bezeichnung, die sich bei Autoren der ältern Zeit häufiger als die Einzahl in Zitaten findet und auch von Maimonides in seiner allgemeinen Einleitung zur Mischna bei der Aufzählung der einzeken Traktate und der Begründung ihrer Reihenfolge angewendet wird, die richtigere scheint, habe ich bereits oben S. 168 erwähnt.\nDie Stellung von תעניות zwischen ראש השנה und מגלה bedarf der Erklärung. Man hätte, nachdem Rosch haschana die Reihe der die älteren Feste behandelnden Traktate schliesst, zunächst Megilla erwartet, wo von dem später eingesetzten Purimfeste die Rede ist, und dann erst Ta‘anijot über die Fasttage. Dass aber dieser Traktat sich tatsächlich an den vom Neujahrsfeste anschliesst, wird im bab. Talmud (Ta‘anijot 2a) ausdrücklich bezeugt. Im Jeruschalmi tritt zwar יום טוב zwischen ראש השנה und תעניות; aber selbst wenn diese Anordnung nicht auf einem Versehen des Abschreibers beruhen sollte, bleibt noch immer die Schwierigkeit, dass auch dort Megilla erst auf Ta‘anijot folgt anstatt voranzugehen. Die Zahl der Kapitel kann hierfür nicht massgebend gewesen sein (s. Einleitung zu Scheḳalim oben S. 260), da jeder der beiden Traktate dieselbe Kapitelanzahl wie Rosch haschana aufweist. Der bab. Talmud begründet a. a. O. die Reihenfolge durch den Hinweis auf Rosch haschana I 2, wo es heisst, dass am Sukkotfeste von der Vorsehung die Regenmenge festgesetzt wird. Man könnte auch darauf Bezug nehmen, dass an den Fasttagen ebenso wie am Neujahrstage der Schofar geblasen wird (das. III 4) und nach einer Ansicht (Ta‘anijot II 3) auch dem Gebete zwei von den besonderen Segenssprüchen dieses Festes eingefügt werden. Maimonides löst in der erwähnten Einleitung zu seinem Mischnakommentar die Schwierigkeit durch die befremdliche Behauptung, dass unser Traktat von den durch die früheren Propheten eingesetzten Fasttagen handelt und daher den Vorrang vor dem Traktat Megilla einnimmt, der dem von späteren Propheten eingeführten Purimfeste gewidmet ist. Wir haben bereits erwähnt, dass in Ta‘anijot von diesen Fasttagen kaum die Rede ist. Es scheint, dass in Maimunis Talmudhandschrift der eben angeführte Hinweis auf Rosch haschana I 2 nicht gestanden hat, wie es auch wahrscheinlich ist, dass in seinem Exemplar am Anfange von Soṭa die Bemerkung über den Anschluss dieses Traktats an נזירות gefehlt hat, worauf ich schon oben S. 260 aufmerksam gemacht habe.\nVon den vier Kapiteln unseres Traktats beginnt das erste mit der Zeitbestimmung für die beiden in Berachoth V 2 vorgeschriebenen Einschaltungen, in denen beim täglichen Gebete das eine Mal des Regens Erwähnung geschieht, das andere Mal der Regen verlangt wird, und schliesst mit der Anordnung der Fasttage bei ausbleibendem Regen. Das zweite Kapitel enthält die Gebetordnung für diese Fasttage und einige Meinungsverschiedenheiten über die Personen, die nicht zu fasten brauchen, und die Tage, an denen nicht gefastet werden soll. Im dritten Kapitel werden sonstige Gefahren und Unglücksfälle besprochen, die zur Anordnung von Fast- und Bettagen Anlass geben. Das letzte Kapitel handelt von dem Fasten der von den Gemeinden Israels behufs ihrer Vertretung beim Opferdienste nach der heiligen Stadt entsandten Abgeordneten, ferner von den Holzopfern der Priester und des Volkes, vom siebzehnten Tammuz und dem neunten Ab, endlich von den Volksfesten am fünfzehnten Ab und am Versöhnungstage.\n"
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+ "Von wann an erwähnt man die Wunderkräfte des Regens. Dass man im zweiten Segensspruche der T‘filla der Wunderwirkungen des Regens Erwähnung tut, wurde schon in Berachot (V 2) gelehrt. Dass dies im heiligen Lande, wo es doch im Sommer nicht regnet, nur während des Winters geschieht, wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Die Frage ist nun, wann soll mit der Erwähnung begonnen werden?",
+ "Vom letzten Feiertage des Festes an. d. i. der achte Tag des Festes, nicht der siebente, der ja kein Feiertag ist.",
+ "Da der Regen am Hüttenfeste nur ein Zeichen des Fluches ist. Wenn es an diesem Feste regnet, so dass man das Gebot, in Hütten zu wohnen, nicht erfüllen kann, wird das als ein Zeichen der göttlichen Unzufriedenheit mit uns angesehen (Sukka II Ende).",
+ "Der den Wind wehen lässt und den Regen herniedersendet zu seiner Zeit. משיב הרוח ומוריד הגשם ist der Wortlaut der Einschaltung; בעונתו („zu seiner Zeit“) ist nur die Deutung, die Rabbi Eli‘ezer dem Satze gibt.",
+ "wäre die Erwähnung stets am Platze. das ganze Jahr hindurch, auch im Sommer. Rabbi Eli‘ezer hat indessen einen besondern Grund dafür, dass man schon am ersten Tage des Festes, wenn auch der Regen noch nicht erwünscht ist, wenigstens mit der Erwähnung beginne, weil an diesem Feste im Himmel die Entscheidung über die Regenmenge gefällt wird (Rosch haschana I 2)."
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+ "Man bittet um Regen. Die Bitte um Regen ist nach Berachot (V 2) in den nennten Segensspruch der werktäglichen T’filla einzuschalten.",
+ "erst kurz vor der Regenzeit. Ein genaues Datum ist hier nicht angegeben, weil der regelmässige Eintritt der verschiedenen Regenperioden nicht mit dem Synagogenkalender, sondern mit den tropischen Jahreszeiten zusammenhängt (s. jedoch Mischna 3 und Anm. 16).",
+ "Tritt man. um das Morgengebet und im Anschluss an dieses das Musaf öffentlich vorzutragen.",
+ "vor die Lade. in der die Torarollen verwahrt werden.",
+ "am letzten Feiertage des Festes. d. i. der achte Tag des Festes, nicht der siebente, der ja kein Feiertag ist.",
+ "so erwähnt der letzte. der das Musafgebet vorträgt.",
+ "der erste. der das Morgengebet vorträgt.",
+ "aber erwähnt nicht; am ersten Feiertage des Pesaḥfestes erwähnt der erste. der das Morgengebet vorträgt.",
+ "der letzte. der das Musafgebet vorträgt.",
+ "dagegen erwähnt nicht. Mit anderen Worten: Am achten Tage des Hüttenfestes wird die Erwähnung des Regens erst zu Musaf vom Vorbeter eingeschaltet, im Morgengebete aber noch nicht; am ersten Tage des Pesaḥfestes wird sie im Morgengebete noch eingeschaltet, zu Musaf aber nicht mehr. Als Grund wird im Jeruschalmi (zur vorigen Mischna) angegeben, dass sich zum öffentlichen Abendgebete, mit welchem die Feste eingeleitet werden, nur ein Teil der Gemeinde einfindet; von den übrigen, die zu Hause beten, würden einige die Einschaltung machen, andere wieder nicht. Diese Ungleichmässigkeit bestünde weiter, wenn der Vorbeter schon im Morgengebete die Regenerwähnung einschaltete, beziehungsweise fortliesse; denn diejenigen, die gestern nicht in der Synagoge waren, würden immer noch nicht wissen, wie sich der Vorbeter beim Abendgebete verhielt. Nun aber die Änderung erst mit Musaf eintritt, wird niemand mehr darüber im Zweifel sein können, wie er es mit der Einschaltung am Abend bei Beginn des Feiertages zu halten habe.",
+ "Bis wann bittet man um Regen? Rabbi Juda sagt: Bis Pesaḥ vorüber ist. Da nicht anzunehmen ist, dass man zu einer Zeit, da man des Regens im zweiten Segensspruche nicht mehr erwähnt, im neunten Segensspruche noch um ihn bitten soll (ist doch nach Rabbi Eli‘ezer in der vorigen Mischna umgekehrt die Erwähnung eher einzuschalten als die Bitte), so besteht hier ein Widerspruch zwischen dem Satze des Rabbi Juda im ersten und seinen Worten im zweiten Teil der Mischna. Jeruschalmi meint, dass er die erste Ansicht, laut welcher die Erwähnung des Regens schon im Musaf des ersten Pesaḥtages auszuschalten ist, im eigenen Namen, die folgende dagegen, nach der die Bitte um Regen noch während des ganzen Festes einzuschalten wäre, im Namen seines Lehrers vorträgt. Im bab. Talmud ist aber doch eine Auffassung vertreten, nach welcher Rabbi Juda tatsächlich zwischen Bitte und Erwähnung unterscheidet und diese früher als jene ausgeschaltet wissen will. Man kann das damit begründen, dass der Regen, der nicht nur den Boden bewässert, sondern auch die Zisternen füllt, während des Festes noch eine erwünschte und darum zu erflehende Himmelsgabe ist, seine blosse Erwähnung aber besser hinter der des Taues (משיב חרוח ומוריד חטל) zurücktritt, der nach Jesaia (26, 19) ebenso ein Symbol der Auferstehung ist wie das Wiedererwachen der Natur zu neuem Leben, das wir am Pesaḥfeste feiern. Aehnlich Jeruschalmi z. St.: טעמא דרבי יהודה כדי שיצאו המועדות בטל מפני שחטל סימן יפה לעולם .",
+ "denn es heisst. Joël 2, 28.",
+ "Früh- und Spätregen im Ersten. Es kann also der Regen auch noch im ersten Monate (Nisan) zum Segen gereichen."
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+ "Am siebenten. Die Ansichten gehen, wie es scheint, über den Sinn der Worte סמוך לגשמים (kurz vor der Regenzeit) in der vorigen Mischna auseinander. Dieser Meinungsstreit hätte daher dort an den ersten Satz anknüpfen sollen. Auch sonst beobachtet man in der Anordnung hier einige Unebenheiten. Sie beginnt mit der Erwähnung des Regens, geht dann zur Bitte um Regen über, kehrt wieder zur Erwähnung zurück und schliesst endlich mit der Bitte. Bei der Erwähnung wird zunächst die Frage des Beginnes erörtert und dann der Zeitpunkt des Aufhörens bestimmt; bei der Bitte wird umgekehrt der Zeitpunkt der Ausschaltung vor dem der Einschaltung besprochen. Wir sehen hier deutlich die Spuren der verschiedenen Umarbeitungen und Bereicherungen, die die Mischnasammlung bis zu ihrem endgültigen Abschluss erfahren hat, und von denen schon wiederholt (zuletzt Rosch haschana Kap. IV, Anm. 66 und Kap. III, Vorbem.) die Rede war. Da Rabbi Josua viel selbständiger in seinen Ansichten war als Rabbi Eli‘ezer, der treue Hüter der Überlieferungen (בור סוד שאינו מאבד טפה, Abot II 8), der nichts lehrte, was er nicht von seinen Lehrern gehört hatte (,שלא אמר דבר שלא שמע מפי רבו מעולם, Joma 66 b u. ö.), ist anzunehmen, dass die erste Mischna unseres Traktats ursprünglich so gelautet hat, wie Rabbi Eli‘ezer sie vorträgt: מאמתי מזכירין גבורות גשמים מיום טוב הראשון של חג . Daran schloss sich der erste Satz aus M. 2: ואין שואלין את הגשמים אלא סמוך לגשמים , in welchem ein genauer Zeitpunkt für den Beginn der Regenbitte noch unbekannt ist (s. Anm. 7), worauf הגיע שבעה עשר במרחשון וכו׳ (M. 4 bis 7) folgte. Alles übrige ist späterer Zusatz. Zuerst (von Rabbi ‘Aḳiba?) wurde die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Elie‘zer und Rabbi Josua im Anschluss an מזבירין גבורות גשמים מאמתי hinzugefügt und der Streit zwischen Rabban Gamliel und seinen Freunden an den folgenden Satz ואין שואלין את הגשמים אלא סמוך לגשמים angeknüpft, der nun zwar gegenstandslos geworden war, aber dennoch aus Pietät beibehalten wurde (משנה לא זזה ממקומה, Jebamot 30 a u. ö.). Später wurde dieser Zusammenhang durch die Einschiebung zweier Sätze von Rabbi Juda, unter denen der eine auf den Widerspruch seines Freundes Rabbi Meïr stiess, noch einmal durchbrochen, weil M. 4 nicht gut von M. 3 getrennt werden konnte.",
+ "fünfzehn Tage nach dem Hüttenfeste. wenn Tischri 30 Tage hat. Ist dieser Monat mangelhaft, so ist freilich der siebente Marheschwan erst der vierzehnte Tag nach Schluss des Hüttenfestes; aber es kommt ja auf einen Tag nicht so sehr an. Müssen doch auch so zwei Schabbate, an denen die Heimreise unterbrochen werden muss, in Abzug gebracht werden. Es sind also die 15 Tage nicht so genau zu rechnen; sie sollen nur ungefähr die abweichende Meinung des Rabban Gamliel rechtfertigen.",
+ "damit inzwischen der Letzte in Israel. d. i. derjenige, der unter den zur Feier des Hüttenfestes in Jerusalem Erschienenen (2. B. M. 34, 23; 5. B. M. 16, 16) am spätesten den Rückweg antritt, und dessen Wohnort am weitesten von der heiligen Stadt entfernt ist."
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+ "fingen Einzelne. היחידים im Gegensatz zu הצבור in der folgenden Mischna. Gemeint sind die durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragenden Männer.",
+ "zu fasten an und zwar drei Fasttage. am nächsten Montag, am Donnerstag derselben Woche und am folgenden Montag.",
+ "nachdem es dunkel geworden war. d. h. der Fasttag beginnt erst mit dem Morgengrauen und nicht schon (wie in Mischna 6) mit Anbruch der Nacht; vielmehr nahmen sie den Tag vorher die Hauptmahlzeit wie gewöhnlich nach Eintritt der Dunkelheit משחשיכה) ein.",
+ "und es war ihnen. auch am Tage.",
+ "Sandalenbeschuhung. s. Joma Kap. VIII Anm. 2.",
+ "und Benutzung des Bettes. des Ehebettes (Joma das. Anm. 3)."
+ ],
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+ "so verhängt der Gerichtshof drei Fasttage. Montag, Donnerstag und Montag wie oben Anm. 20; s. Kap II M. 9.",
+ "nachdem es dunkel geworden. d. h. der Fasttag beginnt erst mit dem Morgengrauen und nicht schon (wie in Mischna 6) mit Anbruch der Nacht; vielmehr nahmen sie den Tag vorher die Hauptmahlzeit wie gewöhnlich nach Eintritt der Dunkelheit משחשיכה) ein.",
+ "Sandalenbeschuhung. s. Joma Kap. VIII Anm. 2.",
+ "und Benutzung des Bettes. des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).",
+ "sind erlaubt. auch am Tage."
+ ],
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+ "verhängt der Gerichtshof fernere drei Fasttage über die Gemeinde. Über die Reihenfolge s. weiter unten II 9.",
+ "solange es noch Tag ist. An dem Abend, der dem Fasttage vorangeht, muss die Hauptmahlzeit noch vor Eintritt der Dämmerung beendet sein; des Nachts darf man weder essen noch trinken.",
+ "Sandalenbeschuhung. s. Joma Kap. VIII Anm. 2.",
+ "und Benutzung des Bettes. des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).",
+ "Fasttage über die Gemeinde. Jeden Montag und Donnerstag der nächsten drei Wochen und am Montag der vierten Woche.",
+ "dass man an ihnen den Schofar bläst. s. Kap. II M. 5 und Rosch haschana III 4.",
+ "Am zweiten Wochentage lenkt man mit der Abenddämmerung ein. An den Montagen, an denen man fastete, wurde zugestanden, gegen Abend die Läden für den Einkauf der zum Nachtmahl notwendigen Lebensmittel ein wenig zu öffnen. Der Ausdruck מטין (part. Hif‘il von נטה) scheint der Rechtssprache entlehnt zu sein, wo er zum Unterschiede von הלכה die Bedeutung hat, dass die Entscheidung sich einer bestimmten Ansicht nur zuneigt, ohne sich so mit ihr zu decken, dass ein entgegengesetzter Urteilsspruch anfechtbar wäre (Ketubbot 84 b Mitte u. ö.; s. auch Raschi das). Im eigentlichen Sinne bezeichnet das Wort die schräge Stellung, im übertragenen also, wie hier, die halben Konzessionen. Es ist auch möglich, dass מטין hier in seiner gewöhnlichen Bedeutung steht und etwa את התריסין (Jom Ṭob Kap. I, Anm. 12) zu ergänzen wäre: Man neigt die Ladentüren, stellt sie schräg, so dass sie nur halb geöffnet sind. Unwahrscheinlich aber ist die Ableitung von מוט, wonach מטין (part. Ḳal) hier und in Ketubbot schwanken hiesse. Raschi hat jedenfalls a. a. O. maṭṭîn und nicht mâṭîn gelesen.",
+ "am fünften ist man wegen der Ehre des Schabbats unbeschränkt. An den Fasttagen, die auf Donnerstag fallen, darf man zu Einkäufen für eine würdige Schabbatfeier den ganzen Tag den Laden offen halten."
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+ "werden Handel und Verkehr. משא ומתן, wörtlich = Nehmen und Geben, Kauf und Verkauf.",
+ "Trauungen und Hochzeiten. Zur Zeit der Mischna wie auch noch später fielen Trauung und Hochzeit zeitlich nicht zusammen; vielmehr blieb die Braut nach der Eheschliessung (Trauung) noch längere Zeit bis zur Heimführung (Vermählung, Hochzeit) im Elternhause.",
+ "sowie gegenseitige Begrüssungen eingeschränkt. Der Handel wird auf die unentbehrlichen Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände beschränkt, die Bautätigkeit auf notwendige Wohn- und Wirtschaftsräume, die Landarbeit auf nutzbringende Pflanzen, Trauung und Hochzeit auf kinderlose Personen, der Gruss auf die Erwiderung empfangener Grüsse. Ausgeschlossen sind insbesondere der Verkauf von Luxuswaren, die Herstellung von Lusthäusern und Parkanlagen, polygamische Eheschliessungen.",
+ "die von Gott eine Rüge erhalten haben. נזף ist in den Targumim die Übersetzung des hebr. גער.",
+ "Die Einzelnen. היחידים im Gegensatz zu הצבור in der folgenden Mischna. Gemeint sind die durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragenden Männer.",
+ "fasten wieder bis zum Ausgange des Nîsân. Nach Jeruschalmi ist hier nicht der Kalendermonat Nisan gemeint, sondern der erste Frühlingsmonat. Demnach wäre der Ausgang des Nisan der dreissigste Tag nach Eintritt der Tagundnachtgleiche.",
+ "Ist der Nisan zu Ende gegangen und es fällt Regen. Andere Lesart: ולא ירדו גשמים (ohne dass Regen gefallen wäre).",
+ "denn es heisst. 1 Sam. 12, 17."
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+ "Welches ist die Ordnung der Fasttage. der sieben letzten Fasttage, von denen im vorigen Kapitel, am Schluss der sechsten Mischna die Rede war.",
+ "Man trägt die Lade. in der die Torarollen aufbewahrt werden.",
+ "auf einen freien Platz der Ortschaft und tut Asche. אפר bezeichnet im Hebräischen gleich dem nahe verwandten עפר in erster Reihe den Staub (s. besonders Malachi 3, 21); daher wird hier, wo wirkliche Asche gemeint ist, der grössern Deutlichkeit wegen das Wort מקלה (Brandasche) hinzugefügt, wie in Jom Ṭob I 2 auf אפר der Zusatz כירה (Herdasche) folgt.",
+ "auf das Haupt des Nasi und auf das Haupt des Ab-Bêt-Dîn. Nasi ist der Titel des Synhedrialoberhauptes (Patriarch), Ab-Bêt-Dîa des Vorsitzenden im obersten Gerichtshofe.",
+ "und jeder einzelne nimmt welche und legt sie sich selbst aufs Haupt. an die Stelle der Tefillin, zum Zeichen der Trauer und der demütigen Zerknirschung. Dass aber statt des Staubes mit Nachdruck (s. Anm. 3) Asche gefordert wird, geschieht zur Erinnerung an die Bereitwilligkeit Abrahams, seinen Sohn auf dem Altar zu verbrennen (1. B. M. 22, 9). Die symbolische Handlung soll zugleich das Gelöbnis opferfreudiger Hingabe an Gott zum Ausdruck bringen.",
+ "Der Älteste unter ihnen spricht vor ihnen eindringliche Worte. Das Folgende ist entweder die Einleitung einer wirklich gehaltenen Predigt oder der vorgeschriebene Text, über den der Redner sprechen soll.",
+ "dass sie von ihrem bösen Wege umkehrten. Jona 3, 10.",
+ "und in einer Strafrede heisst es. Joël 2, 13. Das Wort קבל bat in der Mischna (z. B. Jadajim IV 6—8) ebenso wie im Aramäischen die Bedeutung des Vorwurfs, der Anklage. Daher werden die Strafreden der Propheten und in erweiterter Anwendung ihre Schriften überhaupt als דברי קבלה (Worte der Anklage) bezeichnet. Das Buch Jona, dem der zuerst angeführte Satz entnommen ist, gehört zwar ebenfalls zu den Prophetenschriften, scheint aber nicht in dem Begriff der דברי קבלה eingeschlossen zu sein, vermutlich weil seine Strafrede nicht gegen Israel gerichtet war."
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+ "lässt man vor die Lade. in der die Torarollen aufbewahrt werden.",
+ "einen Greis hinabsteigen. Die Stelle, auf der der Vorbeter stand, lag gewöhnlich etwas tiefer; daher der Ausdruck ירד לפני התיבה (vor die Lade hinabsteigen), der so oft mit עבר לפני התיבה (z. B. weiter unten M. 5 und oben I 2) wechselt.",
+ "der Übung besitzt. die vorgeschriebenen Gebete gut und geläufig vortragen kann.",
+ "und im leeren Hause Kinder hat. mit seiner zahlreichen Familie Not leidet. Nach einer Erklärung im bab. Talmud ist mit dem „leeren (d. i. sündenreinen) Hause“ die tadellose Lebensführung seiner Familie gemeint.",
+ "die täglichen achtzehn. Das tägliche Gebet, das jetzt aus neunzehn Benediktionen besteht, hatte ursprünglich deren nur achtzehn, daher noch heute die Bezeichnung שמנה עשרה.",
+ "denen er noch sechs anfügt. zwischen dem siebenten und dem achten, also zwischen גואל ישראל und רפאנו."
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+ "Erinnerungs- und Schofargebete. s. Rosch haschana, Einleitung, Abs. 1 und Kap. IV daselbst, Anm. 31—32. Die Auswahl der zehn Bibelverse war wie am Neujahrstage dem Ermessen des Vorbeters überlassen, der die Stimmung des Tages und das, was die Herzen bewegte, durch sie zum Ausdruck brachte.",
+ "und er antwortet mir . Ps. 120.",
+ "Ich erhebe meine Augen zu den Bergen . Ps. 121.",
+ "o Gott . Ps. 130.",
+ "wenn er verzagt . Ps. 102.",
+ "Er brauchte keine Erinnerungs- und Schofargebete vorzutragen. Es bedurfte keiner Auswahl, denn man ist auf diese Gebetstücke, die aus zerstreuten Bibelversen sich zusammensetzen, nicht angewiesen; es ist vielmehr richtiger, zu den beiden ersten Einschaltungen ebenfalls wie zu den vier letzten zusammenhängende Bibelstücke zu wählen.",
+ "wenn eine Seuche auftreten sollte . 1. Könige 8, 37 ff.",
+ "Wie das Wort Gottes an Jirmejahu lautete aus Anlass des Regenmangels . Jirm. 14, 1 ff.",
+ "Dazu sagt er die entsprechenden Schlussformeln. Unter חותם (Siegel) versteht man den mit ברוך אתה beginnenden und mit einer auf den Inhalt des Segensspruches Bezug nehmenden Wendung endigenden Schlusssatz einer Benediktion."
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+ "Nach dem ersten. Als erster Segensspruch ist hier der den sechs einzuschaltenden vorangehende gedacht, also der siebente des täglichen Gebetes. Er schliesst auch hier wie gewöhnlich mit den Worten גואל ישראל, der Schlussformel geht aber diesmal ein Zusatz (מי שענה) voraus, wie er den folgenden sechs Einschaltungen eigentümlich ist, weshalb dieser Segensspruch als erster bezeichnet wird, die erste Einschaltung als zweiter u. s. w., die sechste als siebenter. In allen diesen Zusätzen hat Maimuni (הלכות תעניות IV 8—16) statt בקול durchweg die bessere Lesart קול. Alfasi liest: הוא יענה אותנו וישמע קול צעקתנו היום הזה.",
+ "der Abraham am Berge Morija erhört hat. 1. B. M. 22, 11—12 u. 15—18.",
+ "der unsere Väter am Schilfmeere erhört hat. 2. B. M. 14, 10—31.",
+ "der Josua in Gilgal erhört hat. Josua 10, 12—14.",
+ "erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist Du, o Gott, der du das Posaunengeschmetter vernimmst. Nach dem vierten sagt er: Er, der Samuel in Miṣpa erhört hat. 1 Sam. 7, 5—9.",
+ "der Elijahu am Berge Karmel erhört hat. 1 Kön. 18, 36—39.",
+ "der Jona im Leibe des Fisches erhört hat. Jona 2, 2—11.",
+ "der David und seinen Sohn Salomo in Jerusalem erhört hat. 2 Sam. 21, 1 u. 14; 1 Kön. 8, 22—53 u. 9, 3."
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+ "Es ereignete sich in den Tagen des Rabbi Ḥalafta und des Rabbi Hananja ben T’adjon. also nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer.",
+ "dass einer vor die Lade trat und den ganzen Segensspruch vollendete. Er trug den siebenten Segensspruch (ראה בענינו) mit der Schlussformel (ברוך אתה ה׳ גואל ישראל) wie gewöhnlich vor, ohne gemäss der Vorschrift der vorigen Mischna מי שענה את אברהם einzuschalten.",
+ "ohne dass man nach ihm mit Amen einstimmte. weil auf die Schlussformel noch der Zusatz מי שענה als eigentlicher Abschluss des Segensspruches folgen sollte.",
+ "ihr Priester. Diese Aufforderung wurde den Priestern laut einer im bab. Talmud angeführten Baraita vom Synagogendiener zugerufen.",
+ "Sie bliesen. mit den in Rosch Haschana III 4 erwähnten Widderhörnern und Trompeten. Mann kann übrigens dieses zweite תקעו und ebenso weiter unten das zweite הריעו zur Verstärkung des ersten gleich diesem als Imperativ lesen. („Blaset, ihr Priester, blaset“! „Schmettert, ihr Söhne Aharons, schmettert“!)",
+ "erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Darauf trug der Vorbeter die erste der sechs Einschaltungen vor, die er mit der Schlussformel ברוך אתה ה׳ זוכר הנשכחות beendete, wiederum ohne מי שענה את אבותינו einzufügen und ohne dass die Gemeinde mit אמן einfiel.",
+ "ihr Söhne Aharons. Es folgten dann die übrigen fünf Einschaltungen in derselben Weise. Jedesmal vollendete der Vorbeter den Segensspruch ohne das Gebet מי שענה, das er erst auf die Schlussformel folgen liess, weshalb diese von der Gemeinde nicht mit אמן beantwortet wurde. Eine andere Abweichung vom allgemeinen Brauche bestand vielleicht darin, dass nach den einzelnen Segenssprüchen aus den Hörnern und Posaunen der Priester abwechselnd gedehnte und schmetternde Töne erschollen, während es sonst üblich war (s. Mischne Tora הלכות תעניות IV 14), erst nach Beendigung des ganzen Gebetes zu blasen. Aus dem Umstande, dass in der vorigen Mischna von diesen Tönen nichts erwähnt wird, könnte man zwar schliessen, dass anderwärts an den in Rede stehenden Fasttagen überhaupt nicht geblasen wurde; das ist aber nach der unbestrittenen Vorschrift oben I 6 und Rosch Haschana III 4 nicht anzunehmen.",
+ "Sie schmetterten. Diese Aufforderung wurde den Priestern laut einer im bab. Talmud angeführten Baraita vom Synagogendiener zugerufen.",
+ "erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Es folgten dann die übrigen fünf Einschaltungen in derselben Weise. Jedesmal vollendete der Vorbeter den Segensspruch ohne das Gebet מי שענה, das er erst auf die Schlussformel folgen liess, weshalb diese von der Gemeinde nicht mit אמן beantwortet wurde. Eine andere Abweichung vom allgemeinen Brauche bestand vielleicht darin, dass nach den einzelnen Segenssprüchen aus den Hörnern und Posaunen der Priester abwechselnd gedehnte und schmetternde Töne erschollen, während es sonst üblich war (s. Mischne Tora הלכות תעניות IV 14), erst nach Beendigung des ganzen Gebetes zu blasen. Aus dem Umstande, dass in der vorigen Mischna von diesen Tönen nichts erwähnt wird, könnte man zwar schliessen, dass anderwärts an den in Rede stehenden Fasttagen überhaupt nicht geblasen wurde; das ist aber nach der unbestrittenen Vorschrift oben I 6 und Rosch Haschana III 4 nicht anzunehmen.",
+ "Wir hatten diesen Brauch nur am Osttore und nur auf dem Tempelberge. ובהר הבית fehlt im Jeruschalmi. Es ist nach בשער המזרח überflüssig, das ו sogar störend. — Das Gebet um Regen wurde, als der Tempel noch stand, vor dem bekannten Ost- oder Nikanortore verrichtet, das die Vorhalle des Heiligtums öffnete. Im Tempel folgte übrigens auch sonst auf keine Benediktion ein אמן der Gemeinde; die Zuhörer stimmten vielmehr mit ברוך שם כבור מלכותו לעולם ועד ein."
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+ [
+ "An den ersten drei Fasttagen. s. oben I 5.",
+ "fasteten die Männer der Wochenabteilung. s. Joma II, Anm. 1. [ושמטו שם דברי חזקיה שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ].",
+ "aber nicht bis zu Ende. weil sie gewärtig sein mussten, den Männern des Tagesdienstes beizustehen, wenn diese die Arbeit nicht allein zu bewältigen vermochten.",
+ "die Männer des Tagesdienstes. s. Joma II, Anm. 1. [שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה].",
+ "an den nächsten drei. s. oben I 6.",
+ "an den sieben letzten. s. oben I 6."
+ ],
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+ "Die Männer der Wochenabteilung. s. Joma II, Anm. 1. [שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה].",
+ "die Männer des Tagesdienstes. s. Joma II, Anm. 1. [שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה].",
+ "weder am Tage noch in der Nacht. Diese Vorschrift, die für alle Tage des Jahres Gültigkeit hat, wurde hier eingeschoben, weil auch sie gleich der vorigen Mischna zwischen den Männern der Wochenabteilung und denen des Tagesdienstes unterscheidet. Nach 3. B. M. 10, 9 darf ein Priester, der Wein getrunken hat, keine Opferhandlung verrichten. Die Männer des Tagesdienstes mussten sich auch in der Nacht, da sie mit dem Verbrennen der am Tage dargebrachten Opfer beschäftigt blieben, des Weines enthalten. Dieser Dienst erforderte aber wenig Arbeitskräfte, weshalb den übrigen Männern der Wochenabteilung nur am Tage (vgl. Anm. 41) der Weingenuss versagt war.",
+ "Den Männern der Wochenabteilung und den Männern des Beistandes. den in der heiligen Stadt anwesenden Abgeordneten, die gemäss der zweiten Mischna des vierten Kapitels das Volk bei der Darbringung der öffentlichen Opfer vertraten.",
+ "ist Haarschneiden und Kleiderwaschen verboten. damit sie diese Geschäfte noch vor Antritt ihres Wochendienstes erledigen.",
+ "am fünften [Wochentage] ist es ihnen dem Schabbat zu Ehren gestattet. so dass sie den Freitag für die Vorbereitungen auf den Schabbat völlig frei haben."
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+ "So oft es in der Fastenrolle. einem alten, noch heute erhaltenen, aber längst ausser Kraft gesetzten Verzeichnis nationaler Erinnerungstage. Es ist nach den Monaten des Jahres geordnet und knüpft an jedes festlich zu begehende Datum einen kurzen Vermerk über die Veranlassung der Feier, bald mit dem Zusatz דלא למספד, bald mit dem Zusatz דלא להתענאה. Das Verbot der Totenklage schliesst das Verbot des Fastens in sich, aber nicht umgekehrt.",
+ "ist diese auch vorher. am vorangehenden Tage.",
+ "aber nachher erlaubt. am folgenden Tage."
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+ "Man setzt für die Gemeinde kein Fasten zum ersten Male auf den fünften [Wochentag] fest. Wenn mehrere Fasttage der Gemeinde auferlegt werden, vermeidet man es, mit dem Donnerstage zu beginnen.",
+ "um die Märkte nicht zu erschüttern. Aus dem Umstande, dass die Behörde so kurz vor Schabbat einen Fasttag angesetzt hat, würden die Kaufleute schliessen, dass die Gefahr der Hungersnot schon dringend geworden, und ihre Vorräte an Lebensmitteln nur gegen Wucherpreise abgeben. — פקע, verwandt mit פגע = stossen, bedeutet hier erschüttern oder in die Höhe treiben, sonst = בקע spalten (so Sukka V 3: Dochte abtrennen). שער, die übliche Bezeichnung für Marktpreis, kann ebenso mit שער = Tor, Marktplatz wie mit שער = bemessen, erwägen zusammenhängen.",
+ "vielmehr seien die ersten drei Fasttage. s. oben I 5.",
+ "die folgenden drei. s. oben I 6.",
+ "so auch nicht die zweiten und auch nicht die letzten. s. oben I 6."
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+ "Man legt keinen Gemeindefasttag auf die Neumondstage. weil sie zu den Festen zählen.",
+ "das Weihefest. das am 25. Kislew beginnt und acht Tage währt.",
+ "und das Purimfest. den 14. und 15. Adar.",
+ "so unterbricht man nicht. Wenn ein für bestimmte Wochentage angeordnetes Fasten bereits begonnen hat und es trifft nun der nächste Fasttag auf eines der genannten Feste, wird doch an ihm gefastet.",
+ "Dasselbe. dass man nicht zu Ende fastet.",
+ "Neunten Ab. dem der Trauer um die Zerstörung des heiligen Tempels geweihten Fasttage.",
+ "wenn er auf den Rüsttag zum Schabbat trifft. Zur Zeit der Mischna, da der Monatsanfang noch auf Grund von Zeugenaussagen festgesetzt wurde (s. Rosch haschana II 5—7), konnte der 9. Ab auch auf einen Freitag fallen (heute nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Schabbat)."
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+ "wie sie oben. Kapitel I, Mischna 4—6.",
+ "gilt nur für die erste Regenzeit. Im heiligen Lande ist das Winterhalbjahr die Zeit des Regens, der gewöhnlich in verschiedenen, mit ziemlicher Regelmässigkeit wiederkehrenden Perioden dort niederfällt. Der erste Regen wird zu Beginn des zweiten Herbstmonats (Marḥeschwan) erwartet. — Der Ausdruck רביעה, der die Begattung, besonders der Tiere bezeichnet, wird hier auf die Befruchtung des Bodens durch den Regen übertragen.",
+ "wenn aber die Saaten entarten. wenn Misswachs sich bemerkbar macht.",
+ "wird ihretwegen sofort in die Posaune gestossen. d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — מתריעין (statt מריעין) ist eine Sekundärbildung von תרועה wie מתחילין von תורמין ,תחלה von תרומה u. v. a.",
+ "wenn die Niederschläge zwischen einem Regenfall und dem andern vierzig Tage aussetzen. zwischen der ersten und der zweiten Periode 40 Tage verstreichen.",
+ "denn dieser Schlag bedeutet Hungersnot. da die bereits geweckten Keime bei anhaltender Dürre zu Grunde gehen müssten. Es ist daher keine Zeit zu verlieren, die Gefahr steht vor der Tür, während das Ausbleiben des Regens in der ersten Periode eine Hungersnot nur befürchten lässt, sie aber noch nicht in so drohende Nähe rückt, dass man sofort mit dem verschärften Fasten beginnen müsste."
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+ "Fiel er. der Regen.",
+ "aber nicht den Saaten. Ein sanfter Regen ist den Saaten, ein heftiger der Baumfrucht förderlich.",
+ "Gruben und Höhlen. in denen das Regenwasser zum Trinken, Kochen und Waschen gesammelt wird.",
+ "wird ihretwegen sofort in die Posaune gestossen. d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — מתריעין (statt מריעין) ist eine Sekundärbildung von תרועה wie מתחילין von תורמין ,תחלה von תרומה u. v. a."
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+ "wie es heisst. Amos 4, 7. Das Zitat gibt sich schon äusserlich durch das aram. דכתיב als späte, aus Versehen in den Text geratene Randbemerkung zu erkennen.",
+ "und alle ihre Umwohner. die insofern, als die notleidende Stadt bei ihnen Einkäufe machen und durch die vermehrte Nachfrage die Preise der Lebensmittel in die Höhe treiben würde, in Mitleidenschaft gezogen werden.",
+ "ohne in die Posaune zu stossen. wie am Versöhnungstage, an dem nur gefastet wird, aber kein Posaunenschall ertönt.",
+ "fasten aber nicht. wie am Neujahrstage, an dem man in die Posaune stösst, aber nicht fastet."
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+ "Ebenso wenn in einer Stadt Pest oder Häusereinsturz. infolge von Erdbeben.",
+ "und alle ihre Umwohner. die ja ebenfalls bedroht sind.",
+ "ohne in die Posaune zu stossen. wie am Versöhnungstage, an dem nur gefastet wird, aber kein Posaunenschall ertönt.",
+ "fasten aber nicht. wie am Neujahrstage, an dem man in die Posaune stösst, aber nicht fastet.",
+ "die fünfhundert Krieger. Im Texte steht רגלי = Fussvolk. Das ist sicher nicht buchstäblich zu nehmen. Wohl aber sind durch diese Heeresbezeichnung Kinder, Greise und Frauen, überhaupt Personen schwächlicher Konstitution ausgeschlossen.",
+ "Sind es weniger. Tote oder Tage. Also auch dann, wenn drei Personen an einem Tage oder in zwei Tagen sterben, die beiden anderen aber, bezw. der dritte oder der mittlere keinen Todesfall zu verzeichnen haben, ist es nur ein böser Zufall und keine Seuche. Ist dagegen die Zahl ihrer kampffähigen Leute geringer als 500, und es werden ihrer drei nach Maimuni müssen auch die Verstorbenen kräftige Männer gewesen sein) an drei Tagen hintereinander, an jedem Tage einer hinweggerafft, ist selbstverständlich erst recht eine Pest zu vermuten."
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+ "Wegen der folgenden Dinge wird allerorten. auch in den von der betroffenen Gegend entfernten Orten, soweit die Nachricht dringt.",
+ "in die Posaune gestossen. d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — מתריעין (statt מריעין) ist eine Sekundärbildung von תרועה wie מתחילין von תורמין ,תחלה von תרומה u. v. a.",
+ "Wegen Brand und Gelbsucht. beides Krankheiten des Getreides.",
+ "wilder Tiere. die am hellen Tage in bewohnten Orten erscheinen.",
+ "und bewaffneter Horden. auch wenn sie nur durchziehen, ohne einen Angriff zu planen."
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+ "weil in Askalon. der bekannten Philisterstadt, also im Auslande; s. auch Giṭṭin I 2 [ולפיכך נפלא ממני מה שבתוב בם׳ תפארת ישראל כאן בסי׳ י״ט אפלו במקום הרחוק מאד מהצער ורק באותח מלכות].",
+ "Kornbrand von der Grösse eines Ofenlochs bemerkt wurde. d. h. es war nur eine solche Menge Getreide von der Krankheit befallen, dass man mit dem aus ihr hergestellten Brote die Mündung des Backofens hätte ausfüllen können."
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+ "die von Heiden oder von einem Strome eingeschlossen wurde. durch Belagerung oder Überschwemmung in Gefahr schwebt.",
+ "aber nicht als Notschrei. die Hilfe der Menschen anzurufen, aber nicht das Erbarmen Gottes zu erflehen.",
+ "Auch wegen der Pest. dürfe man am Schabbath in die Posaune stossen."
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+ "möge die Gemeinde von keiner betroffen werden. שלא תבא kann auch Euphemie für שתבא sein: Wegen jeder Notlage, die über die Gemeinde hereinbricht.",
+ "stösst man in die Posaune mit Ausnahme eines Übermasses an Regen. Man soll den Segen nicht ablehnen, auch wenn er durch Übermass sich in sein Gegenteil zu verwandeln droht. [ והמפרשים שפרשו לא שמקלקלין את התבואה אלא שהם לטורח על בני אדם לא ירדתי לסוף דעתם ראם כן מאי צרה יש כאן ומאי חוץ דחנן במתניתן ].",
+ "Es ereignete sich, dass man zu Ḥonni, dem Zirkler sagte: Bete, dass Regen falle. Da sprach er zu ihnen: Gehet und schaffet die Pesaḥöfen. Traget die zur Bereitung des Pesaḥopfers bestimmten Bratöfen in eure Häuser.",
+ "damit sie nicht erweichen. Diese transportablen Öfen waren aus Lehm gemacht und draussen zum Trocknen aufgestellt.",
+ "stellte sich hinein und sprach vor Ihm. Ehrerbietige Redewendung statt: zu Gott.",
+ "Gruben und Höhlen. in denen das Regenwasser zum Trinken, Kochen und Waschen gesammelt wird.",
+ "bis die Israeliten sich vor dem Regen aus Jerusalem auf den Tempelberg. auf dem sich ein gedeckter Säulengang befand.",
+ "ob sich der Stein der Irrenden. So hiess ein grosser Stein, auf welchem in Jerusalem die gefundenen Gegenstände ausgerufen wurden. Unter den Irrenden (Umherstreifenden) sind wohl die nach dem Verlorenen suchenden Besitzer zu verstehen.",
+ "schon aufgelöst hat. Erst wenn das geschieht — und der Fall wird nimmer eintreten — erfülle ich euern Wunsch.",
+ "Darauf liess ihn Simon ben Scheṭa. Gerichtsvorsitzender unter Juda ben Tabbai (s. Ḥagiga II 2) und Schwager des Königs Jannai Alexander.",
+ "ich verhängte den Bann über dich. wegen Verletzung der dem Himmel schuldigen Ehrfurcht. — גוזרני ist aus גוזר אני zusammengezogen.",
+ "Du benimmst dich zudringlich vor dem Allgegenwärtigen. Über מקום als Bezeichnung für Gott s. Pesaḥim X, Anm. 38",
+ "der ihm dennoch seinen Willen erfüllt. Man könnte versucht sein, מתחטא die Bedeutung sich versündigen beizulegen. In Wahrheit ist unser rabbinisches חטא dem biblischen nur homonym, bezeichnet aber Zärtelei, kosendes Anschmiegen, Vertraulichkeit, Ungezwungenheit.",
+ "Von dir sagt die Schrift. Sprüche 23, 25."
+ ],
+ [
+ "dass sie in Lod. einer südwestlich von Jerusalem gelegenen Stadt, Wohnort des Rabbi Tarfon.",
+ "Gehet heim. Sie waren in der Synagoge zum Gebete versammelt.",
+ "Nachmittags kamen sie wieder. ins Gotteshaus.",
+ "und lasen das grosse Hallel. Psalm 136."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "nämlich beim Frühgebet. das dem täglichen Morgenopfer entspricht.",
+ "zu Musaf. מוסף heisst das hinzugefügte Gebet, das an Schabbat-, Fest- und Neumondstagen, entsprechend dem besondern, für diese Zeiten vorgeschriebenen Zusatzopfer (4. B. M. Kap. 28—29), zwischen dem Morgen- und dem Abendgebete verrichtet wird.",
+ "zu Minḥa. מנחה ist der Name des Nachmittagsgebetes (s. P’saḥim X, Anm. 2), das dem täglichen Abendopfer entspricht.",
+ "und bei Toresschluss. ein Schlussgebet, das bei den am Ende dieser Mischna erwähnten Gelegenheiten in der Abenddämmerung verrichtet wurde, um die Zeit, da die Tore des Tempels geschlossen wúrden oder die Himmelspforten sich hinter der untergegangenen Sonne schliessen (Jeruschalmi).",
+ "ihre Hände. um nach 4. B. M. 6, 22—27 den Segen über die Gemeinde zu sprechen.",
+ "an den Fasttagen. die bei drohender Gefahr — insbesondere bei Regenmangel angeordnet wurden. Ein Musafgebet wurde zwar an diesem Tage nicht verrichtet; es konnte aber vorkommen, dass das Fasten an einem Neumondstage fortgesetzt wurde (s. oben II 10), wo es dann vier Gebetszeiten gab.",
+ "in den Beiständen. s. die folgende Mischna. Die Mitglieder des Beistandes versammelten sich in ihrer Woche täglich zu gemeinsamer Andacht mit Toravorlesung und Priestersegen. An den vier Tagen dieser Woche, an denen sie fasteten (s. Mischna 3), verrichteten sie neben dem Morgen- und dem Abendgebete auch noch ein Schlussgebet, am Monatsanfang, an welchem sie vermutlich, wenn er in die vier Tage fiel, ebenfalls fasteten, ausserdem das Musafgebet.",
+ "und am Versöhnungstage. dem einzigen Fasttage, an dem die genannten vier Gebete ständig verrichtet werden. Wenn nicht gefastet wird, sprechen die Priester den Segen bloss vormittags, solange sie noch keine Mahlzeit eingenommen haben."
+ ],
+ [
+ "Was bedeuten. אילו ist häufig Fragewort, zusammengezogen aus אי אלו, dem Plural von אי זה und אי זו.",
+ "Da es heißt. 4. B. M. 28, 2.",
+ "zu denen für jede einzelne Abteilung ein Beistand. eine Vertretung, die in der heiligen Stadt ihren Wohnsitz hatte und abwechselnd je eine Woche lang im Tempel zusammenkam, um bei Darbringung der öffentlichen Opfer anwesend zu sein.",
+ "Leviten und Israeliten gebildet. Der Zusammenhang ist der folgende: Wer ein Opfer darbringt, soll der heiligen Handlung beiwohnen. Das Gebot der öffentlichen Opfer ist an ganz Israel gerichtet (צו את בני ישראל . . תשמרו להקריב). Es ist aber nicht möglich, dass das ganze Volk zugegen sei. Darum wurden die Vertretungen eingerichtet. Priester, Lewiten und Israeliten wurden in 24 Abteilungen gegliedert und für jede eine bestimmte Dienstwoche festgesetzt, sowie ein „Beistand“ von Männern, die in Jerusalem ansässig waren.",
+ "begaben sich ihre Priester und Leviten nach Jerusalem hinauf. um eine Woche hindurch dem Tempeldienste zu obliegen.",
+ "um den Schöpfungsbericht zu lesen. Das folgende Einschiebsel (ואנשי bis וימותו) fehlt im Jeruschalmi.",
+ "Und die Männer des Beistandes fasteten vier Tage in der Woche. von Tagesanbruch bis Eintritt der Nacht.",
+ "in Todesgefahr geraten. Ein zu schroffer Wechsel der Lebensweise hat nach dem Talmud (Baba batra 146a) Krankheiten der Verdauungsorgane zur Folge."
+ ],
+ [
+ "Am ersten Tage. lasen sie aus dem Schöpfungsberichte (1. B. M. 1, 1 bis 2, 3).",
+ "Im Anfange. Kap. 1, Vers 1—5.",
+ "Es werde eine Veste. Vers 6—8.",
+ "Es sammle sich das Wasser. Vers 9—13.",
+ "Es werden Lichter. Vers 14—19.",
+ "Es wimmle das Wasser. Vers 20—23.",
+ "Die Erde bringe hervor. Vers 24—31.",
+ "Es wurden vollendet die Himmel. Kap. 2, Vers 1—3.",
+ "einen kleinern mit einem Einzigen. Drei Personen wurden nacheinander zur Tora gerufen. Jede las mindestens drei Verse. Hat ein Abschnitt sechs Verse, teilen sich zwei Personen in ihn; hat er deren nur fünf, wie z. B. gleich der erste Abschnitt des Schöpfungsberichtes, liest der zuerst Aufgerufene die Verse 1—3 und der folgende die Verse 3—5, so dass der mittlere Vers zweimal gelesen wird. Hat ein Abschnitt nur vier Verse, wird er nicht geteilt; vielmehr liest eine Person den ganzen.",
+ "So beim Morgen- und beim Musafgebete. an Neumondstagen (s. Anm. 35).",
+ "Zum Nachmittagsgebete aber. Die Lesart בשחרית במוסף ובמנחה ist irreführend. Sie verleitet zu der falschen Annahme, dass nur des Morgens aus der Tora, zu Musaf aber ebenso wie zu Minḥa auswendig gelesen wurde, oder gar dass man bloss zu Ne‘ila die Tora heraushob, sonst aber — auch beim Frühgebete — auswendig vortrug. Es ist mit beiden Talmuden ובמוסף statt במוסף zu lesen.",
+ "versammelten sie sich und lasen auswendig. weil sie vom Fasten schon ermattet waren. Beim Schlussgebete, wo die Erschöpfung ihren Höhepunkt erreichte, wurde nicht einmal auswendig gelesen. An den beiden Tagen, an denen sie nicht fasteten, hielten sie es der Gleichmässigkeit wegen ebenso.",
+ "wie man das Sch’ma. 5. B. M. 6, 4—9 u. 11, 13—21.",
+ "wegen der Ehre des Schabbats. damit ihnen mehr Zeit für die Vorbereitungen auf den Schabbat bleibe."
+ ],
+ [
+ "an welchem das Hallel. Ps. 113—118.",
+ "angesetzt ist. an den acht Tagen des Ḥanukkafestes. An den Neumondstagen ist der Vortrag des Hallel keine Vorschrift, sondern nur alter Brauch; an den Feiertagen gab es ohnehin keine Zusammenkünfte der Beistände.",
+ "versammelt sich der Beistand nicht des Morgens. zu Bußgebeten und zum Lesen des Schögfungsberichtes.",
+ "an welchem ein Musaf dargebracht wird. an den Neumondstagen. Schabbat- und Feiertag kommen für diese Zusammenkünfte überhaupt nicht in Betracht.",
+ "nicht zum Schlussgebete. um Bußgebete zu verrichten. Ein Toralesen fand ja bei Toresschluss auch sonst nicht statt. — בנעילה bedeutet hier: nicht einmal beim Schlussgebete, geschweige denn zu Minḥa oder gar zu Musaf selbst. Die Rede ist in dieser Mischna von den Beiständen in Jerusalem, wo nicht nur die Priester, sondern auch die Lewiten und die übrigen Mitglieder der Abteilung durch den Tempeldienst in Anspruch genommen waren. Ausserhalb der heiligen Stadt war das Hallel kein Hinderungsgrund für die Zusammenkünfte, fanden sie sämtlich auch an Neumondstagen statt. Heisst es doch in der vorigen Mischna ausdrücklich, dass man במוסף, also am Neumondstage, den Schöpfungsbericht las.",
+ "an welchem Holz geopfert wird. s. die folgende Mischna.",
+ "nicht nachmittags. weil das Holz um diese Zeit ins Heiligtum gebracht wurde.",
+ "versammelt er sich nicht nachmittags. geschweige denn zu Musaf, wohl aber beim Morgen- und beim Schlussgebete,",
+ "nicht zum Schlussgebete. und zu Minḥa selbst erst recht nicht, wohl aber des Morgens."
+ ],
+ [
+ "Ein Holzfest der Priester und des Volkes. Als die Juden aus dem babylonischen Exil ins heilige Land zurückkehrten und den Altar wieder aufrichteten, war kein Holz fürs Opferfeuer vorhanden, bis die hier genannten Familien solches spendeten. Zum Danke wurde ihnen das Vorrecht eingeräumt, auch in Zukunft an bestimmten Tagen des Jahres das Opferholz abwechselnd unentgeltlich liefern zu dürfen (s. N’ḥemja 10, 35). Die Tage, an denen sie es in die Vorratskammern des Tempels brachten, wurden als Feste gefeiert.",
+ "gab es neunmal. an den folgenden neun Tagen im Laufe eines jeden Jahres.",
+ "wie auch der Familien der Stösseltäuscher und der Feigenstampfer. alte Geschlechter, deren fromme Ahnen (nach Jeruschalmi unter Jerobeam, nach Tosefta und bab. Talmud während der Syrerherrschaft) durch keine Drohung sich abschrecken liessen, ihre Erstlingsfrüchte gemäss der göttlichen Vorschrift (5. B. M. 26, 1—11) in das Heiligtum zu bringen. Sie bedeckten sie mit getrockneten Feigen (קציעות), nahmen eine Mörserkeule auf die Schulter und schützten, von den Schergen angehalten, die Absicht vor, in Jerusalem die trockenen Feigen mittels des Stössels zu Kuchen stampfen zu wollen. Daher die seltsamen Beinamen.",
+ "Am ersten Tebet trat der Beistand nicht zusammen. in der heiligen Stadt (s. Anm. 35). Des Morgens nicht wegen des Hallel, zu Musaf nicht wegen des Neumondsopfers, beim Schlussgebete nicht wegen des Holzopfers, zu Minḥa aus doppeltem Grunde nicht, sowohl wegen des Neumonds- als auch wegen des Holzopfers (s. die vorige Mischna)",
+ "weil da Hallel. Ps. 113—118.",
+ "Musafopfer und Holzopfer vereinigt waren. Der erste Ṭebet fällt in das Ḥanukkafest, für welches das Hallel vorgeschrieben ist. Am ersten Nisan fiel wegen des Musaf- und des Holzopfers die Zusammenkunft wohl zu Musaf, Minḥa und Ne‘îla aus, aber nicht des Morgens, trotz des Neumondshallel; denn abgesehen davon, dass am Monatsanfang nicht das ganze Hallel gelesen wird, beruht selbst der verkürzte Vortrag, wie bereits erwähnt wurde (Anm. 32), doch nur auf Herkommen."
+ ],
+ [
+ "Am siebzehnten Tammuz wurden die Tafeln zerbrochen. 2. B. M. 32, 19.",
+ "hörte das tägliche Opfer auf. aus Mangel an Lämmern während der Belagerung Jerusalems durch das Heer Nebuchadneṣars.",
+ "wurde die Stadt erstürmt. durch die Römer unter Titus. Die Stadt schlechthin ist in der Mischna selbstverständlich Jerusalem, wie weiter unten das Land schlechthin das gelobte Land ist.",
+ "verbrannte Apostomos die Tora. Zeit und Ort dieser Untat sind ebenso unbekannt wie der traurige „Held“ dieser Ruchlosigkeit (dessen Name übrigens auch Posthumus gelesen werden kann).",
+ "wurde ein Götzenbild im Hêchâl aufgestellt. Andere Lesart: והעמיד (er stellte auf). Schon Jeruschalmi kennt beide Lesarten. Nach der einen (והועמד) war es der König M’nasche, der das Heiligtum so schändete (2 Könige 21, 7), nach der andern (והעמיד) war es der eben erwähnte Apostomos.",
+ "dass sie nicht ins Land einziehen. 4. B, M.14, 29 ff.",
+ "wurde der Tempel das erste Mal und das zweite Mal zerstört. der erste Tempel durch Nebuchadneṣar, der zweite durch Titus.",
+ "Bêt Tor erobert. בית תור (so in einigen Handschriften, meist jedoch in ביתר zusammengezogen) wurde in dem unglücklichen von Bar Kochba geleiteten Freiheitskriege durch die Römer zerstört.",
+ "und die Stadt gepflügt. Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht."
+ ],
+ [
+ "ist Haarschneiden und Kleiderwaschen verboten. bis der Fasttag zu Ende ist. Die Woche beginnt mit dem Sontag.",
+ "Am fünften Tage aber ist es dem Schabbat zu Ehren gestattet. wenn der neunte Ab auf Freitag fällt (s. Kapitel II, Anm. 58); am Trauertage selbst ist es auf keinen Fall erlaubt.",
+ "Am Vorabend des neunten Ab. nachmittags bei der letzten Mahlzeit vor Beginn des Fastens.",
+ "Man mache eine Abänderung. es genügt, wenn man weniger Gerichte als sonst aufträgt, im Genuss von Fleisch und Wein sich grössere Mässigkeit auferlegt,",
+ "Rabbi Juda verpflichtet zum Umwenden des Ruhebettes. gemäss der Vorschrift für Trauernde, die nur auf der Erde sitzen und schlafen dürfen."
+ ],
+ [
+ "und zwar in geborgten. Auch die reichsten Mädchen mussten die Kleider von anderen borgen. — Jeruschalmi hat in der Mischna die bessere Lesart: שבהם בני ירושלם יוצאין בכלי לבן שאולים (also nicht die Mädchen, sondern die Männer), führt aber im Talmud eine Baraita an, aus der hervorgeht, dass auch jene ihre Kleider borgten.",
+ "weshalb auch alle Kleider ein Reinigungsbad erforderten. weil man eben nur fremde Kleider benutzen durfte, deren hierologische Reinheit (s. P’saḥim Kapitel I, Anm. 26) nicht immer über jeden Zweifel erhaben war, da viele Familien es mit den Reinheitsgesetzen nicht so genau nahmen. — טעונין רחיצה, wörtlich: sie sind mit einem Tauchbade belastet.",
+ "Die Töchter Jerusalems zogen also hinaus und führten in den Weingärten Reigentänze auf. חולות ist Partizip von חול wie בושים von בוש oder aus מחוללות verkürzt. Da nach Jom Ṭob V 2 das Tanzen am Versöhnungstage untersagt ist, muss man entweder annehmen, dass dieses rabbinische Verbot erst aus späterer Zeit stammt, oder dass der Reigen kein eigentlicher Tanz ist (מרקרין = springen) sondern bloss in rhythmischen Bewegungen besteht.",
+ "nur sie ist Lobes wert. Sprüche 31, 30",
+ "es rühmen sie in den Toren ihrer Werke. Daselbst Vers 31.",
+ "In gleichem Sinne sagt die Schrift. Hoheslied 3, 11.",
+ "das ist die Errichtung des heiligen Hauses. Das Hohelied wird von den Rabbinen als allegorische Verherrlichung des bräutlichen Verhältnisses zwischen Gott und Israel gedeutet. Der König Sch’lomo ist der Herr des Friedens (שלום), der Heilige, gelobt sei er! Seine Mutter ist die Gemeinde Israels, in deren Schosse der Gedanke des reinen Monotheismus geboren wurde. Die Tora, die sie am Hochzeitstage aus seiner Hand empfing, ist ihre Morgengabe (בקבלת כלה כחובת חתן), die Wohnung, die sie ihm errichtet, das sichtbare Zeichen ihrer Vermählung (ועשו לי מקרש ושכנתי בתוכם). Der am Horeb geschlossene Bund und der später errichtete heilige Bau werden hier eine Krone genannt, die Israel dem Herrn der Welt aufs Haupt gesetzt hat. Das ist Israels unvergänglicher Ruhm, die Schönheit der Völker aber ist eitel und trügerisch. So ist auch im Hoheliede der Gedanke ausgesprochen, dass die Taten es sind, nicht äussere Vorzüge, die des Weibes Lob weithin verkünden, wie durch das Werk, das Israel geschaffen, in alle Ewigkeit dessen Ruhm verkündet wird als Kleinod Gottes, sein Priesterreich und sein geweihtes Volk."
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+ "\nEinleitung.\nWie schon der Name zeigt, handelt unser Traktat von den Fasttagen. Von den zur Erinnerung an den Verlust der staatlichen Selbständigkeit und die Zerstörung des Tempels eingesetzten werden nur zwei erwähnt, und auch diese nur gegen Ende kurz gestreift; den breitesten Raum nehmen die von den Behörden zur Abwendung eines drohenden oder schon eingetretenen Unglücks, insbesondere zur Beseitigung der Regennot anzuordnenden Bet- und Fasttage ein. Im heiligen Lande ist das Winterhalbjahr die Regenzeit, das ja darum auch als ימות הגשמים bezeichnet wird. Der Regen, der in normalen Jahren zu bestimmten, fast regelmässig wiederkehrenden Zeitabschnitten herniederfällt, hat dort eine erhöhte Bedeutung. Er soll nicht allein die Felder befruchten, er soll auch die Zisternen mit Wasser füllen. Bleibt er einen Winter hindurch aus, oder liefern ihn die kargen Wolken in unzureichender Menge, so ist nicht nur Misswachs und Hungersnot, sondern auch Mangel an Trinkwasser die furchtbare Folge.\nDer Name des Traktats lautet in den meisten Ausgaben תענית. Die Handschriften haben meist תעניות, ebenso die erste Mischnaedition (Neapel) und der Jeruschalmi. Dass mir diese Bezeichnung, die sich bei Autoren der ältern Zeit häufiger als die Einzahl in Zitaten findet und auch von Maimonides in seiner allgemeinen Einleitung zur Mischna bei der Aufzählung der einzeken Traktate und der Begründung ihrer Reihenfolge angewendet wird, die richtigere scheint, habe ich bereits oben S. 168 erwähnt.\nDie Stellung von תעניות zwischen ראש השנה und מגלה bedarf der Erklärung. Man hätte, nachdem Rosch haschana die Reihe der die älteren Feste behandelnden Traktate schliesst, zunächst Megilla erwartet, wo von dem später eingesetzten Purimfeste die Rede ist, und dann erst Ta‘anijot über die Fasttage. Dass aber dieser Traktat sich tatsächlich an den vom Neujahrsfeste anschliesst, wird im bab. Talmud (Ta‘anijot 2a) ausdrücklich bezeugt. Im Jeruschalmi tritt zwar יום טוב zwischen ראש השנה und תעניות; aber selbst wenn diese Anordnung nicht auf einem Versehen des Abschreibers beruhen sollte, bleibt noch immer die Schwierigkeit, dass auch dort Megilla erst auf Ta‘anijot folgt anstatt voranzugehen. Die Zahl der Kapitel kann hierfür nicht massgebend gewesen sein (s. Einleitung zu Scheḳalim oben S. 260), da jeder der beiden Traktate dieselbe Kapitelanzahl wie Rosch haschana aufweist. Der bab. Talmud begründet a. a. O. die Reihenfolge durch den Hinweis auf Rosch haschana I 2, wo es heisst, dass am Sukkotfeste von der Vorsehung die Regenmenge festgesetzt wird. Man könnte auch darauf Bezug nehmen, dass an den Fasttagen ebenso wie am Neujahrstage der Schofar geblasen wird (das. III 4) und nach einer Ansicht (Ta‘anijot II 3) auch dem Gebete zwei von den besonderen Segenssprüchen dieses Festes eingefügt werden. Maimonides löst in der erwähnten Einleitung zu seinem Mischnakommentar die Schwierigkeit durch die befremdliche Behauptung, dass unser Traktat von den durch die früheren Propheten eingesetzten Fasttagen handelt und daher den Vorrang vor dem Traktat Megilla einnimmt, der dem von späteren Propheten eingeführten Purimfeste gewidmet ist. Wir haben bereits erwähnt, dass in Ta‘anijot von diesen Fasttagen kaum die Rede ist. Es scheint, dass in Maimunis Talmudhandschrift der eben angeführte Hinweis auf Rosch haschana I 2 nicht gestanden hat, wie es auch wahrscheinlich ist, dass in seinem Exemplar am Anfange von Soṭa die Bemerkung über den Anschluss dieses Traktats an נזירות gefehlt hat, worauf ich schon oben S. 260 aufmerksam gemacht habe.\nVon den vier Kapiteln unseres Traktats beginnt das erste mit der Zeitbestimmung für die beiden in Berachoth V 2 vorgeschriebenen Einschaltungen, in denen beim täglichen Gebete das eine Mal des Regens Erwähnung geschieht, das andere Mal der Regen verlangt wird, und schliesst mit der Anordnung der Fasttage bei ausbleibendem Regen. Das zweite Kapitel enthält die Gebetordnung für diese Fasttage und einige Meinungsverschiedenheiten über die Personen, die nicht zu fasten brauchen, und die Tage, an denen nicht gefastet werden soll. Im dritten Kapitel werden sonstige Gefahren und Unglücksfälle besprochen, die zur Anordnung von Fast- und Bettagen Anlass geben. Das letzte Kapitel handelt von dem Fasten der von den Gemeinden Israels behufs ihrer Vertretung beim Opferdienste nach der heiligen Stadt entsandten Abgeordneten, ferner von den Holzopfern der Priester und des Volkes, vom siebzehnten Tammuz und dem neunten Ab, endlich von den Volksfesten am fünfzehnten Ab und am Versöhnungstage.\n"
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+ "Von wann an erwähnt man die Wunderkräfte des Regens. Dass man im zweiten Segensspruche der T‘filla der Wunderwirkungen des Regens Erwähnung tut, wurde schon in Berachot (V 2) gelehrt. Dass dies im heiligen Lande, wo es doch im Sommer nicht regnet, nur während des Winters geschieht, wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Die Frage ist nun, wann soll mit der Erwähnung begonnen werden?",
+ "Vom letzten Feiertage des Festes an. d. i. der achte Tag des Festes, nicht der siebente, der ja kein Feiertag ist.",
+ "Da der Regen am Hüttenfeste nur ein Zeichen des Fluches ist. Wenn es an diesem Feste regnet, so dass man das Gebot, in Hütten zu wohnen, nicht erfüllen kann, wird das als ein Zeichen der göttlichen Unzufriedenheit mit uns angesehen (Sukka II Ende).",
+ "Der den Wind wehen lässt und den Regen herniedersendet zu seiner Zeit. משיב הרוח ומוריד הגשם ist der Wortlaut der Einschaltung; בעונתו („zu seiner Zeit“) ist nur die Deutung, die Rabbi Eli‘ezer dem Satze gibt.",
+ "wäre die Erwähnung stets am Platze. das ganze Jahr hindurch, auch im Sommer. Rabbi Eli‘ezer hat indessen einen besondern Grund dafür, dass man schon am ersten Tage des Festes, wenn auch der Regen noch nicht erwünscht ist, wenigstens mit der Erwähnung beginne, weil an diesem Feste im Himmel die Entscheidung über die Regenmenge gefällt wird (Rosch haschana I 2)."
+ ],
+ [
+ "Man bittet um Regen. Die Bitte um Regen ist nach Berachot (V 2) in den nennten Segensspruch der werktäglichen T’filla einzuschalten.",
+ "erst kurz vor der Regenzeit. Ein genaues Datum ist hier nicht angegeben, weil der regelmässige Eintritt der verschiedenen Regenperioden nicht mit dem Synagogenkalender, sondern mit den tropischen Jahreszeiten zusammenhängt (s. jedoch Mischna 3 und Anm. 16).",
+ "Tritt man. um das Morgengebet und im Anschluss an dieses das Musaf öffentlich vorzutragen.",
+ "vor die Lade. in der die Torarollen verwahrt werden.",
+ "am letzten Feiertage des Festes. d. i. der achte Tag des Festes, nicht der siebente, der ja kein Feiertag ist.",
+ "so erwähnt der letzte. der das Musafgebet vorträgt.",
+ "der erste. der das Morgengebet vorträgt.",
+ "aber erwähnt nicht; am ersten Feiertage des Pesaḥfestes erwähnt der erste. der das Morgengebet vorträgt.",
+ "der letzte. der das Musafgebet vorträgt.",
+ "dagegen erwähnt nicht. Mit anderen Worten: Am achten Tage des Hüttenfestes wird die Erwähnung des Regens erst zu Musaf vom Vorbeter eingeschaltet, im Morgengebete aber noch nicht; am ersten Tage des Pesaḥfestes wird sie im Morgengebete noch eingeschaltet, zu Musaf aber nicht mehr. Als Grund wird im Jeruschalmi (zur vorigen Mischna) angegeben, dass sich zum öffentlichen Abendgebete, mit welchem die Feste eingeleitet werden, nur ein Teil der Gemeinde einfindet; von den übrigen, die zu Hause beten, würden einige die Einschaltung machen, andere wieder nicht. Diese Ungleichmässigkeit bestünde weiter, wenn der Vorbeter schon im Morgengebete die Regenerwähnung einschaltete, beziehungsweise fortliesse; denn diejenigen, die gestern nicht in der Synagoge waren, würden immer noch nicht wissen, wie sich der Vorbeter beim Abendgebete verhielt. Nun aber die Änderung erst mit Musaf eintritt, wird niemand mehr darüber im Zweifel sein können, wie er es mit der Einschaltung am Abend bei Beginn des Feiertages zu halten habe.",
+ "Bis wann bittet man um Regen? Rabbi Juda sagt: Bis Pesaḥ vorüber ist. Da nicht anzunehmen ist, dass man zu einer Zeit, da man des Regens im zweiten Segensspruche nicht mehr erwähnt, im neunten Segensspruche noch um ihn bitten soll (ist doch nach Rabbi Eli‘ezer in der vorigen Mischna umgekehrt die Erwähnung eher einzuschalten als die Bitte), so besteht hier ein Widerspruch zwischen dem Satze des Rabbi Juda im ersten und seinen Worten im zweiten Teil der Mischna. Jeruschalmi meint, dass er die erste Ansicht, laut welcher die Erwähnung des Regens schon im Musaf des ersten Pesaḥtages auszuschalten ist, im eigenen Namen, die folgende dagegen, nach der die Bitte um Regen noch während des ganzen Festes einzuschalten wäre, im Namen seines Lehrers vorträgt. Im bab. Talmud ist aber doch eine Auffassung vertreten, nach welcher Rabbi Juda tatsächlich zwischen Bitte und Erwähnung unterscheidet und diese früher als jene ausgeschaltet wissen will. Man kann das damit begründen, dass der Regen, der nicht nur den Boden bewässert, sondern auch die Zisternen füllt, während des Festes noch eine erwünschte und darum zu erflehende Himmelsgabe ist, seine blosse Erwähnung aber besser hinter der des Taues (משיב חרוח ומוריד חטל) zurücktritt, der nach Jesaia (26, 19) ebenso ein Symbol der Auferstehung ist wie das Wiedererwachen der Natur zu neuem Leben, das wir am Pesaḥfeste feiern. Aehnlich Jeruschalmi z. St.: טעמא דרבי יהודה כדי שיצאו המועדות בטל מפני שחטל סימן יפה לעולם .",
+ "denn es heisst. Joël 2, 28.",
+ "Früh- und Spätregen im Ersten. Es kann also der Regen auch noch im ersten Monate (Nisan) zum Segen gereichen."
+ ],
+ [
+ "Am siebenten. Die Ansichten gehen, wie es scheint, über den Sinn der Worte סמוך לגשמים (kurz vor der Regenzeit) in der vorigen Mischna auseinander. Dieser Meinungsstreit hätte daher dort an den ersten Satz anknüpfen sollen. Auch sonst beobachtet man in der Anordnung hier einige Unebenheiten. Sie beginnt mit der Erwähnung des Regens, geht dann zur Bitte um Regen über, kehrt wieder zur Erwähnung zurück und schliesst endlich mit der Bitte. Bei der Erwähnung wird zunächst die Frage des Beginnes erörtert und dann der Zeitpunkt des Aufhörens bestimmt; bei der Bitte wird umgekehrt der Zeitpunkt der Ausschaltung vor dem der Einschaltung besprochen. Wir sehen hier deutlich die Spuren der verschiedenen Umarbeitungen und Bereicherungen, die die Mischnasammlung bis zu ihrem endgültigen Abschluss erfahren hat, und von denen schon wiederholt (zuletzt Rosch haschana Kap. IV, Anm. 66 und Kap. III, Vorbem.) die Rede war. Da Rabbi Josua viel selbständiger in seinen Ansichten war als Rabbi Eli‘ezer, der treue Hüter der Überlieferungen (בור סוד שאינו מאבד טפה, Abot II 8), der nichts lehrte, was er nicht von seinen Lehrern gehört hatte (,שלא אמר דבר שלא שמע מפי רבו מעולם, Joma 66 b u. ö.), ist anzunehmen, dass die erste Mischna unseres Traktats ursprünglich so gelautet hat, wie Rabbi Eli‘ezer sie vorträgt: מאמתי מזכירין גבורות גשמים מיום טוב הראשון של חג . Daran schloss sich der erste Satz aus M. 2: ואין שואלין את הגשמים אלא סמוך לגשמים , in welchem ein genauer Zeitpunkt für den Beginn der Regenbitte noch unbekannt ist (s. Anm. 7), worauf הגיע שבעה עשר במרחשון וכו׳ (M. 4 bis 7) folgte. Alles übrige ist späterer Zusatz. Zuerst (von Rabbi ‘Aḳiba?) wurde die Meinungsverschiedenheit zwischen Rabbi Elie‘zer und Rabbi Josua im Anschluss an מזבירין גבורות גשמים מאמתי hinzugefügt und der Streit zwischen Rabban Gamliel und seinen Freunden an den folgenden Satz ואין שואלין את הגשמים אלא סמוך לגשמים angeknüpft, der nun zwar gegenstandslos geworden war, aber dennoch aus Pietät beibehalten wurde (משנה לא זזה ממקומה, Jebamot 30 a u. ö.). Später wurde dieser Zusammenhang durch die Einschiebung zweier Sätze von Rabbi Juda, unter denen der eine auf den Widerspruch seines Freundes Rabbi Meïr stiess, noch einmal durchbrochen, weil M. 4 nicht gut von M. 3 getrennt werden konnte.",
+ "fünfzehn Tage nach dem Hüttenfeste. wenn Tischri 30 Tage hat. Ist dieser Monat mangelhaft, so ist freilich der siebente Marheschwan erst der vierzehnte Tag nach Schluss des Hüttenfestes; aber es kommt ja auf einen Tag nicht so sehr an. Müssen doch auch so zwei Schabbate, an denen die Heimreise unterbrochen werden muss, in Abzug gebracht werden. Es sind also die 15 Tage nicht so genau zu rechnen; sie sollen nur ungefähr die abweichende Meinung des Rabban Gamliel rechtfertigen.",
+ "damit inzwischen der Letzte in Israel. d. i. derjenige, der unter den zur Feier des Hüttenfestes in Jerusalem Erschienenen (2. B. M. 34, 23; 5. B. M. 16, 16) am spätesten den Rückweg antritt, und dessen Wohnort am weitesten von der heiligen Stadt entfernt ist."
+ ],
+ [
+ "fingen Einzelne. היחידים im Gegensatz zu הצבור in der folgenden Mischna. Gemeint sind die durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragenden Männer.",
+ "zu fasten an und zwar drei Fasttage. am nächsten Montag, am Donnerstag derselben Woche und am folgenden Montag.",
+ "nachdem es dunkel geworden war. d. h. der Fasttag beginnt erst mit dem Morgengrauen und nicht schon (wie in Mischna 6) mit Anbruch der Nacht; vielmehr nahmen sie den Tag vorher die Hauptmahlzeit wie gewöhnlich nach Eintritt der Dunkelheit משחשיכה) ein.",
+ "und es war ihnen. auch am Tage.",
+ "Sandalenbeschuhung. s. Joma Kap. VIII Anm. 2.",
+ "und Benutzung des Bettes. des Ehebettes (Joma das. Anm. 3)."
+ ],
+ [
+ "so verhängt der Gerichtshof drei Fasttage. Montag, Donnerstag und Montag wie oben Anm. 20; s. Kap II M. 9.",
+ "nachdem es dunkel geworden. d. h. der Fasttag beginnt erst mit dem Morgengrauen und nicht schon (wie in Mischna 6) mit Anbruch der Nacht; vielmehr nahmen sie den Tag vorher die Hauptmahlzeit wie gewöhnlich nach Eintritt der Dunkelheit משחשיכה) ein.",
+ "Sandalenbeschuhung. s. Joma Kap. VIII Anm. 2.",
+ "und Benutzung des Bettes. des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).",
+ "sind erlaubt. auch am Tage."
+ ],
+ [
+ "verhängt der Gerichtshof fernere drei Fasttage über die Gemeinde. Über die Reihenfolge s. weiter unten II 9.",
+ "solange es noch Tag ist. An dem Abend, der dem Fasttage vorangeht, muss die Hauptmahlzeit noch vor Eintritt der Dämmerung beendet sein; des Nachts darf man weder essen noch trinken.",
+ "Sandalenbeschuhung. s. Joma Kap. VIII Anm. 2.",
+ "und Benutzung des Bettes. des Ehebettes (Joma das. Anm. 3).",
+ "Fasttage über die Gemeinde. Jeden Montag und Donnerstag der nächsten drei Wochen und am Montag der vierten Woche.",
+ "dass man an ihnen den Schofar bläst. s. Kap. II M. 5 und Rosch haschana III 4.",
+ "Am zweiten Wochentage lenkt man mit der Abenddämmerung ein. An den Montagen, an denen man fastete, wurde zugestanden, gegen Abend die Läden für den Einkauf der zum Nachtmahl notwendigen Lebensmittel ein wenig zu öffnen. Der Ausdruck מטין (part. Hif‘il von נטה) scheint der Rechtssprache entlehnt zu sein, wo er zum Unterschiede von הלכה die Bedeutung hat, dass die Entscheidung sich einer bestimmten Ansicht nur zuneigt, ohne sich so mit ihr zu decken, dass ein entgegengesetzter Urteilsspruch anfechtbar wäre (Ketubbot 84 b Mitte u. ö.; s. auch Raschi das). Im eigentlichen Sinne bezeichnet das Wort die schräge Stellung, im übertragenen also, wie hier, die halben Konzessionen. Es ist auch möglich, dass מטין hier in seiner gewöhnlichen Bedeutung steht und etwa את התריסין (Jom Ṭob Kap. I, Anm. 12) zu ergänzen wäre: Man neigt die Ladentüren, stellt sie schräg, so dass sie nur halb geöffnet sind. Unwahrscheinlich aber ist die Ableitung von מוט, wonach מטין (part. Ḳal) hier und in Ketubbot schwanken hiesse. Raschi hat jedenfalls a. a. O. maṭṭîn und nicht mâṭîn gelesen.",
+ "am fünften ist man wegen der Ehre des Schabbats unbeschränkt. An den Fasttagen, die auf Donnerstag fallen, darf man zu Einkäufen für eine würdige Schabbatfeier den ganzen Tag den Laden offen halten."
+ ],
+ [
+ "werden Handel und Verkehr. משא ומתן, wörtlich = Nehmen und Geben, Kauf und Verkauf.",
+ "Trauungen und Hochzeiten. Zur Zeit der Mischna wie auch noch später fielen Trauung und Hochzeit zeitlich nicht zusammen; vielmehr blieb die Braut nach der Eheschliessung (Trauung) noch längere Zeit bis zur Heimführung (Vermählung, Hochzeit) im Elternhause.",
+ "sowie gegenseitige Begrüssungen eingeschränkt. Der Handel wird auf die unentbehrlichen Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände beschränkt, die Bautätigkeit auf notwendige Wohn- und Wirtschaftsräume, die Landarbeit auf nutzbringende Pflanzen, Trauung und Hochzeit auf kinderlose Personen, der Gruss auf die Erwiderung empfangener Grüsse. Ausgeschlossen sind insbesondere der Verkauf von Luxuswaren, die Herstellung von Lusthäusern und Parkanlagen, polygamische Eheschliessungen.",
+ "die von Gott eine Rüge erhalten haben. נזף ist in den Targumim die Übersetzung des hebr. גער.",
+ "Die Einzelnen. היחידים im Gegensatz zu הצבור in der folgenden Mischna. Gemeint sind die durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hervorragenden Männer.",
+ "fasten wieder bis zum Ausgange des Nîsân. Nach Jeruschalmi ist hier nicht der Kalendermonat Nisan gemeint, sondern der erste Frühlingsmonat. Demnach wäre der Ausgang des Nisan der dreissigste Tag nach Eintritt der Tagundnachtgleiche.",
+ "Ist der Nisan zu Ende gegangen und es fällt Regen. Andere Lesart: ולא ירדו גשמים (ohne dass Regen gefallen wäre).",
+ "denn es heisst. 1 Sam. 12, 17."
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+ ],
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+ "Welches ist die Ordnung der Fasttage. der sieben letzten Fasttage, von denen im vorigen Kapitel, am Schluss der sechsten Mischna die Rede war.",
+ "Man trägt die Lade. in der die Torarollen aufbewahrt werden.",
+ "auf einen freien Platz der Ortschaft und tut Asche. אפר bezeichnet im Hebräischen gleich dem nahe verwandten עפר in erster Reihe den Staub (s. besonders Malachi 3, 21); daher wird hier, wo wirkliche Asche gemeint ist, der grössern Deutlichkeit wegen das Wort מקלה (Brandasche) hinzugefügt, wie in Jom Ṭob I 2 auf אפר der Zusatz כירה (Herdasche) folgt.",
+ "auf das Haupt des Nasi und auf das Haupt des Ab-Bêt-Dîn. Nasi ist der Titel des Synhedrialoberhauptes (Patriarch), Ab-Bêt-Dîa des Vorsitzenden im obersten Gerichtshofe.",
+ "und jeder einzelne nimmt welche und legt sie sich selbst aufs Haupt. an die Stelle der Tefillin, zum Zeichen der Trauer und der demütigen Zerknirschung. Dass aber statt des Staubes mit Nachdruck (s. Anm. 3) Asche gefordert wird, geschieht zur Erinnerung an die Bereitwilligkeit Abrahams, seinen Sohn auf dem Altar zu verbrennen (1. B. M. 22, 9). Die symbolische Handlung soll zugleich das Gelöbnis opferfreudiger Hingabe an Gott zum Ausdruck bringen.",
+ "Der Älteste unter ihnen spricht vor ihnen eindringliche Worte. Das Folgende ist entweder die Einleitung einer wirklich gehaltenen Predigt oder der vorgeschriebene Text, über den der Redner sprechen soll.",
+ "dass sie von ihrem bösen Wege umkehrten. Jona 3, 10.",
+ "und in einer Strafrede heisst es. Joël 2, 13. Das Wort קבל bat in der Mischna (z. B. Jadajim IV 6—8) ebenso wie im Aramäischen die Bedeutung des Vorwurfs, der Anklage. Daher werden die Strafreden der Propheten und in erweiterter Anwendung ihre Schriften überhaupt als דברי קבלה (Worte der Anklage) bezeichnet. Das Buch Jona, dem der zuerst angeführte Satz entnommen ist, gehört zwar ebenfalls zu den Prophetenschriften, scheint aber nicht in dem Begriff der דברי קבלה eingeschlossen zu sein, vermutlich weil seine Strafrede nicht gegen Israel gerichtet war."
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+ "lässt man vor die Lade. in der die Torarollen aufbewahrt werden.",
+ "einen Greis hinabsteigen. Die Stelle, auf der der Vorbeter stand, lag gewöhnlich etwas tiefer; daher der Ausdruck ירד לפני התיבה (vor die Lade hinabsteigen), der so oft mit עבר לפני התיבה (z. B. weiter unten M. 5 und oben I 2) wechselt.",
+ "der Übung besitzt. die vorgeschriebenen Gebete gut und geläufig vortragen kann.",
+ "und im leeren Hause Kinder hat. mit seiner zahlreichen Familie Not leidet. Nach einer Erklärung im bab. Talmud ist mit dem „leeren (d. i. sündenreinen) Hause“ die tadellose Lebensführung seiner Familie gemeint.",
+ "die täglichen achtzehn. Das tägliche Gebet, das jetzt aus neunzehn Benediktionen besteht, hatte ursprünglich deren nur achtzehn, daher noch heute die Bezeichnung שמנה עשרה.",
+ "denen er noch sechs anfügt. zwischen dem siebenten und dem achten, also zwischen גואל ישראל und רפאנו."
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+ "Erinnerungs- und Schofargebete. s. Rosch haschana, Einleitung, Abs. 1 und Kap. IV daselbst, Anm. 31—32. Die Auswahl der zehn Bibelverse war wie am Neujahrstage dem Ermessen des Vorbeters überlassen, der die Stimmung des Tages und das, was die Herzen bewegte, durch sie zum Ausdruck brachte.",
+ "und er antwortet mir . Ps. 120.",
+ "Ich erhebe meine Augen zu den Bergen . Ps. 121.",
+ "o Gott . Ps. 130.",
+ "wenn er verzagt . Ps. 102.",
+ "Er brauchte keine Erinnerungs- und Schofargebete vorzutragen. Es bedurfte keiner Auswahl, denn man ist auf diese Gebetstücke, die aus zerstreuten Bibelversen sich zusammensetzen, nicht angewiesen; es ist vielmehr richtiger, zu den beiden ersten Einschaltungen ebenfalls wie zu den vier letzten zusammenhängende Bibelstücke zu wählen.",
+ "wenn eine Seuche auftreten sollte . 1. Könige 8, 37 ff.",
+ "Wie das Wort Gottes an Jirmejahu lautete aus Anlass des Regenmangels . Jirm. 14, 1 ff.",
+ "Dazu sagt er die entsprechenden Schlussformeln. Unter חותם (Siegel) versteht man den mit ברוך אתה beginnenden und mit einer auf den Inhalt des Segensspruches Bezug nehmenden Wendung endigenden Schlusssatz einer Benediktion."
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+ "Nach dem ersten. Als erster Segensspruch ist hier der den sechs einzuschaltenden vorangehende gedacht, also der siebente des täglichen Gebetes. Er schliesst auch hier wie gewöhnlich mit den Worten גואל ישראל, der Schlussformel geht aber diesmal ein Zusatz (מי שענה) voraus, wie er den folgenden sechs Einschaltungen eigentümlich ist, weshalb dieser Segensspruch als erster bezeichnet wird, die erste Einschaltung als zweiter u. s. w., die sechste als siebenter. In allen diesen Zusätzen hat Maimuni (הלכות תעניות IV 8—16) statt בקול durchweg die bessere Lesart קול. Alfasi liest: הוא יענה אותנו וישמע קול צעקתנו היום הזה.",
+ "der Abraham am Berge Morija erhört hat. 1. B. M. 22, 11—12 u. 15—18.",
+ "der unsere Väter am Schilfmeere erhört hat. 2. B. M. 14, 10—31.",
+ "der Josua in Gilgal erhört hat. Josua 10, 12—14.",
+ "erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Gepriesen seist Du, o Gott, der du das Posaunengeschmetter vernimmst. Nach dem vierten sagt er: Er, der Samuel in Miṣpa erhört hat. 1 Sam. 7, 5—9.",
+ "der Elijahu am Berge Karmel erhört hat. 1 Kön. 18, 36—39.",
+ "der Jona im Leibe des Fisches erhört hat. Jona 2, 2—11.",
+ "der David und seinen Sohn Salomo in Jerusalem erhört hat. 2 Sam. 21, 1 u. 14; 1 Kön. 8, 22—53 u. 9, 3."
+ ],
+ [
+ "Es ereignete sich in den Tagen des Rabbi Ḥalafta und des Rabbi Hananja ben T’adjon. also nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer.",
+ "dass einer vor die Lade trat und den ganzen Segensspruch vollendete. Er trug den siebenten Segensspruch (ראה בענינו) mit der Schlussformel (ברוך אתה ה׳ גואל ישראל) wie gewöhnlich vor, ohne gemäss der Vorschrift der vorigen Mischna מי שענה את אברהם einzuschalten.",
+ "ohne dass man nach ihm mit Amen einstimmte. weil auf die Schlussformel noch der Zusatz מי שענה als eigentlicher Abschluss des Segensspruches folgen sollte.",
+ "ihr Priester. Diese Aufforderung wurde den Priestern laut einer im bab. Talmud angeführten Baraita vom Synagogendiener zugerufen.",
+ "Sie bliesen. mit den in Rosch Haschana III 4 erwähnten Widderhörnern und Trompeten. Mann kann übrigens dieses zweite תקעו und ebenso weiter unten das zweite הריעו zur Verstärkung des ersten gleich diesem als Imperativ lesen. („Blaset, ihr Priester, blaset“! „Schmettert, ihr Söhne Aharons, schmettert“!)",
+ "erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Darauf trug der Vorbeter die erste der sechs Einschaltungen vor, die er mit der Schlussformel ברוך אתה ה׳ זוכר הנשכחות beendete, wiederum ohne מי שענה את אבותינו einzufügen und ohne dass die Gemeinde mit אמן einfiel.",
+ "ihr Söhne Aharons. Es folgten dann die übrigen fünf Einschaltungen in derselben Weise. Jedesmal vollendete der Vorbeter den Segensspruch ohne das Gebet מי שענה, das er erst auf die Schlussformel folgen liess, weshalb diese von der Gemeinde nicht mit אמן beantwortet wurde. Eine andere Abweichung vom allgemeinen Brauche bestand vielleicht darin, dass nach den einzelnen Segenssprüchen aus den Hörnern und Posaunen der Priester abwechselnd gedehnte und schmetternde Töne erschollen, während es sonst üblich war (s. Mischne Tora הלכות תעניות IV 14), erst nach Beendigung des ganzen Gebetes zu blasen. Aus dem Umstande, dass in der vorigen Mischna von diesen Tönen nichts erwähnt wird, könnte man zwar schliessen, dass anderwärts an den in Rede stehenden Fasttagen überhaupt nicht geblasen wurde; das ist aber nach der unbestrittenen Vorschrift oben I 6 und Rosch Haschana III 4 nicht anzunehmen.",
+ "Sie schmetterten. Diese Aufforderung wurde den Priestern laut einer im bab. Talmud angeführten Baraita vom Synagogendiener zugerufen.",
+ "erhöre auch euch und vernehme die Stimme eures Flehens an diesem Tage. Es folgten dann die übrigen fünf Einschaltungen in derselben Weise. Jedesmal vollendete der Vorbeter den Segensspruch ohne das Gebet מי שענה, das er erst auf die Schlussformel folgen liess, weshalb diese von der Gemeinde nicht mit אמן beantwortet wurde. Eine andere Abweichung vom allgemeinen Brauche bestand vielleicht darin, dass nach den einzelnen Segenssprüchen aus den Hörnern und Posaunen der Priester abwechselnd gedehnte und schmetternde Töne erschollen, während es sonst üblich war (s. Mischne Tora הלכות תעניות IV 14), erst nach Beendigung des ganzen Gebetes zu blasen. Aus dem Umstande, dass in der vorigen Mischna von diesen Tönen nichts erwähnt wird, könnte man zwar schliessen, dass anderwärts an den in Rede stehenden Fasttagen überhaupt nicht geblasen wurde; das ist aber nach der unbestrittenen Vorschrift oben I 6 und Rosch Haschana III 4 nicht anzunehmen.",
+ "Wir hatten diesen Brauch nur am Osttore und nur auf dem Tempelberge. ובהר הבית fehlt im Jeruschalmi. Es ist nach בשער המזרח überflüssig, das ו sogar störend. — Das Gebet um Regen wurde, als der Tempel noch stand, vor dem bekannten Ost- oder Nikanortore verrichtet, das die Vorhalle des Heiligtums öffnete. Im Tempel folgte übrigens auch sonst auf keine Benediktion ein אמן der Gemeinde; die Zuhörer stimmten vielmehr mit ברוך שם כבור מלכותו לעולם ועד ein."
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+ [
+ "An den ersten drei Fasttagen. s. oben I 5.",
+ "fasteten die Männer der Wochenabteilung. s. Joma II, Anm. 1. [ושמטו שם דברי חזקיה שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ].",
+ "aber nicht bis zu Ende. weil sie gewärtig sein mussten, den Männern des Tagesdienstes beizustehen, wenn diese die Arbeit nicht allein zu bewältigen vermochten.",
+ "die Männer des Tagesdienstes. s. Joma II, Anm. 1. [שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה].",
+ "an den nächsten drei. s. oben I 6.",
+ "an den sieben letzten. s. oben I 6."
+ ],
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+ "Die Männer der Wochenabteilung. s. Joma II, Anm. 1. [שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה].",
+ "die Männer des Tagesdienstes. s. Joma II, Anm. 1. [שאמר ששה בתי (:שקלים ספ״ו ומנחות ק״ז) אבות הכהנים ועיין ירושלמי כאן פ״ד ה״ב ונשמטו שם דברי חזקיה].",
+ "weder am Tage noch in der Nacht. Diese Vorschrift, die für alle Tage des Jahres Gültigkeit hat, wurde hier eingeschoben, weil auch sie gleich der vorigen Mischna zwischen den Männern der Wochenabteilung und denen des Tagesdienstes unterscheidet. Nach 3. B. M. 10, 9 darf ein Priester, der Wein getrunken hat, keine Opferhandlung verrichten. Die Männer des Tagesdienstes mussten sich auch in der Nacht, da sie mit dem Verbrennen der am Tage dargebrachten Opfer beschäftigt blieben, des Weines enthalten. Dieser Dienst erforderte aber wenig Arbeitskräfte, weshalb den übrigen Männern der Wochenabteilung nur am Tage (vgl. Anm. 41) der Weingenuss versagt war.",
+ "Den Männern der Wochenabteilung und den Männern des Beistandes. den in der heiligen Stadt anwesenden Abgeordneten, die gemäss der zweiten Mischna des vierten Kapitels das Volk bei der Darbringung der öffentlichen Opfer vertraten.",
+ "ist Haarschneiden und Kleiderwaschen verboten. damit sie diese Geschäfte noch vor Antritt ihres Wochendienstes erledigen.",
+ "am fünften [Wochentage] ist es ihnen dem Schabbat zu Ehren gestattet. so dass sie den Freitag für die Vorbereitungen auf den Schabbat völlig frei haben."
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+ [
+ "So oft es in der Fastenrolle. einem alten, noch heute erhaltenen, aber längst ausser Kraft gesetzten Verzeichnis nationaler Erinnerungstage. Es ist nach den Monaten des Jahres geordnet und knüpft an jedes festlich zu begehende Datum einen kurzen Vermerk über die Veranlassung der Feier, bald mit dem Zusatz דלא למספד, bald mit dem Zusatz דלא להתענאה. Das Verbot der Totenklage schliesst das Verbot des Fastens in sich, aber nicht umgekehrt.",
+ "ist diese auch vorher. am vorangehenden Tage.",
+ "aber nachher erlaubt. am folgenden Tage."
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+ [
+ "Man setzt für die Gemeinde kein Fasten zum ersten Male auf den fünften [Wochentag] fest. Wenn mehrere Fasttage der Gemeinde auferlegt werden, vermeidet man es, mit dem Donnerstage zu beginnen.",
+ "um die Märkte nicht zu erschüttern. Aus dem Umstande, dass die Behörde so kurz vor Schabbat einen Fasttag angesetzt hat, würden die Kaufleute schliessen, dass die Gefahr der Hungersnot schon dringend geworden, und ihre Vorräte an Lebensmitteln nur gegen Wucherpreise abgeben. — פקע, verwandt mit פגע = stossen, bedeutet hier erschüttern oder in die Höhe treiben, sonst = בקע spalten (so Sukka V 3: Dochte abtrennen). שער, die übliche Bezeichnung für Marktpreis, kann ebenso mit שער = Tor, Marktplatz wie mit שער = bemessen, erwägen zusammenhängen.",
+ "vielmehr seien die ersten drei Fasttage. s. oben I 5.",
+ "die folgenden drei. s. oben I 6.",
+ "so auch nicht die zweiten und auch nicht die letzten. s. oben I 6."
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+ "Man legt keinen Gemeindefasttag auf die Neumondstage. weil sie zu den Festen zählen.",
+ "das Weihefest. das am 25. Kislew beginnt und acht Tage währt.",
+ "und das Purimfest. den 14. und 15. Adar.",
+ "so unterbricht man nicht. Wenn ein für bestimmte Wochentage angeordnetes Fasten bereits begonnen hat und es trifft nun der nächste Fasttag auf eines der genannten Feste, wird doch an ihm gefastet.",
+ "Dasselbe. dass man nicht zu Ende fastet.",
+ "Neunten Ab. dem der Trauer um die Zerstörung des heiligen Tempels geweihten Fasttage.",
+ "wenn er auf den Rüsttag zum Schabbat trifft. Zur Zeit der Mischna, da der Monatsanfang noch auf Grund von Zeugenaussagen festgesetzt wurde (s. Rosch haschana II 5—7), konnte der 9. Ab auch auf einen Freitag fallen (heute nur auf Sonntag, Dienstag, Donnerstag oder Schabbat)."
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+ "wie sie oben. Kapitel I, Mischna 4—6.",
+ "gilt nur für die erste Regenzeit. Im heiligen Lande ist das Winterhalbjahr die Zeit des Regens, der gewöhnlich in verschiedenen, mit ziemlicher Regelmässigkeit wiederkehrenden Perioden dort niederfällt. Der erste Regen wird zu Beginn des zweiten Herbstmonats (Marḥeschwan) erwartet. — Der Ausdruck רביעה, der die Begattung, besonders der Tiere bezeichnet, wird hier auf die Befruchtung des Bodens durch den Regen übertragen.",
+ "wenn aber die Saaten entarten. wenn Misswachs sich bemerkbar macht.",
+ "wird ihretwegen sofort in die Posaune gestossen. d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — מתריעין (statt מריעין) ist eine Sekundärbildung von תרועה wie מתחילין von תורמין ,תחלה von תרומה u. v. a.",
+ "wenn die Niederschläge zwischen einem Regenfall und dem andern vierzig Tage aussetzen. zwischen der ersten und der zweiten Periode 40 Tage verstreichen.",
+ "denn dieser Schlag bedeutet Hungersnot. da die bereits geweckten Keime bei anhaltender Dürre zu Grunde gehen müssten. Es ist daher keine Zeit zu verlieren, die Gefahr steht vor der Tür, während das Ausbleiben des Regens in der ersten Periode eine Hungersnot nur befürchten lässt, sie aber noch nicht in so drohende Nähe rückt, dass man sofort mit dem verschärften Fasten beginnen müsste."
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+ [
+ "Fiel er. der Regen.",
+ "aber nicht den Saaten. Ein sanfter Regen ist den Saaten, ein heftiger der Baumfrucht förderlich.",
+ "Gruben und Höhlen. in denen das Regenwasser zum Trinken, Kochen und Waschen gesammelt wird.",
+ "wird ihretwegen sofort in die Posaune gestossen. d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — מתריעין (statt מריעין) ist eine Sekundärbildung von תרועה wie מתחילין von תורמין ,תחלה von תרומה u. v. a."
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+ "wie es heisst. Amos 4, 7. Das Zitat gibt sich schon äusserlich durch das aram. דכתיב als späte, aus Versehen in den Text geratene Randbemerkung zu erkennen.",
+ "und alle ihre Umwohner. die insofern, als die notleidende Stadt bei ihnen Einkäufe machen und durch die vermehrte Nachfrage die Preise der Lebensmittel in die Höhe treiben würde, in Mitleidenschaft gezogen werden.",
+ "ohne in die Posaune zu stossen. wie am Versöhnungstage, an dem nur gefastet wird, aber kein Posaunenschall ertönt.",
+ "fasten aber nicht. wie am Neujahrstage, an dem man in die Posaune stösst, aber nicht fastet."
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+ "Ebenso wenn in einer Stadt Pest oder Häusereinsturz. infolge von Erdbeben.",
+ "und alle ihre Umwohner. die ja ebenfalls bedroht sind.",
+ "ohne in die Posaune zu stossen. wie am Versöhnungstage, an dem nur gefastet wird, aber kein Posaunenschall ertönt.",
+ "fasten aber nicht. wie am Neujahrstage, an dem man in die Posaune stösst, aber nicht fastet.",
+ "die fünfhundert Krieger. Im Texte steht רגלי = Fussvolk. Das ist sicher nicht buchstäblich zu nehmen. Wohl aber sind durch diese Heeresbezeichnung Kinder, Greise und Frauen, überhaupt Personen schwächlicher Konstitution ausgeschlossen.",
+ "Sind es weniger. Tote oder Tage. Also auch dann, wenn drei Personen an einem Tage oder in zwei Tagen sterben, die beiden anderen aber, bezw. der dritte oder der mittlere keinen Todesfall zu verzeichnen haben, ist es nur ein böser Zufall und keine Seuche. Ist dagegen die Zahl ihrer kampffähigen Leute geringer als 500, und es werden ihrer drei nach Maimuni müssen auch die Verstorbenen kräftige Männer gewesen sein) an drei Tagen hintereinander, an jedem Tage einer hinweggerafft, ist selbstverständlich erst recht eine Pest zu vermuten."
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+ "Wegen der folgenden Dinge wird allerorten. auch in den von der betroffenen Gegend entfernten Orten, soweit die Nachricht dringt.",
+ "in die Posaune gestossen. d. h. es treten sofort alle Verschärfungen, auch die der sieben letzten Fasttage in Kraft, an deren Spitze oben (I 6) der Posaunenschall erwähnt wurde. Nach Rosch Haschana III 4 wurde zwar auch mit Widderhörnern geblasen; das geschah aber nur im Heiligtum. Sonst wurde an den Fasttagen nur in die Posaune gestossen. Deshalb ist hier und oben I 6 bloss vom Posaunenschall die Rede, zumal dieser auch im Heiligtume die Hauptsache war und darum den Schofar übertönte, wie aus der angeführten Stelle in Rosch Haschana ersichtlich ist. — מתריעין (statt מריעין) ist eine Sekundärbildung von תרועה wie מתחילין von תורמין ,תחלה von תרומה u. v. a.",
+ "Wegen Brand und Gelbsucht. beides Krankheiten des Getreides.",
+ "wilder Tiere. die am hellen Tage in bewohnten Orten erscheinen.",
+ "und bewaffneter Horden. auch wenn sie nur durchziehen, ohne einen Angriff zu planen."
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+ "weil in Askalon. der bekannten Philisterstadt, also im Auslande; s. auch Giṭṭin I 2 [ולפיכך נפלא ממני מה שבתוב בם׳ תפארת ישראל כאן בסי׳ י״ט אפלו במקום הרחוק מאד מהצער ורק באותח מלכות].",
+ "Kornbrand von der Grösse eines Ofenlochs bemerkt wurde. d. h. es war nur eine solche Menge Getreide von der Krankheit befallen, dass man mit dem aus ihr hergestellten Brote die Mündung des Backofens hätte ausfüllen können."
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+ "die von Heiden oder von einem Strome eingeschlossen wurde. durch Belagerung oder Überschwemmung in Gefahr schwebt.",
+ "aber nicht als Notschrei. die Hilfe der Menschen anzurufen, aber nicht das Erbarmen Gottes zu erflehen.",
+ "Auch wegen der Pest. dürfe man am Schabbath in die Posaune stossen."
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+ "möge die Gemeinde von keiner betroffen werden. שלא תבא kann auch Euphemie für שתבא sein: Wegen jeder Notlage, die über die Gemeinde hereinbricht.",
+ "stösst man in die Posaune mit Ausnahme eines Übermasses an Regen. Man soll den Segen nicht ablehnen, auch wenn er durch Übermass sich in sein Gegenteil zu verwandeln droht. [ והמפרשים שפרשו לא שמקלקלין את התבואה אלא שהם לטורח על בני אדם לא ירדתי לסוף דעתם ראם כן מאי צרה יש כאן ומאי חוץ דחנן במתניתן ].",
+ "Es ereignete sich, dass man zu Ḥonni, dem Zirkler sagte: Bete, dass Regen falle. Da sprach er zu ihnen: Gehet und schaffet die Pesaḥöfen. Traget die zur Bereitung des Pesaḥopfers bestimmten Bratöfen in eure Häuser.",
+ "damit sie nicht erweichen. Diese transportablen Öfen waren aus Lehm gemacht und draussen zum Trocknen aufgestellt.",
+ "stellte sich hinein und sprach vor Ihm. Ehrerbietige Redewendung statt: zu Gott.",
+ "Gruben und Höhlen. in denen das Regenwasser zum Trinken, Kochen und Waschen gesammelt wird.",
+ "bis die Israeliten sich vor dem Regen aus Jerusalem auf den Tempelberg. auf dem sich ein gedeckter Säulengang befand.",
+ "ob sich der Stein der Irrenden. So hiess ein grosser Stein, auf welchem in Jerusalem die gefundenen Gegenstände ausgerufen wurden. Unter den Irrenden (Umherstreifenden) sind wohl die nach dem Verlorenen suchenden Besitzer zu verstehen.",
+ "schon aufgelöst hat. Erst wenn das geschieht — und der Fall wird nimmer eintreten — erfülle ich euern Wunsch.",
+ "Darauf liess ihn Simon ben Scheṭa. Gerichtsvorsitzender unter Juda ben Tabbai (s. Ḥagiga II 2) und Schwager des Königs Jannai Alexander.",
+ "ich verhängte den Bann über dich. wegen Verletzung der dem Himmel schuldigen Ehrfurcht. — גוזרני ist aus גוזר אני zusammengezogen.",
+ "Du benimmst dich zudringlich vor dem Allgegenwärtigen. Über מקום als Bezeichnung für Gott s. Pesaḥim X, Anm. 38",
+ "der ihm dennoch seinen Willen erfüllt. Man könnte versucht sein, מתחטא die Bedeutung sich versündigen beizulegen. In Wahrheit ist unser rabbinisches חטא dem biblischen nur homonym, bezeichnet aber Zärtelei, kosendes Anschmiegen, Vertraulichkeit, Ungezwungenheit.",
+ "Von dir sagt die Schrift. Sprüche 23, 25."
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+ "dass sie in Lod. einer südwestlich von Jerusalem gelegenen Stadt, Wohnort des Rabbi Tarfon.",
+ "Gehet heim. Sie waren in der Synagoge zum Gebete versammelt.",
+ "Nachmittags kamen sie wieder. ins Gotteshaus.",
+ "und lasen das grosse Hallel. Psalm 136."
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+ "nämlich beim Frühgebet. das dem täglichen Morgenopfer entspricht.",
+ "zu Musaf. מוסף heisst das hinzugefügte Gebet, das an Schabbat-, Fest- und Neumondstagen, entsprechend dem besondern, für diese Zeiten vorgeschriebenen Zusatzopfer (4. B. M. Kap. 28—29), zwischen dem Morgen- und dem Abendgebete verrichtet wird.",
+ "zu Minḥa. מנחה ist der Name des Nachmittagsgebetes (s. P’saḥim X, Anm. 2), das dem täglichen Abendopfer entspricht.",
+ "und bei Toresschluss. ein Schlussgebet, das bei den am Ende dieser Mischna erwähnten Gelegenheiten in der Abenddämmerung verrichtet wurde, um die Zeit, da die Tore des Tempels geschlossen wúrden oder die Himmelspforten sich hinter der untergegangenen Sonne schliessen (Jeruschalmi).",
+ "ihre Hände. um nach 4. B. M. 6, 22—27 den Segen über die Gemeinde zu sprechen.",
+ "an den Fasttagen. die bei drohender Gefahr — insbesondere bei Regenmangel angeordnet wurden. Ein Musafgebet wurde zwar an diesem Tage nicht verrichtet; es konnte aber vorkommen, dass das Fasten an einem Neumondstage fortgesetzt wurde (s. oben II 10), wo es dann vier Gebetszeiten gab.",
+ "in den Beiständen. s. die folgende Mischna. Die Mitglieder des Beistandes versammelten sich in ihrer Woche täglich zu gemeinsamer Andacht mit Toravorlesung und Priestersegen. An den vier Tagen dieser Woche, an denen sie fasteten (s. Mischna 3), verrichteten sie neben dem Morgen- und dem Abendgebete auch noch ein Schlussgebet, am Monatsanfang, an welchem sie vermutlich, wenn er in die vier Tage fiel, ebenfalls fasteten, ausserdem das Musafgebet.",
+ "und am Versöhnungstage. dem einzigen Fasttage, an dem die genannten vier Gebete ständig verrichtet werden. Wenn nicht gefastet wird, sprechen die Priester den Segen bloss vormittags, solange sie noch keine Mahlzeit eingenommen haben."
+ ],
+ [
+ "Was bedeuten. אילו ist häufig Fragewort, zusammengezogen aus אי אלו, dem Plural von אי זה und אי זו.",
+ "Da es heißt. 4. B. M. 28, 2.",
+ "zu denen für jede einzelne Abteilung ein Beistand. eine Vertretung, die in der heiligen Stadt ihren Wohnsitz hatte und abwechselnd je eine Woche lang im Tempel zusammenkam, um bei Darbringung der öffentlichen Opfer anwesend zu sein.",
+ "Leviten und Israeliten gebildet. Der Zusammenhang ist der folgende: Wer ein Opfer darbringt, soll der heiligen Handlung beiwohnen. Das Gebot der öffentlichen Opfer ist an ganz Israel gerichtet (צו את בני ישראל . . תשמרו להקריב). Es ist aber nicht möglich, dass das ganze Volk zugegen sei. Darum wurden die Vertretungen eingerichtet. Priester, Lewiten und Israeliten wurden in 24 Abteilungen gegliedert und für jede eine bestimmte Dienstwoche festgesetzt, sowie ein „Beistand“ von Männern, die in Jerusalem ansässig waren.",
+ "begaben sich ihre Priester und Leviten nach Jerusalem hinauf. um eine Woche hindurch dem Tempeldienste zu obliegen.",
+ "um den Schöpfungsbericht zu lesen. Das folgende Einschiebsel (ואנשי bis וימותו) fehlt im Jeruschalmi.",
+ "Und die Männer des Beistandes fasteten vier Tage in der Woche. von Tagesanbruch bis Eintritt der Nacht.",
+ "in Todesgefahr geraten. Ein zu schroffer Wechsel der Lebensweise hat nach dem Talmud (Baba batra 146a) Krankheiten der Verdauungsorgane zur Folge."
+ ],
+ [
+ "Am ersten Tage. lasen sie aus dem Schöpfungsberichte (1. B. M. 1, 1 bis 2, 3).",
+ "Im Anfange. Kap. 1, Vers 1—5.",
+ "Es werde eine Veste. Vers 6—8.",
+ "Es sammle sich das Wasser. Vers 9—13.",
+ "Es werden Lichter. Vers 14—19.",
+ "Es wimmle das Wasser. Vers 20—23.",
+ "Die Erde bringe hervor. Vers 24—31.",
+ "Es wurden vollendet die Himmel. Kap. 2, Vers 1—3.",
+ "einen kleinern mit einem Einzigen. Drei Personen wurden nacheinander zur Tora gerufen. Jede las mindestens drei Verse. Hat ein Abschnitt sechs Verse, teilen sich zwei Personen in ihn; hat er deren nur fünf, wie z. B. gleich der erste Abschnitt des Schöpfungsberichtes, liest der zuerst Aufgerufene die Verse 1—3 und der folgende die Verse 3—5, so dass der mittlere Vers zweimal gelesen wird. Hat ein Abschnitt nur vier Verse, wird er nicht geteilt; vielmehr liest eine Person den ganzen.",
+ "So beim Morgen- und beim Musafgebete. an Neumondstagen (s. Anm. 35).",
+ "Zum Nachmittagsgebete aber. Die Lesart בשחרית במוסף ובמנחה ist irreführend. Sie verleitet zu der falschen Annahme, dass nur des Morgens aus der Tora, zu Musaf aber ebenso wie zu Minḥa auswendig gelesen wurde, oder gar dass man bloss zu Ne‘ila die Tora heraushob, sonst aber — auch beim Frühgebete — auswendig vortrug. Es ist mit beiden Talmuden ובמוסף statt במוסף zu lesen.",
+ "versammelten sie sich und lasen auswendig. weil sie vom Fasten schon ermattet waren. Beim Schlussgebete, wo die Erschöpfung ihren Höhepunkt erreichte, wurde nicht einmal auswendig gelesen. An den beiden Tagen, an denen sie nicht fasteten, hielten sie es der Gleichmässigkeit wegen ebenso.",
+ "wie man das Sch’ma. 5. B. M. 6, 4—9 u. 11, 13—21.",
+ "wegen der Ehre des Schabbats. damit ihnen mehr Zeit für die Vorbereitungen auf den Schabbat bleibe."
+ ],
+ [
+ "an welchem das Hallel. Ps. 113—118.",
+ "angesetzt ist. an den acht Tagen des Ḥanukkafestes. An den Neumondstagen ist der Vortrag des Hallel keine Vorschrift, sondern nur alter Brauch; an den Feiertagen gab es ohnehin keine Zusammenkünfte der Beistände.",
+ "versammelt sich der Beistand nicht des Morgens. zu Bußgebeten und zum Lesen des Schögfungsberichtes.",
+ "an welchem ein Musaf dargebracht wird. an den Neumondstagen. Schabbat- und Feiertag kommen für diese Zusammenkünfte überhaupt nicht in Betracht.",
+ "nicht zum Schlussgebete. um Bußgebete zu verrichten. Ein Toralesen fand ja bei Toresschluss auch sonst nicht statt. — בנעילה bedeutet hier: nicht einmal beim Schlussgebete, geschweige denn zu Minḥa oder gar zu Musaf selbst. Die Rede ist in dieser Mischna von den Beiständen in Jerusalem, wo nicht nur die Priester, sondern auch die Lewiten und die übrigen Mitglieder der Abteilung durch den Tempeldienst in Anspruch genommen waren. Ausserhalb der heiligen Stadt war das Hallel kein Hinderungsgrund für die Zusammenkünfte, fanden sie sämtlich auch an Neumondstagen statt. Heisst es doch in der vorigen Mischna ausdrücklich, dass man במוסף, also am Neumondstage, den Schöpfungsbericht las.",
+ "an welchem Holz geopfert wird. s. die folgende Mischna.",
+ "nicht nachmittags. weil das Holz um diese Zeit ins Heiligtum gebracht wurde.",
+ "versammelt er sich nicht nachmittags. geschweige denn zu Musaf, wohl aber beim Morgen- und beim Schlussgebete,",
+ "nicht zum Schlussgebete. und zu Minḥa selbst erst recht nicht, wohl aber des Morgens."
+ ],
+ [
+ "Ein Holzfest der Priester und des Volkes. Als die Juden aus dem babylonischen Exil ins heilige Land zurückkehrten und den Altar wieder aufrichteten, war kein Holz fürs Opferfeuer vorhanden, bis die hier genannten Familien solches spendeten. Zum Danke wurde ihnen das Vorrecht eingeräumt, auch in Zukunft an bestimmten Tagen des Jahres das Opferholz abwechselnd unentgeltlich liefern zu dürfen (s. N’ḥemja 10, 35). Die Tage, an denen sie es in die Vorratskammern des Tempels brachten, wurden als Feste gefeiert.",
+ "gab es neunmal. an den folgenden neun Tagen im Laufe eines jeden Jahres.",
+ "wie auch der Familien der Stösseltäuscher und der Feigenstampfer. alte Geschlechter, deren fromme Ahnen (nach Jeruschalmi unter Jerobeam, nach Tosefta und bab. Talmud während der Syrerherrschaft) durch keine Drohung sich abschrecken liessen, ihre Erstlingsfrüchte gemäss der göttlichen Vorschrift (5. B. M. 26, 1—11) in das Heiligtum zu bringen. Sie bedeckten sie mit getrockneten Feigen (קציעות), nahmen eine Mörserkeule auf die Schulter und schützten, von den Schergen angehalten, die Absicht vor, in Jerusalem die trockenen Feigen mittels des Stössels zu Kuchen stampfen zu wollen. Daher die seltsamen Beinamen.",
+ "Am ersten Tebet trat der Beistand nicht zusammen. in der heiligen Stadt (s. Anm. 35). Des Morgens nicht wegen des Hallel, zu Musaf nicht wegen des Neumondsopfers, beim Schlussgebete nicht wegen des Holzopfers, zu Minḥa aus doppeltem Grunde nicht, sowohl wegen des Neumonds- als auch wegen des Holzopfers (s. die vorige Mischna)",
+ "weil da Hallel. Ps. 113—118.",
+ "Musafopfer und Holzopfer vereinigt waren. Der erste Ṭebet fällt in das Ḥanukkafest, für welches das Hallel vorgeschrieben ist. Am ersten Nisan fiel wegen des Musaf- und des Holzopfers die Zusammenkunft wohl zu Musaf, Minḥa und Ne‘îla aus, aber nicht des Morgens, trotz des Neumondshallel; denn abgesehen davon, dass am Monatsanfang nicht das ganze Hallel gelesen wird, beruht selbst der verkürzte Vortrag, wie bereits erwähnt wurde (Anm. 32), doch nur auf Herkommen."
+ ],
+ [
+ "Am siebzehnten Tammuz wurden die Tafeln zerbrochen. 2. B. M. 32, 19.",
+ "hörte das tägliche Opfer auf. aus Mangel an Lämmern während der Belagerung Jerusalems durch das Heer Nebuchadneṣars.",
+ "wurde die Stadt erstürmt. durch die Römer unter Titus. Die Stadt schlechthin ist in der Mischna selbstverständlich Jerusalem, wie weiter unten das Land schlechthin das gelobte Land ist.",
+ "verbrannte Apostomos die Tora. Zeit und Ort dieser Untat sind ebenso unbekannt wie der traurige „Held“ dieser Ruchlosigkeit (dessen Name übrigens auch Posthumus gelesen werden kann).",
+ "wurde ein Götzenbild im Hêchâl aufgestellt. Andere Lesart: והעמיד (er stellte auf). Schon Jeruschalmi kennt beide Lesarten. Nach der einen (והועמד) war es der König M’nasche, der das Heiligtum so schändete (2 Könige 21, 7), nach der andern (והעמיד) war es der eben erwähnte Apostomos.",
+ "dass sie nicht ins Land einziehen. 4. B, M.14, 29 ff.",
+ "wurde der Tempel das erste Mal und das zweite Mal zerstört. der erste Tempel durch Nebuchadneṣar, der zweite durch Titus.",
+ "Bêt Tor erobert. בית תור (so in einigen Handschriften, meist jedoch in ביתר zusammengezogen) wurde in dem unglücklichen von Bar Kochba geleiteten Freiheitskriege durch die Römer zerstört.",
+ "und die Stadt gepflügt. Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht."
+ ],
+ [
+ "ist Haarschneiden und Kleiderwaschen verboten. bis der Fasttag zu Ende ist. Die Woche beginnt mit dem Sontag.",
+ "Am fünften Tage aber ist es dem Schabbat zu Ehren gestattet. wenn der neunte Ab auf Freitag fällt (s. Kapitel II, Anm. 58); am Trauertage selbst ist es auf keinen Fall erlaubt.",
+ "Am Vorabend des neunten Ab. nachmittags bei der letzten Mahlzeit vor Beginn des Fastens.",
+ "Man mache eine Abänderung. es genügt, wenn man weniger Gerichte als sonst aufträgt, im Genuss von Fleisch und Wein sich grössere Mässigkeit auferlegt,",
+ "Rabbi Juda verpflichtet zum Umwenden des Ruhebettes. gemäss der Vorschrift für Trauernde, die nur auf der Erde sitzen und schlafen dürfen."
+ ],
+ [
+ "und zwar in geborgten. Auch die reichsten Mädchen mussten die Kleider von anderen borgen. — Jeruschalmi hat in der Mischna die bessere Lesart: שבהם בני ירושלם יוצאין בכלי לבן שאולים (also nicht die Mädchen, sondern die Männer), führt aber im Talmud eine Baraita an, aus der hervorgeht, dass auch jene ihre Kleider borgten.",
+ "weshalb auch alle Kleider ein Reinigungsbad erforderten. weil man eben nur fremde Kleider benutzen durfte, deren hierologische Reinheit (s. P’saḥim Kapitel I, Anm. 26) nicht immer über jeden Zweifel erhaben war, da viele Familien es mit den Reinheitsgesetzen nicht so genau nahmen. — טעונין רחיצה, wörtlich: sie sind mit einem Tauchbade belastet.",
+ "Die Töchter Jerusalems zogen also hinaus und führten in den Weingärten Reigentänze auf. חולות ist Partizip von חול wie בושים von בוש oder aus מחוללות verkürzt. Da nach Jom Ṭob V 2 das Tanzen am Versöhnungstage untersagt ist, muss man entweder annehmen, dass dieses rabbinische Verbot erst aus späterer Zeit stammt, oder dass der Reigen kein eigentlicher Tanz ist (מרקרין = springen) sondern bloss in rhythmischen Bewegungen besteht.",
+ "nur sie ist Lobes wert. Sprüche 31, 30",
+ "es rühmen sie in den Toren ihrer Werke. Daselbst Vers 31.",
+ "In gleichem Sinne sagt die Schrift. Hoheslied 3, 11.",
+ "das ist die Errichtung des heiligen Hauses. Das Hohelied wird von den Rabbinen als allegorische Verherrlichung des bräutlichen Verhältnisses zwischen Gott und Israel gedeutet. Der König Sch’lomo ist der Herr des Friedens (שלום), der Heilige, gelobt sei er! Seine Mutter ist die Gemeinde Israels, in deren Schosse der Gedanke des reinen Monotheismus geboren wurde. Die Tora, die sie am Hochzeitstage aus seiner Hand empfing, ist ihre Morgengabe (בקבלת כלה כחובת חתן), die Wohnung, die sie ihm errichtet, das sichtbare Zeichen ihrer Vermählung (ועשו לי מקרש ושכנתי בתוכם). Der am Horeb geschlossene Bund und der später errichtete heilige Bau werden hier eine Krone genannt, die Israel dem Herrn der Welt aufs Haupt gesetzt hat. Das ist Israels unvergänglicher Ruhm, die Schönheit der Völker aber ist eitel und trügerisch. So ist auch im Hoheliede der Gedanke ausgesprochen, dass die Taten es sind, nicht äussere Vorzüge, die des Weibes Lob weithin verkünden, wie durch das Werk, das Israel geschaffen, in alle Ewigkeit dessen Ruhm verkündet wird als Kleinod Gottes, sein Priesterreich und sein geweihtes Volk."
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+ "versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Gittin (גִּטִּין pl. v. גֵּט, ar. גיטא, assyr. gittu „Urkunde Dokument“, spez. Scheidebrief; genauere Bezeichnung: גט אשד) behandelt in der Hauptsache die Ehescheidung, insbesondere den Scheidebrief.\nDie Tora verordnet über die Ehescheidung in Deut. 24, 1—4: „Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie ehelicht, so sei es, wenn sie keine Gunst in seinen Augen findet, weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat, und er schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entläßt sie aus seinem Hause, und sie scheidet aus seinem Hause und geht und wird eines andern Mannes (Weib); und nun haßt sie der andere Mann und schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entläßt sie aus seinem Hause; oder wenn dieser andere Mann, der sie sich zur Frau genommen hat, stirbt: so darf ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiedernehmen, daß sie seine Frau werde, nachdem sie verunreinigt worden ist …“\nDie Institution der Ehescheidung bestand bereits in der Zeit vor der mosaischen Gesetzgebung. Nach Pseudo-Jonathan zu Gen. 21, 14 (vgl. Jalkut z. St. § 95) hat bereits Abraham die Hagar mit einem Scheidebrief entlassen, und ebenso auch nach einer Ansicht in Mechilta zu Ex. 18, 2 Moses seine Frau Zippora. In der angeführten Torastelle wird die Scheidung nicht direkt behandelt, sondern lediglich als Voraussetzung des anschließenden Verbotes der Wiederverheiratung einer Geschiedenen mit ihrem ersten Mann nach ihrer Ehe mit einem andern. Als Scheidungsgrund ist hier ganz allgemein „etwas Schändliches“ (עדות דבר) angegeben, über Form und Inhalt des Scheidebriefes nichts ausdrücklich mitgeteilt. Die näheren Bestimmungen über all dies bleibt der mündlichen Tradition und der Deutung des Schriftwortes durch die Weisen überlassen.\nZur Stellung des Traktats Gittin nach Nasir und vor Sota in der von Maimuni gegebenen Anordnung der Traktate vgl. S. 302.\nDer Traktat Gittin zerfällt in neun Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Bestimmungen über die Überbringung von Scheidebriefen aus dem Ausland, über die Beglaubigung und Zurücknahme von Scheidebriefen resp. Freibriefen.\nAbschnitt II. Weitere Bestimmungen über die Überbringung von Scheidebriefen aus dem Ausland, über die Datierung und das Schreibmaterial der Scheidebriefe. Welche Personen einen Scheidebrief schreiben resp. überbringen dürfen.\nAbschnitt III. Bestimmungen über die Schreibung des Scheidebriefes speziell für den betreffenden Scheidungsakt (לשמה), über die Schreibung von Scheidebrief- resp. Kaufbriefformularen auf Vorrat, über einen verlorenen und wiedergefundenen Scheidebrief. Vermutung, daß der Aussteller des Scheidebriefes noch lebt. Ersatz des Boten durch einen zweiten. Gesetzliche Entscheidungen auf Grund einer Annahme (חזקה).\nAbschnitt IV. Über die Zurücknahme von Scheidebriefen. Institutionen der Weisen, insbesondere Rabban Gamliëls, die des allgemeinen Wohles wegen (מפני תיקון העולם) getroffen wurden.\nAbschnitt V. Weitere rabbinische Institutionen, die des allgemeinen Wohles wegen (מפני תיקון העולם) und solche, die um des Friedens willen (מפני דרכי שלום) getroffen wurden.\nAbschnitt VI. Über die mündliche Beauftragung zur Anfertigung, Überbringung, Übergabe und Empfang eines Scheidebriefes.\nAbschnitt VII. Über die Beauftragung zur Anfertigung resp. Übergabe des Scheidebriefes, wenn der Mann krank ist. Über bedingte Scheidebriefe.\nAbschnitt VIII. Über das Zuwerfen des Scheidebriefes, den „alten“ Scheidebrief (גט ישן), über irreführende Angaben im Scheidebrief. Folgen verschiedener unerlaubter Eheschließungen. Über den „kahlen“ Scheidebrief (גט קרח).\nAbschnitt IX. Über ausschließende Bestimmungen beim Scheidebrief, über den Hauptteil des Scheidebriefes, über die Zeugenunterschriften, über vertauschte Scheidebriefe, über die Schreibung mehrerer Scheidebriefe auf ein Blatt. Über den Scheidungsgrund.\n1) Vgl. auch D. H. Müller, Die Gesetze Hammurabis …, Wien 1903 S. 122: „Ich schicke hier voran, daß die mosaische Gesetzgebung bekanntermaßen das Institut der Scheidung nicht eingeführt, sondern vorgefunden hat.“\n"
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+ [
+ "Wenn jemand. im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben",
+ "einen Scheidebrief aus dem Ausland. nach Palästina. Zu מדינת הים vgl. S. 12, N. 69.",
+ "muß er sagen. bei der Übergabe (s. Tossofot auf 5b s. v. יטלנו).",
+ "Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden. Durch die Aussage des Überbringers soll eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefs durch den Ehemann verhindert werden. Bei einem aus dem Ausland gebrachten Scheidebrief besteht die Gefahr, daß im Falle einer solchen Anfechtung sich keine Zeugen finden, die die Echtheit der Zeugenunterschriften auf dem Scheidebrief beglaubigen (קיום; Talmud 2b und 5b). Daß hier die Aussage des Überbringers für die Beglaubigung genügt, während bei anderen Urkunden hierfür zwei Zeugen notwendig sind, hat den Grund, daß nach dem Toragesetz die Zeugenunterschrift immer als echt angesehen wird, und lediglich durch eine rabbinische Verordnung (מדרבנן) bestimmt wird, daß eine Urkunde gegebenenfalls erst durch eine solche Beglaubigung ihre volle Gültigkeit erhält. Beim Scheidebrief erklärten die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, um der Frau die Wiederverehelichung möglichst zu erleichtern (Talmud 3a). Nach der Gemara (dorts.) muß der Überbringer auch בפני נכתב sagen — obwohl doch nach obigem die Aussage בפני נחתם allein eigentlich genügte —, um eben durch diese Besonderheit die Aussage des Überbringers eines Scheidebriefes als von anderen derartigen Aussagen verschiedene zu kennzeichnen und dadurch zu verhüten, daß man etwa auch bei anderen Urkunden die Zeugenunterschriften durch einen Zeugen bestätigen läßt. (Die am Beginn dieser Note angeführte Grundangabe ist nicht die einzige. Nach einer anderen Ansicht soll die Aussage des Überbringers besagen, daß der Scheidebrief vorschriftsmäßig לשמה, d. h. speziell für diesen Scheidungsakt ausgestellt worden ist. Bei der geringeren Torakenntnis der außerhalb Palästinas lebenden Juden wäre zu befürchten, daß dies nicht der Fall war. Es läßt sich jedoch diese amoräische Ansicht nur durch gezwungene Erklärung mit manchen Angaben der diese Verordnung behandelnden Mischnajot I 1—4; II, 1, 7 vereinbaren. So gelangt die Gemara zur Annahme, daß auch nach dieser Ansicht die geringere Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden nicht der einzige Grund der Verordnung ist, sondern als zweiter Grund zu dem eingangs angeführten nur noch hinzukommt. Ferner müssen nach dieser Ansicht manche der Mischnajot auf eine Zeit beschränkt werden, da die Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden bereits größer geworden war. Vgl. Talmud 4b und 5a).",
+ "Auch wer einen aus Rekem. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "oder aus Cheger. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "Sogar aus Kefar-Ludim nach Lud. Lydda. Das benachbarte Kefar-Ludim („Dorf der Luder“) lag bereits außerhalb Palästinas, war aber von drei Seiten vom palästinensischen Gebiet umgeben (מובלע). Obwohl für solche Orte die die Verordnung veranlassende Befürchtung (N. 4) sicherlich nicht besteht, wird dennoch nach R. Eliëser das gesamte Ausland gleich behandelt (Talmud dorts.).",
+ "aus dem Ausland. aus dem ferneren, vgl. N. 5.",
+ "bringt oder einen dorthin bringt. aus Palästina, wegen der gleichen Befürchtung (N. 4) wie im umgekehrten Fall.",
+ "Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden. Auch bei der Überbringung aus einem Distrikt des Auslandes in den andern besteht die Gefahr, daß die Beglaubigung der Zeugenunterschriften unmöglich wird (N. 4). Bei einem in Palästina ausgestellten und übergebenen Scheidebrief besteht jedoch infolge des regeren Verkehrs zwischen den einzelnen Gebieten eine solche Gefahr in keinem Falle (s. Mischna 3).",
+ "Sogar aus einem Verwaltungsbezirk in den andern. wenn der Verkehr aus dem einen in den andern unterbunden ist. In diesem Falle gilt die Verordnung auch für Palästina und auch dann, wenn die beiden Verwaltungsbezirke in einer Stadt liegen (Talmud 4b). הגמוניא, gr. ἡγεμονία.",
+ "Von Rekem. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "nach Osten. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Rekem selbst gehört zum Osten. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Askalon. an der südlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Süden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Askalon selbst gehört zum Süden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Akko. an der nördlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Norden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Akko selbst gehört zum Norden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels. Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben."
+ ],
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+ "Von Rekem. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "nach Osten. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Rekem selbst gehört zum Osten. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Askalon. an der südlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Süden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Askalon selbst gehört zum Süden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Akko. an der nördlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Norden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Akko selbst gehört zum Norden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels. Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben."
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+ "Wenn jemand. im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben",
+ "Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden. s. N. 9.",
+ "Wenn er angefochten wird. durch den Gatten, indem er erklärt, der Scheidebrief sei gefälscht.",
+ "wird er durch die Unterzeichneten bestätigt. Die Echtheit der Zeugenunterschriften wird durch die unterzeichneten Zeugen selbst oder durch zwei andere Zeugen bezeugt.",
+ "Wenn jemand einen Scheidebrief aus dem Ausland. nach Palästina. Zu מדינת הים vgl. S. 12, N. 69.",
+ "bringt und nicht sagen kann. was er nach Mischna 1 müßte. Der Überbringer wird plötzlich taubstumm (Talmud 9a). Ein solcher gilt als nicht vollsinnig. Wäre er dies schon vorher gewesen, so käme er als Bote nach II, 5 überhaupt nicht in Frage. Ob von einem Stummen, der sonst vollsinnig ist, die Aussage בפני נכתב ובפני נחתם schriftlich niedergelegt werden kann, ist strittig. (Vgl. ר״ן zu Talmud 9a, ש״ע אבן העזר 142, 7 und dazu כסף משנה, בית שמואל zu Maim. הלכות גירושין VII, 18). Dasselbe ist übrigens auch der Fall, wenn der Überbringer tatsächlich nicht bei der Ausfertigung des Scheidebriefes zugegen war (vgl. Talmud 5a, Tossafot dorts. s. v. אילימא, Maim. הלכות גירושין VII, 7).",
+ "durch die Unterzeichneten bestätigt. s. N. 18. Dies muß hier noch vor der Übergabe geschehen, um eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes unmöglich zu machen."
+ ],
+ [
+ "Scheidebriefe und Freibriefe. שחרור subst. von שַחְרֵר „freilassen“ (Schaf‘el von חרר).",
+ "für Knechte. für heidnische (עבד כנעני).",
+ "gleichen einander hinsichtlich der Überbringung. wörtl.: bezüglich des (ihn aus Palästina ins Ausland) Bringenden und des (ihn aus dem Ausland nach Palästina) Bringenden. In allen Fällen, da der Überbringer eines Scheidebriefes die Aussage בפני נכתב ובפני נחתם machen muß (Mischna 1ff.), muß dies auch bei der Überbringung eines Freibriefes geschehen. Der Grund dieser Verordnung ist auch hier derselbe wie bei den Scheidebriefen (s. N. 4). Und auch hier erklärten wie bei den Scheidebriefen (s. dorts.) die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, die Echtheit der Unterschriften zu bestätigen, um dem in seinen Ehemöglichkeiten und in der Ausübung religiöser Pflichten vielfach beschränkten Knecht das Freiwerden zu erleichtern (vgl. Tossafot auf 9a s. v. שוו למוליך ולמביא)."
+ ],
+ [
+ "Jede Urkunde. גט steht hierin weiterem Sinne in der Bedeutung: „Urkunde“ (vgl. Einleitung).",
+ "auf der ein kutäischer. Kutäer sind die von den Assyrern im Reich Israel angesiedelten Völkerschaften, die sich später zum Judentum bekehrten, aber in vieler Hinsicht als religiös unzuverlässig galten (vgl. II Reg. 17, 24—41). In späterer Zeit, da die Kutäer wieder dem Götzendienst verfielen, wurden sie in jeder Beziehung den Nichtjuden gleichgesetzt (vgl. Chullin 6a). Die Mischna bezieht sich auf die Zeit, bevor dies erfolgte (vgl. auch S. 108, N. 6).",
+ "außer Scheidebriefe und Freibriefe für Knechte. Bei Scheidebriefen und Freibriefen, die von beiden Zeugen zusammen unterzeichnet werden müssen, kann man annehmen, daß der am Schlusse unterzeichnete jüdische Zeuge sich vor seiner Unterzeichnung erst über die Zuverlässigkeit des anderen, kutäischen Zeugen vergewissert hat. Bei anderen Urkunden aber, die von jedem einzelnen Zeugen in Abwesenheit des anderen unterzeichnet werden können, besteht die Möglichkeit, daß der jüdische Zeuge für den anderen einen Platz freigelassen hat, und dann der Kutäer vor dessen Unterschrift die seinige gesetzt hat (Talmud 10a und b).",
+ "Einst brachte man vor Rabban Gamliël nach Kefar-Otnaj. in Galiläa an der Grenze zwischen diesem und der Provinz Samaria (dem „Kutäerland“) gelegen.",
+ "und er erklärte ihn für giltig. Rabban Gamliël hält die Kutäer als Zeugen speziell bei Scheidebriefen für zuverlässig (Talmud 10b, vgl. dorts. Tossafot s. v. רבא אמר).",
+ "Alle Urkunden. שטר syr. ܫܛܳܪܳܐ (von assyr. šaṭâru „schreiben“, vgl. Ges.-Buhl Wb S. 822 s. v. שטר) „schriftliche Urkunde“.",
+ "die bei nichtjüdischen Behörden. ערכאות, ed. Lowe ארכיות, gr. ἀϱχή, ἀϱχεῖον „Herrschaft, Obrigkeit, Amt“.",
+ "Auch diese sind giltig. Nach der Gemara (10b und 11a) ist R. Simon der Ansicht, daß die Zeugen, vor denen die Übergabe des Scheidebriefes erfolgt, für den Beginn der Rechtswirkung entscheidend sind (עדי מסירה כרתי), so daß auch ein ohne Zeugen ausgestellter Scheidebrief oder Freibrief gültig ist (vgl. IX, 4). Danach erklärt er den mit Unterschriften nichtjüdischer Zeugen versehenen Scheidebrief und Freibrief nur dann für gültig, wenn sie vor jüdischen Zeugen übergeben werden. Allerdings müssen auch nach der Ansicht עדי מסירה כרתי wenn in der Urkunde Zeugen unterzeichnet sind, diese taugliche sein, weil man, wie dies gewöhnlich geschah, auch die Übergabe vor denselben Zeugen vollziehen könnte. Danach sind die von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden nach R. Simon nur dann gültig, wenn diese Befürchtung nicht besteht, wenn nämlich die Namen der Zeugen typisch nichtjüdische sind (שמות מובהקין). Nach der Gemara (9b und 10a) muß übrigens auch der vorangehende anonyme Mischnalehrer (תנא קמא) nicht der Ansicht sein, daß die in der Urkunde unterzeichneten Zeugen allein für die Rechtswirkung entscheidend sind (עדי חתימה כרתי). Vielmehr wären nach dieser Meinung die Urkunden auch bei typisch nichtjüdischen Zeugennamen wegen der Befürchtung ungültig, man könnte auch bei anderen Namen nichtjüdischer Zeugen (שמות שאינן מובהקין) die Urkunde für gültig erklären.",
+ "nur erwähnt. Mit dem Terminus … אלא … לא הזכרו wird festgestellt, daß ein älterer halachischer Lehrsatz nur in einem bestimmten Zusammenhang gelehrt wurde (vgl. Albeck, Untersuchungen über die Redaktion der Mischna S. 9, N. 1).",
+ "wenn sie durch Privatleute. S. 323 N. 8.",
+ "ausgefertigt worden sind. Nach der Gemara (11 a, vgl. Jeruschalmi zur Mischna und ר״ן) gehört der Satz בהדיוט … לא הזכרו entweder noch zu den Worten des R. Simon: Nur wenn solche von nichtjüdischen Zeugen unterschriebene Scheidebriefe und Freibriefe nicht bei einer Behörde ausgestellt wurden, sind sie ungiltig, weil dann — trotz der מובהקין שמות — die Befürchtung besteht, man könnte die Urkunden vor denselben Zeugen auch übergeben (vgl. N. 31). Bei der Ausstellung vor einer Behörde besteht aber diese Befürchtung nicht, da dann die Öffentlichkeit die näheren Umstände kennt. Oder aber ist dieser Satz die Fortsetzung des den Worten R. Simons vorangehenden Satzes: כשרים … כל השטרות und bezieht sich dann auf die anderen von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden, von denen festgestellt wird, daß sie ungiltig sind, wenn sie nicht bei einer Gerichtsbehörde ausgestellt worden sind."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand. zu einem anderen.",
+ "diesen Freibrief. s. N. 29 und N. 21.",
+ "meinem Knecht. für heidnische (עבד כנעני).",
+ "in beiden Fällen zurücktreten. bevor die Urkunde in den Besitz des Empfängers gelangt ist.",
+ "Nur bei Scheidebriefen. kann er zurücktreten.",
+ "Denn man kann wohl einem in seiner Abwesenheit einen Vorteil zukommen lassen. זכין statt זוכין partic. von זכה (Analogiebildung zu חבין von חוב).",
+ "so ist er dazu berechtigt. In diesem Falle ernährt sich der Knecht von Almosen (Talmud 12a, vgl. dorts. Raschi s. v. עשה עמי und Maim. הלכות עבדים IX, 7).",
+ "seiner Frau die Ernährung zu verweigern. Daher bedeutet die Scheidung für die Frau eine Benachteiligung, für den Knecht aber hat die Freilassung nur Vorteil zur Folge. Ob nach den Weisen der Knecht nun tatsächlich bereits frei wird, wenn jener den Freibrief übernimmt, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות עבדים VI, 1) und רי״ף kann lediglich der Herr nicht mehr die Freilassung rückgängig machen; frei aber wird der Knecht erst, wenn der Freibrief in seinen Besitz gelangt ist (so auch Raschi auf 9b s. v. לא יתנו לאחר מיתה). Nach anderen aber (Tossafot auf 9b s. v. לא יתנו, Raschi auf 13a s. v. האומר תנו גט זה לאשתי) ist der Knecht bereits frei, wenn jener den Freibrief übernommen hat.",
+ "Da sagte er zu ihnen. R. Meïr zu den Weisen.",
+ "Er macht doch seinen Knecht ungeeignet für die Priesterhebe. Der Knecht eines Priesters darf nach Lev. 22, 11 Priesterhebe, auch die eines anderen Priesters, der nicht sein Herr ist, genießen. Nach seiner Freilassung ist ihm dies verboten. Also bedeutet auch für den Knecht die Freilassung eine Benachteiligung. (Für den Knecht eines Nichtpriesters aber kann ebenfalls — wie dies ein Amoräer auf 13a erklärt — in der Freilassung eine Benachteiligung erblickt werden, weil dadurch die vor der Freilassung ihm gestattete Ehe mit einer שפחה כנענית, einer „kanaanitischen Sklavin“, ihm verboten wird).",
+ "so wie er seine Frau dafür ungeeignet macht. Die Gattin eines Priesters darf nach Lev 22, 11 Priesterhebe genießen. Wird sie als Kinderlose geschieden, so wird ihr dies verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5). Der ganze Passus אשתו … כשם fehlt im Mischnatexte der Münchner Handschrift und ist auch tatsächlich entbehrlich.",
+ "Da sagten sie zu ihm. die Weisen zu R. Meïr.",
+ "Weil er sein Eigentum ist. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) bedeutet dies: Da der Knecht nur als „Eigentum“ seines Herrn, des Priesters, die Priesterhebe genießen darf, so kann dieser ihn auch ohne ihn freizulassen für den Genuß der Priesterhebe ungeeignet machen, indem er ihn nämlich einem Nichtpriester verkauft. Es kann daher die Freilassung als solche nicht als Benachteiligung des Knechtes betrachtet werden. (Ebensowenig bedeutet es eine Benachteiligung für ihn, daß er jetzt nach der Freilassung eine „kanaanitische Sklaven“ nicht ehelichen darf, da ihm ja die Ehe mit einer Israelitin jetzt erlaubt wird. Talmud dorts.).",
+ "so übergebe man ihn nicht nach seinem Tode. Die Frau würde erst als geschieden gelten, wenn der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist; ebenso würde der Knecht erst frei, wenn er den Freibrief erhält. In diesem Zeitpunkt aber ist der Gatte resp. der Herr bereits tot (אין גט לאחר מיתה). Nach der in N. 41 als zweite angeführten Ansicht, wonach die Weisen am Beginne der Mischna den Knecht bereits als frei erklären, wenn jener den Freibrief übernimmt, kann dieser Mischnasatz nur im Sinne von R. Meïr erklärt werden. (Oder aber muß mit Tossafot auf 13a s. v. האומר תנו גט angenommen werden, daß hier die Mischna von dem Falle spricht, daß der Freibrief nicht direkt dem Boten übergeben worden ist, so daß der Knecht auch nach den Weisen hier erst nach dem Tode des Herrn frei würde. Nach Raschi dorts. s. v. האומר תנו käme dieser Unterschied bereits in der Stilisierung תנו gegenüber תן am Beginn der Mischna zum Ausdruck. Doch hat der Mischnatext des Jeruschalmi auch hier תן, die Münchner Handschrift auch am Beginn der Mischna תנו. ר״ת in Tossafot a. a. O. streicht hier das Wort זה, wonach wieder durch die Stilisierung auf den Unterschied hingewiesen würde).",
+ "Gebt eine Mine. S. 95, N. 10.",
+ "so übergebe man sie nach seinem Tode. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) spricht die Mischna hier von einem Kranken, der sich dem Tode nahe fühlt und sein Vermögen vermacht. Bei einem solchen bedarf die Schenkung zu ihrer Gültigkeit weder einer Schenkungsurkunde (bei Immobilien), noch eines Zueignungsaktes (bei Mobilien), da seine Worte als geschriebene gelten resp. die von ihm mündlich zugeteilten Gegenstände bereits als schon übergebene gelten (דברי שכיב מרע ככתובים וכמסורים דמו)."
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+ ],
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+ "aber nur zur Hälfte. D. h. nur von einem der beiden Zeugen.",
+ "Vor mir ist er nur zur Hälfte geschrieben. Nach der Gemara (15a): zur zweiten Hälfte. Hingegen genügt es, wenn der Bote bei der Schreibung des ersten, des Hauptteils des Scheidebriefes, der die Namen der Gatten und das Datum enthält, zugegen war (vgl. Raschi z. St.).",
+ "so ist er ungiltig. s. I, 1.",
+ "so ist er ungiltig. Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).",
+ "so ist er ungiltig. Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).",
+ "Jehuda aber erklärt ihn für giltig. Da in diesem Falle nach R. Jehuda die Befürchtung (N. 4) nicht besteht.",
+ "so ist er giltig. Denn durch die Aussage der beiden ist die Echtheit des Scheidebriefs bestätigt (vgl. I, N. 18). In diesem Falle kann die Aussage בפני נכתב überhaupt unterbleiben. אחד אומר בפני נכתב steht hier überflüssig und durch das vorhergehende ואחד אומר בפני נחתם veranlaßt (Tossafot auf 17a s. v. אחד אומר בפני נכתב)."
+ ],
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+ "Ist er. der Scheidebrief.",
+ "Tage unterzeichnet worden. Das Datum ist richtig, da die Nacht zum folgenden Tag gerechnet wird.",
+ "so ist er ungiltig. Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (שמא יחפה על בת אחותו). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (נכסי מלוג vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (משום פירי). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der נכסי מלוג verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle נכתב ביום ונחתם בלילה keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, משום פירי an).",
+ "Simon erklärt ihn für giltig. Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (שמא יחפה על בת אחותו). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (נכסי מלוג vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (משום פירי). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der נכסי מלוג verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle נכתב ביום ונחתם בלילה keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, משום פירי an).",
+ "Alle Urkunden. s. I, N. 24."
+ ],
+ [
+ "Mit allem darf man ihn. den Scheidebrief.",
+ "mit Tinte. S. 315, N. 48.",
+ "Pulver. In der Bibel nur pl. סמים in der Bedeutung „Wohlgerüche“. Im Nh. und Ar. auch: „Gift, Spezerei, Medikament“ u. dgl.",
+ "Farbe. סקרא insbes. rote Farbe. Der Stamm dieses Wortes liegt nach manchen Erklärern auch Jes. 3, 16 ומשקרות עינים (die Augen rotschminken) vor.",
+ "Gummi. S. 314, N. 45.",
+ "Vitriol. dorts., N. 46.",
+ "was bestehen. d. i. dauernd sichtbar.",
+ "auf ein Olivenblatt. Das Olivenblatt hier als Beispiel für ein haltbares Blatt (vgl. Tossifta II: … כתבו על עלי זית על עלי דלעת על עלי חרוב על כל דבר שהוא של קיימא כשר על עלי חזרין על עלי כרשין על עלי בצלים על עלי ירקות על כל דבר שאינו של קיימא פסולף.).",
+ " Es darf aber nicht etwa das Horn nach der Schreibung abgeschnitten und lediglich dieses der Frau gegeben werden. Das Nebeneinanderstehen der beiden Verben … וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה (Deut. 24, 1) soll besagen, daß zwischen Schreibung und Übergabe keinerlei sonstige Handlung am Scheidebrief notwendig sein darf (Talmud 21b).",
+ "Man darf ihn nicht auf etwas Lebendes. wie das Horn der Kuh und die Hand des Knechtes.",
+ "schreiben und auch nicht auf Speisen. da solche Dinge nicht ספר (Deut. 24, 1) heißen (Talmud dorts.)."
+ ],
+ [
+ "Man darf ihn. den Scheidebrief.",
+ "so ist er giltig. Die beiden ersten Sätze der Mischna, die sich zu widersprechen scheinen, finden in der Gemara (dorts.) zwei verschiedene Erklärungen. Nach der einen Erklärung ist die Mischna der Ansicht עדי חתימה כרתי (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich וכתב in Deut. 24, 1 nicht auf die Schreibung des Scheidebriefes, sondern auf die Zeugenunterschrift, und das Nebeneinanderstehen von … ונתן … וכתב in diesem Verse (N. 19) erklärt nur dann den Scheidebrief für ungültig, wenn zwischen der Unterzeichnung und der Übergabe noch die Abtrennung nötig ist. Der erste Satz der Mischna besagt, daß von vornherein (לכתחלה) auch die Schreibung des Scheidebriefes auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgen soll. Der zweite Satz erklärt ihn geschehenenfalls (בדיעבד) für giltig, wenn die Unterzeichnung nach der Abtrennung erfolgte. Nach der anderen Erklärung aber folgt die Mischna hier der Ansicht מסירה כרתי עדי (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich וכתב in Deut. 24, 1 auf die Schreibung. Der zweite Satz der Mischna erklärt den Scheidebrief geschehenenfalls für giltig, wenn die Unterschrift mit dem eigentlichen Teil des Scheidebriefs (תורף), der die Namen der Gatten, den Ort und das Datum enthält (s. III, 2) auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgte (dies bedeutet hier חתמו). Der erste Satz aber verordnet, daß von vornherein auch der übrige Text des Scheidebriefes (טופס) nach der Abtrennung geschrieben werden soll.",
+ "bereits abgetrennte Sache erfolgt sein. R. Jehuda bezieht וכתב in Deut. 24, 1 auf die Schreibung und die Unterzeichnung (vgl. Talmud 4a).",
+ "Man darf ihn weder auf ein radiertes Papier. S. 314, N. 41.",
+ "noch auf Rohleder. dorts., N. 42.",
+ "weil er gefälscht werden kann. Eine etwaige nachträgliche Änderung entscheidenden Charakters ist auf radiertem Papier und Rohleder nicht kenntlich.",
+ "Die Weisen aber erklären einen solchen für giltig. Nach der Gemara (22a und b) sind die Weisen der Ansicht מסירה כרתי עדי (vgl. I, N. 31). Daher ist der Scheidebrief gültig, wenn er vor Zeugen übergeben wird, die sich über den Inhalt vergewissern."
+ ],
+ [
+ "ein Geisteskranker und ein Minderjähriger. die nicht als vollsinnig gelten. Nach der Ansicht עדי מסירה כרתי, wonach sich וכתב לה (Deut. 24, 1) auf die Schreibung des Scheidebriefs bezieht (vgl. N. 22), und wonach der Vers bestimmt, daß die Schreibung des Scheidebriefes speziell für diesen Scheidungsakt erfolgen muß (וכתב לה לשמה; vgl. III, 2), — im Gegensatz zur Ansicht עדי חתימה כרתי (vgl. N. 22), wonach nur die Unterzeichnung לשמה geschehen muß —, spricht die Mischna hier nach einem Amoräer von dem Fall, daß ein erwachsener Vollsinniger der genannten Person bei der Schreibung zur Seite steht. Nach einem andern Amoräer erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des טופס (dorts.) für zulässig. Der תורף (dorts.) aber muß von einem erwachsenen Vollsinnigen geschrieben werden (Talmud 23 a; vgl. Raschi s. v. מקום התורף, Tossafot s. v. והוא ששייר und ר״ן. Nach Maim. Mischnakommentar und הלכות גירושין III, 18 sind die Aussagen der Amoräer als sich ergänzende zu erklären. Danach erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des טופס für zulässig und auch dies nur im Beisein eines erwachsenen Vollsinnigen).",
+ "Die Frau darf ihren Scheidebrief schreiben. im Auftrag des Gatten.",
+ "und der Mann seine Quittung. über den der Frau ausgezahlten Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38).",
+ "denn die Bestätigung des Dokuments. s. I, N. 24.",
+ "erfolgt nur durch die Unterzeichneten. durch die Zeugen, die den Inhalt bestätigen. Der Satz בחותמיו … האשה in anderem Zusammenhang: Mischna Edujot II, 3.",
+ "einem Blinden. Der Blinde kann lediglich bei der Überbringung aus dem Ausland nicht als Bote fungieren, da er die Formel בפני נכתב ובפני נחתם (vgl. I, 1) nicht sprechen kann. In allen andern Fällen ist er als Überbringer geeignet (Talmud 23a)."
+ ],
+ [
+ "Hat ihn. den Scheidebrief.",
+ "ein Minderjähriger übernommen. vom Mann.",
+ "und ist dann. vor der Übergabe.",
+ "so ist er ungiltig. s. Schluß der vorherg. Mischna.",
+ "oder ein Sehender. Manche Texte: פיתח (= פִּתֵּחַ entspr. vorherg. פִּקֵּחַ).",
+ "blind und dann wieder sehend geworden ist. Beim Blinden kommt es nur darauf an, daß er bei der Übernahme sehend war (vgl. N. 32). Die ungenaue Stilisierung וחזר ונתפתח ist durch die danebenstehenden Sätze veranlaßt (Talmud 23a).",
+ "da der Beginn und Schlu. die Übernahme und Übergabe."
+ ],
+ [
+ "die Schrift beweisend ist. s. S. 79f Mischna Jebamot XV, 4 und dorts. N. 23—30. Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 23b und 24a) bezieht sich die Mischna auf die Überbringung aus dem Ausland, bei der die Frauen בפני נכתב ובפני נחתם sprechen müssen, in welchem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes nicht wirksam ist (vgl. I, 1 und N. 4). Zur Überbringung in Palästina aber, wobei eine solche Formel nicht gesprochen wird, und eine spätere Anfechtung möglich ist (vgl. I, 3), sind die genannten Frauen ungeeignet.",
+ "jedoch muß sie. bei der Überbringung aus dem Ausland (vgl. I, 1). Die Mischna spricht von dem Fall, daß der Mann der Frau den Scheidebrief lediglich zwecks Überbringung an ein Gericht übergeben hat. Dieses bestellt dann einen Boten für die Übergabe an die Frau (Talmud 24a)."
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+ "ist ungültig. Nach Deut. 24, 1 … וכתב לה ספר כריתות … (לה לשמה Talmud 24b). Die Mischna entspricht der Ansicht עדי מסירה כרתי, wonach וכתב sich auf die Schreibung des Scheidebriefes bezieht (vgl. II, N. 28).",
+ "Wenn jemand auf der Straße gegangen ist und Schreiber. die sich üben.",
+ "so ist er. der Scheidebrief.",
+ "Mehr noch. Im folgenden Fall ist der Scheidebrief wenigstens für einen, wenn auch nicht für diesen Scheidungsakt geschrieben worden (Talmud dorts.).",
+ "Mehr noch. Im folgenden Fall hat wenigstens der, der sich scheiden lassen will, den Scheidebrief geschrieben (Talmud dorts.).",
+ "Mehr noch. Im folgenden Fall ist der Scheidebrief nicht geradezu für eine andere Frau ausgestellt worden und ist doch ungiltig (Talmud dorts.).",
+ "Wenn er. der Mann zweier gleichnamiger Frauen.",
+ "zu einem Schreiber. לבלר lat. librarius."
+ ],
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+ "Wenn jemand Formulare. טופס gr. τύπος lat. typus.",
+ "Bei Schuldscheinen. I, N. 29.",
+ "für das Feld. für die Bezeichnung des Kaufobjekts.",
+ "Es ist dies eine fürsorgliche Bestimmung. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 26a): für den berufsmäßigen Schreiber, daß es ihm gestattet ist, schon vorher solche Formulare anzufertigen.",
+ "für sie. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) besteht die Verschiedenheit der drei in der Mischna genannten Ansichten in folgendem: Nach der ersten Ansicht müssen die genannten Dinge (תורף) bei sämtlichen Urkunden speziell für den betreffenden Akt (לשמה) geschrieben werden, und zwar bei Scheidebriefen entsprechend dem Grundsatz עדי מסירה כרתי nach Deut. 24, 1 … וכתב לה (vgl. N. 1) und bei den andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen den תורף nicht לשמה schreiben könnte. R. Jehuda verbietet auch die vorherige Schreibung des andern Textes (טופס) u. z. bei Scheidebrefen wegen der Befürchtung, daß man auch den תורף schon vorher schreiben könnte, und bei andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen so verfahren könnte. R. Eleasar verbietet bei Scheidebriefen die vorherige Schreibung des טופס aus der Befürchtung, daß man auch den תורף vorher schreiben könnte, gestattet aber (vgl. Tossafot z. St. s. v. רבי אלעזר) bei anderen Urkunden auch die vorherige Schreibung des תורף. Zum תורף des Scheidebriefes gehört nach einem Amoräer (Talmud dorts.) auch die in IX, 3 als „eigentlicher Text“ des Scheidebriefes (גופו של גט) bezeichnete Formel: הרי את מותרת לכל אדם."
+ ],
+ [
+ "wenn er ihn sofort. אלתר aus אל (על) und אתר (aram. „Ort“): „auf der Stelle“. Im Mischnatext des Jeruschalmi: על אתר.",
+ "ungültig. wenn zu befürchten ist, daß ein anderer gleichen Namens ihn verloren hat (Talmud 27a und b).",
+ "Hat er ihn in einem Beutel. die er als die seinen erkennt. חפיסה ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. דלוסקמא, ed Lowe u. a. גלוסקמא gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl.",
+ "oder in einer Tasche. die er als die seinen erkennt. חפיסה ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. דלוסקמא, ed Lowe u. a. גלוסקמא gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl.",
+ "oder er erkennt ihn. den Scheidebrief (vgl. Raschi).",
+ "so ist er gültig. auch nach längerer Zeit.",
+ "daß jener noch am Leben ist. Erfährt man aber, daß er gestorben ist, darf der Scheidebrief nicht übergeben werden (vgl. I, 6).",
+ "Eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "deren Mann in das Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "daß jener noch am Leben ist. Die Priestersgattin darf zu Lebzeiten des Mannes nach Lev. 22, 11 Priesterhebe genießen. Nach dem Tode des Gatten ist ihr dies, wenn sie aus der Ehe mit diesem kein Kind hat, verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5).",
+ "Wenn jemand sein Sündopfer. Das Sündopfer eines Verstorbenen darf nicht dargebracht werden (vgl. Mischna Temura III, 1).",
+ "daß er noch am Leben ist. Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (חזקה), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird."
+ ],
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+ " Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (חזקה), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird.",
+ "die Belagerungstruppen. S. 105, N. 49.",
+ "daß sich in einem Seesturm befindet. המטרפת Hithpa‘el von טרף „reißen“.",
+ "der zur Aburteilung. wegen eines todeswürdigen Deliktes.",
+ "Es darf weder eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "Priesterhebe essen. Erstere nicht, weil ihr Mann vielleicht schon tot ist (vgl. vorherg. Mischna und N. 22); letztere nicht, weil ihr Mann möglicherweise noch am Leben ist (vgl. S. 49 Mischna Jebamot IX, 6 und dorts. N. 30f)."
+ ],
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+ "der einen Scheidebrief im Land Israels überbringt. in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 3 בפני נכתב ובפני נחתם nicht sagen muß.",
+ "Hat er. der Gatte.",
+ "aber zu ihm. zu dem ersten Boten.",
+ "Nimm für mich einen bestimmten Gegenstand von ihr. bei der Übergabe.",
+ "denn er. der Gatte."
+ ],
+ [
+ "der einen Scheidebrief aus dem Ausland überbringt. in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 1 בפני נכתב ובפני נחתם sagen müßte.",
+ "krank geworden ist, dann setze er ein Gerichtskollegium zusammen und schicke ihn (durch einen andern. Im Mischnatext des babylonischen Talmuds ed. pr.: עושה בבית דין שליח ומשלחו „ernenne er beim Gericht einen Boten und schicke ihn“ (neuere edd.: עושה שליח בבית דין ומשלחו)."
+ ],
+ [
+ " Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (חזקה) entschieden (vgl. N. 24.)",
+ "abzusondern. Er trifft mit ihnen die Vereinbarung, auf die Abgaben (Priesterhebe, Zehnt und Armenzehnt) die Schuld zu verrechnen. (Die Priesterhebe, die er als Nichtpriester nicht genießen kann, verkauft er einem Priester; vom Zehnt muß er die vom Leviten an den Priester abzuliefernde Zehnthebe, תרומת מעשר, einem Priester geben.)",
+ "dann muß er von den Erben Erlaubnis einholen. ob sie auf diese Weise die Schuld des Verstorbenen zahlen wollen.",
+ "geliehen. und obiges vereinbart.",
+ "braucht er keine Erlaubnis von den Erben einzuholen. Das Gericht kann die Schuld auf die Gesamtheit der Priester, Leviten und Armen übertragen (Talmud 30a)."
+ ],
+ [
+ " Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (חזקה) entschieden (vgl. N. 24.)",
+ "um von ihnen Priesterhebe und die Zehnten abzusondern. für andere Früchte, um diese genießen zu können.",
+ "um davon den zweiten Zehnt. vgl. Deut. 14, 22ff.",
+ "daß sie noch vorhanden sind. Er muß nicht befürchten, daß die zurückgelegten Früchte oder das Geld abhanden gekommen sind.",
+ "dann muß er für eine Zeit von vierundzwanzig Stunden. wörtl. „von Zeit zu Zeit“, d. h. von der Zeit der Wahrnehmung des Verlustes bis zur selben Zeit am vergangenen Tage, also vierundzwanzig Stunden zurück. Man muß befürchten, daß die Früchte schon am Beginn dieser Zeit abhanden gekommen sind und für die in dieser Zeit als genußfähig erklärten anderen Früchte nochmals die Abgaben absondern (Talmud 31a und b).",
+ "Zu drei Zeiten muß man den Wein prüfen. den man zu obigem Zwecke zurückgelegt hat. Der Wein könnte sauer geworden sein, so daß davon die Abgaben für guten Wein nicht entrichtet werden können.",
+ "Wenn der Ostwind am Ausgang des Laubhüttenfestes. S. 221, N. 53."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "dann den Boten getroffen oder ihm einen Boten nachgesandt und zu ihm gesagt hat. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.",
+ "Ist er. der Ehemann.",
+ "zuvor. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.",
+ "Wenn aber erst nachdem der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist. er den Scheidebrief für nichtig erklären will."
+ ],
+ [
+ "Anfangs konnte er. der Ehemann.",
+ "in einem andern Ort ein Gerichtskollegium zusammensetzen und ihn. den Scheidebrief.",
+ "für nichtig erklären. in Abwesenheit der Frau und des Boten.",
+ "daß man nicht so tue. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 38a): Die Frau könnte, bevor sie von der Nichtigerklärung erfährt, eine neue Ehe eingehen.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "den Namen seiner Stadt und den Namen ihrer Stadt. Wenn jemand in verschiedenen Orten verschiedene Namen führte, gab er nur einen an (Talmud 34b).",
+ "die sie hat. damit die Identität auch in den anderen Orten bekannt sei, und man nicht die Frau in den Ruf bringe, widerrechtlich eine neue Ehe geschlossen zu haben."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Eine Witwe bekommt von den Gütern der Waisen nur gegen einen Eid bezahlt. vgl. S. 150f. Mischna Ketubot IX, 7f. und dorts. N. 55.",
+ "sie schwören zu lassen. weil man sah, daß oft Falscheide vorkamen, indem die Witwen einen etwa schon erhaltenen Teil des Ketubabetrages als Zahlung für ihre Mühe um die Kinder ansahen. Daher ließ man die Witwen nicht schwören, und sie erhielten ihre Ketuba nicht ausbezahlt (Talmud 35a).",
+ "gelobe und ihre Ketuba einfordern könne. Sie soll sich irgendein schweres Gelübde auferlegen für den Fall, daß sie schon etwas vom Ketubabetrag erhalten hat.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "verordnet hat. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 36a) folgt hier die Mischna der Ansicht, daß die Zeugen bei der Übergabe des Scheidebriefes für die Rechtswirkung entscheidend sind (עדי מסירה כרתי), so daß geschehenenfalls ein Scheidebrief ohne Zeugenunterschriften gültig ist (vgl. IX, 4). Der Scheidebrief soll aber von Zeugen unterschrieben werden, damit er im Falle einer Anfechtung seiner Gültigkeit durch den Ehemann durch die unterschriebenen Zeugen bestätigt werden könne. Die Zeugen, vor denen die Übergabe erfolgte, könnten vielleicht nicht mehr beigebracht werden können. Es genügen dann die unterschriebenen Zeugen, u. z. nach der Erklärung mancher darum, weil man bei einem von tauglichen Zeugen unterschriebenen Scheidebrief annimmt, daß auch die Übergabe vor Zeugen erfolgt ist (דא״ש zu IX, 4), nach anderen aber, weil die Ansicht עדי מסירה כרתי nur besagt, daß die Zeugen der Übergabe ebenso genügen wie die unterzeichneten Zeugen (רי״ף zu IX, 4; Maim. הלכות גירושין I, 15f.).",
+ "Hillel führte den Prosbol ein. s. S. 152, N. 66."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Ein Knecht. ein heidnischer (עבד כנעני).",
+ "In beiden Fällen bleibt er dienstbar. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 37b) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes nicht aufgegeben hat (יאוש). Nach der ersten Ansicht in der Mischna bleibt der Knecht nach der Auslösung im Besitze des ursprünglichen Besitzers, wenn er עבד לשום ausgelöst worden ist, und wird gänzlich frei, wenn er לשום בן חורין ausgelöst worden ist, damit ein Anreiz gegeben sei, gefangene Knechte auszulösen. Nach R. S. b. G. verbleibt aber der Knecht auch in dem letzteren Falle im Besitze des ersten Herren. Nach einer anderen amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes bereits aufgegeben hat. Nach der ersten Ansicht in der Mischna wird der Knecht, wenn er עבד לשום ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstpflichtig, wenn er לשום בן חורין ausgelöst worden ist, gänzlich frei. Nach R. S. b. G. bleibt er aber in beiden Fällen dienstpflichtig, damit der Knecht nicht in der Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, die Gefangennahme geradezu suche. Wem nach dieser amoräischen Erklärung R. S. b. G. den Knecht zuspricht, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar), für dessen Erklärung am ehesten der Wortlaut der Mischna spricht, wird der Knecht dem Auslöser dienstbar. Nach Raschi (auf 37b s. v. בין כך ובין כך ישתעבד) verbleibt der Knecht dem ursprünglichen Besitzer, weil, wie dies Tossafot (dorts. s. v. בין כך ובין כך ישתעבד) erklärt wird, auch die Aussicht, einen neuen Herrn zu bekommen, den Knecht die Gefangennahme suchen lassen könnte. Nach anderen Erklärern (רא״ש, vgl. auch Tossafot a. a. O.) wird der Knecht, wenn er לשום עבד ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstbar; wenn er aber לשום בן חורין ausgelöst worden ist, bleibt er dem ursprünglichen Besitzer dienstbar.",
+ "den sein Herr hypothekarisch. אפותיקי gr. ὐποϑήϰη „Unterpfand“.",
+ "ist rechtlich zwar zu nichts verpflichtet. Die hier gegebene Übersetzung und Erklärung folgt der einen der im Talmud (40b und 41a) angeführten amoräischen Erklärungen.",
+ "Wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "aber zwingt man seinen Herrn. den Gläubiger.",
+ "ihn zum Freien zu machen. damit er nicht auch weiterhin den Freigewordenen noch als Knecht bezeichne, und dieser nicht infolgedessen als Knecht angesehen werde.",
+ "und er. der Knecht dem Gläubiger.",
+ "schreibt einen Schuldschein. s. I, N. 29.",
+ "sondern der Freilassende. da er den Gläubiger geschädigt hat."
+ ],
+ [
+ " s. N. 10. Mit geringen Änderungen findet sich diese Mischna in anderem Zusammenhang Edujot I, 13.",
+ "Wer halb ein Knecht. ein heidnischer (עבד כנעני).",
+ "und halb ein Freier ist. Dem Herrn wurde nur die Hälfte des Lösegeldes gegeben. Oder auch: Ein zwei Besitzern gehörender Knecht wurde nur von einem der beiden freigelassen (Talmud 41b und 42a).",
+ "Da sagten Bet-Schammai zu ihnen. Andere Laa: בית שמאי אומרים; אמרו להם בית שמא.",
+ "weil er halb schon ein Freier ist. und ein Freier keine Sklavin heiraten darf.",
+ "weil er halb noch ein Knecht ist. und ein Knecht keine Freie heiraten darf.",
+ "Man zwingt vielmehr wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "und er. der Knecht dem Herrn.",
+ "schreibt einen Schuldschein. s. I, N. 29."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Wenn jemand seinen Knecht. ein heidnischer (עבד כנעני).",
+ "einem Nichtjuden oder nach dem Ausland. einem Juden außerhalb Palästinas.",
+ "so wird dieser frei. Bei einer Flucht von dem Nichtjuden wird der Knecht frei. Oder: Der Herr ist verpflichtet, ihn loszukaufen, ohne daß er ihn wieder erwirbt (Talmud 43b und 44a).",
+ "Man löse Gefangene nicht über ihren Wert aus. um der Allgemeinheit nicht zu große Lasten aufzubürden. Oder: um den Räubern nicht einen Anreiz zu bieten (Talmud 45a).",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "Wegen des Wohles der Gefangenen. um den anderen Gefangenen nicht ihr Los zu erschweren. Der Ausdruck מפני תקון העולם soll nach der Gemara (dorts.) besagen, daß man auch um das Los derer besorgt ist, die vielleicht in der Zukunft gefangen werden, während nach R. S. b. G., der den Ausdruck מפני תקנת השבויין gebraucht, die Besorgnis lediglich den Mitgefangenen gilt, so daß die in der Mischna gegebene Verordnung für den Fall, daß keine solche vorhanden sind, nicht gilt.",
+ "Man kaufe Bücher. der heiligen Schrift.",
+ "Gebetriemen und Mesusot von Nichtjuden nicht über ihren Wert. aus den N. 33 genannten Gründen."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "wegen eines Gelübdes. Er will eine Frau, die Gelübde getan hat, nicht behalten.",
+ "darf er sie nicht wiedernehmen. auch wenn sich die Grundlosigkeit der Nachrede herausstell, resp. aucht wenn die Frau ihr Gelübde von einem Gelehrten hat auflösen lassen. Über den Grund dieser Verordnung werden im Namen des Amoräers R. Nachman zwei verschiedene Angaben überliefert. Nach der einen wäre der Grund der folgende: Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, hätte er um den Tatbestand gewußt. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme einer unter solchen Umständen geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen. Nach der anderen Angabe soll die Verordnung eine Drohung für die Frau sein und diese zu einem sittlich einwandfreien Benehmen und zur Vorsicht in der Ablegung von Gelübden mahnen (Talmud 45b und 46a; vgl. dorts. Tossafot s. v. אי אמר).",
+ "Man hat es in jenem Falle nur wegen dieses verboten. Der Grund für die Meinungsverschiedenheit der drei Tannaiten ist nach der Gemara (46a und 46b) der folgende: Nach R. Jehuda besteht bei der Scheidung wegen eines Gelübdes nur der zweite in der vorhergehenden Note angegebene Grund. Eine wirklich strafwürdige Leichtfertigkeit sieht jedoch R. Jehuda lediglich in dem Ablegen eines Gelübdes, das, weil in der Öffentlichkeit (d. h. nach einer amoräischen Ansicht vor dreien, nach einer anderen vor zehn) abgelegt, nicht gelöst werden kann. Nach R. Meïr ist der Grund für die Verordnung der in der vorhergehenden Note als erster angegebene. Es kann jedoch die neue Ehe nur bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, welches nur ein Gelehrter aufheben kann, in Verruf kommen, nicht aber, wenn die Scheidung wegen eines Gelübdes erfolgte, das der Gatte selbst aufheben kann (ענוי נפש und דברים שבינו לבינה, vgl. S. 239ff. Mischna Nedarim IX, 1f. und dorts. N. 3). Bei den letzteren könnte dem Gatten, wenn er behauptet, er hätte sich von der Frau nicht geschieden, wenn er gewußt hätte, daß der Gelehrte ihr das Gelübde löst, entgegengehalten werden, daß er das Gelübde ohne weiters hätte selbst aufheben können. Nach R. Eliëser könnte umgekehrt der Mann nur bei den Gelübden, die er selbst lösen kann, erklären, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß er das Gelübde aufheben könne. Bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes aber, das nur ein Gelehrter auflösen kann, nimmt man an, daß der Mann trotz dieser Möglichkeit sich hätte scheiden lassen, weil ihm der Gang der Frau zum Gericht und die mit der Lösung des Gelübdes verbundenen Prozeduren nicht zugesagt hätten. Obwohl also der Grund für die Verordnung eigentlich nur bei den Gelübden, die der Mann selbst aufheben kann, besteht, hat man dennoch für sämtliche Gelübde die Verordnung erlassen. Daß aber R. Jehuda den in der vorhergehenden Note als ersten angegebenen Grund nicht gelten läßt, hat den Grund darin, daß er bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, das der Gatte aufheben kann, der Meinung des R. Eliëser ist, bei der wegen eines Gelübdes, das nur ein Gelehrter lösen kann, der Meinung des R. Meïr ist.",
+ "Konam. s. S. 177f. Mischna Nedarim I, 2 und dorts. N. 22f.",
+ "sie wieder zu nehmen. Wenn der Mann das Gelübde ablegt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, besteht die Verordnung nicht.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. s. N. 7. Die Worte מפני תקון העולם beziehen sich auf die vorhergehenden Sätze der Mischna, nicht auf den letzten (Talmud 46b)."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Wenn jemand sich von seiner Frau wegen Unfruchtbarkeit scheidet. Er denkt, die Frau wäre unfruchtbar. Zur Etymologie des Wortes אילונית vgl. S. 4, N. 25.",
+ "nicht wiedernehmen. Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen und Kinder bekommen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß sie gebärfähig ist. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme der aus diesem Grunde geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen (Talmud 46b; vgl. N. 38 und Schluß der N. 39).",
+ "Er darf sie wiedernehmen. Die Weisen, die hier die Wiederverehelichung gestatten, sind nach der Erklärung der Gemara (46b) der Ansicht des R. Meïr, daß jede Bedingung, soll sie Rechtskraft erlangen, in doppelter Form, in einer positiven und einer negativen, gesprochen werden muß (תנאי כפול; vgl. Mischna Kidduschin III, 4). Die Mischna spräche hier aber von dem Falle, daß der Mann bei der Scheidung eine solche doppelte Ausdrucksweise nicht gebraucht hat, weshalb auch der Grund für die Verordnung, der Mann könnte eine etwa neu geschlossene Ehe der Frau in den Verruf der Unerlaubtheit bringen (N. 44), hier nicht besteht. (Danach muß in der vorhergehenden Mischna R. Meïr, der dort die wegen eines Gelübdes Geschiedene für die Zurücknahme wegen der Befürchtung, die neue Ehe könnte in Verruf kommen, verbietet, von einem Falle sprechen, daß die Äußerung des Mannes, er scheide die Frau wegen des Gelübdes, in einer doppelten Form, positiv und negativ, erfolgte, wenn auch nicht in der Form einer wirksamen Bedingung, die die tatsächliche Ungültigkeit einer zweiten Ehe zur Folge hätte; vgl. Tossafot auf 46a s. v. אי אמר לה הכי am Schlusse).",
+ "von diesem Kinder bekommen und fordert nun ihre Ketuba. Da sie wegen vermeintlicher Unfruchtbarkeit geschieden worden ist, hat sie nach Mischna Ketubot XI, 6 den Ketubabetrag nicht ausbezahlt bekommen.",
+ "als dein Reden. Weil sie den Ketubabetrag verlangt, wird der Mann behaupten, er hätte sich nicht scheiden lassen, wenn er gewußt hätte, er müsse die Ketuba ausbezahlen."
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+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "löst man ihn nicht aus. Dies gilt nach einem Amoräer nur dann, wenn er es schon zum drittenmal getan hat (Talmud 46b).",
+ "bringt der Käufer davon die Erstlingsfrüchte dar. Deut. 26, 1ff. Der obige Text in der Mischna lag auch Maim. vor. Die Mischna besagt danach, daß der Käufer die Erstlingsfrüchte zu entrichten habe, damit ein Anreiz gegeben sei, die im nichtjüdischen Besitz befindlichen Felder wieder in jüdischen Besitz zu bringen (Talmud 47b, wo Maim. דמייקרי liest; vgl. Maim. Mischnakommentar). Auch zum Mischnatext des Jeruschalmi u. a. המוכר את שדהו לנכרי הלוקח מביא ממנו בכורים stimmt diese Erklärung. Eine dritte La., die auch ed. pr. des babylonischen Talmuds bietet, lautet: המוכר את שדהו לנכרי לוקח ומביא ממנו בכורים. Dies bedeutet nach Raschi (z. Mischna, nach Talmud a. a. O.): Der Verkäufer muß jedes Jahr die Erstlingsfrüchte dem Nichtjuden abkaufen und darbringen. Dadurch soll er zum Rückkauf bewogen werden.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“."
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+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), מפני תקנת השבים (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Man schätzt ab. und bezahlt ihnen. שמין von שום „schätzen“, ar.سام سوم .",
+ "für Geschädigte vom Besten. עדית nach manchen von bibl. עדי „Schmuck“, vgl. auch ar. مَذْيَة „gutes, gesundes Land“. Der Schädiger muß, falls er in Immobilien für den angerichteten Schaden Ersatz leistet, vom relativ Besten seines Landes ein Stück abgeben, das der Geschädigte leichter zu Geld machen kann, als ein entsprechend größeres Stück minderer Qualität (vgl. Mischna Baba kama I, 1).",
+ "für einen Gläubiger vom Mittelmäßigen. und nicht vom Schlechtesten, damit man sich nicht zurückhalte Geld zu verleihen (Talmud 50a).",
+ "für die Ketuba der Frau vom Schlechtesten. זבורית ar. صَبَّارة „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f."
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+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Man bekommt von hypothekarisch belasteten Gütern. S. 150, N. 48.",
+ "wenn noch freie Güter. die der Schuldner noch hat.",
+ "auch wenn diese schlechte. זבורית ar. صَبَّارة „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f.",
+ "sind. und die verkauften mittelmäßige, obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Das gleiche gilt, wenn der Schädiger seine besten und mittelmäßigen Güter verkauft hat, obwohl nach Mischna 1 der Geschädigte sonst vom Besten bezahlt bekommt.",
+ "Man bekommt von den Gütern der Waisen. die die Schuld des verstorbenen Vaters begleichen.",
+ "nur vom Schlechtesten bezahlt. obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Es ist nicht zu befürchten, daß man sich deshalb zurückhalten werde, Geld zu verleihen (vgl. N. 4), da der Verleiher nicht mit dem Ableben des Entleihers rechnet (Talmud 50a)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Man kann die verzehrten Früchte. Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. הלכות גזלה IX, 6ff.).",
+ "die Verbesserung des Bodens. Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. הלכות גזלה IX, 6ff.).",
+ "den Unterhalt der Frau. s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn.",
+ "und der Töchter. s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn.",
+ "von hypothekarisch belasteten Gütern. S. 150, N. 48.",
+ "nicht einfordern. von den Erben des Gatten (vgl. auch Mischna Ketubot XII, 2). Es würde sonst niemand ein Feld zu kaufen wagen.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. s. IV, N. 7.",
+ "muß er nicht schwören. daß der Fund nicht mehr betrug, als er abliefert. Es bestünde sonst die Gefahr, daß man sich um einen gefundenen Gegenstand nicht weiter bemüht."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Wenn Waisen bei einem Hausherrn. der nicht geradezu ihr Vormund ist.",
+ "oder ihr Vater für sie einen Vormund. אפוטרופוס, gr. ἐπίτϱοπος.",
+ "muß er. der Hausherr resp. der Vormund.",
+ "mu. wenn die Waisen großjährig geworden sind.",
+ "schwören. daß er von ihrem Vermögen nichts für sich zurückbehalten hat.",
+ "muß er nicht schwören. Denn sonst würde man sich zurückhalten, eine solche Vormundschaft zu übernehmen. Bei einem vom Vater bestimmten Vormund besteht diese Befürchtung nicht, da anzunehmen ist, daß er wegen eines vom Vater ihm gewährten Vorteils die Vormundschaft übernimmt (Talmud 52b).",
+ "Es ist gerade umgekehrt. Nach Abba Saul besteht lediglich bei der vom Vater übertragenen Vormundschaft die in der vorhergehenden N. angeführte Befürchtung. Bei einer Bestellung durch das Gericht aber würde man, da man dadurch in den Ruf eines vertrauens-würdigen Menschen kommt, sich nicht durch den zu leistenden Eid abhalten lassen, die Vormundschaft zu übernehmen (Talmud dorts.).",
+ "Wenn jemand verunreinigt. die einem andern gehörigen levitisch reinen Speisen.",
+ "mit Priesterhebe vermischt. מדמע denom. von דֶּמַע (Ex 22, 28), welches Wort Temura 4a als Priesterhebe (תרומה) erklärt wird. Der Besitzer des Getreides wird durch die Vermischung mit Priesterhebe insofern geschädigt, als er jetzt das Getreide nicht selbst genießen darf, sondern es zu billigerem Preise einem Priester verkaufen muß.",
+ "oder zu Nesechwein macht. מנסך denom. von נֶסֶךְ. Er macht den Wein eines andern zu verbotenem Nesechwein, indem er ihn einem Götzen zu Ehren umrührt (so die Erklärung des Amoräers Rab: Talmud 52b), oder indem er ihn mit Nesechwein vermischt (so die Erklärung des Amoräers Samuel: Talmud dorts.).",
+ "ersatzpflichtig. Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b).",
+ "verwerflich gemacht haben. durch den während der Schlachtung oder während der andern Dienstverrichtungen gehegten Gedanken, vom Opfer über die gestattete Zeit hinaus zu essen (vgl. Lev. 7, 16—18; 19, 5—8, welche Verse nach der Tradition vom Untauglichwerden eines Opfers durch einen solchen Gedanken sprechen).",
+ "sind ersatzpflichtig. Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b)."
+ ],
+ [
+ " s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna mit geringfügigen Änderungen Edujot VII, 9, der erste Satz בגט …. העיד auch Jebamot XIV, 2.",
+ "durch einen Scheidebrief entlassen werden kann. s. S. 75 Mischna Jebamot XIV, 2 und dorts. N. 11f.",
+ "daß eine minderjährige Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "die an einen Priester verheiratet worden ist. als vaterlose Waise, so daß die Heirat nur rabbinisch gültig ist.",
+ "Priesterhebe essen darf. Nach dem Talmud (Jebamot 90a) darf sie nur rabbinisch gebotene Priesterhebe ( תרומה דרבנן ) genießen.",
+ "ihr Gatte sie beerbt. so als ob ihre Ehe eine nach dem Toragesetz gültige wäre.",
+ "daß man für einen geraubten Balken, den (der Räuber) in einen Palast eingebaut hat, (nur) dessen Wert erhält, (was man) der Reumütigen wegen (verordnet hat. Der Räuber muß nicht das Gebäude zerstören, um den Balken selbst zurückgeben zu können. Es genügt, daß er den Wert ersetzt. Der Weg zur Buße und Besserung soll ihm erleichtert werden. In manchen Texten fehlen, so wie in Edujot VII, 9, die Worte מפני תקנת השבים.",
+ "das geraubt worden ist. D. h. jemand, der ein Sündopfer darzubringen hat, hat ein Tier geraubt und es als Sündopfer dargebracht.",
+ "wenn dies. daß das Tier geraubt ist.",
+ "nicht vielen. d. i. drei Leuten (Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "als versöhnend gilt. Er muß nicht ein anderes Sündopfer darbringen.",
+ "zum Besten des Altars. Die Priester würden sich sonst vom Opferdienst fernhalten aus Betrübnis darüber, daß sie ein im Heiligtum geschlachtetes profanes Tier (חולין שנשחטו בעזרה) gegessen haben (Talmud 55a)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Nachher aber gab es dort ein Sikaricongesetz. סיקריקון lat. (jus) sicaricum, das Gesetz über die Ungiltigkeit eines Kaufes von einem Sikarier (lat. sicarius, „Mörder, Bandit“ von sica „Dolch“). Dieses Gesetz, wie es weiter dargestellt wird, galt für die in der Zeit des vespasianischen Krieges entrissenen Güter in Judäa nicht, u. z. ist nach Jeruschalmi (zur Mischna, vgl. Tossifta III) dieses Gesetz deswegen für diese Zeit außer Kraft gesetzt worden, damit nicht das jüdische Land im nichtjüdischen Besitze verbleibe, weil man sich zurückhalten würde, ein solches Feld vom Sikarier zu kaufen. In der Breslauer Monatsschrift, 1925, S. 249 ff. kommt Elbogen nach eingehender Untersuchung zu dem Ergebnis, daß das Gesetz die während oder nach dem Römerkrieg vom Sieger enteignetem Grunstücke betrifft, die dann nach Kriegsrecht verkauft oder verschenkt wurden. Auf Grund dieses Ergebnisses wird dorts. 1927, S.138 ff. die oben gegebene etymologische Erklärung von Feist durch die Herleitung des Terminus von gr. συνκρινειν „gerichtlich zusprechen, verpachten“ ersetzt .",
+ "Wie ist dies. das Sikaricongesetz.",
+ "Wenn jemand. ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte.",
+ "ist sein Kauf ungültig. weil anzunehmen ist, daß der Eigentümer es nur aus Furcht verkauft hat.",
+ "Wenn jemand. ein Feld, das für die Ketuba haften soll.",
+ "ist sein Kauf ungültig. weil die Frau nur aus Furcht vor Streit mit dem Manne zugestimmt hat.",
+ "Dies ist die erste Mischna. S. 123, N. 30.",
+ "Wenn jemand von einem Sikarier. ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte.",
+ "muß er dem Eigentümer ein Viertel. des Wertes. Man nimmt an, daß der Räuber es um dreiviertel des wirklichen Wertes verkauft hat.",
+ "wenn er. der ursprüngliche Eigentümer."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Ein Taubstummer kann durch Zeichen verständigen und verständigt werden. Sein durch Zeichengeben mit der Hand oder dem Kopf vorgenommenes Kaufen oder Verkaufen, oder seine durch Zeichen gegebene Zustimmung zu einem Kauf oder Verkauf ist wirksam. Die Rabbinen haben dies bestimmt, um ihm den Lebensunterhalt zu ermöglichen, obwohl nach dem Toragesetz ein Taubstummer, der nicht als vollsinnig gilt, nicht rechtsgültig Geschäfte abschließen kann (Talmud 59a; vgl. auch S. 74, Mischna Jebamot XIV, 1 und N. 1f.).",
+ "Er kann bei beweglichen Sachen auch durch Mienen. קופץ „das Verziehen der Lippen“ nach Hiob 5, 16 (Raschi u.a.). Nach Maim. (Mischnakommentar) lehrt Ben-Bethera hier, daß die betreffende Sache erst in den Besitz des Taubstummen übergegangen sein muß, soll die Gebärde wirksam sein. Diese Erklärung beruht wohl auf Jeruschalmi zur Mischna, wo Maim. die La. קופץ ונקפץ שייר ומשתייר (statt שוכר ומשתכר unserer Edd. vgl. קרבן העדה und השגות הראב״ד zu רי״ף ed. Room) vorlag. קפץ bedeutet danach in der Mischna „springen, hüpfen, sich bewegen“ nach Ct. 2, 8. (Die Sache ist bereits aus dem Besitz des einen in den des andern gerückt).",
+ "verständigen und verständigt werden. aber nicht bei Immobilien. Nach Raschi (auf 59a s. v. קיי״ל) und Maim. (הלכות מכירה XXIX, 2) ist auch nach der ersten Ansicht in der Mischna der Kauf und Verkauf von Immobilien durch den Minderjährigen ungültig. Nach ראב״ד (השגות dorts.) beschränkt aber lediglich Ben-Bethera die rabbinische Verordnung (N. 49) auf Mobilien.",
+ "Bei beweglichen Sachen ist der Kauf und Verkauf durch kleine Kinder. die bereits verstehen, worum es sich handelt. פעוטות ed. Lowe פיוטות meist von gr. παῖδες abgeleitet (vgl. Jeruschalmi zur Mischna und פני משה).",
+ "gültig. obwohl nach dem Toragesetz nur Volljährige rechtsgültig Geschäfte abschließen können, haben die Rabbinen aus dem in N. 49 angegebenen Grund verordnet, daß auch der Kauf und Verkauf durch solche Kinder gültig sei (Talmud 59a)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Folgendes verordneten sie. die Rabbinen.",
+ "Ein Priester liest als erster vor. bei der Toravorlesung in der Synagoge.",
+ "und nach diesem ein Israelit. ein Nichtpriester.",
+ "(was man) um des Friedens willen (verordnet hat. damit kein Streit entstehe (vgl. auch Mischna Horajot III, 8).",
+ "um des Friedens willen. Das Brot, das man bei der Herstellung einer „Verschmelzung der Wohnungen“ in einem Hofe (ערוב חצרות) in der Wohnung eines der Hofbewohner niederlegt, um dadurch das Tragen am Sabbat aus den Wohnungen in den Hof und umgekehrt zu ermöglichen, legt man stets in dieselbe Wohnung (vgl. zur Institution des ערוב חצרות Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth S. 50f., Einleitung in den Traktat Erubin). Zu den Worten der Mischna מפני דרכי שלום bemerkt die Gemara (60b) erklärend: משום חשדא „wegen des Verdachtes“. Dies bedeutet nach Raschi z. St.: die Hofbewohner könnten in den Verdacht kommen, ohne Eruwvorrichtung das Tragverbot zu übertreten. Nach Tossafot (dorts. s. v. אלא משום חשדא) bedeutet dies: Der Besitzer der Wohnung, wo das Brot bisher lag, könnte in den Verdacht kommen, dieses sich angeeignet zu haben.",
+ "Die dem Kanal nächste Zisterne wird als erste gefüllt. Um die Felder zu bewässern, wurde von einem Kanal (אמה) das Wasser in Röhren auf die Felder geleitet. Im Anschluß an diesen Kanal legten die Besitzer der einzelnen Felder Zisternen an, um die Bewässerung mit dem dort gesammelten Wasser zu vervollständigen.",
+ "Es ist wirklicher Raub. Nach der Gemara (61a) spricht die Mischna von solchen Fangvorrichtungen, die keinen Hohlraum haben, so daß ein darin gefangenes Tier nach dem Toragesetz nicht als Eigentum des Stellers betrachtet wird. Der Entwender übertritt nach beiden in der Mischna angeführten Ansichten lediglich ein rabbinisches Verbot. Der Ausdruck גזל גמור in den Worten des R. Jose soll nur besagen, daß das Gericht das geraubte Tier exekutiert, während nach der vorhergehenden Meinung ein gerichtliches Verfahren hier nicht in Frage kommt.",
+ "Beim Fund eines Taubstummen. der nicht als vollsinnig gilt.",
+ "um des Friedens willen. obwohl nach dem Toragesetz die genannten Personen eine Sache auf solche Weise nicht erworben haben.",
+ "Es ist wirklicher Raub. s. N. 60.",
+ "Wenn ein Armer auf einem Olivenbaum (Früchte. von שכחה und פאה (nach Deut. 24, 20; vgl. Mischna Pea I, 4f. und VII, 1f.). Der Arme hat die Früchte dadurch noch nicht erworben.",
+ "Es ist wirklicher Raub. s. N. 60.",
+ "Man wehrt. zu ממחין vgl. Dan. 4,32.",
+ "Nachlese. Lev. 19, 9; 23, 22.",
+ "Vergessenem. Deut. 24, 19f.",
+ "und der Feldecke. Lev. 19, 9; 23, 22."
+ ],
+ [
+ " s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Schebiit V, 9; der letzte Satz מפגי ….. דרכי שלום ומחזיקין auch dorts. IV, 3.",
+ "die bezüglich des Siebentjahres verdächtig ist. daß sie die Früchte des Brachjahres (Ex. 23, 10f.; Lev. 25, 1—7) auf ungesetzliche Weise genießt.",
+ "eine Standmühle oder einen Ofen borgen. wenn sie diese Dinge nicht ausdrücklich für einen unerlaubten Gebrauch ausleiht (Jeruschalmi z. Mischna).",
+ "Die Frau eines Chawer. der zum Bunde der „Genossen“ (חברים) gehört, die sich vor allem der levitischen Reinheit befleißigen.",
+ "darf der Frau eines Am-haarez. d. i. des Angehörigen des „Land-Volkes“, der unwissenden Menge.",
+ "darf sie nichts mehr mit ihr anrühren. Nach dem Begießen mit Wasser wird der Teig knetbar und unterliegt der Pflicht der Challa-Abgabe (Num. 15, 20). Durch die Berührung mit unreinen Gefäßen wird der Teig unrein; es ist aber verboten, Challa unrein zu machen (Talmud 61a).",
+ "Man darf Nichtjuden im Siebentjahr aufmunternd unterstützen. Wenn man im Siebentjahr (N. 69) einen Nichtjuden ackernd trifft, darf man ihm zu seinem Unternehmen Glück wünschen, da er mit dem Ackern kein Verbot übertritt (Talmud 62a).",
+ "Man grüße sie jederzeit. selbst an heidnischen Festtagen (Talmud dorts.)."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ " Nach רא״ש hat auf Abschnitt V der Abschnitt VII unserer Edd. zu folgen, und diesem erst Abschnitt VI (vgl. auch Raschi auf 71b s. v. טעמא und s. v. הא אמר תנו; Tossafot auf 62b s. v. האומר und auf 72a s. v. ומשום כיסופא).",
+ "Nimm diesen Scheidebrief für meine Frau in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "noch zurücktreten. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).",
+ "nicht mehr zurücktreten. da durch die Aushändigung des Scheidebriefes an den von der Frau zum Empfang des Scheidebriefes bestellten Vertreter (שליח לקבלה) die Scheidung bereits vollzogen ist.",
+ "Daher kann der Ehemann. in dem letzteren Falle (vgl. Raschi z. St.).",
+ "nur dann zurücktreten. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).",
+ "wenn er zu ihm. zu dem von der Frau bestellten Vertreter.",
+ "Ich will nicht. S. 130, N. 10.",
+ "vielmehr bring und gib ihn ihr. Der Ehemann muß ausdrücklich erklären, daß er diesen Boten nur als den Überbringer (שליח להולכה) des Scheidebriefes und nicht als den die Frau vertretenden Empfänger (שליח לקבלה) betrachtet.",
+ "nicht mehr zurücktreten. Durch den Auftrag טול „nimm“ hat die Frau ihn ebenso zum שליח לקבלה bestellt wie durch den Auftrag התקבל „nimm in Empfang“."
+ ],
+ [
+ "Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "bedarf sie zweier Zeugenpaare. S. 264, N. 46.",
+ "Vor uns hat er ihn in Empfang genommen und zerrissen. Dies soll nicht besagen, daß der Scheidebrief zerrissen werden muß, sondern: wenn der Bote ihn zerrissen hat, müssen die Zeugen auch darüber aussagen (vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "Es können auch die ersten. die die Bestellung zum Vertreter bezeugen.",
+ "und die letzten. die die Übernahme des Scheidebriefes bezeugen.",
+ "zu denen sich einer gesellt. der über beides aussagt.",
+ "Ein verlobtes Mädchen. Ein Mädchen, das bereits zwölf Jahre und einen Tag alt ist, aber jünger ist als 12½ Jahre (בוגרת). Unter מארסה versteht man die durch קידושין Angetraute, aber noch nicht Heimgeführte (נישואין).",
+ "Zwei Hände. d. h. die Hände zweier.",
+ "können nicht gleichzeitig erwerben. Manche Texte זכות (vgl. I, N. 39).",
+ "Vielmehr kann nur ihr Vater allein ihren Scheidebrief in Empfang nehmen. Nach manchen Erklärern (Raschi z. Mischna und Kidduschin 43b s. v. היא ואביה; Maim. הלכות גירושין II, 18; רי״ף u. a.; vgl. auch Jeruschalmi z. Mischna) besteht lediglich bei einer נערה (N. 15) die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit. Den Scheidebrief eines Mädchens unter zwölf Jahren (קטנה) aber kann nach jeder Ansicht nur der Vater in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna להתגרש … וכל besagt dann entweder, daß bei einem ganz kleinen Kunde (s. nächste N.) auch der Vater den Scheidebrief nicht übernehmen kann (so Raschi auf 64b s. v. אינה מתגרשת u. a.), oder aber spricht dieser Satz von einer Waise, die sonst auch als קטנה nach jeder Ansicht den Scheidebrief selbst in Empfang nehmen kann, und besagt dann, daß dies bei einem ganz kleinen Mädchen nicht der Fall ist. Der Vater aber kann in jedem Fall den Scheidebrief in Empfang nehmen (so Maim. Mischnakommentar und הלכות גירושין II, 18f., רי״ף u. a.). Nach anderen Erklärern (Tossafot auf 64b s. v. נערה המאורסה Raschi Kidduschin 43b s. v. נערה המאורסה) besteht die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit genau so auch bei einer הטנה. Die Mischna spricht von einer נערה im Hinblick auf die Ansicht des R. Jenuda: Auch bei einer נערה kann lediglich der Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna besagt dann (vgl. Tossafot auf 64b s. v. וכל שאינה) entweder, daß bei einem ganz kleinen Kind weder der Vater noch dieses selbst den Scheidebrief in Empfang nehmen kann, oder, daß nur das ganz kleine Mädchen selbst nicht, wohl aber ihr Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen kann (was nur nach der ersten Ansicht in der Mischna etwas Neues besagt, nicht nach R. Jehuda, für den dasselbe auch bei einer schon größeren קטנה und bei einer נערה gilt), oder aber spricht der Satz von einer Waise (s. o.).",
+ "Die ihren Scheidebrief nicht zu verwahren vermag. Sie ist noch so klein, daß sie nicht weiß, worum es sich handelt (Talmud 64b und 65a).",
+ "kann nicht geschieden werden. s. N. 18."
+ ],
+ [
+ "Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "noch zurücktreten. bevor der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist. Nach Talmud Kidduschin 44a spricht die Mischna hier von einer Waise. Es ergäbe sich sonst nämlich aus der Mischna, daß eine נערה (N. 15) wohl einen Vertreter bestellen kann, auch wenn der Vater noch lebt, was gegen die gesetzliche Entscheidung verstieße, daß auch eine נערה nur wenn der Vater bereits gestorben ist, einen Vertreter bestellen kann. Der folgende Mischnasatz יחזיר … אבל stellt danach nicht die Fortsetzung des Vorhergehenden dar, sondern spricht von einem neuen Fall, daß nämlich der Vater des verlobten Mädchens (מארסה vgl. Mischna 2) noch am Leben ist.",
+ "Denn ein Minderjähriger kann keinen Boten bestellen. der an seine Stelle tritt. Also kann auch die קטנה keinen Vertreter für den Empfang des Scheidebriefes (שליח לקבלה, s. N. 4) bestellen.",
+ "Wenn aber ihr Vater. s. N. 21 am Schlusse.",
+ "zu ihm. zum Boten.",
+ "nicht mehr zurücktreten. nachdem der Bote den Scheidebrief übernommen hat. Im Mischnatext des babylonischen Talmud auch hier לחזר und יחזר (statt להחזיר und יחזיר des vorliegenden Textes).",
+ "so ist er ungültig. Der Mann kann bestimmte Gründe haben, aus denen er die Scheidung nur an diesem Orte vorgenommen wissen will. Geschah die Übergabe des Scheidebriefes an einem andern Orte, dann hat der Bote den Auftrag nicht ausgeführt.",
+ "Sie. die Frau.",
+ "so ist er gültig. Hier wollte der Mann dem Boten lediglich sagen, wo er die Frau findet (מראה מקום), ohne zu verlangen, daß auch die Scheidung an diesem Orte stattfinden soll.",
+ "in Empfang. als שליח לקבלה (s. N. 4).",
+ "so ist er ungültig. aus ähnlichem Grunde wie beim Manne (s. N. 26).",
+ "Eliëser erklärt ihn für gültig. Nach R. Eliëser nimmt man bei der Frau, von der der Mann sich auch gegen ihren Willen scheiden lassen könnte, in allen Fällen an, daß ihre Worte nichts anderes bedeuteten als einen Hinweis ( מראה מקום, s. N. 28), wo der Bote den Mann finden kann (Talmud 65a). Nach Jeruschalmi zur Mischna widerspricht R. Eliëser der vorhergehenden Ansicht auch beim Manne. In allen Fällen sind die Worte auch des Mannes lediglich als Hinweis für den Boten zu betrachten, es sei denn, daß er ausdrücklich die Scheidung an einem andern Orte ausgeschlossen hat (אל תגרשנה אלא במקום פלוני).",
+ "so ist er gültig. nach allen Ansichten, da hier die Frau den Boten lediglich für die Überbringung des Scheidebriefes (שליח להולכה) bestellt hat und nicht als Vertreter für die Empfangnahme (שליח לקבלה), durch die die sofortige Scheidung erfolgen sollte (s. N. 4)."
+ ],
+ [
+ "darf sie. wenn sie die Frau eines Priesters ist (vgl. I N. 44).",
+ "bis der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist. da der Bote hier nur als שליח להולכה fungiert (s. Mischna 3 und N. 32), und die Frau erst als geschieden gilt, wenn sie den Scheidebrief erhält.",
+ "Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "so ist ihr der Genuß der Priesterhebe sofort verboten. nachdem der Bote sich entfernt hat. Er kann den Ehemann gleich getroffen haben. Da er als שליח לקבלה (N. 4) bestellt worden ist, ist mit der Übernahme des Scheidebriefes die Scheidung bereits vollzogen.",
+ "bis der Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt ist. d. h. der Bote den Scheidebrief an den betreffenden Ort gebracht hat, obgleich er ihn an einem andern Orte in Empfang genommen hat. (In der Münchener Handschrift u. a. geradezu der Text: התקבל לי גסי במקום פלוני וקבל במקום אחר אוכלת בתרומה עד שיגיע גט לאותו מקום). Die Mischna widerspricht hier bei einfacher Betrachtung Mischna 3, wonach der Scheidebrief ungültig ist, wenn der von der Frau bestellte שליח לקבלה ihn an einem andern Ort in Empfang nimmt, als die Frau angab (s. auch N. 29f.). In der Gemara (65a) wird daher erklärt, daß die Frau hier gesagt habe: „Nimm den Scheidebrief in dem Orte N. N. in Empfang, möglicherweise aber triffst du ihn in einem andern Orte.“ Dieser Auftrag der Frau bedeute, daß sie nicht die Übernahme in einem bestimmten Orte festgesetzt hat, wohl aber das Wirksamwerden der Scheidung erst in dem Zeitpunkt, da der Bote mit dem Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt. (Letzteres bedeute hier der Ausdruck התקבל).",
+ "Eliëser erklärt dies als sofort verboten. da in den Worten der Frau nur ein Hinweis vorliegt, wo der Bote den Mann am ehesten findet (מראה מקום; vgl. Mischna 3 und N. 31)."
+ ],
+ [
+ "so können sie ihn schreiben und ihr geben. weil diese Ausdrücke unzweideutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.",
+ "Versorgt. S. 122, N. 12.",
+ "Verfahrt mit ihr nach Gebühr. נימוס, gr. νόμος „Gesetz, Recht“.",
+ "so hat er damit nichts. da diese Ausdrücke nicht eindeutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.",
+ "gesagt. Der Schluß dieser Mischna (… בראשונה) findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Tebul jom IV, 5.",
+ "Anfangs sagten sie. die Weisen.",
+ "der zur Hinrichtung geführt wird. היוצא בקולר wörtl.: „wenn einer mit der Fessel (gr. ϰολλάϱιον, lat. collare „Halskette“) herausgeht (zur Richtstätte)“.",
+ "Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief. ohne auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben.",
+ "so können sie ihn schreiben und ihr geben. weil man annehmen kann, daß er es ernst gemeint hat und nur in seiner Sorge und Verwirrung nicht zu Ende geredet hat.",
+ "der zur See oder mit einer Karawane. שירא ar. سَيْر „Reise, Fahrt“."
+ ],
+ [
+ "seiner Frau einen Scheidebrief schreiben soll. In manchen Texten direkte Rede: כל השומע קולי יכתב גט לאשתי.",
+ "so kann man ihn schreiben und ihr geben. obwohl man ihn nicht sehen kann (vgl. S. 88 Mischna Jebamot XVI, 6 und dorts. N. 45) und obwohl er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat (vgl. N. 45f.). Er muß aber die für die Ausstellung des Scheidebriefes notwendigen Angaben gemacht haben (Raschi).",
+ "so wollte er nur sein Spiel mit ihr treiben. weil er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat.",
+ "Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief. ohne auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben.",
+ "Die Weisen haben gelehrt. Im Mischnatext des babylonischen Talmud fehlen die Worte אמרו חכמים.",
+ "wenn er von allein heruntergefallen ist. d. h. ein Selbstmörder ist.",
+ "gültig. vgl. N. 46. Natürlich muß der Scheidebrief noch vor dem Tode der Frau übergeben worden sein (vgl. I, N. 42 אין גט לאחר מיתה).",
+ "ungültig ist. weil er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand zu zweien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“ oder: „Schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau!“, so müssen sie selbst ihn schreiben und ihr geben. Wenn er aber zu dreien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“, dann können sie anderen den Auftrag geben, ihn zu schreiben, da er sie als Gerichtskollegium bestimmt hat; so sagt R. Meïr. In der Gemara (29a) erklärt ein Amoräer die Ansicht des R. Meïr auf die folgende Weise: In den beiden ersten Fällen, da der Mann zu zweien, die kein בית דין bilden können, redet, oder zu dreien ausdrücklich כתבו ותנו gesagt hat, hat er sie zur Schreibung des Scheidebriefes bestimmt. Dieser Auftrag kann von ihnen nicht an andere weitergegeben werden nach dem Grundsatz מלין לא ממסריו לשליח, daß Worte allein (ohne jegliche Sache) nicht weiter übertragen werden können (vgl. Raschi z. St.). Im letzten Fall aber, da er die drei als Gerichtskollegium bestimmt hat, kann auch ein solcher Befehl weitergegeben werden.",
+ "Chanina aus Ono aus dem Gefängnis. wo er ihn von dem dort gefangenen R. Akiba tradiert bekam (Raschi). Manche Texte: שלח (statt העלה des vorliegenden Textes), wonach R. Chanina selbst gefangen war.",
+ "Es ist mir überliefert. Die partic. Pu’al מקבל und מקבלין sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63.",
+ "Wir haben dem Boten. Nach dem vorliegenden Text: dem R. Chanina; nach der in N. 55 zitierten La. שלח: dem Boten des R. Chanina.",
+ "erwidert. Zu נומינו vgl. S. 89, N. 47a.",
+ "Auch uns ist überliefert. Die partic. Pu’al מקבל und מקבלין sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63.",
+ "daß selbst wenn jemand zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem. zum Synhedrion.",
+ "sie selbst lernen. den Scheidebrief zu schreiben.",
+ "und ihn schreiben und ihr geben müssen. Nach R. Jose gilt der Grundsatz: מלין לא ממסרין לשליח (N. 54) in allen Fällen.",
+ "Schreibt. Ed. pr. des babylonischen Talmud und Jeruschalmi: תנו (statt כתבו des vorliegenden Textes), neuere edd. des babylonischen Talmud: כתבו ותנו."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ " s. VI, N. 1.",
+ "der von einem Anfall. קורדיקוס ed. Lowe קרדיאקוס meist als gr. ϰαϱδιαϰός „herzkrank“ erklärt.",
+ "so hat er damit nichts gesagt. weil er nicht bei Sinnen ist. Dies gilt auch, wenn er כתבו ותנו gesagt hat (Tossafot z. St.).",
+ "Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief. nach VI, 6 muß er auch תנו gesagt haben (vgl. Maim. הלכות גירושין II, 15).",
+ "so gelten seine letzten Worte nichts. Nach dem Amoräer R. Jochanan will die Mischna damit sagen, daß man, wenn er dann wieder gesund wird, ihn nicht nochmals fragen muß, sondern den Scheidebrief übergeben darf; nicht aber, während er noch am Anfall leidet. Nach dem Amoräer R. Simon ben Lakisch aber besagt dies, daß man den Scheidebrief auch während des Anfalls übergeben darf (Talmud 70b; im Jeruschalmi wird die erste Erklärung von R. Simon ben Lakisch und die andere von R. Jochanan gegeben).",
+ "und er dazu mit dem Kopfe genickt. הרכין aram. רכן ebenso arab. „neigen, sich stützen“.",
+ "Wenn er da auf ja bejaht und auf nein verneint. Man legt ihm Fragen vor, die er vernünftigerweise mit seiner Geste bejahen resp. verneinen müßte."
+ ],
+ [
+ "ungültig. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 72a) entspricht die Mischna hier der Ansicht des R. Jose, wonach der Grundsatz מלין לא ממסרין לשליח in jedem Falle gilt. Danach ist der Scheidebrief auch dann ungültig, wenn er lediglich תנו und nicht כתבו gesagt hat, und auch wenn er dies zu drei oder mehreren Personen gesagt hat (vgl. VI, 7 und dorts. N. 61)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "wenn ich an dieser Krankheit sterbe. Er sagt dies als Kranker. Im Mischnatext der beiden Talmude: זה גטך מחלי זה „Dies ist dein Scheidebrief nach dieser Krankheit.“ Er stirbt aber in der Krankheit.",
+ "so hat er nichts gesagt. weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz אין גט לאחר מיתה unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).",
+ "Scheidebrief. In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (אם מתי ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a).",
+ "so ist der Scheidebrief gültig und ungültig. wörtl.: „er ist ein Scheidebrief und ist keiner“, d. h. seine Gültigkeit ist zweifelhaft. Es ist zweifelhaft, ob ולאחר מיתה (nach מהיום) lediglich als Bedingung gemeint ist (wie מהיום אם מתי), oder aber ולאחר מיתה das vorher gesagte מהיום aufheben sollte, so daß der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam werden sollte (vgl. Baba batra 136a, Kidduschin 59b). In manchen Texten: אינו גט (statt גט ואינו גט im vorliegenden Text), was aber, wie die Fortsetzung der Mischna beweist, auch nur bedeuten kann: Es ist kein vollgültiger Scheidebrief.",
+ "wenn er stirbt. in diesem letzteren Falle.",
+ "darf aber vom Levir nicht geehelicht werden. Die Frau darf auch als Kinderlose vom Schwager nicht geheiratet werden (Lev. 25, 5—6), da sie vielleicht nicht Witwe sondern eine Geschiedene ist, die der Schwager nach Lev. 18, 16 und 20, 21 nicht heiraten darf; andererseits muß sie, wenn sie kinderlos ist, die Chaliza vollziehen (Deut. 25, 7—10), da sie vielleicht Witwe ist."
+ ],
+ [
+ "Sie. die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten חרי זה גטך מהיום אם מתי einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna).",
+ "darf mit ihm. die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten אם מתי חרי זה גטך מהיום einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna).",
+ "nur vor Zeugen zusammen sein. Der Scheidebrief würde nach dem Tode des Gatten rückwirkend gültig werden. Die Frau wäre also nach dem Tode des Gatten als schon von der Zeit der Übergabe ab als geschieden zu betrachten. Es ist nun zu befürchten, daß während des alleinigen Zusammenseins der Mann die Frau neuerlich durch einen Beischlaf ehelicht und dadurch den Scheidebrief unwirksam macht. Nach der Ansicht, wonach solches nicht zu befürchten ist, ist immerhin (vgl. Sanhedrin 21b) das alleinige Zusammensein mit einer unverheirateten Frau verboten (Raschi z. Mischna nach Talmud 72b; vgl. noch nächste N.).",
+ "Sie gilt als geschieden und nicht geschieden. Bezügl. dieser Kontroverse heißt es in der Gemara (72b): והא קיימא לן דאין גט לאחר מיתה אמר רבה באומר מעת שאני בעולם. Danach bezieht sich diese Kontroverse auf den in der Mischna vorher nicht behandelten Fall, daß der Mann bei der Übergabe des Scheidebriefes zu der Frau gesagt hat, der Scheidebrief solle kurz vor seinem Tode wirksam werden. Wenn der Mann stirbt, gilt dann die Frau als kurz vor seinem Tode geschieden. Bis zur Todesstunde aber ist die Frau nach R. Jehuda in jeder Beziehung als seine Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose aber ist bis dahin die Frau als zweifelhaft geschieden zu betrachten, da jede Stunde möglicherweise seine Todesstunde wird (vgl. Raschi z. St.). Nach Tossafot (auf 72b s. v. אמר רבה; vgl. auch auf 72a s. v. לא תתיחד) ist jedoch in der angeführten Gemarastelle zu lesen: אמר רבה נעשה כאומר מעת שאני בעולם. Danach bezieht sich die Kontroverse auf den vorher in der Mischna behandelten Fall, daß der Mann bei der Scheidung gesagt hat: מהיום אם מתי. Für diese Auffassung spricht auch Tossifta V, wo diese Kontroverse ausdrücklich auf diesen Fall bezogen wird. R. Jehuda deutet diese Worte des Mannes dahin, daß die Scheidung lediglich noch zu seinen Lebzeiten wirksam werden sollte (nicht etwa schon sofort nach der Übergabe). Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose besteht jedoch ein Zweifel, ob die Worte des Mannes in dem obigen Sinne zu deuten sind, oder nicht vielmehr bedeuten sollen, daß die Frau nach dem Tode des Mannes rückwirkend schon als von der Zeit der Übergabe des Scheidebriefes ab als geschieden gelten soll. Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als zweifelhaft geschieden zu betrachten. Eine dritte in der Mischna nicht erwähnte Ansicht bringt die erwähnte Tossiftastelle (vgl. auch Talmud 73a), wonach die Frau, wenn der Mann stirbt, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab voll geschieden betrachtet wird, weil die Aussage des Mannes mit Sicherheit in diesem Sinne zu deuten ist. Danach würde der in der vorhergehenden N. für die Verordnung der Mischna: לא תתיחד וכו׳ angegebene Grund nur dieser letzten Ansicht entsprechen. Nach R. Jehuda aber wäre der Grund der Verordnung der, daß man sich mit einem „alten Scheidebrief“ nicht scheiden lassen kann (גט ישן, vgl. VIII, 4. Unter גט ישן versteht man einen Scheidebrief, nach dessen Schreibung der Mann mit der Frau zusammen war, bevor er ihr übergeben wurde resp. bevor er gültig wurde). Nach R. Jose endlich wären für die Verordnung לא תתיחד וכו׳ beide Gründe maßgebend."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "daß du mir zweihundert Sus. s. S. 95, N. 9.",
+ "geben. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 74a), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות גירושין VIII, 1), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab geschieden nach dem Grundsatz כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er auch מעכשיו (von jetzt ab) gesagt“ (vgl. Mischna 3). Ist der Scheidebrief also noch vor der Erfüllung der Bedingung abhanden gekommen, so ist die Frau gleichwohl geschieden.",
+ "daß du mir mein Gewand gibst. אצטלית, a. La. אסטלית, gr. στολή „Kleid, Gewand“.",
+ "Sie gebe ihm seinen Wert. Die Bedingung gilt auch als erfüllt, wenn er lediglich den Wert und nicht das Gewand selbst erhält."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "Zwei Jahre lang. vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.",
+ "Achtzehn Monate lang. vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.",
+ "Ist der Sohn. vor Ablauf der angegebenen Frist.",
+ "Scheidebrief. Nach Raschi (auf 76a s. v. בדלא פריש) nur dann, wenn die Frau wenigstens einmal den Sohn gesäugt ,resp. den Vater bedient hat. Nach Tossafot (auf 75b s. v. מת הבן) auch wenn dies nicht der Fall war.",
+ "wenn der Sohn oder der Vater gestorben ist. innerhalb der zwei Jahre.",
+ "auch ohne von ihr gekränkt worden zu sein. geschweige wenn sie an seiner Weigerung schuld ist.",
+ "Ich will nicht. S. 130, N. 10.",
+ "der Scheidebrief ungültig. Die obige Übersetzung und Erklärung der Mischna nach der Auffassung des Amoräers רבא (Talmud 75b).",
+ "in denen das Hindernis nicht von ihr ausgeht. wie in den in der Mischna behandelten Fällen."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand gesagt hat. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "wenn er Antipatris. von Herodes gegründet und nahe der galiläischen Grenze, aber noch im judäischen Gebiet gelegen (vgl. Josephus, Antiqu. XVI, 5, 2 und Bell. Jud. I, 21, 9).",
+ "erreicht hat und umgekehrt ist. vor Ablauf von dreißig Tagen.",
+ "seine Bedingung. S. 119, N. 63.",
+ "aufgehoben. d. h. auch wenn er später die Bedingung voll erfüllt, wird die Scheidung nicht wirksam, da seine Worte sich auf die erste Reise beziehen, und diese nicht entsprechend verlaufen ist. Da aber Antipatris noch in Judäa liegt (vgl. N. 31), er also die Reise nach Galiläa, von der er sprach, noch gar nicht unternommen hatte, so ist es bei einfacher Betrachtung unverständlich, warum eine spätere Erfüllung der Bedingung nicht noch möglich sein sollte. Es wird daher in der Gemara (76b) erklärt, die Mischna spräche von dem Falle, daß der Mann das Wirksamwerden der Scheidung von der Erfüllung einer von zwei Bedingungen abhängig gemacht hat. Er habe nämlich gesagt, der Scheidebrief soll gültig werden, wenn er entweder dreißig Tage lang nicht zurückkommt, ohne Unterschied, ob er nach Galiläa gelangt oder nicht, oder aber, wenn er auf seiner Reise nach Galiläa gelangt, ohne Unterschied, ob er innerhalb der dreißig Tage oder erst später zurückkommt. Die erste der beiden Bedingungen ist in der Mischna ausdrücklich genannt; daß auch eine zweite vorliegt, ist aus den Worten והיה הולך מיהודה לגליל zu erschließen. Ist der Mann nun lediglich nach Antipatris gelangt und noch vor Ablauf der dreißig Tage zurückgekommen, so ist keine der beiden Bedingungen erfüllt worden. Andererseits kann auch eine spätere entsprechend verlaufende Reise nicht als Erfüllung einer der Bedingungen angesehen werden, da der Mann lediglich von der ersten Reise gesprochen hatte. Die beiden nächsten Fälle, die die Mischna anführt, sind analog zu erklären (s. weiter).",
+ "wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme. oder wenn ich auf meiner Reise nach Judäa komme.",
+ "wenn er Kefar-Otnaj. I, N. 27.",
+ "erreicht hat und umgekehrt ist. vor Ablauf von dreißig Tagen.",
+ "seine Bedingung aufgehoben. s. N. 34.",
+ "wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme. oder wenn ich auf meiner Reise ins Ausland komme.",
+ "und in das Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "wenn er Akko. an der nördlichen Küste Palästinas gelegen, noch zu Palästina gehörig.",
+ "erreicht hat und umgekehrt ist. vor Ablauf von dreißig Tagen.",
+ "seine Bedingung aufgehoben. s. N. 34.",
+ "Scheidebrief. wenn er später die Bedingung wirklich erfüllt (vgl. Tossifta V). Wäre er aber mit ihr allein zusammen gewesen, dürfte der Scheidebrief als ein גט ישן (vgl. Schluß der N. 18) nicht verwendet werden (Talmud 76b)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand gesagt hat. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "so ist der Scheidebrief ungültig. weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz אין גט לאחר מיתה unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).",
+ "Scheidebrief. In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (אם מתי ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a)."
+ ],
+ [
+ "so ist der Scheidebrief ungültig. weil sein Auftrag dahin ging, daß auch die Schreibung erst nach Ablauf der zwölf Monate erfolge.",
+ "so ist der Scheidebrief ungültig. Obwohl er die Sätze umstellte, war doch dasselbe gemeint wie im vorhergehenden Falle.",
+ "Scheidebrief. In diesem zweiten Falle ist seine Auftrag dahin zu verstehen, daß lediglich die Übergabe, nicht auch die Schreibung, nach Ablauf der Frist erfolgen solle.",
+ "Wenn sie ihn nach den zwölf Monaten geschrieben und nach den zwölf Monaten ihr gegeben haben. seinem Auftrage gemäß.",
+ "wenn der Scheidebrief. d. h. seine Übergabe",
+ "ist der Scheidebrief ungültig. nach dem Grundsatz: אין גט לאחר מיתה (N. 11).",
+ "Wenn dies nicht bekannt ist. was früher erfolgte."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wenn jemand seiner Frau einen Scheidebrief zuwirft. und der Scheidebrief auf den Boden fällt.",
+ "während sie sich in ihrem. die als נכסי מלוג der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b).",
+ "Haus oder in ihrem. die als נכסי מלוג der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b).",
+ "so ist sie geschieden. ונתן בידה „… er soll ihn (sc. den Scheidebrief) ihr in die Hand geben“ (Deut. 24, 1) ist nicht wörtlich zu nehmen (Talmud 77a).",
+ "in ihren Schoß oder in ihr Körbchen. קלתה gr. ϰάλαϑος, lat. calathus.",
+ "so ist sie geschieden. obwohl sich das Kleid oder der Korb, in den der Scheidebrief gefallen ist, im Besitztum des Mannes befinden. Auch nach der Ansicht, daß ein Käufer eine Sache noch nicht erworben hat, wenn sie lediglich in sein im Gebiet des Verkäufers sich befindliches Gerät gelangt ist ( כליו של לוקח ברשות מוכר לא קנה לוקח; Baba batra 85b), ist die Frau hier dennoch geschieden, weil der Mann den Raum, den ihr Kleid oder ihr Körbchen u. dgl. einnimmt, ihr sicherlich abgetreten hat (Talmud 78a)."
+ ],
+ [
+ "Wenn er. der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "zu ihr. der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "Nimm diesen Schuldschein. s. I, N. 29.",
+ "oder wenn sie ihn hinter ihm gefunden hat. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 78a) bedeutet dies, daß die Frau den Scheidebrief von seinem Rücken genommen hat, und er ihn ihr mit dem Körper hingereicht hat. Hätte sie den Scheidebrief ohne sein Zutun vom Boden aufgehoben (טול גטך מעל גבי קרקע), so wäre sie in keinem Falle geschieden.",
+ "Da ist dein Scheidebrief. Ob dieses Sprechen schon während der Übergabe erfolgen muß oder auch nachher noch genügt, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten (Talmud 76a).",
+ "wenn er in ihrer Nähe ist. Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
+ "wenn er in seiner Nähe ist. Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
+ "wenn Hälfte gegen Hälfte. Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
+ "geschieden und nicht geschieden. d. h. die Gültigkeit des Scheidebriefes ist zweifelhaft."
+ ],
+ [
+ "Und ebenso. s. vorhergehende Mischna.",
+ "ist es auch bei der Trauung. s. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. N. 49.",
+ "der Schuldner im Vorteil. Wenn die zugeworfene Schuld abhanden gekommen ist, hat der Gläubiger den Schaden. Von manchen Amoräern wird diese Verordnung der Mischna auf den Fall beschränkt, daß der Gläubiger mit dem Schuldner ausdrücklich die Vereinbarung getroffen hat, daß der Schuldner frei sein soll, wenn er ihm die Schuld in der bei Scheidebriefen gültigen Weise zuwirft. Sonst wäre der Gläubiger in jedem Falle noch haftbar (Talmud 78b, vgl. auch Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Wenn sie. die Ehefrau.",
+ "auf dem Dache. das ihr gehört.",
+ "stand und er. der Ehemann von seinem Hof (Talmud 79a).",
+ "ihn. den Scheidebrief.",
+ "sobald er in den Luftraum. אויר gr. ἀήϱ.",
+ "des Daches gelangt ist. d. i. innerhalb der Wände des Daches, oder bei einem wändelosen Dach innerhalb dreier Handbreiten vom Boden des Daches. Der Scheidebrief gilt dann als schon am Boden liegend (Talmud dorts.).",
+ "Wenn er oben. auf seinem Dach.",
+ "und sie unten. in ihrem Hof (Talmud dorts.).",
+ "sobald er aus dem Bereich des Daches gekommen ist. und innerhalb der Wände des Hofes (Talmud dorts.).",
+ "auch wenn er verlöscht oder verbrannt worden ist. bevor er zu ihr gelangt ist. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) gilt dies aber nur dann, wenn nicht schon von vornherein Feuer im Hof war, so daß normalerweise der Scheidebrief unversehrt zu ihr gelangt wäre."
+ ],
+ [
+ " In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Edujot IV, 7.",
+ "nachdem er ihn für sie geschrieben hat. und bevor er ihn ihr übergeben hat. Nach Bet-Hillel hat man zu befürchten, es könnte in diesem Falle die Frau von dem Manne ein Kind bekommen. Da nun das Datum des Scheidebriefes älter ist als die Zeugung des Kindes, könnte man dieses Kind irrtümlicherweise für ein nach der Scheidung in unehelichem Verkehr erzeugtes halten (Talmud 79b)."
+ ],
+ [
+ "Wenn er ihn. den Scheidebrief.",
+ "nach der Ära einer nicht regierenden. d. h. in dem Lande, wo er wohnt, nicht regierenden. אינה הוגנת wörtl. „unwürdig“, (arab. هَجُن).",
+ "nach der Ära der Zerstörung des Tempels. Die Einrichtung nach der Ära des betreffenden Staates den Scheidebrief zu datieren wurde „wegen des guten Einvernehmens mit der Regierung“ (משום שלום מלכות) getroffen (Talmud 80a).",
+ "oder wenn er im Osten war. d. h. dort den Scheidebrief ausstellt.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden. Wenn sie mit diesem Scheidebrief sich neuerdings verheiratet hat, muß sie sich sowohl von dem neuen Gatten als auch von dem ersten scheiden lassen. Da der Scheidebrief ungültig war, ist die Frau nach Mischna Sota V, 1: כשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל als Ehebrecherin beiden zur Ehe verboten.",
+ "und von dem einen wie von dem andern einen Scheidebrief empfangen. Nach Raschi (zur Mischna) u. a. ist die zweite Eheschließung ungültig, da auch die vorangegangene Scheidung ungültig war. Dennoch muß die Frau nach rabbinischer Bestimmung auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst (vgl. Jebamot 88b) den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung vom ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden (vgl. dazu תוספות י״ט). Nach Tossafot (auf 79b s. v. וצריכה גט מזה ומזה) u. a. ist, da der Scheidebrief nach der Tora gültig war, die zweite Eheschließung gültig. Die Frau muß also vom zweiten Gatten nach der Tora einen Scheidebrief erhalten und vom ersten nach rabbinischer Bestimmung.",
+ "sie hat weder von dem einen noch von dem andern Anspruch auf die Ketuba. weder auf die 200 resp. 100 Denare der Ketuba selbst, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert hat (תוספת כתובה; vgl. S. 121 Mischna Ketubot V, 1 und dorts. N. 3).",
+ "die Früchte. d. h. auf Ersatz der Nutzung, die der eine oder der andere Gatte nach ihrer neuen Verehelichung von den Nießbrauchsgütern (נכסי מלוג; vgl. S. 34, N. 1) hatte.",
+ "die Verpflegung. selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat.",
+ "die Abnutzung. der Güter der „eisernen Fonds“ (נכסי צאן וברזל; vgl. S. 34, N. 2) sowie der Nießbrauchsgüter (נכסי מלוג).",
+ "das Kind von dem einen wie von dem andern ist ein Bastard. Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht ist das vom zweiten Gatten vor der neuerlichen Scheidung vom ersten Gatten gezeugte Kind nach der Tora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das vor der Trennung der zweiten Ehe vom ersten Gatten gezeugte Kind ist jedoch nur nach den Rabbinen ein Bastard (und darf daher keine Ehe mit einem wirklichen Bastard eingehen; Jebamot 89b). Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt das vom ersten erzeugte Kind nach der Tora ein Bastard, und das vom zweiten erzeugte nur nach den Rabbinen. Die Mischna entspricht hier übrigens der Ansicht des R. Meïr, wonach auch die Außerachtlassung einer nur rabbinischen Bestimmung beim Scheidebrief den Mamser-Charakter des aus einer neuen Ehe stammenden Kindes zur Folge hat אומר היה ר״מ כל המשנה ממטבע שטבעו חכמים בגיטין הולד ממזר; Talmud 80a).",
+ "weder der eine noch der andere darf sich an ihr verunreinigen. wenn sie Priester sind, und die Frau gestorben ist. Daß sich ein Priester an seiner ihm zur Ehe verbotenen Frau nicht verunreinigen darf, wird Jebamot 90b aus Lev. 21, 4: לא יטמא בעל בעמיו להחלו abgeleitet.",
+ "weder der eine noch der andere hat Anrecht an ihrem Fund. Der Fund der Frau wird sonst dem Manne nur zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Gatten zu verhüten, welche Besorgnis hier nicht besteht.",
+ "und ihrem Erwerb. Da hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er das Anrecht an ihrem Erwerb, der ihm sonst lediglich als Entgelt für ihren Unterhalt zugesprochen ward.",
+ "ihre Gelübde zu lösen. Der Mann kann sonst Gelübde seiner Frau lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren. Hier fällt dieser Grund fort.",
+ "Ist sie die Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "so wird sie zur Priesterehe ungeeignet. wenn die Gatten vor der Scheidung gestorben sind; weil sie als Unzüchtige gilt, die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist die Frau ohnehin als Geschiedene vom ersten Mann nach Lev. 21, 7 zur Priesterehe ungeeignet (vgl. מהרש״ל zu Tossafot auf 79b s. v. וצריכה גט מזה ומזה).",
+ "so darf sie keinen Zehnt. Obwohl sonst einer Unzüchtigen der Genuß vom Zehnerlaubt ist, hat man in diesem Falle die Frau bestraft.",
+ "so darf sie keine Priesterhebe genießen. auch rabbinisch verordnete Priesterhebe (תרומה דרבנן) nicht.",
+ "Weder die Erben des einen noch die des andern erben ihre Ketuba. Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat, so sind hier unter Ketuba die Voransprüche gemeint, die sonst die Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten (כתובת בנין דכרין ; vgl. Mischna Ketubot IV, 10).",
+ "Wenn sie gestorben sind. ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so müssen die Brüder des einen wie die des andern die Chaliza erteilen und dürfen nicht die Leviratsehe vollziehen. Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht müssen die Brüder des ersten Gatten nach der Tora Chaliza (Deut. 25, 7—10) erteilen, während ihnen die Leviratsehe (Deut. 25, 5—6) von den Rabbinen verboten ward; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt die von den Brüdern des zweiten Gatten zu erteilende Chaliza die nach der Tora notwendige, und die von den Brüdern des ersten Gatten zu erteilende die von den Rabbinen bestimmte.",
+ "den Namen seiner Stadt oder den Namen ihrer Stadt geändert hat. Nach manchen Erklärern spricht hier die Mischna davon, daß ein gänzlich anderer Name im Scheidebriefe angegeben ist, so daß dieser nach dem Toragesetz ungültig ist. Nach anderen Erklärern aber spricht hier die Mischna von dem Fall, daß von verschiedenen Namen, die er führte, nur einer angegeben ist (vgl. IV, 2 und dorts. N. 8f.; vgl. zum Ganzen תוספות י״ט).",
+ "und alle diese Bestimmungen. die oben angeführt sind."
+ ],
+ [
+ " Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (תצא מזה ומזה וכו׳) gelten.",
+ "von denen sie. die Weisen.",
+ "daß ihre Nebenfrauen erlaubt sind. d. h. nach dem Tode ihres Mannes ohne Chaliza einen anderen Mann heiraten dürfen. Vgl. S. 3 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 3.",
+ "daß jene. die dem Schwager verbotene Frau.",
+ "unfruchtbar. s. S. 4, N. 25.",
+ "ist. In diesem Falle müßte die Nebenfrau entweder den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen. Vgl. S. 4 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 26.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden. Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten."
+ ],
+ [
+ " Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (תצא מזה ומזה וכו׳) gelten.",
+ "und deren Nebenfrau einen andern geheiratet hat. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen hat, wird die Leviratsehe nur an einer vollzogen, und die andere darf ohne weiteres einen andern heiraten. Vgl. S. 24 Mischna Jebamot IV, 11 und dorts. N. 77f.",
+ "daß jene. die vom Schwager geheiratete.",
+ "unfruchtbar. s. S. 4, N. 25.",
+ "ist. In diesem Falle müßte, da der Schwager jene nach Mischna Jebamot VIII, 5 nicht heiraten darf, die Nebenfrau den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden. Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten."
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+ [
+ "Wenn der Schreiber dem Mann einen Scheidebrief und der Frau eine Quittung. über den Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38).",
+ "und später. nachdem die Frau wieder geheiratet hat.",
+ "der Scheidebrief vom Mann und die Quittung von der Frau vorgezeigt wird. Die Frau ist also vom ersten Mann noch gar nicht geschieden.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten.",
+ "Wenn er sofort. Dies bedeutet nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 80b): noch vor der neuerlichen Eheschließung. Zur Etymologie des Wortes לאלתר s. III, N. 14.",
+ "Scheidebrief. und die Scheidung muß nochmals vorgenommen werden.",
+ "wenn aber erst später. nach der neuerlichen Eheschließung.",
+ "da der Erste nicht befugt ist. לא כל הימנו wörtl.: Es ist nicht alles von ihm (abhängig).",
+ "das Recht des Zweiten zunichte zu machen. Der frühere Gatte und die Frau könnten gemeinsame Sache gemacht und die Dokumente nachträglich vertauscht haben (Raschi).",
+ "zur Priesterehe ungeeignet gemacht. Es ist dies eine rabbinische Bestimmung. Nach der Tora ist lediglich die wirklich Geschiedene dem Priester zur Ehe verboten (Lev. 21, 7).",
+ "Selbst wenn er ihn ihr mit einer Bedingung. Zur Etymologie des Wortes תנאי vgl. S. 119, N. 63 ."
+ ],
+ [
+ " Der erste Teil dieser Mischna (bis מפני שאין לבו גס בה) findet sich in anderem Zusammenhang mit unwesentlicher Änderung Edujot IV, 7.",
+ "und sie darauf mit ihm in einer Herberge. Zu פונדקי, besser ed. princ. der Mischna (Neapel 1492): פונדק vgl. S. 91, N. 59.",
+ "übernachtet hat. worüber Zeugen vorhanden sind.",
+ "Sie bedarf von ihm eines zweiten Scheidebriefes. Die Zeugen, die aussagen, daß die beiden allein zusammen waren, gelten so viel, als ob bezeugt wäre, daß der Mann seiner Frau beigewohnt hat (הן הן עדי ייחוד הן הן עדי ביאה). Von dieser Beiwohnung nimmt man an, daß sie in der Absicht geschah, die Frau dadurch neuerlich zu ehelichen (Talmud 81b).",
+ "Sie. Bet Hillel.",
+ "wenn sie nach der Verlobung. die durch קידושין erfolgt.",
+ "weil er mit ihr nicht vertraut ist. und nicht anzunehmen ist, daß er ihr beigewohnt hat.",
+ "Wenn jemand auf Grund eines kahlen Scheidebriefes. s. Schluß der nächsten Mischna und N. 86.",
+ "geheiratet hat. Der frühere Gatte hatte ihr einen „kahlen Scheidebrief“ gegeben.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern. von dem zweiten und von dem früheren Gatten.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten.",
+ "gelten für sie. Der Scheidebrief ist ungültig, weil anzunehmen ist, daß der Mann mehr Zeugen zur Unterzeichnung bestimmt hat, als unterzeichnet sind. Vgl. VI, 7 (Talmud 81b; vgl. Raschi z. St.). Auch hier entspricht die Mischna der Ansicht des R. Meïr (N. 58; Talmud 86a)."
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+ [
+ "Jeder. auch solche, die sonst als Zeugen nicht zulässig sind (Verwandte, Sklaven, Gesetzesübertreter).",
+ "eines kahlen Scheidebriefes ergänzen. wenn zwei (nach einer in der Gemara 81b angeführten amoräischen Ansicht: drei) auch sonst zulässige Zeugen unterzeichnet sind.",
+ "dürfen sie ergänzen. nicht aber andere sonst als Zeugen Unzulässige, da zu befürchten ist, daß man diese auch sonst als Zeugen verwenden würde (Talmud 81b). Es darf übrigens nur ein sonst unzulässiger Zeuge unterschrieben sein; alle übrigen müssen auch sonst zulässige sein (Talmud 81b und 82a).",
+ "hat. Ein „kahler Scheidebrief“ ist ein „gefalteter Scheidebrief“ (גט מקשר), der zu wenig Zeugenunterschriften hat. Über den גט מקשר handelt Mischna Baba batra X, 1f.; über den Ort der Zeugenunterschriften im גט מקשר sind die Meinungen der Amoräer verschieden (vgl. Baba batra 160b, 161a und b). Aus den genannten Quellen ist nicht klar ersichtlich, wie eine solche Urkunde beschaffen war. Nach den meisten Erklärern hat man eine Zeile des Bogens geschrieben, die zweite leer gelassen und diese mit der ersten zusammengefaltet und genäht. Hierauf hat man wieder die dritte Zeile geschrieben, die vierte leer gelassen und diese mit der dritten zusammengefaltet, und so fort bis zum Ende des wesentlichen Teiles der Urkunde (תורף). Der unwesentliche Teil der Urkunde (טופס) war nicht gefaltet. Eine solche Urkunde hatte mindestens drei Falten. Auf jeder Falte war auf der Außenseite des unbeschriebenen Stückes ein Zeuge unterschrieben, so daß eine solche Urkunde mindestens drei Zeugen hatte. Sind jedoch mehr Falten daran, so müssen, wie dies unsere Mischna lehrt, entsprechend mehr Zeugen unterzeichnet sein. Der Zweck der Herstellung einer solchen gefalteten Urkunde, die nicht nur bei Scheidebriefen üblich war, mag darin bestanden haben, die Beteiligten auf die Wichtigkeit der Handlung hinzuweisen und den Text vor Fälschungen zu bewahren. Nach Baba batra 160b wurde das Falten des Scheidebriefes bei Ehescheidungen der Priester angeordnet, damit sie während der langen Zeit, die die Anfertigung eines solchen Scheidebriefes erfordert, sich die Sache überlegen und sich von der Frau, die sie nach erfolgter Scheidung nicht zurücknehmen dürfen (Lev. 21, 7), nicht übereilt scheiden lassen. (Vgl. zur Herstellung und Form des גט מקשר Dr. L. Fischer im Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft IX, S. 52ff. und S. 84ff.)"
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "zu ihr gesagt hat. bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "Du seist nun jedem Menschen erlaubt. zur Ehe.",
+ "Eliëser für erlaubt. Der Scheidebrief ist gültig.",
+ "Er soll ihn. den Scheidebrief.",
+ "Wenn er es. diese ausschließende Bestimmung.",
+ "in ihn. den Scheidebrief."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand gesagt hat. zu seiner Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "Du seist nun jedem Menschen erlaubt. zur Ehe.",
+ "dessen Eheschließung mit ihr ungültig ist. wie bei den genannten Personen. Es ist dies bei allen von der Tora wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung (כרת) verbotenen Ehen der Fall (Talmud 85a).",
+ "so ist er. der Scheidebrief.",
+ "gültig. weil in diesen Fällen die Worte des Mannes keine ausschließende Bestimmung darstellen, da die Eheschließung mit den genannten Personen ohnehin nicht rechtsgültig wäre.",
+ "als Geschiedene oder Chaluza. s. S. 323, N. 7.",
+ "einem gemeinen. dorts. N. 8.",
+ "Priester. Auch auf Grund der jetzt erfolgten Scheidung würde die Frau als Geschiedene einem Priester zur Ehe verboten. גרושה ,אלמנה und חלוצה steht hier also ungenau.",
+ "als Bastardin. s. S. 323, N. 9.",
+ "oder Nethina. dorts. N. 10.",
+ "einem Israeliten. d. i. einem Nichtpriester.",
+ "dessen Eheschließung mit ihr gültig ist. wenn sie nicht verheiratet ist, wie bei den genannten Personen. Bei sämtlichen nach der Tora verbotenen Ehen, bei denen die Übertretung weder mit der Strafe der Ausrottung (כרת) noch mit gerichtlicher Todesstrafe (מיתת בית דין) bedroht ist, ist die Eheschließung rechtsgültig, also auch die mit einem zum Judentum übergetretenen Ammoniter und Moabiter (Deut. 23, 4) oder mit einem zum Judentum übergetretenen Ägypter und Edomiter im ersten und zweiten Geschlecht (Deut. 23, 8—9; Talmud 85a).",
+ "so ist er ungültig. weil in diesen Fällen die Worte des Mannes eine ausschließende Bestimmung darstellen."
+ ],
+ [
+ "Der Hauptbestandteil. גוף wörtl. „Körper“ übertr. „Hauptsache“. Vgl. עצמו (כל) S. 314, N. 37.",
+ "Du bist nun jedem Menschen erlaubt. zur Ehe.",
+ "Entlassungsbrief und Befreiungsurkunde. . Die Reihenfolge der drei Ausdrücke wird verschieden angegeben. Manche Texte: גט פטורין ,ספר תרוכין ,אגרת שבוקין; Maim. (הלכות גירושין IV, 12) u. a. ספר תרוכין, גט פטורין, אגרת שבוקין. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a. fehlt גט פטורין.",
+ "um dich mit wem du willst zu verheiraten. Es muß aus dem Scheidebrief ersichtlich sein, daß der Mann mit ihm und nicht etwa mündlich die Scheidung vollzieht (Talmud 85b).",
+ "Der Hauptbestandteil des Freibriefes. s. I, N. 21.",
+ "du gehörst nun dir selber an. Veranlaßt durch das Vorhergehende, führt die Mischna den Text des Freibriefes einer Sklavin an. In manchen Edd. statt dessen der entsprechende Text des Freibriefes eines Sklaven: הרי אתה בן חורין, הרי אתה לעצמך."
+ ],
+ [
+ "Drei Scheidebriefe sind ungültig. nach den Rabbinen. Die Frau darf, wenn sie einen solchen Scheidebrief erhalten hat, nicht eine neue Ehe eingehen; s. noch N. 26.",
+ "wenn sie. die Frau nach Erhalt eines solchen Scheidebriefes.",
+ "so ist das Kind. aus der neuen Ehe.",
+ "unbemakelt. d. h. kein Bastard (ממזר), weil nach der Tora ein solcher Scheidebrief gültig ist. Vgl. auch Mischna Jebamot III, 8. Ob die neue Ehe nach den Rabbinen wieder geschieden werden muß, darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern. Nach einer Ansicht muß die Ehe geschieden werden, wenn noch kein Kind geboren ist; wenn ein Kind bereits geboren ist, nicht. Nach einer anderen Ansicht muß die Ehe in keinem Falle getrennt werden (Talmud 86b).",
+ "Wenn er. der Mann.",
+ "sind. die eigene Handschrift ersetzt geschehenenfalls die Zeugen (vgl. Tossafot auf 3b s. v. שלשה גטין פסולין).",
+ "ist. Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 86a und b) spricht auch hier die Mischna von dem Fall, daß der Mann selbst den Scheidebrief geschrieben hat. Andernfalls wäre, wenn nur ein Zeuge ihn unterschrieben hat, der Scheidebrief auch nach der Tora ungültig und das Kind ein Bastard (vgl. Raschi z. St.). Danach will, wie dies Raschi z. St. erklärt, die Anführung des ersten Falles: כתב בכתב ידו ואין עליו עדים lehren, daß das Kind unbemakelt ist, obwohl gar kein Zeuge unterzeichnet ist; die Anführung des letzten Falles: אין בו אלא עד אחד, daß der Scheidebrief rabbinisch ungültig ist, obwohl ein Zeuge unterzeichnet ist. Nach einer andern amoräischen Ansicht (Talmud dorts.) aber ist hier von einem Scheidebrief die Rede, den ein Schreiber geschrieben und ein Zeuge unterzeichnet hat. Der Schreiber ersetzt geschehenenfalls den zweiten Zeugen (vgl. Raschi zur Mischna).",
+ "ist er gültig. auch wenn der Mann ihn nicht eigenhändig unterschrieben hat.",
+ "damit von hypothekarisch belasteten Gütern. s. S. 150, N. 48.",
+ "hat man lediglich des allgemeinen Wohles. s. IV, N. 7.",
+ "wegen verordnet. R. Eliëser ist der Ansicht עדי מסירה כרתי (IV, N. 14). Der vorangeh. anonyme Mischnalehrer (תנא קמא) ist hingegen der Ansicht עדי חתימה כרתי (I, N. 31; vgl. Tossafot auf 86a s. v. שלשה גטין פסולין und dazu מהרש״א)."
+ ],
+ [
+ "zwei gleichlautende. Die Namen stimmen überein.",
+ "Scheidebriefe geschickt haben. damit man sie ihren Frauen übergebe.",
+ "und beide der andern. so daß jede der beiden Frauen den für sie bestimmten Scheidebrief bekommen hat.",
+ "der zweite nichtig. Der Scheidebrief darf für keine der beiden Frauen zur Verwendung kommen, da man in jedem Falle besorgen muß, daß er vielleicht für die andere Frau bestimmt ist.",
+ "sind. Nach der Erklärung des Amoräers R. Jochanan bedeutet dies: Es wurde am Anfang des Formulares das Datum geschrieben, darauf die in der Mischna angeführten Worte und hierauf der übrige Teil des Scheidebriefes für alle fünf Frauen gemeinsam. Nach der Erklärung des Amoräers R. Simon ben Lakisch aber mußte noch vor den in der Mischna angegebenen Worten die Zusammenfassung stehen: … אני פלוני ופלוני … גרשנו נשותינו פלונית ופלונית „Wir N. N. und N. N. … lassen uns von unseren Frauen N. N. und N. N. … scheiden.“ Andernfalls wäre so wie im nächsten in der Mischna besprochenen Fall der Scheidebrief nur für die letzte Frau verwendbar (Talmud 76b und 77a).",
+ "ein besonderer Text. טופס gr. τύπος, lat. typus „Form, Umriß“.",
+ "geschrieben worden ist. D. h. es wurde auf ein gemeinsames Blatt für jede einzelne ein besonderes Formular geschrieben und das Datum bei jedem Scheidebrief wiederholt. Die Zeugenunterschriften stehen am Schlusse des Blattes (Talmud dorts., vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "mitgelesen werden. d. h. der letzte Scheidebrief.",
+ "gültig. weil sich die Zeugenunterschriften möglicherweise nur auf ihn beziehen."
+ ],
+ [
+ "Wenn man zwei Scheidebriefe nebeneinander. auf ein Blatt.",
+ "und zwei griechische. d. h. griechisch sprechende Juden.",
+ "zu dem andern unterzeichnet sind. Die vier untereinanderstehenden Zeugenunterschriften, die jede den Namen des Zeugen und den Namen seines Vaters enthält (N. N. Sohn des N. N.), füllen die volle Breite der beiden Scheidebriefe aus. Bei einer hebräischen Zeugenunterschrift befindet sich dann der Name des Zeugen rechts, also unter dem rechtsstehenden Scheidebrief, der Name des Vaters links, unter dem linksstehenden. Bei der griechischen Zeugenunterschrift aber (die griechische Schrift geht von links nach rechts) steht dann umgekehrt der Name des Zeugen unter dem linksstehenden Scheidebrief, und der Name des Vaters unter dem rechtsstehenden (vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "mitgelesen werden. der rechtsstehende. Auf diesen beziehen sich die hebräischen Zeugenunterschriften; s. vorherg. N.",
+ "ein hebräischer und ein griechischer Zeuge. Manche Texte: עד אחד עברי ועד אחד יוני עד אחד יוני ועד אחד עברי.",
+ "ungültig. Nach der Erklärung des Jeruschalmi (zur Mischna) sind im ersten Falle der linksstehende und im letzten Falle beide Scheidebriefe darum ungültig, weil die notwendigen Zeugenunterschriften zu weit von ihrem Text entfernt stehen resp. von ihm durch etwas nicht zum Scheidebrief Gehöriges getrennt sind. Im ersten Falle sind die auf den linksstehenden Scheidebrief sich beziehenden griechischen Zeugenunterschriften von seinem Text über zwei Zeilen entfernt, was nicht gestattet ist. Im letzten Falle ist der rechtsstehende Scheidebrief ungültig, weil die zweite auf ihn sich beziehende hebräische Zeugenunterschrift von seinem Text über zwei Zeilen entfernt ist und überdies von der ersten Zeugenunterschrift durch den Namen des Vaters des ersten griechischen Zeugen getrennt ist. Der linksstehende Scheidebrief ist ungültig, weil die erste auf ihn sich beziehende griechische Unterschrift von seinem Text durch den Namen des Vaters des ersten hebräischen Zeugen getrennt ist, die zweite aber vollends über drei Zeilen von seinem Text entfernt und durch die Vaternamen der jüdischen Zeugen getrennt ist. Die Gemara des babylonischen Talmud aber lehnt eine solche Erklärung mit den Worten ab: וכ״ת כיון דמופלג בשני שטין לא והאמר חזקיה מלאהו בקרובים כשר. D. h. die Scheidebriefe können hier nicht wegen des zu großen Abstandes der Zeugenunterschriften vom Text ungültig werden, da der Zwischenraum durch die Zeugenunterschriften des jeweils anderen Scheidebriefes ausgefüllt ist, so wie eine Urkunde nicht ungültig wird, wenn der zu große Zwischenraum zwischen Text und Zeugenunterschrift durch die Unterschrift von Verwandten, die als Zeugen untauglich sind, ausgefüllt ist. Vielmehr ist im ersten Falle der Mischna der linksstehende Scheidebrief darum ungültig, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise auch der eine oder beide griechische Zeugen in Nachahmung der vor ihnen unterschriebenen hebräischen Zeugen nach hebräischer Art sich unterzeichnet haben, d. h. also rechts ihren eigenen Namen und links den Namen des Vaters gesetzt haben, so daß dann der linksstehende Scheidebrief nur von einem resp. überhaupt von keinem Zeugen unterschrieben wäre. Dementsprechend ist im letzten Falle der linksstehende Scheidebrief ungültig, weil zu befürchten ist, daß der eine oder beide griechische Zeugen nach hebräischer Art unterschrieben haben, der rechtstehende aber, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise der zweite hebräische Zeuge so wie der vor ihm unterzeichnete griechische Zeuge unterzeichnet hat, also seinen Namen unter den linksstehenden und den Namen des Vaters unter den rechtsstehenden Scheidebrief gesetzt hat, so daß dieser nur von einem Zeugen unterzeichnet wäre (Talmud 87b; vgl. Tossafot z. St. s. v. עד אחד עברי ועד אחד יוני und Maim. Mischnakommentar)."
+ ],
+ [
+ "Wenn man etwas von dem Text des Scheidebriefes übriggelassen und auf die zweite Kolumne. auf demselben Pergamentblatt, so daß die beiden Teile nebeneinander stehen. דף wörtl. Brett.",
+ "und die Zeugen darunter. unter der zweiten Kolumne.",
+ "so ist er gültig. Es muß aber an den Rändern des Pergamentblattes zu erkennen sein, daß nichts weggeschnitten worden ist (Talmud 88a).",
+ "Wenn die Zeugen am Kopf der Kolumne. über dem Scheidebrief.",
+ "oder bei einem einfachen Scheidebrief. der nicht gefaltet ist, während beim gefalteten (גט מקשר) die Zeugen auf der Rückseite unterschreiben (vgl. VIII, N. 86). Vgl. auch Mischna Baba batra X, 1.",
+ "mit dem Kopf eines andern zusammengesetzt. הקיף Hiph‘il von נקף „kreisen, umgeben“, dann auch „nahe sein, anhangen“.",
+ "hat. Die Scheidebriefe stehen übereinander auf einem Blatt, die Texte beider beginnen in der Mitte des Blattes und verlaufen nach entgegengesetzten Richtungen.",
+ "und die Zeugen in der Mitte. zwischen den Scheidebriefen.",
+ "so sind beide ungültig. weil sich die Zeugenunterschriften auf keinen der beiden beziehen.",
+ "(Wenn man) den Schluß des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat. Die Texte beginnen an den gegenüberliegenden Rändern des Blattes.",
+ "mitgelesen werden. d. h. der, dessen Ende die Oberseite der Buchstaben, aus denen die Zeugenunterschrift besteht, zugewandt ist.",
+ "(Wenn man) den Kopf des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat. Die Texte stehen untereinander und werden in gleicher Richtung gelesen.",
+ "mitgelesen werden. der obere."
+ ],
+ [
+ "oder wenn der Schreiber und ein Zeuge ihn geschrieben haben. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 88a) bedeutet כתב hier als gemeinsames Prädikat zu סופר und עד: unterzeichnen. Danach besagt die Mischna, daß der Scheidebrief gültig ist, wenn der Schreiber selbst und noch ein Zeuge ihn unterschrieben haben. (Es ist nicht zu befürchten, daß der Mann einen andern mit der Unterzeichnung beauftragt hat und man den Schreiber, um ihn nicht zu beschämen, unterzeichnen ließ.) Diese Erklärung muß auch nach der in N. 29 als erste angeführten Ansicht gegeben werden (vgl. Raschi auf 86b s. v. ורב). Nach der dort als zweite angeführten Ansicht aber spricht die Mischna hier von einem Scheidebrief, den ein Schreiber geschrieben und nur ein Zeuge unterzeichnet hat. Daß in Mischna 4 ein solcher Scheidebrief für ungültig, hier aber für gültig erklärt wird, wird durch die Erklärung in Übereinstimmung gebracht, daß dort von einem nicht bewährten Schreiber, hier aber von einem bewährten (מובהק) die Rede ist (Talmud 86b).",
+ "So. auf die letzte Weise. In manchen Texten folgt der Satz עושין … וכך dem im vorliegenden Texte folgenden Satz: .כשר … כתב",
+ "Wenn man seinen Beinamen. nach der Gemara (88a): der Stammesname, Name des Ahns. Die Etymologie des Wortes ist dunkel.",
+ "Ein durch Israeliten erzwungener. מעשה, ed Lowe מעוסה, pass. von Pi“el עַשֵֹּה ar. עַסִּי „kneten, pressen, zwingen“; vgl. עִשֹּוּ Ez. 28, 3 und 8 (Ges.-Buhl Wb, S. 624 s. v. עשה II).",
+ "Scheidebrief. d. h. wenn das jüdische Gericht den Mann zu einer vom Gesetz vorgeschriebenen Scheidung von seiner Frau zwingt.",
+ "ist gültig. obwohl eine Scheidung ohne Einwilligung des Mannes ungültig ist. Mischna Arachin V, 6 wird dies näher erklärt: וכן אתה אומר בגטי נשים כופין אותו עד שיאמר רוצה אני „So ist es auch bei Scheidebriefen. Man nötigt ihn, bis er sagt: Es ist mein eigener Wille.“ Wieso dann von einer willentlichen Scheidung die Rede sein kann, erklärt Maim. הלכות גירושין II, 28 durch die hier in Übersetzung wiedergegebenen Worte: „Als ,gezwungen‘ kann nur einer bezeichnet werden, der gedrängt und genötigt wird eine Sache zu tun, die zu tun er nach der Tora nicht verpflichtet ist, wie z. B. einer, der geschlagen wird, bis er (etwas) verkauft oder hergibt. Der aber, den sein böser Trieb überwältigt hat, ein Gebot nicht zu tun oder ein Verbot zu übertreten, und nun geschlagen wird, bis er das, was zu tun er verpflichtet ist, tut, oder bis er das, was zu tun verboten ist, unterläßt, der ist nicht von uns gezwungen worden, sondern umgekehrt hat er selbst sich vergewaltigt durch seinen bösen Sinn. Wenn daher einer (der nach dem Gesetz dazu verpflichtet ist) sich von seiner Frau nicht scheiden lassen will — er will aber zu Israel gehören und alle Gebote halten und von allen Übertretungen lassen; es hat ihn nur sein böser Trieb überwältigt — und dann, wenn er geschlagen wird, bis sein Trieb schwach geworden ist, erklärt: ,Es ist mein eigener Wille‘, so scheidet er sich willentlich“ (vgl. auch Hirsch, Kommentar zu Lev. 1, 3).",
+ "so ist er gültig. weil in diesem Falle die Nichtjuden lediglich als Beauftragte der jüdischen Gerichtsbarkeit gelten. In vielen Texten fehlt das Wort כשר, ohne daß dadurch der Sinn des Satzes alterniert würde (vgl. Tossafot auf 88b, s. v. ובעובדי כוכבים)."
+ ],
+ [
+ "Wenn über sie. über eine unverheiratete Frau.",
+ "daß sie angetraut worden ist. ohne daß eine gültige Zeugenaussage vorliegt. Das Gerücht muß aber durch verschiedene Indizien bekräftigt sein (Talmud 89a).",
+ "so gilt sie als angetraut. insofern als sie keinen andern außer den Betreffenden heiraten darf.",
+ "so gilt sie als geschieden. Nach einer amoräischen Erklärung bezieht sich dies auf die Frau, von der eingangs die Rede ist. Wenn, nachdem das Gerücht verbreitet war, daß sie geheiratet hat, neuerdings das Gerücht sich verbreitet, daß sie wieder von dem Manne geschieden worden ist, so darf sie wieder jeden andern heiraten. (Keinesfalls aber könnte auf Grund eines auch noch so starken Gerüchtes eine verheiratete Frau als geschieden und damit jedermann zur Ehe erlaubt erklärt werden; vgl. Raschi zur Mischna.)",
+ "nur darf nicht ein Grund. der das Gerücht abschwächt und aufhebt. אמתלא ed Lowe מיתלה (hebr. משל) „Ausrede, Begründung“.",
+ "hat sich von seiner Frau unter einer Bedingung. zu תנאי vgl. S. 119, N. 63 .",
+ "scheiden lassen. weil die Bedingung vielleicht nicht erfüllt wurde.",
+ "ob es näher zu ihr oder zu ihm lag. so daß die Gültigkeit zweifelhaft ist; vgl. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. Nn. 49—51."
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+ "weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat. der ganze Vers: כי יקח איש אשה ובעלה והיה אם לא תמצא חן בעיניו כי מצא בה ערות דבר וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה ושלחה מביתו. ."
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Gittin (גִּטִּין pl. v. גֵּט, ar. גיטא, assyr. gittu „Urkunde Dokument“, spez. Scheidebrief; genauere Bezeichnung: גט אשד) behandelt in der Hauptsache die Ehescheidung, insbesondere den Scheidebrief.\nDie Tora verordnet über die Ehescheidung in Deut. 24, 1—4: „Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie ehelicht, so sei es, wenn sie keine Gunst in seinen Augen findet, weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat, und er schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entläßt sie aus seinem Hause, und sie scheidet aus seinem Hause und geht und wird eines andern Mannes (Weib); und nun haßt sie der andere Mann und schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entläßt sie aus seinem Hause; oder wenn dieser andere Mann, der sie sich zur Frau genommen hat, stirbt: so darf ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiedernehmen, daß sie seine Frau werde, nachdem sie verunreinigt worden ist …“\nDie Institution der Ehescheidung bestand bereits in der Zeit vor der mosaischen Gesetzgebung. Nach Pseudo-Jonathan zu Gen. 21, 14 (vgl. Jalkut z. St. § 95) hat bereits Abraham die Hagar mit einem Scheidebrief entlassen, und ebenso auch nach einer Ansicht in Mechilta zu Ex. 18, 2 Moses seine Frau Zippora. In der angeführten Torastelle wird die Scheidung nicht direkt behandelt, sondern lediglich als Voraussetzung des anschließenden Verbotes der Wiederverheiratung einer Geschiedenen mit ihrem ersten Mann nach ihrer Ehe mit einem andern. Als Scheidungsgrund ist hier ganz allgemein „etwas Schändliches“ (עדות דבר) angegeben, über Form und Inhalt des Scheidebriefes nichts ausdrücklich mitgeteilt. Die näheren Bestimmungen über all dies bleibt der mündlichen Tradition und der Deutung des Schriftwortes durch die Weisen überlassen.\nZur Stellung des Traktats Gittin nach Nasir und vor Sota in der von Maimuni gegebenen Anordnung der Traktate vgl. S. 302.\nDer Traktat Gittin zerfällt in neun Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Bestimmungen über die Überbringung von Scheidebriefen aus dem Ausland, über die Beglaubigung und Zurücknahme von Scheidebriefen resp. Freibriefen.\nAbschnitt II. Weitere Bestimmungen über die Überbringung von Scheidebriefen aus dem Ausland, über die Datierung und das Schreibmaterial der Scheidebriefe. Welche Personen einen Scheidebrief schreiben resp. überbringen dürfen.\nAbschnitt III. Bestimmungen über die Schreibung des Scheidebriefes speziell für den betreffenden Scheidungsakt (לשמה), über die Schreibung von Scheidebrief- resp. Kaufbriefformularen auf Vorrat, über einen verlorenen und wiedergefundenen Scheidebrief. Vermutung, daß der Aussteller des Scheidebriefes noch lebt. Ersatz des Boten durch einen zweiten. Gesetzliche Entscheidungen auf Grund einer Annahme (חזקה).\nAbschnitt IV. Über die Zurücknahme von Scheidebriefen. Institutionen der Weisen, insbesondere Rabban Gamliëls, die des allgemeinen Wohles wegen (מפני תיקון העולם) getroffen wurden.\nAbschnitt V. Weitere rabbinische Institutionen, die des allgemeinen Wohles wegen (מפני תיקון העולם) und solche, die um des Friedens willen (מפני דרכי שלום) getroffen wurden.\nAbschnitt VI. Über die mündliche Beauftragung zur Anfertigung, Überbringung, Übergabe und Empfang eines Scheidebriefes.\nAbschnitt VII. Über die Beauftragung zur Anfertigung resp. Übergabe des Scheidebriefes, wenn der Mann krank ist. Über bedingte Scheidebriefe.\nAbschnitt VIII. Über das Zuwerfen des Scheidebriefes, den „alten“ Scheidebrief (גט ישן), über irreführende Angaben im Scheidebrief. Folgen verschiedener unerlaubter Eheschließungen. Über den „kahlen“ Scheidebrief (גט קרח).\nAbschnitt IX. Über ausschließende Bestimmungen beim Scheidebrief, über den Hauptteil des Scheidebriefes, über die Zeugenunterschriften, über vertauschte Scheidebriefe, über die Schreibung mehrerer Scheidebriefe auf ein Blatt. Über den Scheidungsgrund.\n1) Vgl. auch D. H. Müller, Die Gesetze Hammurabis …, Wien 1903 S. 122: „Ich schicke hier voran, daß die mosaische Gesetzgebung bekanntermaßen das Institut der Scheidung nicht eingeführt, sondern vorgefunden hat.“\n"
+ ],
+ "": [
+ [
+ [
+ "Wenn jemand. im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben",
+ "einen Scheidebrief aus dem Ausland. nach Palästina. Zu מדינת הים vgl. S. 12, N. 69.",
+ "muß er sagen. bei der Übergabe (s. Tossofot auf 5b s. v. יטלנו).",
+ "Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden. Durch die Aussage des Überbringers soll eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefs durch den Ehemann verhindert werden. Bei einem aus dem Ausland gebrachten Scheidebrief besteht die Gefahr, daß im Falle einer solchen Anfechtung sich keine Zeugen finden, die die Echtheit der Zeugenunterschriften auf dem Scheidebrief beglaubigen (קיום; Talmud 2b und 5b). Daß hier die Aussage des Überbringers für die Beglaubigung genügt, während bei anderen Urkunden hierfür zwei Zeugen notwendig sind, hat den Grund, daß nach dem Toragesetz die Zeugenunterschrift immer als echt angesehen wird, und lediglich durch eine rabbinische Verordnung (מדרבנן) bestimmt wird, daß eine Urkunde gegebenenfalls erst durch eine solche Beglaubigung ihre volle Gültigkeit erhält. Beim Scheidebrief erklärten die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, um der Frau die Wiederverehelichung möglichst zu erleichtern (Talmud 3a). Nach der Gemara (dorts.) muß der Überbringer auch בפני נכתב sagen — obwohl doch nach obigem die Aussage בפני נחתם allein eigentlich genügte —, um eben durch diese Besonderheit die Aussage des Überbringers eines Scheidebriefes als von anderen derartigen Aussagen verschiedene zu kennzeichnen und dadurch zu verhüten, daß man etwa auch bei anderen Urkunden die Zeugenunterschriften durch einen Zeugen bestätigen läßt. (Die am Beginn dieser Note angeführte Grundangabe ist nicht die einzige. Nach einer anderen Ansicht soll die Aussage des Überbringers besagen, daß der Scheidebrief vorschriftsmäßig לשמה, d. h. speziell für diesen Scheidungsakt ausgestellt worden ist. Bei der geringeren Torakenntnis der außerhalb Palästinas lebenden Juden wäre zu befürchten, daß dies nicht der Fall war. Es läßt sich jedoch diese amoräische Ansicht nur durch gezwungene Erklärung mit manchen Angaben der diese Verordnung behandelnden Mischnajot I 1—4; II, 1, 7 vereinbaren. So gelangt die Gemara zur Annahme, daß auch nach dieser Ansicht die geringere Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden nicht der einzige Grund der Verordnung ist, sondern als zweiter Grund zu dem eingangs angeführten nur noch hinzukommt. Ferner müssen nach dieser Ansicht manche der Mischnajot auf eine Zeit beschränkt werden, da die Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden bereits größer geworden war. Vgl. Talmud 4b und 5a).",
+ "Auch wer einen aus Rekem. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "oder aus Cheger. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "Sogar aus Kefar-Ludim nach Lud. Lydda. Das benachbarte Kefar-Ludim („Dorf der Luder“) lag bereits außerhalb Palästinas, war aber von drei Seiten vom palästinensischen Gebiet umgeben (מובלע). Obwohl für solche Orte die die Verordnung veranlassende Befürchtung (N. 4) sicherlich nicht besteht, wird dennoch nach R. Eliëser das gesamte Ausland gleich behandelt (Talmud dorts.).",
+ "aus dem Ausland. aus dem ferneren, vgl. N. 5.",
+ "bringt oder einen dorthin bringt. aus Palästina, wegen der gleichen Befürchtung (N. 4) wie im umgekehrten Fall.",
+ "Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden. Auch bei der Überbringung aus einem Distrikt des Auslandes in den andern besteht die Gefahr, daß die Beglaubigung der Zeugenunterschriften unmöglich wird (N. 4). Bei einem in Palästina ausgestellten und übergebenen Scheidebrief besteht jedoch infolge des regeren Verkehrs zwischen den einzelnen Gebieten eine solche Gefahr in keinem Falle (s. Mischna 3).",
+ "Sogar aus einem Verwaltungsbezirk in den andern. wenn der Verkehr aus dem einen in den andern unterbunden ist. In diesem Falle gilt die Verordnung auch für Palästina und auch dann, wenn die beiden Verwaltungsbezirke in einer Stadt liegen (Talmud 4b). הגמוניא, gr. ἡγεμονία.",
+ "Von Rekem. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "nach Osten. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Rekem selbst gehört zum Osten. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Askalon. an der südlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Süden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Askalon selbst gehört zum Süden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Akko. an der nördlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Norden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Akko selbst gehört zum Norden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels. Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben."
+ ],
+ [
+ "Von Rekem. an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a).",
+ "nach Osten. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Rekem selbst gehört zum Osten. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Askalon. an der südlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Süden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Askalon selbst gehört zum Süden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Von Akko. an der nördlichen Küste Palästinas gelegen.",
+ "nach Norden. erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung.",
+ "und Akko selbst gehört zum Norden. Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.",
+ "Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels. Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand. im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben",
+ "Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden. s. N. 9.",
+ "Wenn er angefochten wird. durch den Gatten, indem er erklärt, der Scheidebrief sei gefälscht.",
+ "wird er durch die Unterzeichneten bestätigt. Die Echtheit der Zeugenunterschriften wird durch die unterzeichneten Zeugen selbst oder durch zwei andere Zeugen bezeugt.",
+ "Wenn jemand einen Scheidebrief aus dem Ausland. nach Palästina. Zu מדינת הים vgl. S. 12, N. 69.",
+ "bringt und nicht sagen kann. was er nach Mischna 1 müßte. Der Überbringer wird plötzlich taubstumm (Talmud 9a). Ein solcher gilt als nicht vollsinnig. Wäre er dies schon vorher gewesen, so käme er als Bote nach II, 5 überhaupt nicht in Frage. Ob von einem Stummen, der sonst vollsinnig ist, die Aussage בפני נכתב ובפני נחתם schriftlich niedergelegt werden kann, ist strittig. (Vgl. ר״ן zu Talmud 9a, ש״ע אבן העזר 142, 7 und dazu כסף משנה, בית שמואל zu Maim. הלכות גירושין VII, 18). Dasselbe ist übrigens auch der Fall, wenn der Überbringer tatsächlich nicht bei der Ausfertigung des Scheidebriefes zugegen war (vgl. Talmud 5a, Tossafot dorts. s. v. אילימא, Maim. הלכות גירושין VII, 7).",
+ "durch die Unterzeichneten bestätigt. s. N. 18. Dies muß hier noch vor der Übergabe geschehen, um eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes unmöglich zu machen."
+ ],
+ [
+ "Scheidebriefe und Freibriefe. שחרור subst. von שַחְרֵר „freilassen“ (Schaf‘el von חרר).",
+ "für Knechte. für heidnische (עבד כנעני).",
+ "gleichen einander hinsichtlich der Überbringung. wörtl.: bezüglich des (ihn aus Palästina ins Ausland) Bringenden und des (ihn aus dem Ausland nach Palästina) Bringenden. In allen Fällen, da der Überbringer eines Scheidebriefes die Aussage בפני נכתב ובפני נחתם machen muß (Mischna 1ff.), muß dies auch bei der Überbringung eines Freibriefes geschehen. Der Grund dieser Verordnung ist auch hier derselbe wie bei den Scheidebriefen (s. N. 4). Und auch hier erklärten wie bei den Scheidebriefen (s. dorts.) die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, die Echtheit der Unterschriften zu bestätigen, um dem in seinen Ehemöglichkeiten und in der Ausübung religiöser Pflichten vielfach beschränkten Knecht das Freiwerden zu erleichtern (vgl. Tossafot auf 9a s. v. שוו למוליך ולמביא)."
+ ],
+ [
+ "Jede Urkunde. גט steht hierin weiterem Sinne in der Bedeutung: „Urkunde“ (vgl. Einleitung).",
+ "auf der ein kutäischer. Kutäer sind die von den Assyrern im Reich Israel angesiedelten Völkerschaften, die sich später zum Judentum bekehrten, aber in vieler Hinsicht als religiös unzuverlässig galten (vgl. II Reg. 17, 24—41). In späterer Zeit, da die Kutäer wieder dem Götzendienst verfielen, wurden sie in jeder Beziehung den Nichtjuden gleichgesetzt (vgl. Chullin 6a). Die Mischna bezieht sich auf die Zeit, bevor dies erfolgte (vgl. auch S. 108, N. 6).",
+ "außer Scheidebriefe und Freibriefe für Knechte. Bei Scheidebriefen und Freibriefen, die von beiden Zeugen zusammen unterzeichnet werden müssen, kann man annehmen, daß der am Schlusse unterzeichnete jüdische Zeuge sich vor seiner Unterzeichnung erst über die Zuverlässigkeit des anderen, kutäischen Zeugen vergewissert hat. Bei anderen Urkunden aber, die von jedem einzelnen Zeugen in Abwesenheit des anderen unterzeichnet werden können, besteht die Möglichkeit, daß der jüdische Zeuge für den anderen einen Platz freigelassen hat, und dann der Kutäer vor dessen Unterschrift die seinige gesetzt hat (Talmud 10a und b).",
+ "Einst brachte man vor Rabban Gamliël nach Kefar-Otnaj. in Galiläa an der Grenze zwischen diesem und der Provinz Samaria (dem „Kutäerland“) gelegen.",
+ "und er erklärte ihn für giltig. Rabban Gamliël hält die Kutäer als Zeugen speziell bei Scheidebriefen für zuverlässig (Talmud 10b, vgl. dorts. Tossafot s. v. רבא אמר).",
+ "Alle Urkunden. שטר syr. ܫܛܳܪܳܐ (von assyr. šaṭâru „schreiben“, vgl. Ges.-Buhl Wb S. 822 s. v. שטר) „schriftliche Urkunde“.",
+ "die bei nichtjüdischen Behörden. ערכאות, ed. Lowe ארכיות, gr. ἀϱχή, ἀϱχεῖον „Herrschaft, Obrigkeit, Amt“.",
+ "Auch diese sind giltig. Nach der Gemara (10b und 11a) ist R. Simon der Ansicht, daß die Zeugen, vor denen die Übergabe des Scheidebriefes erfolgt, für den Beginn der Rechtswirkung entscheidend sind (עדי מסירה כרתי), so daß auch ein ohne Zeugen ausgestellter Scheidebrief oder Freibrief gültig ist (vgl. IX, 4). Danach erklärt er den mit Unterschriften nichtjüdischer Zeugen versehenen Scheidebrief und Freibrief nur dann für gültig, wenn sie vor jüdischen Zeugen übergeben werden. Allerdings müssen auch nach der Ansicht עדי מסירה כרתי wenn in der Urkunde Zeugen unterzeichnet sind, diese taugliche sein, weil man, wie dies gewöhnlich geschah, auch die Übergabe vor denselben Zeugen vollziehen könnte. Danach sind die von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden nach R. Simon nur dann gültig, wenn diese Befürchtung nicht besteht, wenn nämlich die Namen der Zeugen typisch nichtjüdische sind (שמות מובהקין). Nach der Gemara (9b und 10a) muß übrigens auch der vorangehende anonyme Mischnalehrer (תנא קמא) nicht der Ansicht sein, daß die in der Urkunde unterzeichneten Zeugen allein für die Rechtswirkung entscheidend sind (עדי חתימה כרתי). Vielmehr wären nach dieser Meinung die Urkunden auch bei typisch nichtjüdischen Zeugennamen wegen der Befürchtung ungültig, man könnte auch bei anderen Namen nichtjüdischer Zeugen (שמות שאינן מובהקין) die Urkunde für gültig erklären.",
+ "nur erwähnt. Mit dem Terminus … אלא … לא הזכרו wird festgestellt, daß ein älterer halachischer Lehrsatz nur in einem bestimmten Zusammenhang gelehrt wurde (vgl. Albeck, Untersuchungen über die Redaktion der Mischna S. 9, N. 1).",
+ "wenn sie durch Privatleute. S. 323 N. 8.",
+ "ausgefertigt worden sind. Nach der Gemara (11 a, vgl. Jeruschalmi zur Mischna und ר״ן) gehört der Satz בהדיוט … לא הזכרו entweder noch zu den Worten des R. Simon: Nur wenn solche von nichtjüdischen Zeugen unterschriebene Scheidebriefe und Freibriefe nicht bei einer Behörde ausgestellt wurden, sind sie ungiltig, weil dann — trotz der מובהקין שמות — die Befürchtung besteht, man könnte die Urkunden vor denselben Zeugen auch übergeben (vgl. N. 31). Bei der Ausstellung vor einer Behörde besteht aber diese Befürchtung nicht, da dann die Öffentlichkeit die näheren Umstände kennt. Oder aber ist dieser Satz die Fortsetzung des den Worten R. Simons vorangehenden Satzes: כשרים … כל השטרות und bezieht sich dann auf die anderen von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden, von denen festgestellt wird, daß sie ungiltig sind, wenn sie nicht bei einer Gerichtsbehörde ausgestellt worden sind."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand. zu einem anderen.",
+ "diesen Freibrief. s. N. 29 und N. 21.",
+ "meinem Knecht. für heidnische (עבד כנעני).",
+ "in beiden Fällen zurücktreten. bevor die Urkunde in den Besitz des Empfängers gelangt ist.",
+ "Nur bei Scheidebriefen. kann er zurücktreten.",
+ "Denn man kann wohl einem in seiner Abwesenheit einen Vorteil zukommen lassen. זכין statt זוכין partic. von זכה (Analogiebildung zu חבין von חוב).",
+ "so ist er dazu berechtigt. In diesem Falle ernährt sich der Knecht von Almosen (Talmud 12a, vgl. dorts. Raschi s. v. עשה עמי und Maim. הלכות עבדים IX, 7).",
+ "seiner Frau die Ernährung zu verweigern. Daher bedeutet die Scheidung für die Frau eine Benachteiligung, für den Knecht aber hat die Freilassung nur Vorteil zur Folge. Ob nach den Weisen der Knecht nun tatsächlich bereits frei wird, wenn jener den Freibrief übernimmt, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות עבדים VI, 1) und רי״ף kann lediglich der Herr nicht mehr die Freilassung rückgängig machen; frei aber wird der Knecht erst, wenn der Freibrief in seinen Besitz gelangt ist (so auch Raschi auf 9b s. v. לא יתנו לאחר מיתה). Nach anderen aber (Tossafot auf 9b s. v. לא יתנו, Raschi auf 13a s. v. האומר תנו גט זה לאשתי) ist der Knecht bereits frei, wenn jener den Freibrief übernommen hat.",
+ "Da sagte er zu ihnen. R. Meïr zu den Weisen.",
+ "Er macht doch seinen Knecht ungeeignet für die Priesterhebe. Der Knecht eines Priesters darf nach Lev. 22, 11 Priesterhebe, auch die eines anderen Priesters, der nicht sein Herr ist, genießen. Nach seiner Freilassung ist ihm dies verboten. Also bedeutet auch für den Knecht die Freilassung eine Benachteiligung. (Für den Knecht eines Nichtpriesters aber kann ebenfalls — wie dies ein Amoräer auf 13a erklärt — in der Freilassung eine Benachteiligung erblickt werden, weil dadurch die vor der Freilassung ihm gestattete Ehe mit einer שפחה כנענית, einer „kanaanitischen Sklavin“, ihm verboten wird).",
+ "so wie er seine Frau dafür ungeeignet macht. Die Gattin eines Priesters darf nach Lev 22, 11 Priesterhebe genießen. Wird sie als Kinderlose geschieden, so wird ihr dies verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5). Der ganze Passus אשתו … כשם fehlt im Mischnatexte der Münchner Handschrift und ist auch tatsächlich entbehrlich.",
+ "Da sagten sie zu ihm. die Weisen zu R. Meïr.",
+ "Weil er sein Eigentum ist. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) bedeutet dies: Da der Knecht nur als „Eigentum“ seines Herrn, des Priesters, die Priesterhebe genießen darf, so kann dieser ihn auch ohne ihn freizulassen für den Genuß der Priesterhebe ungeeignet machen, indem er ihn nämlich einem Nichtpriester verkauft. Es kann daher die Freilassung als solche nicht als Benachteiligung des Knechtes betrachtet werden. (Ebensowenig bedeutet es eine Benachteiligung für ihn, daß er jetzt nach der Freilassung eine „kanaanitische Sklaven“ nicht ehelichen darf, da ihm ja die Ehe mit einer Israelitin jetzt erlaubt wird. Talmud dorts.).",
+ "so übergebe man ihn nicht nach seinem Tode. Die Frau würde erst als geschieden gelten, wenn der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist; ebenso würde der Knecht erst frei, wenn er den Freibrief erhält. In diesem Zeitpunkt aber ist der Gatte resp. der Herr bereits tot (אין גט לאחר מיתה). Nach der in N. 41 als zweite angeführten Ansicht, wonach die Weisen am Beginne der Mischna den Knecht bereits als frei erklären, wenn jener den Freibrief übernimmt, kann dieser Mischnasatz nur im Sinne von R. Meïr erklärt werden. (Oder aber muß mit Tossafot auf 13a s. v. האומר תנו גט angenommen werden, daß hier die Mischna von dem Falle spricht, daß der Freibrief nicht direkt dem Boten übergeben worden ist, so daß der Knecht auch nach den Weisen hier erst nach dem Tode des Herrn frei würde. Nach Raschi dorts. s. v. האומר תנו käme dieser Unterschied bereits in der Stilisierung תנו gegenüber תן am Beginn der Mischna zum Ausdruck. Doch hat der Mischnatext des Jeruschalmi auch hier תן, die Münchner Handschrift auch am Beginn der Mischna תנו. ר״ת in Tossafot a. a. O. streicht hier das Wort זה, wonach wieder durch die Stilisierung auf den Unterschied hingewiesen würde).",
+ "Gebt eine Mine. S. 95, N. 10.",
+ "so übergebe man sie nach seinem Tode. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) spricht die Mischna hier von einem Kranken, der sich dem Tode nahe fühlt und sein Vermögen vermacht. Bei einem solchen bedarf die Schenkung zu ihrer Gültigkeit weder einer Schenkungsurkunde (bei Immobilien), noch eines Zueignungsaktes (bei Mobilien), da seine Worte als geschriebene gelten resp. die von ihm mündlich zugeteilten Gegenstände bereits als schon übergebene gelten (דברי שכיב מרע ככתובים וכמסורים דמו)."
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+ "aber nur zur Hälfte. D. h. nur von einem der beiden Zeugen.",
+ "Vor mir ist er nur zur Hälfte geschrieben. Nach der Gemara (15a): zur zweiten Hälfte. Hingegen genügt es, wenn der Bote bei der Schreibung des ersten, des Hauptteils des Scheidebriefes, der die Namen der Gatten und das Datum enthält, zugegen war (vgl. Raschi z. St.).",
+ "so ist er ungiltig. s. I, 1.",
+ "so ist er ungiltig. Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).",
+ "so ist er ungiltig. Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).",
+ "Jehuda aber erklärt ihn für giltig. Da in diesem Falle nach R. Jehuda die Befürchtung (N. 4) nicht besteht.",
+ "so ist er giltig. Denn durch die Aussage der beiden ist die Echtheit des Scheidebriefs bestätigt (vgl. I, N. 18). In diesem Falle kann die Aussage בפני נכתב überhaupt unterbleiben. אחד אומר בפני נכתב steht hier überflüssig und durch das vorhergehende ואחד אומר בפני נחתם veranlaßt (Tossafot auf 17a s. v. אחד אומר בפני נכתב)."
+ ],
+ [
+ "Ist er. der Scheidebrief.",
+ "Tage unterzeichnet worden. Das Datum ist richtig, da die Nacht zum folgenden Tag gerechnet wird.",
+ "so ist er ungiltig. Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (שמא יחפה על בת אחותו). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (נכסי מלוג vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (משום פירי). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der נכסי מלוג verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle נכתב ביום ונחתם בלילה keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, משום פירי an).",
+ "Simon erklärt ihn für giltig. Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (שמא יחפה על בת אחותו). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (נכסי מלוג vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (משום פירי). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der נכסי מלוג verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle נכתב ביום ונחתם בלילה keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, משום פירי an).",
+ "Alle Urkunden. s. I, N. 24."
+ ],
+ [
+ "Mit allem darf man ihn. den Scheidebrief.",
+ "mit Tinte. S. 315, N. 48.",
+ "Pulver. In der Bibel nur pl. סמים in der Bedeutung „Wohlgerüche“. Im Nh. und Ar. auch: „Gift, Spezerei, Medikament“ u. dgl.",
+ "Farbe. סקרא insbes. rote Farbe. Der Stamm dieses Wortes liegt nach manchen Erklärern auch Jes. 3, 16 ומשקרות עינים (die Augen rotschminken) vor.",
+ "Gummi. S. 314, N. 45.",
+ "Vitriol. dorts., N. 46.",
+ "was bestehen. d. i. dauernd sichtbar.",
+ "auf ein Olivenblatt. Das Olivenblatt hier als Beispiel für ein haltbares Blatt (vgl. Tossifta II: … כתבו על עלי זית על עלי דלעת על עלי חרוב על כל דבר שהוא של קיימא כשר על עלי חזרין על עלי כרשין על עלי בצלים על עלי ירקות על כל דבר שאינו של קיימא פסולף.).",
+ " Es darf aber nicht etwa das Horn nach der Schreibung abgeschnitten und lediglich dieses der Frau gegeben werden. Das Nebeneinanderstehen der beiden Verben … וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה (Deut. 24, 1) soll besagen, daß zwischen Schreibung und Übergabe keinerlei sonstige Handlung am Scheidebrief notwendig sein darf (Talmud 21b).",
+ "Man darf ihn nicht auf etwas Lebendes. wie das Horn der Kuh und die Hand des Knechtes.",
+ "schreiben und auch nicht auf Speisen. da solche Dinge nicht ספר (Deut. 24, 1) heißen (Talmud dorts.)."
+ ],
+ [
+ "Man darf ihn. den Scheidebrief.",
+ "so ist er giltig. Die beiden ersten Sätze der Mischna, die sich zu widersprechen scheinen, finden in der Gemara (dorts.) zwei verschiedene Erklärungen. Nach der einen Erklärung ist die Mischna der Ansicht עדי חתימה כרתי (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich וכתב in Deut. 24, 1 nicht auf die Schreibung des Scheidebriefes, sondern auf die Zeugenunterschrift, und das Nebeneinanderstehen von … ונתן … וכתב in diesem Verse (N. 19) erklärt nur dann den Scheidebrief für ungültig, wenn zwischen der Unterzeichnung und der Übergabe noch die Abtrennung nötig ist. Der erste Satz der Mischna besagt, daß von vornherein (לכתחלה) auch die Schreibung des Scheidebriefes auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgen soll. Der zweite Satz erklärt ihn geschehenenfalls (בדיעבד) für giltig, wenn die Unterzeichnung nach der Abtrennung erfolgte. Nach der anderen Erklärung aber folgt die Mischna hier der Ansicht מסירה כרתי עדי (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich וכתב in Deut. 24, 1 auf die Schreibung. Der zweite Satz der Mischna erklärt den Scheidebrief geschehenenfalls für giltig, wenn die Unterschrift mit dem eigentlichen Teil des Scheidebriefs (תורף), der die Namen der Gatten, den Ort und das Datum enthält (s. III, 2) auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgte (dies bedeutet hier חתמו). Der erste Satz aber verordnet, daß von vornherein auch der übrige Text des Scheidebriefes (טופס) nach der Abtrennung geschrieben werden soll.",
+ "bereits abgetrennte Sache erfolgt sein. R. Jehuda bezieht וכתב in Deut. 24, 1 auf die Schreibung und die Unterzeichnung (vgl. Talmud 4a).",
+ "Man darf ihn weder auf ein radiertes Papier. S. 314, N. 41.",
+ "noch auf Rohleder. dorts., N. 42.",
+ "weil er gefälscht werden kann. Eine etwaige nachträgliche Änderung entscheidenden Charakters ist auf radiertem Papier und Rohleder nicht kenntlich.",
+ "Die Weisen aber erklären einen solchen für giltig. Nach der Gemara (22a und b) sind die Weisen der Ansicht מסירה כרתי עדי (vgl. I, N. 31). Daher ist der Scheidebrief gültig, wenn er vor Zeugen übergeben wird, die sich über den Inhalt vergewissern."
+ ],
+ [
+ "ein Geisteskranker und ein Minderjähriger. die nicht als vollsinnig gelten. Nach der Ansicht עדי מסירה כרתי, wonach sich וכתב לה (Deut. 24, 1) auf die Schreibung des Scheidebriefs bezieht (vgl. N. 22), und wonach der Vers bestimmt, daß die Schreibung des Scheidebriefes speziell für diesen Scheidungsakt erfolgen muß (וכתב לה לשמה; vgl. III, 2), — im Gegensatz zur Ansicht עדי חתימה כרתי (vgl. N. 22), wonach nur die Unterzeichnung לשמה geschehen muß —, spricht die Mischna hier nach einem Amoräer von dem Fall, daß ein erwachsener Vollsinniger der genannten Person bei der Schreibung zur Seite steht. Nach einem andern Amoräer erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des טופס (dorts.) für zulässig. Der תורף (dorts.) aber muß von einem erwachsenen Vollsinnigen geschrieben werden (Talmud 23 a; vgl. Raschi s. v. מקום התורף, Tossafot s. v. והוא ששייר und ר״ן. Nach Maim. Mischnakommentar und הלכות גירושין III, 18 sind die Aussagen der Amoräer als sich ergänzende zu erklären. Danach erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des טופס für zulässig und auch dies nur im Beisein eines erwachsenen Vollsinnigen).",
+ "Die Frau darf ihren Scheidebrief schreiben. im Auftrag des Gatten.",
+ "und der Mann seine Quittung. über den der Frau ausgezahlten Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38).",
+ "denn die Bestätigung des Dokuments. s. I, N. 24.",
+ "erfolgt nur durch die Unterzeichneten. durch die Zeugen, die den Inhalt bestätigen. Der Satz בחותמיו … האשה in anderem Zusammenhang: Mischna Edujot II, 3.",
+ "einem Blinden. Der Blinde kann lediglich bei der Überbringung aus dem Ausland nicht als Bote fungieren, da er die Formel בפני נכתב ובפני נחתם (vgl. I, 1) nicht sprechen kann. In allen andern Fällen ist er als Überbringer geeignet (Talmud 23a)."
+ ],
+ [
+ "Hat ihn. den Scheidebrief.",
+ "ein Minderjähriger übernommen. vom Mann.",
+ "und ist dann. vor der Übergabe.",
+ "so ist er ungiltig. s. Schluß der vorherg. Mischna.",
+ "oder ein Sehender. Manche Texte: פיתח (= פִּתֵּחַ entspr. vorherg. פִּקֵּחַ).",
+ "blind und dann wieder sehend geworden ist. Beim Blinden kommt es nur darauf an, daß er bei der Übernahme sehend war (vgl. N. 32). Die ungenaue Stilisierung וחזר ונתפתח ist durch die danebenstehenden Sätze veranlaßt (Talmud 23a).",
+ "da der Beginn und Schlu. die Übernahme und Übergabe."
+ ],
+ [
+ "die Schrift beweisend ist. s. S. 79f Mischna Jebamot XV, 4 und dorts. N. 23—30. Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 23b und 24a) bezieht sich die Mischna auf die Überbringung aus dem Ausland, bei der die Frauen בפני נכתב ובפני נחתם sprechen müssen, in welchem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes nicht wirksam ist (vgl. I, 1 und N. 4). Zur Überbringung in Palästina aber, wobei eine solche Formel nicht gesprochen wird, und eine spätere Anfechtung möglich ist (vgl. I, 3), sind die genannten Frauen ungeeignet.",
+ "jedoch muß sie. bei der Überbringung aus dem Ausland (vgl. I, 1). Die Mischna spricht von dem Fall, daß der Mann der Frau den Scheidebrief lediglich zwecks Überbringung an ein Gericht übergeben hat. Dieses bestellt dann einen Boten für die Übergabe an die Frau (Talmud 24a)."
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+ "ist ungültig. Nach Deut. 24, 1 … וכתב לה ספר כריתות … (לה לשמה Talmud 24b). Die Mischna entspricht der Ansicht עדי מסירה כרתי, wonach וכתב sich auf die Schreibung des Scheidebriefes bezieht (vgl. II, N. 28).",
+ "Wenn jemand auf der Straße gegangen ist und Schreiber. die sich üben.",
+ "so ist er. der Scheidebrief.",
+ "Mehr noch. Im folgenden Fall ist der Scheidebrief wenigstens für einen, wenn auch nicht für diesen Scheidungsakt geschrieben worden (Talmud dorts.).",
+ "Mehr noch. Im folgenden Fall hat wenigstens der, der sich scheiden lassen will, den Scheidebrief geschrieben (Talmud dorts.).",
+ "Mehr noch. Im folgenden Fall ist der Scheidebrief nicht geradezu für eine andere Frau ausgestellt worden und ist doch ungiltig (Talmud dorts.).",
+ "Wenn er. der Mann zweier gleichnamiger Frauen.",
+ "zu einem Schreiber. לבלר lat. librarius."
+ ],
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+ "Wenn jemand Formulare. טופס gr. τύπος lat. typus.",
+ "Bei Schuldscheinen. I, N. 29.",
+ "für das Feld. für die Bezeichnung des Kaufobjekts.",
+ "Es ist dies eine fürsorgliche Bestimmung. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 26a): für den berufsmäßigen Schreiber, daß es ihm gestattet ist, schon vorher solche Formulare anzufertigen.",
+ "für sie. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) besteht die Verschiedenheit der drei in der Mischna genannten Ansichten in folgendem: Nach der ersten Ansicht müssen die genannten Dinge (תורף) bei sämtlichen Urkunden speziell für den betreffenden Akt (לשמה) geschrieben werden, und zwar bei Scheidebriefen entsprechend dem Grundsatz עדי מסירה כרתי nach Deut. 24, 1 … וכתב לה (vgl. N. 1) und bei den andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen den תורף nicht לשמה schreiben könnte. R. Jehuda verbietet auch die vorherige Schreibung des andern Textes (טופס) u. z. bei Scheidebrefen wegen der Befürchtung, daß man auch den תורף schon vorher schreiben könnte, und bei andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen so verfahren könnte. R. Eleasar verbietet bei Scheidebriefen die vorherige Schreibung des טופס aus der Befürchtung, daß man auch den תורף vorher schreiben könnte, gestattet aber (vgl. Tossafot z. St. s. v. רבי אלעזר) bei anderen Urkunden auch die vorherige Schreibung des תורף. Zum תורף des Scheidebriefes gehört nach einem Amoräer (Talmud dorts.) auch die in IX, 3 als „eigentlicher Text“ des Scheidebriefes (גופו של גט) bezeichnete Formel: הרי את מותרת לכל אדם."
+ ],
+ [
+ "wenn er ihn sofort. אלתר aus אל (על) und אתר (aram. „Ort“): „auf der Stelle“. Im Mischnatext des Jeruschalmi: על אתר.",
+ "ungültig. wenn zu befürchten ist, daß ein anderer gleichen Namens ihn verloren hat (Talmud 27a und b).",
+ "Hat er ihn in einem Beutel. die er als die seinen erkennt. חפיסה ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. דלוסקמא, ed Lowe u. a. גלוסקמא gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl.",
+ "oder in einer Tasche. die er als die seinen erkennt. חפיסה ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. דלוסקמא, ed Lowe u. a. גלוסקמא gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl.",
+ "oder er erkennt ihn. den Scheidebrief (vgl. Raschi).",
+ "so ist er gültig. auch nach längerer Zeit.",
+ "daß jener noch am Leben ist. Erfährt man aber, daß er gestorben ist, darf der Scheidebrief nicht übergeben werden (vgl. I, 6).",
+ "Eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "deren Mann in das Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "daß jener noch am Leben ist. Die Priestersgattin darf zu Lebzeiten des Mannes nach Lev. 22, 11 Priesterhebe genießen. Nach dem Tode des Gatten ist ihr dies, wenn sie aus der Ehe mit diesem kein Kind hat, verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5).",
+ "Wenn jemand sein Sündopfer. Das Sündopfer eines Verstorbenen darf nicht dargebracht werden (vgl. Mischna Temura III, 1).",
+ "daß er noch am Leben ist. Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (חזקה), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird."
+ ],
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+ " Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (חזקה), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird.",
+ "die Belagerungstruppen. S. 105, N. 49.",
+ "daß sich in einem Seesturm befindet. המטרפת Hithpa‘el von טרף „reißen“.",
+ "der zur Aburteilung. wegen eines todeswürdigen Deliktes.",
+ "Es darf weder eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "Priesterhebe essen. Erstere nicht, weil ihr Mann vielleicht schon tot ist (vgl. vorherg. Mischna und N. 22); letztere nicht, weil ihr Mann möglicherweise noch am Leben ist (vgl. S. 49 Mischna Jebamot IX, 6 und dorts. N. 30f)."
+ ],
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+ "der einen Scheidebrief im Land Israels überbringt. in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 3 בפני נכתב ובפני נחתם nicht sagen muß.",
+ "Hat er. der Gatte.",
+ "aber zu ihm. zu dem ersten Boten.",
+ "Nimm für mich einen bestimmten Gegenstand von ihr. bei der Übergabe.",
+ "denn er. der Gatte."
+ ],
+ [
+ "der einen Scheidebrief aus dem Ausland überbringt. in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 1 בפני נכתב ובפני נחתם sagen müßte.",
+ "krank geworden ist, dann setze er ein Gerichtskollegium zusammen und schicke ihn (durch einen andern. Im Mischnatext des babylonischen Talmuds ed. pr.: עושה בבית דין שליח ומשלחו „ernenne er beim Gericht einen Boten und schicke ihn“ (neuere edd.: עושה שליח בבית דין ומשלחו)."
+ ],
+ [
+ " Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (חזקה) entschieden (vgl. N. 24.)",
+ "abzusondern. Er trifft mit ihnen die Vereinbarung, auf die Abgaben (Priesterhebe, Zehnt und Armenzehnt) die Schuld zu verrechnen. (Die Priesterhebe, die er als Nichtpriester nicht genießen kann, verkauft er einem Priester; vom Zehnt muß er die vom Leviten an den Priester abzuliefernde Zehnthebe, תרומת מעשר, einem Priester geben.)",
+ "dann muß er von den Erben Erlaubnis einholen. ob sie auf diese Weise die Schuld des Verstorbenen zahlen wollen.",
+ "geliehen. und obiges vereinbart.",
+ "braucht er keine Erlaubnis von den Erben einzuholen. Das Gericht kann die Schuld auf die Gesamtheit der Priester, Leviten und Armen übertragen (Talmud 30a)."
+ ],
+ [
+ " Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (חזקה) entschieden (vgl. N. 24.)",
+ "um von ihnen Priesterhebe und die Zehnten abzusondern. für andere Früchte, um diese genießen zu können.",
+ "um davon den zweiten Zehnt. vgl. Deut. 14, 22ff.",
+ "daß sie noch vorhanden sind. Er muß nicht befürchten, daß die zurückgelegten Früchte oder das Geld abhanden gekommen sind.",
+ "dann muß er für eine Zeit von vierundzwanzig Stunden. wörtl. „von Zeit zu Zeit“, d. h. von der Zeit der Wahrnehmung des Verlustes bis zur selben Zeit am vergangenen Tage, also vierundzwanzig Stunden zurück. Man muß befürchten, daß die Früchte schon am Beginn dieser Zeit abhanden gekommen sind und für die in dieser Zeit als genußfähig erklärten anderen Früchte nochmals die Abgaben absondern (Talmud 31a und b).",
+ "Zu drei Zeiten muß man den Wein prüfen. den man zu obigem Zwecke zurückgelegt hat. Der Wein könnte sauer geworden sein, so daß davon die Abgaben für guten Wein nicht entrichtet werden können.",
+ "Wenn der Ostwind am Ausgang des Laubhüttenfestes. S. 221, N. 53."
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+ ],
+ [
+ [
+ "dann den Boten getroffen oder ihm einen Boten nachgesandt und zu ihm gesagt hat. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.",
+ "Ist er. der Ehemann.",
+ "zuvor. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.",
+ "Wenn aber erst nachdem der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist. er den Scheidebrief für nichtig erklären will."
+ ],
+ [
+ "Anfangs konnte er. der Ehemann.",
+ "in einem andern Ort ein Gerichtskollegium zusammensetzen und ihn. den Scheidebrief.",
+ "für nichtig erklären. in Abwesenheit der Frau und des Boten.",
+ "daß man nicht so tue. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 38a): Die Frau könnte, bevor sie von der Nichtigerklärung erfährt, eine neue Ehe eingehen.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "den Namen seiner Stadt und den Namen ihrer Stadt. Wenn jemand in verschiedenen Orten verschiedene Namen führte, gab er nur einen an (Talmud 34b).",
+ "die sie hat. damit die Identität auch in den anderen Orten bekannt sei, und man nicht die Frau in den Ruf bringe, widerrechtlich eine neue Ehe geschlossen zu haben."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Eine Witwe bekommt von den Gütern der Waisen nur gegen einen Eid bezahlt. vgl. S. 150f. Mischna Ketubot IX, 7f. und dorts. N. 55.",
+ "sie schwören zu lassen. weil man sah, daß oft Falscheide vorkamen, indem die Witwen einen etwa schon erhaltenen Teil des Ketubabetrages als Zahlung für ihre Mühe um die Kinder ansahen. Daher ließ man die Witwen nicht schwören, und sie erhielten ihre Ketuba nicht ausbezahlt (Talmud 35a).",
+ "gelobe und ihre Ketuba einfordern könne. Sie soll sich irgendein schweres Gelübde auferlegen für den Fall, daß sie schon etwas vom Ketubabetrag erhalten hat.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "verordnet hat. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 36a) folgt hier die Mischna der Ansicht, daß die Zeugen bei der Übergabe des Scheidebriefes für die Rechtswirkung entscheidend sind (עדי מסירה כרתי), so daß geschehenenfalls ein Scheidebrief ohne Zeugenunterschriften gültig ist (vgl. IX, 4). Der Scheidebrief soll aber von Zeugen unterschrieben werden, damit er im Falle einer Anfechtung seiner Gültigkeit durch den Ehemann durch die unterschriebenen Zeugen bestätigt werden könne. Die Zeugen, vor denen die Übergabe erfolgte, könnten vielleicht nicht mehr beigebracht werden können. Es genügen dann die unterschriebenen Zeugen, u. z. nach der Erklärung mancher darum, weil man bei einem von tauglichen Zeugen unterschriebenen Scheidebrief annimmt, daß auch die Übergabe vor Zeugen erfolgt ist (דא״ש zu IX, 4), nach anderen aber, weil die Ansicht עדי מסירה כרתי nur besagt, daß die Zeugen der Übergabe ebenso genügen wie die unterzeichneten Zeugen (רי״ף zu IX, 4; Maim. הלכות גירושין I, 15f.).",
+ "Hillel führte den Prosbol ein. s. S. 152, N. 66."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Ein Knecht. ein heidnischer (עבד כנעני).",
+ "In beiden Fällen bleibt er dienstbar. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 37b) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes nicht aufgegeben hat (יאוש). Nach der ersten Ansicht in der Mischna bleibt der Knecht nach der Auslösung im Besitze des ursprünglichen Besitzers, wenn er עבד לשום ausgelöst worden ist, und wird gänzlich frei, wenn er לשום בן חורין ausgelöst worden ist, damit ein Anreiz gegeben sei, gefangene Knechte auszulösen. Nach R. S. b. G. verbleibt aber der Knecht auch in dem letzteren Falle im Besitze des ersten Herren. Nach einer anderen amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes bereits aufgegeben hat. Nach der ersten Ansicht in der Mischna wird der Knecht, wenn er עבד לשום ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstpflichtig, wenn er לשום בן חורין ausgelöst worden ist, gänzlich frei. Nach R. S. b. G. bleibt er aber in beiden Fällen dienstpflichtig, damit der Knecht nicht in der Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, die Gefangennahme geradezu suche. Wem nach dieser amoräischen Erklärung R. S. b. G. den Knecht zuspricht, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar), für dessen Erklärung am ehesten der Wortlaut der Mischna spricht, wird der Knecht dem Auslöser dienstbar. Nach Raschi (auf 37b s. v. בין כך ובין כך ישתעבד) verbleibt der Knecht dem ursprünglichen Besitzer, weil, wie dies Tossafot (dorts. s. v. בין כך ובין כך ישתעבד) erklärt wird, auch die Aussicht, einen neuen Herrn zu bekommen, den Knecht die Gefangennahme suchen lassen könnte. Nach anderen Erklärern (רא״ש, vgl. auch Tossafot a. a. O.) wird der Knecht, wenn er לשום עבד ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstbar; wenn er aber לשום בן חורין ausgelöst worden ist, bleibt er dem ursprünglichen Besitzer dienstbar.",
+ "den sein Herr hypothekarisch. אפותיקי gr. ὐποϑήϰη „Unterpfand“.",
+ "ist rechtlich zwar zu nichts verpflichtet. Die hier gegebene Übersetzung und Erklärung folgt der einen der im Talmud (40b und 41a) angeführten amoräischen Erklärungen.",
+ "Wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "aber zwingt man seinen Herrn. den Gläubiger.",
+ "ihn zum Freien zu machen. damit er nicht auch weiterhin den Freigewordenen noch als Knecht bezeichne, und dieser nicht infolgedessen als Knecht angesehen werde.",
+ "und er. der Knecht dem Gläubiger.",
+ "schreibt einen Schuldschein. s. I, N. 29.",
+ "sondern der Freilassende. da er den Gläubiger geschädigt hat."
+ ],
+ [
+ " s. N. 10. Mit geringen Änderungen findet sich diese Mischna in anderem Zusammenhang Edujot I, 13.",
+ "Wer halb ein Knecht. ein heidnischer (עבד כנעני).",
+ "und halb ein Freier ist. Dem Herrn wurde nur die Hälfte des Lösegeldes gegeben. Oder auch: Ein zwei Besitzern gehörender Knecht wurde nur von einem der beiden freigelassen (Talmud 41b und 42a).",
+ "Da sagten Bet-Schammai zu ihnen. Andere Laa: בית שמאי אומרים; אמרו להם בית שמא.",
+ "weil er halb schon ein Freier ist. und ein Freier keine Sklavin heiraten darf.",
+ "weil er halb noch ein Knecht ist. und ein Knecht keine Freie heiraten darf.",
+ "Man zwingt vielmehr wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "und er. der Knecht dem Herrn.",
+ "schreibt einen Schuldschein. s. I, N. 29."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Wenn jemand seinen Knecht. ein heidnischer (עבד כנעני).",
+ "einem Nichtjuden oder nach dem Ausland. einem Juden außerhalb Palästinas.",
+ "so wird dieser frei. Bei einer Flucht von dem Nichtjuden wird der Knecht frei. Oder: Der Herr ist verpflichtet, ihn loszukaufen, ohne daß er ihn wieder erwirbt (Talmud 43b und 44a).",
+ "Man löse Gefangene nicht über ihren Wert aus. um der Allgemeinheit nicht zu große Lasten aufzubürden. Oder: um den Räubern nicht einen Anreiz zu bieten (Talmud 45a).",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.",
+ "Wegen des Wohles der Gefangenen. um den anderen Gefangenen nicht ihr Los zu erschweren. Der Ausdruck מפני תקון העולם soll nach der Gemara (dorts.) besagen, daß man auch um das Los derer besorgt ist, die vielleicht in der Zukunft gefangen werden, während nach R. S. b. G., der den Ausdruck מפני תקנת השבויין gebraucht, die Besorgnis lediglich den Mitgefangenen gilt, so daß die in der Mischna gegebene Verordnung für den Fall, daß keine solche vorhanden sind, nicht gilt.",
+ "Man kaufe Bücher. der heiligen Schrift.",
+ "Gebetriemen und Mesusot von Nichtjuden nicht über ihren Wert. aus den N. 33 genannten Gründen."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "wegen eines Gelübdes. Er will eine Frau, die Gelübde getan hat, nicht behalten.",
+ "darf er sie nicht wiedernehmen. auch wenn sich die Grundlosigkeit der Nachrede herausstell, resp. aucht wenn die Frau ihr Gelübde von einem Gelehrten hat auflösen lassen. Über den Grund dieser Verordnung werden im Namen des Amoräers R. Nachman zwei verschiedene Angaben überliefert. Nach der einen wäre der Grund der folgende: Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, hätte er um den Tatbestand gewußt. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme einer unter solchen Umständen geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen. Nach der anderen Angabe soll die Verordnung eine Drohung für die Frau sein und diese zu einem sittlich einwandfreien Benehmen und zur Vorsicht in der Ablegung von Gelübden mahnen (Talmud 45b und 46a; vgl. dorts. Tossafot s. v. אי אמר).",
+ "Man hat es in jenem Falle nur wegen dieses verboten. Der Grund für die Meinungsverschiedenheit der drei Tannaiten ist nach der Gemara (46a und 46b) der folgende: Nach R. Jehuda besteht bei der Scheidung wegen eines Gelübdes nur der zweite in der vorhergehenden Note angegebene Grund. Eine wirklich strafwürdige Leichtfertigkeit sieht jedoch R. Jehuda lediglich in dem Ablegen eines Gelübdes, das, weil in der Öffentlichkeit (d. h. nach einer amoräischen Ansicht vor dreien, nach einer anderen vor zehn) abgelegt, nicht gelöst werden kann. Nach R. Meïr ist der Grund für die Verordnung der in der vorhergehenden Note als erster angegebene. Es kann jedoch die neue Ehe nur bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, welches nur ein Gelehrter aufheben kann, in Verruf kommen, nicht aber, wenn die Scheidung wegen eines Gelübdes erfolgte, das der Gatte selbst aufheben kann (ענוי נפש und דברים שבינו לבינה, vgl. S. 239ff. Mischna Nedarim IX, 1f. und dorts. N. 3). Bei den letzteren könnte dem Gatten, wenn er behauptet, er hätte sich von der Frau nicht geschieden, wenn er gewußt hätte, daß der Gelehrte ihr das Gelübde löst, entgegengehalten werden, daß er das Gelübde ohne weiters hätte selbst aufheben können. Nach R. Eliëser könnte umgekehrt der Mann nur bei den Gelübden, die er selbst lösen kann, erklären, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß er das Gelübde aufheben könne. Bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes aber, das nur ein Gelehrter auflösen kann, nimmt man an, daß der Mann trotz dieser Möglichkeit sich hätte scheiden lassen, weil ihm der Gang der Frau zum Gericht und die mit der Lösung des Gelübdes verbundenen Prozeduren nicht zugesagt hätten. Obwohl also der Grund für die Verordnung eigentlich nur bei den Gelübden, die der Mann selbst aufheben kann, besteht, hat man dennoch für sämtliche Gelübde die Verordnung erlassen. Daß aber R. Jehuda den in der vorhergehenden Note als ersten angegebenen Grund nicht gelten läßt, hat den Grund darin, daß er bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, das der Gatte aufheben kann, der Meinung des R. Eliëser ist, bei der wegen eines Gelübdes, das nur ein Gelehrter lösen kann, der Meinung des R. Meïr ist.",
+ "Konam. s. S. 177f. Mischna Nedarim I, 2 und dorts. N. 22f.",
+ "sie wieder zu nehmen. Wenn der Mann das Gelübde ablegt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, besteht die Verordnung nicht.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. s. N. 7. Die Worte מפני תקון העולם beziehen sich auf die vorhergehenden Sätze der Mischna, nicht auf den letzten (Talmud 46b)."
+ ],
+ [
+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "Wenn jemand sich von seiner Frau wegen Unfruchtbarkeit scheidet. Er denkt, die Frau wäre unfruchtbar. Zur Etymologie des Wortes אילונית vgl. S. 4, N. 25.",
+ "nicht wiedernehmen. Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen und Kinder bekommen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß sie gebärfähig ist. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme der aus diesem Grunde geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen (Talmud 46b; vgl. N. 38 und Schluß der N. 39).",
+ "Er darf sie wiedernehmen. Die Weisen, die hier die Wiederverehelichung gestatten, sind nach der Erklärung der Gemara (46b) der Ansicht des R. Meïr, daß jede Bedingung, soll sie Rechtskraft erlangen, in doppelter Form, in einer positiven und einer negativen, gesprochen werden muß (תנאי כפול; vgl. Mischna Kidduschin III, 4). Die Mischna spräche hier aber von dem Falle, daß der Mann bei der Scheidung eine solche doppelte Ausdrucksweise nicht gebraucht hat, weshalb auch der Grund für die Verordnung, der Mann könnte eine etwa neu geschlossene Ehe der Frau in den Verruf der Unerlaubtheit bringen (N. 44), hier nicht besteht. (Danach muß in der vorhergehenden Mischna R. Meïr, der dort die wegen eines Gelübdes Geschiedene für die Zurücknahme wegen der Befürchtung, die neue Ehe könnte in Verruf kommen, verbietet, von einem Falle sprechen, daß die Äußerung des Mannes, er scheide die Frau wegen des Gelübdes, in einer doppelten Form, positiv und negativ, erfolgte, wenn auch nicht in der Form einer wirksamen Bedingung, die die tatsächliche Ungültigkeit einer zweiten Ehe zur Folge hätte; vgl. Tossafot auf 46a s. v. אי אמר לה הכי am Schlusse).",
+ "von diesem Kinder bekommen und fordert nun ihre Ketuba. Da sie wegen vermeintlicher Unfruchtbarkeit geschieden worden ist, hat sie nach Mischna Ketubot XI, 6 den Ketubabetrag nicht ausbezahlt bekommen.",
+ "als dein Reden. Weil sie den Ketubabetrag verlangt, wird der Mann behaupten, er hätte sich nicht scheiden lassen, wenn er gewußt hätte, er müsse die Ketuba ausbezahlen."
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+ " Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden.",
+ "löst man ihn nicht aus. Dies gilt nach einem Amoräer nur dann, wenn er es schon zum drittenmal getan hat (Talmud 46b).",
+ "bringt der Käufer davon die Erstlingsfrüchte dar. Deut. 26, 1ff. Der obige Text in der Mischna lag auch Maim. vor. Die Mischna besagt danach, daß der Käufer die Erstlingsfrüchte zu entrichten habe, damit ein Anreiz gegeben sei, die im nichtjüdischen Besitz befindlichen Felder wieder in jüdischen Besitz zu bringen (Talmud 47b, wo Maim. דמייקרי liest; vgl. Maim. Mischnakommentar). Auch zum Mischnatext des Jeruschalmi u. a. המוכר את שדהו לנכרי הלוקח מביא ממנו בכורים stimmt diese Erklärung. Eine dritte La., die auch ed. pr. des babylonischen Talmuds bietet, lautet: המוכר את שדהו לנכרי לוקח ומביא ממנו בכורים. Dies bedeutet nach Raschi (z. Mischna, nach Talmud a. a. O.): Der Verkäufer muß jedes Jahr die Erstlingsfrüchte dem Nichtjuden abkaufen und darbringen. Dadurch soll er zum Rückkauf bewogen werden.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“."
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+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), מפני תקנת השבים (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Man schätzt ab. und bezahlt ihnen. שמין von שום „schätzen“, ar.سام سوم .",
+ "für Geschädigte vom Besten. עדית nach manchen von bibl. עדי „Schmuck“, vgl. auch ar. مَذْيَة „gutes, gesundes Land“. Der Schädiger muß, falls er in Immobilien für den angerichteten Schaden Ersatz leistet, vom relativ Besten seines Landes ein Stück abgeben, das der Geschädigte leichter zu Geld machen kann, als ein entsprechend größeres Stück minderer Qualität (vgl. Mischna Baba kama I, 1).",
+ "für einen Gläubiger vom Mittelmäßigen. und nicht vom Schlechtesten, damit man sich nicht zurückhalte Geld zu verleihen (Talmud 50a).",
+ "für die Ketuba der Frau vom Schlechtesten. זבורית ar. صَبَّارة „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Man bekommt von hypothekarisch belasteten Gütern. S. 150, N. 48.",
+ "wenn noch freie Güter. die der Schuldner noch hat.",
+ "auch wenn diese schlechte. זבורית ar. صَبَّارة „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f.",
+ "sind. und die verkauften mittelmäßige, obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Das gleiche gilt, wenn der Schädiger seine besten und mittelmäßigen Güter verkauft hat, obwohl nach Mischna 1 der Geschädigte sonst vom Besten bezahlt bekommt.",
+ "Man bekommt von den Gütern der Waisen. die die Schuld des verstorbenen Vaters begleichen.",
+ "nur vom Schlechtesten bezahlt. obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Es ist nicht zu befürchten, daß man sich deshalb zurückhalten werde, Geld zu verleihen (vgl. N. 4), da der Verleiher nicht mit dem Ableben des Entleihers rechnet (Talmud 50a)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Man kann die verzehrten Früchte. Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. הלכות גזלה IX, 6ff.).",
+ "die Verbesserung des Bodens. Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. הלכות גזלה IX, 6ff.).",
+ "den Unterhalt der Frau. s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn.",
+ "und der Töchter. s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn.",
+ "von hypothekarisch belasteten Gütern. S. 150, N. 48.",
+ "nicht einfordern. von den Erben des Gatten (vgl. auch Mischna Ketubot XII, 2). Es würde sonst niemand ein Feld zu kaufen wagen.",
+ "wegen des allgemeinen Wohles. s. IV, N. 7.",
+ "muß er nicht schwören. daß der Fund nicht mehr betrug, als er abliefert. Es bestünde sonst die Gefahr, daß man sich um einen gefundenen Gegenstand nicht weiter bemüht."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Wenn Waisen bei einem Hausherrn. der nicht geradezu ihr Vormund ist.",
+ "oder ihr Vater für sie einen Vormund. אפוטרופוס, gr. ἐπίτϱοπος.",
+ "muß er. der Hausherr resp. der Vormund.",
+ "mu. wenn die Waisen großjährig geworden sind.",
+ "schwören. daß er von ihrem Vermögen nichts für sich zurückbehalten hat.",
+ "muß er nicht schwören. Denn sonst würde man sich zurückhalten, eine solche Vormundschaft zu übernehmen. Bei einem vom Vater bestimmten Vormund besteht diese Befürchtung nicht, da anzunehmen ist, daß er wegen eines vom Vater ihm gewährten Vorteils die Vormundschaft übernimmt (Talmud 52b).",
+ "Es ist gerade umgekehrt. Nach Abba Saul besteht lediglich bei der vom Vater übertragenen Vormundschaft die in der vorhergehenden N. angeführte Befürchtung. Bei einer Bestellung durch das Gericht aber würde man, da man dadurch in den Ruf eines vertrauens-würdigen Menschen kommt, sich nicht durch den zu leistenden Eid abhalten lassen, die Vormundschaft zu übernehmen (Talmud dorts.).",
+ "Wenn jemand verunreinigt. die einem andern gehörigen levitisch reinen Speisen.",
+ "mit Priesterhebe vermischt. מדמע denom. von דֶּמַע (Ex 22, 28), welches Wort Temura 4a als Priesterhebe (תרומה) erklärt wird. Der Besitzer des Getreides wird durch die Vermischung mit Priesterhebe insofern geschädigt, als er jetzt das Getreide nicht selbst genießen darf, sondern es zu billigerem Preise einem Priester verkaufen muß.",
+ "oder zu Nesechwein macht. מנסך denom. von נֶסֶךְ. Er macht den Wein eines andern zu verbotenem Nesechwein, indem er ihn einem Götzen zu Ehren umrührt (so die Erklärung des Amoräers Rab: Talmud 52b), oder indem er ihn mit Nesechwein vermischt (so die Erklärung des Amoräers Samuel: Talmud dorts.).",
+ "ersatzpflichtig. Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b).",
+ "verwerflich gemacht haben. durch den während der Schlachtung oder während der andern Dienstverrichtungen gehegten Gedanken, vom Opfer über die gestattete Zeit hinaus zu essen (vgl. Lev. 7, 16—18; 19, 5—8, welche Verse nach der Tradition vom Untauglichwerden eines Opfers durch einen solchen Gedanken sprechen).",
+ "sind ersatzpflichtig. Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b)."
+ ],
+ [
+ " s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna mit geringfügigen Änderungen Edujot VII, 9, der erste Satz בגט …. העיד auch Jebamot XIV, 2.",
+ "durch einen Scheidebrief entlassen werden kann. s. S. 75 Mischna Jebamot XIV, 2 und dorts. N. 11f.",
+ "daß eine minderjährige Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "die an einen Priester verheiratet worden ist. als vaterlose Waise, so daß die Heirat nur rabbinisch gültig ist.",
+ "Priesterhebe essen darf. Nach dem Talmud (Jebamot 90a) darf sie nur rabbinisch gebotene Priesterhebe ( תרומה דרבנן ) genießen.",
+ "ihr Gatte sie beerbt. so als ob ihre Ehe eine nach dem Toragesetz gültige wäre.",
+ "daß man für einen geraubten Balken, den (der Räuber) in einen Palast eingebaut hat, (nur) dessen Wert erhält, (was man) der Reumütigen wegen (verordnet hat. Der Räuber muß nicht das Gebäude zerstören, um den Balken selbst zurückgeben zu können. Es genügt, daß er den Wert ersetzt. Der Weg zur Buße und Besserung soll ihm erleichtert werden. In manchen Texten fehlen, so wie in Edujot VII, 9, die Worte מפני תקנת השבים.",
+ "das geraubt worden ist. D. h. jemand, der ein Sündopfer darzubringen hat, hat ein Tier geraubt und es als Sündopfer dargebracht.",
+ "wenn dies. daß das Tier geraubt ist.",
+ "nicht vielen. d. i. drei Leuten (Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "als versöhnend gilt. Er muß nicht ein anderes Sündopfer darbringen.",
+ "zum Besten des Altars. Die Priester würden sich sonst vom Opferdienst fernhalten aus Betrübnis darüber, daß sie ein im Heiligtum geschlachtetes profanes Tier (חולין שנשחטו בעזרה) gegessen haben (Talmud 55a)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Nachher aber gab es dort ein Sikaricongesetz. סיקריקון lat. (jus) sicaricum, das Gesetz über die Ungiltigkeit eines Kaufes von einem Sikarier (lat. sicarius, „Mörder, Bandit“ von sica „Dolch“). Dieses Gesetz, wie es weiter dargestellt wird, galt für die in der Zeit des vespasianischen Krieges entrissenen Güter in Judäa nicht, u. z. ist nach Jeruschalmi (zur Mischna, vgl. Tossifta III) dieses Gesetz deswegen für diese Zeit außer Kraft gesetzt worden, damit nicht das jüdische Land im nichtjüdischen Besitze verbleibe, weil man sich zurückhalten würde, ein solches Feld vom Sikarier zu kaufen. In der Breslauer Monatsschrift, 1925, S. 249 ff. kommt Elbogen nach eingehender Untersuchung zu dem Ergebnis, daß das Gesetz die während oder nach dem Römerkrieg vom Sieger enteignetem Grunstücke betrifft, die dann nach Kriegsrecht verkauft oder verschenkt wurden. Auf Grund dieses Ergebnisses wird dorts. 1927, S.138 ff. die oben gegebene etymologische Erklärung von Feist durch die Herleitung des Terminus von gr. συνκρινειν „gerichtlich zusprechen, verpachten“ ersetzt .",
+ "Wie ist dies. das Sikaricongesetz.",
+ "Wenn jemand. ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte.",
+ "ist sein Kauf ungültig. weil anzunehmen ist, daß der Eigentümer es nur aus Furcht verkauft hat.",
+ "Wenn jemand. ein Feld, das für die Ketuba haften soll.",
+ "ist sein Kauf ungültig. weil die Frau nur aus Furcht vor Streit mit dem Manne zugestimmt hat.",
+ "Dies ist die erste Mischna. S. 123, N. 30.",
+ "Wenn jemand von einem Sikarier. ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte.",
+ "muß er dem Eigentümer ein Viertel. des Wertes. Man nimmt an, daß der Räuber es um dreiviertel des wirklichen Wertes verkauft hat.",
+ "wenn er. der ursprüngliche Eigentümer."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Ein Taubstummer kann durch Zeichen verständigen und verständigt werden. Sein durch Zeichengeben mit der Hand oder dem Kopf vorgenommenes Kaufen oder Verkaufen, oder seine durch Zeichen gegebene Zustimmung zu einem Kauf oder Verkauf ist wirksam. Die Rabbinen haben dies bestimmt, um ihm den Lebensunterhalt zu ermöglichen, obwohl nach dem Toragesetz ein Taubstummer, der nicht als vollsinnig gilt, nicht rechtsgültig Geschäfte abschließen kann (Talmud 59a; vgl. auch S. 74, Mischna Jebamot XIV, 1 und N. 1f.).",
+ "Er kann bei beweglichen Sachen auch durch Mienen. קופץ „das Verziehen der Lippen“ nach Hiob 5, 16 (Raschi u.a.). Nach Maim. (Mischnakommentar) lehrt Ben-Bethera hier, daß die betreffende Sache erst in den Besitz des Taubstummen übergegangen sein muß, soll die Gebärde wirksam sein. Diese Erklärung beruht wohl auf Jeruschalmi zur Mischna, wo Maim. die La. קופץ ונקפץ שייר ומשתייר (statt שוכר ומשתכר unserer Edd. vgl. קרבן העדה und השגות הראב״ד zu רי״ף ed. Room) vorlag. קפץ bedeutet danach in der Mischna „springen, hüpfen, sich bewegen“ nach Ct. 2, 8. (Die Sache ist bereits aus dem Besitz des einen in den des andern gerückt).",
+ "verständigen und verständigt werden. aber nicht bei Immobilien. Nach Raschi (auf 59a s. v. קיי״ל) und Maim. (הלכות מכירה XXIX, 2) ist auch nach der ersten Ansicht in der Mischna der Kauf und Verkauf von Immobilien durch den Minderjährigen ungültig. Nach ראב״ד (השגות dorts.) beschränkt aber lediglich Ben-Bethera die rabbinische Verordnung (N. 49) auf Mobilien.",
+ "Bei beweglichen Sachen ist der Kauf und Verkauf durch kleine Kinder. die bereits verstehen, worum es sich handelt. פעוטות ed. Lowe פיוטות meist von gr. παῖδες abgeleitet (vgl. Jeruschalmi zur Mischna und פני משה).",
+ "gültig. obwohl nach dem Toragesetz nur Volljährige rechtsgültig Geschäfte abschließen können, haben die Rabbinen aus dem in N. 49 angegebenen Grund verordnet, daß auch der Kauf und Verkauf durch solche Kinder gültig sei (Talmud 59a)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen.",
+ "Folgendes verordneten sie. die Rabbinen.",
+ "Ein Priester liest als erster vor. bei der Toravorlesung in der Synagoge.",
+ "und nach diesem ein Israelit. ein Nichtpriester.",
+ "(was man) um des Friedens willen (verordnet hat. damit kein Streit entstehe (vgl. auch Mischna Horajot III, 8).",
+ "um des Friedens willen. Das Brot, das man bei der Herstellung einer „Verschmelzung der Wohnungen“ in einem Hofe (ערוב חצרות) in der Wohnung eines der Hofbewohner niederlegt, um dadurch das Tragen am Sabbat aus den Wohnungen in den Hof und umgekehrt zu ermöglichen, legt man stets in dieselbe Wohnung (vgl. zur Institution des ערוב חצרות Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth S. 50f., Einleitung in den Traktat Erubin). Zu den Worten der Mischna מפני דרכי שלום bemerkt die Gemara (60b) erklärend: משום חשדא „wegen des Verdachtes“. Dies bedeutet nach Raschi z. St.: die Hofbewohner könnten in den Verdacht kommen, ohne Eruwvorrichtung das Tragverbot zu übertreten. Nach Tossafot (dorts. s. v. אלא משום חשדא) bedeutet dies: Der Besitzer der Wohnung, wo das Brot bisher lag, könnte in den Verdacht kommen, dieses sich angeeignet zu haben.",
+ "Die dem Kanal nächste Zisterne wird als erste gefüllt. Um die Felder zu bewässern, wurde von einem Kanal (אמה) das Wasser in Röhren auf die Felder geleitet. Im Anschluß an diesen Kanal legten die Besitzer der einzelnen Felder Zisternen an, um die Bewässerung mit dem dort gesammelten Wasser zu vervollständigen.",
+ "Es ist wirklicher Raub. Nach der Gemara (61a) spricht die Mischna von solchen Fangvorrichtungen, die keinen Hohlraum haben, so daß ein darin gefangenes Tier nach dem Toragesetz nicht als Eigentum des Stellers betrachtet wird. Der Entwender übertritt nach beiden in der Mischna angeführten Ansichten lediglich ein rabbinisches Verbot. Der Ausdruck גזל גמור in den Worten des R. Jose soll nur besagen, daß das Gericht das geraubte Tier exekutiert, während nach der vorhergehenden Meinung ein gerichtliches Verfahren hier nicht in Frage kommt.",
+ "Beim Fund eines Taubstummen. der nicht als vollsinnig gilt.",
+ "um des Friedens willen. obwohl nach dem Toragesetz die genannten Personen eine Sache auf solche Weise nicht erworben haben.",
+ "Es ist wirklicher Raub. s. N. 60.",
+ "Wenn ein Armer auf einem Olivenbaum (Früchte. von שכחה und פאה (nach Deut. 24, 20; vgl. Mischna Pea I, 4f. und VII, 1f.). Der Arme hat die Früchte dadurch noch nicht erworben.",
+ "Es ist wirklicher Raub. s. N. 60.",
+ "Man wehrt. zu ממחין vgl. Dan. 4,32.",
+ "Nachlese. Lev. 19, 9; 23, 22.",
+ "Vergessenem. Deut. 24, 19f.",
+ "und der Feldecke. Lev. 19, 9; 23, 22."
+ ],
+ [
+ " s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Schebiit V, 9; der letzte Satz מפגי ….. דרכי שלום ומחזיקין auch dorts. IV, 3.",
+ "die bezüglich des Siebentjahres verdächtig ist. daß sie die Früchte des Brachjahres (Ex. 23, 10f.; Lev. 25, 1—7) auf ungesetzliche Weise genießt.",
+ "eine Standmühle oder einen Ofen borgen. wenn sie diese Dinge nicht ausdrücklich für einen unerlaubten Gebrauch ausleiht (Jeruschalmi z. Mischna).",
+ "Die Frau eines Chawer. der zum Bunde der „Genossen“ (חברים) gehört, die sich vor allem der levitischen Reinheit befleißigen.",
+ "darf der Frau eines Am-haarez. d. i. des Angehörigen des „Land-Volkes“, der unwissenden Menge.",
+ "darf sie nichts mehr mit ihr anrühren. Nach dem Begießen mit Wasser wird der Teig knetbar und unterliegt der Pflicht der Challa-Abgabe (Num. 15, 20). Durch die Berührung mit unreinen Gefäßen wird der Teig unrein; es ist aber verboten, Challa unrein zu machen (Talmud 61a).",
+ "Man darf Nichtjuden im Siebentjahr aufmunternd unterstützen. Wenn man im Siebentjahr (N. 69) einen Nichtjuden ackernd trifft, darf man ihm zu seinem Unternehmen Glück wünschen, da er mit dem Ackern kein Verbot übertritt (Talmud 62a).",
+ "Man grüße sie jederzeit. selbst an heidnischen Festtagen (Talmud dorts.)."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ " Nach רא״ש hat auf Abschnitt V der Abschnitt VII unserer Edd. zu folgen, und diesem erst Abschnitt VI (vgl. auch Raschi auf 71b s. v. טעמא und s. v. הא אמר תנו; Tossafot auf 62b s. v. האומר und auf 72a s. v. ומשום כיסופא).",
+ "Nimm diesen Scheidebrief für meine Frau in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "noch zurücktreten. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).",
+ "nicht mehr zurücktreten. da durch die Aushändigung des Scheidebriefes an den von der Frau zum Empfang des Scheidebriefes bestellten Vertreter (שליח לקבלה) die Scheidung bereits vollzogen ist.",
+ "Daher kann der Ehemann. in dem letzteren Falle (vgl. Raschi z. St.).",
+ "nur dann zurücktreten. bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).",
+ "wenn er zu ihm. zu dem von der Frau bestellten Vertreter.",
+ "Ich will nicht. S. 130, N. 10.",
+ "vielmehr bring und gib ihn ihr. Der Ehemann muß ausdrücklich erklären, daß er diesen Boten nur als den Überbringer (שליח להולכה) des Scheidebriefes und nicht als den die Frau vertretenden Empfänger (שליח לקבלה) betrachtet.",
+ "nicht mehr zurücktreten. Durch den Auftrag טול „nimm“ hat die Frau ihn ebenso zum שליח לקבלה bestellt wie durch den Auftrag התקבל „nimm in Empfang“."
+ ],
+ [
+ "Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "bedarf sie zweier Zeugenpaare. S. 264, N. 46.",
+ "Vor uns hat er ihn in Empfang genommen und zerrissen. Dies soll nicht besagen, daß der Scheidebrief zerrissen werden muß, sondern: wenn der Bote ihn zerrissen hat, müssen die Zeugen auch darüber aussagen (vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "Es können auch die ersten. die die Bestellung zum Vertreter bezeugen.",
+ "und die letzten. die die Übernahme des Scheidebriefes bezeugen.",
+ "zu denen sich einer gesellt. der über beides aussagt.",
+ "Ein verlobtes Mädchen. Ein Mädchen, das bereits zwölf Jahre und einen Tag alt ist, aber jünger ist als 12½ Jahre (בוגרת). Unter מארסה versteht man die durch קידושין Angetraute, aber noch nicht Heimgeführte (נישואין).",
+ "Zwei Hände. d. h. die Hände zweier.",
+ "können nicht gleichzeitig erwerben. Manche Texte זכות (vgl. I, N. 39).",
+ "Vielmehr kann nur ihr Vater allein ihren Scheidebrief in Empfang nehmen. Nach manchen Erklärern (Raschi z. Mischna und Kidduschin 43b s. v. היא ואביה; Maim. הלכות גירושין II, 18; רי״ף u. a.; vgl. auch Jeruschalmi z. Mischna) besteht lediglich bei einer נערה (N. 15) die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit. Den Scheidebrief eines Mädchens unter zwölf Jahren (קטנה) aber kann nach jeder Ansicht nur der Vater in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna להתגרש … וכל besagt dann entweder, daß bei einem ganz kleinen Kunde (s. nächste N.) auch der Vater den Scheidebrief nicht übernehmen kann (so Raschi auf 64b s. v. אינה מתגרשת u. a.), oder aber spricht dieser Satz von einer Waise, die sonst auch als קטנה nach jeder Ansicht den Scheidebrief selbst in Empfang nehmen kann, und besagt dann, daß dies bei einem ganz kleinen Mädchen nicht der Fall ist. Der Vater aber kann in jedem Fall den Scheidebrief in Empfang nehmen (so Maim. Mischnakommentar und הלכות גירושין II, 18f., רי״ף u. a.). Nach anderen Erklärern (Tossafot auf 64b s. v. נערה המאורסה Raschi Kidduschin 43b s. v. נערה המאורסה) besteht die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit genau so auch bei einer הטנה. Die Mischna spricht von einer נערה im Hinblick auf die Ansicht des R. Jenuda: Auch bei einer נערה kann lediglich der Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna besagt dann (vgl. Tossafot auf 64b s. v. וכל שאינה) entweder, daß bei einem ganz kleinen Kind weder der Vater noch dieses selbst den Scheidebrief in Empfang nehmen kann, oder, daß nur das ganz kleine Mädchen selbst nicht, wohl aber ihr Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen kann (was nur nach der ersten Ansicht in der Mischna etwas Neues besagt, nicht nach R. Jehuda, für den dasselbe auch bei einer schon größeren קטנה und bei einer נערה gilt), oder aber spricht der Satz von einer Waise (s. o.).",
+ "Die ihren Scheidebrief nicht zu verwahren vermag. Sie ist noch so klein, daß sie nicht weiß, worum es sich handelt (Talmud 64b und 65a).",
+ "kann nicht geschieden werden. s. N. 18."
+ ],
+ [
+ "Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "noch zurücktreten. bevor der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist. Nach Talmud Kidduschin 44a spricht die Mischna hier von einer Waise. Es ergäbe sich sonst nämlich aus der Mischna, daß eine נערה (N. 15) wohl einen Vertreter bestellen kann, auch wenn der Vater noch lebt, was gegen die gesetzliche Entscheidung verstieße, daß auch eine נערה nur wenn der Vater bereits gestorben ist, einen Vertreter bestellen kann. Der folgende Mischnasatz יחזיר … אבל stellt danach nicht die Fortsetzung des Vorhergehenden dar, sondern spricht von einem neuen Fall, daß nämlich der Vater des verlobten Mädchens (מארסה vgl. Mischna 2) noch am Leben ist.",
+ "Denn ein Minderjähriger kann keinen Boten bestellen. der an seine Stelle tritt. Also kann auch die קטנה keinen Vertreter für den Empfang des Scheidebriefes (שליח לקבלה, s. N. 4) bestellen.",
+ "Wenn aber ihr Vater. s. N. 21 am Schlusse.",
+ "zu ihm. zum Boten.",
+ "nicht mehr zurücktreten. nachdem der Bote den Scheidebrief übernommen hat. Im Mischnatext des babylonischen Talmud auch hier לחזר und יחזר (statt להחזיר und יחזיר des vorliegenden Textes).",
+ "so ist er ungültig. Der Mann kann bestimmte Gründe haben, aus denen er die Scheidung nur an diesem Orte vorgenommen wissen will. Geschah die Übergabe des Scheidebriefes an einem andern Orte, dann hat der Bote den Auftrag nicht ausgeführt.",
+ "Sie. die Frau.",
+ "so ist er gültig. Hier wollte der Mann dem Boten lediglich sagen, wo er die Frau findet (מראה מקום), ohne zu verlangen, daß auch die Scheidung an diesem Orte stattfinden soll.",
+ "in Empfang. als שליח לקבלה (s. N. 4).",
+ "so ist er ungültig. aus ähnlichem Grunde wie beim Manne (s. N. 26).",
+ "Eliëser erklärt ihn für gültig. Nach R. Eliëser nimmt man bei der Frau, von der der Mann sich auch gegen ihren Willen scheiden lassen könnte, in allen Fällen an, daß ihre Worte nichts anderes bedeuteten als einen Hinweis ( מראה מקום, s. N. 28), wo der Bote den Mann finden kann (Talmud 65a). Nach Jeruschalmi zur Mischna widerspricht R. Eliëser der vorhergehenden Ansicht auch beim Manne. In allen Fällen sind die Worte auch des Mannes lediglich als Hinweis für den Boten zu betrachten, es sei denn, daß er ausdrücklich die Scheidung an einem andern Orte ausgeschlossen hat (אל תגרשנה אלא במקום פלוני).",
+ "so ist er gültig. nach allen Ansichten, da hier die Frau den Boten lediglich für die Überbringung des Scheidebriefes (שליח להולכה) bestellt hat und nicht als Vertreter für die Empfangnahme (שליח לקבלה), durch die die sofortige Scheidung erfolgen sollte (s. N. 4)."
+ ],
+ [
+ "darf sie. wenn sie die Frau eines Priesters ist (vgl. I N. 44).",
+ "bis der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist. da der Bote hier nur als שליח להולכה fungiert (s. Mischna 3 und N. 32), und die Frau erst als geschieden gilt, wenn sie den Scheidebrief erhält.",
+ "Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang. Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51.",
+ "so ist ihr der Genuß der Priesterhebe sofort verboten. nachdem der Bote sich entfernt hat. Er kann den Ehemann gleich getroffen haben. Da er als שליח לקבלה (N. 4) bestellt worden ist, ist mit der Übernahme des Scheidebriefes die Scheidung bereits vollzogen.",
+ "bis der Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt ist. d. h. der Bote den Scheidebrief an den betreffenden Ort gebracht hat, obgleich er ihn an einem andern Orte in Empfang genommen hat. (In der Münchener Handschrift u. a. geradezu der Text: התקבל לי גסי במקום פלוני וקבל במקום אחר אוכלת בתרומה עד שיגיע גט לאותו מקום). Die Mischna widerspricht hier bei einfacher Betrachtung Mischna 3, wonach der Scheidebrief ungültig ist, wenn der von der Frau bestellte שליח לקבלה ihn an einem andern Ort in Empfang nimmt, als die Frau angab (s. auch N. 29f.). In der Gemara (65a) wird daher erklärt, daß die Frau hier gesagt habe: „Nimm den Scheidebrief in dem Orte N. N. in Empfang, möglicherweise aber triffst du ihn in einem andern Orte.“ Dieser Auftrag der Frau bedeute, daß sie nicht die Übernahme in einem bestimmten Orte festgesetzt hat, wohl aber das Wirksamwerden der Scheidung erst in dem Zeitpunkt, da der Bote mit dem Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt. (Letzteres bedeute hier der Ausdruck התקבל).",
+ "Eliëser erklärt dies als sofort verboten. da in den Worten der Frau nur ein Hinweis vorliegt, wo der Bote den Mann am ehesten findet (מראה מקום; vgl. Mischna 3 und N. 31)."
+ ],
+ [
+ "so können sie ihn schreiben und ihr geben. weil diese Ausdrücke unzweideutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.",
+ "Versorgt. S. 122, N. 12.",
+ "Verfahrt mit ihr nach Gebühr. נימוס, gr. νόμος „Gesetz, Recht“.",
+ "so hat er damit nichts. da diese Ausdrücke nicht eindeutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.",
+ "gesagt. Der Schluß dieser Mischna (… בראשונה) findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Tebul jom IV, 5.",
+ "Anfangs sagten sie. die Weisen.",
+ "der zur Hinrichtung geführt wird. היוצא בקולר wörtl.: „wenn einer mit der Fessel (gr. ϰολλάϱιον, lat. collare „Halskette“) herausgeht (zur Richtstätte)“.",
+ "Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief. ohne auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben.",
+ "so können sie ihn schreiben und ihr geben. weil man annehmen kann, daß er es ernst gemeint hat und nur in seiner Sorge und Verwirrung nicht zu Ende geredet hat.",
+ "der zur See oder mit einer Karawane. שירא ar. سَيْر „Reise, Fahrt“."
+ ],
+ [
+ "seiner Frau einen Scheidebrief schreiben soll. In manchen Texten direkte Rede: כל השומע קולי יכתב גט לאשתי.",
+ "so kann man ihn schreiben und ihr geben. obwohl man ihn nicht sehen kann (vgl. S. 88 Mischna Jebamot XVI, 6 und dorts. N. 45) und obwohl er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat (vgl. N. 45f.). Er muß aber die für die Ausstellung des Scheidebriefes notwendigen Angaben gemacht haben (Raschi).",
+ "so wollte er nur sein Spiel mit ihr treiben. weil er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat.",
+ "Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief. ohne auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben.",
+ "Die Weisen haben gelehrt. Im Mischnatext des babylonischen Talmud fehlen die Worte אמרו חכמים.",
+ "wenn er von allein heruntergefallen ist. d. h. ein Selbstmörder ist.",
+ "gültig. vgl. N. 46. Natürlich muß der Scheidebrief noch vor dem Tode der Frau übergeben worden sein (vgl. I, N. 42 אין גט לאחר מיתה).",
+ "ungültig ist. weil er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand zu zweien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“ oder: „Schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau!“, so müssen sie selbst ihn schreiben und ihr geben. Wenn er aber zu dreien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“, dann können sie anderen den Auftrag geben, ihn zu schreiben, da er sie als Gerichtskollegium bestimmt hat; so sagt R. Meïr. In der Gemara (29a) erklärt ein Amoräer die Ansicht des R. Meïr auf die folgende Weise: In den beiden ersten Fällen, da der Mann zu zweien, die kein בית דין bilden können, redet, oder zu dreien ausdrücklich כתבו ותנו gesagt hat, hat er sie zur Schreibung des Scheidebriefes bestimmt. Dieser Auftrag kann von ihnen nicht an andere weitergegeben werden nach dem Grundsatz מלין לא ממסריו לשליח, daß Worte allein (ohne jegliche Sache) nicht weiter übertragen werden können (vgl. Raschi z. St.). Im letzten Fall aber, da er die drei als Gerichtskollegium bestimmt hat, kann auch ein solcher Befehl weitergegeben werden.",
+ "Chanina aus Ono aus dem Gefängnis. wo er ihn von dem dort gefangenen R. Akiba tradiert bekam (Raschi). Manche Texte: שלח (statt העלה des vorliegenden Textes), wonach R. Chanina selbst gefangen war.",
+ "Es ist mir überliefert. Die partic. Pu’al מקבל und מקבלין sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63.",
+ "Wir haben dem Boten. Nach dem vorliegenden Text: dem R. Chanina; nach der in N. 55 zitierten La. שלח: dem Boten des R. Chanina.",
+ "erwidert. Zu נומינו vgl. S. 89, N. 47a.",
+ "Auch uns ist überliefert. Die partic. Pu’al מקבל und מקבלין sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63.",
+ "daß selbst wenn jemand zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem. zum Synhedrion.",
+ "sie selbst lernen. den Scheidebrief zu schreiben.",
+ "und ihn schreiben und ihr geben müssen. Nach R. Jose gilt der Grundsatz: מלין לא ממסרין לשליח (N. 54) in allen Fällen.",
+ "Schreibt. Ed. pr. des babylonischen Talmud und Jeruschalmi: תנו (statt כתבו des vorliegenden Textes), neuere edd. des babylonischen Talmud: כתבו ותנו."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ " s. VI, N. 1.",
+ "der von einem Anfall. קורדיקוס ed. Lowe קרדיאקוס meist als gr. ϰαϱδιαϰός „herzkrank“ erklärt.",
+ "so hat er damit nichts gesagt. weil er nicht bei Sinnen ist. Dies gilt auch, wenn er כתבו ותנו gesagt hat (Tossafot z. St.).",
+ "Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief. nach VI, 6 muß er auch תנו gesagt haben (vgl. Maim. הלכות גירושין II, 15).",
+ "so gelten seine letzten Worte nichts. Nach dem Amoräer R. Jochanan will die Mischna damit sagen, daß man, wenn er dann wieder gesund wird, ihn nicht nochmals fragen muß, sondern den Scheidebrief übergeben darf; nicht aber, während er noch am Anfall leidet. Nach dem Amoräer R. Simon ben Lakisch aber besagt dies, daß man den Scheidebrief auch während des Anfalls übergeben darf (Talmud 70b; im Jeruschalmi wird die erste Erklärung von R. Simon ben Lakisch und die andere von R. Jochanan gegeben).",
+ "und er dazu mit dem Kopfe genickt. הרכין aram. רכן ebenso arab. „neigen, sich stützen“.",
+ "Wenn er da auf ja bejaht und auf nein verneint. Man legt ihm Fragen vor, die er vernünftigerweise mit seiner Geste bejahen resp. verneinen müßte."
+ ],
+ [
+ "ungültig. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 72a) entspricht die Mischna hier der Ansicht des R. Jose, wonach der Grundsatz מלין לא ממסרין לשליח in jedem Falle gilt. Danach ist der Scheidebrief auch dann ungültig, wenn er lediglich תנו und nicht כתבו gesagt hat, und auch wenn er dies zu drei oder mehreren Personen gesagt hat (vgl. VI, 7 und dorts. N. 61)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "wenn ich an dieser Krankheit sterbe. Er sagt dies als Kranker. Im Mischnatext der beiden Talmude: זה גטך מחלי זה „Dies ist dein Scheidebrief nach dieser Krankheit.“ Er stirbt aber in der Krankheit.",
+ "so hat er nichts gesagt. weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz אין גט לאחר מיתה unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).",
+ "Scheidebrief. In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (אם מתי ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a).",
+ "so ist der Scheidebrief gültig und ungültig. wörtl.: „er ist ein Scheidebrief und ist keiner“, d. h. seine Gültigkeit ist zweifelhaft. Es ist zweifelhaft, ob ולאחר מיתה (nach מהיום) lediglich als Bedingung gemeint ist (wie מהיום אם מתי), oder aber ולאחר מיתה das vorher gesagte מהיום aufheben sollte, so daß der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam werden sollte (vgl. Baba batra 136a, Kidduschin 59b). In manchen Texten: אינו גט (statt גט ואינו גט im vorliegenden Text), was aber, wie die Fortsetzung der Mischna beweist, auch nur bedeuten kann: Es ist kein vollgültiger Scheidebrief.",
+ "wenn er stirbt. in diesem letzteren Falle.",
+ "darf aber vom Levir nicht geehelicht werden. Die Frau darf auch als Kinderlose vom Schwager nicht geheiratet werden (Lev. 25, 5—6), da sie vielleicht nicht Witwe sondern eine Geschiedene ist, die der Schwager nach Lev. 18, 16 und 20, 21 nicht heiraten darf; andererseits muß sie, wenn sie kinderlos ist, die Chaliza vollziehen (Deut. 25, 7—10), da sie vielleicht Witwe ist."
+ ],
+ [
+ "Sie. die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten חרי זה גטך מהיום אם מתי einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna).",
+ "darf mit ihm. die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten אם מתי חרי זה גטך מהיום einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna).",
+ "nur vor Zeugen zusammen sein. Der Scheidebrief würde nach dem Tode des Gatten rückwirkend gültig werden. Die Frau wäre also nach dem Tode des Gatten als schon von der Zeit der Übergabe ab als geschieden zu betrachten. Es ist nun zu befürchten, daß während des alleinigen Zusammenseins der Mann die Frau neuerlich durch einen Beischlaf ehelicht und dadurch den Scheidebrief unwirksam macht. Nach der Ansicht, wonach solches nicht zu befürchten ist, ist immerhin (vgl. Sanhedrin 21b) das alleinige Zusammensein mit einer unverheirateten Frau verboten (Raschi z. Mischna nach Talmud 72b; vgl. noch nächste N.).",
+ "Sie gilt als geschieden und nicht geschieden. Bezügl. dieser Kontroverse heißt es in der Gemara (72b): והא קיימא לן דאין גט לאחר מיתה אמר רבה באומר מעת שאני בעולם. Danach bezieht sich diese Kontroverse auf den in der Mischna vorher nicht behandelten Fall, daß der Mann bei der Übergabe des Scheidebriefes zu der Frau gesagt hat, der Scheidebrief solle kurz vor seinem Tode wirksam werden. Wenn der Mann stirbt, gilt dann die Frau als kurz vor seinem Tode geschieden. Bis zur Todesstunde aber ist die Frau nach R. Jehuda in jeder Beziehung als seine Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose aber ist bis dahin die Frau als zweifelhaft geschieden zu betrachten, da jede Stunde möglicherweise seine Todesstunde wird (vgl. Raschi z. St.). Nach Tossafot (auf 72b s. v. אמר רבה; vgl. auch auf 72a s. v. לא תתיחד) ist jedoch in der angeführten Gemarastelle zu lesen: אמר רבה נעשה כאומר מעת שאני בעולם. Danach bezieht sich die Kontroverse auf den vorher in der Mischna behandelten Fall, daß der Mann bei der Scheidung gesagt hat: מהיום אם מתי. Für diese Auffassung spricht auch Tossifta V, wo diese Kontroverse ausdrücklich auf diesen Fall bezogen wird. R. Jehuda deutet diese Worte des Mannes dahin, daß die Scheidung lediglich noch zu seinen Lebzeiten wirksam werden sollte (nicht etwa schon sofort nach der Übergabe). Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose besteht jedoch ein Zweifel, ob die Worte des Mannes in dem obigen Sinne zu deuten sind, oder nicht vielmehr bedeuten sollen, daß die Frau nach dem Tode des Mannes rückwirkend schon als von der Zeit der Übergabe des Scheidebriefes ab als geschieden gelten soll. Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als zweifelhaft geschieden zu betrachten. Eine dritte in der Mischna nicht erwähnte Ansicht bringt die erwähnte Tossiftastelle (vgl. auch Talmud 73a), wonach die Frau, wenn der Mann stirbt, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab voll geschieden betrachtet wird, weil die Aussage des Mannes mit Sicherheit in diesem Sinne zu deuten ist. Danach würde der in der vorhergehenden N. für die Verordnung der Mischna: לא תתיחד וכו׳ angegebene Grund nur dieser letzten Ansicht entsprechen. Nach R. Jehuda aber wäre der Grund der Verordnung der, daß man sich mit einem „alten Scheidebrief“ nicht scheiden lassen kann (גט ישן, vgl. VIII, 4. Unter גט ישן versteht man einen Scheidebrief, nach dessen Schreibung der Mann mit der Frau zusammen war, bevor er ihr übergeben wurde resp. bevor er gültig wurde). Nach R. Jose endlich wären für die Verordnung לא תתיחד וכו׳ beide Gründe maßgebend."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "daß du mir zweihundert Sus. s. S. 95, N. 9.",
+ "geben. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 74a), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות גירושין VIII, 1), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab geschieden nach dem Grundsatz כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er auch מעכשיו (von jetzt ab) gesagt“ (vgl. Mischna 3). Ist der Scheidebrief also noch vor der Erfüllung der Bedingung abhanden gekommen, so ist die Frau gleichwohl geschieden.",
+ "daß du mir mein Gewand gibst. אצטלית, a. La. אסטלית, gr. στολή „Kleid, Gewand“.",
+ "Sie gebe ihm seinen Wert. Die Bedingung gilt auch als erfüllt, wenn er lediglich den Wert und nicht das Gewand selbst erhält."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "Zwei Jahre lang. vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.",
+ "Achtzehn Monate lang. vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.",
+ "Ist der Sohn. vor Ablauf der angegebenen Frist.",
+ "Scheidebrief. Nach Raschi (auf 76a s. v. בדלא פריש) nur dann, wenn die Frau wenigstens einmal den Sohn gesäugt ,resp. den Vater bedient hat. Nach Tossafot (auf 75b s. v. מת הבן) auch wenn dies nicht der Fall war.",
+ "wenn der Sohn oder der Vater gestorben ist. innerhalb der zwei Jahre.",
+ "auch ohne von ihr gekränkt worden zu sein. geschweige wenn sie an seiner Weigerung schuld ist.",
+ "Ich will nicht. S. 130, N. 10.",
+ "der Scheidebrief ungültig. Die obige Übersetzung und Erklärung der Mischna nach der Auffassung des Amoräers רבא (Talmud 75b).",
+ "in denen das Hindernis nicht von ihr ausgeht. wie in den in der Mischna behandelten Fällen."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand gesagt hat. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "wenn er Antipatris. von Herodes gegründet und nahe der galiläischen Grenze, aber noch im judäischen Gebiet gelegen (vgl. Josephus, Antiqu. XVI, 5, 2 und Bell. Jud. I, 21, 9).",
+ "erreicht hat und umgekehrt ist. vor Ablauf von dreißig Tagen.",
+ "seine Bedingung. S. 119, N. 63.",
+ "aufgehoben. d. h. auch wenn er später die Bedingung voll erfüllt, wird die Scheidung nicht wirksam, da seine Worte sich auf die erste Reise beziehen, und diese nicht entsprechend verlaufen ist. Da aber Antipatris noch in Judäa liegt (vgl. N. 31), er also die Reise nach Galiläa, von der er sprach, noch gar nicht unternommen hatte, so ist es bei einfacher Betrachtung unverständlich, warum eine spätere Erfüllung der Bedingung nicht noch möglich sein sollte. Es wird daher in der Gemara (76b) erklärt, die Mischna spräche von dem Falle, daß der Mann das Wirksamwerden der Scheidung von der Erfüllung einer von zwei Bedingungen abhängig gemacht hat. Er habe nämlich gesagt, der Scheidebrief soll gültig werden, wenn er entweder dreißig Tage lang nicht zurückkommt, ohne Unterschied, ob er nach Galiläa gelangt oder nicht, oder aber, wenn er auf seiner Reise nach Galiläa gelangt, ohne Unterschied, ob er innerhalb der dreißig Tage oder erst später zurückkommt. Die erste der beiden Bedingungen ist in der Mischna ausdrücklich genannt; daß auch eine zweite vorliegt, ist aus den Worten והיה הולך מיהודה לגליל zu erschließen. Ist der Mann nun lediglich nach Antipatris gelangt und noch vor Ablauf der dreißig Tage zurückgekommen, so ist keine der beiden Bedingungen erfüllt worden. Andererseits kann auch eine spätere entsprechend verlaufende Reise nicht als Erfüllung einer der Bedingungen angesehen werden, da der Mann lediglich von der ersten Reise gesprochen hatte. Die beiden nächsten Fälle, die die Mischna anführt, sind analog zu erklären (s. weiter).",
+ "wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme. oder wenn ich auf meiner Reise nach Judäa komme.",
+ "wenn er Kefar-Otnaj. I, N. 27.",
+ "erreicht hat und umgekehrt ist. vor Ablauf von dreißig Tagen.",
+ "seine Bedingung aufgehoben. s. N. 34.",
+ "wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme. oder wenn ich auf meiner Reise ins Ausland komme.",
+ "und in das Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "wenn er Akko. an der nördlichen Küste Palästinas gelegen, noch zu Palästina gehörig.",
+ "erreicht hat und umgekehrt ist. vor Ablauf von dreißig Tagen.",
+ "seine Bedingung aufgehoben. s. N. 34.",
+ "Scheidebrief. wenn er später die Bedingung wirklich erfüllt (vgl. Tossifta V). Wäre er aber mit ihr allein zusammen gewesen, dürfte der Scheidebrief als ein גט ישן (vgl. Schluß der N. 18) nicht verwendet werden (Talmud 76b)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand gesagt hat. bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.",
+ "so ist der Scheidebrief ungültig. weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz אין גט לאחר מיתה unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).",
+ "Scheidebrief. In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (אם מתי ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a)."
+ ],
+ [
+ "so ist der Scheidebrief ungültig. weil sein Auftrag dahin ging, daß auch die Schreibung erst nach Ablauf der zwölf Monate erfolge.",
+ "so ist der Scheidebrief ungültig. Obwohl er die Sätze umstellte, war doch dasselbe gemeint wie im vorhergehenden Falle.",
+ "Scheidebrief. In diesem zweiten Falle ist seine Auftrag dahin zu verstehen, daß lediglich die Übergabe, nicht auch die Schreibung, nach Ablauf der Frist erfolgen solle.",
+ "Wenn sie ihn nach den zwölf Monaten geschrieben und nach den zwölf Monaten ihr gegeben haben. seinem Auftrage gemäß.",
+ "wenn der Scheidebrief. d. h. seine Übergabe",
+ "ist der Scheidebrief ungültig. nach dem Grundsatz: אין גט לאחר מיתה (N. 11).",
+ "Wenn dies nicht bekannt ist. was früher erfolgte."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wenn jemand seiner Frau einen Scheidebrief zuwirft. und der Scheidebrief auf den Boden fällt.",
+ "während sie sich in ihrem. die als נכסי מלוג der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b).",
+ "Haus oder in ihrem. die als נכסי מלוג der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b).",
+ "so ist sie geschieden. ונתן בידה „… er soll ihn (sc. den Scheidebrief) ihr in die Hand geben“ (Deut. 24, 1) ist nicht wörtlich zu nehmen (Talmud 77a).",
+ "in ihren Schoß oder in ihr Körbchen. קלתה gr. ϰάλαϑος, lat. calathus.",
+ "so ist sie geschieden. obwohl sich das Kleid oder der Korb, in den der Scheidebrief gefallen ist, im Besitztum des Mannes befinden. Auch nach der Ansicht, daß ein Käufer eine Sache noch nicht erworben hat, wenn sie lediglich in sein im Gebiet des Verkäufers sich befindliches Gerät gelangt ist ( כליו של לוקח ברשות מוכר לא קנה לוקח; Baba batra 85b), ist die Frau hier dennoch geschieden, weil der Mann den Raum, den ihr Kleid oder ihr Körbchen u. dgl. einnimmt, ihr sicherlich abgetreten hat (Talmud 78a)."
+ ],
+ [
+ "Wenn er. der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "zu ihr. der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "Nimm diesen Schuldschein. s. I, N. 29.",
+ "oder wenn sie ihn hinter ihm gefunden hat. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 78a) bedeutet dies, daß die Frau den Scheidebrief von seinem Rücken genommen hat, und er ihn ihr mit dem Körper hingereicht hat. Hätte sie den Scheidebrief ohne sein Zutun vom Boden aufgehoben (טול גטך מעל גבי קרקע), so wäre sie in keinem Falle geschieden.",
+ "Da ist dein Scheidebrief. Ob dieses Sprechen schon während der Übergabe erfolgen muß oder auch nachher noch genügt, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten (Talmud 76a).",
+ "wenn er in ihrer Nähe ist. Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
+ "wenn er in seiner Nähe ist. Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
+ "wenn Hälfte gegen Hälfte. Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum.",
+ "geschieden und nicht geschieden. d. h. die Gültigkeit des Scheidebriefes ist zweifelhaft."
+ ],
+ [
+ "Und ebenso. s. vorhergehende Mischna.",
+ "ist es auch bei der Trauung. s. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. N. 49.",
+ "der Schuldner im Vorteil. Wenn die zugeworfene Schuld abhanden gekommen ist, hat der Gläubiger den Schaden. Von manchen Amoräern wird diese Verordnung der Mischna auf den Fall beschränkt, daß der Gläubiger mit dem Schuldner ausdrücklich die Vereinbarung getroffen hat, daß der Schuldner frei sein soll, wenn er ihm die Schuld in der bei Scheidebriefen gültigen Weise zuwirft. Sonst wäre der Gläubiger in jedem Falle noch haftbar (Talmud 78b, vgl. auch Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Wenn sie. die Ehefrau.",
+ "auf dem Dache. das ihr gehört.",
+ "stand und er. der Ehemann von seinem Hof (Talmud 79a).",
+ "ihn. den Scheidebrief.",
+ "sobald er in den Luftraum. אויר gr. ἀήϱ.",
+ "des Daches gelangt ist. d. i. innerhalb der Wände des Daches, oder bei einem wändelosen Dach innerhalb dreier Handbreiten vom Boden des Daches. Der Scheidebrief gilt dann als schon am Boden liegend (Talmud dorts.).",
+ "Wenn er oben. auf seinem Dach.",
+ "und sie unten. in ihrem Hof (Talmud dorts.).",
+ "sobald er aus dem Bereich des Daches gekommen ist. und innerhalb der Wände des Hofes (Talmud dorts.).",
+ "auch wenn er verlöscht oder verbrannt worden ist. bevor er zu ihr gelangt ist. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) gilt dies aber nur dann, wenn nicht schon von vornherein Feuer im Hof war, so daß normalerweise der Scheidebrief unversehrt zu ihr gelangt wäre."
+ ],
+ [
+ " In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Edujot IV, 7.",
+ "nachdem er ihn für sie geschrieben hat. und bevor er ihn ihr übergeben hat. Nach Bet-Hillel hat man zu befürchten, es könnte in diesem Falle die Frau von dem Manne ein Kind bekommen. Da nun das Datum des Scheidebriefes älter ist als die Zeugung des Kindes, könnte man dieses Kind irrtümlicherweise für ein nach der Scheidung in unehelichem Verkehr erzeugtes halten (Talmud 79b)."
+ ],
+ [
+ "Wenn er ihn. den Scheidebrief.",
+ "nach der Ära einer nicht regierenden. d. h. in dem Lande, wo er wohnt, nicht regierenden. אינה הוגנת wörtl. „unwürdig“, (arab. هَجُن).",
+ "nach der Ära der Zerstörung des Tempels. Die Einrichtung nach der Ära des betreffenden Staates den Scheidebrief zu datieren wurde „wegen des guten Einvernehmens mit der Regierung“ (משום שלום מלכות) getroffen (Talmud 80a).",
+ "oder wenn er im Osten war. d. h. dort den Scheidebrief ausstellt.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden. Wenn sie mit diesem Scheidebrief sich neuerdings verheiratet hat, muß sie sich sowohl von dem neuen Gatten als auch von dem ersten scheiden lassen. Da der Scheidebrief ungültig war, ist die Frau nach Mischna Sota V, 1: כשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל als Ehebrecherin beiden zur Ehe verboten.",
+ "und von dem einen wie von dem andern einen Scheidebrief empfangen. Nach Raschi (zur Mischna) u. a. ist die zweite Eheschließung ungültig, da auch die vorangegangene Scheidung ungültig war. Dennoch muß die Frau nach rabbinischer Bestimmung auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst (vgl. Jebamot 88b) den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung vom ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden (vgl. dazu תוספות י״ט). Nach Tossafot (auf 79b s. v. וצריכה גט מזה ומזה) u. a. ist, da der Scheidebrief nach der Tora gültig war, die zweite Eheschließung gültig. Die Frau muß also vom zweiten Gatten nach der Tora einen Scheidebrief erhalten und vom ersten nach rabbinischer Bestimmung.",
+ "sie hat weder von dem einen noch von dem andern Anspruch auf die Ketuba. weder auf die 200 resp. 100 Denare der Ketuba selbst, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert hat (תוספת כתובה; vgl. S. 121 Mischna Ketubot V, 1 und dorts. N. 3).",
+ "die Früchte. d. h. auf Ersatz der Nutzung, die der eine oder der andere Gatte nach ihrer neuen Verehelichung von den Nießbrauchsgütern (נכסי מלוג; vgl. S. 34, N. 1) hatte.",
+ "die Verpflegung. selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat.",
+ "die Abnutzung. der Güter der „eisernen Fonds“ (נכסי צאן וברזל; vgl. S. 34, N. 2) sowie der Nießbrauchsgüter (נכסי מלוג).",
+ "das Kind von dem einen wie von dem andern ist ein Bastard. Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht ist das vom zweiten Gatten vor der neuerlichen Scheidung vom ersten Gatten gezeugte Kind nach der Tora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das vor der Trennung der zweiten Ehe vom ersten Gatten gezeugte Kind ist jedoch nur nach den Rabbinen ein Bastard (und darf daher keine Ehe mit einem wirklichen Bastard eingehen; Jebamot 89b). Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt das vom ersten erzeugte Kind nach der Tora ein Bastard, und das vom zweiten erzeugte nur nach den Rabbinen. Die Mischna entspricht hier übrigens der Ansicht des R. Meïr, wonach auch die Außerachtlassung einer nur rabbinischen Bestimmung beim Scheidebrief den Mamser-Charakter des aus einer neuen Ehe stammenden Kindes zur Folge hat אומר היה ר״מ כל המשנה ממטבע שטבעו חכמים בגיטין הולד ממזר; Talmud 80a).",
+ "weder der eine noch der andere darf sich an ihr verunreinigen. wenn sie Priester sind, und die Frau gestorben ist. Daß sich ein Priester an seiner ihm zur Ehe verbotenen Frau nicht verunreinigen darf, wird Jebamot 90b aus Lev. 21, 4: לא יטמא בעל בעמיו להחלו abgeleitet.",
+ "weder der eine noch der andere hat Anrecht an ihrem Fund. Der Fund der Frau wird sonst dem Manne nur zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Gatten zu verhüten, welche Besorgnis hier nicht besteht.",
+ "und ihrem Erwerb. Da hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er das Anrecht an ihrem Erwerb, der ihm sonst lediglich als Entgelt für ihren Unterhalt zugesprochen ward.",
+ "ihre Gelübde zu lösen. Der Mann kann sonst Gelübde seiner Frau lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren. Hier fällt dieser Grund fort.",
+ "Ist sie die Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "so wird sie zur Priesterehe ungeeignet. wenn die Gatten vor der Scheidung gestorben sind; weil sie als Unzüchtige gilt, die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist die Frau ohnehin als Geschiedene vom ersten Mann nach Lev. 21, 7 zur Priesterehe ungeeignet (vgl. מהרש״ל zu Tossafot auf 79b s. v. וצריכה גט מזה ומזה).",
+ "so darf sie keinen Zehnt. Obwohl sonst einer Unzüchtigen der Genuß vom Zehnerlaubt ist, hat man in diesem Falle die Frau bestraft.",
+ "so darf sie keine Priesterhebe genießen. auch rabbinisch verordnete Priesterhebe (תרומה דרבנן) nicht.",
+ "Weder die Erben des einen noch die des andern erben ihre Ketuba. Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat, so sind hier unter Ketuba die Voransprüche gemeint, die sonst die Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten (כתובת בנין דכרין ; vgl. Mischna Ketubot IV, 10).",
+ "Wenn sie gestorben sind. ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so müssen die Brüder des einen wie die des andern die Chaliza erteilen und dürfen nicht die Leviratsehe vollziehen. Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht müssen die Brüder des ersten Gatten nach der Tora Chaliza (Deut. 25, 7—10) erteilen, während ihnen die Leviratsehe (Deut. 25, 5—6) von den Rabbinen verboten ward; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt die von den Brüdern des zweiten Gatten zu erteilende Chaliza die nach der Tora notwendige, und die von den Brüdern des ersten Gatten zu erteilende die von den Rabbinen bestimmte.",
+ "den Namen seiner Stadt oder den Namen ihrer Stadt geändert hat. Nach manchen Erklärern spricht hier die Mischna davon, daß ein gänzlich anderer Name im Scheidebriefe angegeben ist, so daß dieser nach dem Toragesetz ungültig ist. Nach anderen Erklärern aber spricht hier die Mischna von dem Fall, daß von verschiedenen Namen, die er führte, nur einer angegeben ist (vgl. IV, 2 und dorts. N. 8f.; vgl. zum Ganzen תוספות י״ט).",
+ "und alle diese Bestimmungen. die oben angeführt sind."
+ ],
+ [
+ " Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (תצא מזה ומזה וכו׳) gelten.",
+ "von denen sie. die Weisen.",
+ "daß ihre Nebenfrauen erlaubt sind. d. h. nach dem Tode ihres Mannes ohne Chaliza einen anderen Mann heiraten dürfen. Vgl. S. 3 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 3.",
+ "daß jene. die dem Schwager verbotene Frau.",
+ "unfruchtbar. s. S. 4, N. 25.",
+ "ist. In diesem Falle müßte die Nebenfrau entweder den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen. Vgl. S. 4 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 26.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden. Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten."
+ ],
+ [
+ " Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (תצא מזה ומזה וכו׳) gelten.",
+ "und deren Nebenfrau einen andern geheiratet hat. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen hat, wird die Leviratsehe nur an einer vollzogen, und die andere darf ohne weiteres einen andern heiraten. Vgl. S. 24 Mischna Jebamot IV, 11 und dorts. N. 77f.",
+ "daß jene. die vom Schwager geheiratete.",
+ "unfruchtbar. s. S. 4, N. 25.",
+ "ist. In diesem Falle müßte, da der Schwager jene nach Mischna Jebamot VIII, 5 nicht heiraten darf, die Nebenfrau den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden. Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten."
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+ [
+ "Wenn der Schreiber dem Mann einen Scheidebrief und der Frau eine Quittung. über den Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38).",
+ "und später. nachdem die Frau wieder geheiratet hat.",
+ "der Scheidebrief vom Mann und die Quittung von der Frau vorgezeigt wird. Die Frau ist also vom ersten Mann noch gar nicht geschieden.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten.",
+ "Wenn er sofort. Dies bedeutet nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 80b): noch vor der neuerlichen Eheschließung. Zur Etymologie des Wortes לאלתר s. III, N. 14.",
+ "Scheidebrief. und die Scheidung muß nochmals vorgenommen werden.",
+ "wenn aber erst später. nach der neuerlichen Eheschließung.",
+ "da der Erste nicht befugt ist. לא כל הימנו wörtl.: Es ist nicht alles von ihm (abhängig).",
+ "das Recht des Zweiten zunichte zu machen. Der frühere Gatte und die Frau könnten gemeinsame Sache gemacht und die Dokumente nachträglich vertauscht haben (Raschi).",
+ "zur Priesterehe ungeeignet gemacht. Es ist dies eine rabbinische Bestimmung. Nach der Tora ist lediglich die wirklich Geschiedene dem Priester zur Ehe verboten (Lev. 21, 7).",
+ "Selbst wenn er ihn ihr mit einer Bedingung. Zur Etymologie des Wortes תנאי vgl. S. 119, N. 63 ."
+ ],
+ [
+ " Der erste Teil dieser Mischna (bis מפני שאין לבו גס בה) findet sich in anderem Zusammenhang mit unwesentlicher Änderung Edujot IV, 7.",
+ "und sie darauf mit ihm in einer Herberge. Zu פונדקי, besser ed. princ. der Mischna (Neapel 1492): פונדק vgl. S. 91, N. 59.",
+ "übernachtet hat. worüber Zeugen vorhanden sind.",
+ "Sie bedarf von ihm eines zweiten Scheidebriefes. Die Zeugen, die aussagen, daß die beiden allein zusammen waren, gelten so viel, als ob bezeugt wäre, daß der Mann seiner Frau beigewohnt hat (הן הן עדי ייחוד הן הן עדי ביאה). Von dieser Beiwohnung nimmt man an, daß sie in der Absicht geschah, die Frau dadurch neuerlich zu ehelichen (Talmud 81b).",
+ "Sie. Bet Hillel.",
+ "wenn sie nach der Verlobung. die durch קידושין erfolgt.",
+ "weil er mit ihr nicht vertraut ist. und nicht anzunehmen ist, daß er ihr beigewohnt hat.",
+ "Wenn jemand auf Grund eines kahlen Scheidebriefes. s. Schluß der nächsten Mischna und N. 86.",
+ "geheiratet hat. Der frühere Gatte hatte ihr einen „kahlen Scheidebrief“ gegeben.",
+ "so muß sie von dem einen wie von dem andern. von dem zweiten und von dem früheren Gatten.",
+ "und alle diese Bestimmungen. die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten.",
+ "gelten für sie. Der Scheidebrief ist ungültig, weil anzunehmen ist, daß der Mann mehr Zeugen zur Unterzeichnung bestimmt hat, als unterzeichnet sind. Vgl. VI, 7 (Talmud 81b; vgl. Raschi z. St.). Auch hier entspricht die Mischna der Ansicht des R. Meïr (N. 58; Talmud 86a)."
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+ [
+ "Jeder. auch solche, die sonst als Zeugen nicht zulässig sind (Verwandte, Sklaven, Gesetzesübertreter).",
+ "eines kahlen Scheidebriefes ergänzen. wenn zwei (nach einer in der Gemara 81b angeführten amoräischen Ansicht: drei) auch sonst zulässige Zeugen unterzeichnet sind.",
+ "dürfen sie ergänzen. nicht aber andere sonst als Zeugen Unzulässige, da zu befürchten ist, daß man diese auch sonst als Zeugen verwenden würde (Talmud 81b). Es darf übrigens nur ein sonst unzulässiger Zeuge unterschrieben sein; alle übrigen müssen auch sonst zulässige sein (Talmud 81b und 82a).",
+ "hat. Ein „kahler Scheidebrief“ ist ein „gefalteter Scheidebrief“ (גט מקשר), der zu wenig Zeugenunterschriften hat. Über den גט מקשר handelt Mischna Baba batra X, 1f.; über den Ort der Zeugenunterschriften im גט מקשר sind die Meinungen der Amoräer verschieden (vgl. Baba batra 160b, 161a und b). Aus den genannten Quellen ist nicht klar ersichtlich, wie eine solche Urkunde beschaffen war. Nach den meisten Erklärern hat man eine Zeile des Bogens geschrieben, die zweite leer gelassen und diese mit der ersten zusammengefaltet und genäht. Hierauf hat man wieder die dritte Zeile geschrieben, die vierte leer gelassen und diese mit der dritten zusammengefaltet, und so fort bis zum Ende des wesentlichen Teiles der Urkunde (תורף). Der unwesentliche Teil der Urkunde (טופס) war nicht gefaltet. Eine solche Urkunde hatte mindestens drei Falten. Auf jeder Falte war auf der Außenseite des unbeschriebenen Stückes ein Zeuge unterschrieben, so daß eine solche Urkunde mindestens drei Zeugen hatte. Sind jedoch mehr Falten daran, so müssen, wie dies unsere Mischna lehrt, entsprechend mehr Zeugen unterzeichnet sein. Der Zweck der Herstellung einer solchen gefalteten Urkunde, die nicht nur bei Scheidebriefen üblich war, mag darin bestanden haben, die Beteiligten auf die Wichtigkeit der Handlung hinzuweisen und den Text vor Fälschungen zu bewahren. Nach Baba batra 160b wurde das Falten des Scheidebriefes bei Ehescheidungen der Priester angeordnet, damit sie während der langen Zeit, die die Anfertigung eines solchen Scheidebriefes erfordert, sich die Sache überlegen und sich von der Frau, die sie nach erfolgter Scheidung nicht zurücknehmen dürfen (Lev. 21, 7), nicht übereilt scheiden lassen. (Vgl. zur Herstellung und Form des גט מקשר Dr. L. Fischer im Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft IX, S. 52ff. und S. 84ff.)"
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "zu ihr gesagt hat. bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "Du seist nun jedem Menschen erlaubt. zur Ehe.",
+ "Eliëser für erlaubt. Der Scheidebrief ist gültig.",
+ "Er soll ihn. den Scheidebrief.",
+ "Wenn er es. diese ausschließende Bestimmung.",
+ "in ihn. den Scheidebrief."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand gesagt hat. zu seiner Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.",
+ "Du seist nun jedem Menschen erlaubt. zur Ehe.",
+ "dessen Eheschließung mit ihr ungültig ist. wie bei den genannten Personen. Es ist dies bei allen von der Tora wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung (כרת) verbotenen Ehen der Fall (Talmud 85a).",
+ "so ist er. der Scheidebrief.",
+ "gültig. weil in diesen Fällen die Worte des Mannes keine ausschließende Bestimmung darstellen, da die Eheschließung mit den genannten Personen ohnehin nicht rechtsgültig wäre.",
+ "als Geschiedene oder Chaluza. s. S. 323, N. 7.",
+ "einem gemeinen. dorts. N. 8.",
+ "Priester. Auch auf Grund der jetzt erfolgten Scheidung würde die Frau als Geschiedene einem Priester zur Ehe verboten. גרושה ,אלמנה und חלוצה steht hier also ungenau.",
+ "als Bastardin. s. S. 323, N. 9.",
+ "oder Nethina. dorts. N. 10.",
+ "einem Israeliten. d. i. einem Nichtpriester.",
+ "dessen Eheschließung mit ihr gültig ist. wenn sie nicht verheiratet ist, wie bei den genannten Personen. Bei sämtlichen nach der Tora verbotenen Ehen, bei denen die Übertretung weder mit der Strafe der Ausrottung (כרת) noch mit gerichtlicher Todesstrafe (מיתת בית דין) bedroht ist, ist die Eheschließung rechtsgültig, also auch die mit einem zum Judentum übergetretenen Ammoniter und Moabiter (Deut. 23, 4) oder mit einem zum Judentum übergetretenen Ägypter und Edomiter im ersten und zweiten Geschlecht (Deut. 23, 8—9; Talmud 85a).",
+ "so ist er ungültig. weil in diesen Fällen die Worte des Mannes eine ausschließende Bestimmung darstellen."
+ ],
+ [
+ "Der Hauptbestandteil. גוף wörtl. „Körper“ übertr. „Hauptsache“. Vgl. עצמו (כל) S. 314, N. 37.",
+ "Du bist nun jedem Menschen erlaubt. zur Ehe.",
+ "Entlassungsbrief und Befreiungsurkunde. . Die Reihenfolge der drei Ausdrücke wird verschieden angegeben. Manche Texte: גט פטורין ,ספר תרוכין ,אגרת שבוקין; Maim. (הלכות גירושין IV, 12) u. a. ספר תרוכין, גט פטורין, אגרת שבוקין. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a. fehlt גט פטורין.",
+ "um dich mit wem du willst zu verheiraten. Es muß aus dem Scheidebrief ersichtlich sein, daß der Mann mit ihm und nicht etwa mündlich die Scheidung vollzieht (Talmud 85b).",
+ "Der Hauptbestandteil des Freibriefes. s. I, N. 21.",
+ "du gehörst nun dir selber an. Veranlaßt durch das Vorhergehende, führt die Mischna den Text des Freibriefes einer Sklavin an. In manchen Edd. statt dessen der entsprechende Text des Freibriefes eines Sklaven: הרי אתה בן חורין, הרי אתה לעצמך."
+ ],
+ [
+ "Drei Scheidebriefe sind ungültig. nach den Rabbinen. Die Frau darf, wenn sie einen solchen Scheidebrief erhalten hat, nicht eine neue Ehe eingehen; s. noch N. 26.",
+ "wenn sie. die Frau nach Erhalt eines solchen Scheidebriefes.",
+ "so ist das Kind. aus der neuen Ehe.",
+ "unbemakelt. d. h. kein Bastard (ממזר), weil nach der Tora ein solcher Scheidebrief gültig ist. Vgl. auch Mischna Jebamot III, 8. Ob die neue Ehe nach den Rabbinen wieder geschieden werden muß, darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern. Nach einer Ansicht muß die Ehe geschieden werden, wenn noch kein Kind geboren ist; wenn ein Kind bereits geboren ist, nicht. Nach einer anderen Ansicht muß die Ehe in keinem Falle getrennt werden (Talmud 86b).",
+ "Wenn er. der Mann.",
+ "sind. die eigene Handschrift ersetzt geschehenenfalls die Zeugen (vgl. Tossafot auf 3b s. v. שלשה גטין פסולין).",
+ "ist. Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 86a und b) spricht auch hier die Mischna von dem Fall, daß der Mann selbst den Scheidebrief geschrieben hat. Andernfalls wäre, wenn nur ein Zeuge ihn unterschrieben hat, der Scheidebrief auch nach der Tora ungültig und das Kind ein Bastard (vgl. Raschi z. St.). Danach will, wie dies Raschi z. St. erklärt, die Anführung des ersten Falles: כתב בכתב ידו ואין עליו עדים lehren, daß das Kind unbemakelt ist, obwohl gar kein Zeuge unterzeichnet ist; die Anführung des letzten Falles: אין בו אלא עד אחד, daß der Scheidebrief rabbinisch ungültig ist, obwohl ein Zeuge unterzeichnet ist. Nach einer andern amoräischen Ansicht (Talmud dorts.) aber ist hier von einem Scheidebrief die Rede, den ein Schreiber geschrieben und ein Zeuge unterzeichnet hat. Der Schreiber ersetzt geschehenenfalls den zweiten Zeugen (vgl. Raschi zur Mischna).",
+ "ist er gültig. auch wenn der Mann ihn nicht eigenhändig unterschrieben hat.",
+ "damit von hypothekarisch belasteten Gütern. s. S. 150, N. 48.",
+ "hat man lediglich des allgemeinen Wohles. s. IV, N. 7.",
+ "wegen verordnet. R. Eliëser ist der Ansicht עדי מסירה כרתי (IV, N. 14). Der vorangeh. anonyme Mischnalehrer (תנא קמא) ist hingegen der Ansicht עדי חתימה כרתי (I, N. 31; vgl. Tossafot auf 86a s. v. שלשה גטין פסולין und dazu מהרש״א)."
+ ],
+ [
+ "zwei gleichlautende. Die Namen stimmen überein.",
+ "Scheidebriefe geschickt haben. damit man sie ihren Frauen übergebe.",
+ "und beide der andern. so daß jede der beiden Frauen den für sie bestimmten Scheidebrief bekommen hat.",
+ "der zweite nichtig. Der Scheidebrief darf für keine der beiden Frauen zur Verwendung kommen, da man in jedem Falle besorgen muß, daß er vielleicht für die andere Frau bestimmt ist.",
+ "sind. Nach der Erklärung des Amoräers R. Jochanan bedeutet dies: Es wurde am Anfang des Formulares das Datum geschrieben, darauf die in der Mischna angeführten Worte und hierauf der übrige Teil des Scheidebriefes für alle fünf Frauen gemeinsam. Nach der Erklärung des Amoräers R. Simon ben Lakisch aber mußte noch vor den in der Mischna angegebenen Worten die Zusammenfassung stehen: … אני פלוני ופלוני … גרשנו נשותינו פלונית ופלונית „Wir N. N. und N. N. … lassen uns von unseren Frauen N. N. und N. N. … scheiden.“ Andernfalls wäre so wie im nächsten in der Mischna besprochenen Fall der Scheidebrief nur für die letzte Frau verwendbar (Talmud 76b und 77a).",
+ "ein besonderer Text. טופס gr. τύπος, lat. typus „Form, Umriß“.",
+ "geschrieben worden ist. D. h. es wurde auf ein gemeinsames Blatt für jede einzelne ein besonderes Formular geschrieben und das Datum bei jedem Scheidebrief wiederholt. Die Zeugenunterschriften stehen am Schlusse des Blattes (Talmud dorts., vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "mitgelesen werden. d. h. der letzte Scheidebrief.",
+ "gültig. weil sich die Zeugenunterschriften möglicherweise nur auf ihn beziehen."
+ ],
+ [
+ "Wenn man zwei Scheidebriefe nebeneinander. auf ein Blatt.",
+ "und zwei griechische. d. h. griechisch sprechende Juden.",
+ "zu dem andern unterzeichnet sind. Die vier untereinanderstehenden Zeugenunterschriften, die jede den Namen des Zeugen und den Namen seines Vaters enthält (N. N. Sohn des N. N.), füllen die volle Breite der beiden Scheidebriefe aus. Bei einer hebräischen Zeugenunterschrift befindet sich dann der Name des Zeugen rechts, also unter dem rechtsstehenden Scheidebrief, der Name des Vaters links, unter dem linksstehenden. Bei der griechischen Zeugenunterschrift aber (die griechische Schrift geht von links nach rechts) steht dann umgekehrt der Name des Zeugen unter dem linksstehenden Scheidebrief, und der Name des Vaters unter dem rechtsstehenden (vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "mitgelesen werden. der rechtsstehende. Auf diesen beziehen sich die hebräischen Zeugenunterschriften; s. vorherg. N.",
+ "ein hebräischer und ein griechischer Zeuge. Manche Texte: עד אחד עברי ועד אחד יוני עד אחד יוני ועד אחד עברי.",
+ "ungültig. Nach der Erklärung des Jeruschalmi (zur Mischna) sind im ersten Falle der linksstehende und im letzten Falle beide Scheidebriefe darum ungültig, weil die notwendigen Zeugenunterschriften zu weit von ihrem Text entfernt stehen resp. von ihm durch etwas nicht zum Scheidebrief Gehöriges getrennt sind. Im ersten Falle sind die auf den linksstehenden Scheidebrief sich beziehenden griechischen Zeugenunterschriften von seinem Text über zwei Zeilen entfernt, was nicht gestattet ist. Im letzten Falle ist der rechtsstehende Scheidebrief ungültig, weil die zweite auf ihn sich beziehende hebräische Zeugenunterschrift von seinem Text über zwei Zeilen entfernt ist und überdies von der ersten Zeugenunterschrift durch den Namen des Vaters des ersten griechischen Zeugen getrennt ist. Der linksstehende Scheidebrief ist ungültig, weil die erste auf ihn sich beziehende griechische Unterschrift von seinem Text durch den Namen des Vaters des ersten hebräischen Zeugen getrennt ist, die zweite aber vollends über drei Zeilen von seinem Text entfernt und durch die Vaternamen der jüdischen Zeugen getrennt ist. Die Gemara des babylonischen Talmud aber lehnt eine solche Erklärung mit den Worten ab: וכ״ת כיון דמופלג בשני שטין לא והאמר חזקיה מלאהו בקרובים כשר. D. h. die Scheidebriefe können hier nicht wegen des zu großen Abstandes der Zeugenunterschriften vom Text ungültig werden, da der Zwischenraum durch die Zeugenunterschriften des jeweils anderen Scheidebriefes ausgefüllt ist, so wie eine Urkunde nicht ungültig wird, wenn der zu große Zwischenraum zwischen Text und Zeugenunterschrift durch die Unterschrift von Verwandten, die als Zeugen untauglich sind, ausgefüllt ist. Vielmehr ist im ersten Falle der Mischna der linksstehende Scheidebrief darum ungültig, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise auch der eine oder beide griechische Zeugen in Nachahmung der vor ihnen unterschriebenen hebräischen Zeugen nach hebräischer Art sich unterzeichnet haben, d. h. also rechts ihren eigenen Namen und links den Namen des Vaters gesetzt haben, so daß dann der linksstehende Scheidebrief nur von einem resp. überhaupt von keinem Zeugen unterschrieben wäre. Dementsprechend ist im letzten Falle der linksstehende Scheidebrief ungültig, weil zu befürchten ist, daß der eine oder beide griechische Zeugen nach hebräischer Art unterschrieben haben, der rechtstehende aber, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise der zweite hebräische Zeuge so wie der vor ihm unterzeichnete griechische Zeuge unterzeichnet hat, also seinen Namen unter den linksstehenden und den Namen des Vaters unter den rechtsstehenden Scheidebrief gesetzt hat, so daß dieser nur von einem Zeugen unterzeichnet wäre (Talmud 87b; vgl. Tossafot z. St. s. v. עד אחד עברי ועד אחד יוני und Maim. Mischnakommentar)."
+ ],
+ [
+ "Wenn man etwas von dem Text des Scheidebriefes übriggelassen und auf die zweite Kolumne. auf demselben Pergamentblatt, so daß die beiden Teile nebeneinander stehen. דף wörtl. Brett.",
+ "und die Zeugen darunter. unter der zweiten Kolumne.",
+ "so ist er gültig. Es muß aber an den Rändern des Pergamentblattes zu erkennen sein, daß nichts weggeschnitten worden ist (Talmud 88a).",
+ "Wenn die Zeugen am Kopf der Kolumne. über dem Scheidebrief.",
+ "oder bei einem einfachen Scheidebrief. der nicht gefaltet ist, während beim gefalteten (גט מקשר) die Zeugen auf der Rückseite unterschreiben (vgl. VIII, N. 86). Vgl. auch Mischna Baba batra X, 1.",
+ "mit dem Kopf eines andern zusammengesetzt. הקיף Hiph‘il von נקף „kreisen, umgeben“, dann auch „nahe sein, anhangen“.",
+ "hat. Die Scheidebriefe stehen übereinander auf einem Blatt, die Texte beider beginnen in der Mitte des Blattes und verlaufen nach entgegengesetzten Richtungen.",
+ "und die Zeugen in der Mitte. zwischen den Scheidebriefen.",
+ "so sind beide ungültig. weil sich die Zeugenunterschriften auf keinen der beiden beziehen.",
+ "(Wenn man) den Schluß des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat. Die Texte beginnen an den gegenüberliegenden Rändern des Blattes.",
+ "mitgelesen werden. d. h. der, dessen Ende die Oberseite der Buchstaben, aus denen die Zeugenunterschrift besteht, zugewandt ist.",
+ "(Wenn man) den Kopf des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat. Die Texte stehen untereinander und werden in gleicher Richtung gelesen.",
+ "mitgelesen werden. der obere."
+ ],
+ [
+ "oder wenn der Schreiber und ein Zeuge ihn geschrieben haben. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 88a) bedeutet כתב hier als gemeinsames Prädikat zu סופר und עד: unterzeichnen. Danach besagt die Mischna, daß der Scheidebrief gültig ist, wenn der Schreiber selbst und noch ein Zeuge ihn unterschrieben haben. (Es ist nicht zu befürchten, daß der Mann einen andern mit der Unterzeichnung beauftragt hat und man den Schreiber, um ihn nicht zu beschämen, unterzeichnen ließ.) Diese Erklärung muß auch nach der in N. 29 als erste angeführten Ansicht gegeben werden (vgl. Raschi auf 86b s. v. ורב). Nach der dort als zweite angeführten Ansicht aber spricht die Mischna hier von einem Scheidebrief, den ein Schreiber geschrieben und nur ein Zeuge unterzeichnet hat. Daß in Mischna 4 ein solcher Scheidebrief für ungültig, hier aber für gültig erklärt wird, wird durch die Erklärung in Übereinstimmung gebracht, daß dort von einem nicht bewährten Schreiber, hier aber von einem bewährten (מובהק) die Rede ist (Talmud 86b).",
+ "So. auf die letzte Weise. In manchen Texten folgt der Satz עושין … וכך dem im vorliegenden Texte folgenden Satz: .כשר … כתב",
+ "Wenn man seinen Beinamen. nach der Gemara (88a): der Stammesname, Name des Ahns. Die Etymologie des Wortes ist dunkel.",
+ "Ein durch Israeliten erzwungener. מעשה, ed Lowe מעוסה, pass. von Pi“el עַשֵֹּה ar. עַסִּי „kneten, pressen, zwingen“; vgl. עִשֹּוּ Ez. 28, 3 und 8 (Ges.-Buhl Wb, S. 624 s. v. עשה II).",
+ "Scheidebrief. d. h. wenn das jüdische Gericht den Mann zu einer vom Gesetz vorgeschriebenen Scheidung von seiner Frau zwingt.",
+ "ist gültig. obwohl eine Scheidung ohne Einwilligung des Mannes ungültig ist. Mischna Arachin V, 6 wird dies näher erklärt: וכן אתה אומר בגטי נשים כופין אותו עד שיאמר רוצה אני „So ist es auch bei Scheidebriefen. Man nötigt ihn, bis er sagt: Es ist mein eigener Wille.“ Wieso dann von einer willentlichen Scheidung die Rede sein kann, erklärt Maim. הלכות גירושין II, 28 durch die hier in Übersetzung wiedergegebenen Worte: „Als ,gezwungen‘ kann nur einer bezeichnet werden, der gedrängt und genötigt wird eine Sache zu tun, die zu tun er nach der Tora nicht verpflichtet ist, wie z. B. einer, der geschlagen wird, bis er (etwas) verkauft oder hergibt. Der aber, den sein böser Trieb überwältigt hat, ein Gebot nicht zu tun oder ein Verbot zu übertreten, und nun geschlagen wird, bis er das, was zu tun er verpflichtet ist, tut, oder bis er das, was zu tun verboten ist, unterläßt, der ist nicht von uns gezwungen worden, sondern umgekehrt hat er selbst sich vergewaltigt durch seinen bösen Sinn. Wenn daher einer (der nach dem Gesetz dazu verpflichtet ist) sich von seiner Frau nicht scheiden lassen will — er will aber zu Israel gehören und alle Gebote halten und von allen Übertretungen lassen; es hat ihn nur sein böser Trieb überwältigt — und dann, wenn er geschlagen wird, bis sein Trieb schwach geworden ist, erklärt: ,Es ist mein eigener Wille‘, so scheidet er sich willentlich“ (vgl. auch Hirsch, Kommentar zu Lev. 1, 3).",
+ "so ist er gültig. weil in diesem Falle die Nichtjuden lediglich als Beauftragte der jüdischen Gerichtsbarkeit gelten. In vielen Texten fehlt das Wort כשר, ohne daß dadurch der Sinn des Satzes alterniert würde (vgl. Tossafot auf 88b, s. v. ובעובדי כוכבים)."
+ ],
+ [
+ "Wenn über sie. über eine unverheiratete Frau.",
+ "daß sie angetraut worden ist. ohne daß eine gültige Zeugenaussage vorliegt. Das Gerücht muß aber durch verschiedene Indizien bekräftigt sein (Talmud 89a).",
+ "so gilt sie als angetraut. insofern als sie keinen andern außer den Betreffenden heiraten darf.",
+ "so gilt sie als geschieden. Nach einer amoräischen Erklärung bezieht sich dies auf die Frau, von der eingangs die Rede ist. Wenn, nachdem das Gerücht verbreitet war, daß sie geheiratet hat, neuerdings das Gerücht sich verbreitet, daß sie wieder von dem Manne geschieden worden ist, so darf sie wieder jeden andern heiraten. (Keinesfalls aber könnte auf Grund eines auch noch so starken Gerüchtes eine verheiratete Frau als geschieden und damit jedermann zur Ehe erlaubt erklärt werden; vgl. Raschi zur Mischna.)",
+ "nur darf nicht ein Grund. der das Gerücht abschwächt und aufhebt. אמתלא ed Lowe מיתלה (hebr. משל) „Ausrede, Begründung“.",
+ "hat sich von seiner Frau unter einer Bedingung. zu תנאי vgl. S. 119, N. 63 .",
+ "scheiden lassen. weil die Bedingung vielleicht nicht erfüllt wurde.",
+ "ob es näher zu ihr oder zu ihm lag. so daß die Gültigkeit zweifelhaft ist; vgl. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. Nn. 49—51."
