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"language": "en",
"title": "Mishnah Chagigah",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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"priority": 0.5,
"license": "Public Domain",
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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"heTitle": "משנה חגיגה",
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"Mishnah",
"Seder Moed"
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"text": [
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"Alle sind zum Besuche verpflichtet mit Ausnahme von Taubstummen, Irrsinnigen u. Kindern, von Verwachsenen und Zwittern, von Frauen und noch nicht freigelassenen Sklaven, von Lahmen und Blinden, Kranken, Greisen und solchen, die nicht zu Fusse hinaufziehen können. Welches ist ein Kind ? Jedes, das nicht auf den Schultern seines Vaters reiten kann, um von Jerusalem auf den Tempelberg hinaufzuziehen. So die Worte der Schule Schammais. Die Schule Hillels meint dagegen: Jedes, das nicht des Vaters Hand zu fassen imstande ist, um von Jerusalem nach dem Tempelberg hinaufzuziehen, denn es heisst ja: Drei Wanderfeste.",
"Die Schule Schammais lehrt: Das Besuchsopfer zwei Silberlinge und das Festopfer einen Silbergroschen. Die Schule Hillels meint dagegen: Das Besuchsopfer einen Silbergroschen und das Festopfer zwei Silberlinge.",
"Ganzopfer werden am Feste von Ungeheiligtem dargebracht, die Friedensopfer auch vom Zehnt; am ersten Feiertage des Pesaḥ nach der Schule Schammais von Unheiligem, nach der Schule Hillels auch vom Zehnt.",
"Die Israeliten genügen ihrer Pflicht mit gelobten oder gespendeten Opfern und mit Viehzehnt; die Priester auch mit Sünd- oder Schuldopfern, mit Erstgeborenen und mit der Brust- und Schulterabgabe, aber nicht mit Geflügel, noch mit Mehlopfern.",
"Wer viel Tischgenossen und wenig Güter hat, bringt mehr Friedens- und weniger Ganzopfer dar; wer viel Güter und wenig Tischgenossen hat, bringt mehr Ganz- und weniger Friedensopfer dar. Hat man vom einem wie vom andern nur wenig, so gilt für diesen Fall, was sie von einem Silbergroschen und zwei Silberlingen gesagt haben. Ist beides reichlich vorhanden, so gilt hier das Schriftwort: Jeder mit dem, was seine Hand geben kann gemäss dem Segen, den der Ewige, dein Gott, dir zuteil werden liess.",
"Wer am ersten Feiertage des Festes nicht geopfert hat, muss im Verlaufe der ganzen Festzeit und noch am letzten Feiertage des Festes opfern. Ist die Festzeit vorübergegangen, ohne dass er geopfert hat, so ist er zu keinem Ersatz verpflichtet. Von ihm heisst es: Verkrümmtes lässt sich nicht wiederherstellen, Fehlendes kann nicht gezählt werden.",
"Rabbi Simon ben M’nasja sagt: Was ist Verkrümmtes, das sich nicht wieder herstellen lässt? Das ist die Begattung einer Blutsverwandten, durch die ein Mamzêr erzeugt wird. Wolltest du es auf einen Dieb oder Räuber beziehen? Er kann ja zurückerstatten und wiederherstellen! Rabbi Simon ben Joḥai sagt: Verkrümmt kann man nur nennen, was früher in Ordnung war und dann sich verkrümmt hat. Und von wem gilt dies? Das gilt von einem Gelehrtenschüler, der sich von der Tora abwendet.",
"Die Lösung der Gelübde schwebt in der Luft; sie hat nichts, worauf sie sich stützen könnte. Die Satzungen über den Schabbat, über die Festopfer und über die Veruntreuungen sind wie Berge, die an einem Haare hängen; denn sie bestehen aus wenigen Schriftworten und zahlreichen Bestimmungen. Die Rechtspflege und die Opfergesetze, die Vorschriften über Reinheit und Unreinheit und über Blutschande — sie haben, worauf sie sich stützen können; sie sind Hauptstücke der Tora."
