{ "language": "en", "title": "Mishnah Ketubot", "versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung", "versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]", "status": "locked", "priority": 0.5, "license": "Public Domain", "versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.", "digitizedBySefaria": true, "actualLanguage": "de", "languageFamilyName": "german", "isBaseText": false, "isSource": false, "direction": "ltr", "heTitle": "משנה כתובות", "categories": [ "Mishnah", "Seder Nashim" ], "text": [ [ "Eine1 Während die Mischna bei איש und אשה gewöhnlich den Artikel hinzufügt, wie Kid. I, 1, II, 1 u. s. w., heisst es hier בתולה ohne Artikel, weil vom Manne und der Frau in Bezug auf Eheschliessung in der Schrift (Deut. 24, 1) die Rede ist und die Mischna somit auf die hier genannten Personen hinweist; von der Jungfrau hingegen spricht die Schrift in Bezug auf die Eheschliessung nicht (Tos.). Der Gleichmässigkeit wegen fehlt der Artikel auch bei אלמנה. Jungfrau wird am2 In der Mischna des jerus. Talmud, des R. Alfasi sowie der ed. princ. ist die Lesart ביום. Das ל׳ ist hier temporal gebraucht, wie Gen. 49,27, Koh. 11,6, wo das לערב dem vorhergehenden בבקר parallel ist. Vielleicht soll auch durch ליום hier angedeutet werden, dass die Hochzeit unter allen Umständen „erst“ am vierten Tage stattzufinden, dass man mit ihr „bis zum“ vierten Tage zu warten hat, selbst wenn sie eigentlich schon früher erfolgen könnte; s. weiter Note 8. vierten Tage3 Der Tag ist hier buchstäblich zu nehmen. Die Eheschliessung soll nicht erst in der Nacht zum Donnerstag geschehen, da zu fürchten ist, dass der Mann durch die Hochzeitsfeierlichkeit und die Erledigung der Ketuba nicht mehr dazu kommen wird, seiner Frau in dieser Nacht beizuwohnen. [der Woche], eine Witwe4 Deren Mann gestorben ist, nachdem er ihr beigewohnt (Tos. R. Ak. Eger). Wenn sie jedoch nach vollzogener Ehe, aber vor erfolgtem Coitus Witwe wurde, so soll ihre Hochzeit am Mittwoch erfolgen; denn wenn auch die Klage wegen der fehlenden Jungfrauschaft gegen sie nicht erhoben werden kann (s. M. 4), so gilt dies nur in Bezug auf die Höhe der Ketuba, aber nicht hinsichtlich der Frage, ob sie nicht vielleicht dem zweiten Manne zur Ehe verboten ist (s. weiter Note 8). am fünften Tage geehelicht, denn5 Die Mischna begründet nur die Vorschrift betreffs der Jungfrau. zweimal in der Woche halten die Gerichtshöfe in den Städten Sitzungen ab, am zweiten und am fünften Tage [der Woche]6 Nach B. kamma 82a hatte Esra die Anordnung getroffen, dass an diesen beiden Tagen beim Gottesdienste aus der Thora vorgelesen werden sollte; da nun zu diesem Zwecke die Leute in den Städten zusammentrafen, so sollten an diesen Tagen auch die Gerichtssitzungen stattfinden., sodass er (der Gatte), falls er wegen der Jungfrauschaft Klage zu führen hat,7 D. h. wegen nicht vorgefundener Zeichen der Jungfrauschaft, postulatio de praerepta virginitate; er behauptet, es sei ihr nach dem ersten Coitus kein Blut abgegangen oder er habe hierbei keinen Widerstand (am Hymen) gefunden. Der erste Einwand kann gegen jede Jungfrau ohne Rücksicht auf das Alter erhoben werden, der letztere nur bei Jungfrauen bis zum Alter von 12½ Jahren. gleich am folgenden Morgen zum Gericht gehen kann.8 Um die Klage vorzubringen. Wenn längere Zeit zwischen der Eheschliessung und dem Gerichtstage liegt, ist zu fürchten, dass sein Unwille sich legt und er von der Klage absteht und sie als Gattin behält. Wenn er aber behauptet, die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorgefunden zu haben, so darf er die Ehe mit ihr nicht fortsetzen, denn es wäre möglich, dass die Frau in der Zeit zwischen der Verlobung (ארוסין, zu der auch die Trauung gehört) und der Heimführung Unzucht getrieben hat, wodurch sie ihm zur Ehe verboten wird; s. Sota V, 1. Dies gilt zunächst nur in zwei Fällen: 1) Bei einem Priester, der diese Klage erhebt; deun hier waltet nur ein Zweifel ob, nämlich der, ob die Verführung vor oder nach der Eheschliessung geschah; ob jene aber mit ihrem Willen oder gegen diesen erfolgte, ist gleichgültig, da auch eine Vergewaltigte dem Priester zur Ehe verboten ist (s. Ket. II, Note 51). 2) Bei einer Kleinen, die in einem Alter von weniger als 3 Jahren von ihrem Vater an einen Israeliten verheiratet wurde. Wenn hier der Mann, der sie heimgeführt hat, nachdem sie das dritte Lebensjahr vollendet hatte, die Klage erhebt, er habe keine Jungfrauschaft vorgefunden, so darf er die Ehe mit ihr nicht fortsetzen, da nur ein Zweifel obwaltet, ob sie nämlich freiwillig oder gezwungen Unzucht getrieben hat; der Zweifel aber, ob dies vor oder nach der Verheiratung durch den Vater geschehen, ist hier unzulässig, da im ersteren Falle, d. i. wenn sie noch nicht 3 Jahre alt war, die Zeichen der Jungfrauschaft sich wieder einstellen würden (s. Nidda V, 4). Nur für diese beiden Fälle wäre eigentlich die Anordnung der Mischna nötig, die Hochzeit auf Mittwoch festzusetzen, damit event. sofort am folgenden Tage das Gericht entscheiden kann, ob die Ehe fortgesetzt werden darf oder nicht; und wenn bezüglich der Übertretung eines Verbotes der Thora nur ein Zweifel obwaltet, so ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden (ספק דאוריתא לחומרא). In jedem andren Falle aber dürfte die Ehe sicherlich fortgesetzt werden, obgleich der Mann behauptet, die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorgefunden zu haben; denn es waltet hier ein doppelter Zweifel ob, erstens ob sie vor oder nach der Verlobung Unzucht getrieben, und selbst wenn letzteres der Fall gewesen, ist es fraglich, ob dieses mit ihrem Willen oder gegen diesen geschehen ist. Die Frau aber, die vergewaltigt wurde, darf die Ehe mit ihrem Manne fortsetzen (Ket. 51b). Nur durch Zeugen könnten diese Zweifel behoben werden. Darum haben die Rabbinen die Ehe einer jeden Jungfrau auf Mittwoch festgesetzt, damit, falls der Mann Einwände erhebt, das Gericht sofort die Frage prüfen und Zeugen vernehmen kann. — Nun könnte eigentlich die Hochzeit einer Jungfrau auch am Sonntag stattfinden, da ja am Tage darauf das Gericht gleichfalls Sitzungen abhielt. Die Weisen waren jedoch bestrebt, das Wohl der jüdischen Jungfrauen zu fördern und wollten, dass der Mann 3 Tage mit den Vorbereitungen des Hochzeitstages sich beschäftige; diese 3 Tage sollten aber nicht durch den Sabbat unterbrochen werden (Ket. 2a). Desgleichen waren die Weisen auf das Wohl der Witwe bedacht und wollten, dass der Mann sich mit ihr 3 Tage freue und sich der Arbeit enthalte. Die geeignetsten Tage waren deshalb die 3 letzten Tage der Woche, zu denen der Sabbat gehört, an dem er ohnedies nicht arbeiten darf. Wäre aber die Hochzeit an einem andren Wochentage zulässig, so wäre zu fürchten, dass der Mann am Tage darauf sofort seiner Beschäftigung nachgeht.", "Eine Jungfrau erhält als Ketuba 200 [Denar],9 Der Name dieser gangbaren Münze, Denar oder Sus, wird oft ausgelassen. Der Denar in Silber war der vierte Teil des Sela (Maaser scheni II, 9); ein Sela entsprach dem Schekel der Thora nach der zur Zeit des zweiten Tempels erfolgten Erhöhung seines Wertes um ein Fünftel, also = 1, 2 Schekel. Da nun ein Denar nach heutigem Gelde etwa ⅔ Mark entspricht (s. Zuckermann, über talm. Münzen und Gewichte, Anhang II), so wären 200 Denare = 133,33 M., vermehrt um ⅕ dieser Summe, 26,67 M., also = 160 M. Für die Höhe der Ketuba einer Jungfrau waren die Fälle Ex. 22,16 und Deut. 22,29 bestimmend, in denen eine Summe von 50 Silberschekel zu zahlen ist. — In welchem Gelde diese Summe zu zahlen war, hängt von der Frage ab, ob die Ketuba als Institution der Thora oder der Rabbinen aufgefasst wird (s. Einleitung). Nach der ersteren Auffassung müsste die Zahlung in tyrischem Gelde (כסף צורי), nach der letztern in Provinzialgeld (כסף מדינה) geschehen, da als Regel galt: Alle in der Thora angeführten Summen Silbergeldes sind nach tyrischem Gelde, alle nachbiblischen nach Provinzialgeld zu berechnen, Kid. 11b. Die Provinzialmünze enthielt aber nur den achten Teil an Silber im Vergleich zu der entsprechenden jerusalemischen oder tyrischen Münze. R. Ascher jedoch nahm an, dass, obgleich die Ketuba selbst nur rabbinisch ist, die Rabbinen die Zahlung derselben nach tyrischem Gelde bestimmt hätten. eine Witwe [nur] cine Mine.10 Mine = μνᾶ = 100 Denar. Ein Münzstück in der Grösse einer Mine ist im Talmud nicht bekannt. Der Ausdruck scheint eher von dem Gewicht (s. Ket. V, 8) hergenommen zu sein und die bestimmte Summe von 100 Denar zu bezeichnen; vgl. Zuckermann, S. 25. Eine Jungfrau, die nach der Verlobung11 Jedoch vor der Heimführung seitens des ersten Gatten. Witwe oder geschieden oder eine Chaluza12 Eine Witwe, die der Bruder des Mannes, mit dem sie verlobt war, nach dessen Tode nicht geehelicht, der er vielmehr die Chaliza erteilt hat; s. Deut. 25, 5—10 und Jeb. Einleitung. wurde, erhält13 Wenn sie eine zweite Ehe schliesst. 200 Denar,14 Da sie noch als Jungfrau gilt. und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft erhoben werden.15 Wenn der [zweite] Gatte die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, so braucht er die Ketuba nicht zu bezahlen, da er sie nur geheiratet hat in der begründeten Annahme, dass sie noch Jungfrau sei. Eine Proselytin oder eine Gefangene oder eine Sklavin, die ausgelöst16 Die Reihenfolge der Verba ist der der Subjecte nicht parallel, wie dies in der Mischna öfter der Fall ist. Nach Tos. Jomtow ist hier die Reihenfolge der Verba absichtlich so gewählt: es ist zuerst von שנפדו die Rede, weil die Pflicht, Gefangene auszulösen, eine sehr heilige ist (s. B. batra 8a, Jore dea 252,2); sodann folgt שנתגירו, weil man den Proselyten, der in das Judentum aufgenommen sein will, nicht zurückweisen darf, wenngleich man ihn zum Uebertritt nicht veranlassen soll; zuletzt folgt שנשתחררו, weil man durch die Freilassung des heidnischen Sklaven ein Gebot der Schrift, Lev. 25,46 übertritt. oder [zum Judentum] übergetreten war17 Da bei einer Minderjährigen von einer freien Willenserklärung nicht die Rede sein kann, so muss hier ihr Vater oder ihre Mutter mit ihr zugleich übergetreten sein; vgl. Ket. IV, 3. oder freigelassen wurde, bevor sie drei Jahre und einen Tag alt war,18 Sodass, wenn sie damals vergewaltigt worden wäre, die Zeichen ihrer Jungfrauschaft sich von selbst wieder einstellen würden; Nidda V, 4. erhält als Ketuba zweihundert Denar, und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft erhoben werden.15 Wenn der [zweite] Gatte die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, so braucht er die Ketuba nicht zu bezahlen, da er sie nur geheiratet hat in der begründeten Annahme, dass sie noch Jungfrau sei.", "Wenn ein Erwachsener einer Minderjährigen19 Unter drei Jahren und einem Tage. oder ein Minderjähriger20 Unter neun Jahren und einem Tage. einer Erwachsenen beiwohnt,21 Ohne dass die Erwachsene hierdurch die Jungfrauschaft verliert, denn die Beiwohnung seitens eines Knaben unter 9 Jahren ist wirkungslos, Nid. V, 4; vgl. auch Jeb. X, Note 85. oder wenn sie durch Holz verletzt ist,22 Und dadurch die Jungfrauschaft verloren hat. so beträgt ihre Ketuba 200 Denar;23 Wenn sie später eine Ehe schliesst und kein Vorbehalt gemacht wird. dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: Die Ketuba einer durch Holz Verletzten beträgt nur eine Mine.24 Weil infolge der Verletzung ihr jungfräulicher Reiz geschwunden ist (בטל חנה). Im Sinne der Weisen entscheidet auch die Halacha.", "Eine Jungfrau, die nach der Hochzeit25 D. h. nachdem der erste Gatte die Eheschliessung unter dem Trauhimmel vollzogen, aber bevor er ihr beigewohnt. Sie behauptete und konnte durch Zeugen beweisen, dass sie ihm keine Gelegenheit gegeben, ihr beizuwohnen. Witwe oder geschieden oder eine Chaluza26 Es versteht sich eigentlich von selbst, dass die Chaluza nur eine Mine erhält, da sie ja ohnedies bereits Witwe ist und eine Frau, die nach erfolgter Eheschliessung (נשואין) verwitwet ist, nur eine Mine erhält; die Mischna nennt hier die Chaluza nur wegen des Parallelismus mit Mischna 2. Oben betrug die Ketuba der Chaluza 200 Denar, obgleich sie Witwe war, da sie bereits nach der Verlobung verwitwet ist, hier aber beträgt ihre Ketuba nur 100 Denar. wurde, erhält13 Wenn sie eine zweite Ehe schliesst. als Ketuba nur eine Mine, und es kann gegen sie die Klage wegen Jungfrauschaft nicht erhoben werden.27 Wenn er die Zeichen der Jungfrauschaft nicht vorfindet, kann er nicht die Zahlung der Mine verweigern, indem er behauptet, er sei betrogen, da er sie nur in der Annahme geheiratet habe, dass sie Jungfrau sei. Eine Proselytin oder eine Gefangene oder eine Sklavin, die ausgelöst oder übergetreten war oder freigelassen wurde, nachdem28 Das יתרות der Mischna ist nicht buchstäblich zu nehmen, sondern nur dem פחותות in Mischna 2 gegenübergestellt; denn die Beiwohnung eines Mädchens an dem Tage, da es gerade 3 Jahre und einen Tag alt wird, hat bereits rechtliche Folgen, s. Nidda V,4. (S. Straschun zu Ket. 11b). sie drei Jahre und einen Tag alt war, erhält als Ketuba nur eine Mine,29 Denn da sie unter Heiden oder unter fremder Gewait lebten, wird vermutet, dass man ihnen bereits beigewohnt. und es kann gegen sie die Klage wegen der Jungfrauschaft nicht erhoben werden.", "Wenn jemand in Judäa im Hause seines Schwiegervaters ohne Zeugen30 Es ist niemand zugegen, während er mit seiner Verlobten zusammen ist, wie dies in Judäa Sitte war, s. Jeb. IV, Note 74. isst, so kann er die Klage wegen Jungfrauschaft nicht erheben, weil er bereits mit ihr (der Braut) allein war.31 Und er im Verdachte steht, ihr beigewohnt zu haben. Sowohl die Witwe [die Tochter] eines Israeliten32 D. i. eines Nichtpriesters. als die Witwe [die Tochter] eines Priesters erhält als Ketuba nur eine Mine. Der Gerichtshof der Priester32a Ueber dieses richterliche Collegium s. Graetz in Frankels Monatsschr. 1887, S. 116ff. erhobjedoch für eine Jungfrau33 Die Tochter eines Priesters, die einen Priester oder einen Israeliten geheiratet. 400 Sus,34 = Denar, s. Note 9. Die Ketuba der jungfräulichen Priestertöchter wurde verdoppelt, um den Gatten die Ehescheidung zu erschweren, da es für jene als Glieder des bevorzugten Priesterstandes eine grössere Zurücksetzung war, geschieden zu werden, als für andre Frauen. ohne dass die Weisen es ihm verwehrten.35 Sie fürchteten nicht, dass Frauen, die nicht Priestertöchter waren, sich beleidigt fühlen könnten.", "Wenn jemand eine Frau ehelicht und bei ihr die Zeichen der Jungfrauschaft nicht findet, sie dann erklärt: „[erst] nachdem du dich mit mir verlobt hast, bin ich vergewaltigt worden, es ist also dein Feld36 In den Talmudausgaben שדהו; demnach wäre ונסתחפה שדהו nicht mehr die Rede der Frau. verwüstet37 סחף, das sich in der Bibel an zwei Stellen findet, ist nach Gesenius Wörterbuch = سحف = abscheren, abreissen, dann zerstören, niederwerfen; nach Delitzsch, Prolegomena S. 180 ist es nicht mit jenem arab. Stamm, sondern mit dem assyrischen sahâpu = niederwerfen, zusammenzustellen. Die Mischna ed. Lowe liest hier ניסחפה, cf. Jerem. 46, 15. worden“,38 D. h. du hast den Schaden zu tragen, und ich habe die volle Ketuba von 200 Denar zu beanspruchen. jener39 הלה, das ל mit vorgesetztem Artikel, ist in der Mischna für das Pronomen זה oder הלזה sehr gebräuchlich, s. B. mezia III, 2; הוא . . וחלה Schebuot VII, 1; זה . . והלה ibid. VI, 7. Der Plural dazu ist הללו (z. B. Abot V, 19), contrahiert aus הלה und אלו. Vgl. Barth, Americ. journ. of semit. lang, and liter. XIII, S. 6. aber behauptet: „nicht so [war es],40 S. Jeb. VIII, Note 23. In unsrem Falle kann das לא כי nicht wie sonst eine bestimmte Behauptung einleiten, da der Mann hier nicht mit Bestimmtheit wissen kann, wann sie die Jungfrauschaft verloren hat; es ist auch anzunehmen, dass er sie, wenn ihm der Zeitpunkt bekannt gewesen wäre, nicht geheiratet hätte. Seine Aussage ist also nur eine Vermutung. sondern bevor ich mich mit dir verlobt habe, mein Kauf war also ein irrtümlicher“,41 Und du hast eine Ketuba überhaupt nicht zu beanspruchen. so sagen Rabban Gamliel und R. Elieser: sie ist beglaubt;42 Denn für sie galt die Präsumtion (חזקה s. Jeb. XV, Note 59), dass sie Jungfrau war, da sie als solche geboren ist, und diese Gewissheit kann durch den Zweifel, ob sie zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau war, nicht aufgehoben werden. Die Aussage der Frau gewinnt noch durch die Erwägung an Glaubwürdigkeit, dass sie ja auch hätte sagen können, sie habe sich an einem Stück Holz verletzt und dadurch die Jungfrauschaft verloren, eine Behauptung, die der Mann nicht widerlegen könnte. Da sie dieses aber nicht vorgab, obgleich sie als Verletzte zur Priesterehe nicht untauglich wäre, sondern einräumte, dass sie vergewaltigt worden und als solche zur Priesterehe untauglich sei, darf man ihr auch glauben, dass sie erst nach der Verlobung ihre Jungfrauschaft verloren habe. Im Talmud wird dieses Beweismittel „aus dem Umstande, dass jemand eine widerlegbare oder antastbare Tatsache angiebt, während er eine andre unantastbare hätte vorbringen können“, מגו genannt. Nun wird zwar dieses Beweismittel in dem Falle, wo durch seine Anwendung jemand aus seinem bisherigen Besitze verdrängt werden soll, verworfen (מגו להוציא, s. Tos. B. mezia 2a, Stw. וזה); es dürfte hier demnach der Frau das Princip von מגו nicht zu statten kommen, da bei dessen Anwendung der Mann gezwungen würde, einen Teil seines Besitzes, die 200 Denar, herzugeben. Es ist jedoch zu bedenken, dass hier die Frau mit Bestimmtheit (ברי) behauptet, sie sei zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau gewesen, während der Mann nur einen Zweifel (שמא) dagegen geltend macht; in solchem Falle aber gilt der Grundsatz: ברי ושמא ברי עדיף , dass der im Rechte ist, der das Bestimmte behauptet, s. B. mezia VIII, Note 8. Es sind daher die Momente, die zu Gunsten der Frau sprechen, überwiegend, und deshalb ist hier der Frau das Beweismittel von מגו zuzubilligen. (Vgl. den Kommentar בית שמואל zu Eb. haëser 68, 9.) R. Josua aber sagt: wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage,43 Eigentlich: wir leben nicht von ihrem Munde, sind von ihrer Aussage nicht abhängig. sie gilt vielmehr als eine, der man schon vor der Verlobung beigewohnt und die ihn (ihren Gatten) betrogen hat, bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt.44 Für R. Josua ist der Umstand entscheidend, dass das Geld, welches die Frau beansprucht, sich bisher im Besitze des Mannes befand, es kann aber niemand aus seinem Besitze verdrängt werden, solange der Gegenanspruch nicht vollkommen erwiesen ist. Die Frau aber kann ihren Anspruch nicht erweisen und erhält daher auch nicht eine Mine. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht.", "Wenn sie erklärt: „ich bin45 Nach der Verlobung, jedoch vor der Eheschliessung. Diese Mischna ist die Fortsetzung der vorhergehenden. durch Holz verletzt“,46 Und habe dadurch meine Jungfrauschaft verloren und eine Mine als Ketuba zu beanspruchen; s. Mischna 3. er aber behauptet: „nicht so, sondern von einem Manne bist du vergewaltigt“,47 S. Note 41. — דרס = bibl.