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+ "weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat. der ganze Vers: כי יקח איש אשה ובעלה והיה אם לא תמצא חן בעיניו כי מצא בה ערות דבר וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה ושלחה מביתו. ."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nUnter כתובה versteht man zunächst die Urkunde, durch welche der Gatte sich verpflichtet, im Scheidungs- oder Todesfalle der Frau eine bestimmte Summe zukommen zu lassen; sodann die verschriebene Summe selbst. [Der Form nach ist כתובה das Part. pass. im Kal von כתב, also eigentlich ohne Dagesch, und bedeutet „das Geschriebene, scriptum“; die übliche Lesart ist jedoch כְּתֻבָּה, mit Dagesch, vielleicht um einer Verwechslung mit dem Part. vorzubeugen; vgl. Levy Wörterb.]\nUeber das Alter und die Entwicklung der Ketuba-Institution finden sich in den talmudischen Quellen drei von einander etwas abweichende Berichte:\n1) Ket. 82 b: Anfangs verschrieb man der Jungfrau 200 Denar und der Witwe eine Mine, ohne dass die Güter des Mannes für diese Summe haftbar gemacht wurden (s. Raschi z. St.); da weigerten sich die Frauen eine Ehe einzugehen (weil sie fürchteten, dass im Scheidungs- oder Todesfall des Gatten dessen Rechtsnachfolger das Vermögen bei Seite schaffen könnten, um die Zahlung der Ketuba zu verhindern). Es wurde deshalb verordnet, dass die Summe im Hause des Vaters der Frau zu hinterlegen sei. Eine Ehescheidung war aber dadurch noch nicht erschwert, denn der Mann konnte im Falle eines Streites seiner Frau einfach zurufen: „Gehe zu deiner Ketuba (die in deinem Vaterhause liegt)!“ Darum wurde nun die Anordnung getroffen, dass die Ketuba im Hause des Mannes zu deponieren sei und der Frau das Recht zustehe, sich für diesen Betrag Hausgeräte zu kaufen. Damit war aber die Scheidung noch nicht genügend erschwert, denn der Mann konnte im Falle eines Streites zu ihr sagen: „Nimm deine Sachen und gehe!“ Da setzte endlich Simon b. Schetach fest, dass der Mann der Frau verschreibe, Alle seine Güter seien für ihre Ketuba haftbar.\n2) Jerus. Ket. VIII Ende: Simon b. Schetach setzte fest, dass der Mann den Betrag der Ketuba geschäftlich verwenden dürfe; es wird aber der Gatte das Geld seinem Geschäfte nicht leichtsinnig entziehen, um sich von der Frau scheiden zu können.\n3) Tosefta Ket. XII, 1: Anfangs, da die Ketuba im Hause des Vaters der Frau aufbewahrt wurde und der Mann sich leicht von ihr scheiden konnte, ordnete Simon b. Schetach an, dass ihre Ketuba bei ihrem Manne aufbewahrt werde und er ihr schreibe, alle seine Güter seien für den Betrag ihrer Ketuba haftbar. — In b. Sab. 14b und 16b heisst es kurz, S. b. S. habe die Ketuba für die Frau angeordnet.\nAus diesen Berichten geht hervor, dass die Institution der Ketuba als einer Schuldverschreibung eine sehr alte war; Simon b. Schetach (um das J. 80 vor der übl. Zeitr.) hat nur die Frau dadurch sicher gestellt, dass er den Mann mit seinem ganzen Vermögen haften liess. [Gegen Graetz, Gesch. d. Juden III4, S. 706. Die Annahme (ibid.), dass diese Schuldverschreibung der Ketuba im Buche Tobit VII, 14 als συγγϱαφὴ βιβλίου συνοιϰήσεως vorkomme, ist unwahrscheinlich, da der griechische, bei den Juden übliche Ausdruck für Ketuba φεϱνή war; vgl. die Septuaginta zu מהר Ex. 22, 16. S. auch Rosenmann, Studien zum Buche Tobit, S. 16—19.]\nSo alt auch die Institution der Ketuba ist, so ist doch die Frage, ob sie von der Thora oder von den Rabbinen getroffen ist, controvers. Nach R. Simon b. Gamliel (Ket. 10a, 110b) und R. Meir (ib. 56b) ist die Ketuba von der Thora vorgeschrieben (כתובה מן התורה), oder fanden doch die Rabbinen im Wortlaute der Schrift כמהר הבתולות, Ex. 22, 16 eine Stütze (סמכו) für diese Ansicht; vgl. Tos. zu Sota 26a s. v. איש. Nach den übrigen Weisen ist die Ketuba nur eine rabbinische Institution. In diesem Sinne entscheidet auch die überwiegende Mehrheit der Decisoren; vgl. Maim. Hil. Ischut X, 7; R. Ascher zu Ket. 10a; Eb. haëser 66,6, gegen R. Tam in Tos. zu Ket. 10a s. v. אמר.\nDer Tractat Ketubot behandelt in 13 Abschnitten folgende Punkte:\nI. Bestimmung über den Hochzeitstag für Jungfrauen und Witwen sowie über die Höhe der Ketuba. Glaubwürdigkeit des Mannes oder der Frau betreffs verlorener Jungfrauschaft.\nII. Zeugnis der Frauen über ihre eigene Person; Glaubwürdigkeit von Zeugen, die für sich selbst oder für einander zum Vorteil aussagen.\nIII. Festsetzung der Strafen für die Vergewaltigung von Mädchen.\nIV. Bestimmungen über die Personen, denen das Strafgeld zukommt. Elterliche Gewalt des Vaters. Rechte und Pflichten des Mannes. Erbfähigkeit der Witwe sowie der Söhne und Töchter.\nV. Zulage zur Ketuba. Arbeitsleistungen der Frau; Pflicht des Mannes in ehelicher Hinsicht; Unterhalt der Frau.\nVI. Rechte des Mannes an dem Erwerbe oder dem Erbgut der Frau. Berechnung des eingebrachten Gutes einer Frau. Aussteuer einer Tochter.\nVII. Gelübde und Vergehen der Frau sowie Krankheiten und Fehler der Ehegatten, die die Trennung der Ehe herbeiführen.\nVIII. Rechte des Mannes an den Gütern, die der Frau während der Ehe zufallen. Ansprüche der Frau auf den Nachlass ihres Mannes.\nIX. Vorrechte bei einem Concurs. Eideszuschiebung in Streitfällen über die Auszahlung der Ketuba.\nX. Verfahren in Fällen, wo ein Mann mehrere Frauen hinterlassen hat.\nXI. Rechte der Witwen; Verkauf der Güter, die für die Ketuba haften.\nXII. Rechte einer zugebrachten Tochter; Ansprüche der Witwen auf Unterhalt im Hause ihres verstorbenen Gatten.\nXIII. Aussprüche zweier Richter zu Jerusalem über ehe- und sachenrechtliche Fragen. Bestimmungsrecht des Mannes über Wohnort und Wohnung. Festsetzung der Münze, in der die Ketuba zu zahlen ist, wenn die Eheschliessung in dem einen und die Ehescheidung in einem anderen Lande vollzogen ist.\n"
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+ "Eine. Während die Mischna bei איש und אשה gewöhnlich den Artikel hinzufügt, wie Kid. I, 1, II, 1 u. s. w., heisst es hier בתולה ohne Artikel, weil vom Manne und der Frau in Bezug auf Eheschliessung in der Schrift (Deut. 24, 1) die Rede ist und die Mischna somit auf die hier genannten Personen hinweist; von der Jungfrau hingegen spricht die Schrift in Bezug auf die Eheschliessung nicht (Tos.). Der Gleichmässigkeit wegen fehlt der Artikel auch bei אלמנה.",
+ "Jungfrau wird am. In der Mischna des jerus. Talmud, des R. Alfasi sowie der ed. princ. ist die Lesart ביום. Das ל׳ ist hier temporal gebraucht, wie Gen. 49,27, Koh. 11,6, wo das לערב dem vorhergehenden בבקר parallel ist. Vielleicht soll auch durch ליום hier angedeutet werden, dass die Hochzeit unter allen Umständen „erst“ am vierten Tage stattzufinden, dass man mit ihr „bis zum“ vierten Tage zu warten hat, selbst wenn sie eigentlich schon früher erfolgen könnte; s. weiter Note 8.",
+ "vierten Tage. Der Tag ist hier buchstäblich zu nehmen. Die Eheschliessung soll nicht erst in der Nacht zum Donnerstag geschehen, da zu fürchten ist, dass der Mann durch die Hochzeitsfeierlichkeit und die Erledigung der Ketuba nicht mehr dazu kommen wird, seiner Frau in dieser Nacht beizuwohnen.",
+ "eine Witwe. Deren Mann gestorben ist, nachdem er ihr beigewohnt (Tos. R. Ak. Eger). Wenn sie jedoch nach vollzogener Ehe, aber vor erfolgtem Coitus Witwe wurde, so soll ihre Hochzeit am Mittwoch erfolgen; denn wenn auch die Klage wegen der fehlenden Jungfrauschaft gegen sie nicht erhoben werden kann (s. M. 4), so gilt dies nur in Bezug auf die Höhe der Ketuba, aber nicht hinsichtlich der Frage, ob sie nicht vielleicht dem zweiten Manne zur Ehe verboten ist (s. weiter Note 8).",
+ "denn. Die Mischna begründet nur die Vorschrift betreffs der Jungfrau.",
+ "am zweiten und am fünften Tage [der Woche. Nach B. kamma 82a hatte Esra die Anordnung getroffen, dass an diesen beiden Tagen beim Gottesdienste aus der Thora vorgelesen werden sollte; da nun zu diesem Zwecke die Leute in den Städten zusammentrafen, so sollten an diesen Tagen auch die Gerichtssitzungen stattfinden.",
+ "falls er wegen der Jungfrauschaft Klage zu führen hat. D. h. wegen nicht vorgefundener Zeichen der Jungfrauschaft, postulatio de praerepta virginitate; er behauptet, es sei ihr nach dem ersten Coitus kein Blut abgegangen oder er habe hierbei keinen Widerstand (am Hymen) gefunden. Der erste Einwand kann gegen jede Jungfrau ohne Rücksicht auf das Alter erhoben werden, der letztere nur bei Jungfrauen bis zum Alter von 12½ Jahren.",
+ "gleich am folgenden Morgen zum Gericht gehen kann. Um die Klage vorzubringen. Wenn längere Zeit zwischen der Eheschliessung und dem Gerichtstage liegt, ist zu fürchten, dass sein Unwille sich legt und er von der Klage absteht und sie als Gattin behält. Wenn er aber behauptet, die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorgefunden zu haben, so darf er die Ehe mit ihr nicht fortsetzen, denn es wäre möglich, dass die Frau in der Zeit zwischen der Verlobung (ארוסין, zu der auch die Trauung gehört) und der Heimführung Unzucht getrieben hat, wodurch sie ihm zur Ehe verboten wird; s. Sota V, 1. Dies gilt zunächst nur in zwei Fällen: 1) Bei einem Priester, der diese Klage erhebt; deun hier waltet nur ein Zweifel ob, nämlich der, ob die Verführung vor oder nach der Eheschliessung geschah; ob jene aber mit ihrem Willen oder gegen diesen erfolgte, ist gleichgültig, da auch eine Vergewaltigte dem Priester zur Ehe verboten ist (s. Ket. II, Note 51). 2) Bei einer Kleinen, die in einem Alter von weniger als 3 Jahren von ihrem Vater an einen Israeliten verheiratet wurde. Wenn hier der Mann, der sie heimgeführt hat, nachdem sie das dritte Lebensjahr vollendet hatte, die Klage erhebt, er habe keine Jungfrauschaft vorgefunden, so darf er die Ehe mit ihr nicht fortsetzen, da nur ein Zweifel obwaltet, ob sie nämlich freiwillig oder gezwungen Unzucht getrieben hat; der Zweifel aber, ob dies vor oder nach der Verheiratung durch den Vater geschehen, ist hier unzulässig, da im ersteren Falle, d. i. wenn sie noch nicht 3 Jahre alt war, die Zeichen der Jungfrauschaft sich wieder einstellen würden (s. Nidda V, 4). Nur für diese beiden Fälle wäre eigentlich die Anordnung der Mischna nötig, die Hochzeit auf Mittwoch festzusetzen, damit event. sofort am folgenden Tage das Gericht entscheiden kann, ob die Ehe fortgesetzt werden darf oder nicht; und wenn bezüglich der Übertretung eines Verbotes der Thora nur ein Zweifel obwaltet, so ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden (ספק דאוריתא לחומרא). In jedem andren Falle aber dürfte die Ehe sicherlich fortgesetzt werden, obgleich der Mann behauptet, die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorgefunden zu haben; denn es waltet hier ein doppelter Zweifel ob, erstens ob sie vor oder nach der Verlobung Unzucht getrieben, und selbst wenn letzteres der Fall gewesen, ist es fraglich, ob dieses mit ihrem Willen oder gegen diesen geschehen ist. Die Frau aber, die vergewaltigt wurde, darf die Ehe mit ihrem Manne fortsetzen (Ket. 51b). Nur durch Zeugen könnten diese Zweifel behoben werden. Darum haben die Rabbinen die Ehe einer jeden Jungfrau auf Mittwoch festgesetzt, damit, falls der Mann Einwände erhebt, das Gericht sofort die Frage prüfen und Zeugen vernehmen kann. — Nun könnte eigentlich die Hochzeit einer Jungfrau auch am Sonntag stattfinden, da ja am Tage darauf das Gericht gleichfalls Sitzungen abhielt. Die Weisen waren jedoch bestrebt, das Wohl der jüdischen Jungfrauen zu fördern und wollten, dass der Mann 3 Tage mit den Vorbereitungen des Hochzeitstages sich beschäftige; diese 3 Tage sollten aber nicht durch den Sabbat unterbrochen werden (Ket. 2a). Desgleichen waren die Weisen auf das Wohl der Witwe bedacht und wollten, dass der Mann sich mit ihr 3 Tage freue und sich der Arbeit enthalte. Die geeignetsten Tage waren deshalb die 3 letzten Tage der Woche, zu denen der Sabbat gehört, an dem er ohnedies nicht arbeiten darf. Wäre aber die Hochzeit an einem andren Wochentage zulässig, so wäre zu fürchten, dass der Mann am Tage darauf sofort seiner Beschäftigung nachgeht."
+ ],
+ [
+ "[Denar. Der Name dieser gangbaren Münze, Denar oder Sus, wird oft ausgelassen. Der Denar in Silber war der vierte Teil des Sela (Maaser scheni II, 9); ein Sela entsprach dem Schekel der Thora nach der zur Zeit des zweiten Tempels erfolgten Erhöhung seines Wertes um ein Fünftel, also = 1, 2 Schekel. Da nun ein Denar nach heutigem Gelde etwa ⅔ Mark entspricht (s. Zuckermann, über talm. Münzen und Gewichte, Anhang II), so wären 200 Denare = 133,33 M., vermehrt um ⅕ dieser Summe, 26,67 M., also = 160 M. Für die Höhe der Ketuba einer Jungfrau waren die Fälle Ex. 22,16 und Deut. 22,29 bestimmend, in denen eine Summe von 50 Silberschekel zu zahlen ist. — In welchem Gelde diese Summe zu zahlen war, hängt von der Frage ab, ob die Ketuba als Institution der Thora oder der Rabbinen aufgefasst wird (s. Einleitung). Nach der ersteren Auffassung müsste die Zahlung in tyrischem Gelde (כסף צורי), nach der letztern in Provinzialgeld (כסף מדינה) geschehen, da als Regel galt: Alle in der Thora angeführten Summen Silbergeldes sind nach tyrischem Gelde, alle nachbiblischen nach Provinzialgeld zu berechnen, Kid. 11b. Die Provinzialmünze enthielt aber nur den achten Teil an Silber im Vergleich zu der entsprechenden jerusalemischen oder tyrischen Münze. R. Ascher jedoch nahm an, dass, obgleich die Ketuba selbst nur rabbinisch ist, die Rabbinen die Zahlung derselben nach tyrischem Gelde bestimmt hätten.",
+ "eine Witwe [nur] cine Mine. Mine = μνᾶ = 100 Denar. Ein Münzstück in der Grösse einer Mine ist im Talmud nicht bekannt. Der Ausdruck scheint eher von dem Gewicht (s. Ket. V, 8) hergenommen zu sein und die bestimmte Summe von 100 Denar zu bezeichnen; vgl. Zuckermann, S. 25.",
+ "die nach der Verlobung. Jedoch vor der Heimführung seitens des ersten Gatten.",
+ "Witwe oder geschieden oder eine Chaluza. Eine Witwe, die der Bruder des Mannes, mit dem sie verlobt war, nach dessen Tode nicht geehelicht, der er vielmehr die Chaliza erteilt hat; s. Deut. 25, 5—10 und Jeb. Einleitung.",
+ "erhält. Wenn sie eine zweite Ehe schliesst.",
+ "Denar. Da sie noch als Jungfrau gilt.",
+ "und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft erhoben werden. Wenn der [zweite] Gatte die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, so braucht er die Ketuba nicht zu bezahlen, da er sie nur geheiratet hat in der begründeten Annahme, dass sie noch Jungfrau sei.",
+ "die ausgelöst. Die Reihenfolge der Verba ist der der Subjecte nicht parallel, wie dies in der Mischna öfter der Fall ist. Nach Tos. Jomtow ist hier die Reihenfolge der Verba absichtlich so gewählt: es ist zuerst von שנפדו die Rede, weil die Pflicht, Gefangene auszulösen, eine sehr heilige ist (s. B. batra 8a, Jore dea 252,2); sodann folgt שנתגירו, weil man den Proselyten, der in das Judentum aufgenommen sein will, nicht zurückweisen darf, wenngleich man ihn zum Uebertritt nicht veranlassen soll; zuletzt folgt שנשתחררו, weil man durch die Freilassung des heidnischen Sklaven ein Gebot der Schrift, Lev. 25,46 übertritt.",
+ "oder [zum Judentum] übergetreten war. Da bei einer Minderjährigen von einer freien Willenserklärung nicht die Rede sein kann, so muss hier ihr Vater oder ihre Mutter mit ihr zugleich übergetreten sein; vgl. Ket. IV, 3.",
+ "bevor sie drei Jahre und einen Tag alt war. Sodass, wenn sie damals vergewaltigt worden wäre, die Zeichen ihrer Jungfrauschaft sich von selbst wieder einstellen würden; Nidda V, 4.",
+ "und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft erhoben werden. Wenn der [zweite] Gatte die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, so braucht er die Ketuba nicht zu bezahlen, da er sie nur geheiratet hat in der begründeten Annahme, dass sie noch Jungfrau sei."
+ ],
+ [
+ "Wenn ein Erwachsener einer Minderjährigen. Unter drei Jahren und einem Tage.",
+ "oder ein Minderjähriger. Unter neun Jahren und einem Tage.",
+ "einer Erwachsenen beiwohnt. Ohne dass die Erwachsene hierdurch die Jungfrauschaft verliert, denn die Beiwohnung seitens eines Knaben unter 9 Jahren ist wirkungslos, Nid. V, 4; vgl. auch Jeb. X, Note 85.",
+ "oder wenn sie durch Holz verletzt ist. Und dadurch die Jungfrauschaft verloren hat.",
+ "Denar. Wenn sie später eine Ehe schliesst und kein Vorbehalt gemacht wird.",
+ "Die Ketuba einer durch Holz Verletzten beträgt nur eine Mine. Weil infolge der Verletzung ihr jungfräulicher Reiz geschwunden ist (בטל חנה). Im Sinne der Weisen entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "die nach der Hochzeit. D. h. nachdem der erste Gatte die Eheschliessung unter dem Trauhimmel vollzogen, aber bevor er ihr beigewohnt. Sie behauptete und konnte durch Zeugen beweisen, dass sie ihm keine Gelegenheit gegeben, ihr beizuwohnen.",
+ "Witwe oder geschieden oder eine Chaluza. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass die Chaluza nur eine Mine erhält, da sie ja ohnedies bereits Witwe ist und eine Frau, die nach erfolgter Eheschliessung (נשואין) verwitwet ist, nur eine Mine erhält; die Mischna nennt hier die Chaluza nur wegen des Parallelismus mit Mischna 2. Oben betrug die Ketuba der Chaluza 200 Denar, obgleich sie Witwe war, da sie bereits nach der Verlobung verwitwet ist, hier aber beträgt ihre Ketuba nur 100 Denar.",
+ "erhält. Wenn sie eine zweite Ehe schliesst.",
+ "und es kann gegen sie die Klage wegen Jungfrauschaft nicht erhoben werden. Wenn er die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, kann er nicht die Zahlung der Mine verweigern, indem er behauptet, er sei betrogen, da er sie nur in der Annahme geheiratet habe, dass sie Jungfrau sei.",
+ "nachdem. Das יתרות der Mischna ist nicht buchstäblich zu nehmen, sondern nur dem פחותות in Mischna 2 gegenübergestellt; denn die Beiwohnung eines Mädchens an dem Tage, da es gerade 3 Jahre und einen Tag alt wird, hat bereits rechtliche Folgen, s. Nidda V,4. (S. Straschun zu Ket. 11b).",
+ "erhält als Ketuba nur eine Mine. Denn da sie unter Heiden oder unter fremder Gewait lebten, wird vermutet, dass man ihnen bereits beigewohnt."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand in Judäa im Hause seines Schwiegervaters ohne Zeugen. Es ist niemand zugegen, während er mit seiner Verlobten zusammen ist, wie dies in Judäa Sitte war, s. Jeb. IV, Note 74.",
+ "allein war. Und er im Verdachte steht, ihr beigewohnt zu haben.",
+ "Sowohl die Witwe [die Tochter] eines Israeliten. D. i. eines Nichtpriesters.",
+ "Der Gerichtshof der Priester. Ueber dieses richterliche Collegium s. Graetz in Frankels Monatsschr. 1887, S. 116ff.",
+ "erhobjedoch für eine Jungfrau. Die Tochter eines Priesters, die einen Priester oder einen Israeliten geheiratet.",
+ "Sus. = Denar, s. Note 9. Die Ketuba der jungfräulichen Priestertöchter wurde verdoppelt, um den Gatten die Ehescheidung zu erschweren, da es für jene als Glieder des bevorzugten Priesterstandes eine grössere Zurücksetzung war, geschieden zu werden, als für andre Frauen.",
+ "ohne dass die Weisen es ihm verwehrten. Sie fürchteten nicht, dass Frauen, die nicht Priestertöchter waren, sich beleidigt fühlen könnten."
+ ],
+ [
+ "es ist also dein Feld. In den Talmudausgaben שדהו; demnach wäre ונסתחפה שדהו nicht mehr die Rede der Frau.",
+ "verwüstet. סחף, das sich in der Bibel an zwei Stellen findet, ist nach Gesenius Wörterbuch = سحف = abscheren, abreissen, dann zerstören, niederwerfen; nach Delitzsch, Prolegomena S. 180 ist es nicht mit jenem arab. Stamm, sondern mit dem assyrischen sahâpu = niederwerfen, zusammenzustellen. Die Mischna ed. Lowe liest hier ניסחפה, cf. Jerem. 46, 15.",
+ "worden. D. h. du hast den Schaden zu tragen, und ich habe die volle Ketuba von 200 Denar zu beanspruchen.",
+ "jener. הלה, das ל mit vorgesetztem Artikel, ist in der Mischna für das Pronomen זה oder הלזה sehr gebräuchlich, s. B. mezia III, 2; הוא . . וחלה Schebuot VII, 1; זה . . והלה ibid. VI, 7. Der Plural dazu ist הללו (z. B. Abot V, 19), contrahiert aus הלה und אלו. Vgl. Barth, Americ. journ. of semit. lang, and liter. XIII, S. 6.",
+ "nicht so [war es. S. Jeb. VIII, Note 23. In unsrem Falle kann das לא כי nicht wie sonst eine bestimmte Behauptung einleiten, da der Mann hier nicht mit Bestimmtheit wissen kann, wann sie die Jungfrauschaft verloren hat; es ist auch anzunehmen, dass er sie, wenn ihm der Zeitpunkt bekannt gewesen wäre, nicht geheiratet hätte. Seine Aussage ist also nur eine Vermutung.",
+ "mein Kauf war also ein irrtümlicher. Und du hast eine Ketuba überhaupt nicht zu beanspruchen.",
+ "sie ist beglaubt. Denn für sie galt die Präsumtion (חזקה s. Jeb. XV, Note 59), dass sie Jungfrau war, da sie als solche geboren ist, und diese Gewissheit kann durch den Zweifel, ob sie zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau war, nicht aufgehoben werden. Die Aussage der Frau gewinnt noch durch die Erwägung an Glaubwürdigkeit, dass sie ja auch hätte sagen können, sie habe sich an einem Stück Holz verletzt und dadurch die Jungfrauschaft verloren, eine Behauptung, die der Mann nicht widerlegen könnte. Da sie dieses aber nicht vorgab, obgleich sie als Verletzte zur Priesterehe nicht untauglich wäre, sondern einräumte, dass sie vergewaltigt worden und als solche zur Priesterehe untauglich sei, darf man ihr auch glauben, dass sie erst nach der Verlobung ihre Jungfrauschaft verloren habe. Im Talmud wird dieses Beweismittel „aus dem Umstande, dass jemand eine widerlegbare oder antastbare Tatsache angiebt, während er eine andre unantastbare hätte vorbringen können“, מגו genannt. Nun wird zwar dieses Beweismittel in dem Falle, wo durch seine Anwendung jemand aus seinem bisherigen Besitze verdrängt werden soll, verworfen (מגו להוציא, s. Tos. B. mezia 2a, Stw. וזה); es dürfte hier demnach der Frau das Princip von מגו nicht zu statten kommen, da bei dessen Anwendung der Mann gezwungen würde, einen Teil seines Besitzes, die 200 Denar, herzugeben. Es ist jedoch zu bedenken, dass hier die Frau mit Bestimmtheit (ברי) behauptet, sie sei zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau gewesen, während der Mann nur einen Zweifel (שמא) dagegen geltend macht; in solchem Falle aber gilt der Grundsatz: ברי ושמא ברי עדיף , dass der im Rechte ist, der das Bestimmte behauptet, s. B. mezia VIII, Note 8. Es sind daher die Momente, die zu Gunsten der Frau sprechen, überwiegend, und deshalb ist hier der Frau das Beweismittel von מגו zuzubilligen. (Vgl. den Kommentar בית שמואל zu Eb. haëser 68, 9.)",
+ "wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage. Eigentlich: wir leben nicht von ihrem Munde, sind von ihrer Aussage nicht abhängig.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Für R. Josua ist der Umstand entscheidend, dass das Geld, welches die Frau beansprucht, sich bisher im Besitze des Mannes befand, es kann aber niemand aus seinem Besitze verdrängt werden, solange der Gegenanspruch nicht vollkommen erwiesen ist. Die Frau aber kann ihren Anspruch nicht erweisen und erhält daher auch nicht eine Mine. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht."
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+ [
+ "ich bin. Nach der Verlobung, jedoch vor der Eheschliessung. Diese Mischna ist die Fortsetzung der vorhergehenden.",
+ "durch Holz verletzt. Und habe dadurch meine Jungfrauschaft verloren und eine Mine als Ketuba zu beanspruchen; s. Mischna 3.",
+ "sondern von einem Manne bist du vergewaltigt. S. Note 41. — דרס = bibl.-hebr. דרך (s. Fragmententargum zu Deut. 32, 29) = treten (B. kamma III, 1), dann = drücken (Sab. XXIV, 3, Chul. III, 1), niederdrücken, beiwohnen, vergewaltigen (analog כבש Jeb. VII, Note 49), wie das latein. calcare, ursprünglich = treten, dann = begatten, z. B. Columella VIII, 5, 24: Gallinae, quae velut mares cantare atque etiam calcare coeperunt, oder das deutsche „betreten“ = begatten, vom Federvieh; s. Grimm’s deutsches Wörterbuch I, 1712.",
+ "sie ist beglaubt. Da sie etwas Bestimmtes (ברי) behauptet, er aber nur einen Zweifel (שמא) dagegen geltend macht, so ist sie im Rechte; s. Note 42. Ihre Aussage gewinnt hier noch dadurch an Glaubwürdigkeit, dass (מגו) sie ja hätte sagen können, sie habe sich erst nach erfolgter Eheschliessung verletzt, was der Mann nicht widerlegen könnte; sie hätte dann Anspruch auf 200 Denar. Da sie nun diesen Einwand nicht macht, sondern zugiebt, dass sie vor der Eheschliessung verletzt ist, so ist ihre Aussage glaubwürdig. Auch hier entscheidet die Halacha in diesem Sinne.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Es sind absichtlich die beiden Fälle, Mischna 6 und 7 aufgestellt. Aus dem ersten, in dem die Frau erklärt, dass sie vergewaltigt worden, soll geschlossen werden, dass, wenn sie einräumt, erst nach der Eheschliessung vergewaltigt zu sein, sie jeden Anspruch auf die Ketuba verliert, also gar nichts erhält, da sie den Mann völlig betrogen, während ein Amora der Ansicht war, dass, wenn er sie geheiratet in dem Glauben, sie sei Jungfrau, ihr aber tatsächlich jemand bereits beigewohnt hat, sie dennoch 100 Denar zu beanspruchen hat (Ket. 11b). Der zweite Fall, in dem sie erklärte, sich verletzt zu haben, will nachdrücklich betonen, dass sie, auch wenn der Mann bei der Eheschliessung von dem Verluste ihrer Jungfrauschaft nichts wusste, dennoch 100 Denar zu beanspruchen hat, während ein Amora (ibid.) der Ansicht war, dass sie in diesem Falle nichts bekommt (Ket. 13a)."
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+ [
+ "Wenn man sie mit jemand auf der Strasse. In den Talmudausgaben fehlt בשוק.",
+ "[vertraulich] reden. Nach dem Talmud z. St. ist hier מדברת ein euphemistischer Ausdruck für נבעלה, ’„intim verkehren.“",
+ "wie verhält es sich. טיב = ܛܶܐܒܳܐ = Gespräch, Geräusch, dann Gerücht, Art und Weise; s. B. mezia I, 8; Targ. Jon. giebt דבת, Num. 13, 32 mit טיב ביש wieder. Mannes, über den Einfluss des Aramäischen, S. 36 erinnert an ܡܳܐ ܛܰܒܟܳܐ؟ für das bibl.-hebr. מי את, Ruth 3,9. Hier also: „was für eine Bewandtnis hat es mit diesem Manne?“",
+ "und er ist ein Priester. Oder überhaupt jemand, der sie durch seine Ehe zur Priesterehe nicht untauglich macht, ein מיוחס, ein Mann legitimer Abkunft.",
+ "sie ist beglaubt. Da für sie die Präsumtion gilt, dass sie bisher unbescholten ist (חזקת כשרות). Sie ist demnach zur Priesterehe tauglich.",
+ "wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage. Die Annahme ihrer früheren Unbescholtenheit ist durch den intimen Verkehr mit dem Manne erschüttert.",
+ "der ein Nathin. S. Jeb. II, Note 37.",
+ "oder ein Bastard. S. Jeb. IV, 13.",
+ "beigewohnt hat. Sie ist also zur Priesterehe untauglich, vgl. Jeb. III, Note 74.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Bis sie beweist, dass nur der von ihr Genannte ihr beigewohnt und dass dieser ein Priester ist."
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+ "sie ist beglaubt. Sie sowie ihr Kind dürfen also Priester heiraten.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Die beiden, einander ähnlichen Fälle (Mischna 8 und 9) sind deshalb besonders aufgestellt, weil bei dem ersten gezeigt werden soll, dass, obwohl niemand sah, dass der Fremde ihr beigewohnt, R. Josua die Frau schon wegen ihres Alleinseins mit dem Fremden zur Priesterehe für ungeeignet erklärt, weil man hinsichtlich der Priesterehen mit besondrer Strenge auf Reinheit und Legitimität hielt (מעלה עשו ביחוסין); an dem zweiten Falle soll gezeigt werden, dass Rabban Gamliel die Frau und ihre Tochter zur Priesterehe für geeignet erklärt, obwohl man sicher wusste, dass der Fremde ihr beigewohnt. S. jedoch die folgende Mischna."
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+ [
+ "wenn die Mehrzahl der Einwohner. In der Mischna ed. Lowe und der ed. princ. fehlt אנשי; ebenso vorher das Wort מים.",
+ "der Stadt [ihre Töchter] mit Priestern verheiraten darf. Wenn die Mehrheit der Männer legitimer Abkunft ist (כשר), sodass ihre Frauen und Töchter zur Priesterehe geeignet sind.",
+ "so darf jene auch einen Priester heiraten. Da anzunehmen ist, dass ein Mann aus dieser Mehrheit ihr beigewohnt hat. — Die Halacha entscheidet jedoch, dass diese Mehrheit allein für die Zulässigkeit der Frau zur Priesterehe noch nicht ausschlaggebend ist, Der Fall muss vielmehr (Ket. 15a) sich so ereignet haben, dass die Beiwohnung seitens des Fremden an einem Scheidewege oder an einem Orte geschah, wo viel Verkehr ist, sodann muss sowohl die Mehrheit der Einwohner als auch die der Männer, die an jener Stelle verkehren, legitim sein; nur beim Zusammentreffen dieser beiden günstigen Momente darf die Frau einen Priester heiraten, weil mau bei den Priesterehen doppelte Vorsicht walten liess, s. oben Note 60. Wenn aber die Mehrheit der Männer, die in jener Stadt wohnten, illegitim (פסול) war, selbst wenn zufällig die Mehrzahl der an jener Stelle verkehrenden Männer legitim war, oder umgekehrt, so darf sie einen Priester nicht heiraten, da zu fürchten ist, dass ein Illegitimer ihr beigewohnt hat, der sie zur Priesterehe untauglich macht. Hat sie jedoch einen Priester geheiratet, so braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. S. Eb. haëser 6, 17."
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+ "du. In der Mischna zum jerus. Talmud sowie in B. batra 92b, wo diese Mischna citiert wird, ist die Lesart נשאתי = ich habe geheiratet.",
+ "hast mich als Jungfrau geheiratet. Meine Ketuba beträgt daher 200 Denar. Die Mischna handelt hier von dem Falle, dass das Document verloren gegangen ist oder von einem Orte, wo man eine Ketuba nicht zu schreiben pflegte und die Frau auch ohnedies die Zahlung derselben zu fordern berechtigt war.",
+ "sondern als Witwe habe ich. In dem Falle, dass sie verwitwet ist, behaupten dies die Erben von ihrem Vater.",
+ "dich geheiratet. Die Ketuba beträgt also nur 100 Denar.",
+ "wenn Zeugen. Vgl. auch Mischna 10.",
+ "dass sie mit dem Hinuma. Dieses schwierige Wort wird schon in den Talmuden verschieden erklärt. In b. Ket. 17b erklärt es ein Amora mit תנורא דאסא, nach Raschi z. St. „eine Art runden Baldachins aus Myrtenzweigen“, wo für תנורא nach einer Vermutung von M. Sachs, Beiträge zur Sprach- und Altertumsforschung S. 83, תרונא = ϑϱόνος zu lesen ist. Ein andrer Amora umschreibt es mit קריתא דסנמנה בה כלתא [wo richtiger דמנמנמה zu lesen ist, s. Sch. mekub.], nach Raschi „ein Schleier, mit dem man die Braut zu bedecken pflegte und unter dem sie zuweilen einschlummerte.“ Vermutlich las Raschi קליתא = ϰάλυμμα, Schleier. Raschbam zu B. batra 92b s. v. בהינומא liest קלתא דמנמנמא ביה = ϰλισία, Lehnsessel; קריתא, oder nach Sch. mekub. הריתא = κάρρον, Wagen. Der jerus. Talmud berichtet, dass man es in Babylon mit נמנומא = Schlummerdecke (Levy Wörterb. s. v. הינומא), in Palästina dagegen mit פוריומא erklärte. Dieses letztere Wort hat wiederum mehrfache Deutungen erfahren. Nach Levy ist es = φόϱημα, Sänfte, Tragsessel (vgl. Midr. rabba zu Hohel. 3, 8 מה הוא אפריון פריומא), oder contrahiert aus φᾶϱος und εἷμα, Gewand, Decke; nach Fleischer (bei Levy, I, 558) = φόϱημα, Kleid; Das Wort הינומא selbst suchen die Erklärer aus dem Griechischen abzuleiten. R. Chananel (s. Aruch s. v.) setzt es = ἔννομος, gesetzmässig, üblich; nach M. Sachs l. c., der eine Umstellung von הימונא vermutet, ist es ὑμέναια, von ὑμέναιος = ὕμνος, Hochzeitsgesang, wie er bei der Einführung der Braut in das Haus des Bräutigams gesungen wurde; ebenso Löw, Lebensalter, S. 190; Krauss, Griech. u. lat. Lehnwörter, II, 228. Nach Levy = ἑανόν und εἷμα, ein schöner Teppich; nach Kohut (Aruch s. v.) = εὔνημα, Bett, Schlafstelle, während freilich dieses griechische Wort nur Ehe, Beischlaf bedeutet. Lewy, Magazin für die Wies, des Judent. 1892, S. 133, der als die ursprüngliche Lesart הימיונא vermutet, setzt es = ἡμιόνειον, Maultierfuhrwerk, also Wagen, Sänfte. Interessant ist, dass K. Chuschiel הינומא im Sinne von Schleier, Schmuck genommen hat; denn in einem Briefe, den Schechter aus der Genisa in Kairo veröffentlicht hat (Jew. Quart. Rev. 1899), schreibt er: … ויבחר יראת ה׳ ותורתו ונשתרש בנחלת אבותיו ויתאפד בה ויתהדר בהינומה ויעטרה כנזר ויעטה כשרין ויאפדה כמעיל וצניף … … Wir haben das Wort wegen seiner Vieldeutigkeit unübersetzt gelassen.",
+ "und mit entblösstem Haupte. Die Jungfrauen pflegten mit aufgelöstem, herabwallendem Haar aus dem Elternhause in das Hochzeitshaus zu gehen.",
+ "auch das Verteilen gerösteter Ähren. Wie es in der Gegend des R. Jochanan bei der Hochzeit einer Jungfrau üblich war.",
+ "gilt als Beweis. Wenn jedoch keine Zeugen vorhanden sind und die Frau ihre Ketuba nicht vorlegen kann, so ist der Mann beglaubt und hat nur 100 Denar zu zahlen; er muss jedoch seine Aussage beschwören, s. Eb. haëser 96, 15. Dass aber R. Gamliel und R. Josua (I, 6) der Frau Glauben schenkten, wenn ihre Behauptung der des Gatten gegenübersteht und keine Partei Zeugen beibringen kann, hat seinen Grund darin, dass dort die Frau etwas Bestimmtes behauptete, der Mann aber nur einen Zweifel dagegen geltend machte (s. I, Note 48); hier aber steht der bestimmten Behauptung der Frau die ebenso bestimmte Erklärung des Gatten oder seiner Erben gegenüber, und darum muss die Frau, die von dem Manne 200 Denar beansprucht, den Beweis für die Berechtigung dieser Forderung erbringen. Ist sie es nicht imstande, so ist der Mann auf seinen Eid hin beglaubt."
+ ],
+ [
+ "Josua giebt aber za. Während in der vorigen Mischna R. Gamliel dem R. Josua zugestand, dass die Frau nicht beglaubt ist, da dort das Beweismittel durch מנו nicht zulässig war, giebt hier R. Josua dem R. Gamliel zu, dass der Fordernde im Rechte ist, weil ihm ein מנו zur Seite steht.",
+ "löst auch wieder. Diese Wendung besagt allgemein: jeder, der nach seiner eigenen Aussage sich etwas entzogen oder verboten hat, erscheint glaubwürdig, sich dieses wieder zusprechen oder gestatten zu dürfen, da er den ersten Umstand gänzlich hätte verschweigen können und das Fragliche ihm dann ohne weiteres zugestanden wäre. (Vgl. auch Fink, Miggo, S. 7.) Da man hier nur durch die Aussage des einen weiss, dass das Feld früher einmal dem Vater des andren gehört hat, so glaubt man ihm auch die Aussage, dass er es ihm abgekauft hat. — Dass aber R. Josua hier die Anwendbarkeit von מנו „zugiebt“, hat seinen Grund in Folgendem: Wenn die Frau erklärt (I, 6), sie sei nach der Verlobung vergewaltigt worden, so darf man ihr, obgleich sie eine bessere Ausrede hatte, die Behauptung nämlich, sie sei nur durch ein Stück Holz verletzt, aus dem Grunde nicht glauben, weil zu bedenken ist, dass sie vielleicht aus Einfalt auf diese Ausrede nicht gekommen ist oder aber aus Verschmitztheit sie umgangen hat, um desto eher Glauben zu finden; durch Schweigen jedoch hätte sie ihre Lage nicht gebessert, da ihr Mann ja ausdrücklich erklärt, sie sei vor der Verlobung bereits vergewaltigt worden, er sie also zu einer Gegenerklärung förmlich herausfordert, andrerseits die Frau durch ihr Geständnis, dass sie vergewaltigt ist, zugiebt, dass die Präsumtion, sie sei noch in ihrem jungfräulichen Zustand, erschüttert ist. In unsrem Falle aber, wo niemand das Feld von dem gegenwärtigen Besitzer fordert, und selbst wenn dies geschähe, die Annahme, dass er der rechtmässige Besitzer ist, durch nichts erschüttert wäre, erklärt ihn R. Josua für glaubwürdig, weil (מגו) er einfach hätte schweigen können, da ihm ja niemand seinen Besitz streitig machte, oder weil er hätte behaupten können, dass das Feld niemals in fremdem Besitz gewesen sei. — Maimonides (Kommentar z. St.) erklärt den Unterschied zwischen beiden Fällen also: In der obigen Mischna ist der Mann zur Zahlung der Ketuba nicht verpflichtet und die Frau nicht beglaubt, weil das Beweismittel durch מגו, das ihr zur Seite steht, einer ganz andren Rechtssphäre angehört als der Rechtsfall selbst; sie hätte nämlich behaupten können, sie sei nur verletzt, und hätte die Glaubwürdigkeit ihrer Aussage dadurch erhöht, dass sie ein Zugeständnis machte, welches sie zur Priesterehe unfähig macht. Es würde also dieser Beweis durch מגו auf dem rituellen Gebiete liegen. In unsrem Falle hingegen stimmt R. Josua dem R. Gamliel bei, weil der Beweis durch מגו, der dem Eigentümer des Feldes zur Seite steht, auf dem gleichen Gebiete wie der Rechtsfall selbst liegt und nur die Frage des Eigentums, aber keine rituelle Frage berührt. Jener nämlich hätte einfach sagen können, das Feld gehöre ihm; da er aber einräumt, dass es früher dem Vater des andren gehört habe, so verdient er Glauben. Es ist eben möglich, dass jemand in rituellen Fragen sehr gewissenhaft, in Fragen des Eigentums aber weniger aufrichtig ist.",
+ "so ist er nicht beglaubt. Nach dem Talmud (Ket. 17b) handelt die Mischna hier von dem Falle, dass er z. B. zwei Jahre bei Lebzeiten des Vaters und ein Jahr bei Lebzeiten des Sohnes (oder umgekehrt) die Nutzniessung des Feldes gehabt hat, mithin die gesetzlich bestimmte Ersitzungszeit von drei Jahren (B. batra III, 1) durch den Tod des Vaters unterbrochen ward. Sind nun Zeugen da, dass das Feld früher dem Vater des andren gehört hat, so ist er mit seiner Behauptung, dass er es jenem abgekauft habe, nicht beglaubt. Von einem andren Falle kann hier nicht die Rede sein; denn wenn er bereits bei Lebzeiten des Vaters drei Jahre ununterbrochen die Nutzniessung des Feldes gehabt hat, so muss er beglaubt sein, wenn aber nicht, so kann er nicht beglaubt sein. Die Mischna lehrt also, dass, wenn ein Feld, das A. für sich beansprucht, durch Erbschaft aus dem Besitze des B. in den des Rechtsnachfolgers C. (z. B. des Sohnes) übergegangen ist, die während des Besitzes des C. verstrichene Ersitzungszeit dem A. nicht zu statten kommt."
+ ],
+ [
+ "Wenn Zeugen. Die die Unterschrift auf einer Urkunde vor Gericht als die ihrige anerkennen sollen.",
+ "aber wir waren [damals] gezwungen. D. h. man drohte uns zu töten, wenn wir die Unterschrift verweigern würden, wir unterschrieben deshalb eine Unwahrheit. Würden sie erklären, sie hätten zur Zeit nur darum unterschrieben, weil man sie mit Vermögensverlust bedroht oder bestochen hatte, so wären sie nicht beglaubt, da wir annehmen, dass sich niemand durch sein eigenes Zeugnis zu einem Bösewicht stempelt, s. Jeb. II, Note 75. Wir könnten aber dann ihre Aussage nicht etwa teilen (פלגינן דיבורא) und ihnen zwar glauben, dass sie gezwungen waren, aber nicht, dass sie durch drohenden Geldverlust, sondern etwa durch Lebensgefahr gezwungen waren, wie es in Jeb. II, 9 zu dem Falle von הרגתיו bemerkt war. Denn dort war das Wesentliche die Tatsache, dass der Mann getötet ist, und diese glaubte man auch dem Zeugen, die Person aber, die den Mord verübt, war unwesentlich, darum war er betreffs dieser nicht beglaubt; in unsrer Mischna hingegen ist das Wesentliche, wodurch die Zeugen zur Unterschrift gezwungen waren, man kann deshalb ihre Aussage nicht zerlegen, sondern muss sie als eine einheitliche betrachten (Tos.).",
+ "oder minderjährig. Wenngleich unser Zeugnis der Wahrheit entspricht.",
+ "oder zu einem Zeugnis untauglich. Da wir zur Zeit mit den Parteien verwandt waren, s. Sanh. III, 4. Es kann hier nicht gemeint sein, dass sie sich für zeugnisunfähig erklären, indem sie sich eines Verbrechens bezichtigen (Ex. 23, 1), denn dieses würde man ihnen nicht glauben, s. Note 14.",
+ "so sind sie beglaubt. Da man erst durch ihre eigene Aussage die Mängel ihrer Zeugnisfähigkeit erfuhr, glaubt man ihnen auch, dass es ihre eigene Unterschrift ist, vgl. Note 11; freilich nur dann, wenn der mit „aber“ eingeleitete Teil ihrer Aussage unmittelbar (תוך כדי דבור) auf den ersten Teil derselben folgte und zwischen diesen beiden höchstens soviel Zeit verstrich, dass man die drei Worte שלום עליך רבי (s. Mak. I, Note 62) hätte sprechen können. Andrenfalls könnte ihre Aussage nicht mehr als eine zusammenhängende betrachtet werden, wir müssten vielmehr in dem Zugeständnis, dass es ihre Unterschrift ist, eine ähnliche Bestätigung derselben erblicken, wie in dem letzten Falle dieser Mischna, wo ihre Unterschrift anderweitig bekannt ist, und dürften den Zeugen nicht glauben.",
+ "oder ist ihre Handschrift anderweitig bekannt. Wörtlich: geht ihre Handschrift aus einer andren Stelle hervor, d. h. ihre Unterschrift befand sich auch auf einer andren, vom Gericht bestätigten Urkunde und stimmte mit der auf der fraglichen überein.",
+ "so sind sie nicht beglaubt. Denn die Unterschrift zweier Zeugen gilt soviel wie ein von ihnen vor Gericht abgelegtes und als richtig befundenes Zeugnis, da man nicht annimmt, dass sie mutwillig etwas Unwahres beglaubigen werden; wenn aber jemand vor Gericht Zeugnis abgelegt hat, so kann er seine Aussage nicht widerrufen."
+ ],
+ [
+ "dies ist meine Handschrift und dies. Die andre Unterschrift.",
+ "so sind sie beglaubt. Weil jede Unterschrift von zwei Zeugen bestätigt ist.",
+ "so muss man noch einen andren hinzunehmen. Der vor Gericht die Unterschrift der beiden Zeugen als die ihrigen anerkennt.",
+ "dies sind die Worte Rabbi’s. In der Mischna ed. Lowe: דברי רבי מאיר. Der Tanna ist der Ansicht, dass die Zeugen nur die Richtigkeit ihrer Unterschrift erklären, aber nicht die Wahrheit des Inhalts der Urkunde; diese bedarf daher zu ihrer Bestätigung noch eines Zeugen, der beide Unterschriften kennt.",
+ "dies ist meine Handschrift. Die Weisen sind der Ansicht, dass die Zeugen durch ihre Aussage, dies sei ihre Unterschrift, zugleich die Richtigkeit des Inhalts der Urkunde erklären, es ist also die Urkunde durch zwei Zeugen bestätigt; und so entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "löst auch wieder. S. Note 11. Ob die Frau die beiden Aussagen unmittelbar nach einander (Note 17) gemacht haben muss oder nicht, ist unter den Decisoren streitig, vgl. Eb. haëser 152, 6.",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Hier kann der Satz הפה שאסר וכוי nicht angewendet werden, da man nicht durch die Frau, sondern durch die Zeugen erfuhr, dass sie verheiratet gewesen.",
+ "ich war gefangen. Von Heiden. Diese aber standen im Verdacht, die Gefangenen zu vergewaltigen und sie dadurch zur Priesterehe unfähig zu machen, vgl. Ket. I, Note 29.",
+ "bin aber rein [geblieben. D. h. es hat mir niemand beigewohnt.",
+ "nachdem sie sich [wieder] verheiratet hat. Oder selbst, wenn sie sich noch nicht verheiratet, sondern das Gericht ihr nur erlaubt hat, einen Priester zu ehelichen.",
+ "so braucht sie [den Mann] nicht zu verlassen. Die Ehe braucht nicht getrennt zu werden (vgl. Jeb. XV, Note 32), resp. sie darf auch auf Grund der Erlaubnis des Gerichtes die Ehe schliessen. Kamen jedoch, nachdem sie den Priester geheiratet, Zeugen, die da erklärten, dass ein Heide ihr beigewohnt, so muss ihre Ehe unter allen Umständen getrennt werden; ebenso, wenn die Frau, die erklärt hatte, sie sei geschieden, eine neue Ehe geschlossen, bevor noch Zeugen kamen und sagten, dass sie verheiratet gewesen."
+ ],
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+ "Wenn zwei Frauen gefangen waren. Und Zeugen vorhanden sind, dass sie gefangen waren.",
+ "ich war gefangen. Sie weiss nicht, dass Zeugen darüber vorhanden sind.",
+ "Wenn aber jede von der andren dies bezeugt. Jede sagt von der andren aus, sie sei rein geblieben, über sich selbst aber macht sie keine Aussage.",
+ "so sind sie beglaubt. Und man braucht nicht zu befürchten, dass sie durch ein falsches Zeugnis einander nur aushelfen (גומלין) wollen. Bei einer Gefangenen nahm man es nicht so streng und liess selbst eine Frau oder ein Kind, die sonst nicht klassische Zeugen sind, als Zeugen gelten, sobald sie nur vom Beginn bis zum Ende der Gefangenschaft um die Frau waren; denn dass der Priester eine Gefangene nicht heiraten darf, ist nur deshalb, weil es zweifelhaft ist, ob ihr nicht vielleicht ein Heide beigewohnt hat, vgl. auch Note 51."
+ ],
+ [
+ "so sind sie nicht beglaubt. Weil niemand befugt ist, über seine eigene Person Zeugnis abzulegen. Man darf daher diesem Manne keine Hebe verabfolgen. Heutzutage jedoch, wo man Hebe nicht mehr abzuscheiden braucht, darf man den Priester auf seine Aussage hin zu priesterlichen Functionen zulassen, s. Eb. haëser 3, 1.",
+ "Wenn aber jeder vom andren dies bezeugt. Indem jeder erklärt, sowohl er selbst als auch sein Freund seien Priester."
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+ "man erhebt nicht in den Priesterstand auf die Aussage nur eines Zeugen. Selbst dann nicht, wenn nicht zu befürchten ist, dass der Zeuge nur deshalb zu Gunsten des andren aussagt, damit dieser ein Gleiches von ihm bezeuge. R. Jehuda ist nämlich der Ansicht, dass man von dem Genusse der Hebe auf die Legitimität, auf die volle Berechtigung zur Priesterwürde schliessen dürfe (מעלין מתרומה ליוחסין), wenn also jemand einen andren Hebe essen sieht, so wird er glauben, dieser sei nun in jeder Beziehung zur Priesterwürde berechtigt. Man darf deshalb auf die Aussage nur eines Zeugen niemand zum Priester erklären und ihm etwa Hebe verabfolgen.",
+ "Elasar. In der Mischna ed. Lowe sowie in der Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin (Ms. Or. Fol. 567): ר׳ אליעזר.",
+ "wenn man Einspruch dagegen erhebt. Wenn das Gerücht verbreitet ist, er sei kein Priester oder 2 Personen erklären, er sei ein „Entweihter“, s. Lev. 21, 15 und Jeb. VI, Note 37.",
+ "so darf man auch auf die Aussage nur eines Zeugen in den Priesterstand erheben. Wenn nicht zu befürchten ist, dass die Beiden durch ein falsches Zeugnis einander helfen wollen.",
+ "sagt im Namen des R. In Mscr. Or. 567, Mischna ed. princ. und ed. Lowe fehlt das Wort רבי.",
+ "Simon. Vgl. Schek. VIII, 5; Men. XI, 9.",
+ "Sohnes des Segan. Über die Bedeutung dieses Wortes, das hier als appellativum gebraucht wird, s. Sota VII, 7.",
+ "man erhebt in den Priesterstand auf die Aussage nur eines Zeugen. R. Simon b. G., der scheinbar derselben Ansicht wie R. Elasar ist, meint dies nach der Erklärung des Talmud (Ket. 26a) für folgenden Fall: A. galt allgemein als Priester. Dann verbreitete sich das Gerücht, dass er ein Entweihter sei, woraufhin das Gericht ihm die Priesterwürde aberkannte. Später kam ein Zeuge und erklärte, A. sei ein (legitimer) Priester, worauf das Gericht ihn wieder in den Priesterstand erhob. Alsdann verbreitete sich zum zweiten Male das Gerücht, dass er ein Entweihter sei, worauf das Gericht ihn aus dem Priesterstand entfernte; und dann kam wieder ein Zeuge und erklärte, er sei ein Priester. R. Simon b. G. ist nun der Ansicht, dass man die Aussagen der zwei Zeugen zu einem Zeugnis vereinigen darf, obschon sie nicht zu gleicher Zeit vor Gericht erschienen sind; durch das Zeugnis dieser beiden wird das Gerücht umgestossen und A. wieder in den Priesterstand erhoben, da er ohnedies als Priester galt; und so entscheidet auch die Halacha. Nach R. Elasar hingegen darf die Aussage des zweiten mit der des ersten nicht zu einem Zeugnis vereinigt werden, da sie zeitlich auseinanderlagen, es bliebe vielmehr das Gerücht bestehen, dass A. ein Entweihter ist."
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+ "die von Nichtjuden wegen Geldes. Wegen einer Geldschuld, oder weil man Geld von ihr erpressen wollte.",
+ "ist ihrem Gatten. Auch wenn dieser ein Priester ist.",
+ "erlaubt. Zur Fortsetzung der Ehe; denn es ist anzunehmen, dass die Heiden ihr nicht Gewalt angetan aus Furcht, das Geld zu verlieren. Nach dem Talmud gilt dies nur in dem Falle, dass an dem betreffenden Orte die Juden die Gewalt in Händen haben, sodass die Heiden mit gutem Grunde diese Besorgnis hegen. Ist aber die Gewalt in der Hand der Heiden, so ist die Frau dem Manne, falls er ein Priester ist, verboten, es sei denn, dass ein Zeuge erklärt, sie sei nicht vergewaltigt worden, s. Note 33.",
+ "[geschah dies] wegen eines Kapitalverbrechens. D. h. sie war zum Tode verurteilt.",
+ "so ist sie ihrem Gatten verboten. Nicht nur wenn der Gatte ein Priester ist, der selbst eine Vergewaltigte nicht heiraten darf, sondern auch wenn er ein Nichtpriester ist, denn es ist zu befürchten, dass sie, um ihr Leben zu retten, sich freiwillig hat missbrauchen lassen.",
+ "die ein Belagerungsheer. In der Mischna ed. princ. קרקום, dagegen in Ms. Or. 567 und ed. Lowe richtig: כרקום = χαϱάϰωμα, eigentl. Pfahl, Pallisade, Bollwerk, dann das belagernde Heer; s. auch Git. III, 4. Vgl. Targ. Onkelos כרקומין zu מצור Deut. 20, 20; ebenso hat die Septuaginta z. St. χάϱαξ.",
+ "sind alle Priesterfrauen. Auch die nicht priesterlichen Jungfrauen, die sonst zur Priesterehe tauglich gewesen wären.",
+ "untauglich geworden. Zur Priesterehe, weil zu fürchten ist, dass sie vergewaltigt worden. Dass aber die Vergewaltigte dem Priester zur Ehe verboten ist, wird im Talmud (Jeb. 56b) aus dem scheinbar überflüssigen והיא bei לא נתפשה, Num. 5, 14 abgeleitet, welches andeuten will, dass, während im allgemeinen nur die Frau, die nicht vergewaltigt ist, sondern freiwillig Unzucht getrieben hat, ihrem Gatten zur Fortsetzung der Ehe verboten ist, es auch einen Fall giebt, in dem selbst die Vergewaltigte zur Ehe verboten ist, nämlich wenn sie einen Priester heiraten oder die Ehe mit ihm fortsetzen will. — Befand sich jedoch in der belagerten Stadt ein Schlupfwinkel, in dem sich auch nur eine Frau versteckt halten konnte, so ist jede Frau, die erklärt, sie habe sich während der Belagerung dort verborgen gehalten, beglaubt. Wenn sie daher erklärt, sie habe sich zwar nicht versteckt, sei aber auch nicht vergewaltigt, so ist sie gleichfalls beglaubt, da (מגו) sie ja auch hätte sagen können, sie habe sich verborgen gehalten, was ihr ohne weiteres geglaubt worden wäre (Ket. 27a).",
+ "Sind jedoch Zeugen da. Dass sie nicht vergewaltigt sind.",
+ "sei es auch nur ein Sklave oder eine Sklavin. D. h. die Sklavin eines Andren; ihre eigene wäre hier nicht beglaubt, weil zu besorgen ist, dass sie aus Furcht vor ihrer Herrin die Unwahrheit sagt. Nur wenn ihre Sklavin dies beiläufig, „in ihrer Einfalt“ (מסיחה לפי תומה), nicht in ihrer Eigenschaft als Zeugin erzählt hätte, wäre sie beglaubt.",
+ "es ist aber. Im jerus. Talmud und im Ms. Or. 567 ist die Lesart שאין.",
+ "niemand bezüglich. Zur Bedeutung von על ידי s. Jeb. X, Note 58.",
+ "Sohn des Kazzaw. קצב eigentl. Fleischhauer. R. Secharja war ein Priester, vgl. auch Ed. VIII, 2; Sota V, 1; B. batra 111a. Er lebte zur Zeit der Tempelzerstörung.",
+ "bei diesem Tempel. Das ist ein Ausdruck der Versicherung und Bekräftigung, ähnlich einem Schwure. Vgl. Ker. I, 7; VI, 3; B. batra 166a; היכלא Kid. 71a; העבודה = beim Gottesdienst! B. Batra 11a, Sifra zu Lev. 19,17, Mech. zu Ex. 12,26; cf. הא׳ Sab. 145a, משה Chul. 93a.",
+ "Ihre. Meiner Frau.",
+ "es darf niemand für sich selbst Zeugnis ablegen. Wenn aber ein Priester bezeugt, dass eine Frau, die gefangen war, nicht vergewaltigt worden ist, so darf er sie nicht heiraten, weil er im Verdachte steht, „ein Auge auf sie geworfen zu haben.“ Hat er sie jedoch aus der Gefangenschaft losgekauft und bezeugt dann ihre Reinheit, so darf er sie heiraten, weil anzunehmen ist, dass er sich zuvor vergewissert haben wird, dass sie auch rein geblieben ist."
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+ "als Erwachsene. Das ו in גודלן und קוטנן, das hier die Mischnaausg. haben, ist als mater lectionis zu fassen; es ist auch möglich, dass בגוּדלן gelesen werden soll, wie Ps. 150,2.",
+ "dies ist die Handschrift meines Vaters. אבא in der Mischna öfter = mein Vater, wie Pea II, 4, Sanh. III, 2, Git. IX, 2; es ist derselbe Sprachgebrauch wie im Targ. Onkelos zu Gen. 19, 34; 24, 38 u. ö. — Da nach der Thora die Unterschrift von zwei einwandsfreien Zeugen ohne weiteres beglaubigt ist (s. oben Note 19) und erst die Rabbinen die Bestätigung der Unterschrift durch das Gericht angeordnet haben, so haben sie auch solche Personen zu diesem Zeugnis für zulässig erklärt, die sonst nicht als klassische Zeugen gelten. Minderjährige sind aber zeugnisunfähig, was aus האנשים Deut. 19, 17 abgeleitet wird. Sobald nun noch ein Zeuge da ist, der beide Unterschriften kennt, kann das Gericht diese bestätigen.",
+ "dies ist die Handschrift meines Lehrers. Dass die Mischna alle 3 Fälle anführen musste, begründet der Talmud (Ket. 28a) also: Hätte nur der Fall vom Sohne gestanden, so könnte man meinen, dass dieser nur darum beglaubt ist, weil er als Kind gewöhnlich beim Vater war und daher dessen Unterschrift genau kannte, betreffe des Lehrers aber wäre er vielleicht nicht beglaubt. Hätte wiederum nur der zweite Fall gestanden, so könnte man meinen, der Schüler sei nur darum beglaubt, weil er aus Ehrfurcht vor dem Lehrer bloss das bezeugen wird, was er sicher weiss, betreffs des Vaters aber wäre er vielleicht nicht beglaubt. Hätten endlich nur jene beiden Fälle gestanden, so würde man noch nicht wissen, ob man auch betreffs der Unterschrift des Bruders beglaubt ist, da ja die genannten Vermutungen hier nicht zutreffen.",
+ "ich erinnere mich. זכור (auch Ned. III, 1) = eingedenk, wie Ps. 103, 14. Der Gebrauch der passiven Form in activer Bedeutung bei intransitiven Stämmen ist in der Mischna [wie in der Bibel שכון ,אחוז ,בטוח] nicht selten, vgl. סכור = glaubend, Kid. III, 5; מתון = zögernd, bedächtig, Ab. I, 1; שקוד = wachsam, ibid. II, 14.",
+ "mit dem Hinuma. S. oben Note 6.",
+ "und entblösstem Haupte fortgegangen ist. Die Frau erhält demnach eine Ketuba von 200 Denar. Da nämlich die meisten Frauen als Jungfrauen heiraten, so bedarf es in diesem Falle keines wirklichen, vollgilltigen Zeugnisses, es genügt vielmehr eine blosse Bekundung darüber, dass die Hochzeit der N. N. in derselben Weise wie bei allen Jungfrauen stattgefunden hat.",
+ "aus der Schule ging. Als ich noch ein Kind war.",
+ "um zu baden. Als er unrein war.",
+ "und dann Hebe. Die nach der Thora abzuscheiden geboten ist, Deut. 18, 4.",
+ "geniessen zu dürfen. Auf Grund dieser Aussage, die nur rabbinisch als Zeugnis gilt, darf er dann Hebe von solchen Früchten essen, deren Abscheidung gleichfalls nur von den Rabbinen angeordnet ist. Es ist aber nicht zu befürchten, dass N. N. zur Zeit nur der Sklave eines Priesters war und als solcher von der Hebe seines Herrn genoss (Lev. 22, 11), da man Sklaven nicht in der Thora unterrichten soll; s. Jore dea 267,71.",
+ "oder dass er mit uns Anteil in der Scheune erhielt. Auch hier braucht man nicht zu befürchten, dass er zur Zeit nur der Sklave eines Priesters war, da man einem solchen nur in Gegenwart seines Herrn Hebe verabreichen darf; vgl. Jeb. XI, Note 29.",
+ "an der Totengebeine liegen. בית הפרס ein Ort, an welchem Totengebeine liegen, die durch einen über das Grab geführten Pflug „zerbrochen“ oder „ausgebreitet, zerstreut“ sind, s. Ohal. XVII, 1 und XVIII, 2—4. [Nach Brüll, Jahrbücher V, 122 würde פרס mit dem griech. „φϱοῦδος = verschwunden, verloren“ oder aber, was uns freilich ebenso unwahrscheinlich ist, mit „φϱάσσω = umzäunen, umhegen“ zusammenhängen. Er meint, ursprünglich sei ein Feld, von dem man vermutete, dass sich ein Grab auf demselben befand, umzäunt worden; diese Bezeichnung sei später auch für jedes derartige Ackerland gebraucht. Zuckermandel, in Frankels Monatsschrift 1874, S. 33ff. nimmt פרס = Hälfte, von פרס = teilen, spalten, vgl. כדי אכילת פרס), und בית = Fläche, in welcher Bedeutung בית bei Massbestimmungen öfter vorkommt (vgl. בית כור ,כית סאה). בית הפרס wäre demnach ein Flächenraum, der die „Hälfte“ des biblischen צמד (I Sam. 14, 14) ist, also eine Fläche von 100 Ellen im Quadrat, צמד ein Rechteck, dessen eine Seite 200, dessen andre 100 Ellen lang ist. Nach Löw bei Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter, S. 492 ist פרס = φόϱος, forum, der äussere Vorhof eines Grabmals.] Da die Unreinheit eines solchen Feldes im Umfange von 100 Ellen im Quadrat nur eine rabbinische Anordnung ist, so glaubt man auch den genannten Personen, wenn sie erklären, dass sich diese Fläche nur bis zu einer bestimmten Linie erstreckt habe; was dann ausserhalb dieser Grenzlinie liegt, ist rein.",
+ "bis hierher sind wir am Sabbat gegangen. Vgl. Erub. Einleitung und V, 5. Die Bestimmung über die Sabbatgrenze ist nur rabbinisch.",
+ "hatte an dieser Stelle einen Weg. D. h. ein Wegrecht auf dem Felde eines Andren.",
+ "hatte an dieser Stelle einen Stand. D. h. das Recht, nach der Beerdigung den Zug der Leidtragenden „halten zu lassen.“ Nach dem Berichte des Talmud (B. batra 100b) pflegte man nach der Beisetzung noch eine Trauerfeier auf dem Friedhof zu veranstalten, indem man in kurzen Zwischenräumen Halt machte, sich niedersetzte und Trostesworte an die Trauernden richtete. Die Aufforderung an die Leidtragenden zur Fortsetzung resp. zur Unterbrechung des Zuges lautete: עמדו יקרים עמודו, „erhebt euch, ihr Teuren, erhebt euch“, שבו יקרים שבו, „setzt euch, ihr Teuren, setzt euch.“ Da es sich in den beiden letzten Fällen um gewisse Rechte und um Fragen des Besitzes handelt, so ist hier ein vollgiltiges Zeugnis erforderlich und niemand beglaubt, als Erwachsener das zu bezeugen, was er in seiner Kindheit gesehen, obgleich diese Dinge öffentlich bekannt waren und nicht leicht anzunehmen ist, dass der Zeuge etwas Unwahres bekundet."
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+ "Bei folgenden. אלו ist entweder Fragepronomen, Plural zu איזו (vgl. B. mezia II, 1), oder die in der Mischna übliche Nebenform zu אלה. Nach J. Derenbourg in Frankels Monatsschr. 1880, S. 232 ist die Form אלו sogar älter als אלה, wie זו älter scheint als זה; „der Vocal u verwischt sich in e, aber e erhebt sich nicht zu u. Bei den Hebräern hat wahrscheinlich die Volkssprache das alte אלו bewahrt, welches von der Schriftsprache in אלה verflüchtigt wurde. Nach der Sprachverderbnis im letzten Jahrhundert vor der gewöhnlichen Zeitrechnung hat die alte Form wieder die Oberhand gewonnen.“",
+ "Mädchen. D. h. weiblichen Personen, die im Alter von 12 bis 12½ Jahren stehen und die Zeichen der Pubertät hervorgebracht haben.",
+ "findet Geldstrafe. Von 50 Schekel, Deut. 22, 29. — Das Wort קנס wird gewöhnlich mit dem lateinischen census und dem griechischen ϰῆνσος zusammengestellt; s. Levy, Kohut, Krauss. Nach Nöldeke in Euting’s Nabat. Inschriften, S. 32, ist קנס semitischen Ursprungs.",
+ "statt. D. h. wer eine der hier genannten Personen vergewaltigt, hat an ihren Vater diese Pön zu entrichten. Bei Jungfrauen, die zur Ehe geeignet sind, tritt selbstverständlich Geldstrafe ein. Die Mischna will nur sagen, dass dies auch der Fall ist bei Mädchen, mit denen eine Eheschliessung verboten ist oder bei denen zu vermuten ist, dass sie in frühester Kindheit vergewaltigt sind.",
+ "wenn jemand beiwohnt einem weiblichen Bastard. S. Jeb. IV, 13 und VII, Note 56.",
+ "einer Nethina. S. Jeb. II, Note 37 und VIII, Note 27.",
+ "oder einer Samaritanerin. כותית = Kuthäerin oder Samaritanerin. Unter den Kuthäern versteht man die Völkerschaft, die sich in Samaria und Umgegend aus der Vermischung der Israeliten mit den aus Kutha und andren Städten dorthin verpflanzten, heidnischen Kolonisten gebildet hatte, s. II Kön. 17, 24 ff. Nach diesem biblischen Berichte sind die Samaritaner zunächst nur aus Furcht vor den verheerenden Löwen zum Judentum übergetreten (גרי אריות); sie gelten daher im übrigen als Heiden, und eine Verschwägerung mit ihnen ist ebenso wie mit den in der Mischna genannten Bastarden und Gibeoniten unzulässig, Deut. 7, 3. Trotzdem tritt bei ihrer Vergewaltigung die Geldstrafe ein. So Raschi. In der Mischna ist hier noch der Fall nachzutragen: wenn ein Hohepriester eine Witwe vergewaltigt. Eine Ehe zwischen beiden wäre nach Lev. 21, 14 bei Geisselstrafe verboten. Nach Tos. (Ket. 29a s. v. ועל הכותית) vertritt unsre Mischna die Ansicht des R. Meir, dass die Samaritaner als „aufrichtige Proselyten“ (גרי אמת) gelten; es muss aber ausdrücklich gesagt werden, dass dennoch Strafe eintritt, weil sonst zu vermuten wäre, dass den Samaritanern kein Strafgeld zuerkannt wird, damit sie sich nicht mit den Israeliten vermischen (vgl. B. kamma 38b). Die Mischna bestimmt daher, dass der Israelit, der eine Samaritanerin vergewaltigt, Geldstrafe zu zahlen hat, damit er für sein Vergehen nicht straffrei ausgeht.",
+ "bevor sie drei Jahre und einen Tag alt wurden. Für diese gilt die Präsumtion, dass sie noch Jungfrauen sind, denn wenn sie auch im Alter von weniger als 3 Jahren vergewaltigt wären, würden die Zeichen ihrer Jungfrauschaft sich wieder einstellen; vgl. auch Ket. I, 2.",
+ "wenn jemand beiwohnt seiner Schwester. Lev. 20, 17.",
+ "der Schwester seines Vaters. Lev. 20, 19.",
+ "der Schwester seiner Mutter. Lev. 20, 19.",
+ "der Schwester seiner Frau. Lev. 18, 18.",
+ "der Frau seines Bruders. Mütterlicherseits, die nach der Verlobung geschieden oder Witwe wurde, Lev. 18, 16; oder auch der Frau seines Bruders väterlicherseits, die entweder nach der Verlobung geschieden und daher dem Levir zur Ehe verboten ist, oder nach der Verlobung Witwe wurde, während ihr Mann Kinder von einer andren Frau hinterliess. Wäre die Frau seines Bruders väterlicherseits Witwe geworden, ohne dass ihr Mann Kinder hinterlassen, so würde ihr Schwager an ihr die Leviratsehe vollziehen müssen und könnte somit von einer Geldstrafe keine Rede sein; wäre sie aber noch verheiratet, so wäre ihr Schwager der gerichtlichen Todesstrafe durch Erdrosselung schuldig (Lev. 20, 10 und Sanh. XI, 1) und deshalb von der Zahlung der Geldstrafe frei, s. M. 2, Ende.",
+ "der Frau des Bruders seines Vaters. Die nach der Verlobung geschieden oder Witwe wurde, sodass ihr Mann ihr noch nicht beigewohnt hat; Lev. 18, 14.",
+ "oder einer Menstruierenden. Lev. 18, 19.",
+ "so findet bei diesen [Mädchen] Geldstrafe statt. Durch das dreimalige הבא teilt die Mischna die Fälle in 3 Gruppen: 1) solche, bei deren Eheschliessung der Mann ein (einfaches) Verbot übertritt, 2) solche, die dem Manne zur Ehe erlaubt sind, 3) solche, deren Eheschliessung bei Strafe der himmlischen Ausrottung verboten ist.",
+ "[denn] obgleich jene [Männer] die Ausrottungsstrafe. Lev. 20, 17—21 und 18, 29.",
+ "erfolgt bei ihnen doch nicht die Todesstrafe durch das Gericht. Diese würde sie von der Geldstrafe befreien (s. folgende Mischna), die Ausrottungsstrafe aber befreit sie hiervon nicht. Es darf jedoch keine Verwarnung durch Zeugen erfolgt sein, sonst müssten sie mit Geisselung bestraft werden (Mak. III, 1), diese aber, verbunden mit aufrichtiger Busse, würde sie von der Ausrottungsstrafe (Mak. III, 15) sowie von der Geldzahlung befreien. Das letztere wird Ket. 32b also abgeleitet: Es heisst Deut. 25, 2 כדי רשעתו, „nach Massgabe seiner Freveltat“ [soll die Geisselstrafe erfolgen]; daraus folgt, dass er wegen einer Freveltat bestraft wird, aber nicht wegen zweier. Da es unmittelbar darauf (V. 3) heisst ארבעים יכנו, „40 Hiebe soll man ihm geben“, so ist daraus zu schliessen, dass, wo Leibes- und Geldstrafe zugleich eintreten würden, nur die Leibesstrafe vollzogen wird. Vgl. Mak. I, Note 28."
+ ],
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+ "nachdem sie drei Jahre und einen Tag alt wurden. Bei diesen wird vermutet, dass man ihnen beigewohnt hat, solange sie noch unter Heiden lebten resp. unter fremder Gewalt waren. Wenngleich für die Gefangene diese Präsumtion nur von den Rabbinen aufgestellt wurde (s. Ket. II, Note 33), so haben die Rabbinen sie dennoch in jeder Beziehung einer Frau gleichgestellt, die bestimmt vergewaltigt worden ist, weil sie befürchteten, die Gefangene könnte sonst als dem Priester zur Ehe erlaubt gelten.",
+ "bleibt in ihrer [früheren] Weihe. Sie gilt als unberührt; bei ihrer Vergewaltigung tritt daher Geldstrafe ein.",
+ "wenn sie auch erwachsen war. Obgleich sie also dem Priester zur Ehe verboten war, kann derjenige, der sie vergewaltigt, sich nicht darauf berufen, um sich von der Geldstrafe zu befreien. Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Jehuda.",
+ "Wenn jemand beiwohnt seiner Tochter. Wenn diese nach der Verlobung geschieden wurde und ein Fremder sie vergewaltigt, so hätte nach der Ansicht des R. Akiba (M. 3) nicht ihr Vater, sondern sie selbst das Strafgeld zu beanspruchen, desgleichen wenn sie erst nach erlangter Reife vor Gericht kam. In diesen beiden Fällen ist nun der Vater, der seine Tochter vergewaltigt, von der Zahlung der Geldstrafe frei. In jedem andren Falle würde das Strafgeld ohnedies dem Vater selbst gehören, vgl. M. 8.",
+ "der Tochter ihrer Tochter. Die Unzucht mit diesen 6 Personen ist mit Todesstrafe durch Verbrennung bedroht, Lev. 20, 14 und Sanh. IX, 1. — Hier wäre noch nachzutragen: wenn jemand der Frau seines Vaters oder seiner Schwiegertochter beiwohnt, denn auch dieses Verbrechen wird mit gerichtlicher Todesstrafe (Steinigung) geahndet, Lev. 20, 11. 12 und Sanh. VII, Note 23. Die Mischna hat jedoch nicht alle Fälle, aufgezählt, vgl. Note 6.",
+ "so wird er bestraft. Daraus folgt: wenn aber ein Unfall geschieht, d. h. die schwangere Frau oder einer der streitenden Männer getötet wird, so ist keine Geldstrafe zu zahlen; oder allgemein: wenn jemand absichtlich oder unabsichtlich ein Verbrechen begeht, dessen vorsätzliche Verübung mit gerichtlicher Todesstrafe geahndet wird, so fällt die Geldstrafe fort."
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+ "das verlobt war. Wäre aber die Eheschliessung unter dem Trauhimmel bereits vollzogen, so würde, wenn auch ihr Gatte ihr noch nicht beigewohnt, Geldstrafe nicht eintreten.",
+ "und geschieden. Oder Witwe. Wäre sie noch verlobt, so würde der Mann, der sie vergewaltigt, der Todesstrafe durch Steinigung verfallen und deshalb von Geldstrafe frei sein.",
+ "keine Geldstrafe statt. Denn Deut. 22, 28 heisst es, dass nur derjenige Geldstrafe zu zahlen hat, der ein Mädchen vergewaltigt, das „noch nicht verlobt war;“ wenn sie aber einmal verlobt war, so fällt die Geldstrafe fort.",
+ "es findet wohl Geldstrafe statt. Nach R. Akiba wollen die beiden Verse Deut. 22, 28 u. 29 besagen, dass nur bei einem Mädchen, das „nicht verlobt ist,“ das Strafgeld für die Vergewaltigung dem Vater gehört, war es aber einmal verlobt, so hat es selbst das Strafgeld zu beanspruchen. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. Auch die beiden in M. 1 genannten Sätze, wonach für die Vergewaltigung der Frau des Bruders und der Frau des Bruders des Vaters (Note 11 und 12) Strafgeld zu zahlen war, entsprachen der Ansicht des R. Akiba.",
+ "dem Mädchen. Das Schmerzensgeld aber, das Strafgeld für die Beschämung sowie das für die Verletzung gehört dem Vater, Maim. Hil. Naara betula II, 16. Nach R. Ascher jedoch (zu Ket. 38a) gehört alles der Tochter."
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+ "die Wertverminderung. Infolge der Verletzung. über die Höhe dieser Strafen s. M. 7.",
+ "dass er den Schmerz. Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich je nach dem Alter und der Körperbeschaffenheit des Mädchens sowie des Notzüchtigers. Man bestimmt diese Summe, indem man den Vater fragt, wieviel er zahlen würde, um seine Tochter von den Schmerzen zu befreien, die dieser Mann ihr verursacht.",
+ "bezahlt. Die Vergewaltigte empfindet Schmerzen infolge der Notzucht, die Verführte aber, die sich freiwillig dem Manne ergiebt, nicht; die Thora gebraucht aber den Ausdruck ענה, schwächen, quälen nur bei der Notzucht, Deut. 22, 29, nicht bei der Verführung, Ex. 22, 15.",
+ "der Verführer bezahlt den Schmerz nicht. Selbst wenn die Verführte durch den Coitus Schmerzen empfunden haben sollte.",
+ "der Notzüchtiger zahlt sofort. Dem Vater, obwohl er die Tochter nachher heiraten muss.",
+ "wenn er sie entlässt. D. h. wenn er sie nicht heiraten will. Heiratet er sie aber, so muss er wohl die Strafe für die Beschämung sowie das Schmerzensgeld sofort zahlen, von der Zahlung des Strafgeldes (קנס) ist er jedoch frei, denn es heisst Ex. 22, 16: „[nur] wenn ihr Vater sich weigert, sie ihm zu geben, muss er Geld zahlen.“ Dagegen heisst es bei dem Notzüchtiger Deut. 22, 29: „er soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben, und ihm soll sie zur Frau werden;“ also ist hier das Strafgeld unter allen Umständen zu zahlen.",
+ "der Notzüchtiger muss aus seinem Gefäss trinken. עציץ = اصيص Napf, Gefäss, Geschirr; nach Fleischer [in Levy’s Wörterbuch] ist עציץ nur eine härtere Form für אציץ, welches sich nach Angabe des Aruch in Meg. 16a und B. kamma 144a findet, während unsre Ausgaben auch hier עציץ haben. שותה בעציצו ist eine sprichwörtliche Redensart im Sinne von „zufrieden sein müssen mit dem, was man erworben.“ Der Notzüchtiger muss auch gegen seinen Willen die Vergewaltigte zur Frau nehmen und sie behalten (Deut. 22, 29) selbst auf die Gefahr hin, dass sie mit körperlichen Makeln behaftet ist; vgl. die folg. Mischna. Dukes, Litteraturbl. des Orient 1848, S. 137, Anm. 5 vergleicht mit jener Phrase die spanische Redensart: „beber por calabeza“ = aus dem Kürbisse trinken, welche zur Bezeichnung für übereilte Heiraten gebraucht wird. „Das tertium comparationis ist: wer aus einem Kürbis trinkt, sieht nicht, was er trinkt und läuft Gefahr, manches Unreine zu verschlucken. So auch, wer eine Frau übereilt heiratet, ohne sich mit ihrem Character und ihrer Abstammung bekannt gemacht zu haben, läuft Gefahr, manches Schlimme in den Kauf zu bekommen, das er hernach zu bereuen hat.“"
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+ "lahm. חגר ist die hebräische Form für das aramäische חגירא, ܚܓܺܝܪܳܐ = bibl.-hebr. פסח; vgl. Targ. Onk. zu Lev. 21, 18.",
+ "oder blind. סומא von סמי und סמא, blind sein. Das Wort ist eigentlich Safel von עמי = עמם, dunkel sein, mit Abwerfung des ע (Levy, Wörterb.).",
+ "Wird an ihr ein Makel. Die Mischna ed. princ. und ed. Lowe liest דבר זמה; Ms. Or. 567: דבר זנות.",
+ "gefunden. Sie hat nach der Eheschliessung Unzucht getrieben. Durch Unzucht vor der Eheschliessung würde sie ihm zur Ehe nicht verboten werden, da sie damals noch nicht seine Frau war.",
+ "in Israel. Ms. Or. 567 liest בקהל.",
+ "aufgenommen zu werden. D. h. die Ehe mit einem legitimen Israeliten einzugehen, sie war z. B. ein Bastard, Deut. 23, 3.",
+ "] wenn sie eine für ihn geeignete Frau ist. Im allgemeinen gilt zwar der Grundsatz לא עשה דוחה תעשה, „das Gebot verdrängt das Verbot,“ d. h. wenn ein Gebot und ein Verbot zusammentreffen und die Erfüllung des Gebotes ohne die Übertretung des Verbotes unmöglich ist, so muss das Verbot zurücktreten und das Gebot ausgeführt werden. Bei Anwendung dieser Regel dürfte demnach der Mann die Frau behalten. In unsrem Falle jedoch kann der Grundsatz nicht angewendet werden, weil die Ausführung des Gebotes, dass er sie zur Frau nehmen solle, von der Einwilligung der Frau abhängt; man veranlasst sie daher auf die Ehe zu verzichten, sodass das Gebot entfällt und nur das Verbot in Kraft tritt. Nach R. Nissim hat ein Gebot, dessen Ausübung nur von dem Belieben eines Andren abhängig ist, nicht die Kraft, ein Verbot zu verdrängen."
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+ "Elasar. So ist die richtige Lesart, wie aus dem Talmud (Ket. 40 a) hervorgeht und sie auch die ed. princ. hat. Die Mischna ed. Lowe liest hier: … יתומה שנתאנסה או שנתפתתה ר׳ אליעזר אומר.",
+ "der Veführer ist frei. Da sie sich ihm freiwillig ergab, ist anzunehmen, dass sie auf das Strafgeld verzichtet hat, und da ohnedies das Strafgeld ihr zufallen würde (M. 3), so kann sie verzichten. Das Gleiche gilt aber bei jeder Jungfrau, die nach der Verlobung geschieden wurde und deshalb das Strafgeld selbst zu beanspruchen hat."
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+ "der beschämt hat. Die Schande, die ein Mann aus den niederen Volksschichten einem zufügt, ist grösser als die, welche ein Vornehmer einem antut.",
+ "der beschämt ist. Die Beschämung einer vornehmen Jungfrau ist grösser als die einer niedrig stehenden und daher schwerer zu büssen.",
+ " B. kamma VIII, 1 steht in gleichem Zusammenhange an dieser Stelle ושמין.",
+ "wieviel sie wert war. Vor der Vergewaltigung.",
+ "und wieviel sie [jetzt] wert ist. Wenn z. B. ein Herr seinem Sklaven eine Sklavin zur Frau geben will, so schätzt man ab, wieviel er für eine Jungfrau zahlen würde und wieviel für eine solche, der man schon beigewohnt hat; die Differenz ist dann als Entschädigung für die Verringerung des Wertes zu zahlen.",
+ "Das Strafgeld ist für alle Menschen gleich. Nämlich 50 Silberschekel, Deut. 22, 29. Dass aber mit diesen 50 Schekel nicht etwa Alles bezahlt ist, wird im Talmud (Ket. 40b) also bewiesen: Es heisst (ibid.): „der Mann, der ihr beigewohnt hat, soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben;“ das will sagen, für den Genuss der Beiwohnung allein hat er diese Summe zu zahlen, er hat aber ausserdem noch Strafe für die Beschämung und die Verletzung zu zahlen."
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+ "Solange ein Verkauf stattfinden kann. Solange der Vater befugt ist, seine Tochter als Sklavin zu verkaufen, d. i. solange sie noch nicht 12 Jahre alt ist.",
+ "giebt es kein Strafgeld. Der Verführer oder der Notzüchtiger braucht dem Vater kein Strafgeld zu zahlen.",
+ "und sobald es Strafgeld giebt. Wenn das Mädchen 12 Jahre und einen Tag alt ist.",
+ "Eine Minderjährige. Im Alter von 3 bis 12 Jahren und einem Tage.",
+ "hat aber keinen Anspruch auf Strafgeld. Dies ist nach dem Talmud (Ket. 40b) nur die Ansicht des R. Meir. Nach den Weisen aber findet auch bei der Minderjährigen von 3 Jahren an Geldstrafe statt, weil das Wort נערה, das bis auf eine Stelle Deut. 22, 19, die vom Verleumder handelt, „nicht voll“, d. h. defect (נער) geschrieben ist, jedes Mädchen begreift, das „noch nicht die volle geschlechtliche Reife“ erlangt hat. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha.",
+ "Ein Mädchen. S. Note 1a.",
+ "kann aber nicht verkauft werden. In Ned. 76a wird dies durch folgenden Schluss (ק״ו) abgeleitet: wenn schon das Mädchen, das der Vater zur Sklavin verkauft hat, mit dem Eintritt der Pubertät, d. i. mit 12 Jahren von selbst frei wird, so darf das Mädchen, das der Vater bis dahin nicht verkauft hat, von 12 Jahren an gewiss nicht mehr verkauft werden.",
+ "Die Mannbare. S. Jeb. VI, Note 20.",
+ "kann weder verkauft werden noch hat sie Anspruch auf Strafgeld. Ersatz für Beschämung und Wertverringerung hätte sie demnach wohl zu beanspruchen, wenn sie vergewaltigt ist. Ist sie verführt, so fallen auch diese Strafen fort, da vermutet wird, dass sie freiwillig auf Entschädigung verzichtet hat, vgl. Note 43. (R. Is. Alfasi)."
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+ "so bezahlt er die Beschämung und die Wertverminderung auf seine eigene Aussage. Obwohl er durch die Aussage, dass sie sich ihm freiwillig ergeben habe, den guten Ruf ihrer Familie schädigt und seine Beglaubigung wie eine Bestätigung des üblen Leumundes erscheint, ist er dennoch glaubwürdig und ersatzpflichtig. Hätte er erklärt, er habe sie vergewaltigt, so wäre er gewiss beglaubt, da er durch diese Aussage die Ehre der Familie nicht so sehr angreift.",
+ "er bezahlt aber kein Strafgeld. Nach dem Grundsatze: מודה בקנס פטור, wer freiwillig eingesteht, dass er Geldstrafe schuldig sei, ist von der Zahlung derselben befreit. Der Talmud (B. kamma 75a) leitet diesen Grundsatz aus Ex. 22, 8 ab, wonach einer dem andren nur dann das Doppelte zu zahlen hat, wenn „die Richter ihn verurteilen,“ also nicht infolge freiwilligen Geständnisses.",
+ "[geschlachtet und verkauft. In Ms. Or. 567, der ed. princ. und ed. Lowe fehlen die eingeklammerten Worte. Vielleicht soll dann angedeutet sein, dass, wenn Zeugen nachher erklärten, er habe das Tier geschlachtet und verkauft, er selbst aber dies nicht freiwillig eingesteht, der Dieb dennoch vom Ersatz des Vier- und Fünffachen frei ist; vgl. B. kamma VII, Note 18. (S. Straschun).",
+ "bezahlt aber nicht das Doppelte. Ex. 22, 3.",
+ "oder das Vier- und Fünffache. Ex. 21, 37.",
+ "N. Ich bin also verpflichtet, ein Sühnegeld zu zahlen, Ex. 21, 28—30.",
+ "getötet. Und mein Ochse ist ein stössiger, sodass ich (nach Ex. 21, 36) zu zahlen verpflichtet bin.",
+ "so bezahlt er auf seine eigene Aussage. Denn das Sühnegeld, das er zu zahlen hat, gilt nicht als Strafgeld (קנס), sondern als Ersatz (כופרא ממונא).",
+ "getötet. Und ich bin (nach Ex. 21, 32) verpflichtet, 30 Schekel zu zahlen.",
+ "so bezahlt er nicht auf seine eigene Aussage. Denn die Summe, die er zu erlegen hätte, gilt nicht als Ersatz, sondern als Strafgeld, da sie von dem eigentlichen Werte des Sklaven unabhängig ist.",
+ "Dies [nämlich] ist die Regel. Durch diese Formel, die in der Mischna gewöhnlich noch andre, nicht genannte Fälle unter die Regel rubriciert, sollen hier noch folgende zwei Fälle in der Regel einbegriffen sein: 1) Der Verleumder, der nach Deut. 22, 19 eine Strafe von 100 Schekel zu zahlen hat, ist von der Zahlung frei, sobald er sich selbst der Verleumdung bezichtigt, da diese Summe nicht als Ersatz, sondern als Strafgeld betrachtet wird, welches von der Person der Verleumdeten ganz unabhängig ist. 2) Der Herr, der seinem Sklaven ein Auge oder einen Zahn ausschlägt und ihn dafür nach Ex. 21, 26. 27 freilassen muss, ist dieser Pflicht enthoben, sobald er sich selbst jenes Vergehens bezichtigt. Denn da die Freilassung eine Entschädigung ist, die in der Regel den Wert des zugefügten Schadens übersteigt, so ist sie nicht als „Ersatz“ für das verstümmelte Glied, sondern als „Strafe“ (קנס) zu betrachten (Tos.).",
+ "zahlt auf seine eigene Aussage nicht. Nach dem Talmud (Ket. 41b) ist zuweilen auch derjenige frei, der weniger bezahlen muss, als der Schaden beträgt. Wenn z. B. ein zahmer Ochse (תם) den Ochsen eines Andren tötet, so ist der Eigentümer des ersteren von der Zahlung des halben Schadens frei (Ex. 21, 35), sobald er selbst seine Schuld eingesteht; denn diese Summe, die er zu zahlen hätte, gilt nicht als „Ersatz“, sondern als „Strafe“ (קנס) dafür, dass er seinen Ochsen nicht genügend überwacht."
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+ "Wenn ein Mädchen. Ket. III, Note 1a.",
+ "so gehört das Geld für ihre Beschämung und ihre Wertverminderung sowie ihr Strafgeld ihrem Vater. Aus Ket. III, 4 war bereits zu schliessen, dass diese Strafgelder nicht bloss bei der Vergewaltigten, sondern auch bei der Verführten dem Vater gehören; denn es konnte dort nicht gemeint sein, dass der Verführer diese Gelder an das Mädchen zu zahlen habe, da dieses ja vermutlich darauf verzichten würde, nachdem es sich ihm freiwillig ergeben. Der erste Satz unsrer Mischna ist nur in Hinsicht auf die nun folgenden Fälle wiederholt und will sagen, dass auch bei der Verführten, die nicht nach dem Tode ihres Vaters vor Gericht gestanden, das Geld ihr selbst zukommt und ein Verzicht ihrerseits im Moment der Beiwohnung wirkungslos ist, da diese noch zu Lebzeiten ihres Vaters geschah.",
+ "bei der Vergewaltigten. Der Ausdruck תפוסה ist mit Rücksicht auf ותפשה Deut. 22, 28 gewählt.",
+ "bevor der Vater gestorben war. Und der Verführer wurde zur Zahlung dieses Geldes verurteilt.",
+ "Starb der Vater. Nachdem sie im Alter zwischen 12 und 12½ Jahren vor Gericht gestanden und dieses das Urteil gesprochen hatte.",
+ "so gehört es den Brüdern. Da ihr Vater es zu beanspruchen hatte und sein Recht auf seine Söhne vererbt.",
+ "Konnte. הספיק von ספק = שפק (I. Kön. 20, 10), hinreichen, genügen; hier = genügend Zeit haben.",
+ "so gehört es ihr selbst. Denn der Vater kann wohl sein Geld, aber nicht das Recht, das er an seiner Tochter hat, auf seine Kinder vererben. In Ket. 43a wird dies also begründet: Es heisst Lev. 25, 46: „Ihr sollt sie (die Sklaven) euren Kindern nach euch vererben,“ die Sklaven dürft ihr wohl auf eure Söhne vererben, aber nicht eure Töchter resp. das Anrecht, das ihr an diesen habt. Überdies hätte vielleicht der Verführer, wenn es noch bei Lebzeiten des Vaters zum Prozess gekommen wäre, sein Vergehen freiwillig eingestanden und wäre dadurch von der Zahlung des Strafgeldes befreit (s. Ket. III, Note 60); es kann deshalb die Summe, die er zu erlegen hätte, nicht als ein dem Vater „geschuldetes Geld“ (ממונא) betrachtet werden, das dieser auf seine Kinder vererben könnte. Das Geld für die Beschämung sowie für die Wertverminderung, das, weil von der Schätzung des Gerichtes abhängig, eigentlich nicht als „Strafgeld“ (קנסא) betrachtet und deshalb wohl vererbt werden könnte, ist dennoch an die Tochter zu zahlen, weil es auch in andrer Beziehung dem Strafgelde gleich geachtet wird; Ket. 42b. Nach R. Nissim gehört es in der Tat den Brüdern.",
+ "A. L.: R. Simon sagt: konnte sie es nicht mehr erheben, bevor der Vater gestorben war, so gehört es ihr selbst. In der Mischna ed. princ., der ed. Lowe sowie Ms. Or. 567 fehlen die eingeklammerten Worte, desgleichen in der Mischna des R. J. Alfasi. Sie sind offenbar aus dem zweiten Teile der Mischna hierher gekommen.",
+ "bevor sie mannbar. S. Jeb. VI, Note 20.",
+ "so gehört es ihr selbst. Obwohl sie noch bei Lebzeiten des Vaters vor Gericht gestanden hat; denn aus dem Worte ונתן Deut. 22, 29 wird geschlossen, dass die Thora dem Vater das Geld erst dann zuerkannt hat, nachdem es ihm gegeben ist. Solange dieses nicht geschehen ist, hat er, auch wenn das Urteil bereits gefällt war, es noch nicht als sein Eigentum zu betrachten und kann es daher auch nicht vererben. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon.",
+ "Der Ertrag ihrer Händearbeit. Den sie bei Lebzeiten ihres Vaters verdient hat.",
+ "selbst wenn sie [jenen] noch nicht erhoben. Dies kann sich nur auf den Ertrag ihrer Händearbeit beziehen, denn den Fund hat sie sofort in Händen und von niemand zu erheben.",
+ "als der Vater starb. Ed. princ. und ed. Lowe lesen ומת.",
+ "den Brüdern. Die Zusammenstellung ihres Verdienstes mit ihrem Funde will nur Folgendes besagen: So wie nur das, was sie bei Lebzeiten ihres Vaters findet, diesem gehört als Entschädigung für die Kosten ihres Unterhalts (s. M. 4), das aber, was sie später findet, ihr verbleibt und nicht etwa den Brüdern zufällt, weil diese die Schwester ohnedies zu unterhalten verpflichtet sind (s. M. 11), ebenso gehört nur das, was sie bei Lebzeiten des Vaters verdient, diesem und fällt daher seinen Söhnen als Erbe zu, selbst wenn sie den Verdienst noch nicht eingezogen hatte; was sie jedoch nach dem Tode ihres Vaters verdient, gehört ihr selbst und kann vom Vater den Söhnen nicht vermacht werden, s. Note 8."
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+ "Wenn jemand seine Tochter. Die noch nicht 12½ Jahr alt war.",
+ "er sie dann [nochmals] verlobte und sie Witwe. Die Mischna mochte nicht annehmen, dass sie zweimal Witwe wurde, weil eine solche eine dritte Ehe nicht mehr eingehen soll, da man vermutet, dass sie auch ihren dritten Mann durch Tod verlieren werde (Rabbi, Jeb. 64b). Aus dem gleichen Grunde nimmt die Mischna nicht an, dass sie zweimal geschieden wurde, da sie auch dann eine neue Ehe nicht mehr eingehen soll. S. Eb. haëser 9, 1 Anm.",
+ "so gehört ihre Ketuba. Die sie von beiden Verlobungen her zu beanspruchen hat. Die Mischna handelt hier entweder von dem Falle, dass der Verlobten eine Ketuba ausgestellt war (R. Nissim) oder sie vertritt die Ansicht, dass eine Verlobte die Auszahlung der Ketuba auch dann zu fordern hat, wenn diese ihr nicht ausdrücklich verschrieben ist; vgl. Jeb. XV, Note 53 (wo übrigens am Schlusse Cap. 55, § 6 zu lesen ist).",
+ "dem Vater. Weil sie als Minderjährige noch unter väterlicher Gewalt steht.",
+ "so gehört ihre Ketuba. Auch die Ketuba, die sie von dem ersten Manne zu beanspruchen hat.",
+ "ihr. Da sie von dem Moment der vollzogenen Eheschliessung an nicht mehr unter väterlicher Gewalt steht. Entscheidend aber ist die Zeit, da die Ketuba erhoben wird, nicht da sie ge- schrieben ist.",
+ "die erste gehört dem Vater. Weil diese vor der ersten Eheschliessung geschrieben wurde, als sie noch unter väterlicher Gewalt stand; massgebend aber ist der Moment, in dem die Ketuba ausgestellt wurde. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Jehuda.",
+ "zu ihm. Die Worte אמרו לו fehlen in der Mischna ed. princ.; die Worte משהשיאה וכו׳ können auch noch von R. Jehuda gesprochen sein.",
+ "sobald. Das eingeklammerte אם findet sich im Ms. Or. 567 sowie in den Talmudausgaben."
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+ [
+ "Wenn mit einer Proselytin zugleich ihre Tochter übergetreten ist. Die Mischna handelt nicht von dem einfachern Falle, dass eine Proselytin Unzucht getrieben hat, weil angedeutet werden soll, dass dieses Gesetz auch gilt, wenn das Mädchen in einem Alter von noch nicht 3 Jahren übergetreten ist, wo es nur mit der Mutter (oder dem Vater) gemeinsam Jüdin werden kann, da eine freie Willenserklärung zu dieser Zeit ausgeschlossen ist. S. Ket. I, Note 17.",
+ "und diese Unzucht treibt. Während sie mit einem andren Manne verlobt ist.",
+ "so wird sie erdrosselt. Selbst wenn sie in einem Alter von noch nicht 3 Jahren Jüdin wurde und anzunehmen ist, dass sie Jungfrau war, als sie Unzucht trieb, da, wenn sie vor jenem Alter vergewaltigt worden wäre, die Zeichen ihrer Jungfrauschatt sich von selbst wieder einstellen würden; Nid. V, 4. Sie wird nicht gesteinigt, weil das Wort בישראל Deut. 22, 21 andeuten will, dass dies nur bei einer geborenen Jüdin der Fall ist. Sie wird vielmehr wie jede Ehebrecherin mit Erdrosselung bestraft, Lev. 20, 10 und Sanh. XI, 1.",
+ "die Thür des Vaterhauses. Wie es bei einer geborenen Jüdin zu geschehen hatte (Deut. 22, 21), um gleichsam den Eltern zuzurufen: „Sehet, solche Kinder habt ihr grossgezogen!“ (Ket. 45a).",
+ "Sela statt. Wenn ihr Mann sie beschuldigt, die Zeichen der Jungfrauschaft bei ihr nicht vorgefunden zu haben und sich dies als Verleumdung erweist, so braucht er ihrem Vater nicht die 100 Silberstücke (Sela = Schekel) zu zahlen, da auch das Gesetz Deut. 22, 13—19 nur von einer geborenen Jüdin handelt.",
+ "Wurde sie empfangen. הורה ist substantivisch gebrauchter Infinitiv im passiven Kal von הרה, „empfangen werden, schwanger sein“; vgl. הרו Jes. 59, 13. S. Barth, Nominalbildung § 51a.",
+ "noch nicht heilig. D. h. durch den Übertritt zum Judentum geweiht.",
+ "so wird sie gesteinigt. Das scheinbar überflüssige Wort ומתה Deut. 22, 21 will auch den Fall einschliessen, dass die Verurteilte von einer Mutter geboren ist, die erst während der Schwangerschaft Jüdin wurde.",
+ "Sela statt. Denn ומתה will andeuten, dass nur die Strafe die gleiche sein soll wie bei einer geborenen Jüdin.",
+ "Hat sie. Die als Jüdin Geborene.",
+ "die Thür des Vaterhauses. Wenn der Vater kein Haus besass.",
+ "dass so [zunächst] die Pflicht sei. Die Vollziehung der Todesstrafe ist aber nicht durch die Existenz des Vaters oder des Vaterhauses bedingt."
+ ],
+ [
+ "Der Vater hat die Vollmacht über seine Tochter. Solange sie noch nicht 12½ Jahre alt ist.",
+ "über das Geld. Das der Mann zahlt, um sie sich dadurch zur Frau zu erwerben. Im Talmud (Ket. 46a) wird dies aus den scheinbar überflüssigen Worten אין כסף Ex. 21, 11 abgeleitet. Es heisst hier, dass die als Sklavin Verkaufte „umsonst, ohne Geld“ entlassen wird. Das will sagen: nur wenn sie aus der Gewalt des Herrn entlassen wird, so hat dieser kein Geld zu beanspruchen, wenn sie aber aus der Gewalt eines Andren, z. B. des Vaters durch Eingehung einer Ehe scheidet, so hat dieser wohl Geld zu beanspruchen.",
+ "über den Schein. Er hat das Recht, den Schein, durch den die Eheschliessung erfolgt, in Empfang zu nehmen und nach Belieben zu verwenden.",
+ "und über die Beiwohnung. Er hat das Recht, seine Tochter einem beliebigen Manne zur Beiwohnung zu übergeben, um dadurch die Eheschliessung zu vollziehen. Dies gilt jedoch nur für ein Mädchen unter 3 Jahren. Dass die beiden letztgenannten Rechte dem Vater ebenso zustehen, wie das erstgenannte, folgt aus והיתה לאיש אחר, „sie wird eines Andren Frau“, Deut. 24, 2, wo zwischen den verschiedenen Arten der Eheschliessung kein Unterschied gemacht ist. Die Ableitung dieser 3 Formen der Eheschliessung aus der Schrift s. zu Kid. I, 1.",
+ "auch hat er das Recht an ihrem Funde. Damit Feindschaft zwischen dem Vater und seiner Tochter verhütet werde und er sich nicht weigere, sie zu ernähren.",
+ "und an ihrer Händearbeit. Da der Vater das Recht hat, seine minderjährige Tochter zu verkaufen, so hat er gewiss das Recht auf ihren Erwerb. Dass er dies Recht aber auch hat, wenn sie zwischen 12 und 12½ Jahren ist (נערת), wird aus den Worten בתו לאמה Ex. 21, 7 abgeleitet, welche besagen wollen: wie die Händearbeit einer Magd ihrem Herrn gehört, ebenso gehört auch die Händearbeit einer Tochter ihrem Vater.",
+ "sowie ihre Gelübde aufzulösen. Aus den Worten בנעריה בית אביה Num. 30, 17 folgt, dass sie hinsichtlich ihrer Gelübde „in der Gewalt ihres Vaters steht, solange sie noch ein Mädchen (נערה) ist“, und nach Vers 6 (ibid.) hat er das Recht ihre Gelübde aufzulösen.",
+ "er nimmt ihren Scheidebrief in Empfang. Wenn sie unter 12½ Jahren sich verlobte und dann geschieden wurde. In Deut. 24, 2 ist … והיתה … ויצאה, d. h. die Scheidung von dem einen und die Eheschliessung mit einem andren Manne zusammengestellt, um zu lehren, dass dem Vater das Recht auf den Scheidebrief ebenso zusteht, wie das auf das Traugeld.",
+ "hat aber nicht die Nutzniessang [ihres Vermögens. Das ihr von Verwandten ihrer Mutter, z. B. ihrem Grossvater zufällt. Bei dem Vater ist nicht zu befürchten, dass er sich der Pflicht der Auslösung seiner Tochter entziehen wird, s. Note 46.",
+ "bei ihrem Leben. Er beerbt sie erst nach ihrem Tode.",
+ "dass er auch die Nutzniessung bei ihrem Leben hat. Damit er bereit ist sie loszukaufen, wenn sie gefangen wird.",
+ "auch ist er verpflichtet sie zu ernähren. Ex. 21,10. In der Mischna sind noch die beiden andren, in diesem Verse genannten Pflichten zu ergänzen.",
+ "sie loszukaufen. Wenn sie gefangen wird.",
+ "und zu beerdigen. Als Entgelt für diese Verpflichtung hat er das Recht ihrer Beerbung.",
+ "selbst der Aermste in Israel soll. Bei der Trauerfeier, die er für seine Frau veranstaltet.",
+ "nicht weniger als zwei Flöten und ein Klageweib nehmen. Sobald dies in seiner Familie Sitte ist, wenngleich seine Frau einem niedrigeren Stande angehört, in dem dieses nicht Brauch ist. Denn für die Pflichten des Mannes gegenüber seiner Frau gilt der Grundsatz: עולה עמו ואינה יורדת עמו, „sie steigt mit ihm, aber sie fällt nicht mit ihm“ (Ket. 48a), d. h. wenn er einem höhern, sie aber einem niedern Stande angehört, so hat er sie seinem höhern Stande gemäss zu behandeln; wenn er jedoch einem niedern, sie aber einem höhern Stande angehört, so darf er sie nicht seinem niedern Stande gemäss behandeln, sondern ist verpflichtet, ihr eine Behandlung zu gewähren, wie sie ihrem frühern Stande entspricht. So entscheidet die Halacha. Nach den Weisen unsrer Mischna, die diese Bedingung nicht machen, gilt jener Grundsatz nur für die Behandlung beim Leben der Frau, aber nicht mehr nach ihrem Tode."
+ ],
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+ "bleibt solange in der Gewalt des Vaters. Hinsichtlich aller in der vorigen Mischna aufgezählten Rechte. Ist sie die Tochter eines Nichtpriesters und mit einem Priester verlobt, so darf sie noch keine Hebe geniessen, da sie in der Gewalt des Vaters steht; s. Ket. V, 3.",
+ "A. L.: in das Trauzelt. So liest die Mischna ed. princ., ed. Lowe und Ms. Or. 567 anstatt לנשואין.",
+ "Übergiebt sie der Vater den Boten des Mannes. Um sie dem Gatten zuzuführen.",
+ "so ist sie in der Gewalt des Mannes. Nach dem Grundsatze: שלוחו של אדם כסותו, „der Bevollmächtigte steht dem Vollmachtgeber gleich“, d. h. die Handlungen des Bevollmächtigten sind rechtlich ebenso wirksam, als wären sie von dem Vollmachtgeber selbst vollzogen.",
+ "Übergeben sie die Boten des Vaters. Die den Auftrag hatten, sie dem Gatten zuzuführen.",
+ "denen des Mannes. Sie trafen die Boten des Gatten, wenn auch nicht diesen selbst."
+ ],
+ [
+ "Der Vater ist nicht verpflichtet seine Tochter. Oder seinen Sohn.",
+ "zu ernähren. Solange er lebt. Nach seinem Tode aber haben die Töchter ihren Unterhalt aus seinem Nachlass zu beanspruchen (s. M. 11), und die Söhne erben zu gleichen Teilen nach Abfindung der Mutter. Die Halacha jedoch entscheidet auf Grund der Verordnungen zu Uscha und der Aussprüche der Weisen (Ket. 50a) folgendermassen: Bis zum Alter von 6 Jahren müssen die Kinder vom Vater ohne weiteres ernährt werden, selbst wenn ihnen von andrer Seite, z. B. den Verwandten mütterlicherseits Vermögen zufällt. Von da ab kann man den Vater, wenn er nicht notorisch vermögend ist, nicht zwingen, die Kinder zu ernähren, aber man sucht ihn durch gütliches Zureden oder strenge Verweise zur Erfüllung seiner Vaterpflicht zu bewegen. Sobald die Kinder erwachsen sind, hört für den Vater, auch wenn er reich ist, diese Pflicht auf, sofern sie imstande sind sich selbst zu ernähren. S. Maim. Hil. Ischut XII, 14. 15; Eb. haëser 71, 1.",
+ "Diese Lehre. Diese Formel, die in der Regel bei der Erklärung oder Ausdeutung eines Schriftverses angewendet wird (vgl. Schek. VI, 6), bezieht sich hier auf einen nichtbiblischen Text, den Wortlaut der Ketuba, vgl. Tos. Ket. IV, 9.",
+ "den Weisen in dem Weinberg. Eine Bezeichnung für die Hochschule, s. Eduj. II, Note 35.",
+ "Die Söhne erben. S. M. 10.",
+ "und die Töchter werden ernährt. S. M. 11. Man sollte eigentlich neben הבנות die weibliche Form des Verbs erwarten; indess ist diese Femininform des Plurals in der Mischna nicht gebräuchlich. Die Stelle in Ned. IX, 10: בנות ישראל אל ר׳ ישמעאל בכינה beweist nichts dagegen, da diese nur eine Anlehnung an II. Sam. 1, 24 ist."
+ ],
+ [
+ "weil dies ein gerichtliches Abkommen. תנאי = ܬܶܢܘܰܝ, Vertrag, Verabredung, Bedingung, Abkommen, Institution; s. Barth, etymol. Studien S. 67. Vgl. auch Seb. IV, 6.",
+ "die mir gehören. Ed. Lowe liest דאיתיין.",
+ "so ist er dennoch [zur Zahlung des Ganzen] verpflichtet. Und alle seine Güter haften; vgl. die Einleitung, S. 92."
+ ],
+ [
+ "und wenn es eine Priesterfrau. Die der Mann, wenn sie gefangen worden ist, nicht zur Frau behalten darf, weil vermutet wird, dass sie in der Gefangenschaft vergewaltigt ist; s. Ket. II, Note 51.",
+ "so ist er dennoch dazu verpflichtet. Im erstem Falle muss er sie wieder zur Frau nehmen und ihr, wenn er sich von ihr scheidet, die Ketuba auszahlen. Im letztern Falle muss er sie in ihre Heimat zurückbringen, sich von ihr scheiden und ihr die Ketuba auszahlen.",
+ "weil dies ein gerichtliches Abkommen ist. Die Mischna ed. Lowe liest: לא כתב לה אם תמותין אקבריניך דאין תשבאין אפרקוניך אתביניך לי לאינתו ובכוהנות אחזריניך למדינתה חייב שהוא תנאי בית דין."
+ ],
+ [
+ "so ist er dazu nicht befugt. Er muss sie vielmehr loskaufen und wieder zur Frau nehmen, später darf er sich dann von ihr scheiden.",
+ "so ist er dazu befugt. Die Pflicht, sie heilen zu lassen, gehört zu den Unterhaltspflichten (מזונות), die ihm obliegen, wofür ihm das Recht auf ihren Erwerb zusteht; er kann deshalb darauf verzichten, um jener Pflicht enthoben zu sein. Die Pflicht, sie loszukaufen, obliegt ihm aber, weil er das Recht der Nutzniessung an ihrem Vermögen hat (Note 46). Für diese Leistung der Frau hatte er bis zu dem Momente der Gefangennahme keine Gegenleistung aufzuweisen; er darf sich deshalb jener Pflicht nicht entziehen."
+ ],
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+ "die Du von mir haben wirst. Ed. Lowe liest: דיחויין לי מיניך.",
+ "sollen. Falls Du vor mir stirbst und ich Dich beerbe.",
+ "den sie mit ihren Brüdern. Die sie bekommen werden, wenn ich eine zweite Frau heirate.",
+ "so ist er dennoch dazu verpflichtet. Es heiratet z. B. jemand eine Frau, der er eine Ketuba von 800 Denar verschreibt und bekommt von ihr 2 Söhne. Diese Frau stirbt, und er heiratet eine zweite Frau, der er nur die üblichen 200 Denar verschreibt, und bekommt von ihr gleichfalls 2 Söhne. Auch diese Frau stirbt, und er hinterlässt bei seinem Tode ein Vermögen von 4000 Denar. Würden nun die 4 Söhne zu gleichen Teilen erben (abgesehen davon, dass hier der Erstgeborene ⅕ mehr zu beanspruchen hat, Deut. 21, 17), so kämen auf jeden von ihnen 1000 Denar. Die Mischna lehrt nun, dass zunächst die Söhne der ersten Frau die Ketuba von 800 und die der zweiten die Ketuba von 200 Denar erben. Das übrige Vermögen im Betrage von 3000 Denar erben dann alle 4 Söhne zu gleichen Teilen, sodass im Ganzen jeder Sohn der zweiten Frau 850, jeder Sohn der ersten Frau aber 1150 Denar erhält. In dieser Weise jedoch findet die Verteilung des Nachlasses nur dann statt, wenn, wie in dem genannten Beispiele, der Nachlass mindestens einen Denar mehr beträgt als die Summe der beiden Ketubot, weil dann an diesem Denar das Thoragesetz, welches bei der Erbschaft die Kinder in gleicher Weise berücksichtigt, erfüllt werden kann. Andrenfalls aber erben die Kinder zu gleichen Teilen, weil sonst das Thoragesetz illusorisch gemacht würde. Vgl. Ket. X, 2.",
+ "weil dies ein gerichtliches Abkommen ist. Diese Anordnung, dass die Söhne die Ketuba ihrer Mutter ausser ihrem Pflichtteil erben, ist deshalb getroffen, damit die Väter ihre Töchter nicht zurücksetzen, sondern ihnen ebensoviel verschreiben, wie ihren Söhnen (Ket. 52b)."
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+ "Die weiblichen. Das נוקבן ist überflüssig, da בנן schon „Töchter“ bedeutet; es ist nur wegen des Parallelismus mit בנין דכרין der vorigen Mischna hinzugefügt.",
+ "sollen in meinem Hause verbleiben. Nach meinem Tode. Denn bei seinen Lebzeiten haben die Kinder eigentlich keinen Anspruch auf Alimentierung, s. M. 6. Ed. Lowe liest hier (nach Verbesserung des Textes): איגון יהוין יתבן בביתי בנן נוקבן דיהוין ליך מני.",
+ "und von meinem Vermögen ernährt. Sowie mit allem, was zum Unterhalt notwendig ist, versehen.",
+ "bis sie sich mit Männern verheiraten. יתנסבן ist Ithpeel von נסב = ܢܣܰܒ = נשא nehmen, heiraten. Die Form יתנסבן, die auch ed. Lowe hat (nur dass hier יתנסבין verschrieben ist), ist die nach der Analogie der starken Verba gebildete. Wenn unsre Mischnaausgaben תנסבן = תינסבן lesen, so ist hier das Präfix ת statt י nach Analogie des Singulars gesetzt, wie im Jerus. Targum zu Gen. 41, 36 תהוויין, Deut. 28,32 תתוקפון. Vgl. Dalman, Grammatik des jüd.-paläst. Aram. S. 213.",
+ "so ist er dennoch dazu verpflichtet. Und sobald die Töchter sich verloben, verlieren sie diesen Anspruch, auch wenn sie noch nicht 12 Jahre alt sind; nach manchen Decisoren nur dann, wenn sie sich im Alter zwischen 12 und 12½ Jahren verloben. S. Eb. haëser 112, 3 Anm. Sind sie 12½ Jahre alt geworden, so haben sie unter keinen Umständen mehr Anspruch auf Alimente aus dem Nachlass des Vaters."
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+ "solange Dein Witwenstand in meinem Hause. Die Wiederholung des בביתי will andeuten, dass dies Haus auch wohnlich und ihrem Stande entsprechend sein muss; vgl. Ket. XII, 3.",
+ "dauert. Die Mischna ed. Lowe liest ebenfalls מגד, Infinitiv von אגד = dauern. Ed. princ., Ms. Or. 567 und die Talmudausgaben lesen מיגר von גור, weilen, währen.",
+ "können sie ihr die Ketuba auszahlen und sie entlassen. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des erstgenannten Brauches, dass die Witwe solange Anspruch auf Ernährung aus dem Nachlasse ihres Mannes hat, als sie sich nicht wieder verheiratet oder die Ketuba gerichtlich einfordert; Eb. haëser 93, 3."
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+ "gesagt haben. Ket. I, 2.",
+ "Mine hinzufügen. Er darf sogar die Zulage zu dem festgesetzten Betrage der Ketuba hinzurechnen und etwa schreiben: „Ich gebe Dir als jungfräuliche Morgengabe die Summe von 100 Minen, die Dir gebührt.“ Es ist hierbei nicht darauf Rücksicht zu nehmen, dass Aermere sich dadurch vielleicht zurückgesetzt fühlen könnten. Aus dem Umstande aber, dass es erlaubt war, die Ketuba der Priesterfrauen zu erhöhen (Ket. I, 5), war noch nicht zu schliessen, dass eine solche Zulage in allen Fällen gestattet ist, da man vermuten könnte, dass nur bei Priestern eine Erhöhung zulässig ist, weil man diese überhaupt auszeichnen muss, Lev. 21, 8.",
+ "so hat sie Alles. Auch die freiwillige Zulage. Diese wird תוספת כתובה genannt.",
+ "dass er sie heimführen werde. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "ich habe eine Mine. Also nur 100 Denar.",
+ "Sus erhalten. Da die Ketuba von den Rabbinen nur zum Vorteil der Frau angeordnet ist, um nämlich dem Manne die Scheidung zu erschweren (s. Ket. Einleitung), so kann sie auf diesen Vorteil verzichten. Dieser Verzicht muss jedoch schriftlich erklärt sein; wäre er aber beiderseits nur mündlich verabredet, so wäre er ungiltig; denn eine Bedingung, die mit einer Vorschrift der Thora im Widerspruch steht, ist ungiltig, s. B. mezia VII, 11. Nun ist zwar die Ketuba nach R. Jehuda wie nach den meisten Weisen nur eine rabbinische Institution, und überdies wäre hier die Bedingung giltig, auch wenn sie gegen eine biblische Satzung verstiesse, da es sich hier um Geldsachen handelt und Jeder auf Geld freiwillig Verzicht leisten kann (ibid. Note 64). Allein R. Jehuda ist der Ansicht, dass die Rabbinen für ihre Institutionen einer stärkern Stütze bedurften, um ein Übertreten zu verhüten, als sie selbst für Gebote der Thora nötig ist (חכמים עשו חזוק לדבריהם יותר משל תורה, Ket. 56a). Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Jehuda.",
+ "so ist es. Das eheliche Zusammenleben.",
+ "als Unzucht zu betrachten. Nach R. Meir ist die Ketuba eine Institution der Thora und darum die Bedingung, ihr weniger zu geben, als ihr zukommt, hinfällig; sie hat vielmehr die ganze Ketuba zu beanspruchen. Gleichwohl gilt sein bisheriges Zusammenleben mit seiner Frau als ein unzüchtiges, da sie in dem Glauben die Ehe einging, dass sie nicht den vollen Betrag der Ketuba zu erwarten habe. Die Halacha entscheidet auch in diesem Sinne."
+ ],
+ [
+ "sobald. D. h. von dem Tage an, da u. s. w.",
+ "der Mann. Der sie sich bereits angetraut, aber noch nicht heimgeführt hat.",
+ "sie [zur Hochzeit] auffordert, 12 Monate Zeit. Im Talmud (Ket. 57b) wird dies aus Gen. 24, 55 abgeleitet, wo es heisst: „Das Mädchen möge noch ein Jahr (ימים) oder 10 Monate bei uns bleiben.“ Hier ist mit dem unbestimmten ימים ein Jahr gemeint, wie in Lev. 25, 29, wo aus dem Zusammenhange sich ergiebt, dass ימים nur ein Jahr bedeuten kann.",
+ "um sich auszustatten. פרנס = ܦܰܪܢܶܣ, ausstatten, versorgen, unterhalten, ernähren; hier = sich mit Kleidungsstücken, Hausgeräten u. dergl. versehen.",
+ "so gewährt man sie auch dem Manne. War er unverheiratet, so giebt man ihm 12 Monate Frist, war er ein Witwer, nur 30 Tage, gleichviel, ob die Braut eine Jungfrau ist oder nicht. So R. Ascher. Nach Maim. Hil. Ischut X, 18: „man giebt dem Manne soviel Zeit wie der Braut“, gleichviel, ob er Witwer ist oder nicht.",
+ "um sich auszustatten. Um die Vorbereitungen zur Hochzeitsfeier zu treffen.",
+ "der Witwe. Die erst nach der Heimführung, nicht bereits nach der Trauung den Mann verloren.",
+ "Tage Zeit. Da sie schon von ihrer ersten Ehe mit allem Notwendigen versehen ist.",
+ "Ist die Zeit gekommen und haben sie nicht geheiratet. Wörtlich: sie (die Frauen) sind nicht heimgeführt worden, weil der Mann verhindert war. Die Lesart ist hier נישאו (Niphal), wie aus Ket. 2b hervorgeht, לא נשאו לא קתני אלא לא נישאו; auch Alfasi und ed. Lowe lesen נישאו. Aus Tos. z. St. (s. V. לא) geht hervor, dass zwar die Lesart in der Mischna לא נשאו lautete, aber die Lesung נישאו überliefert war, מקובלין היו כך לקרות לא נישאו. Ms. Or. 567 und ed. Lowe haben hier noch den Zusatz: או שמתו בעליהם.",
+ "so werden sie von seinem Vermögen unterhalten. Der Mann ist verpflichtet sie zu ernähren.",
+ "und dürfen auch Hebe geniessen. Wenn der Mann ein Priester ist und sie Töchter von Nichtpriestern sind. Hier ist es bereits der Verlobten erlaubt, Hebe zu geniessen, weil der Mann ihr, sobald der Termin zur Hochzeit gekommen ist, eine besondre Wohnung einräumt und somit nicht mehr zu befürchten ist, dass sie auch ihren Geschwistern von der Hebe verabreichen wird; s. Jeb. VII, Note 7a.",
+ "man darf ihr Alles in Hebe geben. Und sie kann, wenn sie unrein wird und Hebe nicht geniessen darf, diese verkaufen und für den Erlös Profanes kaufen. Nach dem Talmud gilt dies nur für den Fall, dass sie eine Priestertochter ist, die da weiss, dass man in levitischer Unreinheit keine Hebe geniessen darf, und auch dann nur für den Fall, dass sie noch verlobt und daher noch im Hause ihres Vaters ist, wo ihre Angehörigen sich bemühen werden, die Hebe nötigenfalls zu verkaufen. Wenn sie aber die Tochter eines Nichtpriesters ist, die nicht gewohnt ist mit Hebe umzugehen, oder wenn sie bereits verheiratet und daher in ihrer eigenen Wohnung verpflegt wird, stimmt R. Tarphon mit R. Akiba überein, dass man ihr nur zur Hälfte Hebe giebt, weil man ihr dann nicht zumuten kann, von Haus zu Haus zu gehen, um Käufer für die Hebe zu finden.",
+ "zur Hälfte Profanes. חולין = Profanes, Gewöhnliches, Ungeweihtes, in der Regel der Gegensatz zu Hebe oder zu Heiligem. — Man soll ihr zur Hälfte Profanes geben, damit sie für den Fall ihrer Unreinheit ohne weitere Bemühung Vorrat hat. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Der Levir. Der ein Priester ist und nun die kinderlos hinterbliebene Witwe seines Bruders heiraten soll.",
+ "berechtigt [sie] nicht zum Genusse von Hebe. Solange sie noch auf die Leviratsehe wartet; den Grund s. Jeb. VII, Note 19.",
+ "Hat sie 6 Monate. Von den 12 Monaten, die ihr zur Vorbereitung für die Ehe gewährt werden.",
+ "zugebracht. עשה, die Zeit zubringen; cf. Kohel. 6,12 מספר ימי חיי ויעשם כצל, Ruth 2,19 אשר עשתה עמו; und אשר עשיתי עמו.",
+ "während der Mann. Der sie sich angetraut, aber noch nicht heimgeführt hatte.",
+ "den sie auf den Levir wartete. Solange er lebte, hatte er noch nicht die Pflicht, die Verlobte zu ernähren, und selbst wenn diese Pflicht für ihn eingetreten wäre, hätte jene mit seinem Tode doch das Recht auf Hebe verloren.",
+ "während der Mann noch lebte. Statt dieses Falles hätte bei gleichem Nachsatz auch der gesetzt sein können, dass sie einige Zeit zugebracht, während der Mann noch lebte und dann 12 Monate, während sie auf den Levir wartete. Das חסר יום אחד ist nur wegen des Parallelismus mit dem vorhergehenden Falle angenommen. In dem Mscr. Or. 567 und der ed. Lowe fehlt dieser ganze Fall.",
+ "so darf sie Hebe nicht geniessen. Da sie auch bei Lebzeiten ihres Mannes, selbst wenn dieser ein Priester war, keine Hebe geniessen durfte, s. Jeb. VII, Note 7a.",
+ "So. Dass nämlich „die Frau Hebe geniessen darf, sobald die Zeit gekommen ist und sie nickt heimgeführt wurde“, s. M. 2.",
+ "lautet die erste Mischna. Dieser Ausdruck kann sowohl auf eine alte, vor der unsrigen bereits vollständig abgeschlossene Mischnasammlung hindeuten (vgl. Sanh. III, 4), oder aber eine einzelne alte Lehre im Gegensatz zu einer spätern bezeichnen. Wann speciell diese erste Mischna gelehrt worden ist, lässt sich nicht bestimmen, jedenfalls vor R. Akiba und R. Tarphon, da diese beiden Tannaiten darüber controversieren. S. auch Hoffmann, die erste Mischna, S. 5 u. 37.",
+ "bevor sie in das Trauzelt geführt ist. Weil vielleicht ein Leibesfehler an der Frau sich finden könnte, der die Giltigkeit der stattgehabten Trauung aufzuheben geeignet ist. Wenn er sie aber heimführt, so lässt er sie zuvor untersuchen, um sich Gewissheit zu verschaffen. — Was unter dem Ausdruck הכנס לחופה zu verstehen ist, ist unter den Decisoren streitig. Nach Maim. Hil. Ischut X, 1 bedeutet er, dass der Mann seine Frau, nachdem sie ihm vom Vater übergeben ist, in sein Haus nimmt, mit ihr einige Zeit allein ist und sie hiermit zu seiner Frau bestimmt. Nach R. Nissim (Ket. Anfang) ist dieses vertrauliche Zusammensein nicht erforderlich; der Ausdruck bedeutet nur die Aufnahme der Frau in sein Haus zum Zwecke der Eheschliessung."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand die Händearbeit seiner Frau. Die sie ihm zu leisten verpflichtet ist, s. M. 9.",
+ "so darf sie arbeiten und [den Ertrag dennoch] zu ihrem Unterhalt verwenden. Da der Mann das Recht auf ihre Händearbeit nur deshalb besitzt, damit er für die Unterhaltspflicht, die ihm obliegt, entschädigt werde, so kann die Frau erklären, sie verzichte auf ihren Unter- halt und beanspruche den Ertrag ihrer Arbeit für sich.",
+ "[Wenn er aber nur] den Überschuss. Das, was sie mehr verdient, als den Kosten ihres Unterhalts entspricht; den Ertrag ihrer Arbeit selbst aber hat er nicht geweiht. Der Überschuss ihres Verdienstes ist von den Weisen gleichfalls dem Manne zugesprochen als Entschädigung für die Silbermaah, die er ihr wöchentlich für ihren Bedarf geben muss (s. M. 9).",
+ "er ist heilig. Nach dem Talmud (Ket. 58 b) handelt hier die Mischna von dem Falle, dass er gesagt hat, der Überschuss solle nach dem Tode seiner Frau heilig sein, gleichviel ob er ihr die Maah gegeben hat oder nicht. R. Meir erklärt nun den Überschuss für heilig, obwohl es nicht häufig vorkommt, dass die Frau einen Überschuss erzielt und obgleich die Erklärung des Mannes sich erst auf eine spätere Zeit, nämlich auf die nach dem Ableben seiner Frau bezieht; denn nach R. Meir kann man auch einen Gegenstand, der noch gar nicht vorhanden ist, dem Heiligtum weihen (אדם מקדיש דבר שלא בא לעולם). Wenn er jedoch nur den Ertrag ihrer Arbeit weiht, den sie zu leisten verpflichtet ist, so bleibt dieser profan, sobald sie nur ausdrücklich auf ihren Unterhalt verzichtet, obgleich sie diesen in der Regel verdient und der Mann sich bereit erklärt, sie zu ernähren.",
+ "er ist profan. Denn man kann nicht dem Heiligtum etwas weihen, was noch gar nicht vorhanden ist. So entscheidet auch die Halacha."
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+ [
+ "sie muss mahlen. Mit einer Handmühle. Bei einer grossen Mühle muss sie andre Verrichtungen besorgen, wie das Getreide in den Trichter tun, das Mehl aufsammeln u. dergl.",
+ "backen. Brot. Nach B. Kamma 82a war es eine der 10 Anordnungen des Esra, dass die Frau das Brot schon am frühen Morgen backen sollte, damit es für die Armen vorrätig sei.",
+ "waschen. Das Waschen ist hier gleich an dritter Stelle vor dem Kochen genannt, weil sie von diesen drei Arbeiten unter Umständen befreit ist, wenn sie nämlich eine Magd mitbringt, während sie dann zum Kochen noch verpflichtet ist; s. weiter (Tos. L. Heller).",
+ "ihr Kind. Aber nicht das Kind ihres Mannes von einer andren Frau oder das eines fremden Mannes, auch wenn sie dafür entschädigt werden soll.",
+ "ihm. לו fehlt in der Mischna zum jerus. Talmud.",
+ "das Bett machen und in Wolle. Aber nicht in Flachs an einem Orte, wo dieses nicht Landessitte ist, oder wenn dieses, wie bei römischem Flachs, der mit Speichel angefeuchtet wurde, Übelkeit des Mundes oder Affection der Lippen hervorruft (Ket. 61b).",
+ "Hat sie ihm eine Magd mit [in die Ehe] gebracht. Oder soviel Vermögen eingebracht, dass er ihr davon eine Magd anschaffen konnte, oder war er reich genug, ihr eine Magd zu halten, da er sie seinem höhern Stande gemäss versorgen muss, s. Ket. IV, Note 51.",
+ "so braucht sie ihm. In der ed. Lowe und der ed. princ. fehlt לו. Auch Tos. zu Ket. 4b s. v. והצעת las in der Mischna המטה אינה מצעת, was nach ihm auch bedeuten kann: sie braucht nicht die Betten für die übrigen Glieder der Familie zu machen, aber für ihren Gatten wäre sie dazu verpflichtet.",
+ "so kann sie im Lehnstuhl. Καϑέδϱα = Lehnstuhl, Sessel, Lager.",
+ "sitzen. Und braucht ihn in keiner Weise zu bedienen. Sie soll ihm jedoch den Wein einschenken, die Decken im Bett zurechtlegen u. dergl., um dadurch seine Zuneigung zu gewinnen und ihn inniger an sich zu fesseln.",
+ "Elieser sagt. Ed. Lowe liest hier ר׳ אליעזר בן יעקב.",
+ "so kann er sie doch zwingen in Wolle zu arbeiten. Und den Ertrag ihrer Arbeit darf er für sich behalten.",
+ "Sohn Gamliel’s. Mscr. Or. 567 liest רבן גמליאל.",
+ "auch. Obgleich sie in dem hier folgenden Falle auf seinen eigenen Wunsch sich der Arbeit enthält, muss er sie entlassen, geschweige dass er sie zur Arbeit zwingen darf, wenn sie gegen seinen Willen müssig geht.",
+ "wenn jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt. הדיר מ׳ = durch ein Gelübde jemand zwingen oder verpflichten, etwas zu unterlassen oder etwas zu entsagen.",
+ "sich der Arbeit zu enthalten. Wenn er nämlich sagt: „Der Genuss Deiner Bedienung sei mir versagt, wenn Du arbeitest“; nur in dieser Form ist ein solches Gelübde giltig, s. Ned. II, 1.",
+ "so muss er sie entlassen. D. h. die Ehe durch Scheidung trennen.",
+ "und ihr die Ketuba auszahlen. Sobald das Gelübde in 8 Tagen nicht aufgelöst wird und er unter der Bedienung „Beiwohnung“ verstand, s. folg. Mischna.",
+ "denn der Müssiggang führt zur Verwirrung [des Geistes. שעמום ein Hauptwort mit dem Präfix ש (wie שעבוד ,שחרור) von עמם = dunkel sein, Trübung, Verdunkelung, Verwirrung des Geistes. Der Targ. Onk. giebt תמהון לבב Deut. 28, 28 mit שיעממות לבא und der paläst. Targum שמה ibid. v. 37 mit שעמום wieder. — Die Differenz zwischen R. Elieser und R. Simon b. G. zeigt sich in dem Falle, wenn die Frau sich mit Spielen die Zeit vertreibt; hier ist wohl Unzucht, aber nicht Verwirrung des Geistes zu befürchten, da sie nicht völlig ohne Beschäftigung ist. Die Halacha entscheidet in letzterer Beziehung im Sinne des R. Simon b. G., bezüglich ihrer Pflicht zu arbeiten, auch wenn sie 4 oder mehr Mägde mitgebracht hat, nicht im Sinne des anonymen Tanna (ת״ק), sondern des R. Elieser (R. Ascher)."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Vgl. Eduj. IV, 10.",
+ "jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt seiner Beiwohnung. תשמיש המטה eigentl. „Bedienung des Bettes“, euphemistischer Ausdruck für „Beiwohnung.“ Die Mischna ist reich an Euphemismen auf sexuellem Gebiete, z. B. זקן התחתון Sanh. VIII, 1; בעל גבר Bechor. VII, 5; קבר Ohal. VII, 4; כבדה הבית Mikw. VIII, 4; תקן את הבית Nid. II, 1; פנים Nid. II, 3; חדר ,פרוזדור ,עלית Nid. II, 5. Nach einer Bemerkung der Mischna Sanh. VIII, 1 und Nid. VI, 11 „haben sich die Weisen eines reinen Ausdrucks bedient“, דברו חכמים בלשון נקיה.",
+ "zu entsagen. Wenn er sagt: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt“, s. Note 52.",
+ "zwei Wochen. Da sie zuweilen gezwungen ist, sich 2 Wochen des ehelichen Umgangs zu enthalten, wenn sie nämlich ein Mädchen geboren hat, Lev. 12, 5; und man vergleicht diese beiden Fälle miteinander, weil sowohl das Gelübde als die Geburt des Kindes der Mann bewirkt hat.",
+ "[muss sie dies zugeben. Nach Ablauf dieser Frist muss er entweder sein Gelübde lösen oder die Ehe durch Scheidung trennen.",
+ "nur eine Woche. Wie dies bei der Geburt eines Knaben (Lev. 12, 2) und für die Menstruierende von der Thora vorgeschrieben ist, Lev. 15, 19. Man vergleicht aber diese beiden Fälle, weil sie häufig sind. Die Menstruation ist eine häufige Erscheinung, und ebenso kann es leicht geschehen, dass der Mann im Zorne solches Gelübde tut; Geburten dagegen sind nicht so häufig. Die Halacha entscheidet im Sinne Hillels. — Diese Bestimmung gilt selbst für den Kameltreiber und den Schiffer, die ohnedies seltener ehelichen Umgang pflegen (s. weiter). Der Talmud (Ket. 62b) begründet dies mit dem Sprichwort: לו פת בסלו אינו דומה מי שיש לו פת בסלו למי שאין, „wer Brot in seinem Korbe hat, ist nicht mit dem zu vergleichen, der keines in seinem Korbe hat“, d. h. derjenige, der nach dem Essen noch etwas übrig behält, ist beruhigt, da er weiss, dass er morgen noch etwas zu essen hat; derjenige aber, der nichts zurückbehält, hat heute schon keine Ruhe, weil er sich um den morgigen Tag Sorgen macht. Auf unsren Fall angewendet: Wenn der Mann kein Gelübde tut, so empfindet sie die Trennung von ihm nicht so schmerzlich, weil sie da wenigstens hoffen kann, dass er früher zurückkommt und ihr dann die Möglichkeit zum ehelichen Umgang gegeben ist; wenn er dagegen ein Gelübde getan, das ihr diesen Umgang unmöglich macht, so hat sie selbst jene Hoffnung nicht mehr.",
+ "Tage lang fortbleiben. Nach den Weisen aber (Ket. 62b) 2—3 Jahre; und so entscheidet auch die Halacha. Mit Erlaubnis ihrer Frauen dürfen sie fortbleiben, solange sie wollen.",
+ "die Arbeiter. Selbst diejenigen, die Nachts in ihrer Wohnung sich aufhalten.",
+ "eine Woche. Obgleich sie eigentlich zweimal wöchentlich ehelichen Umgang zu pflegen haben.",
+ "die Unbeschäftigten. טיל = Müssiggänger, von טייל = ܛܰܝܶܠ lustwandeln, müssiggehen, das sich im palästinensischen Targum für das hebr. דרך ,הלך findet, z. B. Deut. 1, 36.",
+ "die Arbeiter. Die nicht in jeder Nacht zu Hause sind; andrenfalls nur einmal wöchentlich.",
+ "die Eseltreiber. Die aus den benachbarten Orten Getreide nach der Stadt befördern.",
+ "einmal in der Woche. Wenn sie jede Nacht in der Stadt sind.",
+ "die Kameltreiber. Die aus fernen Gegenden Waren herbeischaffen.",
+ "die Schiffer. Die grosse Seereisen machen.",
+ "Elieser. So entscheidet auch die Halacha bis auf die oben (Note 62) erwähnte Ausnahme."
+ ],
+ [
+ "Wenn eine Frau gegen ihren Mann widerspenstig ist. Sie verweigert ihm den ehelichen Umgang; wenn sie sich aber weigert, die Arbeiten zu leisten, zu denen sie verpflichtet ist, so kann der Mann sie dazu zwingen, s. M. 5.",
+ "so zieht man ihr von ihrer Ketuba 7 Denar. S. Ket. I, Note 9.",
+ "wöchentlich ab. Einen Denar für jeden Tag; oder 7 Denar entsprechend den 7 (in M. 5 genannten) Arbeiten, zu denen sie verpflichtet ist (Jerus. Talmud).",
+ "Tropaikon. Τϱοπαιϰόν oder Victoriatus entsprach einem Quinar oder halben Denar. „Er hatte ursprünglich dem Denar gegenüber keinen gesetzlich festen Kurs, sondern war eine Ware. Das Wertzeichen fehlte auch anfangs auf dem Victoriatus, während es auf allen andren Münzen angegeben war.“ S. Zuckermann, über talmud. Münzen und Gewichte, S. 30.",
+ "Wie lange. Ed. Lowe liest עד כמה.",
+ "ihrer Ketuba entspricht. Sobald die Summe, die er abzieht, die Höhe der Ketuba erreicht, trennt er die Ehe durch Scheidung und entlässt sie, ohne dass sie auf Zahlung der Ketuba Anspruch hat; er darf die Ehe aber nicht fortsetzen in der Erwartung, dass seiner Frau noch anderweitig Vermögen zufallen wird, durch das er sich schadlos halten kann.",
+ "vielleicht. Die ed. princ. liest hier שאם; die Talmudausg. עד שאם.",
+ "so kann er es dann von ihr wieder einfordern. Die Halacha hat eine Entscheidung in andrem Sinne getroffen, s. Eb. haëser 77, 2.",
+ "wenn jemand gegen seine Frau widerspenstig ist. Er werweigert ihr den ehelichen Umgang (Maim. Hil. Ischut XIV, 15) oder auch Unterhalt und Wohnung (R. Ascher z. St.).",
+ "so legt man zu ihrer Ketuba drei Denar wöchentlich. Einen halben Denar für den Tag; für den Sabbat erhält sie nichts, damit es nicht den Anschein hat, als ob sie am Sabbat sich durch Arbeit etwas verdient. Wenn sie jedoch widerspenstig ist, so darf er ihr auch für den Sabbat ihre Ketuba um einen Denar vermindern, da jene Befürchtung fortfällt, nachdem er nur Abzüge macht, aber nicht in Wirklichkeit etwas von ihr bezahlt bekommt. — Nach dem jerus. Talmud entsprechen die drei Denare den 3 Leistungen, zu denen der Mann gegen seine Frau verpflichtet ist, Ex. 21, 10.",
+ "zu. Abgesehen davon übertritt der Mann das Verbot לא יגרע Ex. l. c. — Es ist aber unser Fall nicht mit dem in M. 6 erwähnten zu vergleichen; denn den Widerspenstigen bestraft man durch Erhöhung der Ketuba, damit er von seiner Widerspenstigkeit absteht, der Mann aber, der einmal ein Gelübde gethan, das die Frau in ihren Rechten kürzt, muss dieses halten, solange nicht Umstände eintreten, deren Voraussicht ihn von dem Gelübde zurückgehalten hätten und die ihn nun zur Auflösung desselben bestimmen, s. Ned. IX, 2 u. 5. — Die Halacha entscheidet, dass die Ketuba um 3 Denare wöchentlich zu erhöhen ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand seine Frau durch einen Dritten beköstigen. השרה, von שרה (verwandt mit שאר = Speise), beköstigen, verpflegen lassen. Der Targum giebt כרח II. Kön. 6, 23 mit שירותא wieder.",
+ "lässt. Und sie damit einverstanden ist, dass sie nicht mit ihrem Manne gemeinsam speist.",
+ "so darf er ihr nicht weniger als zwei Kab. Ed. princ, und Ed. Lowe lesen die Dualform מקבים. — קב, ein Hohlmass (II. Kön. 6, 25) = 4 Log oder 24 Eigrössen.",
+ "Weizen. Das Quantum von 48 Eigrössen entspricht 16 Mahlzeiten von je 3 Eigrössen; 14 davon für ihren persönlichen Bedarf, der zu 2 Mahlzeiten täglich angenommen wird, und 2 Mahlzeiten für Arme.",
+ "oder vier Kab Gerste. Zu diesem Verhältnis zwischen Weizen und Gersten vgl. II. Kön. 7, 16 und Pea VIII, 5. Gerste diente nicht nur als Viehfutter (s. Tos. Demai I, 17 und Tos. Beza Ende), sondern auch zur Bereitung von Brot (s. Pes. II, 5; Scheb. III, 2; Neg. XIII, 9).",
+ "geben. Für jede Woche.",
+ "Jose. Ms. Or. 567 liest ר׳ יוסי אומר, was darauf hindeuten würde, dass R. Jose mit dem ersten, ungenannten Tanna controversiert und der Ansicht ist, dass man der Frau das gleiche Quantum Gersten wie Weizen zu geben hat. Es würde dann R. Jose derselben Ansicht sein wie R. Meir in Pea VIII, 5. Vgl. auch die Bemerkung des R. S. Straschun z. St.",
+ "Ismael fest. In diesem Verhältnis zu Weizen wie 2 : 1.",
+ "der nahe bei Idumäa. Idumäa war der am wenigsten fruchtbare Landstrich im Süden Judäas und seine Gerste galt als besonders schlecht; vgl. auch Tos. Terum. V, 7; jerus. Orla II, 1; jer. Bik. III, 1.",
+ "wohnte. R. Ismael wohnte im sog. Darom unweit Idumäa, s. meine Abhandlung: „Der Tanna R. Ismael“, S. 20ff.",
+ "ein Log getrocknete Feigen. גרוגרות, vielleicht = γάϱγαϱα, Menge, Haufe, speciell von getrockneten Feigen, die haufenweise zusammenliegen.",
+ "oder eine Mine. מנה als Gewicht auch Pea VIII, 5; Chul. XI, 2; Ed. III, 3. Sie wog soviel wie 100 Denar oder 9600 Gerstenkörner mittlerer Grösse, etwa 400 Gramm. Vgl. auch Ket. I, Note 10.",
+ "Feigenkuchen. דבלה, von einem Stamm דבל = دبل, pressen, zusammendrücken, speciell von gestampften Feigen, die eine dichte Masse bilden; vgl. דבלת תאנים II. Kön. 20, 7; ככר דבלה Schebiit I, 2.",
+ "ein Bett und eine Decke. מפץ (von נפץ, ausbreiten) eine weiche Decke aus Bast oder dergl. als Unterlage.",
+ "und wenn er keine Decke hat. So 1st die bestbezeugte Lesart der ed. princ., der ed. Lowe und des Ms. Or. 567, und so lasen auch R. J. Alfasi und Maimonides. Daneben existierte noch die Lesart, wie sie einige Mischna- und die Talmudausgaben haben: ונותן לה מטה ומפץ ומחצלת.",
+ "so muss er ihr eine Matte. מחצלת, eine grobe Decke aus Rohr oder Schilf, mit der man das mit Stricken überspannte Bett belegte.",
+ "eine Haube. כפה, in der Bibel = Zweig, Wipfel, davon hier eine Kopfbedeckung, Kappe, Haube nach der wipfelartigen Gestalt.",
+ "einen Gürtel für ihre Lenden. Aus der Mischna ist nicht mit Bestimmtheit zu ersehen, wie oft er ihr eine Kopfbedeckung und einen Gürtel geben muss. Raschi bemerkt zu כפה Ket. 64b: צעיף אחד משנה לשנה; danach müsste er ihr eine Haube jährlich geben, und die Worte ומנעלים ממועד למועד wären etwa als eine Parenthese aufzufassen. Nach Schit. mekub. z. St. braucht er ihr die Haube und den Gürtel erst dann zu erneuern, wenn sie abgenutzt sind.",
+ "ein paar Schuhe zu jedem Feste. Zu jedem der 3 Wallfahrtsfeste. Nach dem Talmud (Ket. 65b) gilt diese Bestimmung nur für gebirgige Gegenden, in denen die Schuhe schneller zerrissen werden, und die Mischna lehrt beiläufig, dass er ihr die Schuhe gerade zum Feste geben soll, um ihre Festesfreude zu erhöhen.",
+ "und Kleider im Werte von 50 Sus. Diese Summe ist nach Provinzialgeld zu berechnen, s. Ket. I, Note 9.",
+ "Man giebt ihr aber nicht neue [Kleider] zur Sommerzeit. Weil neue Kleider mehr wärmen als alte und daher für die kältere Zeit geeigneter sind.",
+ "und sie bekleidet sich mit den abgetragenen. S. Jeb. IX, Note 19.",
+ "und die abgenützten. שחקים abgenutzte Kleider, Fetzen, von dem bibl.-hebr. שחק = zerreiben, abschaben; vgl. das arab. سحق = abnutzen, z. B. von einem Kleide.",
+ "gehören ihr. Um sie bei Bedarf, z. B. zur Zeit ihrer Menstruation zu verwenden."
+ ],
+ [
+ "Er muss ihr. Wenn er sie ausser seinem Hause beköstigen lässt, s. M. 8.",
+ "eine Silber-Maah. מעה, eigentl. Körnchen, Steinchen (s. Jes. 48, 19), ist die neuhebr. Bezeichnung für die kleinste Münze, entsprechend dem biblischen גרה, welches auch eigentl. Korn, Bohne bedeutet. Die Maah hatte das Gewicht von 16 Gerstenkörnern mittlerer Grösse; ihr Wert war = ⅙ Denar, also etwas über 10 Pfennig.",
+ "für ihren Bedarf. Für kleinere Bedürfnisse, die sie im Laufe der Woche hat.",
+ "und sie speist mit ihm in der Nacht zu jedem Sabbat. Weil dies in der Regel die Nacht ist, in der der Mann ehelichen Umgang pflegt.",
+ "Wenn er ihr für ihren Bedarf nicht eine Silber-Maah giebt. D. h. wenn sie schweigt, falls er ihr nicht eine Maah giebt, oder wenn sie ausdrücklich darauf verzichtet.",
+ "so gehört ihre Händearbeit. D. i. der Überschuss über den Verdienst, der den Kosten ihres Unterhalts entspricht, s. Note 34.",
+ "Wieviel muss sie für ihn arbeiten. Und bei wie viel wöchentlichem Verdienst darf sie den Überschuss für sich behalten?",
+ "was [einem Gewicht von] zehn Sela in Galiläa entspricht. Das Sela in Judäa wog doppelt so viel als das in Galiläa. Nach Chul. XI, 2 genügte ein Gewebe im Gewichte von 5 Sela zur Anfertigung eines kleinen Gewandes.",
+ "oder zehn Sela an Gewicht Einschlag. Der Einschlag ist doppelt so schwer als der Aufzug und erfordert nur die Hälfte der Arbeit im Vergleich zu diesem.",
+ "so verringert man ihre Händearbeit und legt ihr zu ihrem Unterhalt zu. Man giebt ihr noch Speisen und Getränke, die die Milchbildung befördern.",
+ "Für wen ist dies Alles. Dass der Mann seiner Frau die in dieser und der vorigen Mischna genannten Dinge nur in der hier bestimmten Menge zu geben hat.",
+ "bei einem Angesehenen aber [richtet sich] Alles nach seinem Stande. Er ist verpflichtet sie seinem vornehmern Stande gemäss zu behandeln, s. Ket. IV, Note 51."
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+ "Der Fund einer Frau und der Ertrag ihrer Händearbeit gehören ihrem Manne. Dies war zwar bereits Ket. IV, 4 gelehrt; es ist hier nur deshalb wiederholt, weil im Anschlusse daran gezeigt werden soll, dass an eine ähnliche Rechtsfrage, an die Frage nämlich, wer das Geld für die Beschämung und die Verletzung zu beanspruchen hat, sich eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem ungenannten Tanna (ת״ק) und R. Jehuda b. B. knüpft.",
+ "von ihrer Erbschaft geniesst er bei ihren Lebzeiten die Früchte. Er hat das Niessbrauchsrecht an ihrem Vermögen. Das Kapital erhält die Frau, wenn der Mann stirbt oder die Ehe trennt.",
+ "[Das Geld für] ihre Beschämung und ihre Wertverminderung. Wenn jemand sie verletzt hat. Dieser hat nach B. kamma VIII, 1 unter Umständen für 5 verschiedene Arten von Beschädigungen Ersatz zu leisten.",
+ "gehört ihr. Das Schmerzensgeld ebenfalls. Das Geld für die Versäumnis gehört dem Manne, da er den Anspruch auf den Ertrag ihrer Arbeit hat; desgleichen das Geld für die Heilung, da er verpflichtet ist, sie heilen zu lassen, Ket. IV, 9.",
+ "wenn es an einer geheimen Stelle geschah. Die Beschämung erfolgte an einem Orte, an dem sonst niemand zugegen war, und die Verletzung geschah an einer Stelle ihres Körpers, die nicht sichtbar ist.",
+ "wenn es aber an einer öffentlichen Stelle geschah. Die Beschämung erfolgte in Gegenwart fremder Personen, und die Verletzung geschah an einer sichtbaren Stelle ihres Körpers.",
+ "so gehören zwei Dritteile ihm. Da hier die Beschämung für ihn eine grössere ist und sie durch die Verletzung an sichtbarer Stelle in erhöhtem Masse an Reiz für ihn einbüsst.",
+ "und er geniesst die Früchte [davon. Wie bei allen Niessbrauchsgütern, die der Frau gehören und die der Mann nach ihrem Tode erbt; Jeb. VII, Note 1. Wenn aber die Frau stirbt, bevor sie ihren Teil erhoben hat, so erbt der Mann diesen nicht, da er nur die Güter seiner Frau erbt, die sich bereits in ihrem Besitz befinden (מוחזק), aber nicht solche, auf die sie nur einen Rechtsanspruch hat (ראוי), s. B. batra 113a."
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+ [
+ "Wenn jemand seinem Schwiegersohne Geld aussetzt und sein Schwiegersohn stirbt. Sodass dessen Bruder verpflichtet ist an seiner Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen; die versprochene Summe war aber noch nicht ausgezahlt und wird nun von dem Levir gefordert.",
+ "Dir aber mag ich es nicht. אפש, syr. ܐܰܦܶܫ = חפץ, Wunsch, Verlangen, Begehren. — אי, aus Verkürzung von אין entstandene Partikel zur Bezeichnung der Negation = nicht; vgl. אי כבוד I. Sam. 4, 21, אי נקי Hiob 22, 30. Diese Partikel erscheint in der Mischna gewöhnlich vor einem Worte, das mit א beginnt, z. B. Pes. VI, 2; B. mez. V, 3; Ab. sara III, 4; Abot II, 4; Jeb. I, 1; Nas. V, 3; Sota VIII, 1. Ausnahmen s. jedoch Demai V, 8; Sanh. IV, 5. Demnach wäre אי אפשי = אין חפצי, es ist nicht mein Wille, ich mag nicht. Nach Geiger, Jüd. Zeitschr. VIII, 182 ging die Gewöhnheit, das נ vor dem blossen Vocal abzuwerfen, so weit, dass man sogar, wenn das Wort selbst mit נ begann, auch dieses wegwarf und אי אפשי = אין נפשי sagte, eine Erklärung, die Bacher, die älteste Terminologie S. 128, Anm. 3 „plausibel“ nennt, obschon solcher Ausfall eines נ am Anfang eines Wortes sich kaum wird nach weisen lassen. Graetz, im Litteraturbl. des Orient 1845, S. 87 weist noch auf die merkwürdige Erscheinung hin, dass bei אי mit nachfolgendem א, verglichen mit dem griech. ν ἐφελϰυστιϰόν, ein Hiatus gleichsam hervorgerufen wird.",
+ "geben. Und der Levir muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen, ohne die ausgesetzte Summe zu erhalten. Der verstorbene Bruder aber hätte das Geld auf gerichtlichem Wege einziehen können."
+ ],
+ [
+ "Minen festsetzen. Er muss ihr dafür in der Ketuba die Hälfte mehr verschreiben (15 Minen = 1500 Denar) ausser der freiwilligen Zulage (תוספת כתובה Jeb. IV, Note 18), weil er mit ihrer Mitgift Geschäfte machen und Gewinn erzielen kann. Das Verbot des Zinsnehmens resp. Zinsgebens (Lev. 25, 35. 36 u. B. mezia V, 1 ff.) trifft aber hier nicht zu, da er die Summe nicht als Darlehen, sondern nur unter der Bedingung übernommen hat, dass er sie von seiner Frau nach deren Tode erben werde. Überdies entspricht hier der Zuschlag, den er zu zahlen hat, nicht einer Entschädigung für eine gewisse Frist (אגר נטר), in der er die Mitgift benutzen konnte und die die Frau abwarten musste, um zu ihrem Gelde zu kommen; denn diesen Zuschlag müsste er ihr selbst dann zahlen, wenn er sich sofort nach der Eheschliessung von ihr scheiden würde. Wenn sie nun Witwe oder geschieden wird, so hat sie eine Ketuba von 1500 Denar zu beanspruchen.",
+ "für das abgeschätzte Gut. Die Mobilien, die die Frau in die Ehe bringt.",
+ "setzt er ein Fünftel weniger fest. Denn dieses pflegte man höher einzuschätzen als der wahre Wert betrug, damit die Frau reicher erscheine.",
+ "[Beträgt] die Abschätzung eine Mine. D. h. wenn er ausgemacht hat, dass er in die Ketuba einschreiben werde, sie habe ihm „שום במנה“, Mobilien im Betrage einer Mine eingebracht.",
+ "so hat er nur eine Mine [zu beanspruchen. Er kann aber nicht etwa ⅕ mehr beanspruchen, indem er sich darauf beruft, dass man in der Regel den Wert um ⅕ höher einzuschätzen pflegt, als er wirklich ist, und es ihm daher erlaubt sein müsse, ⅕ abzuziehen; denn dieses geschah nur, wenn von Seiten der Frau das Gut eingeschätzt und es deshalb zu einem höhern als dem wirklichen Werte angesetzt war. Er braucht auch nicht die Hälfte mehr in der Ketuba anzusetzen, wie im ersten Falle dieser Mischna, da es sich dort um bares Geld handelt, hier aber nicht.",
+ "Wenn die Abschätzung auf eine Mine lautet. D. h. wenn sie verlangt, dass er in die Ketuba einschreibe, sie habe ihm „שום במנה“, Mobilien im Betrage einer Mine eingebracht.",
+ "Sela und einen Denar geben. Das sind 125 Denar, da 1 Sela 4 Denar betrug, s. Ket. I, Note 9. Sie muss Mobilien einbringen, die ⅕ mehr wert sind als eine Mine oder 100 Denar, da er das Recht hat, die Mobilien, die von Seiten der Frau eingeschätzt sind, um ⅕ niedriger anzusetzen. Jenes Fünftel wird so berechnet, dass die Summe (z. B. 100 oder 400 Denar) als ⅘ eines Ganzen betrachtet und dann das fehlende Fünftel (25 resp. 100 Denar) hinzugefügt wird. Nach unsrer üblichen Bezeichnung würden wir dies einfach ¼ nennen. — Nach R. Chananol (s. Tos. Ket. 66a s. v. שום) sind die beiden letzten Fälle also zu erklären: Wenn sie ihm versprochen hat, „שום במנה ושוה מנה“, Mobilien, die zu einer Mine eingeschätzt und auch eine Mine wert sind, in die Ehe zu bringen, so hat er nicht das Recht zu verlangen, dass sie ihm Mobilien einbringe, die in Wirklichkeit ⅕ mehr wert sind; denn mit den Worten שום במנה ושוה מנה hat sie sagen wollen, dass er in der Ketuba den Wert der Mobilien auf eine Mine angeben solle, obgleich sie wirklich nur eine Mine wert sind. Wenn sie aber versprochen hat, „שום במנה“, Mobilien, die zu einer Mine eingeschätzt sind, einzubringen, so muss sie in Wirklichkeit Mobilien, die ⅕ mehr wert sind, einbringen; denn mit den Worten שום במנה hat sie sagen wollen, dass sie ihm soviel Mobilien einbringen werde, als der Mine entspricht, die er in die Ketuba einschreibt.",
+ "[Denar] lautet. Wenn sie verlangt, dass er in die Ketuba einschreibe, sie habe ihm Mobilien ira Werte von 400 Denar eingebracht. — Die Mischna handelt hier von einer Ketuba von einer Mine und von einer solchen von 400 Denar, weil sie die beiden Grenzen annehmen wollte, zwischen denen sich der Betrag der Ketuba bewegt; bei einer Witwe betrug sie 100 Denar, bei einer Priestertochter 400 Denar, s. Ket. I, 5.",
+ "Was der Bräutigam aussetzt. Was er der Braut an Kleidungsstücken oder Schmucksachen u. dergl. verspricht.",
+ "das muss er um ein Fünftel weniger ansetzen. Denn auch auf seiner Seite wurden die Gegenstände in der Regel höher eingeschätzt, als sie thatsächlich wert waren. Er muss deshalb in der Ketuba den Wert der von ihm versprochenen Sachen um ⅕ niedriger angeben."
+ ],
+ [
+ "Denar berechnet. Obgleich der Sela nur 4 Denar beträgt, muss er ihr den Sela am die Hälfte höher anrechnen, s. Note 12. Die Mischna setzt neben den Fall in M. 3 (Anfang) noch diesen, um zu lehren, dass der Mann stets den Betrag der Mitgift um die Hälfte höher in der Ketuba ansetzen muss: bei einer grossen Summe, weil er mit ihr leicht einen grossen Gewinn erzielen kann, obgleich bei einem grossen Geschäft auch das Risiko ein grosses ist; bei einer kleinen Summe, weil hier das Risiko für ihn nur ein geringes ist, obschon er nur einen kleinen Gewinn mit ihr erzielen kann (Ket. 66 b).",
+ "ihr für jede Mine. Die sie ihm in die Ehe bringt.",
+ "10 Denar für ihren Toilettenbehälter. קופה = cupa, ein rundes Gefäss, Behälter, Tonne, Kufe. Hier ist die Summe gemeint, die sie auf ihre Toilettengegenstände, als Salben, Gewürze u. dergl. verwendet.",
+ "zu geben. Nach Ket. 66b ist die Frage unentschieden, wie oft er zu dieser Leistung verpflichtet ist, ob täglich, wöchentlich oder jährlich. Nach Tos. (ibid. s. v. ליום) meint die Mischna eine einmalige Leistung; es ist nur die Frage, ob er ihr die ganze Summe auf einmal auszahlen und ihr, wenn diese verbraucht ist, ihrem Stande entsprechend weitere Mittel für die Toilette geben muss, oder ob er ihr jene Summe überhaupt nicht auf einmal auszuzahlen braucht, sondern nur täglich soviel Geld geben muss, als sie für ihren Bedarf an Toilette gebraucht.",
+ "[es richtet sich] Alles. Was hier an Leistungen aufgezählt ist.",
+ "nach der Sitte des Ortes. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "ohne genauere Bestimmung zu treffen. סתם eigentl. verstopft, verschlossen, daher = unbekannt, unbestimmt; hier = ohne nähere Verabredung betreffs der Mitgift.",
+ "so darf er ihr nicht weniger als 50 Sus. Diese Summe ist nach Provinzial- geld zu berechnen, s. Ket. I, Note 9.",
+ "geben. Wenn er bestimmt, dass er (der Bräutigam) sie unbekleidet heimführen solle, so darf der Mann nicht sagen: „wenn ich sie in mein Haus gebracht haben werde, will ich sie in mein Gewand hüllen,“ sondern er muss sie bekleiden, während sie noch im Hause ihres Vaters ist. Ebenso, wenn man eine Waise verheiratet, soll man ihr nicht weniger als 50 Sus. Aus der Wohlthätigkeitskasse.",
+ "so muss man sie standesgemäss ausstatten. Nach R. Nissim z. St. ist es möglich, dass man ihr unter allen Umständen 50 Sus geben muss und dass, wenn in der Kasse nicht soviel vorhanden ist, die Vorsteher aus eigenen Mitteln der Kasse borgen müssen; wenn die Kasse gewachsen ist, können sie sich dann daraus bezahlt machen. Vgl. Jore dea 257, 5. Ist mehr als 50 Sus in der Kasse, so muss man der Waise noch mehr geben, je nach dem Stande, dem sie angehört."
+ ],
+ [
+ "die ihre Mutter oder ihre Brüder mit ihrer Einwilligung. Das לדעתה will sagen, dass sie, obgleich sie mit ihrer Einwilligung verheiratet wurde, dennoch als Erwachsene ihren Anspruch noch erheben kann und ihr event. Verzicht ungiltig ist.",
+ "Sus verschrieben. In der Mischna sind absichtlich diese beiden Fälle aufgestellt. An dem ersten soll gezeigt werden, dass die Tochter ihre Forderung stellen kann, obgleich man ihr mehr als das Minimum von 50 Sus (s. M. 5) verschrieben hatte; an dem zweiten wird gezeigt, dass die Tochter erst als Erwachsene ihre Ansprüche geltend machen kann, obschon man ihr nur 50 Sus verschrieben.",
+ "was ihr gegeben werden muss. D. i. ein Zehntel des vom Vater hinterlassenen Vermögens, Ket. 68b.",
+ "so muss der zweiten ebenso viel wie der ersten gegeben werden. Gleichviel ob der Vater der ersten Tochter mehr oder weniger als den zehnten Teil seines Vermögens mitgegeben hatte; und nur wenn man die Gesinnung des Vaters in dieser Beziehung nicht kennt, wenn man nicht weiss, ob er freigebig oder geizig ist, giebt man der Tochter den zehnten Teil des Vermögens.",
+ "arm wird. Die Form העני anstatt הענה, die nach syrischer Art gebildet ist, findet sich in der Mischna öfter, s. Schek. III, 2; Arach. IV, 2. Das Imperfect יעני Schek. III, 2; Ned. IX, 4. Auch in der Bibel findet sich einmal החלי anstatt החלה, Jes. 53, 10. [Man kann freilich החלי auch als eine defect geschriebene Nebenform zu ויחלא auffassen, die auf einen Nebenstamm חלא hinweist, wie sich ויחלא II. Chron. 16, 12 anstatt ויחלה findet. Vgl. die Formen החטי II. Kön. 13, 6; Jer. 32, 35.] Das עני und עשיר bezieht sich hier nicht auf das Vermögen des Vaters; denn wenn z. B. dieser früher reich und später arm war, könnte auch R. Jehuda nicht verlangen, dass man der zweiten Tochter soviel wie der ersten geben solle. Es bezieht sich vielmehr auf die Gesinnung des Vaters und bedeutet: es kommt vor, dass jemand, der früher „arm an Gesinnung“ d. h. engherzig war, später „reich an Gesinnung“ d. h. weitherzig, freigebig wird, und umgekehrt.",
+ "man muss vielmehr. Je nachdem der Vater freigebig oder geizig ist; nur wenn seine Gesinnung nicht bekannt ist, giebt man der Tochter den zehnten Teil des Vermögens."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand einem Dritten. השליש einem Dritten als einem Vertrauensmann etwas übergeben; שליש der Vertrauensmann zweier Parteien.",
+ "Geld für seine Tochter giebt. Damit er ihr ein Feld kaufe oder es für den Fall, dass sie nach seinem Tode heiraten werde, zu ihrer Mitgift verwende.",
+ "mein Mann. D. i. mein Verlobter.",
+ "ist mir beglaubt. Ich habe das Vertrauen zu ihm, dass er es nicht für sich behalten werde, gieb es ihm also.",
+ "wie ihm aufgetragen wurde. Selbst wenn sie will, dass ihr Verlobter ihr nach dem Wunsche des Vaters ein Feld kauft, darf man ihr das Geld erst nach ihrer Eheschliessung aushändigen, da es eine Pflicht ist, die Anordnungen eines Verstorbenen zu erfüllen (מצוה לקים דברי המת, Ket. 70a), auch wenn er diese getroffen, als er noch völlig gesund war. War er aber damals bereits so krank, dass er sich dem Tode nahe fühlte, dann muss sein Auftrag genau erfüllt werden, selbst wenn der Vertrauensmann ursprünglich das Geld zu einem andren Zwecke erhalten hätte, denn „was ein Totkranker auch nur mündlich vermacht, gilt wie aufgeschrieben und bereits übergeben“, דברי שכיב מרע כבתובין וכמסורין, s. B. batra VIII, Note 34.",
+ "wenn es nun ein Feld gewesen wäre. Das man ihr bereits gekauft hat.",
+ "so würde es doch auch schon von jetzt. עכשיו, nach Levy (Wtb. III, 648) eine Contraction der Worte עד כשעה היא; besser mit Dalman, Gramm. des jüd.-paläst. Aram. S. 168, Anm. 1 = עד כשהוא.",
+ "ab als verkauft gelten. Also hat sie das Verfügungsrecht über das Geld und man muss es ihr aushändigen, selbst wenn sie nicht ein Feld dafür kaufen will. — R. Meir aber ist der Ansicht, dass sie in einem solchen Falle nicht befugt wäre das Feld zu verkaufen.",
+ "Von wem ist dies gesagt. Dass R. Meir und R. Jose controversieren.",
+ "Von einer Erwachsenen. Und auch nur solange sie verlobt ist; denn wenn die Ehe bereits vollzogen ist, so stimmen beide Tannaiten darin überein, dass die Frau das freie Verfügungsrecht über das Geld hat, Ket. 69b. Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Meir."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wenn jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt. S. Ket. V, Note 51.",
+ "dem Nutzen von ihm zu entsagen. D. h. dem Unterhalt aus seinem Vermögen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass der Mann durch ein Gelübde seiner Frau jeden Genuss seines Vermögens untersagen will, denn dazu wäre er nicht befugt, da er sich der Verpflichtung sie zu ernähren (Ex. 21, 10) nicht entziehen kann. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass er ihr gesagt hat, sie solle den Ertrag ihrer Arbeit, den er eigentlich zu beanspruchen hat (Ket. IV, 4), für ihren Unterhalt verwenden, womit sie sich schweigend einverstanden erklärte. Wenn nun ihr Verdienst wohl für ihren dringenden Bedarf, aber nicht für kleinere, minder wichtige Bedürfnisse ausreicht, wie sie ihr Vater ihr gewährte, zu deren Bestreitung aber der Gatte nicht verpflichtet ist, weil sie auch ihren übrigen Angehörigen in ihrem Elternhause nicht gewährt wurden, so ist ihr Mann verpflichtet, ihr einen Versorger zu stellen (Ket. 70b).",
+ "wenn dies. Gelübde.",
+ "für [höchstens] 30 Tage. Es wird angenommen, dass innerhalb der ersten 30 Tage das Gelübde nicht weiter bekannt wird und sie sich daher vor ihren Bekannten nicht zu schämen braucht.",
+ "ihr einen Versorger stellen. D. h. nicht etwa jemand beauftragen sie zu versorgen, denn dies wäre ihm, da er das Gelübde gethan, verboten nach dem Grundsatze: „Der Bevollmächtigte steht dem Vollmachtgeber gleich“ (Ket. IV, Note 55); es ist vielmehr gemeint, dass er erklären darf: Derjenige, der sie versorgen wird, soll keinen Schaden leiden, d. h. dem werde ich es ersetzen.",
+ "wenn dies für längere Zeit geschah. Und sie nicht länger mit dieser Versorgung durch einen Dritten einverstanden ist.",
+ "so muss er sie entlassen. Er muss die Ehe durch Scheidung trennen, weil ein solcher Zustand für die Frau beschämend ist.",
+ "wenn es ein Israelit ist. D. i. ein Nichtpriester, dem es gestattet ist, die Frau, von der er sich geschieden, wieder zu heiraten, wenn sie inzwischen nicht anderweitig verheiratet war.",
+ "behalten. Weil er sein Gelübde noch bereuen und sie nach erfolgter Scheidung wieder heiraten könnte.",
+ "wenn es aber eine Priesterfrau ist. Die ihr Gatte nach erfolgter Scheidung nicht wieder heiraten dürfte, Lev. 21, 7.",
+ "behalten. Man gewährt ihm längere Frist, um das Gelübde bereuen und auflösen zu können. — Die Halacha entscheidet nicht nach der Ansicht des K. Jehuda."
+ ],
+ [
+ "bestätigt. Hier heisst הדיר geloben lassen, ein Gelübde zulassen, gelten lassen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass er es ihr durch Gelübde verboten hat, da er ihr nicht den Genuss einer Sache verbieten kann, die ihm nicht gehört. Es kann auch nicht gemeint sein, dass er etwa erklärt hätte: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn Du irgend eine Frucht geniessest“, da er bereits nach Ablauf einer Woche ein solches Gelübde lösen oder die Ehe trennen müsste, Ket. V, 6. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass sie gelobt hat, solange sie mit ihm verheiratet ist, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen und er dies Gelübde bestätigt hat.",
+ "so muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. Da er stillschweigend das Gelübde seiner Frau guthiess, merkte sie, dass sie ihm verhasst und es ihr also unmöglich ist, die Ehe mit ihm fortzusetzen; deshalb muss er, falls er keine Möglichkeit findet, ihr Gelübde zu lösen, sofort die Ehe durch Scheidung trennen. Wenn aber der Mann ein Gelübde tut, wodurch er sich den ehelichen Umgang mit seiner Frau versagt (Ket. V, 6), dann ist sie eher bereit, eine Woche zu warten in der Hoffnung, dass der Zorn ihres Gatten sich legen und er sein Gelübde bereuen wird.",
+ "muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. Die Halacha entscheidet nicht im Sinne des R. Jehuda."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt. Hier heisst הדיר geloben lassen, ein Gelübde zulassen, gelten lassen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass er es ihr durch Gelübde verboten hat, da er ihr nicht den Genuss einer Sache verbieten kann, die ihm nicht gehört. Es kann auch nicht gemeint sein, dass er etwa erklärt hätte: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn Du irgend eine Frucht geniessest“, da er bereits nach Ablauf einer Woche ein solches Gelübde lösen oder die Ehe trennen müsste, Ket. V, 6. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass sie gelobt hat, solange sie mit ihm verheiratet ist, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen und er dies Gelübde bestätigt hat.",
+ "sich einer bestimmten Art von Schmuck nicht zu bedienen. Sie gelobt z. B. eine bestimmte Art von Balsam nicht zu gebrauchen und der Mann lässt dieses Gelübde gelten.",
+ "bei Armen. Muss er sie entlassen und die Ketuba auszahlen.",
+ "wenn er keine bestimmte Zeit angegeben. Wie lange das Gelübde gelten soll. Er darf aber höchstens 12 Monate das Gelübde gelten lassen.",
+ "Tage geschah. So lange kann die reiche Frau sich noch an dem Geruche des Balsams erfreuen, den sie vor dem Aussprechen des Gelübdes gebraucht hat (Ket. 71b). Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Jose."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt. Wenn sie gelobt hat: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn ich in das Haus meines Vaters gehe“, und er das Gelübde gelten liess. Die Frau muss hier aber den Genuss der Beiwohnung sich versagt haben; denn wenn ihr Gelübde nur gelautet hätte: „es sei mir verboten, in das Haus meines Vaters zu gehen“, so könnte der Manu es nicht auflösen, da er das Einspruchsrecht nur bei solchen Gelübden hat, die die Beziehungen der Gatten zu einander beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה, s. Ned. XI, 2.",
+ "falls es für einen Monat geschah. Falls sie das Gelübde für die Dauer eines Monats getan hat.",
+ "falls für zwei Monate. Geschweige, wenn sie es für unbegrenzte Zeit getan.",
+ "muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. Nach dem Talmud (Ket. 71b) vertritt die Mischna in diesem zweiten Satze die Ansicht des R. Jehuda in M. 2 und ist also zu erklären: Wenn es ein Israelit ist, so darf er sie, falls das Gelübde für die Dauer eines Festes getan wurde, behalten, falls für die Dauer von zwei Festen, muss er sie entlassen; wenn es aber eine Priesterfrau ist, so kann er sie, falls das Gelübde für die Dauer von zwei Festen geschah, behalten, falls für die Dauer von drei Festen, muss er sie entlassen. Der Talmud sieht sich zu dieser Erklärung veranlasst, weil sonst die Folgerungen aus diesem Satze sich widersprechen würden. Denn daraus, dass er sie behalten darf, wenn das Gelübde nur für die Dauer eines Festes geschah, ist zu schliessen, dass, wenn es für die Dauer von zwei Festen geschah, er sie entlassen muss; daraus aber, dass er (nach den Schlussworten der Mischna) sie entlassen muss, wenn das Gelübde für die Dauer von drei Festen geschah, ist zu schliessen, dass, wenn es nur für die Dauer von zwei Festen geschah, er sie behalten darf. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Jehuda."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt. Wenn sie gelobt hat: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir verboten, wenn ich u. s. w.“",
+ "nicht in ein Trauerhaus oder ein Hochzeitshaus. Unter בית המשתה wird im Talmud in der Regel ein Hochzeitshaus verstanden. Zur Zusammenstellung vgl. Kohelet 7, 2.",
+ "weil er [alle Thüren] ihr verschliesst. D. h. er verschliesst ihr die Pforten der Freude und des Trostes; wenn ihr verboten wird, an der Freude oder an dem Schmerze Andrer teilzunehmen, so werden Andre auch an ihrer Freude keinen Anteil nehmen und in ihrer Trauer keinen Trost ihr spenden.",
+ "gewissen Grund. דבר אחר ist im Talmud häufig eine Umschreibung für etwas, das man sich zu nennen scheut; so steht es in Ber. 8b geradezu für תשמיש המטה, s. Ket. V, Note 57. Hier ist gemeint: wenn er als Grund für die Bestätigung ihres Gelübdes angiebt, dass in jenen Häusern leicht- fertige Menschen verkehren, von denen unsittliche Handlungen zu befürchten sind.",
+ "Wenn er ihr erklärt. „Das Gelübde, durch welches Du Dir einen Genuss von mir versagen willst, sei ungiltig, unter der Bedingung u. s. w.“",
+ "oder was ich Dir gesagt habe. Leichtsinnige Worte oder unzüchtige Dinge.",
+ "oder dass sie [Gefässe] fülle und in die Düngergrube. אשפה ist vielleicht von der irrtümlich für einen Plural gehaltenen Form אשפת (z. B. Ps. 113, 7) gebildet (Gesenius Wtb.); in der Bibel kommt neben אשפת nur noch אשפתות, vor, Klagel. 4, 5, während אשפה stets Köcher bedeutet. In der Mischna heisst אשפה Plur. אשפתות nicht nur Düngerhaufen (s. Schebiit III, 1, 2, 3; Erub. X, 7), sondern auch Düngergrube (s. B. batra V, 3; Meila III, 6). Die ed. princ. und der jerus. Talmud lesen an unsrer Stelle אשפות.",
+ "ausleere. Durch diese sinnlose Beschäftigung würde sie als närrisch erscheinen. Nach einer andren Erklärung im Talmud (Ket. 72a) meint der Mann mit dieser Redensart, sie solle den männlichen Samen, den sie beim Coitus in sich aufgenommen, wieder entfernen, um die Empfängnis zu verhüten.",
+ "so muss er. Wenn sie diese Bedingung nicht erfüllen will oder kann und ihr Gelübde somit in Kraft bleibt."
+ ],
+ [
+ "Folgende [Frauen] werden ohne. Das ש in שלא ist eigentlich überflüssig, wie etwa das ש in שאינה Ned. V, 6: כל מתנה שאינה שאם הקרישה וכו׳. Dieser Gebrauch des ש = אשר erinnert an Esth. 4, 16: ובכן אבוא אל המלך אשר לא כדת.",
+ "die gegen das mosaische Gesetz. Das in den fünf Büchern Moses niedergelegt ist.",
+ "oder die jüdische Sitte. Die nur mündlich überliefert und durch den Brauch geheiligt ist.",
+ "] Nichtverzehntetes zu essen giebt. Gegen das Gesetz Num. 18, 21 ff. Sie sagte ihm nämlich, nachdem er von dem Getreide gegessen, dass ihr jemand den Zehent abgeschieden habe, und es stellte sich dann durch Zeugen heraus, dass diese Angabe falsch war.",
+ "oder wenn sie als Menstruierende mit ihm [ehelichen] Umgang pflegt. Gegen das Gesetz Lev. 18, 19. Sie sagte ihrem Gatten, dass sie rein sei, während ihre Nachbarinnen bemerkten, dass sie zu jener Zeit die Kleider trug, die sie stets zur Zeit ihrer Menstruation anzuziehen pflegte.",
+ "oder wenn sie nicht Teighebe abscheidet. Gegen das Gesetz Num. 15, 19 ff. Sie sagte ihm, es habe jemand für sie die Teighebe abgeschieden, und diese Angabe stellte sich als falsch heraus. — Der Ausdruck findet sich auch Nid. X, 7.",
+ "oder wenn sie Gelübde tut und sie nicht hält. Gegen das Gesetz Deut. 23, 22 ff. Nach dem Talmud (Ket. 72a) ist das Entweihen eines Gelübdes seitens der Eltern verhängnisvoll für die Kinder; er findet dies in Kobel. 5, 5 angedeutet, wo es heisst: „Lass Deinen Mund nicht Sünde bringen über Dein Fleisch …. warum sollte der Herr über Dein Wort zürnen und das Werk Deiner Hände vernichten?“ Hier werden unter „dem Werk der Hände“ die Kinder verstanden.",
+ "Wenn sie mit entblösstem Haupte ausgeht. D. h. sich öffentlich zeigt. Völlig entblössten Hauptes zu gehen, gilt für die Frau als ein Verbot der Thora; denn da es bei der des Ehebruchs verdächtigen Frau heisst: „er (der Priester) entblösse das Haupt der Frau“ (Num. 5, 18), so ist daraus zu schliessen, dass die Frau das Haar verhüllt haben muss; vgl. auch B. kamma VIII, 6. In dieser Mischna ist daher gemeint, dass sie ihr Haar nur zum Teil verhüllt trägt.",
+ "oder auf der Strasse spinnt. Sodass ihre entblössten Arme sichtbar werden. Nach einer andren Erklärung ist gemeint, dass sie auf offener Strasse rötliche Wolle spinnt, sodass der Widerschein auf ihr Antlitz fällt, was gleichfalls gegen jüdische Zucht und Sitte verstösst. Noch andre Erklärungen s. Schit. mekub. z. St.",
+ "oder mit jedem Menschen sich unterhält. מדברת hier im Sinne von „vertraulich reden, scherzen“; vgl. auch Ket. I, 8.",
+ "auch wenn sie seine Erzeuger. Seinen Vater oder seinen Grossvater.",
+ "in seiner Gegenwart schmäht. Der Talmud (Ket. 72b) erklärt dies (nach der Correctur des R. Elia Wilna): במקללת יולדיו בפני מולדיו = wenn sie seine Erzeuger in Gegenwart seiner (d. i. des Gatten) Nachkommen, also ihren Schwiegervater vor dessen Enkeln schmäht.",
+ "auch eine Lautschreiende. קולנית, Femin zu קולן, einer Weiterbildung von קול, wie חבלנית Mak. I, 10; עסקנית Tohar. VII, 8; גרגרנית ibid. VII, 9; רבצנית ,נגחנית ,בעטנית ,נשכנית, Tos. B. batra IV, 6.",
+ "wenn sie in ihrem Hause redet. D. h. wenn sie mit ihrem Manne von dem ehelichen Umgange spricht, sei es, dass sie laut danach verlangt, sei es, dass sie ihn, wenn er sie dazu auffordert, laut zur Rede stellt und dadurch beschämt. Die Worte ואיזו...קולה sind Zusatz aus Tossifta; daher im Talmud z. St. מאי קולנית, und in cod. Lowe als תוספה bezeichnet (s. מלאכת שלמה). — In allen Fällen dieser Mischna verliert die Frau das Recht auf die Ketuba sowie auf die freiwillige Zulage, wenn der Mann sie vorher gewarnt hat und sie trotzdem gegen das mosaische Gesetz oder die jüdische Sitte verstösst."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Diese ganze Mischna ist Kid. II, 5 wiederholt. Hier steht sie, weil in zwei Fällen gelehrt wird, dass die Frau keinen Anspruch auf die Ketuba hat, und dort, weil in zwei Fällen gelehrt wird, dass die Trauung (קדושין) ungiltig ist.",
+ "dass sie wohl Gelübde auf sich hat. Sie hatte nämlich gelobt, kein Fleisch oder keinen Wein zu geniessen, oder sich nicht mit farbigen Gewändern zu schmücken, Gelübde, an denen Männer in der Regel Anstoss nehmen. Hat er aber bei der Bedingung ausdrücklich ein Gelübde genannt oder ausbedungen, dass sie gar kein Gelübde auf sich habe, so ist, wenn sie gerade jenes resp. überhaupt ein Gelübde getan hatte, die Trauung ungiltig, auch wenn es ein Gelübde war, auf das die Männer im allgemeinen kein Gewicht zu legen pflegen.",
+ "so gilt sie nicht als getraut. Ob die Ehe ohne weiteres als gelöst gilt oder erst durch Scheidung getrennt werden muss, ist fraglich, s. Eb. haëser 39, 1.",
+ "Wenn er sie ohne bestimmte Bedingung. Zum Ausdruck s. Ket. VI, Note 28.",
+ "heimgeführt hat. Sei es, dass er bei der Trauung ausbedungen hat, dass sie keine Gelübde auf sich habe und er bei der Heimführung diesen Vorbehalt nicht wiederholt, sodass zu vermuten ist, dass er inzwischen auf die Bedingung kein Gewicht mehr legt, sei es, dass er auch bei der Trauung keinen Vorbehalt gemacht, als er aber von dem Gelübde erfuhr, sofort Einspruch dagegen erhob.",
+ "dass sie Gelübde. Wie sie Note 46 bezeichnet sind.",
+ "so wird sie ohne [Anspruch auf die] Ketuba entlassen. Da er bei der Heimführung nicht erklärt hat, ob er auf die Gelübde Gewicht legt oder nicht, so ist es zweifelhaft, ob er auf jene Bedingung verzichtet; die Frau, die die Auszahlung der Ketuba verlangt, muss daher erst nachweisen, dass er Verzicht geleistet hat nach dem Grundsatz: המוציא מחברו עליו הראיה, wer an seinen Nächsten eine Forderung stellt, muss erst den Beweis dafür erbringen, B. kamma III, 11. Die Ehe kann aber nur durch Scheidung getrennt werden, da sie vielleicht giltig war und man daher in erschwerendem Sinne zu entscheiden hat, ספק דאוריתא לחומרא, Ket. I, Note 8.",
+ "dass sie keine Leibesfehler hat. Oder wenn er auch diese Bedingung nicht ausdrücklich gemacht hat. Auch Ket. V, 3 (Note 31) wurde schon ohne weiteres angenommen, dass Leibesfehler, die nach der Eheschliessung an der Frau gefunden werden, die Trauung aufheben können. Die Mischna setzt nur deshalb diesen Fall, um zu lehren, dass, wenn er auch die Bedingung gemacht hat und sich dann ergiebt, dass diese nicht erfüllt wurde, die Ehe dennoch nicht ohne weiteres als nichtig gilt, sondern nur durch Scheidung getrennt werden kann.",
+ "die die Priester ungeeignet machen. Zum Tempeldienst, s. Lev. 21, 17 ff. und Bechor. VII.",
+ "machen auch die Frauen ungeeignet. Zur Fortsetzung der Ehe. Nach der Halacha giebt es noch andre Leibesfehler, die die Frau ungeeignet machen, s. Eb. haëser 39, 4."
+ ],
+ [
+ "so muss der Vater. Der von dem Verlobten die Auszahlung der Ketuba fordert, falls dieser die Frau nicht heimführen will.",
+ "nachdem sie verlobt war und [somit] sein Feld verwüstet. Ms. Or. 567 liest נסחפה. Zum Ausdruck s. Ket. I, Note 37.",
+ "ist. D. h. dass der Verlobte den Schaden zu tragen hat. — Zu Gunsten der Frau spricht zwar die Präsumtion, dass sie ohne Leibesfehler geboren wurde (חזקת הגוף), und in einem ähnlichen Falle, Ket. I, 6, entschied auch die Halacha (ibid. Note 44), dass dieses Moment gegenüber dem Einwand des Verlobten ausschlaggebend sei. Dennoch ist hier der Verlobte beglaubt, da er behaupten kann, dass die Fehler dort bereits entstanden sind, wo man sie gefunden hat, nämlich im Hause ihres Vaters, כאן היו כאן נמצאו, und der Vater muss nachweisen, dass es sich nicht so verhält. — Nach R. Nissim liegt der Fall in unsrer Mischna so, dass die Verlobte erklärt, die Fehler seien vielleicht erst erstanden, nachdem sie heimgeführt wurde, während in Ket. I, 6 die Verlobte mit Bestimmtheit behauptete, sie sei zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau gewesen (s. ibid. Note 42). — Nach R. Ascher (z. St.) handelt unsre Mischna nur von einer Jungfrau, bei der sich die Zeichen der Pubertät gezeigt haben und die mindestens zwölf Jahre und einen Tag alt ist (נערה, Jeb. VI, Note 20): bei dieser hat der Vater den Beweis zu erbringen, da sie bis zu diesem Alter vollständig in der Gewalt des Vaters ist (Ket. IV, 4) und man daher auch annehmen kann, dass die Präsumtion, die zu ihren Gunsten sprach, durch das Entstehen der Leibesfehler bereits erschüttert wurde, als sie noch in dessen Gewalt war. Bei einer Mannbaren aber (בוגרת), d. h. bei einer Jungfrau von mehr als 12½ Jahren, die bereits ein halbes Jahr im Besitz der Pubertätszeichen ist, hat der Gatte den Beweis für seine Behauptung zu erbringen, da sie nicht mehr in der Gewalt des Vaters ist, auch wenn sie noch in dessen Hause lebt.",
+ "War sie bereits in die Gewalt des Mannes gekommen. Hat er sie bereits geehelicht und will sie nun ohne Auszahlung der Ketuba entlassen, da er Leibesfehler an ihr gefunden.",
+ "bevor sie verlobt. Denn da die Fehler erst gefunden wurden, nachdem sie in die Gewalt des Gatten gekommen war, so ist anzunehmen, dass sie dort erst entstanden sind, wo man sie entdeckt hat, d. h. im Hause ihres Mannes. Wenn er aber nur nachweisen würde, dass die Fehler bereits nach der Verlobung vorhanden waren, so würde dies nicht genügen, da dann zwei Annahmen (Präsumtionen, חזקות) zu ihren und nur eine zu seinen Gunsten sprechen würde. Für sie spricht erstens die Annahme, dass sie ohne Leibesfehler geboren ist und daher auch zur Zeit der Verlobung noch ohne Fehler war, und zweitens die Annahme, dass er sich vor der Eheschliessung gewiss überzeugt haben wird, dass sie keine Fehler hat; für ihn dagegen spricht nur die eine Annahme, dass kein Mann mit Leibesfehlern an der Frau einverstanden ist. Man könnte freilich einwenden, zu seinen Gunsten spreche noch die Annahme, dass das Geld demjenigen zuzusprechen ist, in dessen Besitz es sich gegenwärtig befindet (חזקת ממון), der Mann brauche also die Ketuba nicht zu bezahlen. Allein der Präsumtion gegenüber, dass sie ohne Leibesfehler war und daher noch ist, kommt diese letztere Annahme nicht in Betracht.",
+ "und sein Kauf. D. i. seine Eheschliessung.",
+ "Wovon ist dies gesagt. Dass der Mann wegen der Leibesfehler Einwand erheben kann.",
+ "aber bei sichtbaren Leibesfehlern kann er keine Klage erheben. Denn bei diesen wird auch R. Meir zugeben, dass der Mann, da er die Fehler sah, sich mit diesen einverstanden erklärte.",
+ "weil er sie durch seine weiblichen Verwandten untersuchen lässt. Wenn er es daher zur Bedingung gemacht hat, dass sie keine Leibesfehler habe (M. 7), so kann er hierbei nur solche geheimen Fehler gemeint haben, die man selbst im Bade nicht wahrnehmen kann; bei allen andren Fehlern aber kann der Mann keinen Einwand erheben und sich nicht auf Beweise berufen, dass jene schon vor der Verlobung vorhanden waren. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn beim Manne Leibesfehler entstehen. Nachdem er geheiratet, geschweige vorher. Wenn die Fehler bereits nach der Verlobung entstehen, so kann man weder ihn noch sie zwingen, die Ehe zu schliessen.",
+ "so zwingt man ihn nicht [die Frau] zu entlassen. Und wenn sie durchaus nicht gewillt ist, die Ehe mit ihm fortzusetzen, so gilt sie als Widerspenstige, s. Ket. V, 7.",
+ "bei den grossen Fehlern aber. Wenn ihm z. B. ein Arm oder ein Bein abgehauen ist, oder wenn er auf einem Auge erblindet.",
+ "zwingt man ihn sie zu entlassen. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne."
+ ],
+ [
+ "Folgende [Männer] zwingt man [ihre Frauen] zu entlassen. Und demgemäss die Ketuba auszuzahlen.",
+ "der einen Polypen hat. Und infolge dieses Gewächses (πολύπους, eigentl. Vielfuss) einen üblen Geruch aus der Nase verbreitet.",
+ "der [Excremente von Hunden] sammelt. מקמץ von dem bibl.-hebr. קמץ, sammeln, zusammenraffen. Nach dem Talmud (Ket. 77a) ist als Object „Excremente von Hunden“ zu ergänzen, die man zum Gerben zu verwenden pflegte (Berach. 25a). Raschi (z. St.) bemerkt, er habe in Deutschland gesehen, dass man Kleider einen oder zwei Tage vor dem Waschen in solche Excremente lege. Nach einer Erklärung der Tosefta Ket. VII, 11 ist מקמץ = בורסי (s. Note 72).",
+ "der Kupfer schmilzt. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen צורף. Nach dem Talmud ist מצרף entweder einer, der das Metall durch Klopfen dünn schlägt, ein Kesselflicker, oder einer, der das Kupfer ausschachtet, beides Arbeiten, die einen üblen Geruch verbreiten.",
+ "und den Gerber. בורסי = βυϱσεύς, ein Gerber.",
+ "bevor sie sich verheirateten. Und die Frau nichts davon wusste. Wenn sie jedoch davon wusste, so zwingt man den Mann nicht sie zu entlassen.",
+ "ich dachte. S. Ket. II, Note 63.",
+ "sie muss es selbst gegen ihren Willen. על כרחו = كره على, trotz seines Widerwillens, seiner Abneigung, s. Geiger, Lehr- und Lesebuch, S. 31, Barth, etym. Studien, S. 22.",
+ "weil sie ihm Abzehrung verursacht. Ed. Lowe hat ממקאתו, der jerus. Talmud ed. Krotoschin ממיקתו. ממקתו von dem bibl.-hebr. מקק, hinschwinden, vergehen, abgezehrt werden, vgl. Sech. 14, 12. Der eheliche Umgang verursacht ihm Schwinden der Körperkräfte und Lebensgefahr; man zwingt ihn daher zur Scheidung, auch wenn die Frau diesen Fehler kennt und mit ihm einverstanden ist. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht der Weisen.",
+ "Dich aber kann ich nicht ertragen. Und er muss ihr die Chaliza erteilen und die Ketuba auszahlen. Einen ähnlichen Einwand seitens des Schwiegervaters s. Ket. VI, 2."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wenn einer Frau Güter zufallen. Durch Erbschaft oder Schenkung oder als Fund.",
+ "bevor sie sich verlobt. Und sie sich dann verlobt.",
+ "sie darf sie verkaufen. Solange sie verlobt ist, nach der Eheschliessung aber nicht.",
+ "sie darf sie nicht verkaufen. Da mit der Verlobung wenn auch nicht die Gewissheit, so doch die Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass der Mann sie auch ehelichen wird, darf sie die Güter von vornherein nicht verkaufen, der erfolgte Verkauf jedoch ist giltig.",
+ "die Frau erworben. Durch die Verlobung (ארוסין), worunter stets auch die Antrauung zu verstehen ist.",
+ "sollte er nicht auch deren Güter erwerben. Warum soll also ihr Verkauf giltig sein?",
+ "wir schämen uns bereits wegen der neuen [Güter. D. h. wir sind schon damit nicht einverstanden, dass, wie Ihr sagt, der Verkauf der Güter, die ihr erst nach der Eheschliessung zufallen, ungiltig sein soll. Denn da der Mann das Niessbrauchsrecht an den Gütern der Frau nur deshalb hat, damit er nötigenfalls bereit sei, sie loszukaufen (s. Ket. IV, Note 46), hätten die Weisen bestimmen sollen, dass die Frau das Recht haben soll zu sagen, sie verzichte auf diesen Vorteil und verlange dafür den Niessbrauch ihres Vermögens für sich; es müsste daher eigentlich der Verkauf ihrer Güter giltig sein.",
+ "während ihr uns gar noch die alten aufbürden. גלגל, eine Pilpelform zu dem bibl.-hebr. גלל, wälzen, schieben, hier aufbürden, zuschieben.",
+ "wollt. Ihr wollt, dass auch der Verkauf der Güter ungiltig sein soll, die ihr vor der Eheschliessung zufallen!",
+ "der Mann sie den Empfängern. לקוחות, von dem Singular לָקוֹחַ, ein unter dem Einfluss des Aramäischen gebildetes participiales Substantiv. Diese Form (qâtôl) findet sich in der Mischna häufig bei Wörtern, die einen handwerksmässigen Thäter bezeichnen, wie משוחות, Ausmesser, Erub. IV, 11; דרוכות, Kelterer, Terum. III,4; חכורות, Pächter, Biccur. I, 2; נקורות, Locher, Tos. Kid. V, 14. Vgl. Barth, Nominalbildung, § 122c. Die weibliche Pluralendung ist bei Wörtern, die ein Amt bezeichnen, im Arab. und Aram. häufig.",
+ "] bevor sie sich verheiratet hat. Geschweige, wenn sie ihr schon vor der Verlobung zugefallen sind und sie sie nach der Eheschliessung verkauft.",
+ "Da er die Frau erworben. . Durch die Eheschliessung."
+ ],
+ [
+ "die dem Manne bekannt sind. Von denen er weiss, dass sie der Frau zugefallen sind, oder von denen er mit Bestimmtheit erwarten kann, dass sie ihr zufallen werden (R. Ascher).",
+ "darf sie nicht verkaufen. Nachdem sie geheiratet hat, selbst wenn die Güter ihr noch vor ihrer Verlobung zugefallen sind.",
+ "und wenn sie sie [dennoch] verkauft oder verschenkt hat. Nach R. Ascher selbst bevor er die Gewissheit hatte, dass sie ihr zugefallen sind.",
+ "] die dem Manne nicht bekannt sind. Er wusste nicht, dass sie ihr bereits zugefallen sind, oder (nach R. Ascher) er hatte keine Kenntnis davon, dass z. B. auswärts ein Verwandter der Frau lebt, dessen Vermögen ihr als Erbteil zufallen wird.",
+ "wenn sie sie aber dennoch verkauft oder verschenkt hat. Bevor er von ihnen Kenntnis hatte.",
+ "so ist dies rechtskräftig. Selbst wenn sie ihr erst nach der Eheschliessung zugefallen sind. Im Sinne des R. Simon entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn ihr Geld. R. J. Alfasi und Ms. Or. 567 lesen נכסים.",
+ "so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Das Grundstück selbst bleibt ihr Eigentum, denn die Weisen haben als Entschädigung für die Pflicht der Auslösung nur die Nutzniessung dem Manne zugesproehen, s. Note 7.",
+ "man schätzt sie. Solche Felder. Der Talmud liest hier: שמין אותה כמה היא יפה בפירות וכמה היא יפה בלא פירות, was sich nur auf das in Frage stehende Grundstück bezieht.",
+ "wieviel sie mit Früchten wert. יפה = wert, wie B. mezia III, 5 u. ö.",
+ "und für den Überschuss wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Nach R. Meir gilt das, was nicht auf dem Grund und Boden des Mannes wächst, nicht als sein Eigentum, sondern als Capital der Frau. Der Mehrwert, den das Grundstück durch die Früchte hat, ist daher auch Capital der Frau; es muss deshalb ein Grundstück dafür gekauft werden und der Mann hat den Niessbrauch daran.",
+ "die noch mit dem Boden verbundenen [Früchte] gehören ihm. Nach den Weisen gilt Alles, was auf dem Grund und Boden seiner Frau wächst, als „Frucht“ in dem Sinne, dass der Mann ohne weiteres den Niessbrauch daran hat, da das Feld selbst ihr verbleibt. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "wo er einen Vorteil. כח יפה eigentl. die Kraft ist schön, stark, d. h. man hat einen Vorzug, Vorteil, ein Vorrecht, vgl. Arach. IX, 7. Der Gegensatz dazu ist: כה רע, wie in der Mischna häufig יפה (= טוב) dem רע gegenübersteht, s. Ar. IX, 2. Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen hier שייפה (Piel) = den Vorteil verschaffen, das Vorrecht verleihen, wie B. batra VII, 2.",
+ "ist er im Nachteil bei ihrem Scheiden. D. i. wenn er die Ehe durch Scheidung trennt.",
+ "gehören bei ihrem Eintritt ihm. Wie dies die Ansicht der Weisen ist, s. M. 3.",
+ "bei ihrem Scheiden ihr. Während nach der Ansicht der Weisen diese Früchte dem Manne gehören; in diesen Punkte divergieren R. Simon und die Weisen.",
+ "bei ihrem Scheiden ihm. Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Simon."
+ ],
+ [
+ "Wenn ihr alte. Ms. Or. 567 liest [ם]והזקינו, sie sind alt geworden.",
+ "so werden sie verkauft. Weder der Mann noch die Frau hat das Recht, diesen Verkauf zu verhindern. Nach R. Ascher will die Mischna lehren, dass die Frau kein Einspruchsrecht gegen den Mann hat, dass vielmehr dem Manne allein das Recht zusteht, die Sklaven zu verkaufen, um dann den Niessbrauch zu haben.",
+ "sie braucht sie nicht zu verkaufen. Sie braucht den Verkauf nicht zuzulassen.",
+ "weil sie zum Ansehen. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen כבוד בית אביה .",
+ "ihres Vaterhauses gehören. Das Ansehen ihres Vaterhauses wird durch den Besitz von Sklaven erhöht. Im Sinne des R. Simon b. G. entscheidet auch die Halacha.",
+ "weil sie zum Ansehen ihres Vaterhauses gehören. Nach dem Talmud (Ket. 79a) divergieren der ungenannte Tanna und R. Jehuda nur in dem Falle, wenn das Feld selbst nicht der Frau gehört, wenn z. B. ihr Vater die Bäume auf dem Felde eines Andren erworben hat, um die Früchte zu geniessen, solange die Bäume noch Früchte tragen. In diesem Falle sagt der anonyme Tanna (ת״ק), dass sie den Verkauf zugeben muss, weil sonst, wenn die Bäume verdorren, kein Grundstock mehr vorhanden wäre und somit garnichts ihr gehören würde. Wenn das Feld jedoch der Frau gehört, so stimmen alle Weisen darin überein, dass sie den Verkauf nicht zu billigen braucht, da sie erklären kann, dass das Ansehen ihres Vatershauses durch den Besitz an Bäumen erhöht wird. Nach R. J. Alfasi und R. Ascher — der übrigens auch in diesem zweiten Falle der Mischna R. Simon b. Gamliel anstatt R. Jehuda liest — ist auch noch erforderlich, dass das Feld wenigstens soviel Nutzen bringt, als der Arbeit entspricht, die man darauf verwendet. Vgl. auch Eb. haëser 85, 14.",
+ "Wenn jemand für die Güter seiner Frau. D. i. für die Güter, an denen dem Manne der Niessbrauch zusteht, נכסי מלוג Jeb. VII, Note 1.",
+ "ob er viel ausgegeben und wenig. קימעא, nach Levy von einem Stamm קמע = قمع binden, bändigen, zusammenschlagen, eigentl. Zusammengedrücktes, wenig; besser mit Barth, etymol. Studien S. 16 = قما, قماءَة „Kleinheit“.",
+ "was er genossen. Wenn die Ehe getrennt wird, kann nicht einer vom Andren die Differenz zwischen den Auslagen und dem Nutzungswert der Früchte fordern.",
+ "wieviel er ausgegeben und bekommt es [ersetzt. Er bekommt die Auslagen ersetzt, wenn die Verbesserung, die das Feld durch die Ausgaben erfahren, den Betrag dieser Summe erreicht oder übersteigt. Wenn jedoch die Unkosten den Wert der Verbesserung übersteigen, so muss er schwören, dass er mindestens soviel ausgegeben, als der Mehrwert des Feldes durch die Melioration beträgt, und er bekommt nur diesen ersetzt, aber nicht die Unkosten, die er darüber hinaus gehabt hat. Diese Bestimmungen gelten aber nur, wenn der Mann die Scheidung veranlasst. Wenn jedoch die Frau widerspenstig ist und dadurch die Scheidung herbeiführt (Ket. V, 7), so muss er beschwören, wieviel Auslagen er gehabt und bekommt dann, selbst wenn er die Früchte genossen hat, die Unkosten ersetzt. War der Mehrwert des Feldes durch die Melioration grösser als die Auslagen, so hat er jenen zu beanspruchen."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Diese ganze Mischna findet sich auch Jeb. IV, 3 und ist dort bereits erklärt. Weil hier die Frage behandelt wird, wie mit der Ketuba einer auf die Leviratsehe wartenden Frau zu verfahren sei, ist die Mischna auch in Ketubot wiederholt."
+ ],
+ [
+ "so wird dafür ein Grundstück gekauft. Denn für die Ketuba haftet das Vermögen des verstorbenen Gatten und nach der Ansicht dieses Tanna auch die beweglichen Güter.",
+ "man schätzt sie. Solche Felder. Der Talmud liest hier: שמין אוחה כמה היא יפה בפירות וכמה היא יפה בלא פירות, was sich nur auf das in Frage stehende Grundstück bezieht.",
+ "und für den Überschuss wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Nach R. Meir gilt das, was nicht auf dem Grund und Boden des Mannes wächst, nicht als sein Eigentum, sondern als Capital der Frau. Der Mehrwert, den das Grundstück durch die Früchte hat, ist daher auch Capital der Frau; es muss deshalb ein Grundstück dafür gekauft werden und der Mann hat den Niessbrauch daran.",
+ "gehören ihm. Nach dem Talmud (Ket. 82a) ist dies in שלה zu verbessern; denn da das gesamte Vermögen ihres ersten Gatten für die Ketuba haftet, so müssen die noch mit dem Boden verbundenen Früchte ihr gehören. Es wird für diese Früchte ein Grundstück gekauft und der Levir hat davon die Nutzniessung.",
+ "so erwirbt er sie. Nach Ansicht der Weisen haftet das bewegliche Vermögen (Geld oder Früchte, die vom Boden getrennt sind) nicht für die Ketuba, es sei denn, dass die Frau schon bei Lebzeiten des Mannes davon Besitz ergriffen.",
+ "so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "Hat. Dieser Satz steht als selbständige Mischna Jeb. IV, 4 und ist dort bereits erklärt."
+ ],
+ [
+ "Er. Der Levir.",
+ "hier liegt Deine Ketuba. Der Betrag, den Du auf Grund Deiner Ketuba zu fordern hast.",
+ "auf dem Tisch. Und den Rest dessen, was ich von meinem Bruder geerbt habe, will ich verkaufen.",
+ "es haften vielmehr alle seine Güter. Die er von seinem verstorbenen Bruder geerbt hat.",
+ "L. In der ed. princ. fehlt der eingeklammerte Satz vollständig, während er in der ed. Lowe und den Talmudausgaben als Fortsetzung der Mischna ohne Klammer steht.",
+ "Ebenso. Im Talmud (Ket. 82b) wird dieses „ebenso“ folgendermassen erklärt: Man hätte glauben können, nur bei der Jebama gelte die Bestimmung der Mischna; denn da der Levir ihr keine Ketuba ausstellt, in der er ihr die Güter verschreibt, die er bereits erworben und die er noch erwerben werde, so ist zu befürchten, dass leicht Feindschaft zwischen beiden entsteht, weil sie sich nicht darauf verlässt, dass das Geld nicht verloren geht. Bei jedem andren Manne aber, der der Frau in der Ketuba alle seine Güter verschreibt, könnte man glauben, dass sie sich hierauf verlasse und es daher dem Manne erlaubt sei, den Betrag der Ketuba ihr auf den Tisch hinzulegen; deshalb lehrt die Mischna ausdrücklich, dass dies keinem Manne gestattet ist.",
+ "Wenn er sich von ihr scheidet. Nachdem er die Leviratsehe an ihr vollzogen.",
+ "so hat sie nur ihre Ketuba [zu beanspruchen. Dieser Satz ist eigentlich selbstverständlich; er ist nur deshalb gesagt, damit man daraus schliesse, dass, solange er sich nicht von der Frau geschieden hat, es dem Levir nicht erlaubt ist, seine Güter zu verkaufen.",
+ "so steht sie allen Frauen gleich. Er darf seine Güter nicht verkaufen, da sie für ihre Ketuba haften.",
+ "und hat nur ihre Ketuba [zu beanspruchen. Wenn er sich wieder von ihr scheidet oder stirbt und ihr bei der ersten Scheidung die Ketuba nicht bezahlt hat, so hat sie nicht etwa zwei Ketubot, eine aus dem Nachlass ihres ersten Gatten und eine aus dem Vermögen des Levir zu beanspruchen. Nun lehrt zwar die Mischna Ket. IX, 9 (Ende) ausdrücklich, dass ein Mann, der sich von seiner Frau scheidet, ohne ihr die Ketuba zu bezahlen und sie dann wieder heiratet, ohne ihr eine neue Ketuba zu verschreiben, ihr nicht zwei Ketubot zu zahlen hat, da er sie nur in der Absicht wieder heiratet, dass lediglich die alte Ketuba in Kraft bleiben soll. Gleichwohl ist die Bestimmung bei der Jebama in unsrer Mischna besonders hervorgehoben, weil man sonst glauben könnte, sie gelte nur bei einer Frau, die nicht die Leviratsehe vollzogen, da hier der Mann aus seinem eigenen Vermögen ihr die Ketuba verschrieben und man daher vermuten kann, dass er nicht gesonnen war, sich bei der zweiten Eheschliessung noch zu einer zweiten Ketuba zu verpflichten. Bei einer Jebama jedoch, für deren Ketuba das Vermögen des ersten Mannes haftet, hätte man glauben können, der Levir sei verpflichtet, wenn er sich von ihr geschieden, ohne die Ketuba auszuzahlen, ihr bei einer zweiten Ehescheidung noch eine zweite Ketuba aus seinem Vermögen zu bezahlen. Deshalb lehrt die Mischna ausdrücklich, dass dies auch bei einer Jebama nicht zutrifft."
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+ "Wenn jemand seiner Frau. Mit der er erst verlobt ist, die er aber noch nicht heimgeführt hat.",
+ "schriftlich erklärt. Nach dem Talmud (Ket. 83a) genügt auch eine mündliche Erklärung.",
+ "ich will kein Recht und keinen Anspruch auf Deine Güter haben. Nach unsrer Eheschliessung.",
+ "so geniesst er [dennoch] ihre Früchte. Denn sein Verzicht bezog sich nur auf die „Güter“ selbst, aber nicht auf deren Früchte.",
+ "beerbt er sie. Denn er erklärte: „auf Deine Güter“, d. h. solange sie ihr gehören, also bei ihren Lebzeiten; nach ihrem Tode aber heissen sie nicht mehr ihre Güter.",
+ "dies rechtskräftig sei. Nicht nur der bereits erfolgte Verkauf ist giltig, denn dies ist nach Ket. VIII, 1 der Fall, auch wenn er nicht ausdrücklich verzichtet hat, sondern sie darf sie auch von vornherein verkaufen, sobald er seinen Verzicht erklärt hat. Daraus ist aber noch nicht ohne weiteres zu schliessen, dass der Verzicht, den er vor der Eheschliessung erklärt, sich auch auf Güter erstreckt, die ihr erst nach der Heimführung als Erbschaft u. dergl. zufallen; es lässt sich vielmehr annehmen, dass ein Verzicht, den der Mann vor der Eheschliessung auf solche Güter erklärt, nichtig ist. S. Eb. haëser 92,2. Waren sie jedoch schon verheiratet, so genügt zur Giltigkeit des Verkaufes seitens der Frau kein blosser Verzicht des Mannes, es bedarf dazu vielmehr der besondren Besitzübertragung seitens des Gatten durch Verkauf oder Schenkung.",
+ "er darf immer die Früchte der Früchte. Wenn die Frau ein Feld in die Ehe bringt, welches Früchte trägt und der Mann diese verkauft und für den Erlös ein Feld kauft, das auch Früchte trägt, so nennt man diese letzteren „die Früchte der Früchte“.",
+ "geniessen. Da er in seiner Verzichtleistung nur von „Früchten“, aber nicht von „Früchten der Früchte“ gesprochen hat.",
+ "ich will kein Recht und keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte und die Früchte von deren Früchten bis ins Unendliche. Nur wenn die Formel also gelautet hat, darf er die Früchte der Früchte u. s. w. nicht geniessen. Wenn er jedoch nur erklärt hätte: „ich will keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte und die Früchte von deren Früchten“, ohne die Worte עד עולם hinzuzufügen, so könnte dies dahin gedeutet werden, dass er nur noch auf die „Früchte der Früchte“, aber nicht mehr auf deren Früchte verzichtet. Hätte er wiederum den Zusatz עד עולם gemacht, aber die Worte ובפירי פירותיהן ausgelassen, so könnte dies heissen, er verzichte „für immer“ auf die directen Früchte, sowohl im ersten als in den folgenden Jahren (Raschi), oder er verzichte auf die directen Früchte sowohl bei ihrem Leben als nach ihrem Tode (Tos.), dagegen die „Früchte der Früchte“ wolle er geniessen (Ket. 83b). — Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Jehuda.",
+ "„ich will kein Recht und keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte (und die Früchte von deren Früchten. In den Talmudausg., dem Ms. Or. 567, und der Mischna zum jerus. Talmud stehen diese Worte ohne Klammer; nach Angabe von Tos. Ket. 83a s. v. דין hatten die meisten Ausgaben diesen Zusatz.",
+ "weder bei Deinen Lebzeiten noch nach Deinem Tode. Ms. Or. 567 liest על הכתוב שבתורה.",
+ "weil er etwas ausbedungen hat. Nach R. Simon b. G. ist es eine Anordnung der Thora, dass der Mann seine Frau beerbt; es wird dies in B. batra 111b in den Worten וירש אותה Num. 27,11 gefunden. — Nach der Halacha ist das Erbrecht des Mannes an den Nachlass der Frau nur eine rabbinische Institution. In unsrer Mischna wäre die Bedingung giltig, selbst wenn die Anordnung eine mosaische wäre, da es sich in diesem Falle nur um Geldsachen handelt und jeder auf Geld freiwillig Verzicht leisten kann. Gleichwohl entscheidet die Halacha in der Sache im Sinne des R. Simon b. G., wenn auch nicht aus seinem Grunde, sondern nur darum, weil die Rabbinen für ihre Institutionen einer stärkern Stütze bedurften, um ein Übertreten zu verhüten, als sie für Gebote der Thora nötig ist; s. Ket. V, Note 6."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand stirbt und eine Frau. Die nun die Auszahlung der Ketuba verlangt.",
+ "während er ein hinterlegtes Gut oder ein Darlehn. Im Talmud (Ket. 84a) wird begründet, warum die Mischna von einem hinterlegten Gut und einem Darlehn handelt: Hätte nämlich nur der Fall vom Darlehn gestanden, so hätte man glauben können, nur hierbei sage R. Tarphon, dass man es dem Schwächsten unter ihnen giebt; denn da ein Darlehn zum Ausgeben bestimmt, also nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt vorhanden ist, so gilt es nicht als im Besitze der Erben. Bei einer hinterlegten Sache aber, die unverändert erhalten ist, hätte man glauben können, R. Tarphon stimme mit R. Akiba überein, dass sie den Erben gegeben werden müsse, da sie als im Besitze der Erben gilt, gleichviel wo sie sich befindet. Hätte wiederum nur der Fall von der hinterlegten Sache gestanden, so hätte man meinen können, betreffs des Darlehns stimme R. Akiba mit R. Tarphon überein; darum betont die Mischna auch das Darlehn, um zu zeigen, dass, obgleich dieses nicht in der ursprünglichen Gestalt vorhanden ist, sondern von dem Schuldner erst erhoben werden muss, R. Akiba dennoch lehrt, es müsse den Erben gegeben werden.",
+ "es. Das hinterlassene Vermögen, das Darlehn oder das hinterlegte Gut.",
+ "wird dem Schwächsten. Zum Ausdruck vergl. Jes. 5,27. — Wer hier unter dem „Schwächsten“ zu verstehen sei, ist im Talmud (ibid.) streitig. Nach einer Ansicht heisst der Schwächste derjenige, dessen Besitzurkunde das späteste Datum von allen trägt, weil dieser sich nicht von den Gütern bezahlt machen kann, die der Verstorbene vor jenem Datum verkauft hat. Nach einer andren Ansicht ist unter dem Schwächsten die Frau zu verstehen; dieser soll man das Darlehn oder die hinterlegte Sache für ihre Ketuba geben, משום חינא, wie im Talmud hinzugefügt wird, „wegen der Gunst“. Nach R. Nathan (im Aruch s. v. חן) bedeutet dieser Zusatz: wenn die Frau weiss, dass sie im Todesfall des Gatten vor Gläubigern und Erben den Vorzug hat, so wird sie die Pflichten gegen ihren Mann mit grösserer Freudigkeit erfüllen und dadurch Gunst in seinen Augen finden. Nach R. Chananel (s. Tos. s. v. לכתובת): damit die Frauen Gunst bei den Männern finden und ihnen begehrenswerter erscheinen. Nach Raschi (s. v. משום): damit die Männer Gunst bei den Frauen finden; wenn diese nicht zu fürchten haben, die Ketuba einzubüssen, so werden sie eher bereit sein, eine Ehe einzugehen. Der jerus. Talmud liest לכושל שבגופו, dem, der körperlich der Schwächste ist, d. i. die Frau, deren Art es nicht ist, nach dem Tode ihres Mannes zu untersuchen, wo er noch Güter hat, durch die sie sich bezahlt machen kann.",
+ "denn alle [Andren] müssen schwören. Sobald sie etwas aus dem Nachlass fordern.",
+ "die Erben aber brauchen nicht zu schwören. Da also die Andren, nicht aber die Erben einen Eid leisten müssen, so erscheinen die beweglichen Güter, die der Vater hinterlassen, als bereits im Besitze der Erben, und die Gläubiger haben darauf keinen Anspruch. Nur wenn die Gläubiger noch bei Lebzeiten des Schuldners von dessen Gütern Besitz ergriffen haben, brauchen sie den Erben keinen Eid zu leisten. Die Halacha entscheidet jedoch, dass, wenn der Mann bewegliche Güter hinterlassen, die er seiner Frau nicht in Besitz gegeben hat, der Gläubiger vor der Witwe den Vorzug hat, da jener ihm bares Geld gegeben hat, diese aber nicht; s. Eb. haëser 102, 2."
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+ "die vom Boden getrennt sind. Für Früchte aber, die noch mit dem Boden verbunden sind, gilt dasselbe Gesetz wie für Grundstücke, und derjenige hat das Vorrecht, dessen Besitzurkunde das älteste Datum trägt.",
+ "der sie zuerst in Besitz nimmt. Im Talmud (Ket. 84b) controversieren Amoräer über die Frage, wo diese Früchte oder überhaupt Mobilien sich befunden haben müssen. Nach einer Ansicht müssen sie auf einem öffentlichen Platze gelegen haben, auf dem Alle gleichmässig berechtigt sind und daher die Erben keinen Vorzug haben; wenn sie aber auf einer schmalen Seitenstrasse oder einem Fusssteig (סימטא = semita) lagen, so gelten sie bereits mit dem Ableben des Vaters als im Besitze der Erben. Nach einer andren Ansicht haben auch im letztern Falle die Erben kein Vorrecht.",
+ "der Überschuss dem Schwächsten. D. i. die Frau oder der Gläubiger, die gegenüber den Erben als minderberechtigt gelten uud ausserdem einen Vermögensverlust haben, während die Kinder zunächst noch keinen Schaden hatten. Wenn aber die Erben bereits Besitz davon ergriffen haben, so haben jene kein Recht, sie ihnen fortzunehmen.",
+ "es wird vielmehr den Erben gegeben. Und zwar nicht nur der Unberschuss, sondern sämtliche Mobilien, denn nach der Ansicht des R. Akiba hat eine Besitzergreifung seitens der Frau oder des Gläubigers nach dem Tode des Erblassers keine Rechtskraft. Über die Halacha s. oben Note 18.",
+ "die Erben aber brauchen nicht zu schwören. Da also die Andren, nicht aber die Erben einen Eid leisten müssen, so erscheinen die beweglichen Güter, die der Vater hinterlassen, als bereits im Besitze der Erben, und die Gläubiger haben darauf keinen Anspruch. Nur wenn die Gläubiger noch bei Lebzeiten des Schuldners von dessen Gütern Besitz ergriffen haben, brauchen sie den Erben keinen Eid zu leisten. Die Halacha entscheidet jedoch, dass, wenn der Mann bewegliche Güter hinterlassen, die er seiner Frau nicht in Besitz gegeben hat, der Gläubiger vor der Witwe den Vorzug hat, da jener ihm bares Geld gegeben hat, diese aber nicht; s. Eb. haëser 102, 2."
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+ "Wenn jemand seine Frau als Verkäuferin. Dass sie im Laden (חנות) Waren verkaufe.",
+ "einsetzt oder zur Verwalterin. In den Talmudausg., der ed. Lowe und der ed. princ. zu M. 6 אפיטרופיא, eine Neubildung von ἐπίτϱοπος. Die Frau soll sein Vermögen verwalten.",
+ "so kann er von ihr einen Eid verlangen. Dass sie ihren Auftrag redlich erfüllt und nichts veruntreut habe.",
+ "wann er will. Auch wenn sie nicht die Auszahlung der Ketuba fordert; s. M. 8 Ende. Diese Bestimmung gilt nicht nur für die Frau, sondern für alle Verwalter, s. Scheb. VII, 8. Die Mischna hebt nur die Frau besonders hervor, weil man sonst meinen könnte, für sie gelte die Bestimmung nicht, da sie ohnedies, sobald sie die Auszahlung der Ketuba fordert, noch einen Eid leisten muss. Dieser Eid ist von den Rabbinen den Verwaltern darum auferlegt, weil bei ihnen zu befürchten ist, dass sie vielleicht für ihre Bemühung etwas für sich behalten. In unsrem Falle kann der Mann von der Frau verlangen, dass sie den zu leistenden Eid auch auf ihren Spinnrocken und ihren Teig ausdehne nach dem Princip von גלגול שבועה, d. h. nach dem Grundsatz, dass die Verpflichtung zum Eide wegen der einen Forderung auch auf eine andre Forderung „hingewälzt“, dass also ein Eid auch auf Dinge erweitert wird, die ihn ursprünglich nicht veranlasst haben. Dieses Princip wird Sota 18b aus dem zweimaligen אמן Num. 5, 22 abgeleitet. Vgl. auch Kid. I, 5; B. mez. VIII, Note 11.",
+ "sogar betreffs ihres Spinnrockens oder ihres Teiges. Auch wenn er sie nicht zur Verkäuferin oder zur Ver- walterin eingesetzt, hat der Mann jederzeit das Recht, von seiner Frau einen Eid zu verlangen, dass sie sich durch das Spinnen oder das Backen keinen Vermögensvorteil verschafft hat. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Elieser."
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+ [
+ "Wenn er ihr schriftlich. Oder auch mündlich, s. Note 2.",
+ "ich werde weder ein Gelübde. Ich werde nicht von Dir verlangen, dass Du z. B. gelobst: „Diese (bestimmte) Frucht soll mir zum Genusse verboten sein, wenn ich meine Ketuba bereits erhalten habe“; vgl. Git. IV, 3.",
+ "wohl aber kann er von ihren Erben oder ihren Rechtsnachfolgern. Eigentl. denjenigen, die kraft ihrer Vollmacht [mit einer Forderung] kommen.",
+ "einen Eid verlangen. Wenn er sich von ihr geschieden hat und sie gestorben ist, müssen ihre Erben oder diejenigen, die die Ketuba ihr abgekauft haben, schwören, dass sie ihnen niemals gesagt habe, die Ketuba sei bezahlt sowie dass sie unter ihren Schriftstücken nichts vorgefunden, was auf eine Bezahlung der Ketuba hindeute. Wenn sie aber noch am Leben ist und ihre Rechtsnachfolger die Ketuba verlangen, so muss sie, bevor diese erhoben wird, schwören, dass sie noch nichts für ihre Ketuba bekommen habe.",
+ "so kann er weder von ihr. Das היא dient als pronomen separatum zur stärkern Hervorhebung des unmittelbar vorhergehenden Verbalsuffixes, wie Gen. 27, 34; Sech. 7, 5. Im letzten Satze dieser Mischna jedoch steht אותה, weil dieses Pronomen von dem zugehörigen Verbum durch mehrere Worte getrennt ist.",
+ "wohl aber können seine Erben. Oder diejenigen, die seine Güter ihm abgekauft oder von ihm durch letztwillige Verfügung geschenkt bekommen haben, von denen nun die Frau die Auszahlung der Ketuba verlangt.",
+ "von ihr oder ihren Erben. Wenn erst sie und dann ihr Mann gestorben ist und nun ihre Erben von denen des Mannes die Auszahlung der Ketuba verlangen, so sind sie zum Eide verpflichtet. Wäre sie aber nach ihrem Gatten gestorben, ohne den Erben ihres Mannes geschworen zu haben, dass sie noch nichts bekommen habe, so würden ihre Erben die Ketuba überhaupt nicht beanspruchen können, denn es kann niemand seinen Kindern Geld vererben, das er selbst nur gegen einen Eid hätte erheben können.",
+ "weder ich noch meine Erben noch meine Rechtsnachfolger. Diejenigen, denen ich meine Güter verkaufen werde und von denen Du dann die Auszahlung Deiner Ketuba verlangen wirst."
+ ],
+ [
+ "Wenn sie. Die in der vorigen Mischna genannte Frau, die der Mann von einem Eide entbunden hat. Nach einer andren Erklärung handelt hier die Mischna von einer Frau, die der Mann nicht ausdrücklich von einem Schwure befreit hat, und lehrt, dass sie gleichwohl von den Erben nicht zu einem Eide gezwungen werden kann, dass sie zu Lebzeiten ihres Gatten das Vermögen redlich verwaltet hat.",
+ "von dem Grabe ihres Mannes in das Haus ihres Vaters geht. Und sich somit um das Vermögen ihres Mannes nicht mehr bekümmert.",
+ "so können die Erben von ihr keinen Eid verlangen. Über die Verwaltung des Vermögens ihres Gatten zwischen dessen Tode und dessen Beerdigung; denn wenn sie nur in Gegenwart von Zeugen Güter ihres Mannes verkaufen dürfte, um die Begräbniskosten zu erlangen, so könnte leicht der Verstorbene zu lange unbeerdigt bleiben, oder da sie durch die Vorbereitungen für die Beisetzung zu sehr in Anspruch genommen ist, könnte es leicht geschehen, dass sie ohne Absicht sich einen Vorteil verschafft,",
+ "ist sie aber zur Verwalterin eingesetzt. Und hat noch nach der Beerdigung das Vermögen verwaltet.",
+ "so können die Erben wohl für das Spätere. Für die Verwaltung nach der Beisetzung; denn da mit dem Ableben des Vaters sein Vermögen in den Besitz seiner Kinder übergegangen ist, kann sich seine Zusicherung der Befreiung vom Eide nicht auf die Verwaltung nach seinem Tode erstreckt haben.",
+ "für das Frühere. Für die Verwaltung zu Lebzeiten des Mannes.",
+ "aber können sie keinen Eid von ihr verlangen. Nach einigen Decisoren jedoch haben die Erben stets das Recht, von der Witwe einen Eid zu verlangen, selbst wenn der Gatte ihr die Befreiung vom Schwure auch den Erben gegenüber ausdrücklich zugesichert hatte, und dieser Eid kann auch für die zu Lebzeiten des Mannes geübte Verwaltung gefordert werden. S. Eb. haëser 98,7."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Diese Mischna ist in Scheb. VII,7 citiert und wird in ihren einzelnen Teilen in der folgenden Mischna erläutert.",
+ "eine Frau eine Teilzahlung ihrer Ketuba eingesteht. פגם eigentl. beschädigen, verringern, für minderwertig erklären; hier = die Höhe der Ketuba vermindern durch das Geständnis, dass ein Teil bereits bezahlt sei.",
+ "Sagt ein Zeuge gegen sie. Das Suffix steht bei diesem Verbum im Accusativ wie I Kön. 21, 10. 13.",
+ "dass sie. Die Ketuba.",
+ "Von Gütern der Waisen. In Scheb. VII,7 ist der nächste Fall vor diesem genannt, wie er auch in der folgenden Mischna zuerst erklärt wird. Ebenso ist die Lesart in der Mischna zum jerus. Talmud und bei R J. Alfasi.",
+ "von hypothekarisch belasteten Gütern. משועבדים eigentl. „unterworfen“. Unter diesen Gütern versteht man solche Grundstücke, die der Schuldner veräussert hat, nachdem er seine Schuld aufgenommen hat.",
+ "Abwesenheit. In der Mischna zum jerus. Talmud ist die Lesart הנפרעת שלא בפניו, ebenso in Scheb. VII,7."
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+ [
+ "Wenn ihre Ketuba tausend Sus. S. Ket. I, Note 9 u. 10.",
+ "Du hast Deine [ganze] Ketuba erhalten. התקבל, das in der Bibel nicht vorkommt, ist eine der überaus seltenen Hitpaëlformen in der Mischna, die eine rein active Bedeutung haben. Man könnte es als ein „Medium des Interesses“ bezeichnen = für sich etwas in Empfang nehmen, wie Git. VI,1. Vgl. והתנחלום Jes. 14,2; וישתמי Micha 6, 16.",
+ "ich habe nur eine Mine. S. Ket. I, Note 9 u. 10.",
+ "so bekommt sie [den Rest] nur gegen einen Eid bezahlt. Denn es ist zu vermuten, dass sie ohne Eid nicht genau prüfen wird, wieviel sie bereits von ihrem Manne erhalten hat. Diesen Eid muss die Frau auch dann leisten, wenn er einen Schwur nicht von ihr fordert. Hat aber keine Teilzahlung der Ketuba stattgefunden, so braucht sie nur dann zu schwören, wenn der Mann einen Eid von ihr verlangt. Über diesen Eid s. Scheb. VII, Note 4.",
+ "so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Auch dieser Eid ist ihr nur von den Rabbinen auferlegt, um nämlich den Mann zu beruhigen. Nach der Thora wäre sie zu diesem Eide nicht verpflichtet, da alle, die nach dem Gesetz der Thora einen Eid zu leisten haben, nur schwören, um nicht bezahlen zu müssen, hier aber die Frau schwört, um eine Zahlung zu erhalten, s. Scheb. VII, 1.",
+ "so erhält sie nur gegen einen Eid bezahlt. Wenn nämlich ein Gläubiger das Darlehn von dem Schuldner zurückfordern und dieser von jenem verlangen würde, er solle beschwören, dass es noch nicht bezahlt sei, so würde man dem Gläubiger diesen Eid auferlegen; andrenfalls brauchte er nicht zu schwören, da er ja den Schuldschein in Händen hat. Ebenso verlangt man nun im Interesse der Käufer einen Eid von der Frau, denn der Mann würde, falls sie die Ketuba von ihm als ihrem Schuldner fordern würde, vielleicht auch einen Eid von ihr verlangen.",
+ "so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Aus dem ähnlichen Grunde wie in der vorhergehenden Note.",
+ "Wenn er nach einem fernen Lande. Vgl. Jeb. II, Note 69. Nach der Halacha muss hier die Entfernung so gross gewesen sein, dass die Boten des Gerichts, die dem Manne den Zahlungsbefehl überbringen sollen, ihn nicht binnen dreissig Tagen erreicht haben und wieder heimgekehrt sein konnten.",
+ "gegangen ist und sie sich in seiner Abwesenheit bezahlt machen will. Indem sie den Scheidebrief und die Ketuba vorlegt.",
+ "so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Aus dem ähnlichen Grunde wie in der vorhergehenden Note.",
+ "können die Erben einen Eid von ihr verlangen. Im Gegensatz zu der in M. 4 u. 5 vertretenen Ansicht, dass, wenn der Mann die Frau zur Verwalterin seines Vermögens ernannt und ihr die Befreiung vom Schwur sowohl ihm selbst als seinen Erben gegenüber zugesichert hat, weder er noch seine Erben einen Eid von ihr verlangen können, erklärt hier R. Simon, dass die Frau wohl zu einem Eide verpflichtet ist, sobald sie ihre Ketuba fordert.",
+ "können die Erben. Oder der Gatte. Weil in dem ersten Teile des Satzes nur von den Erben die Rede sein kann, da sie bei Lebzeiten des Mannes, wenn sie nicht geschieden ist, kein Recht hat die Ketuba zu verlangen, sind im zweiten Teile des Satzes auch nur die Erben genannt, obwohl dieselbe Bestimmung auch für den Gatten gilt.",
+ "keinen Eid von ihr verlangen. Für die Verwaltung des Vermögens bei Lebzeiten des Mannes, selbst wenn ihr die Befreiung vom Eide nicht zugesichert war. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon."
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+ "Wenn sie einen Scheidebrief ohne die Ketuba vorlegt. An einem Orte, wo man keine Ketuba auszustellen pflegt, wo vielmehr der Anspruch der Frau auf die Ketuba als ein gerichtliches Abkommen gilt.",
+ "so kann sie [dennoch] ihre Ketuba erheben. Denn eine gerichtliche Institution hat dieselbe Rechtskraft wie eine vor Gericht ausgestellte Urkunde. Bevor das Gericht ihr den Scheidebrief zurückgiebt, auf Grund dessen sie eine neue Ehe eingehen darf, wird er zerrissen und auf der Rückseite bemerkt, dass er vom Gericht zerrissen ist, damit sie nicht gegen Vorzeigung des Scheidebriefes die Ketuba zum zweitenmal verlangen kann. Sie erhält jedoch nur den eigentlichen Betrag der Ketuba, 200 resp. 100 Denar (Ket. I,2), was ihr aber der Mann darüber hinaus freiwillig zugelegt hat, erhält sie nur gegen Vorzeigung der Ketuba, in der diese Zulage vermerkt ist.",
+ "mein Scheidebrief ist verloren gegangen. Ich habe ihn noch nicht vorgelegt, um daraufhin etwa meine Ketuba zu erheben.",
+ "meine Quittung. שובר, eigentl. eine Urkunde, die etwas „zerbricht, annulliert“, ein Dokument, welches eine Schuldverschreibung aufhebt, eine Quittung.",
+ "ist verloren gegangen. Die sie mir ausgestellt hat, als sie auf Grund ihres Scheidebriefes die Ketuba von mir bezahlt erhielt.",
+ "ebenso wenn ein Gläubiger einen Schuldschein ohne den Prosbol. Πϱοσβολή = das „Hinbringen, Übergeben“ der Erklärung vor Gericht, dass man sich trotz des Erlassjahres das Recht vorbehalte, ein gewährtes Darlehn jederzeit zurückzufordern. Als nämlich Hillel bemerkte, dass infolge der gesetzlichen Bestimmung über den Erlass der Schulden im siebenten Jahre (Deut. 15,2) die Leute Anstand nahmen einander Geld zu leihen, ordnete er an, dass man folgende Erklärung vor zwei Zeugen deponieren könne: Ich N. N. übergebe Euch, den Richtern des Ortes N. N. (die Erklärung), dass ich jede mir ausstehende Schuld zu jeder beliebigen Zeit einfordern darf.“ S. Schebiit X, 3 ff; Git. IV, 3. Dieses Dokument, das den Gläubiger ermächtigte, auch im Erlassjahr seine Schulden einzuziehen, wurde Prosbol genannt. — Nach Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter, s. v. ist פרוזבול = πϱοβολή = παϱάβολον Succumbenzgeld, das bei Appellationen bezahlt wurde; hiernach bleibt freilich das ז in פרוזבול unerklärt.",
+ "vorlegt. Er behauptet, den Prosbol verloren zu haben.",
+ "so bekommen sie nicht bezahlt. Denn es ist zu befürchten, dass die Frau ihre Ketuba bereits erhoben resp. dass die Schuld durch das Schemittajahr erlassen ist. Die Frau bekommt jedoch nur dann die Ketuba nicht bezahlt, wenn keine Zeugen dafür vorhanden sind, dass sie geschieden ist; denn dann ist der Mann beglaubt, wenn er sagt, er habe sich von ihr geschieden und ihr auch die Ketuba bezahlt, da er ja auch hätte sagen können, er habe sich von ihr gar nicht geschieden (מגו, Ket. I, Note 42). Wenn aber Zeugen da sind, dass sie geschieden ist, so erhält sie wenigstens die freiwillige Zulage, denn die Ketuba, die sie vorlegt, beweist, dass die Zulage sicher noch nicht ausgezahlt ist, während sie den eigentlichen Betrag der Ketuba schon auf Grund ihres Scheidebriefes erhoben haben kann.",
+ "sagt. In der ed. princ. אמר רשב״ג.",
+ "seit der Zeit der Gefahr. Als den Juden bei Androhung schwerer Strafen verboten wurde ihre Gesetze zu befolgen und man daher den Scheidebrief sogleich nach der Übergabe an die Frau und den Prosbol sogleich nach seiner Ausfertigung vernichtete.",
+ "kann eine Frau ihre Ketuba auch ohne den Scheidebrief einfordern. Nach Maim. Hil. Ischut XVI, 26 nur den eigentlichen Betrag der Ketuba, die Zulage dagegen nur dann, wenn Zeugen für die erfolgte Ehescheidung vorhanden sind; nach Eb. haëser 100, 10 Anm. hat sie auch in diesem Falle nur den eigentlichen Betrag der Ketuba zu beanspruchen.",
+ "[Wenn eine Frau. Das Anfangswort der Mischna הוציאה ist hier zu ergänzen.",
+ "zwei Scheidebriefe und zwei Ketubot [vorlegt. Ihr Mann hat sich zweimal von ihr geschieden und ihr bei jeder Eheschliessung eine besondre Ketuba ausgestellt.",
+ "[Wenn sie vorlegt] zwei Ketubot und einen Scheidebrief. Wenn beide Ketubot zu verschiedenen Zeiten ausgestellt und früher als der Scheidebrief datiert sind und ihr in der zweiten eine grössere Summe als in der ersten verschrieben ist, ohne dass diese als freiwillige Zulage bezeichnet wäre, so erhält sie die grössere Ketuba.",
+ "oder eine Ketuba und zwei Scheidebriefe. Wenn er ihr bei der Eheschliessung eine Ketuba ausgestellt, sie dann durch Scheidebrief entlassen, sie darauf zum zweitenmal geheiratet, ohne ihr eine neue Ketuba zu verschreiben und sich schliesslich abermals von ihr geschieden hat.",
+ "oder eine Ketuba und einen Scheidebrief und [einen Nachweis über] den Tod [ihres Gatten. Wenn sie Zeugen beibringt, dass der Mann, nachdem er sie zum zweitenmale geheiratet, ohne ihr jedoch eine neue Ketuba zu verschreiben, gestorben ist und sie nun zwei Ketubot verlangt, eine als Geschiedene und eine als Witwe.",
+ "denn wer sich von seiner Frau scheidet und sie dann wieder heiratet. Bevor sie die Ketuba erhoben und ohne dass er ihr eine zweite verschrieben.",
+ "nimmt sie nur unter der Bedingung der ersten Ketuba wieder. D. h. unter der Bedingung, dass nur die eine Ketuba giltig sein soll.",
+ "Wenn der Vater seinen minderjährigen Sohn verheiratet. Und dieser dann grossjährig wird.",
+ "Ketuba in Kraft. Und sie erhält, wenn sie bei der Eheschliessung Jungfrau war, 200, und wenn sie Witwe war, 100 Denar, obgleich sie im ersten Falle zur Zeit, als der Gatte grossjährig wurde, keine Jungfrau mehr war und daher eigentlich nur eine Mine zu beanspruchen hätte. Die freiwillige Zulage bekommt sie jedoch nicht, da sie selbst den eigentlichen Betrag nicht auf Grund ihrer Ketuba, sondern lediglich auf Grund des gerichtlichen Abkommens erhält.",
+ "denn er hat sie unter dieser Bedingung. Dass sie 200 resp. 100 Denar erhalten solle.",
+ "so bleibt ihre Ketuba in Kraft. Und sie bekommt eine Mine oder 200 Denar, je nach der Summe, die er ihr ursprünglich verschrieben hat; die Zulage jedoch erhält sie nicht. Obgleich eine Proselytin sonst nur eine Mine bekommt, weil vermutet wird, dass sie bei der Eheschliessung keine Jungfrau mehr war (s. Ket. I, 4), hat sie in unsrem Falle dennoch unter Umständen 200 Denar zu beanspruchen, da nicht erwiesen ist, dass sie Unzucht getrieben; aus diesem Grunde gilt auch dieser Überschuss von 100 Denar, den sie mehr als jede andre Proselytin erhält, nicht als „freiwillige Zulage“. S. בית שמואל zu Eb. haëser 67, 11 Ende, gegen Maim. Hil. Ischut XI, 7."
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+ "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet hat. Das Partic. נשוי ist hier activ wie אחוז Hohel. 3, 8, ידוע Deut. 1, 13. 15 u. a. von activen Verben; vgl. Jeb. III, 1, 4, 5 ff. und Ket. II, Note 63. Der jerus. Talmud liest hier und in M. 2—4 נשוי לשתי נשים, vgl. Jeb. XIII, 7 ff., XIV, 3 ff., also נשוי = verheiratet.",
+ "so hat die erste das Vorrecht vor der zweiten. Hinsichtlich der Ansprüche auf Auszahlung der Ketuba.",
+ "und die Erben der ersten haben das Vorrecht vor den Erben der zweiten. Wenn die Frauen nach seinem Tode gestorben sind und beschworen hatten, ihre Ketuba noch nicht erhalten zu haben. Dieser Eid muss zuvor geleistet sein, denn sonst könnten die Frauen dieses Geld, das sie nur gegen einen Eid erlangen können, auf ihre Kinder nicht vererben (s. Ket. IX, Note 34), und diese würden dann zu gleichen Teilen erben. — In unsrem Falle haben die Erben der ersten Frau auch vor der zweiten selbst das Vorrecht; der Ausdruck ליורשי שניה ist nur wegen der Gleichmässigkeit mit יורשי הראשונה gewählt.",
+ "so haben die zweite und deren Erben das Vorrecht vor den Erben der ersten. Denn die zweite Frau und ihre Erben gelten dem Manne gegenüber als Gläubiger, da sogleich mit dessen Tode die Forderung, die in der Ketuba enthalten ist, wirksam wurde. Die Erben der ersten Frau hingegen erscheinen nicht als Gläubiger, da sie die Ansprüche auf die Ketuba ihrer Mutter eigentlich nicht auf Grund eben dieser Ketuba, sondern nur auf Grund eines gerichtlichen Abkommens haben (כתובת בנין דכרין, „die Ketuba der männlichen Kinder“, s. Ket. IV, 10); der Gläubiger hat aber den Vorzug vor den Erben. Auch hier muss die zweite Frau die Berechtigung ihres Anspruchs auf die Ketuba zuvor beschworen haben, sonst könnten ihre Erben diesen nicht geltend machen, s. Note 3."
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+ "und die Waisen die Ketuba ihrer Mutter. Der jerus. Talmud liest אמותיהן, ihrer Mütter.",
+ "fordern. Da ihnen in der Ketuba zugesichert ist, dass, wenn die Mutter bei Lebzeiten des Gatten stirbt, die Kinder die gesamte Ketuba derselben ausser ihrem Anteil an dem Nachlass erben sollen, selbst wenn die Ketuba der einen Frau grösser sein sollte als die der andren, s. Ket. IV, 10.",
+ "so teilen sie zu gleichen Teilen. Und sie erhalten die Ketuba ihrer Mutter nicht, weil sonst das Thoragesetz, welches bei der Erbschaft die Kinder in gleicher Weise berücksichtigt (abgesehen von dem Gesetz über den Erbteil des Erstgeborenen, Deut. 21, 17), illusorisch gemacht würde.",
+ "War aber dort ein Überschuss von einem Denar. Ein Denar mehr, als die Forderungen der Waisen auf Grund der Ketubot ihrer Mütter betragen. Nach dem Talmud ist hier der Denar wörtlich zu nehmen; bei einem geringern Überschuss aber gilt die Bestimmung der Mischna nicht.",
+ "so erhalten die einen die Ketuba ihrer Mutter und die andren gleichfalls die Ketuba ihrer Mutter. Und der Denar wird zu gleichen Teilen unter die Erben verteilt.",
+ "Wenn die Waisen. Die den Anspruch auf die grössere Ketuba haben.",
+ "wir wollen das Vermögen unsres Vaters um einen Denar höher berechnen. Und somit den Nachlass zu einem höhern Werte annehmen, als er eigentlich hat.",
+ "sondern schätzt das Vermögen gerichtlich ab. Wieviel es wert war zur Zeit, als der Vater starb."
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+ "erst zufallen sollten. ראוי, passend, angemessen, gebührend, vgl. Esth. 2, 9; hier = Vermögen, das ihnen gebührt, das ihnen erst einkommen soll, z. B. ein Darlehn, das noch einzukassieren ist, ein Erbgut von ihrem väterlichen Grossvater, der vor der Verteilung gestorben ist, u. dergl.",
+ "so gelten sie nicht als bereits in deren Besitz. Und wenn der Nachlass des Vaters erst durch Hinzurechnung dieses noch ausstehenden Vermögens einen Überschuss von einem Denar über den Betrag der beiden Ketubot ergeben würde, so wird dieser nicht mitgerechnet, sondern die Kinder erben zu gleichen Teilen.",
+ "die nicht hypothekarisch verpfändbar sind. D. h. bewegliche Güter, Mobilien. Diese heissen נכסים שאין להן אחריות, Güter, die keine Sicherheit gewähren oder an denen keine Verpflichtung haften kann, weil sie leicht beseitigt oder versteckt werden können und darum zur Bürgschaft für ein Darlehn ungeeignet sind.",
+ "dass darunter hypothekarisch verpfändbare Güter. Immobilien. Diese heissen נכסים שיש להן אחריות, Güter, durch die man eine Sicherheit hat, weil ein Gläubiger, der sein Darlehn vom Schuldner nicht zurückbekommt, sich immer an sie halten und, falls der Schuldner sie inzwischen veräussert hat, sie den Empfängern wieder fortnehmen darf, um sich bezahlt zu machen.",
+ "die den Wert der beiden Ketubot um einen Denar übersteigen. Die anonymen Weisen dieser Mischna stimmen mit R. Simon darin überein, dass das Vermögen, aus dem die beiden Ketubot an die männlichen Erben (כתובות בנין דכרין) zu bezahlen sind, in Immobilien vorhanden sein muss; sie divergieren nur betreffs des „überschüssigen Denar“, מותר דינר. Nach R. Simon muss dieser auch in Immobilien vorhanden sein, nach den Weisen genügt es, wenn Mobilien im Werte eines Denar vorhanden sind, und auch an diesen kann das Erbschaftsgesetz ausgeführt werden (R. Ascher). Über die Halacha s. Eb. haëser 111, 14."
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+ "dort. Im Nachlass des Mannes.",
+ "so teilen sie zu gleichen Teilen. Denn jede der 3 Frauen hat auf diesen Nachlass ein gleiches Recht. Dies gilt jedoch nur für den Fall, dass die 3 Ketubot zu gleicher Zeit ausgestellt wurden, da sonst die Frau das Vorrecht hätte, deren Ketuba früher datiert ist, s. M. 5. Oder es handelt hier von dem Falle, dass der Nachlass nur in Mobilien besteht und die Frauen bereits zu Lebzeiten des Gatten von diesen Besitz ergriffen haben; bei Mobilien jedoch erlangt man durch Besitzergreifung kein Vorrecht. Hätten sie aber von den Mobilien nicht Besitz ergriffen, so könnten sie jetzt auf diese keinen Anspruch mehr erheben, da die Mobilien nicht für die Ketuba haften, s. Ket. VIII, Note 43.",
+ "Denar vorhanden. Sodass die Frau mit der Ketuba von einer Mine (die wir mit A bezeichnen wollen) auf die zweite Mine des Nachlasses gar kein Anrecht hat.",
+ "Denar. Von der ersten Mine des Nachlasses. Nun hätte freilich A eigentlich nur ⅓ der ersten Mine zu beanspruchen, da sowohl die Frau mit der Ketuba von 200 Denar (B) als auch die mit der Ketuba von 300 Denar (C) auf die erste Mine das gleiche Recht haben wie A. Der Talmud (Ket. 93 a) nimmt daher an, dass B (oder auch C) der A. schriftlich erklärt haben muss, dass sie wegen ihres Anteils an der ersten Mine mit ihr nicht prozessieren werde, um sie nicht in ihrem Anspruch zu kürzen und A dieses Recht in aller Form von ihr erworben hat; es teilen dann A und C die erste Mine zu gleichen Teilen. Gleichwohl gehören die 50 Denar, die C von der ersten Mine bekommt, nicht ihr allein, sie muss sie vielmehr, ebenso wie die zweite Mine, mit B teilen.",
+ "Denar erhalten je drei Golddenar. Ein Golddenar = 25 Silberdenar. B und C erhalten also je 75 Silberdenar, d. i. die Hälfte der restierenden 1½ Mine. — Gegen diese Art der Verteilung könnte nun freilich C der B gegenüber folgendes geltend machen: „Ich gebe zu, dass die zweite Mine uns zu gleichen Teilen gehört und A keinen Anspruch darauf hat. Aber mit der Teilung der zweiten Hälfte der ersten Mine bin ich noch nicht einverstanden. Denn wenn Du auch erklärt hast, A solle durch Dich keinen Schaden haben, so hast Du damit noch nicht völlig auf Deinen Anteil an der ersten Mine verzichtet. Du schädigst mich vielmehr um 8⅓ Denar; denn es müsste eigentlich die ganze Mine in 3 Teile geteilt werden; A erhält ⅓ sowie die Hälfte des Dritteils, auf die Du zu ihren Gunsten verzichtet hast, = 50 Denar. Du, B, bekommst die andre Hälfte des zweiten Dritteils = 16⅔ Denar, und ich das letzte Drittel = 33⅓ Denar. Da wir nun noch die zweite Mine zu teilen haben, so bekommst Du im ganzen 50 + 16⅔ = 66⅔ Denar und ich 50 + 33⅓ = 83⅓ Denar!“ Diesem Einwand sucht jedoch J. Lipschütz in תפארת ישראל z. St. durch folgende Erwägung zu begegnen: Durch die Erklärung, dass A wegen der ersten Mine mit ihr nicht werde zu prozessieren haben, hat B die C nicht direkt geschädigt. Denn erstens ist es möglich, dass B überhaupt ihren Anteil nicht erhebt, wenn sie nämlich vor C stirbt; sodann aber kann B zu C sagen: Dass A 50 Denar erhält, geschieht zwar infolge meiner ihr gegebenen Zusicherung, und ich habe dadurch Dir und mir selbst Schaden veranlasst. Gleichwohl brauche ich Dir für diesen Schaden nicht aufzukommen, da „eine blosse Veranlassung bei Schädigungen nicht zum Ersatz verpflichtet“, גרמא בניזקין פטור, s. B. kamma V, Note 39.",
+ "Denar vorhanden. Sodass die eine Mine für die Ketubot aller 3 Frauen, die zweite für die von B und C, die dritte aber nur für die von C haftet.",
+ "so erhält die mit [der Ketuba von] einer Mine 50 Denar, die mit [der Ketuba von] 200 Denar eine Mine. Die Mischna handelt hier von dem Falle, dass C der A und B zugesichert hat, dass sie mit ihr wegen des Anteils an der ersten Mine nicht werden zu prozessieren haben. Die ersten 100 Denar werden unter A und B geteilt. Die zweite Mine teilen B und C, und die dritte Mine gehört C allein. Es erhält somit A 50, B 100, C 150 Denar.",
+ "Denar sechs Golddenar. D. i. = 150 Silberdenar. — Nach der Halacha jedoch haben die 3 Frauen gleiches Anrecht auf den Nachlass und erben in gleicher Weise bis zum Betrage ihrer Ketuba; s. Maim. Hil. Ischut XVII, 8.",
+ "die Geld in einen Beutel getan. Wenn von 3 Personen eine 100, die zweite 200, die dritte 300 Denar zusammengelegt haben, um gemeinsam Geschäfte zu machen.",
+ "nach diesem Verhältnis. Nach dem Verhältnis ihrer Einlage, wie in dem unmittelbar vorhergehenden Falle dieser Mischna. — Nach der Halacha jedoch tragen sie Gewinn und Verlust zu gleichen Teilen, wenn sie mit dem Gelde Geschäfte gemacht und sie nichts Gegenteiliges ausbedungen haben; wenn jedoch das Geld selbst noch vorhanden und im Kurse gestiegen oder gefallen ist, tragen sie Gewinn oder Verlust je nach dem Verhältnis ihrer Einlage, s. Ch. ham. 176, 5."
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+ "so hat die erste. Die Frau, deren Ketuba das früheste Datum trägt.",
+ "das Vorrecht vor der zweiten. Deren Ketuba ein späteres Datum trägt.",
+ "Die erste muss einen Eid leisten der zweiten. Dass sie für ihre Ketuba von ihrem Manne noch nichts erhalten hat. Nach Raschi u. A. braucht sie nur dann zu schwören, wenn die andre Frau einen Eid von ihr verlangt, um dadurch die Gewissheit zu erhalten, dass sie keinen Schaden haben wird, wenn sie ihre Ketuba einfordert.",
+ "die vierte aber bekommt ohne Eid bezahlt. Vorausgesetzt, dass nicht Erben oder andre Gläubiger einen Eid von ihr verlangen.",
+ "Ben Nannas sagt. Ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen: אמר בן ננס.",
+ "Auch sie bekommt nur gegen einen Eid bezahlt. Nach dem Talmud (Ket. 94a) ergiebt sich die Divergenz zwischen dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) und B. Nannas in folgendem Falle: wenn es sich z. B. herausstellt, dass eines von den Feldern, welche die 3 ersten Frauen für ihre Ketubot in Besitz genommen, dem Manne gar nicht gehört, sondern von ihm gestohlen war und man nicht weiss, welches Feld dies war, sodass zu erwarten ist, dass der rechtmässige Eigentümer es der Frau noch fortnehmen wird. Nach der Ansicht des ersten Tanna ist die Besitzergreifung seitens eines Gläubigers, der, um sich von seinem Schuldner bezahlt zu machen, einem ältern Gläubiger zuvorgekommen ist, nichtig; darum braucht die vierte Frau, die als die letzte Gläubigerin erscheint, nicht zu schwören, denn wenn einer der 3 ersten Frauen ihr Feld von dem wirklichen Eigentümer fortgenommen wird, muss jene das Feld, das sie mit Beschlag belegt, doch herausgeben. Nach Ben Nannas aber ist die Besitzergreifung seitens eines Gläubigers, der einem ältern Gläubiger zuvorkommt, rechtskräftig. Wenn nun einer der 3 ersten Frauen ihr Feld von dem wirklichen Eigentümer wieder fortgenommen wird, könnte sie von der vierten ihr Feld für ihre Ketuba nicht verlangen und würde also durch das Zuvorkommen der letzten ihre Ketuba einbüssen; deshalb muss die vierte schwören, dass sie von ihrem Gatten noch nichts für ihre Ketuba bekommen habe. Nach der Halacha jedoch muss jeder, der von den Erben Bezahlung verlangt, einen Eid leisten (s. Ket. IX, Note 18); es müssen daher in unsrem Falle alle Frauen schwören.",
+ "Wenn sie alle an einem Tage ausgestellt sind. Eigentl. hervorgegangen sind.",
+ "deshalb pflegte man in Jerusalem auch die Stunden einzuschreiben. Eine ähnliche Bemerkung betreffs der Einwohner Jerusalems s. Ket. IV, 12."
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+ "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet und dann sein Feld. Das für die Ketubot der beiden Frauen haften sollte.",
+ "verkauft hat und die erste. Die Frau, deren Ketuba das früheste Datum trägt.",
+ "ich will kein Recht und keinen Anspruch an Dich haben. Und der Käufer ausserdem das Feld von der Frau rechtmässig erworben hat. — Nach dem Talmud (Ket. 95a) handelt die Mischna hier von dem Falle, dass der Mann das Feld bereits einmal verkauft hatte, ohne dass die Frau diesem Käufer ihren Verzicht erklärte. Es kann demnach die Frau nicht erklären, sie habe nur aus Gefälligkeit gegen ihren Gatten Verzicht geleistet, denn sonst hätte sie dieses bereits bei dem ersten Verkauf getan.",
+ "und so geht es im Kreise. חלילה von dem Verbum חול sich drehen, winden, wie حَوْلَ „ringsum“ von حَالَ, סביב von סבב.",
+ "hin und her. D. h. die zweite kann es wieder dem Käufer und die erste der zweiten u. s. w. fortnehmen.",
+ "bis sie einen Vergleich. פשרה, von פשר, vgl. Koh. 8,1, syr. ܦܫܰܪ = bibl.-hebr. פתר, auflösen, deuten, auseinandersetzen, einen Streit beilegen.",
+ "Ebenso ist es bei einem Gläubiger. Wenn z. B. A dem B 100 Denar geliehen, dieser dann seine beiden Felder, die soviel wert waren, als seine Schuld betrug, an zwei Personen verkauft und A dem zweiten Käufer erklärt, er werde auf dessen Feld keine Ansprüche machen, um zu seinem Gelde zu kommen, so kann A dem ersten Käufer das Feld fortnehmen und dieser dem zweiten; diesem kann A auch das zweite Feld fortnehmen und dem A wieder der zweite Käufer u. s. w., bis sie einen Vergleich miteinander machen.",
+ "die eine Gläubigerin ist. Indem sie noch ihre Ketuba von ihrem Manne zu fordern hat. Wenn nämlich der Gatte seine beiden Felder, die für die Ketuba hafteten und zusammen soviel wert waren, als die Ketuba betrug, an zwei Personen verkauft hat und die Frau dem zweiten Käufer erklärt, sie werde auf sein Feld keine Ansprüche machen, um ihre Ketuba zu erlangen, so kann sie das Feld dem ersten Käufer fortnehmen und dieser dem zweiten; dieser kann es wieder der Frau fortnehmen und diese dem ersten Käufer u. s. w., bis sie einen Vergleich mit einander machen. — Die Mischna fügt noch den Fall von der Frau, die eine Gläubigerin ist, hinzu, obschon er dem Fall von dem Gläubiger sehr ähnlich ist, um zu betonen, dass auch die Frau das Recht hat, das Feld dem ersten Käufer immer wieder fortzunehmen, obgleich sie dem Manne kein bares Geld geliehen."
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+ "Die Witwe wird aus dem Vermögen. Nach dem Talmud nur aus den Immobilien, nach der Anordnung der Geonim auch aus den Mobilien.",
+ "der Waisen unterhalten. Die Form ניזונת, die in den Talmudausgaben sowie in der ed. Lowe und ed. princ. mit י als mater lectionis für kurzes i geschrieben ist, zeigt die aram.-artige Bildung, nach der unter den Präformativen statt des langen Vocals ein kurzer mit folgendem Dagesch forte gesprochen wird, cf. נמול Gen. 17, 26. 27; ניזון Bicc. IV,2; נידון R. hasch. I,2; נילושה Chal. II,2. — Der Unterhalt der Witwe aus dem Nachlass des Mannes gilt, auch wenn er nicht ausdrücklich in der Ketuba zugesichert ist, als ein gerichtliches Abkommen, s. Ket. IV,12 u. Note 79.",
+ "der Ertrag. Der jerusalem. Talmud liest ומעשה. Tos. Ket. 95 b. s. v. אלמנה weist jedoch aus dem Talmud z. St. nach, dass die richtige Lesart מעשה ist.",
+ "und sie sind nicht verpflichtet sie beerdigen zu lassen. Denn eigentlich oblag dem Manne die Pflicht ihrer Beerdigung, da er auch das Recht ihrer Beerbung hat, s. Ket. IV, Note 49. In unsrem Falle nun, wo die Erben der Frau ihre Ketuba von den Erben des Mannes einfordern, haben sie auch die Kosten ihrer Beisetzung zu tragen. Diese Pflicht obliegt ihnen auch dann, wenn der Nachlass des Vaters nur in Mobilien besteht, die (nach dem Talmud) für die Ketuba nicht haften.",
+ "die ihre Ketuba erben. Durch diese nähere Bestimmung ist angedeutet, dass dieser Satz von einer Frau handelt, die zweierlei Erben hat, und dies ist nur bei einer auf die Leviratsehe wartenden Frau der Fall, s. Ket. VIII,6. Diese hat Erben von seiten ihres Gatten und von seiten ihres Vaters. Die Beerdigungskosten haben also nur diejenigen zu tragen, die ihre Ketuba erben.",
+ "sind verpflichtet sie beerdigen zu lassen. Wenn sie geschworen hatte, die Ketuba noch nicht erhalten zu haben; andrenfalls könnte sie die Ketuba an ihre Rechtsnachfolger nicht vererben (s. Ket. IX, Note 34) und müsste auf Kosten der Wohlthätigkeitskasse beerdigt werden."
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+ "die nach der Verlobung. Worunter hier wie überall auch die Trauung (קדושין) zu verstehen ist. Ob die Verlobte unter allen Umständen Anspruch auf die Ketuba hat, s. Jeb. XV, Note 53.",
+ "darf auch ohne Zuziehung eines Gerichtes. Das nur aus Rechtsgelehrten zusammengesetzt ist (מומחין, s. Sanh. III, Note 9); es ist jedoch die Gegenwart dreier Männer erforderlich, die in der Abschätzung von Grundstücken erfahren sind.",
+ "verkaufen. Ergänze: Güter aus dem Nachlass ihres Mannes, die für ihre Ketuba haften. Die Verlobte, die keinen Anspruch auf Unterhalt hat, darf die Güter verkaufen, um sich für die Ketuba bezahlt zu machen, und die Geehelichte, um sich den Unterhalt zu verschaffen.",
+ "so darf sie ohne Zuziehung eines Gerichtes verkaufen. Denn da sie Unterhalt beanspruchen kann und sie diesen sofort nötig hat, kann man ihr nicht zumuten, dass sie warten solle, bis ein ordentliches Gericht zusammentritt und den Verkauf genehmigt.",
+ "da sie keinen Anspruch auf Unterhalt hat. Und daher der Verkauf der Güter, um die Ketuba einzulösen, nicht so dringend ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon."
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+ "ihre [ganze] Ketuba. Die Mine oder die 200 Denar, auf die die eigentliche Ketuba lautet.",
+ "wenn sie ihre Ketuba oder einen Teil davon einem Andren schenkt. Oder wenn sie den Waisen erklärt hat, dass sie auf die Auszahlung der Ketuba verzichte.",
+ "so darf sie den Rest nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. D. h. die Güter des Mannes, durch deren Erlös sie die freiwillige Zulage zur Ketuba erlangen will, darf sie nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. Dieser Satz der Mischna vertritt die Ansicht des R. Simon (M. 2), nach der ein aussergerichtlicher Verkauf nur zum Zwecke des Unterhalts zulässig ist. Die Frau aber, die die Ketuba ganz oder zum Teil erhoben, verliert den Anspruch auf Unterhalt.",
+ "sie darf selbst vier- bis fünfmal verkaufen. Das Grundstück, das für die eigentliche Ketuba haftet, darf sie stückweise verkaufen. — Der Ausdruck „vier- oder fünfmal“ zur Bezeichnung einer beliebigen Anzahl kehrt in der Mischna mehrfach wieder (vgl. Sab. XVIII, 1) und ist vielleicht der Norm des „vier- oder fünffachen Ersatzes“ nachgebildet, Ex. 21, 37 und B. kamma VII, 1 (Tos. L. Heller).",
+ "und [gleichwohl] zum Zwecke ihre Unterhalts ohne Zuziehung eines Gerichtes verkaufen. Denn wenn sie auch ihre Ketuba zum Teil schon erhoben hat, verliert sie dennoch den Anspruch auf Unterhalt nicht. Das שלא בב״ד ist hier eigentlich überflüssig, da auch R. Simon der Frau einen aussergerichtlichen Verkauf gestattet, sobald dieser zum Zwecke des Unterhalts geschieht. Der Zusatz ist wohl nur deshalb gemacht, um der Annahme vorzubeugen, dass eine Frau, die begonnen hat ihre Ketuba zu verkaufen, den Rest nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen dürfe.",
+ "indem sie einschreibt. In die Urkunde über den Verkauf der Güter, die sie zum Zwecke ihres Unterhalts veräussert.",
+ "zum Zwecke des Unterhalts habe ich verkauft. Hiermit wird ihr nur ein guter Rat in ihrem eigenen Interesse erteilt. Wenn sie nämlich das Folgende nicht ausdrücklich bemerken würde, könnte man glauben, sie schätze ihren Unterhalt so hoch ein, dass sie alle Güter ausschliesslich zu diesem Zwecke verkaufe; sie würde dadurch als unmässig und ungenügsam erscheinen. — In die Urkunde über den Verkauf der Güter, die sie zur Einlösung der Ketuba veräussert, schreibt sie dementsprechend ein: „לכתובה מכרתי, ich habe verkauft, um meine Ketuba einzulösen.“",
+ "Eine Geschiedene darf nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. Denn dass die Witwe auch ohne Zuziehung eines Gerichtes Güter verkaufen darf (M. 2), hat seinen Grund in der Voraussetzung, der verstorbene Gatte werde es nicht gewünscht haben, dass seine Frau durch häufiges Erscheinen vor Gericht vielleicht beschämt werde. Bei einer Geschiedenen aber, die ohnedies nicht auf Unterhalt, sondern nur auf die Ketuba Anspruch hat, wird jene Rücksicht seitens des Mannes nicht vorausgesetzt. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
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+ "etwas. D. i. ein Grundstück aus dem Nachlass ihres Gatten.",
+ "so hat sie ihre Ketuba [hiermit] erhalten. נתקבלה, sie (die Ketuba) ist in Empfang genommen, oder wie התקבל (Ket. IX, Note 51), sie hat erhalten. — Der Verkauf ist giltig trotz der grossen Differenz zwischen dem wahren Werte und dem Verkaufspreis des Feldes, weil das Gesetz von der Übervorteilung (אונאה, Lev. 25,14 und B. mez. IV, 9) auf Immobilien keine Anwendung findet; und selbst nach denjenigen Decisoren, die dieses Gesetz auch bei Grundstücken gelten lassen (s. Ch. ham. 227, 29), ist der Verkauf nur dann nichtig, wenn die Übervorteilung mehr als die Hälfte des reellen Wertes beträgt, während es sich in unsrer Mischna nur um die Hälfte handelt. — Die Frau gilt hier in jedem Falle als befriedigt: wenn sie ein Feld im Werte von 200 Denar für 100 verkauft, so hat sie eben den Schaden zu tragen; und im umgekehrten Falle kann sie nicht etwa noch 100 Denar von den Erben verlangen, indem sie sich darauf beruft, dass sie zu ihrem Vorteil so günstig verkauft habe, denn wenn jemand einen Boten beauftragt etwas für ihn einzukaufen und dieser billig einkauft, so gehört der Gewinn nicht demjenigen, der das Geschäft vermittelt, sondern dem Eigentümer des Geldes, und dies sind hier die Erben.",
+ "Wenn ihre Ketuba nur eine Mine beträgt. Sie war z. B. eine Witwe bei ihrer letzten Eheschliessung, s. Ket. I, 4.",
+ "ist ihr Verkauf dennoch nichtig. Sie durfte von vornherein das Feld nicht zum Preise von 100 Denar verkaufen, da es mehr wert war, als ihre Ketuba betrug. Hätte sie jedoch das Feld zum Preise von 101 Denar verkauft, so wäre der Verkauf giltig und sie müsste den Erben einen Denar zurückerstatten, da sie diese in keiner Weise geschädigt hat.",
+ "ihr Verkauf ist giltig. Und sie muss den Erben einen Denar zurückerstatten.",
+ "dass sie bei einem Felde ein Stück. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen בית, die ed. princ. בת.",
+ "von neun Kab. S. Ket. V, Note 85.",
+ "[Aussaat. Nach der Menge der Aussaat berechnet man den Flächeninhalt des Feldes. Nun ist 1 Sea = 6 Kab, also 9 Kab = 1½ Sea. Zu einer Sea Aussaat gehört ein Feld von 50 Ellen im Quadrat oder 2500 Quadrat-Ellen, zu 9 Kab Aussaat also ein Feld von 3750 Quadrat-Ellen, d. i. ein Feld von 61,23724356… Ellen im Quadrat oder auch ein Rechteck, dessen eine Seite 50 und dessen andre Seite 75 Ellen lang ist. Ein solches Grundstück wird im Sinne des Gesetzes ein „Feld“ genannt, bei dem man sich der Mühe der Bebauung unterzieht; vgl. B. batra I, 6; VII, 2.",
+ "oder bei einem Garten ein Stück von einem halben Kab [Aussaat. D. i. eine Fläche von 208 ⅓ Quadrat-Ellen; diese heisst im Sinne des Gesetzes ein „Garten“.",
+ "Akiba ein Stück von einem Viertel [Kab. Vgl. II. Kön. 6, 25. Neben רובע wird in der Mischna das zu ergänzende קב häufig fortgelassen, vgl. Nas. IV, 2, Ed. I, 2, Ohal. II, 1, 7 u. s.",
+ "Aussaat. D. i. eine Fläche von 104 ⅙ Quadrat-Ellen, die nach R. Akiba (B. batra I, 6) bereits ein „Garten“ genannt wird.",
+ "übrig gelassen hätte. Ed. Lowe liest כדי שישתייר, dass übrig geblieben wäre. — Ihr Verkauf ist nichtig, sobald das Stück Feld, das sie zu viel oder zu billig verkauft hat, und das den Erben zurückgebliebene Grundstück zusammen so gross war, dass man 9 Kab darauf hätte säen können; denn durch diesen Verkauf verliert das Grundstück den Charakter eines „Feldes“ (Note 27). Desgleichen, wenn nach dem Verkauf den Erben ein Feld von 9 Kab Aussaat zurückgeblieben ist; denn die Erben können einwenden, dass sie jenes Stück zur Vergrösserung ihres „Feldes“ gebrauchen können. Ebenso ist der Verkauf nichtig, wenn das Stück selbst, das sie zu billig verkauft hat, so gross war, dass man 9 Kab darauf hätte säen können, dass also jenes Stück ein „Feld “ im Sinne des Gesetzes genannt werden konnte. Wenn jedoch diese beiden Grundstücke zusammengenommen nicht jene Grösse haben, so wäre ihr Verkauf giltig und sie brauchte den Erben nur den Denar zu ersetzen. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon b. G.",
+ "Wenn ihre Ketuba 400 Sus beträgt. Wie dies z. B. bei Priestertöchtern der Fall war, Ket. I, 5.",
+ "und sie dem einen für eine Mine und dem andren auch für eine Mine. Hier ist zu ergänzen: „und einem Dritten auch für eine Mine“. In der Mischna wird häufig das dritte Glied eines Satzes, der eigentlich aus drei gleichen Gliedern bestehen sollte, nicht besonders aufgeführt, vgl. Jeb. XIII, Note 29 Ende.",
+ "für eine Mine verkauft. Von dem Grundstück des Mannes, das für ihre Ketuba haftet.",
+ "der an alle Andren aber giltig. Da die ersten Verkäufe zu Recht geschehen sind, der letzte aber nicht."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Richter bei ihrer Abschätzung. Die sie vornahmen, um einer Witwe die Ketuba aus dem Nachlass ihres Mannes zu bezahlen.",
+ "so ist ihr Verkauf nichtig. Während sonst, wenn der Betrag der Übervorteilung ein Sechstel beträgt, der Kauf giltig ist und jener Betrag dem Übervorteilten zurückerstattet werden muss (B. mez. IV, Note 21), ist hier der Verkauf nichtig, sobald die Waisen durch die Übervorteilung Schaden haben. Selbst bei Grundstücken, deren Preis nicht so genau zu taxieren ist, ist der Verkauf nichtig, da vermutet wird, dass derjenige, der ein Feld nach gerichtlicher Abschätzung kauft, mit keiner Übervorteilung rechnet.",
+ "worin hätte sonst das Gericht einen Vorzug. Wenn hier die gerichtliche Abschätzung nichtig wäre.",
+ "Wenn sie aber. Ms. Or. 567 liest אלא אם כן עשו.",
+ "eine Prüfungs-Urkunde ausgestellt haben. D. h. das Gericht hat der Witwe ein Dokument darüber ausgestellt, dass die Gerichtsboten die erfolgte Abschätzung öffentlich bekannt machen werden, damit die Kauflustigen den Wert des Grundstückes „prüfen“ und es dann kaufen. — Die Talmudausg. lesen: אגרת בקורת ביניהן.",
+ "ihr Verkauf giltig. Und zwar nur dann, wenn die Differenz zwischen dem reellen Werte und dem Verkaufspreis höchstens 100 Denar, also die Hälfte betrug. Hierin stimmt der ungenannte Tanna (ת״ק) mit R. Simon b. G. überein; die Halacha entscheidet nach des Ersteren Ansicht."
+ ],
+ [
+ "die die Weigerung erklärt. Jeb. XIII, Note 1.",
+ "die mit ihrem Manne im zweiten Grade verwandt ist. Und daher nach den Rabbinen dem Manne zur Ehe verboten ist, Jeb. II, 4. Für diese gelten die folgenden Bestimmungen, gleichviel ob er gewusst hat, dass sie mit ihm verwandt ist, oder nicht.",
+ "und eine Unfruchtbare. Jeb. I, Note 25. Für diese gilt das Folgende nur dann, wenn er ihren Fehler nicht gekannt hat.",
+ "haben weder Anspruch auf die Ketuba. D. i. auf den eigentlichen Betrag der Ketuba, 200 resp. 100 Denar; die freiwillige Zulage aber haben sie zu fordern. Die Frau, die die Weigerung erklärte, verliert den Anspruch auf die Ketuba, weil sie selbst die Ehe auflöste, die Frau, die im zweiten Grade mit dem Manne verwandt ist, weil sie dafür bestraft werden soll, dass sie den Gatten zu dieser Ehe veranlasst hat, aus der ja für sie selbst kein Nachteil erwächst (vgl. Jeb. IX, Note 16), und die Unfruchtbare, weil die Ehe als eine irrtümlich geschlossene gilt.",
+ "noch auf die Früchte. D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der Gatte von ihren Niessbrauchsgütern gehabt hat, ibid. Note 17. Die erste der drei hier genannten Frauen hat keinen Anspruch auf Ersatz der Früchte, weil die Rabbinen, die überhaupt erst die Ehe einer Minderjährigen für giltig erklärt haben, damit sie nicht jedem Manne zur Unzucht preisgegeben sei, dem Manne auch das Recht auf die Früchte zugesprochen haben; die zweite, weil sie bestraft werden soll (wie Note 45); die dritte endlich, weil vermutet wird, dass sie die Nutzung ihrer Güter seitens ihres Mannes stillschweigend gutgeheissen habe, um nur als dessen Ehefrau zu gelten.",
+ "noch auf Verpflegung. D. h. die Frau, die die Weigerung erklärt, verliert den Anspruch auf Ersatz der Auslagen, die ein Andrer für ihren Unterhalt während der Abwesenheit ihres Gatten gemacht hat; solange sie aber noch seine Ehefrau ist, muss der Mann sie ernähren, und sobald sie die Weigerung erklärt, hört für ihn diese Pflicht auf. Die Frau, die mit dem Manne im zweiten Grade verwandt und ihm darum zur Ehe verboten ist, hat weder zu seinen Lebzeiten noch nach seinem Tode Anspruch auf Unterhalt, da er die Ehe nicht fortsetzen darf resp. durfte. Die Unfruchtbare endlich hat keinerlei Anspruch auf Unterhalt, sowenig wie eine Frau, die gesetzlich zur Ehe verboten ist, sobald der Mann erst nachträglich erfährt, dass sie diesen Fehler hat und er mit diesem nicht einverstanden ist, Eb. haëser 116, 3. Nach R. Nissim z. St. hat sie diesen Anspruch wohl, sobald er die Ehe fortzusetzen bereit ist, obwohl er von ihrem Fehler erst nachträglich Kenntnis erhielt. Nach Maimonides (Kommentar zur Mischna) gelten für die Unfruchtbare dieselben Bestimmungen wie für die Frau, die mit dem Manne im zweiten Grade verwandt ist.",
+ "noch auf [Ersatz für] die Abnutzung. S. Jeb. IX, Note 19, wobei nur noch zu bemerken ist, dass der Gatte der Unfruchtbaren den Minderweit, den die Güter des eisernen Fonds (Jeb. VII, Note 2) durch Abnutzung erfahren haben, nicht zu ersetzen braucht, wohl aber den der Niessbrauchsgüter.",
+ "Hat er sie jedoch von vornherein als Unfruchtbare geheiratet. D. h. ihr Fehler war ihm von vornherein bekannt und er hat sich gleichwohl zur Ehe entschlossen.",
+ "so hat sie Anspruch auf die Ketuba. Sowie auf alle Gerechtsame, die aus der Ketuba fliessen.",
+ "Eine Witwe. Zur Erklärung dieses Schlusssatzes der Mischna s. Jeb. II, Note 33—37 und IX, Note 22."
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+ "Wenn jemand eine Frau heiratet und sie sich von ihm ausbedingt. Indem der Gatte bei der Eheschliessung ihr verspricht oder auch nachher sich schriftlich verpflichtet.",
+ "dass. Ed. Lowe liest ופסקה עמו שיזון, R. J. Alfasi und Ms. Or. 567 ופסקה עמו שיהא זן; der Talmud (Ket. 101b) citiert die Mischna: ופסקה עמו לזון.",
+ "er ihre Tochter. Die sie von einem andren Manne hat.",
+ "so ist er verpflichtet sie fünf Jahre lang. Von seiner Eheschliessung an gerechnet.",
+ "Wenn sie dann einen andren heiratet. Nachdem sie während jener Zeit von ihrem ersten Gatten geschieden wurde.",
+ "wenn. Zu der Häufung der Partikeln in לכשתבא vgl. Jeb. XVI, Note 65.",
+ "will ich sie ernähren. Da sie aber bei ihrer Mutter und nicht mehr bei mir ist, will ich ihren Unterhalt nicht mehr bestreiten.",
+ "wo die Mutter ist. Der babyl. Talmud liest למקום אמה, der jerus. Talmud שהיא למקום, die ed. princ. שהיא למקום אמה. Weiss, Stud, über die Spr. der Mischna, S. 80, vermutet, dass die ursprüngliche Lesart למקום שהיא עם אמה gelautet habe = dorthin, wo sie mit ihrer Mutter weilt; bei dem Vortrage der Mischna sei infolge des Gleichklangs das עם mit der ersten Silbe des nachfolgenden אמה zusammengeflossen und dadurch später ausgefallen.",
+ "es muss vielmehr der eine sie ernähren. Ihr die Naturalien zur Verpflegung geben.",
+ "und der andre ihr das Geld für den Unterhalt geben. Und die Tochter kann bestimmen, wer von beiden ihr die Naturalien oder das Kostgeld geben soll; sie hat aber kein Recht von beiden Kostgeld zu verlangen."
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+ "Sobald sie. D. i. die Tochter. Der jerus. Talmud liest ניסת הבת.",
+ "muss ihr der Gatte den Unterhalt. Obgleich die beiden Männer ihrer Mutter ihr noch Kostgeld zu zahlen haben.",
+ "und jene [Männer] das Geld für den Unterhalt geben. Und die Verpflichtung der beiden Männer gilt nicht etwa nur für die Zeit, solange sie unverheiratet ist.",
+ "so werden ihre Töchter. Die Töchter dieser verstorbenen Männer.",
+ "von den freien Gütern. Das sind die Güter, die nicht anderweitig veräussert sind.",
+ "ernährt. Zur Form s. Ket. XI, Note 2. — Die Töchter können nur auf die freien Güter Anspruch erheben, weil die hypothekarisch belasteten nicht für ihren Unterhalt haften, s. Git. V, 3.",
+ "sie selbst. Die Stieftochter.",
+ "aber wird von den [hypothekarisch] belasteten Gütern. Die beliehen oder verkauft sind, vgl. Ket. IX, Note 48.",
+ "weil sie als eine Gläubigerin betrachtet wird. Dies gilt jedoch nur für den zweiten (in Note 1) genannten Fall, dass nämlich der Mann durch Schuldschein die Verpflichtung übernommen hat sie zu ernähren. Auch ist sie nicht in allen Stücken einem Gläubiger gleich; denn wenn sie z. B. stirbt, so geht ihre Forderung, d. h. ihr Anspruch auf Unterhalt nicht auf ihren Erben über.",
+ "solange du bei mir bist. Woraus zu schliessen ist, dass ihre Verpflichtung erlöschen soll, sobald sie durch Scheidung oder Tod getrennt werden."
+ ],
+ [
+ "Wenn eine Witwe. Die von den Waisen unterhalten wird.",
+ "ich mag nicht. S. Ket. VI, Note 10.",
+ "sie müssen sie vielmehr in dem Hause ihres Gatten ernähren und ihr eine ihrem Stande entsprechende Wohnung geben. Auch wenn z. B. das Haus ihres verstorbenen Gatten eingestürzt ist oder dieser kein eigenes Haus besessen, sondern nur eine Wohnung gemietet hatte. Vgl. auch Ket. IV, Note 77.",
+ "ich mag nicht aus dem Hanse meines Vaters. Zur Form s. Ket. II, Note 61.",
+ "so bekommst du keinen Unterhalt. Denn die Ausgaben für den Unterhalt einer einzelnen Person sind verhältnismässig grösser als die für den gemeinsamen Unterhalt mehrerer Personen. Sie brauchen ihr deshalb nur soviel zu geben, als ihr Unterhalt kosten würde, wenn sie mit ihnen gemeinsam speisen würde. — Dieser Fall ist jedoch nicht mit dem in M. 1 erwähnten zu vergleichen. Denn dort hatte der Mann sich selbst verpflichtet die Tochter seiner Frau zu ernähren, und darum muss er ihr den ganzen Unterhalt dorthin bringen, wo sie weilt; hier ist es aber ein gerichtliches Abkommen, dass die Witwe Anspruch auf Unterhalt hat, wobei es gleichgiltig ist, ob der Mann ihr diesen schriftlich zugesichert hatte oder nicht (Ket. IV, 12), und darum ist die Bestimmung von vornherein so getroffen, dass die Waisen das Mass ihres Unterhalts von ihrem Verbleiben in ihrem Hause abhängig machen.",
+ "Wenn sie aber einwendet. Sie wolle darum nicht bei ihnen bleiben.",
+ "weil sie selbst noch ein Kind und auch jene noch Kinder seien. Weil sie im Hause ihres Vaters Altersgenossen habe oder weil die Kinder im Hause ihres Gatten noch jung sind und sie fürchte, dass leicht Zwist unter ihnen entstehen könnte."
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+ "Solange sie im Hause ihres Vaters ist. Und dort von den Erben unterhalten wird.",
+ "kann sie jederzeit ihre Ketuba erheben. Sie kann mit der Forderung der Ketuba warten, so lange es ihr beliebt.",
+ "so lange sie aber im Hause ihres Gatten ist. Und dort von den Erben unterhalten wird.",
+ "Jahren soviel Mildtätigkeit geübt hat. Indem sie ihren Nachbarinnen kleine Geschenke, etwa Salz und Brot, auf Kosten der Waisen gegeben.",
+ "gesprochen hat. So im babyl. Talmud. Ed. princ., ed. Lowe, Ms. Or. 567 und R. J. Alfasi lesen משום רבן גמליאל.",
+ "kann sie jederzeit ihre Ketuba erheben. Das Nichtfordern ihrer Ketuba ist kein Beweis ihrer Verzichtleistung, sie geniert sich vielmehr nur ihr Recht geltend zu machen, da man sie im Hause ihres Gatten ehrenvoll behandelt hat.",
+ "Jahren erheben. Nach Ablauf dieser Frist verjährt ihr Anspruch auf die Ketuba. So entscheidet auch die Halacha.— Wenn sie jedoch eine Ketuba in Händen hat, verjährt ihr Anspruch niemals, denn wenn sie hätte verzichten wollen, so würde sie ihre Ketuba den Erben bereits ausgehändigt haben.",
+ "Jahren ihre Ketuba mahnen. Und dann verjährt die Ketuba erst nach 25 Jahren von dem Tage an, da sie sie fordern. Die Erben können jedoch nur dann Anspruch auf die Ketuba erheben, wenn die Mutter vor dem Tode geschworen hat, dass sie sie noch nicht erhalten habe, vgl. Ket. IX, Note 34."
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+ "Zwei Civil-Richter. Die Mischna im babyl. Talmud liest גזרות; der jerus. Talmud hingegen sowie ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen גזלות. — גזרה (Dan. 4, 14. 21) = Beschluss, Verordnung, Decret, Norm; demnach wären דיני זרות = Richter, die gesetzliche Bestimmungen zur Handhabung der Justiz im Civil- oder Privatrecht zu treffen hatten. [In einer Boraita (Ket. 105a) findet sich der Ausdruck גוזרי גזרות = Erlasser der Normen.] Unter גזלה ist nicht nur Raub, sondern jede Verletzung fremden Eigentums, jeder unrechtmässige Besitz zu verstehen; demnach wären דיני גזלות = Richter für Fragen des verletzten, gefährdeten Eigentums. Wir haben uns unter jenen Richtern eine Behörde zu denken, die das Centralorgan der Rechtsordnung in Bezug auf das Civilrecht bildete und „deren nächste Aufgabe es war, allgemein giltige Rechtsnormen zu erlassen, die den Richtern als Richtschnur zu dienen hatten“. Diese Behörde hatte ähnliche Funktionen wie die Prätoren bei den Römern, und die Bezeichnung דיני גזלות war ein Terminus, den das Volk geschaffen, dem vor Allem der praktische Zweck vor Augen schwebt, während דיני גזרות die Bezeichnung seitens der leitenden Behörde war, die bei der Verleihung des officiellen Namens auf die staatsrechtliche Stellung Gewicht zu legen hat. So Sidon im Magazin für die Wiss. d. Judent. XVII, 198—218. Nach Grünwald, ibid. XVIII, 60ff. wäre die Wirksamkeit der דיני גזרות treffender mit der der römischen Censoren zu vergleichen. Die Verschiedenheit bei den Benennungen hat im Talmud (Ket. 105a) zu einer Combination beider geführt, שהיו גוזרין גזרות על גזלות = sie erliessen Bestimmungen betreffs der Verletzung fremden Eigentums. In ähnlichem Sinne sagt Graetz, Monatsschr. XX, S. 539, die דיני גזלות seien „ein Collegium gewesen, welches prophylactisch verhüten sollte, dass in Geldangelegenheiten jemand nicht Unrecht geschehe oder dass seine Gegenpartei nicht einen Raub begehe, ein ständiges Tribunal, welches bündige Entscheidungen (גזרות) in dubiösen Rechtsfällen, in Civilprocessen ungewöhnlicher Art zu treffen hatte“. Nach Weiss, Stud. üb. d. Spr. d. Mischna S. 122 beruht die Verschiedenheit der beiden Bezeichnungen im Wesentlichen auf dem Wechsel zwischen den beiden liquiden Buchstaben ר und ל, wie er auch in der Bibel nicht selten ist, vgl. אלמנות und מזלות ,ארמנות und מזרות. Frankel, Hodeg. in Mischn., S. 62 Anm. 2 hält jedoch diese Annahme für unzulässig, da beide Wörter in ihrer eigentlichen Bedeutung auch im jerus. Talmud vorkommen. Wir haben der Kürze wegen דיני גזרות durch „Civilrichter“ wiedergegeben nach dem Rechtsgebiete, auf dem diese Behörde ihre Tätigkeit entfaltete.",
+ "Sohn Abisaloms. Der jerus. Talmud, R. J. Alfasi, Tos. Jes. Trani u. R. Ascher lesen אבשלום. Nach Tos. Ket. 104b s. v. שנו muss es jedoch אבישלום heissen, weil (nach Prov. 10, 7) nicht anzunehmen sei, dass jemand diesen biblischen Namen trage, nachdem es im Talmud (Sanh. 103b) heisst, Absalom, der Sohn Davids, habe keinen Anteil an der zukünftigen Welt. אבישלום findet sich I. Kön. 15, 2. 10.",
+ "Admon sieben Aussprüche. Gegen welche die Weisen opponierten.",
+ "Wenn jemand nach einem fernen Lande. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "sie braucht erst am Ende. Wenn der Mann heimkehrt und vor Gericht erklärt, er habe seiner Frau die Alimente zurückgelassen, oder wenn der Gatte stiebt und sie die Auszahlung der Ketuba fordert.",
+ "aber nicht gleich am Anfang. Wenn sie vor Gericht ihre Ansprüche auf den Unterhalt geltend macht.",
+ "zu schwören. Dass sie von dem Vermögen ihres Mannes nichts genommen habe.",
+ "Die Söhne der Hohenpriester. Ob diese mit dem „Gerichtshof der Priester“ (Ket. I, Note 32a) identisch sind, wie Frankel, Hodeg. in Mischn. S. 61 und Graetz, Monatsschr. 1887, S. 116 ff. meinen, ist nicht erwiesen. Es ist eher anzunehmen, dass die Söhne der Hohenpriester „als Abkömmlinge adliger Geschlechter zusammenhielten und der Schammaitischen Schule zugethan waren“. Admon und Chanan waren Vertreter der Schule Hillels, die das Leben höher stellte als die wenn auch vom Herkommen sanctionierte Rechtsregel, die bei der Beurteilung der concreten Rechtsverhältnisse den Massstab des Individuellen zur Geltung brachte. Ihre Gegner (die „Söhne der Hohenpriester“ und die in den folgenden Mischnas genannten Weisen) sind in der Schule Schammais zu suchen, die am Herkommen und an abstracten Rechtsregeln festhielt und den individuell mannichfach abgestuften Verhältnissen und Umständen die gebührende Berücksichtigung versagte. So Sidon, l. c. S. 217.",
+ "sie muss sowohl am Anfang. Um vor Gericht ihren Anspruch auf Unterhalt zu bekräftigen.",
+ "als auch am Ende. Um den Einwand ihres Gatten resp. seiner Erben zu entkräften.",
+ "Sohn des Archinos. Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen hier ארכינס = Αϱχῖνος, vgl. Ed. III, 1ff. R. Dosa war ein Zeitgenosse der Tempelzerstörung.",
+ "Chanan hat richtig. יפה = gut, richtig, passend (wie Koh. 3, 11) für das sonst in der Bibel übliche טוב. Vgl. Ket. VIII, Note 25.",
+ "sie braucht nur am Ende zu schwören. Und so entscheidet auch die Halacha. In den ersten 3 Monaten nach Entfernung des Gatten jedoch weist man ihr noch keinen Unterhalt zu, da vermutet wird, dass ihr Mann vor der Abreise sein Haus bestellt hat, es sei denn, dass er sie in Unfrieden verlassen hat; Eb. haëser 70, 5."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand nach einem fernen Lande gegangen ist. Das Gleiche gilt, auch wenn der Gatte sich nicht entfernt hat.",
+ "und ein Fremder. Oder auch ihr eigener Vater, der nicht verpflichtet ist seine verheiratete Tochter zu ernähren.",
+ "dieser hat sein Geld verloren. Er hat keinen Anspruch auf Ersatz, da er von dem Gatten keinen Auftrag erhalten hatte. Selbst wenn der Fremde erklärt, er habe die Frau nur darum ernährt, weil ihr Mann dazu verpflichtet sei und er für ihn während seiner Abwesenheit diese Pflicht über- nehmen wollte, verliert er den Anspruch auf Ersatz, da er dem Manne keinen Vermögensvorteil zugewendet, sondern nur verhindert hat, dass dieser Schaden leide. Vgl. auch Ned. IV, 2. Wenn jedoch die Frau sich von einem Dritten in Gegenwart zweier Zeugen Geld zum Zweck des Unterhalts leiht, so hat der Gläubiger den Ersatz von dem Gatten der Frau zu beanspruchen nach der Regel des R. Nathan (Ket. 19a): Wenn A von B eine Mine zu fordern hat und B von C ebenfalls, so hat A das Recht, die Schuld direct von C als dem Schuldner seines Schuldners zu fordern (שעבודא דר׳ נתן). Behauptet dann der Gatte, er habe ihr den Unterhalt zurückgelassen, während die Frau dies bestreitet, so muss er seine Aussage beschwören, und ihr obliegt die Pflicht, sobald sie Witwe oder geschieden wird, dem Gläubiger die Schuld zu bezahlen. Ebenso ist der Gatte frei, wenn sie erklärt hatte, dass sie auf den Unterhalt aus seinem Vermögen verzichte.",
+ "er hat sein Geld auf das Geweih eines Hirsches gelegt. Sprichwörtliche Redensart, um auszudrücken: sein Geld ist unwiderbringlich dahin, als wenn er es auf das Geweih eines Hirsches gelegt hätte, der mit dem Gelde davonläuft. Im Sinne Chanans entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn. In B. batra IX, 1 ist diese Mischna wiederholt.",
+ "die Söhne erben und die Töchter unterhalten werden. Von den Söhnen, bis jene sich verloben oder mannbar werden (s. Ket. IV, Note 76).",
+ "wenn aber wenig Vermögen vorhanden ist. Sodass es für den Unterhalt der Söhne und Töchter nicht ausreicht.",
+ "so sollen die Töchter unterhalten werden. Zu יזונו vgl. Ket. IV, Note 62.",
+ "und die Söhne mögen von Thür zu Thür [betteln] gehen. Ms. Or. 567 liest wie die Mischna B. batra IX, 1 ישאלו. Das Piel הזר = die Runde machen, hin- und hergehen; vgl. Mid. I, 2. — Diese Bestimmung gilt jedoch nur, wenn der Nachlass lediglich für den Unterhalt der Töchter bis zum Mannbarkeitsalter ausreicht; ist jedoch mehr vorhanden, so erhalten die Söhne den Rest.",
+ " Diese Worte sind hier zu ergänzen im Sinne von יכול הוא שיאמר in M. 5 if.",
+ "Weil ich ein männlicher Spross bin. Der eigentlich bei der Erbschaft den Vorzug hat, B. batra VIII, 2.",
+ "soll ich Schaden leiden. Es müssen vielmehr Söhne und Töchter gemeinsam aus dem Nachlass unterhalten werden.",
+ "mir leuchten die Worte Admons ein. ראה = ersehen, erwählen, für richtig halten; vgl. Abot II, 7. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) gegen Admon, da der Unterhalt der Töchter ein gerichtliches Abkommen ist (Ket. IV, 12) und dieser Teil des Nachlasses gar nicht als Erbschaft an die Söhne fällt."
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+ [
+ "Wenn. Diese Mischna findet sich auch Scheb. IV, 3.",
+ "jemand von seinem Nächsten Krüge Oel fordert. Indem er z. B. sagt: „ich habe 10 Krüge Oel von Dir zu bekommen.“",
+ "und dieser [leere] Krüge. Über קנקן s. Scheb. VI, Note 34.",
+ "da er einen Teil der Klage. In Scheb. l. c. ist die Lesart: הואיל והודה לו מקצת ממין הטענה = weil er ihm einen Teil von der Art der Klage d. i. des Klageobjekts eingesteht. Ms. Or. 567 hat: הואיל והודה לו מן הטענה, wie der jerus. Talmud zu Scheb. VI, 1 und sonst.",
+ "zuge- steht. Die Klage wird dahin verstanden, dass Oel und Krüge gefordert werden.",
+ "so muss er schwören. Denn jeder, der dem Kläger einen Teil des Klageobjekts zugesteht (מודה במקצת), ist nach der Thora verpflichtet seine Aussage zu beschwören, s. Scheb. VI, Note 1.",
+ "das Eingestandene ist nicht von derselben Art wie das Klageobjekt. Nach den Weisen wird die Klage dahin verstanden, dass nur Oel und zwar in einem Quantum von 10 Krügen gefordert wird. Da nun der Kläger nur Oel fordert, der Beklagte jedoch nur Krüge zugesteht, so betreffen ihre Aussagen ganz verschiedene Gegenstände, wie wenn z. B. A von B Weizen fordert und dieser Gerste zugesteht; in diesem Falle aber ist der Kläger von der Bezahlung auch des von ihm Zugestandenen frei, s. Scheb. VI, Note 31.",
+ "mir leuchten die Worte Admons ein. Denn nach R. Gamliel ist der Beklagte auch dann zum Eide verpflichtet, wenn das Zugestandene und das Geforderte nicht von gleicher Art sind. Die Halacha entscheidet auch im Sinne Admons, Ch. ham. 88, 18."
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+ "Wenn jemand seinem Schwiegersohne Geld aussetzt und ihm dann den Fuss entgegenstreckt. D. h. er verweigert ihm die Zahlung auf verächtliche Weise. Diese Phrase kann bedeuten: er streckt ihm den Fuss entgegen, anstatt ihm die Hand mit der versprochenen Mitgift zu reichen, oder um anzudeuten: hänge mich an meinem Fusse auf, ich habe jetzt nichts, oder (nach Maimon.) = er entzieht sich der Zahlung durch die Flucht, vgl. das deutsche „Fersengeld geben.“ — Er muss seinem Schwiegersohne das Geld in einer Weise zugeeignet haben, dass es dieser, wenn sein Schwiegervater Vermögen besässe, auf gerichtlichem Wege hätte einziehen können, vgl. Ket. VI, Note 11.",
+ "so wartet sie. Auf seine Entscheidung, d. h. sie bleibt ledig, und man kann den Schwiegersohn weder zur Eheschliessung noch zur Scheidung zwingen.",
+ "bis ihr Haupt grau wird. Die ed. princ. liest עד שתלבין, eigentlich bis sie ihr Haupt weiss werden lässt; zu dieser persönlichen Construction des Hiphil vgl. החשיך = dunkel werden lassen, Sab. XXIII, 3, 4; XXIV, 1. Erub. IV, 10. Der babyl. Talmud, ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen עד שילבין = bis weiss wird, vgl. Jes. 1, 18; Ps. 51, 9. — Nach Maimon, bedeutet dieser Ausdruck: sie wartet, bis ihr Vater sein Versprechen hält.",
+ "so müsste ich freilich warten. Falls ich nicht zahlen könnte.",
+ "Heirate oder entlasse mich. Durch Scheidebrief.",
+ "die Worte Admons leuchten mir ein. Und so entscheidet auch die Halacha. Hat er sie jedoch heimgeführt, so muss er alle Pflichten gegen sie erfüllen, auch wenn sie nicht imstande ist die von ihr ausgesetzte Summe zu zahlen."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand ein Feld [einem Andren] streitig macht. Indem er (A) dem Käufer (B) gegenüber behauptet, dass der Verkäufer (C) das Feld ihm selbst (dem A) gewaltsam fortgenommen habe.",
+ "als Zeuge. Die ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen עד. Das sog. ב essentiae = „als, in der Eigenschaft“ (vgl. Ex. 6, 3 u. ö.) fehlt in der ed. Lowe stets, in der ed. princ. häufig. Vgl. Sanh. II, 1 עוברין בזה אחר זה.",
+ "der erste aber ist härter als er. Ich habe die Kaufurkunde nur deshalb unterschrieben und nicht sofort den Einwand erhoben, weil es mir leichter schien, das Feld von Dir (B) als von ihm (C) zurückzubekommen; meine Unterschrift beweist also noch nicht die Giltigkeit jenes Verkaufes.",
+ "er hat seine Ansprüche verloren. Auch wenn er Beweise beibringt, dass das Feld ihm gehörte, so hat er doch durch seine Unterschrift bekundet, dass er auf seine Ansprüche verzichtet. So entscheidet auch die Halacha. Wäre er jedoch als einziger Zeuge auf jener Urkunde unterschrieben gewesen, so könnte er wohl den Einwand erheben, indem er sagt, er habe nur deshalb unterschrieben, weil er wusste, dass seine alleinige Unterschrift doch nichts beweisen würde. Ebenso könnte er, wenn er als Richter unterschrieben hätte, sich darauf berufen, dass er sich um den Inhalt der Urkunde als Richter nicht zu kümmern brauchte, sondern nur die Unterschrift der Zeugen zu bestätigen hatte; Ch. ham. 147, 1. 4.",
+ "Wenn er. Der das Feld für sich reclamiert (A).",
+ "es für einen Andren als [Grenz-] Zeichen angegeben hat. Er hatte als Zeuge eine Kaufurkunde unterschrieben, durch die ein Grundstück aus dem Besitze des B in den des C übergehen sollte. In dieser Urkunde war das Grundstück durch Angabe der angrenzenden Felder genau umschrieben, und zu diesen gehörte u. A. auch jenes fragliche Feld, das dort als dem B oder C gehörig bezeichnet war.",
+ "so hat er [auch] seine Ansprüche verloren. Auch nach der Ansicht des Admon, weil hier die oben (Note 42) erwähnte Einrede fortfällt. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand nach einem fernen Lande. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "gegangen ist und der Weg zu seinem Felde verloren geht. Indem einer der Eigentümer der angrenzenden Felder sich des Zugangs zu dem seinen bemächtigt hat.",
+ "er kann auf dem kürzesten Wege [dorthin] gehen. Er hat das Recht, auch gegen ihren Willen sich einen Weg zu seinem Felde zu bahnen, nur muss dieser so kurz als möglich sein.",
+ "er muss sich einen Weg [auch] für hundert Mine kaufen. Wenn die angrenzenden Felder mehreren Besitzern gehören, so stimmt Admon mit den Weisen überein, dass er sich einen Weg kaufen muss, da jeder Besitzer den Beweis von ihm fordern kann, dass gerade er den Weg sich angeeignet habe. Umgekehrt stimmen die Weisen mit Admon überein, dass er sich ohne weiteres einen Weg bahnen darf, wenn alle benachbarten Felder einem einzigen Besitzer gehören; denn er kann zu diesem sagen, dass er ihm jedenfalls den Weg fortgenommen habe. Sie streiten nur in dem Falle, dass die angrenzenden Felder einem Besitzer gehören, der sie den verschiedenen Eigentümern abgekauft hat. Admon spricht ihm ein Wegrecht zu, da der verlorene Weg sicherlich im Besitze des jetzigen Besitzers ist. Die Weisen aber sagen, er hat dieses Recht nicht, da der gegenwärtige Besitzer erklären kann: wenn Du Deine Klage zurückziehen willst, so bin ich bereit, Dir einen Weg zu einem besonders billigen Preise zu verkaufen, wenn aber nicht, so werde ich den früheren Besitzern die Kaufurkunden zurückgeben, um den Kauf rückgängig zu machen, und Du wirst dann jedem von diesen den Beweis erbringen müssen, dass gerade er sich Deines Weges bemächtigt habe. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen.",
+ "oder er mag durch die Luft fliegen. יפרח, ܦܪܰܚ, fliegen, in der Mischna wie im Aram. häufig; vgl. Ezech. 13, 20."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand einen Schuldschein auf seinen Nächsten vorlegt und dieser [eine Urkunde. Die später datiert ist als der Fälligkeitstermin des Schuldscheins.",
+ "er. Der Käufer.",
+ "als du mir das Feld verkauftest. Und Du hättest mir gewiss das Kaufgeld abgenommen, aber kein Feld verkauft. Da Du aber nicht so gethan hast, so beweist dies, dass ich Dir in Wirklichkeit nichts mehr schuldig war; mein Schuldschein ist vielmehr bezahlt und meine Quittung nur verloren gegangen. Der Schuldner ist daher beglaubt.",
+ "damit er es pfänden kann. Er sah nämlich, dass der Schuldner seine beweglichen Güter beiseite schaffte; darum verkaufte er ihm vorsichtigerweise das Feld, damit er es nötigenfalls pfänden könne; in Wirklichkeit aber ist nach der Behauptung des Gläubigers die Schuld noch nicht bezahlt. — Nach dem Talmud (Ket. 110a) stimmen die Weisen mit Admon überein, dass der Schuldner im Recht ist, wenn es sich um einen Ort handelt, an dem es Brauch ist, bei einem Verkaufe zuerst dem Verkäufer das Geld zu geben und dann erst dem Käufer die Kaufurkunde auszustellen; denn hier kann der Schuldner mit Fug einwenden: Du hättest Dir das Kaufgeld zurückbehalten und das Document nicht ausstellen sollen. Die Differenz zwischen Admon und den Weisen besteht nur in dem Falle, wenn es sich um einen Ort handelt, wo man zuerst die Urkunde ausstellt und dann erst das Geld zahlt. Admon behauptet auch hier, der Schuldner sei im Recht, denn wenn der Verkäufer wirklich nur in der Absicht das Feld verkauft hätte, damit er im Notfall ein Pfand habe, so hätte er dies ausdrücklich vor Zeugen erklären müssen. Die Weisen aber sagen, der Gläubiger ist im Recht, denn er hat diese ausdrückliche Erklärung nur darum nicht abgegeben, weil er fürchten musste, dass sie dann auch dem Käufer bekannt werden und dieser von dem Geschäfte zurücktreten würde. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Personen Schuldscheine. Von denen der eine später datiert ist als der andre.",
+ "[der eine. Derjenige, dessen Schuldschein das spätere Datum trägt.",
+ " Diese Worte sind hier zu ergänzen im Sinne von יכול הוא שיאמר in M. 5 if.",
+ "wie hättest du dann von mir geliehen. Du hättest einfach das Geld von mir fordern sollen, das ich Dir schuldig war. Durch diesen Einwand kann er daher die Forderung des Andren mit Recht anfechten.",
+ "der eine lässt sich seinen Schuldschein und der andre den seinigen bezahlen. Nach dem Talmud (ibid.) besteht die Differenz zwischen Admon und den Weisen in dem Falle, dass der zweite Schuldschein das Datum trägt, welches in dem ersten als Fälligkeitstermin angegeben ist. Nach den Weisen sind beide Schuldscheine giltig, denn man braucht eine Schuld erst am Ende des Fälligkeitstages zu bezahlen, und es kann sein, dass der erste Gläubiger sich für diesen Tag von seinem Schuldner Geld geliehen hat, weil man zuweilen auch auf einen Tag eine Anleihe macht. Der Einwand des Zweiten ist darum hinfällig. Admon aber ist der Ansicht, dass es nicht üblich sei, eine Anleihe auf einen Tag zu machen. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Drei Provinzen. In Palästina.",
+ "das Transjordanland. Oder Peräa.",
+ "und Galiläa. Dieselbe Einteilung findet sich auch Schebiit IX, 2. Die Provinz Samaria ist wohl deshalb nicht mitaufgezählt, weil sie vorzugsweise von Samaritanern bewohnt war, vgl. Vogelstein, die Landwirtschaft in Palästina, S. 7, nicht aber, weil die Mischna die politische Einteilung nicht berücksichtigt, wie Neubauer, géogr. du Talmud, S. 55 meint.",
+ "Man zwingt [die Frau] nicht von einer Stadt nach einer andren. In einer andren Provinz",
+ "oder von einer Grossstadt. כרך, von dem im Syrischen und Talmudischen gebräuchlichen כרך, einhüllen, umgeben (vgl. תכריך Esth. 8, 15) = Schloss, Burg, syr. ܟܰܪܟܳܐ. Das unterscheidende Merkmal zwischen כרך und עיר scheint weniger die Festungsmauer (vgl. Meg. I, 1) als die Grösse gewesen zu sein, denn auch עיר konnte mit Mauern umgeben sein, vgl. Arach. IX, 3, Kel. I, 7. Der Targ. Onkelos giebt ערים גדלת ובצרה Deut. 9, 1 mit קרוין רברבן וכריכן wieder; ebenso מבצרים Num. 13, 19 mit כרכין.",
+ "nicht aber von einer [kleinern] Stadt nach einer Grossstadt. Weil die Lebensmittel in der Grossstadt teurer sind oder weil hier in der Regel die Dichtigkeit der Bevölkerung eine grössere und daher die Luft nicht so gut ist, wie in kleineren Städten.",
+ "oder von einer Grossstadt nach einer [kleinern] Stadt. Weil hier nicht Alles so bequem zu haben ist wie in einer Grossstadt.",
+ "weil die gute Wohnung [sie] auf die Probe stellt. Die Erklärung des Wortes בדק bietet hier einige Schwierigkeit. בדק (verwandt mit בתק Ez. 16, 40) heisst eigentlich „in etwas eindringen, durchbrechen, zerreissen“, vgl. Chul. 105a חזא צינורא דבדקא בארעא, ein Kanal durchbrach sein Feld (Levy, Wtb.). Als denominat. von בדק „Riss, Ritze“ erhält es in der Bibel die Bedeutung „das Baufällige ausbessern“. In der Mischna heisst בדק suchen, Pes. I, 1, untersuchen, prüfen, Sot. V, 1. Danach wäre es in unserer Mischna „erproben, auf die Probe stellen“. Die bessere Wohnung stellt die wirtschaftliche Tüchtigkeit der Frau auf die Probe und gereicht ihr, wenn sie sich nicht bewährt, zum Nachteil. Raschi erklärt es mit בודק את הגוף, „sie stellt die Gesundheit des Körpers auf die Probe, sie schadet ihm“, im Anschluss an die Bemerkung des Talmud (Ket. 110b), dass jede Veränderung der Gewohnheit leicht innere Krankheit nach sich zieht. Im jerus. Talmud (vgl. auch Beresch. rabba Cap. 50) wird der Ausspruch des R. Simon b. G. durch den Hinweis auf Gen. 19, 19 begründet, wo Lot sich sträubt, in das Gebirge zu fliehen, obschon er im Thale von Sodom lebte und die Luft im Gebirge eine reinere und freiere ist. Vielleicht ist hier auch ein Wortspiel (בדק und תדבקני) beabsichtigt, vgl. M. Schwab, talm. de Jérus. z. St."
+ ],
+ [
+ "Alle kann man zwingen nach Palästina zu ziehen. Selbst aus einer schönen in eine schlechte Wohnung und selbst aus einer Stadt, die grösstenteils von Juden bewohnt wird, nach einer Stadt, deren Einwohner zumeist Heiden sind.",
+ "seien es Männer oder Frauen. Es kann der Mann die Frau und die Frau den Mann zwingen, den Wohnsitz nach Palästina resp. nach Jerusalem zu verlegen. Wenn die Frau sich dessen weigert, so kann er sie ohne Auszahlung der Ketuba entlassen; wenn der Mann sich dessen weigert, so kann sie die Auszahlung der Ketuba und die Scheidung verlangen.",
+ "A. L. oder Sklaven. Ms. Or. 567 hat diesen Zusatz, der Talmud nicht. Indess geht schon aus dem Talmud (Ket. 110 b) hervor, dass auch diese Lesart bestanden hat. — Der Herr kann selbst seinen hebräischen Sklaven zwingen nach Palästina mitzuziehen, und selbst seinen kanaanitischen Sklaven kann er nicht zwingen, aus Palästina fortzuziehen, weil man für die Besiedelung des heiligen Landes Sorge trug.",
+ "so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus. Obgleich in andren Gegenden, z. B. Kappadocien das Geld schwerer und wertvoller war. Er darf aber nicht weniger als 200 resp. 100 Denar der Frau auszahlen, s. Ket. V, Note 8.",
+ "Wenn jemand eine Frau in Palästina geheiratet hat und sich von ihr in Kappadocien. Ed. Lowe hat קפודקיא.",
+ "so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus. Weil die Ketuba eine rabbinische Institution ist, hat man es mit der Münzsorte nicht so streng genommen.",
+ "er zahlt ihr [die Ketuba] in kappadocischem Gelde aus. Nach R. Simon b. G. ist die Ketuba eine Institution der Thora (vgl. Ket. Einleitung, S. 93); sie muss daher wie jeder Schuldschein in dem Gelde ausgezahlt werden, welches an dem Ausstellungsorte gangbare Münze ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne; vgl. auch Ket. I, Note 9.",
+ "Wenn. Der folgende Satz ist nicht mehr ein Ausspruch des R. Simon b. G., sondern die übereinstimmende Ansicht aller Weisen."
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+ "\nEinleitung.\nUnter כתובה versteht man zunächst die Urkunde, durch welche der Gatte sich verpflichtet, im Scheidungs- oder Todesfalle der Frau eine bestimmte Summe zukommen zu lassen; sodann die verschriebene Summe selbst. [Der Form nach ist כתובה das Part. pass. im Kal von כתב, also eigentlich ohne Dagesch, und bedeutet „das Geschriebene, scriptum“; die übliche Lesart ist jedoch כְּתֻבָּה, mit Dagesch, vielleicht um einer Verwechslung mit dem Part. vorzubeugen; vgl. Levy Wörterb.]\nUeber das Alter und die Entwicklung der Ketuba-Institution finden sich in den talmudischen Quellen drei von einander etwas abweichende Berichte:\n1) Ket. 82 b: Anfangs verschrieb man der Jungfrau 200 Denar und der Witwe eine Mine, ohne dass die Güter des Mannes für diese Summe haftbar gemacht wurden (s. Raschi z. St.); da weigerten sich die Frauen eine Ehe einzugehen (weil sie fürchteten, dass im Scheidungs- oder Todesfall des Gatten dessen Rechtsnachfolger das Vermögen bei Seite schaffen könnten, um die Zahlung der Ketuba zu verhindern). Es wurde deshalb verordnet, dass die Summe im Hause des Vaters der Frau zu hinterlegen sei. Eine Ehescheidung war aber dadurch noch nicht erschwert, denn der Mann konnte im Falle eines Streites seiner Frau einfach zurufen: „Gehe zu deiner Ketuba (die in deinem Vaterhause liegt)!“ Darum wurde nun die Anordnung getroffen, dass die Ketuba im Hause des Mannes zu deponieren sei und der Frau das Recht zustehe, sich für diesen Betrag Hausgeräte zu kaufen. Damit war aber die Scheidung noch nicht genügend erschwert, denn der Mann konnte im Falle eines Streites zu ihr sagen: „Nimm deine Sachen und gehe!“ Da setzte endlich Simon b. Schetach fest, dass der Mann der Frau verschreibe, Alle seine Güter seien für ihre Ketuba haftbar.\n2) Jerus. Ket. VIII Ende: Simon b. Schetach setzte fest, dass der Mann den Betrag der Ketuba geschäftlich verwenden dürfe; es wird aber der Gatte das Geld seinem Geschäfte nicht leichtsinnig entziehen, um sich von der Frau scheiden zu können.\n3) Tosefta Ket. XII, 1: Anfangs, da die Ketuba im Hause des Vaters der Frau aufbewahrt wurde und der Mann sich leicht von ihr scheiden konnte, ordnete Simon b. Schetach an, dass ihre Ketuba bei ihrem Manne aufbewahrt werde und er ihr schreibe, alle seine Güter seien für den Betrag ihrer Ketuba haftbar. — In b. Sab. 14b und 16b heisst es kurz, S. b. S. habe die Ketuba für die Frau angeordnet.\nAus diesen Berichten geht hervor, dass die Institution der Ketuba als einer Schuldverschreibung eine sehr alte war; Simon b. Schetach (um das J. 80 vor der übl. Zeitr.) hat nur die Frau dadurch sicher gestellt, dass er den Mann mit seinem ganzen Vermögen haften liess. [Gegen Graetz, Gesch. d. Juden III4, S. 706. Die Annahme (ibid.), dass diese Schuldverschreibung der Ketuba im Buche Tobit VII, 14 als συγγϱαφὴ βιβλίου συνοιϰήσεως vorkomme, ist unwahrscheinlich, da der griechische, bei den Juden übliche Ausdruck für Ketuba φεϱνή war; vgl. die Septuaginta zu מהר Ex. 22, 16. S. auch Rosenmann, Studien zum Buche Tobit, S. 16—19.]\nSo alt auch die Institution der Ketuba ist, so ist doch die Frage, ob sie von der Thora oder von den Rabbinen getroffen ist, controvers. Nach R. Simon b. Gamliel (Ket. 10a, 110b) und R. Meir (ib. 56b) ist die Ketuba von der Thora vorgeschrieben (כתובה מן התורה), oder fanden doch die Rabbinen im Wortlaute der Schrift כמהר הבתולות, Ex. 22, 16 eine Stütze (סמכו) für diese Ansicht; vgl. Tos. zu Sota 26a s. v. איש. Nach den übrigen Weisen ist die Ketuba nur eine rabbinische Institution. In diesem Sinne entscheidet auch die überwiegende Mehrheit der Decisoren; vgl. Maim. Hil. Ischut X, 7; R. Ascher zu Ket. 10a; Eb. haëser 66,6, gegen R. Tam in Tos. zu Ket. 10a s. v. אמר.\nDer Tractat Ketubot behandelt in 13 Abschnitten folgende Punkte:\nI. Bestimmung über den Hochzeitstag für Jungfrauen und Witwen sowie über die Höhe der Ketuba. Glaubwürdigkeit des Mannes oder der Frau betreffs verlorener Jungfrauschaft.\nII. Zeugnis der Frauen über ihre eigene Person; Glaubwürdigkeit von Zeugen, die für sich selbst oder für einander zum Vorteil aussagen.\nIII. Festsetzung der Strafen für die Vergewaltigung von Mädchen.\nIV. Bestimmungen über die Personen, denen das Strafgeld zukommt. Elterliche Gewalt des Vaters. Rechte und Pflichten des Mannes. Erbfähigkeit der Witwe sowie der Söhne und Töchter.\nV. Zulage zur Ketuba. Arbeitsleistungen der Frau; Pflicht des Mannes in ehelicher Hinsicht; Unterhalt der Frau.\nVI. Rechte des Mannes an dem Erwerbe oder dem Erbgut der Frau. Berechnung des eingebrachten Gutes einer Frau. Aussteuer einer Tochter.\nVII. Gelübde und Vergehen der Frau sowie Krankheiten und Fehler der Ehegatten, die die Trennung der Ehe herbeiführen.\nVIII. Rechte des Mannes an den Gütern, die der Frau während der Ehe zufallen. Ansprüche der Frau auf den Nachlass ihres Mannes.\nIX. Vorrechte bei einem Concurs. Eideszuschiebung in Streitfällen über die Auszahlung der Ketuba.\nX. Verfahren in Fällen, wo ein Mann mehrere Frauen hinterlassen hat.\nXI. Rechte der Witwen; Verkauf der Güter, die für die Ketuba haften.\nXII. Rechte einer zugebrachten Tochter; Ansprüche der Witwen auf Unterhalt im Hause ihres verstorbenen Gatten.\nXIII. Aussprüche zweier Richter zu Jerusalem über ehe- und sachenrechtliche Fragen. Bestimmungsrecht des Mannes über Wohnort und Wohnung. Festsetzung der Münze, in der die Ketuba zu zahlen ist, wenn die Eheschliessung in dem einen und die Ehescheidung in einem anderen Lande vollzogen ist.\n"
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+ "Eine. Während die Mischna bei איש und אשה gewöhnlich den Artikel hinzufügt, wie Kid. I, 1, II, 1 u. s. w., heisst es hier בתולה ohne Artikel, weil vom Manne und der Frau in Bezug auf Eheschliessung in der Schrift (Deut. 24, 1) die Rede ist und die Mischna somit auf die hier genannten Personen hinweist; von der Jungfrau hingegen spricht die Schrift in Bezug auf die Eheschliessung nicht (Tos.). Der Gleichmässigkeit wegen fehlt der Artikel auch bei אלמנה.",
+ "Jungfrau wird am. In der Mischna des jerus. Talmud, des R. Alfasi sowie der ed. princ. ist die Lesart ביום. Das ל׳ ist hier temporal gebraucht, wie Gen. 49,27, Koh. 11,6, wo das לערב dem vorhergehenden בבקר parallel ist. Vielleicht soll auch durch ליום hier angedeutet werden, dass die Hochzeit unter allen Umständen „erst“ am vierten Tage stattzufinden, dass man mit ihr „bis zum“ vierten Tage zu warten hat, selbst wenn sie eigentlich schon früher erfolgen könnte; s. weiter Note 8.",
+ "vierten Tage. Der Tag ist hier buchstäblich zu nehmen. Die Eheschliessung soll nicht erst in der Nacht zum Donnerstag geschehen, da zu fürchten ist, dass der Mann durch die Hochzeitsfeierlichkeit und die Erledigung der Ketuba nicht mehr dazu kommen wird, seiner Frau in dieser Nacht beizuwohnen.",
+ "eine Witwe. Deren Mann gestorben ist, nachdem er ihr beigewohnt (Tos. R. Ak. Eger). Wenn sie jedoch nach vollzogener Ehe, aber vor erfolgtem Coitus Witwe wurde, so soll ihre Hochzeit am Mittwoch erfolgen; denn wenn auch die Klage wegen der fehlenden Jungfrauschaft gegen sie nicht erhoben werden kann (s. M. 4), so gilt dies nur in Bezug auf die Höhe der Ketuba, aber nicht hinsichtlich der Frage, ob sie nicht vielleicht dem zweiten Manne zur Ehe verboten ist (s. weiter Note 8).",
+ "denn. Die Mischna begründet nur die Vorschrift betreffs der Jungfrau.",
+ "am zweiten und am fünften Tage [der Woche. Nach B. kamma 82a hatte Esra die Anordnung getroffen, dass an diesen beiden Tagen beim Gottesdienste aus der Thora vorgelesen werden sollte; da nun zu diesem Zwecke die Leute in den Städten zusammentrafen, so sollten an diesen Tagen auch die Gerichtssitzungen stattfinden.",
+ "falls er wegen der Jungfrauschaft Klage zu führen hat. D. h. wegen nicht vorgefundener Zeichen der Jungfrauschaft, postulatio de praerepta virginitate; er behauptet, es sei ihr nach dem ersten Coitus kein Blut abgegangen oder er habe hierbei keinen Widerstand (am Hymen) gefunden. Der erste Einwand kann gegen jede Jungfrau ohne Rücksicht auf das Alter erhoben werden, der letztere nur bei Jungfrauen bis zum Alter von 12½ Jahren.",
+ "gleich am folgenden Morgen zum Gericht gehen kann. Um die Klage vorzubringen. Wenn längere Zeit zwischen der Eheschliessung und dem Gerichtstage liegt, ist zu fürchten, dass sein Unwille sich legt und er von der Klage absteht und sie als Gattin behält. Wenn er aber behauptet, die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorgefunden zu haben, so darf er die Ehe mit ihr nicht fortsetzen, denn es wäre möglich, dass die Frau in der Zeit zwischen der Verlobung (ארוסין, zu der auch die Trauung gehört) und der Heimführung Unzucht getrieben hat, wodurch sie ihm zur Ehe verboten wird; s. Sota V, 1. Dies gilt zunächst nur in zwei Fällen: 1) Bei einem Priester, der diese Klage erhebt; deun hier waltet nur ein Zweifel ob, nämlich der, ob die Verführung vor oder nach der Eheschliessung geschah; ob jene aber mit ihrem Willen oder gegen diesen erfolgte, ist gleichgültig, da auch eine Vergewaltigte dem Priester zur Ehe verboten ist (s. Ket. II, Note 51). 2) Bei einer Kleinen, die in einem Alter von weniger als 3 Jahren von ihrem Vater an einen Israeliten verheiratet wurde. Wenn hier der Mann, der sie heimgeführt hat, nachdem sie das dritte Lebensjahr vollendet hatte, die Klage erhebt, er habe keine Jungfrauschaft vorgefunden, so darf er die Ehe mit ihr nicht fortsetzen, da nur ein Zweifel obwaltet, ob sie nämlich freiwillig oder gezwungen Unzucht getrieben hat; der Zweifel aber, ob dies vor oder nach der Verheiratung durch den Vater geschehen, ist hier unzulässig, da im ersteren Falle, d. i. wenn sie noch nicht 3 Jahre alt war, die Zeichen der Jungfrauschaft sich wieder einstellen würden (s. Nidda V, 4). Nur für diese beiden Fälle wäre eigentlich die Anordnung der Mischna nötig, die Hochzeit auf Mittwoch festzusetzen, damit event. sofort am folgenden Tage das Gericht entscheiden kann, ob die Ehe fortgesetzt werden darf oder nicht; und wenn bezüglich der Übertretung eines Verbotes der Thora nur ein Zweifel obwaltet, so ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden (ספק דאוריתא לחומרא). In jedem andren Falle aber dürfte die Ehe sicherlich fortgesetzt werden, obgleich der Mann behauptet, die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorgefunden zu haben; denn es waltet hier ein doppelter Zweifel ob, erstens ob sie vor oder nach der Verlobung Unzucht getrieben, und selbst wenn letzteres der Fall gewesen, ist es fraglich, ob dieses mit ihrem Willen oder gegen diesen geschehen ist. Die Frau aber, die vergewaltigt wurde, darf die Ehe mit ihrem Manne fortsetzen (Ket. 51b). Nur durch Zeugen könnten diese Zweifel behoben werden. Darum haben die Rabbinen die Ehe einer jeden Jungfrau auf Mittwoch festgesetzt, damit, falls der Mann Einwände erhebt, das Gericht sofort die Frage prüfen und Zeugen vernehmen kann. — Nun könnte eigentlich die Hochzeit einer Jungfrau auch am Sonntag stattfinden, da ja am Tage darauf das Gericht gleichfalls Sitzungen abhielt. Die Weisen waren jedoch bestrebt, das Wohl der jüdischen Jungfrauen zu fördern und wollten, dass der Mann 3 Tage mit den Vorbereitungen des Hochzeitstages sich beschäftige; diese 3 Tage sollten aber nicht durch den Sabbat unterbrochen werden (Ket. 2a). Desgleichen waren die Weisen auf das Wohl der Witwe bedacht und wollten, dass der Mann sich mit ihr 3 Tage freue und sich der Arbeit enthalte. Die geeignetsten Tage waren deshalb die 3 letzten Tage der Woche, zu denen der Sabbat gehört, an dem er ohnedies nicht arbeiten darf. Wäre aber die Hochzeit an einem andren Wochentage zulässig, so wäre zu fürchten, dass der Mann am Tage darauf sofort seiner Beschäftigung nachgeht."
+ ],
+ [
+ "[Denar. Der Name dieser gangbaren Münze, Denar oder Sus, wird oft ausgelassen. Der Denar in Silber war der vierte Teil des Sela (Maaser scheni II, 9); ein Sela entsprach dem Schekel der Thora nach der zur Zeit des zweiten Tempels erfolgten Erhöhung seines Wertes um ein Fünftel, also = 1, 2 Schekel. Da nun ein Denar nach heutigem Gelde etwa ⅔ Mark entspricht (s. Zuckermann, über talm. Münzen und Gewichte, Anhang II), so wären 200 Denare = 133,33 M., vermehrt um ⅕ dieser Summe, 26,67 M., also = 160 M. Für die Höhe der Ketuba einer Jungfrau waren die Fälle Ex. 22,16 und Deut. 22,29 bestimmend, in denen eine Summe von 50 Silberschekel zu zahlen ist. — In welchem Gelde diese Summe zu zahlen war, hängt von der Frage ab, ob die Ketuba als Institution der Thora oder der Rabbinen aufgefasst wird (s. Einleitung). Nach der ersteren Auffassung müsste die Zahlung in tyrischem Gelde (כסף צורי), nach der letztern in Provinzialgeld (כסף מדינה) geschehen, da als Regel galt: Alle in der Thora angeführten Summen Silbergeldes sind nach tyrischem Gelde, alle nachbiblischen nach Provinzialgeld zu berechnen, Kid. 11b. Die Provinzialmünze enthielt aber nur den achten Teil an Silber im Vergleich zu der entsprechenden jerusalemischen oder tyrischen Münze. R. Ascher jedoch nahm an, dass, obgleich die Ketuba selbst nur rabbinisch ist, die Rabbinen die Zahlung derselben nach tyrischem Gelde bestimmt hätten.",
+ "eine Witwe [nur] cine Mine. Mine = μνᾶ = 100 Denar. Ein Münzstück in der Grösse einer Mine ist im Talmud nicht bekannt. Der Ausdruck scheint eher von dem Gewicht (s. Ket. V, 8) hergenommen zu sein und die bestimmte Summe von 100 Denar zu bezeichnen; vgl. Zuckermann, S. 25.",
+ "die nach der Verlobung. Jedoch vor der Heimführung seitens des ersten Gatten.",
+ "Witwe oder geschieden oder eine Chaluza. Eine Witwe, die der Bruder des Mannes, mit dem sie verlobt war, nach dessen Tode nicht geehelicht, der er vielmehr die Chaliza erteilt hat; s. Deut. 25, 5—10 und Jeb. Einleitung.",
+ "erhält. Wenn sie eine zweite Ehe schliesst.",
+ "Denar. Da sie noch als Jungfrau gilt.",
+ "und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft erhoben werden. Wenn der [zweite] Gatte die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, so braucht er die Ketuba nicht zu bezahlen, da er sie nur geheiratet hat in der begründeten Annahme, dass sie noch Jungfrau sei.",
+ "die ausgelöst. Die Reihenfolge der Verba ist der der Subjecte nicht parallel, wie dies in der Mischna öfter der Fall ist. Nach Tos. Jomtow ist hier die Reihenfolge der Verba absichtlich so gewählt: es ist zuerst von שנפדו die Rede, weil die Pflicht, Gefangene auszulösen, eine sehr heilige ist (s. B. batra 8a, Jore dea 252,2); sodann folgt שנתגירו, weil man den Proselyten, der in das Judentum aufgenommen sein will, nicht zurückweisen darf, wenngleich man ihn zum Uebertritt nicht veranlassen soll; zuletzt folgt שנשתחררו, weil man durch die Freilassung des heidnischen Sklaven ein Gebot der Schrift, Lev. 25,46 übertritt.",
+ "oder [zum Judentum] übergetreten war. Da bei einer Minderjährigen von einer freien Willenserklärung nicht die Rede sein kann, so muss hier ihr Vater oder ihre Mutter mit ihr zugleich übergetreten sein; vgl. Ket. IV, 3.",
+ "bevor sie drei Jahre und einen Tag alt war. Sodass, wenn sie damals vergewaltigt worden wäre, die Zeichen ihrer Jungfrauschaft sich von selbst wieder einstellen würden; Nidda V, 4.",
+ "und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft erhoben werden. Wenn der [zweite] Gatte die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, so braucht er die Ketuba nicht zu bezahlen, da er sie nur geheiratet hat in der begründeten Annahme, dass sie noch Jungfrau sei."
+ ],
+ [
+ "Wenn ein Erwachsener einer Minderjährigen. Unter drei Jahren und einem Tage.",
+ "oder ein Minderjähriger. Unter neun Jahren und einem Tage.",
+ "einer Erwachsenen beiwohnt. Ohne dass die Erwachsene hierdurch die Jungfrauschaft verliert, denn die Beiwohnung seitens eines Knaben unter 9 Jahren ist wirkungslos, Nid. V, 4; vgl. auch Jeb. X, Note 85.",
+ "oder wenn sie durch Holz verletzt ist. Und dadurch die Jungfrauschaft verloren hat.",
+ "Denar. Wenn sie später eine Ehe schliesst und kein Vorbehalt gemacht wird.",
+ "Die Ketuba einer durch Holz Verletzten beträgt nur eine Mine. Weil infolge der Verletzung ihr jungfräulicher Reiz geschwunden ist (בטל חנה). Im Sinne der Weisen entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "die nach der Hochzeit. D. h. nachdem der erste Gatte die Eheschliessung unter dem Trauhimmel vollzogen, aber bevor er ihr beigewohnt. Sie behauptete und konnte durch Zeugen beweisen, dass sie ihm keine Gelegenheit gegeben, ihr beizuwohnen.",
+ "Witwe oder geschieden oder eine Chaluza. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass die Chaluza nur eine Mine erhält, da sie ja ohnedies bereits Witwe ist und eine Frau, die nach erfolgter Eheschliessung (נשואין) verwitwet ist, nur eine Mine erhält; die Mischna nennt hier die Chaluza nur wegen des Parallelismus mit Mischna 2. Oben betrug die Ketuba der Chaluza 200 Denar, obgleich sie Witwe war, da sie bereits nach der Verlobung verwitwet ist, hier aber beträgt ihre Ketuba nur 100 Denar.",
+ "erhält. Wenn sie eine zweite Ehe schliesst.",
+ "und es kann gegen sie die Klage wegen Jungfrauschaft nicht erhoben werden. Wenn er die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, kann er nicht die Zahlung der Mine verweigern, indem er behauptet, er sei betrogen, da er sie nur in der Annahme geheiratet habe, dass sie Jungfrau sei.",
+ "nachdem. Das יתרות der Mischna ist nicht buchstäblich zu nehmen, sondern nur dem פחותות in Mischna 2 gegenübergestellt; denn die Beiwohnung eines Mädchens an dem Tage, da es gerade 3 Jahre und einen Tag alt wird, hat bereits rechtliche Folgen, s. Nidda V,4. (S. Straschun zu Ket. 11b).",
+ "erhält als Ketuba nur eine Mine. Denn da sie unter Heiden oder unter fremder Gewait lebten, wird vermutet, dass man ihnen bereits beigewohnt."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand in Judäa im Hause seines Schwiegervaters ohne Zeugen. Es ist niemand zugegen, während er mit seiner Verlobten zusammen ist, wie dies in Judäa Sitte war, s. Jeb. IV, Note 74.",
+ "allein war. Und er im Verdachte steht, ihr beigewohnt zu haben.",
+ "Sowohl die Witwe [die Tochter] eines Israeliten. D. i. eines Nichtpriesters.",
+ "Der Gerichtshof der Priester. Ueber dieses richterliche Collegium s. Graetz in Frankels Monatsschr. 1887, S. 116ff.",
+ "erhobjedoch für eine Jungfrau. Die Tochter eines Priesters, die einen Priester oder einen Israeliten geheiratet.",
+ "Sus. = Denar, s. Note 9. Die Ketuba der jungfräulichen Priestertöchter wurde verdoppelt, um den Gatten die Ehescheidung zu erschweren, da es für jene als Glieder des bevorzugten Priesterstandes eine grössere Zurücksetzung war, geschieden zu werden, als für andre Frauen.",
+ "ohne dass die Weisen es ihm verwehrten. Sie fürchteten nicht, dass Frauen, die nicht Priestertöchter waren, sich beleidigt fühlen könnten."
+ ],
+ [
+ "es ist also dein Feld. In den Talmudausgaben שדהו; demnach wäre ונסתחפה שדהו nicht mehr die Rede der Frau.",
+ "verwüstet. סחף, das sich in der Bibel an zwei Stellen findet, ist nach Gesenius Wörterbuch = سحف = abscheren, abreissen, dann zerstören, niederwerfen; nach Delitzsch, Prolegomena S. 180 ist es nicht mit jenem arab. Stamm, sondern mit dem assyrischen sahâpu = niederwerfen, zusammenzustellen. Die Mischna ed. Lowe liest hier ניסחפה, cf. Jerem. 46, 15.",
+ "worden. D. h. du hast den Schaden zu tragen, und ich habe die volle Ketuba von 200 Denar zu beanspruchen.",
+ "jener. הלה, das ל mit vorgesetztem Artikel, ist in der Mischna für das Pronomen זה oder הלזה sehr gebräuchlich, s. B. mezia III, 2; הוא . . וחלה Schebuot VII, 1; זה . . והלה ibid. VI, 7. Der Plural dazu ist הללו (z. B. Abot V, 19), contrahiert aus הלה und אלו. Vgl. Barth, Americ. journ. of semit. lang, and liter. XIII, S. 6.",
+ "nicht so [war es. S. Jeb. VIII, Note 23. In unsrem Falle kann das לא כי nicht wie sonst eine bestimmte Behauptung einleiten, da der Mann hier nicht mit Bestimmtheit wissen kann, wann sie die Jungfrauschaft verloren hat; es ist auch anzunehmen, dass er sie, wenn ihm der Zeitpunkt bekannt gewesen wäre, nicht geheiratet hätte. Seine Aussage ist also nur eine Vermutung.",
+ "mein Kauf war also ein irrtümlicher. Und du hast eine Ketuba überhaupt nicht zu beanspruchen.",
+ "sie ist beglaubt. Denn für sie galt die Präsumtion (חזקה s. Jeb. XV, Note 59), dass sie Jungfrau war, da sie als solche geboren ist, und diese Gewissheit kann durch den Zweifel, ob sie zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau war, nicht aufgehoben werden. Die Aussage der Frau gewinnt noch durch die Erwägung an Glaubwürdigkeit, dass sie ja auch hätte sagen können, sie habe sich an einem Stück Holz verletzt und dadurch die Jungfrauschaft verloren, eine Behauptung, die der Mann nicht widerlegen könnte. Da sie dieses aber nicht vorgab, obgleich sie als Verletzte zur Priesterehe nicht untauglich wäre, sondern einräumte, dass sie vergewaltigt worden und als solche zur Priesterehe untauglich sei, darf man ihr auch glauben, dass sie erst nach der Verlobung ihre Jungfrauschaft verloren habe. Im Talmud wird dieses Beweismittel „aus dem Umstande, dass jemand eine widerlegbare oder antastbare Tatsache angiebt, während er eine andre unantastbare hätte vorbringen können“, מגו genannt. Nun wird zwar dieses Beweismittel in dem Falle, wo durch seine Anwendung jemand aus seinem bisherigen Besitze verdrängt werden soll, verworfen (מגו להוציא, s. Tos. B. mezia 2a, Stw. וזה); es dürfte hier demnach der Frau das Princip von מגו nicht zu statten kommen, da bei dessen Anwendung der Mann gezwungen würde, einen Teil seines Besitzes, die 200 Denar, herzugeben. Es ist jedoch zu bedenken, dass hier die Frau mit Bestimmtheit (ברי) behauptet, sie sei zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau gewesen, während der Mann nur einen Zweifel (שמא) dagegen geltend macht; in solchem Falle aber gilt der Grundsatz: ברי ושמא ברי עדיף , dass der im Rechte ist, der das Bestimmte behauptet, s. B. mezia VIII, Note 8. Es sind daher die Momente, die zu Gunsten der Frau sprechen, überwiegend, und deshalb ist hier der Frau das Beweismittel von מגו zuzubilligen. (Vgl. den Kommentar בית שמואל zu Eb. haëser 68, 9.)",
+ "wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage. Eigentlich: wir leben nicht von ihrem Munde, sind von ihrer Aussage nicht abhängig.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Für R. Josua ist der Umstand entscheidend, dass das Geld, welches die Frau beansprucht, sich bisher im Besitze des Mannes befand, es kann aber niemand aus seinem Besitze verdrängt werden, solange der Gegenanspruch nicht vollkommen erwiesen ist. Die Frau aber kann ihren Anspruch nicht erweisen und erhält daher auch nicht eine Mine. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht."
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+ "ich bin. Nach der Verlobung, jedoch vor der Eheschliessung. Diese Mischna ist die Fortsetzung der vorhergehenden.",
+ "durch Holz verletzt. Und habe dadurch meine Jungfrauschaft verloren und eine Mine als Ketuba zu beanspruchen; s. Mischna 3.",
+ "sondern von einem Manne bist du vergewaltigt. S. Note 41. — דרס = bibl.-hebr. דרך (s. Fragmententargum zu Deut. 32, 29) = treten (B. kamma III, 1), dann = drücken (Sab. XXIV, 3, Chul. III, 1), niederdrücken, beiwohnen, vergewaltigen (analog כבש Jeb. VII, Note 49), wie das latein. calcare, ursprünglich = treten, dann = begatten, z. B. Columella VIII, 5, 24: Gallinae, quae velut mares cantare atque etiam calcare coeperunt, oder das deutsche „betreten“ = begatten, vom Federvieh; s. Grimm’s deutsches Wörterbuch I, 1712.",
+ "sie ist beglaubt. Da sie etwas Bestimmtes (ברי) behauptet, er aber nur einen Zweifel (שמא) dagegen geltend macht, so ist sie im Rechte; s. Note 42. Ihre Aussage gewinnt hier noch dadurch an Glaubwürdigkeit, dass (מגו) sie ja hätte sagen können, sie habe sich erst nach erfolgter Eheschliessung verletzt, was der Mann nicht widerlegen könnte; sie hätte dann Anspruch auf 200 Denar. Da sie nun diesen Einwand nicht macht, sondern zugiebt, dass sie vor der Eheschliessung verletzt ist, so ist ihre Aussage glaubwürdig. Auch hier entscheidet die Halacha in diesem Sinne.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Es sind absichtlich die beiden Fälle, Mischna 6 und 7 aufgestellt. Aus dem ersten, in dem die Frau erklärt, dass sie vergewaltigt worden, soll geschlossen werden, dass, wenn sie einräumt, erst nach der Eheschliessung vergewaltigt zu sein, sie jeden Anspruch auf die Ketuba verliert, also gar nichts erhält, da sie den Mann völlig betrogen, während ein Amora der Ansicht war, dass, wenn er sie geheiratet in dem Glauben, sie sei Jungfrau, ihr aber tatsächlich jemand bereits beigewohnt hat, sie dennoch 100 Denar zu beanspruchen hat (Ket. 11b). Der zweite Fall, in dem sie erklärte, sich verletzt zu haben, will nachdrücklich betonen, dass sie, auch wenn der Mann bei der Eheschliessung von dem Verluste ihrer Jungfrauschaft nichts wusste, dennoch 100 Denar zu beanspruchen hat, während ein Amora (ibid.) der Ansicht war, dass sie in diesem Falle nichts bekommt (Ket. 13a)."
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+ "Wenn man sie mit jemand auf der Strasse. In den Talmudausgaben fehlt בשוק.",
+ "[vertraulich] reden. Nach dem Talmud z. St. ist hier מדברת ein euphemistischer Ausdruck für נבעלה, ’„intim verkehren.“",
+ "wie verhält es sich. טיב = ܛܶܐܒܳܐ = Gespräch, Geräusch, dann Gerücht, Art und Weise; s. B. mezia I, 8; Targ. Jon. giebt דבת, Num. 13, 32 mit טיב ביש wieder. Mannes, über den Einfluss des Aramäischen, S. 36 erinnert an ܡܳܐ ܛܰܒܟܳܐ؟ für das bibl.-hebr. מי את, Ruth 3,9. Hier also: „was für eine Bewandtnis hat es mit diesem Manne?“",
+ "und er ist ein Priester. Oder überhaupt jemand, der sie durch seine Ehe zur Priesterehe nicht untauglich macht, ein מיוחס, ein Mann legitimer Abkunft.",
+ "sie ist beglaubt. Da für sie die Präsumtion gilt, dass sie bisher unbescholten ist (חזקת כשרות). Sie ist demnach zur Priesterehe tauglich.",
+ "wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage. Die Annahme ihrer früheren Unbescholtenheit ist durch den intimen Verkehr mit dem Manne erschüttert.",
+ "der ein Nathin. S. Jeb. II, Note 37.",
+ "oder ein Bastard. S. Jeb. IV, 13.",
+ "beigewohnt hat. Sie ist also zur Priesterehe untauglich, vgl. Jeb. III, Note 74.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Bis sie beweist, dass nur der von ihr Genannte ihr beigewohnt und dass dieser ein Priester ist."
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+ "sie ist beglaubt. Sie sowie ihr Kind dürfen also Priester heiraten.",
+ "bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt. Die beiden, einander ähnlichen Fälle (Mischna 8 und 9) sind deshalb besonders aufgestellt, weil bei dem ersten gezeigt werden soll, dass, obwohl niemand sah, dass der Fremde ihr beigewohnt, R. Josua die Frau schon wegen ihres Alleinseins mit dem Fremden zur Priesterehe für ungeeignet erklärt, weil man hinsichtlich der Priesterehen mit besondrer Strenge auf Reinheit und Legitimität hielt (מעלה עשו ביחוסין); an dem zweiten Falle soll gezeigt werden, dass Rabban Gamliel die Frau und ihre Tochter zur Priesterehe für geeignet erklärt, obwohl man sicher wusste, dass der Fremde ihr beigewohnt. S. jedoch die folgende Mischna."
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+ "wenn die Mehrzahl der Einwohner. In der Mischna ed. Lowe und der ed. princ. fehlt אנשי; ebenso vorher das Wort מים.",
+ "der Stadt [ihre Töchter] mit Priestern verheiraten darf. Wenn die Mehrheit der Männer legitimer Abkunft ist (כשר), sodass ihre Frauen und Töchter zur Priesterehe geeignet sind.",
+ "so darf jene auch einen Priester heiraten. Da anzunehmen ist, dass ein Mann aus dieser Mehrheit ihr beigewohnt hat. — Die Halacha entscheidet jedoch, dass diese Mehrheit allein für die Zulässigkeit der Frau zur Priesterehe noch nicht ausschlaggebend ist, Der Fall muss vielmehr (Ket. 15a) sich so ereignet haben, dass die Beiwohnung seitens des Fremden an einem Scheidewege oder an einem Orte geschah, wo viel Verkehr ist, sodann muss sowohl die Mehrheit der Einwohner als auch die der Männer, die an jener Stelle verkehren, legitim sein; nur beim Zusammentreffen dieser beiden günstigen Momente darf die Frau einen Priester heiraten, weil mau bei den Priesterehen doppelte Vorsicht walten liess, s. oben Note 60. Wenn aber die Mehrheit der Männer, die in jener Stadt wohnten, illegitim (פסול) war, selbst wenn zufällig die Mehrzahl der an jener Stelle verkehrenden Männer legitim war, oder umgekehrt, so darf sie einen Priester nicht heiraten, da zu fürchten ist, dass ein Illegitimer ihr beigewohnt hat, der sie zur Priesterehe untauglich macht. Hat sie jedoch einen Priester geheiratet, so braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. S. Eb. haëser 6, 17."
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+ "du. In der Mischna zum jerus. Talmud sowie in B. batra 92b, wo diese Mischna citiert wird, ist die Lesart נשאתי = ich habe geheiratet.",
+ "hast mich als Jungfrau geheiratet. Meine Ketuba beträgt daher 200 Denar. Die Mischna handelt hier von dem Falle, dass das Document verloren gegangen ist oder von einem Orte, wo man eine Ketuba nicht zu schreiben pflegte und die Frau auch ohnedies die Zahlung derselben zu fordern berechtigt war.",
+ "sondern als Witwe habe ich. In dem Falle, dass sie verwitwet ist, behaupten dies die Erben von ihrem Vater.",
+ "dich geheiratet. Die Ketuba beträgt also nur 100 Denar.",
+ "wenn Zeugen. Vgl. auch Mischna 10.",
+ "dass sie mit dem Hinuma. Dieses schwierige Wort wird schon in den Talmuden verschieden erklärt. In b. Ket. 17b erklärt es ein Amora mit תנורא דאסא, nach Raschi z. St. „eine Art runden Baldachins aus Myrtenzweigen“, wo für תנורא nach einer Vermutung von M. Sachs, Beiträge zur Sprach- und Altertumsforschung S. 83, תרונא = ϑϱόνος zu lesen ist. Ein andrer Amora umschreibt es mit קריתא דסנמנה בה כלתא [wo richtiger דמנמנמה zu lesen ist, s. Sch. mekub.], nach Raschi „ein Schleier, mit dem man die Braut zu bedecken pflegte und unter dem sie zuweilen einschlummerte.“ Vermutlich las Raschi קליתא = ϰάλυμμα, Schleier. Raschbam zu B. batra 92b s. v. בהינומא liest קלתא דמנמנמא ביה = ϰλισία, Lehnsessel; קריתא, oder nach Sch. mekub. הריתא = κάρρον, Wagen. Der jerus. Talmud berichtet, dass man es in Babylon mit נמנומא = Schlummerdecke (Levy Wörterb. s. v. הינומא), in Palästina dagegen mit פוריומא erklärte. Dieses letztere Wort hat wiederum mehrfache Deutungen erfahren. Nach Levy ist es = φόϱημα, Sänfte, Tragsessel (vgl. Midr. rabba zu Hohel. 3, 8 מה הוא אפריון פריומא), oder contrahiert aus φᾶϱος und εἷμα, Gewand, Decke; nach Fleischer (bei Levy, I, 558) = φόϱημα, Kleid; Das Wort הינומא selbst suchen die Erklärer aus dem Griechischen abzuleiten. R. Chananel (s. Aruch s. v.) setzt es = ἔννομος, gesetzmässig, üblich; nach M. Sachs l. c., der eine Umstellung von הימונא vermutet, ist es ὑμέναια, von ὑμέναιος = ὕμνος, Hochzeitsgesang, wie er bei der Einführung der Braut in das Haus des Bräutigams gesungen wurde; ebenso Löw, Lebensalter, S. 190; Krauss, Griech. u. lat. Lehnwörter, II, 228. Nach Levy = ἑανόν und εἷμα, ein schöner Teppich; nach Kohut (Aruch s. v.) = εὔνημα, Bett, Schlafstelle, während freilich dieses griechische Wort nur Ehe, Beischlaf bedeutet. Lewy, Magazin für die Wies, des Judent. 1892, S. 133, der als die ursprüngliche Lesart הימיונא vermutet, setzt es = ἡμιόνειον, Maultierfuhrwerk, also Wagen, Sänfte. Interessant ist, dass K. Chuschiel הינומא im Sinne von Schleier, Schmuck genommen hat; denn in einem Briefe, den Schechter aus der Genisa in Kairo veröffentlicht hat (Jew. Quart. Rev. 1899), schreibt er: … ויבחר יראת ה׳ ותורתו ונשתרש בנחלת אבותיו ויתאפד בה ויתהדר בהינומה ויעטרה כנזר ויעטה כשרין ויאפדה כמעיל וצניף … … Wir haben das Wort wegen seiner Vieldeutigkeit unübersetzt gelassen.",
+ "und mit entblösstem Haupte. Die Jungfrauen pflegten mit aufgelöstem, herabwallendem Haar aus dem Elternhause in das Hochzeitshaus zu gehen.",
+ "auch das Verteilen gerösteter Ähren. Wie es in der Gegend des R. Jochanan bei der Hochzeit einer Jungfrau üblich war.",
+ "gilt als Beweis. Wenn jedoch keine Zeugen vorhanden sind und die Frau ihre Ketuba nicht vorlegen kann, so ist der Mann beglaubt und hat nur 100 Denar zu zahlen; er muss jedoch seine Aussage beschwören, s. Eb. haëser 96, 15. Dass aber R. Gamliel und R. Josua (I, 6) der Frau Glauben schenkten, wenn ihre Behauptung der des Gatten gegenübersteht und keine Partei Zeugen beibringen kann, hat seinen Grund darin, dass dort die Frau etwas Bestimmtes behauptete, der Mann aber nur einen Zweifel dagegen geltend machte (s. I, Note 48); hier aber steht der bestimmten Behauptung der Frau die ebenso bestimmte Erklärung des Gatten oder seiner Erben gegenüber, und darum muss die Frau, die von dem Manne 200 Denar beansprucht, den Beweis für die Berechtigung dieser Forderung erbringen. Ist sie es nicht imstande, so ist der Mann auf seinen Eid hin beglaubt."
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+ "Josua giebt aber za. Während in der vorigen Mischna R. Gamliel dem R. Josua zugestand, dass die Frau nicht beglaubt ist, da dort das Beweismittel durch מנו nicht zulässig war, giebt hier R. Josua dem R. Gamliel zu, dass der Fordernde im Rechte ist, weil ihm ein מנו zur Seite steht.",
+ "löst auch wieder. Diese Wendung besagt allgemein: jeder, der nach seiner eigenen Aussage sich etwas entzogen oder verboten hat, erscheint glaubwürdig, sich dieses wieder zusprechen oder gestatten zu dürfen, da er den ersten Umstand gänzlich hätte verschweigen können und das Fragliche ihm dann ohne weiteres zugestanden wäre. (Vgl. auch Fink, Miggo, S. 7.) Da man hier nur durch die Aussage des einen weiss, dass das Feld früher einmal dem Vater des andren gehört hat, so glaubt man ihm auch die Aussage, dass er es ihm abgekauft hat. — Dass aber R. Josua hier die Anwendbarkeit von מנו „zugiebt“, hat seinen Grund in Folgendem: Wenn die Frau erklärt (I, 6), sie sei nach der Verlobung vergewaltigt worden, so darf man ihr, obgleich sie eine bessere Ausrede hatte, die Behauptung nämlich, sie sei nur durch ein Stück Holz verletzt, aus dem Grunde nicht glauben, weil zu bedenken ist, dass sie vielleicht aus Einfalt auf diese Ausrede nicht gekommen ist oder aber aus Verschmitztheit sie umgangen hat, um desto eher Glauben zu finden; durch Schweigen jedoch hätte sie ihre Lage nicht gebessert, da ihr Mann ja ausdrücklich erklärt, sie sei vor der Verlobung bereits vergewaltigt worden, er sie also zu einer Gegenerklärung förmlich herausfordert, andrerseits die Frau durch ihr Geständnis, dass sie vergewaltigt ist, zugiebt, dass die Präsumtion, sie sei noch in ihrem jungfräulichen Zustand, erschüttert ist. In unsrem Falle aber, wo niemand das Feld von dem gegenwärtigen Besitzer fordert, und selbst wenn dies geschähe, die Annahme, dass er der rechtmässige Besitzer ist, durch nichts erschüttert wäre, erklärt ihn R. Josua für glaubwürdig, weil (מגו) er einfach hätte schweigen können, da ihm ja niemand seinen Besitz streitig machte, oder weil er hätte behaupten können, dass das Feld niemals in fremdem Besitz gewesen sei. — Maimonides (Kommentar z. St.) erklärt den Unterschied zwischen beiden Fällen also: In der obigen Mischna ist der Mann zur Zahlung der Ketuba nicht verpflichtet und die Frau nicht beglaubt, weil das Beweismittel durch מגו, das ihr zur Seite steht, einer ganz andren Rechtssphäre angehört als der Rechtsfall selbst; sie hätte nämlich behaupten können, sie sei nur verletzt, und hätte die Glaubwürdigkeit ihrer Aussage dadurch erhöht, dass sie ein Zugeständnis machte, welches sie zur Priesterehe unfähig macht. Es würde also dieser Beweis durch מגו auf dem rituellen Gebiete liegen. In unsrem Falle hingegen stimmt R. Josua dem R. Gamliel bei, weil der Beweis durch מגו, der dem Eigentümer des Feldes zur Seite steht, auf dem gleichen Gebiete wie der Rechtsfall selbst liegt und nur die Frage des Eigentums, aber keine rituelle Frage berührt. Jener nämlich hätte einfach sagen können, das Feld gehöre ihm; da er aber einräumt, dass es früher dem Vater des andren gehört habe, so verdient er Glauben. Es ist eben möglich, dass jemand in rituellen Fragen sehr gewissenhaft, in Fragen des Eigentums aber weniger aufrichtig ist.",
+ "so ist er nicht beglaubt. Nach dem Talmud (Ket. 17b) handelt die Mischna hier von dem Falle, dass er z. B. zwei Jahre bei Lebzeiten des Vaters und ein Jahr bei Lebzeiten des Sohnes (oder umgekehrt) die Nutzniessung des Feldes gehabt hat, mithin die gesetzlich bestimmte Ersitzungszeit von drei Jahren (B. batra III, 1) durch den Tod des Vaters unterbrochen ward. Sind nun Zeugen da, dass das Feld früher dem Vater des andren gehört hat, so ist er mit seiner Behauptung, dass er es jenem abgekauft habe, nicht beglaubt. Von einem andren Falle kann hier nicht die Rede sein; denn wenn er bereits bei Lebzeiten des Vaters drei Jahre ununterbrochen die Nutzniessung des Feldes gehabt hat, so muss er beglaubt sein, wenn aber nicht, so kann er nicht beglaubt sein. Die Mischna lehrt also, dass, wenn ein Feld, das A. für sich beansprucht, durch Erbschaft aus dem Besitze des B. in den des Rechtsnachfolgers C. (z. B. des Sohnes) übergegangen ist, die während des Besitzes des C. verstrichene Ersitzungszeit dem A. nicht zu statten kommt."
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+ "Wenn Zeugen. Die die Unterschrift auf einer Urkunde vor Gericht als die ihrige anerkennen sollen.",
+ "aber wir waren [damals] gezwungen. D. h. man drohte uns zu töten, wenn wir die Unterschrift verweigern würden, wir unterschrieben deshalb eine Unwahrheit. Würden sie erklären, sie hätten zur Zeit nur darum unterschrieben, weil man sie mit Vermögensverlust bedroht oder bestochen hatte, so wären sie nicht beglaubt, da wir annehmen, dass sich niemand durch sein eigenes Zeugnis zu einem Bösewicht stempelt, s. Jeb. II, Note 75. Wir könnten aber dann ihre Aussage nicht etwa teilen (פלגינן דיבורא) und ihnen zwar glauben, dass sie gezwungen waren, aber nicht, dass sie durch drohenden Geldverlust, sondern etwa durch Lebensgefahr gezwungen waren, wie es in Jeb. II, 9 zu dem Falle von הרגתיו bemerkt war. Denn dort war das Wesentliche die Tatsache, dass der Mann getötet ist, und diese glaubte man auch dem Zeugen, die Person aber, die den Mord verübt, war unwesentlich, darum war er betreffs dieser nicht beglaubt; in unsrer Mischna hingegen ist das Wesentliche, wodurch die Zeugen zur Unterschrift gezwungen waren, man kann deshalb ihre Aussage nicht zerlegen, sondern muss sie als eine einheitliche betrachten (Tos.).",
+ "oder minderjährig. Wenngleich unser Zeugnis der Wahrheit entspricht.",
+ "oder zu einem Zeugnis untauglich. Da wir zur Zeit mit den Parteien verwandt waren, s. Sanh. III, 4. Es kann hier nicht gemeint sein, dass sie sich für zeugnisunfähig erklären, indem sie sich eines Verbrechens bezichtigen (Ex. 23, 1), denn dieses würde man ihnen nicht glauben, s. Note 14.",
+ "so sind sie beglaubt. Da man erst durch ihre eigene Aussage die Mängel ihrer Zeugnisfähigkeit erfuhr, glaubt man ihnen auch, dass es ihre eigene Unterschrift ist, vgl. Note 11; freilich nur dann, wenn der mit „aber“ eingeleitete Teil ihrer Aussage unmittelbar (תוך כדי דבור) auf den ersten Teil derselben folgte und zwischen diesen beiden höchstens soviel Zeit verstrich, dass man die drei Worte שלום עליך רבי (s. Mak. I, Note 62) hätte sprechen können. Andrenfalls könnte ihre Aussage nicht mehr als eine zusammenhängende betrachtet werden, wir müssten vielmehr in dem Zugeständnis, dass es ihre Unterschrift ist, eine ähnliche Bestätigung derselben erblicken, wie in dem letzten Falle dieser Mischna, wo ihre Unterschrift anderweitig bekannt ist, und dürften den Zeugen nicht glauben.",
+ "oder ist ihre Handschrift anderweitig bekannt. Wörtlich: geht ihre Handschrift aus einer andren Stelle hervor, d. h. ihre Unterschrift befand sich auch auf einer andren, vom Gericht bestätigten Urkunde und stimmte mit der auf der fraglichen überein.",
+ "so sind sie nicht beglaubt. Denn die Unterschrift zweier Zeugen gilt soviel wie ein von ihnen vor Gericht abgelegtes und als richtig befundenes Zeugnis, da man nicht annimmt, dass sie mutwillig etwas Unwahres beglaubigen werden; wenn aber jemand vor Gericht Zeugnis abgelegt hat, so kann er seine Aussage nicht widerrufen."
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+ "dies ist meine Handschrift und dies. Die andre Unterschrift.",
+ "so sind sie beglaubt. Weil jede Unterschrift von zwei Zeugen bestätigt ist.",
+ "so muss man noch einen andren hinzunehmen. Der vor Gericht die Unterschrift der beiden Zeugen als die ihrigen anerkennt.",
+ "dies sind die Worte Rabbi’s. In der Mischna ed. Lowe: דברי רבי מאיר. Der Tanna ist der Ansicht, dass die Zeugen nur die Richtigkeit ihrer Unterschrift erklären, aber nicht die Wahrheit des Inhalts der Urkunde; diese bedarf daher zu ihrer Bestätigung noch eines Zeugen, der beide Unterschriften kennt.",
+ "dies ist meine Handschrift. Die Weisen sind der Ansicht, dass die Zeugen durch ihre Aussage, dies sei ihre Unterschrift, zugleich die Richtigkeit des Inhalts der Urkunde erklären, es ist also die Urkunde durch zwei Zeugen bestätigt; und so entscheidet auch die Halacha."
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+ "löst auch wieder. S. Note 11. Ob die Frau die beiden Aussagen unmittelbar nach einander (Note 17) gemacht haben muss oder nicht, ist unter den Decisoren streitig, vgl. Eb. haëser 152, 6.",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Hier kann der Satz הפה שאסר וכוי nicht angewendet werden, da man nicht durch die Frau, sondern durch die Zeugen erfuhr, dass sie verheiratet gewesen.",
+ "ich war gefangen. Von Heiden. Diese aber standen im Verdacht, die Gefangenen zu vergewaltigen und sie dadurch zur Priesterehe unfähig zu machen, vgl. Ket. I, Note 29.",
+ "bin aber rein [geblieben. D. h. es hat mir niemand beigewohnt.",
+ "nachdem sie sich [wieder] verheiratet hat. Oder selbst, wenn sie sich noch nicht verheiratet, sondern das Gericht ihr nur erlaubt hat, einen Priester zu ehelichen.",
+ "so braucht sie [den Mann] nicht zu verlassen. Die Ehe braucht nicht getrennt zu werden (vgl. Jeb. XV, Note 32), resp. sie darf auch auf Grund der Erlaubnis des Gerichtes die Ehe schliessen. Kamen jedoch, nachdem sie den Priester geheiratet, Zeugen, die da erklärten, dass ein Heide ihr beigewohnt, so muss ihre Ehe unter allen Umständen getrennt werden; ebenso, wenn die Frau, die erklärt hatte, sie sei geschieden, eine neue Ehe geschlossen, bevor noch Zeugen kamen und sagten, dass sie verheiratet gewesen."
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+ "Wenn zwei Frauen gefangen waren. Und Zeugen vorhanden sind, dass sie gefangen waren.",
+ "ich war gefangen. Sie weiss nicht, dass Zeugen darüber vorhanden sind.",
+ "Wenn aber jede von der andren dies bezeugt. Jede sagt von der andren aus, sie sei rein geblieben, über sich selbst aber macht sie keine Aussage.",
+ "so sind sie beglaubt. Und man braucht nicht zu befürchten, dass sie durch ein falsches Zeugnis einander nur aushelfen (גומלין) wollen. Bei einer Gefangenen nahm man es nicht so streng und liess selbst eine Frau oder ein Kind, die sonst nicht klassische Zeugen sind, als Zeugen gelten, sobald sie nur vom Beginn bis zum Ende der Gefangenschaft um die Frau waren; denn dass der Priester eine Gefangene nicht heiraten darf, ist nur deshalb, weil es zweifelhaft ist, ob ihr nicht vielleicht ein Heide beigewohnt hat, vgl. auch Note 51."
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+ "so sind sie nicht beglaubt. Weil niemand befugt ist, über seine eigene Person Zeugnis abzulegen. Man darf daher diesem Manne keine Hebe verabfolgen. Heutzutage jedoch, wo man Hebe nicht mehr abzuscheiden braucht, darf man den Priester auf seine Aussage hin zu priesterlichen Functionen zulassen, s. Eb. haëser 3, 1.",
+ "Wenn aber jeder vom andren dies bezeugt. Indem jeder erklärt, sowohl er selbst als auch sein Freund seien Priester."
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+ "man erhebt nicht in den Priesterstand auf die Aussage nur eines Zeugen. Selbst dann nicht, wenn nicht zu befürchten ist, dass der Zeuge nur deshalb zu Gunsten des andren aussagt, damit dieser ein Gleiches von ihm bezeuge. R. Jehuda ist nämlich der Ansicht, dass man von dem Genusse der Hebe auf die Legitimität, auf die volle Berechtigung zur Priesterwürde schliessen dürfe (מעלין מתרומה ליוחסין), wenn also jemand einen andren Hebe essen sieht, so wird er glauben, dieser sei nun in jeder Beziehung zur Priesterwürde berechtigt. Man darf deshalb auf die Aussage nur eines Zeugen niemand zum Priester erklären und ihm etwa Hebe verabfolgen.",
+ "Elasar. In der Mischna ed. Lowe sowie in der Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin (Ms. Or. Fol. 567): ר׳ אליעזר.",
+ "wenn man Einspruch dagegen erhebt. Wenn das Gerücht verbreitet ist, er sei kein Priester oder 2 Personen erklären, er sei ein „Entweihter“, s. Lev. 21, 15 und Jeb. VI, Note 37.",
+ "so darf man auch auf die Aussage nur eines Zeugen in den Priesterstand erheben. Wenn nicht zu befürchten ist, dass die Beiden durch ein falsches Zeugnis einander helfen wollen.",
+ "sagt im Namen des R. In Mscr. Or. 567, Mischna ed. princ. und ed. Lowe fehlt das Wort רבי.",
+ "Simon. Vgl. Schek. VIII, 5; Men. XI, 9.",
+ "Sohnes des Segan. Über die Bedeutung dieses Wortes, das hier als appellativum gebraucht wird, s. Sota VII, 7.",
+ "man erhebt in den Priesterstand auf die Aussage nur eines Zeugen. R. Simon b. G., der scheinbar derselben Ansicht wie R. Elasar ist, meint dies nach der Erklärung des Talmud (Ket. 26a) für folgenden Fall: A. galt allgemein als Priester. Dann verbreitete sich das Gerücht, dass er ein Entweihter sei, woraufhin das Gericht ihm die Priesterwürde aberkannte. Später kam ein Zeuge und erklärte, A. sei ein (legitimer) Priester, worauf das Gericht ihn wieder in den Priesterstand erhob. Alsdann verbreitete sich zum zweiten Male das Gerücht, dass er ein Entweihter sei, worauf das Gericht ihn aus dem Priesterstand entfernte; und dann kam wieder ein Zeuge und erklärte, er sei ein Priester. R. Simon b. G. ist nun der Ansicht, dass man die Aussagen der zwei Zeugen zu einem Zeugnis vereinigen darf, obschon sie nicht zu gleicher Zeit vor Gericht erschienen sind; durch das Zeugnis dieser beiden wird das Gerücht umgestossen und A. wieder in den Priesterstand erhoben, da er ohnedies als Priester galt; und so entscheidet auch die Halacha. Nach R. Elasar hingegen darf die Aussage des zweiten mit der des ersten nicht zu einem Zeugnis vereinigt werden, da sie zeitlich auseinanderlagen, es bliebe vielmehr das Gerücht bestehen, dass A. ein Entweihter ist."
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+ "die von Nichtjuden wegen Geldes. Wegen einer Geldschuld, oder weil man Geld von ihr erpressen wollte.",
+ "ist ihrem Gatten. Auch wenn dieser ein Priester ist.",
+ "erlaubt. Zur Fortsetzung der Ehe; denn es ist anzunehmen, dass die Heiden ihr nicht Gewalt angetan aus Furcht, das Geld zu verlieren. Nach dem Talmud gilt dies nur in dem Falle, dass an dem betreffenden Orte die Juden die Gewalt in Händen haben, sodass die Heiden mit gutem Grunde diese Besorgnis hegen. Ist aber die Gewalt in der Hand der Heiden, so ist die Frau dem Manne, falls er ein Priester ist, verboten, es sei denn, dass ein Zeuge erklärt, sie sei nicht vergewaltigt worden, s. Note 33.",
+ "[geschah dies] wegen eines Kapitalverbrechens. D. h. sie war zum Tode verurteilt.",
+ "so ist sie ihrem Gatten verboten. Nicht nur wenn der Gatte ein Priester ist, der selbst eine Vergewaltigte nicht heiraten darf, sondern auch wenn er ein Nichtpriester ist, denn es ist zu befürchten, dass sie, um ihr Leben zu retten, sich freiwillig hat missbrauchen lassen.",
+ "die ein Belagerungsheer. In der Mischna ed. princ. קרקום, dagegen in Ms. Or. 567 und ed. Lowe richtig: כרקום = χαϱάϰωμα, eigentl. Pfahl, Pallisade, Bollwerk, dann das belagernde Heer; s. auch Git. III, 4. Vgl. Targ. Onkelos כרקומין zu מצור Deut. 20, 20; ebenso hat die Septuaginta z. St. χάϱαξ.",
+ "sind alle Priesterfrauen. Auch die nicht priesterlichen Jungfrauen, die sonst zur Priesterehe tauglich gewesen wären.",
+ "untauglich geworden. Zur Priesterehe, weil zu fürchten ist, dass sie vergewaltigt worden. Dass aber die Vergewaltigte dem Priester zur Ehe verboten ist, wird im Talmud (Jeb. 56b) aus dem scheinbar überflüssigen והיא bei לא נתפשה, Num. 5, 14 abgeleitet, welches andeuten will, dass, während im allgemeinen nur die Frau, die nicht vergewaltigt ist, sondern freiwillig Unzucht getrieben hat, ihrem Gatten zur Fortsetzung der Ehe verboten ist, es auch einen Fall giebt, in dem selbst die Vergewaltigte zur Ehe verboten ist, nämlich wenn sie einen Priester heiraten oder die Ehe mit ihm fortsetzen will. — Befand sich jedoch in der belagerten Stadt ein Schlupfwinkel, in dem sich auch nur eine Frau versteckt halten konnte, so ist jede Frau, die erklärt, sie habe sich während der Belagerung dort verborgen gehalten, beglaubt. Wenn sie daher erklärt, sie habe sich zwar nicht versteckt, sei aber auch nicht vergewaltigt, so ist sie gleichfalls beglaubt, da (מגו) sie ja auch hätte sagen können, sie habe sich verborgen gehalten, was ihr ohne weiteres geglaubt worden wäre (Ket. 27a).",
+ "Sind jedoch Zeugen da. Dass sie nicht vergewaltigt sind.",
+ "sei es auch nur ein Sklave oder eine Sklavin. D. h. die Sklavin eines Andren; ihre eigene wäre hier nicht beglaubt, weil zu besorgen ist, dass sie aus Furcht vor ihrer Herrin die Unwahrheit sagt. Nur wenn ihre Sklavin dies beiläufig, „in ihrer Einfalt“ (מסיחה לפי תומה), nicht in ihrer Eigenschaft als Zeugin erzählt hätte, wäre sie beglaubt.",
+ "es ist aber. Im jerus. Talmud und im Ms. Or. 567 ist die Lesart שאין.",
+ "niemand bezüglich. Zur Bedeutung von על ידי s. Jeb. X, Note 58.",
+ "Sohn des Kazzaw. קצב eigentl. Fleischhauer. R. Secharja war ein Priester, vgl. auch Ed. VIII, 2; Sota V, 1; B. batra 111a. Er lebte zur Zeit der Tempelzerstörung.",
+ "bei diesem Tempel. Das ist ein Ausdruck der Versicherung und Bekräftigung, ähnlich einem Schwure. Vgl. Ker. I, 7; VI, 3; B. batra 166a; היכלא Kid. 71a; העבודה = beim Gottesdienst! B. Batra 11a, Sifra zu Lev. 19,17, Mech. zu Ex. 12,26; cf. הא׳ Sab. 145a, משה Chul. 93a.",
+ "Ihre. Meiner Frau.",
+ "es darf niemand für sich selbst Zeugnis ablegen. Wenn aber ein Priester bezeugt, dass eine Frau, die gefangen war, nicht vergewaltigt worden ist, so darf er sie nicht heiraten, weil er im Verdachte steht, „ein Auge auf sie geworfen zu haben.“ Hat er sie jedoch aus der Gefangenschaft losgekauft und bezeugt dann ihre Reinheit, so darf er sie heiraten, weil anzunehmen ist, dass er sich zuvor vergewissert haben wird, dass sie auch rein geblieben ist."
+ ],
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+ "als Erwachsene. Das ו in גודלן und קוטנן, das hier die Mischnaausg. haben, ist als mater lectionis zu fassen; es ist auch möglich, dass בגוּדלן gelesen werden soll, wie Ps. 150,2.",
+ "dies ist die Handschrift meines Vaters. אבא in der Mischna öfter = mein Vater, wie Pea II, 4, Sanh. III, 2, Git. IX, 2; es ist derselbe Sprachgebrauch wie im Targ. Onkelos zu Gen. 19, 34; 24, 38 u. ö. — Da nach der Thora die Unterschrift von zwei einwandsfreien Zeugen ohne weiteres beglaubigt ist (s. oben Note 19) und erst die Rabbinen die Bestätigung der Unterschrift durch das Gericht angeordnet haben, so haben sie auch solche Personen zu diesem Zeugnis für zulässig erklärt, die sonst nicht als klassische Zeugen gelten. Minderjährige sind aber zeugnisunfähig, was aus האנשים Deut. 19, 17 abgeleitet wird. Sobald nun noch ein Zeuge da ist, der beide Unterschriften kennt, kann das Gericht diese bestätigen.",
+ "dies ist die Handschrift meines Lehrers. Dass die Mischna alle 3 Fälle anführen musste, begründet der Talmud (Ket. 28a) also: Hätte nur der Fall vom Sohne gestanden, so könnte man meinen, dass dieser nur darum beglaubt ist, weil er als Kind gewöhnlich beim Vater war und daher dessen Unterschrift genau kannte, betreffe des Lehrers aber wäre er vielleicht nicht beglaubt. Hätte wiederum nur der zweite Fall gestanden, so könnte man meinen, der Schüler sei nur darum beglaubt, weil er aus Ehrfurcht vor dem Lehrer bloss das bezeugen wird, was er sicher weiss, betreffs des Vaters aber wäre er vielleicht nicht beglaubt. Hätten endlich nur jene beiden Fälle gestanden, so würde man noch nicht wissen, ob man auch betreffs der Unterschrift des Bruders beglaubt ist, da ja die genannten Vermutungen hier nicht zutreffen.",
+ "ich erinnere mich. זכור (auch Ned. III, 1) = eingedenk, wie Ps. 103, 14. Der Gebrauch der passiven Form in activer Bedeutung bei intransitiven Stämmen ist in der Mischna [wie in der Bibel שכון ,אחוז ,בטוח] nicht selten, vgl. סכור = glaubend, Kid. III, 5; מתון = zögernd, bedächtig, Ab. I, 1; שקוד = wachsam, ibid. II, 14.",
+ "mit dem Hinuma. S. oben Note 6.",
+ "und entblösstem Haupte fortgegangen ist. Die Frau erhält demnach eine Ketuba von 200 Denar. Da nämlich die meisten Frauen als Jungfrauen heiraten, so bedarf es in diesem Falle keines wirklichen, vollgilltigen Zeugnisses, es genügt vielmehr eine blosse Bekundung darüber, dass die Hochzeit der N. N. in derselben Weise wie bei allen Jungfrauen stattgefunden hat.",
+ "aus der Schule ging. Als ich noch ein Kind war.",
+ "um zu baden. Als er unrein war.",
+ "und dann Hebe. Die nach der Thora abzuscheiden geboten ist, Deut. 18, 4.",
+ "geniessen zu dürfen. Auf Grund dieser Aussage, die nur rabbinisch als Zeugnis gilt, darf er dann Hebe von solchen Früchten essen, deren Abscheidung gleichfalls nur von den Rabbinen angeordnet ist. Es ist aber nicht zu befürchten, dass N. N. zur Zeit nur der Sklave eines Priesters war und als solcher von der Hebe seines Herrn genoss (Lev. 22, 11), da man Sklaven nicht in der Thora unterrichten soll; s. Jore dea 267,71.",
+ "oder dass er mit uns Anteil in der Scheune erhielt. Auch hier braucht man nicht zu befürchten, dass er zur Zeit nur der Sklave eines Priesters war, da man einem solchen nur in Gegenwart seines Herrn Hebe verabreichen darf; vgl. Jeb. XI, Note 29.",
+ "an der Totengebeine liegen. בית הפרס ein Ort, an welchem Totengebeine liegen, die durch einen über das Grab geführten Pflug „zerbrochen“ oder „ausgebreitet, zerstreut“ sind, s. Ohal. XVII, 1 und XVIII, 2—4. [Nach Brüll, Jahrbücher V, 122 würde פרס mit dem griech. „φϱοῦδος = verschwunden, verloren“ oder aber, was uns freilich ebenso unwahrscheinlich ist, mit „φϱάσσω = umzäunen, umhegen“ zusammenhängen. Er meint, ursprünglich sei ein Feld, von dem man vermutete, dass sich ein Grab auf demselben befand, umzäunt worden; diese Bezeichnung sei später auch für jedes derartige Ackerland gebraucht. Zuckermandel, in Frankels Monatsschrift 1874, S. 33ff. nimmt פרס = Hälfte, von פרס = teilen, spalten, vgl. כדי אכילת פרס), und בית = Fläche, in welcher Bedeutung בית bei Massbestimmungen öfter vorkommt (vgl. בית כור ,כית סאה). בית הפרס wäre demnach ein Flächenraum, der die „Hälfte“ des biblischen צמד (I Sam. 14, 14) ist, also eine Fläche von 100 Ellen im Quadrat, צמד ein Rechteck, dessen eine Seite 200, dessen andre 100 Ellen lang ist. Nach Löw bei Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter, S. 492 ist פרס = φόϱος, forum, der äussere Vorhof eines Grabmals.] Da die Unreinheit eines solchen Feldes im Umfange von 100 Ellen im Quadrat nur eine rabbinische Anordnung ist, so glaubt man auch den genannten Personen, wenn sie erklären, dass sich diese Fläche nur bis zu einer bestimmten Linie erstreckt habe; was dann ausserhalb dieser Grenzlinie liegt, ist rein.",
+ "bis hierher sind wir am Sabbat gegangen. Vgl. Erub. Einleitung und V, 5. Die Bestimmung über die Sabbatgrenze ist nur rabbinisch.",
+ "hatte an dieser Stelle einen Weg. D. h. ein Wegrecht auf dem Felde eines Andren.",
+ "hatte an dieser Stelle einen Stand. D. h. das Recht, nach der Beerdigung den Zug der Leidtragenden „halten zu lassen.“ Nach dem Berichte des Talmud (B. batra 100b) pflegte man nach der Beisetzung noch eine Trauerfeier auf dem Friedhof zu veranstalten, indem man in kurzen Zwischenräumen Halt machte, sich niedersetzte und Trostesworte an die Trauernden richtete. Die Aufforderung an die Leidtragenden zur Fortsetzung resp. zur Unterbrechung des Zuges lautete: עמדו יקרים עמודו, „erhebt euch, ihr Teuren, erhebt euch“, שבו יקרים שבו, „setzt euch, ihr Teuren, setzt euch.“ Da es sich in den beiden letzten Fällen um gewisse Rechte und um Fragen des Besitzes handelt, so ist hier ein vollgiltiges Zeugnis erforderlich und niemand beglaubt, als Erwachsener das zu bezeugen, was er in seiner Kindheit gesehen, obgleich diese Dinge öffentlich bekannt waren und nicht leicht anzunehmen ist, dass der Zeuge etwas Unwahres bekundet."
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+ "Bei folgenden. אלו ist entweder Fragepronomen, Plural zu איזו (vgl. B. mezia II, 1), oder die in der Mischna übliche Nebenform zu אלה. Nach J. Derenbourg in Frankels Monatsschr. 1880, S. 232 ist die Form אלו sogar älter als אלה, wie זו älter scheint als זה; „der Vocal u verwischt sich in e, aber e erhebt sich nicht zu u. Bei den Hebräern hat wahrscheinlich die Volkssprache das alte אלו bewahrt, welches von der Schriftsprache in אלה verflüchtigt wurde. Nach der Sprachverderbnis im letzten Jahrhundert vor der gewöhnlichen Zeitrechnung hat die alte Form wieder die Oberhand gewonnen.“",
+ "Mädchen. D. h. weiblichen Personen, die im Alter von 12 bis 12½ Jahren stehen und die Zeichen der Pubertät hervorgebracht haben.",
+ "findet Geldstrafe. Von 50 Schekel, Deut. 22, 29. — Das Wort קנס wird gewöhnlich mit dem lateinischen census und dem griechischen ϰῆνσος zusammengestellt; s. Levy, Kohut, Krauss. Nach Nöldeke in Euting’s Nabat. Inschriften, S. 32, ist קנס semitischen Ursprungs.",
+ "statt. D. h. wer eine der hier genannten Personen vergewaltigt, hat an ihren Vater diese Pön zu entrichten. Bei Jungfrauen, die zur Ehe geeignet sind, tritt selbstverständlich Geldstrafe ein. Die Mischna will nur sagen, dass dies auch der Fall ist bei Mädchen, mit denen eine Eheschliessung verboten ist oder bei denen zu vermuten ist, dass sie in frühester Kindheit vergewaltigt sind.",
+ "wenn jemand beiwohnt einem weiblichen Bastard. S. Jeb. IV, 13 und VII, Note 56.",
+ "einer Nethina. S. Jeb. II, Note 37 und VIII, Note 27.",
+ "oder einer Samaritanerin. כותית = Kuthäerin oder Samaritanerin. Unter den Kuthäern versteht man die Völkerschaft, die sich in Samaria und Umgegend aus der Vermischung der Israeliten mit den aus Kutha und andren Städten dorthin verpflanzten, heidnischen Kolonisten gebildet hatte, s. II Kön. 17, 24 ff. Nach diesem biblischen Berichte sind die Samaritaner zunächst nur aus Furcht vor den verheerenden Löwen zum Judentum übergetreten (גרי אריות); sie gelten daher im übrigen als Heiden, und eine Verschwägerung mit ihnen ist ebenso wie mit den in der Mischna genannten Bastarden und Gibeoniten unzulässig, Deut. 7, 3. Trotzdem tritt bei ihrer Vergewaltigung die Geldstrafe ein. So Raschi. In der Mischna ist hier noch der Fall nachzutragen: wenn ein Hohepriester eine Witwe vergewaltigt. Eine Ehe zwischen beiden wäre nach Lev. 21, 14 bei Geisselstrafe verboten. Nach Tos. (Ket. 29a s. v. ועל הכותית) vertritt unsre Mischna die Ansicht des R. Meir, dass die Samaritaner als „aufrichtige Proselyten“ (גרי אמת) gelten; es muss aber ausdrücklich gesagt werden, dass dennoch Strafe eintritt, weil sonst zu vermuten wäre, dass den Samaritanern kein Strafgeld zuerkannt wird, damit sie sich nicht mit den Israeliten vermischen (vgl. B. kamma 38b). Die Mischna bestimmt daher, dass der Israelit, der eine Samaritanerin vergewaltigt, Geldstrafe zu zahlen hat, damit er für sein Vergehen nicht straffrei ausgeht.",
+ "bevor sie drei Jahre und einen Tag alt wurden. Für diese gilt die Präsumtion, dass sie noch Jungfrauen sind, denn wenn sie auch im Alter von weniger als 3 Jahren vergewaltigt wären, würden die Zeichen ihrer Jungfrauschaft sich wieder einstellen; vgl. auch Ket. I, 2.",
+ "wenn jemand beiwohnt seiner Schwester. Lev. 20, 17.",
+ "der Schwester seines Vaters. Lev. 20, 19.",
+ "der Schwester seiner Mutter. Lev. 20, 19.",
+ "der Schwester seiner Frau. Lev. 18, 18.",
+ "der Frau seines Bruders. Mütterlicherseits, die nach der Verlobung geschieden oder Witwe wurde, Lev. 18, 16; oder auch der Frau seines Bruders väterlicherseits, die entweder nach der Verlobung geschieden und daher dem Levir zur Ehe verboten ist, oder nach der Verlobung Witwe wurde, während ihr Mann Kinder von einer andren Frau hinterliess. Wäre die Frau seines Bruders väterlicherseits Witwe geworden, ohne dass ihr Mann Kinder hinterlassen, so würde ihr Schwager an ihr die Leviratsehe vollziehen müssen und könnte somit von einer Geldstrafe keine Rede sein; wäre sie aber noch verheiratet, so wäre ihr Schwager der gerichtlichen Todesstrafe durch Erdrosselung schuldig (Lev. 20, 10 und Sanh. XI, 1) und deshalb von der Zahlung der Geldstrafe frei, s. M. 2, Ende.",
+ "der Frau des Bruders seines Vaters. Die nach der Verlobung geschieden oder Witwe wurde, sodass ihr Mann ihr noch nicht beigewohnt hat; Lev. 18, 14.",
+ "oder einer Menstruierenden. Lev. 18, 19.",
+ "so findet bei diesen [Mädchen] Geldstrafe statt. Durch das dreimalige הבא teilt die Mischna die Fälle in 3 Gruppen: 1) solche, bei deren Eheschliessung der Mann ein (einfaches) Verbot übertritt, 2) solche, die dem Manne zur Ehe erlaubt sind, 3) solche, deren Eheschliessung bei Strafe der himmlischen Ausrottung verboten ist.",
+ "[denn] obgleich jene [Männer] die Ausrottungsstrafe. Lev. 20, 17—21 und 18, 29.",
+ "erfolgt bei ihnen doch nicht die Todesstrafe durch das Gericht. Diese würde sie von der Geldstrafe befreien (s. folgende Mischna), die Ausrottungsstrafe aber befreit sie hiervon nicht. Es darf jedoch keine Verwarnung durch Zeugen erfolgt sein, sonst müssten sie mit Geisselung bestraft werden (Mak. III, 1), diese aber, verbunden mit aufrichtiger Busse, würde sie von der Ausrottungsstrafe (Mak. III, 15) sowie von der Geldzahlung befreien. Das letztere wird Ket. 32b also abgeleitet: Es heisst Deut. 25, 2 כדי רשעתו, „nach Massgabe seiner Freveltat“ [soll die Geisselstrafe erfolgen]; daraus folgt, dass er wegen einer Freveltat bestraft wird, aber nicht wegen zweier. Da es unmittelbar darauf (V. 3) heisst ארבעים יכנו, „40 Hiebe soll man ihm geben“, so ist daraus zu schliessen, dass, wo Leibes- und Geldstrafe zugleich eintreten würden, nur die Leibesstrafe vollzogen wird. Vgl. Mak. I, Note 28."
+ ],
+ [
+ "nachdem sie drei Jahre und einen Tag alt wurden. Bei diesen wird vermutet, dass man ihnen beigewohnt hat, solange sie noch unter Heiden lebten resp. unter fremder Gewalt waren. Wenngleich für die Gefangene diese Präsumtion nur von den Rabbinen aufgestellt wurde (s. Ket. II, Note 33), so haben die Rabbinen sie dennoch in jeder Beziehung einer Frau gleichgestellt, die bestimmt vergewaltigt worden ist, weil sie befürchteten, die Gefangene könnte sonst als dem Priester zur Ehe erlaubt gelten.",
+ "bleibt in ihrer [früheren] Weihe. Sie gilt als unberührt; bei ihrer Vergewaltigung tritt daher Geldstrafe ein.",
+ "wenn sie auch erwachsen war. Obgleich sie also dem Priester zur Ehe verboten war, kann derjenige, der sie vergewaltigt, sich nicht darauf berufen, um sich von der Geldstrafe zu befreien. Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Jehuda.",
+ "Wenn jemand beiwohnt seiner Tochter. Wenn diese nach der Verlobung geschieden wurde und ein Fremder sie vergewaltigt, so hätte nach der Ansicht des R. Akiba (M. 3) nicht ihr Vater, sondern sie selbst das Strafgeld zu beanspruchen, desgleichen wenn sie erst nach erlangter Reife vor Gericht kam. In diesen beiden Fällen ist nun der Vater, der seine Tochter vergewaltigt, von der Zahlung der Geldstrafe frei. In jedem andren Falle würde das Strafgeld ohnedies dem Vater selbst gehören, vgl. M. 8.",
+ "der Tochter ihrer Tochter. Die Unzucht mit diesen 6 Personen ist mit Todesstrafe durch Verbrennung bedroht, Lev. 20, 14 und Sanh. IX, 1. — Hier wäre noch nachzutragen: wenn jemand der Frau seines Vaters oder seiner Schwiegertochter beiwohnt, denn auch dieses Verbrechen wird mit gerichtlicher Todesstrafe (Steinigung) geahndet, Lev. 20, 11. 12 und Sanh. VII, Note 23. Die Mischna hat jedoch nicht alle Fälle, aufgezählt, vgl. Note 6.",
+ "so wird er bestraft. Daraus folgt: wenn aber ein Unfall geschieht, d. h. die schwangere Frau oder einer der streitenden Männer getötet wird, so ist keine Geldstrafe zu zahlen; oder allgemein: wenn jemand absichtlich oder unabsichtlich ein Verbrechen begeht, dessen vorsätzliche Verübung mit gerichtlicher Todesstrafe geahndet wird, so fällt die Geldstrafe fort."
+ ],
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+ "das verlobt war. Wäre aber die Eheschliessung unter dem Trauhimmel bereits vollzogen, so würde, wenn auch ihr Gatte ihr noch nicht beigewohnt, Geldstrafe nicht eintreten.",
+ "und geschieden. Oder Witwe. Wäre sie noch verlobt, so würde der Mann, der sie vergewaltigt, der Todesstrafe durch Steinigung verfallen und deshalb von Geldstrafe frei sein.",
+ "keine Geldstrafe statt. Denn Deut. 22, 28 heisst es, dass nur derjenige Geldstrafe zu zahlen hat, der ein Mädchen vergewaltigt, das „noch nicht verlobt war;“ wenn sie aber einmal verlobt war, so fällt die Geldstrafe fort.",
+ "es findet wohl Geldstrafe statt. Nach R. Akiba wollen die beiden Verse Deut. 22, 28 u. 29 besagen, dass nur bei einem Mädchen, das „nicht verlobt ist,“ das Strafgeld für die Vergewaltigung dem Vater gehört, war es aber einmal verlobt, so hat es selbst das Strafgeld zu beanspruchen. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. Auch die beiden in M. 1 genannten Sätze, wonach für die Vergewaltigung der Frau des Bruders und der Frau des Bruders des Vaters (Note 11 und 12) Strafgeld zu zahlen war, entsprachen der Ansicht des R. Akiba.",
+ "dem Mädchen. Das Schmerzensgeld aber, das Strafgeld für die Beschämung sowie das für die Verletzung gehört dem Vater, Maim. Hil. Naara betula II, 16. Nach R. Ascher jedoch (zu Ket. 38a) gehört alles der Tochter."
+ ],
+ [
+ "die Wertverminderung. Infolge der Verletzung. über die Höhe dieser Strafen s. M. 7.",
+ "dass er den Schmerz. Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich je nach dem Alter und der Körperbeschaffenheit des Mädchens sowie des Notzüchtigers. Man bestimmt diese Summe, indem man den Vater fragt, wieviel er zahlen würde, um seine Tochter von den Schmerzen zu befreien, die dieser Mann ihr verursacht.",
+ "bezahlt. Die Vergewaltigte empfindet Schmerzen infolge der Notzucht, die Verführte aber, die sich freiwillig dem Manne ergiebt, nicht; die Thora gebraucht aber den Ausdruck ענה, schwächen, quälen nur bei der Notzucht, Deut. 22, 29, nicht bei der Verführung, Ex. 22, 15.",
+ "der Verführer bezahlt den Schmerz nicht. Selbst wenn die Verführte durch den Coitus Schmerzen empfunden haben sollte.",
+ "der Notzüchtiger zahlt sofort. Dem Vater, obwohl er die Tochter nachher heiraten muss.",
+ "wenn er sie entlässt. D. h. wenn er sie nicht heiraten will. Heiratet er sie aber, so muss er wohl die Strafe für die Beschämung sowie das Schmerzensgeld sofort zahlen, von der Zahlung des Strafgeldes (קנס) ist er jedoch frei, denn es heisst Ex. 22, 16: „[nur] wenn ihr Vater sich weigert, sie ihm zu geben, muss er Geld zahlen.“ Dagegen heisst es bei dem Notzüchtiger Deut. 22, 29: „er soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben, und ihm soll sie zur Frau werden;“ also ist hier das Strafgeld unter allen Umständen zu zahlen.",
+ "der Notzüchtiger muss aus seinem Gefäss trinken. עציץ = اصيص Napf, Gefäss, Geschirr; nach Fleischer [in Levy’s Wörterbuch] ist עציץ nur eine härtere Form für אציץ, welches sich nach Angabe des Aruch in Meg. 16a und B. kamma 144a findet, während unsre Ausgaben auch hier עציץ haben. שותה בעציצו ist eine sprichwörtliche Redensart im Sinne von „zufrieden sein müssen mit dem, was man erworben.“ Der Notzüchtiger muss auch gegen seinen Willen die Vergewaltigte zur Frau nehmen und sie behalten (Deut. 22, 29) selbst auf die Gefahr hin, dass sie mit körperlichen Makeln behaftet ist; vgl. die folg. Mischna. Dukes, Litteraturbl. des Orient 1848, S. 137, Anm. 5 vergleicht mit jener Phrase die spanische Redensart: „beber por calabeza“ = aus dem Kürbisse trinken, welche zur Bezeichnung für übereilte Heiraten gebraucht wird. „Das tertium comparationis ist: wer aus einem Kürbis trinkt, sieht nicht, was er trinkt und läuft Gefahr, manches Unreine zu verschlucken. So auch, wer eine Frau übereilt heiratet, ohne sich mit ihrem Character und ihrer Abstammung bekannt gemacht zu haben, läuft Gefahr, manches Schlimme in den Kauf zu bekommen, das er hernach zu bereuen hat.“"
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+ "lahm. חגר ist die hebräische Form für das aramäische חגירא, ܚܓܺܝܪܳܐ = bibl.-hebr. פסח; vgl. Targ. Onk. zu Lev. 21, 18.",
+ "oder blind. סומא von סמי und סמא, blind sein. Das Wort ist eigentlich Safel von עמי = עמם, dunkel sein, mit Abwerfung des ע (Levy, Wörterb.).",
+ "Wird an ihr ein Makel. Die Mischna ed. princ. und ed. Lowe liest דבר זמה; Ms. Or. 567: דבר זנות.",
+ "gefunden. Sie hat nach der Eheschliessung Unzucht getrieben. Durch Unzucht vor der Eheschliessung würde sie ihm zur Ehe nicht verboten werden, da sie damals noch nicht seine Frau war.",
+ "in Israel. Ms. Or. 567 liest בקהל.",
+ "aufgenommen zu werden. D. h. die Ehe mit einem legitimen Israeliten einzugehen, sie war z. B. ein Bastard, Deut. 23, 3.",
+ "] wenn sie eine für ihn geeignete Frau ist. Im allgemeinen gilt zwar der Grundsatz לא עשה דוחה תעשה, „das Gebot verdrängt das Verbot,“ d. h. wenn ein Gebot und ein Verbot zusammentreffen und die Erfüllung des Gebotes ohne die Übertretung des Verbotes unmöglich ist, so muss das Verbot zurücktreten und das Gebot ausgeführt werden. Bei Anwendung dieser Regel dürfte demnach der Mann die Frau behalten. In unsrem Falle jedoch kann der Grundsatz nicht angewendet werden, weil die Ausführung des Gebotes, dass er sie zur Frau nehmen solle, von der Einwilligung der Frau abhängt; man veranlasst sie daher auf die Ehe zu verzichten, sodass das Gebot entfällt und nur das Verbot in Kraft tritt. Nach R. Nissim hat ein Gebot, dessen Ausübung nur von dem Belieben eines Andren abhängig ist, nicht die Kraft, ein Verbot zu verdrängen."
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+ "Elasar. So ist die richtige Lesart, wie aus dem Talmud (Ket. 40 a) hervorgeht und sie auch die ed. princ. hat. Die Mischna ed. Lowe liest hier: … יתומה שנתאנסה או שנתפתתה ר׳ אליעזר אומר.",
+ "der Veführer ist frei. Da sie sich ihm freiwillig ergab, ist anzunehmen, dass sie auf das Strafgeld verzichtet hat, und da ohnedies das Strafgeld ihr zufallen würde (M. 3), so kann sie verzichten. Das Gleiche gilt aber bei jeder Jungfrau, die nach der Verlobung geschieden wurde und deshalb das Strafgeld selbst zu beanspruchen hat."
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+ "der beschämt hat. Die Schande, die ein Mann aus den niederen Volksschichten einem zufügt, ist grösser als die, welche ein Vornehmer einem antut.",
+ "der beschämt ist. Die Beschämung einer vornehmen Jungfrau ist grösser als die einer niedrig stehenden und daher schwerer zu büssen.",
+ " B. kamma VIII, 1 steht in gleichem Zusammenhange an dieser Stelle ושמין.",
+ "wieviel sie wert war. Vor der Vergewaltigung.",
+ "und wieviel sie [jetzt] wert ist. Wenn z. B. ein Herr seinem Sklaven eine Sklavin zur Frau geben will, so schätzt man ab, wieviel er für eine Jungfrau zahlen würde und wieviel für eine solche, der man schon beigewohnt hat; die Differenz ist dann als Entschädigung für die Verringerung des Wertes zu zahlen.",
+ "Das Strafgeld ist für alle Menschen gleich. Nämlich 50 Silberschekel, Deut. 22, 29. Dass aber mit diesen 50 Schekel nicht etwa Alles bezahlt ist, wird im Talmud (Ket. 40b) also bewiesen: Es heisst (ibid.): „der Mann, der ihr beigewohnt hat, soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben;“ das will sagen, für den Genuss der Beiwohnung allein hat er diese Summe zu zahlen, er hat aber ausserdem noch Strafe für die Beschämung und die Verletzung zu zahlen."
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+ "Solange ein Verkauf stattfinden kann. Solange der Vater befugt ist, seine Tochter als Sklavin zu verkaufen, d. i. solange sie noch nicht 12 Jahre alt ist.",
+ "giebt es kein Strafgeld. Der Verführer oder der Notzüchtiger braucht dem Vater kein Strafgeld zu zahlen.",
+ "und sobald es Strafgeld giebt. Wenn das Mädchen 12 Jahre und einen Tag alt ist.",
+ "Eine Minderjährige. Im Alter von 3 bis 12 Jahren und einem Tage.",
+ "hat aber keinen Anspruch auf Strafgeld. Dies ist nach dem Talmud (Ket. 40b) nur die Ansicht des R. Meir. Nach den Weisen aber findet auch bei der Minderjährigen von 3 Jahren an Geldstrafe statt, weil das Wort נערה, das bis auf eine Stelle Deut. 22, 19, die vom Verleumder handelt, „nicht voll“, d. h. defect (נער) geschrieben ist, jedes Mädchen begreift, das „noch nicht die volle geschlechtliche Reife“ erlangt hat. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha.",
+ "Ein Mädchen. S. Note 1a.",
+ "kann aber nicht verkauft werden. In Ned. 76a wird dies durch folgenden Schluss (ק״ו) abgeleitet: wenn schon das Mädchen, das der Vater zur Sklavin verkauft hat, mit dem Eintritt der Pubertät, d. i. mit 12 Jahren von selbst frei wird, so darf das Mädchen, das der Vater bis dahin nicht verkauft hat, von 12 Jahren an gewiss nicht mehr verkauft werden.",
+ "Die Mannbare. S. Jeb. VI, Note 20.",
+ "kann weder verkauft werden noch hat sie Anspruch auf Strafgeld. Ersatz für Beschämung und Wertverringerung hätte sie demnach wohl zu beanspruchen, wenn sie vergewaltigt ist. Ist sie verführt, so fallen auch diese Strafen fort, da vermutet wird, dass sie freiwillig auf Entschädigung verzichtet hat, vgl. Note 43. (R. Is. Alfasi)."
+ ],
+ [
+ "so bezahlt er die Beschämung und die Wertverminderung auf seine eigene Aussage. Obwohl er durch die Aussage, dass sie sich ihm freiwillig ergeben habe, den guten Ruf ihrer Familie schädigt und seine Beglaubigung wie eine Bestätigung des üblen Leumundes erscheint, ist er dennoch glaubwürdig und ersatzpflichtig. Hätte er erklärt, er habe sie vergewaltigt, so wäre er gewiss beglaubt, da er durch diese Aussage die Ehre der Familie nicht so sehr angreift.",
+ "er bezahlt aber kein Strafgeld. Nach dem Grundsatze: מודה בקנס פטור, wer freiwillig eingesteht, dass er Geldstrafe schuldig sei, ist von der Zahlung derselben befreit. Der Talmud (B. kamma 75a) leitet diesen Grundsatz aus Ex. 22, 8 ab, wonach einer dem andren nur dann das Doppelte zu zahlen hat, wenn „die Richter ihn verurteilen,“ also nicht infolge freiwilligen Geständnisses.",
+ "[geschlachtet und verkauft. In Ms. Or. 567, der ed. princ. und ed. Lowe fehlen die eingeklammerten Worte. Vielleicht soll dann angedeutet sein, dass, wenn Zeugen nachher erklärten, er habe das Tier geschlachtet und verkauft, er selbst aber dies nicht freiwillig eingesteht, der Dieb dennoch vom Ersatz des Vier- und Fünffachen frei ist; vgl. B. kamma VII, Note 18. (S. Straschun).",
+ "bezahlt aber nicht das Doppelte. Ex. 22, 3.",
+ "oder das Vier- und Fünffache. Ex. 21, 37.",
+ "N. Ich bin also verpflichtet, ein Sühnegeld zu zahlen, Ex. 21, 28—30.",
+ "getötet. Und mein Ochse ist ein stössiger, sodass ich (nach Ex. 21, 36) zu zahlen verpflichtet bin.",
+ "so bezahlt er auf seine eigene Aussage. Denn das Sühnegeld, das er zu zahlen hat, gilt nicht als Strafgeld (קנס), sondern als Ersatz (כופרא ממונא).",
+ "getötet. Und ich bin (nach Ex. 21, 32) verpflichtet, 30 Schekel zu zahlen.",
+ "so bezahlt er nicht auf seine eigene Aussage. Denn die Summe, die er zu erlegen hätte, gilt nicht als Ersatz, sondern als Strafgeld, da sie von dem eigentlichen Werte des Sklaven unabhängig ist.",
+ "Dies [nämlich] ist die Regel. Durch diese Formel, die in der Mischna gewöhnlich noch andre, nicht genannte Fälle unter die Regel rubriciert, sollen hier noch folgende zwei Fälle in der Regel einbegriffen sein: 1) Der Verleumder, der nach Deut. 22, 19 eine Strafe von 100 Schekel zu zahlen hat, ist von der Zahlung frei, sobald er sich selbst der Verleumdung bezichtigt, da diese Summe nicht als Ersatz, sondern als Strafgeld betrachtet wird, welches von der Person der Verleumdeten ganz unabhängig ist. 2) Der Herr, der seinem Sklaven ein Auge oder einen Zahn ausschlägt und ihn dafür nach Ex. 21, 26. 27 freilassen muss, ist dieser Pflicht enthoben, sobald er sich selbst jenes Vergehens bezichtigt. Denn da die Freilassung eine Entschädigung ist, die in der Regel den Wert des zugefügten Schadens übersteigt, so ist sie nicht als „Ersatz“ für das verstümmelte Glied, sondern als „Strafe“ (קנס) zu betrachten (Tos.).",
+ "zahlt auf seine eigene Aussage nicht. Nach dem Talmud (Ket. 41b) ist zuweilen auch derjenige frei, der weniger bezahlen muss, als der Schaden beträgt. Wenn z. B. ein zahmer Ochse (תם) den Ochsen eines Andren tötet, so ist der Eigentümer des ersteren von der Zahlung des halben Schadens frei (Ex. 21, 35), sobald er selbst seine Schuld eingesteht; denn diese Summe, die er zu zahlen hätte, gilt nicht als „Ersatz“, sondern als „Strafe“ (קנס) dafür, dass er seinen Ochsen nicht genügend überwacht."