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"Man halte keinen Vortrag über Blutschande vor dreien, über das Schöpfungswerk nicht vor zweien, über den Wagen auch nicht vor einem, es sei denn, dass es ein Weiser ist, der aus eigenem Nachdenken einen Einblick gewonnen hat. Wer vier Dingen nachgrübelt, für den wäre es erwünschter, er wäre garnicht zur Welt gekommen: Was ist oben ? Was ist unten ? Was war vorher ? Was wird nachher sein ? Und wem die Ehre seines Herrn nicht am Herzen liegt, dem wäre wohler, wenn er gar nicht zur Welt gekommen wäre.",
"Jose ben Jo‘ezer sagte: Nicht aufstützen! Jose ben Joḥanan sagte: Aufstützen! Josua ben P’raḥja sagte: Nicht aufstützen! Nittai aus Arbel sagte: Aufstützen! Juda ben Tabbai sagte: Nicht aufstützen! Simon ben Scheṭaḥ sagte: Aufstützen! Sche’ma‘ja sagte: Aufstützen ! Abṭalion sagte: Nicht aufstützen ! Hillel und M’naḥem stritten nicht; aber M’naḥem schied aus und Schammai trat ein. Schammai sagte: Nicht aufstützen ! Hillel sagte: Aufstützen ! Die Erstgenannten waren Oberhäupter, die ihnen Nachgesetzten Väter des Gerichtshofes.",
"Die Schule Schammais lehrt: Man bringt Friedensopfer dar, ohne sich auf sie zu stützen, aber nicht Ganzopfer. Die Schule Hillels dagegen lehrt: Man bringt Friedens- und Ganzopfer dar und stützt sich auch auf sie.",
"Fällt das Wochenfest auf den Rüsttag zum Schabbat, so ist nach Ansicht der Schule Schammais der Tag des Schlachtens nach Schabbat; die Schule Hillels aber sagt: Es hat keinen Schlachttag. Sie gibt indessen zu, dass der Schlachttag, wenn es auf Schabbat fällt, nach Schabbat ist. Der Hohepriester legt da seine Gewänder nicht an, auch ist Totenklage gestattet, um die Worte derer nicht gelten zu lassen, die da sagen, das Wochenfest folge auf den Schabbat.",
"Man wäscht die Hände zu Ungeheiligtem, zu Zehnt und zu Hebe; zu Heiligem taucht man sie unter. In Bezug auf Sühnemittel ist man, wenn die Hände unrein geworden, am ganzen Körper unrein.",
"Wer für Ungeheiligtes untergetaucht ist und hierbei seine Absicht auf Ungeheiligtes beschränkt hat, ist in Bezug auf Zehnt gebunden. Ist er für Zehnt untergetaucht, und sein Ziel war auch nur der Zehnt, so ist er in Bezug auf Hebe gebunden. Ist er für Hebe untergetaucht und auch der Zweck war lediglich die Hebe, so ist er in Bezug auf Heiliges gebunden. War er für Heiliges untergetaucht und seine Absicht bloß auf Heiliges gerichtet, so ist er in Bezug auf Sühnemittel gebunden. War er für das Strengere untergetaucht, so ist ihm das Geringere gestattet. Ist er untergetaucht, ohne den Zweck zu bestimmen, so ist es, als wäre er nicht untergetaucht.",
"Die Kleider des Landvolks sind Midrâs für die Abgesonderten; die Kleider der Abgesonderten sind Midrâs für die, die Hebe essen; die Kleider derer, die Hebe essen, sind Midrâs für Heiliges; die Kleider derer, die Heiliges essen, sind Midrâs für Sühnemittel. Josef ben Jo‘ezer war einer der Frömmsten in der Priesterschaft, und es war sein Tuch Midrâs für Heiliges. Joḥanan ben Godgada ass zeitlebens in Heiligtumsreinheit, und es war sein Tuch Midrâs für Sühnemittel."
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"Grössere Strenge waltet bei Heiligem als bei der Hebe; denn man kann für die Hebe Geräte in Geräten untertauchen, aber nicht für Heiliges. [Man unterscheidet] Aussenfläche, Innenseite und Griff in Bezug auf Hebe, aber nicht auf Heiliges. Wer ein Midrâs trägt, darf Hebe tragen, aber nicht Heiliges. Die Kleider derer, die Hebe essen, sind Midrâs für Heiliges. Nicht wie die Massgabe für Heiliges ist die Massgabe für Hebe, denn bei Heiligem muss man aufbinden, trocknen, untertauchen und nachher zusammenbinden, bei Hebe aber kann man zusammenbinden und nachher untertauchen.",
"Geräte, die in Reinheit fertiggestellt wurden, müssen für Heiliges untergetaucht werden, aber nicht für Hebe. Das Gefäss vereinigt, was sich an Heiligem, aber nicht, was an Hebe sich in ihm befindet. Die vierte Übertragung macht Heiliges unbrauchbar, Hebe die dritte. Für Hebe ist, wenn die eine Hand unrein geworden, die andere rein, für Heiliges aber muss man beide untertauchen; denn die eine Hand verunreinigt die andere in Bezug auf Heiliges, aber nicht in Bezug auf Hebe.",
"Man darf trockene Speisen mit unreinen Händen essen, wenn es sich um Priesterhebe, aber nicht, wenn es sich um Heiliges handelt. Ein Leidtragender und ein der Sühne Unterworfener bedürfen des Reinigungsbades für Heiliges, aber nicht für Hebe.",
"Grössere Strenge waltet bei Priesterhebe insofern, als man in Judäa alle Tage des Jahres in Bezug auf Reinheit von Wein und Öl Vertrauen geniesst, aber nur zur Zeit des Kelterns und Pressens auch in Bezug auf Hebe. Sind die Zeiten des Kelterns und Pressens vorüber, und man bringt ihm eine Kanne vom Wein der Hebe, soll er sie von ihm nicht annehmen; doch kann dieser sie bis zur nächsten Kelter stehen lassen. Hat er zu ihm gesagt: ich habe in sie ein Viertel Heiliges abgesondert, schenkt man ihm Glauben. In Bezug auf Wein- oder Ölkrüge, denen Hebe beigemengt ist, geniesst man Vertrauen zur Zeit des Kelterns und des Pressens und siebenzig Tage vor der Kelterzeit