-hebr. דרך (s. Fragmententargum zu Deut. 32, 29) = treten (B. kamma III, 1), dann = drücken (Sab. XXIV, 3, Chul. III, 1), niederdrücken, beiwohnen, vergewaltigen (analog כבש Jeb. VII, Note 49), wie das latein. calcare, ursprünglich = treten, dann = begatten, z. B. Columella VIII, 5, 24: Gallinae, quae velut mares cantare atque etiam calcare coeperunt, oder das deutsche „betreten“ = begatten, vom Federvieh; s. Grimm’s deutsches Wörterbuch I, 1712. so sagen Rabban Gamliel und R. Elieser: sie ist beglaubt;48 Da sie etwas Bestimmtes (ברי) behauptet, er aber nur einen Zweifel (שמא) dagegen geltend macht, so ist sie im Rechte; s. Note 42. Ihre Aussage gewinnt hier noch dadurch an Glaubwürdigkeit, dass (מגו) sie ja hätte sagen können, sie habe sich erst nach erfolgter Eheschliessung verletzt, was der Mann nicht widerlegen könnte; sie hätte dann Anspruch auf 200 Denar. Da sie nun diesen Einwand nicht macht, sondern zugiebt, dass sie vor der Eheschliessung verletzt ist, so ist ihre Aussage glaubwürdig. Auch hier entscheidet die Halacha in diesem Sinne. R. Josua aber sagt: wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage, sie gilt vielmehr als eine von einem Manne Vergewaltigte, bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt.49 Es sind absichtlich die beiden Fälle, Mischna 6 und 7 aufgestellt. Aus dem ersten, in dem die Frau erklärt, dass sie vergewaltigt worden, soll geschlossen werden, dass, wenn sie einräumt, erst nach der Eheschliessung vergewaltigt zu sein, sie jeden Anspruch auf die Ketuba verliert, also gar nichts erhält, da sie den Mann völlig betrogen, während ein Amora der Ansicht war, dass, wenn er sie geheiratet in dem Glauben, sie sei Jungfrau, ihr aber tatsächlich jemand bereits beigewohnt hat, sie dennoch 100 Denar zu beanspruchen hat (Ket. 11b). Der zweite Fall, in dem sie erklärte, sich verletzt zu haben, will nachdrücklich betonen, dass sie, auch wenn der Mann bei der Eheschliessung von dem Verluste ihrer Jungfrauschaft nichts wusste, dennoch 100 Denar zu beanspruchen hat, während ein Amora (ibid.) der Ansicht war, dass sie in diesem Falle nichts bekommt (Ket. 13a).", "Wenn man sie mit jemand auf der Strasse50 In den Talmudausgaben fehlt בשוק. [vertraulich] reden51 Nach dem Talmud z. St. ist hier מדברת ein euphemistischer Ausdruck für נבעלה, ’„intim verkehren.“ sah und sie dann fragt: „wie verhält es sich52 טיב = ܛܶܐܒܳܐ = Gespräch, Geräusch, dann Gerücht, Art und Weise; s. B. mezia I, 8; Targ. Jon. giebt דבת, Num. 13, 32 mit טיב ביש wieder. Mannes, über den Einfluss des Aramäischen, S. 36 erinnert an ܡܳܐ ܛܰܒܟܳܐ؟ für das bibl.-hebr. מי את, Ruth 3,9. Hier also: „was für eine Bewandtnis hat es mit diesem Manne?“ mit diesem Manne?“ [und sie antwortet:] „es ist N. N. und er ist ein Priester“52a Oder überhaupt jemand, der sie durch seine Ehe zur Priesterehe nicht untauglich macht, ein מיוחס, ein Mann legitimer Abkunft. — so sagen Rabban Gamliel und R. Elieser: sie ist beglaubt;53 Da für sie die Präsumtion gilt, dass sie bisher unbescholten ist (חזקת כשרות). Sie ist demnach zur Priesterehe tauglich. R. Josua aber sagt: wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage,54 Die Annahme ihrer früheren Unbescholtenheit ist durch den intimen Verkehr mit dem Manne erschüttert. sie gilt vielmehr als eine, der ein Nathin55 S. Jeb. II, Note 37. oder ein Bastard56 S. Jeb. IV, 13. beigewohnt hat,57 Sie ist also zur Priesterehe untauglich, vgl. Jeb. III, Note 74. bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt.58 Bis sie beweist, dass nur der von ihr Genannte ihr beigewohnt und dass dieser ein Priester ist.", "Wenn sie schwanger ist und man sie fragt: „wie verhält es sich mit diesem Fötus?“ [und sie antwortet:] „er ist von N. N., der ein Priester ist“ — so sagen Rabban Gamliel und R. Elieser: sie ist beglaubt;59 Sie sowie ihr Kind dürfen also Priester heiraten. R. Josua aber sagt: wir verlassen uns nicht auf ihre Aussage, sie gilt vielmehr als von einem Nathin oder einem Bastard schwanger, bis sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringt.60 Die beiden, einander ähnlichen Fälle (Mischna 8 und 9) sind deshalb besonders aufgestellt, weil bei dem ersten gezeigt werden soll, dass, obwohl niemand sah, dass der Fremde ihr beigewohnt, R. Josua die Frau schon wegen ihres Alleinseins mit dem Fremden zur Priesterehe für ungeeignet erklärt, weil man hinsichtlich der Priesterehen mit besondrer Strenge auf Reinheit und Legitimität hielt (מעלה עשו ביחוסין); an dem zweiten Falle soll gezeigt werden, dass Rabban Gamliel die Frau und ihre Tochter zur Priesterehe für geeignet erklärt, obwohl man sicher wusste, dass der Fremde ihr beigewohnt. S. jedoch die folgende Mischna.", "R. Jose sagte: einst ging ein Mädchen hinab, um aus der Quelle Wasser zu schöpfen und wurde [dabei] vergewaltigt. Da sagte R. Jochanan, Sohn Nuri’s: wenn die Mehrzahl der Einwohner61 In der Mischna ed. Lowe und der ed. princ. fehlt אנשי; ebenso vorher das Wort מים. der Stadt [ihre Töchter] mit Priestern verheiraten darf,62 Wenn die Mehrheit der Männer legitimer Abkunft ist (כשר), sodass ihre Frauen und Töchter zur Priesterehe geeignet sind. so darf jene auch einen Priester heiraten.63 Da anzunehmen ist, dass ein Mann aus dieser Mehrheit ihr beigewohnt hat. — Die Halacha entscheidet jedoch, dass diese Mehrheit allein für die Zulässigkeit der Frau zur Priesterehe noch nicht ausschlaggebend ist, Der Fall muss vielmehr (Ket. 15a) sich so ereignet haben, dass die Beiwohnung seitens des Fremden an einem Scheidewege oder an einem Orte geschah, wo viel Verkehr ist, sodann muss sowohl die Mehrheit der Einwohner als auch die der Männer, die an jener Stelle verkehren, legitim sein; nur beim Zusammentreffen dieser beiden günstigen Momente darf die Frau einen Priester heiraten, weil mau bei den Priesterehen doppelte Vorsicht walten liess, s. oben Note 60. Wenn aber die Mehrheit der Männer, die in jener Stadt wohnten, illegitim (פסול) war, selbst wenn zufällig die Mehrzahl der an jener Stelle verkehrenden Männer legitim war, oder umgekehrt, so darf sie einen Priester nicht heiraten, da zu fürchten ist, dass ein Illegitimer ihr beigewohnt hat, der sie zur Priesterehe untauglich macht. Hat sie jedoch einen Priester geheiratet, so braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. S. Eb. haëser 6, 17." ], [ "Wenn eine Frau, die verwitwet oder geschieden ist, behauptet: „du1 In der Mischna zum jerus. Talmud sowie in B. batra 92b, wo diese Mischna citiert wird, ist die Lesart נשאתי = ich habe geheiratet. hast mich als Jungfrau geheiratet“,2 Meine Ketuba beträgt daher 200 Denar. Die Mischna handelt hier von dem Falle, dass das Document verloren gegangen ist oder von einem Orte, wo man eine Ketuba nicht zu schreiben pflegte und die Frau auch ohnedies die Zahlung derselben zu fordern berechtigt war. er (der Mann) aber erklärt: „nicht so [wares], sondern als Witwe habe ich3 In dem Falle, dass sie verwitwet ist, behaupten dies die Erben von ihrem Vater. dich geheiratet“4 Die Ketuba beträgt also nur 100 Denar. — so beträgt, wenn Zeugen5 Vgl. auch Mischna 10. da sind, dass sie mit dem Hinuma6 Dieses schwierige Wort wird schon in den Talmuden verschieden erklärt. In b. Ket. 17b erklärt es ein Amora mit תנורא דאסא, nach Raschi z. St. „eine Art runden Baldachins aus Myrtenzweigen“, wo für תנורא nach einer Vermutung von M. Sachs, Beiträge zur Sprach- und Altertumsforschung S. 83, תרונא = ϑϱόνος zu lesen ist. Ein andrer Amora umschreibt es mit קריתא דסנמנה בה כלתא [wo richtiger דמנמנמה zu lesen ist, s. Sch. mekub.], nach Raschi „ein Schleier, mit dem man die Braut zu bedecken pflegte und unter dem sie zuweilen einschlummerte.“ Vermutlich las Raschi קליתא = ϰάλυμμα, Schleier. Raschbam zu B. batra 92b s. v. בהינומא liest קלתא דמנמנמא ביה = ϰλισία, Lehnsessel; קריתא, oder nach Sch. mekub. הריתא = κάρρον, Wagen. Der jerus. Talmud berichtet, dass man es in Babylon mit נמנומא = Schlummerdecke (Levy Wörterb. s. v. הינומא), in Palästina dagegen mit פוריומא erklärte. Dieses letztere Wort hat wiederum mehrfache Deutungen erfahren. Nach Levy ist es = φόϱημα, Sänfte, Tragsessel (vgl. Midr. rabba zu Hohel. 3, 8 מה הוא אפריון פריומא), oder contrahiert aus φᾶϱος und εἷμα, Gewand, Decke; nach Fleischer (bei Levy, I, 558) = φόϱημα, Kleid; Das Wort הינומא selbst suchen die Erklärer aus dem Griechischen abzuleiten. R. Chananel (s. Aruch s. v.) setzt es = ἔννομος, gesetzmässig, üblich; nach M. Sachs l. c., der eine Umstellung von הימונא vermutet, ist es ὑμέναια, von ὑμέναιος = ὕμνος, Hochzeitsgesang, wie er bei der Einführung der Braut in das Haus des Bräutigams gesungen wurde; ebenso Löw, Lebensalter, S. 190; Krauss, Griech. u. lat. Lehnwörter, II, 228. Nach Levy = ἑανόν und εἷμα, ein schöner Teppich; nach Kohut (Aruch s. v.) = εὔνημα, Bett, Schlafstelle, während freilich dieses griechische Wort nur Ehe, Beischlaf bedeutet. Lewy, Magazin für die Wies, des Judent. 1892, S. 133, der als die ursprüngliche Lesart הימיונא vermutet, setzt es = ἡμιόνειον, Maultierfuhrwerk, also Wagen, Sänfte. Interessant ist, dass K. Chuschiel הינומא im Sinne von Schleier, Schmuck genommen hat; denn in einem Briefe, den Schechter aus der Genisa in Kairo veröffentlicht hat (Jew. Quart. Rev. 1899), schreibt er: … ויבחר יראת ה׳ ותורתו ונשתרש בנחלת אבותיו ויתאפד בה ויתהדר בהינומה ויעטרה כנזר ויעטה כשרין ויאפדה כמעיל וצניף … … Wir haben das Wort wegen seiner Vieldeutigkeit unübersetzt gelassen. und mit entblösstem Haupte7 Die Jungfrauen pflegten mit aufgelöstem, herabwallendem Haar aus dem Elternhause in das Hochzeitshaus zu gehen. fortgegangen ist, ihre Ketuba 200 [Denar]. R. Jochanan, Sohn Berokas, sagt: auch das Verteilen gerösteter Ähren8 Wie es in der Gegend des R. Jochanan bei der Hochzeit einer Jungfrau üblich war. gilt als Beweis.9 Wenn jedoch keine Zeugen vorhanden sind und die Frau ihre Ketuba nicht vorlegen kann, so ist der Mann beglaubt und hat nur 100 Denar zu zahlen; er muss jedoch seine Aussage beschwören, s. Eb. haëser 96, 15. Dass aber R. Gamliel und R. Josua (I, 6) der Frau Glauben schenkten, wenn ihre Behauptung der des Gatten gegenübersteht und keine Partei Zeugen beibringen kann, hat seinen Grund darin, dass dort die Frau etwas Bestimmtes behauptete, der Mann aber nur einen Zweifel dagegen geltend machte (s. I, Note 48); hier aber steht der bestimmten Behauptung der Frau die ebenso bestimmte Erklärung des Gatten oder seiner Erben gegenüber, und darum muss die Frau, die von dem Manne 200 Denar beansprucht, den Beweis für die Berechtigung dieser Forderung erbringen. Ist sie es nicht imstande, so ist der Mann auf seinen Eid hin beglaubt.", "R. Josua giebt aber za,10 Während in der vorigen Mischna R. Gamliel dem R. Josua zugestand, dass die Frau nicht beglaubt ist, da dort das Beweismittel durch מנו nicht zulässig war, giebt hier R. Josua dem R. Gamliel zu, dass der Fordernde im Rechte ist, weil ihm ein מנו zur Seite steht. dass einer, der zum andren sagt: „dieses Feld hat deinem Vater gehört und ich habe es von ihm gekauft,“ beglaubt ist, denn derselbe Mund, der bindet, löst auch wieder.11 Diese Wendung besagt allgemein: jeder, der nach seiner eigenen Aussage sich etwas entzogen oder verboten hat, erscheint glaubwürdig, sich dieses wieder zusprechen oder gestatten zu dürfen, da er den ersten Umstand gänzlich hätte verschweigen können und das Fragliche ihm dann ohne weiteres zugestanden wäre. (Vgl. auch Fink, Miggo, S. 7.) Da man hier nur durch die Aussage des einen weiss, dass das Feld früher einmal dem Vater des andren gehört hat, so glaubt man ihm auch die Aussage, dass er es ihm abgekauft hat. — Dass aber R. Josua hier die Anwendbarkeit von מנו „zugiebt“, hat seinen Grund in Folgendem: Wenn die Frau erklärt (I, 6), sie sei nach der Verlobung vergewaltigt worden, so darf man ihr, obgleich sie eine bessere Ausrede hatte, die Behauptung nämlich, sie sei nur durch ein Stück Holz verletzt, aus dem Grunde nicht glauben, weil zu bedenken ist, dass sie vielleicht aus Einfalt auf diese Ausrede nicht gekommen ist oder aber aus Verschmitztheit sie umgangen hat, um desto eher Glauben zu finden; durch Schweigen jedoch hätte sie ihre Lage nicht gebessert, da ihr Mann ja ausdrücklich erklärt, sie sei vor der Verlobung bereits vergewaltigt worden, er sie also zu einer Gegenerklärung förmlich herausfordert, andrerseits die Frau durch ihr Geständnis, dass sie vergewaltigt ist, zugiebt, dass die Präsumtion, sie sei noch in ihrem jungfräulichen Zustand, erschüttert ist. In unsrem Falle aber, wo niemand das Feld von dem gegenwärtigen Besitzer fordert, und selbst wenn dies geschähe, die Annahme, dass er der rechtmässige Besitzer ist, durch nichts erschüttert wäre, erklärt ihn R. Josua für glaubwürdig, weil (מגו) er einfach hätte schweigen können, da ihm ja niemand seinen Besitz streitig machte, oder weil er hätte behaupten können, dass das Feld niemals in fremdem Besitz gewesen sei. — Maimonides (Kommentar z. St.) erklärt den Unterschied zwischen beiden Fällen also: In der obigen Mischna ist der Mann zur Zahlung der Ketuba nicht verpflichtet und die Frau nicht beglaubt, weil das Beweismittel durch מגו, das ihr zur Seite steht, einer ganz andren Rechtssphäre angehört als der Rechtsfall selbst; sie hätte nämlich behaupten können, sie sei nur verletzt, und hätte die Glaubwürdigkeit ihrer Aussage dadurch erhöht, dass sie ein Zugeständnis machte, welches sie zur Priesterehe unfähig macht. Es würde also dieser Beweis durch מגו auf dem rituellen Gebiete liegen. In unsrem Falle hingegen stimmt R. Josua dem R. Gamliel bei, weil der Beweis durch מגו, der dem Eigentümer des Feldes zur Seite steht, auf dem gleichen Gebiete wie der Rechtsfall selbst liegt und nur die Frage des Eigentums, aber keine rituelle Frage berührt. Jener nämlich hätte einfach sagen können, das Feld gehöre ihm; da er aber einräumt, dass es früher dem Vater des andren gehört habe, so verdient er Glauben. Es ist eben möglich, dass jemand in rituellen Fragen sehr gewissenhaft, in Fragen des Eigentums aber weniger aufrichtig ist. Wenn jedoch Zeugen da sind, dass es dessen Vater gehört hat und er behauptet: „ich habe es von ihm gekauft,“ so ist er nicht beglaubt.12 Nach dem Talmud (Ket. 17b) handelt die Mischna hier von dem Falle, dass er z. B. zwei Jahre bei Lebzeiten des Vaters und ein Jahr bei Lebzeiten des Sohnes (oder umgekehrt) die Nutzniessung des Feldes gehabt hat, mithin die gesetzlich bestimmte Ersitzungszeit von drei Jahren (B. batra III, 1) durch den Tod des Vaters unterbrochen ward. Sind nun Zeugen da, dass das Feld früher dem Vater des andren gehört hat, so ist er mit seiner Behauptung, dass er es jenem abgekauft habe, nicht beglaubt. Von einem andren Falle kann hier nicht die Rede sein; denn wenn er bereits bei Lebzeiten des Vaters drei Jahre ununterbrochen die Nutzniessung des Feldes gehabt hat, so muss er beglaubt sein, wenn aber nicht, so kann er nicht beglaubt sein. Die Mischna lehrt also, dass, wenn ein Feld, das A. für sich beansprucht, durch Erbschaft aus dem Besitze des B. in den des Rechtsnachfolgers C. (z. B. des Sohnes) übergegangen ist, die während des Besitzes des C. verstrichene Ersitzungszeit dem A. nicht zu statten kommt.", "Wenn Zeugen13 Die die Unterschrift auf einer Urkunde vor Gericht als die ihrige anerkennen sollen. erklären: „dies ist zwar unsre Handschrift, aber wir waren [damals] gezwungen14 D. h. man drohte uns zu töten, wenn wir die Unterschrift verweigern würden, wir unterschrieben deshalb eine Unwahrheit. Würden sie erklären, sie hätten zur Zeit nur darum unterschrieben, weil man sie mit Vermögensverlust bedroht oder bestochen hatte, so wären sie nicht beglaubt, da wir annehmen, dass sich niemand durch sein eigenes Zeugnis zu einem Bösewicht stempelt, s. Jeb. II, Note 75. Wir könnten aber dann ihre Aussage nicht etwa teilen (פלגינן דיבורא) und ihnen zwar glauben, dass sie gezwungen waren, aber nicht, dass sie durch drohenden Geldverlust, sondern etwa durch Lebensgefahr gezwungen waren, wie es in Jeb. II, 9 zu dem Falle von הרגתיו bemerkt war. Denn dort war das Wesentliche die Tatsache, dass der Mann getötet ist, und diese glaubte man auch dem Zeugen, die Person aber, die den Mord verübt, war unwesentlich, darum war er betreffs dieser nicht beglaubt; in unsrer Mischna hingegen ist das Wesentliche, wodurch die Zeugen zur Unterschrift gezwungen waren, man kann deshalb ihre Aussage nicht zerlegen, sondern muss sie als eine einheitliche betrachten (Tos.). oder minderjährig15 Wenngleich unser Zeugnis der Wahrheit entspricht. oder zu einem Zeugnis untauglich“,16 Da wir zur Zeit mit den Parteien verwandt waren, s. Sanh. III, 4. Es kann hier nicht gemeint sein, dass sie sich für zeugnisunfähig erklären, indem sie sich eines Verbrechens bezichtigen (Ex. 23, 1), denn dieses würde man ihnen nicht glauben, s. Note 14. so sind sie beglaubt.17 Da man erst durch ihre eigene Aussage die Mängel ihrer Zeugnisfähigkeit erfuhr, glaubt man ihnen auch, dass es ihre eigene Unterschrift ist, vgl. Note 11; freilich nur dann, wenn der mit „aber“ eingeleitete Teil ihrer Aussage unmittelbar (תוך כדי דבור) auf den ersten Teil derselben folgte und zwischen diesen beiden höchstens soviel Zeit verstrich, dass man die drei Worte שלום עליך רבי (s. Mak. I, Note 62) hätte sprechen können. Andrenfalls könnte ihre Aussage nicht mehr als eine zusammenhängende betrachtet werden, wir müssten vielmehr in dem Zugeständnis, dass es ihre Unterschrift ist, eine ähnliche Bestätigung derselben erblicken, wie in dem letzten Falle dieser Mischna, wo ihre Unterschrift anderweitig bekannt ist, und dürften den Zeugen nicht glauben. Sind aber [andre] Zeugen da, dass es ihre Handschrift ist, oder ist ihre Handschrift anderweitig bekannt,18 Wörtlich: geht ihre Handschrift aus einer andren Stelle hervor, d. h. ihre Unterschrift befand sich auch auf einer andren, vom Gericht bestätigten Urkunde und stimmte mit der auf der fraglichen überein. so sind sie nicht beglaubt.19 Denn die Unterschrift zweier Zeugen gilt soviel wie ein von ihnen vor Gericht abgelegtes und als richtig befundenes Zeugnis, da man nicht annimmt, dass sie mutwillig etwas Unwahres beglaubigen werden; wenn aber jemand vor Gericht Zeugnis abgelegt hat, so kann er seine Aussage nicht widerrufen.", "Wenn der eine [Zeuge] erklärt: „dies ist meine Handschrift und dies20 Die andre Unterschrift. die Handschrift meines Genossen,“ und auch der andre erklärt: „dies ist meine Handschrift und dies die Handschrift meines Genossen,“ so sind sie beglaubt.21 Weil jede Unterschrift von zwei Zeugen bestätigt ist. Wenn der eine erklärt: „dies ist meine Handschrift,“ und auch der andre erklärt: „dies ist meine Handschrift,“ so muss man noch einen andren hinzunehmen;22 Der vor Gericht die Unterschrift der beiden Zeugen als die ihrigen anerkennt. dies sind die Worte Rabbi’s.23 In der Mischna ed. Lowe: דברי רבי מאיר. Der Tanna ist der Ansicht, dass die Zeugen nur die Richtigkeit ihrer Unterschrift erklären, aber nicht die Wahrheit des Inhalts der Urkunde; diese bedarf daher zu ihrer Bestätigung noch eines Zeugen, der beide Unterschriften kennt. Die Weisen aber sagen: man braucht nicht noch einen andren hinzuzunehmen, es ist vielmehr jeder Mensch beglaubt zu erklären: „dies ist meine Handschrift“.24 Die Weisen sind der Ansicht, dass die Zeugen durch ihre Aussage, dies sei ihre Unterschrift, zugleich die Richtigkeit des Inhalts der Urkunde erklären, es ist also die Urkunde durch zwei Zeugen bestätigt; und so entscheidet auch die Halacha.", "Die Frau, die erklärt: „ich war verheiratet, bin aber geschieden,“ ist beglaubt, denn der Mund, der bindet, löst auch wieder.25 S. Note 11. Ob die Frau die beiden Aussagen unmittelbar nach einander (Note 17) gemacht haben muss oder nicht, ist unter den Decisoren streitig, vgl. Eb. haëser 152, 6. Wenn aber Zeugen da sind, dass sie verheiratet war und sie erklärt: „ich bin geschieden,“ so ist sie nicht beglaubt.26 Hier kann der Satz הפה שאסר וכוי nicht angewendet werden, da man nicht durch die Frau, sondern durch die Zeugen erfuhr, dass sie verheiratet gewesen. Sagt sie: „ich war gefangen,27 Von Heiden. Diese aber standen im Verdacht, die Gefangenen zu vergewaltigen und sie dadurch zur Priesterehe unfähig zu machen, vgl. Ket. I, Note 29. bin aber rein [geblieben]“,28 D. h. es hat mir niemand beigewohnt. so ist sie beglaubt, denn der Mund, der bindet, löst auch wieder. Wenn aber Zeugen da sind, dass sie gefangen war und sie erklärt: „ich bin rein [geblieben],“ so ist sie nicht beglaubt. Wenn jedoch die Zeugen kamen, nachdem sie sich [wieder] verheiratet hat,28a Oder selbst, wenn sie sich noch nicht verheiratet, sondern das Gericht ihr nur erlaubt hat, einen Priester zu ehelichen. so braucht sie [den Mann] nicht zu verlassen.29 Die Ehe braucht nicht getrennt zu werden (vgl. Jeb. XV, Note 32), resp. sie darf auch auf Grund der Erlaubnis des Gerichtes die Ehe schliessen. Kamen jedoch, nachdem sie den Priester geheiratet, Zeugen, die da erklärten, dass ein Heide ihr beigewohnt, so muss ihre Ehe unter allen Umständen getrennt werden; ebenso, wenn die Frau, die erklärt hatte, sie sei geschieden, eine neue Ehe geschlossen, bevor noch Zeugen kamen und sagten, dass sie verheiratet gewesen.", "Wenn zwei Frauen gefangen waren30 Und Zeugen vorhanden sind, dass sie gefangen waren. und die eine erklärt: „ich war gefangen,31 Sie weiss nicht, dass Zeugen darüber vorhanden sind. bin aber rein geblieben,“ und auch die andre erklärt: „ich war gefangen, bin aber rein geblieben,“ so sind sie nicht beglaubt. Wenn aber jede von der andren dies bezeugt,32 Jede sagt von der andren aus, sie sei rein geblieben, über sich selbst aber macht sie keine Aussage. so sind sie beglaubt.33 Und man braucht nicht zu befürchten, dass sie durch ein falsches Zeugnis einander nur aushelfen (גומלין) wollen. Bei einer Gefangenen nahm man es nicht so streng und liess selbst eine Frau oder ein Kind, die sonst nicht klassische Zeugen sind, als Zeugen gelten, sobald sie nur vom Beginn bis zum Ende der Gefangenschaft um die Frau waren; denn dass der Priester eine Gefangene nicht heiraten darf, ist nur deshalb, weil es zweifelhaft ist, ob ihr nicht vielleicht ein Heide beigewohnt hat, vgl. auch Note 51.", "Ebenso, wenn von zwei Männern der eine erklärt: „ich bin ein Priester,“ und auch der andre erklärt: „ich bin ein Priester,“ so sind sie nicht beglaubt.34 Weil niemand befugt ist, über seine eigene Person Zeugnis abzulegen. Man darf daher diesem Manne keine Hebe verabfolgen. Heutzutage jedoch, wo man Hebe nicht mehr abzuscheiden braucht, darf man den Priester auf seine Aussage hin zu priesterlichen Functionen zulassen, s. Eb. haëser 3, 1. Wenn aber jeder vom andren dies bezeugt,35 Indem jeder erklärt, sowohl er selbst als auch sein Freund seien Priester. so sind sie beglaubt.", "R. Jehuda sagt: man erhebt nicht in den Priesterstand auf die Aussage nur eines Zeugen.36 Selbst dann nicht, wenn nicht zu befürchten ist, dass der Zeuge nur deshalb zu Gunsten des andren aussagt, damit dieser ein Gleiches von ihm bezeuge. R. Jehuda ist nämlich der Ansicht, dass man von dem Genusse der Hebe auf die Legitimität, auf die volle Berechtigung zur Priesterwürde schliessen dürfe (מעלין מתרומה ליוחסין), wenn also jemand einen andren Hebe essen sieht, so wird er glauben, dieser sei nun in jeder Beziehung zur Priesterwürde berechtigt. Man darf deshalb auf die Aussage nur eines Zeugen niemand zum Priester erklären und ihm etwa Hebe verabfolgen. Da sagte R. Elasar37 In der Mischna ed. Lowe sowie in der Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin (Ms. Or. Fol. 567): ר׳ אליעזר.: wann [gilt dies]? wenn man Einspruch dagegen erhebt;38 Wenn das Gerücht verbreitet ist, er sei kein Priester oder 2 Personen erklären, er sei ein „Entweihter“, s. Lev. 21, 15 und Jeb. VI, Note 37. wenn man aber keinen Einspruch dagegen erhebt, so darf man auch auf die Aussage nur eines Zeugen in den Priesterstand erheben.39 Wenn nicht zu befürchten ist, dass die Beiden durch ein falsches Zeugnis einander helfen wollen. Rabban Simon, Sohn Gamliel’s, sagt im Namen des R.40 In Mscr. Or. 567, Mischna ed. princ. und ed. Lowe fehlt das Wort רבי. Simon,41 Vgl. Schek. VIII, 5; Men. XI, 9. Sohnes des Segan42 Über die Bedeutung dieses Wortes, das hier als appellativum gebraucht wird, s. Sota VII, 7.: man erhebt in den Priesterstand auf die Aussage nur eines Zeugen.43 R. Simon b. G., der scheinbar derselben Ansicht wie R. Elasar ist, meint dies nach der Erklärung des Talmud (Ket. 26a) für folgenden Fall: A. galt allgemein als Priester. Dann verbreitete sich das Gerücht, dass er ein Entweihter sei, woraufhin das Gericht ihm die Priesterwürde aberkannte. Später kam ein Zeuge und erklärte, A. sei ein (legitimer) Priester, worauf das Gericht ihn wieder in den Priesterstand erhob. Alsdann verbreitete sich zum zweiten Male das Gerücht, dass er ein Entweihter sei, worauf das Gericht ihn aus dem Priesterstand entfernte; und dann kam wieder ein Zeuge und erklärte, er sei ein Priester. R. Simon b. G. ist nun der Ansicht, dass man die Aussagen der zwei Zeugen zu einem Zeugnis vereinigen darf, obschon sie nicht zu gleicher Zeit vor Gericht erschienen sind; durch das Zeugnis dieser beiden wird das Gerücht umgestossen und A. wieder in den Priesterstand erhoben, da er ohnedies als Priester galt; und so entscheidet auch die Halacha. Nach R. Elasar hingegen darf die Aussage des zweiten mit der des ersten nicht zu einem Zeugnis vereinigt werden, da sie zeitlich auseinanderlagen, es bliebe vielmehr das Gerücht bestehen, dass A. ein Entweihter ist.", "Eine Frau, die von Nichtjuden wegen Geldes44 Wegen einer Geldschuld, oder weil man Geld von ihr erpressen wollte. gefangen genommen wurde, ist ihrem Gatten45 Auch wenn dieser ein Priester ist. erlaubt;46 Zur Fortsetzung der Ehe; denn es ist anzunehmen, dass die Heiden ihr nicht Gewalt angetan aus Furcht, das Geld zu verlieren. Nach dem Talmud gilt dies nur in dem Falle, dass an dem betreffenden Orte die Juden die Gewalt in Händen haben, sodass die Heiden mit gutem Grunde diese Besorgnis hegen. Ist aber die Gewalt in der Hand der Heiden, so ist die Frau dem Manne, falls er ein Priester ist, verboten, es sei denn, dass ein Zeuge erklärt, sie sei nicht vergewaltigt worden, s. Note 33. [geschah dies] wegen eines Kapitalverbrechens,47 D. h. sie war zum Tode verurteilt. so ist sie ihrem Gatten verboten.48 Nicht nur wenn der Gatte ein Priester ist, der selbst eine Vergewaltigte nicht heiraten darf, sondern auch wenn er ein Nichtpriester ist, denn es ist zu befürchten, dass sie, um ihr Leben zu retten, sich freiwillig hat missbrauchen lassen. In einer Stadt, die ein Belagerungsheer49 In der Mischna ed. princ. קרקום, dagegen in Ms. Or. 567 und ed. Lowe richtig: כרקום = χαϱάϰωμα, eigentl. Pfahl, Pallisade, Bollwerk, dann das belagernde Heer; s. auch Git. III, 4. Vgl. Targ. Onkelos כרקומין zu מצור Deut. 20, 20; ebenso hat die Septuaginta z. St. χάϱαξ. eingenommen, sind alle Priesterfrauen,50 Auch die nicht priesterlichen Jungfrauen, die sonst zur Priesterehe tauglich gewesen wären. die sich in ihr finden, untauglich geworden.51 Zur Priesterehe, weil zu fürchten ist, dass sie vergewaltigt worden. Dass aber die Vergewaltigte dem Priester zur Ehe verboten ist, wird im Talmud (Jeb. 56b) aus dem scheinbar überflüssigen והיא bei לא נתפשה, Num. 5, 14 abgeleitet, welches andeuten will, dass, während im allgemeinen nur die Frau, die nicht vergewaltigt ist, sondern freiwillig Unzucht getrieben hat, ihrem Gatten zur Fortsetzung der Ehe verboten ist, es auch einen Fall giebt, in dem selbst die Vergewaltigte zur Ehe verboten ist, nämlich wenn sie einen Priester heiraten oder die Ehe mit ihm fortsetzen will. — Befand sich jedoch in der belagerten Stadt ein Schlupfwinkel, in dem sich auch nur eine Frau versteckt halten konnte, so ist jede Frau, die erklärt, sie habe sich während der Belagerung dort verborgen gehalten, beglaubt. Wenn sie daher erklärt, sie habe sich zwar nicht versteckt, sei aber auch nicht vergewaltigt, so ist sie gleichfalls beglaubt, da (מגו) sie ja auch hätte sagen können, sie habe sich verborgen gehalten, was ihr ohne weiteres geglaubt worden wäre (Ket. 27a). Sind jedoch Zeugen da,52 Dass sie nicht vergewaltigt sind. sei es auch nur ein Sklave oder eine Sklavin,53 D. h. die Sklavin eines Andren; ihre eigene wäre hier nicht beglaubt, weil zu besorgen ist, dass sie aus Furcht vor ihrer Herrin die Unwahrheit sagt. Nur wenn ihre Sklavin dies beiläufig, „in ihrer Einfalt“ (מסיחה לפי תומה), nicht in ihrer Eigenschaft als Zeugin erzählt hätte, wäre sie beglaubt. so sind sie glaubwürdig; es ist aber54 Im jerus. Talmud und im Ms. Or. 567 ist die Lesart שאין. niemand bezüglich55 Zur Bedeutung von על ידי s. Jeb. X, Note 58. seiner selbst beglaubt. Es sagte R. Secharja, Sohn des Kazzaw.56 קצב eigentl. Fleischhauer. R. Secharja war ein Priester, vgl. auch Ed. VIII, 2; Sota V, 1; B. batra 111a. Er lebte zur Zeit der Tempelzerstörung. bei diesem Tempel!57 Das ist ein Ausdruck der Versicherung und Bekräftigung, ähnlich einem Schwure. Vgl. Ker. I, 7; VI, 3; B. batra 166a; היכלא Kid. 71a; העבודה = beim Gottesdienst! B. Batra 11a, Sifra zu Lev. 19,17, Mech. zu Ex. 12,26; cf. הא׳ Sab. 145a, משה Chul. 93a. Ihre58 Meiner Frau. Hand ist nicht aus der meinigen gewichen von der Stunde an, da die Heiden nach Jerusalem gekommen, bis sie wieder fortgezogen sind. Darauf sagte man zu ihm: es darf niemand für sich selbst Zeugnis ablegen.59 Wenn aber ein Priester bezeugt, dass eine Frau, die gefangen war, nicht vergewaltigt worden ist, so darf er sie nicht heiraten, weil er im Verdachte steht, „ein Auge auf sie geworfen zu haben.“ Hat er sie jedoch aus der Gefangenschaft losgekauft und bezeugt dann ihre Reinheit, so darf er sie heiraten, weil anzunehmen ist, dass er sich zuvor vergewissert haben wird, dass sie auch rein geblieben ist.", "Folgende sind beglaubt, als Erwachsene60 Das ו in גודלן und קוטנן, das hier die Mischnaausg. haben, ist als mater lectionis zu fassen; es ist auch möglich, dass בגוּדלן gelesen werden soll, wie Ps. 150,2. zu bezeugen, was sie in ihrer Kindheit gesehen haben: Man ist beglaubt zu sagen: „dies ist die Handschrift meines Vaters“,61 אבא in der Mischna öfter = mein Vater, wie Pea II, 4, Sanh. III, 2, Git. IX, 2; es ist derselbe Sprachgebrauch wie im Targ. Onkelos zu Gen. 19, 34; 24, 38 u. ö. — Da nach der Thora die Unterschrift von zwei einwandsfreien Zeugen ohne weiteres beglaubigt ist (s. oben Note 19) und erst die Rabbinen die Bestätigung der Unterschrift durch das Gericht angeordnet haben, so haben sie auch solche Personen zu diesem Zeugnis für zulässig erklärt, die sonst nicht als klassische Zeugen gelten. Minderjährige sind aber zeugnisunfähig, was aus האנשים Deut. 19, 17 abgeleitet wird. Sobald nun noch ein Zeuge da ist, der beide Unterschriften kennt, kann das Gericht diese bestätigen. oder „dies ist die Handschrift meines Lehrers“,62 Dass die Mischna alle 3 Fälle anführen musste, begründet der Talmud (Ket. 28a) also: Hätte nur der Fall vom Sohne gestanden, so könnte man meinen, dass dieser nur darum beglaubt ist, weil er als Kind gewöhnlich beim Vater war und daher dessen Unterschrift genau kannte, betreffe des Lehrers aber wäre er vielleicht nicht beglaubt. Hätte wiederum nur der zweite Fall gestanden, so könnte man meinen, der Schüler sei nur darum beglaubt, weil er aus Ehrfurcht vor dem Lehrer bloss das bezeugen wird, was er sicher weiss, betreffs des Vaters aber wäre er vielleicht nicht beglaubt. Hätten endlich nur jene beiden Fälle gestanden, so würde man noch nicht wissen, ob man auch betreffs der Unterschrift des Bruders beglaubt ist, da ja die genannten Vermutungen hier nicht zutreffen. oder „dies ist die Handschrift meines Bruders;“ „ich erinnere mich,63 זכור (auch Ned. III, 1) = eingedenk, wie Ps. 103, 14. Der Gebrauch der passiven Form in activer Bedeutung bei intransitiven Stämmen ist in der Mischna [wie in der Bibel שכון ,אחוז ,בטוח] nicht selten, vgl. סכור = glaubend, Kid. III, 5; מתון = zögernd, bedächtig, Ab. I, 1; שקוד = wachsam, ibid. II, 14. dass die N. N. mit dem Hinuma64 S. oben Note 6. und entblösstem Haupte fortgegangen ist,65 Die Frau erhält demnach eine Ketuba von 200 Denar. Da nämlich die meisten Frauen als Jungfrauen heiraten, so bedarf es in diesem Falle keines wirklichen, vollgilltigen Zeugnisses, es genügt vielmehr eine blosse Bekundung darüber, dass die Hochzeit der N. N. in derselben Weise wie bei allen Jungfrauen stattgefunden hat. oder dass N. N. aus der Schule ging,66 Als ich noch ein Kind war. um zu baden67 Als er unrein war. und dann Hebe68 Die nach der Thora abzuscheiden geboten ist, Deut. 18, 4. geniessen zu dürfen,69 Auf Grund dieser Aussage, die nur rabbinisch als Zeugnis gilt, darf er dann Hebe von solchen Früchten essen, deren Abscheidung gleichfalls nur von den Rabbinen angeordnet ist. Es ist aber nicht zu befürchten, dass N. N. zur Zeit nur der Sklave eines Priesters war und als solcher von der Hebe seines Herrn genoss (Lev. 22, 11), da man Sklaven nicht in der Thora unterrichten soll; s. Jore dea 267,71. oder dass er mit uns Anteil in der Scheune erhielt,70 Auch hier braucht man nicht zu befürchten, dass er zur Zeit nur der Sklave eines Priesters war, da man einem solchen nur in Gegenwart seines Herrn Hebe verabreichen darf; vgl. Jeb. XI, Note 29. oder: dieser Ort ist eine Stätte, an der Totengebeine liegen,71 בית הפרס ein Ort, an welchem Totengebeine liegen, die durch einen über das Grab geführten Pflug „zerbrochen“ oder „ausgebreitet, zerstreut“ sind, s. Ohal. XVII, 1 und XVIII, 2—4. [Nach Brüll, Jahrbücher V, 122 würde פרס mit dem griech. „φϱοῦδος = verschwunden, verloren“ oder aber, was uns freilich ebenso unwahrscheinlich ist, mit „φϱάσσω = umzäunen, umhegen“ zusammenhängen. Er meint, ursprünglich sei ein Feld, von dem man vermutete, dass sich ein Grab auf demselben befand, umzäunt worden; diese Bezeichnung sei später auch für jedes derartige Ackerland gebraucht. Zuckermandel, in Frankels Monatsschrift 1874, S. 33ff. nimmt פרס = Hälfte, von פרס = teilen, spalten, vgl. כדי אכילת פרס), und בית = Fläche, in welcher Bedeutung בית bei Massbestimmungen öfter vorkommt (vgl. בית כור ,כית סאה). בית הפרס wäre demnach ein Flächenraum, der die „Hälfte“ des biblischen צמד (I Sam. 14, 14) ist, also eine Fläche von 100 Ellen im Quadrat, צמד ein Rechteck, dessen eine Seite 200, dessen andre 100 Ellen lang ist. Nach Löw bei Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter, S. 492 ist פרס = φόϱος, forum, der äussere Vorhof eines Grabmals.] Da die Unreinheit eines solchen Feldes im Umfange von 100 Ellen im Quadrat nur eine rabbinische Anordnung ist, so glaubt man auch den genannten Personen, wenn sie erklären, dass sich diese Fläche nur bis zu einer bestimmten Linie erstreckt habe; was dann ausserhalb dieser Grenzlinie liegt, ist rein. oder: bis hierher sind wir am Sabbat gegangen“.72 Vgl. Erub. Einleitung und V, 5. Die Bestimmung über die Sabbatgrenze ist nur rabbinisch. Niemand aber ist beglaubt zu sagen: „N. N. hatte an dieser Stelle einen Weg,73 D. h. ein Wegrecht auf dem Felde eines Andren. oder N. N. hatte an dieser Stelle einen Stand74 D. h. das Recht, nach der Beerdigung den Zug der Leidtragenden „halten zu lassen.“ Nach dem Berichte des Talmud (B. batra 100b) pflegte man nach der Beisetzung noch eine Trauerfeier auf dem Friedhof zu veranstalten, indem man in kurzen Zwischenräumen Halt machte, sich niedersetzte und Trostesworte an die Trauernden richtete. Die Aufforderung an die Leidtragenden zur Fortsetzung resp. zur Unterbrechung des Zuges lautete: עמדו יקרים עמודו, „erhebt euch, ihr Teuren, erhebt euch“, שבו יקרים שבו, „setzt euch, ihr Teuren, setzt euch.“ Da es sich in den beiden letzten Fällen um gewisse Rechte und um Fragen des Besitzes handelt, so ist hier ein vollgiltiges Zeugnis erforderlich und niemand beglaubt, als Erwachsener das zu bezeugen, was er in seiner Kindheit gesehen, obgleich diese Dinge öffentlich bekannt waren und nicht leicht anzunehmen ist, dass der Zeuge etwas Unwahres bekundet. und das Recht, eine Trauerrede halten zu lassen.“" ], [ "Bei folgenden1 אלו ist entweder Fragepronomen, Plural zu איזו (vgl. B. mezia II, 1), oder die in der Mischna übliche Nebenform zu אלה. Nach J. Derenbourg in Frankels Monatsschr. 1880, S. 232 ist die Form אלו sogar älter als אלה, wie זו älter scheint als זה; „der Vocal u verwischt sich in e, aber e erhebt sich nicht zu u. Bei den Hebräern hat wahrscheinlich die Volkssprache das alte אלו bewahrt, welches von der Schriftsprache in אלה verflüchtigt wurde. Nach der Sprachverderbnis im letzten Jahrhundert vor der gewöhnlichen Zeitrechnung hat die alte Form wieder die Oberhand gewonnen.“ Mädchen1a D. h. weiblichen Personen, die im Alter von 12 bis 12½ Jahren stehen und die Zeichen der Pubertät hervorgebracht haben. findet Geldstrafe2 Von 50 Schekel, Deut. 22, 29. — Das Wort קנס wird gewöhnlich mit dem lateinischen census und dem griechischen ϰῆνσος zusammengestellt; s. Levy, Kohut, Krauss. Nach Nöldeke in Euting’s Nabat. Inschriften, S. 32, ist קנס semitischen Ursprungs. statt3 D. h. wer eine der hier genannten Personen vergewaltigt, hat an ihren Vater diese Pön zu entrichten. Bei Jungfrauen, die zur Ehe geeignet sind, tritt selbstverständlich Geldstrafe ein. Die Mischna will nur sagen, dass dies auch der Fall ist bei Mädchen, mit denen eine Eheschliessung verboten ist oder bei denen zu vermuten ist, dass sie in frühester Kindheit vergewaltigt sind.: wenn jemand beiwohnt einem weiblichen Bastard,4 S. Jeb. IV, 13 und VII, Note 56. einer Nethina5 S. Jeb. II, Note 37 und VIII, Note 27. oder einer Samaritanerin;6 כותית = Kuthäerin oder Samaritanerin. Unter den Kuthäern versteht man die Völkerschaft, die sich in Samaria und Umgegend aus der Vermischung der Israeliten mit den aus Kutha und andren Städten dorthin verpflanzten, heidnischen Kolonisten gebildet hatte, s. II Kön. 17, 24 ff. Nach diesem biblischen Berichte sind die Samaritaner zunächst nur aus Furcht vor den verheerenden Löwen zum Judentum übergetreten (גרי אריות); sie gelten daher im übrigen als Heiden, und eine Verschwägerung mit ihnen ist ebenso wie mit den in der Mischna genannten Bastarden und Gibeoniten unzulässig, Deut. 7, 3. Trotzdem tritt bei ihrer Vergewaltigung die Geldstrafe ein. So Raschi. In der Mischna ist hier noch der Fall nachzutragen: wenn ein Hohepriester eine Witwe vergewaltigt. Eine Ehe zwischen beiden wäre nach Lev. 21, 14 bei Geisselstrafe verboten. Nach Tos. (Ket. 29a s. v. ועל הכותית) vertritt unsre Mischna die Ansicht des R. Meir, dass die Samaritaner als „aufrichtige Proselyten“ (גרי אמת) gelten; es muss aber ausdrücklich gesagt werden, dass dennoch Strafe eintritt, weil sonst zu vermuten wäre, dass den Samaritanern kein Strafgeld zuerkannt wird, damit sie sich nicht mit den Israeliten vermischen (vgl. B. kamma 38b). Die Mischna bestimmt daher, dass der Israelit, der eine Samaritanerin vergewaltigt, Geldstrafe zu zahlen hat, damit er für sein Vergehen nicht straffrei ausgeht. wenn jemand beiwohnt einer Proselytin, einer Gefangenen oder einer Sklavin, die losgekauft oder übergetreten oder freigelassen waren, bevor sie drei Jahre und einen Tag alt wurden;7 Für diese gilt die Präsumtion, dass sie noch Jungfrauen sind, denn wenn sie auch im Alter von weniger als 3 Jahren vergewaltigt wären, würden die Zeichen ihrer Jungfrauschaft sich wieder einstellen; vgl. auch Ket. I, 2. wenn jemand beiwohnt seiner Schwester,8 Lev. 20, 17. der Schwester seines Vaters,9 Lev. 20, 19. der Schwester seiner Mutter,9 Lev. 20, 19. der Schwester seiner Frau,10 Lev. 18, 18. der Frau seines Bruders,11 Mütterlicherseits, die nach der Verlobung geschieden oder Witwe wurde, Lev. 18, 16; oder auch der Frau seines Bruders väterlicherseits, die entweder nach der Verlobung geschieden und daher dem Levir zur Ehe verboten ist, oder nach der Verlobung Witwe wurde, während ihr Mann Kinder von einer andren Frau hinterliess. Wäre die Frau seines Bruders väterlicherseits Witwe geworden, ohne dass ihr Mann Kinder hinterlassen, so würde ihr Schwager an ihr die Leviratsehe vollziehen müssen und könnte somit von einer Geldstrafe keine Rede sein; wäre sie aber noch verheiratet, so wäre ihr Schwager der gerichtlichen Todesstrafe durch Erdrosselung schuldig (Lev. 20, 10 und Sanh. XI, 1) und deshalb von der Zahlung der Geldstrafe frei, s. M. 2, Ende. der Frau des Bruders seines Vaters12 Die nach der Verlobung geschieden oder Witwe wurde, sodass ihr Mann ihr noch nicht beigewohnt hat; Lev. 18, 14. oder einer Menstruierenden13 Lev. 18, 19. — so findet bei diesen [Mädchen] Geldstrafe statt;14 Durch das dreimalige הבא teilt die Mischna die Fälle in 3 Gruppen: 1) solche, bei deren Eheschliessung der Mann ein (einfaches) Verbot übertritt, 2) solche, die dem Manne zur Ehe erlaubt sind, 3) solche, deren Eheschliessung bei Strafe der himmlischen Ausrottung verboten ist. [denn] obgleich jene [Männer] die Ausrottungsstrafe15 Lev. 20, 17—21 und 18, 29. schuldig sind, erfolgt bei ihnen doch nicht die Todesstrafe durch das Gericht.16 Diese würde sie von der Geldstrafe befreien (s. folgende Mischna), die Ausrottungsstrafe aber befreit sie hiervon nicht. Es darf jedoch keine Verwarnung durch Zeugen erfolgt sein, sonst müssten sie mit Geisselung bestraft werden (Mak. III, 1), diese aber, verbunden mit aufrichtiger Busse, würde sie von der Ausrottungsstrafe (Mak. III, 15) sowie von der Geldzahlung befreien. Das letztere wird Ket. 32b also abgeleitet: Es heisst Deut. 25, 2 כדי רשעתו, „nach Massgabe seiner Freveltat“ [soll die Geisselstrafe erfolgen]; daraus folgt, dass er wegen einer Freveltat bestraft wird, aber nicht wegen zweier. Da es unmittelbar darauf (V. 3) heisst ארבעים יכנו, „40 Hiebe soll man ihm geben“, so ist daraus zu schliessen, dass, wo Leibes- und Geldstrafe zugleich eintreten würden, nur die Leibesstrafe vollzogen wird. Vgl. Mak. I, Note 28.", "Bei folgenden [Mädchen] findet keine Geldstrafe statt: wenn jemand beiwohnt einer Proselytin, einer Gefangenen oder einer Sklavin, die losgekauft, übergetreten oder freigelassen waren, nachdem sie drei Jahre und einen Tag alt wurden.17 Bei diesen wird vermutet, dass man ihnen beigewohnt hat, solange sie noch unter Heiden lebten resp. unter fremder Gewalt waren. Wenngleich für die Gefangene diese Präsumtion nur von den Rabbinen aufgestellt wurde (s. Ket. II, Note 33), so haben die Rabbinen sie dennoch in jeder Beziehung einer Frau gleichgestellt, die bestimmt vergewaltigt worden ist, weil sie befürchteten, die Gefangene könnte sonst als dem Priester zur Ehe erlaubt gelten. R. Jehuda sagt: eine Gefangene, die losgekauft wurde, bleibt in ihrer [früheren] Weihe,18 Sie gilt als unberührt; bei ihrer Vergewaltigung tritt daher Geldstrafe ein. wenn sie auch erwachsen war.19 Obgleich sie also dem Priester zur Ehe verboten war, kann derjenige, der sie vergewaltigt, sich nicht darauf berufen, um sich von der Geldstrafe zu befreien. Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Jehuda. Wenn jemand beiwohnt seiner Tochter,20 Wenn diese nach der Verlobung geschieden wurde und ein Fremder sie vergewaltigt, so hätte nach der Ansicht des R. Akiba (M. 3) nicht ihr Vater, sondern sie selbst das Strafgeld zu beanspruchen, desgleichen wenn sie erst nach erlangter Reife vor Gericht kam. In diesen beiden Fällen ist nun der Vater, der seine Tochter vergewaltigt, von der Zahlung der Geldstrafe frei. In jedem andren Falle würde das Strafgeld ohnedies dem Vater selbst gehören, vgl. M. 8. der Tochter seiner Tochter, der Tochter seines Sohnes, der Tochter seiner Frau, der Tochter ihres Sohnes, der Tochter ihrer Tochter,21 Die Unzucht mit diesen 6 Personen ist mit Todesstrafe durch Verbrennung bedroht, Lev. 20, 14 und Sanh. IX, 1. — Hier wäre noch nachzutragen: wenn jemand der Frau seines Vaters oder seiner Schwiegertochter beiwohnt, denn auch dieses Verbrechen wird mit gerichtlicher Todesstrafe (Steinigung) geahndet, Lev. 20, 11. 12 und Sanh. VII, Note 23. Die Mischna hat jedoch nicht alle Fälle, aufgezählt, vgl. Note 6. so findet bei diesen [Mädchen] keine Geldstrafe statt, weil er sein Leben verwirkt hat, denn seine Todesstrafe erfolgt durch das Gericht; wer aber sein Leben verwirkt, zahlt kein Geld, denn es heisst (Ex. 21,22) „ … und geschieht kein Unfall, so wird er bestraft.“22 Daraus folgt: wenn aber ein Unfall geschieht, d. h. die schwangere Frau oder einer der streitenden Männer getötet wird, so ist keine Geldstrafe zu zahlen; oder allgemein: wenn jemand absichtlich oder unabsichtlich ein Verbrechen begeht, dessen vorsätzliche Verübung mit gerichtlicher Todesstrafe geahndet wird, so fällt die Geldstrafe fort.", "Bei einem Mädchen, das verlobt war23 Wäre aber die Eheschliessung unter dem Trauhimmel bereits vollzogen, so würde, wenn auch ihr Gatte ihr noch nicht beigewohnt, Geldstrafe nicht eintreten. und geschieden24 Oder Witwe. Wäre sie noch verlobt, so würde der Mann, der sie vergewaltigt, der Todesstrafe durch Steinigung verfallen und deshalb von Geldstrafe frei sein. wurde, findet, so sagt R. Jose der Galiläer, keine Geldstrafe statt.25 Denn Deut. 22, 28 heisst es, dass nur derjenige Geldstrafe zu zahlen hat, der ein Mädchen vergewaltigt, das „noch nicht verlobt war;“ wenn sie aber einmal verlobt war, so fällt die Geldstrafe fort. R. Akiba sagt: es findet wohl Geldstrafe statt,26 Nach R. Akiba wollen die beiden Verse Deut. 22, 28 u. 29 besagen, dass nur bei einem Mädchen, das „nicht verlobt ist,“ das Strafgeld für die Vergewaltigung dem Vater gehört, war es aber einmal verlobt, so hat es selbst das Strafgeld zu beanspruchen. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. Auch die beiden in M. 1 genannten Sätze, wonach für die Vergewaltigung der Frau des Bruders und der Frau des Bruders des Vaters (Note 11 und 12) Strafgeld zu zahlen war, entsprachen der Ansicht des R. Akiba. und das Strafgeld gehört ihm (dem Mädchen).27 Das Schmerzensgeld aber, das Strafgeld für die Beschämung sowie das für die Verletzung gehört dem Vater, Maim. Hil. Naara betula II, 16. Nach R. Ascher jedoch (zu Ket. 38a) gehört alles der Tochter.", "Der Verführer zahlt dreierlei, der Notzüchtiger viererlei. Der Verführer zahlt die Beschämung, die Wertverminderung28 Infolge der Verletzung. über die Höhe dieser Strafen s. M. 7. und die Geldstrafe; für den Notzüchtiger kommt hinzu, dass er den Schmerz29 Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich je nach dem Alter und der Körperbeschaffenheit des Mädchens sowie des Notzüchtigers. Man bestimmt diese Summe, indem man den Vater fragt, wieviel er zahlen würde, um seine Tochter von den Schmerzen zu befreien, die dieser Mann ihr verursacht. bezahlt.30 Die Vergewaltigte empfindet Schmerzen infolge der Notzucht, die Verführte aber, die sich freiwillig dem Manne ergiebt, nicht; die Thora gebraucht aber den Ausdruck ענה, schwächen, quälen nur bei der Notzucht, Deut. 22, 29, nicht bei der Verführung, Ex. 22, 15. Welcher Unterschied besteht zwischen einem Notzüchtiger und einem Verführer? Der Notzüchtiger bezahlt den Schmerz, der Verführer bezahlt den Schmerz nicht;31 Selbst wenn die Verführte durch den Coitus Schmerzen empfunden haben sollte. der Notzüchtiger zahlt sofort,32 Dem Vater, obwohl er die Tochter nachher heiraten muss. der Verführer erst, wenn er sie entlässt;33 D. h. wenn er sie nicht heiraten will. Heiratet er sie aber, so muss er wohl die Strafe für die Beschämung sowie das Schmerzensgeld sofort zahlen, von der Zahlung des Strafgeldes (קנס) ist er jedoch frei, denn es heisst Ex. 22, 16: „[nur] wenn ihr Vater sich weigert, sie ihm zu geben, muss er Geld zahlen.“ Dagegen heisst es bei dem Notzüchtiger Deut. 22, 29: „er soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben, und ihm soll sie zur Frau werden;“ also ist hier das Strafgeld unter allen Umständen zu zahlen. der Notzüchtiger muss aus seinem Gefäss trinken,34 עציץ = اصيص Napf, Gefäss, Geschirr; nach Fleischer [in Levy’s Wörterbuch] ist עציץ nur eine härtere Form für אציץ, welches sich nach Angabe des Aruch in Meg. 16a und B. kamma 144a findet, während unsre Ausgaben auch hier עציץ haben. שותה בעציצו ist eine sprichwörtliche Redensart im Sinne von „zufrieden sein müssen mit dem, was man erworben.“ Der Notzüchtiger muss auch gegen seinen Willen die Vergewaltigte zur Frau nehmen und sie behalten (Deut. 22, 29) selbst auf die Gefahr hin, dass sie mit körperlichen Makeln behaftet ist; vgl. die folg. Mischna. Dukes, Litteraturbl. des Orient 1848, S. 137, Anm. 5 vergleicht mit jener Phrase die spanische Redensart: „beber por calabeza“ = aus dem Kürbisse trinken, welche zur Bezeichnung für übereilte Heiraten gebraucht wird. „Das tertium comparationis ist: wer aus einem Kürbis trinkt, sieht nicht, was er trinkt und läuft Gefahr, manches Unreine zu verschlucken. So auch, wer eine Frau übereilt heiratet, ohne sich mit ihrem Character und ihrer Abstammung bekannt gemacht zu haben, läuft Gefahr, manches Schlimme in den Kauf zu bekommen, das er hernach zu bereuen hat.“ der Verführer darf, wenn er will, sie entlassen.", "Wie ist das gemeint: „er muss aus seinem Gefäss trinken?“ Selbst wenn sie (die Vergewaltigte) lahm35 חגר ist die hebräische Form für das aramäische חגירא, ܚܓܺܝܪܳܐ = bibl.-hebr. פסח; vgl. Targ. Onk. zu Lev. 21, 18. oder blind36 סומא von סמי und סמא, blind sein. Das Wort ist eigentlich Safel von עמי = עמם, dunkel sein, mit Abwerfung des ע (Levy, Wörterb.). oder mit Geschwüren behaftet ist. Wird an ihr ein Makel37 Die Mischna ed. princ. und ed. Lowe liest דבר זמה; Ms. Or. 567: דבר זנות. gefunden38 Sie hat nach der Eheschliessung Unzucht getrieben. Durch Unzucht vor der Eheschliessung würde sie ihm zur Ehe nicht verboten werden, da sie damals noch nicht seine Frau war. oder ist sie nicht geeignet, in Israel39 Ms. Or. 567 liest בקהל. aufgenommen zu werden,40 D. h. die Ehe mit einem legitimen Israeliten einzugehen, sie war z. B. ein Bastard, Deut. 23, 3. so darf er sie nicht behalten, denn es heisst (Deut. 22,29): „Ihm soll sie zur Frau werden,“ [d. h.] wenn sie eine für ihn geeignete Frau ist.41 Im allgemeinen gilt zwar der Grundsatz לא עשה דוחה תעשה, „das Gebot verdrängt das Verbot,“ d. h. wenn ein Gebot und ein Verbot zusammentreffen und die Erfüllung des Gebotes ohne die Übertretung des Verbotes unmöglich ist, so muss das Verbot zurücktreten und das Gebot ausgeführt werden. Bei Anwendung dieser Regel dürfte demnach der Mann die Frau behalten. In unsrem Falle jedoch kann der Grundsatz nicht angewendet werden, weil die Ausführung des Gebotes, dass er sie zur Frau nehmen solle, von der Einwilligung der Frau abhängt; man veranlasst sie daher auf die Ehe zu verzichten, sodass das Gebot entfällt und nur das Verbot in Kraft tritt. Nach R. Nissim hat ein Gebot, dessen Ausübung nur von dem Belieben eines Andren abhängig ist, nicht die Kraft, ein Verbot zu verdrängen.", "Wenn eine Waise verlobt war und dann geschieden wurde, so sagt R. Elasar:42 So ist die richtige Lesart, wie aus dem Talmud (Ket. 40 a) hervorgeht und sie auch die ed. princ. hat. Die Mischna ed. Lowe liest hier: … יתומה שנתאנסה או שנתפתתה ר׳ אליעזר אומר. der Veführer ist frei,43 Da sie sich ihm freiwillig ergab, ist anzunehmen, dass sie auf das Strafgeld verzichtet hat, und da ohnedies das Strafgeld ihr zufallen würde (M. 3), so kann sie verzichten. Das Gleiche gilt aber bei jeder Jungfrau, die nach der Verlobung geschieden wurde und deshalb das Strafgeld selbst zu beanspruchen hat. der Notzüchtiger aber schuldig.", "Wieviel beträgt [die Strafe für] die Beschämung? Je nach dem, der beschämt hat44 Die Schande, die ein Mann aus den niederen Volksschichten einem zufügt, ist grösser als die, welche ein Vornehmer einem antut. und dem, der beschämt ist.45 Die Beschämung einer vornehmen Jungfrau ist grösser als die einer niedrig stehenden und daher schwerer zu büssen. [Wieviel die für] die Wertverminderung? Man betrachtet sie, als wäre sie eine zu verkaufende Sklavin, [und schätzt sie ab,]46 B. kamma VIII, 1 steht in gleichem Zusammenhange an dieser Stelle ושמין. wieviel sie wert war47 Vor der Vergewaltigung. und wieviel sie [jetzt] wert ist.48 Wenn z. B. ein Herr seinem Sklaven eine Sklavin zur Frau geben will, so schätzt man ab, wieviel er für eine Jungfrau zahlen würde und wieviel für eine solche, der man schon beigewohnt hat; die Differenz ist dann als Entschädigung für die Verringerung des Wertes zu zahlen. Das Strafgeld ist für alle Menschen gleich;49 Nämlich 50 Silberschekel, Deut. 22, 29. Dass aber mit diesen 50 Schekel nicht etwa Alles bezahlt ist, wird im Talmud (Ket. 40b) also bewiesen: Es heisst (ibid.): „der Mann, der ihr beigewohnt hat, soll dem Vater des Mädchens 50 Silberstücke geben;“ das will sagen, für den Genuss der Beiwohnung allein hat er diese Summe zu zahlen, er hat aber ausserdem noch Strafe für die Beschämung und die Verletzung zu zahlen. und Alles, was von der Thora genau festgesetzt ist, ist für alle Menschen gleich.", "Solange ein Verkauf stattfinden kann,50 Solange der Vater befugt ist, seine Tochter als Sklavin zu verkaufen, d. i. solange sie noch nicht 12 Jahre alt ist. giebt es kein Strafgeld,51 Der Verführer oder der Notzüchtiger braucht dem Vater kein Strafgeld zu zahlen. und sobald es Strafgeld giebt,52 Wenn das Mädchen 12 Jahre und einen Tag alt ist. kann ein Verkauf nicht stattfinden. Eine Minderjährige53 Im Alter von 3 bis 12 Jahren und einem Tage. kann verkauft werden, hat aber keinen Anspruch auf Strafgeld.54 Dies ist nach dem Talmud (Ket. 40b) nur die Ansicht des R. Meir. Nach den Weisen aber findet auch bei der Minderjährigen von 3 Jahren an Geldstrafe statt, weil das Wort נערה, das bis auf eine Stelle Deut. 22, 19, die vom Verleumder handelt, „nicht voll“, d. h. defect (נער) geschrieben ist, jedes Mädchen begreift, das „noch nicht die volle geschlechtliche Reife“ erlangt hat. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. Ein Mädchen55 S. Note 1a. hat Anspruch auf Strafgeld, kann aber nicht verkauft werden.56 In Ned. 76a wird dies durch folgenden Schluss (ק״ו) abgeleitet: wenn schon das Mädchen, das der Vater zur Sklavin verkauft hat, mit dem Eintritt der Pubertät, d. i. mit 12 Jahren von selbst frei wird, so darf das Mädchen, das der Vater bis dahin nicht verkauft hat, von 12 Jahren an gewiss nicht mehr verkauft werden. Die Mannbare57 S. Jeb. VI, Note 20. kann weder verkauft werden noch hat sie Anspruch auf Strafgeld.58 Ersatz für Beschämung und Wertverringerung hätte sie demnach wohl zu beanspruchen, wenn sie vergewaltigt ist. Ist sie verführt, so fallen auch diese Strafen fort, da vermutet wird, dass sie freiwillig auf Entschädigung verzichtet hat, vgl. Note 43. (R. Is. Alfasi).", "Wenn jemand sagt: ich habe die Tochter des N. N. verführt, so bezahlt er die Beschämung und die Wertverminderung auf seine eigene Aussage,59 Obwohl er durch die Aussage, dass sie sich ihm freiwillig ergeben habe, den guten Ruf ihrer Familie schädigt und seine Beglaubigung wie eine Bestätigung des üblen Leumundes erscheint, ist er dennoch glaubwürdig und ersatzpflichtig. Hätte er erklärt, er habe sie vergewaltigt, so wäre er gewiss beglaubt, da er durch diese Aussage die Ehre der Familie nicht so sehr angreift. er bezahlt aber kein Strafgeld.60 Nach dem Grundsatze: מודה בקנס פטור, wer freiwillig eingesteht, dass er Geldstrafe schuldig sei, ist von der Zahlung derselben befreit. Der Talmud (B. kamma 75a) leitet diesen Grundsatz aus Ex. 22, 8 ab, wonach einer dem andren nur dann das Doppelte zu zahlen hat, wenn „die Richter ihn verurteilen,“ also nicht infolge freiwilligen Geständnisses. Wenn jemand sagt: ich habe gestohlen, [geschlachtet und verkauft],61 In Ms. Or. 567, der ed. princ. und ed. Lowe fehlen die eingeklammerten Worte. Vielleicht soll dann angedeutet sein, dass, wenn Zeugen nachher erklärten, er habe das Tier geschlachtet und verkauft, er selbst aber dies nicht freiwillig eingesteht, der Dieb dennoch vom Ersatz des Vier- und Fünffachen frei ist; vgl. B. kamma VII, Note 18. (S. Straschun). so bezahlt er den Wert auf seine eigene Aussage, bezahlt aber nicht das Doppelte62 Ex. 22, 3. oder das Vier- und Fünffache.63 Ex. 21, 37. [Wenn jemand sagt:] Mein Ochs hat den N. N.64 Ich bin also verpflichtet, ein Sühnegeld zu zahlen, Ex. 21, 28—30. oder den Ochsen des N. N. getötet,65 Und mein Ochse ist ein stössiger, sodass ich (nach Ex. 21, 36) zu zahlen verpflichtet bin. so bezahlt er auf seine eigene Aussage.66 Denn das Sühnegeld, das er zu zahlen hat, gilt nicht als Strafgeld (קנס), sondern als Ersatz (כופרא ממונא). [Wenn er aber sagt:] Mein Ochs hat den Sklaven des N. N. getötet,67 Und ich bin (nach Ex. 21, 32) verpflichtet, 30 Schekel zu zahlen. so bezahlt er nicht auf seine eigene Aussage.68 Denn die Summe, die er zu erlegen hätte, gilt nicht als Ersatz, sondern als Strafgeld, da sie von dem eigentlichen Werte des Sklaven unabhängig ist. Dies [nämlich] ist die Regel:69 Durch diese Formel, die in der Mischna gewöhnlich noch andre, nicht genannte Fälle unter die Regel rubriciert, sollen hier noch folgende zwei Fälle in der Regel einbegriffen sein: 1) Der Verleumder, der nach Deut. 22, 19 eine Strafe von 100 Schekel zu zahlen hat, ist von der Zahlung frei, sobald er sich selbst der Verleumdung bezichtigt, da diese Summe nicht als Ersatz, sondern als Strafgeld betrachtet wird, welches von der Person der Verleumdeten ganz unabhängig ist. 2) Der Herr, der seinem Sklaven ein Auge oder einen Zahn ausschlägt und ihn dafür nach Ex. 21, 26. 27 freilassen muss, ist dieser Pflicht enthoben, sobald er sich selbst jenes Vergehens bezichtigt. Denn da die Freilassung eine Entschädigung ist, die in der Regel den Wert des zugefügten Schadens übersteigt, so ist sie nicht als „Ersatz“ für das verstümmelte Glied, sondern als „Strafe“ (קנס) zu betrachten (Tos.). jeder, der mehr bezahlen muss, als der Schaden beträgt, zahlt auf seine eigene Aussage nicht.70 Nach dem Talmud (Ket. 41b) ist zuweilen auch derjenige frei, der weniger bezahlen muss, als der Schaden beträgt. Wenn z. B. ein zahmer Ochse (תם) den Ochsen eines Andren tötet, so ist der Eigentümer des ersteren von der Zahlung des halben Schadens frei (Ex. 21, 35), sobald er selbst seine Schuld eingesteht; denn diese Summe, die er zu zahlen hätte, gilt nicht als „Ersatz“, sondern als „Strafe“ (קנס) dafür, dass er seinen Ochsen nicht genügend überwacht." ], [ "Wenn ein Mädchen1 Ket. III, Note 1a. verführt wurde, so gehört das Geld für ihre Beschämung und ihre Wertverminderung sowie ihr Strafgeld ihrem Vater,2 Aus Ket. III, 4 war bereits zu schliessen, dass diese Strafgelder nicht bloss bei der Vergewaltigten, sondern auch bei der Verführten dem Vater gehören; denn es konnte dort nicht gemeint sein, dass der Verführer diese Gelder an das Mädchen zu zahlen habe, da dieses ja vermutlich darauf verzichten würde, nachdem es sich ihm freiwillig ergeben. Der erste Satz unsrer Mischna ist nur in Hinsicht auf die nun folgenden Fälle wiederholt und will sagen, dass auch bei der Verführten, die nicht nach dem Tode ihres Vaters vor Gericht gestanden, das Geld ihr selbst zukommt und ein Verzicht ihrerseits im Moment der Beiwohnung wirkungslos ist, da diese noch zu Lebzeiten ihres Vaters geschah. bei der Vergewaltigten3 Der Ausdruck תפוסה ist mit Rücksicht auf ותפשה Deut. 22, 28 gewählt. auch das Schmerzensgeld. Stand sie vor Gericht, bevor der Vater gestorben war,4 Und der Verführer wurde zur Zahlung dieses Geldes verurteilt. so gehört es dem Vater. Starb der Vater,5 Nachdem sie im Alter zwischen 12 und 12½ Jahren vor Gericht gestanden und dieses das Urteil gesprochen hatte. so gehört es den Brüdern.6 Da ihr Vater es zu beanspruchen hatte und sein Recht auf seine Söhne vererbt. Konnte7 הספיק von ספק = שפק (I. Kön. 20, 10), hinreichen, genügen; hier = genügend Zeit haben. sie nicht mehr vor Gericht stehen, bevor der Vater gestorben war, so gehört es ihr selbst.8 Denn der Vater kann wohl sein Geld, aber nicht das Recht, das er an seiner Tochter hat, auf seine Kinder vererben. In Ket. 43a wird dies also begründet: Es heisst Lev. 25, 46: „Ihr sollt sie (die Sklaven) euren Kindern nach euch vererben,“ die Sklaven dürft ihr wohl auf eure Söhne vererben, aber nicht eure Töchter resp. das Anrecht, das ihr an diesen habt. Überdies hätte vielleicht der Verführer, wenn es noch bei Lebzeiten des Vaters zum Prozess gekommen wäre, sein Vergehen freiwillig eingestanden und wäre dadurch von der Zahlung des Strafgeldes befreit (s. Ket. III, Note 60); es kann deshalb die Summe, die er zu erlegen hätte, nicht als ein dem Vater „geschuldetes Geld“ (ממונא) betrachtet werden, das dieser auf seine Kinder vererben könnte. Das Geld für die Beschämung sowie für die Wertverminderung, das, weil von der Schätzung des Gerichtes abhängig, eigentlich nicht als „Strafgeld“ (קנסא) betrachtet und deshalb wohl vererbt werden könnte, ist dennoch an die Tochter zu zahlen, weil es auch in andrer Beziehung dem Strafgelde gleich geachtet wird; Ket. 42b. Nach R. Nissim gehört es in der Tat den Brüdern. (A. L.: R. Simon sagt: konnte sie es nicht mehr erheben, bevor der Vater gestorben war, so gehört es ihr selbst.)9 In der Mischna ed. princ., der ed. Lowe sowie Ms. Or. 567 fehlen die eingeklammerten Worte, desgleichen in der Mischna des R. J. Alfasi. Sie sind offenbar aus dem zweiten Teile der Mischna hierher gekommen. Stand sie vor Gericht, bevor sie mannbar10 S. Jeb. VI, Note 20. wurde, so gehört es dem Vater. Starb der Vater, so gehört es den Brüdern. Konnte sie nicht mehr vor Gericht stehen, bevor sie mannbar geworden war, so gehört es ihr selbst. R. Simon sagt: konnte sie es nicht mehr erheben, bevor der Vater gestorben war (A. L.: bevor sie mannbar geworden war), so gehört es ihr selbst.11 Obwohl sie noch bei Lebzeiten des Vaters vor Gericht gestanden hat; denn aus dem Worte ונתן Deut. 22, 29 wird geschlossen, dass die Thora dem Vater das Geld erst dann zuerkannt hat, nachdem es ihm gegeben ist. Solange dieses nicht geschehen ist, hat er, auch wenn das Urteil bereits gefällt war, es noch nicht als sein Eigentum zu betrachten und kann es daher auch nicht vererben. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon. Der Ertrag ihrer Händearbeit12 Den sie bei Lebzeiten ihres Vaters verdient hat. und ihr Fund gehören, selbst wenn sie [jenen] noch nicht erhoben,13 Dies kann sich nur auf den Ertrag ihrer Händearbeit beziehen, denn den Fund hat sie sofort in Händen und von niemand zu erheben. als der Vater starb,13a Ed. princ. und ed. Lowe lesen ומת. den Brüdern.14 Die Zusammenstellung ihres Verdienstes mit ihrem Funde will nur Folgendes besagen: So wie nur das, was sie bei Lebzeiten ihres Vaters findet, diesem gehört als Entschädigung für die Kosten ihres Unterhalts (s. M. 4), das aber, was sie später findet, ihr verbleibt und nicht etwa den Brüdern zufällt, weil diese die Schwester ohnedies zu unterhalten verpflichtet sind (s. M. 11), ebenso gehört nur das, was sie bei Lebzeiten des Vaters verdient, diesem und fällt daher seinen Söhnen als Erbe zu, selbst wenn sie den Verdienst noch nicht eingezogen hatte; was sie jedoch nach dem Tode ihres Vaters verdient, gehört ihr selbst und kann vom Vater den Söhnen nicht vermacht werden, s. Note 8.", "Wenn jemand seine Tochter15 Die noch nicht 12½ Jahr alt war. verlobte und sie dann geschieden wurde, er sie dann [nochmals] verlobte und sie Witwe16 Die Mischna mochte nicht annehmen, dass sie zweimal Witwe wurde, weil eine solche eine dritte Ehe nicht mehr eingehen soll, da man vermutet, dass sie auch ihren dritten Mann durch Tod verlieren werde (Rabbi, Jeb. 64b). Aus dem gleichen Grunde nimmt die Mischna nicht an, dass sie zweimal geschieden wurde, da sie auch dann eine neue Ehe nicht mehr eingehen soll. S. Eb. haëser 9, 1 Anm. wurde, so gehört ihre Ketuba17 Die sie von beiden Verlobungen her zu beanspruchen hat. Die Mischna handelt hier entweder von dem Falle, dass der Verlobten eine Ketuba ausgestellt war (R. Nissim) oder sie vertritt die Ansicht, dass eine Verlobte die Auszahlung der Ketuba auch dann zu fordern hat, wenn diese ihr nicht ausdrücklich verschrieben ist; vgl. Jeb. XV, Note 53 (wo übrigens am Schlusse Cap. 55, § 6 zu lesen ist). ihm (dem Vater).18 Weil sie als Minderjährige noch unter väterlicher Gewalt steht. Wenn er sie aber verheiratete und sie geschieden wurde, er sie dann [nochmals] verheiratete und sie Witwe wurde, so gehört ihre Ketuba19 Auch die Ketuba, die sie von dem ersten Manne zu beanspruchen hat. ihr.20 Da sie von dem Moment der vollzogenen Eheschliessung an nicht mehr unter väterlicher Gewalt steht. Entscheidend aber ist die Zeit, da die Ketuba erhoben wird, nicht da sie ge- schrieben ist. R. Jehuda sagt: die erste gehört dem Vater.21 Weil diese vor der ersten Eheschliessung geschrieben wurde, als sie noch unter väterlicher Gewalt stand; massgebend aber ist der Moment, in dem die Ketuba ausgestellt wurde. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Jehuda. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm:22 Die Worte אמרו לו fehlen in der Mischna ed. princ.; die Worte משהשיאה וכו׳ können auch noch von R. Jehuda gesprochen sein. sobald23 Das eingeklammerte אם findet sich im Ms. Or. 567 sowie in den Talmudausgaben. er sie verheiratet, hat ihr Vater keine Gewalt mehr über sie.", "Wenn mit einer Proselytin zugleich ihre Tochter übergetreten ist24 Die Mischna handelt nicht von dem einfachern Falle, dass eine Proselytin Unzucht getrieben hat, weil angedeutet werden soll, dass dieses Gesetz auch gilt, wenn das Mädchen in einem Alter von noch nicht 3 Jahren übergetreten ist, wo es nur mit der Mutter (oder dem Vater) gemeinsam Jüdin werden kann, da eine freie Willenserklärung zu dieser Zeit ausgeschlossen ist. S. Ket. I, Note 17. und diese Unzucht treibt,25 Während sie mit einem andren Manne verlobt ist. so wird sie erdrosselt;26 Selbst wenn sie in einem Alter von noch nicht 3 Jahren Jüdin wurde und anzunehmen ist, dass sie Jungfrau war, als sie Unzucht trieb, da, wenn sie vor jenem Alter vergewaltigt worden wäre, die Zeichen ihrer Jungfrauschatt sich von selbst wieder einstellen würden; Nid. V, 4. Sie wird nicht gesteinigt, weil das Wort בישראל Deut. 22, 21 andeuten will, dass dies nur bei einer geborenen Jüdin der Fall ist. Sie wird vielmehr wie jede Ehebrecherin mit Erdrosselung bestraft, Lev. 20, 10 und Sanh. XI, 1. es findet bei ihr weder [das Hinausführen vor] „die Thür des Vaterhauses“27 Wie es bei einer geborenen Jüdin zu geschehen hatte (Deut. 22, 21), um gleichsam den Eltern zuzurufen: „Sehet, solche Kinder habt ihr grossgezogen!“ (Ket. 45a). noch [die Zahlung von] 100 Sela statt.28 Wenn ihr Mann sie beschuldigt, die Zeichen der Jungfrauschaft bei ihr nicht vorgefunden zu haben und sich dies als Verleumdung erweist, so braucht er ihrem Vater nicht die 100 Silberstücke (Sela = Schekel) zu zahlen, da auch das Gesetz Deut. 22, 13—19 nur von einer geborenen Jüdin handelt. Wurde sie empfangen,29 הורה ist substantivisch gebrauchter Infinitiv im passiven Kal von הרה, „empfangen werden, schwanger sein“; vgl. הרו Jes. 59, 13. S. Barth, Nominalbildung § 51a. als sie (die Mutter) noch nicht heilig30 D. h. durch den Übertritt zum Judentum geweiht. war, aber geboren, als sie bereits heilig war, so wird sie gesteinigt,31 Das scheinbar überflüssige Wort ומתה Deut. 22, 21 will auch den Fall einschliessen, dass die Verurteilte von einer Mutter geboren ist, die erst während der Schwangerschaft Jüdin wurde. aber es findet bei ihr weder [das Hinausführen vor] die Thür des Vaterhauses noch [die Zahlung von] 100 Sela statt.32 Denn ומתה will andeuten, dass nur die Strafe die gleiche sein soll wie bei einer geborenen Jüdin. War sie empfangen und geboren, als sie (die Mutter) heilig war, so gilt sie in jeder Beziehung als Jüdin. Hat sie33 Die als Jüdin Geborene. einen Vater, aber nicht „die Thür des Vaterhauses“,34 Wenn der Vater kein Haus besass. [oder] hat sie „die Thür des Vaterhauses“, aber keinen Vater, so wird sie [gleichwohl] gesteinigt; [die Worte] „Thür des Vaterhauses“ besagen nur, dass so [zunächst] die Pflicht sei.35 Die Vollziehung der Todesstrafe ist aber nicht durch die Existenz des Vaters oder des Vaterhauses bedingt.", "Der Vater hat die Vollmacht über seine Tochter36 Solange sie noch nicht 12½ Jahre alt ist. bei ihrer Verheiratung, über das Geld,37 Das der Mann zahlt, um sie sich dadurch zur Frau zu erwerben. Im Talmud (Ket. 46a) wird dies aus den scheinbar überflüssigen Worten אין כסף Ex. 21, 11 abgeleitet. Es heisst hier, dass die als Sklavin Verkaufte „umsonst, ohne Geld“ entlassen wird. Das will sagen: nur wenn sie aus der Gewalt des Herrn entlassen wird, so hat dieser kein Geld zu beanspruchen, wenn sie aber aus der Gewalt eines Andren, z. B. des Vaters durch Eingehung einer Ehe scheidet, so hat dieser wohl Geld zu beanspruchen. über den Schein38 Er hat das Recht, den Schein, durch den die Eheschliessung erfolgt, in Empfang zu nehmen und nach Belieben zu verwenden. und über die Beiwohnung;39 Er hat das Recht, seine Tochter einem beliebigen Manne zur Beiwohnung zu übergeben, um dadurch die Eheschliessung zu vollziehen. Dies gilt jedoch nur für ein Mädchen unter 3 Jahren. Dass die beiden letztgenannten Rechte dem Vater ebenso zustehen, wie das erstgenannte, folgt aus והיתה לאיש אחר, „sie wird eines Andren Frau“, Deut. 24, 2, wo zwischen den verschiedenen Arten der Eheschliessung kein Unterschied gemacht ist. Die Ableitung dieser 3 Formen der Eheschliessung aus der Schrift s. zu Kid. I, 1. auch hat er das Recht an ihrem Funde40 Damit Feindschaft zwischen dem Vater und seiner Tochter verhütet werde und er sich nicht weigere, sie zu ernähren. und an ihrer Händearbeit41 Da der Vater das Recht hat, seine minderjährige Tochter zu verkaufen, so hat er gewiss das Recht auf ihren Erwerb. Dass er dies Recht aber auch hat, wenn sie zwischen 12 und 12½ Jahren ist (נערת), wird aus den Worten בתו לאמה Ex. 21, 7 abgeleitet, welche besagen wollen: wie die Händearbeit einer Magd ihrem Herrn gehört, ebenso gehört auch die Händearbeit einer Tochter ihrem Vater. sowie ihre Gelübde aufzulösen;42 Aus den Worten בנעריה בית אביה Num. 30, 17 folgt, dass sie hinsichtlich ihrer Gelübde „in der Gewalt ihres Vaters steht, solange sie noch ein Mädchen (נערה) ist“, und nach Vers 6 (ibid.) hat er das Recht ihre Gelübde aufzulösen. er nimmt ihren Scheidebrief in Empfang,43 Wenn sie unter 12½ Jahren sich verlobte und dann geschieden wurde. In Deut. 24, 2 ist … והיתהויצאה, d. h. die Scheidung von dem einen und die Eheschliessung mit einem andren Manne zusammengestellt, um zu lehren, dass dem Vater das Recht auf den Scheidebrief ebenso zusteht, wie das auf das Traugeld. hat aber nicht die Nutzniessang [ihres Vermögens]44 Das ihr von Verwandten ihrer Mutter, z. B. ihrem Grossvater zufällt. Bei dem Vater ist nicht zu befürchten, dass er sich der Pflicht der Auslösung seiner Tochter entziehen wird, s. Note 46. bei ihrem Leben.45 Er beerbt sie erst nach ihrem Tode. Ist sie verheiratet, so hat der Gatte vor ihm den Vorzug, dass er auch die Nutzniessung bei ihrem Leben hat;46 Damit er bereit ist sie loszukaufen, wenn sie gefangen wird. auch ist er verpflichtet sie zu ernähren,47 Ex. 21,10. In der Mischna sind noch die beiden andren, in diesem Verse genannten Pflichten zu ergänzen. sie loszukaufen48 Wenn sie gefangen wird. und zu beerdigen.49 Als Entgelt für diese Verpflichtung hat er das Recht ihrer Beerbung. R. Jehuda sagt: selbst der Aermste in Israel soll50 Bei der Trauerfeier, die er für seine Frau veranstaltet. nicht weniger als zwei Flöten und ein Klageweib nehmen.51 Sobald dies in seiner Familie Sitte ist, wenngleich seine Frau einem niedrigeren Stande angehört, in dem dieses nicht Brauch ist. Denn für die Pflichten des Mannes gegenüber seiner Frau gilt der Grundsatz: עולה עמו ואינה יורדת עמו, „sie steigt mit ihm, aber sie fällt nicht mit ihm“ (Ket. 48a), d. h. wenn er einem höhern, sie aber einem niedern Stande angehört, so hat er sie seinem höhern Stande gemäss zu behandeln; wenn er jedoch einem niedern, sie aber einem höhern Stande angehört, so darf er sie nicht seinem niedern Stande gemäss behandeln, sondern ist verpflichtet, ihr eine Behandlung zu gewähren, wie sie ihrem frühern Stande entspricht. So entscheidet die Halacha. Nach den Weisen unsrer Mischna, die diese Bedingung nicht machen, gilt jener Grundsatz nur für die Behandlung beim Leben der Frau, aber nicht mehr nach ihrem Tode.", "Sie (die Tochter) bleibt solange in der Gewalt des Vaters,52 Hinsichtlich aller in der vorigen Mischna aufgezählten Rechte. Ist sie die Tochter eines Nichtpriesters und mit einem Priester verlobt, so darf sie noch keine Hebe geniessen, da sie in der Gewalt des Vaters steht; s. Ket. V, 3. bis sie in die Gewalt des Gatten zur Verheiratung (A. L.: in das Trauzelt)53 So liest die Mischna ed. princ., ed. Lowe und Ms. Or. 567 anstatt לנשואין. kommt. Übergiebt sie der Vater den Boten des Mannes,54 Um sie dem Gatten zuzuführen. so ist sie in der Gewalt des Mannes.55 Nach dem Grundsatze: שלוחו של אדם כסותו, „der Bevollmächtigte steht dem Vollmachtgeber gleich“, d. h. die Handlungen des Bevollmächtigten sind rechtlich ebenso wirksam, als wären sie von dem Vollmachtgeber selbst vollzogen. Geht der Vater mit den Boten des Mannes oder gehen die Boten des Vaters mit denen des Mannes, so ist sie [noch] in der Gewalt des Vaters. Übergeben sie die Boten des Vaters56 Die den Auftrag hatten, sie dem Gatten zuzuführen. denen des Mannes,57 Sie trafen die Boten des Gatten, wenn auch nicht diesen selbst. so ist sie in der Gewalt des Mannes.", "Der Vater ist nicht verpflichtet seine Tochter58 Oder seinen Sohn. zu ernähren.59 Solange er lebt. Nach seinem Tode aber haben die Töchter ihren Unterhalt aus seinem Nachlass zu beanspruchen (s. M. 11), und die Söhne erben zu gleichen Teilen nach Abfindung der Mutter. Die Halacha jedoch entscheidet auf Grund der Verordnungen zu Uscha und der Aussprüche der Weisen (Ket. 50a) folgendermassen: Bis zum Alter von 6 Jahren müssen die Kinder vom Vater ohne weiteres ernährt werden, selbst wenn ihnen von andrer Seite, z. B. den Verwandten mütterlicherseits Vermögen zufällt. Von da ab kann man den Vater, wenn er nicht notorisch vermögend ist, nicht zwingen, die Kinder zu ernähren, aber man sucht ihn durch gütliches Zureden oder strenge Verweise zur Erfüllung seiner Vaterpflicht zu bewegen. Sobald die Kinder erwachsen sind, hört für den Vater, auch wenn er reich ist, diese Pflicht auf, sofern sie imstande sind sich selbst zu ernähren. S. Maim. Hil. Ischut XII, 14. 15; Eb. haëser 71, 1. Diese Lehre60 Diese Formel, die in der Regel bei der Erklärung oder Ausdeutung eines Schriftverses angewendet wird (vgl. Schek. VI, 6), bezieht sich hier auf einen nichtbiblischen Text, den Wortlaut der Ketuba, vgl. Tos. Ket. IV, 9. trug R. Elasar, Sohn Asarjas, den Weisen in dem Weinberg60a Eine Bezeichnung für die Hochschule, s. Eduj. II, Note 35. zu Jabne vor: „Die Söhne erben61 S. M. 10. und die Töchter werden ernährt“;62 S. M. 11. Man sollte eigentlich neben הבנות die weibliche Form des Verbs erwarten; indess ist diese Femininform des Plurals in der Mischna nicht gebräuchlich. Die Stelle in Ned. IX, 10: בנות ישראל אל ר׳ ישמעאל בכינה beweist nichts dagegen, da diese nur eine Anlehnung an II. Sam. 1, 24 ist. wie nun die Söhne erst nach dem Tode ihres Vaters erben, so werden die Töchter auch erst nach dem Tode ihres Vaters ernährt.", "Wenn er (der Mann) ihr (der Frau) keine Ketuba verschrieben hat, so erhält [dennoch] die Jungfrau 200 [Denar] und die Witwe eine Mine, weil dies ein gerichtliches Abkommen63 תנאי = ܬܶܢܘܰܝ, Vertrag, Verabredung, Bedingung, Abkommen, Institution; s. Barth, etymol. Studien S. 67. Vgl. auch Seb. IV, 6. ist. Hat er ihr ein Feld, das nur eine Mine wert war, für 200 Sus verschrieben und nicht dazu geschrieben: „alle Güter, die mir gehören,63a Ed. Lowe liest דאיתיין. seien für deine Ketuba haftbar,“ so ist er dennoch [zur Zahlung des Ganzen] verpflichtet,64 Und alle seine Güter haften; vgl. die Einleitung, S. 92. weil dies ein gerichtliches Abkommen ist.", "Hat er ihr auch nicht verschrieben: „wenn Du gefangen wirst, so werde ich Dich loskaufen und wieder zu meiner Frau nehmen,“ und wenn es eine Priesterfrau65 Die der Mann, wenn sie gefangen worden ist, nicht zur Frau behalten darf, weil vermutet wird, dass sie in der Gefangenschaft vergewaltigt ist; s. Ket. II, Note 51. war: „[so werde ich Dich loskaufen und] in Deine Heimat zurückbringen,“ so ist er dennoch dazu verpflichtet,66 Im erstem Falle muss er sie wieder zur Frau nehmen und ihr, wenn er sich von ihr scheidet, die Ketuba auszahlen. Im letztern Falle muss er sie in ihre Heimat zurückbringen, sich von ihr scheiden und ihr die Ketuba auszahlen. weil dies ein gerichtliches Abkommen ist.66a Die Mischna ed. Lowe liest: לא כתב לה אם תמותין אקבריניך דאין תשבאין אפרקוניך אתביניך לי לאינתו ובכוהנות אחזריניך למדינתה חייב שהוא תנאי בית דין.", "Ist sie gefangen, so muss er sie loskaufen; und wenn er sagt: hier ist ihr Scheidebrief und ihre Ketuba, mag sie sich selbst loskaufen — so ist er dazu nicht befugt.67 Er muss sie vielmehr loskaufen und wieder zur Frau nehmen, später darf er sich dann von ihr scheiden. Ist sie verwundet, so muss er sie heilen lassen; wenn er aber sagt: hier ist ihr Scheidebrief und ihre Ketuba, mag sie sich selbst heilen lassen — so ist er dazu befugt.68 Die Pflicht, sie heilen zu lassen, gehört zu den Unterhaltspflichten (מזונות), die ihm obliegen, wofür ihm das Recht auf ihren Erwerb zusteht; er kann deshalb darauf verzichten, um jener Pflicht enthoben zu sein. Die Pflicht, sie loszukaufen, obliegt ihm aber, weil er das Recht der Nutzniessung an ihrem Vermögen hat (Note 46). Für diese Leistung der Frau hatte er bis zu dem Momente der Gefangennahme keine Gegenleistung aufzuweisen; er darf sich deshalb jener Pflicht nicht entziehen.", "Wenn er ihr auch nicht verschrieben hat: „Die männlichen Kinder, die Du von mir haben wirst,69 Ed. Lowe liest: דיחויין לי מיניך. sollen69a Falls Du vor mir stirbst und ich Dich beerbe. den Betrag Deiner Ketuba ausser dem Anteil erben, den sie mit ihren Brüdern70 Die sie bekommen werden, wenn ich eine zweite Frau heirate. gemeinsam haben werden,“ so ist er dennoch dazu verpflichtet,71 Es heiratet z. B. jemand eine Frau, der er eine Ketuba von 800 Denar verschreibt und bekommt von ihr 2 Söhne. Diese Frau stirbt, und er heiratet eine zweite Frau, der er nur die üblichen 200 Denar verschreibt, und bekommt von ihr gleichfalls 2 Söhne. Auch diese Frau stirbt, und er hinterlässt bei seinem Tode ein Vermögen von 4000 Denar. Würden nun die 4 Söhne zu gleichen Teilen erben (abgesehen davon, dass hier der Erstgeborene ⅕ mehr zu beanspruchen hat, Deut. 21, 17), so kämen auf jeden von ihnen 1000 Denar. Die Mischna lehrt nun, dass zunächst die Söhne der ersten Frau die Ketuba von 800 und die der zweiten die Ketuba von 200 Denar erben. Das übrige Vermögen im Betrage von 3000 Denar erben dann alle 4 Söhne zu gleichen Teilen, sodass im Ganzen jeder Sohn der zweiten Frau 850, jeder Sohn der ersten Frau aber 1150 Denar erhält. In dieser Weise jedoch findet die Verteilung des Nachlasses nur dann statt, wenn, wie in dem genannten Beispiele, der Nachlass mindestens einen Denar mehr beträgt als die Summe der beiden Ketubot, weil dann an diesem Denar das Thoragesetz, welches bei der Erbschaft die Kinder in gleicher Weise berücksichtigt, erfüllt werden kann. Andrenfalls aber erben die Kinder zu gleichen Teilen, weil sonst das Thoragesetz illusorisch gemacht würde. Vgl. Ket. X, 2. weil dies ein gerichtliches Abkommen ist.71a Diese Anordnung, dass die Söhne die Ketuba ihrer Mutter ausser ihrem Pflichtteil erben, ist deshalb getroffen, damit die Väter ihre Töchter nicht zurücksetzen, sondern ihnen ebensoviel verschreiben, wie ihren Söhnen (Ket. 52b).", "[Ebenso, wenn er ihr nicht verschrieben:] „Die weiblichen72 Das נוקבן ist überflüssig, da בנן schon „Töchter“ bedeutet; es ist nur wegen des Parallelismus mit בנין דכרין der vorigen Mischna hinzugefügt. Kinder, die Du von mir haben wirst, sollen in meinem Hause verbleiben73 Nach meinem Tode. Denn bei seinen Lebzeiten haben die Kinder eigentlich keinen Anspruch auf Alimentierung, s. M. 6. Ed. Lowe liest hier (nach Verbesserung des Textes): איגון יהוין יתבן בביתי בנן נוקבן דיהוין ליך מני. und von meinem Vermögen ernährt74 Sowie mit allem, was zum Unterhalt notwendig ist, versehen. werden, bis sie sich mit Männern verheiraten“,75 יתנסבן ist Ithpeel von נסב = ܢܣܰܒ = נשא nehmen, heiraten. Die Form יתנסבן, die auch ed. Lowe hat (nur dass hier יתנסבין verschrieben ist), ist die nach der Analogie der starken Verba gebildete. Wenn unsre Mischnaausgaben תנסבן = תינסבן lesen, so ist hier das Präfix ת statt י nach Analogie des Singulars gesetzt, wie im Jerus. Targum zu Gen. 41, 36 תהוויין, Deut. 28,32 תתוקפון. Vgl. Dalman, Grammatik des jüd.