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+ "Wenn ein Mädchen. Ket. III, Note 1a.",
+ "so gehört das Geld für ihre Beschämung und ihre Wertverminderung sowie ihr Strafgeld ihrem Vater. Aus Ket. III, 4 war bereits zu schliessen, dass diese Strafgelder nicht bloss bei der Vergewaltigten, sondern auch bei der Verführten dem Vater gehören; denn es konnte dort nicht gemeint sein, dass der Verführer diese Gelder an das Mädchen zu zahlen habe, da dieses ja vermutlich darauf verzichten würde, nachdem es sich ihm freiwillig ergeben. Der erste Satz unsrer Mischna ist nur in Hinsicht auf die nun folgenden Fälle wiederholt und will sagen, dass auch bei der Verführten, die nicht nach dem Tode ihres Vaters vor Gericht gestanden, das Geld ihr selbst zukommt und ein Verzicht ihrerseits im Moment der Beiwohnung wirkungslos ist, da diese noch zu Lebzeiten ihres Vaters geschah.",
+ "bei der Vergewaltigten. Der Ausdruck תפוסה ist mit Rücksicht auf ותפשה Deut. 22, 28 gewählt.",
+ "bevor der Vater gestorben war. Und der Verführer wurde zur Zahlung dieses Geldes verurteilt.",
+ "Starb der Vater. Nachdem sie im Alter zwischen 12 und 12½ Jahren vor Gericht gestanden und dieses das Urteil gesprochen hatte.",
+ "so gehört es den Brüdern. Da ihr Vater es zu beanspruchen hatte und sein Recht auf seine Söhne vererbt.",
+ "Konnte. הספיק von ספק = שפק (I. Kön. 20, 10), hinreichen, genügen; hier = genügend Zeit haben.",
+ "so gehört es ihr selbst. Denn der Vater kann wohl sein Geld, aber nicht das Recht, das er an seiner Tochter hat, auf seine Kinder vererben. In Ket. 43a wird dies also begründet: Es heisst Lev. 25, 46: „Ihr sollt sie (die Sklaven) euren Kindern nach euch vererben,“ die Sklaven dürft ihr wohl auf eure Söhne vererben, aber nicht eure Töchter resp. das Anrecht, das ihr an diesen habt. Überdies hätte vielleicht der Verführer, wenn es noch bei Lebzeiten des Vaters zum Prozess gekommen wäre, sein Vergehen freiwillig eingestanden und wäre dadurch von der Zahlung des Strafgeldes befreit (s. Ket. III, Note 60); es kann deshalb die Summe, die er zu erlegen hätte, nicht als ein dem Vater „geschuldetes Geld“ (ממונא) betrachtet werden, das dieser auf seine Kinder vererben könnte. Das Geld für die Beschämung sowie für die Wertverminderung, das, weil von der Schätzung des Gerichtes abhängig, eigentlich nicht als „Strafgeld“ (קנסא) betrachtet und deshalb wohl vererbt werden könnte, ist dennoch an die Tochter zu zahlen, weil es auch in andrer Beziehung dem Strafgelde gleich geachtet wird; Ket. 42b. Nach R. Nissim gehört es in der Tat den Brüdern.",
+ "A. L.: R. Simon sagt: konnte sie es nicht mehr erheben, bevor der Vater gestorben war, so gehört es ihr selbst. In der Mischna ed. princ., der ed. Lowe sowie Ms. Or. 567 fehlen die eingeklammerten Worte, desgleichen in der Mischna des R. J. Alfasi. Sie sind offenbar aus dem zweiten Teile der Mischna hierher gekommen.",
+ "bevor sie mannbar. S. Jeb. VI, Note 20.",
+ "so gehört es ihr selbst. Obwohl sie noch bei Lebzeiten des Vaters vor Gericht gestanden hat; denn aus dem Worte ונתן Deut. 22, 29 wird geschlossen, dass die Thora dem Vater das Geld erst dann zuerkannt hat, nachdem es ihm gegeben ist. Solange dieses nicht geschehen ist, hat er, auch wenn das Urteil bereits gefällt war, es noch nicht als sein Eigentum zu betrachten und kann es daher auch nicht vererben. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon.",
+ "Der Ertrag ihrer Händearbeit. Den sie bei Lebzeiten ihres Vaters verdient hat.",
+ "selbst wenn sie [jenen] noch nicht erhoben. Dies kann sich nur auf den Ertrag ihrer Händearbeit beziehen, denn den Fund hat sie sofort in Händen und von niemand zu erheben.",
+ "als der Vater starb. Ed. princ. und ed. Lowe lesen ומת.",
+ "den Brüdern. Die Zusammenstellung ihres Verdienstes mit ihrem Funde will nur Folgendes besagen: So wie nur das, was sie bei Lebzeiten ihres Vaters findet, diesem gehört als Entschädigung für die Kosten ihres Unterhalts (s. M. 4), das aber, was sie später findet, ihr verbleibt und nicht etwa den Brüdern zufällt, weil diese die Schwester ohnedies zu unterhalten verpflichtet sind (s. M. 11), ebenso gehört nur das, was sie bei Lebzeiten des Vaters verdient, diesem und fällt daher seinen Söhnen als Erbe zu, selbst wenn sie den Verdienst noch nicht eingezogen hatte; was sie jedoch nach dem Tode ihres Vaters verdient, gehört ihr selbst und kann vom Vater den Söhnen nicht vermacht werden, s. Note 8."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand seine Tochter. Die noch nicht 12½ Jahr alt war.",
+ "er sie dann [nochmals] verlobte und sie Witwe. Die Mischna mochte nicht annehmen, dass sie zweimal Witwe wurde, weil eine solche eine dritte Ehe nicht mehr eingehen soll, da man vermutet, dass sie auch ihren dritten Mann durch Tod verlieren werde (Rabbi, Jeb. 64b). Aus dem gleichen Grunde nimmt die Mischna nicht an, dass sie zweimal geschieden wurde, da sie auch dann eine neue Ehe nicht mehr eingehen soll. S. Eb. haëser 9, 1 Anm.",
+ "so gehört ihre Ketuba. Die sie von beiden Verlobungen her zu beanspruchen hat. Die Mischna handelt hier entweder von dem Falle, dass der Verlobten eine Ketuba ausgestellt war (R. Nissim) oder sie vertritt die Ansicht, dass eine Verlobte die Auszahlung der Ketuba auch dann zu fordern hat, wenn diese ihr nicht ausdrücklich verschrieben ist; vgl. Jeb. XV, Note 53 (wo übrigens am Schlusse Cap. 55, § 6 zu lesen ist).",
+ "dem Vater. Weil sie als Minderjährige noch unter väterlicher Gewalt steht.",
+ "so gehört ihre Ketuba. Auch die Ketuba, die sie von dem ersten Manne zu beanspruchen hat.",
+ "ihr. Da sie von dem Moment der vollzogenen Eheschliessung an nicht mehr unter väterlicher Gewalt steht. Entscheidend aber ist die Zeit, da die Ketuba erhoben wird, nicht da sie ge- schrieben ist.",
+ "die erste gehört dem Vater. Weil diese vor der ersten Eheschliessung geschrieben wurde, als sie noch unter väterlicher Gewalt stand; massgebend aber ist der Moment, in dem die Ketuba ausgestellt wurde. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Jehuda.",
+ "zu ihm. Die Worte אמרו לו fehlen in der Mischna ed. princ.; die Worte משהשיאה וכו׳ können auch noch von R. Jehuda gesprochen sein.",
+ "sobald. Das eingeklammerte אם findet sich im Ms. Or. 567 sowie in den Talmudausgaben."
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+ [
+ "Wenn mit einer Proselytin zugleich ihre Tochter übergetreten ist. Die Mischna handelt nicht von dem einfachern Falle, dass eine Proselytin Unzucht getrieben hat, weil angedeutet werden soll, dass dieses Gesetz auch gilt, wenn das Mädchen in einem Alter von noch nicht 3 Jahren übergetreten ist, wo es nur mit der Mutter (oder dem Vater) gemeinsam Jüdin werden kann, da eine freie Willenserklärung zu dieser Zeit ausgeschlossen ist. S. Ket. I, Note 17.",
+ "und diese Unzucht treibt. Während sie mit einem andren Manne verlobt ist.",
+ "so wird sie erdrosselt. Selbst wenn sie in einem Alter von noch nicht 3 Jahren Jüdin wurde und anzunehmen ist, dass sie Jungfrau war, als sie Unzucht trieb, da, wenn sie vor jenem Alter vergewaltigt worden wäre, die Zeichen ihrer Jungfrauschatt sich von selbst wieder einstellen würden; Nid. V, 4. Sie wird nicht gesteinigt, weil das Wort בישראל Deut. 22, 21 andeuten will, dass dies nur bei einer geborenen Jüdin der Fall ist. Sie wird vielmehr wie jede Ehebrecherin mit Erdrosselung bestraft, Lev. 20, 10 und Sanh. XI, 1.",
+ "die Thür des Vaterhauses. Wie es bei einer geborenen Jüdin zu geschehen hatte (Deut. 22, 21), um gleichsam den Eltern zuzurufen: „Sehet, solche Kinder habt ihr grossgezogen!“ (Ket. 45a).",
+ "Sela statt. Wenn ihr Mann sie beschuldigt, die Zeichen der Jungfrauschaft bei ihr nicht vorgefunden zu haben und sich dies als Verleumdung erweist, so braucht er ihrem Vater nicht die 100 Silberstücke (Sela = Schekel) zu zahlen, da auch das Gesetz Deut. 22, 13—19 nur von einer geborenen Jüdin handelt.",
+ "Wurde sie empfangen. הורה ist substantivisch gebrauchter Infinitiv im passiven Kal von הרה, „empfangen werden, schwanger sein“; vgl. הרו Jes. 59, 13. S. Barth, Nominalbildung § 51a.",
+ "noch nicht heilig. D. h. durch den Übertritt zum Judentum geweiht.",
+ "so wird sie gesteinigt. Das scheinbar überflüssige Wort ומתה Deut. 22, 21 will auch den Fall einschliessen, dass die Verurteilte von einer Mutter geboren ist, die erst während der Schwangerschaft Jüdin wurde.",
+ "Sela statt. Denn ומתה will andeuten, dass nur die Strafe die gleiche sein soll wie bei einer geborenen Jüdin.",
+ "Hat sie. Die als Jüdin Geborene.",
+ "die Thür des Vaterhauses. Wenn der Vater kein Haus besass.",
+ "dass so [zunächst] die Pflicht sei. Die Vollziehung der Todesstrafe ist aber nicht durch die Existenz des Vaters oder des Vaterhauses bedingt."
+ ],
+ [
+ "Der Vater hat die Vollmacht über seine Tochter. Solange sie noch nicht 12½ Jahre alt ist.",
+ "über das Geld. Das der Mann zahlt, um sie sich dadurch zur Frau zu erwerben. Im Talmud (Ket. 46a) wird dies aus den scheinbar überflüssigen Worten אין כסף Ex. 21, 11 abgeleitet. Es heisst hier, dass die als Sklavin Verkaufte „umsonst, ohne Geld“ entlassen wird. Das will sagen: nur wenn sie aus der Gewalt des Herrn entlassen wird, so hat dieser kein Geld zu beanspruchen, wenn sie aber aus der Gewalt eines Andren, z. B. des Vaters durch Eingehung einer Ehe scheidet, so hat dieser wohl Geld zu beanspruchen.",
+ "über den Schein. Er hat das Recht, den Schein, durch den die Eheschliessung erfolgt, in Empfang zu nehmen und nach Belieben zu verwenden.",
+ "und über die Beiwohnung. Er hat das Recht, seine Tochter einem beliebigen Manne zur Beiwohnung zu übergeben, um dadurch die Eheschliessung zu vollziehen. Dies gilt jedoch nur für ein Mädchen unter 3 Jahren. Dass die beiden letztgenannten Rechte dem Vater ebenso zustehen, wie das erstgenannte, folgt aus והיתה לאיש אחר, „sie wird eines Andren Frau“, Deut. 24, 2, wo zwischen den verschiedenen Arten der Eheschliessung kein Unterschied gemacht ist. Die Ableitung dieser 3 Formen der Eheschliessung aus der Schrift s. zu Kid. I, 1.",
+ "auch hat er das Recht an ihrem Funde. Damit Feindschaft zwischen dem Vater und seiner Tochter verhütet werde und er sich nicht weigere, sie zu ernähren.",
+ "und an ihrer Händearbeit. Da der Vater das Recht hat, seine minderjährige Tochter zu verkaufen, so hat er gewiss das Recht auf ihren Erwerb. Dass er dies Recht aber auch hat, wenn sie zwischen 12 und 12½ Jahren ist (נערת), wird aus den Worten בתו לאמה Ex. 21, 7 abgeleitet, welche besagen wollen: wie die Händearbeit einer Magd ihrem Herrn gehört, ebenso gehört auch die Händearbeit einer Tochter ihrem Vater.",
+ "sowie ihre Gelübde aufzulösen. Aus den Worten בנעריה בית אביה Num. 30, 17 folgt, dass sie hinsichtlich ihrer Gelübde „in der Gewalt ihres Vaters steht, solange sie noch ein Mädchen (נערה) ist“, und nach Vers 6 (ibid.) hat er das Recht ihre Gelübde aufzulösen.",
+ "er nimmt ihren Scheidebrief in Empfang. Wenn sie unter 12½ Jahren sich verlobte und dann geschieden wurde. In Deut. 24, 2 ist … והיתה … ויצאה, d. h. die Scheidung von dem einen und die Eheschliessung mit einem andren Manne zusammengestellt, um zu lehren, dass dem Vater das Recht auf den Scheidebrief ebenso zusteht, wie das auf das Traugeld.",
+ "hat aber nicht die Nutzniessang [ihres Vermögens. Das ihr von Verwandten ihrer Mutter, z. B. ihrem Grossvater zufällt. Bei dem Vater ist nicht zu befürchten, dass er sich der Pflicht der Auslösung seiner Tochter entziehen wird, s. Note 46.",
+ "bei ihrem Leben. Er beerbt sie erst nach ihrem Tode.",
+ "dass er auch die Nutzniessung bei ihrem Leben hat. Damit er bereit ist sie loszukaufen, wenn sie gefangen wird.",
+ "auch ist er verpflichtet sie zu ernähren. Ex. 21,10. In der Mischna sind noch die beiden andren, in diesem Verse genannten Pflichten zu ergänzen.",
+ "sie loszukaufen. Wenn sie gefangen wird.",
+ "und zu beerdigen. Als Entgelt für diese Verpflichtung hat er das Recht ihrer Beerbung.",
+ "selbst der Aermste in Israel soll. Bei der Trauerfeier, die er für seine Frau veranstaltet.",
+ "nicht weniger als zwei Flöten und ein Klageweib nehmen. Sobald dies in seiner Familie Sitte ist, wenngleich seine Frau einem niedrigeren Stande angehört, in dem dieses nicht Brauch ist. Denn für die Pflichten des Mannes gegenüber seiner Frau gilt der Grundsatz: עולה עמו ואינה יורדת עמו, „sie steigt mit ihm, aber sie fällt nicht mit ihm“ (Ket. 48a), d. h. wenn er einem höhern, sie aber einem niedern Stande angehört, so hat er sie seinem höhern Stande gemäss zu behandeln; wenn er jedoch einem niedern, sie aber einem höhern Stande angehört, so darf er sie nicht seinem niedern Stande gemäss behandeln, sondern ist verpflichtet, ihr eine Behandlung zu gewähren, wie sie ihrem frühern Stande entspricht. So entscheidet die Halacha. Nach den Weisen unsrer Mischna, die diese Bedingung nicht machen, gilt jener Grundsatz nur für die Behandlung beim Leben der Frau, aber nicht mehr nach ihrem Tode."
+ ],
+ [
+ "bleibt solange in der Gewalt des Vaters. Hinsichtlich aller in der vorigen Mischna aufgezählten Rechte. Ist sie die Tochter eines Nichtpriesters und mit einem Priester verlobt, so darf sie noch keine Hebe geniessen, da sie in der Gewalt des Vaters steht; s. Ket. V, 3.",
+ "A. L.: in das Trauzelt. So liest die Mischna ed. princ., ed. Lowe und Ms. Or. 567 anstatt לנשואין.",
+ "Übergiebt sie der Vater den Boten des Mannes. Um sie dem Gatten zuzuführen.",
+ "so ist sie in der Gewalt des Mannes. Nach dem Grundsatze: שלוחו של אדם כסותו, „der Bevollmächtigte steht dem Vollmachtgeber gleich“, d. h. die Handlungen des Bevollmächtigten sind rechtlich ebenso wirksam, als wären sie von dem Vollmachtgeber selbst vollzogen.",
+ "Übergeben sie die Boten des Vaters. Die den Auftrag hatten, sie dem Gatten zuzuführen.",
+ "denen des Mannes. Sie trafen die Boten des Gatten, wenn auch nicht diesen selbst."
+ ],
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+ "Der Vater ist nicht verpflichtet seine Tochter. Oder seinen Sohn.",
+ "zu ernähren. Solange er lebt. Nach seinem Tode aber haben die Töchter ihren Unterhalt aus seinem Nachlass zu beanspruchen (s. M. 11), und die Söhne erben zu gleichen Teilen nach Abfindung der Mutter. Die Halacha jedoch entscheidet auf Grund der Verordnungen zu Uscha und der Aussprüche der Weisen (Ket. 50a) folgendermassen: Bis zum Alter von 6 Jahren müssen die Kinder vom Vater ohne weiteres ernährt werden, selbst wenn ihnen von andrer Seite, z. B. den Verwandten mütterlicherseits Vermögen zufällt. Von da ab kann man den Vater, wenn er nicht notorisch vermögend ist, nicht zwingen, die Kinder zu ernähren, aber man sucht ihn durch gütliches Zureden oder strenge Verweise zur Erfüllung seiner Vaterpflicht zu bewegen. Sobald die Kinder erwachsen sind, hört für den Vater, auch wenn er reich ist, diese Pflicht auf, sofern sie imstande sind sich selbst zu ernähren. S. Maim. Hil. Ischut XII, 14. 15; Eb. haëser 71, 1.",
+ "Diese Lehre. Diese Formel, die in der Regel bei der Erklärung oder Ausdeutung eines Schriftverses angewendet wird (vgl. Schek. VI, 6), bezieht sich hier auf einen nichtbiblischen Text, den Wortlaut der Ketuba, vgl. Tos. Ket. IV, 9.",
+ "den Weisen in dem Weinberg. Eine Bezeichnung für die Hochschule, s. Eduj. II, Note 35.",
+ "Die Söhne erben. S. M. 10.",
+ "und die Töchter werden ernährt. S. M. 11. Man sollte eigentlich neben הבנות die weibliche Form des Verbs erwarten; indess ist diese Femininform des Plurals in der Mischna nicht gebräuchlich. Die Stelle in Ned. IX, 10: בנות ישראל אל ר׳ ישמעאל בכינה beweist nichts dagegen, da diese nur eine Anlehnung an II. Sam. 1, 24 ist."
+ ],
+ [
+ "weil dies ein gerichtliches Abkommen. תנאי = ܬܶܢܘܰܝ, Vertrag, Verabredung, Bedingung, Abkommen, Institution; s. Barth, etymol. Studien S. 67. Vgl. auch Seb. IV, 6.",
+ "die mir gehören. Ed. Lowe liest דאיתיין.",
+ "so ist er dennoch [zur Zahlung des Ganzen] verpflichtet. Und alle seine Güter haften; vgl. die Einleitung, S. 92."
+ ],
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+ "und wenn es eine Priesterfrau. Die der Mann, wenn sie gefangen worden ist, nicht zur Frau behalten darf, weil vermutet wird, dass sie in der Gefangenschaft vergewaltigt ist; s. Ket. II, Note 51.",
+ "so ist er dennoch dazu verpflichtet. Im erstem Falle muss er sie wieder zur Frau nehmen und ihr, wenn er sich von ihr scheidet, die Ketuba auszahlen. Im letztern Falle muss er sie in ihre Heimat zurückbringen, sich von ihr scheiden und ihr die Ketuba auszahlen.",
+ "weil dies ein gerichtliches Abkommen ist. Die Mischna ed. Lowe liest: לא כתב לה אם תמותין אקבריניך דאין תשבאין אפרקוניך אתביניך לי לאינתו ובכוהנות אחזריניך למדינתה חייב שהוא תנאי בית דין."
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+ [
+ "so ist er dazu nicht befugt. Er muss sie vielmehr loskaufen und wieder zur Frau nehmen, später darf er sich dann von ihr scheiden.",
+ "so ist er dazu befugt. Die Pflicht, sie heilen zu lassen, gehört zu den Unterhaltspflichten (מזונות), die ihm obliegen, wofür ihm das Recht auf ihren Erwerb zusteht; er kann deshalb darauf verzichten, um jener Pflicht enthoben zu sein. Die Pflicht, sie loszukaufen, obliegt ihm aber, weil er das Recht der Nutzniessung an ihrem Vermögen hat (Note 46). Für diese Leistung der Frau hatte er bis zu dem Momente der Gefangennahme keine Gegenleistung aufzuweisen; er darf sich deshalb jener Pflicht nicht entziehen."
+ ],
+ [
+ "die Du von mir haben wirst. Ed. Lowe liest: דיחויין לי מיניך.",
+ "sollen. Falls Du vor mir stirbst und ich Dich beerbe.",
+ "den sie mit ihren Brüdern. Die sie bekommen werden, wenn ich eine zweite Frau heirate.",
+ "so ist er dennoch dazu verpflichtet. Es heiratet z. B. jemand eine Frau, der er eine Ketuba von 800 Denar verschreibt und bekommt von ihr 2 Söhne. Diese Frau stirbt, und er heiratet eine zweite Frau, der er nur die üblichen 200 Denar verschreibt, und bekommt von ihr gleichfalls 2 Söhne. Auch diese Frau stirbt, und er hinterlässt bei seinem Tode ein Vermögen von 4000 Denar. Würden nun die 4 Söhne zu gleichen Teilen erben (abgesehen davon, dass hier der Erstgeborene ⅕ mehr zu beanspruchen hat, Deut. 21, 17), so kämen auf jeden von ihnen 1000 Denar. Die Mischna lehrt nun, dass zunächst die Söhne der ersten Frau die Ketuba von 800 und die der zweiten die Ketuba von 200 Denar erben. Das übrige Vermögen im Betrage von 3000 Denar erben dann alle 4 Söhne zu gleichen Teilen, sodass im Ganzen jeder Sohn der zweiten Frau 850, jeder Sohn der ersten Frau aber 1150 Denar erhält. In dieser Weise jedoch findet die Verteilung des Nachlasses nur dann statt, wenn, wie in dem genannten Beispiele, der Nachlass mindestens einen Denar mehr beträgt als die Summe der beiden Ketubot, weil dann an diesem Denar das Thoragesetz, welches bei der Erbschaft die Kinder in gleicher Weise berücksichtigt, erfüllt werden kann. Andrenfalls aber erben die Kinder zu gleichen Teilen, weil sonst das Thoragesetz illusorisch gemacht würde. Vgl. Ket. X, 2.",
+ "weil dies ein gerichtliches Abkommen ist. Diese Anordnung, dass die Söhne die Ketuba ihrer Mutter ausser ihrem Pflichtteil erben, ist deshalb getroffen, damit die Väter ihre Töchter nicht zurücksetzen, sondern ihnen ebensoviel verschreiben, wie ihren Söhnen (Ket. 52b)."
+ ],
+ [
+ "Die weiblichen. Das נוקבן ist überflüssig, da בנן schon „Töchter“ bedeutet; es ist nur wegen des Parallelismus mit בנין דכרין der vorigen Mischna hinzugefügt.",
+ "sollen in meinem Hause verbleiben. Nach meinem Tode. Denn bei seinen Lebzeiten haben die Kinder eigentlich keinen Anspruch auf Alimentierung, s. M. 6. Ed. Lowe liest hier (nach Verbesserung des Textes): איגון יהוין יתבן בביתי בנן נוקבן דיהוין ליך מני.",
+ "und von meinem Vermögen ernährt. Sowie mit allem, was zum Unterhalt notwendig ist, versehen.",
+ "bis sie sich mit Männern verheiraten. יתנסבן ist Ithpeel von נסב = ܢܣܰܒ = נשא nehmen, heiraten. Die Form יתנסבן, die auch ed. Lowe hat (nur dass hier יתנסבין verschrieben ist), ist die nach der Analogie der starken Verba gebildete. Wenn unsre Mischnaausgaben תנסבן = תינסבן lesen, so ist hier das Präfix ת statt י nach Analogie des Singulars gesetzt, wie im Jerus. Targum zu Gen. 41, 36 תהוויין, Deut. 28,32 תתוקפון. Vgl. Dalman, Grammatik des jüd.-paläst. Aram. S. 213.",
+ "so ist er dennoch dazu verpflichtet. Und sobald die Töchter sich verloben, verlieren sie diesen Anspruch, auch wenn sie noch nicht 12 Jahre alt sind; nach manchen Decisoren nur dann, wenn sie sich im Alter zwischen 12 und 12½ Jahren verloben. S. Eb. haëser 112, 3 Anm. Sind sie 12½ Jahre alt geworden, so haben sie unter keinen Umständen mehr Anspruch auf Alimente aus dem Nachlass des Vaters."
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+ [
+ "solange Dein Witwenstand in meinem Hause. Die Wiederholung des בביתי will andeuten, dass dies Haus auch wohnlich und ihrem Stande entsprechend sein muss; vgl. Ket. XII, 3.",
+ "dauert. Die Mischna ed. Lowe liest ebenfalls מגד, Infinitiv von אגד = dauern. Ed. princ., Ms. Or. 567 und die Talmudausgaben lesen מיגר von גור, weilen, währen.",
+ "können sie ihr die Ketuba auszahlen und sie entlassen. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des erstgenannten Brauches, dass die Witwe solange Anspruch auf Ernährung aus dem Nachlasse ihres Mannes hat, als sie sich nicht wieder verheiratet oder die Ketuba gerichtlich einfordert; Eb. haëser 93, 3."
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+ "gesagt haben. Ket. I, 2.",
+ "Mine hinzufügen. Er darf sogar die Zulage zu dem festgesetzten Betrage der Ketuba hinzurechnen und etwa schreiben: „Ich gebe Dir als jungfräuliche Morgengabe die Summe von 100 Minen, die Dir gebührt.“ Es ist hierbei nicht darauf Rücksicht zu nehmen, dass Aermere sich dadurch vielleicht zurückgesetzt fühlen könnten. Aus dem Umstande aber, dass es erlaubt war, die Ketuba der Priesterfrauen zu erhöhen (Ket. I, 5), war noch nicht zu schliessen, dass eine solche Zulage in allen Fällen gestattet ist, da man vermuten könnte, dass nur bei Priestern eine Erhöhung zulässig ist, weil man diese überhaupt auszeichnen muss, Lev. 21, 8.",
+ "so hat sie Alles. Auch die freiwillige Zulage. Diese wird תוספת כתובה genannt.",
+ "dass er sie heimführen werde. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "ich habe eine Mine. Also nur 100 Denar.",
+ "Sus erhalten. Da die Ketuba von den Rabbinen nur zum Vorteil der Frau angeordnet ist, um nämlich dem Manne die Scheidung zu erschweren (s. Ket. Einleitung), so kann sie auf diesen Vorteil verzichten. Dieser Verzicht muss jedoch schriftlich erklärt sein; wäre er aber beiderseits nur mündlich verabredet, so wäre er ungiltig; denn eine Bedingung, die mit einer Vorschrift der Thora im Widerspruch steht, ist ungiltig, s. B. mezia VII, 11. Nun ist zwar die Ketuba nach R. Jehuda wie nach den meisten Weisen nur eine rabbinische Institution, und überdies wäre hier die Bedingung giltig, auch wenn sie gegen eine biblische Satzung verstiesse, da es sich hier um Geldsachen handelt und Jeder auf Geld freiwillig Verzicht leisten kann (ibid. Note 64). Allein R. Jehuda ist der Ansicht, dass die Rabbinen für ihre Institutionen einer stärkern Stütze bedurften, um ein Übertreten zu verhüten, als sie selbst für Gebote der Thora nötig ist (חכמים עשו חזוק לדבריהם יותר משל תורה, Ket. 56a). Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Jehuda.",
+ "so ist es. Das eheliche Zusammenleben.",
+ "als Unzucht zu betrachten. Nach R. Meir ist die Ketuba eine Institution der Thora und darum die Bedingung, ihr weniger zu geben, als ihr zukommt, hinfällig; sie hat vielmehr die ganze Ketuba zu beanspruchen. Gleichwohl gilt sein bisheriges Zusammenleben mit seiner Frau als ein unzüchtiges, da sie in dem Glauben die Ehe einging, dass sie nicht den vollen Betrag der Ketuba zu erwarten habe. Die Halacha entscheidet auch in diesem Sinne."
+ ],
+ [
+ "sobald. D. h. von dem Tage an, da u. s. w.",
+ "der Mann. Der sie sich bereits angetraut, aber noch nicht heimgeführt hat.",
+ "sie [zur Hochzeit] auffordert, 12 Monate Zeit. Im Talmud (Ket. 57b) wird dies aus Gen. 24, 55 abgeleitet, wo es heisst: „Das Mädchen möge noch ein Jahr (ימים) oder 10 Monate bei uns bleiben.“ Hier ist mit dem unbestimmten ימים ein Jahr gemeint, wie in Lev. 25, 29, wo aus dem Zusammenhange sich ergiebt, dass ימים nur ein Jahr bedeuten kann.",
+ "um sich auszustatten. פרנס = ܦܰܪܢܶܣ, ausstatten, versorgen, unterhalten, ernähren; hier = sich mit Kleidungsstücken, Hausgeräten u. dergl. versehen.",
+ "so gewährt man sie auch dem Manne. War er unverheiratet, so giebt man ihm 12 Monate Frist, war er ein Witwer, nur 30 Tage, gleichviel, ob die Braut eine Jungfrau ist oder nicht. So R. Ascher. Nach Maim. Hil. Ischut X, 18: „man giebt dem Manne soviel Zeit wie der Braut“, gleichviel, ob er Witwer ist oder nicht.",
+ "um sich auszustatten. Um die Vorbereitungen zur Hochzeitsfeier zu treffen.",
+ "der Witwe. Die erst nach der Heimführung, nicht bereits nach der Trauung den Mann verloren.",
+ "Tage Zeit. Da sie schon von ihrer ersten Ehe mit allem Notwendigen versehen ist.",
+ "Ist die Zeit gekommen und haben sie nicht geheiratet. Wörtlich: sie (die Frauen) sind nicht heimgeführt worden, weil der Mann verhindert war. Die Lesart ist hier נישאו (Niphal), wie aus Ket. 2b hervorgeht, לא נשאו לא קתני אלא לא נישאו; auch Alfasi und ed. Lowe lesen נישאו. Aus Tos. z. St. (s. V. לא) geht hervor, dass zwar die Lesart in der Mischna לא נשאו lautete, aber die Lesung נישאו überliefert war, מקובלין היו כך לקרות לא נישאו. Ms. Or. 567 und ed. Lowe haben hier noch den Zusatz: או שמתו בעליהם.",
+ "so werden sie von seinem Vermögen unterhalten. Der Mann ist verpflichtet sie zu ernähren.",
+ "und dürfen auch Hebe geniessen. Wenn der Mann ein Priester ist und sie Töchter von Nichtpriestern sind. Hier ist es bereits der Verlobten erlaubt, Hebe zu geniessen, weil der Mann ihr, sobald der Termin zur Hochzeit gekommen ist, eine besondre Wohnung einräumt und somit nicht mehr zu befürchten ist, dass sie auch ihren Geschwistern von der Hebe verabreichen wird; s. Jeb. VII, Note 7a.",
+ "man darf ihr Alles in Hebe geben. Und sie kann, wenn sie unrein wird und Hebe nicht geniessen darf, diese verkaufen und für den Erlös Profanes kaufen. Nach dem Talmud gilt dies nur für den Fall, dass sie eine Priestertochter ist, die da weiss, dass man in levitischer Unreinheit keine Hebe geniessen darf, und auch dann nur für den Fall, dass sie noch verlobt und daher noch im Hause ihres Vaters ist, wo ihre Angehörigen sich bemühen werden, die Hebe nötigenfalls zu verkaufen. Wenn sie aber die Tochter eines Nichtpriesters ist, die nicht gewohnt ist mit Hebe umzugehen, oder wenn sie bereits verheiratet und daher in ihrer eigenen Wohnung verpflegt wird, stimmt R. Tarphon mit R. Akiba überein, dass man ihr nur zur Hälfte Hebe giebt, weil man ihr dann nicht zumuten kann, von Haus zu Haus zu gehen, um Käufer für die Hebe zu finden.",
+ "zur Hälfte Profanes. חולין = Profanes, Gewöhnliches, Ungeweihtes, in der Regel der Gegensatz zu Hebe oder zu Heiligem. — Man soll ihr zur Hälfte Profanes geben, damit sie für den Fall ihrer Unreinheit ohne weitere Bemühung Vorrat hat. So entscheidet auch die Halacha."
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+ "Der Levir. Der ein Priester ist und nun die kinderlos hinterbliebene Witwe seines Bruders heiraten soll.",
+ "berechtigt [sie] nicht zum Genusse von Hebe. Solange sie noch auf die Leviratsehe wartet; den Grund s. Jeb. VII, Note 19.",
+ "Hat sie 6 Monate. Von den 12 Monaten, die ihr zur Vorbereitung für die Ehe gewährt werden.",
+ "zugebracht. עשה, die Zeit zubringen; cf. Kohel. 6,12 מספר ימי חיי ויעשם כצל, Ruth 2,19 אשר עשתה עמו; und אשר עשיתי עמו.",
+ "während der Mann. Der sie sich angetraut, aber noch nicht heimgeführt hatte.",
+ "den sie auf den Levir wartete. Solange er lebte, hatte er noch nicht die Pflicht, die Verlobte zu ernähren, und selbst wenn diese Pflicht für ihn eingetreten wäre, hätte jene mit seinem Tode doch das Recht auf Hebe verloren.",
+ "während der Mann noch lebte. Statt dieses Falles hätte bei gleichem Nachsatz auch der gesetzt sein können, dass sie einige Zeit zugebracht, während der Mann noch lebte und dann 12 Monate, während sie auf den Levir wartete. Das חסר יום אחד ist nur wegen des Parallelismus mit dem vorhergehenden Falle angenommen. In dem Mscr. Or. 567 und der ed. Lowe fehlt dieser ganze Fall.",
+ "so darf sie Hebe nicht geniessen. Da sie auch bei Lebzeiten ihres Mannes, selbst wenn dieser ein Priester war, keine Hebe geniessen durfte, s. Jeb. VII, Note 7a.",
+ "So. Dass nämlich „die Frau Hebe geniessen darf, sobald die Zeit gekommen ist und sie nickt heimgeführt wurde“, s. M. 2.",
+ "lautet die erste Mischna. Dieser Ausdruck kann sowohl auf eine alte, vor der unsrigen bereits vollständig abgeschlossene Mischnasammlung hindeuten (vgl. Sanh. III, 4), oder aber eine einzelne alte Lehre im Gegensatz zu einer spätern bezeichnen. Wann speciell diese erste Mischna gelehrt worden ist, lässt sich nicht bestimmen, jedenfalls vor R. Akiba und R. Tarphon, da diese beiden Tannaiten darüber controversieren. S. auch Hoffmann, die erste Mischna, S. 5 u. 37.",
+ "bevor sie in das Trauzelt geführt ist. Weil vielleicht ein Leibesfehler an der Frau sich finden könnte, der die Giltigkeit der stattgehabten Trauung aufzuheben geeignet ist. Wenn er sie aber heimführt, so lässt er sie zuvor untersuchen, um sich Gewissheit zu verschaffen. — Was unter dem Ausdruck הכנס לחופה zu verstehen ist, ist unter den Decisoren streitig. Nach Maim. Hil. Ischut X, 1 bedeutet er, dass der Mann seine Frau, nachdem sie ihm vom Vater übergeben ist, in sein Haus nimmt, mit ihr einige Zeit allein ist und sie hiermit zu seiner Frau bestimmt. Nach R. Nissim (Ket. Anfang) ist dieses vertrauliche Zusammensein nicht erforderlich; der Ausdruck bedeutet nur die Aufnahme der Frau in sein Haus zum Zwecke der Eheschliessung."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand die Händearbeit seiner Frau. Die sie ihm zu leisten verpflichtet ist, s. M. 9.",
+ "so darf sie arbeiten und [den Ertrag dennoch] zu ihrem Unterhalt verwenden. Da der Mann das Recht auf ihre Händearbeit nur deshalb besitzt, damit er für die Unterhaltspflicht, die ihm obliegt, entschädigt werde, so kann die Frau erklären, sie verzichte auf ihren Unter- halt und beanspruche den Ertrag ihrer Arbeit für sich.",
+ "[Wenn er aber nur] den Überschuss. Das, was sie mehr verdient, als den Kosten ihres Unterhalts entspricht; den Ertrag ihrer Arbeit selbst aber hat er nicht geweiht. Der Überschuss ihres Verdienstes ist von den Weisen gleichfalls dem Manne zugesprochen als Entschädigung für die Silbermaah, die er ihr wöchentlich für ihren Bedarf geben muss (s. M. 9).",
+ "er ist heilig. Nach dem Talmud (Ket. 58 b) handelt hier die Mischna von dem Falle, dass er gesagt hat, der Überschuss solle nach dem Tode seiner Frau heilig sein, gleichviel ob er ihr die Maah gegeben hat oder nicht. R. Meir erklärt nun den Überschuss für heilig, obwohl es nicht häufig vorkommt, dass die Frau einen Überschuss erzielt und obgleich die Erklärung des Mannes sich erst auf eine spätere Zeit, nämlich auf die nach dem Ableben seiner Frau bezieht; denn nach R. Meir kann man auch einen Gegenstand, der noch gar nicht vorhanden ist, dem Heiligtum weihen (אדם מקדיש דבר שלא בא לעולם). Wenn er jedoch nur den Ertrag ihrer Arbeit weiht, den sie zu leisten verpflichtet ist, so bleibt dieser profan, sobald sie nur ausdrücklich auf ihren Unterhalt verzichtet, obgleich sie diesen in der Regel verdient und der Mann sich bereit erklärt, sie zu ernähren.",
+ "er ist profan. Denn man kann nicht dem Heiligtum etwas weihen, was noch gar nicht vorhanden ist. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "sie muss mahlen. Mit einer Handmühle. Bei einer grossen Mühle muss sie andre Verrichtungen besorgen, wie das Getreide in den Trichter tun, das Mehl aufsammeln u. dergl.",
+ "backen. Brot. Nach B. Kamma 82a war es eine der 10 Anordnungen des Esra, dass die Frau das Brot schon am frühen Morgen backen sollte, damit es für die Armen vorrätig sei.",
+ "waschen. Das Waschen ist hier gleich an dritter Stelle vor dem Kochen genannt, weil sie von diesen drei Arbeiten unter Umständen befreit ist, wenn sie nämlich eine Magd mitbringt, während sie dann zum Kochen noch verpflichtet ist; s. weiter (Tos. L. Heller).",
+ "ihr Kind. Aber nicht das Kind ihres Mannes von einer andren Frau oder das eines fremden Mannes, auch wenn sie dafür entschädigt werden soll.",
+ "ihm. לו fehlt in der Mischna zum jerus. Talmud.",
+ "das Bett machen und in Wolle. Aber nicht in Flachs an einem Orte, wo dieses nicht Landessitte ist, oder wenn dieses, wie bei römischem Flachs, der mit Speichel angefeuchtet wurde, Übelkeit des Mundes oder Affection der Lippen hervorruft (Ket. 61b).",
+ "Hat sie ihm eine Magd mit [in die Ehe] gebracht. Oder soviel Vermögen eingebracht, dass er ihr davon eine Magd anschaffen konnte, oder war er reich genug, ihr eine Magd zu halten, da er sie seinem höhern Stande gemäss versorgen muss, s. Ket. IV, Note 51.",
+ "so braucht sie ihm. In der ed. Lowe und der ed. princ. fehlt לו. Auch Tos. zu Ket. 4b s. v. והצעת las in der Mischna המטה אינה מצעת, was nach ihm auch bedeuten kann: sie braucht nicht die Betten für die übrigen Glieder der Familie zu machen, aber für ihren Gatten wäre sie dazu verpflichtet.",
+ "so kann sie im Lehnstuhl. Καϑέδϱα = Lehnstuhl, Sessel, Lager.",
+ "sitzen. Und braucht ihn in keiner Weise zu bedienen. Sie soll ihm jedoch den Wein einschenken, die Decken im Bett zurechtlegen u. dergl., um dadurch seine Zuneigung zu gewinnen und ihn inniger an sich zu fesseln.",
+ "Elieser sagt. Ed. Lowe liest hier ר׳ אליעזר בן יעקב.",
+ "so kann er sie doch zwingen in Wolle zu arbeiten. Und den Ertrag ihrer Arbeit darf er für sich behalten.",
+ "Sohn Gamliel’s. Mscr. Or. 567 liest רבן גמליאל.",
+ "auch. Obgleich sie in dem hier folgenden Falle auf seinen eigenen Wunsch sich der Arbeit enthält, muss er sie entlassen, geschweige dass er sie zur Arbeit zwingen darf, wenn sie gegen seinen Willen müssig geht.",
+ "wenn jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt. הדיר מ׳ = durch ein Gelübde jemand zwingen oder verpflichten, etwas zu unterlassen oder etwas zu entsagen.",
+ "sich der Arbeit zu enthalten. Wenn er nämlich sagt: „Der Genuss Deiner Bedienung sei mir versagt, wenn Du arbeitest“; nur in dieser Form ist ein solches Gelübde giltig, s. Ned. II, 1.",
+ "so muss er sie entlassen. D. h. die Ehe durch Scheidung trennen.",
+ "und ihr die Ketuba auszahlen. Sobald das Gelübde in 8 Tagen nicht aufgelöst wird und er unter der Bedienung „Beiwohnung“ verstand, s. folg. Mischna.",
+ "denn der Müssiggang führt zur Verwirrung [des Geistes. שעמום ein Hauptwort mit dem Präfix ש (wie שעבוד ,שחרור) von עמם = dunkel sein, Trübung, Verdunkelung, Verwirrung des Geistes. Der Targ. Onk. giebt תמהון לבב Deut. 28, 28 mit שיעממות לבא und der paläst. Targum שמה ibid. v. 37 mit שעמום wieder. — Die Differenz zwischen R. Elieser und R. Simon b. G. zeigt sich in dem Falle, wenn die Frau sich mit Spielen die Zeit vertreibt; hier ist wohl Unzucht, aber nicht Verwirrung des Geistes zu befürchten, da sie nicht völlig ohne Beschäftigung ist. Die Halacha entscheidet in letzterer Beziehung im Sinne des R. Simon b. G., bezüglich ihrer Pflicht zu arbeiten, auch wenn sie 4 oder mehr Mägde mitgebracht hat, nicht im Sinne des anonymen Tanna (ת״ק), sondern des R. Elieser (R. Ascher)."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Vgl. Eduj. IV, 10.",
+ "jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt seiner Beiwohnung. תשמיש המטה eigentl. „Bedienung des Bettes“, euphemistischer Ausdruck für „Beiwohnung.“ Die Mischna ist reich an Euphemismen auf sexuellem Gebiete, z. B. זקן התחתון Sanh. VIII, 1; בעל גבר Bechor. VII, 5; קבר Ohal. VII, 4; כבדה הבית Mikw. VIII, 4; תקן את הבית Nid. II, 1; פנים Nid. II, 3; חדר ,פרוזדור ,עלית Nid. II, 5. Nach einer Bemerkung der Mischna Sanh. VIII, 1 und Nid. VI, 11 „haben sich die Weisen eines reinen Ausdrucks bedient“, דברו חכמים בלשון נקיה.",
+ "zu entsagen. Wenn er sagt: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt“, s. Note 52.",
+ "zwei Wochen. Da sie zuweilen gezwungen ist, sich 2 Wochen des ehelichen Umgangs zu enthalten, wenn sie nämlich ein Mädchen geboren hat, Lev. 12, 5; und man vergleicht diese beiden Fälle miteinander, weil sowohl das Gelübde als die Geburt des Kindes der Mann bewirkt hat.",
+ "[muss sie dies zugeben. Nach Ablauf dieser Frist muss er entweder sein Gelübde lösen oder die Ehe durch Scheidung trennen.",
+ "nur eine Woche. Wie dies bei der Geburt eines Knaben (Lev. 12, 2) und für die Menstruierende von der Thora vorgeschrieben ist, Lev. 15, 19. Man vergleicht aber diese beiden Fälle, weil sie häufig sind. Die Menstruation ist eine häufige Erscheinung, und ebenso kann es leicht geschehen, dass der Mann im Zorne solches Gelübde tut; Geburten dagegen sind nicht so häufig. Die Halacha entscheidet im Sinne Hillels. — Diese Bestimmung gilt selbst für den Kameltreiber und den Schiffer, die ohnedies seltener ehelichen Umgang pflegen (s. weiter). Der Talmud (Ket. 62b) begründet dies mit dem Sprichwort: לו פת בסלו אינו דומה מי שיש לו פת בסלו למי שאין, „wer Brot in seinem Korbe hat, ist nicht mit dem zu vergleichen, der keines in seinem Korbe hat“, d. h. derjenige, der nach dem Essen noch etwas übrig behält, ist beruhigt, da er weiss, dass er morgen noch etwas zu essen hat; derjenige aber, der nichts zurückbehält, hat heute schon keine Ruhe, weil er sich um den morgigen Tag Sorgen macht. Auf unsren Fall angewendet: Wenn der Mann kein Gelübde tut, so empfindet sie die Trennung von ihm nicht so schmerzlich, weil sie da wenigstens hoffen kann, dass er früher zurückkommt und ihr dann die Möglichkeit zum ehelichen Umgang gegeben ist; wenn er dagegen ein Gelübde getan, das ihr diesen Umgang unmöglich macht, so hat sie selbst jene Hoffnung nicht mehr.",
+ "Tage lang fortbleiben. Nach den Weisen aber (Ket. 62b) 2—3 Jahre; und so entscheidet auch die Halacha. Mit Erlaubnis ihrer Frauen dürfen sie fortbleiben, solange sie wollen.",
+ "die Arbeiter. Selbst diejenigen, die Nachts in ihrer Wohnung sich aufhalten.",
+ "eine Woche. Obgleich sie eigentlich zweimal wöchentlich ehelichen Umgang zu pflegen haben.",
+ "die Unbeschäftigten. טיל = Müssiggänger, von טייל = ܛܰܝܶܠ lustwandeln, müssiggehen, das sich im palästinensischen Targum für das hebr. דרך ,הלך findet, z. B. Deut. 1, 36.",
+ "die Arbeiter. Die nicht in jeder Nacht zu Hause sind; andrenfalls nur einmal wöchentlich.",
+ "die Eseltreiber. Die aus den benachbarten Orten Getreide nach der Stadt befördern.",
+ "einmal in der Woche. Wenn sie jede Nacht in der Stadt sind.",
+ "die Kameltreiber. Die aus fernen Gegenden Waren herbeischaffen.",
+ "die Schiffer. Die grosse Seereisen machen.",
+ "Elieser. So entscheidet auch die Halacha bis auf die oben (Note 62) erwähnte Ausnahme."
+ ],
+ [
+ "Wenn eine Frau gegen ihren Mann widerspenstig ist. Sie verweigert ihm den ehelichen Umgang; wenn sie sich aber weigert, die Arbeiten zu leisten, zu denen sie verpflichtet ist, so kann der Mann sie dazu zwingen, s. M. 5.",
+ "so zieht man ihr von ihrer Ketuba 7 Denar. S. Ket. I, Note 9.",
+ "wöchentlich ab. Einen Denar für jeden Tag; oder 7 Denar entsprechend den 7 (in M. 5 genannten) Arbeiten, zu denen sie verpflichtet ist (Jerus. Talmud).",
+ "Tropaikon. Τϱοπαιϰόν oder Victoriatus entsprach einem Quinar oder halben Denar. „Er hatte ursprünglich dem Denar gegenüber keinen gesetzlich festen Kurs, sondern war eine Ware. Das Wertzeichen fehlte auch anfangs auf dem Victoriatus, während es auf allen andren Münzen angegeben war.“ S. Zuckermann, über talmud. Münzen und Gewichte, S. 30.",
+ "Wie lange. Ed. Lowe liest עד כמה.",
+ "ihrer Ketuba entspricht. Sobald die Summe, die er abzieht, die Höhe der Ketuba erreicht, trennt er die Ehe durch Scheidung und entlässt sie, ohne dass sie auf Zahlung der Ketuba Anspruch hat; er darf die Ehe aber nicht fortsetzen in der Erwartung, dass seiner Frau noch anderweitig Vermögen zufallen wird, durch das er sich schadlos halten kann.",
+ "vielleicht. Die ed. princ. liest hier שאם; die Talmudausg. עד שאם.",
+ "so kann er es dann von ihr wieder einfordern. Die Halacha hat eine Entscheidung in andrem Sinne getroffen, s. Eb. haëser 77, 2.",
+ "wenn jemand gegen seine Frau widerspenstig ist. Er werweigert ihr den ehelichen Umgang (Maim. Hil. Ischut XIV, 15) oder auch Unterhalt und Wohnung (R. Ascher z. St.).",
+ "so legt man zu ihrer Ketuba drei Denar wöchentlich. Einen halben Denar für den Tag; für den Sabbat erhält sie nichts, damit es nicht den Anschein hat, als ob sie am Sabbat sich durch Arbeit etwas verdient. Wenn sie jedoch widerspenstig ist, so darf er ihr auch für den Sabbat ihre Ketuba um einen Denar vermindern, da jene Befürchtung fortfällt, nachdem er nur Abzüge macht, aber nicht in Wirklichkeit etwas von ihr bezahlt bekommt. — Nach dem jerus. Talmud entsprechen die drei Denare den 3 Leistungen, zu denen der Mann gegen seine Frau verpflichtet ist, Ex. 21, 10.",
+ "zu. Abgesehen davon übertritt der Mann das Verbot לא יגרע Ex. l. c. — Es ist aber unser Fall nicht mit dem in M. 6 erwähnten zu vergleichen; denn den Widerspenstigen bestraft man durch Erhöhung der Ketuba, damit er von seiner Widerspenstigkeit absteht, der Mann aber, der einmal ein Gelübde gethan, das die Frau in ihren Rechten kürzt, muss dieses halten, solange nicht Umstände eintreten, deren Voraussicht ihn von dem Gelübde zurückgehalten hätten und die ihn nun zur Auflösung desselben bestimmen, s. Ned. IX, 2 u. 5. — Die Halacha entscheidet, dass die Ketuba um 3 Denare wöchentlich zu erhöhen ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand seine Frau durch einen Dritten beköstigen. השרה, von שרה (verwandt mit שאר = Speise), beköstigen, verpflegen lassen. Der Targum giebt כרח II. Kön. 6, 23 mit שירותא wieder.",
+ "lässt. Und sie damit einverstanden ist, dass sie nicht mit ihrem Manne gemeinsam speist.",
+ "so darf er ihr nicht weniger als zwei Kab. Ed. princ, und Ed. Lowe lesen die Dualform מקבים. — קב, ein Hohlmass (II. Kön. 6, 25) = 4 Log oder 24 Eigrössen.",
+ "Weizen. Das Quantum von 48 Eigrössen entspricht 16 Mahlzeiten von je 3 Eigrössen; 14 davon für ihren persönlichen Bedarf, der zu 2 Mahlzeiten täglich angenommen wird, und 2 Mahlzeiten für Arme.",
+ "oder vier Kab Gerste. Zu diesem Verhältnis zwischen Weizen und Gersten vgl. II. Kön. 7, 16 und Pea VIII, 5. Gerste diente nicht nur als Viehfutter (s. Tos. Demai I, 17 und Tos. Beza Ende), sondern auch zur Bereitung von Brot (s. Pes. II, 5; Scheb. III, 2; Neg. XIII, 9).",
+ "geben. Für jede Woche.",
+ "Jose. Ms. Or. 567 liest ר׳ יוסי אומר, was darauf hindeuten würde, dass R. Jose mit dem ersten, ungenannten Tanna controversiert und der Ansicht ist, dass man der Frau das gleiche Quantum Gersten wie Weizen zu geben hat. Es würde dann R. Jose derselben Ansicht sein wie R. Meir in Pea VIII, 5. Vgl. auch die Bemerkung des R. S. Straschun z. St.",
+ "Ismael fest. In diesem Verhältnis zu Weizen wie 2 : 1.",
+ "der nahe bei Idumäa. Idumäa war der am wenigsten fruchtbare Landstrich im Süden Judäas und seine Gerste galt als besonders schlecht; vgl. auch Tos. Terum. V, 7; jerus. Orla II, 1; jer. Bik. III, 1.",
+ "wohnte. R. Ismael wohnte im sog. Darom unweit Idumäa, s. meine Abhandlung: „Der Tanna R. Ismael“, S. 20ff.",
+ "ein Log getrocknete Feigen. גרוגרות, vielleicht = γάϱγαϱα, Menge, Haufe, speciell von getrockneten Feigen, die haufenweise zusammenliegen.",
+ "oder eine Mine. מנה als Gewicht auch Pea VIII, 5; Chul. XI, 2; Ed. III, 3. Sie wog soviel wie 100 Denar oder 9600 Gerstenkörner mittlerer Grösse, etwa 400 Gramm. Vgl. auch Ket. I, Note 10.",
+ "Feigenkuchen. דבלה, von einem Stamm דבל = دبل, pressen, zusammendrücken, speciell von gestampften Feigen, die eine dichte Masse bilden; vgl. דבלת תאנים II. Kön. 20, 7; ככר דבלה Schebiit I, 2.",
+ "ein Bett und eine Decke. מפץ (von נפץ, ausbreiten) eine weiche Decke aus Bast oder dergl. als Unterlage.",
+ "und wenn er keine Decke hat. So 1st die bestbezeugte Lesart der ed. princ., der ed. Lowe und des Ms. Or. 567, und so lasen auch R. J. Alfasi und Maimonides. Daneben existierte noch die Lesart, wie sie einige Mischna- und die Talmudausgaben haben: ונותן לה מטה ומפץ ומחצלת.",
+ "so muss er ihr eine Matte. מחצלת, eine grobe Decke aus Rohr oder Schilf, mit der man das mit Stricken überspannte Bett belegte.",
+ "eine Haube. כפה, in der Bibel = Zweig, Wipfel, davon hier eine Kopfbedeckung, Kappe, Haube nach der wipfelartigen Gestalt.",
+ "einen Gürtel für ihre Lenden. Aus der Mischna ist nicht mit Bestimmtheit zu ersehen, wie oft er ihr eine Kopfbedeckung und einen Gürtel geben muss. Raschi bemerkt zu כפה Ket. 64b: צעיף אחד משנה לשנה; danach müsste er ihr eine Haube jährlich geben, und die Worte ומנעלים ממועד למועד wären etwa als eine Parenthese aufzufassen. Nach Schit. mekub. z. St. braucht er ihr die Haube und den Gürtel erst dann zu erneuern, wenn sie abgenutzt sind.",
+ "ein paar Schuhe zu jedem Feste. Zu jedem der 3 Wallfahrtsfeste. Nach dem Talmud (Ket. 65b) gilt diese Bestimmung nur für gebirgige Gegenden, in denen die Schuhe schneller zerrissen werden, und die Mischna lehrt beiläufig, dass er ihr die Schuhe gerade zum Feste geben soll, um ihre Festesfreude zu erhöhen.",
+ "und Kleider im Werte von 50 Sus. Diese Summe ist nach Provinzialgeld zu berechnen, s. Ket. I, Note 9.",
+ "Man giebt ihr aber nicht neue [Kleider] zur Sommerzeit. Weil neue Kleider mehr wärmen als alte und daher für die kältere Zeit geeigneter sind.",
+ "und sie bekleidet sich mit den abgetragenen. S. Jeb. IX, Note 19.",
+ "und die abgenützten. שחקים abgenutzte Kleider, Fetzen, von dem bibl.-hebr. שחק = zerreiben, abschaben; vgl. das arab. سحق = abnutzen, z. B. von einem Kleide.",
+ "gehören ihr. Um sie bei Bedarf, z. B. zur Zeit ihrer Menstruation zu verwenden."
+ ],
+ [
+ "Er muss ihr. Wenn er sie ausser seinem Hause beköstigen lässt, s. M. 8.",
+ "eine Silber-Maah. מעה, eigentl. Körnchen, Steinchen (s. Jes. 48, 19), ist die neuhebr. Bezeichnung für die kleinste Münze, entsprechend dem biblischen גרה, welches auch eigentl. Korn, Bohne bedeutet. Die Maah hatte das Gewicht von 16 Gerstenkörnern mittlerer Grösse; ihr Wert war = ⅙ Denar, also etwas über 10 Pfennig.",
+ "für ihren Bedarf. Für kleinere Bedürfnisse, die sie im Laufe der Woche hat.",
+ "und sie speist mit ihm in der Nacht zu jedem Sabbat. Weil dies in der Regel die Nacht ist, in der der Mann ehelichen Umgang pflegt.",
+ "Wenn er ihr für ihren Bedarf nicht eine Silber-Maah giebt. D. h. wenn sie schweigt, falls er ihr nicht eine Maah giebt, oder wenn sie ausdrücklich darauf verzichtet.",
+ "so gehört ihre Händearbeit. D. i. der Überschuss über den Verdienst, der den Kosten ihres Unterhalts entspricht, s. Note 34.",
+ "Wieviel muss sie für ihn arbeiten. Und bei wie viel wöchentlichem Verdienst darf sie den Überschuss für sich behalten?",
+ "was [einem Gewicht von] zehn Sela in Galiläa entspricht. Das Sela in Judäa wog doppelt so viel als das in Galiläa. Nach Chul. XI, 2 genügte ein Gewebe im Gewichte von 5 Sela zur Anfertigung eines kleinen Gewandes.",
+ "oder zehn Sela an Gewicht Einschlag. Der Einschlag ist doppelt so schwer als der Aufzug und erfordert nur die Hälfte der Arbeit im Vergleich zu diesem.",
+ "so verringert man ihre Händearbeit und legt ihr zu ihrem Unterhalt zu. Man giebt ihr noch Speisen und Getränke, die die Milchbildung befördern.",
+ "Für wen ist dies Alles. Dass der Mann seiner Frau die in dieser und der vorigen Mischna genannten Dinge nur in der hier bestimmten Menge zu geben hat.",
+ "bei einem Angesehenen aber [richtet sich] Alles nach seinem Stande. Er ist verpflichtet sie seinem vornehmern Stande gemäss zu behandeln, s. Ket. IV, Note 51."
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+ "Der Fund einer Frau und der Ertrag ihrer Händearbeit gehören ihrem Manne. Dies war zwar bereits Ket. IV, 4 gelehrt; es ist hier nur deshalb wiederholt, weil im Anschlusse daran gezeigt werden soll, dass an eine ähnliche Rechtsfrage, an die Frage nämlich, wer das Geld für die Beschämung und die Verletzung zu beanspruchen hat, sich eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem ungenannten Tanna (ת״ק) und R. Jehuda b. B. knüpft.",
+ "von ihrer Erbschaft geniesst er bei ihren Lebzeiten die Früchte. Er hat das Niessbrauchsrecht an ihrem Vermögen. Das Kapital erhält die Frau, wenn der Mann stirbt oder die Ehe trennt.",
+ "[Das Geld für] ihre Beschämung und ihre Wertverminderung. Wenn jemand sie verletzt hat. Dieser hat nach B. kamma VIII, 1 unter Umständen für 5 verschiedene Arten von Beschädigungen Ersatz zu leisten.",
+ "gehört ihr. Das Schmerzensgeld ebenfalls. Das Geld für die Versäumnis gehört dem Manne, da er den Anspruch auf den Ertrag ihrer Arbeit hat; desgleichen das Geld für die Heilung, da er verpflichtet ist, sie heilen zu lassen, Ket. IV, 9.",
+ "wenn es an einer geheimen Stelle geschah. Die Beschämung erfolgte an einem Orte, an dem sonst niemand zugegen war, und die Verletzung geschah an einer Stelle ihres Körpers, die nicht sichtbar ist.",
+ "wenn es aber an einer öffentlichen Stelle geschah. Die Beschämung erfolgte in Gegenwart fremder Personen, und die Verletzung geschah an einer sichtbaren Stelle ihres Körpers.",
+ "so gehören zwei Dritteile ihm. Da hier die Beschämung für ihn eine grössere ist und sie durch die Verletzung an sichtbarer Stelle in erhöhtem Masse an Reiz für ihn einbüsst.",
+ "und er geniesst die Früchte [davon. Wie bei allen Niessbrauchsgütern, die der Frau gehören und die der Mann nach ihrem Tode erbt; Jeb. VII, Note 1. Wenn aber die Frau stirbt, bevor sie ihren Teil erhoben hat, so erbt der Mann diesen nicht, da er nur die Güter seiner Frau erbt, die sich bereits in ihrem Besitz befinden (מוחזק), aber nicht solche, auf die sie nur einen Rechtsanspruch hat (ראוי), s. B. batra 113a."
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+ [
+ "Wenn jemand seinem Schwiegersohne Geld aussetzt und sein Schwiegersohn stirbt. Sodass dessen Bruder verpflichtet ist an seiner Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen; die versprochene Summe war aber noch nicht ausgezahlt und wird nun von dem Levir gefordert.",
+ "Dir aber mag ich es nicht. אפש, syr. ܐܰܦܶܫ = חפץ, Wunsch, Verlangen, Begehren. — אי, aus Verkürzung von אין entstandene Partikel zur Bezeichnung der Negation = nicht; vgl. אי כבוד I. Sam. 4, 21, אי נקי Hiob 22, 30. Diese Partikel erscheint in der Mischna gewöhnlich vor einem Worte, das mit א beginnt, z. B. Pes. VI, 2; B. mez. V, 3; Ab. sara III, 4; Abot II, 4; Jeb. I, 1; Nas. V, 3; Sota VIII, 1. Ausnahmen s. jedoch Demai V, 8; Sanh. IV, 5. Demnach wäre אי אפשי = אין חפצי, es ist nicht mein Wille, ich mag nicht. Nach Geiger, Jüd. Zeitschr. VIII, 182 ging die Gewöhnheit, das נ vor dem blossen Vocal abzuwerfen, so weit, dass man sogar, wenn das Wort selbst mit נ begann, auch dieses wegwarf und אי אפשי = אין נפשי sagte, eine Erklärung, die Bacher, die älteste Terminologie S. 128, Anm. 3 „plausibel“ nennt, obschon solcher Ausfall eines נ am Anfang eines Wortes sich kaum wird nach weisen lassen. Graetz, im Litteraturbl. des Orient 1845, S. 87 weist noch auf die merkwürdige Erscheinung hin, dass bei אי mit nachfolgendem א, verglichen mit dem griech. ν ἐφελϰυστιϰόν, ein Hiatus gleichsam hervorgerufen wird.",
+ "geben. Und der Levir muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen, ohne die ausgesetzte Summe zu erhalten. Der verstorbene Bruder aber hätte das Geld auf gerichtlichem Wege einziehen können."
+ ],
+ [
+ "Minen festsetzen. Er muss ihr dafür in der Ketuba die Hälfte mehr verschreiben (15 Minen = 1500 Denar) ausser der freiwilligen Zulage (תוספת כתובה Jeb. IV, Note 18), weil er mit ihrer Mitgift Geschäfte machen und Gewinn erzielen kann. Das Verbot des Zinsnehmens resp. Zinsgebens (Lev. 25, 35. 36 u. B. mezia V, 1 ff.) trifft aber hier nicht zu, da er die Summe nicht als Darlehen, sondern nur unter der Bedingung übernommen hat, dass er sie von seiner Frau nach deren Tode erben werde. Überdies entspricht hier der Zuschlag, den er zu zahlen hat, nicht einer Entschädigung für eine gewisse Frist (אגר נטר), in der er die Mitgift benutzen konnte und die die Frau abwarten musste, um zu ihrem Gelde zu kommen; denn diesen Zuschlag müsste er ihr selbst dann zahlen, wenn er sich sofort nach der Eheschliessung von ihr scheiden würde. Wenn sie nun Witwe oder geschieden wird, so hat sie eine Ketuba von 1500 Denar zu beanspruchen.",
+ "für das abgeschätzte Gut. Die Mobilien, die die Frau in die Ehe bringt.",
+ "setzt er ein Fünftel weniger fest. Denn dieses pflegte man höher einzuschätzen als der wahre Wert betrug, damit die Frau reicher erscheine.",
+ "[Beträgt] die Abschätzung eine Mine. D. h. wenn er ausgemacht hat, dass er in die Ketuba einschreiben werde, sie habe ihm „שום במנה“, Mobilien im Betrage einer Mine eingebracht.",
+ "so hat er nur eine Mine [zu beanspruchen. Er kann aber nicht etwa ⅕ mehr beanspruchen, indem er sich darauf beruft, dass man in der Regel den Wert um ⅕ höher einzuschätzen pflegt, als er wirklich ist, und es ihm daher erlaubt sein müsse, ⅕ abzuziehen; denn dieses geschah nur, wenn von Seiten der Frau das Gut eingeschätzt und es deshalb zu einem höhern als dem wirklichen Werte angesetzt war. Er braucht auch nicht die Hälfte mehr in der Ketuba anzusetzen, wie im ersten Falle dieser Mischna, da es sich dort um bares Geld handelt, hier aber nicht.",
+ "Wenn die Abschätzung auf eine Mine lautet. D. h. wenn sie verlangt, dass er in die Ketuba einschreibe, sie habe ihm „שום במנה“, Mobilien im Betrage einer Mine eingebracht.",
+ "Sela und einen Denar geben. Das sind 125 Denar, da 1 Sela 4 Denar betrug, s. Ket. I, Note 9. Sie muss Mobilien einbringen, die ⅕ mehr wert sind als eine Mine oder 100 Denar, da er das Recht hat, die Mobilien, die von Seiten der Frau eingeschätzt sind, um ⅕ niedriger anzusetzen. Jenes Fünftel wird so berechnet, dass die Summe (z. B. 100 oder 400 Denar) als ⅘ eines Ganzen betrachtet und dann das fehlende Fünftel (25 resp. 100 Denar) hinzugefügt wird. Nach unsrer üblichen Bezeichnung würden wir dies einfach ¼ nennen. — Nach R. Chananol (s. Tos. Ket. 66a s. v. שום) sind die beiden letzten Fälle also zu erklären: Wenn sie ihm versprochen hat, „שום במנה ושוה מנה“, Mobilien, die zu einer Mine eingeschätzt und auch eine Mine wert sind, in die Ehe zu bringen, so hat er nicht das Recht zu verlangen, dass sie ihm Mobilien einbringe, die in Wirklichkeit ⅕ mehr wert sind; denn mit den Worten שום במנה ושוה מנה hat sie sagen wollen, dass er in der Ketuba den Wert der Mobilien auf eine Mine angeben solle, obgleich sie wirklich nur eine Mine wert sind. Wenn sie aber versprochen hat, „שום במנה“, Mobilien, die zu einer Mine eingeschätzt sind, einzubringen, so muss sie in Wirklichkeit Mobilien, die ⅕ mehr wert sind, einbringen; denn mit den Worten שום במנה hat sie sagen wollen, dass sie ihm soviel Mobilien einbringen werde, als der Mine entspricht, die er in die Ketuba einschreibt.",
+ "[Denar] lautet. Wenn sie verlangt, dass er in die Ketuba einschreibe, sie habe ihm Mobilien ira Werte von 400 Denar eingebracht. — Die Mischna handelt hier von einer Ketuba von einer Mine und von einer solchen von 400 Denar, weil sie die beiden Grenzen annehmen wollte, zwischen denen sich der Betrag der Ketuba bewegt; bei einer Witwe betrug sie 100 Denar, bei einer Priestertochter 400 Denar, s. Ket. I, 5.",
+ "Was der Bräutigam aussetzt. Was er der Braut an Kleidungsstücken oder Schmucksachen u. dergl. verspricht.",
+ "das muss er um ein Fünftel weniger ansetzen. Denn auch auf seiner Seite wurden die Gegenstände in der Regel höher eingeschätzt, als sie thatsächlich wert waren. Er muss deshalb in der Ketuba den Wert der von ihm versprochenen Sachen um ⅕ niedriger angeben."
+ ],
+ [
+ "Denar berechnet. Obgleich der Sela nur 4 Denar beträgt, muss er ihr den Sela am die Hälfte höher anrechnen, s. Note 12. Die Mischna setzt neben den Fall in M. 3 (Anfang) noch diesen, um zu lehren, dass der Mann stets den Betrag der Mitgift um die Hälfte höher in der Ketuba ansetzen muss: bei einer grossen Summe, weil er mit ihr leicht einen grossen Gewinn erzielen kann, obgleich bei einem grossen Geschäft auch das Risiko ein grosses ist; bei einer kleinen Summe, weil hier das Risiko für ihn nur ein geringes ist, obschon er nur einen kleinen Gewinn mit ihr erzielen kann (Ket. 66 b).",
+ "ihr für jede Mine. Die sie ihm in die Ehe bringt.",
+ "10 Denar für ihren Toilettenbehälter. קופה = cupa, ein rundes Gefäss, Behälter, Tonne, Kufe. Hier ist die Summe gemeint, die sie auf ihre Toilettengegenstände, als Salben, Gewürze u. dergl. verwendet.",
+ "zu geben. Nach Ket. 66b ist die Frage unentschieden, wie oft er zu dieser Leistung verpflichtet ist, ob täglich, wöchentlich oder jährlich. Nach Tos. (ibid. s. v. ליום) meint die Mischna eine einmalige Leistung; es ist nur die Frage, ob er ihr die ganze Summe auf einmal auszahlen und ihr, wenn diese verbraucht ist, ihrem Stande entsprechend weitere Mittel für die Toilette geben muss, oder ob er ihr jene Summe überhaupt nicht auf einmal auszuzahlen braucht, sondern nur täglich soviel Geld geben muss, als sie für ihren Bedarf an Toilette gebraucht.",
+ "[es richtet sich] Alles. Was hier an Leistungen aufgezählt ist.",
+ "nach der Sitte des Ortes. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "ohne genauere Bestimmung zu treffen. סתם eigentl. verstopft, verschlossen, daher = unbekannt, unbestimmt; hier = ohne nähere Verabredung betreffs der Mitgift.",
+ "so darf er ihr nicht weniger als 50 Sus. Diese Summe ist nach Provinzial- geld zu berechnen, s. Ket. I, Note 9.",
+ "geben. Wenn er bestimmt, dass er (der Bräutigam) sie unbekleidet heimführen solle, so darf der Mann nicht sagen: „wenn ich sie in mein Haus gebracht haben werde, will ich sie in mein Gewand hüllen,“ sondern er muss sie bekleiden, während sie noch im Hause ihres Vaters ist. Ebenso, wenn man eine Waise verheiratet, soll man ihr nicht weniger als 50 Sus. Aus der Wohlthätigkeitskasse.",
+ "so muss man sie standesgemäss ausstatten. Nach R. Nissim z. St. ist es möglich, dass man ihr unter allen Umständen 50 Sus geben muss und dass, wenn in der Kasse nicht soviel vorhanden ist, die Vorsteher aus eigenen Mitteln der Kasse borgen müssen; wenn die Kasse gewachsen ist, können sie sich dann daraus bezahlt machen. Vgl. Jore dea 257, 5. Ist mehr als 50 Sus in der Kasse, so muss man der Waise noch mehr geben, je nach dem Stande, dem sie angehört."
+ ],
+ [
+ "die ihre Mutter oder ihre Brüder mit ihrer Einwilligung. Das לדעתה will sagen, dass sie, obgleich sie mit ihrer Einwilligung verheiratet wurde, dennoch als Erwachsene ihren Anspruch noch erheben kann und ihr event. Verzicht ungiltig ist.",
+ "Sus verschrieben. In der Mischna sind absichtlich diese beiden Fälle aufgestellt. An dem ersten soll gezeigt werden, dass die Tochter ihre Forderung stellen kann, obgleich man ihr mehr als das Minimum von 50 Sus (s. M. 5) verschrieben hatte; an dem zweiten wird gezeigt, dass die Tochter erst als Erwachsene ihre Ansprüche geltend machen kann, obschon man ihr nur 50 Sus verschrieben.",
+ "was ihr gegeben werden muss. D. i. ein Zehntel des vom Vater hinterlassenen Vermögens, Ket. 68b.",
+ "so muss der zweiten ebenso viel wie der ersten gegeben werden. Gleichviel ob der Vater der ersten Tochter mehr oder weniger als den zehnten Teil seines Vermögens mitgegeben hatte; und nur wenn man die Gesinnung des Vaters in dieser Beziehung nicht kennt, wenn man nicht weiss, ob er freigebig oder geizig ist, giebt man der Tochter den zehnten Teil des Vermögens.",
+ "arm wird. Die Form העני anstatt הענה, die nach syrischer Art gebildet ist, findet sich in der Mischna öfter, s. Schek. III, 2; Arach. IV, 2. Das Imperfect יעני Schek. III, 2; Ned. IX, 4. Auch in der Bibel findet sich einmal החלי anstatt החלה, Jes. 53, 10. [Man kann freilich החלי auch als eine defect geschriebene Nebenform zu ויחלא auffassen, die auf einen Nebenstamm חלא hinweist, wie sich ויחלא II. Chron. 16, 12 anstatt ויחלה findet. Vgl. die Formen החטי II. Kön. 13, 6; Jer. 32, 35.] Das עני und עשיר bezieht sich hier nicht auf das Vermögen des Vaters; denn wenn z. B. dieser früher reich und später arm war, könnte auch R. Jehuda nicht verlangen, dass man der zweiten Tochter soviel wie der ersten geben solle. Es bezieht sich vielmehr auf die Gesinnung des Vaters und bedeutet: es kommt vor, dass jemand, der früher „arm an Gesinnung“ d. h. engherzig war, später „reich an Gesinnung“ d. h. weitherzig, freigebig wird, und umgekehrt.",
+ "man muss vielmehr. Je nachdem der Vater freigebig oder geizig ist; nur wenn seine Gesinnung nicht bekannt ist, giebt man der Tochter den zehnten Teil des Vermögens."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand einem Dritten. השליש einem Dritten als einem Vertrauensmann etwas übergeben; שליש der Vertrauensmann zweier Parteien.",
+ "Geld für seine Tochter giebt. Damit er ihr ein Feld kaufe oder es für den Fall, dass sie nach seinem Tode heiraten werde, zu ihrer Mitgift verwende.",
+ "mein Mann. D. i. mein Verlobter.",
+ "ist mir beglaubt. Ich habe das Vertrauen zu ihm, dass er es nicht für sich behalten werde, gieb es ihm also.",
+ "wie ihm aufgetragen wurde. Selbst wenn sie will, dass ihr Verlobter ihr nach dem Wunsche des Vaters ein Feld kauft, darf man ihr das Geld erst nach ihrer Eheschliessung aushändigen, da es eine Pflicht ist, die Anordnungen eines Verstorbenen zu erfüllen (מצוה לקים דברי המת, Ket. 70a), auch wenn er diese getroffen, als er noch völlig gesund war. War er aber damals bereits so krank, dass er sich dem Tode nahe fühlte, dann muss sein Auftrag genau erfüllt werden, selbst wenn der Vertrauensmann ursprünglich das Geld zu einem andren Zwecke erhalten hätte, denn „was ein Totkranker auch nur mündlich vermacht, gilt wie aufgeschrieben und bereits übergeben“, דברי שכיב מרע כבתובין וכמסורין, s. B. batra VIII, Note 34.",
+ "wenn es nun ein Feld gewesen wäre. Das man ihr bereits gekauft hat.",
+ "so würde es doch auch schon von jetzt. עכשיו, nach Levy (Wtb. III, 648) eine Contraction der Worte עד כשעה היא; besser mit Dalman, Gramm. des jüd.-paläst. Aram. S. 168, Anm. 1 = עד כשהוא.",
+ "ab als verkauft gelten. Also hat sie das Verfügungsrecht über das Geld und man muss es ihr aushändigen, selbst wenn sie nicht ein Feld dafür kaufen will. — R. Meir aber ist der Ansicht, dass sie in einem solchen Falle nicht befugt wäre das Feld zu verkaufen.",
+ "Von wem ist dies gesagt. Dass R. Meir und R. Jose controversieren.",
+ "Von einer Erwachsenen. Und auch nur solange sie verlobt ist; denn wenn die Ehe bereits vollzogen ist, so stimmen beide Tannaiten darin überein, dass die Frau das freie Verfügungsrecht über das Geld hat, Ket. 69b. Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Meir."
+ ]
+ ],
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+ [
+ "Wenn jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt. S. Ket. V, Note 51.",
+ "dem Nutzen von ihm zu entsagen. D. h. dem Unterhalt aus seinem Vermögen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass der Mann durch ein Gelübde seiner Frau jeden Genuss seines Vermögens untersagen will, denn dazu wäre er nicht befugt, da er sich der Verpflichtung sie zu ernähren (Ex. 21, 10) nicht entziehen kann. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass er ihr gesagt hat, sie solle den Ertrag ihrer Arbeit, den er eigentlich zu beanspruchen hat (Ket. IV, 4), für ihren Unterhalt verwenden, womit sie sich schweigend einverstanden erklärte. Wenn nun ihr Verdienst wohl für ihren dringenden Bedarf, aber nicht für kleinere, minder wichtige Bedürfnisse ausreicht, wie sie ihr Vater ihr gewährte, zu deren Bestreitung aber der Gatte nicht verpflichtet ist, weil sie auch ihren übrigen Angehörigen in ihrem Elternhause nicht gewährt wurden, so ist ihr Mann verpflichtet, ihr einen Versorger zu stellen (Ket. 70b).",
+ "wenn dies. Gelübde.",
+ "für [höchstens] 30 Tage. Es wird angenommen, dass innerhalb der ersten 30 Tage das Gelübde nicht weiter bekannt wird und sie sich daher vor ihren Bekannten nicht zu schämen braucht.",
+ "ihr einen Versorger stellen. D. h. nicht etwa jemand beauftragen sie zu versorgen, denn dies wäre ihm, da er das Gelübde gethan, verboten nach dem Grundsatze: „Der Bevollmächtigte steht dem Vollmachtgeber gleich“ (Ket. IV, Note 55); es ist vielmehr gemeint, dass er erklären darf: Derjenige, der sie versorgen wird, soll keinen Schaden leiden, d. h. dem werde ich es ersetzen.",
+ "wenn dies für längere Zeit geschah. Und sie nicht länger mit dieser Versorgung durch einen Dritten einverstanden ist.",
+ "so muss er sie entlassen. Er muss die Ehe durch Scheidung trennen, weil ein solcher Zustand für die Frau beschämend ist.",
+ "wenn es ein Israelit ist. D. i. ein Nichtpriester, dem es gestattet ist, die Frau, von der er sich geschieden, wieder zu heiraten, wenn sie inzwischen nicht anderweitig verheiratet war.",
+ "behalten. Weil er sein Gelübde noch bereuen und sie nach erfolgter Scheidung wieder heiraten könnte.",
+ "wenn es aber eine Priesterfrau ist. Die ihr Gatte nach erfolgter Scheidung nicht wieder heiraten dürfte, Lev. 21, 7.",
+ "behalten. Man gewährt ihm längere Frist, um das Gelübde bereuen und auflösen zu können. — Die Halacha entscheidet nicht nach der Ansicht des K. Jehuda."
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+ "bestätigt. Hier heisst הדיר geloben lassen, ein Gelübde zulassen, gelten lassen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass er es ihr durch Gelübde verboten hat, da er ihr nicht den Genuss einer Sache verbieten kann, die ihm nicht gehört. Es kann auch nicht gemeint sein, dass er etwa erklärt hätte: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn Du irgend eine Frucht geniessest“, da er bereits nach Ablauf einer Woche ein solches Gelübde lösen oder die Ehe trennen müsste, Ket. V, 6. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass sie gelobt hat, solange sie mit ihm verheiratet ist, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen und er dies Gelübde bestätigt hat.",
+ "so muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. Da er stillschweigend das Gelübde seiner Frau guthiess, merkte sie, dass sie ihm verhasst und es ihr also unmöglich ist, die Ehe mit ihm fortzusetzen; deshalb muss er, falls er keine Möglichkeit findet, ihr Gelübde zu lösen, sofort die Ehe durch Scheidung trennen. Wenn aber der Mann ein Gelübde tut, wodurch er sich den ehelichen Umgang mit seiner Frau versagt (Ket. V, 6), dann ist sie eher bereit, eine Woche zu warten in der Hoffnung, dass der Zorn ihres Gatten sich legen und er sein Gelübde bereuen wird.",
+ "muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. Die Halacha entscheidet nicht im Sinne des R. Jehuda."
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+ "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt. Hier heisst הדיר geloben lassen, ein Gelübde zulassen, gelten lassen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass er es ihr durch Gelübde verboten hat, da er ihr nicht den Genuss einer Sache verbieten kann, die ihm nicht gehört. Es kann auch nicht gemeint sein, dass er etwa erklärt hätte: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn Du irgend eine Frucht geniessest“, da er bereits nach Ablauf einer Woche ein solches Gelübde lösen oder die Ehe trennen müsste, Ket. V, 6. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass sie gelobt hat, solange sie mit ihm verheiratet ist, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen und er dies Gelübde bestätigt hat.",
+ "sich einer bestimmten Art von Schmuck nicht zu bedienen. Sie gelobt z. B. eine bestimmte Art von Balsam nicht zu gebrauchen und der Mann lässt dieses Gelübde gelten.",
+ "bei Armen. Muss er sie entlassen und die Ketuba auszahlen.",
+ "wenn er keine bestimmte Zeit angegeben. Wie lange das Gelübde gelten soll. Er darf aber höchstens 12 Monate das Gelübde gelten lassen.",
+ "Tage geschah. So lange kann die reiche Frau sich noch an dem Geruche des Balsams erfreuen, den sie vor dem Aussprechen des Gelübdes gebraucht hat (Ket. 71b). Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Jose."
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+ "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt. Wenn sie gelobt hat: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn ich in das Haus meines Vaters gehe“, und er das Gelübde gelten liess. Die Frau muss hier aber den Genuss der Beiwohnung sich versagt haben; denn wenn ihr Gelübde nur gelautet hätte: „es sei mir verboten, in das Haus meines Vaters zu gehen“, so könnte der Manu es nicht auflösen, da er das Einspruchsrecht nur bei solchen Gelübden hat, die die Beziehungen der Gatten zu einander beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה, s. Ned. XI, 2.",
+ "falls es für einen Monat geschah. Falls sie das Gelübde für die Dauer eines Monats getan hat.",
+ "falls für zwei Monate. Geschweige, wenn sie es für unbegrenzte Zeit getan.",
+ "muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. Nach dem Talmud (Ket. 71b) vertritt die Mischna in diesem zweiten Satze die Ansicht des R. Jehuda in M. 2 und ist also zu erklären: Wenn es ein Israelit ist, so darf er sie, falls das Gelübde für die Dauer eines Festes getan wurde, behalten, falls für die Dauer von zwei Festen, muss er sie entlassen; wenn es aber eine Priesterfrau ist, so kann er sie, falls das Gelübde für die Dauer von zwei Festen geschah, behalten, falls für die Dauer von drei Festen, muss er sie entlassen. Der Talmud sieht sich zu dieser Erklärung veranlasst, weil sonst die Folgerungen aus diesem Satze sich widersprechen würden. Denn daraus, dass er sie behalten darf, wenn das Gelübde nur für die Dauer eines Festes geschah, ist zu schliessen, dass, wenn es für die Dauer von zwei Festen geschah, er sie entlassen muss; daraus aber, dass er (nach den Schlussworten der Mischna) sie entlassen muss, wenn das Gelübde für die Dauer von drei Festen geschah, ist zu schliessen, dass, wenn es nur für die Dauer von zwei Festen geschah, er sie behalten darf. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Jehuda."
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+ "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt. Wenn sie gelobt hat: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir verboten, wenn ich u. s. w.“",
+ "nicht in ein Trauerhaus oder ein Hochzeitshaus. Unter בית המשתה wird im Talmud in der Regel ein Hochzeitshaus verstanden. Zur Zusammenstellung vgl. Kohelet 7, 2.",
+ "weil er [alle Thüren] ihr verschliesst. D. h. er verschliesst ihr die Pforten der Freude und des Trostes; wenn ihr verboten wird, an der Freude oder an dem Schmerze Andrer teilzunehmen, so werden Andre auch an ihrer Freude keinen Anteil nehmen und in ihrer Trauer keinen Trost ihr spenden.",
+ "gewissen Grund. דבר אחר ist im Talmud häufig eine Umschreibung für etwas, das man sich zu nennen scheut; so steht es in Ber. 8b geradezu für תשמיש המטה, s. Ket. V, Note 57. Hier ist gemeint: wenn er als Grund für die Bestätigung ihres Gelübdes angiebt, dass in jenen Häusern leicht- fertige Menschen verkehren, von denen unsittliche Handlungen zu befürchten sind.",
+ "Wenn er ihr erklärt. „Das Gelübde, durch welches Du Dir einen Genuss von mir versagen willst, sei ungiltig, unter der Bedingung u. s. w.“",
+ "oder was ich Dir gesagt habe. Leichtsinnige Worte oder unzüchtige Dinge.",
+ "oder dass sie [Gefässe] fülle und in die Düngergrube. אשפה ist vielleicht von der irrtümlich für einen Plural gehaltenen Form אשפת (z. B. Ps. 113, 7) gebildet (Gesenius Wtb.); in der Bibel kommt neben אשפת nur noch אשפתות, vor, Klagel. 4, 5, während אשפה stets Köcher bedeutet. In der Mischna heisst אשפה Plur. אשפתות nicht nur Düngerhaufen (s. Schebiit III, 1, 2, 3; Erub. X, 7), sondern auch Düngergrube (s. B. batra V, 3; Meila III, 6). Die ed. princ. und der jerus. Talmud lesen an unsrer Stelle אשפות.",
+ "ausleere. Durch diese sinnlose Beschäftigung würde sie als närrisch erscheinen. Nach einer andren Erklärung im Talmud (Ket. 72a) meint der Mann mit dieser Redensart, sie solle den männlichen Samen, den sie beim Coitus in sich aufgenommen, wieder entfernen, um die Empfängnis zu verhüten.",
+ "so muss er. Wenn sie diese Bedingung nicht erfüllen will oder kann und ihr Gelübde somit in Kraft bleibt."
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+ [
+ "Folgende [Frauen] werden ohne. Das ש in שלא ist eigentlich überflüssig, wie etwa das ש in שאינה Ned. V, 6: כל מתנה שאינה שאם הקרישה וכו׳. Dieser Gebrauch des ש = אשר erinnert an Esth. 4, 16: ובכן אבוא אל המלך אשר לא כדת.",
+ "die gegen das mosaische Gesetz. Das in den fünf Büchern Moses niedergelegt ist.",
+ "oder die jüdische Sitte. Die nur mündlich überliefert und durch den Brauch geheiligt ist.",
+ "] Nichtverzehntetes zu essen giebt. Gegen das Gesetz Num. 18, 21 ff. Sie sagte ihm nämlich, nachdem er von dem Getreide gegessen, dass ihr jemand den Zehent abgeschieden habe, und es stellte sich dann durch Zeugen heraus, dass diese Angabe falsch war.",
+ "oder wenn sie als Menstruierende mit ihm [ehelichen] Umgang pflegt. Gegen das Gesetz Lev. 18, 19. Sie sagte ihrem Gatten, dass sie rein sei, während ihre Nachbarinnen bemerkten, dass sie zu jener Zeit die Kleider trug, die sie stets zur Zeit ihrer Menstruation anzuziehen pflegte.",
+ "oder wenn sie nicht Teighebe abscheidet. Gegen das Gesetz Num. 15, 19 ff. Sie sagte ihm, es habe jemand für sie die Teighebe abgeschieden, und diese Angabe stellte sich als falsch heraus. — Der Ausdruck findet sich auch Nid. X, 7.",
+ "oder wenn sie Gelübde tut und sie nicht hält. Gegen das Gesetz Deut. 23, 22 ff. Nach dem Talmud (Ket. 72a) ist das Entweihen eines Gelübdes seitens der Eltern verhängnisvoll für die Kinder; er findet dies in Kobel. 5, 5 angedeutet, wo es heisst: „Lass Deinen Mund nicht Sünde bringen über Dein Fleisch …. warum sollte der Herr über Dein Wort zürnen und das Werk Deiner Hände vernichten?“ Hier werden unter „dem Werk der Hände“ die Kinder verstanden.",
+ "Wenn sie mit entblösstem Haupte ausgeht. D. h. sich öffentlich zeigt. Völlig entblössten Hauptes zu gehen, gilt für die Frau als ein Verbot der Thora; denn da es bei der des Ehebruchs verdächtigen Frau heisst: „er (der Priester) entblösse das Haupt der Frau“ (Num. 5, 18), so ist daraus zu schliessen, dass die Frau das Haar verhüllt haben muss; vgl. auch B. kamma VIII, 6. In dieser Mischna ist daher gemeint, dass sie ihr Haar nur zum Teil verhüllt trägt.",
+ "oder auf der Strasse spinnt. Sodass ihre entblössten Arme sichtbar werden. Nach einer andren Erklärung ist gemeint, dass sie auf offener Strasse rötliche Wolle spinnt, sodass der Widerschein auf ihr Antlitz fällt, was gleichfalls gegen jüdische Zucht und Sitte verstösst. Noch andre Erklärungen s. Schit. mekub. z. St.",
+ "oder mit jedem Menschen sich unterhält. מדברת hier im Sinne von „vertraulich reden, scherzen“; vgl. auch Ket. I, 8.",
+ "auch wenn sie seine Erzeuger. Seinen Vater oder seinen Grossvater.",
+ "in seiner Gegenwart schmäht. Der Talmud (Ket. 72b) erklärt dies (nach der Correctur des R. Elia Wilna): במקללת יולדיו בפני מולדיו = wenn sie seine Erzeuger in Gegenwart seiner (d. i. des Gatten) Nachkommen, also ihren Schwiegervater vor dessen Enkeln schmäht.",
+ "auch eine Lautschreiende. קולנית, Femin zu קולן, einer Weiterbildung von קול, wie חבלנית Mak. I, 10; עסקנית Tohar. VII, 8; גרגרנית ibid. VII, 9; רבצנית ,נגחנית ,בעטנית ,נשכנית, Tos. B. batra IV, 6.",
+ "wenn sie in ihrem Hause redet. D. h. wenn sie mit ihrem Manne von dem ehelichen Umgange spricht, sei es, dass sie laut danach verlangt, sei es, dass sie ihn, wenn er sie dazu auffordert, laut zur Rede stellt und dadurch beschämt. Die Worte ואיזו...קולה sind Zusatz aus Tossifta; daher im Talmud z. St. מאי קולנית, und in cod. Lowe als תוספה bezeichnet (s. מלאכת שלמה). — In allen Fällen dieser Mischna verliert die Frau das Recht auf die Ketuba sowie auf die freiwillige Zulage, wenn der Mann sie vorher gewarnt hat und sie trotzdem gegen das mosaische Gesetz oder die jüdische Sitte verstösst."
+ ],
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+ "Wenn. Diese ganze Mischna ist Kid. II, 5 wiederholt. Hier steht sie, weil in zwei Fällen gelehrt wird, dass die Frau keinen Anspruch auf die Ketuba hat, und dort, weil in zwei Fällen gelehrt wird, dass die Trauung (קדושין) ungiltig ist.",
+ "dass sie wohl Gelübde auf sich hat. Sie hatte nämlich gelobt, kein Fleisch oder keinen Wein zu geniessen, oder sich nicht mit farbigen Gewändern zu schmücken, Gelübde, an denen Männer in der Regel Anstoss nehmen. Hat er aber bei der Bedingung ausdrücklich ein Gelübde genannt oder ausbedungen, dass sie gar kein Gelübde auf sich habe, so ist, wenn sie gerade jenes resp. überhaupt ein Gelübde getan hatte, die Trauung ungiltig, auch wenn es ein Gelübde war, auf das die Männer im allgemeinen kein Gewicht zu legen pflegen.",
+ "so gilt sie nicht als getraut. Ob die Ehe ohne weiteres als gelöst gilt oder erst durch Scheidung getrennt werden muss, ist fraglich, s. Eb. haëser 39, 1.",
+ "Wenn er sie ohne bestimmte Bedingung. Zum Ausdruck s. Ket. VI, Note 28.",
+ "heimgeführt hat. Sei es, dass er bei der Trauung ausbedungen hat, dass sie keine Gelübde auf sich habe und er bei der Heimführung diesen Vorbehalt nicht wiederholt, sodass zu vermuten ist, dass er inzwischen auf die Bedingung kein Gewicht mehr legt, sei es, dass er auch bei der Trauung keinen Vorbehalt gemacht, als er aber von dem Gelübde erfuhr, sofort Einspruch dagegen erhob.",
+ "dass sie Gelübde. Wie sie Note 46 bezeichnet sind.",
+ "so wird sie ohne [Anspruch auf die] Ketuba entlassen. Da er bei der Heimführung nicht erklärt hat, ob er auf die Gelübde Gewicht legt oder nicht, so ist es zweifelhaft, ob er auf jene Bedingung verzichtet; die Frau, die die Auszahlung der Ketuba verlangt, muss daher erst nachweisen, dass er Verzicht geleistet hat nach dem Grundsatz: המוציא מחברו עליו הראיה, wer an seinen Nächsten eine Forderung stellt, muss erst den Beweis dafür erbringen, B. kamma III, 11. Die Ehe kann aber nur durch Scheidung getrennt werden, da sie vielleicht giltig war und man daher in erschwerendem Sinne zu entscheiden hat, ספק דאוריתא לחומרא, Ket. I, Note 8.",
+ "dass sie keine Leibesfehler hat. Oder wenn er auch diese Bedingung nicht ausdrücklich gemacht hat. Auch Ket. V, 3 (Note 31) wurde schon ohne weiteres angenommen, dass Leibesfehler, die nach der Eheschliessung an der Frau gefunden werden, die Trauung aufheben können. Die Mischna setzt nur deshalb diesen Fall, um zu lehren, dass, wenn er auch die Bedingung gemacht hat und sich dann ergiebt, dass diese nicht erfüllt wurde, die Ehe dennoch nicht ohne weiteres als nichtig gilt, sondern nur durch Scheidung getrennt werden kann.",
+ "die die Priester ungeeignet machen. Zum Tempeldienst, s. Lev. 21, 17 ff. und Bechor. VII.",
+ "machen auch die Frauen ungeeignet. Zur Fortsetzung der Ehe. Nach der Halacha giebt es noch andre Leibesfehler, die die Frau ungeeignet machen, s. Eb. haëser 39, 4."
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+ [
+ "so muss der Vater. Der von dem Verlobten die Auszahlung der Ketuba fordert, falls dieser die Frau nicht heimführen will.",
+ "nachdem sie verlobt war und [somit] sein Feld verwüstet. Ms. Or. 567 liest נסחפה. Zum Ausdruck s. Ket. I, Note 37.",
+ "ist. D. h. dass der Verlobte den Schaden zu tragen hat. — Zu Gunsten der Frau spricht zwar die Präsumtion, dass sie ohne Leibesfehler geboren wurde (חזקת הגוף), und in einem ähnlichen Falle, Ket. I, 6, entschied auch die Halacha (ibid. Note 44), dass dieses Moment gegenüber dem Einwand des Verlobten ausschlaggebend sei. Dennoch ist hier der Verlobte beglaubt, da er behaupten kann, dass die Fehler dort bereits entstanden sind, wo man sie gefunden hat, nämlich im Hause ihres Vaters, כאן היו כאן נמצאו, und der Vater muss nachweisen, dass es sich nicht so verhält. — Nach R. Nissim liegt der Fall in unsrer Mischna so, dass die Verlobte erklärt, die Fehler seien vielleicht erst erstanden, nachdem sie heimgeführt wurde, während in Ket. I, 6 die Verlobte mit Bestimmtheit behauptete, sie sei zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau gewesen (s. ibid. Note 42). — Nach R. Ascher (z. St.) handelt unsre Mischna nur von einer Jungfrau, bei der sich die Zeichen der Pubertät gezeigt haben und die mindestens zwölf Jahre und einen Tag alt ist (נערה, Jeb. VI, Note 20): bei dieser hat der Vater den Beweis zu erbringen, da sie bis zu diesem Alter vollständig in der Gewalt des Vaters ist (Ket. IV, 4) und man daher auch annehmen kann, dass die Präsumtion, die zu ihren Gunsten sprach, durch das Entstehen der Leibesfehler bereits erschüttert wurde, als sie noch in dessen Gewalt war. Bei einer Mannbaren aber (בוגרת), d. h. bei einer Jungfrau von mehr als 12½ Jahren, die bereits ein halbes Jahr im Besitz der Pubertätszeichen ist, hat der Gatte den Beweis für seine Behauptung zu erbringen, da sie nicht mehr in der Gewalt des Vaters ist, auch wenn sie noch in dessen Hause lebt.",
+ "War sie bereits in die Gewalt des Mannes gekommen. Hat er sie bereits geehelicht und will sie nun ohne Auszahlung der Ketuba entlassen, da er Leibesfehler an ihr gefunden.",
+ "bevor sie verlobt. Denn da die Fehler erst gefunden wurden, nachdem sie in die Gewalt des Gatten gekommen war, so ist anzunehmen, dass sie dort erst entstanden sind, wo man sie entdeckt hat, d. h. im Hause ihres Mannes. Wenn er aber nur nachweisen würde, dass die Fehler bereits nach der Verlobung vorhanden waren, so würde dies nicht genügen, da dann zwei Annahmen (Präsumtionen, חזקות) zu ihren und nur eine zu seinen Gunsten sprechen würde. Für sie spricht erstens die Annahme, dass sie ohne Leibesfehler geboren ist und daher auch zur Zeit der Verlobung noch ohne Fehler war, und zweitens die Annahme, dass er sich vor der Eheschliessung gewiss überzeugt haben wird, dass sie keine Fehler hat; für ihn dagegen spricht nur die eine Annahme, dass kein Mann mit Leibesfehlern an der Frau einverstanden ist. Man könnte freilich einwenden, zu seinen Gunsten spreche noch die Annahme, dass das Geld demjenigen zuzusprechen ist, in dessen Besitz es sich gegenwärtig befindet (חזקת ממון), der Mann brauche also die Ketuba nicht zu bezahlen. Allein der Präsumtion gegenüber, dass sie ohne Leibesfehler war und daher noch ist, kommt diese letztere Annahme nicht in Betracht.",
+ "und sein Kauf. D. i. seine Eheschliessung.",
+ "Wovon ist dies gesagt. Dass der Mann wegen der Leibesfehler Einwand erheben kann.",
+ "aber bei sichtbaren Leibesfehlern kann er keine Klage erheben. Denn bei diesen wird auch R. Meir zugeben, dass der Mann, da er die Fehler sah, sich mit diesen einverstanden erklärte.",
+ "weil er sie durch seine weiblichen Verwandten untersuchen lässt. Wenn er es daher zur Bedingung gemacht hat, dass sie keine Leibesfehler habe (M. 7), so kann er hierbei nur solche geheimen Fehler gemeint haben, die man selbst im Bade nicht wahrnehmen kann; bei allen andren Fehlern aber kann der Mann keinen Einwand erheben und sich nicht auf Beweise berufen, dass jene schon vor der Verlobung vorhanden waren. So entscheidet auch die Halacha."
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+ "Wenn beim Manne Leibesfehler entstehen. Nachdem er geheiratet, geschweige vorher. Wenn die Fehler bereits nach der Verlobung entstehen, so kann man weder ihn noch sie zwingen, die Ehe zu schliessen.",
+ "so zwingt man ihn nicht [die Frau] zu entlassen. Und wenn sie durchaus nicht gewillt ist, die Ehe mit ihm fortzusetzen, so gilt sie als Widerspenstige, s. Ket. V, 7.",
+ "bei den grossen Fehlern aber. Wenn ihm z. B. ein Arm oder ein Bein abgehauen ist, oder wenn er auf einem Auge erblindet.",
+ "zwingt man ihn sie zu entlassen. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne."
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+ "Folgende [Männer] zwingt man [ihre Frauen] zu entlassen. Und demgemäss die Ketuba auszuzahlen.",
+ "der einen Polypen hat. Und infolge dieses Gewächses (πολύπους, eigentl. Vielfuss) einen üblen Geruch aus der Nase verbreitet.",
+ "der [Excremente von Hunden] sammelt. מקמץ von dem bibl.-hebr. קמץ, sammeln, zusammenraffen. Nach dem Talmud (Ket. 77a) ist als Object „Excremente von Hunden“ zu ergänzen, die man zum Gerben zu verwenden pflegte (Berach. 25a). Raschi (z. St.) bemerkt, er habe in Deutschland gesehen, dass man Kleider einen oder zwei Tage vor dem Waschen in solche Excremente lege. Nach einer Erklärung der Tosefta Ket. VII, 11 ist מקמץ = בורסי (s. Note 72).",
+ "der Kupfer schmilzt. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen צורף. Nach dem Talmud ist מצרף entweder einer, der das Metall durch Klopfen dünn schlägt, ein Kesselflicker, oder einer, der das Kupfer ausschachtet, beides Arbeiten, die einen üblen Geruch verbreiten.",
+ "und den Gerber. בורסי = βυϱσεύς, ein Gerber.",
+ "bevor sie sich verheirateten. Und die Frau nichts davon wusste. Wenn sie jedoch davon wusste, so zwingt man den Mann nicht sie zu entlassen.",
+ "ich dachte. S. Ket. II, Note 63.",
+ "sie muss es selbst gegen ihren Willen. על כרחו = كره على, trotz seines Widerwillens, seiner Abneigung, s. Geiger, Lehr- und Lesebuch, S. 31, Barth, etym. Studien, S. 22.",
+ "weil sie ihm Abzehrung verursacht. Ed. Lowe hat ממקאתו, der jerus. Talmud ed. Krotoschin ממיקתו. ממקתו von dem bibl.-hebr. מקק, hinschwinden, vergehen, abgezehrt werden, vgl. Sech. 14, 12. Der eheliche Umgang verursacht ihm Schwinden der Körperkräfte und Lebensgefahr; man zwingt ihn daher zur Scheidung, auch wenn die Frau diesen Fehler kennt und mit ihm einverstanden ist. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht der Weisen.",
+ "Dich aber kann ich nicht ertragen. Und er muss ihr die Chaliza erteilen und die Ketuba auszahlen. Einen ähnlichen Einwand seitens des Schwiegervaters s. Ket. VI, 2."
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+ "Wenn einer Frau Güter zufallen. Durch Erbschaft oder Schenkung oder als Fund.",
+ "bevor sie sich verlobt. Und sie sich dann verlobt.",
+ "sie darf sie verkaufen. Solange sie verlobt ist, nach der Eheschliessung aber nicht.",
+ "sie darf sie nicht verkaufen. Da mit der Verlobung wenn auch nicht die Gewissheit, so doch die Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass der Mann sie auch ehelichen wird, darf sie die Güter von vornherein nicht verkaufen, der erfolgte Verkauf jedoch ist giltig.",
+ "die Frau erworben. Durch die Verlobung (ארוסין), worunter stets auch die Antrauung zu verstehen ist.",
+ "sollte er nicht auch deren Güter erwerben. Warum soll also ihr Verkauf giltig sein?",
+ "wir schämen uns bereits wegen der neuen [Güter. D. h. wir sind schon damit nicht einverstanden, dass, wie Ihr sagt, der Verkauf der Güter, die ihr erst nach der Eheschliessung zufallen, ungiltig sein soll. Denn da der Mann das Niessbrauchsrecht an den Gütern der Frau nur deshalb hat, damit er nötigenfalls bereit sei, sie loszukaufen (s. Ket. IV, Note 46), hätten die Weisen bestimmen sollen, dass die Frau das Recht haben soll zu sagen, sie verzichte auf diesen Vorteil und verlange dafür den Niessbrauch ihres Vermögens für sich; es müsste daher eigentlich der Verkauf ihrer Güter giltig sein.",
+ "während ihr uns gar noch die alten aufbürden. גלגל, eine Pilpelform zu dem bibl.-hebr. גלל, wälzen, schieben, hier aufbürden, zuschieben.",
+ "wollt. Ihr wollt, dass auch der Verkauf der Güter ungiltig sein soll, die ihr vor der Eheschliessung zufallen!",
+ "der Mann sie den Empfängern. לקוחות, von dem Singular לָקוֹחַ, ein unter dem Einfluss des Aramäischen gebildetes participiales Substantiv. Diese Form (qâtôl) findet sich in der Mischna häufig bei Wörtern, die einen handwerksmässigen Thäter bezeichnen, wie משוחות, Ausmesser, Erub. IV, 11; דרוכות, Kelterer, Terum. III,4; חכורות, Pächter, Biccur. I, 2; נקורות, Locher, Tos. Kid. V, 14. Vgl. Barth, Nominalbildung, § 122c. Die weibliche Pluralendung ist bei Wörtern, die ein Amt bezeichnen, im Arab. und Aram. häufig.",
+ "] bevor sie sich verheiratet hat. Geschweige, wenn sie ihr schon vor der Verlobung zugefallen sind und sie sie nach der Eheschliessung verkauft.",
+ "Da er die Frau erworben. . Durch die Eheschliessung."
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+ "die dem Manne bekannt sind. Von denen er weiss, dass sie der Frau zugefallen sind, oder von denen er mit Bestimmtheit erwarten kann, dass sie ihr zufallen werden (R. Ascher).",
+ "darf sie nicht verkaufen. Nachdem sie geheiratet hat, selbst wenn die Güter ihr noch vor ihrer Verlobung zugefallen sind.",
+ "und wenn sie sie [dennoch] verkauft oder verschenkt hat. Nach R. Ascher selbst bevor er die Gewissheit hatte, dass sie ihr zugefallen sind.",
+ "] die dem Manne nicht bekannt sind. Er wusste nicht, dass sie ihr bereits zugefallen sind, oder (nach R. Ascher) er hatte keine Kenntnis davon, dass z. B. auswärts ein Verwandter der Frau lebt, dessen Vermögen ihr als Erbteil zufallen wird.",
+ "wenn sie sie aber dennoch verkauft oder verschenkt hat. Bevor er von ihnen Kenntnis hatte.",
+ "so ist dies rechtskräftig. Selbst wenn sie ihr erst nach der Eheschliessung zugefallen sind. Im Sinne des R. Simon entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn ihr Geld. R. J. Alfasi und Ms. Or. 567 lesen נכסים.",
+ "so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Das Grundstück selbst bleibt ihr Eigentum, denn die Weisen haben als Entschädigung für die Pflicht der Auslösung nur die Nutzniessung dem Manne zugesproehen, s. Note 7.",
+ "man schätzt sie. Solche Felder. Der Talmud liest hier: שמין אותה כמה היא יפה בפירות וכמה היא יפה בלא פירות, was sich nur auf das in Frage stehende Grundstück bezieht.",
+ "wieviel sie mit Früchten wert. יפה = wert, wie B. mezia III, 5 u. ö.",
+ "und für den Überschuss wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Nach R. Meir gilt das, was nicht auf dem Grund und Boden des Mannes wächst, nicht als sein Eigentum, sondern als Capital der Frau. Der Mehrwert, den das Grundstück durch die Früchte hat, ist daher auch Capital der Frau; es muss deshalb ein Grundstück dafür gekauft werden und der Mann hat den Niessbrauch daran.",
+ "die noch mit dem Boden verbundenen [Früchte] gehören ihm. Nach den Weisen gilt Alles, was auf dem Grund und Boden seiner Frau wächst, als „Frucht“ in dem Sinne, dass der Mann ohne weiteres den Niessbrauch daran hat, da das Feld selbst ihr verbleibt. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "wo er einen Vorteil. כח יפה eigentl. die Kraft ist schön, stark, d. h. man hat einen Vorzug, Vorteil, ein Vorrecht, vgl. Arach. IX, 7. Der Gegensatz dazu ist: כה רע, wie in der Mischna häufig יפה (= טוב) dem רע gegenübersteht, s. Ar. IX, 2. Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen hier שייפה (Piel) = den Vorteil verschaffen, das Vorrecht verleihen, wie B. batra VII, 2.",
+ "ist er im Nachteil bei ihrem Scheiden. D. i. wenn er die Ehe durch Scheidung trennt.",
+ "gehören bei ihrem Eintritt ihm. Wie dies die Ansicht der Weisen ist, s. M. 3.",
+ "bei ihrem Scheiden ihr. Während nach der Ansicht der Weisen diese Früchte dem Manne gehören; in diesen Punkte divergieren R. Simon und die Weisen.",
+ "bei ihrem Scheiden ihm. Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Simon."
+ ],
+ [
+ "Wenn ihr alte. Ms. Or. 567 liest [ם]והזקינו, sie sind alt geworden.",
+ "so werden sie verkauft. Weder der Mann noch die Frau hat das Recht, diesen Verkauf zu verhindern. Nach R. Ascher will die Mischna lehren, dass die Frau kein Einspruchsrecht gegen den Mann hat, dass vielmehr dem Manne allein das Recht zusteht, die Sklaven zu verkaufen, um dann den Niessbrauch zu haben.",
+ "sie braucht sie nicht zu verkaufen. Sie braucht den Verkauf nicht zuzulassen.",
+ "weil sie zum Ansehen. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen כבוד בית אביה .",
+ "ihres Vaterhauses gehören. Das Ansehen ihres Vaterhauses wird durch den Besitz von Sklaven erhöht. Im Sinne des R. Simon b. G. entscheidet auch die Halacha.",
+ "weil sie zum Ansehen ihres Vaterhauses gehören. Nach dem Talmud (Ket. 79a) divergieren der ungenannte Tanna und R. Jehuda nur in dem Falle, wenn das Feld selbst nicht der Frau gehört, wenn z. B. ihr Vater die Bäume auf dem Felde eines Andren erworben hat, um die Früchte zu geniessen, solange die Bäume noch Früchte tragen. In diesem Falle sagt der anonyme Tanna (ת״ק), dass sie den Verkauf zugeben muss, weil sonst, wenn die Bäume verdorren, kein Grundstock mehr vorhanden wäre und somit garnichts ihr gehören würde. Wenn das Feld jedoch der Frau gehört, so stimmen alle Weisen darin überein, dass sie den Verkauf nicht zu billigen braucht, da sie erklären kann, dass das Ansehen ihres Vatershauses durch den Besitz an Bäumen erhöht wird. Nach R. J. Alfasi und R. Ascher — der übrigens auch in diesem zweiten Falle der Mischna R. Simon b. Gamliel anstatt R. Jehuda liest — ist auch noch erforderlich, dass das Feld wenigstens soviel Nutzen bringt, als der Arbeit entspricht, die man darauf verwendet. Vgl. auch Eb. haëser 85, 14.",
+ "Wenn jemand für die Güter seiner Frau. D. i. für die Güter, an denen dem Manne der Niessbrauch zusteht, נכסי מלוג Jeb. VII, Note 1.",
+ "ob er viel ausgegeben und wenig. קימעא, nach Levy von einem Stamm קמע = قمع binden, bändigen, zusammenschlagen, eigentl. Zusammengedrücktes, wenig; besser mit Barth, etymol. Studien S. 16 = قما, قماءَة „Kleinheit“.",
+ "was er genossen. Wenn die Ehe getrennt wird, kann nicht einer vom Andren die Differenz zwischen den Auslagen und dem Nutzungswert der Früchte fordern.",
+ "wieviel er ausgegeben und bekommt es [ersetzt. Er bekommt die Auslagen ersetzt, wenn die Verbesserung, die das Feld durch die Ausgaben erfahren, den Betrag dieser Summe erreicht oder übersteigt. Wenn jedoch die Unkosten den Wert der Verbesserung übersteigen, so muss er schwören, dass er mindestens soviel ausgegeben, als der Mehrwert des Feldes durch die Melioration beträgt, und er bekommt nur diesen ersetzt, aber nicht die Unkosten, die er darüber hinaus gehabt hat. Diese Bestimmungen gelten aber nur, wenn der Mann die Scheidung veranlasst. Wenn jedoch die Frau widerspenstig ist und dadurch die Scheidung herbeiführt (Ket. V, 7), so muss er beschwören, wieviel Auslagen er gehabt und bekommt dann, selbst wenn er die Früchte genossen hat, die Unkosten ersetzt. War der Mehrwert des Feldes durch die Melioration grösser als die Auslagen, so hat er jenen zu beanspruchen."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Diese ganze Mischna findet sich auch Jeb. IV, 3 und ist dort bereits erklärt. Weil hier die Frage behandelt wird, wie mit der Ketuba einer auf die Leviratsehe wartenden Frau zu verfahren sei, ist die Mischna auch in Ketubot wiederholt."
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+ [
+ "so wird dafür ein Grundstück gekauft. Denn für die Ketuba haftet das Vermögen des verstorbenen Gatten und nach der Ansicht dieses Tanna auch die beweglichen Güter.",
+ "man schätzt sie. Solche Felder. Der Talmud liest hier: שמין אוחה כמה היא יפה בפירות וכמה היא יפה בלא פירות, was sich nur auf das in Frage stehende Grundstück bezieht.",
+ "und für den Überschuss wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Nach R. Meir gilt das, was nicht auf dem Grund und Boden des Mannes wächst, nicht als sein Eigentum, sondern als Capital der Frau. Der Mehrwert, den das Grundstück durch die Früchte hat, ist daher auch Capital der Frau; es muss deshalb ein Grundstück dafür gekauft werden und der Mann hat den Niessbrauch daran.",
+ "gehören ihm. Nach dem Talmud (Ket. 82a) ist dies in שלה zu verbessern; denn da das gesamte Vermögen ihres ersten Gatten für die Ketuba haftet, so müssen die noch mit dem Boden verbundenen Früchte ihr gehören. Es wird für diese Früchte ein Grundstück gekauft und der Levir hat davon die Nutzniessung.",
+ "so erwirbt er sie. Nach Ansicht der Weisen haftet das bewegliche Vermögen (Geld oder Früchte, die vom Boden getrennt sind) nicht für die Ketuba, es sei denn, dass die Frau schon bei Lebzeiten des Mannes davon Besitz ergriffen.",
+ "so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "Hat. Dieser Satz steht als selbständige Mischna Jeb. IV, 4 und ist dort bereits erklärt."
+ ],
+ [
+ "Er. Der Levir.",
+ "hier liegt Deine Ketuba. Der Betrag, den Du auf Grund Deiner Ketuba zu fordern hast.",
+ "auf dem Tisch. Und den Rest dessen, was ich von meinem Bruder geerbt habe, will ich verkaufen.",
+ "es haften vielmehr alle seine Güter. Die er von seinem verstorbenen Bruder geerbt hat.",
+ "L. In der ed. princ. fehlt der eingeklammerte Satz vollständig, während er in der ed. Lowe und den Talmudausgaben als Fortsetzung der Mischna ohne Klammer steht.",
+ "Ebenso. Im Talmud (Ket. 82b) wird dieses „ebenso“ folgendermassen erklärt: Man hätte glauben können, nur bei der Jebama gelte die Bestimmung der Mischna; denn da der Levir ihr keine Ketuba ausstellt, in der er ihr die Güter verschreibt, die er bereits erworben und die er noch erwerben werde, so ist zu befürchten, dass leicht Feindschaft zwischen beiden entsteht, weil sie sich nicht darauf verlässt, dass das Geld nicht verloren geht. Bei jedem andren Manne aber, der der Frau in der Ketuba alle seine Güter verschreibt, könnte man glauben, dass sie sich hierauf verlasse und es daher dem Manne erlaubt sei, den Betrag der Ketuba ihr auf den Tisch hinzulegen; deshalb lehrt die Mischna ausdrücklich, dass dies keinem Manne gestattet ist.",
+ "Wenn er sich von ihr scheidet. Nachdem er die Leviratsehe an ihr vollzogen.",
+ "so hat sie nur ihre Ketuba [zu beanspruchen. Dieser Satz ist eigentlich selbstverständlich; er ist nur deshalb gesagt, damit man daraus schliesse, dass, solange er sich nicht von der Frau geschieden hat, es dem Levir nicht erlaubt ist, seine Güter zu verkaufen.",
+ "so steht sie allen Frauen gleich. Er darf seine Güter nicht verkaufen, da sie für ihre Ketuba haften.",
+ "und hat nur ihre Ketuba [zu beanspruchen. Wenn er sich wieder von ihr scheidet oder stirbt und ihr bei der ersten Scheidung die Ketuba nicht bezahlt hat, so hat sie nicht etwa zwei Ketubot, eine aus dem Nachlass ihres ersten Gatten und eine aus dem Vermögen des Levir zu beanspruchen. Nun lehrt zwar die Mischna Ket. IX, 9 (Ende) ausdrücklich, dass ein Mann, der sich von seiner Frau scheidet, ohne ihr die Ketuba zu bezahlen und sie dann wieder heiratet, ohne ihr eine neue Ketuba zu verschreiben, ihr nicht zwei Ketubot zu zahlen hat, da er sie nur in der Absicht wieder heiratet, dass lediglich die alte Ketuba in Kraft bleiben soll. Gleichwohl ist die Bestimmung bei der Jebama in unsrer Mischna besonders hervorgehoben, weil man sonst glauben könnte, sie gelte nur bei einer Frau, die nicht die Leviratsehe vollzogen, da hier der Mann aus seinem eigenen Vermögen ihr die Ketuba verschrieben und man daher vermuten kann, dass er nicht gesonnen war, sich bei der zweiten Eheschliessung noch zu einer zweiten Ketuba zu verpflichten. Bei einer Jebama jedoch, für deren Ketuba das Vermögen des ersten Mannes haftet, hätte man glauben können, der Levir sei verpflichtet, wenn er sich von ihr geschieden, ohne die Ketuba auszuzahlen, ihr bei einer zweiten Ehescheidung noch eine zweite Ketuba aus seinem Vermögen zu bezahlen. Deshalb lehrt die Mischna ausdrücklich, dass dies auch bei einer Jebama nicht zutrifft."
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+ "Wenn jemand seiner Frau. Mit der er erst verlobt ist, die er aber noch nicht heimgeführt hat.",
+ "schriftlich erklärt. Nach dem Talmud (Ket. 83a) genügt auch eine mündliche Erklärung.",
+ "ich will kein Recht und keinen Anspruch auf Deine Güter haben. Nach unsrer Eheschliessung.",
+ "so geniesst er [dennoch] ihre Früchte. Denn sein Verzicht bezog sich nur auf die „Güter“ selbst, aber nicht auf deren Früchte.",
+ "beerbt er sie. Denn er erklärte: „auf Deine Güter“, d. h. solange sie ihr gehören, also bei ihren Lebzeiten; nach ihrem Tode aber heissen sie nicht mehr ihre Güter.",
+ "dies rechtskräftig sei. Nicht nur der bereits erfolgte Verkauf ist giltig, denn dies ist nach Ket. VIII, 1 der Fall, auch wenn er nicht ausdrücklich verzichtet hat, sondern sie darf sie auch von vornherein verkaufen, sobald er seinen Verzicht erklärt hat. Daraus ist aber noch nicht ohne weiteres zu schliessen, dass der Verzicht, den er vor der Eheschliessung erklärt, sich auch auf Güter erstreckt, die ihr erst nach der Heimführung als Erbschaft u. dergl. zufallen; es lässt sich vielmehr annehmen, dass ein Verzicht, den der Mann vor der Eheschliessung auf solche Güter erklärt, nichtig ist. S. Eb. haëser 92,2. Waren sie jedoch schon verheiratet, so genügt zur Giltigkeit des Verkaufes seitens der Frau kein blosser Verzicht des Mannes, es bedarf dazu vielmehr der besondren Besitzübertragung seitens des Gatten durch Verkauf oder Schenkung.",
+ "er darf immer die Früchte der Früchte. Wenn die Frau ein Feld in die Ehe bringt, welches Früchte trägt und der Mann diese verkauft und für den Erlös ein Feld kauft, das auch Früchte trägt, so nennt man diese letzteren „die Früchte der Früchte“.",
+ "geniessen. Da er in seiner Verzichtleistung nur von „Früchten“, aber nicht von „Früchten der Früchte“ gesprochen hat.",
+ "ich will kein Recht und keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte und die Früchte von deren Früchten bis ins Unendliche. Nur wenn die Formel also gelautet hat, darf er die Früchte der Früchte u. s. w. nicht geniessen. Wenn er jedoch nur erklärt hätte: „ich will keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte und die Früchte von deren Früchten“, ohne die Worte עד עולם hinzuzufügen, so könnte dies dahin gedeutet werden, dass er nur noch auf die „Früchte der Früchte“, aber nicht mehr auf deren Früchte verzichtet. Hätte er wiederum den Zusatz עד עולם gemacht, aber die Worte ובפירי פירותיהן ausgelassen, so könnte dies heissen, er verzichte „für immer“ auf die directen Früchte, sowohl im ersten als in den folgenden Jahren (Raschi), oder er verzichte auf die directen Früchte sowohl bei ihrem Leben als nach ihrem Tode (Tos.), dagegen die „Früchte der Früchte“ wolle er geniessen (Ket. 83b). — Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Jehuda.",
+ "„ich will kein Recht und keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte (und die Früchte von deren Früchten. In den Talmudausg., dem Ms. Or. 567, und der Mischna zum jerus. Talmud stehen diese Worte ohne Klammer; nach Angabe von Tos. Ket. 83a s. v. דין hatten die meisten Ausgaben diesen Zusatz.",
+ "weder bei Deinen Lebzeiten noch nach Deinem Tode. Ms. Or. 567 liest על הכתוב שבתורה.",
+ "weil er etwas ausbedungen hat. Nach R. Simon b. G. ist es eine Anordnung der Thora, dass der Mann seine Frau beerbt; es wird dies in B. batra 111b in den Worten וירש אותה Num. 27,11 gefunden. — Nach der Halacha ist das Erbrecht des Mannes an den Nachlass der Frau nur eine rabbinische Institution. In unsrer Mischna wäre die Bedingung giltig, selbst wenn die Anordnung eine mosaische wäre, da es sich in diesem Falle nur um Geldsachen handelt und jeder auf Geld freiwillig Verzicht leisten kann. Gleichwohl entscheidet die Halacha in der Sache im Sinne des R. Simon b. G., wenn auch nicht aus seinem Grunde, sondern nur darum, weil die Rabbinen für ihre Institutionen einer stärkern Stütze bedurften, um ein Übertreten zu verhüten, als sie für Gebote der Thora nötig ist; s. Ket. V, Note 6."
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+ "Wenn jemand stirbt und eine Frau. Die nun die Auszahlung der Ketuba verlangt.",
+ "während er ein hinterlegtes Gut oder ein Darlehn. Im Talmud (Ket. 84a) wird begründet, warum die Mischna von einem hinterlegten Gut und einem Darlehn handelt: Hätte nämlich nur der Fall vom Darlehn gestanden, so hätte man glauben können, nur hierbei sage R. Tarphon, dass man es dem Schwächsten unter ihnen giebt; denn da ein Darlehn zum Ausgeben bestimmt, also nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt vorhanden ist, so gilt es nicht als im Besitze der Erben. Bei einer hinterlegten Sache aber, die unverändert erhalten ist, hätte man glauben können, R. Tarphon stimme mit R. Akiba überein, dass sie den Erben gegeben werden müsse, da sie als im Besitze der Erben gilt, gleichviel wo sie sich befindet. Hätte wiederum nur der Fall von der hinterlegten Sache gestanden, so hätte man meinen können, betreffs des Darlehns stimme R. Akiba mit R. Tarphon überein; darum betont die Mischna auch das Darlehn, um zu zeigen, dass, obgleich dieses nicht in der ursprünglichen Gestalt vorhanden ist, sondern von dem Schuldner erst erhoben werden muss, R. Akiba dennoch lehrt, es müsse den Erben gegeben werden.",
+ "es. Das hinterlassene Vermögen, das Darlehn oder das hinterlegte Gut.",
+ "wird dem Schwächsten. Zum Ausdruck vergl. Jes. 5,27. — Wer hier unter dem „Schwächsten“ zu verstehen sei, ist im Talmud (ibid.) streitig. Nach einer Ansicht heisst der Schwächste derjenige, dessen Besitzurkunde das späteste Datum von allen trägt, weil dieser sich nicht von den Gütern bezahlt machen kann, die der Verstorbene vor jenem Datum verkauft hat. Nach einer andren Ansicht ist unter dem Schwächsten die Frau zu verstehen; dieser soll man das Darlehn oder die hinterlegte Sache für ihre Ketuba geben, משום חינא, wie im Talmud hinzugefügt wird, „wegen der Gunst“. Nach R. Nathan (im Aruch s. v. חן) bedeutet dieser Zusatz: wenn die Frau weiss, dass sie im Todesfall des Gatten vor Gläubigern und Erben den Vorzug hat, so wird sie die Pflichten gegen ihren Mann mit grösserer Freudigkeit erfüllen und dadurch Gunst in seinen Augen finden. Nach R. Chananel (s. Tos. s. v. לכתובת): damit die Frauen Gunst bei den Männern finden und ihnen begehrenswerter erscheinen. Nach Raschi (s. v. משום): damit die Männer Gunst bei den Frauen finden; wenn diese nicht zu fürchten haben, die Ketuba einzubüssen, so werden sie eher bereit sein, eine Ehe einzugehen. Der jerus. Talmud liest לכושל שבגופו, dem, der körperlich der Schwächste ist, d. i. die Frau, deren Art es nicht ist, nach dem Tode ihres Mannes zu untersuchen, wo er noch Güter hat, durch die sie sich bezahlt machen kann.",
+ "denn alle [Andren] müssen schwören. Sobald sie etwas aus dem Nachlass fordern.",
+ "die Erben aber brauchen nicht zu schwören. Da also die Andren, nicht aber die Erben einen Eid leisten müssen, so erscheinen die beweglichen Güter, die der Vater hinterlassen, als bereits im Besitze der Erben, und die Gläubiger haben darauf keinen Anspruch. Nur wenn die Gläubiger noch bei Lebzeiten des Schuldners von dessen Gütern Besitz ergriffen haben, brauchen sie den Erben keinen Eid zu leisten. Die Halacha entscheidet jedoch, dass, wenn der Mann bewegliche Güter hinterlassen, die er seiner Frau nicht in Besitz gegeben hat, der Gläubiger vor der Witwe den Vorzug hat, da jener ihm bares Geld gegeben hat, diese aber nicht; s. Eb. haëser 102, 2."
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+ "die vom Boden getrennt sind. Für Früchte aber, die noch mit dem Boden verbunden sind, gilt dasselbe Gesetz wie für Grundstücke, und derjenige hat das Vorrecht, dessen Besitzurkunde das älteste Datum trägt.",
+ "der sie zuerst in Besitz nimmt. Im Talmud (Ket. 84b) controversieren Amoräer über die Frage, wo diese Früchte oder überhaupt Mobilien sich befunden haben müssen. Nach einer Ansicht müssen sie auf einem öffentlichen Platze gelegen haben, auf dem Alle gleichmässig berechtigt sind und daher die Erben keinen Vorzug haben; wenn sie aber auf einer schmalen Seitenstrasse oder einem Fusssteig (סימטא = semita) lagen, so gelten sie bereits mit dem Ableben des Vaters als im Besitze der Erben. Nach einer andren Ansicht haben auch im letztern Falle die Erben kein Vorrecht.",
+ "der Überschuss dem Schwächsten. D. i. die Frau oder der Gläubiger, die gegenüber den Erben als minderberechtigt gelten uud ausserdem einen Vermögensverlust haben, während die Kinder zunächst noch keinen Schaden hatten. Wenn aber die Erben bereits Besitz davon ergriffen haben, so haben jene kein Recht, sie ihnen fortzunehmen.",
+ "es wird vielmehr den Erben gegeben. Und zwar nicht nur der Unberschuss, sondern sämtliche Mobilien, denn nach der Ansicht des R. Akiba hat eine Besitzergreifung seitens der Frau oder des Gläubigers nach dem Tode des Erblassers keine Rechtskraft. Über die Halacha s. oben Note 18.",
+ "die Erben aber brauchen nicht zu schwören. Da also die Andren, nicht aber die Erben einen Eid leisten müssen, so erscheinen die beweglichen Güter, die der Vater hinterlassen, als bereits im Besitze der Erben, und die Gläubiger haben darauf keinen Anspruch. Nur wenn die Gläubiger noch bei Lebzeiten des Schuldners von dessen Gütern Besitz ergriffen haben, brauchen sie den Erben keinen Eid zu leisten. Die Halacha entscheidet jedoch, dass, wenn der Mann bewegliche Güter hinterlassen, die er seiner Frau nicht in Besitz gegeben hat, der Gläubiger vor der Witwe den Vorzug hat, da jener ihm bares Geld gegeben hat, diese aber nicht; s. Eb. haëser 102, 2."
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+ [
+ "Wenn jemand seine Frau als Verkäuferin. Dass sie im Laden (חנות) Waren verkaufe.",
+ "einsetzt oder zur Verwalterin. In den Talmudausg., der ed. Lowe und der ed. princ. zu M. 6 אפיטרופיא, eine Neubildung von ἐπίτϱοπος. Die Frau soll sein Vermögen verwalten.",
+ "so kann er von ihr einen Eid verlangen. Dass sie ihren Auftrag redlich erfüllt und nichts veruntreut habe.",
+ "wann er will. Auch wenn sie nicht die Auszahlung der Ketuba fordert; s. M. 8 Ende. Diese Bestimmung gilt nicht nur für die Frau, sondern für alle Verwalter, s. Scheb. VII, 8. Die Mischna hebt nur die Frau besonders hervor, weil man sonst meinen könnte, für sie gelte die Bestimmung nicht, da sie ohnedies, sobald sie die Auszahlung der Ketuba fordert, noch einen Eid leisten muss. Dieser Eid ist von den Rabbinen den Verwaltern darum auferlegt, weil bei ihnen zu befürchten ist, dass sie vielleicht für ihre Bemühung etwas für sich behalten. In unsrem Falle kann der Mann von der Frau verlangen, dass sie den zu leistenden Eid auch auf ihren Spinnrocken und ihren Teig ausdehne nach dem Princip von גלגול שבועה, d. h. nach dem Grundsatz, dass die Verpflichtung zum Eide wegen der einen Forderung auch auf eine andre Forderung „hingewälzt“, dass also ein Eid auch auf Dinge erweitert wird, die ihn ursprünglich nicht veranlasst haben. Dieses Princip wird Sota 18b aus dem zweimaligen אמן Num. 5, 22 abgeleitet. Vgl. auch Kid. I, 5; B. mez. VIII, Note 11.",
+ "sogar betreffs ihres Spinnrockens oder ihres Teiges. Auch wenn er sie nicht zur Verkäuferin oder zur Ver- walterin eingesetzt, hat der Mann jederzeit das Recht, von seiner Frau einen Eid zu verlangen, dass sie sich durch das Spinnen oder das Backen keinen Vermögensvorteil verschafft hat. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Elieser."
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+ "Wenn er ihr schriftlich. Oder auch mündlich, s. Note 2.",
+ "ich werde weder ein Gelübde. Ich werde nicht von Dir verlangen, dass Du z. B. gelobst: „Diese (bestimmte) Frucht soll mir zum Genusse verboten sein, wenn ich meine Ketuba bereits erhalten habe“; vgl. Git. IV, 3.",
+ "wohl aber kann er von ihren Erben oder ihren Rechtsnachfolgern. Eigentl. denjenigen, die kraft ihrer Vollmacht [mit einer Forderung] kommen.",
+ "einen Eid verlangen. Wenn er sich von ihr geschieden hat und sie gestorben ist, müssen ihre Erben oder diejenigen, die die Ketuba ihr abgekauft haben, schwören, dass sie ihnen niemals gesagt habe, die Ketuba sei bezahlt sowie dass sie unter ihren Schriftstücken nichts vorgefunden, was auf eine Bezahlung der Ketuba hindeute. Wenn sie aber noch am Leben ist und ihre Rechtsnachfolger die Ketuba verlangen, so muss sie, bevor diese erhoben wird, schwören, dass sie noch nichts für ihre Ketuba bekommen habe.",
+ "so kann er weder von ihr. Das היא dient als pronomen separatum zur stärkern Hervorhebung des unmittelbar vorhergehenden Verbalsuffixes, wie Gen. 27, 34; Sech. 7, 5. Im letzten Satze dieser Mischna jedoch steht אותה, weil dieses Pronomen von dem zugehörigen Verbum durch mehrere Worte getrennt ist.",
+ "wohl aber können seine Erben. Oder diejenigen, die seine Güter ihm abgekauft oder von ihm durch letztwillige Verfügung geschenkt bekommen haben, von denen nun die Frau die Auszahlung der Ketuba verlangt.",
+ "von ihr oder ihren Erben. Wenn erst sie und dann ihr Mann gestorben ist und nun ihre Erben von denen des Mannes die Auszahlung der Ketuba verlangen, so sind sie zum Eide verpflichtet. Wäre sie aber nach ihrem Gatten gestorben, ohne den Erben ihres Mannes geschworen zu haben, dass sie noch nichts bekommen habe, so würden ihre Erben die Ketuba überhaupt nicht beanspruchen können, denn es kann niemand seinen Kindern Geld vererben, das er selbst nur gegen einen Eid hätte erheben können.",
+ "weder ich noch meine Erben noch meine Rechtsnachfolger. Diejenigen, denen ich meine Güter verkaufen werde und von denen Du dann die Auszahlung Deiner Ketuba verlangen wirst."
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+ "Wenn sie. Die in der vorigen Mischna genannte Frau, die der Mann von einem Eide entbunden hat. Nach einer andren Erklärung handelt hier die Mischna von einer Frau, die der Mann nicht ausdrücklich von einem Schwure befreit hat, und lehrt, dass sie gleichwohl von den Erben nicht zu einem Eide gezwungen werden kann, dass sie zu Lebzeiten ihres Gatten das Vermögen redlich verwaltet hat.",
+ "von dem Grabe ihres Mannes in das Haus ihres Vaters geht. Und sich somit um das Vermögen ihres Mannes nicht mehr bekümmert.",
+ "so können die Erben von ihr keinen Eid verlangen. Über die Verwaltung des Vermögens ihres Gatten zwischen dessen Tode und dessen Beerdigung; denn wenn sie nur in Gegenwart von Zeugen Güter ihres Mannes verkaufen dürfte, um die Begräbniskosten zu erlangen, so könnte leicht der Verstorbene zu lange unbeerdigt bleiben, oder da sie durch die Vorbereitungen für die Beisetzung zu sehr in Anspruch genommen ist, könnte es leicht geschehen, dass sie ohne Absicht sich einen Vorteil verschafft,",
+ "ist sie aber zur Verwalterin eingesetzt. Und hat noch nach der Beerdigung das Vermögen verwaltet.",
+ "so können die Erben wohl für das Spätere. Für die Verwaltung nach der Beisetzung; denn da mit dem Ableben des Vaters sein Vermögen in den Besitz seiner Kinder übergegangen ist, kann sich seine Zusicherung der Befreiung vom Eide nicht auf die Verwaltung nach seinem Tode erstreckt haben.",
+ "für das Frühere. Für die Verwaltung zu Lebzeiten des Mannes.",
+ "aber können sie keinen Eid von ihr verlangen. Nach einigen Decisoren jedoch haben die Erben stets das Recht, von der Witwe einen Eid zu verlangen, selbst wenn der Gatte ihr die Befreiung vom Schwure auch den Erben gegenüber ausdrücklich zugesichert hatte, und dieser Eid kann auch für die zu Lebzeiten des Mannes geübte Verwaltung gefordert werden. S. Eb. haëser 98,7."
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+ "Wenn. Diese Mischna ist in Scheb. VII,7 citiert und wird in ihren einzelnen Teilen in der folgenden Mischna erläutert.",
+ "eine Frau eine Teilzahlung ihrer Ketuba eingesteht. פגם eigentl. beschädigen, verringern, für minderwertig erklären; hier = die Höhe der Ketuba vermindern durch das Geständnis, dass ein Teil bereits bezahlt sei.",
+ "Sagt ein Zeuge gegen sie. Das Suffix steht bei diesem Verbum im Accusativ wie I Kön. 21, 10. 13.",
+ "dass sie. Die Ketuba.",
+ "Von Gütern der Waisen. In Scheb. VII,7 ist der nächste Fall vor diesem genannt, wie er auch in der folgenden Mischna zuerst erklärt wird. Ebenso ist die Lesart in der Mischna zum jerus. Talmud und bei R J. Alfasi.",
+ "von hypothekarisch belasteten Gütern. משועבדים eigentl. „unterworfen“. Unter diesen Gütern versteht man solche Grundstücke, die der Schuldner veräussert hat, nachdem er seine Schuld aufgenommen hat.",
+ "Abwesenheit. In der Mischna zum jerus. Talmud ist die Lesart הנפרעת שלא בפניו, ebenso in Scheb. VII,7."
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+ "Wenn ihre Ketuba tausend Sus. S. Ket. I, Note 9 u. 10.",
+ "Du hast Deine [ganze] Ketuba erhalten. התקבל, das in der Bibel nicht vorkommt, ist eine der überaus seltenen Hitpaëlformen in der Mischna, die eine rein active Bedeutung haben. Man könnte es als ein „Medium des Interesses“ bezeichnen = für sich etwas in Empfang nehmen, wie Git. VI,1. Vgl. והתנחלום Jes. 14,2; וישתמי Micha 6, 16.",
+ "ich habe nur eine Mine. S. Ket. I, Note 9 u. 10.",
+ "so bekommt sie [den Rest] nur gegen einen Eid bezahlt. Denn es ist zu vermuten, dass sie ohne Eid nicht genau prüfen wird, wieviel sie bereits von ihrem Manne erhalten hat. Diesen Eid muss die Frau auch dann leisten, wenn er einen Schwur nicht von ihr fordert. Hat aber keine Teilzahlung der Ketuba stattgefunden, so braucht sie nur dann zu schwören, wenn der Mann einen Eid von ihr verlangt. Über diesen Eid s. Scheb. VII, Note 4.",
+ "so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Auch dieser Eid ist ihr nur von den Rabbinen auferlegt, um nämlich den Mann zu beruhigen. Nach der Thora wäre sie zu diesem Eide nicht verpflichtet, da alle, die nach dem Gesetz der Thora einen Eid zu leisten haben, nur schwören, um nicht bezahlen zu müssen, hier aber die Frau schwört, um eine Zahlung zu erhalten, s. Scheb. VII, 1.",
+ "so erhält sie nur gegen einen Eid bezahlt. Wenn nämlich ein Gläubiger das Darlehn von dem Schuldner zurückfordern und dieser von jenem verlangen würde, er solle beschwören, dass es noch nicht bezahlt sei, so würde man dem Gläubiger diesen Eid auferlegen; andrenfalls brauchte er nicht zu schwören, da er ja den Schuldschein in Händen hat. Ebenso verlangt man nun im Interesse der Käufer einen Eid von der Frau, denn der Mann würde, falls sie die Ketuba von ihm als ihrem Schuldner fordern würde, vielleicht auch einen Eid von ihr verlangen.",
+ "so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Aus dem ähnlichen Grunde wie in der vorhergehenden Note.",
+ "Wenn er nach einem fernen Lande. Vgl. Jeb. II, Note 69. Nach der Halacha muss hier die Entfernung so gross gewesen sein, dass die Boten des Gerichts, die dem Manne den Zahlungsbefehl überbringen sollen, ihn nicht binnen dreissig Tagen erreicht haben und wieder heimgekehrt sein konnten.",
+ "gegangen ist und sie sich in seiner Abwesenheit bezahlt machen will. Indem sie den Scheidebrief und die Ketuba vorlegt.",
+ "so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Aus dem ähnlichen Grunde wie in der vorhergehenden Note.",
+ "können die Erben einen Eid von ihr verlangen. Im Gegensatz zu der in M. 4 u. 5 vertretenen Ansicht, dass, wenn der Mann die Frau zur Verwalterin seines Vermögens ernannt und ihr die Befreiung vom Schwur sowohl ihm selbst als seinen Erben gegenüber zugesichert hat, weder er noch seine Erben einen Eid von ihr verlangen können, erklärt hier R. Simon, dass die Frau wohl zu einem Eide verpflichtet ist, sobald sie ihre Ketuba fordert.",
+ "können die Erben. Oder der Gatte. Weil in dem ersten Teile des Satzes nur von den Erben die Rede sein kann, da sie bei Lebzeiten des Mannes, wenn sie nicht geschieden ist, kein Recht hat die Ketuba zu verlangen, sind im zweiten Teile des Satzes auch nur die Erben genannt, obwohl dieselbe Bestimmung auch für den Gatten gilt.",
+ "keinen Eid von ihr verlangen. Für die Verwaltung des Vermögens bei Lebzeiten des Mannes, selbst wenn ihr die Befreiung vom Eide nicht zugesichert war. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon."
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+ "Wenn sie einen Scheidebrief ohne die Ketuba vorlegt. An einem Orte, wo man keine Ketuba auszustellen pflegt, wo vielmehr der Anspruch der Frau auf die Ketuba als ein gerichtliches Abkommen gilt.",
+ "so kann sie [dennoch] ihre Ketuba erheben. Denn eine gerichtliche Institution hat dieselbe Rechtskraft wie eine vor Gericht ausgestellte Urkunde. Bevor das Gericht ihr den Scheidebrief zurückgiebt, auf Grund dessen sie eine neue Ehe eingehen darf, wird er zerrissen und auf der Rückseite bemerkt, dass er vom Gericht zerrissen ist, damit sie nicht gegen Vorzeigung des Scheidebriefes die Ketuba zum zweitenmal verlangen kann. Sie erhält jedoch nur den eigentlichen Betrag der Ketuba, 200 resp. 100 Denar (Ket. I,2), was ihr aber der Mann darüber hinaus freiwillig zugelegt hat, erhält sie nur gegen Vorzeigung der Ketuba, in der diese Zulage vermerkt ist.",
+ "mein Scheidebrief ist verloren gegangen. Ich habe ihn noch nicht vorgelegt, um daraufhin etwa meine Ketuba zu erheben.",
+ "meine Quittung. שובר, eigentl. eine Urkunde, die etwas „zerbricht, annulliert“, ein Dokument, welches eine Schuldverschreibung aufhebt, eine Quittung.",
+ "ist verloren gegangen. Die sie mir ausgestellt hat, als sie auf Grund ihres Scheidebriefes die Ketuba von mir bezahlt erhielt.",
+ "ebenso wenn ein Gläubiger einen Schuldschein ohne den Prosbol. Πϱοσβολή = das „Hinbringen, Übergeben“ der Erklärung vor Gericht, dass man sich trotz des Erlassjahres das Recht vorbehalte, ein gewährtes Darlehn jederzeit zurückzufordern. Als nämlich Hillel bemerkte, dass infolge der gesetzlichen Bestimmung über den Erlass der Schulden im siebenten Jahre (Deut. 15,2) die Leute Anstand nahmen einander Geld zu leihen, ordnete er an, dass man folgende Erklärung vor zwei Zeugen deponieren könne: Ich N. N. übergebe Euch, den Richtern des Ortes N. N. (die Erklärung), dass ich jede mir ausstehende Schuld zu jeder beliebigen Zeit einfordern darf.“ S. Schebiit X, 3 ff; Git. IV, 3. Dieses Dokument, das den Gläubiger ermächtigte, auch im Erlassjahr seine Schulden einzuziehen, wurde Prosbol genannt. — Nach Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter, s. v. ist פרוזבול = πϱοβολή = παϱάβολον Succumbenzgeld, das bei Appellationen bezahlt wurde; hiernach bleibt freilich das ז in פרוזבול unerklärt.",
+ "vorlegt. Er behauptet, den Prosbol verloren zu haben.",
+ "so bekommen sie nicht bezahlt. Denn es ist zu befürchten, dass die Frau ihre Ketuba bereits erhoben resp. dass die Schuld durch das Schemittajahr erlassen ist. Die Frau bekommt jedoch nur dann die Ketuba nicht bezahlt, wenn keine Zeugen dafür vorhanden sind, dass sie geschieden ist; denn dann ist der Mann beglaubt, wenn er sagt, er habe sich von ihr geschieden und ihr auch die Ketuba bezahlt, da er ja auch hätte sagen können, er habe sich von ihr gar nicht geschieden (מגו, Ket. I, Note 42). Wenn aber Zeugen da sind, dass sie geschieden ist, so erhält sie wenigstens die freiwillige Zulage, denn die Ketuba, die sie vorlegt, beweist, dass die Zulage sicher noch nicht ausgezahlt ist, während sie den eigentlichen Betrag der Ketuba schon auf Grund ihres Scheidebriefes erhoben haben kann.",
+ "sagt. In der ed. princ. אמר רשב״ג.",
+ "seit der Zeit der Gefahr. Als den Juden bei Androhung schwerer Strafen verboten wurde ihre Gesetze zu befolgen und man daher den Scheidebrief sogleich nach der Übergabe an die Frau und den Prosbol sogleich nach seiner Ausfertigung vernichtete.",
+ "kann eine Frau ihre Ketuba auch ohne den Scheidebrief einfordern. Nach Maim. Hil. Ischut XVI, 26 nur den eigentlichen Betrag der Ketuba, die Zulage dagegen nur dann, wenn Zeugen für die erfolgte Ehescheidung vorhanden sind; nach Eb. haëser 100, 10 Anm. hat sie auch in diesem Falle nur den eigentlichen Betrag der Ketuba zu beanspruchen.",
+ "[Wenn eine Frau. Das Anfangswort der Mischna הוציאה ist hier zu ergänzen.",
+ "zwei Scheidebriefe und zwei Ketubot [vorlegt. Ihr Mann hat sich zweimal von ihr geschieden und ihr bei jeder Eheschliessung eine besondre Ketuba ausgestellt.",
+ "[Wenn sie vorlegt] zwei Ketubot und einen Scheidebrief. Wenn beide Ketubot zu verschiedenen Zeiten ausgestellt und früher als der Scheidebrief datiert sind und ihr in der zweiten eine grössere Summe als in der ersten verschrieben ist, ohne dass diese als freiwillige Zulage bezeichnet wäre, so erhält sie die grössere Ketuba.",
+ "oder eine Ketuba und zwei Scheidebriefe. Wenn er ihr bei der Eheschliessung eine Ketuba ausgestellt, sie dann durch Scheidebrief entlassen, sie darauf zum zweitenmal geheiratet, ohne ihr eine neue Ketuba zu verschreiben und sich schliesslich abermals von ihr geschieden hat.",
+ "oder eine Ketuba und einen Scheidebrief und [einen Nachweis über] den Tod [ihres Gatten. Wenn sie Zeugen beibringt, dass der Mann, nachdem er sie zum zweitenmale geheiratet, ohne ihr jedoch eine neue Ketuba zu verschreiben, gestorben ist und sie nun zwei Ketubot verlangt, eine als Geschiedene und eine als Witwe.",
+ "denn wer sich von seiner Frau scheidet und sie dann wieder heiratet. Bevor sie die Ketuba erhoben und ohne dass er ihr eine zweite verschrieben.",
+ "nimmt sie nur unter der Bedingung der ersten Ketuba wieder. D. h. unter der Bedingung, dass nur die eine Ketuba giltig sein soll.",
+ "Wenn der Vater seinen minderjährigen Sohn verheiratet. Und dieser dann grossjährig wird.",
+ "Ketuba in Kraft. Und sie erhält, wenn sie bei der Eheschliessung Jungfrau war, 200, und wenn sie Witwe war, 100 Denar, obgleich sie im ersten Falle zur Zeit, als der Gatte grossjährig wurde, keine Jungfrau mehr war und daher eigentlich nur eine Mine zu beanspruchen hätte. Die freiwillige Zulage bekommt sie jedoch nicht, da sie selbst den eigentlichen Betrag nicht auf Grund ihrer Ketuba, sondern lediglich auf Grund des gerichtlichen Abkommens erhält.",
+ "denn er hat sie unter dieser Bedingung. Dass sie 200 resp. 100 Denar erhalten solle.",
+ "so bleibt ihre Ketuba in Kraft. Und sie bekommt eine Mine oder 200 Denar, je nach der Summe, die er ihr ursprünglich verschrieben hat; die Zulage jedoch erhält sie nicht. Obgleich eine Proselytin sonst nur eine Mine bekommt, weil vermutet wird, dass sie bei der Eheschliessung keine Jungfrau mehr war (s. Ket. I, 4), hat sie in unsrem Falle dennoch unter Umständen 200 Denar zu beanspruchen, da nicht erwiesen ist, dass sie Unzucht getrieben; aus diesem Grunde gilt auch dieser Überschuss von 100 Denar, den sie mehr als jede andre Proselytin erhält, nicht als „freiwillige Zulage“. S. בית שמואל zu Eb. haëser 67, 11 Ende, gegen Maim. Hil. Ischut XI, 7."
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+ "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet hat. Das Partic. נשוי ist hier activ wie אחוז Hohel. 3, 8, ידוע Deut. 1, 13. 15 u. a. von activen Verben; vgl. Jeb. III, 1, 4, 5 ff. und Ket. II, Note 63. Der jerus. Talmud liest hier und in M. 2—4 נשוי לשתי נשים, vgl. Jeb. XIII, 7 ff., XIV, 3 ff., also נשוי = verheiratet.",
+ "so hat die erste das Vorrecht vor der zweiten. Hinsichtlich der Ansprüche auf Auszahlung der Ketuba.",
+ "und die Erben der ersten haben das Vorrecht vor den Erben der zweiten. Wenn die Frauen nach seinem Tode gestorben sind und beschworen hatten, ihre Ketuba noch nicht erhalten zu haben. Dieser Eid muss zuvor geleistet sein, denn sonst könnten die Frauen dieses Geld, das sie nur gegen einen Eid erlangen können, auf ihre Kinder nicht vererben (s. Ket. IX, Note 34), und diese würden dann zu gleichen Teilen erben. — In unsrem Falle haben die Erben der ersten Frau auch vor der zweiten selbst das Vorrecht; der Ausdruck ליורשי שניה ist nur wegen der Gleichmässigkeit mit יורשי הראשונה gewählt.",
+ "so haben die zweite und deren Erben das Vorrecht vor den Erben der ersten. Denn die zweite Frau und ihre Erben gelten dem Manne gegenüber als Gläubiger, da sogleich mit dessen Tode die Forderung, die in der Ketuba enthalten ist, wirksam wurde. Die Erben der ersten Frau hingegen erscheinen nicht als Gläubiger, da sie die Ansprüche auf die Ketuba ihrer Mutter eigentlich nicht auf Grund eben dieser Ketuba, sondern nur auf Grund eines gerichtlichen Abkommens haben (כתובת בנין דכרין, „die Ketuba der männlichen Kinder“, s. Ket. IV, 10); der Gläubiger hat aber den Vorzug vor den Erben. Auch hier muss die zweite Frau die Berechtigung ihres Anspruchs auf die Ketuba zuvor beschworen haben, sonst könnten ihre Erben diesen nicht geltend machen, s. Note 3."
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+ "und die Waisen die Ketuba ihrer Mutter. Der jerus. Talmud liest אמותיהן, ihrer Mütter.",
+ "fordern. Da ihnen in der Ketuba zugesichert ist, dass, wenn die Mutter bei Lebzeiten des Gatten stirbt, die Kinder die gesamte Ketuba derselben ausser ihrem Anteil an dem Nachlass erben sollen, selbst wenn die Ketuba der einen Frau grösser sein sollte als die der andren, s. Ket. IV, 10.",
+ "so teilen sie zu gleichen Teilen. Und sie erhalten die Ketuba ihrer Mutter nicht, weil sonst das Thoragesetz, welches bei der Erbschaft die Kinder in gleicher Weise berücksichtigt (abgesehen von dem Gesetz über den Erbteil des Erstgeborenen, Deut. 21, 17), illusorisch gemacht würde.",
+ "War aber dort ein Überschuss von einem Denar. Ein Denar mehr, als die Forderungen der Waisen auf Grund der Ketubot ihrer Mütter betragen. Nach dem Talmud ist hier der Denar wörtlich zu nehmen; bei einem geringern Überschuss aber gilt die Bestimmung der Mischna nicht.",
+ "so erhalten die einen die Ketuba ihrer Mutter und die andren gleichfalls die Ketuba ihrer Mutter. Und der Denar wird zu gleichen Teilen unter die Erben verteilt.",
+ "Wenn die Waisen. Die den Anspruch auf die grössere Ketuba haben.",
+ "wir wollen das Vermögen unsres Vaters um einen Denar höher berechnen. Und somit den Nachlass zu einem höhern Werte annehmen, als er eigentlich hat.",
+ "sondern schätzt das Vermögen gerichtlich ab. Wieviel es wert war zur Zeit, als der Vater starb."
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+ "erst zufallen sollten. ראוי, passend, angemessen, gebührend, vgl. Esth. 2, 9; hier = Vermögen, das ihnen gebührt, das ihnen erst einkommen soll, z. B. ein Darlehn, das noch einzukassieren ist, ein Erbgut von ihrem väterlichen Grossvater, der vor der Verteilung gestorben ist, u. dergl.",
+ "so gelten sie nicht als bereits in deren Besitz. Und wenn der Nachlass des Vaters erst durch Hinzurechnung dieses noch ausstehenden Vermögens einen Überschuss von einem Denar über den Betrag der beiden Ketubot ergeben würde, so wird dieser nicht mitgerechnet, sondern die Kinder erben zu gleichen Teilen.",
+ "die nicht hypothekarisch verpfändbar sind. D. h. bewegliche Güter, Mobilien. Diese heissen נכסים שאין להן אחריות, Güter, die keine Sicherheit gewähren oder an denen keine Verpflichtung haften kann, weil sie leicht beseitigt oder versteckt werden können und darum zur Bürgschaft für ein Darlehn ungeeignet sind.",
+ "dass darunter hypothekarisch verpfändbare Güter. Immobilien. Diese heissen נכסים שיש להן אחריות, Güter, durch die man eine Sicherheit hat, weil ein Gläubiger, der sein Darlehn vom Schuldner nicht zurückbekommt, sich immer an sie halten und, falls der Schuldner sie inzwischen veräussert hat, sie den Empfängern wieder fortnehmen darf, um sich bezahlt zu machen.",
+ "die den Wert der beiden Ketubot um einen Denar übersteigen. Die anonymen Weisen dieser Mischna stimmen mit R. Simon darin überein, dass das Vermögen, aus dem die beiden Ketubot an die männlichen Erben (כתובות בנין דכרין) zu bezahlen sind, in Immobilien vorhanden sein muss; sie divergieren nur betreffs des „überschüssigen Denar“, מותר דינר. Nach R. Simon muss dieser auch in Immobilien vorhanden sein, nach den Weisen genügt es, wenn Mobilien im Werte eines Denar vorhanden sind, und auch an diesen kann das Erbschaftsgesetz ausgeführt werden (R. Ascher). Über die Halacha s. Eb. haëser 111, 14."
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+ "dort. Im Nachlass des Mannes.",
+ "so teilen sie zu gleichen Teilen. Denn jede der 3 Frauen hat auf diesen Nachlass ein gleiches Recht. Dies gilt jedoch nur für den Fall, dass die 3 Ketubot zu gleicher Zeit ausgestellt wurden, da sonst die Frau das Vorrecht hätte, deren Ketuba früher datiert ist, s. M. 5. Oder es handelt hier von dem Falle, dass der Nachlass nur in Mobilien besteht und die Frauen bereits zu Lebzeiten des Gatten von diesen Besitz ergriffen haben; bei Mobilien jedoch erlangt man durch Besitzergreifung kein Vorrecht. Hätten sie aber von den Mobilien nicht Besitz ergriffen, so könnten sie jetzt auf diese keinen Anspruch mehr erheben, da die Mobilien nicht für die Ketuba haften, s. Ket. VIII, Note 43.",
+ "Denar vorhanden. Sodass die Frau mit der Ketuba von einer Mine (die wir mit A bezeichnen wollen) auf die zweite Mine des Nachlasses gar kein Anrecht hat.",
+ "Denar. Von der ersten Mine des Nachlasses. Nun hätte freilich A eigentlich nur ⅓ der ersten Mine zu beanspruchen, da sowohl die Frau mit der Ketuba von 200 Denar (B) als auch die mit der Ketuba von 300 Denar (C) auf die erste Mine das gleiche Recht haben wie A. Der Talmud (Ket. 93 a) nimmt daher an, dass B (oder auch C) der A. schriftlich erklärt haben muss, dass sie wegen ihres Anteils an der ersten Mine mit ihr nicht prozessieren werde, um sie nicht in ihrem Anspruch zu kürzen und A dieses Recht in aller Form von ihr erworben hat; es teilen dann A und C die erste Mine zu gleichen Teilen. Gleichwohl gehören die 50 Denar, die C von der ersten Mine bekommt, nicht ihr allein, sie muss sie vielmehr, ebenso wie die zweite Mine, mit B teilen.",
+ "Denar erhalten je drei Golddenar. Ein Golddenar = 25 Silberdenar. B und C erhalten also je 75 Silberdenar, d. i. die Hälfte der restierenden 1½ Mine. — Gegen diese Art der Verteilung könnte nun freilich C der B gegenüber folgendes geltend machen: „Ich gebe zu, dass die zweite Mine uns zu gleichen Teilen gehört und A keinen Anspruch darauf hat. Aber mit der Teilung der zweiten Hälfte der ersten Mine bin ich noch nicht einverstanden. Denn wenn Du auch erklärt hast, A solle durch Dich keinen Schaden haben, so hast Du damit noch nicht völlig auf Deinen Anteil an der ersten Mine verzichtet. Du schädigst mich vielmehr um 8⅓ Denar; denn es müsste eigentlich die ganze Mine in 3 Teile geteilt werden; A erhält ⅓ sowie die Hälfte des Dritteils, auf die Du zu ihren Gunsten verzichtet hast, = 50 Denar. Du, B, bekommst die andre Hälfte des zweiten Dritteils = 16⅔ Denar, und ich das letzte Drittel = 33⅓ Denar. Da wir nun noch die zweite Mine zu teilen haben, so bekommst Du im ganzen 50 + 16⅔ = 66⅔ Denar und ich 50 + 33⅓ = 83⅓ Denar!“ Diesem Einwand sucht jedoch J. Lipschütz in תפארת ישראל z. St. durch folgende Erwägung zu begegnen: Durch die Erklärung, dass A wegen der ersten Mine mit ihr nicht werde zu prozessieren haben, hat B die C nicht direkt geschädigt. Denn erstens ist es möglich, dass B überhaupt ihren Anteil nicht erhebt, wenn sie nämlich vor C stirbt; sodann aber kann B zu C sagen: Dass A 50 Denar erhält, geschieht zwar infolge meiner ihr gegebenen Zusicherung, und ich habe dadurch Dir und mir selbst Schaden veranlasst. Gleichwohl brauche ich Dir für diesen Schaden nicht aufzukommen, da „eine blosse Veranlassung bei Schädigungen nicht zum Ersatz verpflichtet“, גרמא בניזקין פטור, s. B. kamma V, Note 39.",
+ "Denar vorhanden. Sodass die eine Mine für die Ketubot aller 3 Frauen, die zweite für die von B und C, die dritte aber nur für die von C haftet.",
+ "so erhält die mit [der Ketuba von] einer Mine 50 Denar, die mit [der Ketuba von] 200 Denar eine Mine. Die Mischna handelt hier von dem Falle, dass C der A und B zugesichert hat, dass sie mit ihr wegen des Anteils an der ersten Mine nicht werden zu prozessieren haben. Die ersten 100 Denar werden unter A und B geteilt. Die zweite Mine teilen B und C, und die dritte Mine gehört C allein. Es erhält somit A 50, B 100, C 150 Denar.",
+ "Denar sechs Golddenar. D. i. = 150 Silberdenar. — Nach der Halacha jedoch haben die 3 Frauen gleiches Anrecht auf den Nachlass und erben in gleicher Weise bis zum Betrage ihrer Ketuba; s. Maim. Hil. Ischut XVII, 8.",
+ "die Geld in einen Beutel getan. Wenn von 3 Personen eine 100, die zweite 200, die dritte 300 Denar zusammengelegt haben, um gemeinsam Geschäfte zu machen.",
+ "nach diesem Verhältnis. Nach dem Verhältnis ihrer Einlage, wie in dem unmittelbar vorhergehenden Falle dieser Mischna. — Nach der Halacha jedoch tragen sie Gewinn und Verlust zu gleichen Teilen, wenn sie mit dem Gelde Geschäfte gemacht und sie nichts Gegenteiliges ausbedungen haben; wenn jedoch das Geld selbst noch vorhanden und im Kurse gestiegen oder gefallen ist, tragen sie Gewinn oder Verlust je nach dem Verhältnis ihrer Einlage, s. Ch. ham. 176, 5."
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+ "so hat die erste. Die Frau, deren Ketuba das früheste Datum trägt.",
+ "das Vorrecht vor der zweiten. Deren Ketuba ein späteres Datum trägt.",
+ "Die erste muss einen Eid leisten der zweiten. Dass sie für ihre Ketuba von ihrem Manne noch nichts erhalten hat. Nach Raschi u. A. braucht sie nur dann zu schwören, wenn die andre Frau einen Eid von ihr verlangt, um dadurch die Gewissheit zu erhalten, dass sie keinen Schaden haben wird, wenn sie ihre Ketuba einfordert.",
+ "die vierte aber bekommt ohne Eid bezahlt. Vorausgesetzt, dass nicht Erben oder andre Gläubiger einen Eid von ihr verlangen.",
+ "Ben Nannas sagt. Ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen: אמר בן ננס.",
+ "Auch sie bekommt nur gegen einen Eid bezahlt. Nach dem Talmud (Ket. 94a) ergiebt sich die Divergenz zwischen dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) und B. Nannas in folgendem Falle: wenn es sich z. B. herausstellt, dass eines von den Feldern, welche die 3 ersten Frauen für ihre Ketubot in Besitz genommen, dem Manne gar nicht gehört, sondern von ihm gestohlen war und man nicht weiss, welches Feld dies war, sodass zu erwarten ist, dass der rechtmässige Eigentümer es der Frau noch fortnehmen wird. Nach der Ansicht des ersten Tanna ist die Besitzergreifung seitens eines Gläubigers, der, um sich von seinem Schuldner bezahlt zu machen, einem ältern Gläubiger zuvorgekommen ist, nichtig; darum braucht die vierte Frau, die als die letzte Gläubigerin erscheint, nicht zu schwören, denn wenn einer der 3 ersten Frauen ihr Feld von dem wirklichen Eigentümer fortgenommen wird, muss jene das Feld, das sie mit Beschlag belegt, doch herausgeben. Nach Ben Nannas aber ist die Besitzergreifung seitens eines Gläubigers, der einem ältern Gläubiger zuvorkommt, rechtskräftig. Wenn nun einer der 3 ersten Frauen ihr Feld von dem wirklichen Eigentümer wieder fortgenommen wird, könnte sie von der vierten ihr Feld für ihre Ketuba nicht verlangen und würde also durch das Zuvorkommen der letzten ihre Ketuba einbüssen; deshalb muss die vierte schwören, dass sie von ihrem Gatten noch nichts für ihre Ketuba bekommen habe. Nach der Halacha jedoch muss jeder, der von den Erben Bezahlung verlangt, einen Eid leisten (s. Ket. IX, Note 18); es müssen daher in unsrem Falle alle Frauen schwören.",
+ "Wenn sie alle an einem Tage ausgestellt sind. Eigentl. hervorgegangen sind.",
+ "deshalb pflegte man in Jerusalem auch die Stunden einzuschreiben. Eine ähnliche Bemerkung betreffs der Einwohner Jerusalems s. Ket. IV, 12."
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+ "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet und dann sein Feld. Das für die Ketubot der beiden Frauen haften sollte.",
+ "verkauft hat und die erste. Die Frau, deren Ketuba das früheste Datum trägt.",
+ "ich will kein Recht und keinen Anspruch an Dich haben. Und der Käufer ausserdem das Feld von der Frau rechtmässig erworben hat. — Nach dem Talmud (Ket. 95a) handelt die Mischna hier von dem Falle, dass der Mann das Feld bereits einmal verkauft hatte, ohne dass die Frau diesem Käufer ihren Verzicht erklärte. Es kann demnach die Frau nicht erklären, sie habe nur aus Gefälligkeit gegen ihren Gatten Verzicht geleistet, denn sonst hätte sie dieses bereits bei dem ersten Verkauf getan.",
+ "und so geht es im Kreise. חלילה von dem Verbum חול sich drehen, winden, wie حَوْلَ „ringsum“ von حَالَ, סביב von סבב.",
+ "hin und her. D. h. die zweite kann es wieder dem Käufer und die erste der zweiten u. s. w. fortnehmen.",
+ "bis sie einen Vergleich. פשרה, von פשר, vgl. Koh. 8,1, syr. ܦܫܰܪ = bibl.-hebr. פתר, auflösen, deuten, auseinandersetzen, einen Streit beilegen.",
+ "Ebenso ist es bei einem Gläubiger. Wenn z. B. A dem B 100 Denar geliehen, dieser dann seine beiden Felder, die soviel wert waren, als seine Schuld betrug, an zwei Personen verkauft und A dem zweiten Käufer erklärt, er werde auf dessen Feld keine Ansprüche machen, um zu seinem Gelde zu kommen, so kann A dem ersten Käufer das Feld fortnehmen und dieser dem zweiten; diesem kann A auch das zweite Feld fortnehmen und dem A wieder der zweite Käufer u. s. w., bis sie einen Vergleich miteinander machen.",
+ "die eine Gläubigerin ist. Indem sie noch ihre Ketuba von ihrem Manne zu fordern hat. Wenn nämlich der Gatte seine beiden Felder, die für die Ketuba hafteten und zusammen soviel wert waren, als die Ketuba betrug, an zwei Personen verkauft hat und die Frau dem zweiten Käufer erklärt, sie werde auf sein Feld keine Ansprüche machen, um ihre Ketuba zu erlangen, so kann sie das Feld dem ersten Käufer fortnehmen und dieser dem zweiten; dieser kann es wieder der Frau fortnehmen und diese dem ersten Käufer u. s. w., bis sie einen Vergleich mit einander machen. — Die Mischna fügt noch den Fall von der Frau, die eine Gläubigerin ist, hinzu, obschon er dem Fall von dem Gläubiger sehr ähnlich ist, um zu betonen, dass auch die Frau das Recht hat, das Feld dem ersten Käufer immer wieder fortzunehmen, obgleich sie dem Manne kein bares Geld geliehen."
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+ "Die Witwe wird aus dem Vermögen. Nach dem Talmud nur aus den Immobilien, nach der Anordnung der Geonim auch aus den Mobilien.",
+ "der Waisen unterhalten. Die Form ניזונת, die in den Talmudausgaben sowie in der ed. Lowe und ed. princ. mit י als mater lectionis für kurzes i geschrieben ist, zeigt die aram.-artige Bildung, nach der unter den Präformativen statt des langen Vocals ein kurzer mit folgendem Dagesch forte gesprochen wird, cf. נמול Gen. 17, 26. 27; ניזון Bicc. IV,2; נידון R. hasch. I,2; נילושה Chal. II,2. — Der Unterhalt der Witwe aus dem Nachlass des Mannes gilt, auch wenn er nicht ausdrücklich in der Ketuba zugesichert ist, als ein gerichtliches Abkommen, s. Ket. IV,12 u. Note 79.",
+ "der Ertrag. Der jerusalem. Talmud liest ומעשה. Tos. Ket. 95 b. s. v. אלמנה weist jedoch aus dem Talmud z. St. nach, dass die richtige Lesart מעשה ist.",
+ "und sie sind nicht verpflichtet sie beerdigen zu lassen. Denn eigentlich oblag dem Manne die Pflicht ihrer Beerdigung, da er auch das Recht ihrer Beerbung hat, s. Ket. IV, Note 49. In unsrem Falle nun, wo die Erben der Frau ihre Ketuba von den Erben des Mannes einfordern, haben sie auch die Kosten ihrer Beisetzung zu tragen. Diese Pflicht obliegt ihnen auch dann, wenn der Nachlass des Vaters nur in Mobilien besteht, die (nach dem Talmud) für die Ketuba nicht haften.",
+ "die ihre Ketuba erben. Durch diese nähere Bestimmung ist angedeutet, dass dieser Satz von einer Frau handelt, die zweierlei Erben hat, und dies ist nur bei einer auf die Leviratsehe wartenden Frau der Fall, s. Ket. VIII,6. Diese hat Erben von seiten ihres Gatten und von seiten ihres Vaters. Die Beerdigungskosten haben also nur diejenigen zu tragen, die ihre Ketuba erben.",
+ "sind verpflichtet sie beerdigen zu lassen. Wenn sie geschworen hatte, die Ketuba noch nicht erhalten zu haben; andrenfalls könnte sie die Ketuba an ihre Rechtsnachfolger nicht vererben (s. Ket. IX, Note 34) und müsste auf Kosten der Wohlthätigkeitskasse beerdigt werden."
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+ "die nach der Verlobung. Worunter hier wie überall auch die Trauung (קדושין) zu verstehen ist. Ob die Verlobte unter allen Umständen Anspruch auf die Ketuba hat, s. Jeb. XV, Note 53.",
+ "darf auch ohne Zuziehung eines Gerichtes. Das nur aus Rechtsgelehrten zusammengesetzt ist (מומחין, s. Sanh. III, Note 9); es ist jedoch die Gegenwart dreier Männer erforderlich, die in der Abschätzung von Grundstücken erfahren sind.",
+ "verkaufen. Ergänze: Güter aus dem Nachlass ihres Mannes, die für ihre Ketuba haften. Die Verlobte, die keinen Anspruch auf Unterhalt hat, darf die Güter verkaufen, um sich für die Ketuba bezahlt zu machen, und die Geehelichte, um sich den Unterhalt zu verschaffen.",
+ "so darf sie ohne Zuziehung eines Gerichtes verkaufen. Denn da sie Unterhalt beanspruchen kann und sie diesen sofort nötig hat, kann man ihr nicht zumuten, dass sie warten solle, bis ein ordentliches Gericht zusammentritt und den Verkauf genehmigt.",
+ "da sie keinen Anspruch auf Unterhalt hat. Und daher der Verkauf der Güter, um die Ketuba einzulösen, nicht so dringend ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon."
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+ "ihre [ganze] Ketuba. Die Mine oder die 200 Denar, auf die die eigentliche Ketuba lautet.",
+ "wenn sie ihre Ketuba oder einen Teil davon einem Andren schenkt. Oder wenn sie den Waisen erklärt hat, dass sie auf die Auszahlung der Ketuba verzichte.",
+ "so darf sie den Rest nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. D. h. die Güter des Mannes, durch deren Erlös sie die freiwillige Zulage zur Ketuba erlangen will, darf sie nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. Dieser Satz der Mischna vertritt die Ansicht des R. Simon (M. 2), nach der ein aussergerichtlicher Verkauf nur zum Zwecke des Unterhalts zulässig ist. Die Frau aber, die die Ketuba ganz oder zum Teil erhoben, verliert den Anspruch auf Unterhalt.",
+ "sie darf selbst vier- bis fünfmal verkaufen. Das Grundstück, das für die eigentliche Ketuba haftet, darf sie stückweise verkaufen. — Der Ausdruck „vier- oder fünfmal“ zur Bezeichnung einer beliebigen Anzahl kehrt in der Mischna mehrfach wieder (vgl. Sab. XVIII, 1) und ist vielleicht der Norm des „vier- oder fünffachen Ersatzes“ nachgebildet, Ex. 21, 37 und B. kamma VII, 1 (Tos. L. Heller).",
+ "und [gleichwohl] zum Zwecke ihre Unterhalts ohne Zuziehung eines Gerichtes verkaufen. Denn wenn sie auch ihre Ketuba zum Teil schon erhoben hat, verliert sie dennoch den Anspruch auf Unterhalt nicht. Das שלא בב״ד ist hier eigentlich überflüssig, da auch R. Simon der Frau einen aussergerichtlichen Verkauf gestattet, sobald dieser zum Zwecke des Unterhalts geschieht. Der Zusatz ist wohl nur deshalb gemacht, um der Annahme vorzubeugen, dass eine Frau, die begonnen hat ihre Ketuba zu verkaufen, den Rest nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen dürfe.",
+ "indem sie einschreibt. In die Urkunde über den Verkauf der Güter, die sie zum Zwecke ihres Unterhalts veräussert.",
+ "zum Zwecke des Unterhalts habe ich verkauft. Hiermit wird ihr nur ein guter Rat in ihrem eigenen Interesse erteilt. Wenn sie nämlich das Folgende nicht ausdrücklich bemerken würde, könnte man glauben, sie schätze ihren Unterhalt so hoch ein, dass sie alle Güter ausschliesslich zu diesem Zwecke verkaufe; sie würde dadurch als unmässig und ungenügsam erscheinen. — In die Urkunde über den Verkauf der Güter, die sie zur Einlösung der Ketuba veräussert, schreibt sie dementsprechend ein: „לכתובה מכרתי, ich habe verkauft, um meine Ketuba einzulösen.“",
+ "Eine Geschiedene darf nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. Denn dass die Witwe auch ohne Zuziehung eines Gerichtes Güter verkaufen darf (M. 2), hat seinen Grund in der Voraussetzung, der verstorbene Gatte werde es nicht gewünscht haben, dass seine Frau durch häufiges Erscheinen vor Gericht vielleicht beschämt werde. Bei einer Geschiedenen aber, die ohnedies nicht auf Unterhalt, sondern nur auf die Ketuba Anspruch hat, wird jene Rücksicht seitens des Mannes nicht vorausgesetzt. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
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+ "etwas. D. i. ein Grundstück aus dem Nachlass ihres Gatten.",
+ "so hat sie ihre Ketuba [hiermit] erhalten. נתקבלה, sie (die Ketuba) ist in Empfang genommen, oder wie התקבל (Ket. IX, Note 51), sie hat erhalten. — Der Verkauf ist giltig trotz der grossen Differenz zwischen dem wahren Werte und dem Verkaufspreis des Feldes, weil das Gesetz von der Übervorteilung (אונאה, Lev. 25,14 und B. mez. IV, 9) auf Immobilien keine Anwendung findet; und selbst nach denjenigen Decisoren, die dieses Gesetz auch bei Grundstücken gelten lassen (s. Ch. ham. 227, 29), ist der Verkauf nur dann nichtig, wenn die Übervorteilung mehr als die Hälfte des reellen Wertes beträgt, während es sich in unsrer Mischna nur um die Hälfte handelt. — Die Frau gilt hier in jedem Falle als befriedigt: wenn sie ein Feld im Werte von 200 Denar für 100 verkauft, so hat sie eben den Schaden zu tragen; und im umgekehrten Falle kann sie nicht etwa noch 100 Denar von den Erben verlangen, indem sie sich darauf beruft, dass sie zu ihrem Vorteil so günstig verkauft habe, denn wenn jemand einen Boten beauftragt etwas für ihn einzukaufen und dieser billig einkauft, so gehört der Gewinn nicht demjenigen, der das Geschäft vermittelt, sondern dem Eigentümer des Geldes, und dies sind hier die Erben.",
+ "Wenn ihre Ketuba nur eine Mine beträgt. Sie war z. B. eine Witwe bei ihrer letzten Eheschliessung, s. Ket. I, 4.",
+ "ist ihr Verkauf dennoch nichtig. Sie durfte von vornherein das Feld nicht zum Preise von 100 Denar verkaufen, da es mehr wert war, als ihre Ketuba betrug. Hätte sie jedoch das Feld zum Preise von 101 Denar verkauft, so wäre der Verkauf giltig und sie müsste den Erben einen Denar zurückerstatten, da sie diese in keiner Weise geschädigt hat.",
+ "ihr Verkauf ist giltig. Und sie muss den Erben einen Denar zurückerstatten.",
+ "dass sie bei einem Felde ein Stück. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen בית, die ed. princ. בת.",
+ "von neun Kab. S. Ket. V, Note 85.",
+ "[Aussaat. Nach der Menge der Aussaat berechnet man den Flächeninhalt des Feldes. Nun ist 1 Sea = 6 Kab, also 9 Kab = 1½ Sea. Zu einer Sea Aussaat gehört ein Feld von 50 Ellen im Quadrat oder 2500 Quadrat-Ellen, zu 9 Kab Aussaat also ein Feld von 3750 Quadrat-Ellen, d. i. ein Feld von 61,23724356… Ellen im Quadrat oder auch ein Rechteck, dessen eine Seite 50 und dessen andre Seite 75 Ellen lang ist. Ein solches Grundstück wird im Sinne des Gesetzes ein „Feld“ genannt, bei dem man sich der Mühe der Bebauung unterzieht; vgl. B. batra I, 6; VII, 2.",
+ "oder bei einem Garten ein Stück von einem halben Kab [Aussaat. D. i. eine Fläche von 208 ⅓ Quadrat-Ellen; diese heisst im Sinne des Gesetzes ein „Garten“.",
+ "Akiba ein Stück von einem Viertel [Kab. Vgl. II. Kön. 6, 25. Neben רובע wird in der Mischna das zu ergänzende קב häufig fortgelassen, vgl. Nas. IV, 2, Ed. I, 2, Ohal. II, 1, 7 u. s.",
+ "Aussaat. D. i. eine Fläche von 104 ⅙ Quadrat-Ellen, die nach R. Akiba (B. batra I, 6) bereits ein „Garten“ genannt wird.",
+ "übrig gelassen hätte. Ed. Lowe liest כדי שישתייר, dass übrig geblieben wäre. — Ihr Verkauf ist nichtig, sobald das Stück Feld, das sie zu viel oder zu billig verkauft hat, und das den Erben zurückgebliebene Grundstück zusammen so gross war, dass man 9 Kab darauf hätte säen können; denn durch diesen Verkauf verliert das Grundstück den Charakter eines „Feldes“ (Note 27). Desgleichen, wenn nach dem Verkauf den Erben ein Feld von 9 Kab Aussaat zurückgeblieben ist; denn die Erben können einwenden, dass sie jenes Stück zur Vergrösserung ihres „Feldes“ gebrauchen können. Ebenso ist der Verkauf nichtig, wenn das Stück selbst, das sie zu billig verkauft hat, so gross war, dass man 9 Kab darauf hätte säen können, dass also jenes Stück ein „Feld “ im Sinne des Gesetzes genannt werden konnte. Wenn jedoch diese beiden Grundstücke zusammengenommen nicht jene Grösse haben, so wäre ihr Verkauf giltig und sie brauchte den Erben nur den Denar zu ersetzen. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon b. G.",
+ "Wenn ihre Ketuba 400 Sus beträgt. Wie dies z. B. bei Priestertöchtern der Fall war, Ket. I, 5.",
+ "und sie dem einen für eine Mine und dem andren auch für eine Mine. Hier ist zu ergänzen: „und einem Dritten auch für eine Mine“. In der Mischna wird häufig das dritte Glied eines Satzes, der eigentlich aus drei gleichen Gliedern bestehen sollte, nicht besonders aufgeführt, vgl. Jeb. XIII, Note 29 Ende.",
+ "für eine Mine verkauft. Von dem Grundstück des Mannes, das für ihre Ketuba haftet.",
+ "der an alle Andren aber giltig. Da die ersten Verkäufe zu Recht geschehen sind, der letzte aber nicht."
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+ "Wenn die Richter bei ihrer Abschätzung. Die sie vornahmen, um einer Witwe die Ketuba aus dem Nachlass ihres Mannes zu bezahlen.",
+ "so ist ihr Verkauf nichtig. Während sonst, wenn der Betrag der Übervorteilung ein Sechstel beträgt, der Kauf giltig ist und jener Betrag dem Übervorteilten zurückerstattet werden muss (B. mez. IV, Note 21), ist hier der Verkauf nichtig, sobald die Waisen durch die Übervorteilung Schaden haben. Selbst bei Grundstücken, deren Preis nicht so genau zu taxieren ist, ist der Verkauf nichtig, da vermutet wird, dass derjenige, der ein Feld nach gerichtlicher Abschätzung kauft, mit keiner Übervorteilung rechnet.",
+ "worin hätte sonst das Gericht einen Vorzug. Wenn hier die gerichtliche Abschätzung nichtig wäre.",
+ "Wenn sie aber. Ms. Or. 567 liest אלא אם כן עשו.",
+ "eine Prüfungs-Urkunde ausgestellt haben. D. h. das Gericht hat der Witwe ein Dokument darüber ausgestellt, dass die Gerichtsboten die erfolgte Abschätzung öffentlich bekannt machen werden, damit die Kauflustigen den Wert des Grundstückes „prüfen“ und es dann kaufen. — Die Talmudausg. lesen: אגרת בקורת ביניהן.",
+ "ihr Verkauf giltig. Und zwar nur dann, wenn die Differenz zwischen dem reellen Werte und dem Verkaufspreis höchstens 100 Denar, also die Hälfte betrug. Hierin stimmt der ungenannte Tanna (ת״ק) mit R. Simon b. G. überein; die Halacha entscheidet nach des Ersteren Ansicht."
+ ],
+ [
+ "die die Weigerung erklärt. Jeb. XIII, Note 1.",
+ "die mit ihrem Manne im zweiten Grade verwandt ist. Und daher nach den Rabbinen dem Manne zur Ehe verboten ist, Jeb. II, 4. Für diese gelten die folgenden Bestimmungen, gleichviel ob er gewusst hat, dass sie mit ihm verwandt ist, oder nicht.",
+ "und eine Unfruchtbare. Jeb. I, Note 25. Für diese gilt das Folgende nur dann, wenn er ihren Fehler nicht gekannt hat.",
+ "haben weder Anspruch auf die Ketuba. D. i. auf den eigentlichen Betrag der Ketuba, 200 resp. 100 Denar; die freiwillige Zulage aber haben sie zu fordern. Die Frau, die die Weigerung erklärte, verliert den Anspruch auf die Ketuba, weil sie selbst die Ehe auflöste, die Frau, die im zweiten Grade mit dem Manne verwandt ist, weil sie dafür bestraft werden soll, dass sie den Gatten zu dieser Ehe veranlasst hat, aus der ja für sie selbst kein Nachteil erwächst (vgl. Jeb. IX, Note 16), und die Unfruchtbare, weil die Ehe als eine irrtümlich geschlossene gilt.",
+ "noch auf die Früchte. D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der Gatte von ihren Niessbrauchsgütern gehabt hat, ibid. Note 17. Die erste der drei hier genannten Frauen hat keinen Anspruch auf Ersatz der Früchte, weil die Rabbinen, die überhaupt erst die Ehe einer Minderjährigen für giltig erklärt haben, damit sie nicht jedem Manne zur Unzucht preisgegeben sei, dem Manne auch das Recht auf die Früchte zugesprochen haben; die zweite, weil sie bestraft werden soll (wie Note 45); die dritte endlich, weil vermutet wird, dass sie die Nutzung ihrer Güter seitens ihres Mannes stillschweigend gutgeheissen habe, um nur als dessen Ehefrau zu gelten.",
+ "noch auf Verpflegung. D. h. die Frau, die die Weigerung erklärt, verliert den Anspruch auf Ersatz der Auslagen, die ein Andrer für ihren Unterhalt während der Abwesenheit ihres Gatten gemacht hat; solange sie aber noch seine Ehefrau ist, muss der Mann sie ernähren, und sobald sie die Weigerung erklärt, hört für ihn diese Pflicht auf. Die Frau, die mit dem Manne im zweiten Grade verwandt und ihm darum zur Ehe verboten ist, hat weder zu seinen Lebzeiten noch nach seinem Tode Anspruch auf Unterhalt, da er die Ehe nicht fortsetzen darf resp. durfte. Die Unfruchtbare endlich hat keinerlei Anspruch auf Unterhalt, sowenig wie eine Frau, die gesetzlich zur Ehe verboten ist, sobald der Mann erst nachträglich erfährt, dass sie diesen Fehler hat und er mit diesem nicht einverstanden ist, Eb. haëser 116, 3. Nach R. Nissim z. St. hat sie diesen Anspruch wohl, sobald er die Ehe fortzusetzen bereit ist, obwohl er von ihrem Fehler erst nachträglich Kenntnis erhielt. Nach Maimonides (Kommentar zur Mischna) gelten für die Unfruchtbare dieselben Bestimmungen wie für die Frau, die mit dem Manne im zweiten Grade verwandt ist.",
+ "noch auf [Ersatz für] die Abnutzung. S. Jeb. IX, Note 19, wobei nur noch zu bemerken ist, dass der Gatte der Unfruchtbaren den Minderweit, den die Güter des eisernen Fonds (Jeb. VII, Note 2) durch Abnutzung erfahren haben, nicht zu ersetzen braucht, wohl aber den der Niessbrauchsgüter.",
+ "Hat er sie jedoch von vornherein als Unfruchtbare geheiratet. D. h. ihr Fehler war ihm von vornherein bekannt und er hat sich gleichwohl zur Ehe entschlossen.",
+ "so hat sie Anspruch auf die Ketuba. Sowie auf alle Gerechtsame, die aus der Ketuba fliessen.",
+ "Eine Witwe. Zur Erklärung dieses Schlusssatzes der Mischna s. Jeb. II, Note 33—37 und IX, Note 22."
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+ "Wenn jemand eine Frau heiratet und sie sich von ihm ausbedingt. Indem der Gatte bei der Eheschliessung ihr verspricht oder auch nachher sich schriftlich verpflichtet.",
+ "dass. Ed. Lowe liest ופסקה עמו שיזון, R. J. Alfasi und Ms. Or. 567 ופסקה עמו שיהא זן; der Talmud (Ket. 101b) citiert die Mischna: ופסקה עמו לזון.",
+ "er ihre Tochter. Die sie von einem andren Manne hat.",
+ "so ist er verpflichtet sie fünf Jahre lang. Von seiner Eheschliessung an gerechnet.",
+ "Wenn sie dann einen andren heiratet. Nachdem sie während jener Zeit von ihrem ersten Gatten geschieden wurde.",
+ "wenn. Zu der Häufung der Partikeln in לכשתבא vgl. Jeb. XVI, Note 65.",
+ "will ich sie ernähren. Da sie aber bei ihrer Mutter und nicht mehr bei mir ist, will ich ihren Unterhalt nicht mehr bestreiten.",
+ "wo die Mutter ist. Der babyl. Talmud liest למקום אמה, der jerus. Talmud שהיא למקום, die ed. princ. שהיא למקום אמה. Weiss, Stud, über die Spr. der Mischna, S. 80, vermutet, dass die ursprüngliche Lesart למקום שהיא עם אמה gelautet habe = dorthin, wo sie mit ihrer Mutter weilt; bei dem Vortrage der Mischna sei infolge des Gleichklangs das עם mit der ersten Silbe des nachfolgenden אמה zusammengeflossen und dadurch später ausgefallen.",
+ "es muss vielmehr der eine sie ernähren. Ihr die Naturalien zur Verpflegung geben.",
+ "und der andre ihr das Geld für den Unterhalt geben. Und die Tochter kann bestimmen, wer von beiden ihr die Naturalien oder das Kostgeld geben soll; sie hat aber kein Recht von beiden Kostgeld zu verlangen."
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+ "Sobald sie. D. i. die Tochter. Der jerus. Talmud liest ניסת הבת.",
+ "muss ihr der Gatte den Unterhalt. Obgleich die beiden Männer ihrer Mutter ihr noch Kostgeld zu zahlen haben.",
+ "und jene [Männer] das Geld für den Unterhalt geben. Und die Verpflichtung der beiden Männer gilt nicht etwa nur für die Zeit, solange sie unverheiratet ist.",
+ "so werden ihre Töchter. Die Töchter dieser verstorbenen Männer.",
+ "von den freien Gütern. Das sind die Güter, die nicht anderweitig veräussert sind.",
+ "ernährt. Zur Form s. Ket. XI, Note 2. — Die Töchter können nur auf die freien Güter Anspruch erheben, weil die hypothekarisch belasteten nicht für ihren Unterhalt haften, s. Git. V, 3.",
+ "sie selbst. Die Stieftochter.",
+ "aber wird von den [hypothekarisch] belasteten Gütern. Die beliehen oder verkauft sind, vgl. Ket. IX, Note 48.",
+ "weil sie als eine Gläubigerin betrachtet wird. Dies gilt jedoch nur für den zweiten (in Note 1) genannten Fall, dass nämlich der Mann durch Schuldschein die Verpflichtung übernommen hat sie zu ernähren. Auch ist sie nicht in allen Stücken einem Gläubiger gleich; denn wenn sie z. B. stirbt, so geht ihre Forderung, d. h. ihr Anspruch auf Unterhalt nicht auf ihren Erben über.",
+ "solange du bei mir bist. Woraus zu schliessen ist, dass ihre Verpflichtung erlöschen soll, sobald sie durch Scheidung oder Tod getrennt werden."
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+ "Wenn eine Witwe. Die von den Waisen unterhalten wird.",
+ "ich mag nicht. S. Ket. VI, Note 10.",
+ "sie müssen sie vielmehr in dem Hause ihres Gatten ernähren und ihr eine ihrem Stande entsprechende Wohnung geben. Auch wenn z. B. das Haus ihres verstorbenen Gatten eingestürzt ist oder dieser kein eigenes Haus besessen, sondern nur eine Wohnung gemietet hatte. Vgl. auch Ket. IV, Note 77.",
+ "ich mag nicht aus dem Hanse meines Vaters. Zur Form s. Ket. II, Note 61.",
+ "so bekommst du keinen Unterhalt. Denn die Ausgaben für den Unterhalt einer einzelnen Person sind verhältnismässig grösser als die für den gemeinsamen Unterhalt mehrerer Personen. Sie brauchen ihr deshalb nur soviel zu geben, als ihr Unterhalt kosten würde, wenn sie mit ihnen gemeinsam speisen würde. — Dieser Fall ist jedoch nicht mit dem in M. 1 erwähnten zu vergleichen. Denn dort hatte der Mann sich selbst verpflichtet die Tochter seiner Frau zu ernähren, und darum muss er ihr den ganzen Unterhalt dorthin bringen, wo sie weilt; hier ist es aber ein gerichtliches Abkommen, dass die Witwe Anspruch auf Unterhalt hat, wobei es gleichgiltig ist, ob der Mann ihr diesen schriftlich zugesichert hatte oder nicht (Ket. IV, 12), und darum ist die Bestimmung von vornherein so getroffen, dass die Waisen das Mass ihres Unterhalts von ihrem Verbleiben in ihrem Hause abhängig machen.",
+ "Wenn sie aber einwendet. Sie wolle darum nicht bei ihnen bleiben.",
+ "weil sie selbst noch ein Kind und auch jene noch Kinder seien. Weil sie im Hause ihres Vaters Altersgenossen habe oder weil die Kinder im Hause ihres Gatten noch jung sind und sie fürchte, dass leicht Zwist unter ihnen entstehen könnte."
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+ "Solange sie im Hause ihres Vaters ist. Und dort von den Erben unterhalten wird.",
+ "kann sie jederzeit ihre Ketuba erheben. Sie kann mit der Forderung der Ketuba warten, so lange es ihr beliebt.",
+ "so lange sie aber im Hause ihres Gatten ist. Und dort von den Erben unterhalten wird.",
+ "Jahren soviel Mildtätigkeit geübt hat. Indem sie ihren Nachbarinnen kleine Geschenke, etwa Salz und Brot, auf Kosten der Waisen gegeben.",
+ "gesprochen hat. So im babyl. Talmud. Ed. princ., ed. Lowe, Ms. Or. 567 und R. J. Alfasi lesen משום רבן גמליאל.",
+ "kann sie jederzeit ihre Ketuba erheben. Das Nichtfordern ihrer Ketuba ist kein Beweis ihrer Verzichtleistung, sie geniert sich vielmehr nur ihr Recht geltend zu machen, da man sie im Hause ihres Gatten ehrenvoll behandelt hat.",
+ "Jahren erheben. Nach Ablauf dieser Frist verjährt ihr Anspruch auf die Ketuba. So entscheidet auch die Halacha.— Wenn sie jedoch eine Ketuba in Händen hat, verjährt ihr Anspruch niemals, denn wenn sie hätte verzichten wollen, so würde sie ihre Ketuba den Erben bereits ausgehändigt haben.",
+ "Jahren ihre Ketuba mahnen. Und dann verjährt die Ketuba erst nach 25 Jahren von dem Tage an, da sie sie fordern. Die Erben können jedoch nur dann Anspruch auf die Ketuba erheben, wenn die Mutter vor dem Tode geschworen hat, dass sie sie noch nicht erhalten habe, vgl. Ket. IX, Note 34."
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+ "Zwei Civil-Richter. Die Mischna im babyl. Talmud liest גזרות; der jerus. Talmud hingegen sowie ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen גזלות. — גזרה (Dan. 4, 14. 21) = Beschluss, Verordnung, Decret, Norm; demnach wären דיני זרות = Richter, die gesetzliche Bestimmungen zur Handhabung der Justiz im Civil- oder Privatrecht zu treffen hatten. [In einer Boraita (Ket. 105a) findet sich der Ausdruck גוזרי גזרות = Erlasser der Normen.] Unter גזלה ist nicht nur Raub, sondern jede Verletzung fremden Eigentums, jeder unrechtmässige Besitz zu verstehen; demnach wären דיני גזלות = Richter für Fragen des verletzten, gefährdeten Eigentums. Wir haben uns unter jenen Richtern eine Behörde zu denken, die das Centralorgan der Rechtsordnung in Bezug auf das Civilrecht bildete und „deren nächste Aufgabe es war, allgemein giltige Rechtsnormen zu erlassen, die den Richtern als Richtschnur zu dienen hatten“. Diese Behörde hatte ähnliche Funktionen wie die Prätoren bei den Römern, und die Bezeichnung דיני גזלות war ein Terminus, den das Volk geschaffen, dem vor Allem der praktische Zweck vor Augen schwebt, während דיני גזרות die Bezeichnung seitens der leitenden Behörde war, die bei der Verleihung des officiellen Namens auf die staatsrechtliche Stellung Gewicht zu legen hat. So Sidon im Magazin für die Wiss. d. Judent. XVII, 198—218. Nach Grünwald, ibid. XVIII, 60ff. wäre die Wirksamkeit der דיני גזרות treffender mit der der römischen Censoren zu vergleichen. Die Verschiedenheit bei den Benennungen hat im Talmud (Ket. 105a) zu einer Combination beider geführt, שהיו גוזרין גזרות על גזלות = sie erliessen Bestimmungen betreffs der Verletzung fremden Eigentums. In ähnlichem Sinne sagt Graetz, Monatsschr. XX, S. 539, die דיני גזלות seien „ein Collegium gewesen, welches prophylactisch verhüten sollte, dass in Geldangelegenheiten jemand nicht Unrecht geschehe oder dass seine Gegenpartei nicht einen Raub begehe, ein ständiges Tribunal, welches bündige Entscheidungen (גזרות) in dubiösen Rechtsfällen, in Civilprocessen ungewöhnlicher Art zu treffen hatte“. Nach Weiss, Stud. üb. d. Spr. d. Mischna S. 122 beruht die Verschiedenheit der beiden Bezeichnungen im Wesentlichen auf dem Wechsel zwischen den beiden liquiden Buchstaben ר und ל, wie er auch in der Bibel nicht selten ist, vgl. אלמנות und מזלות ,ארמנות und מזרות. Frankel, Hodeg. in Mischn., S. 62 Anm. 2 hält jedoch diese Annahme für unzulässig, da beide Wörter in ihrer eigentlichen Bedeutung auch im jerus. Talmud vorkommen. Wir haben der Kürze wegen דיני גזרות durch „Civilrichter“ wiedergegeben nach dem Rechtsgebiete, auf dem diese Behörde ihre Tätigkeit entfaltete.",
+ "Sohn Abisaloms. Der jerus. Talmud, R. J. Alfasi, Tos. Jes. Trani u. R. Ascher lesen אבשלום. Nach Tos. Ket. 104b s. v. שנו muss es jedoch אבישלום heissen, weil (nach Prov. 10, 7) nicht anzunehmen sei, dass jemand diesen biblischen Namen trage, nachdem es im Talmud (Sanh. 103b) heisst, Absalom, der Sohn Davids, habe keinen Anteil an der zukünftigen Welt. אבישלום findet sich I. Kön. 15, 2. 10.",
+ "Admon sieben Aussprüche. Gegen welche die Weisen opponierten.",
+ "Wenn jemand nach einem fernen Lande. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "sie braucht erst am Ende. Wenn der Mann heimkehrt und vor Gericht erklärt, er habe seiner Frau die Alimente zurückgelassen, oder wenn der Gatte stiebt und sie die Auszahlung der Ketuba fordert.",
+ "aber nicht gleich am Anfang. Wenn sie vor Gericht ihre Ansprüche auf den Unterhalt geltend macht.",
+ "zu schwören. Dass sie von dem Vermögen ihres Mannes nichts genommen habe.",
+ "Die Söhne der Hohenpriester. Ob diese mit dem „Gerichtshof der Priester“ (Ket. I, Note 32a) identisch sind, wie Frankel, Hodeg. in Mischn. S. 61 und Graetz, Monatsschr. 1887, S. 116 ff. meinen, ist nicht erwiesen. Es ist eher anzunehmen, dass die Söhne der Hohenpriester „als Abkömmlinge adliger Geschlechter zusammenhielten und der Schammaitischen Schule zugethan waren“. Admon und Chanan waren Vertreter der Schule Hillels, die das Leben höher stellte als die wenn auch vom Herkommen sanctionierte Rechtsregel, die bei der Beurteilung der concreten Rechtsverhältnisse den Massstab des Individuellen zur Geltung brachte. Ihre Gegner (die „Söhne der Hohenpriester“ und die in den folgenden Mischnas genannten Weisen) sind in der Schule Schammais zu suchen, die am Herkommen und an abstracten Rechtsregeln festhielt und den individuell mannichfach abgestuften Verhältnissen und Umständen die gebührende Berücksichtigung versagte. So Sidon, l. c. S. 217.",
+ "sie muss sowohl am Anfang. Um vor Gericht ihren Anspruch auf Unterhalt zu bekräftigen.",
+ "als auch am Ende. Um den Einwand ihres Gatten resp. seiner Erben zu entkräften.",
+ "Sohn des Archinos. Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen hier ארכינס = Αϱχῖνος, vgl. Ed. III, 1ff. R. Dosa war ein Zeitgenosse der Tempelzerstörung.",
+ "Chanan hat richtig. יפה = gut, richtig, passend (wie Koh. 3, 11) für das sonst in der Bibel übliche טוב. Vgl. Ket. VIII, Note 25.",
+ "sie braucht nur am Ende zu schwören. Und so entscheidet auch die Halacha. In den ersten 3 Monaten nach Entfernung des Gatten jedoch weist man ihr noch keinen Unterhalt zu, da vermutet wird, dass ihr Mann vor der Abreise sein Haus bestellt hat, es sei denn, dass er sie in Unfrieden verlassen hat; Eb. haëser 70, 5."
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+ "Wenn jemand nach einem fernen Lande gegangen ist. Das Gleiche gilt, auch wenn der Gatte sich nicht entfernt hat.",
+ "und ein Fremder. Oder auch ihr eigener Vater, der nicht verpflichtet ist seine verheiratete Tochter zu ernähren.",
+ "dieser hat sein Geld verloren. Er hat keinen Anspruch auf Ersatz, da er von dem Gatten keinen Auftrag erhalten hatte. Selbst wenn der Fremde erklärt, er habe die Frau nur darum ernährt, weil ihr Mann dazu verpflichtet sei und er für ihn während seiner Abwesenheit diese Pflicht über- nehmen wollte, verliert er den Anspruch auf Ersatz, da er dem Manne keinen Vermögensvorteil zugewendet, sondern nur verhindert hat, dass dieser Schaden leide. Vgl. auch Ned. IV, 2. Wenn jedoch die Frau sich von einem Dritten in Gegenwart zweier Zeugen Geld zum Zweck des Unterhalts leiht, so hat der Gläubiger den Ersatz von dem Gatten der Frau zu beanspruchen nach der Regel des R. Nathan (Ket. 19a): Wenn A von B eine Mine zu fordern hat und B von C ebenfalls, so hat A das Recht, die Schuld direct von C als dem Schuldner seines Schuldners zu fordern (שעבודא דר׳ נתן). Behauptet dann der Gatte, er habe ihr den Unterhalt zurückgelassen, während die Frau dies bestreitet, so muss er seine Aussage beschwören, und ihr obliegt die Pflicht, sobald sie Witwe oder geschieden wird, dem Gläubiger die Schuld zu bezahlen. Ebenso ist der Gatte frei, wenn sie erklärt hatte, dass sie auf den Unterhalt aus seinem Vermögen verzichte.",
+ "er hat sein Geld auf das Geweih eines Hirsches gelegt. Sprichwörtliche Redensart, um auszudrücken: sein Geld ist unwiderbringlich dahin, als wenn er es auf das Geweih eines Hirsches gelegt hätte, der mit dem Gelde davonläuft. Im Sinne Chanans entscheidet auch die Halacha."
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+ "Wenn. In B. batra IX, 1 ist diese Mischna wiederholt.",
+ "die Söhne erben und die Töchter unterhalten werden. Von den Söhnen, bis jene sich verloben oder mannbar werden (s. Ket. IV, Note 76).",
+ "wenn aber wenig Vermögen vorhanden ist. Sodass es für den Unterhalt der Söhne und Töchter nicht ausreicht.",
+ "so sollen die Töchter unterhalten werden. Zu יזונו vgl. Ket. IV, Note 62.",
+ "und die Söhne mögen von Thür zu Thür [betteln] gehen. Ms. Or. 567 liest wie die Mischna B. batra IX, 1 ישאלו. Das Piel הזר = die Runde machen, hin- und hergehen; vgl. Mid. I, 2. — Diese Bestimmung gilt jedoch nur, wenn der Nachlass lediglich für den Unterhalt der Töchter bis zum Mannbarkeitsalter ausreicht; ist jedoch mehr vorhanden, so erhalten die Söhne den Rest.",
+ " Diese Worte sind hier zu ergänzen im Sinne von יכול הוא שיאמר in M. 5 if.",
+ "Weil ich ein männlicher Spross bin. Der eigentlich bei der Erbschaft den Vorzug hat, B. batra VIII, 2.",
+ "soll ich Schaden leiden. Es müssen vielmehr Söhne und Töchter gemeinsam aus dem Nachlass unterhalten werden.",
+ "mir leuchten die Worte Admons ein. ראה = ersehen, erwählen, für richtig halten; vgl. Abot II, 7. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) gegen Admon, da der Unterhalt der Töchter ein gerichtliches Abkommen ist (Ket. IV, 12) und dieser Teil des Nachlasses gar nicht als Erbschaft an die Söhne fällt."
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+ [
+ "Wenn. Diese Mischna findet sich auch Scheb. IV, 3.",
+ "jemand von seinem Nächsten Krüge Oel fordert. Indem er z. B. sagt: „ich habe 10 Krüge Oel von Dir zu bekommen.“",
+ "und dieser [leere] Krüge. Über קנקן s. Scheb. VI, Note 34.",
+ "da er einen Teil der Klage. In Scheb. l. c. ist die Lesart: הואיל והודה לו מקצת ממין הטענה = weil er ihm einen Teil von der Art der Klage d. i. des Klageobjekts eingesteht. Ms. Or. 567 hat: הואיל והודה לו מן הטענה, wie der jerus. Talmud zu Scheb. VI, 1 und sonst.",
+ "zuge- steht. Die Klage wird dahin verstanden, dass Oel und Krüge gefordert werden.",
+ "so muss er schwören. Denn jeder, der dem Kläger einen Teil des Klageobjekts zugesteht (מודה במקצת), ist nach der Thora verpflichtet seine Aussage zu beschwören, s. Scheb. VI, Note 1.",
+ "das Eingestandene ist nicht von derselben Art wie das Klageobjekt. Nach den Weisen wird die Klage dahin verstanden, dass nur Oel und zwar in einem Quantum von 10 Krügen gefordert wird. Da nun der Kläger nur Oel fordert, der Beklagte jedoch nur Krüge zugesteht, so betreffen ihre Aussagen ganz verschiedene Gegenstände, wie wenn z. B. A von B Weizen fordert und dieser Gerste zugesteht; in diesem Falle aber ist der Kläger von der Bezahlung auch des von ihm Zugestandenen frei, s. Scheb. VI, Note 31.",
+ "mir leuchten die Worte Admons ein. Denn nach R. Gamliel ist der Beklagte auch dann zum Eide verpflichtet, wenn das Zugestandene und das Geforderte nicht von gleicher Art sind. Die Halacha entscheidet auch im Sinne Admons, Ch. ham. 88, 18."
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+ "Wenn jemand seinem Schwiegersohne Geld aussetzt und ihm dann den Fuss entgegenstreckt. D. h. er verweigert ihm die Zahlung auf verächtliche Weise. Diese Phrase kann bedeuten: er streckt ihm den Fuss entgegen, anstatt ihm die Hand mit der versprochenen Mitgift zu reichen, oder um anzudeuten: hänge mich an meinem Fusse auf, ich habe jetzt nichts, oder (nach Maimon.) = er entzieht sich der Zahlung durch die Flucht, vgl. das deutsche „Fersengeld geben.“ — Er muss seinem Schwiegersohne das Geld in einer Weise zugeeignet haben, dass es dieser, wenn sein Schwiegervater Vermögen besässe, auf gerichtlichem Wege hätte einziehen können, vgl. Ket. VI, Note 11.",
+ "so wartet sie. Auf seine Entscheidung, d. h. sie bleibt ledig, und man kann den Schwiegersohn weder zur Eheschliessung noch zur Scheidung zwingen.",
+ "bis ihr Haupt grau wird. Die ed. princ. liest עד שתלבין, eigentlich bis sie ihr Haupt weiss werden lässt; zu dieser persönlichen Construction des Hiphil vgl. החשיך = dunkel werden lassen, Sab. XXIII, 3, 4; XXIV, 1. Erub. IV, 10. Der babyl. Talmud, ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen עד שילבין = bis weiss wird, vgl. Jes. 1, 18; Ps. 51, 9. — Nach Maimon, bedeutet dieser Ausdruck: sie wartet, bis ihr Vater sein Versprechen hält.",
+ "so müsste ich freilich warten. Falls ich nicht zahlen könnte.",
+ "Heirate oder entlasse mich. Durch Scheidebrief.",
+ "die Worte Admons leuchten mir ein. Und so entscheidet auch die Halacha. Hat er sie jedoch heimgeführt, so muss er alle Pflichten gegen sie erfüllen, auch wenn sie nicht imstande ist die von ihr ausgesetzte Summe zu zahlen."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand ein Feld [einem Andren] streitig macht. Indem er (A) dem Käufer (B) gegenüber behauptet, dass der Verkäufer (C) das Feld ihm selbst (dem A) gewaltsam fortgenommen habe.",
+ "als Zeuge. Die ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen עד. Das sog. ב essentiae = „als, in der Eigenschaft“ (vgl. Ex. 6, 3 u. ö.) fehlt in der ed. Lowe stets, in der ed. princ. häufig. Vgl. Sanh. II, 1 עוברין בזה אחר זה.",
+ "der erste aber ist härter als er. Ich habe die Kaufurkunde nur deshalb unterschrieben und nicht sofort den Einwand erhoben, weil es mir leichter schien, das Feld von Dir (B) als von ihm (C) zurückzubekommen; meine Unterschrift beweist also noch nicht die Giltigkeit jenes Verkaufes.",
+ "er hat seine Ansprüche verloren. Auch wenn er Beweise beibringt, dass das Feld ihm gehörte, so hat er doch durch seine Unterschrift bekundet, dass er auf seine Ansprüche verzichtet. So entscheidet auch die Halacha. Wäre er jedoch als einziger Zeuge auf jener Urkunde unterschrieben gewesen, so könnte er wohl den Einwand erheben, indem er sagt, er habe nur deshalb unterschrieben, weil er wusste, dass seine alleinige Unterschrift doch nichts beweisen würde. Ebenso könnte er, wenn er als Richter unterschrieben hätte, sich darauf berufen, dass er sich um den Inhalt der Urkunde als Richter nicht zu kümmern brauchte, sondern nur die Unterschrift der Zeugen zu bestätigen hatte; Ch. ham. 147, 1. 4.",
+ "Wenn er. Der das Feld für sich reclamiert (A).",
+ "es für einen Andren als [Grenz-] Zeichen angegeben hat. Er hatte als Zeuge eine Kaufurkunde unterschrieben, durch die ein Grundstück aus dem Besitze des B in den des C übergehen sollte. In dieser Urkunde war das Grundstück durch Angabe der angrenzenden Felder genau umschrieben, und zu diesen gehörte u. A. auch jenes fragliche Feld, das dort als dem B oder C gehörig bezeichnet war.",
+ "so hat er [auch] seine Ansprüche verloren. Auch nach der Ansicht des Admon, weil hier die oben (Note 42) erwähnte Einrede fortfällt. So entscheidet auch die Halacha."
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+ [
+ "Wenn jemand nach einem fernen Lande. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "gegangen ist und der Weg zu seinem Felde verloren geht. Indem einer der Eigentümer der angrenzenden Felder sich des Zugangs zu dem seinen bemächtigt hat.",
+ "er kann auf dem kürzesten Wege [dorthin] gehen. Er hat das Recht, auch gegen ihren Willen sich einen Weg zu seinem Felde zu bahnen, nur muss dieser so kurz als möglich sein.",
+ "er muss sich einen Weg [auch] für hundert Mine kaufen. Wenn die angrenzenden Felder mehreren Besitzern gehören, so stimmt Admon mit den Weisen überein, dass er sich einen Weg kaufen muss, da jeder Besitzer den Beweis von ihm fordern kann, dass gerade er den Weg sich angeeignet habe. Umgekehrt stimmen die Weisen mit Admon überein, dass er sich ohne weiteres einen Weg bahnen darf, wenn alle benachbarten Felder einem einzigen Besitzer gehören; denn er kann zu diesem sagen, dass er ihm jedenfalls den Weg fortgenommen habe. Sie streiten nur in dem Falle, dass die angrenzenden Felder einem Besitzer gehören, der sie den verschiedenen Eigentümern abgekauft hat. Admon spricht ihm ein Wegrecht zu, da der verlorene Weg sicherlich im Besitze des jetzigen Besitzers ist. Die Weisen aber sagen, er hat dieses Recht nicht, da der gegenwärtige Besitzer erklären kann: wenn Du Deine Klage zurückziehen willst, so bin ich bereit, Dir einen Weg zu einem besonders billigen Preise zu verkaufen, wenn aber nicht, so werde ich den früheren Besitzern die Kaufurkunden zurückgeben, um den Kauf rückgängig zu machen, und Du wirst dann jedem von diesen den Beweis erbringen müssen, dass gerade er sich Deines Weges bemächtigt habe. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen.",
+ "oder er mag durch die Luft fliegen. יפרח, ܦܪܰܚ, fliegen, in der Mischna wie im Aram. häufig; vgl. Ezech. 13, 20."
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+ "Wenn jemand einen Schuldschein auf seinen Nächsten vorlegt und dieser [eine Urkunde. Die später datiert ist als der Fälligkeitstermin des Schuldscheins.",
+ "er. Der Käufer.",
+ "als du mir das Feld verkauftest. Und Du hättest mir gewiss das Kaufgeld abgenommen, aber kein Feld verkauft. Da Du aber nicht so gethan hast, so beweist dies, dass ich Dir in Wirklichkeit nichts mehr schuldig war; mein Schuldschein ist vielmehr bezahlt und meine Quittung nur verloren gegangen. Der Schuldner ist daher beglaubt.",
+ "damit er es pfänden kann. Er sah nämlich, dass der Schuldner seine beweglichen Güter beiseite schaffte; darum verkaufte er ihm vorsichtigerweise das Feld, damit er es nötigenfalls pfänden könne; in Wirklichkeit aber ist nach der Behauptung des Gläubigers die Schuld noch nicht bezahlt. — Nach dem Talmud (Ket. 110a) stimmen die Weisen mit Admon überein, dass der Schuldner im Recht ist, wenn es sich um einen Ort handelt, an dem es Brauch ist, bei einem Verkaufe zuerst dem Verkäufer das Geld zu geben und dann erst dem Käufer die Kaufurkunde auszustellen; denn hier kann der Schuldner mit Fug einwenden: Du hättest Dir das Kaufgeld zurückbehalten und das Document nicht ausstellen sollen. Die Differenz zwischen Admon und den Weisen besteht nur in dem Falle, wenn es sich um einen Ort handelt, wo man zuerst die Urkunde ausstellt und dann erst das Geld zahlt. Admon behauptet auch hier, der Schuldner sei im Recht, denn wenn der Verkäufer wirklich nur in der Absicht das Feld verkauft hätte, damit er im Notfall ein Pfand habe, so hätte er dies ausdrücklich vor Zeugen erklären müssen. Die Weisen aber sagen, der Gläubiger ist im Recht, denn er hat diese ausdrückliche Erklärung nur darum nicht abgegeben, weil er fürchten musste, dass sie dann auch dem Käufer bekannt werden und dieser von dem Geschäfte zurücktreten würde. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Personen Schuldscheine. Von denen der eine später datiert ist als der andre.",
+ "[der eine. Derjenige, dessen Schuldschein das spätere Datum trägt.",
+ " Diese Worte sind hier zu ergänzen im Sinne von יכול הוא שיאמר in M. 5 if.",
+ "wie hättest du dann von mir geliehen. Du hättest einfach das Geld von mir fordern sollen, das ich Dir schuldig war. Durch diesen Einwand kann er daher die Forderung des Andren mit Recht anfechten.",
+ "der eine lässt sich seinen Schuldschein und der andre den seinigen bezahlen. Nach dem Talmud (ibid.) besteht die Differenz zwischen Admon und den Weisen in dem Falle, dass der zweite Schuldschein das Datum trägt, welches in dem ersten als Fälligkeitstermin angegeben ist. Nach den Weisen sind beide Schuldscheine giltig, denn man braucht eine Schuld erst am Ende des Fälligkeitstages zu bezahlen, und es kann sein, dass der erste Gläubiger sich für diesen Tag von seinem Schuldner Geld geliehen hat, weil man zuweilen auch auf einen Tag eine Anleihe macht. Der Einwand des Zweiten ist darum hinfällig. Admon aber ist der Ansicht, dass es nicht üblich sei, eine Anleihe auf einen Tag zu machen. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Drei Provinzen. In Palästina.",
+ "das Transjordanland. Oder Peräa.",
+ "und Galiläa. Dieselbe Einteilung findet sich auch Schebiit IX, 2. Die Provinz Samaria ist wohl deshalb nicht mitaufgezählt, weil sie vorzugsweise von Samaritanern bewohnt war, vgl. Vogelstein, die Landwirtschaft in Palästina, S. 7, nicht aber, weil die Mischna die politische Einteilung nicht berücksichtigt, wie Neubauer, géogr. du Talmud, S. 55 meint.",
+ "Man zwingt [die Frau] nicht von einer Stadt nach einer andren. In einer andren Provinz",
+ "oder von einer Grossstadt. כרך, von dem im Syrischen und Talmudischen gebräuchlichen כרך, einhüllen, umgeben (vgl. תכריך Esth. 8, 15) = Schloss, Burg, syr. ܟܰܪܟܳܐ. Das unterscheidende Merkmal zwischen כרך und עיר scheint weniger die Festungsmauer (vgl. Meg. I, 1) als die Grösse gewesen zu sein, denn auch עיר konnte mit Mauern umgeben sein, vgl. Arach. IX, 3, Kel. I, 7. Der Targ. Onkelos giebt ערים גדלת ובצרה Deut. 9, 1 mit קרוין רברבן וכריכן wieder; ebenso מבצרים Num. 13, 19 mit כרכין.",
+ "nicht aber von einer [kleinern] Stadt nach einer Grossstadt. Weil die Lebensmittel in der Grossstadt teurer sind oder weil hier in der Regel die Dichtigkeit der Bevölkerung eine grössere und daher die Luft nicht so gut ist, wie in kleineren Städten.",
+ "oder von einer Grossstadt nach einer [kleinern] Stadt. Weil hier nicht Alles so bequem zu haben ist wie in einer Grossstadt.",
+ "weil die gute Wohnung [sie] auf die Probe stellt. Die Erklärung des Wortes בדק bietet hier einige Schwierigkeit. בדק (verwandt mit בתק Ez. 16, 40) heisst eigentlich „in etwas eindringen, durchbrechen, zerreissen“, vgl. Chul. 105a חזא צינורא דבדקא בארעא, ein Kanal durchbrach sein Feld (Levy, Wtb.). Als denominat. von בדק „Riss, Ritze“ erhält es in der Bibel die Bedeutung „das Baufällige ausbessern“. In der Mischna heisst בדק suchen, Pes. I, 1, untersuchen, prüfen, Sot. V, 1. Danach wäre es in unserer Mischna „erproben, auf die Probe stellen“. Die bessere Wohnung stellt die wirtschaftliche Tüchtigkeit der Frau auf die Probe und gereicht ihr, wenn sie sich nicht bewährt, zum Nachteil. Raschi erklärt es mit בודק את הגוף, „sie stellt die Gesundheit des Körpers auf die Probe, sie schadet ihm“, im Anschluss an die Bemerkung des Talmud (Ket. 110b), dass jede Veränderung der Gewohnheit leicht innere Krankheit nach sich zieht. Im jerus. Talmud (vgl. auch Beresch. rabba Cap. 50) wird der Ausspruch des R. Simon b. G. durch den Hinweis auf Gen. 19, 19 begründet, wo Lot sich sträubt, in das Gebirge zu fliehen, obschon er im Thale von Sodom lebte und die Luft im Gebirge eine reinere und freiere ist. Vielleicht ist hier auch ein Wortspiel (בדק und תדבקני) beabsichtigt, vgl. M. Schwab, talm. de Jérus. z. St."
+ ],
+ [
+ "Alle kann man zwingen nach Palästina zu ziehen. Selbst aus einer schönen in eine schlechte Wohnung und selbst aus einer Stadt, die grösstenteils von Juden bewohnt wird, nach einer Stadt, deren Einwohner zumeist Heiden sind.",
+ "seien es Männer oder Frauen. Es kann der Mann die Frau und die Frau den Mann zwingen, den Wohnsitz nach Palästina resp. nach Jerusalem zu verlegen. Wenn die Frau sich dessen weigert, so kann er sie ohne Auszahlung der Ketuba entlassen; wenn der Mann sich dessen weigert, so kann sie die Auszahlung der Ketuba und die Scheidung verlangen.",
+ "A. L. oder Sklaven. Ms. Or. 567 hat diesen Zusatz, der Talmud nicht. Indess geht schon aus dem Talmud (Ket. 110 b) hervor, dass auch diese Lesart bestanden hat. — Der Herr kann selbst seinen hebräischen Sklaven zwingen nach Palästina mitzuziehen, und selbst seinen kanaanitischen Sklaven kann er nicht zwingen, aus Palästina fortzuziehen, weil man für die Besiedelung des heiligen Landes Sorge trug.",
+ "so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus. Obgleich in andren Gegenden, z. B. Kappadocien das Geld schwerer und wertvoller war. Er darf aber nicht weniger als 200 resp. 100 Denar der Frau auszahlen, s. Ket. V, Note 8.",
+ "Wenn jemand eine Frau in Palästina geheiratet hat und sich von ihr in Kappadocien. Ed. Lowe hat קפודקיא.",
+ "so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus. Weil die Ketuba eine rabbinische Institution ist, hat man es mit der Münzsorte nicht so streng genommen.",
+ "er zahlt ihr [die Ketuba] in kappadocischem Gelde aus. Nach R. Simon b. G. ist die Ketuba eine Institution der Thora (vgl. Ket. Einleitung, S. 93); sie muss daher wie jeder Schuldschein in dem Gelde ausgezahlt werden, welches an dem Ausstellungsorte gangbare Münze ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne; vgl. auch Ket. I, Note 9.",
+ "Wenn. Der folgende Satz ist nicht mehr ein Ausspruch des R. Simon b. G., sondern die übereinstimmende Ansicht aller Weisen."
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Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Kidduschin (קידושין „Antrauung, Verlöbnis“, von קַדֵּש „antrauen“) behandelt in der Hauptsache das Verlöbnis.\nNach talmudischem Recht zerfällt die Ehelichung in zwei Teile: in das Verlöbnis (קידושין ,אירוסין), das auf eine der in Mischna I, 1 angegebenen Weisen erfolgt, und in die geraume Zeit darauf (vgl. S. 122, Mischna Ketubot V, 2) erfolgende Heimführung der Frau in das Haus des Mannes (נישואין). Das Verlöbnis gilt in gewissen Beziehungen als Beginn der Ehe selbst. So gilt z. B. ein geschlechtlicher Verkehr einer Verlobten (ארוסה) mit einem anderen Manne als Ehebruch, und kann die Lösung des Verlöbnisses nur durch Scheidung oder den Tod eines der beiden Brautleute erfolgen.\nDer Traktat Kidduschin zerfällt in vier Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Formen der Antrauung. Wie Knechte, Vieh, Mobilien und Immobilien erworben werden. Welche Gebote nur Männer erfüllen müssen, welche auch Frauen. Welche Gebote nur im Lande Israel erfüllt werden müssen. Lohn der guten Werke.\nAbschnitt II. Antrauung durch einen Bevollmächtigten. Ungültige Verlöbnisse. Bedingungsweise geschlossene Verlöbnisse.\nAbschnitt III. Bedingungsweise geschlossene Verlöbnisse. Zweifel über die Person der Braut. Der religionsgesetzliche Charakter der Kinder aus verbotenen Ehen.\nAbschnitt IV. Eheliche Verbindungen zwischen Angehörigen verschiedener genealogischer Klassen. Aussagen der Eltern über die Illegitimität und Legitimität ihrer Kinder. Keuschheitsgesetze. Preis des Torastudiums.\n* Die Entstehung dieses Ausdruckes ist nicht genügend geklärt. Die Gemara (2b) verweist auf die Bedeutung „heiligen“: durch das Verlöbnis hat der Mann die Frau „für jeden anderen verboten gemacht, wie geweihtes Gut“. Dagegen bemerkt Kraus (Archäologie II, S. 455 Anm. 293): „Aber der Umstand, daß sie andern verboten ist, ist erst Folge des Aktes קדש, nicht Inhalt dieses Wortes. Der Inhalt dieses Wortes bezieht sich nicht auf andere, sondern auf den Mann: die Frau ist dem Manne zu freiem Gebrauche geweiht, vgl. bh. קדשה „Hierodule“. Blau (Zur Geschichte des jüdischen Eherechts, in Schwarz-Festschrift, Berlin und Wien 1917, S. 202) leitet den Ausdruck von der Eheschließung eines Priesters ab, da im Mischna-Hebräischen der Stamm קדש und seine Derivate bis auf wenige Ausnahmen nur vom Heiligtum und der Priesterschaft gebraucht werden.\n"
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+ "Eine Frau wird auf drei. ed. Lowe und ed princ. der Mischna (Neapel 1492): בשלשה (masc.). Der (übrigens saboräischen) Diskussion in der Gemara (2b) hat jedoch בשלש vorgelegen.",
+ "Arten erworben. als ארוסה (vgl. Einleitung).",
+ "und erwirbt sich selbst. d. h. gewinnt ihre volle Freiheit, so daß sie wieder heiraten darf.",
+ "auf zwei Arten. ed Lowe und ed princ. der Mischna: בשני (masc.; vgl. N. 1).",
+ "Sie wird erworben durch Geld. das der Mann ihr übergibt, indem er dabei die Trauungsformel (הרי את מקדשת לי o. ä.; vgl. Einleitung) spricht (Talmud 5b).",
+ "Urkunde. S. 357, N. 29. Der Mann übergibt der Frau eine Urkunde, auf der die Trauungsformel (vorherg. N.) geschrieben steht.",
+ "und Beischlaf. der zum Zwecke der Eheschließung erfolgt. Diese dritte Art wurde aber als gegen die guten Sitten verstoßend mit körperlicher Züchtigung bestraft (Talmud 12b).",
+ "und zwar. Die folgende Meinungsverschiedenheit über die Höhe des Betrages findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Edujot IV, 7, die Ansicht Bet-Hillel’s auch Mischna Baba mezia IV, 7.",
+ "durch einen Denar. דינר lat. denarius.",
+ "Durch eine Peruta. פרוטה wohl von פרט „trennen, teilen“. Ein Denar = 192 Peruta.",
+ "Ein Achtel eines italischen Issar. איסר האיטלקי gr. ἀσσάϱιον Ιταλικόν, lat. as.",
+ "Sie erwirbt sich selbst durch Scheidebrief. Zur Etymologie des Wortes גט vgl. S. 353, Einleitung.",
+ "Eine Schwägerin wird erworben. vom Bruder des kinderlos verstorbenen Gatten zur Leviratsehe (Deut. 25, 5).",
+ "durch Beischlaf und erwirbt sich selbst. wenn die Leviratsehe nicht vollzogen wird. Nach Vollziehung der Leviratsehe gelten auch für die Schwägerin die vorher gegebenen Bestimmungen.",
+ "durch Chaliza. Deut. 25, 7ff."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "Ein hebräischer Knecht. der sich aus Armut selbst verkauft (Lev. 25, 39), oder vom Gericht verkauft wird, weil er gestohlen hat und das gestohlene Gut nicht zu ersetzen vermag (Ex. 22, 2).",
+ "wird erworben durch Geld. d. h. durch Bezahlung der Kaufsumme.",
+ "und Urkunde. S. 357, N. 29. Der Verkäufer übergibt dem Käufer eine Urkunde, auf der die Worte geschrieben stehen: הריני מכור לך הריני קנוי לך „Ich bin dir hiermit verkauft.“, „Ich bin von dir hiermit erworben.“ (Maim. הלכות עבדים II, 1; vgl. dazu כסף משנה).",
+ "und erwirbt sich selbst. d. h. wird wieder frei.",
+ "durch die Jahre. nach Ablauf der sechs Dienstjahre (Ex. 21, 2; Deut. 15, 12). In einer Talmud 14b angeführten Baraita wird eine Meinungsverschiedenheit über die Dienstdauer des Knechtes, der sich selbst verkauft hat (N. 17), überliefert. Nach der einen Ansicht beträgt die Dienstdauer unterschiedslos für jeden Knecht sechs Jahre. Nach der andern Ansicht, nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות עבדים II, 3), ist lediglich der Dienst des vom Gericht verkauften Knechtes (N. 17) auf sechs Jahre beschränkt. Der Dienst des Knechtes, der sich selbst verkauft, konnte hingegen kontraktlich auf eine andere Dauer festgesetzt werden. Allerdings hat nach manchen Erklärern auch nach der letzteren Ansicht der Knecht, der sich selbst verkauft hat, stillschweigend, wenn nichts anderes vereinbart ist, nur sechs Jahre zu dienen (vgl. Raschi auf 14b s. v. ויתר על שש; ריטב״א z. St. und משנה למלך zu Maim. הלכות עבדים II, 3).",
+ "durch das Jobeljahr. auch wenn dieses vor Ablauf seiner Dienstzeit eintritt (Lev. 25, 10 und 40).",
+ "geldes. Wenn der Knecht zu Geld kommt, kann er sich noch vor Ablauf seiner Dienstzeit freikaufen, indem er dem Herrn die der noch restlichen Dienstzeit entsprechende Summe zurückzahlt.",
+ "Ihm überlegen ist eine hebräische Magd. die der Vater als Minderjährige verkauft hat (vgl. S. 112 f. Mischna Ketubot III, 8 und dorts. N. 53 und 56).",
+ "durch die Pubertätszeichen. סימנין, gr. σημ εῖον „Zeichen“.",
+ "sich selbst erwirbt. wenn sich die Pubertätszeichen zeigen, nachdem sie zwölf Jahre und einen Tag alt geworden ist.",
+ "wird erworben. über seine Dienstzeit hinaus. Auch diesbezüglich besteht die N. 21 angeführte Meinungsverschiedenheit. Nach der ersten Ansicht gilt dieses Gesetz für jeden Knecht, nach der zweiten nur für den vom Gericht verkauften.",
+ "durch das Durchstechen. Ex. 21, 5f.; Deut. 15, 16f.",
+ "und erwirbt sich selbst durch das Jobeljahr. Der Ausdruck עד עולם in Ex. 21, 6 und Deut. 15, 17 ist nach der Erklärung der Weisen nicht wörtlich zu nehmen, sondern bedeutet lediglich: über die ursprünglich festgesetzte Dienstzeit hinaus.",
+ "und durch den Tod des Herrn. Der Knecht wird keinem der Erben dienstbar. Stirbt aber der Herr vor Ablauf der ursprünglich festgesetzten Dienstzeit, wird der Knecht seinem Sohn, wenn auch nicht einem andern Erben, dienstbar (Talmud 17b)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "Ein kanaanitischer. d. i. ein heidnischer.",
+ "Knecht wird erworben durch Geld. d. h. durch Bezahlung der Kaufsumme.",
+ "Urkunde. S. 357, N. 29. Der Verkäufer übergibt die von ihm ausgestellte Verkaufsurkunde dem Käufer.",
+ "und Besitznahme. חזקה „Besitznahme“ von החזיק „ergreifen“. Darunter ist hier eine das Besitzrecht des neuen Herrn zum Ausdruck bringende Dienstleistung des Knechtes zu verstehen. Diese muß sich auf die leiblichen Bedürfnisse des Herrn beziehen (Schuhanziehen oder -ausziehen, Nachtragen der Kleider in das Badehaus u. dgl.; Talmud 22b).",
+ "und erwirbt sich selbst. d. h. wird wieder frei.",
+ "das durch andere. seinem Herrn. Der Sklave kann während seiner Sklavenschaft kein persönliches Eigentum besitzen, vielmehr gehört alles seinem Herrn. Daher kann er auch nicht die Lösungssumme persönlich erwerben, und muß diese von anderen gezahlt werden (Talmud 23a und b).",
+ "und durch Urkunde. durch den Freibreif. Über den Text des Freibriefes vgl. S. 397 Mischna Gittin IX, 3 und dorts. N. 22.",
+ "die von ihm selbst (in Empfang genommen wird. Entsprechend dem Grundsatz זכין לו לאדם שלא בפניו ואין הבין לו אלא בפניו muß nach R. Meïr, der in der Freisetzung einen Nachteil für den Knecht erblickt, dieser den Freibrief persönlich übernehmen, und kann dies nicht ein anderer ohne sein Wissen für ihn tun. Vgl. S. 358, Mischna Gittin I, 6 und dorts. N. 43. Der Loskauf des Knechtes kann aber auch in seiner Abwesenheit erfolgen, weil, wie dies ein Amoräer erklärt, bei diesem der die Freisetzung wesentlich bewirkende Akt die Annahme des Geldes durch den Herrn ist, und kein anderer Akt von seiten des Knechtes oder eines anderen für ihn vonnöten ist (Talmud 23a; vgl. Raschi z. St. s. v. כסף קבלת רבו).",
+ "in Empfang genommen wird. Die Weisen erblicken in der Freisetzung einen Vorteil für den Knecht. Daher kann auch ein anderer den Freibrief für ihn übernehmen. Vgl. S. 358f., Mischna Gittin I, 6 und dorts. N. 46.",
+ "nur muß das Geld von anderen. die es dem Knecht mit der ausdrücklichen Bestimmung übergeben, daß es nur für seinen Loskauf Verwendung finden soll. In diesem Fall kann der Knecht die Summe persönlich erwerben. Nach R. Meïr aber kann auch in diesem Fall der Knecht das Geld nicht persönlich erwerben, sondern wird dieses sofort Eigentum des Herrn (Talmud 23a und b). Die obige Übersetzung und vorstehende Erklärung entspricht Maim. Mischnakommentar. Mit ihr stimmt auch die der Mischna entsprechende Tossiftastelle (Abschnitt I) überein. (Diese Erklärung wird von der Gemara auf 23a mit der Begründung abgelehnt: אי הכי נערבינהו ונתניהו בכסף ובשטר בין על ידי אחרים בין על ידי עצמו . D. h. es hätte dann in der Mischna kürzer heißen müssen: „Die Weisen aber sagen: Durch Zahlung des Geldes und Übernahme der Urkunde ohne Unterschied, ob dies durch andere oder den Knecht selbst erfolgt.“ Es wird daher von der Gemara höchst gezwungen erklärt, daß lediglich die Worte בכסף על ידי עצמו die Ansicht der Weisen darstellen, die Worte ובשטר על ידי אחרים aber die Ansicht eines dritten Tannaiten zum Ausdruck bringen, wonach so wie die Lösungssumme durch andere gezahlt werden muß auch der Freibreif von anderen in Empfang genommen werden muß, weil der über seinen Leib nicht frei verfügende Sklave auch den Freibrief nicht selbst übernehmen kann. Vgl. Raschi und Tossafot z. St.)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "Großvieh wird erworben durch Übergabe. Der Käufer ergreift das Tier selbst (an den Haaren u. dgl.) oder das Geschirr (Halfter, Sattel u. dgl.; Talmud 22b).",
+ "und Kleinvieh durch Hochheben. Der Käufer hebt das Tier in die Höhe.",
+ "Eliëser. Im Mischnatext des Jeruschalmi richtig: אלעזר (vgl. הגהות הרש״ש z. St.).",
+ "Kleinvieh wird durch Ansichziehen. Der Käufer setzt das Tier durch Zuruf oder Schlag in Bewegung (Talmud 22b)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "die Sicherheit. אחריות (von אחר „hinten sein“, hinter einer Sache stehen) „Bürgschaft, Sicherheit“.",
+ "gewähren. einem Gläubiger. Darunter sind Immobilien zu verstehen, die nicht abhanden kommen können.",
+ "werden erworben durch Geld. durch Zahlung des Kaufpreises. Nach der Ansicht eines Amoräers, nach der auch die Halacha entscheidet, genügt die Zahlung allein nur an Orten, wo man eine Verkaufsurkunde nicht auszustellen pflegt. Wo dies aber der Fall ist, ist der Verkauf erst gültig, wenn auch die Verkaufsurkunde übergeben ist (Talmud 26a; Maim. הלכות מכירה I, 4).",
+ "Urkunde. S. 357, N. 29. Nach einer amoräischen Ansicht wird nur bei einer Schenkung das Feld durch Übergabe der Schenkungsurkunde an den Empfänger erworben. Bei einem Verkauf aber genügt die Übergabe der Verkaufsurkunde an den Käufer nur in Verbindung mit der Zahlung der Kaufsumme. Lediglich bei dem Verkauf eines „schlechten Feldes“ (מוכר שדהו מפני רעתה), welches weniger Ertrag liefert, als durchschnittlich sonst ein Feld, genügt die Übergabe der Verkaufsurkunde, ohne daß die Kaufsumme ausgezahlt ist. Die Halacha entscheidet nach dieser Ansicht (Talmud 26a; Maim. הלכות זכיה ומתנה III, 1 und הלכות מכירה I, 7).",
+ "und Besitznahme. d. i. durch eine das Eigentumsrecht des Käufers zum Ausdruck bringende Handlung, die der Käufer am Grundstück vornimmt. Vgl. N. 33. Solche Handlungen sind nach Mischna Baba batra III, 3: das Anbringen einer Tür oder eines Schlosses, das Verschließen einer offenen Tür, das Anbringen eines Stückes Zauns oder das Niederreißen eines solchen Stückes.",
+ "die keine Sicherheit gewähren. Mobilien.",
+ "werden nur durch Ansichziehen erworben. Diese Verordnung bez. der Erwerbung von Mobilien findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Schebiit X, 9.",
+ "Urkunde und Besitznahme. Wenn man Mobilien und Immobilien zusammen kauft, werden durch die in wirksamer Weise erfolgte Erwerbung der Immobilien die Mobilien mit erworben (קנין אגב).",
+ "verbinden. זוקקין von זקק binden, verbinden, verpflichten.",
+ "daß man ihretwegen schwöre. Dieser letzte Satz der Mischna findet sich Mischna Schebuot VI, 3 als Begründung der dort gegebenen Entscheidung: „Wenn jemand von einem andern Geräte und Grundstücke fordert (Er sagt zu ihm: Ich habe Geräte und Grundstücke bei dir), … und dieser einen Teil der Geräte eingesteht, so ist er schuldig (auch bezüglich der Grundstücke seine Aussage zu beschwören).“ Der Grundsatz, daß der, der einen Teil des Klageobjekts zugesteht (מודה במקצת), seine Aussage beschwören muß (vgl. S. 167f. Mischna Ketubot XIII, 4 und dorts. N. 31), besteht sonst nur bei Mobilien. Bei Immobilien muß aber der Beklagte in keinem Falle schwören (Mischna Schebuot VI, 5). In dem in der Mischna behandelten Falle wird aber der bezüglich der Mobilien zu leistende Eid auf die Immobilien erweitert (גלגול שבועה; vgl. S. 148, N. 26 und S. 315, N. 60)."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "für das Eingetauschte haftbar. Durch die auf die vorgeschriebene Art (Mischna 4) erfolgte Besitzergreifung des Tieres seitens des anderen Kontrahenten geht das Tauschobjekt automatisch, ohne jeden anderen Erwerbungsakt in sein Eigentum über, so daß er für jeden Schaden, den es erleidet, oder verursacht, haftbar ist. Ed. Lowe hat hier und im vorhergehenden Satz den Text: כיון שזכה זה נתחיב בחליפיו, was zu erklären ist: Wenn er das eingetauschte Gut in wirksamer Weise erworben hat, so ist er zum Tausch verpflichtet, d. h. kann nicht mehr zurücktreten (vgl. Tossafot auf 28a s. v. כל הנעשה דמים באחר).",
+ "Das Heiligtum erwirbt durch Geld. Der Verwalter des Heiligtums erwirbt für dieses ein Tier durch Zahlung der Kaufsumme (Talmud 28b).",
+ "der Laie. Zu הדיוט vgl. S. 323, N. 8.",
+ "durch Besitznahme. auf eine der in Mischna 4 angegebenen Arten. Zur Etymologie des Wortes חזקה vgl. N. 33.",
+ "Dem Höchsten gegenüber gilt das Sprechen so viel wie die Übergabe bei einem Laien. Wenn jemand ein Tier oder ein Haus dem Heiligtum weiht, so wird es ohne jeden anderen Erwerbungsakt Eigentum des Heiligtums (Talmud 28b)."
+ ],
+ [
+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "die dem Vater obliegen. Nach dem vorliegenden Text, den auch die Mischna im babylonischen Talmud bietet, steht הבן im ersten und האב im zweiten Satz als gen. obj. Hingegen hat Jeruschalmi (ebenso auch Tossifta I) die La. כל מצות האב על הבן im ersten Satz und כל מצות הבן על האב im zweiten. Danach steht האב im ersten und הבן im zweiten Satz als gen. subj. (Pflichten des Vaters resp. des Sohnes) und על im Sinne von אל („gegenüber dem Sohn resp. dem Vater“).",
+ "Frauen aber davon befreit. Nach der in der Gemara (29a) zitierten Baraita ist der Vater verpflichtet, den Sohn zu beschneiden, auszulösen (wenn er der Erstgeborene ist, am 31. Tag nach der Geburt durch Zahlung von fünf Selaïm an einen Priester; vgl. Ex. 13, 13 und 34, 20), Tora zu lehren, ein Handwerk zu lehren, zu verheiraten und — nach einer Ansicht — schwimmen zu lehren (wegen der Lebensgefahr, in die sonst der Sohn geraten könnte; Talmud 30b). Die Mutter ist von der Erfüllung dieser Pflichten befreit.",
+ "die dem Sohne obliegen. Nach dem vorliegenden Text, den auch die Mischna im babylonischen Talmud bietet, steht הבן im ersten und האב im zweiten Satz als gen. obj. Hingegen hat Jeruschalmi (ebenso auch Tossifta I) die La. האב על הבן כל מצות im ersten Satz und כל מצות הבן על האב im zweiten. Danach steht האב im ersten und הבן im zweiten Satz als gen. subj. (Pflichten des Vaters resp. des Sohnes) und על im Sinne von אל („gegenüber dem Sohn resp. dem Vater“).",
+ "sind sowohl Männer als auch Frauen verpflichtet. Es sind dies die Pflichten der Ehrfurcht (Lev. 19,3) und Ehrerbietung (Ex. 20, 12 und Deut. 5, 16) den Eltern gegenüber (Talmud 30b).",
+ "die an eine bestimmte Zeit gebunden sind. גרמה von גרם „verursachen“. מצרה שהזמן גרמה wörtl.: ein Gebot, das die Zeit verursacht. Manche Texte גרמא subst. „Veranlassung, Verursachung“. Danach מצרה שהזמן גרמא wörtl.: ein Gebot, für das die Zeit die Veranlassung ist.",
+ "Frauen aber davon befreit. Solche Gebote sind z. B. die an die Festzeiten gebundenen Pflichten: Laubhütte, Lulab, Schofar (Talmud 33b). Diese Regel gilt übrigens nicht ausnahmslos. So sind Frauen zum Genuß der Mazza am Sederabend (vgl. Pesachim 43b), zur Festesfreude (Deut. 16, 14) und zur Teilnahme an der alle sieben Jahre stattfindenden Volksversammlung (Deut. 31, 10—13) u. a. verpflichtet (Talmud 34a).",
+ "sind sowohl Männer als auch Frauen verpflichtet. Solche Gebote sind z. B.: Mesusa, das Anbringen eines Geländers auf dem Dache (Deut. 22, 8), die Rückgabe eines Fundes, das Fliegenlassen der Vogelmutter bei der Entnahme eines Jungen oder eines Eis aus dem Nest (Deut. 22, 6f.). Auch diese Regel gilt nicht ausnahmslos. So sind Frauen von der Pflicht des Torastudiums, der Auslösung des Erstgeborenen (vgl. N. 60) und nach der Halacha auch von der Pflicht der Fortpflanzung (vgl. S. 32f., Mischna Jebamot VI, 6 und dorts. N. 45) befreit (Talmud 34a).",
+ "ausgenommen das Verbot des Zerstörens. der Bartecken durch Abrasieren (Lev. 19, 27).",
+ "des Rundscherens. des Haupthaares (dorts.).",
+ "und der Verunreinigung an Toten. Das für die Priester geltende Verbot der Verunreinigung an Toten gilt für Priesterstöchter nicht (vgl. S. 321, Mischna Sota III, 7 und dorts. N. 57)."
+ ],
+ [
+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "Das Stützen. der Hände auf den Kopf des zu schlachtenden Tieres bei bestimmten Opfern (vgl. Mischna Menachot IX, 7).",
+ "Schwingen. von Opfergaben bei bestimmten Opfern, die meistenteils in Mischna Menachot V, 6 aufgezählt sind.",
+ "Heranbringen. der Speiseopfer an den südwestlichen Winkel des Altars (vgl. Mischna Menachot V, 5f.)",
+ "Abheben des Komez. d. i. einer Hand voll vom Speiseopfer.",
+ "Aufräuchern. der Opfergaben auf dem Altar.",
+ "Abkneipen. des Kopfes beim Vogelopfer.",
+ "Sprengen. des Blutes.",
+ "und Auffangen. des Blutes bei der Schlachtung des Opfertieres.",
+ "erfolgt durch Männer und nicht durch Frauen. Zur Vornahme der beiden ersten der genannten Opferhandlungen sind auch Nichtpriester geeignet. Die übrigen aber müssen von Priestern aus geführt werden. Bezüglich dieser letzteren Handlungen lehrt die Mischna, daß sie auch von Priesterstöchtern nicht vorgenommen werden dürfen (Tossafot auf 36a s. v. הסמיכות).",
+ "ausgenommen das Speiseopfer einer Sota. vgl. S. 317, Mischna Sota III, 1.",
+ "und einer Nasiräerin. vgl. S. 281, Mischna Nasir VI, 9."
+ ],
+ [
+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "das an das Land. Das bedeutet nach der Gemara (37a): an den Boden (חובת קרקע), wie die Abgaben an Priester, Leviten und Arme.",
+ "gilt nur im Land. in Palästina.",
+ "ausgenommen Orla. das Verbot, die Früchte eines Baumes in den ersten drei Jahren nach seiner Pflanzung zu genießen (Lev. 19, 23).",
+ "und Kilajim. Das Verbot des Pfropfens verschiedener Baumarten aufeinander (הרכבת כלאי אילן), der Saatenmischung (כלאי זרעים) und des Besäens eines Weinberges mit andersartiger Saat (כלאי כרם). Vgl. Lev. 19, 19 und Deut. 22, 9; s. noch N. 84.",
+ "Auch ausgenommen. Der Mischnatext der beiden Talmude u. a.: אף החדש. Der vorliegende Text dürfte durch nachträgliche Korrektur auf Grund der Erklärung der Gemara (37a) entstanden sein.",
+ "das Neue. Das Verbot des Genusses neuer Frucht vor der Darbringung des Omer (Lev. 23, 14). Nach der Tempelzerstörung ist die neue Frucht bis zum 16. Nissan inkl. zum Genusse verboten (vgl. Mischna Sukkot III, 12). Diese zwei resp. drei Gesetze gelten auch außerhalb Palästinas, obwohl sie an den Boden gebunden sind. Diese Verordnung bezüglich כלאים ,ערלה und חדש findet sich anders stilisiert auch Mischna Orla III, 9. Der betreffende Satz jener Mischna, der in der Gemara zur vorliegenden Mischna (38b) zitiert wird, lautet: החדש אסור מן התורה בכל מקום והערלה הלכה והכלאים מדברי סופרים. Danach ist חדש im Ausland nach der schriftlichen Lehre verboten, ערלה durch eine sinaïtische Tradition (הלכה למשה מסיני; dies bedeutet הלכה nach dem Amoräer R. Jochanan, und so entscheidet auch die Halacha. Vgl. Talmud 38b und Maim. הלכות מאכלות אסורות X, 10) und כלאים lediglich rabbinisch. Letzteres gilt nach der Gemara (39a) nur von כלאי כרם (N. 82), während הרכבת כלאי אילן (dorts.) auch im Ausland nach der Tora verboten ist, כלאי זרעים (dorts.) aber im Ausland auch rabbinisch erlaubt ist. (Vgl. auch Maim. הלכות כלאים I, 5; V, 3f. und הלכות מאכלות אסורות X, 8)."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "Wer auch nur ein Gebot erfüllt. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 39b) spricht die Mischna von einem Menschen, dessen gute Handlungen den schlechten die Wage halten, so daß eine gute Handlung den Ausschlag gibt.",
+ "und er erbt das Land. נוחל את הארץ bildlicher Ausdruck für: er wird teilhaftig des ewigen Lebens (vgl. Mischna Sanhedrin X, 1).",
+ "Mischna und Lebensart. Nach den meisten Erklärern bedeutet דרך ארץ hier anständige Lebensformen und gutes Betragen (wie in Mischna Abot III, 18). Richtiger aber dürfte die Erklärung sein, daß darunter ein weltlicher Beruf zu verstehen ist. Es ist dann der vorliegende Mischnasatz mit Mischna Abot II, 2 יפה תלמוד תורה עם דרך ארץ וכו׳ zusammenzustellen.",
+ "gehört nicht zur Kulturwelt. Auch zu diesen Schlußworten der Mischna und zu der im Anschluß daran gegebenen Entscheidung des Amoräers R. Jochanan, daß ein solcher auch als Zeuge unzulässig ist (ופסול לעדות; Talmud 40b), paßt trefflich die in der vorhergehenden N. gegebene Erklärung des Ausdruckes דרך ארץ als weltlicher Beruf. (Vgl. Sanhedrin 24b, wo als Grund für die dorts. Mischna III, 3 gegebene Verordnung, daß Würfelspieler u. dgl. als Zeugen unzulässig sind, angegeben wird: לפי שאין עסוקין ביישובו של עולם „weil sie sich nicht mit der Kultivierung der Welt befassen“.)"
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+ "antrauen sowohl persönlich als auch durch seinen Beauftragten. indem er das Trauungsobjekt (Geld oder Urkunde, vgl. I, 1) im Namen des Auftraggebers der Frau übergibt.",
+ "Die Frau kann angetraut werden sowohl persönlich als auch durch ihren Beauftragten. indem er das Trauungsobjekt für sie übernimmt.",
+ "wenn sie noch ein Mädchen ist. d. h. im Alter von 12 bis 12½ Jahren nach Erscheinen der Pubertätszeichen. Um so mehr ist die Antrauung einer Minderjährigen (קטנה) durch den Vater wirksam. Es wurde aber schon in früher Zeit als verboten erklärt, die Tochter zu verheiraten „solange sie noch nicht groß geworden ist und sagt: ,Jenen will ich‘.“ (Talmud 41a.)",
+ "antrauen sowohl persönlich. indem er oder der Beauftragte das Geld oder die entsprechend lautende Urkunde (בתך מקדשת לי „Deine Tochter sei mir angetraut.“ u. dgl.) vom Manne übernimmt (Talmud 9a). Im Jeruschalmi (I, 2) wird eine Ansicht überliefert, wonach auch der Vater die Urkunde ausstellen kann, die dann entsprechend lautet: אני פלוני קדשתי את בתי לפלוני „Ich, N. N., habe meine Tochter dem N. N. angetraut.“",
+ "als auch durch seinen Beauftragten. indem er oder der Beauftragte das Geld oder die entsprechend lautende Urkunde (בתך מקדשת לי „Deine Tochter sei mir angetraut.“ u. dgl.) vom Manne übernimmt (Talmud 9a). Im Jeruschalmi (I, 2) wird eine Ansicht überliefert, wonach auch der Vater die Urkunde ausstellen kann, die dann entsprechend lautet: אני פלוני קדשתי את בתי לפלוני „Ich, N. N., habe meine Tochter dem N. N. angetraut.“",
+ "wenn eine von ihnen eine Peruta. Vgl. I, 1 und dorts. N. 10.",
+ "angetraut. Seine Worte (בזו ובזו ובזו) bestimmten alle Früchte zusammen als Trauungsgegenstand. Im vorhergehenden Falle sollte eine einzelne Frucht als ein solcher gelten.",
+ "wenn eine von ihnen eine Peruta wert ist. Nach einer amoräischen Erklärung, die auch der der Mischna parallelen Tossiftastelle (ed. Romm II, 3) entspricht, spricht auch dieser letzte Satz der Mischna wie der vorhergehende von dem Fall, daß der Mann בזו ובזו ובזו gesagt, also alle Früchte zusammen als Trauungsgegenstand bestimmt hat. Wenn nun die Frau die Früchte, die ihr der Mann, während er diese Worte spricht, darreicht, der Reihe nach aufißt, so muß die letzte noch übriggebliebene (dies bedeutet hier אחת מהן) den Wert einer Peruta haben. Denn der Abschluß der Antrauung erfolgt erst mit der Entgegennahme der letzten Frucht; in diesem Augenblick aber sind die anderen nicht mehr vorhanden (Talmud 46a)."
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+ [
+ "mit diesem Silberdenar. דינר lat. denarius. Ein Silberdenar ist ¹⁄₂₅ Golddenar.",
+ "daß es ein Golddenar. דינר lat. denarius. Ein Silberdenar ist ¹⁄₂₅ Golddenar."
+ ],
+ [
+ "Nathin. S. 323, N. 10.",
+ "daß er ein Bastard. dorts. N. 9.",
+ "daß er in einer Großstadt. Zu כרך vgl. S. 171, 63. Nach Fleischer, Anm. zu Levy Wb. von gr. χάϱαξ „Bollwerk, Burg“.",
+ "die Haare flechten kann. גדלת von גדל flechten (vgl. bh. גדלים Deut. 22, 12). Im Mischnatext der beiden Talmude: מגודלת, was nach einfacher Erklärung „erwachsen“ bedeutet. Der vorliegende Text mag auf Grund der Gemara 49a entstanden sein, wo מגודלת als möglicherweise mit גדלת gleichbedeutend erklärt wird (מי סברת מאי מגודלת גדולה ממש מאי מגודלת גדלת וכו׳ ). Nach Raschi dorts. bedeutet גדלת „angesehen“ (vgl. dazu den Text der angeführten Gemarastelle in der Münchener Handschrift: מי סברת מאי מגודלת גדולה ממש מאי מגודלת מיוחסת לישנ׳ אחרי׳ מאי מגודלת גדולה וכו׳).",
+ "ihm trotzdem. auch wenn seine Zusicherung nicht wahr sein sollte.",
+ "nicht angetraut. weil sie dies nicht gleich ausdrücklich gesagt hatte."
+ ],
+ [
+ "so ist sie nicht angetraut. Der Auftraggeber kann bestimmte Gründe haben, aus denen er die Antrauung nur an dem betreffenden Ort vorgenommen wissen will. Erfolgte diese an einem anderen Ort, dann hat der Beauftragte den Auftrag nicht ausgeführt (Talmud 50a).",
+ "Sie. die Frau.",
+ "so ist sie angetraut. Hier wollte der Auftraggeber dem Beauftragten lediglich sagen, wo er die Frau findet (מראה מקום), ohne zu verlangen, daß die Antrauung gerade an diesem Orte erfolgen müsse (Talmud dorts.). Vgl. die entsprechende Verordnung bei der Scheidung durch einen Boten S. 381 Mischna Gittin VI, 3 und dorts. N. 26ff."
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+ [
+ " Die folgende Mischna findet sich in anderem Zusammenhang wörtlich Mischna Ketubot VII, 7. Vgl. S. 137f. und dorts. Nn. 45—54."
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+ [
+ "Wenn jemand sich zwei Frauen mit dem Wert einer Peruta. Vgl. I, 1 und dorts. N. 10.",
+ "obwohl er nachher Brautgeschenke. סבלונות „Brautgeschenke.“ Die Etymologie des Wortes ist unsicher. Nach den alten Erklärern von סבל „tragen“, wie משאת „Brautgeschenk“ von נשא. Levy, Wb bringt das Wort mit arab. شَبْر in Zusammenhang. Nach manchen ist das Wort das gr. σύμβολον „Handgeld“.",
+ "da er sie nur auf Grund der ersten Antrauung geschickt hat. Der Absender hält die in Wirklichkeit ungültige Antrauung für gültig. Daher gelten die Geschenke nicht etwa als neuerliches Antrauungsgeld.",
+ "angetraut hat. und nach erlangter Großjährigkeit Geschenke schickt. Die Antrauung eines Minderjährigen ist aber ungültig."
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+ [
+ "oder eine Frau und deren Schwester gleichzeitig. indem er zu ihnen sagt: „Seid mir beide angetraut!“.",
+ "so sind sie nicht angetraut. Keine der beiden Frauen bedarf eines Scheidebriefes, um eine neue Ehe eingehen zu können. Nach Mischna III, 12 ist die Antrauung einer wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotenen Frau (ערוה) ungültig; also auch die Antrauung der Schwester der Gattin (nach Lev. 18, 18) und der Tochter resp. der Mutter der Gattin (nach Lev. 18, 17). Die vorliegende Mischna lehrt, daß die Antrauung für beide Frauen auch dann wirkungslos bleibt, wenn jede einzelne erst durch diese Antrauung zur ערוה würde (Talmud 50b).",
+ "diese gehörten ihnen. den Frauen.",
+ "und waren vom Siebentjahr. Die Früchte des Siebentjahres gelten als Freigut, so daß kein Raub vorlag (Talmud 52a).",
+ "Die Schwestern sind nicht angetraut. Nach Maim. (Mischnakommentar und אישות הלכות IX, 2) spricht die Mischna von dem Fall, daß der Mann zu den Frauen gesagt hat: הראויה מכם לביאה תתקדש לי „Die von euch, die ich dann begatten darf, sei mir angetraut!“. Hätte der Mann aber gesagt: „Ihr alle seiet mir angetraut!“, dann wären seine Worte, da sie bezüglich der beiden Schwestern keine Gültigkeit hatten, auch bezüglich der anderen Frauen nicht rechtskräftig gewesen. כלכם מקדשות steht danach in der Mischna ungenau. Nach רי״ף aber ist der Wortlaut der Mischna genau zu nehmen, und gelten die anderen Frauen auch in diesem Falle als angetraut. Beide Ansichten berücksichtigend entscheidet שלחן ערוך אבן העזר XLI, 3, daß in diesem Falle die anderen Frauen als zweifelhaft angetraut (מקדשות מספק) anzusehen sind. (Vgl. zum Ganzen Talmud 51a und b; מגיד משנה zur angegebenen Maim.-Stelle und ר״ן zu רי״ף)."
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+ [
+ "Wenn jemand. ein Priester.",
+ "sei es von Hochheiligem. d. h. von solchen Opfern. von denen der Priesteranteil nur von männlichen Priestern gegessen werden darf.",
+ "sei es von Minderheiligem. von denen der Priesteranteil auch von den Frauen, Kindern und Sklaven der Priester gegessen werden darf.",
+ "so ist sie nicht angetraut. Der Opferanteil der Priester gilt als „Eigentum des Höchsten“ (ממון גבוה) und wird ihnen nur zum Zwecke des Verzehrens zugewiesen (Talmud 52b).",
+ "mit dem zweiten Zehnten. der in Jerusalem verzehrt werden mußte, oder ausgelöst werden mußte (Deut. 14, 22ff.).",
+ "sei es versehentlich, sei es vorsätzlich (sich eine Frau antraut), so hat er sie sich nicht angetraut; so sagt R. Meïr. מעשר שני gilt nach R. Meïr als ממון גבוה (N. 30) und darf nur für die leiblichen Bedürfnisse des Eigentümers verwendet werden (Talmud 53a und b).",
+ "hat er sie sich angetraut. Nach R. Jehuda gilt מעשר שני als Eigentum des Besitzers (ממון הדיוט). Dennoch ist die Antrauung ungültig, wenn sie versehentlich damit erfolgte, weil man annehmen kann, daß die Frau (oder gar beide) nicht mit der Trauung einverstanden gewesen wäre, wäre ihr bekannt gewesen, daß sie das Trauungsobjekt erst nach Jerusalem führen, resp. auslösen müsse (N. 31; Talmud 53b).",
+ "mit Geheiligtem. Gaben, die für Zwecke des Tempeldienstes geweiht wurden (בדק הבית), nicht Opfer.",
+ "(sich eine Frau antraut), so hat er sie sich, wenn (er es) vorsätzlich (tut), angetraut, wenn aber versehentlich, nicht angetraut; so sagt R. Meïr. Nach R. Meïr verliert הקדש seinen heiligen Charakter durch vorsätzlichen Profangebrauch, nicht durch irrtümlichen, nach R. Jehuda umgekehrt durch irrtümlichen, nicht durch vorsätzlichen. Daher ist nach R. Meïr nur die vorsätzlich mit הקדש erfolgte Antrauung, nach R. Jehuda nur die versehentlich damit erfolgte gültig (Talmud 53b und 54b).",
+ "hat er sie sich nicht angetraut. Nach R. Meïr verliert הקדש seinen heiligen Charakter durch vorsätzlichen Profangebrauch, nicht durch irrtümlichen, nach R. Jehuda umgekehrt durch irrtümlichen, nicht durch vorsätzlichen. Daher ist nach R. Meïr nur die vorsätzlich mit הקדש erfolgte Antrauung, nach R. Jehuda nur die versehentlich damit erfolgte gültig (Talmud 53b und 54b)."
+ ],
+ [
+ "antraut. Die im folgenden aufgezählten Dinge sind zur Nutznießung verboten und stellen daher keinen Wert dar. Daher ist die mit ihnen erfolgte Antrauung ungültig.",
+ "mit Orla. Früchte eines Baumes in den ersten drei Jahren nach seiner Pflanzung (Lev. 19, 23).",
+ "Kilajim des Weinberges. der Ertrag eines mit andersartiger Saat besäten Weinberges (Deut. 22, 9).",
+ "der gesteinigt wird. Ex. 21, 28. Der wegen Tötung eines Menschen zur Steinigung verurteilte Ochse ist zu jeder Nutznießung verboten.",
+ "dem das Genick gebrochen wird. Deut. 21, 1ff. Nach Talmud 57a beginnt das Nutznießungsverbot mit dem Hinabführen des Kalbes in das נחל איתן (vgl. S. 344f., Mischna Sota IX, 5).",
+ "den Vögeln des Aussätzigen. Der vom Aussatz Geheilte muß zwei Vögel darbringen, von denen man den einen schlachtet, den andern fliegen läßt (Lev. 14, 4ff.). Über den Beginn des Nutznießungsverbotes herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Simon ben Lakisch und R. Jochanan (Talmud 57a). Nach ersterem beginnt das Verbot mit der Bestimmung der beiden Vögel für ihren Zweck. Der geschlachtete Vogel bleibt dauernd zur Nutznießung verboten und muß sofort nach der Schlachtung vergraben werden (vgl. Mischna Negaïm XIV, 1). Der andere Vogel wird nach vollzogener Freilassung für jeden Gebrauch wieder erlaubt. Nach R. Jochanan aber beginnt das Nutznießungsverbot erst mit der Schlachtung des einen Vogels. Nach Raschi (z. St.) u. a. ist nach R. Jochanan der andere Vogel überhaupt zu keiner Zeit zur Nutznießung verboten (צפורי מצרע in der Mischna bezöge sich danach trotz der Pluralform lediglich auf den geschlachteten Vogel). Nach Tossafot (dorts. s. v. משעת שחיטה) ist immerhin auch der frei zu lassende Vogel in der Zeit von der Schlachtung des ersten bis zu seiner Freilassung zur Nutznießung verboten.",
+ "dem Haar des Nasir. vgl. S. 249, Einleitung in den Traktat Nasir A.",
+ "der Erstgeburt des Esels. die ausgelöst werden muß. Geschieht dies nicht, dann muß dem Tier das Genick gebrochen werden (Ex. 13, 13). Von welchem Zeitpunkt die nicht ausgelöste Erstgeburt des Esels zur Nutznießung verboten ist, darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten R. Jehuda und R. Simon. Nach ersterem ist das Tier schon zu Lebzeiten zur Nutznießung verboten, nach letzterem erst nach dem Genickbruch (Talmud 57b).",
+ "Fleisch mit Milch. Ex. 23, 19; 34, 26; Deut. 14, 21.",
+ "oder im Tempelhof geschlachteten profanen Tieren. Im Tempelhof dürfen nur geheiligte Opfertiere geschlachtet werden.",
+ "so ist sie angetraut. weil das Verbot der Nutznießung nicht auf den Erlös übergeht."
+ ],
+ [
+ "antraut mit Priesterhebe. תרומות im Plural: die dem Priester direkt zukommende Hebe (תרומה גדולה) und die vom מעשר der Leviten für den Priester abzuhebende Zehnthebe, die ein Zehntel des מעשר beträgt (תרומת מעשר oder מעשר מן המעשר). Anders als die den Priestern zugesprochenen Opferteile (s. Mischna 8 und N. 30) gelten diese Gaben als Eigenbesitz des Priesters. Daher ist eine vom Priester mit ihnen vorgenommene Antrauung gültig.",
+ "Zehntem. מעשרות im Plural: der jedes Jahr den Leviten zu gebende erste Zehnt (מעשר ראשון) und der in jedem dritten und sechsten Jahr der Schemittaperiode an Stelle des zweiten Zehnt den Armen zu überlassende Zehnt (מעשר עני). Die מעשרות gelten als Eigenbesitz der Empfänger.",
+ "Priestergaben. die nach Deut. 18, 3 von jedem geschlachteten Tier dem Priester zu gebenden Teile: der Vorderfuß (זרוע), die beiden Unterkiefer mit der Zunge (לחיים) und der Magen (קבה). Diese Gaben gelten als Eigenbesitz des Priesters.",
+ "Entsündigungswasser. die Asche der roten Kuh (Num. 19, 9) und das Wasser, mit dem die Asche vermischt wird (dorts. V. 17). Die mit diesen beiden Dingen erfolgte Antrauung ist deshalb gültig, weil die Frau sie gegen ein Entgelt für die Mühewaltung bei der Herbeischaffung der Asche und für das Füllen des Gefäßes mit dem Wasser einem Unreinen, der ihrer zu seiner Reinigung bedarf, überlassen kann (Maim. Mischnakommentar und הלכות אישות V, 3 auf Grund von Talmud 58b). Nach Raschi (auf 58b s. v. בשכר הבאה und Bechorot 29a s. v. הרי זו מקדשת) und השגות הראב״ד (zur angegebenen Maim-.Stelle) spricht die Mischna geradezu von einer Antrauung mit diesem Entgelt. (Hingegen ist es nicht erlaubt, für die Mischung des Wassers mit der Asche oder für die Besprengung des Unreinen mit dem Wasser Bezahlung zu nehmen. Die Annahme einer Bezahlung hierfür macht geradezu das Wasser und die Asche für ihren Zweck untauglich. Vgl. Mischna Bechorot IV, 6).",
+ "oder Entsündigungsasche. die Asche der roten Kuh (Num. 19, 9) und das Wasser, mit dem die Asche vermischt wird (dorts. V. 17). Die mit diesen beiden Dingen erfolgte Antrauung ist deshalb gültig, weil die Frau sie gegen ein Entgelt für die Mühewaltung bei der Herbeischaffung der Asche und für das Füllen des Gefäßes mit dem Wasser einem Unreinen, der ihrer zu seiner Reinigung bedarf, überlassen kann (Maim. Mischnakommentar und הלכות אישות V, 3 auf Grund von Talmud 58b). Nach Raschi (auf 58b s. v. בשכר הבאה und Bechorot 29a s. v. הרי זו מקדשת) und השגות הראב״ד (zur angegebenen Maim-.Stelle) spricht die Mischna geradezu von einer Antrauung mit diesem Entgelt. (Hingegen ist es nicht erlaubt, für die Mischung des Wassers mit der Asche oder für die Besprengung des Unreinen mit dem Wasser Bezahlung zu nehmen. Die Annahme einer Bezahlung hierfür macht geradezu das Wasser und die Asche für ihren Zweck untauglich. Vgl. Mischna Bechorot IV, 6).",
+ "ein Israelit. d. h. ein Nichtpriester. Nach einfacher Erklärung ist die Mischna der Ansicht, daß das Verfügungsrecht des Besitzers über die genannten Gaben, sie einem ihm genehmen Priester, Leviten und Armen zukommen zu lassen, einen Wert darstellt, mit dem man eine Frau antrauen kann (טובת הנאה ממון ). Nach der Ansicht aber, daß dieses Verfügungsrecht keinen solchen Wert darstellt (טובת הנאה אינה ממון), spricht die Mischna von einem Nichtpriester, dem von seinem Großvater mütterlicherseits, der ein Priester (oder Levite) war, die genannten Gaben (oder auch Früchte, von denen die Gaben noch nicht abgesondert sind; טבל) als Erbgut zugefallen sind. (In diesem Falle kann nämlich der Nichtpriester die Hebe, die er nicht selbst verzehren kann, einem Priester verkaufen und den Erlös für sich verwenden). Vgl. zum Ganzen Talmud 58a und b und Jeruschalmi zur Mischna. Nach Raschi (Bechorot 29a s. v. אע״פ שהוא ישראל) beziehen sich die Mischnaworte ואפילו ישראל auch auf die durch einen Nichtpriester vollzogene Antrauung mit מי חטאת und אפר פרה. Obwohl nämlich die Herbeischaffung der Asche und das Anfüllen des Gefäßes mit dem Wasser auch durch einen Nichtpriester geschehen durfte, so geschahen diese Verrichtungen doch gewöhnlich durch Priester."
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+ "an. Vgl. II, 1.",
+ "so ist sie angetraut. dem Zweiten. Manche Texte deutlicher: מקדשת לשני.",
+ "Du seist mir angetraut nach dreißig Tagen. Die Antrauung sollte erst nach Ablauf von dreißig Tagen rechtsgültig werden.",
+ "Ist sie die Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "darf sie Priesterhebe essen. Nach Lev. 22, 11f. ist der Genuß der Priesterhebe der mit einem Priester verheirateten Tochter eines Nichtpriesters gestattet, der mit einem Nichtpriester verheirateten Tochter eines Priesters aber verboten. Die Texte variieren an dieser Stelle vielfach. Die vorliegende La. בת ישראל לכהן תאכל בתרומה ist auf die zweite Antrauung zu beziehen. Da diese gültig ist, so darf die Frau, wenn der Zweite ein Priester ist, Priesterhebe genießen. Ed. princeps der Mischna (Neapel 1492) bietet die La: בת כהן לישראל לא תאכל בתרומה, was ebenfalls auf die zweite Antrauung zu beziehen ist. Wenn der Zweite ein Nichtpriester ist, so darf die Frau, die bisher als Priesterstochter Priesterhebe genießen durfte, dies nach der Antrauung nicht mehr. Ed Lowe: בת כהן לישראל תאכל בתרומה. Diese Worte, die auch Maim. im Mischnatexte vorlagen, sind als Fortsetzung der Eingangsworte des vorhegehenden Satzes: לאחר שלשים יום …. וכן האומר zu erklären: Wenn ein Nichtpriester eine Priesterstochter mit den Worten הרי את מקדשת לי לאחר שלשים יום antraut, so darf sie bis zum Ablauf dieser Zeit noch Priesterhebe genießen, da erst nach Ablauf dieser Zeit die Antrauung rechtsgültig wird (N. 3; vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "so ist sie angetraut und nicht angetraut. d. h.: Es ist zweifelhaft, ob die Antrauung des ersten oder die des zweiten gültig ist. Es ist nämlich zweifelhaft, ob die Worte ולאחר שלשים יום, die der Erste bei der Antrauung sprach, lediglich als Bedingung gemeint sind, wonach die Antrauung nach Ablauf der dreißig Tage rückwirkend schon von jetzt ab rechtsgültig wäre, oder ob diese Worte das vorhergesagte מעכשיו aufheben sollten, so daß die Wirksamkeit der Antrauung erst nach Ablauf der dreißig Tage begänne. Im ersteren Falle wäre die Antrauung des Ersten gültig und die des Zweiten ungültig, im letzteren Falle umgekehrt die des Ersten ungültig und die des Zweiten gültig. (So die Erklärung des Amoräers Rab, Talmud 59b; vgl. die entsprechende Bestimmung bei der Scheidung S. 385 Mischna Gittin VII, 3 und dorts. N. 13).",
+ "so darf sie keine Priesterhebe essen. Der vorliegende Text ist auf die zweite Antrauung zu beziehen. Wenn sie die Tochter eines Nichtpriesters ist und der Zweite ein Priester, ist ihr der Genuß der Priesterhebe verboten, weil vielleicht die Antrauung des Ersten gültig war; wenn sie die Tochter eines Priesters ist und der Zweite ein Nichtpriester, ist ihr der Genuß der Priesterhebe verboten, weil vielleicht die Antrauung des Zweiten gültig ist. Ed Lowe: בת כהן לישראל לא תאכל בתרומה. Diese Worte, die auch Maim. im Mischnatext vorlagen, sind als Fortsetzung der Eingangsworte des vorhergehenden Satzes יום … מעכשיו zu erklären: Der von einem Nichtpriester mit den Worten הרי את מקדשת לי מעכשיו ולאחר שלשים יום angetrauten Priesterstochter wird der Genuß der Priesterhebe sofort verboten, weil möglicherweise die Antrauung schon von jetzt ab gültig ist (N. 6; vgl. Maim. Mischnakommentar). Die jerusalemitische Gemara, der ebenfalls der Text בת כהן לישראל לא תאכל בתרומה in der Mischna vorlag, bemerkt zu diesen Worten: לכן צריכה שאפילו השני כהן. D. h.: Die Mischna will sagen, daß der Priesterstochter der Genuß der Priesterhebe untersagt ist, wenn sie von einem Nichtpriester mit den Worten הרי את מקדשת לי מעכשיו ולאחר שלשים יום angetraut wurde, auch wenn dann innerhalb der dreißig Tage ein Priester die Frau angetraut hat (weil möglicherweise nach N. 6 die Antrauung des Nichtpriesters gültig ist)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand. bei der Übergabe des Trauungsobjekts.",
+ "daß ich dir zweihundert Sus. s. S. 95, N. 9.",
+ "geben. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 60a und b), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות אישות VI, 17f.), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von dem Zeitpunkt der Antrauung an angetraut nach dem Grundsatz: כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er מעכשיו (von jetzt ab) gesagt.“ Eine vor der Erfüllung der Bedingung erfolgte Antrauung durch einen andern bliebe daher wirkungslos. (Vgl. die entsprechende Bestimmung bei der Scheidung S. 386f. Mischna Gittin VII, 5 und dorts. N. 20).",
+ "tisch gezeigt hat. wenn er Geldwechsler ist und ihr fremdes Geld gezeigt hat.",
+ "so ist sie nicht angetraut. Seine Worte sind als Versprechen anzusehen, eigenes Geld ihr zu zeigen (Talmud 60b)."
+ ],
+ [
+ "daß ich Ackerland für eine Kor-Aussaat. Ein בית כר hat 75000 Quadratellen.",
+ "und er muß es ihr zeigen. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 60a und b), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות אישות VI, 17f.), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von dem Zeitpunkt der Antrauung an angetraut nach dem Grundsatz: כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er מעכשיו (von jetzt ab) gesagt.“ Eine vor der Erfüllung der Bedingung erfolgte Antrauung durch einen andern bliebe daher wirkungslos. (Vgl. die entsprechende Bestimmung bei der Scheidung S. 386f. Mischna Gittin VII, 5 und dorts. N. 20).",
+ "Wenn er es ihr in einer Ebene. wo viele Felder sind, die aber nicht ihm gehören.",
+ "so ist sie nicht angetraut. Seine Worte sind als Ver. sprechen anzusehen, eigenes Ackerland ihr zu zeigen (Talmud 60 b)."
+ ],
+ [
+ "Jede Bedingung. Zu תנאי vgl- S. 119, N. 63.",
+ "ist keine Bedingung. Nach R. Meïr muß jedes bedingungsweise getroffene Abkommen dieselben Merkmale aufweisen wie der mit den Stämmen Reúben und Gad geschlossene Vertrag. Dazu gehört u. a. auch, daß die Bedingung in einer doppelten Form, positiv und negativ ausgesprochen wird, wie dies aus den angeführten Versen ersichtlich ist. Ist aber z. B. eine Bedingung nur in positiver Form ausgesprochen worden, dann ist sie wirkungslos und der an sie geknüpfte Rechtsakt erlangt Gültigkeit ohne Rücksicht darauf, ob die Bedingung erfüllt wird.",
+ " Die Fortsetzung des Verses, die manche Texte auch in der Mischna haben: .אתכם את הירדן כל חלוץ למלחמה לפני ה׳ ונכבשה הארץ לפניכם ונתתם להם את ארץ הגלעד לאחזה ",
+ " Die Fortsetzung des Verses, die manche Texte auch in der Mischna haben: אתכם ונאחזו כםככת בארץ כנען. Die Stämme Reúben und Gad sollten das Ostjordnaland nur dann bekommen, wenn sie bei der Eroberung des Westjordanlandes mithelfen würden. Diese Bedingung wird im ersten der angeführten Verse in positiver, im zweiten in negativer Form ausgesprochen.",
+ "da man sonst. אלמלא, ed. Lowe: אלמלי, wörtl.: „wenn es nicht wäre“. Oft auch in affirmativem Sinne: „wenn es wäre“. Vgl. zur Etymologie, Vokalisation und Orthographie des Wortes Ben-Jehuda, Thesaurus I, S. 250ff. s. v. אלמלא und dorts. Fußnote.",
+ "daß sie auch im Lande Kanaan. d. h. im Westjordanland.",
+ "keinen Anteil erhalten sollten. Nach dieser letzteren Ansicht mußte nicht aus formalen Gründen auch noch der zweite Vers gesprochen werden, sondern lediglich wegen des Schlusses dieses Verses (N. 19), daß nämlich die beiden Stämme auch bei Nichterfüllung der Bedingung im Westjordanland gleich den übrigen Stämmen Landbesitz bekommen sollten. Daher könne man aus der doppelten Form dieser Bedingung keine Regel ableiten."
+ ],
+ [
+ "weil sie ihn nicht getäuscht hat. und er den von ihm vorausgesetzten Tatbestand nicht ausdrücklich ausgesprochen hat.",
+ "Wenn jemand. bei der Übergabe des Trauungsobjekts.",
+ "nachdem deine Schwester gestorben ist. wenn er mit dieser Schwester verheiratet ist.",
+ "nachdem dein Levir dir die Chaliza erteilt hat. wenn sie als Witwe eines kinderlos verstorbenen Mannes von dessen Bruder geheiratet werden soll, oder die Chaliza vollziehen soll (Deut. 25, 5ff.).",
+ "so ist sie nicht angetraut. Da zur Zeit der Antrauung eine Eheschließung zwischen den genannten Personen ungültig wäre, so kann die Antrauung auch später nicht gültig werden (Talmud 62a und b). Die Mischna ist der Ansicht, daß die Antrauung der Witwe eines kinderlos verstorbenen Mannes durch einen anderen als seinen Bruder ungültig ist. Nach der Halacha aber ist eine solche Antrauung zweifelhaft gültig (vgl. Jebamot 92b).",
+ "so sei dieses mir angetraut. vgl. II, 1 und dorts. N. 8.",
+ "so ist dieses nicht angetraut. weil das Kind noch nicht vorhanden ist.",
+ "ist dieses angetraut. Der letzte Satz der Mischna מקדשת … אם היתה fehlt in vielen Texten und ist aus der Gemara 62b, wo er als amoräischer Ausspruch erscheint, in den vorliegenden Mischnatext gelangt."
+ ],
+ [
+ "daß mein Vater damit einverstanden ist. d. h. ausdrücklich seine Einwilligung gibt.",
+ "wenn der Vater damit einverstanden war. d. h. ausdrücklich seine Einwilligung gibt.",
+ "wenn aber nicht. d. h. sich nicht äußert oder geradezu Einspruch erhebt.",
+ "so ist sie angetraut. Nach einer amoräischen Erklärung im Jeruschalmi (zur Mischna) können dieser und der nächste Satz der Mischna (… מת הבן) nicht als Fortsetzung des einleitenden Satzes על מנת שירצה אבא erklärt werden. Da der Mann die Gültigkeit der Antrauung von der ausdrücklichen Einwilligung des Vaters abhängig gemacht hat, wäre nicht zu erklären, warum die Antrauung gültig ist, wenn der Vater gestorben ist, ohne vorher seine Einwilligung zu erklären, und wozu andererseits, wenn der Sohn gestorben ist, ein ausdrücklicher Einspruch des Vaters notwendig ist, um die Antrauung ungültig zu machen. Es müssen vielmehr diese beiden Sätze von dem Fall sprechen, daß der Mann gesagt hat, die Antrauung solle nur dann ungültig sein, wenn der Vater ausdrücklich gegen sie Einspruch erhebt (vgl. רידב״ז zu Jeruschalmi). Nach einer amoräischen Erklärung im Babli (68b) sprechen alle drei Sätze von dem Fall, daß der Mann gesagt hat, die Antrauung solle gültig sein, wenn der Vater nicht innerhalb einer bestimmten Frist ausdrücklich dagegen Einspruch erhebt. לא רצה האב im ersten Satze bedeutet dann, daß der Vater innerhalb dieser Frist Einspruch erhoben hat; מת האב im zweiten Satz, daß der Vater innerhalb dieser Frist gestorben ist, ohne vorher Einspruch erhoben zu haben; מת הבן im dritten Satz, daß der Sohn innerhalb dieser Frist gestorben ist.",
+ "er sei nicht einverstanden. damit die Antrauung ungültig werde und die Witwe des kinderlos Verstorbenen nicht an den Bruder gebunden sei (Deut. 25, 5ff.). Vgl. vorherg. N."
+ ],
+ [
+ "Ich habe meine Tochter angetraut. Vgl. II, 1 und dorts. N. 3f.",
+ "Ich habe sie angetraut. Vgl. II, 1 und dorts. N. 3f.",
+ "so müssen. damit sie einen anderen heiraten kann.",
+ "gibt einer ihr einen Scheidebrief und der andere führt sie heim. nach neuerlicher Antrauung (ר״ן)."
+ ],
+ [
+ "Ich habe meine Tochter als Minderjährige. Die Worte כשהיא קטנה beziehen sich auch auf den ersten Satz קדשתי את בתי. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a. geradezu: קדשתי את בתי כשהיא קטנה.",
+ "Ich habe sie als Minderjährige angetraut und auch geschieden. d. h. den Scheidebrief in Empfang genomnen. Der Vater hat das Recht, seine minderjährige Tochter anzutrauen und den Scheidebrief in Empfang zu nehmen. Dasselbe gilt übrigens auch bezüglich einer נערה. (Vgl. II, 1 und dorts. N. 3 und S. 379f. Mischna Gittin VI, 2 und dorts. Nn. 15—18).",
+ "wenn sie auch jetzt. zur Zeit der Aussage.",
+ "noch minderjährig. oder eine נערה (vgl. N. 38).",
+ "beglaubt. und die Tochter darf im letzteren Falle als Geschiedene nach Lev. 21, 7 keinen Priester heiraten. Daß der Vater eine solche Aussage machen kann, wird aus Deut. 22, 16 ואמר אבי הנער אל הזקנים את בתי נתתי לאיש הזה gefolgert (Talmud 64a).",
+ "und sie jetzt großjährig. d. h. בוגרת, älter als 12½ Jahre (vgl. N. 38 und 40).",
+ "Sie war gefangen. so daß sie wegen des Verdachtes, daß man ihr beigewohnt hat, zur Ehe mit einem Priester untauglich würde.",
+ "nicht beglaubt. da nur Aussagen des Vaters, die sich auf die Verehelichung beziehen, wirksam sind.",
+ "Wenn jemand in seiner Todesstunde. oder auch sonst.",
+ "Ich habe Kinder. so daß die Frau nach dem Tode ihres Gatten nicht an dessen Bruder gebunden ist.",
+ "Ich habe Brüder. so daß die Frau nach dem Tode des kinderlos verstorbenen Gatten an dessen Bruder gebunden wäre (nach Deut. 25, 5ff.).",
+ "nicht beglaubt. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 64a) gilt dies nur dann, wenn bisher die Annahme (חזקה) bestand, daß er keine Brüder hat.",
+ "Wenn jemand seine Tochter ohne nähere Angabe. d. h. ohne zu sagen, welche seiner Töchter. Zu סתם vgl. S. 131, N. 28.",
+ "so sind die Mannbaren. die Töchter, die älter sind als 12½ Jahre, da er diese nicht verehelichen kann (vgl. II, 1). Alle Töchter, die jünger sind, bedürfen jedoch, um heiraten zu können, eines Scheidebriefes."
+ ],
+ [
+ "der zwei Gruppen. s. S. 264, N. 46.",
+ "von Töchtern von zwei Frauen hat. Alle Töchter der einen Gruppe sind älter als die der andern. Die Töchter sind entweder noch nicht mannbar, so daß der Vater sie nach II, 1 ohne ihr Wissen verehelichen konnte, oder aber spricht die Mischna davon, daß der Vater als Bevollmächtigter der Töchter (שליח, vgl. II, 1) das Trauungsobjekt in Empfang genommen hat.",
+ "sagt: „Ich habe meine große Tochter angetraut, weiß aber nicht, ob die Größte unter den Größeren, oder die Größte unter den Kleineren, oder die Kleinste unter den Größeren, die größer ist als die Größte unter den Kleineren.“, so sind alle verboten, außer der Kleinsten unter den Kleineren; so sagt R. Meïr. Nach R. Meïr dürfen deshalb alle Töchter außer der Kleinsten unter den Kleineren nicht heiraten, weil mit Ausnahme dieser letzteren jede einzelne mit der Bezeichnung הגדולה gemeint sein kann. Nach R. Jose aber nimmt man an, daß sich die Bezeichnung הגדולה auf die Tochter bezieht, die darunter jedenfalls verstanden wird, und nicht ein Ausdruck gebraucht wurde, der einen Zweifel zuläßt. Entsprechend ist auch der nächste Fall der Mischna zu erklären (Talmud 64b).",
+ "außer der Größten unter den Größeren. Nach R. Meïr dürfen deshalb alle Töchter außer der Kleinsten unter den Kleineren nicht heiraten, weil mit Ausnahme dieser letzteren jede einzelne mit der Bezeichnung הגדולה gemeint sein kann. Nach R. Jose aber nimmt man an, daß sich die Bezeichnung הגדולה auf die Tochter bezieht, die darunter jedenfalls verstanden wird, und nicht ein Ausdruck gebraucht wurde, der einen Zweifel zuläßt. Entsprechend ist auch der nächste Fall der Mischna zu erklären (Talmud 64b).",
+ "(Wenn er sagt): „Ich habe meine kleine Tochter angetraut, weiß aber nicht, ob die Kleinste unter den Kleineren, oder die Kleinste unter den Größeren, oder die Größte unter den Kleineren, die kleiner ist als die Kleinen unter den Größeren.“, so sind alle verboten, außer der Größten unter den Größeren; so sagt R. Meïr. s. vorherg. N.",
+ "außer der Kleinsten unter den Kleineren. s. vorherg. N."
+ ],
+ [
+ "ihr aber seine Verwandten erlaubt. Seine Behauptung hat nur für ihn die Wirkung, daß ihm die Blutsverwandten der Frau, die er als ihr Gatte nicht heiraten dürfte, verboten werden. Für einen andern aber hat seine Aussage keinerlei rechtliche Folgen.",
+ "so sind ihm die Verwandten der Großen. der Mutter.",
+ "Ihm sind die Verwandten der Kleinen. der Tochter, wenn diese Verwandten nicht zugleich solche Blutsverwandte der Mutter sind, mit denen ihm auf Grund seiner Aussage die Ehe verboten wird,",
+ "und der Kleinen seine Verwandten erlaubt. selbst wenn die Tochter noch nicht mannbar ist. Lediglich der Vater kann bezüglich seiner Tochter eine solche Aussage machen (vgl. Mischna 8; Talmud 65a)."
+ ],
+ [
+ " Die folgende Mischna ist entsprechend der vorhergehenden zu erklären."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Tochter eines Priesters oder eines Leviten oder eines Israeliten. eines Nichtpriesters.",
+ "eine Geschiedene oder Chaluza einen gemeinen Priester. Vgl S. 323, Nn 5—8. In diesen Fällen wird das Kind für das Priestertum ungeeignet (חלל).",
+ "die Tochter eines Israeliten einen Bastard oder Nathin. Vgl. S. 323, Nn. 9—11. Das Kind ist ein Bastard bzw. Nathin.",
+ "Wenn jemand eine der in der Tora wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verbotenen Frauen begattet. Vgl. S. 24f., Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. Nn. 88f. und 91f. Zu עריות vgl. S. 3, N. 3.",
+ "Beim Kind einer Sklavin oder einer Nichtjüdin. Das Kind ist ein Sklave bzw. Nichtjude."
+ ],
+ [
+ "Bastarde. S. 323, N. 9.",
+ "können Reinigung erlangen. so daß ihre Nachkommen nicht mehr als solche gelten.",
+ "dann ist das Kind ein Sklave. da es der Mutter folgt.",
+ "Er. das Kind aus einer solchen Verbindung."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Zehn genealogische Klassen. Vgl. S. 25, N. 93.",
+ "zogen aus Babylonien herauf. nach Palästina unter Esra (Talmud 69b).",
+ "Israeliten. d. h. Nichtpriester.",
+ "Entweihte. Vgl. S. 30, Mischna Jebamot VI, 2 und dorts. N. 14 und S. 45, N. 3.",
+ "Proselyten. Die Ehe eines Priesters mit einer Proselytin ist verboten. (Vgl. S. 32, Mischna Jebamot V, 5 und dorts. N. 35.)",
+ "Freigelassene. freigelassene heidnische Sklaven, die den Proselyten gleichgestellt sind. Die Ehe eines Priesters mit einer Freigelassenen ist verboten. (Vgl. die in der vorherg. N. angegebene Mischna und dorts. N. 36).",
+ "Bastarde. Vgl. S. 24f., Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. Nn. 86 und 88—92.",
+ "Nethinim. S. 323, N. 12.",
+ "Schweiglinge. s. nächste Mischna. Diese sind möglicherweise Bastarde.",
+ "und Findlinge. s. nächste Mischna. Diese sind möglicherweise Bastarde."
+ ],
+ [
+ "Schweigling. von שתק „schweigen“. Vgl. über einen solchen vorherg. Mischna.",
+ "Findling. von אסף „einsammeln“ Vgl. über einen solchen vorherg. Mischna.",
+ "Beduki. Nach der Gemara (74a) soll dies besagen, daß man der Mutter glaubt, wenn sie aussagt, daß das Kind kein Bastard ist. בדוקי von בדק „untersuchen“."
+ ],
+ [
+ "die nicht in die Gemeinde kommen dürfen. d. h. mit denen die Ehe verboten ist, wie die letzten vier der in Mischna 1 aufgezählten Klassen. Der Ausdruck לבא בקהל nach Deut. 23, 3.",
+ "Jehuda verbietet es. Nach Tossifta V und Talmud 74b verbietet R. Jehuda hier die Ehe eines Proselyten mit einem Bastard gegen Mischna 1. Nach Mischna 1 werden die Proselyten nicht als קהל bezeichnet, weshalb sich das Gesetz Deut. 23, 3 לא יבא ממזר בקהל ה׳, welches die Ehe mit Bastarden verbietet, nicht auf Proselyten bezieht (קהל גרים לא איקרי קהל). Nach R. Jehuda aber werden auch die Proselyten als קהל bezeichnet (Talmud 73a).",
+ "Unzweifelhafte. die unzweifelhaft bemakelter Abstammung sind.",
+ "Unzweifelhafte mit Zweifelhaften. s. weiter in der Mischna.",
+ "Zweifelhafte mit Unzweifelhaften. Die eingeklammerten Worte fehlen in ed. Lowe und bedeuten nichts anderes als das vorhergehende וראן בספקן.",
+ "und Zweifelhafte mit Zweifelhaften dürfen dies nicht. Gegen Mischna 1 ist R. Eliëser der Ansicht, daß die Ehe unzweifelhafter Bastarde mit Schweiglingen, Findlingen und Kutäern (s. weiter in der Mischna), verboten ist, weil letztere vielleicht unbemakelter Abstammung sind, und die Ehe der letzteren untereinander, weil vielleicht der eine Teil der Eheschließenden ein Bastard und der andere unbemakelter Abstammung ist. Nach Mischna 1 ist aber lediglich unzweifelhaft unbemakelten Israeliten die Ehe mit zweifelhaften Bastarden verboten, u. z. nach Talmud 73a nur durch rabbinische Anordnung. Das Toragesetz Deut. 23a verbietet aber nur die Ehe unzweifelhaft unbemakelter Israeliten mit unzweifelhaften Bastarden (ממזר ודאי הוא דלא יבא הא ממזר ספק יבא; בקהל ודאי הוא דלא יבא הא בקהל ספק יבא). Die rabbinische Anordnung aber besteht nur für den Fall, daß ein Teil unzweifelhaft unbemakelt ist.",
+ "Schweiglinge. s. Mischna 2 und N. 9.",
+ "Findlinge. s. Mischna 2 und N. 9.",
+ "und Kutäer. S. 357, N. 25. Die Kutäer galten bezüglich der Einhaltung der Ehegesetze als nicht zuverlässig (Talmud 76a)."
+ ],
+ [
+ "also eigentlich nach acht. vier väterlicherseits und vier mütterlicherseits.",
+ "genau erkundigen. bezüglich der Makellosigkeit ihrer Familien.",
+ "eine Levitin oder Israelitin. die Tochter eines Nichtpriesters.",
+ "eine. D. h. es wird noch je ein weiblicher Vorfahre in den Kreis der Nachforschungen einbezogen, u. z. die Mutter des zweiten, vierten sechsten und achten der obengenannten. Es beziehen sich dann die Nachforschungen im ganzen auf zwölf weibliche Vorfahren.",
+ "hinzu. Nach der üblichen Erklärung spricht die Mischna von einem Priester, der eine Priesterstochter bzw. eine Frau aus nichtpriesterlicher Familie heiraten will (vgl. תוספות י״ט). Nach Jeruschalmi (zur Mischna) ist die Mischna in dem Sinne zu erklären, daß die Zahl der zu überprüfenden weiblichen Vorfahren davon abhängig ist, ob der Mann ein Priester oder Nichtpriester ist. Dieser Erklärung liegt wohl die La. וישראלים לויים (statt der vorliegenden: לויה וישראלית) zugrunde, die auch die Münchener Handschrift und ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) bieten. Nach der Halacha besteht übrigens, wenn nichts anderes verlautet, bezüglich aller jüdischen Familien die Annahme (חזקה), daß sie unbemakelt sind, und kann im allgemeinen jegliche Nachforschung unterbleiben. (Vgl. Talmud 76b und Maim. הלכות איסורי ביאה XIX, 7)."
+ ],
+ [
+ "Man muß sich nicht erkundigen über den Altar hinaus. Wenn man bei der in der vorhergehenden Mischna verordneten Nachforschung auf einen männlichen Vorfahren trifft, der im Tempel den Priesterdienst verrichtet hat, so kann eine weiter aufsteigende Nachforschung nach dessen Familie unterbleiben, da dann feststeht, daß dies ein unbemakelter Priester war.",
+ "über die Estrade hinaus. Wenn ein Vorfahre an dem Tempelgesang der Leviten auf der Estrade im Heiligtum mitwirkte.",
+ "und über das Synhedrion. סנהדרין gr. συνέδϱιον.",
+ "hinaus. Wenn ein Vorfahre Mitglied eines dreiundzwanziggliedrigen kleinen oder des einundsiebziggliedrigen großen Synhedrions war.",
+ "Auch wer als Zeuge bei der alten Behörde. Zu ערכי, manche Texte ארכי, vgl. S. 357, N. 30.",
+ "von Sepphoris vermerkt war. Bei dieser Behörde waren nur unbemakelte Israeliten als Zeugen zugelassen. In der Münchener Handschrift u. a. fehlt das Wort עד im Text der Mischna. Danach ist von einem die Rede, der in der Liste der Richter dieser Behörde verzeichnet war (vgl. Raschi).",
+ "Auch wer in dem Heere. אסטרטיא, gr. στϱατιά ,,Kriegsheer“.",
+ "des Königs eingeschrieben war. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 76b) ist hier vom Heere des Königs David die Rede."
+ ],
+ [
+ "Die Tochter eines männlichen Entweihten ist für immer zur Priesterehe ungeeignet. D. h. auch der späteste weibliche Nachkomme ist als Entweihte zur Priesterehe untauglich insolange die Geschlechterfolge nicht durch einen männlichen Nichtpriester unterbrochen wurde. Vgl. auch S. 45, N. 3.",
+ "Wenn ein Israelit. d. h. Nichtpriester.",
+ "so ist seine Tochter zur Priesterehe geeignet. D. h. auch der späteste weibliche Nachkomme ist als Entweihte zur Priesterehe untauglich insolange die Geschlechterfolge nicht durch einen männlichen Nichtpriester unterbrochen wurde. Vgl. auch S. 45, N. 3.",
+ "so ist seine Tochter zur Priesterehe ungeeignet. D. h. auch der späteste weibliche Nachkomme ist als Entweihte zur Priesterehe untauglich insolange die Geschlechterfolge nicht durch einen männlichen Nichtpriester unterbrochen wurde. Vgl. auch S. 45, N. 3."
+ ],
+ [
+ "Wenn ein Israelit. d. h. Nichtpriester.",
+ "Dies gilt sowohl von Proselyten als auch von freigelassenen Sklaven. heidnische.",
+ "sogar bis in zehn Geschlechter. d. h. für immer. Der Ausdruck ist aus Deut. 23, 3 … גם דור עשירי entlehnt.",
+ "es muß vielmehr seine Mutter. und um so mehr, wenn die Geschlechterfolge einmal durch einen männlichen Israeliten unterbrochen worden ist. Vgl. hingegen die Ansicht des R. Jehuda in der vorhergehenden Mischna. In anderem Zusammenhang findet sich die Ansicht des R. Eliëser, des Sohnes Jakobs, in Mischna Bikkurim I, 5 in der verkürzten Form: רבי אליעזר בן יעקב אומר אשה בת גרים לא תנשא לכהונה עד שתהא אמה מישראל. אחד גרים ואחד עבדים משוחררים ואפילו עד עשרה דורות עד שתהא אמן מישראל."
+ ],
+ [
+ "Dieser mein Sohn ist ein Bastard. Vgl. S. 24f., Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. Nn. 86 und 88—92.",
+ "Sogar wenn beide. Vater und Mutter",
+ "Sie sind beglaubt. Entscheidend ist nach R. Jehuda die Aussage des Vaters, so daß dieser auch im ersten Fall, von dem die Mischna spricht, beglaubt ist (Talmud 78b; vgl. auch Tossifta V)."
+ ],
+ [
+ "seine Tochter anzutrauen und dann selbst hingegangen ist und sie angetraut hat. vgl. II, 1 und dorts. N. 3f.",
+ "Wenn es nicht bekannt ist. welche Antrauung früher erfolgt ist.",
+ "so müssen. damit sie einen anderen heiraten kann.",
+ "beide. an die die Antrauungen erfolgten.",
+ "sie anzutrauen und dann hingegangen ist und sich selbst angetraut hat. vgl. II, 1 und dorts. N. 2.",
+ "wenn ihre Antrauung früher erfolgt ist. Manche Texte richtiger: קדמו."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand mit seiner Frau in das Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "die mit mir. Die obige Übersetzung nach der La. עמי (statt der vorliegenden עמו), die ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) u. a. bieten.",
+ "so muß er weder hinsichtlich der Frau noch hinsichtlich der Kinder einen Beweis erbringen. daß sie unbemakelter Abstammung sind. Die Frau ist von früher her als unbemakelt bekannt, und der Aussage des Mannes, daß es die Kinder seiner Frau sind, wird geglaubt. Dies gilt aber nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 79b) nur bei kleinen Kindern, die an der Mutter hängen (כרובין אחריה).",
+ "Sie. die Frau, die mit ihm fortgezogen war.",
+ "so muß er hinsichtlich der Kinder einen Beweis erbringen. daß es die Kinder jener Frau sind.",
+ "hinsichtlich der Frau aber nicht. daß sie unbemakelter Abstammung ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn er. der mit Frau und Kindern aus dem Ausland zurückkommt (s. vorherg. Mischna).",
+ "Ich habe eine Frau im Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "so muß er hinsichtlich der Frau einen Beweis erbringen. daß sie unbemakelter Abstammung ist, da man über ihre Herkunft nichts weiß.",
+ "hinsichtlich der Kinder aber nicht. Man glaubt seiner Aussage, daß es die Kinder dieser Frau sind. S. aber Schluß der N. 48.",
+ "Sie. die Frau, die er im Ausland geheiratet hat.",
+ "so muß er sowohl hinsichtlich der Frau. daß sie unbemakelter Abstammung ist, da man über ihre Herkunft nichts weiß.",
+ "als auch hinsichtlich der Kinder. daß es die Kinder jener Frau sind."
+ ],
+ [
+ "Man. Manche Texte deutlicher: איש אחד (statt des vorliegenden אדם).",
+ "darf nicht mit zwei Frauen allein sein. um so weniger mit einer; weil hierbei Unziemlichkeiten zu befürchten sind. Nach Raschi (zu Mischna 14) ist das Alleinsein mit drei oder mehr Frauen gestattet. Nach den meisten Erklärern ist aber das Alleinsein eines Mannes auch mit noch so vielen Frauen verboten (vgl. Tossafot auf 82 a s. v. לא יתיחד; Maim. הלכות איסורי ביאה XXII, 8).",
+ "aber eine Frau darf mit zwei Männern allein sein. weil dann keine Unziemlichkeiten zu befürchten sind.",
+ "wenn seine Frau mit ihm ist. In diesem Falle ist sogar das Alleinsein mit einer fremden Frau gestattet. שתי נשים steht hier ungenau durch das vorhergehende שתי נשים veranlaßt (vgl. Tossafot auf 79b s. v. רבי שמעון und dorts. הגהות הגר״א in der großen Talmudausgabe ed. Romm).",
+ "auch darf er mit ihnen in einer Herberge. Zu פונדקי, besser mit ed. princ. der Mischna (Neapel 1492): פונדק, vgl. S. 91, N. 59.",
+ "weil seine Frau ihn bewahrt. vor Unziemlichkeiten.",
+ "Wenn sie. der Sohn oder die Tochter."
+ ],
+ [
+ "Ein Unverheirateter. רוק von rad. רוק „leer sein“ (vgl. פנוי „unverheiratet“, wörtl. ‘,leer“; vgl. arab. rauk und raik „Jugendalter“).",
+ "soll nicht Lehrer sein. wörtl.: „soll nicht lernen (ילמד) den Lehrerberuf (סופרים)“; so Raschi z. Mischna u. a. Nach Tossafot (auf 82a s. v. לא ילמד) bedeutet סופרים hier „Schüler“, und ist לא יְלַמֵּד „soll nicht lehren“ zu lesen.",
+ "und eine Frau nicht Lehrerin. Es soll vermieden werden, daß der Lehrer mit den Müttern und Schwestern der Schüler zu oft zusammenkommt und die Lehrerin mit den Vätern (Talmud 82a und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Auch wer keine Frau hat. d. h. selbst wenn er verheiratet ist, seine Frau aber nicht im selben Orte ansässig ist oder, nach einer anderen Erklärung, nicht in der Schule anwesend ist (Talmud 82a, Jeruschalmi zur Mischna; מגיד משנה zu Maim. הלכות איסורי ביאה XXII, 13 und תוספות י׳׳ט zur Mischna)."
+ ],
+ [
+ "Ein Unverheirateter. רוק von rad. רוק „leer sein“ (vgl. פנוי „unverheiratet“, wörtl. ‘,leer“; vgl. arab. rauk und raik „Jugendalter“).",
+ "Die Weisen aber erlauben dies. „Die Israeliten sind nicht verdächtig, Sodomie oder Päderastie zu treiben.“ (Talmud 82a).",
+ "der mit Frauen zu tun hat. beruflich.",
+ "darf mit Frauen nicht allein sein. obwohl er dies für seinen Lebensunterhalt tut (so Maim. Mischnakommentar), oder: obwohl er lediglich geschäftlich mit ihnen zu tun hat (so ר״ח, vgl. רא״ש zur Mischna). Nach Raschi (zur Mischna) lehrt die Mischna, daß ein Mann, der berufsmäßig viel mit Frauen in Berührung kommt, auch mit mehr als zwei Frauen nicht allein sein darf, während sonst lediglich das Alleinsein mit einer oder zwei Frauen verboten ist (vgl. Mischna 12 und N. 57). Nach Tossafot (zur Mischna s. v. לא יתיחד) soll hier gesagt werden, daß ein solcher auch wenn seine Frau dabei ist, nicht mit anderen Frauen allein sein darf, während sonst nach Mischna 12 dies gestattet ist (vgl. N. 57).",
+ "Man lasse nicht seinen Sohn ein Gewerbe. אומנות „Handwerk, Gewerbe“, v. אומן „Handwerker, Künstler“, welches Wort ebenso wie bh. אָמָּן Lehnwort aus assyr. ummânu ist (vgl. Ges.-Buhl Wb, S. 49, s. v. אָמָּן),",
+ "das ihn mit Frauen in Berührung bringt. Manche Texte אומנות הנשים „ein Weiberhandwerk“.",
+ "der Sohn Eliësers. Der Mischnatext der beiden Talmude richtiger: רבי שמעון בן אלעזר",
+ "Und doch ernähren. S. 122, N. 12.",
+ "Abba Gorjan. Im Mischnatext der Münchener Handschrift: אבא אוריין.",
+ "aus Zadjan. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a.: ציידן.",
+ "sagt im Namen des Abba Gorja. Im Mischnatext des Jeruschalmi: אבא שאול.",
+ "noch Krämer werden. Im Mischnatext des babylonischen Talmuds: חמר גמל קדר ספן רועה וחנוני (קדר = Töpfer); im Mischnatext des Jeruschalmi: חמר גמל ספן ספר קדר רועה וחנוני.",
+ "da deren Gewerbe ein räuberisches. לסטים Korruptel für לסטיס, gr. λῃστής „Räuber“.",
+ "Eseltreiber sind meist frevelhaft. verdächtig der Räuberei (Raschi).",
+ "Schiffer meist fromm. Kamelführer und Schiffer geraten auf ihren Reisen oft in Gefahr und sind daher meist fromm (Raschi).",
+ "Der beste unter den Ärzten verfällt der Hölle. הנם (בן) (א)גי in der Bibel ein Tal auf der Südseite Jerusalems, wo man dem Moloch opferte (vgl. II Reg. 23, 10; II Chr. 28, 3; 33, 6; Jer. 7, 31; 19, 5f.; 32, 35). Daraus dann Bezeichnung für die Hölle; gr. γέεννα. Der Grund für diesen Ausspruch ist dunkel.",
+ "und der ehrlichste unter den Schlächtern ist ein Genosse Amaleks. wohl wegen seines grausamen Temperaments (vgl. תפארת ישראל, תוספות י״ט und רמב׳׳ן zu Deut. 22, 6).",
+ "Vielmehr bewahrt sie ihn in seiner Jugend vor allem Bösen und verleiht ihm Zukunft und Hoffnung. ותקוה … ונותנת, Zitat aus Jer. 29, 11.",
+ "Wie heißt es. S. 327, N. 16.",
+ " Der vorherg. Vers 30 lautet: ויעפו נערים ויגעו ובחורים כשול יכשלו.",
+ "und Gott hatte Abraham mit allem gesegnet. Der folgende Satz der Mischna, der Joma 28b als Ausspruch des Amoräers Rab zitiert wird, ist wohl ein abschließender aggadischer Zusatz zur Mischna. (Vgl. aber die dem Mischnasatz entsprechende, im Jeruschalmi zur Mischna zitierte Baraita und Dünner הגהות II zur Mischna, wonach dieser Satz besagen soll, daß Abraham in seinem Alter den Segen, von dem die Mischna im vorhergehenden Satz spricht, darum empfing, weil er die Tora erfüllte)."
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Kidduschin (קידושין „Antrauung, Verlöbnis“, von קַדֵּש „antrauen“) behandelt in der Hauptsache das Verlöbnis.\nNach talmudischem Recht zerfällt die Ehelichung in zwei Teile: in das Verlöbnis (קידושין ,אירוסין), das auf eine der in Mischna I, 1 angegebenen Weisen erfolgt, und in die geraume Zeit darauf (vgl. S. 122, Mischna Ketubot V, 2) erfolgende Heimführung der Frau in das Haus des Mannes (נישואין). Das Verlöbnis gilt in gewissen Beziehungen als Beginn der Ehe selbst. So gilt z. B. ein geschlechtlicher Verkehr einer Verlobten (ארוסה) mit einem anderen Manne als Ehebruch, und kann die Lösung des Verlöbnisses nur durch Scheidung oder den Tod eines der beiden Brautleute erfolgen.\nDer Traktat Kidduschin zerfällt in vier Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Formen der Antrauung. Wie Knechte, Vieh, Mobilien und Immobilien erworben werden. Welche Gebote nur Männer erfüllen müssen, welche auch Frauen. Welche Gebote nur im Lande Israel erfüllt werden müssen. Lohn der guten Werke.\nAbschnitt II. Antrauung durch einen Bevollmächtigten. Ungültige Verlöbnisse. Bedingungsweise geschlossene Verlöbnisse.\nAbschnitt III. Bedingungsweise geschlossene Verlöbnisse. Zweifel über die Person der Braut. Der religionsgesetzliche Charakter der Kinder aus verbotenen Ehen.\nAbschnitt IV. Eheliche Verbindungen zwischen Angehörigen verschiedener genealogischer Klassen. Aussagen der Eltern über die Illegitimität und Legitimität ihrer Kinder. Keuschheitsgesetze. Preis des Torastudiums.\n* Die Entstehung dieses Ausdruckes ist nicht genügend geklärt. Die Gemara (2b) verweist auf die Bedeutung „heiligen“: durch das Verlöbnis hat der Mann die Frau „für jeden anderen verboten gemacht, wie geweihtes Gut“. Dagegen bemerkt Kraus (Archäologie II, S. 455 Anm. 293): „Aber der Umstand, daß sie andern verboten ist, ist erst Folge des Aktes קדש, nicht Inhalt dieses Wortes. Der Inhalt dieses Wortes bezieht sich nicht auf andere, sondern auf den Mann: die Frau ist dem Manne zu freiem Gebrauche geweiht, vgl. bh. קדשה „Hierodule“. Blau (Zur Geschichte des jüdischen Eherechts, in Schwarz-Festschrift, Berlin und Wien 1917, S. 202) leitet den Ausdruck von der Eheschließung eines Priesters ab, da im Mischna-Hebräischen der Stamm קדש und seine Derivate bis auf wenige Ausnahmen nur vom Heiligtum und der Priesterschaft gebraucht werden.\n"
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+ "Eine Frau wird auf drei. ed. Lowe und ed princ. der Mischna (Neapel 1492): בשלשה (masc.). Der (übrigens saboräischen) Diskussion in der Gemara (2b) hat jedoch בשלש vorgelegen.",
+ "Arten erworben. als ארוסה (vgl. Einleitung).",
+ "und erwirbt sich selbst. d. h. gewinnt ihre volle Freiheit, so daß sie wieder heiraten darf.",
+ "auf zwei Arten. ed Lowe und ed princ. der Mischna: בשני (masc.; vgl. N. 1).",
+ "Sie wird erworben durch Geld. das der Mann ihr übergibt, indem er dabei die Trauungsformel (הרי את מקדשת לי o. ä.; vgl. Einleitung) spricht (Talmud 5b).",
+ "Urkunde. S. 357, N. 29. Der Mann übergibt der Frau eine Urkunde, auf der die Trauungsformel (vorherg. N.) geschrieben steht.",
+ "und Beischlaf. der zum Zwecke der Eheschließung erfolgt. Diese dritte Art wurde aber als gegen die guten Sitten verstoßend mit körperlicher Züchtigung bestraft (Talmud 12b).",
+ "und zwar. Die folgende Meinungsverschiedenheit über die Höhe des Betrages findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Edujot IV, 7, die Ansicht Bet-Hillel’s auch Mischna Baba mezia IV, 7.",
+ "durch einen Denar. דינר lat. denarius.",
+ "Durch eine Peruta. פרוטה wohl von פרט „trennen, teilen“. Ein Denar = 192 Peruta.",
+ "Ein Achtel eines italischen Issar. איסר האיטלקי gr. ἀσσάϱιον Ιταλικόν, lat. as.",
+ "Sie erwirbt sich selbst durch Scheidebrief. Zur Etymologie des Wortes גט vgl. S. 353, Einleitung.",
+ "Eine Schwägerin wird erworben. vom Bruder des kinderlos verstorbenen Gatten zur Leviratsehe (Deut. 25, 5).",
+ "durch Beischlaf und erwirbt sich selbst. wenn die Leviratsehe nicht vollzogen wird. Nach Vollziehung der Leviratsehe gelten auch für die Schwägerin die vorher gegebenen Bestimmungen.",
+ "durch Chaliza. Deut. 25, 7ff."
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+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "Ein hebräischer Knecht. der sich aus Armut selbst verkauft (Lev. 25, 39), oder vom Gericht verkauft wird, weil er gestohlen hat und das gestohlene Gut nicht zu ersetzen vermag (Ex. 22, 2).",
+ "wird erworben durch Geld. d. h. durch Bezahlung der Kaufsumme.",
+ "und Urkunde. S. 357, N. 29. Der Verkäufer übergibt dem Käufer eine Urkunde, auf der die Worte geschrieben stehen: הריני מכור לך הריני קנוי לך „Ich bin dir hiermit verkauft.“, „Ich bin von dir hiermit erworben.“ (Maim. הלכות עבדים II, 1; vgl. dazu כסף משנה).",
+ "und erwirbt sich selbst. d. h. wird wieder frei.",
+ "durch die Jahre. nach Ablauf der sechs Dienstjahre (Ex. 21, 2; Deut. 15, 12). In einer Talmud 14b angeführten Baraita wird eine Meinungsverschiedenheit über die Dienstdauer des Knechtes, der sich selbst verkauft hat (N. 17), überliefert. Nach der einen Ansicht beträgt die Dienstdauer unterschiedslos für jeden Knecht sechs Jahre. Nach der andern Ansicht, nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות עבדים II, 3), ist lediglich der Dienst des vom Gericht verkauften Knechtes (N. 17) auf sechs Jahre beschränkt. Der Dienst des Knechtes, der sich selbst verkauft, konnte hingegen kontraktlich auf eine andere Dauer festgesetzt werden. Allerdings hat nach manchen Erklärern auch nach der letzteren Ansicht der Knecht, der sich selbst verkauft hat, stillschweigend, wenn nichts anderes vereinbart ist, nur sechs Jahre zu dienen (vgl. Raschi auf 14b s. v. ויתר על שש; ריטב״א z. St. und משנה למלך zu Maim. הלכות עבדים II, 3).",
+ "durch das Jobeljahr. auch wenn dieses vor Ablauf seiner Dienstzeit eintritt (Lev. 25, 10 und 40).",
+ "geldes. Wenn der Knecht zu Geld kommt, kann er sich noch vor Ablauf seiner Dienstzeit freikaufen, indem er dem Herrn die der noch restlichen Dienstzeit entsprechende Summe zurückzahlt.",
+ "Ihm überlegen ist eine hebräische Magd. die der Vater als Minderjährige verkauft hat (vgl. S. 112 f. Mischna Ketubot III, 8 und dorts. N. 53 und 56).",
+ "durch die Pubertätszeichen. סימנין, gr. σημ εῖον „Zeichen“.",
+ "sich selbst erwirbt. wenn sich die Pubertätszeichen zeigen, nachdem sie zwölf Jahre und einen Tag alt geworden ist.",
+ "wird erworben. über seine Dienstzeit hinaus. Auch diesbezüglich besteht die N. 21 angeführte Meinungsverschiedenheit. Nach der ersten Ansicht gilt dieses Gesetz für jeden Knecht, nach der zweiten nur für den vom Gericht verkauften.",
+ "durch das Durchstechen. Ex. 21, 5f.; Deut. 15, 16f.",
+ "und erwirbt sich selbst durch das Jobeljahr. Der Ausdruck עד עולם in Ex. 21, 6 und Deut. 15, 17 ist nach der Erklärung der Weisen nicht wörtlich zu nehmen, sondern bedeutet lediglich: über die ursprünglich festgesetzte Dienstzeit hinaus.",
+ "und durch den Tod des Herrn. Der Knecht wird keinem der Erben dienstbar. Stirbt aber der Herr vor Ablauf der ursprünglich festgesetzten Dienstzeit, wird der Knecht seinem Sohn, wenn auch nicht einem andern Erben, dienstbar (Talmud 17b)."
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+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "Ein kanaanitischer. d. i. ein heidnischer.",
+ "Knecht wird erworben durch Geld. d. h. durch Bezahlung der Kaufsumme.",
+ "Urkunde. S. 357, N. 29. Der Verkäufer übergibt die von ihm ausgestellte Verkaufsurkunde dem Käufer.",
+ "und Besitznahme. חזקה „Besitznahme“ von החזיק „ergreifen“. Darunter ist hier eine das Besitzrecht des neuen Herrn zum Ausdruck bringende Dienstleistung des Knechtes zu verstehen. Diese muß sich auf die leiblichen Bedürfnisse des Herrn beziehen (Schuhanziehen oder -ausziehen, Nachtragen der Kleider in das Badehaus u. dgl.; Talmud 22b).",
+ "und erwirbt sich selbst. d. h. wird wieder frei.",
+ "das durch andere. seinem Herrn. Der Sklave kann während seiner Sklavenschaft kein persönliches Eigentum besitzen, vielmehr gehört alles seinem Herrn. Daher kann er auch nicht die Lösungssumme persönlich erwerben, und muß diese von anderen gezahlt werden (Talmud 23a und b).",
+ "und durch Urkunde. durch den Freibreif. Über den Text des Freibriefes vgl. S. 397 Mischna Gittin IX, 3 und dorts. N. 22.",
+ "die von ihm selbst (in Empfang genommen wird. Entsprechend dem Grundsatz זכין לו לאדם שלא בפניו ואין הבין לו אלא בפניו muß nach R. Meïr, der in der Freisetzung einen Nachteil für den Knecht erblickt, dieser den Freibrief persönlich übernehmen, und kann dies nicht ein anderer ohne sein Wissen für ihn tun. Vgl. S. 358, Mischna Gittin I, 6 und dorts. N. 43. Der Loskauf des Knechtes kann aber auch in seiner Abwesenheit erfolgen, weil, wie dies ein Amoräer erklärt, bei diesem der die Freisetzung wesentlich bewirkende Akt die Annahme des Geldes durch den Herrn ist, und kein anderer Akt von seiten des Knechtes oder eines anderen für ihn vonnöten ist (Talmud 23a; vgl. Raschi z. St. s. v. כסף קבלת רבו).",
+ "in Empfang genommen wird. Die Weisen erblicken in der Freisetzung einen Vorteil für den Knecht. Daher kann auch ein anderer den Freibrief für ihn übernehmen. Vgl. S. 358f., Mischna Gittin I, 6 und dorts. N. 46.",
+ "nur muß das Geld von anderen. die es dem Knecht mit der ausdrücklichen Bestimmung übergeben, daß es nur für seinen Loskauf Verwendung finden soll. In diesem Fall kann der Knecht die Summe persönlich erwerben. Nach R. Meïr aber kann auch in diesem Fall der Knecht das Geld nicht persönlich erwerben, sondern wird dieses sofort Eigentum des Herrn (Talmud 23a und b). Die obige Übersetzung und vorstehende Erklärung entspricht Maim. Mischnakommentar. Mit ihr stimmt auch die der Mischna entsprechende Tossiftastelle (Abschnitt I) überein. (Diese Erklärung wird von der Gemara auf 23a mit der Begründung abgelehnt: אי הכי נערבינהו ונתניהו בכסף ובשטר בין על ידי אחרים בין על ידי עצמו . D. h. es hätte dann in der Mischna kürzer heißen müssen: „Die Weisen aber sagen: Durch Zahlung des Geldes und Übernahme der Urkunde ohne Unterschied, ob dies durch andere oder den Knecht selbst erfolgt.“ Es wird daher von der Gemara höchst gezwungen erklärt, daß lediglich die Worte בכסף על ידי עצמו die Ansicht der Weisen darstellen, die Worte ובשטר על ידי אחרים aber die Ansicht eines dritten Tannaiten zum Ausdruck bringen, wonach so wie die Lösungssumme durch andere gezahlt werden muß auch der Freibreif von anderen in Empfang genommen werden muß, weil der über seinen Leib nicht frei verfügende Sklave auch den Freibrief nicht selbst übernehmen kann. Vgl. Raschi und Tossafot z. St.)."
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+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "Großvieh wird erworben durch Übergabe. Der Käufer ergreift das Tier selbst (an den Haaren u. dgl.) oder das Geschirr (Halfter, Sattel u. dgl.; Talmud 22b).",
+ "und Kleinvieh durch Hochheben. Der Käufer hebt das Tier in die Höhe.",
+ "Eliëser. Im Mischnatext des Jeruschalmi richtig: אלעזר (vgl. הגהות הרש״ש z. St.).",
+ "Kleinvieh wird durch Ansichziehen. Der Käufer setzt das Tier durch Zuruf oder Schlag in Bewegung (Talmud 22b)."
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+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "die Sicherheit. אחריות (von אחר „hinten sein“, hinter einer Sache stehen) „Bürgschaft, Sicherheit“.",
+ "gewähren. einem Gläubiger. Darunter sind Immobilien zu verstehen, die nicht abhanden kommen können.",
+ "werden erworben durch Geld. durch Zahlung des Kaufpreises. Nach der Ansicht eines Amoräers, nach der auch die Halacha entscheidet, genügt die Zahlung allein nur an Orten, wo man eine Verkaufsurkunde nicht auszustellen pflegt. Wo dies aber der Fall ist, ist der Verkauf erst gültig, wenn auch die Verkaufsurkunde übergeben ist (Talmud 26a; Maim. הלכות מכירה I, 4).",
+ "Urkunde. S. 357, N. 29. Nach einer amoräischen Ansicht wird nur bei einer Schenkung das Feld durch Übergabe der Schenkungsurkunde an den Empfänger erworben. Bei einem Verkauf aber genügt die Übergabe der Verkaufsurkunde an den Käufer nur in Verbindung mit der Zahlung der Kaufsumme. Lediglich bei dem Verkauf eines „schlechten Feldes“ (מוכר שדהו מפני רעתה), welches weniger Ertrag liefert, als durchschnittlich sonst ein Feld, genügt die Übergabe der Verkaufsurkunde, ohne daß die Kaufsumme ausgezahlt ist. Die Halacha entscheidet nach dieser Ansicht (Talmud 26a; Maim. הלכות זכיה ומתנה III, 1 und הלכות מכירה I, 7).",
+ "und Besitznahme. d. i. durch eine das Eigentumsrecht des Käufers zum Ausdruck bringende Handlung, die der Käufer am Grundstück vornimmt. Vgl. N. 33. Solche Handlungen sind nach Mischna Baba batra III, 3: das Anbringen einer Tür oder eines Schlosses, das Verschließen einer offenen Tür, das Anbringen eines Stückes Zauns oder das Niederreißen eines solchen Stückes.",
+ "die keine Sicherheit gewähren. Mobilien.",
+ "werden nur durch Ansichziehen erworben. Diese Verordnung bez. der Erwerbung von Mobilien findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Schebiit X, 9.",
+ "Urkunde und Besitznahme. Wenn man Mobilien und Immobilien zusammen kauft, werden durch die in wirksamer Weise erfolgte Erwerbung der Immobilien die Mobilien mit erworben (קנין אגב).",
+ "verbinden. זוקקין von זקק binden, verbinden, verpflichten.",
+ "daß man ihretwegen schwöre. Dieser letzte Satz der Mischna findet sich Mischna Schebuot VI, 3 als Begründung der dort gegebenen Entscheidung: „Wenn jemand von einem andern Geräte und Grundstücke fordert (Er sagt zu ihm: Ich habe Geräte und Grundstücke bei dir), … und dieser einen Teil der Geräte eingesteht, so ist er schuldig (auch bezüglich der Grundstücke seine Aussage zu beschwören).“ Der Grundsatz, daß der, der einen Teil des Klageobjekts zugesteht (מודה במקצת), seine Aussage beschwören muß (vgl. S. 167f. Mischna Ketubot XIII, 4 und dorts. N. 31), besteht sonst nur bei Mobilien. Bei Immobilien muß aber der Beklagte in keinem Falle schwören (Mischna Schebuot VI, 5). In dem in der Mischna behandelten Falle wird aber der bezüglich der Mobilien zu leistende Eid auf die Immobilien erweitert (גלגול שבועה; vgl. S. 148, N. 26 und S. 315, N. 60)."
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+ " Im Anschluß an die vorhergehende Mischna, wird in Mischna 2—6 angegeben, auf welche Weise Knechte, Tiere, Immobilien und Mobilien erworben werden, d. h. durch welche Akte bei diesen der Kauf rechtskräftig wird.",
+ "für das Eingetauschte haftbar. Durch die auf die vorgeschriebene Art (Mischna 4) erfolgte Besitzergreifung des Tieres seitens des anderen Kontrahenten geht das Tauschobjekt automatisch, ohne jeden anderen Erwerbungsakt in sein Eigentum über, so daß er für jeden Schaden, den es erleidet, oder verursacht, haftbar ist. Ed. Lowe hat hier und im vorhergehenden Satz den Text: כיון שזכה זה נתחיב בחליפיו, was zu erklären ist: Wenn er das eingetauschte Gut in wirksamer Weise erworben hat, so ist er zum Tausch verpflichtet, d. h. kann nicht mehr zurücktreten (vgl. Tossafot auf 28a s. v. כל הנעשה דמים באחר).",
+ "Das Heiligtum erwirbt durch Geld. Der Verwalter des Heiligtums erwirbt für dieses ein Tier durch Zahlung der Kaufsumme (Talmud 28b).",
+ "der Laie. Zu הדיוט vgl. S. 323, N. 8.",
+ "durch Besitznahme. auf eine der in Mischna 4 angegebenen Arten. Zur Etymologie des Wortes חזקה vgl. N. 33.",
+ "Dem Höchsten gegenüber gilt das Sprechen so viel wie die Übergabe bei einem Laien. Wenn jemand ein Tier oder ein Haus dem Heiligtum weiht, so wird es ohne jeden anderen Erwerbungsakt Eigentum des Heiligtums (Talmud 28b)."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "die dem Vater obliegen. Nach dem vorliegenden Text, den auch die Mischna im babylonischen Talmud bietet, steht הבן im ersten und האב im zweiten Satz als gen. obj. Hingegen hat Jeruschalmi (ebenso auch Tossifta I) die La. כל מצות האב על הבן im ersten Satz und כל מצות הבן על האב im zweiten. Danach steht האב im ersten und הבן im zweiten Satz als gen. subj. (Pflichten des Vaters resp. des Sohnes) und על im Sinne von אל („gegenüber dem Sohn resp. dem Vater“).",
+ "Frauen aber davon befreit. Nach der in der Gemara (29a) zitierten Baraita ist der Vater verpflichtet, den Sohn zu beschneiden, auszulösen (wenn er der Erstgeborene ist, am 31. Tag nach der Geburt durch Zahlung von fünf Selaïm an einen Priester; vgl. Ex. 13, 13 und 34, 20), Tora zu lehren, ein Handwerk zu lehren, zu verheiraten und — nach einer Ansicht — schwimmen zu lehren (wegen der Lebensgefahr, in die sonst der Sohn geraten könnte; Talmud 30b). Die Mutter ist von der Erfüllung dieser Pflichten befreit.",
+ "die dem Sohne obliegen. Nach dem vorliegenden Text, den auch die Mischna im babylonischen Talmud bietet, steht הבן im ersten und האב im zweiten Satz als gen. obj. Hingegen hat Jeruschalmi (ebenso auch Tossifta I) die La. האב על הבן כל מצות im ersten Satz und כל מצות הבן על האב im zweiten. Danach steht האב im ersten und הבן im zweiten Satz als gen. subj. (Pflichten des Vaters resp. des Sohnes) und על im Sinne von אל („gegenüber dem Sohn resp. dem Vater“).",
+ "sind sowohl Männer als auch Frauen verpflichtet. Es sind dies die Pflichten der Ehrfurcht (Lev. 19,3) und Ehrerbietung (Ex. 20, 12 und Deut. 5, 16) den Eltern gegenüber (Talmud 30b).",
+ "die an eine bestimmte Zeit gebunden sind. גרמה von גרם „verursachen“. מצרה שהזמן גרמה wörtl.: ein Gebot, das die Zeit verursacht. Manche Texte גרמא subst. „Veranlassung, Verursachung“. Danach מצרה שהזמן גרמא wörtl.: ein Gebot, für das die Zeit die Veranlassung ist.",
+ "Frauen aber davon befreit. Solche Gebote sind z. B. die an die Festzeiten gebundenen Pflichten: Laubhütte, Lulab, Schofar (Talmud 33b). Diese Regel gilt übrigens nicht ausnahmslos. So sind Frauen zum Genuß der Mazza am Sederabend (vgl. Pesachim 43b), zur Festesfreude (Deut. 16, 14) und zur Teilnahme an der alle sieben Jahre stattfindenden Volksversammlung (Deut. 31, 10—13) u. a. verpflichtet (Talmud 34a).",
+ "sind sowohl Männer als auch Frauen verpflichtet. Solche Gebote sind z. B.: Mesusa, das Anbringen eines Geländers auf dem Dache (Deut. 22, 8), die Rückgabe eines Fundes, das Fliegenlassen der Vogelmutter bei der Entnahme eines Jungen oder eines Eis aus dem Nest (Deut. 22, 6f.). Auch diese Regel gilt nicht ausnahmslos. So sind Frauen von der Pflicht des Torastudiums, der Auslösung des Erstgeborenen (vgl. N. 60) und nach der Halacha auch von der Pflicht der Fortpflanzung (vgl. S. 32f., Mischna Jebamot VI, 6 und dorts. N. 45) befreit (Talmud 34a).",
+ "ausgenommen das Verbot des Zerstörens. der Bartecken durch Abrasieren (Lev. 19, 27).",
+ "des Rundscherens. des Haupthaares (dorts.).",
+ "und der Verunreinigung an Toten. Das für die Priester geltende Verbot der Verunreinigung an Toten gilt für Priesterstöchter nicht (vgl. S. 321, Mischna Sota III, 7 und dorts. N. 57)."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "Das Stützen. der Hände auf den Kopf des zu schlachtenden Tieres bei bestimmten Opfern (vgl. Mischna Menachot IX, 7).",
+ "Schwingen. von Opfergaben bei bestimmten Opfern, die meistenteils in Mischna Menachot V, 6 aufgezählt sind.",
+ "Heranbringen. der Speiseopfer an den südwestlichen Winkel des Altars (vgl. Mischna Menachot V, 5f.)",
+ "Abheben des Komez. d. i. einer Hand voll vom Speiseopfer.",
+ "Aufräuchern. der Opfergaben auf dem Altar.",
+ "Abkneipen. des Kopfes beim Vogelopfer.",
+ "Sprengen. des Blutes.",
+ "und Auffangen. des Blutes bei der Schlachtung des Opfertieres.",
+ "erfolgt durch Männer und nicht durch Frauen. Zur Vornahme der beiden ersten der genannten Opferhandlungen sind auch Nichtpriester geeignet. Die übrigen aber müssen von Priestern aus geführt werden. Bezüglich dieser letzteren Handlungen lehrt die Mischna, daß sie auch von Priesterstöchtern nicht vorgenommen werden dürfen (Tossafot auf 36a s. v. הסמיכות).",
+ "ausgenommen das Speiseopfer einer Sota. vgl. S. 317, Mischna Sota III, 1.",
+ "und einer Nasiräerin. vgl. S. 281, Mischna Nasir VI, 9."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "das an das Land. Das bedeutet nach der Gemara (37a): an den Boden (חובת קרקע), wie die Abgaben an Priester, Leviten und Arme.",
+ "gilt nur im Land. in Palästina.",
+ "ausgenommen Orla. das Verbot, die Früchte eines Baumes in den ersten drei Jahren nach seiner Pflanzung zu genießen (Lev. 19, 23).",
+ "und Kilajim. Das Verbot des Pfropfens verschiedener Baumarten aufeinander (הרכבת כלאי אילן), der Saatenmischung (כלאי זרעים) und des Besäens eines Weinberges mit andersartiger Saat (כלאי כרם). Vgl. Lev. 19, 19 und Deut. 22, 9; s. noch N. 84.",
+ "Auch ausgenommen. Der Mischnatext der beiden Talmude u. a.: אף החדש. Der vorliegende Text dürfte durch nachträgliche Korrektur auf Grund der Erklärung der Gemara (37a) entstanden sein.",
+ "das Neue. Das Verbot des Genusses neuer Frucht vor der Darbringung des Omer (Lev. 23, 14). Nach der Tempelzerstörung ist die neue Frucht bis zum 16. Nissan inkl. zum Genusse verboten (vgl. Mischna Sukkot III, 12). Diese zwei resp. drei Gesetze gelten auch außerhalb Palästinas, obwohl sie an den Boden gebunden sind. Diese Verordnung bezüglich כלאים ,ערלה und חדש findet sich anders stilisiert auch Mischna Orla III, 9. Der betreffende Satz jener Mischna, der in der Gemara zur vorliegenden Mischna (38b) zitiert wird, lautet: החדש אסור מן התורה בכל מקום והערלה הלכה והכלאים מדברי סופרים. Danach ist חדש im Ausland nach der schriftlichen Lehre verboten, ערלה durch eine sinaïtische Tradition (הלכה למשה מסיני; dies bedeutet הלכה nach dem Amoräer R. Jochanan, und so entscheidet auch die Halacha. Vgl. Talmud 38b und Maim. הלכות מאכלות אסורות X, 10) und כלאים lediglich rabbinisch. Letzteres gilt nach der Gemara (39a) nur von כלאי כרם (N. 82), während הרכבת כלאי אילן (dorts.) auch im Ausland nach der Tora verboten ist, כלאי זרעים (dorts.) aber im Ausland auch rabbinisch erlaubt ist. (Vgl. auch Maim. הלכות כלאים I, 5; V, 3f. und הלכות מאכלות אסורות X, 8)."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes stehen inhaltlich untereinander in einem gewissen Zusammenhang. Hingegen läßt sich nur ein ganz loser Zusammenhang von Mischna 7 mit dem Vorhergehenden, d. h. mit Mischna 1 (vgl. N. 16) erkennen.",
+ "Wer auch nur ein Gebot erfüllt. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 39b) spricht die Mischna von einem Menschen, dessen gute Handlungen den schlechten die Wage halten, so daß eine gute Handlung den Ausschlag gibt.",
+ "und er erbt das Land. נוחל את הארץ bildlicher Ausdruck für: er wird teilhaftig des ewigen Lebens (vgl. Mischna Sanhedrin X, 1).",
+ "Mischna und Lebensart. Nach den meisten Erklärern bedeutet דרך ארץ hier anständige Lebensformen und gutes Betragen (wie in Mischna Abot III, 18). Richtiger aber dürfte die Erklärung sein, daß darunter ein weltlicher Beruf zu verstehen ist. Es ist dann der vorliegende Mischnasatz mit Mischna Abot II, 2 יפה תלמוד תורה עם דרך ארץ וכו׳ zusammenzustellen.",
+ "gehört nicht zur Kulturwelt. Auch zu diesen Schlußworten der Mischna und zu der im Anschluß daran gegebenen Entscheidung des Amoräers R. Jochanan, daß ein solcher auch als Zeuge unzulässig ist (ופסול לעדות; Talmud 40b), paßt trefflich die in der vorhergehenden N. gegebene Erklärung des Ausdruckes דרך ארץ als weltlicher Beruf. (Vgl. Sanhedrin 24b, wo als Grund für die dorts. Mischna III, 3 gegebene Verordnung, daß Würfelspieler u. dgl. als Zeugen unzulässig sind, angegeben wird: לפי שאין עסוקין ביישובו של עולם „weil sie sich nicht mit der Kultivierung der Welt befassen“.)"
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+ "antrauen sowohl persönlich als auch durch seinen Beauftragten. indem er das Trauungsobjekt (Geld oder Urkunde, vgl. I, 1) im Namen des Auftraggebers der Frau übergibt.",
+ "Die Frau kann angetraut werden sowohl persönlich als auch durch ihren Beauftragten. indem er das Trauungsobjekt für sie übernimmt.",
+ "wenn sie noch ein Mädchen ist. d. h. im Alter von 12 bis 12½ Jahren nach Erscheinen der Pubertätszeichen. Um so mehr ist die Antrauung einer Minderjährigen (קטנה) durch den Vater wirksam. Es wurde aber schon in früher Zeit als verboten erklärt, die Tochter zu verheiraten „solange sie noch nicht groß geworden ist und sagt: ,Jenen will ich‘.“ (Talmud 41a.)",
+ "antrauen sowohl persönlich. indem er oder der Beauftragte das Geld oder die entsprechend lautende Urkunde (בתך מקדשת לי „Deine Tochter sei mir angetraut.“ u. dgl.) vom Manne übernimmt (Talmud 9a). Im Jeruschalmi (I, 2) wird eine Ansicht überliefert, wonach auch der Vater die Urkunde ausstellen kann, die dann entsprechend lautet: אני פלוני קדשתי את בתי לפלוני „Ich, N. N., habe meine Tochter dem N. N. angetraut.“",
+ "als auch durch seinen Beauftragten. indem er oder der Beauftragte das Geld oder die entsprechend lautende Urkunde (בתך מקדשת לי „Deine Tochter sei mir angetraut.“ u. dgl.) vom Manne übernimmt (Talmud 9a). Im Jeruschalmi (I, 2) wird eine Ansicht überliefert, wonach auch der Vater die Urkunde ausstellen kann, die dann entsprechend lautet: אני פלוני קדשתי את בתי לפלוני „Ich, N. N., habe meine Tochter dem N. N. angetraut.“",
+ "wenn eine von ihnen eine Peruta. Vgl. I, 1 und dorts. N. 10.",
+ "angetraut. Seine Worte (בזו ובזו ובזו) bestimmten alle Früchte zusammen als Trauungsgegenstand. Im vorhergehenden Falle sollte eine einzelne Frucht als ein solcher gelten.",
+ "wenn eine von ihnen eine Peruta wert ist. Nach einer amoräischen Erklärung, die auch der der Mischna parallelen Tossiftastelle (ed. Romm II, 3) entspricht, spricht auch dieser letzte Satz der Mischna wie der vorhergehende von dem Fall, daß der Mann בזו ובזו ובזו gesagt, also alle Früchte zusammen als Trauungsgegenstand bestimmt hat. Wenn nun die Frau die Früchte, die ihr der Mann, während er diese Worte spricht, darreicht, der Reihe nach aufißt, so muß die letzte noch übriggebliebene (dies bedeutet hier אחת מהן) den Wert einer Peruta haben. Denn der Abschluß der Antrauung erfolgt erst mit der Entgegennahme der letzten Frucht; in diesem Augenblick aber sind die anderen nicht mehr vorhanden (Talmud 46a)."
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+ "mit diesem Silberdenar. דינר lat. denarius. Ein Silberdenar ist ¹⁄₂₅ Golddenar.",
+ "daß es ein Golddenar. דינר lat. denarius. Ein Silberdenar ist ¹⁄₂₅ Golddenar."
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+ "Nathin. S. 323, N. 10.",
+ "daß er ein Bastard. dorts. N. 9.",
+ "daß er in einer Großstadt. Zu כרך vgl. S. 171, 63. Nach Fleischer, Anm. zu Levy Wb. von gr. χάϱαξ „Bollwerk, Burg“.",
+ "die Haare flechten kann. גדלת von גדל flechten (vgl. bh. גדלים Deut. 22, 12). Im Mischnatext der beiden Talmude: מגודלת, was nach einfacher Erklärung „erwachsen“ bedeutet. Der vorliegende Text mag auf Grund der Gemara 49a entstanden sein, wo מגודלת als möglicherweise mit גדלת gleichbedeutend erklärt wird (מי סברת מאי מגודלת גדולה ממש מאי מגודלת גדלת וכו׳ ). Nach Raschi dorts. bedeutet גדלת „angesehen“ (vgl. dazu den Text der angeführten Gemarastelle in der Münchener Handschrift: מי סברת מאי מגודלת גדולה ממש מאי מגודלת מיוחסת לישנ׳ אחרי׳ מאי מגודלת גדולה וכו׳).",
+ "ihm trotzdem. auch wenn seine Zusicherung nicht wahr sein sollte.",
+ "nicht angetraut. weil sie dies nicht gleich ausdrücklich gesagt hatte."
+ ],
+ [
+ "so ist sie nicht angetraut. Der Auftraggeber kann bestimmte Gründe haben, aus denen er die Antrauung nur an dem betreffenden Ort vorgenommen wissen will. Erfolgte diese an einem anderen Ort, dann hat der Beauftragte den Auftrag nicht ausgeführt (Talmud 50a).",
+ "Sie. die Frau.",
+ "so ist sie angetraut. Hier wollte der Auftraggeber dem Beauftragten lediglich sagen, wo er die Frau findet (מראה מקום), ohne zu verlangen, daß die Antrauung gerade an diesem Orte erfolgen müsse (Talmud dorts.). Vgl. die entsprechende Verordnung bei der Scheidung durch einen Boten S. 381 Mischna Gittin VI, 3 und dorts. N. 26ff."
+ ],
+ [
+ " Die folgende Mischna findet sich in anderem Zusammenhang wörtlich Mischna Ketubot VII, 7. Vgl. S. 137f. und dorts. Nn. 45—54."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sich zwei Frauen mit dem Wert einer Peruta. Vgl. I, 1 und dorts. N. 10.",
+ "obwohl er nachher Brautgeschenke. סבלונות „Brautgeschenke.“ Die Etymologie des Wortes ist unsicher. Nach den alten Erklärern von סבל „tragen“, wie משאת „Brautgeschenk“ von נשא. Levy, Wb bringt das Wort mit arab. شَبْر in Zusammenhang. Nach manchen ist das Wort das gr. σύμβολον „Handgeld“.",
+ "da er sie nur auf Grund der ersten Antrauung geschickt hat. Der Absender hält die in Wirklichkeit ungültige Antrauung für gültig. Daher gelten die Geschenke nicht etwa als neuerliches Antrauungsgeld.",
+ "angetraut hat. und nach erlangter Großjährigkeit Geschenke schickt. Die Antrauung eines Minderjährigen ist aber ungültig."
+ ],
+ [
+ "oder eine Frau und deren Schwester gleichzeitig. indem er zu ihnen sagt: „Seid mir beide angetraut!“.",
+ "so sind sie nicht angetraut. Keine der beiden Frauen bedarf eines Scheidebriefes, um eine neue Ehe eingehen zu können. Nach Mischna III, 12 ist die Antrauung einer wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotenen Frau (ערוה) ungültig; also auch die Antrauung der Schwester der Gattin (nach Lev. 18, 18) und der Tochter resp. der Mutter der Gattin (nach Lev. 18, 17). Die vorliegende Mischna lehrt, daß die Antrauung für beide Frauen auch dann wirkungslos bleibt, wenn jede einzelne erst durch diese Antrauung zur ערוה würde (Talmud 50b).",
+ "diese gehörten ihnen. den Frauen.",
+ "und waren vom Siebentjahr. Die Früchte des Siebentjahres gelten als Freigut, so daß kein Raub vorlag (Talmud 52a).",
+ "Die Schwestern sind nicht angetraut. Nach Maim. (Mischnakommentar und אישות הלכות IX, 2) spricht die Mischna von dem Fall, daß der Mann zu den Frauen gesagt hat: הראויה מכם לביאה תתקדש לי „Die von euch, die ich dann begatten darf, sei mir angetraut!“. Hätte der Mann aber gesagt: „Ihr alle seiet mir angetraut!“, dann wären seine Worte, da sie bezüglich der beiden Schwestern keine Gültigkeit hatten, auch bezüglich der anderen Frauen nicht rechtskräftig gewesen. כלכם מקדשות steht danach in der Mischna ungenau. Nach רי״ף aber ist der Wortlaut der Mischna genau zu nehmen, und gelten die anderen Frauen auch in diesem Falle als angetraut. Beide Ansichten berücksichtigend entscheidet שלחן ערוך אבן העזר XLI, 3, daß in diesem Falle die anderen Frauen als zweifelhaft angetraut (מקדשות מספק) anzusehen sind. (Vgl. zum Ganzen Talmud 51a und b; מגיד משנה zur angegebenen Maim.-Stelle und ר״ן zu רי״ף)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand. ein Priester.",
+ "sei es von Hochheiligem. d. h. von solchen Opfern. von denen der Priesteranteil nur von männlichen Priestern gegessen werden darf.",
+ "sei es von Minderheiligem. von denen der Priesteranteil auch von den Frauen, Kindern und Sklaven der Priester gegessen werden darf.",
+ "so ist sie nicht angetraut. Der Opferanteil der Priester gilt als „Eigentum des Höchsten“ (ממון גבוה) und wird ihnen nur zum Zwecke des Verzehrens zugewiesen (Talmud 52b).",
+ "mit dem zweiten Zehnten. der in Jerusalem verzehrt werden mußte, oder ausgelöst werden mußte (Deut. 14, 22ff.).",
+ "sei es versehentlich, sei es vorsätzlich (sich eine Frau antraut), so hat er sie sich nicht angetraut; so sagt R. Meïr. מעשר שני gilt nach R. Meïr als ממון גבוה (N. 30) und darf nur für die leiblichen Bedürfnisse des Eigentümers verwendet werden (Talmud 53a und b).",
+ "hat er sie sich angetraut. Nach R. Jehuda gilt מעשר שני als Eigentum des Besitzers (ממון הדיוט). Dennoch ist die Antrauung ungültig, wenn sie versehentlich damit erfolgte, weil man annehmen kann, daß die Frau (oder gar beide) nicht mit der Trauung einverstanden gewesen wäre, wäre ihr bekannt gewesen, daß sie das Trauungsobjekt erst nach Jerusalem führen, resp. auslösen müsse (N. 31; Talmud 53b).",
+ "mit Geheiligtem. Gaben, die für Zwecke des Tempeldienstes geweiht wurden (בדק הבית), nicht Opfer.",
+ "(sich eine Frau antraut), so hat er sie sich, wenn (er es) vorsätzlich (tut), angetraut, wenn aber versehentlich, nicht angetraut; so sagt R. Meïr. Nach R. Meïr verliert הקדש seinen heiligen Charakter durch vorsätzlichen Profangebrauch, nicht durch irrtümlichen, nach R. Jehuda umgekehrt durch irrtümlichen, nicht durch vorsätzlichen. Daher ist nach R. Meïr nur die vorsätzlich mit הקדש erfolgte Antrauung, nach R. Jehuda nur die versehentlich damit erfolgte gültig (Talmud 53b und 54b).",
+ "hat er sie sich nicht angetraut. Nach R. Meïr verliert הקדש seinen heiligen Charakter durch vorsätzlichen Profangebrauch, nicht durch irrtümlichen, nach R. Jehuda umgekehrt durch irrtümlichen, nicht durch vorsätzlichen. Daher ist nach R. Meïr nur die vorsätzlich mit הקדש erfolgte Antrauung, nach R. Jehuda nur die versehentlich damit erfolgte gültig (Talmud 53b und 54b)."
+ ],
+ [
+ "antraut. Die im folgenden aufgezählten Dinge sind zur Nutznießung verboten und stellen daher keinen Wert dar. Daher ist die mit ihnen erfolgte Antrauung ungültig.",
+ "mit Orla. Früchte eines Baumes in den ersten drei Jahren nach seiner Pflanzung (Lev. 19, 23).",
+ "Kilajim des Weinberges. der Ertrag eines mit andersartiger Saat besäten Weinberges (Deut. 22, 9).",
+ "der gesteinigt wird. Ex. 21, 28. Der wegen Tötung eines Menschen zur Steinigung verurteilte Ochse ist zu jeder Nutznießung verboten.",
+ "dem das Genick gebrochen wird. Deut. 21, 1ff. Nach Talmud 57a beginnt das Nutznießungsverbot mit dem Hinabführen des Kalbes in das נחל איתן (vgl. S. 344f., Mischna Sota IX, 5).",
+ "den Vögeln des Aussätzigen. Der vom Aussatz Geheilte muß zwei Vögel darbringen, von denen man den einen schlachtet, den andern fliegen läßt (Lev. 14, 4ff.). Über den Beginn des Nutznießungsverbotes herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Simon ben Lakisch und R. Jochanan (Talmud 57a). Nach ersterem beginnt das Verbot mit der Bestimmung der beiden Vögel für ihren Zweck. Der geschlachtete Vogel bleibt dauernd zur Nutznießung verboten und muß sofort nach der Schlachtung vergraben werden (vgl. Mischna Negaïm XIV, 1). Der andere Vogel wird nach vollzogener Freilassung für jeden Gebrauch wieder erlaubt. Nach R. Jochanan aber beginnt das Nutznießungsverbot erst mit der Schlachtung des einen Vogels. Nach Raschi (z. St.) u. a. ist nach R. Jochanan der andere Vogel überhaupt zu keiner Zeit zur Nutznießung verboten (צפורי מצרע in der Mischna bezöge sich danach trotz der Pluralform lediglich auf den geschlachteten Vogel). Nach Tossafot (dorts. s. v. משעת שחיטה) ist immerhin auch der frei zu lassende Vogel in der Zeit von der Schlachtung des ersten bis zu seiner Freilassung zur Nutznießung verboten.",
+ "dem Haar des Nasir. vgl. S. 249, Einleitung in den Traktat Nasir A.",
+ "der Erstgeburt des Esels. die ausgelöst werden muß. Geschieht dies nicht, dann muß dem Tier das Genick gebrochen werden (Ex. 13, 13). Von welchem Zeitpunkt die nicht ausgelöste Erstgeburt des Esels zur Nutznießung verboten ist, darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten R. Jehuda und R. Simon. Nach ersterem ist das Tier schon zu Lebzeiten zur Nutznießung verboten, nach letzterem erst nach dem Genickbruch (Talmud 57b).",
+ "Fleisch mit Milch. Ex. 23, 19; 34, 26; Deut. 14, 21.",
+ "oder im Tempelhof geschlachteten profanen Tieren. Im Tempelhof dürfen nur geheiligte Opfertiere geschlachtet werden.",
+ "so ist sie angetraut. weil das Verbot der Nutznießung nicht auf den Erlös übergeht."
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+ [
+ "antraut mit Priesterhebe. תרומות im Plural: die dem Priester direkt zukommende Hebe (תרומה גדולה) und die vom מעשר der Leviten für den Priester abzuhebende Zehnthebe, die ein Zehntel des מעשר beträgt (תרומת מעשר oder מעשר מן המעשר). Anders als die den Priestern zugesprochenen Opferteile (s. Mischna 8 und N. 30) gelten diese Gaben als Eigenbesitz des Priesters. Daher ist eine vom Priester mit ihnen vorgenommene Antrauung gültig.",
+ "Zehntem. מעשרות im Plural: der jedes Jahr den Leviten zu gebende erste Zehnt (מעשר ראשון) und der in jedem dritten und sechsten Jahr der Schemittaperiode an Stelle des zweiten Zehnt den Armen zu überlassende Zehnt (מעשר עני). Die מעשרות gelten als Eigenbesitz der Empfänger.",
+ "Priestergaben. die nach Deut. 18, 3 von jedem geschlachteten Tier dem Priester zu gebenden Teile: der Vorderfuß (זרוע), die beiden Unterkiefer mit der Zunge (לחיים) und der Magen (קבה). Diese Gaben gelten als Eigenbesitz des Priesters.",
+ "Entsündigungswasser. die Asche der roten Kuh (Num. 19, 9) und das Wasser, mit dem die Asche vermischt wird (dorts. V. 17). Die mit diesen beiden Dingen erfolgte Antrauung ist deshalb gültig, weil die Frau sie gegen ein Entgelt für die Mühewaltung bei der Herbeischaffung der Asche und für das Füllen des Gefäßes mit dem Wasser einem Unreinen, der ihrer zu seiner Reinigung bedarf, überlassen kann (Maim. Mischnakommentar und הלכות אישות V, 3 auf Grund von Talmud 58b). Nach Raschi (auf 58b s. v. בשכר הבאה und Bechorot 29a s. v. הרי זו מקדשת) und השגות הראב״ד (zur angegebenen Maim-.Stelle) spricht die Mischna geradezu von einer Antrauung mit diesem Entgelt. (Hingegen ist es nicht erlaubt, für die Mischung des Wassers mit der Asche oder für die Besprengung des Unreinen mit dem Wasser Bezahlung zu nehmen. Die Annahme einer Bezahlung hierfür macht geradezu das Wasser und die Asche für ihren Zweck untauglich. Vgl. Mischna Bechorot IV, 6).",
+ "oder Entsündigungsasche. die Asche der roten Kuh (Num. 19, 9) und das Wasser, mit dem die Asche vermischt wird (dorts. V. 17). Die mit diesen beiden Dingen erfolgte Antrauung ist deshalb gültig, weil die Frau sie gegen ein Entgelt für die Mühewaltung bei der Herbeischaffung der Asche und für das Füllen des Gefäßes mit dem Wasser einem Unreinen, der ihrer zu seiner Reinigung bedarf, überlassen kann (Maim. Mischnakommentar und הלכות אישות V, 3 auf Grund von Talmud 58b). Nach Raschi (auf 58b s. v. בשכר הבאה und Bechorot 29a s. v. הרי זו מקדשת) und השגות הראב״ד (zur angegebenen Maim-.Stelle) spricht die Mischna geradezu von einer Antrauung mit diesem Entgelt. (Hingegen ist es nicht erlaubt, für die Mischung des Wassers mit der Asche oder für die Besprengung des Unreinen mit dem Wasser Bezahlung zu nehmen. Die Annahme einer Bezahlung hierfür macht geradezu das Wasser und die Asche für ihren Zweck untauglich. Vgl. Mischna Bechorot IV, 6).",
+ "ein Israelit. d. h. ein Nichtpriester. Nach einfacher Erklärung ist die Mischna der Ansicht, daß das Verfügungsrecht des Besitzers über die genannten Gaben, sie einem ihm genehmen Priester, Leviten und Armen zukommen zu lassen, einen Wert darstellt, mit dem man eine Frau antrauen kann (טובת הנאה ממון ). Nach der Ansicht aber, daß dieses Verfügungsrecht keinen solchen Wert darstellt (טובת הנאה אינה ממון), spricht die Mischna von einem Nichtpriester, dem von seinem Großvater mütterlicherseits, der ein Priester (oder Levite) war, die genannten Gaben (oder auch Früchte, von denen die Gaben noch nicht abgesondert sind; טבל) als Erbgut zugefallen sind. (In diesem Falle kann nämlich der Nichtpriester die Hebe, die er nicht selbst verzehren kann, einem Priester verkaufen und den Erlös für sich verwenden). Vgl. zum Ganzen Talmud 58a und b und Jeruschalmi zur Mischna. Nach Raschi (Bechorot 29a s. v. אע״פ שהוא ישראל) beziehen sich die Mischnaworte ואפילו ישראל auch auf die durch einen Nichtpriester vollzogene Antrauung mit מי חטאת und אפר פרה. Obwohl nämlich die Herbeischaffung der Asche und das Anfüllen des Gefäßes mit dem Wasser auch durch einen Nichtpriester geschehen durfte, so geschahen diese Verrichtungen doch gewöhnlich durch Priester."
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+ "an. Vgl. II, 1.",
+ "so ist sie angetraut. dem Zweiten. Manche Texte deutlicher: מקדשת לשני.",
+ "Du seist mir angetraut nach dreißig Tagen. Die Antrauung sollte erst nach Ablauf von dreißig Tagen rechtsgültig werden.",
+ "Ist sie die Tochter eines Israeliten. d. i. eines Nichtpriesters.",
+ "darf sie Priesterhebe essen. Nach Lev. 22, 11f. ist der Genuß der Priesterhebe der mit einem Priester verheirateten Tochter eines Nichtpriesters gestattet, der mit einem Nichtpriester verheirateten Tochter eines Priesters aber verboten. Die Texte variieren an dieser Stelle vielfach. Die vorliegende La. בת ישראל לכהן תאכל בתרומה ist auf die zweite Antrauung zu beziehen. Da diese gültig ist, so darf die Frau, wenn der Zweite ein Priester ist, Priesterhebe genießen. Ed. princeps der Mischna (Neapel 1492) bietet die La: בת כהן לישראל לא תאכל בתרומה, was ebenfalls auf die zweite Antrauung zu beziehen ist. Wenn der Zweite ein Nichtpriester ist, so darf die Frau, die bisher als Priesterstochter Priesterhebe genießen durfte, dies nach der Antrauung nicht mehr. Ed Lowe: בת כהן לישראל תאכל בתרומה. Diese Worte, die auch Maim. im Mischnatexte vorlagen, sind als Fortsetzung der Eingangsworte des vorhegehenden Satzes: לאחר שלשים יום …. וכן האומר zu erklären: Wenn ein Nichtpriester eine Priesterstochter mit den Worten הרי את מקדשת לי לאחר שלשים יום antraut, so darf sie bis zum Ablauf dieser Zeit noch Priesterhebe genießen, da erst nach Ablauf dieser Zeit die Antrauung rechtsgültig wird (N. 3; vgl. Maim. Mischnakommentar).",
+ "so ist sie angetraut und nicht angetraut. d. h.: Es ist zweifelhaft, ob die Antrauung des ersten oder die des zweiten gültig ist. Es ist nämlich zweifelhaft, ob die Worte ולאחר שלשים יום, die der Erste bei der Antrauung sprach, lediglich als Bedingung gemeint sind, wonach die Antrauung nach Ablauf der dreißig Tage rückwirkend schon von jetzt ab rechtsgültig wäre, oder ob diese Worte das vorhergesagte מעכשיו aufheben sollten, so daß die Wirksamkeit der Antrauung erst nach Ablauf der dreißig Tage begänne. Im ersteren Falle wäre die Antrauung des Ersten gültig und die des Zweiten ungültig, im letzteren Falle umgekehrt die des Ersten ungültig und die des Zweiten gültig. (So die Erklärung des Amoräers Rab, Talmud 59b; vgl. die entsprechende Bestimmung bei der Scheidung S. 385 Mischna Gittin VII, 3 und dorts. N. 13).",
+ "so darf sie keine Priesterhebe essen. Der vorliegende Text ist auf die zweite Antrauung zu beziehen. Wenn sie die Tochter eines Nichtpriesters ist und der Zweite ein Priester, ist ihr der Genuß der Priesterhebe verboten, weil vielleicht die Antrauung des Ersten gültig war; wenn sie die Tochter eines Priesters ist und der Zweite ein Nichtpriester, ist ihr der Genuß der Priesterhebe verboten, weil vielleicht die Antrauung des Zweiten gültig ist. Ed Lowe: בת כהן לישראל לא תאכל בתרומה. Diese Worte, die auch Maim. im Mischnatext vorlagen, sind als Fortsetzung der Eingangsworte des vorhergehenden Satzes יום … מעכשיו zu erklären: Der von einem Nichtpriester mit den Worten הרי את מקדשת לי מעכשיו ולאחר שלשים יום angetrauten Priesterstochter wird der Genuß der Priesterhebe sofort verboten, weil möglicherweise die Antrauung schon von jetzt ab gültig ist (N. 6; vgl. Maim. Mischnakommentar). Die jerusalemitische Gemara, der ebenfalls der Text בת כהן לישראל לא תאכל בתרומה in der Mischna vorlag, bemerkt zu diesen Worten: לכן צריכה שאפילו השני כהן. D. h.: Die Mischna will sagen, daß der Priesterstochter der Genuß der Priesterhebe untersagt ist, wenn sie von einem Nichtpriester mit den Worten הרי את מקדשת לי מעכשיו ולאחר שלשים יום angetraut wurde, auch wenn dann innerhalb der dreißig Tage ein Priester die Frau angetraut hat (weil möglicherweise nach N. 6 die Antrauung des Nichtpriesters gültig ist)."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand. bei der Übergabe des Trauungsobjekts.",
+ "daß ich dir zweihundert Sus. s. S. 95, N. 9.",
+ "geben. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 60a und b), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות אישות VI, 17f.), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von dem Zeitpunkt der Antrauung an angetraut nach dem Grundsatz: כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er מעכשיו (von jetzt ab) gesagt.“ Eine vor der Erfüllung der Bedingung erfolgte Antrauung durch einen andern bliebe daher wirkungslos. (Vgl. die entsprechende Bestimmung bei der Scheidung S. 386f. Mischna Gittin VII, 5 und dorts. N. 20).",
+ "tisch gezeigt hat. wenn er Geldwechsler ist und ihr fremdes Geld gezeigt hat.",
+ "so ist sie nicht angetraut. Seine Worte sind als Versprechen anzusehen, eigenes Geld ihr zu zeigen (Talmud 60b)."
+ ],
+ [
+ "daß ich Ackerland für eine Kor-Aussaat. Ein בית כר hat 75000 Quadratellen.",
+ "und er muß es ihr zeigen. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 60a und b), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות אישות VI, 17f.), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von dem Zeitpunkt der Antrauung an angetraut nach dem Grundsatz: כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er מעכשיו (von jetzt ab) gesagt.“ Eine vor der Erfüllung der Bedingung erfolgte Antrauung durch einen andern bliebe daher wirkungslos. (Vgl. die entsprechende Bestimmung bei der Scheidung S. 386f. Mischna Gittin VII, 5 und dorts. N. 20).",
+ "Wenn er es ihr in einer Ebene. wo viele Felder sind, die aber nicht ihm gehören.",
+ "so ist sie nicht angetraut. Seine Worte sind als Ver. sprechen anzusehen, eigenes Ackerland ihr zu zeigen (Talmud 60 b)."
+ ],
+ [
+ "Jede Bedingung. Zu תנאי vgl- S. 119, N. 63.",
+ "ist keine Bedingung. Nach R. Meïr muß jedes bedingungsweise getroffene Abkommen dieselben Merkmale aufweisen wie der mit den Stämmen Reúben und Gad geschlossene Vertrag. Dazu gehört u. a. auch, daß die Bedingung in einer doppelten Form, positiv und negativ ausgesprochen wird, wie dies aus den angeführten Versen ersichtlich ist. Ist aber z. B. eine Bedingung nur in positiver Form ausgesprochen worden, dann ist sie wirkungslos und der an sie geknüpfte Rechtsakt erlangt Gültigkeit ohne Rücksicht darauf, ob die Bedingung erfüllt wird.",
+ " Die Fortsetzung des Verses, die manche Texte auch in der Mischna haben: .אתכם את הירדן כל חלוץ למלחמה לפני ה׳ ונכבשה הארץ לפניכם ונתתם להם את ארץ הגלעד לאחזה ",
+ " Die Fortsetzung des Verses, die manche Texte auch in der Mischna haben: אתכם ונאחזו כםככת בארץ כנען. Die Stämme Reúben und Gad sollten das Ostjordnaland nur dann bekommen, wenn sie bei der Eroberung des Westjordanlandes mithelfen würden. Diese Bedingung wird im ersten der angeführten Verse in positiver, im zweiten in negativer Form ausgesprochen.",
+ "da man sonst. אלמלא, ed. Lowe: אלמלי, wörtl.: „wenn es nicht wäre“. Oft auch in affirmativem Sinne: „wenn es wäre“. Vgl. zur Etymologie, Vokalisation und Orthographie des Wortes Ben-Jehuda, Thesaurus I, S. 250ff. s. v. אלמלא und dorts. Fußnote.",
+ "daß sie auch im Lande Kanaan. d. h. im Westjordanland.",
+ "keinen Anteil erhalten sollten. Nach dieser letzteren Ansicht mußte nicht aus formalen Gründen auch noch der zweite Vers gesprochen werden, sondern lediglich wegen des Schlusses dieses Verses (N. 19), daß nämlich die beiden Stämme auch bei Nichterfüllung der Bedingung im Westjordanland gleich den übrigen Stämmen Landbesitz bekommen sollten. Daher könne man aus der doppelten Form dieser Bedingung keine Regel ableiten."
+ ],
+ [
+ "weil sie ihn nicht getäuscht hat. und er den von ihm vorausgesetzten Tatbestand nicht ausdrücklich ausgesprochen hat.",
+ "Wenn jemand. bei der Übergabe des Trauungsobjekts.",
+ "nachdem deine Schwester gestorben ist. wenn er mit dieser Schwester verheiratet ist.",
+ "nachdem dein Levir dir die Chaliza erteilt hat. wenn sie als Witwe eines kinderlos verstorbenen Mannes von dessen Bruder geheiratet werden soll, oder die Chaliza vollziehen soll (Deut. 25, 5ff.).",
+ "so ist sie nicht angetraut. Da zur Zeit der Antrauung eine Eheschließung zwischen den genannten Personen ungültig wäre, so kann die Antrauung auch später nicht gültig werden (Talmud 62a und b). Die Mischna ist der Ansicht, daß die Antrauung der Witwe eines kinderlos verstorbenen Mannes durch einen anderen als seinen Bruder ungültig ist. Nach der Halacha aber ist eine solche Antrauung zweifelhaft gültig (vgl. Jebamot 92b).",
+ "so sei dieses mir angetraut. vgl. II, 1 und dorts. N. 8.",
+ "so ist dieses nicht angetraut. weil das Kind noch nicht vorhanden ist.",
+ "ist dieses angetraut. Der letzte Satz der Mischna מקדשת … אם היתה fehlt in vielen Texten und ist aus der Gemara 62b, wo er als amoräischer Ausspruch erscheint, in den vorliegenden Mischnatext gelangt."
+ ],
+ [
+ "daß mein Vater damit einverstanden ist. d. h. ausdrücklich seine Einwilligung gibt.",
+ "wenn der Vater damit einverstanden war. d. h. ausdrücklich seine Einwilligung gibt.",
+ "wenn aber nicht. d. h. sich nicht äußert oder geradezu Einspruch erhebt.",
+ "so ist sie angetraut. Nach einer amoräischen Erklärung im Jeruschalmi (zur Mischna) können dieser und der nächste Satz der Mischna (… מת הבן) nicht als Fortsetzung des einleitenden Satzes על מנת שירצה אבא erklärt werden. Da der Mann die Gültigkeit der Antrauung von der ausdrücklichen Einwilligung des Vaters abhängig gemacht hat, wäre nicht zu erklären, warum die Antrauung gültig ist, wenn der Vater gestorben ist, ohne vorher seine Einwilligung zu erklären, und wozu andererseits, wenn der Sohn gestorben ist, ein ausdrücklicher Einspruch des Vaters notwendig ist, um die Antrauung ungültig zu machen. Es müssen vielmehr diese beiden Sätze von dem Fall sprechen, daß der Mann gesagt hat, die Antrauung solle nur dann ungültig sein, wenn der Vater ausdrücklich gegen sie Einspruch erhebt (vgl. רידב״ז zu Jeruschalmi). Nach einer amoräischen Erklärung im Babli (68b) sprechen alle drei Sätze von dem Fall, daß der Mann gesagt hat, die Antrauung solle gültig sein, wenn der Vater nicht innerhalb einer bestimmten Frist ausdrücklich dagegen Einspruch erhebt. לא רצה האב im ersten Satze bedeutet dann, daß der Vater innerhalb dieser Frist Einspruch erhoben hat; מת האב im zweiten Satz, daß der Vater innerhalb dieser Frist gestorben ist, ohne vorher Einspruch erhoben zu haben; מת הבן im dritten Satz, daß der Sohn innerhalb dieser Frist gestorben ist.",
+ "er sei nicht einverstanden. damit die Antrauung ungültig werde und die Witwe des kinderlos Verstorbenen nicht an den Bruder gebunden sei (Deut. 25, 5ff.). Vgl. vorherg. N."
+ ],
+ [
+ "Ich habe meine Tochter angetraut. Vgl. II, 1 und dorts. N. 3f.",
+ "Ich habe sie angetraut. Vgl. II, 1 und dorts. N. 3f.",
+ "so müssen. damit sie einen anderen heiraten kann.",
+ "gibt einer ihr einen Scheidebrief und der andere führt sie heim. nach neuerlicher Antrauung (ר״ן)."
+ ],
+ [
+ "Ich habe meine Tochter als Minderjährige. Die Worte כשהיא קטנה beziehen sich auch auf den ersten Satz קדשתי את בתי. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a. geradezu: קדשתי את בתי כשהיא קטנה.",
+ "Ich habe sie als Minderjährige angetraut und auch geschieden. d. h. den Scheidebrief in Empfang genomnen. Der Vater hat das Recht, seine minderjährige Tochter anzutrauen und den Scheidebrief in Empfang zu nehmen. Dasselbe gilt übrigens auch bezüglich einer נערה. (Vgl. II, 1 und dorts. N. 3 und S. 379f. Mischna Gittin VI, 2 und dorts. Nn. 15—18).",
+ "wenn sie auch jetzt. zur Zeit der Aussage.",
+ "noch minderjährig. oder eine נערה (vgl. N. 38).",
+ "beglaubt. und die Tochter darf im letzteren Falle als Geschiedene nach Lev. 21, 7 keinen Priester heiraten. Daß der Vater eine solche Aussage machen kann, wird aus Deut. 22, 16 ואמר אבי הנער אל הזקנים את בתי נתתי לאיש הזה gefolgert (Talmud 64a).",
+ "und sie jetzt großjährig. d. h. בוגרת, älter als 12½ Jahre (vgl. N. 38 und 40).",
+ "Sie war gefangen. so daß sie wegen des Verdachtes, daß man ihr beigewohnt hat, zur Ehe mit einem Priester untauglich würde.",
+ "nicht beglaubt. da nur Aussagen des Vaters, die sich auf die Verehelichung beziehen, wirksam sind.",
+ "Wenn jemand in seiner Todesstunde. oder auch sonst.",
+ "Ich habe Kinder. so daß die Frau nach dem Tode ihres Gatten nicht an dessen Bruder gebunden ist.",
+ "Ich habe Brüder. so daß die Frau nach dem Tode des kinderlos verstorbenen Gatten an dessen Bruder gebunden wäre (nach Deut. 25, 5ff.).",
+ "nicht beglaubt. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 64a) gilt dies nur dann, wenn bisher die Annahme (חזקה) bestand, daß er keine Brüder hat.",
+ "Wenn jemand seine Tochter ohne nähere Angabe. d. h. ohne zu sagen, welche seiner Töchter. Zu סתם vgl. S. 131, N. 28.",
+ "so sind die Mannbaren. die Töchter, die älter sind als 12½ Jahre, da er diese nicht verehelichen kann (vgl. II, 1). Alle Töchter, die jünger sind, bedürfen jedoch, um heiraten zu können, eines Scheidebriefes."
+ ],
+ [
+ "der zwei Gruppen. s. S. 264, N. 46.",
+ "von Töchtern von zwei Frauen hat. Alle Töchter der einen Gruppe sind älter als die der andern. Die Töchter sind entweder noch nicht mannbar, so daß der Vater sie nach II, 1 ohne ihr Wissen verehelichen konnte, oder aber spricht die Mischna davon, daß der Vater als Bevollmächtigter der Töchter (שליח, vgl. II, 1) das Trauungsobjekt in Empfang genommen hat.",
+ "sagt: „Ich habe meine große Tochter angetraut, weiß aber nicht, ob die Größte unter den Größeren, oder die Größte unter den Kleineren, oder die Kleinste unter den Größeren, die größer ist als die Größte unter den Kleineren.“, so sind alle verboten, außer der Kleinsten unter den Kleineren; so sagt R. Meïr. Nach R. Meïr dürfen deshalb alle Töchter außer der Kleinsten unter den Kleineren nicht heiraten, weil mit Ausnahme dieser letzteren jede einzelne mit der Bezeichnung הגדולה gemeint sein kann. Nach R. Jose aber nimmt man an, daß sich die Bezeichnung הגדולה auf die Tochter bezieht, die darunter jedenfalls verstanden wird, und nicht ein Ausdruck gebraucht wurde, der einen Zweifel zuläßt. Entsprechend ist auch der nächste Fall der Mischna zu erklären (Talmud 64b).",
+ "außer der Größten unter den Größeren. Nach R. Meïr dürfen deshalb alle Töchter außer der Kleinsten unter den Kleineren nicht heiraten, weil mit Ausnahme dieser letzteren jede einzelne mit der Bezeichnung הגדולה gemeint sein kann. Nach R. Jose aber nimmt man an, daß sich die Bezeichnung הגדולה auf die Tochter bezieht, die darunter jedenfalls verstanden wird, und nicht ein Ausdruck gebraucht wurde, der einen Zweifel zuläßt. Entsprechend ist auch der nächste Fall der Mischna zu erklären (Talmud 64b).",
+ "(Wenn er sagt): „Ich habe meine kleine Tochter angetraut, weiß aber nicht, ob die Kleinste unter den Kleineren, oder die Kleinste unter den Größeren, oder die Größte unter den Kleineren, die kleiner ist als die Kleinen unter den Größeren.“, so sind alle verboten, außer der Größten unter den Größeren; so sagt R. Meïr. s. vorherg. N.",
+ "außer der Kleinsten unter den Kleineren. s. vorherg. N."
+ ],
+ [
+ "ihr aber seine Verwandten erlaubt. Seine Behauptung hat nur für ihn die Wirkung, daß ihm die Blutsverwandten der Frau, die er als ihr Gatte nicht heiraten dürfte, verboten werden. Für einen andern aber hat seine Aussage keinerlei rechtliche Folgen.",
+ "so sind ihm die Verwandten der Großen. der Mutter.",
+ "Ihm sind die Verwandten der Kleinen. der Tochter, wenn diese Verwandten nicht zugleich solche Blutsverwandte der Mutter sind, mit denen ihm auf Grund seiner Aussage die Ehe verboten wird,",
+ "und der Kleinen seine Verwandten erlaubt. selbst wenn die Tochter noch nicht mannbar ist. Lediglich der Vater kann bezüglich seiner Tochter eine solche Aussage machen (vgl. Mischna 8; Talmud 65a)."
+ ],
+ [
+ " Die folgende Mischna ist entsprechend der vorhergehenden zu erklären."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Tochter eines Priesters oder eines Leviten oder eines Israeliten. eines Nichtpriesters.",
+ "eine Geschiedene oder Chaluza einen gemeinen Priester. Vgl S. 323, Nn 5—8. In diesen Fällen wird das Kind für das Priestertum ungeeignet (חלל).",
+ "die Tochter eines Israeliten einen Bastard oder Nathin. Vgl. S. 323, Nn. 9—11. Das Kind ist ein Bastard bzw. Nathin.",
+ "Wenn jemand eine der in der Tora wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verbotenen Frauen begattet. Vgl. S. 24f., Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. Nn. 88f. und 91f. Zu עריות vgl. S. 3, N. 3.",
+ "Beim Kind einer Sklavin oder einer Nichtjüdin. Das Kind ist ein Sklave bzw. Nichtjude."
+ ],
+ [
+ "Bastarde. S. 323, N. 9.",
+ "können Reinigung erlangen. so daß ihre Nachkommen nicht mehr als solche gelten.",
+ "dann ist das Kind ein Sklave. da es der Mutter folgt.",
+ "Er. das Kind aus einer solchen Verbindung."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Zehn genealogische Klassen. Vgl. S. 25, N. 93.",
+ "zogen aus Babylonien herauf. nach Palästina unter Esra (Talmud 69b).",
+ "Israeliten. d. h. Nichtpriester.",
+ "Entweihte. Vgl. S. 30, Mischna Jebamot VI, 2 und dorts. N. 14 und S. 45, N. 3.",
+ "Proselyten. Die Ehe eines Priesters mit einer Proselytin ist verboten. (Vgl. S. 32, Mischna Jebamot V, 5 und dorts. N. 35.)",
+ "Freigelassene. freigelassene heidnische Sklaven, die den Proselyten gleichgestellt sind. Die Ehe eines Priesters mit einer Freigelassenen ist verboten. (Vgl. die in der vorherg. N. angegebene Mischna und dorts. N. 36).",
+ "Bastarde. Vgl. S. 24f., Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. Nn. 86 und 88—92.",
+ "Nethinim. S. 323, N. 12.",
+ "Schweiglinge. s. nächste Mischna. Diese sind möglicherweise Bastarde.",
+ "und Findlinge. s. nächste Mischna. Diese sind möglicherweise Bastarde."
+ ],
+ [
+ "Schweigling. von שתק „schweigen“. Vgl. über einen solchen vorherg. Mischna.",
+ "Findling. von אסף „einsammeln“ Vgl. über einen solchen vorherg. Mischna.",
+ "Beduki. Nach der Gemara (74a) soll dies besagen, daß man der Mutter glaubt, wenn sie aussagt, daß das Kind kein Bastard ist. בדוקי von בדק „untersuchen“."
+ ],
+ [
+ "die nicht in die Gemeinde kommen dürfen. d. h. mit denen die Ehe verboten ist, wie die letzten vier der in Mischna 1 aufgezählten Klassen. Der Ausdruck לבא בקהל nach Deut. 23, 3.",
+ "Jehuda verbietet es. Nach Tossifta V und Talmud 74b verbietet R. Jehuda hier die Ehe eines Proselyten mit einem Bastard gegen Mischna 1. Nach Mischna 1 werden die Proselyten nicht als קהל bezeichnet, weshalb sich das Gesetz Deut. 23, 3 לא יבא ממזר בקהל ה׳, welches die Ehe mit Bastarden verbietet, nicht auf Proselyten bezieht (קהל גרים לא איקרי קהל). Nach R. Jehuda aber werden auch die Proselyten als קהל bezeichnet (Talmud 73a).",
+ "Unzweifelhafte. die unzweifelhaft bemakelter Abstammung sind.",
+ "Unzweifelhafte mit Zweifelhaften. s. weiter in der Mischna.",
+ "Zweifelhafte mit Unzweifelhaften. Die eingeklammerten Worte fehlen in ed. Lowe und bedeuten nichts anderes als das vorhergehende וראן בספקן.",
+ "und Zweifelhafte mit Zweifelhaften dürfen dies nicht. Gegen Mischna 1 ist R. Eliëser der Ansicht, daß die Ehe unzweifelhafter Bastarde mit Schweiglingen, Findlingen und Kutäern (s. weiter in der Mischna), verboten ist, weil letztere vielleicht unbemakelter Abstammung sind, und die Ehe der letzteren untereinander, weil vielleicht der eine Teil der Eheschließenden ein Bastard und der andere unbemakelter Abstammung ist. Nach Mischna 1 ist aber lediglich unzweifelhaft unbemakelten Israeliten die Ehe mit zweifelhaften Bastarden verboten, u. z. nach Talmud 73a nur durch rabbinische Anordnung. Das Toragesetz Deut. 23a verbietet aber nur die Ehe unzweifelhaft unbemakelter Israeliten mit unzweifelhaften Bastarden (ממזר ודאי הוא דלא יבא הא ממזר ספק יבא; בקהל ודאי הוא דלא יבא הא בקהל ספק יבא). Die rabbinische Anordnung aber besteht nur für den Fall, daß ein Teil unzweifelhaft unbemakelt ist.",
+ "Schweiglinge. s. Mischna 2 und N. 9.",
+ "Findlinge. s. Mischna 2 und N. 9.",
+ "und Kutäer. S. 357, N. 25. Die Kutäer galten bezüglich der Einhaltung der Ehegesetze als nicht zuverlässig (Talmud 76a)."
+ ],
+ [
+ "also eigentlich nach acht. vier väterlicherseits und vier mütterlicherseits.",
+ "genau erkundigen. bezüglich der Makellosigkeit ihrer Familien.",
+ "eine Levitin oder Israelitin. die Tochter eines Nichtpriesters.",
+ "eine. D. h. es wird noch je ein weiblicher Vorfahre in den Kreis der Nachforschungen einbezogen, u. z. die Mutter des zweiten, vierten sechsten und achten der obengenannten. Es beziehen sich dann die Nachforschungen im ganzen auf zwölf weibliche Vorfahren.",
+ "hinzu. Nach der üblichen Erklärung spricht die Mischna von einem Priester, der eine Priesterstochter bzw. eine Frau aus nichtpriesterlicher Familie heiraten will (vgl. תוספות י״ט). Nach Jeruschalmi (zur Mischna) ist die Mischna in dem Sinne zu erklären, daß die Zahl der zu überprüfenden weiblichen Vorfahren davon abhängig ist, ob der Mann ein Priester oder Nichtpriester ist. Dieser Erklärung liegt wohl die La. וישראלים לויים (statt der vorliegenden: לויה וישראלית) zugrunde, die auch die Münchener Handschrift und ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) bieten. Nach der Halacha besteht übrigens, wenn nichts anderes verlautet, bezüglich aller jüdischen Familien die Annahme (חזקה), daß sie unbemakelt sind, und kann im allgemeinen jegliche Nachforschung unterbleiben. (Vgl. Talmud 76b und Maim. הלכות איסורי ביאה XIX, 7)."
+ ],
+ [
+ "Man muß sich nicht erkundigen über den Altar hinaus. Wenn man bei der in der vorhergehenden Mischna verordneten Nachforschung auf einen männlichen Vorfahren trifft, der im Tempel den Priesterdienst verrichtet hat, so kann eine weiter aufsteigende Nachforschung nach dessen Familie unterbleiben, da dann feststeht, daß dies ein unbemakelter Priester war.",
+ "über die Estrade hinaus. Wenn ein Vorfahre an dem Tempelgesang der Leviten auf der Estrade im Heiligtum mitwirkte.",
+ "und über das Synhedrion. סנהדרין gr. συνέδϱιον.",
+ "hinaus. Wenn ein Vorfahre Mitglied eines dreiundzwanziggliedrigen kleinen oder des einundsiebziggliedrigen großen Synhedrions war.",
+ "Auch wer als Zeuge bei der alten Behörde. Zu ערכי, manche Texte ארכי, vgl. S. 357, N. 30.",
+ "von Sepphoris vermerkt war. Bei dieser Behörde waren nur unbemakelte Israeliten als Zeugen zugelassen. In der Münchener Handschrift u. a. fehlt das Wort עד im Text der Mischna. Danach ist von einem die Rede, der in der Liste der Richter dieser Behörde verzeichnet war (vgl. Raschi).",
+ "Auch wer in dem Heere. אסטרטיא, gr. στϱατιά ,,Kriegsheer“.",
+ "des Königs eingeschrieben war. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 76b) ist hier vom Heere des Königs David die Rede."
+ ],
+ [
+ "Die Tochter eines männlichen Entweihten ist für immer zur Priesterehe ungeeignet. D. h. auch der späteste weibliche Nachkomme ist als Entweihte zur Priesterehe untauglich insolange die Geschlechterfolge nicht durch einen männlichen Nichtpriester unterbrochen wurde. Vgl. auch S. 45, N. 3.",
+ "Wenn ein Israelit. d. h. Nichtpriester.",
+ "so ist seine Tochter zur Priesterehe geeignet. D. h. auch der späteste weibliche Nachkomme ist als Entweihte zur Priesterehe untauglich insolange die Geschlechterfolge nicht durch einen männlichen Nichtpriester unterbrochen wurde. Vgl. auch S. 45, N. 3.",
+ "so ist seine Tochter zur Priesterehe ungeeignet. D. h. auch der späteste weibliche Nachkomme ist als Entweihte zur Priesterehe untauglich insolange die Geschlechterfolge nicht durch einen männlichen Nichtpriester unterbrochen wurde. Vgl. auch S. 45, N. 3."
+ ],
+ [
+ "Wenn ein Israelit. d. h. Nichtpriester.",
+ "Dies gilt sowohl von Proselyten als auch von freigelassenen Sklaven. heidnische.",
+ "sogar bis in zehn Geschlechter. d. h. für immer. Der Ausdruck ist aus Deut. 23, 3 … גם דור עשירי entlehnt.",
+ "es muß vielmehr seine Mutter. und um so mehr, wenn die Geschlechterfolge einmal durch einen männlichen Israeliten unterbrochen worden ist. Vgl. hingegen die Ansicht des R. Jehuda in der vorhergehenden Mischna. In anderem Zusammenhang findet sich die Ansicht des R. Eliëser, des Sohnes Jakobs, in Mischna Bikkurim I, 5 in der verkürzten Form: רבי אליעזר בן יעקב אומר אשה בת גרים לא תנשא לכהונה עד שתהא אמה מישראל. אחד גרים ואחד עבדים משוחררים ואפילו עד עשרה דורות עד שתהא אמן מישראל."
+ ],
+ [
+ "Dieser mein Sohn ist ein Bastard. Vgl. S. 24f., Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. Nn. 86 und 88—92.",
+ "Sogar wenn beide. Vater und Mutter",
+ "Sie sind beglaubt. Entscheidend ist nach R. Jehuda die Aussage des Vaters, so daß dieser auch im ersten Fall, von dem die Mischna spricht, beglaubt ist (Talmud 78b; vgl. auch Tossifta V)."
+ ],
+ [
+ "seine Tochter anzutrauen und dann selbst hingegangen ist und sie angetraut hat. vgl. II, 1 und dorts. N. 3f.",
+ "Wenn es nicht bekannt ist. welche Antrauung früher erfolgt ist.",
+ "so müssen. damit sie einen anderen heiraten kann.",
+ "beide. an die die Antrauungen erfolgten.",
+ "sie anzutrauen und dann hingegangen ist und sich selbst angetraut hat. vgl. II, 1 und dorts. N. 2.",
+ "wenn ihre Antrauung früher erfolgt ist. Manche Texte richtiger: קדמו."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand mit seiner Frau in das Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "die mit mir. Die obige Übersetzung nach der La. עמי (statt der vorliegenden עמו), die ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) u. a. bieten.",
+ "so muß er weder hinsichtlich der Frau noch hinsichtlich der Kinder einen Beweis erbringen. daß sie unbemakelter Abstammung sind. Die Frau ist von früher her als unbemakelt bekannt, und der Aussage des Mannes, daß es die Kinder seiner Frau sind, wird geglaubt. Dies gilt aber nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 79b) nur bei kleinen Kindern, die an der Mutter hängen (כרובין אחריה).",
+ "Sie. die Frau, die mit ihm fortgezogen war.",
+ "so muß er hinsichtlich der Kinder einen Beweis erbringen. daß es die Kinder jener Frau sind.",
+ "hinsichtlich der Frau aber nicht. daß sie unbemakelter Abstammung ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn er. der mit Frau und Kindern aus dem Ausland zurückkommt (s. vorherg. Mischna).",
+ "Ich habe eine Frau im Ausland. S. 12, N. 69.",
+ "so muß er hinsichtlich der Frau einen Beweis erbringen. daß sie unbemakelter Abstammung ist, da man über ihre Herkunft nichts weiß.",
+ "hinsichtlich der Kinder aber nicht. Man glaubt seiner Aussage, daß es die Kinder dieser Frau sind. S. aber Schluß der N. 48.",
+ "Sie. die Frau, die er im Ausland geheiratet hat.",
+ "so muß er sowohl hinsichtlich der Frau. daß sie unbemakelter Abstammung ist, da man über ihre Herkunft nichts weiß.",
+ "als auch hinsichtlich der Kinder. daß es die Kinder jener Frau sind."
+ ],
+ [
+ "Man. Manche Texte deutlicher: איש אחד (statt des vorliegenden אדם).",
+ "darf nicht mit zwei Frauen allein sein. um so weniger mit einer; weil hierbei Unziemlichkeiten zu befürchten sind. Nach Raschi (zu Mischna 14) ist das Alleinsein mit drei oder mehr Frauen gestattet. Nach den meisten Erklärern ist aber das Alleinsein eines Mannes auch mit noch so vielen Frauen verboten (vgl. Tossafot auf 82 a s. v. לא יתיחד; Maim. הלכות איסורי ביאה XXII, 8).",
+ "aber eine Frau darf mit zwei Männern allein sein. weil dann keine Unziemlichkeiten zu befürchten sind.",
+ "wenn seine Frau mit ihm ist. In diesem Falle ist sogar das Alleinsein mit einer fremden Frau gestattet. שתי נשים steht hier ungenau durch das vorhergehende שתי נשים veranlaßt (vgl. Tossafot auf 79b s. v. רבי שמעון und dorts. הגהות הגר״א in der großen Talmudausgabe ed. Romm).",
+ "auch darf er mit ihnen in einer Herberge. Zu פונדקי, besser mit ed. princ. der Mischna (Neapel 1492): פונדק, vgl. S. 91, N. 59.",
+ "weil seine Frau ihn bewahrt. vor Unziemlichkeiten.",
+ "Wenn sie. der Sohn oder die Tochter."
+ ],
+ [
+ "Ein Unverheirateter. רוק von rad. רוק „leer sein“ (vgl. פנוי „unverheiratet“, wörtl. ‘,leer“; vgl. arab. rauk und raik „Jugendalter“).",
+ "soll nicht Lehrer sein. wörtl.: „soll nicht lernen (ילמד) den Lehrerberuf (סופרים)“; so Raschi z. Mischna u. a. Nach Tossafot (auf 82a s. v. לא ילמד) bedeutet סופרים hier „Schüler“, und ist לא יְלַמֵּד „soll nicht lehren“ zu lesen.",
+ "und eine Frau nicht Lehrerin. Es soll vermieden werden, daß der Lehrer mit den Müttern und Schwestern der Schüler zu oft zusammenkommt und die Lehrerin mit den Vätern (Talmud 82a und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Auch wer keine Frau hat. d. h. selbst wenn er verheiratet ist, seine Frau aber nicht im selben Orte ansässig ist oder, nach einer anderen Erklärung, nicht in der Schule anwesend ist (Talmud 82a, Jeruschalmi zur Mischna; מגיד משנה zu Maim. הלכות איסורי ביאה XXII, 13 und תוספות י׳׳ט zur Mischna)."
+ ],
+ [
+ "Ein Unverheirateter. רוק von rad. רוק „leer sein“ (vgl. פנוי „unverheiratet“, wörtl. ‘,leer“; vgl. arab. rauk und raik „Jugendalter“).",
+ "Die Weisen aber erlauben dies. „Die Israeliten sind nicht verdächtig, Sodomie oder Päderastie zu treiben.“ (Talmud 82a).",
+ "der mit Frauen zu tun hat. beruflich.",
+ "darf mit Frauen nicht allein sein. obwohl er dies für seinen Lebensunterhalt tut (so Maim. Mischnakommentar), oder: obwohl er lediglich geschäftlich mit ihnen zu tun hat (so ר״ח, vgl. רא״ש zur Mischna). Nach Raschi (zur Mischna) lehrt die Mischna, daß ein Mann, der berufsmäßig viel mit Frauen in Berührung kommt, auch mit mehr als zwei Frauen nicht allein sein darf, während sonst lediglich das Alleinsein mit einer oder zwei Frauen verboten ist (vgl. Mischna 12 und N. 57). Nach Tossafot (zur Mischna s. v. לא יתיחד) soll hier gesagt werden, daß ein solcher auch wenn seine Frau dabei ist, nicht mit anderen Frauen allein sein darf, während sonst nach Mischna 12 dies gestattet ist (vgl. N. 57).",
+ "Man lasse nicht seinen Sohn ein Gewerbe. אומנות „Handwerk, Gewerbe“, v. אומן „Handwerker, Künstler“, welches Wort ebenso wie bh. אָמָּן Lehnwort aus assyr. ummânu ist (vgl. Ges.-Buhl Wb, S. 49, s. v. אָמָּן),",
+ "das ihn mit Frauen in Berührung bringt. Manche Texte אומנות הנשים „ein Weiberhandwerk“.",
+ "der Sohn Eliësers. Der Mischnatext der beiden Talmude richtiger: רבי שמעון בן אלעזר",
+ "Und doch ernähren. S. 122, N. 12.",
+ "Abba Gorjan. Im Mischnatext der Münchener Handschrift: אבא אוריין.",
+ "aus Zadjan. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a.: ציידן.",
+ "sagt im Namen des Abba Gorja. Im Mischnatext des Jeruschalmi: אבא שאול.",
+ "noch Krämer werden. Im Mischnatext des babylonischen Talmuds: חמר גמל קדר ספן רועה וחנוני (קדר = Töpfer); im Mischnatext des Jeruschalmi: חמר גמל ספן ספר קדר רועה וחנוני.",
+ "da deren Gewerbe ein räuberisches. לסטים Korruptel für לסטיס, gr. λῃστής „Räuber“.",
+ "Eseltreiber sind meist frevelhaft. verdächtig der Räuberei (Raschi).",
+ "Schiffer meist fromm. Kamelführer und Schiffer geraten auf ihren Reisen oft in Gefahr und sind daher meist fromm (Raschi).",
+ "Der beste unter den Ärzten verfällt der Hölle. הנם (בן) (א)גי in der Bibel ein Tal auf der Südseite Jerusalems, wo man dem Moloch opferte (vgl. II Reg. 23, 10; II Chr. 28, 3; 33, 6; Jer. 7, 31; 19, 5f.; 32, 35). Daraus dann Bezeichnung für die Hölle; gr. γέεννα. Der Grund für diesen Ausspruch ist dunkel.",
+ "und der ehrlichste unter den Schlächtern ist ein Genosse Amaleks. wohl wegen seines grausamen Temperaments (vgl. תפארת ישראל, תוספות י״ט und רמב׳׳ן zu Deut. 22, 6).",
+ "Vielmehr bewahrt sie ihn in seiner Jugend vor allem Bösen und verleiht ihm Zukunft und Hoffnung. ותקוה … ונותנת, Zitat aus Jer. 29, 11.",
+ "Wie heißt es. S. 327, N. 16.",
+ " Der vorherg. Vers 30 lautet: ויעפו נערים ויגעו ובחורים כשול יכשלו.",
+ "und Gott hatte Abraham mit allem gesegnet. Der folgende Satz der Mischna, der Joma 28b als Ausspruch des Amoräers Rab zitiert wird, ist wohl ein abschließender aggadischer Zusatz zur Mischna. (Vgl. aber die dem Mischnasatz entsprechende, im Jeruschalmi zur Mischna zitierte Baraita und Dünner הגהות II zur Mischna, wonach dieser Satz besagen soll, daß Abraham in seinem Alter den Segen, von dem die Mischna im vorhergehenden Satz spricht, darum empfing, weil er die Tora erfüllte)."
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Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Nasir behandelt die Gesetze, die Num. 6, 1—21 niedergelegt sind. Danach gelten für denjenigen, der das Gelübde getan, ein Nasir, d. i. ein Enthaltsamer oder Geweihter zu sein, folgende Bestimmungen, welche 2 Gebote und 8 Verbote umfassen:\nA) Der Nasir darf weder Wein noch Berauschendes geniessen, weder frische noch getrocknete Trauben, weder Kerne noch Hülsen von Weinbeeren noch irgend etwas, das mit Wein gemischt oder worin Wein eingeweicht war. Solange er Nasir ist, darf er sein Haupthaar nicht scheren, sondern muss es wild wachsen lassen. Er darf endlich während seines Nasirats sich nicht durch Leichen verunreinigen, auch nicht durch die seiner nahestehenden Verwandten, wie Eltern oder Geschwister, mit Ausnahme einer verlassenen, unversorgt liegenden Leiche, מת מצוה. Sobald die Zeit seines Nasirats zu Ende ist, hat er 3 Opfer darzubringen, nämlich ein Schaf als Ganzopfer, ein weibliches Schaf als Sündopfer und einen Widder als Friedens- opfer, dazu verschiedene Kuchen sowie die Speise- und Gussopfer. Sodann muss er sein Haar scheren und es auf das Feuer legen, das unter dem Friedensopfer ist, und darauf lässt ihn der Priester mit einzelnen Opferteilen eine Schwingung vornehmen. Damit ist sein Nasirat beendet, und er darf wieder Alles geniessen, sich scheren und verunreinigen wie vor seinem Nasirgelübde. Num. 6, 2—8; 13—21.\nB) Wenn der Nasir während seines Nasirats sich durch eine Leiche verunreinigt, sei es mit Mutwillen oder aus Versehen oder infolge höherer Gewalt, so wird sein Nasirat unterbrochen. Er muss am siebenten Tage nach dem Eintritt seiner Unreinheit sein Haupthaar scheren und am achten Tage zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben als Sünd- und Ganzopfer sowie ein Lamm als Schuldopfer darbringen. Die Tage seines früheren Nasirats fallen weg, und er muss ein neues Nasirat beginnen, das von gleicher Dauer sein muss wie das, welches er zuerst gelobt hatte. Num. 6, 9—12.\nFür die Aufnahme des Traktates Nasir in die Mischnaordnung Naschim, obschon er seinem Charakter entsprechend eher in die Ordnung Kodaschim gehörte, war der Umstand entscheidend, dass man zum Nasirat nur infolge eines Gelübdes verpflichtet werden kann, Num. 6, 2, und da der vorhergehende Traktat, der von den Gelübden handelt, mit Recht in die Ordnung Naschim eingereiht ist (s. Ned. Einl. S. 174), so schliesst sich an ihn der Traktat Nasir an. Insbesondere gehört das Nasirgelübde auch zu denen, die der Gatte befugt ist, seiner Gattin aufzuheben; von diesen aber wurde im letzten Abschnitt des Traktates Nedarim gehandelt.\nDer Traktat Nasir zerfällt in 9 Abschnitte, deren Inhalt im einzelnen folgender ist:\nI. Die Umschreibungen, unvollständigen Formeln und Redewendungen, die den Gelobenden zum Nasirat verpflichten. Lebenslängliches Nasirat und Nasirat nach Simsons Art.\nII. Gültige und ungültige Nasirgelübde. Aufeinanderfolge und Verbindung zweier Nasirate.\nIII. Vollendung und Unterbrechung des Nasirats. Zweifel über die Anzahl der gelobten Nasirate.\nIV. Formeln, die den Gelobenden zum Nasirat verpflichten, vgl. I. Aufhebung des Nasirgelübdes einer Frau durch den Gatten. Verpflichtung zum Nasirat, die der Vater seinem Sohne auferlegt.\nV. Irrtümliche Heiligung eines Gegenstandes und Anwendung dieses Begriffes auf das Nasirat. Bedingte Nasirgelübde.\nVI. Dinge, die dem Nasir verboten sind. Bestimmungen über die Opfer bei Unterbrechung resp. bei Vollendung des Nasirats.\nVII. Unterbrechung des Nasirats durch Verunreinigung des Nasir; Ausnahmen. Geltung dieser Bestimmungen beim Betreten des Heiligtums.\nVIII. Fälle von zweifelhafter Unreinheit.\nIX. Nasirgelübde von Frauen, Sklaven und Heiden. Vorschriften über den Nasir, der erst nach vollendetem Nasirat von seiner inzwischen erfolgten Unreinheit erfährt. Prüfung der Unreinheit. Untersuchung über das Nasirat des Samuel.\n"
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+ "Alle Umschreibungen. S. Ned. I, N. 1.",
+ "der Natiratformeln gelten. Sie haben die gleiche bindende Kraft.",
+ "Wenn. Vor diesen Worten ist nach Nas. 2a der Satz zu ergänzen: וידות נזירות כנזירות, die Ansätze, d. i. die Anfänge (eig. „Griffe, Handhaben“) der Nasiratformeln gelten wie vollständige Nasiratformeln, denn die Mischna handelt zunächst von den unvollständigen Formeln und erst in ihrem weitern Verlauf von den Umschreibungen Zur Begründung, warum die Mischna gleichwohl nicht mit den Worten ידות נזירות כנזירות, sondern mit den כנויים beginnt, vgl. Ned. I, N. 4.",
+ "ich will [es] sein. Wenn ein Nasir gerade an ihm vorübergeht und er die Absicht hat, gleichfalls Nasir zu sein und erklärt: „ich will es sein“, obschon er die Absicht selbst nicht ausdrücklich ausgesprochen hat. Wenn aber ein Nasir nicht in der Nähe wäre, so würde die Erklärung אהא allein nicht genügen, solange er seine Absicht, Nasir zu sein, nicht ausdrücklich ausspricht, weil es Num. 6, 2 heisst: כי יפלא לנדר נדר נזיר. — Die Form אהא, wofür ed. Lowe אוהא liest, ist nach Analogie des Syrischen gebildet, vgl. auch Jad. IV, 7.",
+ "ich will schön sein. D. h. durch üppigen Haarwuchs, wie ihn der Nasir hat. Dieser Fall handelt davon, dass er sein Haar angefasst hat und dabei אהא נוה sagt, vorausgesetzt, dass er die Absicht hat, Nasir zu werden. Würde er aber nicht sein Haar anfassen, so könnte אהא נוה auch anders gedeutet werden, etwa = ich will schön erscheinen in der Ausübung der Gebote, z. B. eine schöne Succa errichten, eine schöne Thorarolle schreiben u. dergl. Weil nun in diesen beiden Fällen die Voraussetzungen verschieden sind, im ersten das Vorübergehen eines Nasir und im zweiten das Ergreifen des Kopfhaares, hat sie die Mischna auseinander gehalten und durch die Worte הרי זה נזיר getrennt und nicht, was scheinbar das natürlichere wäre, in einen Satz, etwa האומר אהא או אהא נוה הרי זה נזיר zusammengezogen.",
+ "[wenn. Hier beginnt die Aufzählung der „Umschreibungen“ der Nasiratformeln.",
+ "Pasiach sein. Vgl. Ned. I, N. 23 u. 29.",
+ "[Wenn. Es folgen nunmehr einige Formeln, die zwar mehr als blosse Ansätze (ידות) von Nasiratformeln, aber doch nicht unzweideutig und bestimmt genug sind.",
+ "ich will sein wie dieser. Auch hier muss er auf einen gerade vorübergehenden Nasir hingewiesen haben. Dass die Anwendung der Formel הריני כזה zur Übernahme eines Nasirats verpflichtet, war eigentlich schon aus dem allerersten Fall der Mischna zu erschliessen; denn wenn אהא allein eine bindende Formel ist, so muss es das bestimmtere הריני כזה gewiss sein. Der Fall ist nur gelehrt worden, damit man daraus folgere, dass die Formel הריני allein, ohne den Zusatz כזה, noch nicht zu einem Nasirat verpflichtet, auch wenn gerade ein Nasir in der Nähe ist (Tos.).",
+ "ich. In den beiden folgenden Fällen muss er beim Aussprechen der Formeln sein Haar angefasst haben, um der Zweideutigkeit der Ausdrücke zu begegnen, und die Absicht gehabt haben, Nasir zu werden.",
+ "will [mein Haar] kräuseln. סלסל, Pilpel von סלל, erheben, hin- und herwenden, dann kräuseln. Würde er aber sein Haar nicht in der Hand halten, so könnte das מסלסל auch im Sinne von „erhöhen, schätzen“ oder „hin- und herwenden, sich fleissig beschäftigen“ gedeutet werden und er würde vielleicht sagen wollen, dass er bereit sei, etwas, z. B. die Thora zu erheben oder zu durchforschen, vgl. Spr. 4, 8.",
+ "ich will [es] pflegen. כלכל = verpflegen, pflegen, auch vom Haar gebraucht, vgl. Tos. Nid. VI, 5; Sab. VIII, 5. Er könnte aber auch gemeint haben, dass er z. B. Arme „pflegen, ernähren“ wolle.",
+ "mein Haar wild wachsen zu lassen. שלח פרע heisst „das Haar lang, wild wachsen lassen“, vgl. Ezech. 44, 20. שלח könnte aber auch „abwerfen, sich entledigen“ bedeuten, vgl. ורסן מפני שלחו, Hiob 30, 11. [Nach Maim. Hil. Nes. I, 6 muss er deshalb, um jede Zweideutigkeit auszuschliessen, auch in diesem Falle das Haar angefasst haben.]",
+ "er ist ein Nasir. Auch dieser Fall handelt davon, dass ein Nasir in der Nähe war und der Gelobende die Absicht hatte, Nasir zu werden. Nach R. Meir muss er ein Nasirat abhalten; denn da er sich verpflichtete, die beiden Vogelopfer zu bringen, die der unrein gewordene Nasir zu bringen hat, Num. 6, 10, so wird er gemeint haben, dass er Nasir sein und im Falle, dass er unrein wird, die vorgeschriebenen Opfer bringen will.",
+ "er ist kein Nasir. Denn der Ausdruck „Vögel“ weist zunächst in keiner Weise auf ein Nasirat hin, noch auf eine der körperlichen Pflichten, die der Nasir zu beachten hat, wie Enthaltung vom Weingenuss, von Unreinheit, Wachsenlassen der Haare. Die Vögel jedoch muss er als „Gabe“, נדבה darbringen, vgl. Ned. Einl. S. 173."
+ ],
+ [
+ "von den Hülsen. Über diese beiden Wörter s. Nas. VI, 2.",
+ "so ist er ein Nasir. Sobald er einen dieser Ausdrücke gebraucht, ist er Nasir, wie wenn er einfach הריני נזיר gesagt hätte, weil er Dinge genannt hat, die dem Nasir als solchem verboten sind. Hätte er aber andre Dinge genannt, z. B. Feigen oder Honig, so ist die Frage, ob er, wenn er die Formel הריני נזיר dabei gebraucht, Nasir ist oder nicht, controvers, s. Nasir II, 1.",
+ "und es obliegen ihm alle besonderen Vorschriften des Nasirats. Dieser Zusatz, der eigentlich überflüssig ist, wird hier nur darum hinzugefügt, weil die Mischna hier noch von einem andren Nasir handelt, für den nicht alle Vorschriften des Nasirats gelten.",
+ "so ist er ein Nasir wie Simson. Er ist ein Nasir wie Simson, sobald er einen der genannten Ausdrücke gebraucht hat, die auf die Person des Simson (Richt. 13, 24), seinen Vater (ib. v. 2), seine Gattin (ib. 16, 4) oder auf eines der Ereignisse aus seinem Leben (ib. 16, 30. 21) hinweisen; so Maim. Hil. Nes. III, 15. Nach Raschi und Tosafot jedoch muss er zu dem Namen Simson, Sohn des Manoach, noch eine der drei hier aufgezählten, näheren Bestimmungen, wie Gatte der Delila u. s. w. genannt haben; die Nennung des Namens allein aber würde ihn noch nicht zum Nasirat verpflichten, da er vielleicht einen andren Simson gemeint hat, dessen Vater auch Manoach heisst. — Simson war nicht in vollem Umfange ein Nasir, weil nicht er selbst ein Nasirat gelobt, sondern nur der Engel ihn als Nasir bezeichnet und hierbei nur von dem Verbote des Weingenusses und des Haarscherens gesprochen hatte, Richt. 13, 4. 5.",
+ "Welcher. Da in der Mischna bisher von einem lebenslänglichen Nasir nicht die Rede war, so ist (nach Nas. 4a) vor diesen Worten der Satz zu ergänzen: Wenn er aber erklärt, er wolle ein lebenslänglicher Nasir sein, so ist er es.",
+ "wenn das Haar ihm zu schwer wird. Wenn es nämlich 12 Monate nicht geschnitten ist.",
+ "es mit dem Schermesser erleichtern. Aber er darf es nicht gänzlich abschneiden. Im Talmud wird das aus II Sam. 14, 26 geschlossen, wo es von Absalom heisst, dass er sich מקץ ימים לימים, einmal „jährlich“ zu scheren pflegte, wenn das Haar ihm zu schwer wurde. Absalom aber gilt nach der Tradition als ein lebenslänglicher Nasir, wofür eine Andeutung in dem Ausdrucke נדר gefunden wird, den er nach II Sam. 15, 7 gebraucht; und dass ימים in der oben citierten Stelle „ein Jahr“ bedeutet, wird durch den Hinweis auf Lev. 25, 29 erklärt, wo ימים wegen des v. 30 folgenden שנה תמימת nur ein Jahr bedeuten kann.",
+ "und bringt drei Tiere dar. An dem Tage, da er sich das Haar zum Teil schert, bringt er die 3 Opfer dar, wie sie jeder Nasir au dem Tage, da sein Nasirat zu Ende geht, zu opfern hat, Num. 6, 14. Auch dies wird in נדר II Sam. 15, 7 gefunden (Tos.).",
+ "bringt er das Opfer wegen Unreinheit. Num. 6, 10 u. 12.",
+ "das Opfer wegen Unreinheit nicht. Er braucht sich vor Unreinheit überhaupt nicht zu hüten und darf sich an Leichen verunreinigen; der Ausdruck אם נטמא ist nur gebraucht, um den Parallelismus mit dem vorhergehenden Satze zu wahren, wo es dem Nasir verboten war, sich zu verunreinigen. Auch Simson, so lautete eine Tradition, verunreinigte sich an Leichen; nach Nas. 4b wäre dies vielleicht auch aus Pacht. 14, 19 zu ersehen."
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+ [
+ "Ein Nasirat ohne Zeitbestimmung. Wenn der Gelobende über die Dauer keine Bestimmung getroffen; vgl. Ket. VI, N. 28.",
+ "Tage. Dies ist eine tradierte Halacha. Im Talmud z. St. wird dies an das Wort יהיה Num. 6, 5 angelehnt, dessen Zahlenwert 30 ist. Nach einer andren Erklärung, Nas. 6b, wird unter dem Ausdruck גדל פרע ein Haarwuchs von mindestens 30 Tagen verstanden; ebenso Sifré in der letzten Bemerkung zu Num. 6, 5. [Der Hinweis aber auf den Zahlenwert des Wortes יהיה, der sich im Sifré z. St. findet (סתם נזירות ל׳ יום שנ׳ יהיה יהיה בגמטריא שלשים יום nach den Worten לענין שאמרנו) ist sicherlich eine Glosse, 3. Malbim und Friedmann in ihren Kommentaren, vgl. auch Blau in der Festschrift für Steinschneider, S. 28.]",
+ "Tage ein Nasir. Denn mit den Ausdrücken גדולה u. s. w. wollte er sagen, dass das Nasirat für ihn etwas Grosses, d. h. Mühsames resp. eine Kleinigkeit oder etwas so Langwieriges und Mühsames sei, als ob es bis ans Ende der Welt reichen sollte. Weniger aber als 30 Tage kann ein Nasirat nicht dauern.",
+ "so ist er zwei mal ein Nasir. Sobald er die beiden Worte הריני נזיר aussprach, übernahm er ein Nasirat, und die Zusätze verpflichten ihn ebenfalls zu einem Nasirat, das mindestens 30 Tage währt. Er muss dann sein Haar scheren und die vorgeschriebenen Opfer bringen sowohl nach Ablauf des ersten Nasirats als auch nach Ablauf des zweiten.",
+ "denn man kann nicht auf Stunden ein Nasirat geloben. Weil es Num. 6, 8 heisst: ימי נזרו, die Tage seiner Weihe. Da man nun die Stunde zu den Tagen addieren kann, so ist er nicht verpflichtet zwei Nasirate abzuhalten. In dem vorhergehenden Falle jedoch, wo zunächst ein Nasirat und dann erst eine Zeitangabe genannt war, konnte diese nur ein zweites Nasirat bedeuten."
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+ [
+ "so ist er immer ein Nasir. Weil er Dinge nannte, die einzeln und zahlreicher sind als die Jahre seines Lebens, so wollte er damit eine Reihe von einzelnen Nasiraten bezeichnen.",
+ "Tage einmal scheren lassen. Das נזיר עולם heisst hier nicht wie in M. 2 ein lebenslänglicher Nasir, der sich erst nach 12 Monaten etwas scheren darf, weil er zu einem ununterbrochenen Nasirat verpflichtet ist, sondern einer, der beständig ein Nasir ist, d. h. immer wieder nach Ablauf des einen Nasirats ein neues beginnen muss.",
+ "Tage einmal scheren lassen. Durch den Ausdruck הריני נזיר übernahm er ein lebenslängliches Nasirat, er darf sich daher erst nach 12 Monaten einmal scheren lassen.",
+ "wie der Sand am Meere. Durch die Pluralform נזירות bezeichnete er deutlich eine Reihe von einzelnen Nasiraten."
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+ "ich will Nasir sein ein Haus. Neben הבית bestand noch die Lesart חבית, ein Fass, vgl. Tos. Nes. I, 3, Maim. Hil. Nes. III, 17 und Mëiri, und neben קופה wäre חבית vorzuziehen; die Mischna- und Talmudausgg. haben jedoch הבית.",
+ "oder einen Korb. קופה, Korb, vgl. Ket. VI, N. 24, ist nach Manchen ein semitisches Wort, arab. قغة, assyr. kuppu, nach Fraenkel, Fremdw. S. 80 ein Fremdwort.",
+ "so forscht man ihn aus. Hier ist es zweifelhaft, ob man diesen Fall dem in der vorigen Mischna gleichstellen soll; denn wenn auch wie dort die Gegenstände im Hause einzelne sind, so ist doch der hier genannte Behälter, das Haus oder der Korb, nur ein Gegenstand.",
+ "ich habe ein langes Nasirat geloben wollen. Es sollte mir so gross erscheinen wie ein volles Haus.",
+ "Tage Nasir. Vgl. M. 3.",
+ "ich habe ein Nasirat schlechthin geloben wollen. Ich habe mein Gelübde in dem Sinne getan, wie die Kundigen es auslegen würden.",
+ "und er muss sein Leben lang Nasir sein. Der nicht nach 30 Tagen, sondern erst nach 12 Monaten sich einmal scheren darf; denn diese Mischna vertritt die Ansicht des Rabbi in M. 4 nach der er nur dann eine Reihe von einzelnen Nasiraten gelobt, wenn er den Ausdruck נזירות im Plural gebraucht."
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+ "als es Tagereisen sind. Nach Nas. 7a handelt die Mischna nur von dem Falle, dass er den Weg bereits angetreten; denn dann ist anzunehmen, dass er aus Furcht vor den Gefahren des Weges in frommer Scheu das Nasirgelübde getan, dieses also solange gelten soll, als er unterwegs ist, und da er den Weg bereits angetreten, so können seine Worte auch nicht gelautet haben, das Gelübde soll ihm so gross erscheinen wie der Weg (vgl. M. 3 u. N. 28), denn er hat ja durch die Tat bewiesen, dass der Weg ihm nicht zu gross erscheint. Wenn er aber die Reise noch nicht angetreten, so ist er nur 30 Tage Nasir, gleichviel ob der Weg lang oder kurz ist. Ms. B. liest hier beidemal ימות השנה."
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+ "als es Tage im Sonnenjahre gibt. Er muss also 365 einzelne Nasirate von je 30 Tagen halten.",
+ "starb er. R. Jehuda will die Ansicht des ersten, ungenannten Tanna dieser Mischna durch ein Factum belegen. Da jener Nasir seine Nasirate „vollendet“ hatte, so kann er kein lebenslänglicher Nasir gewesen sein, denn bei einem solchen könnte von einem „Vollenden“ nicht die Rede sein. Nach Rabbi (M. 4) jedoch würde er durch den Ausdruck הריני נזיר ein lebenslängliches Nasirat übernommen haben, und die Worte כמנין ימות החמה würden bedeuten: solange die Sonne auf Erden scheint."
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+ "ich will mich von getrockneten Feigen. Vgl. Ket. V, N. 93. Im Arab. bezeichnet جرجار reife Oliven; vielleicht ist das Wort auch mit dem assyr. „gurgurru“ zusammenzustellen, s. Krengel, Hausgerät, S. 48, Anm. 11.",
+ "oder von Feigenkuchen. Vgl. Ket. V, N. 95.",
+ "er ist ein Nasir. Er gilt in jeder Beziehung als Nasir, obschon er nur solcher Dinge sich zu enthalten gelobte, die dem Nasir zum Genusse nicht verboten sind. Bet-Schammai nämlich ist der Ansicht, dass man seine Worte nicht müssig ausspricht, er wollte vielmehr durch die beiden Worte הריני נזיר ein Nasirat geloben, und wenn er auch durch die unmittelbar darauf gesprochenen Worte sein Gelübde dahin berichtigt, dass er sich nur Feigen u. s. w., also dem Nasir erlaubte Dinge versagen wollte, so hat doch selbst ein irrtümlich ausgesprochenes Nasirgelübde bindende Kraft. Denn dadurch, dass die Thora den Nasir קדוש nennt, Num. 6, 5, wollte sie andeuten, dass es mit dem Nasirat dieselbe Bewandtnis hat wie mit der „Heiligung“ eines Gegenstandes, hierbei gilt aber nach Bet-Schammai der Satz: הקדש בטעות הוי הקדש, eine irrtümliche Heiligung ist gültig.",
+ "er ist kein Nasir. Bet-Hillel ist der Ansicht, dass man solche Dinge auch müssig ausspricht, er zeigte also durch die Schlussworte, dass er gar kein Nasirat geloben wollte.",
+ "sie seien mir wie ein Opfer. Auch Bet-Schammai meinte nicht, dass er ein Nasir sei, sie wollten vielmehr sagen, dass die genannten Dinge dem Gelobenden zum Genusse verboten sind, wenn er erklärt, er habe mit dem Ausdruck נזיר nur ein „Versagen“ gemeint, wie wenn jemand sich etwas versagt mit der Formel: „dies sei mir wie ein Opfer“, Ned. I, 4. Nach Bet-Hillel aber sind ihm die Dinge zum Genusse erlaubt, weil er den Ausdruck נזיר gebraucht hat, der bei Dingen, die dem Nasir erlaubt sind, nicht anwendbar ist, das Gelübde also der correcten Form entbehrt."
+ ],
+ [
+ "es denkt. אמר hier = denken, wie häufig in der Bibel; selbst bei leblosen Dingen werden Verba des Denkens gebraucht, vgl. והאניה חשבה להשבר, Jona, 1, 4.",
+ "ich will es. Die Erklärung dieser schwierigen Mischna ist nach dem babyl. Talmud, Nas. 10a, also: Ein Mann sieht eine Kuh liegen und stellt sich diese als ein redendes Wesen vor, das da meint, er wolle sich ihres Fleisches enthalten, wenn sie ohne seine Hilfe aufstehen kann, und er erklärt, dass er dazu bereit sei; wenn er dann näher tritt, um die Kuh aufzurichten und diese sich von selbst erhebt, so ist er nach Bet-Schammai ein Nasir in jeder Beziehung. In ähnlicher Weise ist der Fall von der Tür zu deuten.",
+ "es denkt. Im babyl. Talmud אומר, ed. Lowe אמרה הדלת הזו.",
+ "ich wolle Nasir. Der Talmud und ed. Lowe lesen נזירה. In der Tat ist דלת in der Bibel Femininum.",
+ "wenn sie sich öffnet. Ed. Lowe: אם אפתח אני.",
+ "er ist ein Nasir. Obgleich hier in Verbindung mit der Gelübdeformel הריני נזירה nur Fleisch genannt war, also etwas dem Nasir zum Genusse Erlaubtes, vgl. oben N. 3. An diesem Fall von der Kuh will die Mischna zeigen, dass wir aus der Handlung des Mannes auf seine Absicht schliessen sollen; denn er hatte nicht deutlich ausgesprochen, unter welcher Bedingung er Nasir sein wolle, es war vielmehr aus seinem Vorhaben, die Kuh aufzurichten, zu entnehmen, dass er nur dann sich ihres Fleisches enthalten wolle, wenn sie seiner Hilfe nicht bedürfe. Da die Kuh nun sich selbst aufgerichtet hat, ist er nach Bet-Schammai ein Nasir.",
+ "er ist kein Nasir. Da er sich von dem Fleisch der Kuh zu enthalten gelobte, also von etwas einem Nasir Erlaubtem, so ist es nicht als Nasirgelübde anzusehen; er ist deshalb, auch wenn die Kuh sich von selbst aufrichtet, kein Nasir.",
+ "diese Kuh sei mir. Ms. B. הרי פרה זו קרבן.",
+ "wenn sie aufsteht. Auch nach Bet-Schammai ist er kein Nasir; er darf jedoch nach ihm, wenn die Kuh von selbst aufsteht, das Fleisch nicht essen, wenn er erklärt, dass er mit der Formel הריני נזירה sich das Fleisch wie Opfer zum Genusse versagen wollte. — Dass diese Erklärung der Mischna, die wir hier nach dem babyl. Talmud und der Auffassung des J. Lipschütz im תפארת ישראל gegeben haben, grosse Schwierigkeiten hat, ist leicht zu ersehen, und diese sind auch von Maimon. in seinem Mischnakommentar sowie von Tosafot (Nas. 10a, s. v. פרה) nicht verkannt worden. Das Ungewöhnliche liegt darin, dass die Mischna hier von einer Kuh handeln soll, die sich der Mensch als redend vorstellt; auch der Gebrauch des Suffixes נזירה (anstatt נזיר ממנה) ist auffallend. Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, hat Kronberg in Rahmers Jüd. Literaturbl. XXII, S. 188ff. folgende Fassung vorgeschlagen: אמר (או) אמרה, פרה זו הריני (אני) נזירה אם עומדת, אמר, דלת זה הריני (אני) נזיר אם נפתח „Wenn ein Mann oder ein Weib sagt (analog dem Schriftverse: איש או אשה כי יפלא לנדר נדר, Num. 6, 2): „ich will mich dieser Kuh enthalten, wenn sie sich [von selbst] aufrichtet“, oder wenn ein Mann sagt: „ich versage mir die Benutzung dieser Tür, wenn sie sich [von selbst] öffnet.“ Die Worte פרה und דלת sind also nicht Subject, sondern Accusativ der Beziehung. Zur Begründung dieser Erklärung verweist Kronberg auf den jerus. Talmud z. St., wo die Frage des babyl. Talmud: פרה מי קא משתעיא, kann denn eine Kuh sprechen? gar nicht aufgeworfen wird; es scheint demnach der jerus. Talmud das אמרה nicht als Prädicat zu פרה betrachtet zu haben. Einen ferneren Beweis für seine Auffassung findet K. in der hier aufgeworfenen Frage, ob ein Mann auch in einer grammatisch weiblichen Form und eine Frau in einer grammatisch männlichen Form ein Nasirgelübde tun könne; die Frage wird dort in bejahendem Sinne beantwortet. Es erscheint nämlich auffallend, wieso der jerus. Talmud auf diese Frage verfällt und warum er sie gerade zu unsrer Mischna behandelt. Diese auffällige Erscheinung erklärt sich jedoch leicht, wenn man mit פרה einen neuen Satz beginnen lässt. Während nämlich die Mischna im ersten Satz Mann und Weib als Subject nennt, setzt sie ihn nur in der weibliehen Form, הריני נזירה, fort. Man müsste sich daher für das in אמר enthaltene Subject eine Ergänzung in der männlichen Form, הריני נזיר, hinzudenken. Dies aber wollte der jerus. Talmud beseitigen, und er erklärt deshalb, dass der Mann auch in grammatisch weiblicher Form ein bindendes Gelübde aussprechen könne, bei dem zweiten Beispiele (דלת) war es dem jerus. Talmud auffällig, warum es da nicht ebenso wie im ersten אמר אמרה heisst. Er erklärt deshalb, dass eine Frau ein bindendes Gelübde auch in der männlichen Form aussprechen könne, und es ist bei דלת das אמרח aus dem ersten Falle zu ergänzen, auf das sich das männliche הריני נזיר ebenfalls beziehen kann. Die ed. Lowe freilich liest, wie bereits oben bemerkt, אמרה הדלת הזו הריני נזירה אם אפתח אני."
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+ "so ist er ein Nasir. Wie jeder, der neben der Formel הריני נזיר Dinge nennt, die dem Nasir zum Genusse verboten sind, Nas. I, 2.",
+ "Einst. Vor diesen Worten, die scheinbar mit den vorhergehenden in Widerspruch stehen, ist nach Nas. 11a zu ergänzen: der erste Satz der Mischna gilt jedoch nur dann, wenn der Gelobende bei klarem Bewusstsein war; wenn er aber berauscht, jedoch noch zurechnungsfähig war und man ihm ein Glas Wein reichte und er erklärte, er wolle sich dessen enthalten, so ist er kein Nasir, es ist vielmehr anzunehmen, dass er nur das dargebotene Glas ablehnen und es sich wie ein Opfer zum Genusse versagen wollte. Dass er aber dieses nicht ausdrücklich sagte, sondern die Formel הריני נזיר gebrauchte, geschah deshalb, weil er sonst fürchten müsste, dass man ihm ein anderes Glas Wein anbieten würde; durch die Worte הריני נזיר aber wollte er andeuten, dass ihm jeder Wein verboten sein solle."
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+ "dass ich Wein trinken oder mich an Leichen verunreinigen. Oder nur das Haupthaar scheren.",
+ "so ist er ein Nasir und dies alles ist ihm verboten. Denn eine Bedingung, die gegen ein Thoragesetz verstösst, ist nichtig, die Handlung jedoch, die an solche, Bedingung geknüpft sein sollte, hat unbedingt zu geschehen und ist, wenn geschehen, gültig, כל המתנה על מה שכתוב בתורה תנאו בטל ומעשה קיים.",
+ "dass es ein Nasirat. Dass die Thora das Nasirgelübde kennt. Ed. Lowe liest נזירים.",
+ "so ist ihm dies [gleichwohl] verboten. Wie einem, der ausdrücklich erklärt hat, er wollte nur Nasir sein in Bezug auf Weingenuss oder auf Haarscheren oder auf Unreinheit, s. Nasir I, 4 und N. 17.",
+ "Simon aber erlaubt es ihm. Denn er ist nur dann ein Nasir, wenn er sich aller dem Nasir verbotenen Dinge zu enthalten gelobte.",
+ "dass die Gelehrten ihn mir erlauben würden. Wenn ich auch im übrigen ein Nasir sein sollte.",
+ "weil ich ohne Wein nicht leben kann oder. Hier ist zu ergänzen: Ich wusste, dass der Nasir sich nicht an Leichen verunreinigen darf, ich glaubte aber, dass es die Gelehrten mir erlauben würden, weil ich u. s. w.",
+ "weil ich Totengräber bin. Und kein anderer Totengräber am Orte ist (Raschi) oder weil ich die Toten begraben muss, um mir meinen Unterhalt zu verdienen.",
+ "so ist es ihm erlaubt. Auch ohne dass sein Gelübde von Gelehrten gelöst wird, denn es beruhte auf Irrtum, נדרי שגגות, vgl. Ned. III, 1 und Maim. Hil. Nes. 1, 15. Im vorhergehenden Falle jedoch wurde sein Gelübde nicht als ein irrtümliches angesehen, denn seine Annahme, der Wein sei ihm erlaubt, obschon ihm die Vorschriften der Thora über das Nasirgelübde bekannt seien, grenzt geradezu am mutwilliges Vergehen (אומר מותר קרוב למזיד, vgl. Mak. 7b), und es ist, als ob er absichtlich eine Bedingung gemacht hätte, die gegen ein Thoragesetz verstösst.",
+ "Simon aber verbietet es ihm. Nach R. Simon bedürfen auch irrtümlich ausgesprochene Gelübde zu ihrer Ungiltigkeit der Lösung durch Gelehrte."
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+ [
+ "ich will Nasir sein und auch für einen [andren] Nasir die Scheropfer darbringen. גלח bedeutet hier und in den folgenden Mischnas im prägnanten Sinne: die Opfer darbringen, die der Nasir beim Abschluss seines Nasirats, wenn er sich die Haare scheren lässt, zu bringen verpflichtet ist, s. S. 249, Einl.",
+ "für einander die Scheropfer darbringen. Jeder braucht nur die Opfer für den andren, aber nicht für sich selbst darzubringen, da der eine durch den andren dieser Pflicht enthoben wird.",
+ "wenn nicht. Wenn sie nicht so klug sind, sondern jeder seine Opfer für sich selbst gebracht hat."
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+ [
+ "Meir. Sobald er die Worte ausgesprochen hat: „הרי עלי לגלח, ich verpflichte mich die Scheropfer darzubringen“, hat er ein vollständiges Nasirat gelobt, und dieses Gelübde kann durch die Schlussworte nicht mehr aufgehoben werden; denn R. Meir folgt hier dem Grundsatze, den er auch sonst (vgl. Temura V, 4, Pes. 60a, Ned. 26a) vertritt: „תפוס לשון ראשון, halte dich an den ersten Ausdruck“, d. h. der erste Teil seiner Aussage ist bindend.",
+ "es braucht jeder von ihnen nur die Hälfte der Scheropfer eines Nasir darzubringen. Die Schlussworte חצי נזיר wollen nur die Anfangsworte erklären und sind nicht als selbständige Aussage aufzufassen, es ist also, wie wenn er ein Gelübde ( הרי עלי לגלח) und unmittelbar darauf seine Reue über dieses Gelübde und die Beschränkung seines Umfangs ausgesprochen hätte."
+ ],
+ [
+ "wenn ich einen Sohn bekommen werde. Er will etwa als Zeichen seiner dankbaren Gesinnung für die Geburt eines Sohnes ein Nasirat geloben.",
+ "so ist er ein Nasir. Dieser im Grunde selbstverständliche Satz ist von der Mischna nur als Gegensatz zu dem darauf folgenden negativen Satze aufgestellt. Die Mischna will sagen, dass unter בן in der Regel „Sohn“ verstanden wird und nicht „Kind“.",
+ "Wird ihm eine Tochter oder ein geschlechtsloses Kind. S. Jeb. VIII, N. 49.",
+ "oder ein Zwitter. S. Jeb. VIII, N. 47.",
+ "so ist er kein Nasir. Wenngleich unter בנים auch „Töchter“ verstanden werden (z. B. Gen. 3, 16) und das Verb בנה, zu dem das Substantiv בן gehört „fortpflanzen“ schlechthin bedeutet (Gen. 16, 2), so bezeichnet doch der Volksmund mit בן nur den „Sohn“, und bei Gelübden sind die Worte in dem Sinne aufzufassen, in dem das Volk sie gebraucht, vgl. Ned. III, N. 63",
+ "] wenn ich sehen werde. Der babyl. Talmud liest: אם אמר כשיהיה לי ולד, der jerus. אם אמר כשאראה לי ולד.",
+ "selbst wenn ihm eine Tochter oder ein geschlechtsloses Kind oder ein Zwitter geboren wird. Denn unter ולד ist auch ein Kind zu verstehen, das nicht in jeder Beziehung mit einem männlichen Kinde gleichberechtigt ist."
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+ "Wenn seine Frau. D. i. die Frau des Mannes, der (M. 7) ein Nasirat gelobt hatte für den Fall, dass er einen Sohn bekommen werde.",
+ "eine Frühgeburt hatte. Sodass es zweifelhaft ist, ob dieses frühgeborene Kind lebensfähig war, denn auch dann kann es vorzeitig gestorben sein, oder ob es überhaupt nie lebensfähig war.",
+ "so ist er kein Nasir. Denn es ist anzunehmen, dass er beim Geloben des Nastrate sich nicht in einen Zweifel einlassen, sondern nur dann ein Nasir sein wollte, wenn sein Kind sicher lebensfähig ist. Dieser anonyme Tanna vertritt die Ansicht des R. Jehuda (Ned. 8a), wonach sich niemand in einen Zweifel einlässt, zumal in Fällen, wo der Zweifel mehr Schwierigkeiten bietet als die Gewissheit. Denn wenn das Nasirat ein sicheres ist, so erreicht es mit 30 Tagen sein Ende und die Bestimmungen über das Haarscheren, die Enthaltsamkeit u. s. w. sind für ihn nicht mehr bindend; wenn dagegen das Nasirat ein zweifelhaftes ist, so darf er die sog. Scheropfer nicht darbringen, weil sie vielleicht gar keine Opfer, sondern nur profane Tiere sind, und sein Nasirat bleibt in Kraft, es sei denn, dass ihm das Nasirgelübde von Gelehrten gelöst wird.",
+ "wenn es ein lebensfähiges Kind ist. Ms. B. liest אם יהיה.",
+ "so bin ich Nasir aus freien Stücken. Nach R. Simon ist es nicht ausgeschlossen, dass jemand bei seinem Nasirgelübde auch den zweifelhaften Fall im Sinne hat, im Zweifel aber ist bei einem Nasirat in erschwerendem Sinne zu entscheiden. Er muss daher jedenfalls ein Nasirat abhalten; um jedoch, falls das Kind nicht lebensfähig und er also eigentlich kein Nasir war, nicht profane Tiere als Opfer darzubringen ( חולין לעזרה), muss er den Vorbehalt machen, dass dann sein Nasirat nicht ein obligatorisches, sondern ein freiwilliges sein soll.",
+ "Hat sie dann wiederum geboren. Nach einer zweiten Schwangerschaft und zwar ein lebensfähiges Kind.",
+ "so ist er ein Nasir. Denn nach dem ersten ungenannten Tanna hat er noch kein Nasirat abgehalten, sein Gelübde also noch nicht erfüllt.",
+ "wenn das erste [Kind] ein lebensfähiges war. Ms. B. liest אם הראשון חיה.",
+ "so soll das erste [Nasirat] ein pflichtmässiges und dieses ein freiwilliges sein. Denn diese zweite Geburt hatte ich beim Geloben des Nasirats nicht im Sinne."
+ ],
+ [
+ "wenn ich einen Sohn bekommen werde. Er gelobt 2 Nasirate, eines schlechthin und ein zweites bedingungsweise.",
+ "und er begonnen hat das seinige abzuhalten. מנה eigentlich „zählen“ sc. die Tage, die sein Nasirat gelten sollte, also wenigstens 30 Tage, s. I, 3.",
+ "so muss er zunächst das seine vollenden. Und nach Ablauf seines Nasirats die Scheropfer bringen.",
+ "und [nochmals] Nasir. D. h. noch ein zweites Nasirat will ich abhalten, das nicht an eine Bedingung geknüpft sein soll.",
+ "und er begonnen hat das seinige. Das Nasirat, das er unbedingt halten wollte und das er in seinem Gelübde an zweiter Stelle genannt hatte.",
+ "abzuhalten und ihm dann ein Sohn geboren wird. Bevor er sein Nasirat beendet.",
+ "hält [zunächst] das für seinen Sohn ab. Weil er beim Geloben dieses bedingte Nasirat zuerst genannt hat.",
+ "und vollendet dann das seinige. Und erst nach Ablauf dieses zweiten Nasirats bringt er die Scheropfer für beide Nasirate. Er darf aber nicht schon nach Ablauf des ersten Nasirats (d. i. des für die Geburt des Sohnes gelobten) die Scheropfer für dieses darbringen, denn da er vor dessen Beginn bereits einige Tage sein Nasirat abgehalten, so muss er nach dessen Abschluss noch den Rest seines Nasirats vollenden, dieses aber muss mindestens 30 Tage gedauert haben, ohne dass er es durch Haarscheren u. s. w. unterbrochen hätte. Wenn er jedoch sein Nasirat für längere Zeit als 30 Tage gelobt hätte und er nach Ablauf des ersten Nasirats (für seinen Sohn) noch 30 Tage Nasir hätte sein müssen, so darf er sich nach Ablauf des ersten scheren und die Opfer darbringen. So nach Raschi, Tosafot, Mëiri; nach Maim. Hil. Nes. IV, 3 jedoch bringt er in jedem Falle nach Ablauf des ersten Nasirats die Scheropfer und hält dann noch ein volles Nasirat von 30 Tagen ab."
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+ "falls ihm bis zum siebzigsten Tage. Und diesen Tag eingeschlossen. — Ed. Lowe liest נולד לשבעים.",
+ "nichts eingebüsst. Denn er unterbricht zunächst sein Nasirat, hält sodann das Nasirat für die Geburt seines Sohnes ab, bringt nach dessen Abschluss die Scheropfer, vollendet dann den Rest seines Nasirats von 30 Tagen (oder mehr, falls das Kind vor dem siebzigsten Tage geboren war) und bringt dessen Scheropfer.",
+ "Tage um. D. h. die Tage, die er über 70 Tage hinaus ein Nasirat abgehalten.",
+ "Tagen scheren lassen. Er muss also, wenn er z. B. 80 Tage lang Nasir war, nach Abschluss des Nasirats für seinen Sohn noch 30 Tage lang Nasir sein, sodass ihm die letzten 10 von den 80 Tagen nicht angerechnet werden."
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+ "so schert er sich. Zum Abschluss seines Nasirats, Num. 6, 18.",
+ "am einunddreissigsten Tage. Denn ein Nasirat ohne genaue Zeitbestimmung dauert 30 Tage, Nas. I, 3.",
+ "hat er sich jedoch am dreissigsten Tage. Ms. B. liest יום שלושים.",
+ "so hat er auch seiner Pflicht genügt. Weil der begonnene Tag für voll gerechnet wird, מקצת היום כבלו.",
+ "seiner Pflicht nicht genügt. Da er ausdrücklich die Zahl 30 nannte, wollte er 30 ganze Tage bezeichnen. Wenn er sich also am 30. Tage geschoren hat, so ist es, wie wenn er sich während des Nasirats geschoren hätte, und er muss nochmals 30 volle Tage Nasir sein und dann die Scheropfer darbringen."
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+ "Wenn jemand zwei Nasirate gelobt. Indem er erklärt: „mir sollen zwei Nasirate obliegen“ oder „ich will Nasir sein und nochmals Nasir“ (vgl. I, 9). Wenn er jedoch ausdrücklich gesagt hätte: „ich will 30 Tage lang Nasir und dann nochmals 30 Tage lang Nasir sein“, so würde er, falls er sich bereits am 30. Tage geschoren hätte, seiner Pflicht nicht genügt haben (vgl. M. 1), während dies nach dem zweiten Fall unserer Mischna wohl der Fall sein soll.",
+ "so schert er sich das erste Mal am einundreissigsten Tage und das zweite Mal am einundsechzigsten Tage. Denn der begonnene 31. Tag, an dem er sich zum Abschluss seines ersten Nasirats geschoren hat, wird ihm für voll angerechnet und gilt gleichzeitig als der erste Tag des zweiten Nasirats, wie ja auch einem, der um die Mittagsstunde ein Nasirat gelobt, der betreffende Tag als der erste des Nasirats angerechnet wird. Der 60. Tag ist daher der 30. des zweiten Nasirats, und am darauf folgenden 61. Tage, als am 31. des zweiten Nasirats, kann er sich scheren.",
+ "hat er sich aber das erste Mal am dreissigsten Tage geschoren. Sodass geschehenen Falls das erste Nasirat als beendet gilt, oben N. 4.",
+ "so kann er sich das zweite Mal am sechzigsten Tage scheren. Denn der 30. Tag des ersten Nasirats, an dem dieses beendet wurde, gilt zugleich als der erste des zweiten Nasirats; folglich war dieses mit dem 59. Tage zu Ende, und am folgenden, als am 31. Tage kann er die Scheropfer darbringen.",
+ "so hat er auch seiner Pflicht genügt. Da der 30. Tag ihm als Beginn des zweiten Nasirats und der begonnene 59. Tag für voll angerechnet wurden, so ist es, wie wenn er dieses schon am 30. Tage beendet hätte, und geschehenen Falls hat er auch so seiner Pflicht genügt, vgl. oben N. 4.",
+ "Papios bezeugt. Edujot VII, 5."
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+ "so stösst er alles um. Hier wird ihm nicht (wie oben N. 4) der begonnene Tag für voll angerechnet, da er noch nicht die Scheropfer zum Zeichen des Abschlusses seines Nasirats dargebracht hat; es ist vielmehr wie wenn er inmitten des Nasirats unrein geworden wäre, wodurch die früheren Tage fortfallen, Num. 6, 12, und er muss die (v. 9—12) vorgeschriebenen Opfer darbringen, nachdem er am 3. und am 7. Tage nach eingetretener Unreinheit gesprengt wurde (Num. 19, 12), und ein neues Nasirat von 30 Tagen abhalten.",
+ "er stösst nur sieben Tage um. Nach R. Elieser wird auch in diesem Falle der begonnene 30. Tag für voll gerechnet, die Unreinheit gilt daher als nach Abschluss des Nasirats eingetreten, und er hat nur noch 7 Tage zu warten, bis er rein wird (Num. 19, 12) und seine Scheropfer darbringen darf. Er hat jedoch die Vorschriften des Nasir noch solange zu beobachten, bis er nach wieder erlangter Reinheit seine Opfer dargebracht hat.",
+ "so stösst er alles um. Mit der ausdrücklichen Nennung der Zahl wollte er 30 volle Tage bezeichnen, es wird ihm deshalb der begonnene 30. Tag nicht für voll angerechnet (vgl. N. 5), und hierin stimmt auch R. Elieser mit den Weisen überein."
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+ "so stösst er alles um. Vgl. N. 12.",
+ "er stösst nur dreissig Tage um. Nach R. Elieser (Nas. 6 b) wird der Vers Num. 6, 13 וזאת תורת הנזיר ביום מלאת ימי נזרו also gedeutet: dies ist die Vorschrift für den Nasir an dem Tage, da die Tage seines Nasirats zu Ende gehen, d. h. wenn er an diesem Tage unrein wird, so soll für ihn nochmals die Lehre des Nasir gelten, er muss also nochmals ein Nasirat von 30 Tagen abhalten. R. Elieser rechnet zwar den begonnenen Tag für voll (N. 13), aber nur wenn er sein Nasirat nicht näher bestimmt hat; wenn er jedoch die Zahl der Tage ausdrücklich nennt, so muss der letzte Tag erst zu Ende gegangen sein, um das Nasirat als abgeschlossen zu betrachten (N. 14). Man könnte nun einwenden, dass er selbst in dem letztern Falle auch nicht volle Tage gemeint hat; denn wenn er ausdrücklich 30 Tage nennt, so hat er zwar sicherlich volle Tage gemeint, da ja auch ohne Nennung dieser Zahl das Nasirat 30 Tage gewährt haben würde (Nas. I, 3), wenn er jedoch ein längeres Nasirat geloben will, so muss er doch die Dauer genauer angeben, er braucht aber dabei noch nicht volle Tage im Sinn gehabt zu haben! Diese Frage wird von Tosafot Nas. 6b (s. v. אמר) also beantwortet: Der Vers Num. 6, 13 handelt von dem Falle, dass er sein Nasirat genauer bestimmt hat, denn da der Vers sagen will, dass man ihm im Falle der Unreinheit nochmals ein Nasirat und zwar ein einfaches Nasirat (von 30 Tagen) auferlegen soll, so muss er im übrigen von einem genau umschriebenen Nasirat handeln; wenn jedoch ein Nasirat schlechthin gelobt war, so verlangt die Schrift nicht, dass er im Falle der Unreinheit nochmals ein Nasirat abhalten soll. Daher stimmte auch R. Elieser im letzten Fall der M. 3 mit den Weisen darin überein, dass das ganze Nasirat aufgehoben sei, weil es sich dort um ein ausdrücklich auf 30 Tage bestimmtes Nasirat handelt (Tos. L. Heller). Nach I. Lipschütz (in seinem Commentar תפארת ישראל) ist die Schwierigkeit also za lösen: In unserer Mischna wird der begonnene 100. Tag darum nicht für voll angerechnet, weil er sich beim Geloben nicht des Ausdrucks עד מאה יום bedient, der in der Regel ausschliessende Bedeutung hat (s. Ned. VIII, N. 9), er wollte daher volle Tage bezeichnen. Wenn er dagegen (M. 3) erklärt hat: הריני נזיר ל׳ יום, so hat er, auch ohne die Formel ל׳ יום gebraucht zu haben, nicht volle Tage gemeint, da er nur die Zahl von Tagen nannte, die er ohnedies zum mindesten Nasir hätte sein müssen, Nas. I, 3.",
+ "Wird er jedoch am hundertundersten Tage. Oder falls er ein Nasirat schlechthin gelobt hat, am 31. Tage.",
+ "so stösst er dreissig Tage um. Dieser Fall wird mit dem ersten in M. 3 verglichen. Ebenso wie dort durch eine am 30. Tage erfolgte Unreinheit das ganze Nasirat umgestossen wird und ein neues von 30 Tagen abzuhalten ist, muss auch hier, wenn die Unreinheit am 101. Tage, also an dem Tage erfolgt ist, an dem er sich scheren muss, ein neues Nasirat von 30 Tagen abgehalten werden.",
+ "Tage um. R. Elieser folgt hier seiner in M. 3 ausgesprochenen Ansicht, dass, selbst wenn er am 30. Tage als am letzten Tage seines Nasirats unrein wird, er nur 7 Tage umstösst."
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+ "während er auf einem Begräbnisplatz war. Er ist also unrein und würde sein Nasirat im unreinen Zustande beginnen. Das Gleiche ist der Fall, wenn er auf andere Weise unrein wäre zur Zeit, als er sein Nasirgelübde aussprach, s. Nas. VII, 2.",
+ "auch wenn er dort dreissig Tage geblieben. A. L.: הוא. R. Ascher las: שהה; Mëiri: עמד.",
+ "war. Sodass man glauben könnte, er müsse, da er so lange unrein war, als die mindeste Frist eines Nasirats dauert, nach Ablauf dieser 30 Tage sich am 3. und 7. Tage sprengen lassen (Num. 19, 12), die Scheropfer darbringen und dann ein neues Nasirat in reinen Zustande abhalten.",
+ "und er bringt auch nicht die Opfer wegen Unreinheit dar. Denn das Gesetz Num. 6, 9ff. handelt nur von jemand, der in reinem Zustand sein Nasirat begonnen und es dann infolge eingetretener Unreinheit abgebrochen hat.",
+ "Geht er aber fort. D. h. wenn er den Begräbnisplatz verlässt, sich am 3. und 7. Tage sprengen lässt und badet, sodass er rein wird und mit diesem Tage sein Nasirat beginnt.",
+ "und kehrt dann. Nachdem er einen oder mehrere Tage in reinem Zustand sein Nasirat abgehalten.",
+ "[dorthin] zurück. Ohne jedoch in einer solchen Weise unrein zu werden, dass (nach Nas. VII, 2) die in Reinheit abgehaltenen Nasirtage umgestossen werden, denn nur von den dort aufgezählten Fällen eingetretener Unreinheit gilt die Bestimmung, dass die früheren Tage umgestossen werden.",
+ "so werden sie. Die Tage, die er als Nasir in reinem Zustand verlebt hat, bevor er wieder den Begräbnisplatz betreten.",
+ "und er bringt die Opfer wegen Unreinheit dar. Falls er dann auf eine der in Nas. VII, 2 genannten Arten unrein geworden, sodass die in Reinheit verbrachten Tage umgestossen werden.",
+ "wenn es am selben Tage geschieht. D. h. er stösst sein Nasirat nicht um, wenn er an demselben Tage unrein wird, an dem er es nach wieder erlangter Reinheit abzuhalten begonnen hat.",
+ "die früheren Tage. In der Mehrzahl, also mindestens zwei.",
+ "wenn. Ms. B. liest: שהיו לו ימים ראשונים (ohne עד).",
+ "sind. Es müssen also wenigstens 2 frühere Tage fortfallen können, und erst wenn er am dritten Tage unrein wird, stösst er sein Nasirat um. So Maim. Hil. Nes. VI, 6. In seinem Kommentar zur Mischna jedoch fasst er die Worte והימים הראשונים so auf, dass der Nasir wenigstens 2 Tage in reinem Zustande zu zählen begonnen hat; wenn er demnach bereits am zweiten Tage nach erlangter Reinheit unrein wird, so stösst er auch sein Nasirat um; so auch nach einer Erklärung in Raschi, nach Tos. und Mëiri."
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+ "Wenn. Der erste Satz dieser Mischna findet sich auch Edujot IV, 11.",
+ "jemand ein Nasirat für längere Zeit. Für längere Zeit als die nach Nas. I, 3 mindeste Frist von 30 Tagen. — Die Lesarten schwanken zwischen הרבה und מרובה.",
+ "sein Nasirat vollendet. Im Auslande, dessen Boden nach den Rabbinen als unrein galt.",
+ "und dann nach dem Lande [Israels. ארץ ϰατ’ ἐξοχήν ist in der Mischna häufig die Bezeichnung für das Land Palästina.",
+ "er muss [nur noch] dreissig Tage lang Nasir sein. Eigentlich ist ein auf unreinem Boden abgehaltenes Nasirat ungiltig, vgl. M. 5. Da jedoch das Ausland nur rabbinisch (nicht nach der Thora) unrein ist, so gilt sein Nasirgelübde als erfüllt, und nur zur Strafe muss er noch in Palästina ein einfaches Nasirat von 30 Tagen abhalten.",
+ "er muss das Nasirat [nochmals] von vorn beginnen. Das im Auslande abgehaltene Nasirat wird ihm so wenig angerechnet, als wenn er es etwa auf einem Begräbnisplatz abgehalten hätte.",
+ "Einst. מעשה „Geschehnis, Factum“ dient in der Mischna oft zur Einleitung einer Begebenheit, die sich „einst“ zugetragen hat.",
+ "zog der Sohn der Königin Helena. Helena, die Königin des an der Grenze des römischen und pontischen Reiches gelegenen Königreiches Adiabene, war zum Judentum übergetreten und hatte um das J. 43 d. gew. Z. die Reise nach Jerusalem unternommen; s. Graetz, Gesch. der Juden, III, 403ff.; vgl. auch Joma III, 10.",
+ "so will ich. Anstatt אהא liest Ms. B. חריני.",
+ "Da entschied. Ms. B. והורוה, ebenso die Talmudausgaben.",
+ "dass sie einundzwanzig. Ms. B und Talmudausg. lesen richtig עשרים ואחת, nicht ואחד.",
+ "sie brauchte nur vierzehn Jahre lang Nasiräerin zu sein. Da sie gar nicht unrein geworden war; aus dieser Begebenheit ist also ein Beweis gegen die Ansicht des R. Elieser (M. 3), dass man in einem solchen Falle nur 7 Tage umstösst, nicht zu erbringen. Es kann freilich aus den Worten des R. Jehuda, der nur behauptet, Helena sei nur 14 Jahre lang Nasiräerin gewesen, aber nicht ausdrücklich erklärt, sie sei überhaupt nicht unrein geworden, gefolgert werden, sie sei zwar tatsächlich unrein geworden, aber dennoch brauchte sie nur 14 Jahre lang Nasiräerin zu sein; weil sie nämlich nach der Thora mit dem im Auslande abgehaltenen Nasirat ihr Nasirgelübde eingelöst, so wollten die Weisen nicht so weit gehen, ihr ganzes Nasirat umzustossen, nachdem sie in Palästina ein zweites Nasirat von 7 Jahren abgehalten (ת״י)."
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+ "Wenn. Diese Mischna findet sich auch Edujot IV, 11.",
+ "zwei Zeugenpaare. כת, vom aram. כנתא Genosse, eig. Genossenschaft, Gesellschaft, Abteilung, in der Mischna häufig für „ein Paar“ Zeugen gebraucht.",
+ "er habe. Zur selben Zeit, auf die die Aussage des ersten Zeugenpaares sich bezieht.",
+ "fünf Nasirate gelobt. Er selbst behauptet, gar kein Nasirgelübde getan zu haben, oder er erklärt, es nicht mehr genau zu wissen, oder er schweigt zu der Aussage der Zeugen. In diesem Falle gilt aber nicht der Satz „שתיקה כהודאה דמיא, das Schweigen kommt einer Zustimmung gleich“, denn der Gelobende kann sich sagen, sein Widerspruch sei überflüssig, da ja die Zeugen selbst einander widersprechen.",
+ "und er braucht gar kein Nasirat abzuhalten. Das Zeugnis ist ungiltig, da die Anssagen einander widersprechen.",
+ "in fünf ist doch zwei enthalten. Darin also, dass er zwei Nasirate gelobt hat, stimmen doch beide Zeugenpaare überein. — In Sanh. 31a wird zwar bemerkt, dass im Falle, wenn in einem Darlehensprozess zwei Zeugenpaare auftreten und verschieden aussagen, Bet-Schammai und Bet-Hillel darin übereinstimmen, dass das Zeugnis gilt, welches den geringeren Umfang hat und dass sie in der oben angeführten Weise nur in dem Falle controversieren, wenn ein Zeugenpaar auftritt; nach Bet- Schammai braucht er kein Nasirat abzuhalten, weil nicht zwei Zeugen erklären, dass er zwei Nasirate gelobt habe, nach Bet-Hillel dagegen muss er wenigstens zwei Nasirate abhalten, weil aus der Addition der beiden Zeugenaussagen sich ergibt, dass er zwei Nasirate gelobt habe. Die Divergenz lässt sich indessen also erklären: Im dem Nasiratgelübde kommt es wesentlich auf dessen Wortlaut an, es muss also festzustellen sein, ob er die Zahl zwei oder fünf beim Geloben ausgesprochen hat, und da die Zeugenpaare einander widersprechen, so ist das Zeugnis überhaupt ungiltig. Bei dem Darlehen hingegen kommt es nicht auf einen Wortlaut, sondern auf ein Factum an, die Tatsache aber, dass die kleinere Summe geliehen ist, wird auch von dem Zeugenpaare bestätigt, welches aussagt, dass ein grösseres Darlehen erfolgt ist, ת״י."
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+ "auch ich. D. h. wenn ein dritter die Übernahme des Nasirats von dem zweiten hört und erklärt: „auch ich“, u. s. w. Ms. Lowe liest ואני ואני ואני. Diese Lesart ist jedoch so zu verstehen, dass sie nicht nur drei, sondern beliebig viele Personen bezeichnen soll.",
+ "so sind sie alle Nasiräer. Aber nur dann, wenn die Erklärung des einen unmittelbar auf die des vorhergehenden erfolgte (תוך כדי דבור), d. i. wenn nicht soviel Zeit inzwischen verstrichen war, dass man die drei Worte שלום עליך רבי hätte sagen können; vgl. Ket. II, N. 17.",
+ "dem ersten aufgelöst. Durch einen Kundigen, der ihm einen Weg zur Bereuung seines Gelübdes eröffnet oder dem er von selbst seine Reue erklärt hat; vgl. auch Ned. IX, 7.",
+ "so ist es allen aufgelöst. Denn die Giltigkeit jedes Nasiratgelübdes war bedingt durch die des vorhergehenden.",
+ "alle andren aber sind noch gebunden. Durch ihre Gelübde, denn deren Giltigkeit war nicht durch die des nachfolgenden Gelübdes bedingt.",
+ "mein Mund sei wie der seinige. D. h. „es sei meinem Munde der Weingenuss verboten wie dem seinigen“.",
+ "und mein Haar wie das seinige. „Für mein Haar sei das Scheren ebenso verboten wie für das seinige“.",
+ "so ist er ein Nasir. Denn die in diesem wie im ersten Fall der Mischna genannten Formeln sind den Ansatzformeln des Nasirgelübdes gleichzuachten, vgl. הריני כזה, Nas. I, 1.",
+ "während das seine bestehen bleibt. Denn sein Gelübde war nicht bedingt durch das nachfolgende seiner Frau. Würde jedoch sein Gelübde durch einen Kundigen gelöst, so wäre dadurch auch das ihrige aufgehoben.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn durch seine Erklärung: „auch ich“ hat er das Nasirgelübde seiner Frau bestätigt und dadurch das Recht verloren, es aufzuheben. Hätte jedoch ein Fremder, nicht ihr Gatte die Giltigkeit seines Nasirgelübdes von dem der Frau abhängig gemacht und ihr Gatte dieses Gelübde aufgehoben, so würde das des Fremden dennoch gültig bleiben, weil die Einsprache des Gatten nur den Fortbestand des Gelübdes hindert, nicht aber (wie die Auflösung durch einen Gelehrten) dessen Bestand von Anfang an aufhebt und als von vornherein nichtig erklärt, s. Ned. X, N. 4."
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+ "sagt. Wenn sie aber schweigt, so gilt das Nasirgelübde für sie nicht, denn der Mann kann ihr gegen ihren Willen kein Gelübde auferlegen.",
+ "während das seine bestehen bleibt. Er kann ihr Gelübde aber nur aufheben, wenn er das ואת als Frage an sie gerichtet und sie diese mit ihrem אמן zustimmend beantwortet hat; wenn er jedoch das ואת nur als bejahende Fortsetzung seiner Erklärung נזיר הריני ausgesprochen und sie Amen gesagt hat, so hat er ihr Gelübde bestätigt und kann es nicht mehr aufheben. Hat er endlich das ואת conditionell gemeint, sodass er sagen wollte, er wolle nur dann Nasir sein, wenn auch sie Nasiräerin sein wollte, so hat er die Giltigkeit seines Gelübdes von der Übernahme ihres Nasirats abhängig gemacht, und sobald ihr Gelübde gelöst ist, ist auch das seine gelöst; Nas. 22b und Jerus. z. St. Im jerus. Talmud, ed. princ. und Manuscr. Kaufmann („Ms. K“) ist die Lesart in unserer Mischna ושלו בטל, und dieser Satz wird dort auf den Fall gedeutet, dass das ואת als Bedingung gesagt war. (Kremnitzer in seinem Kommentar אורח מישור zu unserer Stelle sucht jedoch nachzuweisen, dass die Lesart des Jerus. falsch ist. Maim. Hil. Ned. XIII, 14, heisst es im auffallenden Gegensatz zu unserer Mischna: הריני נזיר ומה תאמרי האת נזירה כמותי ואמרה אמן הרי זה יפר ואם הפר לה שלו בטל. Tos. L. Heller nimmt daher im Texte des Maim. eine Lücke an, und Sabbatai Kohen in seinem נקודות הכסף zu J.- dea 234, 54 vermutet, dass Maim. in unserer Mischna die Lesart ושלו בטל hatte).",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn er hat das Gelübde seiner Frau bestätigt und für sich ein solches übernommen."
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+ "so erhält. Über ספג את הארבעים s. Jeb. XI, N. 33. Zum Ausdruck wäre noch zu vergleichen: בלע קולפי, Schläge verschlingen, aufnehmen, d. i. erhalten. Ber. 56a, Men. 7a und Arachin 22a; קבל הרצועה, den Riemen, d. i. Schläge empfangen, bekommen, Ex. rabba Abschn. 2 (zu Ex. 3, 2), lat. haurire supplicium, Strafe schöpfen, d. i. erleiden, bekommen.",
+ "sie die vierzig [Geisselhiebe. Für die Übertretung der Verbote Num. 6, 3 und 6. Diese Strafe erhält die Frau selbst dann, wenn ihr Mann ihr Gelübde erst nach erfolgter Übertretung aufgehoben hat, denn die Aufhebung des Gelübdes durch den Gatten hat keine rückwirkende Kraft, s. N. 10.",
+ "so erhält sie doch die Strafe der Züchtigung. מרדות, Züchtigung (von dem bibl.-hebr. רדה), nach Aruch, R. Nissim von מרד (Strafe wegen Widerspenstigkeit, Auflehnung gegen das Wort der Schrift oder das der Weisen), d. i. eine Strafe der Geisselung, die nach Befinden des Gerichtes und in Berücksichtigung der obwaltenden Umstände an denjenigen vollzogen wurde, die ein Thoragebot übertraten oder gegen eine rabbinische Satzung verstiessen; vgl. auch ת״י zu Makkot III, N. 3. Ed. Lowe und Ms. K. lesen מכות מרדות."
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+ "Wenn eine Frau Nasiräerin zu sein gelobt und schon ihr Vieh [zum Opfer. Das nach Abschluss des Nasirats darzubringen ist, s. S. 242 Einl. A.",
+ "dann aufhebt. Bevor das Blut eines der Opfertiere für sie gesprengt worden ist, nach M. 4.",
+ "wieder mit der [übrigen] Herde auf die Weide gehen. Es ist nicht heilig und gilt als profan, denn der Mann wird ihr nur für den Fall Tiere zugeeignet haben, dass sie sie darbringen muss.",
+ "wenn das Vieh aber ihr gehörte. Wenn ihr nämlich jemand Tiere geschenkt hat mit dem Vorbehalte, dass ihr Gatte kein Recht an ihnen habe, s. Ned. XI, 8 u. N. 42.",
+ "so muss das zum Sündopfer bestimmte [unbenutzt] sterben. Es wird wie die dem Tode verfallenen Sündopfer (חטאות המתות , Seb. VIII, 1, Temura IV, 1) in einen engen Stall gesperrt und dem Hungertode ausgesetzt. Das Tier wird aber nicht als profan betrachtet wie etwa ein Tier, das irrtümlich zum Opfer geweiht war (Nas. V, 1), denn die Frau hat das Tier zum Opfer bestimmt, obgleich sie hätte wissen müssen, dass ihr Gatte ihr Gelübde aufheben kann.",
+ "das zum Ganzopfer bestimmte als Ganzopfer und das zum Friedensopfer bestimmte als Friedensopfer dargebracht werden. Denn Ganz- und Friedensopfer dürfen nicht nur als Pflichtopfer, sondern auch als freiwillige Gaben (נדבה) dargebracht werden, was aber beim Sündopfer nicht der Fall ist.",
+ "sie dürfen aber nur einen Tag lang gegessen werden. Wie das Friedensopfer, das der Nasir darzubringen hat (Num. 6, 14 und Lev. 7, 15), aber nicht wie gewöhnliche Friedensopfer (Lev. 7, 16).",
+ "und erfordern das Brotopfer. Num. 6, 15.",
+ "nicht. Da das Nasirgelübde durch den Gatten aufgehoben war, so fällt auch die Pflicht des Brotopfers fort, bei dem Friedensopfer dagegen ist die erschwerende Bestimmung beibehalten, dass es nur einen Tag lang gegessen werden darf, da es einmal als Nasiropfer geweiht worden war.",
+ "über das sie keine nähere Bestimmung getroffen. סתם s. Ket. VI, N. 28.— Sie hatte, als der Gatte das Gelübde aufhob, nicht Tiere zu den Opfern abgesondert, sondern nur Geld zurückgelegt, ohne jedoch genauer zu bestimmen, welches sie zur Anschaffung der einzelnen Opfertiere verwenden wolle. Nach Maim. Hil. Nes. IX, 4 heisst das Geld nur dann סתומים, wenn sie beim Zurücklegen der Summe über deren Verwendung gar nichts geäussert hat; sobald sie jedoch nur erklärt hat, dass das Geld überhaupt zu ihren Pflichtopfern verwendet werden solle, gilt es als מפורשים (s. weiter).",
+ "so fällt es der Kasse der freiwilligen Gaben anheim. D. i. der Kasse, die im Tempel zur Anschaffung der freiwilligen Opfer vorhanden war, die dargebracht wurden, wenn obligate Opfer nicht vorlagen, und die stets Ganzopfer sein mussten.",
+ "so wird das [Geld] für das Sündopfer in das Salzmeer geworfen. Um jede Benutzung unmöglich zu machen.",
+ "man darf es nicht benützen. Da das Geld für Opfer bestimmt ist, haben die Rabbinen seine Verwendung zu profanen Zwecken verboten.",
+ "begeht aber keine Untreue daran. Wenn man es benutzt hat, so findet dennoch das Gesetz Lev. 5, 15, keine Anwendung, denn da das Geld der Vernichtung anheimfällt, kann man es nicht mehr „קדשי ה׳, Heiligtümer Gottes“ nennen, bei denen allein Untreue stattfinden kann.",
+ "für das Geld zum Friedensopfer muss man Friedensopfer darbringen. Untreue findet jedoch am Friedensopfer als an einem Heiligtum geringeren Grades (קדשים קלים) nicht statt, s. Mëila I, 4. — Hatte aber das Geld nicht ihr, sondern dem Gatten gehört, so ist es profan, da sie nicht befugt war, sein Geld zu Opferzwecken zu weihen, ihre Weihe also nichtig war."
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+ "Sobald das Blut eines Opfers. Von den drei Opfern, die die Frau zum Abschluss ihres Nasirats darzubringen hatte.",
+ "nicht mehr aufheben. Denn nach der Sprengung des Blutes darf die Frau wieder Wein trinken, das Nasirgelübde, das auf ihr ruhte, ist daher nicht ein solches, das eine Verkümmerung ihres Lebensgenusses einschliesst, und der Gatte ist daher nicht befugt es aufzuheben, s. Ned. XI, 1.",
+ "sobald auch nur eines von all den Tieren für sie geschlachtet ist. Auch bevor noch das Blut auf den Altar gesprengt ist.",
+ "kann er es nicht mehr aufheben. Sobald nämlich das Sündopfer für sie geschlachtet ist und der Mann ihr Gelübde auflösen wollte, müsste jenes verbrannt werden, denn ein Sündopfer hätte sie dann nicht mehr nötig, ein Sündopfer aber kann nicht als freiwilliges, sondern nur als Pflichtopfer gebracht werden. Es geht aber auch nicht an, das Tier von dem Moment des Blutsprengens an zu einem Friedensopfer zu bestimmen, weil es durch Aenderung seiner ursprünglichen Bestimmung unbrauchbar würde, s. Seb. I, 1. Es würden also durch die Aufhebung des Gelübdes Heiligtümer, die eigentlich zur Opferung bestimmt waren, vernichtet werden müssen.",
+ "Wovon gilt dies. Dass der Mann das Nasirgelübde seiner Frau nicht aufheben kann.",
+ "Von dem Scheren in Reinheit. Wenn sie die Scheropfer bringt, nachdem sie ihr Nasirat in Reinheit beendet hat.",
+ "aber bei dem Scheren wegen Unreinheit. Wenn sie infolge von Unreinheit ihr Nasirat abbrechen und die Scheropfer bringen musste.",
+ "kann er es wohl aufheben. Selbst nachdem sie die Opfer dargebracht hat.",
+ "ich mag nicht. S. Ket. VI, N. 10.",
+ "eine [in ihrem Genuss] verkümmerte Frau. Da sie nochmals ein Nasirat abhalten, sich also des Weingenusses enthalten muss, ist ihr Mann befugt, ihr Gelübde aufzuheben, N. 33.",
+ "Rabbi. Nas. 28b liest der Talmud ר׳ מאיר, ebenso Raschi, Tos. R. Ascher und Mëiri.",
+ "auch bei dem Scheren in Reinheit kann er es aufheben. Bevor sie noch ihr Haar geschoren, selbst nachdem das Opferblut gesprengt war, sodass der Weingenuss ihr gestattet war.",
+ "ich mag keine abgeschorene Frau. Das Fehlen der Haare erscheint dem Gatten als eine Entstellung seiner Frau; er darf somit ihr Gelübde aufheben, weil es die Beziehungen zwischen den Ehegatten beeinträchtigt, דברים שבינו לבינה, s. Ned. XI, N. 3. Nun darf zwar die Frau mit entblösstem Haupte sich nicht öffentlich zeigen (vgl. Ket. VII, 6 und N. 38), indess an Orten, wo kein grosser Verkehr ist, ist es ihr erlaubt. Der ungenannte Tanna des vorhergehenden Satzes jedoch lässt diesen Grund nicht gelten, da sie ja ihr Haupt mit falschen Haaren verhüllen kann, also nicht entstellt auszusehen braucht. Rabbi wiederum ist der Meinung, dass der Gatte das falsche Haar als etwas Lästiges empfinden kann, daher darf er das Gelübde seiner Frau aufheben."
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+ "Der Mann kann seinem Sohn ein Nasirgelübde auferlegen. Indem er erklärt: „Mein Sohn N. N. soll Nasir sein“, oder indem er zu ihm sagt: „Du sollst Nasir sein“. Der Vater hat aber diese Befugnis nur, solange der Sohn nach Vollendung des 13. Lebensjahres die Pubertätszeichen noch nicht erlangt hat (Jeb. X, 9 Ende); mit diesem Momente jedoch hört das Nasirat auf, das ihm der Vater auferlegt, Tosefta Nes. III, 17. Nach Bertinoro zu Sota III, 8 muss er auch dann noch das Nasirat zu Ende abhalten.",
+ "die Frau aber kann. So lautet die dem Mose auf dem Sinai überlieferte Halacha, הלכה למשה מסיני. Dieser Satz findet sich auch Sota III, 8.",
+ "Wie aber. D. h. wie hat der Vater mit den Tieren zu verfahren, die er zu Opfern für seinen Sohn bestimmt hat?",
+ "wenn er sich geschoren. Und so durch die Tat bewiesen hat, dass er das Nasirat nicht übernimmt.",
+ "wenn er widerspricht. Unmittelbar nachdem der Vater das Nasirat ihm auferlegt, solange er noch nicht als erwachsen gilt. Wenn er jedoch das Nasirat begonnen oder erklärt hat, dass er es übernimmt, so können weder er noch seine Verwandten mehr widersprechen.",
+ "Wenn. Der Schluss dieser Mischna ist bereits oben M. 4 in den N. 21—31 erklärt."
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+ "Der Mann kann die Scheropfer für das Nasirat seines Vaters darbringen. Das ist überlieferte Halacha.",
+ "die Frau aber kann für das Nasirat ihres Vaters nicht die Scheropfer darbringen. Selbst wenn sie den Vater beerbt.",
+ "ohne [über dessen Verwendung] nähere Bestimmung zu treffen. S. oben N. 26.",
+ "dass ich meine Scheropfer von dem Gelde meines Vaters darbringe. In solchem Falle kann er seine Scheropfer aus dem Vermögen seines Vaters darbringen."
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+ "ein irrtümlich geheiligtes Gut gilt als geheiligt. Nach Bet-Schammai ist das Gesetz über irrtümliche Heiligung mit dem über irrtümliche Vertauschung (תמורה) von Opfertieren zu vergleichen; in diesem Falle aber ist auch der irrtümlich erfolgte Umtausch als Umtausch im Sinne des Gesetzes Lev. 27, 10 zu betrachten, s. Temura II, 3.",
+ "es gilt nicht als geheiligt. Nach Bet-Hillel kann man das Gesetz von der irrtümlichen Heiligung nicht mit dem vom irrtümlichen Umtausch vergleichen; denn bei diesem handelt es sich um etwas, das bereits in correcter Weise geheiligt war und nur umgetauscht werden soll, in unseren Falle jedoch um etwas, das erst geheiligt werden soll, solches aber kann durch eine irrtümliche Heiligung nicht geheiligt werden. — Diese Controverse ist nur deshalb hier angeführt, weil in M. 3 eine ähnliche betreffs des Nasirgelübdes sich findet.",
+ "er ist geheiligt. Im Talmud Nas. 31a werden zwei verschiedene Erklärungen dieses Satzes gegeben. Nach der einen ist der weisse Ochs heilig, denn dem Besitzer kam es darauf an, durchaus das erste Tier zu heiligen, das aus seinem Hause kommen würde, sein Irrtum bestand nur in der Annahme, dass dies ein schwarzes Tier sein würde; dieser Irrtum aber kann nicht verhindern, dass die Heiligung nun doch auf dem weissen Tiere ruht. Nach der anderen Erklärung ist der schwarze Ochs heilig, auch wenn er erst nach einem weissen herauskam, denn der Besitzer wollte sagen, der Ochs solle heilig sein, der als erster unter den schwarzen herauskommen würde, also selbst wenn ihm schon auch weisse vorangegangen sind."
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+ "und ein Silberdenar. Vgl. Ket. I, N. 9.",
+ "es ist nicht geheiligt. Der Grund für die Aufstellung der drei Fälle in dieser und der vorigen Mischna ist folgender: sogar beim Ochsen, der selbst heilig wird und auf dem Altar als Opfer dargebracht werden muss (קדוש קדושת הגוף), will Bet-Hillel sagen, dass eine irrtümliche Heiligung ungiltig ist. Im Falle des Gold- und Silberdenars will Bet-Schammai lehren, dass selbst hier, wo es sich um Dinge handelt, deren Wert nur heilig und für die Unterhaltung des Tempels verwendbar ist (קדוש קדושת דמים), die irrtümliche Heiligung giltig ist. In dem Falle endlich vom Wein und Öl will die Mischna uns zeigen, dass nach Bet-Schammai selbst hier die irrtümliche Heiligung wirksam ist, obschon der Irrtum ein vollständiger war, da man das Öl nicht dort verwenden kann, wo man durchaus Wein haben muss, andererseits aber, dass nach Bet-Hillel die irrtümliche Heiligung nicht nur dann ungiltig ist, wenn man das Wertvollere geheiligt hat, wie z. B. einen schwarzen Ochsen, der kostbarer ist als ein weisser, oder einen Golddenar, der mehr Wert besitzt als der Silberdenar, sondern auch dann, wenn man ursprünglich das minder Wertvolle geheiligt hat, wie z. B. Wein, der in manchen Gegenden Palästinas nicht so kostbar war wie Öl, obschon im allgemeinen zu vermuten ist, dass man die Absicht hat, möglichst Wertvolles dem Tempel zu weihen. (ת״י)."
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+ "sodann einen Kundigen befragt. Weil ihm zweifelhaft ist, ob die Form seines Gelübdes eine korrekte und verbindliche war; er hat aber inzwischen Wein getrunken.",
+ "da er das Gelübde getan. Obgleich er Wein getrunken, was er des Zweifels wegen nicht hätte tun dürfen, darf er dennoch die Tage seines Nasirats von dem Tage an zählen, da er es gelobt hat; er wird aber nicht etwa dadurch bestraft, dass die Tage seines Nasirats bis zum Weingenuss als umgestossen gelten. Hätte er sich jedoch verunreinigt oder geschoren, so wären die Tage bis dahin umgestossen, s. Nas. VI, 5.",
+ "Wenn er aber einen Kundigen befragt und dieser es ihm aufgelöst. Indem er ihm erklärt, dass das Gelübde von vornherein ungültig war.",
+ "das Vieh [wieder] mit der [übrigen] Herde auf die Weide gehen. Weil ihre Absonderung zu Opferzwecken irrtümlich geschehen ist, haben die Tiere nur profanen Charakter. In diesem Falle stimmt selbst Bet-Schammai zu, trotz seiner Behauptung (M. 1), dass eine irrtümliche Heiligung gültig sei, da das Gelübde von Anfang an nichtig war, die Tiere also, wie sich nachträglich ergibt, nie zu Nasiropfern geweiht sein konnten. In Nas. IV, 4 lehrte freilich die Mischna, dass, wenn die Frau ein Nasirgelübde getan und ihr Gatte es aufgehoben, nachdem sie bereits ihre Opfertiere abgesondert hatte, diese teils vernichtet, teils als Opfer dargebracht werden müssen, jedoch nur deshalb, weil die Aufhebung des Gelübdes durch den Gatten keine rückwirkende Kraft hat, die Absonderung der Tiere also zu Recht geschehen ist. Die Auflösung eines Gelübdes durch einen Kundigen aber macht es als von Anfang an nichtig, vgl. Nas. IV, N. 10. Ebenso gelten die Tiere in dem Falle als geweiht, wenn dem minderjährigen Sohne vom Vater ein Nasirat auferlegt war und die Verwandten widersprachen (Nas. IV, 6), weil hier der Vater die Weihe ausgesprochen, obschon er hatte wissen müssen, dass die Verwandten durch ihre Einsprache das Gelübde ungültig machen können; vgl. Nas. IV, N. 21.",
+ "gesteht ihr hier nicht. Über אי s. Ket. VI, N. 10.",
+ "obschon es irrtümlich geheiligtes Gut ist. Das doch nach Eurer Ansicht (M. 1) als geheiligt gelten sollte.",
+ "wenn jemand sich geirrt. Bei der Ausführung des Gesetzes vom Zehnt des Viehs, Lev. 27, 32; Bech. IX, 7.",
+ "jedes als geheiligt gilt. S. Bech. IX, 8. Somit ist erwiesen, dass auch eine irrtümliche Heiligung gültig ist. Auf den Einwand des Bet-Hillel geht aber Bet-Schammai nicht ein, da im Falle der Auflösung des Gelübdes durch einen Kundigen dieses als von Anfang an nichtig gilt u. s. w., s. N. 9.",
+ "nicht der Stab macht es heilig. Nicht der Stab, unter dem man die Tiere einzeln hindurchgehen lässt, um dann immer das zehnte als „Zehnt“ zu bezeichnen, bewirkt die Heiligkeit des Tieres.",
+ "würde er denn. Das מה ist hier elliptisch aufzufassen: was wäre denn, wenn u. s. w.? Vgl. מה אם Ker. III, 1.",
+ "damit etwas getan haben. Diese Tiere wären vielmehr trotz der irrtümlichen Benennung profan geblieben.",
+ "hat auch das neunte und das elfte für heilig erklärt. Aus dem Schriftwort וכל מעשר בקר יהיה קדש … Lev. 27, 32, wird Bech. 60b abgeleitet, dass nur dasjenige Tier durch eine irrtümliche Benennung als „Zehnt“ geheiligt ist, das dem wirklich Zehnten unmittelbar voraufgeht oder nachfolgt. Aus dieser Schriftstelle, die nur für das Gesetz vom Zehnt des Viehs bestimmt ist, darf man jedoch nicht schliessen, dass eine irrtümliche Heiligung auch in anderen Fällen gültig sei."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand ein Nasirgelübde getan. In der Absicht, beim Abschluss des Nasirats die Opfer von den Tieren darzubringen, die er damals besass.",
+ "dass es gestohlen ist. Wenn auch nur eines von den Tieren gestohlen ist, die er darbringen müsste; wegen des Diebstahls bereut er nun sein Nasirgelübde.",
+ "ein Nasir. Weil er die Bereuung seines Gelübdes mit dem Diebstahl, also einem Ereignis begründet, das erst nach dem Aussprechen des Gelübdes eintrat (נולד) und auch dann noch unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht häufig eintritt; durch solche Begründung kann aber ein Gelübde nicht gelöst werden, vgl. Ned. IX, 2.",
+ "ist er kein Nasir. Weil er erklärt, dass er gar nicht das Gelübde getan haben würde, wenn er von dem Diebstahl Kenntnis gehabt hätte; auf Grund einer solchen Erklärung aber kann ein Gelübde gelöst werden.",
+ "Diesen Irrtum. Den Irrtum nämlich, dass man ein Gelübde auflösen dürfe, wenn der Gelobende seine Reue durch einen Hinweis auf später eingetretene und nicht zu erwartende Ereignisse begründet.",
+ "als Nasiräer aus dem Exil. Darunter ist hier nicht das Ausland im Gegensatz zu Palästina zu verstehen, denn dann würde das im Ausland abgehaltene Nasirat überhaupt nicht in Anrechnung kommen (s. Nas. III, 6) und Nachum hätte ihnen einen Weg zur Bereuung des Gelübdes nicht durch den Hinweis auf die Zerstörung des Tempels, sondern durch die Erwägung eröffnen können, dass sie doch wohl ihr Nasiratgelübde nicht getan haben würden, wenn sie gewusst hätten, dass ihr bisher abgehaltenes Nasirat umgestossen werden würde. Mit גולה ist hier vielmehr Palästina gemeint, aber der Zustand der „Zerstreuung“ bezeichnet, in dem sich die Juden infolge der Zerstörung Jerusalems befanden (ת״י).",
+ "der Meder. Ed. princ., Jerus. und Mscr. K. lesen נחום איש המדי.",
+ "ist Nasir. Denn die Zerstörung des Tempels war ein Ereignis, das zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mit Sicherheit zu erwarten war; man konnte also auch seine Reue nicht nachträglich durch den Hinweis auf dieses Ereignis begründen, und das Nasiratgelübde ist giltig.",
+ "ist kein Nasir. Weil der Gelobende mit Recht erklären kann, er würde das Nasirat nicht gelobt haben, wenn er zur Zeit gewusst hätte, dass der Tempel bereits zerstört war."
+ ],
+ [
+ "Wenn [mehrere. Sechs, nach der Erklärung von Raschi, Tos. und R. Ascher.",
+ "ist. Er erkennt den Ankömmling als N. N. und gelobt zur Bekräftigung seiner Behauptung, Nasir zu sein.",
+ "ist. Er erkennt aus der Ferne, dass der Ankömmling nicht N. N. ist.",
+ "[wenn einer. Der dritte von jenen sechs.",
+ "erklärt. Den beiden ersten.",
+ "wenn. Vor jedem der folgenden Bedingungssätze ist zu ergänzen: „wenn einer erklärt, ich will Nasir sein“.",
+ "einer von euch nicht Nasir ist. Würde er aber gemeint haben, „dass keiner von euch Nasir ist“, so würde selbst R. Tarphon (Schluss der Mischna) zugeben, das, er dann wohl Nasir ist, denn diese Behauptung wäre mit voller Gewissheit aufgestellt und würde ihn deshalb zum Nasirat verpflichten.",
+ "wenn ihr beide. Die ihr gelobt habt, Nasiräer zu sein unter der Bedingung, dass der Ankömmling N. N. resp. nicht N. N. ist.",
+ "sie sind alle. Auch diejenigen, deren Annahme sich nicht bestätigt.",
+ "Nasiräer. Denn ein irrtümlich gelobtes Nasirat ist ebenso wie ein mit Bewusstsein übernommenes abzuhalten, nachdem einmal die Worte gesprochen sind: „ich will Nasir sein“, ähnlich wie nach Bet-Schammai (V, 1) eine irrtümlich ausgesprochene Weihe giltig ist.",
+ "dessen Worte sich nicht bestätigen. Dieser Satz ist zunächst unverstündlich, denn der Talmud wendet mit Recht ein, dass, wenn die Worte des Gelobenden sich nicht bestätigen, er auch kein Nasir sein könne, da nach Bet-Hillel ein irrtümlich gelobtes Nasirat ungiltig ist. Der Talmud streicht deshalb das שלא und korrigiert diesen Satz in אינו נזיר אלא מי שנתקימו דבריו, nur der ist ein Nasir, dessen Worte sich bestätigen. Nach Abaje (Nas. 33 a) ist der Satz der Mischna nicht zu korrigieren, sondern also zu erklären: Wenn (im ersten Fall der Mischna) einer gesagt hat, er wolle Nasir sein, wenn der Ankömmling N. N. ist, ein zweiter aber erklärt hat, er wolle Nasir sein, wenn dies nicht N. N. ist, und hinzugefügt hat, selbst wenn es wohl N. N. sein sollte, wolle er auch Nasir sein: dann ist er ein Nasir, weil die zweite Bedingung in seinem Ausspruch sich erfüllte, „obgleich seine ersten Worte sich nicht bestätigten“. Nach Tosafot (das.) ist der doppelte Bedingungssatz in dem Gelübde des zweiten dahin zu erklären, dass der zweite Satz unmittelbar (תוך כדי דבור s. Ket. II, N. 17) auf den ersten folgte und ihn umstossen sollte, und die Mischna will uns an diesem Beispiel lehren, dass ein Satz, der unmittelbar nach einem vorhergehenden ausgesprochen wird, als Fortsetzung resp. Erklärung des ersten zu betrachten ist. — Nach Maimon. in seinem Kommentar zur Mischna, noch deutlicher in Hil. Nes. II, 8, ist unsere Mischna also zu erklären: Es sind zwei Leute unterwegs, der eine von ihnen (A) behauptet, der ihnen Entgegenkommende sei N. N. (Simon), der andere (B) hingegen, er sei nicht N. N. (sondern Ruben); zur Bestärkung seiner Behauptung erklärt nun A, er wolle Nasir sein, wenn der Ankömmling nicht N. N., sondern Ruben sei, B dagegen sagt, er wolle Nasir sein, wenn der Ankömmling N. N. (Simon) und nicht Ruben sei. In diesem Falle sagt Bet-Hillel, nur der ist Nasir, שלא נתקימו דבריו, d. h. dessen erste Annahme betreffs des Ankömmlings sich nicht bestätigt; ist also der Ankömmling Ruben, so ist A ein Nasir, ist der Ankömmling Simon, so ist B ein Nasir. (Demnach wäre das הריני נזיר כו׳ im Sinne von „ich wette, dass dies N. N. ist“, zu erklären, und die Busse für den Fall, dass er verliert, sei das Nasirat, das er sich auferlegt. Damit erklärt sich auch das ungewöhnliche ש in שזה פלוני nach den Worten הריני נזיר, während sonst in der Regel על מנת ,לכשיהיה ,אם u. dergl. folgt.)",
+ "keiner von ihnen ist ein Nasir. Denn im Moment des Gelobens muss man über die Person, von deren Identität man sein Nasirat bedingt sein lässt, volle Gewissheit haben; hier aber wusste zunächst niemand mit Bestimmtheit, wer der Ankömmling sei, und erst nachher stellte sich die Identität heraus."
+ ],
+ [
+ "Kehrt er. Der Ankömmling der vorigen Mischna.",
+ "plötzlich um. הרתיע, von einem Stamm רתע = zittern, beben, zusammenfahren. — Durch das plötzliche Umwenden des Ankömmlings konnte seine Person nicht festgestellt werden.",
+ "so ist niemand ein Nasir. Denn niemand lässt sich beim Geloben eines Nasirats in einen Zweifel ein; man geht vielmehr von der Absicht aus, daß im Zweifel das Gelübde ungiltig sein soll; vgl. Nas. II, 8 und N. 41.",
+ "er. Jede der in M. 5 genannten Personen.",
+ "so will ich freiwillig Nasir sein. Nach R. Simon kann man bei einem Nasirgelübde auch den Zweifelfall im Sinne gehabt haben; dann aber ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden. Um nun für den Fall, dass er kein Nasir ist, also keine Scheropfer schuldet, nicht profane Tiere als Opfer darzubringen, muss er den Vorbehalt machen, dass event, sein Nasirat nur ein freiwilliges sein soll; vgl. Nas. II, N. 42."
+ ],
+ [
+ "Wenn jeder [von ihnen. Jede der in M. 5 genannten Personen.",
+ "einen Koj. Koj (so die gewöhnliche Aussprache, nach Manchen כָּוִי) ein Tier, von dem es zweifelhaft ist, ob es zur Gattung Vieh (בהמה) oder Wild (חיה) gehört; nach Chul. 79b ff. ist es entweder eine Gemse oder ein Büffel oder der Bastard von Bock und Hirschkuh. In manchen Dingen wird Koj gesetzlich wie Wild, in manchen wie Vieh behandelt, in manchen wie beides, in anderen wie keines von beiden, s. Bik. II, 8—11.",
+ "[wenn dann einer. Von drei Leuten, die jenen sechs Personen begegnen.",
+ "wenn ihr alle Nasiräer seid. Wobei es zweifelhaft ist, ob er meint, alle seien bestimmt Nasiräer, sodass er selbst, da dies doch nicht zutrifft, kein Nasiräer wäre, oder ob er meint, alle seien des Zweifels wegen Nasiräer.",
+ "so sind sie alle Nasiräer. Und zwar sowohl nach Bet-Schammai als nach Bet-Hillel in M. 5, denn hier liegt bei Keinem ein irrtümliches Nasiratgelübde vor, da Koi tatsächlich in mancher Hinsicht wie Vieh resp. wie Wild resp. wie beides resp. wie keines von beiden behandelt wird."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "die Verunreinigung. An Leichen; Num. 6, 6. 7.",
+ "das Scheren [der Haare. Num. 6, 5.",
+ "] was vom Weinstock kommt. Num. 6, 3. 4.",
+ "was vom Weinstock kommt. Frische oder trockene Trauben, Kerne und Hülsen.",
+ "wird zusammengerechnet. Sodass er das Verbot übertritt, sobald er von den genannten Produkten des Weinstocks im Ganzen das Quantum einer Olive isst.",
+ "wenn er von den Trauben. Oder von den Kernen und Hülsen, aber nicht von den Blättern und Zweigen.",
+ "Die erste Mischna [lehrt. In den Talmudausgaben ist die Lesart: משנה ראשונה אומרת.",
+ "wenn er ein Viertel [Log. Log = 6 Eigrössen oder ein Hohlmass mit einem Inhalt von 4 × 4 × 2, 7 Daumenbreiten im Kubik; das in der Mischna als Flüssigkeitsmass oft erwähnte רביעית oder Viertel-Log ist also = 2 × 2 × 2, 7 Daumenbreiten im Kubik. Nach J. Hildesheimer, Bericht d. öffentl. Rabbinatsschule zu Eisenstadt (1868), S. 6 ist die Daumenbreite = ¾ Wiener Zoll, also ca. 2, 25—2, 5 cm; nach Zuckermann, das jüd. Masssystem, S. 12 = 0,86 225 pariser Zoll oder = 0,892 433 rheinländ. Zoll.",
+ "Wein getrunken hat. Beim Wein als einem Getränk ist das Flüssigkeitsmass des Viertel-Log bestimmend (s. Kerit. 13b), dagegen bei den Hülsen und Kernen als essbaren Dingen das Mass, das auch sonst bei festen Gegenständen entscheidend ist, nämlich die Olivengrösse.",
+ "selbst wenn er sein Brot in Wein einweicht. שרה, vielleicht auch Hiob 37, 3, aram. שרא, lösen, auflösen, einweichen, wovon משרת, Num. 6, 3.",
+ "ist er schuldig. Sobald er von dem Wein nebst dem darin eingeweichten Brot das Quantum einer Olive gegessen hat. R. Akiba nämlich controversiert mit der „ersten Mischna“ in zwei Punkten; erstens leitet er das Verbot des Genusses von Wein in jeder Form, auch in flüssigem Zustand, aus den Worten וענבים לחים ויבשים לא יאבל, Num. 6, 3 ab, und wie für das „Essen“ der Trauben das Quantum einer Olive das entscheidende Mass ist, so auch für das Trinken des Inhalts der Trauben, also für den Genuss des Weins. Zweitens folgert er aus dem Ausdruck משרת (ibid.) die Regel: היתר מצטרף לאיסור , d. h. ein erlaubter Stoff ergänzt den mit ihm gleichzeitig genossenen verbotenen zu dem für die Straffälligkeit erforderlichen Quantum. Die Weisen der „ersten Mischna“ hingegen erschliessen aus dem Worte משרת die Regel: טעם כעיקר, d. h. der Geschmack, den ein erlaubter Stoff von einem in ihn eingedrungenen verbotenen Stoffe erhalten hat, ist diesem gleich zu achten; wenn man z. B. Weintrauben in Wasser so lange eingeweicht hat, bis dieses Weingeschmack angenommen hat, so ist das Wasser dem Nasir ebenso verboten wie Wein; s. Nas. 37a."
+ ],
+ [
+ "wegen der Kerne allein und wegen der Hülsen allein. Nicht erst durch den gleichzeitigen Genuss aller hier genannten Stoffe, sondern auch durch den Genuss eines einzigen von diesen, z. B. der Hülsen, macht er sich schuldig, sobald das Quantum des Weines ein Viertellog und das der andern Stoffe eine Olivengrösse ist.",
+ "wenn er zwei Kerne nebst deren Hülse gegessen hat. Denn der Plural מחרצנים, Num. 6, 4 neben dem Singular זג weist darauf hin, dass es mindestens zwei Kerne sein müssen. Hat er aber Kerne ohne Hülsen gegessen, so ist er, selbst wenn es mehr Kerne als eine Olivengrösse waren, frei. Andererseits ist er schuldig, sobald er zwei Kerne nebst deren Hülse gegessen hat, auch wenn das Quantum geringer war als das einer Olive. In jenem Punkte erleichtert R. El. b. As. im Vergleich mit dem ersten. ungenannten Tanna (תיק) dieser Mischna, in diesem Punkte erschwert er.",
+ "Was. Vgl. Ket. III, N. 1.",
+ "Unter חרצנים ist das Aeussere. Die Schalen, Hülsen; hier wird חרצן = חיצון (mit hinzugefügtem ר) gedeutet.",
+ "unter זגים. Ed. Lowe und ed. princ. lesen זוגין.",
+ "das Innere. Die Kerne.",
+ "damit. Ed. Lowe: כדי שלא.",
+ "das Äussere heisst [hierbei] זוג. זוג wie זג = Mantel, Kutte, Erub. 100b; Gen. rab. cap. 92 (zu Gen. 44, 3). Zumeist jedoch wird זג von זגג = זכך hell, klar, rein sein abgeleitet, also die helle, durchsichtige Haut der Beere. — Es scheint demnach die Bedeutung der Wörter חרצן und זג schon zur Zeit der Mischna nicht mehr genau bekannt gewesen zu sein. Der Talmud Nas. 39a erwähnt die Wiedergabe im Targum Onkelos durch מפורצנין ועד עיצורין = von Kernen bis zu den Hülsen, also nach der Erklärung des R. Jose. Auch im Talmud bedeutet חרצן den Kern, vgl. Kid. 39a, עד שיזרע חטה ושעורה וחרצן במפולת יד. Der jerus. Targum dagegen hat: מגופנין מקלופין ועד זגין גוואין דענבא = von den Schalen bis zu den Kernen, also wie R. Jehuda.",
+ "das Innere עינבל [= Klöppel. ענבול, auch Kel. XIV, 4, Para XII, 8 = ἔμβολον, etwas Eingeschobenes, Eingefügtes, Keilförmiges, hier = Klöppel. Jellinek, שפת חכמים verweist auf das arab. حنبلح"
+ ],
+ [
+ "Tage. Dieser Satz, der bereits Nas. I, 3 gestanden, wird nur zum bessern Verständnis des hier folgenden Satzes wiederholt, wo von einem „Umstossen von 30 Tagen“ die Rede ist.",
+ "Tage um. D. h. er muss mindestens noch ein Nasirat von 30 Tagen abhalten, bevor er sich scheren darf; vgl. die zweite Erklärung in Nas. I, N. 27. Wenn er also ein längeres Nasirat, z. B. von 100 Tagen gelobt hatte, so muss er, falls er am 90. Tage geschoren wurde, noch 30 Tage lang Nasir sein und während dieser Zeit alle Vorschriften eines Nasir beobachten; falls er aber z. B. am 60. Tage geschoren wurde, so braucht er sein Nasirat nicht zu verlängern, da von diesem Tage bis zum Ablauf seines Nasirats ohnedies noch mehr als 30 Tage sind. So ist nach Tos. Nas. 39a s. v. סתם die Mischna zu erklären. Nach Maim. Hil. Nes. VI, 1.2 dagegen stösst er selbst bei einem längeren Nasirat 30 Tage um und beginnt die restierenden Tage seines Nasirats erst nach diesen 30 Tagen zu zählen.",
+ "Wenn ein Nasir sich mit der Schere oder dem Schermesser geschoren oder irgend etwas [von seinen Haaren] ausgerissen. ספסף, Pilpel von סוף, mit dem Ende einer Sache etwas tun, hier das Ende eines Haares bis nahe an der Wurzel abreissen (Raschi z. St.); nach Tos. bedeutet es ein Haar völlig, d. i. mit der Wurzel ausreissen. — Manche lesen שפשף. —",
+ "so ist er schuldig. Denn durch den Ausdruck תער לא יבא על ראשו, Num. 6, 5 anstatt des einfachen בתער לא יגלח wollte die Thora andeuten, dass jede Entfernung des Haares, selbst ohne Schermesser, dem Nasir verboten sei. Um jedoch sein Nasirat umzustossen, muss er erst den grössten Teil seiner Haare völlig wie mit einem Schermesser entfernt haben.",
+ "Der Nasir darf sich reiben. חפף (wovon חף Hiob 33, 9, geläutert) reiben, abreiben, und zwar mit der Hand; nach Tos. 42a s. v. נזיר mit Natron oder ähnlichen Stoffen.",
+ "und kratzen. פספס (vielleicht von dem griech. ψῆφος, Steinchen) in Stücke zerreiben mit den Nägeln oder mit einem Instrument, trennen, auseinanderreissen was zusammenklebt, vgl. Sab. XXIV, 2; Tos. Pes. V, 10. Der Nasir darf jedoch dabei nicht die Absicht haben, das Haar zu entfernen (דבר שאין מתכוין), anderenfalls wäre es ihm verboten.",
+ "aber nicht kämmen. סרק oder auch שרק (Manuscr. B. liest auch hier שורק) kämmen, auch von Wolle, vgl. Jes. 19, 9; Kel. XXVI, 5. Das Kämmen ist ihm auch dann verboten, wenn er nicht die Absicht hat, sich einzelne Haare auszureissen, denn der Ausfall des Haares ist beim Kämmen unausbleiblich, und diese Wirkung ist ihm überdies willkommen, weil sein schweres Haar ihm erleichtert wird. Eine Handlung aber, die eine, wenn auch nicht beabsichtigte, aber doch unausbleibliche und verbotene Wirkung zur Folge hat, ist verboten, sobald diese Wirkung dem Handelnden willkommen ist. Der Talmud pflegt als Beispiel einer solchen Handlung mit unumgänglicher Wirkung פסיק רישיה ולא ימות zu nennen, d. h. jemand den Kopf abschlagen, ohne dass er sterben soll!",
+ "er darf sich nicht mit Erde. Mit einer scharfen oder ätzenden Erdenart, mit Salz oder Lauge.",
+ "weil dies das Ausfallen des Haares bewirkt. נשר (aram. נתר, wovon התיר) sich lösen, abfallen, vgl. Pes. IV, 8; Suk. I, 3. Ed. Lowe liest שמנשרת."
+ ],
+ [
+ "Ein. Diese Mischna findet sich auch Mak. III, 7 und 8.",
+ "der den ganzen Tag hindurch Wein trinkt. Der aber nur ein einziges Mal vor der Übertretung des Verbotes Num. 6, 3 gewarnt worden ist.",
+ "ist nur ein Mal schuldig. Die Strafe der Geisselung, מלקות; eine Sünde jedoch begeht er mit jedem einzelnen verbotenen Quantum Wein, das er trinkt.",
+ "Wenn man ihm aber [jedesmal. Bevor er trank.",
+ "und er trinkt. Nach jeder Warnung.",
+ "Schert. Dieser und der folgende Fall der Mischna sind sinngemäss analog dem ersten zu erklären; sie behandeln die beiden Verbote Num. 6, 5 u. 6.",
+ "so ist er für jedesmal schuldig. Manuscr. B. hat hier noch den in Mak. III, 8 angeführten Satz היה לבוש בכלאים כל היום וכו׳, der jedoch für jeden, nicht nur für den Nasir gilt."
+ ],
+ [
+ "] was vom Weinstock kommt. Dieser bereits in Nas. VI, 1 enthaltene Satz wird hier nur zum besseren Verständnis der nachfolgenden Unterscheidungen wiederholt.",
+ "als die Verunreinigung und das Scheren [die früheren Tage] umstossen. Die Verunreinigung, weil es bei dem Unreinen Num. 6, 12 heisst: „Die ersten Tage fallen fort, denn sein Nasirtum hat seine Reinheit verloren“, und das Scheren, weil er mindestens 30 Tage sein Haar wachsen lassen muss, s. M. 3.",
+ "[sie] nicht umstösst. Der Weingenuss unterbricht das Nasirat überhaupt nicht, weil die Thora keine diesbezügliche Bestimmung enthält.",
+ "niemals ausnahmsweise erlaubt ist. Selbst dann nicht, wenn er z. B. geschworen, er werde an einem bestimmten Tage Wein trinken und dann ein Nasirgelübde getan hat. Der Wein bleibt ihm dann trotz seines Schwures verboten, Nas. 4a. Ebenso bleibt ihm der Wein beim Kiddusch und der Habdala verboten, da hier der Genuss des Weines überhaupt nicht durch Thora-Wort vorgeschrieben ist.",
+ "welches Pflicht ist. Wenn z. B. der Nasir aussätzig war, so muss er, wenn er von seinem Aussatz geheilt ist, sein Haar scheren, obschon er noch Nasir ist, denn das Gebot des Scherens für den Aussätzigen, Levit. 14, 9 verdrängt das Verbot des Scherens für den Nasir, Num. 6, 5 nach dem Grundsatz עשה דוחה לא תעשה, s. Ket III, N. 41.",
+ "dessen Bestattung Pflicht [eines Jeden] ist. Mit מת מצוה wird eine verlassene, unversorgt liegende Leiche bezeichnet, die an einem Orte gefunden wird, von dem aus man niemand anders zu deren Bestattung herbeirufen kann. An einer solchen darf und muss selbst der Priester sich verunreinigen, um sie beizusetzen, denn es heisst Lev. 21, 1 לנפש לא יטמא בעמיו, was nach Sifra z. St. so zu deuten ist, dass der Priester nur dann an einer Leiche sich nicht verunreinigen darf, wenn sie sich „unter ihren Volksgenossen“ befindet, d. h. unter solchen, die sich ihrer annehmen, wo aber diese fehlen, tritt für den Priester die Befugnis und auch die Pflicht ein, sie zu bestatten. Das Gleiche gilt selbst für den Hohenpriester; denn aus dem Zusatz לאביו ולאמו לא יטמא, Lev. 21, 11, der nach dem im ersten Halbvers enthaltenen, allgemeinen Verbot der Verunreinigung eigentlich überflüssig ist, soll gefolgert werden, dass der Hohepriester an Eltern zwar nicht, aber an einer unversorgt liegenden Leiche sich wohl verunreinigen darf und muss. Das Gleiche gilt für den Nasir, s. Nas. VII, N. 4.",
+ "als Verunreinigung alles umstösst. Denn nach Num. 6, 12 והימים הראשנים יפלו, fallen alle früheren Tage fort.",
+ "und man deshalb ein Opfer schuldig ist. S. die folgende Mischna.",
+ "Scheren aber nur dreissig Tage umstösst. S. oben M. 3."
+ ],
+ [
+ "Wie hat das Scheren. Und die damit verbundenen Handlungen, wie das Reinigen seines Körpers und das Darbringen seiner Opfer.",
+ "Er lässt sich am dritten und am siebenten [Tage] sprengen. Num. 19, 11 u. 12.",
+ "schert sich am siebenten. Num 6, 9.",
+ "und bringt seine Opfer am achten. Num 6, 10—12.",
+ "schert er sich erst am achten. Nachdem er sich am siebenten Tage gebadet hat.",
+ "warum soll zwischen diesem und dem Aussätzigen. Der, wie du gelehrt hast (Sifra zu Lev. 14, 9), erst am 9. Tage seine Opfer bringt, wenn er sich statt am 7. erst am 8. Tage geschoren hat.",
+ "bei diesem. Dem unrein gewordenen Nasir.",
+ "hängt die Reinigung von seinen Tagen ab. Aus den Worten וגלח ראשו ביום טהרתו, Num. 6, 9 folgt, dass er nach seiner Sprengung am 3. und am 7. Tage und nachdem er an diesem 7. Tage gebadet, als „rein“ gilt, auch wenn er sich noch nicht geschoren hat; sobald er sich dann am folgenden Tage geschoren, darf er seine Opfer sofort darbringen.",
+ "beim Aussätzigen aber hängt die Reinigung von seinem Scheren ab. Nach Lev. 14, 9 darf der Aussätzige erst dann das Reinigungsbad nehmen, wenn er sich zuvor geschoren hat; wenn er sich aber am 7. Tage gebadet und erst am 8. Tage geschoren hat, wird ihm dieses Bad nicht angerechnet, und er muss am 8. Tage nach dem Scheren abermals baden und gilt dann erst als rein.",
+ "wenn ihm die Sonne untergegangen ist. Der Aussätzige muss, wie jeder, der ein Reinigungsbad genommen (טבול יום), den Untergang der Sonne an dem betreffenden Tage abwarten, um völlig rein zu werden und Opfer bringen zu dürfen. Daher darf er in dem von R. Tarphon genannten Falle (N. 51) erst am 9. Tage seine Opfer bringen. — So ist dieser letzte Satz der Mischna nach Tos. zu erklären. Nach Raschi, Maim., Mëiri u. A. ist aber dieser Satz auf den Nasir zu beziehen und will folgendes lehren: der Nasir muss stets den Sonnenuntergang des Tages abwarten, an dem er gebadet hat, um am darauf folgenden Tage seine Opfer bringen zu dürfen; hat er also am 7. Tage gebadet, so darf er erst am 8. Tage seine Opfer bringen; hat er erst am 8. Tage gebadet, so darf er sie erst am 9. bringen. Der Aussätzige jedoch darf, wenn er sich am 8. Tage geschoren und gebadet hat, sofort, ohne erst den Sonnenuntergang dieses Tages abzuwarten, seine Opfer bringen, da er bereits nach dem ersten Scheren und Baden, wenn er von dem Priester als rein befunden wird, von der Thora als „rein“ bezeichnet wird, Lev. 14, 8. — Zu der persönlichen Construction von העריב שמש, die Sonne untergehen lassen, daher in Partic. מעורב שמש, vgl. החשיך Sab. XXIV, 1. Manuscr. B. liest מוערב שמש."
+ ],
+ [
+ "Wie hat das Scheren. Und die damit verbundenen Opferhandlungen.",
+ "in Reinheit. D. i. das Scheren eines Nasir, der, ohne unrein geworden zu sein, sein Nasirat beendet.",
+ "ein Ganzopfer und ein Friedensopfer. Num. 6, 14.",
+ "schlachtet das Friedensopfer und lässt sich danach scheren. Denn die Worte וגלח הנזיר פתח אהל מועד Num. 6, 18 sind nach Nas. 45a dahin zu deuten, dass der Nasir sich scheren muss „bei geöffnetem Stiftszeit“, d. h. wenn die Türen des Heiligtums geöffnet sind, vgl. Tamid III, 7. Dieser Ausdruck פתח אה״מ findet sich aber gerade bei dem Friedensopfer, Lev. 3, 2. Der erstgenannte Vers will daher sagen, dass der Nasir sein Haar scheren muss, nachdem er das Opfer gebracht, bei welchem פתח אה״מ, das Offensein des Stiftszeltes Bedingung ist. Die Worte פתח אה״מ beim Nasir sind aber nicht räumlich zu verstehen, denn es wäre eine Herabsetzung des Heiligtums, wenn der Nasir am Eingange des Stiftszeltes die Haare scheren wollte. In Mid. II, 5 wird der Raum bezeichnet, wo der Nasir im Heiligtum sich schor.",
+ "Elieser. Der jerus. Talmud liest ר׳ אלעזר.",
+ "denn das Sündopfer hat überall den Vorzug. Aus den Worten והקריב את אשר לחטאת ראשונה, Lev. 5, 8 wird Seb. 90a abgeleitet, dass das Sündopfer vor jedem Ganzopfer dargebracht werden muss, das mit ihm zusammen geopfert wird. Die Handlung des Scherens muss nun mit dem Opfer verbunden werden, das vor den andern den Vorzug hat.",
+ "Wenn er sich jedoch nach einem. Mscr. B. und Talmudausg. haben korrekt אחת.",
+ "so hat er [auch] seiner Pflicht genügt. Sowohl nach R. Jehuda als nach R. Elieser; s. auch den Schluss der M. 10."
+ ],
+ [
+ "ohne Genaueres zu bestimmen. Ohne zu erklären, welches Tier Sündopfer, welches Ganzopfer u. s. w. sein soll, während sonst jedes Opfer von dem Eigentümer seine Bestimmung erhalten muss.",
+ "das zum Friedensopfer geeignete als Friedensopfer dargebracht werden. Sobald er die 3 Tiere ausdrücklich als Nasiratopfer gebracht hat, bedarf es nicht mehr seiner besonderen Bezeichnung, da ihre Bestimmung durch die Thora vorgeschrieben ist.",
+ "Sodann. Nachdem die 3 Tiere geschlachtet sind.",
+ "nimmt er das Haar seines geweihten Hauptes und legt es unter den Kessel. In welchem das Friedensopfer gekocht wird.",
+ "Schert er sich in der Stadt. מדינה bezeichnet hier die „Stadt“ im Gegensatz zum Heiligtum; an manchen Stellen bedeutet es „Provinz“ im Gegensatz zu Jerusalem. Nach Maim. Kommentar zu Maaser scheni III, 4 bedeutet מדינה stets jeden Ort Palästinas ausser Jerusalem; s. jedoch Tos. L. Heller zu Schek. I, 3, s. v. במדינה. — Die Bestimmung Num. 6, 18 פתח אהל מועד ist, wie oben N. 59 bemerkt, nur zeitlich dahin zu erklären, dass der Nasir sich am Tage, während das Stiftszelt geöffnet ist, scheren soll.",
+ "so legt er es nicht unter den Kessel. Denn aus den Worten וגלח הנזיר ולקח את שער ראש נזרו ונתן על האש … Num 6, 18 ist zu ersehen, dass der Nasir nur dann sein Haar auf das Feuer zu legen hat, wenn diese Handlung unmittelbar nach dem Scheren geschehen kann, aber nicht wenn erst noch das Hinbringen des Haares in das Heiligtum erfolgen muss. — In manchen Codices fehlte das Wort לא, s. Mëiri zur Stelle; auch in Manuscr. B. ist es erst nachträglich zwischen die Zeilen geschrieben.",
+ "Für welchen Fall gilt jene. Dass nämlich das Haar, das im Heiligtum geschoren ist, unter den Kessel gelegt werden muss.",
+ "Für das Scheren in Reinheit. Denn nur für diesen Fall ist die Bestimmung Num. 6, 18 vorgeschrieben.",
+ "aber beim Scheren wegen Unreinheit legt man es nicht unter den Kessel. In welchem das Vogel-Sündopfer oder das Schuldopfer des Nasir (Num. 6, 11. 12) gekocht wird.",
+ "alle. Der reine Nasir, der sich im Heiligtum oder in der Stadt geschoren hat, sowie der unreine, der sich im Heiligtum geschoren hat.",
+ "legen es unter den Kessel ausser dem Unreinen in der Stadt. D. i. dem unrein gewordenen Nasir, der sich in der Stadt geschoren hat; das Haar eines solchen wird überhaupt nicht verbrannt, sondern vergraben, Temura VII, 4."
+ ],
+ [
+ "Hat man das Friedensopfer gekocht oder gesotten. שלק bedeutet hier nach den meisten Erklärern ein besonders langes Abkochen, vgl. auch Ned. VI, N. 2.",
+ "so nimmt der Priester den abgekochten Bug. זרוע sind nach Chul. X, 4 die beiden Glieder oberhalb des Kniees und zwar vom rechten Vorderbein.",
+ "des Widders. Ausserdem noch חזה ושוק , die Brust und den oberen Teil des rechten Hinterfusses, die dem Priester wie von jedem Friedensopfer roh gegeben wurden, Num 6, 20. Dass die Mischna diese beiden Stücke nicht mit aufzählt, hat seinen Grund darin, dass sie nur dasjenige nennt, wodurch sich das Friedensopfer des Nasir von den andern Friedensopfern unterscheidet (Mëiri); damit erledigt sich auch die Frage des R. S. Straschun z. St.",
+ "sowie einen ungesäuerten Kuchen aus dem Korbe und einen ungesäuerten Fladen. Von den 20 ungesäuerten Kuchen, die der Nasir als Beigabe zu seinem Friedensopfer zu bringen hatte, s. Men. VI, 5.",
+ "legt sie auf die Hand des Nasir und schwingt sie. Er macht mit ihnen die Schwingungen in horizontaler Richtung nach den vier Himmelsgegenden (תנופה) und die Schwingungen in vertikaler Richtung nach oben und unten (תרומה), Men. V, 6.",
+ "darf der Nasir Wein trinken und sich an Toten verunreinigen. Die Unterlassung der übrigen vorgeschriebenen Handlungen hindert ihn nicht, Wein zu geniessen oder sich zu verunreinigen; nach einem Tanna jedoch, R. Elieser (M. 11 und Nas. 46a) musste das Haarschneiden unbedingt vorher geschehen sein."
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+ [
+ "Wenn er sich nach einem Opfer. Nach einem der 3 in M. 7 genannten Opfer.",
+ "geschoren hat und dieses als untauglich befunden wird. Es ist dessen Blut verschüttet, ohne dass davon auf den Altar gesprengt worden ist, oder es ist aus dem in der Thora vorgeschriebenen Teil des Heiligtums hinausgebracht oder unrein geworden.",
+ "so ist auch sein Scheren ungiltig. Da das Opfer, nach dem er sich geschoren, untauglich war, ist das Scheren, das nur im Anschluss an ein taugliches Opfer zu geschehen hat, ungültig, und er muss noch mindestens ein Nasirat von 30 Tagen abzuhalten, bis er sich scheren darf, wie oben M. 3.",
+ "und seine Opfer. Die er nach dem ungiltigen Scheren gebracht hat.",
+ "werden ihm nicht angerechnet. Da er noch 30 Tage ein Nasirat abzuhalten hat, gelten die Opfer als vor der Zeit des Scherens gebracht.",
+ "welches jedoch nicht für seine ursprüngliche Bestimmung gebracht war. Sodass es nach Sebachim I, 1 untauglich war.",
+ "und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. Da das Sündopfer untauglich war, gilt hier die Bestimmung im ersten Fall unserer Mischna.",
+ "so ist sein Scheren ungiltig und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. Das Ganz- und Friedensopfer, die nicht für ihre eigentliche Bestimmung gebracht sind) sind zwar tauglich, werden aber nicht als die Pflichtopfer angerechnet, Seb. I, 1. Es ist hier demnach wie wenn er sich geschoren hätte nicht nach einem der Opfer, die für den Nasir obligatorisch (חובה) sind, sondern nach einem Ganzoder Friedensopfer, das er als freiwillige Gabe (נדבה) gespendet hat; das Scheren muss deshalb ungiltig sein, und die Opfer können, als vor der Zeit gebracht, nicht angerechnet werden.",
+ "nur das betreffende Opfer. Das er nicht für seine ursprüngliche Bestimmung gebracht hat.",
+ "die anderen Opfer aber werden ihm wohl angerechnet. R. Simon ist der Ansicht, dass der Nasir auch dann der Pflicht des Scherens genügt, wenn es im Anschluss an ein freiwilliges Opfer geschieht, sobald es als solches tauglich ist. Wenn er also zuerst das Ganzopfer gebracht hat, jedoch nicht für dessen ursprüngliche Bestimmung, und sich dann geschoren hat, so wird zwar das Ganzopfer ihm nicht angerechnet und er muss noch ein anderes, zu dem er als Nasir verpflichtet ist, darbringen, das Scheren aber ist giltig, ebenso wird ihm das Friedensopfer, das für die ursprüngliche Bestimmung gebracht, angerechnet.",
+ "Wenn er sich [erst] nach allen drei Opfern geschoren hat. Und er im Sinne hatte, sein Scheren solle im Anschluss an dasjenige Opfer geschehen, welches als tauglich befunden werden würde.",
+ "so ist sein Scheren giltig. Denn nach dem Schlusssatz in M. 7 hat er seiner Pflicht genügt, gleichviel nach welchem der 3 Opfer er sich geschoren hat.",
+ "noch die anderen Opfer bringen. Die ihm, da sie sich als unbrauchbar erwiesen, nicht augerechnet werden konnten."
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+ "Wenn für ihn das Blut eines der Opfer gesprengt ist und er dann unrein wird. Bevor er sich geschoren hat.",
+ "er stösst alles um. Hiermit kann nicht gemeint sein, dass er das ganze Nasirat umstossen sollte, denn nach R. Elieser, Nas. III, 3 stösst der Nasir, der an dem Schlusstage seines Nasirats unrein wird, nur 7 Tage um; R. Elieser meint vielmehr, dass alle Opfer als „umgestossen“, d. h. nicht dargebracht gelten. Er ist nämlich der Ansicht (s. oben N. 79), dass der Nasir erst nach Vollzug sämtlicher Opferhandlungen sich scheren und Wein trinken, d. h. sein Nasirat als beendet ansehen darf; wenn er also vorher unrein wird, so gilt das erste Opfer noch als vor Abschluss des Nasirats gebracht, und er muss selbst dieses erste Opfer nochmals darbringen, nach dessen Blutsprengung er unrein wurde.",
+ "sobald. Das ו in ויטהר kann hier nur heissen: sobald, nachdem.",
+ "er sich gereinigt hat. Das erste Opfer aber braucht er nicht nochmals zu bringen, denn nach den Weisen ist (ebenso wie nach R. Simon in M. 9) das Nasirat beendet, sobald für den Nasir das Blut auch nur eines Opfers gesprengt ist, das erste Opfer gilt daher als zur Zeit gebracht.",
+ "Einst. Vgl. Nas. III, N. 39.",
+ "war für Mirjam aus Tadmor. תרמוד findet sich im Talmud häufig als Transposition für תדמר (= Palmyra), d. i. die noch von Salomo erbaute Stadt, I Kön. 9, 18 und II Chron. 8, 4. Manuscr. B. und Ed. Lowe lesen auch hier תדמרית, Ms. K. התודמרית; vgl. auch Müller, Stud. üb. Zenobia u. Palmyra, S. 21.",
+ "das Blut eines ihrer Opfer gesprengt worden. Beim Abschluss ihres Nasirats.",
+ "sie ging nun dorthin und fand sie tot. Sie wurde also durch die Leiche unrein."
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+ "Der Hohepriester. Lev. 21, 11.",
+ "und der Nasir. Num. 6, 7.",
+ "dürfen sich an ihren Verwandten. D. h. selbst an den Verwandten nicht, an denen der gemeine Priester sich wohl verunreinigen darf und muss, als Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Bruder, Schwester und Gattin; vgl. Lev. 21, 2. 3.",
+ "wohl aber an einer unversorgt liegenden Leiche. S. Nas. VI, N. 42. Ebenso wie beim Hohenpriester findet sich auch beim Nasir neben dem allgemeinen Verbot der Verunreinigung an Leichen, Num. 6, 6, noch das besondere, dass er an Vater, Mutter u. s. w. sich nicht verunreinigen darf, v. 7, woraus geschlossen wird, dass er zwar an diesen nicht, aber an einer unversorgt liegenden Leiche sich wohl verunreinigen darf und muss, Nas. 48 b.",
+ "Wenn sie [beide. Dasselbe würde auch für den Fall gelten, dass ein gemeiner Priester mit dem Nasir zusammen ist; die Mischna handelt jedoch vom Hohenpriester, weil sie zeigen will, dass nach R. Elieser selbst dieser die Pflicht hat sich an der Leiche zu verunreinigen.",
+ "der wegen seiner Verunreinigung Opfer bringen muss. Num. 6, 10. 11; da er aber wegen seiner Verunreinigung ein Sühnopfer zu bringen hat, so beweist das, dass der Grad seiner Heiligkeit ein höherer ist als der des Priesters.",
+ "dessen Heiligkeit keine immerwährende ist. Denn ein schlechthin gelobtes Nasirat gilt nur 30 Tage (Nas. I, 3); und hätte er selbst ein lebenslängliches Nasirat gelobt (Nas. I, 2 u. N. 4), so hätte es immerhin noch nicht mit seiner Geburt begonnen, wäre seine Heiligkeit also nicht עודם קדושת, nicht seit jeher gewesen. Aber auch wenn sein Vater ihn gleich bei der Geburt durch Gelübde zum Nasirat verpflichtet hätte (Nas. IV, 6), würde dies doch erst in Kraft treten, wenn er das Alter erreicht hätte, in welchem der Knabe in die Uebung der Thoragesetze eingeführt werden muss; den Priestern dagegen obliegt die Pflicht, schon ihre kleinen Kinder von dem, was den Erwachsenen verboten ist, fernzuhalten (Jeb. 114a). Man kann aber auch קדושת עולם als eine „ewig bleibende“ Heiligkeit erklären; in diesem Sinne ist es wohl die Heiligkeit des Priesters, der niemand ein Ende setzen kann, nicht aber die des Nasir, die er selbst, falls sein Vater durch Gelübde ihm ein Nasirat auferlegt hat, durch Einspruch aufheben kann (Nas. IV, 6). Auch kann ein Nasirat durch Kundige aufgehoben werden, die Heiligkeit eines Priesters aber nicht (J. Lipschütz, תפ״י). Vielleicht auch soll קדושת עולם eine Heiligkeit bezeichnen, die immer bleibt, d. h. die von Vater auf Kind sich vererbt, vgl. Ex. 40, 15 לכהנת עולם לדרתם; ein Nasirat aber, auch wenn es für den Vater ein lebenslängliches ist, vererbt sich nicht auf dessen Kind, s. Anmerkungen des R. S. Straschun z. St."
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+ "wegen eines Toten. D. h. wegen der Verunreinigung durch einen Toten; so ist dieser prägnante Ausdruck (על) auch in allen folgenden Fällen zu erklären. — Hier kann unter מת nicht die ganze Leiche verstanden werden, denn selbst ein Teil einer Leiche in der Grösse einer Olive verunreinigt schon (s. weiter); מת bedeutet hier vielmehr den grössten Teil der Leiche und zwar entweder den grössten Teil der Gebeine, die den Körperbau bilden ( רוב בנין), z. B. 2 Schenkel und eine Hüfte (Bech. 45 a), oder den grössten Teil der Gliederzahl des Menschen, die nach Ohal. I, 8 248 beträgt, also 125 Glieder (רוב מנין). Diese verunreinigen den Nasir selbst dann, wenn das Quantum nicht ¼ Kab beträgt, s. Ohal. II, 1, wo der erste Teil dieser Mischna näher ausgeführt ist. Bilden aber die Knochen weder den grössten Teil der Gebeine noch der Gliederzahl, so verunreinigen sie erst bei einem Quantum eines halben Kab (s. weiter).",
+ "wegen eines Stückes. Fleisch, auch wenn es kein Glied ist.",
+ "wegen des erweichten Fleisches. נצל, vgl. das bibl.-hebr. גזל, Zerflossenes, Erweichtes, Fleisch, das faulig und flüssig war und dann wieder fest geworden ist. Nach Raschi in Nas. 50 a ist נצל von der Wurzel נצל = absondern, Gen. 31, 9 abzuleiten, also ein Saft, der sich aus dem verwesenden Fleisch absondert.",
+ "wegen eines Löffels. תרוד, syr. ܬܰܪܘܳܕܳܐ pl. תרודות, Jad. IV, 6, Löffel, d. i. soviel als beide Hände voll.",
+ "voll. Mit dem eigentlich überflüssigen Worte מלא folgt hier die Mischna den Sprachgebrauch, wie wir ihn auch in der Bibel häufig finden, s. מלא המחתה, מלא כף, מלא חפניו, מלא קמצו; vgl. ספר פרי מרדכי אברהם, S. 21 (von M. A. Rosenthal), wo auf 141 Stellen hingewiesen wird, an denen sich in der Mischna מלא findet. Nach S. Straschun (in seinen Bemerkungen zu Ket. 108 b) soll das מלא תרוד andeuten, dass es nicht sowohl auf das Mass תרוד selbst, als vielmehr auf dessen Inhalt (מלא) ankomme, denn die verweste Leiche verunreinigt nicht bloss, wenn ein Löffel voll davon an einer Stelle beisammen, sondern auch wenn dieses Quantum zerstreut war, s. Ohal. III, 2.",
+ "verwester Leiche. רקב vgl. Hiob 13, 28 u. s., das Morsche, zu Staub Zerfallene einer Leiche, jedoch ohne fremden Zusatz wie Bestandteile des Sarges oder der Totengewänder, wenn nämlich die Leiche vollständig, ohne dass auch nur ein Glied fehlte, ohne Bekleidung und in einem Sarge von Marmor oder Glas, die sich nicht auflösen, beigesetzt war.",
+ "wegen des Rückgrats. שדרה = שזרה, das sich im jerus. Talmud, ed. Lowe und Ms. K. findet, vom bibl.-hebr. שזר, eigentlich der Markfaden, der sich durch das Rückgrat zieht, dann Rückgrat (Levy, Wtb.).",
+ "wegen des Schädels. Auch wenn an ihm kein Fleisch mehr haftete; das Gleiche gilt vom Rückgrat.",
+ "das. Der Talmud liest שיש עליהן.",
+ "gehörig mit Fleisch versehen ist. Es ist soviel Fleisch vorhanden, dass bei einem Lebenden die Wunde hätte vernarben können, auch wenn es weniger als eine Olivengrösse war.",
+ "wegen eines halben Kab [Toten-] Knochen. Im allgemeinen tritt die „Zeltunreinheit“ (s. N. 20) schon bei ¼ Kab resp. ¼ Log ein, s. Ohal. II, 1; für den Nasir jedoch wird nach einer alten Überlieferung (הלממ״ס) das Nasirat erst bei dem doppelten Quantum umgestossen.",
+ "wegen eines halben Log Blut. Im allgemeinen tritt die „Zeltunreinheit“ (s. N. 20) schon bei ¼ Kab resp. ¼ Log ein, s. Ohal. II, 1; für den Nasir jedoch wird nach einer alten Überlieferung (הלממ״ס) das Nasirat erst bei dem doppelten Quantum umgestossen.",
+ "sowohl bei ihrer Berührung. Dies gilt jedoch nur von den festen Bestandteilen der Leiche, aber nicht von dem oben genannten רקב (N. 13), da er alle Staubteile der Leiche nicht zu gleicher Zeit berühren kann. Es ist על מגען zu lesen, nicht ועל.",
+ "als bei ihrem Tragen als bei ihrer Überdachung. D. h. wenn er ein אהל, ein Zelt über dem Teil der Leiche bildet, indem er sich in senkrechter Richtung darüber befindet, oder wenn der Leichenteil sich über ihm in dieser Richtung befindet, oder endlich wenn er mit diesem sich unter einer gemeinsamen Überdachung befindet; vgl. auch Eduj. III, N. 11, 12, 14. — Der Talmud, ed. Lowe und Ms. K. lesen אהילן, Ms. B. אֲהֵלָן.",
+ "wegen eines Knochens in Grösse eines Gerstenkornes bei seinem Berühren oder Tragen. Aber nicht bei seiner Überdachung, s. Ohal. II, 3.",
+ "wenn er sich gereinigt. Wenn er gebadet und den Sonnenuntergang abgewartet hat, Num. 19, 19."
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+ "aber wegen der Zweige. סככה, nach Ohal. VIII, 2 ein Baum, der mit seinen Zweigen die Erde überdacht (סכך). Unsere Mischna handelt von dem Falle, dass unter einem der Zweige ein olivengrosses Stück einer Leiche lag und der Nasir nicht wusste, ob er gerade unter diesem Zweige sich befunden hat, sodass er von ihm überdacht und dadurch verunreinigt worden wäre.",
+ "der Mauer-Vorsprünge. פרעה (von פרע = פרץ) Gegenstände, wie Steine oder Hölzer, die von einer Wand „abstehen, hervorragen“. Der Fall ist sinngemäss wie der in der vorigen Note zu erklären.",
+ "an der Totengebeine liegen. Über בית הפרס s. Ket. II, N. 71. Ein solches Feld verunreinigte nach rabbinischer Anordnung im Umkreis von 100 Ellen im Quadrat.",
+ "wegen des Landes der [Heiden-] Völker. Wenn er in Palästina ein Nasirat begonnen und dann nach dem Ausland ging, welches rabbinisch als unrein galt, vgl. Nas. III, N. 37. Manche Ausg. lesen וארץ סוריא.",
+ "wegen des Grabsteins. גולל ist nach R. Hai Gaon, Raschi, Maimonides u. A. der aus Holz, Stein oder anderen Stoffen bestehende Deckel des Sarges oder des Grabes. Nach R. Tam u. A. jedoch ist גולל ein als Denkmal aufgestellter Grabstein; nach R. Simson (aus Sens) ein horizontal liegender Grabstein. Nach den Neueren bezeichnet גולל den vor der Mündung des Grabes aufgestellten Grabstein. „Das Grab der Alten bestand in einem Loche (כוך), das in der Wand einer Höhle (מערה) ausgegraben wurde, in welches man die Leiche hineinschob und vor welchem man als Verschluss einen grossen Stein, den גולל, senkrecht aufstellte“; Levy, Nhbr. Wtb. S. ausführlich bei Luncz, Jahrbuch (Jerusalem) II, (1887), S. 162 ff.",
+ "wegen des Stützsteins. דופק (von דפק anklopfen, anstossen) ist der Stein oder das Brett, „auf welches das גולל sich stützt“, את שהגולל נשען עליו Ohal. II, 4; nach Raschi u. A. also die Seitenwände des Sarges oder des Grabes; nach R, Tam der am Kopf- und Fassende des Toten als Zeichen aufgestellte Stein. Nach den Neueren bezeichnet דופק den Stein, den man zur Stütze vor den aufrecht stehenden Verschlussstein der Gräberhöhle aufstellte; דופק דופקין Ohal. II, 4 = eine Stütze dieser Stützsteine.",
+ "wegen eines Viertels [Log] Blut. Selbst wenn er dies berührt oder getragen hat, solange es weniger als ½ Log war, darf er sich nicht scheren, s. M. 2. Dieser Satz, der eigentlich aus den Worten ועל חצי לוג דם in M. 2 geschlossen werde könnte, ist nur ausgesprochen, um der gegenteiligen Ansicht des R. Akiba in M. 4 zu begegnen.",
+ "wegen eines Zeltes. Wenn er das Zelt eines Toten berührte, das aus Flachs, Fellen oder Ziegenhaaren bestand.",
+ "wegen eines Viertels [Kab] Knochen. D. h. bei der Überdachung (האהיל) von ¼ Kab Knochen eines Toten; dagegen bei Berührung oder beim Tragen von ¼ Kab Knochen stösst er sein ganzes Nasirat um, auch wenn die Knochen so fein sind, dass kein Knochen in der Grösse eines Gerstenkorns vorhanden ist. — Bertinoro erklärt die Worte ואהל ורובע עצמות als einen einzigen Fall und zwar in dem soeben angegebenen Sinne. Danach wäre jedoch ואהל רובע עצמות (nicht ורובע) zu lesen, und diese Lesart scheint auch Raschi gehabt zu haben, s. Nas. 53b, Stw. רובע.",
+ "die einen Toten berührt haben. Wenn er solche Geräte berührt, die durch Berührung mit einer Leiche unrein geworden sind; in unserem Falle schert er sich nicht, auch wenn die Geräte noch in Berührung mit dem Toten sind. Aus den Worten בחלל חרב Num. 19, 16 wird in Nas. 53 b die Bestimmung abgeleitet, „ חרב הרי זה כחלל, das Schwert ist dem Erschlagenen gleich zu achten“, d. h. jedes Metallgerät, das einen Toten oder einen durch einen Toten Verunreinigten berührt, wird in demselben Grade unrein wie der Tote oder der an ihm Verunreinigte. Nach Maimon. הל׳ טומאת מת V, 3 gilt dies nicht nur von Metallgeräten, sondern auch von anderen Geräten und Kleiderstoffen; nur Tongefässe sind von dieser Bestimmung ausgenommen.",
+ "wegen seiner Zählungsperiode. Wenn der Nasir aussätzig geworden und dann von dem Aussatz geheilt war, so musste er die in Lev. 14, 4ff. vorgeschriebenen Opfer bringen, sich den ganzen Körper scheren und ein Bad nehmen. Sodann hatte er noch 7 Tage ausserhalb seiner Wohnung zuzubringen, sich am 7. Tage wiederum zu scheren und zu baden und am 8. Tage die übrigen Opfer zu bringen; Lev. 14, 10. Diese 7 Tage werden ימי ספרו, seine Zählungstage genannt. Die Mischna lehrt nun, dass der Nasir wegen dieser Zählungsperiode „sich nicht scheren darf“, d. h. er stösst sein Nasirat nicht völlig um, es werden nur diese 7 Tage ihm auf sein Nasirat nicht angerechnet.",
+ "und wegen der Tageseiner entschiedenen Aussatz-Unreinheit. Wenn der Nasir nach dem Sichtbarwerden eines „weiss gewordenen Haares“ (שער לבן, Lev. 13, 3) oder einer „Stelle lebenden Fleisches“ (מחית בשר חי, 13, 10) oder der „Ausbreitung des Aussatzes“ (פשיון, 13, 7) als entschieden unrein erklärt worden ist. Diese Zeit seiner definitiven Unreinheit wird hier ימי גמרו, sonst ימי חלוטו und der Aussätzige selbst מצורע מוחלט genannt. Auch diese Zeit seiner entschiedenen Unreinheit wird ihm auf sein Nasirat nicht angerechnet, ohne dass sie jedoch sein Nasirat völlig aufhebt. — Tosafot Nas. 54 a s. v. וימי werfen die Frage auf, warum die Mischna nicht bloss ימי ספרו nennt, da man ja daraus schon schliessen könne, dass auch ימי גמרו das Nasirat nicht aufheben; denn wenn dies wohl der Fall wäre, würde es für den Nasir nichts ausmachen, dass ימי ספרו sein Nasirat nicht umstossen, da es ja schon durch die vorangegangenen ימי גמרו aufgehoben wäre. Allein die Mischna will nicht sowohl lehren, dass ימי גמרו und ימי ספרו das Nasirat nicht „umstossen“ (was ohnedies nicht zu erwarten wäre, s. weiter N. 35), als vielmehr dass auch ימי גמרו dem Nasir nicht angerechnet werden, und die Worte unserer Mischna ואינו סותר את הקודמין beziehen sich auf ימי גמרו ebensowenig wie die Worte ומזה בשלישי ובשביעי; vgl. ת״י und J. Karlin in seinem קרן אורה z. St.",
+ "wegen dieser [Verunreinigungen] darf der Nasir sich nicht scheren. Sein Nasirat wird nicht aufgehoben, sondern nur zeitweilig unterbrochen, weil der Ausdruck (Num. 6, 9) וכי ימות מת עליו (nicht etwa וכי יטמא לנפש) besagen will, dass nur eine Unreinheit, die auf einen wesentlichen Bestandteil einer Leiche zurückzuführen ist, das Nasirat aufhebt; Maim. Komm. zu Mischna.",
+ "er lässt sich vielmehr am dritten und siebenten [Tage] sprengen. Falls er durch einen Toten unrein geworden war.",
+ "stösst jedoch die vorangegangenen [Tage] nicht um. In dem Falle Nas. III, 6, wo er ein Nasirat im Ausland begonnen und vollendet hat und dann nach Palästina gezogen ist, muss er zwar nach Bet-Hillel das ganze Nasirat nochmals abhalten, jedoch nur weil ein auf unreinem Boden abgehaltenes Nasirat überhaupt nicht in Anrechnung kommt; hier aber werden ihm die vor dem Eintritt der Unreinheit resp. des Aussatzes gezählten Tage angerechnet, weil er bis dabin rein war.",
+ "er fängt [vielmehr] sogleich an weiter zu zählen. Er setzt die Zählung der Tage seines Nasirats da fort, wo er am Tage vor seiner Verunreinigung oder seiner Aussatz- Erkrankung aufgehört hatte; nur die Tage seiner Unreinheit und seiner Aussatz-Krankheit darf er nicht mitzählen.",
+ "hat aber kein Opfer. Wegen Unreinheit.",
+ "haben jedoch. באמת wie das aram. בקושטא, welches wiederum in den Targumen als Aequivalent des hebr. אמנם und אכן erscheint, ist = jedoch. An vielen Stellen bedeutet die Formel באמת אמרו, dass die mit ihr eingeführte Halacha eine dem Mose auf dem Sinai überlieferte sei, an manchen Stellen hingegen nur, dass die Halacha eine zuverlässige, unbestreitbare und unanfechtbare sei, wenngleich sie nur rabbinisch ist. Vgl. den Ausspruch כל באמת אמרו הלכה, B. mez. 60a u. s., כל מקום ששנינו באמת הלכה למשה מסיני, Jerus. Terum. II, 1 (41b). In unserer Mischna ist die hier folgende Halacha eine הלממ״ם. Das באמת ist im Sinne von „jedoch“ zu fassen, denn im Gegensatz zu M. 2, wo die als Nasirat gezählten Tage völlig umgestossen werden, und zum ersten Teil der M. 3, wo das Nasirat zwar unterbrochen, die bereits gezählten Tage aber dem Nasir angerechnet werden, folgen jetzt Fälle, in denen selbst die Tage der Unreinheit dem Nasir angerechnet werden. Die Lesarten schwanken an unserer Stelle zwischen באמת und באמת אמרו.",
+ "die Tage des Flussleidenden oder der Flussleidenden. S. Lev. 15, 2 ff. Unter den „Tagen“ sind hier sowohl die Tage zu verstehen, in denen er unrein ist, als jene 7 Tage, die er nach seiner Genesung zählen muss (ibid. v. 13) und in denen keine Unreinheit sich gezeigt haben darf, wenn er rein werden soll.",
+ "und die Absperrungszeit des Aussätzigen. Die 7 Tage, die der Aussätzige unter Umständen isoliert (מוסגר) bleiben muss, sowie die ferneren 7 Tage seiner event. Abschliessung (Lev. 13, 4. 5; 31. 33).",
+ "werden ihm angerechnet. Wenn bei einem Nasir sich die Erscheinungen des Flusses gezeigt haben resp. jene Symptome, auf Grund deren er als des Aussatzes verdächtig zur Beobachtung isoliert werden muss, so stossen diese Tage nicht nur das Nasirat nicht um, sondern unterbrechen es nicht einmal und werden dem Nasir voll angerechnet."
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+ "Elasar. Im jerus. Talmud zu St. ist die Lesart: ר׳ אלעזר אומר משום ר׳ יהושע, im Manuscr. B. ר׳ אליעזר אומר משום ר״י, die Mischnaausgg. lesen אמר ר׳ אליעזר. Die richtige Lesart ist hier ר׳ אלעזר; dies geht aus dem bab. Talmud (Nas. 56 b) sowie aus Tosefta z. St. und Ohal. IV, 14 hervor. Auch der Umstand, dass R. Mëir ihm erwidert, spricht für die Lesart R. Eleasar (b. Schammua), denn diese beiden waren Zeitgenossen und Schüler des R. Akiba. Der Ausdruck משום ר׳ פלוני wird auch in der Regel nur gebraucht, wenn es sich um einen von einem Schüler im Namen seines Lehrers überlieferten Ausspruch handelt, R. Elieser aber war nicht der Schüler des R. Josua. Vgl. die Bemerkung des R. Hirsch Berlin zu unserer Stelle (in der Wilnaer Talmudausg. S. 172).",
+ "ist man auch beim Betreten des Heiligtums schuldig. Wenn jemand in solcher Weise unrein geworden war, wie sie in M. 2 bezeichnet ist, und dann wissentlich das Heiligtum betreten oder auch Heiliges genossen hat, bevor er rein geworden war, so wird er mit Ausrottung bestraft, Num. 19, 13. 20 und Lev. 7, 20. 21. Wenn dies jedoch aus Versehen geschehen ist, so hat er „ein nach dem Vermögen abgestuftes Opfer“ darzubringen, קרבן עולה ויורד, Lev. 5, 2 ff.",
+ "dies sollte doch nicht leichter zu nehmen sein als [die Verunreinigung] durch ein Kriechtier. Die ein Nasirat nicht unterbricht und dennoch dem Nasir bei Todesstrafe verbietet, das Heiligtum zu betreten, Lev. 5, 2 und Num. 19, 20. Wenn also schon die Verunreinigung durch ein Kriechtier, die das Nasirat nicht unterbricht, dem Nasir das Betreten des Heiligtums verbietet, so muss dies doch bei den in M. 3 genannten Fällen der Verunreinigung (wie z. B. durch ¼ Log Blut u. s. w.), in denen das Nasirat wohl unterbrochen wird, gewiss der Fall sein !",
+ "Elieser folgenden Schluss aufgestellt. דין = richten, (eine Schriftstelle) beurteilen, auslegen, einen Schluss aufstellen.",
+ "der einen Menschen durch Bedachung nicht verunreinigt. Ohal. II, 3.",
+ "sich scheren muss. S. oben M. 2.",
+ "sich nicht erst recht scheren müssen. Demnach wäre die Bestimmung in M. 3 betreffs des Viertels Blut falsch.",
+ "Man zieht hier keinen Schluss vom minder Strengen auf das Strengere. R. Elieser gab dem R. Akiba keinen Grund für die Ablehnung seines Schlusses an; er hatte eine Tradition im Sinne des ersten Satzes unserer Mischna und er pflegte die Lehrsätze so vorzutragen, wie er sie von seinen Lehrern gehört hatte, Suk. 27 b.",
+ "Josua vortrug. הרצה vortragen, s. Jeb. XVI, N. 54.",
+ "sie haben es so als Halacha ausgesprochen. Dass nämlich ein Totenknochen in der Grösse eines Gerstenkornes durch Überdachung nicht verunreinigt, ist eine dem Mose überlieferte Halacha; aus einer solchen Halacha aber als einer Ausnahme-Bestimmung darf man keine weiteren Schlüsse ziehen. Ms. B. liest: אלא כך אמרה הלכה, allein, so lautet die Halacha."
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+ "wer von euch. Die beiden Nasiräer müssen jedoch geschwiegen haben; hätten sie ihm aber widersprochen, so wäre er als Einzelzeuge nicht beglaubt. Andrerseits genügt aber ein Einzelzeuge, weil aus den Worten או הודע אליו חטאתו Lev. 4, 23 folgt, dass man schuldig ist, sobald einem sein Vergehen irgendwie (מ״מ) bekannt wird. Der Zeuge muss ferner den Vorgang nur aus der Ferne beobachtet haben und darf mit den Nasiräern im Moment der fraglichen Verunreinigung nicht im gleichen Raume (Haus oder Hof) gewesen sein, sonst würde dieser Raum durch die gleichzeitige Anwesenheit von drei Personen in jenem Augenblick als ein „öffentliches Gebiet“ (רשות הרבים ) gelten, in welchem eine zweifelhafte Verunreinigung für rein erklärt wird, Tehar. IV, 7. 11. Dieser Lehrsatz lautet nach der Erklärung des Talmuds (Sota 28 b) also: דבר שיש בו דעת לישאל ברשות היחיד ספקו טמא, ברשות הרבים ספקו טהור, ושאין בו דעת לישאל בין ברשות היחיד בין ברשות הרבים ספקו טהור , d. h. der Zweifel über den Reinheitszustand einer Person oder einer Sache ist als rein zu behandeln, wenn er an einem öffentlichen Ort entsteht, gleichviel ob es sich um vernunftbegabte, rechenschaftsfähige Objekte handelt oder nicht, z. B. wenn es zweifelhaft ist, ob Fleisch mit einem unreinen Kriechtier, in dessen Nähe es sich befand, in Berührung gekommen ist, oder wenn es zweifelhaft ist, ob ein erwachsener Mensch mit etwas Unreinem in Berührung gekommen ist oder durch seine Tätigkeit etwas Unreines mit etwas Reinem in Berührung gebracht hat. Dieser Satz, der kurz also lautet: ספק טומאה ברשות הרבים טהור wird in der Tosefta zu Tehar. VI, 17 durch folgenden Schluss abgeleitet: Ist die Gesamtheit Israels oder ihr grösster Teil unrein, so bringt sie das Pessachopfer trotz ihres unreinen Zustandes am 14. Nissan dar und wartet nicht bis zum 14. des folgenden Monates (Pes. 77 a), denn der Begriff der Unreinheit tritt zurück vor dieser Pflicht der Gesamtheit, טומאה דחויה בציבור. Wenn also hier die bestimmt vorhandene Unreinheit als nicht vorhanden gilt, um wieviel mehr die nur zweifelhafte Unreinheit! Der Zweifel aber betreffs einer Verunreinigung ist als unrein zu behandeln, wenn er an einem privaten, nicht öffentlichen Orte entsteht, vorausgesetzt, dass es sich um eine vernunftbegabtes, rechenschaftsfähiges Objekt handelt. Dieser Satz, ספק טומאה ברשות היחיד טמא, wird (ibid.) also begründet: Die des Ehebruchs verdächtige Frau (סוטה) darf, obgleich kein Zeuge für ihre Verunreinigung (d. i. ihren Ehebruch) vorhanden war, den ehelichen Verkehr mit ihrem Gatten erst dann fortsetzen, wenn die Entscheidung durch den Genuss des Wassers der Bitternis (מי המרים) herbeigeführt ist; bis dahin gilt sie ihrem Gatten als verboten, Sota I, 2. Hier handelt es sich um eine Verunreinigung, die ברשות היחיד, in einem nicht öffentlichen Gebiet entstanden ist, nämlich dort, wo sich die Frau mit dem fremden Manne „verborgen“ hatte (Num. 5, 13 ff.), also um einen Raum, wo nicht mehr als zwei Personen zugleich anwesend waren. Der Begriff der sittlichen Reinheit wird nun auch aut die sog. levitische Reinheit und Unreinheit übertragen. Vgl. S. R. Hirsch, Comm. zu Lev. 7, 19 ff.",
+ "scheren. Sobald ihr Nasirat beendet ist. Es dürfen jedoch nur Frauen oder Kinder in unserem Falle sich scheren, denn diese übertreren nicht das Verbot Lev. 19, 27, das nur dem Manne untersagt, die Ecken des Haupthaares rund herum abzunehmen, Kidd. I, 4; Männer aber dürften dies Verbot nicht übertreten, weil bei jedem der Zweifel besteht, ob er überhaupt unrein ist. Nach unserer Mischna (s. weiter) müssen sie nämlich noch ein zweites Nasirat abhalten, nach dessen Abschluss die Reinheitsopfer bringen und sich zum zweiten Male scheren. Es ergibt sich daher folgendes: Das erste Scheren, das wegen der vielleicht erfolgten Verunreinigung zu geschehen hat, muss (nach Nas. VI, 6) vor dem Darbringen der Unreinheitsopfer geschehen. Dieses Scheren könnte aber dem Nasir das zweite Scheren, das nach dem Abschluss des zweiten Nasirats zu erfolgen hat, nicht ersetzen, denn dieses müsste erst nach dem Darbringen der Reinheitsopfer geschehen (Nas. VI, 7). Wäre also der Nasir nicht verunreinigt worden, so dürfte er sich vorläufig gar nicht scheren, weil er das Verbot Lev. 19, 27 nicht übertreten dürfte, während, wenn er bestimmt unrein geworden wäre, er dies wohl dürfte, da das Gebot des Scherens (Num. 6, 9) das Verbot Lev. 19, 27 aufheben würde nach dem Grundsatz עשה דוחה לא תעשה, s. Ketub. III, N. 41. Das zweite Scheren nach Beendigung des zweiten Nasirats darf indessen auf jeden Fall geschehen. War nämlich der Nasir bestimmt unrein geworden, so durfte er sich das erste Mal scheren, und das zweite Scheren dürfte ebenfalls geschehen als Abschluss des in Reinheit abgehaltenen zweiten Nasirats. War er aber nicht unrein, so durfte ihm das erste Scheren gar nicht in Anrechnung gebracht werden, weil es irrtümlich vor dem Darbringen der Opfer geschah, es muss vielmehr immer noch nachgeholt werden (תיו״ט).",
+ "die Unreinheits-Opfer. D. h. die Opfer, die man bei der infolge vou Unreinheit eingetretenen Unterbrechung eines Nasirats darzubringen hat, nämlich zwei Tauben und ein Lamm, Nnm. 6, 10. 12.",
+ "und die Reinheits-opfer. D. h. die Opfer, die man beim Abschluss eines in Reinheit abgehaltenen Nasirats darzubringen hat, nämlich die beiden Lämmer und ein Widder, Num. 6, 14 ff. Wenn auch sonst eine zweifelhafte Unreinheit in einem nicht öffentlichen Gebiet als unrein zu behandeln ist (s. N. 1), hier also eigentlich beide als unrein gelten und keine Reinheitsopfer bringen sollten, So ist jene Bestimmung doch nur für den Fall getroffen, dass die Möglichkcit gegeben ist, dass jeder einzelne unrein wurde; in unserer Mischna aber ist nach Aussage des Zeugen einer bestimmt rein, daher sie auch die Reinheitsopfer zu bringen haben.",
+ "sie zählen dann dreissig Tage. Wenn sie nämlich anfangs ein Nasirat ohne genaue Zeitangabe gelobt hatten, welches nach Nas. I, 3 dreissig Tage dauert. Hatten sie aber ein längeres Nasirat gelobt, so müssen sie auch jetzt ein entsprechend längeres abhalten.",
+ "so war das Unreinheitsopfer. das wir vor Beginn dieses zweiten Nasirats gebracht hatten.",
+ "mein und das Reinheitsopfer. das wir vor Beginn dieses zweiten Nasirats gebracht hatten.",
+ "so sei du sogleich ein Nasir. damit die Reinheitsopfer, die ich nach dreissig Tagen bringen werde, für dich seien.",
+ "war ich aber rein. und mein verstorbener Freund unrein.",
+ "Sie zählen dann. von dem Tage an, da er den Fremden ersucht, das Nasirat zu übernehmen.",
+ "war ich aber der Reine. sodass unserer Verabredung gemäss dein Nasirat nicht schon vor dreissig Tagen begann, sondern erst heute beginnt.",
+ "so sei das Reinheitsopfer mein und das Unreinheitsopfer zweifelhaft. Das Vogel-Sündopfer, das er wegen der zweifelhaften Verunreinigung bringt (Num. 6, 11), darf jedoch nicht gegessen werden, da es vielleicht gar kein Opfer, sondern profan war, der Vogel aber, der nicht geschlachtet (Lev. 5, 8), zum Genusse verboten ist.",
+ "so war das Unreinheitsopfer. das ich bereits gebracht habe.",
+ "mein und das Reinheitsopfer. das ich bereits gebracht habe.",
+ "und dieses sei dein Reinheitsopfer. Sodann ist ihr Nasirat zu Ende.",
+ "Er bringe vielmehr. Nachdem sein Nasirat zu Ende gegangen.",
+ "ein Vogel-Sündopfer. Weil er vielleicht der Unreine war. Das Schuldopfer-Lamm darf er jedoch nicht bringen, weil er vielleicht, falls er nämlich nicht der Unreine war, zu diesem Opfer gar nicht verpflichtet ist und er dieses als profanes Tier nicht im Tempel darbringen darf (vgl. Nas. II, N. 42). Andererseits hat er geschehenen Falls (בדיעבד) mit dem Vogel Sündopfer allein seiner Pflicht genügt, auch wenn er das Vogel-Ganzopfer nicht gebracht hat.",
+ "und ein Vieh-Ganzopfer. Weil er, falls er rein ist, sich erst dann scheren darf, wenn wenigstens ein Opfer dargebracht ist, Nas. VI, 7. Das Sündopfer-Lamm darf er nicht bringen, weil er zu diesem vielleicht, falls er nämlich der Unreine war, gar nicht verpflichtet war, und er dieses als profanes Tier nicht im Tempel darbringen darf. Das Ganzopfer darf er trotz dieser Befürchtung darbringen, weil er es event. als „freiwillige Gabe“ (נדבה) bringen kann, was aber bei einem Sündopfer nicht zulässig ist. Andererseits darf er auch den Widder des Friedensopfers (Num. 6, 14) nicht darbringen, obschon sonst ein Friedensopfer auch als freiwillige Gabe zulässig ist, weil zum Friedensopfer des Nasirs noch bestimmte Brote sowie die Spende des „gekochten Bugs“ gehören (Num. 6, 15. 20), ein solches Friedensopfer aber als freiwillige Gabe nicht zulässig ist.",
+ "dieses eine freiwillige Gabe und dies hier. das Sünd- und das Friedensopfer.",
+ "dass dieser seine Opfer in einzelnen Teilen. Denn wenn er der Reine war, dann war sein erstes Ganzopfer das Pflichtopfer, und erst jetzt, nach Verlauf von dreissig Tagen, bringt er seine anderen Pflichtopfer, nämlich das Sünd- und das Friedensopfer; der jerus. Talmud liest חציים, ed. Lowe und Mscr. K. מחוצים, „geteilt.“",
+ "Die Weisen stimmten jedoch dem Ben Soma zu. Dass er seine Opfer in einzelnen Teilen darbringt; denn da nicht anznnehmen ist, dass er jemand findet, der zur Übernahme eines Nasirats für den Verstorbenen bereit ist, so ist kein anderer Ausweg vorhanden."
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+ "Ein. Zum besseren Verständnis dieser Mischna seien hier die wichtigsten Bestimmungen zusammengestellt über den Abschluss bezw. die Unterbrechung des Nasirats sowie über die Opfer, die nach der Heilung des Aussatzes zu bringen sind: 1) Der Nasir muss am dritten und siebenten Tage nach erfolgter Verunreinigung sich sprengen lassen (Num. 19, 12), am siebenten Tage noch baden (ibid. 19) und sich scheren; am achten Tage bringt er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben als Sünd- und Ganzopfer und ein Lamm als Schuldopfer; er beginnt sodann ein neues Nasirat, das von gleicher Dauer sein muss wie das, welches er ursprünglich gelobt hatte. s. Einleit. S. 249 B. 2) Hat der Nasir sein Nasirat in Reinheit beendet, so muss er drei Opfer darbringen, nämlich ein weibliches Schaf als Sündopfer, ein Schaf als Ganzopfer und einen Widder als Friedensopfer sowie die dazugehörigen Speise- und Gussopfer; sodann muss er sich scheren. Damit ist sein Nasirat beendet, s. Einleit. 249, A. 3) Der vom Aussatz Geheilte muss zunächst zwei Vögel darbringen, die jedoch nicht als Opfer gelten und von denen man den einen ausserhalb des Heiligtums schlachtet, den anderen hingegen fliegen lässt (Lev. 14, 4 ff.). Er lässt sich dann scheren, nimmt ein Reinigungsbad und zählt sieben Tage, die er ausserhalb seiner Wohnung verbringt, schert sich am siebenten Tage, nimmt wieder ein Reinigungsbad und bringt am achten Tage ein Lamm als Schuldopfer, ein weibliches Schaf als Sündopfer und ein Lamm als Ganzopfer; ist er jedoch arm, so kann er als Ganz- und Sündopfer zwei Tauben bringen; Lev. 14, 22. 4) Der vom Aussatz geheilte Nasir unterscheidet sich von dem unrein gewordenen dadurch, dass jener als מחוסר כפרה, der Sühne bedürftig (Ker II, 1) erst dann Heiliges essen darf, wenn er nach zweimaligem Scheren die vorgeschriebenen Opfer gebracht hat (Negaim XIV, 3), der Nasir dagegen schon durch die Sprengung am siebenten Tage nach erfolgter Verunreinigung Heiliges geniessen darf und die erforderlichen Opfer ihm erst den Genuss von Wein u. s. w. gestatten. 5) Die Verunreinigung durch einen Toten hebt das Nasirat völlig auf und verpflichtet den Nasir zu einem neuen Nasirat (Nas. VII, 2); die Verunreinigung aber durch Aussatz hat nur aufschiebende Wirkung, und der Nasir hat nach dem Ablauf der Zählungsperiode sein Nasirat mit dem sovielten Tag fortzusetzen als er es durch Eintritt des Aussatzes abgebrochen hatte. 6) Das Gesetz üder das Scheren beim Aussatzschaden hebt das Gesetz über das Scheren des Nasir nur dann auf, wenn der Aussatz festgestellt, aber nicht, wenn er nur zweifelhaft ist (s. N. 2).",
+ "Nasir. Der ein Nasirat ohne nähere Zeitbestimmung, also für dreissig Tage gelobt hat, Nas. I, 3.",
+ "der im Zweifel ist. Hier ist der Fall gesetzt, dass der Nasir am ersten Tage seines Nasirats zweifelhaft geworden ist.",
+ "ob er unrein. Durch Verunreinigung an einem Toten. Wäre er bestimmt unrein, so müsste er sich zweimal scheren, zunächst am siebenten Tage, nachdem er am dritten und siebenten Tage gesprengt ist (N. 20, 1), sodann beim Abschluss des neuen in Reinheit abgehaltenen Nasirats (N. 20, 2).",
+ "und als entschieden aussätzig erklärt worden ist. Am selben Tage wird es ihm zweifelhaft, ob er vorher als aussätzig erklärt worden ist (s. Nas. VII, N. 34), an jenem Tage selbst aber ist er bereits vom Aussatz geheilt.",
+ "darf erst nach sechzig Tagen. Nachdem er ein Nasirat abgehalten, das doppelt so lang war als das, welches er gelobt hatte. Hätte er z. B. ein Nasirat für ein Jahr gelobt, so dürfte er erst nach zwei Jahren Heiliges geniessen und erst nach vier Jahren Wein trinken u. s. w.",
+ "Heiliges geniessen. Der Fall ist hier dadurch besonders compliciert, dass vier Möglichkeiten vorliegen: der Nasir ist entweder a) vollständig rein, d. h. weder in Berührung mit einem Toten gekommen noch aussätzig gewesen, oder b) bestimmt unrein und aussätzig, oder c) unrein aber nicht aussätzig, oder d) aussätzig aber nicht unrein gewesen. Wäre er nun bestimmt unrein und aussätzig gewesen, so müsste er jetzt, da er geheilt ist, sich sofort scheren, nach sieben Tage sich zum zweiten Male scheren, am achten Tage seine Opfer bringen (s. N. 20, 3) und dürfte dann, wenn er am dritten und siebenten Tage gesprengt wurde, Heiliges geniessen; darauf müsste er wiederum sieben Tage zählen, um sich dann wegen der Verunreinigung als Nasir zu scheren (N. 20, 1), denn die sieben Tage der Zählung nach der Heilung des Aussatzes werden ihm nicht angerechnet (Nas. VII, 2); eine Sprengung am dritten und siebenten Tage brauchte jetzt nicht zu erfolgen, da sie bereits in der vorhergehenden Woche geschehen ist. Er müsste schliesslich noch ein neues Nasirat von dreissig Tagen in Reinheit abhalten, sich scheren und die Scheropfer darbringen und dürfte dann wieder Wein trinken (N. 20, 2). Nun ist aber seine Unreinheit nicht gewiss, sondern nur zweifelhaft, folglich darf er sich nicht sogleich, sondern erst nach dreissig Tagen d. i. nach dem event. Abschluss seines Nasirats seheren: (I); er lässt sich zuvor am dritten und siebenten Tage sprengen, bringt die beiden Vögel und lässt sich scheren (N. 20, 3). Ist er nun aussätzig gewesen, so wird ihm dieses Scheren, als das erste, zu dem er verpflichtet ist, angerechnet; ist er jedoch nicht aussätzig, sondern nur als Nasir unrein gewesen, so wird ihm dieses Scheren als das pflichtmässige angerechnet, und er muss wegen der event. Unreinheit das Vogel Sündopfer bringen, das jedoch nicht gegessen werden darf (N. 11), während er das Vogel-Ganzopfer und Schuldopferlamm, zu dem sonst der unrein gewordene Nasir verpflichtet ist, nicht bringen darf, da er vielleicht nicht unrein war und somit profane Tiere im Heiligtum (חולין לעזרה) darbringen würde. Vielleicht aber war er nicht aussätzig und nicht unrein, sodass dieses Scheren als das beim Abschluss eines Nasirats vorgeschriebene gelten könnte; dann muss er aber noch das hierbei erforderliche Ganzopferlamm bringen und dabei den Vorbehalt (תנאי) aussprechen, dass es, falls er rein ist, als das Pflichtopfer, falls er jedoch nicht rein ist, als freiwillige Gabe (נדבה) gelten solle; das Sünd- und Friedensopfer, zu dem er als Nasir auch noch verpflichtet wäre, darf er aber nicht bringen, weil ein Sündopfer nicht als freiwillige Gabe dargebracht werden darf, er also vielleicht חולין לעזרה bringen würde; das Friedensopfer wiederum, bei dem er jene Bedingung wohl aussprechen könnte, da es event, auch als freiwillige Gabe gebracht werden darf, ist nicht unbedingt erforderlich, denn der Nasir hat seiner Pflicht genügt, auch wenn er sich nur nach einem der drei vorgeschriebenen Opfer scheren liess (Nas. VI, 7 Ende). Indessen selbst nach diesem Scheren darf er Heiliges noch nicht geniessen, weil er vielleicht doch aussätzig war und als solcher sich erst noch ein zweites mal nach sieben Tagen scheren müsste, um Heiliges essen zu dürfen; und auch Wein darf er noch nicht trinken, weil er vielleicht aussätzig war und das Scheren beim Aussatz nicht das Scheren des Nasir ersetzen würde, oder aber weil er vielleicht unrein war und jenes Scheren zum Abschluss des Nasirats geschehen musste. Aus diesen Gründen darf er erst nach dreissig Tagen sich zum zweiten Male scheren (II). Ist er nämlich aussätzig gewesen, so war das erste Scheren, sowie dieses zweite, nach dreissig Tagen erfolgte Scheren wie bei jedem vom Aussatz Geheilten (N. 20, 3) erforderlich. Nun müsste er eigentlich am Tage nach dem zweiten Scheren die drei vorgeschriebenen Viehopfer bringen, um wieder Heiliges geniessen zu dürfen. Da aber zu diesen Opfern ein Sündopfer gehört, das unbedingt gebracht werden muss und dessen Unterbleiben den ganzen Act ungültig machen würde, so würde er, falls er in Wahrheit nicht aussätzig gewesen wäre, חולין לעזרה bringen, da ja ein Sündopfer auch bedingungsweise nicht als freiwillige Gabe dargebracht worden darf. Er muss deshalb sein Vermögen einem anderen verschreiben (Nid. 70 a), sodass er als Armer gilt; als solcher aber darf er sich mit einem Vogelsündopfer begnügen, das im Zweifelfalle gebracht, aber nicht gegessen werden darf, und das Fehlen des Vogel-Ganzopfers sowie des Schuldopferlammes macht den Act nicht ungültig. Es kann aber auch sein, dass er nicht aussätzig, sondern nur unrein gewesen, sodass das erste Scheren wegen dieser Unreinheit und das zweite als Abschluss des Nasirats geschah; er muss deshalb jetzt das Ganzopferlamm unter dem gleichen Vorbehalt wie nach dem ersten Scheren darbringen. Nachdem er nun das Opfer des vom Aussatz Geheilten nach dem zweiten Scheren entrichtet hat, darf er Heiliges geniessen. Man könnte freilich einwenden: falls er aussätzig war, so geschah doch das zweimalige Scheren eben wegen des Aussatzes, er wäre aber immer noch der Sühne bedürftig (מחוסר כפרה), weil er das wegen der event. Unreinheit (als Nasir) erforderliche Opfer noch nicht gebracht hat, da er ja das Vogel-Sündopfer, das er des Zweifels wegen nach dem ersten Scheren gebracht, zu früh dargebracht hat, weil er zuvor wegen des event. Aussatzes sich zweimal hätte scheren müssen! Allein, in seiner Eigenschaft als Nasir ist er nicht מחוסר כפרה (s. N. 20, 4) und der Genuss von Heiligem ist ihm sogleich nach der erfolgten Sprengung erlaubt. — Somit darf der Nasir in diesem Falle erst nach zweimaligem Scheren und nach sechzig Tagen Heiliges geniessen.",
+ "und erst nach hundertundzwanzig Tagen Wein trinken und sich an Toten verunreinigen. Die Verbote des Weingenusses und der Verunreinigung haben mit dem sechzigsten Tage für ihn noch nicht aufgehört, weil das zweimalige Scheren vielleicht des Aussatzes wegen geschehen musste, in diesem Falle würde es aber für ihn als Nasir nicht in Betracht kommen. War er aber unrein, so müsste er eigentlich am siebenten Tage nach dem zweiten Scheren sich scheren und nach dreissig Tagen, nachdem er ein Nasirat in Reinheit abgehalten, sich abermals scheren (N. 20, 1 und 2). Allein da er vielleicht rein ist, darf er nicht schon am siebenten Tage (nach dem sechzigsten) sich scheren, weil sein Nasirat event. sofort nach dem zweiten Scheren (wegen des Aussatzes) begonnen hat und durch Scheren nicht unterbrochen werden durfte. Er muss deshalb wiederum dreissig Tage warten und sich dann scheren (III); er bringt sodann das wegen der fraglichen Verunreinigung erfordediche Vogel-Sündopfer sowie das Ganzopferlamm mit dem oben erwähnten Vorbehalt, weil er vielleicht rein war und ein solches zum Abschluss des in Reinheit abgehaltenen Nasirats zu bringen verpflichtet ist. Der Weingenuss und die Verunreinigung bleiben ihm jedoch noch immer verboten, weil er vielleicht aussätzig und unrein war, das erste und zweite Scheren also wegen des Aussatzes und das dritte wegen des unterbrochenen Nasirats erfolgen musste. Er muss deshalb nochmals dreissig Tage warten und sich dann scheren (IV), nachdem er die erforderlichen drei Opfer gebracht hat und zwar das Ganzopferlamm mit der Bedingung, dass es, falls er nicht unrein und nicht aussätzig war, also bereits nach dem ersten Scheren das vorgeschriebene Ganzopfer entrichtet hat, eine freiwillige Gabe (נדבה) sein solle, sowie das Lamm zum Sündopfer und das zum Friedensopfer, zu dem er ja noch bestimmt verpflichtet ist. Dann erst, nach diesen hundertundzwanzig Tagen erlischt sein Nasirat, und er darf wieder Wein trinken und sich verunreinigen.",
+ "wenn jener gewiss ist. S. Nas. VI, 5 und das. N. 41. Wäre er also bestimmt aussätzig gewesen, so hätte er sich zweimal scheren dürfen, einmal sogleich und zum zweiten Male nach sieben Tagen, obschon ihm als Nasir das Scheren verboten wäre.",
+ "hebt es dieses nicht auf. Darum darf er sich nicht sogleich scheren, sondern muss mit dem ersten Scheren, zu dem er als Aussätziger verpflichtet wäre, dreissig Tage warten. — Die Mischna hat hier nur deshalb von sechzig und hundertundzwanzig Tagen gesprochen, weil sie den Fall annimmt, dass nur ein unbefristetes, also ein dreissig Tage währendes Nasirat gelobt ist. Handelte es sich aber z. B. um ein Nasirat von einem Jahre, so wären die Fristen vor dem jeweilgen Scheren ebensolange zu bemessen; er dürfte also Heiliges erst nach zwei Jahren geniessen und erst nach vier Jahren Wein trinken und sich verunreinigen."
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+ "Bemerkung: Die ersten sieben Abschnitte des Traktats Nasir erschienen noch im Jahre 1918 in der Bearbeitung von Rabbiner Dr. M. Petuchowski ז״ל. Ein früher Tod liess dem Verewigten die Bearbeitung und Herausgabe des ganzen Seder Naschim nicht mehr gelingen. In dem handschriftlichen Nachlass, für dessen leihweise Überlassung Herrn Dr. T. Jakobowits in Prag auch an dieser Stelle gedankt sei, fand sich die druckfertige Bearbeitung des achten Abschnittes von Nasir, welche hier unverändert zum Abdruck gelangt. Von den nachgelassenen Notizen zu dem restlichen Teil des Seder Naschim sind die in die weitere Bearbeitung aufgenommenen in eckige Klammern gesetzt und als aus dem Nachlass stammende kenntlich gemacht.
Dr. S. Schlesinger.",
+ "Für Nichtjuden gibt es kein Nasirat. Ein Nichtjude, der ein Nasirat gelobt hat, muss die Nasirvorschriften nicht einhalten; die Nasiropfer dürfen von ihm zur Darbringung nicht angenommen werden. Die das Nasirgesetz einleitenden Worte: „Sprich zu den Kindern Israels …“ (Num. 6, 1) sehliessen den Nichtjuden von diesem Gesetze aus (Talmud 61 a, vgl. dorts. פירוש הרא״ש).",
+ "Für Frauen und Knechte. Gemeint ist der heidnische Knecht (עבד כנעני ), der nach Beschneidung und Tauchbad zur Einhaltung bestimmter Religionsgesetze verpflichtet ist.",
+ "Strenger ist es. bzgl. des Ungültigmachens des Nasirats.",
+ "denn er. der Eigentümer.",
+ "kann seinen Knecht zwingen. Der Eigentümer kann dem Knecht befehlen, die Nasirvorschriften zu übertreten (Wein zu trinken und sich an Leichen zu verunreinigen). Die Worte לאסר אסר על נפשו„ … sich etwas zu versagen“ (Num. 30, 2), die auch für den Nasir gelten, besagen, dass nur wer Herr seiner selbst ist, sein Nasirat einhalten muss, also nicht der Knecht gegen den Willen seines Eigentümers, da die Einhaltung des Nasirats seinen Dienst beeinträchtigen kann (Talmud 62 b, vgl. dorts. תוספות sub לאסר אסר). כופה „er kann zwingen“, wörtlich „beugen“. Im Mischnatext des Jeruschalmi beidemal כופף gleicher Bedeutung.",
+ "aber er. der Eheman.",
+ "kann nicht seine Frau zwingen. es sei denn, dass er ihr Nasirgelübde vorschriftsmässig aufgehoben hat.",
+ "Strenger ist es. bzgl. des Ungültigmachens des Nasirats.",
+ "denn er. der Eheman.",
+ "kann die Gelübde seiner Frau aufheben. Bestimmte Gelübde, zu denen auch das Nasirgelübde gehört (vgl. Ned. XI, 1 und 2 und dorts. N. 3). Ebenso kann auch der Vater das Nasirgelübde seiner noch nicht mannbar gewordenen unverheirateten Tochter aufheben (Tossifta VI, vgl Ned. X, 2 und XI, N. 2 und 3).",
+ "aber er. der Eigentümer.",
+ "kann nicht die Gelübde seines Knechtes aufheben. Sondern ihm lediglich befehlen, die Nasirvorschriften zn übertreten.",
+ "Hat er. der Eheman.",
+ "für immer aufgehoben. Auch wenn der Ehmann nach der Aufhebung wieder zustimmt, dass die Frau das Nasirat einhält, bleibt dieses aufgehoben; ebenso auch, wenn er nach der Aufhebung gestorben ist oder seine Frau geschieden hat. Das „Zwingen“ (כפיה) hat aber nur so lange Kraft, als es anhält. Stimmt also der Eigentümer nachher wieder zu, dass der Knecht das Nasirat einhält, oder wird der Knecht frei, so muss er die Nasirvorschriften wieder beobachten.",
+ "hat er. der Eigentümer.",
+ "sein Nasirat zuende führen. d. h. so viele Tage noch die Nasirvorschriften beobachten, dass er zusammen mit den Tagen, die er während seiner Dienstzeit das Nasirat einhalten konnte, die Dauer des von ihm gelobten Nasirats vollendet. Der Ausdruck הפר לעבדו „hat er seinem Knecht (das Nasirat) aufgehoben“ ist hier ungenau und durch das vorhergehende הפר veranlasst; gemeint ist כפה „hat er ihn gezwungen“, da es beim Knecht nur כפיה und nicht הפרה gibt. So die meisten Erklärer. Maim, aber liest in der Mischna wie die neueren Talmudausgaben הפר לעבדו יצא לחרות ומשלים נזירותו und erklärt danach, dass der Knecht frei wird, wenn der Eigentümer in Form der הפרה das Nasirgelübde aufzuheben versucht (vgl. Maim. הלכות נזירות II, 18 und הלכות עבדים VIII, 17 und השגות הראב״ד an beiden Stellen).",
+ "Ist er. der Knecht.",
+ "von ihm weggegangen. dem Eigentümer entlaufen.",
+ "trinken. Der Knecht, der entläuft, verbleibt im Besitze des Eigentümers. R. Meïr nimmt an, dass der Besitzer für die Zeit, da der Knecht nicht im Dienst ist, wohl zustimmt, dass er das Nasirat beobachte, damit er getrieben durch diese Entbehrung wieder zu ihm zurückkehre, wo er auf seinen Befehl wieder Wein trinken darf. R. Jose aber nimmt an, dass der Eigentümer dem Knecht auch für die Zeit, da er nicht im Dienst ist, die Einhaltung des Nasirats verwehrt, damit er sich nicht allzusehr schwäche (Talmud 62 b, vgl. dorts. תוספות sub לימא, vgl. auch רדב״ז zu Maim. הלכות נזירות I, 19). Nach der Erklärung des Jeruschalmi spricht die Mischna von einem Knecht, den der Herr gezwungen hat, das Nasirat zu übertreten. Die Meinungsverschiedenheit der beiden Tannaiten besteht darin, dass nach der Ansicht des R. Meïr ein solches Zwingen sich nicht auch auf die Zeit der Abwesenheit des Knechtes vom Herrn bezieht, es sei denn, dass der Herr dies ausdrücklich geäussert hat. Nach der Ansicht des R. Jose aber bezieht sich das Zwingen, auch ohne dass dies ausdrücklich geäussert ward, auch auf die Zeit, da der Knecht abwesend ist."
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+ "Wenn einem Nasir der sich bereits geschoren hat. nach Beendigung seines Nasirats (vgl. S. 249, Einl. A).",
+ "dass er unrein ist. Es wird ihm erst jetzt bekannt, dass er sich noch vor der Darbringung seiner Scheropfer an einer Leiche verunreinigt hat.",
+ "wenn es eine bekannte Unreinheit war. d. h. es ist anzunehmen, dass irgend jemand vom Vorhandensein der Leiche an dem Orte, wo der Nasir sich verunreinigt hat, wusste.",
+ "um. so als ob ihm dies noch vor dem Scheren bekannt geworden wäre (vgl. S. 249, Einl. B).",
+ "War es aber eine Unreinheit des Abgrundes. d. h. es ist anzunehmen, dass niemand vom Vorhandensein der Leiche an dem betreffenden Orte wusste.",
+ "nicht um. Es ist dies eine sinaitische Tradition ( הלכה למשה מסיני), dass durch die Verunreinigung an טמאת התהום das Nasirat nicht umgestossen wird, wenn dem Nasir die Verunreinigung erst nach dem Scheren bekannt wurde (Talmud 68 a).",
+ "so stösst er in jedem Falle. ob nun die Verunreinigung an טמאה ידועה oder an טמאת התהום erfolgte.",
+ "um. Nach Maim. הלכות נזירות VI, 17 (vgl. Talmud 63 a) entspricht unsere Mischna in dieser Beziehung der Ansicht des R. Elieser, wonach der Nasir erst nach Beendigung sämtlicher Opferhandlungen und erst nach dem Scheren sein Nasirat als vollständig beendet ansehen darf (vgl. VI, 11 und VI, N. 79 und N. 94). Nach den Weisen aber (dorts.) muss dem Nasir die Verunreinigung durch טמאת התהום noch vor der Sprengung des Blutes eines der vom Nasir darzubringenden Opfer bekannt geworden sein, damit dadurch das Nasirat umgestossen werde (vgl. noch תוספות י״ט z. St.).",
+ "Wie ist dies. Was versteht man unter טמאת התהום und wie ist die Vorschrift darüber?",
+ "Wenn er. der Nasir.",
+ "um in einer Höhle ein Tauchbad zu nehmen. Selbst wenn der Nasir sich durch irgendeine andere Quelle der Unreinheit (nicht durch einen Toten) verunreinigt hat und nun in der Höhle ein Tauchbad nimmt, um sich davon zu reinigen, so dass anzunehmen ist, dass er sich vor der Verunreinigung durch eine Leiche in Acht nimmt (תוספות).",
+ "und es findet sich ein Toter schwimmend an der Mündung der Höhle. In Höhlen pflegte man Tote zu bestatten. Es liegt also טמאה ידועה vor. Andere Laa. statt על גבי :על פי „auf“ und על פני „an der Oberfläche“.",
+ "so ist er unrein. wenn ein Zweifel besteht, ob er sich verunreinigt hat, selbst wenn dieser Zweifel erst nach der Scherung entsteht. Er muss also ein neues Nasirat halten (vgl. S. 249 Einl. B). Die Höhle gilt als nicht öffentliches Gebiet, sonst gälte der Nasir nach dem Grundsatz ספק טומאה ברשות הרבים טהור als rein (vgl. VIII, N. 1).",
+ "Findet er sich aber versunken am Boden der Höhle. Es liegt dann טמאת התהום vor.",
+ "so ist er. der Nasir.",
+ "um sich abzukühlen hinuntergestiegen ist. Selbst wenn der Nasir lediglich um sich abzukülen, in der Höhle ein Bad nimmt, so dass also eine besondere Vorsicht, sich zu verunreinigen, bei ihm nicht vorausgesetzt werden kann (תוספות, vgl. N. 25).",
+ "rein. Nicht nur im Zweifelsfalle, sondern auch wenn er sich sicher an der Leiche verunreinigt hat, sofern ihm dies nach der Scherung erst bekannt wurde. Nach Maim. הלכות נזירות VI, 20 gilt der Nasir nur im Zweifelsfalle als rein; hat er sich aber sicher verunreinigt, so stösst er, erfährt er erst nach der Scherung davon, allerdings das Nasirat nicht um (s. oben), wohl aber gilt er als unrein.",
+ "wenn aber, um sich von einer Verunreinigung an einem Toten zu reinigen (er hinuntergestiegen ist. und beginnt dann ein neues Nasirat zu halten (vgl. S. 249 Einl. B), oder aber gelobt sein Nasirat erst, nachdem er das Tauchbad genommen.",
+ "unrein. Im Zweifelsfalle, selbst wenn der Zweifel erst nach der Scherung entsteht. Die sinaitische Tradition bzgl. טמאת התהום bezieht sich auf diesen Fall nicht. Zu den sonstigen Bestimmungen über טמאת התהום vgl. Pesachim VII, 7 und Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth S. 213 N. 44 und 45.",
+ "da die Sache begründet ist. wörtlich: „da die Sache Füsse hat“. Da der Nasir schon von vornherein unrein war, ist Grund vorhanden, auch bei טמאת התהום ihn weiter als unrein zu betrachten. War der Nasir aber von vornherein rein, dann gilt er als im Zustand der Reinheit, verblieben."
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+ " Diese und die folgende Mischna haben inhaltlich mit dem Hauptthema des Traktates Nasir nichts zu tun. Sie sind nur deshalb hierher gesetzt, weil in ihnen wie in der vorhergehenden Mischna auf Grund von רגלים לדבד entschieden wird. An ihrem eigentlichen Platze steht Mischna 3 genau so Ohaloth XVI, 3.",
+ "Wenn jemand einen Toten als ersten. בתחלה „als ersten“ wörtlich: „zuerst“, d. h. ohne vorher schon andere Tote dort gefunden zu haben. In der Münchener Handschrift steht בתחלה nicht im Mischnatexte.",
+ "hingelegt nach der gewöhnlichen Weise. Zu den Worten der Mischna כדרכו … המוצא heisst es im Talmud 65 a: אמר רב יהודה מצא פרט למצוי מת פרט להרוג משכב פרט ליושב כדרכו פרט לשראשו מונח בין ירכותיו . D. h. die Mischna spricht von dem Fall, dass man nicht wusste, dass dort ein Toter sein dauerndes Grab hat: sonst dürfte man ihn nicht wegschaffen. Der gefundene Tote war ferner unverletzt, bei einem Erschlagenen gälte die Verordnung von תבוסה und שכונת קברות (s. weiter) nicht. Endlich wurden die Toten liegend und in üblicher Weise bestattet gefunden (nicht etwa in sitzender Haltung oder den Kopf zwischen den Hüften); sonst ist anzunehmen, dass die Toten Nichtjuden waren, wobei ebenfalls die Verordnung bzgl. שכונת קברות nicht gälte (vgl. תוספות י״ט).",
+ "dann kann er ihn mit seiner Tebusa wegschaffen. Wenn man nur einen oder zwei Tote gefunden hat, schafft man sie mit ihrer תבוסה weg, und der Ort gilt als rein (darf von Priestern betreten werden u. dgl.). Man nimmt nämlich an, dass die Toten hier nur provisorisch bestattet sind und darf sie deshalb wegschaffen. Unter תבוסה versteht man die lose Erde unter dem Toten, die durch Blut und sonstige Absonderungen gelockert ist und dazu noch drei Finger tief festen Bodens, da so weit Substanzen von der Leiche gedrungen sein mögen (Talmud 65 a). Diese Erdunterlage muss man beim Fortschaffen der Toten mitnehmen. Im babil. Talmud תפוסתו im Jeruschalmi תפושתו. Die Etymologie des Wortes ist unsicher; vgl. auch S. Grünbergs Abhandlung im hebr. Teil der Monatsschrift Jeschurun (Berlin) חוברת ששית (תרפ״ו) שנה ששית S. 96—102.",
+ "mit ihrer Tebusa wegschaffen. Wenn man nur einen oder zwei Tote gefunden hat, schafft man sie mit ihrer תבוסה weg, und der Ort gilt als rein (darf von Priestern betreten werden u. dgl.). Man nimmt nämlich an, dass die Toten hier nur provisorisch bestattet sind und darf sie deshalb wegschaffen. Unter תבוסה versteht man die lose Erde unter dem Toten, die durch Blut und sonstige Absonderungen gelockert ist und dazu noch drei Finger tief festen Bodens, da so weit Substanzen von der Leiche gedrungen sein mögen (Talmud 65 a). Diese Erdunterlage muss man beim Fortschaffen der Toten mitnehmen. Im babil. Talmud תפוסתו im Jeruschalmi תפושתו. Die Etymologie des Wortes ist unsicher; vgl. auch S. Grünbergs Abhandlung im hebr. Teil der Monatsschrift Jeschurun (Berlin) חוברת ששית (תרפ״ו) שנה ששית S. 96—102.",
+ "zwanzig Ellen weit untersuchen. Die beiden obigen Vorschriften sind in der üblichen Art der Totenbestattung begründet. Aus einem Vorhof (חצר) gelangte man zu beiden Seiten in je einer Gräberhöhle (מערה). An den Wänden der Höhle wurden die Toten in Nischen (כוכין) gebettet. Das Ausmass des Vorhofs betrug sechs Ellen im Quadrat, das der Höhle vier zu sechs Ellen (so nach den Weisen in Baba bathra VI, 8). Die längste geradlinige Ausdehnung in einer solchen Höhle, die Diagonale, beträgt somit annähernd acht Ellen. Liegen also die beiden äussersten der aufgefundenen Toten (dies bedeutet hier בין זה לזה) nicht mehr als acht Ellen von einander entfernt, nimmt man an, dass man eine verschüttete Gräberhöhle vor sich hat. Der Ort gilt als שכונת קברות „Gräberstätte“, als ein Platz, wo die Toten ihr dauerndes Grab gefunden haben. Aus einer solchen שכונת קברות darf man aber die Toten nicht wegschaffen, sondern muss sie dort wiederbegraben. Ist andererseits die Entfernung zwischen den beiden äussersten der gefundenen Toten geringer als vier Ellen, dann nimmt man an, dass von vornherein die Toten hier nur provisorisch begraben wurden und man darf sie wegschaffen. Da nun möglicherweise von dieser gefundenen Gräberhöhle sechs Ellen (das Mass des Vorhofes) entfernt in irgend einer Richtung die zweite Gräberhöhle sich befindet, so muss man vom Auffindungsplatz der Toten nach allen Seiten hin zwanzig Ellen weit den Boden nach Toten durchsuchen, um den Ort als rein betrachten zu können. Diese zwanzig Ellen setzen sich so zusammen: acht Ellen der Diagonale der gefundenen Höhle, sechs Ellen der Ausdehnung des Vorhofs, sechs Ellen der Länge der etwa noch vorhandenen zweiten Höhle auf der gegenüberliegenden Seite des Vorhofs (Erschwerend rechnet man die Diagonale der Höhle ein, aber nur von der einen, vgl. Talmud Baba bathra 102 a).",
+ "zwanzig Ellen weit untersuchen. Da dieser Tote möglicherweise zu einer neuen in N. 38 beschriebenen Gräberanlage gehört, muss man diese Untersuchung neuerdings vornehmen.",
+ "ihn mit seiner Tebhusa wegschaffen hätte können. Zu רגלים לדבר vgl. N. 33. Da schon vorher drei Tote gefunden wurden, besteht Grund zur Annahme, dass auf diesem Platze sich ein ganzes Gräberfeld befindet."
+ ],
+ [
+ " Auch diese Mischna wird hier nur hergesetzt, weil in ihr auf Grund von רגלים לדבר entschieden wird (vgl. N. 34). Der erste Teil dieser Mischna, der von Aussätzen handelt, findet sich an seinem eigentlichen Platze mit näherer Ausführung Negaim V, 4 und 5.",
+ "Bei jedem Zweifel in Bezug auf Aussätze ist der damit Behaftete zuerst. d. h. bevor die Unreinheit bei ihm festgestellt ist. Das בתחלה wird durch das folgende עד שלא נזקק לטמאה erklärt.",
+ "solange seine Unreinheit nicht festgestellt ist. wörtlich: „insolange er noch nicht an die Unreinheit gebunden ist“. In der Mischna Negaim IV, 4 wird dies folgendermassen erklärt: Wenn zwei mit einem Fleck (בהרת) Behaftete zum Priester kommen, dann muss er sie nach Lev. 13, 4 sieben Tage lang isolieren. Bei der hierauf stattfindenden Untersuchung zeigt es sich nun, dass bei dem einen der Fleck sich ausgebreitet hat, bei dem andern nicht; es besteht aber der Zweifel, bei welchem der beiden dieses und bei welchem jenes der Fall ist. Obwohl nach Lev. 13, 5—8 (vgl. Negaim III, 3) zumindest einer der beiden wegen Ausbreitung des Flecks für unrein erklärt werden sollte, der andere wenigstens auf weitere sieben Tage isoliert werden müsste, werden dennoch beide, da bei keinem von vornherein die Unreinheit festgestellt war, für rein erklärt. Nach R. Akiba gilt das nur, wenn, wie ausgeführt, zwei Menschen zum Priester kommen. Nach den Weisen aber wird sogar ein Mensch, bei dem sich zwei Flecken zeigen, für rein erklärt, wenn nach der siebentägigen Isolierung ein Zweifel obwaltet, welcher der beiden Flecken sich ausgebreitet hat. Es ist dies eine biblische Verordnung, die im Sifra aus Lev. 13, 22 gefolgert wird.",
+ "dann ist er im Zweifelfalle unrein. In der Mischna Negaim V, 5 wird dies folgendermassen erklärt: Bei zwei mit einem Fleck behafteten Menschen hat sich der Fleck ausgebreitet und beide wurden daraufhin für unrein erklärt (s. vorherg. Note). Nachher aber geht die Ausbreitung des Flecks bei dem einen vollständig zurück, beim andern nicht; es besteht aber der Zweifel, bei welchem der beiden dieses und bei welchem jenes der Fall ist. Obwohl nun der eine als geheilt zu betrachten wäre, bleiben beide solange unrein, bis mit Sicherheit festgestellt ist, dass die Ausbreitung des Flecks bei beiden vollständig zurückgegangen ist. Da nämlich beide schon einmal für unrein erklärt worden waren, wird der Zweifel bei jedem einzelnen nach der schwereren Seite hin entschieden. Es wird dies im Sifra aus Lev. 13, 28 gefolgert.",
+ " Der folgende Abschnitt der Mischna, der von dem am Fluss Leidenden handelt, findet sich an seinem eigentlichen Platze und ausführlicher Zabim II, 2.",
+ "Nach sieben. Ed. Lowe hat בשבע (fem.) im Mischnatexte. Der (übrigens saboräischen) Diskussion Kidduschin 2 b hat jedoch בשבעה im Mischnatexte vorgelegen.",
+ "Richtungen untersucht man den am Flusse Leidenden bevor sein Fluss. Die Münchener Handschrift und Jeruschalmi haben לטמאה im Mischnatexte.",
+ "festgestellt ist. Wenn ein am Flusse Leidender nur einmal Fluss gesehen hat, wird er dadurch noch nicht zum זב, sondern er ist wie ein בעל קרי (Lev. 15, 16); ein zweimaliges Erscheinen des Flusses macht ihn erst vollständig unrein; er muss sieben Tage lang warten und dann, wenn während der Wartezeit sich kein neuerlicher Fluss gezeigt hat, sich reinigen (dorts. 13). Ein dreimaliges Sehen des Flusses verpflichtet nach einer Wartezeit von sieben reinen Tagen zu einem Opfer (dorts. 14 f. vgl. Megilla 8 a). Die Mischna lehrt nun, dass man vor der Feststellung der eigentlichen Unreinheit, d. h. also bei den beiden ersten Malen nachforscht, ob das Sehen des Flusses durch eine der hier aufgezählten Ursachen hervorgerufen wurde. Es geschieht dies nach Nidda 35 a deshalb, weil nur dann das Opfer nach dem dreimaligen Sehen gebracht wird, wenn bei den beiden ersten Malen das Sehen durch keine der hier aufgezählten Ursachen hervorgerufen wurde. Ferner deshalb, weil nur dann das zweimalige Sehen den am Flusse Leidenden vollständig unrein macht, wenn beim zweiten Mal keine der Ursachen wirkend war (wohl aber wird er vollständig unrein, wenn lediglich beim ersten Mal das Sehen durch eine der Ursachen hervorgerufen worden war). Diese Bestimmungen deuten die Weisen Keritot 8 b aus מבשרו in Lev. 15, 2 (מבשרו ולא מהמת אונסו).",
+ "Hebens und Springens und einer Krankheit und eines Anblicks und Gedanken. Der Genuss schwerverdaulicher Speisen, übermässiges Trinken, Heben, Springen, eine Krankheit, der Anblick eines Geschöpfes, das wollüstige Begierde im Beschauer hervorruft, wollüstige Gedanken, all dies kann einen Fluss hervorrufen. Ein dadurch hervorgerufenes Erscheinen des Flusses wird aber in den in der vorhergehenden Note genannten Beziehungen nicht mitgerechnet.",
+ "Ist aber der Fluss. Die Münchener Handschrift und Jeruschalmi haben לטמאה im Mischnatexte.",
+ "bereits festgestellt. Ist er nach zweimaligem Sehen bereits vollständig unrein geworden.",
+ "untersucht man ihn nicht. wenn er das dritte Mal den Fluss sieht. Mag auch das dritte Sehen durch eine der sieben Ursachen hervorgerufen sein, so muss er doch das Opfer bringen. Dies wird aus Lev. 15, 33 gedeutet (Talmud 65 b).",
+ "Sowohl bei einer Ursache. von den sieben genannten.",
+ "als auch bei einem Zweifel. Wenn der זב während der sieben Reinheitstage (s. N. 48) auf seinem Gewande sowohl Fluss als auch Samen vorfindet und er im Zweifel ist ob beide zugleich sich abgesondert haben oder getrennt, muss er neuerdings sieben Tage zählen. Würde er sicher wissen, dass sie zusammen sich abgesondert haben, dann würde er nach Nidda 22 a nur einen der sieben Reinheitstage nicht mitzählen dürfen (Talmud 66 a, vgl. dorts. Tossafoth sub אמר רבא; vgl. aber auch תוספות י׳׳ט).",
+ "als auch bei einem Samenerguss. Wenn das Sehen des Flusses beim zweiten Male innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einem Samenerguss erfolgt, so wird dieses Sehen nicht angerechnet (vgl. Zabim II, 3). Ist aber der am Fluss Leidende auf Grund zweimaligen Sehens bereits zum זב geworden, so gilt ein Sehen selbst innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einem Samenerguss als das dritte Mal. So die eiüe amoräische Erklärung im Talmud 66 a. Nach der andern dorts. gegebenen Erklärung lehrt hier die Mischna, dass, wenn der am Fluss Leidende durch zweimaliges Sehen zum זב geworden ist, sein Samenfluss, wenn dieser innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach dem Sehen des Flusses erfolgt, nicht nur wie gewöhnlich durch Berührung verunreinigt (מטמא במגע), sondern auch durch Tragen (מטמא במשא, vgl. noch תוספות י״ט).",
+ "da die Sache begründet ist. Zu רגלים לדבר vgl. N. 33. Da der am Fluss Leidende auf Grund zweimaligen Sehens schon vollständig unrein geworden ist, wird in den genannten Fällen erschwerend entschieden.",
+ " Der folgende Abschnitt der Mischna findet sich mit nur geringer Verschiedenheit an seinem eigentlichen Platze Sanhedrin IX, 1.",
+ "dass er sterben muss. Andernfalls ist der Schläger nach jeder Ansicht freizusprechen.",
+ "dann aber geht es ihm besser als vorher. und könnte bei seinem jetzigen Zustand genesen.",
+ "so ist er. der Schläger.",
+ "Denn die Sache ist begründet. Nach einfacher Erklärung beziehen sich die Worte שרגלים לדבר auf die Ansicht des R. Nechemja: Da ihm besser geworden, ist Grund zur Annahme, dass er nicht in Folge dieses Schlages gestorben ist. Maim. aber bringt (הלכות רוצח IV, 5) die erstere Ansicht und schliesst daran die Worte שרגלים לדבר. Danach bezöge sich שרגלים לדבר auf die erstere Ansicht: Da der Geschlagene ursprünglich als ein dem Tode Verfallener angesehen worden war, ist anzunehmen, dass er nur in Folge des Schlages gestorben ist. Maim. folgt damit Jeruschalmi, der zur Mischna lehrt: כיני מתניתא ר׳ נחמיה פוטר ורבנן מחייבין שרגלים לדבר, sei es, dass damit geradezu der Mischnatext korrigiert wird, sei es, dass lediglich der Text so erklärt wird (vgl. noch Mischnajot, Seder Nesikin ed. Hoffmann (Berlin 1898) S. 184 Note 22 a)."
+ ],
+ [
+ "ein Nasir. Diese Ansicht hat praktisch zur Folge, dass jemand Nasir wird, wenn er die Worte spricht: „Ich will sein wie Samuel, wie der Sohn des Elkana“ u. dgl.; vgl. bezüglich Simsons I, 2.",
+ "und es heisst bei Samuel. im zitierten Verse.",
+ "auf einen Nasir hinweist. wie dies aus der Fortsestzung des Verses Ri. 13, 5: כי נזיר אלקים יהיה הנער מן הבטן deutlich hervorgeht.",
+ "auf einen Nasir hin. Nach R. Nehorai bedeutet מורה an beiden Stellen „Schermesser“. Obwohl die Ansicht, dass Samuel ein Nasir war, durch die Richter-Stelle, die von Simson handelt, begründet wird, so war er nach Maim. הלכות נזירות III, 16 doch nicht etwa נזיר שמשון, sondern נזיר עולם; die Unterschiede in den Gesetezesbestimmungen für diese beiden Arten des Nasirats s. I, 2 (vgl. noch תוספות י״ט ).",
+ "Jose. In der Münchener Handschrift der Text: אמר לו רבי יוסי.",
+ "eine von Menschen. wörtlich: „von Fleisch und Blut“. Die Münchener Handschrift hat hier folgenden Text: א״ל רבי יוסי והל׳ אין מור׳ אל׳ מור׳ של בש׳ ודם ומתרגמי׳ ומרות איניש לא תה׳ עלוהי. Darnach würde aus dem Profetentargum der Beweis für die Auffassung des R. Jose erbracht. Es ist dies aber sicherl ch ein späterer Zusatz im Mischnatext. Tatsächlich übersetzt das Profetentargum in der Samuelstelle מורא mit מרותא. In Ri. 13, 5 aber mit מספר „Schermesser“; s. noch N. 68.",
+ "Mora. In den beiden Talmuden hier im Texte der Mischna מורא; s. noch N. 68.",
+ "von Menschen auf ihm war. R. Jose fasst מורה in der Samuel-Stelle in der Bedeutung „Furcht“ (so als ob מורא stünde; vgl. die N. 67 zitierte La. der beiden Talmude), oder aber leitet er מורה von מר ab, wonach das Wort „Herrschatt, Gewalt“ bedeutet (vgl. nh. מרות und das in N. 66 zitierte Profetentargum; vgl. auch Ps. 9, 21 מורה und dorts. Targum und Raschi). R. Nehorai bringt aber aus I Sam. 16, 2 den Beweis, dass Samuel wohl Furcht vor Menschen hatte resp. menschlicher Gewalt unterstand."
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+ "Introduction": [
+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Nasir behandelt die Gesetze, die Num. 6, 1—21 niedergelegt sind. Danach gelten für denjenigen, der das Gelübde getan, ein Nasir, d. i. ein Enthaltsamer oder Geweihter zu sein, folgende Bestimmungen, welche 2 Gebote und 8 Verbote umfassen:\nA) Der Nasir darf weder Wein noch Berauschendes geniessen, weder frische noch getrocknete Trauben, weder Kerne noch Hülsen von Weinbeeren noch irgend etwas, das mit Wein gemischt oder worin Wein eingeweicht war. Solange er Nasir ist, darf er sein Haupthaar nicht scheren, sondern muss es wild wachsen lassen. Er darf endlich während seines Nasirats sich nicht durch Leichen verunreinigen, auch nicht durch die seiner nahestehenden Verwandten, wie Eltern oder Geschwister, mit Ausnahme einer verlassenen, unversorgt liegenden Leiche, מת מצוה. Sobald die Zeit seines Nasirats zu Ende ist, hat er 3 Opfer darzubringen, nämlich ein Schaf als Ganzopfer, ein weibliches Schaf als Sündopfer und einen Widder als Friedens- opfer, dazu verschiedene Kuchen sowie die Speise- und Gussopfer. Sodann muss er sein Haar scheren und es auf das Feuer legen, das unter dem Friedensopfer ist, und darauf lässt ihn der Priester mit einzelnen Opferteilen eine Schwingung vornehmen. Damit ist sein Nasirat beendet, und er darf wieder Alles geniessen, sich scheren und verunreinigen wie vor seinem Nasirgelübde. Num. 6, 2—8; 13—21.\nB) Wenn der Nasir während seines Nasirats sich durch eine Leiche verunreinigt, sei es mit Mutwillen oder aus Versehen oder infolge höherer Gewalt, so wird sein Nasirat unterbrochen. Er muss am siebenten Tage nach dem Eintritt seiner Unreinheit sein Haupthaar scheren und am achten Tage zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben als Sünd- und Ganzopfer sowie ein Lamm als Schuldopfer darbringen. Die Tage seines früheren Nasirats fallen weg, und er muss ein neues Nasirat beginnen, das von gleicher Dauer sein muss wie das, welches er zuerst gelobt hatte. Num. 6, 9—12.\nFür die Aufnahme des Traktates Nasir in die Mischnaordnung Naschim, obschon er seinem Charakter entsprechend eher in die Ordnung Kodaschim gehörte, war der Umstand entscheidend, dass man zum Nasirat nur infolge eines Gelübdes verpflichtet werden kann, Num. 6, 2, und da der vorhergehende Traktat, der von den Gelübden handelt, mit Recht in die Ordnung Naschim eingereiht ist (s. Ned. Einl. S. 174), so schliesst sich an ihn der Traktat Nasir an. Insbesondere gehört das Nasirgelübde auch zu denen, die der Gatte befugt ist, seiner Gattin aufzuheben; von diesen aber wurde im letzten Abschnitt des Traktates Nedarim gehandelt.\nDer Traktat Nasir zerfällt in 9 Abschnitte, deren Inhalt im einzelnen folgender ist:\nI. Die Umschreibungen, unvollständigen Formeln und Redewendungen, die den Gelobenden zum Nasirat verpflichten. Lebenslängliches Nasirat und Nasirat nach Simsons Art.\nII. Gültige und ungültige Nasirgelübde. Aufeinanderfolge und Verbindung zweier Nasirate.\nIII. Vollendung und Unterbrechung des Nasirats. Zweifel über die Anzahl der gelobten Nasirate.\nIV. Formeln, die den Gelobenden zum Nasirat verpflichten, vgl. I. Aufhebung des Nasirgelübdes einer Frau durch den Gatten. Verpflichtung zum Nasirat, die der Vater seinem Sohne auferlegt.\nV. Irrtümliche Heiligung eines Gegenstandes und Anwendung dieses Begriffes auf das Nasirat. Bedingte Nasirgelübde.\nVI. Dinge, die dem Nasir verboten sind. Bestimmungen über die Opfer bei Unterbrechung resp. bei Vollendung des Nasirats.\nVII. Unterbrechung des Nasirats durch Verunreinigung des Nasir; Ausnahmen. Geltung dieser Bestimmungen beim Betreten des Heiligtums.\nVIII. Fälle von zweifelhafter Unreinheit.\nIX. Nasirgelübde von Frauen, Sklaven und Heiden. Vorschriften über den Nasir, der erst nach vollendetem Nasirat von seiner inzwischen erfolgten Unreinheit erfährt. Prüfung der Unreinheit. Untersuchung über das Nasirat des Samuel.\n"
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+ [
+ [
+ "Alle Umschreibungen. S. Ned. I, N. 1.",
+ "der Natiratformeln gelten. Sie haben die gleiche bindende Kraft.",
+ "Wenn. Vor diesen Worten ist nach Nas. 2a der Satz zu ergänzen: וידות נזירות כנזירות, die Ansätze, d. i. die Anfänge (eig. „Griffe, Handhaben“) der Nasiratformeln gelten wie vollständige Nasiratformeln, denn die Mischna handelt zunächst von den unvollständigen Formeln und erst in ihrem weitern Verlauf von den Umschreibungen Zur Begründung, warum die Mischna gleichwohl nicht mit den Worten ידות נזירות כנזירות, sondern mit den כנויים beginnt, vgl. Ned. I, N. 4.",
+ "ich will [es] sein. Wenn ein Nasir gerade an ihm vorübergeht und er die Absicht hat, gleichfalls Nasir zu sein und erklärt: „ich will es sein“, obschon er die Absicht selbst nicht ausdrücklich ausgesprochen hat. Wenn aber ein Nasir nicht in der Nähe wäre, so würde die Erklärung אהא allein nicht genügen, solange er seine Absicht, Nasir zu sein, nicht ausdrücklich ausspricht, weil es Num. 6, 2 heisst: כי יפלא לנדר נדר נזיר. — Die Form אהא, wofür ed. Lowe אוהא liest, ist nach Analogie des Syrischen gebildet, vgl. auch Jad. IV, 7.",
+ "ich will schön sein. D. h. durch üppigen Haarwuchs, wie ihn der Nasir hat. Dieser Fall handelt davon, dass er sein Haar angefasst hat und dabei אהא נוה sagt, vorausgesetzt, dass er die Absicht hat, Nasir zu werden. Würde er aber nicht sein Haar anfassen, so könnte אהא נוה auch anders gedeutet werden, etwa = ich will schön erscheinen in der Ausübung der Gebote, z. B. eine schöne Succa errichten, eine schöne Thorarolle schreiben u. dergl. Weil nun in diesen beiden Fällen die Voraussetzungen verschieden sind, im ersten das Vorübergehen eines Nasir und im zweiten das Ergreifen des Kopfhaares, hat sie die Mischna auseinander gehalten und durch die Worte הרי זה נזיר getrennt und nicht, was scheinbar das natürlichere wäre, in einen Satz, etwa האומר אהא או אהא נוה הרי זה נזיר zusammengezogen.",
+ "[wenn. Hier beginnt die Aufzählung der „Umschreibungen“ der Nasiratformeln.",
+ "Pasiach sein. Vgl. Ned. I, N. 23 u. 29.",
+ "[Wenn. Es folgen nunmehr einige Formeln, die zwar mehr als blosse Ansätze (ידות) von Nasiratformeln, aber doch nicht unzweideutig und bestimmt genug sind.",
+ "ich will sein wie dieser. Auch hier muss er auf einen gerade vorübergehenden Nasir hingewiesen haben. Dass die Anwendung der Formel הריני כזה zur Übernahme eines Nasirats verpflichtet, war eigentlich schon aus dem allerersten Fall der Mischna zu erschliessen; denn wenn אהא allein eine bindende Formel ist, so muss es das bestimmtere הריני כזה gewiss sein. Der Fall ist nur gelehrt worden, damit man daraus folgere, dass die Formel הריני allein, ohne den Zusatz כזה, noch nicht zu einem Nasirat verpflichtet, auch wenn gerade ein Nasir in der Nähe ist (Tos.).",
+ "ich. In den beiden folgenden Fällen muss er beim Aussprechen der Formeln sein Haar angefasst haben, um der Zweideutigkeit der Ausdrücke zu begegnen, und die Absicht gehabt haben, Nasir zu werden.",
+ "will [mein Haar] kräuseln. סלסל, Pilpel von סלל, erheben, hin- und herwenden, dann kräuseln. Würde er aber sein Haar nicht in der Hand halten, so könnte das מסלסל auch im Sinne von „erhöhen, schätzen“ oder „hin- und herwenden, sich fleissig beschäftigen“ gedeutet werden und er würde vielleicht sagen wollen, dass er bereit sei, etwas, z. B. die Thora zu erheben oder zu durchforschen, vgl. Spr. 4, 8.",
+ "ich will [es] pflegen. כלכל = verpflegen, pflegen, auch vom Haar gebraucht, vgl. Tos. Nid. VI, 5; Sab. VIII, 5. Er könnte aber auch gemeint haben, dass er z. B. Arme „pflegen, ernähren“ wolle.",
+ "mein Haar wild wachsen zu lassen. שלח פרע heisst „das Haar lang, wild wachsen lassen“, vgl. Ezech. 44, 20. שלח könnte aber auch „abwerfen, sich entledigen“ bedeuten, vgl. ורסן מפני שלחו, Hiob 30, 11. [Nach Maim. Hil. Nes. I, 6 muss er deshalb, um jede Zweideutigkeit auszuschliessen, auch in diesem Falle das Haar angefasst haben.]",
+ "er ist ein Nasir. Auch dieser Fall handelt davon, dass ein Nasir in der Nähe war und der Gelobende die Absicht hatte, Nasir zu werden. Nach R. Meir muss er ein Nasirat abhalten; denn da er sich verpflichtete, die beiden Vogelopfer zu bringen, die der unrein gewordene Nasir zu bringen hat, Num. 6, 10, so wird er gemeint haben, dass er Nasir sein und im Falle, dass er unrein wird, die vorgeschriebenen Opfer bringen will.",
+ "er ist kein Nasir. Denn der Ausdruck „Vögel“ weist zunächst in keiner Weise auf ein Nasirat hin, noch auf eine der körperlichen Pflichten, die der Nasir zu beachten hat, wie Enthaltung vom Weingenuss, von Unreinheit, Wachsenlassen der Haare. Die Vögel jedoch muss er als „Gabe“, נדבה darbringen, vgl. Ned. Einl. S. 173."
+ ],
+ [
+ "von den Hülsen. Über diese beiden Wörter s. Nas. VI, 2.",
+ "so ist er ein Nasir. Sobald er einen dieser Ausdrücke gebraucht, ist er Nasir, wie wenn er einfach הריני נזיר gesagt hätte, weil er Dinge genannt hat, die dem Nasir als solchem verboten sind. Hätte er aber andre Dinge genannt, z. B. Feigen oder Honig, so ist die Frage, ob er, wenn er die Formel הריני נזיר dabei gebraucht, Nasir ist oder nicht, controvers, s. Nasir II, 1.",
+ "und es obliegen ihm alle besonderen Vorschriften des Nasirats. Dieser Zusatz, der eigentlich überflüssig ist, wird hier nur darum hinzugefügt, weil die Mischna hier noch von einem andren Nasir handelt, für den nicht alle Vorschriften des Nasirats gelten.",
+ "so ist er ein Nasir wie Simson. Er ist ein Nasir wie Simson, sobald er einen der genannten Ausdrücke gebraucht hat, die auf die Person des Simson (Richt. 13, 24), seinen Vater (ib. v. 2), seine Gattin (ib. 16, 4) oder auf eines der Ereignisse aus seinem Leben (ib. 16, 30. 21) hinweisen; so Maim. Hil. Nes. III, 15. Nach Raschi und Tosafot jedoch muss er zu dem Namen Simson, Sohn des Manoach, noch eine der drei hier aufgezählten, näheren Bestimmungen, wie Gatte der Delila u. s. w. genannt haben; die Nennung des Namens allein aber würde ihn noch nicht zum Nasirat verpflichten, da er vielleicht einen andren Simson gemeint hat, dessen Vater auch Manoach heisst. — Simson war nicht in vollem Umfange ein Nasir, weil nicht er selbst ein Nasirat gelobt, sondern nur der Engel ihn als Nasir bezeichnet und hierbei nur von dem Verbote des Weingenusses und des Haarscherens gesprochen hatte, Richt. 13, 4. 5.",
+ "Welcher. Da in der Mischna bisher von einem lebenslänglichen Nasir nicht die Rede war, so ist (nach Nas. 4a) vor diesen Worten der Satz zu ergänzen: Wenn er aber erklärt, er wolle ein lebenslänglicher Nasir sein, so ist er es.",
+ "wenn das Haar ihm zu schwer wird. Wenn es nämlich 12 Monate nicht geschnitten ist.",
+ "es mit dem Schermesser erleichtern. Aber er darf es nicht gänzlich abschneiden. Im Talmud wird das aus II Sam. 14, 26 geschlossen, wo es von Absalom heisst, dass er sich מקץ ימים לימים, einmal „jährlich“ zu scheren pflegte, wenn das Haar ihm zu schwer wurde. Absalom aber gilt nach der Tradition als ein lebenslänglicher Nasir, wofür eine Andeutung in dem Ausdrucke נדר gefunden wird, den er nach II Sam. 15, 7 gebraucht; und dass ימים in der oben citierten Stelle „ein Jahr“ bedeutet, wird durch den Hinweis auf Lev. 25, 29 erklärt, wo ימים wegen des v. 30 folgenden שנה תמימת nur ein Jahr bedeuten kann.",
+ "und bringt drei Tiere dar. An dem Tage, da er sich das Haar zum Teil schert, bringt er die 3 Opfer dar, wie sie jeder Nasir au dem Tage, da sein Nasirat zu Ende geht, zu opfern hat, Num. 6, 14. Auch dies wird in נדר II Sam. 15, 7 gefunden (Tos.).",
+ "bringt er das Opfer wegen Unreinheit. Num. 6, 10 u. 12.",
+ "das Opfer wegen Unreinheit nicht. Er braucht sich vor Unreinheit überhaupt nicht zu hüten und darf sich an Leichen verunreinigen; der Ausdruck אם נטמא ist nur gebraucht, um den Parallelismus mit dem vorhergehenden Satze zu wahren, wo es dem Nasir verboten war, sich zu verunreinigen. Auch Simson, so lautete eine Tradition, verunreinigte sich an Leichen; nach Nas. 4b wäre dies vielleicht auch aus Pacht. 14, 19 zu ersehen."
+ ],
+ [
+ "Ein Nasirat ohne Zeitbestimmung. Wenn der Gelobende über die Dauer keine Bestimmung getroffen; vgl. Ket. VI, N. 28.",
+ "Tage. Dies ist eine tradierte Halacha. Im Talmud z. St. wird dies an das Wort יהיה Num. 6, 5 angelehnt, dessen Zahlenwert 30 ist. Nach einer andren Erklärung, Nas. 6b, wird unter dem Ausdruck גדל פרע ein Haarwuchs von mindestens 30 Tagen verstanden; ebenso Sifré in der letzten Bemerkung zu Num. 6, 5. [Der Hinweis aber auf den Zahlenwert des Wortes יהיה, der sich im Sifré z. St. findet (סתם נזירות ל׳ יום שנ׳ יהיה יהיה בגמטריא שלשים יום nach den Worten לענין שאמרנו) ist sicherlich eine Glosse, 3. Malbim und Friedmann in ihren Kommentaren, vgl. auch Blau in der Festschrift für Steinschneider, S. 28.]",
+ "Tage ein Nasir. Denn mit den Ausdrücken גדולה u. s. w. wollte er sagen, dass das Nasirat für ihn etwas Grosses, d. h. Mühsames resp. eine Kleinigkeit oder etwas so Langwieriges und Mühsames sei, als ob es bis ans Ende der Welt reichen sollte. Weniger aber als 30 Tage kann ein Nasirat nicht dauern.",
+ "so ist er zwei mal ein Nasir. Sobald er die beiden Worte הריני נזיר aussprach, übernahm er ein Nasirat, und die Zusätze verpflichten ihn ebenfalls zu einem Nasirat, das mindestens 30 Tage währt. Er muss dann sein Haar scheren und die vorgeschriebenen Opfer bringen sowohl nach Ablauf des ersten Nasirats als auch nach Ablauf des zweiten.",
+ "denn man kann nicht auf Stunden ein Nasirat geloben. Weil es Num. 6, 8 heisst: ימי נזרו, die Tage seiner Weihe. Da man nun die Stunde zu den Tagen addieren kann, so ist er nicht verpflichtet zwei Nasirate abzuhalten. In dem vorhergehenden Falle jedoch, wo zunächst ein Nasirat und dann erst eine Zeitangabe genannt war, konnte diese nur ein zweites Nasirat bedeuten."
+ ],
+ [
+ "so ist er immer ein Nasir. Weil er Dinge nannte, die einzeln und zahlreicher sind als die Jahre seines Lebens, so wollte er damit eine Reihe von einzelnen Nasiraten bezeichnen.",
+ "Tage einmal scheren lassen. Das נזיר עולם heisst hier nicht wie in M. 2 ein lebenslänglicher Nasir, der sich erst nach 12 Monaten etwas scheren darf, weil er zu einem ununterbrochenen Nasirat verpflichtet ist, sondern einer, der beständig ein Nasir ist, d. h. immer wieder nach Ablauf des einen Nasirats ein neues beginnen muss.",
+ "Tage einmal scheren lassen. Durch den Ausdruck הריני נזיר übernahm er ein lebenslängliches Nasirat, er darf sich daher erst nach 12 Monaten einmal scheren lassen.",
+ "wie der Sand am Meere. Durch die Pluralform נזירות bezeichnete er deutlich eine Reihe von einzelnen Nasiraten."
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+ [
+ "ich will Nasir sein ein Haus. Neben הבית bestand noch die Lesart חבית, ein Fass, vgl. Tos. Nes. I, 3, Maim. Hil. Nes. III, 17 und Mëiri, und neben קופה wäre חבית vorzuziehen; die Mischna- und Talmudausgg. haben jedoch הבית.",
+ "oder einen Korb. קופה, Korb, vgl. Ket. VI, N. 24, ist nach Manchen ein semitisches Wort, arab. قغة, assyr. kuppu, nach Fraenkel, Fremdw. S. 80 ein Fremdwort.",
+ "so forscht man ihn aus. Hier ist es zweifelhaft, ob man diesen Fall dem in der vorigen Mischna gleichstellen soll; denn wenn auch wie dort die Gegenstände im Hause einzelne sind, so ist doch der hier genannte Behälter, das Haus oder der Korb, nur ein Gegenstand.",
+ "ich habe ein langes Nasirat geloben wollen. Es sollte mir so gross erscheinen wie ein volles Haus.",
+ "Tage Nasir. Vgl. M. 3.",
+ "ich habe ein Nasirat schlechthin geloben wollen. Ich habe mein Gelübde in dem Sinne getan, wie die Kundigen es auslegen würden.",
+ "und er muss sein Leben lang Nasir sein. Der nicht nach 30 Tagen, sondern erst nach 12 Monaten sich einmal scheren darf; denn diese Mischna vertritt die Ansicht des Rabbi in M. 4 nach der er nur dann eine Reihe von einzelnen Nasiraten gelobt, wenn er den Ausdruck נזירות im Plural gebraucht."
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+ [
+ "als es Tagereisen sind. Nach Nas. 7a handelt die Mischna nur von dem Falle, dass er den Weg bereits angetreten; denn dann ist anzunehmen, dass er aus Furcht vor den Gefahren des Weges in frommer Scheu das Nasirgelübde getan, dieses also solange gelten soll, als er unterwegs ist, und da er den Weg bereits angetreten, so können seine Worte auch nicht gelautet haben, das Gelübde soll ihm so gross erscheinen wie der Weg (vgl. M. 3 u. N. 28), denn er hat ja durch die Tat bewiesen, dass der Weg ihm nicht zu gross erscheint. Wenn er aber die Reise noch nicht angetreten, so ist er nur 30 Tage Nasir, gleichviel ob der Weg lang oder kurz ist. Ms. B. liest hier beidemal ימות השנה."
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+ "als es Tage im Sonnenjahre gibt. Er muss also 365 einzelne Nasirate von je 30 Tagen halten.",
+ "starb er. R. Jehuda will die Ansicht des ersten, ungenannten Tanna dieser Mischna durch ein Factum belegen. Da jener Nasir seine Nasirate „vollendet“ hatte, so kann er kein lebenslänglicher Nasir gewesen sein, denn bei einem solchen könnte von einem „Vollenden“ nicht die Rede sein. Nach Rabbi (M. 4) jedoch würde er durch den Ausdruck הריני נזיר ein lebenslängliches Nasirat übernommen haben, und die Worte כמנין ימות החמה würden bedeuten: solange die Sonne auf Erden scheint."
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+ "ich will mich von getrockneten Feigen. Vgl. Ket. V, N. 93. Im Arab. bezeichnet جرجار reife Oliven; vielleicht ist das Wort auch mit dem assyr. „gurgurru“ zusammenzustellen, s. Krengel, Hausgerät, S. 48, Anm. 11.",
+ "oder von Feigenkuchen. Vgl. Ket. V, N. 95.",
+ "er ist ein Nasir. Er gilt in jeder Beziehung als Nasir, obschon er nur solcher Dinge sich zu enthalten gelobte, die dem Nasir zum Genusse nicht verboten sind. Bet-Schammai nämlich ist der Ansicht, dass man seine Worte nicht müssig ausspricht, er wollte vielmehr durch die beiden Worte הריני נזיר ein Nasirat geloben, und wenn er auch durch die unmittelbar darauf gesprochenen Worte sein Gelübde dahin berichtigt, dass er sich nur Feigen u. s. w., also dem Nasir erlaubte Dinge versagen wollte, so hat doch selbst ein irrtümlich ausgesprochenes Nasirgelübde bindende Kraft. Denn dadurch, dass die Thora den Nasir קדוש nennt, Num. 6, 5, wollte sie andeuten, dass es mit dem Nasirat dieselbe Bewandtnis hat wie mit der „Heiligung“ eines Gegenstandes, hierbei gilt aber nach Bet-Schammai der Satz: הקדש בטעות הוי הקדש, eine irrtümliche Heiligung ist gültig.",
+ "er ist kein Nasir. Bet-Hillel ist der Ansicht, dass man solche Dinge auch müssig ausspricht, er zeigte also durch die Schlussworte, dass er gar kein Nasirat geloben wollte.",
+ "sie seien mir wie ein Opfer. Auch Bet-Schammai meinte nicht, dass er ein Nasir sei, sie wollten vielmehr sagen, dass die genannten Dinge dem Gelobenden zum Genusse verboten sind, wenn er erklärt, er habe mit dem Ausdruck נזיר nur ein „Versagen“ gemeint, wie wenn jemand sich etwas versagt mit der Formel: „dies sei mir wie ein Opfer“, Ned. I, 4. Nach Bet-Hillel aber sind ihm die Dinge zum Genusse erlaubt, weil er den Ausdruck נזיר gebraucht hat, der bei Dingen, die dem Nasir erlaubt sind, nicht anwendbar ist, das Gelübde also der correcten Form entbehrt."
+ ],
+ [
+ "es denkt. אמר hier = denken, wie häufig in der Bibel; selbst bei leblosen Dingen werden Verba des Denkens gebraucht, vgl. והאניה חשבה להשבר, Jona, 1, 4.",
+ "ich will es. Die Erklärung dieser schwierigen Mischna ist nach dem babyl. Talmud, Nas. 10a, also: Ein Mann sieht eine Kuh liegen und stellt sich diese als ein redendes Wesen vor, das da meint, er wolle sich ihres Fleisches enthalten, wenn sie ohne seine Hilfe aufstehen kann, und er erklärt, dass er dazu bereit sei; wenn er dann näher tritt, um die Kuh aufzurichten und diese sich von selbst erhebt, so ist er nach Bet-Schammai ein Nasir in jeder Beziehung. In ähnlicher Weise ist der Fall von der Tür zu deuten.",
+ "es denkt. Im babyl. Talmud אומר, ed. Lowe אמרה הדלת הזו.",
+ "ich wolle Nasir. Der Talmud und ed. Lowe lesen נזירה. In der Tat ist דלת in der Bibel Femininum.",
+ "wenn sie sich öffnet. Ed. Lowe: אם אפתח אני.",
+ "er ist ein Nasir. Obgleich hier in Verbindung mit der Gelübdeformel הריני נזירה nur Fleisch genannt war, also etwas dem Nasir zum Genusse Erlaubtes, vgl. oben N. 3. An diesem Fall von der Kuh will die Mischna zeigen, dass wir aus der Handlung des Mannes auf seine Absicht schliessen sollen; denn er hatte nicht deutlich ausgesprochen, unter welcher Bedingung er Nasir sein wolle, es war vielmehr aus seinem Vorhaben, die Kuh aufzurichten, zu entnehmen, dass er nur dann sich ihres Fleisches enthalten wolle, wenn sie seiner Hilfe nicht bedürfe. Da die Kuh nun sich selbst aufgerichtet hat, ist er nach Bet-Schammai ein Nasir.",
+ "er ist kein Nasir. Da er sich von dem Fleisch der Kuh zu enthalten gelobte, also von etwas einem Nasir Erlaubtem, so ist es nicht als Nasirgelübde anzusehen; er ist deshalb, auch wenn die Kuh sich von selbst aufrichtet, kein Nasir.",
+ "diese Kuh sei mir. Ms. B. הרי פרה זו קרבן.",
+ "wenn sie aufsteht. Auch nach Bet-Schammai ist er kein Nasir; er darf jedoch nach ihm, wenn die Kuh von selbst aufsteht, das Fleisch nicht essen, wenn er erklärt, dass er mit der Formel הריני נזירה sich das Fleisch wie Opfer zum Genusse versagen wollte. — Dass diese Erklärung der Mischna, die wir hier nach dem babyl. Talmud und der Auffassung des J. Lipschütz im תפארת ישראל gegeben haben, grosse Schwierigkeiten hat, ist leicht zu ersehen, und diese sind auch von Maimon. in seinem Mischnakommentar sowie von Tosafot (Nas. 10a, s. v. פרה) nicht verkannt worden. Das Ungewöhnliche liegt darin, dass die Mischna hier von einer Kuh handeln soll, die sich der Mensch als redend vorstellt; auch der Gebrauch des Suffixes נזירה (anstatt נזיר ממנה) ist auffallend. Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, hat Kronberg in Rahmers Jüd. Literaturbl. XXII, S. 188ff. folgende Fassung vorgeschlagen: אמר (או) אמרה, פרה זו הריני (אני) נזירה אם עומדת, אמר, דלת זה הריני (אני) נזיר אם נפתח „Wenn ein Mann oder ein Weib sagt (analog dem Schriftverse: איש או אשה כי יפלא לנדר נדר, Num. 6, 2): „ich will mich dieser Kuh enthalten, wenn sie sich [von selbst] aufrichtet“, oder wenn ein Mann sagt: „ich versage mir die Benutzung dieser Tür, wenn sie sich [von selbst] öffnet.“ Die Worte פרה und דלת sind also nicht Subject, sondern Accusativ der Beziehung. Zur Begründung dieser Erklärung verweist Kronberg auf den jerus. Talmud z. St., wo die Frage des babyl. Talmud: פרה מי קא משתעיא, kann denn eine Kuh sprechen? gar nicht aufgeworfen wird; es scheint demnach der jerus. Talmud das אמרה nicht als Prädicat zu פרה betrachtet zu haben. Einen ferneren Beweis für seine Auffassung findet K. in der hier aufgeworfenen Frage, ob ein Mann auch in einer grammatisch weiblichen Form und eine Frau in einer grammatisch männlichen Form ein Nasirgelübde tun könne; die Frage wird dort in bejahendem Sinne beantwortet. Es erscheint nämlich auffallend, wieso der jerus. Talmud auf diese Frage verfällt und warum er sie gerade zu unsrer Mischna behandelt. Diese auffällige Erscheinung erklärt sich jedoch leicht, wenn man mit פרה einen neuen Satz beginnen lässt. Während nämlich die Mischna im ersten Satz Mann und Weib als Subject nennt, setzt sie ihn nur in der weibliehen Form, הריני נזירה, fort. Man müsste sich daher für das in אמר enthaltene Subject eine Ergänzung in der männlichen Form, הריני נזיר, hinzudenken. Dies aber wollte der jerus. Talmud beseitigen, und er erklärt deshalb, dass der Mann auch in grammatisch weiblicher Form ein bindendes Gelübde aussprechen könne, bei dem zweiten Beispiele (דלת) war es dem jerus. Talmud auffällig, warum es da nicht ebenso wie im ersten אמר אמרה heisst. Er erklärt deshalb, dass eine Frau ein bindendes Gelübde auch in der männlichen Form aussprechen könne, und es ist bei דלת das אמרח aus dem ersten Falle zu ergänzen, auf das sich das männliche הריני נזיר ebenfalls beziehen kann. Die ed. Lowe freilich liest, wie bereits oben bemerkt, אמרה הדלת הזו הריני נזירה אם אפתח אני."
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+ "so ist er ein Nasir. Wie jeder, der neben der Formel הריני נזיר Dinge nennt, die dem Nasir zum Genusse verboten sind, Nas. I, 2.",
+ "Einst. Vor diesen Worten, die scheinbar mit den vorhergehenden in Widerspruch stehen, ist nach Nas. 11a zu ergänzen: der erste Satz der Mischna gilt jedoch nur dann, wenn der Gelobende bei klarem Bewusstsein war; wenn er aber berauscht, jedoch noch zurechnungsfähig war und man ihm ein Glas Wein reichte und er erklärte, er wolle sich dessen enthalten, so ist er kein Nasir, es ist vielmehr anzunehmen, dass er nur das dargebotene Glas ablehnen und es sich wie ein Opfer zum Genusse versagen wollte. Dass er aber dieses nicht ausdrücklich sagte, sondern die Formel הריני נזיר gebrauchte, geschah deshalb, weil er sonst fürchten müsste, dass man ihm ein anderes Glas Wein anbieten würde; durch die Worte הריני נזיר aber wollte er andeuten, dass ihm jeder Wein verboten sein solle."
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+ "dass ich Wein trinken oder mich an Leichen verunreinigen. Oder nur das Haupthaar scheren.",
+ "so ist er ein Nasir und dies alles ist ihm verboten. Denn eine Bedingung, die gegen ein Thoragesetz verstösst, ist nichtig, die Handlung jedoch, die an solche, Bedingung geknüpft sein sollte, hat unbedingt zu geschehen und ist, wenn geschehen, gültig, כל המתנה על מה שכתוב בתורה תנאו בטל ומעשה קיים.",
+ "dass es ein Nasirat. Dass die Thora das Nasirgelübde kennt. Ed. Lowe liest נזירים.",
+ "so ist ihm dies [gleichwohl] verboten. Wie einem, der ausdrücklich erklärt hat, er wollte nur Nasir sein in Bezug auf Weingenuss oder auf Haarscheren oder auf Unreinheit, s. Nasir I, 4 und N. 17.",
+ "Simon aber erlaubt es ihm. Denn er ist nur dann ein Nasir, wenn er sich aller dem Nasir verbotenen Dinge zu enthalten gelobte.",
+ "dass die Gelehrten ihn mir erlauben würden. Wenn ich auch im übrigen ein Nasir sein sollte.",
+ "weil ich ohne Wein nicht leben kann oder. Hier ist zu ergänzen: Ich wusste, dass der Nasir sich nicht an Leichen verunreinigen darf, ich glaubte aber, dass es die Gelehrten mir erlauben würden, weil ich u. s. w.",
+ "weil ich Totengräber bin. Und kein anderer Totengräber am Orte ist (Raschi) oder weil ich die Toten begraben muss, um mir meinen Unterhalt zu verdienen.",
+ "so ist es ihm erlaubt. Auch ohne dass sein Gelübde von Gelehrten gelöst wird, denn es beruhte auf Irrtum, נדרי שגגות, vgl. Ned. III, 1 und Maim. Hil. Nes. 1, 15. Im vorhergehenden Falle jedoch wurde sein Gelübde nicht als ein irrtümliches angesehen, denn seine Annahme, der Wein sei ihm erlaubt, obschon ihm die Vorschriften der Thora über das Nasirgelübde bekannt seien, grenzt geradezu am mutwilliges Vergehen (אומר מותר קרוב למזיד, vgl. Mak. 7b), und es ist, als ob er absichtlich eine Bedingung gemacht hätte, die gegen ein Thoragesetz verstösst.",
+ "Simon aber verbietet es ihm. Nach R. Simon bedürfen auch irrtümlich ausgesprochene Gelübde zu ihrer Ungiltigkeit der Lösung durch Gelehrte."
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+ "ich will Nasir sein und auch für einen [andren] Nasir die Scheropfer darbringen. גלח bedeutet hier und in den folgenden Mischnas im prägnanten Sinne: die Opfer darbringen, die der Nasir beim Abschluss seines Nasirats, wenn er sich die Haare scheren lässt, zu bringen verpflichtet ist, s. S. 249, Einl.",
+ "für einander die Scheropfer darbringen. Jeder braucht nur die Opfer für den andren, aber nicht für sich selbst darzubringen, da der eine durch den andren dieser Pflicht enthoben wird.",
+ "wenn nicht. Wenn sie nicht so klug sind, sondern jeder seine Opfer für sich selbst gebracht hat."
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+ [
+ "Meir. Sobald er die Worte ausgesprochen hat: „הרי עלי לגלח, ich verpflichte mich die Scheropfer darzubringen“, hat er ein vollständiges Nasirat gelobt, und dieses Gelübde kann durch die Schlussworte nicht mehr aufgehoben werden; denn R. Meir folgt hier dem Grundsatze, den er auch sonst (vgl. Temura V, 4, Pes. 60a, Ned. 26a) vertritt: „תפוס לשון ראשון, halte dich an den ersten Ausdruck“, d. h. der erste Teil seiner Aussage ist bindend.",
+ "es braucht jeder von ihnen nur die Hälfte der Scheropfer eines Nasir darzubringen. Die Schlussworte חצי נזיר wollen nur die Anfangsworte erklären und sind nicht als selbständige Aussage aufzufassen, es ist also, wie wenn er ein Gelübde ( הרי עלי לגלח) und unmittelbar darauf seine Reue über dieses Gelübde und die Beschränkung seines Umfangs ausgesprochen hätte."
+ ],
+ [
+ "wenn ich einen Sohn bekommen werde. Er will etwa als Zeichen seiner dankbaren Gesinnung für die Geburt eines Sohnes ein Nasirat geloben.",
+ "so ist er ein Nasir. Dieser im Grunde selbstverständliche Satz ist von der Mischna nur als Gegensatz zu dem darauf folgenden negativen Satze aufgestellt. Die Mischna will sagen, dass unter בן in der Regel „Sohn“ verstanden wird und nicht „Kind“.",
+ "Wird ihm eine Tochter oder ein geschlechtsloses Kind. S. Jeb. VIII, N. 49.",
+ "oder ein Zwitter. S. Jeb. VIII, N. 47.",
+ "so ist er kein Nasir. Wenngleich unter בנים auch „Töchter“ verstanden werden (z. B. Gen. 3, 16) und das Verb בנה, zu dem das Substantiv בן gehört „fortpflanzen“ schlechthin bedeutet (Gen. 16, 2), so bezeichnet doch der Volksmund mit בן nur den „Sohn“, und bei Gelübden sind die Worte in dem Sinne aufzufassen, in dem das Volk sie gebraucht, vgl. Ned. III, N. 63",
+ "] wenn ich sehen werde. Der babyl. Talmud liest: אם אמר כשיהיה לי ולד, der jerus. אם אמר כשאראה לי ולד.",
+ "selbst wenn ihm eine Tochter oder ein geschlechtsloses Kind oder ein Zwitter geboren wird. Denn unter ולד ist auch ein Kind zu verstehen, das nicht in jeder Beziehung mit einem männlichen Kinde gleichberechtigt ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn seine Frau. D. i. die Frau des Mannes, der (M. 7) ein Nasirat gelobt hatte für den Fall, dass er einen Sohn bekommen werde.",
+ "eine Frühgeburt hatte. Sodass es zweifelhaft ist, ob dieses frühgeborene Kind lebensfähig war, denn auch dann kann es vorzeitig gestorben sein, oder ob es überhaupt nie lebensfähig war.",
+ "so ist er kein Nasir. Denn es ist anzunehmen, dass er beim Geloben des Nastrate sich nicht in einen Zweifel einlassen, sondern nur dann ein Nasir sein wollte, wenn sein Kind sicher lebensfähig ist. Dieser anonyme Tanna vertritt die Ansicht des R. Jehuda (Ned. 8a), wonach sich niemand in einen Zweifel einlässt, zumal in Fällen, wo der Zweifel mehr Schwierigkeiten bietet als die Gewissheit. Denn wenn das Nasirat ein sicheres ist, so erreicht es mit 30 Tagen sein Ende und die Bestimmungen über das Haarscheren, die Enthaltsamkeit u. s. w. sind für ihn nicht mehr bindend; wenn dagegen das Nasirat ein zweifelhaftes ist, so darf er die sog. Scheropfer nicht darbringen, weil sie vielleicht gar keine Opfer, sondern nur profane Tiere sind, und sein Nasirat bleibt in Kraft, es sei denn, dass ihm das Nasirgelübde von Gelehrten gelöst wird.",
+ "wenn es ein lebensfähiges Kind ist. Ms. B. liest אם יהיה.",
+ "so bin ich Nasir aus freien Stücken. Nach R. Simon ist es nicht ausgeschlossen, dass jemand bei seinem Nasirgelübde auch den zweifelhaften Fall im Sinne hat, im Zweifel aber ist bei einem Nasirat in erschwerendem Sinne zu entscheiden. Er muss daher jedenfalls ein Nasirat abhalten; um jedoch, falls das Kind nicht lebensfähig und er also eigentlich kein Nasir war, nicht profane Tiere als Opfer darzubringen ( חולין לעזרה), muss er den Vorbehalt machen, dass dann sein Nasirat nicht ein obligatorisches, sondern ein freiwilliges sein soll.",
+ "Hat sie dann wiederum geboren. Nach einer zweiten Schwangerschaft und zwar ein lebensfähiges Kind.",
+ "so ist er ein Nasir. Denn nach dem ersten ungenannten Tanna hat er noch kein Nasirat abgehalten, sein Gelübde also noch nicht erfüllt.",
+ "wenn das erste [Kind] ein lebensfähiges war. Ms. B. liest אם הראשון חיה.",
+ "so soll das erste [Nasirat] ein pflichtmässiges und dieses ein freiwilliges sein. Denn diese zweite Geburt hatte ich beim Geloben des Nasirats nicht im Sinne."
+ ],
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+ "wenn ich einen Sohn bekommen werde. Er gelobt 2 Nasirate, eines schlechthin und ein zweites bedingungsweise.",
+ "und er begonnen hat das seinige abzuhalten. מנה eigentlich „zählen“ sc. die Tage, die sein Nasirat gelten sollte, also wenigstens 30 Tage, s. I, 3.",
+ "so muss er zunächst das seine vollenden. Und nach Ablauf seines Nasirats die Scheropfer bringen.",
+ "und [nochmals] Nasir. D. h. noch ein zweites Nasirat will ich abhalten, das nicht an eine Bedingung geknüpft sein soll.",
+ "und er begonnen hat das seinige. Das Nasirat, das er unbedingt halten wollte und das er in seinem Gelübde an zweiter Stelle genannt hatte.",
+ "abzuhalten und ihm dann ein Sohn geboren wird. Bevor er sein Nasirat beendet.",
+ "hält [zunächst] das für seinen Sohn ab. Weil er beim Geloben dieses bedingte Nasirat zuerst genannt hat.",
+ "und vollendet dann das seinige. Und erst nach Ablauf dieses zweiten Nasirats bringt er die Scheropfer für beide Nasirate. Er darf aber nicht schon nach Ablauf des ersten Nasirats (d. i. des für die Geburt des Sohnes gelobten) die Scheropfer für dieses darbringen, denn da er vor dessen Beginn bereits einige Tage sein Nasirat abgehalten, so muss er nach dessen Abschluss noch den Rest seines Nasirats vollenden, dieses aber muss mindestens 30 Tage gedauert haben, ohne dass er es durch Haarscheren u. s. w. unterbrochen hätte. Wenn er jedoch sein Nasirat für längere Zeit als 30 Tage gelobt hätte und er nach Ablauf des ersten Nasirats (für seinen Sohn) noch 30 Tage Nasir hätte sein müssen, so darf er sich nach Ablauf des ersten scheren und die Opfer darbringen. So nach Raschi, Tosafot, Mëiri; nach Maim. Hil. Nes. IV, 3 jedoch bringt er in jedem Falle nach Ablauf des ersten Nasirats die Scheropfer und hält dann noch ein volles Nasirat von 30 Tagen ab."
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+ "falls ihm bis zum siebzigsten Tage. Und diesen Tag eingeschlossen. — Ed. Lowe liest נולד לשבעים.",
+ "nichts eingebüsst. Denn er unterbricht zunächst sein Nasirat, hält sodann das Nasirat für die Geburt seines Sohnes ab, bringt nach dessen Abschluss die Scheropfer, vollendet dann den Rest seines Nasirats von 30 Tagen (oder mehr, falls das Kind vor dem siebzigsten Tage geboren war) und bringt dessen Scheropfer.",
+ "Tage um. D. h. die Tage, die er über 70 Tage hinaus ein Nasirat abgehalten.",
+ "Tagen scheren lassen. Er muss also, wenn er z. B. 80 Tage lang Nasir war, nach Abschluss des Nasirats für seinen Sohn noch 30 Tage lang Nasir sein, sodass ihm die letzten 10 von den 80 Tagen nicht angerechnet werden."
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+ "so schert er sich. Zum Abschluss seines Nasirats, Num. 6, 18.",
+ "am einunddreissigsten Tage. Denn ein Nasirat ohne genaue Zeitbestimmung dauert 30 Tage, Nas. I, 3.",
+ "hat er sich jedoch am dreissigsten Tage. Ms. B. liest יום שלושים.",
+ "so hat er auch seiner Pflicht genügt. Weil der begonnene Tag für voll gerechnet wird, מקצת היום כבלו.",
+ "seiner Pflicht nicht genügt. Da er ausdrücklich die Zahl 30 nannte, wollte er 30 ganze Tage bezeichnen. Wenn er sich also am 30. Tage geschoren hat, so ist es, wie wenn er sich während des Nasirats geschoren hätte, und er muss nochmals 30 volle Tage Nasir sein und dann die Scheropfer darbringen."
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+ "Wenn jemand zwei Nasirate gelobt. Indem er erklärt: „mir sollen zwei Nasirate obliegen“ oder „ich will Nasir sein und nochmals Nasir“ (vgl. I, 9). Wenn er jedoch ausdrücklich gesagt hätte: „ich will 30 Tage lang Nasir und dann nochmals 30 Tage lang Nasir sein“, so würde er, falls er sich bereits am 30. Tage geschoren hätte, seiner Pflicht nicht genügt haben (vgl. M. 1), während dies nach dem zweiten Fall unserer Mischna wohl der Fall sein soll.",
+ "so schert er sich das erste Mal am einundreissigsten Tage und das zweite Mal am einundsechzigsten Tage. Denn der begonnene 31. Tag, an dem er sich zum Abschluss seines ersten Nasirats geschoren hat, wird ihm für voll angerechnet und gilt gleichzeitig als der erste Tag des zweiten Nasirats, wie ja auch einem, der um die Mittagsstunde ein Nasirat gelobt, der betreffende Tag als der erste des Nasirats angerechnet wird. Der 60. Tag ist daher der 30. des zweiten Nasirats, und am darauf folgenden 61. Tage, als am 31. des zweiten Nasirats, kann er sich scheren.",
+ "hat er sich aber das erste Mal am dreissigsten Tage geschoren. Sodass geschehenen Falls das erste Nasirat als beendet gilt, oben N. 4.",
+ "so kann er sich das zweite Mal am sechzigsten Tage scheren. Denn der 30. Tag des ersten Nasirats, an dem dieses beendet wurde, gilt zugleich als der erste des zweiten Nasirats; folglich war dieses mit dem 59. Tage zu Ende, und am folgenden, als am 31. Tage kann er die Scheropfer darbringen.",
+ "so hat er auch seiner Pflicht genügt. Da der 30. Tag ihm als Beginn des zweiten Nasirats und der begonnene 59. Tag für voll angerechnet wurden, so ist es, wie wenn er dieses schon am 30. Tage beendet hätte, und geschehenen Falls hat er auch so seiner Pflicht genügt, vgl. oben N. 4.",
+ "Papios bezeugt. Edujot VII, 5."
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+ "so stösst er alles um. Hier wird ihm nicht (wie oben N. 4) der begonnene Tag für voll angerechnet, da er noch nicht die Scheropfer zum Zeichen des Abschlusses seines Nasirats dargebracht hat; es ist vielmehr wie wenn er inmitten des Nasirats unrein geworden wäre, wodurch die früheren Tage fortfallen, Num. 6, 12, und er muss die (v. 9—12) vorgeschriebenen Opfer darbringen, nachdem er am 3. und am 7. Tage nach eingetretener Unreinheit gesprengt wurde (Num. 19, 12), und ein neues Nasirat von 30 Tagen abhalten.",
+ "er stösst nur sieben Tage um. Nach R. Elieser wird auch in diesem Falle der begonnene 30. Tag für voll gerechnet, die Unreinheit gilt daher als nach Abschluss des Nasirats eingetreten, und er hat nur noch 7 Tage zu warten, bis er rein wird (Num. 19, 12) und seine Scheropfer darbringen darf. Er hat jedoch die Vorschriften des Nasir noch solange zu beobachten, bis er nach wieder erlangter Reinheit seine Opfer dargebracht hat.",
+ "so stösst er alles um. Mit der ausdrücklichen Nennung der Zahl wollte er 30 volle Tage bezeichnen, es wird ihm deshalb der begonnene 30. Tag nicht für voll angerechnet (vgl. N. 5), und hierin stimmt auch R. Elieser mit den Weisen überein."
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+ "so stösst er alles um. Vgl. N. 12.",
+ "er stösst nur dreissig Tage um. Nach R. Elieser (Nas. 6 b) wird der Vers Num. 6, 13 וזאת תורת הנזיר ביום מלאת ימי נזרו also gedeutet: dies ist die Vorschrift für den Nasir an dem Tage, da die Tage seines Nasirats zu Ende gehen, d. h. wenn er an diesem Tage unrein wird, so soll für ihn nochmals die Lehre des Nasir gelten, er muss also nochmals ein Nasirat von 30 Tagen abhalten. R. Elieser rechnet zwar den begonnenen Tag für voll (N. 13), aber nur wenn er sein Nasirat nicht näher bestimmt hat; wenn er jedoch die Zahl der Tage ausdrücklich nennt, so muss der letzte Tag erst zu Ende gegangen sein, um das Nasirat als abgeschlossen zu betrachten (N. 14). Man könnte nun einwenden, dass er selbst in dem letztern Falle auch nicht volle Tage gemeint hat; denn wenn er ausdrücklich 30 Tage nennt, so hat er zwar sicherlich volle Tage gemeint, da ja auch ohne Nennung dieser Zahl das Nasirat 30 Tage gewährt haben würde (Nas. I, 3), wenn er jedoch ein längeres Nasirat geloben will, so muss er doch die Dauer genauer angeben, er braucht aber dabei noch nicht volle Tage im Sinn gehabt zu haben! Diese Frage wird von Tosafot Nas. 6b (s. v. אמר) also beantwortet: Der Vers Num. 6, 13 handelt von dem Falle, dass er sein Nasirat genauer bestimmt hat, denn da der Vers sagen will, dass man ihm im Falle der Unreinheit nochmals ein Nasirat und zwar ein einfaches Nasirat (von 30 Tagen) auferlegen soll, so muss er im übrigen von einem genau umschriebenen Nasirat handeln; wenn jedoch ein Nasirat schlechthin gelobt war, so verlangt die Schrift nicht, dass er im Falle der Unreinheit nochmals ein Nasirat abhalten soll. Daher stimmte auch R. Elieser im letzten Fall der M. 3 mit den Weisen darin überein, dass das ganze Nasirat aufgehoben sei, weil es sich dort um ein ausdrücklich auf 30 Tage bestimmtes Nasirat handelt (Tos. L. Heller). Nach I. Lipschütz (in seinem Commentar תפארת ישראל) ist die Schwierigkeit also za lösen: In unserer Mischna wird der begonnene 100. Tag darum nicht für voll angerechnet, weil er sich beim Geloben nicht des Ausdrucks עד מאה יום bedient, der in der Regel ausschliessende Bedeutung hat (s. Ned. VIII, N. 9), er wollte daher volle Tage bezeichnen. Wenn er dagegen (M. 3) erklärt hat: הריני נזיר ל׳ יום, so hat er, auch ohne die Formel ל׳ יום gebraucht zu haben, nicht volle Tage gemeint, da er nur die Zahl von Tagen nannte, die er ohnedies zum mindesten Nasir hätte sein müssen, Nas. I, 3.",
+ "Wird er jedoch am hundertundersten Tage. Oder falls er ein Nasirat schlechthin gelobt hat, am 31. Tage.",
+ "so stösst er dreissig Tage um. Dieser Fall wird mit dem ersten in M. 3 verglichen. Ebenso wie dort durch eine am 30. Tage erfolgte Unreinheit das ganze Nasirat umgestossen wird und ein neues von 30 Tagen abzuhalten ist, muss auch hier, wenn die Unreinheit am 101. Tage, also an dem Tage erfolgt ist, an dem er sich scheren muss, ein neues Nasirat von 30 Tagen abgehalten werden.",
+ "Tage um. R. Elieser folgt hier seiner in M. 3 ausgesprochenen Ansicht, dass, selbst wenn er am 30. Tage als am letzten Tage seines Nasirats unrein wird, er nur 7 Tage umstösst."
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+ "während er auf einem Begräbnisplatz war. Er ist also unrein und würde sein Nasirat im unreinen Zustande beginnen. Das Gleiche ist der Fall, wenn er auf andere Weise unrein wäre zur Zeit, als er sein Nasirgelübde aussprach, s. Nas. VII, 2.",
+ "auch wenn er dort dreissig Tage geblieben. A. L.: הוא. R. Ascher las: שהה; Mëiri: עמד.",
+ "war. Sodass man glauben könnte, er müsse, da er so lange unrein war, als die mindeste Frist eines Nasirats dauert, nach Ablauf dieser 30 Tage sich am 3. und 7. Tage sprengen lassen (Num. 19, 12), die Scheropfer darbringen und dann ein neues Nasirat in reinen Zustande abhalten.",
+ "und er bringt auch nicht die Opfer wegen Unreinheit dar. Denn das Gesetz Num. 6, 9ff. handelt nur von jemand, der in reinem Zustand sein Nasirat begonnen und es dann infolge eingetretener Unreinheit abgebrochen hat.",
+ "Geht er aber fort. D. h. wenn er den Begräbnisplatz verlässt, sich am 3. und 7. Tage sprengen lässt und badet, sodass er rein wird und mit diesem Tage sein Nasirat beginnt.",
+ "und kehrt dann. Nachdem er einen oder mehrere Tage in reinem Zustand sein Nasirat abgehalten.",
+ "[dorthin] zurück. Ohne jedoch in einer solchen Weise unrein zu werden, dass (nach Nas. VII, 2) die in Reinheit abgehaltenen Nasirtage umgestossen werden, denn nur von den dort aufgezählten Fällen eingetretener Unreinheit gilt die Bestimmung, dass die früheren Tage umgestossen werden.",
+ "so werden sie. Die Tage, die er als Nasir in reinem Zustand verlebt hat, bevor er wieder den Begräbnisplatz betreten.",
+ "und er bringt die Opfer wegen Unreinheit dar. Falls er dann auf eine der in Nas. VII, 2 genannten Arten unrein geworden, sodass die in Reinheit verbrachten Tage umgestossen werden.",
+ "wenn es am selben Tage geschieht. D. h. er stösst sein Nasirat nicht um, wenn er an demselben Tage unrein wird, an dem er es nach wieder erlangter Reinheit abzuhalten begonnen hat.",
+ "die früheren Tage. In der Mehrzahl, also mindestens zwei.",
+ "wenn. Ms. B. liest: שהיו לו ימים ראשונים (ohne עד).",
+ "sind. Es müssen also wenigstens 2 frühere Tage fortfallen können, und erst wenn er am dritten Tage unrein wird, stösst er sein Nasirat um. So Maim. Hil. Nes. VI, 6. In seinem Kommentar zur Mischna jedoch fasst er die Worte והימים הראשונים so auf, dass der Nasir wenigstens 2 Tage in reinem Zustande zu zählen begonnen hat; wenn er demnach bereits am zweiten Tage nach erlangter Reinheit unrein wird, so stösst er auch sein Nasirat um; so auch nach einer Erklärung in Raschi, nach Tos. und Mëiri."
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+ "Wenn. Der erste Satz dieser Mischna findet sich auch Edujot IV, 11.",
+ "jemand ein Nasirat für längere Zeit. Für längere Zeit als die nach Nas. I, 3 mindeste Frist von 30 Tagen. — Die Lesarten schwanken zwischen הרבה und מרובה.",
+ "sein Nasirat vollendet. Im Auslande, dessen Boden nach den Rabbinen als unrein galt.",
+ "und dann nach dem Lande [Israels. ארץ ϰατ’ ἐξοχήν ist in der Mischna häufig die Bezeichnung für das Land Palästina.",
+ "er muss [nur noch] dreissig Tage lang Nasir sein. Eigentlich ist ein auf unreinem Boden abgehaltenes Nasirat ungiltig, vgl. M. 5. Da jedoch das Ausland nur rabbinisch (nicht nach der Thora) unrein ist, so gilt sein Nasirgelübde als erfüllt, und nur zur Strafe muss er noch in Palästina ein einfaches Nasirat von 30 Tagen abhalten.",
+ "er muss das Nasirat [nochmals] von vorn beginnen. Das im Auslande abgehaltene Nasirat wird ihm so wenig angerechnet, als wenn er es etwa auf einem Begräbnisplatz abgehalten hätte.",
+ "Einst. מעשה „Geschehnis, Factum“ dient in der Mischna oft zur Einleitung einer Begebenheit, die sich „einst“ zugetragen hat.",
+ "zog der Sohn der Königin Helena. Helena, die Königin des an der Grenze des römischen und pontischen Reiches gelegenen Königreiches Adiabene, war zum Judentum übergetreten und hatte um das J. 43 d. gew. Z. die Reise nach Jerusalem unternommen; s. Graetz, Gesch. der Juden, III, 403ff.; vgl. auch Joma III, 10.",
+ "so will ich. Anstatt אהא liest Ms. B. חריני.",
+ "Da entschied. Ms. B. והורוה, ebenso die Talmudausgaben.",
+ "dass sie einundzwanzig. Ms. B und Talmudausg. lesen richtig עשרים ואחת, nicht ואחד.",
+ "sie brauchte nur vierzehn Jahre lang Nasiräerin zu sein. Da sie gar nicht unrein geworden war; aus dieser Begebenheit ist also ein Beweis gegen die Ansicht des R. Elieser (M. 3), dass man in einem solchen Falle nur 7 Tage umstösst, nicht zu erbringen. Es kann freilich aus den Worten des R. Jehuda, der nur behauptet, Helena sei nur 14 Jahre lang Nasiräerin gewesen, aber nicht ausdrücklich erklärt, sie sei überhaupt nicht unrein geworden, gefolgert werden, sie sei zwar tatsächlich unrein geworden, aber dennoch brauchte sie nur 14 Jahre lang Nasiräerin zu sein; weil sie nämlich nach der Thora mit dem im Auslande abgehaltenen Nasirat ihr Nasirgelübde eingelöst, so wollten die Weisen nicht so weit gehen, ihr ganzes Nasirat umzustossen, nachdem sie in Palästina ein zweites Nasirat von 7 Jahren abgehalten (ת״י)."
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+ "Wenn. Diese Mischna findet sich auch Edujot IV, 11.",
+ "zwei Zeugenpaare. כת, vom aram. כנתא Genosse, eig. Genossenschaft, Gesellschaft, Abteilung, in der Mischna häufig für „ein Paar“ Zeugen gebraucht.",
+ "er habe. Zur selben Zeit, auf die die Aussage des ersten Zeugenpaares sich bezieht.",
+ "fünf Nasirate gelobt. Er selbst behauptet, gar kein Nasirgelübde getan zu haben, oder er erklärt, es nicht mehr genau zu wissen, oder er schweigt zu der Aussage der Zeugen. In diesem Falle gilt aber nicht der Satz „שתיקה כהודאה דמיא, das Schweigen kommt einer Zustimmung gleich“, denn der Gelobende kann sich sagen, sein Widerspruch sei überflüssig, da ja die Zeugen selbst einander widersprechen.",
+ "und er braucht gar kein Nasirat abzuhalten. Das Zeugnis ist ungiltig, da die Anssagen einander widersprechen.",
+ "in fünf ist doch zwei enthalten. Darin also, dass er zwei Nasirate gelobt hat, stimmen doch beide Zeugenpaare überein. — In Sanh. 31a wird zwar bemerkt, dass im Falle, wenn in einem Darlehensprozess zwei Zeugenpaare auftreten und verschieden aussagen, Bet-Schammai und Bet-Hillel darin übereinstimmen, dass das Zeugnis gilt, welches den geringeren Umfang hat und dass sie in der oben angeführten Weise nur in dem Falle controversieren, wenn ein Zeugenpaar auftritt; nach Bet- Schammai braucht er kein Nasirat abzuhalten, weil nicht zwei Zeugen erklären, dass er zwei Nasirate gelobt habe, nach Bet-Hillel dagegen muss er wenigstens zwei Nasirate abhalten, weil aus der Addition der beiden Zeugenaussagen sich ergibt, dass er zwei Nasirate gelobt habe. Die Divergenz lässt sich indessen also erklären: Im dem Nasiratgelübde kommt es wesentlich auf dessen Wortlaut an, es muss also festzustellen sein, ob er die Zahl zwei oder fünf beim Geloben ausgesprochen hat, und da die Zeugenpaare einander widersprechen, so ist das Zeugnis überhaupt ungiltig. Bei dem Darlehen hingegen kommt es nicht auf einen Wortlaut, sondern auf ein Factum an, die Tatsache aber, dass die kleinere Summe geliehen ist, wird auch von dem Zeugenpaare bestätigt, welches aussagt, dass ein grösseres Darlehen erfolgt ist, ת״י."
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+ "auch ich. D. h. wenn ein dritter die Übernahme des Nasirats von dem zweiten hört und erklärt: „auch ich“, u. s. w. Ms. Lowe liest ואני ואני ואני. Diese Lesart ist jedoch so zu verstehen, dass sie nicht nur drei, sondern beliebig viele Personen bezeichnen soll.",
+ "so sind sie alle Nasiräer. Aber nur dann, wenn die Erklärung des einen unmittelbar auf die des vorhergehenden erfolgte (תוך כדי דבור), d. i. wenn nicht soviel Zeit inzwischen verstrichen war, dass man die drei Worte שלום עליך רבי hätte sagen können; vgl. Ket. II, N. 17.",
+ "dem ersten aufgelöst. Durch einen Kundigen, der ihm einen Weg zur Bereuung seines Gelübdes eröffnet oder dem er von selbst seine Reue erklärt hat; vgl. auch Ned. IX, 7.",
+ "so ist es allen aufgelöst. Denn die Giltigkeit jedes Nasiratgelübdes war bedingt durch die des vorhergehenden.",
+ "alle andren aber sind noch gebunden. Durch ihre Gelübde, denn deren Giltigkeit war nicht durch die des nachfolgenden Gelübdes bedingt.",
+ "mein Mund sei wie der seinige. D. h. „es sei meinem Munde der Weingenuss verboten wie dem seinigen“.",
+ "und mein Haar wie das seinige. „Für mein Haar sei das Scheren ebenso verboten wie für das seinige“.",
+ "so ist er ein Nasir. Denn die in diesem wie im ersten Fall der Mischna genannten Formeln sind den Ansatzformeln des Nasirgelübdes gleichzuachten, vgl. הריני כזה, Nas. I, 1.",
+ "während das seine bestehen bleibt. Denn sein Gelübde war nicht bedingt durch das nachfolgende seiner Frau. Würde jedoch sein Gelübde durch einen Kundigen gelöst, so wäre dadurch auch das ihrige aufgehoben.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn durch seine Erklärung: „auch ich“ hat er das Nasirgelübde seiner Frau bestätigt und dadurch das Recht verloren, es aufzuheben. Hätte jedoch ein Fremder, nicht ihr Gatte die Giltigkeit seines Nasirgelübdes von dem der Frau abhängig gemacht und ihr Gatte dieses Gelübde aufgehoben, so würde das des Fremden dennoch gültig bleiben, weil die Einsprache des Gatten nur den Fortbestand des Gelübdes hindert, nicht aber (wie die Auflösung durch einen Gelehrten) dessen Bestand von Anfang an aufhebt und als von vornherein nichtig erklärt, s. Ned. X, N. 4."
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+ "sagt. Wenn sie aber schweigt, so gilt das Nasirgelübde für sie nicht, denn der Mann kann ihr gegen ihren Willen kein Gelübde auferlegen.",
+ "während das seine bestehen bleibt. Er kann ihr Gelübde aber nur aufheben, wenn er das ואת als Frage an sie gerichtet und sie diese mit ihrem אמן zustimmend beantwortet hat; wenn er jedoch das ואת nur als bejahende Fortsetzung seiner Erklärung נזיר הריני ausgesprochen und sie Amen gesagt hat, so hat er ihr Gelübde bestätigt und kann es nicht mehr aufheben. Hat er endlich das ואת conditionell gemeint, sodass er sagen wollte, er wolle nur dann Nasir sein, wenn auch sie Nasiräerin sein wollte, so hat er die Giltigkeit seines Gelübdes von der Übernahme ihres Nasirats abhängig gemacht, und sobald ihr Gelübde gelöst ist, ist auch das seine gelöst; Nas. 22b und Jerus. z. St. Im jerus. Talmud, ed. princ. und Manuscr. Kaufmann („Ms. K“) ist die Lesart in unserer Mischna ושלו בטל, und dieser Satz wird dort auf den Fall gedeutet, dass das ואת als Bedingung gesagt war. (Kremnitzer in seinem Kommentar אורח מישור zu unserer Stelle sucht jedoch nachzuweisen, dass die Lesart des Jerus. falsch ist. Maim. Hil. Ned. XIII, 14, heisst es im auffallenden Gegensatz zu unserer Mischna: הריני נזיר ומה תאמרי האת נזירה כמותי ואמרה אמן הרי זה יפר ואם הפר לה שלו בטל. Tos. L. Heller nimmt daher im Texte des Maim. eine Lücke an, und Sabbatai Kohen in seinem נקודות הכסף zu J.- dea 234, 54 vermutet, dass Maim. in unserer Mischna die Lesart ושלו בטל hatte).",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn er hat das Gelübde seiner Frau bestätigt und für sich ein solches übernommen."
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+ "so erhält. Über ספג את הארבעים s. Jeb. XI, N. 33. Zum Ausdruck wäre noch zu vergleichen: בלע קולפי, Schläge verschlingen, aufnehmen, d. i. erhalten. Ber. 56a, Men. 7a und Arachin 22a; קבל הרצועה, den Riemen, d. i. Schläge empfangen, bekommen, Ex. rabba Abschn. 2 (zu Ex. 3, 2), lat. haurire supplicium, Strafe schöpfen, d. i. erleiden, bekommen.",
+ "sie die vierzig [Geisselhiebe. Für die Übertretung der Verbote Num. 6, 3 und 6. Diese Strafe erhält die Frau selbst dann, wenn ihr Mann ihr Gelübde erst nach erfolgter Übertretung aufgehoben hat, denn die Aufhebung des Gelübdes durch den Gatten hat keine rückwirkende Kraft, s. N. 10.",
+ "so erhält sie doch die Strafe der Züchtigung. מרדות, Züchtigung (von dem bibl.-hebr. רדה), nach Aruch, R. Nissim von מרד (Strafe wegen Widerspenstigkeit, Auflehnung gegen das Wort der Schrift oder das der Weisen), d. i. eine Strafe der Geisselung, die nach Befinden des Gerichtes und in Berücksichtigung der obwaltenden Umstände an denjenigen vollzogen wurde, die ein Thoragebot übertraten oder gegen eine rabbinische Satzung verstiessen; vgl. auch ת״י zu Makkot III, N. 3. Ed. Lowe und Ms. K. lesen מכות מרדות."
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+ "Wenn eine Frau Nasiräerin zu sein gelobt und schon ihr Vieh [zum Opfer. Das nach Abschluss des Nasirats darzubringen ist, s. S. 242 Einl. A.",
+ "dann aufhebt. Bevor das Blut eines der Opfertiere für sie gesprengt worden ist, nach M. 4.",
+ "wieder mit der [übrigen] Herde auf die Weide gehen. Es ist nicht heilig und gilt als profan, denn der Mann wird ihr nur für den Fall Tiere zugeeignet haben, dass sie sie darbringen muss.",
+ "wenn das Vieh aber ihr gehörte. Wenn ihr nämlich jemand Tiere geschenkt hat mit dem Vorbehalte, dass ihr Gatte kein Recht an ihnen habe, s. Ned. XI, 8 u. N. 42.",
+ "so muss das zum Sündopfer bestimmte [unbenutzt] sterben. Es wird wie die dem Tode verfallenen Sündopfer (חטאות המתות , Seb. VIII, 1, Temura IV, 1) in einen engen Stall gesperrt und dem Hungertode ausgesetzt. Das Tier wird aber nicht als profan betrachtet wie etwa ein Tier, das irrtümlich zum Opfer geweiht war (Nas. V, 1), denn die Frau hat das Tier zum Opfer bestimmt, obgleich sie hätte wissen müssen, dass ihr Gatte ihr Gelübde aufheben kann.",
+ "das zum Ganzopfer bestimmte als Ganzopfer und das zum Friedensopfer bestimmte als Friedensopfer dargebracht werden. Denn Ganz- und Friedensopfer dürfen nicht nur als Pflichtopfer, sondern auch als freiwillige Gaben (נדבה) dargebracht werden, was aber beim Sündopfer nicht der Fall ist.",
+ "sie dürfen aber nur einen Tag lang gegessen werden. Wie das Friedensopfer, das der Nasir darzubringen hat (Num. 6, 14 und Lev. 7, 15), aber nicht wie gewöhnliche Friedensopfer (Lev. 7, 16).",
+ "und erfordern das Brotopfer. Num. 6, 15.",
+ "nicht. Da das Nasirgelübde durch den Gatten aufgehoben war, so fällt auch die Pflicht des Brotopfers fort, bei dem Friedensopfer dagegen ist die erschwerende Bestimmung beibehalten, dass es nur einen Tag lang gegessen werden darf, da es einmal als Nasiropfer geweiht worden war.",
+ "über das sie keine nähere Bestimmung getroffen. סתם s. Ket. VI, N. 28.— Sie hatte, als der Gatte das Gelübde aufhob, nicht Tiere zu den Opfern abgesondert, sondern nur Geld zurückgelegt, ohne jedoch genauer zu bestimmen, welches sie zur Anschaffung der einzelnen Opfertiere verwenden wolle. Nach Maim. Hil. Nes. IX, 4 heisst das Geld nur dann סתומים, wenn sie beim Zurücklegen der Summe über deren Verwendung gar nichts geäussert hat; sobald sie jedoch nur erklärt hat, dass das Geld überhaupt zu ihren Pflichtopfern verwendet werden solle, gilt es als מפורשים (s. weiter).",
+ "so fällt es der Kasse der freiwilligen Gaben anheim. D. i. der Kasse, die im Tempel zur Anschaffung der freiwilligen Opfer vorhanden war, die dargebracht wurden, wenn obligate Opfer nicht vorlagen, und die stets Ganzopfer sein mussten.",
+ "so wird das [Geld] für das Sündopfer in das Salzmeer geworfen. Um jede Benutzung unmöglich zu machen.",
+ "man darf es nicht benützen. Da das Geld für Opfer bestimmt ist, haben die Rabbinen seine Verwendung zu profanen Zwecken verboten.",
+ "begeht aber keine Untreue daran. Wenn man es benutzt hat, so findet dennoch das Gesetz Lev. 5, 15, keine Anwendung, denn da das Geld der Vernichtung anheimfällt, kann man es nicht mehr „קדשי ה׳, Heiligtümer Gottes“ nennen, bei denen allein Untreue stattfinden kann.",
+ "für das Geld zum Friedensopfer muss man Friedensopfer darbringen. Untreue findet jedoch am Friedensopfer als an einem Heiligtum geringeren Grades (קדשים קלים) nicht statt, s. Mëila I, 4. — Hatte aber das Geld nicht ihr, sondern dem Gatten gehört, so ist es profan, da sie nicht befugt war, sein Geld zu Opferzwecken zu weihen, ihre Weihe also nichtig war."
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+ "Sobald das Blut eines Opfers. Von den drei Opfern, die die Frau zum Abschluss ihres Nasirats darzubringen hatte.",
+ "nicht mehr aufheben. Denn nach der Sprengung des Blutes darf die Frau wieder Wein trinken, das Nasirgelübde, das auf ihr ruhte, ist daher nicht ein solches, das eine Verkümmerung ihres Lebensgenusses einschliesst, und der Gatte ist daher nicht befugt es aufzuheben, s. Ned. XI, 1.",
+ "sobald auch nur eines von all den Tieren für sie geschlachtet ist. Auch bevor noch das Blut auf den Altar gesprengt ist.",
+ "kann er es nicht mehr aufheben. Sobald nämlich das Sündopfer für sie geschlachtet ist und der Mann ihr Gelübde auflösen wollte, müsste jenes verbrannt werden, denn ein Sündopfer hätte sie dann nicht mehr nötig, ein Sündopfer aber kann nicht als freiwilliges, sondern nur als Pflichtopfer gebracht werden. Es geht aber auch nicht an, das Tier von dem Moment des Blutsprengens an zu einem Friedensopfer zu bestimmen, weil es durch Aenderung seiner ursprünglichen Bestimmung unbrauchbar würde, s. Seb. I, 1. Es würden also durch die Aufhebung des Gelübdes Heiligtümer, die eigentlich zur Opferung bestimmt waren, vernichtet werden müssen.",
+ "Wovon gilt dies. Dass der Mann das Nasirgelübde seiner Frau nicht aufheben kann.",
+ "Von dem Scheren in Reinheit. Wenn sie die Scheropfer bringt, nachdem sie ihr Nasirat in Reinheit beendet hat.",
+ "aber bei dem Scheren wegen Unreinheit. Wenn sie infolge von Unreinheit ihr Nasirat abbrechen und die Scheropfer bringen musste.",
+ "kann er es wohl aufheben. Selbst nachdem sie die Opfer dargebracht hat.",
+ "ich mag nicht. S. Ket. VI, N. 10.",
+ "eine [in ihrem Genuss] verkümmerte Frau. Da sie nochmals ein Nasirat abhalten, sich also des Weingenusses enthalten muss, ist ihr Mann befugt, ihr Gelübde aufzuheben, N. 33.",
+ "Rabbi. Nas. 28b liest der Talmud ר׳ מאיר, ebenso Raschi, Tos. R. Ascher und Mëiri.",
+ "auch bei dem Scheren in Reinheit kann er es aufheben. Bevor sie noch ihr Haar geschoren, selbst nachdem das Opferblut gesprengt war, sodass der Weingenuss ihr gestattet war.",
+ "ich mag keine abgeschorene Frau. Das Fehlen der Haare erscheint dem Gatten als eine Entstellung seiner Frau; er darf somit ihr Gelübde aufheben, weil es die Beziehungen zwischen den Ehegatten beeinträchtigt, דברים שבינו לבינה, s. Ned. XI, N. 3. Nun darf zwar die Frau mit entblösstem Haupte sich nicht öffentlich zeigen (vgl. Ket. VII, 6 und N. 38), indess an Orten, wo kein grosser Verkehr ist, ist es ihr erlaubt. Der ungenannte Tanna des vorhergehenden Satzes jedoch lässt diesen Grund nicht gelten, da sie ja ihr Haupt mit falschen Haaren verhüllen kann, also nicht entstellt auszusehen braucht. Rabbi wiederum ist der Meinung, dass der Gatte das falsche Haar als etwas Lästiges empfinden kann, daher darf er das Gelübde seiner Frau aufheben."
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+ "Der Mann kann seinem Sohn ein Nasirgelübde auferlegen. Indem er erklärt: „Mein Sohn N. N. soll Nasir sein“, oder indem er zu ihm sagt: „Du sollst Nasir sein“. Der Vater hat aber diese Befugnis nur, solange der Sohn nach Vollendung des 13. Lebensjahres die Pubertätszeichen noch nicht erlangt hat (Jeb. X, 9 Ende); mit diesem Momente jedoch hört das Nasirat auf, das ihm der Vater auferlegt, Tosefta Nes. III, 17. Nach Bertinoro zu Sota III, 8 muss er auch dann noch das Nasirat zu Ende abhalten.",
+ "die Frau aber kann. So lautet die dem Mose auf dem Sinai überlieferte Halacha, הלכה למשה מסיני. Dieser Satz findet sich auch Sota III, 8.",
+ "Wie aber. D. h. wie hat der Vater mit den Tieren zu verfahren, die er zu Opfern für seinen Sohn bestimmt hat?",
+ "wenn er sich geschoren. Und so durch die Tat bewiesen hat, dass er das Nasirat nicht übernimmt.",
+ "wenn er widerspricht. Unmittelbar nachdem der Vater das Nasirat ihm auferlegt, solange er noch nicht als erwachsen gilt. Wenn er jedoch das Nasirat begonnen oder erklärt hat, dass er es übernimmt, so können weder er noch seine Verwandten mehr widersprechen.",
+ "Wenn. Der Schluss dieser Mischna ist bereits oben M. 4 in den N. 21—31 erklärt."
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+ "Der Mann kann die Scheropfer für das Nasirat seines Vaters darbringen. Das ist überlieferte Halacha.",
+ "die Frau aber kann für das Nasirat ihres Vaters nicht die Scheropfer darbringen. Selbst wenn sie den Vater beerbt.",
+ "ohne [über dessen Verwendung] nähere Bestimmung zu treffen. S. oben N. 26.",
+ "dass ich meine Scheropfer von dem Gelde meines Vaters darbringe. In solchem Falle kann er seine Scheropfer aus dem Vermögen seines Vaters darbringen."
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+ "ein irrtümlich geheiligtes Gut gilt als geheiligt. Nach Bet-Schammai ist das Gesetz über irrtümliche Heiligung mit dem über irrtümliche Vertauschung (תמורה) von Opfertieren zu vergleichen; in diesem Falle aber ist auch der irrtümlich erfolgte Umtausch als Umtausch im Sinne des Gesetzes Lev. 27, 10 zu betrachten, s. Temura II, 3.",
+ "es gilt nicht als geheiligt. Nach Bet-Hillel kann man das Gesetz von der irrtümlichen Heiligung nicht mit dem vom irrtümlichen Umtausch vergleichen; denn bei diesem handelt es sich um etwas, das bereits in correcter Weise geheiligt war und nur umgetauscht werden soll, in unseren Falle jedoch um etwas, das erst geheiligt werden soll, solches aber kann durch eine irrtümliche Heiligung nicht geheiligt werden. — Diese Controverse ist nur deshalb hier angeführt, weil in M. 3 eine ähnliche betreffs des Nasirgelübdes sich findet.",
+ "er ist geheiligt. Im Talmud Nas. 31a werden zwei verschiedene Erklärungen dieses Satzes gegeben. Nach der einen ist der weisse Ochs heilig, denn dem Besitzer kam es darauf an, durchaus das erste Tier zu heiligen, das aus seinem Hause kommen würde, sein Irrtum bestand nur in der Annahme, dass dies ein schwarzes Tier sein würde; dieser Irrtum aber kann nicht verhindern, dass die Heiligung nun doch auf dem weissen Tiere ruht. Nach der anderen Erklärung ist der schwarze Ochs heilig, auch wenn er erst nach einem weissen herauskam, denn der Besitzer wollte sagen, der Ochs solle heilig sein, der als erster unter den schwarzen herauskommen würde, also selbst wenn ihm schon auch weisse vorangegangen sind."
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+ "und ein Silberdenar. Vgl. Ket. I, N. 9.",
+ "es ist nicht geheiligt. Der Grund für die Aufstellung der drei Fälle in dieser und der vorigen Mischna ist folgender: sogar beim Ochsen, der selbst heilig wird und auf dem Altar als Opfer dargebracht werden muss (קדוש קדושת הגוף), will Bet-Hillel sagen, dass eine irrtümliche Heiligung ungiltig ist. Im Falle des Gold- und Silberdenars will Bet-Schammai lehren, dass selbst hier, wo es sich um Dinge handelt, deren Wert nur heilig und für die Unterhaltung des Tempels verwendbar ist (קדוש קדושת דמים), die irrtümliche Heiligung giltig ist. In dem Falle endlich vom Wein und Öl will die Mischna uns zeigen, dass nach Bet-Schammai selbst hier die irrtümliche Heiligung wirksam ist, obschon der Irrtum ein vollständiger war, da man das Öl nicht dort verwenden kann, wo man durchaus Wein haben muss, andererseits aber, dass nach Bet-Hillel die irrtümliche Heiligung nicht nur dann ungiltig ist, wenn man das Wertvollere geheiligt hat, wie z. B. einen schwarzen Ochsen, der kostbarer ist als ein weisser, oder einen Golddenar, der mehr Wert besitzt als der Silberdenar, sondern auch dann, wenn man ursprünglich das minder Wertvolle geheiligt hat, wie z. B. Wein, der in manchen Gegenden Palästinas nicht so kostbar war wie Öl, obschon im allgemeinen zu vermuten ist, dass man die Absicht hat, möglichst Wertvolles dem Tempel zu weihen. (ת״י)."
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+ "sodann einen Kundigen befragt. Weil ihm zweifelhaft ist, ob die Form seines Gelübdes eine korrekte und verbindliche war; er hat aber inzwischen Wein getrunken.",
+ "da er das Gelübde getan. Obgleich er Wein getrunken, was er des Zweifels wegen nicht hätte tun dürfen, darf er dennoch die Tage seines Nasirats von dem Tage an zählen, da er es gelobt hat; er wird aber nicht etwa dadurch bestraft, dass die Tage seines Nasirats bis zum Weingenuss als umgestossen gelten. Hätte er sich jedoch verunreinigt oder geschoren, so wären die Tage bis dahin umgestossen, s. Nas. VI, 5.",
+ "Wenn er aber einen Kundigen befragt und dieser es ihm aufgelöst. Indem er ihm erklärt, dass das Gelübde von vornherein ungültig war.",
+ "das Vieh [wieder] mit der [übrigen] Herde auf die Weide gehen. Weil ihre Absonderung zu Opferzwecken irrtümlich geschehen ist, haben die Tiere nur profanen Charakter. In diesem Falle stimmt selbst Bet-Schammai zu, trotz seiner Behauptung (M. 1), dass eine irrtümliche Heiligung gültig sei, da das Gelübde von Anfang an nichtig war, die Tiere also, wie sich nachträglich ergibt, nie zu Nasiropfern geweiht sein konnten. In Nas. IV, 4 lehrte freilich die Mischna, dass, wenn die Frau ein Nasirgelübde getan und ihr Gatte es aufgehoben, nachdem sie bereits ihre Opfertiere abgesondert hatte, diese teils vernichtet, teils als Opfer dargebracht werden müssen, jedoch nur deshalb, weil die Aufhebung des Gelübdes durch den Gatten keine rückwirkende Kraft hat, die Absonderung der Tiere also zu Recht geschehen ist. Die Auflösung eines Gelübdes durch einen Kundigen aber macht es als von Anfang an nichtig, vgl. Nas. IV, N. 10. Ebenso gelten die Tiere in dem Falle als geweiht, wenn dem minderjährigen Sohne vom Vater ein Nasirat auferlegt war und die Verwandten widersprachen (Nas. IV, 6), weil hier der Vater die Weihe ausgesprochen, obschon er hatte wissen müssen, dass die Verwandten durch ihre Einsprache das Gelübde ungültig machen können; vgl. Nas. IV, N. 21.",
+ "gesteht ihr hier nicht. Über אי s. Ket. VI, N. 10.",
+ "obschon es irrtümlich geheiligtes Gut ist. Das doch nach Eurer Ansicht (M. 1) als geheiligt gelten sollte.",
+ "wenn jemand sich geirrt. Bei der Ausführung des Gesetzes vom Zehnt des Viehs, Lev. 27, 32; Bech. IX, 7.",
+ "jedes als geheiligt gilt. S. Bech. IX, 8. Somit ist erwiesen, dass auch eine irrtümliche Heiligung gültig ist. Auf den Einwand des Bet-Hillel geht aber Bet-Schammai nicht ein, da im Falle der Auflösung des Gelübdes durch einen Kundigen dieses als von Anfang an nichtig gilt u. s. w., s. N. 9.",
+ "nicht der Stab macht es heilig. Nicht der Stab, unter dem man die Tiere einzeln hindurchgehen lässt, um dann immer das zehnte als „Zehnt“ zu bezeichnen, bewirkt die Heiligkeit des Tieres.",
+ "würde er denn. Das מה ist hier elliptisch aufzufassen: was wäre denn, wenn u. s. w.? Vgl. מה אם Ker. III, 1.",
+ "damit etwas getan haben. Diese Tiere wären vielmehr trotz der irrtümlichen Benennung profan geblieben.",
+ "hat auch das neunte und das elfte für heilig erklärt. Aus dem Schriftwort וכל מעשר בקר יהיה קדש … Lev. 27, 32, wird Bech. 60b abgeleitet, dass nur dasjenige Tier durch eine irrtümliche Benennung als „Zehnt“ geheiligt ist, das dem wirklich Zehnten unmittelbar voraufgeht oder nachfolgt. Aus dieser Schriftstelle, die nur für das Gesetz vom Zehnt des Viehs bestimmt ist, darf man jedoch nicht schliessen, dass eine irrtümliche Heiligung auch in anderen Fällen gültig sei."
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+ "Wenn jemand ein Nasirgelübde getan. In der Absicht, beim Abschluss des Nasirats die Opfer von den Tieren darzubringen, die er damals besass.",
+ "dass es gestohlen ist. Wenn auch nur eines von den Tieren gestohlen ist, die er darbringen müsste; wegen des Diebstahls bereut er nun sein Nasirgelübde.",
+ "ein Nasir. Weil er die Bereuung seines Gelübdes mit dem Diebstahl, also einem Ereignis begründet, das erst nach dem Aussprechen des Gelübdes eintrat (נולד) und auch dann noch unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht häufig eintritt; durch solche Begründung kann aber ein Gelübde nicht gelöst werden, vgl. Ned. IX, 2.",
+ "ist er kein Nasir. Weil er erklärt, dass er gar nicht das Gelübde getan haben würde, wenn er von dem Diebstahl Kenntnis gehabt hätte; auf Grund einer solchen Erklärung aber kann ein Gelübde gelöst werden.",
+ "Diesen Irrtum. Den Irrtum nämlich, dass man ein Gelübde auflösen dürfe, wenn der Gelobende seine Reue durch einen Hinweis auf später eingetretene und nicht zu erwartende Ereignisse begründet.",
+ "als Nasiräer aus dem Exil. Darunter ist hier nicht das Ausland im Gegensatz zu Palästina zu verstehen, denn dann würde das im Ausland abgehaltene Nasirat überhaupt nicht in Anrechnung kommen (s. Nas. III, 6) und Nachum hätte ihnen einen Weg zur Bereuung des Gelübdes nicht durch den Hinweis auf die Zerstörung des Tempels, sondern durch die Erwägung eröffnen können, dass sie doch wohl ihr Nasiratgelübde nicht getan haben würden, wenn sie gewusst hätten, dass ihr bisher abgehaltenes Nasirat umgestossen werden würde. Mit גולה ist hier vielmehr Palästina gemeint, aber der Zustand der „Zerstreuung“ bezeichnet, in dem sich die Juden infolge der Zerstörung Jerusalems befanden (ת״י).",
+ "der Meder. Ed. princ., Jerus. und Mscr. K. lesen נחום איש המדי.",
+ "ist Nasir. Denn die Zerstörung des Tempels war ein Ereignis, das zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mit Sicherheit zu erwarten war; man konnte also auch seine Reue nicht nachträglich durch den Hinweis auf dieses Ereignis begründen, und das Nasiratgelübde ist giltig.",
+ "ist kein Nasir. Weil der Gelobende mit Recht erklären kann, er würde das Nasirat nicht gelobt haben, wenn er zur Zeit gewusst hätte, dass der Tempel bereits zerstört war."
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+ "Wenn [mehrere. Sechs, nach der Erklärung von Raschi, Tos. und R. Ascher.",
+ "ist. Er erkennt den Ankömmling als N. N. und gelobt zur Bekräftigung seiner Behauptung, Nasir zu sein.",
+ "ist. Er erkennt aus der Ferne, dass der Ankömmling nicht N. N. ist.",
+ "[wenn einer. Der dritte von jenen sechs.",
+ "erklärt. Den beiden ersten.",
+ "wenn. Vor jedem der folgenden Bedingungssätze ist zu ergänzen: „wenn einer erklärt, ich will Nasir sein“.",
+ "einer von euch nicht Nasir ist. Würde er aber gemeint haben, „dass keiner von euch Nasir ist“, so würde selbst R. Tarphon (Schluss der Mischna) zugeben, das, er dann wohl Nasir ist, denn diese Behauptung wäre mit voller Gewissheit aufgestellt und würde ihn deshalb zum Nasirat verpflichten.",
+ "wenn ihr beide. Die ihr gelobt habt, Nasiräer zu sein unter der Bedingung, dass der Ankömmling N. N. resp. nicht N. N. ist.",
+ "sie sind alle. Auch diejenigen, deren Annahme sich nicht bestätigt.",
+ "Nasiräer. Denn ein irrtümlich gelobtes Nasirat ist ebenso wie ein mit Bewusstsein übernommenes abzuhalten, nachdem einmal die Worte gesprochen sind: „ich will Nasir sein“, ähnlich wie nach Bet-Schammai (V, 1) eine irrtümlich ausgesprochene Weihe giltig ist.",
+ "dessen Worte sich nicht bestätigen. Dieser Satz ist zunächst unverstündlich, denn der Talmud wendet mit Recht ein, dass, wenn die Worte des Gelobenden sich nicht bestätigen, er auch kein Nasir sein könne, da nach Bet-Hillel ein irrtümlich gelobtes Nasirat ungiltig ist. Der Talmud streicht deshalb das שלא und korrigiert diesen Satz in אינו נזיר אלא מי שנתקימו דבריו, nur der ist ein Nasir, dessen Worte sich bestätigen. Nach Abaje (Nas. 33 a) ist der Satz der Mischna nicht zu korrigieren, sondern also zu erklären: Wenn (im ersten Fall der Mischna) einer gesagt hat, er wolle Nasir sein, wenn der Ankömmling N. N. ist, ein zweiter aber erklärt hat, er wolle Nasir sein, wenn dies nicht N. N. ist, und hinzugefügt hat, selbst wenn es wohl N. N. sein sollte, wolle er auch Nasir sein: dann ist er ein Nasir, weil die zweite Bedingung in seinem Ausspruch sich erfüllte, „obgleich seine ersten Worte sich nicht bestätigten“. Nach Tosafot (das.) ist der doppelte Bedingungssatz in dem Gelübde des zweiten dahin zu erklären, dass der zweite Satz unmittelbar (תוך כדי דבור s. Ket. II, N. 17) auf den ersten folgte und ihn umstossen sollte, und die Mischna will uns an diesem Beispiel lehren, dass ein Satz, der unmittelbar nach einem vorhergehenden ausgesprochen wird, als Fortsetzung resp. Erklärung des ersten zu betrachten ist. — Nach Maimon. in seinem Kommentar zur Mischna, noch deutlicher in Hil. Nes. II, 8, ist unsere Mischna also zu erklären: Es sind zwei Leute unterwegs, der eine von ihnen (A) behauptet, der ihnen Entgegenkommende sei N. N. (Simon), der andere (B) hingegen, er sei nicht N. N. (sondern Ruben); zur Bestärkung seiner Behauptung erklärt nun A, er wolle Nasir sein, wenn der Ankömmling nicht N. N., sondern Ruben sei, B dagegen sagt, er wolle Nasir sein, wenn der Ankömmling N. N. (Simon) und nicht Ruben sei. In diesem Falle sagt Bet-Hillel, nur der ist Nasir, שלא נתקימו דבריו, d. h. dessen erste Annahme betreffs des Ankömmlings sich nicht bestätigt; ist also der Ankömmling Ruben, so ist A ein Nasir, ist der Ankömmling Simon, so ist B ein Nasir. (Demnach wäre das הריני נזיר כו׳ im Sinne von „ich wette, dass dies N. N. ist“, zu erklären, und die Busse für den Fall, dass er verliert, sei das Nasirat, das er sich auferlegt. Damit erklärt sich auch das ungewöhnliche ש in שזה פלוני nach den Worten הריני נזיר, während sonst in der Regel על מנת ,לכשיהיה ,אם u. dergl. folgt.)",
+ "keiner von ihnen ist ein Nasir. Denn im Moment des Gelobens muss man über die Person, von deren Identität man sein Nasirat bedingt sein lässt, volle Gewissheit haben; hier aber wusste zunächst niemand mit Bestimmtheit, wer der Ankömmling sei, und erst nachher stellte sich die Identität heraus."
+ ],
+ [
+ "Kehrt er. Der Ankömmling der vorigen Mischna.",
+ "plötzlich um. הרתיע, von einem Stamm רתע = zittern, beben, zusammenfahren. — Durch das plötzliche Umwenden des Ankömmlings konnte seine Person nicht festgestellt werden.",
+ "so ist niemand ein Nasir. Denn niemand lässt sich beim Geloben eines Nasirats in einen Zweifel ein; man geht vielmehr von der Absicht aus, daß im Zweifel das Gelübde ungiltig sein soll; vgl. Nas. II, 8 und N. 41.",
+ "er. Jede der in M. 5 genannten Personen.",
+ "so will ich freiwillig Nasir sein. Nach R. Simon kann man bei einem Nasirgelübde auch den Zweifelfall im Sinne gehabt haben; dann aber ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden. Um nun für den Fall, dass er kein Nasir ist, also keine Scheropfer schuldet, nicht profane Tiere als Opfer darzubringen, muss er den Vorbehalt machen, dass event, sein Nasirat nur ein freiwilliges sein soll; vgl. Nas. II, N. 42."
+ ],
+ [
+ "Wenn jeder [von ihnen. Jede der in M. 5 genannten Personen.",
+ "einen Koj. Koj (so die gewöhnliche Aussprache, nach Manchen כָּוִי) ein Tier, von dem es zweifelhaft ist, ob es zur Gattung Vieh (בהמה) oder Wild (חיה) gehört; nach Chul. 79b ff. ist es entweder eine Gemse oder ein Büffel oder der Bastard von Bock und Hirschkuh. In manchen Dingen wird Koj gesetzlich wie Wild, in manchen wie Vieh behandelt, in manchen wie beides, in anderen wie keines von beiden, s. Bik. II, 8—11.",
+ "[wenn dann einer. Von drei Leuten, die jenen sechs Personen begegnen.",
+ "wenn ihr alle Nasiräer seid. Wobei es zweifelhaft ist, ob er meint, alle seien bestimmt Nasiräer, sodass er selbst, da dies doch nicht zutrifft, kein Nasiräer wäre, oder ob er meint, alle seien des Zweifels wegen Nasiräer.",
+ "so sind sie alle Nasiräer. Und zwar sowohl nach Bet-Schammai als nach Bet-Hillel in M. 5, denn hier liegt bei Keinem ein irrtümliches Nasiratgelübde vor, da Koi tatsächlich in mancher Hinsicht wie Vieh resp. wie Wild resp. wie beides resp. wie keines von beiden behandelt wird."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "die Verunreinigung. An Leichen; Num. 6, 6. 7.",
+ "das Scheren [der Haare. Num. 6, 5.",
+ "] was vom Weinstock kommt. Num. 6, 3. 4.",
+ "was vom Weinstock kommt. Frische oder trockene Trauben, Kerne und Hülsen.",
+ "wird zusammengerechnet. Sodass er das Verbot übertritt, sobald er von den genannten Produkten des Weinstocks im Ganzen das Quantum einer Olive isst.",
+ "wenn er von den Trauben. Oder von den Kernen und Hülsen, aber nicht von den Blättern und Zweigen.",
+ "Die erste Mischna [lehrt. In den Talmudausgaben ist die Lesart: משנה ראשונה אומרת.",
+ "wenn er ein Viertel [Log. Log = 6 Eigrössen oder ein Hohlmass mit einem Inhalt von 4 × 4 × 2, 7 Daumenbreiten im Kubik; das in der Mischna als Flüssigkeitsmass oft erwähnte רביעית oder Viertel-Log ist also = 2 × 2 × 2, 7 Daumenbreiten im Kubik. Nach J. Hildesheimer, Bericht d. öffentl. Rabbinatsschule zu Eisenstadt (1868), S. 6 ist die Daumenbreite = ¾ Wiener Zoll, also ca. 2, 25—2, 5 cm; nach Zuckermann, das jüd. Masssystem, S. 12 = 0,86 225 pariser Zoll oder = 0,892 433 rheinländ. Zoll.",
+ "Wein getrunken hat. Beim Wein als einem Getränk ist das Flüssigkeitsmass des Viertel-Log bestimmend (s. Kerit. 13b), dagegen bei den Hülsen und Kernen als essbaren Dingen das Mass, das auch sonst bei festen Gegenständen entscheidend ist, nämlich die Olivengrösse.",
+ "selbst wenn er sein Brot in Wein einweicht. שרה, vielleicht auch Hiob 37, 3, aram. שרא, lösen, auflösen, einweichen, wovon משרת, Num. 6, 3.",
+ "ist er schuldig. Sobald er von dem Wein nebst dem darin eingeweichten Brot das Quantum einer Olive gegessen hat. R. Akiba nämlich controversiert mit der „ersten Mischna“ in zwei Punkten; erstens leitet er das Verbot des Genusses von Wein in jeder Form, auch in flüssigem Zustand, aus den Worten וענבים לחים ויבשים לא יאבל, Num. 6, 3 ab, und wie für das „Essen“ der Trauben das Quantum einer Olive das entscheidende Mass ist, so auch für das Trinken des Inhalts der Trauben, also für den Genuss des Weins. Zweitens folgert er aus dem Ausdruck משרת (ibid.) die Regel: היתר מצטרף לאיסור , d. h. ein erlaubter Stoff ergänzt den mit ihm gleichzeitig genossenen verbotenen zu dem für die Straffälligkeit erforderlichen Quantum. Die Weisen der „ersten Mischna“ hingegen erschliessen aus dem Worte משרת die Regel: טעם כעיקר, d. h. der Geschmack, den ein erlaubter Stoff von einem in ihn eingedrungenen verbotenen Stoffe erhalten hat, ist diesem gleich zu achten; wenn man z. B. Weintrauben in Wasser so lange eingeweicht hat, bis dieses Weingeschmack angenommen hat, so ist das Wasser dem Nasir ebenso verboten wie Wein; s. Nas. 37a."
+ ],
+ [
+ "wegen der Kerne allein und wegen der Hülsen allein. Nicht erst durch den gleichzeitigen Genuss aller hier genannten Stoffe, sondern auch durch den Genuss eines einzigen von diesen, z. B. der Hülsen, macht er sich schuldig, sobald das Quantum des Weines ein Viertellog und das der andern Stoffe eine Olivengrösse ist.",
+ "wenn er zwei Kerne nebst deren Hülse gegessen hat. Denn der Plural מחרצנים, Num. 6, 4 neben dem Singular זג weist darauf hin, dass es mindestens zwei Kerne sein müssen. Hat er aber Kerne ohne Hülsen gegessen, so ist er, selbst wenn es mehr Kerne als eine Olivengrösse waren, frei. Andererseits ist er schuldig, sobald er zwei Kerne nebst deren Hülse gegessen hat, auch wenn das Quantum geringer war als das einer Olive. In jenem Punkte erleichtert R. El. b. As. im Vergleich mit dem ersten. ungenannten Tanna (תיק) dieser Mischna, in diesem Punkte erschwert er.",
+ "Was. Vgl. Ket. III, N. 1.",
+ "Unter חרצנים ist das Aeussere. Die Schalen, Hülsen; hier wird חרצן = חיצון (mit hinzugefügtem ר) gedeutet.",
+ "unter זגים. Ed. Lowe und ed. princ. lesen זוגין.",
+ "das Innere. Die Kerne.",
+ "damit. Ed. Lowe: כדי שלא.",
+ "das Äussere heisst [hierbei] זוג. זוג wie זג = Mantel, Kutte, Erub. 100b; Gen. rab. cap. 92 (zu Gen. 44, 3). Zumeist jedoch wird זג von זגג = זכך hell, klar, rein sein abgeleitet, also die helle, durchsichtige Haut der Beere. — Es scheint demnach die Bedeutung der Wörter חרצן und זג schon zur Zeit der Mischna nicht mehr genau bekannt gewesen zu sein. Der Talmud Nas. 39a erwähnt die Wiedergabe im Targum Onkelos durch מפורצנין ועד עיצורין = von Kernen bis zu den Hülsen, also nach der Erklärung des R. Jose. Auch im Talmud bedeutet חרצן den Kern, vgl. Kid. 39a, עד שיזרע חטה ושעורה וחרצן במפולת יד. Der jerus. Targum dagegen hat: מגופנין מקלופין ועד זגין גוואין דענבא = von den Schalen bis zu den Kernen, also wie R. Jehuda.",
+ "das Innere עינבל [= Klöppel. ענבול, auch Kel. XIV, 4, Para XII, 8 = ἔμβολον, etwas Eingeschobenes, Eingefügtes, Keilförmiges, hier = Klöppel. Jellinek, שפת חכמים verweist auf das arab. حنبلح"
+ ],
+ [
+ "Tage. Dieser Satz, der bereits Nas. I, 3 gestanden, wird nur zum bessern Verständnis des hier folgenden Satzes wiederholt, wo von einem „Umstossen von 30 Tagen“ die Rede ist.",
+ "Tage um. D. h. er muss mindestens noch ein Nasirat von 30 Tagen abhalten, bevor er sich scheren darf; vgl. die zweite Erklärung in Nas. I, N. 27. Wenn er also ein längeres Nasirat, z. B. von 100 Tagen gelobt hatte, so muss er, falls er am 90. Tage geschoren wurde, noch 30 Tage lang Nasir sein und während dieser Zeit alle Vorschriften eines Nasir beobachten; falls er aber z. B. am 60. Tage geschoren wurde, so braucht er sein Nasirat nicht zu verlängern, da von diesem Tage bis zum Ablauf seines Nasirats ohnedies noch mehr als 30 Tage sind. So ist nach Tos. Nas. 39a s. v. סתם die Mischna zu erklären. Nach Maim. Hil. Nes. VI, 1.2 dagegen stösst er selbst bei einem längeren Nasirat 30 Tage um und beginnt die restierenden Tage seines Nasirats erst nach diesen 30 Tagen zu zählen.",
+ "Wenn ein Nasir sich mit der Schere oder dem Schermesser geschoren oder irgend etwas [von seinen Haaren] ausgerissen. ספסף, Pilpel von סוף, mit dem Ende einer Sache etwas tun, hier das Ende eines Haares bis nahe an der Wurzel abreissen (Raschi z. St.); nach Tos. bedeutet es ein Haar völlig, d. i. mit der Wurzel ausreissen. — Manche lesen שפשף. —",
+ "so ist er schuldig. Denn durch den Ausdruck תער לא יבא על ראשו, Num. 6, 5 anstatt des einfachen בתער לא יגלח wollte die Thora andeuten, dass jede Entfernung des Haares, selbst ohne Schermesser, dem Nasir verboten sei. Um jedoch sein Nasirat umzustossen, muss er erst den grössten Teil seiner Haare völlig wie mit einem Schermesser entfernt haben.",
+ "Der Nasir darf sich reiben. חפף (wovon חף Hiob 33, 9, geläutert) reiben, abreiben, und zwar mit der Hand; nach Tos. 42a s. v. נזיר mit Natron oder ähnlichen Stoffen.",
+ "und kratzen. פספס (vielleicht von dem griech. ψῆφος, Steinchen) in Stücke zerreiben mit den Nägeln oder mit einem Instrument, trennen, auseinanderreissen was zusammenklebt, vgl. Sab. XXIV, 2; Tos. Pes. V, 10. Der Nasir darf jedoch dabei nicht die Absicht haben, das Haar zu entfernen (דבר שאין מתכוין), anderenfalls wäre es ihm verboten.",
+ "aber nicht kämmen. סרק oder auch שרק (Manuscr. B. liest auch hier שורק) kämmen, auch von Wolle, vgl. Jes. 19, 9; Kel. XXVI, 5. Das Kämmen ist ihm auch dann verboten, wenn er nicht die Absicht hat, sich einzelne Haare auszureissen, denn der Ausfall des Haares ist beim Kämmen unausbleiblich, und diese Wirkung ist ihm überdies willkommen, weil sein schweres Haar ihm erleichtert wird. Eine Handlung aber, die eine, wenn auch nicht beabsichtigte, aber doch unausbleibliche und verbotene Wirkung zur Folge hat, ist verboten, sobald diese Wirkung dem Handelnden willkommen ist. Der Talmud pflegt als Beispiel einer solchen Handlung mit unumgänglicher Wirkung פסיק רישיה ולא ימות zu nennen, d. h. jemand den Kopf abschlagen, ohne dass er sterben soll!",
+ "er darf sich nicht mit Erde. Mit einer scharfen oder ätzenden Erdenart, mit Salz oder Lauge.",
+ "weil dies das Ausfallen des Haares bewirkt. נשר (aram. נתר, wovon התיר) sich lösen, abfallen, vgl. Pes. IV, 8; Suk. I, 3. Ed. Lowe liest שמנשרת."
+ ],
+ [
+ "Ein. Diese Mischna findet sich auch Mak. III, 7 und 8.",
+ "der den ganzen Tag hindurch Wein trinkt. Der aber nur ein einziges Mal vor der Übertretung des Verbotes Num. 6, 3 gewarnt worden ist.",
+ "ist nur ein Mal schuldig. Die Strafe der Geisselung, מלקות; eine Sünde jedoch begeht er mit jedem einzelnen verbotenen Quantum Wein, das er trinkt.",
+ "Wenn man ihm aber [jedesmal. Bevor er trank.",
+ "und er trinkt. Nach jeder Warnung.",
+ "Schert. Dieser und der folgende Fall der Mischna sind sinngemäss analog dem ersten zu erklären; sie behandeln die beiden Verbote Num. 6, 5 u. 6.",
+ "so ist er für jedesmal schuldig. Manuscr. B. hat hier noch den in Mak. III, 8 angeführten Satz היה לבוש בכלאים כל היום וכו׳, der jedoch für jeden, nicht nur für den Nasir gilt."
+ ],
+ [
+ "] was vom Weinstock kommt. Dieser bereits in Nas. VI, 1 enthaltene Satz wird hier nur zum besseren Verständnis der nachfolgenden Unterscheidungen wiederholt.",
+ "als die Verunreinigung und das Scheren [die früheren Tage] umstossen. Die Verunreinigung, weil es bei dem Unreinen Num. 6, 12 heisst: „Die ersten Tage fallen fort, denn sein Nasirtum hat seine Reinheit verloren“, und das Scheren, weil er mindestens 30 Tage sein Haar wachsen lassen muss, s. M. 3.",
+ "[sie] nicht umstösst. Der Weingenuss unterbricht das Nasirat überhaupt nicht, weil die Thora keine diesbezügliche Bestimmung enthält.",
+ "niemals ausnahmsweise erlaubt ist. Selbst dann nicht, wenn er z. B. geschworen, er werde an einem bestimmten Tage Wein trinken und dann ein Nasirgelübde getan hat. Der Wein bleibt ihm dann trotz seines Schwures verboten, Nas. 4a. Ebenso bleibt ihm der Wein beim Kiddusch und der Habdala verboten, da hier der Genuss des Weines überhaupt nicht durch Thora-Wort vorgeschrieben ist.",
+ "welches Pflicht ist. Wenn z. B. der Nasir aussätzig war, so muss er, wenn er von seinem Aussatz geheilt ist, sein Haar scheren, obschon er noch Nasir ist, denn das Gebot des Scherens für den Aussätzigen, Levit. 14, 9 verdrängt das Verbot des Scherens für den Nasir, Num. 6, 5 nach dem Grundsatz עשה דוחה לא תעשה, s. Ket III, N. 41.",
+ "dessen Bestattung Pflicht [eines Jeden] ist. Mit מת מצוה wird eine verlassene, unversorgt liegende Leiche bezeichnet, die an einem Orte gefunden wird, von dem aus man niemand anders zu deren Bestattung herbeirufen kann. An einer solchen darf und muss selbst der Priester sich verunreinigen, um sie beizusetzen, denn es heisst Lev. 21, 1 לנפש לא יטמא בעמיו, was nach Sifra z. St. so zu deuten ist, dass der Priester nur dann an einer Leiche sich nicht verunreinigen darf, wenn sie sich „unter ihren Volksgenossen“ befindet, d. h. unter solchen, die sich ihrer annehmen, wo aber diese fehlen, tritt für den Priester die Befugnis und auch die Pflicht ein, sie zu bestatten. Das Gleiche gilt selbst für den Hohenpriester; denn aus dem Zusatz לאביו ולאמו לא יטמא, Lev. 21, 11, der nach dem im ersten Halbvers enthaltenen, allgemeinen Verbot der Verunreinigung eigentlich überflüssig ist, soll gefolgert werden, dass der Hohepriester an Eltern zwar nicht, aber an einer unversorgt liegenden Leiche sich wohl verunreinigen darf und muss. Das Gleiche gilt für den Nasir, s. Nas. VII, N. 4.",
+ "als Verunreinigung alles umstösst. Denn nach Num. 6, 12 והימים הראשנים יפלו, fallen alle früheren Tage fort.",
+ "und man deshalb ein Opfer schuldig ist. S. die folgende Mischna.",
+ "Scheren aber nur dreissig Tage umstösst. S. oben M. 3."
+ ],
+ [
+ "Wie hat das Scheren. Und die damit verbundenen Handlungen, wie das Reinigen seines Körpers und das Darbringen seiner Opfer.",
+ "Er lässt sich am dritten und am siebenten [Tage] sprengen. Num. 19, 11 u. 12.",
+ "schert sich am siebenten. Num 6, 9.",
+ "und bringt seine Opfer am achten. Num 6, 10—12.",
+ "schert er sich erst am achten. Nachdem er sich am siebenten Tage gebadet hat.",
+ "warum soll zwischen diesem und dem Aussätzigen. Der, wie du gelehrt hast (Sifra zu Lev. 14, 9), erst am 9. Tage seine Opfer bringt, wenn er sich statt am 7. erst am 8. Tage geschoren hat.",
+ "bei diesem. Dem unrein gewordenen Nasir.",
+ "hängt die Reinigung von seinen Tagen ab. Aus den Worten וגלח ראשו ביום טהרתו, Num. 6, 9 folgt, dass er nach seiner Sprengung am 3. und am 7. Tage und nachdem er an diesem 7. Tage gebadet, als „rein“ gilt, auch wenn er sich noch nicht geschoren hat; sobald er sich dann am folgenden Tage geschoren, darf er seine Opfer sofort darbringen.",
+ "beim Aussätzigen aber hängt die Reinigung von seinem Scheren ab. Nach Lev. 14, 9 darf der Aussätzige erst dann das Reinigungsbad nehmen, wenn er sich zuvor geschoren hat; wenn er sich aber am 7. Tage gebadet und erst am 8. Tage geschoren hat, wird ihm dieses Bad nicht angerechnet, und er muss am 8. Tage nach dem Scheren abermals baden und gilt dann erst als rein.",
+ "wenn ihm die Sonne untergegangen ist. Der Aussätzige muss, wie jeder, der ein Reinigungsbad genommen (טבול יום), den Untergang der Sonne an dem betreffenden Tage abwarten, um völlig rein zu werden und Opfer bringen zu dürfen. Daher darf er in dem von R. Tarphon genannten Falle (N. 51) erst am 9. Tage seine Opfer bringen. — So ist dieser letzte Satz der Mischna nach Tos. zu erklären. Nach Raschi, Maim., Mëiri u. A. ist aber dieser Satz auf den Nasir zu beziehen und will folgendes lehren: der Nasir muss stets den Sonnenuntergang des Tages abwarten, an dem er gebadet hat, um am darauf folgenden Tage seine Opfer bringen zu dürfen; hat er also am 7. Tage gebadet, so darf er erst am 8. Tage seine Opfer bringen; hat er erst am 8. Tage gebadet, so darf er sie erst am 9. bringen. Der Aussätzige jedoch darf, wenn er sich am 8. Tage geschoren und gebadet hat, sofort, ohne erst den Sonnenuntergang dieses Tages abzuwarten, seine Opfer bringen, da er bereits nach dem ersten Scheren und Baden, wenn er von dem Priester als rein befunden wird, von der Thora als „rein“ bezeichnet wird, Lev. 14, 8. — Zu der persönlichen Construction von העריב שמש, die Sonne untergehen lassen, daher in Partic. מעורב שמש, vgl. החשיך Sab. XXIV, 1. Manuscr. B. liest מוערב שמש."
+ ],
+ [
+ "Wie hat das Scheren. Und die damit verbundenen Opferhandlungen.",
+ "in Reinheit. D. i. das Scheren eines Nasir, der, ohne unrein geworden zu sein, sein Nasirat beendet.",
+ "ein Ganzopfer und ein Friedensopfer. Num. 6, 14.",
+ "schlachtet das Friedensopfer und lässt sich danach scheren. Denn die Worte וגלח הנזיר פתח אהל מועד Num. 6, 18 sind nach Nas. 45a dahin zu deuten, dass der Nasir sich scheren muss „bei geöffnetem Stiftszeit“, d. h. wenn die Türen des Heiligtums geöffnet sind, vgl. Tamid III, 7. Dieser Ausdruck פתח אה״מ findet sich aber gerade bei dem Friedensopfer, Lev. 3, 2. Der erstgenannte Vers will daher sagen, dass der Nasir sein Haar scheren muss, nachdem er das Opfer gebracht, bei welchem פתח אה״מ, das Offensein des Stiftszeltes Bedingung ist. Die Worte פתח אה״מ beim Nasir sind aber nicht räumlich zu verstehen, denn es wäre eine Herabsetzung des Heiligtums, wenn der Nasir am Eingange des Stiftszeltes die Haare scheren wollte. In Mid. II, 5 wird der Raum bezeichnet, wo der Nasir im Heiligtum sich schor.",
+ "Elieser. Der jerus. Talmud liest ר׳ אלעזר.",
+ "denn das Sündopfer hat überall den Vorzug. Aus den Worten והקריב את אשר לחטאת ראשונה, Lev. 5, 8 wird Seb. 90a abgeleitet, dass das Sündopfer vor jedem Ganzopfer dargebracht werden muss, das mit ihm zusammen geopfert wird. Die Handlung des Scherens muss nun mit dem Opfer verbunden werden, das vor den andern den Vorzug hat.",
+ "Wenn er sich jedoch nach einem. Mscr. B. und Talmudausg. haben korrekt אחת.",
+ "so hat er [auch] seiner Pflicht genügt. Sowohl nach R. Jehuda als nach R. Elieser; s. auch den Schluss der M. 10."
+ ],
+ [
+ "ohne Genaueres zu bestimmen. Ohne zu erklären, welches Tier Sündopfer, welches Ganzopfer u. s. w. sein soll, während sonst jedes Opfer von dem Eigentümer seine Bestimmung erhalten muss.",
+ "das zum Friedensopfer geeignete als Friedensopfer dargebracht werden. Sobald er die 3 Tiere ausdrücklich als Nasiratopfer gebracht hat, bedarf es nicht mehr seiner besonderen Bezeichnung, da ihre Bestimmung durch die Thora vorgeschrieben ist.",
+ "Sodann. Nachdem die 3 Tiere geschlachtet sind.",
+ "nimmt er das Haar seines geweihten Hauptes und legt es unter den Kessel. In welchem das Friedensopfer gekocht wird.",
+ "Schert er sich in der Stadt. מדינה bezeichnet hier die „Stadt“ im Gegensatz zum Heiligtum; an manchen Stellen bedeutet es „Provinz“ im Gegensatz zu Jerusalem. Nach Maim. Kommentar zu Maaser scheni III, 4 bedeutet מדינה stets jeden Ort Palästinas ausser Jerusalem; s. jedoch Tos. L. Heller zu Schek. I, 3, s. v. במדינה. — Die Bestimmung Num. 6, 18 פתח אהל מועד ist, wie oben N. 59 bemerkt, nur zeitlich dahin zu erklären, dass der Nasir sich am Tage, während das Stiftszelt geöffnet ist, scheren soll.",
+ "so legt er es nicht unter den Kessel. Denn aus den Worten וגלח הנזיר ולקח את שער ראש נזרו ונתן על האש … Num 6, 18 ist zu ersehen, dass der Nasir nur dann sein Haar auf das Feuer zu legen hat, wenn diese Handlung unmittelbar nach dem Scheren geschehen kann, aber nicht wenn erst noch das Hinbringen des Haares in das Heiligtum erfolgen muss. — In manchen Codices fehlte das Wort לא, s. Mëiri zur Stelle; auch in Manuscr. B. ist es erst nachträglich zwischen die Zeilen geschrieben.",
+ "Für welchen Fall gilt jene. Dass nämlich das Haar, das im Heiligtum geschoren ist, unter den Kessel gelegt werden muss.",
+ "Für das Scheren in Reinheit. Denn nur für diesen Fall ist die Bestimmung Num. 6, 18 vorgeschrieben.",
+ "aber beim Scheren wegen Unreinheit legt man es nicht unter den Kessel. In welchem das Vogel-Sündopfer oder das Schuldopfer des Nasir (Num. 6, 11. 12) gekocht wird.",
+ "alle. Der reine Nasir, der sich im Heiligtum oder in der Stadt geschoren hat, sowie der unreine, der sich im Heiligtum geschoren hat.",
+ "legen es unter den Kessel ausser dem Unreinen in der Stadt. D. i. dem unrein gewordenen Nasir, der sich in der Stadt geschoren hat; das Haar eines solchen wird überhaupt nicht verbrannt, sondern vergraben, Temura VII, 4."
+ ],
+ [
+ "Hat man das Friedensopfer gekocht oder gesotten. שלק bedeutet hier nach den meisten Erklärern ein besonders langes Abkochen, vgl. auch Ned. VI, N. 2.",
+ "so nimmt der Priester den abgekochten Bug. זרוע sind nach Chul. X, 4 die beiden Glieder oberhalb des Kniees und zwar vom rechten Vorderbein.",
+ "des Widders. Ausserdem noch חזה ושוק , die Brust und den oberen Teil des rechten Hinterfusses, die dem Priester wie von jedem Friedensopfer roh gegeben wurden, Num 6, 20. Dass die Mischna diese beiden Stücke nicht mit aufzählt, hat seinen Grund darin, dass sie nur dasjenige nennt, wodurch sich das Friedensopfer des Nasir von den andern Friedensopfern unterscheidet (Mëiri); damit erledigt sich auch die Frage des R. S. Straschun z. St.",
+ "sowie einen ungesäuerten Kuchen aus dem Korbe und einen ungesäuerten Fladen. Von den 20 ungesäuerten Kuchen, die der Nasir als Beigabe zu seinem Friedensopfer zu bringen hatte, s. Men. VI, 5.",
+ "legt sie auf die Hand des Nasir und schwingt sie. Er macht mit ihnen die Schwingungen in horizontaler Richtung nach den vier Himmelsgegenden (תנופה) und die Schwingungen in vertikaler Richtung nach oben und unten (תרומה), Men. V, 6.",
+ "darf der Nasir Wein trinken und sich an Toten verunreinigen. Die Unterlassung der übrigen vorgeschriebenen Handlungen hindert ihn nicht, Wein zu geniessen oder sich zu verunreinigen; nach einem Tanna jedoch, R. Elieser (M. 11 und Nas. 46a) musste das Haarschneiden unbedingt vorher geschehen sein."
+ ],
+ [
+ "Wenn er sich nach einem Opfer. Nach einem der 3 in M. 7 genannten Opfer.",
+ "geschoren hat und dieses als untauglich befunden wird. Es ist dessen Blut verschüttet, ohne dass davon auf den Altar gesprengt worden ist, oder es ist aus dem in der Thora vorgeschriebenen Teil des Heiligtums hinausgebracht oder unrein geworden.",
+ "so ist auch sein Scheren ungiltig. Da das Opfer, nach dem er sich geschoren, untauglich war, ist das Scheren, das nur im Anschluss an ein taugliches Opfer zu geschehen hat, ungültig, und er muss noch mindestens ein Nasirat von 30 Tagen abzuhalten, bis er sich scheren darf, wie oben M. 3.",
+ "und seine Opfer. Die er nach dem ungiltigen Scheren gebracht hat.",
+ "werden ihm nicht angerechnet. Da er noch 30 Tage ein Nasirat abzuhalten hat, gelten die Opfer als vor der Zeit des Scherens gebracht.",
+ "welches jedoch nicht für seine ursprüngliche Bestimmung gebracht war. Sodass es nach Sebachim I, 1 untauglich war.",
+ "und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. Da das Sündopfer untauglich war, gilt hier die Bestimmung im ersten Fall unserer Mischna.",
+ "so ist sein Scheren ungiltig und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. Das Ganz- und Friedensopfer, die nicht für ihre eigentliche Bestimmung gebracht sind) sind zwar tauglich, werden aber nicht als die Pflichtopfer angerechnet, Seb. I, 1. Es ist hier demnach wie wenn er sich geschoren hätte nicht nach einem der Opfer, die für den Nasir obligatorisch (חובה) sind, sondern nach einem Ganzoder Friedensopfer, das er als freiwillige Gabe (נדבה) gespendet hat; das Scheren muss deshalb ungiltig sein, und die Opfer können, als vor der Zeit gebracht, nicht angerechnet werden.",
+ "nur das betreffende Opfer. Das er nicht für seine ursprüngliche Bestimmung gebracht hat.",
+ "die anderen Opfer aber werden ihm wohl angerechnet. R. Simon ist der Ansicht, dass der Nasir auch dann der Pflicht des Scherens genügt, wenn es im Anschluss an ein freiwilliges Opfer geschieht, sobald es als solches tauglich ist. Wenn er also zuerst das Ganzopfer gebracht hat, jedoch nicht für dessen ursprüngliche Bestimmung, und sich dann geschoren hat, so wird zwar das Ganzopfer ihm nicht angerechnet und er muss noch ein anderes, zu dem er als Nasir verpflichtet ist, darbringen, das Scheren aber ist giltig, ebenso wird ihm das Friedensopfer, das für die ursprüngliche Bestimmung gebracht, angerechnet.",
+ "Wenn er sich [erst] nach allen drei Opfern geschoren hat. Und er im Sinne hatte, sein Scheren solle im Anschluss an dasjenige Opfer geschehen, welches als tauglich befunden werden würde.",
+ "so ist sein Scheren giltig. Denn nach dem Schlusssatz in M. 7 hat er seiner Pflicht genügt, gleichviel nach welchem der 3 Opfer er sich geschoren hat.",
+ "noch die anderen Opfer bringen. Die ihm, da sie sich als unbrauchbar erwiesen, nicht augerechnet werden konnten."
+ ],
+ [
+ "Wenn für ihn das Blut eines der Opfer gesprengt ist und er dann unrein wird. Bevor er sich geschoren hat.",
+ "er stösst alles um. Hiermit kann nicht gemeint sein, dass er das ganze Nasirat umstossen sollte, denn nach R. Elieser, Nas. III, 3 stösst der Nasir, der an dem Schlusstage seines Nasirats unrein wird, nur 7 Tage um; R. Elieser meint vielmehr, dass alle Opfer als „umgestossen“, d. h. nicht dargebracht gelten. Er ist nämlich der Ansicht (s. oben N. 79), dass der Nasir erst nach Vollzug sämtlicher Opferhandlungen sich scheren und Wein trinken, d. h. sein Nasirat als beendet ansehen darf; wenn er also vorher unrein wird, so gilt das erste Opfer noch als vor Abschluss des Nasirats gebracht, und er muss selbst dieses erste Opfer nochmals darbringen, nach dessen Blutsprengung er unrein wurde.",
+ "sobald. Das ו in ויטהר kann hier nur heissen: sobald, nachdem.",
+ "er sich gereinigt hat. Das erste Opfer aber braucht er nicht nochmals zu bringen, denn nach den Weisen ist (ebenso wie nach R. Simon in M. 9) das Nasirat beendet, sobald für den Nasir das Blut auch nur eines Opfers gesprengt ist, das erste Opfer gilt daher als zur Zeit gebracht.",
+ "Einst. Vgl. Nas. III, N. 39.",
+ "war für Mirjam aus Tadmor. תרמוד findet sich im Talmud häufig als Transposition für תדמר (= Palmyra), d. i. die noch von Salomo erbaute Stadt, I Kön. 9, 18 und II Chron. 8, 4. Manuscr. B. und Ed. Lowe lesen auch hier תדמרית, Ms. K. התודמרית; vgl. auch Müller, Stud. üb. Zenobia u. Palmyra, S. 21.",
+ "das Blut eines ihrer Opfer gesprengt worden. Beim Abschluss ihres Nasirats.",
+ "sie ging nun dorthin und fand sie tot. Sie wurde also durch die Leiche unrein."
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+ "Der Hohepriester. Lev. 21, 11.",
+ "und der Nasir. Num. 6, 7.",
+ "dürfen sich an ihren Verwandten. D. h. selbst an den Verwandten nicht, an denen der gemeine Priester sich wohl verunreinigen darf und muss, als Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Bruder, Schwester und Gattin; vgl. Lev. 21, 2. 3.",
+ "wohl aber an einer unversorgt liegenden Leiche. S. Nas. VI, N. 42. Ebenso wie beim Hohenpriester findet sich auch beim Nasir neben dem allgemeinen Verbot der Verunreinigung an Leichen, Num. 6, 6, noch das besondere, dass er an Vater, Mutter u. s. w. sich nicht verunreinigen darf, v. 7, woraus geschlossen wird, dass er zwar an diesen nicht, aber an einer unversorgt liegenden Leiche sich wohl verunreinigen darf und muss, Nas. 48 b.",
+ "Wenn sie [beide. Dasselbe würde auch für den Fall gelten, dass ein gemeiner Priester mit dem Nasir zusammen ist; die Mischna handelt jedoch vom Hohenpriester, weil sie zeigen will, dass nach R. Elieser selbst dieser die Pflicht hat sich an der Leiche zu verunreinigen.",
+ "der wegen seiner Verunreinigung Opfer bringen muss. Num. 6, 10. 11; da er aber wegen seiner Verunreinigung ein Sühnopfer zu bringen hat, so beweist das, dass der Grad seiner Heiligkeit ein höherer ist als der des Priesters.",
+ "dessen Heiligkeit keine immerwährende ist. Denn ein schlechthin gelobtes Nasirat gilt nur 30 Tage (Nas. I, 3); und hätte er selbst ein lebenslängliches Nasirat gelobt (Nas. I, 2 u. N. 4), so hätte es immerhin noch nicht mit seiner Geburt begonnen, wäre seine Heiligkeit also nicht עודם קדושת, nicht seit jeher gewesen. Aber auch wenn sein Vater ihn gleich bei der Geburt durch Gelübde zum Nasirat verpflichtet hätte (Nas. IV, 6), würde dies doch erst in Kraft treten, wenn er das Alter erreicht hätte, in welchem der Knabe in die Uebung der Thoragesetze eingeführt werden muss; den Priestern dagegen obliegt die Pflicht, schon ihre kleinen Kinder von dem, was den Erwachsenen verboten ist, fernzuhalten (Jeb. 114a). Man kann aber auch קדושת עולם als eine „ewig bleibende“ Heiligkeit erklären; in diesem Sinne ist es wohl die Heiligkeit des Priesters, der niemand ein Ende setzen kann, nicht aber die des Nasir, die er selbst, falls sein Vater durch Gelübde ihm ein Nasirat auferlegt hat, durch Einspruch aufheben kann (Nas. IV, 6). Auch kann ein Nasirat durch Kundige aufgehoben werden, die Heiligkeit eines Priesters aber nicht (J. Lipschütz, תפ״י). Vielleicht auch soll קדושת עולם eine Heiligkeit bezeichnen, die immer bleibt, d. h. die von Vater auf Kind sich vererbt, vgl. Ex. 40, 15 לכהנת עולם לדרתם; ein Nasirat aber, auch wenn es für den Vater ein lebenslängliches ist, vererbt sich nicht auf dessen Kind, s. Anmerkungen des R. S. Straschun z. St."
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+ "wegen eines Toten. D. h. wegen der Verunreinigung durch einen Toten; so ist dieser prägnante Ausdruck (על) auch in allen folgenden Fällen zu erklären. — Hier kann unter מת nicht die ganze Leiche verstanden werden, denn selbst ein Teil einer Leiche in der Grösse einer Olive verunreinigt schon (s. weiter); מת bedeutet hier vielmehr den grössten Teil der Leiche und zwar entweder den grössten Teil der Gebeine, die den Körperbau bilden ( רוב בנין), z. B. 2 Schenkel und eine Hüfte (Bech. 45 a), oder den grössten Teil der Gliederzahl des Menschen, die nach Ohal. I, 8 248 beträgt, also 125 Glieder (רוב מנין). Diese verunreinigen den Nasir selbst dann, wenn das Quantum nicht ¼ Kab beträgt, s. Ohal. II, 1, wo der erste Teil dieser Mischna näher ausgeführt ist. Bilden aber die Knochen weder den grössten Teil der Gebeine noch der Gliederzahl, so verunreinigen sie erst bei einem Quantum eines halben Kab (s. weiter).",
+ "wegen eines Stückes. Fleisch, auch wenn es kein Glied ist.",
+ "wegen des erweichten Fleisches. נצל, vgl. das bibl.-hebr. גזל, Zerflossenes, Erweichtes, Fleisch, das faulig und flüssig war und dann wieder fest geworden ist. Nach Raschi in Nas. 50 a ist נצל von der Wurzel נצל = absondern, Gen. 31, 9 abzuleiten, also ein Saft, der sich aus dem verwesenden Fleisch absondert.",
+ "wegen eines Löffels. תרוד, syr. ܬܰܪܘܳܕܳܐ pl. תרודות, Jad. IV, 6, Löffel, d. i. soviel als beide Hände voll.",
+ "voll. Mit dem eigentlich überflüssigen Worte מלא folgt hier die Mischna den Sprachgebrauch, wie wir ihn auch in der Bibel häufig finden, s. מלא המחתה, מלא כף, מלא חפניו, מלא קמצו; vgl. ספר פרי מרדכי אברהם, S. 21 (von M. A. Rosenthal), wo auf 141 Stellen hingewiesen wird, an denen sich in der Mischna מלא findet. Nach S. Straschun (in seinen Bemerkungen zu Ket. 108 b) soll das מלא תרוד andeuten, dass es nicht sowohl auf das Mass תרוד selbst, als vielmehr auf dessen Inhalt (מלא) ankomme, denn die verweste Leiche verunreinigt nicht bloss, wenn ein Löffel voll davon an einer Stelle beisammen, sondern auch wenn dieses Quantum zerstreut war, s. Ohal. III, 2.",
+ "verwester Leiche. רקב vgl. Hiob 13, 28 u. s., das Morsche, zu Staub Zerfallene einer Leiche, jedoch ohne fremden Zusatz wie Bestandteile des Sarges oder der Totengewänder, wenn nämlich die Leiche vollständig, ohne dass auch nur ein Glied fehlte, ohne Bekleidung und in einem Sarge von Marmor oder Glas, die sich nicht auflösen, beigesetzt war.",
+ "wegen des Rückgrats. שדרה = שזרה, das sich im jerus. Talmud, ed. Lowe und Ms. K. findet, vom bibl.-hebr. שזר, eigentlich der Markfaden, der sich durch das Rückgrat zieht, dann Rückgrat (Levy, Wtb.).",
+ "wegen des Schädels. Auch wenn an ihm kein Fleisch mehr haftete; das Gleiche gilt vom Rückgrat.",
+ "das. Der Talmud liest שיש עליהן.",
+ "gehörig mit Fleisch versehen ist. Es ist soviel Fleisch vorhanden, dass bei einem Lebenden die Wunde hätte vernarben können, auch wenn es weniger als eine Olivengrösse war.",
+ "wegen eines halben Kab [Toten-] Knochen. Im allgemeinen tritt die „Zeltunreinheit“ (s. N. 20) schon bei ¼ Kab resp. ¼ Log ein, s. Ohal. II, 1; für den Nasir jedoch wird nach einer alten Überlieferung (הלממ״ס) das Nasirat erst bei dem doppelten Quantum umgestossen.",
+ "wegen eines halben Log Blut. Im allgemeinen tritt die „Zeltunreinheit“ (s. N. 20) schon bei ¼ Kab resp. ¼ Log ein, s. Ohal. II, 1; für den Nasir jedoch wird nach einer alten Überlieferung (הלממ״ס) das Nasirat erst bei dem doppelten Quantum umgestossen.",
+ "sowohl bei ihrer Berührung. Dies gilt jedoch nur von den festen Bestandteilen der Leiche, aber nicht von dem oben genannten רקב (N. 13), da er alle Staubteile der Leiche nicht zu gleicher Zeit berühren kann. Es ist על מגען zu lesen, nicht ועל.",
+ "als bei ihrem Tragen als bei ihrer Überdachung. D. h. wenn er ein אהל, ein Zelt über dem Teil der Leiche bildet, indem er sich in senkrechter Richtung darüber befindet, oder wenn der Leichenteil sich über ihm in dieser Richtung befindet, oder endlich wenn er mit diesem sich unter einer gemeinsamen Überdachung befindet; vgl. auch Eduj. III, N. 11, 12, 14. — Der Talmud, ed. Lowe und Ms. K. lesen אהילן, Ms. B. אֲהֵלָן.",
+ "wegen eines Knochens in Grösse eines Gerstenkornes bei seinem Berühren oder Tragen. Aber nicht bei seiner Überdachung, s. Ohal. II, 3.",
+ "wenn er sich gereinigt. Wenn er gebadet und den Sonnenuntergang abgewartet hat, Num. 19, 19."
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+ "aber wegen der Zweige. סככה, nach Ohal. VIII, 2 ein Baum, der mit seinen Zweigen die Erde überdacht (סכך). Unsere Mischna handelt von dem Falle, dass unter einem der Zweige ein olivengrosses Stück einer Leiche lag und der Nasir nicht wusste, ob er gerade unter diesem Zweige sich befunden hat, sodass er von ihm überdacht und dadurch verunreinigt worden wäre.",
+ "der Mauer-Vorsprünge. פרעה (von פרע = פרץ) Gegenstände, wie Steine oder Hölzer, die von einer Wand „abstehen, hervorragen“. Der Fall ist sinngemäss wie der in der vorigen Note zu erklären.",
+ "an der Totengebeine liegen. Über בית הפרס s. Ket. II, N. 71. Ein solches Feld verunreinigte nach rabbinischer Anordnung im Umkreis von 100 Ellen im Quadrat.",
+ "wegen des Landes der [Heiden-] Völker. Wenn er in Palästina ein Nasirat begonnen und dann nach dem Ausland ging, welches rabbinisch als unrein galt, vgl. Nas. III, N. 37. Manche Ausg. lesen וארץ סוריא.",
+ "wegen des Grabsteins. גולל ist nach R. Hai Gaon, Raschi, Maimonides u. A. der aus Holz, Stein oder anderen Stoffen bestehende Deckel des Sarges oder des Grabes. Nach R. Tam u. A. jedoch ist גולל ein als Denkmal aufgestellter Grabstein; nach R. Simson (aus Sens) ein horizontal liegender Grabstein. Nach den Neueren bezeichnet גולל den vor der Mündung des Grabes aufgestellten Grabstein. „Das Grab der Alten bestand in einem Loche (כוך), das in der Wand einer Höhle (מערה) ausgegraben wurde, in welches man die Leiche hineinschob und vor welchem man als Verschluss einen grossen Stein, den גולל, senkrecht aufstellte“; Levy, Nhbr. Wtb. S. ausführlich bei Luncz, Jahrbuch (Jerusalem) II, (1887), S. 162 ff.",
+ "wegen des Stützsteins. דופק (von דפק anklopfen, anstossen) ist der Stein oder das Brett, „auf welches das גולל sich stützt“, את שהגולל נשען עליו Ohal. II, 4; nach Raschi u. A. also die Seitenwände des Sarges oder des Grabes; nach R, Tam der am Kopf- und Fassende des Toten als Zeichen aufgestellte Stein. Nach den Neueren bezeichnet דופק den Stein, den man zur Stütze vor den aufrecht stehenden Verschlussstein der Gräberhöhle aufstellte; דופק דופקין Ohal. II, 4 = eine Stütze dieser Stützsteine.",
+ "wegen eines Viertels [Log] Blut. Selbst wenn er dies berührt oder getragen hat, solange es weniger als ½ Log war, darf er sich nicht scheren, s. M. 2. Dieser Satz, der eigentlich aus den Worten ועל חצי לוג דם in M. 2 geschlossen werde könnte, ist nur ausgesprochen, um der gegenteiligen Ansicht des R. Akiba in M. 4 zu begegnen.",
+ "wegen eines Zeltes. Wenn er das Zelt eines Toten berührte, das aus Flachs, Fellen oder Ziegenhaaren bestand.",
+ "wegen eines Viertels [Kab] Knochen. D. h. bei der Überdachung (האהיל) von ¼ Kab Knochen eines Toten; dagegen bei Berührung oder beim Tragen von ¼ Kab Knochen stösst er sein ganzes Nasirat um, auch wenn die Knochen so fein sind, dass kein Knochen in der Grösse eines Gerstenkorns vorhanden ist. — Bertinoro erklärt die Worte ואהל ורובע עצמות als einen einzigen Fall und zwar in dem soeben angegebenen Sinne. Danach wäre jedoch ואהל רובע עצמות (nicht ורובע) zu lesen, und diese Lesart scheint auch Raschi gehabt zu haben, s. Nas. 53b, Stw. רובע.",
+ "die einen Toten berührt haben. Wenn er solche Geräte berührt, die durch Berührung mit einer Leiche unrein geworden sind; in unserem Falle schert er sich nicht, auch wenn die Geräte noch in Berührung mit dem Toten sind. Aus den Worten בחלל חרב Num. 19, 16 wird in Nas. 53 b die Bestimmung abgeleitet, „ חרב הרי זה כחלל, das Schwert ist dem Erschlagenen gleich zu achten“, d. h. jedes Metallgerät, das einen Toten oder einen durch einen Toten Verunreinigten berührt, wird in demselben Grade unrein wie der Tote oder der an ihm Verunreinigte. Nach Maimon. הל׳ טומאת מת V, 3 gilt dies nicht nur von Metallgeräten, sondern auch von anderen Geräten und Kleiderstoffen; nur Tongefässe sind von dieser Bestimmung ausgenommen.",
+ "wegen seiner Zählungsperiode. Wenn der Nasir aussätzig geworden und dann von dem Aussatz geheilt war, so musste er die in Lev. 14, 4ff. vorgeschriebenen Opfer bringen, sich den ganzen Körper scheren und ein Bad nehmen. Sodann hatte er noch 7 Tage ausserhalb seiner Wohnung zuzubringen, sich am 7. Tage wiederum zu scheren und zu baden und am 8. Tage die übrigen Opfer zu bringen; Lev. 14, 10. Diese 7 Tage werden ימי ספרו, seine Zählungstage genannt. Die Mischna lehrt nun, dass der Nasir wegen dieser Zählungsperiode „sich nicht scheren darf“, d. h. er stösst sein Nasirat nicht völlig um, es werden nur diese 7 Tage ihm auf sein Nasirat nicht angerechnet.",
+ "und wegen der Tageseiner entschiedenen Aussatz-Unreinheit. Wenn der Nasir nach dem Sichtbarwerden eines „weiss gewordenen Haares“ (שער לבן, Lev. 13, 3) oder einer „Stelle lebenden Fleisches“ (מחית בשר חי, 13, 10) oder der „Ausbreitung des Aussatzes“ (פשיון, 13, 7) als entschieden unrein erklärt worden ist. Diese Zeit seiner definitiven Unreinheit wird hier ימי גמרו, sonst ימי חלוטו und der Aussätzige selbst מצורע מוחלט genannt. Auch diese Zeit seiner entschiedenen Unreinheit wird ihm auf sein Nasirat nicht angerechnet, ohne dass sie jedoch sein Nasirat völlig aufhebt. — Tosafot Nas. 54 a s. v. וימי werfen die Frage auf, warum die Mischna nicht bloss ימי ספרו nennt, da man ja daraus schon schliessen könne, dass auch ימי גמרו das Nasirat nicht aufheben; denn wenn dies wohl der Fall wäre, würde es für den Nasir nichts ausmachen, dass ימי ספרו sein Nasirat nicht umstossen, da es ja schon durch die vorangegangenen ימי גמרו aufgehoben wäre. Allein die Mischna will nicht sowohl lehren, dass ימי גמרו und ימי ספרו das Nasirat nicht „umstossen“ (was ohnedies nicht zu erwarten wäre, s. weiter N. 35), als vielmehr dass auch ימי גמרו dem Nasir nicht angerechnet werden, und die Worte unserer Mischna ואינו סותר את הקודמין beziehen sich auf ימי גמרו ebensowenig wie die Worte ומזה בשלישי ובשביעי; vgl. ת״י und J. Karlin in seinem קרן אורה z. St.",
+ "wegen dieser [Verunreinigungen] darf der Nasir sich nicht scheren. Sein Nasirat wird nicht aufgehoben, sondern nur zeitweilig unterbrochen, weil der Ausdruck (Num. 6, 9) וכי ימות מת עליו (nicht etwa וכי יטמא לנפש) besagen will, dass nur eine Unreinheit, die auf einen wesentlichen Bestandteil einer Leiche zurückzuführen ist, das Nasirat aufhebt; Maim. Komm. zu Mischna.",
+ "er lässt sich vielmehr am dritten und siebenten [Tage] sprengen. Falls er durch einen Toten unrein geworden war.",
+ "stösst jedoch die vorangegangenen [Tage] nicht um. In dem Falle Nas. III, 6, wo er ein Nasirat im Ausland begonnen und vollendet hat und dann nach Palästina gezogen ist, muss er zwar nach Bet-Hillel das ganze Nasirat nochmals abhalten, jedoch nur weil ein auf unreinem Boden abgehaltenes Nasirat überhaupt nicht in Anrechnung kommt; hier aber werden ihm die vor dem Eintritt der Unreinheit resp. des Aussatzes gezählten Tage angerechnet, weil er bis dabin rein war.",
+ "er fängt [vielmehr] sogleich an weiter zu zählen. Er setzt die Zählung der Tage seines Nasirats da fort, wo er am Tage vor seiner Verunreinigung oder seiner Aussatz- Erkrankung aufgehört hatte; nur die Tage seiner Unreinheit und seiner Aussatz-Krankheit darf er nicht mitzählen.",
+ "hat aber kein Opfer. Wegen Unreinheit.",
+ "haben jedoch. באמת wie das aram. בקושטא, welches wiederum in den Targumen als Aequivalent des hebr. אמנם und אכן erscheint, ist = jedoch. An vielen Stellen bedeutet die Formel באמת אמרו, dass die mit ihr eingeführte Halacha eine dem Mose auf dem Sinai überlieferte sei, an manchen Stellen hingegen nur, dass die Halacha eine zuverlässige, unbestreitbare und unanfechtbare sei, wenngleich sie nur rabbinisch ist. Vgl. den Ausspruch כל באמת אמרו הלכה, B. mez. 60a u. s., כל מקום ששנינו באמת הלכה למשה מסיני, Jerus. Terum. II, 1 (41b). In unserer Mischna ist die hier folgende Halacha eine הלממ״ם. Das באמת ist im Sinne von „jedoch“ zu fassen, denn im Gegensatz zu M. 2, wo die als Nasirat gezählten Tage völlig umgestossen werden, und zum ersten Teil der M. 3, wo das Nasirat zwar unterbrochen, die bereits gezählten Tage aber dem Nasir angerechnet werden, folgen jetzt Fälle, in denen selbst die Tage der Unreinheit dem Nasir angerechnet werden. Die Lesarten schwanken an unserer Stelle zwischen באמת und באמת אמרו.",
+ "die Tage des Flussleidenden oder der Flussleidenden. S. Lev. 15, 2 ff. Unter den „Tagen“ sind hier sowohl die Tage zu verstehen, in denen er unrein ist, als jene 7 Tage, die er nach seiner Genesung zählen muss (ibid. v. 13) und in denen keine Unreinheit sich gezeigt haben darf, wenn er rein werden soll.",
+ "und die Absperrungszeit des Aussätzigen. Die 7 Tage, die der Aussätzige unter Umständen isoliert (מוסגר) bleiben muss, sowie die ferneren 7 Tage seiner event. Abschliessung (Lev. 13, 4. 5; 31. 33).",
+ "werden ihm angerechnet. Wenn bei einem Nasir sich die Erscheinungen des Flusses gezeigt haben resp. jene Symptome, auf Grund deren er als des Aussatzes verdächtig zur Beobachtung isoliert werden muss, so stossen diese Tage nicht nur das Nasirat nicht um, sondern unterbrechen es nicht einmal und werden dem Nasir voll angerechnet."
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+ "Elasar. Im jerus. Talmud zu St. ist die Lesart: ר׳ אלעזר אומר משום ר׳ יהושע, im Manuscr. B. ר׳ אליעזר אומר משום ר״י, die Mischnaausgg. lesen אמר ר׳ אליעזר. Die richtige Lesart ist hier ר׳ אלעזר; dies geht aus dem bab. Talmud (Nas. 56 b) sowie aus Tosefta z. St. und Ohal. IV, 14 hervor. Auch der Umstand, dass R. Mëir ihm erwidert, spricht für die Lesart R. Eleasar (b. Schammua), denn diese beiden waren Zeitgenossen und Schüler des R. Akiba. Der Ausdruck משום ר׳ פלוני wird auch in der Regel nur gebraucht, wenn es sich um einen von einem Schüler im Namen seines Lehrers überlieferten Ausspruch handelt, R. Elieser aber war nicht der Schüler des R. Josua. Vgl. die Bemerkung des R. Hirsch Berlin zu unserer Stelle (in der Wilnaer Talmudausg. S. 172).",
+ "ist man auch beim Betreten des Heiligtums schuldig. Wenn jemand in solcher Weise unrein geworden war, wie sie in M. 2 bezeichnet ist, und dann wissentlich das Heiligtum betreten oder auch Heiliges genossen hat, bevor er rein geworden war, so wird er mit Ausrottung bestraft, Num. 19, 13. 20 und Lev. 7, 20. 21. Wenn dies jedoch aus Versehen geschehen ist, so hat er „ein nach dem Vermögen abgestuftes Opfer“ darzubringen, קרבן עולה ויורד, Lev. 5, 2 ff.",
+ "dies sollte doch nicht leichter zu nehmen sein als [die Verunreinigung] durch ein Kriechtier. Die ein Nasirat nicht unterbricht und dennoch dem Nasir bei Todesstrafe verbietet, das Heiligtum zu betreten, Lev. 5, 2 und Num. 19, 20. Wenn also schon die Verunreinigung durch ein Kriechtier, die das Nasirat nicht unterbricht, dem Nasir das Betreten des Heiligtums verbietet, so muss dies doch bei den in M. 3 genannten Fällen der Verunreinigung (wie z. B. durch ¼ Log Blut u. s. w.), in denen das Nasirat wohl unterbrochen wird, gewiss der Fall sein !",
+ "Elieser folgenden Schluss aufgestellt. דין = richten, (eine Schriftstelle) beurteilen, auslegen, einen Schluss aufstellen.",
+ "der einen Menschen durch Bedachung nicht verunreinigt. Ohal. II, 3.",
+ "sich scheren muss. S. oben M. 2.",
+ "sich nicht erst recht scheren müssen. Demnach wäre die Bestimmung in M. 3 betreffs des Viertels Blut falsch.",
+ "Man zieht hier keinen Schluss vom minder Strengen auf das Strengere. R. Elieser gab dem R. Akiba keinen Grund für die Ablehnung seines Schlusses an; er hatte eine Tradition im Sinne des ersten Satzes unserer Mischna und er pflegte die Lehrsätze so vorzutragen, wie er sie von seinen Lehrern gehört hatte, Suk. 27 b.",
+ "Josua vortrug. הרצה vortragen, s. Jeb. XVI, N. 54.",
+ "sie haben es so als Halacha ausgesprochen. Dass nämlich ein Totenknochen in der Grösse eines Gerstenkornes durch Überdachung nicht verunreinigt, ist eine dem Mose überlieferte Halacha; aus einer solchen Halacha aber als einer Ausnahme-Bestimmung darf man keine weiteren Schlüsse ziehen. Ms. B. liest: אלא כך אמרה הלכה, allein, so lautet die Halacha."
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+ "wer von euch. Die beiden Nasiräer müssen jedoch geschwiegen haben; hätten sie ihm aber widersprochen, so wäre er als Einzelzeuge nicht beglaubt. Andrerseits genügt aber ein Einzelzeuge, weil aus den Worten או הודע אליו חטאתו Lev. 4, 23 folgt, dass man schuldig ist, sobald einem sein Vergehen irgendwie (מ״מ) bekannt wird. Der Zeuge muss ferner den Vorgang nur aus der Ferne beobachtet haben und darf mit den Nasiräern im Moment der fraglichen Verunreinigung nicht im gleichen Raume (Haus oder Hof) gewesen sein, sonst würde dieser Raum durch die gleichzeitige Anwesenheit von drei Personen in jenem Augenblick als ein „öffentliches Gebiet“ (רשות הרבים ) gelten, in welchem eine zweifelhafte Verunreinigung für rein erklärt wird, Tehar. IV, 7. 11. Dieser Lehrsatz lautet nach der Erklärung des Talmuds (Sota 28 b) also: דבר שיש בו דעת לישאל ברשות היחיד ספקו טמא, ברשות הרבים ספקו טהור, ושאין בו דעת לישאל בין ברשות היחיד בין ברשות הרבים ספקו טהור , d. h. der Zweifel über den Reinheitszustand einer Person oder einer Sache ist als rein zu behandeln, wenn er an einem öffentlichen Ort entsteht, gleichviel ob es sich um vernunftbegabte, rechenschaftsfähige Objekte handelt oder nicht, z. B. wenn es zweifelhaft ist, ob Fleisch mit einem unreinen Kriechtier, in dessen Nähe es sich befand, in Berührung gekommen ist, oder wenn es zweifelhaft ist, ob ein erwachsener Mensch mit etwas Unreinem in Berührung gekommen ist oder durch seine Tätigkeit etwas Unreines mit etwas Reinem in Berührung gebracht hat. Dieser Satz, der kurz also lautet: ספק טומאה ברשות הרבים טהור wird in der Tosefta zu Tehar. VI, 17 durch folgenden Schluss abgeleitet: Ist die Gesamtheit Israels oder ihr grösster Teil unrein, so bringt sie das Pessachopfer trotz ihres unreinen Zustandes am 14. Nissan dar und wartet nicht bis zum 14. des folgenden Monates (Pes. 77 a), denn der Begriff der Unreinheit tritt zurück vor dieser Pflicht der Gesamtheit, טומאה דחויה בציבור. Wenn also hier die bestimmt vorhandene Unreinheit als nicht vorhanden gilt, um wieviel mehr die nur zweifelhafte Unreinheit! Der Zweifel aber betreffs einer Verunreinigung ist als unrein zu behandeln, wenn er an einem privaten, nicht öffentlichen Orte entsteht, vorausgesetzt, dass es sich um eine vernunftbegabtes, rechenschaftsfähiges Objekt handelt. Dieser Satz, ספק טומאה ברשות היחיד טמא, wird (ibid.) also begründet: Die des Ehebruchs verdächtige Frau (סוטה) darf, obgleich kein Zeuge für ihre Verunreinigung (d. i. ihren Ehebruch) vorhanden war, den ehelichen Verkehr mit ihrem Gatten erst dann fortsetzen, wenn die Entscheidung durch den Genuss des Wassers der Bitternis (מי המרים) herbeigeführt ist; bis dahin gilt sie ihrem Gatten als verboten, Sota I, 2. Hier handelt es sich um eine Verunreinigung, die ברשות היחיד, in einem nicht öffentlichen Gebiet entstanden ist, nämlich dort, wo sich die Frau mit dem fremden Manne „verborgen“ hatte (Num. 5, 13 ff.), also um einen Raum, wo nicht mehr als zwei Personen zugleich anwesend waren. Der Begriff der sittlichen Reinheit wird nun auch aut die sog. levitische Reinheit und Unreinheit übertragen. Vgl. S. R. Hirsch, Comm. zu Lev. 7, 19 ff.",
+ "scheren. Sobald ihr Nasirat beendet ist. Es dürfen jedoch nur Frauen oder Kinder in unserem Falle sich scheren, denn diese übertreren nicht das Verbot Lev. 19, 27, das nur dem Manne untersagt, die Ecken des Haupthaares rund herum abzunehmen, Kidd. I, 4; Männer aber dürften dies Verbot nicht übertreten, weil bei jedem der Zweifel besteht, ob er überhaupt unrein ist. Nach unserer Mischna (s. weiter) müssen sie nämlich noch ein zweites Nasirat abhalten, nach dessen Abschluss die Reinheitsopfer bringen und sich zum zweiten Male scheren. Es ergibt sich daher folgendes: Das erste Scheren, das wegen der vielleicht erfolgten Verunreinigung zu geschehen hat, muss (nach Nas. VI, 6) vor dem Darbringen der Unreinheitsopfer geschehen. Dieses Scheren könnte aber dem Nasir das zweite Scheren, das nach dem Abschluss des zweiten Nasirats zu erfolgen hat, nicht ersetzen, denn dieses müsste erst nach dem Darbringen der Reinheitsopfer geschehen (Nas. VI, 7). Wäre also der Nasir nicht verunreinigt worden, so dürfte er sich vorläufig gar nicht scheren, weil er das Verbot Lev. 19, 27 nicht übertreten dürfte, während, wenn er bestimmt unrein geworden wäre, er dies wohl dürfte, da das Gebot des Scherens (Num. 6, 9) das Verbot Lev. 19, 27 aufheben würde nach dem Grundsatz עשה דוחה לא תעשה, s. Ketub. III, N. 41. Das zweite Scheren nach Beendigung des zweiten Nasirats darf indessen auf jeden Fall geschehen. War nämlich der Nasir bestimmt unrein geworden, so durfte er sich das erste Mal scheren, und das zweite Scheren dürfte ebenfalls geschehen als Abschluss des in Reinheit abgehaltenen zweiten Nasirats. War er aber nicht unrein, so durfte ihm das erste Scheren gar nicht in Anrechnung gebracht werden, weil es irrtümlich vor dem Darbringen der Opfer geschah, es muss vielmehr immer noch nachgeholt werden (תיו״ט).",
+ "die Unreinheits-Opfer. D. h. die Opfer, die man bei der infolge vou Unreinheit eingetretenen Unterbrechung eines Nasirats darzubringen hat, nämlich zwei Tauben und ein Lamm, Nnm. 6, 10. 12.",
+ "und die Reinheits-opfer. D. h. die Opfer, die man beim Abschluss eines in Reinheit abgehaltenen Nasirats darzubringen hat, nämlich die beiden Lämmer und ein Widder, Num. 6, 14 ff. Wenn auch sonst eine zweifelhafte Unreinheit in einem nicht öffentlichen Gebiet als unrein zu behandeln ist (s. N. 1), hier also eigentlich beide als unrein gelten und keine Reinheitsopfer bringen sollten, So ist jene Bestimmung doch nur für den Fall getroffen, dass die Möglichkcit gegeben ist, dass jeder einzelne unrein wurde; in unserer Mischna aber ist nach Aussage des Zeugen einer bestimmt rein, daher sie auch die Reinheitsopfer zu bringen haben.",
+ "sie zählen dann dreissig Tage. Wenn sie nämlich anfangs ein Nasirat ohne genaue Zeitangabe gelobt hatten, welches nach Nas. I, 3 dreissig Tage dauert. Hatten sie aber ein längeres Nasirat gelobt, so müssen sie auch jetzt ein entsprechend längeres abhalten.",
+ "so war das Unreinheitsopfer. das wir vor Beginn dieses zweiten Nasirats gebracht hatten.",
+ "mein und das Reinheitsopfer. das wir vor Beginn dieses zweiten Nasirats gebracht hatten.",
+ "so sei du sogleich ein Nasir. damit die Reinheitsopfer, die ich nach dreissig Tagen bringen werde, für dich seien.",
+ "war ich aber rein. und mein verstorbener Freund unrein.",
+ "Sie zählen dann. von dem Tage an, da er den Fremden ersucht, das Nasirat zu übernehmen.",
+ "war ich aber der Reine. sodass unserer Verabredung gemäss dein Nasirat nicht schon vor dreissig Tagen begann, sondern erst heute beginnt.",
+ "so sei das Reinheitsopfer mein und das Unreinheitsopfer zweifelhaft. Das Vogel-Sündopfer, das er wegen der zweifelhaften Verunreinigung bringt (Num. 6, 11), darf jedoch nicht gegessen werden, da es vielleicht gar kein Opfer, sondern profan war, der Vogel aber, der nicht geschlachtet (Lev. 5, 8), zum Genusse verboten ist.",
+ "so war das Unreinheitsopfer. das ich bereits gebracht habe.",
+ "mein und das Reinheitsopfer. das ich bereits gebracht habe.",
+ "und dieses sei dein Reinheitsopfer. Sodann ist ihr Nasirat zu Ende.",
+ "Er bringe vielmehr. Nachdem sein Nasirat zu Ende gegangen.",
+ "ein Vogel-Sündopfer. Weil er vielleicht der Unreine war. Das Schuldopfer-Lamm darf er jedoch nicht bringen, weil er vielleicht, falls er nämlich nicht der Unreine war, zu diesem Opfer gar nicht verpflichtet ist und er dieses als profanes Tier nicht im Tempel darbringen darf (vgl. Nas. II, N. 42). Andererseits hat er geschehenen Falls (בדיעבד) mit dem Vogel Sündopfer allein seiner Pflicht genügt, auch wenn er das Vogel-Ganzopfer nicht gebracht hat.",
+ "und ein Vieh-Ganzopfer. Weil er, falls er rein ist, sich erst dann scheren darf, wenn wenigstens ein Opfer dargebracht ist, Nas. VI, 7. Das Sündopfer-Lamm darf er nicht bringen, weil er zu diesem vielleicht, falls er nämlich der Unreine war, gar nicht verpflichtet war, und er dieses als profanes Tier nicht im Tempel darbringen darf. Das Ganzopfer darf er trotz dieser Befürchtung darbringen, weil er es event. als „freiwillige Gabe“ (נדבה) bringen kann, was aber bei einem Sündopfer nicht zulässig ist. Andererseits darf er auch den Widder des Friedensopfers (Num. 6, 14) nicht darbringen, obschon sonst ein Friedensopfer auch als freiwillige Gabe zulässig ist, weil zum Friedensopfer des Nasirs noch bestimmte Brote sowie die Spende des „gekochten Bugs“ gehören (Num. 6, 15. 20), ein solches Friedensopfer aber als freiwillige Gabe nicht zulässig ist.",
+ "dieses eine freiwillige Gabe und dies hier. das Sünd- und das Friedensopfer.",
+ "dass dieser seine Opfer in einzelnen Teilen. Denn wenn er der Reine war, dann war sein erstes Ganzopfer das Pflichtopfer, und erst jetzt, nach Verlauf von dreissig Tagen, bringt er seine anderen Pflichtopfer, nämlich das Sünd- und das Friedensopfer; der jerus. Talmud liest חציים, ed. Lowe und Mscr. K. מחוצים, „geteilt.“",
+ "Die Weisen stimmten jedoch dem Ben Soma zu. Dass er seine Opfer in einzelnen Teilen darbringt; denn da nicht anznnehmen ist, dass er jemand findet, der zur Übernahme eines Nasirats für den Verstorbenen bereit ist, so ist kein anderer Ausweg vorhanden."
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+ "Ein. Zum besseren Verständnis dieser Mischna seien hier die wichtigsten Bestimmungen zusammengestellt über den Abschluss bezw. die Unterbrechung des Nasirats sowie über die Opfer, die nach der Heilung des Aussatzes zu bringen sind: 1) Der Nasir muss am dritten und siebenten Tage nach erfolgter Verunreinigung sich sprengen lassen (Num. 19, 12), am siebenten Tage noch baden (ibid. 19) und sich scheren; am achten Tage bringt er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben als Sünd- und Ganzopfer und ein Lamm als Schuldopfer; er beginnt sodann ein neues Nasirat, das von gleicher Dauer sein muss wie das, welches er ursprünglich gelobt hatte. s. Einleit. S. 249 B. 2) Hat der Nasir sein Nasirat in Reinheit beendet, so muss er drei Opfer darbringen, nämlich ein weibliches Schaf als Sündopfer, ein Schaf als Ganzopfer und einen Widder als Friedensopfer sowie die dazugehörigen Speise- und Gussopfer; sodann muss er sich scheren. Damit ist sein Nasirat beendet, s. Einleit. 249, A. 3) Der vom Aussatz Geheilte muss zunächst zwei Vögel darbringen, die jedoch nicht als Opfer gelten und von denen man den einen ausserhalb des Heiligtums schlachtet, den anderen hingegen fliegen lässt (Lev. 14, 4 ff.). Er lässt sich dann scheren, nimmt ein Reinigungsbad und zählt sieben Tage, die er ausserhalb seiner Wohnung verbringt, schert sich am siebenten Tage, nimmt wieder ein Reinigungsbad und bringt am achten Tage ein Lamm als Schuldopfer, ein weibliches Schaf als Sündopfer und ein Lamm als Ganzopfer; ist er jedoch arm, so kann er als Ganz- und Sündopfer zwei Tauben bringen; Lev. 14, 22. 4) Der vom Aussatz geheilte Nasir unterscheidet sich von dem unrein gewordenen dadurch, dass jener als מחוסר כפרה, der Sühne bedürftig (Ker II, 1) erst dann Heiliges essen darf, wenn er nach zweimaligem Scheren die vorgeschriebenen Opfer gebracht hat (Negaim XIV, 3), der Nasir dagegen schon durch die Sprengung am siebenten Tage nach erfolgter Verunreinigung Heiliges geniessen darf und die erforderlichen Opfer ihm erst den Genuss von Wein u. s. w. gestatten. 5) Die Verunreinigung durch einen Toten hebt das Nasirat völlig auf und verpflichtet den Nasir zu einem neuen Nasirat (Nas. VII, 2); die Verunreinigung aber durch Aussatz hat nur aufschiebende Wirkung, und der Nasir hat nach dem Ablauf der Zählungsperiode sein Nasirat mit dem sovielten Tag fortzusetzen als er es durch Eintritt des Aussatzes abgebrochen hatte. 6) Das Gesetz üder das Scheren beim Aussatzschaden hebt das Gesetz über das Scheren des Nasir nur dann auf, wenn der Aussatz festgestellt, aber nicht, wenn er nur zweifelhaft ist (s. N. 2).",
+ "Nasir. Der ein Nasirat ohne nähere Zeitbestimmung, also für dreissig Tage gelobt hat, Nas. I, 3.",
+ "der im Zweifel ist. Hier ist der Fall gesetzt, dass der Nasir am ersten Tage seines Nasirats zweifelhaft geworden ist.",
+ "ob er unrein. Durch Verunreinigung an einem Toten. Wäre er bestimmt unrein, so müsste er sich zweimal scheren, zunächst am siebenten Tage, nachdem er am dritten und siebenten Tage gesprengt ist (N. 20, 1), sodann beim Abschluss des neuen in Reinheit abgehaltenen Nasirats (N. 20, 2).",
+ "und als entschieden aussätzig erklärt worden ist. Am selben Tage wird es ihm zweifelhaft, ob er vorher als aussätzig erklärt worden ist (s. Nas. VII, N. 34), an jenem Tage selbst aber ist er bereits vom Aussatz geheilt.",
+ "darf erst nach sechzig Tagen. Nachdem er ein Nasirat abgehalten, das doppelt so lang war als das, welches er gelobt hatte. Hätte er z. B. ein Nasirat für ein Jahr gelobt, so dürfte er erst nach zwei Jahren Heiliges geniessen und erst nach vier Jahren Wein trinken u. s. w.",
+ "Heiliges geniessen. Der Fall ist hier dadurch besonders compliciert, dass vier Möglichkeiten vorliegen: der Nasir ist entweder a) vollständig rein, d. h. weder in Berührung mit einem Toten gekommen noch aussätzig gewesen, oder b) bestimmt unrein und aussätzig, oder c) unrein aber nicht aussätzig, oder d) aussätzig aber nicht unrein gewesen. Wäre er nun bestimmt unrein und aussätzig gewesen, so müsste er jetzt, da er geheilt ist, sich sofort scheren, nach sieben Tage sich zum zweiten Male scheren, am achten Tage seine Opfer bringen (s. N. 20, 3) und dürfte dann, wenn er am dritten und siebenten Tage gesprengt wurde, Heiliges geniessen; darauf müsste er wiederum sieben Tage zählen, um sich dann wegen der Verunreinigung als Nasir zu scheren (N. 20, 1), denn die sieben Tage der Zählung nach der Heilung des Aussatzes werden ihm nicht angerechnet (Nas. VII, 2); eine Sprengung am dritten und siebenten Tage brauchte jetzt nicht zu erfolgen, da sie bereits in der vorhergehenden Woche geschehen ist. Er müsste schliesslich noch ein neues Nasirat von dreissig Tagen in Reinheit abhalten, sich scheren und die Scheropfer darbringen und dürfte dann wieder Wein trinken (N. 20, 2). Nun ist aber seine Unreinheit nicht gewiss, sondern nur zweifelhaft, folglich darf er sich nicht sogleich, sondern erst nach dreissig Tagen d. i. nach dem event. Abschluss seines Nasirats seheren: (I); er lässt sich zuvor am dritten und siebenten Tage sprengen, bringt die beiden Vögel und lässt sich scheren (N. 20, 3). Ist er nun aussätzig gewesen, so wird ihm dieses Scheren, als das erste, zu dem er verpflichtet ist, angerechnet; ist er jedoch nicht aussätzig, sondern nur als Nasir unrein gewesen, so wird ihm dieses Scheren als das pflichtmässige angerechnet, und er muss wegen der event. Unreinheit das Vogel Sündopfer bringen, das jedoch nicht gegessen werden darf (N. 11), während er das Vogel-Ganzopfer und Schuldopferlamm, zu dem sonst der unrein gewordene Nasir verpflichtet ist, nicht bringen darf, da er vielleicht nicht unrein war und somit profane Tiere im Heiligtum (חולין לעזרה) darbringen würde. Vielleicht aber war er nicht aussätzig und nicht unrein, sodass dieses Scheren als das beim Abschluss eines Nasirats vorgeschriebene gelten könnte; dann muss er aber noch das hierbei erforderliche Ganzopferlamm bringen und dabei den Vorbehalt (תנאי) aussprechen, dass es, falls er rein ist, als das Pflichtopfer, falls er jedoch nicht rein ist, als freiwillige Gabe (נדבה) gelten solle; das Sünd- und Friedensopfer, zu dem er als Nasir auch noch verpflichtet wäre, darf er aber nicht bringen, weil ein Sündopfer nicht als freiwillige Gabe dargebracht werden darf, er also vielleicht חולין לעזרה bringen würde; das Friedensopfer wiederum, bei dem er jene Bedingung wohl aussprechen könnte, da es event, auch als freiwillige Gabe gebracht werden darf, ist nicht unbedingt erforderlich, denn der Nasir hat seiner Pflicht genügt, auch wenn er sich nur nach einem der drei vorgeschriebenen Opfer scheren liess (Nas. VI, 7 Ende). Indessen selbst nach diesem Scheren darf er Heiliges noch nicht geniessen, weil er vielleicht doch aussätzig war und als solcher sich erst noch ein zweites mal nach sieben Tagen scheren müsste, um Heiliges essen zu dürfen; und auch Wein darf er noch nicht trinken, weil er vielleicht aussätzig war und das Scheren beim Aussatz nicht das Scheren des Nasir ersetzen würde, oder aber weil er vielleicht unrein war und jenes Scheren zum Abschluss des Nasirats geschehen musste. Aus diesen Gründen darf er erst nach dreissig Tagen sich zum zweiten Male scheren (II). Ist er nämlich aussätzig gewesen, so war das erste Scheren, sowie dieses zweite, nach dreissig Tagen erfolgte Scheren wie bei jedem vom Aussatz Geheilten (N. 20, 3) erforderlich. Nun müsste er eigentlich am Tage nach dem zweiten Scheren die drei vorgeschriebenen Viehopfer bringen, um wieder Heiliges geniessen zu dürfen. Da aber zu diesen Opfern ein Sündopfer gehört, das unbedingt gebracht werden muss und dessen Unterbleiben den ganzen Act ungültig machen würde, so würde er, falls er in Wahrheit nicht aussätzig gewesen wäre, חולין לעזרה bringen, da ja ein Sündopfer auch bedingungsweise nicht als freiwillige Gabe dargebracht worden darf. Er muss deshalb sein Vermögen einem anderen verschreiben (Nid. 70 a), sodass er als Armer gilt; als solcher aber darf er sich mit einem Vogelsündopfer begnügen, das im Zweifelfalle gebracht, aber nicht gegessen werden darf, und das Fehlen des Vogel-Ganzopfers sowie des Schuldopferlammes macht den Act nicht ungültig. Es kann aber auch sein, dass er nicht aussätzig, sondern nur unrein gewesen, sodass das erste Scheren wegen dieser Unreinheit und das zweite als Abschluss des Nasirats geschah; er muss deshalb jetzt das Ganzopferlamm unter dem gleichen Vorbehalt wie nach dem ersten Scheren darbringen. Nachdem er nun das Opfer des vom Aussatz Geheilten nach dem zweiten Scheren entrichtet hat, darf er Heiliges geniessen. Man könnte freilich einwenden: falls er aussätzig war, so geschah doch das zweimalige Scheren eben wegen des Aussatzes, er wäre aber immer noch der Sühne bedürftig (מחוסר כפרה), weil er das wegen der event. Unreinheit (als Nasir) erforderliche Opfer noch nicht gebracht hat, da er ja das Vogel-Sündopfer, das er des Zweifels wegen nach dem ersten Scheren gebracht, zu früh dargebracht hat, weil er zuvor wegen des event. Aussatzes sich zweimal hätte scheren müssen! Allein, in seiner Eigenschaft als Nasir ist er nicht מחוסר כפרה (s. N. 20, 4) und der Genuss von Heiligem ist ihm sogleich nach der erfolgten Sprengung erlaubt. — Somit darf der Nasir in diesem Falle erst nach zweimaligem Scheren und nach sechzig Tagen Heiliges geniessen.",
+ "und erst nach hundertundzwanzig Tagen Wein trinken und sich an Toten verunreinigen. Die Verbote des Weingenusses und der Verunreinigung haben mit dem sechzigsten Tage für ihn noch nicht aufgehört, weil das zweimalige Scheren vielleicht des Aussatzes wegen geschehen musste, in diesem Falle würde es aber für ihn als Nasir nicht in Betracht kommen. War er aber unrein, so müsste er eigentlich am siebenten Tage nach dem zweiten Scheren sich scheren und nach dreissig Tagen, nachdem er ein Nasirat in Reinheit abgehalten, sich abermals scheren (N. 20, 1 und 2). Allein da er vielleicht rein ist, darf er nicht schon am siebenten Tage (nach dem sechzigsten) sich scheren, weil sein Nasirat event. sofort nach dem zweiten Scheren (wegen des Aussatzes) begonnen hat und durch Scheren nicht unterbrochen werden durfte. Er muss deshalb wiederum dreissig Tage warten und sich dann scheren (III); er bringt sodann das wegen der fraglichen Verunreinigung erfordediche Vogel-Sündopfer sowie das Ganzopferlamm mit dem oben erwähnten Vorbehalt, weil er vielleicht rein war und ein solches zum Abschluss des in Reinheit abgehaltenen Nasirats zu bringen verpflichtet ist. Der Weingenuss und die Verunreinigung bleiben ihm jedoch noch immer verboten, weil er vielleicht aussätzig und unrein war, das erste und zweite Scheren also wegen des Aussatzes und das dritte wegen des unterbrochenen Nasirats erfolgen musste. Er muss deshalb nochmals dreissig Tage warten und sich dann scheren (IV), nachdem er die erforderlichen drei Opfer gebracht hat und zwar das Ganzopferlamm mit der Bedingung, dass es, falls er nicht unrein und nicht aussätzig war, also bereits nach dem ersten Scheren das vorgeschriebene Ganzopfer entrichtet hat, eine freiwillige Gabe (נדבה) sein solle, sowie das Lamm zum Sündopfer und das zum Friedensopfer, zu dem er ja noch bestimmt verpflichtet ist. Dann erst, nach diesen hundertundzwanzig Tagen erlischt sein Nasirat, und er darf wieder Wein trinken und sich verunreinigen.",
+ "wenn jener gewiss ist. S. Nas. VI, 5 und das. N. 41. Wäre er also bestimmt aussätzig gewesen, so hätte er sich zweimal scheren dürfen, einmal sogleich und zum zweiten Male nach sieben Tagen, obschon ihm als Nasir das Scheren verboten wäre.",
+ "hebt es dieses nicht auf. Darum darf er sich nicht sogleich scheren, sondern muss mit dem ersten Scheren, zu dem er als Aussätziger verpflichtet wäre, dreissig Tage warten. — Die Mischna hat hier nur deshalb von sechzig und hundertundzwanzig Tagen gesprochen, weil sie den Fall annimmt, dass nur ein unbefristetes, also ein dreissig Tage währendes Nasirat gelobt ist. Handelte es sich aber z. B. um ein Nasirat von einem Jahre, so wären die Fristen vor dem jeweilgen Scheren ebensolange zu bemessen; er dürfte also Heiliges erst nach zwei Jahren geniessen und erst nach vier Jahren Wein trinken und sich verunreinigen."
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+ "Bemerkung: Die ersten sieben Abschnitte des Traktats Nasir erschienen noch im Jahre 1918 in der Bearbeitung von Rabbiner Dr. M. Petuchowski ז״ל. Ein früher Tod liess dem Verewigten die Bearbeitung und Herausgabe des ganzen Seder Naschim nicht mehr gelingen. In dem handschriftlichen Nachlass, für dessen leihweise Überlassung Herrn Dr. T. Jakobowits in Prag auch an dieser Stelle gedankt sei, fand sich die druckfertige Bearbeitung des achten Abschnittes von Nasir, welche hier unverändert zum Abdruck gelangt. Von den nachgelassenen Notizen zu dem restlichen Teil des Seder Naschim sind die in die weitere Bearbeitung aufgenommenen in eckige Klammern gesetzt und als aus dem Nachlass stammende kenntlich gemacht.
Dr. S. Schlesinger.",
+ "Für Nichtjuden gibt es kein Nasirat. Ein Nichtjude, der ein Nasirat gelobt hat, muss die Nasirvorschriften nicht einhalten; die Nasiropfer dürfen von ihm zur Darbringung nicht angenommen werden. Die das Nasirgesetz einleitenden Worte: „Sprich zu den Kindern Israels …“ (Num. 6, 1) sehliessen den Nichtjuden von diesem Gesetze aus (Talmud 61 a, vgl. dorts. פירוש הרא״ש).",
+ "Für Frauen und Knechte. Gemeint ist der heidnische Knecht (עבד כנעני ), der nach Beschneidung und Tauchbad zur Einhaltung bestimmter Religionsgesetze verpflichtet ist.",
+ "Strenger ist es. bzgl. des Ungültigmachens des Nasirats.",
+ "denn er. der Eigentümer.",
+ "kann seinen Knecht zwingen. Der Eigentümer kann dem Knecht befehlen, die Nasirvorschriften zu übertreten (Wein zu trinken und sich an Leichen zu verunreinigen). Die Worte לאסר אסר על נפשו„ … sich etwas zu versagen“ (Num. 30, 2), die auch für den Nasir gelten, besagen, dass nur wer Herr seiner selbst ist, sein Nasirat einhalten muss, also nicht der Knecht gegen den Willen seines Eigentümers, da die Einhaltung des Nasirats seinen Dienst beeinträchtigen kann (Talmud 62 b, vgl. dorts. תוספות sub לאסר אסר). כופה „er kann zwingen“, wörtlich „beugen“. Im Mischnatext des Jeruschalmi beidemal כופף gleicher Bedeutung.",
+ "aber er. der Eheman.",
+ "kann nicht seine Frau zwingen. es sei denn, dass er ihr Nasirgelübde vorschriftsmässig aufgehoben hat.",
+ "Strenger ist es. bzgl. des Ungültigmachens des Nasirats.",
+ "denn er. der Eheman.",
+ "kann die Gelübde seiner Frau aufheben. Bestimmte Gelübde, zu denen auch das Nasirgelübde gehört (vgl. Ned. XI, 1 und 2 und dorts. N. 3). Ebenso kann auch der Vater das Nasirgelübde seiner noch nicht mannbar gewordenen unverheirateten Tochter aufheben (Tossifta VI, vgl Ned. X, 2 und XI, N. 2 und 3).",
+ "aber er. der Eigentümer.",
+ "kann nicht die Gelübde seines Knechtes aufheben. Sondern ihm lediglich befehlen, die Nasirvorschriften zn übertreten.",
+ "Hat er. der Eheman.",
+ "für immer aufgehoben. Auch wenn der Ehmann nach der Aufhebung wieder zustimmt, dass die Frau das Nasirat einhält, bleibt dieses aufgehoben; ebenso auch, wenn er nach der Aufhebung gestorben ist oder seine Frau geschieden hat. Das „Zwingen“ (כפיה) hat aber nur so lange Kraft, als es anhält. Stimmt also der Eigentümer nachher wieder zu, dass der Knecht das Nasirat einhält, oder wird der Knecht frei, so muss er die Nasirvorschriften wieder beobachten.",
+ "hat er. der Eigentümer.",
+ "sein Nasirat zuende führen. d. h. so viele Tage noch die Nasirvorschriften beobachten, dass er zusammen mit den Tagen, die er während seiner Dienstzeit das Nasirat einhalten konnte, die Dauer des von ihm gelobten Nasirats vollendet. Der Ausdruck הפר לעבדו „hat er seinem Knecht (das Nasirat) aufgehoben“ ist hier ungenau und durch das vorhergehende הפר veranlasst; gemeint ist כפה „hat er ihn gezwungen“, da es beim Knecht nur כפיה und nicht הפרה gibt. So die meisten Erklärer. Maim, aber liest in der Mischna wie die neueren Talmudausgaben הפר לעבדו יצא לחרות ומשלים נזירותו und erklärt danach, dass der Knecht frei wird, wenn der Eigentümer in Form der הפרה das Nasirgelübde aufzuheben versucht (vgl. Maim. הלכות נזירות II, 18 und הלכות עבדים VIII, 17 und השגות הראב״ד an beiden Stellen).",
+ "Ist er. der Knecht.",
+ "von ihm weggegangen. dem Eigentümer entlaufen.",
+ "trinken. Der Knecht, der entläuft, verbleibt im Besitze des Eigentümers. R. Meïr nimmt an, dass der Besitzer für die Zeit, da der Knecht nicht im Dienst ist, wohl zustimmt, dass er das Nasirat beobachte, damit er getrieben durch diese Entbehrung wieder zu ihm zurückkehre, wo er auf seinen Befehl wieder Wein trinken darf. R. Jose aber nimmt an, dass der Eigentümer dem Knecht auch für die Zeit, da er nicht im Dienst ist, die Einhaltung des Nasirats verwehrt, damit er sich nicht allzusehr schwäche (Talmud 62 b, vgl. dorts. תוספות sub לימא, vgl. auch רדב״ז zu Maim. הלכות נזירות I, 19). Nach der Erklärung des Jeruschalmi spricht die Mischna von einem Knecht, den der Herr gezwungen hat, das Nasirat zu übertreten. Die Meinungsverschiedenheit der beiden Tannaiten besteht darin, dass nach der Ansicht des R. Meïr ein solches Zwingen sich nicht auch auf die Zeit der Abwesenheit des Knechtes vom Herrn bezieht, es sei denn, dass der Herr dies ausdrücklich geäussert hat. Nach der Ansicht des R. Jose aber bezieht sich das Zwingen, auch ohne dass dies ausdrücklich geäussert ward, auch auf die Zeit, da der Knecht abwesend ist."
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+ "Wenn einem Nasir der sich bereits geschoren hat. nach Beendigung seines Nasirats (vgl. S. 249, Einl. A).",
+ "dass er unrein ist. Es wird ihm erst jetzt bekannt, dass er sich noch vor der Darbringung seiner Scheropfer an einer Leiche verunreinigt hat.",
+ "wenn es eine bekannte Unreinheit war. d. h. es ist anzunehmen, dass irgend jemand vom Vorhandensein der Leiche an dem Orte, wo der Nasir sich verunreinigt hat, wusste.",
+ "um. so als ob ihm dies noch vor dem Scheren bekannt geworden wäre (vgl. S. 249, Einl. B).",
+ "War es aber eine Unreinheit des Abgrundes. d. h. es ist anzunehmen, dass niemand vom Vorhandensein der Leiche an dem betreffenden Orte wusste.",
+ "nicht um. Es ist dies eine sinaitische Tradition ( הלכה למשה מסיני), dass durch die Verunreinigung an טמאת התהום das Nasirat nicht umgestossen wird, wenn dem Nasir die Verunreinigung erst nach dem Scheren bekannt wurde (Talmud 68 a).",
+ "so stösst er in jedem Falle. ob nun die Verunreinigung an טמאה ידועה oder an טמאת התהום erfolgte.",
+ "um. Nach Maim. הלכות נזירות VI, 17 (vgl. Talmud 63 a) entspricht unsere Mischna in dieser Beziehung der Ansicht des R. Elieser, wonach der Nasir erst nach Beendigung sämtlicher Opferhandlungen und erst nach dem Scheren sein Nasirat als vollständig beendet ansehen darf (vgl. VI, 11 und VI, N. 79 und N. 94). Nach den Weisen aber (dorts.) muss dem Nasir die Verunreinigung durch טמאת התהום noch vor der Sprengung des Blutes eines der vom Nasir darzubringenden Opfer bekannt geworden sein, damit dadurch das Nasirat umgestossen werde (vgl. noch תוספות י״ט z. St.).",
+ "Wie ist dies. Was versteht man unter טמאת התהום und wie ist die Vorschrift darüber?",
+ "Wenn er. der Nasir.",
+ "um in einer Höhle ein Tauchbad zu nehmen. Selbst wenn der Nasir sich durch irgendeine andere Quelle der Unreinheit (nicht durch einen Toten) verunreinigt hat und nun in der Höhle ein Tauchbad nimmt, um sich davon zu reinigen, so dass anzunehmen ist, dass er sich vor der Verunreinigung durch eine Leiche in Acht nimmt (תוספות).",
+ "und es findet sich ein Toter schwimmend an der Mündung der Höhle. In Höhlen pflegte man Tote zu bestatten. Es liegt also טמאה ידועה vor. Andere Laa. statt על גבי :על פי „auf“ und על פני „an der Oberfläche“.",
+ "so ist er unrein. wenn ein Zweifel besteht, ob er sich verunreinigt hat, selbst wenn dieser Zweifel erst nach der Scherung entsteht. Er muss also ein neues Nasirat halten (vgl. S. 249 Einl. B). Die Höhle gilt als nicht öffentliches Gebiet, sonst gälte der Nasir nach dem Grundsatz ספק טומאה ברשות הרבים טהור als rein (vgl. VIII, N. 1).",
+ "Findet er sich aber versunken am Boden der Höhle. Es liegt dann טמאת התהום vor.",
+ "so ist er. der Nasir.",
+ "um sich abzukühlen hinuntergestiegen ist. Selbst wenn der Nasir lediglich um sich abzukülen, in der Höhle ein Bad nimmt, so dass also eine besondere Vorsicht, sich zu verunreinigen, bei ihm nicht vorausgesetzt werden kann (תוספות, vgl. N. 25).",
+ "rein. Nicht nur im Zweifelsfalle, sondern auch wenn er sich sicher an der Leiche verunreinigt hat, sofern ihm dies nach der Scherung erst bekannt wurde. Nach Maim. הלכות נזירות VI, 20 gilt der Nasir nur im Zweifelsfalle als rein; hat er sich aber sicher verunreinigt, so stösst er, erfährt er erst nach der Scherung davon, allerdings das Nasirat nicht um (s. oben), wohl aber gilt er als unrein.",
+ "wenn aber, um sich von einer Verunreinigung an einem Toten zu reinigen (er hinuntergestiegen ist. und beginnt dann ein neues Nasirat zu halten (vgl. S. 249 Einl. B), oder aber gelobt sein Nasirat erst, nachdem er das Tauchbad genommen.",
+ "unrein. Im Zweifelsfalle, selbst wenn der Zweifel erst nach der Scherung entsteht. Die sinaitische Tradition bzgl. טמאת התהום bezieht sich auf diesen Fall nicht. Zu den sonstigen Bestimmungen über טמאת התהום vgl. Pesachim VII, 7 und Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth S. 213 N. 44 und 45.",
+ "da die Sache begründet ist. wörtlich: „da die Sache Füsse hat“. Da der Nasir schon von vornherein unrein war, ist Grund vorhanden, auch bei טמאת התהום ihn weiter als unrein zu betrachten. War der Nasir aber von vornherein rein, dann gilt er als im Zustand der Reinheit, verblieben."
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+ " Diese und die folgende Mischna haben inhaltlich mit dem Hauptthema des Traktates Nasir nichts zu tun. Sie sind nur deshalb hierher gesetzt, weil in ihnen wie in der vorhergehenden Mischna auf Grund von רגלים לדבד entschieden wird. An ihrem eigentlichen Platze steht Mischna 3 genau so Ohaloth XVI, 3.",
+ "Wenn jemand einen Toten als ersten. בתחלה „als ersten“ wörtlich: „zuerst“, d. h. ohne vorher schon andere Tote dort gefunden zu haben. In der Münchener Handschrift steht בתחלה nicht im Mischnatexte.",
+ "hingelegt nach der gewöhnlichen Weise. Zu den Worten der Mischna כדרכו … המוצא heisst es im Talmud 65 a: אמר רב יהודה מצא פרט למצוי מת פרט להרוג משכב פרט ליושב כדרכו פרט לשראשו מונח בין ירכותיו . D. h. die Mischna spricht von dem Fall, dass man nicht wusste, dass dort ein Toter sein dauerndes Grab hat: sonst dürfte man ihn nicht wegschaffen. Der gefundene Tote war ferner unverletzt, bei einem Erschlagenen gälte die Verordnung von תבוסה und שכונת קברות (s. weiter) nicht. Endlich wurden die Toten liegend und in üblicher Weise bestattet gefunden (nicht etwa in sitzender Haltung oder den Kopf zwischen den Hüften); sonst ist anzunehmen, dass die Toten Nichtjuden waren, wobei ebenfalls die Verordnung bzgl. שכונת קברות nicht gälte (vgl. תוספות י״ט).",
+ "dann kann er ihn mit seiner Tebusa wegschaffen. Wenn man nur einen oder zwei Tote gefunden hat, schafft man sie mit ihrer תבוסה weg, und der Ort gilt als rein (darf von Priestern betreten werden u. dgl.). Man nimmt nämlich an, dass die Toten hier nur provisorisch bestattet sind und darf sie deshalb wegschaffen. Unter תבוסה versteht man die lose Erde unter dem Toten, die durch Blut und sonstige Absonderungen gelockert ist und dazu noch drei Finger tief festen Bodens, da so weit Substanzen von der Leiche gedrungen sein mögen (Talmud 65 a). Diese Erdunterlage muss man beim Fortschaffen der Toten mitnehmen. Im babil. Talmud תפוסתו im Jeruschalmi תפושתו. Die Etymologie des Wortes ist unsicher; vgl. auch S. Grünbergs Abhandlung im hebr. Teil der Monatsschrift Jeschurun (Berlin) חוברת ששית (תרפ״ו) שנה ששית S. 96—102.",
+ "mit ihrer Tebusa wegschaffen. Wenn man nur einen oder zwei Tote gefunden hat, schafft man sie mit ihrer תבוסה weg, und der Ort gilt als rein (darf von Priestern betreten werden u. dgl.). Man nimmt nämlich an, dass die Toten hier nur provisorisch bestattet sind und darf sie deshalb wegschaffen. Unter תבוסה versteht man die lose Erde unter dem Toten, die durch Blut und sonstige Absonderungen gelockert ist und dazu noch drei Finger tief festen Bodens, da so weit Substanzen von der Leiche gedrungen sein mögen (Talmud 65 a). Diese Erdunterlage muss man beim Fortschaffen der Toten mitnehmen. Im babil. Talmud תפוסתו im Jeruschalmi תפושתו. Die Etymologie des Wortes ist unsicher; vgl. auch S. Grünbergs Abhandlung im hebr. Teil der Monatsschrift Jeschurun (Berlin) חוברת ששית (תרפ״ו) שנה ששית S. 96—102.",
+ "zwanzig Ellen weit untersuchen. Die beiden obigen Vorschriften sind in der üblichen Art der Totenbestattung begründet. Aus einem Vorhof (חצר) gelangte man zu beiden Seiten in je einer Gräberhöhle (מערה). An den Wänden der Höhle wurden die Toten in Nischen (כוכין) gebettet. Das Ausmass des Vorhofs betrug sechs Ellen im Quadrat, das der Höhle vier zu sechs Ellen (so nach den Weisen in Baba bathra VI, 8). Die längste geradlinige Ausdehnung in einer solchen Höhle, die Diagonale, beträgt somit annähernd acht Ellen. Liegen also die beiden äussersten der aufgefundenen Toten (dies bedeutet hier בין זה לזה) nicht mehr als acht Ellen von einander entfernt, nimmt man an, dass man eine verschüttete Gräberhöhle vor sich hat. Der Ort gilt als שכונת קברות „Gräberstätte“, als ein Platz, wo die Toten ihr dauerndes Grab gefunden haben. Aus einer solchen שכונת קברות darf man aber die Toten nicht wegschaffen, sondern muss sie dort wiederbegraben. Ist andererseits die Entfernung zwischen den beiden äussersten der gefundenen Toten geringer als vier Ellen, dann nimmt man an, dass von vornherein die Toten hier nur provisorisch begraben wurden und man darf sie wegschaffen. Da nun möglicherweise von dieser gefundenen Gräberhöhle sechs Ellen (das Mass des Vorhofes) entfernt in irgend einer Richtung die zweite Gräberhöhle sich befindet, so muss man vom Auffindungsplatz der Toten nach allen Seiten hin zwanzig Ellen weit den Boden nach Toten durchsuchen, um den Ort als rein betrachten zu können. Diese zwanzig Ellen setzen sich so zusammen: acht Ellen der Diagonale der gefundenen Höhle, sechs Ellen der Ausdehnung des Vorhofs, sechs Ellen der Länge der etwa noch vorhandenen zweiten Höhle auf der gegenüberliegenden Seite des Vorhofs (Erschwerend rechnet man die Diagonale der Höhle ein, aber nur von der einen, vgl. Talmud Baba bathra 102 a).",
+ "zwanzig Ellen weit untersuchen. Da dieser Tote möglicherweise zu einer neuen in N. 38 beschriebenen Gräberanlage gehört, muss man diese Untersuchung neuerdings vornehmen.",
+ "ihn mit seiner Tebhusa wegschaffen hätte können. Zu רגלים לדבר vgl. N. 33. Da schon vorher drei Tote gefunden wurden, besteht Grund zur Annahme, dass auf diesem Platze sich ein ganzes Gräberfeld befindet."
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+ " Auch diese Mischna wird hier nur hergesetzt, weil in ihr auf Grund von רגלים לדבר entschieden wird (vgl. N. 34). Der erste Teil dieser Mischna, der von Aussätzen handelt, findet sich an seinem eigentlichen Platze mit näherer Ausführung Negaim V, 4 und 5.",
+ "Bei jedem Zweifel in Bezug auf Aussätze ist der damit Behaftete zuerst. d. h. bevor die Unreinheit bei ihm festgestellt ist. Das בתחלה wird durch das folgende עד שלא נזקק לטמאה erklärt.",
+ "solange seine Unreinheit nicht festgestellt ist. wörtlich: „insolange er noch nicht an die Unreinheit gebunden ist“. In der Mischna Negaim IV, 4 wird dies folgendermassen erklärt: Wenn zwei mit einem Fleck (בהרת) Behaftete zum Priester kommen, dann muss er sie nach Lev. 13, 4 sieben Tage lang isolieren. Bei der hierauf stattfindenden Untersuchung zeigt es sich nun, dass bei dem einen der Fleck sich ausgebreitet hat, bei dem andern nicht; es besteht aber der Zweifel, bei welchem der beiden dieses und bei welchem jenes der Fall ist. Obwohl nach Lev. 13, 5—8 (vgl. Negaim III, 3) zumindest einer der beiden wegen Ausbreitung des Flecks für unrein erklärt werden sollte, der andere wenigstens auf weitere sieben Tage isoliert werden müsste, werden dennoch beide, da bei keinem von vornherein die Unreinheit festgestellt war, für rein erklärt. Nach R. Akiba gilt das nur, wenn, wie ausgeführt, zwei Menschen zum Priester kommen. Nach den Weisen aber wird sogar ein Mensch, bei dem sich zwei Flecken zeigen, für rein erklärt, wenn nach der siebentägigen Isolierung ein Zweifel obwaltet, welcher der beiden Flecken sich ausgebreitet hat. Es ist dies eine biblische Verordnung, die im Sifra aus Lev. 13, 22 gefolgert wird.",
+ "dann ist er im Zweifelfalle unrein. In der Mischna Negaim V, 5 wird dies folgendermassen erklärt: Bei zwei mit einem Fleck behafteten Menschen hat sich der Fleck ausgebreitet und beide wurden daraufhin für unrein erklärt (s. vorherg. Note). Nachher aber geht die Ausbreitung des Flecks bei dem einen vollständig zurück, beim andern nicht; es besteht aber der Zweifel, bei welchem der beiden dieses und bei welchem jenes der Fall ist. Obwohl nun der eine als geheilt zu betrachten wäre, bleiben beide solange unrein, bis mit Sicherheit festgestellt ist, dass die Ausbreitung des Flecks bei beiden vollständig zurückgegangen ist. Da nämlich beide schon einmal für unrein erklärt worden waren, wird der Zweifel bei jedem einzelnen nach der schwereren Seite hin entschieden. Es wird dies im Sifra aus Lev. 13, 28 gefolgert.",
+ " Der folgende Abschnitt der Mischna, der von dem am Fluss Leidenden handelt, findet sich an seinem eigentlichen Platze und ausführlicher Zabim II, 2.",
+ "Nach sieben. Ed. Lowe hat בשבע (fem.) im Mischnatexte. Der (übrigens saboräischen) Diskussion Kidduschin 2 b hat jedoch בשבעה im Mischnatexte vorgelegen.",
+ "Richtungen untersucht man den am Flusse Leidenden bevor sein Fluss. Die Münchener Handschrift und Jeruschalmi haben לטמאה im Mischnatexte.",
+ "festgestellt ist. Wenn ein am Flusse Leidender nur einmal Fluss gesehen hat, wird er dadurch noch nicht zum זב, sondern er ist wie ein בעל קרי (Lev. 15, 16); ein zweimaliges Erscheinen des Flusses macht ihn erst vollständig unrein; er muss sieben Tage lang warten und dann, wenn während der Wartezeit sich kein neuerlicher Fluss gezeigt hat, sich reinigen (dorts. 13). Ein dreimaliges Sehen des Flusses verpflichtet nach einer Wartezeit von sieben reinen Tagen zu einem Opfer (dorts. 14 f. vgl. Megilla 8 a). Die Mischna lehrt nun, dass man vor der Feststellung der eigentlichen Unreinheit, d. h. also bei den beiden ersten Malen nachforscht, ob das Sehen des Flusses durch eine der hier aufgezählten Ursachen hervorgerufen wurde. Es geschieht dies nach Nidda 35 a deshalb, weil nur dann das Opfer nach dem dreimaligen Sehen gebracht wird, wenn bei den beiden ersten Malen das Sehen durch keine der hier aufgezählten Ursachen hervorgerufen wurde. Ferner deshalb, weil nur dann das zweimalige Sehen den am Flusse Leidenden vollständig unrein macht, wenn beim zweiten Mal keine der Ursachen wirkend war (wohl aber wird er vollständig unrein, wenn lediglich beim ersten Mal das Sehen durch eine der Ursachen hervorgerufen worden war). Diese Bestimmungen deuten die Weisen Keritot 8 b aus מבשרו in Lev. 15, 2 (מבשרו ולא מהמת אונסו).",
+ "Hebens und Springens und einer Krankheit und eines Anblicks und Gedanken. Der Genuss schwerverdaulicher Speisen, übermässiges Trinken, Heben, Springen, eine Krankheit, der Anblick eines Geschöpfes, das wollüstige Begierde im Beschauer hervorruft, wollüstige Gedanken, all dies kann einen Fluss hervorrufen. Ein dadurch hervorgerufenes Erscheinen des Flusses wird aber in den in der vorhergehenden Note genannten Beziehungen nicht mitgerechnet.",
+ "Ist aber der Fluss. Die Münchener Handschrift und Jeruschalmi haben לטמאה im Mischnatexte.",
+ "bereits festgestellt. Ist er nach zweimaligem Sehen bereits vollständig unrein geworden.",
+ "untersucht man ihn nicht. wenn er das dritte Mal den Fluss sieht. Mag auch das dritte Sehen durch eine der sieben Ursachen hervorgerufen sein, so muss er doch das Opfer bringen. Dies wird aus Lev. 15, 33 gedeutet (Talmud 65 b).",
+ "Sowohl bei einer Ursache. von den sieben genannten.",
+ "als auch bei einem Zweifel. Wenn der זב während der sieben Reinheitstage (s. N. 48) auf seinem Gewande sowohl Fluss als auch Samen vorfindet und er im Zweifel ist ob beide zugleich sich abgesondert haben oder getrennt, muss er neuerdings sieben Tage zählen. Würde er sicher wissen, dass sie zusammen sich abgesondert haben, dann würde er nach Nidda 22 a nur einen der sieben Reinheitstage nicht mitzählen dürfen (Talmud 66 a, vgl. dorts. Tossafoth sub אמר רבא; vgl. aber auch תוספות י׳׳ט).",
+ "als auch bei einem Samenerguss. Wenn das Sehen des Flusses beim zweiten Male innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einem Samenerguss erfolgt, so wird dieses Sehen nicht angerechnet (vgl. Zabim II, 3). Ist aber der am Fluss Leidende auf Grund zweimaligen Sehens bereits zum זב geworden, so gilt ein Sehen selbst innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einem Samenerguss als das dritte Mal. So die eiüe amoräische Erklärung im Talmud 66 a. Nach der andern dorts. gegebenen Erklärung lehrt hier die Mischna, dass, wenn der am Fluss Leidende durch zweimaliges Sehen zum זב geworden ist, sein Samenfluss, wenn dieser innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach dem Sehen des Flusses erfolgt, nicht nur wie gewöhnlich durch Berührung verunreinigt (מטמא במגע), sondern auch durch Tragen (מטמא במשא, vgl. noch תוספות י״ט).",
+ "da die Sache begründet ist. Zu רגלים לדבר vgl. N. 33. Da der am Fluss Leidende auf Grund zweimaligen Sehens schon vollständig unrein geworden ist, wird in den genannten Fällen erschwerend entschieden.",
+ " Der folgende Abschnitt der Mischna findet sich mit nur geringer Verschiedenheit an seinem eigentlichen Platze Sanhedrin IX, 1.",
+ "dass er sterben muss. Andernfalls ist der Schläger nach jeder Ansicht freizusprechen.",
+ "dann aber geht es ihm besser als vorher. und könnte bei seinem jetzigen Zustand genesen.",
+ "so ist er. der Schläger.",
+ "Denn die Sache ist begründet. Nach einfacher Erklärung beziehen sich die Worte שרגלים לדבר auf die Ansicht des R. Nechemja: Da ihm besser geworden, ist Grund zur Annahme, dass er nicht in Folge dieses Schlages gestorben ist. Maim. aber bringt (הלכות רוצח IV, 5) die erstere Ansicht und schliesst daran die Worte שרגלים לדבר. Danach bezöge sich שרגלים לדבר auf die erstere Ansicht: Da der Geschlagene ursprünglich als ein dem Tode Verfallener angesehen worden war, ist anzunehmen, dass er nur in Folge des Schlages gestorben ist. Maim. folgt damit Jeruschalmi, der zur Mischna lehrt: כיני מתניתא ר׳ נחמיה פוטר ורבנן מחייבין שרגלים לדבר, sei es, dass damit geradezu der Mischnatext korrigiert wird, sei es, dass lediglich der Text so erklärt wird (vgl. noch Mischnajot, Seder Nesikin ed. Hoffmann (Berlin 1898) S. 184 Note 22 a)."
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+ "ein Nasir. Diese Ansicht hat praktisch zur Folge, dass jemand Nasir wird, wenn er die Worte spricht: „Ich will sein wie Samuel, wie der Sohn des Elkana“ u. dgl.; vgl. bezüglich Simsons I, 2.",
+ "und es heisst bei Samuel. im zitierten Verse.",
+ "auf einen Nasir hinweist. wie dies aus der Fortsestzung des Verses Ri. 13, 5: כי נזיר אלקים יהיה הנער מן הבטן deutlich hervorgeht.",
+ "auf einen Nasir hin. Nach R. Nehorai bedeutet מורה an beiden Stellen „Schermesser“. Obwohl die Ansicht, dass Samuel ein Nasir war, durch die Richter-Stelle, die von Simson handelt, begründet wird, so war er nach Maim. הלכות נזירות III, 16 doch nicht etwa נזיר שמשון, sondern נזיר עולם; die Unterschiede in den Gesetezesbestimmungen für diese beiden Arten des Nasirats s. I, 2 (vgl. noch תוספות י״ט ).",
+ "Jose. In der Münchener Handschrift der Text: אמר לו רבי יוסי.",
+ "eine von Menschen. wörtlich: „von Fleisch und Blut“. Die Münchener Handschrift hat hier folgenden Text: א״ל רבי יוסי והל׳ אין מור׳ אל׳ מור׳ של בש׳ ודם ומתרגמי׳ ומרות איניש לא תה׳ עלוהי. Darnach würde aus dem Profetentargum der Beweis für die Auffassung des R. Jose erbracht. Es ist dies aber sicherl ch ein späterer Zusatz im Mischnatext. Tatsächlich übersetzt das Profetentargum in der Samuelstelle מורא mit מרותא. In Ri. 13, 5 aber mit מספר „Schermesser“; s. noch N. 68.",
+ "Mora. In den beiden Talmuden hier im Texte der Mischna מורא; s. noch N. 68.",
+ "von Menschen auf ihm war. R. Jose fasst מורה in der Samuel-Stelle in der Bedeutung „Furcht“ (so als ob מורא stünde; vgl. die N. 67 zitierte La. der beiden Talmude), oder aber leitet er מורה von מר ab, wonach das Wort „Herrschatt, Gewalt“ bedeutet (vgl. nh. מרות und das in N. 66 zitierte Profetentargum; vgl. auch Ps. 9, 21 מורה und dorts. Targum und Raschi). R. Nehorai bringt aber aus I Sam. 16, 2 den Beweis, dass Samuel wohl Furcht vor Menschen hatte resp. menschlicher Gewalt unterstand."