-paläst. Aram. S. 213. so ist er dennoch dazu verpflichtet,76 Und sobald die Töchter sich verloben, verlieren sie diesen Anspruch, auch wenn sie noch nicht 12 Jahre alt sind; nach manchen Decisoren nur dann, wenn sie sich im Alter zwischen 12 und 12½ Jahren verloben. S. Eb. haëser 112, 3 Anm. Sind sie 12½ Jahre alt geworden, so haben sie unter keinen Umständen mehr Anspruch auf Alimente aus dem Nachlass des Vaters. weil dies ein gerichtliches Abkommen ist.", "[Ebenso, wenn er ihr nicht verschrieben:] „Du sollst in meinem Hause wohnen und von meinem Vermögen ernährt werden, solange Dein Witwenstand in meinem Hause77 Die Wiederholung des בביתי will andeuten, dass dies Haus auch wohnlich und ihrem Stande entsprechend sein muss; vgl. Ket. XII, 3. dauert“78 Die Mischna ed. Lowe liest ebenfalls מגד, Infinitiv von אגד = dauern. Ed. princ., Ms. Or. 567 und die Talmudausgaben lesen מיגר von גור, weilen, währen. — so ist er dennoch dazu verpflichtet, weil dies ein gerichtliches Abkommen ist. So pflegten die Leute in Jerusalem zu schreiben; auch die Leute in Galiläa pflegten wie die in Jerusalem zu schreiben. Die Leute in Judäa aber pflegten zu schreiben: „…solange, bis die Erben Dir Deine Ketuba werden auszahlen wollen.“ Wenn daher die Erben wollen, können sie ihr die Ketuba auszahlen und sie entlassen.79 Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des erstgenannten Brauches, dass die Witwe solange Anspruch auf Ernährung aus dem Nachlasse ihres Mannes hat, als sie sich nicht wieder verheiratet oder die Ketuba gerichtlich einfordert; Eb. haëser 93, 3." ], [ "Obgleich sie (die Weisen) gesagt haben1 Ket. I, 2.: „die Jungfrau erhält 200 Denar und die Witwe eine Mine,“ so darf er (der Mann) dennoch, wenn er zulegen will, selbst 100 Mine hinzufügen;2 Er darf sogar die Zulage zu dem festgesetzten Betrage der Ketuba hinzurechnen und etwa schreiben: „Ich gebe Dir als jungfräuliche Morgengabe die Summe von 100 Minen, die Dir gebührt.“ Es ist hierbei nicht darauf Rücksicht zu nehmen, dass Aermere sich dadurch vielleicht zurückgesetzt fühlen könnten. Aus dem Umstande aber, dass es erlaubt war, die Ketuba der Priesterfrauen zu erhöhen (Ket. I, 5), war noch nicht zu schliessen, dass eine solche Zulage in allen Fällen gestattet ist, da man vermuten könnte, dass nur bei Priestern eine Erhöhung zulässig ist, weil man diese überhaupt auszeichnen muss, Lev. 21, 8. ist sie dann verwitwet oder geschieden, sei es nach der Verlobung, sei es nach der Heimführung, so hat sie Alles3 Auch die freiwillige Zulage. Diese wird תוספת כתובה genannt. zu beanspruchen. R. Elasar, Sohn Asarja’s, sagt: nach der Heimführung hat sie Alles zu beanspruchen, nach der Verlobung aber hat die Jungfrau nur 200 Denar und die Witwe nur eine Mine zu beanspruchen, weil er ihr [das Ganze] nur für den Fall verschrieben, dass er sie heimführen werde.4 So entscheidet auch die Halacha. R. Jehuda sagt: wenn er will, darf er der Jungfrau einen Schein auf 200 Denar ausstellen und sie darf bescheinigen: „ich habe eine Mine5 Also nur 100 Denar. von Dir erhalten,“ und der Witwe [einen Schein auf] eine Mine und sie darf bescheinigen: „ich habe von Dir 50 Sus erhalten.“6 Da die Ketuba von den Rabbinen nur zum Vorteil der Frau angeordnet ist, um nämlich dem Manne die Scheidung zu erschweren (s. Ket. Einleitung), so kann sie auf diesen Vorteil verzichten. Dieser Verzicht muss jedoch schriftlich erklärt sein; wäre er aber beiderseits nur mündlich verabredet, so wäre er ungiltig; denn eine Bedingung, die mit einer Vorschrift der Thora im Widerspruch steht, ist ungiltig, s. B. mezia VII, 11. Nun ist zwar die Ketuba nach R. Jehuda wie nach den meisten Weisen nur eine rabbinische Institution, und überdies wäre hier die Bedingung giltig, auch wenn sie gegen eine biblische Satzung verstiesse, da es sich hier um Geldsachen handelt und Jeder auf Geld freiwillig Verzicht leisten kann (ibid. Note 64). Allein R. Jehuda ist der Ansicht, dass die Rabbinen für ihre Institutionen einer stärkern Stütze bedurften, um ein Übertreten zu verhüten, als sie selbst für Gebote der Thora nötig ist (חכמים עשו חזוק לדבריהם יותר משל תורה, Ket. 56a). Die Halacha entscheidet aber nicht im Sinne des R. Jehuda. R. Meir sagt: wenn jemand der Jungfrau weniger als 200 Denar oder der Witwe weniger als eine Mine giebt, so ist es7 Das eheliche Zusammenleben. als Unzucht zu betrachten.8 Nach R. Meir ist die Ketuba eine Institution der Thora und darum die Bedingung, ihr weniger zu geben, als ihr zukommt, hinfällig; sie hat vielmehr die ganze Ketuba zu beanspruchen. Gleichwohl gilt sein bisheriges Zusammenleben mit seiner Frau als ein unzüchtiges, da sie in dem Glauben die Ehe einging, dass sie nicht den vollen Betrag der Ketuba zu erwarten habe. Die Halacha entscheidet auch in diesem Sinne.", "Man giebt der Jungfrau, sobald9 D. h. von dem Tage an, da u. s. w. der Mann10 Der sie sich bereits angetraut, aber noch nicht heimgeführt hat. sie [zur Hochzeit] auffordert, 12 Monate Zeit11 Im Talmud (Ket. 57b) wird dies aus Gen. 24, 55 abgeleitet, wo es heisst: „Das Mädchen möge noch ein Jahr (ימים) oder 10 Monate bei uns bleiben.“ Hier ist mit dem unbestimmten ימים ein Jahr gemeint, wie in Lev. 25, 29, wo aus dem Zusammenhange sich ergiebt, dass ימים nur ein Jahr bedeuten kann., um sich auszustatten;12 פרנס = ܦܰܪܢܶܣ, ausstatten, versorgen, unterhalten, ernähren; hier = sich mit Kleidungsstücken, Hausgeräten u. dergl. versehen. wie man sie der Frau gewährt, so gewährt man sie auch dem Manne,13 War er unverheiratet, so giebt man ihm 12 Monate Frist, war er ein Witwer, nur 30 Tage, gleichviel, ob die Braut eine Jungfrau ist oder nicht. So R. Ascher. Nach Maim. Hil. Ischut X, 18: „man giebt dem Manne soviel Zeit wie der Braut“, gleichviel, ob er Witwer ist oder nicht. um sich auszustatten;14 Um die Vorbereitungen zur Hochzeitsfeier zu treffen. der Witwe15 Die erst nach der Heimführung, nicht bereits nach der Trauung den Mann verloren. [giebt man nur] 30 Tage Zeit.16 Da sie schon von ihrer ersten Ehe mit allem Notwendigen versehen ist. Ist die Zeit gekommen und haben sie nicht geheiratet,17 Wörtlich: sie (die Frauen) sind nicht heimgeführt worden, weil der Mann verhindert war. Die Lesart ist hier נישאו (Niphal), wie aus Ket. 2b hervorgeht, לא נשאו לא קתני אלא לא נישאו; auch Alfasi und ed. Lowe lesen נישאו. Aus Tos. z. St. (s. V. לא) geht hervor, dass zwar die Lesart in der Mischna לא נשאו lautete, aber die Lesung נישאו überliefert war, מקובלין היו כך לקרות לא נישאו. Ms. Or. 567 und ed. Lowe haben hier noch den Zusatz: או שמתו בעליהם. so werden sie von seinem Vermögen unterhalten18 Der Mann ist verpflichtet sie zu ernähren. und dürfen auch Hebe geniessen.19 Wenn der Mann ein Priester ist und sie Töchter von Nichtpriestern sind. Hier ist es bereits der Verlobten erlaubt, Hebe zu geniessen, weil der Mann ihr, sobald der Termin zur Hochzeit gekommen ist, eine besondre Wohnung einräumt und somit nicht mehr zu befürchten ist, dass sie auch ihren Geschwistern von der Hebe verabreichen wird; s. Jeb. VII, Note 7a. R. Tarphon sagt: man darf ihr Alles in Hebe geben.20 Und sie kann, wenn sie unrein wird und Hebe nicht geniessen darf, diese verkaufen und für den Erlös Profanes kaufen. Nach dem Talmud gilt dies nur für den Fall, dass sie eine Priestertochter ist, die da weiss, dass man in levitischer Unreinheit keine Hebe geniessen darf, und auch dann nur für den Fall, dass sie noch verlobt und daher noch im Hause ihres Vaters ist, wo ihre Angehörigen sich bemühen werden, die Hebe nötigenfalls zu verkaufen. Wenn sie aber die Tochter eines Nichtpriesters ist, die nicht gewohnt ist mit Hebe umzugehen, oder wenn sie bereits verheiratet und daher in ihrer eigenen Wohnung verpflegt wird, stimmt R. Tarphon mit R. Akiba überein, dass man ihr nur zur Hälfte Hebe giebt, weil man ihr dann nicht zumuten kann, von Haus zu Haus zu gehen, um Käufer für die Hebe zu finden. R. Akiba aber sagt: zur Hälfte Profanes21 חולין = Profanes, Gewöhnliches, Ungeweihtes, in der Regel der Gegensatz zu Hebe oder zu Heiligem. — Man soll ihr zur Hälfte Profanes geben, damit sie für den Fall ihrer Unreinheit ohne weitere Bemühung Vorrat hat. So entscheidet auch die Halacha. und zur Hälfte Hebe.", "Der Levir22 Der ein Priester ist und nun die kinderlos hinterbliebene Witwe seines Bruders heiraten soll. berechtigt [sie] nicht zum Genusse von Hebe.23 Solange sie noch auf die Leviratsehe wartet; den Grund s. Jeb. VII, Note 19. Hat sie 6 Monate24 Von den 12 Monaten, die ihr zur Vorbereitung für die Ehe gewährt werden. zugebracht24aעשה, die Zeit zubringen; cf. Kohel. 6,12 מספר ימי חיי ויעשם כצל, Ruth 2,19 אשר עשתה עמו; und אשר עשיתי עמו. während der Mann25 Der sie sich angetraut, aber noch nicht heimgeführt hatte. noch lebte und 6 Monate, während sie auf [die Heimführung durch] den Levir wartete, oder [hat sie] selbst alle [12 Monate zugebracht], während der Mann noch lebte, weniger einen Tag, den sie auf den Levir wartete,26 Solange er lebte, hatte er noch nicht die Pflicht, die Verlobte zu ernähren, und selbst wenn diese Pflicht für ihn eingetreten wäre, hätte jene mit seinem Tode doch das Recht auf Hebe verloren. oder alle [Monate], während sie auf den Levir wartete, weniger einen Tag, während der Mann noch lebte,27 Statt dieses Falles hätte bei gleichem Nachsatz auch der gesetzt sein können, dass sie einige Zeit zugebracht, während der Mann noch lebte und dann 12 Monate, während sie auf den Levir wartete. Das חסר יום אחד ist nur wegen des Parallelismus mit dem vorhergehenden Falle angenommen. In dem Mscr. Or. 567 und der ed. Lowe fehlt dieser ganze Fall. so darf sie Hebe nicht geniessen.28 Da sie auch bei Lebzeiten ihres Mannes, selbst wenn dieser ein Priester war, keine Hebe geniessen durfte, s. Jeb. VII, Note 7a. So29 Dass nämlich „die Frau Hebe geniessen darf, sobald die Zeit gekommen ist und sie nickt heimgeführt wurde“, s. M. 2. lautet die erste Mischna.30 Dieser Ausdruck kann sowohl auf eine alte, vor der unsrigen bereits vollständig abgeschlossene Mischnasammlung hindeuten (vgl. Sanh. III, 4), oder aber eine einzelne alte Lehre im Gegensatz zu einer spätern bezeichnen. Wann speciell diese erste Mischna gelehrt worden ist, lässt sich nicht bestimmen, jedenfalls vor R. Akiba und R. Tarphon, da diese beiden Tannaiten darüber controversieren. S. auch Hoffmann, die erste Mischna, S. 5 u. 37. Ein späteres Gericht sagte: die Frau darf keine Hebe geniessen, bevor sie in das Trauzelt geführt ist.31 Weil vielleicht ein Leibesfehler an der Frau sich finden könnte, der die Giltigkeit der stattgehabten Trauung aufzuheben geeignet ist. Wenn er sie aber heimführt, so lässt er sie zuvor untersuchen, um sich Gewissheit zu verschaffen. — Was unter dem Ausdruck הכנס לחופה zu verstehen ist, ist unter den Decisoren streitig. Nach Maim. Hil. Ischut X, 1 bedeutet er, dass der Mann seine Frau, nachdem sie ihm vom Vater übergeben ist, in sein Haus nimmt, mit ihr einige Zeit allein ist und sie hiermit zu seiner Frau bestimmt. Nach R. Nissim (Ket. Anfang) ist dieses vertrauliche Zusammensein nicht erforderlich; der Ausdruck bedeutet nur die Aufnahme der Frau in sein Haus zum Zwecke der Eheschliessung.", "Wenn jemand die Händearbeit seiner Frau32 Die sie ihm zu leisten verpflichtet ist, s. M. 9. dem Heiligtum weiht, so darf sie arbeiten und [den Ertrag dennoch] zu ihrem Unterhalt verwenden.33 Da der Mann das Recht auf ihre Händearbeit nur deshalb besitzt, damit er für die Unterhaltspflicht, die ihm obliegt, entschädigt werde, so kann die Frau erklären, sie verzichte auf ihren Unter- halt und beanspruche den Ertrag ihrer Arbeit für sich. [Wenn er aber nur] den Überschuss34 Das, was sie mehr verdient, als den Kosten ihres Unterhalts entspricht; den Ertrag ihrer Arbeit selbst aber hat er nicht geweiht. Der Überschuss ihres Verdienstes ist von den Weisen gleichfalls dem Manne zugesprochen als Entschädigung für die Silbermaah, die er ihr wöchentlich für ihren Bedarf geben muss (s. M. 9). [weiht], so sagt R. Meir: er ist heilig;35 Nach dem Talmud (Ket. 58 b) handelt hier die Mischna von dem Falle, dass er gesagt hat, der Überschuss solle nach dem Tode seiner Frau heilig sein, gleichviel ob er ihr die Maah gegeben hat oder nicht. R. Meir erklärt nun den Überschuss für heilig, obwohl es nicht häufig vorkommt, dass die Frau einen Überschuss erzielt und obgleich die Erklärung des Mannes sich erst auf eine spätere Zeit, nämlich auf die nach dem Ableben seiner Frau bezieht; denn nach R. Meir kann man auch einen Gegenstand, der noch gar nicht vorhanden ist, dem Heiligtum weihen (אדם מקדיש דבר שלא בא לעולם). Wenn er jedoch nur den Ertrag ihrer Arbeit weiht, den sie zu leisten verpflichtet ist, so bleibt dieser profan, sobald sie nur ausdrücklich auf ihren Unterhalt verzichtet, obgleich sie diesen in der Regel verdient und der Mann sich bereit erklärt, sie zu ernähren. R. Jochanan hassandlar aber sagt: er ist profan.36 Denn man kann nicht dem Heiligtum etwas weihen, was noch gar nicht vorhanden ist. So entscheidet auch die Halacha.", "Dieses sind die Arbeiten, die die Frau für ihren Mann zu tun hat: sie muss mahlen,37 Mit einer Handmühle. Bei einer grossen Mühle muss sie andre Verrichtungen besorgen, wie das Getreide in den Trichter tun, das Mehl aufsammeln u. dergl. backen,38 Brot. Nach B. Kamma 82a war es eine der 10 Anordnungen des Esra, dass die Frau das Brot schon am frühen Morgen backen sollte, damit es für die Armen vorrätig sei. waschen,39 Das Waschen ist hier gleich an dritter Stelle vor dem Kochen genannt, weil sie von diesen drei Arbeiten unter Umständen befreit ist, wenn sie nämlich eine Magd mitbringt, während sie dann zum Kochen noch verpflichtet ist; s. weiter (Tos. L. Heller). kochen, ihr Kind40 Aber nicht das Kind ihres Mannes von einer andren Frau oder das eines fremden Mannes, auch wenn sie dafür entschädigt werden soll. säugen, ihm41 לו fehlt in der Mischna zum jerus. Talmud. das Bett machen und in Wolle42 Aber nicht in Flachs an einem Orte, wo dieses nicht Landessitte ist, oder wenn dieses, wie bei römischem Flachs, der mit Speichel angefeuchtet wurde, Übelkeit des Mundes oder Affection der Lippen hervorruft (Ket. 61b). arbeiten. Hat sie ihm eine Magd mit [in die Ehe] gebracht,43 Oder soviel Vermögen eingebracht, dass er ihr davon eine Magd anschaffen konnte, oder war er reich genug, ihr eine Magd zu halten, da er sie seinem höhern Stande gemäss versorgen muss, s. Ket. IV, Note 51. so braucht sie nicht zu mahlen, zu backen und zu waschen; [hat sie ihm] zwei [Mägde mitgebracht], so braucht sie nicht zu kochen und ihr Kind zu säugen; [hat sie ihm] drei [mitgebracht], so braucht sie ihm44 In der ed. Lowe und der ed. princ. fehlt לו. Auch Tos. zu Ket. 4b s. v. והצעת las in der Mischna המטה אינה מצעת, was nach ihm auch bedeuten kann: sie braucht nicht die Betten für die übrigen Glieder der Familie zu machen, aber für ihren Gatten wäre sie dazu verpflichtet. nicht das Bett zu machen und nicht in Wolle zu arbeiten; [hat sie ihm] vier [mitgebracht], so kann sie im Lehnstuhl45 Καϑέδϱα = Lehnstuhl, Sessel, Lager. sitzen.46 Und braucht ihn in keiner Weise zu bedienen. Sie soll ihm jedoch den Wein einschenken, die Decken im Bett zurechtlegen u. dergl., um dadurch seine Zuneigung zu gewinnen und ihn inniger an sich zu fesseln. R. Elieser sagt:47 Ed. Lowe liest hier ר׳ אליעזר בן יעקב. wenn sie ihm auch 100 Mägde mitgebracht hat, so kann er sie doch zwingen in Wolle zu arbeiten,48 Und den Ertrag ihrer Arbeit darf er für sich behalten. denn der Müssiggang führt zur Unzucht. Rabban Simon, Sohn Gamliel’s49 Mscr. Or. 567 liest רבן גמליאל. sagt: auch50 Obgleich sie in dem hier folgenden Falle auf seinen eigenen Wunsch sich der Arbeit enthält, muss er sie entlassen, geschweige dass er sie zur Arbeit zwingen darf, wenn sie gegen seinen Willen müssig geht. wenn jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt51 הדיר מ׳ = durch ein Gelübde jemand zwingen oder verpflichten, etwas zu unterlassen oder etwas zu entsagen. sich der Arbeit zu enthalten,52 Wenn er nämlich sagt: „Der Genuss Deiner Bedienung sei mir versagt, wenn Du arbeitest“; nur in dieser Form ist ein solches Gelübde giltig, s. Ned. II, 1. so muss er sie entlassen53 D. h. die Ehe durch Scheidung trennen. und ihr die Ketuba auszahlen,54 Sobald das Gelübde in 8 Tagen nicht aufgelöst wird und er unter der Bedienung „Beiwohnung“ verstand, s. folg. Mischna. denn der Müssiggang führt zur Verwirrung [des Geistes].55 שעמום ein Hauptwort mit dem Präfix ש (wie שעבוד ,שחרור) von עמם = dunkel sein, Trübung, Verdunkelung, Verwirrung des Geistes. Der Targ. Onk. giebt תמהון לבב Deut. 28, 28 mit שיעממות לבא und der paläst. Targum שמה ibid. v. 37 mit שעמום wieder. — Die Differenz zwischen R. Elieser und R. Simon b. G. zeigt sich in dem Falle, wenn die Frau sich mit Spielen die Zeit vertreibt; hier ist wohl Unzucht, aber nicht Verwirrung des Geistes zu befürchten, da sie nicht völlig ohne Beschäftigung ist. Die Halacha entscheidet in letzterer Beziehung im Sinne des R. Simon b. G., bezüglich ihrer Pflicht zu arbeiten, auch wenn sie 4 oder mehr Mägde mitgebracht hat, nicht im Sinne des anonymen Tanna (ת״ק), sondern des R. Elieser (R. Ascher).", "Wenn56 Vgl. Eduj. IV, 10. jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt seiner Beiwohnung57 תשמיש המטה eigentl. „Bedienung des Bettes“, euphemistischer Ausdruck für „Beiwohnung.“ Die Mischna ist reich an Euphemismen auf sexuellem Gebiete, z. B. זקן התחתון Sanh. VIII, 1; בעל גבר Bechor. VII, 5; קבר Ohal. VII, 4; כבדה הבית Mikw. VIII, 4; תקן את הבית Nid. II, 1; פנים Nid. II, 3; חדר ,פרוזדור ,עלית Nid. II, 5. Nach einer Bemerkung der Mischna Sanh. VIII, 1 und Nid. VI, 11 „haben sich die Weisen eines reinen Ausdrucks bedient“, דברו חכמים בלשון נקיה. zu entsagen,58 Wenn er sagt: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt“, s. Note 52. so sagt Bet-Schammai: zwei Wochen59 Da sie zuweilen gezwungen ist, sich 2 Wochen des ehelichen Umgangs zu enthalten, wenn sie nämlich ein Mädchen geboren hat, Lev. 12, 5; und man vergleicht diese beiden Fälle miteinander, weil sowohl das Gelübde als die Geburt des Kindes der Mann bewirkt hat. [muss sie dies zugeben];60 Nach Ablauf dieser Frist muss er entweder sein Gelübde lösen oder die Ehe durch Scheidung trennen. Bet-Hillel aber sagt: nur eine Woche.61 Wie dies bei der Geburt eines Knaben (Lev. 12, 2) und für die Menstruierende von der Thora vorgeschrieben ist, Lev. 15, 19. Man vergleicht aber diese beiden Fälle, weil sie häufig sind. Die Menstruation ist eine häufige Erscheinung, und ebenso kann es leicht geschehen, dass der Mann im Zorne solches Gelübde tut; Geburten dagegen sind nicht so häufig. Die Halacha entscheidet im Sinne Hillels. — Diese Bestimmung gilt selbst für den Kameltreiber und den Schiffer, die ohnedies seltener ehelichen Umgang pflegen (s. weiter). Der Talmud (Ket. 62b) begründet dies mit dem Sprichwort: לו פת בסלו אינו דומה מי שיש לו פת בסלו למי שאין, „wer Brot in seinem Korbe hat, ist nicht mit dem zu vergleichen, der keines in seinem Korbe hat“, d. h. derjenige, der nach dem Essen noch etwas übrig behält, ist beruhigt, da er weiss, dass er morgen noch etwas zu essen hat; derjenige aber, der nichts zurückbehält, hat heute schon keine Ruhe, weil er sich um den morgigen Tag Sorgen macht. Auf unsren Fall angewendet: Wenn der Mann kein Gelübde tut, so empfindet sie die Trennung von ihm nicht so schmerzlich, weil sie da wenigstens hoffen kann, dass er früher zurückkommt und ihr dann die Möglichkeit zum ehelichen Umgang gegeben ist; wenn er dagegen ein Gelübde getan, das ihr diesen Umgang unmöglich macht, so hat sie selbst jene Hoffnung nicht mehr. Die Schüler dürfen zum Thorastudium ohne Einwilligung [ihrer Frauen] 30 Tage lang fortbleiben,62 Nach den Weisen aber (Ket. 62b) 2—3 Jahre; und so entscheidet auch die Halacha. Mit Erlaubnis ihrer Frauen dürfen sie fortbleiben, solange sie wollen. die Arbeiter63 Selbst diejenigen, die Nachts in ihrer Wohnung sich aufhalten. eine Woche.64 Obgleich sie eigentlich zweimal wöchentlich ehelichen Umgang zu pflegen haben. Zur Leistung der in der Thora (Ex. 21, 10) erwähnten ehelichen Pflicht sind verbunden: die Unbeschäftigten65 טיל = Müssiggänger, von טייל = ܛܰܝܶܠ lustwandeln, müssiggehen, das sich im palästinensischen Targum für das hebr. דרך ,הלך findet, z. B. Deut. 1, 36. jeden Tag; die Arbeiter66 Die nicht in jeder Nacht zu Hause sind; andrenfalls nur einmal wöchentlich. zweimal in der Woche; die Eseltreiber67 Die aus den benachbarten Orten Getreide nach der Stadt befördern. einmal in der Woche;68 Wenn sie jede Nacht in der Stadt sind. die Kameltreiber69 Die aus fernen Gegenden Waren herbeischaffen. einmal in 30 Tagen; die Schiffer70 Die grosse Seereisen machen. einmal in sechs Monaten. Dies sind die Worte des R. Elieser.71 So entscheidet auch die Halacha bis auf die oben (Note 62) erwähnte Ausnahme.", "Wenn eine Frau gegen ihren Mann widerspenstig ist,72 Sie verweigert ihm den ehelichen Umgang; wenn sie sich aber weigert, die Arbeiten zu leisten, zu denen sie verpflichtet ist, so kann der Mann sie dazu zwingen, s. M. 5. so zieht man ihr von ihrer Ketuba 7 Denar73 S. Ket. I, Note 9. wöchentlich ab;74 Einen Denar für jeden Tag; oder 7 Denar entsprechend den 7 (in M. 5 genannten) Arbeiten, zu denen sie verpflichtet ist (Jerus. Talmud). R. Jehuda sagt: nur 7 Tropaikon.75 Τϱοπαιϰόν oder Victoriatus entsprach einem Quinar oder halben Denar. „Er hatte ursprünglich dem Denar gegenüber keinen gesetzlich festen Kurs, sondern war eine Ware. Das Wertzeichen fehlte auch anfangs auf dem Victoriatus, während es auf allen andren Münzen angegeben war.