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Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nIm Pentateuch werden zwei Arten von Gelübden unterschieden:\n1) נִדְרֵי הֶקְדֵּשׁ, Weihegelöbnisse, d. h. Gelübde, durch die jemand ein ihm gehöriges Gut, ein Tier oder einen leblosen Gegenstand für den Altar (קדשי מזבח) oder für die Unterhaltung des Tempels (קדשי בדק הבית) weiht, sei es als נדר im engern Sinne durch die Formel: „הרי עלי, mir liegt ob, z. B. עולה, ein Ganzopfer = ich verpflichte mich ein Ganzopfer darzubringen,“ sei es als נדבה durch die Formel: „הרי זו, dieses liegt mir ob, z. B. עולה, als Ganzopfer = ich verpflichte mich dieses [Tier] als Ganzopfer darzubringen.“ Im erstern Falle übernimmt er eine persönliche Verpflichtung, sodass, wenn das Tier, das er zu deren Lösung bestimmt hat, stirbt oder zum Opfer untauglich ist, er ein andres darbringen muss. Im letztern Falle hingegen übernimmt er nur eine sachliche Verpflichtung, sodass, wenn das Tier, das er zum Ganzopfer geweiht hat, stirbt oder untauglich ist, seine Verpflichtung erlischt, da sie sich nur auf dieses eine, bestimmte Tier bezogen hat (Lev. 7, 16; 22, 21. Meg. I, 6).\n2) נִדְרֵי אִסָּר, Verbotgelöbnisse, d. h. Gelübde, durch die der Genuss oder die Nutzniessung eines Gegenstandes einem Menschen verboten wird, sei es dass jemand den Genuss seines Eigentums sich selbst oder einem andren entzieht, sei es dass er den Genuss eines fremden Eigentums sich selbst versagt. Diese Gelübde können mit bindender Kraft in drei verschiedenen Formen stattfinden:\na) Indem jemand sagt: „דבר זה עלי אסור, dieser Gegenstand [meines Besitzes] sei mir [resp. Dir, ihm, u. s. w.] verboten“, oder: „dieser Gegenstand [eines fremden Besitzes] sei mir verboten“. Diese Formel kann noch dadurch erweitert werden, dass man dem Gegenstande, dessen Genuss man sich oder einem andren versagen will, den Character eines solchen Gegenstandes beilegt (התפסה), der seinerseits erst durch das Weihegelöbnis eines Menschen dem profanen Gebrauch entzogen, nicht aber an sich schon durch ein Thoragesetz zum Genusse verboten ist. Korrekt also und darum gesetzlich gültig wäre z. B. die Formel: „זה יאסר עלי כקרבן דבר, dieser Gegenstand sei mir verboten wie ein Opfer“, da das Opfertier seine Weihe erst durch die Bestimmung eines Menschen erhalten hat. Inkorrekt aber und darum gesetzlich ungültig wäre z. B. die Formel: „עלי כדם דבר זה יאסר, dieser Gegenstand sei mir verboten wie Blut“, da das Verbot des Blutes nicht erst durch die freie Bestimmung des Menschen bedingt, sondern bereits durch das Gesetz der Thora gegeben ist.\nb) Indem man statt der eigentlichen Gelöbnisformel eine Umschreibung, eine Nebenbezeichnung gebraucht, z. B. „דבר זה עלי קונם, dieser Gegenstand sei mir Konam“, wobei קונם eine Umschreibung für קרבן ist.\nc) Indem man die Gelöbnisformel nicht vollständig ausspricht, sondern nur dem Sinne nach andeutet, sodass der Ausspruch gleichsam den „Ansatz“ oder die „Handhabe“ des Gelöbnisses bildet, z. B. „מודרני ממך שאיני אוכל לך, es sei mir durch Gelübde verboten, von dem Deinigen etwas zu geniessen“; solches Gelübde ist verbindlich, obgleich man nicht ausdrücklich gesagt hat: „es sei mir verboten wie ein Opfer“.\nDer Tractat Nedarim nun, dessen Grundlage in Num. 30, 2—17 gegeben ist, handelt von dieser zweiten Art von Gelübden, den Verbotgelöbnissen, denen sich noch die Bann- und Sehwurformeln ansehliessen (חרם ושבועת אסר), durch die man sich gleichfalls einen Genuss versagt, während sich die wichtigsten Bestimmungen über die Weihegelöbnisse in der Ordnung Kodaschim finden. In der Mischna versteht man unter נודר denjenigen, der sich durch Gelübde den Genuss seines eigenen oder eines fremden Besitzes versagt, unter מדיר denjenigen, der einem andren den Genuss seines Eigentums entzieht, und unter מודר denjenigen, dem dieser Genuss durch sein eigenes Gelübde oder durch das eines andren verboten ist.\nFür die Aufnahme des Tractates Nedarim in die Ordnung Naschim war der Umstand entscheidend, dass das Capitel von den Gelübden Num. 30 im wesentlichen die Gelöbnisse des Weibes und deren Lösung durch den Vater oder den Gatten zum Gegenstande hat (Maim. Einleitung in die Mischna). Unser Tractat schliesst sich an Ketubot an, weil der Gatte nur dann das Recht hat, die Gelübde seiner Frau zu lösen, wenn seine Ehe nach den in Ketubot niedergelegten Bestimmungen rechtsgültig geschlossen ist (ibid.), oder aber weil der VII. Abschnitt jenes Tractates bereits mehrfach von den Gelübden der Frau handelt und somit Nedarim in gewissem Sinne als Fortsetzung von Ketubot erscheint (Sota 2a).\nDer Tractat Nedarim zerfällt in 11 Abschnitte, deren Inhalt im einzelnen folgender ist:\nI. Die Umschreibungen und die unvollständigen Formeln, die die bindende Kraft eines Gelübdes haben.\nII. Die einer Gelöbnisformel ähnlichen Ausdrucksweisen, die nicht die bindende Kraft eines Gelübdes haben. Unterschied zwischen Eid und Gelöbnis. Wirkung zweideutiger Gelöbnisformeln.\nIII. Vier Arten von Gelübden, die keine bindende Kraft haben. Deutung einzelner Gelöbnisformeln.\nIV. Bestimmungen über das Verhalten einer Person, der eine andre den Genuss oder die Nutzniessung ihres Eigentums verboten hat. Ausnahmen.\nV. Bestimmungen über das gegenseitige Verhalten zweier Personen, die ein gemeinsames Besitztum haben und den Genuss ihres Eigentums einander verboten haben. Ausnahmefälle, in denen das Verbot einer Person gegen eine andre seine bindende Kraft verliert.\nVI. Erklärung von Gelöbnisformeln, durch die eine Person einer andren den Genuss bestimmter Speisen versagt.\nVII. Fortsetzung. Erklärung von Gelöbnisformeln, durch die eine Person einer andren den Gebrauch bestimmter Haus- und Wirtschaftsgegenstände entzieht. Gelöbnisformeln, durch die der Gatte sich den Genuss des Erwerbes seiner Frau versagt oder durch die er seiner Frau den Genuss seines Eigentums für bestimmte Zeit verbietet.\nVIII. Gelübde, deren Wirksamkeit an eine bestimmte Frist gebunden oder von dem Eintritt eines bestimmten Ereignisses abhängig gemacht ist.\nIX. Bedingungen, unter denen die Lösung von Gelübden möglich ist.\nX. Aufzählung der Personen, die befugt sind die Gelübde eines Mädchens oder einer Frau zu lösen.\nXI. Bestimmungen über die Art von Gelübden, die der Vater oder der Gatte lösen kann. Irrtum oder Unkenntnis hinsichtlich der Gelübde und deren Lösung. Personen, deren Gelübde stets bindende Kraft haben.\n"
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+ "Alle Umschreibungen. כנוי = Umschreibung, Nebenbenennung, von dem bibl.-hebr. כנה, arab. كنا, zubenennen, einen Beinamen geben, sei es in ehrendem und schmeichelndem oder in tadelndem und lästerndem Sinne; vgl. Jes. 44, 5; Meg. 27b; B. mez. 58b.",
+ "der Gelübdeformeln sind gleich. Sie haben die gleiche bindende Kraft.",
+ "die der Eidformeln den Eidformeln selbst und die der Nasiratformeln den Nasiratformeln selbst. Die Reihenfolge der hier aufgezählten Arten von Gelübden und Gelobungseiden ist durch folgende Erwägung bestimmt: Zunächst werden neben den Gelübden die Bannformeln genannt, weil beide sachliche Gelöbnisse sind, d. h. sie geben den Dingen eine vom Menschenwillen zu achtende Bestimmung, sie legen den Dingen die Folgen der einem Gegenstande zugesprochenen Weihe (הקדש) bei (vgl. auch Einleitung S. 173), אוסר חפצא על נפשיה; und bei Cherem lautet die Formel ähnlich wie bei dem Verbotgelöbnis: „דבר זה עלי חרם, dieser Gegenstand sei für mich Banngut.“ Sodann folgen die Eidformeln, weil die Gelobungseide mit den Verbotgelöbnissen zusammen in dem gleichen Capitel der Schrift, Num. 30, behandelt werden; sie unterscheiden sich aber von den letzteren dadurch, dass jene immer persönlich sind, d. h. sie geben dem Menschenwillen Gesetz, sie binden den Willen in Bezug auf einen Gegenstand oder eine Thätigkeit, אוסר נפשיה מחפצא ; vgl. S. R. Hirsch, Kommentar zu Num. 30, 3. Zuletzt werden die Nasiratformeln erwähnt, weil das Nasirat auch durch ein Gelübde bedingt ist, Num. 6, 2.",
+ "Wenn. Nach dem Talmud (Ned. 2b) ist vor diesen Worten der Satz einzuschieben: „וידות נדרים כנדרים, die Ansätze (eig. „Griffe, Handhaben“) der Gelöbnisformeln sind gleich den Gelöbnisformeln selbst“, denn die Mischna handelt hier zunächst von den unvollständigen Formeln, nicht aber von den Umschreibungen, die erst in M. 2 folgen. Dass aber die Mischna von zwei genannten Dingen das letzte zuerst behandelt (eine Art von Chiasmus), ist keine seltene Erscheinung, vgl. Sab. II, 1; IV, 1; VI, 1. Die Mischna beginnt jedoch nicht mit dem Satze: ידות נדרים כנדרים, weil die Verbindlichkeit der unvollständigen Gelöbnisformeln erst aus einem Vergleich mit dem Gesetze vom Nasir und dem Worte להזיר, Num. 6, 2 abgeleitet wird, während die bindende Kraft der Umschreibungen (כנויים) unmittelbar aus dem Verse Num. 30, 3 folgt, wo das Gesetz keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Formeln macht, uns vielmehr lehrt, dass ein Gelübde, gleichviel ob man es in der gewöhnlichen Form oder mit einer Umschreibung ausgesprochen hat, bindend ist.",
+ "es sei mir durch Gelübde verboten. Zur Form vgl. Jeb. XVI, Note 52. Nach Luzzatto, Literaturbl. des Orient 1847, Nr. 1, Sp. 2 wäre מֻפְרַשְֹנִי ,מֻדַּרְנִי u. s. w. zu punktieren.— Die Worte מדרני ממך resp. die folgenden Ausdrücke der Absonderung und Entfernung bilden mit den Worten שאיני אוכל לך resp. שאיני טועם לך zusammen einen Satz, „es sei mir durch Gelübde verboten, etwas von dem Deinigen zu essen“. Nur in diesem Falle darf er von dem Eigentum des Andren nichts geniessen. Wenn er aber nur מודרני ממך gesagt hätte, so könnte darunter verstanden werden, dass er sich etwa nur den Genuss der Unterhaltung mit ihm versagen will; denn der Ausdruck מודרני ממך ist nicht klar und unzweideutig, Formeln aber, die nicht deutlich den Inhalt des Gelübdes bezeichnen, sind nicht bindend, ידים שאינן מוכיחות לא הווין ידים. Dass aber dieser ganze Satz gleichwohl nur als Ansatz einer Gelöbnisformel (יד) und nicht als vollständiges Gelübde betrachtet wird, hat darin seinen Grund, weil der Gelobende nicht hinzugefügt hat, dass ihm der Genuss des fremden Eigentums wie der eines Opfers (כקרבן) versagt sein soll oder weil er nicht ausdrücklich das Wort אסור (verboten) gebraucht hat; vgl. oben S. 173.",
+ "ich will von Dir abgesondert sein. Auch hier bilden die Worte מופרשני ממך שאיני אוכל לך zusammen einen Satz, s. Note 5. Die Formel מופרשני ממך allein könnte vielleicht besagen, dass er mit dem andren keinen geschäftlichen Verkehr pflegen will, würde aber nicht deutlich genug zum Ausdruck bringen, dass er von dem Eigentum des andren nichts geniessen will.",
+ "ich will von Dir entfernt sein. Die Worte מרוחקני ממך allein könnten vielleicht besagen dass er sich nicht in der Nähe des andren, etwa im Umkreise von 4 Ellen, aufhalten will; מרוחקני ממך שאיני אוכל לך ist deshalb als ein Satz aufzufassen.",
+ "dass ich nichts. Auch Ms. Or. 567 und ed. princ. lesen שאיני; Ed. Lowe dagegen und unsere Talmudausgaben lesen שאני. Das שאני würde demnach bedeuten: „das, was ich von dem Deinigen essen werde, [soll mir durch Gelübde verboten sein]“. Dies entspricht dann der Form des Gelübdes, welches dem Dinge eine vom Menschen zu achtende Bestimmung auferlegt, אוסר חפצא על נפשיה, s. Note 3. Schwieriger zu deuten ist jedoch die Form שאיני [„dass ich nicht“], weil diese das persönliche Moment betont und an die Eidesformel (שבועה) anklingt. Nach R. Nissim (Ned. 4b s. v. אלא) ist dies also zu erklären: Die Formel שאיני אוכל לך ist als Gelübde nur dann zu betrachten, wenn er zuvor קונם oder einen ähnlichen Ausdruck (s. M. 2) gebraucht hat. Als correctes Gelübde kann es aber trotzdem nicht gelten, weil er die Formel שאיני gebraucht hat, die an die Schwurformel erinnert, es kann vielmehr nur als Ansatz einer Gelöbnisformel (יד) angesehen werden. Andrerseits ist es nur יד נדר und nicht שבועה יד, weil er die ausgesprochene Absicht hatte, durch Gelübde und nicht durch Eid sich den Genuss zu versagen und sein Ausspruch deshalb als Gelübde aufzufassen ist, auch wenn er die Gelöbnisformel nicht ganz correct gebraucht und sie mit der Eidesformel vereinigt hat.",
+ "ich will von Dir verstossen. מנודה von dem bibl.-hebr. נדה, von sich stossen, entfernen, vgl. Jes. 66, 5; Am. 6, 3.",
+ "sein. Nach Maim. in seinem Mischnacommentar wäre auch hier zu ergänzen: שאיני אוכל לך, und in diesem Falle dachte R. Akiba daran, in erschwerendem Sinne zu entscheiden und ihm den Genuss zu verbieten; die Formel מנודה אני לך allein könnte jedoch besagen, dass er sich bloss von dem andren etwa 4 Ellen entfernt halten will, ohne sich indess ausserhalb dieser Entfernung den Genuss des fremden Eigentums versagen zu wollen. Nach Andren (Tos.) jedoch wäre dies bei der Formel מנודה אני לך nicht zu vermuten, da niemand diesen Ausdruck, der häufig völligen Bann bedeutet (s. M. kat. III, 1. 2, Ed. V, 6), auf sich selbst wird anwenden wollen, falls er nur die Absicht hat, sich bloss 4 Ellen von dem andren fernzuhalten. Die Formel מנודה אני לך allein wäre vielmehr auch als correctes Gelübde aufzufassen.",
+ "so zögerte. חכך, arab. حك, reiben, kratzen, anstossen, vgl. Chul. 23a; dann Anstoss nehmen, zögern, Bedenken tragen.",
+ "Akiba hierbei in erschwerendem Sinne zu entscheiden. R. Akiba mochte nicht mit Bestimmtheit erklären, dass diese Formel ähnlich den vorher in der Mischna genannten als Gelöbnisformel anzusehen sei, weil es nicht üblich ist, den Ausdruck נדה auf sich selbst anzuwenden (s. N. 10). Seine Ansicht ging jedoch dahin, dass hier dem Gelobenden dennoch der Genuss zu verbieten sei, weil dieser vielleicht mit dem Ausdruck מנודה nichts andres als mit מרוחק אני sagen wollte. Nach den Weisen aber, die mit R. Akiba controversieren, ist die Formel מנודה אני לך nur als ein Ausdruck entschiedener Ablehnung aufzufassen, ohne dass damit ein Gelübde gemeint ist. Zur Halacha s. Jore dea 206, 3.",
+ "[Wenn jemand sagt:] „wie die Gelübde der Frevler…. Auch dieser Fall behandelt die Ansätze zu Gelöbnisformeln (ידות) und ist nach dem Talmud (Ned. 9a) also zu erklären: Wenn z. B. ein Stück Brot vor ihm lag und ein Nasir zufällig vorübergeht und er sagt: „כנדרי רשעים הריני ויהא הוא עלי והוא ממני שלא אוכלנו, ich will sein wie einer, der das Gelübde der Frevler tut, es (d. i. das Brot) sei mir verboten [wie ein Opfer], und es sei fern von mir, es (das Brot) zu essen…“ Der Ausdruck „Frevler“ ist hier deshalb gewählt, weil nur ein solcher schnell bereit ist, Gelübde zu tun und zu schwören, ohne zu bedenken, dass er leicht in Gefahr kommen kann, seinen Schwur oder sein Gelübde zu brechen, wenn es sich etwa herausstellt, dass das Tier, das er zum Opfer bestimmt, untauglich ist oder wenn dieses stirbt und er versäumt, ein andres als Ersatz darzubringen (vgl. S. 173). Das Geloben an sich ist nach der Ansicht der Weisen etwas Sündhaftes, und sie folgern dies aus Deut. 23, 23, wo es heisst: „wenn du es unterlässt, ein Gelübde zu tun, so begehst du keine Sünde“, der Gelobende als solcher wird daher חוטא, Sünder genannt; s. Ned. 77b. Nur in gewissen Fällen ist das Gelübde gestattet und auch empfohlen, z. B. um sich selbst zur Ausübung göttlicher Gebote anzuspornen, in deren Erfüllung man sonst träge und lässig wäre. Damit erklärt sich auch Ps. 119, 106 und der Ausspruch des R. Akiba in Abot III, 14.",
+ "so ist er durch Gelübde verpflichtet hin- sichtlich des Nasirats. Er muss, wenn er trotz des Gelübdes das Brot gegessen hat, ein Nasirat von 30 Tagen halten; vgl. Nas. I, 3.",
+ "des Opfers. Er muss das Opfer für begangene Untreue darbringen, Lev. 5, 15; denn wenn man durch Gelübde wie Konam u. dergl. (s. M. 2) sich den Genuss einer Sache versagt hat und diese dann dennoch geniesst, so begeht man Untreue, wie wenn man sich an etwas Heiligem vergeht, יש מעילה בקונמות (ת״י). Nach Andren muss er, wenn er gesagt hat: הרי עלי כנדרי רשעים, ein Ganzopfer bringen, da sein Ausspruch dahin aufzufassen ist, dass er geloben wolle, so zu tun wie die Frevler, diese aber sind schnell bereit, Opfer zu geloben.",
+ "und des Eides. Er muss, wenn er das Brot irrtümlich gegessen hat, ein „auf- und absteigendes Opfer“ darbringen (Lev. 5, 4—13), wie es derjenige schuldig ist, der unvorsätzlich einen „Ausspruch-Eid“ (שבועת בטוי) verletzt hat; denn in dem Ausdruck והוא ממני שלא אוכלנו war auch ein Eid enthalten. Wenn er es mutwillig getan hat, so erhält er die Geisselstrafe; vgl. Schebuot III, 7.",
+ "so hat er damit nichts gesagt. D. h. wenn er gesagt hat, er wolle sein wie einer, der die Gelübde der Frommen tut, dann ist er, selbst wenn der Fall ebenso gelegen und er die gleiche Formel gebraucht hätte, wie oben N. 13 angegeben, in jeder Beziehung frei, denn da die Frommen keine Gelübde tun und nicht schwören, so wollte er nur sagen, dass das Brot ihm nicht verboten sein solle.",
+ "wie ihre. Der Frommen.",
+ "freiwilligen Gaben…. D. h. wenn der Fall so lag wie N. 13 und er sagt: כנדבות כשרים הריני וכו׳.",
+ "so ist er durch Gelübde verpflichtet hinsichtlich des Nasirats und des Opfers. Denn die Frommen pflegen zuweilen ein Nasirat zu übernehmen, um sich von gewissen Dingen fernhalten zu müssen, sowie freiwillige Opfer darzubringen (vgl. Einleitung S. 173), bei denen sie nicht ersatzpflichtig sind und somit die Gefahr, das Verbot Deut. 23, 22 zu übertreten, nicht so nahe liegt. Der Gelobende muss daher, wenn er das Brot gegessen, ein Nasirat von 30 Tagen halten und das Opfer für begangene Untreue darbringen, N. 15. — Das נדר am Schlusse unserer Mischna ist nicht zu urgieren, da ja die Frommen kein Gelübde tun; es ist vielmehr = נדב. Nur zu נזיר ist durchaus das Prädicat נדר erforderlich, vgl. Num. 6, 2; es kann daher das נדר hier als Zeugma angesehen werden."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Hier beginnt die Aufzählung der in M. 1 erwähnten Umschreibungen, während bisher die unvollständigen Formeln (ידות) behandelt wurden, s. N. 4.",
+ "einer zum andren. In der ed. princ., im jerus. Talmud und bei Alfasi fehlt לחברו. Es ist tatsächlich überflüssig, da man durch die Formel „Konam“ nicht nur einem andren, sondern auch sich selbst den Genuss einer Sache verbieten kann.",
+ "Konam. Nach R. Jochanan (Ned. 10a) sind die hier folgenden Nebenformen und Umschreibungen Wörter, die bei den Heiden üblich waren und „Opfer“ bedeuteten. Nach Resch Lakisch hingegen sind diese Ausdrücke von den jüdischen Weisen erfunden, um die Möglichkeit zu schaffen, auch ohne das Wort קרבן ein Gelübde zu thun. Denn bei dieser Formel, die in der Regel קרבן לה׳ lautet, ist zu befürchten, dass man sie auch in umgekehrter Reihenfolge (לה׳ קרבן) gebrauchen, sich aber gleich nach dem ersten Worte לה׳ eines andren besinnen und das Gelübde unterlassen könnte. In diesem Falle aber würde man den Gottesnamen unnütz ausgesprochen haben. — Das Wort קנמי findet sich in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei Sidon aufgefundenen Eschmunazar-Inschrift zweimal und bedeutet nach der Erklärung von S. Munk (im Journ. asiatique 1856, S. 296) „ich beschwöre, mein Schwur ergeht an …“, also soviel als משביע אני. Ebenso Kalisch, Jüd. Litteraturbl. 1880, S. 167; er sieht in קנם das syr. ܩܢܽܘܡܳܐ Person, Substanz; daher קנמי = bei meiner Person, bei meinem Leben! Anders Schlottmann in ZDMG X, 409, Nöldeke, ib. XXIX, 326. Die Inschrift selbst ist in dem Corpus inscriptionum semiticarum I, S. 16 ff. abgedruckt und erklärt. Bemerkenswert ist nur, dass קונם nach der Auffassung der Mischna eine Umschreibung für קרבן, also ein נדר ist, während es nach jener Inschrift eine Beschwörung, also שבועה sein müsste. Hinfällig ist damit die Annahme Frankels in seiner Monatsschr. 1856, S. 574, Anm. 5, dass das ם in קונם Suffix sei, das Wort selbst also soviel bedeute als „ihr Schöpfer, es sei ihrem Schöpfer gewidmet“ und deshalb eine Nebenbenennung für קרבן לה׳ sei, wie etwa das latein. Diis sacrum. — Ebenso unwahrscheinlich ist die Ableitung Levys in seinem Wörterbuch, wonach zunächst קרבן in קרן ,קבן verkürzt und dieses dann in der Bedeutung von قان und قين (mit angehängtem ם) genommen wurde, sodass es = קרבן לה׳ war. — Die hier in der Mischna angedeutete Formel muss z. B. gelautet haben: (או עלי) קונם ככר זה עליך, Konam sei dieses Brot für dich (oder für mich).",
+ "Konach, Konas. Konach und Konas sind entweder Fremdwörter, die bis jetzt nicht ermittelt sind, oder Verstümmelungen und dialectische Abweichungen von der Grundform קונם. Wenn das erstere der Fall ist, so sind jedenfalls semitische Wörter zur Erklärung heranzuziehen, nicht aber griechische, wie Graetz, Monatsschr. XIX, S. 233 will, der in קונם u. s. w. Anklänge an χῆνα ϰαἱ ϰύνα, „Gans und Hund“ sieht, bei denen man nach dem Scholiasten zu Aristophanes, Aves 5, 20 statt bei den Göttern geschworen haben soll!",
+ "Opfer. D. h. der Gegenstand ist ihm zum Genusse ebenso verboten wie ein Opfer. Die Formel דבר זה יאסר עלי כקרבן wäre die eigentliche Form eines Verbotgelöbnisses (נדר), weil man gern das Opfer wegen seiner Häufigkeit als Beispiel eines verbotenen Gegenstandes wählte, vgl. Einl. S. 173, 2; da nun קונם u. s. w. Umschreibungen für קרבן sind, so sind mit diesem ersten Satze der Mischna die ersten vier Worte der M. 1 erklärt, vgl. oben N. 4,",
+ "[Wenn jemand sagt:] „Cherek, Cherech, Chereph. „Dieser Gegenstand sei für mich (oder dich) Cherek …“ Vgl. auch N. 23 .",
+ "Banngelöbnis. Der Gegenstand ist ihm daher zum Genusse verboten, als ob er das Wort חרם gebraucht hätte. Denn wenn jemand sagt: „Dieser Gegenstand sei Banngut (חרם) dem Ewigen“, so ist er für den profanen Gebrauch verboten. Das Gleiche gilt, wenn jemand schlechthin sagt: „Dieser Gegenstand sei Banngut“ und er diesen noch nicht den Priestern übergeben hat, denen Alles, was ohne nähere Bestimmung als Banngut erklärt wird, zu überweisen ist; s. Arach. VIII, 6; Maim. Hil. Arach. VI, 1; vgl. auch Ned. II, 4.",
+ "Nasik. Er sagt: „ich will Nasik …. sein“, anstatt das Wort נזיר zu gebrauchen.",
+ "Nasiach, Pasiach. Die hier genannten Wörter sind offenbar Verstümmelungen des Wortes נזיר. Wie weit man auch hier ging, alle schwierigen Wörter im Talmud mit Hilfe des griechischen Lexicons zu erklären, beweist die Annahme Krochmals in seinen Scholien zum bab. Talmud, S. 231, dass פזיח = ψυχή sei! Die Formel פזיח habe deshalb ebenso bindende Kraft wie נזיר, weil der Nasir durch sein Gelübde sich verpflichte, ein mehr geistiges, „psychisches“ Leben zu führen!",
+ "so sind dies Umschreibungen für Nasiratformeln. Er muss also 30 Tage Nasir sein, Nas. I, 3.",
+ "Schebuta. Er sagt z. B. anstatt שבועה die Formel שבותה שלא אוכל ככר זה, Schebuta, dass ich dieses Brot nicht essen werde.",
+ "Schekuka. Anstatt שקוקה lesen Alfasi, Mëiri, R. Ascher, Jore dea 237, 10 שבוקה.",
+ "Mota. מותא ist eine Abkürzung des aram. Wortes מוֹמָתָא, ܡܰܘܡܬܳܐ = Schwur; Targum Onkelos gebraucht es für שבועה, z. B. Gen. 24, 8. Die Lesart im jerus. und bab. Talmud ist במוהי, bei Maim. במוהא, bei R. Ascher נדר במומי נדר במוהי. Nach der Erklärung des Talmud (Ned. 10b) ist die Formel der Mischna dahin zu verstehen, dass er gesagt hat: „במומתא דאמר מוהי = bei dem Schwure, den Mose ausgesprochen hat“, wobei מוהי eine Nebenform für משה ist und ויואל משה (Ex. 2, 21) im Sinne von „schwören“ (wie ויאל I Sam. 14, 24) genommen wird.",
+ "gelobt. Das Wort נדר ist hier nur darum gebraucht, weil die Mischna von „Gelübden“ handelt; thatsächlich ist מותא die Umschreibung eines Schwures. — Die Mischna trennt die beiden Formen שקוקה ,שבותה von מותא durch das Wort נדר, weil jene beiden Wörter Verstümmelungen von שבועה sind, מותא dagegen eine Umschreibung für שבועה ist.",
+ "Eid. Das Brot ist ihm daher zum Genusse verboten. — Die Reihenfolge der hier aufgezählten Umschreibungen ist nicht der in M. 1 parallel, weil dort die materielle Ähnlichkeit der Gelübde entscheidend war (s. N. 3), hier aber das sprachliche Moment die Ordnung bestimmt; denn die Umschreibungen für חרם ,קרבן und נזיר sind von den betreffenden hebräischen Worten abgeleitet oder aus ihnen corrumpiert, während die zuletzt genannte Umschreibung des Schwures, מותא, der aramäischen Sprache angehört."
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+ "Wenn jemand sagt. In der ed. princ. fehlt האומר. In unserer Mischna fehlt ebenso wie in der folgenden das Wort לחברו; es ist aus der Formel אוכל לך zu erschliessen und deshalb fortgelassen.",
+ "was ich von dem Deinigen essen werde. Wörtlich: „nicht profan soll [z. B. dieses Brot, das Dir gehört, für mich] sein, ich will [daher] von dem Deinigen nicht essen.“ Daneben besteht aber auch die andre und verständlichere Lesart (Talmud und Kommentare): לַחֻלִּין שאוכל לךּ, wo das לַ = לָא aufzufassen ist, also: „nicht profan sei, was ich von dem Deinigen essen sollte“. Aus dieser Negation ist auf das Gegenteil zu schliessen, sodass er sagen will: nicht profan, sondern heilig (הקדש) soll es sein.",
+ "[oder] nicht tauglich. D. h. „nicht tauglich sei, was ich von dem Deinigen essen sollte“, und so sind in allen folgenden Fällen die Worte שאוכל לך zu ergänzen. Der Gelobende will damit sagen, dass das Eigentum des Andren für ihn den Dingen gleich zu achten sei, bei denen man die Attribute כשר und (das Gegenteil) פסול anwendet, das sind Opfer, vgl. Seb. I, 1 u. s.",
+ "nicht erlaubt. דכי ist das aram. Äquivalent für das hebr. טהור, sowohl im Sinne von „(levitiseh) rein“, vgl. Targ. Onk. zu Lev. 12, 4, als von „erlaubt (zum Genusse)“, vgl. Targ. Onk. zu Lev. 11, 47; Ed. VIII, 4. Das Attribut אסור, verboten (als Gegenteil von דכי = מותר) wird zwar auch bei Dingen gebraucht, die von der Thora zum Genusse verboten sind, z. B. vom Aas, Blut u. dergl., und wenn der Gelobende hieran dächte, wäre sein Gelübde ungültig, s. Einl. S. 173, 2. Indessen wird אסור auch von Opfern und Heiligtümern gesagt, die erst durch die Bestimmung des Menschen ihre Weihe erhalten haben, und da man bei Gelübden, die ohne nähere Bestimmung getan sind, in erschwerendem Sinne entscheidet (Ned. II, 4), so ist das Gelübde gültig, da er auch an Opfer gedacht haben kann, zumal aus seinen Worten auf seine Absicht zu schliessen ist, dass er sich durch Gelübde etwas versagen will.",
+ "rein. Vor dem Worte טהור ist (nach R. Nissim) das לא aus dem vorhergehenden Falle zu ergänzen. Er will sagen: „nicht rein sei für mich, was ich von dem Deinigen essen werde, sondern unrein“. Diese Attribute gelten auch beim Opfer, sein Gelübde ist somit gültig. Bei Alfasi lautet auch der Text der Mischna לא טהור. — Nach R. Ascher ist das טהור mit dem darauf folgenden טמא zu verbinden, sodass der Gelobende sagen wollte: „Das, was ich von dem Deinigen essen werde, sei für mich rein und unrein“, d. h. habe den Character der Dinge, auf die man in der Regel die Attribute „rein und unrein“ anwendet, das sind Heiligtümer.",
+ "[und] unrein. „Unrein sei, was ich von dem Deinigen essen werde“, ebenso in den folgenden Fällen.",
+ "Übriggebliebenes. Was vom Opfer über die vorgeschriebene Zeit hinaus zurückgeblieben und darum zum Genusse verboten ist, Ex. 29, 34, Lev. 7, 17 u. o.",
+ "[und] Verworfenes. Ein Opfer, das über die vorgeschriebene Zeit hinaus oder ausserhalb des vorgeschriebenen Ortes gegessen werden soll, Lev. 7, 18; Seb. II, 3.",
+ "so ist es ihm verboten. Das Brot zu essen. Da er bei seinem Gelübde Ausdrücke gebraucht hat, die bei Opfern angewendet werden, so hat er dem Brote den Character eines Opfers beilegen und es sich zum Genusse verbieten wollen. — Die Mischna trennt hier die bisherigen Fälle von den nachfolgenden durch das Wort אסור, obgleich bei diesen das Gelübde ebenso bindend ist wie bei jenen, weil im zweiten Teile der Mischna alle Formeln durch das כ der Vergleichung eingeführt werden und so eine zusammengehörige Gruppe bilden. In der ed. princ. fehlt אסור.",
+ "wie das Lamm. אמרא ist das aram. Äquivalent für das hebr. שה oder כבש, s. Targ. Onkelos zu Gen. 30, 32; Ex. 29, 39; vgl. Esr. 6, 9. 17; 7, 17. — Der Gelobende meint: wie das bestimmte, als Opfer vorgeschriebene Lamm, denn אמרא ist durch das angehängte א determiniert.",
+ "wie die Schuppen. Die zur Aufbewahrung der Opfertiere oder des Holzes dienten. דיר, Stall, Hürde, Schuppen, von dem aram. דור, wohnen, weilen, Dan. 4, 9. 18; bibl.-hebr. דור. Vgl. auch B. kamma VI, 1: הכונס צאן לדיר; Mid. II, 5: לשכת דיר העצים. Der jerus. Talmud liest כדיריים.",
+ "wie das Holz. Das auf dem Altar zum Verbrennen der Opfer aufgeschichtet lag (עצי המערכה).",
+ "wie die Feueropfer. Die Opfer, die אשי ה׳ genannt werden, Lev. 21, 6 u. o. Nach dem jerus. Talmud z. St. ist אשים als Plural von אש zu fassen, also Flammen; der Gelobende meint dann das, was von den Flammen des Altars verzehrt wird.",
+ "wie der Altar. D. i. wie die Opfer, die auf dem Altar verbrannt werden.",
+ "wie der Tempel. D. i. wie die Opfer, deren Blut im Innern des Heiligtums auf den Altar gesprengt wurde (Lev. 4, 1 ff; 17, 14 ff), im Gegensatz zu den Opfern, deren Blut auf den grossen Altar in der Vorhalle gesprengt wurde.",
+ "wie Jerusalem. D. i. wie die Opfer, die in Jerusalem dargebracht oder hier gegessen wurden und vor der Sprengung des Blutes auf den Altar zum Genusse verboten waren.",
+ "oder wenn er gelobt bei einem von den Werkzeugen des Altars. Wie Pfannen, Schaufeln u. dergl., Ex. 27, 3.",
+ "Opfer. Weil man in der Regel dem Gegenstand, dessen Genuss man sich versagen will, den Character eines Opfers beizulegen pflegt; s. Einl. S. 173,2 .",
+ "R. Jehuda sagt: Wenn jemand sagt: „. . Jerusalem. Er sagt ohne das כ der Vergleichung: „Jerusalem sei für mich das, was ich von dem Deinigen essen werde.“",
+ "so hat er damit nichts gesagt. Und das Brot ist ihm zum Genusse erlaubt. Hätte er aber כירושלים gesagt, so würde R. Jehuda mit dem ungenannten Tanna unsrer Mischna (ת״ק) übereinstimmen. — Nach einer im Talmud Ned. 11a citierten Boraita ist jedoch nach R. Jehuda auch das mit der Formel כירושלים eingeführte Gelübde ungültig, es sei denn, dass er ausdrücklich gesagt hätte: bei den Opfern, die in Jerusalem dargebracht werden. Der Widerspruch zwischen Mischna und Boraita wird dort gelöst durch die Annahme, dass zwei Überlieferungen im Namen des R. Jehuda bestanden haben. Nach der einen hielt R. J. die Stadt Jerusalem selbst für heilig; wenn der Gelobende also sagte: כירושלים, so war das Gelübde gültig, wie auch der anonyme Tanna erklärt, weil dadurch das Brot die Weihe empfing, die Jerusalem besass. Nach der andren Überlieferung jedoch hielt R. J. die Stadt selbst nicht für heilig, und darum war, wenn er nur בירושלים sagte, das Gelübde ungültig. Die ed. princ. liest auch in unsrer Mischna כירושלים."
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+ "ein Ganzopfer. Ganzopfer können sowohl freiwillige Spenden als auch vorgeschriebene Pflichtopfer sein, vgl. Num. 28, 3. 10 ff; 29, 2 ff. Im letztern Falle hat es zwar den Anschein, als ob hier der Gelobende dem Brote den Character eines bereits von der Thora zum Genuss verbotenen Gegenstandes beilegt, und das Gelübde sollte demgemäss ungültig sein, s. Einl. S. 173, 2. Gleichwohl ist hier das Gelübde gültig, weil man nicht eher verpflichtet ist, die einzelnen Tiere oder Ganzopfer darzubringen, als bis man sie dazu geweiht hat; insofern ist auch das Ganzopfer, welches ein Pflichtopfer ist, als דבר הנדור zu betrachten, d. h. als etwas, das erst durch die Bestimmung des Menschen seine Weihe empfangen hat. — Mëiri fasst קרבן und עולה hier als zwei getrennte Fälle; indessen spricht die Aufzählung der Mischna dafür, dass hier von Pflichtopfern die Rede ist, קרבן an sich kann aber nicht als Pflichtopfer bezeichnet werden. Überdies wäre dann der Fall: קרבן שאני אוכל לך mit dem im zweiten Satze folgenden: קרבן שאוכל לך identisch.",
+ "[oder] Speiseopfer. Das Speiseopfer ist auch Pflichtopfer, s. die N. 55 citierten Stellen.",
+ "Sündopfer. Auch dies ist Pflichtopfer, s. Lev. 4, 2 ff.",
+ "Dankopfer. Dankopfer sind zwar nach dem Thoragesetz keine Pflichtopfer, sondern können nur als Gelübde oder freiwillige Gaben dargebracht werden, s. Lev. 7, 16. Nach den Weisen jedoch (Ber. 54b) sind vier Personen zum Dankopfer verpflichtet: die aus Wüsten- und Kerkernot, aus Krankheits- und Seegefahr Erretteten, die der Ps. 107 schildert und von denen es dort v. 22 heisst: sie sollen Dankopfer bringen.",
+ "Friedensopfer. Friedensopfer sind in gewissen Fällen von der Thora vorgeschriebene Pflichtopfer, s. Lev. 23, 19; Num. 6, 14.",
+ "was ich. Ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen שאיני. Dies wäre dann so zu erklären: „Opfer sei [für mich das Brot, das dir gehört], denn ich will von dem Deinigen nicht essen.“ Vgl. auch Ned. II, 2.",
+ "Jehuda aber erlaubt es. Weil er nicht das כ der Vergleichung gebraucht hat, klingt die Formel wie ein Schwur (vgl. auch Ket. II, N. 57), ohne jedoch ein solcher zu sein. In Mischna 3 erklärte jedoch auch R. Jehuda das Gelübde mit der Formel נותר ופגול selbst ohne das vergleichende כ für gültig, weil diese Begriffe an sich schon darauf hinweisen, dass etwas Verbotenes gemeint sein soll, was bei „Opfer“ nicht der Fall ist.",
+ "so ist es ihm verboten. Dass das Gelübde mit der Formel קרבן und כקרבן gültig ist, war bereits aus dem Vorhergehenden zu entnehmen und brauchte eigentlich nicht wiederholt zu werden. Dieser ganze Satz ist indessen nur wegen der Formel הקרבן notwendig; denn diese Formel הקרבן könnte auch als Schwur gedeutet werden, als wollte der Gelobende sagen: „beim Opfer, beim Leben des Opfers, dass ich von dem Deinigen essen werde!“ Dies aber wäre weder ein Gelübde noch ein Schwur, und das Brot wäre ihm dann zum Genusse erlaubt. Deshalb erklärt hier die Mischna ausdrücklich, dass es ihm verboten ist. Dieser Satz steht jedoch mit dem Satz קרבן שאוכל לך . . מותר in Ned. II, 2 nicht in Widerspruch, weil dieser eine andre Deutung erfährt, s. dort N. 26.",
+ "zum Opfer. Ed. Lowe und ed. princ. lesen: לא קרבן לא אוכל לך; vgl. jedoch Ned. II, 2 und das. N. 27.",
+ "Meir für verboten. Denn er meint: „zum Opfer sei [dein Brot], ich werde [deshalb] von dem Deinigen nicht essen.“",
+ "Konam. Nach R. Jochanan (Ned. 10a) sind die hier folgenden Nebenformen und Umschreibungen Wörter, die bei den Heiden üblich waren und „Opfer“ bedeuteten. Nach Resch Lakisch hingegen sind diese Ausdrücke von den jüdischen Weisen erfunden, um die Möglichkeit zu schaffen, auch ohne das Wort קרבן ein Gelübde zu tun. Denn bei dieser Formel, die in der Regel קרבן לה׳ lautet, ist zu befürchten, dass man sie auch in umgekehrter Reihenfolge (לה׳ קרבן) gebrauchen, sich aber gleich nach dem ersten Worte לה׳ eines andren besinnen und das Gelübde unterlassen könnte. In diesem Falle aber würde man den Gottesnamen unnütz ausgesprochen haben. — Das Wort קנמי findet sich in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei Sidon aufgefundenen Eschmunazar-Inschrift zweimal und bedeutet nach der Erklärung von S. Munk (im Journ. asiatique 1856, S. 296) „ich beschwöre, mein Schwur ergeht an …“, also soviel als משביע אני. Ebenso Kalisch, Jüd. Litteraturbl. 1880, S. 167; er sieht in קנם das syr. ܩܢܽܘܡܳܐ Person, Substanz; daher קנמי = bei meiner Person, bei meinem Leben! Anders Schlottmann in ZDMG X, 409, Nöldeke, ib. XXIX, 326. Die Inschrift selbst ist in dem Corpus inscriptionum semiticarum I, S. 16 ff. abgedruckt und erklärt. Bemerkenswert ist nur, dass קונם nach der Auffassung der Mischna eine Umschreibung für קרבן, also ein נדר ist, während es nach jener Inschrift eine Beschwörung, also שבועה sein müsste. Hinfällig ist damit die Annahme Frankels in seiner Monatsschr. 1856, S. 574, Anm. 5, dass das ם in קונם Suffix sei, das Wort selbst also soviel bedeute als „ihr Schöpfer, es sei ihrem Schöpfer gewidmet“ und deshalb eine Nebenbenennung für קרבן לה׳ sei, wie etwa das latein. Diis sacrum. — Ebenso unwahrscheinlich ist die Ableitung Levys in seinem Wörterbuch, wonach zunächst קרבן in קרן ,קבן verkürzt und dieses dann in der Bedeutung von قان und قين (mit angehängtem ם) genommen wurde, sodass es = קרבן לה׳ war. — Die hier in der Mischna angedeutete Formel muss z. B. gelautet haben: (או עלי) קונם ככר זה עליך, Konam sei dieses Brot für dich (oder für mich).",
+ "so sind sie ihm verboten. Obschon Konam die Umschreibung eines Gelübdes ist, ein Gelübde aber, da es eine Sache zum Genusse verbietet (s. N. 2), sich nur auf einen concreten Gegenstand, nicht aber auf eine Tätigkeit beziehen kann, sind ihm hier dennoch die verschiedenen Handlungen verboten, weil sich Konam auch auf Mund, Hand und Fuss beziehen kann und man bei Gelübden, die ohne genauere Bestimmung getan sind, in erschwerendem Sinne entscheidet, Ned. II, 4. Nach den Rabbinen ist ein Gelübde, das sich auf eine Tätigkeit und nicht auf eine Sache bezieht, auch gültig, s. Jore dea 213, 1."
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+ "Folgende. Zu אלו vgl. Ket. III, N. 1.",
+ "[Gelübde] sind erlaubt. D. h. die Gelübde sind nichtig und bedürfen nicht erst der Lösung durch Gelehrte.",
+ "Profan sei. Ed. Lowe liest לחולין. Aus Ned. 13b ist aber zu ersehen, dass חולין die richtige Lesart ist.",
+ "was ich von dem Deinigen essen werde. Es ist selbstverständlich, dass der Gelobende die Sache geniessen darf, von der er sagt, sie solle profan sein; dieser ganze Fall ist daher überflüssig. Er ist wohl nur deshalb hierhergesetzt, um zu zeigen, dass ein Gelübde nicht bloss dann nichtig ist, wenn es dem Gegenstande den Character eines an sich verbotenen beilegt, sondern auch dann, wenn es ihm den eines zum Genusse erlaubten beilegt.",
+ "[oder] wie Schweinefleisch. Lev. 11, 7. Das Gelübde ist nichtig, weil Schweinèfleisch nicht durch die freie Bestimmung des Menschen, sondern bereits durch Thoragesetz verboten ist (דבר האסור), s. Einl. S. 173, 2. Das Gleiche gilt auch in den folgenden Fällen.",
+ "wie ein Götze. Deut. 7, 25. — ע״ז oder עכו״ם heisst in der Mischna nicht nur der Götzendienst, sondern auch der Götze selbst, vgl. Ab. s. I, 3 u. o.",
+ "die dem Herzen gegenüber aufgerissen sind. לבב ein verb. denomin. von לב, am Herzen oder in der Gegend des Herzens etwas tun. — Die Heiden pflegten das Fell noch lebender Tiere dem Herzen gegenüber aufzureissen, das Herz herauszunehmen und dem Götzen als Opfer darzubringen; s. auch Ab. sara II, 3.",
+ "wie Aas. Deut. 14, 21.",
+ "wie Zerrissenes. Ex. 22, 30. Im Talmud: וטרפות.",
+ "wie Geschmeiss. Lev. 11, 11. 13. 20. 23.",
+ "wie Gewürm. Lev. 11, 29. 41. Im Talmud: ורמשים.",
+ "wie die Teighebe. Num. 15, 20.",
+ "Arons. Aron ist nur als Beispiel eines Priesters genannt, weil er der erste aller Priester war.",
+ "oder wie seine Hebe. Num. 18, 8; Lev. 22, 10. — Challa und Hebe erhalten zwar ihre Weihe erst durch die Bestimmung des Menschen, ein Gelübde, das einem Gegenstand ihren Character beilegt, sollte daher eigentlich gültig sein. Es ist gleichwohl ungültig, weil derjenige, der Challa oder Hebe abscheidet, nicht sowohl die Absicht hat, über das Abgeschiedene ein Verbot (für Nichtpriester) auszusprechen als vielmehr durch diese Handlung den Teig resp. das Getreide zum Genusse geeignet zu machen. Insofern heissen Challa und Hebe nicht דבר הנדור (s. Ned. I, N. 55), zumal sie ja nicht erst durch die Bestimmung des Menschen, sondern auch ursprünglich schon zum Genusse verboten waren (als Tebel, s. Sanh. VIII, N. 23 und Mak. III, N. 27). — Die Mischna zählt hier Dinge auf, bei denen die Grade des Verbotes verschieden sind: zunächst Schweinefleisch, das nur zum Essen verboten, dann Götzen, die auch zur Nutzniessung verboten sind, darauf Teile von Götzenopfern, die niemals den Character eines Götzen verlieren, während dies bei Götzen selbst der Fall sein kann (s. Ab. sara IV, 4 ff). Es folgen: Aas, bei dem das Gesetz insofern noch strenger als bei den vorgenannten Dingen ist, als es in der Grösse einer Olive [levitisch] verunreinigt (Nid. 42 b); Zerrissenes, das eigentlich schon vorher, neben dem Schweinefleisch aufgezählt sein müsste, aller gewöhnlich in Verbindung mit Aas genannt wird; Geschmeiss und Gewürm, das bereits in der Grösse einer Linse [levitisch] verunreinigt (Chag. 11a). Zuletzt werden Challa und Hebe genannt, weil sie „Heiligtümer“ sind.",
+ "so ist es [ihm] erlaubt. D. h. die Gelübde sind nichtig und bedürfen nicht erst der Lösung durch Gelehrte.",
+ "Du seist mir [verboten] wie meine Mutter. אמא = meine Mutter, ef. Mid. I, 2, ähnlich wie אבא = mein Vater, s. Ket. II, Note 61. Die Mutter ist nur als Beispiel einer dem Gelobenden zur Ehe verbotenen Frau gewählt.",
+ "so öffnet man ihm von andrer Seite einen Ausweg [zur Reue. Es genügt zur Lösung des Gelübdes nicht, dass er erklärt, er bereue, sein Gelübde überhaupt getan zu haben und würde es bei richtiger Überlegung durchaus nicht ausgesprochen haben (חרטה מעקרא); es genügt auch nicht, dass man ihm durch den Hinweis auf die Pflicht der Pietät gegen die Eltern einen Ausweg zur Reue eröffnet, indem man etwa zu ihm sagt: hättest du bedacht, dass es ein Mangel an Ehrerbietung gegen deine Mutter ist, ein solches Gelübde zu tun, so hättest du es gewiss nicht ausgesprochen. Er muss vielmehr einen Kundigen um die Entscheidung befragen und dieser muss ihm die Möglichkeit, sein Gelübde zu bereuen, durch den Hinweis auf andre Momente als die Pietät gegen die Mutter eröffnen und kann es dann erst lösen. Vgl. auch M. 5 und Ned. IX, 1.",
+ "damit er hierin nicht leichtsinnig sei. הקיל ראש, leicht sein mit Bezug auf die Gesinnung, leichtsinnig sein, s. Ber. IX, 5; קלות ראש, Leichtsinn, Ned. II, 5 Ende, Ab. III, 14. — Obschon das Gelübde eigentlich ohne weiteres ungültig sein sollte, da er es in Verbindung mit etwas getan, das ihm schon durch Thoragesetz verboten ist, nämlich seiner Mutter, verfährt man dennoch hier strenger, um zu verhüten, dass ein Mann in Momenten der Aufregung sich durch Gelübde den ehelichen Umgang versage; vgl. auch Ket. V, 6. Nach dem Talmud (Ned. 14a) ist diese Bestimmung der Weisen jedoch nur für Unkundige (עם הארץ) getroffen; zur Halacha s. Jore dea 205, 1.",
+ "Konam. S. Ned. I, N. 23.",
+ "dass ich nicht schlafen. Ed. Lowe, ed. princ., Ms. Or. 567 und Talmudausg. haben שאני; R. Nissim z. St. erklärt שאני für die richtige Lesart, weil Konam als Umschreibung von נדר ein sachliches Gelöbnis ist, s. Ned. I, N. 3. Es wäre dann zu übersetzen: Konam (d. h. wie Opfer verboten) sei mir der Schlaf, den ich schlafen werde u. s. w.",
+ "dass ich nicht gehen werde. Nach der Thora wäre das Gelübde nicht bindend, da es sich nur auf eine Tätigkeit, nicht aber auf einen greifbaren Gegenstand bezieht, vgl. Ned. I, N. 65.",
+ "dass ich Dir nicht beiwohnen. שמש, bedienen ist hier euphemistischer Ausdruck für „beiwohnen“, vgl. Ket. V, N. 57.",
+ "werde. Der Mann ist zum ehelichen Umgang nach der Thora verpflichtet und hat kein Recht, sich durch ein Gelübde dieser Pflicht zu entziehen, sowenig etwa jemand einem andren eine Sache zum Genusse verbieten kann, über die er selbst nicht zu verfügen hat. Der Fall unsrer Mischna muss deshalb so erklärt werden, dass er gesagt hat: Konam sei mir der Genuss Deiner Beiwohnung; in diesem Falle ist das Gelübde gültig, da man dem Gelobenden nicht einen Genuss gestatten darf, den er sich selbst versagt hat.",
+ " Die Gültigkeit der Gelübde ist hier (nach Ned. 15a) jedoch nur eine rabbinische Anordnung, weil sie nicht greifbare Gegenstände betreffen. In dem letzten Falle darf also der Mann keinen ehelichen Umgang pflegen, obschon er nach der Thora dazu verpflichtet wäre (Gen. 1, 28; Ex. 21, 10), weil die Weisen die Kraft haben, unter Umständen ein Thoragesetz aufzuheben, indem sie anordnen, die Ausübung eines Gebotes zu unterlassen (יש כת לחכמים לעקור דבר מן התורה בשב ואל תעשה). Nach Tos. s. v. רבינא ist in diesem Falle das Gelübde auch nach der Thora gültig.",
+ "dass ich nicht schlafen. Eig.: „ein Schwur, dass u. s. w.“ Der Schwur ist hier nur dann bindend, wenn er für kurze Zeit den Schlaf verbieten sollte. Wenn aber jemand schwört, drei Tage lang nicht zu schlafen, so ist er die Geisselstrafe schuldig, da er einen vergeblichen Eid (שבועת שוא) geleistet, indem er sich durch den Schwur zu etwas physisch Unmöglichem verpflichtet (s. Scheb. III, 8). In diesem Falle hat der Eid keine Folge, und der Schwörende macht sich sofort strafbar.",
+ "so ist es [ihm] verboten. Nach der Thora; denn der Eid ist auch gültig, wenn er sich nicht auf einen Gegenstand, sondern auf eine Tätigkeit bezieht, s. Ned. I, N. 3. — Die Mischna zählt hier nicht parallel dem vorigen Satze den Fall auf: שבועה שאיני משמשך, ich schwöre, dir nicht beizuwohnen, weil dieser Schwur ungültig wäre wie jeder Schwur, der auf die Übertretung eines Verbotes oder die Unterlassung eines Gebotes abzielt, s. Scheb. III, 6. Und selbst wenn man diese Formel (ähnlich wie oben N. 21) dahin erklären wollte, dass er meint: הנאת תשמישך יאסר עלי בשבועה, der Genuss deiner Beiwohnung sei mir durch Eid verboten, wäre dieser Ausspruch nicht bindend, da ein Schwur in Form eines Gelübdes hinsichtlich der Übertretung oder Erfüllung eines Gesetzes nicht bindend ist, s. Jore dea 239, 4. [Damit erledigt sich die von L. Heller in Tos. Jomtob s. v. שבועה aufgeworfene Frage]."
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+ "Ich werde von dem Deinigen nicht essen. Bei Anwendung dieser Formel ist ihm der Genuss vom Gute des Andren erlaubt, weil sie wie ein „Schwur beim Opfer“ klingt, ein solcher Schwur aber ist ungültig. Sollte es aber ein Gelübde sein, so würde es soviel heissen als: Opfer sei, was ich von dem Deinigen nicht essen werde, woraus zu schliessen wäre: was ich aber wohl von dem Deinigen essen werde, soll nicht Opfer sein, und auch dann müsste ihm der Genuss erlaubt sein. — Dieser Satz der Mischna steht aber nicht im Widerspruch mit dem in Ned. I, 3: לא חולין לא אוכל לך … אסור, dem die Deutung gegeben wurde: nicht profan sei es, ich will deshalb von dem Deinigen nicht essen, während in unsrer Mischna קרבן לא אוכל לך .. מותר nicht in ähnlicher Weise gedeutet wird. Denn jener Satz in I, 3 liess nicht die Deutung eines Schwures zu, sondern nur die eines Gelübdes, er musste daher in erschwerendem Sinne entschieden werden; die Formel קרבן לא אוכל לך hingegen lässt auch die Deutung eines Schwures zu und diese Deutung hat sogar die grössere Wahrscheinlichkeit für sich, sie ist daher in erleichterndem Sinne zu entscheiden, obschon sonst Gelübde ohne genauere Bestimmung strenger aufzufassen sind, Ned. II, 4.",
+ "dass ich von dem Deinigen essen werde. Die Talmudausg. lesen: הא קרבן , und so ist auch die Lesart bei Raschi, R. Ascher und R. Nissim. Nach dem Talmud z. St. ist das הא קרבן resp. das הקרבן, das auch in unsrer Mischna als Lesart bestanden hat (vgl. Schit. mekub.), als Schwur aufzufassen = „bei diesem Opfer“, der Schwur aber bei dem Leben eines Opfers ist ungültig, der Genuss daher erlaubt. Anders wurde das קרבן שאוכל לך in Ned. I, 4 gedeutet, s. dort N. 62.",
+ "ich werde von dem Deinigen nicht essen. Ms. Or. 567 liest שלא אוכל. — Aus dem Talmud (Ned. 16a) ist zu ersehen, dass er לקרבן gelesen hat; und so citleren auch R. Nissim und R. Ascher unsre Mischna. Danach ist die Formel hier so zu erklären: nicht Opfer sei, was ich von dem Deinigen nicht essen werde; daraus ist also zu schliessen: Opfer sei, was ich von dem Deinigen wohl essen werde. Danach müsste es ihm eigentlich zum Genusse verboten sein. Indess erklärt der Talmud, dass dieser Satz nur im Sinne des R. Meir gesagt ist, der den Schluss aus der negativen Form eines Ausspruchs auf die positive nicht gelten lässt, um daraus etwa ein gültiges Gelübde zu construieren (לית ליה מכלל לאו אתה שומע הן), der vielmehr verlangt, dass man den Gegenstand, dessen Character man einer erlaubten Sache beilegen will (also hier das Opfer), positiv und ausdrücklich nennt. Aus diesem Grunde wurde auch die Formel לקרבן לא אוכל לך in Ned. I, 4 anders gedeutet (s. dort N. 64) und entschied dort R. Meir in erschwerendem Sinne.",
+ "Ich werde von dem Deinigen nicht essen. Ed. princ. liest שלא אוכל, und so lasen auch R. Ascher und Schit. Mekub. — Diese Formel ist die eines richtigen Schwures und bedeutet: ich schwöre, von dem Deinigen nicht zu essen.",
+ "[oder] ein Schwur. Der Talmud liest: הא שבועה, Mëiri השבועה.",
+ "wenn ich von dem Deinigen essen werde. Die Formel soll nicht etwa heissen: ich schwöre, dass ich von dem Deinigen essen werde, denn in diesem Falle ist er verpflichtet, seinen Schwur zu halten und zu essen, s. Scheb. III, 1, und das לך, das er hier hinzufügt, ändert an seiner Verpflichtung nichts. Der Fall lag hier vielmehr so, dass A von B dringend ersucht worden ist bei ihm zu essen, A aber diese Einladung wiederholt abgelehnt hat und dann seine Weigerung noch dadurch bekräftigt, dass er erklärt: ein Schwur sei, wenn ich u. s. w., d. h. also soviel als: ich schwöre, dass ich von dem Deinigen nicht essen werde.",
+ "ich werde von dem Deinigen nicht essen. Das will sagen: es sei mir nicht durch Schwur verboten, was ich von dem Deinigen nicht essen werde, woraus zu schliessen ist: was ich von dem Deinigen essen werde, sei mir durch Schwur verboten. Auch dieser Satz ist im Sinne von R. Meir; denn dieser lehrt, dass der Schluss aus dem negativen Satz auf den positiven nur dort unzulässig ist (s. N. 27), wo es sich um Geldfragen oder solche Dinge handelt, die Geldeswert haben, daher auch bei Gelübden, die sich nur auf concrete Gegenstände beziehen, die einen gewissen Wert repräsentieren. Bei Verboten aber, wie bei Eiden, die auch auf Tätigkeiten sich beziehen können, die keinen realen Wert haben (vgl. Ned. II, 1 Ende) hält auch R. Meir jenen Schluss für zulässig. S. auch Scheb. IV, 13 u. N. 65 .",
+ "Hierin sind die Schwüre strenger als die Gelübde. Dies kann sich nicht auf die erste Hälfte dieser Mischna beziehen, um etwa zu betonen, dass nur bei Eiden, aber nicht bei Gelübden der Schluss von der Verneinung auf die Bejahung zulässig ist und dass deshalb קרבן לא אוכל לך … מותר, dagegen die parallele Formel שבועה לא אוכל לך … אסור sei; denn aus den Worten: „hierin sind die Schwüre strenger als die Gelübde“ wäre zu entnehmen, dass in gewissem Sinne auch diese streng seien, wenn auch nicht ganz so streng wie jene. Dies aber ist tatsächlich nicht der Fall, denn das מותר in unsrer Mischna bedeutet, dass das Gelübde ohne weiteres nichtig ist und nicht erst der Auflösung bedarf, während das אסור hier besagt, dass der Schwur auch nach der Thora bindend ist. Der Satz זה חומר וכו׳ bezieht sich vielmehr auf den letzten Teil der vorig en Mischna, in dem gesagt war, קונם שאיני ישן … הרי זה בלא יחל דכרו, dagegen שבועה שאיני ישן … אסור, wonach ein Gelübde, das sich auf ein Abstractum oder eine Tätigkeit bezieht, nur nach den Rabbinen bindend ist, ein ebensolcher Schwur aber nach der Thora.",
+ "Konam. S. Ned. I, N. 23.",
+ "die ich machen werde. Das Gebot s. Lev. 23, 42.",
+ "den ich nehmen werde. Lulaw, der Palmzweig, ist Bezeichnung für den ganzen Feststrauss, Lev. 23, 40.",
+ "die ich anlegen werde. Ex. 13, 9. 16; Deut. 6, 8; 11, 18.",
+ "so ist es ihm [wenn] in Form von Gelübden [ausgesprochen] verboten. Denn die Pflicht, in der Sucka zu wohnen u. s. w., ruht auf der Person, das Gelübde aber trifft die Sache; man kann sich daher durch ein [sachliches] Gelübde selbst die Erfüllung eines Gebotes unmöglich machen.",
+ "[wenn aber] in Form von Schwüren [ausgesprochen] erlaubt. Denn der Schwur bindet den Willen des Menschen nur in Bezug auf eine Handlung, die er nach Belieben tun oder lassen kann, hinsichtlich des Gebotes ist er aber bereits durch die Thora gebunden, der Schwur ist deshalb nicht bindend.",
+ "die Gebote zu übertreten. Der Eid hat zwar keine bindende Wirkung, der Schwörende ist jedoch die Geisselstrafe schuldig, weil er einen vergeblichen Eid geleistet, d. h. einen solchen, der wirkungslos bleiben muss, weil er mit einem Thoragesetz collidiert (שבועת שוא); s. Scheb. III, 8. Ebenso ist ein Schwur, ein Thoragebot zu erfüllen, ohne Folge und die Übertretung nicht strafbar; s. ebendas. und Ned. I, N. 13."
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+ "aber nicht einen Schwur in einem andren. Auch in dieser Hinsicht sind Gelübde strenger als Schwüre; darum folgt diese Mischna unmittelbar auf die vorhergehende.",
+ "wenn ich essen werde. Dieser Bedingungssatz ist eigentlich überflüssig, denn schon durch den Ausspruch der Formel נזיר הריני ist der Gelobende verpflichtet ein Nasirat zu halten; jener Satz ist nur, wegen des Parallelismus mit dem folgenden Satze hinzugefügt, in welchem die Worte שלא אוכל notwendig sind.",
+ "wenn ich essen werde. Mëiri liest noch ein drittes mal: הריני נזיר אם אוכל ואכל; aber auch nach unsrem Text ist der Fall beliebig oft hinzuzudenken, vgl. Ket. XI, N. 33.",
+ "so ist er durch jedes einzelne [Gelübde dazu] verpflichtet. Er muss für jeden Ausspruch ein Nasirat von 30 Tagen halten (Nas. I, 3) und am Ende jedes Nasirats die Num. 6, 13ff. vorgeschriebenen Opfer darbringen; insofern tritt also ein Gelübde in Kraft, während ein gleiches bereits wirksam ist. Er muss aber die Nasirate nach einander halten, da er die Tage nicht anders zählen kann. — Die Mischna wählt hier als Beispiel eines Gelübdes das Nasirat, weil dieses nur durch ein ausdrückliches Gelöbnis bedingt ist (Num. 6, 2) und gerade aus der Häufung des Ausdrucks נזיר להזיר (ibid.) die Bestimmung abgeleitet wird, dass ein Nasirgelübde wirksam ist, auch wenn es infolge eines bereits getanen Nasirgelübdes zur Zeit noch nicht erfüllt werden kann (נזירות חלה על נזירות). Die gleiche Bestimmung wird dann auf alle Gelübde übertragen, sodass jemand, der z. B. zweimal gesagt hat: „ich gelobe ein Opfer zu bringen, wenn ich dieses Brot essen werde“, zwei Opfer bringen muss. Nur in dem Falle, wenn er sich den Genuss des Brotes durch die zweimal ausgesprochene Formel: „קונם ככר זה עלי, Konam sei mir dieses Brot“ versagen wollte, könnte die Wiederholung nicht wirksam sein, weil ihm das Brot bereits durch den ersten Ausspruch zum Genusse verboten war und ein bereits verbotenes Object nicht zum zweiten mal von einem Verbote betroffen weiden kann (אין איסור חל על איסור, vgl. Jeb. III, N. 67).",
+ "so ist er nur einmal schuldig. Wenn er mutwillig den Schwur nicht gehalten hat, so ist er nur ein mal die Geisselstrafe schuldig, wenn aber unvorsätzlich, so braucht er nur ein „auf- und absteigendes Opfer“ zu bringen, wie dies bei Verletzung von Ausspruchs-Eiden (שבועת בטוי) Lev. 5, 4ff vorgeschrieben ist; s. auch Scheb. III, 7. Dies alles wegen Verletzung des ersten Schwures. Der zweite Schwur kann nicht mehr bindend sein, da das Brot ihm bereits durch den ersten Schwur zum Genusse verboten ist, der zweite mithin nur die Bedeutung haben könnte, dass er sich verpflichtet, ein Gebot zu erfüllen, nämlich seinen ersten Schwur zu halten; ein solcher Eid ist aber nichtig als שבועת שוא, vergeblicher Eid, Scheb. III, 6. Aus dem Wortlaute der Mischna, אינו חייב אלא אחת, er ist nur ein mal schuldig, ist übrigens zu schliessen, dass, wenn der erste Schwur durch einen Weisen gelöst wurde, der zweite immerhin gültig ist; denn sonst hätte die Mischna gesagt: „הרי זה שבועה אחת, so ist es nur ein Schwur“."
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+ "Bei Gelübden ohne nähere Bestimmung. Vgl. Ket. VI, N. 28. — Er hat ein Gelübde schlechthin ausgesprochen, ohne seine Absicht genauer zu erklären, und sagt dann, dass er mit der Deutung, die die Kundigen seinem Gelübde geben würden, einverstanden sein werde.",
+ "ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden. Da er nicht geschwiegen, sondern ein Gelübde getan, ist zu vermuten, dass er sich etwas zum Genusse versagen wollte.",
+ "wenn sie aber genauer erklärt werden. D. h. wenn er das Gelübde schlechthin getan, dann aber erklärt, dass er dadurch keine Erschwerung auf sich nehmen wollte.",
+ "in erleichterndem Sinne. Eine ähnliche Gegenüberstellung von סתם und פירוש s. Ab. sara I, 5.",
+ "Es sei mir [dieses Ding] wie gesalzenes. מָלִיחַ, nach der Form von חמיץ, Jes. 30, 24, פליט ,עשיר u. a. Es könnte auch מְלִיחַ analog der Form גביר ,כסיל punktiert werden.",
+ "wenn er beim Geloben die Gott geweihten [Opfer. Ms. Or. 567 hat אם כשלמים נדר, die Talmudausg. lesen בשל שלמים , wenn er an Friedensopfer dachte.",
+ "meinte. Er erklärt, er habe beim Geloben an die Opfer gedacht, zu denen nach Lev. 2, 13 auch Salz gehört, oder an die Trankopfer, die im Heiligtum dargebracht wurden, Num. 15, 5.",
+ "verboten. Weil diese Opfer erst durch die Bestimmung des Menschen ihre Weihe empfangen (דבר הנדור), die Beilegung ihres Characters an eine Sache daher ein correctes Gelübde ist; s. Einl. S. 173, 2.",
+ "wenn er aber beim Geloben die dem Götzen geweihten [Opfer] meinte. Denen auch gesalzenes Fleisch und Weinspenden als Opfer dargebracht wurden.",
+ "erlaubt. Denn diese Opfer sind durch Thoragesetz verboten (דבר האסור), und ein Gelübde, das einem Gegenstande ihren Character zuspricht, ist ungültig.",
+ "wenn er es unentschieden liess. Er erklärt, dass er beim Geloben die Deutung im Sinne hatte, die die Weisen seinem Gelübde geben würden.",
+ "wenn er Gott geweihtes Banngut meinte. Ein Gut, das für Zwecke des Tempeldienstes (בדק הבית) geweiht wird, Lev. 27, 28.",
+ "verboten. Weil solches Gut erst durch die Weihe des Menschen seinen Character als etwas Verbotenes erhält; das Gelübde ist daher gültig.",
+ "erlaubt. Denn darunter wird solches Gut verstanden, das bereits in den Besitz der Priester übergegangen und daher profan ist; vgl. auch Ned. I, N. 27.",
+ "wenn er beim Ge- loben den Zehnt vom Vieh meinte. Lev. 27, 32.",
+ "verboten. Weil das zehnte Tier erst durch die Bestimmung des Eigentümers seine Weihe empfängt; es ist also דבר הנדור, s. N. 51. Es ist zwar das Tier, das als zehntes aus dem Stalle hinausgeht, an sich schon heilig (vgl. Bech. IX, 7), aber nicht ohne dass es aus dem Stalle hinausgeführt ist; die Weihe ist also immerhin erst durch eine Tätigkeit des Besitzers bedingt.",
+ "wenn aber den von der Tenne. Ed. princ. liest: אם במעשר דגן מותר.",
+ "erlaubt. Denn der Zehnt vom Getreide ist, nachdem die Leviten ihn erhalten, auch den Nichtleviten zum Genusse erlaubt, Num. 18, 30. Nach Raschi ist das Gelübde hier darum nichtig, weil der Zehnt, solange er noch in den Ähren steckt, durch Thoragesetz zum Genusse verboten, also דבר האסור ist.",
+ "wenn er beim Geloben die Hebe der Tempelhalle meinte. D. i. die Spende des halben Schekel, die jährlich im Adar erhoben wurde, um daraus die Opfer der Gemeinde und Andres zu bestreiten; sie wurde in einem besondren Zimmer, לשכה, aufbewahrt. Vgl. Schek. III, 1.",
+ "verboten. Denn diese Hebe empfing ihre Weihe erst durch die Spender.",
+ "wenn aber die der Tenne. Ed. princ. liest אם של דגן מותר.",
+ "erlaubt. Vgl. Ned. II, N. 13.",
+ "Jehuda. Der jerus. Talmud liest וחכמים אומרים.",
+ "verboten. Da die Bewohner Judäas in der Nähe des Heiligtums wohnten und gewöhnt waren, die Hebe der Tempelhalle zu spenden, so nannten sie diese auch „Hebe“ schlechthin. Es war also zu vermuten, dass, wenn sie Hebe sagten, sie auch die der Tempelhalle meinten und daher in erschwerendem Sinne zu entscheiden.",
+ "denn die Bewohner Galiläas kennen die Hebe der Tempelhalle nicht. Die Galiläer wohnten fern vom Heiligtum und kannten die Hebe der Tempelhalle nicht. Wenn sie von „Hebe“ schlechthin sprachen, war also nicht zu vermuten, dass sie jene Hebe meinten, sie konnten vielmehr nur an die Hebe von Getreide denken.",
+ "erlaubt. In Judäa lebten viele Priester, die Bewohner waren daher gewöhnt, das den Priestern geweihte Banngut einfach „Banngut“ zu nennen. Demnach sollte man erwarten, dass, wenn jemand in Judäa die Formel חרם schlechthin gebraucht, der Gegenstand, den das Gelübde treffen sollte, zum Genusse verboten sei. Der Talmud (Ned. 19 b) erklärt deshalb, dass dieser letzte Satz der Mischna nicht mehr die Ansicht des ersten Tanna vertritt, wonach bei Gelübden schlechthin in erschwerendem Sinne zu entscheiden sei, sondern die des R. Elasar b. Zadok, wonach in solchen Fällen in erleichterndem Sinne zu entscheiden ist.",
+ "denn die Bewohner Galiläas kennen das den Priestern geweihte Banngut nicht. In Galiläa waren Priester selten, man weihte daher dort nur selten Banngut den Priestern; wenn man also von „Banngut“ schlechthin sprach, dachte man nur an solches, das für die Zwecke des Tempeldienstes bestimmt war, und darum war der Gegenstand, den das Gelübde treffen sollte, zu verbieten. — Eine Differenz zwischen den Einwohnern Judäas und Galiläas auf dem Gebiete des Eherechts s. Ket. IV, 12."
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+ "ein Gelübde tut. Er sagt: חפץ זה עלי חרם, dieser Gegenstand sei mir Cherem.",
+ "des Meeres gelobt. Er erklärt, er habe beim Geloben nicht an חרם im Sinne von „Banngut“ gedacht, sondern an חרם im Sinne von „Netz“, vgl. Ez. 26, 5; Hab. 1, 15.",
+ "Geschenken. Ms. Or. 567 liest בקורבנות. — קרבן oder קֻרבן (Neh. 10, 35. 13, 31), wie das syr. ܩܽܘܪܒܳܢ, Spende, Gabe, Geschenk. Vgl. auch Targ. Onkelos Gen. 33, 21, wo מנחה mit תקרבתא wiedergegeben wird.",
+ "für Könige gelobt. Und nicht an „Opfer“ gedacht, die man im Tempel darbringt.",
+ "azmi sei ein Opfer. Er sagt zu einem andren: „הרי עצמי עליך קרבן, „azmi“ sei für dich Opfer“, was bedeuten könnte: ich selbst sei dir verboten wie ein Opfer.",
+ "um bei ihm ein Gelübde zu tun. Um bei dem Zuhörer den Glauben zu erwecken, dass ich ein wirkliches Gelübde getan.",
+ "den ich von meiner Frau habe. Es kann auch heissen: „Konam sei der Genuss, den meine Frau von mir hat“; denn נהנה bedeutet sowohl „Nutzen haben“ als auch „nützlich sein, Nutzen gewähren“. In diesem Falle jedoch würde das Gelübde nur hinsichtlich dessen gelten können, was der Mann seiner Frau gesetzlich zu leisten nicht verpflichtet ist, Ket. VII, 1; vgl. auch Scheb. III, 4. In unsrer Mischna ist jedoch die obige Erklärung anzunehmen.",
+ "so braucht man wegen aller dieser [Gelübde] nicht [die Gelehrten] zu befragen. Und sie zu ersuchen, die Gelübde zu lösen, diese sind vielmehr von vornherein nichtig, und man glaubt den Gelobenden, wenn sie Gesetzeskundige sind, dass sie von Anfang an nicht die Absicht hatten, etwas durch Gelübde zu verbieten.",
+ "wenn sie sie aber befragen. Sie sind des Gesetzes unkundig und glauben, ihr Gelübde sei gültig und bedürfe erst der Auflösung durch einen Weisen.",
+ "so bestraft man sie. Falls sie ihr Gelübde nicht gehalten haben, straft man sie dadurch, dass man ihnen den Bescheid giebt, sie müssen jetzt das Gelübde ebenso lange halten, als sie es bisher verletzt haben, sich also den Genuss des betr. Gegenstandes solange versagen, als sie ihn bisher sich erlaubt haben, Ned. 20a.",
+ "und erschwert es ihnen. Es genügt nicht, dass der Gelobende einfach erklärt, er bereue überhaupt seine Gelübde getan zu haben, der Weise muss ihm vielmehr die Möglichkeit zur Reue erst dadurch eröffnen (פתח), dass er ihn fragt, ob die natürlichen Folgen des Gelübdes derart sind, dass er, wenn er mit gehöriger Umsicht sie erwogen hätte, niemals das Gelübde getan haben würde, und nur dann, wenn der Gelobende diese Frage zu bejahen imstande ist, kann das Gelübde gelöst werden. Vgl. auch oben N. 15.",
+ "man öffnet ihnen von andrer Seite einen Ausweg [zur Reue. Es genügt, wenn der Weise den Gelobenden darauf aufmerksam macht, dass sein Gelübde in erschwerendem Sinne wohl keine Geltung haben sollte, indem er ihm z. B. sagt: Du hast doch gewiss nicht in der Absicht dein Gelübde getan, dass, als du die Formel קרבן gebrauchtest, dir der Gegenstand wirklich verboten sein sollte; wenn dann der Gelobende erklärt, dies entspreche seiner Absicht, so kann das Gelübde gelöst werden. Aber auch nach den Weisen genügt es nicht, wenn der Kundige zum Gelobenden einfach sagt: da du ja nur die „Geschenke“ für die Könige im Sinne hattest, so ist das Gelübde überhaupt nichtig und der Gegenstand dir erlaubt.",
+ "und belehrt sie. Dass man nicht zum Scherze oder um Andre irrezuführen, ein Gelübde aussprechen dürfe, wie sie es getan; man hält ihnen auch vor, dass sie sich bei denen, die gerade die Übertretung des Gelübdes wahrnehmen, ohne die genaueren Umstände zu kennen, dem Verdachte aussetzen, ein gültiges Gelübde zu verletzen. Dagegen verlangen die Weisen nicht, dass sie zur Strafe das Gelübde so lange halten, als sie es bisher unerlaubterweise verletzt haben, s. N. 80.",
+ "damit. In der ed. princ. fehlt כדי."
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+ "Vier Gelübde haben die Weisen für nichtig erklärt. התיר heisst hier wie im Anfang des zweiten Abschnitts nicht „erlauben“, sondern „für nichtig (מותר) erklären“. Die folgenden Gelübde bedürfen nicht erst der Lösung durch Gelehrte.",
+ "Gelübde der Aneiferung. זרז, syr. ܐܰܪܰܐ, anspornen, aneifern, rüsten, das aram. Äquivalent für das bibl.-hebr. חלץ, vgl. Num. 32, 21 u. s.; davon זירוזין = Anspornung, Aneiferung. — נדרי זירוזין, Gelübde, die von vorn herein nicht ernst gemeint sind, sondern nur zu dem Zwecke ausgesprochen werden, um jemand zu bewegen, von seiner Meinung abzustehen.",
+ "Gelübde der Übertreibung. הבאי, von einem Grundwort הב (vgl. הבהב), eigentl. (eitler) Dunst, warmer Hauch, daher = Nichtiges, Eitles, Übertriebenes, Levy Wtb. Da es auch הוואי geschrieben wird, wie ed. Lowe in unsrer Mischna liest, kann man es auch mit dem arab. هوا = Hauch, Luft in Verbindung bringen; vgl. Kohut, Aruch III, 173b. Vielleicht hängt es auch mit dem arab. هبا = Staubwirbel, Staubatom zusammen, womit Bar Bahlûl das aram. הבלא (bibl.-hebr. הבל) wiedergiebt. Sowohl „Hauch“ als „Staubatom“ kann als Bild des Nichtigen zur Bezeichnung von Eitlem und Übertriebenem dienen; Bacher, Terminologie S. 29, Anm. 1. נדרי הבאי sind also Gelübde, die an hyperbolische Aeusserungen geknüpft sind.",
+ "Gelübde des Irrtums. D. h. Gelübde, die auf Irrtum oder Vergessenheit beruhen.",
+ "und Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges. אונסין, das die Mischnaausg. haben, ist als Plural zu אוֹנֶס mit der mater lectionis ו für das kurze o geschrieben, daher אֳנָסִין zu punctieren; vgl. Ket. II, N. 60. Ed. Lowe hat אנסים.",
+ "Konam. Er sagt: Konam (s. Ned. I, N. 23) sei mir dieses Brot, wenn ich dir u. s. w. Nach R. Nissim ist das Beispiel so aufzufassen: er sagt, Konam solle ihm das Geld, das er für den Gegenstand bekommt, sein, wenn er ihn billiger lässt u. s. w.; der Käufer erwidert, die Ware solle ihm Konam sein, wenn er zum Schekel u. s. w.",
+ "dass ich dir vom [Preise eines] Sela. Der Sela war = 2 gewöhnlichen Schekel, (vgl. M. scheni II, 8), im Gegensatz zum Schekel des Heiligtums, der = 1 Sela war, vgl. Ket. I, N. 9.",
+ "dass ich dir zum [Betrage eines] Schekel nichts zulege. Er bietet also nur die Hälfte.",
+ "so waren beide mit drei Denaren. Der Sela hatte 4 Denare.",
+ "einverstanden. Sie hatten beide nicht die Absicht ein wirkliches Gelübde zu tun, der Verkäufer wollte vielmehr nur den Preis in die Höhe treiben und den Käufer veranlassen sein Angebot zu erhöhen, dieser wiederum wollte den Preis nur drücken. Obgleich sonst als Regel gilt, dass ein Gelübde so gehalten werden muss, wie es ausgesprochen ist, unbekümmert darum, ob der Gelobende sich vielleicht insgeheim vorbehält, das Erklärte nicht zu meinen oder zu wollen (דברים שבלב אינם דברים), wird in unsrem Falle dennoch von der Regel abgewichen, weil es vielfach üblich ist, dass Kaufleute so wie hier verhandeln, die Absicht beider daher von vornherein klar war. Wenn jedoch jeder bei seinem Worte bleibt, sodass der Kauf dadurch nicht zu stande kommt, oder ausdrücklich erklärt, dass er wirklich ein Gelübde habe tun wollen, so ist dieses gültig, J. dea 231, 1.",
+ "Sohn Ja- kobs. Ms. Or. 567 hat nur ר׳ אליעזר אומר.",
+ "bei ihm zu speisen. Nach dem Talmud (Ned. 23b) ist der Fall so: A fordert B auf, bei ihm zu speisen, dieser aber weigert sich der Einladung zu folgen. Wenn nun A zu B sagt: ich will von dem Deinigen keinen Genuss mehr haben, wenn du nicht bei mir speist, so ist das nicht als wirkliches Gelübde aufzufassen, sondern nur als ein Ausdruck der Aneiferung, dass B bei ihm durchaus speisen solle, und wenn dann auch B bei seiner Ablehnung verharrt, darf A dennoch von ihm einen Genuss haben.",
+ "Man. Ed. Lowe liest ואמר, ed. princ. ויאמר, der bab. Talmud יאמר לו.",
+ "kann erklären. Vor diesem Satz ist nach dem Talmud zu ergänzen: wenn jemand wünscht, dass seine Gelübde überhaupt ungültig sein sollen, so kann er am Anfang des Jahres [oder auch zu einer andren Zeit] erklären u. s. w.",
+ "das ich tun. In der Mischna fällt in der Regel bei den Verba פ״נ das נ im Infinitiv ab und das vorgesetzte ל erhält den Vocal i, auch bei solchen Zeitwörtern, die in der Bibel das נ beibehalten, wie hier לדור trotz לנדר, Num. 6, 2; Deut. 23, 23; vgl. ליטע (von נטע) Schebiit II, 1 trotz לנטע Jes. 51, 16; לגוף (von נגף) B. kamma I, 4 trotz לנגף Ex. 12, 23.",
+ "werde. Das bibl.-hebr. עתיד dient in der Mischna häufig zur Umschreibung des Futurum, besonders wenn nicht bloss das Zukünftige, sondern auch die Sicherheit des Geschehens ausgedrückt werden soll, vgl. Abot III, 1; Mid. II, 6; Ukz. III, 12.",
+ "nur muss man dessen im Momente des Gelobens eingedenk sein. Wenn hier die Mischna meinen sollte, dass derjenige, der für immer oder nur für eine bestimmte Zeit alle seine Gelübde für ungültig erklärt hat, im Momente, da er ein neues Gelübde tut, jener Erklärung eingedenk sein müsse, so könnte dies neue Gelübde nicht ungültig sein; denn da er trotz seiner damaligen Erklärung jetzt ein Gelübde tut, so giebt er deutlich zu erkennen, dass jene ungültig, das Gelübde aber bindend sein soll. Abaje (Ned. 23b) will daher unsre Mischna so erklären, als ob sie lautete: ובלבד שלא יהא זכור בשעת הנדר, nur darf er dessen im Momente des Gelobens nicht eingedenk sein; in diesem Falle ist sein Gelübde nichtig, da er mit seiner ersten Erklärung sagen wollte, dass, falls er diesen Vorbehalt vergessen und dennoch geloben sollte, jedes Gelübde ungültig sein solle. Raba hingegen, der in der Sache selbst zwar mit Abaje übereinstimmt, aber eine Correctur der Mischna nicht vornehmen will, erklärt sie folgendermassen: Es hat jemand erklärt, dass gewisse Gelübde, die er zu einer bestimmten Zeit aussprechen würde, ungültig sein sollen, hat dann aber vergessen, auf welche Gegenstände sich diese event, für nichtig erklärten Gelübde beziehen sollten, ob z. B. auf den Genuss von Brot oder Wein. Wenn er nun ein Gelübde tut, z. B. keinen Wein zu trinken, und gleich darauf erklärt, dass dieses Gelübde nur im Sinne seines damaligen Vorbehalts gemeint sei und dass dieser, sobald er sich dessen genau erinnert, gültig sein solle, und er sich dann erinnert, dass jener Vorbehalt tatsächlich sein event. Gelübde betreffs des Weins für nichtig erklärte, so ist das Gelübde ungültig und der Wein ihm zum Genusse erlaubt. Wenn er aber beim Geloben nicht ausdrücklich erklärt, dass sein Gelübde nur im Sinne seines damaligen Vorbehalts gemeint sei, so ist sein neues Gelübde gültig und der Wein ihm zum Genusse verboten. Denn da er sich erinnert, einen Vorbehalt gemacht zu haben, aber nicht mehr weiss, welche Gelübde durch diesen für nichtig erklärt werden sollten, ob z. B. das Gelübde betreffs des Brotes oder das betreffs des Weines, so hätte er, falls er auf den Vorbehalt Gewicht legt, kein neues Gelübde aussprechen dürfen; da er dies aber getan, so gab er zu erkennen, dass der Vorbehalt nicht mehr in Kraft bleiben, dagegen der Wein ihm zum Genusse verboten sein solle. Nach dieser Erklärung des Raba ist also der Wortlaut der Mischna so aufzufassen: Wenn jemand wünscht, dass seine Gelübde für eine gewisse Zeit ungültig seien, so muss er erklären, dass alle Gelübde, die er während dieser Zeit tun würde, nichtig sein sollen, gleichviel ob er diesen Vorbehalt völlig oder auch nur zum Teil vergessen werde; nur muss er beim Aussprechen des Gelübdes sich jenes Vorbehalts genau erinnern und sagen, dass dieses Gelübde nur im Sinne seines anfänglichen Vorbehaltes gemeint sei."
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+ "Konam. Konam sei mir dieses Brot, wenn u. s. w.",
+ "die dem Balken der Ölpresse. בית הבד (syr. ܒܕܳܐ), das Gebäude der Ölpresse, in dem die Butte und die Pressbalken lagen.",
+ "glich. Nach dem Talmud (Ned. 25a) ist hiermit nicht die Grösse des Balkens gemeint, denn es gab Schlangen, die noch grösser als Pressbalken waren. Der Gelobende meint vielmehr, er habe eine Schlange gesehen, die am ganzen Körper, auch auf dem Rücken, so gestreift (nach dem Aruch s. v. טרף glatt) gewesen sei wie ein Pressbalken. Vgl. auch Scheb. III, 8.",
+ "Konam. Konam sei mir dieses Brot, wenn u. s. w.",
+ "dass er gegessen oder getrunken hat. Im Momente, da er das Gelübde aussprach, glaubte er bestimmt, dass er nicht gegessen habe; es war daher gar nicht seine Absicht ein Gelübde zu tun.",
+ "Konam. Konam sei mir dieses Brot, sodass ich es nicht essen werde. Der Talmud liest שאני, d. h. Konam sei mir dieses Brot, wenn ich heute essen werde, oder: Konam sei mir das, was ich heute essen werde.",
+ "dann aber vergisst und isst oder trinkt. In diesem Falle war sein Irrtum nicht in dem Momente, da er das Gelübde tat, sondern da er ass und trank, indem er in diesem Augenblick, wo es hätte wirksam sein sollen, das Gelübde völlig vergessen hat. In dieser Hinsicht gilt aber bei Gelübden dieselbe Bestimmung wie bei Eiden, dass nämlich der Mensch nur dann wegen Fahrlässigkeit strafbar ist, wenn er in dem Momente, da der Eid (oder das Gelübde) hätte wirksam sein sollen, des Eides (oder des Gelübdes) vergisst. Dieses Gesetz wird (Scheb. 26 a) aus den Worten האדם בשבועה, Lev. 5, 4 abgeleitet, wo die Thora lehren wollte, dass der Schwörende „im Momente des Schwörens ein ganzer Mensch“, d. h. in vollem Bewusstsein sein müsse.",
+ "den ich von meiner Frau habe. Vgl. Ned. II, N. 21.",
+ "dass sie ihn nicht geschlagen oder dass sie ihn nicht gestohlen. Hier ist das Gelübde nichtig, weil er einen Grund angegeben, der sich nachher als hinfällig erwiesen. Darum muss er aber auch den Grund tatsächlich ausgesprochen haben; hätte er dies aber nicht getan, auch wenn er ihn im Sinne hatte, so wäre sein Gelübde gültig, weil er sich in dem Objecte selbst, das sein Gelübde treffen sollte, d. i. in seiner Frau, nicht geirrt hatte.",
+ "dass es sein Vater und seine Brüder und. Die ed. princ. liest או שהיו עמהן.",
+ "jenen ist es erlaubt. Denn es ist anzunehmen, dass er seinen Eltern sicherlich nicht die Früchte habe verbieten wollen; in diesem Punkte war also das Gelübde ein irrtümliches.",
+ "verboten. Denn betreffs der Andren sollte das Gelübde gültig sein. Bet-Schammai ist nämlich der Ansicht, dass ein Gelübde auch dann gültig ist, wenn es in einem Teile nichtig ist.",
+ "es ist diesen und jenen. In ed. Lowe fehlen die Worte אלו ואלו.",
+ "erlaubt. Nach Bet-Hillel ist ein Gelübde, von dem ein Teil ungültig ist, im ganzen ungültig, weil vermutet wird, dass der Gelobende nur dann sein Gelübde als ein bindendes betrachtet wissen will, wenn es in seinem vollen Umfange gültig ist. Nach dem Talmud (Ned. 25b) muss jedoch der Fall so gewesen sein: Er sagte zunächst: euch allen seien die Früchte verboten (כולכם אסורים), dann aber erklärte er: hätte ich gewusst, dass mein Vater sich unter euch befindet, so würde ich gesagt haben, dem und dem seien die Früchte verboten (פלוני ופלוני אסורים), meinem Vater aber erlaubt; oder er sagte zunächst, als er die Personen nicht erkannte: dem und dem seien die Früchte verboten, dann aber erklärte er: hätte ich gewusst u. s. w., so würde ich gesagt haben, euch allen seien die Früchte verboten, ausser meinem Vater. Nur dann, wenn er bei der Beschränkung seiner ersten Aussage die Form im Vergleich zum eigentlichen Gelübde geändert hat, also zuerst כולכם אסורים und dann פלוני ופלוני אסורים gesagt hat oder umgekehrt, ist das ganze Gelübde nichtig. Hätte er aber seine Ausdrucksweise nicht geändert, sondern sowohl beim Geloben selbst als bei der Beschränkung des Gelübdes den gleichen Ausdruck gebraucht, also beide mal כולכם אסורים oder beide mal פלוני ופלוני אסורים, und nur am Schluss seinen Vater ausgenommen, so wäre das Gelübde in dem Teile, der sich auf die Andren bezieht, gültig, und diesen wären die Früchte verboten, weil er sein eigentliches Gelübde formell nicht genügend abgeschwächt hätte."
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+ "Wenn einer den andren durch Gelübde verpflichtet bei ihm zu speisen. Hier kann der Fall nicht wie oben M. 1 (N. 12) gelegen haben, denn sonst wäre es ein Gelübde der Aneiferung und von vornherein nichtig. Er lag vielmehr so: A und C fordern B auf bei ihnen zu speisen, B aber giebt der Einladung des A den Vorzug. Um nun auf keinen Fall der Einladung des C folgeleisten zu können, fordert B den A auf, ihm durch Gelübde den Genuss von dem Seinigen (von dem Gute des A) zu verbieten, falls er nicht bei ihm (A) speisen sollte; tut dieser das Gelübde, so ist es gültig. Desgleichen wenn B selbst durch Gelübde sich den Genuss von dem Eigentum des A oder diesem den Genuss von seinem (des B) Eigentum versagt, falls B nicht bei A speist. Im letztern Falle wären die Worte הדירו חברו zu übersetzen: wenn einer (A) den andren (B) sich durch Gelübde verpflichten lässt.",
+ "und dieser dann selbst erkrankt oder wenn dessen Sohn. Der der väterlichen Obhut bedarf.",
+ "erkrankt oder ein Strom ihn hindert. Dadurch, dass er aus seinen Ufern getreten und den Übergang unmöglich macht.",
+ "so sind dies Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges [unerfüllbar geworden sind. Sie bedürfen nicht der Lösung durch Gelehrte, sondern sind von vornherein nichtig; B darf also von dem Gute des A einen Genuss haben, oder umgekehrt. Die Nichtigkeit solcher Gelübde hat ihren Grund in dem aus Deut. 22, 26 gefolgerten Rechtssatz: אונס רחמנא פטריה, denjenigen, der unter dem Zwange einer höheren Gewalt etwas verübt, erklärt das Gesetz für straffrei (B. kamma 28 b). Ebenso ist die Bedingung, die infolge höheren Zwanges unerfüllt blieb, rechtlich ohne Folge, vorausgesetzt dass das Hindernis, wie in unsrer Mischna, ungewöhnlich und nicht vorauszusehen war."
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+ "Man darf Mördern. הָרָג, eine qattâl-Form wie חָרָשׁ ,גַּנָּב u. s. w. Hierunter sind in der Regel Raubmörder zu verstehen.",
+ "Räubern. חָרָם = Räuber, die nicht auf Mord ausgehen; das Wort kommt von dem bibl.-hebr. חרם = abreissen, wegraffen, abschneiden, vgl. חרום Lev. 21, 18.",
+ "und Zöllnern. מוכס = Zöllner, ein denominativ von dem bibl.-hebr. מבס. Hier ist nur von einem solchen die Rede, der entweder auf eigene Faust Steuern erbebt oder aber von der Regierung in das Amt eingesetzt ist, jedoch in willkürlicher Höbe Zölle fordert. Einem Beamten aber, der im Auftrage der Regierung die gesetzlich vorgeschriebenen Steuern erhebt, darf man diese nicht entziehen.",
+ "dass etwas Hebe ist. Man darf sagen: alle Früchte der Welt sollen mir zum Genusse verboten sein, wenn diejenigen, die ich bei mir habe, nicht Hebe sind. Nach Ned. 28 a soll man jedoch dabei denken, dass nur für diesen Tag die Früchte ihm verboten seien; während sonst als Regel gilt, dass ein Gelübde so gehalten werden muss, wie es ausgesprochen ist. und ein geheimer Vorbehalt unwirksam ist (vgl. oben N. 10), wird hier eine Ausnahme gemacht, weil er unter dem Zwange einer höheren Gewalt (אונס) handelt.",
+ "wenn es auch keine Hebe ist. Es ist denkbar, dass selbst Personen, die sich an fremdem Eigentum vergreifen, das Verbot, Hebe zu geniessen, nicht übertreten wollen; vgl. Ket. II. N. 11 Ende. Die Zöllner wiederum werden von ihrer Forderung abstehen, wenn sie hören, dass die Früchte Hebe sind, mit Rücksicht auf die Priester, die in der Regel arm sind oder weil sie die Hebe nur zu einem geringen Preise verkaufen könnten, da sie nur von (levitisch) reinen Priestern genossen werden darf. Es ist hier von jüdischen Räubern u. s. w. die Rede.",
+ "man darf in jeder Form. Indem man Ansätze von Gelöbnisformeln (ידות) oder Umschreibungen (בנויים) oder wirkliche Gelübdeformeln gebraucht.",
+ "solche Gelübde tun. Um sein Leben oder sein Vermögen zu retten,",
+ "nur nicht in der Form eines Schwures. Denn das Verbot des Meineids ist ein sehr strenges, wie die Worte כי לא ינקה ובו׳ Ex. 20, 7 beweisen.",
+ "auch in der Form eines Schwures. Er darf also erklären: „alle Früchte seien mir durch Schwur zum Genusse verboten, wenn diese, die ich bei mir habe, nicht Hebe sind“, oder geradezu: „ich schwöre, dass diese Früchte Hebe sind“. Er muss jedoch insgeheim sich vorbehalten, dass dieses Verbot nur einen Tag gelten soll (vgl. N. 38), resp. unter dem Worte תרומה etwas andres als „Hebe“ verstehen, etwa das, was er sich aufgeladen, auf die Schulter „gehoben“ hat (ת״י), oder bei בית המלך nicht an den „König“, sondern an den „Herrn“, d. h. den Eigentümer der Früchte denken (Mëiri).",
+ "man darf ihm. Dem Räuber u. s. w.",
+ "nicht mit solchen Gelübden den Anfang machen. Man darf solche Gelübde nur dann tun, wenn der Räuber zuvor eine Erklärung über die Früchte verlangt. Die ed. princ. liest לא יפתח לו נדר.",
+ "was jener ihn zu geloben zwingt. Darf er sich durch Gelübde versagen, er darf aber nicht noch andres unaufgefordert hinzufügen. Über הדיר s. Ket. V, N. 51.",
+ "Bet-Hillel aber sagt: auch das, was jener ihn nicht zu geloben zwingt. Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jene zu ihm sagen: sprich: „Konam sei mir der Genuss, den ich von meiner Frau haben werde . Wenn die Früchte, die ich bei mir habe, nicht Hebe resp. königliches Gut sind.",
+ "der Genuss beider ist ihm erlaubt. Die Halacha entscheidet in allen Fällen dieser Mischna im Sinne des Bet-Hillel."
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+ [
+ "wenn sie nicht zerbrechen werden. Er sieht gerade einen Sturm heraufziehen und fürchtet, dass dieser seine Pflanzen zerstören wird.",
+ "wenn es nicht verbrennen wird. Er befürchtet, dass ein Feuer, das gerade ausgebrochen ist, sein Kleid verbrennen könnte.",
+ "so kann dabei eine Auslösung stattfinden. Die Gegenstände können ausgelöst werden, wie Alles, was man zur Ausbesserung des Tempels geweiht hat (Lev. 27, 15). Für den Erlös müssen Opfer gekauft worden, die Dinge selbst aber sind ihm als profan zu jedem Genusse erlaubt; denn da er nicht sagte: „כקרבן הרי הן עלי, sie seien mir wie Opfer“, so meinte er nicht, dass sie ihm wie Opfer zum Genusse verboten sein sollten. — Die Mischna will an diesem Beispiel zeigen, dass die hier gebrauchte Formel nicht etwa so aufzufassen ist, als wollte er dadurch nur die Bestimmtheit ausdrücken, dass die Dinge bald zerstört sein werden, ohne tatsächlich ein Gelübde beabsichtigt zu haben. Es ist vielmehr in erschwerendem Sinne zu entscheiden, da er vielleicht im Sinne hatte, dass die Dinge gleichsam zur Belohnung für sein Gelübde verschont bleiben werden; im Zweifel aber ist bei Gelübden im strengeren Sinne zu entscheiden, Ned. II,4.",
+ "so findet dabei keine Auslösung statt. Denn aus seinen Worten: „bis sie zerstört sind“ ist zu schliessen, dass die Dinge unter keinen Umständen früher profan werden sollen, sie bleiben ihm daher auch dann noch verboten, wenn er sie vorher auslösen sollte. Sobald sie jedoch zerstört sind, werden sie sofort auch ohne Auslösung zum Genusse erlaubt; Maim. Hil. Mëila IV, 11."
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+ "Wenn sich jemand den Genuss von den Seefahrenden. Zum Ausdruck vergl. Ps. 107, 23.",
+ "so ist ihm der von den Bewohnern des Festlandes. Die gar keine Seereisen zu machen pflegen.",
+ "erlaubt. Denn wenn er sich auch den Genuss von diesen hätte verbieten wollen, so würde er in seinem Gelübde nicht die „Seefahrenden“ genannt haben, die im Vergleich zu jenen nur die Minderheit sind.",
+ "so ist ihm [auch] der von den Seefahrenden. Auch von solchen, die unterwegs sind und weite Seereisen unternehmen.",
+ "denn die Seefahrenden gehören auch zu den Bewohnern des Festlandes. Weil sie schliesslich doch ans Land steigen und auch während der Fahrt stets an das Ziel ihrer Reise denken.",
+ "die von Akko. Der phönicischen Stadt an der Nordküste Palästinas (Richt. 1, 31; Git. I, 2).",
+ "nach Jaffa. Der Hafenstadt Palästinas, die zum Stamme Dan gehörte, s. Jos. 19, 46.",
+ "fahren. Nicht nur von solchen ist ihm der Genuss verboten, die nur so kurze Strecken zur See fahren und sich unweit der Küste aufhalten.",
+ "die weit hinauszufahren. פרש, sich entfernen sc. vom Festlande, weite Seereisen machen, von dem bibl.-hebr. פרש = trennen, auseinanderhalten.",
+ "pflegen. Auch von solchen ist ihm der Genuss verboten; so entscheidet die Halacha. — Nach einer Ansicht im Talmud (Ned. 30a) bezieht sich dieser zweite Satz der Mischna auf den Anfang des ersten und will sagen: wer sich den Genuss von den Seefahrenden versagt, darf zwar von den Landbewohnern einen Nutzen haben, aber nicht von den Seefahrenden, jedoch sind hierunter nicht solche zu verstehen, die nur so kurze Seereisen machen wie von Akko nach Jaffa, von diesen darf er vielmehr wohl einen Genuss haben."
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+ "die die Sonne sieht. In Ned. 30 b wird dazu bemerkt: „Da er nicht sagte מן הרואין“; diese absolute Form des Particip würde demnach bedeuten: „diejenigen, die die Sonne sehen“, während der st. constructus רואי החמה auch diejenigen umfasst, die die Sonne nicht selbst sehen, sondern von ihr gesehen werden. Diese Erklärung ist jedoch sehr auffallend, da die Form רואי niemals im passiven Sinne gebraucht wird. Maimonides bemerkt zwar in seinem Commentar z. St., dass diese Phrase (רואי החמה) zur Zeit der Mischna in der Sprache des Volkes bedeutete: „die von der Sonne gesehen werden“ und man bei Gelübden die Worte in dem Sinne aufzufassen hat, in dem das Volk sie gebraucht; indess ist damit die grammatische Schwierigkeit nicht gehoben, auf die bereits Reifmann in השרון VII, 22 hinweist. Es empfiehlt sich daher die Erklärung, die M. Rabinowitz in Gräbers אוצר הספרות II, 137 ff. giebt. Danach ist רואי השמש ein euphemistischer Ausdruck für „Blinde, die die Sonne nicht sehen“, und als solcher beim Volke gebräuchlich gewesen. Derartige Euphemismen sind in Mischna und Talmud nicht selten, vgl. עולים = Gefallene, Pea V, 6 (Commentare); מתוק (Süsses) für „Dünger“ Schebiit III, 1 (Maimon.); סכי שמש = Blinde, Bech. VII, 3 (Fraenkel, לקוטי המשנה z. St.); סגי נהור = blind. Vielleicht ist auch Koh. 7,11 in diesem Sinne zu deuten: טובה חכמה עם נחלה ויתר לראי השמש, „gut ist Weisheit bei Besitz, insbesondere für die Blinden“, die in Armut doppelt unglücklich wären. — Die Mischna ist demnach so zu erklären: Wenn sich jemand den Genuss versagt von denen, die allgemein רואי החמה (euphemistisch „sonneschauend“ für „blind“) genannt werden, so darf er auch von Blinden keinen Genuss haben, denn wenn er auch רואי החמה sagte, so ist dennoch anzunehmen, dass er dies nicht wörtlich gemeint hat („die die Sonne sehen“), sondern diejenigen darunter verstehen wollte, „die die Sonne nicht sehen“, aber gleichwohl von den Menschen (euphemistisch) „sonneschauend“ genannt werden, und bei Gelübden ist die übliche Ausdrucksweise massgebend."
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+ "darf auch von den Kahlköpfigen und den Grauhaarigen. שיבה eigentl. „Greisentum, graues Haupt“, dann auch „graues Haar“, vgl. Jer. Ber. IV, 1 (7d) נתמלא כל ראשו שיבות, sein Haupt wurde voll grauer Haare.",
+ "keinen Genuss haben. Da er nicht sagte, er wolle von den „Behaarten“ (בעלי שער) keinen Genuss haben, so meinte er mit den „Schwarzhaarigen“ solche, die einst schwarze Haare hatten, auch wenn sie jetzt keine oder nur graue Haare haben.",
+ "wohl aber von den Frauen. Diese trugen ihr Haar nicht sichtbar, sondern verhüllt (vgl. Ket. VII, N. 38). Schwarzhaarigkeit wäre deshalb kein Merkmal zur Kennzeichnung der Frauen; ein solches wäre vielmehr: מכוסי שער, die bedeckten Hauptes gehen.",
+ "und Kindern. Die Kinder pflegten meist baarhaupt zu gehen, Schwarzhaarigkeit wäre deshalb kein Kennzeichen für Kinder; ein solches wäre vielmehr מנולי ראש, die Baarhäuptigen.",
+ "denn als Schwarzköpfige werden nur Männer bezeichnet. Die Männer gehen zuweilen baarhaupt, zuweilen bedeckten Hauptes, Schwarzhaarigkeit ist daher ein sicheres Kennzeichen des erwachsenen Mannes. Die schwarze Farbe ist sicherlich darum gewählt, weil die Mehrzahl der Juden dunkles Haar hatte. — Nach Feuchtwang, in Frankels Monatsschr. 1898, S. 149 ff. war שחורי הראש ein vulgärer Ausdruck, der in Babylonien besonders zur Bezeichnung der Männer gebraucht wurde; er erinnert an die in assyrisch-babylonischen Inschriften häufig wiederkehrende Wendung „ṣalmat ḳaḳḳadi“ = Schwarzköpfige, d. h. Männer."
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+ "Wer sich den Genuss von den Geborenen. Die Form יִלּוֹד bedeutet in der Bibel sowohl bereits Geborene (nati), s. Jos. 5,5, als auch solche, die erst in Zukunft geboren werden sollen (nascituri), s. Ex. 1,22; in der Volkssprache bedeutet sie jedoch nur die bereits Geborenen.",
+ "die erst später. Nach dem Ausspruche des Gelübdes.",
+ "geboren werden. Die Form נולדים bedeutet zwar in der Bibel sowohl Geborene, s. Gen. 48, 5, als auch solche, die erst geboren werden sollen, s. I Kön. 13, 2; in der Volkssprache jedoch bedeutet נולדים in der Regel diejenigen, die erst geboren werden sollen, bei Gelübden aber ist die übliche Audrucksweise massgebend.",
+ "darf [auch] von den Geborenen keinen Genuss haben. Da der Ausdruck נולדים auch die bereits Geborenen bedeutet. — Im jer. Talmud ist die Lesart: … מן הנולדים ר׳ מאיר אומר, und die Worte אסור בילודים fehlen; daneben gab es noch Versionen, in denen die vier Worte מן הנולדים אסור בילודים gänzlich fehlten, vgl. Mëiri und R. Ascher.",
+ "Meir erlaubt ihm auch den Genuss von den Geborenen. Die Worte des R. Meir beziehen sich nicht etwa auf den zweiten Satz der Mischna, denn dann würden sie besagen: wer sich den Genuss von den נולדים versagt, darf nicht nur von diesen, sondern auch von den ילודים einen Genuss haben, das Gelübde wäre demnach ohne jede Wirkung. Seine Worte beziehen sich vielmehr auf den ersten Satz der Mischna und sind so zu erklären: ebenso wie nach den Weisen derjenige, der sich den Genuss von den ילודים versagt, von den נולדים einen Genuss haben darf, so darf auch derjenige, der beim Geloben den Ausdruck נולדים gebraucht hat, von den ילודים einen Genuss haben, weil נולדים nur solche bezeichnet, die erst geboren werden sollen.",
+ "die [lebendige Junge] gebären. Dieser Schlusssatz der Mischna will den zweiten Satz erklären: wer sich den Genuss von den נולדים versagt, darf auch von den ילודים keinen Genuss haben, weil er mit dem Ausdruck נולדים nur solche bezeichnen wollte, die gebären, d. h. Menschen und Säugetiere, gleichviel ob sie bereits geboren haben oder erst gebären werden; Fische und Vögel, die keine lebendigen Jungen zur Welt bringen, sind ihm demnach zum Genusse erlaubt. — Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen לְהִוָּלֵד, „die geboren werden“."
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+ "darf weder von den Israeliten noch von den Samaritanern. S. Ket. III, N. 6.",
+ "einen Genuss haben. Weil auch ihnen geboten ist den Sabbat zu halten; von den Heiden aber, denen dies nicht befohlen ist, dürfte er einen Genuss haben, auch wenn sie am Sabbat feiern sollten.",
+ "darf weder von den Israeliten noch von den Samaritanern einen Genuss haben. Nach B. kamma 82a hatte Esra verordnet, dass die Juden in der Nacht zum Sabbat Knoblauch essen sollten, weil diesem eine samenstärkende Kraft innewohne und in dieser Nacht die Männer, die sich mit dem Studium der Gotteslehre beschäftigen, in der Regel ehelichen Umgang pflegen. In manchen Mischna-Ausgaben ist die Lesart: מאוכלי שום אסור בישראל ומותר בכותים, und so las auch Karo im בית יוסף zu Jore dea Cap. 217. Danach wäre in diesem Falle der Genuss von den Samaritanern erlaubt, weil anzunehmen ist, dass sie zwar das Thora-Gebot der Sabbatruhe anerkannten, die Verordnung Esras aber nicht, aus persönlicher Feindschaft gegen den Mann, der den Bau des Tempels zu Jerusalem förderte.",
+ "] die nach Jerusalem hinaufziehen. Zu den drei Wallfahrtsfesten, Deut. 16, 16.",
+ "wohl aber von den Samaritanern. Obschon auch diesen geboten war, zum Feste nach Jerusalem hinaufzuziehen, taten sie es nicht, sondern begaben sich nach dem Berge Gerisim, um dort ihre Feste zu feiern."
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+ "dass ich keinen Genuss. In manchen Ausgaben: שאני נהנה, vgl. Ned. I, N. 8 und II, N. 18.",
+ "nicht aber von den andren Völkern einen Genuss haben. Denn die Israeliten werden speziell nach ihrem Stammvater Abraham benannt.",
+ "] dass ich von den Nach- kommen Abrahams. זרע אברהם oder בני אברהם יצחק ויעקב werden die Israeliten besonders dort genannt, wo der Gegensatz zwischen ihnen und den andren Völkern nachdrücklich betont werden soll, vgl. Demai VI, 2; B. kamma VIII, 6; B. mez. VII, 1.",
+ "aber der von den andren Völkern erlaubt. Selbst der Genuss von den Nachkommen Ismaels (Gen. 25, 12ff) oder Keturas (Gen. 25, 1ff) ist ihm erlaubt, weil es Gen. 21, 12 heisst: כי ביצחק יקרא לך זרע, nach Isak soll dir die Nachkommenschaft benannt werden.",
+ "] dass ich von Israel. D. h. von dem, was den Israeliten gehört. Die Talmudausgaben lesen מישראל.",
+ "so muss er über den Wert kaufen und unter dem Wort verkaufen. Damit er weder beim Einkauf noch beim Verkauf Vorteil habe. Wenn er jedoch erklärt hätte: das Vermögen der Israeliten sei mir zum Genusse verboten, so dürfte er selbst das nicht billig verkaufen, was er über den Wert bezahlt hat, weil das Verbot, das er ausgesprochen, nicht auf seiner Person, sondern auf den Gütern des Andren ruht.",
+ "] dass die Israeliten von mir. D. h. von dem, was mir gehört.",
+ "so muss er unter dem Wert kaufen und über den Wert verkaufen. Damit sie weder beim Einkauf noch beim Verkauf von ihm Vorteil haben.",
+ "wenn die andren auf ihn hören. D. h. wenn die Andren mit dieser Überteuerung einverstanden sind. Der Talmud und ed. princ. lesen: ואין שומעין לו, die Andren brauchen damit nicht einverstanden zu sein, falls sie durch ihn keinen Schaden leiden wollen.",
+ "so darf er von den andren Völkern einen Genuss haben. Das Gelübde ist nicht etwa von vornherein nichtig, weil er es nicht halten kann, wie oben (Ned. II, N. 23) zu dem Falle bemerkt war, wo jemand sich zu etwas verpflichtet, was er nicht aushalten kann; es giebt vielmehr für ihn einen Ausweg, indem er von Nichtjuden kauft und an sie verkauft.",
+ "so darf er wohl von unbeschnittenen Israeliten. D. h. von einem Israeliten, dem bereits zwei Brüder an den Folgen der Beschneidung gestorben sind und der deshalb unbeschnitten bleiben darf; vgl. Jeb. VIII, N. 1.",
+ "aber nicht von den Beschnittenen der andren Völker. Weil unter den „Unbeschnittenen“ schlechthin nur solche zu verstehen sind, die das Gebot der Beschneidung nicht kennen.",
+ "wohl aber von den Beschnittenen der andren Völker der Welt. Weil man „Beschnittene“ schlechthin nur solche nennt, die das Gebot der Beschneidung anerkennen; bei Gelübden aber ist die Ausdrucksweise des Volkes massgebend.",
+ "es heisst. Als Subject zu ואומר ist הכתוב zu ergänzen: „die Schrift sagt“.",
+ "ferner. Aus Jer. 9, 25 wäre noch nicht mit Sicherheit zu erweisen, dass die Heiden „Unbeschnittene“ schlechthin genannt werden, denn das ערלים in jenem Verse soll vielleicht durch das nachfolgende ערלי לב näher erklärt werden, sodass die Heiden nur als „unbeschnittenen Herzens“ bezeichnet werden.",
+ "dieser unbeschnittene Philister da. Hier wird also der Philister „unbeschnitten“ schlechthin genannt.",
+ "es heisst ferner. Man könnte vielleicht einwenden, dass David den Goliat in dem vorgenannten Verse nur darum als unbeschnitten bezeichnet habe, weil es nicht häufig vorkommt, dass jemand ohne Vorhaut geboren wird, daher zu vermuten war, dass Goliat unbeschnitten sei.",
+ "dass nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen. Unter einem ganzen Volke werden sich wohl manche finden, die „beschnitten“ geboren werden, gleichwohl werden hier die Philister „unbeschnitten“ schlechthin genannt.",
+ "sagt. Im Anschluss an die Gegenüberstellung der Bezeichnungen „Beschnittene“ und „Unbeschnittene“ werden einige Aussprüche mitgeteilt, die von der Wichtigkeit des Gebotes der Beschneidung handeln, obgleich hier von Gelübden nicht mehr die Rede ist.",
+ "denn die Frevler werden damit beschimpft. גני, syr. ܓܢܳܐ, beschimpfen, tadeln, verächtlich machen.",
+ "denn dreizehn mal wird dabei des Bundesschlusses gedacht. In dem Abschnitt, der von dem Gebot der Beschneidung handelt, Gen. 17, findet sich dreizehn mal der Ausdruck ברית, Bund.",
+ "denn sie verdrängt selbst den strengen Sabbat. Das Werkverbot des Sabbat tritt zurück hinter das Gebot der Beschneidung. Der Ausdruck חמורה ist wohl nur im Hinblick auf den Fall gewählt, dass der Versöhnungstag auf einen Sabbat fällt; selbst an einem solchen, besonders „strengen“ Sabbat muss die Beschneidung vollzogen werden.",
+ "denn ihretwegen wurde dem frommen Moses nicht eine Stunde Aufschub gewährt. תלה, eig. hängen, dann = in der Schwebe lassen, aussetzen, aufschieben; vgl. Jeb. IV, N. 31. — Nach Ex. 4, 24ff. kam Moses auf seinem Wege von Midian nach Ägypten in Lebensgefahr, weil er mit der Beschneidung seines Sohnes gezögert hatte; erst nachdem Zipora die Beschneidung vollzogen, war Moses von dieser Gefahr befreit.",
+ "denn sie verdrängt selbst [das Gesetz über] die Aussatzschäden. Nach Deut. 24, 8 ist es ein Verbot, den Aussatz mechanisch zu entfernen; gleichwohl muss auch an einem Aussätzigen das Gebot der Beschneidung vollzogen werden, selbst wenn man dadurch den Aussatz entfernt. — Der Ausspruch des R. Nehemia enthält eine Steigerung im Vergleich zu dem des R. Jose. Denn das Gebot der Beschneidung verdrängt nur dann das Werkverbot des Sabbat, wenn die Beschneidung zur vorgeschriebenen Zeit, d. h. am achten Lebenstage des Kindes geschieht, nicht aber wenn sie aus irgend welchen Gründen verschoben ist. s. Sab. XIX, 5; das Verbot der Entfernung des Aussatzes wird jedoch von dem Gebote der Beschneidung auch dann verdrängt, wenn diese nicht zur vorgeschriebenen Zeit erfolgt.",
+ "vollkommen. Das aram. שלים entspricht dem hebr. תמים, vollkommen; vgl. Targ. Onk. zu Gen. 17, 1.",
+ "wandle vor mir und sei vollkommen. Im Anschluss an diese Mahnung gab Gott dem Abraham das Gesetz der Beschneidung. Die ed. princ. hat noch den Zusatz: וכתיב זאת בריתי … ביני וביניכם.",
+ "wenn nicht mein Bund. Nämlich: der Beschneidung.",
+ "Tag und Nacht. Das Bundeszeichen der Beschneidung ist Tag und Nacht am Körper des Israeliten.",
+ "hätte ich die Gesetze des Himmels und der Erde nicht gemacht. In der Mischna des jerus. Talmud folgt hier noch: ד״א גדולה המילה שהיא שקולה כנגד כל המצות שבתורה שנ׳ הנה דם הברית אשר כרת ה׳ עמכם על כל הדברים האלה , wichtig ist die Beschneidung, denn sie wiegt alle Gebote der Thora auf, denn es heisst (Ex. 24, 8): Seht, dies ist das Blut des Bundes, den der Ew. mit euch auf alle diese Worte hin geschlossen hat; vgl. auch Ned. 32a."
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+ "dem der Genuss von seinem Nächsten durch Gelübde versagt ist. A hat z. B. gesagt: Konam sei dir, B, mein ganzes Vermögen, oder B hat erklärt: Konam sei mir dein ganzes Vermögen.",
+ "besteht kein andrer Unterschied. Hinsichtlich dessen, was ihnen durch das Gelübde verboten resp. trotzdem noch erlaubt ist.",
+ "als der bezüglich des Durchgangsrechts. דריסת הרגל eig. das Betreten mit dem Fusse, d. h. das Recht, das Gebiet des andren zu betreten oder zu durchschreiten, vgl. Erub. VI, 9 und Ket. I, N. 43.",
+ "in denen man keine Lebensmittel zu bereitet. Beides ist demjenigen, dem der Genuss versagt ist, verboten, demjenigen aber, dem nur die Speise versagt ist, erlaubt. — Der erste Satz der Mischna findet sich auch Meg. I, 6.",
+ "Wenn einem die Speise des andren durch Gelübde versagt ist. Nach Ned. 33a muss in diesem Falle A zu B gesagt haben: alles, was mir zum Genuss meiner Speise verhilft, sei dir durch Gelübde verboten, oder B hat erklärt: alles, was dir dazu verhilft, sei mir verboten.",
+ "so darf ihm dieser keine Schwinge. נפה, eine Schwinge, mit der man das feine vom groben Mehl sondert; Maim. zu Schebiit V, 9.",
+ "kein Sieb. כברה ein Sieb, mit dem man die Getreidekörner von der Spreu scheidet; ibid.",
+ "keine Mühle und keinen Ofen. תנור ist hier ein Ofen, in dem die Speisen in Töpfen gekocht werden.",
+ "leihen. Obschon diese Gegenstände nur mittelbar zur Bereitung von Speisen dienen; einen Kochtopf, einen Bratspiess u. dgl., die zur Bereitung der Speisen unmittelbar verwendet werden, darf man in diesem Falle gewiss nicht leihen.",
+ "wohl aber darf er ihm ein Hemd. חלוק, von חלק, glatt, ein glattes Kleidungsstück, das keine Falten hat, ein Hemd; Levy Wb.",
+ "ein Gewand und Nasenringe. נזם, das in der Bibel sowohl Nasenring (Gen. 24, 47) als Ohrring (Gen. 35, 4) bedeutet, soll wohl hier, wo es dem טבעת gegenübergestellt wird, Nasenring bezeichnen. Im jerus. Talmud findet sich die bessere Lesart: חלוק וטלית נזמים וטבעות, und so zitirt auch der bab. Talmud unsre Mischna.",
+ "wo man solches. Die Deutung der in der Mischna häufig wiederkehrenden Phrase כיוצא ב׳ ist schwierig. Levy, Wtb. II, 225, erklärt es = wie das, was an ihm herausgeht, daher „wie, gleichwie, desgleichen“; Strack-Siegfried, neuhebr. Gram. S. 60, nehmen es = wie bei dem, was danach geht, also „in ähnlichen Fällen“. Indess beide Erklärungen sind unbefriedigend. Verständlicher sind die Deutungen von Fleischer (Beiträge zu Levys Wtb.), „gleichwie mit etwas hervortretend, d. h. es vor- oder darstellend, wie ein Abbild davon“ und von Jastrow (Wtb. 587) „like that which passes with it (in the same class)“. Nach Geiger, Lesebuch S. 113, heisst die Phrase כיוצא בו „einen ähnlichen Wert hat, ähnlich verhält es sich“; sie ist dem יצא ב׳ nachgebildet, welches bei der Münze heisst „ausgegeben werden für, den Wert haben von“, vgl. M. scheni IV, 8. Nach Bacher, Terminologie S. 75, ist der Ausdruck כיוצא בו wahrscheinlich dem Heerwesen entlehnt, in dessen Sprache יצא eine grosse Rolle spielt. Das ב ist als ב societatis aufzufassen (vgl. Ps. 44, 10) und יוצא בו heisst demnach „derjenige, der mit einem andren zugleich ins Feld zieht“. Durch כ erweitert, bezeichnet dann die Redensart einen Gegenstand als mit einem andren gleichartig. Die aramäische Wiedergabe dieser hebr. Phrase findet sich im jerus. Targum zu Gen. 2, 18. 20 בד נפיק ביה = כנגדו; zu Deut. 14, 8 כנפיק ביה. Porges, in Frankels Monatsschr. 1900, S. 188 will das יצא in unserer Phrase aus der Bedeutung erklären, die es in Verbindung mit ציץ, שמש, נגה u. dergl. aufweist, also = zum Vorschein kommen, hervortreten; כיוצא בו hiesse demnach „wie das, was an dem Gegenstande sich herausstellt, dabei (oder daran) zum Vorschein kommt, ersichtlich wird, hervortritt, sich deutlich ergiebt“. Er versucht endlich auch כיוצא בו so zu deuten, dass es heisst: „wie etwas, was an der Sache selbst herauswächst, gewissermassen ein besonders hervorragender Teil am Ganzen, aus dem Ganzen hervorgegangen und mit ihm verbunden“.",
+ "ist [auch] dies verboten. Weil er die ersparte Miete zur Anschaffung von Lebensmitteln verwenden könnte."
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+ [
+ "so darf dieser [gleichwohl] für ihn. Die ed. princ. und die Talmudausg. lesen שוקל לו.",
+ "den Schekel entrichten. D. h. den halben Schekel, den man alljährlich zur Bestreitung der Gemeindeopfer zu entrichten hatte, Schek. I, 1. In dem Falle, dass B sich selbst durch Gelübde den Genuss von A versagt hat, darf dieser dennoch den Schekel für ihn zahlen, weil er selbst dem B den Genuss seines Vermögens nicht verboten hat. Aber auch wenn A dem B jeden Genuss seines Vermögens verboten hat, darf er für diesen gleichwohl zahlen, weil er dadurch ein Gebot erfüllt, die Ausübung eines Gebotes aber nicht als ein materieller Gewinn zu betrachten ist, denn „מצות לאו ליהנות נתנו , die Gesetze sind nicht zum Genuss gegeben“. B hat freilich durch A den Vorteil, dass er zur Zahlung des Schekel nicht mehr gezwungen werden kann, indess ist dies nur ein indirecter Nutzen und darum erlaubt. — Nach R. Nissim handelt die Mischna hier nur von dem Falle, dass B seinen Schekel durch einen Boten an die Verwaltung der Tempelkasse geschickt hat, der Schekel aber dann gestohlen wurde oder verloren ging, nachdem die Summe zur Anschaffung der Gemeindeopfer aus der Kasse abgehoben war. In einem solchen Falle konnte B nicht mehr gezwungen werden, den Schekel noch einmal zu zahlen; A durfte deshalb für ihn zahlen, weil es eine Leistung war, zu der B nicht mehr verpflichtet war, weil er somit dem B keinen Vermögensvorteil verschaffte. Vgl. Schek. II, 1.",
+ "dessen Schuld bezahlen. Der jerus. Talmud und die ed. princ. lesen ופורע לו. — Nach einer Ansicht in Ned. 33b handelt dieser Satz von dem Falle, dass B mit seinem Gläubiger vereinbart hat, dass dieser ihn zur Zahlung der Schuld nicht drängen dürfe. Wenn daher A für ihn zahlt, so verschafft er ihm keinen Vermögensvorteil, weil B vielleicht bei seinem Gläubiger den völligen Verzicht auf die Zahlung erwirken könnte. Nach einer andren Ansicht (ibid.) gilt dieser Satz der Mischna von jeder Schuld, und A darf darum dem Gläubiger des B zahlen, weil er diesem nicht direct einen Vermögensvorteil zuwendet, sondern nur verhindert, dass der Gläubiger die Schuld von ihm fordert; vgl. auch Ket. XIII, N. 16.",
+ "und dessen verlorenes Gut ihm zurückgeben. A darf dem B die Sache, die dieser verloren, zurückgeben, weil er damit ein Gebot ausübt, Deut. 22, 3. Aber auch B darf dem A, von dem er keinen Nutzen haben darf, dessen verlorenes Gut zurückgeben; denn obschon man während der Ablieferung eines Fundes indirect Nutzen haben kann, weil man in diesem Momente einem Armen, der gerade um ein Almosen bittet, nichts zu geben braucht [nach dem Grundsatze: העוסק במצוה פטור מן המצוה, „wer in der Ausübung eines Gebotes begriffen ist, braucht ein andres, dessen Erfüllungszeit eingetreten, nicht zu üben“, d. h. er braucht die Ausübung des ersten nicht zu unterbrechen, vorausgesetzt, dass er beide nicht gleichzeitig erfüllen kann], so gilt dies doch als ein so seltenes Zusammentreffen, dass man von einem Vermögensvorteil des B nicht reden kann. [Dieser relative Nutzen, den man durch Ablieferung eines Fundes haben kann, wird im Talmud als פרוטה דרב יוסף bezeichnet; s. B. kamma 56b].",
+ "wo man dafür Lohn empfängt. Und A und B sich gegenseitig jeden Genuss von einander durch Gelübde verboten haben; denn in diesem Falle würde entweder der Finder einen Nutzen haben, wenn er sich die Ablieferung bezahlen liesse, oder der Eigentümer, wenn der Finder auf den Lohn verzichten würde.",
+ "fällt der Nutzen an das Heiligtum. Die Mischna sagt hier nicht wie in andren Fällen, wo die Nutzung verboten ist (s. Ab. sara III, 9), dass der Nutzen „in das Salzmeer geworfen werden“ müsse, weil durch das Gelübde ihnen jeder Nutzen ebenso wie etwas „Heiliges“, wie Opfer u. dergl. verboten wurde, vgl. Einl. S. 173. — War jedoch nur dem B jeder Genuss von A verboten und jener hat die von A verlorene Sache gefunden, so darf er keine Bezahlung annehmen; desgleichen darf A die verlorene Sache des B nicht ohne Entschädigung abgeben. — Nach R. Nissim ist מקום in diesem Satze nicht mit „Ort“, sondern mit „Fall, Lage“ zu übersetzen, und die Mischna will sagen: „wenn der Fall so lag, dass man eine Bezahlung annehmen darf …“, d. h. wenn der Finder gerade mit einer gewinnbringenden Arbeit beschäftigt war, sodass er berechtigt ist, für die Erstattung eine entsprechende Vergütung zu fordern; s. B. mez. II, 9."
+ ],
+ [
+ "Er. Derjenige, der dem andren den Genuss verboten hat (A).",
+ "darf auch für ihn mit dessen Zustimmung die Hebe und den Zehnt abscheiden. Wenn der andre (B) erklärt hat, es dürfe jeder für ihn die Hebe abscheiden. Hätte er jedoch den A damit beauftragt, so dürfte dieser es nicht tun, da die Erfüllung dieses Auftrages als „Nutzen“ für B angesehen würde.",
+ "für ihn. Wenn A ein Priester und B ein Laie ist und jener diesem jeden Genuss verboten, oder dieser sich selbst jeden Genuss von A durch Gelübde verboten hat.",
+ "die Vogelopfer. קנים, eig. Vogelnester, dann die Vogelpaare, die als Opfer darzubringen sind.",
+ "der flussleidenden Männer. Lev. 15, 14.",
+ "die der Frauen. Lev. 15, 29.",
+ "und die der Gebärenden. Lev. 12, 6. 8.",
+ "sowie Sünd- und Schuldopfer darbringen. A darf die Vogelopfer für B darbringen, obgleich er ihm resp. seiner Frau dadurch erst den Genuss von Heiligem, Opfern u. dergl. ermöglicht, weil er ihm nur indirect einen Genuss verschafft, indem er ihn aus dem Zustande befreit, in welchem er Heiliges nicht geniessen darf, und die Priester überdies bei Opferhandlungen nicht als Beauftragte der Menschen, sondern als „Bevollmächtigte Gottes“ (שלוחי דרחמנא) gelten. A darf aber auch Ganz- und Friedensopfer für B darbringen, denn wenn ihm dies schon bei Sünd- und Schuldopfern gestattet ist, die B zu bringen verpflichtet ist, so muss es bei freiwilligen Opfern gewiss erlaubt sein.",
+ "er darf ihn in Midrasch. מדרש, das schon in II Chron. 13, 22 und 24, 27 vorkommt, bedeutet die Auslegung der Schrift, die sich auf die Ableitung und Erläuterung der einzelnen Satzungen bezieht; vgl. auch Ket. IV, N. 60.",
+ "Halachot. הלכה eigentl. Gang, Weg, dann Norm, Satzung, geltendes Recht, Überlieferung. Midrasch und Halachot, die Exegese und das Resultat dieser Auslegung bilden die einander ergänzenden Teile des Gesetzesstudiums vgl. auch Hoffmann, Zur Einleitung S. 1ff.",
+ "und Hagadot. הגדה, aram. אגדה, eigentl. das Gesagte, Erzählte, bezeichnet die Aussprüche der Weisen, die zwar an die Schrift angelehnt sind, aber nicht gesetzliche Bestimmungen, sondern nur Schrifterklärungen, Erzählungen, Sentenzen u. dergl. zum Inhalt haben; vgl. auch Zunz, Gottesdienstl. Vorträge, S. 45 Anm. b.",
+ "unterrichten. Denn der Unterricht in der Lehre des Gesetzes hat unentgeltlich zu geschehen, er verschafft ihm daher durch den Unterricht keinen Vermögensvorteil. Jene Bestimmung wird (Ned. 37 a) aus Deut. 4, 5 abgeleitet, wo Moses sagt: „Siehe, ich lehre euch Gesetze und Rechte, wie der Ew., mein Gott mir geboten“, womit angedeutet sein soll, dass ebenso wie Gott dem Moses die Gesetze „unentgeltlich“ gegeben, so auch die Israeliten das Lehren des Gesetzes als eine Pflicht unentgeltlich üben sollen, מה אני בחגם אף אתם בחנם. Nach Jore dea 246, 5 ist es jedoch erlaubt, für die durch den Unterricht erlittene Versäumnis Bezahlung zu nehmen, es darf daher nach der Halacha A den B auch nicht in Midrasch u. s. w. unterrichten.",
+ "er darf ihn jedoch nicht in der Schrift unterrichten. מקרא, das in der Bibel (Neh. 8, 8) die „Vorlesung“, im Neuhebr. aber auch das „Vorgelesene“, den Stoff des Lesens bezeichnet, bedeutet hier das „Lesen“, d. h. den Gesangsvortrag und das sinngemässe Abteilen der Worte der heiligen Schrift. Für die Unterweisung in diesen Gegenständen durfte man Bezahlung annehmen, weil deren Studium kein Thoragebot ist; A darf deshalb den B hierin nicht umsonst unterrichten, weil er ihm einen Vermögensvorteil verschafft.",
+ "wohl aber darf er dessen Söhne [und dessen Töchter. In der ed. princ. fehlen die Worte ואת בנותיו; vgl. auch Sota III, 4 über die Frage, ob Töchter in der Thora zu unterrichten sind oder nicht.",
+ "] in der Schrift unterrichten. Eigentlich ist der Vater verpflichtet seine Kinder zu unterrichten; die Ausübung der Pflicht aber, die ihm hier von A abgenommen wird, ist für ihn nicht als ein materieller Gewinn anzusehen nach dem oben (N. 14) erwähnten Grundsatze: „die Gebote sind nicht zum Genusse gegeben“.",
+ "obgleich jener selbst zu ihrem Unterhalt verpflichtet ist. Weil er ihm nur indirect einen Vermögensvorteil zuwendet; vgl. die zweite, oben N. 15 angegebene Erklärung. Aber auch nach der ersten, dort angeführten Ansicht, wonach A nur dann die Schuld des B bezahlen dürfe, wenn ein bestimmter Zahltermin nicht vereinbart war, während hier der Gatte auf alle Fälle den Unterhalt seiner Familie zu bestreiten hat, darf A gleichwohl diese Kosten für B bezahlen, weil dort B, wenn A nicht für ihn eingetreten wäre, selbst hätte zahlen müssen, hier aber B, wenn er seine Familie nicht ernährt, sondern diese sich selbst beköstigt oder sich Entbehrungen aller Art ausgesetzt hätte, nicht nachträglich verpflichtet wäre, seiner Familie die Auslagen zu ersetzen.",
+ "Er darf weder dessen unreines noch dessen reines Vieh füttern. Weil das Vieh dadurch wertvoller wird, B also einen Vorteil hat.",
+ "aber nicht das reine Vieh füttern. D. h. mästen, ihm mehr Futter geben, als es zur Erhaltung unbedingt nötig hat; denn da das unreine Vieh nicht zum Essen für den Israeliten dient, sondern nur zum Arbeiten, so hat der Eigentümer durch die Überfütterung seines Viehs keinen Nutzen. sondern den Nachteil, dass das Tier weniger arbeiten kann. Dem Vieh jedoch das unbedingt erforderliche Futter zu geben, ist auch nach den Weisen dem A verboten, weil B dadurch Vorteil hat.",
+ "bei dem reinen gehört das Leben dem Himmel. D. h. es kann dem Himmel als Opfer dargebracht werden (Mëiri).",
+ "dem Eigentümer. Wenn das Tier geschlachtet ist, darf es der Eigentümer essen, er hat also einen Vorteil dadurch, dass es schwerer ist.",
+ "bei dem unreinen aber gehören Leben und Leib dem Himmel. Das unreine Tier kann er nur für Zwecke des Heiligtums verwenden (בדק הבית, Ned. II, N. 55), aber nicht zum Essen, und selbst solange es lebte, konnte er es nur zur Arbeit benutzen; keinesfalls hat er also einen Vorteil durch die Überfütterung.",
+ "kann er es den Heiden verkaufen oder den Hunden zu fressen geben. Er hat also durch die Mästung einen Nutzen."
+ ],
+ [
+ "so darf er [bei ihm] stehen. Kurze Zeit.",
+ "aber nicht sitzen. Längere Zeit. Dieser Satz handelt von einem Orte, wo es Brauch ist, Krankenwärter für Lohn zu mieten; wenn daher A sich längere Zeit bei B aufhält, würde er ihm die Kosten des Wärters ersparen.",
+ "er darf dessen Person heilen. Weil er damit eine Pflicht erfüllt (vgl. N. 33); denn in den Worten והשבתו לו Deut. 22, 2 ist auch angedeutet, dass man verpflichtet ist dafür zu sorgen, dass einem die verloren gegangene Gesundheit wiedergegeben wird. An einem Orte jedoch, wo solche Hilfeleistung bezahlt wird, darf A es nicht umsonst tun, weil er ihm einen Vermögensvorteil verschafft.",
+ "was zu seinem Gute gehört. D. h. dessen Vieh. An einem Orte, wo Doch jemand vorhanden ist, der das Tier heilen kann, darf A es nicht tun, selbst wenn dort solche Dienste nicht bezahlt werden, weil er ihm einen Vermögensvorteil zuwenden würde; er darf ihm aber Mittel angeben, um das Tier zu heilen. Ist jedoch kein andrer Sachverständiger am Orte, so darf A selbst dem B diesen Dienst erweisen, weil das Tier sonst unrettbar verloren wäre, A aber dem B ein „verlorenes Gut“ wieder erstatten darf, s. M. 2. Eine ähnliche Unterscheidung findet sich auch Ab. sara II, 2.",
+ "er darf mit ihm in einer grossen Wanne. אמבטי, griech. ἐμβατή, Badewanne.",
+ "aber nicht in einer kleinen. Weil durch sein Hineinsteigen das Wasser in der Wanne höher steigt und den Körper des B bedeckt, er also diesem nützt.",
+ "er darf mit ihm in einem Bette. Das nicht dem A gehört.",
+ "Jehuda. Dieser will nur den letzten Satz der Mischna erklären, aber nicht dagegen controversieren.",
+ "weil er ihm einen Genuss verschafft. Weil er zur Erhöhung der Temperatur im Bette beiträgt, dem B also in der kalten Jahreszeit einen Genuss verschafft.",
+ "Er darf mit ihm zusammen auf demselben Ruhebett sitzen. Es wird nicht befürchtet, dass er einschlafen könnte, er darf daher selbst im Winter auf einem kleinen Sopha mit ihm zusammen sitzen.",
+ "und mit ihm am selben Tische speisen. Da A dem B jeden Genuss von seiner Seite verboten hat, ist anzunehmen, dass sie nicht eben befreundet sind, und darum auch nicht zu befürchten, dass er ihm von seiner Speise reichen könnte.",
+ "aber nicht aus der [gleichen] Schüssel. תמהוי, Becken, Schüssel zum Anrichten der Speisen, vgl. Sab. V, N. 31. — Das Speisen aus gemeinsamer Schüssel ist ihnen verboten, denn wenn A wenig isst, kann B sich eine grössere Portion nehmen, also Vorteil durch jenen haben.",
+ "wohl aber darf er [mit ihm. Die Talmudausg. lesen עמו.",
+ "die herumgereicht wird. חזר zurückkehren, herumgehen, circulieren; vgl. Ket. XIII, N. 22. — Nach dem Talmud (Ned. 41b) ist zu החוזר zu ergänzen לבעל הבית, d. b. A darf mit B zusammen aus der Schüssel essen, die zunächst den Gästen und dann dem Hausherrn gereicht wird; die Schüssel enthält so viel, dass ein Rest unter allen Umständen dem Gastgeber gereicht wird. Es hat somit B von A keinen Vorteil, sie kürzen vielmehr beide den Wirt. Nach einer andren Erklärung heisst תמחוי החוזר eine Schüssel, die bei Bedarf immer wieder gefüllt wird; wenn also A früher aufhören sollte sich zu bedienen als B, würde er diesem doch keinen Vorteil gewähren, da die Schüssel ohnedies wieder gefüllt wird.",
+ "Er darf nicht mit ihm zusammen aus der grossen Schüssel essen. אבוס ist hier nicht wie in der Bibel „Futterstall“ oder „Dreschtenne“, sondern der Behälter für die Speisen der Arbeiter, ähnlich wie nach der Septuaginta אבוס in Jes. 1, 3 mit „Krippe“ zu übersetzen ist.",
+ "wie sie den Arbeitern vorgesetzt wird. Obschon dieser Behälter noch grösser ist als die vorhergenannte „Schüssel“; denn es ist zu fürchten, dass B sich etwas Speise von der nimmt, die dem A gehört.",
+ "er darf auch nicht mit ihm in einer Reihe. אומן Furche, Reihe, Furchenstrecke, vom arab. مان = durchfurchen: Hoffmann, Israel. Monatsschr. 1893, S. 30; B. mez. VII, N. 24.",
+ "arbeiten. Weil er den Boden locker macht und so dem B das Arbeiten erleichtert, oder weil er durch seine Arbeit, wie Mähen, dem B mehr Raum und Bewegungsfreiheit verschafft.",
+ "er darf in einiger Entfernung von ihm arbeiten. Auch wenn es in derselben Reihe geschieht, denn es ist nicht zu befürchten, dass sich A dies auch in der Nähe des B erlauben würde; R. Meir hingegen hegt diese Befürchtung. In der Nähe zu arbeiten ist aber dem A auch nach den Weisen verboten."
+ ],
+ [
+ "so darf er nicht auf dessen Feld gehen. Da er das Gebiet des A nicht betreten darf, s. oben M. 1.",
+ "und nicht von dessen hinausragenden [Früchten. Zu נוטות ist noch das Substantiv פרות oder נטיעות zu ergänzen. Es finden sich in der Mischna öfter Beispiele, wo das Hauptwort neben dem Adjectiv ausgelassen ist, so in unserer Mischna שביעית, sc. שנה; פטם = der gemästete, sc. שור, Ochs, Sab. XX, 4; שומרה sc. סוכה = Wachthütte, B. batra IV, 8.",
+ "essen. Obgleich sonst die Früchte des siebenten Jahres nicht als Eigentum des Herrn des Feldes, sondern als הפקר, herrenloses Gut, Gemeingut gelten (Lev. 25, 6. 7), darf hier B dennoch die Früchte von dem Felde des A nicht essen, weil dieser sie ihm zum Genusse verboten hat zu einer Zeit, da er noch das Verfügungsrecht über sie hatte und dieses Verbot auch dann noch wirksam ist, wenn sie nicht mehr sein Eigentum sind.",
+ "wenn es aber im siebenten Jahre geschieht. Wenn A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen hat.",
+ "so darf er zwar nicht auf dessen Feld gehen. Denn wenn auch die Früchte als Gemeingut anzusehen sind, so gilt dies noch nicht von dem Boden des Feldes, dieser ist es vielmehr nur in dem Moment, da jemand die Früchte pflückt und geniesst. Wenn es aber dem B erlaubt wäre, das Feld zu betreten, so wäre zu befürchten, dass er vielleicht noch länger dort verweilen würde, als zum Genusse der Früchte unbedingt nötig ist, er würde also von dem Felde selbst einen Nutzen haben.",
+ "wohl aber von dessen hinausragenden [Früchten] essen. Da A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen, wo er kein Eigentumsrecht an den Früchten mehr hatte, ist es gar nicht in Kraft getreten. Im babyl. Talmud und in manchen Mischnaausg. findet sich die Lesart: מן הנטיעות הנוטות.",
+ "so darf er auf dessen Feld gehen. Denn das Durch- gangsrecht ist ihm nicht verboten, vgl. oben Mischna 1.",
+ "wenn es jedoch im siebenten Jahre geschah. Wenn A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen hat.",
+ "so darf er darauf gehen und [davon] essen. Da A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen, wo er kein Eigentumsrecht an den Früchten mehr hatte, ist es gar nicht in Kraft getreten. Im babyl. Talmud und in manchen Mischnaausg. findet sich die Lesart: מן הנטיעות הנוטות."
+ ],
+ [
+ "so darf er ihm nichts verleihen. B darf dem A, der das Verbot ausgesprochen, nichts verleihen, weil zu befürchten ist, dass sonst auch A aus Gefälligkeit dem B etwas leihen würde.",
+ "ihm kein Darlehen gewähren. Weil zu befürchten ist, dass sonst auch A dem B ein Darlehen gewähren würde. — Der Ausdruck שאל wird hier von Sachen gebraucht, die in natura zurückgegeben werden, לוה von Geld, bei dem dies nicht der Fall ist.",
+ "ihm nichts verkaufen. Würde B die Ware dem A zum reellen Werte verkaufen, so würde nicht nur dieser einen Nutzen haben, sondern auch B den Vorteil, dass er seine Ware absetzt. Würde er sie unter dem Werte verkaufen, so wäre zu befürchten, dass A aus Gefälligkeit ihm auch etwas abkaufen würde; würde er sie endlich über den Wert verkaufen, so würde nur B einen Nutzen haben.",
+ "und nichts von ihm kaufen. Auch nicht zu einem Preise, der höher ist als der reelle Wert des Gegenstandes, wobei B nur Schaden hätte, denn es ist zu befürchten, dass dann A aus Gefälligkeit auch dem B etwas abkaufen würde.",
+ "Wenn einer zum andren. Dieser Fall handelt nicht mehr von einem, der dem andren jeden Genuss von seiner Seite verboten hat, sondern von zwei beliebigen Personen.",
+ "sie ist nicht frei. Sie wird gerade bei der Arbeit verwendet.",
+ "Konam. Zu Konam s. oben II, N. 18; hier würde demnach die Formel lauten: wie Opfer verboten sei mir die Kuh, mit der ich nie pflügen werde.",
+ "dass ich mein Feld mit ihr nie pflügen werde. Hier ist zu ergänzen, dass der Entleiher sich über die Verweigerung des andren geärgert und deshalb dieses Gelübde ausgesprochen, dann aber die Kuh dennoch geborgt bekommen hat.",
+ "jedem andren aber erlaubt. Denn er wollte nur sagen, dass er mit der Kuh nicht so pflügen werde, wie er es gewöhnt ist, d. h. er selbst nicht, andren aber sollte es gar nicht verboten sein, für ihn zu pflügen.",
+ "so ist es ihm wie jedem andren verboten. Weil er meinte, er werde mit der Kuh weder selbst pflügen, noch andere pflügen lassen, wie er es sonst gewöhnt ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist und er nichts zu essen hat. Der Satz der Mischna gilt auch dann, wenn B wohl zu essen hat; der Fall ist nur deshalb so gewählt, weil dann eher anzunehmen ist, dass A sich bemühen wird dem B Unterhalt zu verschaffen.",
+ "so kann der andre zum Krämer. חנוני, Krämer, Kaufmann, von חנות = Laden (Stamm חנה), ein Subst. mit der Endung ני wie בישני ,שפכוני Pea VII, 1; קרתני Demai VI, 4. — Ms. Or. 567 liest: אצל חנוני הרגיל אצלו, zu dem Krämer, bei dem er zu kaufen pflegt. Hiernach will die Mischna lehren, dass A selbst zu einem solchen Krämer das folgende sagen darf, obschon er mit ihm in Geschäftsverbindung steht und es den Anschein hat, als ob dieser dann nur in dessen Auftrag handelt.",
+ "ist der Genuss von mir durch Gelübde verboten. Die ed. princ. liest: איש פ׳ גדר ממני הנאה, der Talmud נודר, er hat sich den Genuss von mir versagt.",
+ "was ich tun soll. Wie ich mich zu verhalten habe, wenn ich dem B Speise zuwenden will.",
+ "jenem. Dem B, dem der Genuss von A verboten ist.",
+ "[Speise] geben und von dem andren. A; s. Anm. 1.",
+ "bezahlt nehmen. Wenn A ihm zahlen will. Da A dem Käufer nicht den Auftrag erteilt hat, dem B Speise zu geben, so wird diese als ein Geschenk an B und die Bezahlung des A als ein Geschenk an den Kaufmann angesehen. Er darf aber diesem keinen Auftrag geben den B zu versorgen, vgl. N. 20, und er kann daher auch unter keinen Umständen zur Zahlung gezwungen werden. — Nach Maimonides ist der Kaufmann (und ebenso der Arbeiter im folgenden Falle) als Gläubiger des B anzusehen; A darf deshalb für B die Schuld bezahlen nach M. 2. Die ed. princ. liest: ובא זה ונוטל מזה.",
+ "War sein. Des B.",
+ "Haus zu bauen. Die ed. princ. liest היה ביתו נופלת, wenn sein Haus eingestürzt oder baufällig war.",
+ "dann dürfen sie bei jenem arbeiten und von dem andren den Lohn annehmen. Dieser zweite Fall, dessen Begründung der des ersten conform ist, wird nur deshalb auch noch angeführt, um zu zeigen, dass dem A das Verfahren nicht bloss dort gestattet ist, wo es sich um die Erhaltung des B handelt, sondern auch bei Dingen, die nicht so dringend sind."
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+ "Sind sie zusammen unterwegs und jener hat nichts zu essen. Hier handelt die Mischna (im Gegensatz zur vorigen, s. N. 77) nur von dem Falle, dass B nichts zu essen hat, weil ihm hier die Speise, die der andre von A erhalten hat, direct übergeben wird, während im M. 7 A für B nur bezahlt (ת״י). Nach R. Akiba Eger jedoch gilt dieser Satz der Mischna auch in dem Falle, dass B wohl zu essen hat, und zwar darf dieser das Geschenk des A darum annehmen, weil es durch die Übergabe an den Dritten zunächst dessen Eigentum geworden ist und dann erst aus dessen Besitz in den des B übergeht.",
+ "Jose aber verbietet es. Da kein andrer vorhanden ist, aus dessen Besitz es in den des B übergeht, so sieht es aus, als ob A dem B ein Geschenk macht. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des ersten, ungenannten Tanna."
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+ "Wenn [zwei] Teilhaber. שותף, (syr. ܫܰܘܬܳܦܳܐ), socius, Teilhaber, Miteigentümer. Das Substantiv ist von einem Partic, des Pual gebildet mit Abwertung des vorgesetzten מ; ebenso עוברה, die Schwangere, Para III, 2; vgl. Hillel, Nominalbildung, S. 34. Es könnte auch שׁוֹתָף punktiert werden nach Analogie von שובך, גולל, עובר; vgl. Baneth in Erub. VI, 5. 7.",
+ "sich gegenseitig jeden Genuss von einander durch Gelübde verboten haben. Dieser Satz findet seine sinngemässe Anwendung auch im Falle, dass nur der eine (A) dem andren (B) jeden Genuss von seinem Vermögen verboten hat.",
+ "so dürfen sie den [gemeinsamen] Hof. Der nicht so gross ist, dass der eine den andren zu einer Teilung zwingen kann, d. h. er enthält nicht 4 Ellen im Quadrat für jeden Besitzer und noch 4 Quadratellen für jede Thür, s. B. batra I, 6 u. N. 52.",
+ "nicht betreten. Vgl. Ned. III, 1. Nach den Weisen (ת״ק) ist jedem das Betreten des Hofes verboten, weil sie der Ansicht sind: אין ברירה, d. b. ein später eintretendes Ereignis oder eine später getroffene Entscheidung hat keine rückwirkende Kraft, giebt „keine Aufklärung“ darüber, ob das von diesem Ereignis oder dieser Entscheidung betroffene Objekt von Anfang an diese Bestimmung gehabt hat (vgl. Ab. sara III. N. 47). Auf unsren Fall übertragen, heisst dies: wir sagen nicht, dadurch, dass A einen Teil des Hofes betritt, sei erwiesen, dass gerade dieser Teil schon von Anfang an als sein Eigentum anzusehen war, es ist vielmehr dieser Teil in jedem Momente zugleich als Eigentum des B zu betrachten und darum für A unzugänglich. Hiergegen liesse sich freilich einwenden, dass eigentlich infolge des Societätsverhältnisses jeder Teil des gemeinsamen Hofes jedem Einzelnen im Momente, da er ihn benutzt, als Eigentum gehört und daher zur Benutzung gestattet sein sollte. Allein, die durch ein Verbotgelöbnis über einen Gegenstand ausgesprochene Weihe hebt das Eigentumsrecht an dieser Sache auf, קונמות מפקיעין מידי שעבוד; durch das Verbot, das A gegen B ausgesprochen hat, verliert daher dieser das Eigentumsrecht an dem Hofe.",
+ "ein jeder betritt den ihm gehörigen Teil. Durch das Betreten des Hofes wird entschieden (יש ברירה), dass von Anfang an der Teil, der gerade von einem betreten wird, dessen Eigentum war und der andre kein Anrecht daran hatte. — Wenn jedoch der Hof so gross war, dass der eine den andren zu einer Teilung zwingen konnte (N. 3), dann giebt auch R. Elieser b. J. zu, dass keiner von beiden den Hof betreten darf, solange die Teilung nicht erfolgt ist. Denn wenn auch R. Elieser der Ansicht ist, dass יש ברירה, dass also jeder gerade den ihm gehörigen Teil des Hofes betritt, so würde doch nach erfolgter Teilung ein jeder nur ein Stück von 4 Quadrat-Ellen betreten dürfen, die andren, gemeinsamen 4 Ellen aber nicht. Solange aber die Teilung nicht vollzogen ist, würde jeder ein Stück von 8 Ellen, nämlich das ihm allein gehörige und das beiden gemeinsame Stück betreten dürfen, es würde also ein jeder, solange er die Trennung nicht herbeiführt, dem andren den Vorteil einer grösseren Bewegungsfreiheit verschaffen, und die Benutzung dieses Vorteils wäre jedem einzelnen verboten.",
+ "eine Mühle oder einen Ofen dort aufzustellen oder Hühner zu züchten. Dies gilt auch nach R. Elieser b. J. und zwar für einen Hof, der nicht geteilt werden kann. Nur das Betreten ist nach ihm erlaubt, weil der Hof eben dazu am meisten gebraucht wird; alles aber, was nicht unbedingt hier geschehen muss und von vornherein einer dem andern verwehren könnte, ist zu unterlassen, weil durch die Unterlassung des Verbotes es den Anschein hat, als ob der eine dem andren erst jetzt, im Momente der Benutzung, diesen Vorteil gewährt.",
+ "so darf [nur] er den Hof nicht betreten. Dieser Satz ergiebt sich nach dem Obigen von selbst, er ist nur deshalb hierhergesetzt, weil die Schlussworte, die R. Elieser hinzufügt, etwas Neues enthalten.",
+ "seinen Teil zu verkaufen. Weil zu fürchten ist, dass er, da er den andren den Hof betreten sieht, das Verbot vergessen und gleichfalls den Hof benutzen wird; war jedoch die Benutzung beiden verboten, so ist dies nicht zu befürchten. Man zwingt ihn aber nur dann zum Verkaufe seines Anteils, wenn er sich selbst den Genuss des andren durch Gelübde versagt hat. Hat aber der andre ihm den Genuss verboten, so fällt dieser Zwang fort, denn sonst wäre zu fürchten, dass jeder Teilhaber dem andren den Genuss seines Eigentums verbietet, damit dieser gezwungen wird, ihm seinen Anteil zu verkaufen."
+ ],
+ [
+ "so darf er den Hof. Falls dieser nicht so gross ist, dass sie zu einer Teilung gezwungen werden können, s. N. 3.",
+ "nicht betreten. Auch nicht, um für den, der ihm die Benutzung nicht verboten bat, etwas zu besorgen.",
+ "aber ich betrete nicht den dir gehörigen Teil. R. Elieser b. J. will damit sagen, dass wir nicht nur in M. 1 die rückwirkende Kraft eines Ereignisses anerkennen, wo dem einen Teilhaber durch den andren das Nutzungsrecht versagt ist (s. N. 5) und dieser also durch das Verbot in der Benutzung seines Eigentums gehindert ist, sondern auch in unsrem Falle, wo es sich um einen Fremden handelt, der überhaupt kein Anrecht an dem Hofe hat. Die Halacha entscheidet auch im Sinne des R. Elieser b. J."
+ ],
+ [
+ "die [von ihm] vermietet sind. A hatte sein Bad anderweitig vermietet, bevor er dem B jeden Genuss seines Eigentums verboten hatte",
+ "falls der andre noch ein Anrecht daran hat. תפיסת יד, eig. Besitzergreifung, Anrecht. Er hat sich einen Teil des Grundstücks vorbehalten, z B. einen Brunnen, der zum Bade gehörte, u. dergl.",
+ "erlaubt. Da A die Sachen vollständig einem andren überlassen, so hat er auch kein Recht mehr, einem andren deren Gebrauch zu verbieten. Man könnte freilich einwenden, dass auch hier A das Eigentumsrecht des Mieters aufhebt nach dem Grundsatze, dass Verbotgelöbnisse das Eigentumsrecht aufheben CN. 4), demnach wäre dem B auch in diesem Falle die Benutzung zu verbieten. Allein jener Grundsatz kann nur dort Anwendung finden, wo derjenige, der das Verbot ausspricht, noch ein Bestimmungsrecht über die Sache hat, hier jedoch hatte A von dem Momente an, da er sie vermietete, kein Verfügungsrecht mehr über die Sache: dem B ist daher der Gebrauch zu gestatten.",
+ "dass ich dein Haus nicht. Vgl. Ned. II, N. 18.",
+ "betreten oder dass ich dein Feld nicht kaufen werde und dieser stirbt oder es an einen andren verkauft. Oder verschenkt.",
+ "so ist es ihm erlaubt. Da er „dein Haus, dein Feld“ sagte, so hat er sich die Benutzung nur für die Zeit versagt, in der sie dem andren gehören.",
+ "so ist es ihm verboten. Da er ein bestimmtes Haus ohne Angabe des Eigentümers nannte, so bleibt ihm dessen Benutzung verboten, gleichviel wem es gehört."
+ ],
+ [
+ "Ich will dir Banngut sein. D. h Alles, was mir gehört, sei für dich [verboten wie] Banngut, s. Ned. I, N. 27. Nach Ned II, 4 handelt dieser Fall von einem Galiläer, der unter „Banngut“ schlechthin solches verstand, das für die Zwecke des Tempeldienstes bestimmt war, בדק הבית, Lev. 27, 28; s. das. N. 70.",
+ "der Genuss von jenem versagt. Obgleich B, den das Verbot treffen soll, nicht ausdrücklich seine Zustimmung gegeben; denn jeder darf über sein Eigentum ein Verbotgelöbnis aussprechen und der andre muss dieses Verbot achten Dem A, der das Verbot ausgesprochen, ist es jedoch erlaubt, von B einen Genuss zu haben.",
+ "du seiest mir Banngut. D. h. Jeder Genuss von dir sei mir [verboten wie] Banngut.",
+ "die den aus Babylon Hinaufziehenden gehören. S. die folgende Mischna. Die hier genannten Dinge sind Gemeingut aller Israeliten und können nicht veräussert werden; der Anteil jedes Einzelnen ist daher so minimal, dass einer nicht dem andren den Genuss verbieten kann.",
+ "die [den Einwohnern] ihrer Stadt gehören. S. M. 5. Hier ist das Anrecht jedes Einzelnen ein grösseres, weil die Einwohner andrer Städte kein Verfügungsrecht haben und diese Dinge event. von den Behörden dieser Stadt veräussert werden dürfen. Es kann daher einer dem andren den Genuss solcher Dinge verbieten."
+ ],
+ [
+ "die Vorhöfe. Ebenso der ganze Tempel; die Vorhöfe sind nur deshalb genannt, weil sie Allen zugänglich waren. Ed. princ. liest: הר הבית והלשכות והעזרות.",
+ "auf der Strasse. Der für die Wallfahrer nach Jerusalem angelegt war.",
+ "die Strasse. רחבה, eig. der weite Raum, freie Platz, Markt.",
+ "die Lade. Die zum Aufbewahren der Thorarollen und Bücher diente.",
+ "und die Bücher. Der heiligen Schrift.",
+ "man kann jedoch seinen Anteil [daran] dem Fürsten verschreiben. Nach dem Wortlaut der Mischna wäre zu übersetzen: „und wenn man seinen Anteil dem Fürsten verschreibt“, und dieser Satz wäre dann zu ergänzen: so darf jemand, dem der Genuss von einem andren verboten ist, diesen Anteil nicht benutzen. Dies wäre aber falsch, denn wenn A seinen Anteil an diesen gemeinsamen Dingen dem Fürsten überweist, so würde er sich ja jedes Anrechts entäussert haben und die Benutzung müsste dann dem B freistehen. Deshalb werden die Worte והכותב חלקו לנשיא in Ned. 48a so erklärt, als ob sie lauteten: והכותב כותב חלקו לנשיא, wenn jemand verschreiben will, so kann er seinen Anteil dem Fürsten verschreiben, d. h. wenn diejenigen, die sich gegenseitig den Genuss von einander verboten haben, einen Ausweg finden wollen, die in der Mischna genannten Dinge zu benutzen, so können sie ihren Anteil dem Fürsten verschreiben, wodurch ihnen dann die Benutzung gestattet ist. In M. 1, wo es sich um den gemeinsamen Hof handelt, dessen Benutzung sie sich gegenseitig verboten haben, wurde jedoch dieser Ausweg nicht angegeben, weil dieser Hof nur ihnen beiden gehörte, sie also keinen Vorteil von dieser Überweisung hätten, da der Fürst ihnen nicht den Hof zur Benutzung überlassen würde. In unsrem Falle aber, wo es sich um Dinge handelt, an denen alle Einwohner der Stadt Anteil haben, würde der Fürst im Interesse der Gesamtheit die Benutzung Allen gestatten.",
+ "ob man ihn dem Fürsten oder einem Privatmann verschreibt. Sie dürfen ihren Anteil ebensogut einem Privatman verschreiben.",
+ "muss ihn diesem erst zueignen. Da sie von ihrem Besitzrecht zurücktreten, wird der Anteil jedes Einzelnen wie Gemeingut (הפקר) betrachtet; will man also diesen Anteil einem andren zuwenden, so muss man ihn zunächst entweder selbst für ihn erwerben, d. h. ergreifen und in die Höhe heben in der Absicht, dass hierdurch der andre der Eigentümer werde, oder einen Dritten für diesen den Gegenstand erwerben lassen. Einem Fürsten gegenüber bedarf es dieser mittelbaren Zueignung nicht, weil er kraft seiner Machtfülle als der Eigentümer aller herrenlosen Güter gilt.",
+ "die Weisen. Die Weisen wie R. Jehuda erklären nur die Worte des ungenannten Tanna: והכותב חלקו לנשיא, ohne mit ihm zu controversieren.",
+ "sowohl diesem wie jenem muss man ihn erst zueignen. Auch der Fürst erwirbt nicht das Eigentum eines andren ohne ausdrückliche Zueignung.",
+ "weil es [gewöhnlich] so geschieht. Vgl. Jeb. XV, N. 14. — Man pflegt in der Hegel dem Fürsten Güter zuzuwenden aus Ehrfurcht vor ihm (Raschi), oder aber weil man bei einem Privatmann zu befürchten hat, dass er die Benutzung solcher Güter sich allein vorbehalten und den andren verbieten wird, ein Fürst aber den Gebrauch auch andren gestattet (R. Nissim).",
+ "denn ihre Vorfahren haben [ihn] bereits für sie verschrieben. Die Galiläer waren leicht erregt und daher schnell geneigt einander die Benutzung ihres Eigentums zu verbieten; sie haben deshalb ihren Anteil an den Gegenständen, die allen Einwohnern einer Stadt gehörten, schon frühzeitig dem Fürsten verschrieben, damit ihre Nachkommen ihn sich nicht mehr gegenseitig verbieten können. Über Differenzen zwischen Galiläa und andren Provinzen vgl. auch Ket. IV, 12 und Ned. II, 4."
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+ "und jener darf dieses dann geniessen. Die Mischna Ned. IV, 8, deren erster Satz mit diesem fast gleichlautend ist, handelt von dem Falle, dass beide unterwegs waren, während unsre Mischna davon spricht, dass sie daheim waren; selbst in diesem Falle braucht B, dem der Genuss von A verboten ist, sich nicht an andre um Hilfe zu wenden, sondern kann sich durch den genannten Ausweg Mittel verschaffen.",
+ "Es. Vor diesem Satz ist nach Ned. 48a zu ergänzen: Wenn jedoch der Erfolg beweist, dass die Absicht des Gebers (A) nur die war, dass B, dem zunächst jeder Genuss von A verboten war, dennoch einen Genuss haben soll, so ist die Überweisung seitens des A an einen dritten nicht gestattet. Als Beleg hierfür folgt dann die Erzählung des Falles in Bet-Choron. Ohne jene Einschaltung würde die Entscheidung in dem Falle von Bet-Choron mit dem ersten Satz der Mischna in Widerspruch stehen.",
+ "dass jemand in Bet-Choron. Bet-Choron, die Stadt in Ephraim, s. Jos. 16, 3.5 u. o.",
+ "aber sie gehören Dir nur. Die Talmudausg. lesen: אלא נתונים הינן לפניך, wo die aram. Form תינן dem hebr. הם entspricht.",
+ "Du hast mir [also] das Deinige nur deshalb gegeben. Oder: Du hast mir [gewiss] das Deinige nicht in der Absicht nur gegeben, dass Du u. s. w.",
+ "damit Du mit Deinem Vater zusammen speisen und Ihr Euch mit einander versöhnen könnt und die Sünde. Mëiri liest statt עון תלוי בראשו die Worte קולר תלוי בצוארו, „die Fessel ruht auf seinem Halse“, eine Phrase, die im Talmud oft wiederkehrt (vgl. Sanh. 7b u. s.) zur Bezeichnung einer drohenden Gefahr.",
+ "auf seinem Haupte ruhe. D. h. dass er von dem, was ihm eigentlich verboten ist, geniesse.",
+ "gilt nicht als Geschenk. Die Wortfolge in der Mischna ist etwas schwierig und die Lesarten schwanken. Der unsrigen am ähnlichsten ist die in der Erklärung des R. Ascher zitierte: כל מתנה שאינה שאם הקדישה מקודשת אינה מתנה, jedes Geschenk, das durch Vorbehalte des Gebers nicht in dem Grade Eigentum des Empfängers ist, dass es heilig wäre, wenn dieser es dem Heiligtum überweisen würde, gilt nicht als Geschenk. In unsrem Falle nun hat der Geber A ausdrücklich erklärt, dass er den Hof und das Gastmahl ausschliesslich zu dem Zwecke dem B übergebe, damit sein Vater an dem Mahle teilnehmen könne, jedes andre Verfügungsrecht aber hat er sich selbst vorbehalten; dashalb ist es in keiner Hinsicht als Geschenk anzusehen, und dem Vater des A bleibt nach wie vor die Teilnahme am Hochzeitsmahl verboten. — Tosafot haben die Lesart: כל מתנה שאם הקדישה אינה מקודשת אינה מתנה, ein Geschenk, das, wenn man es heiligen wollte, nicht heilig wäre, gilt nicht als Geschenk. R. Nissim endlich und R. Ascher in seinen Entscheidungen lesen: כל מתנה שאינה שאם הקדישה אינה מקודשת אינה מתנה , jedes Geschenk, das nichtig ist, weil es nicht völlig in den Besitz des Empfängers übergegangen ist, denn wenn er es heiligen wollte, wäre es nicht heilig, gilt nicht als Geschenk; so scheinen auch der jerus. Talmud, Raschi und Schit. mekub. gelesen zu haben. — Weiss, Studien über die Spr. der Mischna, S. 115 weist darauf hin, dass sich in der Mischna häufig in Verbindung mit der Negation ein überflüssiges ש findet, z. B. כל הזבחים שנזבחו שלא לשמן, Seb. I, 1, שלא על מנת לקבל פרס , Abot I, 3 (vgl. auch Ket. VII, N. 31, wo „das ש in שאם“ in „das ש in שאינה“ zu berichtigen ist). Er vermutet nun, dass die Mischna ursprünglich gelautet habe: כל מתנה שאינה שאם הקדישה אינה מקודשת, wobei שאינה = אינה wäre: „das ganze Geschenk ist nichtig, denn wenn er es heiligen wollte, würde es auch nicht heilig sein.“ Dadurch nun, dass im Texte שאינה stand, das man relativisch aufgefasst habe, seien dann die beiden Worte אינה מתנה, die jemand am Rande zur Erklärung sich angemerkt habe, in den Text gekommen, sodass schliesslich der Satz die Gestalt annahm: כל מתנה שאינה שאם הקדישה אינה מקודשת אינה מתנה. Wir haben indessen nach unsren obigen Ausführungen keinen Grund, hier eine Korrektur des Mischnatextes anzunehmen."
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+ "dem ist Gebratenes. Weil im allgemeinen unter מבושל Gebratenes nicht verstanden wird. In der Bibel wird zwar בשל auch vom „Braten“ gebraucht, s. ויבשלו הפסח באש כמשפט, II Chron. 35, 13, was nach Ex. 12, 9 nur „braten“ bedeuten kann; indess ist bei Gelübden die übliche Redeweise massgebend, und diese bezeichnet mit מבושל nur Gekochtes.",
+ "und Gesottenes. שלוק bedeutet im Talmud zuweilen „stark oder zu lange gekocht“, vgl. Ukz. II, 6, Chul. 111a (s. jedoch die Bemerkung des R. Elia Wilna zu Jore dea 73, 1), zuweilen „zu wenig gekocht“, vgl. Terum. X, 11 (nach der Erklärung des Mëiri zu Ned. 49 a u. A.). In unsrer Mischna ist nach R Nissim, Tosafot u. A. unter שלוק das letztere zu verstehen, während das, was zu viel gekocht ist, in der Regel als מבושל bezeichnet wird. Nach Raschi und R. Ascher ist jedoch auch hier שלוק im ersteren Sinne zu nehmen.",
+ "Konam. S. Ned. II, N. 18.",
+ "was in einem Topfe weich zubereitet wird. Wie Brei, Mus u. dergl., die mit Brot genossen werden.",
+ "erlaubt. Weil solche Speisen, die ohne Brot genossen werden, in der Regel nicht תבשיל heissen.",
+ "auch ist ihm ein schlürfbares Ei. Die Talmudausg. lesen בביצה טורמוטא, ed. Lowe und ed. princ. בביצה טרמיטה. — טרמיטא ist das griech. τϱομητή, eigentl. „zitternd“, ein Ei, das man wiederholt bald in heisses, bald in kaltes Wasser legt, sodass es zusammenschrumpft und im ganzen geschlürft werden kann; so Ned. 50b. Der jerus. Talmud erklärt טורמיטא mit רופיטון, ῥοφητόν, schlürfbar; das Ei wird weich gekocht und ohne Brot verzehrt, daher auch nicht als תבשיל bezeichnet. Löw bei Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter II, S. 270 weist auf Galen VI, 706 u. 769 hin, wo die beiden griech. Wörter neben einander vorkommen.",
+ "und ein in heisser Asche zubereiteter Kürbis erlaubt. רמוצה, denomin. von רמץ رمض, Asche, in heisse Asche gelegt, damit er süss und schmackhaft werde. Nach einer andren Erklärung in Ned. 51a ist דלעת הרמוצה = קרא קרקוזאי, nach Raschi u. A. = Kürbis aus einem Orte Karkus, der aber sonst im Talmud nicht erwähnt wird. Aruch erklärt es als „runden Kürbis“. Perles, in Frankels Monatsschr. 1872, S. 363 liest קרבוזאי; der Talmud erklärt nach ihm דלעת הרמוצה durch das rabbin. קרי = Kürbis und durch das gleichlautende persische charbuz, woraus auch unser „Kürbis“ hergeleitet ist."
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+ "was darin gesotten wird. רתחה (= dem bibl. רתח, Ez. 24, 5), das Wallen, Sieden. Der bab. Talmud hat die aram. Form רתחתא, Ms. Or. 567 רתיחתה. — Er darf alles das nicht essen, was lange kochen muss, bis es geniessbar wird, wie Graupen, Reis u. dergl., weil solches in der Regel מעשה קדרה genannt wird."
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+ "das Eingelegte. כבוש von כבש, pressen, Eingemachtes, in Essig u. dergl. Eingelegtes.",
+ "so ist ihm nur das Eingelegte von Kraut verboten. Denn unter „Eingelegtem“ schlechthin wird gewöhnlich eingelegtes Kraut verstanden.",
+ "so ist ihm alles Eingelegte verboten. Sobald er den bestimmten Artikel fortlässt, ist Alles zu verbieten, was unter den Begriff כבוש fällt; ebenso in den folgenden Fällen.",
+ "so ist ihm nur gesottenes Fleisch verboten. Die ed. princ. liest: משלוק אינו אסור אלא בשלוק של ירק; ebenso lesen auch Tos. und R. Ascher.",
+ "das Gesalzene. S. Ned. II, N. 48.",
+ "so ist ihm nur gesalzener Fisch. Ed. princ. hat המליח של בשר; ebenso Mëiri."
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+ "Fische. Nach R. Nissim ist dies dahin zu erklären, dass er beide Worte, דג דגים, gesagt hat; unter דג sind grosse Fische zu verstehen, die einzeln verkauft werden, unter דגים kleine, die nur in grösserer Menge in den Handel kommen, und da er beides gesagt, so sind ihm Fische jeder Art verboten. Nach Maimon. in seinem Mischna-Kommentar ist דג דגים als status constructus aufzufassen, wie שיר השירים, Hohel. 1, 1, הבל הבלים, Koh. 1, 2, und diese Verbindung der Einzahl eines Substantivs mit seiner Mehrzahl soll hier die Zusammenfassung sämtlicher Arten einer Gattung ausdrücken. Nach Andren jedoch (R. Ascher, Mëiri) ist דג von דגים zu trennen, und gleichviel, ob er דג oder דגים gesagt hat, sind ihm alle Fische verboten.",
+ "gesalzene wie ungesalzene. טפל = dem bibl.-hebr. תפל, Hiob, 6, 6, nüchtern, fade, ungesalzen. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 haben תפילין.",
+ "kleingehackte Triss. טרית = ϑϱίσσα, eine Sardellenart. Nach Raschi in Meg. 6a ist es eine Art Thunfisch, Triton; vgl. auch Ab. s. II, N. 59. — Triss ist ihm erlaubt, weil dieser Fisch, der stets in kleine Stücke zerlegt (טרופה) verkauft wird, einen besondren Namen hat und nicht in דג miteinbegriffen ist.",
+ "und Fischlake. ציר, صير, Saft, Salzlake, die mit Wasser vermischt, als Tunke oder Zukost verwendet wird. — Nach Ned. 52b ist ihm nur die Lake zum Genuss erlaubt, die bereits vor dem Aussprechen seines Gelübdes aus dem Fisch gewonnen war; die spätere ist ihm jedoch verboten, weil vielleicht auf seine Worte שאיני טועם das Hauptgewicht zu legen ist, er sich also den Genuss alles dessen versagen wollte, was aus Fisch gewonnen wird. Das Gleiche gilt entsprechend auch bei Molke (M. 5) und Honig (M. 8).",
+ "Wer sich das aus kleinen Fischen bereitete Gericht. צחנה, صحناة, ein Gericht, das aus kleinen, gesalzenen Fischen hergestellt wird. Weil in diesem Gericht auch kleingehackte Fische enthalten sind, ist ihm auch zerlegte Triss verboten.",
+ "Fischlake aber und Salzlake. מורים, muries, Fischbrühe, Salzlake, aus dem Fett des Fisches gewonnen, zuweilen mit Wein vermischt, s. Ab. s. II, 4.",
+ "erlaubt. Weil in diesen keine festen Bestandteile vom Fisch enthalten sind, sie also nicht als צחנה bezeichnet werden.",
+ "dem sind Fischlake und Salzlake verboten (a. L.: erlaubt. Der bab. Talmud und die Mischnaausg. lesen אסור, die ed. princ. und der jerus. Talmud מותר; in der ed. Lowe fehlt der letzte Satz der Mischna vollständig. — Raschi und die Andren, die אסור lesen, erklären: die Fisch- und Salzlake sei darum verboten, weil sie dünn und flüssig ist, ähnlich wie zerlegte Triss, das טרופה aber in seinem Gelübde ist entscheidend. R. Nissim, der מותר liest, erklärt, das טרית sei entscheidend; weil aber in der Lake keine Stücke vom Fisch, wie etwa bei טרית טרופה, enthalten sind, ist sie ihm erlaubt."
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+ "dem ist Molke erlaubt. קום, ed. Lowe קם, ist abgestandene Milch, Molke, nach dem jerus. Talmud z. St. die Flüssigkeit, die von der geronnenen Milch kommt. — Die Molke ist ihm erlaubt, weil sie nicht als „Milch“ bezeichnet wird.",
+ "Jose aber verbietet sie ihm. Weil sie Bestandteile von Milch enthält und daher auch unter den Begriff Milch fällt.",
+ "dem ist Milch erlaubt. Auch nach R. Jose, denn Milch wird nicht mit dem Namen „Molke“ bezeichnet.",
+ "dem ist er gesalzen wie ungesalzen verboten. Obgleich in der Regel Käse gesalzen wird, so wird doch auch der ungesalzene als Käse und nicht etwa als dicke, geronnene Milch bezeichnet."
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+ "dem ist die Brühe. רוטב (von רטב, frisch, saftig sein), Brühe.",
+ "und der Bodensatz. קיפה (von קפי oder קוף), was vom gekochten Fleisch und seinen Zutaten beim Kochen zu Boden fällt, Bodensatz; Levy Wtb.",
+ "erlaubt. Weil beides nicht „Fleisch“ genannt wird.",
+ "Jehuda. R. Nissim las ר׳ יוסי.",
+ "aber verbietet sie ihm. Weil sie Fleischgeschmack haben.",
+ "einst hat mir. Im Talmud עלינו.",
+ "die darin. Ed. princ.: שנתבשלו בתוכו.",
+ "verboten. In einem ähnlichen Falle, wo jemand sich den Genuss von Fleisch versagt hatte; und dieses Verbot konnte nur darin seinen Grund haben, dass die Eier einen Fleischgeschmack angenommen hatten.",
+ "Darauf sagten sie. Die Weisen, die mit R. Jehuda controversieren.",
+ "so war es auch. Der Fall lag wirklich so, aber Du kannst nicht ohne weiteres Deine Ansicht durch die Entscheidung des R. Tarphon stützen.",
+ "aber nur wann. Wann war ihm Alles, Fleisch und Eier, zu verbieten?",
+ "dieses Fleisch sei mir [verboten. Hier ist אסור oder קונם zu ergänzen, vgl. Einl. S. 173.",
+ "sobald darin soviel von jenem. Nämlich dem verbotenen Stoffe.",
+ "dass es ihr einem Geschmack mitteilt. בנותן טעם ist die Menge eines Stoffes, die einem andren, mit dem sie vermischt wird, ihren Geschmack mitteilt, vgl. Ab. s. V, N. 69; das ב dient nur zur Bezeichnung des Quantums, s. Ab. s. V, N. II. Das בו kann auf die ganze Mischung bezogen werden, wie es oben in der Übersetzung geschehen ist, aber auch auf den verbotenen Stoff. — Die Weisen wollen sagen: Nur dann, wenn er gesagt hat: „dieses Fleisch sei mir verboten“, darf er die ganze Mischung nicht geniessen, sobald sie nach dem Fleisch schmeckt, weil er durch sein Gelübde sich Alles, was von „diesem“ Fleisch einen Geschmack empfängt, versagen wollte. Wenn er jedoch gesagt hätte: „Fleisch sei mir verboten“, so hätte er sich nur den Genuss von Fleisch in natura versagt, der Fleischgeschmack aber bliebe ihm erlaubt, und in dem Falle des R. Tarphon wäre die Mischung erlaubt gewesen."
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+ "erlaubt. Dies entspricht der Ansicht der Weisen in der vorigen Mischna."
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+ "[Wer sich] Spättrauben. סתוני, eine Nominal-Bildung wie חנוני, s. Ned. IV, N. 78, hibernae sc. uvae, Trauben, die bis zum „Winter“ (סתו) im Weinberg bleiben und, da sie nicht völlig reif werden, in der Regel nur zur Herstellung von Essig dienen; vgl. auch Terumot XI, 2.",
+ "wenn etwas nach seinem Ursprunge benannt wird. Z. B. Dattelhonig, Spättrauben-Essig.",
+ "und sich jemand es. D. h. die Frucht selbst, deren Erzeugnis noch nach ihr benannt wird, z. B. Spättrauben.",
+ "die Weisen aber erlauben es. Er darf wohl die Spättrauben geniessen, obschon er sie in seinem Gelübde genannt hat; denn es ist anzunehmen, dass er, als er sich Spättrauben versagte, nicht diese selbst meinte, da sie ja gewöhnlich nicht genossen werden, dass er vielmehr nur an den Essig dachte, der aus den Spättrauben gewonnen wird. Die Differenzen zwischen dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק), R. Jehuda b. B. und den Weisen sind also folgende: Nach dem ersten Tanna ist ihm z. B. Spättraubenessig erlaubt, sobald er in seinem Gelübde nur Spättrauben nannte, obschon diese selbst zuweilen gegessen werden und der daraus gewonnene Essig danach benannt wird und geniessbar ist; denn es ist dem Gelobenden nur das zum Genuss verboten, was er ausdrücklich in seinem Gelübde bezeichnet hat. Nach R. Jehuda b. B. jedoch sind ihm in diesem Falle nicht nur die Spättrauben selbst, sondern auch der Essig verboten, da dieser nach seinem Ursprung „Spättraubenessig“ genannt wird. Nach den Weisen endlich darf er wohl die Spättrauben, aber nicht den Essig geniessen. Das מתירים der Weisen bezieht sich nicht auf das ביוצא הימנו in den Worten des R. Jehuda b. B., denn den Saft verbieten sie gleich ihm, sondern auf das stillschweigend zu ergänzende סתוניות, die ja nach R. Jehuda b. B. verboten sein müssen, da er erklärt: אסור אף ביוצא הימנו, auch der Saft ist verboten."
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+ "dem ist Apfelwein erlaubt. Weil dieser nicht unter „Wein“ schlechthin verstanden wird.",
+ "dem ist Sesam-Oel. שומשמין, das in der Mischna nur in der Pluralform erscheint und in seiner Etymologie dunkel ist, entspricht dem orientalischen Sesam. Vielleicht ist das Wort durch Transposition von שושמא, ܫܽܘܫܡܳܐ entstanden, vgl. Löw, aram. Pflanzennamen S. 376.",
+ "erlaubt. Weil unter „Oel“ gewöhnlich nur Olivenöl verstanden wird.",
+ "dem ist Dattelhonig erlaubt. Denn während in der Bibel mit דבש Dattelhonig gemeint ist, wird im Volksmund mit „Honig“ in der Regel der Bienenhonig bezeichnet.",
+ "dem ist Spättrauben-Essig erlaubt. Denn unter Essig wird gewöhnlich Weinessig verstanden.",
+ "[wer sich] Lauch. כרישה, aram. כרתי, ist Allium Porrum, Lauch.",
+ "dem ist [syrischer] Kopflauch. קפלוט = ϰεφαλωτός, mit einem Kopf, einer Knolle versehen, eine bestimmte Lauchart, die in Syrien und Palästina wuchs; Maimon, erklärt es mit שם הכרתין שבארץ ישראל. Es ist nicht, wie Krauss, Lehnwörter S. 560 will, mit „Knoblauch“ schlechthin zu identificieren, s. Löw ibid, und aram. Pfl., S. 227. „In manchen Gegenden wird der gemeine Lauch oder Porree auch „Kopflauch“ genannt, weil er in seiner Zwiebel gleichsam einen Kopf hat“, Rumohr, Kochk. S. 145, citiert bei Sanders, Wörterb. der deutschen Sprache, s. v. Lauch.",
+ "erlaubt. Denn unter „Lauch“ schlechthin wird nicht der syrische verstanden.",
+ "dem sind Feldkräuter. Die nicht gezüchtet werden, sondern auf dem Felde wild wachsen.",
+ "weil dies ein zusammengesetzter Name ist. לִוּוּי, nomen actionis zu לוה = anschliessen, zugesellen. Bacher, Terminologie, S. 93 will לַוָּי lesen, eine ähnliche Form wie דַוָּי und שם לווי würde demnach bedeuten: ein begleiteter, mit einer nähern Bestimmung zusammengesetzter Name. Diese Punctation erscheint jedoch etwas gesucht, während לִוּוּי in בִּנּוּי und שם כנוי (s. Ned. I, 1) eine gesicherte Parallele hat. Das Gleiche gilt von der Punctation לָווּי, die Porges, Frankels Monatsschr. 1900, S. 189 vorschlägt; danach wäre diese neuhebr. Form im Sinne des hebr. נלוה mit der Vorliebe zu erklären, die das Neuhebr. für die פָּעוּל-Bildung hat. Levy, Kohut und Jastrow punctieren לְוָוי, nach Analogie von כְתָב. Die Mischna ed. Lowe hat לַווי und Alfasi לואי. Die Wendung שם לווי findet sich noch in Neg. XIV, 6 und Para XI, 7."
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+ "[Wer sich] Kohl. כרוב, ϰϱάμβη, Kohl.",
+ "dem ist [auch] Kohlkeim. אספרגוס, ἀσπάϱαγος, der junge, als Gemüse gegessene Trieb verschiedener Bäume, Sträucher und Kräuter, hier der Kohlkeim, cyma; so Löw, aram. Pflanzennamen S. 51. Vgl. auch Tos. Demai IV, wo כרוב erwähnt wird, aus dem man den אספרגוס herausschneidet. Im Talmud Ber. 51a u. s. kommt אספרגוס auch als Getränk vor, wahrscheinlich als „der Wein, den man mit Pflanzentrieben ansetzt“; vgl. Fürst in Revue des Et. juives, 1899, S. 221. Maimon, in seinem Kommentar erklärt das Wort in unsrer Mischna in diesem Sinne, ebenso in Hil. Ned. IX, 10.",
+ "verboten. Weil dieser auch unter כרוב verstanden wird, aber nicht umgekehrt. Die ed. princ. hat מותר באספרגוס.",
+ "[Wer sich] Graupen. גריס, Zerstossenes, Zermalmtes = bibl.-hebr. גרש; hier: zerkleinerte Erbsen oder Bohnen, Graupen.",
+ "dem ist [auch] der Brei. מקפה, vom bibl.-hebr. קפא, sich zusammenziehen, gerinnen, Brei.",
+ "[davon] verboten. Weil der Brei nach den Graupen benannt wird.",
+ "Jose aber erlaubt ihn. Weil er sich nur Graupen versagt hat, dieses Gericht aber nicht Graupen schlechthin, sondern immer nur Graupenbrei genannt wird.",
+ "dem sind Graupen erlaubt. Denn Brei wird auch aus andren Hülsenfrüchten hergestellt.",
+ "dem ist Knoblauch verboten. Weil man in der Regel in jeden Brei Knoblauch tut, um ihn zu würzen, Knoblauch also ein Bestandteil jeder Art von Brei ist. Nach R. Nissim ist ihm der Knoblauch verboten, weil מקפה, die er sich versagt, jedes breiartige Gericht bedeutet, Knoblauch aber zuweilen, mit Wasser verdünnt, auch als Brei gegessen wird. — Tosafot lesen מן המקפה מותר בשום.",
+ "Jose aber erlaubt ihn. Weil er mit מקפה nur ein Gericht mit Knoblauch, aber nicht diesen allein meinte.",
+ "dem ist Brei erlaubt. Denn unter שום ist nur Knoblauch in trockenem Zustande zu verstehen.",
+ "dem sind [auch] Linsenkuchen. אשישה, in der Bibel für „Zusammengepresstes, Compactes, Kuchen“ gebraucht, ist hier nach der Erklärung des jerus. Talmud z. St. ein Gericht aus gerösteten und zerstossenen Linsen, die, mit Honig eingerührt, im Tiegel zubereitet wurden. — Nach Tosafot, R. Ascher u. A. bedeutet אשישים Abfall von Linsen; Mëiri las אסור בחסיסים, d. i. Mehl der in der Mischna oft genannten 5 Getreidearten (s. Ned. VII, N. 12), vermischt mit Linsenmehl und zu Brot verarbeitet.",
+ "verboten. Denn diese werden zuweilen auch unter „Linsen“ schlechthin verstanden.",
+ "dem sind Linsen erlaubt. Denn diese werden nie אשישים genannt.",
+ "so ist ihm sowohl das Mehl als das Brot daraus verboten. Da er beide Ausdrücke gebrauchte, sind ihm sowohl Weizenbrot, welches schlechthin חטה genannt werden kann, als auch Weizenkörner, die חטים heissen, verboten.",
+ "so sind sie ihm sowohl roh als gekocht verboten. Unter גרים allein wäre gekochte Graupe, unter גריסין allein rohe zu verstehen; da er nun beide Ausdrücke gebraucht hat, sind ihm Graupen in jedem Zustand verboten.",
+ "Jehuda. R. Jehuda will nicht die vorhergehende Behauptung bestreiten, sondern nur erklären. Die Formel פלוני אומר bedeutet in der Mischna nicht immer, dass dieser Tanna mit dem vorhergenannten controversiert, sondern zuweilen auch, dass er dessen Ausspruch erklärt; vgl. Tos L. Heller zu Bik. III, 6 s. v. הגיע.",
+ "sie roh zu kauen. כסם, zermalmen, zerkauen, bei rohen Dingen gebraucht."
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+ "dem sind Kürbisse. דלעת, plur. דלועין oder דילועין, im sing. fem., im pl. masc., Kürbis.",
+ "erlaubt. Denn Kürbisse werden unter „Kraut“ nicht miteinbegriffen.",
+ "Akiba aber verbietet sie ihm. Weil Kürbisse zu ירק gehören. Aber nur dann, wenn er erklärt hat, er wolle keine Kräuter essen, die gekocht werden, sind ihm auch Kürbisse verboten; denn „Kräuter“ schlechthin werden nur solche genannt, die roh gegessen werden, Kürbisse aber werden nur gekocht gegessen.",
+ "ich habe nur Kürbisse gefunden. Also heisst doch Kürbis nicht ירק und muss erlaubt sein.",
+ "dies ist richtig. Und eben daher entnehme ich meinen Beweis; denn da der Bote seinem Auftraggeber berichtete, er habe nur Kürbis gefunden, so wollte er sagen, dass er zwar etwas dem ירק Ähnliches gefunden, nur nicht das Kraut, das jener meinte.",
+ "ich habe nur Hülsenfrüchte gefunden. Nein, denn Hülsenfrüchte [sing. קטנית, plur. קטניות] sind dem ירק gar nicht ähnlich, Kürbisse aber wohl, und darum müssen diese verboten sein.",
+ "Auch ist ihm frische. לח, frisch, d. h. halbreif.",
+ "ägyptische Bohne. פול המצרי nicht die gemeine Bohne, faba vulgaris, sondern nymphaea nelumbo, Löw, aram. Pfl. S. 313.",
+ "verboten. Denn halbreif ist sie auch roh geniessbar, also in ירק miteinbegriffen.",
+ "trockene aber erlaubt. Trocken, d. h. reif können die Bohnen nur gekocht genossen werden, sind also nicht mit ירק, sondern eher mit דגן (s. M. 2) zu vergleichen, denn sie werden auch in grossen Mengen aufbewahrt."
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+ "dem ist trockene ägyptische Bohne verboten. Weil unter דגן alle Früchte zu verstehen sind, die in „Haufen“ aufgeschüttet werden, und dies geschieht mit den reifen ägyptischen Bohnen ebenfalls.",
+ "nur die fünf [Getreide-] Arten. Die fünf Getreidearten, die in der Mischna häufig neben einander erscheinen (s. Challa I, 1, Men. X, 7, Pes. II, 5) und für die die gleichen gesetzlichen Bestimmungen gelten: Weizen, Gerste, Spelt, Hafer, Roggen(?).",
+ "dem sind nur die fünf Arten verboten. Weil unter תבואה gewöhnlich nur diese Getreidearten verstanden werden. Wenn auch der Ertrag des Weinbergs in der Bibel תבואת הכרם genannt wird, Deut. 22, 9, so ist doch bei Gelübden die übliche Ausdrucksweise entscheidend.",
+ "dem ist alles [Ähnliche. Was in Haufen aufgeschüttet wird, z. B. auch frische ägyptische Bohne, s. M. 1."
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+ "dem ist ein härenes Gewand. שק, ein Gewand, das aus Ziegenhaaren hergestellt ist, griech. σάϰϰος; vgl. Kelim XXVII, 1.",
+ "ein Tuch. יריעה, ein Gewand aus grobem Zeug, ohne Naht.",
+ "und ein Überwurf. המילה, خملة, ein einfacher Überwurf ohne irgend welchen Aufputz (Levy Wtb.) zum Schutz vor Regen. Mëiri giebt zwei Erklärungen für dieses Wort: nach Einigen ist es ein Tuch, das zum Einpacken von Waren gebraucht wird, שרפיליירה, d. i. franz. serpillière, Packleinwand; nach Andren ist es eine Kopfbedeckung aus einem Stück groben Stoffes.",
+ "erlaubt. Weil unter כסות in der Regel Kleider aus Leinen oder Leder verstanden werden.",
+ "so darf er sich mit geschorener Wolle bedecken. Weil er beim Gelübde nur Kleider im Sinne hatte.",
+ "so darf er sich mit Flachsbündeln. אניצי פשתן, (auch in B. mez. II, 1), das im jerus. Talmud und in der Tos. Suk. I, 6 als עניצי פ׳ erscheint, sind Büschel gehechelten Flachses, Flachsbündel. In Suk. 12b erklärt R. Chananel אניצי פשתן als „geklopften und gehechelten Flachs“, ebenso Tosafot ibid. s. v. באניצי. Raschi zu unsrer Mischna bemerkt: דדייק ולא נפיץ, Flachs, der geklopft, aber noch nicht ausgekämmt ist, während aus Raschi zu Suk. 12b s. v. סככה hervorgeht, dass unter אניצי פשתן geklopfter und ausgekämmter Flachs zu verstehen ist; s. die Bemerkung des R. S. Straschun zu Ned. 55b und Fes. VII, N. 2.",
+ "bedecken. Weil er sich nur die Kleider aus Flachs versagen wollte.",
+ "alles richtet sich nach dem Gelobenden. D. h. nicht nur nach dem Worte, sondern auch nach der Absicht des Gelobenden sowie nach dem Anlass, bei dem das Gelübde ausgesprochen wurde.",
+ "wenn er beladen war. טען, aufladen, belasten, hier = er hat sich aufgeladen, näml. Wolle oder Flachs.",
+ "in Schweiss geriet. הזיע, in Schweiss geraten, von זוע oder יזע, woher זעה Gen. 3, 19 und יזע Ezech. 44, 18, Schweiss.",
+ "und der Geruch ihm lästig war. Oder: das Atmen ihm schwer war.",
+ "so darf er sich damit bedecken. Er darf Kleider aus Wolle und Flachs anziehen, denn da der Anlass zu seinem Gelübde nur die Schwere der Last war, so wollte er sich offenbar nur das Tragen von Wolle und Flachs als Last, aber nicht als Kleid verbieten.",
+ "sie aber nicht über den Rücken herabhängen lassen. הפשיל, nachschleppen, herabhängen lassen, von פשל, eigentl. träge sein, zurückbleiben. — Er darf sie nicht als Last tragen, denn eben dieses hatte er sich durch Gelübde versagt. Aus demselben Grunde darf er sie auch nicht nach vorn als Last herabhängen lassen; die Mischna handelt nur von der üblichen Art des Tragens."
+ ],
+ [
+ "Wer sich ein Haus. D. h. das Betreten des Hauses.",
+ "dem ist der Söller. עליה, der Söller, das obere Stockwerk.",
+ "erlaubt. Denn der Söller wird nicht unter בית verstanden.",
+ "der Söller ist im Haus miteinbegriffen. Er darf daher auch den Söller nicht betreten.",
+ "dem ist das Haus erlaubt. Darin stimmen alle Weisen überein, denn unter „Söller“ wird gewiss nicht das Haus verstanden."
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+ "dem ist das Sofa. דרגש, ed. Lowe דרגיש, syr. ܕܰܪܓܽܘܫܬܳܐ, Sofa, Sänfte, Bahre, vgl. Sanh. II, 3; Mikw. IX, 5; Tos. Nid. IX, 16. In dem Targ. Jon. (דרגשא) und im paläst. Targum (דרגושה) wird das bibl.-hebr. מטה Gen. 47, 31, יצוע Gen. 48, 2, מטה כבודה Ez. 23, 41 (דרגישן) mit דרגש übersetzt. Zur Etymologie dieses Wortes weist Brüll in seinen Jahrbüchern IV, S. 118 auf das, was Spiegel, ZDMG 26, 705 zur Erklärung des Wortes Haudarakhta des Avesta bemerkt: „Es muss von darydraj, griech. δϱαττω herkommen und das Zusammengehaltene, Compacte, vielleicht auch das Umzäunte bedeuten.“ Dieser Stamm draj muss demnach frühzeitig in das Syrische eingedrungen sein. Im Armenischen findet sich gleichfalls dieses Wort als darkht = Garten, Paradies, vgl. Spiegel, ibid. und Hübschmann, ZDMG 46, 235, N. 25. — Über דרגש herrscht schon unter den Amoräern eine Meinungsverschiedenheit. Der eine erklärt es Ned. 56a als „ערסא דגדא, Bett des Glückes“, ein reich ausgestattetes Bett, das dem Hausgenius, der Fortuna geweiht war, aber sonst zum Schlafen nicht verwendet wurde. Der andre beschreibt es als ערסא דצלא, ledernes Bett, das nicht so vornehm wie מטה war und zum Ruhen diente. Als Unterschied zwischen מטה und דרגש wird Ned. 56b angegeben, dass „bei מטה die Gurte um die Bettstangen gespannt waren, während bei דרגש auf der Innenseite Löcher waren, durch die die Gurte gezogen waren“; nach einer andren Erklärung „gingen bei דרגש die Gurte nicht durch die Löcher des Holzes, sondern durch eigens dazu angebrachte Schlingen.“ Vgl. Krengel, das Hausgerät in der Mischna, S. 28—30, ausführlich in Kobak, Jeschurun 1872, S. 34ff. Maimon. erklärt דרגש als ein kleines. niedriges Polster, das man vor das grössere, מטה, stellt, also Stufe, Tritt.",
+ "erlaubt. Weil dieses nicht unter מטה verstanden wird.",
+ "Sofa ist in Bett miteinbegriffen. Also ihm auch zur Benutzung verboten.",
+ "den Bezirk. תחום ist der Bezirk einer Stadt bis zur Sabbat-Grenze, soweit man sich von dieser Stadt aus am Sabbat oder Festtag entfernen darf, s. Einl. zu Erub. S. 52.",
+ "ihr Weichbild. עבור, das „Weichbild“ einer Stadt, d. i. der Streifen Landes zwischen der äussersten Kante der letzten Häuser und einer Linie, die man sich in einer constanten Entfernung von 70⅔ Ellen rings um den Ort gezogen denkt. Über die Erklärung des Wortes sowie über dessen Schreibung, ob אבוד („das Angegliederte“) oder עבור („das Einverleibte“), differieren Rab und Samuel Erub. 53a, s. auch ib. V, Anm. 1.",
+ "zu betreten. Das „Weichbild“ der Stadt wird noch als unmittelbar zu ihr gehörig betrachtet und ist ihm darum zum Betreten verboten, der Bezirk hingegen gilt als „ausserhalb der Stadt“ gelegen (vgl. מחוץ לעיר Num. 35, 5) und ist ihm daher zu benutzen gestattet. Die ed. princ. liest: הנודר מן העיר מותר ליכנס בתחומה ואסור ליכנס בתוכה .",
+ "[es] von der Oberschwelle. אגף (von נגף, schlagen, stossen), die Oberschwelle, genauer: innere Kante der Oberschwelle, auf die die sich schliessende Thür stösst oder anschlägt; so Baneth zu Pes. VII. N. 71."
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+ "was dafür eingetauscht wird. D. h. was er für den Erlös der Früchte erhält, falls er selbst sie verkauft hat; wenn jedoch ein andrer sie verkauft hat, so darf er von dem Erlös einen Nutzen haben.",
+ "oder was daraus hervorwächst. Wenn man jene Früchte gesät hat und sie neue hervorbringen. — Nach R. Nissim gilt dieser Satz der Mischna nur für den Fall, dass er gesagt hat: „diese Früchte seien mir Konam“, dass er also die Früchte genau bezeichnet hat, denn damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass Alles, was mit diesen Früchten in Verbindung steht, ihr Erlös und ihr Ertrag, ihm zum Genuss verboten sein soll. Nach Andren (R. Ascher, Mëiri) jedoch gilt dieser Satz auch dann, wenn er nicht gerade: „diese Früchte u. s. w.“ gesagt, sondern sie in andrer Form näher bezeichnet hat, z. B. „die Früchte des N. N. oder die des Ortes N. N. seien mir Konam“; denn da er Konam schlechthin sagte, ohne etwas vom Essen oder Kosten zu erwähnen, so meinte er, dass diese Früchte wie Alles, was er durch sie gewinnt, ihm versagt sein sollen.",
+ "was dafür eingetauscht wird oder daraus hervorwächst. Denn er meinte, er wolle nur die bezeichneten Früchte selbst nicht geniessen.",
+ "[dies. Dass nämlich im ersten Falle der Ertrag der Früchte verboten, der Ertrag dieses Ertrages jedoch erlaubt ist und im zweiten der Ertrag selbst erlaubt ist.",
+ "deren Samen zergeht. Wie bei Hülsenfrüchten u. dergl., deren Samenkörner nicht erhalten bleiben, sodass diese Früchte in jedem Jahre aufs neue gesät werden müssen; von der eigentlichen Frucht, die er sich versagt hatte, kann daher nicht mehr die Rede sein.",
+ "deren Samen nicht zergeht. Wie Knoblauch, Zwiebel u. dergl., vgl. Terum. IX, 6.",
+ "sind [ihm] auch die Erzeugnisse ihrer Erzeugnisse. Wenn die verbotenen Früchte neue hervorbrachten und man dann auch diese eingepflanzt, sodass auch sie wieder Früchte hervorbrachten.",
+ "verboten. Denn auch in den späteren Erzeugnissen ist etwas von den verbotenen Früchten, deren Samen ja nicht zergangen ist, enthalten, dieses Verbotene aber kann auch durch Vermischung mit noch so vielen erlaubten Früchten nicht als aufgehoben, als nicht vorhanden (בטל) betrachtet werden nach dem Grundsatz „דבר שיש לו מתירין אפילו באלף לא בטל, eine verbotene Sache, die nach einer bestimmten Zeit oder durch eine gewisse Handlung von selbst wieder zu einer erlaubten wird, gilt auch bei einer Vermischung mit tausend [gleichartigen] Dingen nicht als aufgehoben“, die ganze Mischung ist vielmehr zum Genuss verboten. Dinge nun, die durch Gelübde verboten sind, können von selbst wieder erlaubt werden, sobald der Gelobende sein Gelübde bereut und ihm dieses dann von Weisen aufgelöst wird."
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+ "was dafür. D. i. für das, was sie für ihren Gatten zubereitet.",
+ "eingetauscht wird oder was daraus hervorwächst. Wenn sie z. B. einen Baum gepflanzt hat. — Die Begründung der einzelnen Sätze dieser Mischna ist ähnlich der der vorigen Mischna."
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+ "nach Pessach geniessen oder anziehen. Denn er meinte, er wolle nur bis Pessach dasjenige nicht geniessen, was sie bis dahin zubereitet habe, nach Pessach aber wohl.",
+ "[auch] nach Pessach nicht geniessen oder anziehen. Weil er meinte, er wolle das, was sie vor Pessach zubereitet, überhaupt nicht geniessen."
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+ "] was du von mir. Von dem, was mir gehört. Dieses Gelübde gilt jedoch nur mit Bezug auf das, was er seiner Frau gesetzlich zu leisten nicht verpflichtet ist, s. Ned. II, N. 77.",
+ "wenn du vor dem Hüttenfest. חג wird im Talmud vorzugsweise das Hüttenfest genannt; vgl. auch schon I Kön. 8, 2; II Chron. 5, 3.",
+ "bis Pessach von ihm keinen Genuss haben. Hat sie jedoch einen Genuss von ihm gehabt, so erhält sie die Geisselstrafe (R. Nissim). Nach Maimon. Hil. Ned. X, 12 und der Erklärung des R. Abraham di Boton im לחם משנה z. St. erhält in diesem Falle der Mann die Geisselstrafe, aber nicht die Frau, weil er ihr den Genuss verschafft und somit die Entweihung seines Wortes veranlasst hat; nach R. Josef Karo im כסף משנה z. St. werden beide bestraft. Ist sie jedoch nicht in das Haus ihres Vaters gegangen, so durfte sie vor Pessach einen Genuss von ihm haben, weil nicht zu befürchten war, dass sie vielleicht nach Pessach dorthin geht.",
+ "er darf sein Wort nicht entweihen. Sie erhält nach den Rabbinen die Geisselstrafe, wenn sie vor Pessach ihr Vaterhaus aufgesucht hat, weil nachträglich das Verbot in Kraft tritt, dass sie ein Verbotgelöbnis, das über eine Sache ausgesprochen ist, nicht entweihen darf. Nach der Thora jedoch erhält sie die Geisselstrafe nicht, weil sie vor Pessach noch nicht in ihrem Vaterhause gewesen war, also noch von ihrem Gatten einen Genuss haben durfte. Nach der Halacha jedoch soll sie von ihm auch vor Pessach keinen Genuss haben, weil zu fürchten ist, dass sie die Bedingung nicht einhält und nach Pessach ihr Elternhaus aufsucht; J. dea 220, 22.",
+ "nach Pessach aber darf sie [dorthin] gehen. Und es wird nicht befürchtet, dass sie vielleicht durch diese Erlaubnis vergessen könnte, dass sie bereits vor Pessach das Vaterhaus besucht hat und ihr daher der Genuss von ihrem Gatten verboten ist; denn das Verbot ihres Gatten wird ihr in Erinnerung bleiben und von ihr beachtet werden."
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+ "bis es finster wird. Denn unter היום versteht man in der Regel nur die Zeit, solange es hell ist. Aber auch nach Eintritt der Dunkelheit darf er nicht ohne weiteres Wein trinken, sondern muss sein Gelübde erst durch Kundige lösen lassen, weil zu befürchten ist, dass er den Ausdruck היום mit יום אחד verwechseln könnte, im letzteren Falle aber ist ihm der Genuss von Wein nicht schon am Abend, sondern erst 24 Stunden nach dem Anssprechen des Gelübdes erlaubt, s. weiter.",
+ "[Sagt er. An einem Wochentage oder auch am Sabbat.",
+ "der zu dieser verflossenen Woche gehört. Das שעברה kann natürlich nicht heissen „der vorüber ist“, denn der bereits vergangene Sabbat gehörte nicht zu der Woche, auf die sich das Gelübde bezog; es muss vielmehr im prägnanten Sinne gefasst und das ש kausal erklärt werden = da er ja u. s. w. Ms. Or. 567 liest: והשבת שעברה, ebenso Raschi; R. Ascher hat: והשבת שעבר. Das ושבת לשעבר, das einzelne Lesarten haben, heisst „und der Sabbat gehört zur Vergangenheit“.",
+ "der Neumond jedoch gehört zum kommenden [Monat. Am Neumondstage ist ihm der Wein bereits erlaubt, selbst wenn der Monat 30 Tage hat und der erste Neumondstag daher noch zum vorigen Monat gehört, denn auch dieser Tag wird bereits nach dem nächstfolgenden Monat benannt. — Der jerus. Talmud liest שלבא.",
+ "Neujahr aber gehört zum kommenden [Jahre. Am Neujahr ist ihm daher der Wein erlaubt. להבא und לעתיד לבא, die beide die Zukunft bedeuten, unterscheiden sich dadurch, dass jenes einen kürzeren Zeitraum (z. B. einen Monat), dieses einen längeren (z. B. ein Jahr, das in Tage und Monate eingeteilt wird) bezeichnet.",
+ "diese Jahrwoche. שבוע, die Jahrwoche, das Jahrsiebent, wie Dan. 9, 24. 27.",
+ "so ist es ihm während der ganzen Jahrwoche verboten sowie im siebenten Jahre. שביעית, das siebente Jahr ϰατ’ ἐξοχήν, das Erlassjahr, Deut. 15, 1.",
+ "so ist es ihm bis zur Wiederkehr des [betreffenden] Zeitpunktes verboten. Wenn er z. B. „einen Tag“ sagte, so ist es ihm verboten bis zur Wiederkehr des Momentes, in dem er das Gelübde getan, am nächstfolgenden Tage; sagte er „einen Monat“, so bleibt es ihm verboten bis zur Wiederkehr des Tages und Momentes im nächstfolgenden Monat u. s. w."
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+ "bis dieses eintritt. Denn עד hat gewöhnlich ausschliessende Bedeutung, עד ולא עד בכלל; vgl. Jeb. VIII, N. 17.",
+ "bis dieses zu Ende geht. Denn עד ש׳ heisst auch „während, solange als“, vgl. Hohel. 1, 12.",
+ "bis zum Pessach. Der Talmud Kid. 64b, Tosefta (ed. Wien) sowie Raschi, R. Nissim und R. Ascher lesen פסח(ה) עד פני.",
+ "bis dieses eintritt. Die Wendung עד לפני הפסח resp. עד פני הפסח könnte in dreifachem Sinne gedeutet werden: 1) bis (Angesichts des) Pessach, d. h. nur bis zu dem Eintritt des Pessach; 2) bis zu dem Momente, da Pessach sich wendet, d. h. bis kurz vor Ausgang des Pessach, vgl. כי פנה יום, Jerem. 6, 4, arab. فنى, dahinschwinden, aram. עד דמיפני פסחא, bis das Pessachfest sich wendet, bis es vorüber ist, Kid. 65a; 3) Angesichts des Pessach, während Pessach, wobei das עד = inclusive ist. R. Meir nun ist der Ansicht, dass der Gelobende die Zeit gemeint hat, die unter לפני הפסח jedenfalls verstanden wird, d. i. bis zum Eintritt des Pessach, denn beim Geloben wird man nicht einen Ausdruck wählen, der über die Dauer des Gelübdes noch Zweifel zulässt,",
+ "bis dieses zu Ende geht. Denn wenn man bei einem Gelübde einen mehrdeutigen Ausdruck wählt, so will man, dass es sich auch auf die Zeit erstrecke, die nur möglicherweise unter jenen Ausdruck fällt, עד לפני הפסח kann aber auch bis Ausgang des Pessach bedeuten."
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+ "bis zur Ernte. Des Getreides.",
+ "bis zur Olivenlese. מסיק, von מסק, Neg. II, 4 (verwandt mit مسك, ergreifen, Levy, Nhbr. Wtb.) abpflücken, der technische Ausdruck für das Pflücken der Oliven.",
+ "bis diese eintritt. Gleichviel, ob er die Formel עד שיהא oder עד שיגיע gebraucht hat.",
+ "Wenn etwas eine bestimmte Dauer hat. Z. B. das Pessachfest.",
+ "bis es zu Ende geht. Denn da er die Dauer der betreffenden Zeit kannte, so ist anzunehmen, dass sein Gelübde sich auf die ganze Dauer erstrecken sollte.",
+ "wenn aber etwas keine bestimmte Dauer hat. Wie die Ernte und die Wein- und Olivenlese, die nicht an ein bestimmtes Datum gebunden sind, sondern sich je nach der Reife der Früchte richten.",
+ "bis es eintritt. Da die Zeit der Ernte unbestimmt ist, so ist anzunehmen, dass er sich in einen Zweifel nicht einlassen und sich den Genuss nur bis zum Beginn der Ernte versagen wollte."
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+ "bis zum Sommer. קיץ, wie in der Bibel, nicht nur „Sommer, Dürre“, sondern auch „getrocknete Früchte“, insbesondere Feigen (Am. 8, 1; II Sam. 16, 1), sowie die „Obsternte“ (Jes. 16, 9).",
+ "[die Früchte] in Körben heimzubringen. Wo also bereits viele Früchte reif sind.",
+ "bis die Messer. מקצוע (= bibl.-hebr. מקצועה, Jes. 44, 13), Messer, Hacke, ein Instrument zum Zerschneiden der Feigenkränze; so schon R. Chananel und Raschi zu Sab. 123b. Nach Maimon. z. St. bedeutet hier das Wort „Matten“, auf denen die Feigen getrocknet wurden und die nach dem Gebrauch zusammengelegt und für das kommende Jahr aufbewahrt wurden.",
+ "zusammengelegt werden. קפל aram. = bibl.-hebr. כפל, doppelt machen, falten, zusammenlegen; hier also = in die Scheide gesteckt werden.",
+ "aber nicht die Gerste. Der Weizen wird später reif als die Gerste. Im allgemeinen versteht man unter „Ernte“ schlechthin die Weizenernte; Gerste wurde nur wenig von Menschen gegessen, vgl. Ket. V, 8.",
+ "an dem man das Gelübde getan. Wenn also an dem Orte des Gelobenden mehr Gerste als Weizen gebaut wird, so ist dort unter „Ernte“ die Gerstenernte zu verstehen.",
+ "so richtet es sich nach dem Gebirge. Wenn er also im Gebirge das Gelübde getan und sich dann in der Ebene aufhält, wo die Ernte früher beginnt, so ist doch die Erntezeit des Gebirges für ihn massgebend."
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+ "] bis der zweite Regen. רביעה, ar. ربيع, Frühregen [bibl.-hebr. יורה], der nach Tos. Taan. I, 3 in Palästina im Monat Marcheschwan beginnt und von dem 3 Perioden unterschieden werden, der 17., der 23. Marcheschwan und der Neumond Kislew, d. i. October oder November (nach R. Jose); vgl. auch Schebiit IX, 7; Tos. Toharot VII, 8.",
+ "gefallen ist. Es genügt nicht etwa, dass nur die Zeit des zweiten Regens gekommen, ohne dass jedoch Regen gefallen ist, noch dass es geregnet hat, bevor die zweite Regenperiode begonnen hatte, es muss vielmehr diese Periode eingetreten sein und auch geregnet haben.",
+ "[nur] bis die Zeit des zweiten Regens eintritt. Auch wenn es noch nicht geregnet hat; R. Simon b. G. ist also nicht so streng wie sein Gegner.",
+ "Meir. Denn während des ganzen Monats Nissan schaltet man auch in das tägliche Gebet nach R. Meir die Bitte um Regen ein und so lange gilt der Regen noch als ein Zeichen göttlichen Segens; Taan. I, 2.",
+ "bis Pessach vorüber ist. Nach R. Jehuda (ibid.) bittet man auch nur bis zum letzten Tage Pessach um Regen.",
+ "dass ich dieses Jahr. Der Talmud Ned. 63a liest לשנה.",
+ "und das Jahr als Schaltjahr erklärt wird. Indem zu den 12 Monaten noch ein dreizehnter, Adar II, hinzugefügt wird, s. Sanh. I, 2.",
+ "so ist es ihm in diesem [ganzen Jahre] und im Schaltmonat verboten. Es wird nicht angenommen, dass er mit dem Ausdruck „Jahr“ nur ein gewöhnliches Jahr zu 12 Monaten meinte.",
+ "[so ist es ihm verboten] bis zum Ende des ersten [Monats] A dar. Denn unter Adar schlechthin wird in der Regel der erste Monat Adar verstanden; R. Nissim.— Neben unsrer Lesart bestand noch eine zweite: עד סוף אדר שני , wonach es ihm bis zum Ende des zweiten Monats Adar verboten ist, weil nämlich in einem Schaltjahre beide Monate Adar als ein einziger Monat zu betrachten sind; Maimon., R. Ascher.",
+ "da die Menschen gewöhnlich Wein trinken. Und in der ersten Nacht des Pessachfestes ist es Pflicht, vier Glas Wein zu trinken, Pes. X, 1. — Obgleich nach M. 3 in dem Palle, dass jemand bei einem Gelübde, das sich auf eine bestimmte Zeit, z. B. ein Fest erstreckt, die Wendung עד שיהא gebraucht, dem Gelobenden die Sache erst mit Ablauf dieser Zeit zum Genusse erlaubt ist, lehrt unsre Mischna dennoch, dass ihm hier der Wein schon zum Beginn des Festes gestattet ist, weil mit Sicherheit anzunehmen ist, dass er durch das Gelübde sich nicht der Pflicht des Weintrinkens am Pessach entziehen wollte."
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+ [
+ "so ist es ihm nur bis zum Abend. לילי im Plural = die jeweiligen Vorabende des betr. Tages, vgl. לילי יום טוב ראשון של חג, Suk. II, 6; לילי שבת, hier und Terum. VIII, 3, s. Tos. Jomtow ibid.Nach Barth (persönl. Mitteilg.) ist לילי Singular vom Emphaticus ליליא.",
+ "da die Menschen gewöhnlich Fleisch essen. Am Tage vor dem Versöhnungstage war es Brauch, mehr als sonst zu essen, insbesondere pflegte man bei der letzten Mahlzeit vor Beginn dieses Fasttages Fleisch zu geniessen, vgl. Chul. V, 3.",
+ "da die Menschen gewöhnlich Knoblauch essen. S. Ned. III, Note 77."
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+ "wenn du nicht für deine Kinder ein Kor. כור, das bibl.-hebr. Hohlmass für Trockenes und Flüssiges (I Kön. 5, 25 u. s.) ist = 30 Sea = 180 Kab; vgl. noch Ket. V, N. 85.",
+ "Weizen und zwei Fass. חבית, Plur. חָבִיּוֹת mit organischem, unverändertem â, daher aram. חָבִיתָא, Fleischer, Beitr. zu Levy, Nhbr. Wtb.; hieraus ist das Wort in das Arabische übergegangen, خابية, s. Fraenkel, Fremdwörter im Arab. S. 168.",
+ "so kann er sein Gelübde auch ohne Entscheidung eines Gelehrten lösen. In Ned. 24a, wo diese Mischna citiert wird, ist die Lesart להתיר, und dieser Ausdruck wäre eigentlich hier am Platze, denn bei dem Vater oder dem Gatten der Frau, die ihre Gelübde lösen, wird הפר נדר gebraucht, d. h. durch Einsprache den Fortbestand des Gelübdes unterbrechen oder verhindern, bei einem Gelehrten aber, der auf Verlangen ein Gelübde löst, heisst es im Talmud gewöhnlich התר נדר, d. h. den ganzen Bestand des Gelübdes von Grund aus aufheben, so dass es als von Anfang an unwirksam betrachtet wird; Ned. 78a; X, N. 4. Indessen ist hier der Ausdruck להפר nicht zu urgieren. Vielleicht ist aber auch der Ausdruck להפר absichtlich gebraucht, da das Gelübde tatsächlich wirksam war bis zu dem Momente, da der andre erklärte, dass in der Nichtannahme das Geschenkes seine Ehre bestehe, das Gelübde wird hier also gar nicht von Grund aus aufgehoben; Tos. chad.",
+ "Hast du nicht. כלום, irgend etwas, entstanden aus כל-מא (wie ברם aus בר-מא), so Nöldeke, mand. Gram. 202, Anm. 2 und schon Brann im Litteraturbl. des Orient, 1846, S. 110; nach Geiger, Lehrb. S. 26 und Levy, Nhbr. Wtb. ist es aus כל und אום (= מאומה) zusammengesetzt. כלום erscheint häufig als Einleitung eines Fragesatzes und entspricht dann unsrem „etwa“; Grünbaum, ZDMG XXXIX, S. 601 ff. vergleicht es mit dem neuarabischen شى, das auch oft in Fragen vorkommt, wie عندك سى دراهم = hast du Geld, habesne pecuniam?",
+ "nur meiner Ehre halber. Um mich durch Zuweisung eines Geschenkes öffentlich auszuzeichnen.",
+ "Darin aber. Dass ich meine Kinder selbst ernähre und Geschenke ablehne; vgl. auch Spr. 15, 27.",
+ "Konam sei. Wie Opfer verboten sei dir das, was u. s. w., Ned. II, N. 18.",
+ "bis er [diese Dinge ihnen] giebt. Denn da er ein so grosses Geschenk für seine Kinder beansprucht, hat er dem andren jedenfalls schon grosse Dienste geleistet; sein Gelübde war daher durchaus ernst gemeint.",
+ "als ob ich es schon bekommen hätte. Zur Form vergl. Ket. IX, N. 51.",
+ "Wenn man in jemand dringt. סרב, syncopiert aus סרהב (und dieses wiederum ist Sifel zum bibl.-hebr. רהב, Spr. 6, 3; Jes. 3, 5), in jemand dringen, auffordern, bestürmen; Levy, Nhbr. Wtb.",
+ "die Tochter seiner Schwester zu heiraten. Nach Jeb. 62b gilt es als frommes Werk, die Tochter seiner Schwester zu heiraten; ein Hinweis hierfür wird in Jes. 58, 7. 9 gefunden, wo es heisst: entziehe dich nicht deinem Fleische (d. i. den Pflichten gegen deine Ange- hörigen), dann wirst du rufen und der Ew. wird es erhören.",
+ "so dürfen sie von ihm [gleichwohl] einen Genuss haben. Genuss von seinem Vermögen.",
+ "denn er meinte es nur in Bezug auf die Ehe. Genuss der ehelichen Gemeinschaft.",
+ "denn er meinte es nur in Bezug auf Essen und Trinken. Er wollte durch sein Gelübde nur die Einladung zu dieser bestimmten oder überhaupt zu einer grösseren Mahlzeit ablehnen, sich aber nicht jeden Genuss von ihm versagen."
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+ "man darf jemand einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnen. Man gibt ihm etwa zu bedenken: hättest du wohl dein Gelübde auch getan, wenn du gewusst hättest, dass man deinen Eltern vorhalten würde, einen Sohn zu besitzen, der leichtfertig Gelübde ausspricht? Wenn er dann erklärt, dass, wenn er dies erwogen hätte, er nicht gelobt haben würde, so darf man ihm das Gelübde lösen. Dieser Hinweis auf die Möglichkeit, das Bereuen eines Gelübdes zu begründen und dann dessen Lösung zu erwirken, heisst פתח; vgl. auch Ned. II, N. 15.",
+ "die Weisen aber verbieten es. Denn es ist zu befürchten, dass er sich vielleicht schämt einzugestehen, dass er auch bei Erwägung jenes Umstandes sich nicht gescheut haben würde zu geloben; sein Geständnis wäre dann unwahrhaftig und das Lösen des Gelübdes würde geschehen, ohne dass er es aufrichtig bereut hätte.",
+ "anstatt dass. עד ש׳ = anstatt dass, ebenso wie, vgl. Nid. VI, 14.",
+ "könnte man ihm ja den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Ewigen schuldige Ehrfurcht eröffnen. Indem man ihm vorhält, dass es sündhaft ist, überhaupt Gelübde zu tun, weil es Deut. 23, 23 heisst: wenn du es unterlässt, zu geloben, so begehst du keine Sünde, woraus Ned. 77b gefolgert wird, dass das Geloben an sich Sünde ist. Wenn er nun erklärt, dass er nicht gelobt haben würde, wenn er dies gewusst hätte, so dürfte man ihm das Gelübde lösen.",
+ "dann. Raschi liest: אלא אם אחה אומר כן, danach sind die Worte אין נדרים noch von R. Zadok gesprochen. R. Nissim und R. Ascher lesen: אמרו לו אם בן, danach sind die Worte אם כן אין נדרים von den Weisen eingewendet.",
+ "wären es ja keine Gelübde. Wenn man ihn durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott zur Reue bewegen dürfte, so würde sein Gelübde zu Unrecht gelöst werden, da er sich schämen wird einzugestehen, dass er auch jetzt noch an seinem Gelübde festhält (אם כן אין נדרים ניתרין יפה, Abaje, Ned. 64a). R. Elieser müsste vielmehr der Ansicht sein, dass man durch den Hinweis auf die Pietät gegen die Eltern ebesowenig jemand zur Reue bewegen darf wie durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott. Nach Raba (l. c. 64b) will R. Zadok sagen, es wäre zu befürchten, dass wenn der Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott zur Reue genügen würde, ein jeder sich seine Gelübde selbst, ohne Befragen eines Kundigen lösen würde, da diesen Ausweg zur Begründung der Reue jeder leicht selbst finden kann (אם כן אין נדרים נשאלין לחכם, ibid.); in Wirklichkeit aber kann man seine Gelübde nicht selbst lösen, sondern muss dies stets durch einen anderen geschehen, s. Chag. I, 8 und 10a. Der Einwand des R. Zadok kann auch so verstanden werden: ebenso wie du, R. Elieser, sagst, dass man dem Gelobenden den Weg zur Reue durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen die Eltern eröffnen darf, weil anzunehmen sei, dass seine Reue aufrichtig und nicht erheuchelt ist, ebenso müsstest du sagen, dass man auch durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott die Reue begründen dürfe, weil er auch hier nicht Reue heucheln würde. Darauf entgegnen ihm (אמרו לו) die Weisen, die mit R. Elieser controversieren: diese beiden Dinge sind nicht zu vergleichen, denn Gott gegenüber wird der Gelobende sich sicherlich scheuen zu erklären dass er an seinem Gelübde festhält und somit eine unwahrhaftige Erklärung abgeben und eine unrechtmässige Lösung seines Gelübdes erwirken, seinen Eltern gegenüber aber würde er diese Scheu nicht empfinden, darum stimmt R. Elieser in jenem Falle mit uns überein. Andrerseits stimmen die Weisen in dem letzten Fall der Mischna der erleichternden Ansicht des R. Elieser zu. — Ed. Lowe liest: אם כן אין נודרים.",
+ "Elieser darin überein. Der Talmud liest מודים.",
+ "die die Beziehungen zwischen ihm und seinem Vater oder seiner Mutter betreffen. Wenn er z. B. seinen Eltern durch Gelübde verboten hat von seinem Vermögen irgend einen Nutzen zu haben.",
+ "ihm den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnen darf. Indem man ihm vorhält: hättest du dein Gelübde getan, wenn du gewusst hättest, dass es deine Pflicht ist, deine Eltern zu ernähren? Wenn er dann diese Frage verneint, so darf man ihm das Gelübde lösen. In diesem Falle ist nämlich (nach Abaje) anzunehmen, dass seine Reue aufrichtig ist und sein Gelübde mit Recht gelöst wird; denn so wenig er sich scheute jenes Gelübde auszusprechen, obschon es gegen die Ehrfurcht vor seinen Eltern verstiess, so wenig würde er sich jetzt schämen, sein Gelübde aufrecht zu erhalten, wenn er es nicht ernstlich bereuen würde. Es ist aber hier auch nicht zu befürchten, dass er sich sein Gelübde selbst lösen würde (Raba); denn da man zur Lösung anderer Gelübde einen Kundigen befragt, weil man hier die Reue nicht mit dem Hinweis auf die Ehrfurcht gegen die Eltern begründen kann, so wird man auch in unserem Falle nicht selbst sein Gelübde lösen, sondern erst einen Kundigen befragen."
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+ "Ferner. D. i. noch eine Erleichterung. — Der Ausdruck ועוד wird in der Mischna dann gebraucht, wenn zwei Aussprüche eines Tanna unmittelbar auf einander folgen, wie Erub. I, 4 und 5, oder falls der Tanna in beiden Fällen eine erleichternde Ansicht ausspricht, auch dann, wenn zwischen diesen Fällen der Ausspruch eines andern Tanna erwähnt wird; so in unserer Mischna bei dem Ausspruch des R. Elieser mit Bezug auf seinen Ausspruch in M. 1, ebenso Beza IV, 7, gleichfalls bei einem Ausspruch des R. Elieser mit Bezug auf einen Ausspruch desselben Tanna in M. 6. Der Ausdruck ועוד wird aber nicht gebraucht, wenn beide Aussprüche eines Tanna erschwerend sind und zwischen ihnen in der Mischna von etwas anderem die Rede war, s. Erub. II, 3 und 4; vgl. Erub. 23a und Tosafot daselbst.",
+ "die erst später eingetreten sind. D. i. solche Umstände, die nach dem Aussprechen des Gelübdes nicht gerade eintreten müssen und auch unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht immer, sondern nur zuweilen eintreten; wenn er erklärt, dass er bei gehöriger Erwägung dieser möglichenfalls eintretenden Umstände sein Gelübde nicht getan haben würde, so darf man es ihm lösen, weil es als von Anfang an nichtig betrachtet wird. Ms. Or. 567 liest: פותחין לנולד .",
+ "die Weisen aber verbieten es. Denn ein Gelübde kann infolge der Reue der Gelobenden nur deshalb gelöst werden, weil es als von Anfang an nichtig erachtet wird; wenn aber nur solche Umstände eintreten, die nicht gewöhnlich sind, so hätte er sie beim Geloben nicht berücksichtigt und würde sich auch nicht enthalten haben zu geloben in der Erwägung, dass sie vielleicht eintreten.",
+ "dass ich. Vgl. Ned. II, N. 18.",
+ "und dieser nun ein Schriftgelehrter. Der in religiösen Fragen autoritativen Bescheid erteilt, vgl. Jeb. II, N. 30. Es kann hier auch סופר in seinem ursprünglichen Sinne gefasst werden = Schreiber, der für die Einwohner der Stadt Urkunden u. dergl. ausstellt.",
+ "wird oder seinen Sohn bald darauf. Nachdem er das Gelübde ausgesprochen.",
+ "dass er ein Schriftgelehrter sein oder seinen Sohn so bald verheiraten würde. Und ich so bald Veranlassung haben würde, an dessen Hochzeitsfeier teilzunehmen.",
+ "so. Dieser Schlusssatz, der nichts anderes enthält als der einleitende Satz dieser Mischna, wird hier deshalb wiederholt, weil inzwischen mehrere Einzelfälle aufgezählt sind; R. Nissim."
+ ],
+ [
+ "die eigentlich erst später eingetreten sind. Eigentlich: die den Anschein haben, als gehörten sie zu denen, die erst nach dem Geloben eingetreten sind.",
+ "und die Weisen stimmen darin mit ihm überein. So lesen auch Ed. Lowe und Ed. princ.",
+ "L. So Ms. Or. 567.",
+ "er ist gestorben. Nachdem das Gelübde getan war; denn wenn er vorher gestorben wäre, dann gälte das Gelübde als von vornherein nichtig, weil es auf Irrtum beruhte, vgl. Ned. III, 2.",
+ "so. Dieser Schlusssatz, der nichts anderes enthält als der einleitende Satz dieser Mischna, wird hier deshalb wiederholt, weil inzwischen mehrere Einzelfälle aufgezählt sind; R. Nissim.",
+ "aber dennoch nicht als solche gelten. Da er beim Geloben einen bestimmten Grund angegeben, so gilt das Gelübde als ein bedingtes, d. h. als ein solches, das nur so lange bindend sein soll, als der Grund nicht hinfällig wird. Das Gelübde ist daher von selbst nicht mehr giltig und bedarf nicht einmal der Lösung durch einen Kundigen; J. dea 232, 19. Nach R. Ascher muss jedoch das Gelübde noch gelöst werden, weil der Wortlaut des Gelübdes nicht der einer regelrechten Bedingung war."
+ ],
+ [
+ "hättest du gewusst. Als du dem N. N. durch Gelübde verbotest irgend einen Nutzen von deinem Vermögen zu haben.",
+ "vielleicht verarmt er. Über die Form s. Ket. VI, N. 36.",
+ "und du darfst ihn dann nicht ernähren. Denn wenn er auch Anspruch auf Unterstützung aus der Armenkasse hat, so ist es doch zunächst Pflicht der Verwandten, ihm zu helfen, und der Gelobende könnte dann diese Pflicht nicht erfüllen.",
+ "so ist es erlaubt [ihm das Gelübde zu lösen. Dieser Fall ist jedoch nicht mit jenem in M. 1 zu vergleichen, wo es verboten war, den Weg zur Reue durch den Hinweis auf die dem Ewigen schuldige Ehrfurcht zu eröffnen; denn dort ist zu befürchten, dass seine Reue erheuchelt ist, weil er sich scheuen wird, sein Gelübde gegenüber dem fundamentalen Gebot der Gottesfurcht aufrecht zu erhalten (s. N. 6), in unserem Falle jedoch ist nicht anzunehmen, dass er solche Scheu empfinden wird, weil er nur gegen ein einzelnes Thoragesetz verstösst."
+ ],
+ [
+ "Man darf jemand. Der gelobt hat sich von seiner Frau scheiden zu lassen.",
+ "einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die Ketuba. D. h. auf seine Pflicht, der Frau die in der Ketuba für den Fall der Scheidung verschriebene Stimme auszuzahlen, s. Ket. Einl. S. 92.",
+ "seiner Frau eröffnen. Einst versagte sich jemand den Genuss seiner Frau, deren Ketuba 400 Denar. S. Ket. I, N. 9.",
+ "ihr die Ketuba auszuzahlen. Vgl. Ket. VII, 1.",
+ "Darauf sagte er: Rabbi, 800 Denar hat mein Vater. Vgl. Ket. II, N. 61.",
+ "erhalten. D. h. Immobilien im Werte von 400 Denar, denn Mobilien des Mannes haften nicht für die Ketuba, s. Ket. VIII, N. 43.",
+ "Selbst wenn du die Haare auf deinem Kopfe verkaufen müsstest. Wenn dir auch, nachdem du die Ketuba mit deinen Immobilien bezahlt hast, nichts anderes zur Erwerbung deines Unterhalts übrig bleiben sollte, als dein Kopfhaar.",
+ "Da erlaubte sie. Die Frau; er löste ihm das Gelübde."
+ ],
+ [
+ "Man darf jemand. Der gelobt hat eine Reihe von Tagen zu fasten oder kein Fleisch zu geniessen, ohne zu bedenken, dass während dieser Zeit auch Sabbate oder Festtage sein werden, an denen man nicht fasten darf resp. Fleisch essen soll, weil es Jes. 58, 13 heisst: וקראת לשבת ענג, wenn du den Sabbat eine Lust nennst (Maim.). Nach R. Nissim wäre, wenn er diese Pflicht der Sabbatweihe gekannt hätte, ein solches Gelübde als von Grund aus nichtig zu betrachten und brauchte nicht erst gelöst zu werden, weil er wissen musste, dass Sabbate oder Festtage in jene Zeit fallen werden. Der Fall muss vielmehr von jemand handeln, dem die Pflicht der Sabbatweihe unbekannt war.",
+ "den Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die Festtage und Sabbate. Im Talmud Ned. 25 b wurde dieser Satz mit Umstellung der Worte citiert: פותחין בשבתות ובימים טובים , und in dieser Reihenfolge werden jene Tage in der Regel genannt.",
+ "eröffnen. Erklärt er nun, dass wenn er bedacht hätte, dass die heiligen Tage in jene Zeit fallen würden oder (nach R. Nissim) dass man diese Tage durch Speise und Trank auszeichnen müsse, er jenes Gelübde nicht getan haben würde, so darf man es ihm lösen,",
+ "Anfangs. D. i. die Weisen der früheren Zeit; vgl. auch Hoffmann, die erste Mischna, S. 42.",
+ "nur diese Tage sind ihm erlaubt. Für die Sabbate und Festtage gilt das Gelübde als gelöst.",
+ "von dem ein Teil. Im Talmud 66 a ist die Lesart מכללו, ebenso ed. Lowe, Ms. Or. 567 und jerus. Ned. III, 2 (38 a); im babyl. Talmud Ned. 25b dagegen מקצתו.",
+ "als gänzlich gelöst gilt. Denn aus den Worten ככל היוצא מפיו יעשה (Num. 30, 3) ist zu schliessen, dass man ein Gelübde nur dann zu erfüllen braucht, wenn „es noch ganz in der Form besteht, in der es aus seinem Munde hervorgegangen ist“; jerus. Ned. I, 1 (36 c), vgl. auch Ned. III, N. 30."
+ ],
+ [
+ "sobald es ihm erlaubt ist. Durch Lösung eines Kundigen, der ihm einen Weg zur Reue eröffnet hat oder dem er von selbst seine Reue erklärt hat; vgl. Ned. III, 2 Ende.",
+ "von allen einen Nutzen haben. Nach dem Talmud Ned. 26b ist der Fall so zu erklären: Er hat gesagt: „A sei mir zum Genusse verboten und B wie A (הרי זה כראשון) und C wie B u. s. w.“ Da er also die Gültigkeit des Gelübdes betreffs des B (das Verbot des Genusses von B) von der Gültigkeit des Gelübdes betreffs des A bedingt sein lässt und davon mittelbar auch das Verbot des Nutzens von C, so ist das ganze Gelübde gelöst und darf er von allen einen Nutzen haben, sobald ihm das Gelübde betreffs des A gelöst ist. Wenn er aber bei seinem Gelübde nicht erklärt: „ich will von B keinen Nutzen haben wie von A“, sondern nur sagt: „ich will von A und von B (לזה ולזה) u. s. w. keinen Nutzen haben“, so würden diese Gelübde nach der Ansicht der Weisen als einzelne, nicht von einander bedingte gelten und jedes besonders einer Lösung bedürfen. Nach R. Simon dagegen würden auch in diesem Falle alle Gelübde als ein einziges, zusammenfassendes gelten und völlig gelöst sein, sobald ein Teil von ihnen gelöst wird (R. Ascher, Bertinoro). Nach der Erklärung des Maim. jedoch, der unsre Mischna nach ihrem Wortlaut citiert (Hil. Ned. IV, 11), wäre das Gelübde in der Form לזה ולזה auch nach der Ansicht der Weisen als ein einziges aufzufassen, und nur wenn die Personen im Gelübde einzeln und unverbunden genannt wären (שאינו נהנה לזה לזה), wäre es zu teilen und müsste, um vollständig gelöst zu sein, in jedem einzelnen Teile gelöst werden, s. Tos. L. Heller.",
+ "von den andren aber bleibt es ihm verboten. Denn die Gültigkeit des Gelübdes betreffs der ersteren war nicht bedingt von der Gültigkeit des Gelübdes betreffs des letzten.",
+ "so darf er von den andren abwärts. D. i. von denen, die er in seinem Gelübde nach dem mittleren genannt hat.",
+ "von den andren aufwärts aber bleibt es ihm verboten. Dieser Satz fehlt in einem analogen Fall der Mischna Nas. IV, 1.",
+ "sei Opfer. Vgl. Ned. I, 4.",
+ "so muss er für jeden einzelnen einen Weg [zur Reue] haben. Auch dieser Satz vertritt die Ansicht des R. Simon, Scheb. V, 3. Er lehrt dort, dass jemand, der gegenüber 5 Personen, die von ihm ihr Deposit zurückfordern, leugnet es erhalten zu haben und dies durch einen Schwur bekräftigt, später aber seine Schuld eingesteht, nur dann 5 Opfer zu bringen verpflichtet ist, wenn er in jedem Falle der Ableugnung den Ausdruck des Schwures wiederholt hat, andernfalls aber braucht er nur ein Opfer zu bringen. So muss auch in unsrer Mischna bei jedem Einzelnen der Ausdruck „Opfer“ wiederholt sein, um das Gelübde als ein aus mehreren Teilen bestehendes erscheinen zu lassen, sodass jeder Teil besonders einer Lösung bedarf. Nach den Weisen jener Mischna jedoch, die den Verwahrer auch dann zu 5 Opfern verpflichten, wenn er nicht bei jedem Einzelnen den Ausdruck des Schwures wiederholt hat, ist auch dann in unsrer Mischna das Gelübde als ein aus mehreren Teilen bestehendes zu betrachten, wenn er den Ausdruck „Opfer“ nicht bei jedem Einzelnen wiederholt, sondern nur erklärt hat: „was ich von diesem und von jenem (u. s. w.) geniessen sollte, sei Opfer.“"
+ ],
+ [
+ "denn der Wein ist schädlich für den Leib. מֵעַיִם, bibl.-hebr., von einem Singul. מע oder מעה, Inneres, Eingeweide, Leib, kommt in der Bibel nur im st. constr. oder mit Suffixen vor. Es wird in der Mischna und im Talmud oft מעיים geschrieben, was auf die Punctation מֵעַיִם schliessen lässt; so schon D. Kimchi. Nach Andren (Ibn Esra) ist מֵעִיִם zu lesen nach Analogie von דֵּעִים, Hiob 37, 16.",
+ "der alte. מְיֻשָּׁן, „gealtert“, eine Pualbildung von ישן nach Analogie von מְיֻדָּע Ps. 55, 14, מְיֻסָּד 1. Kön. 7, 10. Nach B. batra VI, 3 wird unter יין מישן drei Jahre alter Wein verstanden, während יין ישן Wein bezeichnet, der erst ein Jahr alt ist.",
+ "Wein ist ja gut. יפה, aram. שפיר, heisst hier nützlich, wohltuend, vorteilhaft; vgl. auch Ket. VIII, N. 25.",
+ "so ist ihm alter Wein erlaubt. Wenn er nämlich erklärt, dass er, wenn er dies gewusst hätte, sich überhaupt keinen oder nur neuen Wein durch Gelübde versagt haben würde und das Gelübde ihm daraufhin gelöst wird.",
+ "sondern jeder Wein. Denn das Gelübde wird als ein irrtümliches betrachtet, weil es von einer falschen Voraussetzung ausging, es bedarf daher nicht erst der Lösung. Hätte er jedoch erklärt, dass er, wenn er dies gewusst hätte, sich jeden Wein ausser dem alten versagt haben würde, so darf er dann nur alten Wein trinken. — Der Ausdruck יפה ist nicht zu urgieren; denn es hätte eigentlich schon die Erklärung, dass Wein nicht schädlich ist, genügt, das Gelübde als ein irriges erscheinen zu lassen. Die Mischna will nur betonen, dass, da der Wein nicht nur nicht schädlich, sondern geradezu wohltuend ist, das Gelübde gewiss als ein irriges zu betrachten ist.",
+ "Kypros-Zwiebel. כופרי wohl aus einem Orte dieses Namens (Kypros; Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter), wie כלב כופרי Jeb. 59b, so Raschi und Tos.; nach Maim. = die auf dem Lande, Dorfe (כפר) wachsen, s. auch Terum. II, 5.",
+ "ist ja gut für das Herz. לב kann auch den „Magen“ bezeichnen, wie das talmud. אלבא ריקנא = auf leeren Magen; vgl. das griech. ϰαϱδιαλγία = Magenkrampf, während ϰαϱδία zumeist das „Herz“ bedeutet. Da somit der Sinn der Wörter לב und כופרי nicht feststeht, ist auch die medizinische Bedeutung dieser Stelle nicht mit Sicherheit zu ermitteln (Dr. Preuss).",
+ "sondern jede Zwiebel. Auf diesen Fall sind die Bemerkungen N. 51 sinngemäss zu übertragen.",
+ "Meir erlaubte ihm alle Zwiebeln zu geniessen. So ist in Mischna 6—8 der Grundsatz, dass ein Gelübde als gänzlich gelöst gilt, sobald ein Teil von ihm gelöst ist, an Beispielen erläutert, in denen sich das Gelübde entweder auf eine bestimmte Zeit bezieht (M. 6) oder auf Personen (M. 7) oder Sachen (M. 8), von denen man sich den Genuss versagen wollte."
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+ "Man darf jemand. Der gelobt hat sich von seiner Frau scheiden zu lassen.",
+ "den Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] seine Ehre und die seines Kindes eröffnen. Man braucht nicht zu befürchten, dass er sich nur schämt sein Gelübde aufrecht zu erhalten, seine Reue also nur erheuchelt ist.",
+ "das ist die Art. וסת (oder ווסת) wird gewöhnlich mit dem griech. ἔϑος zusammengestellt = Art, Sitte, Gewohnheit, Regel; nach Fraenkel, ZDMG LII, S. 298 ist jedoch die Etymologie des Wortes unsicher; „dass es aber nicht ἔϑος ist, ist ganz sicher.“",
+ "dies sind Töchter einer Geschiedenen. Die vielleicht gleich ihrer Mutter mit einem Makel behaftet sind.",
+ "warum. Die im Talmud und Midrasch häufig vorkommende Phrase: מה ראה פל׳ לעשות heisst: „was hat N. N. erfahren, dass er dieses tat? Was ist ihm widerfahren, was hat ihn angefochten?“ Die Redensart, die auch bei leblosen Subjecten und, wie hier, mit passiver Wendung des Nebensatzes erscheint, ist dann der Ausdruck geworden für die Frage nach dem Grunde einer auffälligen Erscheinung = warum? Vgl. auch Bacher in Stades Zeitschr. für alttest. Wissenseh. 1899, S. 345 ff.",
+ "mag wohl ihre Mutter geschieden sein. Es muss doch wohl an ihr ein Makel gefunden sein.",
+ "so ist es ihm erlaubt (die Frau zu behalten. Nachdem ihm das Gelübde von einem Kundigen gelöst ist."
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+ "dass ich die hässliche. כעור auch Arach. III, 1, 3, oder auch כאור B. kam. IX, 4. syr. ܟܰܐܐܰܪ, hässlich.",
+ "[oder] weil sie klein war und dann gross wurde. Denn in diesem Falle würde er seine Reue mit einem Umstande begründen, der erst nach dem Aussprechen seines Gelübdes eingetreten ist, was nach M. 2 nicht zulässig ist.",
+ "sondern weil das Gelübde auf einem Irrtum beruhte. Da die Frau im Momente des Gelobens nicht hässlich u. s. w. war, so war das Gelübde von vornherein nichtig und bedarf nicht erst der Lösung.",
+ "Einst. Vor diesem Satz ist zu ergänzen: R. Ismael dagegen lehrt, dass das Gelübde auch dann nichtig ist, wenn im Moment des Gelobens die Frau nicht schön war und später erst schön erschien. Zum Belege für diese Ansicht wird der folgende Fall berichtet.",
+ "Ismael und putzte. יִפָּה, schmücken, putzen, Jer. 10, 4.",
+ "Ismael sie zu heiraten. Denn da es möglich ist, sie schön erscheinen zu lassen, ist sie nicht als von Anfang an hässlich zu betrachten. Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Ismael. — Dieser Fall ist jedoch nicht mit dem in M. 3 zu vergleichen, wo das Gelübde ohne weiteres nichtig war, weil dort nach dem Wortlaut (שאביה רע) zu vermuten war, dass das Gelübde nur solange wirksam sein sollte, als der Grund nicht hinfällig war; s. N. 22. In unsrer Mischna aber hat das Gelübde nicht die Form einer Bedingung (etwa שהיא כעורה ), sondern die einer bestimmten Behauptung, diese aber war irrig. Der Unterschied zwischen diesen beiden Fällen kann auch so erklärt werden: In M. 3 war eher zu vermuten, dass sein Gelübde nur solange gültig sein sollte, bis er Gegenteiliges erfährt, weil es natürlich ist, dass der Mensch stirbt oder weil es häufig vorkommt, dass er sich bessert; es ist jedoch nicht so häufig oder natürlich, dass eine hässliche Frau später schön erscheint, sodass nicht zu vermuten ist, dass sein Gelübde nur solange gelten sollte, als sie hässlich ist.",
+ "weinet. Zur Form vgl. Ket. IV, N. 62.",
+ "weinet um Saul. Der Vers wird auf R. Ismael angewendet, weil sein Schluss lautet: „der euch bekleidet mit Purpur und herrlichem Zierat, der mit goldenem Geschmeide euer Gewand schmückte!“ In Ed. Lowe fehlt בשאול, dagegen ist dort der ganze Vers citiert."
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+ "Bei einem verlobten. Unter מאורסה ist hier wie immer eine Angetraute zu verstehen, die noch nicht von dem Gatten heimgeführt ist; vgl. Jeb. IV, N. 69.",
+ "Mädchen. Während sonst נערה ein Mädchen bezeichnet, das im Besitze der Pubertätszeichen und mindestens 12 Jahre und einen Tag alt ist, wird hier bei Gelübden unter נערה ein Mädchen verstanden, das dieses Alter erreicht hat, auch wenn es noch nicht jene Zeichen aufzuweisen hat; Maim. Hil. Ned. XI, 3 u. A. Nach der Halacha haben jedoch die Gelübde von Mädchen, die 11 dahre alt sind (und von Knaben, die 12 Jahre alt sind), auch schon bindende Kraft, sobald diese das volle Bewusstsein erlangt haben, wem ihre Gelübde gelten; vgl. auch Nid. V, 6.",
+ "heben ihr Vater und ihr [zukünftiger] Gatte gemeinsam ihre Gelübde. Auch solche, die sie vor ihrer Verlobung getan, הארוס מפר בקודמין. In Ned. 67a wird dies aus dem Verse Num. 30, 7 abgeleitet, der nur von einer Verlobten handelt, die noch nicht heimgeführt ist, da von der bereits Heimgeführten erst in den Versen 11 ff. die Rede ist. Die Worte ונדריה עליה in V. 7 beziehen sich auch auf solche Gelübde, die schon „auf ihr ruhten“, bevor sie sich verlobte. Ist sie jedoch heimgeführt, so darf der Ehegatte nur die Gelübde aufheben, die sie nach der Heimführung getan, die früheren aber nicht, אין הבעל מפר בקודמין, Ned. l. c.",
+ "auf. Ob beide die Gelübde an demselben Tage erfahren haben müssen, um sie aufheben zu können, oder ob sie dieses Recht auch haben, wenn sie an verschiedenen Tagen sie erfahren haben, ist controvers, s. J. dea 235, 5.— הפר = aufheben, d. i. den Fortbestand des Gelübdes durch Einsprache hindern, seine fernere Gültigkeit unterbrechen; dieser Ausdruck wird nur vom Vater oder Gatten gebraucht. Bei dem Kundigen aber, der ein Gelübde löst, wird der Ausdruck התיר angewendet, weil dieser das Gelübde von Grund aus auflöst, seinen Bestand von Anfang an aufhebt und es als von vornherein nichtig erklärt. —Vater und Gatte können aber nur in Gemeinschaft ihre Gelübde aufheben, weil sie als נערה noch der Gewalt des Vaters untersteht (vgl. N. 9), andrerseits auch schon ihrem Gatten durch die erfolgte Trauung (קדושין) angehört.",
+ "aber nicht der Gatte. Er lässt vielmehr den Tag, an dem er von den Gelübden erfährt, vorübergehen, ohne Einsprache zu erheben.",
+ "so sind sie nicht aufgehoben. Dieser zweite Satz will nur der missverständlichen Auffassung begegnen, dass das ובעלה im ersten „oder“ bezeichnen und der Vater allein oder der Gatte allein die Gelübde der Verlobten aufheben könnte. Es hätte freilich der erste Satz kurz lauten können: אביה ובעלה מפירין יחדו, indessen ist diese Ausdrucksweise in der Mischna nicht üblich (R. Ascher).",
+ "] wenn sie einer von ihnen bestätigt hat. In Ned. 67 a wird bemerkt, dass dieser Schlusssatz im Grunde überflüssig ist, denn das קיים in diesem Satze ist nichts andres als das negative לא הפר im vorhergehenden, und wenn das Gelübde schon dann nicht aufgehoben ist, wenn der eine keine Einsprache erhoben, so muss es doch gewiss noch gültig sein, wenn er seine ausdrückliche Zustimmung erteilt hat; überdies ist das Schweigen einer Zustimmung gleich zu achten, vgl. Num. 30, 15: הקים אתם כי החריש לה ביום שמעו. Der Talmud ergänzt deshalb den letzten Satz also: Wenn der eine von ihnen (A) das Gelübde zunächst bestätigt, während der andre (B) es aufhebt, dann aber der erste seine Bestätigung bereut und sie von einem Kundigen als nichtig erklären lässt, so gilt diese Nichtigkeitserklärung nicht etwa einer Aufhebung des Gelübdes gleich, sodass A nicht mehr die Aufhebung auszusprechen brauchte. Denn da das Gelübde eine Zeit lang, zwischen der Bestätigung des A und der Zurücknahme dieser Bestätigung, nur einseitig, nämlich von B, aufgehoben war, also nicht als aufgelöst gelten konnte, so kann es nur dann aufgehoben werden, wenn B diese Aufhebung noch einmal ausspricht und auch A das Gelübde ausdrücklich aufhebt; Nachmanides. Nach Andren (Maim., R. Ascher) giebt es in diesem Falle überhaupt keine Möglichkeit, das Gelübde aufzuheben; denn da es eine Zeit lang, nämlich zwischen der Bestätigung des A und deren Nichtigkeitserklärung, von A nicht aufgehoben werden konnte, so kann es überhaupt nicht mehr aufgehoben werden. — Es findet sich zwar in der Mischna öfter, dass Sätze ausdrücklich gelehrt werden, die man aus den vorhergehenden schliessen konnte, vgl. ואין צריך לומר B. mez. IV, 11; danach wäre der Schlusssatz in dieser Mischna nicht so auffallend. Es wird jedoch jene Formel in der Regel nur dort angewendet, wo das Neue erst erschlossen werden müsste; in unsrer Mischna aber ist der letzte Fall (שקיים) mit dem vorletzten geradezu identisch (Tos.). Auch pflegt es der Talmud in der Regel zu begründen, warum solche scheinbar überflüssigen Sätze in der Mischna gleichwohl ausgesprochen werden, und sich nicht mit dem Hinweis darauf zu begnügen, dass diese Sätze eigentlich nicht erst gesagt zu werden brauchten (זו ואין צריך לומר זו)."
+ ],
+ [
+ "so fällt. נתרוקן, Nithpael von רקן, Ukzin I, 3, einem verbum denominativum von ריק mit angefügtem נ, vgl. המאושכן Bech. VII, 5 (von אשך), vielleicht auch ממושכנת Schebiit X, 6 (von משך). Man braucht aber nicht mit Weiss, Studien zur Spr. d. Mischna, S. 34 anzunehmen, dass hier „zweifellos“ das נ für das מ eingetreten ist, wie es in ריקם erscheint und wie in der Mischna häufig, namentlich bei der Pluralbildung נ für מ eintritt. Das Wort heisst eigentl. entleert werden, dann übergehen, zufallen.",
+ "dessen Recht nicht dein [künftigen] Gatten zu. Dass er etwa allein ihre Gelübde aufheben könnte; denn aus den Worten בנעריה בית אביה Num. 30, 17 wird gefolgert, dass „sie in der Gewalt des Vaters ist, solange sie noch ein Mädchen (נערה) ist“, vgl. Ket. IV, N. 42.",
+ "so fällt das Recht dem Vater zu. Und der Vater darf allein ihre Gelübde aufheben, solange sie noch nicht mannbar ist.",
+ "in dieser Hinsicht hat der Vater ein Vorrecht. S. Ket. VIII, N. 25.",
+ "wenn sie mannbar. S. Ket. VII, N. 57.",
+ "ist. Und er sie heimgeführt hat, nachdem sie mannbar geworden war; denn hätte er sie vorher heimgeführt, so wäre das Recht auf ihn allein ebensowenig übergegangen, wie wenn der Vater gestorben wäre, N. 9. Dies ist freilich auch aus M. 5 zu ersehen; der Schlusssatz ist indessen nur hinzugefügt, um gegenüber dem Falle, in dem der Vater ein Vorrecht hat, auch einen Fall aufzuzeigen, in dem der Gatte ein Vorrecht hat.",
+ "wenn sie mannbar ist. Denn aus Num. 30, 17 ist zu schliessen, dass sie nur als נערה der Gewalt des Vaters untersteht."
+ ],
+ [
+ "als sie verlobt war. Und ihr Vater es erfahren, aber nicht ihr Verlobter.",
+ "so heben ihr Vater und ihr letzter Gatte ihre Gelübde [gemeinsam] auf. Vgl. N. 3.",
+ "solange sie nicht eine Zeit lang in ihrer eigenen Gewalt gewesen ist. D. h. solange sie noch nicht selbständig geworden ist entweder durch Erlangung der Pubertät oder durch Heimführung.",
+ "heben ihr Vater und ihr letzter Gatte [gemeinsam] ihre Gelübde auf. Durch diesen zusammenfassenden, mit der Formel זה הכלל eingeleiteten Satz (vgl. Ket. III, N. 69) soll angedeutet werden, dass solange der Vater mit den Boten, die der Gatte geschickt hat, um die Verlobte ihm zuzuführen, zusammengeht, oder die Boten des Vaters mit denen des Gatten zusammengehen, die Verlobte als unter väterlicher Gewalt stehend betrachtet wird, Ned. 89 a, vgl. Ket. IV, 5. Nach manchen Decisoren jedoch gilt sie als solche selbst dann, wenn sie den Boten des Mannes übergeben ist, solange sie dieser nicht heimgeführt hat, J. dea 254, 8."
+ ],
+ [
+ "Es ist Sitte bei den Gelehrten. Denen bekannt ist, dass der Vater oder der Gatte auch allgemein, selbst wenn sie kein specielles Gelübde erfahren haben, Gelübde aufheben können.",
+ "bevor seine Tochter aus seiner Gewalt scheidet. Und in die des Gatten übergeht.",
+ "bevor sie in seine Gewalt übergeht. D. i. bevor er sie heimführt."
+ ],
+ [
+ "Tage zugebracht hat. Nachdem sie vom Gatten aufgefordert war, sich zur Hochzeit vorzubreiten, nach welcher Frist der Gatte verpflichtet ist, ihr den Unterhalt zu gewähren, s. Ket. V, 2.",
+ "da er auch verpflichtet ist ihr den Unterhalt zu gewähren. Denn es ist anzunehmen, dass eine Frau nur in dem Sinne Gelübde tut, dass der Mann keine Einsprache dagegen erhebt, da sie auch von ihm ihren Unterhalt bekommt.",
+ "der Gatte. Allein.",
+ "solange sie nicht in seine Gewalt gekommen ist. Denn erst wenn sie von ihm heimgeführt ist, tut sie ihre Gelübde im Sinne ihres Gatten. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Bei einer auf die Leviratsehe wartenden. Eigentl. eine Frau, die den Levir, d. h. die Eheschliessung mit ihm erwartet, vgl. Jeb. IV, N. 15.",
+ "Frau. Die als Mädchen (נערה) von ihrem Vater verheiratet und dann Witwe wurde.",
+ "mag sie nun einen oder zwei Schwäger haben. Und ein Schwager hat die „Heirats-Ansprache“ (מאמר, s Jeb. II, N. 8) an sie gehalten.",
+ "aufheben. Mit ihrem Vater gemeinsam.",
+ "aber nicht zwei vorhanden sind. Nach R. Josua hat der Mann die Schwägerin durch „Maamar“ zwar nicht vollständig erworben (vgl. Jeb. l. c.), aber das Band der Leviratsehe - Pflicht, das ihn mit ihr verknüpft, ist so stark (יש זיקה), dass sie bereits als von ihm heimgeführt gilt. Wenn daher nur ein Levir vorhanden ist, kann er ihre Gelübde aufheben, wie wenn er sie bereits geehelicht hätte. Wenn dagegen zwei Schwäger vorhanden sind, mit denen beiden sie zunächst durch jenes Band verknüpft ist, so ist, da man vorerst nicht weise, welcher von ihnen sie heiraten wird, nicht zu entscheiden (אין ברירה, Ned. V, N. 4), von welchem der beiden Brüder sie als geehelicht gelten soll; es darf daher keiner von ihnen ihre Gelübde aufheben.",
+ "noch wenn zwei vorhanden sind. R. Akiba ist der Ansicht, dass die Schwägerin, solange sie mit dem Schwager nur durch das Band der Leviratsehe - Pflicht verknüpft ist, noch nicht als von ihm geehelicht gilt (אין זיקה), andrerseits dass „Maamar“ noch keinen Besitzakt im Sinne der Thora darstellt.",
+ "die er sich selbst erworben. Durch Antrauung, קדושין.",
+ "ihre Gelübde aufheben kann. In Gemeinschaft mit ihrem Vater, Ned. X, 1.",
+ "die ihm vom Himmel zugeeignet ist. Durch das göttliche Gebot der Leviratsehe, Deut. 25, 5.",
+ "erst recht ihre Gelübde aufheben können. In Gemeinschaft mit ihrem Vater.",
+ "über die aber andre keine Gewalt haben. Denn wenn sie nach erfolgter Eheschliessung eine zweite Ehe eingehen wollte, bevor die erste gelöst ist, würde die zweite ungültig sein, vgl. Jeb. V, N. 18.",
+ "über die jedoch auch andere Gewalt haben. Denn zunächst ist sie mit allen Brüdern ihres verstorbenen Gatten durch das Band der Leviratsehe - Pflicht verknüpft (זקוקה), und wenn einer von ihnen „Maamar“ an sie gehalten und dann der andre ebenfalls, so wäre auch die letztere Trauung rabbinisch gültig und müsste erst durch Scheidebrief gelöst werden, s. Jeb. V, 1 und N. 6.",
+ "wenn nur ein Schwager vorhanden ist. Dein Einwand ist zutreffend gegenüber dem R. Elieser, der dem Levir erlaubt die Gelübde der Schwägerin aufzuheben, auch wenn zwei Schwäger vorhanden sind; was aber willst du mir einwenden, der ich dem Levir jene Befugnis nur dann zuspreche, wenn ein Levir vorhanden ist?",
+ "die Schwägerin ist nicht so vollständig dem Levir zu eigen. Denn wer der Jebama beiwohnt, solange sie vom Levir noch nicht heimgeführt ist, selbst wenn sie sich dieser angetraut hat, übertritt nur das einfache Verbot Deut. 25, 5.",
+ "Gatten. Denn wer ihr beiwohnt, wird mit dem Steinigungstode bestraft, Deut. 22, 24."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand zu seiner Frau. Oder auch zu seiner minderjährigen Tochter.",
+ "die du von jetzt an. Während כאן örtlich und zeitlich gebraucht wird, weist die Verbindung מכאן עד oder מכאן ועד stets auf ein zeitliches Ziel hin, vgl. Git. VII, 7, 8; s. auch Nas. 1,3.",
+ "tust. Die volle, mit ו geschriebene Form des Imperfects findet sich in der Mischna nicht nur in der Pausa, sondern zuweilen auch ohne Pausa, so hier תדורי anstatt des regelmässigen תִּדְּרִי, vgl. יחליקו Jeb. IV, 3; שימתונו Toh. IX, 5.",
+ "so hat er damit nichts gesagt. Denn es könnte geschehen, dass sie Gelübde tut, mit denen er nicht einverstanden wäre, sodass die Bestätigung sich als eine irrtümliche erweisen würde.",
+ "dass sie aufgehoben sind. Weil anzunehmen ist, dass er wünscht, dass seine Frau überhaupt keine Gelübde tut.",
+ "die schon den Character eines Verbotes erlangt haben. D. h. Gelübde, die die Frau bereits ausgesprochen und die bindend sind, solange der Mann sie nicht aufhebt.",
+ "die den Character eines Verbotes noch nicht erlangt haben. Die sie noch nicht ausgesprechen hat.",
+ "die für gültig zu erklären möglich war. Die wenigstens eine Zeit lang gültig waren und die der Mann bestätigen konnte.",
+ "kann man aufheben. Die Worte אישה יקימנו werden als Vordersatz zu den nachfolgenden ואישה יפרנו gedeutet: nur wenn הקם möglich war, kann הפר eintreten.",
+ "kann man auch nicht aufheben. Ein Schluss (ק״ו) aber, den man selbst zieht, kann, auch wenn er richtig ist, nicht das umstossen, was die Thora durch die Zusammenstellung jener beiden Ausdrücke (היקש) hat sagen wollen."
+ ],
+ [
+ "Das Aufheben von Gelübden. Durch den Vater oder den Gatten.",
+ "kann während des ganzen Tages. Von dem Moment des Gelobens bis zum Eintritt der Nacht des darauf folgenden Tages.",
+ "geschehen. Num. 30, 6 u. 9.",
+ "Es giebt hierbei eine Erleichterung und eine Erschwerung. In manchen Fällen ist die Frist zur Aufhebung eine längere, in manchen eine kürzere.",
+ "aufheben. Denn die Nacht und der darauf folgende Tag bilden einen Tag.",
+ "wenn sie aber bei eintretender Dunkelheit. עם השנה = mit Eintritt der Dunkelheit, vgl. Sab. I, 10. In diesem Zusammenhange ist gemeint, dass sie das Gelübde am Sabbat, vor Eintritt der Nacht zum Sonntag getan.",
+ "denn sobald. Ed. Lowe liest: שאם לא הפר משחשכה.",
+ "kann man es nicht mehr aufheben. Die Mischna wählt hier das Beispiel von Sabbat, obschon die gleichen Bestimmungen auch an jedem Wochentage gelten, um gleichzeitig zu lehren, dass man auch am Sabbat Gelübde auflösen darf, und zwar auch solche, die nicht Dinge betreffen, die noch am selben Sabbat notwendig sind; denn da die Mischna auch von solchen Gelübden handelt, die die Frau kurz vor Eintritt der Nacht getan, ist zu ersehen, dass die Bestimmung auch für Gelübde gilt, die nicht für den Sabbat Notwendiges betreffen, denn in dieser späten Tageszeit wird sie bereits ihre Mahlzeit eingenommen oder ihre Schmucksachen abgelegt haben, die sie sich event. durch Gelübde versagen könnte. Von einem Kundigen jedoch darf sie sich am Sabbat nur solche Gelübde lösen lassen, die Dinge betreffen, die für diesen Sabbat notwendig sind, vgl. Sab. XXIV, 5."
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+ "Dies sind die Gelübde. Hierher gehören auch Verbote, die sich die Frau mit dem Ausdruck des „Eides“ (שבועה) auferlegt hat, vgl. Ned. Einl. S. 174 und II, 2.",
+ "die man. Der Gatte oder der Vater. Nach Maim. Hil. Ned. XII, 1 kann jedoch der Vater nicht nur die hier in der Mischna bezeichneten, sondern alle Gelübde seiner Tochter aufheben, weil es Num. 30, 6 כל נדריה ואסריה heisst und der Talmud die Gelübde, die die Beziehungen zwischen Vater und Tochter beeinträchtigen, nicht besonders behandelt, wie er es bei den Gelübden tut, die das Verhältnis zwischen Mann und Frau betreffen; s. מגדל עז z. St.",
+ "die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen. Vgl. Num. 30, 14. Unter ענוי נפש sind Dinge zu verstehen, die eine Verkümmerung des Lebens und des Lebensgenusses oder eine Minderung des körperlichen Wohlbefindens einschliessen. Dazu kommen noch דברים שבינו לבינה, Gelübde, die die Beziehungen der Ehegatten zu einander beeinträchtigen, was in den Worten בין איש לאשתו v. 17 gefunden wird. Die Ansicht der Decisoren, wonach der Vater nur die beiden zuletzt genannten Arten von Gelübden aufheben kann, stützt sich darauf, dass die Thora בין אב לבתו unmittelbar mit den Worten בין איש לאשתו zusammenstellt, die Rechte des Vaters also mit denen des Gatten verglichen wissen will (מקיש את האב לבעל, Sifrě z. St.). Der Unterschied zwischen den beiden Gelübdearten besteht darin, dass Gelübde, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen (דברים שיש בהן ענוי נפש), durch die Einsprache des Mannes für alle Zeiten aufgehoben werden, selbst für den Fall, dass der Mann stirbt oder dass sie geschieden wird und einen anderen Mann heiratet; Gelübde aber, die die Beziehungen des ehelichen Lebens schmälern (דברים שבינו לבינה), werden durch die Einsprache des Mannes nur für die Zeit aufgehoben, als die Frau mit diesem Mann zusammenlebt, sobald sie aber Witwe oder geschieden wird und einen anderen Mann heiratet, treten jene Gelübde wieder in Kraft. Die Mischna aber will hier nur solche Gelübde behandeln, die durch die Einsprache des Mannes ihre Gültigkeit für immer verlieren. Ed. Lowe und manche Mischnaausg. lesen: נדרים שיש בהן ענוי נפש.",
+ "wenn ich bade. Diese Formel אם ארחץ, die an sich keine Gelobungsformel ist, sondern nur eine Bedingung ausdrücken kann, von deren Erfüllung ein Gelübde erst abhängen soll, kann vollständig nicht etwa gelautet haben: קונם פרות עולם עלי אם ארחץ, „die Früchte der Welt seien mir verboten, wenn ich bade“, denn dann brauchte ja das Gelübde nicht erst aufgehoben zu werden, sie brauchte vielmehr, nur die Bedingung einzuhalten, also nicht zu baden, und die Früchte wären ihr zum Genusse erlaubt. Das Gelübde muss vielmehr gelautet haben: קונם הנאת רחיצה עלי לעולם אם ארחץ „Konam sei mir der Genuss des Badens für immer, wenn ich bade“, d. h. wenn ich heute bade oder wenn ich einmal bade. Demnach wäre ihr das erste Baden noch erlaubt, dann aber das Baden für alle Zukunft verboten. Würde sie nun die Bedingung erfüllen, so würde die Unmöglichkeit, in Zukunft zu baden, eine Verkümmerung ihres Lebens bedeuten; würde sie aber an jenem bestimmten Tage nicht baden, so wäre auch dies Unterlassen schon eine Beeinträchtigung ihres körperlichen Zustandes, eine gewisse Entstellung (ניוול) ihres Äussern, in jedem Falle also wäre damit ענוי נפש verbunden.",
+ "wenn ich mich schmücke. Wenn sie sagt: „Konam sei mir der Genuss des Schmückens (wie Schminken und dergl.), wenn ich mich heute oder einmal schmücke“.",
+ "die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen. Denn sobald sie die Bedingung nicht erfüllt, ist ihr das Baden in Zukunft erlaubt, das Unterlassen des Badens aber an einem einzigen, bestimmten Tage ist noch nicht als Verkümmerung des Lebens zu betrachten. Oder aber: R. Jose ist der Ansicht, dass selbst das völlige Unterlassen des Badens nicht als eine Verkümmerung des Lebens anzusehen ist; wenn sie also auch ihre Bedingung erfüllen sollte, würde jenes Gelübde nicht zu den דברים שיש בהן ענוי נפש gehören (J. Lipschütz in ת״י). Dagegen bestreitet R. Jose dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) nicht, dass jenes Gelübde zu denen zählt, die die Beziehungen der Ehegatten untereinander beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה; über den Unterschied s. oben N. 3."
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+ "Folgende. Dies ist die Fortsetzung der Worte des R. Jose.",
+ "Konam seien mir die Früchte der Welt. Und zwar für eine bestimmte Zeit, etwa für einen oder einige Tage. Denn wenn sie es für immer gelobt hätte, so wäre das Gelübde nichtig und brauchte nicht erst aufgehoben zu werden, weil sie ohne Früchte nicht leben kann; vgl. auch Ket. VII, 2 und J. dea 232, 5; 235, 3.",
+ "so darf er ihr solche aus einer andren Gegend bringen. Das Gelübde selbst aber darf er nicht aufheben, denn da sie es nur auf Früchte einer bestimmten Gegend beschränkt hat, so ist es nicht mehr zu den Gelübden zu zählen, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen. Unter den Worten מדינה זו ist übrigens eine Gegend zu verstehen, in der die Frau nicht lebt, denn sonst hätte sie sich ausgedrückt: „פרות מדינתי עלי, die Früchte meiner Gegend seien mir verboten“, und der Nachsatz der Mischna hätte dann lauten können: „ יביא לה מחוץ למדינה, er darf ihr bringen von ausserhalb dieser Gegend“. Hätte sie aber gesagt: פרות מדינתי עלי, so könnte der Gatte das Gelübde ebenso wie im letzten Fall dieser Mischna aufheben.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn da die Früchte aller anderen Kaufleute ihr zum Genusse erlaubt bleiben, so schliesst jenes Gelübde noch nicht eine erhebliche Verkümmerung ihres Lebens ein; nach R. Jose aber können nur Gelübde dieser Art aufgehoben werden.",
+ "Wenn er aber seinen Unterhalt nur von diesem erhalten konnte. Wenn nur dieser Kaufmann ihm Waren lieh, ein anderer aber nicht.",
+ "so kann er es aufheben. Denn wenn er kein Geld hat und von niemand Früchte bekommt, wäre dies eine Verkümmerung des Lebens seiner Frau.",
+ "Jose. Diese Schlussworte der Mischna, die eigentlich überflüssig sind, da die ganze Mischna ein Ausspruch des R. Jose ist (vgl. N. 7), wollen andeuten, dass auch die nächstfolgende Mischna von R. Jose gelehrt ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne, J. dea 234, 60."
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+ "dass ich von den Geschöpfen. D. i. von dem, was den Geschöpfen gehört.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn durch dieses Gelübde wird ihr Leben nicht verkümmert, weil sie sich ernähren kann von dem Vermögen ihres Gatten, den sie gewiss nicht mit „Geschöpf“ bezeichnen wollte. Auch dieser Satz ist nur im Sinne des R. Jose zu verstehen. Nach den Weisen aber kann der Mann das Gelübde auch dann aufheben, wenn sie sich den Genuss von einem einzelnen Menschen N. N. versagt; denn da der Mann gezwungen wäre darauf zu achten, dass er ihr den Unterhalt nicht von diesem N. N. besorgt, so wäre jenes Gelübde ein solches, das die ehelichen Beziehungen der Gatten untereinander beeinträchtigt. So entscheidet auch die Halacha. Man könnte freilich einwenden, dass in diesem Falle der Mann das Gelübde sollte aufheben dürfen, da er selbst ja schliesslich den Unterhalt doch von niemand anders bekommt, als von den „Geschöpfen“, ebenso wie R. Jose das Gelübde aufzuheben erlaubte, wenn der Gatte nur von einem bestimmten Kaufmann seine Ware beziehen konnte (M. 2). Es sind jedoch diese beiden Fälle auseinander zu halten: im letzteren Falle nämlich hatte sich die Frau die Früchte des Kaufmanns N. N. versagt, sie müssten ihr daher unter allen Umständen, auch wenn sie z. B. ihr Gatte ihr besorgt, verboten bleiben; in M. 3 jedoch, wo sie sich nicht die Früchte, sondern den Nutzen von dem Vermögen der „Geschöpfe“ versagte, darf sie die Früchte geniessen, sobald der Mann sie besorgt und sie aus seinem Vermögen sie geniesst (Tos.).",
+ "sie darf aber von der Nachlese. S. Lev. 19, 9. 10.",
+ "von dem [auf dem Felde] Vergessenen. S. Deut. 24, 19.",
+ "und von der [Feld]-Ecke. S. Lev. 19, 9. 10.",
+ "einen Nutzen haben. Denn diese Dinge sind Gemeingut, und die Eigentümer der Felder haben kein Verfügungsrecht (טובת הנאה) über jene Abgaben, weil bei diesen in der Schrift nicht der Ausdruck des „Gebens“ gebraucht ist, sie müssen vielmehr den Armen „überlassen“ bleiben. — Man könnte freilich einwenden, warum im letzten Fall der M. 2, wo der Mann seinen Unterhalt nur von einem bestimmten Kaufmann beziehen konnte, das Gelübde der Frau wohl aufgehoben werden darf, obgleich sie doch auch von den hier in M. 3 genannten Abgaben sich ernähren konnte; indes handelt jener Fall vielleicht von der Winterzeit, wo die Felder bereits leer stehen (Tos.).",
+ "dass die Priester oder die Leviten von mir keinen Nutzen haben. Dieser Fall handelt nicht mehr von einer Frau, die ein solches Gelübde tut, denn der Ertrag ihrer Felder gehört nicht ihr, sondern ihrem Gatten (Ket. IV, 4), es sei denn, dass ihr jemand ein Feld zugeeignet hat unter der ausdrücklichen Bedingung, dass ihr Mann daran keinen Anteil habe; dieser Fall ist jedoch so selten, dass die Mischna nicht gerade von ihm handeln wird. Entscheidend für die Aufnahme dieses zweiten Falles in unsrer Mischna war vielmehr nur seine Ähnlichkeit mit dem vorhergehenden: ebenso wie eine Frau, die sich den Nutzen von den „Geschöpfen“ versagt, die Abgaben an die Armen geniessen darf, so dürfen auch Priester und Leviten, denen jemand den Genuss seines Vermögens versagt hat, von den ihnen gebührenden Abgaben einen Genuss haben.",
+ "so dürfen sie auch gegen seinen Willen [das ihnen Gebührende] nehmen. Er darf es ihnen jedoch nicht geben. Wenn auch sonst angenommen wird, dass das Verfügungsrecht in gewissem Sinne als Wertobject zu betrachten ist (טובת הנאה ממון) und er somit eigentlich die Gaben den Priestern und Leviten nicht zuwenden dürfte, ist es ihnen dennoch hier erlaubt, sie sich anzueignen, weil sie sie nicht von ihm als ein Eigentum, sondern gleichsam als herrenloses Gut für sich beanspruchen, denn da jener die Abgaben allen zum Genusse verboten und sie für ihn selbst keinen Wert haben, erscheinen sie als herrenloses Gut.",
+ "so dürfen andre [das ihnen Gebührende von ihm] nehmen. Da die Gaben den anderen zum Genusse erlaubt bleiben, behält er ein Verfügungsrecht über sie, sodass sie noch immer als sein Eigentum gelten; deshalb dürfen die Priester und Leviten, die er in seinem Gelübde genannt hat, keinen Genuss von ihnen haben."
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+ "dass ich nicht arbeite für meinen Vater. Vgl. Ket. II, N. 61.",
+ "oder für deinen Vater oder für meinen Bruder oder für deinen Bruder. D. h. Konam sei, was ich für den Lebensunterhalt meines Vaters u. s. w. arbeiten sollte. Durch diese Formel erhält ihre Arbeit die Weihe eines Opfers, s. Ned. I, 2.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn sie ist gesetzlich zu dieser Leistung nicht verpflichtet. Das Unterlassen dieser Arbeit aber bedeutet weder für sie eine Verkümmerung ihres Lebens (ענוי נפש), noch berührt es unmittelbar ihre ehelichen Beziehungen zu ihrem Gatten; daher kann dieses Gelübde von ihm nicht aufgehoben werden.",
+ "so braucht er es nicht erst aufzuheben. Das Gelübde ist von vorn herein nichtig, weil sie für ihren Mann arbeiten muss, Ket. V, 5. Man könnte hier einwenden, das Gelübde sollte wohl gültig sein, weil ja die Frau auch das Recht auf den Ertrag ihrer Arbeit haben kann, sobald sie nämlich erklärt, auf den Unterhalt durch ihren Gatten zu verzichten, s. Ket. V, 4 u. N. 33. Indessen hat sie jenes Recht nur unter diesem Vorbehalt, in unsrem Falle dagegen wollte sie sich durch das Gelübde lediglich ihrer Pflicht entziehen, ohne ihren Gatten von der Unterhaltspflicht zu entbinden. — Nach dem Grundsatz, dass die Weihe, die man einem Gegenstande beilegt, jedes Eigentumsrecht eines andren daran aufhebt (הקדש מוציא מידי שעבוד , vgl. Ned. V, N. 4), sollte man erwarten, dass durch das Gelübde, das die Frau getan und durch das sie ihrer Arbeit den Charakter eines Opfers beilegt, der Gatte jedes Recht auf ihre Leistung verloren habe. Allein, die Weisen haben angeordnet, dass in solchem Falle der Gatte ein Vorrecht auf ihrer Hände Arbeit habe, das selbst durch Verbotgelöbnisse der Frau nicht berührt werden könne.",
+ "als ihm zukommt. Diese Differenz aber zwischen dem, was sie tatsächlich leistet, und dem, was sie nur zu leisten verpflichtet ist, würde, da sie nicht von dem Manne beansprucht werden kann, von dem Gelübde betroffen werden. Und da es unvermeidlich ist, dass dieser Überschuss mit ihrer dem Manne schuldigen Leistung vermengt wird, so würde das Gelübde ein solches sein, das die ehelichen Beziehungen der Gatten untereinander beeinträchtigt und deshalb gelöst werden können. Der erste, ungenannte Tanna hingegen ist der Ansicht, dass der Überschuss, den sie durch erhöhte Anstrengung und Einschränkung ihrer persönlichen Bedürfnisse erzielt, nicht der Frau, sondern gleichfalls dem Manne gehört; vgl. Ket. V, N. 34.",
+ "vielleicht lässt er sich von ihr scheiden. Wodurch der Anspruch des Gatten auf ihren Verdienst erlischt und das Gelübde betreffs ihrer Hände Arbeit wieder in Kraft tritt. Was aber den Überschuss betrifft, so folgt R. Jochanan b. N. der Ansicht des ersten Tanna, dass er dem Gatten zukommt, aus diesem Grunde brauchte also das Gelübde nicht aufgehoben zu werden.",
+ "zu ihm zurückzukehren. D. i. ihn wieder zu heiraten; denn er könnte nicht auf die Dienste verzichten, die sie ihm zu leisten verpflichtet ist (Ket. V, 5), auf die er aber infolge ihres Gelübdes kein Recht mehr hat. Denn das Gelübde der Frau, das eigentlich gültig sein sollte und nur gegenüber dem Vorrecht des Gatten seine Kraft verlor (N. 25), ist nur während der Zeit ungültig, die sie mit ihm verheiratet ist; durch ihre Scheidung aber erlangt es wieder bindende Kraft, wie wenn es von Anfang an zu Recht bestanden hätte. — Der bab. Talmud und manche Mischnaausg. lesen: ותהי אסורה עליו . — Man könnte gegen diese Mischna einwenden, dass das Gelübde der Frau in der Form, wie es hier angegeben ist, ungültig sei, da man nicht einen Gegenstand weihen kann, der noch nicht vorhanden ist (vgl. Ket. V, N. 36). Es muss jedoch das Gelübde gelautet haben: Konam (= heilig) sei meiner Hände Arbeit für meinen Vater u. s. w., und da hier die Hände genannt sind, so kann das Gelübde auf diese bezogen werden, die ja bereits vorhanden sind."
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+ "seine Tochter hätte das Gelübde getan. Und er hob das Gelübde auf in dem Glauben, es seiner Tochter aufgehoben zu haben. Dieser Zusatz von der irrtümlichen Aufhebung des Gelübdes gilt sinngemäss auch für die folgenden Fälle.",
+ "so muss er es noch einmal aufheben. Denn ein irriges Aufheben [oder Bestätigen] eines Gelübdes ist ungültig. Er muss vielmehr bei dem Aufheben des Gelübdes die Person im Sinne gehabt haben, die es getan, weil es Num. 30, 12 heisst: לא הניא אתה, er hat „sie“ nicht gehindert. Ebenso muss er gewusst haben, welcher Art das Gelübde war, ob z. B. ein Nasirat oder ein Opfer gelobt war, sowie auf welchen Gegenstand sich das Gelübde bezog, weil es (ibid. v. 5) heisst: ושמע אביה את נדרה, ihr Vater hört „ihr Gelübde“."
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+ "dass ich diese Feigen und Weintrauben nicht koste. Oder auch wenn sie sich Feigen und Weintrauben überhaupt, ohne genauere Bezeichnung versagt hat.",
+ "so ist das Ganze gültig. Denn sobald der Teil eines Gelübdes bestätigt ist, gilt das Ganze als bestätigt. Das Wort יקימנו Num. 30, 14 wird im Sinne von יקים ממנו (woran es in der Aussprache anklingt) gedeutet und soll besagen, dass man auch „etwas von dem Gelübde“ bestätigen kann.",
+ "als bis er es auch für die Weintrauben aufgehoben hat. Ein Gelübde gilt erst dann als gänzlich aufgehoben, wenn es in allen seinen Teilen aufgehoben ist, denn das יפרנו (ibid.) kann wegen des fehlenden מ nicht in partitivem Sinne wie יקימנו gedeutet werden. Der Teil des Gelübdes jedoch, den er aufgehoben, in unsrem Falle das Gelübde betreffs der Feigen, gilt bereits als aufgehoben. Das Ganze ist jedoch nach Ned. 87b nur im Sinne des R. Ismael und des R. Akiba; die Weisen hingegen, nach deren Ansicht auch die Halacha entscheidet, deuten das יקימנו nicht wie jene Tannaiten, sondern vergleichen es mit dem יפרנו und erklären: ebenso wie die Aufhebung des Teiles eines Gelübdes nur für diesen Teil gilt, so gilt auch die Bestätigung eines Teiles nur für diesen Teil; Maim. Hil. Ned. XIII, 10. Nach R. Ascher jedoch gilt das ganze Gelübde als bestätigt, sobald ein Teil von ihm bestätigt ist; wenn aber nur ein Teil des Gelübdes aufgehoben ist, so gilt es überhaupt noch nicht als aufgehoben und besteht noch in seiner ganzen Kraft. — Es verhält sich demnach bei der Aufhebung eines Gelübdes durch den Vater oder den Gatten anders als bei der Auflösung durch einen Kundigen, wo die Mischna Ned. IX, 6 lehrte: נדר שהותר מקצתו הותר כולו. Denn durch die Auflösung durch einen Kundigen erscheint das Gelübde als von Grund aus nichtig, wenn also ein Teil aufgelöst ist, so muss das ganze Gelübde nichtig sein, weil der Gelobende es nur getan in dem Sinne, dass das ganze Gelübde gelten solle. Durch die Aufhebung aber durch Vater oder Gatten wird die Wirkung des Gelübdes nur für die Folgezeit aufgehoben; auf die Vergangenheit aber hat die Aufhebung keine rückwirkende Kraft; es kann daher sehr wohl auch ein Teil des Gelübdes aufgehoben werden, ohne dass der andre Teil dadurch berührt wird; vgl. auch Ned. X, N. 4.",
+ "so sind dies zwei Gelüdbe. Dieser Satz vertritt nur die Ansicht des R. Simon (Ned. IX, N. 46), nach dem in jedem einzelnen Falle das Verbot wiederholt sein muss, um das Gelübde als ein aus mehreren, von einander unabhängigen Teilen bestehendes erscheinen zu lassen, von denen jeder einer besondern Lösung bedarf. Hätte sie aber gesagt: Konam, dass ich weder Feigen noch Weintrauben kosten werde, so wäre dies nach R. Simon als ein, nach den Weisen jedoch als zwei Gelübde aufzufassen."
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+ "[Wenn jemand. Der Vater oder der Gatte, die erfahren haben, dass die Tochter resp. die Gattin am Tage oder längere Zeit vorher ein Gelübde getan.",
+ "dass man. Der Vater resp. der Gatte.",
+ "so kann er sie [gleichwohl] aufheben. Denn der Tag, an dem er von dieser Befugnis Kenntnis erhält, ist dem Tage gleich zu achten, an dem er überhaupt von dem Gelübde erfahren und während dessen Dauer allein er es aufheben kann, יום שמעו Num. 30, 6. 8. 13.",
+ "[bestimmte] ein Gelübde war. Ob dies Gelübde ein solches ist, das, um ungültig zu sein, erst der Aufhebung bedarf.",
+ "er kann es nicht aufheben. Da er es nicht an dem Tage aufgehoben, an dem es getan wurde, obschon er damals wusste, dass er das Recht hat, Gelübde aufzuheben. Er hätte es auf jeden Fall aufheben sollen, gleichviel ob es der Aufhebung bedarf oder nicht.",
+ "er kann es auf- heben. Auch an dem Tage noch, an dem er erfährt, dass das Gelübde der Aufhebung bedarf; denn unter ביום שמעו ist der Tag zu verstehen, an dem man die volle Kenntnis von den das Gelübde betreffenden Vorschriften erhält, nicht blos von dem Aussprechen des Gelübdes, sondern auch von dessen Art sowie von der Befugnis, gewisse Gelübde aufzuheben."
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+ "Wenn jemand seinem Schwiegersohn jeden Genuss [von seinem Vermögen] durch Gelübde versagt. Der Talmud Ned. 88a liest: המדיר הנאה מחתנו, wenn jemand seinem Schwiegersohn jeden Genuss [von seinem Vermögen] verbietet, und diese Lesart ist sprachlich die einfachste. Tos. Kid. 28 b s. v. ר״א citiert unsre Mischna also: המדיר חתנו הנאה ממנו; R. Nissim z. St. liest: הנודר הנאה מחתנו. Die Mischnaausg. jedoch sowie Ed. Lowe und Ms. Or. 567 (das wir fortan der Kürze halber als „Ms. B.“ [Berlin] bezeichnen wollen) lesen: המודד הנאה מחתנו, und da unter מודר nur der zu verstehen ist, dem etwas durch sein eigenes Gelübde oder durch das eines andren verboten ist (s. Einl. S. 174), so müsste המורד הנאה מֵחתְֹנוֹ gelesen werden = wenn jemand von seinem Schwiegervater jeder Genuss verboten ist, oder = wenn sich jemand jeden Genuss von seinem Schwiegervater versagt hat; so schlägt L. Heller in Tos. Jomtow vor, und in der Tat findet sich das Wort חֹתֵּן in der Bibel stets ohne ו. Indes, in der Mischna wäre es dann sicher plene geschrieben worden.",
+ "seiner Tochter aber Geld. Aber nicht etwa den Unterhalt, denn dies wäre ihm ohne jede Einschränkung gestattet, s. Ned. IV, 3 u. N. 34.",
+ "dass du es nur für deinen eigenen Unterhalt verwendest. Wenn der Schwiegervater keine Bedingung an sein Geschenk knüpfen würde, so würde es Eigentum des Gatten werden, vgl. Ket. IV, 4. Fraglich ist nur, ob er beide Bedingungen ausgesprochen haben muss, dass nämlich erstens der Gatte kein Recht daran habe und zweitens, dass sie es nur für ihren Unterhalt verwende. Die Frage ist unter den Decisoren controvers; nach Nachmanides genügt schon die erste Bedingung, nach R. Jacob Tam müssen beide Bedingungen ausgesprochen sein; vgl. R. Nissim z. St. Die Construction des zweiten mit אלא beginnenden Nebensatzes, der ohne jede Verbindung auf den ersten folgt, ist vielleicht diese: das Geld sei dir nur für deinen Unterhalt geschenkt, unter der Bedingung, dass dein Gatte kein Recht daran habe."
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+ "wie ist dies zu verstehen. Der Vers bedarf der Erklärung, weil er scheinbar etwas Selbstverständliches besagt; denn wenn die Frau verwitwet oder geschieden ist, so ist ja niemand vorhanden, in dessen Gewalt sie wäre und der ihre Gelübde aufheben könnte.",
+ "es nicht aufheben. Obgleich sie jetzt in der Gewalt des Gatten ist; denn für die Möglichkeit der Aufhebung der Gelübde ist der Moment entscheidend, wann sie getan sind, damals aber war sie unverheiratet.",
+ "aufgehoben. Obgleich sie jetzt, da das Gelübde in Kraft tritt, nicht mehr in der Gewalt des Gatten ist.",
+ "Wenn sie an einem Tage. An dem Tage nämlich, an dem sie heiratet, aber noch vor ihrer Heimführung.",
+ "am selben Tage geschieden wird und er. Ihr früherer Gatte.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Obgleich sie an dem Tage ihrer Eheschliessung, bevor sie heimgeführt wurde, noch in seiner Gewalt war, kann der Vater dennoch ihre Gelübde nicht mehr aufheben, da sie inzwischen bereits verheiratet war; aber auch der Gatte kann es nicht mehr aufheben, da es bereits vor der Eheschliessung getan war.",
+ "kann er [ihre Gelübde] nicht aufheben. Dieser zusammenfassende Schlusssatz will andeuten, dass sie auch in dem Falle als nicht mehr unter väterlicher Gewalt stehend gilt, wenn der Vater oder dessen Vertreter sie den Boten des Gatten, die sie ihm zuführen sollen, übergeben hat, obgleich sie noch nicht heimgeführt ist. Auch in diesem Falle kann der Gatte ihr Gelübde nicht aufheben, da es vor der Heimführung getan war, und der Vater auch nicht, da sie durch die Übergabe an die Vertreter des Gatten aus seiner Gewalt geschieden ist. Vgl. auch Ned. X, 3 u. N. 17."
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+ "Neun. Diese Mischna stellt die Fälle zusammen, in denen die Gelübde einer Jungfrau gültig sind und nicht mehr aufgehoben werden können, obschon sonst die Gelübde einer verlobten Jungfrau von dem Vater und ihrem künftigen Gatten gemeinsam aufgehoben werden können, Ned. X, 1. Es gibt nämlich 3 Momente, die dieses Aufheben unmöglich machen: 1) Wenn sie als Minderjährige oder noch nicht Mannbare (בוגרת, Ket. VII, N. 57) von ihrem Vater verheiratet und dann Witwe oder geschieden wird. Als solche heisst sie יתומה בחיי האב, „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ (vgl. Jeb. XIII, N. 1), denn durch die Eheschliessung hört die Gewalt des Vaters auf. 2) Wenn sie Waise wird; mit dem Tode des Vaters erlischt seine Gewalt. 3) Wenn sie die Mannbarkeit erlangt; auch hierdurch erlischt die väterliche Gewalt. Die Mischna spricht hier von נערות und versteht darunter auch die Mannbaren (בוגרות), wie ja in der Bibel selbst Frauen נערות genannt werden, vgl. Deut. 22, 15 ff. Es folgen dann je 3 Fälle, in denen je eines der 3 angeführten Momente das Aufheben der Gelübde unmöglich macht.",
+ "Mädchen gibt es. Die als נערות getraut wurden.",
+ "eine. Zunächst werden die 3 Fälle aufgezählt, in denen das Moment, dass sie יתומה בחיי האב ist, das Aufheben der Gelübde verhindert.",
+ "die als Waise gilt. Sie war als נערה von ihrem Vater verheiratet worden, wurde dann mannbar, tat ein Gelübde und wurde dann Witwe oder geschieden. Hierdurch erlosch die väterliche Gewalt.",
+ "ein Mädchen, das mannbar ist (a. L.: mannbar wurde. So liest Ms. B.",
+ "und als Waise gilt. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, wurde vom Vater verheiratet, dann Witwe oder geschieden und ist nun mannbar.",
+ "das noch nicht mannbar ist und als Waise gilt. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, wurde dann Witwe oder geschieden und ist noch nicht mannbar.",
+ "eine Mannbare. Es folgen jetzt die 3 Fälle, in denen der Tod des Vaters das Aufheben der Gelübde seiner Tochter unmöglich macht.",
+ "deren Vater gestorben ist. Sie wurde als נערה getraut, tat nach erlangter Pubertät ein Gelübde und verlor dann den Vater.",
+ "das mannbar ist und dessen Vater gestorben ist. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, erlangte dann die Reife und verlor den Vater.",
+ "das noch nicht mannbar geworden und dessen Vater gestorben ist. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, verlor dann den Vater, ist aber noch nicht mannbar.",
+ "ein. Nunmehr folgen die Fälle, in denen die erlangte Pubertät der Jungfrau das Aufheben ihrer Gelübde verhindert.",
+ "nachdem ihr Vater gestorben war. Sie wurde als נערה getraut, verlor den Vater, tat ein Gelübde und wurde dann erst mannbar. — Dieser Fall unterscheidet sich von dem fünften in der Mischna (N. 59) nur dadurch, dass dort erst nachdem die Tochter die Reife erlangt hatte, der Tod des Vaters erfolgte, das Gelübde also geschah, als sie noch in väterlicher Gewalt war, hier aber der Tod des Vaters vor dem Eintritt ihrer Reife erfolgte, ihr Gelübde also geschah, nachdem die Gewalt des Vaters erloschen war.",
+ "deren Vater noch lebt. Sie wurde als נערה getraut und tat nach erlangter Reife ein Gelübde, ihr Vater aber ist noch am Leben.",
+ "das mannbar ist und dessen Vater noch lebt. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde und erlangte dann die Reife, ihr Vater aber ist noch am Leben.",
+ "gilt sie noch als Mädchen. Nach dem ersten Tanna der Mischna kann der Vater die Gelübde seiner Tochter nicht aufheben, wenn er sie als נערה verheiratet hat, vgl. N. 56. Dem widerspricht nun R. Jehuda und erklärt: nicht nur in diesem Falle kann der Vater ihre Gelübde aufheben, wenn sie noch vor erlangter Pubertät als Witwe oder Geschiedene in sein Haus zurückkehrt, weil sie zur Zeit, als sie נערה wurde und ihre Gelübde somit event, gültig sein könnten, noch in der Gewalt des Vaters war, sondern auch wenn sie als Minderjährige vom Vater verheiratet worden war, sodass sie, als sie נערה wurde, durch ihre inzwischen erfolgte Eheschliessung aus der väterlichen Gewalt geschieden war, gilt sie als נערה, sobald sie noch als נערה in das Haus ihres Vaters zurückkehrt, und ihre Gelübde können auch dann noch vom Vater aufgehoben werden. Demnach würde es nach R. Jehuda nur 8 Fälle geben, in denen der Vater die Gelübde seiner Tochter nicht aufheben kann.— Neben dieser Lesart עדין, wofür ed. Lowe אדיין hat, bestand jedoch noch eine zweite: ועדין, wie aus den Kommentaren des R. Nissim und R. Ascher hervorgeht. Danach fügt R. Jehuda zu den 9 Fällen der Mischna noch einen zehnten hinzu: nicht nur wenn der Vater seine Tochter als נערה, sondern auch wenn er sie als Minderjährige verheiratet hat, kann er, wenn sie vor erlangter Pubertät zu ihm zurückkehrt, ihre Gelübde nicht aufheben, da sie durch ihre Eheschliessung aus seiner Gewalt geschieden ist."
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+ "dass ich von meinem Vater oder von deinem Vater. D. h. von ihrem Vermögen.",
+ "dass ich von dir. Von deinem Vermögen.",
+ "so darf er es aufheben. Denn im ersten Falle ist aus dem Gelübde zu ersehen, dass sie die Absicht hat, für den Gatten nicht zu arbeiten, und dieser Umstand ist geeignet die ehelichen Beziehungen zwischen ihnen zu beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה, Ned. XI, N. 3. Aber auch im zweiten Falle der Mischna kann der Gatte das Gelübde seiner Frau aufheben, weil es für ihn peinlich ist, dass sie von ihm nur unter der Bedingung einen Nutzen haben darf, dass es ihr verboten sein soll, für ihren oder für seinen Vater zu arbeiten. — Nach Maimon. handelt die Mischna auch von einer verlobten Jungfrau und will lehren, dass sowohl im ersten Falle, wo das Gelübde zunächst nicht ihren Gatten, sondern nur ihre Beziehungen zum Vater unmittelbar berührt, als auch im zweiten Falle, wo sie als Verlobte noch gar nicht verpflichtet ist, für ihren künftigen Gatten zu arbeiten, das Gelübde also noch gar nicht in Kraft tritt, der Vater und der Gatte das Gelübde gleichwohl aufheben können."
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+ "drei Frauen werden geschieden. Auch gegen den Willen des Gatten. Der Ausdruck יצא (Jeb. XV, N. 32) wird sonst nur in den Fällen gebraucht, wo die Ehe getrennt werden muss und die Frau den Anspruch auf die Ketuba verliert; unsre Mischna zählt nun 3 Ausnahmen von dieser Regel auf.",
+ "ich bin unrein für dich. Wenn sie die Frau eines Priesters ist und erklärt, dass sie vergewaltigt sei. Sie darf als Vergewaltigte die Ehe mit ihm nicht fortsetzen, s. Ket. II, N. 51, sie verliert aber dennoch ihren Anspruch auf die Ketuba nicht, weil nicht sie, sondern die Heiligkeit ihres priesterlichen Gatten die Trennung der Ehe verursacht. Wäre aber ihr Gatte ein Nichtpriester, dann dürfte sie als Vergewaltigte die Ehe mit ihm fortsetzen; wenn sie jedoch mutwillig Unzucht getrieben, müsste sie die Ehe trennen, ohne Anspruch auf die Ketuba zu haben.",
+ "was zwischen mir und dir [vorgeht. Diese euphemistische Ausdrucksweise soll bedeuten: der Himmel allein kennt die Fruchtlosigkeit unsres ehelichen Umgangs, er allein weiss, dass du impotent bist. Nach dem jerus. Talmud z. St. bedeutet diese Phrase: so weit der Himmel von der Erde entfernt ist, so fern bin ich dir beim ehelichen Umgang, d. h. unsre Ehe muss durch deine Impotenz unfruchtbar bleiben.",
+ "ich will den Juden entzogen sein. D. h. ich will mit keinem Juden ehelichen Umgang pflegen, weil ich diesen nicht vertragen kann. — Der Ausdruck מן היהודים ist jedoch nicht zu vergleichen mit מן הבריות in M. 3; denn durch den Ausdruck מן היהודים wollte sie sich offenbar den Umgang mit demjenigen versagen, der ihr eigentlich zur Ehe erlaubt ist, d. i. ihr Gatte, denn mit andren Männern dürfte sie als Ehegattin ohnedies keinen Umgang pflegen; unter מן הבריות aber wollte sie ihren Gatten nicht verstanden wissen. — Anfangs nun war die Frau in allen diesen Fällen beglaubt, weil sie sich ja durch solche Aussagen, wenn sie nicht auf Wahrheit beruhten, nicht selbst herabsetzen würde.",
+ "Dann aber. Über חזר vgl. Jeb. XV, N. 14 a.",
+ "die Weisen. Da es doch möglich ist, dass die Frau die Unwahrheit sagt.",
+ "damit nicht eine Frau ein Auge auf einen andren [Mann] werfe und es mit ihrem Gatten verderbe. Man befürchtete, dass sie, während ihr Gelübde noch in Kraft ist, nach einem Orte gehen würde, wo sie unbekannt ist, um dort jemand zu heiraten, der ihr besser gefällt.",
+ "so muss sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringen. Wenn sie jedoch keinen Beweis erbringen kann, dass sie vergewaltigt ist, so ist sie nicht beglaubt und die Ehe braucht nicht getrennt zu werden.",
+ "so sucht man es auf dem Wege der Überredung beizulegen. Man sucht sie zu überreden, dass sie diese Klage gegen ihren Gatten nicht mehr vorbringe und die Ehe mit ihm fortsetze. Nach Raschi (z. St.) sucht man den Gatten zu überreden, dass er sich gutwillig von ihr scheide.",
+ "den ihn betreffenden Teil [des Gelübdes. Wodurch ihm der eheliche Umgang mit ihr verboten sein sollte.",
+ "] aufheben. Da es ein Gelübde ist, das die ehelichen Beziehungen der Gatten beeinträchtigt.",
+ "allen andren Juden aber entzogen sein. Im allgemeinen gilt zwar der Grundsatz, dass ein bereits verbotenes Object nicht von einem zweiten Verbote betroffen werden kann (על איסור אין איסור חל, Jeb. III, N. 67), demnach sollte hier eigentlich das Verbot, das die Frau durch ihr Gelübde betreffs ihrer Person ausspricht, nicht mehr zu dem Verbot des ehelichen Umgangs mit Anderen hinzutreten können, das für sie als Ehegattin ohnedies schon existierte. Dennoch kann hier das erste Verbot noch hinzutreten, weil es sich auf noch andre Objecte erstreckt als das zweite (איסור כולל, ibid. N. 68); denn wenn sie geschieden wird und ihr Gelübde wieder vollständig in Kraft tritt, ist sie auch ihrem frühern Gatten verboten, obschon sie ihm bisher erlaubt war."
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+ "\nEinleitung.\nIm Pentateuch werden zwei Arten von Gelübden unterschieden:\n1) נִדְרֵי הֶקְדֵּשׁ, Weihegelöbnisse, d. h. Gelübde, durch die jemand ein ihm gehöriges Gut, ein Tier oder einen leblosen Gegenstand für den Altar (קדשי מזבח) oder für die Unterhaltung des Tempels (קדשי בדק הבית) weiht, sei es als נדר im engern Sinne durch die Formel: „הרי עלי, mir liegt ob, z. B. עולה, ein Ganzopfer = ich verpflichte mich ein Ganzopfer darzubringen,“ sei es als נדבה durch die Formel: „הרי זו, dieses liegt mir ob, z. B. עולה, als Ganzopfer = ich verpflichte mich dieses [Tier] als Ganzopfer darzubringen.“ Im erstern Falle übernimmt er eine persönliche Verpflichtung, sodass, wenn das Tier, das er zu deren Lösung bestimmt hat, stirbt oder zum Opfer untauglich ist, er ein andres darbringen muss. Im letztern Falle hingegen übernimmt er nur eine sachliche Verpflichtung, sodass, wenn das Tier, das er zum Ganzopfer geweiht hat, stirbt oder untauglich ist, seine Verpflichtung erlischt, da sie sich nur auf dieses eine, bestimmte Tier bezogen hat (Lev. 7, 16; 22, 21. Meg. I, 6).\n2) נִדְרֵי אִסָּר, Verbotgelöbnisse, d. h. Gelübde, durch die der Genuss oder die Nutzniessung eines Gegenstandes einem Menschen verboten wird, sei es dass jemand den Genuss seines Eigentums sich selbst oder einem andren entzieht, sei es dass er den Genuss eines fremden Eigentums sich selbst versagt. Diese Gelübde können mit bindender Kraft in drei verschiedenen Formen stattfinden:\na) Indem jemand sagt: „דבר זה עלי אסור, dieser Gegenstand [meines Besitzes] sei mir [resp. Dir, ihm, u. s. w.] verboten“, oder: „dieser Gegenstand [eines fremden Besitzes] sei mir verboten“. Diese Formel kann noch dadurch erweitert werden, dass man dem Gegenstande, dessen Genuss man sich oder einem andren versagen will, den Character eines solchen Gegenstandes beilegt (התפסה), der seinerseits erst durch das Weihegelöbnis eines Menschen dem profanen Gebrauch entzogen, nicht aber an sich schon durch ein Thoragesetz zum Genusse verboten ist. Korrekt also und darum gesetzlich gültig wäre z. B. die Formel: „זה יאסר עלי כקרבן דבר, dieser Gegenstand sei mir verboten wie ein Opfer“, da das Opfertier seine Weihe erst durch die Bestimmung eines Menschen erhalten hat. Inkorrekt aber und darum gesetzlich ungültig wäre z. B. die Formel: „עלי כדם דבר זה יאסר, dieser Gegenstand sei mir verboten wie Blut“, da das Verbot des Blutes nicht erst durch die freie Bestimmung des Menschen bedingt, sondern bereits durch das Gesetz der Thora gegeben ist.\nb) Indem man statt der eigentlichen Gelöbnisformel eine Umschreibung, eine Nebenbezeichnung gebraucht, z. B. „דבר זה עלי קונם, dieser Gegenstand sei mir Konam“, wobei קונם eine Umschreibung für קרבן ist.\nc) Indem man die Gelöbnisformel nicht vollständig ausspricht, sondern nur dem Sinne nach andeutet, sodass der Ausspruch gleichsam den „Ansatz“ oder die „Handhabe“ des Gelöbnisses bildet, z. B. „מודרני ממך שאיני אוכל לך, es sei mir durch Gelübde verboten, von dem Deinigen etwas zu geniessen“; solches Gelübde ist verbindlich, obgleich man nicht ausdrücklich gesagt hat: „es sei mir verboten wie ein Opfer“.\nDer Tractat Nedarim nun, dessen Grundlage in Num. 30, 2—17 gegeben ist, handelt von dieser zweiten Art von Gelübden, den Verbotgelöbnissen, denen sich noch die Bann- und Sehwurformeln ansehliessen (חרם ושבועת אסר), durch die man sich gleichfalls einen Genuss versagt, während sich die wichtigsten Bestimmungen über die Weihegelöbnisse in der Ordnung Kodaschim finden. In der Mischna versteht man unter נודר denjenigen, der sich durch Gelübde den Genuss seines eigenen oder eines fremden Besitzes versagt, unter מדיר denjenigen, der einem andren den Genuss seines Eigentums entzieht, und unter מודר denjenigen, dem dieser Genuss durch sein eigenes Gelübde oder durch das eines andren verboten ist.\nFür die Aufnahme des Tractates Nedarim in die Ordnung Naschim war der Umstand entscheidend, dass das Capitel von den Gelübden Num. 30 im wesentlichen die Gelöbnisse des Weibes und deren Lösung durch den Vater oder den Gatten zum Gegenstande hat (Maim. Einleitung in die Mischna). Unser Tractat schliesst sich an Ketubot an, weil der Gatte nur dann das Recht hat, die Gelübde seiner Frau zu lösen, wenn seine Ehe nach den in Ketubot niedergelegten Bestimmungen rechtsgültig geschlossen ist (ibid.), oder aber weil der VII. Abschnitt jenes Tractates bereits mehrfach von den Gelübden der Frau handelt und somit Nedarim in gewissem Sinne als Fortsetzung von Ketubot erscheint (Sota 2a).\nDer Tractat Nedarim zerfällt in 11 Abschnitte, deren Inhalt im einzelnen folgender ist:\nI. Die Umschreibungen und die unvollständigen Formeln, die die bindende Kraft eines Gelübdes haben.\nII. Die einer Gelöbnisformel ähnlichen Ausdrucksweisen, die nicht die bindende Kraft eines Gelübdes haben. Unterschied zwischen Eid und Gelöbnis. Wirkung zweideutiger Gelöbnisformeln.\nIII. Vier Arten von Gelübden, die keine bindende Kraft haben. Deutung einzelner Gelöbnisformeln.\nIV. Bestimmungen über das Verhalten einer Person, der eine andre den Genuss oder die Nutzniessung ihres Eigentums verboten hat. Ausnahmen.\nV. Bestimmungen über das gegenseitige Verhalten zweier Personen, die ein gemeinsames Besitztum haben und den Genuss ihres Eigentums einander verboten haben. Ausnahmefälle, in denen das Verbot einer Person gegen eine andre seine bindende Kraft verliert.\nVI. Erklärung von Gelöbnisformeln, durch die eine Person einer andren den Genuss bestimmter Speisen versagt.\nVII. Fortsetzung. Erklärung von Gelöbnisformeln, durch die eine Person einer andren den Gebrauch bestimmter Haus- und Wirtschaftsgegenstände entzieht. Gelöbnisformeln, durch die der Gatte sich den Genuss des Erwerbes seiner Frau versagt oder durch die er seiner Frau den Genuss seines Eigentums für bestimmte Zeit verbietet.\nVIII. Gelübde, deren Wirksamkeit an eine bestimmte Frist gebunden oder von dem Eintritt eines bestimmten Ereignisses abhängig gemacht ist.\nIX. Bedingungen, unter denen die Lösung von Gelübden möglich ist.\nX. Aufzählung der Personen, die befugt sind die Gelübde eines Mädchens oder einer Frau zu lösen.\nXI. Bestimmungen über die Art von Gelübden, die der Vater oder der Gatte lösen kann. Irrtum oder Unkenntnis hinsichtlich der Gelübde und deren Lösung. Personen, deren Gelübde stets bindende Kraft haben.\n"
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+ "Alle Umschreibungen. כנוי = Umschreibung, Nebenbenennung, von dem bibl.-hebr. כנה, arab. كنا, zubenennen, einen Beinamen geben, sei es in ehrendem und schmeichelndem oder in tadelndem und lästerndem Sinne; vgl. Jes. 44, 5; Meg. 27b; B. mez. 58b.",
+ "der Gelübdeformeln sind gleich. Sie haben die gleiche bindende Kraft.",
+ "die der Eidformeln den Eidformeln selbst und die der Nasiratformeln den Nasiratformeln selbst. Die Reihenfolge der hier aufgezählten Arten von Gelübden und Gelobungseiden ist durch folgende Erwägung bestimmt: Zunächst werden neben den Gelübden die Bannformeln genannt, weil beide sachliche Gelöbnisse sind, d. h. sie geben den Dingen eine vom Menschenwillen zu achtende Bestimmung, sie legen den Dingen die Folgen der einem Gegenstande zugesprochenen Weihe (הקדש) bei (vgl. auch Einleitung S. 173), אוסר חפצא על נפשיה; und bei Cherem lautet die Formel ähnlich wie bei dem Verbotgelöbnis: „דבר זה עלי חרם, dieser Gegenstand sei für mich Banngut.“ Sodann folgen die Eidformeln, weil die Gelobungseide mit den Verbotgelöbnissen zusammen in dem gleichen Capitel der Schrift, Num. 30, behandelt werden; sie unterscheiden sich aber von den letzteren dadurch, dass jene immer persönlich sind, d. h. sie geben dem Menschenwillen Gesetz, sie binden den Willen in Bezug auf einen Gegenstand oder eine Thätigkeit, אוסר נפשיה מחפצא ; vgl. S. R. Hirsch, Kommentar zu Num. 30, 3. Zuletzt werden die Nasiratformeln erwähnt, weil das Nasirat auch durch ein Gelübde bedingt ist, Num. 6, 2.",
+ "Wenn. Nach dem Talmud (Ned. 2b) ist vor diesen Worten der Satz einzuschieben: „וידות נדרים כנדרים, die Ansätze (eig. „Griffe, Handhaben“) der Gelöbnisformeln sind gleich den Gelöbnisformeln selbst“, denn die Mischna handelt hier zunächst von den unvollständigen Formeln, nicht aber von den Umschreibungen, die erst in M. 2 folgen. Dass aber die Mischna von zwei genannten Dingen das letzte zuerst behandelt (eine Art von Chiasmus), ist keine seltene Erscheinung, vgl. Sab. II, 1; IV, 1; VI, 1. Die Mischna beginnt jedoch nicht mit dem Satze: ידות נדרים כנדרים, weil die Verbindlichkeit der unvollständigen Gelöbnisformeln erst aus einem Vergleich mit dem Gesetze vom Nasir und dem Worte להזיר, Num. 6, 2 abgeleitet wird, während die bindende Kraft der Umschreibungen (כנויים) unmittelbar aus dem Verse Num. 30, 3 folgt, wo das Gesetz keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Formeln macht, uns vielmehr lehrt, dass ein Gelübde, gleichviel ob man es in der gewöhnlichen Form oder mit einer Umschreibung ausgesprochen hat, bindend ist.",
+ "es sei mir durch Gelübde verboten. Zur Form vgl. Jeb. XVI, Note 52. Nach Luzzatto, Literaturbl. des Orient 1847, Nr. 1, Sp. 2 wäre מֻפְרַשְֹנִי ,מֻדַּרְנִי u. s. w. zu punktieren.— Die Worte מדרני ממך resp. die folgenden Ausdrücke der Absonderung und Entfernung bilden mit den Worten שאיני אוכל לך resp. שאיני טועם לך zusammen einen Satz, „es sei mir durch Gelübde verboten, etwas von dem Deinigen zu essen“. Nur in diesem Falle darf er von dem Eigentum des Andren nichts geniessen. Wenn er aber nur מודרני ממך gesagt hätte, so könnte darunter verstanden werden, dass er sich etwa nur den Genuss der Unterhaltung mit ihm versagen will; denn der Ausdruck מודרני ממך ist nicht klar und unzweideutig, Formeln aber, die nicht deutlich den Inhalt des Gelübdes bezeichnen, sind nicht bindend, ידים שאינן מוכיחות לא הווין ידים. Dass aber dieser ganze Satz gleichwohl nur als Ansatz einer Gelöbnisformel (יד) und nicht als vollständiges Gelübde betrachtet wird, hat darin seinen Grund, weil der Gelobende nicht hinzugefügt hat, dass ihm der Genuss des fremden Eigentums wie der eines Opfers (כקרבן) versagt sein soll oder weil er nicht ausdrücklich das Wort אסור (verboten) gebraucht hat; vgl. oben S. 173.",
+ "ich will von Dir abgesondert sein. Auch hier bilden die Worte מופרשני ממך שאיני אוכל לך zusammen einen Satz, s. Note 5. Die Formel מופרשני ממך allein könnte vielleicht besagen, dass er mit dem andren keinen geschäftlichen Verkehr pflegen will, würde aber nicht deutlich genug zum Ausdruck bringen, dass er von dem Eigentum des andren nichts geniessen will.",
+ "ich will von Dir entfernt sein. Die Worte מרוחקני ממך allein könnten vielleicht besagen dass er sich nicht in der Nähe des andren, etwa im Umkreise von 4 Ellen, aufhalten will; מרוחקני ממך שאיני אוכל לך ist deshalb als ein Satz aufzufassen.",
+ "dass ich nichts. Auch Ms. Or. 567 und ed. princ. lesen שאיני; Ed. Lowe dagegen und unsere Talmudausgaben lesen שאני. Das שאני würde demnach bedeuten: „das, was ich von dem Deinigen essen werde, [soll mir durch Gelübde verboten sein]“. Dies entspricht dann der Form des Gelübdes, welches dem Dinge eine vom Menschen zu achtende Bestimmung auferlegt, אוסר חפצא על נפשיה, s. Note 3. Schwieriger zu deuten ist jedoch die Form שאיני [„dass ich nicht“], weil diese das persönliche Moment betont und an die Eidesformel (שבועה) anklingt. Nach R. Nissim (Ned. 4b s. v. אלא) ist dies also zu erklären: Die Formel שאיני אוכל לך ist als Gelübde nur dann zu betrachten, wenn er zuvor קונם oder einen ähnlichen Ausdruck (s. M. 2) gebraucht hat. Als correctes Gelübde kann es aber trotzdem nicht gelten, weil er die Formel שאיני gebraucht hat, die an die Schwurformel erinnert, es kann vielmehr nur als Ansatz einer Gelöbnisformel (יד) angesehen werden. Andrerseits ist es nur יד נדר und nicht שבועה יד, weil er die ausgesprochene Absicht hatte, durch Gelübde und nicht durch Eid sich den Genuss zu versagen und sein Ausspruch deshalb als Gelübde aufzufassen ist, auch wenn er die Gelöbnisformel nicht ganz correct gebraucht und sie mit der Eidesformel vereinigt hat.",
+ "ich will von Dir verstossen. מנודה von dem bibl.-hebr. נדה, von sich stossen, entfernen, vgl. Jes. 66, 5; Am. 6, 3.",
+ "sein. Nach Maim. in seinem Mischnacommentar wäre auch hier zu ergänzen: שאיני אוכל לך, und in diesem Falle dachte R. Akiba daran, in erschwerendem Sinne zu entscheiden und ihm den Genuss zu verbieten; die Formel מנודה אני לך allein könnte jedoch besagen, dass er sich bloss von dem andren etwa 4 Ellen entfernt halten will, ohne sich indess ausserhalb dieser Entfernung den Genuss des fremden Eigentums versagen zu wollen. Nach Andren (Tos.) jedoch wäre dies bei der Formel מנודה אני לך nicht zu vermuten, da niemand diesen Ausdruck, der häufig völligen Bann bedeutet (s. M. kat. III, 1. 2, Ed. V, 6), auf sich selbst wird anwenden wollen, falls er nur die Absicht hat, sich bloss 4 Ellen von dem andren fernzuhalten. Die Formel מנודה אני לך allein wäre vielmehr auch als correctes Gelübde aufzufassen.",
+ "so zögerte. חכך, arab. حك, reiben, kratzen, anstossen, vgl. Chul. 23a; dann Anstoss nehmen, zögern, Bedenken tragen.",
+ "Akiba hierbei in erschwerendem Sinne zu entscheiden. R. Akiba mochte nicht mit Bestimmtheit erklären, dass diese Formel ähnlich den vorher in der Mischna genannten als Gelöbnisformel anzusehen sei, weil es nicht üblich ist, den Ausdruck נדה auf sich selbst anzuwenden (s. N. 10). Seine Ansicht ging jedoch dahin, dass hier dem Gelobenden dennoch der Genuss zu verbieten sei, weil dieser vielleicht mit dem Ausdruck מנודה nichts andres als mit מרוחק אני sagen wollte. Nach den Weisen aber, die mit R. Akiba controversieren, ist die Formel מנודה אני לך nur als ein Ausdruck entschiedener Ablehnung aufzufassen, ohne dass damit ein Gelübde gemeint ist. Zur Halacha s. Jore dea 206, 3.",
+ "[Wenn jemand sagt:] „wie die Gelübde der Frevler…. Auch dieser Fall behandelt die Ansätze zu Gelöbnisformeln (ידות) und ist nach dem Talmud (Ned. 9a) also zu erklären: Wenn z. B. ein Stück Brot vor ihm lag und ein Nasir zufällig vorübergeht und er sagt: „כנדרי רשעים הריני ויהא הוא עלי והוא ממני שלא אוכלנו, ich will sein wie einer, der das Gelübde der Frevler tut, es (d. i. das Brot) sei mir verboten [wie ein Opfer], und es sei fern von mir, es (das Brot) zu essen…“ Der Ausdruck „Frevler“ ist hier deshalb gewählt, weil nur ein solcher schnell bereit ist, Gelübde zu tun und zu schwören, ohne zu bedenken, dass er leicht in Gefahr kommen kann, seinen Schwur oder sein Gelübde zu brechen, wenn es sich etwa herausstellt, dass das Tier, das er zum Opfer bestimmt, untauglich ist oder wenn dieses stirbt und er versäumt, ein andres als Ersatz darzubringen (vgl. S. 173). Das Geloben an sich ist nach der Ansicht der Weisen etwas Sündhaftes, und sie folgern dies aus Deut. 23, 23, wo es heisst: „wenn du es unterlässt, ein Gelübde zu tun, so begehst du keine Sünde“, der Gelobende als solcher wird daher חוטא, Sünder genannt; s. Ned. 77b. Nur in gewissen Fällen ist das Gelübde gestattet und auch empfohlen, z. B. um sich selbst zur Ausübung göttlicher Gebote anzuspornen, in deren Erfüllung man sonst träge und lässig wäre. Damit erklärt sich auch Ps. 119, 106 und der Ausspruch des R. Akiba in Abot III, 14.",
+ "so ist er durch Gelübde verpflichtet hin- sichtlich des Nasirats. Er muss, wenn er trotz des Gelübdes das Brot gegessen hat, ein Nasirat von 30 Tagen halten; vgl. Nas. I, 3.",
+ "des Opfers. Er muss das Opfer für begangene Untreue darbringen, Lev. 5, 15; denn wenn man durch Gelübde wie Konam u. dergl. (s. M. 2) sich den Genuss einer Sache versagt hat und diese dann dennoch geniesst, so begeht man Untreue, wie wenn man sich an etwas Heiligem vergeht, יש מעילה בקונמות (ת״י). Nach Andren muss er, wenn er gesagt hat: הרי עלי כנדרי רשעים, ein Ganzopfer bringen, da sein Ausspruch dahin aufzufassen ist, dass er geloben wolle, so zu tun wie die Frevler, diese aber sind schnell bereit, Opfer zu geloben.",
+ "und des Eides. Er muss, wenn er das Brot irrtümlich gegessen hat, ein „auf- und absteigendes Opfer“ darbringen (Lev. 5, 4—13), wie es derjenige schuldig ist, der unvorsätzlich einen „Ausspruch-Eid“ (שבועת בטוי) verletzt hat; denn in dem Ausdruck והוא ממני שלא אוכלנו war auch ein Eid enthalten. Wenn er es mutwillig getan hat, so erhält er die Geisselstrafe; vgl. Schebuot III, 7.",
+ "so hat er damit nichts gesagt. D. h. wenn er gesagt hat, er wolle sein wie einer, der die Gelübde der Frommen tut, dann ist er, selbst wenn der Fall ebenso gelegen und er die gleiche Formel gebraucht hätte, wie oben N. 13 angegeben, in jeder Beziehung frei, denn da die Frommen keine Gelübde tun und nicht schwören, so wollte er nur sagen, dass das Brot ihm nicht verboten sein solle.",
+ "wie ihre. Der Frommen.",
+ "freiwilligen Gaben…. D. h. wenn der Fall so lag wie N. 13 und er sagt: כנדבות כשרים הריני וכו׳.",
+ "so ist er durch Gelübde verpflichtet hinsichtlich des Nasirats und des Opfers. Denn die Frommen pflegen zuweilen ein Nasirat zu übernehmen, um sich von gewissen Dingen fernhalten zu müssen, sowie freiwillige Opfer darzubringen (vgl. Einleitung S. 173), bei denen sie nicht ersatzpflichtig sind und somit die Gefahr, das Verbot Deut. 23, 22 zu übertreten, nicht so nahe liegt. Der Gelobende muss daher, wenn er das Brot gegessen, ein Nasirat von 30 Tagen halten und das Opfer für begangene Untreue darbringen, N. 15. — Das נדר am Schlusse unserer Mischna ist nicht zu urgieren, da ja die Frommen kein Gelübde tun; es ist vielmehr = נדב. Nur zu נזיר ist durchaus das Prädicat נדר erforderlich, vgl. Num. 6, 2; es kann daher das נדר hier als Zeugma angesehen werden."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Hier beginnt die Aufzählung der in M. 1 erwähnten Umschreibungen, während bisher die unvollständigen Formeln (ידות) behandelt wurden, s. N. 4.",
+ "einer zum andren. In der ed. princ., im jerus. Talmud und bei Alfasi fehlt לחברו. Es ist tatsächlich überflüssig, da man durch die Formel „Konam“ nicht nur einem andren, sondern auch sich selbst den Genuss einer Sache verbieten kann.",
+ "Konam. Nach R. Jochanan (Ned. 10a) sind die hier folgenden Nebenformen und Umschreibungen Wörter, die bei den Heiden üblich waren und „Opfer“ bedeuteten. Nach Resch Lakisch hingegen sind diese Ausdrücke von den jüdischen Weisen erfunden, um die Möglichkeit zu schaffen, auch ohne das Wort קרבן ein Gelübde zu thun. Denn bei dieser Formel, die in der Regel קרבן לה׳ lautet, ist zu befürchten, dass man sie auch in umgekehrter Reihenfolge (לה׳ קרבן) gebrauchen, sich aber gleich nach dem ersten Worte לה׳ eines andren besinnen und das Gelübde unterlassen könnte. In diesem Falle aber würde man den Gottesnamen unnütz ausgesprochen haben. — Das Wort קנמי findet sich in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei Sidon aufgefundenen Eschmunazar-Inschrift zweimal und bedeutet nach der Erklärung von S. Munk (im Journ. asiatique 1856, S. 296) „ich beschwöre, mein Schwur ergeht an …“, also soviel als משביע אני. Ebenso Kalisch, Jüd. Litteraturbl. 1880, S. 167; er sieht in קנם das syr. ܩܢܽܘܡܳܐ Person, Substanz; daher קנמי = bei meiner Person, bei meinem Leben! Anders Schlottmann in ZDMG X, 409, Nöldeke, ib. XXIX, 326. Die Inschrift selbst ist in dem Corpus inscriptionum semiticarum I, S. 16 ff. abgedruckt und erklärt. Bemerkenswert ist nur, dass קונם nach der Auffassung der Mischna eine Umschreibung für קרבן, also ein נדר ist, während es nach jener Inschrift eine Beschwörung, also שבועה sein müsste. Hinfällig ist damit die Annahme Frankels in seiner Monatsschr. 1856, S. 574, Anm. 5, dass das ם in קונם Suffix sei, das Wort selbst also soviel bedeute als „ihr Schöpfer, es sei ihrem Schöpfer gewidmet“ und deshalb eine Nebenbenennung für קרבן לה׳ sei, wie etwa das latein. Diis sacrum. — Ebenso unwahrscheinlich ist die Ableitung Levys in seinem Wörterbuch, wonach zunächst קרבן in קרן ,קבן verkürzt und dieses dann in der Bedeutung von قان und قين (mit angehängtem ם) genommen wurde, sodass es = קרבן לה׳ war. — Die hier in der Mischna angedeutete Formel muss z. B. gelautet haben: (או עלי) קונם ככר זה עליך, Konam sei dieses Brot für dich (oder für mich).",
+ "Konach, Konas. Konach und Konas sind entweder Fremdwörter, die bis jetzt nicht ermittelt sind, oder Verstümmelungen und dialectische Abweichungen von der Grundform קונם. Wenn das erstere der Fall ist, so sind jedenfalls semitische Wörter zur Erklärung heranzuziehen, nicht aber griechische, wie Graetz, Monatsschr. XIX, S. 233 will, der in קונם u. s. w. Anklänge an χῆνα ϰαἱ ϰύνα, „Gans und Hund“ sieht, bei denen man nach dem Scholiasten zu Aristophanes, Aves 5, 20 statt bei den Göttern geschworen haben soll!",
+ "Opfer. D. h. der Gegenstand ist ihm zum Genusse ebenso verboten wie ein Opfer. Die Formel דבר זה יאסר עלי כקרבן wäre die eigentliche Form eines Verbotgelöbnisses (נדר), weil man gern das Opfer wegen seiner Häufigkeit als Beispiel eines verbotenen Gegenstandes wählte, vgl. Einl. S. 173, 2; da nun קונם u. s. w. Umschreibungen für קרבן sind, so sind mit diesem ersten Satze der Mischna die ersten vier Worte der M. 1 erklärt, vgl. oben N. 4,",
+ "[Wenn jemand sagt:] „Cherek, Cherech, Chereph. „Dieser Gegenstand sei für mich (oder dich) Cherek …“ Vgl. auch N. 23 .",
+ "Banngelöbnis. Der Gegenstand ist ihm daher zum Genusse verboten, als ob er das Wort חרם gebraucht hätte. Denn wenn jemand sagt: „Dieser Gegenstand sei Banngut (חרם) dem Ewigen“, so ist er für den profanen Gebrauch verboten. Das Gleiche gilt, wenn jemand schlechthin sagt: „Dieser Gegenstand sei Banngut“ und er diesen noch nicht den Priestern übergeben hat, denen Alles, was ohne nähere Bestimmung als Banngut erklärt wird, zu überweisen ist; s. Arach. VIII, 6; Maim. Hil. Arach. VI, 1; vgl. auch Ned. II, 4.",
+ "Nasik. Er sagt: „ich will Nasik …. sein“, anstatt das Wort נזיר zu gebrauchen.",
+ "Nasiach, Pasiach. Die hier genannten Wörter sind offenbar Verstümmelungen des Wortes נזיר. Wie weit man auch hier ging, alle schwierigen Wörter im Talmud mit Hilfe des griechischen Lexicons zu erklären, beweist die Annahme Krochmals in seinen Scholien zum bab. Talmud, S. 231, dass פזיח = ψυχή sei! Die Formel פזיח habe deshalb ebenso bindende Kraft wie נזיר, weil der Nasir durch sein Gelübde sich verpflichte, ein mehr geistiges, „psychisches“ Leben zu führen!",
+ "so sind dies Umschreibungen für Nasiratformeln. Er muss also 30 Tage Nasir sein, Nas. I, 3.",
+ "Schebuta. Er sagt z. B. anstatt שבועה die Formel שבותה שלא אוכל ככר זה, Schebuta, dass ich dieses Brot nicht essen werde.",
+ "Schekuka. Anstatt שקוקה lesen Alfasi, Mëiri, R. Ascher, Jore dea 237, 10 שבוקה.",
+ "Mota. מותא ist eine Abkürzung des aram. Wortes מוֹמָתָא, ܡܰܘܡܬܳܐ = Schwur; Targum Onkelos gebraucht es für שבועה, z. B. Gen. 24, 8. Die Lesart im jerus. und bab. Talmud ist במוהי, bei Maim. במוהא, bei R. Ascher נדר במומי נדר במוהי. Nach der Erklärung des Talmud (Ned. 10b) ist die Formel der Mischna dahin zu verstehen, dass er gesagt hat: „במומתא דאמר מוהי = bei dem Schwure, den Mose ausgesprochen hat“, wobei מוהי eine Nebenform für משה ist und ויואל משה (Ex. 2, 21) im Sinne von „schwören“ (wie ויאל I Sam. 14, 24) genommen wird.",
+ "gelobt. Das Wort נדר ist hier nur darum gebraucht, weil die Mischna von „Gelübden“ handelt; thatsächlich ist מותא die Umschreibung eines Schwures. — Die Mischna trennt die beiden Formen שקוקה ,שבותה von מותא durch das Wort נדר, weil jene beiden Wörter Verstümmelungen von שבועה sind, מותא dagegen eine Umschreibung für שבועה ist.",
+ "Eid. Das Brot ist ihm daher zum Genusse verboten. — Die Reihenfolge der hier aufgezählten Umschreibungen ist nicht der in M. 1 parallel, weil dort die materielle Ähnlichkeit der Gelübde entscheidend war (s. N. 3), hier aber das sprachliche Moment die Ordnung bestimmt; denn die Umschreibungen für חרם ,קרבן und נזיר sind von den betreffenden hebräischen Worten abgeleitet oder aus ihnen corrumpiert, während die zuletzt genannte Umschreibung des Schwures, מותא, der aramäischen Sprache angehört."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand sagt. In der ed. princ. fehlt האומר. In unserer Mischna fehlt ebenso wie in der folgenden das Wort לחברו; es ist aus der Formel אוכל לך zu erschliessen und deshalb fortgelassen.",
+ "was ich von dem Deinigen essen werde. Wörtlich: „nicht profan soll [z. B. dieses Brot, das Dir gehört, für mich] sein, ich will [daher] von dem Deinigen nicht essen.“ Daneben besteht aber auch die andre und verständlichere Lesart (Talmud und Kommentare): לַחֻלִּין שאוכל לךּ, wo das לַ = לָא aufzufassen ist, also: „nicht profan sei, was ich von dem Deinigen essen sollte“. Aus dieser Negation ist auf das Gegenteil zu schliessen, sodass er sagen will: nicht profan, sondern heilig (הקדש) soll es sein.",
+ "[oder] nicht tauglich. D. h. „nicht tauglich sei, was ich von dem Deinigen essen sollte“, und so sind in allen folgenden Fällen die Worte שאוכל לך zu ergänzen. Der Gelobende will damit sagen, dass das Eigentum des Andren für ihn den Dingen gleich zu achten sei, bei denen man die Attribute כשר und (das Gegenteil) פסול anwendet, das sind Opfer, vgl. Seb. I, 1 u. s.",
+ "nicht erlaubt. דכי ist das aram. Äquivalent für das hebr. טהור, sowohl im Sinne von „(levitiseh) rein“, vgl. Targ. Onk. zu Lev. 12, 4, als von „erlaubt (zum Genusse)“, vgl. Targ. Onk. zu Lev. 11, 47; Ed. VIII, 4. Das Attribut אסור, verboten (als Gegenteil von דכי = מותר) wird zwar auch bei Dingen gebraucht, die von der Thora zum Genusse verboten sind, z. B. vom Aas, Blut u. dergl., und wenn der Gelobende hieran dächte, wäre sein Gelübde ungültig, s. Einl. S. 173, 2. Indessen wird אסור auch von Opfern und Heiligtümern gesagt, die erst durch die Bestimmung des Menschen ihre Weihe erhalten haben, und da man bei Gelübden, die ohne nähere Bestimmung getan sind, in erschwerendem Sinne entscheidet (Ned. II, 4), so ist das Gelübde gültig, da er auch an Opfer gedacht haben kann, zumal aus seinen Worten auf seine Absicht zu schliessen ist, dass er sich durch Gelübde etwas versagen will.",
+ "rein. Vor dem Worte טהור ist (nach R. Nissim) das לא aus dem vorhergehenden Falle zu ergänzen. Er will sagen: „nicht rein sei für mich, was ich von dem Deinigen essen werde, sondern unrein“. Diese Attribute gelten auch beim Opfer, sein Gelübde ist somit gültig. Bei Alfasi lautet auch der Text der Mischna לא טהור. — Nach R. Ascher ist das טהור mit dem darauf folgenden טמא zu verbinden, sodass der Gelobende sagen wollte: „Das, was ich von dem Deinigen essen werde, sei für mich rein und unrein“, d. h. habe den Character der Dinge, auf die man in der Regel die Attribute „rein und unrein“ anwendet, das sind Heiligtümer.",
+ "[und] unrein. „Unrein sei, was ich von dem Deinigen essen werde“, ebenso in den folgenden Fällen.",
+ "Übriggebliebenes. Was vom Opfer über die vorgeschriebene Zeit hinaus zurückgeblieben und darum zum Genusse verboten ist, Ex. 29, 34, Lev. 7, 17 u. o.",
+ "[und] Verworfenes. Ein Opfer, das über die vorgeschriebene Zeit hinaus oder ausserhalb des vorgeschriebenen Ortes gegessen werden soll, Lev. 7, 18; Seb. II, 3.",
+ "so ist es ihm verboten. Das Brot zu essen. Da er bei seinem Gelübde Ausdrücke gebraucht hat, die bei Opfern angewendet werden, so hat er dem Brote den Character eines Opfers beilegen und es sich zum Genusse verbieten wollen. — Die Mischna trennt hier die bisherigen Fälle von den nachfolgenden durch das Wort אסור, obgleich bei diesen das Gelübde ebenso bindend ist wie bei jenen, weil im zweiten Teile der Mischna alle Formeln durch das כ der Vergleichung eingeführt werden und so eine zusammengehörige Gruppe bilden. In der ed. princ. fehlt אסור.",
+ "wie das Lamm. אמרא ist das aram. Äquivalent für das hebr. שה oder כבש, s. Targ. Onkelos zu Gen. 30, 32; Ex. 29, 39; vgl. Esr. 6, 9. 17; 7, 17. — Der Gelobende meint: wie das bestimmte, als Opfer vorgeschriebene Lamm, denn אמרא ist durch das angehängte א determiniert.",
+ "wie die Schuppen. Die zur Aufbewahrung der Opfertiere oder des Holzes dienten. דיר, Stall, Hürde, Schuppen, von dem aram. דור, wohnen, weilen, Dan. 4, 9. 18; bibl.-hebr. דור. Vgl. auch B. kamma VI, 1: הכונס צאן לדיר; Mid. II, 5: לשכת דיר העצים. Der jerus. Talmud liest כדיריים.",
+ "wie das Holz. Das auf dem Altar zum Verbrennen der Opfer aufgeschichtet lag (עצי המערכה).",
+ "wie die Feueropfer. Die Opfer, die אשי ה׳ genannt werden, Lev. 21, 6 u. o. Nach dem jerus. Talmud z. St. ist אשים als Plural von אש zu fassen, also Flammen; der Gelobende meint dann das, was von den Flammen des Altars verzehrt wird.",
+ "wie der Altar. D. i. wie die Opfer, die auf dem Altar verbrannt werden.",
+ "wie der Tempel. D. i. wie die Opfer, deren Blut im Innern des Heiligtums auf den Altar gesprengt wurde (Lev. 4, 1 ff; 17, 14 ff), im Gegensatz zu den Opfern, deren Blut auf den grossen Altar in der Vorhalle gesprengt wurde.",
+ "wie Jerusalem. D. i. wie die Opfer, die in Jerusalem dargebracht oder hier gegessen wurden und vor der Sprengung des Blutes auf den Altar zum Genusse verboten waren.",
+ "oder wenn er gelobt bei einem von den Werkzeugen des Altars. Wie Pfannen, Schaufeln u. dergl., Ex. 27, 3.",
+ "Opfer. Weil man in der Regel dem Gegenstand, dessen Genuss man sich versagen will, den Character eines Opfers beizulegen pflegt; s. Einl. S. 173,2 .",
+ "R. Jehuda sagt: Wenn jemand sagt: „. . Jerusalem. Er sagt ohne das כ der Vergleichung: „Jerusalem sei für mich das, was ich von dem Deinigen essen werde.“",
+ "so hat er damit nichts gesagt. Und das Brot ist ihm zum Genusse erlaubt. Hätte er aber כירושלים gesagt, so würde R. Jehuda mit dem ungenannten Tanna unsrer Mischna (ת״ק) übereinstimmen. — Nach einer im Talmud Ned. 11a citierten Boraita ist jedoch nach R. Jehuda auch das mit der Formel כירושלים eingeführte Gelübde ungültig, es sei denn, dass er ausdrücklich gesagt hätte: bei den Opfern, die in Jerusalem dargebracht werden. Der Widerspruch zwischen Mischna und Boraita wird dort gelöst durch die Annahme, dass zwei Überlieferungen im Namen des R. Jehuda bestanden haben. Nach der einen hielt R. J. die Stadt Jerusalem selbst für heilig; wenn der Gelobende also sagte: כירושלים, so war das Gelübde gültig, wie auch der anonyme Tanna erklärt, weil dadurch das Brot die Weihe empfing, die Jerusalem besass. Nach der andren Überlieferung jedoch hielt R. J. die Stadt selbst nicht für heilig, und darum war, wenn er nur בירושלים sagte, das Gelübde ungültig. Die ed. princ. liest auch in unsrer Mischna כירושלים."
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+ "ein Ganzopfer. Ganzopfer können sowohl freiwillige Spenden als auch vorgeschriebene Pflichtopfer sein, vgl. Num. 28, 3. 10 ff; 29, 2 ff. Im letztern Falle hat es zwar den Anschein, als ob hier der Gelobende dem Brote den Character eines bereits von der Thora zum Genuss verbotenen Gegenstandes beilegt, und das Gelübde sollte demgemäss ungültig sein, s. Einl. S. 173, 2. Gleichwohl ist hier das Gelübde gültig, weil man nicht eher verpflichtet ist, die einzelnen Tiere oder Ganzopfer darzubringen, als bis man sie dazu geweiht hat; insofern ist auch das Ganzopfer, welches ein Pflichtopfer ist, als דבר הנדור zu betrachten, d. h. als etwas, das erst durch die Bestimmung des Menschen seine Weihe empfangen hat. — Mëiri fasst קרבן und עולה hier als zwei getrennte Fälle; indessen spricht die Aufzählung der Mischna dafür, dass hier von Pflichtopfern die Rede ist, קרבן an sich kann aber nicht als Pflichtopfer bezeichnet werden. Überdies wäre dann der Fall: קרבן שאני אוכל לך mit dem im zweiten Satze folgenden: קרבן שאוכל לך identisch.",
+ "[oder] Speiseopfer. Das Speiseopfer ist auch Pflichtopfer, s. die N. 55 citierten Stellen.",
+ "Sündopfer. Auch dies ist Pflichtopfer, s. Lev. 4, 2 ff.",
+ "Dankopfer. Dankopfer sind zwar nach dem Thoragesetz keine Pflichtopfer, sondern können nur als Gelübde oder freiwillige Gaben dargebracht werden, s. Lev. 7, 16. Nach den Weisen jedoch (Ber. 54b) sind vier Personen zum Dankopfer verpflichtet: die aus Wüsten- und Kerkernot, aus Krankheits- und Seegefahr Erretteten, die der Ps. 107 schildert und von denen es dort v. 22 heisst: sie sollen Dankopfer bringen.",
+ "Friedensopfer. Friedensopfer sind in gewissen Fällen von der Thora vorgeschriebene Pflichtopfer, s. Lev. 23, 19; Num. 6, 14.",
+ "was ich. Ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen שאיני. Dies wäre dann so zu erklären: „Opfer sei [für mich das Brot, das dir gehört], denn ich will von dem Deinigen nicht essen.“ Vgl. auch Ned. II, 2.",
+ "Jehuda aber erlaubt es. Weil er nicht das כ der Vergleichung gebraucht hat, klingt die Formel wie ein Schwur (vgl. auch Ket. II, N. 57), ohne jedoch ein solcher zu sein. In Mischna 3 erklärte jedoch auch R. Jehuda das Gelübde mit der Formel נותר ופגול selbst ohne das vergleichende כ für gültig, weil diese Begriffe an sich schon darauf hinweisen, dass etwas Verbotenes gemeint sein soll, was bei „Opfer“ nicht der Fall ist.",
+ "so ist es ihm verboten. Dass das Gelübde mit der Formel קרבן und כקרבן gültig ist, war bereits aus dem Vorhergehenden zu entnehmen und brauchte eigentlich nicht wiederholt zu werden. Dieser ganze Satz ist indessen nur wegen der Formel הקרבן notwendig; denn diese Formel הקרבן könnte auch als Schwur gedeutet werden, als wollte der Gelobende sagen: „beim Opfer, beim Leben des Opfers, dass ich von dem Deinigen essen werde!“ Dies aber wäre weder ein Gelübde noch ein Schwur, und das Brot wäre ihm dann zum Genusse erlaubt. Deshalb erklärt hier die Mischna ausdrücklich, dass es ihm verboten ist. Dieser Satz steht jedoch mit dem Satz קרבן שאוכל לך . . מותר in Ned. II, 2 nicht in Widerspruch, weil dieser eine andre Deutung erfährt, s. dort N. 26.",
+ "zum Opfer. Ed. Lowe und ed. princ. lesen: לא קרבן לא אוכל לך; vgl. jedoch Ned. II, 2 und das. N. 27.",
+ "Meir für verboten. Denn er meint: „zum Opfer sei [dein Brot], ich werde [deshalb] von dem Deinigen nicht essen.“",
+ "Konam. Nach R. Jochanan (Ned. 10a) sind die hier folgenden Nebenformen und Umschreibungen Wörter, die bei den Heiden üblich waren und „Opfer“ bedeuteten. Nach Resch Lakisch hingegen sind diese Ausdrücke von den jüdischen Weisen erfunden, um die Möglichkeit zu schaffen, auch ohne das Wort קרבן ein Gelübde zu tun. Denn bei dieser Formel, die in der Regel קרבן לה׳ lautet, ist zu befürchten, dass man sie auch in umgekehrter Reihenfolge (לה׳ קרבן) gebrauchen, sich aber gleich nach dem ersten Worte לה׳ eines andren besinnen und das Gelübde unterlassen könnte. In diesem Falle aber würde man den Gottesnamen unnütz ausgesprochen haben. — Das Wort קנמי findet sich in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei Sidon aufgefundenen Eschmunazar-Inschrift zweimal und bedeutet nach der Erklärung von S. Munk (im Journ. asiatique 1856, S. 296) „ich beschwöre, mein Schwur ergeht an …“, also soviel als משביע אני. Ebenso Kalisch, Jüd. Litteraturbl. 1880, S. 167; er sieht in קנם das syr. ܩܢܽܘܡܳܐ Person, Substanz; daher קנמי = bei meiner Person, bei meinem Leben! Anders Schlottmann in ZDMG X, 409, Nöldeke, ib. XXIX, 326. Die Inschrift selbst ist in dem Corpus inscriptionum semiticarum I, S. 16 ff. abgedruckt und erklärt. Bemerkenswert ist nur, dass קונם nach der Auffassung der Mischna eine Umschreibung für קרבן, also ein נדר ist, während es nach jener Inschrift eine Beschwörung, also שבועה sein müsste. Hinfällig ist damit die Annahme Frankels in seiner Monatsschr. 1856, S. 574, Anm. 5, dass das ם in קונם Suffix sei, das Wort selbst also soviel bedeute als „ihr Schöpfer, es sei ihrem Schöpfer gewidmet“ und deshalb eine Nebenbenennung für קרבן לה׳ sei, wie etwa das latein. Diis sacrum. — Ebenso unwahrscheinlich ist die Ableitung Levys in seinem Wörterbuch, wonach zunächst קרבן in קרן ,קבן verkürzt und dieses dann in der Bedeutung von قان und قين (mit angehängtem ם) genommen wurde, sodass es = קרבן לה׳ war. — Die hier in der Mischna angedeutete Formel muss z. B. gelautet haben: (או עלי) קונם ככר זה עליך, Konam sei dieses Brot für dich (oder für mich).",
+ "so sind sie ihm verboten. Obschon Konam die Umschreibung eines Gelübdes ist, ein Gelübde aber, da es eine Sache zum Genusse verbietet (s. N. 2), sich nur auf einen concreten Gegenstand, nicht aber auf eine Tätigkeit beziehen kann, sind ihm hier dennoch die verschiedenen Handlungen verboten, weil sich Konam auch auf Mund, Hand und Fuss beziehen kann und man bei Gelübden, die ohne genauere Bestimmung getan sind, in erschwerendem Sinne entscheidet, Ned. II, 4. Nach den Rabbinen ist ein Gelübde, das sich auf eine Tätigkeit und nicht auf eine Sache bezieht, auch gültig, s. Jore dea 213, 1."
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+ "Folgende. Zu אלו vgl. Ket. III, N. 1.",
+ "[Gelübde] sind erlaubt. D. h. die Gelübde sind nichtig und bedürfen nicht erst der Lösung durch Gelehrte.",
+ "Profan sei. Ed. Lowe liest לחולין. Aus Ned. 13b ist aber zu ersehen, dass חולין die richtige Lesart ist.",
+ "was ich von dem Deinigen essen werde. Es ist selbstverständlich, dass der Gelobende die Sache geniessen darf, von der er sagt, sie solle profan sein; dieser ganze Fall ist daher überflüssig. Er ist wohl nur deshalb hierhergesetzt, um zu zeigen, dass ein Gelübde nicht bloss dann nichtig ist, wenn es dem Gegenstande den Character eines an sich verbotenen beilegt, sondern auch dann, wenn es ihm den eines zum Genusse erlaubten beilegt.",
+ "[oder] wie Schweinefleisch. Lev. 11, 7. Das Gelübde ist nichtig, weil Schweinèfleisch nicht durch die freie Bestimmung des Menschen, sondern bereits durch Thoragesetz verboten ist (דבר האסור), s. Einl. S. 173, 2. Das Gleiche gilt auch in den folgenden Fällen.",
+ "wie ein Götze. Deut. 7, 25. — ע״ז oder עכו״ם heisst in der Mischna nicht nur der Götzendienst, sondern auch der Götze selbst, vgl. Ab. s. I, 3 u. o.",
+ "die dem Herzen gegenüber aufgerissen sind. לבב ein verb. denomin. von לב, am Herzen oder in der Gegend des Herzens etwas tun. — Die Heiden pflegten das Fell noch lebender Tiere dem Herzen gegenüber aufzureissen, das Herz herauszunehmen und dem Götzen als Opfer darzubringen; s. auch Ab. sara II, 3.",
+ "wie Aas. Deut. 14, 21.",
+ "wie Zerrissenes. Ex. 22, 30. Im Talmud: וטרפות.",
+ "wie Geschmeiss. Lev. 11, 11. 13. 20. 23.",
+ "wie Gewürm. Lev. 11, 29. 41. Im Talmud: ורמשים.",
+ "wie die Teighebe. Num. 15, 20.",
+ "Arons. Aron ist nur als Beispiel eines Priesters genannt, weil er der erste aller Priester war.",
+ "oder wie seine Hebe. Num. 18, 8; Lev. 22, 10. — Challa und Hebe erhalten zwar ihre Weihe erst durch die Bestimmung des Menschen, ein Gelübde, das einem Gegenstand ihren Character beilegt, sollte daher eigentlich gültig sein. Es ist gleichwohl ungültig, weil derjenige, der Challa oder Hebe abscheidet, nicht sowohl die Absicht hat, über das Abgeschiedene ein Verbot (für Nichtpriester) auszusprechen als vielmehr durch diese Handlung den Teig resp. das Getreide zum Genusse geeignet zu machen. Insofern heissen Challa und Hebe nicht דבר הנדור (s. Ned. I, N. 55), zumal sie ja nicht erst durch die Bestimmung des Menschen, sondern auch ursprünglich schon zum Genusse verboten waren (als Tebel, s. Sanh. VIII, N. 23 und Mak. III, N. 27). — Die Mischna zählt hier Dinge auf, bei denen die Grade des Verbotes verschieden sind: zunächst Schweinefleisch, das nur zum Essen verboten, dann Götzen, die auch zur Nutzniessung verboten sind, darauf Teile von Götzenopfern, die niemals den Character eines Götzen verlieren, während dies bei Götzen selbst der Fall sein kann (s. Ab. sara IV, 4 ff). Es folgen: Aas, bei dem das Gesetz insofern noch strenger als bei den vorgenannten Dingen ist, als es in der Grösse einer Olive [levitisch] verunreinigt (Nid. 42 b); Zerrissenes, das eigentlich schon vorher, neben dem Schweinefleisch aufgezählt sein müsste, aller gewöhnlich in Verbindung mit Aas genannt wird; Geschmeiss und Gewürm, das bereits in der Grösse einer Linse [levitisch] verunreinigt (Chag. 11a). Zuletzt werden Challa und Hebe genannt, weil sie „Heiligtümer“ sind.",
+ "so ist es [ihm] erlaubt. D. h. die Gelübde sind nichtig und bedürfen nicht erst der Lösung durch Gelehrte.",
+ "Du seist mir [verboten] wie meine Mutter. אמא = meine Mutter, ef. Mid. I, 2, ähnlich wie אבא = mein Vater, s. Ket. II, Note 61. Die Mutter ist nur als Beispiel einer dem Gelobenden zur Ehe verbotenen Frau gewählt.",
+ "so öffnet man ihm von andrer Seite einen Ausweg [zur Reue. Es genügt zur Lösung des Gelübdes nicht, dass er erklärt, er bereue, sein Gelübde überhaupt getan zu haben und würde es bei richtiger Überlegung durchaus nicht ausgesprochen haben (חרטה מעקרא); es genügt auch nicht, dass man ihm durch den Hinweis auf die Pflicht der Pietät gegen die Eltern einen Ausweg zur Reue eröffnet, indem man etwa zu ihm sagt: hättest du bedacht, dass es ein Mangel an Ehrerbietung gegen deine Mutter ist, ein solches Gelübde zu tun, so hättest du es gewiss nicht ausgesprochen. Er muss vielmehr einen Kundigen um die Entscheidung befragen und dieser muss ihm die Möglichkeit, sein Gelübde zu bereuen, durch den Hinweis auf andre Momente als die Pietät gegen die Mutter eröffnen und kann es dann erst lösen. Vgl. auch M. 5 und Ned. IX, 1.",
+ "damit er hierin nicht leichtsinnig sei. הקיל ראש, leicht sein mit Bezug auf die Gesinnung, leichtsinnig sein, s. Ber. IX, 5; קלות ראש, Leichtsinn, Ned. II, 5 Ende, Ab. III, 14. — Obschon das Gelübde eigentlich ohne weiteres ungültig sein sollte, da er es in Verbindung mit etwas getan, das ihm schon durch Thoragesetz verboten ist, nämlich seiner Mutter, verfährt man dennoch hier strenger, um zu verhüten, dass ein Mann in Momenten der Aufregung sich durch Gelübde den ehelichen Umgang versage; vgl. auch Ket. V, 6. Nach dem Talmud (Ned. 14a) ist diese Bestimmung der Weisen jedoch nur für Unkundige (עם הארץ) getroffen; zur Halacha s. Jore dea 205, 1.",
+ "Konam. S. Ned. I, N. 23.",
+ "dass ich nicht schlafen. Ed. Lowe, ed. princ., Ms. Or. 567 und Talmudausg. haben שאני; R. Nissim z. St. erklärt שאני für die richtige Lesart, weil Konam als Umschreibung von נדר ein sachliches Gelöbnis ist, s. Ned. I, N. 3. Es wäre dann zu übersetzen: Konam (d. h. wie Opfer verboten) sei mir der Schlaf, den ich schlafen werde u. s. w.",
+ "dass ich nicht gehen werde. Nach der Thora wäre das Gelübde nicht bindend, da es sich nur auf eine Tätigkeit, nicht aber auf einen greifbaren Gegenstand bezieht, vgl. Ned. I, N. 65.",
+ "dass ich Dir nicht beiwohnen. שמש, bedienen ist hier euphemistischer Ausdruck für „beiwohnen“, vgl. Ket. V, N. 57.",
+ "werde. Der Mann ist zum ehelichen Umgang nach der Thora verpflichtet und hat kein Recht, sich durch ein Gelübde dieser Pflicht zu entziehen, sowenig etwa jemand einem andren eine Sache zum Genusse verbieten kann, über die er selbst nicht zu verfügen hat. Der Fall unsrer Mischna muss deshalb so erklärt werden, dass er gesagt hat: Konam sei mir der Genuss Deiner Beiwohnung; in diesem Falle ist das Gelübde gültig, da man dem Gelobenden nicht einen Genuss gestatten darf, den er sich selbst versagt hat.",
+ " Die Gültigkeit der Gelübde ist hier (nach Ned. 15a) jedoch nur eine rabbinische Anordnung, weil sie nicht greifbare Gegenstände betreffen. In dem letzten Falle darf also der Mann keinen ehelichen Umgang pflegen, obschon er nach der Thora dazu verpflichtet wäre (Gen. 1, 28; Ex. 21, 10), weil die Weisen die Kraft haben, unter Umständen ein Thoragesetz aufzuheben, indem sie anordnen, die Ausübung eines Gebotes zu unterlassen (יש כת לחכמים לעקור דבר מן התורה בשב ואל תעשה). Nach Tos. s. v. רבינא ist in diesem Falle das Gelübde auch nach der Thora gültig.",
+ "dass ich nicht schlafen. Eig.: „ein Schwur, dass u. s. w.“ Der Schwur ist hier nur dann bindend, wenn er für kurze Zeit den Schlaf verbieten sollte. Wenn aber jemand schwört, drei Tage lang nicht zu schlafen, so ist er die Geisselstrafe schuldig, da er einen vergeblichen Eid (שבועת שוא) geleistet, indem er sich durch den Schwur zu etwas physisch Unmöglichem verpflichtet (s. Scheb. III, 8). In diesem Falle hat der Eid keine Folge, und der Schwörende macht sich sofort strafbar.",
+ "so ist es [ihm] verboten. Nach der Thora; denn der Eid ist auch gültig, wenn er sich nicht auf einen Gegenstand, sondern auf eine Tätigkeit bezieht, s. Ned. I, N. 3. — Die Mischna zählt hier nicht parallel dem vorigen Satze den Fall auf: שבועה שאיני משמשך, ich schwöre, dir nicht beizuwohnen, weil dieser Schwur ungültig wäre wie jeder Schwur, der auf die Übertretung eines Verbotes oder die Unterlassung eines Gebotes abzielt, s. Scheb. III, 6. Und selbst wenn man diese Formel (ähnlich wie oben N. 21) dahin erklären wollte, dass er meint: הנאת תשמישך יאסר עלי בשבועה, der Genuss deiner Beiwohnung sei mir durch Eid verboten, wäre dieser Ausspruch nicht bindend, da ein Schwur in Form eines Gelübdes hinsichtlich der Übertretung oder Erfüllung eines Gesetzes nicht bindend ist, s. Jore dea 239, 4. [Damit erledigt sich die von L. Heller in Tos. Jomtob s. v. שבועה aufgeworfene Frage]."
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+ "Ich werde von dem Deinigen nicht essen. Bei Anwendung dieser Formel ist ihm der Genuss vom Gute des Andren erlaubt, weil sie wie ein „Schwur beim Opfer“ klingt, ein solcher Schwur aber ist ungültig. Sollte es aber ein Gelübde sein, so würde es soviel heissen als: Opfer sei, was ich von dem Deinigen nicht essen werde, woraus zu schliessen wäre: was ich aber wohl von dem Deinigen essen werde, soll nicht Opfer sein, und auch dann müsste ihm der Genuss erlaubt sein. — Dieser Satz der Mischna steht aber nicht im Widerspruch mit dem in Ned. I, 3: לא חולין לא אוכל לך … אסור, dem die Deutung gegeben wurde: nicht profan sei es, ich will deshalb von dem Deinigen nicht essen, während in unsrer Mischna קרבן לא אוכל לך .. מותר nicht in ähnlicher Weise gedeutet wird. Denn jener Satz in I, 3 liess nicht die Deutung eines Schwures zu, sondern nur die eines Gelübdes, er musste daher in erschwerendem Sinne entschieden werden; die Formel קרבן לא אוכל לך hingegen lässt auch die Deutung eines Schwures zu und diese Deutung hat sogar die grössere Wahrscheinlichkeit für sich, sie ist daher in erleichterndem Sinne zu entscheiden, obschon sonst Gelübde ohne genauere Bestimmung strenger aufzufassen sind, Ned. II, 4.",
+ "dass ich von dem Deinigen essen werde. Die Talmudausg. lesen: הא קרבן , und so ist auch die Lesart bei Raschi, R. Ascher und R. Nissim. Nach dem Talmud z. St. ist das הא קרבן resp. das הקרבן, das auch in unsrer Mischna als Lesart bestanden hat (vgl. Schit. mekub.), als Schwur aufzufassen = „bei diesem Opfer“, der Schwur aber bei dem Leben eines Opfers ist ungültig, der Genuss daher erlaubt. Anders wurde das קרבן שאוכל לך in Ned. I, 4 gedeutet, s. dort N. 62.",
+ "ich werde von dem Deinigen nicht essen. Ms. Or. 567 liest שלא אוכל. — Aus dem Talmud (Ned. 16a) ist zu ersehen, dass er לקרבן gelesen hat; und so citleren auch R. Nissim und R. Ascher unsre Mischna. Danach ist die Formel hier so zu erklären: nicht Opfer sei, was ich von dem Deinigen nicht essen werde; daraus ist also zu schliessen: Opfer sei, was ich von dem Deinigen wohl essen werde. Danach müsste es ihm eigentlich zum Genusse verboten sein. Indess erklärt der Talmud, dass dieser Satz nur im Sinne des R. Meir gesagt ist, der den Schluss aus der negativen Form eines Ausspruchs auf die positive nicht gelten lässt, um daraus etwa ein gültiges Gelübde zu construieren (לית ליה מכלל לאו אתה שומע הן), der vielmehr verlangt, dass man den Gegenstand, dessen Character man einer erlaubten Sache beilegen will (also hier das Opfer), positiv und ausdrücklich nennt. Aus diesem Grunde wurde auch die Formel לקרבן לא אוכל לך in Ned. I, 4 anders gedeutet (s. dort N. 64) und entschied dort R. Meir in erschwerendem Sinne.",
+ "Ich werde von dem Deinigen nicht essen. Ed. princ. liest שלא אוכל, und so lasen auch R. Ascher und Schit. Mekub. — Diese Formel ist die eines richtigen Schwures und bedeutet: ich schwöre, von dem Deinigen nicht zu essen.",
+ "[oder] ein Schwur. Der Talmud liest: הא שבועה, Mëiri השבועה.",
+ "wenn ich von dem Deinigen essen werde. Die Formel soll nicht etwa heissen: ich schwöre, dass ich von dem Deinigen essen werde, denn in diesem Falle ist er verpflichtet, seinen Schwur zu halten und zu essen, s. Scheb. III, 1, und das לך, das er hier hinzufügt, ändert an seiner Verpflichtung nichts. Der Fall lag hier vielmehr so, dass A von B dringend ersucht worden ist bei ihm zu essen, A aber diese Einladung wiederholt abgelehnt hat und dann seine Weigerung noch dadurch bekräftigt, dass er erklärt: ein Schwur sei, wenn ich u. s. w., d. h. also soviel als: ich schwöre, dass ich von dem Deinigen nicht essen werde.",
+ "ich werde von dem Deinigen nicht essen. Das will sagen: es sei mir nicht durch Schwur verboten, was ich von dem Deinigen nicht essen werde, woraus zu schliessen ist: was ich von dem Deinigen essen werde, sei mir durch Schwur verboten. Auch dieser Satz ist im Sinne von R. Meir; denn dieser lehrt, dass der Schluss aus dem negativen Satz auf den positiven nur dort unzulässig ist (s. N. 27), wo es sich um Geldfragen oder solche Dinge handelt, die Geldeswert haben, daher auch bei Gelübden, die sich nur auf concrete Gegenstände beziehen, die einen gewissen Wert repräsentieren. Bei Verboten aber, wie bei Eiden, die auch auf Tätigkeiten sich beziehen können, die keinen realen Wert haben (vgl. Ned. II, 1 Ende) hält auch R. Meir jenen Schluss für zulässig. S. auch Scheb. IV, 13 u. N. 65 .",
+ "Hierin sind die Schwüre strenger als die Gelübde. Dies kann sich nicht auf die erste Hälfte dieser Mischna beziehen, um etwa zu betonen, dass nur bei Eiden, aber nicht bei Gelübden der Schluss von der Verneinung auf die Bejahung zulässig ist und dass deshalb קרבן לא אוכל לך … מותר, dagegen die parallele Formel שבועה לא אוכל לך … אסור sei; denn aus den Worten: „hierin sind die Schwüre strenger als die Gelübde“ wäre zu entnehmen, dass in gewissem Sinne auch diese streng seien, wenn auch nicht ganz so streng wie jene. Dies aber ist tatsächlich nicht der Fall, denn das מותר in unsrer Mischna bedeutet, dass das Gelübde ohne weiteres nichtig ist und nicht erst der Auflösung bedarf, während das אסור hier besagt, dass der Schwur auch nach der Thora bindend ist. Der Satz זה חומר וכו׳ bezieht sich vielmehr auf den letzten Teil der vorig en Mischna, in dem gesagt war, קונם שאיני ישן … הרי זה בלא יחל דכרו, dagegen שבועה שאיני ישן … אסור, wonach ein Gelübde, das sich auf ein Abstractum oder eine Tätigkeit bezieht, nur nach den Rabbinen bindend ist, ein ebensolcher Schwur aber nach der Thora.",
+ "Konam. S. Ned. I, N. 23.",
+ "die ich machen werde. Das Gebot s. Lev. 23, 42.",
+ "den ich nehmen werde. Lulaw, der Palmzweig, ist Bezeichnung für den ganzen Feststrauss, Lev. 23, 40.",
+ "die ich anlegen werde. Ex. 13, 9. 16; Deut. 6, 8; 11, 18.",
+ "so ist es ihm [wenn] in Form von Gelübden [ausgesprochen] verboten. Denn die Pflicht, in der Sucka zu wohnen u. s. w., ruht auf der Person, das Gelübde aber trifft die Sache; man kann sich daher durch ein [sachliches] Gelübde selbst die Erfüllung eines Gebotes unmöglich machen.",
+ "[wenn aber] in Form von Schwüren [ausgesprochen] erlaubt. Denn der Schwur bindet den Willen des Menschen nur in Bezug auf eine Handlung, die er nach Belieben tun oder lassen kann, hinsichtlich des Gebotes ist er aber bereits durch die Thora gebunden, der Schwur ist deshalb nicht bindend.",
+ "die Gebote zu übertreten. Der Eid hat zwar keine bindende Wirkung, der Schwörende ist jedoch die Geisselstrafe schuldig, weil er einen vergeblichen Eid geleistet, d. h. einen solchen, der wirkungslos bleiben muss, weil er mit einem Thoragesetz collidiert (שבועת שוא); s. Scheb. III, 8. Ebenso ist ein Schwur, ein Thoragebot zu erfüllen, ohne Folge und die Übertretung nicht strafbar; s. ebendas. und Ned. I, N. 13."
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+ [
+ "aber nicht einen Schwur in einem andren. Auch in dieser Hinsicht sind Gelübde strenger als Schwüre; darum folgt diese Mischna unmittelbar auf die vorhergehende.",
+ "wenn ich essen werde. Dieser Bedingungssatz ist eigentlich überflüssig, denn schon durch den Ausspruch der Formel נזיר הריני ist der Gelobende verpflichtet ein Nasirat zu halten; jener Satz ist nur, wegen des Parallelismus mit dem folgenden Satze hinzugefügt, in welchem die Worte שלא אוכל notwendig sind.",
+ "wenn ich essen werde. Mëiri liest noch ein drittes mal: הריני נזיר אם אוכל ואכל; aber auch nach unsrem Text ist der Fall beliebig oft hinzuzudenken, vgl. Ket. XI, N. 33.",
+ "so ist er durch jedes einzelne [Gelübde dazu] verpflichtet. Er muss für jeden Ausspruch ein Nasirat von 30 Tagen halten (Nas. I, 3) und am Ende jedes Nasirats die Num. 6, 13ff. vorgeschriebenen Opfer darbringen; insofern tritt also ein Gelübde in Kraft, während ein gleiches bereits wirksam ist. Er muss aber die Nasirate nach einander halten, da er die Tage nicht anders zählen kann. — Die Mischna wählt hier als Beispiel eines Gelübdes das Nasirat, weil dieses nur durch ein ausdrückliches Gelöbnis bedingt ist (Num. 6, 2) und gerade aus der Häufung des Ausdrucks נזיר להזיר (ibid.) die Bestimmung abgeleitet wird, dass ein Nasirgelübde wirksam ist, auch wenn es infolge eines bereits getanen Nasirgelübdes zur Zeit noch nicht erfüllt werden kann (נזירות חלה על נזירות). Die gleiche Bestimmung wird dann auf alle Gelübde übertragen, sodass jemand, der z. B. zweimal gesagt hat: „ich gelobe ein Opfer zu bringen, wenn ich dieses Brot essen werde“, zwei Opfer bringen muss. Nur in dem Falle, wenn er sich den Genuss des Brotes durch die zweimal ausgesprochene Formel: „קונם ככר זה עלי, Konam sei mir dieses Brot“ versagen wollte, könnte die Wiederholung nicht wirksam sein, weil ihm das Brot bereits durch den ersten Ausspruch zum Genusse verboten war und ein bereits verbotenes Object nicht zum zweiten mal von einem Verbote betroffen weiden kann (אין איסור חל על איסור, vgl. Jeb. III, N. 67).",
+ "so ist er nur einmal schuldig. Wenn er mutwillig den Schwur nicht gehalten hat, so ist er nur ein mal die Geisselstrafe schuldig, wenn aber unvorsätzlich, so braucht er nur ein „auf- und absteigendes Opfer“ zu bringen, wie dies bei Verletzung von Ausspruchs-Eiden (שבועת בטוי) Lev. 5, 4ff vorgeschrieben ist; s. auch Scheb. III, 7. Dies alles wegen Verletzung des ersten Schwures. Der zweite Schwur kann nicht mehr bindend sein, da das Brot ihm bereits durch den ersten Schwur zum Genusse verboten ist, der zweite mithin nur die Bedeutung haben könnte, dass er sich verpflichtet, ein Gebot zu erfüllen, nämlich seinen ersten Schwur zu halten; ein solcher Eid ist aber nichtig als שבועת שוא, vergeblicher Eid, Scheb. III, 6. Aus dem Wortlaute der Mischna, אינו חייב אלא אחת, er ist nur ein mal schuldig, ist übrigens zu schliessen, dass, wenn der erste Schwur durch einen Weisen gelöst wurde, der zweite immerhin gültig ist; denn sonst hätte die Mischna gesagt: „הרי זה שבועה אחת, so ist es nur ein Schwur“."
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+ "Bei Gelübden ohne nähere Bestimmung. Vgl. Ket. VI, N. 28. — Er hat ein Gelübde schlechthin ausgesprochen, ohne seine Absicht genauer zu erklären, und sagt dann, dass er mit der Deutung, die die Kundigen seinem Gelübde geben würden, einverstanden sein werde.",
+ "ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden. Da er nicht geschwiegen, sondern ein Gelübde getan, ist zu vermuten, dass er sich etwas zum Genusse versagen wollte.",
+ "wenn sie aber genauer erklärt werden. D. h. wenn er das Gelübde schlechthin getan, dann aber erklärt, dass er dadurch keine Erschwerung auf sich nehmen wollte.",
+ "in erleichterndem Sinne. Eine ähnliche Gegenüberstellung von סתם und פירוש s. Ab. sara I, 5.",
+ "Es sei mir [dieses Ding] wie gesalzenes. מָלִיחַ, nach der Form von חמיץ, Jes. 30, 24, פליט ,עשיר u. a. Es könnte auch מְלִיחַ analog der Form גביר ,כסיל punktiert werden.",
+ "wenn er beim Geloben die Gott geweihten [Opfer. Ms. Or. 567 hat אם כשלמים נדר, die Talmudausg. lesen בשל שלמים , wenn er an Friedensopfer dachte.",
+ "meinte. Er erklärt, er habe beim Geloben an die Opfer gedacht, zu denen nach Lev. 2, 13 auch Salz gehört, oder an die Trankopfer, die im Heiligtum dargebracht wurden, Num. 15, 5.",
+ "verboten. Weil diese Opfer erst durch die Bestimmung des Menschen ihre Weihe empfangen (דבר הנדור), die Beilegung ihres Characters an eine Sache daher ein correctes Gelübde ist; s. Einl. S. 173, 2.",
+ "wenn er aber beim Geloben die dem Götzen geweihten [Opfer] meinte. Denen auch gesalzenes Fleisch und Weinspenden als Opfer dargebracht wurden.",
+ "erlaubt. Denn diese Opfer sind durch Thoragesetz verboten (דבר האסור), und ein Gelübde, das einem Gegenstande ihren Character zuspricht, ist ungültig.",
+ "wenn er es unentschieden liess. Er erklärt, dass er beim Geloben die Deutung im Sinne hatte, die die Weisen seinem Gelübde geben würden.",
+ "wenn er Gott geweihtes Banngut meinte. Ein Gut, das für Zwecke des Tempeldienstes (בדק הבית) geweiht wird, Lev. 27, 28.",
+ "verboten. Weil solches Gut erst durch die Weihe des Menschen seinen Character als etwas Verbotenes erhält; das Gelübde ist daher gültig.",
+ "erlaubt. Denn darunter wird solches Gut verstanden, das bereits in den Besitz der Priester übergegangen und daher profan ist; vgl. auch Ned. I, N. 27.",
+ "wenn er beim Ge- loben den Zehnt vom Vieh meinte. Lev. 27, 32.",
+ "verboten. Weil das zehnte Tier erst durch die Bestimmung des Eigentümers seine Weihe empfängt; es ist also דבר הנדור, s. N. 51. Es ist zwar das Tier, das als zehntes aus dem Stalle hinausgeht, an sich schon heilig (vgl. Bech. IX, 7), aber nicht ohne dass es aus dem Stalle hinausgeführt ist; die Weihe ist also immerhin erst durch eine Tätigkeit des Besitzers bedingt.",
+ "wenn aber den von der Tenne. Ed. princ. liest: אם במעשר דגן מותר.",
+ "erlaubt. Denn der Zehnt vom Getreide ist, nachdem die Leviten ihn erhalten, auch den Nichtleviten zum Genusse erlaubt, Num. 18, 30. Nach Raschi ist das Gelübde hier darum nichtig, weil der Zehnt, solange er noch in den Ähren steckt, durch Thoragesetz zum Genusse verboten, also דבר האסור ist.",
+ "wenn er beim Geloben die Hebe der Tempelhalle meinte. D. i. die Spende des halben Schekel, die jährlich im Adar erhoben wurde, um daraus die Opfer der Gemeinde und Andres zu bestreiten; sie wurde in einem besondren Zimmer, לשכה, aufbewahrt. Vgl. Schek. III, 1.",
+ "verboten. Denn diese Hebe empfing ihre Weihe erst durch die Spender.",
+ "wenn aber die der Tenne. Ed. princ. liest אם של דגן מותר.",
+ "erlaubt. Vgl. Ned. II, N. 13.",
+ "Jehuda. Der jerus. Talmud liest וחכמים אומרים.",
+ "verboten. Da die Bewohner Judäas in der Nähe des Heiligtums wohnten und gewöhnt waren, die Hebe der Tempelhalle zu spenden, so nannten sie diese auch „Hebe“ schlechthin. Es war also zu vermuten, dass, wenn sie Hebe sagten, sie auch die der Tempelhalle meinten und daher in erschwerendem Sinne zu entscheiden.",
+ "denn die Bewohner Galiläas kennen die Hebe der Tempelhalle nicht. Die Galiläer wohnten fern vom Heiligtum und kannten die Hebe der Tempelhalle nicht. Wenn sie von „Hebe“ schlechthin sprachen, war also nicht zu vermuten, dass sie jene Hebe meinten, sie konnten vielmehr nur an die Hebe von Getreide denken.",
+ "erlaubt. In Judäa lebten viele Priester, die Bewohner waren daher gewöhnt, das den Priestern geweihte Banngut einfach „Banngut“ zu nennen. Demnach sollte man erwarten, dass, wenn jemand in Judäa die Formel חרם schlechthin gebraucht, der Gegenstand, den das Gelübde treffen sollte, zum Genusse verboten sei. Der Talmud (Ned. 19 b) erklärt deshalb, dass dieser letzte Satz der Mischna nicht mehr die Ansicht des ersten Tanna vertritt, wonach bei Gelübden schlechthin in erschwerendem Sinne zu entscheiden sei, sondern die des R. Elasar b. Zadok, wonach in solchen Fällen in erleichterndem Sinne zu entscheiden ist.",
+ "denn die Bewohner Galiläas kennen das den Priestern geweihte Banngut nicht. In Galiläa waren Priester selten, man weihte daher dort nur selten Banngut den Priestern; wenn man also von „Banngut“ schlechthin sprach, dachte man nur an solches, das für die Zwecke des Tempeldienstes bestimmt war, und darum war der Gegenstand, den das Gelübde treffen sollte, zu verbieten. — Eine Differenz zwischen den Einwohnern Judäas und Galiläas auf dem Gebiete des Eherechts s. Ket. IV, 12."
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+ "ein Gelübde tut. Er sagt: חפץ זה עלי חרם, dieser Gegenstand sei mir Cherem.",
+ "des Meeres gelobt. Er erklärt, er habe beim Geloben nicht an חרם im Sinne von „Banngut“ gedacht, sondern an חרם im Sinne von „Netz“, vgl. Ez. 26, 5; Hab. 1, 15.",
+ "Geschenken. Ms. Or. 567 liest בקורבנות. — קרבן oder קֻרבן (Neh. 10, 35. 13, 31), wie das syr. ܩܽܘܪܒܳܢ, Spende, Gabe, Geschenk. Vgl. auch Targ. Onkelos Gen. 33, 21, wo מנחה mit תקרבתא wiedergegeben wird.",
+ "für Könige gelobt. Und nicht an „Opfer“ gedacht, die man im Tempel darbringt.",
+ "azmi sei ein Opfer. Er sagt zu einem andren: „הרי עצמי עליך קרבן, „azmi“ sei für dich Opfer“, was bedeuten könnte: ich selbst sei dir verboten wie ein Opfer.",
+ "um bei ihm ein Gelübde zu tun. Um bei dem Zuhörer den Glauben zu erwecken, dass ich ein wirkliches Gelübde getan.",
+ "den ich von meiner Frau habe. Es kann auch heissen: „Konam sei der Genuss, den meine Frau von mir hat“; denn נהנה bedeutet sowohl „Nutzen haben“ als auch „nützlich sein, Nutzen gewähren“. In diesem Falle jedoch würde das Gelübde nur hinsichtlich dessen gelten können, was der Mann seiner Frau gesetzlich zu leisten nicht verpflichtet ist, Ket. VII, 1; vgl. auch Scheb. III, 4. In unsrer Mischna ist jedoch die obige Erklärung anzunehmen.",
+ "so braucht man wegen aller dieser [Gelübde] nicht [die Gelehrten] zu befragen. Und sie zu ersuchen, die Gelübde zu lösen, diese sind vielmehr von vornherein nichtig, und man glaubt den Gelobenden, wenn sie Gesetzeskundige sind, dass sie von Anfang an nicht die Absicht hatten, etwas durch Gelübde zu verbieten.",
+ "wenn sie sie aber befragen. Sie sind des Gesetzes unkundig und glauben, ihr Gelübde sei gültig und bedürfe erst der Auflösung durch einen Weisen.",
+ "so bestraft man sie. Falls sie ihr Gelübde nicht gehalten haben, straft man sie dadurch, dass man ihnen den Bescheid giebt, sie müssen jetzt das Gelübde ebenso lange halten, als sie es bisher verletzt haben, sich also den Genuss des betr. Gegenstandes solange versagen, als sie ihn bisher sich erlaubt haben, Ned. 20a.",
+ "und erschwert es ihnen. Es genügt nicht, dass der Gelobende einfach erklärt, er bereue überhaupt seine Gelübde getan zu haben, der Weise muss ihm vielmehr die Möglichkeit zur Reue erst dadurch eröffnen (פתח), dass er ihn fragt, ob die natürlichen Folgen des Gelübdes derart sind, dass er, wenn er mit gehöriger Umsicht sie erwogen hätte, niemals das Gelübde getan haben würde, und nur dann, wenn der Gelobende diese Frage zu bejahen imstande ist, kann das Gelübde gelöst werden. Vgl. auch oben N. 15.",
+ "man öffnet ihnen von andrer Seite einen Ausweg [zur Reue. Es genügt, wenn der Weise den Gelobenden darauf aufmerksam macht, dass sein Gelübde in erschwerendem Sinne wohl keine Geltung haben sollte, indem er ihm z. B. sagt: Du hast doch gewiss nicht in der Absicht dein Gelübde getan, dass, als du die Formel קרבן gebrauchtest, dir der Gegenstand wirklich verboten sein sollte; wenn dann der Gelobende erklärt, dies entspreche seiner Absicht, so kann das Gelübde gelöst werden. Aber auch nach den Weisen genügt es nicht, wenn der Kundige zum Gelobenden einfach sagt: da du ja nur die „Geschenke“ für die Könige im Sinne hattest, so ist das Gelübde überhaupt nichtig und der Gegenstand dir erlaubt.",
+ "und belehrt sie. Dass man nicht zum Scherze oder um Andre irrezuführen, ein Gelübde aussprechen dürfe, wie sie es getan; man hält ihnen auch vor, dass sie sich bei denen, die gerade die Übertretung des Gelübdes wahrnehmen, ohne die genaueren Umstände zu kennen, dem Verdachte aussetzen, ein gültiges Gelübde zu verletzen. Dagegen verlangen die Weisen nicht, dass sie zur Strafe das Gelübde so lange halten, als sie es bisher unerlaubterweise verletzt haben, s. N. 80.",
+ "damit. In der ed. princ. fehlt כדי."
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+ "Vier Gelübde haben die Weisen für nichtig erklärt. התיר heisst hier wie im Anfang des zweiten Abschnitts nicht „erlauben“, sondern „für nichtig (מותר) erklären“. Die folgenden Gelübde bedürfen nicht erst der Lösung durch Gelehrte.",
+ "Gelübde der Aneiferung. זרז, syr. ܐܰܪܰܐ, anspornen, aneifern, rüsten, das aram. Äquivalent für das bibl.-hebr. חלץ, vgl. Num. 32, 21 u. s.; davon זירוזין = Anspornung, Aneiferung. — נדרי זירוזין, Gelübde, die von vorn herein nicht ernst gemeint sind, sondern nur zu dem Zwecke ausgesprochen werden, um jemand zu bewegen, von seiner Meinung abzustehen.",
+ "Gelübde der Übertreibung. הבאי, von einem Grundwort הב (vgl. הבהב), eigentl. (eitler) Dunst, warmer Hauch, daher = Nichtiges, Eitles, Übertriebenes, Levy Wtb. Da es auch הוואי geschrieben wird, wie ed. Lowe in unsrer Mischna liest, kann man es auch mit dem arab. هوا = Hauch, Luft in Verbindung bringen; vgl. Kohut, Aruch III, 173b. Vielleicht hängt es auch mit dem arab. هبا = Staubwirbel, Staubatom zusammen, womit Bar Bahlûl das aram. הבלא (bibl.-hebr. הבל) wiedergiebt. Sowohl „Hauch“ als „Staubatom“ kann als Bild des Nichtigen zur Bezeichnung von Eitlem und Übertriebenem dienen; Bacher, Terminologie S. 29, Anm. 1. נדרי הבאי sind also Gelübde, die an hyperbolische Aeusserungen geknüpft sind.",
+ "Gelübde des Irrtums. D. h. Gelübde, die auf Irrtum oder Vergessenheit beruhen.",
+ "und Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges. אונסין, das die Mischnaausg. haben, ist als Plural zu אוֹנֶס mit der mater lectionis ו für das kurze o geschrieben, daher אֳנָסִין zu punctieren; vgl. Ket. II, N. 60. Ed. Lowe hat אנסים.",
+ "Konam. Er sagt: Konam (s. Ned. I, N. 23) sei mir dieses Brot, wenn ich dir u. s. w. Nach R. Nissim ist das Beispiel so aufzufassen: er sagt, Konam solle ihm das Geld, das er für den Gegenstand bekommt, sein, wenn er ihn billiger lässt u. s. w.; der Käufer erwidert, die Ware solle ihm Konam sein, wenn er zum Schekel u. s. w.",
+ "dass ich dir vom [Preise eines] Sela. Der Sela war = 2 gewöhnlichen Schekel, (vgl. M. scheni II, 8), im Gegensatz zum Schekel des Heiligtums, der = 1 Sela war, vgl. Ket. I, N. 9.",
+ "dass ich dir zum [Betrage eines] Schekel nichts zulege. Er bietet also nur die Hälfte.",
+ "so waren beide mit drei Denaren. Der Sela hatte 4 Denare.",
+ "einverstanden. Sie hatten beide nicht die Absicht ein wirkliches Gelübde zu tun, der Verkäufer wollte vielmehr nur den Preis in die Höhe treiben und den Käufer veranlassen sein Angebot zu erhöhen, dieser wiederum wollte den Preis nur drücken. Obgleich sonst als Regel gilt, dass ein Gelübde so gehalten werden muss, wie es ausgesprochen ist, unbekümmert darum, ob der Gelobende sich vielleicht insgeheim vorbehält, das Erklärte nicht zu meinen oder zu wollen (דברים שבלב אינם דברים), wird in unsrem Falle dennoch von der Regel abgewichen, weil es vielfach üblich ist, dass Kaufleute so wie hier verhandeln, die Absicht beider daher von vornherein klar war. Wenn jedoch jeder bei seinem Worte bleibt, sodass der Kauf dadurch nicht zu stande kommt, oder ausdrücklich erklärt, dass er wirklich ein Gelübde habe tun wollen, so ist dieses gültig, J. dea 231, 1.",
+ "Sohn Ja- kobs. Ms. Or. 567 hat nur ר׳ אליעזר אומר.",
+ "bei ihm zu speisen. Nach dem Talmud (Ned. 23b) ist der Fall so: A fordert B auf, bei ihm zu speisen, dieser aber weigert sich der Einladung zu folgen. Wenn nun A zu B sagt: ich will von dem Deinigen keinen Genuss mehr haben, wenn du nicht bei mir speist, so ist das nicht als wirkliches Gelübde aufzufassen, sondern nur als ein Ausdruck der Aneiferung, dass B bei ihm durchaus speisen solle, und wenn dann auch B bei seiner Ablehnung verharrt, darf A dennoch von ihm einen Genuss haben.",
+ "Man. Ed. Lowe liest ואמר, ed. princ. ויאמר, der bab. Talmud יאמר לו.",
+ "kann erklären. Vor diesem Satz ist nach dem Talmud zu ergänzen: wenn jemand wünscht, dass seine Gelübde überhaupt ungültig sein sollen, so kann er am Anfang des Jahres [oder auch zu einer andren Zeit] erklären u. s. w.",
+ "das ich tun. In der Mischna fällt in der Regel bei den Verba פ״נ das נ im Infinitiv ab und das vorgesetzte ל erhält den Vocal i, auch bei solchen Zeitwörtern, die in der Bibel das נ beibehalten, wie hier לדור trotz לנדר, Num. 6, 2; Deut. 23, 23; vgl. ליטע (von נטע) Schebiit II, 1 trotz לנטע Jes. 51, 16; לגוף (von נגף) B. kamma I, 4 trotz לנגף Ex. 12, 23.",
+ "werde. Das bibl.-hebr. עתיד dient in der Mischna häufig zur Umschreibung des Futurum, besonders wenn nicht bloss das Zukünftige, sondern auch die Sicherheit des Geschehens ausgedrückt werden soll, vgl. Abot III, 1; Mid. II, 6; Ukz. III, 12.",
+ "nur muss man dessen im Momente des Gelobens eingedenk sein. Wenn hier die Mischna meinen sollte, dass derjenige, der für immer oder nur für eine bestimmte Zeit alle seine Gelübde für ungültig erklärt hat, im Momente, da er ein neues Gelübde tut, jener Erklärung eingedenk sein müsse, so könnte dies neue Gelübde nicht ungültig sein; denn da er trotz seiner damaligen Erklärung jetzt ein Gelübde tut, so giebt er deutlich zu erkennen, dass jene ungültig, das Gelübde aber bindend sein soll. Abaje (Ned. 23b) will daher unsre Mischna so erklären, als ob sie lautete: ובלבד שלא יהא זכור בשעת הנדר, nur darf er dessen im Momente des Gelobens nicht eingedenk sein; in diesem Falle ist sein Gelübde nichtig, da er mit seiner ersten Erklärung sagen wollte, dass, falls er diesen Vorbehalt vergessen und dennoch geloben sollte, jedes Gelübde ungültig sein solle. Raba hingegen, der in der Sache selbst zwar mit Abaje übereinstimmt, aber eine Correctur der Mischna nicht vornehmen will, erklärt sie folgendermassen: Es hat jemand erklärt, dass gewisse Gelübde, die er zu einer bestimmten Zeit aussprechen würde, ungültig sein sollen, hat dann aber vergessen, auf welche Gegenstände sich diese event, für nichtig erklärten Gelübde beziehen sollten, ob z. B. auf den Genuss von Brot oder Wein. Wenn er nun ein Gelübde tut, z. B. keinen Wein zu trinken, und gleich darauf erklärt, dass dieses Gelübde nur im Sinne seines damaligen Vorbehalts gemeint sei und dass dieser, sobald er sich dessen genau erinnert, gültig sein solle, und er sich dann erinnert, dass jener Vorbehalt tatsächlich sein event. Gelübde betreffs des Weins für nichtig erklärte, so ist das Gelübde ungültig und der Wein ihm zum Genusse erlaubt. Wenn er aber beim Geloben nicht ausdrücklich erklärt, dass sein Gelübde nur im Sinne seines damaligen Vorbehalts gemeint sei, so ist sein neues Gelübde gültig und der Wein ihm zum Genusse verboten. Denn da er sich erinnert, einen Vorbehalt gemacht zu haben, aber nicht mehr weiss, welche Gelübde durch diesen für nichtig erklärt werden sollten, ob z. B. das Gelübde betreffs des Brotes oder das betreffs des Weines, so hätte er, falls er auf den Vorbehalt Gewicht legt, kein neues Gelübde aussprechen dürfen; da er dies aber getan, so gab er zu erkennen, dass der Vorbehalt nicht mehr in Kraft bleiben, dagegen der Wein ihm zum Genusse verboten sein solle. Nach dieser Erklärung des Raba ist also der Wortlaut der Mischna so aufzufassen: Wenn jemand wünscht, dass seine Gelübde für eine gewisse Zeit ungültig seien, so muss er erklären, dass alle Gelübde, die er während dieser Zeit tun würde, nichtig sein sollen, gleichviel ob er diesen Vorbehalt völlig oder auch nur zum Teil vergessen werde; nur muss er beim Aussprechen des Gelübdes sich jenes Vorbehalts genau erinnern und sagen, dass dieses Gelübde nur im Sinne seines anfänglichen Vorbehaltes gemeint sei."
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+ "Konam. Konam sei mir dieses Brot, wenn u. s. w.",
+ "die dem Balken der Ölpresse. בית הבד (syr. ܒܕܳܐ), das Gebäude der Ölpresse, in dem die Butte und die Pressbalken lagen.",
+ "glich. Nach dem Talmud (Ned. 25a) ist hiermit nicht die Grösse des Balkens gemeint, denn es gab Schlangen, die noch grösser als Pressbalken waren. Der Gelobende meint vielmehr, er habe eine Schlange gesehen, die am ganzen Körper, auch auf dem Rücken, so gestreift (nach dem Aruch s. v. טרף glatt) gewesen sei wie ein Pressbalken. Vgl. auch Scheb. III, 8.",
+ "Konam. Konam sei mir dieses Brot, wenn u. s. w.",
+ "dass er gegessen oder getrunken hat. Im Momente, da er das Gelübde aussprach, glaubte er bestimmt, dass er nicht gegessen habe; es war daher gar nicht seine Absicht ein Gelübde zu tun.",
+ "Konam. Konam sei mir dieses Brot, sodass ich es nicht essen werde. Der Talmud liest שאני, d. h. Konam sei mir dieses Brot, wenn ich heute essen werde, oder: Konam sei mir das, was ich heute essen werde.",
+ "dann aber vergisst und isst oder trinkt. In diesem Falle war sein Irrtum nicht in dem Momente, da er das Gelübde tat, sondern da er ass und trank, indem er in diesem Augenblick, wo es hätte wirksam sein sollen, das Gelübde völlig vergessen hat. In dieser Hinsicht gilt aber bei Gelübden dieselbe Bestimmung wie bei Eiden, dass nämlich der Mensch nur dann wegen Fahrlässigkeit strafbar ist, wenn er in dem Momente, da der Eid (oder das Gelübde) hätte wirksam sein sollen, des Eides (oder des Gelübdes) vergisst. Dieses Gesetz wird (Scheb. 26 a) aus den Worten האדם בשבועה, Lev. 5, 4 abgeleitet, wo die Thora lehren wollte, dass der Schwörende „im Momente des Schwörens ein ganzer Mensch“, d. h. in vollem Bewusstsein sein müsse.",
+ "den ich von meiner Frau habe. Vgl. Ned. II, N. 21.",
+ "dass sie ihn nicht geschlagen oder dass sie ihn nicht gestohlen. Hier ist das Gelübde nichtig, weil er einen Grund angegeben, der sich nachher als hinfällig erwiesen. Darum muss er aber auch den Grund tatsächlich ausgesprochen haben; hätte er dies aber nicht getan, auch wenn er ihn im Sinne hatte, so wäre sein Gelübde gültig, weil er sich in dem Objecte selbst, das sein Gelübde treffen sollte, d. i. in seiner Frau, nicht geirrt hatte.",
+ "dass es sein Vater und seine Brüder und. Die ed. princ. liest או שהיו עמהן.",
+ "jenen ist es erlaubt. Denn es ist anzunehmen, dass er seinen Eltern sicherlich nicht die Früchte habe verbieten wollen; in diesem Punkte war also das Gelübde ein irrtümliches.",
+ "verboten. Denn betreffs der Andren sollte das Gelübde gültig sein. Bet-Schammai ist nämlich der Ansicht, dass ein Gelübde auch dann gültig ist, wenn es in einem Teile nichtig ist.",
+ "es ist diesen und jenen. In ed. Lowe fehlen die Worte אלו ואלו.",
+ "erlaubt. Nach Bet-Hillel ist ein Gelübde, von dem ein Teil ungültig ist, im ganzen ungültig, weil vermutet wird, dass der Gelobende nur dann sein Gelübde als ein bindendes betrachtet wissen will, wenn es in seinem vollen Umfange gültig ist. Nach dem Talmud (Ned. 25b) muss jedoch der Fall so gewesen sein: Er sagte zunächst: euch allen seien die Früchte verboten (כולכם אסורים), dann aber erklärte er: hätte ich gewusst, dass mein Vater sich unter euch befindet, so würde ich gesagt haben, dem und dem seien die Früchte verboten (פלוני ופלוני אסורים), meinem Vater aber erlaubt; oder er sagte zunächst, als er die Personen nicht erkannte: dem und dem seien die Früchte verboten, dann aber erklärte er: hätte ich gewusst u. s. w., so würde ich gesagt haben, euch allen seien die Früchte verboten, ausser meinem Vater. Nur dann, wenn er bei der Beschränkung seiner ersten Aussage die Form im Vergleich zum eigentlichen Gelübde geändert hat, also zuerst כולכם אסורים und dann פלוני ופלוני אסורים gesagt hat oder umgekehrt, ist das ganze Gelübde nichtig. Hätte er aber seine Ausdrucksweise nicht geändert, sondern sowohl beim Geloben selbst als bei der Beschränkung des Gelübdes den gleichen Ausdruck gebraucht, also beide mal כולכם אסורים oder beide mal פלוני ופלוני אסורים, und nur am Schluss seinen Vater ausgenommen, so wäre das Gelübde in dem Teile, der sich auf die Andren bezieht, gültig, und diesen wären die Früchte verboten, weil er sein eigentliches Gelübde formell nicht genügend abgeschwächt hätte."
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+ "Wenn einer den andren durch Gelübde verpflichtet bei ihm zu speisen. Hier kann der Fall nicht wie oben M. 1 (N. 12) gelegen haben, denn sonst wäre es ein Gelübde der Aneiferung und von vornherein nichtig. Er lag vielmehr so: A und C fordern B auf bei ihnen zu speisen, B aber giebt der Einladung des A den Vorzug. Um nun auf keinen Fall der Einladung des C folgeleisten zu können, fordert B den A auf, ihm durch Gelübde den Genuss von dem Seinigen (von dem Gute des A) zu verbieten, falls er nicht bei ihm (A) speisen sollte; tut dieser das Gelübde, so ist es gültig. Desgleichen wenn B selbst durch Gelübde sich den Genuss von dem Eigentum des A oder diesem den Genuss von seinem (des B) Eigentum versagt, falls B nicht bei A speist. Im letztern Falle wären die Worte הדירו חברו zu übersetzen: wenn einer (A) den andren (B) sich durch Gelübde verpflichten lässt.",
+ "und dieser dann selbst erkrankt oder wenn dessen Sohn. Der der väterlichen Obhut bedarf.",
+ "erkrankt oder ein Strom ihn hindert. Dadurch, dass er aus seinen Ufern getreten und den Übergang unmöglich macht.",
+ "so sind dies Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges [unerfüllbar geworden sind. Sie bedürfen nicht der Lösung durch Gelehrte, sondern sind von vornherein nichtig; B darf also von dem Gute des A einen Genuss haben, oder umgekehrt. Die Nichtigkeit solcher Gelübde hat ihren Grund in dem aus Deut. 22, 26 gefolgerten Rechtssatz: אונס רחמנא פטריה, denjenigen, der unter dem Zwange einer höheren Gewalt etwas verübt, erklärt das Gesetz für straffrei (B. kamma 28 b). Ebenso ist die Bedingung, die infolge höheren Zwanges unerfüllt blieb, rechtlich ohne Folge, vorausgesetzt dass das Hindernis, wie in unsrer Mischna, ungewöhnlich und nicht vorauszusehen war."
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+ "Man darf Mördern. הָרָג, eine qattâl-Form wie חָרָשׁ ,גַּנָּב u. s. w. Hierunter sind in der Regel Raubmörder zu verstehen.",
+ "Räubern. חָרָם = Räuber, die nicht auf Mord ausgehen; das Wort kommt von dem bibl.-hebr. חרם = abreissen, wegraffen, abschneiden, vgl. חרום Lev. 21, 18.",
+ "und Zöllnern. מוכס = Zöllner, ein denominativ von dem bibl.-hebr. מבס. Hier ist nur von einem solchen die Rede, der entweder auf eigene Faust Steuern erbebt oder aber von der Regierung in das Amt eingesetzt ist, jedoch in willkürlicher Höbe Zölle fordert. Einem Beamten aber, der im Auftrage der Regierung die gesetzlich vorgeschriebenen Steuern erhebt, darf man diese nicht entziehen.",
+ "dass etwas Hebe ist. Man darf sagen: alle Früchte der Welt sollen mir zum Genusse verboten sein, wenn diejenigen, die ich bei mir habe, nicht Hebe sind. Nach Ned. 28 a soll man jedoch dabei denken, dass nur für diesen Tag die Früchte ihm verboten seien; während sonst als Regel gilt, dass ein Gelübde so gehalten werden muss, wie es ausgesprochen ist. und ein geheimer Vorbehalt unwirksam ist (vgl. oben N. 10), wird hier eine Ausnahme gemacht, weil er unter dem Zwange einer höheren Gewalt (אונס) handelt.",
+ "wenn es auch keine Hebe ist. Es ist denkbar, dass selbst Personen, die sich an fremdem Eigentum vergreifen, das Verbot, Hebe zu geniessen, nicht übertreten wollen; vgl. Ket. II. N. 11 Ende. Die Zöllner wiederum werden von ihrer Forderung abstehen, wenn sie hören, dass die Früchte Hebe sind, mit Rücksicht auf die Priester, die in der Regel arm sind oder weil sie die Hebe nur zu einem geringen Preise verkaufen könnten, da sie nur von (levitisch) reinen Priestern genossen werden darf. Es ist hier von jüdischen Räubern u. s. w. die Rede.",
+ "man darf in jeder Form. Indem man Ansätze von Gelöbnisformeln (ידות) oder Umschreibungen (בנויים) oder wirkliche Gelübdeformeln gebraucht.",
+ "solche Gelübde tun. Um sein Leben oder sein Vermögen zu retten,",
+ "nur nicht in der Form eines Schwures. Denn das Verbot des Meineids ist ein sehr strenges, wie die Worte כי לא ינקה ובו׳ Ex. 20, 7 beweisen.",
+ "auch in der Form eines Schwures. Er darf also erklären: „alle Früchte seien mir durch Schwur zum Genusse verboten, wenn diese, die ich bei mir habe, nicht Hebe sind“, oder geradezu: „ich schwöre, dass diese Früchte Hebe sind“. Er muss jedoch insgeheim sich vorbehalten, dass dieses Verbot nur einen Tag gelten soll (vgl. N. 38), resp. unter dem Worte תרומה etwas andres als „Hebe“ verstehen, etwa das, was er sich aufgeladen, auf die Schulter „gehoben“ hat (ת״י), oder bei בית המלך nicht an den „König“, sondern an den „Herrn“, d. h. den Eigentümer der Früchte denken (Mëiri).",
+ "man darf ihm. Dem Räuber u. s. w.",
+ "nicht mit solchen Gelübden den Anfang machen. Man darf solche Gelübde nur dann tun, wenn der Räuber zuvor eine Erklärung über die Früchte verlangt. Die ed. princ. liest לא יפתח לו נדר.",
+ "was jener ihn zu geloben zwingt. Darf er sich durch Gelübde versagen, er darf aber nicht noch andres unaufgefordert hinzufügen. Über הדיר s. Ket. V, N. 51.",
+ "Bet-Hillel aber sagt: auch das, was jener ihn nicht zu geloben zwingt. Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jene zu ihm sagen: sprich: „Konam sei mir der Genuss, den ich von meiner Frau haben werde . Wenn die Früchte, die ich bei mir habe, nicht Hebe resp. königliches Gut sind.",
+ "der Genuss beider ist ihm erlaubt. Die Halacha entscheidet in allen Fällen dieser Mischna im Sinne des Bet-Hillel."
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+ "wenn sie nicht zerbrechen werden. Er sieht gerade einen Sturm heraufziehen und fürchtet, dass dieser seine Pflanzen zerstören wird.",
+ "wenn es nicht verbrennen wird. Er befürchtet, dass ein Feuer, das gerade ausgebrochen ist, sein Kleid verbrennen könnte.",
+ "so kann dabei eine Auslösung stattfinden. Die Gegenstände können ausgelöst werden, wie Alles, was man zur Ausbesserung des Tempels geweiht hat (Lev. 27, 15). Für den Erlös müssen Opfer gekauft worden, die Dinge selbst aber sind ihm als profan zu jedem Genusse erlaubt; denn da er nicht sagte: „כקרבן הרי הן עלי, sie seien mir wie Opfer“, so meinte er nicht, dass sie ihm wie Opfer zum Genusse verboten sein sollten. — Die Mischna will an diesem Beispiel zeigen, dass die hier gebrauchte Formel nicht etwa so aufzufassen ist, als wollte er dadurch nur die Bestimmtheit ausdrücken, dass die Dinge bald zerstört sein werden, ohne tatsächlich ein Gelübde beabsichtigt zu haben. Es ist vielmehr in erschwerendem Sinne zu entscheiden, da er vielleicht im Sinne hatte, dass die Dinge gleichsam zur Belohnung für sein Gelübde verschont bleiben werden; im Zweifel aber ist bei Gelübden im strengeren Sinne zu entscheiden, Ned. II,4.",
+ "so findet dabei keine Auslösung statt. Denn aus seinen Worten: „bis sie zerstört sind“ ist zu schliessen, dass die Dinge unter keinen Umständen früher profan werden sollen, sie bleiben ihm daher auch dann noch verboten, wenn er sie vorher auslösen sollte. Sobald sie jedoch zerstört sind, werden sie sofort auch ohne Auslösung zum Genusse erlaubt; Maim. Hil. Mëila IV, 11."
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+ "Wenn sich jemand den Genuss von den Seefahrenden. Zum Ausdruck vergl. Ps. 107, 23.",
+ "so ist ihm der von den Bewohnern des Festlandes. Die gar keine Seereisen zu machen pflegen.",
+ "erlaubt. Denn wenn er sich auch den Genuss von diesen hätte verbieten wollen, so würde er in seinem Gelübde nicht die „Seefahrenden“ genannt haben, die im Vergleich zu jenen nur die Minderheit sind.",
+ "so ist ihm [auch] der von den Seefahrenden. Auch von solchen, die unterwegs sind und weite Seereisen unternehmen.",
+ "denn die Seefahrenden gehören auch zu den Bewohnern des Festlandes. Weil sie schliesslich doch ans Land steigen und auch während der Fahrt stets an das Ziel ihrer Reise denken.",
+ "die von Akko. Der phönicischen Stadt an der Nordküste Palästinas (Richt. 1, 31; Git. I, 2).",
+ "nach Jaffa. Der Hafenstadt Palästinas, die zum Stamme Dan gehörte, s. Jos. 19, 46.",
+ "fahren. Nicht nur von solchen ist ihm der Genuss verboten, die nur so kurze Strecken zur See fahren und sich unweit der Küste aufhalten.",
+ "die weit hinauszufahren. פרש, sich entfernen sc. vom Festlande, weite Seereisen machen, von dem bibl.-hebr. פרש = trennen, auseinanderhalten.",
+ "pflegen. Auch von solchen ist ihm der Genuss verboten; so entscheidet die Halacha. — Nach einer Ansicht im Talmud (Ned. 30a) bezieht sich dieser zweite Satz der Mischna auf den Anfang des ersten und will sagen: wer sich den Genuss von den Seefahrenden versagt, darf zwar von den Landbewohnern einen Nutzen haben, aber nicht von den Seefahrenden, jedoch sind hierunter nicht solche zu verstehen, die nur so kurze Seereisen machen wie von Akko nach Jaffa, von diesen darf er vielmehr wohl einen Genuss haben."
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+ "die die Sonne sieht. In Ned. 30 b wird dazu bemerkt: „Da er nicht sagte מן הרואין“; diese absolute Form des Particip würde demnach bedeuten: „diejenigen, die die Sonne sehen“, während der st. constructus רואי החמה auch diejenigen umfasst, die die Sonne nicht selbst sehen, sondern von ihr gesehen werden. Diese Erklärung ist jedoch sehr auffallend, da die Form רואי niemals im passiven Sinne gebraucht wird. Maimonides bemerkt zwar in seinem Commentar z. St., dass diese Phrase (רואי החמה) zur Zeit der Mischna in der Sprache des Volkes bedeutete: „die von der Sonne gesehen werden“ und man bei Gelübden die Worte in dem Sinne aufzufassen hat, in dem das Volk sie gebraucht; indess ist damit die grammatische Schwierigkeit nicht gehoben, auf die bereits Reifmann in השרון VII, 22 hinweist. Es empfiehlt sich daher die Erklärung, die M. Rabinowitz in Gräbers אוצר הספרות II, 137 ff. giebt. Danach ist רואי השמש ein euphemistischer Ausdruck für „Blinde, die die Sonne nicht sehen“, und als solcher beim Volke gebräuchlich gewesen. Derartige Euphemismen sind in Mischna und Talmud nicht selten, vgl. עולים = Gefallene, Pea V, 6 (Commentare); מתוק (Süsses) für „Dünger“ Schebiit III, 1 (Maimon.); סכי שמש = Blinde, Bech. VII, 3 (Fraenkel, לקוטי המשנה z. St.); סגי נהור = blind. Vielleicht ist auch Koh. 7,11 in diesem Sinne zu deuten: טובה חכמה עם נחלה ויתר לראי השמש, „gut ist Weisheit bei Besitz, insbesondere für die Blinden“, die in Armut doppelt unglücklich wären. — Die Mischna ist demnach so zu erklären: Wenn sich jemand den Genuss versagt von denen, die allgemein רואי החמה (euphemistisch „sonneschauend“ für „blind“) genannt werden, so darf er auch von Blinden keinen Genuss haben, denn wenn er auch רואי החמה sagte, so ist dennoch anzunehmen, dass er dies nicht wörtlich gemeint hat („die die Sonne sehen“), sondern diejenigen darunter verstehen wollte, „die die Sonne nicht sehen“, aber gleichwohl von den Menschen (euphemistisch) „sonneschauend“ genannt werden, und bei Gelübden ist die übliche Ausdrucksweise massgebend."
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+ "darf auch von den Kahlköpfigen und den Grauhaarigen. שיבה eigentl. „Greisentum, graues Haupt“, dann auch „graues Haar“, vgl. Jer. Ber. IV, 1 (7d) נתמלא כל ראשו שיבות, sein Haupt wurde voll grauer Haare.",
+ "keinen Genuss haben. Da er nicht sagte, er wolle von den „Behaarten“ (בעלי שער) keinen Genuss haben, so meinte er mit den „Schwarzhaarigen“ solche, die einst schwarze Haare hatten, auch wenn sie jetzt keine oder nur graue Haare haben.",
+ "wohl aber von den Frauen. Diese trugen ihr Haar nicht sichtbar, sondern verhüllt (vgl. Ket. VII, N. 38). Schwarzhaarigkeit wäre deshalb kein Merkmal zur Kennzeichnung der Frauen; ein solches wäre vielmehr: מכוסי שער, die bedeckten Hauptes gehen.",
+ "und Kindern. Die Kinder pflegten meist baarhaupt zu gehen, Schwarzhaarigkeit wäre deshalb kein Kennzeichen für Kinder; ein solches wäre vielmehr מנולי ראש, die Baarhäuptigen.",
+ "denn als Schwarzköpfige werden nur Männer bezeichnet. Die Männer gehen zuweilen baarhaupt, zuweilen bedeckten Hauptes, Schwarzhaarigkeit ist daher ein sicheres Kennzeichen des erwachsenen Mannes. Die schwarze Farbe ist sicherlich darum gewählt, weil die Mehrzahl der Juden dunkles Haar hatte. — Nach Feuchtwang, in Frankels Monatsschr. 1898, S. 149 ff. war שחורי הראש ein vulgärer Ausdruck, der in Babylonien besonders zur Bezeichnung der Männer gebraucht wurde; er erinnert an die in assyrisch-babylonischen Inschriften häufig wiederkehrende Wendung „ṣalmat ḳaḳḳadi“ = Schwarzköpfige, d. h. Männer."
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+ "Wer sich den Genuss von den Geborenen. Die Form יִלּוֹד bedeutet in der Bibel sowohl bereits Geborene (nati), s. Jos. 5,5, als auch solche, die erst in Zukunft geboren werden sollen (nascituri), s. Ex. 1,22; in der Volkssprache bedeutet sie jedoch nur die bereits Geborenen.",
+ "die erst später. Nach dem Ausspruche des Gelübdes.",
+ "geboren werden. Die Form נולדים bedeutet zwar in der Bibel sowohl Geborene, s. Gen. 48, 5, als auch solche, die erst geboren werden sollen, s. I Kön. 13, 2; in der Volkssprache jedoch bedeutet נולדים in der Regel diejenigen, die erst geboren werden sollen, bei Gelübden aber ist die übliche Audrucksweise massgebend.",
+ "darf [auch] von den Geborenen keinen Genuss haben. Da der Ausdruck נולדים auch die bereits Geborenen bedeutet. — Im jer. Talmud ist die Lesart: … מן הנולדים ר׳ מאיר אומר, und die Worte אסור בילודים fehlen; daneben gab es noch Versionen, in denen die vier Worte מן הנולדים אסור בילודים gänzlich fehlten, vgl. Mëiri und R. Ascher.",
+ "Meir erlaubt ihm auch den Genuss von den Geborenen. Die Worte des R. Meir beziehen sich nicht etwa auf den zweiten Satz der Mischna, denn dann würden sie besagen: wer sich den Genuss von den נולדים versagt, darf nicht nur von diesen, sondern auch von den ילודים einen Genuss haben, das Gelübde wäre demnach ohne jede Wirkung. Seine Worte beziehen sich vielmehr auf den ersten Satz der Mischna und sind so zu erklären: ebenso wie nach den Weisen derjenige, der sich den Genuss von den ילודים versagt, von den נולדים einen Genuss haben darf, so darf auch derjenige, der beim Geloben den Ausdruck נולדים gebraucht hat, von den ילודים einen Genuss haben, weil נולדים nur solche bezeichnet, die erst geboren werden sollen.",
+ "die [lebendige Junge] gebären. Dieser Schlusssatz der Mischna will den zweiten Satz erklären: wer sich den Genuss von den נולדים versagt, darf auch von den ילודים keinen Genuss haben, weil er mit dem Ausdruck נולדים nur solche bezeichnen wollte, die gebären, d. h. Menschen und Säugetiere, gleichviel ob sie bereits geboren haben oder erst gebären werden; Fische und Vögel, die keine lebendigen Jungen zur Welt bringen, sind ihm demnach zum Genusse erlaubt. — Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen לְהִוָּלֵד, „die geboren werden“."
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+ "darf weder von den Israeliten noch von den Samaritanern. S. Ket. III, N. 6.",
+ "einen Genuss haben. Weil auch ihnen geboten ist den Sabbat zu halten; von den Heiden aber, denen dies nicht befohlen ist, dürfte er einen Genuss haben, auch wenn sie am Sabbat feiern sollten.",
+ "darf weder von den Israeliten noch von den Samaritanern einen Genuss haben. Nach B. kamma 82a hatte Esra verordnet, dass die Juden in der Nacht zum Sabbat Knoblauch essen sollten, weil diesem eine samenstärkende Kraft innewohne und in dieser Nacht die Männer, die sich mit dem Studium der Gotteslehre beschäftigen, in der Regel ehelichen Umgang pflegen. In manchen Mischna-Ausgaben ist die Lesart: מאוכלי שום אסור בישראל ומותר בכותים, und so las auch Karo im בית יוסף zu Jore dea Cap. 217. Danach wäre in diesem Falle der Genuss von den Samaritanern erlaubt, weil anzunehmen ist, dass sie zwar das Thora-Gebot der Sabbatruhe anerkannten, die Verordnung Esras aber nicht, aus persönlicher Feindschaft gegen den Mann, der den Bau des Tempels zu Jerusalem förderte.",
+ "] die nach Jerusalem hinaufziehen. Zu den drei Wallfahrtsfesten, Deut. 16, 16.",
+ "wohl aber von den Samaritanern. Obschon auch diesen geboten war, zum Feste nach Jerusalem hinaufzuziehen, taten sie es nicht, sondern begaben sich nach dem Berge Gerisim, um dort ihre Feste zu feiern."
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+ "dass ich keinen Genuss. In manchen Ausgaben: שאני נהנה, vgl. Ned. I, N. 8 und II, N. 18.",
+ "nicht aber von den andren Völkern einen Genuss haben. Denn die Israeliten werden speziell nach ihrem Stammvater Abraham benannt.",
+ "] dass ich von den Nach- kommen Abrahams. זרע אברהם oder בני אברהם יצחק ויעקב werden die Israeliten besonders dort genannt, wo der Gegensatz zwischen ihnen und den andren Völkern nachdrücklich betont werden soll, vgl. Demai VI, 2; B. kamma VIII, 6; B. mez. VII, 1.",
+ "aber der von den andren Völkern erlaubt. Selbst der Genuss von den Nachkommen Ismaels (Gen. 25, 12ff) oder Keturas (Gen. 25, 1ff) ist ihm erlaubt, weil es Gen. 21, 12 heisst: כי ביצחק יקרא לך זרע, nach Isak soll dir die Nachkommenschaft benannt werden.",
+ "] dass ich von Israel. D. h. von dem, was den Israeliten gehört. Die Talmudausgaben lesen מישראל.",
+ "so muss er über den Wert kaufen und unter dem Wort verkaufen. Damit er weder beim Einkauf noch beim Verkauf Vorteil habe. Wenn er jedoch erklärt hätte: das Vermögen der Israeliten sei mir zum Genusse verboten, so dürfte er selbst das nicht billig verkaufen, was er über den Wert bezahlt hat, weil das Verbot, das er ausgesprochen, nicht auf seiner Person, sondern auf den Gütern des Andren ruht.",
+ "] dass die Israeliten von mir. D. h. von dem, was mir gehört.",
+ "so muss er unter dem Wert kaufen und über den Wert verkaufen. Damit sie weder beim Einkauf noch beim Verkauf von ihm Vorteil haben.",
+ "wenn die andren auf ihn hören. D. h. wenn die Andren mit dieser Überteuerung einverstanden sind. Der Talmud und ed. princ. lesen: ואין שומעין לו, die Andren brauchen damit nicht einverstanden zu sein, falls sie durch ihn keinen Schaden leiden wollen.",
+ "so darf er von den andren Völkern einen Genuss haben. Das Gelübde ist nicht etwa von vornherein nichtig, weil er es nicht halten kann, wie oben (Ned. II, N. 23) zu dem Falle bemerkt war, wo jemand sich zu etwas verpflichtet, was er nicht aushalten kann; es giebt vielmehr für ihn einen Ausweg, indem er von Nichtjuden kauft und an sie verkauft.",
+ "so darf er wohl von unbeschnittenen Israeliten. D. h. von einem Israeliten, dem bereits zwei Brüder an den Folgen der Beschneidung gestorben sind und der deshalb unbeschnitten bleiben darf; vgl. Jeb. VIII, N. 1.",
+ "aber nicht von den Beschnittenen der andren Völker. Weil unter den „Unbeschnittenen“ schlechthin nur solche zu verstehen sind, die das Gebot der Beschneidung nicht kennen.",
+ "wohl aber von den Beschnittenen der andren Völker der Welt. Weil man „Beschnittene“ schlechthin nur solche nennt, die das Gebot der Beschneidung anerkennen; bei Gelübden aber ist die Ausdrucksweise des Volkes massgebend.",
+ "es heisst. Als Subject zu ואומר ist הכתוב zu ergänzen: „die Schrift sagt“.",
+ "ferner. Aus Jer. 9, 25 wäre noch nicht mit Sicherheit zu erweisen, dass die Heiden „Unbeschnittene“ schlechthin genannt werden, denn das ערלים in jenem Verse soll vielleicht durch das nachfolgende ערלי לב näher erklärt werden, sodass die Heiden nur als „unbeschnittenen Herzens“ bezeichnet werden.",
+ "dieser unbeschnittene Philister da. Hier wird also der Philister „unbeschnitten“ schlechthin genannt.",
+ "es heisst ferner. Man könnte vielleicht einwenden, dass David den Goliat in dem vorgenannten Verse nur darum als unbeschnitten bezeichnet habe, weil es nicht häufig vorkommt, dass jemand ohne Vorhaut geboren wird, daher zu vermuten war, dass Goliat unbeschnitten sei.",
+ "dass nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen. Unter einem ganzen Volke werden sich wohl manche finden, die „beschnitten“ geboren werden, gleichwohl werden hier die Philister „unbeschnitten“ schlechthin genannt.",
+ "sagt. Im Anschluss an die Gegenüberstellung der Bezeichnungen „Beschnittene“ und „Unbeschnittene“ werden einige Aussprüche mitgeteilt, die von der Wichtigkeit des Gebotes der Beschneidung handeln, obgleich hier von Gelübden nicht mehr die Rede ist.",
+ "denn die Frevler werden damit beschimpft. גני, syr. ܓܢܳܐ, beschimpfen, tadeln, verächtlich machen.",
+ "denn dreizehn mal wird dabei des Bundesschlusses gedacht. In dem Abschnitt, der von dem Gebot der Beschneidung handelt, Gen. 17, findet sich dreizehn mal der Ausdruck ברית, Bund.",
+ "denn sie verdrängt selbst den strengen Sabbat. Das Werkverbot des Sabbat tritt zurück hinter das Gebot der Beschneidung. Der Ausdruck חמורה ist wohl nur im Hinblick auf den Fall gewählt, dass der Versöhnungstag auf einen Sabbat fällt; selbst an einem solchen, besonders „strengen“ Sabbat muss die Beschneidung vollzogen werden.",
+ "denn ihretwegen wurde dem frommen Moses nicht eine Stunde Aufschub gewährt. תלה, eig. hängen, dann = in der Schwebe lassen, aussetzen, aufschieben; vgl. Jeb. IV, N. 31. — Nach Ex. 4, 24ff. kam Moses auf seinem Wege von Midian nach Ägypten in Lebensgefahr, weil er mit der Beschneidung seines Sohnes gezögert hatte; erst nachdem Zipora die Beschneidung vollzogen, war Moses von dieser Gefahr befreit.",
+ "denn sie verdrängt selbst [das Gesetz über] die Aussatzschäden. Nach Deut. 24, 8 ist es ein Verbot, den Aussatz mechanisch zu entfernen; gleichwohl muss auch an einem Aussätzigen das Gebot der Beschneidung vollzogen werden, selbst wenn man dadurch den Aussatz entfernt. — Der Ausspruch des R. Nehemia enthält eine Steigerung im Vergleich zu dem des R. Jose. Denn das Gebot der Beschneidung verdrängt nur dann das Werkverbot des Sabbat, wenn die Beschneidung zur vorgeschriebenen Zeit, d. h. am achten Lebenstage des Kindes geschieht, nicht aber wenn sie aus irgend welchen Gründen verschoben ist. s. Sab. XIX, 5; das Verbot der Entfernung des Aussatzes wird jedoch von dem Gebote der Beschneidung auch dann verdrängt, wenn diese nicht zur vorgeschriebenen Zeit erfolgt.",
+ "vollkommen. Das aram. שלים entspricht dem hebr. תמים, vollkommen; vgl. Targ. Onk. zu Gen. 17, 1.",
+ "wandle vor mir und sei vollkommen. Im Anschluss an diese Mahnung gab Gott dem Abraham das Gesetz der Beschneidung. Die ed. princ. hat noch den Zusatz: וכתיב זאת בריתי … ביני וביניכם.",
+ "wenn nicht mein Bund. Nämlich: der Beschneidung.",
+ "Tag und Nacht. Das Bundeszeichen der Beschneidung ist Tag und Nacht am Körper des Israeliten.",
+ "hätte ich die Gesetze des Himmels und der Erde nicht gemacht. In der Mischna des jerus. Talmud folgt hier noch: ד״א גדולה המילה שהיא שקולה כנגד כל המצות שבתורה שנ׳ הנה דם הברית אשר כרת ה׳ עמכם על כל הדברים האלה , wichtig ist die Beschneidung, denn sie wiegt alle Gebote der Thora auf, denn es heisst (Ex. 24, 8): Seht, dies ist das Blut des Bundes, den der Ew. mit euch auf alle diese Worte hin geschlossen hat; vgl. auch Ned. 32a."
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+ "dem der Genuss von seinem Nächsten durch Gelübde versagt ist. A hat z. B. gesagt: Konam sei dir, B, mein ganzes Vermögen, oder B hat erklärt: Konam sei mir dein ganzes Vermögen.",
+ "besteht kein andrer Unterschied. Hinsichtlich dessen, was ihnen durch das Gelübde verboten resp. trotzdem noch erlaubt ist.",
+ "als der bezüglich des Durchgangsrechts. דריסת הרגל eig. das Betreten mit dem Fusse, d. h. das Recht, das Gebiet des andren zu betreten oder zu durchschreiten, vgl. Erub. VI, 9 und Ket. I, N. 43.",
+ "in denen man keine Lebensmittel zu bereitet. Beides ist demjenigen, dem der Genuss versagt ist, verboten, demjenigen aber, dem nur die Speise versagt ist, erlaubt. — Der erste Satz der Mischna findet sich auch Meg. I, 6.",
+ "Wenn einem die Speise des andren durch Gelübde versagt ist. Nach Ned. 33a muss in diesem Falle A zu B gesagt haben: alles, was mir zum Genuss meiner Speise verhilft, sei dir durch Gelübde verboten, oder B hat erklärt: alles, was dir dazu verhilft, sei mir verboten.",
+ "so darf ihm dieser keine Schwinge. נפה, eine Schwinge, mit der man das feine vom groben Mehl sondert; Maim. zu Schebiit V, 9.",
+ "kein Sieb. כברה ein Sieb, mit dem man die Getreidekörner von der Spreu scheidet; ibid.",
+ "keine Mühle und keinen Ofen. תנור ist hier ein Ofen, in dem die Speisen in Töpfen gekocht werden.",
+ "leihen. Obschon diese Gegenstände nur mittelbar zur Bereitung von Speisen dienen; einen Kochtopf, einen Bratspiess u. dgl., die zur Bereitung der Speisen unmittelbar verwendet werden, darf man in diesem Falle gewiss nicht leihen.",
+ "wohl aber darf er ihm ein Hemd. חלוק, von חלק, glatt, ein glattes Kleidungsstück, das keine Falten hat, ein Hemd; Levy Wb.",
+ "ein Gewand und Nasenringe. נזם, das in der Bibel sowohl Nasenring (Gen. 24, 47) als Ohrring (Gen. 35, 4) bedeutet, soll wohl hier, wo es dem טבעת gegenübergestellt wird, Nasenring bezeichnen. Im jerus. Talmud findet sich die bessere Lesart: חלוק וטלית נזמים וטבעות, und so zitirt auch der bab. Talmud unsre Mischna.",
+ "wo man solches. Die Deutung der in der Mischna häufig wiederkehrenden Phrase כיוצא ב׳ ist schwierig. Levy, Wtb. II, 225, erklärt es = wie das, was an ihm herausgeht, daher „wie, gleichwie, desgleichen“; Strack-Siegfried, neuhebr. Gram. S. 60, nehmen es = wie bei dem, was danach geht, also „in ähnlichen Fällen“. Indess beide Erklärungen sind unbefriedigend. Verständlicher sind die Deutungen von Fleischer (Beiträge zu Levys Wtb.), „gleichwie mit etwas hervortretend, d. h. es vor- oder darstellend, wie ein Abbild davon“ und von Jastrow (Wtb. 587) „like that which passes with it (in the same class)“. Nach Geiger, Lesebuch S. 113, heisst die Phrase כיוצא בו „einen ähnlichen Wert hat, ähnlich verhält es sich“; sie ist dem יצא ב׳ nachgebildet, welches bei der Münze heisst „ausgegeben werden für, den Wert haben von“, vgl. M. scheni IV, 8. Nach Bacher, Terminologie S. 75, ist der Ausdruck כיוצא בו wahrscheinlich dem Heerwesen entlehnt, in dessen Sprache יצא eine grosse Rolle spielt. Das ב ist als ב societatis aufzufassen (vgl. Ps. 44, 10) und יוצא בו heisst demnach „derjenige, der mit einem andren zugleich ins Feld zieht“. Durch כ erweitert, bezeichnet dann die Redensart einen Gegenstand als mit einem andren gleichartig. Die aramäische Wiedergabe dieser hebr. Phrase findet sich im jerus. Targum zu Gen. 2, 18. 20 בד נפיק ביה = כנגדו; zu Deut. 14, 8 כנפיק ביה. Porges, in Frankels Monatsschr. 1900, S. 188 will das יצא in unserer Phrase aus der Bedeutung erklären, die es in Verbindung mit ציץ, שמש, נגה u. dergl. aufweist, also = zum Vorschein kommen, hervortreten; כיוצא בו hiesse demnach „wie das, was an dem Gegenstande sich herausstellt, dabei (oder daran) zum Vorschein kommt, ersichtlich wird, hervortritt, sich deutlich ergiebt“. Er versucht endlich auch כיוצא בו so zu deuten, dass es heisst: „wie etwas, was an der Sache selbst herauswächst, gewissermassen ein besonders hervorragender Teil am Ganzen, aus dem Ganzen hervorgegangen und mit ihm verbunden“.",
+ "ist [auch] dies verboten. Weil er die ersparte Miete zur Anschaffung von Lebensmitteln verwenden könnte."
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+ "so darf dieser [gleichwohl] für ihn. Die ed. princ. und die Talmudausg. lesen שוקל לו.",
+ "den Schekel entrichten. D. h. den halben Schekel, den man alljährlich zur Bestreitung der Gemeindeopfer zu entrichten hatte, Schek. I, 1. In dem Falle, dass B sich selbst durch Gelübde den Genuss von A versagt hat, darf dieser dennoch den Schekel für ihn zahlen, weil er selbst dem B den Genuss seines Vermögens nicht verboten hat. Aber auch wenn A dem B jeden Genuss seines Vermögens verboten hat, darf er für diesen gleichwohl zahlen, weil er dadurch ein Gebot erfüllt, die Ausübung eines Gebotes aber nicht als ein materieller Gewinn zu betrachten ist, denn „מצות לאו ליהנות נתנו , die Gesetze sind nicht zum Genuss gegeben“. B hat freilich durch A den Vorteil, dass er zur Zahlung des Schekel nicht mehr gezwungen werden kann, indess ist dies nur ein indirecter Nutzen und darum erlaubt. — Nach R. Nissim handelt die Mischna hier nur von dem Falle, dass B seinen Schekel durch einen Boten an die Verwaltung der Tempelkasse geschickt hat, der Schekel aber dann gestohlen wurde oder verloren ging, nachdem die Summe zur Anschaffung der Gemeindeopfer aus der Kasse abgehoben war. In einem solchen Falle konnte B nicht mehr gezwungen werden, den Schekel noch einmal zu zahlen; A durfte deshalb für ihn zahlen, weil es eine Leistung war, zu der B nicht mehr verpflichtet war, weil er somit dem B keinen Vermögensvorteil verschaffte. Vgl. Schek. II, 1.",
+ "dessen Schuld bezahlen. Der jerus. Talmud und die ed. princ. lesen ופורע לו. — Nach einer Ansicht in Ned. 33b handelt dieser Satz von dem Falle, dass B mit seinem Gläubiger vereinbart hat, dass dieser ihn zur Zahlung der Schuld nicht drängen dürfe. Wenn daher A für ihn zahlt, so verschafft er ihm keinen Vermögensvorteil, weil B vielleicht bei seinem Gläubiger den völligen Verzicht auf die Zahlung erwirken könnte. Nach einer andren Ansicht (ibid.) gilt dieser Satz der Mischna von jeder Schuld, und A darf darum dem Gläubiger des B zahlen, weil er diesem nicht direct einen Vermögensvorteil zuwendet, sondern nur verhindert, dass der Gläubiger die Schuld von ihm fordert; vgl. auch Ket. XIII, N. 16.",
+ "und dessen verlorenes Gut ihm zurückgeben. A darf dem B die Sache, die dieser verloren, zurückgeben, weil er damit ein Gebot ausübt, Deut. 22, 3. Aber auch B darf dem A, von dem er keinen Nutzen haben darf, dessen verlorenes Gut zurückgeben; denn obschon man während der Ablieferung eines Fundes indirect Nutzen haben kann, weil man in diesem Momente einem Armen, der gerade um ein Almosen bittet, nichts zu geben braucht [nach dem Grundsatze: העוסק במצוה פטור מן המצוה, „wer in der Ausübung eines Gebotes begriffen ist, braucht ein andres, dessen Erfüllungszeit eingetreten, nicht zu üben“, d. h. er braucht die Ausübung des ersten nicht zu unterbrechen, vorausgesetzt, dass er beide nicht gleichzeitig erfüllen kann], so gilt dies doch als ein so seltenes Zusammentreffen, dass man von einem Vermögensvorteil des B nicht reden kann. [Dieser relative Nutzen, den man durch Ablieferung eines Fundes haben kann, wird im Talmud als פרוטה דרב יוסף bezeichnet; s. B. kamma 56b].",
+ "wo man dafür Lohn empfängt. Und A und B sich gegenseitig jeden Genuss von einander durch Gelübde verboten haben; denn in diesem Falle würde entweder der Finder einen Nutzen haben, wenn er sich die Ablieferung bezahlen liesse, oder der Eigentümer, wenn der Finder auf den Lohn verzichten würde.",
+ "fällt der Nutzen an das Heiligtum. Die Mischna sagt hier nicht wie in andren Fällen, wo die Nutzung verboten ist (s. Ab. sara III, 9), dass der Nutzen „in das Salzmeer geworfen werden“ müsse, weil durch das Gelübde ihnen jeder Nutzen ebenso wie etwas „Heiliges“, wie Opfer u. dergl. verboten wurde, vgl. Einl. S. 173. — War jedoch nur dem B jeder Genuss von A verboten und jener hat die von A verlorene Sache gefunden, so darf er keine Bezahlung annehmen; desgleichen darf A die verlorene Sache des B nicht ohne Entschädigung abgeben. — Nach R. Nissim ist מקום in diesem Satze nicht mit „Ort“, sondern mit „Fall, Lage“ zu übersetzen, und die Mischna will sagen: „wenn der Fall so lag, dass man eine Bezahlung annehmen darf …“, d. h. wenn der Finder gerade mit einer gewinnbringenden Arbeit beschäftigt war, sodass er berechtigt ist, für die Erstattung eine entsprechende Vergütung zu fordern; s. B. mez. II, 9."
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+ [
+ "Er. Derjenige, der dem andren den Genuss verboten hat (A).",
+ "darf auch für ihn mit dessen Zustimmung die Hebe und den Zehnt abscheiden. Wenn der andre (B) erklärt hat, es dürfe jeder für ihn die Hebe abscheiden. Hätte er jedoch den A damit beauftragt, so dürfte dieser es nicht tun, da die Erfüllung dieses Auftrages als „Nutzen“ für B angesehen würde.",
+ "für ihn. Wenn A ein Priester und B ein Laie ist und jener diesem jeden Genuss verboten, oder dieser sich selbst jeden Genuss von A durch Gelübde verboten hat.",
+ "die Vogelopfer. קנים, eig. Vogelnester, dann die Vogelpaare, die als Opfer darzubringen sind.",
+ "der flussleidenden Männer. Lev. 15, 14.",
+ "die der Frauen. Lev. 15, 29.",
+ "und die der Gebärenden. Lev. 12, 6. 8.",
+ "sowie Sünd- und Schuldopfer darbringen. A darf die Vogelopfer für B darbringen, obgleich er ihm resp. seiner Frau dadurch erst den Genuss von Heiligem, Opfern u. dergl. ermöglicht, weil er ihm nur indirect einen Genuss verschafft, indem er ihn aus dem Zustande befreit, in welchem er Heiliges nicht geniessen darf, und die Priester überdies bei Opferhandlungen nicht als Beauftragte der Menschen, sondern als „Bevollmächtigte Gottes“ (שלוחי דרחמנא) gelten. A darf aber auch Ganz- und Friedensopfer für B darbringen, denn wenn ihm dies schon bei Sünd- und Schuldopfern gestattet ist, die B zu bringen verpflichtet ist, so muss es bei freiwilligen Opfern gewiss erlaubt sein.",
+ "er darf ihn in Midrasch. מדרש, das schon in II Chron. 13, 22 und 24, 27 vorkommt, bedeutet die Auslegung der Schrift, die sich auf die Ableitung und Erläuterung der einzelnen Satzungen bezieht; vgl. auch Ket. IV, N. 60.",
+ "Halachot. הלכה eigentl. Gang, Weg, dann Norm, Satzung, geltendes Recht, Überlieferung. Midrasch und Halachot, die Exegese und das Resultat dieser Auslegung bilden die einander ergänzenden Teile des Gesetzesstudiums vgl. auch Hoffmann, Zur Einleitung S. 1ff.",
+ "und Hagadot. הגדה, aram. אגדה, eigentl. das Gesagte, Erzählte, bezeichnet die Aussprüche der Weisen, die zwar an die Schrift angelehnt sind, aber nicht gesetzliche Bestimmungen, sondern nur Schrifterklärungen, Erzählungen, Sentenzen u. dergl. zum Inhalt haben; vgl. auch Zunz, Gottesdienstl. Vorträge, S. 45 Anm. b.",
+ "unterrichten. Denn der Unterricht in der Lehre des Gesetzes hat unentgeltlich zu geschehen, er verschafft ihm daher durch den Unterricht keinen Vermögensvorteil. Jene Bestimmung wird (Ned. 37 a) aus Deut. 4, 5 abgeleitet, wo Moses sagt: „Siehe, ich lehre euch Gesetze und Rechte, wie der Ew., mein Gott mir geboten“, womit angedeutet sein soll, dass ebenso wie Gott dem Moses die Gesetze „unentgeltlich“ gegeben, so auch die Israeliten das Lehren des Gesetzes als eine Pflicht unentgeltlich üben sollen, מה אני בחגם אף אתם בחנם. Nach Jore dea 246, 5 ist es jedoch erlaubt, für die durch den Unterricht erlittene Versäumnis Bezahlung zu nehmen, es darf daher nach der Halacha A den B auch nicht in Midrasch u. s. w. unterrichten.",
+ "er darf ihn jedoch nicht in der Schrift unterrichten. מקרא, das in der Bibel (Neh. 8, 8) die „Vorlesung“, im Neuhebr. aber auch das „Vorgelesene“, den Stoff des Lesens bezeichnet, bedeutet hier das „Lesen“, d. h. den Gesangsvortrag und das sinngemässe Abteilen der Worte der heiligen Schrift. Für die Unterweisung in diesen Gegenständen durfte man Bezahlung annehmen, weil deren Studium kein Thoragebot ist; A darf deshalb den B hierin nicht umsonst unterrichten, weil er ihm einen Vermögensvorteil verschafft.",
+ "wohl aber darf er dessen Söhne [und dessen Töchter. In der ed. princ. fehlen die Worte ואת בנותיו; vgl. auch Sota III, 4 über die Frage, ob Töchter in der Thora zu unterrichten sind oder nicht.",
+ "] in der Schrift unterrichten. Eigentlich ist der Vater verpflichtet seine Kinder zu unterrichten; die Ausübung der Pflicht aber, die ihm hier von A abgenommen wird, ist für ihn nicht als ein materieller Gewinn anzusehen nach dem oben (N. 14) erwähnten Grundsatze: „die Gebote sind nicht zum Genusse gegeben“.",
+ "obgleich jener selbst zu ihrem Unterhalt verpflichtet ist. Weil er ihm nur indirect einen Vermögensvorteil zuwendet; vgl. die zweite, oben N. 15 angegebene Erklärung. Aber auch nach der ersten, dort angeführten Ansicht, wonach A nur dann die Schuld des B bezahlen dürfe, wenn ein bestimmter Zahltermin nicht vereinbart war, während hier der Gatte auf alle Fälle den Unterhalt seiner Familie zu bestreiten hat, darf A gleichwohl diese Kosten für B bezahlen, weil dort B, wenn A nicht für ihn eingetreten wäre, selbst hätte zahlen müssen, hier aber B, wenn er seine Familie nicht ernährt, sondern diese sich selbst beköstigt oder sich Entbehrungen aller Art ausgesetzt hätte, nicht nachträglich verpflichtet wäre, seiner Familie die Auslagen zu ersetzen.",
+ "Er darf weder dessen unreines noch dessen reines Vieh füttern. Weil das Vieh dadurch wertvoller wird, B also einen Vorteil hat.",
+ "aber nicht das reine Vieh füttern. D. h. mästen, ihm mehr Futter geben, als es zur Erhaltung unbedingt nötig hat; denn da das unreine Vieh nicht zum Essen für den Israeliten dient, sondern nur zum Arbeiten, so hat der Eigentümer durch die Überfütterung seines Viehs keinen Nutzen. sondern den Nachteil, dass das Tier weniger arbeiten kann. Dem Vieh jedoch das unbedingt erforderliche Futter zu geben, ist auch nach den Weisen dem A verboten, weil B dadurch Vorteil hat.",
+ "bei dem reinen gehört das Leben dem Himmel. D. h. es kann dem Himmel als Opfer dargebracht werden (Mëiri).",
+ "dem Eigentümer. Wenn das Tier geschlachtet ist, darf es der Eigentümer essen, er hat also einen Vorteil dadurch, dass es schwerer ist.",
+ "bei dem unreinen aber gehören Leben und Leib dem Himmel. Das unreine Tier kann er nur für Zwecke des Heiligtums verwenden (בדק הבית, Ned. II, N. 55), aber nicht zum Essen, und selbst solange es lebte, konnte er es nur zur Arbeit benutzen; keinesfalls hat er also einen Vorteil durch die Überfütterung.",
+ "kann er es den Heiden verkaufen oder den Hunden zu fressen geben. Er hat also durch die Mästung einen Nutzen."
+ ],
+ [
+ "so darf er [bei ihm] stehen. Kurze Zeit.",
+ "aber nicht sitzen. Längere Zeit. Dieser Satz handelt von einem Orte, wo es Brauch ist, Krankenwärter für Lohn zu mieten; wenn daher A sich längere Zeit bei B aufhält, würde er ihm die Kosten des Wärters ersparen.",
+ "er darf dessen Person heilen. Weil er damit eine Pflicht erfüllt (vgl. N. 33); denn in den Worten והשבתו לו Deut. 22, 2 ist auch angedeutet, dass man verpflichtet ist dafür zu sorgen, dass einem die verloren gegangene Gesundheit wiedergegeben wird. An einem Orte jedoch, wo solche Hilfeleistung bezahlt wird, darf A es nicht umsonst tun, weil er ihm einen Vermögensvorteil verschafft.",
+ "was zu seinem Gute gehört. D. h. dessen Vieh. An einem Orte, wo Doch jemand vorhanden ist, der das Tier heilen kann, darf A es nicht tun, selbst wenn dort solche Dienste nicht bezahlt werden, weil er ihm einen Vermögensvorteil zuwenden würde; er darf ihm aber Mittel angeben, um das Tier zu heilen. Ist jedoch kein andrer Sachverständiger am Orte, so darf A selbst dem B diesen Dienst erweisen, weil das Tier sonst unrettbar verloren wäre, A aber dem B ein „verlorenes Gut“ wieder erstatten darf, s. M. 2. Eine ähnliche Unterscheidung findet sich auch Ab. sara II, 2.",
+ "er darf mit ihm in einer grossen Wanne. אמבטי, griech. ἐμβατή, Badewanne.",
+ "aber nicht in einer kleinen. Weil durch sein Hineinsteigen das Wasser in der Wanne höher steigt und den Körper des B bedeckt, er also diesem nützt.",
+ "er darf mit ihm in einem Bette. Das nicht dem A gehört.",
+ "Jehuda. Dieser will nur den letzten Satz der Mischna erklären, aber nicht dagegen controversieren.",
+ "weil er ihm einen Genuss verschafft. Weil er zur Erhöhung der Temperatur im Bette beiträgt, dem B also in der kalten Jahreszeit einen Genuss verschafft.",
+ "Er darf mit ihm zusammen auf demselben Ruhebett sitzen. Es wird nicht befürchtet, dass er einschlafen könnte, er darf daher selbst im Winter auf einem kleinen Sopha mit ihm zusammen sitzen.",
+ "und mit ihm am selben Tische speisen. Da A dem B jeden Genuss von seiner Seite verboten hat, ist anzunehmen, dass sie nicht eben befreundet sind, und darum auch nicht zu befürchten, dass er ihm von seiner Speise reichen könnte.",
+ "aber nicht aus der [gleichen] Schüssel. תמהוי, Becken, Schüssel zum Anrichten der Speisen, vgl. Sab. V, N. 31. — Das Speisen aus gemeinsamer Schüssel ist ihnen verboten, denn wenn A wenig isst, kann B sich eine grössere Portion nehmen, also Vorteil durch jenen haben.",
+ "wohl aber darf er [mit ihm. Die Talmudausg. lesen עמו.",
+ "die herumgereicht wird. חזר zurückkehren, herumgehen, circulieren; vgl. Ket. XIII, N. 22. — Nach dem Talmud (Ned. 41b) ist zu החוזר zu ergänzen לבעל הבית, d. b. A darf mit B zusammen aus der Schüssel essen, die zunächst den Gästen und dann dem Hausherrn gereicht wird; die Schüssel enthält so viel, dass ein Rest unter allen Umständen dem Gastgeber gereicht wird. Es hat somit B von A keinen Vorteil, sie kürzen vielmehr beide den Wirt. Nach einer andren Erklärung heisst תמחוי החוזר eine Schüssel, die bei Bedarf immer wieder gefüllt wird; wenn also A früher aufhören sollte sich zu bedienen als B, würde er diesem doch keinen Vorteil gewähren, da die Schüssel ohnedies wieder gefüllt wird.",
+ "Er darf nicht mit ihm zusammen aus der grossen Schüssel essen. אבוס ist hier nicht wie in der Bibel „Futterstall“ oder „Dreschtenne“, sondern der Behälter für die Speisen der Arbeiter, ähnlich wie nach der Septuaginta אבוס in Jes. 1, 3 mit „Krippe“ zu übersetzen ist.",
+ "wie sie den Arbeitern vorgesetzt wird. Obschon dieser Behälter noch grösser ist als die vorhergenannte „Schüssel“; denn es ist zu fürchten, dass B sich etwas Speise von der nimmt, die dem A gehört.",
+ "er darf auch nicht mit ihm in einer Reihe. אומן Furche, Reihe, Furchenstrecke, vom arab. مان = durchfurchen: Hoffmann, Israel. Monatsschr. 1893, S. 30; B. mez. VII, N. 24.",
+ "arbeiten. Weil er den Boden locker macht und so dem B das Arbeiten erleichtert, oder weil er durch seine Arbeit, wie Mähen, dem B mehr Raum und Bewegungsfreiheit verschafft.",
+ "er darf in einiger Entfernung von ihm arbeiten. Auch wenn es in derselben Reihe geschieht, denn es ist nicht zu befürchten, dass sich A dies auch in der Nähe des B erlauben würde; R. Meir hingegen hegt diese Befürchtung. In der Nähe zu arbeiten ist aber dem A auch nach den Weisen verboten."
+ ],
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+ "so darf er nicht auf dessen Feld gehen. Da er das Gebiet des A nicht betreten darf, s. oben M. 1.",
+ "und nicht von dessen hinausragenden [Früchten. Zu נוטות ist noch das Substantiv פרות oder נטיעות zu ergänzen. Es finden sich in der Mischna öfter Beispiele, wo das Hauptwort neben dem Adjectiv ausgelassen ist, so in unserer Mischna שביעית, sc. שנה; פטם = der gemästete, sc. שור, Ochs, Sab. XX, 4; שומרה sc. סוכה = Wachthütte, B. batra IV, 8.",
+ "essen. Obgleich sonst die Früchte des siebenten Jahres nicht als Eigentum des Herrn des Feldes, sondern als הפקר, herrenloses Gut, Gemeingut gelten (Lev. 25, 6. 7), darf hier B dennoch die Früchte von dem Felde des A nicht essen, weil dieser sie ihm zum Genusse verboten hat zu einer Zeit, da er noch das Verfügungsrecht über sie hatte und dieses Verbot auch dann noch wirksam ist, wenn sie nicht mehr sein Eigentum sind.",
+ "wenn es aber im siebenten Jahre geschieht. Wenn A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen hat.",
+ "so darf er zwar nicht auf dessen Feld gehen. Denn wenn auch die Früchte als Gemeingut anzusehen sind, so gilt dies noch nicht von dem Boden des Feldes, dieser ist es vielmehr nur in dem Moment, da jemand die Früchte pflückt und geniesst. Wenn es aber dem B erlaubt wäre, das Feld zu betreten, so wäre zu befürchten, dass er vielleicht noch länger dort verweilen würde, als zum Genusse der Früchte unbedingt nötig ist, er würde also von dem Felde selbst einen Nutzen haben.",
+ "wohl aber von dessen hinausragenden [Früchten] essen. Da A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen, wo er kein Eigentumsrecht an den Früchten mehr hatte, ist es gar nicht in Kraft getreten. Im babyl. Talmud und in manchen Mischnaausg. findet sich die Lesart: מן הנטיעות הנוטות.",
+ "so darf er auf dessen Feld gehen. Denn das Durch- gangsrecht ist ihm nicht verboten, vgl. oben Mischna 1.",
+ "wenn es jedoch im siebenten Jahre geschah. Wenn A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen hat.",
+ "so darf er darauf gehen und [davon] essen. Da A das Verbot erst im siebenten Jahre ausgesprochen, wo er kein Eigentumsrecht an den Früchten mehr hatte, ist es gar nicht in Kraft getreten. Im babyl. Talmud und in manchen Mischnaausg. findet sich die Lesart: מן הנטיעות הנוטות."
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+ "so darf er ihm nichts verleihen. B darf dem A, der das Verbot ausgesprochen, nichts verleihen, weil zu befürchten ist, dass sonst auch A aus Gefälligkeit dem B etwas leihen würde.",
+ "ihm kein Darlehen gewähren. Weil zu befürchten ist, dass sonst auch A dem B ein Darlehen gewähren würde. — Der Ausdruck שאל wird hier von Sachen gebraucht, die in natura zurückgegeben werden, לוה von Geld, bei dem dies nicht der Fall ist.",
+ "ihm nichts verkaufen. Würde B die Ware dem A zum reellen Werte verkaufen, so würde nicht nur dieser einen Nutzen haben, sondern auch B den Vorteil, dass er seine Ware absetzt. Würde er sie unter dem Werte verkaufen, so wäre zu befürchten, dass A aus Gefälligkeit ihm auch etwas abkaufen würde; würde er sie endlich über den Wert verkaufen, so würde nur B einen Nutzen haben.",
+ "und nichts von ihm kaufen. Auch nicht zu einem Preise, der höher ist als der reelle Wert des Gegenstandes, wobei B nur Schaden hätte, denn es ist zu befürchten, dass dann A aus Gefälligkeit auch dem B etwas abkaufen würde.",
+ "Wenn einer zum andren. Dieser Fall handelt nicht mehr von einem, der dem andren jeden Genuss von seiner Seite verboten hat, sondern von zwei beliebigen Personen.",
+ "sie ist nicht frei. Sie wird gerade bei der Arbeit verwendet.",
+ "Konam. Zu Konam s. oben II, N. 18; hier würde demnach die Formel lauten: wie Opfer verboten sei mir die Kuh, mit der ich nie pflügen werde.",
+ "dass ich mein Feld mit ihr nie pflügen werde. Hier ist zu ergänzen, dass der Entleiher sich über die Verweigerung des andren geärgert und deshalb dieses Gelübde ausgesprochen, dann aber die Kuh dennoch geborgt bekommen hat.",
+ "jedem andren aber erlaubt. Denn er wollte nur sagen, dass er mit der Kuh nicht so pflügen werde, wie er es gewöhnt ist, d. h. er selbst nicht, andren aber sollte es gar nicht verboten sein, für ihn zu pflügen.",
+ "so ist es ihm wie jedem andren verboten. Weil er meinte, er werde mit der Kuh weder selbst pflügen, noch andere pflügen lassen, wie er es sonst gewöhnt ist."
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+ "Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist und er nichts zu essen hat. Der Satz der Mischna gilt auch dann, wenn B wohl zu essen hat; der Fall ist nur deshalb so gewählt, weil dann eher anzunehmen ist, dass A sich bemühen wird dem B Unterhalt zu verschaffen.",
+ "so kann der andre zum Krämer. חנוני, Krämer, Kaufmann, von חנות = Laden (Stamm חנה), ein Subst. mit der Endung ני wie בישני ,שפכוני Pea VII, 1; קרתני Demai VI, 4. — Ms. Or. 567 liest: אצל חנוני הרגיל אצלו, zu dem Krämer, bei dem er zu kaufen pflegt. Hiernach will die Mischna lehren, dass A selbst zu einem solchen Krämer das folgende sagen darf, obschon er mit ihm in Geschäftsverbindung steht und es den Anschein hat, als ob dieser dann nur in dessen Auftrag handelt.",
+ "ist der Genuss von mir durch Gelübde verboten. Die ed. princ. liest: איש פ׳ גדר ממני הנאה, der Talmud נודר, er hat sich den Genuss von mir versagt.",
+ "was ich tun soll. Wie ich mich zu verhalten habe, wenn ich dem B Speise zuwenden will.",
+ "jenem. Dem B, dem der Genuss von A verboten ist.",
+ "[Speise] geben und von dem andren. A; s. Anm. 1.",
+ "bezahlt nehmen. Wenn A ihm zahlen will. Da A dem Käufer nicht den Auftrag erteilt hat, dem B Speise zu geben, so wird diese als ein Geschenk an B und die Bezahlung des A als ein Geschenk an den Kaufmann angesehen. Er darf aber diesem keinen Auftrag geben den B zu versorgen, vgl. N. 20, und er kann daher auch unter keinen Umständen zur Zahlung gezwungen werden. — Nach Maimonides ist der Kaufmann (und ebenso der Arbeiter im folgenden Falle) als Gläubiger des B anzusehen; A darf deshalb für B die Schuld bezahlen nach M. 2. Die ed. princ. liest: ובא זה ונוטל מזה.",
+ "War sein. Des B.",
+ "Haus zu bauen. Die ed. princ. liest היה ביתו נופלת, wenn sein Haus eingestürzt oder baufällig war.",
+ "dann dürfen sie bei jenem arbeiten und von dem andren den Lohn annehmen. Dieser zweite Fall, dessen Begründung der des ersten conform ist, wird nur deshalb auch noch angeführt, um zu zeigen, dass dem A das Verfahren nicht bloss dort gestattet ist, wo es sich um die Erhaltung des B handelt, sondern auch bei Dingen, die nicht so dringend sind."
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+ "Sind sie zusammen unterwegs und jener hat nichts zu essen. Hier handelt die Mischna (im Gegensatz zur vorigen, s. N. 77) nur von dem Falle, dass B nichts zu essen hat, weil ihm hier die Speise, die der andre von A erhalten hat, direct übergeben wird, während im M. 7 A für B nur bezahlt (ת״י). Nach R. Akiba Eger jedoch gilt dieser Satz der Mischna auch in dem Falle, dass B wohl zu essen hat, und zwar darf dieser das Geschenk des A darum annehmen, weil es durch die Übergabe an den Dritten zunächst dessen Eigentum geworden ist und dann erst aus dessen Besitz in den des B übergeht.",
+ "Jose aber verbietet es. Da kein andrer vorhanden ist, aus dessen Besitz es in den des B übergeht, so sieht es aus, als ob A dem B ein Geschenk macht. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des ersten, ungenannten Tanna."
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+ "Wenn [zwei] Teilhaber. שותף, (syr. ܫܰܘܬܳܦܳܐ), socius, Teilhaber, Miteigentümer. Das Substantiv ist von einem Partic, des Pual gebildet mit Abwertung des vorgesetzten מ; ebenso עוברה, die Schwangere, Para III, 2; vgl. Hillel, Nominalbildung, S. 34. Es könnte auch שׁוֹתָף punktiert werden nach Analogie von שובך, גולל, עובר; vgl. Baneth in Erub. VI, 5. 7.",
+ "sich gegenseitig jeden Genuss von einander durch Gelübde verboten haben. Dieser Satz findet seine sinngemässe Anwendung auch im Falle, dass nur der eine (A) dem andren (B) jeden Genuss von seinem Vermögen verboten hat.",
+ "so dürfen sie den [gemeinsamen] Hof. Der nicht so gross ist, dass der eine den andren zu einer Teilung zwingen kann, d. h. er enthält nicht 4 Ellen im Quadrat für jeden Besitzer und noch 4 Quadratellen für jede Thür, s. B. batra I, 6 u. N. 52.",
+ "nicht betreten. Vgl. Ned. III, 1. Nach den Weisen (ת״ק) ist jedem das Betreten des Hofes verboten, weil sie der Ansicht sind: אין ברירה, d. b. ein später eintretendes Ereignis oder eine später getroffene Entscheidung hat keine rückwirkende Kraft, giebt „keine Aufklärung“ darüber, ob das von diesem Ereignis oder dieser Entscheidung betroffene Objekt von Anfang an diese Bestimmung gehabt hat (vgl. Ab. sara III. N. 47). Auf unsren Fall übertragen, heisst dies: wir sagen nicht, dadurch, dass A einen Teil des Hofes betritt, sei erwiesen, dass gerade dieser Teil schon von Anfang an als sein Eigentum anzusehen war, es ist vielmehr dieser Teil in jedem Momente zugleich als Eigentum des B zu betrachten und darum für A unzugänglich. Hiergegen liesse sich freilich einwenden, dass eigentlich infolge des Societätsverhältnisses jeder Teil des gemeinsamen Hofes jedem Einzelnen im Momente, da er ihn benutzt, als Eigentum gehört und daher zur Benutzung gestattet sein sollte. Allein, die durch ein Verbotgelöbnis über einen Gegenstand ausgesprochene Weihe hebt das Eigentumsrecht an dieser Sache auf, קונמות מפקיעין מידי שעבוד; durch das Verbot, das A gegen B ausgesprochen hat, verliert daher dieser das Eigentumsrecht an dem Hofe.",
+ "ein jeder betritt den ihm gehörigen Teil. Durch das Betreten des Hofes wird entschieden (יש ברירה), dass von Anfang an der Teil, der gerade von einem betreten wird, dessen Eigentum war und der andre kein Anrecht daran hatte. — Wenn jedoch der Hof so gross war, dass der eine den andren zu einer Teilung zwingen konnte (N. 3), dann giebt auch R. Elieser b. J. zu, dass keiner von beiden den Hof betreten darf, solange die Teilung nicht erfolgt ist. Denn wenn auch R. Elieser der Ansicht ist, dass יש ברירה, dass also jeder gerade den ihm gehörigen Teil des Hofes betritt, so würde doch nach erfolgter Teilung ein jeder nur ein Stück von 4 Quadrat-Ellen betreten dürfen, die andren, gemeinsamen 4 Ellen aber nicht. Solange aber die Teilung nicht vollzogen ist, würde jeder ein Stück von 8 Ellen, nämlich das ihm allein gehörige und das beiden gemeinsame Stück betreten dürfen, es würde also ein jeder, solange er die Trennung nicht herbeiführt, dem andren den Vorteil einer grösseren Bewegungsfreiheit verschaffen, und die Benutzung dieses Vorteils wäre jedem einzelnen verboten.",
+ "eine Mühle oder einen Ofen dort aufzustellen oder Hühner zu züchten. Dies gilt auch nach R. Elieser b. J. und zwar für einen Hof, der nicht geteilt werden kann. Nur das Betreten ist nach ihm erlaubt, weil der Hof eben dazu am meisten gebraucht wird; alles aber, was nicht unbedingt hier geschehen muss und von vornherein einer dem andern verwehren könnte, ist zu unterlassen, weil durch die Unterlassung des Verbotes es den Anschein hat, als ob der eine dem andren erst jetzt, im Momente der Benutzung, diesen Vorteil gewährt.",
+ "so darf [nur] er den Hof nicht betreten. Dieser Satz ergiebt sich nach dem Obigen von selbst, er ist nur deshalb hierhergesetzt, weil die Schlussworte, die R. Elieser hinzufügt, etwas Neues enthalten.",
+ "seinen Teil zu verkaufen. Weil zu fürchten ist, dass er, da er den andren den Hof betreten sieht, das Verbot vergessen und gleichfalls den Hof benutzen wird; war jedoch die Benutzung beiden verboten, so ist dies nicht zu befürchten. Man zwingt ihn aber nur dann zum Verkaufe seines Anteils, wenn er sich selbst den Genuss des andren durch Gelübde versagt hat. Hat aber der andre ihm den Genuss verboten, so fällt dieser Zwang fort, denn sonst wäre zu fürchten, dass jeder Teilhaber dem andren den Genuss seines Eigentums verbietet, damit dieser gezwungen wird, ihm seinen Anteil zu verkaufen."
+ ],
+ [
+ "so darf er den Hof. Falls dieser nicht so gross ist, dass sie zu einer Teilung gezwungen werden können, s. N. 3.",
+ "nicht betreten. Auch nicht, um für den, der ihm die Benutzung nicht verboten bat, etwas zu besorgen.",
+ "aber ich betrete nicht den dir gehörigen Teil. R. Elieser b. J. will damit sagen, dass wir nicht nur in M. 1 die rückwirkende Kraft eines Ereignisses anerkennen, wo dem einen Teilhaber durch den andren das Nutzungsrecht versagt ist (s. N. 5) und dieser also durch das Verbot in der Benutzung seines Eigentums gehindert ist, sondern auch in unsrem Falle, wo es sich um einen Fremden handelt, der überhaupt kein Anrecht an dem Hofe hat. Die Halacha entscheidet auch im Sinne des R. Elieser b. J."
+ ],
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+ "die [von ihm] vermietet sind. A hatte sein Bad anderweitig vermietet, bevor er dem B jeden Genuss seines Eigentums verboten hatte",
+ "falls der andre noch ein Anrecht daran hat. תפיסת יד, eig. Besitzergreifung, Anrecht. Er hat sich einen Teil des Grundstücks vorbehalten, z B. einen Brunnen, der zum Bade gehörte, u. dergl.",
+ "erlaubt. Da A die Sachen vollständig einem andren überlassen, so hat er auch kein Recht mehr, einem andren deren Gebrauch zu verbieten. Man könnte freilich einwenden, dass auch hier A das Eigentumsrecht des Mieters aufhebt nach dem Grundsatze, dass Verbotgelöbnisse das Eigentumsrecht aufheben CN. 4), demnach wäre dem B auch in diesem Falle die Benutzung zu verbieten. Allein jener Grundsatz kann nur dort Anwendung finden, wo derjenige, der das Verbot ausspricht, noch ein Bestimmungsrecht über die Sache hat, hier jedoch hatte A von dem Momente an, da er sie vermietete, kein Verfügungsrecht mehr über die Sache: dem B ist daher der Gebrauch zu gestatten.",
+ "dass ich dein Haus nicht. Vgl. Ned. II, N. 18.",
+ "betreten oder dass ich dein Feld nicht kaufen werde und dieser stirbt oder es an einen andren verkauft. Oder verschenkt.",
+ "so ist es ihm erlaubt. Da er „dein Haus, dein Feld“ sagte, so hat er sich die Benutzung nur für die Zeit versagt, in der sie dem andren gehören.",
+ "so ist es ihm verboten. Da er ein bestimmtes Haus ohne Angabe des Eigentümers nannte, so bleibt ihm dessen Benutzung verboten, gleichviel wem es gehört."
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+ "Ich will dir Banngut sein. D. h Alles, was mir gehört, sei für dich [verboten wie] Banngut, s. Ned. I, N. 27. Nach Ned II, 4 handelt dieser Fall von einem Galiläer, der unter „Banngut“ schlechthin solches verstand, das für die Zwecke des Tempeldienstes bestimmt war, בדק הבית, Lev. 27, 28; s. das. N. 70.",
+ "der Genuss von jenem versagt. Obgleich B, den das Verbot treffen soll, nicht ausdrücklich seine Zustimmung gegeben; denn jeder darf über sein Eigentum ein Verbotgelöbnis aussprechen und der andre muss dieses Verbot achten Dem A, der das Verbot ausgesprochen, ist es jedoch erlaubt, von B einen Genuss zu haben.",
+ "du seiest mir Banngut. D. h. Jeder Genuss von dir sei mir [verboten wie] Banngut.",
+ "die den aus Babylon Hinaufziehenden gehören. S. die folgende Mischna. Die hier genannten Dinge sind Gemeingut aller Israeliten und können nicht veräussert werden; der Anteil jedes Einzelnen ist daher so minimal, dass einer nicht dem andren den Genuss verbieten kann.",
+ "die [den Einwohnern] ihrer Stadt gehören. S. M. 5. Hier ist das Anrecht jedes Einzelnen ein grösseres, weil die Einwohner andrer Städte kein Verfügungsrecht haben und diese Dinge event. von den Behörden dieser Stadt veräussert werden dürfen. Es kann daher einer dem andren den Genuss solcher Dinge verbieten."
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+ "die Vorhöfe. Ebenso der ganze Tempel; die Vorhöfe sind nur deshalb genannt, weil sie Allen zugänglich waren. Ed. princ. liest: הר הבית והלשכות והעזרות.",
+ "auf der Strasse. Der für die Wallfahrer nach Jerusalem angelegt war.",
+ "die Strasse. רחבה, eig. der weite Raum, freie Platz, Markt.",
+ "die Lade. Die zum Aufbewahren der Thorarollen und Bücher diente.",
+ "und die Bücher. Der heiligen Schrift.",
+ "man kann jedoch seinen Anteil [daran] dem Fürsten verschreiben. Nach dem Wortlaut der Mischna wäre zu übersetzen: „und wenn man seinen Anteil dem Fürsten verschreibt“, und dieser Satz wäre dann zu ergänzen: so darf jemand, dem der Genuss von einem andren verboten ist, diesen Anteil nicht benutzen. Dies wäre aber falsch, denn wenn A seinen Anteil an diesen gemeinsamen Dingen dem Fürsten überweist, so würde er sich ja jedes Anrechts entäussert haben und die Benutzung müsste dann dem B freistehen. Deshalb werden die Worte והכותב חלקו לנשיא in Ned. 48a so erklärt, als ob sie lauteten: והכותב כותב חלקו לנשיא, wenn jemand verschreiben will, so kann er seinen Anteil dem Fürsten verschreiben, d. h. wenn diejenigen, die sich gegenseitig den Genuss von einander verboten haben, einen Ausweg finden wollen, die in der Mischna genannten Dinge zu benutzen, so können sie ihren Anteil dem Fürsten verschreiben, wodurch ihnen dann die Benutzung gestattet ist. In M. 1, wo es sich um den gemeinsamen Hof handelt, dessen Benutzung sie sich gegenseitig verboten haben, wurde jedoch dieser Ausweg nicht angegeben, weil dieser Hof nur ihnen beiden gehörte, sie also keinen Vorteil von dieser Überweisung hätten, da der Fürst ihnen nicht den Hof zur Benutzung überlassen würde. In unsrem Falle aber, wo es sich um Dinge handelt, an denen alle Einwohner der Stadt Anteil haben, würde der Fürst im Interesse der Gesamtheit die Benutzung Allen gestatten.",
+ "ob man ihn dem Fürsten oder einem Privatmann verschreibt. Sie dürfen ihren Anteil ebensogut einem Privatman verschreiben.",
+ "muss ihn diesem erst zueignen. Da sie von ihrem Besitzrecht zurücktreten, wird der Anteil jedes Einzelnen wie Gemeingut (הפקר) betrachtet; will man also diesen Anteil einem andren zuwenden, so muss man ihn zunächst entweder selbst für ihn erwerben, d. h. ergreifen und in die Höhe heben in der Absicht, dass hierdurch der andre der Eigentümer werde, oder einen Dritten für diesen den Gegenstand erwerben lassen. Einem Fürsten gegenüber bedarf es dieser mittelbaren Zueignung nicht, weil er kraft seiner Machtfülle als der Eigentümer aller herrenlosen Güter gilt.",
+ "die Weisen. Die Weisen wie R. Jehuda erklären nur die Worte des ungenannten Tanna: והכותב חלקו לנשיא, ohne mit ihm zu controversieren.",
+ "sowohl diesem wie jenem muss man ihn erst zueignen. Auch der Fürst erwirbt nicht das Eigentum eines andren ohne ausdrückliche Zueignung.",
+ "weil es [gewöhnlich] so geschieht. Vgl. Jeb. XV, N. 14. — Man pflegt in der Hegel dem Fürsten Güter zuzuwenden aus Ehrfurcht vor ihm (Raschi), oder aber weil man bei einem Privatmann zu befürchten hat, dass er die Benutzung solcher Güter sich allein vorbehalten und den andren verbieten wird, ein Fürst aber den Gebrauch auch andren gestattet (R. Nissim).",
+ "denn ihre Vorfahren haben [ihn] bereits für sie verschrieben. Die Galiläer waren leicht erregt und daher schnell geneigt einander die Benutzung ihres Eigentums zu verbieten; sie haben deshalb ihren Anteil an den Gegenständen, die allen Einwohnern einer Stadt gehörten, schon frühzeitig dem Fürsten verschrieben, damit ihre Nachkommen ihn sich nicht mehr gegenseitig verbieten können. Über Differenzen zwischen Galiläa und andren Provinzen vgl. auch Ket. IV, 12 und Ned. II, 4."
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+ "und jener darf dieses dann geniessen. Die Mischna Ned. IV, 8, deren erster Satz mit diesem fast gleichlautend ist, handelt von dem Falle, dass beide unterwegs waren, während unsre Mischna davon spricht, dass sie daheim waren; selbst in diesem Falle braucht B, dem der Genuss von A verboten ist, sich nicht an andre um Hilfe zu wenden, sondern kann sich durch den genannten Ausweg Mittel verschaffen.",
+ "Es. Vor diesem Satz ist nach Ned. 48a zu ergänzen: Wenn jedoch der Erfolg beweist, dass die Absicht des Gebers (A) nur die war, dass B, dem zunächst jeder Genuss von A verboten war, dennoch einen Genuss haben soll, so ist die Überweisung seitens des A an einen dritten nicht gestattet. Als Beleg hierfür folgt dann die Erzählung des Falles in Bet-Choron. Ohne jene Einschaltung würde die Entscheidung in dem Falle von Bet-Choron mit dem ersten Satz der Mischna in Widerspruch stehen.",
+ "dass jemand in Bet-Choron. Bet-Choron, die Stadt in Ephraim, s. Jos. 16, 3.5 u. o.",
+ "aber sie gehören Dir nur. Die Talmudausg. lesen: אלא נתונים הינן לפניך, wo die aram. Form תינן dem hebr. הם entspricht.",
+ "Du hast mir [also] das Deinige nur deshalb gegeben. Oder: Du hast mir [gewiss] das Deinige nicht in der Absicht nur gegeben, dass Du u. s. w.",
+ "damit Du mit Deinem Vater zusammen speisen und Ihr Euch mit einander versöhnen könnt und die Sünde. Mëiri liest statt עון תלוי בראשו die Worte קולר תלוי בצוארו, „die Fessel ruht auf seinem Halse“, eine Phrase, die im Talmud oft wiederkehrt (vgl. Sanh. 7b u. s.) zur Bezeichnung einer drohenden Gefahr.",
+ "auf seinem Haupte ruhe. D. h. dass er von dem, was ihm eigentlich verboten ist, geniesse.",
+ "gilt nicht als Geschenk. Die Wortfolge in der Mischna ist etwas schwierig und die Lesarten schwanken. Der unsrigen am ähnlichsten ist die in der Erklärung des R. Ascher zitierte: כל מתנה שאינה שאם הקדישה מקודשת אינה מתנה, jedes Geschenk, das durch Vorbehalte des Gebers nicht in dem Grade Eigentum des Empfängers ist, dass es heilig wäre, wenn dieser es dem Heiligtum überweisen würde, gilt nicht als Geschenk. In unsrem Falle nun hat der Geber A ausdrücklich erklärt, dass er den Hof und das Gastmahl ausschliesslich zu dem Zwecke dem B übergebe, damit sein Vater an dem Mahle teilnehmen könne, jedes andre Verfügungsrecht aber hat er sich selbst vorbehalten; dashalb ist es in keiner Hinsicht als Geschenk anzusehen, und dem Vater des A bleibt nach wie vor die Teilnahme am Hochzeitsmahl verboten. — Tosafot haben die Lesart: כל מתנה שאם הקדישה אינה מקודשת אינה מתנה, ein Geschenk, das, wenn man es heiligen wollte, nicht heilig wäre, gilt nicht als Geschenk. R. Nissim endlich und R. Ascher in seinen Entscheidungen lesen: כל מתנה שאינה שאם הקדישה אינה מקודשת אינה מתנה , jedes Geschenk, das nichtig ist, weil es nicht völlig in den Besitz des Empfängers übergegangen ist, denn wenn er es heiligen wollte, wäre es nicht heilig, gilt nicht als Geschenk; so scheinen auch der jerus. Talmud, Raschi und Schit. mekub. gelesen zu haben. — Weiss, Studien über die Spr. der Mischna, S. 115 weist darauf hin, dass sich in der Mischna häufig in Verbindung mit der Negation ein überflüssiges ש findet, z. B. כל הזבחים שנזבחו שלא לשמן, Seb. I, 1, שלא על מנת לקבל פרס , Abot I, 3 (vgl. auch Ket. VII, N. 31, wo „das ש in שאם“ in „das ש in שאינה“ zu berichtigen ist). Er vermutet nun, dass die Mischna ursprünglich gelautet habe: כל מתנה שאינה שאם הקדישה אינה מקודשת, wobei שאינה = אינה wäre: „das ganze Geschenk ist nichtig, denn wenn er es heiligen wollte, würde es auch nicht heilig sein.“ Dadurch nun, dass im Texte שאינה stand, das man relativisch aufgefasst habe, seien dann die beiden Worte אינה מתנה, die jemand am Rande zur Erklärung sich angemerkt habe, in den Text gekommen, sodass schliesslich der Satz die Gestalt annahm: כל מתנה שאינה שאם הקדישה אינה מקודשת אינה מתנה. Wir haben indessen nach unsren obigen Ausführungen keinen Grund, hier eine Korrektur des Mischnatextes anzunehmen."
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+ "dem ist Gebratenes. Weil im allgemeinen unter מבושל Gebratenes nicht verstanden wird. In der Bibel wird zwar בשל auch vom „Braten“ gebraucht, s. ויבשלו הפסח באש כמשפט, II Chron. 35, 13, was nach Ex. 12, 9 nur „braten“ bedeuten kann; indess ist bei Gelübden die übliche Redeweise massgebend, und diese bezeichnet mit מבושל nur Gekochtes.",
+ "und Gesottenes. שלוק bedeutet im Talmud zuweilen „stark oder zu lange gekocht“, vgl. Ukz. II, 6, Chul. 111a (s. jedoch die Bemerkung des R. Elia Wilna zu Jore dea 73, 1), zuweilen „zu wenig gekocht“, vgl. Terum. X, 11 (nach der Erklärung des Mëiri zu Ned. 49 a u. A.). In unsrer Mischna ist nach R Nissim, Tosafot u. A. unter שלוק das letztere zu verstehen, während das, was zu viel gekocht ist, in der Regel als מבושל bezeichnet wird. Nach Raschi und R. Ascher ist jedoch auch hier שלוק im ersteren Sinne zu nehmen.",
+ "Konam. S. Ned. II, N. 18.",
+ "was in einem Topfe weich zubereitet wird. Wie Brei, Mus u. dergl., die mit Brot genossen werden.",
+ "erlaubt. Weil solche Speisen, die ohne Brot genossen werden, in der Regel nicht תבשיל heissen.",
+ "auch ist ihm ein schlürfbares Ei. Die Talmudausg. lesen בביצה טורמוטא, ed. Lowe und ed. princ. בביצה טרמיטה. — טרמיטא ist das griech. τϱομητή, eigentl. „zitternd“, ein Ei, das man wiederholt bald in heisses, bald in kaltes Wasser legt, sodass es zusammenschrumpft und im ganzen geschlürft werden kann; so Ned. 50b. Der jerus. Talmud erklärt טורמיטא mit רופיטון, ῥοφητόν, schlürfbar; das Ei wird weich gekocht und ohne Brot verzehrt, daher auch nicht als תבשיל bezeichnet. Löw bei Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter II, S. 270 weist auf Galen VI, 706 u. 769 hin, wo die beiden griech. Wörter neben einander vorkommen.",
+ "und ein in heisser Asche zubereiteter Kürbis erlaubt. רמוצה, denomin. von רמץ رمض, Asche, in heisse Asche gelegt, damit er süss und schmackhaft werde. Nach einer andren Erklärung in Ned. 51a ist דלעת הרמוצה = קרא קרקוזאי, nach Raschi u. A. = Kürbis aus einem Orte Karkus, der aber sonst im Talmud nicht erwähnt wird. Aruch erklärt es als „runden Kürbis“. Perles, in Frankels Monatsschr. 1872, S. 363 liest קרבוזאי; der Talmud erklärt nach ihm דלעת הרמוצה durch das rabbin. קרי = Kürbis und durch das gleichlautende persische charbuz, woraus auch unser „Kürbis“ hergeleitet ist."
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+ "was darin gesotten wird. רתחה (= dem bibl. רתח, Ez. 24, 5), das Wallen, Sieden. Der bab. Talmud hat die aram. Form רתחתא, Ms. Or. 567 רתיחתה. — Er darf alles das nicht essen, was lange kochen muss, bis es geniessbar wird, wie Graupen, Reis u. dergl., weil solches in der Regel מעשה קדרה genannt wird."
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+ "das Eingelegte. כבוש von כבש, pressen, Eingemachtes, in Essig u. dergl. Eingelegtes.",
+ "so ist ihm nur das Eingelegte von Kraut verboten. Denn unter „Eingelegtem“ schlechthin wird gewöhnlich eingelegtes Kraut verstanden.",
+ "so ist ihm alles Eingelegte verboten. Sobald er den bestimmten Artikel fortlässt, ist Alles zu verbieten, was unter den Begriff כבוש fällt; ebenso in den folgenden Fällen.",
+ "so ist ihm nur gesottenes Fleisch verboten. Die ed. princ. liest: משלוק אינו אסור אלא בשלוק של ירק; ebenso lesen auch Tos. und R. Ascher.",
+ "das Gesalzene. S. Ned. II, N. 48.",
+ "so ist ihm nur gesalzener Fisch. Ed. princ. hat המליח של בשר; ebenso Mëiri."
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+ "Fische. Nach R. Nissim ist dies dahin zu erklären, dass er beide Worte, דג דגים, gesagt hat; unter דג sind grosse Fische zu verstehen, die einzeln verkauft werden, unter דגים kleine, die nur in grösserer Menge in den Handel kommen, und da er beides gesagt, so sind ihm Fische jeder Art verboten. Nach Maimon. in seinem Mischna-Kommentar ist דג דגים als status constructus aufzufassen, wie שיר השירים, Hohel. 1, 1, הבל הבלים, Koh. 1, 2, und diese Verbindung der Einzahl eines Substantivs mit seiner Mehrzahl soll hier die Zusammenfassung sämtlicher Arten einer Gattung ausdrücken. Nach Andren jedoch (R. Ascher, Mëiri) ist דג von דגים zu trennen, und gleichviel, ob er דג oder דגים gesagt hat, sind ihm alle Fische verboten.",
+ "gesalzene wie ungesalzene. טפל = dem bibl.-hebr. תפל, Hiob, 6, 6, nüchtern, fade, ungesalzen. Ed. Lowe und Ms. Or. 567 haben תפילין.",
+ "kleingehackte Triss. טרית = ϑϱίσσα, eine Sardellenart. Nach Raschi in Meg. 6a ist es eine Art Thunfisch, Triton; vgl. auch Ab. s. II, N. 59. — Triss ist ihm erlaubt, weil dieser Fisch, der stets in kleine Stücke zerlegt (טרופה) verkauft wird, einen besondren Namen hat und nicht in דג miteinbegriffen ist.",
+ "und Fischlake. ציר, صير, Saft, Salzlake, die mit Wasser vermischt, als Tunke oder Zukost verwendet wird. — Nach Ned. 52b ist ihm nur die Lake zum Genuss erlaubt, die bereits vor dem Aussprechen seines Gelübdes aus dem Fisch gewonnen war; die spätere ist ihm jedoch verboten, weil vielleicht auf seine Worte שאיני טועם das Hauptgewicht zu legen ist, er sich also den Genuss alles dessen versagen wollte, was aus Fisch gewonnen wird. Das Gleiche gilt entsprechend auch bei Molke (M. 5) und Honig (M. 8).",
+ "Wer sich das aus kleinen Fischen bereitete Gericht. צחנה, صحناة, ein Gericht, das aus kleinen, gesalzenen Fischen hergestellt wird. Weil in diesem Gericht auch kleingehackte Fische enthalten sind, ist ihm auch zerlegte Triss verboten.",
+ "Fischlake aber und Salzlake. מורים, muries, Fischbrühe, Salzlake, aus dem Fett des Fisches gewonnen, zuweilen mit Wein vermischt, s. Ab. s. II, 4.",
+ "erlaubt. Weil in diesen keine festen Bestandteile vom Fisch enthalten sind, sie also nicht als צחנה bezeichnet werden.",
+ "dem sind Fischlake und Salzlake verboten (a. L.: erlaubt. Der bab. Talmud und die Mischnaausg. lesen אסור, die ed. princ. und der jerus. Talmud מותר; in der ed. Lowe fehlt der letzte Satz der Mischna vollständig. — Raschi und die Andren, die אסור lesen, erklären: die Fisch- und Salzlake sei darum verboten, weil sie dünn und flüssig ist, ähnlich wie zerlegte Triss, das טרופה aber in seinem Gelübde ist entscheidend. R. Nissim, der מותר liest, erklärt, das טרית sei entscheidend; weil aber in der Lake keine Stücke vom Fisch, wie etwa bei טרית טרופה, enthalten sind, ist sie ihm erlaubt."
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+ "dem ist Molke erlaubt. קום, ed. Lowe קם, ist abgestandene Milch, Molke, nach dem jerus. Talmud z. St. die Flüssigkeit, die von der geronnenen Milch kommt. — Die Molke ist ihm erlaubt, weil sie nicht als „Milch“ bezeichnet wird.",
+ "Jose aber verbietet sie ihm. Weil sie Bestandteile von Milch enthält und daher auch unter den Begriff Milch fällt.",
+ "dem ist Milch erlaubt. Auch nach R. Jose, denn Milch wird nicht mit dem Namen „Molke“ bezeichnet.",
+ "dem ist er gesalzen wie ungesalzen verboten. Obgleich in der Regel Käse gesalzen wird, so wird doch auch der ungesalzene als Käse und nicht etwa als dicke, geronnene Milch bezeichnet."
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+ "dem ist die Brühe. רוטב (von רטב, frisch, saftig sein), Brühe.",
+ "und der Bodensatz. קיפה (von קפי oder קוף), was vom gekochten Fleisch und seinen Zutaten beim Kochen zu Boden fällt, Bodensatz; Levy Wtb.",
+ "erlaubt. Weil beides nicht „Fleisch“ genannt wird.",
+ "Jehuda. R. Nissim las ר׳ יוסי.",
+ "aber verbietet sie ihm. Weil sie Fleischgeschmack haben.",
+ "einst hat mir. Im Talmud עלינו.",
+ "die darin. Ed. princ.: שנתבשלו בתוכו.",
+ "verboten. In einem ähnlichen Falle, wo jemand sich den Genuss von Fleisch versagt hatte; und dieses Verbot konnte nur darin seinen Grund haben, dass die Eier einen Fleischgeschmack angenommen hatten.",
+ "Darauf sagten sie. Die Weisen, die mit R. Jehuda controversieren.",
+ "so war es auch. Der Fall lag wirklich so, aber Du kannst nicht ohne weiteres Deine Ansicht durch die Entscheidung des R. Tarphon stützen.",
+ "aber nur wann. Wann war ihm Alles, Fleisch und Eier, zu verbieten?",
+ "dieses Fleisch sei mir [verboten. Hier ist אסור oder קונם zu ergänzen, vgl. Einl. S. 173.",
+ "sobald darin soviel von jenem. Nämlich dem verbotenen Stoffe.",
+ "dass es ihr einem Geschmack mitteilt. בנותן טעם ist die Menge eines Stoffes, die einem andren, mit dem sie vermischt wird, ihren Geschmack mitteilt, vgl. Ab. s. V, N. 69; das ב dient nur zur Bezeichnung des Quantums, s. Ab. s. V, N. II. Das בו kann auf die ganze Mischung bezogen werden, wie es oben in der Übersetzung geschehen ist, aber auch auf den verbotenen Stoff. — Die Weisen wollen sagen: Nur dann, wenn er gesagt hat: „dieses Fleisch sei mir verboten“, darf er die ganze Mischung nicht geniessen, sobald sie nach dem Fleisch schmeckt, weil er durch sein Gelübde sich Alles, was von „diesem“ Fleisch einen Geschmack empfängt, versagen wollte. Wenn er jedoch gesagt hätte: „Fleisch sei mir verboten“, so hätte er sich nur den Genuss von Fleisch in natura versagt, der Fleischgeschmack aber bliebe ihm erlaubt, und in dem Falle des R. Tarphon wäre die Mischung erlaubt gewesen."
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+ "erlaubt. Dies entspricht der Ansicht der Weisen in der vorigen Mischna."
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+ "[Wer sich] Spättrauben. סתוני, eine Nominal-Bildung wie חנוני, s. Ned. IV, N. 78, hibernae sc. uvae, Trauben, die bis zum „Winter“ (סתו) im Weinberg bleiben und, da sie nicht völlig reif werden, in der Regel nur zur Herstellung von Essig dienen; vgl. auch Terumot XI, 2.",
+ "wenn etwas nach seinem Ursprunge benannt wird. Z. B. Dattelhonig, Spättrauben-Essig.",
+ "und sich jemand es. D. h. die Frucht selbst, deren Erzeugnis noch nach ihr benannt wird, z. B. Spättrauben.",
+ "die Weisen aber erlauben es. Er darf wohl die Spättrauben geniessen, obschon er sie in seinem Gelübde genannt hat; denn es ist anzunehmen, dass er, als er sich Spättrauben versagte, nicht diese selbst meinte, da sie ja gewöhnlich nicht genossen werden, dass er vielmehr nur an den Essig dachte, der aus den Spättrauben gewonnen wird. Die Differenzen zwischen dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק), R. Jehuda b. B. und den Weisen sind also folgende: Nach dem ersten Tanna ist ihm z. B. Spättraubenessig erlaubt, sobald er in seinem Gelübde nur Spättrauben nannte, obschon diese selbst zuweilen gegessen werden und der daraus gewonnene Essig danach benannt wird und geniessbar ist; denn es ist dem Gelobenden nur das zum Genuss verboten, was er ausdrücklich in seinem Gelübde bezeichnet hat. Nach R. Jehuda b. B. jedoch sind ihm in diesem Falle nicht nur die Spättrauben selbst, sondern auch der Essig verboten, da dieser nach seinem Ursprung „Spättraubenessig“ genannt wird. Nach den Weisen endlich darf er wohl die Spättrauben, aber nicht den Essig geniessen. Das מתירים der Weisen bezieht sich nicht auf das ביוצא הימנו in den Worten des R. Jehuda b. B., denn den Saft verbieten sie gleich ihm, sondern auf das stillschweigend zu ergänzende סתוניות, die ja nach R. Jehuda b. B. verboten sein müssen, da er erklärt: אסור אף ביוצא הימנו, auch der Saft ist verboten."
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+ "dem ist Apfelwein erlaubt. Weil dieser nicht unter „Wein“ schlechthin verstanden wird.",
+ "dem ist Sesam-Oel. שומשמין, das in der Mischna nur in der Pluralform erscheint und in seiner Etymologie dunkel ist, entspricht dem orientalischen Sesam. Vielleicht ist das Wort durch Transposition von שושמא, ܫܽܘܫܡܳܐ entstanden, vgl. Löw, aram. Pflanzennamen S. 376.",
+ "erlaubt. Weil unter „Oel“ gewöhnlich nur Olivenöl verstanden wird.",
+ "dem ist Dattelhonig erlaubt. Denn während in der Bibel mit דבש Dattelhonig gemeint ist, wird im Volksmund mit „Honig“ in der Regel der Bienenhonig bezeichnet.",
+ "dem ist Spättrauben-Essig erlaubt. Denn unter Essig wird gewöhnlich Weinessig verstanden.",
+ "[wer sich] Lauch. כרישה, aram. כרתי, ist Allium Porrum, Lauch.",
+ "dem ist [syrischer] Kopflauch. קפלוט = ϰεφαλωτός, mit einem Kopf, einer Knolle versehen, eine bestimmte Lauchart, die in Syrien und Palästina wuchs; Maimon, erklärt es mit שם הכרתין שבארץ ישראל. Es ist nicht, wie Krauss, Lehnwörter S. 560 will, mit „Knoblauch“ schlechthin zu identificieren, s. Löw ibid, und aram. Pfl., S. 227. „In manchen Gegenden wird der gemeine Lauch oder Porree auch „Kopflauch“ genannt, weil er in seiner Zwiebel gleichsam einen Kopf hat“, Rumohr, Kochk. S. 145, citiert bei Sanders, Wörterb. der deutschen Sprache, s. v. Lauch.",
+ "erlaubt. Denn unter „Lauch“ schlechthin wird nicht der syrische verstanden.",
+ "dem sind Feldkräuter. Die nicht gezüchtet werden, sondern auf dem Felde wild wachsen.",
+ "weil dies ein zusammengesetzter Name ist. לִוּוּי, nomen actionis zu לוה = anschliessen, zugesellen. Bacher, Terminologie, S. 93 will לַוָּי lesen, eine ähnliche Form wie דַוָּי und שם לווי würde demnach bedeuten: ein begleiteter, mit einer nähern Bestimmung zusammengesetzter Name. Diese Punctation erscheint jedoch etwas gesucht, während לִוּוּי in בִּנּוּי und שם כנוי (s. Ned. I, 1) eine gesicherte Parallele hat. Das Gleiche gilt von der Punctation לָווּי, die Porges, Frankels Monatsschr. 1900, S. 189 vorschlägt; danach wäre diese neuhebr. Form im Sinne des hebr. נלוה mit der Vorliebe zu erklären, die das Neuhebr. für die פָּעוּל-Bildung hat. Levy, Kohut und Jastrow punctieren לְוָוי, nach Analogie von כְתָב. Die Mischna ed. Lowe hat לַווי und Alfasi לואי. Die Wendung שם לווי findet sich noch in Neg. XIV, 6 und Para XI, 7."
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+ "[Wer sich] Kohl. כרוב, ϰϱάμβη, Kohl.",
+ "dem ist [auch] Kohlkeim. אספרגוס, ἀσπάϱαγος, der junge, als Gemüse gegessene Trieb verschiedener Bäume, Sträucher und Kräuter, hier der Kohlkeim, cyma; so Löw, aram. Pflanzennamen S. 51. Vgl. auch Tos. Demai IV, wo כרוב erwähnt wird, aus dem man den אספרגוס herausschneidet. Im Talmud Ber. 51a u. s. kommt אספרגוס auch als Getränk vor, wahrscheinlich als „der Wein, den man mit Pflanzentrieben ansetzt“; vgl. Fürst in Revue des Et. juives, 1899, S. 221. Maimon, in seinem Kommentar erklärt das Wort in unsrer Mischna in diesem Sinne, ebenso in Hil. Ned. IX, 10.",
+ "verboten. Weil dieser auch unter כרוב verstanden wird, aber nicht umgekehrt. Die ed. princ. hat מותר באספרגוס.",
+ "[Wer sich] Graupen. גריס, Zerstossenes, Zermalmtes = bibl.-hebr. גרש; hier: zerkleinerte Erbsen oder Bohnen, Graupen.",
+ "dem ist [auch] der Brei. מקפה, vom bibl.-hebr. קפא, sich zusammenziehen, gerinnen, Brei.",
+ "[davon] verboten. Weil der Brei nach den Graupen benannt wird.",
+ "Jose aber erlaubt ihn. Weil er sich nur Graupen versagt hat, dieses Gericht aber nicht Graupen schlechthin, sondern immer nur Graupenbrei genannt wird.",
+ "dem sind Graupen erlaubt. Denn Brei wird auch aus andren Hülsenfrüchten hergestellt.",
+ "dem ist Knoblauch verboten. Weil man in der Regel in jeden Brei Knoblauch tut, um ihn zu würzen, Knoblauch also ein Bestandteil jeder Art von Brei ist. Nach R. Nissim ist ihm der Knoblauch verboten, weil מקפה, die er sich versagt, jedes breiartige Gericht bedeutet, Knoblauch aber zuweilen, mit Wasser verdünnt, auch als Brei gegessen wird. — Tosafot lesen מן המקפה מותר בשום.",
+ "Jose aber erlaubt ihn. Weil er mit מקפה nur ein Gericht mit Knoblauch, aber nicht diesen allein meinte.",
+ "dem ist Brei erlaubt. Denn unter שום ist nur Knoblauch in trockenem Zustande zu verstehen.",
+ "dem sind [auch] Linsenkuchen. אשישה, in der Bibel für „Zusammengepresstes, Compactes, Kuchen“ gebraucht, ist hier nach der Erklärung des jerus. Talmud z. St. ein Gericht aus gerösteten und zerstossenen Linsen, die, mit Honig eingerührt, im Tiegel zubereitet wurden. — Nach Tosafot, R. Ascher u. A. bedeutet אשישים Abfall von Linsen; Mëiri las אסור בחסיסים, d. i. Mehl der in der Mischna oft genannten 5 Getreidearten (s. Ned. VII, N. 12), vermischt mit Linsenmehl und zu Brot verarbeitet.",
+ "verboten. Denn diese werden zuweilen auch unter „Linsen“ schlechthin verstanden.",
+ "dem sind Linsen erlaubt. Denn diese werden nie אשישים genannt.",
+ "so ist ihm sowohl das Mehl als das Brot daraus verboten. Da er beide Ausdrücke gebrauchte, sind ihm sowohl Weizenbrot, welches schlechthin חטה genannt werden kann, als auch Weizenkörner, die חטים heissen, verboten.",
+ "so sind sie ihm sowohl roh als gekocht verboten. Unter גרים allein wäre gekochte Graupe, unter גריסין allein rohe zu verstehen; da er nun beide Ausdrücke gebraucht hat, sind ihm Graupen in jedem Zustand verboten.",
+ "Jehuda. R. Jehuda will nicht die vorhergehende Behauptung bestreiten, sondern nur erklären. Die Formel פלוני אומר bedeutet in der Mischna nicht immer, dass dieser Tanna mit dem vorhergenannten controversiert, sondern zuweilen auch, dass er dessen Ausspruch erklärt; vgl. Tos L. Heller zu Bik. III, 6 s. v. הגיע.",
+ "sie roh zu kauen. כסם, zermalmen, zerkauen, bei rohen Dingen gebraucht."
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+ "dem sind Kürbisse. דלעת, plur. דלועין oder דילועין, im sing. fem., im pl. masc., Kürbis.",
+ "erlaubt. Denn Kürbisse werden unter „Kraut“ nicht miteinbegriffen.",
+ "Akiba aber verbietet sie ihm. Weil Kürbisse zu ירק gehören. Aber nur dann, wenn er erklärt hat, er wolle keine Kräuter essen, die gekocht werden, sind ihm auch Kürbisse verboten; denn „Kräuter“ schlechthin werden nur solche genannt, die roh gegessen werden, Kürbisse aber werden nur gekocht gegessen.",
+ "ich habe nur Kürbisse gefunden. Also heisst doch Kürbis nicht ירק und muss erlaubt sein.",
+ "dies ist richtig. Und eben daher entnehme ich meinen Beweis; denn da der Bote seinem Auftraggeber berichtete, er habe nur Kürbis gefunden, so wollte er sagen, dass er zwar etwas dem ירק Ähnliches gefunden, nur nicht das Kraut, das jener meinte.",
+ "ich habe nur Hülsenfrüchte gefunden. Nein, denn Hülsenfrüchte [sing. קטנית, plur. קטניות] sind dem ירק gar nicht ähnlich, Kürbisse aber wohl, und darum müssen diese verboten sein.",
+ "Auch ist ihm frische. לח, frisch, d. h. halbreif.",
+ "ägyptische Bohne. פול המצרי nicht die gemeine Bohne, faba vulgaris, sondern nymphaea nelumbo, Löw, aram. Pfl. S. 313.",
+ "verboten. Denn halbreif ist sie auch roh geniessbar, also in ירק miteinbegriffen.",
+ "trockene aber erlaubt. Trocken, d. h. reif können die Bohnen nur gekocht genossen werden, sind also nicht mit ירק, sondern eher mit דגן (s. M. 2) zu vergleichen, denn sie werden auch in grossen Mengen aufbewahrt."
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+ "dem ist trockene ägyptische Bohne verboten. Weil unter דגן alle Früchte zu verstehen sind, die in „Haufen“ aufgeschüttet werden, und dies geschieht mit den reifen ägyptischen Bohnen ebenfalls.",
+ "nur die fünf [Getreide-] Arten. Die fünf Getreidearten, die in der Mischna häufig neben einander erscheinen (s. Challa I, 1, Men. X, 7, Pes. II, 5) und für die die gleichen gesetzlichen Bestimmungen gelten: Weizen, Gerste, Spelt, Hafer, Roggen(?).",
+ "dem sind nur die fünf Arten verboten. Weil unter תבואה gewöhnlich nur diese Getreidearten verstanden werden. Wenn auch der Ertrag des Weinbergs in der Bibel תבואת הכרם genannt wird, Deut. 22, 9, so ist doch bei Gelübden die übliche Ausdrucksweise entscheidend.",
+ "dem ist alles [Ähnliche. Was in Haufen aufgeschüttet wird, z. B. auch frische ägyptische Bohne, s. M. 1."
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+ "dem ist ein härenes Gewand. שק, ein Gewand, das aus Ziegenhaaren hergestellt ist, griech. σάϰϰος; vgl. Kelim XXVII, 1.",
+ "ein Tuch. יריעה, ein Gewand aus grobem Zeug, ohne Naht.",
+ "und ein Überwurf. המילה, خملة, ein einfacher Überwurf ohne irgend welchen Aufputz (Levy Wtb.) zum Schutz vor Regen. Mëiri giebt zwei Erklärungen für dieses Wort: nach Einigen ist es ein Tuch, das zum Einpacken von Waren gebraucht wird, שרפיליירה, d. i. franz. serpillière, Packleinwand; nach Andren ist es eine Kopfbedeckung aus einem Stück groben Stoffes.",
+ "erlaubt. Weil unter כסות in der Regel Kleider aus Leinen oder Leder verstanden werden.",
+ "so darf er sich mit geschorener Wolle bedecken. Weil er beim Gelübde nur Kleider im Sinne hatte.",
+ "so darf er sich mit Flachsbündeln. אניצי פשתן, (auch in B. mez. II, 1), das im jerus. Talmud und in der Tos. Suk. I, 6 als עניצי פ׳ erscheint, sind Büschel gehechelten Flachses, Flachsbündel. In Suk. 12b erklärt R. Chananel אניצי פשתן als „geklopften und gehechelten Flachs“, ebenso Tosafot ibid. s. v. באניצי. Raschi zu unsrer Mischna bemerkt: דדייק ולא נפיץ, Flachs, der geklopft, aber noch nicht ausgekämmt ist, während aus Raschi zu Suk. 12b s. v. סככה hervorgeht, dass unter אניצי פשתן geklopfter und ausgekämmter Flachs zu verstehen ist; s. die Bemerkung des R. S. Straschun zu Ned. 55b und Fes. VII, N. 2.",
+ "bedecken. Weil er sich nur die Kleider aus Flachs versagen wollte.",
+ "alles richtet sich nach dem Gelobenden. D. h. nicht nur nach dem Worte, sondern auch nach der Absicht des Gelobenden sowie nach dem Anlass, bei dem das Gelübde ausgesprochen wurde.",
+ "wenn er beladen war. טען, aufladen, belasten, hier = er hat sich aufgeladen, näml. Wolle oder Flachs.",
+ "in Schweiss geriet. הזיע, in Schweiss geraten, von זוע oder יזע, woher זעה Gen. 3, 19 und יזע Ezech. 44, 18, Schweiss.",
+ "und der Geruch ihm lästig war. Oder: das Atmen ihm schwer war.",
+ "so darf er sich damit bedecken. Er darf Kleider aus Wolle und Flachs anziehen, denn da der Anlass zu seinem Gelübde nur die Schwere der Last war, so wollte er sich offenbar nur das Tragen von Wolle und Flachs als Last, aber nicht als Kleid verbieten.",
+ "sie aber nicht über den Rücken herabhängen lassen. הפשיל, nachschleppen, herabhängen lassen, von פשל, eigentl. träge sein, zurückbleiben. — Er darf sie nicht als Last tragen, denn eben dieses hatte er sich durch Gelübde versagt. Aus demselben Grunde darf er sie auch nicht nach vorn als Last herabhängen lassen; die Mischna handelt nur von der üblichen Art des Tragens."
+ ],
+ [
+ "Wer sich ein Haus. D. h. das Betreten des Hauses.",
+ "dem ist der Söller. עליה, der Söller, das obere Stockwerk.",
+ "erlaubt. Denn der Söller wird nicht unter בית verstanden.",
+ "der Söller ist im Haus miteinbegriffen. Er darf daher auch den Söller nicht betreten.",
+ "dem ist das Haus erlaubt. Darin stimmen alle Weisen überein, denn unter „Söller“ wird gewiss nicht das Haus verstanden."
+ ],
+ [
+ "dem ist das Sofa. דרגש, ed. Lowe דרגיש, syr. ܕܰܪܓܽܘܫܬܳܐ, Sofa, Sänfte, Bahre, vgl. Sanh. II, 3; Mikw. IX, 5; Tos. Nid. IX, 16. In dem Targ. Jon. (דרגשא) und im paläst. Targum (דרגושה) wird das bibl.-hebr. מטה Gen. 47, 31, יצוע Gen. 48, 2, מטה כבודה Ez. 23, 41 (דרגישן) mit דרגש übersetzt. Zur Etymologie dieses Wortes weist Brüll in seinen Jahrbüchern IV, S. 118 auf das, was Spiegel, ZDMG 26, 705 zur Erklärung des Wortes Haudarakhta des Avesta bemerkt: „Es muss von darydraj, griech. δϱαττω herkommen und das Zusammengehaltene, Compacte, vielleicht auch das Umzäunte bedeuten.“ Dieser Stamm draj muss demnach frühzeitig in das Syrische eingedrungen sein. Im Armenischen findet sich gleichfalls dieses Wort als darkht = Garten, Paradies, vgl. Spiegel, ibid. und Hübschmann, ZDMG 46, 235, N. 25. — Über דרגש herrscht schon unter den Amoräern eine Meinungsverschiedenheit. Der eine erklärt es Ned. 56a als „ערסא דגדא, Bett des Glückes“, ein reich ausgestattetes Bett, das dem Hausgenius, der Fortuna geweiht war, aber sonst zum Schlafen nicht verwendet wurde. Der andre beschreibt es als ערסא דצלא, ledernes Bett, das nicht so vornehm wie מטה war und zum Ruhen diente. Als Unterschied zwischen מטה und דרגש wird Ned. 56b angegeben, dass „bei מטה die Gurte um die Bettstangen gespannt waren, während bei דרגש auf der Innenseite Löcher waren, durch die die Gurte gezogen waren“; nach einer andren Erklärung „gingen bei דרגש die Gurte nicht durch die Löcher des Holzes, sondern durch eigens dazu angebrachte Schlingen.“ Vgl. Krengel, das Hausgerät in der Mischna, S. 28—30, ausführlich in Kobak, Jeschurun 1872, S. 34ff. Maimon. erklärt דרגש als ein kleines. niedriges Polster, das man vor das grössere, מטה, stellt, also Stufe, Tritt.",
+ "erlaubt. Weil dieses nicht unter מטה verstanden wird.",
+ "Sofa ist in Bett miteinbegriffen. Also ihm auch zur Benutzung verboten.",
+ "den Bezirk. תחום ist der Bezirk einer Stadt bis zur Sabbat-Grenze, soweit man sich von dieser Stadt aus am Sabbat oder Festtag entfernen darf, s. Einl. zu Erub. S. 52.",
+ "ihr Weichbild. עבור, das „Weichbild“ einer Stadt, d. i. der Streifen Landes zwischen der äussersten Kante der letzten Häuser und einer Linie, die man sich in einer constanten Entfernung von 70⅔ Ellen rings um den Ort gezogen denkt. Über die Erklärung des Wortes sowie über dessen Schreibung, ob אבוד („das Angegliederte“) oder עבור („das Einverleibte“), differieren Rab und Samuel Erub. 53a, s. auch ib. V, Anm. 1.",
+ "zu betreten. Das „Weichbild“ der Stadt wird noch als unmittelbar zu ihr gehörig betrachtet und ist ihm darum zum Betreten verboten, der Bezirk hingegen gilt als „ausserhalb der Stadt“ gelegen (vgl. מחוץ לעיר Num. 35, 5) und ist ihm daher zu benutzen gestattet. Die ed. princ. liest: הנודר מן העיר מותר ליכנס בתחומה ואסור ליכנס בתוכה .",
+ "[es] von der Oberschwelle. אגף (von נגף, schlagen, stossen), die Oberschwelle, genauer: innere Kante der Oberschwelle, auf die die sich schliessende Thür stösst oder anschlägt; so Baneth zu Pes. VII. N. 71."
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+ "was dafür eingetauscht wird. D. h. was er für den Erlös der Früchte erhält, falls er selbst sie verkauft hat; wenn jedoch ein andrer sie verkauft hat, so darf er von dem Erlös einen Nutzen haben.",
+ "oder was daraus hervorwächst. Wenn man jene Früchte gesät hat und sie neue hervorbringen. — Nach R. Nissim gilt dieser Satz der Mischna nur für den Fall, dass er gesagt hat: „diese Früchte seien mir Konam“, dass er also die Früchte genau bezeichnet hat, denn damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass Alles, was mit diesen Früchten in Verbindung steht, ihr Erlös und ihr Ertrag, ihm zum Genuss verboten sein soll. Nach Andren (R. Ascher, Mëiri) jedoch gilt dieser Satz auch dann, wenn er nicht gerade: „diese Früchte u. s. w.“ gesagt, sondern sie in andrer Form näher bezeichnet hat, z. B. „die Früchte des N. N. oder die des Ortes N. N. seien mir Konam“; denn da er Konam schlechthin sagte, ohne etwas vom Essen oder Kosten zu erwähnen, so meinte er, dass diese Früchte wie Alles, was er durch sie gewinnt, ihm versagt sein sollen.",
+ "was dafür eingetauscht wird oder daraus hervorwächst. Denn er meinte, er wolle nur die bezeichneten Früchte selbst nicht geniessen.",
+ "[dies. Dass nämlich im ersten Falle der Ertrag der Früchte verboten, der Ertrag dieses Ertrages jedoch erlaubt ist und im zweiten der Ertrag selbst erlaubt ist.",
+ "deren Samen zergeht. Wie bei Hülsenfrüchten u. dergl., deren Samenkörner nicht erhalten bleiben, sodass diese Früchte in jedem Jahre aufs neue gesät werden müssen; von der eigentlichen Frucht, die er sich versagt hatte, kann daher nicht mehr die Rede sein.",
+ "deren Samen nicht zergeht. Wie Knoblauch, Zwiebel u. dergl., vgl. Terum. IX, 6.",
+ "sind [ihm] auch die Erzeugnisse ihrer Erzeugnisse. Wenn die verbotenen Früchte neue hervorbrachten und man dann auch diese eingepflanzt, sodass auch sie wieder Früchte hervorbrachten.",
+ "verboten. Denn auch in den späteren Erzeugnissen ist etwas von den verbotenen Früchten, deren Samen ja nicht zergangen ist, enthalten, dieses Verbotene aber kann auch durch Vermischung mit noch so vielen erlaubten Früchten nicht als aufgehoben, als nicht vorhanden (בטל) betrachtet werden nach dem Grundsatz „דבר שיש לו מתירין אפילו באלף לא בטל, eine verbotene Sache, die nach einer bestimmten Zeit oder durch eine gewisse Handlung von selbst wieder zu einer erlaubten wird, gilt auch bei einer Vermischung mit tausend [gleichartigen] Dingen nicht als aufgehoben“, die ganze Mischung ist vielmehr zum Genuss verboten. Dinge nun, die durch Gelübde verboten sind, können von selbst wieder erlaubt werden, sobald der Gelobende sein Gelübde bereut und ihm dieses dann von Weisen aufgelöst wird."
+ ],
+ [
+ "was dafür. D. i. für das, was sie für ihren Gatten zubereitet.",
+ "eingetauscht wird oder was daraus hervorwächst. Wenn sie z. B. einen Baum gepflanzt hat. — Die Begründung der einzelnen Sätze dieser Mischna ist ähnlich der der vorigen Mischna."
+ ],
+ [
+ "nach Pessach geniessen oder anziehen. Denn er meinte, er wolle nur bis Pessach dasjenige nicht geniessen, was sie bis dahin zubereitet habe, nach Pessach aber wohl.",
+ "[auch] nach Pessach nicht geniessen oder anziehen. Weil er meinte, er wolle das, was sie vor Pessach zubereitet, überhaupt nicht geniessen."
+ ],
+ [
+ "] was du von mir. Von dem, was mir gehört. Dieses Gelübde gilt jedoch nur mit Bezug auf das, was er seiner Frau gesetzlich zu leisten nicht verpflichtet ist, s. Ned. II, N. 77.",
+ "wenn du vor dem Hüttenfest. חג wird im Talmud vorzugsweise das Hüttenfest genannt; vgl. auch schon I Kön. 8, 2; II Chron. 5, 3.",
+ "bis Pessach von ihm keinen Genuss haben. Hat sie jedoch einen Genuss von ihm gehabt, so erhält sie die Geisselstrafe (R. Nissim). Nach Maimon. Hil. Ned. X, 12 und der Erklärung des R. Abraham di Boton im לחם משנה z. St. erhält in diesem Falle der Mann die Geisselstrafe, aber nicht die Frau, weil er ihr den Genuss verschafft und somit die Entweihung seines Wortes veranlasst hat; nach R. Josef Karo im כסף משנה z. St. werden beide bestraft. Ist sie jedoch nicht in das Haus ihres Vaters gegangen, so durfte sie vor Pessach einen Genuss von ihm haben, weil nicht zu befürchten war, dass sie vielleicht nach Pessach dorthin geht.",
+ "er darf sein Wort nicht entweihen. Sie erhält nach den Rabbinen die Geisselstrafe, wenn sie vor Pessach ihr Vaterhaus aufgesucht hat, weil nachträglich das Verbot in Kraft tritt, dass sie ein Verbotgelöbnis, das über eine Sache ausgesprochen ist, nicht entweihen darf. Nach der Thora jedoch erhält sie die Geisselstrafe nicht, weil sie vor Pessach noch nicht in ihrem Vaterhause gewesen war, also noch von ihrem Gatten einen Genuss haben durfte. Nach der Halacha jedoch soll sie von ihm auch vor Pessach keinen Genuss haben, weil zu fürchten ist, dass sie die Bedingung nicht einhält und nach Pessach ihr Elternhaus aufsucht; J. dea 220, 22.",
+ "nach Pessach aber darf sie [dorthin] gehen. Und es wird nicht befürchtet, dass sie vielleicht durch diese Erlaubnis vergessen könnte, dass sie bereits vor Pessach das Vaterhaus besucht hat und ihr daher der Genuss von ihrem Gatten verboten ist; denn das Verbot ihres Gatten wird ihr in Erinnerung bleiben und von ihr beachtet werden."
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+ "bis es finster wird. Denn unter היום versteht man in der Regel nur die Zeit, solange es hell ist. Aber auch nach Eintritt der Dunkelheit darf er nicht ohne weiteres Wein trinken, sondern muss sein Gelübde erst durch Kundige lösen lassen, weil zu befürchten ist, dass er den Ausdruck היום mit יום אחד verwechseln könnte, im letzteren Falle aber ist ihm der Genuss von Wein nicht schon am Abend, sondern erst 24 Stunden nach dem Anssprechen des Gelübdes erlaubt, s. weiter.",
+ "[Sagt er. An einem Wochentage oder auch am Sabbat.",
+ "der zu dieser verflossenen Woche gehört. Das שעברה kann natürlich nicht heissen „der vorüber ist“, denn der bereits vergangene Sabbat gehörte nicht zu der Woche, auf die sich das Gelübde bezog; es muss vielmehr im prägnanten Sinne gefasst und das ש kausal erklärt werden = da er ja u. s. w. Ms. Or. 567 liest: והשבת שעברה, ebenso Raschi; R. Ascher hat: והשבת שעבר. Das ושבת לשעבר, das einzelne Lesarten haben, heisst „und der Sabbat gehört zur Vergangenheit“.",
+ "der Neumond jedoch gehört zum kommenden [Monat. Am Neumondstage ist ihm der Wein bereits erlaubt, selbst wenn der Monat 30 Tage hat und der erste Neumondstag daher noch zum vorigen Monat gehört, denn auch dieser Tag wird bereits nach dem nächstfolgenden Monat benannt. — Der jerus. Talmud liest שלבא.",
+ "Neujahr aber gehört zum kommenden [Jahre. Am Neujahr ist ihm daher der Wein erlaubt. להבא und לעתיד לבא, die beide die Zukunft bedeuten, unterscheiden sich dadurch, dass jenes einen kürzeren Zeitraum (z. B. einen Monat), dieses einen längeren (z. B. ein Jahr, das in Tage und Monate eingeteilt wird) bezeichnet.",
+ "diese Jahrwoche. שבוע, die Jahrwoche, das Jahrsiebent, wie Dan. 9, 24. 27.",
+ "so ist es ihm während der ganzen Jahrwoche verboten sowie im siebenten Jahre. שביעית, das siebente Jahr ϰατ’ ἐξοχήν, das Erlassjahr, Deut. 15, 1.",
+ "so ist es ihm bis zur Wiederkehr des [betreffenden] Zeitpunktes verboten. Wenn er z. B. „einen Tag“ sagte, so ist es ihm verboten bis zur Wiederkehr des Momentes, in dem er das Gelübde getan, am nächstfolgenden Tage; sagte er „einen Monat“, so bleibt es ihm verboten bis zur Wiederkehr des Tages und Momentes im nächstfolgenden Monat u. s. w."
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+ "bis dieses eintritt. Denn עד hat gewöhnlich ausschliessende Bedeutung, עד ולא עד בכלל; vgl. Jeb. VIII, N. 17.",
+ "bis dieses zu Ende geht. Denn עד ש׳ heisst auch „während, solange als“, vgl. Hohel. 1, 12.",
+ "bis zum Pessach. Der Talmud Kid. 64b, Tosefta (ed. Wien) sowie Raschi, R. Nissim und R. Ascher lesen פסח(ה) עד פני.",
+ "bis dieses eintritt. Die Wendung עד לפני הפסח resp. עד פני הפסח könnte in dreifachem Sinne gedeutet werden: 1) bis (Angesichts des) Pessach, d. h. nur bis zu dem Eintritt des Pessach; 2) bis zu dem Momente, da Pessach sich wendet, d. h. bis kurz vor Ausgang des Pessach, vgl. כי פנה יום, Jerem. 6, 4, arab. فنى, dahinschwinden, aram. עד דמיפני פסחא, bis das Pessachfest sich wendet, bis es vorüber ist, Kid. 65a; 3) Angesichts des Pessach, während Pessach, wobei das עד = inclusive ist. R. Meir nun ist der Ansicht, dass der Gelobende die Zeit gemeint hat, die unter לפני הפסח jedenfalls verstanden wird, d. i. bis zum Eintritt des Pessach, denn beim Geloben wird man nicht einen Ausdruck wählen, der über die Dauer des Gelübdes noch Zweifel zulässt,",
+ "bis dieses zu Ende geht. Denn wenn man bei einem Gelübde einen mehrdeutigen Ausdruck wählt, so will man, dass es sich auch auf die Zeit erstrecke, die nur möglicherweise unter jenen Ausdruck fällt, עד לפני הפסח kann aber auch bis Ausgang des Pessach bedeuten."
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+ "bis zur Ernte. Des Getreides.",
+ "bis zur Olivenlese. מסיק, von מסק, Neg. II, 4 (verwandt mit مسك, ergreifen, Levy, Nhbr. Wtb.) abpflücken, der technische Ausdruck für das Pflücken der Oliven.",
+ "bis diese eintritt. Gleichviel, ob er die Formel עד שיהא oder עד שיגיע gebraucht hat.",
+ "Wenn etwas eine bestimmte Dauer hat. Z. B. das Pessachfest.",
+ "bis es zu Ende geht. Denn da er die Dauer der betreffenden Zeit kannte, so ist anzunehmen, dass sein Gelübde sich auf die ganze Dauer erstrecken sollte.",
+ "wenn aber etwas keine bestimmte Dauer hat. Wie die Ernte und die Wein- und Olivenlese, die nicht an ein bestimmtes Datum gebunden sind, sondern sich je nach der Reife der Früchte richten.",
+ "bis es eintritt. Da die Zeit der Ernte unbestimmt ist, so ist anzunehmen, dass er sich in einen Zweifel nicht einlassen und sich den Genuss nur bis zum Beginn der Ernte versagen wollte."
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+ "bis zum Sommer. קיץ, wie in der Bibel, nicht nur „Sommer, Dürre“, sondern auch „getrocknete Früchte“, insbesondere Feigen (Am. 8, 1; II Sam. 16, 1), sowie die „Obsternte“ (Jes. 16, 9).",
+ "[die Früchte] in Körben heimzubringen. Wo also bereits viele Früchte reif sind.",
+ "bis die Messer. מקצוע (= bibl.-hebr. מקצועה, Jes. 44, 13), Messer, Hacke, ein Instrument zum Zerschneiden der Feigenkränze; so schon R. Chananel und Raschi zu Sab. 123b. Nach Maimon. z. St. bedeutet hier das Wort „Matten“, auf denen die Feigen getrocknet wurden und die nach dem Gebrauch zusammengelegt und für das kommende Jahr aufbewahrt wurden.",
+ "zusammengelegt werden. קפל aram. = bibl.-hebr. כפל, doppelt machen, falten, zusammenlegen; hier also = in die Scheide gesteckt werden.",
+ "aber nicht die Gerste. Der Weizen wird später reif als die Gerste. Im allgemeinen versteht man unter „Ernte“ schlechthin die Weizenernte; Gerste wurde nur wenig von Menschen gegessen, vgl. Ket. V, 8.",
+ "an dem man das Gelübde getan. Wenn also an dem Orte des Gelobenden mehr Gerste als Weizen gebaut wird, so ist dort unter „Ernte“ die Gerstenernte zu verstehen.",
+ "so richtet es sich nach dem Gebirge. Wenn er also im Gebirge das Gelübde getan und sich dann in der Ebene aufhält, wo die Ernte früher beginnt, so ist doch die Erntezeit des Gebirges für ihn massgebend."
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+ "] bis der zweite Regen. רביעה, ar. ربيع, Frühregen [bibl.-hebr. יורה], der nach Tos. Taan. I, 3 in Palästina im Monat Marcheschwan beginnt und von dem 3 Perioden unterschieden werden, der 17., der 23. Marcheschwan und der Neumond Kislew, d. i. October oder November (nach R. Jose); vgl. auch Schebiit IX, 7; Tos. Toharot VII, 8.",
+ "gefallen ist. Es genügt nicht etwa, dass nur die Zeit des zweiten Regens gekommen, ohne dass jedoch Regen gefallen ist, noch dass es geregnet hat, bevor die zweite Regenperiode begonnen hatte, es muss vielmehr diese Periode eingetreten sein und auch geregnet haben.",
+ "[nur] bis die Zeit des zweiten Regens eintritt. Auch wenn es noch nicht geregnet hat; R. Simon b. G. ist also nicht so streng wie sein Gegner.",
+ "Meir. Denn während des ganzen Monats Nissan schaltet man auch in das tägliche Gebet nach R. Meir die Bitte um Regen ein und so lange gilt der Regen noch als ein Zeichen göttlichen Segens; Taan. I, 2.",
+ "bis Pessach vorüber ist. Nach R. Jehuda (ibid.) bittet man auch nur bis zum letzten Tage Pessach um Regen.",
+ "dass ich dieses Jahr. Der Talmud Ned. 63a liest לשנה.",
+ "und das Jahr als Schaltjahr erklärt wird. Indem zu den 12 Monaten noch ein dreizehnter, Adar II, hinzugefügt wird, s. Sanh. I, 2.",
+ "so ist es ihm in diesem [ganzen Jahre] und im Schaltmonat verboten. Es wird nicht angenommen, dass er mit dem Ausdruck „Jahr“ nur ein gewöhnliches Jahr zu 12 Monaten meinte.",
+ "[so ist es ihm verboten] bis zum Ende des ersten [Monats] A dar. Denn unter Adar schlechthin wird in der Regel der erste Monat Adar verstanden; R. Nissim.— Neben unsrer Lesart bestand noch eine zweite: עד סוף אדר שני , wonach es ihm bis zum Ende des zweiten Monats Adar verboten ist, weil nämlich in einem Schaltjahre beide Monate Adar als ein einziger Monat zu betrachten sind; Maimon., R. Ascher.",
+ "da die Menschen gewöhnlich Wein trinken. Und in der ersten Nacht des Pessachfestes ist es Pflicht, vier Glas Wein zu trinken, Pes. X, 1. — Obgleich nach M. 3 in dem Palle, dass jemand bei einem Gelübde, das sich auf eine bestimmte Zeit, z. B. ein Fest erstreckt, die Wendung עד שיהא gebraucht, dem Gelobenden die Sache erst mit Ablauf dieser Zeit zum Genusse erlaubt ist, lehrt unsre Mischna dennoch, dass ihm hier der Wein schon zum Beginn des Festes gestattet ist, weil mit Sicherheit anzunehmen ist, dass er durch das Gelübde sich nicht der Pflicht des Weintrinkens am Pessach entziehen wollte."
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+ "so ist es ihm nur bis zum Abend. לילי im Plural = die jeweiligen Vorabende des betr. Tages, vgl. לילי יום טוב ראשון של חג, Suk. II, 6; לילי שבת, hier und Terum. VIII, 3, s. Tos. Jomtow ibid.Nach Barth (persönl. Mitteilg.) ist לילי Singular vom Emphaticus ליליא.",
+ "da die Menschen gewöhnlich Fleisch essen. Am Tage vor dem Versöhnungstage war es Brauch, mehr als sonst zu essen, insbesondere pflegte man bei der letzten Mahlzeit vor Beginn dieses Fasttages Fleisch zu geniessen, vgl. Chul. V, 3.",
+ "da die Menschen gewöhnlich Knoblauch essen. S. Ned. III, Note 77."
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+ "wenn du nicht für deine Kinder ein Kor. כור, das bibl.-hebr. Hohlmass für Trockenes und Flüssiges (I Kön. 5, 25 u. s.) ist = 30 Sea = 180 Kab; vgl. noch Ket. V, N. 85.",
+ "Weizen und zwei Fass. חבית, Plur. חָבִיּוֹת mit organischem, unverändertem â, daher aram. חָבִיתָא, Fleischer, Beitr. zu Levy, Nhbr. Wtb.; hieraus ist das Wort in das Arabische übergegangen, خابية, s. Fraenkel, Fremdwörter im Arab. S. 168.",
+ "so kann er sein Gelübde auch ohne Entscheidung eines Gelehrten lösen. In Ned. 24a, wo diese Mischna citiert wird, ist die Lesart להתיר, und dieser Ausdruck wäre eigentlich hier am Platze, denn bei dem Vater oder dem Gatten der Frau, die ihre Gelübde lösen, wird הפר נדר gebraucht, d. h. durch Einsprache den Fortbestand des Gelübdes unterbrechen oder verhindern, bei einem Gelehrten aber, der auf Verlangen ein Gelübde löst, heisst es im Talmud gewöhnlich התר נדר, d. h. den ganzen Bestand des Gelübdes von Grund aus aufheben, so dass es als von Anfang an unwirksam betrachtet wird; Ned. 78a; X, N. 4. Indessen ist hier der Ausdruck להפר nicht zu urgieren. Vielleicht ist aber auch der Ausdruck להפר absichtlich gebraucht, da das Gelübde tatsächlich wirksam war bis zu dem Momente, da der andre erklärte, dass in der Nichtannahme das Geschenkes seine Ehre bestehe, das Gelübde wird hier also gar nicht von Grund aus aufgehoben; Tos. chad.",
+ "Hast du nicht. כלום, irgend etwas, entstanden aus כל-מא (wie ברם aus בר-מא), so Nöldeke, mand. Gram. 202, Anm. 2 und schon Brann im Litteraturbl. des Orient, 1846, S. 110; nach Geiger, Lehrb. S. 26 und Levy, Nhbr. Wtb. ist es aus כל und אום (= מאומה) zusammengesetzt. כלום erscheint häufig als Einleitung eines Fragesatzes und entspricht dann unsrem „etwa“; Grünbaum, ZDMG XXXIX, S. 601 ff. vergleicht es mit dem neuarabischen شى, das auch oft in Fragen vorkommt, wie عندك سى دراهم = hast du Geld, habesne pecuniam?",
+ "nur meiner Ehre halber. Um mich durch Zuweisung eines Geschenkes öffentlich auszuzeichnen.",
+ "Darin aber. Dass ich meine Kinder selbst ernähre und Geschenke ablehne; vgl. auch Spr. 15, 27.",
+ "Konam sei. Wie Opfer verboten sei dir das, was u. s. w., Ned. II, N. 18.",
+ "bis er [diese Dinge ihnen] giebt. Denn da er ein so grosses Geschenk für seine Kinder beansprucht, hat er dem andren jedenfalls schon grosse Dienste geleistet; sein Gelübde war daher durchaus ernst gemeint.",
+ "als ob ich es schon bekommen hätte. Zur Form vergl. Ket. IX, N. 51.",
+ "Wenn man in jemand dringt. סרב, syncopiert aus סרהב (und dieses wiederum ist Sifel zum bibl.-hebr. רהב, Spr. 6, 3; Jes. 3, 5), in jemand dringen, auffordern, bestürmen; Levy, Nhbr. Wtb.",
+ "die Tochter seiner Schwester zu heiraten. Nach Jeb. 62b gilt es als frommes Werk, die Tochter seiner Schwester zu heiraten; ein Hinweis hierfür wird in Jes. 58, 7. 9 gefunden, wo es heisst: entziehe dich nicht deinem Fleische (d. i. den Pflichten gegen deine Ange- hörigen), dann wirst du rufen und der Ew. wird es erhören.",
+ "so dürfen sie von ihm [gleichwohl] einen Genuss haben. Genuss von seinem Vermögen.",
+ "denn er meinte es nur in Bezug auf die Ehe. Genuss der ehelichen Gemeinschaft.",
+ "denn er meinte es nur in Bezug auf Essen und Trinken. Er wollte durch sein Gelübde nur die Einladung zu dieser bestimmten oder überhaupt zu einer grösseren Mahlzeit ablehnen, sich aber nicht jeden Genuss von ihm versagen."
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+ "man darf jemand einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnen. Man gibt ihm etwa zu bedenken: hättest du wohl dein Gelübde auch getan, wenn du gewusst hättest, dass man deinen Eltern vorhalten würde, einen Sohn zu besitzen, der leichtfertig Gelübde ausspricht? Wenn er dann erklärt, dass, wenn er dies erwogen hätte, er nicht gelobt haben würde, so darf man ihm das Gelübde lösen. Dieser Hinweis auf die Möglichkeit, das Bereuen eines Gelübdes zu begründen und dann dessen Lösung zu erwirken, heisst פתח; vgl. auch Ned. II, N. 15.",
+ "die Weisen aber verbieten es. Denn es ist zu befürchten, dass er sich vielleicht schämt einzugestehen, dass er auch bei Erwägung jenes Umstandes sich nicht gescheut haben würde zu geloben; sein Geständnis wäre dann unwahrhaftig und das Lösen des Gelübdes würde geschehen, ohne dass er es aufrichtig bereut hätte.",
+ "anstatt dass. עד ש׳ = anstatt dass, ebenso wie, vgl. Nid. VI, 14.",
+ "könnte man ihm ja den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Ewigen schuldige Ehrfurcht eröffnen. Indem man ihm vorhält, dass es sündhaft ist, überhaupt Gelübde zu tun, weil es Deut. 23, 23 heisst: wenn du es unterlässt, zu geloben, so begehst du keine Sünde, woraus Ned. 77b gefolgert wird, dass das Geloben an sich Sünde ist. Wenn er nun erklärt, dass er nicht gelobt haben würde, wenn er dies gewusst hätte, so dürfte man ihm das Gelübde lösen.",
+ "dann. Raschi liest: אלא אם אחה אומר כן, danach sind die Worte אין נדרים noch von R. Zadok gesprochen. R. Nissim und R. Ascher lesen: אמרו לו אם בן, danach sind die Worte אם כן אין נדרים von den Weisen eingewendet.",
+ "wären es ja keine Gelübde. Wenn man ihn durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott zur Reue bewegen dürfte, so würde sein Gelübde zu Unrecht gelöst werden, da er sich schämen wird einzugestehen, dass er auch jetzt noch an seinem Gelübde festhält (אם כן אין נדרים ניתרין יפה, Abaje, Ned. 64a). R. Elieser müsste vielmehr der Ansicht sein, dass man durch den Hinweis auf die Pietät gegen die Eltern ebesowenig jemand zur Reue bewegen darf wie durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott. Nach Raba (l. c. 64b) will R. Zadok sagen, es wäre zu befürchten, dass wenn der Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott zur Reue genügen würde, ein jeder sich seine Gelübde selbst, ohne Befragen eines Kundigen lösen würde, da diesen Ausweg zur Begründung der Reue jeder leicht selbst finden kann (אם כן אין נדרים נשאלין לחכם, ibid.); in Wirklichkeit aber kann man seine Gelübde nicht selbst lösen, sondern muss dies stets durch einen anderen geschehen, s. Chag. I, 8 und 10a. Der Einwand des R. Zadok kann auch so verstanden werden: ebenso wie du, R. Elieser, sagst, dass man dem Gelobenden den Weg zur Reue durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen die Eltern eröffnen darf, weil anzunehmen sei, dass seine Reue aufrichtig und nicht erheuchelt ist, ebenso müsstest du sagen, dass man auch durch den Hinweis auf die Ehrfurcht gegen Gott die Reue begründen dürfe, weil er auch hier nicht Reue heucheln würde. Darauf entgegnen ihm (אמרו לו) die Weisen, die mit R. Elieser controversieren: diese beiden Dinge sind nicht zu vergleichen, denn Gott gegenüber wird der Gelobende sich sicherlich scheuen zu erklären dass er an seinem Gelübde festhält und somit eine unwahrhaftige Erklärung abgeben und eine unrechtmässige Lösung seines Gelübdes erwirken, seinen Eltern gegenüber aber würde er diese Scheu nicht empfinden, darum stimmt R. Elieser in jenem Falle mit uns überein. Andrerseits stimmen die Weisen in dem letzten Fall der Mischna der erleichternden Ansicht des R. Elieser zu. — Ed. Lowe liest: אם כן אין נודרים.",
+ "Elieser darin überein. Der Talmud liest מודים.",
+ "die die Beziehungen zwischen ihm und seinem Vater oder seiner Mutter betreffen. Wenn er z. B. seinen Eltern durch Gelübde verboten hat von seinem Vermögen irgend einen Nutzen zu haben.",
+ "ihm den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnen darf. Indem man ihm vorhält: hättest du dein Gelübde getan, wenn du gewusst hättest, dass es deine Pflicht ist, deine Eltern zu ernähren? Wenn er dann diese Frage verneint, so darf man ihm das Gelübde lösen. In diesem Falle ist nämlich (nach Abaje) anzunehmen, dass seine Reue aufrichtig ist und sein Gelübde mit Recht gelöst wird; denn so wenig er sich scheute jenes Gelübde auszusprechen, obschon es gegen die Ehrfurcht vor seinen Eltern verstiess, so wenig würde er sich jetzt schämen, sein Gelübde aufrecht zu erhalten, wenn er es nicht ernstlich bereuen würde. Es ist aber hier auch nicht zu befürchten, dass er sich sein Gelübde selbst lösen würde (Raba); denn da man zur Lösung anderer Gelübde einen Kundigen befragt, weil man hier die Reue nicht mit dem Hinweis auf die Ehrfurcht gegen die Eltern begründen kann, so wird man auch in unserem Falle nicht selbst sein Gelübde lösen, sondern erst einen Kundigen befragen."
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+ "Ferner. D. i. noch eine Erleichterung. — Der Ausdruck ועוד wird in der Mischna dann gebraucht, wenn zwei Aussprüche eines Tanna unmittelbar auf einander folgen, wie Erub. I, 4 und 5, oder falls der Tanna in beiden Fällen eine erleichternde Ansicht ausspricht, auch dann, wenn zwischen diesen Fällen der Ausspruch eines andern Tanna erwähnt wird; so in unserer Mischna bei dem Ausspruch des R. Elieser mit Bezug auf seinen Ausspruch in M. 1, ebenso Beza IV, 7, gleichfalls bei einem Ausspruch des R. Elieser mit Bezug auf einen Ausspruch desselben Tanna in M. 6. Der Ausdruck ועוד wird aber nicht gebraucht, wenn beide Aussprüche eines Tanna erschwerend sind und zwischen ihnen in der Mischna von etwas anderem die Rede war, s. Erub. II, 3 und 4; vgl. Erub. 23a und Tosafot daselbst.",
+ "die erst später eingetreten sind. D. i. solche Umstände, die nach dem Aussprechen des Gelübdes nicht gerade eintreten müssen und auch unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht immer, sondern nur zuweilen eintreten; wenn er erklärt, dass er bei gehöriger Erwägung dieser möglichenfalls eintretenden Umstände sein Gelübde nicht getan haben würde, so darf man es ihm lösen, weil es als von Anfang an nichtig betrachtet wird. Ms. Or. 567 liest: פותחין לנולד .",
+ "die Weisen aber verbieten es. Denn ein Gelübde kann infolge der Reue der Gelobenden nur deshalb gelöst werden, weil es als von Anfang an nichtig erachtet wird; wenn aber nur solche Umstände eintreten, die nicht gewöhnlich sind, so hätte er sie beim Geloben nicht berücksichtigt und würde sich auch nicht enthalten haben zu geloben in der Erwägung, dass sie vielleicht eintreten.",
+ "dass ich. Vgl. Ned. II, N. 18.",
+ "und dieser nun ein Schriftgelehrter. Der in religiösen Fragen autoritativen Bescheid erteilt, vgl. Jeb. II, N. 30. Es kann hier auch סופר in seinem ursprünglichen Sinne gefasst werden = Schreiber, der für die Einwohner der Stadt Urkunden u. dergl. ausstellt.",
+ "wird oder seinen Sohn bald darauf. Nachdem er das Gelübde ausgesprochen.",
+ "dass er ein Schriftgelehrter sein oder seinen Sohn so bald verheiraten würde. Und ich so bald Veranlassung haben würde, an dessen Hochzeitsfeier teilzunehmen.",
+ "so. Dieser Schlusssatz, der nichts anderes enthält als der einleitende Satz dieser Mischna, wird hier deshalb wiederholt, weil inzwischen mehrere Einzelfälle aufgezählt sind; R. Nissim."
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+ "die eigentlich erst später eingetreten sind. Eigentlich: die den Anschein haben, als gehörten sie zu denen, die erst nach dem Geloben eingetreten sind.",
+ "und die Weisen stimmen darin mit ihm überein. So lesen auch Ed. Lowe und Ed. princ.",
+ "L. So Ms. Or. 567.",
+ "er ist gestorben. Nachdem das Gelübde getan war; denn wenn er vorher gestorben wäre, dann gälte das Gelübde als von vornherein nichtig, weil es auf Irrtum beruhte, vgl. Ned. III, 2.",
+ "so. Dieser Schlusssatz, der nichts anderes enthält als der einleitende Satz dieser Mischna, wird hier deshalb wiederholt, weil inzwischen mehrere Einzelfälle aufgezählt sind; R. Nissim.",
+ "aber dennoch nicht als solche gelten. Da er beim Geloben einen bestimmten Grund angegeben, so gilt das Gelübde als ein bedingtes, d. h. als ein solches, das nur so lange bindend sein soll, als der Grund nicht hinfällig wird. Das Gelübde ist daher von selbst nicht mehr giltig und bedarf nicht einmal der Lösung durch einen Kundigen; J. dea 232, 19. Nach R. Ascher muss jedoch das Gelübde noch gelöst werden, weil der Wortlaut des Gelübdes nicht der einer regelrechten Bedingung war."
+ ],
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+ "hättest du gewusst. Als du dem N. N. durch Gelübde verbotest irgend einen Nutzen von deinem Vermögen zu haben.",
+ "vielleicht verarmt er. Über die Form s. Ket. VI, N. 36.",
+ "und du darfst ihn dann nicht ernähren. Denn wenn er auch Anspruch auf Unterstützung aus der Armenkasse hat, so ist es doch zunächst Pflicht der Verwandten, ihm zu helfen, und der Gelobende könnte dann diese Pflicht nicht erfüllen.",
+ "so ist es erlaubt [ihm das Gelübde zu lösen. Dieser Fall ist jedoch nicht mit jenem in M. 1 zu vergleichen, wo es verboten war, den Weg zur Reue durch den Hinweis auf die dem Ewigen schuldige Ehrfurcht zu eröffnen; denn dort ist zu befürchten, dass seine Reue erheuchelt ist, weil er sich scheuen wird, sein Gelübde gegenüber dem fundamentalen Gebot der Gottesfurcht aufrecht zu erhalten (s. N. 6), in unserem Falle jedoch ist nicht anzunehmen, dass er solche Scheu empfinden wird, weil er nur gegen ein einzelnes Thoragesetz verstösst."
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+ [
+ "Man darf jemand. Der gelobt hat sich von seiner Frau scheiden zu lassen.",
+ "einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die Ketuba. D. h. auf seine Pflicht, der Frau die in der Ketuba für den Fall der Scheidung verschriebene Stimme auszuzahlen, s. Ket. Einl. S. 92.",
+ "seiner Frau eröffnen. Einst versagte sich jemand den Genuss seiner Frau, deren Ketuba 400 Denar. S. Ket. I, N. 9.",
+ "ihr die Ketuba auszuzahlen. Vgl. Ket. VII, 1.",
+ "Darauf sagte er: Rabbi, 800 Denar hat mein Vater. Vgl. Ket. II, N. 61.",
+ "erhalten. D. h. Immobilien im Werte von 400 Denar, denn Mobilien des Mannes haften nicht für die Ketuba, s. Ket. VIII, N. 43.",
+ "Selbst wenn du die Haare auf deinem Kopfe verkaufen müsstest. Wenn dir auch, nachdem du die Ketuba mit deinen Immobilien bezahlt hast, nichts anderes zur Erwerbung deines Unterhalts übrig bleiben sollte, als dein Kopfhaar.",
+ "Da erlaubte sie. Die Frau; er löste ihm das Gelübde."
+ ],
+ [
+ "Man darf jemand. Der gelobt hat eine Reihe von Tagen zu fasten oder kein Fleisch zu geniessen, ohne zu bedenken, dass während dieser Zeit auch Sabbate oder Festtage sein werden, an denen man nicht fasten darf resp. Fleisch essen soll, weil es Jes. 58, 13 heisst: וקראת לשבת ענג, wenn du den Sabbat eine Lust nennst (Maim.). Nach R. Nissim wäre, wenn er diese Pflicht der Sabbatweihe gekannt hätte, ein solches Gelübde als von Grund aus nichtig zu betrachten und brauchte nicht erst gelöst zu werden, weil er wissen musste, dass Sabbate oder Festtage in jene Zeit fallen werden. Der Fall muss vielmehr von jemand handeln, dem die Pflicht der Sabbatweihe unbekannt war.",
+ "den Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die Festtage und Sabbate. Im Talmud Ned. 25 b wurde dieser Satz mit Umstellung der Worte citiert: פותחין בשבתות ובימים טובים , und in dieser Reihenfolge werden jene Tage in der Regel genannt.",
+ "eröffnen. Erklärt er nun, dass wenn er bedacht hätte, dass die heiligen Tage in jene Zeit fallen würden oder (nach R. Nissim) dass man diese Tage durch Speise und Trank auszeichnen müsse, er jenes Gelübde nicht getan haben würde, so darf man es ihm lösen,",
+ "Anfangs. D. i. die Weisen der früheren Zeit; vgl. auch Hoffmann, die erste Mischna, S. 42.",
+ "nur diese Tage sind ihm erlaubt. Für die Sabbate und Festtage gilt das Gelübde als gelöst.",
+ "von dem ein Teil. Im Talmud 66 a ist die Lesart מכללו, ebenso ed. Lowe, Ms. Or. 567 und jerus. Ned. III, 2 (38 a); im babyl. Talmud Ned. 25b dagegen מקצתו.",
+ "als gänzlich gelöst gilt. Denn aus den Worten ככל היוצא מפיו יעשה (Num. 30, 3) ist zu schliessen, dass man ein Gelübde nur dann zu erfüllen braucht, wenn „es noch ganz in der Form besteht, in der es aus seinem Munde hervorgegangen ist“; jerus. Ned. I, 1 (36 c), vgl. auch Ned. III, N. 30."
+ ],
+ [
+ "sobald es ihm erlaubt ist. Durch Lösung eines Kundigen, der ihm einen Weg zur Reue eröffnet hat oder dem er von selbst seine Reue erklärt hat; vgl. Ned. III, 2 Ende.",
+ "von allen einen Nutzen haben. Nach dem Talmud Ned. 26b ist der Fall so zu erklären: Er hat gesagt: „A sei mir zum Genusse verboten und B wie A (הרי זה כראשון) und C wie B u. s. w.“ Da er also die Gültigkeit des Gelübdes betreffs des B (das Verbot des Genusses von B) von der Gültigkeit des Gelübdes betreffs des A bedingt sein lässt und davon mittelbar auch das Verbot des Nutzens von C, so ist das ganze Gelübde gelöst und darf er von allen einen Nutzen haben, sobald ihm das Gelübde betreffs des A gelöst ist. Wenn er aber bei seinem Gelübde nicht erklärt: „ich will von B keinen Nutzen haben wie von A“, sondern nur sagt: „ich will von A und von B (לזה ולזה) u. s. w. keinen Nutzen haben“, so würden diese Gelübde nach der Ansicht der Weisen als einzelne, nicht von einander bedingte gelten und jedes besonders einer Lösung bedürfen. Nach R. Simon dagegen würden auch in diesem Falle alle Gelübde als ein einziges, zusammenfassendes gelten und völlig gelöst sein, sobald ein Teil von ihnen gelöst wird (R. Ascher, Bertinoro). Nach der Erklärung des Maim. jedoch, der unsre Mischna nach ihrem Wortlaut citiert (Hil. Ned. IV, 11), wäre das Gelübde in der Form לזה ולזה auch nach der Ansicht der Weisen als ein einziges aufzufassen, und nur wenn die Personen im Gelübde einzeln und unverbunden genannt wären (שאינו נהנה לזה לזה), wäre es zu teilen und müsste, um vollständig gelöst zu sein, in jedem einzelnen Teile gelöst werden, s. Tos. L. Heller.",
+ "von den andren aber bleibt es ihm verboten. Denn die Gültigkeit des Gelübdes betreffs der ersteren war nicht bedingt von der Gültigkeit des Gelübdes betreffs des letzten.",
+ "so darf er von den andren abwärts. D. i. von denen, die er in seinem Gelübde nach dem mittleren genannt hat.",
+ "von den andren aufwärts aber bleibt es ihm verboten. Dieser Satz fehlt in einem analogen Fall der Mischna Nas. IV, 1.",
+ "sei Opfer. Vgl. Ned. I, 4.",
+ "so muss er für jeden einzelnen einen Weg [zur Reue] haben. Auch dieser Satz vertritt die Ansicht des R. Simon, Scheb. V, 3. Er lehrt dort, dass jemand, der gegenüber 5 Personen, die von ihm ihr Deposit zurückfordern, leugnet es erhalten zu haben und dies durch einen Schwur bekräftigt, später aber seine Schuld eingesteht, nur dann 5 Opfer zu bringen verpflichtet ist, wenn er in jedem Falle der Ableugnung den Ausdruck des Schwures wiederholt hat, andernfalls aber braucht er nur ein Opfer zu bringen. So muss auch in unsrer Mischna bei jedem Einzelnen der Ausdruck „Opfer“ wiederholt sein, um das Gelübde als ein aus mehreren Teilen bestehendes erscheinen zu lassen, sodass jeder Teil besonders einer Lösung bedarf. Nach den Weisen jener Mischna jedoch, die den Verwahrer auch dann zu 5 Opfern verpflichten, wenn er nicht bei jedem Einzelnen den Ausdruck des Schwures wiederholt hat, ist auch dann in unsrer Mischna das Gelübde als ein aus mehreren Teilen bestehendes zu betrachten, wenn er den Ausdruck „Opfer“ nicht bei jedem Einzelnen wiederholt, sondern nur erklärt hat: „was ich von diesem und von jenem (u. s. w.) geniessen sollte, sei Opfer.“"
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+ "denn der Wein ist schädlich für den Leib. מֵעַיִם, bibl.-hebr., von einem Singul. מע oder מעה, Inneres, Eingeweide, Leib, kommt in der Bibel nur im st. constr. oder mit Suffixen vor. Es wird in der Mischna und im Talmud oft מעיים geschrieben, was auf die Punctation מֵעַיִם schliessen lässt; so schon D. Kimchi. Nach Andren (Ibn Esra) ist מֵעִיִם zu lesen nach Analogie von דֵּעִים, Hiob 37, 16.",
+ "der alte. מְיֻשָּׁן, „gealtert“, eine Pualbildung von ישן nach Analogie von מְיֻדָּע Ps. 55, 14, מְיֻסָּד 1. Kön. 7, 10. Nach B. batra VI, 3 wird unter יין מישן drei Jahre alter Wein verstanden, während יין ישן Wein bezeichnet, der erst ein Jahr alt ist.",
+ "Wein ist ja gut. יפה, aram. שפיר, heisst hier nützlich, wohltuend, vorteilhaft; vgl. auch Ket. VIII, N. 25.",
+ "so ist ihm alter Wein erlaubt. Wenn er nämlich erklärt, dass er, wenn er dies gewusst hätte, sich überhaupt keinen oder nur neuen Wein durch Gelübde versagt haben würde und das Gelübde ihm daraufhin gelöst wird.",
+ "sondern jeder Wein. Denn das Gelübde wird als ein irrtümliches betrachtet, weil es von einer falschen Voraussetzung ausging, es bedarf daher nicht erst der Lösung. Hätte er jedoch erklärt, dass er, wenn er dies gewusst hätte, sich jeden Wein ausser dem alten versagt haben würde, so darf er dann nur alten Wein trinken. — Der Ausdruck יפה ist nicht zu urgieren; denn es hätte eigentlich schon die Erklärung, dass Wein nicht schädlich ist, genügt, das Gelübde als ein irriges erscheinen zu lassen. Die Mischna will nur betonen, dass, da der Wein nicht nur nicht schädlich, sondern geradezu wohltuend ist, das Gelübde gewiss als ein irriges zu betrachten ist.",
+ "Kypros-Zwiebel. כופרי wohl aus einem Orte dieses Namens (Kypros; Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter), wie כלב כופרי Jeb. 59b, so Raschi und Tos.; nach Maim. = die auf dem Lande, Dorfe (כפר) wachsen, s. auch Terum. II, 5.",
+ "ist ja gut für das Herz. לב kann auch den „Magen“ bezeichnen, wie das talmud. אלבא ריקנא = auf leeren Magen; vgl. das griech. ϰαϱδιαλγία = Magenkrampf, während ϰαϱδία zumeist das „Herz“ bedeutet. Da somit der Sinn der Wörter לב und כופרי nicht feststeht, ist auch die medizinische Bedeutung dieser Stelle nicht mit Sicherheit zu ermitteln (Dr. Preuss).",
+ "sondern jede Zwiebel. Auf diesen Fall sind die Bemerkungen N. 51 sinngemäss zu übertragen.",
+ "Meir erlaubte ihm alle Zwiebeln zu geniessen. So ist in Mischna 6—8 der Grundsatz, dass ein Gelübde als gänzlich gelöst gilt, sobald ein Teil von ihm gelöst ist, an Beispielen erläutert, in denen sich das Gelübde entweder auf eine bestimmte Zeit bezieht (M. 6) oder auf Personen (M. 7) oder Sachen (M. 8), von denen man sich den Genuss versagen wollte."
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+ "Man darf jemand. Der gelobt hat sich von seiner Frau scheiden zu lassen.",
+ "den Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] seine Ehre und die seines Kindes eröffnen. Man braucht nicht zu befürchten, dass er sich nur schämt sein Gelübde aufrecht zu erhalten, seine Reue also nur erheuchelt ist.",
+ "das ist die Art. וסת (oder ווסת) wird gewöhnlich mit dem griech. ἔϑος zusammengestellt = Art, Sitte, Gewohnheit, Regel; nach Fraenkel, ZDMG LII, S. 298 ist jedoch die Etymologie des Wortes unsicher; „dass es aber nicht ἔϑος ist, ist ganz sicher.“",
+ "dies sind Töchter einer Geschiedenen. Die vielleicht gleich ihrer Mutter mit einem Makel behaftet sind.",
+ "warum. Die im Talmud und Midrasch häufig vorkommende Phrase: מה ראה פל׳ לעשות heisst: „was hat N. N. erfahren, dass er dieses tat? Was ist ihm widerfahren, was hat ihn angefochten?“ Die Redensart, die auch bei leblosen Subjecten und, wie hier, mit passiver Wendung des Nebensatzes erscheint, ist dann der Ausdruck geworden für die Frage nach dem Grunde einer auffälligen Erscheinung = warum? Vgl. auch Bacher in Stades Zeitschr. für alttest. Wissenseh. 1899, S. 345 ff.",
+ "mag wohl ihre Mutter geschieden sein. Es muss doch wohl an ihr ein Makel gefunden sein.",
+ "so ist es ihm erlaubt (die Frau zu behalten. Nachdem ihm das Gelübde von einem Kundigen gelöst ist."
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+ "dass ich die hässliche. כעור auch Arach. III, 1, 3, oder auch כאור B. kam. IX, 4. syr. ܟܰܐܐܰܪ, hässlich.",
+ "[oder] weil sie klein war und dann gross wurde. Denn in diesem Falle würde er seine Reue mit einem Umstande begründen, der erst nach dem Aussprechen seines Gelübdes eingetreten ist, was nach M. 2 nicht zulässig ist.",
+ "sondern weil das Gelübde auf einem Irrtum beruhte. Da die Frau im Momente des Gelobens nicht hässlich u. s. w. war, so war das Gelübde von vornherein nichtig und bedarf nicht erst der Lösung.",
+ "Einst. Vor diesem Satz ist zu ergänzen: R. Ismael dagegen lehrt, dass das Gelübde auch dann nichtig ist, wenn im Moment des Gelobens die Frau nicht schön war und später erst schön erschien. Zum Belege für diese Ansicht wird der folgende Fall berichtet.",
+ "Ismael und putzte. יִפָּה, schmücken, putzen, Jer. 10, 4.",
+ "Ismael sie zu heiraten. Denn da es möglich ist, sie schön erscheinen zu lassen, ist sie nicht als von Anfang an hässlich zu betrachten. Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Ismael. — Dieser Fall ist jedoch nicht mit dem in M. 3 zu vergleichen, wo das Gelübde ohne weiteres nichtig war, weil dort nach dem Wortlaut (שאביה רע) zu vermuten war, dass das Gelübde nur solange wirksam sein sollte, als der Grund nicht hinfällig war; s. N. 22. In unsrer Mischna aber hat das Gelübde nicht die Form einer Bedingung (etwa שהיא כעורה ), sondern die einer bestimmten Behauptung, diese aber war irrig. Der Unterschied zwischen diesen beiden Fällen kann auch so erklärt werden: In M. 3 war eher zu vermuten, dass sein Gelübde nur solange gültig sein sollte, bis er Gegenteiliges erfährt, weil es natürlich ist, dass der Mensch stirbt oder weil es häufig vorkommt, dass er sich bessert; es ist jedoch nicht so häufig oder natürlich, dass eine hässliche Frau später schön erscheint, sodass nicht zu vermuten ist, dass sein Gelübde nur solange gelten sollte, als sie hässlich ist.",
+ "weinet. Zur Form vgl. Ket. IV, N. 62.",
+ "weinet um Saul. Der Vers wird auf R. Ismael angewendet, weil sein Schluss lautet: „der euch bekleidet mit Purpur und herrlichem Zierat, der mit goldenem Geschmeide euer Gewand schmückte!“ In Ed. Lowe fehlt בשאול, dagegen ist dort der ganze Vers citiert."
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+ "Bei einem verlobten. Unter מאורסה ist hier wie immer eine Angetraute zu verstehen, die noch nicht von dem Gatten heimgeführt ist; vgl. Jeb. IV, N. 69.",
+ "Mädchen. Während sonst נערה ein Mädchen bezeichnet, das im Besitze der Pubertätszeichen und mindestens 12 Jahre und einen Tag alt ist, wird hier bei Gelübden unter נערה ein Mädchen verstanden, das dieses Alter erreicht hat, auch wenn es noch nicht jene Zeichen aufzuweisen hat; Maim. Hil. Ned. XI, 3 u. A. Nach der Halacha haben jedoch die Gelübde von Mädchen, die 11 dahre alt sind (und von Knaben, die 12 Jahre alt sind), auch schon bindende Kraft, sobald diese das volle Bewusstsein erlangt haben, wem ihre Gelübde gelten; vgl. auch Nid. V, 6.",
+ "heben ihr Vater und ihr [zukünftiger] Gatte gemeinsam ihre Gelübde. Auch solche, die sie vor ihrer Verlobung getan, הארוס מפר בקודמין. In Ned. 67a wird dies aus dem Verse Num. 30, 7 abgeleitet, der nur von einer Verlobten handelt, die noch nicht heimgeführt ist, da von der bereits Heimgeführten erst in den Versen 11 ff. die Rede ist. Die Worte ונדריה עליה in V. 7 beziehen sich auch auf solche Gelübde, die schon „auf ihr ruhten“, bevor sie sich verlobte. Ist sie jedoch heimgeführt, so darf der Ehegatte nur die Gelübde aufheben, die sie nach der Heimführung getan, die früheren aber nicht, אין הבעל מפר בקודמין, Ned. l. c.",
+ "auf. Ob beide die Gelübde an demselben Tage erfahren haben müssen, um sie aufheben zu können, oder ob sie dieses Recht auch haben, wenn sie an verschiedenen Tagen sie erfahren haben, ist controvers, s. J. dea 235, 5.— הפר = aufheben, d. i. den Fortbestand des Gelübdes durch Einsprache hindern, seine fernere Gültigkeit unterbrechen; dieser Ausdruck wird nur vom Vater oder Gatten gebraucht. Bei dem Kundigen aber, der ein Gelübde löst, wird der Ausdruck התיר angewendet, weil dieser das Gelübde von Grund aus auflöst, seinen Bestand von Anfang an aufhebt und es als von vornherein nichtig erklärt. —Vater und Gatte können aber nur in Gemeinschaft ihre Gelübde aufheben, weil sie als נערה noch der Gewalt des Vaters untersteht (vgl. N. 9), andrerseits auch schon ihrem Gatten durch die erfolgte Trauung (קדושין) angehört.",
+ "aber nicht der Gatte. Er lässt vielmehr den Tag, an dem er von den Gelübden erfährt, vorübergehen, ohne Einsprache zu erheben.",
+ "so sind sie nicht aufgehoben. Dieser zweite Satz will nur der missverständlichen Auffassung begegnen, dass das ובעלה im ersten „oder“ bezeichnen und der Vater allein oder der Gatte allein die Gelübde der Verlobten aufheben könnte. Es hätte freilich der erste Satz kurz lauten können: אביה ובעלה מפירין יחדו, indessen ist diese Ausdrucksweise in der Mischna nicht üblich (R. Ascher).",
+ "] wenn sie einer von ihnen bestätigt hat. In Ned. 67 a wird bemerkt, dass dieser Schlusssatz im Grunde überflüssig ist, denn das קיים in diesem Satze ist nichts andres als das negative לא הפר im vorhergehenden, und wenn das Gelübde schon dann nicht aufgehoben ist, wenn der eine keine Einsprache erhoben, so muss es doch gewiss noch gültig sein, wenn er seine ausdrückliche Zustimmung erteilt hat; überdies ist das Schweigen einer Zustimmung gleich zu achten, vgl. Num. 30, 15: הקים אתם כי החריש לה ביום שמעו. Der Talmud ergänzt deshalb den letzten Satz also: Wenn der eine von ihnen (A) das Gelübde zunächst bestätigt, während der andre (B) es aufhebt, dann aber der erste seine Bestätigung bereut und sie von einem Kundigen als nichtig erklären lässt, so gilt diese Nichtigkeitserklärung nicht etwa einer Aufhebung des Gelübdes gleich, sodass A nicht mehr die Aufhebung auszusprechen brauchte. Denn da das Gelübde eine Zeit lang, zwischen der Bestätigung des A und der Zurücknahme dieser Bestätigung, nur einseitig, nämlich von B, aufgehoben war, also nicht als aufgelöst gelten konnte, so kann es nur dann aufgehoben werden, wenn B diese Aufhebung noch einmal ausspricht und auch A das Gelübde ausdrücklich aufhebt; Nachmanides. Nach Andren (Maim., R. Ascher) giebt es in diesem Falle überhaupt keine Möglichkeit, das Gelübde aufzuheben; denn da es eine Zeit lang, nämlich zwischen der Bestätigung des A und deren Nichtigkeitserklärung, von A nicht aufgehoben werden konnte, so kann es überhaupt nicht mehr aufgehoben werden. — Es findet sich zwar in der Mischna öfter, dass Sätze ausdrücklich gelehrt werden, die man aus den vorhergehenden schliessen konnte, vgl. ואין צריך לומר B. mez. IV, 11; danach wäre der Schlusssatz in dieser Mischna nicht so auffallend. Es wird jedoch jene Formel in der Regel nur dort angewendet, wo das Neue erst erschlossen werden müsste; in unsrer Mischna aber ist der letzte Fall (שקיים) mit dem vorletzten geradezu identisch (Tos.). Auch pflegt es der Talmud in der Regel zu begründen, warum solche scheinbar überflüssigen Sätze in der Mischna gleichwohl ausgesprochen werden, und sich nicht mit dem Hinweis darauf zu begnügen, dass diese Sätze eigentlich nicht erst gesagt zu werden brauchten (זו ואין צריך לומר זו)."
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+ "so fällt. נתרוקן, Nithpael von רקן, Ukzin I, 3, einem verbum denominativum von ריק mit angefügtem נ, vgl. המאושכן Bech. VII, 5 (von אשך), vielleicht auch ממושכנת Schebiit X, 6 (von משך). Man braucht aber nicht mit Weiss, Studien zur Spr. d. Mischna, S. 34 anzunehmen, dass hier „zweifellos“ das נ für das מ eingetreten ist, wie es in ריקם erscheint und wie in der Mischna häufig, namentlich bei der Pluralbildung נ für מ eintritt. Das Wort heisst eigentl. entleert werden, dann übergehen, zufallen.",
+ "dessen Recht nicht dein [künftigen] Gatten zu. Dass er etwa allein ihre Gelübde aufheben könnte; denn aus den Worten בנעריה בית אביה Num. 30, 17 wird gefolgert, dass „sie in der Gewalt des Vaters ist, solange sie noch ein Mädchen (נערה) ist“, vgl. Ket. IV, N. 42.",
+ "so fällt das Recht dem Vater zu. Und der Vater darf allein ihre Gelübde aufheben, solange sie noch nicht mannbar ist.",
+ "in dieser Hinsicht hat der Vater ein Vorrecht. S. Ket. VIII, N. 25.",
+ "wenn sie mannbar. S. Ket. VII, N. 57.",
+ "ist. Und er sie heimgeführt hat, nachdem sie mannbar geworden war; denn hätte er sie vorher heimgeführt, so wäre das Recht auf ihn allein ebensowenig übergegangen, wie wenn der Vater gestorben wäre, N. 9. Dies ist freilich auch aus M. 5 zu ersehen; der Schlusssatz ist indessen nur hinzugefügt, um gegenüber dem Falle, in dem der Vater ein Vorrecht hat, auch einen Fall aufzuzeigen, in dem der Gatte ein Vorrecht hat.",
+ "wenn sie mannbar ist. Denn aus Num. 30, 17 ist zu schliessen, dass sie nur als נערה der Gewalt des Vaters untersteht."
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+ [
+ "als sie verlobt war. Und ihr Vater es erfahren, aber nicht ihr Verlobter.",
+ "so heben ihr Vater und ihr letzter Gatte ihre Gelübde [gemeinsam] auf. Vgl. N. 3.",
+ "solange sie nicht eine Zeit lang in ihrer eigenen Gewalt gewesen ist. D. h. solange sie noch nicht selbständig geworden ist entweder durch Erlangung der Pubertät oder durch Heimführung.",
+ "heben ihr Vater und ihr letzter Gatte [gemeinsam] ihre Gelübde auf. Durch diesen zusammenfassenden, mit der Formel זה הכלל eingeleiteten Satz (vgl. Ket. III, N. 69) soll angedeutet werden, dass solange der Vater mit den Boten, die der Gatte geschickt hat, um die Verlobte ihm zuzuführen, zusammengeht, oder die Boten des Vaters mit denen des Gatten zusammengehen, die Verlobte als unter väterlicher Gewalt stehend betrachtet wird, Ned. 89 a, vgl. Ket. IV, 5. Nach manchen Decisoren jedoch gilt sie als solche selbst dann, wenn sie den Boten des Mannes übergeben ist, solange sie dieser nicht heimgeführt hat, J. dea 254, 8."
+ ],
+ [
+ "Es ist Sitte bei den Gelehrten. Denen bekannt ist, dass der Vater oder der Gatte auch allgemein, selbst wenn sie kein specielles Gelübde erfahren haben, Gelübde aufheben können.",
+ "bevor seine Tochter aus seiner Gewalt scheidet. Und in die des Gatten übergeht.",
+ "bevor sie in seine Gewalt übergeht. D. i. bevor er sie heimführt."
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+ [
+ "Tage zugebracht hat. Nachdem sie vom Gatten aufgefordert war, sich zur Hochzeit vorzubreiten, nach welcher Frist der Gatte verpflichtet ist, ihr den Unterhalt zu gewähren, s. Ket. V, 2.",
+ "da er auch verpflichtet ist ihr den Unterhalt zu gewähren. Denn es ist anzunehmen, dass eine Frau nur in dem Sinne Gelübde tut, dass der Mann keine Einsprache dagegen erhebt, da sie auch von ihm ihren Unterhalt bekommt.",
+ "der Gatte. Allein.",
+ "solange sie nicht in seine Gewalt gekommen ist. Denn erst wenn sie von ihm heimgeführt ist, tut sie ihre Gelübde im Sinne ihres Gatten. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen."
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+ "Bei einer auf die Leviratsehe wartenden. Eigentl. eine Frau, die den Levir, d. h. die Eheschliessung mit ihm erwartet, vgl. Jeb. IV, N. 15.",
+ "Frau. Die als Mädchen (נערה) von ihrem Vater verheiratet und dann Witwe wurde.",
+ "mag sie nun einen oder zwei Schwäger haben. Und ein Schwager hat die „Heirats-Ansprache“ (מאמר, s Jeb. II, N. 8) an sie gehalten.",
+ "aufheben. Mit ihrem Vater gemeinsam.",
+ "aber nicht zwei vorhanden sind. Nach R. Josua hat der Mann die Schwägerin durch „Maamar“ zwar nicht vollständig erworben (vgl. Jeb. l. c.), aber das Band der Leviratsehe - Pflicht, das ihn mit ihr verknüpft, ist so stark (יש זיקה), dass sie bereits als von ihm heimgeführt gilt. Wenn daher nur ein Levir vorhanden ist, kann er ihre Gelübde aufheben, wie wenn er sie bereits geehelicht hätte. Wenn dagegen zwei Schwäger vorhanden sind, mit denen beiden sie zunächst durch jenes Band verknüpft ist, so ist, da man vorerst nicht weise, welcher von ihnen sie heiraten wird, nicht zu entscheiden (אין ברירה, Ned. V, N. 4), von welchem der beiden Brüder sie als geehelicht gelten soll; es darf daher keiner von ihnen ihre Gelübde aufheben.",
+ "noch wenn zwei vorhanden sind. R. Akiba ist der Ansicht, dass die Schwägerin, solange sie mit dem Schwager nur durch das Band der Leviratsehe - Pflicht verknüpft ist, noch nicht als von ihm geehelicht gilt (אין זיקה), andrerseits dass „Maamar“ noch keinen Besitzakt im Sinne der Thora darstellt.",
+ "die er sich selbst erworben. Durch Antrauung, קדושין.",
+ "ihre Gelübde aufheben kann. In Gemeinschaft mit ihrem Vater, Ned. X, 1.",
+ "die ihm vom Himmel zugeeignet ist. Durch das göttliche Gebot der Leviratsehe, Deut. 25, 5.",
+ "erst recht ihre Gelübde aufheben können. In Gemeinschaft mit ihrem Vater.",
+ "über die aber andre keine Gewalt haben. Denn wenn sie nach erfolgter Eheschliessung eine zweite Ehe eingehen wollte, bevor die erste gelöst ist, würde die zweite ungültig sein, vgl. Jeb. V, N. 18.",
+ "über die jedoch auch andere Gewalt haben. Denn zunächst ist sie mit allen Brüdern ihres verstorbenen Gatten durch das Band der Leviratsehe - Pflicht verknüpft (זקוקה), und wenn einer von ihnen „Maamar“ an sie gehalten und dann der andre ebenfalls, so wäre auch die letztere Trauung rabbinisch gültig und müsste erst durch Scheidebrief gelöst werden, s. Jeb. V, 1 und N. 6.",
+ "wenn nur ein Schwager vorhanden ist. Dein Einwand ist zutreffend gegenüber dem R. Elieser, der dem Levir erlaubt die Gelübde der Schwägerin aufzuheben, auch wenn zwei Schwäger vorhanden sind; was aber willst du mir einwenden, der ich dem Levir jene Befugnis nur dann zuspreche, wenn ein Levir vorhanden ist?",
+ "die Schwägerin ist nicht so vollständig dem Levir zu eigen. Denn wer der Jebama beiwohnt, solange sie vom Levir noch nicht heimgeführt ist, selbst wenn sie sich dieser angetraut hat, übertritt nur das einfache Verbot Deut. 25, 5.",
+ "Gatten. Denn wer ihr beiwohnt, wird mit dem Steinigungstode bestraft, Deut. 22, 24."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand zu seiner Frau. Oder auch zu seiner minderjährigen Tochter.",
+ "die du von jetzt an. Während כאן örtlich und zeitlich gebraucht wird, weist die Verbindung מכאן עד oder מכאן ועד stets auf ein zeitliches Ziel hin, vgl. Git. VII, 7, 8; s. auch Nas. 1,3.",
+ "tust. Die volle, mit ו geschriebene Form des Imperfects findet sich in der Mischna nicht nur in der Pausa, sondern zuweilen auch ohne Pausa, so hier תדורי anstatt des regelmässigen תִּדְּרִי, vgl. יחליקו Jeb. IV, 3; שימתונו Toh. IX, 5.",
+ "so hat er damit nichts gesagt. Denn es könnte geschehen, dass sie Gelübde tut, mit denen er nicht einverstanden wäre, sodass die Bestätigung sich als eine irrtümliche erweisen würde.",
+ "dass sie aufgehoben sind. Weil anzunehmen ist, dass er wünscht, dass seine Frau überhaupt keine Gelübde tut.",
+ "die schon den Character eines Verbotes erlangt haben. D. h. Gelübde, die die Frau bereits ausgesprochen und die bindend sind, solange der Mann sie nicht aufhebt.",
+ "die den Character eines Verbotes noch nicht erlangt haben. Die sie noch nicht ausgesprechen hat.",
+ "die für gültig zu erklären möglich war. Die wenigstens eine Zeit lang gültig waren und die der Mann bestätigen konnte.",
+ "kann man aufheben. Die Worte אישה יקימנו werden als Vordersatz zu den nachfolgenden ואישה יפרנו gedeutet: nur wenn הקם möglich war, kann הפר eintreten.",
+ "kann man auch nicht aufheben. Ein Schluss (ק״ו) aber, den man selbst zieht, kann, auch wenn er richtig ist, nicht das umstossen, was die Thora durch die Zusammenstellung jener beiden Ausdrücke (היקש) hat sagen wollen."
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+ "Das Aufheben von Gelübden. Durch den Vater oder den Gatten.",
+ "kann während des ganzen Tages. Von dem Moment des Gelobens bis zum Eintritt der Nacht des darauf folgenden Tages.",
+ "geschehen. Num. 30, 6 u. 9.",
+ "Es giebt hierbei eine Erleichterung und eine Erschwerung. In manchen Fällen ist die Frist zur Aufhebung eine längere, in manchen eine kürzere.",
+ "aufheben. Denn die Nacht und der darauf folgende Tag bilden einen Tag.",
+ "wenn sie aber bei eintretender Dunkelheit. עם השנה = mit Eintritt der Dunkelheit, vgl. Sab. I, 10. In diesem Zusammenhange ist gemeint, dass sie das Gelübde am Sabbat, vor Eintritt der Nacht zum Sonntag getan.",
+ "denn sobald. Ed. Lowe liest: שאם לא הפר משחשכה.",
+ "kann man es nicht mehr aufheben. Die Mischna wählt hier das Beispiel von Sabbat, obschon die gleichen Bestimmungen auch an jedem Wochentage gelten, um gleichzeitig zu lehren, dass man auch am Sabbat Gelübde auflösen darf, und zwar auch solche, die nicht Dinge betreffen, die noch am selben Sabbat notwendig sind; denn da die Mischna auch von solchen Gelübden handelt, die die Frau kurz vor Eintritt der Nacht getan, ist zu ersehen, dass die Bestimmung auch für Gelübde gilt, die nicht für den Sabbat Notwendiges betreffen, denn in dieser späten Tageszeit wird sie bereits ihre Mahlzeit eingenommen oder ihre Schmucksachen abgelegt haben, die sie sich event. durch Gelübde versagen könnte. Von einem Kundigen jedoch darf sie sich am Sabbat nur solche Gelübde lösen lassen, die Dinge betreffen, die für diesen Sabbat notwendig sind, vgl. Sab. XXIV, 5."
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+ "Dies sind die Gelübde. Hierher gehören auch Verbote, die sich die Frau mit dem Ausdruck des „Eides“ (שבועה) auferlegt hat, vgl. Ned. Einl. S. 174 und II, 2.",
+ "die man. Der Gatte oder der Vater. Nach Maim. Hil. Ned. XII, 1 kann jedoch der Vater nicht nur die hier in der Mischna bezeichneten, sondern alle Gelübde seiner Tochter aufheben, weil es Num. 30, 6 כל נדריה ואסריה heisst und der Talmud die Gelübde, die die Beziehungen zwischen Vater und Tochter beeinträchtigen, nicht besonders behandelt, wie er es bei den Gelübden tut, die das Verhältnis zwischen Mann und Frau betreffen; s. מגדל עז z. St.",
+ "die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen. Vgl. Num. 30, 14. Unter ענוי נפש sind Dinge zu verstehen, die eine Verkümmerung des Lebens und des Lebensgenusses oder eine Minderung des körperlichen Wohlbefindens einschliessen. Dazu kommen noch דברים שבינו לבינה, Gelübde, die die Beziehungen der Ehegatten zu einander beeinträchtigen, was in den Worten בין איש לאשתו v. 17 gefunden wird. Die Ansicht der Decisoren, wonach der Vater nur die beiden zuletzt genannten Arten von Gelübden aufheben kann, stützt sich darauf, dass die Thora בין אב לבתו unmittelbar mit den Worten בין איש לאשתו zusammenstellt, die Rechte des Vaters also mit denen des Gatten verglichen wissen will (מקיש את האב לבעל, Sifrě z. St.). Der Unterschied zwischen den beiden Gelübdearten besteht darin, dass Gelübde, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen (דברים שיש בהן ענוי נפש), durch die Einsprache des Mannes für alle Zeiten aufgehoben werden, selbst für den Fall, dass der Mann stirbt oder dass sie geschieden wird und einen anderen Mann heiratet; Gelübde aber, die die Beziehungen des ehelichen Lebens schmälern (דברים שבינו לבינה), werden durch die Einsprache des Mannes nur für die Zeit aufgehoben, als die Frau mit diesem Mann zusammenlebt, sobald sie aber Witwe oder geschieden wird und einen anderen Mann heiratet, treten jene Gelübde wieder in Kraft. Die Mischna aber will hier nur solche Gelübde behandeln, die durch die Einsprache des Mannes ihre Gültigkeit für immer verlieren. Ed. Lowe und manche Mischnaausg. lesen: נדרים שיש בהן ענוי נפש.",
+ "wenn ich bade. Diese Formel אם ארחץ, die an sich keine Gelobungsformel ist, sondern nur eine Bedingung ausdrücken kann, von deren Erfüllung ein Gelübde erst abhängen soll, kann vollständig nicht etwa gelautet haben: קונם פרות עולם עלי אם ארחץ, „die Früchte der Welt seien mir verboten, wenn ich bade“, denn dann brauchte ja das Gelübde nicht erst aufgehoben zu werden, sie brauchte vielmehr, nur die Bedingung einzuhalten, also nicht zu baden, und die Früchte wären ihr zum Genusse erlaubt. Das Gelübde muss vielmehr gelautet haben: קונם הנאת רחיצה עלי לעולם אם ארחץ „Konam sei mir der Genuss des Badens für immer, wenn ich bade“, d. h. wenn ich heute bade oder wenn ich einmal bade. Demnach wäre ihr das erste Baden noch erlaubt, dann aber das Baden für alle Zukunft verboten. Würde sie nun die Bedingung erfüllen, so würde die Unmöglichkeit, in Zukunft zu baden, eine Verkümmerung ihres Lebens bedeuten; würde sie aber an jenem bestimmten Tage nicht baden, so wäre auch dies Unterlassen schon eine Beeinträchtigung ihres körperlichen Zustandes, eine gewisse Entstellung (ניוול) ihres Äussern, in jedem Falle also wäre damit ענוי נפש verbunden.",
+ "wenn ich mich schmücke. Wenn sie sagt: „Konam sei mir der Genuss des Schmückens (wie Schminken und dergl.), wenn ich mich heute oder einmal schmücke“.",
+ "die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen. Denn sobald sie die Bedingung nicht erfüllt, ist ihr das Baden in Zukunft erlaubt, das Unterlassen des Badens aber an einem einzigen, bestimmten Tage ist noch nicht als Verkümmerung des Lebens zu betrachten. Oder aber: R. Jose ist der Ansicht, dass selbst das völlige Unterlassen des Badens nicht als eine Verkümmerung des Lebens anzusehen ist; wenn sie also auch ihre Bedingung erfüllen sollte, würde jenes Gelübde nicht zu den דברים שיש בהן ענוי נפש gehören (J. Lipschütz in ת״י). Dagegen bestreitet R. Jose dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) nicht, dass jenes Gelübde zu denen zählt, die die Beziehungen der Ehegatten untereinander beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה; über den Unterschied s. oben N. 3."
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+ [
+ "Folgende. Dies ist die Fortsetzung der Worte des R. Jose.",
+ "Konam seien mir die Früchte der Welt. Und zwar für eine bestimmte Zeit, etwa für einen oder einige Tage. Denn wenn sie es für immer gelobt hätte, so wäre das Gelübde nichtig und brauchte nicht erst aufgehoben zu werden, weil sie ohne Früchte nicht leben kann; vgl. auch Ket. VII, 2 und J. dea 232, 5; 235, 3.",
+ "so darf er ihr solche aus einer andren Gegend bringen. Das Gelübde selbst aber darf er nicht aufheben, denn da sie es nur auf Früchte einer bestimmten Gegend beschränkt hat, so ist es nicht mehr zu den Gelübden zu zählen, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen. Unter den Worten מדינה זו ist übrigens eine Gegend zu verstehen, in der die Frau nicht lebt, denn sonst hätte sie sich ausgedrückt: „פרות מדינתי עלי, die Früchte meiner Gegend seien mir verboten“, und der Nachsatz der Mischna hätte dann lauten können: „ יביא לה מחוץ למדינה, er darf ihr bringen von ausserhalb dieser Gegend“. Hätte sie aber gesagt: פרות מדינתי עלי, so könnte der Gatte das Gelübde ebenso wie im letzten Fall dieser Mischna aufheben.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn da die Früchte aller anderen Kaufleute ihr zum Genusse erlaubt bleiben, so schliesst jenes Gelübde noch nicht eine erhebliche Verkümmerung ihres Lebens ein; nach R. Jose aber können nur Gelübde dieser Art aufgehoben werden.",
+ "Wenn er aber seinen Unterhalt nur von diesem erhalten konnte. Wenn nur dieser Kaufmann ihm Waren lieh, ein anderer aber nicht.",
+ "so kann er es aufheben. Denn wenn er kein Geld hat und von niemand Früchte bekommt, wäre dies eine Verkümmerung des Lebens seiner Frau.",
+ "Jose. Diese Schlussworte der Mischna, die eigentlich überflüssig sind, da die ganze Mischna ein Ausspruch des R. Jose ist (vgl. N. 7), wollen andeuten, dass auch die nächstfolgende Mischna von R. Jose gelehrt ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne, J. dea 234, 60."
+ ],
+ [
+ "dass ich von den Geschöpfen. D. i. von dem, was den Geschöpfen gehört.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn durch dieses Gelübde wird ihr Leben nicht verkümmert, weil sie sich ernähren kann von dem Vermögen ihres Gatten, den sie gewiss nicht mit „Geschöpf“ bezeichnen wollte. Auch dieser Satz ist nur im Sinne des R. Jose zu verstehen. Nach den Weisen aber kann der Mann das Gelübde auch dann aufheben, wenn sie sich den Genuss von einem einzelnen Menschen N. N. versagt; denn da der Mann gezwungen wäre darauf zu achten, dass er ihr den Unterhalt nicht von diesem N. N. besorgt, so wäre jenes Gelübde ein solches, das die ehelichen Beziehungen der Gatten untereinander beeinträchtigt. So entscheidet auch die Halacha. Man könnte freilich einwenden, dass in diesem Falle der Mann das Gelübde sollte aufheben dürfen, da er selbst ja schliesslich den Unterhalt doch von niemand anders bekommt, als von den „Geschöpfen“, ebenso wie R. Jose das Gelübde aufzuheben erlaubte, wenn der Gatte nur von einem bestimmten Kaufmann seine Ware beziehen konnte (M. 2). Es sind jedoch diese beiden Fälle auseinander zu halten: im letzteren Falle nämlich hatte sich die Frau die Früchte des Kaufmanns N. N. versagt, sie müssten ihr daher unter allen Umständen, auch wenn sie z. B. ihr Gatte ihr besorgt, verboten bleiben; in M. 3 jedoch, wo sie sich nicht die Früchte, sondern den Nutzen von dem Vermögen der „Geschöpfe“ versagte, darf sie die Früchte geniessen, sobald der Mann sie besorgt und sie aus seinem Vermögen sie geniesst (Tos.).",
+ "sie darf aber von der Nachlese. S. Lev. 19, 9. 10.",
+ "von dem [auf dem Felde] Vergessenen. S. Deut. 24, 19.",
+ "und von der [Feld]-Ecke. S. Lev. 19, 9. 10.",
+ "einen Nutzen haben. Denn diese Dinge sind Gemeingut, und die Eigentümer der Felder haben kein Verfügungsrecht (טובת הנאה) über jene Abgaben, weil bei diesen in der Schrift nicht der Ausdruck des „Gebens“ gebraucht ist, sie müssen vielmehr den Armen „überlassen“ bleiben. — Man könnte freilich einwenden, warum im letzten Fall der M. 2, wo der Mann seinen Unterhalt nur von einem bestimmten Kaufmann beziehen konnte, das Gelübde der Frau wohl aufgehoben werden darf, obgleich sie doch auch von den hier in M. 3 genannten Abgaben sich ernähren konnte; indes handelt jener Fall vielleicht von der Winterzeit, wo die Felder bereits leer stehen (Tos.).",
+ "dass die Priester oder die Leviten von mir keinen Nutzen haben. Dieser Fall handelt nicht mehr von einer Frau, die ein solches Gelübde tut, denn der Ertrag ihrer Felder gehört nicht ihr, sondern ihrem Gatten (Ket. IV, 4), es sei denn, dass ihr jemand ein Feld zugeeignet hat unter der ausdrücklichen Bedingung, dass ihr Mann daran keinen Anteil habe; dieser Fall ist jedoch so selten, dass die Mischna nicht gerade von ihm handeln wird. Entscheidend für die Aufnahme dieses zweiten Falles in unsrer Mischna war vielmehr nur seine Ähnlichkeit mit dem vorhergehenden: ebenso wie eine Frau, die sich den Nutzen von den „Geschöpfen“ versagt, die Abgaben an die Armen geniessen darf, so dürfen auch Priester und Leviten, denen jemand den Genuss seines Vermögens versagt hat, von den ihnen gebührenden Abgaben einen Genuss haben.",
+ "so dürfen sie auch gegen seinen Willen [das ihnen Gebührende] nehmen. Er darf es ihnen jedoch nicht geben. Wenn auch sonst angenommen wird, dass das Verfügungsrecht in gewissem Sinne als Wertobject zu betrachten ist (טובת הנאה ממון) und er somit eigentlich die Gaben den Priestern und Leviten nicht zuwenden dürfte, ist es ihnen dennoch hier erlaubt, sie sich anzueignen, weil sie sie nicht von ihm als ein Eigentum, sondern gleichsam als herrenloses Gut für sich beanspruchen, denn da jener die Abgaben allen zum Genusse verboten und sie für ihn selbst keinen Wert haben, erscheinen sie als herrenloses Gut.",
+ "so dürfen andre [das ihnen Gebührende von ihm] nehmen. Da die Gaben den anderen zum Genusse erlaubt bleiben, behält er ein Verfügungsrecht über sie, sodass sie noch immer als sein Eigentum gelten; deshalb dürfen die Priester und Leviten, die er in seinem Gelübde genannt hat, keinen Genuss von ihnen haben."
+ ],
+ [
+ "dass ich nicht arbeite für meinen Vater. Vgl. Ket. II, N. 61.",
+ "oder für deinen Vater oder für meinen Bruder oder für deinen Bruder. D. h. Konam sei, was ich für den Lebensunterhalt meines Vaters u. s. w. arbeiten sollte. Durch diese Formel erhält ihre Arbeit die Weihe eines Opfers, s. Ned. I, 2.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Denn sie ist gesetzlich zu dieser Leistung nicht verpflichtet. Das Unterlassen dieser Arbeit aber bedeutet weder für sie eine Verkümmerung ihres Lebens (ענוי נפש), noch berührt es unmittelbar ihre ehelichen Beziehungen zu ihrem Gatten; daher kann dieses Gelübde von ihm nicht aufgehoben werden.",
+ "so braucht er es nicht erst aufzuheben. Das Gelübde ist von vorn herein nichtig, weil sie für ihren Mann arbeiten muss, Ket. V, 5. Man könnte hier einwenden, das Gelübde sollte wohl gültig sein, weil ja die Frau auch das Recht auf den Ertrag ihrer Arbeit haben kann, sobald sie nämlich erklärt, auf den Unterhalt durch ihren Gatten zu verzichten, s. Ket. V, 4 u. N. 33. Indessen hat sie jenes Recht nur unter diesem Vorbehalt, in unsrem Falle dagegen wollte sie sich durch das Gelübde lediglich ihrer Pflicht entziehen, ohne ihren Gatten von der Unterhaltspflicht zu entbinden. — Nach dem Grundsatz, dass die Weihe, die man einem Gegenstande beilegt, jedes Eigentumsrecht eines andren daran aufhebt (הקדש מוציא מידי שעבוד , vgl. Ned. V, N. 4), sollte man erwarten, dass durch das Gelübde, das die Frau getan und durch das sie ihrer Arbeit den Charakter eines Opfers beilegt, der Gatte jedes Recht auf ihre Leistung verloren habe. Allein, die Weisen haben angeordnet, dass in solchem Falle der Gatte ein Vorrecht auf ihrer Hände Arbeit habe, das selbst durch Verbotgelöbnisse der Frau nicht berührt werden könne.",
+ "als ihm zukommt. Diese Differenz aber zwischen dem, was sie tatsächlich leistet, und dem, was sie nur zu leisten verpflichtet ist, würde, da sie nicht von dem Manne beansprucht werden kann, von dem Gelübde betroffen werden. Und da es unvermeidlich ist, dass dieser Überschuss mit ihrer dem Manne schuldigen Leistung vermengt wird, so würde das Gelübde ein solches sein, das die ehelichen Beziehungen der Gatten untereinander beeinträchtigt und deshalb gelöst werden können. Der erste, ungenannte Tanna hingegen ist der Ansicht, dass der Überschuss, den sie durch erhöhte Anstrengung und Einschränkung ihrer persönlichen Bedürfnisse erzielt, nicht der Frau, sondern gleichfalls dem Manne gehört; vgl. Ket. V, N. 34.",
+ "vielleicht lässt er sich von ihr scheiden. Wodurch der Anspruch des Gatten auf ihren Verdienst erlischt und das Gelübde betreffs ihrer Hände Arbeit wieder in Kraft tritt. Was aber den Überschuss betrifft, so folgt R. Jochanan b. N. der Ansicht des ersten Tanna, dass er dem Gatten zukommt, aus diesem Grunde brauchte also das Gelübde nicht aufgehoben zu werden.",
+ "zu ihm zurückzukehren. D. i. ihn wieder zu heiraten; denn er könnte nicht auf die Dienste verzichten, die sie ihm zu leisten verpflichtet ist (Ket. V, 5), auf die er aber infolge ihres Gelübdes kein Recht mehr hat. Denn das Gelübde der Frau, das eigentlich gültig sein sollte und nur gegenüber dem Vorrecht des Gatten seine Kraft verlor (N. 25), ist nur während der Zeit ungültig, die sie mit ihm verheiratet ist; durch ihre Scheidung aber erlangt es wieder bindende Kraft, wie wenn es von Anfang an zu Recht bestanden hätte. — Der bab. Talmud und manche Mischnaausg. lesen: ותהי אסורה עליו . — Man könnte gegen diese Mischna einwenden, dass das Gelübde der Frau in der Form, wie es hier angegeben ist, ungültig sei, da man nicht einen Gegenstand weihen kann, der noch nicht vorhanden ist (vgl. Ket. V, N. 36). Es muss jedoch das Gelübde gelautet haben: Konam (= heilig) sei meiner Hände Arbeit für meinen Vater u. s. w., und da hier die Hände genannt sind, so kann das Gelübde auf diese bezogen werden, die ja bereits vorhanden sind."
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+ "seine Tochter hätte das Gelübde getan. Und er hob das Gelübde auf in dem Glauben, es seiner Tochter aufgehoben zu haben. Dieser Zusatz von der irrtümlichen Aufhebung des Gelübdes gilt sinngemäss auch für die folgenden Fälle.",
+ "so muss er es noch einmal aufheben. Denn ein irriges Aufheben [oder Bestätigen] eines Gelübdes ist ungültig. Er muss vielmehr bei dem Aufheben des Gelübdes die Person im Sinne gehabt haben, die es getan, weil es Num. 30, 12 heisst: לא הניא אתה, er hat „sie“ nicht gehindert. Ebenso muss er gewusst haben, welcher Art das Gelübde war, ob z. B. ein Nasirat oder ein Opfer gelobt war, sowie auf welchen Gegenstand sich das Gelübde bezog, weil es (ibid. v. 5) heisst: ושמע אביה את נדרה, ihr Vater hört „ihr Gelübde“."
+ ],
+ [
+ "dass ich diese Feigen und Weintrauben nicht koste. Oder auch wenn sie sich Feigen und Weintrauben überhaupt, ohne genauere Bezeichnung versagt hat.",
+ "so ist das Ganze gültig. Denn sobald der Teil eines Gelübdes bestätigt ist, gilt das Ganze als bestätigt. Das Wort יקימנו Num. 30, 14 wird im Sinne von יקים ממנו (woran es in der Aussprache anklingt) gedeutet und soll besagen, dass man auch „etwas von dem Gelübde“ bestätigen kann.",
+ "als bis er es auch für die Weintrauben aufgehoben hat. Ein Gelübde gilt erst dann als gänzlich aufgehoben, wenn es in allen seinen Teilen aufgehoben ist, denn das יפרנו (ibid.) kann wegen des fehlenden מ nicht in partitivem Sinne wie יקימנו gedeutet werden. Der Teil des Gelübdes jedoch, den er aufgehoben, in unsrem Falle das Gelübde betreffs der Feigen, gilt bereits als aufgehoben. Das Ganze ist jedoch nach Ned. 87b nur im Sinne des R. Ismael und des R. Akiba; die Weisen hingegen, nach deren Ansicht auch die Halacha entscheidet, deuten das יקימנו nicht wie jene Tannaiten, sondern vergleichen es mit dem יפרנו und erklären: ebenso wie die Aufhebung des Teiles eines Gelübdes nur für diesen Teil gilt, so gilt auch die Bestätigung eines Teiles nur für diesen Teil; Maim. Hil. Ned. XIII, 10. Nach R. Ascher jedoch gilt das ganze Gelübde als bestätigt, sobald ein Teil von ihm bestätigt ist; wenn aber nur ein Teil des Gelübdes aufgehoben ist, so gilt es überhaupt noch nicht als aufgehoben und besteht noch in seiner ganzen Kraft. — Es verhält sich demnach bei der Aufhebung eines Gelübdes durch den Vater oder den Gatten anders als bei der Auflösung durch einen Kundigen, wo die Mischna Ned. IX, 6 lehrte: נדר שהותר מקצתו הותר כולו. Denn durch die Auflösung durch einen Kundigen erscheint das Gelübde als von Grund aus nichtig, wenn also ein Teil aufgelöst ist, so muss das ganze Gelübde nichtig sein, weil der Gelobende es nur getan in dem Sinne, dass das ganze Gelübde gelten solle. Durch die Aufhebung aber durch Vater oder Gatten wird die Wirkung des Gelübdes nur für die Folgezeit aufgehoben; auf die Vergangenheit aber hat die Aufhebung keine rückwirkende Kraft; es kann daher sehr wohl auch ein Teil des Gelübdes aufgehoben werden, ohne dass der andre Teil dadurch berührt wird; vgl. auch Ned. X, N. 4.",
+ "so sind dies zwei Gelüdbe. Dieser Satz vertritt nur die Ansicht des R. Simon (Ned. IX, N. 46), nach dem in jedem einzelnen Falle das Verbot wiederholt sein muss, um das Gelübde als ein aus mehreren, von einander unabhängigen Teilen bestehendes erscheinen zu lassen, von denen jeder einer besondern Lösung bedarf. Hätte sie aber gesagt: Konam, dass ich weder Feigen noch Weintrauben kosten werde, so wäre dies nach R. Simon als ein, nach den Weisen jedoch als zwei Gelübde aufzufassen."
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+ [
+ "[Wenn jemand. Der Vater oder der Gatte, die erfahren haben, dass die Tochter resp. die Gattin am Tage oder längere Zeit vorher ein Gelübde getan.",
+ "dass man. Der Vater resp. der Gatte.",
+ "so kann er sie [gleichwohl] aufheben. Denn der Tag, an dem er von dieser Befugnis Kenntnis erhält, ist dem Tage gleich zu achten, an dem er überhaupt von dem Gelübde erfahren und während dessen Dauer allein er es aufheben kann, יום שמעו Num. 30, 6. 8. 13.",
+ "[bestimmte] ein Gelübde war. Ob dies Gelübde ein solches ist, das, um ungültig zu sein, erst der Aufhebung bedarf.",
+ "er kann es nicht aufheben. Da er es nicht an dem Tage aufgehoben, an dem es getan wurde, obschon er damals wusste, dass er das Recht hat, Gelübde aufzuheben. Er hätte es auf jeden Fall aufheben sollen, gleichviel ob es der Aufhebung bedarf oder nicht.",
+ "er kann es auf- heben. Auch an dem Tage noch, an dem er erfährt, dass das Gelübde der Aufhebung bedarf; denn unter ביום שמעו ist der Tag zu verstehen, an dem man die volle Kenntnis von den das Gelübde betreffenden Vorschriften erhält, nicht blos von dem Aussprechen des Gelübdes, sondern auch von dessen Art sowie von der Befugnis, gewisse Gelübde aufzuheben."
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+ "Wenn jemand seinem Schwiegersohn jeden Genuss [von seinem Vermögen] durch Gelübde versagt. Der Talmud Ned. 88a liest: המדיר הנאה מחתנו, wenn jemand seinem Schwiegersohn jeden Genuss [von seinem Vermögen] verbietet, und diese Lesart ist sprachlich die einfachste. Tos. Kid. 28 b s. v. ר״א citiert unsre Mischna also: המדיר חתנו הנאה ממנו; R. Nissim z. St. liest: הנודר הנאה מחתנו. Die Mischnaausg. jedoch sowie Ed. Lowe und Ms. Or. 567 (das wir fortan der Kürze halber als „Ms. B.“ [Berlin] bezeichnen wollen) lesen: המודד הנאה מחתנו, und da unter מודר nur der zu verstehen ist, dem etwas durch sein eigenes Gelübde oder durch das eines andren verboten ist (s. Einl. S. 174), so müsste המורד הנאה מֵחתְֹנוֹ gelesen werden = wenn jemand von seinem Schwiegervater jeder Genuss verboten ist, oder = wenn sich jemand jeden Genuss von seinem Schwiegervater versagt hat; so schlägt L. Heller in Tos. Jomtow vor, und in der Tat findet sich das Wort חֹתֵּן in der Bibel stets ohne ו. Indes, in der Mischna wäre es dann sicher plene geschrieben worden.",
+ "seiner Tochter aber Geld. Aber nicht etwa den Unterhalt, denn dies wäre ihm ohne jede Einschränkung gestattet, s. Ned. IV, 3 u. N. 34.",
+ "dass du es nur für deinen eigenen Unterhalt verwendest. Wenn der Schwiegervater keine Bedingung an sein Geschenk knüpfen würde, so würde es Eigentum des Gatten werden, vgl. Ket. IV, 4. Fraglich ist nur, ob er beide Bedingungen ausgesprochen haben muss, dass nämlich erstens der Gatte kein Recht daran habe und zweitens, dass sie es nur für ihren Unterhalt verwende. Die Frage ist unter den Decisoren controvers; nach Nachmanides genügt schon die erste Bedingung, nach R. Jacob Tam müssen beide Bedingungen ausgesprochen sein; vgl. R. Nissim z. St. Die Construction des zweiten mit אלא beginnenden Nebensatzes, der ohne jede Verbindung auf den ersten folgt, ist vielleicht diese: das Geld sei dir nur für deinen Unterhalt geschenkt, unter der Bedingung, dass dein Gatte kein Recht daran habe."
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+ "wie ist dies zu verstehen. Der Vers bedarf der Erklärung, weil er scheinbar etwas Selbstverständliches besagt; denn wenn die Frau verwitwet oder geschieden ist, so ist ja niemand vorhanden, in dessen Gewalt sie wäre und der ihre Gelübde aufheben könnte.",
+ "es nicht aufheben. Obgleich sie jetzt in der Gewalt des Gatten ist; denn für die Möglichkeit der Aufhebung der Gelübde ist der Moment entscheidend, wann sie getan sind, damals aber war sie unverheiratet.",
+ "aufgehoben. Obgleich sie jetzt, da das Gelübde in Kraft tritt, nicht mehr in der Gewalt des Gatten ist.",
+ "Wenn sie an einem Tage. An dem Tage nämlich, an dem sie heiratet, aber noch vor ihrer Heimführung.",
+ "am selben Tage geschieden wird und er. Ihr früherer Gatte.",
+ "so kann er es nicht aufheben. Obgleich sie an dem Tage ihrer Eheschliessung, bevor sie heimgeführt wurde, noch in seiner Gewalt war, kann der Vater dennoch ihre Gelübde nicht mehr aufheben, da sie inzwischen bereits verheiratet war; aber auch der Gatte kann es nicht mehr aufheben, da es bereits vor der Eheschliessung getan war.",
+ "kann er [ihre Gelübde] nicht aufheben. Dieser zusammenfassende Schlusssatz will andeuten, dass sie auch in dem Falle als nicht mehr unter väterlicher Gewalt stehend gilt, wenn der Vater oder dessen Vertreter sie den Boten des Gatten, die sie ihm zuführen sollen, übergeben hat, obgleich sie noch nicht heimgeführt ist. Auch in diesem Falle kann der Gatte ihr Gelübde nicht aufheben, da es vor der Heimführung getan war, und der Vater auch nicht, da sie durch die Übergabe an die Vertreter des Gatten aus seiner Gewalt geschieden ist. Vgl. auch Ned. X, 3 u. N. 17."
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+ "Neun. Diese Mischna stellt die Fälle zusammen, in denen die Gelübde einer Jungfrau gültig sind und nicht mehr aufgehoben werden können, obschon sonst die Gelübde einer verlobten Jungfrau von dem Vater und ihrem künftigen Gatten gemeinsam aufgehoben werden können, Ned. X, 1. Es gibt nämlich 3 Momente, die dieses Aufheben unmöglich machen: 1) Wenn sie als Minderjährige oder noch nicht Mannbare (בוגרת, Ket. VII, N. 57) von ihrem Vater verheiratet und dann Witwe oder geschieden wird. Als solche heisst sie יתומה בחיי האב, „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ (vgl. Jeb. XIII, N. 1), denn durch die Eheschliessung hört die Gewalt des Vaters auf. 2) Wenn sie Waise wird; mit dem Tode des Vaters erlischt seine Gewalt. 3) Wenn sie die Mannbarkeit erlangt; auch hierdurch erlischt die väterliche Gewalt. Die Mischna spricht hier von נערות und versteht darunter auch die Mannbaren (בוגרות), wie ja in der Bibel selbst Frauen נערות genannt werden, vgl. Deut. 22, 15 ff. Es folgen dann je 3 Fälle, in denen je eines der 3 angeführten Momente das Aufheben der Gelübde unmöglich macht.",
+ "Mädchen gibt es. Die als נערות getraut wurden.",
+ "eine. Zunächst werden die 3 Fälle aufgezählt, in denen das Moment, dass sie יתומה בחיי האב ist, das Aufheben der Gelübde verhindert.",
+ "die als Waise gilt. Sie war als נערה von ihrem Vater verheiratet worden, wurde dann mannbar, tat ein Gelübde und wurde dann Witwe oder geschieden. Hierdurch erlosch die väterliche Gewalt.",
+ "ein Mädchen, das mannbar ist (a. L.: mannbar wurde. So liest Ms. B.",
+ "und als Waise gilt. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, wurde vom Vater verheiratet, dann Witwe oder geschieden und ist nun mannbar.",
+ "das noch nicht mannbar ist und als Waise gilt. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, wurde dann Witwe oder geschieden und ist noch nicht mannbar.",
+ "eine Mannbare. Es folgen jetzt die 3 Fälle, in denen der Tod des Vaters das Aufheben der Gelübde seiner Tochter unmöglich macht.",
+ "deren Vater gestorben ist. Sie wurde als נערה getraut, tat nach erlangter Pubertät ein Gelübde und verlor dann den Vater.",
+ "das mannbar ist und dessen Vater gestorben ist. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, erlangte dann die Reife und verlor den Vater.",
+ "das noch nicht mannbar geworden und dessen Vater gestorben ist. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde, verlor dann den Vater, ist aber noch nicht mannbar.",
+ "ein. Nunmehr folgen die Fälle, in denen die erlangte Pubertät der Jungfrau das Aufheben ihrer Gelübde verhindert.",
+ "nachdem ihr Vater gestorben war. Sie wurde als נערה getraut, verlor den Vater, tat ein Gelübde und wurde dann erst mannbar. — Dieser Fall unterscheidet sich von dem fünften in der Mischna (N. 59) nur dadurch, dass dort erst nachdem die Tochter die Reife erlangt hatte, der Tod des Vaters erfolgte, das Gelübde also geschah, als sie noch in väterlicher Gewalt war, hier aber der Tod des Vaters vor dem Eintritt ihrer Reife erfolgte, ihr Gelübde also geschah, nachdem die Gewalt des Vaters erloschen war.",
+ "deren Vater noch lebt. Sie wurde als נערה getraut und tat nach erlangter Reife ein Gelübde, ihr Vater aber ist noch am Leben.",
+ "das mannbar ist und dessen Vater noch lebt. Sie wurde als נערה getraut, tat als solche ein Gelübde und erlangte dann die Reife, ihr Vater aber ist noch am Leben.",
+ "gilt sie noch als Mädchen. Nach dem ersten Tanna der Mischna kann der Vater die Gelübde seiner Tochter nicht aufheben, wenn er sie als נערה verheiratet hat, vgl. N. 56. Dem widerspricht nun R. Jehuda und erklärt: nicht nur in diesem Falle kann der Vater ihre Gelübde aufheben, wenn sie noch vor erlangter Pubertät als Witwe oder Geschiedene in sein Haus zurückkehrt, weil sie zur Zeit, als sie נערה wurde und ihre Gelübde somit event, gültig sein könnten, noch in der Gewalt des Vaters war, sondern auch wenn sie als Minderjährige vom Vater verheiratet worden war, sodass sie, als sie נערה wurde, durch ihre inzwischen erfolgte Eheschliessung aus der väterlichen Gewalt geschieden war, gilt sie als נערה, sobald sie noch als נערה in das Haus ihres Vaters zurückkehrt, und ihre Gelübde können auch dann noch vom Vater aufgehoben werden. Demnach würde es nach R. Jehuda nur 8 Fälle geben, in denen der Vater die Gelübde seiner Tochter nicht aufheben kann.— Neben dieser Lesart עדין, wofür ed. Lowe אדיין hat, bestand jedoch noch eine zweite: ועדין, wie aus den Kommentaren des R. Nissim und R. Ascher hervorgeht. Danach fügt R. Jehuda zu den 9 Fällen der Mischna noch einen zehnten hinzu: nicht nur wenn der Vater seine Tochter als נערה, sondern auch wenn er sie als Minderjährige verheiratet hat, kann er, wenn sie vor erlangter Pubertät zu ihm zurückkehrt, ihre Gelübde nicht aufheben, da sie durch ihre Eheschliessung aus seiner Gewalt geschieden ist."
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+ "dass ich von meinem Vater oder von deinem Vater. D. h. von ihrem Vermögen.",
+ "dass ich von dir. Von deinem Vermögen.",
+ "so darf er es aufheben. Denn im ersten Falle ist aus dem Gelübde zu ersehen, dass sie die Absicht hat, für den Gatten nicht zu arbeiten, und dieser Umstand ist geeignet die ehelichen Beziehungen zwischen ihnen zu beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה, Ned. XI, N. 3. Aber auch im zweiten Falle der Mischna kann der Gatte das Gelübde seiner Frau aufheben, weil es für ihn peinlich ist, dass sie von ihm nur unter der Bedingung einen Nutzen haben darf, dass es ihr verboten sein soll, für ihren oder für seinen Vater zu arbeiten. — Nach Maimon. handelt die Mischna auch von einer verlobten Jungfrau und will lehren, dass sowohl im ersten Falle, wo das Gelübde zunächst nicht ihren Gatten, sondern nur ihre Beziehungen zum Vater unmittelbar berührt, als auch im zweiten Falle, wo sie als Verlobte noch gar nicht verpflichtet ist, für ihren künftigen Gatten zu arbeiten, das Gelübde also noch gar nicht in Kraft tritt, der Vater und der Gatte das Gelübde gleichwohl aufheben können."
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+ "drei Frauen werden geschieden. Auch gegen den Willen des Gatten. Der Ausdruck יצא (Jeb. XV, N. 32) wird sonst nur in den Fällen gebraucht, wo die Ehe getrennt werden muss und die Frau den Anspruch auf die Ketuba verliert; unsre Mischna zählt nun 3 Ausnahmen von dieser Regel auf.",
+ "ich bin unrein für dich. Wenn sie die Frau eines Priesters ist und erklärt, dass sie vergewaltigt sei. Sie darf als Vergewaltigte die Ehe mit ihm nicht fortsetzen, s. Ket. II, N. 51, sie verliert aber dennoch ihren Anspruch auf die Ketuba nicht, weil nicht sie, sondern die Heiligkeit ihres priesterlichen Gatten die Trennung der Ehe verursacht. Wäre aber ihr Gatte ein Nichtpriester, dann dürfte sie als Vergewaltigte die Ehe mit ihm fortsetzen; wenn sie jedoch mutwillig Unzucht getrieben, müsste sie die Ehe trennen, ohne Anspruch auf die Ketuba zu haben.",
+ "was zwischen mir und dir [vorgeht. Diese euphemistische Ausdrucksweise soll bedeuten: der Himmel allein kennt die Fruchtlosigkeit unsres ehelichen Umgangs, er allein weiss, dass du impotent bist. Nach dem jerus. Talmud z. St. bedeutet diese Phrase: so weit der Himmel von der Erde entfernt ist, so fern bin ich dir beim ehelichen Umgang, d. h. unsre Ehe muss durch deine Impotenz unfruchtbar bleiben.",
+ "ich will den Juden entzogen sein. D. h. ich will mit keinem Juden ehelichen Umgang pflegen, weil ich diesen nicht vertragen kann. — Der Ausdruck מן היהודים ist jedoch nicht zu vergleichen mit מן הבריות in M. 3; denn durch den Ausdruck מן היהודים wollte sie sich offenbar den Umgang mit demjenigen versagen, der ihr eigentlich zur Ehe erlaubt ist, d. i. ihr Gatte, denn mit andren Männern dürfte sie als Ehegattin ohnedies keinen Umgang pflegen; unter מן הבריות aber wollte sie ihren Gatten nicht verstanden wissen. — Anfangs nun war die Frau in allen diesen Fällen beglaubt, weil sie sich ja durch solche Aussagen, wenn sie nicht auf Wahrheit beruhten, nicht selbst herabsetzen würde.",
+ "Dann aber. Über חזר vgl. Jeb. XV, N. 14 a.",
+ "die Weisen. Da es doch möglich ist, dass die Frau die Unwahrheit sagt.",
+ "damit nicht eine Frau ein Auge auf einen andren [Mann] werfe und es mit ihrem Gatten verderbe. Man befürchtete, dass sie, während ihr Gelübde noch in Kraft ist, nach einem Orte gehen würde, wo sie unbekannt ist, um dort jemand zu heiraten, der ihr besser gefällt.",
+ "so muss sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringen. Wenn sie jedoch keinen Beweis erbringen kann, dass sie vergewaltigt ist, so ist sie nicht beglaubt und die Ehe braucht nicht getrennt zu werden.",
+ "so sucht man es auf dem Wege der Überredung beizulegen. Man sucht sie zu überreden, dass sie diese Klage gegen ihren Gatten nicht mehr vorbringe und die Ehe mit ihm fortsetze. Nach Raschi (z. St.) sucht man den Gatten zu überreden, dass er sich gutwillig von ihr scheide.",
+ "den ihn betreffenden Teil [des Gelübdes. Wodurch ihm der eheliche Umgang mit ihr verboten sein sollte.",
+ "] aufheben. Da es ein Gelübde ist, das die ehelichen Beziehungen der Gatten beeinträchtigt.",
+ "allen andren Juden aber entzogen sein. Im allgemeinen gilt zwar der Grundsatz, dass ein bereits verbotenes Object nicht von einem zweiten Verbote betroffen werden kann (על איסור אין איסור חל, Jeb. III, N. 67), demnach sollte hier eigentlich das Verbot, das die Frau durch ihr Gelübde betreffs ihrer Person ausspricht, nicht mehr zu dem Verbot des ehelichen Umgangs mit Anderen hinzutreten können, das für sie als Ehegattin ohnedies schon existierte. Dennoch kann hier das erste Verbot noch hinzutreten, weil es sich auf noch andre Objecte erstreckt als das zweite (איסור כולל, ibid. N. 68); denn wenn sie geschieden wird und ihr Gelübde wieder vollständig in Kraft tritt, ist sie auch ihrem frühern Gatten verboten, obschon sie ihm bisher erlaubt war."
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Sota behandelt in der Hauptsache das Num. 5, 11-31 niedergelegte Gesetz von der Sota (spr. Ssota mit scharfem S), d. i. der des Ehebruches verdächtigen Frau, (סוֹטָה oder שׂוֹטָה, partic. act. von שטה nach Num. 5, 12 תִשְׂטֶה).\nDas Gesetz betrifft die Frau deren Mann eifersüchtig wurde, und die dann durch ihr Verhalten Anlass gibt zu dem Verdachte, dass sie einen Ehebruch begangen hat. Dieser Verdacht besteht so lange bis durch das Trinken des Fluchwassers im Heiligtum die Unschuld der Frau festgestellt ist (Num. 5, 12—14). Der Ehemann bringt seine Frau zum Priester (dorts. 15). Dieser beschwört sie und stellt ihr die verhängnisvolle Wirkung des Fluchwassers für die Ehebrecherin vor Augen. Durch ein doppelt gesprochenes „Amen“ nimmt die Frau den Eid und den Fluch auf sich (dorts. 19—22). Der Priester schreibt den Eid- und Fluchtext auf ein Pergamentblatt und verlöscht die Schriftzüge in Wasser, in das vorher Staub vom Boden des Heiligtumes getan wurde (dorts. 17—23). Die Frau trinkt dieses Wasser (dorts. 24). Hat sie den Ehebruch begangen, stirbt sie eines jämmerlichen Todes; ist sie unschuldig, bleibt sie unversehrt (dorts. 27). Anlässlich des Trinkens der Sota wurde vom Manne ein aus Gerstenmehl hergestelltes Speiseopfer gebracht (dorts. 15 und 25—26).\nDer Anschluss des Traktates Sota an den Traktat Nasir wird im Talmud (2a) damit begründet, dass auch in der Tora das Gesetz von der Sota (Num. 5, 11—31) und die Nasirgesetze (dorts. 6, 1—21) nebeneinander gestellt sind. In der von Maimuni in der Einleitung zum Mischnakommentar gegebenen Anordnung der Traktate folgt aber auf den Traktat Nasir der Traktat Gittin und diesem erst der Traktat Sota. Maim., dem wohl der obige Passus im Talmud nicht vorlag, gibt dieser Anordnung eine sachliche Begründung (vgl. noch Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth, S. 260 und S. 413).\nDer Traktat Sota zerfällt in neun Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Bestimmungen über die Verwarnung der Frau und ihr Beisammensein mit dem Fremden in einem verborgenen Raume (Num. 5, 13—14). Verbot des ehelichen Verkehrs und des Genusses der Priesterhebe (für die Priestersgattin) bis nach der Sotauntersuchung. Dauerndes Verbot des Genusses der Priesterhebe (für die Priestersgattin und Priesterstocbter), wenn keine Untersuchung stattfindet. Behandlung der Sota vor dem Trinken des Fluchwassers (dorts. 18). Der Satz, dass die Strafe für eine Sünde sich dieser entsprechend gestaltet, wird durch Beispiele aus der Geschichte erhärtet; ebenso auch, dass ein Verdienst eine ihm gleichartige Belohnung findet.\nAbschnitt II. Ueber das Speiseopfer der Sota (dorts. 15); über das Fluchwasser (dorts. 17), das Schreiben des Eid- und Fluchtextes (dorts. 23) und über die Beschwörung der Sota (dorts. 19—22).\nAbschnitt III. Weiteres über das Speiseopfer der Sota. Die Wirkung des Sotatrunkes (dorts. 27). Zusammenstellung von Unterschieden in den gesetzlichen Bestimmungen für Priester und Priesterstochter und von Unterschieden in den gesetzlichen Bestimmungen für Mann und Frau,\nAbschnitt IV. Bei welchen Frauen keine Sotauntersuchung stattfindet.\nAbschnitt V. Folgen des Sotatrunkes für den Ehebrecher. Schriftauslegungen, die von verschiedenen Tannaiten an ein und demselben bestimmten Tage geboten wurden.\nAbschnitt VI. Bestimmungen betreffend Zeugenaussagen über das Beisammensein der Frau mit dem Fremden und Zeugenaussagen über einen erfolgten Ehebruch.\nAbschnitt VII. Was, wie die Beschwörung der Sota, in jeder Sprache und was nur in hebräischer Sprache gesprochen werden darf. Näheres über Letzteres.\nAbschnitt VIII. Die Ansprache des Priesters an das zum Kampfe ausziehende Heer. Wer am Kampfe teilnimmt und wer nicht (Deut. 20, 1—9).\nAbschnitt IX. Vorschriften über עגלה ערופה (Deut. 21, 1—9). Gesetze, die im Laufe der Zeit aus verschiedenen Gründen nicht mehr zur Anwendung kamen. Wertvolles, was im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist. Rühmenswerte Eigenschaften, durch die sich verschiedene Persönlichkeiten besonders auszeichneten. Ueber die Zeit vor der Ankunft des Messias. Ein Ausspruch des R. Pinchas ben Jaïr über die Grade der religiösen Vollkommenheit.\n"
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+ "Wer seiner Frau gegenüber Eifersucht äussert. Der Ehemann muss der Frau gegenüber seiner Eifersucht in Worten Ausdruck gegeben haben (s. nächste Mischna), soll das Sotagesetz zur Anwendung kommen.",
+ "vor. על פי wörtlich: „auf die Aussage“ hier: vor.",
+ "zweien. im Beisein zweier Zeugen",
+ "Eifersucht ihr gegenüber äussern. Eine Eitersuchtsäusserung, die nicht in Anwesenheit zweier erfolgte, bleibt ohne Folgen.",
+ "und lässt sie trinken. das Fluchwasser.",
+ "auf Grund der Aussage eines Zeugen oder auf Grund seiner eigenen Aussage. Wenn auch nur ein Zeuge oder lediglich der Ehemann selbst angibt, dass die Frau nach erfolgter Eifersuchtsäusserung mit dem betreffenden fremden Mann an einem verborgenen Orte sich geraume Zeit aufgehalten hat, tritt das Sotagesetz in Kraft. Die Ausdrucksweise der Mischna: „Wer … muss …“ besagt nach der Erklärung der Gemara (2 a), dass es von vornherein verboten ist, seiner Frau gegenüber in wirksamer Weise seiner Eifersucht Ausdruck zu geben, um nicht Streitigkeiten heraufzubeschwören und die Ehefrau der ganzen sie beschämenden Prozedur auszusetzen, während sie sich möglicherweise gar nicht ernster vergangen hat (vgl. Raschi z. St.). R. Ismael dagegen lehrt, dass dies zumindest nicht verboten ist (רשות); R. Akiba erklärt es geradezu für eine Pflicht des Ehemannes, dies zu tun (חובה), wenn das Benehmen der Gattin Anlass dazu gibt (Talmud 3 a). Die Halacha entscheidet nach der Lehre des R. Akiba (Maim. הלכות סוטה IV, 18; vgl. aber N. 7).",
+ "Er muss ihr gegenüber Eifersucht äussern vor. על פי wörtlich: „auf die Aussage“ hier: vor.",
+ "zweien. im Beisein zweier Zeugen",
+ "trinken. das Fluchwasser.",
+ "auf Grund der Aussage zweier. Nach der Ansicht des R. Jehoschua kommt es zum Trinken nur dann, wenn zumindest zwei Zeugen die heimliche Zusammenkunft der Frau mit dem Fremden bezeugen. Ausser den beiden in der Mischna überlieferten Ansichten gibt es aber noch eine dritte. In der Tossifta (zitiert Talmud 2 b) wird nämlich von R. Jose ben R. Jehuda die Ansicht des R. Eliëser umgekehrt als in der Mischna überliefert: Bei der Eifersuchtsäusserung müsse niemand zugegen sein, die heimliche Zusammenkunft mit dem Fremden aber müsse von zumindest zwei Zeugen bezeugt werden. Die Ansicht des R. Jehoschua und die des R. Eliëser nach der Überlieferung des R. Jose ben Jehuda wird von Maim. (הלכות סוטה I, 8 und 9 und הלכות אישות XXIV, 25) dahin interpretiert, dass lediglich die Sotauntersuchung unterbleibt, wenn die heimliche Zusammenkunft nicht von zwei Zeugen bezeugt worden ist. Wohl aber hat die diesbezügliche Aussage auch nur eines Zeugen, sofern er dem Ehemann glaubwürdig erscheint, oder des Ehemannes selbst die Folge, dass — wie in allen Fällen, da die Sotauntersuchung aus irgend einem Grunde unterbleibt — die Fortsetzung der Ehe auf die Dauer untersagt wird. Nach anderen Erklärern (ברטנורה und wohl auch Raschi, vgl. תוספות י״ט und תום׳ רעק״א) hat aber nach diesen beiden Ansichten eine nicht durch zwei Zeugen bezeugte heimliche Zusammenkunft überhaupt keine weitere Folge. Der Ausdruck ומשקה „und er lässt sie trinken“ im Ausspruch des R. Jehoschua (und in dem des R. Eliëser in der Tossifta) wird also von Maim. wörtlich gefasst: zum Trinken bedarf es zweier Zeugen, nicht aber zum Eheverbot. Nach der zweiten Erklärung aber ist ומשקה in weiterem Sinne zu nehmen. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Jehoschua (Maim. הלכות סוטה I, 1 und 2). Für die Praxis wird aber auch die von R. Jose ben Jehuda überlieferte Ansicht des R. Eliëser berücksichtigt. Es wird daher (Talmud 2 b) für die gegenwärtige Zeit davor gewarnt, auch bei Nichtanwesenheit irgend eines Zeugen seiner Frau gegenüber in wirksamer Form Eifersucht zu äussern. Es könnte leicht dazu kommen, dass die Fortsetzung der Ehe auf die Dauer verboten wird, da ja die an den Bestand des Tempels gebundene Sotauntersuchung in der Gegenwart nicht vorgenommen werden kann."
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+ " Bei einfacher Betrachtung wäre die Mischna zu übersetzen „Wie änssert er ihr gegenüber Eifersucht? Hat er ihr vor zweien gesagt: ,Sprich nicht mit N. N.‘, und sie hat mit ihm gesprochen, so ist sie noch erlaubt für ihr Haus … Hat sie sich mit ihm an einen verborgenen Ort begeben und mit ihm die Dauer einer Verunreinigung verweilt, dann ist sie verboten für ihr Haus…“ Darnach würde die Mischna besasren, dass die wirksame Form der Eifersuchtsäusserung die Verwarnung: „Sprich nicht mit dem N. N.“ ist, dass aber dennoch, wenn die Frau dann dieser Verwarnung zuwider mit dem Betreffendem spricht, dies keine weitere Folge habe. Damit das Sotagesetz zur Anwendung komme, müsse die Frau mit dem Betreffenden nach erfolgter Verwarnung heimlich geraume Zeit beisammen gewesen sein. Es erscheint aber als unmöglich, dass die Verwarnung sich auf etwas anderes beziehen soll, als auf die nachher erfolgte Übertretung. Im Jeruschalmi z. St. wird, um diese Schwierigkeit zu lösen, erklärt, dass das אל תדברי „Sprich nicht“ als Euphemismus (לשון נקיה) für אל תסתרי „verbirg dich nicht“ auzusehen ist. Die Worte ודברה עמו „und sie hat mit ihm gesprochen“ müssen hingegen im eigentlichen Sinne verstanden werden (vgl. Tossafot auf 5b sub הא גופא קשיא. Zu diesem Euphemismus אל תדברי für אל תסתרי vgl. Mischna Ketubot I, 8 ראוה מדברת und dazu die Erklärung Zeïris im Talmud Ketubot 13 a, dass damit נסתרה gemeint sei). Darnach besagt die Mischna, dass die Sota dem Ehemann bis zur Feststellung ihrer Unschuld durch das Trinken für die Fortsetzung der Ehe verboten bleibt und bis dahin auch keine Priesterhebe geniessen darf, wenn der Ehemann sie mit den Worten: „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“ verwarnt hat, und sie dennoch mit dem Betreffenden die Dauer eines Ehebruchs an einem verborgenen Ort verweilt hat. Im babylonischen Talmud 5 b löst der Amoräer Abbaï die Schwierigkeit, die die Mischna bietet, unter Beibehaltung des eigentlichen Sinnes der Worte אל תדברי durch die Erklärung, dass die Worte פלוני … אמר „Hat er … N. N.“ vom folgenden: ודברה עמו „und … gesprochen“ zu trennen sind und mit diesem die beiden Fälle angeben, in denen keine weitere Folgen eintreten. Mit den Worten טמאה … נכנסה „Hat sie … verweilt“ ist dann der Fall aogegeben, da (nach der entsprechenden Verwarnung: אל תסתרי עם פלוני „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“) das Sotagesetz zur Anwendung kommt. Der Sinn der Mischna ist darnach derselbe, wie nach der Erklärung im Jeruschalmi. Unsere Übersetzung versucht den Sinngehalt der Mischna nach dieser Erklärung im babylonischen Talmud wiederzugeben.",
+ "Wie äussert er ihr gegenüber Eifersucht. und was muss sie getan haben, damit das Sotagesetz zur Anwendung komme.",
+ "Hat er ihr vor zweien. im Beisein zweier Zeugen",
+ "(lediglich) gesagt: „Sprich nicht mit dem N. N. selbst wenn sie nachher mit dem Betreffenden heimlich zusammengetroffen ist.",
+ "mit ihm gesprochen. ohne Unterschied wie die vorhergehende Verwarnung gelautet hat.",
+ "so ist sie noch erlaubt für ihr Haus. d. h. zum ehelichen Verkehr.",
+ "und darf Priesterhebe geniessen. wenn sie die Eehefrau eines Priesters ist (nach Lev. 22, 11).",
+ "Hat sie sich aber mit ihm. mit dem Fremden.",
+ "an einen verborgenen Ort begeben. nach der entsprechenden Verwarnung: „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“. Dass diese Verwarnung vorausgegangen ist, ist aus dem Zusammenhang zu ergänzen.",
+ "und mit ihm die Dauer einer Verunreinigung. d. h. so lange, dass ein Ehebruch hätte stattfinden können, durch den die Frau „unrein“, d. h. zur Fortführung der Ehe untauglich wird.",
+ "dann ist sie verboten für ihr Haus. d. h. zum ehelichen Verkehr.",
+ "und darf Priesterhebe nicht geniessen. Im Sotagesetz wird von der Sota wiederholt gesagt נטמאה „sie wurde unrein“ (Num. 5, 14. 27. 29). Das soll besagen, dass die Sota bis zur Feststellung ihrer Unschuld durch die Untersuchung zur Fortsetzuug der Ehe ungeeignet ist, weil sie möglicherweise die Ehe gebrochen hat, und bis dahin — wäre ihr dies sonst als Priestersgattin gestattet — auch Priesterhebe nicht geniessen darf (Talmud 28 a).",
+ "und wenn er gestorben ist. wenn der Ehemann noch vor der Sotauntersuchung stirbt ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "muss sie Chaliza vollziehen und darf vom Levir nicht geehelicht werden. Das Gesetz der Leviratsehe, wonach der Bruder des kinderlos Verstorbenen die verwitwete Schwägerin ehelicht (Deut. 25, 5—6), kommt hier nicht zur Anwendung, sondern es muss die Chaliza (dorts. 25, 7—10) vollzogen werden."
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+ "dürfen Priesterhebe nicht geniessen. für die Dauer, selbst wenn die Frau die Tochter eines Priesters ist, die sonst, wenn sie kinderlos ist, nach der Scheidung oder nach dem Tode des Gatten Priesterhebe geniessen darf (Lev. 22, 12 f.).",
+ "Ich bin unrein für dich. d. h. die Sota gesteht noch vor der Untersuchung, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „nnrein“ vgl. N. 16). Es findet dann die Sotauntersuchung nicht statt, und die Ehe muss durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna I, 5 und IV, 2).",
+ "dass sie unrein ist. Nach der Erklärung der Gemara (6a) spricht die Mischna von dem Fall, dass nach dem Trinken Zeugen kommen, die aussagen, dass die Frau die Ehe gebrochen hat. Trotz des Unversehrtbleibens der Sota nach dem Trinken muss in diesem Falle dennoch die Ehe gelöst werden.",
+ "Ich trinke nicht. Auch in diesem Falle findet keine Untersuchung statt, und muss die Ehe durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna IV, 2).",
+ "deren Mann sie nicht trinken lassen will. Auch in diesem Falle findet keine Untersuchung statt, und muss die Ehe durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna IV, 2).",
+ "deren Mann sie auf dem Wege. nach Jerusalem (vgl. nächste Mischna).",
+ "begattet hat. Das Wasser ist unwirksam, wenn der Mann der Sota vor der Untersuchung trotz des Verbote beiwohnt. Es wird dies aus Num. 5, 31 gelehrt (Talmud 28a; vgl. auch Mischna IV, 2). Es muss also in diesem Falle die Ehe gelöst werden.",
+ "Wie verfährt er. der Ehemann.",
+ "Er führt sie zum Gericht am betreffenden Orte. wo sie wohnen.",
+ "er könnte sie auf dem Wege. nach Jerusalem (vgl. nächste Mischna).",
+ "begatten. Die beiden sollen den Ehemann in gehöriger Weise vor einer Begattung warnen können und gegebenenfalls die erfolgte Begattung bezeugen, so dass es dann nicht mehr zur Untersuchung kommt (vgl. die ähnliche Bestimmung Makkot II, 5).",
+ "Ihr Mann ist bezüglich ihrer vertrauenswürdig. Man müsse nicht befürchten, dass der Ehemann die Sota vor der Untersuchung begattet und man gibt daher keine Männer auf den Weg mit."
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+ "Man führte sie hinauf zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem. vor das grosse einundsiebziggliedrige Synhedrion. Es wird dies aus der Wortanalogie (גזרה שוה) Num. 5, 30 … ועשה לה הכהן את כל התורה הזאת und Deut. 17, 10 … על פי התורה אשר יורוך gefolgert (Talmud 7 b).",
+ "so wie man Angst macht Zeugen über ein todeswürdiges Verbrechen. Man versetzt die Sota in Angst vor dem Trinken, um sie zum Geständnis zu bewegen, so wie man Zeugen, die in einem Prozesse über ein Verbrechen, auf das Todesstrafe steht, aussagen, besonders eindringlich vor einer falschen Zengenaussage in Angst versetzt (Sanhedrin IV, 5).",
+ "vieles machen böse Nachbarn. die sie verführt haben könnten. All dies führt man als mildernde Umstände an, um sie zum Geständnis zu bewegen.",
+ "Handle um Seines. Gottes.",
+ "dass er nicht ausgelöcht werde auf das Wasser. Vor dem Trinken wurde der Eid- und Fluchtext samt den in ihm enthaltenen Gottesnamen in das Wasser verlöscht (Num. 5, 23). Der Sota soll die ganze Schwere des Vorganges zum Bewusstsein gebracht werden. In der Münchener Handschrift der Text: … שימחה … עשי למען שמו הגדול „Handle um Seines grossen Namens willen, … der sonst verlöscht wird …“. Im Jeruchalmi: … שימחה … אל תעשי לשמו הגדול „verursache nicht, dass Sein grosser Name, … verlöscht wird …“.",
+ "die weder sie noch ihre ganze Familie. wenn Leute aus ihrer Familie anwesend sind. וכל משפחת בית אביה wörtl.: und die ganze Familie ihres Vaterhauses.",
+ "zu hören würdig sind. Man führt ihr Fälle aus der Geschichte vor, da bedeutende und fromme Männer sich auf ähnlichem Gebiete vergangen hatten und ihr Vergehen eingestanden, z. B. die Erzählung von Juda in Gen. Kap. 38 und von Ruben in Gen. 35, 22 (Talmud 7 b). Man erwähnt dies alles nur, um sie zum Geständnis zu bewegen."
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+ "Ich bin unrein. wenn sie den Ehebruch eingesteht (zum Ausdruck „unrein“ vgl. N. 16).",
+ "dann quittiert sie ihre Ketuba. Sie schreibt eine Quittung, dass sie den Ketubabetrag nicht mehr zu fordern hat, um nicht später diesen noch einfordern zu können. Dasselbe geschieht übrigens auch, wenn sie einfach erklärt, nicht trinken zu wollen (vgl. Mischna IV, 2). שוברת „sie quittiert“ ist denominat. von שׁוֹבָר „Quittung“. Dieses Wort von שבר „zerbrechen“. Die Quittung wird wohl deshalb so bezeichnet, weil bei der Bezahlung einer Schuld der oft auf einem Scherben geschriebene Schuldschein zerbrochen wurde. (Die übliche Erklärung des Wortes vgl. S. 152, N. 64; zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f., Einleitung in den Traktat Ketubot).",
+ "vom Gericht. und der Mann muss sie scheiden. Trotz ihres Geständnisses bleibt die Sota sonst straffrei, weil der Ehebruch nicht durch zwei Zeugen ordnungsmässig bezeugt ist.",
+ "dann führt man sie hinauf. Die hier (und im folgenden) angegebene Reihenfolge der Vorprozeduren vor der Sotauntersuchung entspricht nicht der in der Tora angegebenen. Nach Num. 5, 15—18 hat nämlich, noch bevor die Sota zum Heiligtum geführt wird, der Mann das Speiseopfer beizubringen und der Priester das Wasser herzurichten. Ersteres wird erst in Mischna II, 1, letzteres in Mischna II, 2 erwähnt (vgl. Tossafot 14 a sub מביא und 17b sub קודם). Dies erklärt sich wohl daraus, dass die Mischna hier, thematisch geordnet, erst bis zu Ende darstellen will, was mit der Sota selbst geschicht.",
+ "welches beim Eingang des Nikanortores ist. Da die Frau sich bereits vor dem Synhedrion befindet, und dieses in der Quaderhalle (לשכת הגזית) tagte, welche zur Hälfte im Vorhof der Israeliten lag (vgl. Joma 25 a; Mischna Sanhedrin XI, 2 und Mischnajot Seder Nesikin ed. Hoffmann S. 195, N. 14). so ist der Passus: „man führte sie hinauf…“ nicht ohneweiteres verständlich. Nach der Gomara (8 a) hat man die Sota erst hinab- und dann wieder heraufgeführt, um sie zu ermüden und dadurch zum Geständnis gefügig zu machen (vgl. Raschi z. St.). Dies besagt dann auch die doppelte Aussage der Tora Num. 5, 16 והעמדה לפני ה׳ … und 5, 18 והעמיד הכהן את האשה לפני ד׳ (vgl. Raschi zu Num. 5, 18).— Der vorliegende Text לשער המזרח שעל פתח שער נקנור „zum Osttor, welches beim Eingang des Nikanortores ist“, den auch die Mischna in den Ausgg. des babylonischen Talmud bietet, ist nicht erklärlich. Nach Mischna Middot I, 3 und II, 6 (vgl. auch Mischna Schekalim VI, 3) ist das Osttor (שער המזרח) ein Tor zum Tempelberg (הר חבית), das Nikanortor aber eines an der Ostseite des Vorhofes (עזרה). Es ist daher nicht vorzustellen, was unter dem „Osttor, das beim Eingang des Nikanortores ist“, zu verstehen sein soll. Nach Raschi (zur Mischna) führte man die Sot a den Tempelberg hinunter, dann zum Osttor und von dort zum Nikanortor (vgl תפארת ישראל). Das ist wohl vereinbar mit dem Mischnatext im Jeruschalmi: לשערי מזרח לשערי נקנור „zum Osttor, zum Nikanortor“ und dem Text der Münchener Handschrift: לשערי המזרח ולשע׳ נקנור „zum Osttor und zum Nikanortor“. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות סוטה III, 3—4) ist hier überhaupt nur vom Nikanortor die Rede, das hier als an der Ostseite des Vorhofes liegendes mit „Osttor“ bezeichnet wird. Darnach ist das לשערי נקנור resp ולשע׳ נקנור der letztzitierten Laa. explikativ: „nämlich zum Nikanortor“ zu fassen.",
+ "wo man die Sotot trinken lässt. Dass das Trinken der Sota dort zu erfolgen hat, wird ans Num. 5, 18 והעמיד הכהן את האשה לפני ח׳ gelehrt (Talmud 8 a).",
+ "und wo man die Gebärenden rein werden lässt. Vierzig Tage nach der Geburt eines Knaben und achtzig Tage nach der eines Mädchens musste die Mutter ein Opfer bringen und wurde dann erst rein, d. h. durfte dann erst Heiliges geniessen (Lev. 12, 1—8). Da nun der Darbringer eines Opfers bei der Darbringung zugegen sein soll (vgl. Mischna Taanit IV, 2), diese Frauen aber vor der Darbringung als unrein gelten und daher die Opferhalle nicht betreten durften, standen sie beim Eingang der Halle, beim Nikanortor (Talmud 8 a; vgl. Raschi z. St.).",
+ "und wo man die Aussätzigen rein werden lässt. Dass der Aussätzige bei der Darbringung der Reinigungsopfer dort stand, ergibt sich aus Lev. 14, 11 אהל מועד והעמיד הכהן המטהר את האיש המטהר ואותס לפני ה׳ פתח (Talmud 8 a).",
+ "und ein Priester. Nach Tossifta I wurde der Priester durch Loswerfung bestimmt.",
+ "erfasst ihre Kleider. am Halse; vgl. das gleiche Verfahren bei der Vollziehung der Geisselstrafe Mischna Makkot III, 12.",
+ "wurden sie eben zerriss en. man sieht nicht darauf.",
+ "zerfetzt. Unsere Übersetzung folgt der Erklärung Raschis, wonach נפרמו ein „Zerreissen in kleine Stücke“ bedeutet. Nach Aruch bedeutet נקרעו ein Zerreissen des Kleides, נפרטו ein Zertrennen der Nähte. Maim. u. a. erklären נקרעו als Zerreissen der Länge nach, נפרמו als Zerreissen nach der Breite.",
+ "dann wurden sie eben zerfetzt. man sieht nicht darauf.",
+ "bis er ihre Brust entblösst. לבה „ihre Brust“ wörtl.: „ihr Herz“. (vgl. Gesenius-Buhl, Wrtb. Leipzig 1921 S. 375 s. v. לב). Im Hebräischen der Mischna stets auch für „Brust“. — In der Tora ist ausdrücklich lediglich die Entblössung des Haares vorgeschrieben (Num. 5, 18). Die Weisen sehen aber in diesem Verse auch die Entblössung des Leibes angedeutet. Die Auflösung der Haarflechten kommt zur Entblössung als diese vollendend noch hinzu (Talmud 8 a; vgl. Raschi z. St.)",
+ "Und er zerrauft ihr Haar. d. h. löst ihre Haarflechten auf.",
+ "dann zerraufte er es nicht. R. Jehuda verbietet dies, damit nicht die anwesenden jungen Priester, wenn die Sota frei ausgeht, in Lust nach ihr entbrennen (Talmud 8 a). Die Haarentblössung ist allerdings in der Tora vorgeschrieben (vgl. N. 49). Eine solche Toravorschrift konnte aber aus wichtigen Gründen fallweise ausser Kraft gesetzt werden, wenn sich diese Ausserkraftsetzung nicht in einer Handlung äussert (קום ועשה), sondern — so wie hier — lediglich ein Nichttun, die Unterlassung einer Handlung (שב ואל תעשה) zur Folge hat (vgl. Tossafot auf 8 a sub אם היה לבה נאה). Die Halacha entscheidet nach der ersten Ansicht (Maim. הלנות סוטה III, 11)."
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+ "bedeckt er sie mit schwarzen. Standen solche ihr gut zu Gesicht, bekleidete man sie mit verunzierenden Gewändern (Talmud 8 b).",
+ "waren auf ihr goldene Schmuckstücke und Halsbänder. קטליאות „Halsbänder“ ist das lat. catella „Kettchen“.",
+ "Ringe. Nasen- und Ohrringe.",
+ "Und nachher bringt er. der Priester.",
+ "einen Weidenstrick. חבל מצרי „Weidenstrick“, ein aus Reisern von Weiden verfertigter Strick (vgl. Talmud Eruwin 58 a). מצרי Adjekt. von מֵצֶר = נֵצֶר „Zweig, Spross“ (mit Wechsel der liquiden Laute מ und נ). Jeruschalmi nimmt מצרי in der Bedeutung „ägyptisch“ und schliesst an diesen Passus der Mischna die Bemerkung: „Warum gerade einen ägyptischen Strick? Es sagte R. Jizchak: Weil sie nach Aegypterart gehandelt hat (vgl. Lev. 18 3).“ Jedenfalls genügt im Notfall irgend ein anderes Band (Talmud 8 b).",
+ "und bindet ihn ober ihren Brüsten. damit das vorher aufgerissene Gewand (s. vorherg. Mischna) nicht herabfalle (Talmud 8 b).",
+ "weil vor ihnen ihr Herz ermutigt ist. Beim Anblick ihrer Untergebenen wird sich ihr Sinn verhärten und sie erst recht nicht gestehen wollen.",
+ "Und alle Frauen dürfen. Das vorhergehende … וכל הרוצה „und jeder, der zusehen will…“ bezieht sich sowohl auf Frauen als auch auf Männer. Frauen aber dürfen nicht nur, sondern sollen sogar zusehen und werden deshalb hier nochmals besonders erwähnt. Der Ausdruck מתחת „dürfen“ ist darnach ungenau (Talmud 8 b).",
+ "Und es sollen Zucht annehmen alle Frauen und nicht Unzucht treiben wie ihr. Im Kapitel 23 des Buches Ezechiel werden Juda und Israel mit unzüchtigen Frauen verglichen, an denen ein Strafgericht vollzogen wird."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה).",
+ "Sie. die Sota.",
+ "darum hat Gott. המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום).",
+ "sie verunziert. s. Mischna 5 und 6.",
+ "Sie entblösste sich für die Sünde. den Beischlaf.",
+ "darum hat Gott. המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום).",
+ "sie entblösst. s. Mischna 5. Maim. (im Mischnakommentar) erklärt היא גלתה „sie entblösste …“ in dem Sinne, dass die Sota nicht zurückgezogen und züchtig gelebt hat; dies entspricht der Textierung der der Mischna parallelen Boraita (Talmud 8 b): היא עמדה על פתח ביתה ליראות לו לפיכך כהן מעמידה על שער בקנור ומראה קלונה לכל . Dass aber in der Mischna direkt die Entblössung zum Beischlaf gemeint ist, dafür spricht der Text der der Mischna entsprechenden Tossiftastelle (III): היא הראתח אח בשרה לפיכך כהן קורע חלוקת ומראה קלונה לרבים.",
+ "Mit der Hüfte begann sie zuerst die Sünde. den Beischlaf.",
+ "der Leib. Die Münchener Handschrift hat hier die bessere La.: ירך התחי׳ כעביר׳ ואחר כך בטן לפיכך ילקה ירך תחל׳ ואחר כך בטן „Die Hüfte begann die Sünde, und dann der Leib, darum….“. Ebenso auch der Mischnatext im Jeruschalmi (aber mit ungenauer Genuskonstruktion): הירך התחילה כעברה תחלה ואח״כ הבטן לפיכך ילקה ירך תחלה ואחר כך הבטן.",
+ "darum soll zuerst die Hüfte geschlagen werden und dann der Leib. Dies bezieht sich lediglich auf den Text des Schwures (Num 5, 21), wo zuerst das Schwinden der Hüfte und dann erst das Anschwellen des Leibes erwähnt wird; anders der tatsächliche Vorgang (Num. 5, 22 und 27: Talmud 9 b).",
+ "nicht. Auch die übrigen Körperteile erleiden grässliche Veränderungen, obwohl dies in der Tora nicht ausdrücklich vermerkt ist."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה).",
+ "Simson ging seinen Augen nach. Dies ergibt sich aus Ri. 14, 3: אותה קח לי כי היא ישרה בעיני …. (Talmud 9 b).",
+ "Absalom war stolz auf sein Haar. Leber das reiche Haar des Absalom s. II. Sam. 14, 25 f. Im Mischnatext des Jeruschalmi נתנוה (= נתנאה), Nitpael von נוח (= נאה) „machte sich schön mit seinem Haar“.",
+ "darum blieb er an seinem Haar hängen. II. Sam. 18, 9.",
+ "Und weil er den zehn Kebsweibern seines Vaters beiwohnte. II. Sam. 15, 16 und 16, 22.",
+ "darum durchbohrte man ihn. wörtl: „gab man in ihn“.",
+ "mit zehn Lanzen. לונביות „Lanzen“ verschrieben aus לונכיות, was ed. Lowe auch im Text hat (Münchener Handschrift: נכליות, Fehler für לנכיות). Es ist das griech. λογχή „Lanze“.",
+ "Und es umringten ihn zehn Männer. Im massoretischen Text der Bibel: נערים „Knappen“, was Jeruschalmi, ed. Lowe und die Münchener Handschrift auch in der Mischna haben.",
+ "Waffenträger des Joab…. Die Fortsetzung des Verses, die ed. Lowe auch im Mischnatext hat,: ויכו את אבשלום וימיתוהו.",
+ "Und weil er das Herz dreier. שלשה לבבות „das Herz dreier“ wörtl. drei Herzen.",
+ "stahl. d. i. betrog.",
+ "das Herz seines Vaters. Nach der Auslegung des Jeruschalmi zur Mischna brachte Absalom die zweihundert Leute (II. Sam. 15, 7—11) durch Täuschnng seines Vaters zusammen; diese Leute selbst wären aber angesehene Mitglieder des Gerichtshofes gewesen und auch ihrerseits von Absalom getäuscht worden (vgl. auch Raschi zur Mischna).",
+ "und das Herz des Gerichtshofes. Nach der Auslegung des Jeruschalmi zur Mischna brachte Absalom die zweihundert Leute (II. Sam. 15, 7—11) durch Täuschnng seines Vaters zusammen; diese Leute selbst wären aber angesehene Mitglieder des Gerichtshofes gewesen und auch ihrerseits von Absalom getäuscht worden (vgl. auch Raschi zur Mischna).",
+ "Und es stahl. Im massoretischen Text der Bibel: וַיְגַנֵּב (Piel).",
+ "Und er. Joab."
+ ],
+ [
+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה).",
+ "Mirjam wartete eine Stunde. שעה אחת „eine Stunde“; man gebraucht diesen Ausdruck für: „eine kurze Zeit“.",
+ "Und es stellte sich seine Schwester von ferne . um Mosche zu retten, wie dies auch geschah.",
+ "Und das Volk zog nicht weiter bis Mirjam aufgenommen ward. nach ihrer Heilung vom Aussatz.",
+ "Josef hatte das Verdienst seinen Vater zu begraben. In der Münchener Handschrift der Text: יוסף זכה בעצמות אביו (s. weiter: משה זכה בעצמות יוסף).",
+ "und unter seinen Brüdern gab es keinen Grösseren als er. war er doch der höchste Würdenträger in Aegypten.",
+ "wie es heisst (Gen. 50, 7): „Und es zog hinauf Josef seinen Vater zu begraben…“ (dorts. 9): „Und es zogen mit ihm hinauf sowohl Wagen, als auch Reiter …. Die Zitierung dieses Verses (Gen. 50, 9) — die übrigens im Mischnatext des Jeruschalmi fehlt — geschieht hier wohl, um auf Josefs Grösse hinzuweisen.",
+ "Wer ist grösser als Josef. in der Beziehung, dass (wie weiter erwähnt) ein Grosser sich mit seiner Bestattung befasste (Raschi). Das לנו des Textes ist dat. eth.",
+ "mit ihm. mit seiner Bestattung.",
+ "Mosche hat sich verdient gemacht um die Gebeine Josefs. indem er sie mit sich nahm, um sie zu bestatten.",
+ "und in Israel gab es keinen Grösseren als er. als Führer und Profet. In der Münchener Handschrift der Text: מי לנו גדול מיוסף שלא נתעסק בו אלא משה שאין בישראל גדול ממנו שנאמר ויקח משה את עצמות יוסף עמו.",
+ "Wer ist grösser als Mosche. bzgl. seiner Bestattung (Raschi).",
+ "mit ihm. mit seiner Bestattung.",
+ "beschäftigte sich nur Gott. המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום).",
+ "Und er begrub ihn. Mosche.",
+ "im Tale . Nach der Mischna ist Subjekt von ויקבר Gott (zu ergänzen aus dem vorhergehenden על פי ה׳). Vgl. dagegen die Erklärung R. Ismaels (Sifra zu Num. 6, 13), wonach אותו im Satze reflexivisch zu fassen ist. „Er begrub sich ….“",
+ "Und nicht von Mosche allein sagten sie. die Weisen.",
+ "es. dass Gott sich nach ihrem Tode mit ihnen beschäftigt.",
+ "die Herrlichkeit Gottes wir dich einsammeln. Aggadisch wird hier Jes. 58, 8 auf den Tod der Frommen bezogen und יאספך in der Bedeutung „sammelt dich ein“ genommen. Nach der einfachen Erklärung bedeutet das Wort: „folgt dir nach“."
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+ ],
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+ " s. N. 61.",
+ "Er. der Ehemann. Dies erfolgte aber schon vor dem Kommen der Frau zum Nikanortor (I, 5); vgl. I N. 40.",
+ "brachte ihr Speiseopfer. Num. 5, 15.",
+ "in einem Weidenkorb. vgl. I N. 56 zu חבל מצרי.",
+ "und legte. Dies erfolgte erst nach der Haarauflösung und den andern in I, 6 angegebenen Prozeduren (vgl. N. 2 und I N. 40).",
+ "es auf ihre Hände. Num. 5, 18.",
+ "um sie zu ermüden. Die Frau musste die ganze Zeit hindurch bis zur Darbringung das Speiseopfer in ihren Händen halten. Durch die Ermüdung sollte sie zum Geständnis gebracht werden (Talmud 14 a und b; vgl. I N. 41).",
+ "Alle Speiseopfer beginnen. Nach der Erklärung der Gemara (14 b) ist der Satz בכלי שרת … כל „Alle … Dienstgerät“ nicht wörtlich zu nehmen. Es soll damit nur gesagt sein, dass sonst die Speiseopfer von dem Bringer in einem silbernen oder goldenen Gerät in das Heiligtum gebracht wurden, in Geräten also, die als Dienstgeräte im Heiligtum Verwendung finden könnten. Das Sotaspeiseopfer aber wurde in einem minderwertigen Holzkorb gebracht; ein solcher könnte als Dienstgerät nicht Verwendung finden.",
+ "und enden in einem Dienstgerät. d. i. ein im Heiligtum bei gottesdienstlichen Handlungen zur Verwendung kommendes Gerät.",
+ "und dieses beginnt in einem Weidenkorb und endet in einem Dienstgerät. Vor der Darbringung wurde das Speiseopfer der Sota in ein Dienstgerät getan (III, 1).",
+ "Alle Speiseopfer bedürfen des Öls und des Weihrauchs. Lev. 2, 1.",
+ "und dieses bedarf weder des Öls noch des Weihrauchs. Num. 5, 15. Dieser Satz, dass alle Speiseopfer ausser dem Sotaspeiseopfer des Öls und des Weihrauchs bedürfen, besteht nicht zurecht. Das „Speiseopfer des Sünders“ (מנחת חוטא) wurde nach Lev. 5, 11 ebenfalls ohne Öl und Weihrauch dargebracht. Nach der Erklärung der Gemara (15 a, vgl. Raschi z. St.) ist dieser Satz mit den folgenden Sätzen zusammenzuziehen. Darnach besagen die drei Sätze nur, dass alle anderen Speiseopfer gegenüber dem der Sota wenigstens einen Vorzug hatten; entweder den. dass sie mit Öl und Weihrauch zubereitet wurden oder doch den, dass sie aus feinem Weizenmehl oder feinem Gerstenmehl bestanden. Das „Speiseopfer des Sünders“ entbehrte zwar des Öls und des Weihrauchs, bestand aber aus feinem Weizenmehl; das Omerspeiseopfer bestand zwar (s. weiter) aus Gerstenmehl, aber aus fein gesiebtem und wurde überdies auch mit Öl und Weihrauch zubereitet. Das Speiseopfer der Sota hingegen bestand aus einfachem Gerstenmehl und entbehrte auch des Öls und des Weihrauchs.",
+ "Alle Speiseopfer wurden vom Weizen. nach Ex. 29, 2 (vgl. Raschi).",
+ "gebracht und dieses wurde gebracht von der Gerste. Num. 5, 15.",
+ "Wenn auch das Omer-Speiseopfer. Lev. 23, 10f.",
+ "so wurde es doch gebracht aus gesiebtem. גרש „aus gesiebtem Mehl“, wörtl. Graupen. Das Lev. 2, 14—16 verordnete „Erstlings Speiseopfer“ (מנחת בכורים) ist nach der Tradition identisch mit dem Omer (Lev. 23, 10f.). Nun heisst es Lev. 2, 14 dass dieses Speiseopfer aus גרש „Graupen“ zu bestehen hat, und das soll nach der Tradition lediglich die Art der Mehlbereitung bestimmen. Die Graupen wurden erst in der Graupenmühle enthülst, darauf die Körner gemahlen, und das Mehl durch dreizehn Siebe gesiebt (Mischna Menachot Vl, 7 und X, 4; vgl. zum Ganzen Hoffmann, Das Buch Lev. I. S. 156 ff. zu Lev. 2, 14—16).",
+ "so ist auch ihr Opfer Speise für das Vieh. besteht aus Gerste, die sonst als Viehfutter Verwendung findet."
+ ],
+ [
+ " Auch die Zubereitung des Wassers erfolgte schon vor dem Führen der Sota zum Nikanortor (I, 5) gleich nachdem der Ehemann das Speiseopfer beigebracht hatte (vorherg. Mischna); vgl. I N. 40 (vgl. auch N. 2).",
+ "Er. der Priester.",
+ "brachte eine neue. Im Mischnatext der beiden Talmude fehlt חדשה „neue“. Es scheint auch der babylonischen Gemara nicht vorgelegen zu haben (vgl. Talmud 15 b und Raschi dorts. sub לא שנד; vgl. noch תוס׳ רעק״א, aber auch הגהות הרש״ש und Mischnakommentar des Maim.) und sicherlich nicht der jerusalemitischen (vgl. Jeruschalmi z. Mischna mit Kommentatoren, gegen מלאכת שלמה). Dass die Schale neu sein muss, wird ausdrücklich von R. Ismael gelehrt (Talmud 15 b und Jeruschalmi z. Mischna). Maim. entscheidet nach dieser Ansicht (הלכות סוטה III, 9).",
+ "irdene. Num. 5, 17.",
+ "Schale. פילי „Schale“ ist das griech. φιάλη.",
+ "und gibt ein halbes Log. Das Log entspricht sechs Eigrössen; vgl. auch Mischna Menachot IX, 3. Diese Massangabe ist mündliche Überlieferung (vgl. Raschi zur angegebenen Mischna Menachot 88 a und תוספות י״ט zu unserer Mischna).",
+ "Wasser aus dem Becken. Dass das Wasser aus dem Becken im Heiligtum (Ex. 30, 18—21) genommen werden muss, ergibt sich aus der Benennung מים קדושים „heiliges Wasser“ (Num. 5, 17; Raschi nach Sifre zum angegebenen Verse).",
+ "So wie er. R. Jehuda.",
+ "ebenso gibt er auch weniger an bezüglich des Wassers. Nach der Ansicht des R. Jehuda wurde auf das Pergamentblatt weniger geschrieben, als nach der Ansicht der anderen Mischnalehrer (s. nächste Mischna); darum gibt er hier auch ein kleineres Mass für das Wasser an, in das die Schirftzüge verlöscht wurden. Die Münchener Handschrift hat den Text: רבי יהודה אומר כשם שממעט בכתב כך ממעט במים „R Jehuda sagt: Sowie er (der Priester) weniger schreibt als die anderen Mischnalehrer lehren), so nimmt er auch weniger Wasser“. Auch nach dem vorliegenden Texte kann der Satz במים … כשם als noch zur Rede des R. Jehuda gehörend erklärt werden.",
+ "Dann ging er. der Priester.",
+ "Und eine Marmoltafel. טבלא „Tafel“ ist das latein. tabula.",
+ "[lag darauf] und ein Ring war an ihr befestigt. um sie hochzuheben.",
+ "nimmt er Staub von unter ihr und gibt soviel. vom Staub in das Wasser.",
+ "soll der Priester nehmen und zum Wasser geben. In dem angeführten Vers heisst es ונתן אל חמים „er soll ihn geben zum Wasser“ (nicht במים „in’s Wasser“), woraus hervorgeht, dass der Staub sichtbar sein muss (vgl. Raschi). In das Wasser wurde übrigens auch etwas Bitterschmeckendes getan (Talmud 20 a)."
+ ],
+ [
+ " Noch vor dem Schreiben des Fluchtextes musste die Beschwörung der Sota erfolgen (vgl. Num. 5, 19—23 und Talmud 17 b). In II, 5 ist nun nicht von der Beschwörung als solcher die Rede, so dass hier die Reihenfolge der Vorprozeduren vor dem Trinken nicht eingehalten wäre, sondern es wird dort lediglich im Anschluss an die letzten Worte der Mischna II, 3 gedeutet, worauf sich das doppelte „Amen“ (Num. 5, 22) bezieht. Im Jeruschalmi zu unserer Mischna wird übrigens eine Meinunggverschiedenheit der beiden Amoräer R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch überliefert; nach Ansicht des einen wurde erst die Beschwörung vorgenommen und dann der Fluchtext aufgeschrieben, nach der des anderen aber war die Reihenfolge die umgekehrte (vgl. zum Ganzen תוספות י״ט).",
+ "Kommt er. Das לו des Testes ist dat. eth.",
+ "nun die Rolle. d. i. das Pergamentblatt, auf das der zu verlöschende Text geschrieben wurde (s. nächste Mischna). [„Mit מגלה bezeichnet man einen einzelnen Abschnitt oder ein Stück der heiligen Schrift; vgl. Talmud Gittin 60 a und Raschi dorts. sub מגלה; חידושי הרש״ש zu Midrasch rabba Deut. VIII, 3 sub litt (ה) (ed. Room)“. Aus dem handschriftlichen Nachlass des Rabb. Dr. M. Petuchowski ז״ל].",
+ "zu schreiben. Num. 5, 23.",
+ "Amen Amen. Er schreibt also: Num. 5, 19 von … אם angefangen, Vers 20, Vers 21 von … יתן angefangen. Vers 22 bis ירך incl. Diese Ansicht in der Mischna bezieht האלות האלה „diese Flüche“ (Num. 5, 23) auf die vorher in der Tora erwähnten Beschwörungen und Verfluchungen, ohne die den Text unterbrechenden Worte (Talmud 17 b).",
+ "Er machte keine Unterbrechung. Man schrieb von Num. 5, 19 … אם angefangen ohne Unterbrechung bis zum Ende von Vers 22. R. Jose nimmt also את האלות „die Flüche“ (Num. 5, 23) in weiterem Sinne.",
+ "Er schreibt überhaupt. כל עצמו „überhaupt“ von עצם wörtl. „Gebein“ übertragen: „Hauptsache“; verstärkt durch כל adverbiell „überhaupt“; (vgl. עקר „Hauptsche“ כל עקר „überhaupt“).",
+ "Amen. Nach der Ansicht des R. Jehuda wurde lediglich geschrieben: Num. 5, 21 von … יתן angefangen und Vers 22 bis ירך incl. R. Jehuda bezieht האלות האלה „diese Flüche“ (Num. 5, 23) lediglich auf die positiv ausgedrückten Verwünschungen in den vorhergehenden Versen, ohne den bedingenden Vordersatz (Talmud 17b)."
+ ],
+ [
+ "Er schreibt. den Fluchtext.",
+ "weder auf eine Tafel. aus Holz.",
+ "noch auf Papier. aus Pflanzenstoffen bereitet. Die Etymologie des Wortes ניר „Papier“ ist unklar.",
+ "noch auf Rohleder. דפתרא „Rohleder“ ist das griech. διφϑέρα. Es ist dies eine mit Salz und Mehl bearbeitete, aber noch nicht mit Galläpfeln behandelte Tierhaut, die daher zum Schreiben noch nicht gut geeignet ist.",
+ "sondern auf eine Rolle. s. N. 33.",
+ "auf ein Schriftblatt. Unter ספר ist hier ein Pergamentblatt zu verstehen (vgl. Raschi und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Und er schreibt weder mit Gummi. קומוס „Gummi“ ist das griech. ϰόMMε.",
+ "noch mit Vitriol. קנקנתום „Vitriol“ wohl verschrieben für קנקנתוס ist das griech. χαλϰανϑος (Mit Ausgleichung des ל an das נ). Im Jeruschalmi: קלקנתוס.",
+ "die einätzt. wie die beiden genannten Materialien.",
+ "sondern mit Tinte. „schwarzer, aus Russ, Harz und Honig gekneteter und gepresster Teig, der vor dem Gebrauch in Galläpfelbrühe aufgelöst wurde“. (Mischnajot, Moed ed. Baneth S. 440 N. 13). Die Tinte durfte hier auch keinerlei Zusatz von Vitriol erhalten (Talmud 20 a und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "die verlöscht werden kann. ohne Hinterlassung einer Spur, was nur bei Verwendung von Tinte der Fall ist."
+ ],
+ [
+ " s. N. 31.",
+ "Amen. und worauf wurde die Sota beschworen.",
+ "auf den Fluch. d. h. auf den mit dem Fluch verbundenen Eid (Num. 5, 21 f.).",
+ "auf den Schwur. d. h. auf den Eid ohne Fluch (Num. 5, 19).",
+ "bezüglich dieses Mannes. bezüglich dessen sie verwarnt wurde.",
+ "bezüglich eines anderen Mannes. Die Frau wird beschworen, dass sie auch mit keinem anderen Manne die Treue gebrochen hat.",
+ "dass ich weder als Verlobte. Unter ארוסה „Verlobte“ ist eine durch קידושין Angetraute zu verstehen, die vom Gatten noch nicht heimgeführt (נישואין) ist. Wenn eine ארוסה mit einem anderen Mann Umgang pflegt, bedeutet dies einen Ehebruch und die Ehe muss gelöst werden. Bei einer ארוסה selbst aber findet keine Sotauntersuchung statt (vgl. IV, 1); dennoch wird die Sota auch für diese Zeit beschworen.",
+ "noch als Verheiratete. nach den נישואין (s. vorherg. Note).",
+ "noch als auf den Levir Wartende. Wenn der Mann die Sota als Witwe nach dem kinderlos verstorbenen Bruder geehelicht hatte, wird sie hier auch für die Zeit beschworen, da sie שומרת יבם war, d. h. nach dem Tode des Gatten noch nicht wusste, ob sie vom Schwager geehelicht wird oder die Chaliza empfangen wird (vgl. Deut. 25, 5—9); bei einer solchen שומרת יבם selbst kann aber eine Sotauntersuchung nicht stattfinden (vgl. IV, 1). Dieser Passus der Mischna ist der Ansicht, dass die שומרת יבם, wenn sie mit einem anderen Mann Umgang pflegt, für den Schwager zur Verehelichung verboten wird. Da aber nach der Halacha der Schwager eine solche שומרת יבם heimführen darf, so wird die Sota darnach gemäss den Schlussworten der nächsten Mischna für diese Zeit nicht beschworen (Talmud 18 b, vgl. Maim. הלכות סוטה IV, 17).",
+ "noch als Heimgeführte. d. h. nach der Heimführung durch den Levir, die durch Begattung erfolgt (Deut. 25, 5).",
+ "abgewichen bin. d. h. die Treue gebrochen habe (nach Num. 5, 12 בי שטית). Dass die Sota auch bezüglich jedes Mannes, nicht nur bezüglich dessen. auf dem der Verdacht ruht, und für alle die vorhergenannten Zeiten beschworen wird, wird aus dem doppelt gesprochenen „Amen“ (Num. 5, 22) gelehrt (vgl. dazu Tossafot Kidduschin 27 b sub אמן). Es liegt also ein Fall vor, „dass ein zur Leistung kommender Eid auch auf Gegenstände erweitert wird, die ihn ursprünglich nicht veranlasst hatten, ja sogar auf solche, die einen Eid gar nicht selbständig hätten hervorrufen können. Der Ehemann hatte die Frau nur in Beziehung auf einen bestimmten Mann in Verdacht. Da sie sich von diesem Verdacht durch einen Eid zu reinigen hat, so wird in den Eid auch jeder andere Ehebruch eingeschlossen, hinsichtlich dessen kein bestimmter Verdacht vorliegt, ja, er wird sogar auf Zeiten ausgedehnt, deren etwaige Vorgänge selbständig gar keinen Reinigungseid hätten veranlassen können. Diese Eideseweitrerung heisst גלגול שבועה …“ (Hirsch, Pentateuch zu Num. 5, 22).",
+ "dass ich mich nicht verunreinigt habe. d. h. die Ehe gebrochen (vgl. I N. 16).",
+ "dann soll es. das Fluchwasser (Num. 5, 22).",
+ "in mich kommen. Der Satz: בי … אמן „Amen, … kommen“ ist die Erklärung zum einleitenden אמן על האלה אמן על השבועה. (Im Mischnatext des Jeruschalmi und ed. Lowe folgt er demgemäss auf diese einleitenden Worte). Das אמן שלא נטמאתי ist das אמן על השבועה (s. N. 53), das ואם נטמאתי יבואו בי ist das אמן על האלה (s. N. 52 vgl. Raschi).",
+ "dass ich mich nicht verunreinigen werde. Nach der Ansicht des R. Meïr nimmt die Frau auch für die Zukunft die Fluchbeschwörung auf sich. Die die Mischna erläuternde Boraita (zitiert Talmud 18 b) erklärt dies mit den Worten: לא כשאמר ר׳ מאיר אמן שלא אטמא שאם תטמא מים בודקין אותה מעכשיו אלא לכשתטמא מים מעיערין אותה ובודקין אותה; d. h. das Wasser, das die Sota jetzt trinkt, soll, wenn sie in Zukunft die Ehe bricht, dann (nicht etwa schon jetzt) seine Wirkung tun. (Vgl. Raschi z. St.; vgl. auch Tossifta II und Jeruschalmi zur Mischna) (Ed. Lowe hat als selbständigen Mischnasatz im Anschluss an diese Mischna im Texte: שהיה ר׳ מאיר אומר או את שניטמאת חמים בודקים אותה עת שניטמאת המים מעדרין עליה ובודקין אותה. Es ist dies der durch Fehler stark verunstaltete Text der zitierten Boraita). Maim. (הלכות סוטה IV, 17) entscheidet nach der Ansicht des R. Meïr. ברטנורה jedoch schreibt zur Mischna: Die Halacha ist nicht wie R. Meïr."
+ ],
+ [
+ "Alle stimmen darin überein. הכל שוין „Alle stimmen darin überein“ wörtl.: „alle sind gleich“; d. h. in der Beziehung gibt es keine Meinungsverschiedenheit.",
+ "dass er. der Priester.",
+ "mit ihr keine Bedingung macht. d. h. in der Beschwörung nicht Bezug nimmt. מתנה „Bedingung macht“ wegen der einleitenden Worte der Beschwörung (Num. 5, 19: ואם לא שטית ,אם לא שכב; Vers 20: וכי נטמאת, וכי שטית).",
+ "bevor sie sich verlobt hat. Der Verkehr eines noch unverlobten Mädchens mit einem Manne macht ihre Verehelichung mit einem anderen nicht zu einer religionsgesetzlich verbotenen. Es wird daher gemäss den Schlussworten der Mischna auf die Zeit vor der Verlobung in der Sotabeschwörung kein Bezug genommen.",
+ "so machte er. der Priester.",
+ "mit ihr keine Bedingung. Der Satz עמה … נסתרה „Hat … Bedingung“ stellt die Erklärung zu dem vorhergehenden ולא על מאחר שתתגרש dar. Die Tora verbietet die Zurücknahme der geschiedenen Frau nur dann, wenn sie nach der Scheidung von einem anderen Manne ordnungsgemäss geehelicht wurde, nicht aber, wenn sie lediglich mit einem anderen Manne Umgang gepflegt hat (Deut. 24, 1—4). Es wird daher gemäss den Schlussworten der Mischna in der Beschwörung der Sota auf die Zeit nach der Scheidung und vor der Zurücknahme kein Bezug genommen. Nach Raschi bedeutet das Ganze: In der Beschwörung der Sota wird nicht Bezug genommen auf die Zeit, da der Ehemann etwa in der Zukunft sie scheidet nnd dann wieder zurücknimmt. Die einleitenden Worte der Mischna הכל שוין „Alle stimmen darin überein“ sollen darnach besagen: Obwohl R. Meïr in der vorhergehenden Mischna lehrt, dass die Sota auch für die Zukunft beschworen wird, so gibt er doch zu, dass sich die Beschwörung nicht zu beziehen hat auf die Zeit nach einer etwa noch erfolgenden Scheidung und vor der nachherigen Zurücknahme. (Die Perfecta נטמאת ,נסתרה und החזירה sind darnach als futura exacta zu fassen; vgl. hingegen תוספות י״ט und מלאכת שלמה, die beide erklären, dass Raschi ein Text ותסתר ותטמא ואחר כך יחזירנה vorgelegen habe). ברטנורה u. a. erklären aber, dass dieser Satz wie das vorhergehende על קדם שתתארס sich ebenfalls auf die Vergangenheit bezieht: Hatte der Ehemann seine Frau nach der Scheidung zurückgenommen und wird sie dann zur Sota, so wird diese bei der Beschwörung nicht auch für die Zeit nach der Scheidung und vor der Zurücknahme beschworen. Darnach schliesst das einleitende הכל שוין allerdings nicht so passend an das Vorhergehende an wie nach der Erklärung Raschis. Im übrigen sind die Worte נסתרה und ונטמאת hier nicht genau zu nehmen; hier handelt es sich ja lediglich um eine Begattung überhaupt, nicht gerade um eine im Verborgenen erfolgte und nicht um eine „Verunreinigung“ (I N, 16), durch die die Zurücknahme der Geschiedenen religionsgesetzlich verboten würde. Zum Ausdruck מתנה vgl. N. 67.",
+ "ihm. dem Ehemann.",
+ "nicht verboten wird. zur Ehe resp. Wiederverheiratung, wie in den beiden genannten Fällen קדם שתתארס resp. מאתר שתתגרש .",
+ "machte er. Zum Ausdruck מתנה vgl. N. 67. Umgekehrt wird in der Beschwörung wohl Bezug genommen auf alle wenn auch im Vorhergehenden nicht genannten Fälle, da die Frau zur Ehelichung resp. Wiederverehelichung durch den Verkehr mit einem anderen Manne ungeeignet wird. So wird die Sota, wenn sie ursprünglich vom Schwager nach dem Tode des Bruders geehelicht ward, beschworen, dass sie nicht noch zu Lebzeiten des ersten Gatten die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch für die Leviratsehe ungeeignet würde, indem auch die erste Ehe hätte gelöst werden müssen (vgl. auch I, 2 und dorts. N. 19); ebenso auch wird sie, wenn sie ursprünglich nach Scheidung vom Gatten wieder zurückgenommen ward, jetzt als Sota beschworen, dass sie nicht während der ersten Ehe vor der Scheiduug noch die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch zur Fortsetzung jener Ehe und damit auch zur Wiederverehelichung ungeeignet würde. Ebenso wird nach der Ansicht des R. Meïr die Sota beschworen, dass sie, wenn der Gatte sie in der Zukunft scheidet und dann wieder zurücknimmt, nicht nach der Zurücknahme die Ehe brechen wird (Talmud 18 b, vgl. תוספות י״ט).",
+ "mit ihr keine Bedingung. Zum Ausdruck מתנה vgl. N. 67. Umgekehrt wird in der Beschwörung wohl Bezug genommen auf alle wenn auch im Vorhergehenden nicht genannten Fälle, da die Frau zur Ehelichung resp. Wiederverehelichung durch den Verkehr mit einem anderen Manne ungeeignet wird. So wird die Sota, wenn sie ursprünglich vom Schwager nach dem Tode des Bruders geehelicht ward, beschworen, dass sie nicht noch zu Lebzeiten des ersten Gatten die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch für die Leviratsehe ungeeignet würde, indem auch die erste Ehe hätte gelöst werden müssen (vgl. auch I, 2 und dorts. N. 19); ebenso auch wird sie, wenn sie ursprünglich nach Scheidung vom Gatten wieder zurückgenommen ward, jetzt als Sota beschworen, dass sie nicht während der ersten Ehe vor der Scheidung noch die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch zur Fortsetzung jener Ehe und damit auch zur Wiederverehelichung ungeeignet würde. Ebenso wird nach der Ansicht des R. Meïr die Sota beschworen, dass sie, wenn der Gatte sie in der Zukunft scheidet und dann wieder zurücknimmt, nicht nach der Zurücknahme die Ehe brechen wird (Talmud 18 b, vgl. תוספות י״ט)."
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+ "Er. der Priester (vgl. Jeruschalmi z. St. und Tossafot 19 a s. v. היה נוטל).",
+ "legte es in ein Dienstgerät. s. II, 1.",
+ "Und der Priester legte seine Hand unter ihre und schwang es. Num. 5, 25. Das Speiseopfer wurde in horizontaler Richtung von sich und zu sich bewegt (מוליך ומביא) und ferner in vertikaler Richtung gehoben und gesenkt (מעלה ומוריד; vgl. Sifre zu Num. 5, 25 und Mischna Menachot V, 6). Dass die Sota, für die das Speiseopfer dargebracht wird, zusammen mit dem Priester die Schwingung ausführt, wird aus der Vorschrift über die Schwingung beim Friedensopfer Lev. 7, 30 hergeleitet (Talmud 19 a)."
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+ "brachte es heran. an den südwestlichen Winkel des Altars (Talmud 14 b).",
+ "hob den Komez. eine Handvoll des Mehls.",
+ "ab und liess ihn aufdampfen. Num. 5, 26.",
+ "Und der Rest wird von den Priestern gegessen. nach Lev. 6, 9.",
+ "Er liess sie aber erst trinken und dann erst brachte er ihr Speiseopfer dar. Also noch bevor die eingangs erwähnte Schwingung, Heranbringung etc. stattfand, musste schon die Frau das Fluchwasser trinken. Dies ergibt sich aus Num. 5, 24, wo schon vom Trinken die Rede ist, während die Darbringung des Speiseopfers erst in V. 25 f. verordnet ist (Talmud 19 b). Nach dieser Ansicht entscheidet auch die Halacha. Übrigens ist nach Jeruschalmi z. St. auch nach dieser Ansicht geschehenenfalls das Speiseopfer tauglich, wenn die umgekehrte Reihenfolge eingehalten wurde (vgl. Maim. הלבות סוטה III, 15 und IV, 14).",
+ "Und dann lasse er die Frau das Wasser trinken. Und schon vorher, in V. 25, ist vom Speiseopfer die Rede.",
+ "so ist es dennoch tauglich. Von vornherein soll aber das Speiseopfer noch vor dem Trinken dargebracht werden."
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+ "bevor noch die Rolle. mit dem Fluchtext, vgl. II, 3.",
+ "verlöscht wurde. in das Flachwasser (Num 5. 23).",
+ "Ich trinke nicht. und umsomehr wenn sie ihre Schuld gesteht.",
+ "dann wird ihre Rolle geheim verwahrt. so wie jeder heilige Schrifttext, der unbrauchbar geworden ist, verwahrt wird, um ihn vor verächtlicher Behandlung zu schützen (Raschi z. St.).",
+ "und ihr Speiseopfer auf die Asche. auf den Aschenhaufen (בית הדשן), der sich in der Vorhalle des Heiligtums befand, wo auch sonst untauglich gewordene Opfergaben verbrannt wurden (vgl. Zebachim 104 b).",
+ "verstreut. und verbrannt (s. Mischna 6). Die Prozedur wird nicht fortgsetzt; die Ehe der Sota muss gelöst werden (vgl. auch I, 3 und 5; IV, 2).",
+ "damit eine andere Sota trinken zu lassen. Denn nach Num. 5, 30: ועשה לה הכהן את כל התורה הזאת muss die Rolle besonders für die betreffende Sota geschrieben werden (כתיבה לשמה; Talmud 20 b).",
+ "Ist die Rolle bereits verlöscht worden. in das Flachwasser (Num 5. 23).",
+ "Ich bin unrein. Sie gesteht, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „unrein“ vgl. I N. 16).",
+ "dann wird das Wasser ausgegossen und ihr Speiseopfer auf die Asche. in das Flachwasser (Num 5. 23).",
+ "verstreut. und verbrannt (s. Mischna 6). Die Prozedur wird nicht fortgsetzt; die Ehe der Sota muss gelöst werden (vgl. auch I, 3 und 5; IV, 2).",
+ "Ich trinke nicht. ohne ihre Schuld zu gestehen.",
+ "dann nötigt man sie. מערערים „man nötigt“ sie, wörtl. „man lässt sie gurgeln“.ערער = גרגר (vgl. גרגרת „Gurgel“, Kohut, Aruch completum, s. v. ער).",
+ "und lässt sie gegen ihren Willen trinken. Dies wird aus der nochmaligen Wiederholung: והשקה in Num. 5, 27 gefolgert (Talmud 19 b)."
+ ],
+ [
+ "Noch ist sie nicht mit dem Trinken fertig. das Fluchwasser.",
+ "da wird. wenn sie schuldig ist. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Simon, wonach erst nach der Darbringung des Speiseopfers das Trinken erfolgte (s. Mischna 2); nach der anderen Ansicht (dorts.), wonach das Speiseopfer erst nach dem Trinken dargebracht wurde, stellt sich die böse Wirkung des Trunkes erst nach der Darbringung des Speiseopfers ein (Talmud 20 b).",
+ "ihre Augen treten hervor und ihre Adern schwellen an. והיא מתמלאת גידין „und ihre Adern schwellen an“, wörtl. „und sie wird voll Adern“.",
+ "damit sie nicht die Halle. die Frauenhalle (עזרת נשים). Das Nikanortor, wo die Sota das Fluchwasser trinkt, führt von der Frauenhalle in den Vorhof der Israeliten (עזרת ישראל) vgl. I, 5.",
+ "verunreinige. wenn sie infolge des Schreckens zu menstruieren beginnt; die Menstruierende darf nämlich den Tempelberg und die Frauenhalle nicht betreten (Talmud dorts).",
+ "auf. חולה „schob auf“ wörtl: „hängte, hielt in Schwebe“.",
+ "wenn sie trinken muss. als Sota.",
+ "dass das Verdienst ihr den Aufschub bewirkt. „Wenn sie trinkt und nicht sogleich stirbt, soll sie wissen, dass ihr die Strafe noch bevorsteht und nicht glauben, dass das Wasser keine Wirksamkeit hat“ (so תפארת ישראל).",
+ "als. Das Wort: כאלו „ist es so, als…“ fehlt im Mischnatext des Jeruschalmi und auch der babylonischen Gemara (21 b) ist es im Mischnatext nicht vorgelegen (vgl. תוספות י״ט). Der vorliegende Text ist auf Grund der Gemara (dorts.) korrigiert.",
+ "lehrte er sie Ausgelassenheit. Sie wird, da ihr Sinn auf Ausschweifung gerichtet ist (s. weiter in der Mischna), durch ihre vermehrte Kenntnis nur Mittel finden, im Geheimen zu sündigen (Talmud dorts. und Raschi z. St. s. v. כאילו).",
+ "Lieber ist einer Frau nur ein Kab. Hohlmass für Trockenes.",
+ "und Ausgelassenheit als neun Kab und Enthaltsamkeit. Der Sinn des Satzes ist: Eine Frau begnügt sich mit Wenigem, wenn sie nur nicht in geschlechtlicher Enthaltsamkeit leben muss.",
+ "Ein törichter Frommer. der aus übertriebenem Eifer das Wichtige über das weniger Wichtige vergisst (Talmud 21 b).",
+ "ein schlauer Bösewicht. der seine Schlechtigkeit zu verbergen weiss (dorts.).",
+ "und ein frömmelndes Weib. eine Scheinheilige (Talmud 22a und Raschi z. St. s. v. כגון יוכני בת רטיבי).",
+ "und die Schläge der Peruschim. פרושין „Pharisäer, Abgesonderte“. Die „Schläge der Peruschim“ sind die unnützen Selbstquälereien und Erschwerungen scheinheiliger Überfrommer (vgl. Talmud 22 b und Maim. Mischnakommentar). Nach Jeruschalmi (zur Mischna) sind darunter die Schädigungen anderer durch die Scheinheiligen zu verstehen.",
+ "die sind die Zerstörer. מכלי „Zerstörer“. Im Mischnatext des babylonischen Talmud מבלי von gleicher Bedeutung."
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+ [
+ "dann schwächst. מדהה „schwächst“ wörtl. „verdunkelst, macht blass“. In der Münchener Handschrift and ed. princ. מרחה „verdrängst“ (?).",
+ "sondern verkümmert immer mehr und am Ende stirbt sie jenen Tod. den von der Tora (Num. 5, 27; וצבתה בטנה ונפלה ירכה) ihr in Aussicht gestellten Tod (vgl. auch I, 7)."
+ ],
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+ "noch bevor es durch das Gerät. durch das Hineintun in das Dienstgerät (s. Mischna 1).",
+ "dann ist es so wie alle Speiseopfer. die, bevor sie in das Dienstgerät getan wurden, unrein wurden.",
+ "dann ist es so wie alle Speiseopfer. die nach der Heiligung durch das Dienstgerät unrein wurden.",
+ "und wird verbrannt. Bevor ein Speiseopfer in das Dienstgerät getan wird, gilt es nicht als heilig an sich (קדושת הגוף), sondern lediglich sein Geldwert ist heilig (קדושת דמים); es kann daher im Falle der Verunreinigung ausgelöst und für profane Zwecke verwendet werden. Für den Erlös wird dann ein neues Speiseopfer angeschafft. Ein nach der Heiligung durch das Dienstgerät unrein gewordenes Speiseopfer muss jedoch am Aschenhaufen (s. Mischna 3 und N. 15) verbrannt werden; eine Auslösung ist dann nicht mehr möglich (vgl Mischna Menachot XII, 1).",
+ "Ich bin unrein für dich. Sie gesteht, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „unrein“ vgl. I N. 16).",
+ "dass sie unrein ist. dass sie die Ehe gebrochen hat.",
+ "und wenn ihr Mann sie auf dem Wege. zum Gerichtshof (vgl. I, 4).",
+ "begattet hat. In allen den genannten Fällen findet die Prozedur keine Fortsetzung und wird die Ehe gelöst (s. N. 16, vgl. I, 3 und IV, 2).",
+ "Ferner werden die Speiseopfer der mit Priestern verheirateten Frauen verbrannt. nachdem der Komez (die Handvoll) auf dem Altar dargebracht worden ist, wird der Rest (שירים) verbrannt (in den vorher genannten Fällen wird das ganze Speiseopfer verbrannt). Dieser Rest darf hier (nach Lev. 6, 16) nicht wie sonst von den Priestern gegessen werden, da das Speiseopfer vom Manne der Sota, der selbst ein Priester ist, dargebracht wurde, andererseits aber wird dieses Speiseopfer nicht in seiner Gänze als „Speiseopfer eines Priesters“ (מנחת כהן) betrachtet, das (nach dem angeführten Verse) gänzlich auf dem Altar dargebracht werden muss; denn der für die Sota abzuhebende Komez gilt als von ihr dargebracht. Nun bestimmt die Tradition auf Grund des Verses Lev 2, 11: כי כל שאור וכל דבש לא תקטירו ממנו אשה לה׳, dass ebenso wie aller Sauerteig und aller Honig auch all dasjenige nicht geopfert werden darf, wovon das Feueropfer bereits schon geopfert oder schon abgesondert wurde (כל שממנו אשה לה׳). Darnach darf der Rest, der nach der Abhebung des Komez noch geblieben ist und der nach Obigem nicht für den Altar bestimmt ist, überhaupt nicht auf dem Altar geopfert werden. Er muss daher verbrannt werden. Wo diese Verbrennung geschieht, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten. Nach der Ansicht des R. Elieser durfte dieser Rest nur als Opfer nicht auf den Altar gebracht werden, wohl aber wurde er einfach als Brennstoff auf dem Altar verbrannt. Das angeführte Verbot in Lev. 2, 11 erfährt nach seiner Ansicht im folgenden Vers 12 ואל המזבח לא יעלו לריח ניחוח in dieser Richtung eine Einschränkung. Nach der Ansicht der anderen Lehrer aber wird auch dieser Rest auf dem Aschenhaufen verbrannt (Talmud 23 a und b). Die Halacha entscheidet nach dieser letzteren Ansicht (vgl. Maim. הלכות סוטה IV, 15). Übrigens gilt das Obige für sämtliche Speiseopfer, die eine Priestersgattin bringt, da ja die Habe der Frau nach jüdischem Rechte als Besitz des Gatten betrachtet wird (vgl. Raschi 23a s. v. ומנחותיהן נשרפות, Tossafot dorts. sub כל הנשואות und Maim. הלכות מעשה קרבנות XII, 12)."
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+ [
+ "Das Speiseopfer der Tochter eines Israeliten. eines Nichtpriesters.",
+ "wird verbrannt. s. N. 48.",
+ "die mit einem Israeliten. einem Nichtpriester.",
+ "gegessen. nämlich der Rest, nachdem der Komez auf dem Altar dargebracht worden ist. Dasselbe gilt auch für die ledige, geschiedene oder verwitwete Priesterstochter. Denn das Gesetz Lev. 6, 16, wonach das „Speiseopfer des Priesters“ ganz auf dem Altar dargebracht wird, gilt nur für männliche Priester (Talmud 23 b).",
+ "Welche Unterschiede bestehen zwischen Priester und Priesterstochter. Im Anschluß an den vorhergehenden Satz stellt hier die Mischna noch andere Unterschiede in den gesetzlichen Bestimmungen für Priesterstochter und Priester zusammen.",
+ "Das Speiseopfer einer Priesterstochter wird gegessen. wenn sie nicht mit einem Priester verehelicht ist; s. N. 52.",
+ "das eines Priesters wird nicht gegessen. sondern gänzlich geopfert (nach Lev. 6, 16).",
+ "ein Priester wird nicht entweiht. Der geschlechtliche Umgang mit einem ihr zur Ehe verbotenen Mann schließt die Priesterstochter für immer vom Genuß der Priesterhebe und, ebenso wie jede Frau, von der Verehelichung mit einem Priester aus; der Priester aber bleibt nur für die Zeit, da er mit der ihm verbotenen Frau zusammenlebt, vom Priesterdienst ausgeschlossen (vgl. auch Mischna Bechorot VII, 7).",
+ "ein Priester darf sich an Toten nicht verunreinigen. Das Verbot, sich an Toten zu verunreinigen Lev. 21, 1: בעמיו אמר אל הכהנים … בני אהרן לנפש לא יטמא gilt nur für die männlichen Priester (Talmud 23 b.)",
+ "Ein Priester darf Hochheiliges. den Rest der Speiseopfer und die zum Genusse der Priester bestimmten Teile der Sünd- und Schuldopfer.",
+ "eine Priesterstochter darf Hochheiliges nicht essen. Beim Hochheiligen heißt es ausdrücklich in Lev. 6, 11; 22 und 7, 6, daß nur die männlichen Priester es genießen."
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+ "Welche Unterschiede bestehen zwischen Mann und Frau. Im Anschluß an die Zusammenstellung von Unterschieden in den gesetzlichen Bestimmungen für Priesterstochter und Priester in der vorhergehenden Mischna werden jetzt Unterschiede in den gesetzlichen Bestimmungen für Mann und Frau überhaupt zusammengestellt.",
+ "Der Mann läßt wild wachsen das Haar und reißt seine Kleider ein. Wenn er aussätzig ist (Lev. 13, 45). Die obige Übersetzung entspricht der Ansicht des R. Eliëser, wonach וראשו יהיה פרוע im angeführten Verse bedeutet: Sein Haupthaar soll wild wachsen. Nach der Ansicht des R. Akiba aber bedeutet פרוע auch die Entblößung von der gewöhnlichen Kopfbedeckung (vgl. Moed Katan 15a und dorts. Tossafot sub וראשו).",
+ "die Frau aber läßt das Haar nicht wild wachsen und reißt ihre Kleider nicht ein. Lev. 13, 44: איש צרוע הוא schließt die Frau von dieser Vorschrift aus (Talmud 23 b).",
+ "die Frau aber kann ihrem Sohne kein Nasirgelübde auferlegen. Dieser Satz der Mischna findet sich mit näherer Erklärung in Mischna Nasir IV, 6; vgl. S. 268 f. und dorts. N. 45 ff.",
+ "die Frau aber kann die Scheropfer für das Nasirat ihres Vaters nicht darbringen. Auch dieser Satz findet sich mit näherer Erklärung in Mischna Nasir IV, 7; vgl. S. 269 f. und dorts. N. 51 ff.",
+ "Der Mann kann seine Tochter verkaufen. als Magd, solange sie minderjährig ist.",
+ "die Frau aber kann ihre Tochter nicht verkaufen. Ex. 22, 16: וכי ימכר איש את בתו לאמה räumt dieses Recht nur dem Vater ein (Talmud 23 b).",
+ "Der Mann kann seine Tochter verehelichen. ohne ihre Zustimmung, solange sie noch nicht geschlechtsreif (בוגרת) geworden ist.",
+ "die Frau aber kann ihre Tochter nicht verehelichen. Deut. 22, 16: את בתי נתתי לאיש הזה … ואמר אבי הנער zeigt, daß nur der Vater dieses Recht hat (Talmud 23b; vgl. dorts. Tossafot sub שנאמר את בתי).",
+ "Der Mann. der zur Steinigung Verurteilte.",
+ "die Frau aber wird nicht nackt gesteinigt. Dies ist die Meinung der Weisen in Mischna Sanhedrin VI, 3. Wenn auch durch das Kleid der Eintritt des Todes verzögert wird, so würde doch die Schande die Frau noch mehr quälen (Jeruschalmi zur Mischna; Babli 8a und dorts. Tossafot sub האיש נסקל ערום; Sanhedrin 45a und dorts. Tossafot sub הא אותה בכסותה).",
+ "Der Mann wird gehängt. nach der Steinigung.",
+ "die Frau aber wird nicht gehängt. Dies ist die Ansicht der Weisen in Mischna Sanhedrin VI, 4. Es folgt dies aus Deut. 21, 22 … ותלית אתו … וכי יהיה באיש חטא (Talmud 23b; vgl. dorts. Tossafot sub ותלית אותו ולא אותה).",
+ "Der Mann wird wegen Diebstahls verkauft. als Knecht, wenn er nicht bezahlen kann.",
+ "die Frau aber wird wegen Diebstahls nicht verkauft. Denn es heißt Ex. 22, 2 ונמכר בגנבתו, wodurch die Frau ausgeschlossen wird ( בגנבתו ולא בגנבתה, Talmud 23 b)."
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+ "Eine Verlobte. Die dem Gatten durch קידושין Angetraute, aber noch nicht von ihm Heimgeführte. Wenn eine ארוסה mit einem anderen Manne Umgang pflegt, gilt dies als Ehebruch.",
+ "und eine auf den Levir Wartende. eine Frau, die nach dem Tode des kinderlos verstorbenen Gatten entweder vom Levir als יבמה geehelicht werden soll, oder die Chaliza vollziehen soll (Deut. 25, 5—9), falls der Levir sie verwarnt hat.",
+ "ausgenommen die Verlobte und die auf den Levir Wartende. Die nachdrückliche Betonung אשה תחת אישה besagt, daß nur bei einer durch die Heimführung vollständig vollzogenen Ehe die Sotauntersuchung stattfindet. Obwohl bei den genannten Frauen eine solche nicht stattfindet, werden sie trotzdem, wie dies aus der Schrift abgeleitet wird (Talmud 24 a), verwarnt. Die Außerachtlassung der Verwarnung hat hier die Folge, daß die Heimführung nicht erfolgen darf, und die durch קידושין vollzogene Ehe der ארוסה durch Scheidung gelöst werden muß. Hierbei verliert die Sota den Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages. Die Mischna ist danach auch hier (so wie II, 5, vgl. S. 315, N. 58) der Ansicht, daß die שומרת יבם, wenn sie von einem andern Manne begattet wurde, dem Levir zur Heimführung verboten wird (vgl. תוספות שאנץ). Nach Raschi kann jedoch die Mischna auch der Ansicht sein, daß der Schwager trotzdem eine solche Frau ehelichen darf. Die Mischna besagt dann lediglich, daß die שומרת יבם den Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages verliert, wenn der Schwager eine Frau, die seine Verwarnung außer acht gelassen hat, nicht heiraten will.",
+ " In den folgenden Fällen findet eine Sotauntersuchung deshalb nicht statt, weil die zwischen den genannten Personen geschlossenen Ehen verboten sind und durch Scheidung gelöst werden müssen. Bei Lösung einer solchen Ehe verliert aber die Frau, wenn sie nicht als Sota geschieden wird, nicht den Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages (Mischna Ketubot XI, 6). Aus Num. 5, 12 כי תשטה אשתו wird gefolgert, daß nur bei solchen Frauen die Sotauntersuchung stattfindet, die sonst bei ihren Gatten verbleiben dürften (ראויה לקימה; vgl. Sifrē zur angeführten Stelle). Nach Maim. (Mischnakommentar; vgl. auch הלכות סוטה II, 8—9) findet hier deshalb keine Sotauntersuchung statt, weil, wie Num. 5, 31 nach der Erklärung der Weisen lehrt, das Wasser unwirksam ist, wenn sich der Ehemann nicht von verbotenem geschlechtlichen Umgang freigehalten hat (vgl. S. 306, N. 25).",
+ "die mit einem Hohenpriester. Nach Lev. 21, 14 ist die Ehe des Hohenpriesters mit einer Witwe verboten.",
+ "eine Geschiedene. Lev. 21, 7 wird die Ehe eines Priesters mit einer geschiedenen Frau verboten.",
+ "oder Chaluza. eine Frau, die nach dem Tode des Gatten vom Schwager nicht geehelicht wurde, sondern Chaliza vollzogen hat (Deut. 25, 7—10). Das Verbot der Ehe eines Priesters mit einer Chaluza ist eine rabbinische Anordnung (מדרבנן, Jebamot 24a und Kidduschin 78a).",
+ "die mit einem gemeinen. הֶדְיוט „gemeiner (Priester)“ ist gr. ίδιώτης „Bürger, Privatperson, gemeiner Mann“ u. dgl.",
+ "eine Bastardin. ממזרים sind in Blutschande Gezeugte (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das Verbot der Ehe mit diesen Deut. 23, 3.",
+ "oder Nethina. נתינים werden nach Jos. 9, 27 (ויתנם) die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven bestimmt hatte. Nach Maim. (הלכות איסורי ביאה XII, 22) war die Verschwägerung mit ihnen lediglich durch rabbinische Anordnung verboten, nach Tossafot (Ketubot 29a s. v. אלו) durch das Toragesetz (Deut. 7, 3).",
+ "die mit einem Israeliten. ein Nichtpriester.",
+ "die mit einem Bastard. ממזרים sind in Blutschande Gezeugte (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das Verbot der Ehe mit diesen Deut. 23, 3.",
+ "oder Nathin. נתינים werden nach Jos. 9, 27 (ויתנם) die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven bestimmt hatte. Nach Maim. (הלכות איסורי ביאה XII, 22) war die Verschwägerung mit ihnen lediglich durch rabbinische Anordnung verboten, nach Tossafot (Ketubot 29a s. v. אלו) durch das Toragesetz (Deut. 7, 3)."
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+ "trinken nicht. sondern die Ehe wird ohne weiteres gelöst (vgl. I, 3).",
+ "Ich bin unrein. Sie gesteht, daß sie die Ehe gebrochen hat (vgl. zum Ausdruck „unrein“ I N. 16).",
+ "daß sie unrein ist. daß sie die Ehe gebrochen hat. Nach Mischna VI, 2 genügt auch die Aussage nur eines Zeugen.",
+ "Ich trinke nicht. ohne zu gestehen.",
+ "und ebenso wenn ihr Mann sie auf dem Wege. zum Gerichtshof (vgl. I, 4).",
+ "erhält sie ihre Ketuba und trinkt nicht. Die Ehe muß gelöst werden, doch verliert in diesen beiden Fällen die Frau den Anspruch auf den Ketubabetrag deshalb nicht, weil nicht sie, sondern der Mann das Unterbleiben der Sotauntersuchung verursacht hat.",
+ "Sind ihre. von Frauen, die sonst trinken würden.",
+ "erhalten sie die Ketuba. Nach Bet-Schammai ist der Besitzer einer Schuldurkunde zu betrachten, als hätte er die Schuld bereits eingezogen (שטר העומד לגבות כגבוי דמי) u. z. deshalb, weil die für die Schuld haftenden unbeweglichen Güter des Schuldners als bereits im Besitze des Gläubigers befindliche gelten. Die Witwe wird hier also so betrachtet, als hätte sie den nach dem Tode des Gatten ihr zustehenden Ketubabetrag bereits erhalten. Die Erben des Verstorbenen, die die Herausgabe verweigern, sind also die, die an die Witwe eine Forderung stellen, und müßten erst den Beweis erbringen, daß diese durch einen Ehebruch den Anspruch auf den Ketubetrag verloren hat; nach dem Grundsatz, daß der, der an einen anderen eine Forderung stellt, den Beweis zu erbringen hat (המוציא מחברו עליו הראיה, vgl. Mischna Baba Kama III, 11).",
+ "Sie trinken nicht und erhalten die Ketuba nicht. Nach Bet-Hillel wird die auf Grund eines Schuldscheins einzuziehende Schuld nicht als schon eingezogen betrachtet. Die Witwe stellt also hier die Forderung und sie müßte erst den Beweis erbringen, daß ihr Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages noch zu Recht besteht (Talmud 25a und b). — An Stelle der Worte לא שותות ולא נוטלות כתובה des vorliegenden Textes hat der Mischnatext im babylonischen Talmud: או שותות או לא נוטלות כתובה „entweder trinken sie, oder sie erhalten die Ketuba nicht“. Nach der Interpretation der Gemara (Jebamot 38b und Ketubot 81a) besagt dies: מתוך שלא שותות לא נוטלות כתובה „(sie müßten trinken) und da sie nicht trinken, erhalten sie die Ketuba nicht“. Der vorliegende Text, den auch die Münchener Handschrift und Jeruschalmi haben, ist wohl auf Grund dieser Interpretation korrigiert (vgl. Tossafot Jebamot 38 b s. v. אומרים בית הלל)."
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+ [
+ "Eine von einem anderen Schwangere und eine (das Kind) eines anderen Säugende trinken nicht und erhalten nicht die Ketuba; so sagt R. Meïr. Wird eine Schwangere verwitwet oder geschieden, so darf sie erst nach Ablauf von zwei Jahren nach der Geburt des Kindes wieder heiraten. Dasselbe gilt auch für eine säugende Frau. Hat sie früher geheiratet, so muß nach R. Meïr der Mann sich von der Frau scheiden lassen und darf sie nie mehr wieder heiraten. Ist nun eine solche Frau, die vor Ablauf von zwei Jahren geheiratet hat, Sota geworden, so unterbleibt die Untersuchung wie bei all den Frauen, die auch sonst geschieden werden müßten (vgl. N. 4).",
+ "Er kann sie von sich absondern und nach Ablauf der Frist. nach Ablauf der zwei Jahre nach Geburt des Kindes.",
+ "wieder zurücknehmen. Daher findet auch hier die Sotauntersuchung statt.",
+ "Eine Unfruchtbare. אַיְלונִית eine von Natur Unfruchtbare (Raschi). Zur Etymologie des Wortes vgl. S. 4, N. 25.",
+ "und eine Alte und eine zum Gebären Unfähige. die die Fähigkeit zu gebären auf künstlichem Wege verloren hat (Raschi).",
+ "trinken nicht und erhalten nicht die Ketuba. Dies gilt nur dann, wenn der Gatte keine andere Frau hat, die ihm noch Kinder gebären kann, und auch sonst nicht schon Kinder hat, weil nur in diesem Fall, da die Erfüllung des Gebotes der Fortpflanzung unmöglich ist, die Ehe mit den genannten Frauen eine verbotene ist (vgl. S. 32 Mischna Jebamot VI, 5 und dorts. N. 33).",
+ "eine andere Frau heiraten und durch diese sich fortpflanzen. und muß sich dann von der gebärunfähigen Frau nicht trennen. Daher findet die Sotauntersuchung auch bei solchen Frauen statt. Obwohl nun die Weisen im Vorhergehenden lehren, daß bei der Schwangeren und der Säugenden die Sotauntersuchung stattfindet, weil eine Möglichkeit besteht, die Frau zu behalten, so genügt nach ihrer Ansicht hier eine solche Möglichkeit dennoch nicht, u. zw. deshalb, weil die gebärunfähige Frau als solche für die Ehe eigentlich untauglich ist wegen der Unmöglichkeit, das Toragesetz der Fortpflanzung zu erfüllen, während die Ehe mit der Schwangeren und der Säugenden nach Jebamot 42 b lediglich aus Gründen der Fürsorge für das Kind von den Rabbinen verboten wurde (תוספות י״ט und משנה למלך zu Maim. הלכות סוטה II, 8)."
+ ],
+ [
+ "ihrem Manne erlaubt. zur Fortsetzung der Ehe, wenn sie nacn dem Trinken heil geblieben ist. Obwohl die Priestersgattin auch durch eine an ihr verübte Vergewaltigung zur Fortsetzung der Ehe untauglich wird (vgl. S. 105 Mischna Ketubot II, 9 und dorts. N. 51), und andererseits das Wasser nur dann seine Wirkung zeigt, wenn der Ehebruch mit dem Willen der Sota erfolgt ist, so nimmt man hier dennoch nicht an, daß vielleicht die Frau vergewaltigt wurde und nur deshalb verschont geblieben ist (Talmud 26 a und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Die Frau eines Verschnittenen trinkt. dies gilt nur für die Gattin eines solchen סרים, mit dem die Ehe nicht eine verbotene ist (wie סרים חמה, dem von Natur Verstümmelten; vgl. S. 44 Mischna Jebamot VIII, 6 und dorts. N. 46). Bei der Gattin eines סריס אדם (d. i. einer, dem nach der Geburt die Geschlechtsorgane durch Menschenhand zerstört wurden), mit dem die Ehe nach Deut. 23,2 verboten ist (vgl. S. 42 Mischna Jebamot VIII, 4 und dorts. N. 32), unterbleibt dagegen die Sotauntersuchung wie bei all den Frauen, die auch sonst vom Gatten geschieden werden müßten (vgl. N. 4).",
+ "äußert man die Eifersucht. Das Sotagesetz kommt auch zur Anwendung, wenn sich die Verwarnung auf einen Mann bezog, mit dem der geschlechtliche Verkehr der Frau auch sonst wegen Blutschande verboten wäre, z. B. wenn sie bezüglich ihres Vaters oder Bruders verwarnt wurde.",
+ "außer wegen eines Minderjährigen. nach Num. 5, 13 ושכב איש אתה (פרט לקטן Talmud 26b). Nach Maim. הלכות סוטה I, 6 bedeutet קטן in diesem Zusammenhange einen Knaben, der jünger ist als neun Jahre und einen Tag, da der geschlechtliche Verkehr mit diesem keinen solchen Ehebruch darstellt, durch den die Fortsetzung der Ehe verboten würde. Wurde die Frau bezüglich eines älteren Knaben verwarnt, dann findet die Sotauntersuchung statt. Nach Tossafot (26b s. v. קא משמע לן …. אבל הוא) besagt die Mischna, daß die Sotauntersuchung nur stattfindet, wenn die Frau bezüglich eines Großjährigen (d. h. eines, der älter ist als dreizehn Jahre) verwarnt wurde. Ist der Betreffende jünger als dreizehn Jahre und älter als neun Jahre, muß die Ehe der Sota ohne weiteres gelöst werden.",
+ "der kein Mann ist. d. i. bezüglich eines Tieres (Talmud 26 b), da der sündige Verkehr mit einem Tiere nicht das Verbot der Fortsetzung der Ehe zur Folge hat (אין זנות לבהמה)."
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+ "gegenüber äußert das Gericht die Eifersucht. an Stelle des Gatten, wenn das Benehmen der Frau Anlaß dazu gibt.",
+ "deren Mann taubstumm. Der Taubstumme gilt nicht als vollsinnig.",
+ "haben sie. die Weisen.",
+ "daß man sie ihrer Ketuba verlustig gehen läßt. Die Ehe muß gelöst werden, ohne daß eine Untersuchung stattfindet. Nach Num. 5, 15 (והביא האיש את אשתו) muß der Mann die Sota zur Untersuchung führen (Talmud 27a).",
+ "läßt er sie trinken. Das gleiche gilt auch, wenn der Taubstumme oder Geisteskranke gesund geworden ist (vgl. Tossifta ed. Room V, 3). Nach der ersten Ansicht aber kann nur dann der Mann die Sota trinken lassen, wenn auch die Verwarnung durch ihn erfolgt ist. Es wird dies aus dem Nebeneinanderstehen der Sätze … וקנא את אשתו … (Num. 5, 14) und … והביא האיש את אשתו (dorts. V. 15) gefolgert (Talmud 27 a). Die Halacha entscheidet nach der ersten Ansicht (vgl. Maim. הלכות סוטה I, 10 und 11). In der Gemara (27a und b) wird übrigens gelehrt, daß auch bei anderen Gebrechen eines der beiden Gatten, z. B. wenn der Mann oder die Frau blind, stumm oder lahm ist, keine Sotauntersuchung stattfindet, sondern die Ehe ohne weit eres gelöst wird."
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+ "So wie das Wasser sie. die Sota.",
+ "ebenso prüft das Wasser auch ihn. den Ehebrecher. Diesen trifft dieselbe Strafe.",
+ "denn es heißt. Num. 5, 24 und 27.",
+ " das sonst überflüssige „und“ (וּ) des Wortes „und es komme“ (ובאו) soll andeuten, daß außer der Sota auch noch ein anderer, nämlich der Ehebrecher, die Wirkung des Wassers erfährt (Talmud 28a).",
+ "so ist sie auch dem Ehebrecher verboten. Wird die Unschuld der Sota nicht durch die Untersuchung festgestellt, dann ist sie ebenso wie dem Manne auch dem des Ehebruchs mit ihr Verdächtigen für die Dauer zur Ehe verboten, auch nachdem ihre Ehe gelöst worden ist oder ihr Mann gestorben ist.",
+ "denn es heißt. Num. 5, 29.",
+ "und sie wurde verunreinigt . Die Worte der Mischna שנאמר נטמאה ונטמאה bedeuten: Es hätte stehen können נטמאה, es steht aber ונטמאה. Das sonst überflüssige „und“ (וְ) des Wortes „und verunreinigt wurde“ (ונטמאה) soll besagen, daß sie außer für den Gatten auch noch für einen anderen, nämlich dem des Ehebruchs mit ihr Verdächtigen „unrein“ d. h. zur Ehe verboten wird (Talmud 28a und 29a).",
+ "So. wie R. Akiba.",
+ "deutete es Secharja ben Hakkazzab. s. S. 106, N. 56.",
+ "sie wurde verunreinigt. Num. 5, 27 und 29",
+ "das andere auf den Ehebrecher. Rabbi deutet ein überflüssiges „und“ (ו) nicht, sondern sieht das Verbot für den Gatten und den des Ehebruchs Verdächtigen im doppelten נטמאה angedeutet (Talmud 28a)."
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+ [
+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Abika an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "Akiba folgende Schriftdeutung vor. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "in dessen Inneres etwas von ihnen. von den Kriechtieren.",
+ "unrein. Lev. 11, 33.",
+ "Es heißt nicht. אינו אומר wörtl. „er sagt nicht“. Das zu ergänzende Subjekt ist הַכָּתוּב „die Schrift“ (vgl. Bacher a. a. O. S. 5f.).",
+ "daß es nämlich auch anderes unrein macht. Die Konsonanten des Wortes יִטְמָא (Kal) „sei unrein“ können auch יְטַמֵּא (Piel) „soll verunreinigen“ gelesen werden.",
+ "Das lehrt. Das zu ergänzende Subjekt von לִמֵּד ist הַכָּתוּב die Schrift“.",
+ "daß ein im zweiten Grade unreiner Laib anderes drittgradig unrein machen kann. Das in den Hohlraum des irdenen Gerätes gelangte Kriechtier macht dieses unrein ersten Grades (ראשון לטמאה). Das im Hohlraum eines solchen verunreinigten Gerätes sich befindliche Brot wird, selbst wenn es durch das Kriechtier nicht berührt wurde, unrein zweiten Grades (שני לטמאה) und kann durch Berührung noch weiter eine Unreinheit dritten Grades bewirken (שלישי לטמאה). Nach Raschi (Pesachim 18a s. v. למד על ככר שני und 19a s. v. א״ל) können nach R. Akiba nur Getränke durch ein solches im zweiten Grade unreines Brot unrein werden, nicht Speisen.",
+ "Wer nimmt den Staub von deinen Augen weg. יגלה wörtl. „deckt auf“. Der Sinn: Wer könnte doch R. Jochanan den Sohn Sakkais vom Tode erwecken!",
+ "Und dein Schüler. תלמידך ist nicht genau zu nehmen, R. Akiba war vielmehr Schüler des R. Eliëser, des Sohnes des Hyrkanos, und dieser wieder Schüler des R. Jochanan, des Sohnes Sakkais.",
+ "denn es heißt. von den Kriechtieren.",
+ "sei unrein. Die Halacha entscheidet — gegen die Ansicht des R. Akiba —, daß nur bei der Priesterhebe ein zweitgradig Unreines noch weiter verunreinigen kann (vgl. Maim. הלכות אבות הטמאה XI, 2 und 3)."
+ ],
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Abika an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "Akiba folgende Schriftdeutung vor. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "usw. Num. 35, 5.",
+ "und ein anderer Vers. Num. 35, 4.",
+ "von der Stadtmauer nach außen hin tausend Ellen ringsum. Beide Verse sprechen von den freien Plätzen rings um die Städte der Leviten.",
+ "denn es hieß doch bereits. Num. 35, 5.",
+ "denn es hieß doch bereits. Num. 35, 4.",
+ "tausend Ellen. Wie ist dies also (zu verstehen. Wie ist der Widerspruch zu lösen?",
+ "Tausend Ellen Weideplatz. der nicht bepflanzt werden durfte.",
+ "und zweitausend Ellen Sabbatgrenze. Der Vers Num. 35, 5 weist nicht etwa zweitausend Ellen den Leviten zu, sondern bestimmt die Grenzlinie, wie weit man am Sabbat und an den Feiertagen aus der Stadt sich entfernen darf (vgl. zum תחום שבת Mischnajot Moed ed. Baneth, S. 52 Einleitung in den Traktat Erubin).",
+ "Tausend Ellen Weideplatz. der nicht bepflanzt werden durfte.",
+ "und zweitausend Ellen Felder und Weinberge. sowohl Weingärten als auch Baumpflanzungen. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Eliëser (vgl. Maim. הלכות שמטה XIII, 2). Nach Raschi u. a. ist die Auslegung des R. Eliëser so zu verstehen, daß den Leviten im ganzen zweitausend Ellen rings um ihre Städte gegeben wurden, von denen tausend Ellen unbepflanzt bleiben mußten und tausend Ellen bepflanzt werden durften. Nach Maim. (a. a. O.) aber erhielten die Leviten im ganzen dreitausend Ellen; davon blieben tausend unbepflanzt, die übrigen zweitausend waren Äcker und Gärten."
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Akiba an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "Damals sang Mosche und die Kinder Israel dem Herrn dieses Lied und sie sprachen also. Ex. 15, 1.",
+ "also. לֵאמֹר wörtl. „zu sagen“.",
+ "ist scheinbar überflüssig. תלמוד לומר wörtl.: „Es liegt eine Lehre vor (in der Schrift), indem sie sagt …“ Danach שאין תלמוד לומר לאמר: anscheinend lehrt doch die Schrift nichts, indem sie לֵאמֹר sagt; מה תלמוד לומר לאמר: was lehrt die Schrift, indem sie לֵאמֹר sagt? (vgl. Bacher a. a. O. S. 199ff.).",
+ "also. לֵאמֹר wörtl. „zu sagen“.",
+ "Das lehrt. Das zu ergänzende Subjekt von לִמֵּד ist הַכָּתוּב die Schrift“.",
+ "so wie man das Hallel liest. Nach jedem Satz des Liedes, den Mosche sprach, fiel das Volk nur mit den Eingangsworten אָשִׁירָה לה׳ ein. so wie beim Rezitieren des Hallel (vgl. Mischna Sukka III, 10) nach jedem Satz, den der Vorleser sagt, die Hörer הללויה sagen. Das Wort לֵאמֹד bezieht sich auf den vom Volke gesprochenen Refrain (Talmud 30b).",
+ "also. לֵאמֹר wörtl. „zu sagen“.",
+ "So wie man das Schema liest. d. h. — wie dies in der der Mischna parallelen Tossiftastelle (ed. Romm VI, 2) näher ausgeführt wird — Mosche sprach einen Vers, und das Volk setzte mit dem nächsten fort, so Vers um Vers bis zum Ende des Liedes. Auch bei der Rezitierung des Schema beginnt der Vorbeter und setzt die Gemeinde fort. Nach R. Nechemja besagt וַיּאֹמְרוּ im angeführten Verse, daß alle auf einmal dasselbe sprachen, Subjekt des Wortes לֵאמֹר ist Mosche als jeweils Beginnender (Talmud 30 b: ורבי נחמיה סבר ויאמרו דאמרר כולהו בהדי הדדי לאמר דפתח משה ברישא. Diese Worte der Cemara müssen nicht — wie מהרש״א in den חידושי אגדות annimmt — mit Raschi dahin erklärt werden, daß nach R. Nechemja Mosche nur die Eingangsworte des ersten Verses gesprochen hat, worauf alle das ganze Lied zu Ende sangen, sondern sind mit der angeführten Tossiftastelle wohl vereinbar). Daß alle das gleiche sprachen, ohne daß sie vorher den Text gehört hatten, wurde durch eine göttliche Eingebung bewirkt (vgl. Mechilta zu Ex. 15, 1: שרתה רוח הקדש על ישראל)."
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Akiba an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "folgende Schriftdeutung vor. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "Wenn er. Gott",
+ "Da es aber noch zweifelhaft ist. ועדין הדבר שקול wörtl.: „die Sache ist noch im Gleichgewicht, da sich zwei Möglichkeiten der Erklärung die Waage halten.",
+ "ich hoffe nicht. da „לו“ im angeführten Verse auch „nicht“ (= לא) bedeuten kann, zumal der Konsonantentext (Ketib) לא aufweist.",
+ "deshalb heißt es. תלמוד לומר wörtl.: „Es liegt eine Lehre vor (in der Schrift), indem sie sagt …“ Danach לומר לאמר שאין תלמוד: anscheinend lehrt doch die Schrift nichts, indem sie לֵאמֹר sagt; מה תלמוד לומר לאמר: was lehrt die Schrift, indem sie לֵאמֹר sagt? (vgl. Bacher a. a. O. S. 199ff.).",
+ "dies lehrt. Das zu ergänzende Subjekt von לִמֵּד ist הַכָּתוּב die Schrift“.",
+ "Wer nimmt den Staub von deinen Augen weg. יגלה wörtl. „deckt auf“. Der Sinn: Wer könnte doch R. Jochanan den Sohn Sakkais vom Tode erwecken!",
+ "Während deines ganzen Lebens lehrtest. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "daß Hiob Gott. s. S. 309, N. 63."
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+ "Wenn jemand seiner Frau gegenüber die Eifersucht geäußert hat. In der Münchener Handschrift: משקנא „nachdem er die Eifersucht geäußert hat.",
+ "und sie sich verborgen hat. s. I, 2.",
+ "von ihr scheiden lassen und gibt ihr die Ketuba. Nach רשב״ם (zitiert in תוספות שאנץ z. St.) besagt der Ausspruch des R. Eliëser folgendes: Wenn nach der Verwarnung das heimliche Zusammentreffen (סתירה) nicht gehörig bezeugt ist — nach R. Eliëser genügt hierzu ein Zeuge oder der Gatte selbst (vgl. I, 1) — so muß, weil immerhin schon darüber etwas verlautet hat, die Ehe gelöst werden. Die Sotauntersuchung unterbleibt hier, weil die סתירה nicht gehörig bezeugt ist. Nach Maim. (Mischnakommentar, vgl. auch הלכות סוטה I, 8) spricht jedoch R. Eliëser von dem Fall, daß nach erfolgter Verwarnung und gehörig bezeugter סתירה dem Manne zu Ohren gekommen ist, daß die Sota die Ehe gebrochen hat. Die Ehe muß dann ohne weiteres gelöst werden. Den Anspruch auf Ausbezahlung der Ketuba aber verliert die Frau nur, wenn der Ehebruch gehörig bezeugt ist (vgl. nächste Mischna).",
+ "wenn die bei Mondlicht spinnenden Frauen sich über sie unterhalten. Nach רשב״ם daß die Sota mit dem betreffenden fremden Mann zusammengetroffen ist. Nach Maim. aber lehrt R. Josua: Die Ehe wird erst dann ohne weiteres gelöst, wenn nach erfolgter Verwarnung und gehörig bezeugter סתירה — hierzu sind nach R. Josua zwei Zeugen nötig (vgl. I, 1) — es bereits zum Stadtgespräch geworden ist, daß die Sota die Ehe gebrochen hat. Die Ketuba muß auch dann ausgezahlt werden. Die Halacha (vgl. Maim. a. a. O.) entscheidet nach der Ansicht des R. Josua. (Andere Erklärungen dieser Mischna vgl. Raschi und Tossafot z. St.)"
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+ "Hat ein Zeuge gesagt. nach gehörig bezeugter Verwarnung (קנוי) und gehörig bezeugter heimlicher Zusammenkunft (סתירה).",
+ "daß sie sich verunreinigt hat. daß sie die Ehe mit dem Betreffenden gebrochen hat.",
+ "trinkt sie nicht. Die Ehe wird vielmehr ohne weiteres gelöst, und die Sota verliert den Anspruch auf Ausbezahlung des Ketubabetrages.",
+ "Sogar ein Sklave und eine Sklavin. die sonst für eine Zeugenaussage untauglich sind, da hier kein auch sonst vollgültiges Zeugnis zweier Zeugen notwendig ist.",
+ "ihre Schwägerin. die Frau des Bruders ihres Mannes.",
+ "daß sie nicht trinkt. Bei diesen Frauen nimmt man an, daß sie der Sota feindlich gesinnt sind (vgl. Mischna Jebamot XV, 4). Ihre Aussage hat daher lediglich die Wirkung, daß die Ehe gelöst wird, nicht aber, daß die Frau die Ketuba verliert."
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+ "Man könnte folgern. Durch einen Schluß vom Leichteren auf das Schwerere (קל וחמר).",
+ "Wenn das erste Zeugnis. d. i. die Zeugenaussage über das heimliche Zusammentreffen (סתירה). Durch diese wird der eheliche Verkehr nur bis nach dem Trinken des Fluchwassers verboten.",
+ "bei weniger als zwei Zeugen nicht gültig ist. Die Mischna entspricht der Ansicht des R. Josua (I, 1).",
+ "um wieviel weniger kann dann das letzte Zeugnis. die Zeugenaussage über den Ehebruch, durch die die Ehe auf die Dauer verboten wird.",
+ "deshalb heißt es. Zu תלמוד לומר vgl. V, N. 32.",
+ "ist gültig. Num. 5, 13 bespricht den Fall, da auf Grund der konstatierten Schuld der Sota die Ehe, ohne daß eine Untersuchung stattfindet, sofort gelöst wird, weil der Ehebruch mit Willen der Sota erfolgte, nicht durch Vergewaltigung (והיא לא נתפסה …. והיא נטמאה). Da nun überall in der Tora עד, wenn nicht ausdrücklich betont wird, daß von einem Zeugen die Rede ist, ein vollgültiges Zeugnis zweier Zeugen bedeutet (כל מקום שנאמר עד הרי כאן שנים עד שיפרוט לך הכתוב אחד ), so besagt der Vers, daß die Ehe der Sota ohne weiteres gelöst wird, wenn auch keine vollgültige Zeugenaussage zweier Zeugen über den Ehebruch vorhanden ist (ועד אין בה), sondern lediglich die Aussage eines Zeugen (Talmud 31b). Daß die Aussage eines Zeugen genügt, wird (Talmud 3a) damit begründet, daß hier für das von dem einen Zeugen konstatierte Faktum in der vorangegangenen gehörig bezeugten Verwarnung und der gehörig bezeugten Zusammenkunft der Frau mit dem Fremden Indizien vorhanden sind (רגלים לדבר). Vgl. zum Ganzen Hirsch, Kommentar zu Num. 5, 13.",
+ "vom Leichteren auf das Schwerere bezüglich des ersten Zeugnisses. d. i. die Zeugenaussage über das heimliche Zusammentreffen (סתירה). Durch diese wird der eheliche Verkehr nur bis nach dem Trinken des Fluchwassers verboten.",
+ "Wenn das letzte Zeugnis. die Zeugenaussage über den Ehebruch, durch die die Ehe auf die Dauer verboten wird.",
+ "um wieviel mehr müßte dann das erste Zeugnis. d. i. die Zeugenaussage über das heimliche Zusammentreffen (סתירה). Durch diese wird der eheliche Verkehr nur bis nach dem Trinken des Fluchwassers verboten.",
+ "deshalb heißt es. Zu תלמוד לומר vgl. V, N. 32.",
+ "und dort heißt es. Zu אומר הוא vgl. V, N. 16.",
+ "ebenso auch hier auf Aussage zweier Zeugen. Aus dem gleichen Ausdruck דבר in den beiden Versen ergibt sich, daß sonst bei einem ehelichen Verschulden der Frau (דבר שבערוה), also auch bei der סתירה, zwei Zeugen das Faktum konstatieren müssen."
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+ "und ein anderer. der mit dem andern zugleich zum Gericht kommt. Hat aber das Gericht bereits auf Grund der Aussage des ersten Zeugen die sofortige Auflösung der Ehe angeordnet, so wird die Aussage des zweiten Zeugen nicht mehr berücksichtigt, da die Aussage eines Zeugen über den Ehebruch ebenso beglaubt ist, als wenn zwei Zeugen sie gemacht hätten (Talmud 31b: vgl. Tossafot dorts. s. v. כאן).",
+ "Sie wurde nicht verunreinigt. bei dieser Zusammenkunft.",
+ "und eine andere. Nach Maim. (הלכות סוטה I,19) ist es kein Unterschied, ob die beiden Frauen auf einmal oder nacheinander zum Gericht kommen. Nach andern Erklärern gilt auch hier die Aussage der Mischna nur dann, wenn sie auf einmal kommen.",
+ "und zwei. Wenn alle drei Zeugen sonst untaugliche sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 32a).",
+ "Sie wurde nicht verunreinigt. d. h.: zur Zeit, wo der erste es gesehen haben will, hat sie nicht die Ehe gebrochen, so daß der Zweifel an ihrer Unschuld bleibt.",
+ "und einer. Wenn alle drei Zeugen sonst untaugliche sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 32a).",
+ "durfte sie nicht trinken. und die Ehe wird ohne weiteres gelöst."
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+ "Folgendes wird in jeder Sprache. die die beteiligten Personen verstehen. Im Mischnatext des Jeruschalmi: בלשונם „in ihrer Sprache“ sc. der beteiligten Personen.",
+ "Der Sota-Abschnitt. Die Beschwörung der Sota (Num. 5, 19—22).",
+ "das Maaser-Bekenntnis. das am letzten Tag des Pessach-Festes in jedem vierten und siebenten Jahr abgelegt wurde (Deut. 26, 13—15; vgl. Mischna Maaser scheni V, 6; 10—13).",
+ "das Lesen des Schema. Die Abschnitte Deut. 6, 4—9; 11, 13—21 und Num. 15, 37—41, die täglich morgens und abends gelesen werden.",
+ "das Tischgebet. das Deut. 8, 10 vorgeschrieben wird.",
+ "der Zeugnis-Eid. bei der Verweigerung einer Zeugenaussage (Lev. 5, 1; vgl. Mischna Schebuot IV, 3).",
+ "und der Verwahrgut-Eid. der Eid, unter dem man die Herausgabe eines Depositum verweigert oder eine rechtliche Forderung des andern ableugnet (Lev. 5, 21 f.; vgl. Mischna Schebuot V, 2)."
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+ "Das Lesen bei den Erstlingsfrüchten. Die Verse, die bei der Darbringung der Erstlingsfrüchte gesprochen wurden (Deut. 26, 3; 5—10; vgl. Mischna Bikkurim III, 6). Die Begründung dafür, daß die Verse in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, s. die nächste Mischna.",
+ "und die Chaliza. Die von der Schwägerin und vom Schwager beim Chaliza-Akt zu sprechenden Worte (Deut. 25, 7—9; vgl. Mischna Jebamot XII, 6). Die Begründung dafür, daß diese Worte hebräisch gesprochen werden müssen, s. Mischna 4.",
+ "die Segnungen und Verfluchungen. Deut. 11, 29; 27, 11—16; Jos. 8, 34; s. Mischna 5. Daß die Segnungen und Verfluchungen in hebräischer Sprache gesprochen werden mußten, wird in der Gemara (33a) aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Deut. 27, 14 קול רם … וענו הלוים und Ex. 19, 19 והאלהים יעננו בקול gefolgert.",
+ "der Priestersegen. Num. 6, 22—27; s. Mischna 6. Die Vorschrift, daß der Priestersegen in hebräischer Sprache gesprochen werden muß, wird aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Num. 6, 23 … כה תברכו und Deut. 27, 12 אלה יעמדו לברך את העם gefolgert. R. Jehuda sieht diese Vorschrift in dem Worte כה „so“ in Num. 6, 23 ausgesprochen (Talmud 38 a).",
+ "und der Hohepriestersegen. s. Mischna 7.",
+ "der Königs-Abschnitt. s. Mischna 8.",
+ "der Abschnitt von Egla arufa. s. IX, 1.",
+ "wenn er zum Volke spricht. s. VIII, 1."
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+ "Das Lesen bei den Erstlingsfrüchten. Die Verse, die bei der Darbringung der Erstlingsfrüchte gesprochen wurden (Deut. 26, 3; 5—10; vgl. Mischna Bikkurim III, 6). Die Begründung dafür, daß die Verse in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, s. die nächste Mischna.",
+ "wieso. Woraus ergibt sich. daß es in der heiligen Sprache gesprochen werden muß?",
+ "heißt es. s. V, N. 16.",
+ "in der heiligen Sprache. Deut. 11, 29; 27, 11—16; Jos. 8, 34; s. Mischna 5. Daß die Segnungen und Verfluchungen in hebräischer Sprache gesprochen werden mußten, wird in der Gemara (33a) aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Deut. 27, 14 קול רם … וענו הלוים und Ex. 19, 19 והאלהים יעננו בקול gefolgert."
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+ "Die Chaliza. Die von der Schwägerin und vom Schwager beim Chaliza-Akt zu sprechenden Worte (Deut. 25, 7—9; vgl. Mischna Jebamot XII, 6). Die Begründung dafür, daß diese Worte hebräisch gesprochen werden müssen, s. Mischna 4.",
+ "wieso. Woraus ergibt sich. daß es in der heiligen Sprache gesprochen werden muß?",
+ "heißt es. s. V, N. 16.",
+ "in der heiligen Sprache. Deut. 11, 29; 27, 11—16; Jos. 8, 34; s. Mischna 5. Daß die Segnungen und Verfluchungen in hebräischer Sprache gesprochen werden mußten, wird in der Gemara (33a) aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Deut. 27, 14 קול רם … וענו הלוים und Ex. 19, 19 והאלהים יעננו בקול gefolgert.",
+ "daß sie es in dieser Sprache sagen mu. Obwohl ככה „also“ eigentlich zum folgenden Satz gehört, wird es doch auf das Vorhergehende bezogen und deutet dann an, daß das Sprechen „so“, d. h. in hebräischer Sprache, wie es im Texte steht, geschehen muß."
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+ " Im Anschluß an Mischna 2 wird hier der ganze Vorgang bei den Segnungen und Verfluchungen nach dem Durchzug durch den Jordan erzählt.",
+ "liegen in Schomron. Mit שמרון wird hier die Provinz Schomron bezeichnet (vgl. Ges.-Buhl Wb. , S. 849 s. v. שמרון), oder es ist שבשמרון hier „bei der Stadt Schomron“ zu übersetzen.",
+ "Fürwahr sie. die beiden Berge.",
+ "usw. Der Schluß des Verses: אצל אלוני מורה „bei den Terebinthen More“.",
+ "Und ganz Israel und seine Ältesten und seine Beamten. Im massoretischen Text: ושטרים, was ed. Lowe auch im Mischnatext hat.",
+ "bis sie so die Segnungen und Verfluchungen zu Ende gesprochen hatten. Deut. 27, 15—26. Jedem der dort aufgezählten Flüche ging stets der entsprechende Segen voraus, wie dies aus Deut. 11, 29; 27, 12f. und Jos. 8, 33f. ersichtlich ist.",
+ "Hierauf brachten sie die Steine. aus dem Jordan (Jos. 4, 2—8; Talmud 35b).",
+ "und bauten den Altar. Deut. 27, 5f.; Jos. 8, 30f.",
+ "bestrichen ihn mit Kalk. Deut. 27, 4.",
+ "und schrieben auf ihn alle Worte der Tora. Deut. 27, 2f.; 8; Jos. 8, 32.",
+ "in siebzig Sprachen. d. h. übersetzt in die Sprachen der Völker, damit die Tora auch ihnen verständlich sei.",
+ "Dann nahmen sie die Steine. Nachdem sie geopfert hatten (Deut. 27, 6; Jos. 8, 31), nahmen sie den Altar wieder auseinander.",
+ "und kamen und übernachteten auf ihrem Platz. in Gilgal, wo sie die Steine wieder aufstellten (Jos. 4, 20)."
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+ "wie ist er. Im Anschluß an die Vorschrift, daß der Priestersegen in hebräischer Sprache gesprochen werden muß (Mischna 2), folgen hier die übrigen Vorschriften über den Priestersegen. In anderem Zusammenhang steht diese Mischna Tamid VII, 2.",
+ "Im ganzen Lande. במדינה wörtl. „in der Provinz“",
+ "sagt man ihn als drei Segnungen. so wie er in der Tora in drei Verse geteilt ist (Num. 6, 24—26). Nach jedem Verse spricht die Gemeinde: „Amen“.",
+ "und im Heiligtum als einen Segen. Denn im Heiligtum sprach man nicht: „Amen“ (Talmud 40b).",
+ "wie er geschrieben ist. das Tetragrammaton (שם הויה).",
+ "und im ganzen Lande in der Umschreibung. „Adonaj.“ Zu כנוי vgl. S. 175, N. 1.",
+ "denn er darf seine Hände nicht über das Stirnschild. auf dem der Gottesname aufgeschrieben war (Ex. 28, 36).",
+ "Und es erhob Aaron seine Hände gegen das Volk und segnete es. Die Schlußworte der Mischna ויברכם …. שנאמר„ Denn …. sie“ gehören nicht mehr zu den Worten des R. Jehuda, sondern sind die Begründung für das Vorhergehende, daß die Priester beim Segnen die Hände erheben müssen ( תוספות י״ם; vgl. die Talmud 38a zitierte Baraita)."
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+ "wie waren diese. Im Anschluß an die in Mischna 2 gegebene Vorschrift, daß die ברכות כהן גדול in der heiligen Sprache gesprochen werden müssen, wird hier der ganze Vorgang bei der am Versöhnungstag in der Frauenhalle (עזרת נשים) stattfindenden Toravorlesung des Hohenpriesters geschildert. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Joma VII, 1.",
+ "und der Synagogenverwalter gibt sie dem Vorsteher. D. i. der Vorsteher der Priester, der unter Umständen auch den Hohenpriester zu vertreten hatte.",
+ "nimmt sie in Empfang und liest daraus stehend. In den Edd. des babylonischen Talmud fehlen die Worte וקורא עומד im Texte der Mischna.",
+ "Nach dem Tode . Die drei auf den Versöhnungstag sich beziehenden Toraabschnitte sind Lev. 16, 1—34 (V. 1: … אחרי מות); 23, 26—32 (V. 27: . . אך בעשור); Num. 29, 7—11 (V. 7: . . ובעשור).",
+ "Jedoch am Zehnten . Die drei auf den Versöhnungstag sich beziehenden Toraabschnitte sind Lev. 16, 1—34 (V. 1: … אחרי מות); 23, 26—32 (V. 27: . . אך בעשור); Num. 29, 7—11 (V. 7: . . ובעשור).",
+ "ist hier aufgeschrieben. D. h. auch das Stück, das auswendig vorgetragen wird, ist ein Abschnitt der Tora.",
+ "Und am Zehnten . Die drei auf den Versöhnungstag sich beziehenden Toraabschnitte sind Lev. 16, 1—34 (V. 1: … אחרי מות); 23, 26—32 (V. 27: . . אך בעשור); Num. 29, 7—11 (V. 7: . . ובעשור).",
+ "im Teile der Zählungen. Mit חמש „Fünftel“ wird jedes der Bücher des Pentateuch bezeichnet. חמש הפקודים ist das Buch Numeri, das mit der Volkszählung beginnt.",
+ "trägt er auswendig vor. Die beiden ersten in der Tora einander benachbarten Abschnitte las er aus der Tora vor, den dritten von den beiden ersten entfernteren aber auswendig, damit keine unliebsame Pause durch das Aufsuchen entstehe.",
+ "nämlich. Der erste der acht Segenssprüche ist der auch sonst übliche nach der Toravorlesung, die nächsten drei sind bekannte Teile der Gebetordnung (vgl. die Talmud 41a zitierte Baraita ועל העבודה ועל ההודאה ועל מחילת עון כתיקנן); darauf folgen drei für diesen Zweck besonders verfaßte Segenssprüche; den Schluß bildet ein Gebet um göttliche Hilfe, das mit den Worten schließt: ברוך אתה ה׳ שומע תפלה (vgl. Talmud 41a).",
+ "über die Priester. Manche Texte haben nach ועל הכהנים noch die Worte ועל ירושלים.",
+ "und über das übrige Gebet. Manche Texte: והשאר תפלה statt des vorliegenden ועל שאר התפלה."
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+ "wie ist dieser. Die Mischna schildert im Anschluß an die in Mischna 2 gegebene Vorschrift, daß die Vorlesung des Königs in der heiligen Sprache geschehen muß, den ganzen Vorgang bei dieser Vorlesung, die Deut. 31, 10—13 verordnet wird. Es mußte der höchste Repräsentant der Nation der Volksversammlung vorlesen, zur Zeit der Könige also der König (vgl. תוספות י״ט und תפארת ישראל ).",
+ "Am Ausgang des ersten Tages des Laubhüttenfestes. חג „Fest“ ohne nähere Bezeichnung ist in der Mischna das Laubhütten- fest mit dem anschließenden Schlußfest; diese Bedeutung hat das Wort auch schon gelegentlich in der Bibel (vgl. Ges.-Buhl Wb., S. 213 s. v. חג) Im Mischnatext des Jeruschalmi: מוצאי יום טוב האחרון של חג.",
+ "am Ausgang des siebenten. nach dem Ausgang des Schemittajahres.",
+ "macht man für ihn. den König",
+ "eine Bühne. בימה ist das griech. βῆμα.",
+ "aus Holz in der Halle. der Frauenhalle (עזרת נשים, Talmud 41 b).",
+ "usw. Der Schluß des Verses: שנת השמטה בחג הסכות.",
+ "und der Synagogenverwalter gibt sie dem Vorsteher. D. i. der Vorsteher der Priester, der unter Umständen auch den Hohenpriester zu vertreten hatte.",
+ "da flossen Tränen aus seinen Augen. da er aus dem idumäischen Geschlecht stammte. Es ist hier wohl von dem frommen König Agrippa I. die Rede (vgl. Hoffmann, Erste Mischna S. 20).",
+ "Und er. der König.",
+ "liest vom Anfang des Deuteronomium. Mit אלה הדברים wird das fünfte Buch der Tora nach seinen Anfangsworten bezeichnet.",
+ "Höre . Deut. 6, 4—9.",
+ "Höre . Deut. 6, 4—9.",
+ "wenn ihr hören . dorts. 11, 13—21.",
+ "Verzehnten sollst du . dorts. 14, 22—29.",
+ "Wenn du zu Ende verzehntet hast . dorts. 26, 12—15. Die beiden letztgenannten Stücke, die vom Maaser handeln, werden mit Hinblick auf die nach dem Schemittajahr neu beginnende Maaserpflicht vorgelesen (Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "und den Königs-Abschnitt. dorts. 17, 14—20.",
+ "und die Segnungen und Verfluchungen. dorts. 27, 1—26; 28, 1—69.",
+ "bis er den ganzen Abschnitt zu Ende gelesen hat. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות חגיגה III, 3) wurde ohne jede Unterbrechung von Deut. 14, 22 bis 28, 69 gelesen. Es scheint Maim. ein anderer Text in der Mischna vorgelegen zu haben (vgl. לחם משנה und תוספות י״ט), möglicherweise der Text, den die Mischna im Jeruschalmi bietet, wo ופרשת המלך fehlt und anstatt עד שגומר כל הפרשה es heißt: עד שהוא גומר את כלם (vgl. den Jeruschalmikommentar מראה הפנים). In der Münchener Handschrift und ebenso im Jalkut zu Deut. 31, 10 steht פרשת המלך nach ברכות וקללות; danach schloß die Toravorlesung mit פרשת המלך. Zu dieser La. passen besser die Worte עד שגומר כל הפרשה, als zur vorliegenden, und dieser Text lag auch Raschi und ברטנורה vor (vgl. הגהות רש״ש gegen תוספות י״ט).",
+ "die der Hohepriester spricht. s. vorherg. Mischna.",
+ "spricht auch der König. nach der Vorlesung.",
+ "jedoch setzt er an die Stelle des Segensspruches über die Sündenvergebung den über die Feste. den Segensspruch …. אתה בחרתנו, der mit den Worten schließt: ברוך אתה ד׳ מקדש ישראל והזמנים (Maim. הלכות חגיגה III, 4)."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Der für den Krieg gesalbte Priester. der für diese Funktion besonders ernannt wurde.",
+ "in der heiligen Sprache. Daß die Rede in der heiligen Sprache gesprochen werden muß, wird in der Gemara (42a) aus der Wortanalogie ודבר im zitierten Verse und Ex. 19, 19 משה ידבר gefolgert.",
+ "Und er soll zu ihnen sprechen. Die Worte שמע ישראל … bis להושיע אתכם (Deut. 20, 3f.), die das Volk ermutigen sollten, wurden kurz vor dem Kampfe gesprochen (Talmud 42a und b); u. zw. vom כהן משוח מלחמה gesprochen und von einem andern Priester wiederholt und erläutert (Talmud 43 a; vgl. Maim. הלכות מלכים VII, 3).",
+ "usw. Im Mischnatext des Jeruschalmi der vollständige Wortlaut des zitierten Satzes: שמע ישראל אתם קרבים היום למלחמה על איביכם.",
+ "Und es machten sich auf. nach dem Kampf zwischen Israel und Juda zur Zeit des Könige Achas.",
+ "vor dem Zusammenschlagen. הגפה nom. aot. vom Hif’il הגיף „zusammenschlagen“.",
+ "der Schilde. תרים arab. تُرْمئ griech. ϑυϱεός.",
+ "und der Menge. Manche Texte שיפת „Zusammenschlagen“ von שוף.",
+ "der Soldatenstiefel. . קלגסין von gr. ϰαλίγα, lat. caliga „Halbstiefel“ der röm. Soldaten. Manche Texte עקלגסין. Nach Maim. (Mischnakommentar) bedeutet das Wort eine bestimmte Waffe.",
+ "Sie kommen mit der Siegeskraft von Mensehen. wörtl. „von Fleisch und Blut“.",
+ "ihr aber kommet mit der Siegeskraft Gottes. Zu מקום s. S. 309, N. 63.",
+ "und sie fielen mit ihm. I Sam. Kap. 17.",
+ "Am Ende fiel er durch das Schwert und sie fielen mit ihm. II. Sam. Kap. 10. Im Mischnatext des Jeruschalmi fehlt der Satz עמו … בני עמון.",
+ "das ist das Lager der Bundeslade. die mit in den Kampf zog."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Und es sollen sprechen die Beamten zum Volke wie folgt. Die Worte מי האיש … bis ואיש אחר יקחנה (Deut. 20, 5—7) wurden von dem משוח מלחמה gesprochen und von den Beamten dem Heere übermittelt (Talmud 43a). Dies geschah jedoch schon an der Landesgrenze, noch vor der Aufstellung des Heeres zum Kampfe (so Raschi nach Talmud 42a und b). Nach Maim. (מלכים הלכות VII, 1—3; vgl. dazu לחם משנה) wurden jedoch diese Worte zweimal gesprochen; einmal an der Grenze und ein zweites Mal kurz vor dem Kampfe. Diese Ansicht scheint auf eine Kombination der Angabe in der Gemara (42 a und b) mit Tossifta VII zu beruhen (vgl. den Kommentar חסדי דוד zur Tossiftastelle in ed. Romm).",
+ "Und wer hat einen Weinberg gepflanzt und ihn noch nicht ausgelöst. im vierten Jahre nach der Pflanzung (nach Lev. 19, 24). Die Fortsetzung des Verses: … ילך וישב לביתו.",
+ "gepflanzt hat. Fünf Fruchtbäume gelten als Garten.",
+ "ob er nun gepflanzt oder gesenkt. המבריך partic. Hif’il von ברך „knieen“. Man beugt die Weinreben zu Boden und bedeckt sie mit Erde.",
+ "Und wer hat ein Weib angetraut. durch קידושין, ohne sie heimgeführt (נישואיו) zu haben. Die Fortsetzung des Verses: … ולא לקחה ילך וישב לביתו.",
+ "Selbst wegen einer auf den Levir Wartenden. s. IV, N. 2.",
+ "daß sein Bruder im Krieg gestorben ist. so daß er die Witwe nach dem kinderlos verstorbenen Bruder jetzt zur Frau nehmen soll (nach Deut. 25, 5).",
+ "kehrt er um. Das לו des Textes ist dat. eth.",
+ "Alle diese hören die Worte des zu den Schlachtreihen sprechenden Priesters. Die obige Übersetzung faßt מערכי wie bibl.-hebr. מערכות „Schlachtordnung“. Nach Raschi (zur Mischna) bedeutet מערכי מלחמה die Kriegsanordnungen (des Priesters). Andere: „(hören) von den Schlachtreihen“ (מֵעֶרְכֵּי zu lesen)."
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+ "Wer ein Torhaus. wo sich der Torhüter vorübergehend aufhält.",
+ "eine Halle. אכסדרה gr. ἐξέδϱα, lat. exedra ist eine offene Halle vor dem Hause.",
+ "eine Galerie. מרפסת ist ein galerieartiger Gang, von dem man mittels einer Treppe von den Stockwerken des Hauses in den Hof gelangt.",
+ "gebaut hat. da diese nicht als ständige Wohnräume dienen.",
+ "wer nur vier Fruchtbäume oder fünf fruchtlose. סרק syr. ܣܰܪܶܩ leer sein.",
+ "Bäume gepflanzt hat. s. vorherg. Mischna und N. 18.",
+ "wer seine geschiedene Frau zurücknimmt. Nur wer eine für ihn „neue“ Frau heimführen will, kehrt um (s. weiter und N. 33).",
+ "Wenn. In den folgenden Fällen kehren die Ehemänner deshalb nicht um, weil die Ehen zwischen den genannten Personen verbotene sind. Vgl. IV, Nn. 5—11.",
+ "kehrt nicht um. da dieses Haus für ihn kein neues ist, und man nach Deut. 20, 5: בית חדש nur wegen eines solchen umkehrt.",
+ "kehrt nicht um. Die auf dem sandigen und vielfach sumpfigen Boden der Saronebene gebauten Ziegelhäuser waren wenig widerstandsfähig und mußten zumindest einmal in sieben Jahren neu hergerichtet werden (Talmud 44a)."
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+ "verlassen ihren Platz überhaupt nicht. zum Unterschiede von den in Mischna 2 angeführten Personen.",
+ "Wer ein Haus gebaut. oder auf andere Weise erworben hat (s. Mischna 2).",
+ "wer einen Weinberg gepflanzt. oder auf andere Weise erworben hat (s. Mischna 2).",
+ "und ihn bereits ausgelöst. im vierten Jahre nach der Pflanzung (nach Lev. 19, 24). Die Fortsetzung des Verses: … ילך וישב לביתו.",
+ "wer seine Verlobte. s. IV, N. 1.",
+ "heiratet und wer seine Schwägerin heimführt. als Levir (nach Deut. 25, 5). Dasselbe gilt auch für den, der eine Witwe oder eine Geschiedene geheiratet hat, da die Worte אשה חדשה im angeführten Vers lediglich den ausschließen, der seine geschiedene Frau zurücknimmt (Talmud 44a).",
+ " Der ganze Vers lautet: כי יקח איש אשה חדשה לא יצא בצבא ולא יעבר עליו דבר נקי יהיה לביתו שנה אחת ושמח את אשתו אשר לקח.",
+ "das soll einschließen seine Schwägerin. Obwohl der Vers ausdrücklich nur den, der eine Frau geheiratet hat, für ein volles Jahr von jeder Leistung befreit, wird von den Weisen darin dieselbe Verordnung auch für den angedeutet gefunden, der ein neugebautes oder erworbenes Haus oder einen solchen Weinberg noch kein volles Jahr benutzt hat."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "usw. Die Fortsetzung des Verses: ואמרו מי האיש הירא ורך הלבב ילך וישב לביתו ולא ימס את לבב אחיו כלבבו . Die in dieser Mischna behandelte Rede כלבבו …… מי (Deut. 20, 8) wurde ohne Mitwirkung des Priesters lediglich durch die Beamten dem Volke vermittelt (Talmud 43a). Nach Raschi (zu Talmud 42a und b) wurden diese Worte schon an der Landesgrenze gesprochen, nach Maim. (הלכות מלכים VII 1—3) kurz vor dem Kampfe.",
+ "der in den Schlachtreihen. בקשרי von קשר „Knoten“. Im Mischnatext des Jeruschalmi: בקשרי (von קשה „hart“).",
+ "Deshalb hat ihm die Tora alle diese Dinge. die häuslichen Gründe (Mischna 2).",
+ "als Vorwände angegeben. תלתה wörtl. „hat gehängt“. Die Tora will ihn vor der Schande ob seiner Sünden bewahren.",
+ "der eine Israelitin heiratet. Die Ehe zwischen den genannten Personen ist verboten (vgl. IV, Nn. 5—11).",
+ "der sich fürchtet und zaghaft ist. Nach der Gemara (44b) besteht der Unterschied in den beiden Lehrmeinungen des R. Jose, des Galiläers, und des R. Jose darin, daß nach ersterem jede Sünde, also auch die Übertretung einer lediglich rabbinischen Verordnung, einen Grund für die Umkehr darstellt, nach dem letzteren jedoch nur die Verletzung eines Toragesetzes, wie eine solche in der Eheschließung der genannten Personen vorliegt. Da das Verbot der Ehe eines Priesters mit einer Chaluza lediglich eine rabbinische Anordnung ist (vgl. IV, N. 7), steht darnach חלוצה in den Worten des R. Jose fälschlich und nur durch das nebenstehende גרושה veranlaßt (תוספות י״ט). Es müssen ferner nach der Erklärung der Gemara (44a) die Ansichten des R. Jose, des Galiläers, und des R. Jose nicht der Mischna 3 widersprechen, wo verordnet wird, daß man bei solchen verbotenen Eheschließungen nicht umkehrt. Denn dort ist davon die Rede, daß die betreffenden Personen die ihnen verbotenen Frauen lediglich (durch קידושין) angetraut haben, die Sünde erfolgt jedoch erst durch die Begattung (nach den נישואין). In den in der vorliegenden Mischna genannten Fällen ist eine solche bereits erfolgt. Übrigens stimmen auf Grund der Schlußworte des zitierten Verses: ולא ימס וכו׳ R. Jose, der Galiläer, und R. Jose mit R. Akiba darin überein, daß auch die Angst als solche einen genügenden Grund für die Umkehr darstellt (Talmud 44b). Maim. (הלכות מלכים VII, 15) entscheidet nach der Ansicht des R. Akiba."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Man stellt tapfere Männer. זקיפין von זקף „aufrichten“.",
+ "Denn der Anfang der Flucht ist die Niederlage. Nach der Gemara (44b) ist für שתחלת ניסה נפילה zu lesen: שתחלת נפילה גיסה „denn die Flucht ist der Beginn der Niederlage“.",
+ "und ferner heißt es. s. V, N. 16.",
+ "Es flohen die Israeliten. Im massoretischen Text: וינסו אנשי ישראל, was manche Texte auch in der Mischna haben.",
+ "usw. In den beiden Versen steht zuerst die Flucht als Ursache für die folgende Niederlage."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Wann gilt dies nur. daß manche umkehren (Mischna 2) und manche überhaupt nicht wegziehen (Mischna 4).",
+ "sogar. Die Worte מחפתה…… חתן sind ein Zitat aus Joel 2, 16.",
+ "Wann gilt dies nur. daß manche umkehren (Mischna 2) und manche überhaupt nicht wegziehen (Mischna 4).",
+ "sogar der Bräutigam aus seinem Zimmer und die Braut aus ihrem Brautgemach. Nach der Erklärung des Amoräers R. Jochanan (Talmud 44b) besteht bezüglich der Vorschriften über die Teilnahme resp. Nichtteilnahme an einem Kriege keine Differenz zwischen den beiden in der Mischna geäußerten Ansichten. Nach beiden Ansichten muß an einem vom Gottesgesetz ausdrücklich befohlenen Krieg, wie etwa dem zur Besitznahme des heiligen Landes geführten, oder an einem zur Abwehr eines schon geschehenen Angriffs geführten Krieg ein jeder teilnehmen (vgl. auch Maim. הלכות מלכים V, 1 und לחם משנה z. St.). Bei allen anderen Kriegen, die lediglich die Eroberung weiteren Gebietes zum Ziele haben, ja selbst im Falle eines Präventivkrieges, der einem feindlichen Angriff durch Schwächung des Feindes vorbeugen soll, gelten nach beiden Ansichten die in Mischna 2 und Mischna 4 gegebenen Vorschriften. Die erste in der Mischna zum Ausdruck kommende Ansicht nennt jedoch alle Kriege mit Ausnahme der direkt befohlenen oder der zur Abwehr eines geschehenen Angriffes dienenden: מלחמת רשות, und dementsprechend die letzteren מלחמת מצוה. R. Jehuda aber nennt einen Präventivkrieg מלחמת מצוה und dementsprechend den befohlenen und den Abwehrkrieg מלחמת חובה. Es besteht danach — wie dies der Amoräer Raba (dorts.) ausführt — zwischen den beiden Ansichten nur die religionsgesetzliche Differenz, daß nach R. Jehuda der Teilnehmer an einem solchen Präventivkrieg, den R. Jehuda מלחמת מצוה nennt, von der Erfüllung einer anderen, gleichzeitig zu übenden religiösen Vorschrift nach dem Grundsatz העוסק במצוה פטור מן המצוה befreit ist, nach der ersten Ansicht, die einen Präventivkrieg מלחמת רשות nennt, jedoch nicht."
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+ "Das beim Genickbrechen des Kalbes zu Sagende. Das was die Ältesten und Priester bei der עגלה ערופה - Prozedur sprechen (Deut. 21, 7—8).",
+ "wie es heißt. Der einleitende Satz dieser Mischna wiederholt aus VII, 2 Im Anschluß daran wird in den Mischnajot 1—8 dieses Abschnitts der ganze Vorgang von עגלה ערופה dargestellt. Die Gemara (44b) ergänzt hier den Mischnatext analog zu VII, 3ff. durch die Zitierung von Deut. 21, 7: … וענו ואמרו und Deut. 27, 14: וענו הלוים ואמרו, wonach auf Grund einer Wortanalogie (גזרה שוה) gefolgert wird, daß, wie die Segnungen und Verfluchungen (vgl. VII, N. 10) so auch das beim Genickbrechen des Kalbes zu Sagende in hebräischer Sprache gesagt werden muß. Mit der Zitierung von Deut. 27, 1 beginnt bereits die allgemeine Darstellung.",
+ " um die Messung zur nächsten Stadt vorzunehmen, wie es die Fortsetzung des Verses: ומדדו אל הערים אשר סביבת החלל verlangt.",
+ "Drei vom höchsten Gerichtshof in Jerusalem. vom großen einundsiebziggliedrigen Synhedrion.",
+ "so zieht man noch einen hinzu. um stets eine Entscheidung nach der Mehrheit herbeifühhren zu können. שקול wörtl. gleichwiegend, sich das Gleichgewicht, durch etwaige Stimmengleichheit, haltend."
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+ "Wurde er. der Erschlagene.",
+ "deren Einwohner größtenteils Nichtjuden sind. In den beiden letztgenannten Fällen unterbleibt die Prozedur, da die betreffende Örtlichkeit dem Einfluß der jüdischen Gerichtsbarkeit entzogen ist, und dort ein Totschlag nicht zu den Seltenheiten gehört. Die einleitenden Worte des Gesetzes … כי ימצא schließen aber einen solchen Fall aus (פרט למצוי Talmud 45b). Im Mischnatext der Münchener Handschrift, des Jeruschalmi, u. a. (vgl. auch Maim. הלכות רוצח IX, 5) statt לעיר שרבה גוים der Text: לעיר שיש בה גוים „einer Stadt, in der Nichtjuden sind“.",
+ "unterließ man das Genickbrechen. Nach der Erklärung der Gemara (45 b) will die Mischna nicht etwa sagen, daß überhaupt die Prozedur unterlassen wurde, wenn der Erschlagene nahe einer Stadt, in der es keinen Gerichtshof gibt, gefunden wurde. Der Sinn der Mischnaworte ist vielmehr der, daß in einem solchen Falle (anders als in den beiden vorgenannten Fällen, da die Prozedur unterbleibt) zu der nächstgelegenen einen Gerichtshof besitzenden Stadt gemessen wurde, wie dies der nächste Satz der Mischna: בית דין ….. אין, der mit dem Vorhergehenden zu verbinden ist, aussagt. Diese Erklärung ist nur schwer vereinbar mit dem vorliegenden Texte und beruht wohl auf dem Text: לא היו מודדין „hat man nicht gemessen“ (statt לא היו עורפין), den die Münchener Handschrift, Jeruschalmi u. a. in der Mischna haben.",
+ "Eliëser. Im Mischnatext des Jeruschalmi nach דברי רבי אליעזר noch die Worte: וחכמים אומרים עיר אחת מביאה עגלה ערופה ואין שתי עירות מביאות שתי עגלות „Die Weisen aber sagen: Eine Stadt bringt ein עגלה ערופה, zwei Städte aber bringen nicht zweie“. Danach wird, wenn der Erschlagene genau in der Mitte zwischen zwei Städten gefunden wurde, nach der Meinung der Weisen die Prozedur nicht ausgeführt. Diese Ansicht sieht, wie dies Jeruschalmi (zur Mischna) erklärt, den genannten Fall durch die Stilisierung des Verses Deut. 21, 3 והיה העיר הקרובה … אל החלל (im Singular) vom Gesetze ausgeschlossen (vgl. auch Bechorot 18a). Außer den beiden Ansichten des R. Eliëser und der Weisen (im Mischnatext des Jeruschalmi) gibt es jedoch noch eine dritte im Namen der Weisen überlieferte, nach der die Halacha entscheidet (vgl. Bechorot dorts. und Maim. הלכות רוצח IX, 8). Nach dieser Ansicht ist eine genaue Messung überhaupt nicht möglich (אי אפשר לצמצם), so daß eigentlich nur eine der beiden Städte das Kalb bringen mußte, nämlich die in Wirklichkeit nähere. Da nicht feststellbar ist, welche diese ist, bringen beide Städte gemeinsam ein Kalb. Vor dem Genickbrechen sprechen die Vertreter jeder der beiden Städte den Verzicht auf ihren Anteil aus für den Fall, daß die andere Stadt zur Bringung verpflichtet wäre, weil sie die in Wirklichkeit nähere ist.",
+ "dem man das Genick bricht. Wenn Jerusalem die am nächsten liegende Stadt ist, muß eine andere, u. zw. die außer Jerusalem nächstgelegene Stadt, das Gesetz ausführen (Maim. הלכות רוצח IX, 5). Deut. 21, 1 … כי ימצא חלל באדמה אשרד׳ אלהיך נתן לך לרשתה befreit Jerusalem, das als Centralstadt nicht einem einzelnen Stamme zugeteilt ward (ירושלים לא נתחלקה לשבטים), von der Erfüllung des Gesetzes (Talmud 45b)."
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+ [
+ " Im Mischnatext des Jeruschalmi haben Mischna 3 und 4 die umgekehrte Reihenfolge.",
+ "Wurde sein. des Erschlagenen.",
+ "den Leib zum Kopf. Nach der Erklärung der Gemara (45 b) bezieht sich die in der Mischna angeführte Kontroverse auf die Frage, wo der aufgefundene Tote zu begraben ist (nicht etwa auf die Messung, worüber erst in der nächsten Mischna gehandelt wird). So wie eine unversorgt liegende Leiche (מת מצוה) am Fundort begraben werden muß (מת מצוה קונה מקומו; Baba Kama 81a), so auch der von unbekannten Mördern Erschlagene. Wird nun Leib und Kopf an verschiedenen Plätzen gefunden, dann ist nach R. Eliëser der Platz, wo der Leib liegt, der Begräbnisplatz, nach R. Akiba der Platz wo der Kopf gefunden wurde."
+ ],
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+ " Im Mischnatext des Jeruschalmi haben Mischna 3 und 4 die umgekehrte Reihenfolge.",
+ "Von seiner Nase an. Nach R. Eliëser ist der Nabel, nach R. Akiba die Nase der Sitz des Lebens (Talmud 45).",
+ "von seinem Halse an. Nach der Gemara (dorts.) beruht die Ansicht des R. Eliëser, des Sohnes Jakobs, auf Ezech. 21, 34: … לתת אותך אל צוארי חללי רשעים ..,"
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+ "Sobald die Ältesten von Jerusalem. die nur die Messung vorzunehmen hatten (Mischna 1).",
+ "bringen die Ältesten der betreffenden Stadt. die dem Erschlagenen am nächsten liegt.",
+ "das noch nicht an einem Joch gezogen hat. Deut. 21, 3. Im Mischnatext des Jeruschalmi das vollständige Bibelzitat: מביאין עגלת בקר אשר לא עבד בה אשר לא משכה בעל.",
+ "Ein Fehler. wie er etwa ein Opfer untauglich macht.",
+ "Etan-Tal. Deut. 21, 4.",
+ "hart. Obige Übersetzung folgt der Erklärung Raschis (zu Talmud 46 b) und der meisten Erklärer. Nach Maim. (הלכות רוצח IX, 2) ist נחל איתן resp. נחל קשה ein reißender Bach.",
+ "Und sie brechen. Deut. 21, 4.",
+ "ihm das Genick mit einem Beil. קופיץ, manche Texte קופים, gr. κοπίς „Hackmesser, Beil“.",
+ "Sein Platz darf nicht. Deut. 21, 4.",
+ "dort Flachs zu hecheln und Steine zu behauen. da dies vom Boden losgelöste Arbeiten sind (Talmud 46b)."
+ ],
+ [
+ "Die Ältesten der betreffenden Stadt. die dem Erschlagenen am nächsten liegt.",
+ "waschen. Deut. 21, 6.",
+ "und sprechen. dorts. 21, 7.",
+ "ohne Speise wieder ziehen lassen und wir haben ihn nicht gesehen und ohne Begleitung gelassen. so daß wir seinen Tod mit verschuldet hätten. Nach dem vorliegenden Text ist das Suffix von ראינוהו ,פטרנוהו, und הנחנוהו auf den Erschlagenen zu beziehen. Danach bezeugen die Ältesten, sie hätten niemanden, der dessen bedurfte, ohne Lebensmittel wegziehen lassen, so daß er sich zum Straßenraub genötigt gesehen haben könnte und dadurch umgekommen sein könnte (Raschi). Ebenso hätten sie niemanden, der des Geleites bedurfte, allein fortwandern lassen. Im Mischnatext des Jeruschalmi, der Münchener Handschrift u. a. fehlen jedoch die Worte בלא מזון und בלא לויה und auch Raschi haben sie nicht Vorgelegen. Sie sind erst aus der Talmud 46 b zitierten Baraita in den Mischnatext gelangt. Die jerusalemitische Gemara bemerkt zur Mischna, daß lediglich die babylonischen Lehrer die Worte der Ältesten in Beziehung auf den Erschlagenen erklären; die palästinensischen Lehrer jedoch beziehen dies auf den Mörder: Die Ältesten erklären, daß sie den Mörder weder in Händen hatten und ihn freiließen, noch ihn gesehen hatten und über seine Schuld ein Auge zudrückten. (Vgl. zum Ganzen Hirsch, Kommentar zu Deut. 21, 7).",
+ "und bring nicht unschuldiges Blut in dein Volk Israel. Deut. 21, 8. Diese Worte sprachen nach der Tradition die Priester, die nach Deut. 21, 5 bei der Prozedur zugegen sein mußten (vgl. Raschi zur Mischna s. v. והכהנים אומרים).",
+ "Und es soll ihnen gesühnt werden das Blut. Deut. 21, 8. Diese Worte gehören nicht mehr zur Rede der Priester.",
+ "sondern Gott. רוח הקדש wörtl. „der heilige Geist“.",
+ "dann soll ihnen. Im Mischnatext des Jeruschalmi: לכם „euch“."
+ ],
+ [
+ "dann kann es. wie ein profanes Tier.",
+ "wird es auf der Stelle begraben. da es zur Nutznießung verboten ist.",
+ "so wird er getötet. Dies lehrt die nachdrückliche Betonung ואתה תבער הדם הנקי מקרבך (Deut. 21, 9) nach dem Gesetze über עגלה ערופה (Jeruschalmi zur Mischna)."
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+ "Sagt ein Zeuge. Deut. 21, 1 לא נודע מי הכהו lehrt nach der Tradition, daß die Prozedur unterbleibt, wenn irgend jemand den Täter kennt. Es genügt hierüber die Aussage auch nur eines Zeugen, ja sogar einer solchen Person, die sonst für eine Zeugenaussage untauglich ist (Frauen, Sklaven u. a. Talmud 47 b).",
+ "Ich habe den Totschläger gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und ein anderer. der mit den andern zugleich zum Gericht kommt. Hat aber das Gericht bereits auf Grund der ersten Zeugenaussage entschieden, daß die Prozedur unterbleibt, dann wird die Zeugenaussage des zweiten nicht mehr berücksichtigt. Denn bezüglich der Bezeugung, daß der Totschläger bekannt ist, ist die Aussage eines Zeugen ebenso beglaubt, als wenn zwei Zeugen sie gemacht hätten (Talmud dorts.).",
+ "Du hast ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat.",
+ "sagt eine Frau. Deut. 21, 1 לא נודע מי הכהו lehrt nach der Tradition, daß die Prozedur unterbleibt, wenn irgend jemand den Täter kennt. Es genügt hierüber die Aussage auch nur eines Zeugen, ja sogar einer solchen Person, die sonst für eine Zeugenaussage untauglich ist (Frauen, Sklaven u. a. Talmud 47 b).",
+ "Ich habe ihn gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und eine andere. Nach Maim. ist es kein Unterschied, ob die beiden Frauen auf einmal oder nacheinander zu Gericht kommen. Nach andern Erklären! gilt auch hier die Aussage der Mischna nur dann, wenn sie auf einmal zu Gericht kommen (vgl. Maim. הלכות רוצח IX, 14 und dazu כסף משנה, ראב״ד und מגדל עוז).",
+ "Du hast ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat.",
+ "Ich habe ihn gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und zwei. Wenn alle drei Zeugen sonst untauglich sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 47b).",
+ "Du hast ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat.",
+ "Wir haben ihn gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und einer darauf zu ihnen. Wenn alle drei Zeugen sonst untauglich sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 47b).",
+ "Ihr habt ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat."
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+ "da wurde das Genickbrechen des Kalbes nicht mehr vorgenommen. Deut. 21, 1: לא נודע מי הכהו … כי ימצא חלל lehrt, daß das Gesetz von עגלה ערופה nur in solchen Zeiten zur Ausführung kommt, da ein Totschlag zu den Seltenheiten gehört, nicht zu einer Zeit, da Mord und Totschlag häufige Erscheinung sind und die gewohnheitsmäßigen Verbrecher bekannt sind (vgl. N. 7 und N. 34; Sifrē und Midrasch Tannaim zum Deuteronomium ed. Hoffmann zu Deut. 21, 1).",
+ "Später aber nannte man ihn Ben-harazchan. בן הרצחן „Mördersprößling“. אליעזר בן דינאי war ein bekannter, zur Zelotenpartei gehörender Räuber (Josephus, Antiqu. XX, 6, 1; 8, 5; Bell. Jud. II, 12, 4; 13, 2). Nach dem vorliegenden Text spricht die Mischna nur vom Auftreten des Eliëser, der auch תחינה בן פרישה genannt wurde und später den Beinamen בן הרצחן erhielt. Es ist aber der Sinn dieses zweiten Namens תחינה בן פרישה unklar. תוספות י״ט bringt eine bessere La: משבא אליעזר בן דינאי ותחינה בן פרישה היה נקרא חזרו לקרותו בן הרצחן. Danach spricht die Mischna hier von zwei Männern, אליעזר בן דינאי und תחינה בן פרישה, von denen der zweite dann בן הרצחן genannt wurde.",
+ "wurde das bittere Wasser. die Sotauntersuchung. Die Abschaffung erfolgte auf Grund von Num. 5, 31 ונקה האיש מעון וכו׳, welcher Vers nach der Tradition lehrt, daß das Wasser unwirksam ist, wenn der Ehemann sich nicht von geschlechtlichen Vergehungen freihielt (Talmud 47b vgl. S. 306 N. 25).",
+ "usw. Der Schluß des Verses: עם הזנות יפרדו ועם הקדשות יזבחו ועם לא יבין ילבט ",
+ "aus Zereda. יוסי בן יועזר und יוסי בן יוחנן bilden das erste der in Mischna Abot I, 4; 6; 8; 10; 12 erwähnten „Gelehrtenpaare“ (זוגות Mischna Pea II, 6).",
+ "aus Jerusalem. יוסי בן יועזר und יוסי בן יוחנן bilden das erste der in Mischna Abot I, 4; 6; 8; 10; 12 erwähnten „Gelehrtenpaare“ (זוגות Mischna Pea II, 6).",
+ "Trauben. bildlicher Ausdruck für hervorragende Gelehrte (Talmud 47b: איש שהכל בו)."
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+ " In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Maaser scheni V, 15.",
+ "der Hohepriester. Jochanan-Hyrkan der makkabäische Fürst und Hohepriester.",
+ "schaffte das Maaser-Bekenntnis. VII N. 3. Der Grund für die Abschaffung war der folgende: Seit Esra pflegte man Maaser den Priestern (nicht den Leviten) zu geben. Daher sollte man das Maaserbekenntnis, in dem sich die Worte: וגם נתתיו ללוי (Deut. 26, 13) finden, nicht mehr sprechen (Talmud 47b und 48a).",
+ "Er schaffte auch die Wecker. Die Leviten pflegten dem täglichen Gesang im zweiten Tempel den Vers Ps. 44, 24: עורה למה תישן אדני הקיצה וכו׳ (daher מעוררין) anzugliedern, Jochanan Hyrkan verbot dies, damit dies nicht zu blasphemischen Mißdeutungen Anlaß gebe (Talmud 48 a).",
+ "und die Schläger. Man pflegte den Opfertieren vor der Schlachtung zwischen den Hörnern einen Schnitt zu machen, damit Blut ins Auge kommt und es leichter sei, sie niederzulegen. (Nach einer anderen Erklärung schlug man die Tiere mit Stöcken.) Dies wurde abgestellt, damit nicht das Tier so aussähe, als ob es einen Fehler (מום) hätte (resp. damit das Tier nicht טרפה und damit zum Opfer untauglich werde).",
+ "Bis zu seiner Zeit schlug der Hammer in Jerusalem. Am Halbfeiertag (חול המועד). Er verbot die am Halbfeiertage an und für sich erlaubte Erwerbsarbeit der Handwerker, um ihn vor Mißachtung zu schützen.",
+ "Ferner brauchte man zu seiner Zeit sich bezüglich Demais. Demai ist das von einem bezüglich der vorgeschriebenen Abgaben Unzuverlässigen (עם הארץ) stammende Getreide. Jochanan-Hyrkan beseitigte die bezüglich solchen Getreides bestehende religionsgesetzliche Unsicherheit durch die Verordnung, daß man davon lediglich die dem Priester zukommende Zehnt-Hebe (תרומת מעשר) abgebe und den zweiten Zehnt (מעשר שני) ordnungsmäßig dem Verbrauch in Jerusalem zuführe. Der erste Zehnt (מעשר ראשון ) und der Armen-Zehnt (מעשר עני) müsse von Demai nicht entrichtet werden (Talmud 48 a)."
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+ "Mit dem Tode der ersten Propheten. Unter נביאים ראשונים (vgl. Zach. 7, 12) sind sämtliche biblische Propheten zu verstehen mit Ausnahme der letzten drei Chaggai, Zacharias und Melachi, die נביאים אחרונים genannt werden (Talmud 48 b).",
+ "hörten die Urim und Tummim. das göttliche Orakel (Ex. 28, 30).",
+ "Nach der Zerstörung des Heiligtums kamen der Schamir. Ein wunderbarer Wurm, mit dem man auf den Edelsteinen des Efod die Namen der israelitischen Stämme gravierte (Talmud 48 b).",
+ "und das Honigseim. Nach der Erklärung der Gemara (48 b) Honig besonders vorzüglicher Qualität.",
+ "und hörten die Männer des Vertrauens. Nach der Erklärung der Gemara (dorts.) Männer, die sich durch großes Gottvertrauen auszeichneten. Damit stimmt besser der Mischnatext des Jeruschalmi אנשי אמונה überein. אנשי אמנה des vorliegenden Textes wäre eher mit „vertrauenswürdige Männer“ wiederzugeben.",
+ "usw. Die Fortsetzung des Verses, die Jeruschalmi auch im Mischnatext hat: כי פסו אמונים מבני אדם."
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+ "Das Aufhören der Reinheitsgesetze nahm den Wohlgeschmack. Im Jeruschalmi u. a. הטהרה נטלה את הריח"
+ ],
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+ "Im vespasianischen Krieg. פולמוס gr. πόλεμος.",
+ "verbot man die Bräutigamskronen. vgl. Cant. 3, 11.",
+ "und die Handtrommel. bei der Hochzeitsfeier. Die Übersetzung „Handtrommel“ folgt der Erklärung der meisten Erklärer. Die Etymologie des Wortes ist unsicher. Nach manchen von ארוסין, weil bei Hochzeitsfeierlichkeiten zur Verwendung gelangend. Dalman sieht in ארוס das gr. αὐλός „Flöte“. Nach Kraus, Archäologie III, S. 93: Schelle (von lat. aes „Erz“). Vgl. zum Ganzen noch Ben-Jehuda, Thesaurus Vol. I, S. 196 s. v. אירוס.",
+ "Im Krieg. פולמוס gr. πόλεMος.",
+ "des Titus. Ed. Lowe קיטום (statt טיטוס des vorliegenden Textes), wofür קיטוס zu lesen ist, was manche Handschriften im Mischnatexte haben. Danach ist hier von der Invasion des Quietus zur Zeit Trajans die Rede (vgl. Graetz, Geschichte, Leipzig 1908, S. 408f).",
+ "verbot man die Brautkronen und daß man seinen Sohn das Griechische lehre. Nach der Gemara (49b) die griechische Philosophie (חכמת יונית). Die Münchener Handschrift hat חכמת יונית im Texte der Mischna.",
+ "Im letzten Kriege. Wohl zur Zeit des Bar-Kochba."
+ ],
+ [
+ " Diese letzte Mischna des Traktates Sota besteht aus drei Teilen. Der erste Teil (bis משמת רבי בטלה ענוה ויראת חטא) bringt eine Aufzählung von Tannaiten, die sich durch rühmenswerte Eigenschaften auszeichneten. Der zweite Teil (רבי פנחס בן יאיר bis הבן אינו מתביש מאביו ועל מי יש לנו להשען על אבינו שבשמים) enthält zwei Aussprüche über die Zustände in der Zeit nach der Tempelzerstörung und eine Schilderung der Zustände in der Zeit vor dem Eintreffen des Messias. Der dritte Teil der Mischna endlich ist ein Ausspruch des R. Pinchas, des Sohnes Jaïrs, über die Grade der religiösen Vollkommenheit. Der vorliegende Text des ersten Teiles der Mischna weicht bezüglich Zahl und Reihenfolge der in ihm genannten Tannaiten sowohl vom Mischnatext des babylonischen als auch von dem des jerusalemitischen Talmuds stark ab. Sonstige Verschiedenheiten in den Texten s. weiter. Der zweite Teil der Mischna erscheint in den neueren Ausgaben des babylonischen Talmuds nicht als zur Mischna gehörend, sondern als eine am Anfang der Gemara zur Mischna zitierte Baraita (eingel. mit ת״ר). Der letzte Teil der Mischna endlich fehlt in den Ausgaben der beiden Talmude gänzlich und erscheint mit einigen Änderungen als Baraita in Aboda-Sara 20 b und Jeruschalmi Schekalim III, 3 zitiert.",
+ "Mit dem Tode des R. Meïr hörten die Gleichnisdichter. Vgl. Sanhedrin 38 b.",
+ "Mit dem Tode des Ben-Assai hörten die Emsigen. Vgl. seinen Ausspruch נפשי חשקה בתורה , mit dem er seine Ehelosigkeit entschuldigte (Jebamot 63b).",
+ "Mit dem Tode des Ben-Soma hörten die Bibelausleger. Ben-Soma zeichnete sich durch seine Ableitungen halachischer Gesetze aus dem Bibeltexte aus (vgl. Mischna Berachot I, 5; Chullin V, 5; Menachot XI, 4 u. a.). Im Mischnatext des Jeruschalmi statt הדרשנים die La. התלמידים „die Schüler“. Ben Soma, ebenso wie Ben Assai, verstarb in jungen Jahren und wurde daher nicht ordiniert. Daher diese Bezeichnung (vgl. Kidduschin 49b und dorts. Raschi s. v. בן עזאי ובן זומא).",
+ "Josua schwand das Gute in der Welt. R. Josua entfaltete eine segensreiche Tätigkeit, insbesondere durch die Zurückweisung feindseliger Angriffe der Heiden auf Israel und die Lehre (vgl. die Talm. 49 b zitierte Baraita: משמת רבי יהושע בטלה עצה ומחשבה und Frankel דרכי המשנה S. 87).",
+ "des Sohnes Gamliël’s. Hier ist von dem in der nachhadrianischen Zeit blühenden Patriarchen, dem Sohn Rabban Gamliël II., die Rede.",
+ "schwand der Reichtum von den Weisen. Vgl. über den sprichwörtlich gewordenen Reichtum dieses Tannaiten Schabbat 54b, Berachot 57 b; Kidduschin 49 b.",
+ "Aikba schwand die Herrlichkeit der Tora. Im Mischnatext des Jeruschalmi: רבי עקיבא פסקו הדרשנים משמת; R. Akibas Lehrmethode zeichnete sich dadurch aus, daß er durch die Deutung „jedes Häkchens“ in der schriftlichen Tora die Gesetze der mündlichen Lehre in der schriftlichen begründet oder angedeutet erscheinen ließ (vgl. Menachot 29b).",
+ "hörten die Männer der Tat auf. D. h. die Wundertäter. Im Mischnatext des Jeraschalmi: משמת רבי חנינא בן דוסא ויוסי בו קיטונתא פסקה החסידות. Der fromme R. Chanina war durch seine Wundertaten und wirksame Gebete für Kranke bekannt (vgl. Mischna Berachot V, 5 und dorts. Talmud 34b; Taanit 25a).",
+ "Weil er der Kleinste der Frommen war. d. h. der Letzte. Im Mischnatext des Jeruschalmi תמציתן in der gleichen Bedeutung (das „Ausgepreßte, der Rest“). Dieser רבי יוסי קטנותא ist nach Jeruschalmi Baba Kama III, 7 identisch mit יוסי בן יהודה und יוסי הבבלי; und im babylonischen Talmud (Pesachim 113b; Joma 52b) heißt es: הוא יוסף איש הוצל הוא יוסף הבבלי הוא איסי בן יהודה הוא איסי גור אריה הוא איסי בן גמליאל הוא איסי בן מהללאל ומה שמו איסי בן עקיבא שמו. Über diesen Wechsel der Namen des einen Tannaiten vgl. Hoffmann, Zur Einleitung in die halachischen Midraschim S. 38f.",
+ "schwand der Glanz der Weisheit. רבן יוחנן בן זכאי galt als der Gelehrte, dessen Geist alle Gebiete der Gelehrsamkeit umfaßte, u. a. auch die Philosophie (מעשה מרכבה; vgl. Sukka 28a und M. Sachs in Kerem chemed VII, S. 269ff.).",
+ "des Alten. d. i. der Enkel Hillels.",
+ "schwand die Herrlichkeit der Tora. In einer Megilla 21a zitierten Baraita wird das Schwinden der „Herrlichkeit der Tora“, von dem die Mischna hier spricht, dahin erklärt, daß man bis zum Tode dieses Patriarchen nur stehend die Tora lernte, von da an aber wegen der physischen Schwächlichkeit der Gelehrten auch das Sitzen beim Studium gestattet wurde. Nach Hoffmann (Erste Mischna, S. 14f.) ist כבוד התורה hier möglicherweise mit „Reichtum, Fülle der Tora“ zu übersetzen. Die Mischna spräche hier von der Abnahme des Umfanges der in den Lehrhäusern vorgetragenen Traditionslehre, der vorher viel größer war.",
+ "schwand der Glanz des Priestertums. Einen Hohenpriester ישמאל בן פאבי erwähnt auch Mischna Para III, 5. Es gab zwei Hohepriester dieses Namens; der eine wurde vom Procurator Valerius Gratus eingesetzt (ca. 15 p.; vgl. Josephus Antiqu. XVIII, 2, 2), der andere von Agrippa II. (ca. 58 p.; vgl. dorts. XX, 8, 8). Ob in der Mischna vom ersten oder zweiten die Rede ist, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.",
+ "Mit dem Tode Rabbis. R. Jehuda, der Fürst (ha-Nasi), wurde „Rabbi“ genannt. Dieser Satz משמת רבי … ויראת חטא wurde erst nach dem Tode Rabbis, des Mischna-Redaktors, zur Mischna hinzugefügt.",
+ "schwanden die Bescheidenheit und die Furcht vor der Sünde. Diese letzte Mischna des Traktates Sota besteht aus drei Teilen. Der erste Teil (bis משמת רבי בטלה ענוה ויראת חטא) bringt eine Aufzählung von Tannaiten, die sich durch rühmenswerte Eigenschaften auszeichneten. Der zweite Teil (רבי פנחס בן יאיר bis הבן אינו מתביש מאביו ועל מי יש לנו להשען על אבינו שבשמים) enthält zwei Aussprüche über die Zustände in der Zeit nach der Tempelzerstörung und eine Schilderung der Zustände in der Zeit vor dem Eintreffen des Messias. Der dritte Teil der Mischna endlich ist ein Ausspruch des R. Pinchas, des Sohnes Jaïrs, über die Grade der religiösen Vollkommenheit. Der vorliegende Text des ersten Teiles der Mischna weicht bezüglich Zahl und Reihenfolge der in ihm genannten Tannaiten sowohl vom Mischnatext des babylonischen als auch von dem des jerusalemitischen Talmuds stark ab. Sonstige Verschiedenheiten in den Texten s. weiter. Der zweite Teil der Mischna erscheint in den neueren Ausgaben des babylonischen Talmuds nicht als zur Mischna gehörend, sondern als eine am Anfang der Gemara zur Mischna zitierte Baraita (eingel. mit ת״ר). Der letzte Teil der Mischna endlich fehlt in den Ausgaben der beiden Talmude gänzlich und erscheint mit einigen Änderungen als Baraita in Aboda-Sara 20 b und Jeruschalmi Schekalim III, 3 zitiert.",
+ "Die Männer der Tat. die Männer des frommen Tuns.",
+ "Mächtig geworden sind die Gewalttätigen. wörtl.: „die Männer des Arms“.",
+ "und die Verleumder. wörtl. „die Männer der Zunge“. In der Münchener Handschrift und ed. Lowe: בעלי לשון הרע.",
+ "der Große. d. i. R. Eliëser, der Sohn des Hyrkanos, der Schüler des Rabban Jochanan, des Sohnes Sakkais.",
+ "und die Kinderlehrer gleich den Synagogendienern. Der Synagogendiener versah auch das Amt des Lehrergehilfen (vgl. Mischna Schabat I, 3).",
+ "und die Synagogendiener. Der Synagogendiener versah auch das Amt des Lehrergehilfen (vgl. Mischna Schabat I, 3).",
+ "Und das unwissende Volk verkümmert. Manche Texte besser: ודללא.",
+ "Vor der Ankunft. עקבות wörtl. „Fersen, Spuren“ (vgl. Ges.-Buhl, Wörterb., S. 613 s. v. עָקֵב).",
+ "Das Lehrhaus. wörtl. „Haus der Zusammenkunft“ sc. der Gelehrten.",
+ "und Gablan. גבלן wohl das östliche Grenzland Galiläas: Gaulanitis. Nach andern die Stadt Gabala in Untergaliläa. Manche identifizieren גבלן mit גְּבָל Ps. 83, 8, welches der Name der im Süden Judäas am Toten Meere gelegenen Gebirgsgegend ist, die bei den Griechen Gebalene heißt.",
+ "Die Weisheit der Gelehrten wird verdorben sein. Der Ausdruck תסרח aus Jer. 49, 7: נסרחה חכמתם.",
+ "Der Sohn mißachtet. In der zitierten Bibelstelle: מנבל, was die Münchener Handschrift auch im Mischnatext hat.",
+ "Auf unseren Vater im Himmel. Diese letzte Mischna des Traktates Sota besteht aus drei Teilen. Der erste Teil (bis משמת רבי בטלה ענוה ויראת חטא) bringt eine Aufzählung von Tannaiten, die sich durch rühmenswerte Eigenschaften auszeichneten. Der zweite Teil (רבי פנחס בן יאיר bis הבן אינו מתביש מאביו ועל מי יש לנו להשען על אבינו שבשמים) enthält zwei Aussprüche über die Zustände in der Zeit nach der Tempelzerstörung und eine Schilderung der Zustände in der Zeit vor dem Eintreffen des Messias. Der dritte Teil der Mischna endlich ist ein Ausspruch des R. Pinchas, des Sohnes Jaïrs, über die Grade der religiösen Vollkommenheit. Der vorliegende Text des ersten Teiles der Mischna weicht bezüglich Zahl und Reihenfolge der in ihm genannten Tannaiten sowohl vom Mischnatext des babylonischen als auch von dem des jerusalemitischen Talmuds stark ab. Sonstige Verschiedenheiten in den Texten s. weiter. Der zweite Teil der Mischna erscheint in den neueren Ausgaben des babylonischen Talmuds nicht als zur Mischna gehörend, sondern als eine am Anfang der Gemara zur Mischna zitierte Baraita (eingel. mit ת״ר). Der letzte Teil der Mischna endlich fehlt in den Ausgaben der beiden Talmude gänzlich und erscheint mit einigen Änderungen als Baraita in Aboda-Sara 20 b und Jeruschalmi Schekalim III, 3 zitiert."
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+ "\nEinleitung.\nDer Traktat Sota behandelt in der Hauptsache das Num. 5, 11-31 niedergelegte Gesetz von der Sota (spr. Ssota mit scharfem S), d. i. der des Ehebruches verdächtigen Frau, (סוֹטָה oder שׂוֹטָה, partic. act. von שטה nach Num. 5, 12 תִשְׂטֶה).\nDas Gesetz betrifft die Frau deren Mann eifersüchtig wurde, und die dann durch ihr Verhalten Anlass gibt zu dem Verdachte, dass sie einen Ehebruch begangen hat. Dieser Verdacht besteht so lange bis durch das Trinken des Fluchwassers im Heiligtum die Unschuld der Frau festgestellt ist (Num. 5, 12—14). Der Ehemann bringt seine Frau zum Priester (dorts. 15). Dieser beschwört sie und stellt ihr die verhängnisvolle Wirkung des Fluchwassers für die Ehebrecherin vor Augen. Durch ein doppelt gesprochenes „Amen“ nimmt die Frau den Eid und den Fluch auf sich (dorts. 19—22). Der Priester schreibt den Eid- und Fluchtext auf ein Pergamentblatt und verlöscht die Schriftzüge in Wasser, in das vorher Staub vom Boden des Heiligtumes getan wurde (dorts. 17—23). Die Frau trinkt dieses Wasser (dorts. 24). Hat sie den Ehebruch begangen, stirbt sie eines jämmerlichen Todes; ist sie unschuldig, bleibt sie unversehrt (dorts. 27). Anlässlich des Trinkens der Sota wurde vom Manne ein aus Gerstenmehl hergestelltes Speiseopfer gebracht (dorts. 15 und 25—26).\nDer Anschluss des Traktates Sota an den Traktat Nasir wird im Talmud (2a) damit begründet, dass auch in der Tora das Gesetz von der Sota (Num. 5, 11—31) und die Nasirgesetze (dorts. 6, 1—21) nebeneinander gestellt sind. In der von Maimuni in der Einleitung zum Mischnakommentar gegebenen Anordnung der Traktate folgt aber auf den Traktat Nasir der Traktat Gittin und diesem erst der Traktat Sota. Maim., dem wohl der obige Passus im Talmud nicht vorlag, gibt dieser Anordnung eine sachliche Begründung (vgl. noch Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth, S. 260 und S. 413).\nDer Traktat Sota zerfällt in neun Abschnitte. Diese haben im einzelnen zum Inhalt:\nAbschnitt I. Bestimmungen über die Verwarnung der Frau und ihr Beisammensein mit dem Fremden in einem verborgenen Raume (Num. 5, 13—14). Verbot des ehelichen Verkehrs und des Genusses der Priesterhebe (für die Priestersgattin) bis nach der Sotauntersuchung. Dauerndes Verbot des Genusses der Priesterhebe (für die Priestersgattin und Priesterstocbter), wenn keine Untersuchung stattfindet. Behandlung der Sota vor dem Trinken des Fluchwassers (dorts. 18). Der Satz, dass die Strafe für eine Sünde sich dieser entsprechend gestaltet, wird durch Beispiele aus der Geschichte erhärtet; ebenso auch, dass ein Verdienst eine ihm gleichartige Belohnung findet.\nAbschnitt II. Ueber das Speiseopfer der Sota (dorts. 15); über das Fluchwasser (dorts. 17), das Schreiben des Eid- und Fluchtextes (dorts. 23) und über die Beschwörung der Sota (dorts. 19—22).\nAbschnitt III. Weiteres über das Speiseopfer der Sota. Die Wirkung des Sotatrunkes (dorts. 27). Zusammenstellung von Unterschieden in den gesetzlichen Bestimmungen für Priester und Priesterstochter und von Unterschieden in den gesetzlichen Bestimmungen für Mann und Frau,\nAbschnitt IV. Bei welchen Frauen keine Sotauntersuchung stattfindet.\nAbschnitt V. Folgen des Sotatrunkes für den Ehebrecher. Schriftauslegungen, die von verschiedenen Tannaiten an ein und demselben bestimmten Tage geboten wurden.\nAbschnitt VI. Bestimmungen betreffend Zeugenaussagen über das Beisammensein der Frau mit dem Fremden und Zeugenaussagen über einen erfolgten Ehebruch.\nAbschnitt VII. Was, wie die Beschwörung der Sota, in jeder Sprache und was nur in hebräischer Sprache gesprochen werden darf. Näheres über Letzteres.\nAbschnitt VIII. Die Ansprache des Priesters an das zum Kampfe ausziehende Heer. Wer am Kampfe teilnimmt und wer nicht (Deut. 20, 1—9).\nAbschnitt IX. Vorschriften über עגלה ערופה (Deut. 21, 1—9). Gesetze, die im Laufe der Zeit aus verschiedenen Gründen nicht mehr zur Anwendung kamen. Wertvolles, was im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist. Rühmenswerte Eigenschaften, durch die sich verschiedene Persönlichkeiten besonders auszeichneten. Ueber die Zeit vor der Ankunft des Messias. Ein Ausspruch des R. Pinchas ben Jaïr über die Grade der religiösen Vollkommenheit.\n"
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+ "Wer seiner Frau gegenüber Eifersucht äussert. Der Ehemann muss der Frau gegenüber seiner Eifersucht in Worten Ausdruck gegeben haben (s. nächste Mischna), soll das Sotagesetz zur Anwendung kommen.",
+ "vor. על פי wörtlich: „auf die Aussage“ hier: vor.",
+ "zweien. im Beisein zweier Zeugen",
+ "Eifersucht ihr gegenüber äussern. Eine Eitersuchtsäusserung, die nicht in Anwesenheit zweier erfolgte, bleibt ohne Folgen.",
+ "und lässt sie trinken. das Fluchwasser.",
+ "auf Grund der Aussage eines Zeugen oder auf Grund seiner eigenen Aussage. Wenn auch nur ein Zeuge oder lediglich der Ehemann selbst angibt, dass die Frau nach erfolgter Eifersuchtsäusserung mit dem betreffenden fremden Mann an einem verborgenen Orte sich geraume Zeit aufgehalten hat, tritt das Sotagesetz in Kraft. Die Ausdrucksweise der Mischna: „Wer … muss …“ besagt nach der Erklärung der Gemara (2 a), dass es von vornherein verboten ist, seiner Frau gegenüber in wirksamer Weise seiner Eifersucht Ausdruck zu geben, um nicht Streitigkeiten heraufzubeschwören und die Ehefrau der ganzen sie beschämenden Prozedur auszusetzen, während sie sich möglicherweise gar nicht ernster vergangen hat (vgl. Raschi z. St.). R. Ismael dagegen lehrt, dass dies zumindest nicht verboten ist (רשות); R. Akiba erklärt es geradezu für eine Pflicht des Ehemannes, dies zu tun (חובה), wenn das Benehmen der Gattin Anlass dazu gibt (Talmud 3 a). Die Halacha entscheidet nach der Lehre des R. Akiba (Maim. הלכות סוטה IV, 18; vgl. aber N. 7).",
+ "Er muss ihr gegenüber Eifersucht äussern vor. על פי wörtlich: „auf die Aussage“ hier: vor.",
+ "zweien. im Beisein zweier Zeugen",
+ "trinken. das Fluchwasser.",
+ "auf Grund der Aussage zweier. Nach der Ansicht des R. Jehoschua kommt es zum Trinken nur dann, wenn zumindest zwei Zeugen die heimliche Zusammenkunft der Frau mit dem Fremden bezeugen. Ausser den beiden in der Mischna überlieferten Ansichten gibt es aber noch eine dritte. In der Tossifta (zitiert Talmud 2 b) wird nämlich von R. Jose ben R. Jehuda die Ansicht des R. Eliëser umgekehrt als in der Mischna überliefert: Bei der Eifersuchtsäusserung müsse niemand zugegen sein, die heimliche Zusammenkunft mit dem Fremden aber müsse von zumindest zwei Zeugen bezeugt werden. Die Ansicht des R. Jehoschua und die des R. Eliëser nach der Überlieferung des R. Jose ben Jehuda wird von Maim. (הלכות סוטה I, 8 und 9 und הלכות אישות XXIV, 25) dahin interpretiert, dass lediglich die Sotauntersuchung unterbleibt, wenn die heimliche Zusammenkunft nicht von zwei Zeugen bezeugt worden ist. Wohl aber hat die diesbezügliche Aussage auch nur eines Zeugen, sofern er dem Ehemann glaubwürdig erscheint, oder des Ehemannes selbst die Folge, dass — wie in allen Fällen, da die Sotauntersuchung aus irgend einem Grunde unterbleibt — die Fortsetzung der Ehe auf die Dauer untersagt wird. Nach anderen Erklärern (ברטנורה und wohl auch Raschi, vgl. תוספות י״ט und תום׳ רעק״א) hat aber nach diesen beiden Ansichten eine nicht durch zwei Zeugen bezeugte heimliche Zusammenkunft überhaupt keine weitere Folge. Der Ausdruck ומשקה „und er lässt sie trinken“ im Ausspruch des R. Jehoschua (und in dem des R. Eliëser in der Tossifta) wird also von Maim. wörtlich gefasst: zum Trinken bedarf es zweier Zeugen, nicht aber zum Eheverbot. Nach der zweiten Erklärung aber ist ומשקה in weiterem Sinne zu nehmen. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Jehoschua (Maim. הלכות סוטה I, 1 und 2). Für die Praxis wird aber auch die von R. Jose ben Jehuda überlieferte Ansicht des R. Eliëser berücksichtigt. Es wird daher (Talmud 2 b) für die gegenwärtige Zeit davor gewarnt, auch bei Nichtanwesenheit irgend eines Zeugen seiner Frau gegenüber in wirksamer Form Eifersucht zu äussern. Es könnte leicht dazu kommen, dass die Fortsetzung der Ehe auf die Dauer verboten wird, da ja die an den Bestand des Tempels gebundene Sotauntersuchung in der Gegenwart nicht vorgenommen werden kann."
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+ " Bei einfacher Betrachtung wäre die Mischna zu übersetzen „Wie änssert er ihr gegenüber Eifersucht? Hat er ihr vor zweien gesagt: ,Sprich nicht mit N. N.‘, und sie hat mit ihm gesprochen, so ist sie noch erlaubt für ihr Haus … Hat sie sich mit ihm an einen verborgenen Ort begeben und mit ihm die Dauer einer Verunreinigung verweilt, dann ist sie verboten für ihr Haus…“ Darnach würde die Mischna besasren, dass die wirksame Form der Eifersuchtsäusserung die Verwarnung: „Sprich nicht mit dem N. N.“ ist, dass aber dennoch, wenn die Frau dann dieser Verwarnung zuwider mit dem Betreffendem spricht, dies keine weitere Folge habe. Damit das Sotagesetz zur Anwendung komme, müsse die Frau mit dem Betreffenden nach erfolgter Verwarnung heimlich geraume Zeit beisammen gewesen sein. Es erscheint aber als unmöglich, dass die Verwarnung sich auf etwas anderes beziehen soll, als auf die nachher erfolgte Übertretung. Im Jeruschalmi z. St. wird, um diese Schwierigkeit zu lösen, erklärt, dass das אל תדברי „Sprich nicht“ als Euphemismus (לשון נקיה) für אל תסתרי „verbirg dich nicht“ auzusehen ist. Die Worte ודברה עמו „und sie hat mit ihm gesprochen“ müssen hingegen im eigentlichen Sinne verstanden werden (vgl. Tossafot auf 5b sub הא גופא קשיא. Zu diesem Euphemismus אל תדברי für אל תסתרי vgl. Mischna Ketubot I, 8 ראוה מדברת und dazu die Erklärung Zeïris im Talmud Ketubot 13 a, dass damit נסתרה gemeint sei). Darnach besagt die Mischna, dass die Sota dem Ehemann bis zur Feststellung ihrer Unschuld durch das Trinken für die Fortsetzung der Ehe verboten bleibt und bis dahin auch keine Priesterhebe geniessen darf, wenn der Ehemann sie mit den Worten: „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“ verwarnt hat, und sie dennoch mit dem Betreffenden die Dauer eines Ehebruchs an einem verborgenen Ort verweilt hat. Im babylonischen Talmud 5 b löst der Amoräer Abbaï die Schwierigkeit, die die Mischna bietet, unter Beibehaltung des eigentlichen Sinnes der Worte אל תדברי durch die Erklärung, dass die Worte פלוני … אמר „Hat er … N. N.“ vom folgenden: ודברה עמו „und … gesprochen“ zu trennen sind und mit diesem die beiden Fälle angeben, in denen keine weitere Folgen eintreten. Mit den Worten טמאה … נכנסה „Hat sie … verweilt“ ist dann der Fall aogegeben, da (nach der entsprechenden Verwarnung: אל תסתרי עם פלוני „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“) das Sotagesetz zur Anwendung kommt. Der Sinn der Mischna ist darnach derselbe, wie nach der Erklärung im Jeruschalmi. Unsere Übersetzung versucht den Sinngehalt der Mischna nach dieser Erklärung im babylonischen Talmud wiederzugeben.",
+ "Wie äussert er ihr gegenüber Eifersucht. und was muss sie getan haben, damit das Sotagesetz zur Anwendung komme.",
+ "Hat er ihr vor zweien. im Beisein zweier Zeugen",
+ "(lediglich) gesagt: „Sprich nicht mit dem N. N. selbst wenn sie nachher mit dem Betreffenden heimlich zusammengetroffen ist.",
+ "mit ihm gesprochen. ohne Unterschied wie die vorhergehende Verwarnung gelautet hat.",
+ "so ist sie noch erlaubt für ihr Haus. d. h. zum ehelichen Verkehr.",
+ "und darf Priesterhebe geniessen. wenn sie die Eehefrau eines Priesters ist (nach Lev. 22, 11).",
+ "Hat sie sich aber mit ihm. mit dem Fremden.",
+ "an einen verborgenen Ort begeben. nach der entsprechenden Verwarnung: „Verbirg dich nicht mit dem N. N.“. Dass diese Verwarnung vorausgegangen ist, ist aus dem Zusammenhang zu ergänzen.",
+ "und mit ihm die Dauer einer Verunreinigung. d. h. so lange, dass ein Ehebruch hätte stattfinden können, durch den die Frau „unrein“, d. h. zur Fortführung der Ehe untauglich wird.",
+ "dann ist sie verboten für ihr Haus. d. h. zum ehelichen Verkehr.",
+ "und darf Priesterhebe nicht geniessen. Im Sotagesetz wird von der Sota wiederholt gesagt נטמאה „sie wurde unrein“ (Num. 5, 14. 27. 29). Das soll besagen, dass die Sota bis zur Feststellung ihrer Unschuld durch die Untersuchung zur Fortsetzuug der Ehe ungeeignet ist, weil sie möglicherweise die Ehe gebrochen hat, und bis dahin — wäre ihr dies sonst als Priestersgattin gestattet — auch Priesterhebe nicht geniessen darf (Talmud 28 a).",
+ "und wenn er gestorben ist. wenn der Ehemann noch vor der Sotauntersuchung stirbt ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "muss sie Chaliza vollziehen und darf vom Levir nicht geehelicht werden. Das Gesetz der Leviratsehe, wonach der Bruder des kinderlos Verstorbenen die verwitwete Schwägerin ehelicht (Deut. 25, 5—6), kommt hier nicht zur Anwendung, sondern es muss die Chaliza (dorts. 25, 7—10) vollzogen werden."
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+ "dürfen Priesterhebe nicht geniessen. für die Dauer, selbst wenn die Frau die Tochter eines Priesters ist, die sonst, wenn sie kinderlos ist, nach der Scheidung oder nach dem Tode des Gatten Priesterhebe geniessen darf (Lev. 22, 12 f.).",
+ "Ich bin unrein für dich. d. h. die Sota gesteht noch vor der Untersuchung, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „nnrein“ vgl. N. 16). Es findet dann die Sotauntersuchung nicht statt, und die Ehe muss durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna I, 5 und IV, 2).",
+ "dass sie unrein ist. Nach der Erklärung der Gemara (6a) spricht die Mischna von dem Fall, dass nach dem Trinken Zeugen kommen, die aussagen, dass die Frau die Ehe gebrochen hat. Trotz des Unversehrtbleibens der Sota nach dem Trinken muss in diesem Falle dennoch die Ehe gelöst werden.",
+ "Ich trinke nicht. Auch in diesem Falle findet keine Untersuchung statt, und muss die Ehe durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna IV, 2).",
+ "deren Mann sie nicht trinken lassen will. Auch in diesem Falle findet keine Untersuchung statt, und muss die Ehe durch Scheidung gelöst werden (vgl. Mischna IV, 2).",
+ "deren Mann sie auf dem Wege. nach Jerusalem (vgl. nächste Mischna).",
+ "begattet hat. Das Wasser ist unwirksam, wenn der Mann der Sota vor der Untersuchung trotz des Verbote beiwohnt. Es wird dies aus Num. 5, 31 gelehrt (Talmud 28a; vgl. auch Mischna IV, 2). Es muss also in diesem Falle die Ehe gelöst werden.",
+ "Wie verfährt er. der Ehemann.",
+ "Er führt sie zum Gericht am betreffenden Orte. wo sie wohnen.",
+ "er könnte sie auf dem Wege. nach Jerusalem (vgl. nächste Mischna).",
+ "begatten. Die beiden sollen den Ehemann in gehöriger Weise vor einer Begattung warnen können und gegebenenfalls die erfolgte Begattung bezeugen, so dass es dann nicht mehr zur Untersuchung kommt (vgl. die ähnliche Bestimmung Makkot II, 5).",
+ "Ihr Mann ist bezüglich ihrer vertrauenswürdig. Man müsse nicht befürchten, dass der Ehemann die Sota vor der Untersuchung begattet und man gibt daher keine Männer auf den Weg mit."
+ ],
+ [
+ "Man führte sie hinauf zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem. vor das grosse einundsiebziggliedrige Synhedrion. Es wird dies aus der Wortanalogie (גזרה שוה) Num. 5, 30 … ועשה לה הכהן את כל התורה הזאת und Deut. 17, 10 … על פי התורה אשר יורוך gefolgert (Talmud 7 b).",
+ "so wie man Angst macht Zeugen über ein todeswürdiges Verbrechen. Man versetzt die Sota in Angst vor dem Trinken, um sie zum Geständnis zu bewegen, so wie man Zeugen, die in einem Prozesse über ein Verbrechen, auf das Todesstrafe steht, aussagen, besonders eindringlich vor einer falschen Zengenaussage in Angst versetzt (Sanhedrin IV, 5).",
+ "vieles machen böse Nachbarn. die sie verführt haben könnten. All dies führt man als mildernde Umstände an, um sie zum Geständnis zu bewegen.",
+ "Handle um Seines. Gottes.",
+ "dass er nicht ausgelöcht werde auf das Wasser. Vor dem Trinken wurde der Eid- und Fluchtext samt den in ihm enthaltenen Gottesnamen in das Wasser verlöscht (Num. 5, 23). Der Sota soll die ganze Schwere des Vorganges zum Bewusstsein gebracht werden. In der Münchener Handschrift der Text: … שימחה … עשי למען שמו הגדול „Handle um Seines grossen Namens willen, … der sonst verlöscht wird …“. Im Jeruchalmi: … שימחה … אל תעשי לשמו הגדול „verursache nicht, dass Sein grosser Name, … verlöscht wird …“.",
+ "die weder sie noch ihre ganze Familie. wenn Leute aus ihrer Familie anwesend sind. וכל משפחת בית אביה wörtl.: und die ganze Familie ihres Vaterhauses.",
+ "zu hören würdig sind. Man führt ihr Fälle aus der Geschichte vor, da bedeutende und fromme Männer sich auf ähnlichem Gebiete vergangen hatten und ihr Vergehen eingestanden, z. B. die Erzählung von Juda in Gen. Kap. 38 und von Ruben in Gen. 35, 22 (Talmud 7 b). Man erwähnt dies alles nur, um sie zum Geständnis zu bewegen."
+ ],
+ [
+ "Ich bin unrein. wenn sie den Ehebruch eingesteht (zum Ausdruck „unrein“ vgl. N. 16).",
+ "dann quittiert sie ihre Ketuba. Sie schreibt eine Quittung, dass sie den Ketubabetrag nicht mehr zu fordern hat, um nicht später diesen noch einfordern zu können. Dasselbe geschieht übrigens auch, wenn sie einfach erklärt, nicht trinken zu wollen (vgl. Mischna IV, 2). שוברת „sie quittiert“ ist denominat. von שׁוֹבָר „Quittung“. Dieses Wort von שבר „zerbrechen“. Die Quittung wird wohl deshalb so bezeichnet, weil bei der Bezahlung einer Schuld der oft auf einem Scherben geschriebene Schuldschein zerbrochen wurde. (Die übliche Erklärung des Wortes vgl. S. 152, N. 64; zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f., Einleitung in den Traktat Ketubot).",
+ "vom Gericht. und der Mann muss sie scheiden. Trotz ihres Geständnisses bleibt die Sota sonst straffrei, weil der Ehebruch nicht durch zwei Zeugen ordnungsmässig bezeugt ist.",
+ "dann führt man sie hinauf. Die hier (und im folgenden) angegebene Reihenfolge der Vorprozeduren vor der Sotauntersuchung entspricht nicht der in der Tora angegebenen. Nach Num. 5, 15—18 hat nämlich, noch bevor die Sota zum Heiligtum geführt wird, der Mann das Speiseopfer beizubringen und der Priester das Wasser herzurichten. Ersteres wird erst in Mischna II, 1, letzteres in Mischna II, 2 erwähnt (vgl. Tossafot 14 a sub מביא und 17b sub קודם). Dies erklärt sich wohl daraus, dass die Mischna hier, thematisch geordnet, erst bis zu Ende darstellen will, was mit der Sota selbst geschicht.",
+ "welches beim Eingang des Nikanortores ist. Da die Frau sich bereits vor dem Synhedrion befindet, und dieses in der Quaderhalle (לשכת הגזית) tagte, welche zur Hälfte im Vorhof der Israeliten lag (vgl. Joma 25 a; Mischna Sanhedrin XI, 2 und Mischnajot Seder Nesikin ed. Hoffmann S. 195, N. 14). so ist der Passus: „man führte sie hinauf…“ nicht ohneweiteres verständlich. Nach der Gomara (8 a) hat man die Sota erst hinab- und dann wieder heraufgeführt, um sie zu ermüden und dadurch zum Geständnis gefügig zu machen (vgl. Raschi z. St.). Dies besagt dann auch die doppelte Aussage der Tora Num. 5, 16 והעמדה לפני ה׳ … und 5, 18 והעמיד הכהן את האשה לפני ד׳ (vgl. Raschi zu Num. 5, 18).— Der vorliegende Text לשער המזרח שעל פתח שער נקנור „zum Osttor, welches beim Eingang des Nikanortores ist“, den auch die Mischna in den Ausgg. des babylonischen Talmud bietet, ist nicht erklärlich. Nach Mischna Middot I, 3 und II, 6 (vgl. auch Mischna Schekalim VI, 3) ist das Osttor (שער המזרח) ein Tor zum Tempelberg (הר חבית), das Nikanortor aber eines an der Ostseite des Vorhofes (עזרה). Es ist daher nicht vorzustellen, was unter dem „Osttor, das beim Eingang des Nikanortores ist“, zu verstehen sein soll. Nach Raschi (zur Mischna) führte man die Sot a den Tempelberg hinunter, dann zum Osttor und von dort zum Nikanortor (vgl תפארת ישראל). Das ist wohl vereinbar mit dem Mischnatext im Jeruschalmi: לשערי מזרח לשערי נקנור „zum Osttor, zum Nikanortor“ und dem Text der Münchener Handschrift: לשערי המזרח ולשע׳ נקנור „zum Osttor und zum Nikanortor“. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות סוטה III, 3—4) ist hier überhaupt nur vom Nikanortor die Rede, das hier als an der Ostseite des Vorhofes liegendes mit „Osttor“ bezeichnet wird. Darnach ist das לשערי נקנור resp ולשע׳ נקנור der letztzitierten Laa. explikativ: „nämlich zum Nikanortor“ zu fassen.",
+ "wo man die Sotot trinken lässt. Dass das Trinken der Sota dort zu erfolgen hat, wird ans Num. 5, 18 והעמיד הכהן את האשה לפני ח׳ gelehrt (Talmud 8 a).",
+ "und wo man die Gebärenden rein werden lässt. Vierzig Tage nach der Geburt eines Knaben und achtzig Tage nach der eines Mädchens musste die Mutter ein Opfer bringen und wurde dann erst rein, d. h. durfte dann erst Heiliges geniessen (Lev. 12, 1—8). Da nun der Darbringer eines Opfers bei der Darbringung zugegen sein soll (vgl. Mischna Taanit IV, 2), diese Frauen aber vor der Darbringung als unrein gelten und daher die Opferhalle nicht betreten durften, standen sie beim Eingang der Halle, beim Nikanortor (Talmud 8 a; vgl. Raschi z. St.).",
+ "und wo man die Aussätzigen rein werden lässt. Dass der Aussätzige bei der Darbringung der Reinigungsopfer dort stand, ergibt sich aus Lev. 14, 11 אהל מועד והעמיד הכהן המטהר את האיש המטהר ואותס לפני ה׳ פתח (Talmud 8 a).",
+ "und ein Priester. Nach Tossifta I wurde der Priester durch Loswerfung bestimmt.",
+ "erfasst ihre Kleider. am Halse; vgl. das gleiche Verfahren bei der Vollziehung der Geisselstrafe Mischna Makkot III, 12.",
+ "wurden sie eben zerriss en. man sieht nicht darauf.",
+ "zerfetzt. Unsere Übersetzung folgt der Erklärung Raschis, wonach נפרמו ein „Zerreissen in kleine Stücke“ bedeutet. Nach Aruch bedeutet נקרעו ein Zerreissen des Kleides, נפרטו ein Zertrennen der Nähte. Maim. u. a. erklären נקרעו als Zerreissen der Länge nach, נפרמו als Zerreissen nach der Breite.",
+ "dann wurden sie eben zerfetzt. man sieht nicht darauf.",
+ "bis er ihre Brust entblösst. לבה „ihre Brust“ wörtl.: „ihr Herz“. (vgl. Gesenius-Buhl, Wrtb. Leipzig 1921 S. 375 s. v. לב). Im Hebräischen der Mischna stets auch für „Brust“. — In der Tora ist ausdrücklich lediglich die Entblössung des Haares vorgeschrieben (Num. 5, 18). Die Weisen sehen aber in diesem Verse auch die Entblössung des Leibes angedeutet. Die Auflösung der Haarflechten kommt zur Entblössung als diese vollendend noch hinzu (Talmud 8 a; vgl. Raschi z. St.)",
+ "Und er zerrauft ihr Haar. d. h. löst ihre Haarflechten auf.",
+ "dann zerraufte er es nicht. R. Jehuda verbietet dies, damit nicht die anwesenden jungen Priester, wenn die Sota frei ausgeht, in Lust nach ihr entbrennen (Talmud 8 a). Die Haarentblössung ist allerdings in der Tora vorgeschrieben (vgl. N. 49). Eine solche Toravorschrift konnte aber aus wichtigen Gründen fallweise ausser Kraft gesetzt werden, wenn sich diese Ausserkraftsetzung nicht in einer Handlung äussert (קום ועשה), sondern — so wie hier — lediglich ein Nichttun, die Unterlassung einer Handlung (שב ואל תעשה) zur Folge hat (vgl. Tossafot auf 8 a sub אם היה לבה נאה). Die Halacha entscheidet nach der ersten Ansicht (Maim. הלנות סוטה III, 11)."
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+ "bedeckt er sie mit schwarzen. Standen solche ihr gut zu Gesicht, bekleidete man sie mit verunzierenden Gewändern (Talmud 8 b).",
+ "waren auf ihr goldene Schmuckstücke und Halsbänder. קטליאות „Halsbänder“ ist das lat. catella „Kettchen“.",
+ "Ringe. Nasen- und Ohrringe.",
+ "Und nachher bringt er. der Priester.",
+ "einen Weidenstrick. חבל מצרי „Weidenstrick“, ein aus Reisern von Weiden verfertigter Strick (vgl. Talmud Eruwin 58 a). מצרי Adjekt. von מֵצֶר = נֵצֶר „Zweig, Spross“ (mit Wechsel der liquiden Laute מ und נ). Jeruschalmi nimmt מצרי in der Bedeutung „ägyptisch“ und schliesst an diesen Passus der Mischna die Bemerkung: „Warum gerade einen ägyptischen Strick? Es sagte R. Jizchak: Weil sie nach Aegypterart gehandelt hat (vgl. Lev. 18 3).“ Jedenfalls genügt im Notfall irgend ein anderes Band (Talmud 8 b).",
+ "und bindet ihn ober ihren Brüsten. damit das vorher aufgerissene Gewand (s. vorherg. Mischna) nicht herabfalle (Talmud 8 b).",
+ "weil vor ihnen ihr Herz ermutigt ist. Beim Anblick ihrer Untergebenen wird sich ihr Sinn verhärten und sie erst recht nicht gestehen wollen.",
+ "Und alle Frauen dürfen. Das vorhergehende … וכל הרוצה „und jeder, der zusehen will…“ bezieht sich sowohl auf Frauen als auch auf Männer. Frauen aber dürfen nicht nur, sondern sollen sogar zusehen und werden deshalb hier nochmals besonders erwähnt. Der Ausdruck מתחת „dürfen“ ist darnach ungenau (Talmud 8 b).",
+ "Und es sollen Zucht annehmen alle Frauen und nicht Unzucht treiben wie ihr. Im Kapitel 23 des Buches Ezechiel werden Juda und Israel mit unzüchtigen Frauen verglichen, an denen ein Strafgericht vollzogen wird."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה).",
+ "Sie. die Sota.",
+ "darum hat Gott. המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום).",
+ "sie verunziert. s. Mischna 5 und 6.",
+ "Sie entblösste sich für die Sünde. den Beischlaf.",
+ "darum hat Gott. המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום).",
+ "sie entblösst. s. Mischna 5. Maim. (im Mischnakommentar) erklärt היא גלתה „sie entblösste …“ in dem Sinne, dass die Sota nicht zurückgezogen und züchtig gelebt hat; dies entspricht der Textierung der der Mischna parallelen Boraita (Talmud 8 b): היא עמדה על פתח ביתה ליראות לו לפיכך כהן מעמידה על שער בקנור ומראה קלונה לכל . Dass aber in der Mischna direkt die Entblössung zum Beischlaf gemeint ist, dafür spricht der Text der der Mischna entsprechenden Tossiftastelle (III): היא הראתח אח בשרה לפיכך כהן קורע חלוקת ומראה קלונה לרבים.",
+ "Mit der Hüfte begann sie zuerst die Sünde. den Beischlaf.",
+ "der Leib. Die Münchener Handschrift hat hier die bessere La.: ירך התחי׳ כעביר׳ ואחר כך בטן לפיכך ילקה ירך תחל׳ ואחר כך בטן „Die Hüfte begann die Sünde, und dann der Leib, darum….“. Ebenso auch der Mischnatext im Jeruschalmi (aber mit ungenauer Genuskonstruktion): הירך התחילה כעברה תחלה ואח״כ הבטן לפיכך ילקה ירך תחלה ואחר כך הבטן.",
+ "darum soll zuerst die Hüfte geschlagen werden und dann der Leib. Dies bezieht sich lediglich auf den Text des Schwures (Num 5, 21), wo zuerst das Schwinden der Hüfte und dann erst das Anschwellen des Leibes erwähnt wird; anders der tatsächliche Vorgang (Num. 5, 22 und 27: Talmud 9 b).",
+ "nicht. Auch die übrigen Körperteile erleiden grässliche Veränderungen, obwohl dies in der Tora nicht ausdrücklich vermerkt ist."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה).",
+ "Simson ging seinen Augen nach. Dies ergibt sich aus Ri. 14, 3: אותה קח לי כי היא ישרה בעיני …. (Talmud 9 b).",
+ "Absalom war stolz auf sein Haar. Leber das reiche Haar des Absalom s. II. Sam. 14, 25 f. Im Mischnatext des Jeruschalmi נתנוה (= נתנאה), Nitpael von נוח (= נאה) „machte sich schön mit seinem Haar“.",
+ "darum blieb er an seinem Haar hängen. II. Sam. 18, 9.",
+ "Und weil er den zehn Kebsweibern seines Vaters beiwohnte. II. Sam. 15, 16 und 16, 22.",
+ "darum durchbohrte man ihn. wörtl: „gab man in ihn“.",
+ "mit zehn Lanzen. לונביות „Lanzen“ verschrieben aus לונכיות, was ed. Lowe auch im Text hat (Münchener Handschrift: נכליות, Fehler für לנכיות). Es ist das griech. λογχή „Lanze“.",
+ "Und es umringten ihn zehn Männer. Im massoretischen Text der Bibel: נערים „Knappen“, was Jeruschalmi, ed. Lowe und die Münchener Handschrift auch in der Mischna haben.",
+ "Waffenträger des Joab…. Die Fortsetzung des Verses, die ed. Lowe auch im Mischnatext hat,: ויכו את אבשלום וימיתוהו.",
+ "Und weil er das Herz dreier. שלשה לבבות „das Herz dreier“ wörtl. drei Herzen.",
+ "stahl. d. i. betrog.",
+ "das Herz seines Vaters. Nach der Auslegung des Jeruschalmi zur Mischna brachte Absalom die zweihundert Leute (II. Sam. 15, 7—11) durch Täuschnng seines Vaters zusammen; diese Leute selbst wären aber angesehene Mitglieder des Gerichtshofes gewesen und auch ihrerseits von Absalom getäuscht worden (vgl. auch Raschi zur Mischna).",
+ "und das Herz des Gerichtshofes. Nach der Auslegung des Jeruschalmi zur Mischna brachte Absalom die zweihundert Leute (II. Sam. 15, 7—11) durch Täuschnng seines Vaters zusammen; diese Leute selbst wären aber angesehene Mitglieder des Gerichtshofes gewesen und auch ihrerseits von Absalom getäuscht worden (vgl. auch Raschi zur Mischna).",
+ "Und es stahl. Im massoretischen Text der Bibel: וַיְגַנֵּב (Piel).",
+ "Und er. Joab."