“ S. Zuckermann, über talmud. Münzen und Gewichte, S. 30. Wie lange76 Ed. Lowe liest עד כמה. darf er (der Mann) ihr [diese] abziehen? Bis es (der Abzug) ihrer Ketuba entspricht.77 Sobald die Summe, die er abzieht, die Höhe der Ketuba erreicht, trennt er die Ehe durch Scheidung und entlässt sie, ohne dass sie auf Zahlung der Ketuba Anspruch hat; er darf die Ehe aber nicht fortsetzen in der Erwartung, dass seiner Frau noch anderweitig Vermögen zufallen wird, durch das er sich schadlos halten kann. R. Jose aber sagt: er darf immerfort abziehen; vielleicht78 Die ed. princ. liest hier שאם; die Talmudausg. עד שאם. fällt ihr anderweitig eine Erbschaft zu, so kann er es dann von ihr wieder einfordern.79 Die Halacha hat eine Entscheidung in andrem Sinne getroffen, s. Eb. haëser 77, 2. Ebenso, wenn jemand gegen seine Frau widerspenstig ist,80 Er werweigert ihr den ehelichen Umgang (Maim. Hil. Ischut XIV, 15) oder auch Unterhalt und Wohnung (R. Ascher z. St.). so legt man zu ihrer Ketuba drei Denar wöchentlich81 Einen halben Denar für den Tag; für den Sabbat erhält sie nichts, damit es nicht den Anschein hat, als ob sie am Sabbat sich durch Arbeit etwas verdient. Wenn sie jedoch widerspenstig ist, so darf er ihr auch für den Sabbat ihre Ketuba um einen Denar vermindern, da jene Befürchtung fortfällt, nachdem er nur Abzüge macht, aber nicht in Wirklichkeit etwas von ihr bezahlt bekommt. — Nach dem jerus. Talmud entsprechen die drei Denare den 3 Leistungen, zu denen der Mann gegen seine Frau verpflichtet ist, Ex. 21, 10. zu;82 Abgesehen davon übertritt der Mann das Verbot לא יגרע Ex. l. c. — Es ist aber unser Fall nicht mit dem in M. 6 erwähnten zu vergleichen; denn den Widerspenstigen bestraft man durch Erhöhung der Ketuba, damit er von seiner Widerspenstigkeit absteht, der Mann aber, der einmal ein Gelübde gethan, das die Frau in ihren Rechten kürzt, muss dieses halten, solange nicht Umstände eintreten, deren Voraussicht ihn von dem Gelübde zurückgehalten hätten und die ihn nun zur Auflösung desselben bestimmen, s. Ned. IX, 2 u. 5. — Die Halacha entscheidet, dass die Ketuba um 3 Denare wöchentlich zu erhöhen ist. R. Jehuda aber sagt: nur drei Tropaikon.", "Wenn jemand seine Frau durch einen Dritten beköstigen83 השרה, von שרה (verwandt mit שאר = Speise), beköstigen, verpflegen lassen. Der Targum giebt כרח II. Kön. 6, 23 mit שירותא wieder. lässt,84 Und sie damit einverstanden ist, dass sie nicht mit ihrem Manne gemeinsam speist. so darf er ihr nicht weniger als zwei Kab85 Ed. princ, und Ed. Lowe lesen die Dualform מקבים. — קב, ein Hohlmass (II. Kön. 6, 25) = 4 Log oder 24 Eigrössen. Weizen86 Das Quantum von 48 Eigrössen entspricht 16 Mahlzeiten von je 3 Eigrössen; 14 davon für ihren persönlichen Bedarf, der zu 2 Mahlzeiten täglich angenommen wird, und 2 Mahlzeiten für Arme. oder vier Kab Gerste87 Zu diesem Verhältnis zwischen Weizen und Gersten vgl. II. Kön. 7, 16 und Pea VIII, 5. Gerste diente nicht nur als Viehfutter (s. Tos. Demai I, 17 und Tos. Beza Ende), sondern auch zur Bereitung von Brot (s. Pes. II, 5; Scheb. III, 2; Neg. XIII, 9). geben.88 Für jede Woche. Da sagte R. Jose:89 Ms. Or. 567 liest ר׳ יוסי אומר, was darauf hindeuten würde, dass R. Jose mit dem ersten, ungenannten Tanna controversiert und der Ansicht ist, dass man der Frau das gleiche Quantum Gersten wie Weizen zu geben hat. Es würde dann R. Jose derselben Ansicht sein wie R. Meir in Pea VIII, 5. Vgl. auch die Bemerkung des R. S. Straschun z. St. Gerste setzte ihr nur R. Ismael fest,90 In diesem Verhältnis zu Weizen wie 2 : 1. der nahe bei Idumäa91 Idumäa war der am wenigsten fruchtbare Landstrich im Süden Judäas und seine Gerste galt als besonders schlecht; vgl. auch Tos. Terum. V, 7; jerus. Orla II, 1; jer. Bik. III, 1. wohnte.92 R. Ismael wohnte im sog. Darom unweit Idumäa, s. meine Abhandlung: „Der Tanna R. Ismael“, S. 20ff. Auch muss er ihr ½ Kab Hülsenfrüchte, ½ Log Öl, ein Log getrocknete Feigen93 גרוגרות, vielleicht = γάϱγαϱα, Menge, Haufe, speciell von getrockneten Feigen, die haufenweise zusammenliegen. oder eine Mine94 מנה als Gewicht auch Pea VIII, 5; Chul. XI, 2; Ed. III, 3. Sie wog soviel wie 100 Denar oder 9600 Gerstenkörner mittlerer Grösse, etwa 400 Gramm. Vgl. auch Ket. I, Note 10. Feigenkuchen95 דבלה, von einem Stamm דבל = دبل, pressen, zusammendrücken, speciell von gestampften Feigen, die eine dichte Masse bilden; vgl. דבלת תאנים II. Kön. 20, 7; ככר דבלה Schebiit I, 2. geben; wenn er [diese] nicht hat, so muss er ihr dafür anderweitig Früchte aussetzen. Ferner muss er ihr geben: ein Bett und eine Decke,96 מפץ (von נפץ, ausbreiten) eine weiche Decke aus Bast oder dergl. als Unterlage. und wenn er keine Decke hat,97 So 1st die bestbezeugte Lesart der ed. princ., der ed. Lowe und des Ms. Or. 567, und so lasen auch R. J. Alfasi und Maimonides. Daneben existierte noch die Lesart, wie sie einige Mischna- und die Talmudausgaben haben: ונותן לה מטה ומפץ ומחצלת. so muss er ihr eine Matte98 מחצלת, eine grobe Decke aus Rohr oder Schilf, mit der man das mit Stricken überspannte Bett belegte. geben; ferner muss er ihr geben: eine Haube99 כפה, in der Bibel = Zweig, Wipfel, davon hier eine Kopfbedeckung, Kappe, Haube nach der wipfelartigen Gestalt. für ihren Kopf, einen Gürtel für ihre Lenden,100 Aus der Mischna ist nicht mit Bestimmtheit zu ersehen, wie oft er ihr eine Kopfbedeckung und einen Gürtel geben muss. Raschi bemerkt zu כפה Ket. 64b: צעיף אחד משנה לשנה; danach müsste er ihr eine Haube jährlich geben, und die Worte ומנעלים ממועד למועד wären etwa als eine Parenthese aufzufassen. Nach Schit. mekub. z. St. braucht er ihr die Haube und den Gürtel erst dann zu erneuern, wenn sie abgenutzt sind. ein paar Schuhe zu jedem Feste101 Zu jedem der 3 Wallfahrtsfeste. Nach dem Talmud (Ket. 65b) gilt diese Bestimmung nur für gebirgige Gegenden, in denen die Schuhe schneller zerrissen werden, und die Mischna lehrt beiläufig, dass er ihr die Schuhe gerade zum Feste geben soll, um ihre Festesfreude zu erhöhen. und Kleider im Werte von 50 Sus102 Diese Summe ist nach Provinzialgeld zu berechnen, s. Ket. I, Note 9. jährlich. Man giebt ihr aber nicht neue [Kleider] zur Sommerzeit103 Weil neue Kleider mehr wärmen als alte und daher für die kältere Zeit geeigneter sind. oder abgenützte zur Winterzeit, sondern man muss ihr Kleider im Werte von 50 Sus zur Winterzeit geben, und sie bekleidet sich mit den abgetragenen104 S. Jeb. IX, Note 19. zur Sommerzeit, und die abgenützten105 שחקים abgenutzte Kleider, Fetzen, von dem bibl.-hebr. שחק = zerreiben, abschaben; vgl. das arab. سحق = abnutzen, z. B. von einem Kleide. gehören ihr.106 Um sie bei Bedarf, z. B. zur Zeit ihrer Menstruation zu verwenden.", "Er muss ihr107 Wenn er sie ausser seinem Hause beköstigen lässt, s. M. 8. eine Silber-Maah108 מעה, eigentl. Körnchen, Steinchen (s. Jes. 48, 19), ist die neuhebr. Bezeichnung für die kleinste Münze, entsprechend dem biblischen גרה, welches auch eigentl. Korn, Bohne bedeutet. Die Maah hatte das Gewicht von 16 Gerstenkörnern mittlerer Grösse; ihr Wert war = ⅙ Denar, also etwas über 10 Pfennig. für ihren Bedarf109 Für kleinere Bedürfnisse, die sie im Laufe der Woche hat. geben; und sie speist mit ihm in der Nacht zu jedem Sabbat.110 Weil dies in der Regel die Nacht ist, in der der Mann ehelichen Umgang pflegt. Wenn er ihr für ihren Bedarf nicht eine Silber-Maah giebt,111 D. h. wenn sie schweigt, falls er ihr nicht eine Maah giebt, oder wenn sie ausdrücklich darauf verzichtet. so gehört ihre Händearbeit112 D. i. der Überschuss über den Verdienst, der den Kosten ihres Unterhalts entspricht, s. Note 34. ihr. Wieviel muss sie für ihn arbeiten?113 Und bei wie viel wöchentlichem Verdienst darf sie den Überschuss für sich behalten? Fünf Sela an Gewicht Aufzug in Judäa, was [einem Gewicht von] zehn Sela in Galiläa entspricht,114 Das Sela in Judäa wog doppelt so viel als das in Galiläa. Nach Chul. XI, 2 genügte ein Gewebe im Gewichte von 5 Sela zur Anfertigung eines kleinen Gewandes. oder zehn Sela an Gewicht Einschlag115 Der Einschlag ist doppelt so schwer als der Aufzug und erfordert nur die Hälfte der Arbeit im Vergleich zu diesem. in Judäa, was [einem Gewicht von] 20 Sela in Galiläa entspricht. Wenn sie aber [ein Kind] säugt, so verringert man ihre Händearbeit und legt ihr zu ihrem Unterhalt zu.116 Man giebt ihr noch Speisen und Getränke, die die Milchbildung befördern. Für wen ist dies Alles117 Dass der Mann seiner Frau die in dieser und der vorigen Mischna genannten Dinge nur in der hier bestimmten Menge zu geben hat. gesagt? Für einen Armen in Israel; bei einem Angesehenen aber [richtet sich] Alles nach seinem Stande.118 Er ist verpflichtet sie seinem vornehmern Stande gemäss zu behandeln, s. Ket. IV, Note 51." ], [ "Der Fund einer Frau und der Ertrag ihrer Händearbeit gehören ihrem Manne;1 Dies war zwar bereits Ket. IV, 4 gelehrt; es ist hier nur deshalb wiederholt, weil im Anschlusse daran gezeigt werden soll, dass an eine ähnliche Rechtsfrage, an die Frage nämlich, wer das Geld für die Beschämung und die Verletzung zu beanspruchen hat, sich eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem ungenannten Tanna (ת״ק) und R. Jehuda b. B. knüpft. von ihrer Erbschaft geniesst er bei ihren Lebzeiten die Früchte.2 Er hat das Niessbrauchsrecht an ihrem Vermögen. Das Kapital erhält die Frau, wenn der Mann stirbt oder die Ehe trennt. [Das Geld für] ihre Beschämung und ihre Wertverminderung3 Wenn jemand sie verletzt hat. Dieser hat nach B. kamma VIII, 1 unter Umständen für 5 verschiedene Arten von Beschädigungen Ersatz zu leisten. gehört ihr.4 Das Schmerzensgeld ebenfalls. Das Geld für die Versäumnis gehört dem Manne, da er den Anspruch auf den Ertrag ihrer Arbeit hat; desgleichen das Geld für die Heilung, da er verpflichtet ist, sie heilen zu lassen, Ket. IV, 9. R. Jehuda, Sohn Bethera’s, sagt: wenn es an einer geheimen Stelle geschah,5 Die Beschämung erfolgte an einem Orte, an dem sonst niemand zugegen war, und die Verletzung geschah an einer Stelle ihres Körpers, die nicht sichtbar ist. so gehören zwei Dritteile ihr und ein Dritteil ihm; wenn es aber an einer öffentlichen Stelle geschah,6 Die Beschämung erfolgte in Gegenwart fremder Personen, und die Verletzung geschah an einer sichtbaren Stelle ihres Körpers. so gehören zwei Dritteile ihm7 Da hier die Beschämung für ihn eine grössere ist und sie durch die Verletzung an sichtbarer Stelle in erhöhtem Masse an Reiz für ihn einbüsst. und ein Dritteil ihr. Sein Teil wird ihm sofort [bar] ausgezahlt, für ihren Teil aber wird ein Grundstück gekauft, und er geniesst die Früchte [davon].8 Wie bei allen Niessbrauchsgütern, die der Frau gehören und die der Mann nach ihrem Tode erbt; Jeb. VII, Note 1. Wenn aber die Frau stirbt, bevor sie ihren Teil erhoben hat, so erbt der Mann diesen nicht, da er nur die Güter seiner Frau erbt, die sich bereits in ihrem Besitz befinden (מוחזק), aber nicht solche, auf die sie nur einen Rechtsanspruch hat (ראוי), s. B. batra 113a.", "Wenn jemand seinem Schwiegersohne Geld aussetzt und sein Schwiegersohn stirbt,9 Sodass dessen Bruder verpflichtet ist an seiner Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen; die versprochene Summe war aber noch nicht ausgezahlt und wird nun von dem Levir gefordert. so sagen die Weisen: er kann erklären: „Deinem Bruder wollte ich es geben, Dir aber mag ich es nicht10 אפש, syr. ܐܰܦܶܫ = חפץ, Wunsch, Verlangen, Begehren. — אי, aus Verkürzung von אין entstandene Partikel zur Bezeichnung der Negation = nicht; vgl. אי כבוד I. Sam. 4, 21, אי נקי Hiob 22, 30. Diese Partikel erscheint in der Mischna gewöhnlich vor einem Worte, das mit א beginnt, z. B. Pes. VI, 2; B. mez. V, 3; Ab. sara III, 4; Abot II, 4; Jeb. I, 1; Nas. V, 3; Sota VIII, 1. Ausnahmen s. jedoch Demai V, 8; Sanh. IV, 5. Demnach wäre אי אפשי = אין חפצי, es ist nicht mein Wille, ich mag nicht. Nach Geiger, Jüd. Zeitschr. VIII, 182 ging die Gewöhnheit, das נ vor dem blossen Vocal abzuwerfen, so weit, dass man sogar, wenn das Wort selbst mit נ begann, auch dieses wegwarf und אי אפשי = אין נפשי sagte, eine Erklärung, die Bacher, die älteste Terminologie S. 128, Anm. 3 „plausibel“ nennt, obschon solcher Ausfall eines נ am Anfang eines Wortes sich kaum wird nach weisen lassen. Graetz, im Litteraturbl. des Orient 1845, S. 87 weist noch auf die merkwürdige Erscheinung hin, dass bei אי mit nachfolgendem א, verglichen mit dem griech. ν ἐφελϰυστιϰόν, ein Hiatus gleichsam hervorgerufen wird. geben.“11 Und der Levir muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen, ohne die ausgesetzte Summe zu erhalten. Der verstorbene Bruder aber hätte das Geld auf gerichtlichem Wege einziehen können.", "Wenn sie ihm verspricht 1000 Denar mit [in die Ehe] zu bringen, so muss er dafür 15 Minen festsetzen;12 Er muss ihr dafür in der Ketuba die Hälfte mehr verschreiben (15 Minen = 1500 Denar) ausser der freiwilligen Zulage (תוספת כתובה Jeb. IV, Note 18), weil er mit ihrer Mitgift Geschäfte machen und Gewinn erzielen kann. Das Verbot des Zinsnehmens resp. Zinsgebens (Lev. 25, 35. 36 u. B. mezia V, 1 ff.) trifft aber hier nicht zu, da er die Summe nicht als Darlehen, sondern nur unter der Bedingung übernommen hat, dass er sie von seiner Frau nach deren Tode erben werde. Überdies entspricht hier der Zuschlag, den er zu zahlen hat, nicht einer Entschädigung für eine gewisse Frist (אגר נטר), in der er die Mitgift benutzen konnte und die die Frau abwarten musste, um zu ihrem Gelde zu kommen; denn diesen Zuschlag müsste er ihr selbst dann zahlen, wenn er sich sofort nach der Eheschliessung von ihr scheiden würde. Wenn sie nun Witwe oder geschieden wird, so hat sie eine Ketuba von 1500 Denar zu beanspruchen. für das abgeschätzte Gut13 Die Mobilien, die die Frau in die Ehe bringt. setzt er ein Fünftel weniger fest.14 Denn dieses pflegte man höher einzuschätzen als der wahre Wert betrug, damit die Frau reicher erscheine. [Beträgt] die Abschätzung eine Mine15 D. h. wenn er ausgemacht hat, dass er in die Ketuba einschreiben werde, sie habe ihm „שום במנה“, Mobilien im Betrage einer Mine eingebracht. und der [wirkliche] Wert auch eine Mine, so hat er nur eine Mine [zu beanspruchen].16 Er kann aber nicht etwa ⅕ mehr beanspruchen, indem er sich darauf beruft, dass man in der Regel den Wert um ⅕ höher einzuschätzen pflegt, als er wirklich ist, und es ihm daher erlaubt sein müsse, ⅕ abzuziehen; denn dieses geschah nur, wenn von Seiten der Frau das Gut eingeschätzt und es deshalb zu einem höhern als dem wirklichen Werte angesetzt war. Er braucht auch nicht die Hälfte mehr in der Ketuba anzusetzen, wie im ersten Falle dieser Mischna, da es sich dort um bares Geld handelt, hier aber nicht. Wenn die Abschätzung auf eine Mine lautet,17 D. h. wenn sie verlangt, dass er in die Ketuba einschreibe, sie habe ihm „שום במנה“, Mobilien im Betrage einer Mine eingebracht. so muss sie ihm 31 Sela und einen Denar geben;18 Das sind 125 Denar, da 1 Sela 4 Denar betrug, s. Ket. I, Note 9. Sie muss Mobilien einbringen, die ⅕ mehr wert sind als eine Mine oder 100 Denar, da er das Recht hat, die Mobilien, die von Seiten der Frau eingeschätzt sind, um ⅕ niedriger anzusetzen. Jenes Fünftel wird so berechnet, dass die Summe (z. B. 100 oder 400 Denar) als ⅘ eines Ganzen betrachtet und dann das fehlende Fünftel (25 resp. 100 Denar) hinzugefügt wird. Nach unsrer üblichen Bezeichnung würden wir dies einfach ¼ nennen. — Nach R. Chananol (s. Tos. Ket. 66a s. v. שום) sind die beiden letzten Fälle also zu erklären: Wenn sie ihm versprochen hat, „שום במנה ושוה מנה“, Mobilien, die zu einer Mine eingeschätzt und auch eine Mine wert sind, in die Ehe zu bringen, so hat er nicht das Recht zu verlangen, dass sie ihm Mobilien einbringe, die in Wirklichkeit ⅕ mehr wert sind; denn mit den Worten שום במנה ושוה מנה hat sie sagen wollen, dass er in der Ketuba den Wert der Mobilien auf eine Mine angeben solle, obgleich sie wirklich nur eine Mine wert sind. Wenn sie aber versprochen hat, „שום במנה“, Mobilien, die zu einer Mine eingeschätzt sind, einzubringen, so muss sie in Wirklichkeit Mobilien, die ⅕ mehr wert sind, einbringen; denn mit den Worten שום במנה hat sie sagen wollen, dass sie ihm soviel Mobilien einbringen werde, als der Mine entspricht, die er in die Ketuba einschreibt. und wenn sie auf 400 [Denar] lautet,19 Wenn sie verlangt, dass er in die Ketuba einschreibe, sie habe ihm Mobilien ira Werte von 400 Denar eingebracht. — Die Mischna handelt hier von einer Ketuba von einer Mine und von einer solchen von 400 Denar, weil sie die beiden Grenzen annehmen wollte, zwischen denen sich der Betrag der Ketuba bewegt; bei einer Witwe betrug sie 100 Denar, bei einer Priestertochter 400 Denar, s. Ket. I, 5. so muss sie ihm 500 [Denar] geben. Was der Bräutigam aussetzt,20 Was er der Braut an Kleidungsstücken oder Schmucksachen u. dergl. verspricht. das muss er um ein Fünftel weniger ansetzen.21 Denn auch auf seiner Seite wurden die Gegenstände in der Regel höher eingeschätzt, als sie thatsächlich wert waren. Er muss deshalb in der Ketuba den Wert der von ihm versprochenen Sachen um ⅕ niedriger angeben.", "Verspricht sie ihm [bares] Geld (A. L.: Selaim) mit [in die Ehe] zu bringen, so wird der Silbersela zu 6 Denar berechnet.22 Obgleich der Sela nur 4 Denar beträgt, muss er ihr den Sela am die Hälfte höher anrechnen, s. Note 12. Die Mischna setzt neben den Fall in M. 3 (Anfang) noch diesen, um zu lehren, dass der Mann stets den Betrag der Mitgift um die Hälfte höher in der Ketuba ansetzen muss: bei einer grossen Summe, weil er mit ihr leicht einen grossen Gewinn erzielen kann, obgleich bei einem grossen Geschäft auch das Risiko ein grosses ist; bei einer kleinen Summe, weil hier das Risiko für ihn nur ein geringes ist, obschon er nur einen kleinen Gewinn mit ihr erzielen kann (Ket. 66 b). Der Bräutigam nimmt es auf sich, ihr für jede Mine23 Die sie ihm in die Ehe bringt. 