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+ " Die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes I unterbrechen die zusammenhängende Darstellung, die mit Abschnitt II wieder aufgenommen wird. An der Bestrafung der Sota und im Anschlusse daran an Beispielen aus der Geschichte wird gezeigt, wie die göttliche Fügung ein Vergehen entsprechend bestraft und ebenso auch ein Verdienst entsprechend belohnt (מרה כנגד מרה).",
+ "Mirjam wartete eine Stunde. שעה אחת „eine Stunde“; man gebraucht diesen Ausdruck für: „eine kurze Zeit“.",
+ "Und es stellte sich seine Schwester von ferne . um Mosche zu retten, wie dies auch geschah.",
+ "Und das Volk zog nicht weiter bis Mirjam aufgenommen ward. nach ihrer Heilung vom Aussatz.",
+ "Josef hatte das Verdienst seinen Vater zu begraben. In der Münchener Handschrift der Text: יוסף זכה בעצמות אביו (s. weiter: משה זכה בעצמות יוסף).",
+ "und unter seinen Brüdern gab es keinen Grösseren als er. war er doch der höchste Würdenträger in Aegypten.",
+ "wie es heisst (Gen. 50, 7): „Und es zog hinauf Josef seinen Vater zu begraben…“ (dorts. 9): „Und es zogen mit ihm hinauf sowohl Wagen, als auch Reiter …. Die Zitierung dieses Verses (Gen. 50, 9) — die übrigens im Mischnatext des Jeruschalmi fehlt — geschieht hier wohl, um auf Josefs Grösse hinzuweisen.",
+ "Wer ist grösser als Josef. in der Beziehung, dass (wie weiter erwähnt) ein Grosser sich mit seiner Bestattung befasste (Raschi). Das לנו des Textes ist dat. eth.",
+ "mit ihm. mit seiner Bestattung.",
+ "Mosche hat sich verdient gemacht um die Gebeine Josefs. indem er sie mit sich nahm, um sie zu bestatten.",
+ "und in Israel gab es keinen Grösseren als er. als Führer und Profet. In der Münchener Handschrift der Text: מי לנו גדול מיוסף שלא נתעסק בו אלא משה שאין בישראל גדול ממנו שנאמר ויקח משה את עצמות יוסף עמו.",
+ "Wer ist grösser als Mosche. bzgl. seiner Bestattung (Raschi).",
+ "mit ihm. mit seiner Bestattung.",
+ "beschäftigte sich nur Gott. המקום „Gott“ wörtl. „der Ort“; so wird Gott als Allumfasser genannt (vgl. auch Midrasch rabba zu Gen. 28, 11 ויפגע במקום).",
+ "Und er begrub ihn. Mosche.",
+ "im Tale . Nach der Mischna ist Subjekt von ויקבר Gott (zu ergänzen aus dem vorhergehenden על פי ה׳). Vgl. dagegen die Erklärung R. Ismaels (Sifra zu Num. 6, 13), wonach אותו im Satze reflexivisch zu fassen ist. „Er begrub sich ….“",
+ "Und nicht von Mosche allein sagten sie. die Weisen.",
+ "es. dass Gott sich nach ihrem Tode mit ihnen beschäftigt.",
+ "die Herrlichkeit Gottes wir dich einsammeln. Aggadisch wird hier Jes. 58, 8 auf den Tod der Frommen bezogen und יאספך in der Bedeutung „sammelt dich ein“ genommen. Nach der einfachen Erklärung bedeutet das Wort: „folgt dir nach“."
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+ " s. N. 61.",
+ "Er. der Ehemann. Dies erfolgte aber schon vor dem Kommen der Frau zum Nikanortor (I, 5); vgl. I N. 40.",
+ "brachte ihr Speiseopfer. Num. 5, 15.",
+ "in einem Weidenkorb. vgl. I N. 56 zu חבל מצרי.",
+ "und legte. Dies erfolgte erst nach der Haarauflösung und den andern in I, 6 angegebenen Prozeduren (vgl. N. 2 und I N. 40).",
+ "es auf ihre Hände. Num. 5, 18.",
+ "um sie zu ermüden. Die Frau musste die ganze Zeit hindurch bis zur Darbringung das Speiseopfer in ihren Händen halten. Durch die Ermüdung sollte sie zum Geständnis gebracht werden (Talmud 14 a und b; vgl. I N. 41).",
+ "Alle Speiseopfer beginnen. Nach der Erklärung der Gemara (14 b) ist der Satz בכלי שרת … כל „Alle … Dienstgerät“ nicht wörtlich zu nehmen. Es soll damit nur gesagt sein, dass sonst die Speiseopfer von dem Bringer in einem silbernen oder goldenen Gerät in das Heiligtum gebracht wurden, in Geräten also, die als Dienstgeräte im Heiligtum Verwendung finden könnten. Das Sotaspeiseopfer aber wurde in einem minderwertigen Holzkorb gebracht; ein solcher könnte als Dienstgerät nicht Verwendung finden.",
+ "und enden in einem Dienstgerät. d. i. ein im Heiligtum bei gottesdienstlichen Handlungen zur Verwendung kommendes Gerät.",
+ "und dieses beginnt in einem Weidenkorb und endet in einem Dienstgerät. Vor der Darbringung wurde das Speiseopfer der Sota in ein Dienstgerät getan (III, 1).",
+ "Alle Speiseopfer bedürfen des Öls und des Weihrauchs. Lev. 2, 1.",
+ "und dieses bedarf weder des Öls noch des Weihrauchs. Num. 5, 15. Dieser Satz, dass alle Speiseopfer ausser dem Sotaspeiseopfer des Öls und des Weihrauchs bedürfen, besteht nicht zurecht. Das „Speiseopfer des Sünders“ (מנחת חוטא) wurde nach Lev. 5, 11 ebenfalls ohne Öl und Weihrauch dargebracht. Nach der Erklärung der Gemara (15 a, vgl. Raschi z. St.) ist dieser Satz mit den folgenden Sätzen zusammenzuziehen. Darnach besagen die drei Sätze nur, dass alle anderen Speiseopfer gegenüber dem der Sota wenigstens einen Vorzug hatten; entweder den. dass sie mit Öl und Weihrauch zubereitet wurden oder doch den, dass sie aus feinem Weizenmehl oder feinem Gerstenmehl bestanden. Das „Speiseopfer des Sünders“ entbehrte zwar des Öls und des Weihrauchs, bestand aber aus feinem Weizenmehl; das Omerspeiseopfer bestand zwar (s. weiter) aus Gerstenmehl, aber aus fein gesiebtem und wurde überdies auch mit Öl und Weihrauch zubereitet. Das Speiseopfer der Sota hingegen bestand aus einfachem Gerstenmehl und entbehrte auch des Öls und des Weihrauchs.",
+ "Alle Speiseopfer wurden vom Weizen. nach Ex. 29, 2 (vgl. Raschi).",
+ "gebracht und dieses wurde gebracht von der Gerste. Num. 5, 15.",
+ "Wenn auch das Omer-Speiseopfer. Lev. 23, 10f.",
+ "so wurde es doch gebracht aus gesiebtem. גרש „aus gesiebtem Mehl“, wörtl. Graupen. Das Lev. 2, 14—16 verordnete „Erstlings Speiseopfer“ (מנחת בכורים) ist nach der Tradition identisch mit dem Omer (Lev. 23, 10f.). Nun heisst es Lev. 2, 14 dass dieses Speiseopfer aus גרש „Graupen“ zu bestehen hat, und das soll nach der Tradition lediglich die Art der Mehlbereitung bestimmen. Die Graupen wurden erst in der Graupenmühle enthülst, darauf die Körner gemahlen, und das Mehl durch dreizehn Siebe gesiebt (Mischna Menachot Vl, 7 und X, 4; vgl. zum Ganzen Hoffmann, Das Buch Lev. I. S. 156 ff. zu Lev. 2, 14—16).",
+ "so ist auch ihr Opfer Speise für das Vieh. besteht aus Gerste, die sonst als Viehfutter Verwendung findet."
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+ " Auch die Zubereitung des Wassers erfolgte schon vor dem Führen der Sota zum Nikanortor (I, 5) gleich nachdem der Ehemann das Speiseopfer beigebracht hatte (vorherg. Mischna); vgl. I N. 40 (vgl. auch N. 2).",
+ "Er. der Priester.",
+ "brachte eine neue. Im Mischnatext der beiden Talmude fehlt חדשה „neue“. Es scheint auch der babylonischen Gemara nicht vorgelegen zu haben (vgl. Talmud 15 b und Raschi dorts. sub לא שנד; vgl. noch תוס׳ רעק״א, aber auch הגהות הרש״ש und Mischnakommentar des Maim.) und sicherlich nicht der jerusalemitischen (vgl. Jeruschalmi z. Mischna mit Kommentatoren, gegen מלאכת שלמה). Dass die Schale neu sein muss, wird ausdrücklich von R. Ismael gelehrt (Talmud 15 b und Jeruschalmi z. Mischna). Maim. entscheidet nach dieser Ansicht (הלכות סוטה III, 9).",
+ "irdene. Num. 5, 17.",
+ "Schale. פילי „Schale“ ist das griech. φιάλη.",
+ "und gibt ein halbes Log. Das Log entspricht sechs Eigrössen; vgl. auch Mischna Menachot IX, 3. Diese Massangabe ist mündliche Überlieferung (vgl. Raschi zur angegebenen Mischna Menachot 88 a und תוספות י״ט zu unserer Mischna).",
+ "Wasser aus dem Becken. Dass das Wasser aus dem Becken im Heiligtum (Ex. 30, 18—21) genommen werden muss, ergibt sich aus der Benennung מים קדושים „heiliges Wasser“ (Num. 5, 17; Raschi nach Sifre zum angegebenen Verse).",
+ "So wie er. R. Jehuda.",
+ "ebenso gibt er auch weniger an bezüglich des Wassers. Nach der Ansicht des R. Jehuda wurde auf das Pergamentblatt weniger geschrieben, als nach der Ansicht der anderen Mischnalehrer (s. nächste Mischna); darum gibt er hier auch ein kleineres Mass für das Wasser an, in das die Schirftzüge verlöscht wurden. Die Münchener Handschrift hat den Text: רבי יהודה אומר כשם שממעט בכתב כך ממעט במים „R Jehuda sagt: Sowie er (der Priester) weniger schreibt als die anderen Mischnalehrer lehren), so nimmt er auch weniger Wasser“. Auch nach dem vorliegenden Texte kann der Satz במים … כשם als noch zur Rede des R. Jehuda gehörend erklärt werden.",
+ "Dann ging er. der Priester.",
+ "Und eine Marmoltafel. טבלא „Tafel“ ist das latein. tabula.",
+ "[lag darauf] und ein Ring war an ihr befestigt. um sie hochzuheben.",
+ "nimmt er Staub von unter ihr und gibt soviel. vom Staub in das Wasser.",
+ "soll der Priester nehmen und zum Wasser geben. In dem angeführten Vers heisst es ונתן אל חמים „er soll ihn geben zum Wasser“ (nicht במים „in’s Wasser“), woraus hervorgeht, dass der Staub sichtbar sein muss (vgl. Raschi). In das Wasser wurde übrigens auch etwas Bitterschmeckendes getan (Talmud 20 a)."
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+ [
+ " Noch vor dem Schreiben des Fluchtextes musste die Beschwörung der Sota erfolgen (vgl. Num. 5, 19—23 und Talmud 17 b). In II, 5 ist nun nicht von der Beschwörung als solcher die Rede, so dass hier die Reihenfolge der Vorprozeduren vor dem Trinken nicht eingehalten wäre, sondern es wird dort lediglich im Anschluss an die letzten Worte der Mischna II, 3 gedeutet, worauf sich das doppelte „Amen“ (Num. 5, 22) bezieht. Im Jeruschalmi zu unserer Mischna wird übrigens eine Meinunggverschiedenheit der beiden Amoräer R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch überliefert; nach Ansicht des einen wurde erst die Beschwörung vorgenommen und dann der Fluchtext aufgeschrieben, nach der des anderen aber war die Reihenfolge die umgekehrte (vgl. zum Ganzen תוספות י״ט).",
+ "Kommt er. Das לו des Testes ist dat. eth.",
+ "nun die Rolle. d. i. das Pergamentblatt, auf das der zu verlöschende Text geschrieben wurde (s. nächste Mischna). [„Mit מגלה bezeichnet man einen einzelnen Abschnitt oder ein Stück der heiligen Schrift; vgl. Talmud Gittin 60 a und Raschi dorts. sub מגלה; חידושי הרש״ש zu Midrasch rabba Deut. VIII, 3 sub litt (ה) (ed. Room)“. Aus dem handschriftlichen Nachlass des Rabb. Dr. M. Petuchowski ז״ל].",
+ "zu schreiben. Num. 5, 23.",
+ "Amen Amen. Er schreibt also: Num. 5, 19 von … אם angefangen, Vers 20, Vers 21 von … יתן angefangen. Vers 22 bis ירך incl. Diese Ansicht in der Mischna bezieht האלות האלה „diese Flüche“ (Num. 5, 23) auf die vorher in der Tora erwähnten Beschwörungen und Verfluchungen, ohne die den Text unterbrechenden Worte (Talmud 17 b).",
+ "Er machte keine Unterbrechung. Man schrieb von Num. 5, 19 … אם angefangen ohne Unterbrechung bis zum Ende von Vers 22. R. Jose nimmt also את האלות „die Flüche“ (Num. 5, 23) in weiterem Sinne.",
+ "Er schreibt überhaupt. כל עצמו „überhaupt“ von עצם wörtl. „Gebein“ übertragen: „Hauptsache“; verstärkt durch כל adverbiell „überhaupt“; (vgl. עקר „Hauptsche“ כל עקר „überhaupt“).",
+ "Amen. Nach der Ansicht des R. Jehuda wurde lediglich geschrieben: Num. 5, 21 von … יתן angefangen und Vers 22 bis ירך incl. R. Jehuda bezieht האלות האלה „diese Flüche“ (Num. 5, 23) lediglich auf die positiv ausgedrückten Verwünschungen in den vorhergehenden Versen, ohne den bedingenden Vordersatz (Talmud 17b)."
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+ "Er schreibt. den Fluchtext.",
+ "weder auf eine Tafel. aus Holz.",
+ "noch auf Papier. aus Pflanzenstoffen bereitet. Die Etymologie des Wortes ניר „Papier“ ist unklar.",
+ "noch auf Rohleder. דפתרא „Rohleder“ ist das griech. διφϑέρα. Es ist dies eine mit Salz und Mehl bearbeitete, aber noch nicht mit Galläpfeln behandelte Tierhaut, die daher zum Schreiben noch nicht gut geeignet ist.",
+ "sondern auf eine Rolle. s. N. 33.",
+ "auf ein Schriftblatt. Unter ספר ist hier ein Pergamentblatt zu verstehen (vgl. Raschi und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Und er schreibt weder mit Gummi. קומוס „Gummi“ ist das griech. ϰόMMε.",
+ "noch mit Vitriol. קנקנתום „Vitriol“ wohl verschrieben für קנקנתוס ist das griech. χαλϰανϑος (Mit Ausgleichung des ל an das נ). Im Jeruschalmi: קלקנתוס.",
+ "die einätzt. wie die beiden genannten Materialien.",
+ "sondern mit Tinte. „schwarzer, aus Russ, Harz und Honig gekneteter und gepresster Teig, der vor dem Gebrauch in Galläpfelbrühe aufgelöst wurde“. (Mischnajot, Moed ed. Baneth S. 440 N. 13). Die Tinte durfte hier auch keinerlei Zusatz von Vitriol erhalten (Talmud 20 a und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "die verlöscht werden kann. ohne Hinterlassung einer Spur, was nur bei Verwendung von Tinte der Fall ist."
+ ],
+ [
+ " s. N. 31.",
+ "Amen. und worauf wurde die Sota beschworen.",
+ "auf den Fluch. d. h. auf den mit dem Fluch verbundenen Eid (Num. 5, 21 f.).",
+ "auf den Schwur. d. h. auf den Eid ohne Fluch (Num. 5, 19).",
+ "bezüglich dieses Mannes. bezüglich dessen sie verwarnt wurde.",
+ "bezüglich eines anderen Mannes. Die Frau wird beschworen, dass sie auch mit keinem anderen Manne die Treue gebrochen hat.",
+ "dass ich weder als Verlobte. Unter ארוסה „Verlobte“ ist eine durch קידושין Angetraute zu verstehen, die vom Gatten noch nicht heimgeführt (נישואין) ist. Wenn eine ארוסה mit einem anderen Mann Umgang pflegt, bedeutet dies einen Ehebruch und die Ehe muss gelöst werden. Bei einer ארוסה selbst aber findet keine Sotauntersuchung statt (vgl. IV, 1); dennoch wird die Sota auch für diese Zeit beschworen.",
+ "noch als Verheiratete. nach den נישואין (s. vorherg. Note).",
+ "noch als auf den Levir Wartende. Wenn der Mann die Sota als Witwe nach dem kinderlos verstorbenen Bruder geehelicht hatte, wird sie hier auch für die Zeit beschworen, da sie שומרת יבם war, d. h. nach dem Tode des Gatten noch nicht wusste, ob sie vom Schwager geehelicht wird oder die Chaliza empfangen wird (vgl. Deut. 25, 5—9); bei einer solchen שומרת יבם selbst kann aber eine Sotauntersuchung nicht stattfinden (vgl. IV, 1). Dieser Passus der Mischna ist der Ansicht, dass die שומרת יבם, wenn sie mit einem anderen Mann Umgang pflegt, für den Schwager zur Verehelichung verboten wird. Da aber nach der Halacha der Schwager eine solche שומרת יבם heimführen darf, so wird die Sota darnach gemäss den Schlussworten der nächsten Mischna für diese Zeit nicht beschworen (Talmud 18 b, vgl. Maim. הלכות סוטה IV, 17).",
+ "noch als Heimgeführte. d. h. nach der Heimführung durch den Levir, die durch Begattung erfolgt (Deut. 25, 5).",
+ "abgewichen bin. d. h. die Treue gebrochen habe (nach Num. 5, 12 בי שטית). Dass die Sota auch bezüglich jedes Mannes, nicht nur bezüglich dessen. auf dem der Verdacht ruht, und für alle die vorhergenannten Zeiten beschworen wird, wird aus dem doppelt gesprochenen „Amen“ (Num. 5, 22) gelehrt (vgl. dazu Tossafot Kidduschin 27 b sub אמן). Es liegt also ein Fall vor, „dass ein zur Leistung kommender Eid auch auf Gegenstände erweitert wird, die ihn ursprünglich nicht veranlasst hatten, ja sogar auf solche, die einen Eid gar nicht selbständig hätten hervorrufen können. Der Ehemann hatte die Frau nur in Beziehung auf einen bestimmten Mann in Verdacht. Da sie sich von diesem Verdacht durch einen Eid zu reinigen hat, so wird in den Eid auch jeder andere Ehebruch eingeschlossen, hinsichtlich dessen kein bestimmter Verdacht vorliegt, ja, er wird sogar auf Zeiten ausgedehnt, deren etwaige Vorgänge selbständig gar keinen Reinigungseid hätten veranlassen können. Diese Eideseweitrerung heisst גלגול שבועה …“ (Hirsch, Pentateuch zu Num. 5, 22).",
+ "dass ich mich nicht verunreinigt habe. d. h. die Ehe gebrochen (vgl. I N. 16).",
+ "dann soll es. das Fluchwasser (Num. 5, 22).",
+ "in mich kommen. Der Satz: בי … אמן „Amen, … kommen“ ist die Erklärung zum einleitenden אמן על האלה אמן על השבועה. (Im Mischnatext des Jeruschalmi und ed. Lowe folgt er demgemäss auf diese einleitenden Worte). Das אמן שלא נטמאתי ist das אמן על השבועה (s. N. 53), das ואם נטמאתי יבואו בי ist das אמן על האלה (s. N. 52 vgl. Raschi).",
+ "dass ich mich nicht verunreinigen werde. Nach der Ansicht des R. Meïr nimmt die Frau auch für die Zukunft die Fluchbeschwörung auf sich. Die die Mischna erläuternde Boraita (zitiert Talmud 18 b) erklärt dies mit den Worten: לא כשאמר ר׳ מאיר אמן שלא אטמא שאם תטמא מים בודקין אותה מעכשיו אלא לכשתטמא מים מעיערין אותה ובודקין אותה; d. h. das Wasser, das die Sota jetzt trinkt, soll, wenn sie in Zukunft die Ehe bricht, dann (nicht etwa schon jetzt) seine Wirkung tun. (Vgl. Raschi z. St.; vgl. auch Tossifta II und Jeruschalmi zur Mischna) (Ed. Lowe hat als selbständigen Mischnasatz im Anschluss an diese Mischna im Texte: שהיה ר׳ מאיר אומר או את שניטמאת חמים בודקים אותה עת שניטמאת המים מעדרין עליה ובודקין אותה. Es ist dies der durch Fehler stark verunstaltete Text der zitierten Boraita). Maim. (הלכות סוטה IV, 17) entscheidet nach der Ansicht des R. Meïr. ברטנורה jedoch schreibt zur Mischna: Die Halacha ist nicht wie R. Meïr."
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+ "Alle stimmen darin überein. הכל שוין „Alle stimmen darin überein“ wörtl.: „alle sind gleich“; d. h. in der Beziehung gibt es keine Meinungsverschiedenheit.",
+ "dass er. der Priester.",
+ "mit ihr keine Bedingung macht. d. h. in der Beschwörung nicht Bezug nimmt. מתנה „Bedingung macht“ wegen der einleitenden Worte der Beschwörung (Num. 5, 19: ואם לא שטית ,אם לא שכב; Vers 20: וכי נטמאת, וכי שטית).",
+ "bevor sie sich verlobt hat. Der Verkehr eines noch unverlobten Mädchens mit einem Manne macht ihre Verehelichung mit einem anderen nicht zu einer religionsgesetzlich verbotenen. Es wird daher gemäss den Schlussworten der Mischna auf die Zeit vor der Verlobung in der Sotabeschwörung kein Bezug genommen.",
+ "so machte er. der Priester.",
+ "mit ihr keine Bedingung. Der Satz עמה … נסתרה „Hat … Bedingung“ stellt die Erklärung zu dem vorhergehenden ולא על מאחר שתתגרש dar. Die Tora verbietet die Zurücknahme der geschiedenen Frau nur dann, wenn sie nach der Scheidung von einem anderen Manne ordnungsgemäss geehelicht wurde, nicht aber, wenn sie lediglich mit einem anderen Manne Umgang gepflegt hat (Deut. 24, 1—4). Es wird daher gemäss den Schlussworten der Mischna in der Beschwörung der Sota auf die Zeit nach der Scheidung und vor der Zurücknahme kein Bezug genommen. Nach Raschi bedeutet das Ganze: In der Beschwörung der Sota wird nicht Bezug genommen auf die Zeit, da der Ehemann etwa in der Zukunft sie scheidet nnd dann wieder zurücknimmt. Die einleitenden Worte der Mischna הכל שוין „Alle stimmen darin überein“ sollen darnach besagen: Obwohl R. Meïr in der vorhergehenden Mischna lehrt, dass die Sota auch für die Zukunft beschworen wird, so gibt er doch zu, dass sich die Beschwörung nicht zu beziehen hat auf die Zeit nach einer etwa noch erfolgenden Scheidung und vor der nachherigen Zurücknahme. (Die Perfecta נטמאת ,נסתרה und החזירה sind darnach als futura exacta zu fassen; vgl. hingegen תוספות י״ט und מלאכת שלמה, die beide erklären, dass Raschi ein Text ותסתר ותטמא ואחר כך יחזירנה vorgelegen habe). ברטנורה u. a. erklären aber, dass dieser Satz wie das vorhergehende על קדם שתתארס sich ebenfalls auf die Vergangenheit bezieht: Hatte der Ehemann seine Frau nach der Scheidung zurückgenommen und wird sie dann zur Sota, so wird diese bei der Beschwörung nicht auch für die Zeit nach der Scheidung und vor der Zurücknahme beschworen. Darnach schliesst das einleitende הכל שוין allerdings nicht so passend an das Vorhergehende an wie nach der Erklärung Raschis. Im übrigen sind die Worte נסתרה und ונטמאת hier nicht genau zu nehmen; hier handelt es sich ja lediglich um eine Begattung überhaupt, nicht gerade um eine im Verborgenen erfolgte und nicht um eine „Verunreinigung“ (I N, 16), durch die die Zurücknahme der Geschiedenen religionsgesetzlich verboten würde. Zum Ausdruck מתנה vgl. N. 67.",
+ "ihm. dem Ehemann.",
+ "nicht verboten wird. zur Ehe resp. Wiederverheiratung, wie in den beiden genannten Fällen קדם שתתארס resp. מאתר שתתגרש .",
+ "machte er. Zum Ausdruck מתנה vgl. N. 67. Umgekehrt wird in der Beschwörung wohl Bezug genommen auf alle wenn auch im Vorhergehenden nicht genannten Fälle, da die Frau zur Ehelichung resp. Wiederverehelichung durch den Verkehr mit einem anderen Manne ungeeignet wird. So wird die Sota, wenn sie ursprünglich vom Schwager nach dem Tode des Bruders geehelicht ward, beschworen, dass sie nicht noch zu Lebzeiten des ersten Gatten die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch für die Leviratsehe ungeeignet würde, indem auch die erste Ehe hätte gelöst werden müssen (vgl. auch I, 2 und dorts. N. 19); ebenso auch wird sie, wenn sie ursprünglich nach Scheidung vom Gatten wieder zurückgenommen ward, jetzt als Sota beschworen, dass sie nicht während der ersten Ehe vor der Scheiduug noch die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch zur Fortsetzung jener Ehe und damit auch zur Wiederverehelichung ungeeignet würde. Ebenso wird nach der Ansicht des R. Meïr die Sota beschworen, dass sie, wenn der Gatte sie in der Zukunft scheidet und dann wieder zurücknimmt, nicht nach der Zurücknahme die Ehe brechen wird (Talmud 18 b, vgl. תוספות י״ט).",
+ "mit ihr keine Bedingung. Zum Ausdruck מתנה vgl. N. 67. Umgekehrt wird in der Beschwörung wohl Bezug genommen auf alle wenn auch im Vorhergehenden nicht genannten Fälle, da die Frau zur Ehelichung resp. Wiederverehelichung durch den Verkehr mit einem anderen Manne ungeeignet wird. So wird die Sota, wenn sie ursprünglich vom Schwager nach dem Tode des Bruders geehelicht ward, beschworen, dass sie nicht noch zu Lebzeiten des ersten Gatten die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch für die Leviratsehe ungeeignet würde, indem auch die erste Ehe hätte gelöst werden müssen (vgl. auch I, 2 und dorts. N. 19); ebenso auch wird sie, wenn sie ursprünglich nach Scheidung vom Gatten wieder zurückgenommen ward, jetzt als Sota beschworen, dass sie nicht während der ersten Ehe vor der Scheidung noch die Ehe gebrochen hat, da sie dadurch zur Fortsetzung jener Ehe und damit auch zur Wiederverehelichung ungeeignet würde. Ebenso wird nach der Ansicht des R. Meïr die Sota beschworen, dass sie, wenn der Gatte sie in der Zukunft scheidet und dann wieder zurücknimmt, nicht nach der Zurücknahme die Ehe brechen wird (Talmud 18 b, vgl. תוספות י״ט)."
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+ "Er. der Priester (vgl. Jeruschalmi z. St. und Tossafot 19 a s. v. היה נוטל).",
+ "legte es in ein Dienstgerät. s. II, 1.",
+ "Und der Priester legte seine Hand unter ihre und schwang es. Num. 5, 25. Das Speiseopfer wurde in horizontaler Richtung von sich und zu sich bewegt (מוליך ומביא) und ferner in vertikaler Richtung gehoben und gesenkt (מעלה ומוריד; vgl. Sifre zu Num. 5, 25 und Mischna Menachot V, 6). Dass die Sota, für die das Speiseopfer dargebracht wird, zusammen mit dem Priester die Schwingung ausführt, wird aus der Vorschrift über die Schwingung beim Friedensopfer Lev. 7, 30 hergeleitet (Talmud 19 a)."
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+ "brachte es heran. an den südwestlichen Winkel des Altars (Talmud 14 b).",
+ "hob den Komez. eine Handvoll des Mehls.",
+ "ab und liess ihn aufdampfen. Num. 5, 26.",
+ "Und der Rest wird von den Priestern gegessen. nach Lev. 6, 9.",
+ "Er liess sie aber erst trinken und dann erst brachte er ihr Speiseopfer dar. Also noch bevor die eingangs erwähnte Schwingung, Heranbringung etc. stattfand, musste schon die Frau das Fluchwasser trinken. Dies ergibt sich aus Num. 5, 24, wo schon vom Trinken die Rede ist, während die Darbringung des Speiseopfers erst in V. 25 f. verordnet ist (Talmud 19 b). Nach dieser Ansicht entscheidet auch die Halacha. Übrigens ist nach Jeruschalmi z. St. auch nach dieser Ansicht geschehenenfalls das Speiseopfer tauglich, wenn die umgekehrte Reihenfolge eingehalten wurde (vgl. Maim. הלבות סוטה III, 15 und IV, 14).",
+ "Und dann lasse er die Frau das Wasser trinken. Und schon vorher, in V. 25, ist vom Speiseopfer die Rede.",
+ "so ist es dennoch tauglich. Von vornherein soll aber das Speiseopfer noch vor dem Trinken dargebracht werden."
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+ "bevor noch die Rolle. mit dem Fluchtext, vgl. II, 3.",
+ "verlöscht wurde. in das Flachwasser (Num 5. 23).",
+ "Ich trinke nicht. und umsomehr wenn sie ihre Schuld gesteht.",
+ "dann wird ihre Rolle geheim verwahrt. so wie jeder heilige Schrifttext, der unbrauchbar geworden ist, verwahrt wird, um ihn vor verächtlicher Behandlung zu schützen (Raschi z. St.).",
+ "und ihr Speiseopfer auf die Asche. auf den Aschenhaufen (בית הדשן), der sich in der Vorhalle des Heiligtums befand, wo auch sonst untauglich gewordene Opfergaben verbrannt wurden (vgl. Zebachim 104 b).",
+ "verstreut. und verbrannt (s. Mischna 6). Die Prozedur wird nicht fortgsetzt; die Ehe der Sota muss gelöst werden (vgl. auch I, 3 und 5; IV, 2).",
+ "damit eine andere Sota trinken zu lassen. Denn nach Num. 5, 30: ועשה לה הכהן את כל התורה הזאת muss die Rolle besonders für die betreffende Sota geschrieben werden (כתיבה לשמה; Talmud 20 b).",
+ "Ist die Rolle bereits verlöscht worden. in das Flachwasser (Num 5. 23).",
+ "Ich bin unrein. Sie gesteht, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „unrein“ vgl. I N. 16).",
+ "dann wird das Wasser ausgegossen und ihr Speiseopfer auf die Asche. in das Flachwasser (Num 5. 23).",
+ "verstreut. und verbrannt (s. Mischna 6). Die Prozedur wird nicht fortgsetzt; die Ehe der Sota muss gelöst werden (vgl. auch I, 3 und 5; IV, 2).",
+ "Ich trinke nicht. ohne ihre Schuld zu gestehen.",
+ "dann nötigt man sie. מערערים „man nötigt“ sie, wörtl. „man lässt sie gurgeln“.ערער = גרגר (vgl. גרגרת „Gurgel“, Kohut, Aruch completum, s. v. ער).",
+ "und lässt sie gegen ihren Willen trinken. Dies wird aus der nochmaligen Wiederholung: והשקה in Num. 5, 27 gefolgert (Talmud 19 b)."
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+ "Noch ist sie nicht mit dem Trinken fertig. das Fluchwasser.",
+ "da wird. wenn sie schuldig ist. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Simon, wonach erst nach der Darbringung des Speiseopfers das Trinken erfolgte (s. Mischna 2); nach der anderen Ansicht (dorts.), wonach das Speiseopfer erst nach dem Trinken dargebracht wurde, stellt sich die böse Wirkung des Trunkes erst nach der Darbringung des Speiseopfers ein (Talmud 20 b).",
+ "ihre Augen treten hervor und ihre Adern schwellen an. והיא מתמלאת גידין „und ihre Adern schwellen an“, wörtl. „und sie wird voll Adern“.",
+ "damit sie nicht die Halle. die Frauenhalle (עזרת נשים). Das Nikanortor, wo die Sota das Fluchwasser trinkt, führt von der Frauenhalle in den Vorhof der Israeliten (עזרת ישראל) vgl. I, 5.",
+ "verunreinige. wenn sie infolge des Schreckens zu menstruieren beginnt; die Menstruierende darf nämlich den Tempelberg und die Frauenhalle nicht betreten (Talmud dorts).",
+ "auf. חולה „schob auf“ wörtl: „hängte, hielt in Schwebe“.",
+ "wenn sie trinken muss. als Sota.",
+ "dass das Verdienst ihr den Aufschub bewirkt. „Wenn sie trinkt und nicht sogleich stirbt, soll sie wissen, dass ihr die Strafe noch bevorsteht und nicht glauben, dass das Wasser keine Wirksamkeit hat“ (so תפארת ישראל).",
+ "als. Das Wort: כאלו „ist es so, als…“ fehlt im Mischnatext des Jeruschalmi und auch der babylonischen Gemara (21 b) ist es im Mischnatext nicht vorgelegen (vgl. תוספות י״ט). Der vorliegende Text ist auf Grund der Gemara (dorts.) korrigiert.",
+ "lehrte er sie Ausgelassenheit. Sie wird, da ihr Sinn auf Ausschweifung gerichtet ist (s. weiter in der Mischna), durch ihre vermehrte Kenntnis nur Mittel finden, im Geheimen zu sündigen (Talmud dorts. und Raschi z. St. s. v. כאילו).",
+ "Lieber ist einer Frau nur ein Kab. Hohlmass für Trockenes.",
+ "und Ausgelassenheit als neun Kab und Enthaltsamkeit. Der Sinn des Satzes ist: Eine Frau begnügt sich mit Wenigem, wenn sie nur nicht in geschlechtlicher Enthaltsamkeit leben muss.",
+ "Ein törichter Frommer. der aus übertriebenem Eifer das Wichtige über das weniger Wichtige vergisst (Talmud 21 b).",
+ "ein schlauer Bösewicht. der seine Schlechtigkeit zu verbergen weiss (dorts.).",
+ "und ein frömmelndes Weib. eine Scheinheilige (Talmud 22a und Raschi z. St. s. v. כגון יוכני בת רטיבי).",
+ "und die Schläge der Peruschim. פרושין „Pharisäer, Abgesonderte“. Die „Schläge der Peruschim“ sind die unnützen Selbstquälereien und Erschwerungen scheinheiliger Überfrommer (vgl. Talmud 22 b und Maim. Mischnakommentar). Nach Jeruschalmi (zur Mischna) sind darunter die Schädigungen anderer durch die Scheinheiligen zu verstehen.",
+ "die sind die Zerstörer. מכלי „Zerstörer“. Im Mischnatext des babylonischen Talmud מבלי von gleicher Bedeutung."
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+ "dann schwächst. מדהה „schwächst“ wörtl. „verdunkelst, macht blass“. In der Münchener Handschrift and ed. princ. מרחה „verdrängst“ (?).",
+ "sondern verkümmert immer mehr und am Ende stirbt sie jenen Tod. den von der Tora (Num. 5, 27; וצבתה בטנה ונפלה ירכה) ihr in Aussicht gestellten Tod (vgl. auch I, 7)."
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+ [
+ "noch bevor es durch das Gerät. durch das Hineintun in das Dienstgerät (s. Mischna 1).",
+ "dann ist es so wie alle Speiseopfer. die, bevor sie in das Dienstgerät getan wurden, unrein wurden.",
+ "dann ist es so wie alle Speiseopfer. die nach der Heiligung durch das Dienstgerät unrein wurden.",
+ "und wird verbrannt. Bevor ein Speiseopfer in das Dienstgerät getan wird, gilt es nicht als heilig an sich (קדושת הגוף), sondern lediglich sein Geldwert ist heilig (קדושת דמים); es kann daher im Falle der Verunreinigung ausgelöst und für profane Zwecke verwendet werden. Für den Erlös wird dann ein neues Speiseopfer angeschafft. Ein nach der Heiligung durch das Dienstgerät unrein gewordenes Speiseopfer muss jedoch am Aschenhaufen (s. Mischna 3 und N. 15) verbrannt werden; eine Auslösung ist dann nicht mehr möglich (vgl Mischna Menachot XII, 1).",
+ "Ich bin unrein für dich. Sie gesteht, dass sie die Ehe gebrochen hat (zum Ausdruck „unrein“ vgl. I N. 16).",
+ "dass sie unrein ist. dass sie die Ehe gebrochen hat.",
+ "und wenn ihr Mann sie auf dem Wege. zum Gerichtshof (vgl. I, 4).",
+ "begattet hat. In allen den genannten Fällen findet die Prozedur keine Fortsetzung und wird die Ehe gelöst (s. N. 16, vgl. I, 3 und IV, 2).",
+ "Ferner werden die Speiseopfer der mit Priestern verheirateten Frauen verbrannt. nachdem der Komez (die Handvoll) auf dem Altar dargebracht worden ist, wird der Rest (שירים) verbrannt (in den vorher genannten Fällen wird das ganze Speiseopfer verbrannt). Dieser Rest darf hier (nach Lev. 6, 16) nicht wie sonst von den Priestern gegessen werden, da das Speiseopfer vom Manne der Sota, der selbst ein Priester ist, dargebracht wurde, andererseits aber wird dieses Speiseopfer nicht in seiner Gänze als „Speiseopfer eines Priesters“ (מנחת כהן) betrachtet, das (nach dem angeführten Verse) gänzlich auf dem Altar dargebracht werden muss; denn der für die Sota abzuhebende Komez gilt als von ihr dargebracht. Nun bestimmt die Tradition auf Grund des Verses Lev 2, 11: כי כל שאור וכל דבש לא תקטירו ממנו אשה לה׳, dass ebenso wie aller Sauerteig und aller Honig auch all dasjenige nicht geopfert werden darf, wovon das Feueropfer bereits schon geopfert oder schon abgesondert wurde (כל שממנו אשה לה׳). Darnach darf der Rest, der nach der Abhebung des Komez noch geblieben ist und der nach Obigem nicht für den Altar bestimmt ist, überhaupt nicht auf dem Altar geopfert werden. Er muss daher verbrannt werden. Wo diese Verbrennung geschieht, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten. Nach der Ansicht des R. Elieser durfte dieser Rest nur als Opfer nicht auf den Altar gebracht werden, wohl aber wurde er einfach als Brennstoff auf dem Altar verbrannt. Das angeführte Verbot in Lev. 2, 11 erfährt nach seiner Ansicht im folgenden Vers 12 ואל המזבח לא יעלו לריח ניחוח in dieser Richtung eine Einschränkung. Nach der Ansicht der anderen Lehrer aber wird auch dieser Rest auf dem Aschenhaufen verbrannt (Talmud 23 a und b). Die Halacha entscheidet nach dieser letzteren Ansicht (vgl. Maim. הלכות סוטה IV, 15). Übrigens gilt das Obige für sämtliche Speiseopfer, die eine Priestersgattin bringt, da ja die Habe der Frau nach jüdischem Rechte als Besitz des Gatten betrachtet wird (vgl. Raschi 23a s. v. ומנחותיהן נשרפות, Tossafot dorts. sub כל הנשואות und Maim. הלכות מעשה קרבנות XII, 12)."
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+ "Das Speiseopfer der Tochter eines Israeliten. eines Nichtpriesters.",
+ "wird verbrannt. s. N. 48.",
+ "die mit einem Israeliten. einem Nichtpriester.",
+ "gegessen. nämlich der Rest, nachdem der Komez auf dem Altar dargebracht worden ist. Dasselbe gilt auch für die ledige, geschiedene oder verwitwete Priesterstochter. Denn das Gesetz Lev. 6, 16, wonach das „Speiseopfer des Priesters“ ganz auf dem Altar dargebracht wird, gilt nur für männliche Priester (Talmud 23 b).",
+ "Welche Unterschiede bestehen zwischen Priester und Priesterstochter. Im Anschluß an den vorhergehenden Satz stellt hier die Mischna noch andere Unterschiede in den gesetzlichen Bestimmungen für Priesterstochter und Priester zusammen.",
+ "Das Speiseopfer einer Priesterstochter wird gegessen. wenn sie nicht mit einem Priester verehelicht ist; s. N. 52.",
+ "das eines Priesters wird nicht gegessen. sondern gänzlich geopfert (nach Lev. 6, 16).",
+ "ein Priester wird nicht entweiht. Der geschlechtliche Umgang mit einem ihr zur Ehe verbotenen Mann schließt die Priesterstochter für immer vom Genuß der Priesterhebe und, ebenso wie jede Frau, von der Verehelichung mit einem Priester aus; der Priester aber bleibt nur für die Zeit, da er mit der ihm verbotenen Frau zusammenlebt, vom Priesterdienst ausgeschlossen (vgl. auch Mischna Bechorot VII, 7).",
+ "ein Priester darf sich an Toten nicht verunreinigen. Das Verbot, sich an Toten zu verunreinigen Lev. 21, 1: בעמיו אמר אל הכהנים … בני אהרן לנפש לא יטמא gilt nur für die männlichen Priester (Talmud 23 b.)",
+ "Ein Priester darf Hochheiliges. den Rest der Speiseopfer und die zum Genusse der Priester bestimmten Teile der Sünd- und Schuldopfer.",
+ "eine Priesterstochter darf Hochheiliges nicht essen. Beim Hochheiligen heißt es ausdrücklich in Lev. 6, 11; 22 und 7, 6, daß nur die männlichen Priester es genießen."
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+ "Welche Unterschiede bestehen zwischen Mann und Frau. Im Anschluß an die Zusammenstellung von Unterschieden in den gesetzlichen Bestimmungen für Priesterstochter und Priester in der vorhergehenden Mischna werden jetzt Unterschiede in den gesetzlichen Bestimmungen für Mann und Frau überhaupt zusammengestellt.",
+ "Der Mann läßt wild wachsen das Haar und reißt seine Kleider ein. Wenn er aussätzig ist (Lev. 13, 45). Die obige Übersetzung entspricht der Ansicht des R. Eliëser, wonach וראשו יהיה פרוע im angeführten Verse bedeutet: Sein Haupthaar soll wild wachsen. Nach der Ansicht des R. Akiba aber bedeutet פרוע auch die Entblößung von der gewöhnlichen Kopfbedeckung (vgl. Moed Katan 15a und dorts. Tossafot sub וראשו).",
+ "die Frau aber läßt das Haar nicht wild wachsen und reißt ihre Kleider nicht ein. Lev. 13, 44: איש צרוע הוא schließt die Frau von dieser Vorschrift aus (Talmud 23 b).",
+ "die Frau aber kann ihrem Sohne kein Nasirgelübde auferlegen. Dieser Satz der Mischna findet sich mit näherer Erklärung in Mischna Nasir IV, 6; vgl. S. 268 f. und dorts. N. 45 ff.",
+ "die Frau aber kann die Scheropfer für das Nasirat ihres Vaters nicht darbringen. Auch dieser Satz findet sich mit näherer Erklärung in Mischna Nasir IV, 7; vgl. S. 269 f. und dorts. N. 51 ff.",
+ "Der Mann kann seine Tochter verkaufen. als Magd, solange sie minderjährig ist.",
+ "die Frau aber kann ihre Tochter nicht verkaufen. Ex. 22, 16: וכי ימכר איש את בתו לאמה räumt dieses Recht nur dem Vater ein (Talmud 23 b).",
+ "Der Mann kann seine Tochter verehelichen. ohne ihre Zustimmung, solange sie noch nicht geschlechtsreif (בוגרת) geworden ist.",
+ "die Frau aber kann ihre Tochter nicht verehelichen. Deut. 22, 16: את בתי נתתי לאיש הזה … ואמר אבי הנער zeigt, daß nur der Vater dieses Recht hat (Talmud 23b; vgl. dorts. Tossafot sub שנאמר את בתי).",
+ "Der Mann. der zur Steinigung Verurteilte.",
+ "die Frau aber wird nicht nackt gesteinigt. Dies ist die Meinung der Weisen in Mischna Sanhedrin VI, 3. Wenn auch durch das Kleid der Eintritt des Todes verzögert wird, so würde doch die Schande die Frau noch mehr quälen (Jeruschalmi zur Mischna; Babli 8a und dorts. Tossafot sub האיש נסקל ערום; Sanhedrin 45a und dorts. Tossafot sub הא אותה בכסותה).",
+ "Der Mann wird gehängt. nach der Steinigung.",
+ "die Frau aber wird nicht gehängt. Dies ist die Ansicht der Weisen in Mischna Sanhedrin VI, 4. Es folgt dies aus Deut. 21, 22 … ותלית אתו … וכי יהיה באיש חטא (Talmud 23b; vgl. dorts. Tossafot sub ותלית אותו ולא אותה).",
+ "Der Mann wird wegen Diebstahls verkauft. als Knecht, wenn er nicht bezahlen kann.",
+ "die Frau aber wird wegen Diebstahls nicht verkauft. Denn es heißt Ex. 22, 2 ונמכר בגנבתו, wodurch die Frau ausgeschlossen wird ( בגנבתו ולא בגנבתה, Talmud 23 b)."
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+ "Eine Verlobte. Die dem Gatten durch קידושין Angetraute, aber noch nicht von ihm Heimgeführte. Wenn eine ארוסה mit einem anderen Manne Umgang pflegt, gilt dies als Ehebruch.",
+ "und eine auf den Levir Wartende. eine Frau, die nach dem Tode des kinderlos verstorbenen Gatten entweder vom Levir als יבמה geehelicht werden soll, oder die Chaliza vollziehen soll (Deut. 25, 5—9), falls der Levir sie verwarnt hat.",
+ "ausgenommen die Verlobte und die auf den Levir Wartende. Die nachdrückliche Betonung אשה תחת אישה besagt, daß nur bei einer durch die Heimführung vollständig vollzogenen Ehe die Sotauntersuchung stattfindet. Obwohl bei den genannten Frauen eine solche nicht stattfindet, werden sie trotzdem, wie dies aus der Schrift abgeleitet wird (Talmud 24 a), verwarnt. Die Außerachtlassung der Verwarnung hat hier die Folge, daß die Heimführung nicht erfolgen darf, und die durch קידושין vollzogene Ehe der ארוסה durch Scheidung gelöst werden muß. Hierbei verliert die Sota den Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages. Die Mischna ist danach auch hier (so wie II, 5, vgl. S. 315, N. 58) der Ansicht, daß die שומרת יבם, wenn sie von einem andern Manne begattet wurde, dem Levir zur Heimführung verboten wird (vgl. תוספות שאנץ). Nach Raschi kann jedoch die Mischna auch der Ansicht sein, daß der Schwager trotzdem eine solche Frau ehelichen darf. Die Mischna besagt dann lediglich, daß die שומרת יבם den Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages verliert, wenn der Schwager eine Frau, die seine Verwarnung außer acht gelassen hat, nicht heiraten will.",
+ " In den folgenden Fällen findet eine Sotauntersuchung deshalb nicht statt, weil die zwischen den genannten Personen geschlossenen Ehen verboten sind und durch Scheidung gelöst werden müssen. Bei Lösung einer solchen Ehe verliert aber die Frau, wenn sie nicht als Sota geschieden wird, nicht den Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages (Mischna Ketubot XI, 6). Aus Num. 5, 12 כי תשטה אשתו wird gefolgert, daß nur bei solchen Frauen die Sotauntersuchung stattfindet, die sonst bei ihren Gatten verbleiben dürften (ראויה לקימה; vgl. Sifrē zur angeführten Stelle). Nach Maim. (Mischnakommentar; vgl. auch הלכות סוטה II, 8—9) findet hier deshalb keine Sotauntersuchung statt, weil, wie Num. 5, 31 nach der Erklärung der Weisen lehrt, das Wasser unwirksam ist, wenn sich der Ehemann nicht von verbotenem geschlechtlichen Umgang freigehalten hat (vgl. S. 306, N. 25).",
+ "die mit einem Hohenpriester. Nach Lev. 21, 14 ist die Ehe des Hohenpriesters mit einer Witwe verboten.",
+ "eine Geschiedene. Lev. 21, 7 wird die Ehe eines Priesters mit einer geschiedenen Frau verboten.",
+ "oder Chaluza. eine Frau, die nach dem Tode des Gatten vom Schwager nicht geehelicht wurde, sondern Chaliza vollzogen hat (Deut. 25, 7—10). Das Verbot der Ehe eines Priesters mit einer Chaluza ist eine rabbinische Anordnung (מדרבנן, Jebamot 24a und Kidduschin 78a).",
+ "die mit einem gemeinen. הֶדְיוט „gemeiner (Priester)“ ist gr. ίδιώτης „Bürger, Privatperson, gemeiner Mann“ u. dgl.",
+ "eine Bastardin. ממזרים sind in Blutschande Gezeugte (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das Verbot der Ehe mit diesen Deut. 23, 3.",
+ "oder Nethina. נתינים werden nach Jos. 9, 27 (ויתנם) die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven bestimmt hatte. Nach Maim. (הלכות איסורי ביאה XII, 22) war die Verschwägerung mit ihnen lediglich durch rabbinische Anordnung verboten, nach Tossafot (Ketubot 29a s. v. אלו) durch das Toragesetz (Deut. 7, 3).",
+ "die mit einem Israeliten. ein Nichtpriester.",
+ "die mit einem Bastard. ממזרים sind in Blutschande Gezeugte (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das Verbot der Ehe mit diesen Deut. 23, 3.",
+ "oder Nathin. נתינים werden nach Jos. 9, 27 (ויתנם) die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven bestimmt hatte. Nach Maim. (הלכות איסורי ביאה XII, 22) war die Verschwägerung mit ihnen lediglich durch rabbinische Anordnung verboten, nach Tossafot (Ketubot 29a s. v. אלו) durch das Toragesetz (Deut. 7, 3)."
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+ "trinken nicht. sondern die Ehe wird ohne weiteres gelöst (vgl. I, 3).",
+ "Ich bin unrein. Sie gesteht, daß sie die Ehe gebrochen hat (vgl. zum Ausdruck „unrein“ I N. 16).",
+ "daß sie unrein ist. daß sie die Ehe gebrochen hat. Nach Mischna VI, 2 genügt auch die Aussage nur eines Zeugen.",
+ "Ich trinke nicht. ohne zu gestehen.",
+ "und ebenso wenn ihr Mann sie auf dem Wege. zum Gerichtshof (vgl. I, 4).",
+ "erhält sie ihre Ketuba und trinkt nicht. Die Ehe muß gelöst werden, doch verliert in diesen beiden Fällen die Frau den Anspruch auf den Ketubabetrag deshalb nicht, weil nicht sie, sondern der Mann das Unterbleiben der Sotauntersuchung verursacht hat.",
+ "Sind ihre. von Frauen, die sonst trinken würden.",
+ "erhalten sie die Ketuba. Nach Bet-Schammai ist der Besitzer einer Schuldurkunde zu betrachten, als hätte er die Schuld bereits eingezogen (שטר העומד לגבות כגבוי דמי) u. z. deshalb, weil die für die Schuld haftenden unbeweglichen Güter des Schuldners als bereits im Besitze des Gläubigers befindliche gelten. Die Witwe wird hier also so betrachtet, als hätte sie den nach dem Tode des Gatten ihr zustehenden Ketubabetrag bereits erhalten. Die Erben des Verstorbenen, die die Herausgabe verweigern, sind also die, die an die Witwe eine Forderung stellen, und müßten erst den Beweis erbringen, daß diese durch einen Ehebruch den Anspruch auf den Ketubetrag verloren hat; nach dem Grundsatz, daß der, der an einen anderen eine Forderung stellt, den Beweis zu erbringen hat (המוציא מחברו עליו הראיה, vgl. Mischna Baba Kama III, 11).",
+ "Sie trinken nicht und erhalten die Ketuba nicht. Nach Bet-Hillel wird die auf Grund eines Schuldscheins einzuziehende Schuld nicht als schon eingezogen betrachtet. Die Witwe stellt also hier die Forderung und sie müßte erst den Beweis erbringen, daß ihr Anspruch auf Auszahlung des Ketubabetrages noch zu Recht besteht (Talmud 25a und b). — An Stelle der Worte לא שותות ולא נוטלות כתובה des vorliegenden Textes hat der Mischnatext im babylonischen Talmud: או שותות או לא נוטלות כתובה „entweder trinken sie, oder sie erhalten die Ketuba nicht“. Nach der Interpretation der Gemara (Jebamot 38b und Ketubot 81a) besagt dies: מתוך שלא שותות לא נוטלות כתובה „(sie müßten trinken) und da sie nicht trinken, erhalten sie die Ketuba nicht“. Der vorliegende Text, den auch die Münchener Handschrift und Jeruschalmi haben, ist wohl auf Grund dieser Interpretation korrigiert (vgl. Tossafot Jebamot 38 b s. v. אומרים בית הלל)."
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+ "Eine von einem anderen Schwangere und eine (das Kind) eines anderen Säugende trinken nicht und erhalten nicht die Ketuba; so sagt R. Meïr. Wird eine Schwangere verwitwet oder geschieden, so darf sie erst nach Ablauf von zwei Jahren nach der Geburt des Kindes wieder heiraten. Dasselbe gilt auch für eine säugende Frau. Hat sie früher geheiratet, so muß nach R. Meïr der Mann sich von der Frau scheiden lassen und darf sie nie mehr wieder heiraten. Ist nun eine solche Frau, die vor Ablauf von zwei Jahren geheiratet hat, Sota geworden, so unterbleibt die Untersuchung wie bei all den Frauen, die auch sonst geschieden werden müßten (vgl. N. 4).",
+ "Er kann sie von sich absondern und nach Ablauf der Frist. nach Ablauf der zwei Jahre nach Geburt des Kindes.",
+ "wieder zurücknehmen. Daher findet auch hier die Sotauntersuchung statt.",
+ "Eine Unfruchtbare. אַיְלונִית eine von Natur Unfruchtbare (Raschi). Zur Etymologie des Wortes vgl. S. 4, N. 25.",
+ "und eine Alte und eine zum Gebären Unfähige. die die Fähigkeit zu gebären auf künstlichem Wege verloren hat (Raschi).",
+ "trinken nicht und erhalten nicht die Ketuba. Dies gilt nur dann, wenn der Gatte keine andere Frau hat, die ihm noch Kinder gebären kann, und auch sonst nicht schon Kinder hat, weil nur in diesem Fall, da die Erfüllung des Gebotes der Fortpflanzung unmöglich ist, die Ehe mit den genannten Frauen eine verbotene ist (vgl. S. 32 Mischna Jebamot VI, 5 und dorts. N. 33).",
+ "eine andere Frau heiraten und durch diese sich fortpflanzen. und muß sich dann von der gebärunfähigen Frau nicht trennen. Daher findet die Sotauntersuchung auch bei solchen Frauen statt. Obwohl nun die Weisen im Vorhergehenden lehren, daß bei der Schwangeren und der Säugenden die Sotauntersuchung stattfindet, weil eine Möglichkeit besteht, die Frau zu behalten, so genügt nach ihrer Ansicht hier eine solche Möglichkeit dennoch nicht, u. zw. deshalb, weil die gebärunfähige Frau als solche für die Ehe eigentlich untauglich ist wegen der Unmöglichkeit, das Toragesetz der Fortpflanzung zu erfüllen, während die Ehe mit der Schwangeren und der Säugenden nach Jebamot 42 b lediglich aus Gründen der Fürsorge für das Kind von den Rabbinen verboten wurde (תוספות י״ט und משנה למלך zu Maim. הלכות סוטה II, 8)."
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+ "ihrem Manne erlaubt. zur Fortsetzung der Ehe, wenn sie nacn dem Trinken heil geblieben ist. Obwohl die Priestersgattin auch durch eine an ihr verübte Vergewaltigung zur Fortsetzung der Ehe untauglich wird (vgl. S. 105 Mischna Ketubot II, 9 und dorts. N. 51), und andererseits das Wasser nur dann seine Wirkung zeigt, wenn der Ehebruch mit dem Willen der Sota erfolgt ist, so nimmt man hier dennoch nicht an, daß vielleicht die Frau vergewaltigt wurde und nur deshalb verschont geblieben ist (Talmud 26 a und Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "Die Frau eines Verschnittenen trinkt. dies gilt nur für die Gattin eines solchen סרים, mit dem die Ehe nicht eine verbotene ist (wie סרים חמה, dem von Natur Verstümmelten; vgl. S. 44 Mischna Jebamot VIII, 6 und dorts. N. 46). Bei der Gattin eines סריס אדם (d. i. einer, dem nach der Geburt die Geschlechtsorgane durch Menschenhand zerstört wurden), mit dem die Ehe nach Deut. 23,2 verboten ist (vgl. S. 42 Mischna Jebamot VIII, 4 und dorts. N. 32), unterbleibt dagegen die Sotauntersuchung wie bei all den Frauen, die auch sonst vom Gatten geschieden werden müßten (vgl. N. 4).",
+ "äußert man die Eifersucht. Das Sotagesetz kommt auch zur Anwendung, wenn sich die Verwarnung auf einen Mann bezog, mit dem der geschlechtliche Verkehr der Frau auch sonst wegen Blutschande verboten wäre, z. B. wenn sie bezüglich ihres Vaters oder Bruders verwarnt wurde.",
+ "außer wegen eines Minderjährigen. nach Num. 5, 13 ושכב איש אתה (פרט לקטן Talmud 26b). Nach Maim. הלכות סוטה I, 6 bedeutet קטן in diesem Zusammenhange einen Knaben, der jünger ist als neun Jahre und einen Tag, da der geschlechtliche Verkehr mit diesem keinen solchen Ehebruch darstellt, durch den die Fortsetzung der Ehe verboten würde. Wurde die Frau bezüglich eines älteren Knaben verwarnt, dann findet die Sotauntersuchung statt. Nach Tossafot (26b s. v. קא משמע לן …. אבל הוא) besagt die Mischna, daß die Sotauntersuchung nur stattfindet, wenn die Frau bezüglich eines Großjährigen (d. h. eines, der älter ist als dreizehn Jahre) verwarnt wurde. Ist der Betreffende jünger als dreizehn Jahre und älter als neun Jahre, muß die Ehe der Sota ohne weiteres gelöst werden.",
+ "der kein Mann ist. d. i. bezüglich eines Tieres (Talmud 26 b), da der sündige Verkehr mit einem Tiere nicht das Verbot der Fortsetzung der Ehe zur Folge hat (אין זנות לבהמה)."
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+ "gegenüber äußert das Gericht die Eifersucht. an Stelle des Gatten, wenn das Benehmen der Frau Anlaß dazu gibt.",
+ "deren Mann taubstumm. Der Taubstumme gilt nicht als vollsinnig.",
+ "haben sie. die Weisen.",
+ "daß man sie ihrer Ketuba verlustig gehen läßt. Die Ehe muß gelöst werden, ohne daß eine Untersuchung stattfindet. Nach Num. 5, 15 (והביא האיש את אשתו) muß der Mann die Sota zur Untersuchung führen (Talmud 27a).",
+ "läßt er sie trinken. Das gleiche gilt auch, wenn der Taubstumme oder Geisteskranke gesund geworden ist (vgl. Tossifta ed. Room V, 3). Nach der ersten Ansicht aber kann nur dann der Mann die Sota trinken lassen, wenn auch die Verwarnung durch ihn erfolgt ist. Es wird dies aus dem Nebeneinanderstehen der Sätze … וקנא את אשתו … (Num. 5, 14) und … והביא האיש את אשתו (dorts. V. 15) gefolgert (Talmud 27 a). Die Halacha entscheidet nach der ersten Ansicht (vgl. Maim. הלכות סוטה I, 10 und 11). In der Gemara (27a und b) wird übrigens gelehrt, daß auch bei anderen Gebrechen eines der beiden Gatten, z. B. wenn der Mann oder die Frau blind, stumm oder lahm ist, keine Sotauntersuchung stattfindet, sondern die Ehe ohne weit eres gelöst wird."
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+ "So wie das Wasser sie. die Sota.",
+ "ebenso prüft das Wasser auch ihn. den Ehebrecher. Diesen trifft dieselbe Strafe.",
+ "denn es heißt. Num. 5, 24 und 27.",
+ " das sonst überflüssige „und“ (וּ) des Wortes „und es komme“ (ובאו) soll andeuten, daß außer der Sota auch noch ein anderer, nämlich der Ehebrecher, die Wirkung des Wassers erfährt (Talmud 28a).",
+ "so ist sie auch dem Ehebrecher verboten. Wird die Unschuld der Sota nicht durch die Untersuchung festgestellt, dann ist sie ebenso wie dem Manne auch dem des Ehebruchs mit ihr Verdächtigen für die Dauer zur Ehe verboten, auch nachdem ihre Ehe gelöst worden ist oder ihr Mann gestorben ist.",
+ "denn es heißt. Num. 5, 29.",
+ "und sie wurde verunreinigt . Die Worte der Mischna שנאמר נטמאה ונטמאה bedeuten: Es hätte stehen können נטמאה, es steht aber ונטמאה. Das sonst überflüssige „und“ (וְ) des Wortes „und verunreinigt wurde“ (ונטמאה) soll besagen, daß sie außer für den Gatten auch noch für einen anderen, nämlich dem des Ehebruchs mit ihr Verdächtigen „unrein“ d. h. zur Ehe verboten wird (Talmud 28a und 29a).",
+ "So. wie R. Akiba.",
+ "deutete es Secharja ben Hakkazzab. s. S. 106, N. 56.",
+ "sie wurde verunreinigt. Num. 5, 27 und 29",
+ "das andere auf den Ehebrecher. Rabbi deutet ein überflüssiges „und“ (ו) nicht, sondern sieht das Verbot für den Gatten und den des Ehebruchs Verdächtigen im doppelten נטמאה angedeutet (Talmud 28a)."
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Abika an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "Akiba folgende Schriftdeutung vor. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "in dessen Inneres etwas von ihnen. von den Kriechtieren.",
+ "unrein. Lev. 11, 33.",
+ "Es heißt nicht. אינו אומר wörtl. „er sagt nicht“. Das zu ergänzende Subjekt ist הַכָּתוּב „die Schrift“ (vgl. Bacher a. a. O. S. 5f.).",
+ "daß es nämlich auch anderes unrein macht. Die Konsonanten des Wortes יִטְמָא (Kal) „sei unrein“ können auch יְטַמֵּא (Piel) „soll verunreinigen“ gelesen werden.",
+ "Das lehrt. Das zu ergänzende Subjekt von לִמֵּד ist הַכָּתוּב die Schrift“.",
+ "daß ein im zweiten Grade unreiner Laib anderes drittgradig unrein machen kann. Das in den Hohlraum des irdenen Gerätes gelangte Kriechtier macht dieses unrein ersten Grades (ראשון לטמאה). Das im Hohlraum eines solchen verunreinigten Gerätes sich befindliche Brot wird, selbst wenn es durch das Kriechtier nicht berührt wurde, unrein zweiten Grades (שני לטמאה) und kann durch Berührung noch weiter eine Unreinheit dritten Grades bewirken (שלישי לטמאה). Nach Raschi (Pesachim 18a s. v. למד על ככר שני und 19a s. v. א״ל) können nach R. Akiba nur Getränke durch ein solches im zweiten Grade unreines Brot unrein werden, nicht Speisen.",
+ "Wer nimmt den Staub von deinen Augen weg. יגלה wörtl. „deckt auf“. Der Sinn: Wer könnte doch R. Jochanan den Sohn Sakkais vom Tode erwecken!",
+ "Und dein Schüler. תלמידך ist nicht genau zu nehmen, R. Akiba war vielmehr Schüler des R. Eliëser, des Sohnes des Hyrkanos, und dieser wieder Schüler des R. Jochanan, des Sohnes Sakkais.",
+ "denn es heißt. von den Kriechtieren.",
+ "sei unrein. Die Halacha entscheidet — gegen die Ansicht des R. Akiba —, daß nur bei der Priesterhebe ein zweitgradig Unreines noch weiter verunreinigen kann (vgl. Maim. הלכות אבות הטמאה XI, 2 und 3)."
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Abika an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "Akiba folgende Schriftdeutung vor. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "usw. Num. 35, 5.",
+ "und ein anderer Vers. Num. 35, 4.",
+ "von der Stadtmauer nach außen hin tausend Ellen ringsum. Beide Verse sprechen von den freien Plätzen rings um die Städte der Leviten.",
+ "denn es hieß doch bereits. Num. 35, 5.",
+ "denn es hieß doch bereits. Num. 35, 4.",
+ "tausend Ellen. Wie ist dies also (zu verstehen. Wie ist der Widerspruch zu lösen?",
+ "Tausend Ellen Weideplatz. der nicht bepflanzt werden durfte.",
+ "und zweitausend Ellen Sabbatgrenze. Der Vers Num. 35, 5 weist nicht etwa zweitausend Ellen den Leviten zu, sondern bestimmt die Grenzlinie, wie weit man am Sabbat und an den Feiertagen aus der Stadt sich entfernen darf (vgl. zum תחום שבת Mischnajot Moed ed. Baneth, S. 52 Einleitung in den Traktat Erubin).",
+ "Tausend Ellen Weideplatz. der nicht bepflanzt werden durfte.",
+ "und zweitausend Ellen Felder und Weinberge. sowohl Weingärten als auch Baumpflanzungen. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Eliëser (vgl. Maim. הלכות שמטה XIII, 2). Nach Raschi u. a. ist die Auslegung des R. Eliëser so zu verstehen, daß den Leviten im ganzen zweitausend Ellen rings um ihre Städte gegeben wurden, von denen tausend Ellen unbepflanzt bleiben mußten und tausend Ellen bepflanzt werden durften. Nach Maim. (a. a. O.) aber erhielten die Leviten im ganzen dreitausend Ellen; davon blieben tausend unbepflanzt, die übrigen zweitausend waren Äcker und Gärten."
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Akiba an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "Damals sang Mosche und die Kinder Israel dem Herrn dieses Lied und sie sprachen also. Ex. 15, 1.",
+ "also. לֵאמֹר wörtl. „zu sagen“.",
+ "ist scheinbar überflüssig. תלמוד לומר wörtl.: „Es liegt eine Lehre vor (in der Schrift), indem sie sagt …“ Danach שאין תלמוד לומר לאמר: anscheinend lehrt doch die Schrift nichts, indem sie לֵאמֹר sagt; מה תלמוד לומר לאמר: was lehrt die Schrift, indem sie לֵאמֹר sagt? (vgl. Bacher a. a. O. S. 199ff.).",
+ "also. לֵאמֹר wörtl. „zu sagen“.",
+ "Das lehrt. Das zu ergänzende Subjekt von לִמֵּד ist הַכָּתוּב die Schrift“.",
+ "so wie man das Hallel liest. Nach jedem Satz des Liedes, den Mosche sprach, fiel das Volk nur mit den Eingangsworten אָשִׁירָה לה׳ ein. so wie beim Rezitieren des Hallel (vgl. Mischna Sukka III, 10) nach jedem Satz, den der Vorleser sagt, die Hörer הללויה sagen. Das Wort לֵאמֹד bezieht sich auf den vom Volke gesprochenen Refrain (Talmud 30b).",
+ "also. לֵאמֹר wörtl. „zu sagen“.",
+ "So wie man das Schema liest. d. h. — wie dies in der der Mischna parallelen Tossiftastelle (ed. Romm VI, 2) näher ausgeführt wird — Mosche sprach einen Vers, und das Volk setzte mit dem nächsten fort, so Vers um Vers bis zum Ende des Liedes. Auch bei der Rezitierung des Schema beginnt der Vorbeter und setzt die Gemeinde fort. Nach R. Nechemja besagt וַיּאֹמְרוּ im angeführten Verse, daß alle auf einmal dasselbe sprachen, Subjekt des Wortes לֵאמֹר ist Mosche als jeweils Beginnender (Talmud 30 b: ורבי נחמיה סבר ויאמרו דאמרר כולהו בהדי הדדי לאמר דפתח משה ברישא. Diese Worte der Cemara müssen nicht — wie מהרש״א in den חידושי אגדות annimmt — mit Raschi dahin erklärt werden, daß nach R. Nechemja Mosche nur die Eingangsworte des ersten Verses gesprochen hat, worauf alle das ganze Lied zu Ende sangen, sondern sind mit der angeführten Tossiftastelle wohl vereinbar). Daß alle das gleiche sprachen, ohne daß sie vorher den Text gehört hatten, wurde durch eine göttliche Eingebung bewirkt (vgl. Mechilta zu Ex. 15, 1: שרתה רוח הקדש על ישראל)."
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+ "An eben jenem Tag. Nach Berachot 28a ist überall, wo בו ביום in der Mischna steht, der Tag gemeint, an dem R. Eleasar, der Sohn Asarjas anstelle des abgesetzten Rabban Gamliel II. zum Patriarchen (נשיא) in Jabne gewählt wurde. An diesem Tage gelangten mehrere strittige Fragen zur endgültigen Entscheidung. Diese und die folgenden Mischnajot bis zum Ende des Abschnittes werden deshalb hergesetzt, weil auch die in der vorhergehenden Mischna berichtete Schriftdeutung des R. Akiba an jenem Tage erfolgte (Raschi).",
+ "folgende Schriftdeutung vor. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "Wenn er. Gott",
+ "Da es aber noch zweifelhaft ist. ועדין הדבר שקול wörtl.: „die Sache ist noch im Gleichgewicht, da sich zwei Möglichkeiten der Erklärung die Waage halten.",
+ "ich hoffe nicht. da „לו“ im angeführten Verse auch „nicht“ (= לא) bedeuten kann, zumal der Konsonantentext (Ketib) לא aufweist.",
+ "deshalb heißt es. תלמוד לומר wörtl.: „Es liegt eine Lehre vor (in der Schrift), indem sie sagt …“ Danach לומר לאמר שאין תלמוד: anscheinend lehrt doch die Schrift nichts, indem sie לֵאמֹר sagt; מה תלמוד לומר לאמר: was lehrt die Schrift, indem sie לֵאמֹר sagt? (vgl. Bacher a. a. O. S. 199ff.).",
+ "dies lehrt. Das zu ergänzende Subjekt von לִמֵּד ist הַכָּתוּב die Schrift“.",
+ "Wer nimmt den Staub von deinen Augen weg. יגלה wörtl. „deckt auf“. Der Sinn: Wer könnte doch R. Jochanan den Sohn Sakkais vom Tode erwecken!",
+ "Während deines ganzen Lebens lehrtest. דרש wörtl. „deutete“ hier: trug eine Schrifterklärung vor (vgl. Bacher, Terminologie, Leipzig 1905, Teil I, S. 27).",
+ "daß Hiob Gott. s. S. 309, N. 63."
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+ "Wenn jemand seiner Frau gegenüber die Eifersucht geäußert hat. In der Münchener Handschrift: משקנא „nachdem er die Eifersucht geäußert hat.",
+ "und sie sich verborgen hat. s. I, 2.",
+ "von ihr scheiden lassen und gibt ihr die Ketuba. Nach רשב״ם (zitiert in תוספות שאנץ z. St.) besagt der Ausspruch des R. Eliëser folgendes: Wenn nach der Verwarnung das heimliche Zusammentreffen (סתירה) nicht gehörig bezeugt ist — nach R. Eliëser genügt hierzu ein Zeuge oder der Gatte selbst (vgl. I, 1) — so muß, weil immerhin schon darüber etwas verlautet hat, die Ehe gelöst werden. Die Sotauntersuchung unterbleibt hier, weil die סתירה nicht gehörig bezeugt ist. Nach Maim. (Mischnakommentar, vgl. auch הלכות סוטה I, 8) spricht jedoch R. Eliëser von dem Fall, daß nach erfolgter Verwarnung und gehörig bezeugter סתירה dem Manne zu Ohren gekommen ist, daß die Sota die Ehe gebrochen hat. Die Ehe muß dann ohne weiteres gelöst werden. Den Anspruch auf Ausbezahlung der Ketuba aber verliert die Frau nur, wenn der Ehebruch gehörig bezeugt ist (vgl. nächste Mischna).",
+ "wenn die bei Mondlicht spinnenden Frauen sich über sie unterhalten. Nach רשב״ם daß die Sota mit dem betreffenden fremden Mann zusammengetroffen ist. Nach Maim. aber lehrt R. Josua: Die Ehe wird erst dann ohne weiteres gelöst, wenn nach erfolgter Verwarnung und gehörig bezeugter סתירה — hierzu sind nach R. Josua zwei Zeugen nötig (vgl. I, 1) — es bereits zum Stadtgespräch geworden ist, daß die Sota die Ehe gebrochen hat. Die Ketuba muß auch dann ausgezahlt werden. Die Halacha (vgl. Maim. a. a. O.) entscheidet nach der Ansicht des R. Josua. (Andere Erklärungen dieser Mischna vgl. Raschi und Tossafot z. St.)"
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+ "Hat ein Zeuge gesagt. nach gehörig bezeugter Verwarnung (קנוי) und gehörig bezeugter heimlicher Zusammenkunft (סתירה).",
+ "daß sie sich verunreinigt hat. daß sie die Ehe mit dem Betreffenden gebrochen hat.",
+ "trinkt sie nicht. Die Ehe wird vielmehr ohne weiteres gelöst, und die Sota verliert den Anspruch auf Ausbezahlung des Ketubabetrages.",
+ "Sogar ein Sklave und eine Sklavin. die sonst für eine Zeugenaussage untauglich sind, da hier kein auch sonst vollgültiges Zeugnis zweier Zeugen notwendig ist.",
+ "ihre Schwägerin. die Frau des Bruders ihres Mannes.",
+ "daß sie nicht trinkt. Bei diesen Frauen nimmt man an, daß sie der Sota feindlich gesinnt sind (vgl. Mischna Jebamot XV, 4). Ihre Aussage hat daher lediglich die Wirkung, daß die Ehe gelöst wird, nicht aber, daß die Frau die Ketuba verliert."
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+ "Man könnte folgern. Durch einen Schluß vom Leichteren auf das Schwerere (קל וחמר).",
+ "Wenn das erste Zeugnis. d. i. die Zeugenaussage über das heimliche Zusammentreffen (סתירה). Durch diese wird der eheliche Verkehr nur bis nach dem Trinken des Fluchwassers verboten.",
+ "bei weniger als zwei Zeugen nicht gültig ist. Die Mischna entspricht der Ansicht des R. Josua (I, 1).",
+ "um wieviel weniger kann dann das letzte Zeugnis. die Zeugenaussage über den Ehebruch, durch die die Ehe auf die Dauer verboten wird.",
+ "deshalb heißt es. Zu תלמוד לומר vgl. V, N. 32.",
+ "ist gültig. Num. 5, 13 bespricht den Fall, da auf Grund der konstatierten Schuld der Sota die Ehe, ohne daß eine Untersuchung stattfindet, sofort gelöst wird, weil der Ehebruch mit Willen der Sota erfolgte, nicht durch Vergewaltigung (והיא לא נתפסה …. והיא נטמאה). Da nun überall in der Tora עד, wenn nicht ausdrücklich betont wird, daß von einem Zeugen die Rede ist, ein vollgültiges Zeugnis zweier Zeugen bedeutet (כל מקום שנאמר עד הרי כאן שנים עד שיפרוט לך הכתוב אחד ), so besagt der Vers, daß die Ehe der Sota ohne weiteres gelöst wird, wenn auch keine vollgültige Zeugenaussage zweier Zeugen über den Ehebruch vorhanden ist (ועד אין בה), sondern lediglich die Aussage eines Zeugen (Talmud 31b). Daß die Aussage eines Zeugen genügt, wird (Talmud 3a) damit begründet, daß hier für das von dem einen Zeugen konstatierte Faktum in der vorangegangenen gehörig bezeugten Verwarnung und der gehörig bezeugten Zusammenkunft der Frau mit dem Fremden Indizien vorhanden sind (רגלים לדבר). Vgl. zum Ganzen Hirsch, Kommentar zu Num. 5, 13.",
+ "vom Leichteren auf das Schwerere bezüglich des ersten Zeugnisses. d. i. die Zeugenaussage über das heimliche Zusammentreffen (סתירה). Durch diese wird der eheliche Verkehr nur bis nach dem Trinken des Fluchwassers verboten.",
+ "Wenn das letzte Zeugnis. die Zeugenaussage über den Ehebruch, durch die die Ehe auf die Dauer verboten wird.",
+ "um wieviel mehr müßte dann das erste Zeugnis. d. i. die Zeugenaussage über das heimliche Zusammentreffen (סתירה). Durch diese wird der eheliche Verkehr nur bis nach dem Trinken des Fluchwassers verboten.",
+ "deshalb heißt es. Zu תלמוד לומר vgl. V, N. 32.",
+ "und dort heißt es. Zu אומר הוא vgl. V, N. 16.",
+ "ebenso auch hier auf Aussage zweier Zeugen. Aus dem gleichen Ausdruck דבר in den beiden Versen ergibt sich, daß sonst bei einem ehelichen Verschulden der Frau (דבר שבערוה), also auch bei der סתירה, zwei Zeugen das Faktum konstatieren müssen."
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+ "und ein anderer. der mit dem andern zugleich zum Gericht kommt. Hat aber das Gericht bereits auf Grund der Aussage des ersten Zeugen die sofortige Auflösung der Ehe angeordnet, so wird die Aussage des zweiten Zeugen nicht mehr berücksichtigt, da die Aussage eines Zeugen über den Ehebruch ebenso beglaubt ist, als wenn zwei Zeugen sie gemacht hätten (Talmud 31b: vgl. Tossafot dorts. s. v. כאן).",
+ "Sie wurde nicht verunreinigt. bei dieser Zusammenkunft.",
+ "und eine andere. Nach Maim. (הלכות סוטה I,19) ist es kein Unterschied, ob die beiden Frauen auf einmal oder nacheinander zum Gericht kommen. Nach andern Erklärern gilt auch hier die Aussage der Mischna nur dann, wenn sie auf einmal kommen.",
+ "und zwei. Wenn alle drei Zeugen sonst untaugliche sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 32a).",
+ "Sie wurde nicht verunreinigt. d. h.: zur Zeit, wo der erste es gesehen haben will, hat sie nicht die Ehe gebrochen, so daß der Zweifel an ihrer Unschuld bleibt.",
+ "und einer. Wenn alle drei Zeugen sonst untaugliche sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 32a).",
+ "durfte sie nicht trinken. und die Ehe wird ohne weiteres gelöst."
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+ "Folgendes wird in jeder Sprache. die die beteiligten Personen verstehen. Im Mischnatext des Jeruschalmi: בלשונם „in ihrer Sprache“ sc. der beteiligten Personen.",
+ "Der Sota-Abschnitt. Die Beschwörung der Sota (Num. 5, 19—22).",
+ "das Maaser-Bekenntnis. das am letzten Tag des Pessach-Festes in jedem vierten und siebenten Jahr abgelegt wurde (Deut. 26, 13—15; vgl. Mischna Maaser scheni V, 6; 10—13).",
+ "das Lesen des Schema. Die Abschnitte Deut. 6, 4—9; 11, 13—21 und Num. 15, 37—41, die täglich morgens und abends gelesen werden.",
+ "das Tischgebet. das Deut. 8, 10 vorgeschrieben wird.",
+ "der Zeugnis-Eid. bei der Verweigerung einer Zeugenaussage (Lev. 5, 1; vgl. Mischna Schebuot IV, 3).",
+ "und der Verwahrgut-Eid. der Eid, unter dem man die Herausgabe eines Depositum verweigert oder eine rechtliche Forderung des andern ableugnet (Lev. 5, 21 f.; vgl. Mischna Schebuot V, 2)."
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+ "Das Lesen bei den Erstlingsfrüchten. Die Verse, die bei der Darbringung der Erstlingsfrüchte gesprochen wurden (Deut. 26, 3; 5—10; vgl. Mischna Bikkurim III, 6). Die Begründung dafür, daß die Verse in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, s. die nächste Mischna.",
+ "und die Chaliza. Die von der Schwägerin und vom Schwager beim Chaliza-Akt zu sprechenden Worte (Deut. 25, 7—9; vgl. Mischna Jebamot XII, 6). Die Begründung dafür, daß diese Worte hebräisch gesprochen werden müssen, s. Mischna 4.",
+ "die Segnungen und Verfluchungen. Deut. 11, 29; 27, 11—16; Jos. 8, 34; s. Mischna 5. Daß die Segnungen und Verfluchungen in hebräischer Sprache gesprochen werden mußten, wird in der Gemara (33a) aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Deut. 27, 14 קול רם … וענו הלוים und Ex. 19, 19 והאלהים יעננו בקול gefolgert.",
+ "der Priestersegen. Num. 6, 22—27; s. Mischna 6. Die Vorschrift, daß der Priestersegen in hebräischer Sprache gesprochen werden muß, wird aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Num. 6, 23 … כה תברכו und Deut. 27, 12 אלה יעמדו לברך את העם gefolgert. R. Jehuda sieht diese Vorschrift in dem Worte כה „so“ in Num. 6, 23 ausgesprochen (Talmud 38 a).",
+ "und der Hohepriestersegen. s. Mischna 7.",
+ "der Königs-Abschnitt. s. Mischna 8.",
+ "der Abschnitt von Egla arufa. s. IX, 1.",
+ "wenn er zum Volke spricht. s. VIII, 1."
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+ [
+ "Das Lesen bei den Erstlingsfrüchten. Die Verse, die bei der Darbringung der Erstlingsfrüchte gesprochen wurden (Deut. 26, 3; 5—10; vgl. Mischna Bikkurim III, 6). Die Begründung dafür, daß die Verse in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, s. die nächste Mischna.",
+ "wieso. Woraus ergibt sich. daß es in der heiligen Sprache gesprochen werden muß?",
+ "heißt es. s. V, N. 16.",
+ "in der heiligen Sprache. Deut. 11, 29; 27, 11—16; Jos. 8, 34; s. Mischna 5. Daß die Segnungen und Verfluchungen in hebräischer Sprache gesprochen werden mußten, wird in der Gemara (33a) aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Deut. 27, 14 קול רם … וענו הלוים und Ex. 19, 19 והאלהים יעננו בקול gefolgert."
+ ],
+ [
+ "Die Chaliza. Die von der Schwägerin und vom Schwager beim Chaliza-Akt zu sprechenden Worte (Deut. 25, 7—9; vgl. Mischna Jebamot XII, 6). Die Begründung dafür, daß diese Worte hebräisch gesprochen werden müssen, s. Mischna 4.",
+ "wieso. Woraus ergibt sich. daß es in der heiligen Sprache gesprochen werden muß?",
+ "heißt es. s. V, N. 16.",
+ "in der heiligen Sprache. Deut. 11, 29; 27, 11—16; Jos. 8, 34; s. Mischna 5. Daß die Segnungen und Verfluchungen in hebräischer Sprache gesprochen werden mußten, wird in der Gemara (33a) aus der Wortanalogie (גזרה שוה): Deut. 27, 14 קול רם … וענו הלוים und Ex. 19, 19 והאלהים יעננו בקול gefolgert.",
+ "daß sie es in dieser Sprache sagen mu. Obwohl ככה „also“ eigentlich zum folgenden Satz gehört, wird es doch auf das Vorhergehende bezogen und deutet dann an, daß das Sprechen „so“, d. h. in hebräischer Sprache, wie es im Texte steht, geschehen muß."
+ ],
+ [
+ " Im Anschluß an Mischna 2 wird hier der ganze Vorgang bei den Segnungen und Verfluchungen nach dem Durchzug durch den Jordan erzählt.",
+ "liegen in Schomron. Mit שמרון wird hier die Provinz Schomron bezeichnet (vgl. Ges.-Buhl Wb. , S. 849 s. v. שמרון), oder es ist שבשמרון hier „bei der Stadt Schomron“ zu übersetzen.",
+ "Fürwahr sie. die beiden Berge.",
+ "usw. Der Schluß des Verses: אצל אלוני מורה „bei den Terebinthen More“.",
+ "Und ganz Israel und seine Ältesten und seine Beamten. Im massoretischen Text: ושטרים, was ed. Lowe auch im Mischnatext hat.",
+ "bis sie so die Segnungen und Verfluchungen zu Ende gesprochen hatten. Deut. 27, 15—26. Jedem der dort aufgezählten Flüche ging stets der entsprechende Segen voraus, wie dies aus Deut. 11, 29; 27, 12f. und Jos. 8, 33f. ersichtlich ist.",
+ "Hierauf brachten sie die Steine. aus dem Jordan (Jos. 4, 2—8; Talmud 35b).",
+ "und bauten den Altar. Deut. 27, 5f.; Jos. 8, 30f.",
+ "bestrichen ihn mit Kalk. Deut. 27, 4.",
+ "und schrieben auf ihn alle Worte der Tora. Deut. 27, 2f.; 8; Jos. 8, 32.",
+ "in siebzig Sprachen. d. h. übersetzt in die Sprachen der Völker, damit die Tora auch ihnen verständlich sei.",
+ "Dann nahmen sie die Steine. Nachdem sie geopfert hatten (Deut. 27, 6; Jos. 8, 31), nahmen sie den Altar wieder auseinander.",
+ "und kamen und übernachteten auf ihrem Platz. in Gilgal, wo sie die Steine wieder aufstellten (Jos. 4, 20)."
+ ],
+ [
+ "wie ist er. Im Anschluß an die Vorschrift, daß der Priestersegen in hebräischer Sprache gesprochen werden muß (Mischna 2), folgen hier die übrigen Vorschriften über den Priestersegen. In anderem Zusammenhang steht diese Mischna Tamid VII, 2.",
+ "Im ganzen Lande. במדינה wörtl. „in der Provinz“",
+ "sagt man ihn als drei Segnungen. so wie er in der Tora in drei Verse geteilt ist (Num. 6, 24—26). Nach jedem Verse spricht die Gemeinde: „Amen“.",
+ "und im Heiligtum als einen Segen. Denn im Heiligtum sprach man nicht: „Amen“ (Talmud 40b).",
+ "wie er geschrieben ist. das Tetragrammaton (שם הויה).",
+ "und im ganzen Lande in der Umschreibung. „Adonaj.“ Zu כנוי vgl. S. 175, N. 1.",
+ "denn er darf seine Hände nicht über das Stirnschild. auf dem der Gottesname aufgeschrieben war (Ex. 28, 36).",
+ "Und es erhob Aaron seine Hände gegen das Volk und segnete es. Die Schlußworte der Mischna ויברכם …. שנאמר„ Denn …. sie“ gehören nicht mehr zu den Worten des R. Jehuda, sondern sind die Begründung für das Vorhergehende, daß die Priester beim Segnen die Hände erheben müssen ( תוספות י״ם; vgl. die Talmud 38a zitierte Baraita)."
+ ],
+ [
+ "wie waren diese. Im Anschluß an die in Mischna 2 gegebene Vorschrift, daß die ברכות כהן גדול in der heiligen Sprache gesprochen werden müssen, wird hier der ganze Vorgang bei der am Versöhnungstag in der Frauenhalle (עזרת נשים) stattfindenden Toravorlesung des Hohenpriesters geschildert. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Joma VII, 1.",
+ "und der Synagogenverwalter gibt sie dem Vorsteher. D. i. der Vorsteher der Priester, der unter Umständen auch den Hohenpriester zu vertreten hatte.",
+ "nimmt sie in Empfang und liest daraus stehend. In den Edd. des babylonischen Talmud fehlen die Worte וקורא עומד im Texte der Mischna.",
+ "Nach dem Tode . Die drei auf den Versöhnungstag sich beziehenden Toraabschnitte sind Lev. 16, 1—34 (V. 1: … אחרי מות); 23, 26—32 (V. 27: . . אך בעשור); Num. 29, 7—11 (V. 7: . . ובעשור).",
+ "Jedoch am Zehnten . Die drei auf den Versöhnungstag sich beziehenden Toraabschnitte sind Lev. 16, 1—34 (V. 1: … אחרי מות); 23, 26—32 (V. 27: . . אך בעשור); Num. 29, 7—11 (V. 7: . . ובעשור).",
+ "ist hier aufgeschrieben. D. h. auch das Stück, das auswendig vorgetragen wird, ist ein Abschnitt der Tora.",
+ "Und am Zehnten . Die drei auf den Versöhnungstag sich beziehenden Toraabschnitte sind Lev. 16, 1—34 (V. 1: … אחרי מות); 23, 26—32 (V. 27: . . אך בעשור); Num. 29, 7—11 (V. 7: . . ובעשור).",
+ "im Teile der Zählungen. Mit חמש „Fünftel“ wird jedes der Bücher des Pentateuch bezeichnet. חמש הפקודים ist das Buch Numeri, das mit der Volkszählung beginnt.",
+ "trägt er auswendig vor. Die beiden ersten in der Tora einander benachbarten Abschnitte las er aus der Tora vor, den dritten von den beiden ersten entfernteren aber auswendig, damit keine unliebsame Pause durch das Aufsuchen entstehe.",
+ "nämlich. Der erste der acht Segenssprüche ist der auch sonst übliche nach der Toravorlesung, die nächsten drei sind bekannte Teile der Gebetordnung (vgl. die Talmud 41a zitierte Baraita ועל העבודה ועל ההודאה ועל מחילת עון כתיקנן); darauf folgen drei für diesen Zweck besonders verfaßte Segenssprüche; den Schluß bildet ein Gebet um göttliche Hilfe, das mit den Worten schließt: ברוך אתה ה׳ שומע תפלה (vgl. Talmud 41a).",
+ "über die Priester. Manche Texte haben nach ועל הכהנים noch die Worte ועל ירושלים.",
+ "und über das übrige Gebet. Manche Texte: והשאר תפלה statt des vorliegenden ועל שאר התפלה."
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+ [
+ "wie ist dieser. Die Mischna schildert im Anschluß an die in Mischna 2 gegebene Vorschrift, daß die Vorlesung des Königs in der heiligen Sprache geschehen muß, den ganzen Vorgang bei dieser Vorlesung, die Deut. 31, 10—13 verordnet wird. Es mußte der höchste Repräsentant der Nation der Volksversammlung vorlesen, zur Zeit der Könige also der König (vgl. תוספות י״ט und תפארת ישראל ).",
+ "Am Ausgang des ersten Tages des Laubhüttenfestes. חג „Fest“ ohne nähere Bezeichnung ist in der Mischna das Laubhütten- fest mit dem anschließenden Schlußfest; diese Bedeutung hat das Wort auch schon gelegentlich in der Bibel (vgl. Ges.-Buhl Wb., S. 213 s. v. חג) Im Mischnatext des Jeruschalmi: מוצאי יום טוב האחרון של חג.",
+ "am Ausgang des siebenten. nach dem Ausgang des Schemittajahres.",
+ "macht man für ihn. den König",
+ "eine Bühne. בימה ist das griech. βῆμα.",
+ "aus Holz in der Halle. der Frauenhalle (עזרת נשים, Talmud 41 b).",
+ "usw. Der Schluß des Verses: שנת השמטה בחג הסכות.",
+ "und der Synagogenverwalter gibt sie dem Vorsteher. D. i. der Vorsteher der Priester, der unter Umständen auch den Hohenpriester zu vertreten hatte.",
+ "da flossen Tränen aus seinen Augen. da er aus dem idumäischen Geschlecht stammte. Es ist hier wohl von dem frommen König Agrippa I. die Rede (vgl. Hoffmann, Erste Mischna S. 20).",
+ "Und er. der König.",
+ "liest vom Anfang des Deuteronomium. Mit אלה הדברים wird das fünfte Buch der Tora nach seinen Anfangsworten bezeichnet.",
+ "Höre . Deut. 6, 4—9.",
+ "Höre . Deut. 6, 4—9.",
+ "wenn ihr hören . dorts. 11, 13—21.",
+ "Verzehnten sollst du . dorts. 14, 22—29.",
+ "Wenn du zu Ende verzehntet hast . dorts. 26, 12—15. Die beiden letztgenannten Stücke, die vom Maaser handeln, werden mit Hinblick auf die nach dem Schemittajahr neu beginnende Maaserpflicht vorgelesen (Jeruschalmi zur Mischna).",
+ "und den Königs-Abschnitt. dorts. 17, 14—20.",
+ "und die Segnungen und Verfluchungen. dorts. 27, 1—26; 28, 1—69.",
+ "bis er den ganzen Abschnitt zu Ende gelesen hat. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות חגיגה III, 3) wurde ohne jede Unterbrechung von Deut. 14, 22 bis 28, 69 gelesen. Es scheint Maim. ein anderer Text in der Mischna vorgelegen zu haben (vgl. לחם משנה und תוספות י״ט), möglicherweise der Text, den die Mischna im Jeruschalmi bietet, wo ופרשת המלך fehlt und anstatt עד שגומר כל הפרשה es heißt: עד שהוא גומר את כלם (vgl. den Jeruschalmikommentar מראה הפנים). In der Münchener Handschrift und ebenso im Jalkut zu Deut. 31, 10 steht פרשת המלך nach ברכות וקללות; danach schloß die Toravorlesung mit פרשת המלך. Zu dieser La. passen besser die Worte עד שגומר כל הפרשה, als zur vorliegenden, und dieser Text lag auch Raschi und ברטנורה vor (vgl. הגהות רש״ש gegen תוספות י״ט).",
+ "die der Hohepriester spricht. s. vorherg. Mischna.",
+ "spricht auch der König. nach der Vorlesung.",
+ "jedoch setzt er an die Stelle des Segensspruches über die Sündenvergebung den über die Feste. den Segensspruch …. אתה בחרתנו, der mit den Worten schließt: ברוך אתה ד׳ מקדש ישראל והזמנים (Maim. הלכות חגיגה III, 4)."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Der für den Krieg gesalbte Priester. der für diese Funktion besonders ernannt wurde.",
+ "in der heiligen Sprache. Daß die Rede in der heiligen Sprache gesprochen werden muß, wird in der Gemara (42a) aus der Wortanalogie ודבר im zitierten Verse und Ex. 19, 19 משה ידבר gefolgert.",
+ "Und er soll zu ihnen sprechen. Die Worte שמע ישראל … bis להושיע אתכם (Deut. 20, 3f.), die das Volk ermutigen sollten, wurden kurz vor dem Kampfe gesprochen (Talmud 42a und b); u. zw. vom כהן משוח מלחמה gesprochen und von einem andern Priester wiederholt und erläutert (Talmud 43 a; vgl. Maim. הלכות מלכים VII, 3).",
+ "usw. Im Mischnatext des Jeruschalmi der vollständige Wortlaut des zitierten Satzes: שמע ישראל אתם קרבים היום למלחמה על איביכם.",
+ "Und es machten sich auf. nach dem Kampf zwischen Israel und Juda zur Zeit des Könige Achas.",
+ "vor dem Zusammenschlagen. הגפה nom. aot. vom Hif’il הגיף „zusammenschlagen“.",
+ "der Schilde. תרים arab. تُرْمئ griech. ϑυϱεός.",
+ "und der Menge. Manche Texte שיפת „Zusammenschlagen“ von שוף.",
+ "der Soldatenstiefel. . קלגסין von gr. ϰαλίγα, lat. caliga „Halbstiefel“ der röm. Soldaten. Manche Texte עקלגסין. Nach Maim. (Mischnakommentar) bedeutet das Wort eine bestimmte Waffe.",
+ "Sie kommen mit der Siegeskraft von Mensehen. wörtl. „von Fleisch und Blut“.",
+ "ihr aber kommet mit der Siegeskraft Gottes. Zu מקום s. S. 309, N. 63.",
+ "und sie fielen mit ihm. I Sam. Kap. 17.",
+ "Am Ende fiel er durch das Schwert und sie fielen mit ihm. II. Sam. Kap. 10. Im Mischnatext des Jeruschalmi fehlt der Satz עמו … בני עמון.",
+ "das ist das Lager der Bundeslade. die mit in den Kampf zog."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Und es sollen sprechen die Beamten zum Volke wie folgt. Die Worte מי האיש … bis ואיש אחר יקחנה (Deut. 20, 5—7) wurden von dem משוח מלחמה gesprochen und von den Beamten dem Heere übermittelt (Talmud 43a). Dies geschah jedoch schon an der Landesgrenze, noch vor der Aufstellung des Heeres zum Kampfe (so Raschi nach Talmud 42a und b). Nach Maim. (מלכים הלכות VII, 1—3; vgl. dazu לחם משנה) wurden jedoch diese Worte zweimal gesprochen; einmal an der Grenze und ein zweites Mal kurz vor dem Kampfe. Diese Ansicht scheint auf eine Kombination der Angabe in der Gemara (42 a und b) mit Tossifta VII zu beruhen (vgl. den Kommentar חסדי דוד zur Tossiftastelle in ed. Romm).",
+ "Und wer hat einen Weinberg gepflanzt und ihn noch nicht ausgelöst. im vierten Jahre nach der Pflanzung (nach Lev. 19, 24). Die Fortsetzung des Verses: … ילך וישב לביתו.",
+ "gepflanzt hat. Fünf Fruchtbäume gelten als Garten.",
+ "ob er nun gepflanzt oder gesenkt. המבריך partic. Hif’il von ברך „knieen“. Man beugt die Weinreben zu Boden und bedeckt sie mit Erde.",
+ "Und wer hat ein Weib angetraut. durch קידושין, ohne sie heimgeführt (נישואיו) zu haben. Die Fortsetzung des Verses: … ולא לקחה ילך וישב לביתו.",
+ "Selbst wegen einer auf den Levir Wartenden. s. IV, N. 2.",
+ "daß sein Bruder im Krieg gestorben ist. so daß er die Witwe nach dem kinderlos verstorbenen Bruder jetzt zur Frau nehmen soll (nach Deut. 25, 5).",
+ "kehrt er um. Das לו des Textes ist dat. eth.",
+ "Alle diese hören die Worte des zu den Schlachtreihen sprechenden Priesters. Die obige Übersetzung faßt מערכי wie bibl.-hebr. מערכות „Schlachtordnung“. Nach Raschi (zur Mischna) bedeutet מערכי מלחמה die Kriegsanordnungen (des Priesters). Andere: „(hören) von den Schlachtreihen“ (מֵעֶרְכֵּי zu lesen)."
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+ "Wer ein Torhaus. wo sich der Torhüter vorübergehend aufhält.",
+ "eine Halle. אכסדרה gr. ἐξέδϱα, lat. exedra ist eine offene Halle vor dem Hause.",
+ "eine Galerie. מרפסת ist ein galerieartiger Gang, von dem man mittels einer Treppe von den Stockwerken des Hauses in den Hof gelangt.",
+ "gebaut hat. da diese nicht als ständige Wohnräume dienen.",
+ "wer nur vier Fruchtbäume oder fünf fruchtlose. סרק syr. ܣܰܪܶܩ leer sein.",
+ "Bäume gepflanzt hat. s. vorherg. Mischna und N. 18.",
+ "wer seine geschiedene Frau zurücknimmt. Nur wer eine für ihn „neue“ Frau heimführen will, kehrt um (s. weiter und N. 33).",
+ "Wenn. In den folgenden Fällen kehren die Ehemänner deshalb nicht um, weil die Ehen zwischen den genannten Personen verbotene sind. Vgl. IV, Nn. 5—11.",
+ "kehrt nicht um. da dieses Haus für ihn kein neues ist, und man nach Deut. 20, 5: בית חדש nur wegen eines solchen umkehrt.",
+ "kehrt nicht um. Die auf dem sandigen und vielfach sumpfigen Boden der Saronebene gebauten Ziegelhäuser waren wenig widerstandsfähig und mußten zumindest einmal in sieben Jahren neu hergerichtet werden (Talmud 44a)."
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+ "verlassen ihren Platz überhaupt nicht. zum Unterschiede von den in Mischna 2 angeführten Personen.",
+ "Wer ein Haus gebaut. oder auf andere Weise erworben hat (s. Mischna 2).",
+ "wer einen Weinberg gepflanzt. oder auf andere Weise erworben hat (s. Mischna 2).",
+ "und ihn bereits ausgelöst. im vierten Jahre nach der Pflanzung (nach Lev. 19, 24). Die Fortsetzung des Verses: … ילך וישב לביתו.",
+ "wer seine Verlobte. s. IV, N. 1.",
+ "heiratet und wer seine Schwägerin heimführt. als Levir (nach Deut. 25, 5). Dasselbe gilt auch für den, der eine Witwe oder eine Geschiedene geheiratet hat, da die Worte אשה חדשה im angeführten Vers lediglich den ausschließen, der seine geschiedene Frau zurücknimmt (Talmud 44a).",
+ " Der ganze Vers lautet: כי יקח איש אשה חדשה לא יצא בצבא ולא יעבר עליו דבר נקי יהיה לביתו שנה אחת ושמח את אשתו אשר לקח.",
+ "das soll einschließen seine Schwägerin. Obwohl der Vers ausdrücklich nur den, der eine Frau geheiratet hat, für ein volles Jahr von jeder Leistung befreit, wird von den Weisen darin dieselbe Verordnung auch für den angedeutet gefunden, der ein neugebautes oder erworbenes Haus oder einen solchen Weinberg noch kein volles Jahr benutzt hat."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "usw. Die Fortsetzung des Verses: ואמרו מי האיש הירא ורך הלבב ילך וישב לביתו ולא ימס את לבב אחיו כלבבו . Die in dieser Mischna behandelte Rede כלבבו …… מי (Deut. 20, 8) wurde ohne Mitwirkung des Priesters lediglich durch die Beamten dem Volke vermittelt (Talmud 43a). Nach Raschi (zu Talmud 42a und b) wurden diese Worte schon an der Landesgrenze gesprochen, nach Maim. (הלכות מלכים VII 1—3) kurz vor dem Kampfe.",
+ "der in den Schlachtreihen. בקשרי von קשר „Knoten“. Im Mischnatext des Jeruschalmi: בקשרי (von קשה „hart“).",
+ "Deshalb hat ihm die Tora alle diese Dinge. die häuslichen Gründe (Mischna 2).",
+ "als Vorwände angegeben. תלתה wörtl. „hat gehängt“. Die Tora will ihn vor der Schande ob seiner Sünden bewahren.",
+ "der eine Israelitin heiratet. Die Ehe zwischen den genannten Personen ist verboten (vgl. IV, Nn. 5—11).",
+ "der sich fürchtet und zaghaft ist. Nach der Gemara (44b) besteht der Unterschied in den beiden Lehrmeinungen des R. Jose, des Galiläers, und des R. Jose darin, daß nach ersterem jede Sünde, also auch die Übertretung einer lediglich rabbinischen Verordnung, einen Grund für die Umkehr darstellt, nach dem letzteren jedoch nur die Verletzung eines Toragesetzes, wie eine solche in der Eheschließung der genannten Personen vorliegt. Da das Verbot der Ehe eines Priesters mit einer Chaluza lediglich eine rabbinische Anordnung ist (vgl. IV, N. 7), steht darnach חלוצה in den Worten des R. Jose fälschlich und nur durch das nebenstehende גרושה veranlaßt (תוספות י״ט). Es müssen ferner nach der Erklärung der Gemara (44a) die Ansichten des R. Jose, des Galiläers, und des R. Jose nicht der Mischna 3 widersprechen, wo verordnet wird, daß man bei solchen verbotenen Eheschließungen nicht umkehrt. Denn dort ist davon die Rede, daß die betreffenden Personen die ihnen verbotenen Frauen lediglich (durch קידושין) angetraut haben, die Sünde erfolgt jedoch erst durch die Begattung (nach den נישואין). In den in der vorliegenden Mischna genannten Fällen ist eine solche bereits erfolgt. Übrigens stimmen auf Grund der Schlußworte des zitierten Verses: ולא ימס וכו׳ R. Jose, der Galiläer, und R. Jose mit R. Akiba darin überein, daß auch die Angst als solche einen genügenden Grund für die Umkehr darstellt (Talmud 44b). Maim. (הלכות מלכים VII, 15) entscheidet nach der Ansicht des R. Akiba."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Man stellt tapfere Männer. זקיפין von זקף „aufrichten“.",
+ "Denn der Anfang der Flucht ist die Niederlage. Nach der Gemara (44b) ist für שתחלת ניסה נפילה zu lesen: שתחלת נפילה גיסה „denn die Flucht ist der Beginn der Niederlage“.",
+ "und ferner heißt es. s. V, N. 16.",
+ "Es flohen die Israeliten. Im massoretischen Text: וינסו אנשי ישראל, was manche Texte auch in der Mischna haben.",
+ "usw. In den beiden Versen steht zuerst die Flucht als Ursache für die folgende Niederlage."
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+ " Abschnitt VIII, der die Rede des Priesters und der Beamten an das zum Kampfe ausziehende Volk (Deut. 20, 1—9) behandelt, steht hier im Anschluß an VII, 2, wo unter den Dingen, die in hebräischer Sprache gesprochen werden müssen, auch diese Priesterrede genannt wird. In den Mischnajot 1—2, 5—7 ist die Form des halachischen Midrasch erhalten (vgl. Sifre zu Deut. 20, 3—9).",
+ "Wann gilt dies nur. daß manche umkehren (Mischna 2) und manche überhaupt nicht wegziehen (Mischna 4).",
+ "sogar. Die Worte מחפתה…… חתן sind ein Zitat aus Joel 2, 16.",
+ "Wann gilt dies nur. daß manche umkehren (Mischna 2) und manche überhaupt nicht wegziehen (Mischna 4).",
+ "sogar der Bräutigam aus seinem Zimmer und die Braut aus ihrem Brautgemach. Nach der Erklärung des Amoräers R. Jochanan (Talmud 44b) besteht bezüglich der Vorschriften über die Teilnahme resp. Nichtteilnahme an einem Kriege keine Differenz zwischen den beiden in der Mischna geäußerten Ansichten. Nach beiden Ansichten muß an einem vom Gottesgesetz ausdrücklich befohlenen Krieg, wie etwa dem zur Besitznahme des heiligen Landes geführten, oder an einem zur Abwehr eines schon geschehenen Angriffs geführten Krieg ein jeder teilnehmen (vgl. auch Maim. הלכות מלכים V, 1 und לחם משנה z. St.). Bei allen anderen Kriegen, die lediglich die Eroberung weiteren Gebietes zum Ziele haben, ja selbst im Falle eines Präventivkrieges, der einem feindlichen Angriff durch Schwächung des Feindes vorbeugen soll, gelten nach beiden Ansichten die in Mischna 2 und Mischna 4 gegebenen Vorschriften. Die erste in der Mischna zum Ausdruck kommende Ansicht nennt jedoch alle Kriege mit Ausnahme der direkt befohlenen oder der zur Abwehr eines geschehenen Angriffes dienenden: מלחמת רשות, und dementsprechend die letzteren מלחמת מצוה. R. Jehuda aber nennt einen Präventivkrieg מלחמת מצוה und dementsprechend den befohlenen und den Abwehrkrieg מלחמת חובה. Es besteht danach — wie dies der Amoräer Raba (dorts.) ausführt — zwischen den beiden Ansichten nur die religionsgesetzliche Differenz, daß nach R. Jehuda der Teilnehmer an einem solchen Präventivkrieg, den R. Jehuda מלחמת מצוה nennt, von der Erfüllung einer anderen, gleichzeitig zu übenden religiösen Vorschrift nach dem Grundsatz העוסק במצוה פטור מן המצוה befreit ist, nach der ersten Ansicht, die einen Präventivkrieg מלחמת רשות nennt, jedoch nicht."
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+ "Das beim Genickbrechen des Kalbes zu Sagende. Das was die Ältesten und Priester bei der עגלה ערופה - Prozedur sprechen (Deut. 21, 7—8).",
+ "wie es heißt. Der einleitende Satz dieser Mischna wiederholt aus VII, 2 Im Anschluß daran wird in den Mischnajot 1—8 dieses Abschnitts der ganze Vorgang von עגלה ערופה dargestellt. Die Gemara (44b) ergänzt hier den Mischnatext analog zu VII, 3ff. durch die Zitierung von Deut. 21, 7: … וענו ואמרו und Deut. 27, 14: וענו הלוים ואמרו, wonach auf Grund einer Wortanalogie (גזרה שוה) gefolgert wird, daß, wie die Segnungen und Verfluchungen (vgl. VII, N. 10) so auch das beim Genickbrechen des Kalbes zu Sagende in hebräischer Sprache gesagt werden muß. Mit der Zitierung von Deut. 27, 1 beginnt bereits die allgemeine Darstellung.",
+ " um die Messung zur nächsten Stadt vorzunehmen, wie es die Fortsetzung des Verses: ומדדו אל הערים אשר סביבת החלל verlangt.",
+ "Drei vom höchsten Gerichtshof in Jerusalem. vom großen einundsiebziggliedrigen Synhedrion.",
+ "so zieht man noch einen hinzu. um stets eine Entscheidung nach der Mehrheit herbeifühhren zu können. שקול wörtl. gleichwiegend, sich das Gleichgewicht, durch etwaige Stimmengleichheit, haltend."
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+ "Wurde er. der Erschlagene.",
+ "deren Einwohner größtenteils Nichtjuden sind. In den beiden letztgenannten Fällen unterbleibt die Prozedur, da die betreffende Örtlichkeit dem Einfluß der jüdischen Gerichtsbarkeit entzogen ist, und dort ein Totschlag nicht zu den Seltenheiten gehört. Die einleitenden Worte des Gesetzes … כי ימצא schließen aber einen solchen Fall aus (פרט למצוי Talmud 45b). Im Mischnatext der Münchener Handschrift, des Jeruschalmi, u. a. (vgl. auch Maim. הלכות רוצח IX, 5) statt לעיר שרבה גוים der Text: לעיר שיש בה גוים „einer Stadt, in der Nichtjuden sind“.",
+ "unterließ man das Genickbrechen. Nach der Erklärung der Gemara (45 b) will die Mischna nicht etwa sagen, daß überhaupt die Prozedur unterlassen wurde, wenn der Erschlagene nahe einer Stadt, in der es keinen Gerichtshof gibt, gefunden wurde. Der Sinn der Mischnaworte ist vielmehr der, daß in einem solchen Falle (anders als in den beiden vorgenannten Fällen, da die Prozedur unterbleibt) zu der nächstgelegenen einen Gerichtshof besitzenden Stadt gemessen wurde, wie dies der nächste Satz der Mischna: בית דין ….. אין, der mit dem Vorhergehenden zu verbinden ist, aussagt. Diese Erklärung ist nur schwer vereinbar mit dem vorliegenden Texte und beruht wohl auf dem Text: לא היו מודדין „hat man nicht gemessen“ (statt לא היו עורפין), den die Münchener Handschrift, Jeruschalmi u. a. in der Mischna haben.",
+ "Eliëser. Im Mischnatext des Jeruschalmi nach דברי רבי אליעזר noch die Worte: וחכמים אומרים עיר אחת מביאה עגלה ערופה ואין שתי עירות מביאות שתי עגלות „Die Weisen aber sagen: Eine Stadt bringt ein עגלה ערופה, zwei Städte aber bringen nicht zweie“. Danach wird, wenn der Erschlagene genau in der Mitte zwischen zwei Städten gefunden wurde, nach der Meinung der Weisen die Prozedur nicht ausgeführt. Diese Ansicht sieht, wie dies Jeruschalmi (zur Mischna) erklärt, den genannten Fall durch die Stilisierung des Verses Deut. 21, 3 והיה העיר הקרובה … אל החלל (im Singular) vom Gesetze ausgeschlossen (vgl. auch Bechorot 18a). Außer den beiden Ansichten des R. Eliëser und der Weisen (im Mischnatext des Jeruschalmi) gibt es jedoch noch eine dritte im Namen der Weisen überlieferte, nach der die Halacha entscheidet (vgl. Bechorot dorts. und Maim. הלכות רוצח IX, 8). Nach dieser Ansicht ist eine genaue Messung überhaupt nicht möglich (אי אפשר לצמצם), so daß eigentlich nur eine der beiden Städte das Kalb bringen mußte, nämlich die in Wirklichkeit nähere. Da nicht feststellbar ist, welche diese ist, bringen beide Städte gemeinsam ein Kalb. Vor dem Genickbrechen sprechen die Vertreter jeder der beiden Städte den Verzicht auf ihren Anteil aus für den Fall, daß die andere Stadt zur Bringung verpflichtet wäre, weil sie die in Wirklichkeit nähere ist.",
+ "dem man das Genick bricht. Wenn Jerusalem die am nächsten liegende Stadt ist, muß eine andere, u. zw. die außer Jerusalem nächstgelegene Stadt, das Gesetz ausführen (Maim. הלכות רוצח IX, 5). Deut. 21, 1 … כי ימצא חלל באדמה אשרד׳ אלהיך נתן לך לרשתה befreit Jerusalem, das als Centralstadt nicht einem einzelnen Stamme zugeteilt ward (ירושלים לא נתחלקה לשבטים), von der Erfüllung des Gesetzes (Talmud 45b)."
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+ [
+ " Im Mischnatext des Jeruschalmi haben Mischna 3 und 4 die umgekehrte Reihenfolge.",
+ "Wurde sein. des Erschlagenen.",
+ "den Leib zum Kopf. Nach der Erklärung der Gemara (45 b) bezieht sich die in der Mischna angeführte Kontroverse auf die Frage, wo der aufgefundene Tote zu begraben ist (nicht etwa auf die Messung, worüber erst in der nächsten Mischna gehandelt wird). So wie eine unversorgt liegende Leiche (מת מצוה) am Fundort begraben werden muß (מת מצוה קונה מקומו; Baba Kama 81a), so auch der von unbekannten Mördern Erschlagene. Wird nun Leib und Kopf an verschiedenen Plätzen gefunden, dann ist nach R. Eliëser der Platz, wo der Leib liegt, der Begräbnisplatz, nach R. Akiba der Platz wo der Kopf gefunden wurde."
+ ],
+ [
+ " Im Mischnatext des Jeruschalmi haben Mischna 3 und 4 die umgekehrte Reihenfolge.",
+ "Von seiner Nase an. Nach R. Eliëser ist der Nabel, nach R. Akiba die Nase der Sitz des Lebens (Talmud 45).",
+ "von seinem Halse an. Nach der Gemara (dorts.) beruht die Ansicht des R. Eliëser, des Sohnes Jakobs, auf Ezech. 21, 34: … לתת אותך אל צוארי חללי רשעים ..,"
+ ],
+ [
+ "Sobald die Ältesten von Jerusalem. die nur die Messung vorzunehmen hatten (Mischna 1).",
+ "bringen die Ältesten der betreffenden Stadt. die dem Erschlagenen am nächsten liegt.",
+ "das noch nicht an einem Joch gezogen hat. Deut. 21, 3. Im Mischnatext des Jeruschalmi das vollständige Bibelzitat: מביאין עגלת בקר אשר לא עבד בה אשר לא משכה בעל.",
+ "Ein Fehler. wie er etwa ein Opfer untauglich macht.",
+ "Etan-Tal. Deut. 21, 4.",
+ "hart. Obige Übersetzung folgt der Erklärung Raschis (zu Talmud 46 b) und der meisten Erklärer. Nach Maim. (הלכות רוצח IX, 2) ist נחל איתן resp. נחל קשה ein reißender Bach.",
+ "Und sie brechen. Deut. 21, 4.",
+ "ihm das Genick mit einem Beil. קופיץ, manche Texte קופים, gr. κοπίς „Hackmesser, Beil“.",
+ "Sein Platz darf nicht. Deut. 21, 4.",
+ "dort Flachs zu hecheln und Steine zu behauen. da dies vom Boden losgelöste Arbeiten sind (Talmud 46b)."
+ ],
+ [
+ "Die Ältesten der betreffenden Stadt. die dem Erschlagenen am nächsten liegt.",
+ "waschen. Deut. 21, 6.",
+ "und sprechen. dorts. 21, 7.",
+ "ohne Speise wieder ziehen lassen und wir haben ihn nicht gesehen und ohne Begleitung gelassen. so daß wir seinen Tod mit verschuldet hätten. Nach dem vorliegenden Text ist das Suffix von ראינוהו ,פטרנוהו, und הנחנוהו auf den Erschlagenen zu beziehen. Danach bezeugen die Ältesten, sie hätten niemanden, der dessen bedurfte, ohne Lebensmittel wegziehen lassen, so daß er sich zum Straßenraub genötigt gesehen haben könnte und dadurch umgekommen sein könnte (Raschi). Ebenso hätten sie niemanden, der des Geleites bedurfte, allein fortwandern lassen. Im Mischnatext des Jeruschalmi, der Münchener Handschrift u. a. fehlen jedoch die Worte בלא מזון und בלא לויה und auch Raschi haben sie nicht Vorgelegen. Sie sind erst aus der Talmud 46 b zitierten Baraita in den Mischnatext gelangt. Die jerusalemitische Gemara bemerkt zur Mischna, daß lediglich die babylonischen Lehrer die Worte der Ältesten in Beziehung auf den Erschlagenen erklären; die palästinensischen Lehrer jedoch beziehen dies auf den Mörder: Die Ältesten erklären, daß sie den Mörder weder in Händen hatten und ihn freiließen, noch ihn gesehen hatten und über seine Schuld ein Auge zudrückten. (Vgl. zum Ganzen Hirsch, Kommentar zu Deut. 21, 7).",
+ "und bring nicht unschuldiges Blut in dein Volk Israel. Deut. 21, 8. Diese Worte sprachen nach der Tradition die Priester, die nach Deut. 21, 5 bei der Prozedur zugegen sein mußten (vgl. Raschi zur Mischna s. v. והכהנים אומרים).",
+ "Und es soll ihnen gesühnt werden das Blut. Deut. 21, 8. Diese Worte gehören nicht mehr zur Rede der Priester.",
+ "sondern Gott. רוח הקדש wörtl. „der heilige Geist“.",
+ "dann soll ihnen. Im Mischnatext des Jeruschalmi: לכם „euch“."
+ ],
+ [
+ "dann kann es. wie ein profanes Tier.",
+ "wird es auf der Stelle begraben. da es zur Nutznießung verboten ist.",
+ "so wird er getötet. Dies lehrt die nachdrückliche Betonung ואתה תבער הדם הנקי מקרבך (Deut. 21, 9) nach dem Gesetze über עגלה ערופה (Jeruschalmi zur Mischna)."
+ ],
+ [
+ "Sagt ein Zeuge. Deut. 21, 1 לא נודע מי הכהו lehrt nach der Tradition, daß die Prozedur unterbleibt, wenn irgend jemand den Täter kennt. Es genügt hierüber die Aussage auch nur eines Zeugen, ja sogar einer solchen Person, die sonst für eine Zeugenaussage untauglich ist (Frauen, Sklaven u. a. Talmud 47 b).",
+ "Ich habe den Totschläger gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und ein anderer. der mit den andern zugleich zum Gericht kommt. Hat aber das Gericht bereits auf Grund der ersten Zeugenaussage entschieden, daß die Prozedur unterbleibt, dann wird die Zeugenaussage des zweiten nicht mehr berücksichtigt. Denn bezüglich der Bezeugung, daß der Totschläger bekannt ist, ist die Aussage eines Zeugen ebenso beglaubt, als wenn zwei Zeugen sie gemacht hätten (Talmud dorts.).",
+ "Du hast ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat.",
+ "sagt eine Frau. Deut. 21, 1 לא נודע מי הכהו lehrt nach der Tradition, daß die Prozedur unterbleibt, wenn irgend jemand den Täter kennt. Es genügt hierüber die Aussage auch nur eines Zeugen, ja sogar einer solchen Person, die sonst für eine Zeugenaussage untauglich ist (Frauen, Sklaven u. a. Talmud 47 b).",
+ "Ich habe ihn gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und eine andere. Nach Maim. ist es kein Unterschied, ob die beiden Frauen auf einmal oder nacheinander zu Gericht kommen. Nach andern Erklären! gilt auch hier die Aussage der Mischna nur dann, wenn sie auf einmal zu Gericht kommen (vgl. Maim. הלכות רוצח IX, 14 und dazu כסף משנה, ראב״ד und מגדל עוז).",
+ "Du hast ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat.",
+ "Ich habe ihn gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und zwei. Wenn alle drei Zeugen sonst untauglich sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 47b).",
+ "Du hast ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat.",
+ "Wir haben ihn gesehen. wie er ihn erschlagen hat.",
+ "und einer darauf zu ihnen. Wenn alle drei Zeugen sonst untauglich sind (Frauen, Sklaven u. a.). In diesem Falle richtet man sich nämlich nach der Mehrzahl der aussagenden Personen, ohne Unterschied, ob die Zeugen zugleich oder nacheinander kommen (Talmud 47b).",
+ "Ihr habt ihn nicht gesehen. da ich zu der von dir angegebenen Zeit mit dir war. Im Mischnatext des Jeruschalmi steht übrigens statt רְאִיתֶם, רָאִיתְ, רָאִיתָ in der zweiten Aussage: רָאִיתִי resp. רָאִינוּ (in der ersten Person). Es bedeutet dies dann: Zur Zeit, da nach der ersten Zeugenaussage der Mord stattgefunden hat, sah ich (resp. sahen wir), daß er nicht stattgefunden hat."
+ ],
+ [
+ "da wurde das Genickbrechen des Kalbes nicht mehr vorgenommen. Deut. 21, 1: לא נודע מי הכהו … כי ימצא חלל lehrt, daß das Gesetz von עגלה ערופה nur in solchen Zeiten zur Ausführung kommt, da ein Totschlag zu den Seltenheiten gehört, nicht zu einer Zeit, da Mord und Totschlag häufige Erscheinung sind und die gewohnheitsmäßigen Verbrecher bekannt sind (vgl. N. 7 und N. 34; Sifrē und Midrasch Tannaim zum Deuteronomium ed. Hoffmann zu Deut. 21, 1).",
+ "Später aber nannte man ihn Ben-harazchan. בן הרצחן „Mördersprößling“. אליעזר בן דינאי war ein bekannter, zur Zelotenpartei gehörender Räuber (Josephus, Antiqu. XX, 6, 1; 8, 5; Bell. Jud. II, 12, 4; 13, 2). Nach dem vorliegenden Text spricht die Mischna nur vom Auftreten des Eliëser, der auch תחינה בן פרישה genannt wurde und später den Beinamen בן הרצחן erhielt. Es ist aber der Sinn dieses zweiten Namens תחינה בן פרישה unklar. תוספות י״ט bringt eine bessere La: משבא אליעזר בן דינאי ותחינה בן פרישה היה נקרא חזרו לקרותו בן הרצחן. Danach spricht die Mischna hier von zwei Männern, אליעזר בן דינאי und תחינה בן פרישה, von denen der zweite dann בן הרצחן genannt wurde.",
+ "wurde das bittere Wasser. die Sotauntersuchung. Die Abschaffung erfolgte auf Grund von Num. 5, 31 ונקה האיש מעון וכו׳, welcher Vers nach der Tradition lehrt, daß das Wasser unwirksam ist, wenn der Ehemann sich nicht von geschlechtlichen Vergehungen freihielt (Talmud 47b vgl. S. 306 N. 25).",
+ "usw. Der Schluß des Verses: עם הזנות יפרדו ועם הקדשות יזבחו ועם לא יבין ילבט ",
+ "aus Zereda. יוסי בן יועזר und יוסי בן יוחנן bilden das erste der in Mischna Abot I, 4; 6; 8; 10; 12 erwähnten „Gelehrtenpaare“ (זוגות Mischna Pea II, 6).",
+ "aus Jerusalem. יוסי בן יועזר und יוסי בן יוחנן bilden das erste der in Mischna Abot I, 4; 6; 8; 10; 12 erwähnten „Gelehrtenpaare“ (זוגות Mischna Pea II, 6).",
+ "Trauben. bildlicher Ausdruck für hervorragende Gelehrte (Talmud 47b: איש שהכל בו)."
+ ],
+ [
+ " In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Maaser scheni V, 15.",
+ "der Hohepriester. Jochanan-Hyrkan der makkabäische Fürst und Hohepriester.",
+ "schaffte das Maaser-Bekenntnis. VII N. 3. Der Grund für die Abschaffung war der folgende: Seit Esra pflegte man Maaser den Priestern (nicht den Leviten) zu geben. Daher sollte man das Maaserbekenntnis, in dem sich die Worte: וגם נתתיו ללוי (Deut. 26, 13) finden, nicht mehr sprechen (Talmud 47b und 48a).",
+ "Er schaffte auch die Wecker. Die Leviten pflegten dem täglichen Gesang im zweiten Tempel den Vers Ps. 44, 24: עורה למה תישן אדני הקיצה וכו׳ (daher מעוררין) anzugliedern, Jochanan Hyrkan verbot dies, damit dies nicht zu blasphemischen Mißdeutungen Anlaß gebe (Talmud 48 a).",
+ "und die Schläger. Man pflegte den Opfertieren vor der Schlachtung zwischen den Hörnern einen Schnitt zu machen, damit Blut ins Auge kommt und es leichter sei, sie niederzulegen. (Nach einer anderen Erklärung schlug man die Tiere mit Stöcken.) Dies wurde abgestellt, damit nicht das Tier so aussähe, als ob es einen Fehler (מום) hätte (resp. damit das Tier nicht טרפה und damit zum Opfer untauglich werde).",
+ "Bis zu seiner Zeit schlug der Hammer in Jerusalem. Am Halbfeiertag (חול המועד). Er verbot die am Halbfeiertage an und für sich erlaubte Erwerbsarbeit der Handwerker, um ihn vor Mißachtung zu schützen.",
+ "Ferner brauchte man zu seiner Zeit sich bezüglich Demais. Demai ist das von einem bezüglich der vorgeschriebenen Abgaben Unzuverlässigen (עם הארץ) stammende Getreide. Jochanan-Hyrkan beseitigte die bezüglich solchen Getreides bestehende religionsgesetzliche Unsicherheit durch die Verordnung, daß man davon lediglich die dem Priester zukommende Zehnt-Hebe (תרומת מעשר) abgebe und den zweiten Zehnt (מעשר שני) ordnungsmäßig dem Verbrauch in Jerusalem zuführe. Der erste Zehnt (מעשר ראשון ) und der Armen-Zehnt (מעשר עני) müsse von Demai nicht entrichtet werden (Talmud 48 a)."
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+ "Mit dem Tode der ersten Propheten. Unter נביאים ראשונים (vgl. Zach. 7, 12) sind sämtliche biblische Propheten zu verstehen mit Ausnahme der letzten drei Chaggai, Zacharias und Melachi, die נביאים אחרונים genannt werden (Talmud 48 b).",
+ "hörten die Urim und Tummim. das göttliche Orakel (Ex. 28, 30).",
+ "Nach der Zerstörung des Heiligtums kamen der Schamir. Ein wunderbarer Wurm, mit dem man auf den Edelsteinen des Efod die Namen der israelitischen Stämme gravierte (Talmud 48 b).",
+ "und das Honigseim. Nach der Erklärung der Gemara (48 b) Honig besonders vorzüglicher Qualität.",
+ "und hörten die Männer des Vertrauens. Nach der Erklärung der Gemara (dorts.) Männer, die sich durch großes Gottvertrauen auszeichneten. Damit stimmt besser der Mischnatext des Jeruschalmi אנשי אמונה überein. אנשי אמנה des vorliegenden Textes wäre eher mit „vertrauenswürdige Männer“ wiederzugeben.",
+ "usw. Die Fortsetzung des Verses, die Jeruschalmi auch im Mischnatext hat: כי פסו אמונים מבני אדם."
+ ],
+ [
+ "Das Aufhören der Reinheitsgesetze nahm den Wohlgeschmack. Im Jeruschalmi u. a. הטהרה נטלה את הריח"
+ ],
+ [
+ "Im vespasianischen Krieg. פולמוס gr. πόλεμος.",
+ "verbot man die Bräutigamskronen. vgl. Cant. 3, 11.",
+ "und die Handtrommel. bei der Hochzeitsfeier. Die Übersetzung „Handtrommel“ folgt der Erklärung der meisten Erklärer. Die Etymologie des Wortes ist unsicher. Nach manchen von ארוסין, weil bei Hochzeitsfeierlichkeiten zur Verwendung gelangend. Dalman sieht in ארוס das gr. αὐλός „Flöte“. Nach Kraus, Archäologie III, S. 93: Schelle (von lat. aes „Erz“). Vgl. zum Ganzen noch Ben-Jehuda, Thesaurus Vol. I, S. 196 s. v. אירוס.",
+ "Im Krieg. פולמוס gr. πόλεMος.",
+ "des Titus. Ed. Lowe קיטום (statt טיטוס des vorliegenden Textes), wofür קיטוס zu lesen ist, was manche Handschriften im Mischnatexte haben. Danach ist hier von der Invasion des Quietus zur Zeit Trajans die Rede (vgl. Graetz, Geschichte, Leipzig 1908, S. 408f).",
+ "verbot man die Brautkronen und daß man seinen Sohn das Griechische lehre. Nach der Gemara (49b) die griechische Philosophie (חכמת יונית). Die Münchener Handschrift hat חכמת יונית im Texte der Mischna.",
+ "Im letzten Kriege. Wohl zur Zeit des Bar-Kochba."
+ ],
+ [
+ " Diese letzte Mischna des Traktates Sota besteht aus drei Teilen. Der erste Teil (bis משמת רבי בטלה ענוה ויראת חטא) bringt eine Aufzählung von Tannaiten, die sich durch rühmenswerte Eigenschaften auszeichneten. Der zweite Teil (רבי פנחס בן יאיר bis הבן אינו מתביש מאביו ועל מי יש לנו להשען על אבינו שבשמים) enthält zwei Aussprüche über die Zustände in der Zeit nach der Tempelzerstörung und eine Schilderung der Zustände in der Zeit vor dem Eintreffen des Messias. Der dritte Teil der Mischna endlich ist ein Ausspruch des R. Pinchas, des Sohnes Jaïrs, über die Grade der religiösen Vollkommenheit. Der vorliegende Text des ersten Teiles der Mischna weicht bezüglich Zahl und Reihenfolge der in ihm genannten Tannaiten sowohl vom Mischnatext des babylonischen als auch von dem des jerusalemitischen Talmuds stark ab. Sonstige Verschiedenheiten in den Texten s. weiter. Der zweite Teil der Mischna erscheint in den neueren Ausgaben des babylonischen Talmuds nicht als zur Mischna gehörend, sondern als eine am Anfang der Gemara zur Mischna zitierte Baraita (eingel. mit ת״ר). Der letzte Teil der Mischna endlich fehlt in den Ausgaben der beiden Talmude gänzlich und erscheint mit einigen Änderungen als Baraita in Aboda-Sara 20 b und Jeruschalmi Schekalim III, 3 zitiert.",
+ "Mit dem Tode des R. Meïr hörten die Gleichnisdichter. Vgl. Sanhedrin 38 b.",
+ "Mit dem Tode des Ben-Assai hörten die Emsigen. Vgl. seinen Ausspruch נפשי חשקה בתורה , mit dem er seine Ehelosigkeit entschuldigte (Jebamot 63b).",
+ "Mit dem Tode des Ben-Soma hörten die Bibelausleger. Ben-Soma zeichnete sich durch seine Ableitungen halachischer Gesetze aus dem Bibeltexte aus (vgl. Mischna Berachot I, 5; Chullin V, 5; Menachot XI, 4 u. a.). Im Mischnatext des Jeruschalmi statt הדרשנים die La. התלמידים „die Schüler“. Ben Soma, ebenso wie Ben Assai, verstarb in jungen Jahren und wurde daher nicht ordiniert. Daher diese Bezeichnung (vgl. Kidduschin 49b und dorts. Raschi s. v. בן עזאי ובן זומא).",
+ "Josua schwand das Gute in der Welt. R. Josua entfaltete eine segensreiche Tätigkeit, insbesondere durch die Zurückweisung feindseliger Angriffe der Heiden auf Israel und die Lehre (vgl. die Talm. 49 b zitierte Baraita: משמת רבי יהושע בטלה עצה ומחשבה und Frankel דרכי המשנה S. 87).",
+ "des Sohnes Gamliël’s. Hier ist von dem in der nachhadrianischen Zeit blühenden Patriarchen, dem Sohn Rabban Gamliël II., die Rede.",
+ "schwand der Reichtum von den Weisen. Vgl. über den sprichwörtlich gewordenen Reichtum dieses Tannaiten Schabbat 54b, Berachot 57 b; Kidduschin 49 b.",
+ "Aikba schwand die Herrlichkeit der Tora. Im Mischnatext des Jeruschalmi: רבי עקיבא פסקו הדרשנים משמת; R. Akibas Lehrmethode zeichnete sich dadurch aus, daß er durch die Deutung „jedes Häkchens“ in der schriftlichen Tora die Gesetze der mündlichen Lehre in der schriftlichen begründet oder angedeutet erscheinen ließ (vgl. Menachot 29b).",
+ "hörten die Männer der Tat auf. D. h. die Wundertäter. Im Mischnatext des Jeraschalmi: משמת רבי חנינא בן דוסא ויוסי בו קיטונתא פסקה החסידות. Der fromme R. Chanina war durch seine Wundertaten und wirksame Gebete für Kranke bekannt (vgl. Mischna Berachot V, 5 und dorts. Talmud 34b; Taanit 25a).",
+ "Weil er der Kleinste der Frommen war. d. h. der Letzte. Im Mischnatext des Jeruschalmi תמציתן in der gleichen Bedeutung (das „Ausgepreßte, der Rest“). Dieser רבי יוסי קטנותא ist nach Jeruschalmi Baba Kama III, 7 identisch mit יוסי בן יהודה und יוסי הבבלי; und im babylonischen Talmud (Pesachim 113b; Joma 52b) heißt es: הוא יוסף איש הוצל הוא יוסף הבבלי הוא איסי בן יהודה הוא איסי גור אריה הוא איסי בן גמליאל הוא איסי בן מהללאל ומה שמו איסי בן עקיבא שמו. Über diesen Wechsel der Namen des einen Tannaiten vgl. Hoffmann, Zur Einleitung in die halachischen Midraschim S. 38f.",
+ "schwand der Glanz der Weisheit. רבן יוחנן בן זכאי galt als der Gelehrte, dessen Geist alle Gebiete der Gelehrsamkeit umfaßte, u. a. auch die Philosophie (מעשה מרכבה; vgl. Sukka 28a und M. Sachs in Kerem chemed VII, S. 269ff.).",
+ "des Alten. d. i. der Enkel Hillels.",
+ "schwand die Herrlichkeit der Tora. In einer Megilla 21a zitierten Baraita wird das Schwinden der „Herrlichkeit der Tora“, von dem die Mischna hier spricht, dahin erklärt, daß man bis zum Tode dieses Patriarchen nur stehend die Tora lernte, von da an aber wegen der physischen Schwächlichkeit der Gelehrten auch das Sitzen beim Studium gestattet wurde. Nach Hoffmann (Erste Mischna, S. 14f.) ist כבוד התורה hier möglicherweise mit „Reichtum, Fülle der Tora“ zu übersetzen. Die Mischna spräche hier von der Abnahme des Umfanges der in den Lehrhäusern vorgetragenen Traditionslehre, der vorher viel größer war.",
+ "schwand der Glanz des Priestertums. Einen Hohenpriester ישמאל בן פאבי erwähnt auch Mischna Para III, 5. Es gab zwei Hohepriester dieses Namens; der eine wurde vom Procurator Valerius Gratus eingesetzt (ca. 15 p.; vgl. Josephus Antiqu. XVIII, 2, 2), der andere von Agrippa II. (ca. 58 p.; vgl. dorts. XX, 8, 8). Ob in der Mischna vom ersten oder zweiten die Rede ist, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.",
+ "Mit dem Tode Rabbis. R. Jehuda, der Fürst (ha-Nasi), wurde „Rabbi“ genannt. Dieser Satz משמת רבי … ויראת חטא wurde erst nach dem Tode Rabbis, des Mischna-Redaktors, zur Mischna hinzugefügt.",
+ "schwanden die Bescheidenheit und die Furcht vor der Sünde. Diese letzte Mischna des Traktates Sota besteht aus drei Teilen. Der erste Teil (bis משמת רבי בטלה ענוה ויראת חטא) bringt eine Aufzählung von Tannaiten, die sich durch rühmenswerte Eigenschaften auszeichneten. Der zweite Teil (רבי פנחס בן יאיר bis הבן אינו מתביש מאביו ועל מי יש לנו להשען על אבינו שבשמים) enthält zwei Aussprüche über die Zustände in der Zeit nach der Tempelzerstörung und eine Schilderung der Zustände in der Zeit vor dem Eintreffen des Messias. Der dritte Teil der Mischna endlich ist ein Ausspruch des R. Pinchas, des Sohnes Jaïrs, über die Grade der religiösen Vollkommenheit. Der vorliegende Text des ersten Teiles der Mischna weicht bezüglich Zahl und Reihenfolge der in ihm genannten Tannaiten sowohl vom Mischnatext des babylonischen als auch von dem des jerusalemitischen Talmuds stark ab. Sonstige Verschiedenheiten in den Texten s. weiter. Der zweite Teil der Mischna erscheint in den neueren Ausgaben des babylonischen Talmuds nicht als zur Mischna gehörend, sondern als eine am Anfang der Gemara zur Mischna zitierte Baraita (eingel. mit ת״ר). Der letzte Teil der Mischna endlich fehlt in den Ausgaben der beiden Talmude gänzlich und erscheint mit einigen Änderungen als Baraita in Aboda-Sara 20 b und Jeruschalmi Schekalim III, 3 zitiert.",
+ "Die Männer der Tat. die Männer des frommen Tuns.",
+ "Mächtig geworden sind die Gewalttätigen. wörtl.: „die Männer des Arms“.",
+ "und die Verleumder. wörtl. „die Männer der Zunge“. In der Münchener Handschrift und ed. Lowe: בעלי לשון הרע.",
+ "der Große. d. i. R. Eliëser, der Sohn des Hyrkanos, der Schüler des Rabban Jochanan, des Sohnes Sakkais.",
+ "und die Kinderlehrer gleich den Synagogendienern. Der Synagogendiener versah auch das Amt des Lehrergehilfen (vgl. Mischna Schabat I, 3).",
+ "und die Synagogendiener. Der Synagogendiener versah auch das Amt des Lehrergehilfen (vgl. Mischna Schabat I, 3).",
+ "Und das unwissende Volk verkümmert. Manche Texte besser: ודללא.",
+ "Vor der Ankunft. עקבות wörtl. „Fersen, Spuren“ (vgl. Ges.-Buhl, Wörterb., S. 613 s. v. עָקֵב).",
+ "Das Lehrhaus. wörtl. „Haus der Zusammenkunft“ sc. der Gelehrten.",
+ "und Gablan. גבלן wohl das östliche Grenzland Galiläas: Gaulanitis. Nach andern die Stadt Gabala in Untergaliläa. Manche identifizieren גבלן mit גְּבָל Ps. 83, 8, welches der Name der im Süden Judäas am Toten Meere gelegenen Gebirgsgegend ist, die bei den Griechen Gebalene heißt.",
+ "Die Weisheit der Gelehrten wird verdorben sein. Der Ausdruck תסרח aus Jer. 49, 7: נסרחה חכמתם.",
+ "Der Sohn mißachtet. In der zitierten Bibelstelle: מנבל, was die Münchener Handschrift auch im Mischnatext hat.",
+ "Auf unseren Vater im Himmel. Diese letzte Mischna des Traktates Sota besteht aus drei Teilen. Der erste Teil (bis משמת רבי בטלה ענוה ויראת חטא) bringt eine Aufzählung von Tannaiten, die sich durch rühmenswerte Eigenschaften auszeichneten. Der zweite Teil (רבי פנחס בן יאיר bis הבן אינו מתביש מאביו ועל מי יש לנו להשען על אבינו שבשמים) enthält zwei Aussprüche über die Zustände in der Zeit nach der Tempelzerstörung und eine Schilderung der Zustände in der Zeit vor dem Eintreffen des Messias. Der dritte Teil der Mischna endlich ist ein Ausspruch des R. Pinchas, des Sohnes Jaïrs, über die Grade der religiösen Vollkommenheit. Der vorliegende Text des ersten Teiles der Mischna weicht bezüglich Zahl und Reihenfolge der in ihm genannten Tannaiten sowohl vom Mischnatext des babylonischen als auch von dem des jerusalemitischen Talmuds stark ab. Sonstige Verschiedenheiten in den Texten s. weiter. Der zweite Teil der Mischna erscheint in den neueren Ausgaben des babylonischen Talmuds nicht als zur Mischna gehörend, sondern als eine am Anfang der Gemara zur Mischna zitierte Baraita (eingel. mit ת״ר). Der letzte Teil der Mischna endlich fehlt in den Ausgaben der beiden Talmude gänzlich und erscheint mit einigen Änderungen als Baraita in Aboda-Sara 20 b und Jeruschalmi Schekalim III, 3 zitiert."
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Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
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+ "\nEinleitung.\nDer Tractat Jebamot behandelt die drei Gesetze, die Deut. 25, 5—10 niedergelegt sind.\nA) Wenn nämlich ein Ehemann stirbt, ohne einen Nachkommen zu hinterlassen, so hat in erster Reihe der älteste, in zweiter der nächstfolgende überlebende Bruder, der von demselben Vater erzeugt ist und mit dem Verstorbenen gleichzeitig, wenn auch nur in einem Momente, gelebt hat, die Pflicht, die verwitwete Schwägerin zu ehelichen. Während sonst die Witwe des nicht ohne Nachkommen verstorbenen Bruders dem überlebenden zur Ehe verboten ist (Lev. 18, 16 und 20, 21), so ist in diesem Falle diese Ehe nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten. Man nennt solche Ehe יבום = Leviratsehe (vom lat. levir = Schwager, d. i. Bruder des Gatten); der Levir heisst יבם, die Schwägerin, die er zu ehelichen verpflichtet ist, יבמת oder יבמה. Die Leviratsehe kann, wie jede andere giltige Ehe, nur durch den Tod des Gatten oder durch Scheidung gelöst werden.\nB) Wenn jedoch der Bruder diese Ehe nicht eingehen will, oder Gründe vorhanden sind, die diese Verbindung nicht zulassen oder nicht als ratsam erscheinen lassen, so muss zunächst die Witwe den Schwager vor einem Gerichte zur Erfüllung seiner Pflicht auffordern und der Levir seine Weigerung erklären; sodann hat er die Schwägerin den Schuh von seinem Fusse abziehen und diesen entblössen, vor seinem Angesicht ausspeien und sie die Formel aussprechen zu lassen: „Also geschehe dem Manne, der das Haus seines Bruders nicht erbauen will“. Dieser Act, nach dessen Vollziehung die Witwe jede beliebige Ehe eingehen kann, heisst חליצה = Entschuhung (nach Deut. 25, 9).\nC) Solange nicht die Leviratsehe oder die Chaliza stattgefunden, darf die Witwe keine neue Ehe eingehen; sie heisst זקוקה ליבם = an den Levir gebunden, und das Band der Leviratsehe-Pflicht heisst זיקה.\nDas Gebot der Leviratsehe erleidet jedoch gewisse Einschränkungen:\n1) Wenn der Levir und die verwitwete Schwägerin in dem Grade verwandt sind, dass eine eheliche Verbindung zwischen ihnen wegen Incests gesetzlich unmöglich, d. h. mit gerichtlicher Todesstrafe oder der Strafe der Ausrottung bedroht ist (sie ist z. B. seine Tochter, die Schwester seiner Frau u. dergl.), so fällt für diesen Levir die Pflicht der Leviratsehe resp. der Chaliza fort. Hat er keinen andren Bruder, so darf die Schwägerin ohne weiteres eine neue Ehe eingehen (מותרת לשוק). Hinterlässt der Verstorbene zwei (oder mehr) Frauen, von denen die eine dem Levir wegen Incests zur Ehe verboten ist, so darf er auch die andre (die צרה = Nebenfrau) nicht ehelichen, und diese darf (auch ohne Chaliza) sich anderweitig verheiraten. Hinterlässt der Verstorbene zwei (oder mehr) Frauen, von denen keine dem Levir wegen Incests zur Ehe verboten ist, so kann er nur an einer von diesen die Leviratsehe vollziehen oder nur einer die Chaliza erteilen; die andre Frau darf dann ohne weiteres jede beliebige Ehe eingehen. Hinterlässt er mehrere Brüder und mehrere Frauen, so darf nur ein Bruder an einer Witwe die Leviratsehe vollziehen oder ihr die Chaliza erteilen; für die andren Brüder fällt diese Pflicht fort.\n2) Wenn der verstorbene oder der überlebende Bruder durch natürliche Fehler unfähig ist, Kinder zu zeugen, oder die Witwe unfähig ist, Kinder zu gebären, so hat weder die Leviratsehe noch die Chaliza zu erfolgen.\n3) Wenn die eheliche Verbindung zwischen dem Levir und der Schwägerin zwar nicht mit Ausrottungsstrafe bedroht, aber dennoch das Eingehen resp. die Fortsetzung der Ehe mit Uebertretung eines Thoraverbotes verbunden ist (z. B. zwischen einem Hohenpriester und der Witwe, oder zwischen einem gemeinen Priester und der Witwe, wenn diese von einem früheren Gatten geschieden war u. s. w.), so darf nicht die Leviratsehe, sondern nur die Chaliza vollzogen werden.\n4) Wenn das Eingehen und die Fortsetzung der Ehe nach dem Gesetz wohl zulässig ist, aber andre Gründe vorliegen, die die Ehe nicht als ratsam erscheinen lassen (z. B. unheilbare Krankheiten, Ungleichheit des Alters u. dergl.), so soll nicht die Leviratsehe, sondern die Chaliza erfolgen.\nDer Tractat Jebamot zerfällt in 16 Abschnitte.\nIm 1. Abschnitt werden die Frauen aufgezählt, deren Ehe dem Levir bei Strafe der Ausrottung verboten ist, denen (sowie deren Nebenfrauen) gegenüber somit das Gebot der Leviratsehe und der Chaliza fortfällt.\nDer 2. Abschnitt behandelt zunächst den Fall, dass nach dem Tode des Gatten diesem ein Bruder geboren wurde. Sodann werden die Frauen genannt, die man infolge einer rabbinischen Satzung oder der Heiligkeit des Standes nicht ehelichen darf. Darauf wird die Frage besprochen, inwiefern ein nicht rechtmässig erzeugtes Kind die Pflichten eines legitimen zu erfüllen hat resp. welche Rechte es geniesst; schliesslich werden einige Frauen erwähnt, die man unter gewissen Umständen nicht heiraten darf.\nDer 3. Abschnitt enthält besondere Fälle, in denen mehrere Brüder Schwestern geheiratet haben, und nennt diejenigen, in welchen die Leviratsehe resp. die Chaliza zulässig oder verboten ist.\nDer 4. Abschnitt behandelt die Frage, was zu geschehen hat, wenn die verwitwete Schwägerin nach vollzogener Chaliza oder Leviratsehe als schwanger befunden wird; wem das Vermögen der Jebama oder der Chaluza gehört; welche Blutsverwandten der Chaluza resp. dem Levir zur Ehe verboten sind; wie lange man mit der Leviratsehe und der Chaliza nach dem Tode des Gatten zu warten hat und welches Kind ein Bastard (Mamzer) genannt wird.\nIm 5. Abschnitt wird festgesetzt, welche gesetzlichen Folgen für die Schwägerin die „Heirats-Ansprache“, die Beiwohnung, der Scheidebrief und die Chaliza hat.\nDer 6. Abschnitt spricht von den verschiedenen Arten der Beiwohnung, von den Frauen, die die Priester heiraten dürfen, und dem Gebote der Fortpflanzung.\nIm 7., 8. und 9. Abschnitt wird auseinandergesetzt, welche Personen infolge ihrer verwandtschaftlichen oder rechtlichen Beziehung zu einem Priester (Leviten) Hebe (Zehnt) geniessen dürfen, sowie was unter einem Verstümmelten und einem Verschnittenen zu verstehen ist.\nDer 10. Abschnitt bespricht die Ehen, die auf Grund falscher Meldungen über den Tod eines der Gatten geschlossen sind, sowie die gesetzlichen Folgen der Beiwohnung eines Minderjährigen.\nDer 11. Abschnitt handelt von der Vergewaltigten, der Proselytin und von den Kindern, die irrtümlich verwechselt wurden.\nIm 12. Abschnitt wird der Act der Chaliza dargestellt.\nDer 13. und 14. Abschnitt behandeln das Gesetz von Mëun, d. i. die Weigerung einer Unmündigen, den ihr durch ihre Mutter oder ihren Bruder angetrauten Gatten zu behalten, sowie die eherechtlichen Vorschriften über Taubstumme.\nIm 15. und 16. Abschnitt wird die Frage besprochen, wann ein Zeugnis über den eingetretenen Tod des Ehegatten als glaubwürdig gilt, und unter welchen Umständen die Frau einen Andren oder den Bruder des Gatten heiraten darf.\n"
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+ "Fünfzehn Frauen. Die mit dem Bruder ihres kinderlos verstorbenen Mannes derart verwandt sind, dass er (bei Todesstrafe) keine von ihnen heiraten darf.",
+ "befreien. Da ihnen selbst die Leviratsehe mit diesem Schwager verboten ist. Dies wird in Jeb. 3b mittelst der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (גזרה שוה) aus den Worten עליה in Lev. 18,18 und Deut. 25,5 abgeleitet, wonach die allgemeine Vorschrift, dass der Levir die Witwe seines kinderlos verstorbenen Bruders ehelichen solle (Deut. 25, 5), in dem Sinne beschränkt wird, dass diese Ehe nicht stattfinden darf, wenn die Witwe die Schwester der Frau des überlebenden Bruders ist. Dasselbe ist der Fall, wenn überhaupt der Levir mit der Witwe blutsverwandt ist.",
+ "ihre Nebenfrauen. D. h. die Frauen, die ihr Mann neben ihnen noch hatte, die aber sonst in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Bruder ihres Mannes standen. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen, von denen die eine dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten ist, so fällt für diesen überhaupt die Pflicht der Leviratsehe gegenüber dem Hause seines verstorbenen Bruders fort, und er darf auch dessen Nebenfrauen nicht heiraten, was Jeb. 3b aus לצרר, Lev. 18, 18 abgeleitet wird. — Allgemein sei hier noch bemerkt: Jede wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotene Frau heisst mit Bezug auf den Blutsverwandten ערוה. Die Nebenfrau einer solchen zur Ehe verbotenen Frau heisst צרת ערוה. Vgl. auch die folgende Mischna.",
+ "und die Nebenfrauen ihrer Nebenfrauen. S. das Beispiel im zweiten Satz der folgenden Mischna.",
+ "von der Chaliza. Entschuhungs-Act, Deut. 25, 7 ff.",
+ "und der Leviratsehe. Deut. 25, 5.",
+ "bis ins Unendliche. Vgl. Note 39.",
+ "Seine. Des überlebenden Bruders.",
+ "Tochter. Die er ausserehelich gezeugt hat. Das Verbot, diese zu ehelichen, wird durch ק״ו (Schluss a minori ad majus, vom Leichtern auf das Schwerere) von ובת בתך, Lev. 18, 10 (wo die Tochter seines unehelichen Kindes gemeint ist) abgeleitet; vgl. Jeb. 97a. Die eheliche Tochter ist in בת אשתו, dem vierten Falle dieser Mischna, einbegriffen. Ebenso ist die Tochter seiner ehelichen Tochter in בת בתה, dem sechsten Falle dieser Mischna, einbegriffen u. s. w.",
+ "die Tochter seiner Tochter. D. h. seiner unehelichen Tochter.",
+ "die Tochter seines Sohnes. D. h. seines unehelichen Sohnes.",
+ "die Tochter seiner Frau. Seine Stieftochter.",
+ "die Tochter ihres Sohnes. Die Tochter seines Stiefsohnes.",
+ "die Tochter ihrer Tochter. Die Tochter seiner Stieftochter. Die drei letztgenannten Frauen sind durch Lev. 18,17 zur Ehe verboten.",
+ "seine Schwiegermutter. Wenn z. B. Ruben die (verwitwete) Schwiegermutter seines Bruders Simon geheiratet hatte und dann kinderlos gestorben ist, so darf Simon an dieser seiner Schwägerin als an seiner Schwiegermutter die Leviratsehe nicht vollziehen, nach Lev. 18, 17 und 20, 14. So Raschi z. St. Wir könnten auch den Fall setzen, dass Simon die Tochter seines Bruders Ruben geheiratet, diese aber später durch den Tod verloren hat. Wenn nun Ruben stirbt, so darf Simon an dessen Witwe als an seiner Schwiegermutter die Leviratsehe nicht vollziehen, da man die Schwiegermutter auch nach dem Tode seiner Frau nicht heiraten darf, vgl. Sanh. IX, 1 und Note 1 das. Allein nach Raschi Sanh. 76b s. v. ר״ע übertritt man in diesem Falle nur das Verbot Deut. 27, 23, wird aber nicht mit himmlischer Ausrottung bestraft. (Vgl. auch Magg. Mischne zu Maim. Hilch. Issure Biah II, 7).",
+ "die Mutter seiner Schwiegermutter. Die Grossmutter seiner Frau mütterlicherseits.",
+ "die Mutter seines Schwiegervaters. Die Grossmutter seiner Frau väterlicherseits.",
+ "seine Schwester mütterlicherseits. Die seinen Bruder väterlicherseits geheiratet hatte, der nun kinderlos gestorben ist. Das Verbot folgt aus Lev. 18, 9. Das Gebot der Leviratsehe hat nur bei den Söhnen eines Vaters statt, die auch מיוחדים בנחלה im Erbrecht verbunden sind, was Jeb. 17b aus אחים יחדו Deut. 25, 5 abgeleitet wird.",
+ "die Schwester seiner Mutter. S. vorige Note. Das Verbot folgt aus Lev. 18, 13.",
+ "die Schwester seiner Frau. Lev. 18, 18.",
+ "die Frau seines Bruders mütterlicherseits. Z. B. Simons Stiefbruder war mit Rahel verheiratet. Nach dessen Tode heiratete sie Ruben, den (richtigen) Bruder Simons, der nun kinderlos gestorben ist. In diesem Falle darf Simon an Rahel nicht die Leviratsehe vollziehen, weil sie ihm als Frau des Stiefbruders nach Lev. 18, 16 zur Ehe verboten war; unter אחיך in diesem Verse ist nach Jeb. 55a auch der Halbbruder zu verstehen.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. S. Jeb. II, 1.",
+ "seine Schwiegertochter. Die nach dem Tode ihres Mannes, der ein Sohn Simons war, Ruben, den Bruder Simons, geheiratet hat, der nun kinderlos gestorben ist. Das Ehelichen der Schwiegertocher ist aber dem Schwiegervater nach Lev. 18, 14 und 29 bei Strafe der Ausrottung verboten.",
+ "Sind sie. Die genannten 15 Frauen.",
+ "aber gestorben. Vor dem Tode ihres Gatten, so dass die Leviratsehe nicht erfolgen konnte; vgl. folgende Mischna.",
+ "oder haben ihre Weigerung erklärt. Z. B. Simon hat seine minderjährige Tochter Rahel an Dan, der mit ihm nicht verwandt ist, verheiratet; sie wird dann, noch als Minderjährige, von diesem Manne geschieden. Durch das Verheiraten seitens des Vaters verliert dieser das fernere Recht an seiner Tochter, so dass sie, wenn geschieden oder verwitwet, יתומה בחיי האב, „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ genannt wird. Wenn sie nun als Minderjährige Ruben, den Bruder ihres Vaters, heiratet, so genügt, um diese Ehe, die nur rabbinisch giltig ist, aufzulösen, eine Erklärung vor Zeugen, dass sie sich weigert (מאן) die Ehe fortzusetzen. (Vgl. Jeb. XIII, 1). Hat sie diese Erklärung abgegeben, so sind ihre Nebenfrauen dem Simon zur Ehe erlaubt, da bei ihr eine Verpflichtung zur Leviratsehe nicht eintrat.",
+ "oder sind geschieden. Von ihrem (letzten) Gatten (Ruben, dem Bruder des Simon). Da in diesem Falle die Pflicht der Leviratsehe fortfällt, ist die Nebenfrau dem Ruben zur Ehe gestattet.",
+ "oder als unfruchtbar. אילונית (von איל = Widder), widderähnlich, zum Gebären unfähig; so erklärt es auch der Talmud Ketub. 11a mit דוכרנית = einem Manne ähnlich. Die Merkmale einer solchen sind Jeb. 80b aufgezählt.",
+ "befunden. Da nach Jeb. VIII, 5 bei der Unfruchtbaren das Gebot der Leviratsehe nicht in Kraft tritt, darf ihr Schwager ihre Nebenfrau heiraten.",
+ "dass sie als unfruchtbar befunden worden. Da sie ja geboren hatten, bevor sie die letzte Ehe (mit Ruben) eingingen.",
+ "oder ihre Weigerung erklärt haben. Da die Weigerungs-Erklärung nur bei Minderjährigen die Ehe auflöst, die genannten drei Frauen aber erwachsen sind. Diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Jehuda, Jeb. XI, 1. Nach der recipierten Halacha jedoch (Maim. Hil. Iss. Biah II, 13, Eben haëser Cap. 15, § 5) darf der Sohn die Frau heiraten, der sein Vater ausserehelich (mit Anwendung von Gewalt oder Überredung) beigewohnt hat. Somit ergiebt sich noch ein 16. Fall: Wenn Ruben, ein Bruder väterlicherseits des Simon, dessen Mutter geheiratet, die der Vater vergewaltigt hatte, und dann kinderlos gestorben ist, so darf Simon weder an seiner Mutter noch an deren Nebenfrauen die Leviratsehe vollziehen."
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+ "sie. Die 15 in der vorigen Mischna genannten Frauen.",
+ "befreien ihre Nebenfrauen. S. den Anfang der ersten Mischna.",
+ "seine. Des überlebenden Bruders (Simon).",
+ "Tochter oder eine von diesen. In der ersten Mischna genannten.",
+ "der noch eine andre Frau hatte und nun gestorben ist. Mit Hinterlassung nur dieses einen Bruders.",
+ "dann ist wie seine Tochter. S. oben Note 2.",
+ "frei. S. oben Note 3.",
+ "Ging die Nebenfrau seiner. Des überlebenden Bruders (Simon).",
+ "Tochter hin und heiratete dessen zweiten Bruder. Ist ein zweiter überlebender Bruder (Levi) vorhanden, so darf er an einer der Frauen des verstorbenen Bruders (Ruhen) die Leviratsehe vollziehen, da er ursprünglich zu diesen Frauen in keiner verwandtschaftlichen Beziehung gestanden. Im Falle der Mischna vollzog er nun die Leviratsehe an der Nebenfrau seiner Nichte (seiner Schwägerin).",
+ "und darauf starb dieser. Ohne Kinder zu hinterlassen, so dass Simon als einziger Bruder zur Leviratsehe verpflichtet wäre.",
+ "frei. Da Simon die Nebenfrau seiner Tochter aus der Ehe mit Ruben nicht heiraten darf, so ist ihm auch deren Nebenfrau aus der Ehe mit Levi verboten; vgl. oben Note 3.",
+ "selbst wenn es hundert. Brüder.",
+ "sind. Ist z. B. ein dritter überlebender Bruder (Juda) vorhanden, so darf er an einer der Frauen des verstorbenen Bruders (Levi) die Leviratsehe vollziehen. Stirbt er nun kinderlos mit Hinterlassung noch einer anderen Frau, so darf Simon als Levir keine von diesen heiraten; vgl. oben Note 3.",
+ "sind sie. Die 15 in der vorigen Mischna genannten Frauen.",
+ "erlaubt. S. den zweiten Teil der ersten Mischna.",
+ "seine. Des überlebenden Bruders (Simon).",
+ "Tochter oder eine von diesen. In der ersten Mischna genannten.",
+ "und es stirbt seine Tochter oder sie wird geschieden. Oder sie erklärt ihre Weigerung oder sie ist unfruchtbar.",
+ "erlaubt. Weil sie in dem Momente, da für den überlebenden Bruder die Pflicht der Leviratsehe eintritt, d. h. da ihr Gatte stirbt, nicht צרת ערוה, die Nebenfrau einer dem Levir zur Ehe verbotenen Frau, in unserem Falle Nebenfrau seiner Tochter ist.",
+ "War sie. Die Gattin des verstorbenen und die Tochter des überlebenden Bruders.",
+ "zur Weigerung berechtigt. Wenn sie noch minderjährig war, vgl. Note 28.",
+ "hat jedoch diese Erklärung nicht abgegeben. Und ihr Mann ist gestorben.",
+ "so muss ihre Nebenfrau die Chaliza vollziehen. Da die Ehe der Minderjährigen nur rabbinisch giltig ist, also (nach der Thora) für die Nebenfrau die Pflicht zur Leviratsehe vorliegt, so muss diese wenigstens Chaliza vollziehen, um sich anderweitig verheiraten zu können.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Weil die Ehe der Minderjährigen (rabbinisch) giltig ist, könnte es sonst scheinen, als ob die צרת הבת, die Nebenfrau seiner Tochter in diesem Falle zur Leviratsehe erlaubt wäre."
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+ "ist das Gesetz noch strenger als bei jenen. Die in der ersten Mischna aufgezählt sind.",
+ "indem sie nur Andre. Und nicht dessen Bruder väterlicherseits.",
+ "erlaubt. Wenn ihre Gatten gestorben sind, dürfen ihre Nebenfrauen diesen Mann, dem die Frauen zur Ehe verboten waren, heiraten, weil das Gebot der Leviratsehe nur bei Brüdern (Söhnen eines Vaters) statt hat (vgl. oben Note 15), und somit das Verbot von צרת ערוה nur diese betrifft. Selbst wenn der Bruder (Ruben) jenes Mannes (Simon) widerrechtlich die verbotene Ehe mit einer dieser 6 Frauen (z. B. mit dessen Mutter) eingegangen und dann kinderlos gestorben ist, dürfen dessen Nebenfrauen dennoch jenen (Simon) heiraten, da diese Ehe gesetzlich ungiltig war (אין קידושין תופסין ) und daher nicht von צרת ערוה die Rede sein kann.",
+ "seine Mutter. Lev. 18, 7. Auch diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Jehuda, Jeb. XI, 1, wonach unter keinen Umständen der Sohn die Frau seines Vaters heiraten darf. Vgl. jedoch oben Note 28.",
+ "die Frau seines Vaters. Lev. 18, 8.",
+ "die Schwester seines Vaters. Lev. 18, 12.",
+ "seine Schwester väterlicherseits. Lev. 18, 9.",
+ "die Frau seines Vaterbruders. Lev. 18, 14.",
+ "und die Frau seines Bruders väterlicherseits. Der beim Tode Kinder hinterlassen. Wenn dann dessen Frau einen zweiten Mann geheiratet und auch diesen durch den Tod verloren hat, so darf ihre Nebenfrau den Bruder ihres ersten Gatten heiraten."
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+ "Bet-Schammai. Vgl. Edujot IV, 8.",
+ "erlaubt die Nebenfrauen. Der in der ersten Mischna aufgezählten 15 Frauen.",
+ "zur Leviratsehe. Obgleich die Nebenfrauen צרות ערוה sind (vgl. oben Note 3). Die Deutung des Wortes לצרר (s. das.) ist für ihn nicht massgebend.",
+ "Bet-Hillel aber verbietet es. Bei Strafe der Ausrottung.",
+ "Haben sie. Die Nebenfrauen.",
+ "die Chaliza vollzogen. Um von der Leviratsehe befreit zu werden.",
+ "einen Priester zu heiraten. Da die Chaluza (nach den Rabbinen) keinen Priester heiraten darf (vgl. Jeb. II, Note 35).",
+ "Bet-Hillel aber erklärt sie für geeignet. Da die Leviratsehe verboten war, ist die Chaliza überflüssig und wird als nicht geschehen betrachtet.",
+ "Ist an ihnen. Die Nebenfrauen.",
+ "die Leviratsehe vollzogen. Nachdem sie wieder Witwen wurden.",
+ "zur Priesterehe. Denn die Leviratsehe war nach der Ansicht des Bet-Schammai erlaubt.",
+ "Bet - Hillel aber für ungeeignet. Die Leviratsehe, die nach der Ansicht des Bet Hillel bei Todesstrafe verboten war, stempelt die Frau zu einer Buhlerin (זונה), die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist.",
+ "trug dennoch das Haus Schammai’s. Die Männer aus der Schule Schammais.",
+ "Frauen aus dem Hause Hillels. Die Töchter der Anhänger Hillels.",
+ "Frauen aus dem Hause Schammai’s zu heiraten. „Obgleich die Kinder aus den Ehen, die nach Bet-Hillel bei Strafe der Ausrottung verboten sind, von ihnen als ממזרות (Jeb. IV, 13) nicht geheiratet werden dürften, so haben sie dennoch die eheliche Verbindung mit den Töchtern der Schammaiten nicht gescheut, weil sie sich darauf verlassen konnten, dass die Schammaiten ihnen im betreffenden Falle mitteilen werden, dass nach der Ansicht von Bet-Hillel die Ehe verboten sei.“ (Vgl. Edujot IV, 8, Note 75).",
+ "die Geräte der Andren zur Bereitung von Reinem zu gebrauchen. Weil die Einen den Andren mitteilten, was nach der Ansicht der letzteren unrein sei."
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+ "Die Frau seines. Des Überlebenden.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. Die nach Jeb. I, 1 ihre Nebenfrau von Leviratsehe und Chaliza befreit.",
+ "Wenn von zwei. Verheirateten.",
+ "Brüdern einer stirbt. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "Bruders die Leviratsehe vollzieht und stirbt. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so ist die erste. Die zuerst mit dem ersten, dann mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. Nach Deut. 25, 5 (כי ישבו אחים) muss der Bruder, der die Leviratsehe an der Frau des verstorbenen Bruders zu vollziehen hat, mit diesem „gleichzeitig auf Erden gewesen sein.“ (Jeb. 17b sind bei der Begründung dieses Gesetzes nur die drei Wort כי ישבו אחים zu lesen, während aus יחדו ein andres Gesetz abgeleitet wird, vgl. Jeb. I, Note 15. Im Sifré § 228 sowie im Alfes z. St. findet sich auch die richtige Lesart.) Dadurch aber, dass der erste Bruder starb, bevor der dritte geboren wurde, ist diesem die Frau des Ersteren (bei Strafe der Ausrottung) für immer zur Ehe verboten, obgleich in diesem Falle für den dritten Bruder die Pflicht zur Leviratsehe (mit der Frau des Ersteren) erst mit dem Tode des zweiten Bruders eintritt, mit dem er wohl gleichzeitig gelebt hat.",
+ "und die zweite. Die ursprünglich mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "als deren Nebenfrau. Sie ist צרת ערוה, vgl. Jeb. I, Note 3.",
+ "Hält er. Der zweite Bruder.",
+ "Heirats-Ansprache. מאמר eig. Spruch, Ansprache. „Darunter versteht man die nach Bet-Hillel nur rabbinisch giltige Antrauung der zur Leviratsehe verpflichteten Schwägerin durch einen Wertgegenstand, den der Levir ihr überreicht, indem er dabei, wie bei sonstigen Trauungen, die Formel הרי את מקודשת לי וכו׳ spricht. מאמר (Spruch) heisst diese Antrauung im Gegensatz zu der in der Thora erwähnten Beiwohnung (יבא עליה, Deut. 25, 5), welche (ebenso wie die Chaliza) מעשה, Tat genannt wird (Jeb. IV, 9) und die Leviratsehe vollendet.“ S. Edujot IV, Note 79.",
+ "an sie. Die Frau des ersten Bruders.",
+ "und stirbt darauf. Ohne ihr beigewohnt zu haben, sodass die Leviratsehe nach der Thora noch nicht vollendet ist.",
+ "so muss die zweite die Chaliza vollziehen. Da der Levir sich die Schwägerin nach der Thora durch Maamar nicht vollständig angeeignet hat, so ist die zweite Frau nicht in dem Grade צרת ערוה, dass sie ohne weiteres sich verheiraten könnte.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Weil sie wenigstens nach den Rabbinen, die eine Ehe durch Maamar für giltig erklären, als צרת ערוה erscheint; in allen Fällen aber, wo die Ehe keine vollgilltige ist, muss die Witwe Chaliza vollziehen, darf jedoch den Levir nicht heiraten."
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+ "Wenn von zwei Brüdern einer stirbt. D. h. die Frauen, die ihr Mann neben ihnen noch hatte, die aber sonst in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Bruder ihres Mannes standen. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen, von denen die eine dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten ist, so fällt für diesen überhaupt die Pflicht der Leviratsehe gegenüber dem Hause seines verstorbenen Bruders fort, und er darf auch dessen Nebenfrauen nicht heiraten, was Jeb. 3b aus לצרר, Lev. 18, 18 abgeleitet wird. — Allgemein sei hier noch bemerkt: Jede wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotene Frau heisst mit Bezug auf den Blutsverwandten ערוה. Die Nebenfrau einer solchen zur Ehe verbotenen Frau heisst צרת ערוה. Vgl. auch die folgende Mischna.",
+ "dann ihnen noch ein Bruder geboren wird. Dem also die Pflicht zur Leviratsehe gegenüber der Frau des ersten Bruders niemals oblag.",
+ "und jener. Der zweite, der die Leviratsehe vollzogen.",
+ "stirbt. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so ist die erste. Die zuerst mit dem ersten, dann mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. Nach Deut. 25, 5 (כי ישבו אחים) muss der Bruder, der die Leviratsehe an der Frau des verstorbenen Bruders zu vollziehen hat, mit diesem „gleichzeitig auf Erden gewesen sein.“ (Jeb. 17b sind bei der Begründung dieses Gesetzes nur die drei Wort כי ישבו אחים zu lesen, während aus יחדו ein andres Gesetz abgeleitet wird, vgl. Jeb. I, Note 15. Im Sifré § 228 sowie im Alfes z. St. findet sich auch die richtige Lesart.) Dadurch aber, dass der erste Bruder starb, bevor der dritte geboren wurde, ist diesem die Frau des Ersteren (bei Strafe der Ausrottung) für immer zur Ehe verboten, obgleich in diesem Falle für den dritten Bruder die Pflicht zur Leviratsehe (mit der Frau des Ersteren) erst mit dem Tode des zweiten Bruders eintritt, mit dem er wohl gleichzeitig gelebt hat.",
+ "und die zweite. Die ursprünglich mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "als deren Nebenfrau. Sie ist צרת ערוה, vgl. Jeb. I, Note 3.",
+ "Hält er. Der zweite Bruder.",
+ "Heirats-Ansprache. מאמר eig. Spruch, Ansprache. „Darunter versteht man die nach Bet-Hillel nur rabbinisch giltige Antrauung der zur Leviratsehe verpflichteten Schwägerin durch einen Wertgegenstand, den der Levir ihr überreicht, indem er dabei, wie bei sonstigen Trauungen, die Formel הרי את מקודשת לי וכו׳ spricht. מאמר (Spruch) heisst diese Antrauung im Gegensatz zu der in der Thora erwähnten Beiwohnung (יבא עליה, Deut. 25, 5), welche (ebenso wie die Chaliza) מעשה, Tat genannt wird (Jeb. IV, 9) und die Leviratsehe vollendet.“ S. Edujot IV, Note 79.",
+ "an sie. Die Frau des ersten Bruders.",
+ "und stirbt darauf. Ohne ihr beigewohnt zu haben, sodass die Leviratsehe nach der Thora noch nicht vollendet ist.",
+ "so muss die zweite die Chaliza vollziehen. Da der Levir sich die Schwägerin nach der Thora durch Maamar nicht vollständig angeeignet hat, so ist die zweite Frau nicht in dem Grade צרת ערוה, dass sie ohne weiteres sich verheiraten könnte.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Weil sie wenigstens nach den Rabbinen, die eine Ehe durch Maamar für giltig erklären, als צרת ערוה erscheint; in allen Fällen aber, wo die Ehe keine vollgilltige ist, muss die Witwe Chaliza vollziehen, darf jedoch den Levir nicht heiraten.",
+ "er darf. Im ersten Falle dieser Mischna, wenn nämlich der zweite die Leviratsehe vollzogen.",
+ "jede beliebige von beiden als Levir heiraten. Da er nach Vollzug der Leviratsehe der ersten geboren wurde, sodass er ihr gegenüber nie die Pflicht hatte, sie als Levir zu heiraten.",
+ "oder jeder beliebigen Chaliza erteilen. חלץ = (den Schuh) ausziehen, zunächst von der Frau, Deut. 25, 9, später häufig vom Manne, der sie veranlasst, ihn zu entschuhen, den Chaliza-Act zu vollziehen, „Chaliza erteilen.“"
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+ "Eine Regel haben sie. Die Weisen.",
+ "in Bezug auf die Schwägerin. Deren Mann kinderlos gestorben ist, sodass Leviratsehe oder Chaliza erfolgen muss.",
+ "Jede, die wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe. Für den Levir.",
+ "verboten ist. Nach dem Gesetze der Thora; z. B. eine von den 15 in Jeb. I, 1 aufgezählten Frauen.",
+ "braucht nicht die Chaliza zu vollziehen und darf den Levir nicht heiraten. S. Jeb. I, Note 2 und 3. Dasselbe gilt auch für ihre Nebenfrauen, sowie für eine zum Gebären Unfähige (אילונית), die Frau eines von Natur Verstümmelten (סרים חמה, Jebamot VIII, 5) oder eines Zwitters (אנדרוגינוס, VIII, 6), eines Proselyten oder eines freigelassenen Sklaven (XI, 2).",
+ "Satzung. S. folgende Mischna.",
+ "des Standes. Des Standes des Levir resp. des eigenen. S. folgende Mischna.",
+ "so muss sie die Chaliza vollziehen. Da nach der Thora die Ehe giltig wäre, ist sie eigentlich durch die Pflicht der Leviratsehe an den Schwager gebunden (זקוקה ליבם) und daher nicht ohne weiteres für jedermann zur Ehe erlaubt.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil zu befürchten ist, dass der Levir, wenn ihm die Leviratsehe gestattet wäre, ihr mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm nur der erste Concubitus gesetzlich gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden.",
+ "ist ihre. Der wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verbotenen Frau (ערוה).",
+ "ihre Schwägerin. Wenn nämlich 2 Brüder 2 Schwestern geheiratet haben und dann kinderlos gestorben sind, die eine von diesen aber dem dritten (überlebenden) Bruder als ערוה z. B. als seine Schwiegermutter) verboten ist; vgl. Jeb. III, 3.",
+ "so darf sie die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten. Da ihm deren Schwester (als ערוה) gegenüber die Pflicht zur Leviratsehe nicht oblag, heisst sie nicht אחות זקוקתו = die Schwester der Frau, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet, die (rabbinisch) wie die Schwester seiner Frau betrachtet wird; sie darf daher den Levir heiraten."
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+ "Infolge einer Satzung. Nämlich der Pflicht (מצוה), auf die Worte der Weisen zu hören.",
+ "nach der Bestimmung der Schriftgelehrten. סופר = γραμματεύς = Kenner der heiligen Schrift, vgl. Esra 6, 7, 11.",
+ "zur Ehe verboten sind. Das Verbot der Rabbinen erstreckt sich um einen Grad weiter, als das der Thora; z. B. das Verbot der Thora, die Mutter zu ehelichen, wird von den Rabbinen auch auf die Grossmutter ausgedehnt, u. s. w. Nach dem Talmud (Jeb. 21a) sind noch 20 Personen zur Ehe verboten: 1) Die Mutter des Vaters, 2) die Mutter der Mutter; 3) die Mutter des Grossvaters väterlicherseits, 4) die Mutter des Grossvaters mütterlicherseits, 5) die Gattin des Grossvaters väterlicherseits, 6) die Gattin des Grossvaters mütterlicherseits, 7) die Gattin des Bruders des Vaters mütterlicherseits, 8) die Gattin des Bruders der Mutter (väterlicher- und mütterlicherseits), 9) die Enkelin des Sohnes in weiblicher Linie, 10) die Enkelin der Tochter in weiblicher Linie, 11) die Enkelin des Sohnes in männlicher Linie, 12) die Enkelin der Tochter in männlicher Linie, 13) die Enkelin der Tochter seiner Frau in weiblicher Linie, 14) die Enkelin des Sohnes seiner Frau in männlicher Linie, 15) die Mutter der Grossmutter der Gattin in weiblicher Linie, 16) die Mutter der Grossmutter der Gattin in männlicher Linie, 17) die Mutter des Grossvaters der Gattin in weiblicher Linie, 18) die Mutter des Grossvaters der Gattin in männlicher Linie, 19) die Schwiegertochter des Sohnes, 20) die Schwiegertochter der Tochter. — In den Fällen 1 und 2 ist auch die Mutter der Mutter des Vaters (resp. der Mutter), sowie deren Mutter u. s. w. verboten; im Falle 5 auch die Gattin des Urgrossvaters väterlicherseits u. s. w.; im Falle 19 auch die Schwiegertochter des Enkels u. s. w. in männlicher Linie. In den übrigen Fällen bleibt das Verbot (nach Maimon. Hil. Ischut I, 6) nur auf die Genannten beschränkt, während es nach Eb. Haëser Cap. XV in den Fällen 9—18 sich auch auf alle folgenden Glieder der Ascendenz resp. der Descendenz erstreckt.",
+ "des Standes. Lev. 21, 6.",
+ "die Witwe dem Hohenpriester. Lev. 21, 14. Wenn die Frau zuerst mit einem gemeinen Priester verheiratet war, der kinderlos starb, und der überlebende Bruder ein Hohepriester ist.",
+ "die Geschiedene. Die ein Priester gesetzwidrig (Lev. 21, 7) geheiratet hat.",
+ "und die Chaluza. Eine Frau, die durch Chaliza den Schwager von der Leviratsehe entbunden, und trotz des Verbotes der Rabbinen (die sie wie eine „Geschiedene“ betrachten) einen Priester geheiratet hat.",
+ "der weibliche Bastard. Eine in Blutschande Gezeugte, s. Jeb. IV, 13; das Verbot Deut. 23, 3.",
+ "und die Nethina. נתינים werden die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven „bestimmt“ hatte (ויתנם, Jos. 9, 27). Die Verschwägerung mit ihnen ist nach Maimonides (Hil. Issure Biah XII, 22) von den Rabbinen, nach Tosaphot (Ketub. 29a s. v. אלו) durch Thoragesetz (Deut. 7, 3) verboten."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand irgend einen Bruder. Selbst einen in Blutschande gezeugten (ממזר).",
+ "so verpflichtet dieser die Frau seines Bruders zur Leviratsehe. Weil er (nach dem zweiten Satz dieser Mischna) von der Leviratsehe befreit, vermag er auch unter Umständen zu dieser zu verpflichten; Jeb. 22a.",
+ "und gilt als dessen Bruder in jeder Hinsicht. Er beerbt ihn, wenn keine bevorrechtigten Erben da sind (Num. 27, 9), und, falls er Priester ist, darf (und muss) er sich an ihm (d. h. an seiner Leiche) verunreinigen (Lev. 21, 2).",
+ "ausser wenn er der Sohn einer Sklavin. Bei dieser gilt der Grundsatz ולדה כמותה, dass das Kind gesetzlich den Character der Mutter trägt, was Jeb. 33a aus האשה וילדיה Ex. 21, 4 abgeleitet wird. Der Sohn wird daher nicht als בנו (Sohn des Vaters) betrachtet; vgl. Tosaphot zu Kid. 68 b, s. v. ולדה.",
+ "oder Nichtjüdin. Auch bei dieser gilt der Satz ולדה כמותה, was der Talmud (l. c.) durch folgende Deduction ableitet: Es heisst Deut. 7, 3: בתך לא חתן לבנו deine Tochter sollst du nicht geben seinem (des Heiden) Sohne; hieran schliesst sich die Begründung (v. 4): כי יסיר את בנך מאחרי, denn er wird deinen Sohn von mir entfernen, d. h. der (heidnische) Gatte deiner Tochter wird „deinen Sohn“ (d. i. das Kind deiner (jüdischen) Tochter) von mir entfernen. בנך מישראלית קרוי בנך die Thora nennt also den Sohn (resp. den Enkel), der von der Jüdin geboren wird, „deinen Sohn“. Nun heisst es in v. 3 auch: ובתו לא תקח לבנך seine Tochter sollst du nicht nehmen für deinen Sohn; an diesen letzten Teil des Verses schliesst sich aber nicht die Begründung an etwa: כי תסיר את בנך מאחרי, sie (die Heidin) wird deinen Sohn (d. i. das Kind deiner heidnischen Schwiegertochter) von mir entfernen; also אין בנך הבא מן הנכרית קרוי בנך אלא בנה, die Thora nennt den Sohn (resp. den Enkel), der von der Heidin geboren wird, nicht „deinen“, sondern „ihren“ Sohn (Baschi).",
+ "Wenn jemand irgend einen Sohn. S. oben Note 38.",
+ "so befreit dieser die Frau seines Vaters von der Leviratsehe-Pflicht. Die Worte ובן אין לו (Deut. 25, 4) sind nach Jeb. 22b (עיין עליו = untersuche erst) in prägnantem Sinne zu fassen, als jede Descendenz, sei es durch männliche oder weibliche Nachkommenschaft, also auch ממזר.",
+ "ist schuldig. Er wird mit dem Tode bestraft.",
+ "schlägt. Ex. 21, 15.",
+ "oder ihm flucht. Ex. 21, 27. Nach dem Talmud (l. c.) ist der Sohn nur dann des Todes schuldig, wenn der Vater zuvor seine Sünde (hier das Beiwohnen der ihm zur Ehe verbotenen Frau) bereut hat; im Nichtfalle ist er jedoch frei von Todesstrafe, weil dann der Vater אינו עושה מעשה עמך durch seine Taten beweist, dass er nicht „im Volke“ steht (בעמך Ex. 22, 27), sich nicht, gleich dem Volke, dem Gesetze unterordnet.",
+ "und gilt als dessen Sohn in jeder Hinsicht. Er beerbt ihn, wenn keine bevorrechtigten Erben da sind (Num. 27, 9), und, falls er Priester ist, darf (und muss) er sich an ihm (d. h. an seiner Leiche) verunreinigen (Lev. 21, 2).",
+ "ausser wenn er der Sohn einer Sklavin. Bei dieser gilt der Grundsatz ולדה כמותה, dass das Kind gesetzlich den Character der Mutter trägt, was Jeb. 33a aus האשה וילדיה Ex. 21, 4 abgeleitet wird. Der Sohn wird daher nicht als בנו (Sohn des Vaters) betrachtet; vgl. Tosaphot zu Kid. 68 b, s. v. ולדה.",
+ "oder Nichtjüdin. Auch bei dieser gilt der Satz ולדה כמותה, was der Talmud (l. c.) durch folgende Deduction ableitet: Es heisst Deut. 7, 3: בתך לא חתן לבנו deine Tochter sollst du nicht geben seinem (des Heiden) Sohne; hieran schliesst sich die Begründung (v. 4): כי יסיר את בנך מאחרי, denn er wird deinen Sohn von mir entfernen, d. h. der (heidnische) Gatte deiner Tochter wird „deinen Sohn“ (d. i. das Kind deiner (jüdischen) Tochter) von mir entfernen. בנך מישראלית קרוי בנך die Thora nennt also den Sohn (resp. den Enkel), der von der Jüdin geboren wird, „deinen Sohn“. Nun heisst es in v. 3 auch: ובתו לא תקח לבנך seine Tochter sollst du nicht nehmen für deinen Sohn; an diesen letzten Teil des Verses schliesst sich aber nicht die Begründung an etwa: כי תסיר את בנך מאחרי, sie (die Heidin) wird deinen Sohn (d. i. das Kind deiner heidnischen Schwiegertochter) von mir entfernen; also אין בנך הבא מן הנכרית קרוי בנך אלא בנה, die Thora nennt den Sohn (resp. den Enkel), der von der Heidin geboren wird, nicht „deinen“, sondern „ihren“ Sohn (Baschi)."
+ ],
+ [
+ "Wer sich eine von zwei Schwestern. Oder überhaupt eine von zwei Frauen, die mit einander blutsverwandt sind.",
+ "muss der einen wie der andren einen Scheidebrief geben. Da bei jeder der Zweifel besteht, ob sie nicht die Schwester der Angetrauten ist, die ihm (als אחות אשה) zur Ehe verboten ist.",
+ "so muss dieser beiden die Chaliza erteilen. Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt.",
+ "so muss der eine die Chaliza erteilen. Der einen von den zwei Schwestern.",
+ "die Leviratsehe. An der andren.",
+ "vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "haben sie. Die beiden Brüder.",
+ "aber voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "so werden die Ehen nicht getrennt. Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist."
+ ],
+ [
+ "Männer. Die mit einander nicht verwandt sind.",
+ "so muss jeder von ihnen zwei Scheidebriefe geben. Da bei jeder der Zweifel besteht, ob sie nicht die Schwester der Angetrauten ist, die ihm (als אחות אשה) zur Ehe verboten ist.",
+ "die Chaliza erteilen. Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt.",
+ "so muss der einzelne beiden die Chaliza erteilen. Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt.",
+ "und von den zweien muss der eine die Chaliza erteilen. Der einen von den zwei Schwestern.",
+ "die Leviratsehe. An der andren.",
+ "vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "haben sie. Die beiden Brüder.",
+ "aber voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "so werden die Ehen nicht getrennt. Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist.",
+ "Hat jeder. Der beiden verstorbenen Männer.",
+ "an der Chaluza des ersten und der andre Bruder des zweiten an der Chaluza des zweiten die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "die Leviratsehe nicht vollziehen. Denn bei demjenigen von ihnen, der zuerst die Leviratsehe vollziehen würde, ist zu befürchten, dass er nicht seine (wirkliche) Schwägerin, sondern deren Schwester heiratet, die ihm aber als אחות זקוקתו zur Ehe noch verboten ist, da ja sein Bruder keine Chaliza erteilt hat.",
+ "muss die Chaliza erteilen. Der einen von den zwei Schwestern.",
+ "die Leviratsehe. An der andren.",
+ "vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "Haben sie. Das zweite Brüderpaar.",
+ "aber voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "so werden die Ehen nicht getrennt. Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist."
+ ],
+ [
+ "die Leviratsehe zu vollziehen. Nach der Tradition (Jeb. 24a) ist das Subject zu והיה הבכור, Deut. 25, 6 dasselbe wie das der zweiten Hälfte des vorhergehenden Satzes (v. 5), nämlich „der Levir“, sodass v. 6 also zu erklären ist: „Und er (der Levir) wird das erste Kind, das sie (dem Verstorbenen) gebiert, d. h. nicht erst durch die in dieser Ehe von ihr zu erwartenden Kinder, in deren Hinblick die Leviratsehe geschieht, sondern sofort mit Ehelichung der Witwe wird dem Verstorbenen ein Fortträger seines rechtsbezüglichen Namens“. So S. R. Hirsch in seinem Kommentar zu Deut. 25, 6. Nach Maimon. (Hil. Jibbum II, 6) ist das Subject zu אשר תלד die „Mutter“ der beiden Brüder (von der freilich weder in diesem, noch im vorhergehenden Verse die Rede ist). Aus der unmittelbaren Aufeinanderfolge der Worte ולקחה לו לאשה ויבמה (v. 5) und והיה הבכור (v. 6), sowie aus der Bezeichnung des Levir als בכור wird nun abgeleitet, dass die Pflicht zur Leviratsehe zunächst an den ältesten Bruder herantritt. Der Ausdruck בכור ist aber hier nicht wörtlich (als Erstgeborener) zu nehmen, sondern nur zu dem Zwecke gewählt, um dem Levir das Recht an dem Vermögen des verstorbenen Bruders nur in demselben beschränkten Maasse zuzuweisen (לגריעותא, Jeb. 24b), wie es dem „erstgeborenen Sohne“ zusteht; vgl. Bechorot VIII, 9.",
+ "erworben. Die Leviratsehe bleibt giltig.",
+ "Wer verdächtigt. נטען, eig. mit etwas belastet werden, daher beschuldigt, verdächtigt werden.",
+ "wird wegen einer Sklavin. Mit ihr verbotenen Umgang gepflogen zu haben.",
+ "darf sie. Selbst nachdem sie freigelassen resp. Proselytin geworden ist.",
+ "nicht heiraten. Damit man nicht den Verdacht für begründet hält.",
+ "so wird die Ehe nicht getrennt. Da die Ehe gesetzlich giltig ist und man eine Ehe nicht auf ein blosses Gerücht hin trennt.",
+ "Wenn jemand verdächtigt wird wegen der Ehefrau eines Andren. Mit ihr verbotenen Umgang gepflogen zu haben.",
+ "und man. Das Gericht.",
+ "die Ehe mit diesem. Mit ihrem Gatten.",
+ "seine Ehe getrennt. Weil nach Sota V, 1 die des Ehebruchs verdächtige Frau nicht nur ihrem Gatten verboten ist, sondern auch den Mann nicht heiraten darf, der des Ehebruchs mit ihr verdächtig geworden (נשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל)."
+ ],
+ [
+ "aus einem fernen Lande. מדינת הים eig. Gegend jenseits des Meeres, überseeisches Land; darunter versteht man (nach Raschi) mit Bezug auf Palästina alle Länder ausserhalb desselben.",
+ "in meiner Gegenwart ist er geschrieben und unterzeichnet. Wie die Aussage des Zeugen in diesem Falle lauten muss, s. Gittin I, 1.",
+ "so darf er dessen Frau nicht heiraten. Weil hier nur die Aussage dieses einzigen Zeugen vorliegt und zu fürchten ist, dass er diese nur gemacht hat, um dann die Frau heiraten zu können.",
+ "Er. Der Gatte.",
+ "so darf er dessen Frau nicht heiraten. S. Note 70. Die Frau darf sich aber anderweitig verheiraten, weil ihr dies auch auf die Aussage nur eines Zeugen gestattet ist, damit sie nicht, durch die Ehe gebunden, ihr ganzes Leben (עגונה) vereinsamt bleibe (Gittin 3a).",
+ "verheiraten. Weil sein Zeugnis als das eines „Bösewichts“ (רשע) nach Ex. 23, 1 ungiltig ist.",
+ "wir haben ihn getötet. D. h. ich befand mich in der Gesellschaft derer, die ihn getötet, war aber selbst am Morde nicht beteiligt.",
+ "verheiraten. Nach der Halacha jedoch, die gegen die Ansicht des R. Jehuda entscheidet, darf die Frau sich auch dann wieder verheiraten, wenn der Zeuge erklärt: הרגתיו, ich habe ihn getötet, weil man annimmt, dass „Niemand sich selbst (durch seine eigene Aussage) zum Bösewicht stempelt“ (אין אדם משים עצמו רשע); man glaubt deshalb dem Zeugen den Tatbestand, dass nämlich der Gatte getötet ist, aber nicht die Aussage, dass er selbst (der Zeuge) ihn getötet hat."
+ ],
+ [
+ "Ein Gelehrter. Der (nach Chag. 10a) das Recht hat, ein Gelübde für giltig oder ungiltig zu erklären.",
+ "Gelübde. Wenn die Frau gelobt hat, sich jedes Umganges mit ihrem Gatten zu enthalten.",
+ "ihrem Gatten. Der gegen dieses Gelübde keine Einsprache erhoben, vgl. Num. 30, 8.",
+ "verboten hat. Indem er das Gelübde für verbindlich erklärte, weil er Mangels ausreichender Gründe sie nicht veranlassen konnte, es zu bereuen.",
+ "darf diese nicht heiraten. Damit er nicht in den Verdacht kommt, dass er bei seiner Entscheidung nur die Absicht hatte, diese Frau zu heiraten.",
+ "Hat sie in seiner Gegenwart ihre Weigerung erklärt. Vgl. Jeb. I, Note 23.",
+ "vor Gericht. Nach Sanh. I, 3 vor einem Gericht, das aus 3 Männern besteht. Nach der Halacha (Jeb. 107b) ist die Weigerungs-Erklärung auch vor Zweien giltig, während bei Chaliza zu den Dreien (der Mischna) noch zwei hinzutreten müssen, damit der Act öffentlich bekannt werde (Jeb. 101b).",
+ "geschieht. Der Verdacht (Note 79) fällt hier fort.",
+ "In allen obigen Fällen dürfen sie. Der Bote, der den Scheidebrief brachte (II, 9), der Zeuge, der den Tod des Gatten meldete (ibid.), und der Gelehrte, der das Gelübde der Frau für verbindlich erklärte.",
+ "wenn sie Frauen hatten. Während sie ihre Erklärung abgaben.",
+ "jene. Die betreffenden Frauen.",
+ "heiraten. Der Verdacht (Note 79) fällt hier fort.",
+ "Waren diese. Die betreffenden Frauen.",
+ "erlaubt. Der Verdacht fällt hier fort, da nicht zu befürchten ist, dass jemand zu Gunsten seiner Verwandten eine gesetzwidrige Erklärung abgeben wird."
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+ "Wenn. Vgl. Edujot V, 5.",
+ "dürfen aber den Schwager nicht heiraten. Weil jede der beiden Schwestern mit jedem der beiden Brüder durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden (זקוקה) ist, sodass diesen jede Schwester als אחות זקוקתו (s. Jeb. II, Note 49) zur Ehe verboten ist.",
+ "Haben sie sie voreilig geheiratet. Ein jeder der beiden Brüder hat eine von den beiden Schwestern geheiratet.",
+ "so müssen sie sie wieder entlassen. Da אחות זקוקתו nach den Rabbinen wie die Schwester der Ehefrau zur Ehe verboten ist.",
+ "Elieser. Aus Jeb. 28a ist ersichtlich, dass hier R. Eleasar zu lesen ist. Diese Lesart hat auch Ms. München zu Edujot V, 5; sie verdient vor der unsrigen den Vorzug, weil R. Eleasar (b. Schammua) der Zeitgenosse des R. Jehnda, R. Jose und R. Simon war, die Edujot V, 1—3 im Namen von Bet-Schammai und Bet-Hillel referieren. Vgl. die Anmerkung des R. Samuel Straschun z. St.",
+ "sie müssen sie entlassen. Nach der Relation des Abba Saul (Jeb. 28a) hat Bet-Hillel die erleichternde Ansicht, nach der des R. Simon (ibid, und Tosefta Jeb. V, 1) ist überhaupt keine Controverse zwischen B-S. und B-H. beide sind vielmehr der Ansicht, dass die Männer die Frauen behalten dürfen, und so entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Ist eine von ihnen. Den beiden Schwestern (in der ersten Mischna.)",
+ "verboten. Z. B. als Schwiegermutter u. dgl.",
+ "so darf er nicht diese. S. Jeb. II, 3.",
+ "wohl aber ihre Schwester. Diese ist nicht אחות זקוקתו, weil die andre Schwester (als Blutsverwandte) nicht durch die Pflicht der Leviratsehe mit ihm verbunden war.",
+ "verboten. Denn jede von beiden ist hier אחות זקוקתו.",
+ "Satzung. S. Jeb. II, 4.",
+ "des Standes. S. Jeb. II, 4.",
+ "so muss sie. D. h. jede von den beiden Schwestern.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil nach der Thora die Ehe keine verbotene wäre; vgl. Jeb. II, 3 und Note 24 und 25."
+ ],
+ [
+ "Ist die eine von ihnen. Den beiden Schwestern (in der ersten Mischna.)",
+ "Bruder) und die andre dem andren wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten, so ist immer diejenige, die dem einen (zur Ehe) verboten ist, dem andren erlaubt. Dies ist der Fall, von dem man (oben. Jeb. II, 3."
+ ],
+ [
+ "oder einer Frau und deren Enkelin in weiblicher Linie oder einer Frau und der Tochter ihres Sohnes verheiratet waren. Und dann kinderlos gestorben sind.",
+ "so müssen diese. Die beiden verwitweten Schwestern.",
+ "dürfen aber den Levir nicht heiraten. Weil jede der beiden Schwestern mit dem überlebenden Bruder durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden ist, sodass ihm jede als אחות זקוקתו zur Ehe verboten ist (Vgl. Note 2).",
+ "Simon aber befreit sie (auch von Chaliza. Da für den dritten Bruder die Pflicht der Leviratsehe den beiden Schwestern gegenüber in demselben Momente eintritt, nämlich mit dem Tode ihres Gatten, so werden die beiden als Nebenfrauen betrachtet. Von diesen aber lehrt Lev. 18, 18 nach der Deutung des R. Simon (Jeb. 28b), dass der „Levir nicht eine Frau und deren Schwester heiraten dürfe, wenn diese beiden (לצרו) Nebenfrauen sind.“",
+ "verboten. Z. B. als Schwiegermutter u. dgl.",
+ "so darf er nicht diese. S. Jeb. II, 3.",
+ "wohl aber ihre Schwester heiraten. Diese ist nicht אחות זקוקתו, weil die andre Schwester (als Blutsverwandte) nicht durch die Pflicht der Leviratsehe mit ihm verbunden war.",
+ "Satzung. S. Jeb. II, 4.",
+ "des Standes. S. Jeb. II, 4.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil nach der Thora die Ehe keine verbotene wäre; vgl. Jeb. II, 3 und Note 24 und 25."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Vgl. Edujot IV, 9.",
+ "der dritte aber ledig. Oder mit einer Fremden (nicht Verwandten) verheiratet.",
+ "der Ledige. Der nun an der Witwe die Leviratsehe zu vollziehen hat.",
+ "Heirats-Ansprache. S. Jeb. II, Note 8.",
+ "an sie. Die Witwe des verstorbenen Bruders.",
+ "Seine Frau. Die er (der Ledige) sich durch „Maamar“ angetraut hat.",
+ "bei ihm. D. h. er darf sie heiraten, weil nach Ansicht des Bet-Schammai der Levir sich die Schwägerin durch Maamar vollständig aneignet, sodass er deren Schwester gegenüber nicht mehr zur Leviratsehe verpflichtet ist.",
+ "Schwester seiner Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "Er muss seine Frau. Die ihm nach Ansicht des Bet-Hillel durch „Maamar“ nur rabbinisch, jedoch nicht nach dem Gesetz der Thora angetraut war, nun aber durch den Tod seines Bruders אחות זקוקתו wird, weil ihn mit dessen Witwe das Band der Leviratsehe-Pflicht verbindet.",
+ "durch Scheidebrief. Um die Antrauung durch „Maamar“ aufzuheben.",
+ "und Chaliza. Um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen.",
+ "und die Frau seines Bruders durch Chaliza. Um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen.",
+ "in dem man zu sagen pflegt. Von jemand, der neben seiner Frau durch das Leviratsehe-Gesetz noch die Frau seines verstorbenen Bruders erhalten sollte und statt dessen beide entlassen muss; vgl. XIII, 7.",
+ "Wehe ihm wegen. Des Verlustes."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde. Die weder mit den Brüdern noch mit den Schwestern verwandt ist.",
+ "der Mann der Fremden heiratet. Als Levir.",
+ "so ist die erste. Die den Levir geheiratet hatte.",
+ "Schwester seiner Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "und die zweite. Die ursprünglich mit den Brüdern nicht verwandt war.",
+ "als deren Nebenfrau. Nach Jeb. I, 1.",
+ "hat er. Der Mann der Fremden.",
+ "Heirats-Ansprache. S. Jeb. II, Note 8.",
+ "an sie. Die Witwe des verstorbenen Bruders.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil sie die Nebenfrau derjenigen ist, mit deren Schwester ihn die Pflicht der Leviratsehe verband.",
+ "einer der Männer der Schwestern heiratet. Als Levir.",
+ "so ist die erste. Die mit dem zuletzt verstorbenen Bruder zuerst verheiratet war.",
+ "Schwester seiner Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "und die zweite. Die er als Levir geheiratet hatte.",
+ "als deren Nebenfrau. Nach Jeb. I, 1.",
+ "hat er. „Einer der Männer der Schwestern“.",
+ "an sie. Dem einzigen überlebenden Bruder.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil sie die Nebenfrau derjenigen ist, mit deren Schwester ihn die Pflicht der Leviratsehe verband."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde. Die weder mit den Brüdern noch mit den Schwestern verwandt ist.",
+ "der Mann der Fremden heiratet. Als Levir.",
+ "so ist ihm. Dem einzigen überlebenden Bruder.",
+ "diese. Die zuerst mit dem einen, dann mit dem andren Bruder (dem Gatten der Fremden) verheiratet war.",
+ "weil sie ihm eine Zeit lang schon verboten war. Als nämlich ihr erster Gatte starb und ihre Schwester, die Gattin des andren Bruders, noch lebte, war sie diesem als „Schwester seiner Frau“ zur Ehe verboten. Auch die Fremde ist dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten, weil sie ihm eine Zeit lang als Nebenfrau der Schwester seiner Frau verboten war.",
+ "dann heiratet. Als Levir.",
+ "von dem es hiess. Jeb. I, 1.",
+ "erlaubt. Der überlebende Bruder darf die Witwe des zweiten heiraten, weil sie dieser erst heiratete, nachdem er sich von seiner Frau geschieden hatte, sodass jene nicht צרת ערוה, die Nebenfrau einer ihm (dem überlebenden Bruder) zur Ehe verbotenen Frau (hier: der Schwester seiner Frau) war."
+ ],
+ [
+ "War in allen obigen Fällen. Bei den in Jeb. I, 1 genannten Frauen.",
+ "die Trauung. Seitens des verstorbenen Bruders.",
+ "oder die Ehescheidung. Seitens des verstorbenen Bruders.",
+ "zweifelhaft. D. h. die gesetzliche Giltigkeit des betreffenden Aktes war zweifelhaft.",
+ "so müssen die Nebenfrauen die Chaliza vollziehen. War z. B. die Trauung ungiltig resp. die Ehescheidung giltig, so sind die Nebenfrauen nicht צרות ערוה, d. h. Nebenfrauen einer (dem Bruder) zur Ehe verbotenen Frau und müssen die Chaliza vollziehen, um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen.",
+ "dürfen aber den Levir nicht heiraten. War z. B. die Trauung giltig resp. die Ehescheidung ungiltig, so sind die Nebenfrauen als צרות ערות dem Levir zur Ehe verboten.",
+ "das Trauungs-Object. Den Wertgegenstand oder den Trauschein, vgl. Kidd. I, 1.",
+ "zuwirft. Auf einem Fusssteige oder an der Seite einer Strasse, wo man nach der Anordnung der Rabbinen die Gegenstände, die innerhalb seiner 4 Ellen liegen, als Eigentum erwirbt.",
+ "ob (es) näher zu ihm oder zu ihr (liegt. Wenn z. B. die Entfernung zwischen beiden Personen genau 8 Ellen beträgt und der Gegenstand gerade in die Mitte fällt, sodass es zweifelhaft ist, ob die Frau ihn erworben hat oder nicht.",
+ "dann ist die Trauung zweifelhaft. Dasselbe ist nach Gittin VIII, 2 auch bei der Ehescheidung der Fall.",
+ "Wenn. S. Gittin IX, 4.",
+ "dann ist die Ehescheidung zweifelhaft. In diesen drei Fällen ist der Scheidebrief nach der Thora giltig, nach den Rabbinen (ibid.) aber ungiltig."
+ ],
+ [
+ "Wenn drei Brüder mit drei fremden Frauen. Die untereinander nicht verwandt sind.",
+ "Heirats-Ansprache. S. Jeb. II, Note 8.",
+ "hält und stirbt. Ohne die Leviratsehe durch Concubitus vollendet, zu haben.",
+ "so müssen diese. Die beiden Witwen.",
+ "aber nicht zweien. Da der zuletzt verstorbene Bruder nur die „Heirats-Ansprache“ an die Witwe des ersten gehalten hat, die nach der Thora keine giltige Ehe bewirkt, war das Band der Leviratsehe-Pflicht ihm gegenüber noch nicht gelöst; durch seinen Tod trat nun auch für den dritten Bruder die Pflicht ein, an jener Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen. In diesem Falle trat also die Pflicht der Leviratsehe für den dritten Bruder infolge des Todes zweier Brüder ein. Nach Jeb. 31b ist diese Leviratsehe nur von den Rabbinen verboten, weil zu befürchten ist (גזרה), dass man sonst glauben könnte, der Levir dürfe an zwei Frauen, die ein Bruder hinterlassen, die Leviratsehe vollziehen, was aber verboten ist, s. Jeb. IV, 11. Die Chaliza muss erteilt werden, weil Maamar nach den Rabbinen eine giltige Ehe bewirkt, die Witwe sich also nicht ohne weiteres verheiraten darf.",
+ "er. Der überlebende Bruder.",
+ "an welcher er will. Da die Frage ist, ob der zuletzt verstorbene Bruder durch Maamar sich die Frau des ersten vollständig oder gar nicht angeeignet hat; im ersten Falle tritt für ihn die Pflicht der Leviratsehe ihr gegenüber nur durch den Tod des zweiten Bruders, im zweiten Falle nur durch den Tod des ersten Bruders ein. Er darf jedoch nicht beide Witwen als Levir heiraten, weil vielleicht Maamar eine vollständig giltige Ehe bewirkt, die Witwe des ersten Bruders somit die richtige Frau des zweiten Bruders (wie seine eigene) gewesen wäre; der Levir darf aber nicht zwei von einem Bruder hinterlassene Frauen heiraten, Jeb. IV, 11.",
+ "und muss der andren die Chaliza erteilen. Vgl. den Schluss der Note 58.",
+ "weil sie ihm bereits eine Zeit lang. Als „Schwester seiner Frau“, während diese noch lebte."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Männer sich zwei Frauen angetraut haben und man diese bei ihrem Eintritt unter den Trauhimmel mit einander vertauscht hat. Das החליפו ist hier in passivem Sinne dahin zu verstehen, dass sie irrtümlich vertauscht wurden; denn wenn die Männer sie absichtlich vertauscht hätten, dürften sie sie unter keinen Umständen, auch nicht nach dreimonatlicher Absonderung (s. den zweiten Teil dieser Mischna) behalten.",
+ "schuldig. Jeder Mann und jede Frau muss ein Sündopfer bringen, wenn jene diesen beigewohnt haben.",
+ "sofern jede eine Ehefrau ist. Das Verbot Lev. 18, 20.",
+ "(so sind sie) auch (schuldig. Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen.",
+ "sofern jede die Frau des Bruders ist. Lev. 18, 16; obwohl sonst der Grundsatz gilt: אין איסור חל על איסור, „ein Verbot kann nicht zu einem andren hinzutreten“, d. h. ein bereits verbotenes Objekt kann nicht von einem neuen Verbot betroffen, nicht aus zwei Gesetzestiteln verboten werden, sodass der Übertretende etwa doppelt bestraft werden müsste: kann hier dennoch zu dem Verbot, der Frau eines Andren (אשת איש) beizuwohnen, das Verbot, der Frau des Bruders (אשת אח) beizuwohnen, hinzutreten, weil beide Verbote (בבת אחת) gleichzeitig in Kraft treten; denn sobald einer der Brüder die Frau des Andren ehelicht, übertritt er beide Verbote zugleich.",
+ "(so sind sie) auch (schuldig. Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen.",
+ "sofern jede die Schwester seiner Frau ist. Das Verbot Lev. 18, 18. Auch das Verbot, die Schwester der Frau zu ehelichen (אחות אשה), kann zu den genannten Verboten hinzutreten, um jeden mit einer neuen Strafe zu belegen, weil dieses Verbot sich auf mehr Objekte erstreckt, als bereits von den andren Verboten betroffen sind (איסור כולל). Denn dadurch, dass z. B. der erste (zweite) Bruder die Schwester der Frau des zweiten (ersten) sich antraute, wurden ihm alle Schwestern derselben verboten (als אחות אשה), also auch die Frau seines Bruders (die er jetzt irrtümlich geehelicht).",
+ "(so sind sie) auch (schuldig. Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen.",
+ "sofern jede eine Menstruierende ist. Das Verbot Lev. 18, 19. Auch das Verbot, einer Menstruierenden (נדה) beizuwohnen, kann zu den genannten Verboten hinzutreten, um jeden mit einer neuen Strafe zu belegen, weil dieses Verbot auch solche Personen trifft, denen das Objekt unter Umständen erlaubt wäre (איסור מוסיף). Während nämlich die Gattin, wenn sie nicht Menstruierende ist, ihrem Gatten (zur Beiwohnung) erlaubt ist, wird sie ihm, sobald sie Menstruierende ist, verboten. Dadurch nun, dass hier die Frau als Menstruierende dem Manne verboten war, der sie sich angetraut, wird sie als solche auch für dessen Bruder verboten, der sie irrtümlich geehelicht. Durch das Zusammenwirken von איסור כולל ,איסור בת אחת und איסור מוסיף müssen demnach von den 2 Brüdern und 2 Schwestern im Ganzen 16 Sündopfer gebracht werden. Vgl. Tosefta Jeb. V, 9.",
+ "ab. Bevor sie zu ihren rechtmässigen Gatten zurückkehren.",
+ "weil sie vielleicht schwanger. Durch den verbotenen Concubitus.",
+ "geworden sind. Die Kinder wären dann Bastarde (ממזרים), Jeb. IV, 13; es ist aber wichtig, feststellen zu können, welche Kinder Bastarde und welche legitim sind, vgl. Jeb. IV, 10.",
+ "Waren es Priestertöchter. Und die Männer Nicht-Priester.",
+ "so verlieren sie. Wenn sie kinderlos bleiben und die Männer gestorben sind.",
+ "Hebe zu geniessen. Weil (nach Lev. 22, 12, 13) jeder geschlechtliche Umgang mit einem Manne, der ihr „fremd“ (זר) bleiben sollte, d. h. ihr zur Ehe verboten ist, die Priestertochter für immer vom Genuss der Hebe ausschliesst (Jeb. 68 a)."
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+ ],
+ [
+ [
+ "dass sie schwanger war. Von ihrem verstorbenen Gatten.",
+ "wenn das Kind lebensfähig ist. Es lebt mindestens 30 Tage, oder wenigstens eine Stunde, wenn es bestimmt volle 9 Monate ausgetragen ist.",
+ "er ihre und sie seine Verwandten. Die Jeb. IV, 7 aufgezählt sind.",
+ "heiraten. Da das Kind lebensfähig ist, war die Chaliza unnötig und wird als nicht geschehen betrachtet.",
+ "zur Priester-Ehe. Da das Kind lebensfähig ist, war die Chaliza unnötig und wird als nicht geschehen betrachtet.",
+ "Ist das Kind nicht lebensfähig. Es ist eine Fehlgeburt, oder ein Kind, das nicht 30 Tage alt geworden ist und von dem man nicht weiss, ob es volle 9 Monate ausgetragen ist.",
+ "und er hat sie zur Priester-Ehe. Und er oder einer seiner Brüder muss ihr nochmals die Chaliza erteilen, da die seitens der Schwangern vollzogene Chaliza als nicht geschehen betrachtet wird und das Kind nicht lebensfähig war. Zur Priesterehe bleibt sie ungeeignet, weil man sonst leicht glauben könnte, eine Chaluza sei dem Priester zur Ehe gestattet."
+ ],
+ [
+ "dass sie schwanger war. Von ihrem verstorbenen Gatten.",
+ "entlassen. Ohne Scheidebrief, da sie ihm zur Ehe verboten war (Maim.).",
+ "und beide müssen ein Opfer. Ein Sündopfer.",
+ "bringen. Weil der Mann der Frau seines Bruders beigewohnt hat, ohne dass ihm die Pflicht der Leviratsehe oblag; vgl. Keritot I, 1 u. 2.",
+ "so muss er sie behalten. D. h. (nach R. Simon b. Lakisch, Jeb. 35b) er muss ihr noch einmal beiwohnen, um der Leviratsehe-Pflicht zu genügen, da der erste Concubitus, als mit einer Schwangern, nicht in Betracht kommt.",
+ "des zweiten Mannes ist. Wenn der Levir die Witwe innerhalb der 3 Monate nach dem Tode des Bruders geehelicht und die Frau im siebenten Monat der Leviratsehe ein Kind geboren hat, so dass es zweifelhaft ist, ob dieses vom ersten Manne nach neunmonatlicher oder vom zweiten nach siebenmonatlicher Schwangerschaft abstammt.",
+ "so muss er sie entlassen. Durch Scheidebrief; er darf sie nicht behalten, weil das Kind vielleicht von dem verstorbenen Bruder ist, sodass für den überlebenden die Leviratsehe-Pflicht nicht vorlag.",
+ "das Kind gilt als legitim. Denn es ist entweder ein legitimes Kind des Verstorbenen oder ein legitimes Kind des Levir.",
+ "bringen. Dieses Opfer (Lev. 5, 17 ff) ist (nach Ker. I, 2) in dem Falle zu bringen, wenn Jemand „im Zweifel darüber ist“, ob er gegen ein Verbot gehandelt, dessen mutwillige Übertretung mit der Strafe der Ausrottung bedroht ist und dessen unvorsätzliche Übertretung zum Darbringen eines Sündopfers verpflichtet."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Ketubot VIII, 6 ist diese ganze Mischna wiederholt.",
+ "einer auf die Leviratsehe wartenden Frau. שומרת יבם, eig. eine Frau, die auf den Levir wartet, d. h. seiner Entscheidung entgegensieht] ob er sie ehelichen oder ihr die Chaliza erteilen wird.",
+ "Güter. Aus dem Nachlass ihres Vaters oder durch Schenkung.",
+ "zufallen. Während sie auf die Leviratsehe wartet.",
+ "so stimmen Bet-Schammai und Bet-Hillel darin überein. Im Gegensatz zu Ketub. VIII, 1, wo Bet-Schamai und Bet-Hillel verschiedener Meinung darüber sind, ob eine Angetraute (ארוסה), der vor der Hochzeit Güter zufallen, das Recht hat, diese selbständig zu verkaufen. In diesem Falle nämlich bestreitet ihr Bet-Hillel dies Recht, weil sie bereits in dem Grade dem Manne angehört, dass der Fremde, der ihr beiwohnt, mit dem Steinigungstode bestraft wird, während die יבם שומרת dem Levir nur in dem Grade angehört, dass der Fremde, der ihr beiwohnt, nur mit Geisselung bestraft wird.",
+ "mit ihrer Ketuba. כתובה eig. das Geschriebene, Dokument, worin der Mann sich verpflichtet, im Scheidungs- oder Todesfalle der Frau eine gewisse Summe zukommen zu lassen; dann auch = die verschriebene Summe (vgl. Ketubot I, 2), 200 resp. 100 Sus nebst dem, was der Mann zu dieser bestimmten Morgengabe hinzugefügt hat (תוספת כתובה).",
+ "und dem mit ihr ein- und ausgehenden Vermögen. Das sind die Güter, die die Frau in die Ehe mitbringt und die im Scheidungsfall ihr Eigentum verbleiben. An diesen Gütern steht dem Manne nur das Recht des Niessbrauchs zu (נכסי מלוג, s. Jeb. VII, 1).",
+ "es teilen die Erben des Gatten mit den Erben ihres Vaters. Wenn der Levir die „Heiratsansprache“ (Maamar) an sie gehalten, (was nach Raba, Jeb. 39a, in diesem Falle zu ergänzen ist) sodass es zweifelhaft ist, ob sie als geehelicht (נשואה) gilt oder nicht, dann gehört die eine Hälfte der Niessbrauchsgüter dem Levir als dem event. Rechtsnachfolger des verstorbenen Gatten, der (nach Baba batra VIII, 1) seine Frau beerbt, die andre Hälfte dem Vater, der seinerseits seine Tochter als deren Rechtsnachfolger (ibid.) beerbt. Der Ausspruch des Bet-Schammai אשתו עמו (Jeb. III, 5), aus dem zu entnehmen war, dass er sich die Frau durch Maamar vollständig angeeignet hat (vgl. das. Note 22), ist dahin zu erklären, dass durch Maamar die Frau als angetraut (ארוסה) gilt, sodass deren Schwester zur Leviratsehe nicht verpflichtet werden kann, aber nicht als vollständig geehelicht (ודאי נשואה), sodass etwa der Levir sie völlig beerben könnte.",
+ "die Güter. Die Mitgift der Frau (צאן ברזל נכסי , s. Jeb. VII, 1).",
+ "bleiben in ihrem Rechtszustand. Bet-Hillel erklärt nicht, ob im Besitz der Erben der Frau, der sie eigentlich gehörten, oder der des Mannes, der für jene haftbar war. Beide Parteien haben daher als gleichberechtigte die gleichen Ansprüche an die Erbschaft und teilen.",
+ "im Besitze des Gatten. Da der Gatte das Recht an der Ketuba mit dem Tode der Gattin erwirbt, so tritt hier der Levir in diesem Augenblicke als sein Rechtsnachfolger ein.",
+ "das mit ihr ein- und ausgehende Vermögen im Besitze der Erben ihres Vaters. Von dem sie ursprünglich herstammen. Vgl. zu dieser Mischna Baba batra IX, 9."
+ ],
+ [
+ "Hat er an ihr die Leviratsehe vollzogen. Durch Beiwohnung. Vgl. auch Ketubot VIII, 7.",
+ "so gilt sie als seine Gattin in jeder Hinsicht. Er darf sich von ihr scheiden mittelst eines Scheidebriefes, ohne ihr Chaliza zu erteilen; auch darf er sie dann wieder heiraten, obgleich in diesem Falle nicht mehr die Leviratsehe - Pflicht vorliegt.",
+ "nur dass ihre Ketuba zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten ist. D. h. der verstorbene Gatte (und nicht der Levir) haftet mit seinem Vermögen für die Ketuba. Hat er kein Vermögen hinterlassen, so muss der Levir der Witwe eine Ketuba, jedoch nur im Betrage von 100 Sus, ausstellen, für die er mit seinem Vermögen haftet."
+ ],
+ [
+ "die Leviratsehe zu vollziehen. S. Jeb. II, 8.",
+ "Will er es nicht. Sondern nur die Chaliza erteilen.",
+ "Brüder. D. h. zunächst an den zweitältesten, dann an den nächstfolgenden u. s. w."
+ ],
+ [
+ "warten. תלה = hängen, in der Schwebe lassen, daher schwanken, zweifelhaft sein; תלה ב׳ = jemand etwas anhängen, zuschieben, von jem. etwas abhängig machen. Hier sind beide Bedeutungen verschmolzen: er schwankt mit seiner Entscheidung und macht sie abhängig von dem Umstande, dass z. B. ein minderjähriger Bruder heranwächst u. s. w., und erst wenn dieser sich weigert, will er die Leviratsehe vollziehen oder die Chaliza erteilen.",
+ "heranwächst oder. Wenn er nur der älteste der gerade anwesenden Brüder ist.",
+ "erteile die Chaliza oder vollziehe die Leviratsehe. Denn dem ältesten der anwesenden Brüder liegt es ob, diese Pflicht ungesäumt zu erfüllen."
+ ],
+ [
+ "gilt (dennoch. Obgleich er durch die Chaliza für die andren Brüder das Verbot herbeiführte, die Schwägerin zu heiraten.",
+ "als gleichberechtigt mit jedem der Brüder in Bezug auf die Erbschaft. Des verstorbenen Bruders.",
+ "so gehört das Vermögen dem Vater. Weil der Vater in Bezug auf die Erbschaft das Vorrecht vor allen seinen Nachkommen besitzt; Baba batra VIII, 2.",
+ "das Vermögen seines Bruders. Auch wenn der Vater noch lebt, oder wenn er sich nach vollzogener Leviratsehe von ihr scheidet, da er einmal „in die Rechtsbefugnis seines verstorbenen Bruders eingetreten ist“ (Deut 25, 6).",
+ "das Vermögen dem Vater. Da der Levir auch (l. c.) בכור, Erstgeborener genannt wird (vgl. Jeb. II, Note 60), so kann er ebensowenig wie dieser bei Lebzeiten seines Vaters erben. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.",
+ "so darf weder er ihre noch sie seine Verwandten heiraten. Die Chaluza wird nach der Anordnung der Rabbinen wie seine wirkliche Frau (von der er sich geschieden) angesehen, sodass alle wegen Verwandtschaft mit dem Ehegatten resp. der Ehegattin nach der Thora bestehenden Eheverbote rabbinisch auch bei der Chaluza gelten.",
+ "so lange. Diese Beschränkung bezieht sich nur auf diesen letzten Fall.",
+ "jene. Die Schwägerin.",
+ "am Leben ist. Die 7 hier aufgezählten Frauen sind ihm, wenn sie die Blutsverwandten seiner Ehefrau sind, nach der Thora, und Wenn sie die Blutsverwandten seiner Chaluza sind, nach den Rabbinen zur Ehe verboten.",
+ "seinen Vater. Als dessen Schwiegertochter.",
+ "den Vater seines Vaters. Als die Schwiegertochter seines Sohnes, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. Jeb. II, Note 31, N. 19.",
+ "den. In der Mischna der Talmudausgaben fehlen diese Worte. Vgl. Tosafot Jeb. 40b s. v. שמע.",
+ " Als die Schwiegertochter seiner Tochter, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. Jeb. II, Note 31, N. 20.",
+ "seinen Sohn. Als die Frau seines Vaters.",
+ "den Sohn seines Sohnes. Als die Frau seines Grossvaters väterlicherseits, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. l. c. N 5. In unserer Mischna fehlt hier noch: „Den Sohn seiner Tochter“, als die Frau seines Grossvaters mütterlicherseits, die auch sonst nur rabbinisch zur Ehe verboten ist, ibid. N. 6.",
+ "seinen Bruder. Als die Frau seines Bruders.",
+ "und den Sohn seines Bruders. Als die Frau seines Vaterbruders.",
+ "Man darf die Verwandte der Nebenfrau seiner Chaluza. Denn das Verbot, die Blutsverwandte (z. B. die Schwester) der Chaluza zu heiraten, erstreckt sich nicht auch auf die Blutsverwandte ihrer Nebenfrau.",
+ "aber nicht die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza. Es waren z. B. zwei Brüder, Ruben und Simon, mit zwei Schwestern, Lea und Rahel, verheiratet; Ruben starb, und ein dritter Bruder, Juda, erteilt dessen Witwe Lea die Chaliza. Wenn nun auch Simon stirbt, dann darf Juda dessen Witwe Rahel nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Chaluza (Lea) ist, aber auch die Nebenfrau der Rahel nicht, d. i. „die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza“; er muss vielmehr einer von beiden die Chaliza erteilen. Der Grund dieses Eheverbotes ist folgender: In der Regel pflegt eine Frau, die die Chaliza vollziehen will, ihre nahe Verwandte, z. B. ihre Schwester nach dem Gerichte mitzunehmen. Da nun nicht jeder Anwesende genau weiss, welche von beiden Schwestern die Chaluza ist, so kann leicht Rahel für die Chaluza gehalten werden. Wenn dann Juda die Nebenfrau der Rahel heiraten würde, könnte man glauben, die Nebenfrau der Chaluza sei zur Ehe erlaubt. — L. Heller giebt in seinen Tosafot folgenden Grund an: Die Chaluza ist eher mit einer Geschiedenen zu vergleichen, da mit beiden ein gerichtlicher Act vorgenommen ist; die Nebenfrau der Blutsverwandten einer Chaluza, welche (Blutsverwandte) mit einem Bruder verheiratet ist, gleicht daher einer צרת ערוה und ist darum zur Ehe verboten. Die Nebenfrau einer Chaluza hingegen ist nicht mit einer Geschiedenen zu vergleichen, weil mit ihr kein gerichtlicher Act vollzogen ist; ihre Verwandten erscheinen daher nicht als צרות ערוה und sind darum zur Ehe erlaubt. Vgl. auch Tosafot Jeb. 41a s. v. הך."
+ ],
+ [
+ "so muss sie die Chaliza vollziehen. Sie darf ohne Chaliza sich nicht wieder verheiraten, weil nach der Thora der Levir an ihr die Leviratsehe vollziehen musste.",
+ "darf aber. Solange ihre Schwester, die Chaluza, lebt.",
+ "den Levir nicht heiraten. Weil man nach den Rabbinen die Schwester seiner Chaluza nicht heiraten darf, solange diese am Leben ist; s. vorige Mischna.",
+ "Wenn sich jedoch. Das וכן der Mischna ist nach dem Talmud hier im Sinne von אבל zu nehmen.",
+ "so ist diese frei von der Chaliza und der Leviratsehe. Da, wie aus עליה בחייה Lev. 18, 18 folgt, einem Manne die Schwester seiner geschiedenen Frau nach der Thora zur Ehe verboten ist, solange die Geschiedene lebt, fällt hier die Leviratsehe - Pflicht überhaupt fort."
+ ],
+ [
+ "während eine Frau auf die Leviratsehe wartet. Vgl. oben Note 15.",
+ "deren Schwester sich angetraut hat. Nachdem mit dem Tode seines Bruders für ihn die Pflicht eintrat, an dessen Witwe die Leviratsehe zu vollziehen.",
+ "Warte. Mit der Ehelichung der dir Angetrauten, die dir vorläufig noch zur Ehe verboten ist als die Schwester derjenigen, mit der du durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden bist (אחות זקוקה).",
+ "bis Dein älterer. Das גדול ist hier nicht zu urgieren, sondern nur darum hinzugefügt, weil zunächst der älteste Bruder zur Leviratsehe verpflichtet ist, s. Mischna 5.",
+ "Bruder eine Handlung. Leviratsehe oder Chaliza.",
+ "so darf er seine Frau ehelichen. Denn selbst wenn er die Schwägerin geheiratet hätte, dürfte er nach deren Tode ihre Schwester ehelichen.",
+ "Ist der Levir. Dessen Ehe sie entgegensah.",
+ "gestorben. Ohne noch einen andren Bruder zu hinterlassen.",
+ "so muss er seine Frau durch Scheidebrief entlassen. Da er jetzt verpflichtet ist, an seiner verwitweten Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen, ist seine eigene Frau אחות זקוקתו, und er darf die Ehe mit ihr nicht fortsetzen.",
+ "und der Frau seines Bruders die Chaliza erteilen. Weil diese die Schwester der von ihm geschiedenen Frau ist, vgl. Note 57. Die Chaliza muss aber in diesem Falle geschehen, weil die Leviratsehe-Pflicht eintrat, bevor er sich seine Frau (die nunmehr Geschiedene) angetraut hat. Die Anwendung des Sprichwortes: „wehe ihm ob des Verlustes seiner Frau, wehe ihm ob des Verlustes der Frau seines Bruders“, Jeb. II, 5, würde hier nicht zutreffen, weil er durch das Antrauen seiner Frau, bevor an deren Schwester seitens seines Bruders die Leviratsehe vollzogen war, es selbst verschuldet hat, dass er seine eigene Frau nicht behalten darf, was in II, 5 nicht der Fall war."
+ ],
+ [
+ "Schwägerin soll nicht die Chaliza vollziehen. Da die Chaliza nur dann stattzufinden hat, wenn auch die Leviratsehe vollzogen werden dürfte.",
+ "bevor drei Monate vorüber sind. Nach dem Tode des Gatten.",
+ "desgleichen sollen alle andren Frauen sich nicht wieder verloben. Unter ארוסין ist immer auch קדושין, die Antrauung zu verstehen.",
+ "bevor drei Monate. D. h. 90 Tage, wobei der Todestag des Gatten oder der Tag der Ehescheidung und der Tag der Wiederverlobung oder der Wiederverheiratung nicht mitgerechnet werden.",
+ "vorüber sind. Damit man feststellen kann, ob das nächste Kind, das die Frau gebiert, aus der ersten oder der zweiten Ehe stammt; vgl. auch oben Note 10.",
+ "verlobt. D. h. seien es Jungfrauen, die nach erfolgter Verlobung, oder Frauen, die nach vollzogener Ehe (Concubitus) verwitwet oder geschieden wurden.",
+ "wieder verloben. Der Grund, Note 70, fällt hier fort, da der Mann seiner Verlobten nicht beiwohnen darf.",
+ "verheiraten. Denn von dem Verlobten können sie nicht schwanger geworden sein.",
+ "mehr vertraut. לבו גס בה eig. sein Herz wird gross, schwillt ihr gegenüber; daher = er wird vertrauter, intimer mit ihr. In Judäa pflegten nämlich Braut und Bräutigam schon vor der Ehe öfter zusammenzukommen, um sich leichter an einander zu gewöhnen (Tosefta Ketubot I, 6). Hier lag also die Gefahr eines verbotenen Umgangs vor.",
+ "weil sie Trauer hat. Sie darf sich erst nach den 30 Tagen ihrer Trauer verloben."
+ ],
+ [
+ "so darf der Älteste von ihnen. D. i. von den Überlebenden.",
+ "Ehe oder die Chaliza der einen. Er darf nicht an beiden Witwen die Leviratsehe vollziehen, weil es Deut. 25, 9 heisst: „… Der nicht erbauen will das Haus (Sing.) seines Bruders“; und da die Chaliza nur dort zulässig ist, wo auch die Leviratsehe gestattet wäre (vgl. Note 68), darf er auch nicht beiden die Chaliza erteilen.",
+ "ihre Nebenfrau frei. Sie darf ohne weiteres eine neue Ehe eingehen.",
+ "geeignet und die andre ungeeignet. Sie war z. B. von einem früheren Manne geschieden.",
+ "diese der Ungeeigneten erteilen. Um nicht durch Chaliza auch die Andre zur Priesterehe ungeeignet zu machen. Der Talmud (Jeb. 44a) drückt dies sprichwörtlich so aus: Es soll niemand das Wasser seines Brunnens ausgiessen, das noch Andre gebrauchen können, wenn er selbst es auch nicht nötig hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand seine Geschiedene. Nachdem sie inzwischen mit einem Andren verheiratet war.",
+ "wieder heiratet. Gegen das Verbot Deut. 24, 4.",
+ "oder seine Chaluza. Das Verbot, seine Chaluza zu heiraten, wird aus dem Ausdruck אשר לא יבנה, Deut, 25, 9 abgeleitet, indem im Anschluss hieran gelehrt wird: כיון שלא בנה שוב לא יבנה (Jeb. 10b), sobald der Levir durch Erteilung der Chaliza es unterlassen, das „Haus seines Bruders zu erbauen“, darf er es überhaupt nicht mehr erbauen, d. h. die Chaluza heiraten.",
+ "oder die Blutsverwandte seiner Chaluza. Nach R. Akiba wird die Chaluza nach dem Thoragesetz wie seine Frau angesehen, sodass die Blutsverwandten der Chaluza dem Levir im selben Grade zur Ehe verboten sind wie die seiner Ehefrau.",
+ "und das Kind. Das event. aus solcher verbotenen Ehe stammt.",
+ "Akiba. R. Akiba erklärt jedes Kind für einen Bastard, das einer Ehe entstammt, die nach einem Verbot der Thora unzulässig ist, auch wenn die Übertretung dieses Verbotes nicht mit der göttlichen Strafe der Ausrottung bedroht ist; s. folgende Mischna.",
+ "wenn jemand die Blutsverwandte seiner Geschiedenen heiratet. Die Geschiedene wird wie seine Ehefrau betrachtet, sodass ihre Blutsverwandten dem Geschiedenen ebenso bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verboten sind, wie die seiner Ehefrau.",
+ "das Kind ein Bastard ist. Die Weisen (ibid.) erklären nur das Kind für einen Bastard, das einer bei Strafe der Ausrottung (oder bei gerichtlicher Todesstrafe) verbotenen Ehe entstammt; s. folg. Mischna."
+ ],
+ [
+ "Wer ist ein Bastard. Von dem das Verbot Deut. 23, 3 gilt.",
+ "die durch Gesetz. D. h. durch ein einfaches Verbot, wenn auch dessen Übertretung nicht mit Ausrottungsstrafe bedroht ist.",
+ "und die Halacha. Vgl. auch Kidduschin III, 12.",
+ "entscheidet nach seinen Worten. Eine Ausnahme bildet das Kind, das aus dem Concubitus mit einer Menstruierenden stammt; obgleich nach Lev. 18, 19 und 29 dieser mit Ausrottung bestraft wird, ist dennoch das Kind kein Bastard, Kidd. 68a.",
+ "ich fand ein Geschlechtsregister. Vgl. ספר היחש, Neh. 7, 5.",
+ "Josua bestätigt. Die Unzucht mit der Ehefrau eines Andren wird (nach Sanh. XI, 1) mit Erdrosselung geahndet. Aus der Bemerkung in dem Geschlechtsregister folgt also, dass ein Kind nur dann ein Bastard ist, wenn es einem mit gerichtlicher Todesstrafe bedrohten Concubitus entstammt. Erdrosselung gilt nun (nach Sanh. VII, 2) als die leichteste der gerichtlichen Todesstrafen; wenn somit der Concubitus mit Steinigung oder Verbrennung bedroht ist, so ist das Kind gewiss ein Bastard.",
+ "darf er deren Schwester heiraten. Das Verbot, die Schwester seiner Frau zu heiraten, gilt nur bei Lebzeiten der Gattin (עליה בחייה). Vgl. Note 57.",
+ "darf er ihre Schwester heiraten. Wenn schon das Verbot, die Schwester seiner Gattin zu heiraten, mit dem Tode dieser ausser Kraft tritt, dann muss das Verbot, die Schwester seiner Jebama zu heiraten, gewiss mit dem Tode dieser erlöschen (Tos.)."
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+ "hat keine Giltigkeit. Wenn der Levir erst der einen der Witwen seines Bruders und dann auch der andren einen Scheidebrief gegeben, so hat der letztere keine rechtliche Giltigkeit, d. h. die Blutsverwandten der zweiten sind dem Levir nicht zur Ehe verboten als die „Verwandten seiner Geschiedenen.“ Denn da durch Erteilung des ersten Scheidebriefes das Band der Leviratsehe-Pflicht gegenüber dem „Hause seines Bruders“ aufgelöst ist, sodass er weder die Geschiedene selbst noch deren Nebenfrau heiraten darf, wird die Erteilung des zweiten Scheidebriefes als nicht geschehen betrachtet. Dasselbe ist der Fall, wenn der Verstorbene nur eine Frau, dagegen zwei (oder mehr) Brüder hinterlassen. Erteilt erst der eine, dann der andre Bruder der Witwe einen Scheidebrief, so hat der zweite keine Giltigkeit, und der zweite Bruder darf die Blutsverwandten der Witwe heiraten.",
+ "nach einer andren. Maamar verpflichtet zur Vollendung der Leviratsehe, und falls er diese nicht vollziehen, sondern die Chaliza erteilen will, auch zur Erteilung eines Scheidebriefes. Wenn nun ein Bruder an zwei Witwen oder zwei Brüder an eine und dieselbe Witwe des verstorbenen Bruders die Heiratsansprache gehalten, so hat immer die zweite keine Giltigkeit und bedarf zu ihrer Annullierung nicht erst des Scheidebriefes; im ersten Falle darf der Levir die Verwandten der zweiten Witwe heiraten, in zweiten Falle der zweite Bruder die Verwandten der Witwe.",
+ "eine Beiwohnung nach einer andren. Die Beiwohnung seitens des Levir ist (nach Deut. 25, 5) die Vollendung der Leviratsehe. Wenn nun ein Levir oder zwei Brüder beiden Witwen des Verstorbenen beigewohnt haben, so hat die Beiwohnung der zweiten (die nur als unzüchtige Handlung angesehen wird) keine rechtliche Giltigkeit, verpflichtet nicht zur Erteilung eines Scheidebriefes und verbietet nicht deren Verwandte dem betreffenden Levir zur Ehe.",
+ "eine Chaliza nach einer andren. Die Erteilung der ersten Chaliza hebt das Band der Leviratsehe-Pflicht vollständig auf, sodass die zweite Chaliza als nicht geschehen betrachtet wird. Es ist daher die zweite Witwe durch diese Chaliza zur Priesterehe nicht untauglich geworden, noch sind deren Verwandte dem Levir zur Ehe verboten.",
+ "es hat wohl Giltigkeit ein Scheidebrief nach einem andren. Denn die Erteilung des Scheidebriefes an die erste Witwe seitens des einen Levir (resp. an die einzige Witwe seitens des einen der beiden Brüder) hebt das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht vollständig auf, da ja noch Chaliza zu erfolgen hat, um die Witwe ganz frei zu machen. Es hat daher die Erteilung des zweiten Scheidebriefes die Folge, dass die Verwandten dieser Geschiedenen dem Levir zur Ehe verboten sind.",
+ "nach einer andren. Durch Maamar allein war der Leviratsehe-Pflicht noch nicht genügt, solange nicht auch Beiwohnung erfolgte. Es muss daher jede Heiratsansprache noch durch Scheidebrief annulliert und der einen der beiden Witwen die Chaliza erteilt werden, um sie beide völlig frei zu machen.",
+ "Beiwohnung. Weil hierdurch der Leviratsehe - Pflicht vollkommen genügt ist.",
+ "oder einer Chaliza. Weil hierdurch das Band der Leviratsehe-Pflicht vollkommen gelöst ist."
+ ],
+ [
+ "Wie ist dies. Dass nämlich nach erfolgter Beiwohnung oder Chaliza nichts mehr Giltigkeit hat.",
+ "Wenn. Diese und die folgende Mischna behandeln die Frage: welche rechtlichen Folgen hat bei einem Levir und einer Schwägerin 1) die Erteilung des Scheidebriefes, die Chaliza und die Beiwohnung nach vorausgegangener Heirats - Ansprache? 2) Maamar, Beiwohnung und Chaliza nach erfolgter Erteilung des Scheidebriefes? 3) Maamar, Scheidebrief und Beiwohnung nach stattgehabter Chaliza? 4) Maamar, Scheidebrief und Chaliza nach geschehener Beiwohnung?",
+ "so muss er ihr noch die Chaliza erteilen. Um das Band der Leviratsehe-Pflicht (זיקה) vollständig zu lösen. Er darf sie aber nicht heiraten, da er durch Erteilung des Scheidebriefes gezeigt hat, dass er „das Haus seines Bruders nicht erbauen will“, sodass für ihn jetzt das Verbot eintritt לא יבנה, dass er es fortan nicht mehr erbauen darf. Vgl. Jeb. IV, Note 83.",
+ "so muss er ihr noch einen Scheidebrief geben. Um die Heiratsansprache zu annullieren; denn die Chaliza kann nur die זיקה auflösen, aber nicht die durch Maamar erfolgte Antrauung. Der Umstand aber, dass sie hier trotz vorausgegangener Chaliza noch einen Scheidebrief nötig hat, widerspricht nicht der Behauptung der Weisen in der ersten Mischna, dass nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit hat, da dieser Satz nur für den Fall gilt, dass vor der Chaliza kein Maarnar erfolgt ist; ist dieser erfolgt, so muss das für die Witwe durch Maamar eingetretene Verbot, einen Andren zu heiraten, durch Erteilung eines Scheidebriefes wieder aufgehoben werden.",
+ "so ist dies nach der Vorschrift (gehandelt. Die Weisen haben angeordnet, dass vor der Beiwohnung, die nach der Thora allein zur Vollziehung der Leviratsehe erforderlich ist, der Levir sich die Schwägerin durch Erteilung eines Gegenstandes im Werte einer Peruta in Gegenwart zweier Zeugen regelrecht antrauen muss, was eben durch Maamar geschehen ist."
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+ "so bedarf sie noch eines Scheidebriefes. Um die Heiratsansprache zu annullieren.",
+ "und der Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "so bedarf sie noch eines Scheidebriefes. Die Beiwohnung war eine unerlaubte, da er ja durch die Erteilung des Scheidebriefes bewiesen hatte, dass er die Leviratsehe nicht vollziehen will; er darf sie daher nicht behalten und muss ihr einen Scheidebrief geben.",
+ "und der Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Weil hierdurch das Band der Leviratsehe-Pflicht vollkommen gelöst ist.",
+ "so hat nach der Chaliza. Bezw. nach der Beiwohnung.",
+ "nichts mehr Giltigkeit. D. h. wenn er nach erfolgter Beiwohnung die Heiratsansprache an sie hält oder ihr die Chaliza erteilt, so ist dieses ungiltig, da sie durch den Concubitus rechtmässig seine Ehefrau geworden ist, von der er sich nur durch Erteilung eines Scheidebriefes trennen kann. Hat er diesen erteilt, so braucht nicht etwa noch Chaliza zu erfolgen, da sie seine rechtmässige Gattin gewesen, deren Scheidung nur durch Scheidebrief geschieht. Desgleichen hat nach erfolgter Chaliza wieder Maamar noch Beiwohnung rechtliche Folgen, da die Jebama dem Levir durch die Chaliza zur Ehe verboten wurde (לא יבנה, s. Note 11). Diese Mischna aber vertritt die Ansicht des R. Akiba (Jeb. 10b), dass Ehen, bei deren Eingehung die Gatten ein Verbot der Thora übertreten, ungiltig sind (אין קידושין תופסין בחייבי לאוין). Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen, dass solche Ehen wohl giltig sind; es kann daher eine Trauung nach erfolgter Chaliza nur durch Scheidebrief wieder aufgehoben werden. — Im zweiten Falle unsrer Mischna חלץ ועשה מאמר וכו׳ sind die beiden Worte נתן גט eigentlich überflüssig; denn das Verbot, die Verwandten seiner Schwägerin, von der er sich geschieden, zu heiraten, trat bereits mit der Erteilung der Chaliza ein. Die Worte נתן גט sind hier nur wegen des Parallelismus mit dem folgenden Falle eingeschaltet. Ebenso sind in diesem dritten Falle או בעל וכו׳ die Worte ועשה מאמר eigentlich überflüssig; denn Maamar nach erfolgter Beiwohnung kann keine andren rechtlichen Folgen haben als diese selbst, da die Verwandten der Jebama dem Levir bereits durch die Beiwohnung dieser zur Ehe verboten wurden. Die Worte ועשה מאמר sind nur wegen des Parallelismus mit dem vorhergehenden Falle eingeschaltet.",
+ "oder bei zwei Schwägerinnen und einem Schwager vorkommt. In beiden Fällen hat nach der Erteilung des ersten Scheidebriefes (s. oben Note 5) oder der ersten Heiratsanprache (Note 6) noch manches Giltigkeit, aber nichts (nach der Ansicht des R. Akiba) nach erfolgter Chaliza oder Beiwohnung. Nach der Halacha jedoch kann der Levir, wenn er nach erfolgter Chaliza die Chaluza oder deren Nebenfrau sich angetraut hat, diese Trauung nur durch Scheidebrief wieder aufheben (s. vorige Note). Hat er aber der Jebama beigewohnt, so ist zwar bei ihr jeder nachfolgende Akt (wie Maamar oder Chaliza) ungiltig (ibid.); wenn er jedoch nach Beiwohnung der Jebama deren Nebenfrau sich angetraut oder ihr beigewohnt hat, so kann er diese Ehe, da sie eine giltige ist, nur durch Scheidebrief trennen. (Maim. Hil. Jibbum V, 16; Eb. haëser Cap. 170, § 12)."
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+ "Wie ist dies. Nämlich der letzte Fall der vorigen Mischna, dass zwei Schwägerinnen und ein Schwager da waren.",
+ "so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben. Da nach der Ansicht der Weisen (Jeb. V, 1) ein Maamar nach einem bereits erfolgten Giltigkeit hat, so muss jeder einzelne durch Scheidebrief annulliert werden. Er darf jedoch (nach Jeb. IV, 11 Note 77) nicht an beiden die Leviratsehe vollziehen, aber auch (nach derselben Mischna) nicht an einer von beiden, da ja auch die andre durch Maamar mit ihm verbunden ist. Und selbst wenn er einer von beiden einen Scheidebrief erteilt hätte, dürfte er die andre nicht heiraten, da er durch diesen Scheidebrief gezeigt hat, dass er „das Haus seines Bruders nicht erbauen will“; vgl. oben Note 11.",
+ "und der einen die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "gehalten und der andren einen Scheidebrief gegeben. Durch diesen Scheidebrief aber wird ihm die erste zur Ehe verboten, da er einmal mit der Scheidung begonnen.",
+ "einen Scheidebrief geben. Um die Heiratsansprache zu annullieren.",
+ "die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben. Der einen, um den Maamar zu annullieren, und der andren, weil sie ihm infolge des an die erste gehaltenen Maamar zur Ehe verboten wurde.",
+ "und der einen die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "so muss er der ersteren einen Scheidebrief geben. Um den Maamar zu annullieren, was durch die Chaliza der andren nicht geschieht.",
+ "so muss er einer von ihnen die Chaliza erteilen. Da nach der Ansicht der Weisen (Jeb. V, 1) ein Scheidebrief nach einem bereits erteilten Giltigkeit hat, muss er einer von beiden die Chaliza erteilen und darf dann auch die Blutsverwandten der zweiten nicht heiraten.",
+ "so muss er dieser einen Scheidebrief geben. Er darf sie nicht behalten, da er durch den ersten Scheidebrief gezeigt hat, dass er die Leviratsehe nicht vollziehen will.",
+ "und die Chaliza erteilen. Der Scheidebrief allein genügt nicht, um die rechtlichen Folgen der Beiwohnung aufzuheben, da diese eine unerlaubte war.",
+ "einen Scheidebrief geben. Um die Heiratsansprache zu annullieren.",
+ "die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Auch diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Akiba; s. jedoch oben Note 19."
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+ "so hat nach der Chaliza. Bezw. nach der Beiwohnung.",
+ "nichts mehr Giltigkeit. D. h. immer der zweite Act nach der Chaliza resp. der Beiwohnung hat keine rechtliche Folge, und der Levir darf die Blutsverwandten der zweiten heiraten; auch macht er diese durch Erteilung der Chaliza zur Priesterehe nicht untauglich. Vgl. auch oben Note 18.",
+ "ob dies bei einem Schwager und zwei Schwägerinnen oder zwei Schwägern und einer Schwägerin. Oder auch bei zwei Schwägerinnen und zwei Schwägern; denn der Bruder des Levir darf dessen Nebenfrau nicht heiraten."
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+ "so hat nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Dieser Teil der Mischna stand bereits am Schlusse der dritten Mischna in diesem Abschnitte und ist nur wegen des nachfolgenden Satzes wiederholt.",
+ "ob diese zu Anfang. Wenn er der einen die Chaliza erteilt, an die andre die Heiratsansprache gehalten, und dann dieser einen Scheidebrief gegeben hat.",
+ "oder in der Mitte. Wenn er der einen einen Scheidebrief, der andren die Chaliza erteilt und dann an die eine oder die andre die Heiratsansprache gehalten, so hat diese keine Giltigkeit und bedarf zu ihrer Annullierung nicht eines Scheidebriefes.",
+ "oder am Ende. Wenn er an die eine die Heiratsansprache gehalten, dann ihr den Scheidebrief gegeben und ihr (oder deren Nebenfrau) darauf die Chaliza erteilt hat, so hat ein zweiter Maamar keine Giltigkeit mehr und bedarf zu seiner Annullierung keines Scheidebriefes. S. jedoch Note 19.",
+ "wenn diese zu Anfang. D. h. vor Maamar und Scheidebrief.",
+ "nach ihr nichts mehr Giltigkeit. Denn durch die Beiwohnung war (nach der Thora) der Leviratsehe-Pflicht genügt und die זיקה aufgelöst.",
+ "wenn sie aber in der Mitte. Wenn er der einen einen Scheidebrief erteilt und der andren beigewohnt, so hat die Heiratsansprache an die dritte Schwägerin noch Giltigkeit und er darf deren Blutsverwandte nicht heiraten, da die Beiwohnung der zweiten infolge des vorausgegangenen Maamar eine unerlaubte und die זיקה daher nicht vollständig aufgelöst war. Ebenso darf er, wenn er der einen einen Scheidebrief gegeben, der andren beigewohnt und dann an die erstere die Heiratsansprache gehalten, die Verwandten derselben nicht heiraten; nur sind ihm dieselben auch schon aus dem Grunde verboten, weil sie die Verwandten seiner Geschiedenen sind.",
+ "oder am Ende. Wenn er der einen einen Scheidebrief erteilt und an die andre die Heiratsansprache gehalten, dann einer von beiden beigewohnt, so ist die Beiwohnung infolge des vorausgegangenen Scheidebriefes eine unerlaubte; die Frau, der er beigewohnt, kann daher nicht durch Scheidebrief, sondern nur durch Chaliza wieder frei werden.",
+ "stattgefunden. Auch nach geschehener Beiwohnung braucht weder auf Maamar ein Scheidebrief noch auf diesen die Chaliza zu erfolgen."
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+ "sei es aus Versehen. Indem er sie irrtümlich für seine Frau oder die Gattin eines Andren hält.",
+ "oder aus Mutwillen. Nur in der Absicht, Unzucht mit ihr zu treiben, nicht aber die Pflicht der Leviratsehe zu erfüllen.",
+ "sei es gezwungen. Er wurde gewaltsam gezwungen, seiner Schwägerin beizuwohnen.",
+ "oder freiwillig. In der Absicht, die Leviratsehe zu vollziehen. Dieser vierte Fall, der an sich überflüssig erscheint, ist nur darum hinzugefügt, weil die Mischna in der Regel neben אונס auch den Gegensatz רצון nennt.",
+ "selbst wenn er aus Versehen und sie aus Mutwillen. Beide hatten also nicht die Absicht, die Leviratsehe zu vollziehen, während in den obigen Fällen zum mindesten einer von beiden diese Absicht hatte.",
+ "er gezwungen und sie nicht gezwungen. Aber aus Versehen oder Mutwillen; dasselbe ist aber auch der Fall, wenn beide gezwungen waren.",
+ "gleichviel ob er sie dabei nur entblösst. D. h. nur die Eichel, aber nicht das ganze Glied einführt, Jeb. 55b. Der Ausdruck ist Lev. 20, 18 entlehnt. (Levy in seinem talmudischen Wörterbuch nimmt (nach dem Vorgange David Kimchis im ס׳ השרשים, Buxtorfs im Lexicon chaldaicum u. A.) einen Stamm ערה an = an etwas bringen, anhängen, anschliessen sc. die Geschlechtsteile).",
+ "erwirbt sie. Sie gilt in jeder Hinsicht als seine Ehefrau, sodass ihre Ehe nur durch Scheidebrief getrennt werden kann, er sie bei ihrem Ableben beerbt u. s. w.",
+ "als Gattin. Denn unter dem Ausdruck יבא עליה, Deut. 25, 5 ist jede Art der Beiwohnung zu verstehen, gleichviel ob sie aus Versehen oder Mutwillen u. s. f. geschieht. Dass aber die „Entblössung“ (העראה) der Menstruierenden als vollendete Beiwohnung gilt, folgt aus מקרה הערה, Levit. 20, 18; von dieser wird das Gesetz (nach Lev. 18, 29) auf alle andren Frauen übertragen.",
+ "auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied. Die Pluralform משכבי אשה, Lev. 20, 13 weist auf die natürliche und widernatürliche Art der Beiwohnung hin."
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+ "ungeeigneten Frauen beiwohnt. Unter den in der vorigen Mischna genannten Umständen.",
+ "wie es eine Witwe für einen Hohenpriester. Vgl. Jeb. II, 4.",
+ "ein weiblicher Bastard und eine Nethina für einen Israeliten, die Tochter eines Israeliten für einen Bastard und einen Nathin ist — macht sie hierdurch (zu gewissen Dingen. Zur Priesterehe und zum Genusse von Hebe.",
+ "untauglich. Denn die Beiwohnung einer Witwe seitens eines Hohenpriesters oder einer Geschiedenen seitens eines gemeinen Priesters stempelt sie zur „Entweihten“ (חללה), die keinen Priester heiraten (Lev. 21, 7 u. 14) und, wenn sie die Tochter eines Priesters ist, von der Hebe ihres Vaters nicht geniessen darf (Lev. 22, 12); die Chaluza ist nach den Rabbinen dem Priester zur Ehe verboten (s. Jeb. II, Note 35). Der weibliche Bastard und die Nethina dürfen als solche bereits keinen Priester heiraten; die Mischna zählt sie nur deshalb mit auf, um zu sagen, dass ihre „Entblössung“ (העראה) ebenso strafbar ist wie ihre vollendete Beiwohnung. Die Verbindung der Tochter eines Israeliten mit einem Bastard oder einem Nathin stempelt jene (nach Raschi und Maimonides) zur „Buhlerin“ (זונה), bei der gleichfalls die oben genannten Verbote Platz greifen. Auch die Frau eines Israeliten, die vergewaltigt wurde, darf, obgleich sie ihrem Manne dadurch nicht verboten wurde, weder einen Priester heiraten noch Hebe geniessen, da die Beiwohnung eine unerlaubte war und sie zur „Buhlerin“ stempelt (Jeb. 56b).",
+ "auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied. Die Pluralform משכבי אשה, Lev. 20, 13 weist auf die natürliche und widernatürliche Art der Beiwohnung hin."
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+ "dürfen. Wenn sie Priestertöchter sind.",
+ "keine Hebe geniessen. Da die Verlobung (ארוסין), worunter im Talmud stets die Verbindung durch Antrauung (קדושין) zu verstehen ist, eine unerlaubte war und somit eine verbotene Eheschliessung zu befürchten ist.",
+ "für geeignet. Erst durch erfolgte Beiwohnung, wodurch sie חללות werden, ist ihnen der Genuss der Hebe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.",
+ "so sind sie hierzu ungeeignet. Da sie durch die vollzogene Ehe חללות wurden.",
+ "so sind sie hierzu geeignet. Denn auch der Vertreter der ersteren Ansicht (ת״ק) verbietet einer mit einem Hohenpriester verlobten Witwe den Genuss der Hebe nur solange, als sie verlobt ist, weil eine verbotene Beiwohnung zu befürchten ist; durch den Tod des Gatten ist aber hier diese Befürchtung ausgeschlossen."
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+ "Auch darf er keine Mannbare. בגר (verw. mit בכר) reif, mannbar sein. Unter בוגרת versteht man ein Mädchen nach zurückgelegtem Alter von 12 Jahren und 6 Monaten, das bereits im mit 12 Jahren Zeichen der Mannbarkeit aufzuweisen hatte, während ein Mädchen, bei dem sich Zeichen der Pubertät gezeigt haben und das erst 12 Jahre und einen Tag alt ist, נערה genannt wird; vgl. auch Nidda V, 7—8.",
+ "heiraten. Nach Lev. 21, 13 muss das Mädchen, das der Hohepriester heiratet, „in ihrer ganzen Jungfräulichkeit“ (בבתוליה) erhalten sein.",
+ "Simon erklären eine Mannbare für geeignet. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.",
+ "Auch darf er keine Verletzte. Ein Mädchen, dessen Hymen durch ein Stück Holz oder irgend einen Unfall verletzt wurde.",
+ "Hatte er. Als gemeiner Priester.",
+ "so darf er sie heimführen. Da die Antrauung eine erlaubte war. Der Talmud Jeb. 61a leitet dies aus dem scheinbar überflüssigen Worte אשה in Lev. 21, 14 ab, indem die Worte יקה אשה besagen wollen, dass der Hohepriester unter Umständen auch eine „Frau“ heiraten darf.",
+ "der sich die Martha. Im Midrasch rabba zu Threni I, 16 (§ 47) wird sie מרים genannt. (Levy in seinem talmud. Wörterbuch vermutet, dass die Frauen, deren hebräischer Namen מרים lautete, in der aramäischen Volkssprache oft מרתא genannt werden, weil die beiden Namen in ihrer Anfangssilbe מר = Herrin bedeuten. Indessen ist der Ursprung und die Bedeutung des Namens מרים noch sehr fraglich, und es ist hier nicht der Ort, auf die Litteratur, die bereits über diesen Namen existiert, näher einzugehen).",
+ "angetraut hatte. Nachdem sie Witwe geworden; vgl. auch Sifré zu Deut. § 281.",
+ "nachdem der König. Nicht aber die Priester und das Synhedrium, die ihn nicht für geeignet hielten. Martha hatte den König Jannai mittelst einer grossen Summe Geldes bestochen, den Josua zum Hohepriester zu ernennen (Jeb. 61a).",
+ "Wenn eine auf die Leviratsehe wartende Frau. Vgl. Jeb. IV, Note 15.",
+ "so darf er sie nicht ehelichen. Weil der Ausdruck אשה (s. Note 25) buchstäblich in dem Sinne zu fassen ist, dass die Jebama ausgeschlossen ist.",
+ "darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nach vollzogener Ehe Witwe geworden, so darf der Hohepriester sie darum nicht heiraten, weil das Gebot der Leviratsehe das Verbot, eine Witwe zu heiraten, zu dem noch das Gebot, nur eine Jungfrau zu heiraten, hinzutritt, nicht verdrängen kann (אין עשה דוחה לא תעשה ועשה). Ist sie aber bereits nach der Antrauung und vor vollzogener Ehe verwitwet, sodass eigentlich das Gebot der Leviratsehe wohl das Verbot, eine Witwe zu heiraten, verdrängen könnte ( עשה דוחה לא תעשה), so darf er sie darum nicht ehelichen, weil zu befürchten ist, dass er ihr dann mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm gesetzlich nur der erste Concubitus gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden. Dieses ganze Gesetz war eigentlich bereits in dem unmittelbar vorhergehenden Satze enthalten; die Mischna hebt es indess nochmals ausdrücklich hervor, um zu sagen, dass der Act der Chaliza, der an dem Hohepriester zu vollziehen ist, für diesen nichts Entehrendes hat (Tos.)."
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+ "dass er bereits eine Frau oder. Das ו׳ in וכנים ist hier = או zu erklären; er hat entweder eine Frau, die ihm noch Kinder gebären kann, oder er hat bereits Kinder.",
+ "Kinder hat. Diese Vorschrift gilt überhaupt für jeden Israeliten, da das Gebot der Fortpflanzung (s. folg. Mischna) keine Ausnahme kennt. Es ist hier nur deshalb als Subject der „Priester“ gesetzt, weil in der folgenden Controverse zwischen R. Jehuda und den Weisen lediglich vom Priester die Rede ist.",
+ "verstanden. Anschliessend an Hos. 4,10: „הזנו ולא יפרצו, sie buhlen aber sie vermehren sich nicht,“ nennt R. Jehuda jeden geschlechtlichen Umgang, der nicht die Fortpflanzung zum Ziele hat, Unzucht.",
+ "heisst nur eine Proselytin. Wegen des unsittlichen Lebens der Heiden.",
+ "eine Freigelassene. Wegen ihres Umganges mit Sklaven.",
+ "mit der man Unzucht getrieben hat. Darunter sind zunächst solche Frauen zu verstehen, die eine bei gerichtlicher Todesstrafe (חייבי מיתת ב״ד, Lev. 20, 10—12, 14) oder himmlischer Ausrottung (חייבי כריתות, Lev. 20, 17 f.) verbotene Ehe geschlossen haben (so Tosafot und R. Ascher); nach Raschi und Maimonides auch solche, die bei der Eheschliessung ein (einfaches) Verbot übertreten, z. B. eine Chaluza, die den Levir heiratet (חייבי לאוין דשאר), eine Jebama, die sich ohne vorangegangene Chaliza anderweitig verheiratet, eine Jüdin, die einen Bastard, Ammoniter oder Moabiter geheiratet (חייבי לאוין דלאו דשאר), sowie solche, die bei der Eheschliessung ein Verbot übertreten, dass aus einem Gebote erschlossen wird (לאו הבא מכלל עשה), z. B. eine Jüdin, die einen zum Judentum übergetretenen Egypter oder Edomiten oder deren Sohn geheiratet (Deut. 23, 9). Eine Geschiedene jedoch, die einen gemeinen Priester, und eine Witwe, die einen Hohenpriester geheiratet, fallen nicht unter den Begriff זונה, sondern חללה (vgl. auch Jeh. VI, Note 14)."
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+ "zwei Söhne. Denn auch Moses enthielt sich, nachdem er zwei Söhne hatte, des Umganges mit seiner Gattin, s. Deut. 5, 28.",
+ "Männlich und weiblich schuf er sie. Nach Bet-Hillel ist jenes Verhalten des Moses nicht massgebend, da es ihm durch ausdrücklichen Befehl Gottes vorgeschrieben war. Während es nämlich den Israeliten gestattet war, nach der Gesetzgebung am Sinai in ihr Haus, in ihr eheliches Leben zurückzukehren (Deut. 5, 27), von dem sie sich drei Tage hatten fern halten müssen (Ex. 19, 15), war dem Moses diese Rückkehr auch für alle folgende Zeit von Gott untersagt.",
+ "und gewartet. שהה, in der Mischna sehr häufig, ist syr. ܐܳܗܺܝ und arab. ثوى zögern, verweilen, sich aufhalten; vgl. Barth, etymolog. Studien, S. 66.",
+ "so darf er sich nicht länger. Zur Begründung dieses Satzes „erinnert“ der Talmud (Jeb. 64a, זכר לדבר) daran, dass Abraham, nachdem seine Ehe mit Sara zehn Jahre lang kinderlos geblieben war (Gen. 16, 3), die Hagar zum Weibe nahm, die ihm den Ismael geboren.",
+ "entziehen. Er soll vielmehr sich von dieser scheiden (und ihr die Ketuba auszahlen), oder aber (was nach dem Talmud noch zulässig ist) eine zweite Frau neben der ersten heiraten. Diese zehn Jahre werden aber utiliter (zum Vorteile der Frau) berechnet, d. h. die Dauer der Abwesenheit oder der Krankheit eines Ehegatten muss abgerechnet werden.",
+ "so darf sie einen Andren heiraten. Weil die Unfruchtbarkeit der ersten Ehe vielleicht nicht ihr, sondern dem Manne zuzuschreiben ist. Blieb aber auch diese zweite Ehe kinderlos, so darf sie einen dritten Mann nicht mehr heiraten, es sei denn, dass dieser bereits Kinder (oder noch eine zweite Frau) hat, weil jetzt als sicher gelten kann (חזקה), dass sie nicht fähig ist zu gebären.",
+ "da sie abortiert. Die Fehlgeburt unterbricht also die zehnjährige Frist zu Gunsten der Gebärenden.",
+ "aber nicht der Frau. Obwohl die Schrift die Gründung eines Hauses durch die Pluralform פרו ורבו (Gen. 1, 28) dem Manne und dem Weibe zur Pflicht macht, will sie doch durch die detecte Schreibung des Wortes וכבשה (ibid.) andeuten, dass die Aufgabe der Familiengründung zunächst nur dem männlichen Geschlecht obliegt. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha."
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+ "eine Geschiedene oder eine Chaluza einem gemeinen Priester Sklaven des Niessbrauchs. מלוג wird von Vielen, so auch von Levy in seinem Neuhebr. Wörterbuch als ܡܠܰܓ ἀμέλγω, mulgeo, melken erklärt; in übertragenem Sinne bedeute es „abrupten, die Federn entfernen“, vgl. מולגין את הראש Beza 34a. Indessen bemerkt Fleischer in seinen Nachträgen zu Levy’s Wörterbuch (S. 311), dass ملج im eigentlichen Sinne nur von Kindern und jungen Tieren gebraucht wird, die an den Brustwarzen und Zitzen „saugen.“ Die speciell arabische Bedeutung ist vielmehr umgekehrt eine Entwickelung aus der allgemeinen Grundbedeutung der Wurzeln מל und מר = streifen, streichen (vgl. auch das lat. mulceo), welche durch den Zutritt der dreifach abgestuften Gaumenlaute כ ,ג und ק entsprechend modificiert werden. — Unter נכסי מלוג sind also die Güter zu verstehen, die der Herr „zupft, abrupft“, die mithin in ihrem Kerne erhalten bleiben (ähnlich dem Vogel, dem die Federn entfernt werden, oder der Kuh, der die Milch entzogen wird), daher = Güter, die zwar Eigentum der Frau sind, deren Nutzniessungsrecht (usus fructus) aber dem Manne zusteht. עבדי מלוג sind demnach Sklaven, die Eigentum der Frau sind, an denen aber der Mann das Recht des Niessbrauchs hat. Nach Pick, Assyr. und Talmud, S. 24, vom assyr. muligu, mulugu, nach Fr. Delitzsch, Handwrtb. 412a = Mitgift.",
+ "und Sklaven des eisernen Fonds. עבדי צאן ברזל sind Sklaven, die die Frau dem Manne in die Ehe mitbringt (Mitgift), für die er haftet und deren Wert er im Scheidungs- oder Todesfalle der Gattin zu zahlen sich verpflichtet. Der Ausdruck צאן ברזל, eigentl. „eisernes Kleinvieh“ ist deshalb gewählt, weil der Mann als Übernehmer für jeden Schaden haftet und für die Frau als die Eigentümerin (wie etwa bei eisernem Vieh) keinerlei Risiko entstehen kann. [Vgl. auch B. Mez. V, 6. Nach Brunner, mitgeteilt in Levy’s Neuhebr. Wörterb. s. v. צאן, kannte auch das germanische Recht eine ähnliche Institution unter dem Namen „Immervieh, Immerrind“, die bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht. Desgleichen erwähnt Honigmann (ibid.) einen sog. „Eisernvieh-Vertrag“ im deutschen Recht, der darin bestand, dass der Verpächter eines Gutes dem Pächter einen bestimmten Viehbestand (lebendes Inventarium) übergab, und der Pächter sich dagegen verpflichtete, dieselbe Zahl und Qualität an Vieh zurückzuliefern. Weil dieses Vieh für den Eigentümer niemals untergeht, trägt es den Namen „eisernes Vieh“. S. auch Grimm’s deutsches Wörterbuch III, S. 376].",
+ "so dürfen die Sklaven des Niessbrauchs keine Hebe geniessen. Weil für sie als Eigentum der Frau die gleichen Gesetze wie für diese selbst gelten (vgl. Note 8), die Frau aber als Entweihte (Jeb. VI, 3) keine Hebe geniessen darf.",
+ "ihr. Das לה ist Dativus incommodi, wie er sich auch in der Bibel findet; z. B. נגזרנו לנו Ez. 37, 11.",
+ "verpflichtet ist sie zu ernähren. Dafür, dass er das Recht der Nutzniessung an ihnen hat.",
+ "so dürfen sie Hebe geniessen. Sie werden als sein Eigentum betrachtet, da er für sie aufkommen muss; der Priester macht zwar durch seine gesetzwidrige Ehe die ihm aus dieser Ehe hervorgehenden Söhne zu Entweihten (חללים Lev. 21, 15), denen der Genuss der Hebe verboten ist, er selbst aber wird nicht חלל, behält vielmehr den Priestercharacter bei (s. Kidd. 77a). Ebenso wie er, dürfen nun auch die Sklaven, die als sein Eigentum gelten, Hebe geniessen."
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+ "Wenn die Tochter eines Israeliten. Darunter ist hier wie in den folgenden Mischnas im Gegensatz zum Priester der Nichtpriester zu verstehen.",
+ "einen Priester heiratet. Nach Lev. 22, 11 darf die Frau eines Priesters schon nach erfolgter Antrauung (קידושין) Hebe geniessen, da die persönliche Aneignung (כי יקנה נפש) seitens des Gatten bereits stattgefunden hat. Nach den Rabbinen jedoch hat sie dieses Recht erst nach vollzogener Heimführung (נישואין), weil sich Umstände heraussteilen könnten, die die Giltigkeit der Trauung aufheben, oder weil sie, solange sie im Hause ihrer Eltern ist, leicht dazu kommen könnte, auch ihre Geschwister von der ihr gestatteten Hebe mitgeniessen zu lassen (Ket. 57 b). Es ist hier daher der Ausdruck ניסת wörtlich zu nehmen.",
+ "so dürfen sowohl die Sklaven des Niessbrauchs als auch die Sklaven des eisernen Fonds Hebe geniessen. Die Sklaven des eisernen Fonds gelten als sein Eigentum, vgl. oben Note 6; aber auch für die Sklaven des Niessbrauchs leitet der Talmud (Jeb. 66a) dieses Recht aus Lev. 22, 11 ab, indem er in diesem Verse die scheinbar überflüssigen Worte קנין כספו als Subject und נפש als dazu gehöriges Object nimmt und ihm folgende Deutung giebt: Wenn Personen, die der Priester sich angeeignet hat, z. B. seine Frau oder seine Sklaven, eine andre Person erwerben, so darf auch diese die Speise des Priesters geniessen. Die Frau des Priesters, die durch ihre Ehe das Recht erworben hat, Hebe zu geniessen, kann demnach auch allen denen dieses Recht erteilen, die wiederum ihr als Eigentum angehören (קנין אוכל מאכיל), in unsrem Falle also auch den Sklaven des Niessbrauchs.",
+ "so dürfen sie keine Hebe geniessen. Da weder der Israelit noch dessen Gattin, die Priestertochter, Hebe geniessen dürfen, Lev. 22, 10. 12."
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+ "so dürfen ihre Sklaven. Die Form ניסת ist aus נשאת durch Eintreten des ס für ש und Ausstossung des Wurzelbuchstaben א entstanden. Die Sklaven des eisernen Fonds, die als Erbgut den Kindern zufallen.",
+ "keine Hebe geniessen. Auch wenn der Mann Kinder hinterlassen, die der Frau den Genuss der Hebe möglich machen.",
+ "wegen des Anteils des Fötus. Der Fötus gilt nach R. Jose auch als erbfähig und kann aus zwei Gründen den Sklaven den Genuss der Hebe verbieten: entweder weil der Fötus der Tochter eines Nichtpriesters als Nichtpriester gilt und somit, da sich nicht bestimmen lässt, welcher Sklave ihm als Erbe zufällt, jedem Sklaven die Hebe verbietet, oder weil die Worte יאכלו בלחמו Lev. 22, 11 causativ, (als defecte Hiphil - Form wie Deut. 8, 3. 16) in dem Sinne von יאכילו (= zu essen geben) gedeutet werden und demnach besagen, dass nur das bereits geborene Kind (יליד ביתו) den Sklaven den Genuss der Hebe gestattet, nicht aber das Kind im Mutterschosse (ילוד מאכיל, שאינו ילוד אינו מאכיל, Jeb. 67 a).",
+ "denn der Fötus kann zum Genusse der Hebe ungeeignet machen. Die Priestertochter, die einen Israeliten geheiratet, der nun kinderlos stirbt, wird durch die zu erwartende Nachkommenschaft als noch zum Hause des Israeliten zugehörig betrachtet und ist deshalb vom Genusse der Hebe ausgeschlossen, sie darf nicht „in das Vaterhaus zurückkehren“ (Lev. 22, 13), um Hebe zu geniessen. Sie hat dieses Recht nur בנעוריה (ibid.), d. h. wenn sie wie im Zustand ihrer Jungfräulichkeit heimkehrt, aber nicht, wenn sie schwanger ist.",
+ "aber nicht berechtigen. Die Tochter eines Israeliten, die einen Priester geheiratet, der nun kinderlos stirbt, hat trotz der zu erwartenden Nachkommenschalt nicht das Recht, Hebe zu geniessen, ebensowenig haben es ihre Sklaven; erst das geborene Kind verschafft ihr dieses Recht, s. Note 12.",
+ "zu ihm. Die Weisen gehen von der Voraussetzung aus, nach R. Jose sei den Sklaven die Hebe nur aus dem zweiten der oben (Note 12) genannten Gründe verboten (ילוד מאכיל), dass einem Fötus in keinem Falle, d. h. auch wenn keine andren Söhne da sind, ein Eigentumsrecht zuerkannt werden kann, und fragen deshalb: Wenn Du u. s. w.",
+ "der dann gestorben ist. Ohne Nachkommen zu hinterlassen.",
+ "keine Hebe geniessen wegen des Anteils des Fötus. Der Fötus hat vielmehr niemals Anteil an den Sklaven, und diese dürfen Hebe geniessen als Erbgut der Nachkommen des Verstorbenen, oder, falls solche nicht vorhanden sind, als Eigentum irgend eines Rechtsnachfolgers des Priesters (בשביל המשפחה), da unter seinen Ascendenten oder deren Descendenten, und sei es auch im entferntesten Gliede, ein erbberechtigter Verwandter existieren wird. (Vgl. R. Alfes z. St.)."
+ ],
+ [
+ "Der Fötus. S. vorige Mischna und Note 13 u. 14.",
+ "der Levir. Ist der Levir ein Israelit, der an einer Priestertochter die Leviratsehe zu vollziehen hat, so macht er sie durch die bevorstehende Ehe zum Genuss der Hebe ungeeignet, da die Priestertochter nur dann nach dem Tode ihres Gatten Hebe geniessen darf, wenn sie ungehindert „in das Haus ihres Vaters zurückkehren kann“ (Lev. 22, 13); in unsrem Falle aber ist sie an den Levir gebunden (שומרת יבם). Ist wiederum der Levir ein Priester und die Jebama die Tochter eines Israeliten, so berechtigt er sie, solange die Leviratsehe noch nicht vollzogen ist, nicht zum Genusse der Hebe, weil der Levir das Recht auf seine Schwägerin nur kraft des Leviratsehe-Gesetzes, nicht aber mittelst seines Geldes erwirbt. Es dürfen aber nur solche Personen Hebe geniessen, die der Priester sich „mit seinem Gelde aneignet“, קנין כספו Lev. 22, 11. Nach vollzogener Ehe gilt sie jedoch als seine Gattin in jeder Hinsicht, s. Jeb. IV, 4.",
+ "die Verlobung. Hat sich ein Israelit mit einer Priestertochter verlobt, so macht er sie dadurch zum Genusse der Hebe ungeeignet, Lev. 22, 12; denn durch die Verlobung, worunter auch die Antrauung (קידושין) zu verstehen ist, gehört sie bereits dem Manne an. Hat sich aber ein Priester mit der Tochter eines Israeliten verlobt, so berechtigt sie dies noch nicht zum Genusse der Hebe aus dem oben Note 7a angegebenen Grunde.",
+ "der Taubstumme. Die Ehe eines Taubstummen ist nur nach den Rabbinen giltig, s. Jeb. XIV, 1. Wenn also ein taubstummer Israelit eine Priestertochter heiratet, so macht er sie dadurch zum Genusse der Hebe ungeeignet; denn nach den Rabbinen gilt sie nunmehr als seine Gattin. Wenn jedoch ein taubstummer Priester die Tochter eines Israeliten heiratet, so berechtigt er sie dadurch noch nicht zum Genusse der Hebe; denn nach der Thora ist diese Ehe nicht giltig und die Frau daher nicht die Gattin des Priesters.",
+ "der neun Jahre und einen Tag alt ist. Wenn ein zur Priesterschaft unfähiger Knabe, z. B. ein Entweihter, einer Priestertochter (oder auch der Tochter eines Leviten oder Israeliten) beiwohnt, so macht er sie hierdurch zur Priesterehe und zum Genusse der Hebe ungeeignet, Lev. 22, 12; vgl. Jeb. III, Note 74. Wenn er aber kein Entweihter ist und die Tochter eines Israeliten heiratet, so berechtigt er sie dadurch noch nicht zum Genusse der Hebe, weil die Ehe eines Minderjährigen rabbinisch ungiltig ist.",
+ "sei es auch zweifelhaft. Dieser Satz kann nicht zum Schlusssatz dieser Mischna gehören, da die Ehe eines Minderjährigen wegen seiner Erwerbsunfähigkeit ungiltig ist und daher von Leviratsehe nicht die Rede sein kann; vgl. Jeb. X, 8 und Tosefta Jeb. XI, 10. Er ergänzt vielmehr den vorhergehenden Satz dahin, dass selbst wenn es zweifelhaft ist, ob der Knabe zur Zeit der Beiwohnung neun Jahre alt war, diese dennoch der Frau den Genuss der Hebe verbietet.",
+ "oder ob er zwei Haare. An den Schamteilen als Zeichen der Pubertät. Dies gilt jedoch nur bei einem Knaben, der mindestens dreizehn Jahre und einen Tag alt ist, vor diesem Alter wird dies nur als ein Mal (שומא) angesehen, vgl. Sanh. VIII, 1.",
+ "hervorgebracht hat. Zur Zeit der Beiwohnung.",
+ "oder nicht. Obwohl in diesem Falle die Giltigkeit seiner Ehe noch zweifelhaft ist, macht er dennoch, wenn er ein Nichtpriester ist, seine Frau zum Genusse der Hebe ungeeignet, und wenn er ein Priester ist, berechtigt er sie noch nicht dazu. — Maimon. Hil. Terumot VIII, 11 stellt gleichfalls diese drei Sätze zusammen; in seinem Mischnakommentar z. St. jedoch giebt er den beiden Sätzen ספק שהוא וכו׳ und ספק הביא וכו׳ folgende Erklärung: Wenn der Knabe die Leviratsehe vollzog und es zweifelhaft war, ob er damals neun Jahre alt war, oder wenn er seiner Schwägerin die Chaliza erteilte und es zweifelhaft war, ob er damals mannbar war, so ist die Giltigkeit jener beiden Akte zweifelhaft und es ist die Entscheidung in erschwerendem Sinne zu treffen.",
+ "Ist ein Haus über einem Manne und der Tochter seines Bruders. Die seine Gattin ist.",
+ "wer von ihnen zuerst gestorben ist. Ist er zuerst gestorben, so würde der Levir weder an der Frau seines Bruders als an seiner Tochter, noch an deren Nebenfrau als der Nebenfrau einer ihm selbst zur Ehe verbotenen Frau (צרת הבת) die Leviratsehe vollziehen dürfen, und aus demselben Grunde würde auch die Chaliza fortfallen; vgl. Jeb. I, 1. Ist aber sie zuerst gestorben, so würde die Nebenfrau nicht צרת ערוה sein, weil sie in dem Momente, da für den überlebenden Bruder die Pflicht der Leviratsehe eintritt, d. h. da ihr Gatte stirbt, nicht mehr die Nebenfrau seiner Tochter ist; vgl. Jeb. I, Note 42.",
+ "so muss deren Nebenfrau die Chaliza vollziehen. Sie darf nicht ohne weiteres sich verheiraten, weil sie, wenn die Frau zuerst gestorben, durch die Pflicht der Leviratsehe an den Levir gebunden ist.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil sie, wenn der Mann zuerst gestorben, צרת ערוה ist. — Dieser Schlusssatz der Mischna ist hier deshalb angefügt, weil auch in den vorhergehenden Sätzen von zweifelhaften Fällen die Rede ist."
+ ],
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+ "Wenn jemand eine Frau vergewaltigt oder verführt. Nur die rechtmässig vollzogene Ehe erwirkt der Frau das Recht auf Genuss der Hebe; vgl. oben Note 7a.",
+ "oder wenn ein Schwachsinniger. Selbst wenn der Schwachsinnige die Frau vorschriftsmässig geehelicht hat, ist seine Ehe ungiltig, da er rechtsgiltige Verträge nicht abschliessen kann, s. Tosefta Jeb. XI, 10.",
+ "so machen sie. Wenn sie Israeliten sind und die Frau eine Priestertochter ist.",
+ "diese [zum Genusse der Hebe] weder ungeeignet noch berechtigen sie. Wenn sie Priester sind und die Frau die Tochter eines Israeliten ist.",
+ "die nicht in [die Gemeinde] Israel kommen dürfen. D. h. solche Personen, mit denen wegen ihrer Körperbeschaffenheit, Geburt oder Abstammung die Ehe gesetzlich verboten ist, s. Deut. 23, 2—9.",
+ "so machen sie sie ungeeignet. Durch die eheliche Verbindung mit einem solchen Manne wird die Frau zum Genusse der Hebe ungeeignet, s. Lev. 22, 12 und Jeb. III, Note 74.",
+ "Wenn ein Israelit einer Priestertochter beiwohnt. Mit Anwendung von Gewalt oder Überredung, aber nicht um sie dadurch zu ehelichen.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Bis zum vierzigsten Tage nach der Beiwohnung, denn bis dahin wird die Frucht noch nicht als Fötus angesehen, der der Mutter den Genuss der Hebe verbietet. Nach dem vierzigsten Tage aber darf sie Hebe nicht mehr geniessen, da sie vielleicht schwanger geworden ist.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. S. den Anfang der vorigen Mischna und oben Note 13.",
+ "ist der Fötus in ihrem Innern zerstückelt. Das späthebräische חתך, das sich in der Bibel nur einmal (Dan. 9, 24) und hier auch nur in übertragenem Sinne findet (vgl. גזר), erscheint in der Mischna und dem Talmud sehr häufig; es entspricht dem arab. هتك = durchschneiden, durchreissen. Vgl. Barth, etymol. Studien, S. 23.",
+ "so darf sie sie geniessen. Dasselbe gilt, wenn das Kind tot geboren wird.",
+ "Wenn ein Priester der Tochter eines Israeliten beiwohnt. Mit Anwendung von Gewalt oder Überredung, aber nicht um sie dadurch zu ehelichen.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Weil der Priester sie durch jenen Concubitus sich nicht angeeignet hat.",
+ "so darf sie sie nicht geniessen. S. den Anfang der vorigen Mischna und oben Note 14.",
+ "so darf sie sie geniessen. Denn selbst der Bastard berechtigt seine Mutter zum Genusse der Hebe, s. weiter Note 54.",
+ "Es zeigt sich [demnach] der Einfluss des Sohnes grösser als der des Vaters. Der Priester, der ihr beiwohnt, verschafft ihr nicht das Recht, Hebe zu geniessen, aber das Kind, das aus diesem Concubitus hervorgeht, wohl.",
+ "Der Sklave macht [die Frau] ungeeignet. Zum Genusse der Hebe resp. zur Priesterehe.",
+ "infolge der Beiwohnung. Wenn ein Sklave einer Priestertochter beiwohnt, so verliert sie das Recht auf Genuss der Hebe, weil nach Lev. 22, 13 nur die Priestertochter zum Genuss der Hebe zurückkehren darf, die „Witwe oder Geschiedene“ wird; da aber die Verbindung eines Sklaven und einer Jüdin verboten ist (s. Kidd. III, 12), so ist sie auch nicht „Witwe oder Geschiedene“ im Sinne des Gesetzes. Ist sie die Tochter eines Nichtpriesters, so wird sie durch die Beiwohnung seitens eines Sklaven zur Priesterehe ungeeignet, da auch sie in jenem Schriftvers einbegriffen ist. Der Talmud (Jeb. 69 a) folgert dies aus den Worten ובת כהן (v. 13), die eigentlich überflüssig sind, da das Subject בת כהן bereits im vorgehenden Verse genannt ist.",
+ "oder eine Priestertochter mit einem Israeliten [verheiratet ist] und von ihm. Barth, etymol. Studien, S. 58 will die schwierige Form הימנו, die in der Mischna sich häufig anstatt des hebr. ממנו findet, aus der aethiop. Form ’emna mit vorgetretenem Alifu’l Waṣli erklären.",
+ "der Sohn dann einer Sklavin beiwohnt. נכבש eig. sich niederdrücken auf jemand = feminam subigere, vgl. Esth. 7, 8; Neh. 5, 5.",
+ "so ist dieser ein Sklave. Nach dem Grundsatz ולדה במוחה, dass das Kind einer Sklavin gesetzlich den Character der Mutter trägt, s. Jeb. II, Note 41.",
+ "so darf sie. Wenn ihr Sohn, das Kind des Priesters, gestorben und ihr Enkel, der gesetzlich den Character eines Sklaven hat, am Leben ist.",
+ "keine Hebe geniessen. Weil der Enkel nicht als Kind ihres Sohnes gilt, sondern den Character der Mutter trägt; die Nachkommenschaft kommt hier daher nicht in Betracht.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Weil hier der Enkel als nicht vorhanden gilt, so steht ihr nach Lev. 22, 13 das Recht zu, Hebe zu geniessen.",
+ "Ein Bastard. Die Worte וזרע אין לה, Lev. 22, 13, sind nach Jeb. 70a (עיין עלה = untersuche erst) in prägnantem Sinne als jede auch noch so entfernte Descendenz zu fassen, sei sie legitim oder nicht. Vgl. auch Jeb. II, Note 44.",
+ "die Tochter dann einen Sklaven oder einen Heiden ehelicht und von ihm einen Sohn gebiert. Und dann stirbt.",
+ "so ist dieser ein Bastard. Nach der recipierten Halacha jedoch (s. Kidd. III, 12) gilt nur das Kind als Bastard, das aus einer geschlechtlichen Verbindung zweier Personen stammt, die an sich einer Ehe mit Andren fähig wären, zwischen denen aber nach dem Gesetze eine Ehe nichtig ist, vgl. Jeb. IV, 13. Wenn hingegen dem Vater und der Mutter überhaupt die Qualifikation zur Eingehung einer jüdischen Ehe fehlt, so gilt das Kind nicht als Bastard, sondern trägt gesetzlich den Character der Mutter, so z. B. das Kind einer Sklavin, s. oben Note 50. Ebenso ist das Kind, das aus der Verbindung eines Heiden oder eines Sklaven mit einer Jüdin stammt, legitim, נכרי ועבד הבא על בת ישראל הולד כשר (Jeb. 45b). Ob eine aus solcher Verbindung hervorgegangene Tochter auch einen Priester heiraten darf, oder nicht (פגום לכהונה), ist unter den Decisoren streitig. Nach R. Alfes ist diese Frage unentschieden, ebenso nach Nachmanides; nach Maimonides, (Hil. Iss. Biah XV, 3) darf die Tochter einen Priester heiraten, nach R. Ascher (zu Jeb. 45b) und Josef Karo (Eb. haëser Cap. 4, § 19) nicht. Hat sie einen Priester geheiratet, so braucht die Ehe nicht getrennt zu werden.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Der lebende Enkel berechtigt sie dazu.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Weil sie noch einen lebenden Nachkommen hat."
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+ "er berechtigt seine Mutter. Wenn sein Vater gestorben ist.",
+ "macht aber seine Grossmutter hierzu ungeeignet. Denn wäre er nicht vorhanden, so hätte seine Grossmutter nach dem Tode ihrer Tochter (seiner Mutter) das Recht, in ihrem väterlichen Hause Hebe zu geniessen.",
+ "[Mögen] nicht Viele [sein] wie mein Enkel. בן hier = Enkel, vgl. Gen. 29, 5."
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+ "Der Unbeschnittene. D. h. ein Priester, dem bereits zwei Brüder an den Folgen der Beschneidung gestorben sind und der deshalb unbeschnitten bleiben darf (Jeb. 64b). Das Gesetz, dass ein solcher Hebe nicht geniessen darf, wird mittelst der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (ג״ש) vom Pessachopfer abgeleitet. Für beides gilt die gleiche Vorschrift, dass der Beisasse und der Mietling nicht daran teilnehmen dürfen, Lev. 22, 10 und Ex. 12, 45. Ebenso wie nun der Unbeschnittene an dem Pessach nicht teilnehmen darf, Ex. 12, 48, ist ihm auch der Genuss der Hebe verboten.",
+ "und alle Unreinen. Das Verbot für die levitisch Unreinen, Hebe zu geniessen, ist in Lev. 22, 4 enthalten, wo von den „Heiligtümern“ die Rede ist, die allgemein und dauernd den Nachkommen des Hohenpriesters Aron überwiesen sind, דבר ששוה בזרעו של אהרן, Jeb. 74 a; darunter ist aber nur Hebe zu verstehen.",
+ "ihre Frauen und ihre Sklaven dürfen Hebe geniessen. Denn die Priester verlieren infolge der Unterlassung der Beschneidung oder ihrer Unreinheit nicht den priesterlichen Character, und es ist ihnen selbst der Genuss der Hebe nur solange verboten, als sie unbeschnitten oder unrein sind.",
+ "Ein durch Druck Verstümmelter [Priester] und ein am Glied Verschnittener. Deut. 23, 2. Die Definition s. in der folgenden Mischna.",
+ "ihre Frauen aber dürfen sie nicht geniessen. Die nach Deut. 23, 2 unzulässige Eheschliessung verbietet ihnen den Genuss der Hebe; s. Jeb. III, Note 74.",
+ "Hat er ihr jedoch nicht beigewohnt. ירע hier = beiwohnen, wie Gen. 4, 1 u. o.",
+ "so dürfen jene [Frauen Hebe] geniessen. Wenn die Männer bei der Eheschliessung noch normal waren, so dürfen die Frauen die Hebe, die ihnen vor der Erkrankung ihrer Gatten erlaubt war, nach dieser noch weiter geniessen. Die Tochter eines Israeliten zwar, die mit einem Priester verheiratet war, verliert durch den Tod ihres Gatten das Recht Hebe zu geniessen, vgl. Jeb. VII, 3; aber nur deshalb, weil das rechtliche Verhältnis zu ihrem Manne mit dessen Ableben aufhört. In unserer Mischna ist dies jedoch nicht der Fall. Waren aber die Männer bereits bei der Eheschliessung erkrankt, so dürfen die Frauen keine Hebe geniessen, da sofort eine verbotene Beiwohnung zu erwarten war. S. Jeb. VI, 3, Note 16 u. 17."
+ ],
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+ "dem das Glied. Oberhalb der Eichel nach dem Körper zu. גיד eig. Ader, Sehne, sodann das ganze männliche Glied.",
+ "wenn aber von der Eichel. עטרה = Krone, corona glandis, Eichel.",
+ "auch nur ein Haar breit. Rings um die ganze Eichel. חוט eig. Faden, sodann Alles, was wie ein Faden aussieht; חוט השערה = ein einzelnes Haar.",
+ "Ein durch Druck Verstümmelter und ein am Glied Verschnittener dürfen. Auch wenn sie Priester sind.",
+ "sie dürfen nur nicht in die Gemeinde [Gottes] kommen. D. h. sich mit Jüdinnen verheiraten; Proselyten und Sklaven fallen nicht unter den Begriff der „Gemeinde Gottes.“"
+ ],
+ [
+ "Der Ammoniter und der Moabiter sind [zur Ehe] verboten. Deut. 23, 4.",
+ "und dieses Verbot. Die Häufung des Ausdrucks אסור erinnert an die Wiederholung des Verbotes לא יבא in dem genannten Schriftverse (Tos. Jom tob).",
+ "gilt für alle Zeiten. D. h. selbst nach ihrem Übertritt zum Judentum und in allen folgenden Geschlechtern.",
+ "ihre weiblichen Nachkommen aber sind sofort. Nach ihrem Übertritt zum Judentum.",
+ "erlaubt. Mit den männlichen Ammonitern ist die Ehe verboten, weil „sie den Israeliten nicht mit Speise und Trank entgegengekommen waren“ (Deut. 23, 5); die Frauen aber trifft dieser Vorwurf nicht, weil ihnen die öffentliche Ausübung jener internationalen Pflicht nicht obliegt, לא דרכה של אשה לקדם, Jeb. 76 b.",
+ "Der Ägypter und der Edomiter sind nur bis. Das עד ist hier in exclusivem Sinne zu fassen (ולא עד בכלל).",
+ "zum dritten Geschlechte [zur Ehe] verboten. Deut. 23, 8—9. Dem dritten Geschlecht, d. i. dem Enkel oder der Enkelin eines zum Judentum übergetretenen Ägypters oder Edomiters ist die Ehe mit Juden gestattet; bis dahin dürfen sie nur unter einander oder mit andren Proselyten sich verheiraten.",
+ "sowohl die männlichen als die weiblichen. Der umfassende Ausdruck אשר יולדו להם (v. 9) schliesst auch die weiblichen ein.",
+ "Schluss vom Leichtern auf das Schwerere. Genauer müsste es heissen: vom Schwereren auf das Leichtere, da hier eine Erleichterung gefolgert werden soll. Der Ausdruck קל וחומר wird jedoch für beide Arten dieses Schlusses (conclusio de minore ad majus) gebraucht.",
+ "ist es aber nur eine Schlussfolgerung. Die du selbst gezogen hast.",
+ "so giebt es dagegen einen Einwand. Wir könnten nämlich einwenden: Die Verbote wegen Inzests (Lev. 18, 10. 17) erstrecken sich auch nur bis auf das dritte Geschlecht und treffen dennoch in gleicher Weise die männlichen wie die weiblichen Nachkommen, da z. B. dem Grossvater seine Enkelin zur Ehe verboten ist, gleichviel ob sie die Tochter seines Sohnes oder die seiner Tochter ist. Du könntest uns zwar entgegenhalten: Die Verbote wegen Incests sind nicht beweiskräftig, da deren Übertretung mit der Strafe der Ausrottung geahndet wird (Lev. 18, 29), während in unsrem Falle, bei der Eheschliessung mit einem Ägypter, nur die Übertretung eines Verbotes vorliegt, das aus einem Gebote (Deut. 23, 9) erschlossen wird (vgl. Jeb. VI, Note 37). Allein, wir erwidern dann: Das Moment der Strafe ist für unsre Frage nicht entscheidend. Denn wenn z. B. der Hohepriester ein Mädchen ehelicht, das Unzucht getrieben hat, so übertritt er auch nur ein Verbot, welches erst aus einem Gebote (Lev. 21, 13) erschlossen wird, und dennoch sind die Kinder dieser Ehe, sowohl die Söhne als die Töchter, „Entweihte“ (חללים). Wir behaupten daher, dass das Verbot, das in Deut. 23, 9 enthalten ist, sich auf die weiblichen ebenso wie auf die männlichen Nachkommen erstreckt. [Vgl. jedoch die Bemerkung des R. S. Edels zu Raschi, Jeb. 77b, s. v. עריות].",
+ "Nicht doch. Das לא כי ist = לא כן, vgl. I Kön. 3, 22. 23, II Kön. 20, 10, Jes. 30, 16, wo Accente und Punctation beweisen, dass לא und כי zusammengehören. In der Mischna folgt hierauf in der Regel אלא, vgl. folg. Mischna, Ketub. I, 6 u. o. Die Mischna zum jerus. Talmud [ed. Lowe, Cambridge 1893] liest in der Tat auch hier לא כי אלא. Der mit לא כי eingeführte Satz ist eine Ellipse und so zu erklären: Nicht so, wie ihr glaubt, dass meine Halacha, wenn sie nur durch einen Schluss gefolgert wäre, widerlegt werden könnte; das ist nicht der Fall, denn sie wäre auch dann unumstösslich. R. Simon ist nämlich der Ansicht, dass Kinder aus Ehen, bei deren Eingehung ein Verbot übertreten ist, das erst aus einem Gebote erschlossen ist, nicht als Entweihte zu betrachten sind. Der zweite Einwand der Weisen (Note 22) ist daher nicht stichhaltig und die Folgerung des R. Simon richtig.",
+ "ein überliefertes Gesetz spreche ich aus. D. h. für euch, die ihr in dieser Frage (betreffs der Entweihten) andrer Ansicht seid, spreche ich ein Gesetz aus, das ich von meinen Lehrern überkommen habe und das somit eine Widerlegung nicht zulässt. Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen. — Die Mischna will hier nur die in Deut. 23, 4—9 niedergelegten Gesetze erklären. Seit den Eroberungszügen des Sanherib aber waren die ursprünglichen Einwohner der Länder Ammon, Moab u. s. w. aus ihren Sitzen vertrieben und infolge ihrer Vermischung mit andren Völkern nicht mehr zu erkennen. Es ist daher jeder zum Judentum übergetretene Nichtjude, auch von den heute in Ammon u. s. w. wohnenden Völkerschaften, ohne weiteres dem Juden zur Ehe erlaubt. Vgl. Jadajim IV, 4.",
+ "Die Bastarde. S. Jeb. IV, 13 und VII, Note 56.",
+ "und die Nethinim. S. Jeb. II. Note 37.",
+ "sowohl für die männlichen als für die weiblichen [Nachkommen. Die Ableitung dieses Gesetzes geschieht (Jeb. 78b) nach der Norm: דון מינה ואוקי באתרה = leite etwas davon ab und setze es dann an seine Stelle! D. h. „wenn auch aus einer Stelle eine Bestimmung für ein andres Gesetz abgeleitet wird, so müssen dennoch einzelne Modalitäten dieser Bestimmung den im abgeleiteten Gesetze in andren Fällen geltenden Normen entsprechen; die deducierte Bestimmung wird an die neue Stelle gesetzt und nach den hier geltenden Vorschriften modificiert.“ (S. Schebuot V, Note 7). In unsrem Falle wird also von dem Gesetze über den Ammoniter (v. 4) für das über den Bastard (v. 3) die Bestimmung abgeleitet, dass hier wie dort das דור עשירי durch עד עולם erklärt und ergänzt wird, dass also die Ehe mit einem Bastard „für alle Zeiten“ verboten ist. Es ist aber nun die Ehe mit einem weiblichen Bastard nicht etwa sofort erlaubt wie bei dem Ammonitern; hier bleibt vielmehr der Begriff ממזר = מום זר (Jeb. 76 b) massgebend, wonach dieses Wort ein „Gebrechen“ bedeutet, das dem Gesetze „fremd“ ist, im Rahmen des Gesetzes keine Stätte hat, das daher nicht die Bezeichnung einer Person, sondern gleichsam ein sachlicher Begriff ist, der das männnliche und weibliche Geschlecht umfasst. Ebenso wie also (nach v. 3) die weiblichen Bastarde der ersten zehn Generationen zur Ehe verboten sind, weil dieses in dem Begriffe ממזר liegt, bleiben sie auch in allen folgenden Geschlechtern (עד עולם, v. 4) verboten. Für die Nethinim ist das Verbot ולא תתחתן בם, Deut. 7, 3 entscheidend, welches die Ehe mit der kanaanitischen Bevölkerung auch dann verbietet, wenn diese zum Judentum übergetreten ist. Zwischen Juden und Nichtjuden kann von חתנות (Verschwägerung, ehelicher Verbindung) keine Rede sein (Kidd. 68 b); die Worte ולא תתחתן בם können daher nur eine solche Ehe verbieten, bei der der Begriff חתנות zulässig wäre, d. h. also eine Ehe mit einem Kanaaniter, nachdem er Jude geworden, Jeb. 76a. Da nun bei diesem Verbot nicht ausdrücklich angegeben ist, bis zur wievielten Generation es sich erstrecken soll, so richtet es sich (in erschwerendem Sinne) nach dem Gesetze über den Bastard und gilt für alle Zeiten und beide Geschlechter; נמוקי יוסף z. St. Vergl. jedoch Jeb. II, Note 37."
+ ],
+ [
+ "dass [zuweilen] der Verschnittene Chaliza erteilen und man. D. i. der Bruder des Verschnittenen.",
+ "und ich kann mir dies nicht erklären. Ich weiss nicht mehr, in welchem Falle Chaliza zu erfolgen hat und in welchem nicht.",
+ "Ich will es erklären. In ähnlicher Weise löst R. Akiba einen Zweifel des R. Josua in Pesachim IX, 6.",
+ "Der von Menschenhand Verschnittene. סריס = Verschnittener, Entmannter, Castrat. סריס אדם ist einer, dem nach seiner Geburt die Zeugungsorgane, das männliche Glied oder die Hoden oder der Samenstrang (חוטי הביצים), durch Menschenhand zerstört sind.",
+ "muss Chaliza erteilen. Er darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen, da ihm die Ehe mit einer Jüdin überhaupt verboten ist, Deut. 23, 2. Ist jedoch die verwitwete Schwägerin eine Proselytin, so darf er sie heiraten, vgl. oben Mischna 2 und Note 11. Nach dem Talmud (Jeb. 79b) gab es zwei Überlieferungen im Namen des R. Akiba. Nach der einen heisst nur dasjenige Kind ein Bastard, welches aus einer Ehe stammt, bei deren Eingehung ein aus Verwandtschaft entspringendes Verbot übertreten ist (חייבי לאוין דשאר), vgl. Jeb. VI, Note 37; ist aber ein andres einfaches Verbot übertreten, dann ist das Kind kein Bastard. Nach der andren Überlieferung heisst ein Kind, welches aus einer durch einfaches Verbot (לאו גרידא) untersagten Ehe stammt, ebenso gut ein Bastard, wie das, welches aus einer bei Ausrottungsstrafe verbotenen Ehe entspringt; s. Jeb. IV, 13. Werden aber diese beiden Ehen einander gleichgestellt, so kann weder von Leviratsehe noch von Chaliza die Rede sein, s. Einleitung, 1. Der Tanna unsrer Mischna kann also nur der ersteren Überlieferung folgen.",
+ "und dessen Frau muss man Chaliza erteilen. Es ist sogar die Leviratsehe zulässig und geboten. Der Ausdruck Chaliza ist nur wegen des Parallelismus mit den Worten des R. Josua gebraucht.",
+ "weil es für ihn eine Zeit des normalen Zustandes. Des vollen Besitzes der Mannheit, der Zeugungskraft.",
+ "der von Natur Verstümmelte. סריס חמה ist einer, dem von Natur die Hodenfunktion, die Zeugungskraft gestört ist. Im jerus. Talmud Jeb. VIII, 5 wird es erklärt: כל שלא ראתו החמה בכשר אפילו שעה אחת, einer, den die Sonne auch nicht eine Stunde in seinem normalen Zustande beschienen hat. Nach dem Aruch s. v. סריס bedeutet es einen, der infolge einer fieberhaften Erscheinung im Mutterschosse als Verstümmelter zur Welt gekommen ist; vgl. Jeb. 80a. S. באר בגולה in אה\"ע 172,2. Jes. Berlin Addimenta 2,34.",
+ "braucht nicht Chaliza zu erteilen. Zur Leviratsehe ist nur derjenige verpflichtet, der den Zweck dieser Ehe, nämlich „den Namen seines Bruders aufrecht zu erhalten“ (Deut. 25,7), d. h. ihm Nachkommen zu verschaffen, erfüllen kann. Der Verstümmelte darf daher die Leviratsehe nicht vollziehen und ist somit auch von der Erteilung der Chaliza befreit. Hat er jedoch die Chaliza vollzogen, so wird diese als nicht geschehen betrachtet und hat keine rechtlichen Folgen; er macht daher seine Schwägerin durch die Chaliza nicht unfähig zur Priesterehe, s. folg. Mischna.",
+ "noch braucht man seiner Frau Chaliza zu erteilen. Man darf an ihr die Leviratsehe nicht vollziehen, da diese nur erfolgen soll, damit „der Name des Verstorbenen nicht aus Israel ausgelöscht werde,“ Deut. 25,6; in unsrem Falle aber gilt sein Name schon bei seinen Lebzeiten als erloschen, da er von Geburt an verstümmelt war und niemals die Kraft hatte, sein Geschlecht fortzupflanzen. Da nun die Leviratsehe verboten ist, fällt auch die Pflicht zur Erteilung der Chaliza fort.",
+ "Nicht so. Das לא כי ist = לא כן, vgl. I Kön. 3, 22. 23, II Kön. 20, 10, Jes. 30, 16, wo Accente und Punctation beweisen, dass לא und כי zusammengehören. In der Mischna folgt hierauf in der Regel אלא, vgl. folg. Mischna, Ketub. I, 6 u. o. Die Mischna zum jerus. Talmud [ed. Lowe, Cambridge 1893] liest in der Tat auch hier לא כי אלא. Der mit לא כי eingeführte Satz ist eine Ellipse und so zu erklären: Nicht so, wie ihr glaubt, dass meine Halacha, wenn sie nur durch einen Schluss gefolgert wäre, widerlegt werden könnte; das ist nicht der Fall, denn sie wäre auch dann unumstösslich. R. Simon ist nämlich der Ansicht, dass Kinder aus Ehen, bei deren Eingehung ein Verbot übertreten ist, das erst aus einem Gebote erschlossen ist, nicht als Entweihte zu betrachten sind. Der zweite Einwand der Weisen (Note 22) ist daher nicht stichhaltig und die Folgerung des R. Simon richtig.",
+ "sondern der von Natur Verstümmelte muss Chaliza erteilen. Nach Nidda V,9 scheint R. Elieser der Ansicht zu sein, dass der von Natur Verstümmelte nicht Chaliza zu erteilen braucht. Der Talmud (Jeb. 80a) erklärt deshalb, dass entweder R. Elieser von seiner in unsrer Mischna ausgesprochenen Ansicht später zurückgetreten ist, oder dass er dort nur in dem Sinne sich der Ansicht des Bet-Hillel angeschlossen hat, um auszudrücken, dass der Verstümmelte bis zu einem gewissen Alter in Bezug auf Strafmündigkeit als Minderjähriger zu betrachten ist.",
+ "sodass. Vgl. Jeb. IV,13 לקים דברי רבי יהושע. Nach Raschi ist in beiden Fällen der Infinitiv לקים von dem Prädicat des Hauptsatzes (אמר resp. העיד) abhängig, also hier: er bezeugte, um dadurch zu bestätigen.",
+ "Akiba bestätigt. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht des R. Akiba; s. folg. Mischna."
+ ],
+ [
+ "Der [von Natur] Verstümmelte braucht nicht Chaliza zu erteilen und darf die Leviratsehe nicht vollziehen. S. oben Note 36.",
+ "ebenso braucht die Unfruchtbare. Vgl. Jeb. I, Note 25.",
+ "noch darf sie den Levir heiraten. Nach Deut. 25,6 muss die Witwe fähig sein Kinder zu gebären (אשר תלד); ist dies aber nicht der Fall, so fehlt die Voraussetzung, die den Zweck der Leviratsehe bildet, und diese darf daher nicht stattfinden. Vgl. auch Jeb. II, Note 21.",
+ "macht sie dadurch nicht ungeeignet [zur Priesterehe. S. oben Note 36.",
+ "weil dies eine unzüchtige Beiwohnung ist. Da hier die Pflicht der Leviratsehe fortfällt (Note 36), übertritt er durch den Concubitus das Verbot Lev. 18,16; die Frau darf in Folge des Concubitus keine Hebe geniessen, s. Jeb. III, Note 74."
+ ],
+ [
+ "macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet. Der von Natur Verstümmelte fällt nicht unter das Verbot Deut. 23,2. Die Ehe ist daher eine gesetzlich zulässige und erwirkt der Gattin das Recht auf Genuss der Hebe, Lev. 22,11.",
+ "ein priesterlicher Zwitter. ’ἀνδρόγυνος = ein Mensch beiderlei Geschlechts, ein Zwitter.",
+ "macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet. Da er als Mann betrachtet wird. Nach Tosefta Bikkurim II,7 erklärt R. Jose den Zwitter für ein eigenartiges Geschöpf (בריה בפני עצמו), bei dem die Frage, ob er als Mann oder als Weib zu beurteilen sei, unentschieden ist. Da aber in zweifelhaften Fällen die Entscheidung in erschwerendem Sinne zu treffen ist, darf die Frau des Zwitters keine Hebe geniessen.",
+ "ein Geschlechtsloser. טומטום [Nominalbildung mit Wiederholung des ganzen Stammes טום = dem in der Bibel häufigen אטם, oder von dem bibl.-hebr. אטם mit Wiederholung des zweiten und dritten und Abstossung des ersten Wurzelconsonanten, wie צאצאים von יצא] eig. der Verstopfte. Darunter verstand man ein menschliches Wesen, dessen Geschlechtsteile durch ein Membran verschlossen und daher unkenntlich sind. Erst durch Trennung (נקרע) dieses Membrans ist das Geschlecht zu ermitteln.",
+ "weil er einem Verschnittenen. D. h. einem durch Menschenhand Verschnittenen, bei dem die Operation gleichfalls durch Menschenhand ausgeführt ist, s. oben Mischna 4. Da die Halacha aber nach der Ansicht des R. Akiba (ibid.) entscheidet, so erklärt Maimonides in seinem Mischnakommentar z. St., dass der Geschlechtslose wohl Chaliza erteilen muss; nach Hil. Jibbum VI, 4 darf er sogar die Leviratsehe vollziehen. Nach R. Ascher bewirkt er durch seine Chaliza, dass die Schwägerin den andren Brüdern zur Ehe verboten ist; ist er jedoch der einzige überlebende Bruder, so muss er Chaliza erteilen, darf aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Vgl. auch Bechorot 42 b.",
+ "aber nicht [als solche] geehelicht werden. Da er als Mann gilt, ist der Concubitus mit ihm sowohl auf natürliche als auf widernatürliche Weise verboten, Lev. 18, 22.",
+ "Wegen [der Beiwohnung] eines Zwitters. D. h. nur dann, wenn man mit dem Zwitter Päderastie getrieben hat.",
+ "ist man wie wegen der eines Mannes des Steinigungstodes schuldig. Nach Sanh. 23a bedeutet der Ausdruck דמיהם בם (ihre Blutschuld haftet an ihnen) den Tod durch Steinigung, da diese Worte in Lev. 20, 27 bei der Strafe der Steinigung gebraucht werden."
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+ "Wenn ein gemeiner Priester eine Witwe. Dasselbe ist der Fall, wenn er eine Jungfrau heiratet, da sie ja auch durch den Tod ihres Gatten Witwe wird. Die Mischna spricht hier nur deshalb von der Witwe, weil diese auch in der folgenden Mischna genannt ist, oder um beiläufig zu sagen, dass der gemeine Priester auch eine Witwe ehelichen darf.",
+ "der Hohepriester ist. S. Jeb. VI, Note 31.",
+ "wenn ein Entweihter. Unter חלל versteht man den Sohn aus einer solchen Ehe, bei deren Eingehung eines der priesterlichen Ehegesetze übertreten ist (z. B. wenn ein Priester eine Geschiedene ehelicht u. s. w.); die Söhne und Töchter eines חלל sind auch חללים. Wenn hingegen eine Entweihte einen Nichtpriester heiratet, so ist die Tochter aus dieser Ehe keine חללה. Vgl. Kidd. IV,6.",
+ "eine [zum Priesterstande] Geeignete heiratet. Was ihm gesetzlich erlaubt ist.",
+ "der [zum Priesterstande] geeignet ist. Dieser darf seine Schwägerin nicht heiraten, da sie durch die Ehe mit dem חלל selbst eine Entweihte wurde, was aus Lev. 22,12 gefolgert wird. Das Gebot der Leviratsehe kann hier nicht das Verbot, eine Entweihte zu heiraten, aufheben, weil zu befürchten ist, dass der Priester seiner Schwägerin mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm nur der erste Concubitus gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden; vgl. Jeb. II, Note 25. — Die Mischna des jerus. Talmud hat hier die Lesart: כשר שנשא כשרה ויש לו אח חלל , woraus im Talmud geschlossen wird, dass es einer zum Priesterstande geeigneten Frau verboten ist, einen hierzu Ungeeigneten zu heiraten, sowie dass auch ein Entweihter keine zum Priesterstande geeignete Frau heiraten darf. Der babyl. Talmud hingegen lehrt im Anschluss an unsere Mischna, dass es den zum Priesterstande geeigneten Frauen nicht untersagt ist, die Ehe mit einem hierzu Ungeeigneten einzugehen, לא הוזהרו כשרות לינשא לפסולים, Jeb. 85 a. Maimonides hatte gleichfalls die Lesart des jerus. Talmud, bemerkt aber in seinem Kommentar z. St., dass aus dem genannten Grunde die Halacha nach der Lesart unserer Mischna entscheiden müsse. — Woher die Varianten in dieser Mischna stammen, ist nicht zu ermitteln. Rapoport erklärt zwar die Verschiedenheit der Mischna zum babyl. und jerus. Talmud aus dem Umstande, dass R. Jehuda hanassi zwei verschiedene Recensionen der Mischna veranstaltet, d. h. die frühere Recension einer späteren Überarbeitung unterzogen habe und weist hierfür auf Stellen hin wie B. mezia IV, 1 und Ab. sara IV, 4. Allein hier bemerkt der Talmud ausdrücklich, dass Rabbi in seinem Alter andrer Ansicht gewesen sei als in seiner Jugend, בילדותיה סבר…בזקנותיה סבר; in dem Talmud zu unserer Mischna fehlt jedoch diese Bemerkung. Vgl. Frankel, Monatsschrift II, S. 328.",
+ "wenn ein Israelit. Unter Israelit ist hier wie in den folg. Mischnas ein Nichtpriester zu verstehen.",
+ "der ein Bastard ist. S. Jeb. VIII,3.",
+ "wenn ein Bastard einen weiblichen Bastard heiratet. Diese Ehe ist gesetzlich erlaubt, s. Kidd. IV,3."
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+ "aber ihren Gatten verboten. D. h. in folgenden Fällen muss die Leviratsehe vollzogen werden, obgleich die Ehe des Verstorbenen eine verbotene war.",
+ "Wenn ein Hohepriester eine Witwe sich antraut. Wenn er sie aber ehelicht, so ist sie חללה und als solche nicht nur ihrem Gatten, sondern auch ihrem Schwager verboten.",
+ "der Hohepriester. Oder auch der Priester, der vor Beginn des Krieges die Mahnrede an das Volk zu halten hatte (משוח מלחמה, Deut. 20,1 ff.) und die Stellung eines Hohenpriesters einnahm, s. Horajot 12 a. Ihn traf auch das Verbot Lev. 21,14.",
+ "alle. Das „alle“ ist nicht wörtlich zu nehmen, und die Aufzählung in der Mischna ist unvollständig. So sind z. B. die 15 in Jeb. I,1 genannten Frauen ihren Gatten erlaubt, ihren Schwägern aber verboten; ebenso ist der von Menschenhand Verschnittene seiner Frau verboten, während diese ihrem Schwager erlaubt ist, s. Jeb. VIII, Note 32 u. 33. (Jerus. Talmud)."
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+ "[die] nach der Bestimmung der Schriftgelehrten. Vgl. Jeb. II, 4.",
+ "aber nicht mit dem Schwager verwandt. Wenn z. B. jemand die Mutter seiner Mutter geheiratet hat, was nur von den Rabbinen verboten ist, und einen Bruder väterlicherseits hinterlässt.",
+ "so ist sie dem Schwager [zur Ehe] verboten. S. Jeb. II, 3.",
+ "Ist sie mit beiden im zweiten Grade verwandt. D. h. jede Frau, die mit einem Manne die Ehe geschlossen, mit dem sie im zweiten Grade verwandt war.",
+ "sie hat weder Anspruch auf die Ketuba. S. Jeb. IV, Note 18. Das Recht auf die Ketuba wird ihr abgesprochen, weil man auf Grund des Erfahrungssatzes, dass das Verlangen nach der Ehe bei dem Weibe grösser ist als beim Manne, annimmt, dass sie gewissermassen den Gatten zu dieser Ehe veranlasst hat, aus der ein Nachteil weder für sie noch für ihre Kinder erwächst. Was ihr jedoch der Mann darüber hinaus freiwillig zugesichert (תוספת כתובה ), hat sie zu beanspruchen.",
+ "noch auf die Früchte. D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der Gatte von ihren Niessbrauchsgütern (s. Jeb. VII, Note 1) gehabt hat. Obgleich der Gatte dieses Niessbrauchsrecht nur deshalb hat, weil er seinerseits verpflichtet ist, seine Frau, falls sie gefangen wird, loszukaufen (Ketub. IV, 4), in unsrem Falle aber diese Pflicht für ihn fortfällt, da er ohnedies die Ehe nicht fortsetzen darf, so verliert sie hier dennoch jenen Anspruch ebenso wie den auf die Ketuba. Nach Tosafot (B. mezia 67 a, s. v. ובלאות) braucht der Mann ihr selbst dann den Gewinn aus den Niessbrauchsgütern nicht zu ersetzen, wenn dieser in natura vorhanden und noch nicht verbraucht ist.",
+ "noch auf Verpflegung. Aus dem Vermögen des Gatten nach dessen Tode. Bei seinen Lebzeiten hat er ebensowenig wie der Hohepriester, der eine Witwe geheiratet, die Pflicht, seine Gattin zu ernähren, da er die Ehe nicht fortsetzen darf. Ebenso braucht er nicht für die Schulden aufzukommen, die seine Frau in seiner Abwesenheit zum Zwecke ihrer Ernährung gemacht hat, wie auch der Hohepriester, der eine Witwe geheiratet, in diesem Falle von dieser Pflicht entbunden ist. Nur wenn dieser eine gesetzlich zulässige Ehe eingegangen, muss er die Schulden, die seine Frau zu ihrer Beköstigung gemacht hat, bezahlen. Hat er aber eine Witwe geheiratet, so hat sie nach dem Tode des Gatten Anspruch auf Verpflegung, während die Frau, die vor der Ehe mit ihrem Gatten im zweiten Grade verwandt war, auch dieses Recht verliert.",
+ "noch auf [Ersatz für] die Abnutzung. בלאות (von בלה, Deut. 8,4) eig. abgetragene Kleider, vgl. בלואים, Jer. 38,12. Der Gatte braucht nicht den Minderwert, den die Niessbrauchsgüter infolge der Abnutzung haben, zu ersetzen; ebensowenig haftet er für den Fall, dass sie gestohlen oder verloren gegangen sind. Wenn aber der Gatte sie verkauft hat, so muss er sie ersetzen. [So Maimonides. Nach Raschi und Tosafot ist er auch in diesem Falle nicht ersatzpflichtig]. Die Niessbrauchsgüter jedoch, die in natura vorhanden sind, sowie die Güter des eisernen Fonds (s. Jeb. VII, Note 2) bleiben Eigentum der Frau.",
+ "sich von ihr zu scheiden. Selbst wenn Kinder aus dieser Ehe vorhanden sind, bleiben Zweifel, die gegen die Legitimität derselben erhoben werden, unberücksichtigt.",
+ "Ist. Vgl. Jeb. II,4.",
+ "Anspruch auf die Ketuba. Unter כתובה sind hier auch alle Gerechtsame verstanden, die sie auf Grund ihrer Ketuba haben; nur in Bezug auf die Verpflegung gilt die Beschränkung, die wir oben (Note 18) erwähnt haben. Die Frauen können die Ansprüche jedoch nur dann erheben, wenn der Gatte wusste, dass er eine verbotene Ehe eingeht, wenn z. B. der Hohepriester wusste, dass die Frau bereits Witwe ist; war dies aber dem Gatten unbekannt, so verliert die Frau jeden Anspruch auf die Ketuba. Bei den zweiten Verwandtschaftsgraden (im ersten Teile dieser Mischna) fällt dieser Unterschied fort, obwohl dort die Ehen nur durch rabbinische Satzung verboten sind, weil „die Weisen für ihre Verordnungen einer stärkeren Stütze bedürfen,“ um ein Übertreten zu verhüten, als für die Gesetze der Thora (דברי סופרים צריכין חיזוק, Jeb. 85b)."
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+ "darf keine Hebe geniessen. S. Jeb. VII,4.",
+ "ebenso die Tochter eines Leviten [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Israeliten darf keinen Zehnt geniessen. Diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Meir, nach dem der erste Zehnt, den man vom Getreide, Wein und Oel dem Leviten geben muss, dem Israeliten zum Genusse verboten ist. R. Meir begründet seine Ansicht damit, dass Num. 18,24 der Zehnt auch eine „Hebe“ (תרומה) genannt wird; ebenso nun wie die Hebe, die der Priester erhält, dem Nichtpriester verboten ist, darf auch vom Zehnt der Nichtlevit nicht geniessen. Nach den Weisen jedoch will der Ausdruck „Hebe“ besagen, dass der Genuss von Getreide u. s. w., das noch nicht verzehntet ist, ebenso bei Todesstrafe verboten ist, wie der Genuss von Getreide, von dem noch keine Hebe abgeschieden ist, der Zehnt aber darf auch von dem Israeliten genossen werden; und so entscheidet auch die Halacha.",
+ "ebenso die Tochter eines Priesters [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Leviten darf weder Hebe noch Zehnt geniessen. D. h. man darf weder der Tochter eines Priesters noch der eines Leviten, die mit einem Leviten resp. einem Priester verlobt oder verheiratet ist, in der Tenne Zehnt resp. Hebe verabreichen, weil zu befürchten ist, dass man auch der Tochter eines Israeliten, die mit einem Leviten (oder Priester) verheiratet war und dann geschieden ist, Zehnt (oder Hebe) geben würde. Das מאורסת im letzten Satze ist nicht wörtlich zu nehmen, denn auch für die Verheiratete gilt dieses Verbot; es ist nur wegen des Parallelismus mit den ersten Sätzen der Mischna gewählt."
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+ "so darf sie Hebe geniessen. Vgl. Jeb. VII, 3.",
+ "Ist sie an einen Leviten verheiratet. Nachdem sie aus der Ehe mit dem Priester ein Kind bekommen hat.",
+ "so darf sie Zehnt geniessen. Aber nicht Hebe, obgleich ihr Kind am Leben ist; denn durch die Ehe mit dem Leviten verliert sie wieder die Zugehörigkeit zur Familie des Priesters,",
+ "so darf sie Zehnt geniessen. Weil sie durch ihre Kinder noch als zur Familie des Leviten gehörig betrachtet wird. Aus diesem Grunde darf sie aber Hebe nicht geniessen; denn das scheinbar überflüssige ובת Lev. 22,13 (vgl. Jeb. VII, Note 47) will sagen: ebenso wie die Priestertochter, die mit einem Nichtpriester verheiratet war, nach dem Tode ihres Gatten nicht wieder Hebe geniessen darf, solange sie von diesem einen Nachkommen hat, darf auch die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet war und von diesem ein Kind hatte, Hebe nicht mehr geniessen, sobald sie aus der Ehe mit einem Nichtpriester Nachkommen hat (Jeb. 87 a); erst nach dem Tode dieses Kindes darf sie wieder Hebe geniessen."
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+ "darf keine Hebe geniessen. Lev. 22,12.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Folgt aus Lev. 22, 13. Für das Weitere vergl. auch Note 29."
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+ "Wenn man. D. h. ein Zeuge. Der Plural אמרו ist hier nicht buchstäblich zu nehmen, denn erst der Schlusssatz der Mischna behandelt den Fall, dass zwei Zeugen auftreten. Vgl. auch Kerit. III, 1, Anfang.",
+ "deren Gatte nach einem fernen Lande. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "und sie sich verheiratet. Auch wenn der zweite Gatte ihr nicht beiwohnt.",
+ "so muss sie von diesem wie von jenem getrennt werden. Nach dem Grundsatze, dass die unzüchtige Frau sowohl ihrem Gatten als auch dem Manne verboten ist, der mit ihr Unzucht getrieben hat, vgl. Jeb. II, Note 68. Wenn auch sonst die Frau auf die Aussage nur eines Zeugen sich anderweitig verheiraten darf (Jeb. II, Note 72), so ist dies nur deshalb, weil man voraussetzt, dass die Frau wegen der eventuellen Folgen sich gewissenhaft versichern wird, ob sie eine neue Ehe eingehen darf; da dies aber hier nicht geschehen ist, macht sie sich strafbar.",
+ "und von diesem wie von jenem einen Scheidebrief empfangen. Obgleich die zweite Ehe eine ungiltige ist, muss die Frau dennoch auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung des ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden. Diese Bestimmung ist nur rabbinisch.",
+ "sie hat weder Anspruch auf die Ketuba. Weder auf die 100 resp. 200 Gulden, auf die die Ketuba lautet, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert (תוספת כתובה).",
+ "noch auf die Früchte. D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der zweite Gatte von ihren Niessbrauchsgütern hatte, bis der erste zurückkehrte.",
+ "noch auf Verpflegung. Selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat.",
+ "noch auf [Ersatz für] die Abnutzung. Der Güter des eisernen Fonds sowie der des Niessbrauchs; was jedoch von diesen Gütern in natura noch vorhanden ist, gehört ihr.",
+ "hat sie von dem einen oder dem andren etwas. Von der Ketuba oder den Niessbrauchsgütern.",
+ "entnommen. Nachdem der erste Gatte zurückgekehrt war.",
+ "so muss sie es zurückerstatten. Was sie jedoch von dem zweiten Gatten vor der Rückkehr des ersten entnommen hatte, braucht sie nicht zu ersetzen, da durch die Aussage des Zeugen ihre zweite Ehe als eine rechtmässige angenommen wurde und sie daher mit Recht Ansprüche an den zweiten Gatten erheben konnte.",
+ "das Kind von dem einen wie von dem andren ist ein Bastard. Ist das Kind von dem zweiten Gatten gezeugt, bevor die Ehe mit dem ersten geschieden war, so ist es nach der Thora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist, s. Jeb. IV, 13. Ist es aber nach der Trennung der ersten Ehe gezeugt, so ist es nur nach den Rabbinen ein Bastard; desgleichen, wenn es vom ersten Gatten gezeugt ist, bevor die zweite Ehe geschieden war. War aber die zweite Ehe bereits geschieden, so ist das Kind kein Bastard, denn auch das Kind eines Mannes, der gesetzwidrig seine Geschiedene wieder ehelicht, nachdem sie anderweitig verheiratet gewesen, ist kein Bastard, da jener bei seiner Wiederverheiratung nur ein einfaches Verbot (Deut. 24,4) übertreten hat. So Maimonides. Nach Andren gilt das Kind auch dann (rabbinisch) als Bastard, wenn es von dem ersten Gatten gezeugt ist, nachdem die zweite Ehe getrennt war. Vgl. die Kommentare zu Eb. haëser Cap. 4, § 16.",
+ "beide [Gatten] dürfen sich an ihr nicht verunreinigen. Wenn sie Priester sind und die Frau gestorben ist. Nach Lev. 21,4 darf der priesterliche Ehegatte sich nicht verunreinigen „an etwas, das ihn entweiht“ (להחלו), d. h. an seiner Frau, die für ihn zur Ehe verboten war (Jeb. 90 b); in unsrem Falle aber ist die Frau dem Priester zur Ehe verboten nach Lev. 21,7.",
+ "und beide haben kein Anrecht an ihrem Funde. Der Fund der Frau ist sonst nur deshalb dem Manne zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Ehegatten zu verhüten, hier aber ist diese Besorgnis hinfällig, da die Ehe ohnedies getrennt werden muss.",
+ "noch an ihrem Erwerbe. Der Erwerb der Frau ist sonst dem Manne nur als Entgelt für ihren Unterhalt zuerkannt; da aber hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er auch jenes Recht.",
+ "noch das Recht ihre Gelübde zu lösen. Der Mann hat sonst nur deshalb das Recht, die Gelübde seiner Frau zu lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren, wenn sie z. B. gelobt hat, sich einen Lebensgenuss zu versagen; hier aber fällt dieser Grund fort.",
+ "so wird sie [dadurch] zur Priesterehe ungeeignet. Sie darf, wenn die Gatten gestorben sind, ohne dass die Ehe geschieden war, keinen Priester heiraten, weil sie als Unzüchtige (זונה Lev. 21,7) gilt.",
+ "so darf sie keinen Zehnt. obgleich sonst einer Unzüchtigen der Genuss des Zehnt erlaubt ist, haben die Rabbinen in Falle die Frau bestraft. Nach R. Meïr (Jeb. IX, Note 24) darf sie ohnedies keinen Zehnt geniessen.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Auch solche Hebe nicht, die nur nach den Rabbinen abzuscheiden ist.",
+ "noch die Erben des andren erben ihre Ketuba. Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat (oben Note 6), so sind hier unter Ketuba die Voransprüche zu verstehen, die sonst ihre Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten, s. Ketub. IV, 10.",
+ "so müssen die Brüder des einen wie die Brüder des andren Chaliza erteilen. Die Brüder des ersten Gatten müssen nach der Thora Chaliza erteilen, da die erste Ehe eine rechtmässige war, während ihnen die Leviratsehe von den Rabbinen verboten ist; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen, wie auch die Erteilung des Scheidebriefes seitens des zweiten Gatten nur rabbinisch ist. S. oben Note 5.",
+ "ihre Ketuba ist zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten. Der Ausdruck wie Jeb. IV, 4. Nach R. Jose erhält die Frau bei dem Ableben des ersten Gatten wohl die Ketuba.",
+ "an ihrem Erwerbe sowie das Recht ihre Gelübde aufzulösen. Nach R. Elasar soll man den Gatten wegen des Vergehens seiner Frau nicht bestrafen.",
+ "Die Beiwohnung oder die Erteilung der Chaliza seitens eines Bruders des ersten befreit ihre Nebenfrau. R. Simon ist der Ansicht, dass die Leviratsehe hier wohl vollzogen werden darf. Der Ausdruck פוטרת ist hier nur im Gegensatz zu Jeb. XIII, 8 gewählt, wo die Beiwohnung der einen Frau ihre Nebenfrau noch nicht befreit.",
+ "und das Kind von ihm ist kein Bastard. Wenn der erste Gatte sie wieder zur Frau genommen. — Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht dieser drei Tannaiten.",
+ "ohne [dass] Erlaubnis des Gerichtes [nötig gewesen wäre. Wenn nämlich zwei Zeugen den Tod ihres ersten Gatten ausgesagt haben, sodass sie sich ohne weiteres verheiraten durfte.",
+ "so darf sie zu ihm wieder zurückkehren. Da sie vollständig unter dem Zwange eines Irrtums (אנוסה) handelte und daher straffrei ist. Nach der Halacha jedoch gelten alle Bestimmungen der Mischna auch für den Fall, dass der Tod des ersten Gatten von zwei Zeugen bestätigt wurde."
+ ],
+ [
+ "Hat sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes hin. Wenn das Gericht auf Grund der Aussage nur eines Zeugen entschieden hat und der erste Gatte dann zurückkehrt.",
+ "so muss sie geschieden werden und ist frei vom Opfer. Diese Mischna vertritt nur die Ansicht des R. Jehuda (vgl. Hor. I, 1), nach der der Einzelne, der auf Grund einer irrtümlichen Entscheidung des Gerichtes ein Verbot übertreten, kein Sündopfer zu bringen braucht. Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen, wonach er in diesem Falle wohl ein Opfer zu bringen hat. Nach ihnen ist bei einer irrtümlichen Entscheidung des Gerichtes das „Gemeinde-Sündopfer“ (פר העלם דבר Lev. 4, 14) zu bringen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung oder die Mehrheit der jüdischen Stämme sich vergangen hat, ein gewöhnliches Sündopfer aber, wenn der Einzelne sich vergangen.",
+ "[geschah es] nicht auf die Entscheidung des Gerichtes hin. Sondern auf Grund der Aussage zweier Zeugen.",
+ "dass sie sich wieder verheiraten darf und sie schliesst eine verbotene Ehe. Eig. sie verdarb, handelte schlecht, indem sie z. B. als Witwe einen Hohenpriester heiratete. Wenn sie aber Unzucht trieb, braucht sie kein Opfer zu bringen, weil sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes berufen kann, wonach sie als ledig gilt."
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+ "Dein Gatte ist gestorben und später ist Dein Sohn gestorben. Die Frau ist also zur Leviratsehe nicht verpflichtet, da beim Tode des Gatten noch ein Nachkomme am Leben war.",
+ "und sie sich wieder verheiratet. Mit einem Fremden.",
+ "man. D. h. zwei Zeugen, die das Alibi des ersten Zeugenpaares behaupten; s. Makk. I, 1.",
+ "es sei umgekehrt gewesen. Die Frau sei also zur Leviratsehe verpflichtet gewesen.",
+ "so muss sie geschieden werden. Weil ihre zweite Ehe gegen das Verbot Deut. 25,5 geschlossen ist.",
+ "und sowohl das frühere wie das spätere Kind. D. h. gleichviel, ob das Kind vor oder nach der Aussage des zweiten Zeugenpaares über den Tod des Gatten geboren ist.",
+ "sind Bastarde. Diese Mischna vertritt nur die Ansicht des R. Akiba, Jeb. IV, 13, nach der jedes Kind, das aus einer verbotenen Ehe stammt, als Bastard gilt. Nach der Halacha (ibid.) ist jedoch das Kind in unserem Falle kein Bastard.",
+ "so muss sie geschieden werden. Weil ihre zweite Ehe gegen das Verbot Lev. 18,16 geschlossen ist.",
+ "und sowohl das frühere als das spätere Kind sind Bastarde. Auch nach der Ansicht der Weisen, da diese Ehe mit der Strafe der Ausrottung (Lev. 18, 29) bedroht ist; vgl. Jeb. IV, 13.",
+ "so muss sie geschieden werden. Obgleich der erste Gatte bereits gestorben ist, muss die Ehe dennoch nach den Rabbinen getrennt werden, weil die Frau sich hätte vergewissern müssen, ob sie eine neue Ehe eingehen darf.",
+ "und das frühere Kind. Das zu Lebzeiten des ersten Gatten geboren ist.",
+ "ist ein Bastard. Vgl. oben Note 13.",
+ "das spätere. Das nach dem Tode des ersten Gatten geboren ist.",
+ "aber ist kein Bastard. Nach der Thora. Nach Einigen gilt das Kind rabbinisch als Bastard, vgl. Eb. haëser Cap. 17, § 57.",
+ "und sie [nur] getraut. Aber nicht geehelicht.",
+ "so darf sie zu ihm zurückkehren. Hier wird sie nicht gezwungen ihre erste Ehe zu trennen, da anzunehmen ist, dass sie vor der Heimführung seitens des zweiten Gatten sich erst über ihre Berechtigung zur zweiten Eheschliessung vergewissern würde; und da eine verbotene Beiwohnung (oder Vereinigung der Gatten unter der Chuppa) noch nicht stattgefunden, braucht sie auch von dem zweiten Manne keinen Scheidebrief zu empfangen. Die oben Note 5 ausgesprochene Befürchtung ist hier nicht zutreffend.",
+ "macht er sie zur Priesterehe nicht ungeeignet. Da dieser Scheidebrief überflüssig war.",
+ "geschieden von ihrem Gatten. „… sollen sie (die Priester) nicht nehmen“."
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+ "Wenn man. D. h. zwei Zeugen. Auf die Aussage nur eines Zeugen dürfte er deren Schwester nicht heiraten, da die Aussage eines einzelnen Zeugen nur dort genügend ist, wo über das betreffende Objekt keine Präsumtion vorwaltet (לא אתחזק אסורא); hier aber hat ihm die Schwester seiner Frau nach Lev. 18,18 als verboten zu gelten.",
+ "so darf sie zu ihm zurückkehren. Die zweite Ehe war nichtig und gilt nur als Unzucht; durch die Unzucht aber mit der Schwester seiner Frau wird diese selbst ihm nicht verboten. Nur die Unzucht, die mit seiner Frau selbst getrieben ist, würde ihm die Fortsetzung der Ehe verbieten, was (Jeb. 95 a) aus den Worten ושכב איש אותה Lev. 5,13 abgeleitet wird.",
+ "er darf die Verwandten der zweiten [Frau. Die Verwandten einer Frau, der ein Mann ausserehelich beigewohnt hat, sind diesem zur Ehe erlaubt, s. Jeb. XI,1.",
+ "und die zweite darf seine Verwandten heiraten. Z. B. seinen Sohn, denn ein Sohn darf auch die Frau heiraten, der der Vater ausserehelich beigewohnt hat, entgegen der Ansicht des R. Jehuda (ibid.).",
+ "so darf er die zweite heiraten. Das Verbot, die Schwester seiner Frau zu heiraten, hört mit dem Tode der letztern auf, was aus עליה בחייה Lev. 18,18 folgt.",
+ "so ist das frühere Kind. Das vor dem Tode der ersten Gattin geboren ist.",
+ "das spätere. Das nach dem Tode der ersten Gattin geboren ist.",
+ "aber ist kein Bastard. Die Worte והאחרון אינו ממזר sind eigentlich überflüssig, da er ja die zweite Frau behalten darf, s. oben Note 55. Sie sind nur wegen des Parallelismus mit dem entsprechenden Satze in der dritten Mischna hierhergesetzt.",
+ "wer für. על ידי hier = für; diese Bedeutung finden wir öfter in der Mischna, z. B. השוקל על ידי כהן Schek. I,6 (7); אביו או רבו עוברין על ידו Meg. IV, 3; קוצץ אדם על ידי עצמו B. mezia VII,6.",
+ "der macht [seine Frau] für sich ungeeignet. Diesen Satz des R. Jose erklärt der Talmud (Jeb. 95b) also: Aus den Worten des ersten (anonymen) Tanna מותרת לחזור לו geht hervor, dass die Frau (nennen wir sie Rahel) unter allen Umständen zu ihrem Gatten (Ruben) zurückkehren darf, gleichviel ob sie mit ihm verehelicht (נשואה) oder verlobt (ארוסה, d. h. ihm angetraut) war; selbst wenn deren Schwester (Lea) mit einem Andren (Simon) verheiratet gewesen und der Tod ihres Gatten nur durch einen Zeugen bestätigt war, woraufhin sie Ruben geheiratet, und Simon und Rahel, die für tot galten, zurückkehren, darf Ruben die ihm angetraute Rahel wieder zur Frau nehmen, während Lea zu Simon nicht zurückkehren darf, weil sie auf die Aussage nur eines Zeugen den Ruben geheiratet (vgl. oben Note 4). R. Jose hingegen sagt: Wenn Rahel, die dem Ruben nur angetraut war, und ihr Schwager Simon nach einem fernen Lande geben, Ruben sodann die Lea heiratet und jene schliesslich zurückkehren, so muss Ruben dieser zweiten Frau einen Scheidebrief geben; denn man wird annehmen, dass seine Ehe mit Rahel keine giltige war, weil irgend eine Bedingung, unter der diese Ehe vollzogen werden sollte, nicht erfüllt wurde, sodass er mit Recht deren Schwester Lea heiratete. Durch den Scheidebrief aber, den er dieser erteilen muss, damit es nicht den Anschein habe, als könnte eine giltige Ehe auch ohne solchen getrennt werden, bewirkt er, dass Simon seine frühere Gattin Lea nicht wieder zur Frau nehmen darf, damit man nicht glaube, er dürfe seine Geschiedene wieder heiraten, nachdem sie mit einem Andren (Ruben) verheiratet gewesen. Ebenso aber bewirkt er auch, dass ihm die ihm angetraute Rahel zur Ehe verboten wird, damit man nicht sage, er habe die Schwester seiner Geschiedenen (Lea) geheiratet, was nach der Thora verboten ist; vgl. Jeb. IV, Note 57.",
+ "der macht auch [seine Frau] für sich nicht ungeeignet. Wenn Rahel mit Ruben verehelicht war und dieser auf die Kunde von ihrem Tode deren Schwester heiratet, so stellt sich durch die Rückkehr Rahels heraus, dass die zweite Ehe nur irrtümlich geschlossen war, da niemand seine Ehe als eine unzüchtige stempeln wird; Lea braucht daher keinen Scheidebrief zu empfangen, sondern darf ohne weiteres zu ihrem Gatten Simon zurückkehren Denn dass eine Ehefrau, die sich auf die Aussage eines einzelnen Zeugen anderweitig verheiratet hat, nicht zu ihrem ersten Gatten zurückkehren darf, ist nach R. Jose’s Ansicht nicht deshalb, weil sie sich über die Zulässigkeit ihrer zweiten Ehe nicht genügend vergewissert hat, sondern weil man glauben könnte, dass sie, obwohl geschieden, dennoch nach der Ehe mit einem Andren von ihrem ersten Gatten wieder zur Frau genommen würde, eine Befürchtung, die in unserem Falle nicht zutreffend ist. Ebenso darf nun auch Ruben seine erste Gattin Rahel behalten; denn da seine zweite Ehe nur irrtümlich geschlossen war, Lea mithin nicht als die von ihm Geschiedene gilt, ist die Annahme ausgeschlossen, dass es erlaubt sei, die Schwester seiner Geschiedenen zu heiraten. — Nach der Halacha jedoch (Jeb. 94 b) darf Rahel, wenn sie mit Ruben verehelicht war, zu diesem zurückkehren, wenn sie ihm aber nur angetraut war, nicht; Lea hingegen darf in keinem Falle zu ihrem Gatten Simon zurückkehren, s. Eb. haëser Cap. XV, § 27 u. 28."
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+ "sie. D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“.",
+ "und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits. Die dritte Frau ist also mit der ersten nicht verwandt.",
+ "sie. D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“.",
+ "und er heiratet deren Schwester väterlicherseits. Die vierte Frau ist also weder mit der ersten noch mit der zweiten verwandt.",
+ "sie. D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“.",
+ "und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits. Die fünfte Frau ist also mit den drei ersten nicht verwandt.",
+ "die dritte und fünfte [als Gattin] erlaubt. Diese drei Frauen sind nicht mit einander verwandt. Obgleich die dritte Frau die Schwester der zweiten ist, darf er jene dennoch behalten, da die Ehe mit der zweiten als mit der Schwester der ersten ungiltig ist und nur als Unzucht betrachtet wird; die Verwandten aber einer Frau, der ein Mann ausserehelich beigewohnt hat, sind diesem zur Ehe erlaubt, s. Jeb XI, 1. Desgleichen ist die Ehe mit der vierten Frau als mit der Schwester der dritten ungiltig, weil die Ehe mit der dritten rechtmässig geschlossen war; daher ist auch die Ehe mit der fünften wieder erlaubt.",
+ "und sie befreien ihre Nebenfrauen. Von der Leviratsehe-Pflicht. Wenn nämlich der Gatte gestorben ist und ein Bruder an einer der Witwen die Leviratsehe vollzieht, so dürfen die andren Frauen sich anderweitig verheiraten.",
+ "die zweite. Als die Schwester der ersten, deren Ehe rechtmässig geschlossen war, s. Note 65.",
+ "und vierte. Als die Schwester der dritten.",
+ "Hat er der zweiten erst nach dem Tode der ersten beigewohnt. Wenn sich nämlich die Nachricht vom Tode der ersten bestätigt, aber die vom Tode der übrigen nicht.",
+ "die dritte. Als die Schwester der zweiten, die er rechtmässig geheiratet.",
+ "und fünfte. Als die Schwester der vierten, die mit der zweiten nicht verwandt ist."
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+ "kann [seine Schwägerin] für. על ידי hier = für; diese Bedeutung finden wir öfter in der Mischna, z. B. השוקל על ידי כהן Schek. I,6 (7); עוברין על ידו אביו או רבו Meg. IV, 3; קוצץ אדם על ידי עצמו B. mezia VII,6.",
+ "seine Brüder [zur Ehe] ungeeignet machen. Wenn er seiner Schwägerin beiwohnt oder die „Heiratsaussprache“ (Jeb. II, Note 8) an sie hält, weil er sie in gewissem Sinne dadurch erwirbt. Hat er ihr jedoch einen Scheidebrief oder die Chaliza erteilt, so würde dies keine rechtliche Giltigkeit haben; vgl. Jeb. XII, 4.",
+ "die Brüder aber sie zuerst und zuletzt ungeeignet machen können. Nach dem Talmud (Jeb. 96 a) bezieht sich dieser Satz nur auf Maamar, d. h. nur wenn der Knabe zuerst die Heiratsansprache an die Schwägerin gehalten hat, macht er sie für die Brüder ungeeignet, während er, wenn zuerst die Brüder und dann erst er die Heiratsansprache an sie gehalten, sie für jene nicht ungeeignet macht. Wenn er dagegen der Schwägerin beigewohnt, so macht er sie auf jeden Fall für die Brüder ungeeignet, gleichviel ob die Beiwohnung vor oder nach der Heiratsansprache seitens der Brüder erfolgt ist.",
+ "Wie [ist dies zu verstehen. Dass nämlich die Beiwohnung des Knaben die Schwägerin immer für die Brüder ungeeignet macht.",
+ "so macht er sie für die Brüder ungeeignet. Auch wenn sie zuvor die Heiratsansprache an sie gehalten.",
+ "wenn die Brüder ihr beiwohnen oder. Das ו in ועשו ist hier = oder zu erklären.",
+ "so machen sie sie für ihn ungeeignet. Und er darf sie nicht als Frau behalten."
+ ],
+ [
+ "so macht er sie für jenen [als Gattin] ungeeignet. Obgleich sonst der Grundsatz gilt, dass eine Beiwohnung nach einer andren, ihr vorangegangenen, keine rechtliche Folge hat (Jeb. V, l), hat hier dennoch die Beiwohnung des zweiten die Wirkung, dass der erste sie nicht heiraten darf, weil die Beiwohnung eines Minderjährigen rechtlich dieselbe Folge hat, wie die Heiratsansprache eines Erwachsenen, nämlich die Wirkung einer rabbinisch giltigen Antrauung; Maamar aber hat auch nach einem andren, ihm vorangegangenen, rechtliche Folge, s. Jeb. V, 4.",
+ "er macht sie nicht ungeeignet. Nach R. Simon ist es zweifelhaft, ob ein Knabe durch Heiratsansprache oder Beiwohnung die Schwägerin vollständig oder gar nicht sich aneignet. Im ersteren Falle hätte die Beiwohnung seitens des zweiten Knaben keine rechtliche Folge und der erste dürfte sie behalten; im letzteren Falle hätte weder die Beiwohnung seitens des ersten noch die seitens des zweiten Knaben rechtliche Folge, und die Beiwohnung seitens des zweiten würde sie auch dann für den ersten nicht ungeeignet machen. — Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht des ersten Tanna."
+ ],
+ [
+ "so macht er sie [beide] für sich [zur Ehe] ungeeignet. Durch die Beiwohnung hat er sich jede einzelne in gewissem Sinne angeeignet (s. Note 72). Da er nun nicht zwei Frauen behalten darf, die als Witwen seines Bruders zurückbleiben (s. Jeb. IV, Note 77), und er eine von ihnen entlassen muss, so darf er auch die andre nicht heiraten nach dem Grundsatze: כיון שלא בנה שוב לא יבנה, dass, wenn er einmal das Haus seines Bruders nicht gebaut, d. h. die Pflicht der Leviratsehe nicht erfüllt hat, er es überhaupt nicht mehr bauen, also die Leviratsehe nicht mehr vollziehen darf; vgl. Jeb. IV, Note 83.",
+ "er macht sie nicht ungeeignet. Danach R. Simon die rechtliche Folge der Beiwohnung seitens eines Minderjährigen zweifelhaft ist, s. Note 79. Die Nebenfrau darf er aber nicht behalten, da er vielleicht die erste durch seine Beiwohnung sich angeeignet hat.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Da die Beiwohnung seitens des Minderjährigen nur der Heiratsansprache eines Erwachsenen entspricht, die aber nach der Thora keine giltige Ehe bewirkt, war das Band der Leviratsehe-Pflicht gegenüber dem ersten, verstorbenen Gatten noch nicht gelöst. Durch den Tod des Knaben tritt also die Pflicht der Leviratsehe für den dritten Bruder infolge des Todes zweier Brüder ein. In einem solchen Falle aber hat nach Jeb. III, 9 (Note 58) nicht die Leviratsehe, sondern Chaliza stattzufinden.",
+ "Hat er eine Frau. Die nicht seine Schwägerin ist.",
+ "geheiratet und ist dann gestorben. Mit Hinterlassung eines Bruders.",
+ "so ist diese frei. Von Chaliza und Leviratsehe. Die Beiwohnung seitens des Minderjährigen stempelt die Frau nicht zu seiner Ehefrau, da er nach dem Gesetze erst dann als erwerbsfähig gilt, wenn sich bei ihm die Zeichen der Pubertät zeigen. Nur in Bezug auf seine Schwägerin hat seine Beiwohnung dieselbe rechtliche Folge wie Maamar eines Erwachsenen, weil sie mit ihm durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden ist."
+ ],
+ [
+ "die erste. Die Schwägerin.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Da er als Erwachsener der ersten nicht beigewohnt, hat er die Pflicht der Leviratsehe noch nicht erfüllt, sodass für den dritten Bruder die Pflicht der Leviratsehe infolge des Todes zweier Brüder eintritt, vgl. Note 82.",
+ "und die zweite darf die Chaliza vollziehen oder den Schwager heiraten. Der Tanna dieser Mischna folgt nicht der Ansicht des Tanna Jeb. III, 9, nach dem auch die Nebenfrau nur Chaliza, aber nicht die Leviratsehe vollziehen darf. Die Halacha entscheidet nach der letztern Ansicht.",
+ "an welcher [von beiden] er will. Da nach R. Simon (s. Note 79) die rechtliche Wirkung der Beiwohnung seitens eines Minderjährigen, die dem Maamar eines Erwachsenen entspricht, fraglich ist; vgl. Jeb. III, Note 60.",
+ "und muss [dann] der andren die Chaliza erteilen. Weil sie, falls die Beiwohnung des Knaben gar keine rechtliche Wirkung hat, nicht die Nebenfrau der andren ist, durch deren Leviratsehe sie etwa frei werden könnte. Andrerseits darf er nicht beide heiraten, weil der Knabe sich die Frau durch seine Beiwohnung vollständig angeeignet hat, der Levir aber nicht zwei von einem Bruder hinterlassene Witwen heiraten darf (s. Note 80).",
+ "Es ist gleichviel. D. h. die Gesetze, die in den Mischnas 6—9 enthalten sind, gelten in gleicher Weise für einen Minderjährigen wie für einen Erwachsenen, der aber noch nicht die Zeichen der Mannbarkeit hervorgebracht.",
+ "aber noch nicht zwei Haare. S. Jeb. VII, Note 24.",
+ "hervorgebracht hat. Solange er nicht dieses Pubertätszeichen hat, gilt er als Minderjähriger, jedoch nur bis er 35 Jahre und einen Tag alt ist, d. h. den grösseren Teil des biblischen Alters (Ps. 90, 10) zurückgelegt hat; Jeb. 97a. Zeigt es sich bei ihm auch dann noch nicht, so gilt er als ein von Natur Verstümmelter, s. Jeb. VIII, Note 35."
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+ "Man darf die nahen Verwandten. על hier = neben, zu, wie על נשיו Gen. 28, 9.",
+ "die man vergewaltigt oder verführt hat. Jeb. 97a wird aus dem Ausdruck יקח Lev. 20, 14 und תקח Lev. 18, 18 abgeleitet, dass nur die eheliche Verbindung, aber nicht ein blos geschlechtlicher Umgang Verwandtschaft begründet; der letztere wird mit שכב bezeichnet, Lev. 20, 11—13. Wenn daher jemand einer Frau ausserehelich beiwohnt, so darf er ihre Tochter, Mutter, Schwester u. s. w. ehelichen, da er mit diesen noch nicht als verwandt gilt und somit die sonst durch die Ehe eintretenden Eheverbote hier nicht statthaben. Nach den Rabbinen ist jedoch dem Manne diese Ehe erst nach dem Tode der Vergewaltigten oder Verführten gestattet, weil sonst zu befürchten ist, dass er dieser noch beiwohnen wird, nachdem er bereits ihre Verwandte geehelicht, was aber strafbar ist, s. weiter.",
+ "ist schuldig. Todes oder Ausrottungsstrafe, Lev. 20, 14 und 18, 29.",
+ "Man darf die von seinem Vater Vergewaltigte oder Verführte sowie die von seinem Sohne Vergewaltigte oder Verführte heiraten. Weil die aussereheliche Beiwohnung keine Verwandtschaft begründet, s. Note 2.",
+ "Jehuda verbietet die vom Vater Vergewaltigte oder Verführte [dem Sohne zur Ehe. R. Jehuda deutet die Worte ולא יגלה כנף אביו Deut. 23, 1 dahin, dass der Sohn nicht „das Gewand aufdecken“ darf, welches der Vater bereits (gewaltsam) aufgedeckt hatte; dass aber in diesem Verse die Vergewaltigte gemeint sei, lehre sein unmittelbarer Anschluss an Deut. 22, 28—29, wo auch von der Vergewaltigten die Rede ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Jehuda."
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+ [
+ "so erteilen diese. Falls einer von ihnen verheiratet war und kinderlos stirbt.",
+ "nicht die Chaliza und vollziehen nicht die Leviratsehe. Da das Leviratsehe-Gesetz nur bei Brüdern, Söhnen eines Vaters gilt (s. Jeb. I, Note 15); hier aber gelten die Söhne nicht als Brüder, weil der nichtjüdische Vater zwischen seinen jüdischen Kindern keine Verwandtschaft begründet. Sie dürfen daher nach der Thora ihre Schwägerinnen heiraten, auch wenn diese Kinder haben; die Rabbinen haben es jedoch verboten, weil man sie leicht mit geborenen Israeliten verwechseln könnte.",
+ "als die Heiligkeit. Der jüdischen Religion.",
+ "als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte. D. h. also, bevor sie übergetreten war.",
+ "als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte. Obgleich beide Söhne erst nach dem Übertritt der Mutter geboren wurden, sie also scheinbar als Israeliten gelten könnten, darf die Witwe sich dennoch ohne Chaliza anderweitig verheiraten, da das Leviratsehe-Gesetz hier nicht statt hat; die Leviratsehe darf jedoch nach den Rabbinen nicht vollzogen werden.",
+ "wenn mit einer Sklavin auch ihre Söhne freigelassen werden. Obwohl die Söhne eines Sklaven nicht als Verwandte gelten (עבד אין לו חיים Jeb. 62 a), dürfen sie dennoch nach den Rabbinen ihre Schwägerinnen nicht heiraten."
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+ [
+ "Wenn die Kinder. D. h. Söhne.",
+ "von fünf. Die Zahl ist hier beliebig und wohl nur mit Rücksicht auf das Ereignis Kid. II, 7 gewählt; vgl. auch Jeb. XV, 7.",
+ "Frauen vertauscht wurden. Jede Frau aber ausserdem noch je einen Sohn hat, die nicht vertauscht wurden.",
+ "Frauen heiraten und sterben. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so müssen vier [von den überlebenden Söhnen. Die nicht vertauscht waren.",
+ "einer Frau die Chaliza erteilen. Weil es bei jedem zweifelhaft ist, ob er nicht an der Frau als seiner Schwägerin die Leviratsehe vollziehen müsste.",
+ "darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nämlich die Frau seines verstorbenen Bruders, so vollzieht er an ihr die Leviratsehe, ist sie es aber nicht, so hat ihr ja ihr wirklicher Schwager bereits die Chaliza erteilt.",
+ "darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nämlich die Frau seines verstorbenen Bruders, so vollzieht er an ihr die Leviratsehe, ist sie es aber nicht, so hat ihr ja ihr wirklicher Schwager bereits die Chaliza erteilt.",
+ "[u. s. w. Die Beiden, die die Leviratsehe vollzogen, und zwei andre Söhne erteilen der dritten Witwe die Chaliza und der fünfte heiratet sie u. s. w.",
+ "dass jede Frau viermal die Chaliza und dann erst die Leviratsehe vollzieht. Es darf nicht einer der Söhne eine Witwe ehelichen, bevor die vier andren ihr die Chaliza erteilt haben, weil sie vielleicht nicht die Frau seines Bruders und somit noch dem Levir zur Ehe verpflichtet ist. Gesetzlich dürfte auch einer sämtliche Witwen heiraten, nachdem die vier andren ihnen die Chaliza erteilt haben; die Anordnung der Mischna ist jedoch vorzuziehen, weil es danach möglich ist, dass gerade der eine, der die eine der Witwen heiratet, die Pflicht der Leviratsehe erfüllt, wenn nämlich diese wirklich seine Schwägerin ist."
+ ],
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+ "so müssen die Söhne der Schwiegertochter. Die sie ausser dem Vertauschten hatte.",
+ "ob sie. D. h. jede der beiden Witwen.",
+ "die Frau des Bruders oder die Frau des Vaterbruders. Die ihm nach Lev. 18, 14 zur Ehe verboten ist.",
+ "die Söhne der Grossmutter jedoch dürfen die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. Nachdem die Söhne der Schwiegertochter ihnen zuvor die Chaliza erteilt haben.",
+ "ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Brudersohnes. Die zur Ehe erlaubt ist.",
+ "Wenn aber die Unbezweifelten. D. h. die Söhne beider Frauen, über deren Abstammung kein Zweifel besteht.",
+ "der Witwe jedoch des Sohnes der Schwiegertochter. Die Lesart in Parenthese ist die bessere, da das לבני הכלה dem לבני הזקנה gegenübersteht, während für beides בני התערובות Subject bleibt.",
+ "und der andre darf sie dann heiraten. War es nämlich der Sohn der Schwiegertochter, der die Chaliza erteilte, so darf der andre die Witwe heiraten, da sie die Frau seines Brudersohnes ist, der ihr rechtmässiger Schwager bereits die Chaliza erteilte; war es aber der Sohn der Grossmutter, der die Chaliza erteilte, so wird dieser Act als von einem Fremden und nicht vom Levir vollzogen, als nicht geschehen betrachtet, und der andre vollzieht an ihr rechtmässig die Leviratsehe."
+ ],
+ [
+ "so dürfen sie Hebe geniessen. Denn auch der Sklave eines Priesters darf Hebe geniessen, Lev. 22,11.",
+ "erhalten [nur] gleichzeitig. אחד hier = כאחד, zusammen, gleichzeitig.",
+ "ihren Anteil in der Tenne. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Jehuda, nach dem man dem Sklaven eines Priesters nur in Gegenwart seines Herrn Hebe verabreichen darf, um dem Irrtum vorzubeugen, als wäre jener auch von priesterlicher Abkunft.",
+ "dürfen sich nicht an Toten verunreinigen. Weil bei jedem der Zweifel besteht, ob er nicht ein Priester ist. Wenn jedoch der Vater des einen gestorben ist und jener Priester war, so dürfen die Vertauschten auf jeden Fall sich an dem Toten verunreinigen.",
+ "und weder [zur Priesterehe] geeignete noch ungeeignete Frauen heiraten. Die zur Priesterehe Geeigneten dürfen sie nicht heiraten, da es bei jedem Einzelnen fraglich ist, ob er nicht ein Sklave ist, und die Ungeeigneten nicht, da es bei jedem einzelnen fraglich ist, ob er nicht ein Priester ist.",
+ "Wenn die Vertauschten herangewachsen sind und sich gegenseitig freigelassen haben. Nach Jeb. 100 a zwingt sie das Gericht, einander freizulassen, weil sie sonst weder eine Freie (als Sklaven) noch eine Sklavin (als Freie) heiraten dürften. Tem. 8a und Git. 42b wird diese Mischna mit der Variante משחררין zitiert.",
+ "so dürfen sie nur [zur Priesterehe] geeignete Frauen heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen. Weil jeder möglicherweise ein Priester ist.",
+ "so erhalten. ספג eig. etwas mit einem Schwamm aufnehmen, vgl. σπογγίζω; in Verbindung mit ארבעים sc. מלקות = Schläge, Geisselhiebe erhalten. Die Zahl 40 entspricht nur dem biblischen Ausdruck Deut. 25, 3; nach der Tradition waren es nur 39 Hiebe, s. Makk. III,10.",
+ "sie die vierzig [Geisselhiebe] nicht. Da die Abkunft jedes Einzelnen zweifelhaft ist, so kann jeder behaupten, er sei kein Priester.",
+ "so brauchen sie den vollen Wert und das Fünftel. Lev. 22, 14.",
+ "nicht zu ersetzen. Weil jeder von Beiden behaupten kann, er sei ein Priester, der Priester aber, der die Hebe von ihnen einfordern wolle, zuvor nachweisen müsse, dass sie keine Priester sind. Sie müssen jedoch die entsprechende Menge als Hebe abscheiden und dürfen sie dann nach Belieben einem Priester verkaufen, weil die Zahlung des vollen Wertes und des Fünftels auch sonst nicht sowohl als Entschädigung des Priesters, denn als „sühnende Wiederherstellung“ (כפרה) der heiligen Hebe zu betrachten ist (Tos.).",
+ "sie erhalten keinen Anteil in der Tenne. Selbst wenn sie gleichzeitig dort erscheinen und jeder seinen Anteil fordert, indem er erklärt: Bin ich ein Priester, so gieb meinen Anteil mir als Priester, und ist mein Genosse ein Priester, so gieb ihn mir für jenen; denn sie könnten sonst leicht die ihnen verbotene Hebe für erlaubt halten.",
+ "sie dürfen die Hebe. Von ihrer eigenen Ernte. Sie brauchen diese Hebe nicht einem Priester zu schenken, weil dieser erst beweisen müsste, dass sie in der Tat keine Priester sind.",
+ "sie haben keinen Anteil an den Heiligtümern des Tempels. Weder an Opfern, noch selbst an den Fellen der Opfertiere oder dem Banngut (Num. 18, 14), weil sie ihre priesterliche Abkunft nicht erweisen können.",
+ "man übergiebt ihnen keine Heiligtümer. Damit sie sie etwa selbst darbringen oder auch nur einem beliebigen Priester, der nicht gerade Dienst in der Wochen-Abteilung hat, zum Darbringen weitergeben. Auch das Erstgeborene vom Vieh (Num. 18, 17.18) giebt man ihnen nicht.",
+ "und fordert die ihrigen von ihnen nicht heraus. D. h, man zwingt sie nicht, ihre Opfer den Priestern der betreffenden Wochen-Abteilung zum Darbringen zu übergeben; sie können vielmehr jeden beliebigen Priester damit beauftragen. Desgleichen fordert man ihnen das Erstgeborene ihres Viehs nicht ab.",
+ "Kinnbacken und Magen. Das sind die Teile, die man von jedem geschlachteten und geniessbaren Tiere (ausser von Opfern und Wild) den Priestern geben musste. Deut. 18, 3.",
+ "sein. D. h. jedes Einzelnen. Man hätte eigentlich, analog den vorhergehenden Sätzen. ובכורן erwarten sollen; allein dies könnte zu dem Irrtum verleiten, dass sie nur deshalb ihr Erstgeborenes nicht dem Priester zu geben brauchen, weil an diesem Tier auch ein Priester Anteil hat, wie ja auch sonst (Chul. X, 3) der Israelit von den priesterlichen Abgaben befreit ist, sobald ein Priester Anteil an dessen Tiere hat; s. S. Straschun in seinen Noten zu Jeb. 99b.",
+ "bis es einen Fehler bekommt. יסתאב ist Hithpaël von סאב (bibl.-hebr. שיב) = alt, hinfällig, mit Leibesfehlern behaftet werden. — Man kann sie nicht zwingen, das Tier einem Priester zu geben, da ihre nichtpriesterliche Abkunft nicht zu erweisen ist; sie selbst aber dürfen es, wenn ein Priester es dargebracht hat, nicht geniessen, da ein Erstgeborenes, das fehlerfrei ist, nur von Priestern gegessen werden darf, Num. 18, 18. Hat das Tier aber einen Fehler bekommen, so dürfen sie es wie jeder andre Israelit geniessen, Deut. 15, 22. Die Priester können nicht klagen, dass sie ihnen eine Abgabe entzogen hätten, da sie erst nachweisen müssen, dass jene keine Priester sind.",
+ "und man legt ihnen die Erschwerungen der Priester und die der Israeliten auf. Nach Jeb. 100a bezieht sich dieser Schlusssatz der Mischna auf das von ihnen gebrachte Speiseopfer (Mincha). Wenn nämlich ein Nichtpriester ein Speiseopfer brachte, so musste davon eine Hand voll (Komez) abgeschieden und auf dem Altar dargebracht werden, während der Best den Priestern gehörte, Lev. 2, 1—3. Brachte aber ein Priester ein Speiseopfer, so musste es vollständig in Rauch aufgehen und durfte auch nicht zum Teil verzehrt werden, Lev. 6, 13—16. In unsrem Falle nun musste Komez abgeschieden und verbrannt werden, da bei jedem Darbringenden möglich ist, dass er ein Nichtpriester ist; der Rest aber muss gleichfalls verbrannt werden, da jeder möglicherweise ein Priester ist. Obwohl schliesslich beides verbrannt wird, darf dennoch das Abscheiden des Komez nicht unterbleiben, da dies die Giltigkeit des Speiseopfers ebenso bedingt, wie etwa das Schlachten des Tieres die des Tieropfers."
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+ "Wenn eine Frau nach [der Trennung. Durch Scheidung oder Todesfall.",
+ "so müssen diese die Chaliza erteilen. Der Frau des Sohnes, dessen Abstammung zweifelhaft ist. Je einer der Söhne aus erster und aus zweiter Ehe muss dieser die Chaliza erteilen, da er vielleicht ein Bruder des Verstorbenen väterlicherseits ist.",
+ "dürfen aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Da bei Jedem zu befürchten ist, dass er nur ein Bruder des Verstorbenen mütterlicherseits ist, die Leviratsehe aber nur bei Söhnen eines Vaters stattfinden darf, s. Jeb. I, Note 15.",
+ "ebenso muss er. Der Sohn, dessen Abstammung zweifelhaft ist.",
+ "ihnen. D. h. ihren Witwen.",
+ "so darf er die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. An der Witwe des Bruders vom ersten oder vom zweiten Gatten. Ist er nämlich wirklich der Bruder väterlicherseits, so vollzieht er mit Recht die Leviratsehe; ist er es nicht, so ist er mit der Witwe überhaupt nicht verwandt und darf sie gleichfalls heiraten. Die Mischna handelt hier von dem Fall, dass er der einzige überlebende Sohn ist; denn wäre noch ein zweiter vorhanden, so wäre zu befürchten, dass die Jebama [gegen das Gesetz Deut. 25,5] einen Fremden heiratet, wenn nämlich jener kein Bruder des letzteren ist. Das אחים ist hier nicht zu urgieren oder auch so zu erklären, dass noch ein Sohn geboren wurde, nachdem an der Witwe die Leviratsehe vollzogen war.",
+ "von jenen aber muss der eine. Der Sohn des ersten oder des zweiten Gatten.",
+ "die Chaliza erteilen und der andre. Der Sohn des zweiten oder des ersten Gatten.",
+ "darf dann die Leviratsehe vollziehen. Die Befürchtung, dass die Jebama einen Fremden heiratet (Note 51), trifft hier nicht zu, da sie ja bereits Chaliza vollzogen hat, es ihr also freisteht, sich anderweitig zu verheiraten."
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+ "so darf er. Der Sohn, dessen Abstammung zweifelhaft ist.",
+ "nur eine [zur Priesterehe] geeignete Frau heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen. Da er vielleicht der Sohn des Priesters ist.",
+ "so erhält er nicht die vierzig [Geisselhiebe. Da er vielleicht der Sohn des Israeliten ist. — Zu diesem wie zu den folgenden Sätzen dieser Mischna vgl. oben Note 33—45.",
+ "so muss er um sie und sie müssen um ihn trauern. Er darf, wenn die Gatten gestorben sind, am Tage der Bestattung weder Dienst im Tempel verrichten, noch Heiligtümer geniessen, was Seb. 101b aus Lev. 10,19 abgeleitet wird. Das Gleiche gilt von den Gatten, wenn der Sohn gestorben ist. Die Mischna kann hier nicht von dem Falle handeln, dass die Frau binnen drei Monaten nach dem Tode des ersten Gatten sich wieder verheiratet hat, da sonst die folgenden Worte: „sie (also beide Gatten) trauern um ihn“ unverständlich wären; auch nicht von dem Falle, dass sie vom ersten Gatten geschieden wurde, da sonst der Sohn beim Tode des ersten Gatten sich an diesem jedenfalls verunreinigen dürfte, während die Mischna ihm dieses verbietet. Ist er nämlich der Sohn des ersten Gatten, so darf er sich an diesem als an seinem Vater verunreinigen, Lev. 21, 2; ist er aber der Sohn des zweiten Gatten, so darf er sich auch an jenem verunreinigen, da er ja als Sohn einer Geschiedenen, die einen Priester geheiratet, ein Entweihter (חלל) ist, dem die Verunreinigung überhaupt nicht verboten ist. Die Mischna kann endlich auch nicht von dem Falle handeln, dass die beiden Männer ihr ausserehelich beigewohnt haben, wodurch der Sohn nicht zum Entweihten wird; denn er dürfte dann nach den Rabbinen keinen Tempeldienst verrichten, weil im Anschluss an die Worte והיתה לו ולזרעו אחריו ברית כהנת עולם Num. 25, 13 gelehrt wird, dass nur derjenige als vollberechtigter Priester gilt, der seinen priesterlichen Vater mit Bestimmtheit nachweisen kann, während er nach dem Schlusssatze der Mischna zum Tempeldienst wohl zugelassen wird. Es kann vielmehr hier nur davon die Rede sein, dass der erste Gatte die Frau nur unter einer bestimmten Bedingung sich angetraut hatte, die aber dann nicht erfüllt wurde. In einem solchen Falle ist die Ehe ungiltig, und die Frau darf auch ohne Scheidebrief einen andren Mann heiraten; der Sohn ist demnach ein legitimer Priester.",
+ "er darf sich nicht an ihnen und sie dürfen sich nicht an ihm verunreinigen. Da es bei jedem Manne zweifelhaft ist, ob er der Vater ist.",
+ "er beerbt sie nicht. Denn die sicheren Erben, z. B. die Söhne jedes Gatten können von ihm den Beweis verlangen, dass er wirklich ihr Bruder sei. Wenn keine Söhne, sondern nur Brüder der Gatten hinterblieben sind, so ist es fraglich, ob er erbberechtigt ist, da ihm jeder entgegenhalten kann, er sei bestimmt mit dem Verstorbenen verwandt, was jener nicht mit Bestimmtheit behaupten kann; s. die Bemerkung des R. Akiba Eger z. St.",
+ "sie aber beerben ihn. Zu gleichen Teilen, wenn er keine Kinder hinterlassen; denn der Vater geht allen seinen Nachkommen vor, die nicht Descendenten des Verstorbenen sind, s. B. bathra VIII, 2 u. Note 19.",
+ "wenn er den einen oder den andren schlägt oder ihm flucht. D. h. wenn er das Verbrechen gegen die beiden Männer nicht gleichzeitig begeht. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Jehuda, nach der die Verwarnung, die zur Straffälligkeit einer verbotenen Handlung erforderlich ist, nur dann wirksam ist, wenn über die Übertretung des Verbotes kein Zweifel besteht (התראת ספק לא שמה התראה); hier aber konnte die Verwarnung nicht wirksam sein, da es in jedem einzelnen Falle zweifelhaft war, ob er das Verbrechen wirklich gegen seinen Vater verübt. Hat er es jedoch gleichzeitig gegen Beide begangen, so ist er strafbar, da der eine sicherlich sein Vater ist. Die Verbote s. Ex. 21, 15. 17.",
+ "er zieht auf. Um den Tempeldienst zu verrichten.",
+ "mit der [Wochen-] Abteilung. S. Taanith II, 6. Es gab 24 Priesterabteilungen, von denen jede eine Woche den Tempeldienst zu verrichten hatte. Jede Abteilung zerfiel wiederum in 6 Familien-Abteilungen, בתי אבות, von denen jede an je einem Wochentage Dienst hatte.",
+ "des einen und des andren. D. h. die Familie jedes Einzelnen kann, wenn ihre Wochenabteilung gerade Dienst hat, ihn zwingen, einen Teil ihrer Arbeiten im Tempel zu übernehmen, damit man nicht die Ehre dieser Familie angreife (משום פגם משפחה Jeb. 101a) und sage, dass ein Mitglied derselben zum Tempeldienst untauglich sei.",
+ "erhält aber keinen Anteil [mit ihnen. An den Opfern; denn jede Abteilung kann von ihm den Beweis verlangen, dass er gerade zu ihr gehöre.",
+ "waren jedoch beide in einer [Wochen-] Abteilung. Und zugleich in derselben Familienabteilung; denn sonst könnte jede derselben den gleichen Beweis verlangen."
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+ "Die Chaliza muss vor drei Richtern geschehen. Der Plural הזקנים Deut. 25, 7 bedeutet zunächst zwei Richter; da aber ein Gericht nicht aus einer geraden Zahl von Richtern bestehen darf (אין ב״ד שקול Sanh. I, 6), so muss noch eine Person hinzutreten.",
+ "auch wenn diese [sonst] Laien sind. Sie müssen nur imstande sein, die vorgeschriebenen Formeln (s. Mischna 6) richtig vorzutragen. Nach der Halacha jedoch sollen noch zwei Personen zugezogen werden, damit der Act öffentlich und feierlich vollzogen werde, vgl. Jeb. II, Note 81.",
+ "Vollzieht sie die Chaliza mit einem Schuh. Aus weichem Leder.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Man soll aber nicht von vornherein einen solchen Lederschuh verwenden, da zu befürchten ist, dass die Frau an einem solchen die Chaliza auch dann vornehmen würde, wenn er zerrissen ist; in diesem Falle aber wäre die Chaliza unter allen Umständen ungiltig, da der zerrissene Lederschuh den Fuss nicht genügend schützt, vgl. weiter Note 5.",
+ "mit einer Filzsocke. Impilia (lat.) vom griech. πἰλος = Filz. Raschi z. St. erklärt es durch קלצו״ן = französ. chausson [vom lat. calceus], ein Filzschuh ohne Absatz, wie man ihn beim Spielen, Fechten u. dergl. trug.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Weil die Filzsocke den Fuss nicht genügend schützt. Dass aber diese Eigenschaft erforderlich ist, folgt aus dem Ausdrucke נעלו Deut. 25, 9, der einen Gegenstand bedeutet, der den Fuss „verwahrt, einschliesst“, und dass der Schuh aus Leder sein muss, findet der Talmud (Jeb. 102 b) in ואנעלך תחש Ez. 16, 10 angedeutet.",
+ "mit einer Sandale. Σάνδαλον, ein Schuh aus festem Leder, der aus einer Sohle und niedrigen Seitenteilen besteht und mit Riemen befestigt wird.",
+ "woran eine Sohle. Nach Raschi bedeutet עקב eine Sohle. Dieser scheinbar überflüssige, weil selbstverständliche Satz ist nur wegen des Nachsatzes hinzugefügt, nach welchem die Chaliza, die an einer Sandale ohne Sohle vollzogen ist, als ungeschehen betrachtet wird. עקב kann aber auch den Absatz, den Teil der Sandale bedeuten, der die „Ferse“ bedeckt, vgl. Bertinoro zu Kelim XXVI, 4. Die Mischna lehrt dann Folgendes: Eigentlich muss es eine Sandale sein, an der sich Absatz und Sohle befinden. Fehlt jedoch die Sohle, aber der Absatz ist vorhanden, so ist die Chaliza, wenn geschehen, als giltig zu erklären, weil der Absatz den Fuss dermassen schützt, dass er sein Ausgleiten verhindert; fehlt aber auch der Absatz, dann ist die Chaliza unter allen Umständen ungiltig.",
+ "von dem Knie abwärts. D. h. wenn die Riemen unterhalb des Knies befestigt sind; jerus. T. z. St.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Das מעל רגלו Deut. 25, 9 bedeutet auch den Teil des Beines, der unmittelbar oberhalb des Fusses ist.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Nach Raschi ist der Schlusssatz so zu erklären: Wenn dem Levir die untere Hälfte des Beines fehlt und die Chaliza am Knie vollzogen wurde, so ist sie ungiltig; wurde aber die Chaliza unterhalb des Knies vollzogen, so ist sie giltig. Nach Maimonides und Andren ist jedoch in einem solchen Falle die Chaliza überhaupt unzulässig. Vgl. auch R. Ascher z. St."
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+ [
+ "gehört. נעלו Deut. 25, 9 bedeutet zunächst den ihm gehörigen Schuh; durch das allgemein gehaltene הנעל v. 10 ist aber auch der Schuh eines Fremden gestattet.",
+ "oder mit einer Sandale aus Holz. Die aber mit Leder überzogen ist; andernfalls ist die Chaliza ungiltig, s. oben Note 5.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Wenn sie einmal geschehen ist, braucht die Chaliza nicht wiederholt zu werden. נעלו bezeichnet auch einen Schuh, der ihm, seinem Fusse angemessen ist. Von vornherein darf man aber die nicht passenden Schuhe nicht zur Chaliza verwenden, weil sonst zu befürchten ist, dass man auch einen Schuh verwenden würde, in dem er gar nicht gehen kann, oder der nur den kleinsten Teil seines Fusses schützt; in diesem Falle aber wäre die Chaliza ungiltig.",
+ "Elieser aber erklärt sie für ungiltig. Die Chaliza wird gleichzeitig als der Beginn eines Vermögensprozesses angesehen, weil die Jebama auf Grund der vollzogenen Chaliza ihre Ketuba einfordern kann; Vermögensprozesse aber müssen am Tage begonnen werden, Sanh. IV, 1. Die Halacha entscheidet auch in diesem Sinne. Der erste (anonyme) Tanna jedoch vergleicht die Chaliza mit dem Abschluss eines Prozesses, der auch in der Nacht stattfinden darf (ibid.).",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Aus den Worten רגלו Deut. 25, 9 (bei der Chaliza) und רגלו הימנית Lev. 14, 25 (bei dem Aussätzigen) wird mittels der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (ג״ש) geschlossen, dass in der erstgenannten Stelle auch der rechte Fuss gemeint ist; und so entscheidet auch die Halacha.",
+ "Elieser aber erklärt sie für giltig. Nach R. Elieser sind wohl die Worte רגלו הימנית überflüssig (מופנה), weil sie in dem analogen Falle Lev. 14, 14 bereits ausdrücklich stehen, dagegen ist רגלו Deut. 25, 9 nicht überflüssig. Es darf aber — nach R. Elieser — die Norm der ג״ש nur dann angewendet werden, wenn in beiden korrespondierenden Stellen sich überflüssige Worte finden (מופנה משני צדדין); findet sich jedoch ein solches nur an einer Stelle, so ist die Ableitung unzulässig, sobald sich dagegen ein Einwand erheben lässt (מופנה מצד אחד למדין ומשיבין). In unsrem Falle nun lässt sich einwenden, dass bei dem Aussätzigen gewisse Bedingungen erfüllt werden müssen (עץ ארז ושני תולעת ואזוב Lev. 14, 4), die bei der Chaliza fortfallen. Es fehlt somit der Beweis, dass in Deut. 25, 9 durchaus der rechte Fuss gemeint ist, und die Chaliza ist darum auch giltig, wenn sie am linken Fuss vollzogen ist. Vgl. auch die Kontroverse über diese Frage (מופנה מצד אחד) zwischen R. Ismael und den Weisen Nidda 22b, wo unter den Weisen — nach Jeb. 70b — R. Elieser zu verstehen ist."
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+ "aber nicht [die bestimmten Worte] ausgesprochen. S. Mischna 6.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Denn nur das Unterlassen einer vorgeschriebenen Handlung macht die Chaliza ungiltig, s. weiter.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Hiermit soll nicht etwa gesagt sein, dass, wenn sie den Schuh später ausgezogen hat, die Chaliza ungiltig sei, denn die Reihenfolge der einzelnen Handlungen des Chalizaaktes bedingt nicht dessen Giltigkeit; es soll nur angedeutet werden, dass sie mit dem Aussprechen der Formeln und dem Ausspeien das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht gelöst hat.",
+ "verhindert. Das ככה will andeuten, dass die folgenden Handlungen unbedingt geschehen müssen. מעכב = es verhindert, sc. die Giltigkeit eines Aktes, findet sich in der Mischna oft in elliptischem Sinne; es ist zu ergänzen: wenn es nicht geschehen ist.",
+ "[im Unterlassungsfall die Giltigkeit]. Darauf sagte R. Akiba zu ihm: Eben daher ist auch mein Beweis. [Es heisst dort:] „Also geschehe dem Manne ….“ Alles, was an dem Manne geschieht, [verhindert im Unterlassungsfall die Giltigkeit. Das Ausspeien aber ist keine Handlung, die an dem Manne vollzogen wird. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht des R. Akiba."
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+ "Wenn an einem Taubstummen die Chaliza vollzogen wird. Während sonst bei dem Manne der Ausdruck חולץ gebraucht wird, weil er die Jebama zum Vollzuge der Chaliza veranlasst und damit beabsichtigt, ihr die Möglichkeit einer zweiten Ehe zu verschaffen (s. Jeb. II, Note 16), heisst es hier נחלץ, weil die Handlung nicht auf den Taubstummen (als Subject) zurückgeführt werden kann.",
+ "oder eine Taubstumme die Chaliza vollzieht. Die Chaliza der Taubstummen ist darum ungiltig, weil sie die vorgeschriebenen Formeln (s. Mischna 6) nicht aussprechen können. Die Unterlassung der Verlesung der Formeln hindert die Giltigkeit der Chaliza (oben Mischna 3) nur in dem Falle nicht, wenn die Personen imstande waren, sie auszusprechen; sobald ihnen aber diese Fähigkeit überhaupt fehlt, ist die Chaliza ungiltig.",
+ "oder wenn die Jebama an einem Minderjährigen die Chaliza vollzieht. Nach Deut. 25, 7 tritt für den Levir die Pflicht der Leviratsehe erst dann ein, wenn er erwachsen (איש), d. h. 13 Jahre und einen Tag alt ist, für die Jebama, auf welche die Gesetze des Levir übertragen werden, wenn sie 12 Jahre und einen Tag alt ist; dasselbe Alter ist auch für die Chaliza erforderlich.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Im Allgemeinen bedeutet der Ausdruck חליצתה פסולה, dass die Chaliza ungiltig, nicht wirksam ist, sodass hierdurch die Verwandten der Jebama dem Levir zur Ehe verboten werden, sie selbst zur Priesterehe ungeeignet sowie auch den Brüdern des Levir zur Ehe verboten wird und nicht eher einen Fremden heiraten darf, als bis die Chaliza vorschriftsmässig geschehen ist; und das bedeutet jener Ausdruck nach manchen Dezisoren auch hier. Nach Andren ist hier פסולה soviel als nichtig, nicht geschehen, sodass die genannten Eheverbote nicht eintreten. Vgl. Maim. Hil. Jib. IV, 16 und Eb. haëser, Cap. 169 § 43.",
+ "[nochmals] vollziehen. Nach Deut. 25, 7 tritt für den Levir die Pflicht der Leviratsehe erst dann ein, wenn er erwachsen (איש), d. h. 13 Jahre und einen Tag alt ist, für die Jebama, auf welche die Gesetze des Levir übertragen werden, wenn sie 12 Jahre und einen Tag alt ist; dasselbe Alter ist auch für die Chaliza erforderlich.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Die Mischna zum jerus. Talmud liest hier כשרה; Tosefta z. St. lautet: אם לא חלצה חליצתה פסולה דברי רבי אליעזר, וחכמים אומרים אם לא חלצה חליצתה כשרה"
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+ "Wenn sie [nur] vor Zweien. Die zu Richtern tauglich waren.",
+ "von denen sich aber einer als verwandt. Mit einem der beiden andren Richter oder dem Levir oder der Jebama.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. S. oben Note 1. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha.",
+ "die Chaliza erteilte. Während zwei Zeugen den Vorgang von fern beobachteten, Jeb. 105b.",
+ "Akiba kam. Der gleichfalls im Gefängnis war; vergl. den jerus. Talmud z. St.",
+ "erklärte er sie für giltig. R. Akiba ist der Ansicht, dass die Anwesenheit von drei Richtern die Giltigkeit der Chaliza nicht in dem Masse bedingt, dass die vor weniger als Dreien vollzogene Chaliza als ungiltig zu erklären wäre, wie er auch das Ausspeien nicht für eine unerlässliche Bedingung erklärt (s. Mischna 3)."
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+ "der für ihn der geeignetste ist. Ist er jung und sie alt, er alt und sie jung, so sagen sie ihm: „Warum willst Du eine so alte, warum willst Du eine so junge Frau? Suche Dir eine, die für Dich passend ist, und bringe keinen Streit in Dein Haus!“ (Jeb. 101b). War aber ihr Alter entsprechend, so rieten sie ihm, die Leviratsehe der Chaliza vorzuziehen (Maim.).",
+ "In der heiligen Sprache sagten sie dies. Die Begründung s. Sota VII, 4.",
+ "dass er von den Richtern gesehen wird. Die Worte לעיני הזקנים, v. 9, beziehen sich auf den ganzen Act, also auch auf das Ausspeien.",
+ "Hyrkanos unter der Eiche in Kefar Etam. Vgl. II Chron. 11, 6.",
+ "[die Formel] lesen und den ganzen Abschnitt. Auch v. 10.",
+ "gelten als Vorschrift für die Richter. Nur die Richter brauchen die Worte חלוץ הנעל auszurufen.",
+ "aber nicht für die Schüler. Die in Gegenwart ihres Lehrers dem Chalizaakte beiwohnen.",
+ "Entschuhter. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Jehuda."
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+ "Bet-Schammai. Wenn eine Minderjährige nach dem Tode ihres Vaters von ihrer Mutter oder ihren Brüdern verheiratet wurde, so genügt zur Auflösung dieser nur rabbinisch giltigen Ehe ihre vor Zeugen abgegebene Erklärung, dass sie „sich weigert“, diese Ehe fortzusetzen. Dasselbe gilt, wenn die Unmündige von ihrem Vater rechtsgiltig verheiratet worden und dann, nachdem diese Ehe durch Scheidung oder Tod des Gatten aufgelöst war, eine zweite Ehe schliesst. Die Gewalthaberschaft des Vaters ist damit erloschen und er hat nicht mehr die Befugnis, sie rechtsgiltig zu verheiraten. In einem solchen Falle wird sie יתומה בחיי האב „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ genannt, s. weiter Mischna 6.",
+ "Es dürfen nur Verlobte die Weigerung erklären. Denn wenn die Weigerungs-Erklärung auch nach vollzogener Ehe zulässig wäre, so ist zu fürchten, dass die Männer sich nicht leicht zur Ehe entschliessen werden.",
+ "Verlobte und Verheiratete. Bet-Hillel teilt diese Befürchtung nicht, da es den Verlobten lieb sein wird, sich zu verheiraten und als Eheleute zu gelten.",
+ "aber nicht dem Levir. Wenn der Gatte gestorben ist, ohne dass sie die Weigerung erklärte, so darf sie dies auch dem Levir gegenüber nicht tun; die Ehe mit dem Levir kann vielmehr nur getrennt werden, wenn sie grossjährig geworden und dann die Chaliza vollzieht.",
+ "[nur] in seiner Gegenwart. Weil sie in seiner Gegenwart sich vielleicht genieren wird, die Weigerung zu erklären.",
+ "[nur] vor Gericht. Weil sie in seiner Gegenwart sich vielleicht genieren wird, die Weigerung zu erklären.",
+ "vor Gericht und ausser Gericht. Nach der Halacha genügen zwei Zeugen, s. Jeb. II, Note 81.",
+ "auch vier oder fünf mal die Weigerung erklären. Wenn sie sich immer wieder verheiratet.",
+ "Sie erklärt vielmehr die Weigerung und wartet. Mit ihrer zweiten Verlobung.",
+ "bis sie erwachsen ist. Dann ist die Weigerungs-Erklärung nicht mehr zulässig.",
+ "oder. Das ו ist hier = oder.",
+ "sie erklärt die Weigerung und heiratet [sogleich einen Andren. Dann ist, da sie bereits verehelicht ist, die Weigerungs-Erklärung gleichfalls unzulässig; s. oben."
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+ "Welche Minderjährige muss die Weigerung erklären. Wenn sie die Ehe nicht eingehen resp. nicht fortsetzen will.",
+ "die ihre Mutter oder. Das ו ist auch hier = oder; vgl. Ket. VI, 6: יתומה שהשיאוה אמה או אחיה.",
+ "ihre Brüder mit ihrer Zustimmung. Der jerus. Talmud z. St. erklärt das לדעתה also: Man bereitet ihr den Trauhimmel, bekleidet sie mit Schmucksachen und erwähnt in ihrer Gegenwart des zukünftigen Gatten.",
+ "verheiratet haben. D. h. mit dem Gatten unter der Chuppa vereint, wenngleich sie das Trauungsobjekt, den Wertgegenstand oder die Trauungsurkunde (Kidd. I, 1), für ihre Tochter resp. Schwester in Empfang genommen haben; wenn sie jedoch nur das letztere getan haben, so ist die Ehe nichtig und bedarf zu ihrer Auflösung nicht einmal der Weigerungs-Erklärung, da die Minderjährige nicht das Recht hat, einen Andren mit ihrer Vertretung zu bevollmächtigen, אין שליחות לקטן.",
+ "so braucht sie die Weigerung nicht zu erklären. Und sie darf ohne weiteres eine neue Ehe eingehen.",
+ "das sein Trauungs-Objekt noch nicht aufzubewahren versteht. Nach der Halacha wird bei einem Mädchen unter sechs Jahren angenommen, dass ihm noch das Verständnis dafür fehlt, dass durch Empfangnahme dieses Objektes die Trauung vollzogen ist; bei einem Mädchen über zehn Jahren wird dieses Verständnis vorausgesetzt. Bei einem Mädchen von sechs bis zehn Jahren muss erst ermittelt werden, ob es dies Verständnis hat, und je nach dem Ergebnis der Untersuchung ist die Weigerungs-Erklärung erforderlich oder überflüssig. Ist das Mädchen zwölf Jahre und einen Tag alt und im Besitze der Pubertätszeichen, so kann es, auch wenn der Gatte ihm noch nicht beigewohnt, die Weigerung nicht erklären, da es bereits grossjährig ist; desgleichen wenn der Gatte dem Mädchen beigewohnt, auch wenn die Pubertätszeichen nicht vorhanden sind, da er es durch die Beiwohnung zu seiner rechtmässigen Frau gemacht hat. In beiden Fällen kann die Ehe nur durch Scheidebrief getrennt werden.",
+ "die Handlung einer Minderjährigen ist ungiltig. R. Elieser meint dies nicht etwa in dem Sinne, dass sie nicht einmal die Weigerung zu erklären brauchte, um die Ehe aufzulösen, denn in Mischna 7 lehrt er selbst, man solle in gewissen Fällen die Minderjährige veranlassen, die Weigerung auszusprechen. Er erklärt vielmehr die Ehe der Unmündigen nur in dem Sinne für ungiltig, dass ihr Mann nicht wie sonst das Anrecht an ihrem Funde oder an ihrem Erwerbe hat, oder sie beerbt, oder sich an ihr verunreinigen darf u. s. w. Nach der Halacha jedoch (s. Jeb. 108a und Tos. Jeb. XIII, 3) haben ihm die Weisen jene Befugnisse wohl eingeräumt; er darf auch ihr Gelübde auflösen, da jede Frau nur im Sinne ihres Gatten, d. h. in der Voraussetzung seiner Zustimmung ein Gelübde ausspricht, und er darf sich als Priester an ihr verunreinigen, weil zu befürchten ist, dass ihre Verwandten, da sie sie nicht beerben, auch für ihre Bestattung nicht sorgen werden, so dass sie als מת מצוה gilt, d. i. als eine verlassene, unversorgt liegende Leiche, an der sich auch der Priester verunreinigen muss.",
+ "ist sie. Die beiden folgenden Sätze sind nur die Konsequenzen der Ansicht des R. Elieser, dass die Ehe der Unmündigen ungiltig ist."
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+ "sobald das Verweilen [in der Ehe] des Mannes wegen geschah. Sie hatte ihre Weigerung nicht erklärt, die Ehe war vielmehr durch den Scheidebrief, den der Mann ihr gab, getrennt worden.",
+ "sobald aber das Verweilen nicht des Mannes wegen geschah. Die Trennung der Ehe geschah vielmehr nach ihrem Belieben, indem sie die Weigerung erklärte.",
+ "gilt sie nicht als seine [gewesene] Gattin. Diese Mischna wird in der folgenden durch Spezialisierung der einzelnen Fälle näher erklärt."
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+ "und er macht sie zur Priesterehe nicht ungeeignet. Denn die Minderjährige, die die Weigerung erklärt, gilt weder als mit dem Manne verwandt noch als von ihm geschieden.",
+ "und er macht sie zur Priesterehe ungeeignet. Der Scheidebrief hat für die Minderjährige dieselben Folgen wie für die Grossjährige.",
+ "so darf sie zu jenem zurückkehren. Durch ihre Weigerung hebt die Minderjährige die Wirksamkeit des Scheidebriefes auf, sodass sie nicht als „Geschiedene“ gilt und der Mann, wenn er sie zum zweiten Male heiratet, nicht [gegen Deut. 24, 4] seine Geschiedene ehelicht, die inzwischen mit einem Andren verheiratet war. Wäre jedoch die Weigerung nicht erfolgt, so hätte er sie als seine Geschiedene nicht wieder heiraten dürfen.",
+ "so darf sie zu jenem nicht zurückkehren. Da sie als seine Geschiedene gilt.",
+ "so darf sie zu ihm nicht zurückkehren. D. h. wenn die Minderjährige zunächst ihre Weigerung erklärt, dann denselben Mann wieder heiratet und von diesem einen Scheidebrief erhält, so darf sie, wenn sie jetzt einen andren Mann ehelicht und von diesem geschieden (oder verwitwet) wird, den ersten Mann nicht wieder heiraten.",
+ "so darf sie zu ihm zurückkehren. D. h. wenn sie von ihrem Manne einen Scheidebrief erhält, ihn dann wieder heiratet und ihre Weigerung erklärt, so darf sie, wenn sie jetzt einen Andren heiratet und von diesem geschieden (oder verwitwet) wird, den ersten Mann wieder heiraten. Dieses darf sie beliebig oft wiederholen, solange sie minderjährig ist und den jedesmaligen Scheidebrief ihres ersten Mannes durch darauf folgende Weigerungs-Erklärung aufhebt."
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+ "nicht zurückkehren. Denn die Weigerung, die sie dem einen Manne erklärt, hebt nicht den Scheidebrief auf, den sie von einem andren, vorhergehenden erhalten. Wäre dies nämlich wohl der Fall, so wäre zu befürchten, dass der Mann, der seiner minderjährigen Frau den Scheidebrief gegeben, [den sie ja auch gegen ihren Willen annehmen musste,] diese zu überreden versuchte, ihrem zweiten Manne die Weigerung zu erklären, um ihm, ihrem ersten Gatten, wieder anzugehören. Hingegen hebt die Weigerung, die sie einem Manne erklärt, den Scheidebrief auf, den sie von demselben Manne erhalten, sodass sie, wenn sie darauf einen zweiten Mann geheiratet und von diesem getrennt wird, den ersten wieder heiraten darf; denn hier fällt jene Befürchtung fort, weil ein Versuch, sie dem zweiten Gatten abspenstig zu machen, um zu ihm, ihrem ersten Manne, zurückzukehren, wirkungslos bleiben würde, nachdem sie ihm ausdrücklich ihre Weigerung erklärt und somit zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht liebt und die Ehe mit ihm nicht fortzusetzen wünscht. — Aus dem letzten Falle der vorigen Mischna ist zu schliessen, dass die Weigerung, die sie dem einen Manne erklärt, wohl den Scheidebrief aufhebt, den ein andrer Mann ihr gegeben. Denn aus dem Wortlaut נתן לה גט ונשאת לאחר ונתארמלה או נתגרשה אסורה לחזור לו, dass sie nur dann ihren ersten Mann, von dem sie geschieden ist, nicht wieder heiraten darf, wenn der zweite gestorben oder ihr einen Scheidebrief erteilt, folgt, dass sie, wenn sie dem zweiten die Weigerung erklärt, zu dem ersten wieder zurückkehren darf. Der Tanna der obigen. Mischna ist daher mit dem der unsrigen nicht identisch (Jeb. 108 b). Nach R. Ula (ibid.) handelt unsre Mischna von dem Falle, dass sie dreimal einen Scheidebrief erhalten, sodass es den Anschein hat, als sei sie bereits grossjährig, und nur deshalb kann die Weigerung den Scheidebrief eines Andren nicht aufheben; im Allgemeinen aber pflichtet der Tanna dieser Mischna dem der obigen bei. Es sind nach dieser Erklärung in unsrer Mischna noch die Worte לאחר וגרשה לאחר ומיאנה בו hinzuzudenken, vgl. die Note des R. S. Straschun z. St.",
+ "darf sie wohl zurückkehren. S. Note 23."
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+ "so ist sie dem Levir [zur Ehe] erlaubt. Die Frau gilt für den Bruder nicht etwa als „Geschiedene seines Bruders“, die ihm unter allen Umständen zur Ehe verboten ist (Lev. 18, 16); denn die Pflicht der Leviratsehe tritt für ihn nicht bereits mit dem Momente ein, da der Bruder die Ehe eingeht, sondern erst da dieser stirbt.",
+ "Elieser aber verbietet sie. Weil zu befürchten ist, dass man eine solche Ehe dem Levir auch dann erlauben wird, wenn die Frau als Minderjährige von ihrem Vater verheiratet, sodann geschieden und nach zweimaliger Ehe als Minderjährige Witwe wurde; in diesem Falle ist aber nach dem Schlusssatze unserer Mischna die Ehe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Elieser.",
+ "wenn sich jemand von einer Waise. Die minderjährig und deren Ehe nur rabbinisch giltig ist.",
+ "Elieser aber verbietet sie. Weil zu befürchten ist, dass man eine solche Ehe dem Levir auch dann erlauben wird, wenn die Frau als Minderjährige von ihrem Vater verheiratet, sodann geschieden und nach zweimaliger Ehe als Minderjährige Witwe wurde; in diesem Falle ist aber nach dem Schlusssatze unserer Mischna die Ehe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Elieser.",
+ "gilt als Waise beim Leben des Vaters. S. oben Note 1.",
+ "sie wieder geheiratet. Und ist gestorben, während sie noch minderjährig war.",
+ "dass sie dem Levir [zur Ehe] verboten ist. Weil die zweite Ehe, die sie selbständig schloss, als die einer Minderjährigen, nur rabbinisch giltig ist; durch die Scheidung aber, die nach der Thora rechtsgiltig ist, gilt sie für den Levir als Geschiedene seines Bruders. Ist jedoch der Mann erst gestorben, nachdem sie grossjährig geworden, so würde ihre zweite Ehe durch den ersten Concubitus, den sie als Grossjährige vollzogen, volle Rechtskraft erlangen."
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+ "so ist sie frei. Von Leviratsehe und von Chaliza.",
+ "als Schwester der Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "desgleichen wenn beide [Frauen] taubstumm sind. Da ihre Ehe wie die der Minderjährigen nur rabbinisch giltig ist.",
+ "so ist diese frei. Von Leviratsehe und von Chaliza.",
+ "stirbt aber der Gatte der Erwachsenen. Die Ehe der Erwachsenen ist auch nach der Thora giltig; für den Levir tritt daher die Pflicht der Leviratsehe ein. Hierdurch aber wird ihm die Fortsetzung seiner Ehe mit der Minderjährigen als אחות זקוקתו verboten, s. Jeb. II. Note 49.",
+ "die Weigerung zu erklären. Hierdurch löst sie ihre Ehe, sodass ihr Gatte dann die Jebama ehelichen darf. Würde er der Minderjährigen einen Scheidebrief geben, so dürfte er deren erwachsene Schwester als אחות גרושתו nicht heiraten; würde er wiederum der Erwachsenen die Chaliza erteilen, so dürfte er die Ehe mit seiner minderjährigen Frau nicht fortsetzen, da sie dann אחות חלוצתו wäre, vgl. Jeb. IV, Note 39 (wo übrigens „die Chaluza“ zu lesen ist).",
+ "so ist es gut. Und er darf die Erwachsene heiraten.",
+ "so warte sie. D. h. bleibe sie als seine Gattin bei ihm.",
+ "dann ist jene. הלזו ist verstärktes Demonstrativpronomen, entsprechend dem arab. الَّذى, vgl. Ezech. 36, 35.",
+ "frei als Schwester der Frau. Nach R. Gamliel ist das Band der Leviratsehe-Pflicht nicht so stark, dass die Verwandte der Jebama ihm sofort zur Ehe verboten wird (אין זיקה). Durch den Eintritt ihrer Grossjährigkeit erlangt ihre Ehe volle Rechtskraft, und für ihren Gatten fällt dann die Pflicht der Leviratsehe fort.",
+ "Wehe ihm wegen seiner Frau und wehe ihm wegen der Frau seines Bruders. Vgl. Jeb. III, 5.",
+ "Er muss seine Frau durch Scheidebrief. Man soll Minderjährige nicht zur Erklärung der Weigerung veranlassen, da sie diese später vielleicht bereuen könnten. Er darf aber die Frau nicht behalten, weil nach R. Josua das Band der Leviratsehe-Pflicht so stark ist, dass die Verwandte der Jebama, hier also seine eigene Frau, ihm zur Ehe verboten wird (יש זיקה).",
+ "und die Frau seines Bruders durch Chaliza. Er darf sie nicht heiraten, da sie die Schwester der von ihm Geschiedenen ist."
+ ],
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+ "Wenn jemand mit zwei unmündigen Waisen. Die mit einander nicht verwandt sind.",
+ "so befreit die Beiwohnung oder die Chaliza. Die der Levir der einen nach Eintritt ihrer Grossjährigkeit erteilt; denn solange sie minderjährig ist, ist ihre Chaliza ungiltig, s. Jeb. XII, 4.",
+ "der einen ihre Nebenfrau. Von der Leviratsehe oder der Chaliza, vgl. Jeb. IV, Note 77.",
+ "desgleichen bei zwei Taubstummen. D. h. auch bei zwei Taubstummen befreit die Beiwohnung der einen die andre; Chaliza hingegen ist bei einer Taubstummen überhaupt unzulässig, s. Jeb. XII, Note 23.",
+ "die andre taubstumm. Aber erwachsen.",
+ "so befreit die Beiwohnung der einen ihre Nebenfrau nicht. Ihre Ehen sind zwar beide gleichwertig, insofern beide nur rabbinisch giltig sind; hier aber ist es zweifelhaft, ob der Verstorbene die Minderjährige eher für seine rechtmässige Frau hielt, weil sie später im Vollbesitze ihrer geistigen Kräfte und „geschäftsfällig“ sein wird, oder die Taubstumme, weil sie bereits erwachsen ist und er mit ihr schon jetzt Umgang pflegen kann.",
+ "Ist die eine vollsinnig. D. h. sie kann sprechen. פקח gewöhnlich von einem, der sehen kann, hier wie in den folgenden Mischnas von einem, der hören und sprechen kann, vgl. פקוח אזנים Jes. 42, 20.",
+ "so befreit wohl die Beiwohnung der Vollsinnigen die Taubstumme. Die Beiwohnung derjenigen, deren Ehe auch nach der Thora giltig ist, befreit diejenige, deren Ehe nur rabbinisch giltig ist, aber nicht umgekehrt.",
+ "aber die Beiwohnung der Taubstummen befreit die Vollsinnige nicht. Auch die Chaliza der Vollsinnigen befreit die Taubstumme von Chaliza und Leviratsehe; die Umkehrung ist hier jedoch unzulässig, weil die Chaliza der Taubstummen überhaupt ungiltig ist. Deshalb ist in diesem Satze nur die Beiwohnung erwähnt.",
+ "aber die Beiwohnung der Minderjährigen befreit die Erwachsene nicht. Die Beiwohnung derjenigen, deren Ehe auch nach der Thora giltig ist, befreit diejenige, deren Ehe nur rabbinisch giltig ist, aber nicht umgekehrt."
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+ "desgleichen bei zwei Taubstummen. Da die Ehe einer Minderjährigen und einer Taubstummen nach der Thora nicht rechtsgiltig ist, so ist es fraglich, ob der Levir die Jebama durch die Beiwohnung als Frau erwirbt, oder nicht. Im ersteren Falle wird die erste seine rechtmässige Gattin und die Beiwohnung der zweiten gilt als Unzucht, wodurch ihm aber die Fortsetzung seiner Ehe mit jener nicht verboten wird. Im letzteren Falle hingegen gelten die beiden Unmündigen als mit ihm [oder mit einander] nicht verwandt, da ja auch die Beiwohnung seitens des verstorbenen Gatten keine rechtsgiltige Ehe bewirkte. Auf jeden Fall darf er daher die erste als Gattin behalten, die zweite aber nicht, da er vielleicht durch die Beiwohnung sich die erste zur rechtmässigen Gattin gemacht, wodurch ihm die zweite zur Ehe verboten wird, s. Jeb. IV, Note 77. Hat wiederum der Bruder des Levir der zweiten beigewohnt, so gilt im ersteren Falle diese Beiwohnung als Unzucht, da der Levir bereits die erste rechtmässig geheiratet hat; im zweiten Falle darf er die Frau behalten, da sie dann mit dem verstorbenen Gatten als nicht verwandt betrachtet wird.",
+ "so macht er die Minderjährige nicht ungeeignet. Bezüglich der Ehe einer Minderjährigen ist es zweifelhaft, ob sie, weil die Unmündige nach erlangter Grossjährigkeit zum ehelichen Umgang geeignet ist, vollständige Rechtsgiltigkeit hat oder gar keine; die Ehe der erwachsenen Taubstummen hingegen gilt als zum Teil rechtsgiltig. Ist daher die Ehe der Unmündigen rechtsgiltig, so hat die nachträgliche Beiwohnung der Taubstummen keine rechtliche Folge; ist sie es nicht, so war auch die Ehe mit dem Verstorbenen nicht bindend, die Unmündige gilt dann als mit diesem nicht verwandt und der Levir darf sie als Gattin behalten, die Taubstumme jedoch muss er durch Scheidebrief entlassen.",
+ "so macht er die Taubstumme ungeeignet. Denn die Beiwohnung der Minderjährigen bewirkt vielleicht [nach den Rabbinen] die vollständige Rechtsgiltigkeit der Ehe, sodass die Ehe der Taubstummen an rechtlicher Bedeutung zurücktreten muss; der Levir darf daher die Taubstumme nicht als Gattin behalten, sondern muss sich von ihr durch Scheidebrief trennen und der andren nach erlangter Grossjährigkeit die Chaliza erteilen."
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+ "so macht er die Taubstummen ungeeignet. Diese beiden Sätze ergeben sich mit Notwendigkeit aus der vorhergehenden Mischna, denn die Ehe einer Vollsinnigen ist auch nach der Thora rechtsgiltig."
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+ "Elasar. Hier ist R. Elasar zu lesen, d. i. R. Elasar ben Schammua, ein Schüler des R. Akiba, während oben, Mischna 7, R. Elieser ben Hyrkanos, der Zeitgenosse des R. Josua und R. Gamliel gemeint ist.",
+ "ihm die Weigerung zu erklären. Damit dann der Levir die nach der Thora vorgeschriebene Leviratsehe an der Erwachsenen vollziehen kann. Im letzten Falle der Mischna 9 jedoch, wo es sich nicht um eine gesetzlich vorgeschriebene Leviratsehe handelt, veranlasst man die Minderjährige nicht zur Erklärung ihrer Weigerung. Für Taubstumme wiederum ist diese Erklärung unzulässig, weil die Männer leicht Anstand nehmen würden, Taubstumme zu heiraten, wenn sie immer eine Weigerungs-Erklärung zu befürchten hätten; bei Minderjährigen jedoch fällt diese Besorgnis fort, denn da sie nur bis zu erlangter Grossjährigkeit die Weigerung erklären dürfen, werden sich die Männer bestreben ihnen keine Veranlassung zur Trennung der Ehe zu geben. — Nach Maimonides (Hil. Jib. V, 28) und Eb haëser Cap. 171 § 8 veranlasst man die Minderjährige auch in diesem Falle (Mischna 9), ihre Weigerung zu erklären, damit sie nicht bis zur Grossjährigkeit unversorgt (עגונה) bleibe und dann noch infolge der Chaliza das Recht verliere, einen Priester zu heiraten. In der Tat hatten einige Kommentatoren in dieser Mischna die Lesart, die auch die Tosefta XIII, 7 aufweist: בכולן מלמדים הקטנה שתמאן בו, sodass sich dieser Satz auch auf die obige Mischna bezieht."
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+ "Wenn ein minderjähriger. D. h. im Alter von 9 Jahren und einem Tage; denn vor diesem Alter hat die Beiwohnung eines Knaben keinerlei rechtliche Folge; vgl. auch Jeb. X, 6.",
+ "so müssen sie mit einander aufwachsen. Er kann ihr erst dann einen giltigen Scheidebrief geben, wenn er erwachsen ist und sie diesen Schein aufzubewahren versteht.",
+ "bis er erwachsen ist. Eig. „sie muss ihn grossziehen, gross werden lassen.“ Wenn er grossjährig geworden, muss er ihr beiwohnen, um die Leviratsehe, die bis dahin noch keine rechtsgiltige war, zu vollenden (vgl. Jeb. X, Note 82); will er dann die Ehe lösen, so muss er ihr einen Scheidebrief geben. Hat er ihr aber als Erwachsener nicht beigewohnt, so muss er ihr, um das Band der Leviratsehe - Pflicht zu lösen, die Chaliza erteilen und auch einen Scheidebrief geben.",
+ "Wenn die Jebama binnen dreissig Tagen. Nachdem der Levir sie geheiratet.",
+ "erklärt: „Er (der Levir) hat mir nicht beigewohnt,. Er aber erklärt, ihr wohl beigewohnt und dann einen Scheidebrief gegeben zu haben (Jeb. 102 a); er weigert sich nun ihr die Chaliza zu erteilen, um sich die Möglichkeit freizuhalten, sie später wieder heiraten zu können, was ihm nach vollzogener Chaliza unmöglich wäre (vgl. Jeb. IV, Note 83), oder auch um dem Chalizaacte, mit dem das Ausspeien vor ihm in Gegenwart des Gerichtes verbunden ist, aus dem Wege zu gehen,",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Binnen 30 Tagen nach geschlossener Ehe glaubt man der Frau, dass der Mann sich noch der Beiwohnung enthalten; er muss ihr daher die Chaliza erteilen, um das Band der Leviratsehe-Pflicht vollständig zu lösen, sodass sie sich anderweitig verheiraten darf. Er selbst aber darf sie nicht heiraten, nachdem er ihr den Scheidebrief erteilt hat, s. Jeb. V, Note 11.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Nach 30 Tagen wird angenommen, dass der Levir ihr beigewohnt und der gegenteiligen Aussage der Jebama kein Glauben beigemessen; da er also die Leviratsehe rechtmässig vollzogen und diese dann durch Scheidebrief gelöst hat, so kann er nicht mehr zur Erteilung der Chaliza gezwungen werden. Ohne diese darf aber die Jebama keine neue Ehe eingehen, nachdem sie selbst erklärt hat, dass der Levir ihr nicht beigewohnt, mithin das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht gelöst hat.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Wenn sie jedoch erklärt, dass der Levir ihr beigewohnt, er selbst aber dies bestreitet, so ist sie beglaubt und darf auch ohne Chaliza eine neue Ehe eingehen, denn es wird angenommen, dass er ihr, nachdem er sie heimgeführt, auch beigewohnt hat. Ob diese Annahme auch innerhalb des ersten Monats nach der Eheschliessung zulässig ist, ist unter den Decisoren streitig, s. Josef Karo zu Maimon. Hil. Jib. II, 5."
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+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Weil anzunehmen ist, dass sie beim Aussprechen des Gelübdes nicht daran dachte, dass ihr Gatte sterben und sie dann dem Levir zur Ehe verboten sein würde; sie erhält darum auch die Ketuba ausgezahlt.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Und wenn er in die Chaliza einwilligt, so hat sie die Ketuba zu beanspruchen; andrenfalls aber wird sie, da sie das Gelübde nach dem Tode ihres Gatten getan, einer Frau gleichgestellt, die sich weigert (מורדת), die Ehe zu schliessen und büsst ihre Ketuba ein.",
+ "Hat sie aber nur dieses. Nämlich durch ihr Gelübde dem Levir zur Ehe verboten zu werden.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Da sie sich weigert, die Ehe mit dem Levir zu schliessen. Ist er zur Chaliza bereit, so erhält sie die Ketuba; wenn er jedoch in die Chaliza nicht einwilligt, sie aber bei ihrer Weigerung verharrt und auf die Auszahlung ihrer Ketuba verzichtet, so kann man ihn zur Erteilung der Chaliza zwingen."
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+ "sie behalten. Ihre Ehe ist, wenn auch nicht nach der Thora, so doch rabbinisch giltig, während die Ehe eines Schwachsinnigen oder Minderjährigen auch nach den Rabbinen ungiltig ist.",
+ "wie er sie durch Zeichen. רמז, رمز, hebr. mit Umstellung des zweiten und dritten Radikals רזם (Hiob 15, 12), mit den Augen winken, ein Zeichen geben.",
+ "so entlässt er sie auch durch Zeichen. Vgl. Git. V, 7.",
+ "Wenn ein Vollsinniger eine Vollsinnige heiratet und diese dann taubstumm wird. Das Nithpaël bedeutet hier wie das hebr. Hiphil das Eintreten in einen Zustand und das Verharren in demselben, cf. Git. II, 6 נשתטה, נסתמא, נשתפה, נתפתח, נתפקח, ibid. VII, 1 נשתתק.",
+ "sie entlassen. Obgleich die Ehe auch nach der Thora rechtsgiltig ist, da beide Gatten bei der Eheschliessung vollsinnig waren, so kann er doch die Ehe nach Belieben trennen, da die Scheidung auch gegen den Willen der Frau erfolgen kann.",
+ "so darf er sie nicht entlassen. Selbst wenn sie die Bedeutung eines Scheidebriefes versteht und ihn auch aufzubewahren weiss, sodass ihre Scheidung nach der Thora zulässig wäre, soll diese nach den Rabbinen dennoch unterbleiben, damit die Frau, die dann ohne jede Obhut bliebe, nicht der Unzucht verfalle. Hat er ihr jedoch den Scheidebrief erteilt, so darf sie eine neue Ehe eingehen.",
+ "so kann er sie nie entlassen. Der Scheidebrief eines Tauben oder Schwachsinnigen ist nach der Thora ungiltig und kann daher die rechtsgiltige Ehe nicht auflösen. Wenn er ihr nach erfolgter Erkrankung dennoch einen Scheidebrief erteilt und sie eine zweite Ehe eingegangen ist, so muss diese unter allen Umständen getrennt werden.",
+ "nicht entlassen können. Er ist vielmehr der Ansicht, dass auch die taubstumm gewordene Frau nicht durch Scheidebrief entlassen werden kann."
+ ],
+ [
+ "Es. Vgl. Gittin V, 5, Edujot VII, 9.",
+ "Jochanan. In Edujot Nechunja.",
+ "die ihr Vater verheiratet hatte. Während sie noch minderjährig, d. h. noch nicht 12½ Jahre alt war, vgl. Kid. IV, 4.",
+ "durch einen Scheidebrief entlassen werden kann. Obgleich die Ehe nach der Thora (Deut. 22, 16) giltig war, kann sie dennoch durch Scheidebrief gelöst werden, weil nach der Thora eine Scheidung auch gegen den Willen der Frau erfolgen kann; sie muss also den Scheidebrief annehmen, auch nachdem sie grossjährig geworden.",
+ "Da sagte man. Die Weisen, die in der vorigen Mischna die Gegner des R. Jochanan waren.",
+ "zu ihm. R. Jochanan, Sohn Nuri’s.",
+ "auch mit dieser. Der Vollsinnigen, die nach der Eheschliessung taubstumm geworden ist.",
+ "ist dies der Fall. Aus dem Ausspruch des R. Jochanan b. Gudgeda folgt, dass auch eine nach der Thora giltige Ehe gegen den Willen der Frau durch Scheidebrief aufgelöst werden kann."
+ ],
+ [
+ "oder wenn zwei taubstumme Schwestern mit zwei vollsinnigen Brüdern oder mit zwei taubstummen Brüdern verheiratet sind. Dieser Fall ist mit dem ersten Falle dieser Mischna identisch; er ist nur deshalb nochmals aufgezählt, damit die beiden Sätze שני אחים und שתי אחיות mit einander vollständig correspondieren.",
+ "so sind sie frei von der Chaliza oder der Leviratsehe. Sowohl die Giltigkeit der Ehe als auch die Pflicht der Leviratsehe ist hier nur rabbinisch; die Witwe seines Bruders gilt daher für den Levir als die „Schwester seiner Frau“ und er darf sie darum nicht heiraten.",
+ "so müssen jene sie heiraten. Wenn er oder sie taubstumm ist, darf die Chaliza nicht stattfinden, s. Jeb. XII, 4.",
+ "so können sie sie entlassen. Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte."
+ ],
+ [
+ "] jene ist frei. Von der Leviratsehe oder der Chaliza.",
+ "Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen. Denn die Ehe seines Bruders war nach der Thora giltig, es tritt daher für ihn auch die Pflicht der Leviratsehe nach der Thora ein; seine eigene Frau darf er also nicht behalten, da sie die Schwester derjenigen ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe noch verbindet (אחות זקוקתו). Diese Pflicht aber ist nicht etwa durch die Ehe mit seiner Frau aufgehoben, da diese Ehe nur rabbinisch giltig ist.",
+ "und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten. Er kann ihr als Taubstummer nicht die Chaliza erteilen und darf sie auch nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Frau ist."
+ ],
+ [
+ "] jene ist frei. Von der Leviratsehe oder der Chaliza.",
+ "Er. Vgl. Jeb. IV, 9 Ende."
+ ],
+ [
+ "] jene ist frei. Von der Leviratsehe oder der Chaliza.",
+ "Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen. Eigentlich sollte der Taubstumme in diesem Falle seine Frau behalten dürfen, da er für seine Handlungen ebensowenig verantwortlich ist, wie der Minderjährige; von diesem aber gilt der Satz: קטן אוכל נבלות אין בית דין מצווין להפרישו, das Gericht ist nicht verpflichtet, einen Minderjährigen von dem Übertreten eines Verbotes (z. B. vom Genusse verbotener Speisen) zurückzuhalten. Der Taubstumme muss jedoch seine Frau entlassen, weil sonst zu befürchten wäre, dass man seine nur rabbinisch giltige Ehe für so rechtskräftig halten könnte, dass für ihn die Pflicht der Leviratsehe gegenüber seiner Schwägerin als der Schwester seiner Frau gar nicht eintritt; die Jebama könnte dann vielleicht eine neue Ehe eingehen, ohne dass tatsächlich das Band der Leviratsehe-Pflicht, das sie mit dem Levir verbindet, gelöst ist.",
+ "und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten. Er darf sie nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Frau ist, deren Ehe wenigstens nach den Rabbinen giltig war."
+ ],
+ [
+ "Er muss sie heiraten und darf sie niemals entlassen. Der Taubstumme ist hier nach der Thora zur Leviratsehe verpflichtet, da die Ehe seines Bruders auch nach der Thora giltig war; der Scheidebrief, den der Taubstumme erteilen würde, hätte aber nur rabbinische Giltigkeit und könnte jenes Band der Leviratsehe-Pflicht nicht auflösen."
+ ],
+ [
+ "entlassen. Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte."
+ ],
+ [
+ "entlassen. Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte.",
+ "Er muss jene heiraten und darf sie niemals entlassen. Der Taubstumme ist hier nach der Thora zur Leviratsehe verpflichtet, da die Ehe seines Bruders auch nach der Thora giltig war; der Scheidebrief, den der Taubstumme erteilen würde, hätte aber nur rabbinische Giltigkeit und könnte jenes Band der Leviratsehe-Pflicht nicht auflösen."
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+ ],
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+ "Wenn eine Frau mit ihrem Gatten nach einem fernen Laude. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "wenn. Wie in der Regel anzunehmen ist.",
+ "Frieden zwischen ihm und ihr. Sodass nicht zu befürchten ist, dass sie ihre Aussage nur aus Abneigung macht oder in der Absicht, ihres Gatten entledigt zu werden.",
+ "und auch Frieden in der Welt. Sodass nicht zu befürchten ist, dass sie ihren Mann für tot hielt, weil er zu einer bestimmten Zeit nicht zurückkehrte oder weil sie ihn im Kriege verwundet zu Boden fallen sah.",
+ "sich wieder verheiraten. Die Frau ist beglaubt, weil man voraussetzt, dass sie wegen der eventuellen Folgen sich gewissenhaft versichern wird, ob in der Tat ihr Mann gestorben und sie sich wieder verheiraten darf; vgl. Jeb. X, Note 4.",
+ "mein Gatte ist gestorben. Ohne Nachkommen zu hinterlassen.",
+ "oder wenn Zwist zwischen ihm und ihr. Wenn sie z. B. in seiner Gegenwart erklärt, er habe ihr vor zwei Zeugen den Scheidebrief gegeben, diese aber ihre Aussage Lügen strafen; Jeb. 116a. Das Wort קטטה = Zwiespalt, Streit, von dem bibl. קוט oder קטט = قَطَّ spalten, schneiden; cf. מחלקת = Streit, von חלק = teil en.",
+ "in jedem Falle darf sie wieder heiraten. Denn sonst ist zu fürchten, dass ein kluge Frau ihre Aussage durch jene Zeichen zu bekräftigen suchen wird, um dadurch Glauben zu finden, der Einfältigen aber, die sich auf diese List nicht versteht, würde man keinen Glauben schenken. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Bet-Hillel. Vgl. Edujot I, 12.",
+ "wir haben dieses. Dass nämlich die Aussage der Frau für glaubhaft gehalten wird.",
+ "dass sie von der Ernte. Während der Ernte geschieht es häufig, dass Menschen durch Hitze oder durch giftige Schlangen getötet werden.",
+ "kommt und zwar in demselben Lande. Wo das Gericht ihre Aussage leicht prüfen kann.",
+ "und wie die Begebenheit sich wirklich einmal zugetragen hat. Es kam einst eine Frau von der Ernte vor Gericht und erzählte, dass ihr Mann bei der Arbeit durch einen Schlangenbiss getötet sei. Das Gericht untersuchte diesen Fall und fand die Aussage der Frau bestätigt. Darauf wurde die Bestimmung getroffen, dass nur in einem solchen Falle die Frau, die da erklärt, ihr Mann sei gestorben, beglaubt ist (Jeb. 116 b).",
+ "weil sich der Fall in Wirklichkeit so zugetragen hat. In diesem Sinne wird das בהווה auch in Erub. I, 10 gebraucht; s. jedoch Tos. chad. z. St.",
+ "Da entschied Bet-Hillel wieder. Eigentlich: sie kehrten zurück sc. von ihrer früheren Ansicht, sie widerriefen."
+ ],
+ [
+ "Bet-Schammai. Vgl. Edujot I, 12.",
+ "sie. Die Frau, die vor Gericht erklärt, ihr Mann sei gestorben.",
+ "darf wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. S. Jeb. IV, Note 18.",
+ "bei dem wichtigen Eheverbot habt Ihr erleichtert. Denn wenn ihr Mann noch lebte, wäre es ihr bei Todesstrafe verboten, sich zu verheiraten.",
+ "dass die Brüder. Die Kinder des angeblich verstorbenen Mannes.",
+ "auf ihre. Der Frau.",
+ "Aussage die Erbschaft nicht antreten. Denn eine Entscheidung darf nur auf die Aussage zweier Zeugen getroffen werden, Deut. 19, 15. Nur zu heiraten ist der Frau auf die Aussage auch eines Zeugen erlaubt, s. Jeb. II, Note 72.",
+ "können wir es nicht aus dem Scheine. Aus dem Wortlaut, wie er für die Ketuba angeordnet ist."
+ ],
+ [
+ "Alle sind beglaubt für sie Zeugnis abzulegen. Dass nämlich ihr Mann gestorben sei.",
+ "ausser. Bei den folgenden fünf Frauen ist zu befürchten, dass sie gegen jene feindselig gesinnt sind und sie zu schädigen suchen, weil hier auch ihre eigenen Interessen berührt werden.",
+ "ihrer Schwiegermutter. Sie missgönnt vielleicht ihrer Schwiegertochter den Genuss des Vermögens, das sie selbst mühselig erworben.",
+ "der Tochter ihrer Schwiegermutter. Sie will vielleicht durch ihre Aussage verhüten, dass die Frau das Vermögen der Mutter erbt, während sie selbst leer ausgeht. Die gleiche Befürchtung ist zu hegen, wenn die Tochter ihres Schwiegervaters als Zeuge auftritt.",
+ "ihrer Nebenfrau. Bei ihr ist aus naheliegenden Gründen eine feindselige Gesinnung zu vermuten.",
+ "ihrer Schwägerin. D. i. die Frau ihres Schwagers. Sie erklärt vielleicht darum, ihr Schwager sei gestorben, weil sie befürchtet, dieser könnte, falls ihr eigener Gatte stirbt, an ihr die Leviratsehe vollziehen, sodass sie die Nebenfrau der andren werden würde.",
+ "und der Tochter ihres Gatten. Sie missgönnt vielleicht ihrer Stiefmutter den Genuss des Vermögens, das ihre eigene Mutter erworben.",
+ "Warum ist es anders bei [der Aussage über einen] Scheidebrief als bei [der über einen] Todesfall. Warum sind die genannten fünf Frauen [nach Git. II, 7] beglaubt, wenn sie den Scheidebrief dieser Frau vorlegen und erklären, er sei in ihrer Gegenwart geschrieben und unterfertigt, während sie nicht beglaubt sind, wenn sie erklären, ihr Mann sei gestorben?",
+ "Weil [dort] die geschriebene Urkunde beweisend ist. Wir verlassen uns im Wesentlichen auf den Scheidebrief selbst.",
+ "sie sich daraufhin verheiratet. Oder das Gericht ihr erlaubt sich zu verheiraten.",
+ "so braucht sie die Ehe nicht zu trennen. יצא entlassen werden, Intrans. statt des Passivum, in der Mischna sehr häufig, vgl. יצא Pes. IX, 9; בא Pes. IX, 4; הלך Meïla III, 2; ירד עלה Seb. IX, 4. Die Aussage des ersten Zeugen ist, da dieser allein ausreichend ist, ebenso beglaubt, als ob zwei Zeugen sie gemacht hätten, sodass die spätere Aussage des einzelnen Zeugen nicht berücksichtigt wird. Sie soll jedoch, wenn das Gericht auf diese Aussage des Zeugen ihr zu heiraten erlaubt hat und dann ein Zeuge erklärt, ihr Mann sei noch am Leben, eine zweite Ehe nicht eingehen, bis die Sache aufgeklärt ist, Eb. haëser, Cap. 17 § 37, Note.",
+ "die Ehe trennen. Wenn der erste sowie die beiden andren Zeugen untauglich waren. Da nämlich in unsrem Falle ein Zeuge schon beglaubt ist, während im Allgemeinen zwei Zeugen zu einem giltigen Zeugnis erforderlich sind (Deut. 19, 15), so ist hier der Begriff „Zeuge“ überhaupt nicht entscheidend, man richtet sich vielmehr nur nach der Zahl der aussagenden Personen, und da die Mehrheit erklärte, der Mann sei noch am Leben, so muss die zweite Ehe getrennt werden; desgleichen wenn der erste ebenso als Zeuge tauglich war, wie die beiden Andren. Wenn jedoch der erste als Zeuge tauglich war, die beiden Andren aber nicht, so braucht, wenn der Frau vor der Aussage der letzten Zeugen die Erlaubnis zu einer zweiten Eheschliessung erteilt war, diese zweite Ehe nicht getrennt zu werden. So Maimon. Hil. Geruschin XII, 20 nach der Erklärung des R. Joseph Karo. Nach Nachmanides u. A. (ibid.) muss auch im letzten Falle die Ehe getrennt werden. Nur wenn ein Zeuge aussagt, ihr Mann sei gestorben, sie selbst auch erklärt, sie wisse bestimmt (Raschi) oder sei fest überzeugt (R. Nissim), dass ihr Mann gestorben sei und sie diesen Zeugen heiratet, darauf aber zwei Personen, die als Zeugen untauglich sind, aussagen, ihr Mann sei noch am Leben, dann braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. Vgl. Ketub. 22b.",
+ "Wenn Zwei. Die als Zeugen untauglich sind.",
+ "selbst wenn sie noch nicht wieder verheiratet ist. Oder selbst wenn man ihr noch nicht erlaubt hat sich wieder zu verheiraten (R. Ascher).",
+ "wieder heiraten. Da bei Personen, die als Zeugen untauglich sind, in jedem Falle die Stimmenmehrheit entscheidet; vgl. Note 33."
+ ],
+ [
+ "Wenn eine Frau. Die von einem fernen Lande heimkehrt.",
+ "und die andre. D. h. die andre Frau desselben Gatten.",
+ "wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. S. oben Mischna 1 und 3.",
+ "darf nicht wieder heiraten und erhält ihre Ketuba nicht. Dass die Frau, die ihren Mann nicht für tot erklärt, auch nicht wieder heiraten darf, ist selbstverständlich. Die Mischna spricht hier daher von dem Falle, dass diese Frau nachher ihre erste Aussage zurücknimmt, indem sie erklärt, sie habe diese Aussage nur gemacht, um ihre Nebenfrau zu kränken und ihr eine neue Eheschliessung zu verbieten, in Wahrheit aber sei ihr Mann nicht gestorben; sie darf nun dennoch keine neue Ehe eingehen, denn die Aussage ihrer Nebenfrau, dass ihr Mann gestorben sei, ist für sie (nach der vorigen Mischna) nicht massgebend (Jeb. 118a).",
+ "dürfen sie beide nicht wieder heiraten. Nach dem Talmud (ibid.) gilt dieser Ausspruch des R. Meir auch für den ersten Fall dieser Mischna; er ist nur deshalb im zweiten Falle angeführt, um den Anschein zu vermeiden, als stimmte R. Meir hierin mit R. Jehuda und R. Simon überein.",
+ "so dürfen sie wieder heiraten. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "und eine andre Frau. Die beide zugleich vor Gericht erscheinen.",
+ "so darf sie nicht wieder heiraten. Weil der Tod des Mannes zweifelhaft ist. Hat sie sich dennoch wieder verheiratet, so muss die zweite Ehe getrennt werden."
+ ],
+ [
+ "so darf sie wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. S. oben Mischna 3.",
+ "ihrer Nebenfrau aber ist es verboten. Weil nach Mischna 4 das Zeugnis der andren Frau für sie ungiltig ist.",
+ "War sie. Diese Nebenfrau.",
+ "die Tochter eines Israeliten. D. i. eines Nichtpriesters.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Da die andre Frau nicht beglaubt ist, ihr durch ihre Aussage das Eingehen einer neuen Ehe zu gestatten, so kann sie ihr auch den Genuss der Hebe nicht verbieten; die Nebenfrau darf vielmehr Hebe weiter geniessen, in der Annahme, dass ihr Mann noch lebt.",
+ "Tarphon. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "ihrer Schwiegermutter aber ist es verboten. Denn das Zeugnis der Schwiegertochter ist für die Schwiegermutter so wenig giltig als (nach Mischna 4) das Zeugnis dieser für jene.",
+ "Tarfon. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "Wenn Jemand sich eine von fünf. Vgl. Jeb. XI, Note 12 a.",
+ "so erteilt er. Wenn er nicht — was nach dem Talmud zulässig ist — alle fünf behalten will.",
+ "legt den Betrag der Ketuba. Die er für die eine Frau ausgestellt und die dann verloren gegangen ist. So ist diese Mischna nach denjenigen zu erklären, die der Ansicht sind, dass die angetraute, aber noch nicht heimgeführte Frau nur dann Anspruch auf die Auszahlung der Ketuba hat, wenn ihr diese in Wirklichkeit ausgestellt oder doch ausdrücklich zugesichert ist, ארוסה אין לה כתובה; vgl. Maim. Hil. Ischut IX, 21. Die Mischna kann dann auch von dem Falle handeln, dass der Mann die Ketuba auf den Namen einer Frau ausgestellt, aber diesen Namen nicht genannt hat, oder aber dass wohl ein Name genannt war, die fünf Frauen aber zufällig den gleichen Namen trugen. Nach einigen Dezisoren aber (Nachmanides, R. Ascher, auch Tos. B. mezia 17 b s. v. מן הארוסין) hat die angetraute Frau unter allen Umständen Anspruch auf Auszahlung der Ketuba; nach diesen braucht in unsrem Falle eine Ketuba gar nicht ausgestellt zu sein, vgl. Eb. haëser, Cap. 55 § 6.",
+ "für sie. Eigentlich: unter sie, in ihre Mitte. In Wirklichkeit deponiert er den Betrag der Ketuba bei Gericht, bis erwiesen ist, welche von den fünf Frauen die Angetraute war.",
+ "nieder und entfernt sich. D. h. er hat in dieser Angelegenheit weiter nichts zu tun.",
+ "er muss vielmehr jeder Einzelnen einen Scheidebrief und die Ketuba geben. Nach Jeb. 118b gilt dieser Ausspruch des R. Akiba nur für den Fall, dass der Mann die Frau durch Beiwohnung sich angeeignet hat; zur Strafe dafür, dass er diese Form der Aneignung gewählt hat, welche die Rabbinen für unzulässig erklärten (s. Jeb. 52 a), soll er jeder Einzelnen die Ketuba auszahlen. In jedem andren Falle aber schliesst sich R. Akiba der Ansicht des R. Tarphon an.",
+ "er muss vielmehr jedem Einzelnen. Der beschwört, dass er der Beraubte ist.",
+ "den Raub ersetzen. In den beiden letzten Fällen dieser Mischna entscheidet die Halacha nach der Ansicht des R. Akiba."
+ ],
+ [
+ "Wenn eine Frau mit ihrem Gatten und ihrem Sohne nach einem fernen Lande gegangen ist. In einigen Mischnaausgaben sowie im Talmud ist die Lesart: למדינת הים ובנה עמהם האשה שהלכה היא ובעלה",
+ "so ist sie beglaubt. Denn dadurch, dass man sie mit einem Sohne fortziehen sah, konnte man annehmen, dass sie später den Levir nicht zu heiraten braucht, sondern eine beliebige Ehe eingehen darf; diese Annahme wird nun durch ihre Aussage, dass ihr Mann mit Hinterlassung eines Sohnes gestorben sei, nicht erschüttert und darum als zu Recht bestehend festgehalten. — Eine solche Annahme wird חזקה genannt, d. h. die Präsumtion, die betreffs des Charakters oder des Zustandes einer Person oder einer Sache solange festgehalten wird, bis das Gegenteil erwiesen wird, oder Umstände eintreten, die jene Voraussetzung erschüttern.",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Denn durch ihre Aussage, wonach sie zur Leviratsehe gewillt und verpflichtet ist, erschüttert sie jene begründete Annahme.",
+ "man berücksichtigt jedoch ihre Worte. Insofern, dass sie nicht ohne weiteres eine neue Ehe eingehen darf."
+ ],
+ [
+ "ein Sohn ward mir im fernen Lande geschenkt. Zu diesem Ausdruck vergl. Jes. 9, 5.",
+ "so ist sie beglaubt. Denn als sie nur in Begleitung ihres Gatten fortzog, musste man annehmen, dass sie später den Levir werde heiraten dürfen, und diese Annahme wird durch ihre jetzige Aussage nicht erschüttert; sie darf und muss daher den Levir heiraten.",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Weil sie durch ihre jetzige Aussage, wonach sie zur Leviratsehe nicht verpflichtet sei, jene begründete Annahme erschüttert; sie darf daher nicht ohne weiteres eine neue Ehe eingehen. Dass im Allgemeinen die Frau wohl beglaubt ist, wenn sie den Tod ihres Mannes bezeugt, hat seinen Grund darin, dass sie diese Aussage nur nach gewissenhafter Prüfung machen wird, s. oben Note 5; wenn sie aber durch eine solche Aussage der Pflicht der Leviratsehe enthoben wird, so ist sie nicht ohne weiteres beglaubt, weil hier zu befürchten ist, dass sie diese Aussage nur gemacht, um den Levir, gegen den sie eine Abneigung hat, nicht heiraten zu müssen.",
+ "man berücksichtigt jedoch ihre Worte. Insofern, dass sie den Levir nicht heiraten darf.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Die Mischna, die ihr hier die Vollziehung der Chaliza erlaubt, handelt nur von dem Falle, dass die Frau ohnedies, z. B. als Geschiedene oder Entweihte zur Priesterehe ungeeignet ist oder dass sie erklärt, sie wäre mit ihrem Gatten etwa in einer Höhle gewesen, als dieser starb, sodass kein Zeuge kommen könne, der ihre Aussage betreffs des Todes ihres Mannes bestätigt. Wenn dies aber nicht der Fall ist, so darf sie weder eine neue Ehe eingehen, noch den Levir heiraten, noch die Chaliza vollziehen, da zu fürchten ist, es könnten nach vollzogener Chaliza Zeugen kommen, die die Aussage der Frau bestätigen, sodass das Gericht dann genötigt wäre, öffentlich bekannt zu machen, dass die Chaliza ungiltig war, da sie gar nicht zu erfolgen brauchte, die Frau somit zur Priesterehe wohl geeignet ist (כרוז לכהונה Jeb. 119b); wenn sie dann wirklich einen Priester heiraten würde, so könnten diejenigen, die Zeugen des Chalizaaktes waren, aber von der Bekanntmachung des Gerichtes nichts erfuhren, leicht glauben, die Chaluza sei dem Priester zur Ehe erlaubt, was aber rabbinisch verboten ist, s. Jeb. II, Note 35."
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+ "ein Levir ward mir im fernen Lande geboren. Ihre Schwiegermutter habe also einen Sohn bekommen.",
+ "so ist sie beglaubt. Da man ohne ihr Zeugnis nicht wusste, dass sie einen Schwager habe, also annahm, dass sie zur Leviratsehe nicht verpflichtet sei, und erst durch ihre Aussage erfuhr, dass diese Pflicht für sie eingetreten, sie also für jeden Andren zur Ehe verboten sei, so glaubt man ihr auch die weitere Aussage, dass dieser Schwager gestorben, sie also zur Leviratsehe nicht mehr verpflichtet sei und eine beliebige neue Ehe eingehen dürfe (הפה שאסר הוא הפה שהתיר).",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Vgl. oben Note 64.",
+ "deren Schwester zu heiraten. In diesen Fällen ist zu befürchten, dass die genannten Personen diese Aussagen nur in der Absicht machen, die betreffenden Ehen schliessen zu können."
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+ "so darf sie sich nicht wieder verheiraten. Mit einem Fremden, da ihr Mann beim Antritt der Reise keine Kinder hatte, also zu vermuten war, dass sie den Levir werde heiraten müssen. Man könnte zwar annehmen, dass die Nebenfrau, wie die grosse Mehrheit aller Frauen, inzwischen geboren habe, sodass jene wohl eine beliebige Ehe eingehen dürfte; hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass zunächst die Annahme begründet war, diese Frau sei an den Levir gebunden und dürfe nicht eine beliebige Ehe eingehen, sodann dass die Nebenfrau vielleicht zu der Minderheit von Frauen gehörte, die nur eine Fehlgeburt hervorbringen oder überhaupt nicht gebären, sodass die Vermutung, dass sie zu jener grossen Mehrheit zu zählen sei, in diesem Falle stark erschüttert ist.",
+ "ob ihre Nebenfrau schwanger ist. Wenn Zeugen aus dem fernen Lande kommen und erklären, dass die Nebenfrau nicht schwanger ist, so darf die Frau den Levir heiraten. Sobald aber jene ein lebensfähiges Kind geboren, ist diese dem Levir zur Ehe verboten und darf einen Fremden heiraten. Man könnte freilich der Frau den Rat erteilen, dass sie nach dem Tode ihres Mannes 9 Monate warten und dann dem Levir Chaliza erteilen solle, um eine beliebige Ehe eingehen zu dürfen, da ja ihre Nebenfrau, falls sie schwanger war, inzwischen geboren haben muss, falls aber nicht, die Chaliza bereits geschehen und das Band der Leviratshe-Pflicht somit aufgelöst ist. Es wäre dann jedoch zu befürchten, dass man vielleicht erst nach vollzogener Chaliza durch Zeugen erfährt, dass die Nebenfrau ein Kind geboren, sodass das Gericht öffentlich bekannt machen müsste, dass die Chaliza, weil überflüssig, als nicht geschehen zu betrachten und die Frau daher zur Priesterehe geeignet sei; diejenigen nun, die dem Chalizaacte beigewohnt, aber von der Bekanntmachung des Gerichtes nichts erfuhren, könnten dann, wenn sie einen Priester heiratet, leicht glauben, die Chaluza sei dem Priester zur Ehe erlaubt, vgl. Jeb. XV, Note 66. Wenn aber die Frau ohnedies z. B. als Geschiedene oder Entweihte einen Priester nicht heiraten darf, so ist in der Tat die Chaliza 9 Monate nach dem Tode des Mannes zulässig. — Die Worte היא צרתה, wobei das היא eigentlich überflüssig ist, wollen andeuten, dass man nur die Nebenfrau berücksichtigt, die mit dem Manne nach dem fernen Lande gegangen ist; sobald nun Zeugen aussagen, dass diese nicht schwanger ist, darf die andre Frau den Levir heiraten und braucht nicht zu befürchten, dass der Mann vielleicht noch eine dritte Frau geheiratet hat, die ihr event. die Ehe mit dem Levir verbieten könnte; Jeb. 119a und Raschi das. s. v. לצרה אחריתי. Nach Maim. Hil. Jib. III,14 wollen jene Worte besagen, dass die Nebenfrau, die den Mann begleitete, 3 Monate nach dessen Tode (s. Jeb. IV, 10) den Levir heiraten oder ihm die Chaliza erteilen darf und auf ihre Nebenfrau, d. i. die zurückgebliebene Gattin keine Rücksicht zu nehmen, d. h. nicht zu befürchten braucht, dass diese etwa beim Fortzuge des Mannes schwanger war.",
+ "Hat sie eine Schwiegermutter. Im fernen Lande.",
+ "so braucht sie. Wenn ihr Mann gestorben, ohne Kinder und Brüder zu hinterlassen.",
+ "dies nicht zu berücksichtigen. Sie braucht nicht zu befürchten, dass ihre Schwiegermutter vielleicht bei Lebzeiten ihres (der Schwiegertochter) Gatten einen Sohn geboren, an den als ihren Levir sie nun durch das Band der Leviratsehe-Pflicht gebunden wäre, denn hier waltet ein doppelter Zweifel ob (ספק ספיקא), ob sie nämlich eine Fehlgeburt oder ein lebensfähiges Kind zur Welt gebracht, und wenn das letztere der Fall, ob es ein Sohn gewesen.",
+ "so muss sie es berücksichtigen. Sie muss befürchten, dass ihr ein Levir geboren wurde; denn durch den Umstand, dass die Schwiegermutter schwanger war, ist die Annahme, dass sie eine beliebige Ehe eingehen dürfe und an keinen Levir gebunden sei, erschüttert. Sie muss vielmehr das Ende der Schwangerschaft abwarten und dann, wenn sie einen Schwager bekommt, diesen heiraten, wenn nicht, darf sie einen Fremden heiraten; und so entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn von zwei Schwägerinnen. Den Frauen zweier Brüder.",
+ "so darf keine von Beiden wegen des Gatten der andren sich wieder verheiraten. Da eine Frau, welche den Tod ihres Schwagers bezeugt, nicht beglaubt ist, so ist zu fürchten, dass der Levir noch lebt und die Leviratsehe stattfinden muss. Eine Frau, die den Tod ihres Mannes erklärt, ist nur für ihre Person beglaubt, d. h. sie darf sich anderweitig verheiraten, sie ist aber nicht in dem Maasse beglaubt, dass auf ihre Aussage hin ihre Schwägerin von der Pflicht der Leviratsehe befreit wäre.",
+ "Hat die eine Zeugen. Die erklären, dass ihr Mann gestorben ist. Der Plural עדים ist hier nach den meisten Decisoren nicht buchstäblich zu nehmen (wie auch bei dem nachfolgenden בנים und יבמין selbstverständlich auch ein Kind resp. ein Schwager genügt, vgl. Jeb. IV, 11), es genügt vielmehr ein Zeuge; nach R. Ascher müssen es jedoch zwei Zeugen sein. Vgl. auch Jeb. X, Note 1.",
+ "verboten [sich zu verheiraten. Weil der Tod des Levir nur durch ihre Schwägerin, aber nicht durch Zeugen bestätigt ist, also zu befürchten ist, dass der Levir noch lebt.",
+ "ist es erlaubt. Denn der Tod ihres Mannes ist durch ihre eigene Aussage, der Tod des Schwagers durch die von zwei Zeugen bestätigt.",
+ "Hat die eine Kinder und die andre keine Kinder. Beide haben keine Zeugen, die ihre Aussagen bestätigen.",
+ "Haben sie. Die beiden Schwägerinnen, die keine Kinder und auch keine Zeugen für ihre Aussage haben.",
+ "den Levir geheiratet und sind diese Schwäger gestorben. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so dürfen sie sich nicht wieder verheiraten. Weil jetzt wieder die Befürchtung eintritt, dass ihre ersten Gatten vielleicht noch leben. Denn dass diese Frauen auf Grund ihrer eigenen Aussage ihren Levir heiraten durften, man also glaubte, ihre Gatten seien gestorben, ist nur deshalb, weil die Frau, die da erklärt, ihr Mann sei gestorben, beglaubt ist und den Levir heiraten darf (Jeb. XV, 1); wenn es aber jetzt, nach dem Tode ihrer Schwäger ihnen gestattet sein sollte, sich anderweitig zu verheiraten, so geschähe es deshalb, weil jeder Einzelnen geglaubt würde, dass ihr Levir, also der Gatte der Andren gestorben sei; dies aber widerspräche der Mischna XV, 4, wonach eine Frau, die den Tod ihres Schwagers bezeugt, nicht beglaubt ist. Wären die Frauen jedoch von ihren Schwägern nach vollzogener Leviratsehe geschieden worden, so dürften sie sich wohl anderweitig verheiraten, denn selbst wenn die ersten Männer noch lebten, würde doch jedem die Frau des Andren als die Geschiedene seines Bruders zur Ehe verboten sein, Lev. 20, 21.",
+ "Elieser. In den Talmudausgaben R. Elasar.",
+ "sind sie Jedem erlaubt. Da man auf Grund ihrer Aussage mit Recht annahm, ihre Gatten seien gestorben, und ihnen erlaubt hat den Levir zu heiraten, so hält man diese Annahme nun für alle Fälle für begründet."
+ ],
+ [
+ "Man darf nur aussagen. Wenn man als Zeuge erklären will, ein Mann sei gestorben, und diese Aussage nicht auf einzelne Merkmale, sondern auf das Wiedererkennen des Gesamteindruckes gegründet ist, wie dieser sich dem Auge eingeprägt hat (טביעת עין).",
+ "auf Grund des Gesichts. Πϱόσωπον, Gesicht, Anblick, Aussehen.",
+ "obwohl [sonstige] Kennzeichen an seinem Körper. Merkmale, die nicht besonders klar und triftig sind (סימן שאינו מובהק ביותר), wie allgemeine Angaben des Grössenverhältnisses, der Farbe u. dergl. Wenn man jedoch sichere und untrügliche Kennzeichen angeben kann, wie das Fehlen eines bestimmten oder das Vorhandensein eines überflüssigen Gliedes, so sind diese Merkmale ausreichend, um die Identität des Verstorbenen festzustellen, auch wenn man über das Gesicht keine Aussagen machen kann.",
+ "oder seinen Kleidern. Hier genügen selbst sichere Merkmale nicht, da zu befürchten ist, dass vielleicht der Eigentümer der Kleider diese einem andren geliehen (חיישינן לשאלה), der in jenen Kleidern verstorben ist, sodass also aus den Kleidern die Identität des Toten nicht zu erweisen wäre.",
+ "selbst wenn man ihn zerschnitten. D. h. mit Schnittwunden bedeckt. מגיד [vgl. auch Ohalot I, 6] von גִיֵּד, syr. ܓܰܝܶܕ, denominat. von גיד, eigentlich = die Sehnen zerschneiden, dann überhaupt=zerstückeln, zerschneiden; oder auch von einer Wurzel גוד [= bibl. גדד] = schneiden, cf. Gen. 49, 19, Dan. 4, 11. 20. — Selbst wenn der Schnitt an einer Stelle des Körpers sich befand, wo er lebensgefährlich ist, gilt er nicht als sicheres Kennzeichen, da er vielleicht mit einem scharfen Instrument geführt war und noch geheilt werden konnte, Jeb. 120 b.",
+ "oder aufgehängt. צלב = arab. صَلَبَ, aufhängen; vgl. Onkelos zu Deut. 21, 22 ותצלוב = ותלית.",
+ "oder ein wildes Tier an ihm fressen sah. Und zwar an einer Stelle des Körpers, wo die Wunde nicht lebensgefährlich ist; im andren Falle wäre ein solches Merkmal ausreichend.",
+ "Man darf nur binnen drei Tagen. Nach dem Eintritt des Todes; nach dieser Zeit ändert sich das Aussehen des Toten und kann leicht zu einem Irrtum über seine Person Veranlassung geben. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha.",
+ "aussagen. Eine Person sei gestorben.",
+ "nicht alle Menschen. Manche Personen gehen schon in kürzerer Frist in Verwesung über.",
+ "und nicht alle Orte. In wärmeren Gegenden tritt die Verwesung schneller ein als in kälteren.",
+ "und nicht alle Zeiten. Die wärmere Jahreszeit beschleunigt den Eintritt der Verwesung.",
+ "sind gleich. Man muss vielmehr bei der Feststellung der Identität einer Person diese Umstände berücksichtigen."
+ ],
+ [
+ "sei dies begrenzt. D. h. die Ufer sind an allen Seiten sichtbar.",
+ "so ist es seiner Frau verboten [sich wieder zu verheiraten. Denn selbst wenn man einige Tage am Ufer gestanden und den Verschwundenen nicht wieder gesehen hat, ist es möglich, dass er so lange im Wasser gelebt und dann wieder emporgekommen ist.",
+ "bis ihre Seele [vermutlich] ausgegangen war. Drei Stunden, s. die Kommentare zu Eb. haëser, Cap. 17 § 32.",
+ "gestattete man ihren Frauen sich wieder zu verheiraten. R. Jose ist der Ansicht, dass, wenn der Mann in ein begrenztes Wasser gefallen ist und man am Ufer solange gewartet hat, bis er vermutlich gestorben ist, man aussagen darf, er sei tot. Wenn das Wasser jedoch unbegrenzt ist, so darf man dies nicht aussagen, da er vielleicht, vom Zeugen unbemerkt, an irgend einer Stelle wieder emporgekommen ist. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "Ferner geschah es einst in Asia. Nach Neubauer, la géogr. du Talmud, S. 38 wahrscheinlich Essa, eine Stadt östlich vom See von Tiberias, nicht mit dem im Talmud öfter vorkommenden אסיא zu identifizieren. Der jerus. Talmud z. St. (S. 15 d) liest jedoch אסיא.",
+ "dass man Jemand in das Meer hinabliess. שלשל denomin. von שלשלת, z. B. Kelim XIV, 3 (= bibl. שרשרת), an einer Kette oder einem Stricke hinablassen; vgl. Makkot II, Note 3.",
+ "war es vom Knie aufwärts. War das Bein oberhalb des Knies vom Körper getrennt, wo die Verletzung als tötlich gilt.",
+ "wieder heiraten. Nach Ablauf von 12 Monaten, da in der Regel der tötlich Verletzte nicht mehr 12 Monate lebt (טרפה אינה חיה).",
+ "so darf sie nicht wieder heiraten. Denn da die Verletzung nicht tötlich ist, so ist zu befürchten, dass der Mann an irgend einer Stelle des Meeres unbemerkt emporgekommen ist. — Die Mischna handelt jedoch nur von dem Falle, dass man den Mann an einem Strick, der um sein Bein gebunden war, hinabgelassen hat, sodass anzunehmen ist, dass das emporgezogene Bein zu jenem Manne gehörte. Wenn aber der Mann ins Wasser gefallen ist und man nachher ein Bein, selbst vom Knie aufwärts, etwa mittelst eines Netzes heraufgeholt hat, so ist zu befürchten, dass dieses von einem Andren stammt, und man darf daher auf dieses hin nicht erklären, der Mann sei gestorben, es sei denn, dass man an diesem Bein ein sicheres Kennzeichen hatte."
+ ],
+ [
+ "Wenn man auch nur Frauen. Die nicht die Absicht hatten, mit ihren Worten ein Zeugnis abzulegen.",
+ "so genügt es. Und man darf daraufhin erklären, der Mann sei gestorben, und die Frau darf dann eine neue Ehe eingehen.",
+ "zu betrauern und zu begraben. Nach Jeb. 121b ist die Mischna dahin zu verstehen, dass die Kinder bei ihrer Rückkehr von der Bestattung imstande sind, einige genauere Angaben über diese zu machen, z. B. über die Teilnehmer, die Trauerredner u. dergl.",
+ "sein Zeugnis nicht. Nur wenn er beiläufig, ohne jede Absicht, „in seiner Einfalt“ erzählt (מסיח לפי תומו), N. N. sei gestorben, darf die Frau daraufhin eine neue Ehe eingehen."
+ ],
+ [
+ "Man darf aussagen. N.N sei gestorben.",
+ "man darf auch der Frau gestatten wieder zu heiraten auf Grund eines Echos. Nach Tos. Jomtob z. St. ist hier unter בת קול eine Stimme zu verstehen, die man vernahm, ohne den Urheber zu sehen; das hierauf folgende Ereignis wäre dann ein passender Beleg.",
+ "Ferner geschah es einst in Zalmon. Vergl. auch Kilaim IV, 9; vielleicht ein Ort am Berge Zalmon (Richter 9, 48) nahe bei Sichern (Neubauer, S. 275)."
+ ],
+ [
+ "als ich einst nach Nehardea. Nehardea, nach Einigen Nehardaa, die Hauptstadt des jüdischen Babylonien, Festung am Euphrat (vgl. Josephus, Antiquit. 18, 9. 16).",
+ "Nehemia aas Beth-Deli. Vgl. Edujot VIII, 5. Dieser Ort, arab. باديال ist nicht mit Schwarz, das heil. Land, S. 89 und Neubauer, S. 263, in Palästina zu suchen und mit dem von Robinsohn, bibl. researches II, S. 412 erwähnten „Ouady ed-Dalieh“ (auf dem Wege von Tibnin nach Safed) zu identificieren; er lag vielmehr ausserhalb Palästinas, im Kreise מאזול, s. Kohut, Ar. compl. s. v. Hierfür spricht auch unsre Mischna, wonach R. Akiba den Nehemia aus Beth-Deli auf seinem Wege nach Nehardea in Babylonien traf.",
+ "und er sagte zu mir: „ich habe gehört, dass in Palästina Niemand einer Frau auf die Aussage nur eines Zeugen wieder zu heiraten erlaubt, ausser R. Jehuda, dem Sohne Baba’s,. Vgl. Edujot VI, 1.",
+ "und da sagte ich. Die Form נומיתי ist schwierig. Das Verb נום = dem bibl.-hebr. נאם ist in der talmudischen Literatur sehr häufig, wie auch נאם selbst hier nicht selten ist; vgl. נאמתי Sifré § 22 (in Tosefta Nasir 4, 7 נמתי, in Nasir 4b und Parallelst. אמרתי), נאם Sifré § 22 (Tos. Nasir 4, 7 נם, Nasir 4b אמר), § 65. Es finden sich ferner folgende Formen:
נמתי Tosefta Jeb. XII, 11 (ed. princ. und Wiener Hdschr.), ibid. XIV, 5, Tos. Ohalot IV, Ende, Chullin 70 b.
נמיתי Tos. Ohalot V, Ende (Erf. Hdschr. ed. Zuckermandel) נמיתיך, ich sage dir´s Cod. 110 fol. Unter den talmud. Hdschr. der vatic. Bibl.; cf. ZDMG 1909, S. 369.
נומיתי Jerus. Schekalim V (S. 49 a), auch in Tos. Ohal. V, Ende (nach der Korrectur Kohuts im Aruch completum).
נומתי (so punctiert) in unsrer Mischna zum jerus. Talmud (ed. Lowe); auch die Ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) liest hier נומתי; Tos. Jeb. XII, 11 (Erf. Hdschr.).
נם Tos. Ohalot IV, Ende u. o.
נימא Jerus. Nasir I (S. 51c).
נימה Tos. Jeb. XIV, 5 (Erf. Hdschr.), Jerus. Jeb. XII (S. 12c).
נומה Jerus. Jeb. XII, 1 (nicht in der ed. Krotoschin), Jerus. Nasir I, 6 (nach der Korrectur Kohuts im Aruch).
נומי Sebach. 46b, wie der Talmud die Mischna IV, 5 citiert und auch nach Raschi, Seb. 45b, sowie nach Schitta mekubbezet in dieser Mischna zu lesen ist; die Mischna zum jerus. Talmud (ed. Lowe) hat ebenfalls die Lesart נומי ר׳ שמעון.
נומית ,נומת in der Mischna ed. princ. der Mischna-Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin Ms. Or. Fol. 567, den Talmudausgaben und der Mischna zum jerus. Talmud Jeb. XVI, Ende (wofür bei uns אמרה).
נמנו Gittin VI, 7 (9) in der ed. princ., wofür bei uns נומינו (in einigen von Kohut citierten Ausgaben נמינו) und נוִּמֵנוּ (so punctiert) in der Mischna ed. Lowe.
<ftnote>Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, dass die beiden Formen נום und נמה nebeneinander existiert haben. Von der ersteren sind abzuleiten: נמנו ,נם ,נמתי; von der letzteren (= نمى Jemand eine Mitteilung zutragen, überbringen) bei regelmässiger Bildung: נמינו ,נמיתי. Die andren Formen, bei denen zwischen נ und מ ein ו oder י eintritt, scheinen darauf hinzudeuten, dass eine fehlerhafte Neubildung aus dem hebr. נאום schon in der Zeit der lebendigen Gelehrtensprache, also in den Gelehrtenschulen selbst gemacht worden ist. (Mitteilung des Herrn Prof. Barth).",
+ "so verhalten sich die Dinge. Alle Gelehrten sind in dieser Frage andrer Ansicht als R. Jehuda b. Baba.",
+ "dass diese Gegend von Kriegshorden. גיס = جَيش Schaar, Horde, Bande.",
+ "durchzogen. שבש eig. verwickeln, durchziehen (verw. mit dem bibl. שבץ, flechten), daher auch verwirren, stören.",
+ "ist. Ich kann daher nicht selbst zu ihnen kommen, um ihnen dieses mitzuteilen.",
+ "ich habe die Überlieferung. מקובלני = מקובל אני, vgl. auch Jadajim IV, 2 (III, 5). Das Subjectsuffix der ersten Person sing. wird unmittelbar an das Particip angehängt; cf. גוזרני Rosch hasch. II, 9, חוששני Sab. XVI, 7 u. o.",
+ "und als ich kam und diese Worte dem Rabban Gamliel. Dem Jüngern, dem Enkel des vorhergenannten R. Gamliel.",
+ "vortrug. Die Wurzel רצה kommt an einigen Stellen der Bibel in der Bedeutung „bezahlen“ resp. „bezahlt werden“ vor, s. Lev. 26, 34. 41. 43; Jes. 40, 2; II. Chron. 36, 21. Das Späthebräische und Jüdisch-Aramäische kennt ein Verbum הרצה und ארצי im Sinne von „aufzählen“, z. B. אסור להרצות מעות Sab. 22 a; daher dann = erzählen, darlegen, vortragen. Dieses Wort ist, wie die aramäische Form zeigt, von der Wurzel רצה = رضى ganz zu trennen; dagegen wird es mit jenem biblisch-hebräischen Worte identisch sein. Den Übergang von „Zählen“ zu „Zahlen, Bezahlen“ zeigt auch مَانَى bezahlen, verglichen mit מנה, ferner das griech. ἀϱιϑμεῖν, z. B. τὸ ἀϱγύϱιον. So S. Fraenkel in Stade’s Zeitschr. für alttestamentl. Wissensch. 1899, S. 181. Unabhängig von diesem stellt auch Ehrlich, מקרא כפשוטו S. 210, jene beiden Wörter zusammen und weist noch hin auf סָפַר und סִפֵּר, zählen u. erzählen; vgl. to tell, franz. compter = rechnen, zählen und conter = erzählen (von computare = berechnen), desgleichen ital. contare und span. contar in beiden Bedeutungen.",
+ "einen Genossen. Der seine Ansicht teilt.",
+ "dass einst mehrere Männer in Tel Arsa. Die Lage dieses Ortes ist unbekannt.",
+ "der es. Dass nämlich der Gatte gestorben sei.",
+ "aus dem Munde eines andren Zeugen oder aus dem Munde eines Sklaven oder aus dem Munde einer Frau oder aus dem Munde einer Sklavin vernommen. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "und nicht auf die Aussage von Verwandten. Nach der Halacha ist jedoch ein solches Zeugnis wohl giltig.",
+ "der Palmenstadt. Die in der Bibel zehnmal genannte Stadt an der südlichen Spitze des Toten Meeres, in den Ruinen, die heute den untern Teil von Ouady Kerak bedecken, s. Neubauer, S. 256. Nach Tos. Schebiit VII, 15 und Pesach, 53 a war Zoar sehr palmenreich, sodass es wie Jericho (Deut. 34, 3 u. ö.) schlechthin die Palmenstadt genannt wurde. Noch im Mittelalter zeichnete sich Zoar durch seinen Palmenreichtum aus; die Schriftsteller der Kreuzzüge Albertus Aquensis, Wilhelm von Tyrus u. A. bezeichnen die Stadt als Villa palmarum oder französiert Palmer, Paumier. Vgl. Graetz in der Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1872, S. 338ff.",
+ "diesen brachte man darauf in ein Gasthaus. Πανδοϰεία, Gasthaus, Gastwirtschaft.",
+ "Als sie dann auf ihrer Rückkehr zur Wirtin. Πανδόϰισσα. Sie war Heidin.",
+ "da sagte. In den Talmudausgaben נומית, s. oben Note 47 a.",
+ "Da sagte man zu ihm. R. Akiba.",
+ "sollte eine Priesterin. Oder auch eine Jüdin, die zur Priesterehe geeignet ist.",
+ "nicht ebenso [beglaubt] sein wie die Wirtin. Da Du doch erklärtest, dass keine Frau als Zeugin beglaubt ist.",
+ "wenn nur die Wirtin beglaubt wäre. לכשתהא hier = als ob, wenn nur; oder: wenn sie [wie die] Wirtin wäre, so wäre sie auch beglaubt. In Wirklichkeit glaubte man ihr nur deshalb, weil sie es ohne jede Nebenabsicht erzählte und ihre Worte durch das Vorlegen der Beweisstücke bestätigte. — Diese Häufung der Partikeln (vgl. למבראשונה I Chron. 15, 13) ist in der Mischna nicht selten; sie ist temporal und condicional zugleich, „für den Fall, dass.“ S. לכשיוציא Ket. III,4; לכשיצא Sota IV,5.",
+ "seine Tasche. תרמיל, vom arab. رَمَلَ = zusammenweben, eine Tasche, ein Ranzen. Cod. J. K. N.: מקלו ומנעלו ותרמילו, in L.: מקלו ומנעלו וס\"ת. – תרמיל oft mit מקל zus., s. Targ. I Sam. 17,40 (für ילקוט; s. Hai zu Kelim 19,8); Sab. 31a, Beza 25b; Tos. (ed. Romm) Beza 3, 11, B.mez. 8,6; Jer. Schebuoth 8, 38c."
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+ "\nEinleitung.\nDer Tractat Jebamot behandelt die drei Gesetze, die Deut. 25, 5—10 niedergelegt sind.\nA) Wenn nämlich ein Ehemann stirbt, ohne einen Nachkommen zu hinterlassen, so hat in erster Reihe der älteste, in zweiter der nächstfolgende überlebende Bruder, der von demselben Vater erzeugt ist und mit dem Verstorbenen gleichzeitig, wenn auch nur in einem Momente, gelebt hat, die Pflicht, die verwitwete Schwägerin zu ehelichen. Während sonst die Witwe des nicht ohne Nachkommen verstorbenen Bruders dem überlebenden zur Ehe verboten ist (Lev. 18, 16 und 20, 21), so ist in diesem Falle diese Ehe nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten. Man nennt solche Ehe יבום = Leviratsehe (vom lat. levir = Schwager, d. i. Bruder des Gatten); der Levir heisst יבם, die Schwägerin, die er zu ehelichen verpflichtet ist, יבמת oder יבמה. Die Leviratsehe kann, wie jede andere giltige Ehe, nur durch den Tod des Gatten oder durch Scheidung gelöst werden.\nB) Wenn jedoch der Bruder diese Ehe nicht eingehen will, oder Gründe vorhanden sind, die diese Verbindung nicht zulassen oder nicht als ratsam erscheinen lassen, so muss zunächst die Witwe den Schwager vor einem Gerichte zur Erfüllung seiner Pflicht auffordern und der Levir seine Weigerung erklären; sodann hat er die Schwägerin den Schuh von seinem Fusse abziehen und diesen entblössen, vor seinem Angesicht ausspeien und sie die Formel aussprechen zu lassen: „Also geschehe dem Manne, der das Haus seines Bruders nicht erbauen will“. Dieser Act, nach dessen Vollziehung die Witwe jede beliebige Ehe eingehen kann, heisst חליצה = Entschuhung (nach Deut. 25, 9).\nC) Solange nicht die Leviratsehe oder die Chaliza stattgefunden, darf die Witwe keine neue Ehe eingehen; sie heisst זקוקה ליבם = an den Levir gebunden, und das Band der Leviratsehe-Pflicht heisst זיקה.\nDas Gebot der Leviratsehe erleidet jedoch gewisse Einschränkungen:\n1) Wenn der Levir und die verwitwete Schwägerin in dem Grade verwandt sind, dass eine eheliche Verbindung zwischen ihnen wegen Incests gesetzlich unmöglich, d. h. mit gerichtlicher Todesstrafe oder der Strafe der Ausrottung bedroht ist (sie ist z. B. seine Tochter, die Schwester seiner Frau u. dergl.), so fällt für diesen Levir die Pflicht der Leviratsehe resp. der Chaliza fort. Hat er keinen andren Bruder, so darf die Schwägerin ohne weiteres eine neue Ehe eingehen (מותרת לשוק). Hinterlässt der Verstorbene zwei (oder mehr) Frauen, von denen die eine dem Levir wegen Incests zur Ehe verboten ist, so darf er auch die andre (die צרה = Nebenfrau) nicht ehelichen, und diese darf (auch ohne Chaliza) sich anderweitig verheiraten. Hinterlässt der Verstorbene zwei (oder mehr) Frauen, von denen keine dem Levir wegen Incests zur Ehe verboten ist, so kann er nur an einer von diesen die Leviratsehe vollziehen oder nur einer die Chaliza erteilen; die andre Frau darf dann ohne weiteres jede beliebige Ehe eingehen. Hinterlässt er mehrere Brüder und mehrere Frauen, so darf nur ein Bruder an einer Witwe die Leviratsehe vollziehen oder ihr die Chaliza erteilen; für die andren Brüder fällt diese Pflicht fort.\n2) Wenn der verstorbene oder der überlebende Bruder durch natürliche Fehler unfähig ist, Kinder zu zeugen, oder die Witwe unfähig ist, Kinder zu gebären, so hat weder die Leviratsehe noch die Chaliza zu erfolgen.\n3) Wenn die eheliche Verbindung zwischen dem Levir und der Schwägerin zwar nicht mit Ausrottungsstrafe bedroht, aber dennoch das Eingehen resp. die Fortsetzung der Ehe mit Uebertretung eines Thoraverbotes verbunden ist (z. B. zwischen einem Hohenpriester und der Witwe, oder zwischen einem gemeinen Priester und der Witwe, wenn diese von einem früheren Gatten geschieden war u. s. w.), so darf nicht die Leviratsehe, sondern nur die Chaliza vollzogen werden.\n4) Wenn das Eingehen und die Fortsetzung der Ehe nach dem Gesetz wohl zulässig ist, aber andre Gründe vorliegen, die die Ehe nicht als ratsam erscheinen lassen (z. B. unheilbare Krankheiten, Ungleichheit des Alters u. dergl.), so soll nicht die Leviratsehe, sondern die Chaliza erfolgen.\nDer Tractat Jebamot zerfällt in 16 Abschnitte.\nIm 1. Abschnitt werden die Frauen aufgezählt, deren Ehe dem Levir bei Strafe der Ausrottung verboten ist, denen (sowie deren Nebenfrauen) gegenüber somit das Gebot der Leviratsehe und der Chaliza fortfällt.\nDer 2. Abschnitt behandelt zunächst den Fall, dass nach dem Tode des Gatten diesem ein Bruder geboren wurde. Sodann werden die Frauen genannt, die man infolge einer rabbinischen Satzung oder der Heiligkeit des Standes nicht ehelichen darf. Darauf wird die Frage besprochen, inwiefern ein nicht rechtmässig erzeugtes Kind die Pflichten eines legitimen zu erfüllen hat resp. welche Rechte es geniesst; schliesslich werden einige Frauen erwähnt, die man unter gewissen Umständen nicht heiraten darf.\nDer 3. Abschnitt enthält besondere Fälle, in denen mehrere Brüder Schwestern geheiratet haben, und nennt diejenigen, in welchen die Leviratsehe resp. die Chaliza zulässig oder verboten ist.\nDer 4. Abschnitt behandelt die Frage, was zu geschehen hat, wenn die verwitwete Schwägerin nach vollzogener Chaliza oder Leviratsehe als schwanger befunden wird; wem das Vermögen der Jebama oder der Chaluza gehört; welche Blutsverwandten der Chaluza resp. dem Levir zur Ehe verboten sind; wie lange man mit der Leviratsehe und der Chaliza nach dem Tode des Gatten zu warten hat und welches Kind ein Bastard (Mamzer) genannt wird.\nIm 5. Abschnitt wird festgesetzt, welche gesetzlichen Folgen für die Schwägerin die „Heirats-Ansprache“, die Beiwohnung, der Scheidebrief und die Chaliza hat.\nDer 6. Abschnitt spricht von den verschiedenen Arten der Beiwohnung, von den Frauen, die die Priester heiraten dürfen, und dem Gebote der Fortpflanzung.\nIm 7., 8. und 9. Abschnitt wird auseinandergesetzt, welche Personen infolge ihrer verwandtschaftlichen oder rechtlichen Beziehung zu einem Priester (Leviten) Hebe (Zehnt) geniessen dürfen, sowie was unter einem Verstümmelten und einem Verschnittenen zu verstehen ist.\nDer 10. Abschnitt bespricht die Ehen, die auf Grund falscher Meldungen über den Tod eines der Gatten geschlossen sind, sowie die gesetzlichen Folgen der Beiwohnung eines Minderjährigen.\nDer 11. Abschnitt handelt von der Vergewaltigten, der Proselytin und von den Kindern, die irrtümlich verwechselt wurden.\nIm 12. Abschnitt wird der Act der Chaliza dargestellt.\nDer 13. und 14. Abschnitt behandeln das Gesetz von Mëun, d. i. die Weigerung einer Unmündigen, den ihr durch ihre Mutter oder ihren Bruder angetrauten Gatten zu behalten, sowie die eherechtlichen Vorschriften über Taubstumme.\nIm 15. und 16. Abschnitt wird die Frage besprochen, wann ein Zeugnis über den eingetretenen Tod des Ehegatten als glaubwürdig gilt, und unter welchen Umständen die Frau einen Andren oder den Bruder des Gatten heiraten darf.\n"
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+ "Fünfzehn Frauen. Die mit dem Bruder ihres kinderlos verstorbenen Mannes derart verwandt sind, dass er (bei Todesstrafe) keine von ihnen heiraten darf.",
+ "befreien. Da ihnen selbst die Leviratsehe mit diesem Schwager verboten ist. Dies wird in Jeb. 3b mittelst der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (גזרה שוה) aus den Worten עליה in Lev. 18,18 und Deut. 25,5 abgeleitet, wonach die allgemeine Vorschrift, dass der Levir die Witwe seines kinderlos verstorbenen Bruders ehelichen solle (Deut. 25, 5), in dem Sinne beschränkt wird, dass diese Ehe nicht stattfinden darf, wenn die Witwe die Schwester der Frau des überlebenden Bruders ist. Dasselbe ist der Fall, wenn überhaupt der Levir mit der Witwe blutsverwandt ist.",
+ "ihre Nebenfrauen. D. h. die Frauen, die ihr Mann neben ihnen noch hatte, die aber sonst in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Bruder ihres Mannes standen. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen, von denen die eine dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten ist, so fällt für diesen überhaupt die Pflicht der Leviratsehe gegenüber dem Hause seines verstorbenen Bruders fort, und er darf auch dessen Nebenfrauen nicht heiraten, was Jeb. 3b aus לצרר, Lev. 18, 18 abgeleitet wird. — Allgemein sei hier noch bemerkt: Jede wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotene Frau heisst mit Bezug auf den Blutsverwandten ערוה. Die Nebenfrau einer solchen zur Ehe verbotenen Frau heisst צרת ערוה. Vgl. auch die folgende Mischna.",
+ "und die Nebenfrauen ihrer Nebenfrauen. S. das Beispiel im zweiten Satz der folgenden Mischna.",
+ "von der Chaliza. Entschuhungs-Act, Deut. 25, 7 ff.",
+ "und der Leviratsehe. Deut. 25, 5.",
+ "bis ins Unendliche. Vgl. Note 39.",
+ "Seine. Des überlebenden Bruders.",
+ "Tochter. Die er ausserehelich gezeugt hat. Das Verbot, diese zu ehelichen, wird durch ק״ו (Schluss a minori ad majus, vom Leichtern auf das Schwerere) von ובת בתך, Lev. 18, 10 (wo die Tochter seines unehelichen Kindes gemeint ist) abgeleitet; vgl. Jeb. 97a. Die eheliche Tochter ist in בת אשתו, dem vierten Falle dieser Mischna, einbegriffen. Ebenso ist die Tochter seiner ehelichen Tochter in בת בתה, dem sechsten Falle dieser Mischna, einbegriffen u. s. w.",
+ "die Tochter seiner Tochter. D. h. seiner unehelichen Tochter.",
+ "die Tochter seines Sohnes. D. h. seines unehelichen Sohnes.",
+ "die Tochter seiner Frau. Seine Stieftochter.",
+ "die Tochter ihres Sohnes. Die Tochter seines Stiefsohnes.",
+ "die Tochter ihrer Tochter. Die Tochter seiner Stieftochter. Die drei letztgenannten Frauen sind durch Lev. 18,17 zur Ehe verboten.",
+ "seine Schwiegermutter. Wenn z. B. Ruben die (verwitwete) Schwiegermutter seines Bruders Simon geheiratet hatte und dann kinderlos gestorben ist, so darf Simon an dieser seiner Schwägerin als an seiner Schwiegermutter die Leviratsehe nicht vollziehen, nach Lev. 18, 17 und 20, 14. So Raschi z. St. Wir könnten auch den Fall setzen, dass Simon die Tochter seines Bruders Ruben geheiratet, diese aber später durch den Tod verloren hat. Wenn nun Ruben stirbt, so darf Simon an dessen Witwe als an seiner Schwiegermutter die Leviratsehe nicht vollziehen, da man die Schwiegermutter auch nach dem Tode seiner Frau nicht heiraten darf, vgl. Sanh. IX, 1 und Note 1 das. Allein nach Raschi Sanh. 76b s. v. ר״ע übertritt man in diesem Falle nur das Verbot Deut. 27, 23, wird aber nicht mit himmlischer Ausrottung bestraft. (Vgl. auch Magg. Mischne zu Maim. Hilch. Issure Biah II, 7).",
+ "die Mutter seiner Schwiegermutter. Die Grossmutter seiner Frau mütterlicherseits.",
+ "die Mutter seines Schwiegervaters. Die Grossmutter seiner Frau väterlicherseits.",
+ "seine Schwester mütterlicherseits. Die seinen Bruder väterlicherseits geheiratet hatte, der nun kinderlos gestorben ist. Das Verbot folgt aus Lev. 18, 9. Das Gebot der Leviratsehe hat nur bei den Söhnen eines Vaters statt, die auch מיוחדים בנחלה im Erbrecht verbunden sind, was Jeb. 17b aus אחים יחדו Deut. 25, 5 abgeleitet wird.",
+ "die Schwester seiner Mutter. S. vorige Note. Das Verbot folgt aus Lev. 18, 13.",
+ "die Schwester seiner Frau. Lev. 18, 18.",
+ "die Frau seines Bruders mütterlicherseits. Z. B. Simons Stiefbruder war mit Rahel verheiratet. Nach dessen Tode heiratete sie Ruben, den (richtigen) Bruder Simons, der nun kinderlos gestorben ist. In diesem Falle darf Simon an Rahel nicht die Leviratsehe vollziehen, weil sie ihm als Frau des Stiefbruders nach Lev. 18, 16 zur Ehe verboten war; unter אחיך in diesem Verse ist nach Jeb. 55a auch der Halbbruder zu verstehen.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. S. Jeb. II, 1.",
+ "seine Schwiegertochter. Die nach dem Tode ihres Mannes, der ein Sohn Simons war, Ruben, den Bruder Simons, geheiratet hat, der nun kinderlos gestorben ist. Das Ehelichen der Schwiegertocher ist aber dem Schwiegervater nach Lev. 18, 14 und 29 bei Strafe der Ausrottung verboten.",
+ "Sind sie. Die genannten 15 Frauen.",
+ "aber gestorben. Vor dem Tode ihres Gatten, so dass die Leviratsehe nicht erfolgen konnte; vgl. folgende Mischna.",
+ "oder haben ihre Weigerung erklärt. Z. B. Simon hat seine minderjährige Tochter Rahel an Dan, der mit ihm nicht verwandt ist, verheiratet; sie wird dann, noch als Minderjährige, von diesem Manne geschieden. Durch das Verheiraten seitens des Vaters verliert dieser das fernere Recht an seiner Tochter, so dass sie, wenn geschieden oder verwitwet, יתומה בחיי האב, „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ genannt wird. Wenn sie nun als Minderjährige Ruben, den Bruder ihres Vaters, heiratet, so genügt, um diese Ehe, die nur rabbinisch giltig ist, aufzulösen, eine Erklärung vor Zeugen, dass sie sich weigert (מאן) die Ehe fortzusetzen. (Vgl. Jeb. XIII, 1). Hat sie diese Erklärung abgegeben, so sind ihre Nebenfrauen dem Simon zur Ehe erlaubt, da bei ihr eine Verpflichtung zur Leviratsehe nicht eintrat.",
+ "oder sind geschieden. Von ihrem (letzten) Gatten (Ruben, dem Bruder des Simon). Da in diesem Falle die Pflicht der Leviratsehe fortfällt, ist die Nebenfrau dem Ruben zur Ehe gestattet.",
+ "oder als unfruchtbar. אילונית (von איל = Widder), widderähnlich, zum Gebären unfähig; so erklärt es auch der Talmud Ketub. 11a mit דוכרנית = einem Manne ähnlich. Die Merkmale einer solchen sind Jeb. 80b aufgezählt.",
+ "befunden. Da nach Jeb. VIII, 5 bei der Unfruchtbaren das Gebot der Leviratsehe nicht in Kraft tritt, darf ihr Schwager ihre Nebenfrau heiraten.",
+ "dass sie als unfruchtbar befunden worden. Da sie ja geboren hatten, bevor sie die letzte Ehe (mit Ruben) eingingen.",
+ "oder ihre Weigerung erklärt haben. Da die Weigerungs-Erklärung nur bei Minderjährigen die Ehe auflöst, die genannten drei Frauen aber erwachsen sind. Diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Jehuda, Jeb. XI, 1. Nach der recipierten Halacha jedoch (Maim. Hil. Iss. Biah II, 13, Eben haëser Cap. 15, § 5) darf der Sohn die Frau heiraten, der sein Vater ausserehelich (mit Anwendung von Gewalt oder Überredung) beigewohnt hat. Somit ergiebt sich noch ein 16. Fall: Wenn Ruben, ein Bruder väterlicherseits des Simon, dessen Mutter geheiratet, die der Vater vergewaltigt hatte, und dann kinderlos gestorben ist, so darf Simon weder an seiner Mutter noch an deren Nebenfrauen die Leviratsehe vollziehen."
+ ],
+ [
+ "sie. Die 15 in der vorigen Mischna genannten Frauen.",
+ "befreien ihre Nebenfrauen. S. den Anfang der ersten Mischna.",
+ "seine. Des überlebenden Bruders (Simon).",
+ "Tochter oder eine von diesen. In der ersten Mischna genannten.",
+ "der noch eine andre Frau hatte und nun gestorben ist. Mit Hinterlassung nur dieses einen Bruders.",
+ "dann ist wie seine Tochter. S. oben Note 2.",
+ "frei. S. oben Note 3.",
+ "Ging die Nebenfrau seiner. Des überlebenden Bruders (Simon).",
+ "Tochter hin und heiratete dessen zweiten Bruder. Ist ein zweiter überlebender Bruder (Levi) vorhanden, so darf er an einer der Frauen des verstorbenen Bruders (Ruhen) die Leviratsehe vollziehen, da er ursprünglich zu diesen Frauen in keiner verwandtschaftlichen Beziehung gestanden. Im Falle der Mischna vollzog er nun die Leviratsehe an der Nebenfrau seiner Nichte (seiner Schwägerin).",
+ "und darauf starb dieser. Ohne Kinder zu hinterlassen, so dass Simon als einziger Bruder zur Leviratsehe verpflichtet wäre.",
+ "frei. Da Simon die Nebenfrau seiner Tochter aus der Ehe mit Ruben nicht heiraten darf, so ist ihm auch deren Nebenfrau aus der Ehe mit Levi verboten; vgl. oben Note 3.",
+ "selbst wenn es hundert. Brüder.",
+ "sind. Ist z. B. ein dritter überlebender Bruder (Juda) vorhanden, so darf er an einer der Frauen des verstorbenen Bruders (Levi) die Leviratsehe vollziehen. Stirbt er nun kinderlos mit Hinterlassung noch einer anderen Frau, so darf Simon als Levir keine von diesen heiraten; vgl. oben Note 3.",
+ "sind sie. Die 15 in der vorigen Mischna genannten Frauen.",
+ "erlaubt. S. den zweiten Teil der ersten Mischna.",
+ "seine. Des überlebenden Bruders (Simon).",
+ "Tochter oder eine von diesen. In der ersten Mischna genannten.",
+ "und es stirbt seine Tochter oder sie wird geschieden. Oder sie erklärt ihre Weigerung oder sie ist unfruchtbar.",
+ "erlaubt. Weil sie in dem Momente, da für den überlebenden Bruder die Pflicht der Leviratsehe eintritt, d. h. da ihr Gatte stirbt, nicht צרת ערוה, die Nebenfrau einer dem Levir zur Ehe verbotenen Frau, in unserem Falle Nebenfrau seiner Tochter ist.",
+ "War sie. Die Gattin des verstorbenen und die Tochter des überlebenden Bruders.",
+ "zur Weigerung berechtigt. Wenn sie noch minderjährig war, vgl. Note 28.",
+ "hat jedoch diese Erklärung nicht abgegeben. Und ihr Mann ist gestorben.",
+ "so muss ihre Nebenfrau die Chaliza vollziehen. Da die Ehe der Minderjährigen nur rabbinisch giltig ist, also (nach der Thora) für die Nebenfrau die Pflicht zur Leviratsehe vorliegt, so muss diese wenigstens Chaliza vollziehen, um sich anderweitig verheiraten zu können.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Weil die Ehe der Minderjährigen (rabbinisch) giltig ist, könnte es sonst scheinen, als ob die צרת הבת, die Nebenfrau seiner Tochter in diesem Falle zur Leviratsehe erlaubt wäre."
+ ],
+ [
+ "ist das Gesetz noch strenger als bei jenen. Die in der ersten Mischna aufgezählt sind.",
+ "indem sie nur Andre. Und nicht dessen Bruder väterlicherseits.",
+ "erlaubt. Wenn ihre Gatten gestorben sind, dürfen ihre Nebenfrauen diesen Mann, dem die Frauen zur Ehe verboten waren, heiraten, weil das Gebot der Leviratsehe nur bei Brüdern (Söhnen eines Vaters) statt hat (vgl. oben Note 15), und somit das Verbot von צרת ערוה nur diese betrifft. Selbst wenn der Bruder (Ruben) jenes Mannes (Simon) widerrechtlich die verbotene Ehe mit einer dieser 6 Frauen (z. B. mit dessen Mutter) eingegangen und dann kinderlos gestorben ist, dürfen dessen Nebenfrauen dennoch jenen (Simon) heiraten, da diese Ehe gesetzlich ungiltig war (אין קידושין תופסין ) und daher nicht von צרת ערוה die Rede sein kann.",
+ "seine Mutter. Lev. 18, 7. Auch diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Jehuda, Jeb. XI, 1, wonach unter keinen Umständen der Sohn die Frau seines Vaters heiraten darf. Vgl. jedoch oben Note 28.",
+ "die Frau seines Vaters. Lev. 18, 8.",
+ "die Schwester seines Vaters. Lev. 18, 12.",
+ "seine Schwester väterlicherseits. Lev. 18, 9.",
+ "die Frau seines Vaterbruders. Lev. 18, 14.",
+ "und die Frau seines Bruders väterlicherseits. Der beim Tode Kinder hinterlassen. Wenn dann dessen Frau einen zweiten Mann geheiratet und auch diesen durch den Tod verloren hat, so darf ihre Nebenfrau den Bruder ihres ersten Gatten heiraten."
+ ],
+ [
+ "Bet-Schammai. Vgl. Edujot IV, 8.",
+ "erlaubt die Nebenfrauen. Der in der ersten Mischna aufgezählten 15 Frauen.",
+ "zur Leviratsehe. Obgleich die Nebenfrauen צרות ערוה sind (vgl. oben Note 3). Die Deutung des Wortes לצרר (s. das.) ist für ihn nicht massgebend.",
+ "Bet-Hillel aber verbietet es. Bei Strafe der Ausrottung.",
+ "Haben sie. Die Nebenfrauen.",
+ "die Chaliza vollzogen. Um von der Leviratsehe befreit zu werden.",
+ "einen Priester zu heiraten. Da die Chaluza (nach den Rabbinen) keinen Priester heiraten darf (vgl. Jeb. II, Note 35).",
+ "Bet-Hillel aber erklärt sie für geeignet. Da die Leviratsehe verboten war, ist die Chaliza überflüssig und wird als nicht geschehen betrachtet.",
+ "Ist an ihnen. Die Nebenfrauen.",
+ "die Leviratsehe vollzogen. Nachdem sie wieder Witwen wurden.",
+ "zur Priesterehe. Denn die Leviratsehe war nach der Ansicht des Bet-Schammai erlaubt.",
+ "Bet - Hillel aber für ungeeignet. Die Leviratsehe, die nach der Ansicht des Bet Hillel bei Todesstrafe verboten war, stempelt die Frau zu einer Buhlerin (זונה), die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist.",
+ "trug dennoch das Haus Schammai’s. Die Männer aus der Schule Schammais.",
+ "Frauen aus dem Hause Hillels. Die Töchter der Anhänger Hillels.",
+ "Frauen aus dem Hause Schammai’s zu heiraten. „Obgleich die Kinder aus den Ehen, die nach Bet-Hillel bei Strafe der Ausrottung verboten sind, von ihnen als ממזרות (Jeb. IV, 13) nicht geheiratet werden dürften, so haben sie dennoch die eheliche Verbindung mit den Töchtern der Schammaiten nicht gescheut, weil sie sich darauf verlassen konnten, dass die Schammaiten ihnen im betreffenden Falle mitteilen werden, dass nach der Ansicht von Bet-Hillel die Ehe verboten sei.“ (Vgl. Edujot IV, 8, Note 75).",
+ "die Geräte der Andren zur Bereitung von Reinem zu gebrauchen. Weil die Einen den Andren mitteilten, was nach der Ansicht der letzteren unrein sei."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Die Frau seines. Des Überlebenden.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. Die nach Jeb. I, 1 ihre Nebenfrau von Leviratsehe und Chaliza befreit.",
+ "Wenn von zwei. Verheirateten.",
+ "Brüdern einer stirbt. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "Bruders die Leviratsehe vollzieht und stirbt. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so ist die erste. Die zuerst mit dem ersten, dann mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. Nach Deut. 25, 5 (כי ישבו אחים) muss der Bruder, der die Leviratsehe an der Frau des verstorbenen Bruders zu vollziehen hat, mit diesem „gleichzeitig auf Erden gewesen sein.“ (Jeb. 17b sind bei der Begründung dieses Gesetzes nur die drei Wort כי ישבו אחים zu lesen, während aus יחדו ein andres Gesetz abgeleitet wird, vgl. Jeb. I, Note 15. Im Sifré § 228 sowie im Alfes z. St. findet sich auch die richtige Lesart.) Dadurch aber, dass der erste Bruder starb, bevor der dritte geboren wurde, ist diesem die Frau des Ersteren (bei Strafe der Ausrottung) für immer zur Ehe verboten, obgleich in diesem Falle für den dritten Bruder die Pflicht zur Leviratsehe (mit der Frau des Ersteren) erst mit dem Tode des zweiten Bruders eintritt, mit dem er wohl gleichzeitig gelebt hat.",
+ "und die zweite. Die ursprünglich mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "als deren Nebenfrau. Sie ist צרת ערוה, vgl. Jeb. I, Note 3.",
+ "Hält er. Der zweite Bruder.",
+ "Heirats-Ansprache. מאמר eig. Spruch, Ansprache. „Darunter versteht man die nach Bet-Hillel nur rabbinisch giltige Antrauung der zur Leviratsehe verpflichteten Schwägerin durch einen Wertgegenstand, den der Levir ihr überreicht, indem er dabei, wie bei sonstigen Trauungen, die Formel הרי את מקודשת לי וכו׳ spricht. מאמר (Spruch) heisst diese Antrauung im Gegensatz zu der in der Thora erwähnten Beiwohnung (יבא עליה, Deut. 25, 5), welche (ebenso wie die Chaliza) מעשה, Tat genannt wird (Jeb. IV, 9) und die Leviratsehe vollendet.“ S. Edujot IV, Note 79.",
+ "an sie. Die Frau des ersten Bruders.",
+ "und stirbt darauf. Ohne ihr beigewohnt zu haben, sodass die Leviratsehe nach der Thora noch nicht vollendet ist.",
+ "so muss die zweite die Chaliza vollziehen. Da der Levir sich die Schwägerin nach der Thora durch Maamar nicht vollständig angeeignet hat, so ist die zweite Frau nicht in dem Grade צרת ערוה, dass sie ohne weiteres sich verheiraten könnte.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Weil sie wenigstens nach den Rabbinen, die eine Ehe durch Maamar für giltig erklären, als צרת ערוה erscheint; in allen Fällen aber, wo die Ehe keine vollgilltige ist, muss die Witwe Chaliza vollziehen, darf jedoch den Levir nicht heiraten."
+ ],
+ [
+ "Wenn von zwei Brüdern einer stirbt. D. h. die Frauen, die ihr Mann neben ihnen noch hatte, die aber sonst in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Bruder ihres Mannes standen. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen, von denen die eine dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten ist, so fällt für diesen überhaupt die Pflicht der Leviratsehe gegenüber dem Hause seines verstorbenen Bruders fort, und er darf auch dessen Nebenfrauen nicht heiraten, was Jeb. 3b aus לצרר, Lev. 18, 18 abgeleitet wird. — Allgemein sei hier noch bemerkt: Jede wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotene Frau heisst mit Bezug auf den Blutsverwandten ערוה. Die Nebenfrau einer solchen zur Ehe verbotenen Frau heisst צרת ערוה. Vgl. auch die folgende Mischna.",
+ "dann ihnen noch ein Bruder geboren wird. Dem also die Pflicht zur Leviratsehe gegenüber der Frau des ersten Bruders niemals oblag.",
+ "und jener. Der zweite, der die Leviratsehe vollzogen.",
+ "stirbt. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so ist die erste. Die zuerst mit dem ersten, dann mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat. Nach Deut. 25, 5 (כי ישבו אחים) muss der Bruder, der die Leviratsehe an der Frau des verstorbenen Bruders zu vollziehen hat, mit diesem „gleichzeitig auf Erden gewesen sein.“ (Jeb. 17b sind bei der Begründung dieses Gesetzes nur die drei Wort כי ישבו אחים zu lesen, während aus יחדו ein andres Gesetz abgeleitet wird, vgl. Jeb. I, Note 15. Im Sifré § 228 sowie im Alfes z. St. findet sich auch die richtige Lesart.) Dadurch aber, dass der erste Bruder starb, bevor der dritte geboren wurde, ist diesem die Frau des Ersteren (bei Strafe der Ausrottung) für immer zur Ehe verboten, obgleich in diesem Falle für den dritten Bruder die Pflicht zur Leviratsehe (mit der Frau des Ersteren) erst mit dem Tode des zweiten Bruders eintritt, mit dem er wohl gleichzeitig gelebt hat.",
+ "und die zweite. Die ursprünglich mit dem zweiten Bruder verheiratet war.",
+ "als deren Nebenfrau. Sie ist צרת ערוה, vgl. Jeb. I, Note 3.",
+ "Hält er. Der zweite Bruder.",
+ "Heirats-Ansprache. מאמר eig. Spruch, Ansprache. „Darunter versteht man die nach Bet-Hillel nur rabbinisch giltige Antrauung der zur Leviratsehe verpflichteten Schwägerin durch einen Wertgegenstand, den der Levir ihr überreicht, indem er dabei, wie bei sonstigen Trauungen, die Formel הרי את מקודשת לי וכו׳ spricht. מאמר (Spruch) heisst diese Antrauung im Gegensatz zu der in der Thora erwähnten Beiwohnung (יבא עליה, Deut. 25, 5), welche (ebenso wie die Chaliza) מעשה, Tat genannt wird (Jeb. IV, 9) und die Leviratsehe vollendet.“ S. Edujot IV, Note 79.",
+ "an sie. Die Frau des ersten Bruders.",
+ "und stirbt darauf. Ohne ihr beigewohnt zu haben, sodass die Leviratsehe nach der Thora noch nicht vollendet ist.",
+ "so muss die zweite die Chaliza vollziehen. Da der Levir sich die Schwägerin nach der Thora durch Maamar nicht vollständig angeeignet hat, so ist die zweite Frau nicht in dem Grade צרת ערוה, dass sie ohne weiteres sich verheiraten könnte.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Weil sie wenigstens nach den Rabbinen, die eine Ehe durch Maamar für giltig erklären, als צרת ערוה erscheint; in allen Fällen aber, wo die Ehe keine vollgilltige ist, muss die Witwe Chaliza vollziehen, darf jedoch den Levir nicht heiraten.",
+ "er darf. Im ersten Falle dieser Mischna, wenn nämlich der zweite die Leviratsehe vollzogen.",
+ "jede beliebige von beiden als Levir heiraten. Da er nach Vollzug der Leviratsehe der ersten geboren wurde, sodass er ihr gegenüber nie die Pflicht hatte, sie als Levir zu heiraten.",
+ "oder jeder beliebigen Chaliza erteilen. חלץ = (den Schuh) ausziehen, zunächst von der Frau, Deut. 25, 9, später häufig vom Manne, der sie veranlasst, ihn zu entschuhen, den Chaliza-Act zu vollziehen, „Chaliza erteilen.“"
+ ],
+ [
+ "Eine Regel haben sie. Die Weisen.",
+ "in Bezug auf die Schwägerin. Deren Mann kinderlos gestorben ist, sodass Leviratsehe oder Chaliza erfolgen muss.",
+ "Jede, die wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe. Für den Levir.",
+ "verboten ist. Nach dem Gesetze der Thora; z. B. eine von den 15 in Jeb. I, 1 aufgezählten Frauen.",
+ "braucht nicht die Chaliza zu vollziehen und darf den Levir nicht heiraten. S. Jeb. I, Note 2 und 3. Dasselbe gilt auch für ihre Nebenfrauen, sowie für eine zum Gebären Unfähige (אילונית), die Frau eines von Natur Verstümmelten (סרים חמה, Jebamot VIII, 5) oder eines Zwitters (אנדרוגינוס, VIII, 6), eines Proselyten oder eines freigelassenen Sklaven (XI, 2).",
+ "Satzung. S. folgende Mischna.",
+ "des Standes. Des Standes des Levir resp. des eigenen. S. folgende Mischna.",
+ "so muss sie die Chaliza vollziehen. Da nach der Thora die Ehe giltig wäre, ist sie eigentlich durch die Pflicht der Leviratsehe an den Schwager gebunden (זקוקה ליבם) und daher nicht ohne weiteres für jedermann zur Ehe erlaubt.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil zu befürchten ist, dass der Levir, wenn ihm die Leviratsehe gestattet wäre, ihr mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm nur der erste Concubitus gesetzlich gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden.",
+ "ist ihre. Der wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verbotenen Frau (ערוה).",
+ "ihre Schwägerin. Wenn nämlich 2 Brüder 2 Schwestern geheiratet haben und dann kinderlos gestorben sind, die eine von diesen aber dem dritten (überlebenden) Bruder als ערוה z. B. als seine Schwiegermutter) verboten ist; vgl. Jeb. III, 3.",
+ "so darf sie die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten. Da ihm deren Schwester (als ערוה) gegenüber die Pflicht zur Leviratsehe nicht oblag, heisst sie nicht אחות זקוקתו = die Schwester der Frau, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet, die (rabbinisch) wie die Schwester seiner Frau betrachtet wird; sie darf daher den Levir heiraten."
+ ],
+ [
+ "Infolge einer Satzung. Nämlich der Pflicht (מצוה), auf die Worte der Weisen zu hören.",
+ "nach der Bestimmung der Schriftgelehrten. סופר = γραμματεύς = Kenner der heiligen Schrift, vgl. Esra 6, 7, 11.",
+ "zur Ehe verboten sind. Das Verbot der Rabbinen erstreckt sich um einen Grad weiter, als das der Thora; z. B. das Verbot der Thora, die Mutter zu ehelichen, wird von den Rabbinen auch auf die Grossmutter ausgedehnt, u. s. w. Nach dem Talmud (Jeb. 21a) sind noch 20 Personen zur Ehe verboten: 1) Die Mutter des Vaters, 2) die Mutter der Mutter; 3) die Mutter des Grossvaters väterlicherseits, 4) die Mutter des Grossvaters mütterlicherseits, 5) die Gattin des Grossvaters väterlicherseits, 6) die Gattin des Grossvaters mütterlicherseits, 7) die Gattin des Bruders des Vaters mütterlicherseits, 8) die Gattin des Bruders der Mutter (väterlicher- und mütterlicherseits), 9) die Enkelin des Sohnes in weiblicher Linie, 10) die Enkelin der Tochter in weiblicher Linie, 11) die Enkelin des Sohnes in männlicher Linie, 12) die Enkelin der Tochter in männlicher Linie, 13) die Enkelin der Tochter seiner Frau in weiblicher Linie, 14) die Enkelin des Sohnes seiner Frau in männlicher Linie, 15) die Mutter der Grossmutter der Gattin in weiblicher Linie, 16) die Mutter der Grossmutter der Gattin in männlicher Linie, 17) die Mutter des Grossvaters der Gattin in weiblicher Linie, 18) die Mutter des Grossvaters der Gattin in männlicher Linie, 19) die Schwiegertochter des Sohnes, 20) die Schwiegertochter der Tochter. — In den Fällen 1 und 2 ist auch die Mutter der Mutter des Vaters (resp. der Mutter), sowie deren Mutter u. s. w. verboten; im Falle 5 auch die Gattin des Urgrossvaters väterlicherseits u. s. w.; im Falle 19 auch die Schwiegertochter des Enkels u. s. w. in männlicher Linie. In den übrigen Fällen bleibt das Verbot (nach Maimon. Hil. Ischut I, 6) nur auf die Genannten beschränkt, während es nach Eb. Haëser Cap. XV in den Fällen 9—18 sich auch auf alle folgenden Glieder der Ascendenz resp. der Descendenz erstreckt.",
+ "des Standes. Lev. 21, 6.",
+ "die Witwe dem Hohenpriester. Lev. 21, 14. Wenn die Frau zuerst mit einem gemeinen Priester verheiratet war, der kinderlos starb, und der überlebende Bruder ein Hohepriester ist.",
+ "die Geschiedene. Die ein Priester gesetzwidrig (Lev. 21, 7) geheiratet hat.",
+ "und die Chaluza. Eine Frau, die durch Chaliza den Schwager von der Leviratsehe entbunden, und trotz des Verbotes der Rabbinen (die sie wie eine „Geschiedene“ betrachten) einen Priester geheiratet hat.",
+ "der weibliche Bastard. Eine in Blutschande Gezeugte, s. Jeb. IV, 13; das Verbot Deut. 23, 3.",
+ "und die Nethina. נתינים werden die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven „bestimmt“ hatte (ויתנם, Jos. 9, 27). Die Verschwägerung mit ihnen ist nach Maimonides (Hil. Issure Biah XII, 22) von den Rabbinen, nach Tosaphot (Ketub. 29a s. v. אלו) durch Thoragesetz (Deut. 7, 3) verboten."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand irgend einen Bruder. Selbst einen in Blutschande gezeugten (ממזר).",
+ "so verpflichtet dieser die Frau seines Bruders zur Leviratsehe. Weil er (nach dem zweiten Satz dieser Mischna) von der Leviratsehe befreit, vermag er auch unter Umständen zu dieser zu verpflichten; Jeb. 22a.",
+ "und gilt als dessen Bruder in jeder Hinsicht. Er beerbt ihn, wenn keine bevorrechtigten Erben da sind (Num. 27, 9), und, falls er Priester ist, darf (und muss) er sich an ihm (d. h. an seiner Leiche) verunreinigen (Lev. 21, 2).",
+ "ausser wenn er der Sohn einer Sklavin. Bei dieser gilt der Grundsatz ולדה כמותה, dass das Kind gesetzlich den Character der Mutter trägt, was Jeb. 33a aus האשה וילדיה Ex. 21, 4 abgeleitet wird. Der Sohn wird daher nicht als בנו (Sohn des Vaters) betrachtet; vgl. Tosaphot zu Kid. 68 b, s. v. ולדה.",
+ "oder Nichtjüdin. Auch bei dieser gilt der Satz ולדה כמותה, was der Talmud (l. c.) durch folgende Deduction ableitet: Es heisst Deut. 7, 3: בתך לא חתן לבנו deine Tochter sollst du nicht geben seinem (des Heiden) Sohne; hieran schliesst sich die Begründung (v. 4): כי יסיר את בנך מאחרי, denn er wird deinen Sohn von mir entfernen, d. h. der (heidnische) Gatte deiner Tochter wird „deinen Sohn“ (d. i. das Kind deiner (jüdischen) Tochter) von mir entfernen. בנך מישראלית קרוי בנך die Thora nennt also den Sohn (resp. den Enkel), der von der Jüdin geboren wird, „deinen Sohn“. Nun heisst es in v. 3 auch: ובתו לא תקח לבנך seine Tochter sollst du nicht nehmen für deinen Sohn; an diesen letzten Teil des Verses schliesst sich aber nicht die Begründung an etwa: כי תסיר את בנך מאחרי, sie (die Heidin) wird deinen Sohn (d. i. das Kind deiner heidnischen Schwiegertochter) von mir entfernen; also אין בנך הבא מן הנכרית קרוי בנך אלא בנה, die Thora nennt den Sohn (resp. den Enkel), der von der Heidin geboren wird, nicht „deinen“, sondern „ihren“ Sohn (Baschi).",
+ "Wenn jemand irgend einen Sohn. S. oben Note 38.",
+ "so befreit dieser die Frau seines Vaters von der Leviratsehe-Pflicht. Die Worte ובן אין לו (Deut. 25, 4) sind nach Jeb. 22b (עיין עליו = untersuche erst) in prägnantem Sinne zu fassen, als jede Descendenz, sei es durch männliche oder weibliche Nachkommenschaft, also auch ממזר.",
+ "ist schuldig. Er wird mit dem Tode bestraft.",
+ "schlägt. Ex. 21, 15.",
+ "oder ihm flucht. Ex. 21, 27. Nach dem Talmud (l. c.) ist der Sohn nur dann des Todes schuldig, wenn der Vater zuvor seine Sünde (hier das Beiwohnen der ihm zur Ehe verbotenen Frau) bereut hat; im Nichtfalle ist er jedoch frei von Todesstrafe, weil dann der Vater אינו עושה מעשה עמך durch seine Taten beweist, dass er nicht „im Volke“ steht (בעמך Ex. 22, 27), sich nicht, gleich dem Volke, dem Gesetze unterordnet.",
+ "und gilt als dessen Sohn in jeder Hinsicht. Er beerbt ihn, wenn keine bevorrechtigten Erben da sind (Num. 27, 9), und, falls er Priester ist, darf (und muss) er sich an ihm (d. h. an seiner Leiche) verunreinigen (Lev. 21, 2).",
+ "ausser wenn er der Sohn einer Sklavin. Bei dieser gilt der Grundsatz ולדה כמותה, dass das Kind gesetzlich den Character der Mutter trägt, was Jeb. 33a aus האשה וילדיה Ex. 21, 4 abgeleitet wird. Der Sohn wird daher nicht als בנו (Sohn des Vaters) betrachtet; vgl. Tosaphot zu Kid. 68 b, s. v. ולדה.",
+ "oder Nichtjüdin. Auch bei dieser gilt der Satz ולדה כמותה, was der Talmud (l. c.) durch folgende Deduction ableitet: Es heisst Deut. 7, 3: בתך לא חתן לבנו deine Tochter sollst du nicht geben seinem (des Heiden) Sohne; hieran schliesst sich die Begründung (v. 4): כי יסיר את בנך מאחרי, denn er wird deinen Sohn von mir entfernen, d. h. der (heidnische) Gatte deiner Tochter wird „deinen Sohn“ (d. i. das Kind deiner (jüdischen) Tochter) von mir entfernen. בנך מישראלית קרוי בנך die Thora nennt also den Sohn (resp. den Enkel), der von der Jüdin geboren wird, „deinen Sohn“. Nun heisst es in v. 3 auch: ובתו לא תקח לבנך seine Tochter sollst du nicht nehmen für deinen Sohn; an diesen letzten Teil des Verses schliesst sich aber nicht die Begründung an etwa: כי תסיר את בנך מאחרי, sie (die Heidin) wird deinen Sohn (d. i. das Kind deiner heidnischen Schwiegertochter) von mir entfernen; also אין בנך הבא מן הנכרית קרוי בנך אלא בנה, die Thora nennt den Sohn (resp. den Enkel), der von der Heidin geboren wird, nicht „deinen“, sondern „ihren“ Sohn (Baschi)."
+ ],
+ [
+ "Wer sich eine von zwei Schwestern. Oder überhaupt eine von zwei Frauen, die mit einander blutsverwandt sind.",
+ "muss der einen wie der andren einen Scheidebrief geben. Da bei jeder der Zweifel besteht, ob sie nicht die Schwester der Angetrauten ist, die ihm (als אחות אשה) zur Ehe verboten ist.",
+ "so muss dieser beiden die Chaliza erteilen. Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt.",
+ "so muss der eine die Chaliza erteilen. Der einen von den zwei Schwestern.",
+ "die Leviratsehe. An der andren.",
+ "vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "haben sie. Die beiden Brüder.",
+ "aber voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "so werden die Ehen nicht getrennt. Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist."
+ ],
+ [
+ "Männer. Die mit einander nicht verwandt sind.",
+ "so muss jeder von ihnen zwei Scheidebriefe geben. Da bei jeder der Zweifel besteht, ob sie nicht die Schwester der Angetrauten ist, die ihm (als אחות אשה) zur Ehe verboten ist.",
+ "die Chaliza erteilen. Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt.",
+ "so muss der einzelne beiden die Chaliza erteilen. Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt.",
+ "und von den zweien muss der eine die Chaliza erteilen. Der einen von den zwei Schwestern.",
+ "die Leviratsehe. An der andren.",
+ "vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "haben sie. Die beiden Brüder.",
+ "aber voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "so werden die Ehen nicht getrennt. Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist.",
+ "Hat jeder. Der beiden verstorbenen Männer.",
+ "an der Chaluza des ersten und der andre Bruder des zweiten an der Chaluza des zweiten die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "die Leviratsehe nicht vollziehen. Denn bei demjenigen von ihnen, der zuerst die Leviratsehe vollziehen würde, ist zu befürchten, dass er nicht seine (wirkliche) Schwägerin, sondern deren Schwester heiratet, die ihm aber als אחות זקוקתו zur Ehe noch verboten ist, da ja sein Bruder keine Chaliza erteilt hat.",
+ "muss die Chaliza erteilen. Der einen von den zwei Schwestern.",
+ "die Leviratsehe. An der andren.",
+ "vollziehen. Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten.",
+ "Haben sie. Das zweite Brüderpaar.",
+ "aber voreilig. D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben.",
+ "so werden die Ehen nicht getrennt. Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist."
+ ],
+ [
+ "die Leviratsehe zu vollziehen. Nach der Tradition (Jeb. 24a) ist das Subject zu והיה הבכור, Deut. 25, 6 dasselbe wie das der zweiten Hälfte des vorhergehenden Satzes (v. 5), nämlich „der Levir“, sodass v. 6 also zu erklären ist: „Und er (der Levir) wird das erste Kind, das sie (dem Verstorbenen) gebiert, d. h. nicht erst durch die in dieser Ehe von ihr zu erwartenden Kinder, in deren Hinblick die Leviratsehe geschieht, sondern sofort mit Ehelichung der Witwe wird dem Verstorbenen ein Fortträger seines rechtsbezüglichen Namens“. So S. R. Hirsch in seinem Kommentar zu Deut. 25, 6. Nach Maimon. (Hil. Jibbum II, 6) ist das Subject zu אשר תלד die „Mutter“ der beiden Brüder (von der freilich weder in diesem, noch im vorhergehenden Verse die Rede ist). Aus der unmittelbaren Aufeinanderfolge der Worte ולקחה לו לאשה ויבמה (v. 5) und והיה הבכור (v. 6), sowie aus der Bezeichnung des Levir als בכור wird nun abgeleitet, dass die Pflicht zur Leviratsehe zunächst an den ältesten Bruder herantritt. Der Ausdruck בכור ist aber hier nicht wörtlich (als Erstgeborener) zu nehmen, sondern nur zu dem Zwecke gewählt, um dem Levir das Recht an dem Vermögen des verstorbenen Bruders nur in demselben beschränkten Maasse zuzuweisen (לגריעותא, Jeb. 24b), wie es dem „erstgeborenen Sohne“ zusteht; vgl. Bechorot VIII, 9.",
+ "erworben. Die Leviratsehe bleibt giltig.",
+ "Wer verdächtigt. נטען, eig. mit etwas belastet werden, daher beschuldigt, verdächtigt werden.",
+ "wird wegen einer Sklavin. Mit ihr verbotenen Umgang gepflogen zu haben.",
+ "darf sie. Selbst nachdem sie freigelassen resp. Proselytin geworden ist.",
+ "nicht heiraten. Damit man nicht den Verdacht für begründet hält.",
+ "so wird die Ehe nicht getrennt. Da die Ehe gesetzlich giltig ist und man eine Ehe nicht auf ein blosses Gerücht hin trennt.",
+ "Wenn jemand verdächtigt wird wegen der Ehefrau eines Andren. Mit ihr verbotenen Umgang gepflogen zu haben.",
+ "und man. Das Gericht.",
+ "die Ehe mit diesem. Mit ihrem Gatten.",
+ "seine Ehe getrennt. Weil nach Sota V, 1 die des Ehebruchs verdächtige Frau nicht nur ihrem Gatten verboten ist, sondern auch den Mann nicht heiraten darf, der des Ehebruchs mit ihr verdächtig geworden (נשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל)."
+ ],
+ [
+ "aus einem fernen Lande. מדינת הים eig. Gegend jenseits des Meeres, überseeisches Land; darunter versteht man (nach Raschi) mit Bezug auf Palästina alle Länder ausserhalb desselben.",
+ "in meiner Gegenwart ist er geschrieben und unterzeichnet. Wie die Aussage des Zeugen in diesem Falle lauten muss, s. Gittin I, 1.",
+ "so darf er dessen Frau nicht heiraten. Weil hier nur die Aussage dieses einzigen Zeugen vorliegt und zu fürchten ist, dass er diese nur gemacht hat, um dann die Frau heiraten zu können.",
+ "Er. Der Gatte.",
+ "so darf er dessen Frau nicht heiraten. S. Note 70. Die Frau darf sich aber anderweitig verheiraten, weil ihr dies auch auf die Aussage nur eines Zeugen gestattet ist, damit sie nicht, durch die Ehe gebunden, ihr ganzes Leben (עגונה) vereinsamt bleibe (Gittin 3a).",
+ "verheiraten. Weil sein Zeugnis als das eines „Bösewichts“ (רשע) nach Ex. 23, 1 ungiltig ist.",
+ "wir haben ihn getötet. D. h. ich befand mich in der Gesellschaft derer, die ihn getötet, war aber selbst am Morde nicht beteiligt.",
+ "verheiraten. Nach der Halacha jedoch, die gegen die Ansicht des R. Jehuda entscheidet, darf die Frau sich auch dann wieder verheiraten, wenn der Zeuge erklärt: הרגתיו, ich habe ihn getötet, weil man annimmt, dass „Niemand sich selbst (durch seine eigene Aussage) zum Bösewicht stempelt“ (אין אדם משים עצמו רשע); man glaubt deshalb dem Zeugen den Tatbestand, dass nämlich der Gatte getötet ist, aber nicht die Aussage, dass er selbst (der Zeuge) ihn getötet hat."
+ ],
+ [
+ "Ein Gelehrter. Der (nach Chag. 10a) das Recht hat, ein Gelübde für giltig oder ungiltig zu erklären.",
+ "Gelübde. Wenn die Frau gelobt hat, sich jedes Umganges mit ihrem Gatten zu enthalten.",
+ "ihrem Gatten. Der gegen dieses Gelübde keine Einsprache erhoben, vgl. Num. 30, 8.",
+ "verboten hat. Indem er das Gelübde für verbindlich erklärte, weil er Mangels ausreichender Gründe sie nicht veranlassen konnte, es zu bereuen.",
+ "darf diese nicht heiraten. Damit er nicht in den Verdacht kommt, dass er bei seiner Entscheidung nur die Absicht hatte, diese Frau zu heiraten.",
+ "Hat sie in seiner Gegenwart ihre Weigerung erklärt. Vgl. Jeb. I, Note 23.",
+ "vor Gericht. Nach Sanh. I, 3 vor einem Gericht, das aus 3 Männern besteht. Nach der Halacha (Jeb. 107b) ist die Weigerungs-Erklärung auch vor Zweien giltig, während bei Chaliza zu den Dreien (der Mischna) noch zwei hinzutreten müssen, damit der Act öffentlich bekannt werde (Jeb. 101b).",
+ "geschieht. Der Verdacht (Note 79) fällt hier fort.",
+ "In allen obigen Fällen dürfen sie. Der Bote, der den Scheidebrief brachte (II, 9), der Zeuge, der den Tod des Gatten meldete (ibid.), und der Gelehrte, der das Gelübde der Frau für verbindlich erklärte.",
+ "wenn sie Frauen hatten. Während sie ihre Erklärung abgaben.",
+ "jene. Die betreffenden Frauen.",
+ "heiraten. Der Verdacht (Note 79) fällt hier fort.",
+ "Waren diese. Die betreffenden Frauen.",
+ "erlaubt. Der Verdacht fällt hier fort, da nicht zu befürchten ist, dass jemand zu Gunsten seiner Verwandten eine gesetzwidrige Erklärung abgeben wird."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wenn. Vgl. Edujot V, 5.",
+ "dürfen aber den Schwager nicht heiraten. Weil jede der beiden Schwestern mit jedem der beiden Brüder durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden (זקוקה) ist, sodass diesen jede Schwester als אחות זקוקתו (s. Jeb. II, Note 49) zur Ehe verboten ist.",
+ "Haben sie sie voreilig geheiratet. Ein jeder der beiden Brüder hat eine von den beiden Schwestern geheiratet.",
+ "so müssen sie sie wieder entlassen. Da אחות זקוקתו nach den Rabbinen wie die Schwester der Ehefrau zur Ehe verboten ist.",
+ "Elieser. Aus Jeb. 28a ist ersichtlich, dass hier R. Eleasar zu lesen ist. Diese Lesart hat auch Ms. München zu Edujot V, 5; sie verdient vor der unsrigen den Vorzug, weil R. Eleasar (b. Schammua) der Zeitgenosse des R. Jehnda, R. Jose und R. Simon war, die Edujot V, 1—3 im Namen von Bet-Schammai und Bet-Hillel referieren. Vgl. die Anmerkung des R. Samuel Straschun z. St.",
+ "sie müssen sie entlassen. Nach der Relation des Abba Saul (Jeb. 28a) hat Bet-Hillel die erleichternde Ansicht, nach der des R. Simon (ibid, und Tosefta Jeb. V, 1) ist überhaupt keine Controverse zwischen B-S. und B-H. beide sind vielmehr der Ansicht, dass die Männer die Frauen behalten dürfen, und so entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Ist eine von ihnen. Den beiden Schwestern (in der ersten Mischna.)",
+ "verboten. Z. B. als Schwiegermutter u. dgl.",
+ "so darf er nicht diese. S. Jeb. II, 3.",
+ "wohl aber ihre Schwester. Diese ist nicht אחות זקוקתו, weil die andre Schwester (als Blutsverwandte) nicht durch die Pflicht der Leviratsehe mit ihm verbunden war.",
+ "verboten. Denn jede von beiden ist hier אחות זקוקתו.",
+ "Satzung. S. Jeb. II, 4.",
+ "des Standes. S. Jeb. II, 4.",
+ "so muss sie. D. h. jede von den beiden Schwestern.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil nach der Thora die Ehe keine verbotene wäre; vgl. Jeb. II, 3 und Note 24 und 25."
+ ],
+ [
+ "Ist die eine von ihnen. Den beiden Schwestern (in der ersten Mischna.)",
+ "Bruder) und die andre dem andren wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten, so ist immer diejenige, die dem einen (zur Ehe) verboten ist, dem andren erlaubt. Dies ist der Fall, von dem man (oben. Jeb. II, 3."
+ ],
+ [
+ "oder einer Frau und deren Enkelin in weiblicher Linie oder einer Frau und der Tochter ihres Sohnes verheiratet waren. Und dann kinderlos gestorben sind.",
+ "so müssen diese. Die beiden verwitweten Schwestern.",
+ "dürfen aber den Levir nicht heiraten. Weil jede der beiden Schwestern mit dem überlebenden Bruder durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden ist, sodass ihm jede als אחות זקוקתו zur Ehe verboten ist (Vgl. Note 2).",
+ "Simon aber befreit sie (auch von Chaliza. Da für den dritten Bruder die Pflicht der Leviratsehe den beiden Schwestern gegenüber in demselben Momente eintritt, nämlich mit dem Tode ihres Gatten, so werden die beiden als Nebenfrauen betrachtet. Von diesen aber lehrt Lev. 18, 18 nach der Deutung des R. Simon (Jeb. 28b), dass der „Levir nicht eine Frau und deren Schwester heiraten dürfe, wenn diese beiden (לצרו) Nebenfrauen sind.“",
+ "verboten. Z. B. als Schwiegermutter u. dgl.",
+ "so darf er nicht diese. S. Jeb. II, 3.",
+ "wohl aber ihre Schwester heiraten. Diese ist nicht אחות זקוקתו, weil die andre Schwester (als Blutsverwandte) nicht durch die Pflicht der Leviratsehe mit ihm verbunden war.",
+ "Satzung. S. Jeb. II, 4.",
+ "des Standes. S. Jeb. II, 4.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil nach der Thora die Ehe keine verbotene wäre; vgl. Jeb. II, 3 und Note 24 und 25."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Vgl. Edujot IV, 9.",
+ "der dritte aber ledig. Oder mit einer Fremden (nicht Verwandten) verheiratet.",
+ "der Ledige. Der nun an der Witwe die Leviratsehe zu vollziehen hat.",
+ "Heirats-Ansprache. S. Jeb. II, Note 8.",
+ "an sie. Die Witwe des verstorbenen Bruders.",
+ "Seine Frau. Die er (der Ledige) sich durch „Maamar“ angetraut hat.",
+ "bei ihm. D. h. er darf sie heiraten, weil nach Ansicht des Bet-Schammai der Levir sich die Schwägerin durch Maamar vollständig aneignet, sodass er deren Schwester gegenüber nicht mehr zur Leviratsehe verpflichtet ist.",
+ "Schwester seiner Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "Er muss seine Frau. Die ihm nach Ansicht des Bet-Hillel durch „Maamar“ nur rabbinisch, jedoch nicht nach dem Gesetz der Thora angetraut war, nun aber durch den Tod seines Bruders אחות זקוקתו wird, weil ihn mit dessen Witwe das Band der Leviratsehe-Pflicht verbindet.",
+ "durch Scheidebrief. Um die Antrauung durch „Maamar“ aufzuheben.",
+ "und Chaliza. Um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen.",
+ "und die Frau seines Bruders durch Chaliza. Um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen.",
+ "in dem man zu sagen pflegt. Von jemand, der neben seiner Frau durch das Leviratsehe-Gesetz noch die Frau seines verstorbenen Bruders erhalten sollte und statt dessen beide entlassen muss; vgl. XIII, 7.",
+ "Wehe ihm wegen. Des Verlustes."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde. Die weder mit den Brüdern noch mit den Schwestern verwandt ist.",
+ "der Mann der Fremden heiratet. Als Levir.",
+ "so ist die erste. Die den Levir geheiratet hatte.",
+ "Schwester seiner Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "und die zweite. Die ursprünglich mit den Brüdern nicht verwandt war.",
+ "als deren Nebenfrau. Nach Jeb. I, 1.",
+ "hat er. Der Mann der Fremden.",
+ "Heirats-Ansprache. S. Jeb. II, Note 8.",
+ "an sie. Die Witwe des verstorbenen Bruders.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil sie die Nebenfrau derjenigen ist, mit deren Schwester ihn die Pflicht der Leviratsehe verband.",
+ "einer der Männer der Schwestern heiratet. Als Levir.",
+ "so ist die erste. Die mit dem zuletzt verstorbenen Bruder zuerst verheiratet war.",
+ "Schwester seiner Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "und die zweite. Die er als Levir geheiratet hatte.",
+ "als deren Nebenfrau. Nach Jeb. I, 1.",
+ "hat er. „Einer der Männer der Schwestern“.",
+ "an sie. Dem einzigen überlebenden Bruder.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil sie die Nebenfrau derjenigen ist, mit deren Schwester ihn die Pflicht der Leviratsehe verband."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde. Die weder mit den Brüdern noch mit den Schwestern verwandt ist.",
+ "der Mann der Fremden heiratet. Als Levir.",
+ "so ist ihm. Dem einzigen überlebenden Bruder.",
+ "diese. Die zuerst mit dem einen, dann mit dem andren Bruder (dem Gatten der Fremden) verheiratet war.",
+ "weil sie ihm eine Zeit lang schon verboten war. Als nämlich ihr erster Gatte starb und ihre Schwester, die Gattin des andren Bruders, noch lebte, war sie diesem als „Schwester seiner Frau“ zur Ehe verboten. Auch die Fremde ist dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten, weil sie ihm eine Zeit lang als Nebenfrau der Schwester seiner Frau verboten war.",
+ "dann heiratet. Als Levir.",
+ "von dem es hiess. Jeb. I, 1.",
+ "erlaubt. Der überlebende Bruder darf die Witwe des zweiten heiraten, weil sie dieser erst heiratete, nachdem er sich von seiner Frau geschieden hatte, sodass jene nicht צרת ערוה, die Nebenfrau einer ihm (dem überlebenden Bruder) zur Ehe verbotenen Frau (hier: der Schwester seiner Frau) war."
+ ],
+ [
+ "War in allen obigen Fällen. Bei den in Jeb. I, 1 genannten Frauen.",
+ "die Trauung. Seitens des verstorbenen Bruders.",
+ "oder die Ehescheidung. Seitens des verstorbenen Bruders.",
+ "zweifelhaft. D. h. die gesetzliche Giltigkeit des betreffenden Aktes war zweifelhaft.",
+ "so müssen die Nebenfrauen die Chaliza vollziehen. War z. B. die Trauung ungiltig resp. die Ehescheidung giltig, so sind die Nebenfrauen nicht צרות ערוה, d. h. Nebenfrauen einer (dem Bruder) zur Ehe verbotenen Frau und müssen die Chaliza vollziehen, um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen.",
+ "dürfen aber den Levir nicht heiraten. War z. B. die Trauung giltig resp. die Ehescheidung ungiltig, so sind die Nebenfrauen als צרות ערות dem Levir zur Ehe verboten.",
+ "das Trauungs-Object. Den Wertgegenstand oder den Trauschein, vgl. Kidd. I, 1.",
+ "zuwirft. Auf einem Fusssteige oder an der Seite einer Strasse, wo man nach der Anordnung der Rabbinen die Gegenstände, die innerhalb seiner 4 Ellen liegen, als Eigentum erwirbt.",
+ "ob (es) näher zu ihm oder zu ihr (liegt. Wenn z. B. die Entfernung zwischen beiden Personen genau 8 Ellen beträgt und der Gegenstand gerade in die Mitte fällt, sodass es zweifelhaft ist, ob die Frau ihn erworben hat oder nicht.",
+ "dann ist die Trauung zweifelhaft. Dasselbe ist nach Gittin VIII, 2 auch bei der Ehescheidung der Fall.",
+ "Wenn. S. Gittin IX, 4.",
+ "dann ist die Ehescheidung zweifelhaft. In diesen drei Fällen ist der Scheidebrief nach der Thora giltig, nach den Rabbinen (ibid.) aber ungiltig."
+ ],
+ [
+ "Wenn drei Brüder mit drei fremden Frauen. Die untereinander nicht verwandt sind.",
+ "Heirats-Ansprache. S. Jeb. II, Note 8.",
+ "hält und stirbt. Ohne die Leviratsehe durch Concubitus vollendet, zu haben.",
+ "so müssen diese. Die beiden Witwen.",
+ "aber nicht zweien. Da der zuletzt verstorbene Bruder nur die „Heirats-Ansprache“ an die Witwe des ersten gehalten hat, die nach der Thora keine giltige Ehe bewirkt, war das Band der Leviratsehe-Pflicht ihm gegenüber noch nicht gelöst; durch seinen Tod trat nun auch für den dritten Bruder die Pflicht ein, an jener Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen. In diesem Falle trat also die Pflicht der Leviratsehe für den dritten Bruder infolge des Todes zweier Brüder ein. Nach Jeb. 31b ist diese Leviratsehe nur von den Rabbinen verboten, weil zu befürchten ist (גזרה), dass man sonst glauben könnte, der Levir dürfe an zwei Frauen, die ein Bruder hinterlassen, die Leviratsehe vollziehen, was aber verboten ist, s. Jeb. IV, 11. Die Chaliza muss erteilt werden, weil Maamar nach den Rabbinen eine giltige Ehe bewirkt, die Witwe sich also nicht ohne weiteres verheiraten darf.",
+ "er. Der überlebende Bruder.",
+ "an welcher er will. Da die Frage ist, ob der zuletzt verstorbene Bruder durch Maamar sich die Frau des ersten vollständig oder gar nicht angeeignet hat; im ersten Falle tritt für ihn die Pflicht der Leviratsehe ihr gegenüber nur durch den Tod des zweiten Bruders, im zweiten Falle nur durch den Tod des ersten Bruders ein. Er darf jedoch nicht beide Witwen als Levir heiraten, weil vielleicht Maamar eine vollständig giltige Ehe bewirkt, die Witwe des ersten Bruders somit die richtige Frau des zweiten Bruders (wie seine eigene) gewesen wäre; der Levir darf aber nicht zwei von einem Bruder hinterlassene Frauen heiraten, Jeb. IV, 11.",
+ "und muss der andren die Chaliza erteilen. Vgl. den Schluss der Note 58.",
+ "weil sie ihm bereits eine Zeit lang. Als „Schwester seiner Frau“, während diese noch lebte."
+ ],
+ [
+ "Wenn zwei Männer sich zwei Frauen angetraut haben und man diese bei ihrem Eintritt unter den Trauhimmel mit einander vertauscht hat. Das החליפו ist hier in passivem Sinne dahin zu verstehen, dass sie irrtümlich vertauscht wurden; denn wenn die Männer sie absichtlich vertauscht hätten, dürften sie sie unter keinen Umständen, auch nicht nach dreimonatlicher Absonderung (s. den zweiten Teil dieser Mischna) behalten.",
+ "schuldig. Jeder Mann und jede Frau muss ein Sündopfer bringen, wenn jene diesen beigewohnt haben.",
+ "sofern jede eine Ehefrau ist. Das Verbot Lev. 18, 20.",
+ "(so sind sie) auch (schuldig. Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen.",
+ "sofern jede die Frau des Bruders ist. Lev. 18, 16; obwohl sonst der Grundsatz gilt: אין איסור חל על איסור, „ein Verbot kann nicht zu einem andren hinzutreten“, d. h. ein bereits verbotenes Objekt kann nicht von einem neuen Verbot betroffen, nicht aus zwei Gesetzestiteln verboten werden, sodass der Übertretende etwa doppelt bestraft werden müsste: kann hier dennoch zu dem Verbot, der Frau eines Andren (אשת איש) beizuwohnen, das Verbot, der Frau des Bruders (אשת אח) beizuwohnen, hinzutreten, weil beide Verbote (בבת אחת) gleichzeitig in Kraft treten; denn sobald einer der Brüder die Frau des Andren ehelicht, übertritt er beide Verbote zugleich.",
+ "(so sind sie) auch (schuldig. Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen.",
+ "sofern jede die Schwester seiner Frau ist. Das Verbot Lev. 18, 18. Auch das Verbot, die Schwester der Frau zu ehelichen (אחות אשה), kann zu den genannten Verboten hinzutreten, um jeden mit einer neuen Strafe zu belegen, weil dieses Verbot sich auf mehr Objekte erstreckt, als bereits von den andren Verboten betroffen sind (איסור כולל). Denn dadurch, dass z. B. der erste (zweite) Bruder die Schwester der Frau des zweiten (ersten) sich antraute, wurden ihm alle Schwestern derselben verboten (als אחות אשה), also auch die Frau seines Bruders (die er jetzt irrtümlich geehelicht).",
+ "(so sind sie) auch (schuldig. Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen.",
+ "sofern jede eine Menstruierende ist. Das Verbot Lev. 18, 19. Auch das Verbot, einer Menstruierenden (נדה) beizuwohnen, kann zu den genannten Verboten hinzutreten, um jeden mit einer neuen Strafe zu belegen, weil dieses Verbot auch solche Personen trifft, denen das Objekt unter Umständen erlaubt wäre (איסור מוסיף). Während nämlich die Gattin, wenn sie nicht Menstruierende ist, ihrem Gatten (zur Beiwohnung) erlaubt ist, wird sie ihm, sobald sie Menstruierende ist, verboten. Dadurch nun, dass hier die Frau als Menstruierende dem Manne verboten war, der sie sich angetraut, wird sie als solche auch für dessen Bruder verboten, der sie irrtümlich geehelicht. Durch das Zusammenwirken von איסור כולל ,איסור בת אחת und איסור מוסיף müssen demnach von den 2 Brüdern und 2 Schwestern im Ganzen 16 Sündopfer gebracht werden. Vgl. Tosefta Jeb. V, 9.",
+ "ab. Bevor sie zu ihren rechtmässigen Gatten zurückkehren.",
+ "weil sie vielleicht schwanger. Durch den verbotenen Concubitus.",
+ "geworden sind. Die Kinder wären dann Bastarde (ממזרים), Jeb. IV, 13; es ist aber wichtig, feststellen zu können, welche Kinder Bastarde und welche legitim sind, vgl. Jeb. IV, 10.",
+ "Waren es Priestertöchter. Und die Männer Nicht-Priester.",
+ "so verlieren sie. Wenn sie kinderlos bleiben und die Männer gestorben sind.",
+ "Hebe zu geniessen. Weil (nach Lev. 22, 12, 13) jeder geschlechtliche Umgang mit einem Manne, der ihr „fremd“ (זר) bleiben sollte, d. h. ihr zur Ehe verboten ist, die Priestertochter für immer vom Genuss der Hebe ausschliesst (Jeb. 68 a)."
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+ ],
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+ "dass sie schwanger war. Von ihrem verstorbenen Gatten.",
+ "wenn das Kind lebensfähig ist. Es lebt mindestens 30 Tage, oder wenigstens eine Stunde, wenn es bestimmt volle 9 Monate ausgetragen ist.",
+ "er ihre und sie seine Verwandten. Die Jeb. IV, 7 aufgezählt sind.",
+ "heiraten. Da das Kind lebensfähig ist, war die Chaliza unnötig und wird als nicht geschehen betrachtet.",
+ "zur Priester-Ehe. Da das Kind lebensfähig ist, war die Chaliza unnötig und wird als nicht geschehen betrachtet.",
+ "Ist das Kind nicht lebensfähig. Es ist eine Fehlgeburt, oder ein Kind, das nicht 30 Tage alt geworden ist und von dem man nicht weiss, ob es volle 9 Monate ausgetragen ist.",
+ "und er hat sie zur Priester-Ehe. Und er oder einer seiner Brüder muss ihr nochmals die Chaliza erteilen, da die seitens der Schwangern vollzogene Chaliza als nicht geschehen betrachtet wird und das Kind nicht lebensfähig war. Zur Priesterehe bleibt sie ungeeignet, weil man sonst leicht glauben könnte, eine Chaluza sei dem Priester zur Ehe gestattet."
+ ],
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+ "dass sie schwanger war. Von ihrem verstorbenen Gatten.",
+ "entlassen. Ohne Scheidebrief, da sie ihm zur Ehe verboten war (Maim.).",
+ "und beide müssen ein Opfer. Ein Sündopfer.",
+ "bringen. Weil der Mann der Frau seines Bruders beigewohnt hat, ohne dass ihm die Pflicht der Leviratsehe oblag; vgl. Keritot I, 1 u. 2.",
+ "so muss er sie behalten. D. h. (nach R. Simon b. Lakisch, Jeb. 35b) er muss ihr noch einmal beiwohnen, um der Leviratsehe-Pflicht zu genügen, da der erste Concubitus, als mit einer Schwangern, nicht in Betracht kommt.",
+ "des zweiten Mannes ist. Wenn der Levir die Witwe innerhalb der 3 Monate nach dem Tode des Bruders geehelicht und die Frau im siebenten Monat der Leviratsehe ein Kind geboren hat, so dass es zweifelhaft ist, ob dieses vom ersten Manne nach neunmonatlicher oder vom zweiten nach siebenmonatlicher Schwangerschaft abstammt.",
+ "so muss er sie entlassen. Durch Scheidebrief; er darf sie nicht behalten, weil das Kind vielleicht von dem verstorbenen Bruder ist, sodass für den überlebenden die Leviratsehe-Pflicht nicht vorlag.",
+ "das Kind gilt als legitim. Denn es ist entweder ein legitimes Kind des Verstorbenen oder ein legitimes Kind des Levir.",
+ "bringen. Dieses Opfer (Lev. 5, 17 ff) ist (nach Ker. I, 2) in dem Falle zu bringen, wenn Jemand „im Zweifel darüber ist“, ob er gegen ein Verbot gehandelt, dessen mutwillige Übertretung mit der Strafe der Ausrottung bedroht ist und dessen unvorsätzliche Übertretung zum Darbringen eines Sündopfers verpflichtet."
+ ],
+ [
+ "Wenn. Ketubot VIII, 6 ist diese ganze Mischna wiederholt.",
+ "einer auf die Leviratsehe wartenden Frau. שומרת יבם, eig. eine Frau, die auf den Levir wartet, d. h. seiner Entscheidung entgegensieht] ob er sie ehelichen oder ihr die Chaliza erteilen wird.",
+ "Güter. Aus dem Nachlass ihres Vaters oder durch Schenkung.",
+ "zufallen. Während sie auf die Leviratsehe wartet.",
+ "so stimmen Bet-Schammai und Bet-Hillel darin überein. Im Gegensatz zu Ketub. VIII, 1, wo Bet-Schamai und Bet-Hillel verschiedener Meinung darüber sind, ob eine Angetraute (ארוסה), der vor der Hochzeit Güter zufallen, das Recht hat, diese selbständig zu verkaufen. In diesem Falle nämlich bestreitet ihr Bet-Hillel dies Recht, weil sie bereits in dem Grade dem Manne angehört, dass der Fremde, der ihr beiwohnt, mit dem Steinigungstode bestraft wird, während die יבם שומרת dem Levir nur in dem Grade angehört, dass der Fremde, der ihr beiwohnt, nur mit Geisselung bestraft wird.",
+ "mit ihrer Ketuba. כתובה eig. das Geschriebene, Dokument, worin der Mann sich verpflichtet, im Scheidungs- oder Todesfalle der Frau eine gewisse Summe zukommen zu lassen; dann auch = die verschriebene Summe (vgl. Ketubot I, 2), 200 resp. 100 Sus nebst dem, was der Mann zu dieser bestimmten Morgengabe hinzugefügt hat (תוספת כתובה).",
+ "und dem mit ihr ein- und ausgehenden Vermögen. Das sind die Güter, die die Frau in die Ehe mitbringt und die im Scheidungsfall ihr Eigentum verbleiben. An diesen Gütern steht dem Manne nur das Recht des Niessbrauchs zu (נכסי מלוג, s. Jeb. VII, 1).",
+ "es teilen die Erben des Gatten mit den Erben ihres Vaters. Wenn der Levir die „Heiratsansprache“ (Maamar) an sie gehalten, (was nach Raba, Jeb. 39a, in diesem Falle zu ergänzen ist) sodass es zweifelhaft ist, ob sie als geehelicht (נשואה) gilt oder nicht, dann gehört die eine Hälfte der Niessbrauchsgüter dem Levir als dem event. Rechtsnachfolger des verstorbenen Gatten, der (nach Baba batra VIII, 1) seine Frau beerbt, die andre Hälfte dem Vater, der seinerseits seine Tochter als deren Rechtsnachfolger (ibid.) beerbt. Der Ausspruch des Bet-Schammai אשתו עמו (Jeb. III, 5), aus dem zu entnehmen war, dass er sich die Frau durch Maamar vollständig angeeignet hat (vgl. das. Note 22), ist dahin zu erklären, dass durch Maamar die Frau als angetraut (ארוסה) gilt, sodass deren Schwester zur Leviratsehe nicht verpflichtet werden kann, aber nicht als vollständig geehelicht (ודאי נשואה), sodass etwa der Levir sie völlig beerben könnte.",
+ "die Güter. Die Mitgift der Frau (צאן ברזל נכסי , s. Jeb. VII, 1).",
+ "bleiben in ihrem Rechtszustand. Bet-Hillel erklärt nicht, ob im Besitz der Erben der Frau, der sie eigentlich gehörten, oder der des Mannes, der für jene haftbar war. Beide Parteien haben daher als gleichberechtigte die gleichen Ansprüche an die Erbschaft und teilen.",
+ "im Besitze des Gatten. Da der Gatte das Recht an der Ketuba mit dem Tode der Gattin erwirbt, so tritt hier der Levir in diesem Augenblicke als sein Rechtsnachfolger ein.",
+ "das mit ihr ein- und ausgehende Vermögen im Besitze der Erben ihres Vaters. Von dem sie ursprünglich herstammen. Vgl. zu dieser Mischna Baba batra IX, 9."
+ ],
+ [
+ "Hat er an ihr die Leviratsehe vollzogen. Durch Beiwohnung. Vgl. auch Ketubot VIII, 7.",
+ "so gilt sie als seine Gattin in jeder Hinsicht. Er darf sich von ihr scheiden mittelst eines Scheidebriefes, ohne ihr Chaliza zu erteilen; auch darf er sie dann wieder heiraten, obgleich in diesem Falle nicht mehr die Leviratsehe - Pflicht vorliegt.",
+ "nur dass ihre Ketuba zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten ist. D. h. der verstorbene Gatte (und nicht der Levir) haftet mit seinem Vermögen für die Ketuba. Hat er kein Vermögen hinterlassen, so muss der Levir der Witwe eine Ketuba, jedoch nur im Betrage von 100 Sus, ausstellen, für die er mit seinem Vermögen haftet."
+ ],
+ [
+ "die Leviratsehe zu vollziehen. S. Jeb. II, 8.",
+ "Will er es nicht. Sondern nur die Chaliza erteilen.",
+ "Brüder. D. h. zunächst an den zweitältesten, dann an den nächstfolgenden u. s. w."
+ ],
+ [
+ "warten. תלה = hängen, in der Schwebe lassen, daher schwanken, zweifelhaft sein; תלה ב׳ = jemand etwas anhängen, zuschieben, von jem. etwas abhängig machen. Hier sind beide Bedeutungen verschmolzen: er schwankt mit seiner Entscheidung und macht sie abhängig von dem Umstande, dass z. B. ein minderjähriger Bruder heranwächst u. s. w., und erst wenn dieser sich weigert, will er die Leviratsehe vollziehen oder die Chaliza erteilen.",
+ "heranwächst oder. Wenn er nur der älteste der gerade anwesenden Brüder ist.",
+ "erteile die Chaliza oder vollziehe die Leviratsehe. Denn dem ältesten der anwesenden Brüder liegt es ob, diese Pflicht ungesäumt zu erfüllen."
+ ],
+ [
+ "gilt (dennoch. Obgleich er durch die Chaliza für die andren Brüder das Verbot herbeiführte, die Schwägerin zu heiraten.",
+ "als gleichberechtigt mit jedem der Brüder in Bezug auf die Erbschaft. Des verstorbenen Bruders.",
+ "so gehört das Vermögen dem Vater. Weil der Vater in Bezug auf die Erbschaft das Vorrecht vor allen seinen Nachkommen besitzt; Baba batra VIII, 2.",
+ "das Vermögen seines Bruders. Auch wenn der Vater noch lebt, oder wenn er sich nach vollzogener Leviratsehe von ihr scheidet, da er einmal „in die Rechtsbefugnis seines verstorbenen Bruders eingetreten ist“ (Deut 25, 6).",
+ "das Vermögen dem Vater. Da der Levir auch (l. c.) בכור, Erstgeborener genannt wird (vgl. Jeb. II, Note 60), so kann er ebensowenig wie dieser bei Lebzeiten seines Vaters erben. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.",
+ "so darf weder er ihre noch sie seine Verwandten heiraten. Die Chaluza wird nach der Anordnung der Rabbinen wie seine wirkliche Frau (von der er sich geschieden) angesehen, sodass alle wegen Verwandtschaft mit dem Ehegatten resp. der Ehegattin nach der Thora bestehenden Eheverbote rabbinisch auch bei der Chaluza gelten.",
+ "so lange. Diese Beschränkung bezieht sich nur auf diesen letzten Fall.",
+ "jene. Die Schwägerin.",
+ "am Leben ist. Die 7 hier aufgezählten Frauen sind ihm, wenn sie die Blutsverwandten seiner Ehefrau sind, nach der Thora, und Wenn sie die Blutsverwandten seiner Chaluza sind, nach den Rabbinen zur Ehe verboten.",
+ "seinen Vater. Als dessen Schwiegertochter.",
+ "den Vater seines Vaters. Als die Schwiegertochter seines Sohnes, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. Jeb. II, Note 31, N. 19.",
+ "den. In der Mischna der Talmudausgaben fehlen diese Worte. Vgl. Tosafot Jeb. 40b s. v. שמע.",
+ " Als die Schwiegertochter seiner Tochter, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. Jeb. II, Note 31, N. 20.",
+ "seinen Sohn. Als die Frau seines Vaters.",
+ "den Sohn seines Sohnes. Als die Frau seines Grossvaters väterlicherseits, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. l. c. N 5. In unserer Mischna fehlt hier noch: „Den Sohn seiner Tochter“, als die Frau seines Grossvaters mütterlicherseits, die auch sonst nur rabbinisch zur Ehe verboten ist, ibid. N. 6.",
+ "seinen Bruder. Als die Frau seines Bruders.",
+ "und den Sohn seines Bruders. Als die Frau seines Vaterbruders.",
+ "Man darf die Verwandte der Nebenfrau seiner Chaluza. Denn das Verbot, die Blutsverwandte (z. B. die Schwester) der Chaluza zu heiraten, erstreckt sich nicht auch auf die Blutsverwandte ihrer Nebenfrau.",
+ "aber nicht die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza. Es waren z. B. zwei Brüder, Ruben und Simon, mit zwei Schwestern, Lea und Rahel, verheiratet; Ruben starb, und ein dritter Bruder, Juda, erteilt dessen Witwe Lea die Chaliza. Wenn nun auch Simon stirbt, dann darf Juda dessen Witwe Rahel nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Chaluza (Lea) ist, aber auch die Nebenfrau der Rahel nicht, d. i. „die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza“; er muss vielmehr einer von beiden die Chaliza erteilen. Der Grund dieses Eheverbotes ist folgender: In der Regel pflegt eine Frau, die die Chaliza vollziehen will, ihre nahe Verwandte, z. B. ihre Schwester nach dem Gerichte mitzunehmen. Da nun nicht jeder Anwesende genau weiss, welche von beiden Schwestern die Chaluza ist, so kann leicht Rahel für die Chaluza gehalten werden. Wenn dann Juda die Nebenfrau der Rahel heiraten würde, könnte man glauben, die Nebenfrau der Chaluza sei zur Ehe erlaubt. — L. Heller giebt in seinen Tosafot folgenden Grund an: Die Chaluza ist eher mit einer Geschiedenen zu vergleichen, da mit beiden ein gerichtlicher Act vorgenommen ist; die Nebenfrau der Blutsverwandten einer Chaluza, welche (Blutsverwandte) mit einem Bruder verheiratet ist, gleicht daher einer צרת ערוה und ist darum zur Ehe verboten. Die Nebenfrau einer Chaluza hingegen ist nicht mit einer Geschiedenen zu vergleichen, weil mit ihr kein gerichtlicher Act vollzogen ist; ihre Verwandten erscheinen daher nicht als צרות ערוה und sind darum zur Ehe erlaubt. Vgl. auch Tosafot Jeb. 41a s. v. הך."
+ ],
+ [
+ "so muss sie die Chaliza vollziehen. Sie darf ohne Chaliza sich nicht wieder verheiraten, weil nach der Thora der Levir an ihr die Leviratsehe vollziehen musste.",
+ "darf aber. Solange ihre Schwester, die Chaluza, lebt.",
+ "den Levir nicht heiraten. Weil man nach den Rabbinen die Schwester seiner Chaluza nicht heiraten darf, solange diese am Leben ist; s. vorige Mischna.",
+ "Wenn sich jedoch. Das וכן der Mischna ist nach dem Talmud hier im Sinne von אבל zu nehmen.",
+ "so ist diese frei von der Chaliza und der Leviratsehe. Da, wie aus עליה בחייה Lev. 18, 18 folgt, einem Manne die Schwester seiner geschiedenen Frau nach der Thora zur Ehe verboten ist, solange die Geschiedene lebt, fällt hier die Leviratsehe - Pflicht überhaupt fort."
+ ],
+ [
+ "während eine Frau auf die Leviratsehe wartet. Vgl. oben Note 15.",
+ "deren Schwester sich angetraut hat. Nachdem mit dem Tode seines Bruders für ihn die Pflicht eintrat, an dessen Witwe die Leviratsehe zu vollziehen.",
+ "Warte. Mit der Ehelichung der dir Angetrauten, die dir vorläufig noch zur Ehe verboten ist als die Schwester derjenigen, mit der du durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden bist (אחות זקוקה).",
+ "bis Dein älterer. Das גדול ist hier nicht zu urgieren, sondern nur darum hinzugefügt, weil zunächst der älteste Bruder zur Leviratsehe verpflichtet ist, s. Mischna 5.",
+ "Bruder eine Handlung. Leviratsehe oder Chaliza.",
+ "so darf er seine Frau ehelichen. Denn selbst wenn er die Schwägerin geheiratet hätte, dürfte er nach deren Tode ihre Schwester ehelichen.",
+ "Ist der Levir. Dessen Ehe sie entgegensah.",
+ "gestorben. Ohne noch einen andren Bruder zu hinterlassen.",
+ "so muss er seine Frau durch Scheidebrief entlassen. Da er jetzt verpflichtet ist, an seiner verwitweten Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen, ist seine eigene Frau אחות זקוקתו, und er darf die Ehe mit ihr nicht fortsetzen.",
+ "und der Frau seines Bruders die Chaliza erteilen. Weil diese die Schwester der von ihm geschiedenen Frau ist, vgl. Note 57. Die Chaliza muss aber in diesem Falle geschehen, weil die Leviratsehe-Pflicht eintrat, bevor er sich seine Frau (die nunmehr Geschiedene) angetraut hat. Die Anwendung des Sprichwortes: „wehe ihm ob des Verlustes seiner Frau, wehe ihm ob des Verlustes der Frau seines Bruders“, Jeb. II, 5, würde hier nicht zutreffen, weil er durch das Antrauen seiner Frau, bevor an deren Schwester seitens seines Bruders die Leviratsehe vollzogen war, es selbst verschuldet hat, dass er seine eigene Frau nicht behalten darf, was in II, 5 nicht der Fall war."
+ ],
+ [
+ "Schwägerin soll nicht die Chaliza vollziehen. Da die Chaliza nur dann stattzufinden hat, wenn auch die Leviratsehe vollzogen werden dürfte.",
+ "bevor drei Monate vorüber sind. Nach dem Tode des Gatten.",
+ "desgleichen sollen alle andren Frauen sich nicht wieder verloben. Unter ארוסין ist immer auch קדושין, die Antrauung zu verstehen.",
+ "bevor drei Monate. D. h. 90 Tage, wobei der Todestag des Gatten oder der Tag der Ehescheidung und der Tag der Wiederverlobung oder der Wiederverheiratung nicht mitgerechnet werden.",
+ "vorüber sind. Damit man feststellen kann, ob das nächste Kind, das die Frau gebiert, aus der ersten oder der zweiten Ehe stammt; vgl. auch oben Note 10.",
+ "verlobt. D. h. seien es Jungfrauen, die nach erfolgter Verlobung, oder Frauen, die nach vollzogener Ehe (Concubitus) verwitwet oder geschieden wurden.",
+ "wieder verloben. Der Grund, Note 70, fällt hier fort, da der Mann seiner Verlobten nicht beiwohnen darf.",
+ "verheiraten. Denn von dem Verlobten können sie nicht schwanger geworden sein.",
+ "mehr vertraut. לבו גס בה eig. sein Herz wird gross, schwillt ihr gegenüber; daher = er wird vertrauter, intimer mit ihr. In Judäa pflegten nämlich Braut und Bräutigam schon vor der Ehe öfter zusammenzukommen, um sich leichter an einander zu gewöhnen (Tosefta Ketubot I, 6). Hier lag also die Gefahr eines verbotenen Umgangs vor.",
+ "weil sie Trauer hat. Sie darf sich erst nach den 30 Tagen ihrer Trauer verloben."
+ ],
+ [
+ "so darf der Älteste von ihnen. D. i. von den Überlebenden.",
+ "Ehe oder die Chaliza der einen. Er darf nicht an beiden Witwen die Leviratsehe vollziehen, weil es Deut. 25, 9 heisst: „… Der nicht erbauen will das Haus (Sing.) seines Bruders“; und da die Chaliza nur dort zulässig ist, wo auch die Leviratsehe gestattet wäre (vgl. Note 68), darf er auch nicht beiden die Chaliza erteilen.",
+ "ihre Nebenfrau frei. Sie darf ohne weiteres eine neue Ehe eingehen.",
+ "geeignet und die andre ungeeignet. Sie war z. B. von einem früheren Manne geschieden.",
+ "diese der Ungeeigneten erteilen. Um nicht durch Chaliza auch die Andre zur Priesterehe ungeeignet zu machen. Der Talmud (Jeb. 44a) drückt dies sprichwörtlich so aus: Es soll niemand das Wasser seines Brunnens ausgiessen, das noch Andre gebrauchen können, wenn er selbst es auch nicht nötig hat."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand seine Geschiedene. Nachdem sie inzwischen mit einem Andren verheiratet war.",
+ "wieder heiratet. Gegen das Verbot Deut. 24, 4.",
+ "oder seine Chaluza. Das Verbot, seine Chaluza zu heiraten, wird aus dem Ausdruck אשר לא יבנה, Deut, 25, 9 abgeleitet, indem im Anschluss hieran gelehrt wird: כיון שלא בנה שוב לא יבנה (Jeb. 10b), sobald der Levir durch Erteilung der Chaliza es unterlassen, das „Haus seines Bruders zu erbauen“, darf er es überhaupt nicht mehr erbauen, d. h. die Chaluza heiraten.",
+ "oder die Blutsverwandte seiner Chaluza. Nach R. Akiba wird die Chaluza nach dem Thoragesetz wie seine Frau angesehen, sodass die Blutsverwandten der Chaluza dem Levir im selben Grade zur Ehe verboten sind wie die seiner Ehefrau.",
+ "und das Kind. Das event. aus solcher verbotenen Ehe stammt.",
+ "Akiba. R. Akiba erklärt jedes Kind für einen Bastard, das einer Ehe entstammt, die nach einem Verbot der Thora unzulässig ist, auch wenn die Übertretung dieses Verbotes nicht mit der göttlichen Strafe der Ausrottung bedroht ist; s. folgende Mischna.",
+ "wenn jemand die Blutsverwandte seiner Geschiedenen heiratet. Die Geschiedene wird wie seine Ehefrau betrachtet, sodass ihre Blutsverwandten dem Geschiedenen ebenso bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verboten sind, wie die seiner Ehefrau.",
+ "das Kind ein Bastard ist. Die Weisen (ibid.) erklären nur das Kind für einen Bastard, das einer bei Strafe der Ausrottung (oder bei gerichtlicher Todesstrafe) verbotenen Ehe entstammt; s. folg. Mischna."
+ ],
+ [
+ "Wer ist ein Bastard. Von dem das Verbot Deut. 23, 3 gilt.",
+ "die durch Gesetz. D. h. durch ein einfaches Verbot, wenn auch dessen Übertretung nicht mit Ausrottungsstrafe bedroht ist.",
+ "und die Halacha. Vgl. auch Kidduschin III, 12.",
+ "entscheidet nach seinen Worten. Eine Ausnahme bildet das Kind, das aus dem Concubitus mit einer Menstruierenden stammt; obgleich nach Lev. 18, 19 und 29 dieser mit Ausrottung bestraft wird, ist dennoch das Kind kein Bastard, Kidd. 68a.",
+ "ich fand ein Geschlechtsregister. Vgl. ספר היחש, Neh. 7, 5.",
+ "Josua bestätigt. Die Unzucht mit der Ehefrau eines Andren wird (nach Sanh. XI, 1) mit Erdrosselung geahndet. Aus der Bemerkung in dem Geschlechtsregister folgt also, dass ein Kind nur dann ein Bastard ist, wenn es einem mit gerichtlicher Todesstrafe bedrohten Concubitus entstammt. Erdrosselung gilt nun (nach Sanh. VII, 2) als die leichteste der gerichtlichen Todesstrafen; wenn somit der Concubitus mit Steinigung oder Verbrennung bedroht ist, so ist das Kind gewiss ein Bastard.",
+ "darf er deren Schwester heiraten. Das Verbot, die Schwester seiner Frau zu heiraten, gilt nur bei Lebzeiten der Gattin (עליה בחייה). Vgl. Note 57.",
+ "darf er ihre Schwester heiraten. Wenn schon das Verbot, die Schwester seiner Gattin zu heiraten, mit dem Tode dieser ausser Kraft tritt, dann muss das Verbot, die Schwester seiner Jebama zu heiraten, gewiss mit dem Tode dieser erlöschen (Tos.)."
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+ "hat keine Giltigkeit. Wenn der Levir erst der einen der Witwen seines Bruders und dann auch der andren einen Scheidebrief gegeben, so hat der letztere keine rechtliche Giltigkeit, d. h. die Blutsverwandten der zweiten sind dem Levir nicht zur Ehe verboten als die „Verwandten seiner Geschiedenen.“ Denn da durch Erteilung des ersten Scheidebriefes das Band der Leviratsehe-Pflicht gegenüber dem „Hause seines Bruders“ aufgelöst ist, sodass er weder die Geschiedene selbst noch deren Nebenfrau heiraten darf, wird die Erteilung des zweiten Scheidebriefes als nicht geschehen betrachtet. Dasselbe ist der Fall, wenn der Verstorbene nur eine Frau, dagegen zwei (oder mehr) Brüder hinterlassen. Erteilt erst der eine, dann der andre Bruder der Witwe einen Scheidebrief, so hat der zweite keine Giltigkeit, und der zweite Bruder darf die Blutsverwandten der Witwe heiraten.",
+ "nach einer andren. Maamar verpflichtet zur Vollendung der Leviratsehe, und falls er diese nicht vollziehen, sondern die Chaliza erteilen will, auch zur Erteilung eines Scheidebriefes. Wenn nun ein Bruder an zwei Witwen oder zwei Brüder an eine und dieselbe Witwe des verstorbenen Bruders die Heiratsansprache gehalten, so hat immer die zweite keine Giltigkeit und bedarf zu ihrer Annullierung nicht erst des Scheidebriefes; im ersten Falle darf der Levir die Verwandten der zweiten Witwe heiraten, in zweiten Falle der zweite Bruder die Verwandten der Witwe.",
+ "eine Beiwohnung nach einer andren. Die Beiwohnung seitens des Levir ist (nach Deut. 25, 5) die Vollendung der Leviratsehe. Wenn nun ein Levir oder zwei Brüder beiden Witwen des Verstorbenen beigewohnt haben, so hat die Beiwohnung der zweiten (die nur als unzüchtige Handlung angesehen wird) keine rechtliche Giltigkeit, verpflichtet nicht zur Erteilung eines Scheidebriefes und verbietet nicht deren Verwandte dem betreffenden Levir zur Ehe.",
+ "eine Chaliza nach einer andren. Die Erteilung der ersten Chaliza hebt das Band der Leviratsehe-Pflicht vollständig auf, sodass die zweite Chaliza als nicht geschehen betrachtet wird. Es ist daher die zweite Witwe durch diese Chaliza zur Priesterehe nicht untauglich geworden, noch sind deren Verwandte dem Levir zur Ehe verboten.",
+ "es hat wohl Giltigkeit ein Scheidebrief nach einem andren. Denn die Erteilung des Scheidebriefes an die erste Witwe seitens des einen Levir (resp. an die einzige Witwe seitens des einen der beiden Brüder) hebt das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht vollständig auf, da ja noch Chaliza zu erfolgen hat, um die Witwe ganz frei zu machen. Es hat daher die Erteilung des zweiten Scheidebriefes die Folge, dass die Verwandten dieser Geschiedenen dem Levir zur Ehe verboten sind.",
+ "nach einer andren. Durch Maamar allein war der Leviratsehe-Pflicht noch nicht genügt, solange nicht auch Beiwohnung erfolgte. Es muss daher jede Heiratsansprache noch durch Scheidebrief annulliert und der einen der beiden Witwen die Chaliza erteilt werden, um sie beide völlig frei zu machen.",
+ "Beiwohnung. Weil hierdurch der Leviratsehe - Pflicht vollkommen genügt ist.",
+ "oder einer Chaliza. Weil hierdurch das Band der Leviratsehe-Pflicht vollkommen gelöst ist."
+ ],
+ [
+ "Wie ist dies. Dass nämlich nach erfolgter Beiwohnung oder Chaliza nichts mehr Giltigkeit hat.",
+ "Wenn. Diese und die folgende Mischna behandeln die Frage: welche rechtlichen Folgen hat bei einem Levir und einer Schwägerin 1) die Erteilung des Scheidebriefes, die Chaliza und die Beiwohnung nach vorausgegangener Heirats - Ansprache? 2) Maamar, Beiwohnung und Chaliza nach erfolgter Erteilung des Scheidebriefes? 3) Maamar, Scheidebrief und Beiwohnung nach stattgehabter Chaliza? 4) Maamar, Scheidebrief und Chaliza nach geschehener Beiwohnung?",
+ "so muss er ihr noch die Chaliza erteilen. Um das Band der Leviratsehe-Pflicht (זיקה) vollständig zu lösen. Er darf sie aber nicht heiraten, da er durch Erteilung des Scheidebriefes gezeigt hat, dass er „das Haus seines Bruders nicht erbauen will“, sodass für ihn jetzt das Verbot eintritt לא יבנה, dass er es fortan nicht mehr erbauen darf. Vgl. Jeb. IV, Note 83.",
+ "so muss er ihr noch einen Scheidebrief geben. Um die Heiratsansprache zu annullieren; denn die Chaliza kann nur die זיקה auflösen, aber nicht die durch Maamar erfolgte Antrauung. Der Umstand aber, dass sie hier trotz vorausgegangener Chaliza noch einen Scheidebrief nötig hat, widerspricht nicht der Behauptung der Weisen in der ersten Mischna, dass nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit hat, da dieser Satz nur für den Fall gilt, dass vor der Chaliza kein Maarnar erfolgt ist; ist dieser erfolgt, so muss das für die Witwe durch Maamar eingetretene Verbot, einen Andren zu heiraten, durch Erteilung eines Scheidebriefes wieder aufgehoben werden.",
+ "so ist dies nach der Vorschrift (gehandelt. Die Weisen haben angeordnet, dass vor der Beiwohnung, die nach der Thora allein zur Vollziehung der Leviratsehe erforderlich ist, der Levir sich die Schwägerin durch Erteilung eines Gegenstandes im Werte einer Peruta in Gegenwart zweier Zeugen regelrecht antrauen muss, was eben durch Maamar geschehen ist."
+ ],
+ [
+ "so bedarf sie noch eines Scheidebriefes. Um die Heiratsansprache zu annullieren.",
+ "und der Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "so bedarf sie noch eines Scheidebriefes. Die Beiwohnung war eine unerlaubte, da er ja durch die Erteilung des Scheidebriefes bewiesen hatte, dass er die Leviratsehe nicht vollziehen will; er darf sie daher nicht behalten und muss ihr einen Scheidebrief geben.",
+ "und der Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Weil hierdurch das Band der Leviratsehe-Pflicht vollkommen gelöst ist.",
+ "so hat nach der Chaliza. Bezw. nach der Beiwohnung.",
+ "nichts mehr Giltigkeit. D. h. wenn er nach erfolgter Beiwohnung die Heiratsansprache an sie hält oder ihr die Chaliza erteilt, so ist dieses ungiltig, da sie durch den Concubitus rechtmässig seine Ehefrau geworden ist, von der er sich nur durch Erteilung eines Scheidebriefes trennen kann. Hat er diesen erteilt, so braucht nicht etwa noch Chaliza zu erfolgen, da sie seine rechtmässige Gattin gewesen, deren Scheidung nur durch Scheidebrief geschieht. Desgleichen hat nach erfolgter Chaliza wieder Maamar noch Beiwohnung rechtliche Folgen, da die Jebama dem Levir durch die Chaliza zur Ehe verboten wurde (לא יבנה, s. Note 11). Diese Mischna aber vertritt die Ansicht des R. Akiba (Jeb. 10b), dass Ehen, bei deren Eingehung die Gatten ein Verbot der Thora übertreten, ungiltig sind (אין קידושין תופסין בחייבי לאוין). Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen, dass solche Ehen wohl giltig sind; es kann daher eine Trauung nach erfolgter Chaliza nur durch Scheidebrief wieder aufgehoben werden. — Im zweiten Falle unsrer Mischna חלץ ועשה מאמר וכו׳ sind die beiden Worte נתן גט eigentlich überflüssig; denn das Verbot, die Verwandten seiner Schwägerin, von der er sich geschieden, zu heiraten, trat bereits mit der Erteilung der Chaliza ein. Die Worte נתן גט sind hier nur wegen des Parallelismus mit dem folgenden Falle eingeschaltet. Ebenso sind in diesem dritten Falle או בעל וכו׳ die Worte ועשה מאמר eigentlich überflüssig; denn Maamar nach erfolgter Beiwohnung kann keine andren rechtlichen Folgen haben als diese selbst, da die Verwandten der Jebama dem Levir bereits durch die Beiwohnung dieser zur Ehe verboten wurden. Die Worte ועשה מאמר sind nur wegen des Parallelismus mit dem vorhergehenden Falle eingeschaltet.",
+ "oder bei zwei Schwägerinnen und einem Schwager vorkommt. In beiden Fällen hat nach der Erteilung des ersten Scheidebriefes (s. oben Note 5) oder der ersten Heiratsanprache (Note 6) noch manches Giltigkeit, aber nichts (nach der Ansicht des R. Akiba) nach erfolgter Chaliza oder Beiwohnung. Nach der Halacha jedoch kann der Levir, wenn er nach erfolgter Chaliza die Chaluza oder deren Nebenfrau sich angetraut hat, diese Trauung nur durch Scheidebrief wieder aufheben (s. vorige Note). Hat er aber der Jebama beigewohnt, so ist zwar bei ihr jeder nachfolgende Akt (wie Maamar oder Chaliza) ungiltig (ibid.); wenn er jedoch nach Beiwohnung der Jebama deren Nebenfrau sich angetraut oder ihr beigewohnt hat, so kann er diese Ehe, da sie eine giltige ist, nur durch Scheidebrief trennen. (Maim. Hil. Jibbum V, 16; Eb. haëser Cap. 170, § 12)."
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+ [
+ "Wie ist dies. Nämlich der letzte Fall der vorigen Mischna, dass zwei Schwägerinnen und ein Schwager da waren.",
+ "so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben. Da nach der Ansicht der Weisen (Jeb. V, 1) ein Maamar nach einem bereits erfolgten Giltigkeit hat, so muss jeder einzelne durch Scheidebrief annulliert werden. Er darf jedoch (nach Jeb. IV, 11 Note 77) nicht an beiden die Leviratsehe vollziehen, aber auch (nach derselben Mischna) nicht an einer von beiden, da ja auch die andre durch Maamar mit ihm verbunden ist. Und selbst wenn er einer von beiden einen Scheidebrief erteilt hätte, dürfte er die andre nicht heiraten, da er durch diesen Scheidebrief gezeigt hat, dass er „das Haus seines Bruders nicht erbauen will“; vgl. oben Note 11.",
+ "und der einen die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "gehalten und der andren einen Scheidebrief gegeben. Durch diesen Scheidebrief aber wird ihm die erste zur Ehe verboten, da er einmal mit der Scheidung begonnen.",
+ "einen Scheidebrief geben. Um die Heiratsansprache zu annullieren.",
+ "die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben. Der einen, um den Maamar zu annullieren, und der andren, weil sie ihm infolge des an die erste gehaltenen Maamar zur Ehe verboten wurde.",
+ "und der einen die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "so muss er der ersteren einen Scheidebrief geben. Um den Maamar zu annullieren, was durch die Chaliza der andren nicht geschieht.",
+ "so muss er einer von ihnen die Chaliza erteilen. Da nach der Ansicht der Weisen (Jeb. V, 1) ein Scheidebrief nach einem bereits erteilten Giltigkeit hat, muss er einer von beiden die Chaliza erteilen und darf dann auch die Blutsverwandten der zweiten nicht heiraten.",
+ "so muss er dieser einen Scheidebrief geben. Er darf sie nicht behalten, da er durch den ersten Scheidebrief gezeigt hat, dass er die Leviratsehe nicht vollziehen will.",
+ "und die Chaliza erteilen. Der Scheidebrief allein genügt nicht, um die rechtlichen Folgen der Beiwohnung aufzuheben, da diese eine unerlaubte war.",
+ "einen Scheidebrief geben. Um die Heiratsansprache zu annullieren.",
+ "die Chaliza. Um die זיקה vollständig zu lösen.",
+ "erteilen. Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11.",
+ "so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Auch diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Akiba; s. jedoch oben Note 19."
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+ "so hat nach der Chaliza. Bezw. nach der Beiwohnung.",
+ "nichts mehr Giltigkeit. D. h. immer der zweite Act nach der Chaliza resp. der Beiwohnung hat keine rechtliche Folge, und der Levir darf die Blutsverwandten der zweiten heiraten; auch macht er diese durch Erteilung der Chaliza zur Priesterehe nicht untauglich. Vgl. auch oben Note 18.",
+ "ob dies bei einem Schwager und zwei Schwägerinnen oder zwei Schwägern und einer Schwägerin. Oder auch bei zwei Schwägerinnen und zwei Schwägern; denn der Bruder des Levir darf dessen Nebenfrau nicht heiraten."
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+ "so hat nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Dieser Teil der Mischna stand bereits am Schlusse der dritten Mischna in diesem Abschnitte und ist nur wegen des nachfolgenden Satzes wiederholt.",
+ "ob diese zu Anfang. Wenn er der einen die Chaliza erteilt, an die andre die Heiratsansprache gehalten, und dann dieser einen Scheidebrief gegeben hat.",
+ "oder in der Mitte. Wenn er der einen einen Scheidebrief, der andren die Chaliza erteilt und dann an die eine oder die andre die Heiratsansprache gehalten, so hat diese keine Giltigkeit und bedarf zu ihrer Annullierung nicht eines Scheidebriefes.",
+ "oder am Ende. Wenn er an die eine die Heiratsansprache gehalten, dann ihr den Scheidebrief gegeben und ihr (oder deren Nebenfrau) darauf die Chaliza erteilt hat, so hat ein zweiter Maamar keine Giltigkeit mehr und bedarf zu seiner Annullierung keines Scheidebriefes. S. jedoch Note 19.",
+ "wenn diese zu Anfang. D. h. vor Maamar und Scheidebrief.",
+ "nach ihr nichts mehr Giltigkeit. Denn durch die Beiwohnung war (nach der Thora) der Leviratsehe-Pflicht genügt und die זיקה aufgelöst.",
+ "wenn sie aber in der Mitte. Wenn er der einen einen Scheidebrief erteilt und der andren beigewohnt, so hat die Heiratsansprache an die dritte Schwägerin noch Giltigkeit und er darf deren Blutsverwandte nicht heiraten, da die Beiwohnung der zweiten infolge des vorausgegangenen Maamar eine unerlaubte und die זיקה daher nicht vollständig aufgelöst war. Ebenso darf er, wenn er der einen einen Scheidebrief gegeben, der andren beigewohnt und dann an die erstere die Heiratsansprache gehalten, die Verwandten derselben nicht heiraten; nur sind ihm dieselben auch schon aus dem Grunde verboten, weil sie die Verwandten seiner Geschiedenen sind.",
+ "oder am Ende. Wenn er der einen einen Scheidebrief erteilt und an die andre die Heiratsansprache gehalten, dann einer von beiden beigewohnt, so ist die Beiwohnung infolge des vorausgegangenen Scheidebriefes eine unerlaubte; die Frau, der er beigewohnt, kann daher nicht durch Scheidebrief, sondern nur durch Chaliza wieder frei werden.",
+ "stattgefunden. Auch nach geschehener Beiwohnung braucht weder auf Maamar ein Scheidebrief noch auf diesen die Chaliza zu erfolgen."
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+ "sei es aus Versehen. Indem er sie irrtümlich für seine Frau oder die Gattin eines Andren hält.",
+ "oder aus Mutwillen. Nur in der Absicht, Unzucht mit ihr zu treiben, nicht aber die Pflicht der Leviratsehe zu erfüllen.",
+ "sei es gezwungen. Er wurde gewaltsam gezwungen, seiner Schwägerin beizuwohnen.",
+ "oder freiwillig. In der Absicht, die Leviratsehe zu vollziehen. Dieser vierte Fall, der an sich überflüssig erscheint, ist nur darum hinzugefügt, weil die Mischna in der Regel neben אונס auch den Gegensatz רצון nennt.",
+ "selbst wenn er aus Versehen und sie aus Mutwillen. Beide hatten also nicht die Absicht, die Leviratsehe zu vollziehen, während in den obigen Fällen zum mindesten einer von beiden diese Absicht hatte.",
+ "er gezwungen und sie nicht gezwungen. Aber aus Versehen oder Mutwillen; dasselbe ist aber auch der Fall, wenn beide gezwungen waren.",
+ "gleichviel ob er sie dabei nur entblösst. D. h. nur die Eichel, aber nicht das ganze Glied einführt, Jeb. 55b. Der Ausdruck ist Lev. 20, 18 entlehnt. (Levy in seinem talmudischen Wörterbuch nimmt (nach dem Vorgange David Kimchis im ס׳ השרשים, Buxtorfs im Lexicon chaldaicum u. A.) einen Stamm ערה an = an etwas bringen, anhängen, anschliessen sc. die Geschlechtsteile).",
+ "erwirbt sie. Sie gilt in jeder Hinsicht als seine Ehefrau, sodass ihre Ehe nur durch Scheidebrief getrennt werden kann, er sie bei ihrem Ableben beerbt u. s. w.",
+ "als Gattin. Denn unter dem Ausdruck יבא עליה, Deut. 25, 5 ist jede Art der Beiwohnung zu verstehen, gleichviel ob sie aus Versehen oder Mutwillen u. s. f. geschieht. Dass aber die „Entblössung“ (העראה) der Menstruierenden als vollendete Beiwohnung gilt, folgt aus מקרה הערה, Levit. 20, 18; von dieser wird das Gesetz (nach Lev. 18, 29) auf alle andren Frauen übertragen.",
+ "auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied. Die Pluralform משכבי אשה, Lev. 20, 13 weist auf die natürliche und widernatürliche Art der Beiwohnung hin."
+ ],
+ [
+ "ungeeigneten Frauen beiwohnt. Unter den in der vorigen Mischna genannten Umständen.",
+ "wie es eine Witwe für einen Hohenpriester. Vgl. Jeb. II, 4.",
+ "ein weiblicher Bastard und eine Nethina für einen Israeliten, die Tochter eines Israeliten für einen Bastard und einen Nathin ist — macht sie hierdurch (zu gewissen Dingen. Zur Priesterehe und zum Genusse von Hebe.",
+ "untauglich. Denn die Beiwohnung einer Witwe seitens eines Hohenpriesters oder einer Geschiedenen seitens eines gemeinen Priesters stempelt sie zur „Entweihten“ (חללה), die keinen Priester heiraten (Lev. 21, 7 u. 14) und, wenn sie die Tochter eines Priesters ist, von der Hebe ihres Vaters nicht geniessen darf (Lev. 22, 12); die Chaluza ist nach den Rabbinen dem Priester zur Ehe verboten (s. Jeb. II, Note 35). Der weibliche Bastard und die Nethina dürfen als solche bereits keinen Priester heiraten; die Mischna zählt sie nur deshalb mit auf, um zu sagen, dass ihre „Entblössung“ (העראה) ebenso strafbar ist wie ihre vollendete Beiwohnung. Die Verbindung der Tochter eines Israeliten mit einem Bastard oder einem Nathin stempelt jene (nach Raschi und Maimonides) zur „Buhlerin“ (זונה), bei der gleichfalls die oben genannten Verbote Platz greifen. Auch die Frau eines Israeliten, die vergewaltigt wurde, darf, obgleich sie ihrem Manne dadurch nicht verboten wurde, weder einen Priester heiraten noch Hebe geniessen, da die Beiwohnung eine unerlaubte war und sie zur „Buhlerin“ stempelt (Jeb. 56b).",
+ "auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied. Die Pluralform משכבי אשה, Lev. 20, 13 weist auf die natürliche und widernatürliche Art der Beiwohnung hin."
+ ],
+ [
+ "dürfen. Wenn sie Priestertöchter sind.",
+ "keine Hebe geniessen. Da die Verlobung (ארוסין), worunter im Talmud stets die Verbindung durch Antrauung (קדושין) zu verstehen ist, eine unerlaubte war und somit eine verbotene Eheschliessung zu befürchten ist.",
+ "für geeignet. Erst durch erfolgte Beiwohnung, wodurch sie חללות werden, ist ihnen der Genuss der Hebe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.",
+ "so sind sie hierzu ungeeignet. Da sie durch die vollzogene Ehe חללות wurden.",
+ "so sind sie hierzu geeignet. Denn auch der Vertreter der ersteren Ansicht (ת״ק) verbietet einer mit einem Hohenpriester verlobten Witwe den Genuss der Hebe nur solange, als sie verlobt ist, weil eine verbotene Beiwohnung zu befürchten ist; durch den Tod des Gatten ist aber hier diese Befürchtung ausgeschlossen."
+ ],
+ [
+ "Auch darf er keine Mannbare. בגר (verw. mit בכר) reif, mannbar sein. Unter בוגרת versteht man ein Mädchen nach zurückgelegtem Alter von 12 Jahren und 6 Monaten, das bereits im mit 12 Jahren Zeichen der Mannbarkeit aufzuweisen hatte, während ein Mädchen, bei dem sich Zeichen der Pubertät gezeigt haben und das erst 12 Jahre und einen Tag alt ist, נערה genannt wird; vgl. auch Nidda V, 7—8.",
+ "heiraten. Nach Lev. 21, 13 muss das Mädchen, das der Hohepriester heiratet, „in ihrer ganzen Jungfräulichkeit“ (בבתוליה) erhalten sein.",
+ "Simon erklären eine Mannbare für geeignet. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.",
+ "Auch darf er keine Verletzte. Ein Mädchen, dessen Hymen durch ein Stück Holz oder irgend einen Unfall verletzt wurde.",
+ "Hatte er. Als gemeiner Priester.",
+ "so darf er sie heimführen. Da die Antrauung eine erlaubte war. Der Talmud Jeb. 61a leitet dies aus dem scheinbar überflüssigen Worte אשה in Lev. 21, 14 ab, indem die Worte יקה אשה besagen wollen, dass der Hohepriester unter Umständen auch eine „Frau“ heiraten darf.",
+ "der sich die Martha. Im Midrasch rabba zu Threni I, 16 (§ 47) wird sie מרים genannt. (Levy in seinem talmud. Wörterbuch vermutet, dass die Frauen, deren hebräischer Namen מרים lautete, in der aramäischen Volkssprache oft מרתא genannt werden, weil die beiden Namen in ihrer Anfangssilbe מר = Herrin bedeuten. Indessen ist der Ursprung und die Bedeutung des Namens מרים noch sehr fraglich, und es ist hier nicht der Ort, auf die Litteratur, die bereits über diesen Namen existiert, näher einzugehen).",
+ "angetraut hatte. Nachdem sie Witwe geworden; vgl. auch Sifré zu Deut. § 281.",
+ "nachdem der König. Nicht aber die Priester und das Synhedrium, die ihn nicht für geeignet hielten. Martha hatte den König Jannai mittelst einer grossen Summe Geldes bestochen, den Josua zum Hohepriester zu ernennen (Jeb. 61a).",
+ "Wenn eine auf die Leviratsehe wartende Frau. Vgl. Jeb. IV, Note 15.",
+ "so darf er sie nicht ehelichen. Weil der Ausdruck אשה (s. Note 25) buchstäblich in dem Sinne zu fassen ist, dass die Jebama ausgeschlossen ist.",
+ "darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nach vollzogener Ehe Witwe geworden, so darf der Hohepriester sie darum nicht heiraten, weil das Gebot der Leviratsehe das Verbot, eine Witwe zu heiraten, zu dem noch das Gebot, nur eine Jungfrau zu heiraten, hinzutritt, nicht verdrängen kann (אין עשה דוחה לא תעשה ועשה). Ist sie aber bereits nach der Antrauung und vor vollzogener Ehe verwitwet, sodass eigentlich das Gebot der Leviratsehe wohl das Verbot, eine Witwe zu heiraten, verdrängen könnte ( עשה דוחה לא תעשה), so darf er sie darum nicht ehelichen, weil zu befürchten ist, dass er ihr dann mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm gesetzlich nur der erste Concubitus gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden. Dieses ganze Gesetz war eigentlich bereits in dem unmittelbar vorhergehenden Satze enthalten; die Mischna hebt es indess nochmals ausdrücklich hervor, um zu sagen, dass der Act der Chaliza, der an dem Hohepriester zu vollziehen ist, für diesen nichts Entehrendes hat (Tos.)."
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+ "dass er bereits eine Frau oder. Das ו׳ in וכנים ist hier = או zu erklären; er hat entweder eine Frau, die ihm noch Kinder gebären kann, oder er hat bereits Kinder.",
+ "Kinder hat. Diese Vorschrift gilt überhaupt für jeden Israeliten, da das Gebot der Fortpflanzung (s. folg. Mischna) keine Ausnahme kennt. Es ist hier nur deshalb als Subject der „Priester“ gesetzt, weil in der folgenden Controverse zwischen R. Jehuda und den Weisen lediglich vom Priester die Rede ist.",
+ "verstanden. Anschliessend an Hos. 4,10: „הזנו ולא יפרצו, sie buhlen aber sie vermehren sich nicht,“ nennt R. Jehuda jeden geschlechtlichen Umgang, der nicht die Fortpflanzung zum Ziele hat, Unzucht.",
+ "heisst nur eine Proselytin. Wegen des unsittlichen Lebens der Heiden.",
+ "eine Freigelassene. Wegen ihres Umganges mit Sklaven.",
+ "mit der man Unzucht getrieben hat. Darunter sind zunächst solche Frauen zu verstehen, die eine bei gerichtlicher Todesstrafe (חייבי מיתת ב״ד, Lev. 20, 10—12, 14) oder himmlischer Ausrottung (חייבי כריתות, Lev. 20, 17 f.) verbotene Ehe geschlossen haben (so Tosafot und R. Ascher); nach Raschi und Maimonides auch solche, die bei der Eheschliessung ein (einfaches) Verbot übertreten, z. B. eine Chaluza, die den Levir heiratet (חייבי לאוין דשאר), eine Jebama, die sich ohne vorangegangene Chaliza anderweitig verheiratet, eine Jüdin, die einen Bastard, Ammoniter oder Moabiter geheiratet (חייבי לאוין דלאו דשאר), sowie solche, die bei der Eheschliessung ein Verbot übertreten, dass aus einem Gebote erschlossen wird (לאו הבא מכלל עשה), z. B. eine Jüdin, die einen zum Judentum übergetretenen Egypter oder Edomiten oder deren Sohn geheiratet (Deut. 23, 9). Eine Geschiedene jedoch, die einen gemeinen Priester, und eine Witwe, die einen Hohenpriester geheiratet, fallen nicht unter den Begriff זונה, sondern חללה (vgl. auch Jeh. VI, Note 14)."
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+ "zwei Söhne. Denn auch Moses enthielt sich, nachdem er zwei Söhne hatte, des Umganges mit seiner Gattin, s. Deut. 5, 28.",
+ "Männlich und weiblich schuf er sie. Nach Bet-Hillel ist jenes Verhalten des Moses nicht massgebend, da es ihm durch ausdrücklichen Befehl Gottes vorgeschrieben war. Während es nämlich den Israeliten gestattet war, nach der Gesetzgebung am Sinai in ihr Haus, in ihr eheliches Leben zurückzukehren (Deut. 5, 27), von dem sie sich drei Tage hatten fern halten müssen (Ex. 19, 15), war dem Moses diese Rückkehr auch für alle folgende Zeit von Gott untersagt.",
+ "und gewartet. שהה, in der Mischna sehr häufig, ist syr. ܐܳܗܺܝ und arab. ثوى zögern, verweilen, sich aufhalten; vgl. Barth, etymolog. Studien, S. 66.",
+ "so darf er sich nicht länger. Zur Begründung dieses Satzes „erinnert“ der Talmud (Jeb. 64a, זכר לדבר) daran, dass Abraham, nachdem seine Ehe mit Sara zehn Jahre lang kinderlos geblieben war (Gen. 16, 3), die Hagar zum Weibe nahm, die ihm den Ismael geboren.",
+ "entziehen. Er soll vielmehr sich von dieser scheiden (und ihr die Ketuba auszahlen), oder aber (was nach dem Talmud noch zulässig ist) eine zweite Frau neben der ersten heiraten. Diese zehn Jahre werden aber utiliter (zum Vorteile der Frau) berechnet, d. h. die Dauer der Abwesenheit oder der Krankheit eines Ehegatten muss abgerechnet werden.",
+ "so darf sie einen Andren heiraten. Weil die Unfruchtbarkeit der ersten Ehe vielleicht nicht ihr, sondern dem Manne zuzuschreiben ist. Blieb aber auch diese zweite Ehe kinderlos, so darf sie einen dritten Mann nicht mehr heiraten, es sei denn, dass dieser bereits Kinder (oder noch eine zweite Frau) hat, weil jetzt als sicher gelten kann (חזקה), dass sie nicht fähig ist zu gebären.",
+ "da sie abortiert. Die Fehlgeburt unterbricht also die zehnjährige Frist zu Gunsten der Gebärenden.",
+ "aber nicht der Frau. Obwohl die Schrift die Gründung eines Hauses durch die Pluralform פרו ורבו (Gen. 1, 28) dem Manne und dem Weibe zur Pflicht macht, will sie doch durch die detecte Schreibung des Wortes וכבשה (ibid.) andeuten, dass die Aufgabe der Familiengründung zunächst nur dem männlichen Geschlecht obliegt. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha."
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+ "eine Geschiedene oder eine Chaluza einem gemeinen Priester Sklaven des Niessbrauchs. מלוג wird von Vielen, so auch von Levy in seinem Neuhebr. Wörterbuch als ܡܠܰܓ ἀμέλγω, mulgeo, melken erklärt; in übertragenem Sinne bedeute es „abrupten, die Federn entfernen“, vgl. מולגין את הראש Beza 34a. Indessen bemerkt Fleischer in seinen Nachträgen zu Levy’s Wörterbuch (S. 311), dass ملج im eigentlichen Sinne nur von Kindern und jungen Tieren gebraucht wird, die an den Brustwarzen und Zitzen „saugen.“ Die speciell arabische Bedeutung ist vielmehr umgekehrt eine Entwickelung aus der allgemeinen Grundbedeutung der Wurzeln מל und מר = streifen, streichen (vgl. auch das lat. mulceo), welche durch den Zutritt der dreifach abgestuften Gaumenlaute כ ,ג und ק entsprechend modificiert werden. — Unter נכסי מלוג sind also die Güter zu verstehen, die der Herr „zupft, abrupft“, die mithin in ihrem Kerne erhalten bleiben (ähnlich dem Vogel, dem die Federn entfernt werden, oder der Kuh, der die Milch entzogen wird), daher = Güter, die zwar Eigentum der Frau sind, deren Nutzniessungsrecht (usus fructus) aber dem Manne zusteht. עבדי מלוג sind demnach Sklaven, die Eigentum der Frau sind, an denen aber der Mann das Recht des Niessbrauchs hat. Nach Pick, Assyr. und Talmud, S. 24, vom assyr. muligu, mulugu, nach Fr. Delitzsch, Handwrtb. 412a = Mitgift.",
+ "und Sklaven des eisernen Fonds. עבדי צאן ברזל sind Sklaven, die die Frau dem Manne in die Ehe mitbringt (Mitgift), für die er haftet und deren Wert er im Scheidungs- oder Todesfalle der Gattin zu zahlen sich verpflichtet. Der Ausdruck צאן ברזל, eigentl. „eisernes Kleinvieh“ ist deshalb gewählt, weil der Mann als Übernehmer für jeden Schaden haftet und für die Frau als die Eigentümerin (wie etwa bei eisernem Vieh) keinerlei Risiko entstehen kann. [Vgl. auch B. Mez. V, 6. Nach Brunner, mitgeteilt in Levy’s Neuhebr. Wörterb. s. v. צאן, kannte auch das germanische Recht eine ähnliche Institution unter dem Namen „Immervieh, Immerrind“, die bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht. Desgleichen erwähnt Honigmann (ibid.) einen sog. „Eisernvieh-Vertrag“ im deutschen Recht, der darin bestand, dass der Verpächter eines Gutes dem Pächter einen bestimmten Viehbestand (lebendes Inventarium) übergab, und der Pächter sich dagegen verpflichtete, dieselbe Zahl und Qualität an Vieh zurückzuliefern. Weil dieses Vieh für den Eigentümer niemals untergeht, trägt es den Namen „eisernes Vieh“. S. auch Grimm’s deutsches Wörterbuch III, S. 376].",
+ "so dürfen die Sklaven des Niessbrauchs keine Hebe geniessen. Weil für sie als Eigentum der Frau die gleichen Gesetze wie für diese selbst gelten (vgl. Note 8), die Frau aber als Entweihte (Jeb. VI, 3) keine Hebe geniessen darf.",
+ "ihr. Das לה ist Dativus incommodi, wie er sich auch in der Bibel findet; z. B. נגזרנו לנו Ez. 37, 11.",
+ "verpflichtet ist sie zu ernähren. Dafür, dass er das Recht der Nutzniessung an ihnen hat.",
+ "so dürfen sie Hebe geniessen. Sie werden als sein Eigentum betrachtet, da er für sie aufkommen muss; der Priester macht zwar durch seine gesetzwidrige Ehe die ihm aus dieser Ehe hervorgehenden Söhne zu Entweihten (חללים Lev. 21, 15), denen der Genuss der Hebe verboten ist, er selbst aber wird nicht חלל, behält vielmehr den Priestercharacter bei (s. Kidd. 77a). Ebenso wie er, dürfen nun auch die Sklaven, die als sein Eigentum gelten, Hebe geniessen."
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+ "Wenn die Tochter eines Israeliten. Darunter ist hier wie in den folgenden Mischnas im Gegensatz zum Priester der Nichtpriester zu verstehen.",
+ "einen Priester heiratet. Nach Lev. 22, 11 darf die Frau eines Priesters schon nach erfolgter Antrauung (קידושין) Hebe geniessen, da die persönliche Aneignung (כי יקנה נפש) seitens des Gatten bereits stattgefunden hat. Nach den Rabbinen jedoch hat sie dieses Recht erst nach vollzogener Heimführung (נישואין), weil sich Umstände heraussteilen könnten, die die Giltigkeit der Trauung aufheben, oder weil sie, solange sie im Hause ihrer Eltern ist, leicht dazu kommen könnte, auch ihre Geschwister von der ihr gestatteten Hebe mitgeniessen zu lassen (Ket. 57 b). Es ist hier daher der Ausdruck ניסת wörtlich zu nehmen.",
+ "so dürfen sowohl die Sklaven des Niessbrauchs als auch die Sklaven des eisernen Fonds Hebe geniessen. Die Sklaven des eisernen Fonds gelten als sein Eigentum, vgl. oben Note 6; aber auch für die Sklaven des Niessbrauchs leitet der Talmud (Jeb. 66a) dieses Recht aus Lev. 22, 11 ab, indem er in diesem Verse die scheinbar überflüssigen Worte קנין כספו als Subject und נפש als dazu gehöriges Object nimmt und ihm folgende Deutung giebt: Wenn Personen, die der Priester sich angeeignet hat, z. B. seine Frau oder seine Sklaven, eine andre Person erwerben, so darf auch diese die Speise des Priesters geniessen. Die Frau des Priesters, die durch ihre Ehe das Recht erworben hat, Hebe zu geniessen, kann demnach auch allen denen dieses Recht erteilen, die wiederum ihr als Eigentum angehören (קנין אוכל מאכיל), in unsrem Falle also auch den Sklaven des Niessbrauchs.",
+ "so dürfen sie keine Hebe geniessen. Da weder der Israelit noch dessen Gattin, die Priestertochter, Hebe geniessen dürfen, Lev. 22, 10. 12."
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+ "so dürfen ihre Sklaven. Die Form ניסת ist aus נשאת durch Eintreten des ס für ש und Ausstossung des Wurzelbuchstaben א entstanden. Die Sklaven des eisernen Fonds, die als Erbgut den Kindern zufallen.",
+ "keine Hebe geniessen. Auch wenn der Mann Kinder hinterlassen, die der Frau den Genuss der Hebe möglich machen.",
+ "wegen des Anteils des Fötus. Der Fötus gilt nach R. Jose auch als erbfähig und kann aus zwei Gründen den Sklaven den Genuss der Hebe verbieten: entweder weil der Fötus der Tochter eines Nichtpriesters als Nichtpriester gilt und somit, da sich nicht bestimmen lässt, welcher Sklave ihm als Erbe zufällt, jedem Sklaven die Hebe verbietet, oder weil die Worte יאכלו בלחמו Lev. 22, 11 causativ, (als defecte Hiphil - Form wie Deut. 8, 3. 16) in dem Sinne von יאכילו (= zu essen geben) gedeutet werden und demnach besagen, dass nur das bereits geborene Kind (יליד ביתו) den Sklaven den Genuss der Hebe gestattet, nicht aber das Kind im Mutterschosse (ילוד מאכיל, שאינו ילוד אינו מאכיל, Jeb. 67 a).",
+ "denn der Fötus kann zum Genusse der Hebe ungeeignet machen. Die Priestertochter, die einen Israeliten geheiratet, der nun kinderlos stirbt, wird durch die zu erwartende Nachkommenschaft als noch zum Hause des Israeliten zugehörig betrachtet und ist deshalb vom Genusse der Hebe ausgeschlossen, sie darf nicht „in das Vaterhaus zurückkehren“ (Lev. 22, 13), um Hebe zu geniessen. Sie hat dieses Recht nur בנעוריה (ibid.), d. h. wenn sie wie im Zustand ihrer Jungfräulichkeit heimkehrt, aber nicht, wenn sie schwanger ist.",
+ "aber nicht berechtigen. Die Tochter eines Israeliten, die einen Priester geheiratet, der nun kinderlos stirbt, hat trotz der zu erwartenden Nachkommenschalt nicht das Recht, Hebe zu geniessen, ebensowenig haben es ihre Sklaven; erst das geborene Kind verschafft ihr dieses Recht, s. Note 12.",
+ "zu ihm. Die Weisen gehen von der Voraussetzung aus, nach R. Jose sei den Sklaven die Hebe nur aus dem zweiten der oben (Note 12) genannten Gründe verboten (ילוד מאכיל), dass einem Fötus in keinem Falle, d. h. auch wenn keine andren Söhne da sind, ein Eigentumsrecht zuerkannt werden kann, und fragen deshalb: Wenn Du u. s. w.",
+ "der dann gestorben ist. Ohne Nachkommen zu hinterlassen.",
+ "keine Hebe geniessen wegen des Anteils des Fötus. Der Fötus hat vielmehr niemals Anteil an den Sklaven, und diese dürfen Hebe geniessen als Erbgut der Nachkommen des Verstorbenen, oder, falls solche nicht vorhanden sind, als Eigentum irgend eines Rechtsnachfolgers des Priesters (בשביל המשפחה), da unter seinen Ascendenten oder deren Descendenten, und sei es auch im entferntesten Gliede, ein erbberechtigter Verwandter existieren wird. (Vgl. R. Alfes z. St.)."
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+ "Der Fötus. S. vorige Mischna und Note 13 u. 14.",
+ "der Levir. Ist der Levir ein Israelit, der an einer Priestertochter die Leviratsehe zu vollziehen hat, so macht er sie durch die bevorstehende Ehe zum Genuss der Hebe ungeeignet, da die Priestertochter nur dann nach dem Tode ihres Gatten Hebe geniessen darf, wenn sie ungehindert „in das Haus ihres Vaters zurückkehren kann“ (Lev. 22, 13); in unsrem Falle aber ist sie an den Levir gebunden (שומרת יבם). Ist wiederum der Levir ein Priester und die Jebama die Tochter eines Israeliten, so berechtigt er sie, solange die Leviratsehe noch nicht vollzogen ist, nicht zum Genusse der Hebe, weil der Levir das Recht auf seine Schwägerin nur kraft des Leviratsehe-Gesetzes, nicht aber mittelst seines Geldes erwirbt. Es dürfen aber nur solche Personen Hebe geniessen, die der Priester sich „mit seinem Gelde aneignet“, קנין כספו Lev. 22, 11. Nach vollzogener Ehe gilt sie jedoch als seine Gattin in jeder Hinsicht, s. Jeb. IV, 4.",
+ "die Verlobung. Hat sich ein Israelit mit einer Priestertochter verlobt, so macht er sie dadurch zum Genusse der Hebe ungeeignet, Lev. 22, 12; denn durch die Verlobung, worunter auch die Antrauung (קידושין) zu verstehen ist, gehört sie bereits dem Manne an. Hat sich aber ein Priester mit der Tochter eines Israeliten verlobt, so berechtigt sie dies noch nicht zum Genusse der Hebe aus dem oben Note 7a angegebenen Grunde.",
+ "der Taubstumme. Die Ehe eines Taubstummen ist nur nach den Rabbinen giltig, s. Jeb. XIV, 1. Wenn also ein taubstummer Israelit eine Priestertochter heiratet, so macht er sie dadurch zum Genusse der Hebe ungeeignet; denn nach den Rabbinen gilt sie nunmehr als seine Gattin. Wenn jedoch ein taubstummer Priester die Tochter eines Israeliten heiratet, so berechtigt er sie dadurch noch nicht zum Genusse der Hebe; denn nach der Thora ist diese Ehe nicht giltig und die Frau daher nicht die Gattin des Priesters.",
+ "der neun Jahre und einen Tag alt ist. Wenn ein zur Priesterschaft unfähiger Knabe, z. B. ein Entweihter, einer Priestertochter (oder auch der Tochter eines Leviten oder Israeliten) beiwohnt, so macht er sie hierdurch zur Priesterehe und zum Genusse der Hebe ungeeignet, Lev. 22, 12; vgl. Jeb. III, Note 74. Wenn er aber kein Entweihter ist und die Tochter eines Israeliten heiratet, so berechtigt er sie dadurch noch nicht zum Genusse der Hebe, weil die Ehe eines Minderjährigen rabbinisch ungiltig ist.",
+ "sei es auch zweifelhaft. Dieser Satz kann nicht zum Schlusssatz dieser Mischna gehören, da die Ehe eines Minderjährigen wegen seiner Erwerbsunfähigkeit ungiltig ist und daher von Leviratsehe nicht die Rede sein kann; vgl. Jeb. X, 8 und Tosefta Jeb. XI, 10. Er ergänzt vielmehr den vorhergehenden Satz dahin, dass selbst wenn es zweifelhaft ist, ob der Knabe zur Zeit der Beiwohnung neun Jahre alt war, diese dennoch der Frau den Genuss der Hebe verbietet.",
+ "oder ob er zwei Haare. An den Schamteilen als Zeichen der Pubertät. Dies gilt jedoch nur bei einem Knaben, der mindestens dreizehn Jahre und einen Tag alt ist, vor diesem Alter wird dies nur als ein Mal (שומא) angesehen, vgl. Sanh. VIII, 1.",
+ "hervorgebracht hat. Zur Zeit der Beiwohnung.",
+ "oder nicht. Obwohl in diesem Falle die Giltigkeit seiner Ehe noch zweifelhaft ist, macht er dennoch, wenn er ein Nichtpriester ist, seine Frau zum Genusse der Hebe ungeeignet, und wenn er ein Priester ist, berechtigt er sie noch nicht dazu. — Maimon. Hil. Terumot VIII, 11 stellt gleichfalls diese drei Sätze zusammen; in seinem Mischnakommentar z. St. jedoch giebt er den beiden Sätzen ספק שהוא וכו׳ und ספק הביא וכו׳ folgende Erklärung: Wenn der Knabe die Leviratsehe vollzog und es zweifelhaft war, ob er damals neun Jahre alt war, oder wenn er seiner Schwägerin die Chaliza erteilte und es zweifelhaft war, ob er damals mannbar war, so ist die Giltigkeit jener beiden Akte zweifelhaft und es ist die Entscheidung in erschwerendem Sinne zu treffen.",
+ "Ist ein Haus über einem Manne und der Tochter seines Bruders. Die seine Gattin ist.",
+ "wer von ihnen zuerst gestorben ist. Ist er zuerst gestorben, so würde der Levir weder an der Frau seines Bruders als an seiner Tochter, noch an deren Nebenfrau als der Nebenfrau einer ihm selbst zur Ehe verbotenen Frau (צרת הבת) die Leviratsehe vollziehen dürfen, und aus demselben Grunde würde auch die Chaliza fortfallen; vgl. Jeb. I, 1. Ist aber sie zuerst gestorben, so würde die Nebenfrau nicht צרת ערוה sein, weil sie in dem Momente, da für den überlebenden Bruder die Pflicht der Leviratsehe eintritt, d. h. da ihr Gatte stirbt, nicht mehr die Nebenfrau seiner Tochter ist; vgl. Jeb. I, Note 42.",
+ "so muss deren Nebenfrau die Chaliza vollziehen. Sie darf nicht ohne weiteres sich verheiraten, weil sie, wenn die Frau zuerst gestorben, durch die Pflicht der Leviratsehe an den Levir gebunden ist.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Weil sie, wenn der Mann zuerst gestorben, צרת ערוה ist. — Dieser Schlusssatz der Mischna ist hier deshalb angefügt, weil auch in den vorhergehenden Sätzen von zweifelhaften Fällen die Rede ist."
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+ "Wenn jemand eine Frau vergewaltigt oder verführt. Nur die rechtmässig vollzogene Ehe erwirkt der Frau das Recht auf Genuss der Hebe; vgl. oben Note 7a.",
+ "oder wenn ein Schwachsinniger. Selbst wenn der Schwachsinnige die Frau vorschriftsmässig geehelicht hat, ist seine Ehe ungiltig, da er rechtsgiltige Verträge nicht abschliessen kann, s. Tosefta Jeb. XI, 10.",
+ "so machen sie. Wenn sie Israeliten sind und die Frau eine Priestertochter ist.",
+ "diese [zum Genusse der Hebe] weder ungeeignet noch berechtigen sie. Wenn sie Priester sind und die Frau die Tochter eines Israeliten ist.",
+ "die nicht in [die Gemeinde] Israel kommen dürfen. D. h. solche Personen, mit denen wegen ihrer Körperbeschaffenheit, Geburt oder Abstammung die Ehe gesetzlich verboten ist, s. Deut. 23, 2—9.",
+ "so machen sie sie ungeeignet. Durch die eheliche Verbindung mit einem solchen Manne wird die Frau zum Genusse der Hebe ungeeignet, s. Lev. 22, 12 und Jeb. III, Note 74.",
+ "Wenn ein Israelit einer Priestertochter beiwohnt. Mit Anwendung von Gewalt oder Überredung, aber nicht um sie dadurch zu ehelichen.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Bis zum vierzigsten Tage nach der Beiwohnung, denn bis dahin wird die Frucht noch nicht als Fötus angesehen, der der Mutter den Genuss der Hebe verbietet. Nach dem vierzigsten Tage aber darf sie Hebe nicht mehr geniessen, da sie vielleicht schwanger geworden ist.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. S. den Anfang der vorigen Mischna und oben Note 13.",
+ "ist der Fötus in ihrem Innern zerstückelt. Das späthebräische חתך, das sich in der Bibel nur einmal (Dan. 9, 24) und hier auch nur in übertragenem Sinne findet (vgl. גזר), erscheint in der Mischna und dem Talmud sehr häufig; es entspricht dem arab. هتك = durchschneiden, durchreissen. Vgl. Barth, etymol. Studien, S. 23.",
+ "so darf sie sie geniessen. Dasselbe gilt, wenn das Kind tot geboren wird.",
+ "Wenn ein Priester der Tochter eines Israeliten beiwohnt. Mit Anwendung von Gewalt oder Überredung, aber nicht um sie dadurch zu ehelichen.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Weil der Priester sie durch jenen Concubitus sich nicht angeeignet hat.",
+ "so darf sie sie nicht geniessen. S. den Anfang der vorigen Mischna und oben Note 14.",
+ "so darf sie sie geniessen. Denn selbst der Bastard berechtigt seine Mutter zum Genusse der Hebe, s. weiter Note 54.",
+ "Es zeigt sich [demnach] der Einfluss des Sohnes grösser als der des Vaters. Der Priester, der ihr beiwohnt, verschafft ihr nicht das Recht, Hebe zu geniessen, aber das Kind, das aus diesem Concubitus hervorgeht, wohl.",
+ "Der Sklave macht [die Frau] ungeeignet. Zum Genusse der Hebe resp. zur Priesterehe.",
+ "infolge der Beiwohnung. Wenn ein Sklave einer Priestertochter beiwohnt, so verliert sie das Recht auf Genuss der Hebe, weil nach Lev. 22, 13 nur die Priestertochter zum Genuss der Hebe zurückkehren darf, die „Witwe oder Geschiedene“ wird; da aber die Verbindung eines Sklaven und einer Jüdin verboten ist (s. Kidd. III, 12), so ist sie auch nicht „Witwe oder Geschiedene“ im Sinne des Gesetzes. Ist sie die Tochter eines Nichtpriesters, so wird sie durch die Beiwohnung seitens eines Sklaven zur Priesterehe ungeeignet, da auch sie in jenem Schriftvers einbegriffen ist. Der Talmud (Jeb. 69 a) folgert dies aus den Worten ובת כהן (v. 13), die eigentlich überflüssig sind, da das Subject בת כהן bereits im vorgehenden Verse genannt ist.",
+ "oder eine Priestertochter mit einem Israeliten [verheiratet ist] und von ihm. Barth, etymol. Studien, S. 58 will die schwierige Form הימנו, die in der Mischna sich häufig anstatt des hebr. ממנו findet, aus der aethiop. Form ’emna mit vorgetretenem Alifu’l Waṣli erklären.",
+ "der Sohn dann einer Sklavin beiwohnt. נכבש eig. sich niederdrücken auf jemand = feminam subigere, vgl. Esth. 7, 8; Neh. 5, 5.",
+ "so ist dieser ein Sklave. Nach dem Grundsatz ולדה במוחה, dass das Kind einer Sklavin gesetzlich den Character der Mutter trägt, s. Jeb. II, Note 41.",
+ "so darf sie. Wenn ihr Sohn, das Kind des Priesters, gestorben und ihr Enkel, der gesetzlich den Character eines Sklaven hat, am Leben ist.",
+ "keine Hebe geniessen. Weil der Enkel nicht als Kind ihres Sohnes gilt, sondern den Character der Mutter trägt; die Nachkommenschaft kommt hier daher nicht in Betracht.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Weil hier der Enkel als nicht vorhanden gilt, so steht ihr nach Lev. 22, 13 das Recht zu, Hebe zu geniessen.",
+ "Ein Bastard. Die Worte וזרע אין לה, Lev. 22, 13, sind nach Jeb. 70a (עיין עלה = untersuche erst) in prägnantem Sinne als jede auch noch so entfernte Descendenz zu fassen, sei sie legitim oder nicht. Vgl. auch Jeb. II, Note 44.",
+ "die Tochter dann einen Sklaven oder einen Heiden ehelicht und von ihm einen Sohn gebiert. Und dann stirbt.",
+ "so ist dieser ein Bastard. Nach der recipierten Halacha jedoch (s. Kidd. III, 12) gilt nur das Kind als Bastard, das aus einer geschlechtlichen Verbindung zweier Personen stammt, die an sich einer Ehe mit Andren fähig wären, zwischen denen aber nach dem Gesetze eine Ehe nichtig ist, vgl. Jeb. IV, 13. Wenn hingegen dem Vater und der Mutter überhaupt die Qualifikation zur Eingehung einer jüdischen Ehe fehlt, so gilt das Kind nicht als Bastard, sondern trägt gesetzlich den Character der Mutter, so z. B. das Kind einer Sklavin, s. oben Note 50. Ebenso ist das Kind, das aus der Verbindung eines Heiden oder eines Sklaven mit einer Jüdin stammt, legitim, נכרי ועבד הבא על בת ישראל הולד כשר (Jeb. 45b). Ob eine aus solcher Verbindung hervorgegangene Tochter auch einen Priester heiraten darf, oder nicht (פגום לכהונה), ist unter den Decisoren streitig. Nach R. Alfes ist diese Frage unentschieden, ebenso nach Nachmanides; nach Maimonides, (Hil. Iss. Biah XV, 3) darf die Tochter einen Priester heiraten, nach R. Ascher (zu Jeb. 45b) und Josef Karo (Eb. haëser Cap. 4, § 19) nicht. Hat sie einen Priester geheiratet, so braucht die Ehe nicht getrennt zu werden.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Der lebende Enkel berechtigt sie dazu.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Weil sie noch einen lebenden Nachkommen hat."
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+ "er berechtigt seine Mutter. Wenn sein Vater gestorben ist.",
+ "macht aber seine Grossmutter hierzu ungeeignet. Denn wäre er nicht vorhanden, so hätte seine Grossmutter nach dem Tode ihrer Tochter (seiner Mutter) das Recht, in ihrem väterlichen Hause Hebe zu geniessen.",
+ "[Mögen] nicht Viele [sein] wie mein Enkel. בן hier = Enkel, vgl. Gen. 29, 5."
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+ "Der Unbeschnittene. D. h. ein Priester, dem bereits zwei Brüder an den Folgen der Beschneidung gestorben sind und der deshalb unbeschnitten bleiben darf (Jeb. 64b). Das Gesetz, dass ein solcher Hebe nicht geniessen darf, wird mittelst der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (ג״ש) vom Pessachopfer abgeleitet. Für beides gilt die gleiche Vorschrift, dass der Beisasse und der Mietling nicht daran teilnehmen dürfen, Lev. 22, 10 und Ex. 12, 45. Ebenso wie nun der Unbeschnittene an dem Pessach nicht teilnehmen darf, Ex. 12, 48, ist ihm auch der Genuss der Hebe verboten.",
+ "und alle Unreinen. Das Verbot für die levitisch Unreinen, Hebe zu geniessen, ist in Lev. 22, 4 enthalten, wo von den „Heiligtümern“ die Rede ist, die allgemein und dauernd den Nachkommen des Hohenpriesters Aron überwiesen sind, דבר ששוה בזרעו של אהרן, Jeb. 74 a; darunter ist aber nur Hebe zu verstehen.",
+ "ihre Frauen und ihre Sklaven dürfen Hebe geniessen. Denn die Priester verlieren infolge der Unterlassung der Beschneidung oder ihrer Unreinheit nicht den priesterlichen Character, und es ist ihnen selbst der Genuss der Hebe nur solange verboten, als sie unbeschnitten oder unrein sind.",
+ "Ein durch Druck Verstümmelter [Priester] und ein am Glied Verschnittener. Deut. 23, 2. Die Definition s. in der folgenden Mischna.",
+ "ihre Frauen aber dürfen sie nicht geniessen. Die nach Deut. 23, 2 unzulässige Eheschliessung verbietet ihnen den Genuss der Hebe; s. Jeb. III, Note 74.",
+ "Hat er ihr jedoch nicht beigewohnt. ירע hier = beiwohnen, wie Gen. 4, 1 u. o.",
+ "so dürfen jene [Frauen Hebe] geniessen. Wenn die Männer bei der Eheschliessung noch normal waren, so dürfen die Frauen die Hebe, die ihnen vor der Erkrankung ihrer Gatten erlaubt war, nach dieser noch weiter geniessen. Die Tochter eines Israeliten zwar, die mit einem Priester verheiratet war, verliert durch den Tod ihres Gatten das Recht Hebe zu geniessen, vgl. Jeb. VII, 3; aber nur deshalb, weil das rechtliche Verhältnis zu ihrem Manne mit dessen Ableben aufhört. In unserer Mischna ist dies jedoch nicht der Fall. Waren aber die Männer bereits bei der Eheschliessung erkrankt, so dürfen die Frauen keine Hebe geniessen, da sofort eine verbotene Beiwohnung zu erwarten war. S. Jeb. VI, 3, Note 16 u. 17."
+ ],
+ [
+ "dem das Glied. Oberhalb der Eichel nach dem Körper zu. גיד eig. Ader, Sehne, sodann das ganze männliche Glied.",
+ "wenn aber von der Eichel. עטרה = Krone, corona glandis, Eichel.",
+ "auch nur ein Haar breit. Rings um die ganze Eichel. חוט eig. Faden, sodann Alles, was wie ein Faden aussieht; חוט השערה = ein einzelnes Haar.",
+ "Ein durch Druck Verstümmelter und ein am Glied Verschnittener dürfen. Auch wenn sie Priester sind.",
+ "sie dürfen nur nicht in die Gemeinde [Gottes] kommen. D. h. sich mit Jüdinnen verheiraten; Proselyten und Sklaven fallen nicht unter den Begriff der „Gemeinde Gottes.“"
+ ],
+ [
+ "Der Ammoniter und der Moabiter sind [zur Ehe] verboten. Deut. 23, 4.",
+ "und dieses Verbot. Die Häufung des Ausdrucks אסור erinnert an die Wiederholung des Verbotes לא יבא in dem genannten Schriftverse (Tos. Jom tob).",
+ "gilt für alle Zeiten. D. h. selbst nach ihrem Übertritt zum Judentum und in allen folgenden Geschlechtern.",
+ "ihre weiblichen Nachkommen aber sind sofort. Nach ihrem Übertritt zum Judentum.",
+ "erlaubt. Mit den männlichen Ammonitern ist die Ehe verboten, weil „sie den Israeliten nicht mit Speise und Trank entgegengekommen waren“ (Deut. 23, 5); die Frauen aber trifft dieser Vorwurf nicht, weil ihnen die öffentliche Ausübung jener internationalen Pflicht nicht obliegt, לא דרכה של אשה לקדם, Jeb. 76 b.",
+ "Der Ägypter und der Edomiter sind nur bis. Das עד ist hier in exclusivem Sinne zu fassen (ולא עד בכלל).",
+ "zum dritten Geschlechte [zur Ehe] verboten. Deut. 23, 8—9. Dem dritten Geschlecht, d. i. dem Enkel oder der Enkelin eines zum Judentum übergetretenen Ägypters oder Edomiters ist die Ehe mit Juden gestattet; bis dahin dürfen sie nur unter einander oder mit andren Proselyten sich verheiraten.",
+ "sowohl die männlichen als die weiblichen. Der umfassende Ausdruck אשר יולדו להם (v. 9) schliesst auch die weiblichen ein.",
+ "Schluss vom Leichtern auf das Schwerere. Genauer müsste es heissen: vom Schwereren auf das Leichtere, da hier eine Erleichterung gefolgert werden soll. Der Ausdruck קל וחומר wird jedoch für beide Arten dieses Schlusses (conclusio de minore ad majus) gebraucht.",
+ "ist es aber nur eine Schlussfolgerung. Die du selbst gezogen hast.",
+ "so giebt es dagegen einen Einwand. Wir könnten nämlich einwenden: Die Verbote wegen Inzests (Lev. 18, 10. 17) erstrecken sich auch nur bis auf das dritte Geschlecht und treffen dennoch in gleicher Weise die männlichen wie die weiblichen Nachkommen, da z. B. dem Grossvater seine Enkelin zur Ehe verboten ist, gleichviel ob sie die Tochter seines Sohnes oder die seiner Tochter ist. Du könntest uns zwar entgegenhalten: Die Verbote wegen Incests sind nicht beweiskräftig, da deren Übertretung mit der Strafe der Ausrottung geahndet wird (Lev. 18, 29), während in unsrem Falle, bei der Eheschliessung mit einem Ägypter, nur die Übertretung eines Verbotes vorliegt, das aus einem Gebote (Deut. 23, 9) erschlossen wird (vgl. Jeb. VI, Note 37). Allein, wir erwidern dann: Das Moment der Strafe ist für unsre Frage nicht entscheidend. Denn wenn z. B. der Hohepriester ein Mädchen ehelicht, das Unzucht getrieben hat, so übertritt er auch nur ein Verbot, welches erst aus einem Gebote (Lev. 21, 13) erschlossen wird, und dennoch sind die Kinder dieser Ehe, sowohl die Söhne als die Töchter, „Entweihte“ (חללים). Wir behaupten daher, dass das Verbot, das in Deut. 23, 9 enthalten ist, sich auf die weiblichen ebenso wie auf die männlichen Nachkommen erstreckt. [Vgl. jedoch die Bemerkung des R. S. Edels zu Raschi, Jeb. 77b, s. v. עריות].",
+ "Nicht doch. Das לא כי ist = לא כן, vgl. I Kön. 3, 22. 23, II Kön. 20, 10, Jes. 30, 16, wo Accente und Punctation beweisen, dass לא und כי zusammengehören. In der Mischna folgt hierauf in der Regel אלא, vgl. folg. Mischna, Ketub. I, 6 u. o. Die Mischna zum jerus. Talmud [ed. Lowe, Cambridge 1893] liest in der Tat auch hier לא כי אלא. Der mit לא כי eingeführte Satz ist eine Ellipse und so zu erklären: Nicht so, wie ihr glaubt, dass meine Halacha, wenn sie nur durch einen Schluss gefolgert wäre, widerlegt werden könnte; das ist nicht der Fall, denn sie wäre auch dann unumstösslich. R. Simon ist nämlich der Ansicht, dass Kinder aus Ehen, bei deren Eingehung ein Verbot übertreten ist, das erst aus einem Gebote erschlossen ist, nicht als Entweihte zu betrachten sind. Der zweite Einwand der Weisen (Note 22) ist daher nicht stichhaltig und die Folgerung des R. Simon richtig.",
+ "ein überliefertes Gesetz spreche ich aus. D. h. für euch, die ihr in dieser Frage (betreffs der Entweihten) andrer Ansicht seid, spreche ich ein Gesetz aus, das ich von meinen Lehrern überkommen habe und das somit eine Widerlegung nicht zulässt. Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen. — Die Mischna will hier nur die in Deut. 23, 4—9 niedergelegten Gesetze erklären. Seit den Eroberungszügen des Sanherib aber waren die ursprünglichen Einwohner der Länder Ammon, Moab u. s. w. aus ihren Sitzen vertrieben und infolge ihrer Vermischung mit andren Völkern nicht mehr zu erkennen. Es ist daher jeder zum Judentum übergetretene Nichtjude, auch von den heute in Ammon u. s. w. wohnenden Völkerschaften, ohne weiteres dem Juden zur Ehe erlaubt. Vgl. Jadajim IV, 4.",
+ "Die Bastarde. S. Jeb. IV, 13 und VII, Note 56.",
+ "und die Nethinim. S. Jeb. II. Note 37.",
+ "sowohl für die männlichen als für die weiblichen [Nachkommen. Die Ableitung dieses Gesetzes geschieht (Jeb. 78b) nach der Norm: דון מינה ואוקי באתרה = leite etwas davon ab und setze es dann an seine Stelle! D. h. „wenn auch aus einer Stelle eine Bestimmung für ein andres Gesetz abgeleitet wird, so müssen dennoch einzelne Modalitäten dieser Bestimmung den im abgeleiteten Gesetze in andren Fällen geltenden Normen entsprechen; die deducierte Bestimmung wird an die neue Stelle gesetzt und nach den hier geltenden Vorschriften modificiert.“ (S. Schebuot V, Note 7). In unsrem Falle wird also von dem Gesetze über den Ammoniter (v. 4) für das über den Bastard (v. 3) die Bestimmung abgeleitet, dass hier wie dort das דור עשירי durch עד עולם erklärt und ergänzt wird, dass also die Ehe mit einem Bastard „für alle Zeiten“ verboten ist. Es ist aber nun die Ehe mit einem weiblichen Bastard nicht etwa sofort erlaubt wie bei dem Ammonitern; hier bleibt vielmehr der Begriff ממזר = מום זר (Jeb. 76 b) massgebend, wonach dieses Wort ein „Gebrechen“ bedeutet, das dem Gesetze „fremd“ ist, im Rahmen des Gesetzes keine Stätte hat, das daher nicht die Bezeichnung einer Person, sondern gleichsam ein sachlicher Begriff ist, der das männnliche und weibliche Geschlecht umfasst. Ebenso wie also (nach v. 3) die weiblichen Bastarde der ersten zehn Generationen zur Ehe verboten sind, weil dieses in dem Begriffe ממזר liegt, bleiben sie auch in allen folgenden Geschlechtern (עד עולם, v. 4) verboten. Für die Nethinim ist das Verbot ולא תתחתן בם, Deut. 7, 3 entscheidend, welches die Ehe mit der kanaanitischen Bevölkerung auch dann verbietet, wenn diese zum Judentum übergetreten ist. Zwischen Juden und Nichtjuden kann von חתנות (Verschwägerung, ehelicher Verbindung) keine Rede sein (Kidd. 68 b); die Worte ולא תתחתן בם können daher nur eine solche Ehe verbieten, bei der der Begriff חתנות zulässig wäre, d. h. also eine Ehe mit einem Kanaaniter, nachdem er Jude geworden, Jeb. 76a. Da nun bei diesem Verbot nicht ausdrücklich angegeben ist, bis zur wievielten Generation es sich erstrecken soll, so richtet es sich (in erschwerendem Sinne) nach dem Gesetze über den Bastard und gilt für alle Zeiten und beide Geschlechter; נמוקי יוסף z. St. Vergl. jedoch Jeb. II, Note 37."
+ ],
+ [
+ "dass [zuweilen] der Verschnittene Chaliza erteilen und man. D. i. der Bruder des Verschnittenen.",
+ "und ich kann mir dies nicht erklären. Ich weiss nicht mehr, in welchem Falle Chaliza zu erfolgen hat und in welchem nicht.",
+ "Ich will es erklären. In ähnlicher Weise löst R. Akiba einen Zweifel des R. Josua in Pesachim IX, 6.",
+ "Der von Menschenhand Verschnittene. סריס = Verschnittener, Entmannter, Castrat. סריס אדם ist einer, dem nach seiner Geburt die Zeugungsorgane, das männliche Glied oder die Hoden oder der Samenstrang (חוטי הביצים), durch Menschenhand zerstört sind.",
+ "muss Chaliza erteilen. Er darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen, da ihm die Ehe mit einer Jüdin überhaupt verboten ist, Deut. 23, 2. Ist jedoch die verwitwete Schwägerin eine Proselytin, so darf er sie heiraten, vgl. oben Mischna 2 und Note 11. Nach dem Talmud (Jeb. 79b) gab es zwei Überlieferungen im Namen des R. Akiba. Nach der einen heisst nur dasjenige Kind ein Bastard, welches aus einer Ehe stammt, bei deren Eingehung ein aus Verwandtschaft entspringendes Verbot übertreten ist (חייבי לאוין דשאר), vgl. Jeb. VI, Note 37; ist aber ein andres einfaches Verbot übertreten, dann ist das Kind kein Bastard. Nach der andren Überlieferung heisst ein Kind, welches aus einer durch einfaches Verbot (לאו גרידא) untersagten Ehe stammt, ebenso gut ein Bastard, wie das, welches aus einer bei Ausrottungsstrafe verbotenen Ehe entspringt; s. Jeb. IV, 13. Werden aber diese beiden Ehen einander gleichgestellt, so kann weder von Leviratsehe noch von Chaliza die Rede sein, s. Einleitung, 1. Der Tanna unsrer Mischna kann also nur der ersteren Überlieferung folgen.",
+ "und dessen Frau muss man Chaliza erteilen. Es ist sogar die Leviratsehe zulässig und geboten. Der Ausdruck Chaliza ist nur wegen des Parallelismus mit den Worten des R. Josua gebraucht.",
+ "weil es für ihn eine Zeit des normalen Zustandes. Des vollen Besitzes der Mannheit, der Zeugungskraft.",
+ "der von Natur Verstümmelte. סריס חמה ist einer, dem von Natur die Hodenfunktion, die Zeugungskraft gestört ist. Im jerus. Talmud Jeb. VIII, 5 wird es erklärt: כל שלא ראתו החמה בכשר אפילו שעה אחת, einer, den die Sonne auch nicht eine Stunde in seinem normalen Zustande beschienen hat. Nach dem Aruch s. v. סריס bedeutet es einen, der infolge einer fieberhaften Erscheinung im Mutterschosse als Verstümmelter zur Welt gekommen ist; vgl. Jeb. 80a. S. באר בגולה in אה\"ע 172,2. Jes. Berlin Addimenta 2,34.",
+ "braucht nicht Chaliza zu erteilen. Zur Leviratsehe ist nur derjenige verpflichtet, der den Zweck dieser Ehe, nämlich „den Namen seines Bruders aufrecht zu erhalten“ (Deut. 25,7), d. h. ihm Nachkommen zu verschaffen, erfüllen kann. Der Verstümmelte darf daher die Leviratsehe nicht vollziehen und ist somit auch von der Erteilung der Chaliza befreit. Hat er jedoch die Chaliza vollzogen, so wird diese als nicht geschehen betrachtet und hat keine rechtlichen Folgen; er macht daher seine Schwägerin durch die Chaliza nicht unfähig zur Priesterehe, s. folg. Mischna.",
+ "noch braucht man seiner Frau Chaliza zu erteilen. Man darf an ihr die Leviratsehe nicht vollziehen, da diese nur erfolgen soll, damit „der Name des Verstorbenen nicht aus Israel ausgelöscht werde,“ Deut. 25,6; in unsrem Falle aber gilt sein Name schon bei seinen Lebzeiten als erloschen, da er von Geburt an verstümmelt war und niemals die Kraft hatte, sein Geschlecht fortzupflanzen. Da nun die Leviratsehe verboten ist, fällt auch die Pflicht zur Erteilung der Chaliza fort.",
+ "Nicht so. Das לא כי ist = לא כן, vgl. I Kön. 3, 22. 23, II Kön. 20, 10, Jes. 30, 16, wo Accente und Punctation beweisen, dass לא und כי zusammengehören. In der Mischna folgt hierauf in der Regel אלא, vgl. folg. Mischna, Ketub. I, 6 u. o. Die Mischna zum jerus. Talmud [ed. Lowe, Cambridge 1893] liest in der Tat auch hier לא כי אלא. Der mit לא כי eingeführte Satz ist eine Ellipse und so zu erklären: Nicht so, wie ihr glaubt, dass meine Halacha, wenn sie nur durch einen Schluss gefolgert wäre, widerlegt werden könnte; das ist nicht der Fall, denn sie wäre auch dann unumstösslich. R. Simon ist nämlich der Ansicht, dass Kinder aus Ehen, bei deren Eingehung ein Verbot übertreten ist, das erst aus einem Gebote erschlossen ist, nicht als Entweihte zu betrachten sind. Der zweite Einwand der Weisen (Note 22) ist daher nicht stichhaltig und die Folgerung des R. Simon richtig.",
+ "sondern der von Natur Verstümmelte muss Chaliza erteilen. Nach Nidda V,9 scheint R. Elieser der Ansicht zu sein, dass der von Natur Verstümmelte nicht Chaliza zu erteilen braucht. Der Talmud (Jeb. 80a) erklärt deshalb, dass entweder R. Elieser von seiner in unsrer Mischna ausgesprochenen Ansicht später zurückgetreten ist, oder dass er dort nur in dem Sinne sich der Ansicht des Bet-Hillel angeschlossen hat, um auszudrücken, dass der Verstümmelte bis zu einem gewissen Alter in Bezug auf Strafmündigkeit als Minderjähriger zu betrachten ist.",
+ "sodass. Vgl. Jeb. IV,13 לקים דברי רבי יהושע. Nach Raschi ist in beiden Fällen der Infinitiv לקים von dem Prädicat des Hauptsatzes (אמר resp. העיד) abhängig, also hier: er bezeugte, um dadurch zu bestätigen.",
+ "Akiba bestätigt. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht des R. Akiba; s. folg. Mischna."
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+ "Der [von Natur] Verstümmelte braucht nicht Chaliza zu erteilen und darf die Leviratsehe nicht vollziehen. S. oben Note 36.",
+ "ebenso braucht die Unfruchtbare. Vgl. Jeb. I, Note 25.",
+ "noch darf sie den Levir heiraten. Nach Deut. 25,6 muss die Witwe fähig sein Kinder zu gebären (אשר תלד); ist dies aber nicht der Fall, so fehlt die Voraussetzung, die den Zweck der Leviratsehe bildet, und diese darf daher nicht stattfinden. Vgl. auch Jeb. II, Note 21.",
+ "macht sie dadurch nicht ungeeignet [zur Priesterehe. S. oben Note 36.",
+ "weil dies eine unzüchtige Beiwohnung ist. Da hier die Pflicht der Leviratsehe fortfällt (Note 36), übertritt er durch den Concubitus das Verbot Lev. 18,16; die Frau darf in Folge des Concubitus keine Hebe geniessen, s. Jeb. III, Note 74."
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+ "macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet. Der von Natur Verstümmelte fällt nicht unter das Verbot Deut. 23,2. Die Ehe ist daher eine gesetzlich zulässige und erwirkt der Gattin das Recht auf Genuss der Hebe, Lev. 22,11.",
+ "ein priesterlicher Zwitter. ’ἀνδρόγυνος = ein Mensch beiderlei Geschlechts, ein Zwitter.",
+ "macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet. Da er als Mann betrachtet wird. Nach Tosefta Bikkurim II,7 erklärt R. Jose den Zwitter für ein eigenartiges Geschöpf (בריה בפני עצמו), bei dem die Frage, ob er als Mann oder als Weib zu beurteilen sei, unentschieden ist. Da aber in zweifelhaften Fällen die Entscheidung in erschwerendem Sinne zu treffen ist, darf die Frau des Zwitters keine Hebe geniessen.",
+ "ein Geschlechtsloser. טומטום [Nominalbildung mit Wiederholung des ganzen Stammes טום = dem in der Bibel häufigen אטם, oder von dem bibl.-hebr. אטם mit Wiederholung des zweiten und dritten und Abstossung des ersten Wurzelconsonanten, wie צאצאים von יצא] eig. der Verstopfte. Darunter verstand man ein menschliches Wesen, dessen Geschlechtsteile durch ein Membran verschlossen und daher unkenntlich sind. Erst durch Trennung (נקרע) dieses Membrans ist das Geschlecht zu ermitteln.",
+ "weil er einem Verschnittenen. D. h. einem durch Menschenhand Verschnittenen, bei dem die Operation gleichfalls durch Menschenhand ausgeführt ist, s. oben Mischna 4. Da die Halacha aber nach der Ansicht des R. Akiba (ibid.) entscheidet, so erklärt Maimonides in seinem Mischnakommentar z. St., dass der Geschlechtslose wohl Chaliza erteilen muss; nach Hil. Jibbum VI, 4 darf er sogar die Leviratsehe vollziehen. Nach R. Ascher bewirkt er durch seine Chaliza, dass die Schwägerin den andren Brüdern zur Ehe verboten ist; ist er jedoch der einzige überlebende Bruder, so muss er Chaliza erteilen, darf aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Vgl. auch Bechorot 42 b.",
+ "aber nicht [als solche] geehelicht werden. Da er als Mann gilt, ist der Concubitus mit ihm sowohl auf natürliche als auf widernatürliche Weise verboten, Lev. 18, 22.",
+ "Wegen [der Beiwohnung] eines Zwitters. D. h. nur dann, wenn man mit dem Zwitter Päderastie getrieben hat.",
+ "ist man wie wegen der eines Mannes des Steinigungstodes schuldig. Nach Sanh. 23a bedeutet der Ausdruck דמיהם בם (ihre Blutschuld haftet an ihnen) den Tod durch Steinigung, da diese Worte in Lev. 20, 27 bei der Strafe der Steinigung gebraucht werden."
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+ "Wenn ein gemeiner Priester eine Witwe. Dasselbe ist der Fall, wenn er eine Jungfrau heiratet, da sie ja auch durch den Tod ihres Gatten Witwe wird. Die Mischna spricht hier nur deshalb von der Witwe, weil diese auch in der folgenden Mischna genannt ist, oder um beiläufig zu sagen, dass der gemeine Priester auch eine Witwe ehelichen darf.",
+ "der Hohepriester ist. S. Jeb. VI, Note 31.",
+ "wenn ein Entweihter. Unter חלל versteht man den Sohn aus einer solchen Ehe, bei deren Eingehung eines der priesterlichen Ehegesetze übertreten ist (z. B. wenn ein Priester eine Geschiedene ehelicht u. s. w.); die Söhne und Töchter eines חלל sind auch חללים. Wenn hingegen eine Entweihte einen Nichtpriester heiratet, so ist die Tochter aus dieser Ehe keine חללה. Vgl. Kidd. IV,6.",
+ "eine [zum Priesterstande] Geeignete heiratet. Was ihm gesetzlich erlaubt ist.",
+ "der [zum Priesterstande] geeignet ist. Dieser darf seine Schwägerin nicht heiraten, da sie durch die Ehe mit dem חלל selbst eine Entweihte wurde, was aus Lev. 22,12 gefolgert wird. Das Gebot der Leviratsehe kann hier nicht das Verbot, eine Entweihte zu heiraten, aufheben, weil zu befürchten ist, dass der Priester seiner Schwägerin mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm nur der erste Concubitus gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden; vgl. Jeb. II, Note 25. — Die Mischna des jerus. Talmud hat hier die Lesart: כשר שנשא כשרה ויש לו אח חלל , woraus im Talmud geschlossen wird, dass es einer zum Priesterstande geeigneten Frau verboten ist, einen hierzu Ungeeigneten zu heiraten, sowie dass auch ein Entweihter keine zum Priesterstande geeignete Frau heiraten darf. Der babyl. Talmud hingegen lehrt im Anschluss an unsere Mischna, dass es den zum Priesterstande geeigneten Frauen nicht untersagt ist, die Ehe mit einem hierzu Ungeeigneten einzugehen, לא הוזהרו כשרות לינשא לפסולים, Jeb. 85 a. Maimonides hatte gleichfalls die Lesart des jerus. Talmud, bemerkt aber in seinem Kommentar z. St., dass aus dem genannten Grunde die Halacha nach der Lesart unserer Mischna entscheiden müsse. — Woher die Varianten in dieser Mischna stammen, ist nicht zu ermitteln. Rapoport erklärt zwar die Verschiedenheit der Mischna zum babyl. und jerus. Talmud aus dem Umstande, dass R. Jehuda hanassi zwei verschiedene Recensionen der Mischna veranstaltet, d. h. die frühere Recension einer späteren Überarbeitung unterzogen habe und weist hierfür auf Stellen hin wie B. mezia IV, 1 und Ab. sara IV, 4. Allein hier bemerkt der Talmud ausdrücklich, dass Rabbi in seinem Alter andrer Ansicht gewesen sei als in seiner Jugend, בילדותיה סבר…בזקנותיה סבר; in dem Talmud zu unserer Mischna fehlt jedoch diese Bemerkung. Vgl. Frankel, Monatsschrift II, S. 328.",
+ "wenn ein Israelit. Unter Israelit ist hier wie in den folg. Mischnas ein Nichtpriester zu verstehen.",
+ "der ein Bastard ist. S. Jeb. VIII,3.",
+ "wenn ein Bastard einen weiblichen Bastard heiratet. Diese Ehe ist gesetzlich erlaubt, s. Kidd. IV,3."
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+ "aber ihren Gatten verboten. D. h. in folgenden Fällen muss die Leviratsehe vollzogen werden, obgleich die Ehe des Verstorbenen eine verbotene war.",
+ "Wenn ein Hohepriester eine Witwe sich antraut. Wenn er sie aber ehelicht, so ist sie חללה und als solche nicht nur ihrem Gatten, sondern auch ihrem Schwager verboten.",
+ "der Hohepriester. Oder auch der Priester, der vor Beginn des Krieges die Mahnrede an das Volk zu halten hatte (משוח מלחמה, Deut. 20,1 ff.) und die Stellung eines Hohenpriesters einnahm, s. Horajot 12 a. Ihn traf auch das Verbot Lev. 21,14.",
+ "alle. Das „alle“ ist nicht wörtlich zu nehmen, und die Aufzählung in der Mischna ist unvollständig. So sind z. B. die 15 in Jeb. I,1 genannten Frauen ihren Gatten erlaubt, ihren Schwägern aber verboten; ebenso ist der von Menschenhand Verschnittene seiner Frau verboten, während diese ihrem Schwager erlaubt ist, s. Jeb. VIII, Note 32 u. 33. (Jerus. Talmud)."
+ ],
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+ "[die] nach der Bestimmung der Schriftgelehrten. Vgl. Jeb. II, 4.",
+ "aber nicht mit dem Schwager verwandt. Wenn z. B. jemand die Mutter seiner Mutter geheiratet hat, was nur von den Rabbinen verboten ist, und einen Bruder väterlicherseits hinterlässt.",
+ "so ist sie dem Schwager [zur Ehe] verboten. S. Jeb. II, 3.",
+ "Ist sie mit beiden im zweiten Grade verwandt. D. h. jede Frau, die mit einem Manne die Ehe geschlossen, mit dem sie im zweiten Grade verwandt war.",
+ "sie hat weder Anspruch auf die Ketuba. S. Jeb. IV, Note 18. Das Recht auf die Ketuba wird ihr abgesprochen, weil man auf Grund des Erfahrungssatzes, dass das Verlangen nach der Ehe bei dem Weibe grösser ist als beim Manne, annimmt, dass sie gewissermassen den Gatten zu dieser Ehe veranlasst hat, aus der ein Nachteil weder für sie noch für ihre Kinder erwächst. Was ihr jedoch der Mann darüber hinaus freiwillig zugesichert (תוספת כתובה ), hat sie zu beanspruchen.",
+ "noch auf die Früchte. D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der Gatte von ihren Niessbrauchsgütern (s. Jeb. VII, Note 1) gehabt hat. Obgleich der Gatte dieses Niessbrauchsrecht nur deshalb hat, weil er seinerseits verpflichtet ist, seine Frau, falls sie gefangen wird, loszukaufen (Ketub. IV, 4), in unsrem Falle aber diese Pflicht für ihn fortfällt, da er ohnedies die Ehe nicht fortsetzen darf, so verliert sie hier dennoch jenen Anspruch ebenso wie den auf die Ketuba. Nach Tosafot (B. mezia 67 a, s. v. ובלאות) braucht der Mann ihr selbst dann den Gewinn aus den Niessbrauchsgütern nicht zu ersetzen, wenn dieser in natura vorhanden und noch nicht verbraucht ist.",
+ "noch auf Verpflegung. Aus dem Vermögen des Gatten nach dessen Tode. Bei seinen Lebzeiten hat er ebensowenig wie der Hohepriester, der eine Witwe geheiratet, die Pflicht, seine Gattin zu ernähren, da er die Ehe nicht fortsetzen darf. Ebenso braucht er nicht für die Schulden aufzukommen, die seine Frau in seiner Abwesenheit zum Zwecke ihrer Ernährung gemacht hat, wie auch der Hohepriester, der eine Witwe geheiratet, in diesem Falle von dieser Pflicht entbunden ist. Nur wenn dieser eine gesetzlich zulässige Ehe eingegangen, muss er die Schulden, die seine Frau zu ihrer Beköstigung gemacht hat, bezahlen. Hat er aber eine Witwe geheiratet, so hat sie nach dem Tode des Gatten Anspruch auf Verpflegung, während die Frau, die vor der Ehe mit ihrem Gatten im zweiten Grade verwandt war, auch dieses Recht verliert.",
+ "noch auf [Ersatz für] die Abnutzung. בלאות (von בלה, Deut. 8,4) eig. abgetragene Kleider, vgl. בלואים, Jer. 38,12. Der Gatte braucht nicht den Minderwert, den die Niessbrauchsgüter infolge der Abnutzung haben, zu ersetzen; ebensowenig haftet er für den Fall, dass sie gestohlen oder verloren gegangen sind. Wenn aber der Gatte sie verkauft hat, so muss er sie ersetzen. [So Maimonides. Nach Raschi und Tosafot ist er auch in diesem Falle nicht ersatzpflichtig]. Die Niessbrauchsgüter jedoch, die in natura vorhanden sind, sowie die Güter des eisernen Fonds (s. Jeb. VII, Note 2) bleiben Eigentum der Frau.",
+ "sich von ihr zu scheiden. Selbst wenn Kinder aus dieser Ehe vorhanden sind, bleiben Zweifel, die gegen die Legitimität derselben erhoben werden, unberücksichtigt.",
+ "Ist. Vgl. Jeb. II,4.",
+ "Anspruch auf die Ketuba. Unter כתובה sind hier auch alle Gerechtsame verstanden, die sie auf Grund ihrer Ketuba haben; nur in Bezug auf die Verpflegung gilt die Beschränkung, die wir oben (Note 18) erwähnt haben. Die Frauen können die Ansprüche jedoch nur dann erheben, wenn der Gatte wusste, dass er eine verbotene Ehe eingeht, wenn z. B. der Hohepriester wusste, dass die Frau bereits Witwe ist; war dies aber dem Gatten unbekannt, so verliert die Frau jeden Anspruch auf die Ketuba. Bei den zweiten Verwandtschaftsgraden (im ersten Teile dieser Mischna) fällt dieser Unterschied fort, obwohl dort die Ehen nur durch rabbinische Satzung verboten sind, weil „die Weisen für ihre Verordnungen einer stärkeren Stütze bedürfen,“ um ein Übertreten zu verhüten, als für die Gesetze der Thora (דברי סופרים צריכין חיזוק, Jeb. 85b)."
+ ],
+ [
+ "darf keine Hebe geniessen. S. Jeb. VII,4.",
+ "ebenso die Tochter eines Leviten [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Israeliten darf keinen Zehnt geniessen. Diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Meir, nach dem der erste Zehnt, den man vom Getreide, Wein und Oel dem Leviten geben muss, dem Israeliten zum Genusse verboten ist. R. Meir begründet seine Ansicht damit, dass Num. 18,24 der Zehnt auch eine „Hebe“ (תרומה) genannt wird; ebenso nun wie die Hebe, die der Priester erhält, dem Nichtpriester verboten ist, darf auch vom Zehnt der Nichtlevit nicht geniessen. Nach den Weisen jedoch will der Ausdruck „Hebe“ besagen, dass der Genuss von Getreide u. s. w., das noch nicht verzehntet ist, ebenso bei Todesstrafe verboten ist, wie der Genuss von Getreide, von dem noch keine Hebe abgeschieden ist, der Zehnt aber darf auch von dem Israeliten genossen werden; und so entscheidet auch die Halacha.",
+ "ebenso die Tochter eines Priesters [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Leviten darf weder Hebe noch Zehnt geniessen. D. h. man darf weder der Tochter eines Priesters noch der eines Leviten, die mit einem Leviten resp. einem Priester verlobt oder verheiratet ist, in der Tenne Zehnt resp. Hebe verabreichen, weil zu befürchten ist, dass man auch der Tochter eines Israeliten, die mit einem Leviten (oder Priester) verheiratet war und dann geschieden ist, Zehnt (oder Hebe) geben würde. Das מאורסת im letzten Satze ist nicht wörtlich zu nehmen, denn auch für die Verheiratete gilt dieses Verbot; es ist nur wegen des Parallelismus mit den ersten Sätzen der Mischna gewählt."
+ ],
+ [
+ "so darf sie Hebe geniessen. Vgl. Jeb. VII, 3.",
+ "Ist sie an einen Leviten verheiratet. Nachdem sie aus der Ehe mit dem Priester ein Kind bekommen hat.",
+ "so darf sie Zehnt geniessen. Aber nicht Hebe, obgleich ihr Kind am Leben ist; denn durch die Ehe mit dem Leviten verliert sie wieder die Zugehörigkeit zur Familie des Priesters,",
+ "so darf sie Zehnt geniessen. Weil sie durch ihre Kinder noch als zur Familie des Leviten gehörig betrachtet wird. Aus diesem Grunde darf sie aber Hebe nicht geniessen; denn das scheinbar überflüssige ובת Lev. 22,13 (vgl. Jeb. VII, Note 47) will sagen: ebenso wie die Priestertochter, die mit einem Nichtpriester verheiratet war, nach dem Tode ihres Gatten nicht wieder Hebe geniessen darf, solange sie von diesem einen Nachkommen hat, darf auch die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet war und von diesem ein Kind hatte, Hebe nicht mehr geniessen, sobald sie aus der Ehe mit einem Nichtpriester Nachkommen hat (Jeb. 87 a); erst nach dem Tode dieses Kindes darf sie wieder Hebe geniessen."
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+ "darf keine Hebe geniessen. Lev. 22,12.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Folgt aus Lev. 22, 13. Für das Weitere vergl. auch Note 29."
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+ "Wenn man. D. h. ein Zeuge. Der Plural אמרו ist hier nicht buchstäblich zu nehmen, denn erst der Schlusssatz der Mischna behandelt den Fall, dass zwei Zeugen auftreten. Vgl. auch Kerit. III, 1, Anfang.",
+ "deren Gatte nach einem fernen Lande. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "und sie sich verheiratet. Auch wenn der zweite Gatte ihr nicht beiwohnt.",
+ "so muss sie von diesem wie von jenem getrennt werden. Nach dem Grundsatze, dass die unzüchtige Frau sowohl ihrem Gatten als auch dem Manne verboten ist, der mit ihr Unzucht getrieben hat, vgl. Jeb. II, Note 68. Wenn auch sonst die Frau auf die Aussage nur eines Zeugen sich anderweitig verheiraten darf (Jeb. II, Note 72), so ist dies nur deshalb, weil man voraussetzt, dass die Frau wegen der eventuellen Folgen sich gewissenhaft versichern wird, ob sie eine neue Ehe eingehen darf; da dies aber hier nicht geschehen ist, macht sie sich strafbar.",
+ "und von diesem wie von jenem einen Scheidebrief empfangen. Obgleich die zweite Ehe eine ungiltige ist, muss die Frau dennoch auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung des ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden. Diese Bestimmung ist nur rabbinisch.",
+ "sie hat weder Anspruch auf die Ketuba. Weder auf die 100 resp. 200 Gulden, auf die die Ketuba lautet, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert (תוספת כתובה).",
+ "noch auf die Früchte. D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der zweite Gatte von ihren Niessbrauchsgütern hatte, bis der erste zurückkehrte.",
+ "noch auf Verpflegung. Selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat.",
+ "noch auf [Ersatz für] die Abnutzung. Der Güter des eisernen Fonds sowie der des Niessbrauchs; was jedoch von diesen Gütern in natura noch vorhanden ist, gehört ihr.",
+ "hat sie von dem einen oder dem andren etwas. Von der Ketuba oder den Niessbrauchsgütern.",
+ "entnommen. Nachdem der erste Gatte zurückgekehrt war.",
+ "so muss sie es zurückerstatten. Was sie jedoch von dem zweiten Gatten vor der Rückkehr des ersten entnommen hatte, braucht sie nicht zu ersetzen, da durch die Aussage des Zeugen ihre zweite Ehe als eine rechtmässige angenommen wurde und sie daher mit Recht Ansprüche an den zweiten Gatten erheben konnte.",
+ "das Kind von dem einen wie von dem andren ist ein Bastard. Ist das Kind von dem zweiten Gatten gezeugt, bevor die Ehe mit dem ersten geschieden war, so ist es nach der Thora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist, s. Jeb. IV, 13. Ist es aber nach der Trennung der ersten Ehe gezeugt, so ist es nur nach den Rabbinen ein Bastard; desgleichen, wenn es vom ersten Gatten gezeugt ist, bevor die zweite Ehe geschieden war. War aber die zweite Ehe bereits geschieden, so ist das Kind kein Bastard, denn auch das Kind eines Mannes, der gesetzwidrig seine Geschiedene wieder ehelicht, nachdem sie anderweitig verheiratet gewesen, ist kein Bastard, da jener bei seiner Wiederverheiratung nur ein einfaches Verbot (Deut. 24,4) übertreten hat. So Maimonides. Nach Andren gilt das Kind auch dann (rabbinisch) als Bastard, wenn es von dem ersten Gatten gezeugt ist, nachdem die zweite Ehe getrennt war. Vgl. die Kommentare zu Eb. haëser Cap. 4, § 16.",
+ "beide [Gatten] dürfen sich an ihr nicht verunreinigen. Wenn sie Priester sind und die Frau gestorben ist. Nach Lev. 21,4 darf der priesterliche Ehegatte sich nicht verunreinigen „an etwas, das ihn entweiht“ (להחלו), d. h. an seiner Frau, die für ihn zur Ehe verboten war (Jeb. 90 b); in unsrem Falle aber ist die Frau dem Priester zur Ehe verboten nach Lev. 21,7.",
+ "und beide haben kein Anrecht an ihrem Funde. Der Fund der Frau ist sonst nur deshalb dem Manne zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Ehegatten zu verhüten, hier aber ist diese Besorgnis hinfällig, da die Ehe ohnedies getrennt werden muss.",
+ "noch an ihrem Erwerbe. Der Erwerb der Frau ist sonst dem Manne nur als Entgelt für ihren Unterhalt zuerkannt; da aber hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er auch jenes Recht.",
+ "noch das Recht ihre Gelübde zu lösen. Der Mann hat sonst nur deshalb das Recht, die Gelübde seiner Frau zu lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren, wenn sie z. B. gelobt hat, sich einen Lebensgenuss zu versagen; hier aber fällt dieser Grund fort.",
+ "so wird sie [dadurch] zur Priesterehe ungeeignet. Sie darf, wenn die Gatten gestorben sind, ohne dass die Ehe geschieden war, keinen Priester heiraten, weil sie als Unzüchtige (זונה Lev. 21,7) gilt.",
+ "so darf sie keinen Zehnt. obgleich sonst einer Unzüchtigen der Genuss des Zehnt erlaubt ist, haben die Rabbinen in Falle die Frau bestraft. Nach R. Meïr (Jeb. IX, Note 24) darf sie ohnedies keinen Zehnt geniessen.",
+ "so darf sie keine Hebe geniessen. Auch solche Hebe nicht, die nur nach den Rabbinen abzuscheiden ist.",
+ "noch die Erben des andren erben ihre Ketuba. Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat (oben Note 6), so sind hier unter Ketuba die Voransprüche zu verstehen, die sonst ihre Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten, s. Ketub. IV, 10.",
+ "so müssen die Brüder des einen wie die Brüder des andren Chaliza erteilen. Die Brüder des ersten Gatten müssen nach der Thora Chaliza erteilen, da die erste Ehe eine rechtmässige war, während ihnen die Leviratsehe von den Rabbinen verboten ist; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen, wie auch die Erteilung des Scheidebriefes seitens des zweiten Gatten nur rabbinisch ist. S. oben Note 5.",
+ "ihre Ketuba ist zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten. Der Ausdruck wie Jeb. IV, 4. Nach R. Jose erhält die Frau bei dem Ableben des ersten Gatten wohl die Ketuba.",
+ "an ihrem Erwerbe sowie das Recht ihre Gelübde aufzulösen. Nach R. Elasar soll man den Gatten wegen des Vergehens seiner Frau nicht bestrafen.",
+ "Die Beiwohnung oder die Erteilung der Chaliza seitens eines Bruders des ersten befreit ihre Nebenfrau. R. Simon ist der Ansicht, dass die Leviratsehe hier wohl vollzogen werden darf. Der Ausdruck פוטרת ist hier nur im Gegensatz zu Jeb. XIII, 8 gewählt, wo die Beiwohnung der einen Frau ihre Nebenfrau noch nicht befreit.",
+ "und das Kind von ihm ist kein Bastard. Wenn der erste Gatte sie wieder zur Frau genommen. — Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht dieser drei Tannaiten.",
+ "ohne [dass] Erlaubnis des Gerichtes [nötig gewesen wäre. Wenn nämlich zwei Zeugen den Tod ihres ersten Gatten ausgesagt haben, sodass sie sich ohne weiteres verheiraten durfte.",
+ "so darf sie zu ihm wieder zurückkehren. Da sie vollständig unter dem Zwange eines Irrtums (אנוסה) handelte und daher straffrei ist. Nach der Halacha jedoch gelten alle Bestimmungen der Mischna auch für den Fall, dass der Tod des ersten Gatten von zwei Zeugen bestätigt wurde."
+ ],
+ [
+ "Hat sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes hin. Wenn das Gericht auf Grund der Aussage nur eines Zeugen entschieden hat und der erste Gatte dann zurückkehrt.",
+ "so muss sie geschieden werden und ist frei vom Opfer. Diese Mischna vertritt nur die Ansicht des R. Jehuda (vgl. Hor. I, 1), nach der der Einzelne, der auf Grund einer irrtümlichen Entscheidung des Gerichtes ein Verbot übertreten, kein Sündopfer zu bringen braucht. Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen, wonach er in diesem Falle wohl ein Opfer zu bringen hat. Nach ihnen ist bei einer irrtümlichen Entscheidung des Gerichtes das „Gemeinde-Sündopfer“ (פר העלם דבר Lev. 4, 14) zu bringen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung oder die Mehrheit der jüdischen Stämme sich vergangen hat, ein gewöhnliches Sündopfer aber, wenn der Einzelne sich vergangen.",
+ "[geschah es] nicht auf die Entscheidung des Gerichtes hin. Sondern auf Grund der Aussage zweier Zeugen.",
+ "dass sie sich wieder verheiraten darf und sie schliesst eine verbotene Ehe. Eig. sie verdarb, handelte schlecht, indem sie z. B. als Witwe einen Hohenpriester heiratete. Wenn sie aber Unzucht trieb, braucht sie kein Opfer zu bringen, weil sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes berufen kann, wonach sie als ledig gilt."
+ ],
+ [
+ "Dein Gatte ist gestorben und später ist Dein Sohn gestorben. Die Frau ist also zur Leviratsehe nicht verpflichtet, da beim Tode des Gatten noch ein Nachkomme am Leben war.",
+ "und sie sich wieder verheiratet. Mit einem Fremden.",
+ "man. D. h. zwei Zeugen, die das Alibi des ersten Zeugenpaares behaupten; s. Makk. I, 1.",
+ "es sei umgekehrt gewesen. Die Frau sei also zur Leviratsehe verpflichtet gewesen.",
+ "so muss sie geschieden werden. Weil ihre zweite Ehe gegen das Verbot Deut. 25,5 geschlossen ist.",
+ "und sowohl das frühere wie das spätere Kind. D. h. gleichviel, ob das Kind vor oder nach der Aussage des zweiten Zeugenpaares über den Tod des Gatten geboren ist.",
+ "sind Bastarde. Diese Mischna vertritt nur die Ansicht des R. Akiba, Jeb. IV, 13, nach der jedes Kind, das aus einer verbotenen Ehe stammt, als Bastard gilt. Nach der Halacha (ibid.) ist jedoch das Kind in unserem Falle kein Bastard.",
+ "so muss sie geschieden werden. Weil ihre zweite Ehe gegen das Verbot Lev. 18,16 geschlossen ist.",
+ "und sowohl das frühere als das spätere Kind sind Bastarde. Auch nach der Ansicht der Weisen, da diese Ehe mit der Strafe der Ausrottung (Lev. 18, 29) bedroht ist; vgl. Jeb. IV, 13.",
+ "so muss sie geschieden werden. Obgleich der erste Gatte bereits gestorben ist, muss die Ehe dennoch nach den Rabbinen getrennt werden, weil die Frau sich hätte vergewissern müssen, ob sie eine neue Ehe eingehen darf.",
+ "und das frühere Kind. Das zu Lebzeiten des ersten Gatten geboren ist.",
+ "ist ein Bastard. Vgl. oben Note 13.",
+ "das spätere. Das nach dem Tode des ersten Gatten geboren ist.",
+ "aber ist kein Bastard. Nach der Thora. Nach Einigen gilt das Kind rabbinisch als Bastard, vgl. Eb. haëser Cap. 17, § 57.",
+ "und sie [nur] getraut. Aber nicht geehelicht.",
+ "so darf sie zu ihm zurückkehren. Hier wird sie nicht gezwungen ihre erste Ehe zu trennen, da anzunehmen ist, dass sie vor der Heimführung seitens des zweiten Gatten sich erst über ihre Berechtigung zur zweiten Eheschliessung vergewissern würde; und da eine verbotene Beiwohnung (oder Vereinigung der Gatten unter der Chuppa) noch nicht stattgefunden, braucht sie auch von dem zweiten Manne keinen Scheidebrief zu empfangen. Die oben Note 5 ausgesprochene Befürchtung ist hier nicht zutreffend.",
+ "macht er sie zur Priesterehe nicht ungeeignet. Da dieser Scheidebrief überflüssig war.",
+ "geschieden von ihrem Gatten. „… sollen sie (die Priester) nicht nehmen“."
+ ],
+ [
+ "Wenn man. D. h. zwei Zeugen. Auf die Aussage nur eines Zeugen dürfte er deren Schwester nicht heiraten, da die Aussage eines einzelnen Zeugen nur dort genügend ist, wo über das betreffende Objekt keine Präsumtion vorwaltet (לא אתחזק אסורא); hier aber hat ihm die Schwester seiner Frau nach Lev. 18,18 als verboten zu gelten.",
+ "so darf sie zu ihm zurückkehren. Die zweite Ehe war nichtig und gilt nur als Unzucht; durch die Unzucht aber mit der Schwester seiner Frau wird diese selbst ihm nicht verboten. Nur die Unzucht, die mit seiner Frau selbst getrieben ist, würde ihm die Fortsetzung der Ehe verbieten, was (Jeb. 95 a) aus den Worten ושכב איש אותה Lev. 5,13 abgeleitet wird.",
+ "er darf die Verwandten der zweiten [Frau. Die Verwandten einer Frau, der ein Mann ausserehelich beigewohnt hat, sind diesem zur Ehe erlaubt, s. Jeb. XI,1.",
+ "und die zweite darf seine Verwandten heiraten. Z. B. seinen Sohn, denn ein Sohn darf auch die Frau heiraten, der der Vater ausserehelich beigewohnt hat, entgegen der Ansicht des R. Jehuda (ibid.).",
+ "so darf er die zweite heiraten. Das Verbot, die Schwester seiner Frau zu heiraten, hört mit dem Tode der letztern auf, was aus עליה בחייה Lev. 18,18 folgt.",
+ "so ist das frühere Kind. Das vor dem Tode der ersten Gattin geboren ist.",
+ "das spätere. Das nach dem Tode der ersten Gattin geboren ist.",
+ "aber ist kein Bastard. Die Worte והאחרון אינו ממזר sind eigentlich überflüssig, da er ja die zweite Frau behalten darf, s. oben Note 55. Sie sind nur wegen des Parallelismus mit dem entsprechenden Satze in der dritten Mischna hierhergesetzt.",
+ "wer für. על ידי hier = für; diese Bedeutung finden wir öfter in der Mischna, z. B. השוקל על ידי כהן Schek. I,6 (7); אביו או רבו עוברין על ידו Meg. IV, 3; קוצץ אדם על ידי עצמו B. mezia VII,6.",
+ "der macht [seine Frau] für sich ungeeignet. Diesen Satz des R. Jose erklärt der Talmud (Jeb. 95b) also: Aus den Worten des ersten (anonymen) Tanna מותרת לחזור לו geht hervor, dass die Frau (nennen wir sie Rahel) unter allen Umständen zu ihrem Gatten (Ruben) zurückkehren darf, gleichviel ob sie mit ihm verehelicht (נשואה) oder verlobt (ארוסה, d. h. ihm angetraut) war; selbst wenn deren Schwester (Lea) mit einem Andren (Simon) verheiratet gewesen und der Tod ihres Gatten nur durch einen Zeugen bestätigt war, woraufhin sie Ruben geheiratet, und Simon und Rahel, die für tot galten, zurückkehren, darf Ruben die ihm angetraute Rahel wieder zur Frau nehmen, während Lea zu Simon nicht zurückkehren darf, weil sie auf die Aussage nur eines Zeugen den Ruben geheiratet (vgl. oben Note 4). R. Jose hingegen sagt: Wenn Rahel, die dem Ruben nur angetraut war, und ihr Schwager Simon nach einem fernen Lande geben, Ruben sodann die Lea heiratet und jene schliesslich zurückkehren, so muss Ruben dieser zweiten Frau einen Scheidebrief geben; denn man wird annehmen, dass seine Ehe mit Rahel keine giltige war, weil irgend eine Bedingung, unter der diese Ehe vollzogen werden sollte, nicht erfüllt wurde, sodass er mit Recht deren Schwester Lea heiratete. Durch den Scheidebrief aber, den er dieser erteilen muss, damit es nicht den Anschein habe, als könnte eine giltige Ehe auch ohne solchen getrennt werden, bewirkt er, dass Simon seine frühere Gattin Lea nicht wieder zur Frau nehmen darf, damit man nicht glaube, er dürfe seine Geschiedene wieder heiraten, nachdem sie mit einem Andren (Ruben) verheiratet gewesen. Ebenso aber bewirkt er auch, dass ihm die ihm angetraute Rahel zur Ehe verboten wird, damit man nicht sage, er habe die Schwester seiner Geschiedenen (Lea) geheiratet, was nach der Thora verboten ist; vgl. Jeb. IV, Note 57.",
+ "der macht auch [seine Frau] für sich nicht ungeeignet. Wenn Rahel mit Ruben verehelicht war und dieser auf die Kunde von ihrem Tode deren Schwester heiratet, so stellt sich durch die Rückkehr Rahels heraus, dass die zweite Ehe nur irrtümlich geschlossen war, da niemand seine Ehe als eine unzüchtige stempeln wird; Lea braucht daher keinen Scheidebrief zu empfangen, sondern darf ohne weiteres zu ihrem Gatten Simon zurückkehren Denn dass eine Ehefrau, die sich auf die Aussage eines einzelnen Zeugen anderweitig verheiratet hat, nicht zu ihrem ersten Gatten zurückkehren darf, ist nach R. Jose’s Ansicht nicht deshalb, weil sie sich über die Zulässigkeit ihrer zweiten Ehe nicht genügend vergewissert hat, sondern weil man glauben könnte, dass sie, obwohl geschieden, dennoch nach der Ehe mit einem Andren von ihrem ersten Gatten wieder zur Frau genommen würde, eine Befürchtung, die in unserem Falle nicht zutreffend ist. Ebenso darf nun auch Ruben seine erste Gattin Rahel behalten; denn da seine zweite Ehe nur irrtümlich geschlossen war, Lea mithin nicht als die von ihm Geschiedene gilt, ist die Annahme ausgeschlossen, dass es erlaubt sei, die Schwester seiner Geschiedenen zu heiraten. — Nach der Halacha jedoch (Jeb. 94 b) darf Rahel, wenn sie mit Ruben verehelicht war, zu diesem zurückkehren, wenn sie ihm aber nur angetraut war, nicht; Lea hingegen darf in keinem Falle zu ihrem Gatten Simon zurückkehren, s. Eb. haëser Cap. XV, § 27 u. 28."
+ ],
+ [
+ "sie. D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“.",
+ "und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits. Die dritte Frau ist also mit der ersten nicht verwandt.",
+ "sie. D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“.",
+ "und er heiratet deren Schwester väterlicherseits. Die vierte Frau ist also weder mit der ersten noch mit der zweiten verwandt.",
+ "sie. D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“.",
+ "und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits. Die fünfte Frau ist also mit den drei ersten nicht verwandt.",
+ "die dritte und fünfte [als Gattin] erlaubt. Diese drei Frauen sind nicht mit einander verwandt. Obgleich die dritte Frau die Schwester der zweiten ist, darf er jene dennoch behalten, da die Ehe mit der zweiten als mit der Schwester der ersten ungiltig ist und nur als Unzucht betrachtet wird; die Verwandten aber einer Frau, der ein Mann ausserehelich beigewohnt hat, sind diesem zur Ehe erlaubt, s. Jeb XI, 1. Desgleichen ist die Ehe mit der vierten Frau als mit der Schwester der dritten ungiltig, weil die Ehe mit der dritten rechtmässig geschlossen war; daher ist auch die Ehe mit der fünften wieder erlaubt.",
+ "und sie befreien ihre Nebenfrauen. Von der Leviratsehe-Pflicht. Wenn nämlich der Gatte gestorben ist und ein Bruder an einer der Witwen die Leviratsehe vollzieht, so dürfen die andren Frauen sich anderweitig verheiraten.",
+ "die zweite. Als die Schwester der ersten, deren Ehe rechtmässig geschlossen war, s. Note 65.",
+ "und vierte. Als die Schwester der dritten.",
+ "Hat er der zweiten erst nach dem Tode der ersten beigewohnt. Wenn sich nämlich die Nachricht vom Tode der ersten bestätigt, aber die vom Tode der übrigen nicht.",
+ "die dritte. Als die Schwester der zweiten, die er rechtmässig geheiratet.",
+ "und fünfte. Als die Schwester der vierten, die mit der zweiten nicht verwandt ist."
+ ],
+ [
+ "kann [seine Schwägerin] für. על ידי hier = für; diese Bedeutung finden wir öfter in der Mischna, z. B. השוקל על ידי כהן Schek. I,6 (7); עוברין על ידו אביו או רבו Meg. IV, 3; קוצץ אדם על ידי עצמו B. mezia VII,6.",
+ "seine Brüder [zur Ehe] ungeeignet machen. Wenn er seiner Schwägerin beiwohnt oder die „Heiratsaussprache“ (Jeb. II, Note 8) an sie hält, weil er sie in gewissem Sinne dadurch erwirbt. Hat er ihr jedoch einen Scheidebrief oder die Chaliza erteilt, so würde dies keine rechtliche Giltigkeit haben; vgl. Jeb. XII, 4.",
+ "die Brüder aber sie zuerst und zuletzt ungeeignet machen können. Nach dem Talmud (Jeb. 96 a) bezieht sich dieser Satz nur auf Maamar, d. h. nur wenn der Knabe zuerst die Heiratsansprache an die Schwägerin gehalten hat, macht er sie für die Brüder ungeeignet, während er, wenn zuerst die Brüder und dann erst er die Heiratsansprache an sie gehalten, sie für jene nicht ungeeignet macht. Wenn er dagegen der Schwägerin beigewohnt, so macht er sie auf jeden Fall für die Brüder ungeeignet, gleichviel ob die Beiwohnung vor oder nach der Heiratsansprache seitens der Brüder erfolgt ist.",
+ "Wie [ist dies zu verstehen. Dass nämlich die Beiwohnung des Knaben die Schwägerin immer für die Brüder ungeeignet macht.",
+ "so macht er sie für die Brüder ungeeignet. Auch wenn sie zuvor die Heiratsansprache an sie gehalten.",
+ "wenn die Brüder ihr beiwohnen oder. Das ו in ועשו ist hier = oder zu erklären.",
+ "so machen sie sie für ihn ungeeignet. Und er darf sie nicht als Frau behalten."
+ ],
+ [
+ "so macht er sie für jenen [als Gattin] ungeeignet. Obgleich sonst der Grundsatz gilt, dass eine Beiwohnung nach einer andren, ihr vorangegangenen, keine rechtliche Folge hat (Jeb. V, l), hat hier dennoch die Beiwohnung des zweiten die Wirkung, dass der erste sie nicht heiraten darf, weil die Beiwohnung eines Minderjährigen rechtlich dieselbe Folge hat, wie die Heiratsansprache eines Erwachsenen, nämlich die Wirkung einer rabbinisch giltigen Antrauung; Maamar aber hat auch nach einem andren, ihm vorangegangenen, rechtliche Folge, s. Jeb. V, 4.",
+ "er macht sie nicht ungeeignet. Nach R. Simon ist es zweifelhaft, ob ein Knabe durch Heiratsansprache oder Beiwohnung die Schwägerin vollständig oder gar nicht sich aneignet. Im ersteren Falle hätte die Beiwohnung seitens des zweiten Knaben keine rechtliche Folge und der erste dürfte sie behalten; im letzteren Falle hätte weder die Beiwohnung seitens des ersten noch die seitens des zweiten Knaben rechtliche Folge, und die Beiwohnung seitens des zweiten würde sie auch dann für den ersten nicht ungeeignet machen. — Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht des ersten Tanna."
+ ],
+ [
+ "so macht er sie [beide] für sich [zur Ehe] ungeeignet. Durch die Beiwohnung hat er sich jede einzelne in gewissem Sinne angeeignet (s. Note 72). Da er nun nicht zwei Frauen behalten darf, die als Witwen seines Bruders zurückbleiben (s. Jeb. IV, Note 77), und er eine von ihnen entlassen muss, so darf er auch die andre nicht heiraten nach dem Grundsatze: כיון שלא בנה שוב לא יבנה, dass, wenn er einmal das Haus seines Bruders nicht gebaut, d. h. die Pflicht der Leviratsehe nicht erfüllt hat, er es überhaupt nicht mehr bauen, also die Leviratsehe nicht mehr vollziehen darf; vgl. Jeb. IV, Note 83.",
+ "er macht sie nicht ungeeignet. Danach R. Simon die rechtliche Folge der Beiwohnung seitens eines Minderjährigen zweifelhaft ist, s. Note 79. Die Nebenfrau darf er aber nicht behalten, da er vielleicht die erste durch seine Beiwohnung sich angeeignet hat.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Da die Beiwohnung seitens des Minderjährigen nur der Heiratsansprache eines Erwachsenen entspricht, die aber nach der Thora keine giltige Ehe bewirkt, war das Band der Leviratsehe-Pflicht gegenüber dem ersten, verstorbenen Gatten noch nicht gelöst. Durch den Tod des Knaben tritt also die Pflicht der Leviratsehe für den dritten Bruder infolge des Todes zweier Brüder ein. In einem solchen Falle aber hat nach Jeb. III, 9 (Note 58) nicht die Leviratsehe, sondern Chaliza stattzufinden.",
+ "Hat er eine Frau. Die nicht seine Schwägerin ist.",
+ "geheiratet und ist dann gestorben. Mit Hinterlassung eines Bruders.",
+ "so ist diese frei. Von Chaliza und Leviratsehe. Die Beiwohnung seitens des Minderjährigen stempelt die Frau nicht zu seiner Ehefrau, da er nach dem Gesetze erst dann als erwerbsfähig gilt, wenn sich bei ihm die Zeichen der Pubertät zeigen. Nur in Bezug auf seine Schwägerin hat seine Beiwohnung dieselbe rechtliche Folge wie Maamar eines Erwachsenen, weil sie mit ihm durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden ist."
+ ],
+ [
+ "die erste. Die Schwägerin.",
+ "darf aber den Schwager nicht heiraten. Da er als Erwachsener der ersten nicht beigewohnt, hat er die Pflicht der Leviratsehe noch nicht erfüllt, sodass für den dritten Bruder die Pflicht der Leviratsehe infolge des Todes zweier Brüder eintritt, vgl. Note 82.",
+ "und die zweite darf die Chaliza vollziehen oder den Schwager heiraten. Der Tanna dieser Mischna folgt nicht der Ansicht des Tanna Jeb. III, 9, nach dem auch die Nebenfrau nur Chaliza, aber nicht die Leviratsehe vollziehen darf. Die Halacha entscheidet nach der letztern Ansicht.",
+ "an welcher [von beiden] er will. Da nach R. Simon (s. Note 79) die rechtliche Wirkung der Beiwohnung seitens eines Minderjährigen, die dem Maamar eines Erwachsenen entspricht, fraglich ist; vgl. Jeb. III, Note 60.",
+ "und muss [dann] der andren die Chaliza erteilen. Weil sie, falls die Beiwohnung des Knaben gar keine rechtliche Wirkung hat, nicht die Nebenfrau der andren ist, durch deren Leviratsehe sie etwa frei werden könnte. Andrerseits darf er nicht beide heiraten, weil der Knabe sich die Frau durch seine Beiwohnung vollständig angeeignet hat, der Levir aber nicht zwei von einem Bruder hinterlassene Witwen heiraten darf (s. Note 80).",
+ "Es ist gleichviel. D. h. die Gesetze, die in den Mischnas 6—9 enthalten sind, gelten in gleicher Weise für einen Minderjährigen wie für einen Erwachsenen, der aber noch nicht die Zeichen der Mannbarkeit hervorgebracht.",
+ "aber noch nicht zwei Haare. S. Jeb. VII, Note 24.",
+ "hervorgebracht hat. Solange er nicht dieses Pubertätszeichen hat, gilt er als Minderjähriger, jedoch nur bis er 35 Jahre und einen Tag alt ist, d. h. den grösseren Teil des biblischen Alters (Ps. 90, 10) zurückgelegt hat; Jeb. 97a. Zeigt es sich bei ihm auch dann noch nicht, so gilt er als ein von Natur Verstümmelter, s. Jeb. VIII, Note 35."
+ ]
+ ],
+ [
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+ "Man darf die nahen Verwandten. על hier = neben, zu, wie על נשיו Gen. 28, 9.",
+ "die man vergewaltigt oder verführt hat. Jeb. 97a wird aus dem Ausdruck יקח Lev. 20, 14 und תקח Lev. 18, 18 abgeleitet, dass nur die eheliche Verbindung, aber nicht ein blos geschlechtlicher Umgang Verwandtschaft begründet; der letztere wird mit שכב bezeichnet, Lev. 20, 11—13. Wenn daher jemand einer Frau ausserehelich beiwohnt, so darf er ihre Tochter, Mutter, Schwester u. s. w. ehelichen, da er mit diesen noch nicht als verwandt gilt und somit die sonst durch die Ehe eintretenden Eheverbote hier nicht statthaben. Nach den Rabbinen ist jedoch dem Manne diese Ehe erst nach dem Tode der Vergewaltigten oder Verführten gestattet, weil sonst zu befürchten ist, dass er dieser noch beiwohnen wird, nachdem er bereits ihre Verwandte geehelicht, was aber strafbar ist, s. weiter.",
+ "ist schuldig. Todes oder Ausrottungsstrafe, Lev. 20, 14 und 18, 29.",
+ "Man darf die von seinem Vater Vergewaltigte oder Verführte sowie die von seinem Sohne Vergewaltigte oder Verführte heiraten. Weil die aussereheliche Beiwohnung keine Verwandtschaft begründet, s. Note 2.",
+ "Jehuda verbietet die vom Vater Vergewaltigte oder Verführte [dem Sohne zur Ehe. R. Jehuda deutet die Worte ולא יגלה כנף אביו Deut. 23, 1 dahin, dass der Sohn nicht „das Gewand aufdecken“ darf, welches der Vater bereits (gewaltsam) aufgedeckt hatte; dass aber in diesem Verse die Vergewaltigte gemeint sei, lehre sein unmittelbarer Anschluss an Deut. 22, 28—29, wo auch von der Vergewaltigten die Rede ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Jehuda."
+ ],
+ [
+ "so erteilen diese. Falls einer von ihnen verheiratet war und kinderlos stirbt.",
+ "nicht die Chaliza und vollziehen nicht die Leviratsehe. Da das Leviratsehe-Gesetz nur bei Brüdern, Söhnen eines Vaters gilt (s. Jeb. I, Note 15); hier aber gelten die Söhne nicht als Brüder, weil der nichtjüdische Vater zwischen seinen jüdischen Kindern keine Verwandtschaft begründet. Sie dürfen daher nach der Thora ihre Schwägerinnen heiraten, auch wenn diese Kinder haben; die Rabbinen haben es jedoch verboten, weil man sie leicht mit geborenen Israeliten verwechseln könnte.",
+ "als die Heiligkeit. Der jüdischen Religion.",
+ "als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte. D. h. also, bevor sie übergetreten war.",
+ "als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte. Obgleich beide Söhne erst nach dem Übertritt der Mutter geboren wurden, sie also scheinbar als Israeliten gelten könnten, darf die Witwe sich dennoch ohne Chaliza anderweitig verheiraten, da das Leviratsehe-Gesetz hier nicht statt hat; die Leviratsehe darf jedoch nach den Rabbinen nicht vollzogen werden.",
+ "wenn mit einer Sklavin auch ihre Söhne freigelassen werden. Obwohl die Söhne eines Sklaven nicht als Verwandte gelten (עבד אין לו חיים Jeb. 62 a), dürfen sie dennoch nach den Rabbinen ihre Schwägerinnen nicht heiraten."
+ ],
+ [
+ "Wenn die Kinder. D. h. Söhne.",
+ "von fünf. Die Zahl ist hier beliebig und wohl nur mit Rücksicht auf das Ereignis Kid. II, 7 gewählt; vgl. auch Jeb. XV, 7.",
+ "Frauen vertauscht wurden. Jede Frau aber ausserdem noch je einen Sohn hat, die nicht vertauscht wurden.",
+ "Frauen heiraten und sterben. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so müssen vier [von den überlebenden Söhnen. Die nicht vertauscht waren.",
+ "einer Frau die Chaliza erteilen. Weil es bei jedem zweifelhaft ist, ob er nicht an der Frau als seiner Schwägerin die Leviratsehe vollziehen müsste.",
+ "darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nämlich die Frau seines verstorbenen Bruders, so vollzieht er an ihr die Leviratsehe, ist sie es aber nicht, so hat ihr ja ihr wirklicher Schwager bereits die Chaliza erteilt.",
+ "darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen. Ist sie nämlich die Frau seines verstorbenen Bruders, so vollzieht er an ihr die Leviratsehe, ist sie es aber nicht, so hat ihr ja ihr wirklicher Schwager bereits die Chaliza erteilt.",
+ "[u. s. w. Die Beiden, die die Leviratsehe vollzogen, und zwei andre Söhne erteilen der dritten Witwe die Chaliza und der fünfte heiratet sie u. s. w.",
+ "dass jede Frau viermal die Chaliza und dann erst die Leviratsehe vollzieht. Es darf nicht einer der Söhne eine Witwe ehelichen, bevor die vier andren ihr die Chaliza erteilt haben, weil sie vielleicht nicht die Frau seines Bruders und somit noch dem Levir zur Ehe verpflichtet ist. Gesetzlich dürfte auch einer sämtliche Witwen heiraten, nachdem die vier andren ihnen die Chaliza erteilt haben; die Anordnung der Mischna ist jedoch vorzuziehen, weil es danach möglich ist, dass gerade der eine, der die eine der Witwen heiratet, die Pflicht der Leviratsehe erfüllt, wenn nämlich diese wirklich seine Schwägerin ist."
+ ],
+ [
+ "so müssen die Söhne der Schwiegertochter. Die sie ausser dem Vertauschten hatte.",
+ "ob sie. D. h. jede der beiden Witwen.",
+ "die Frau des Bruders oder die Frau des Vaterbruders. Die ihm nach Lev. 18, 14 zur Ehe verboten ist.",
+ "die Söhne der Grossmutter jedoch dürfen die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. Nachdem die Söhne der Schwiegertochter ihnen zuvor die Chaliza erteilt haben.",
+ "ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Brudersohnes. Die zur Ehe erlaubt ist.",
+ "Wenn aber die Unbezweifelten. D. h. die Söhne beider Frauen, über deren Abstammung kein Zweifel besteht.",
+ "der Witwe jedoch des Sohnes der Schwiegertochter. Die Lesart in Parenthese ist die bessere, da das לבני הכלה dem לבני הזקנה gegenübersteht, während für beides בני התערובות Subject bleibt.",
+ "und der andre darf sie dann heiraten. War es nämlich der Sohn der Schwiegertochter, der die Chaliza erteilte, so darf der andre die Witwe heiraten, da sie die Frau seines Brudersohnes ist, der ihr rechtmässiger Schwager bereits die Chaliza erteilte; war es aber der Sohn der Grossmutter, der die Chaliza erteilte, so wird dieser Act als von einem Fremden und nicht vom Levir vollzogen, als nicht geschehen betrachtet, und der andre vollzieht an ihr rechtmässig die Leviratsehe."
+ ],
+ [
+ "so dürfen sie Hebe geniessen. Denn auch der Sklave eines Priesters darf Hebe geniessen, Lev. 22,11.",
+ "erhalten [nur] gleichzeitig. אחד hier = כאחד, zusammen, gleichzeitig.",
+ "ihren Anteil in der Tenne. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Jehuda, nach dem man dem Sklaven eines Priesters nur in Gegenwart seines Herrn Hebe verabreichen darf, um dem Irrtum vorzubeugen, als wäre jener auch von priesterlicher Abkunft.",
+ "dürfen sich nicht an Toten verunreinigen. Weil bei jedem der Zweifel besteht, ob er nicht ein Priester ist. Wenn jedoch der Vater des einen gestorben ist und jener Priester war, so dürfen die Vertauschten auf jeden Fall sich an dem Toten verunreinigen.",
+ "und weder [zur Priesterehe] geeignete noch ungeeignete Frauen heiraten. Die zur Priesterehe Geeigneten dürfen sie nicht heiraten, da es bei jedem Einzelnen fraglich ist, ob er nicht ein Sklave ist, und die Ungeeigneten nicht, da es bei jedem einzelnen fraglich ist, ob er nicht ein Priester ist.",
+ "Wenn die Vertauschten herangewachsen sind und sich gegenseitig freigelassen haben. Nach Jeb. 100 a zwingt sie das Gericht, einander freizulassen, weil sie sonst weder eine Freie (als Sklaven) noch eine Sklavin (als Freie) heiraten dürften. Tem. 8a und Git. 42b wird diese Mischna mit der Variante משחררין zitiert.",
+ "so dürfen sie nur [zur Priesterehe] geeignete Frauen heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen. Weil jeder möglicherweise ein Priester ist.",
+ "so erhalten. ספג eig. etwas mit einem Schwamm aufnehmen, vgl. σπογγίζω; in Verbindung mit ארבעים sc. מלקות = Schläge, Geisselhiebe erhalten. Die Zahl 40 entspricht nur dem biblischen Ausdruck Deut. 25, 3; nach der Tradition waren es nur 39 Hiebe, s. Makk. III,10.",
+ "sie die vierzig [Geisselhiebe] nicht. Da die Abkunft jedes Einzelnen zweifelhaft ist, so kann jeder behaupten, er sei kein Priester.",
+ "so brauchen sie den vollen Wert und das Fünftel. Lev. 22, 14.",
+ "nicht zu ersetzen. Weil jeder von Beiden behaupten kann, er sei ein Priester, der Priester aber, der die Hebe von ihnen einfordern wolle, zuvor nachweisen müsse, dass sie keine Priester sind. Sie müssen jedoch die entsprechende Menge als Hebe abscheiden und dürfen sie dann nach Belieben einem Priester verkaufen, weil die Zahlung des vollen Wertes und des Fünftels auch sonst nicht sowohl als Entschädigung des Priesters, denn als „sühnende Wiederherstellung“ (כפרה) der heiligen Hebe zu betrachten ist (Tos.).",
+ "sie erhalten keinen Anteil in der Tenne. Selbst wenn sie gleichzeitig dort erscheinen und jeder seinen Anteil fordert, indem er erklärt: Bin ich ein Priester, so gieb meinen Anteil mir als Priester, und ist mein Genosse ein Priester, so gieb ihn mir für jenen; denn sie könnten sonst leicht die ihnen verbotene Hebe für erlaubt halten.",
+ "sie dürfen die Hebe. Von ihrer eigenen Ernte. Sie brauchen diese Hebe nicht einem Priester zu schenken, weil dieser erst beweisen müsste, dass sie in der Tat keine Priester sind.",
+ "sie haben keinen Anteil an den Heiligtümern des Tempels. Weder an Opfern, noch selbst an den Fellen der Opfertiere oder dem Banngut (Num. 18, 14), weil sie ihre priesterliche Abkunft nicht erweisen können.",
+ "man übergiebt ihnen keine Heiligtümer. Damit sie sie etwa selbst darbringen oder auch nur einem beliebigen Priester, der nicht gerade Dienst in der Wochen-Abteilung hat, zum Darbringen weitergeben. Auch das Erstgeborene vom Vieh (Num. 18, 17.18) giebt man ihnen nicht.",
+ "und fordert die ihrigen von ihnen nicht heraus. D. h, man zwingt sie nicht, ihre Opfer den Priestern der betreffenden Wochen-Abteilung zum Darbringen zu übergeben; sie können vielmehr jeden beliebigen Priester damit beauftragen. Desgleichen fordert man ihnen das Erstgeborene ihres Viehs nicht ab.",
+ "Kinnbacken und Magen. Das sind die Teile, die man von jedem geschlachteten und geniessbaren Tiere (ausser von Opfern und Wild) den Priestern geben musste. Deut. 18, 3.",
+ "sein. D. h. jedes Einzelnen. Man hätte eigentlich, analog den vorhergehenden Sätzen. ובכורן erwarten sollen; allein dies könnte zu dem Irrtum verleiten, dass sie nur deshalb ihr Erstgeborenes nicht dem Priester zu geben brauchen, weil an diesem Tier auch ein Priester Anteil hat, wie ja auch sonst (Chul. X, 3) der Israelit von den priesterlichen Abgaben befreit ist, sobald ein Priester Anteil an dessen Tiere hat; s. S. Straschun in seinen Noten zu Jeb. 99b.",
+ "bis es einen Fehler bekommt. יסתאב ist Hithpaël von סאב (bibl.-hebr. שיב) = alt, hinfällig, mit Leibesfehlern behaftet werden. — Man kann sie nicht zwingen, das Tier einem Priester zu geben, da ihre nichtpriesterliche Abkunft nicht zu erweisen ist; sie selbst aber dürfen es, wenn ein Priester es dargebracht hat, nicht geniessen, da ein Erstgeborenes, das fehlerfrei ist, nur von Priestern gegessen werden darf, Num. 18, 18. Hat das Tier aber einen Fehler bekommen, so dürfen sie es wie jeder andre Israelit geniessen, Deut. 15, 22. Die Priester können nicht klagen, dass sie ihnen eine Abgabe entzogen hätten, da sie erst nachweisen müssen, dass jene keine Priester sind.",
+ "und man legt ihnen die Erschwerungen der Priester und die der Israeliten auf. Nach Jeb. 100a bezieht sich dieser Schlusssatz der Mischna auf das von ihnen gebrachte Speiseopfer (Mincha). Wenn nämlich ein Nichtpriester ein Speiseopfer brachte, so musste davon eine Hand voll (Komez) abgeschieden und auf dem Altar dargebracht werden, während der Best den Priestern gehörte, Lev. 2, 1—3. Brachte aber ein Priester ein Speiseopfer, so musste es vollständig in Rauch aufgehen und durfte auch nicht zum Teil verzehrt werden, Lev. 6, 13—16. In unsrem Falle nun musste Komez abgeschieden und verbrannt werden, da bei jedem Darbringenden möglich ist, dass er ein Nichtpriester ist; der Rest aber muss gleichfalls verbrannt werden, da jeder möglicherweise ein Priester ist. Obwohl schliesslich beides verbrannt wird, darf dennoch das Abscheiden des Komez nicht unterbleiben, da dies die Giltigkeit des Speiseopfers ebenso bedingt, wie etwa das Schlachten des Tieres die des Tieropfers."
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+ "Wenn eine Frau nach [der Trennung. Durch Scheidung oder Todesfall.",
+ "so müssen diese die Chaliza erteilen. Der Frau des Sohnes, dessen Abstammung zweifelhaft ist. Je einer der Söhne aus erster und aus zweiter Ehe muss dieser die Chaliza erteilen, da er vielleicht ein Bruder des Verstorbenen väterlicherseits ist.",
+ "dürfen aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Da bei Jedem zu befürchten ist, dass er nur ein Bruder des Verstorbenen mütterlicherseits ist, die Leviratsehe aber nur bei Söhnen eines Vaters stattfinden darf, s. Jeb. I, Note 15.",
+ "ebenso muss er. Der Sohn, dessen Abstammung zweifelhaft ist.",
+ "ihnen. D. h. ihren Witwen.",
+ "so darf er die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. An der Witwe des Bruders vom ersten oder vom zweiten Gatten. Ist er nämlich wirklich der Bruder väterlicherseits, so vollzieht er mit Recht die Leviratsehe; ist er es nicht, so ist er mit der Witwe überhaupt nicht verwandt und darf sie gleichfalls heiraten. Die Mischna handelt hier von dem Fall, dass er der einzige überlebende Sohn ist; denn wäre noch ein zweiter vorhanden, so wäre zu befürchten, dass die Jebama [gegen das Gesetz Deut. 25,5] einen Fremden heiratet, wenn nämlich jener kein Bruder des letzteren ist. Das אחים ist hier nicht zu urgieren oder auch so zu erklären, dass noch ein Sohn geboren wurde, nachdem an der Witwe die Leviratsehe vollzogen war.",
+ "von jenen aber muss der eine. Der Sohn des ersten oder des zweiten Gatten.",
+ "die Chaliza erteilen und der andre. Der Sohn des zweiten oder des ersten Gatten.",
+ "darf dann die Leviratsehe vollziehen. Die Befürchtung, dass die Jebama einen Fremden heiratet (Note 51), trifft hier nicht zu, da sie ja bereits Chaliza vollzogen hat, es ihr also freisteht, sich anderweitig zu verheiraten."
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+ "so darf er. Der Sohn, dessen Abstammung zweifelhaft ist.",
+ "nur eine [zur Priesterehe] geeignete Frau heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen. Da er vielleicht der Sohn des Priesters ist.",
+ "so erhält er nicht die vierzig [Geisselhiebe. Da er vielleicht der Sohn des Israeliten ist. — Zu diesem wie zu den folgenden Sätzen dieser Mischna vgl. oben Note 33—45.",
+ "so muss er um sie und sie müssen um ihn trauern. Er darf, wenn die Gatten gestorben sind, am Tage der Bestattung weder Dienst im Tempel verrichten, noch Heiligtümer geniessen, was Seb. 101b aus Lev. 10,19 abgeleitet wird. Das Gleiche gilt von den Gatten, wenn der Sohn gestorben ist. Die Mischna kann hier nicht von dem Falle handeln, dass die Frau binnen drei Monaten nach dem Tode des ersten Gatten sich wieder verheiratet hat, da sonst die folgenden Worte: „sie (also beide Gatten) trauern um ihn“ unverständlich wären; auch nicht von dem Falle, dass sie vom ersten Gatten geschieden wurde, da sonst der Sohn beim Tode des ersten Gatten sich an diesem jedenfalls verunreinigen dürfte, während die Mischna ihm dieses verbietet. Ist er nämlich der Sohn des ersten Gatten, so darf er sich an diesem als an seinem Vater verunreinigen, Lev. 21, 2; ist er aber der Sohn des zweiten Gatten, so darf er sich auch an jenem verunreinigen, da er ja als Sohn einer Geschiedenen, die einen Priester geheiratet, ein Entweihter (חלל) ist, dem die Verunreinigung überhaupt nicht verboten ist. Die Mischna kann endlich auch nicht von dem Falle handeln, dass die beiden Männer ihr ausserehelich beigewohnt haben, wodurch der Sohn nicht zum Entweihten wird; denn er dürfte dann nach den Rabbinen keinen Tempeldienst verrichten, weil im Anschluss an die Worte והיתה לו ולזרעו אחריו ברית כהנת עולם Num. 25, 13 gelehrt wird, dass nur derjenige als vollberechtigter Priester gilt, der seinen priesterlichen Vater mit Bestimmtheit nachweisen kann, während er nach dem Schlusssatze der Mischna zum Tempeldienst wohl zugelassen wird. Es kann vielmehr hier nur davon die Rede sein, dass der erste Gatte die Frau nur unter einer bestimmten Bedingung sich angetraut hatte, die aber dann nicht erfüllt wurde. In einem solchen Falle ist die Ehe ungiltig, und die Frau darf auch ohne Scheidebrief einen andren Mann heiraten; der Sohn ist demnach ein legitimer Priester.",
+ "er darf sich nicht an ihnen und sie dürfen sich nicht an ihm verunreinigen. Da es bei jedem Manne zweifelhaft ist, ob er der Vater ist.",
+ "er beerbt sie nicht. Denn die sicheren Erben, z. B. die Söhne jedes Gatten können von ihm den Beweis verlangen, dass er wirklich ihr Bruder sei. Wenn keine Söhne, sondern nur Brüder der Gatten hinterblieben sind, so ist es fraglich, ob er erbberechtigt ist, da ihm jeder entgegenhalten kann, er sei bestimmt mit dem Verstorbenen verwandt, was jener nicht mit Bestimmtheit behaupten kann; s. die Bemerkung des R. Akiba Eger z. St.",
+ "sie aber beerben ihn. Zu gleichen Teilen, wenn er keine Kinder hinterlassen; denn der Vater geht allen seinen Nachkommen vor, die nicht Descendenten des Verstorbenen sind, s. B. bathra VIII, 2 u. Note 19.",
+ "wenn er den einen oder den andren schlägt oder ihm flucht. D. h. wenn er das Verbrechen gegen die beiden Männer nicht gleichzeitig begeht. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Jehuda, nach der die Verwarnung, die zur Straffälligkeit einer verbotenen Handlung erforderlich ist, nur dann wirksam ist, wenn über die Übertretung des Verbotes kein Zweifel besteht (התראת ספק לא שמה התראה); hier aber konnte die Verwarnung nicht wirksam sein, da es in jedem einzelnen Falle zweifelhaft war, ob er das Verbrechen wirklich gegen seinen Vater verübt. Hat er es jedoch gleichzeitig gegen Beide begangen, so ist er strafbar, da der eine sicherlich sein Vater ist. Die Verbote s. Ex. 21, 15. 17.",
+ "er zieht auf. Um den Tempeldienst zu verrichten.",
+ "mit der [Wochen-] Abteilung. S. Taanith II, 6. Es gab 24 Priesterabteilungen, von denen jede eine Woche den Tempeldienst zu verrichten hatte. Jede Abteilung zerfiel wiederum in 6 Familien-Abteilungen, בתי אבות, von denen jede an je einem Wochentage Dienst hatte.",
+ "des einen und des andren. D. h. die Familie jedes Einzelnen kann, wenn ihre Wochenabteilung gerade Dienst hat, ihn zwingen, einen Teil ihrer Arbeiten im Tempel zu übernehmen, damit man nicht die Ehre dieser Familie angreife (משום פגם משפחה Jeb. 101a) und sage, dass ein Mitglied derselben zum Tempeldienst untauglich sei.",
+ "erhält aber keinen Anteil [mit ihnen. An den Opfern; denn jede Abteilung kann von ihm den Beweis verlangen, dass er gerade zu ihr gehöre.",
+ "waren jedoch beide in einer [Wochen-] Abteilung. Und zugleich in derselben Familienabteilung; denn sonst könnte jede derselben den gleichen Beweis verlangen."
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+ "Die Chaliza muss vor drei Richtern geschehen. Der Plural הזקנים Deut. 25, 7 bedeutet zunächst zwei Richter; da aber ein Gericht nicht aus einer geraden Zahl von Richtern bestehen darf (אין ב״ד שקול Sanh. I, 6), so muss noch eine Person hinzutreten.",
+ "auch wenn diese [sonst] Laien sind. Sie müssen nur imstande sein, die vorgeschriebenen Formeln (s. Mischna 6) richtig vorzutragen. Nach der Halacha jedoch sollen noch zwei Personen zugezogen werden, damit der Act öffentlich und feierlich vollzogen werde, vgl. Jeb. II, Note 81.",
+ "Vollzieht sie die Chaliza mit einem Schuh. Aus weichem Leder.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Man soll aber nicht von vornherein einen solchen Lederschuh verwenden, da zu befürchten ist, dass die Frau an einem solchen die Chaliza auch dann vornehmen würde, wenn er zerrissen ist; in diesem Falle aber wäre die Chaliza unter allen Umständen ungiltig, da der zerrissene Lederschuh den Fuss nicht genügend schützt, vgl. weiter Note 5.",
+ "mit einer Filzsocke. Impilia (lat.) vom griech. πἰλος = Filz. Raschi z. St. erklärt es durch קלצו״ן = französ. chausson [vom lat. calceus], ein Filzschuh ohne Absatz, wie man ihn beim Spielen, Fechten u. dergl. trug.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Weil die Filzsocke den Fuss nicht genügend schützt. Dass aber diese Eigenschaft erforderlich ist, folgt aus dem Ausdrucke נעלו Deut. 25, 9, der einen Gegenstand bedeutet, der den Fuss „verwahrt, einschliesst“, und dass der Schuh aus Leder sein muss, findet der Talmud (Jeb. 102 b) in ואנעלך תחש Ez. 16, 10 angedeutet.",
+ "mit einer Sandale. Σάνδαλον, ein Schuh aus festem Leder, der aus einer Sohle und niedrigen Seitenteilen besteht und mit Riemen befestigt wird.",
+ "woran eine Sohle. Nach Raschi bedeutet עקב eine Sohle. Dieser scheinbar überflüssige, weil selbstverständliche Satz ist nur wegen des Nachsatzes hinzugefügt, nach welchem die Chaliza, die an einer Sandale ohne Sohle vollzogen ist, als ungeschehen betrachtet wird. עקב kann aber auch den Absatz, den Teil der Sandale bedeuten, der die „Ferse“ bedeckt, vgl. Bertinoro zu Kelim XXVI, 4. Die Mischna lehrt dann Folgendes: Eigentlich muss es eine Sandale sein, an der sich Absatz und Sohle befinden. Fehlt jedoch die Sohle, aber der Absatz ist vorhanden, so ist die Chaliza, wenn geschehen, als giltig zu erklären, weil der Absatz den Fuss dermassen schützt, dass er sein Ausgleiten verhindert; fehlt aber auch der Absatz, dann ist die Chaliza unter allen Umständen ungiltig.",
+ "von dem Knie abwärts. D. h. wenn die Riemen unterhalb des Knies befestigt sind; jerus. T. z. St.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Das מעל רגלו Deut. 25, 9 bedeutet auch den Teil des Beines, der unmittelbar oberhalb des Fusses ist.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Nach Raschi ist der Schlusssatz so zu erklären: Wenn dem Levir die untere Hälfte des Beines fehlt und die Chaliza am Knie vollzogen wurde, so ist sie ungiltig; wurde aber die Chaliza unterhalb des Knies vollzogen, so ist sie giltig. Nach Maimonides und Andren ist jedoch in einem solchen Falle die Chaliza überhaupt unzulässig. Vgl. auch R. Ascher z. St."
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+ "gehört. נעלו Deut. 25, 9 bedeutet zunächst den ihm gehörigen Schuh; durch das allgemein gehaltene הנעל v. 10 ist aber auch der Schuh eines Fremden gestattet.",
+ "oder mit einer Sandale aus Holz. Die aber mit Leder überzogen ist; andernfalls ist die Chaliza ungiltig, s. oben Note 5.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Wenn sie einmal geschehen ist, braucht die Chaliza nicht wiederholt zu werden. נעלו bezeichnet auch einen Schuh, der ihm, seinem Fusse angemessen ist. Von vornherein darf man aber die nicht passenden Schuhe nicht zur Chaliza verwenden, weil sonst zu befürchten ist, dass man auch einen Schuh verwenden würde, in dem er gar nicht gehen kann, oder der nur den kleinsten Teil seines Fusses schützt; in diesem Falle aber wäre die Chaliza ungiltig.",
+ "Elieser aber erklärt sie für ungiltig. Die Chaliza wird gleichzeitig als der Beginn eines Vermögensprozesses angesehen, weil die Jebama auf Grund der vollzogenen Chaliza ihre Ketuba einfordern kann; Vermögensprozesse aber müssen am Tage begonnen werden, Sanh. IV, 1. Die Halacha entscheidet auch in diesem Sinne. Der erste (anonyme) Tanna jedoch vergleicht die Chaliza mit dem Abschluss eines Prozesses, der auch in der Nacht stattfinden darf (ibid.).",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Aus den Worten רגלו Deut. 25, 9 (bei der Chaliza) und רגלו הימנית Lev. 14, 25 (bei dem Aussätzigen) wird mittels der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (ג״ש) geschlossen, dass in der erstgenannten Stelle auch der rechte Fuss gemeint ist; und so entscheidet auch die Halacha.",
+ "Elieser aber erklärt sie für giltig. Nach R. Elieser sind wohl die Worte רגלו הימנית überflüssig (מופנה), weil sie in dem analogen Falle Lev. 14, 14 bereits ausdrücklich stehen, dagegen ist רגלו Deut. 25, 9 nicht überflüssig. Es darf aber — nach R. Elieser — die Norm der ג״ש nur dann angewendet werden, wenn in beiden korrespondierenden Stellen sich überflüssige Worte finden (מופנה משני צדדין); findet sich jedoch ein solches nur an einer Stelle, so ist die Ableitung unzulässig, sobald sich dagegen ein Einwand erheben lässt (מופנה מצד אחד למדין ומשיבין). In unsrem Falle nun lässt sich einwenden, dass bei dem Aussätzigen gewisse Bedingungen erfüllt werden müssen (עץ ארז ושני תולעת ואזוב Lev. 14, 4), die bei der Chaliza fortfallen. Es fehlt somit der Beweis, dass in Deut. 25, 9 durchaus der rechte Fuss gemeint ist, und die Chaliza ist darum auch giltig, wenn sie am linken Fuss vollzogen ist. Vgl. auch die Kontroverse über diese Frage (מופנה מצד אחד) zwischen R. Ismael und den Weisen Nidda 22b, wo unter den Weisen — nach Jeb. 70b — R. Elieser zu verstehen ist."
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+ "aber nicht [die bestimmten Worte] ausgesprochen. S. Mischna 6.",
+ "so ist die Chaliza giltig. Denn nur das Unterlassen einer vorgeschriebenen Handlung macht die Chaliza ungiltig, s. weiter.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Hiermit soll nicht etwa gesagt sein, dass, wenn sie den Schuh später ausgezogen hat, die Chaliza ungiltig sei, denn die Reihenfolge der einzelnen Handlungen des Chalizaaktes bedingt nicht dessen Giltigkeit; es soll nur angedeutet werden, dass sie mit dem Aussprechen der Formeln und dem Ausspeien das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht gelöst hat.",
+ "verhindert. Das ככה will andeuten, dass die folgenden Handlungen unbedingt geschehen müssen. מעכב = es verhindert, sc. die Giltigkeit eines Aktes, findet sich in der Mischna oft in elliptischem Sinne; es ist zu ergänzen: wenn es nicht geschehen ist.",
+ "[im Unterlassungsfall die Giltigkeit]. Darauf sagte R. Akiba zu ihm: Eben daher ist auch mein Beweis. [Es heisst dort:] „Also geschehe dem Manne ….“ Alles, was an dem Manne geschieht, [verhindert im Unterlassungsfall die Giltigkeit. Das Ausspeien aber ist keine Handlung, die an dem Manne vollzogen wird. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht des R. Akiba."
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+ "Wenn an einem Taubstummen die Chaliza vollzogen wird. Während sonst bei dem Manne der Ausdruck חולץ gebraucht wird, weil er die Jebama zum Vollzuge der Chaliza veranlasst und damit beabsichtigt, ihr die Möglichkeit einer zweiten Ehe zu verschaffen (s. Jeb. II, Note 16), heisst es hier נחלץ, weil die Handlung nicht auf den Taubstummen (als Subject) zurückgeführt werden kann.",
+ "oder eine Taubstumme die Chaliza vollzieht. Die Chaliza der Taubstummen ist darum ungiltig, weil sie die vorgeschriebenen Formeln (s. Mischna 6) nicht aussprechen können. Die Unterlassung der Verlesung der Formeln hindert die Giltigkeit der Chaliza (oben Mischna 3) nur in dem Falle nicht, wenn die Personen imstande waren, sie auszusprechen; sobald ihnen aber diese Fähigkeit überhaupt fehlt, ist die Chaliza ungiltig.",
+ "oder wenn die Jebama an einem Minderjährigen die Chaliza vollzieht. Nach Deut. 25, 7 tritt für den Levir die Pflicht der Leviratsehe erst dann ein, wenn er erwachsen (איש), d. h. 13 Jahre und einen Tag alt ist, für die Jebama, auf welche die Gesetze des Levir übertragen werden, wenn sie 12 Jahre und einen Tag alt ist; dasselbe Alter ist auch für die Chaliza erforderlich.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Im Allgemeinen bedeutet der Ausdruck חליצתה פסולה, dass die Chaliza ungiltig, nicht wirksam ist, sodass hierdurch die Verwandten der Jebama dem Levir zur Ehe verboten werden, sie selbst zur Priesterehe ungeeignet sowie auch den Brüdern des Levir zur Ehe verboten wird und nicht eher einen Fremden heiraten darf, als bis die Chaliza vorschriftsmässig geschehen ist; und das bedeutet jener Ausdruck nach manchen Dezisoren auch hier. Nach Andren ist hier פסולה soviel als nichtig, nicht geschehen, sodass die genannten Eheverbote nicht eintreten. Vgl. Maim. Hil. Jib. IV, 16 und Eb. haëser, Cap. 169 § 43.",
+ "[nochmals] vollziehen. Nach Deut. 25, 7 tritt für den Levir die Pflicht der Leviratsehe erst dann ein, wenn er erwachsen (איש), d. h. 13 Jahre und einen Tag alt ist, für die Jebama, auf welche die Gesetze des Levir übertragen werden, wenn sie 12 Jahre und einen Tag alt ist; dasselbe Alter ist auch für die Chaliza erforderlich.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. Die Mischna zum jerus. Talmud liest hier כשרה; Tosefta z. St. lautet: אם לא חלצה חליצתה פסולה דברי רבי אליעזר, וחכמים אומרים אם לא חלצה חליצתה כשרה"
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+ "Wenn sie [nur] vor Zweien. Die zu Richtern tauglich waren.",
+ "von denen sich aber einer als verwandt. Mit einem der beiden andren Richter oder dem Levir oder der Jebama.",
+ "so ist die Chaliza ungiltig. S. oben Note 1. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha.",
+ "die Chaliza erteilte. Während zwei Zeugen den Vorgang von fern beobachteten, Jeb. 105b.",
+ "Akiba kam. Der gleichfalls im Gefängnis war; vergl. den jerus. Talmud z. St.",
+ "erklärte er sie für giltig. R. Akiba ist der Ansicht, dass die Anwesenheit von drei Richtern die Giltigkeit der Chaliza nicht in dem Masse bedingt, dass die vor weniger als Dreien vollzogene Chaliza als ungiltig zu erklären wäre, wie er auch das Ausspeien nicht für eine unerlässliche Bedingung erklärt (s. Mischna 3)."
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+ "der für ihn der geeignetste ist. Ist er jung und sie alt, er alt und sie jung, so sagen sie ihm: „Warum willst Du eine so alte, warum willst Du eine so junge Frau? Suche Dir eine, die für Dich passend ist, und bringe keinen Streit in Dein Haus!“ (Jeb. 101b). War aber ihr Alter entsprechend, so rieten sie ihm, die Leviratsehe der Chaliza vorzuziehen (Maim.).",
+ "In der heiligen Sprache sagten sie dies. Die Begründung s. Sota VII, 4.",
+ "dass er von den Richtern gesehen wird. Die Worte לעיני הזקנים, v. 9, beziehen sich auf den ganzen Act, also auch auf das Ausspeien.",
+ "Hyrkanos unter der Eiche in Kefar Etam. Vgl. II Chron. 11, 6.",
+ "[die Formel] lesen und den ganzen Abschnitt. Auch v. 10.",
+ "gelten als Vorschrift für die Richter. Nur die Richter brauchen die Worte חלוץ הנעל auszurufen.",
+ "aber nicht für die Schüler. Die in Gegenwart ihres Lehrers dem Chalizaakte beiwohnen.",
+ "Entschuhter. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Jehuda."
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+ "Bet-Schammai. Wenn eine Minderjährige nach dem Tode ihres Vaters von ihrer Mutter oder ihren Brüdern verheiratet wurde, so genügt zur Auflösung dieser nur rabbinisch giltigen Ehe ihre vor Zeugen abgegebene Erklärung, dass sie „sich weigert“, diese Ehe fortzusetzen. Dasselbe gilt, wenn die Unmündige von ihrem Vater rechtsgiltig verheiratet worden und dann, nachdem diese Ehe durch Scheidung oder Tod des Gatten aufgelöst war, eine zweite Ehe schliesst. Die Gewalthaberschaft des Vaters ist damit erloschen und er hat nicht mehr die Befugnis, sie rechtsgiltig zu verheiraten. In einem solchen Falle wird sie יתומה בחיי האב „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ genannt, s. weiter Mischna 6.",
+ "Es dürfen nur Verlobte die Weigerung erklären. Denn wenn die Weigerungs-Erklärung auch nach vollzogener Ehe zulässig wäre, so ist zu fürchten, dass die Männer sich nicht leicht zur Ehe entschliessen werden.",
+ "Verlobte und Verheiratete. Bet-Hillel teilt diese Befürchtung nicht, da es den Verlobten lieb sein wird, sich zu verheiraten und als Eheleute zu gelten.",
+ "aber nicht dem Levir. Wenn der Gatte gestorben ist, ohne dass sie die Weigerung erklärte, so darf sie dies auch dem Levir gegenüber nicht tun; die Ehe mit dem Levir kann vielmehr nur getrennt werden, wenn sie grossjährig geworden und dann die Chaliza vollzieht.",
+ "[nur] in seiner Gegenwart. Weil sie in seiner Gegenwart sich vielleicht genieren wird, die Weigerung zu erklären.",
+ "[nur] vor Gericht. Weil sie in seiner Gegenwart sich vielleicht genieren wird, die Weigerung zu erklären.",
+ "vor Gericht und ausser Gericht. Nach der Halacha genügen zwei Zeugen, s. Jeb. II, Note 81.",
+ "auch vier oder fünf mal die Weigerung erklären. Wenn sie sich immer wieder verheiratet.",
+ "Sie erklärt vielmehr die Weigerung und wartet. Mit ihrer zweiten Verlobung.",
+ "bis sie erwachsen ist. Dann ist die Weigerungs-Erklärung nicht mehr zulässig.",
+ "oder. Das ו ist hier = oder.",
+ "sie erklärt die Weigerung und heiratet [sogleich einen Andren. Dann ist, da sie bereits verehelicht ist, die Weigerungs-Erklärung gleichfalls unzulässig; s. oben."
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+ "Welche Minderjährige muss die Weigerung erklären. Wenn sie die Ehe nicht eingehen resp. nicht fortsetzen will.",
+ "die ihre Mutter oder. Das ו ist auch hier = oder; vgl. Ket. VI, 6: יתומה שהשיאוה אמה או אחיה.",
+ "ihre Brüder mit ihrer Zustimmung. Der jerus. Talmud z. St. erklärt das לדעתה also: Man bereitet ihr den Trauhimmel, bekleidet sie mit Schmucksachen und erwähnt in ihrer Gegenwart des zukünftigen Gatten.",
+ "verheiratet haben. D. h. mit dem Gatten unter der Chuppa vereint, wenngleich sie das Trauungsobjekt, den Wertgegenstand oder die Trauungsurkunde (Kidd. I, 1), für ihre Tochter resp. Schwester in Empfang genommen haben; wenn sie jedoch nur das letztere getan haben, so ist die Ehe nichtig und bedarf zu ihrer Auflösung nicht einmal der Weigerungs-Erklärung, da die Minderjährige nicht das Recht hat, einen Andren mit ihrer Vertretung zu bevollmächtigen, אין שליחות לקטן.",
+ "so braucht sie die Weigerung nicht zu erklären. Und sie darf ohne weiteres eine neue Ehe eingehen.",
+ "das sein Trauungs-Objekt noch nicht aufzubewahren versteht. Nach der Halacha wird bei einem Mädchen unter sechs Jahren angenommen, dass ihm noch das Verständnis dafür fehlt, dass durch Empfangnahme dieses Objektes die Trauung vollzogen ist; bei einem Mädchen über zehn Jahren wird dieses Verständnis vorausgesetzt. Bei einem Mädchen von sechs bis zehn Jahren muss erst ermittelt werden, ob es dies Verständnis hat, und je nach dem Ergebnis der Untersuchung ist die Weigerungs-Erklärung erforderlich oder überflüssig. Ist das Mädchen zwölf Jahre und einen Tag alt und im Besitze der Pubertätszeichen, so kann es, auch wenn der Gatte ihm noch nicht beigewohnt, die Weigerung nicht erklären, da es bereits grossjährig ist; desgleichen wenn der Gatte dem Mädchen beigewohnt, auch wenn die Pubertätszeichen nicht vorhanden sind, da er es durch die Beiwohnung zu seiner rechtmässigen Frau gemacht hat. In beiden Fällen kann die Ehe nur durch Scheidebrief getrennt werden.",
+ "die Handlung einer Minderjährigen ist ungiltig. R. Elieser meint dies nicht etwa in dem Sinne, dass sie nicht einmal die Weigerung zu erklären brauchte, um die Ehe aufzulösen, denn in Mischna 7 lehrt er selbst, man solle in gewissen Fällen die Minderjährige veranlassen, die Weigerung auszusprechen. Er erklärt vielmehr die Ehe der Unmündigen nur in dem Sinne für ungiltig, dass ihr Mann nicht wie sonst das Anrecht an ihrem Funde oder an ihrem Erwerbe hat, oder sie beerbt, oder sich an ihr verunreinigen darf u. s. w. Nach der Halacha jedoch (s. Jeb. 108a und Tos. Jeb. XIII, 3) haben ihm die Weisen jene Befugnisse wohl eingeräumt; er darf auch ihr Gelübde auflösen, da jede Frau nur im Sinne ihres Gatten, d. h. in der Voraussetzung seiner Zustimmung ein Gelübde ausspricht, und er darf sich als Priester an ihr verunreinigen, weil zu befürchten ist, dass ihre Verwandten, da sie sie nicht beerben, auch für ihre Bestattung nicht sorgen werden, so dass sie als מת מצוה gilt, d. i. als eine verlassene, unversorgt liegende Leiche, an der sich auch der Priester verunreinigen muss.",
+ "ist sie. Die beiden folgenden Sätze sind nur die Konsequenzen der Ansicht des R. Elieser, dass die Ehe der Unmündigen ungiltig ist."
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+ "sobald das Verweilen [in der Ehe] des Mannes wegen geschah. Sie hatte ihre Weigerung nicht erklärt, die Ehe war vielmehr durch den Scheidebrief, den der Mann ihr gab, getrennt worden.",
+ "sobald aber das Verweilen nicht des Mannes wegen geschah. Die Trennung der Ehe geschah vielmehr nach ihrem Belieben, indem sie die Weigerung erklärte.",
+ "gilt sie nicht als seine [gewesene] Gattin. Diese Mischna wird in der folgenden durch Spezialisierung der einzelnen Fälle näher erklärt."
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+ "und er macht sie zur Priesterehe nicht ungeeignet. Denn die Minderjährige, die die Weigerung erklärt, gilt weder als mit dem Manne verwandt noch als von ihm geschieden.",
+ "und er macht sie zur Priesterehe ungeeignet. Der Scheidebrief hat für die Minderjährige dieselben Folgen wie für die Grossjährige.",
+ "so darf sie zu jenem zurückkehren. Durch ihre Weigerung hebt die Minderjährige die Wirksamkeit des Scheidebriefes auf, sodass sie nicht als „Geschiedene“ gilt und der Mann, wenn er sie zum zweiten Male heiratet, nicht [gegen Deut. 24, 4] seine Geschiedene ehelicht, die inzwischen mit einem Andren verheiratet war. Wäre jedoch die Weigerung nicht erfolgt, so hätte er sie als seine Geschiedene nicht wieder heiraten dürfen.",
+ "so darf sie zu jenem nicht zurückkehren. Da sie als seine Geschiedene gilt.",
+ "so darf sie zu ihm nicht zurückkehren. D. h. wenn die Minderjährige zunächst ihre Weigerung erklärt, dann denselben Mann wieder heiratet und von diesem einen Scheidebrief erhält, so darf sie, wenn sie jetzt einen andren Mann ehelicht und von diesem geschieden (oder verwitwet) wird, den ersten Mann nicht wieder heiraten.",
+ "so darf sie zu ihm zurückkehren. D. h. wenn sie von ihrem Manne einen Scheidebrief erhält, ihn dann wieder heiratet und ihre Weigerung erklärt, so darf sie, wenn sie jetzt einen Andren heiratet und von diesem geschieden (oder verwitwet) wird, den ersten Mann wieder heiraten. Dieses darf sie beliebig oft wiederholen, solange sie minderjährig ist und den jedesmaligen Scheidebrief ihres ersten Mannes durch darauf folgende Weigerungs-Erklärung aufhebt."
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+ "nicht zurückkehren. Denn die Weigerung, die sie dem einen Manne erklärt, hebt nicht den Scheidebrief auf, den sie von einem andren, vorhergehenden erhalten. Wäre dies nämlich wohl der Fall, so wäre zu befürchten, dass der Mann, der seiner minderjährigen Frau den Scheidebrief gegeben, [den sie ja auch gegen ihren Willen annehmen musste,] diese zu überreden versuchte, ihrem zweiten Manne die Weigerung zu erklären, um ihm, ihrem ersten Gatten, wieder anzugehören. Hingegen hebt die Weigerung, die sie einem Manne erklärt, den Scheidebrief auf, den sie von demselben Manne erhalten, sodass sie, wenn sie darauf einen zweiten Mann geheiratet und von diesem getrennt wird, den ersten wieder heiraten darf; denn hier fällt jene Befürchtung fort, weil ein Versuch, sie dem zweiten Gatten abspenstig zu machen, um zu ihm, ihrem ersten Manne, zurückzukehren, wirkungslos bleiben würde, nachdem sie ihm ausdrücklich ihre Weigerung erklärt und somit zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht liebt und die Ehe mit ihm nicht fortzusetzen wünscht. — Aus dem letzten Falle der vorigen Mischna ist zu schliessen, dass die Weigerung, die sie dem einen Manne erklärt, wohl den Scheidebrief aufhebt, den ein andrer Mann ihr gegeben. Denn aus dem Wortlaut נתן לה גט ונשאת לאחר ונתארמלה או נתגרשה אסורה לחזור לו, dass sie nur dann ihren ersten Mann, von dem sie geschieden ist, nicht wieder heiraten darf, wenn der zweite gestorben oder ihr einen Scheidebrief erteilt, folgt, dass sie, wenn sie dem zweiten die Weigerung erklärt, zu dem ersten wieder zurückkehren darf. Der Tanna der obigen. Mischna ist daher mit dem der unsrigen nicht identisch (Jeb. 108 b). Nach R. Ula (ibid.) handelt unsre Mischna von dem Falle, dass sie dreimal einen Scheidebrief erhalten, sodass es den Anschein hat, als sei sie bereits grossjährig, und nur deshalb kann die Weigerung den Scheidebrief eines Andren nicht aufheben; im Allgemeinen aber pflichtet der Tanna dieser Mischna dem der obigen bei. Es sind nach dieser Erklärung in unsrer Mischna noch die Worte לאחר וגרשה לאחר ומיאנה בו hinzuzudenken, vgl. die Note des R. S. Straschun z. St.",
+ "darf sie wohl zurückkehren. S. Note 23."
+ ],
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+ "so ist sie dem Levir [zur Ehe] erlaubt. Die Frau gilt für den Bruder nicht etwa als „Geschiedene seines Bruders“, die ihm unter allen Umständen zur Ehe verboten ist (Lev. 18, 16); denn die Pflicht der Leviratsehe tritt für ihn nicht bereits mit dem Momente ein, da der Bruder die Ehe eingeht, sondern erst da dieser stirbt.",
+ "Elieser aber verbietet sie. Weil zu befürchten ist, dass man eine solche Ehe dem Levir auch dann erlauben wird, wenn die Frau als Minderjährige von ihrem Vater verheiratet, sodann geschieden und nach zweimaliger Ehe als Minderjährige Witwe wurde; in diesem Falle ist aber nach dem Schlusssatze unserer Mischna die Ehe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Elieser.",
+ "wenn sich jemand von einer Waise. Die minderjährig und deren Ehe nur rabbinisch giltig ist.",
+ "Elieser aber verbietet sie. Weil zu befürchten ist, dass man eine solche Ehe dem Levir auch dann erlauben wird, wenn die Frau als Minderjährige von ihrem Vater verheiratet, sodann geschieden und nach zweimaliger Ehe als Minderjährige Witwe wurde; in diesem Falle ist aber nach dem Schlusssatze unserer Mischna die Ehe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Elieser.",
+ "gilt als Waise beim Leben des Vaters. S. oben Note 1.",
+ "sie wieder geheiratet. Und ist gestorben, während sie noch minderjährig war.",
+ "dass sie dem Levir [zur Ehe] verboten ist. Weil die zweite Ehe, die sie selbständig schloss, als die einer Minderjährigen, nur rabbinisch giltig ist; durch die Scheidung aber, die nach der Thora rechtsgiltig ist, gilt sie für den Levir als Geschiedene seines Bruders. Ist jedoch der Mann erst gestorben, nachdem sie grossjährig geworden, so würde ihre zweite Ehe durch den ersten Concubitus, den sie als Grossjährige vollzogen, volle Rechtskraft erlangen."
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+ [
+ "so ist sie frei. Von Leviratsehe und von Chaliza.",
+ "als Schwester der Frau. Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist.",
+ "desgleichen wenn beide [Frauen] taubstumm sind. Da ihre Ehe wie die der Minderjährigen nur rabbinisch giltig ist.",
+ "so ist diese frei. Von Leviratsehe und von Chaliza.",
+ "stirbt aber der Gatte der Erwachsenen. Die Ehe der Erwachsenen ist auch nach der Thora giltig; für den Levir tritt daher die Pflicht der Leviratsehe ein. Hierdurch aber wird ihm die Fortsetzung seiner Ehe mit der Minderjährigen als אחות זקוקתו verboten, s. Jeb. II. Note 49.",
+ "die Weigerung zu erklären. Hierdurch löst sie ihre Ehe, sodass ihr Gatte dann die Jebama ehelichen darf. Würde er der Minderjährigen einen Scheidebrief geben, so dürfte er deren erwachsene Schwester als אחות גרושתו nicht heiraten; würde er wiederum der Erwachsenen die Chaliza erteilen, so dürfte er die Ehe mit seiner minderjährigen Frau nicht fortsetzen, da sie dann אחות חלוצתו wäre, vgl. Jeb. IV, Note 39 (wo übrigens „die Chaluza“ zu lesen ist).",
+ "so ist es gut. Und er darf die Erwachsene heiraten.",
+ "so warte sie. D. h. bleibe sie als seine Gattin bei ihm.",
+ "dann ist jene. הלזו ist verstärktes Demonstrativpronomen, entsprechend dem arab. الَّذى, vgl. Ezech. 36, 35.",
+ "frei als Schwester der Frau. Nach R. Gamliel ist das Band der Leviratsehe-Pflicht nicht so stark, dass die Verwandte der Jebama ihm sofort zur Ehe verboten wird (אין זיקה). Durch den Eintritt ihrer Grossjährigkeit erlangt ihre Ehe volle Rechtskraft, und für ihren Gatten fällt dann die Pflicht der Leviratsehe fort.",
+ "Wehe ihm wegen seiner Frau und wehe ihm wegen der Frau seines Bruders. Vgl. Jeb. III, 5.",
+ "Er muss seine Frau durch Scheidebrief. Man soll Minderjährige nicht zur Erklärung der Weigerung veranlassen, da sie diese später vielleicht bereuen könnten. Er darf aber die Frau nicht behalten, weil nach R. Josua das Band der Leviratsehe-Pflicht so stark ist, dass die Verwandte der Jebama, hier also seine eigene Frau, ihm zur Ehe verboten wird (יש זיקה).",
+ "und die Frau seines Bruders durch Chaliza. Er darf sie nicht heiraten, da sie die Schwester der von ihm Geschiedenen ist."
+ ],
+ [
+ "Wenn jemand mit zwei unmündigen Waisen. Die mit einander nicht verwandt sind.",
+ "so befreit die Beiwohnung oder die Chaliza. Die der Levir der einen nach Eintritt ihrer Grossjährigkeit erteilt; denn solange sie minderjährig ist, ist ihre Chaliza ungiltig, s. Jeb. XII, 4.",
+ "der einen ihre Nebenfrau. Von der Leviratsehe oder der Chaliza, vgl. Jeb. IV, Note 77.",
+ "desgleichen bei zwei Taubstummen. D. h. auch bei zwei Taubstummen befreit die Beiwohnung der einen die andre; Chaliza hingegen ist bei einer Taubstummen überhaupt unzulässig, s. Jeb. XII, Note 23.",
+ "die andre taubstumm. Aber erwachsen.",
+ "so befreit die Beiwohnung der einen ihre Nebenfrau nicht. Ihre Ehen sind zwar beide gleichwertig, insofern beide nur rabbinisch giltig sind; hier aber ist es zweifelhaft, ob der Verstorbene die Minderjährige eher für seine rechtmässige Frau hielt, weil sie später im Vollbesitze ihrer geistigen Kräfte und „geschäftsfällig“ sein wird, oder die Taubstumme, weil sie bereits erwachsen ist und er mit ihr schon jetzt Umgang pflegen kann.",
+ "Ist die eine vollsinnig. D. h. sie kann sprechen. פקח gewöhnlich von einem, der sehen kann, hier wie in den folgenden Mischnas von einem, der hören und sprechen kann, vgl. פקוח אזנים Jes. 42, 20.",
+ "so befreit wohl die Beiwohnung der Vollsinnigen die Taubstumme. Die Beiwohnung derjenigen, deren Ehe auch nach der Thora giltig ist, befreit diejenige, deren Ehe nur rabbinisch giltig ist, aber nicht umgekehrt.",
+ "aber die Beiwohnung der Taubstummen befreit die Vollsinnige nicht. Auch die Chaliza der Vollsinnigen befreit die Taubstumme von Chaliza und Leviratsehe; die Umkehrung ist hier jedoch unzulässig, weil die Chaliza der Taubstummen überhaupt ungiltig ist. Deshalb ist in diesem Satze nur die Beiwohnung erwähnt.",
+ "aber die Beiwohnung der Minderjährigen befreit die Erwachsene nicht. Die Beiwohnung derjenigen, deren Ehe auch nach der Thora giltig ist, befreit diejenige, deren Ehe nur rabbinisch giltig ist, aber nicht umgekehrt."
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+ "desgleichen bei zwei Taubstummen. Da die Ehe einer Minderjährigen und einer Taubstummen nach der Thora nicht rechtsgiltig ist, so ist es fraglich, ob der Levir die Jebama durch die Beiwohnung als Frau erwirbt, oder nicht. Im ersteren Falle wird die erste seine rechtmässige Gattin und die Beiwohnung der zweiten gilt als Unzucht, wodurch ihm aber die Fortsetzung seiner Ehe mit jener nicht verboten wird. Im letzteren Falle hingegen gelten die beiden Unmündigen als mit ihm [oder mit einander] nicht verwandt, da ja auch die Beiwohnung seitens des verstorbenen Gatten keine rechtsgiltige Ehe bewirkte. Auf jeden Fall darf er daher die erste als Gattin behalten, die zweite aber nicht, da er vielleicht durch die Beiwohnung sich die erste zur rechtmässigen Gattin gemacht, wodurch ihm die zweite zur Ehe verboten wird, s. Jeb. IV, Note 77. Hat wiederum der Bruder des Levir der zweiten beigewohnt, so gilt im ersteren Falle diese Beiwohnung als Unzucht, da der Levir bereits die erste rechtmässig geheiratet hat; im zweiten Falle darf er die Frau behalten, da sie dann mit dem verstorbenen Gatten als nicht verwandt betrachtet wird.",
+ "so macht er die Minderjährige nicht ungeeignet. Bezüglich der Ehe einer Minderjährigen ist es zweifelhaft, ob sie, weil die Unmündige nach erlangter Grossjährigkeit zum ehelichen Umgang geeignet ist, vollständige Rechtsgiltigkeit hat oder gar keine; die Ehe der erwachsenen Taubstummen hingegen gilt als zum Teil rechtsgiltig. Ist daher die Ehe der Unmündigen rechtsgiltig, so hat die nachträgliche Beiwohnung der Taubstummen keine rechtliche Folge; ist sie es nicht, so war auch die Ehe mit dem Verstorbenen nicht bindend, die Unmündige gilt dann als mit diesem nicht verwandt und der Levir darf sie als Gattin behalten, die Taubstumme jedoch muss er durch Scheidebrief entlassen.",
+ "so macht er die Taubstumme ungeeignet. Denn die Beiwohnung der Minderjährigen bewirkt vielleicht [nach den Rabbinen] die vollständige Rechtsgiltigkeit der Ehe, sodass die Ehe der Taubstummen an rechtlicher Bedeutung zurücktreten muss; der Levir darf daher die Taubstumme nicht als Gattin behalten, sondern muss sich von ihr durch Scheidebrief trennen und der andren nach erlangter Grossjährigkeit die Chaliza erteilen."
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+ "so macht er die Taubstummen ungeeignet. Diese beiden Sätze ergeben sich mit Notwendigkeit aus der vorhergehenden Mischna, denn die Ehe einer Vollsinnigen ist auch nach der Thora rechtsgiltig."
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+ "Elasar. Hier ist R. Elasar zu lesen, d. i. R. Elasar ben Schammua, ein Schüler des R. Akiba, während oben, Mischna 7, R. Elieser ben Hyrkanos, der Zeitgenosse des R. Josua und R. Gamliel gemeint ist.",
+ "ihm die Weigerung zu erklären. Damit dann der Levir die nach der Thora vorgeschriebene Leviratsehe an der Erwachsenen vollziehen kann. Im letzten Falle der Mischna 9 jedoch, wo es sich nicht um eine gesetzlich vorgeschriebene Leviratsehe handelt, veranlasst man die Minderjährige nicht zur Erklärung ihrer Weigerung. Für Taubstumme wiederum ist diese Erklärung unzulässig, weil die Männer leicht Anstand nehmen würden, Taubstumme zu heiraten, wenn sie immer eine Weigerungs-Erklärung zu befürchten hätten; bei Minderjährigen jedoch fällt diese Besorgnis fort, denn da sie nur bis zu erlangter Grossjährigkeit die Weigerung erklären dürfen, werden sich die Männer bestreben ihnen keine Veranlassung zur Trennung der Ehe zu geben. — Nach Maimonides (Hil. Jib. V, 28) und Eb haëser Cap. 171 § 8 veranlasst man die Minderjährige auch in diesem Falle (Mischna 9), ihre Weigerung zu erklären, damit sie nicht bis zur Grossjährigkeit unversorgt (עגונה) bleibe und dann noch infolge der Chaliza das Recht verliere, einen Priester zu heiraten. In der Tat hatten einige Kommentatoren in dieser Mischna die Lesart, die auch die Tosefta XIII, 7 aufweist: בכולן מלמדים הקטנה שתמאן בו, sodass sich dieser Satz auch auf die obige Mischna bezieht."
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+ "Wenn ein minderjähriger. D. h. im Alter von 9 Jahren und einem Tage; denn vor diesem Alter hat die Beiwohnung eines Knaben keinerlei rechtliche Folge; vgl. auch Jeb. X, 6.",
+ "so müssen sie mit einander aufwachsen. Er kann ihr erst dann einen giltigen Scheidebrief geben, wenn er erwachsen ist und sie diesen Schein aufzubewahren versteht.",
+ "bis er erwachsen ist. Eig. „sie muss ihn grossziehen, gross werden lassen.“ Wenn er grossjährig geworden, muss er ihr beiwohnen, um die Leviratsehe, die bis dahin noch keine rechtsgiltige war, zu vollenden (vgl. Jeb. X, Note 82); will er dann die Ehe lösen, so muss er ihr einen Scheidebrief geben. Hat er ihr aber als Erwachsener nicht beigewohnt, so muss er ihr, um das Band der Leviratsehe - Pflicht zu lösen, die Chaliza erteilen und auch einen Scheidebrief geben.",
+ "Wenn die Jebama binnen dreissig Tagen. Nachdem der Levir sie geheiratet.",
+ "erklärt: „Er (der Levir) hat mir nicht beigewohnt,. Er aber erklärt, ihr wohl beigewohnt und dann einen Scheidebrief gegeben zu haben (Jeb. 102 a); er weigert sich nun ihr die Chaliza zu erteilen, um sich die Möglichkeit freizuhalten, sie später wieder heiraten zu können, was ihm nach vollzogener Chaliza unmöglich wäre (vgl. Jeb. IV, Note 83), oder auch um dem Chalizaacte, mit dem das Ausspeien vor ihm in Gegenwart des Gerichtes verbunden ist, aus dem Wege zu gehen,",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Binnen 30 Tagen nach geschlossener Ehe glaubt man der Frau, dass der Mann sich noch der Beiwohnung enthalten; er muss ihr daher die Chaliza erteilen, um das Band der Leviratsehe-Pflicht vollständig zu lösen, sodass sie sich anderweitig verheiraten darf. Er selbst aber darf sie nicht heiraten, nachdem er ihr den Scheidebrief erteilt hat, s. Jeb. V, Note 11.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Nach 30 Tagen wird angenommen, dass der Levir ihr beigewohnt und der gegenteiligen Aussage der Jebama kein Glauben beigemessen; da er also die Leviratsehe rechtmässig vollzogen und diese dann durch Scheidebrief gelöst hat, so kann er nicht mehr zur Erteilung der Chaliza gezwungen werden. Ohne diese darf aber die Jebama keine neue Ehe eingehen, nachdem sie selbst erklärt hat, dass der Levir ihr nicht beigewohnt, mithin das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht gelöst hat.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Wenn sie jedoch erklärt, dass der Levir ihr beigewohnt, er selbst aber dies bestreitet, so ist sie beglaubt und darf auch ohne Chaliza eine neue Ehe eingehen, denn es wird angenommen, dass er ihr, nachdem er sie heimgeführt, auch beigewohnt hat. Ob diese Annahme auch innerhalb des ersten Monats nach der Eheschliessung zulässig ist, ist unter den Decisoren streitig, s. Josef Karo zu Maimon. Hil. Jib. II, 5."
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+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Weil anzunehmen ist, dass sie beim Aussprechen des Gelübdes nicht daran dachte, dass ihr Gatte sterben und sie dann dem Levir zur Ehe verboten sein würde; sie erhält darum auch die Ketuba ausgezahlt.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Und wenn er in die Chaliza einwilligt, so hat sie die Ketuba zu beanspruchen; andrenfalls aber wird sie, da sie das Gelübde nach dem Tode ihres Gatten getan, einer Frau gleichgestellt, die sich weigert (מורדת), die Ehe zu schliessen und büsst ihre Ketuba ein.",
+ "Hat sie aber nur dieses. Nämlich durch ihr Gelübde dem Levir zur Ehe verboten zu werden.",
+ "ihr die Chaliza zu erteilen. Da sie sich weigert, die Ehe mit dem Levir zu schliessen. Ist er zur Chaliza bereit, so erhält sie die Ketuba; wenn er jedoch in die Chaliza nicht einwilligt, sie aber bei ihrer Weigerung verharrt und auf die Auszahlung ihrer Ketuba verzichtet, so kann man ihn zur Erteilung der Chaliza zwingen."
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+ "sie behalten. Ihre Ehe ist, wenn auch nicht nach der Thora, so doch rabbinisch giltig, während die Ehe eines Schwachsinnigen oder Minderjährigen auch nach den Rabbinen ungiltig ist.",
+ "wie er sie durch Zeichen. רמז, رمز, hebr. mit Umstellung des zweiten und dritten Radikals רזם (Hiob 15, 12), mit den Augen winken, ein Zeichen geben.",
+ "so entlässt er sie auch durch Zeichen. Vgl. Git. V, 7.",
+ "Wenn ein Vollsinniger eine Vollsinnige heiratet und diese dann taubstumm wird. Das Nithpaël bedeutet hier wie das hebr. Hiphil das Eintreten in einen Zustand und das Verharren in demselben, cf. Git. II, 6 נשתטה, נסתמא, נשתפה, נתפתח, נתפקח, ibid. VII, 1 נשתתק.",
+ "sie entlassen. Obgleich die Ehe auch nach der Thora rechtsgiltig ist, da beide Gatten bei der Eheschliessung vollsinnig waren, so kann er doch die Ehe nach Belieben trennen, da die Scheidung auch gegen den Willen der Frau erfolgen kann.",
+ "so darf er sie nicht entlassen. Selbst wenn sie die Bedeutung eines Scheidebriefes versteht und ihn auch aufzubewahren weiss, sodass ihre Scheidung nach der Thora zulässig wäre, soll diese nach den Rabbinen dennoch unterbleiben, damit die Frau, die dann ohne jede Obhut bliebe, nicht der Unzucht verfalle. Hat er ihr jedoch den Scheidebrief erteilt, so darf sie eine neue Ehe eingehen.",
+ "so kann er sie nie entlassen. Der Scheidebrief eines Tauben oder Schwachsinnigen ist nach der Thora ungiltig und kann daher die rechtsgiltige Ehe nicht auflösen. Wenn er ihr nach erfolgter Erkrankung dennoch einen Scheidebrief erteilt und sie eine zweite Ehe eingegangen ist, so muss diese unter allen Umständen getrennt werden.",
+ "nicht entlassen können. Er ist vielmehr der Ansicht, dass auch die taubstumm gewordene Frau nicht durch Scheidebrief entlassen werden kann."
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+ "Es. Vgl. Gittin V, 5, Edujot VII, 9.",
+ "Jochanan. In Edujot Nechunja.",
+ "die ihr Vater verheiratet hatte. Während sie noch minderjährig, d. h. noch nicht 12½ Jahre alt war, vgl. Kid. IV, 4.",
+ "durch einen Scheidebrief entlassen werden kann. Obgleich die Ehe nach der Thora (Deut. 22, 16) giltig war, kann sie dennoch durch Scheidebrief gelöst werden, weil nach der Thora eine Scheidung auch gegen den Willen der Frau erfolgen kann; sie muss also den Scheidebrief annehmen, auch nachdem sie grossjährig geworden.",
+ "Da sagte man. Die Weisen, die in der vorigen Mischna die Gegner des R. Jochanan waren.",
+ "zu ihm. R. Jochanan, Sohn Nuri’s.",
+ "auch mit dieser. Der Vollsinnigen, die nach der Eheschliessung taubstumm geworden ist.",
+ "ist dies der Fall. Aus dem Ausspruch des R. Jochanan b. Gudgeda folgt, dass auch eine nach der Thora giltige Ehe gegen den Willen der Frau durch Scheidebrief aufgelöst werden kann."
+ ],
+ [
+ "oder wenn zwei taubstumme Schwestern mit zwei vollsinnigen Brüdern oder mit zwei taubstummen Brüdern verheiratet sind. Dieser Fall ist mit dem ersten Falle dieser Mischna identisch; er ist nur deshalb nochmals aufgezählt, damit die beiden Sätze שני אחים und שתי אחיות mit einander vollständig correspondieren.",
+ "so sind sie frei von der Chaliza oder der Leviratsehe. Sowohl die Giltigkeit der Ehe als auch die Pflicht der Leviratsehe ist hier nur rabbinisch; die Witwe seines Bruders gilt daher für den Levir als die „Schwester seiner Frau“ und er darf sie darum nicht heiraten.",
+ "so müssen jene sie heiraten. Wenn er oder sie taubstumm ist, darf die Chaliza nicht stattfinden, s. Jeb. XII, 4.",
+ "so können sie sie entlassen. Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte."
+ ],
+ [
+ "] jene ist frei. Von der Leviratsehe oder der Chaliza.",
+ "Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen. Denn die Ehe seines Bruders war nach der Thora giltig, es tritt daher für ihn auch die Pflicht der Leviratsehe nach der Thora ein; seine eigene Frau darf er also nicht behalten, da sie die Schwester derjenigen ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe noch verbindet (אחות זקוקתו). Diese Pflicht aber ist nicht etwa durch die Ehe mit seiner Frau aufgehoben, da diese Ehe nur rabbinisch giltig ist.",
+ "und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten. Er kann ihr als Taubstummer nicht die Chaliza erteilen und darf sie auch nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Frau ist."
+ ],
+ [
+ "] jene ist frei. Von der Leviratsehe oder der Chaliza.",
+ "Er. Vgl. Jeb. IV, 9 Ende."
+ ],
+ [
+ "] jene ist frei. Von der Leviratsehe oder der Chaliza.",
+ "Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen. Eigentlich sollte der Taubstumme in diesem Falle seine Frau behalten dürfen, da er für seine Handlungen ebensowenig verantwortlich ist, wie der Minderjährige; von diesem aber gilt der Satz: קטן אוכל נבלות אין בית דין מצווין להפרישו, das Gericht ist nicht verpflichtet, einen Minderjährigen von dem Übertreten eines Verbotes (z. B. vom Genusse verbotener Speisen) zurückzuhalten. Der Taubstumme muss jedoch seine Frau entlassen, weil sonst zu befürchten wäre, dass man seine nur rabbinisch giltige Ehe für so rechtskräftig halten könnte, dass für ihn die Pflicht der Leviratsehe gegenüber seiner Schwägerin als der Schwester seiner Frau gar nicht eintritt; die Jebama könnte dann vielleicht eine neue Ehe eingehen, ohne dass tatsächlich das Band der Leviratsehe-Pflicht, das sie mit dem Levir verbindet, gelöst ist.",
+ "und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten. Er darf sie nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Frau ist, deren Ehe wenigstens nach den Rabbinen giltig war."
+ ],
+ [
+ "Er muss sie heiraten und darf sie niemals entlassen. Der Taubstumme ist hier nach der Thora zur Leviratsehe verpflichtet, da die Ehe seines Bruders auch nach der Thora giltig war; der Scheidebrief, den der Taubstumme erteilen würde, hätte aber nur rabbinische Giltigkeit und könnte jenes Band der Leviratsehe-Pflicht nicht auflösen."
+ ],
+ [
+ "entlassen. Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte."
+ ],
+ [
+ "entlassen. Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte.",
+ "Er muss jene heiraten und darf sie niemals entlassen. Der Taubstumme ist hier nach der Thora zur Leviratsehe verpflichtet, da die Ehe seines Bruders auch nach der Thora giltig war; der Scheidebrief, den der Taubstumme erteilen würde, hätte aber nur rabbinische Giltigkeit und könnte jenes Band der Leviratsehe-Pflicht nicht auflösen."
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+ "Wenn eine Frau mit ihrem Gatten nach einem fernen Laude. S. Jeb. II, Note 69.",
+ "wenn. Wie in der Regel anzunehmen ist.",
+ "Frieden zwischen ihm und ihr. Sodass nicht zu befürchten ist, dass sie ihre Aussage nur aus Abneigung macht oder in der Absicht, ihres Gatten entledigt zu werden.",
+ "und auch Frieden in der Welt. Sodass nicht zu befürchten ist, dass sie ihren Mann für tot hielt, weil er zu einer bestimmten Zeit nicht zurückkehrte oder weil sie ihn im Kriege verwundet zu Boden fallen sah.",
+ "sich wieder verheiraten. Die Frau ist beglaubt, weil man voraussetzt, dass sie wegen der eventuellen Folgen sich gewissenhaft versichern wird, ob in der Tat ihr Mann gestorben und sie sich wieder verheiraten darf; vgl. Jeb. X, Note 4.",
+ "mein Gatte ist gestorben. Ohne Nachkommen zu hinterlassen.",
+ "oder wenn Zwist zwischen ihm und ihr. Wenn sie z. B. in seiner Gegenwart erklärt, er habe ihr vor zwei Zeugen den Scheidebrief gegeben, diese aber ihre Aussage Lügen strafen; Jeb. 116a. Das Wort קטטה = Zwiespalt, Streit, von dem bibl. קוט oder קטט = قَطَّ spalten, schneiden; cf. מחלקת = Streit, von חלק = teil en.",
+ "in jedem Falle darf sie wieder heiraten. Denn sonst ist zu fürchten, dass ein kluge Frau ihre Aussage durch jene Zeichen zu bekräftigen suchen wird, um dadurch Glauben zu finden, der Einfältigen aber, die sich auf diese List nicht versteht, würde man keinen Glauben schenken. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht der Weisen."
+ ],
+ [
+ "Bet-Hillel. Vgl. Edujot I, 12.",
+ "wir haben dieses. Dass nämlich die Aussage der Frau für glaubhaft gehalten wird.",
+ "dass sie von der Ernte. Während der Ernte geschieht es häufig, dass Menschen durch Hitze oder durch giftige Schlangen getötet werden.",
+ "kommt und zwar in demselben Lande. Wo das Gericht ihre Aussage leicht prüfen kann.",
+ "und wie die Begebenheit sich wirklich einmal zugetragen hat. Es kam einst eine Frau von der Ernte vor Gericht und erzählte, dass ihr Mann bei der Arbeit durch einen Schlangenbiss getötet sei. Das Gericht untersuchte diesen Fall und fand die Aussage der Frau bestätigt. Darauf wurde die Bestimmung getroffen, dass nur in einem solchen Falle die Frau, die da erklärt, ihr Mann sei gestorben, beglaubt ist (Jeb. 116 b).",
+ "weil sich der Fall in Wirklichkeit so zugetragen hat. In diesem Sinne wird das בהווה auch in Erub. I, 10 gebraucht; s. jedoch Tos. chad. z. St.",
+ "Da entschied Bet-Hillel wieder. Eigentlich: sie kehrten zurück sc. von ihrer früheren Ansicht, sie widerriefen."
+ ],
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+ "Bet-Schammai. Vgl. Edujot I, 12.",
+ "sie. Die Frau, die vor Gericht erklärt, ihr Mann sei gestorben.",
+ "darf wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. S. Jeb. IV, Note 18.",
+ "bei dem wichtigen Eheverbot habt Ihr erleichtert. Denn wenn ihr Mann noch lebte, wäre es ihr bei Todesstrafe verboten, sich zu verheiraten.",
+ "dass die Brüder. Die Kinder des angeblich verstorbenen Mannes.",
+ "auf ihre. Der Frau.",
+ "Aussage die Erbschaft nicht antreten. Denn eine Entscheidung darf nur auf die Aussage zweier Zeugen getroffen werden, Deut. 19, 15. Nur zu heiraten ist der Frau auf die Aussage auch eines Zeugen erlaubt, s. Jeb. II, Note 72.",
+ "können wir es nicht aus dem Scheine. Aus dem Wortlaut, wie er für die Ketuba angeordnet ist."
+ ],
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+ "Alle sind beglaubt für sie Zeugnis abzulegen. Dass nämlich ihr Mann gestorben sei.",
+ "ausser. Bei den folgenden fünf Frauen ist zu befürchten, dass sie gegen jene feindselig gesinnt sind und sie zu schädigen suchen, weil hier auch ihre eigenen Interessen berührt werden.",
+ "ihrer Schwiegermutter. Sie missgönnt vielleicht ihrer Schwiegertochter den Genuss des Vermögens, das sie selbst mühselig erworben.",
+ "der Tochter ihrer Schwiegermutter. Sie will vielleicht durch ihre Aussage verhüten, dass die Frau das Vermögen der Mutter erbt, während sie selbst leer ausgeht. Die gleiche Befürchtung ist zu hegen, wenn die Tochter ihres Schwiegervaters als Zeuge auftritt.",
+ "ihrer Nebenfrau. Bei ihr ist aus naheliegenden Gründen eine feindselige Gesinnung zu vermuten.",
+ "ihrer Schwägerin. D. i. die Frau ihres Schwagers. Sie erklärt vielleicht darum, ihr Schwager sei gestorben, weil sie befürchtet, dieser könnte, falls ihr eigener Gatte stirbt, an ihr die Leviratsehe vollziehen, sodass sie die Nebenfrau der andren werden würde.",
+ "und der Tochter ihres Gatten. Sie missgönnt vielleicht ihrer Stiefmutter den Genuss des Vermögens, das ihre eigene Mutter erworben.",
+ "Warum ist es anders bei [der Aussage über einen] Scheidebrief als bei [der über einen] Todesfall. Warum sind die genannten fünf Frauen [nach Git. II, 7] beglaubt, wenn sie den Scheidebrief dieser Frau vorlegen und erklären, er sei in ihrer Gegenwart geschrieben und unterfertigt, während sie nicht beglaubt sind, wenn sie erklären, ihr Mann sei gestorben?",
+ "Weil [dort] die geschriebene Urkunde beweisend ist. Wir verlassen uns im Wesentlichen auf den Scheidebrief selbst.",
+ "sie sich daraufhin verheiratet. Oder das Gericht ihr erlaubt sich zu verheiraten.",
+ "so braucht sie die Ehe nicht zu trennen. יצא entlassen werden, Intrans. statt des Passivum, in der Mischna sehr häufig, vgl. יצא Pes. IX, 9; בא Pes. IX, 4; הלך Meïla III, 2; ירד עלה Seb. IX, 4. Die Aussage des ersten Zeugen ist, da dieser allein ausreichend ist, ebenso beglaubt, als ob zwei Zeugen sie gemacht hätten, sodass die spätere Aussage des einzelnen Zeugen nicht berücksichtigt wird. Sie soll jedoch, wenn das Gericht auf diese Aussage des Zeugen ihr zu heiraten erlaubt hat und dann ein Zeuge erklärt, ihr Mann sei noch am Leben, eine zweite Ehe nicht eingehen, bis die Sache aufgeklärt ist, Eb. haëser, Cap. 17 § 37, Note.",
+ "die Ehe trennen. Wenn der erste sowie die beiden andren Zeugen untauglich waren. Da nämlich in unsrem Falle ein Zeuge schon beglaubt ist, während im Allgemeinen zwei Zeugen zu einem giltigen Zeugnis erforderlich sind (Deut. 19, 15), so ist hier der Begriff „Zeuge“ überhaupt nicht entscheidend, man richtet sich vielmehr nur nach der Zahl der aussagenden Personen, und da die Mehrheit erklärte, der Mann sei noch am Leben, so muss die zweite Ehe getrennt werden; desgleichen wenn der erste ebenso als Zeuge tauglich war, wie die beiden Andren. Wenn jedoch der erste als Zeuge tauglich war, die beiden Andren aber nicht, so braucht, wenn der Frau vor der Aussage der letzten Zeugen die Erlaubnis zu einer zweiten Eheschliessung erteilt war, diese zweite Ehe nicht getrennt zu werden. So Maimon. Hil. Geruschin XII, 20 nach der Erklärung des R. Joseph Karo. Nach Nachmanides u. A. (ibid.) muss auch im letzten Falle die Ehe getrennt werden. Nur wenn ein Zeuge aussagt, ihr Mann sei gestorben, sie selbst auch erklärt, sie wisse bestimmt (Raschi) oder sei fest überzeugt (R. Nissim), dass ihr Mann gestorben sei und sie diesen Zeugen heiratet, darauf aber zwei Personen, die als Zeugen untauglich sind, aussagen, ihr Mann sei noch am Leben, dann braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. Vgl. Ketub. 22b.",
+ "Wenn Zwei. Die als Zeugen untauglich sind.",
+ "selbst wenn sie noch nicht wieder verheiratet ist. Oder selbst wenn man ihr noch nicht erlaubt hat sich wieder zu verheiraten (R. Ascher).",
+ "wieder heiraten. Da bei Personen, die als Zeugen untauglich sind, in jedem Falle die Stimmenmehrheit entscheidet; vgl. Note 33."
+ ],
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+ "Wenn eine Frau. Die von einem fernen Lande heimkehrt.",
+ "und die andre. D. h. die andre Frau desselben Gatten.",
+ "wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. S. oben Mischna 1 und 3.",
+ "darf nicht wieder heiraten und erhält ihre Ketuba nicht. Dass die Frau, die ihren Mann nicht für tot erklärt, auch nicht wieder heiraten darf, ist selbstverständlich. Die Mischna spricht hier daher von dem Falle, dass diese Frau nachher ihre erste Aussage zurücknimmt, indem sie erklärt, sie habe diese Aussage nur gemacht, um ihre Nebenfrau zu kränken und ihr eine neue Eheschliessung zu verbieten, in Wahrheit aber sei ihr Mann nicht gestorben; sie darf nun dennoch keine neue Ehe eingehen, denn die Aussage ihrer Nebenfrau, dass ihr Mann gestorben sei, ist für sie (nach der vorigen Mischna) nicht massgebend (Jeb. 118a).",
+ "dürfen sie beide nicht wieder heiraten. Nach dem Talmud (ibid.) gilt dieser Ausspruch des R. Meir auch für den ersten Fall dieser Mischna; er ist nur deshalb im zweiten Falle angeführt, um den Anschein zu vermeiden, als stimmte R. Meir hierin mit R. Jehuda und R. Simon überein.",
+ "so dürfen sie wieder heiraten. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "und eine andre Frau. Die beide zugleich vor Gericht erscheinen.",
+ "so darf sie nicht wieder heiraten. Weil der Tod des Mannes zweifelhaft ist. Hat sie sich dennoch wieder verheiratet, so muss die zweite Ehe getrennt werden."
+ ],
+ [
+ "so darf sie wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. S. oben Mischna 3.",
+ "ihrer Nebenfrau aber ist es verboten. Weil nach Mischna 4 das Zeugnis der andren Frau für sie ungiltig ist.",
+ "War sie. Diese Nebenfrau.",
+ "die Tochter eines Israeliten. D. i. eines Nichtpriesters.",
+ "so darf sie Hebe geniessen. Da die andre Frau nicht beglaubt ist, ihr durch ihre Aussage das Eingehen einer neuen Ehe zu gestatten, so kann sie ihr auch den Genuss der Hebe nicht verbieten; die Nebenfrau darf vielmehr Hebe weiter geniessen, in der Annahme, dass ihr Mann noch lebt.",
+ "Tarphon. So entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "ihrer Schwiegermutter aber ist es verboten. Denn das Zeugnis der Schwiegertochter ist für die Schwiegermutter so wenig giltig als (nach Mischna 4) das Zeugnis dieser für jene.",
+ "Tarfon. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "Wenn Jemand sich eine von fünf. Vgl. Jeb. XI, Note 12 a.",
+ "so erteilt er. Wenn er nicht — was nach dem Talmud zulässig ist — alle fünf behalten will.",
+ "legt den Betrag der Ketuba. Die er für die eine Frau ausgestellt und die dann verloren gegangen ist. So ist diese Mischna nach denjenigen zu erklären, die der Ansicht sind, dass die angetraute, aber noch nicht heimgeführte Frau nur dann Anspruch auf die Auszahlung der Ketuba hat, wenn ihr diese in Wirklichkeit ausgestellt oder doch ausdrücklich zugesichert ist, ארוסה אין לה כתובה; vgl. Maim. Hil. Ischut IX, 21. Die Mischna kann dann auch von dem Falle handeln, dass der Mann die Ketuba auf den Namen einer Frau ausgestellt, aber diesen Namen nicht genannt hat, oder aber dass wohl ein Name genannt war, die fünf Frauen aber zufällig den gleichen Namen trugen. Nach einigen Dezisoren aber (Nachmanides, R. Ascher, auch Tos. B. mezia 17 b s. v. מן הארוסין) hat die angetraute Frau unter allen Umständen Anspruch auf Auszahlung der Ketuba; nach diesen braucht in unsrem Falle eine Ketuba gar nicht ausgestellt zu sein, vgl. Eb. haëser, Cap. 55 § 6.",
+ "für sie. Eigentlich: unter sie, in ihre Mitte. In Wirklichkeit deponiert er den Betrag der Ketuba bei Gericht, bis erwiesen ist, welche von den fünf Frauen die Angetraute war.",
+ "nieder und entfernt sich. D. h. er hat in dieser Angelegenheit weiter nichts zu tun.",
+ "er muss vielmehr jeder Einzelnen einen Scheidebrief und die Ketuba geben. Nach Jeb. 118b gilt dieser Ausspruch des R. Akiba nur für den Fall, dass der Mann die Frau durch Beiwohnung sich angeeignet hat; zur Strafe dafür, dass er diese Form der Aneignung gewählt hat, welche die Rabbinen für unzulässig erklärten (s. Jeb. 52 a), soll er jeder Einzelnen die Ketuba auszahlen. In jedem andren Falle aber schliesst sich R. Akiba der Ansicht des R. Tarphon an.",
+ "er muss vielmehr jedem Einzelnen. Der beschwört, dass er der Beraubte ist.",
+ "den Raub ersetzen. In den beiden letzten Fällen dieser Mischna entscheidet die Halacha nach der Ansicht des R. Akiba."
+ ],
+ [
+ "Wenn eine Frau mit ihrem Gatten und ihrem Sohne nach einem fernen Lande gegangen ist. In einigen Mischnaausgaben sowie im Talmud ist die Lesart: למדינת הים ובנה עמהם האשה שהלכה היא ובעלה",
+ "so ist sie beglaubt. Denn dadurch, dass man sie mit einem Sohne fortziehen sah, konnte man annehmen, dass sie später den Levir nicht zu heiraten braucht, sondern eine beliebige Ehe eingehen darf; diese Annahme wird nun durch ihre Aussage, dass ihr Mann mit Hinterlassung eines Sohnes gestorben sei, nicht erschüttert und darum als zu Recht bestehend festgehalten. — Eine solche Annahme wird חזקה genannt, d. h. die Präsumtion, die betreffs des Charakters oder des Zustandes einer Person oder einer Sache solange festgehalten wird, bis das Gegenteil erwiesen wird, oder Umstände eintreten, die jene Voraussetzung erschüttern.",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Denn durch ihre Aussage, wonach sie zur Leviratsehe gewillt und verpflichtet ist, erschüttert sie jene begründete Annahme.",
+ "man berücksichtigt jedoch ihre Worte. Insofern, dass sie nicht ohne weiteres eine neue Ehe eingehen darf."
+ ],
+ [
+ "ein Sohn ward mir im fernen Lande geschenkt. Zu diesem Ausdruck vergl. Jes. 9, 5.",
+ "so ist sie beglaubt. Denn als sie nur in Begleitung ihres Gatten fortzog, musste man annehmen, dass sie später den Levir werde heiraten dürfen, und diese Annahme wird durch ihre jetzige Aussage nicht erschüttert; sie darf und muss daher den Levir heiraten.",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Weil sie durch ihre jetzige Aussage, wonach sie zur Leviratsehe nicht verpflichtet sei, jene begründete Annahme erschüttert; sie darf daher nicht ohne weiteres eine neue Ehe eingehen. Dass im Allgemeinen die Frau wohl beglaubt ist, wenn sie den Tod ihres Mannes bezeugt, hat seinen Grund darin, dass sie diese Aussage nur nach gewissenhafter Prüfung machen wird, s. oben Note 5; wenn sie aber durch eine solche Aussage der Pflicht der Leviratsehe enthoben wird, so ist sie nicht ohne weiteres beglaubt, weil hier zu befürchten ist, dass sie diese Aussage nur gemacht, um den Levir, gegen den sie eine Abneigung hat, nicht heiraten zu müssen.",
+ "man berücksichtigt jedoch ihre Worte. Insofern, dass sie den Levir nicht heiraten darf.",
+ "darf aber den Levir nicht heiraten. Die Mischna, die ihr hier die Vollziehung der Chaliza erlaubt, handelt nur von dem Falle, dass die Frau ohnedies, z. B. als Geschiedene oder Entweihte zur Priesterehe ungeeignet ist oder dass sie erklärt, sie wäre mit ihrem Gatten etwa in einer Höhle gewesen, als dieser starb, sodass kein Zeuge kommen könne, der ihre Aussage betreffs des Todes ihres Mannes bestätigt. Wenn dies aber nicht der Fall ist, so darf sie weder eine neue Ehe eingehen, noch den Levir heiraten, noch die Chaliza vollziehen, da zu fürchten ist, es könnten nach vollzogener Chaliza Zeugen kommen, die die Aussage der Frau bestätigen, sodass das Gericht dann genötigt wäre, öffentlich bekannt zu machen, dass die Chaliza ungiltig war, da sie gar nicht zu erfolgen brauchte, die Frau somit zur Priesterehe wohl geeignet ist (כרוז לכהונה Jeb. 119b); wenn sie dann wirklich einen Priester heiraten würde, so könnten diejenigen, die Zeugen des Chalizaaktes waren, aber von der Bekanntmachung des Gerichtes nichts erfuhren, leicht glauben, die Chaluza sei dem Priester zur Ehe erlaubt, was aber rabbinisch verboten ist, s. Jeb. II, Note 35."
+ ],
+ [
+ "ein Levir ward mir im fernen Lande geboren. Ihre Schwiegermutter habe also einen Sohn bekommen.",
+ "so ist sie beglaubt. Da man ohne ihr Zeugnis nicht wusste, dass sie einen Schwager habe, also annahm, dass sie zur Leviratsehe nicht verpflichtet sei, und erst durch ihre Aussage erfuhr, dass diese Pflicht für sie eingetreten, sie also für jeden Andren zur Ehe verboten sei, so glaubt man ihr auch die weitere Aussage, dass dieser Schwager gestorben, sie also zur Leviratsehe nicht mehr verpflichtet sei und eine beliebige neue Ehe eingehen dürfe (הפה שאסר הוא הפה שהתיר).",
+ "so ist sie nicht beglaubt. Vgl. oben Note 64.",
+ "deren Schwester zu heiraten. In diesen Fällen ist zu befürchten, dass die genannten Personen diese Aussagen nur in der Absicht machen, die betreffenden Ehen schliessen zu können."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "so darf sie sich nicht wieder verheiraten. Mit einem Fremden, da ihr Mann beim Antritt der Reise keine Kinder hatte, also zu vermuten war, dass sie den Levir werde heiraten müssen. Man könnte zwar annehmen, dass die Nebenfrau, wie die grosse Mehrheit aller Frauen, inzwischen geboren habe, sodass jene wohl eine beliebige Ehe eingehen dürfte; hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass zunächst die Annahme begründet war, diese Frau sei an den Levir gebunden und dürfe nicht eine beliebige Ehe eingehen, sodann dass die Nebenfrau vielleicht zu der Minderheit von Frauen gehörte, die nur eine Fehlgeburt hervorbringen oder überhaupt nicht gebären, sodass die Vermutung, dass sie zu jener grossen Mehrheit zu zählen sei, in diesem Falle stark erschüttert ist.",
+ "ob ihre Nebenfrau schwanger ist. Wenn Zeugen aus dem fernen Lande kommen und erklären, dass die Nebenfrau nicht schwanger ist, so darf die Frau den Levir heiraten. Sobald aber jene ein lebensfähiges Kind geboren, ist diese dem Levir zur Ehe verboten und darf einen Fremden heiraten. Man könnte freilich der Frau den Rat erteilen, dass sie nach dem Tode ihres Mannes 9 Monate warten und dann dem Levir Chaliza erteilen solle, um eine beliebige Ehe eingehen zu dürfen, da ja ihre Nebenfrau, falls sie schwanger war, inzwischen geboren haben muss, falls aber nicht, die Chaliza bereits geschehen und das Band der Leviratshe-Pflicht somit aufgelöst ist. Es wäre dann jedoch zu befürchten, dass man vielleicht erst nach vollzogener Chaliza durch Zeugen erfährt, dass die Nebenfrau ein Kind geboren, sodass das Gericht öffentlich bekannt machen müsste, dass die Chaliza, weil überflüssig, als nicht geschehen zu betrachten und die Frau daher zur Priesterehe geeignet sei; diejenigen nun, die dem Chalizaacte beigewohnt, aber von der Bekanntmachung des Gerichtes nichts erfuhren, könnten dann, wenn sie einen Priester heiratet, leicht glauben, die Chaluza sei dem Priester zur Ehe erlaubt, vgl. Jeb. XV, Note 66. Wenn aber die Frau ohnedies z. B. als Geschiedene oder Entweihte einen Priester nicht heiraten darf, so ist in der Tat die Chaliza 9 Monate nach dem Tode des Mannes zulässig. — Die Worte היא צרתה, wobei das היא eigentlich überflüssig ist, wollen andeuten, dass man nur die Nebenfrau berücksichtigt, die mit dem Manne nach dem fernen Lande gegangen ist; sobald nun Zeugen aussagen, dass diese nicht schwanger ist, darf die andre Frau den Levir heiraten und braucht nicht zu befürchten, dass der Mann vielleicht noch eine dritte Frau geheiratet hat, die ihr event. die Ehe mit dem Levir verbieten könnte; Jeb. 119a und Raschi das. s. v. לצרה אחריתי. Nach Maim. Hil. Jib. III,14 wollen jene Worte besagen, dass die Nebenfrau, die den Mann begleitete, 3 Monate nach dessen Tode (s. Jeb. IV, 10) den Levir heiraten oder ihm die Chaliza erteilen darf und auf ihre Nebenfrau, d. i. die zurückgebliebene Gattin keine Rücksicht zu nehmen, d. h. nicht zu befürchten braucht, dass diese etwa beim Fortzuge des Mannes schwanger war.",
+ "Hat sie eine Schwiegermutter. Im fernen Lande.",
+ "so braucht sie. Wenn ihr Mann gestorben, ohne Kinder und Brüder zu hinterlassen.",
+ "dies nicht zu berücksichtigen. Sie braucht nicht zu befürchten, dass ihre Schwiegermutter vielleicht bei Lebzeiten ihres (der Schwiegertochter) Gatten einen Sohn geboren, an den als ihren Levir sie nun durch das Band der Leviratsehe-Pflicht gebunden wäre, denn hier waltet ein doppelter Zweifel ob (ספק ספיקא), ob sie nämlich eine Fehlgeburt oder ein lebensfähiges Kind zur Welt gebracht, und wenn das letztere der Fall, ob es ein Sohn gewesen.",
+ "so muss sie es berücksichtigen. Sie muss befürchten, dass ihr ein Levir geboren wurde; denn durch den Umstand, dass die Schwiegermutter schwanger war, ist die Annahme, dass sie eine beliebige Ehe eingehen dürfe und an keinen Levir gebunden sei, erschüttert. Sie muss vielmehr das Ende der Schwangerschaft abwarten und dann, wenn sie einen Schwager bekommt, diesen heiraten, wenn nicht, darf sie einen Fremden heiraten; und so entscheidet auch die Halacha."
+ ],
+ [
+ "Wenn von zwei Schwägerinnen. Den Frauen zweier Brüder.",
+ "so darf keine von Beiden wegen des Gatten der andren sich wieder verheiraten. Da eine Frau, welche den Tod ihres Schwagers bezeugt, nicht beglaubt ist, so ist zu fürchten, dass der Levir noch lebt und die Leviratsehe stattfinden muss. Eine Frau, die den Tod ihres Mannes erklärt, ist nur für ihre Person beglaubt, d. h. sie darf sich anderweitig verheiraten, sie ist aber nicht in dem Maasse beglaubt, dass auf ihre Aussage hin ihre Schwägerin von der Pflicht der Leviratsehe befreit wäre.",
+ "Hat die eine Zeugen. Die erklären, dass ihr Mann gestorben ist. Der Plural עדים ist hier nach den meisten Decisoren nicht buchstäblich zu nehmen (wie auch bei dem nachfolgenden בנים und יבמין selbstverständlich auch ein Kind resp. ein Schwager genügt, vgl. Jeb. IV, 11), es genügt vielmehr ein Zeuge; nach R. Ascher müssen es jedoch zwei Zeugen sein. Vgl. auch Jeb. X, Note 1.",
+ "verboten [sich zu verheiraten. Weil der Tod des Levir nur durch ihre Schwägerin, aber nicht durch Zeugen bestätigt ist, also zu befürchten ist, dass der Levir noch lebt.",
+ "ist es erlaubt. Denn der Tod ihres Mannes ist durch ihre eigene Aussage, der Tod des Schwagers durch die von zwei Zeugen bestätigt.",
+ "Hat die eine Kinder und die andre keine Kinder. Beide haben keine Zeugen, die ihre Aussagen bestätigen.",
+ "Haben sie. Die beiden Schwägerinnen, die keine Kinder und auch keine Zeugen für ihre Aussage haben.",
+ "den Levir geheiratet und sind diese Schwäger gestorben. Ohne Kinder zu hinterlassen.",
+ "so dürfen sie sich nicht wieder verheiraten. Weil jetzt wieder die Befürchtung eintritt, dass ihre ersten Gatten vielleicht noch leben. Denn dass diese Frauen auf Grund ihrer eigenen Aussage ihren Levir heiraten durften, man also glaubte, ihre Gatten seien gestorben, ist nur deshalb, weil die Frau, die da erklärt, ihr Mann sei gestorben, beglaubt ist und den Levir heiraten darf (Jeb. XV, 1); wenn es aber jetzt, nach dem Tode ihrer Schwäger ihnen gestattet sein sollte, sich anderweitig zu verheiraten, so geschähe es deshalb, weil jeder Einzelnen geglaubt würde, dass ihr Levir, also der Gatte der Andren gestorben sei; dies aber widerspräche der Mischna XV, 4, wonach eine Frau, die den Tod ihres Schwagers bezeugt, nicht beglaubt ist. Wären die Frauen jedoch von ihren Schwägern nach vollzogener Leviratsehe geschieden worden, so dürften sie sich wohl anderweitig verheiraten, denn selbst wenn die ersten Männer noch lebten, würde doch jedem die Frau des Andren als die Geschiedene seines Bruders zur Ehe verboten sein, Lev. 20, 21.",
+ "Elieser. In den Talmudausgaben R. Elasar.",
+ "sind sie Jedem erlaubt. Da man auf Grund ihrer Aussage mit Recht annahm, ihre Gatten seien gestorben, und ihnen erlaubt hat den Levir zu heiraten, so hält man diese Annahme nun für alle Fälle für begründet."
+ ],
+ [
+ "Man darf nur aussagen. Wenn man als Zeuge erklären will, ein Mann sei gestorben, und diese Aussage nicht auf einzelne Merkmale, sondern auf das Wiedererkennen des Gesamteindruckes gegründet ist, wie dieser sich dem Auge eingeprägt hat (טביעת עין).",
+ "auf Grund des Gesichts. Πϱόσωπον, Gesicht, Anblick, Aussehen.",
+ "obwohl [sonstige] Kennzeichen an seinem Körper. Merkmale, die nicht besonders klar und triftig sind (סימן שאינו מובהק ביותר), wie allgemeine Angaben des Grössenverhältnisses, der Farbe u. dergl. Wenn man jedoch sichere und untrügliche Kennzeichen angeben kann, wie das Fehlen eines bestimmten oder das Vorhandensein eines überflüssigen Gliedes, so sind diese Merkmale ausreichend, um die Identität des Verstorbenen festzustellen, auch wenn man über das Gesicht keine Aussagen machen kann.",
+ "oder seinen Kleidern. Hier genügen selbst sichere Merkmale nicht, da zu befürchten ist, dass vielleicht der Eigentümer der Kleider diese einem andren geliehen (חיישינן לשאלה), der in jenen Kleidern verstorben ist, sodass also aus den Kleidern die Identität des Toten nicht zu erweisen wäre.",
+ "selbst wenn man ihn zerschnitten. D. h. mit Schnittwunden bedeckt. מגיד [vgl. auch Ohalot I, 6] von גִיֵּד, syr. ܓܰܝܶܕ, denominat. von גיד, eigentlich = die Sehnen zerschneiden, dann überhaupt=zerstückeln, zerschneiden; oder auch von einer Wurzel גוד [= bibl. גדד] = schneiden, cf. Gen. 49, 19, Dan. 4, 11. 20. — Selbst wenn der Schnitt an einer Stelle des Körpers sich befand, wo er lebensgefährlich ist, gilt er nicht als sicheres Kennzeichen, da er vielleicht mit einem scharfen Instrument geführt war und noch geheilt werden konnte, Jeb. 120 b.",
+ "oder aufgehängt. צלב = arab. صَلَبَ, aufhängen; vgl. Onkelos zu Deut. 21, 22 ותצלוב = ותלית.",
+ "oder ein wildes Tier an ihm fressen sah. Und zwar an einer Stelle des Körpers, wo die Wunde nicht lebensgefährlich ist; im andren Falle wäre ein solches Merkmal ausreichend.",
+ "Man darf nur binnen drei Tagen. Nach dem Eintritt des Todes; nach dieser Zeit ändert sich das Aussehen des Toten und kann leicht zu einem Irrtum über seine Person Veranlassung geben. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha.",
+ "aussagen. Eine Person sei gestorben.",
+ "nicht alle Menschen. Manche Personen gehen schon in kürzerer Frist in Verwesung über.",
+ "und nicht alle Orte. In wärmeren Gegenden tritt die Verwesung schneller ein als in kälteren.",
+ "und nicht alle Zeiten. Die wärmere Jahreszeit beschleunigt den Eintritt der Verwesung.",
+ "sind gleich. Man muss vielmehr bei der Feststellung der Identität einer Person diese Umstände berücksichtigen."
+ ],
+ [
+ "sei dies begrenzt. D. h. die Ufer sind an allen Seiten sichtbar.",
+ "so ist es seiner Frau verboten [sich wieder zu verheiraten. Denn selbst wenn man einige Tage am Ufer gestanden und den Verschwundenen nicht wieder gesehen hat, ist es möglich, dass er so lange im Wasser gelebt und dann wieder emporgekommen ist.",
+ "bis ihre Seele [vermutlich] ausgegangen war. Drei Stunden, s. die Kommentare zu Eb. haëser, Cap. 17 § 32.",
+ "gestattete man ihren Frauen sich wieder zu verheiraten. R. Jose ist der Ansicht, dass, wenn der Mann in ein begrenztes Wasser gefallen ist und man am Ufer solange gewartet hat, bis er vermutlich gestorben ist, man aussagen darf, er sei tot. Wenn das Wasser jedoch unbegrenzt ist, so darf man dies nicht aussagen, da er vielleicht, vom Zeugen unbemerkt, an irgend einer Stelle wieder emporgekommen ist. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "Ferner geschah es einst in Asia. Nach Neubauer, la géogr. du Talmud, S. 38 wahrscheinlich Essa, eine Stadt östlich vom See von Tiberias, nicht mit dem im Talmud öfter vorkommenden אסיא zu identifizieren. Der jerus. Talmud z. St. (S. 15 d) liest jedoch אסיא.",
+ "dass man Jemand in das Meer hinabliess. שלשל denomin. von שלשלת, z. B. Kelim XIV, 3 (= bibl. שרשרת), an einer Kette oder einem Stricke hinablassen; vgl. Makkot II, Note 3.",
+ "war es vom Knie aufwärts. War das Bein oberhalb des Knies vom Körper getrennt, wo die Verletzung als tötlich gilt.",
+ "wieder heiraten. Nach Ablauf von 12 Monaten, da in der Regel der tötlich Verletzte nicht mehr 12 Monate lebt (טרפה אינה חיה).",
+ "so darf sie nicht wieder heiraten. Denn da die Verletzung nicht tötlich ist, so ist zu befürchten, dass der Mann an irgend einer Stelle des Meeres unbemerkt emporgekommen ist. — Die Mischna handelt jedoch nur von dem Falle, dass man den Mann an einem Strick, der um sein Bein gebunden war, hinabgelassen hat, sodass anzunehmen ist, dass das emporgezogene Bein zu jenem Manne gehörte. Wenn aber der Mann ins Wasser gefallen ist und man nachher ein Bein, selbst vom Knie aufwärts, etwa mittelst eines Netzes heraufgeholt hat, so ist zu befürchten, dass dieses von einem Andren stammt, und man darf daher auf dieses hin nicht erklären, der Mann sei gestorben, es sei denn, dass man an diesem Bein ein sicheres Kennzeichen hatte."
+ ],
+ [
+ "Wenn man auch nur Frauen. Die nicht die Absicht hatten, mit ihren Worten ein Zeugnis abzulegen.",
+ "so genügt es. Und man darf daraufhin erklären, der Mann sei gestorben, und die Frau darf dann eine neue Ehe eingehen.",
+ "zu betrauern und zu begraben. Nach Jeb. 121b ist die Mischna dahin zu verstehen, dass die Kinder bei ihrer Rückkehr von der Bestattung imstande sind, einige genauere Angaben über diese zu machen, z. B. über die Teilnehmer, die Trauerredner u. dergl.",
+ "sein Zeugnis nicht. Nur wenn er beiläufig, ohne jede Absicht, „in seiner Einfalt“ erzählt (מסיח לפי תומו), N. N. sei gestorben, darf die Frau daraufhin eine neue Ehe eingehen."
+ ],
+ [
+ "Man darf aussagen. N.N sei gestorben.",
+ "man darf auch der Frau gestatten wieder zu heiraten auf Grund eines Echos. Nach Tos. Jomtob z. St. ist hier unter בת קול eine Stimme zu verstehen, die man vernahm, ohne den Urheber zu sehen; das hierauf folgende Ereignis wäre dann ein passender Beleg.",
+ "Ferner geschah es einst in Zalmon. Vergl. auch Kilaim IV, 9; vielleicht ein Ort am Berge Zalmon (Richter 9, 48) nahe bei Sichern (Neubauer, S. 275)."
+ ],
+ [
+ "als ich einst nach Nehardea. Nehardea, nach Einigen Nehardaa, die Hauptstadt des jüdischen Babylonien, Festung am Euphrat (vgl. Josephus, Antiquit. 18, 9. 16).",
+ "Nehemia aas Beth-Deli. Vgl. Edujot VIII, 5. Dieser Ort, arab. باديال ist nicht mit Schwarz, das heil. Land, S. 89 und Neubauer, S. 263, in Palästina zu suchen und mit dem von Robinsohn, bibl. researches II, S. 412 erwähnten „Ouady ed-Dalieh“ (auf dem Wege von Tibnin nach Safed) zu identificieren; er lag vielmehr ausserhalb Palästinas, im Kreise מאזול, s. Kohut, Ar. compl. s. v. Hierfür spricht auch unsre Mischna, wonach R. Akiba den Nehemia aus Beth-Deli auf seinem Wege nach Nehardea in Babylonien traf.",
+ "und er sagte zu mir: „ich habe gehört, dass in Palästina Niemand einer Frau auf die Aussage nur eines Zeugen wieder zu heiraten erlaubt, ausser R. Jehuda, dem Sohne Baba’s,. Vgl. Edujot VI, 1.",
+ "und da sagte ich. Die Form נומיתי ist schwierig. Das Verb נום = dem bibl.-hebr. נאם ist in der talmudischen Literatur sehr häufig, wie auch נאם selbst hier nicht selten ist; vgl. נאמתי Sifré § 22 (in Tosefta Nasir 4, 7 נמתי, in Nasir 4b und Parallelst. אמרתי), נאם Sifré § 22 (Tos. Nasir 4, 7 נם, Nasir 4b אמר), § 65. Es finden sich ferner folgende Formen:
נמתי Tosefta Jeb. XII, 11 (ed. princ. und Wiener Hdschr.), ibid. XIV, 5, Tos. Ohalot IV, Ende, Chullin 70 b.
נמיתי Tos. Ohalot V, Ende (Erf. Hdschr. ed. Zuckermandel) נמיתיך, ich sage dir´s Cod. 110 fol. Unter den talmud. Hdschr. der vatic. Bibl.; cf. ZDMG 1909, S. 369.
נומיתי Jerus. Schekalim V (S. 49 a), auch in Tos. Ohal. V, Ende (nach der Korrectur Kohuts im Aruch completum).
נומתי (so punctiert) in unsrer Mischna zum jerus. Talmud (ed. Lowe); auch die Ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) liest hier נומתי; Tos. Jeb. XII, 11 (Erf. Hdschr.).
נם Tos. Ohalot IV, Ende u. o.
נימא Jerus. Nasir I (S. 51c).
נימה Tos. Jeb. XIV, 5 (Erf. Hdschr.), Jerus. Jeb. XII (S. 12c).
נומה Jerus. Jeb. XII, 1 (nicht in der ed. Krotoschin), Jerus. Nasir I, 6 (nach der Korrectur Kohuts im Aruch).
נומי Sebach. 46b, wie der Talmud die Mischna IV, 5 citiert und auch nach Raschi, Seb. 45b, sowie nach Schitta mekubbezet in dieser Mischna zu lesen ist; die Mischna zum jerus. Talmud (ed. Lowe) hat ebenfalls die Lesart נומי ר׳ שמעון.
נומית ,נומת in der Mischna ed. princ. der Mischna-Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin Ms. Or. Fol. 567, den Talmudausgaben und der Mischna zum jerus. Talmud Jeb. XVI, Ende (wofür bei uns אמרה).
נמנו Gittin VI, 7 (9) in der ed. princ., wofür bei uns נומינו (in einigen von Kohut citierten Ausgaben נמינו) und נוִּמֵנוּ (so punctiert) in der Mischna ed. Lowe.
<ftnote>Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, dass die beiden Formen נום und נמה nebeneinander existiert haben. Von der ersteren sind abzuleiten: נמנו ,נם ,נמתי; von der letzteren (= نمى Jemand eine Mitteilung zutragen, überbringen) bei regelmässiger Bildung: נמינו ,נמיתי. Die andren Formen, bei denen zwischen נ und מ ein ו oder י eintritt, scheinen darauf hinzudeuten, dass eine fehlerhafte Neubildung aus dem hebr. נאום schon in der Zeit der lebendigen Gelehrtensprache, also in den Gelehrtenschulen selbst gemacht worden ist. (Mitteilung des Herrn Prof. Barth).",
+ "so verhalten sich die Dinge. Alle Gelehrten sind in dieser Frage andrer Ansicht als R. Jehuda b. Baba.",
+ "dass diese Gegend von Kriegshorden. גיס = جَيش Schaar, Horde, Bande.",
+ "durchzogen. שבש eig. verwickeln, durchziehen (verw. mit dem bibl. שבץ, flechten), daher auch verwirren, stören.",
+ "ist. Ich kann daher nicht selbst zu ihnen kommen, um ihnen dieses mitzuteilen.",
+ "ich habe die Überlieferung. מקובלני = מקובל אני, vgl. auch Jadajim IV, 2 (III, 5). Das Subjectsuffix der ersten Person sing. wird unmittelbar an das Particip angehängt; cf. גוזרני Rosch hasch. II, 9, חוששני Sab. XVI, 7 u. o.",
+ "und als ich kam und diese Worte dem Rabban Gamliel. Dem Jüngern, dem Enkel des vorhergenannten R. Gamliel.",
+ "vortrug. Die Wurzel רצה kommt an einigen Stellen der Bibel in der Bedeutung „bezahlen“ resp. „bezahlt werden“ vor, s. Lev. 26, 34. 41. 43; Jes. 40, 2; II. Chron. 36, 21. Das Späthebräische und Jüdisch-Aramäische kennt ein Verbum הרצה und ארצי im Sinne von „aufzählen“, z. B. אסור להרצות מעות Sab. 22 a; daher dann = erzählen, darlegen, vortragen. Dieses Wort ist, wie die aramäische Form zeigt, von der Wurzel רצה = رضى ganz zu trennen; dagegen wird es mit jenem biblisch-hebräischen Worte identisch sein. Den Übergang von „Zählen“ zu „Zahlen, Bezahlen“ zeigt auch مَانَى bezahlen, verglichen mit מנה, ferner das griech. ἀϱιϑμεῖν, z. B. τὸ ἀϱγύϱιον. So S. Fraenkel in Stade’s Zeitschr. für alttestamentl. Wissensch. 1899, S. 181. Unabhängig von diesem stellt auch Ehrlich, מקרא כפשוטו S. 210, jene beiden Wörter zusammen und weist noch hin auf סָפַר und סִפֵּר, zählen u. erzählen; vgl. to tell, franz. compter = rechnen, zählen und conter = erzählen (von computare = berechnen), desgleichen ital. contare und span. contar in beiden Bedeutungen.",
+ "einen Genossen. Der seine Ansicht teilt.",
+ "dass einst mehrere Männer in Tel Arsa. Die Lage dieses Ortes ist unbekannt.",
+ "der es. Dass nämlich der Gatte gestorben sei.",
+ "aus dem Munde eines andren Zeugen oder aus dem Munde eines Sklaven oder aus dem Munde einer Frau oder aus dem Munde einer Sklavin vernommen. So entscheidet auch die Halacha.",
+ "und nicht auf die Aussage von Verwandten. Nach der Halacha ist jedoch ein solches Zeugnis wohl giltig.",
+ "der Palmenstadt. Die in der Bibel zehnmal genannte Stadt an der südlichen Spitze des Toten Meeres, in den Ruinen, die heute den untern Teil von Ouady Kerak bedecken, s. Neubauer, S. 256. Nach Tos. Schebiit VII, 15 und Pesach, 53 a war Zoar sehr palmenreich, sodass es wie Jericho (Deut. 34, 3 u. ö.) schlechthin die Palmenstadt genannt wurde. Noch im Mittelalter zeichnete sich Zoar durch seinen Palmenreichtum aus; die Schriftsteller der Kreuzzüge Albertus Aquensis, Wilhelm von Tyrus u. A. bezeichnen die Stadt als Villa palmarum oder französiert Palmer, Paumier. Vgl. Graetz in der Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1872, S. 338ff.",
+ "diesen brachte man darauf in ein Gasthaus. Πανδοϰεία, Gasthaus, Gastwirtschaft.",
+ "Als sie dann auf ihrer Rückkehr zur Wirtin. Πανδόϰισσα. Sie war Heidin.",
+ "da sagte. In den Talmudausgaben נומית, s. oben Note 47 a.",
+ "Da sagte man zu ihm. R. Akiba.",
+ "sollte eine Priesterin. Oder auch eine Jüdin, die zur Priesterehe geeignet ist.",
+ "nicht ebenso [beglaubt] sein wie die Wirtin. Da Du doch erklärtest, dass keine Frau als Zeugin beglaubt ist.",
+ "wenn nur die Wirtin beglaubt wäre. לכשתהא hier = als ob, wenn nur; oder: wenn sie [wie die] Wirtin wäre, so wäre sie auch beglaubt. In Wirklichkeit glaubte man ihr nur deshalb, weil sie es ohne jede Nebenabsicht erzählte und ihre Worte durch das Vorlegen der Beweisstücke bestätigte. — Diese Häufung der Partikeln (vgl. למבראשונה I Chron. 15, 13) ist in der Mischna nicht selten; sie ist temporal und condicional zugleich, „für den Fall, dass.“ S. לכשיוציא Ket. III,4; לכשיצא Sota IV,5.",
+ "seine Tasche. תרמיל, vom arab. رَمَلَ = zusammenweben, eine Tasche, ein Ranzen. Cod. J. K. N.: מקלו ומנעלו ותרמילו, in L.: מקלו ומנעלו וס\"ת. – תרמיל oft mit מקל zus., s. Targ. I Sam. 17,40 (für ילקוט; s. Hai zu Kelim 19,8); Sab. 31a, Beza 25b; Tos. (ed. Romm) Beza 3, 11, B.mez. 8,6; Jer. Schebuoth 8, 38c."
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+ "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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+ "versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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+ "versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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+ "heTitle": "פירוש גרמני על משנה ברכות",
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+ "Mishnah",
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+ "Introduction": [
+ "\nDer Traktat Berachot handelt über die Segenssprüche (Benedictionen), die der Israelit bei verschiedenen Gelegenheiten auszusprechen hat. — Dass man Gott preise nachdem man gegessen und sich gesättigt hat, ist in der Thora (Deut. 8, 10) mit den Worten ואכלת ושבעת וברכת geboten; daher der Ausdruck ברכה, (Plural ברכות). — Die nach dem Speisen vorgeschriebene Beracha (ברכת המזון genannt) ist, weil von der Thora geboten, als die wichtigste unter allen in der Mischna behandelten Berachot zu betrachten. Da nun diese nur beim Genuss gewisser Pflanzenspeisen geboten ist, so erhielt der Traktat Berachot in der Mischna-Ordnung Seraïm (Pflanzen) seine Stelle.\nAusser der Beracha nach dem Speisen gibt es aber noch viele andere Segenssprüche, die zumeist nur rabbinische Anordnungen (מדרבנן) sind. Auch die Hauptgebete haben die Form von Berachot erhalten und mit dem Schemá) wurden ebenfalls einige Berachot verbunden. Der Tr. Berachot handelt auch vom Gebete und vom שמע. Ja, letzteres, mit welchem der Israelit das Joch der Gottesherrschaft (עול מלכות שמים) auf sich nimmt, wurde seiner Wichtigkeit wegen an die Spitze des Traktats gestellt, das damit gewöhnlich verbundene Gebet wurde demselben angereiht, und erst zuletzt wurden die Halachot über die verschiedenen anderen Berachot behandelt. — Der Traktat Berachot zerfällt demnach in zwei Haupttheile: A) das Schemá und das Gebet (קריאת שמע ותפלה), Abschn. I—V.—B) die anderen Berachot, Abschn. VI—IX.\nDie Halachot über das Schemá enthalten : Abschn. I—III, die über das Gebet: IV—V. Die Abschn. VI—VIII behandeln die Berachot über Speisen, und endlich Abschn. IX verschiedene andere Segenssprüche. — Neben dem Hauptinhalte kommen noch andere Gegenstände zur Besprechung, die zu jenem in irgend welcher Beziehung stehen.\n*) Unter dem Ausdrucke Schemá (שמע) versteht die Mischna zunächst zwei Abschnitte des Pentateuchs, deren Einer (Deut. 6, 4—9) mit שמע und der andere (Deut. 11, 13—21) mit והיה אם שמוע beginnt. In den meisten Fällen wird noch ein dritter Abschnitt (Num. 15, 37–40), der mit ויאמר beginnt, zum Schemá gerechnet.\n"
+ ],
+ "": [
+ [
+ [
+ "Von welcher Zeit ab liest man das Schema. Zu Schema wird Deuter. 6, 4—9 שמע , 2. Deuter. 11, 13—21 והיה אם שמוע und 3. Numeri 15, 37—41 ויאמר gerechnet.",
+ "da die Priester eintreten. Nämlich unreine Priester, welche nicht gebadet und gereinigt hatten und erst mit dem Erscheinen der Sterne ihre Hebe essen durften (Lev. 22, 7).",
+ "bis zu Ende der ersten Nachtwache. Man teilte die Nacht in drei Wachen.",
+ "Die Weisen. So oft hier der Ausdruck die Weisen vorkommt, verstehe man darunter die große Mehrzahl der Weisen, sofern sie nach allgemein geltender Ansicht entscheidet.",
+ "Bis die Morgenröte. Säule der Morgenröte im Hebr. und Arab.",
+ "aufsteigt. Der Grund der Meinungsverschiedenheit liegt in der Deutung des ובשכבך . R. Elieser erklärt: Wenn du dich niederlegst; dies geschieht bei den meisten Menschen bis Ende der ersten Nachtwache. Nach den Weisen und so auch nach R. Gamliel heißt ובשכבך , wenn du liegst; demnach wäre es die ganze Nacht erlaubt das Schema zu lesen, jedoch die Weisen erlauben es nur bis Mitternacht, um der Gesetzesübertretung vorzubeugen, was R. Gamliel nicht für nötig hält.",
+ "Das Aufdampfen des Fettes und der Glieder. Stücke der Opfertiere, (Lev. 6, 2; 7, 2.)",
+ "nur an demselben Tage gegessen werden darf. D. h. am Tage der Darbringung (Lev. 7, 15).",
+ "Um die Menschen von der Übertretung fern zu halten. Nämlich, sie setzten eine kürzere Frist, damit man sich auf keinen Fall verspäte."
+ ],
+ [
+ "Sobald man zwischen himmelblau und weiß unterscheiden kann; R. Elieser sagt: Zwischen himmelblau und lauchgrün; (und beendet das Lesen. וגומרה , wenn die Lesart richtig ist, bezieht es sich auf פרשת שמע .",
+ "erst um drei Stunden aufzustehen. Das Gesetz ובקומך meint er, bedeute »bis Jedermann aufgestanden ist.« — Die Stunden sind hier je nach der Jahreszeit von verschiedener Länge; denn man teilte den Tag und die Nacht in je 12 Teile. Wenn also z. B. der Tag 8 und die Nacht 16 Stunden hat, so wird die Tagesstunde zu 8/12 gewöhnliche Stunden = 40 Minuten, die Nachtstunde aber zu 16/12 gewöhnliche Stunden = 80 Minuten gerechnet. Solche Stunden werden שעות זמניות = Zeitstunden genannt",
+ "büsst nichts ein. D. h. er möge immerhin die dazu gehörigen Vor- und Nachgebete sprechen (nach Einigen jedoch nur bis Ende der. 4. Stunde) obgleich deren Zeit vorüber ist."
+ ],
+ [
+ "brachte mich aber in Lebensgefahr durch Räuber. Wäre beinahe von Räubern getötet worden."
+ ],
+ [
+ "Am Morgen spricht man zwei Segenssprüche voran. לפניה bezieht sich auf פרשת שמע .",
+ "und zwei nachher. Nämlich des Morgens אהבה רבה ,יוצר אור und גאולה Des Abends מעריב גאולה ,אהבת עולם ,ערבים und השכיבנו .",
+ "eine Schlussformel anzubringen. Die ganze Stelle von מקום שאמרו an wird hier als ein allgemeines, auf alle anderen ברכות sich auch beziehendes Gesetz mit eingeschaltet. — Unter Schlussformel versteht man einen mit ברוך anfangenden Satz, der das Ganze schliesst. Z. B. ברוך אתה ה׳ גאל ישראל ."
+ ],
+ [
+ "Man gedenke des Auszuges aus Ägypten auch in der Nachtzeit. D. h. es ist Pflicht auch in der Nacht פרשת ציצית zu sprechen, weil darin des Auszuges Erwähnung geschieht.",
+ "Ich bin jetzt beinah. So nach einer Baraita im Jeruschalmi. Der babylonische Talmud jedoch sagt: R. Elasar ben Asarja sei damals nur 18 Jahre alt, aber bereits grau gewesen, wie ein Greis von siebzig Jahren. Nach Maimonides ist er durch vieles Studieren grau geworden."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "bei Lebensgefahr. Nach Einigen: aus Ehrfurcht."
+ ],
+ [
+ "Weil והיה אם שמוע. Worin nämlich das Gebot enthalten ist, die Tora zu lernen.",
+ "aber ויאמר. Das Gesetz, die ציצית zu haben, um sie als Erinnerungs-zeichen anzuschauen."
+ ],
+ [],
+ [
+ "Arbeiter. Welche mit der Arbeit beschäftigt sind.",
+ "lesen. Das Schema, sobald die Zeit zum Lesen herannaht",
+ "was ihnen bei dem Gebete nicht zu tun erlaubt ist. Hierzu ist Andacht nötig, welche auf dem Baume oder auf der Mauer nicht gut möglich ist."
+ ],
+ [
+ "Ein Bräutigam. Der eine Jungfrau geheiratet hat."
+ ],
+ [
+ "ich bin schwächlich. אסטניס , griechisch ἀςϑενής "
+ ],
+ [],
+ [
+ "darf ihn sich anmassen. R. Simon ben Gamliel meint; Ein Bräutigam würde dadurch nur eine übermässige Frömmigkeit zeigen wollen."
+ ]
+ ],
+ [
+ [],
+ [
+ "bevor sie zur Reihe. Fern vom Grabe stellen sich die Begleiter in zwei Reihen, durch welche die Leidtragenden durchgehen, und rufen ihnen Trost zu"
+ ],
+ [],
+ [
+ "Beim Speisen sagt er nur die Benedictionen nach demselben. Der Grund davon ist, weil nur das Nachgebet in der Tora anbefohlen, das Vorgebet aber von den Weisen eingeführt ist."
+ ],
+ [
+ "kürze aber ab. Vergl. Perek 4, Mischna 3.",
+ "und nicht mit Einweichungswasser. Worin Flachs zum Einweichen gelegen hat, weil es dann schmutzig geworden.",
+ "Wie weit aber soll man sich davon. Nach dem Talmud fehlt in der Mischna vorher: ולא במי רגלים »und nicht mit Urin.«"
+ ],
+ [
+ "welcher Samen abgeht. Vgl. Sabbat IX, 3."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Das Morgengebet. Unter Gebet hat man hier stets die achtzehn Benediktionen (שמנה עשרה) zu verstehen.",
+ "Bis zur Hälfte der Mincha. Das Wort Mincha bedeutet hier den Zeitraum der letzten 2½ Stunden vor Nacht, bis zur Hälfte der Mincha ist also bis 5/4 Stunden vor Nacht."
+ ],
+ [],
+ [
+ "Den Inhalt der achtzehn. D. h. ein kurzer Auszug derselben ist hinreichend."
+ ],
+ [
+ "auf jedem Scheidewege. Das scheint der einfache Sinn des פרשת העבור . Die Gemara erklärt den Sinn allegorisch so: Auch bei ihren Abweichungen zum Fehltritt, sei eingedenk, dass sie der Gnade bedürfen."
+ ],
+ [],
+ [
+ "oder auf einem Karren, oder auf einem Floss,(And.: Wagen. קרון , griechisch καρρον , אסדא lat. esseda; so erklärt Mussafia; doch Jeruschalmi hält אסדה gleichbedeutend mit אסכדה ( σχιδία) und רפסודות = Floss."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Man erhebe sich zum Beten erst aus ernster Stimmung. מתוך כובד ראש , (Aus der Schwere des Hauptes), d. h. aus ernster Stimmung. Gegensatz von קלות ראש , (Leichtsinn) — Auch hier,ist von שמנה עשרה die Rede;",
+ "soll man nicht innehalten. Die Erklärer sagen, dass dies nur in nicht Lebensgefahr drohenden Fällen gilt."
+ ],
+ [
+ "Man erwähne der Gotteskraft des Regens bei der Benediktion über die Auferstehung der Todten. Im zweiten Spruch der achtzehn Benedictionen (שמנה עשרה) wird eingeschaltet: Der du die Winde wehen, und den Regen herabkommen lässest",
+ "man flehe um Regen bei der Beracha vom Segen der Jahre. Das ist beim neunten Spruch, wo man einschaltet: Gieb Tau und Regen.",
+ "Scheidung. הבדלה (Scheidung sc. zwischen Sabbat und Wochentag) ist die Formel, womit der Schluss des Sabbats gefeiert wird.",
+ "Danksagung. Der Spruch מודים אנחנו ."
+ ],
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+ "dem gebiete man zu schweigen. Es sollen der Gottheit keine Gründe für die Gesetze untergelegt werden, wie etwa die Barmherzigkeit bei Deut. 22, 1: ebenso soll Gott nicht blos für das Gute gepriesen werden, eine Verdopplung des Bekennens endlich würde wie eine Störung des Einheitsbegriffes lauten. Vielleicht ist hier von längern Formeln die Rede, welche Manche in das Gebet eingeschaltet, die Weisen aber verboten haben, weil sie zu Irrtümern Anlass geben könnten. Die Mischna erwähnt nur die Anfangsworte dieser Formeln",
+ "der vor die Lade tritt. Das ist der Vorbeter.",
+ "und sei nicht widerstrebend. Nämlich aus Bescheidenheit."
+ ],
+ [
+ "soll nicht nach den Priestern. Wenn sie auf den Stufen vor der Lade (דוכן) den Segen sprechen."
+ ],
+ [
+ "dass er verloren ist. Andere beziehen es auf das Gebet: dass es (das Gebet) angenommen oder verworfen ist."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "Wie spricht man den Segen über Früchte aus. Die Mischna setzt die nähere Kenntnis der Segenssprüche voraus. Es ist hier stets zu ergänzen ברוך אתה ה׳ אלהינו מלך העולם ."
+ ],
+ [
+ "Durch dessen Wort Alles geworden. שהכל נהיה בדברו . Der Text kürzt ab und gibt nur das Anfangswort"
+ ],
+ [
+ "spreche man keinen Segen. Dies zielt auf verdorbene Frucht, und Heuschrecken"
+ ],
+ [
+ "wenn darunter von den sieben Arten eine ist. Sieben Arten Früchte werden vorzüglich aus Canaan gerühmt, nämlich: Weizen, Gerste, Wein, Feige, Granatäpfel, Olive und Dattelhonig. S. Deut. 8, 5"
+ ],
+ [
+ "Hat man über Nebengerichte. פרפרת ist griechisch entweder περιϕορά oder aus παραϕερόμενα gebildet. Hier bedeutet es, Gerichte, welche den Appetit zu reizen, oder nach der Mahlzeit als Nachtisch gereicht werden."
+ ],
+ [
+ "und derselbe spricht ihn über die Räucherung. Die Morgenländer räuchern mit Weihrauch und andern wohlriechenden Dingen nach der Mahlzeit."
+ ],
+ [],
+ [
+ "so spricht er danach die drei Segenssprüche. Die drei Segenssprüche sind die im Tischgebete enthaltenen, über Speise, über das gelobte Land und über Jerusalem.",
+ "und ihren Bedarf. Hier ist zu ergänzen: וחסרונם על כל מה שברא להחיות בהם נפש כל חי ברוך חי העולמים ."
+ ]
+ ],
+ [
+ [
+ "sind verpflichtet zum Simun. Siehe weiter Mischna 3.",
+ "welche ausgelöset sind. Die Begriffe werden weiter unten in מסכת תרומות ,דמאי und מעשרות deutlich. Die genannten Gegenstände, nämlich דמאי -Früchte, wovon man nicht weiss ob sie verzehntet worden sind, ferner ersten Zehnten wenn der Levite ihn vom Felde genommen, ehe der Priester die grosse Hebe erhalten hatte, und jetzt nur seine Terumah (תרומת מעשר) abgegeben hat, so dass noch ein Teil der grossen Terumah darin ist, ferner das, was nur am heiligen Orte gegessen werden soll, und der Auslösung mit Hinzufügung des Fünftels bedarf, sind Alle eigentlich unerlaubt, aber wenn man sie gegessen hat, erfordern sie den Segen."
+ ],
+ [],
+ [
+ "Es ist gleichviel ob Zehn oder zehn Myriaden anwesend sind. Die in Parenthese stehenden Worte sind die Ansicht des R. Akiba. Der übrige Teil der Mischna ist nach R. Jose Hagelili. Siehe weiter unsere Mischna.",
+ "Wie finden wir es in der Synagoge. Den Beweis erkennt R. Jose nicht an, weil in der Synagoge die Zahl nicht immer gleich bleibt."
+ ],
+ [
+ "ebenso wenig vier oder fünf. Denn auf jedem Einzelnen liegt die Pflicht des זמרן .",
+ "Zehn aber dürfen sich nicht teilen. Wegen Zusatz des נברך אלהינו "
+ ],
+ [
+ "als bis man Wasser darunter gemischt hat. Weil der sehr starke Wein jener Gegenden erst durch die Beimischung des Wassers geniessbar wird."
+ ]
+ ],
+ [
+ [],
+ [
+ "Man wasche erst die Hände und fülle dann den Becher. Um nicht durch die unreinen Hände den Becher durch Zufall zu verunreinigen, wenn er überfliesst. Hillel’s Schule hält dies nicht für unrein, sobald die Hände vorher gereinigt sind."
+ ],
+ [
+ "Man trockne seine Hände mit einem Tuche und lege dies auf den Tisch. Nämlich zum weiteren Gebrauche, denn man ass mit den Fingern ohne Messer und Gabel. Hillel’s Schule meint, dass es auf dem Tische verunreinigt werden könnte."
+ ],
+ [
+ "Man wasche sich erst die Hände und fege dann die Stube. Man speiste nämlich auf niedrigen Tischen."
+ ],
+ [
+ "Schammai’s Schule ordnet. Wenn nämlich Jemand vor Ausgang des Sabbat bei der Abendmahlzeit bis zum Erscheinen der Sterne sitzt, wo alsdann die Pflicht eintritt, ausser dem Tischgebete auch noch über das Licht, Gewürz und Beendigung des Festes einen Segen zu sprechen, und er nur einen Becher Wein vor sich hat.",
+ "Der die Lichter. Nämlich die verschiedenen Lichtfarben."
+ ],
+ [],
+ [],
+ [
+ "den ein Israelit spricht. D. h. wenn man auch nur den Schluss desselben gehört hat.",
+ "bis man den ganzen Segen gehört hat. Weil vielleicht ihr Segen dem Berg Garisim galt."
+ ]
+ ],
+ [
+ [],
+ [
+ "Über Sternschnuppen. Nach dem Talmud ein Stern mit einem Schwanze, also ein Komet. Es ist aber vielleicht hier blos ein Sternschnuppen gemeint, der dieselbe Gestalt hat; da von atmosphärischen Erscheinungen die Rede ist.",
+ "wenn er es in Zwischenräumen sieht. Nämlich von dreissig zu dreissig Tagen."
+ ],
+ [
+ "der uns erhalten hat. Die ganze Formel lautet: שהחיינו וקימנו והגיענו לזמן הזה ."
+ ],
+ [
+ "Man danke nämlich für das Vergangene und bete für das Bevorstehende. Beim Hineingehen sage man: Ich danke Dir, dass du mich in diese Stadt in Frieden hineingehen lässest; und wenn man darin ist: Ich danke Dir, dass du mich in Frieden in diese Stadt kommen liessest, und dem entsprechend beim Herausgehen."
+ ],
+ [
+ "dem guten und dem bösen. Der böse Trieb ist die Sinnenlust, welche leicht ausartet.",
+ "schicke dich zum höchsten Danken. Diese Erklärung ist fast nicht übersetzbar, weil sie ein Wortspiel enthält, mit מאד, מדה, מודה . Wir haben es versucht das Wortspiel nachzuahmen.",
+ "nicht mit einem Geldgürtel. פונדה lat. Funda, eigentlich Schleuder, dann ein Netz, und endlich ein Geldbeutel.",
+ "Man mache ihn nicht zu einem Richtweg. קפנדריא ,lat. compendiaria, ein Durchgang um Zeit zu ersparen.",
+ "Als aber die Gottesleugner. אפיקורס , ein Epikuräer, dient stets als Bezeichnung eines Materialisten, welcher nur dem Genusse dieser Welt fröhnt und allem Göttlichen sich entzieht, daher auch eines Gottesleugners.",
+ "weil sie alt geworden. D. h. aus ältern Beispielen lernen wir oft die Sitten verbessern.",
+ "weil es Zeit war für Gott zu wirken. D. h. man darf mitunter ein Gebot der Tora übertreten, um dadurch für Gott zu wirken, wie z. B. Elias auf dem Berge Karmel opferte (was gesetzlich verboten war), um den Namen Gottes zu verherrlichen."
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