10 Denar für ihren Toilettenbehälter24 קופה = cupa, ein rundes Gefäss, Behälter, Tonne, Kufe. Hier ist die Summe gemeint, die sie auf ihre Toilettengegenstände, als Salben, Gewürze u. dergl. verwendet. zu geben.25 Nach Ket. 66b ist die Frage unentschieden, wie oft er zu dieser Leistung verpflichtet ist, ob täglich, wöchentlich oder jährlich. Nach Tos. (ibid. s. v. ליום) meint die Mischna eine einmalige Leistung; es ist nur die Frage, ob er ihr die ganze Summe auf einmal auszahlen und ihr, wenn diese verbraucht ist, ihrem Stande entsprechend weitere Mittel für die Toilette geben muss, oder ob er ihr jene Summe überhaupt nicht auf einmal auszuzahlen braucht, sondern nur täglich soviel Geld geben muss, als sie für ihren Bedarf an Toilette gebraucht. Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt: [es richtet sich] Alles26 Was hier an Leistungen aufgezählt ist. nach der Sitte des Ortes.27 So entscheidet auch die Halacha.", "Wenn jemand seine Tochter verheiratet, ohne genauere Bestimmung zu treffen,28 סתם eigentl. verstopft, verschlossen, daher = unbekannt, unbestimmt; hier = ohne nähere Verabredung betreffs der Mitgift. so darf er ihr nicht weniger als 50 Sus29 Diese Summe ist nach Provinzial- geld zu berechnen, s. Ket. I, Note 9. geben. Wenn er bestimmt, dass er (der Bräutigam) sie unbekleidet heimführen solle, so darf der Mann nicht sagen: „wenn ich sie in mein Haus gebracht haben werde, will ich sie in mein Gewand hüllen,“ sondern er muss sie bekleiden, während sie noch im Hause ihres Vaters ist. Ebenso, wenn man eine Waise verheiratet, soll man ihr nicht weniger als 50 Sus30 Aus der Wohlthätigkeitskasse. geben; ist in der Kasse noch Vorrat, so muss man sie standesgemäss ausstatten.31 Nach R. Nissim z. St. ist es möglich, dass man ihr unter allen Umständen 50 Sus geben muss und dass, wenn in der Kasse nicht soviel vorhanden ist, die Vorsteher aus eigenen Mitteln der Kasse borgen müssen; wenn die Kasse gewachsen ist, können sie sich dann daraus bezahlt machen. Vgl. Jore dea 257, 5. Ist mehr als 50 Sus in der Kasse, so muss man der Waise noch mehr geben, je nach dem Stande, dem sie angehört.", "Eine Waise, die ihre Mutter oder ihre Brüder mit ihrer Einwilligung32 Das לדעתה will sagen, dass sie, obgleich sie mit ihrer Einwilligung verheiratet wurde, dennoch als Erwachsene ihren Anspruch noch erheben kann und ihr event. Verzicht ungiltig ist. verheiratet haben und der man 100 oder 50 Sus verschrieben,33 In der Mischna sind absichtlich diese beiden Fälle aufgestellt. An dem ersten soll gezeigt werden, dass die Tochter ihre Forderung stellen kann, obgleich man ihr mehr als das Minimum von 50 Sus (s. M. 5) verschrieben hatte; an dem zweiten wird gezeigt, dass die Tochter erst als Erwachsene ihre Ansprüche geltend machen kann, obschon man ihr nur 50 Sus verschrieben. kann, wenn sie erwachsen ist, von ihnen fordern, was ihr gegeben werden muss.34 D. i. ein Zehntel des vom Vater hinterlassenen Vermögens, Ket. 68b. R. Jehuda sagt: wenn er (der Vater) die erste Tochter bereits verheiratet hatte, so muss der zweiten ebenso viel wie der ersten gegeben werden.35 Gleichviel ob der Vater der ersten Tochter mehr oder weniger als den zehnten Teil seines Vermögens mitgegeben hatte; und nur wenn man die Gesinnung des Vaters in dieser Beziehung nicht kennt, wenn man nicht weiss, ob er freigebig oder geizig ist, giebt man der Tochter den zehnten Teil des Vermögens. Die Weisen aber sagen: es kommt vor, dass einer, der arm war, reich wird, oder dass einer, der reich war, arm wird;36 Die Form העני anstatt הענה, die nach syrischer Art gebildet ist, findet sich in der Mischna öfter, s. Schek. III, 2; Arach. IV, 2. Das Imperfect יעני Schek. III, 2; Ned. IX, 4. Auch in der Bibel findet sich einmal החלי anstatt החלה, Jes. 53, 10. [Man kann freilich החלי auch als eine defect geschriebene Nebenform zu ויחלא auffassen, die auf einen Nebenstamm חלא hinweist, wie sich ויחלא II. Chron. 16, 12 anstatt ויחלה findet. Vgl. die Formen החטי II. Kön. 13, 6; Jer. 32, 35.] Das עני und עשיר bezieht sich hier nicht auf das Vermögen des Vaters; denn wenn z. B. dieser früher reich und später arm war, könnte auch R. Jehuda nicht verlangen, dass man der zweiten Tochter soviel wie der ersten geben solle. Es bezieht sich vielmehr auf die Gesinnung des Vaters und bedeutet: es kommt vor, dass jemand, der früher „arm an Gesinnung“ d. h. engherzig war, später „reich an Gesinnung“ d. h. weitherzig, freigebig wird, und umgekehrt. man muss vielmehr37 Je nachdem der Vater freigebig oder geizig ist; nur wenn seine Gesinnung nicht bekannt ist, giebt man der Tochter den zehnten Teil des Vermögens. das Vermögen abschätzen und ihr geben.", "Wenn jemand einem Dritten38 השליש einem Dritten als einem Vertrauensmann etwas übergeben; שליש der Vertrauensmann zweier Parteien. Geld für seine Tochter giebt39 Damit er ihr ein Feld kaufe oder es für den Fall, dass sie nach seinem Tode heiraten werde, zu ihrer Mitgift verwende. und diese erklärt: „mein Mann40 D. i. mein Verlobter. ist mir beglaubt,“41 Ich habe das Vertrauen zu ihm, dass er es nicht für sich behalten werde, gieb es ihm also. so soll der Dritte so tun, wie ihm aufgetragen wurde;42 Selbst wenn sie will, dass ihr Verlobter ihr nach dem Wunsche des Vaters ein Feld kauft, darf man ihr das Geld erst nach ihrer Eheschliessung aushändigen, da es eine Pflicht ist, die Anordnungen eines Verstorbenen zu erfüllen (מצוה לקים דברי המת, Ket. 70a), auch wenn er diese getroffen, als er noch völlig gesund war. War er aber damals bereits so krank, dass er sich dem Tode nahe fühlte, dann muss sein Auftrag genau erfüllt werden, selbst wenn der Vertrauensmann ursprünglich das Geld zu einem andren Zwecke erhalten hätte, denn „was ein Totkranker auch nur mündlich vermacht, gilt wie aufgeschrieben und bereits übergeben“, דברי שכיב מרע כבתובין וכמסורין, s. B. batra VIII, Note 34. dies sind die Worte des R. Meir. R. Jose aber sagt: wenn es nun ein Feld gewesen wäre,43 Das man ihr bereits gekauft hat. das sie [jetzt] verkaufen will, so würde es doch auch schon von jetzt43a עכשיו, nach Levy (Wtb. III, 648) eine Contraction der Worte עד כשעה היא; besser mit Dalman, Gramm. des jüd.-paläst. Aram. S. 168, Anm. 1 = עד כשהוא. ab als verkauft gelten!44 Also hat sie das Verfügungsrecht über das Geld und man muss es ihr aushändigen, selbst wenn sie nicht ein Feld dafür kaufen will. — R. Meir aber ist der Ansicht, dass sie in einem solchen Falle nicht befugt wäre das Feld zu verkaufen. Von wem ist dies gesagt?45 Dass R. Meir und R. Jose controversieren. Von einer Erwachsenen;46 Und auch nur solange sie verlobt ist; denn wenn die Ehe bereits vollzogen ist, so stimmen beide Tannaiten darin überein, dass die Frau das freie Verfügungsrecht über das Geld hat, Ket. 69b. Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Meir. was aber eine Minderjährige betrifft, so ist die Handlung einer Minderjährigen nichtig." ], [ "Wenn jemand seine Frau durch ein Gelübde zwingt1 S. Ket. V, Note 51. dem Nutzen von ihm zu entsagen,2 D. h. dem Unterhalt aus seinem Vermögen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass der Mann durch ein Gelübde seiner Frau jeden Genuss seines Vermögens untersagen will, denn dazu wäre er nicht befugt, da er sich der Verpflichtung sie zu ernähren (Ex. 21, 10) nicht entziehen kann. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass er ihr gesagt hat, sie solle den Ertrag ihrer Arbeit, den er eigentlich zu beanspruchen hat (Ket. IV, 4), für ihren Unterhalt verwenden, womit sie sich schweigend einverstanden erklärte. Wenn nun ihr Verdienst wohl für ihren dringenden Bedarf, aber nicht für kleinere, minder wichtige Bedürfnisse ausreicht, wie sie ihr Vater ihr gewährte, zu deren Bestreitung aber der Gatte nicht verpflichtet ist, weil sie auch ihren übrigen Angehörigen in ihrem Elternhause nicht gewährt wurden, so ist ihr Mann verpflichtet, ihr einen Versorger zu stellen (Ket. 70b). so muss er, wenn dies3 Gelübde. für [höchstens] 30 Tage4 Es wird angenommen, dass innerhalb der ersten 30 Tage das Gelübde nicht weiter bekannt wird und sie sich daher vor ihren Bekannten nicht zu schämen braucht. geschah, ihr einen Versorger stellen;5 D. h. nicht etwa jemand beauftragen sie zu versorgen, denn dies wäre ihm, da er das Gelübde gethan, verboten nach dem Grundsatze: „Der Bevollmächtigte steht dem Vollmachtgeber gleich“ (Ket. IV, Note 55); es ist vielmehr gemeint, dass er erklären darf: Derjenige, der sie versorgen wird, soll keinen Schaden leiden, d. h. dem werde ich es ersetzen. wenn dies für längere Zeit geschah,6 Und sie nicht länger mit dieser Versorgung durch einen Dritten einverstanden ist. so muss er sie entlassen7 Er muss die Ehe durch Scheidung trennen, weil ein solcher Zustand für die Frau beschämend ist. und ihr die Ketuba auszahlen. R. Jehuda sagt: wenn es ein Israelit ist,8 D. i. ein Nichtpriester, dem es gestattet ist, die Frau, von der er sich geschieden, wieder zu heiraten, wenn sie inzwischen nicht anderweitig verheiratet war. so darf er sie, falls es für einen Monat geschah, behalten,9 Weil er sein Gelübde noch bereuen und sie nach erfolgter Scheidung wieder heiraten könnte. falls für zwei [Monate], muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen; wenn es aber eine Priesterfrau ist,10 Die ihr Gatte nach erfolgter Scheidung nicht wieder heiraten dürfte, Lev. 21, 7. so darf er sie, falls es für zwei Monate geschah, behalten,11 Man gewährt ihm längere Frist, um das Gelübde bereuen und auflösen zu können. — Die Halacha entscheidet nicht nach der Ansicht des K. Jehuda. falls für drei [Monate], muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen.", "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen, bestätigt,12 Hier heisst הדיר geloben lassen, ein Gelübde zulassen, gelten lassen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass er es ihr durch Gelübde verboten hat, da er ihr nicht den Genuss einer Sache verbieten kann, die ihm nicht gehört. Es kann auch nicht gemeint sein, dass er etwa erklärt hätte: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn Du irgend eine Frucht geniessest“, da er bereits nach Ablauf einer Woche ein solches Gelübde lösen oder die Ehe trennen müsste, Ket. V, 6. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass sie gelobt hat, solange sie mit ihm verheiratet ist, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen und er dies Gelübde bestätigt hat. so muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen.13 Da er stillschweigend das Gelübde seiner Frau guthiess, merkte sie, dass sie ihm verhasst und es ihr also unmöglich ist, die Ehe mit ihm fortzusetzen; deshalb muss er, falls er keine Möglichkeit findet, ihr Gelübde zu lösen, sofort die Ehe durch Scheidung trennen. Wenn aber der Mann ein Gelübde tut, wodurch er sich den ehelichen Umgang mit seiner Frau versagt (Ket. V, 6), dann ist sie eher bereit, eine Woche zu warten in der Hoffnung, dass der Zorn ihres Gatten sich legen und er sein Gelübde bereuen wird. R. Jehuda sagt: wenn es ein Israelit ist, so darf er sie, falls es für einen Tag geschah, behalten, falls für zwei [Tage], muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen; wenn es aber eine Priesterfrau ist, so darf er sie, falls es für zwei Tage geschah, behalten, falls für drei Tage, muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen.14 Die Halacha entscheidet nicht im Sinne des R. Jehuda.", "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt,12 Hier heisst הדיר geloben lassen, ein Gelübde zulassen, gelten lassen. Es kann hier nicht gemeint sein, dass er es ihr durch Gelübde verboten hat, da er ihr nicht den Genuss einer Sache verbieten kann, die ihm nicht gehört. Es kann auch nicht gemeint sein, dass er etwa erklärt hätte: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn Du irgend eine Frucht geniessest“, da er bereits nach Ablauf einer Woche ein solches Gelübde lösen oder die Ehe trennen müsste, Ket. V, 6. Die Mischna handelt vielmehr von dem Falle, dass sie gelobt hat, solange sie mit ihm verheiratet ist, eine bestimmte Frucht nicht zu geniessen und er dies Gelübde bestätigt hat. sich einer bestimmten Art von Schmuck nicht zu bedienen,15 Sie gelobt z. B. eine bestimmte Art von Balsam nicht zu gebrauchen und der Mann lässt dieses Gelübde gelten. so muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen. R. Jose sagt: bei Armen,16 Muss er sie entlassen und die Ketuba auszahlen. wenn er keine bestimmte Zeit angegeben,17 Wie lange das Gelübde gelten soll. Er darf aber höchstens 12 Monate das Gelübde gelten lassen. bei Reichen aber, wenn es für 30 Tage geschah.18 So lange kann die reiche Frau sich noch an dem Geruche des Balsams erfreuen, den sie vor dem Aussprechen des Gelübdes gebraucht hat (Ket. 71b). Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Jose.", "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt,19 Wenn sie gelobt hat: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir versagt, wenn ich in das Haus meines Vaters gehe“, und er das Gelübde gelten liess. Die Frau muss hier aber den Genuss der Beiwohnung sich versagt haben; denn wenn ihr Gelübde nur gelautet hätte: „es sei mir verboten, in das Haus meines Vaters zu gehen“, so könnte der Manu es nicht auflösen, da er das Einspruchsrecht nur bei solchen Gelübden hat, die die Beziehungen der Gatten zu einander beeinträchtigen, דברים שבינו לבינה, s. Ned. XI, 2. nicht in das Haus ihres Vaters zu gehen, so darf er sie, wenn er mit ihr in derselben Stadt wohnt, falls es für einen Monat geschah,20 Falls sie das Gelübde für die Dauer eines Monats getan hat. behalten, falls für zwei Monate,21 Geschweige, wenn sie es für unbegrenzte Zeit getan. muss er sie [sofort] entlassen und ihr die Ketuba auszahlen; wenn er aber in einer andren Stadt wohnt, so darf er sie, falls es für ein Fest geschah, behalten, falls für drei [Feste], muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen.22 Nach dem Talmud (Ket. 71b) vertritt die Mischna in diesem zweiten Satze die Ansicht des R. Jehuda in M. 2 und ist also zu erklären: Wenn es ein Israelit ist, so darf er sie, falls das Gelübde für die Dauer eines Festes getan wurde, behalten, falls für die Dauer von zwei Festen, muss er sie entlassen; wenn es aber eine Priesterfrau ist, so kann er sie, falls das Gelübde für die Dauer von zwei Festen geschah, behalten, falls für die Dauer von drei Festen, muss er sie entlassen. Der Talmud sieht sich zu dieser Erklärung veranlasst, weil sonst die Folgerungen aus diesem Satze sich widersprechen würden. Denn daraus, dass er sie behalten darf, wenn das Gelübde nur für die Dauer eines Festes geschah, ist zu schliessen, dass, wenn es für die Dauer von zwei Festen geschah, er sie entlassen muss; daraus aber, dass er (nach den Schlussworten der Mischna) sie entlassen muss, wenn das Gelübde für die Dauer von drei Festen geschah, ist zu schliessen, dass, wenn es nur für die Dauer von zwei Festen geschah, er sie behalten darf. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Jehuda.", "Wenn jemand das Gelübde seiner Frau bestätigt,23 Wenn sie gelobt hat: „Der Genuss Deiner Beiwohnung sei mir verboten, wenn ich u. s. w.“ nicht in ein Trauerhaus oder ein Hochzeitshaus24 Unter בית המשתה wird im Talmud in der Regel ein Hochzeitshaus verstanden. Zur Zusammenstellung vgl. Kohelet 7, 2. zu gehen, so muss er sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen, weil er [alle Thüren] ihr verschliesst;25 D. h. er verschliesst ihr die Pforten der Freude und des Trostes; wenn ihr verboten wird, an der Freude oder an dem Schmerze Andrer teilzunehmen, so werden Andre auch an ihrer Freude keinen Anteil nehmen und in ihrer Trauer keinen Trost ihr spenden. wenn er aber einen „gewissen Grund“26 דבר אחר ist im Talmud häufig eine Umschreibung für etwas, das man sich zu nennen scheut; so steht es in Ber. 8b geradezu für תשמיש המטה, s. Ket. V, Note 57. Hier ist gemeint: wenn er als Grund für die Bestätigung ihres Gelübdes angiebt, dass in jenen Häusern leicht- fertige Menschen verkehren, von denen unsittliche Handlungen zu befürchten sind. angiebt, so ist es ihm erlaubt. Wenn er ihr erklärt:27 „Das Gelübde, durch welches Du Dir einen Genuss von mir versagen willst, sei ungiltig, unter der Bedingung u. s. w.“ „unter der Bedingung, dass Du dem N. N. sagst, was Du mir gesagt hast, oder was ich Dir gesagt habe,“28 Leichtsinnige Worte oder unzüchtige Dinge. oder dass sie [Gefässe] fülle und in die Düngergrube29 אשפה ist vielleicht von der irrtümlich für einen Plural gehaltenen Form אשפת (z. B. Ps. 113, 7) gebildet (Gesenius Wtb.); in der Bibel kommt neben אשפת nur noch אשפתות, vor, Klagel. 4, 5, während אשפה stets Köcher bedeutet. In der Mischna heisst אשפה Plur. אשפתות nicht nur Düngerhaufen (s. Schebiit III, 1, 2, 3; Erub. X, 7), sondern auch Düngergrube (s. B. batra V, 3; Meila III, 6). Die ed. princ. und der jerus. Talmud lesen an unsrer Stelle אשפות. ausleere,30 Durch diese sinnlose Beschäftigung würde sie als närrisch erscheinen. Nach einer andren Erklärung im Talmud (Ket. 72a) meint der Mann mit dieser Redensart, sie solle den männlichen Samen, den sie beim Coitus in sich aufgenommen, wieder entfernen, um die Empfängnis zu verhüten. so muss er30a Wenn sie diese Bedingung nicht erfüllen will oder kann und ihr Gelübde somit in Kraft bleibt. sie entlassen und ihr die Ketuba auszahlen.", "Folgende [Frauen] werden ohne31 Das ש in שלא ist eigentlich überflüssig, wie etwa das ש in שאינה Ned. V, 6: כל מתנה שאינה שאם הקרישה וכו׳. Dieser Gebrauch des ש = אשר erinnert an Esth. 4, 16: ובכן אבוא אל המלך אשר לא כדת. [Anspruch auf die] Ketuba entlassen: eine Frau, die gegen das mosaische Gesetz32 Das in den fünf Büchern Moses niedergelegt ist. oder die jüdische Sitte33 Die nur mündlich überliefert und durch den Brauch geheiligt ist. verstösst. Was ist unter dem „mosaischen Gesetz“ zu verstehen? Wenn sie ihm [z. B.] Nichtverzehntetes zu essen giebt,34 Gegen das Gesetz Num. 18, 21 ff. Sie sagte ihm nämlich, nachdem er von dem Getreide gegessen, dass ihr jemand den Zehent abgeschieden habe, und es stellte sich dann durch Zeugen heraus, dass diese Angabe falsch war. oder wenn sie als Menstruierende mit ihm [ehelichen] Umgang pflegt,35 Gegen das Gesetz Lev. 18, 19. Sie sagte ihrem Gatten, dass sie rein sei, während ihre Nachbarinnen bemerkten, dass sie zu jener Zeit die Kleider trug, die sie stets zur Zeit ihrer Menstruation anzuziehen pflegte. oder wenn sie nicht Teighebe abscheidet,36 Gegen das Gesetz Num. 15, 19 ff. Sie sagte ihm, es habe jemand für sie die Teighebe abgeschieden, und diese Angabe stellte sich als falsch heraus. — Der Ausdruck findet sich auch Nid. X, 7. oder wenn sie Gelübde tut und sie nicht hält.37 Gegen das Gesetz Deut. 23, 22 ff. Nach dem Talmud (Ket. 72a) ist das Entweihen eines Gelübdes seitens der Eltern verhängnisvoll für die Kinder; er findet dies in Kobel. 5, 5 angedeutet, wo es heisst: „Lass Deinen Mund nicht Sünde bringen über Dein Fleisch …. warum sollte der Herr über Dein Wort zürnen und das Werk Deiner Hände vernichten?“ Hier werden unter „dem Werk der Hände“ die Kinder verstanden. Was ist unter „jüdischer Sitte“ zu verstehen? Wenn sie mit entblösstem Haupte ausgeht38 D. h. sich öffentlich zeigt. Völlig entblössten Hauptes zu gehen, gilt für die Frau als ein Verbot der Thora; denn da es bei der des Ehebruchs verdächtigen Frau heisst: „er (der Priester) entblösse das Haupt der Frau“ (Num. 5, 18), so ist daraus zu schliessen, dass die Frau das Haar verhüllt haben muss; vgl. auch B. kamma VIII, 6. In dieser Mischna ist daher gemeint, dass sie ihr Haar nur zum Teil verhüllt trägt. oder auf der Strasse spinnt39 Sodass ihre entblössten Arme sichtbar werden. Nach einer andren Erklärung ist gemeint, dass sie auf offener Strasse rötliche Wolle spinnt, sodass der Widerschein auf ihr Antlitz fällt, was gleichfalls gegen jüdische Zucht und Sitte verstösst. Noch andre Erklärungen s. Schit. mekub. z. St. oder mit jedem Menschen sich unterhält.40 מדברת hier im Sinne von „vertraulich reden, scherzen“; vgl. auch Ket. I, 8. Abba Saul sagt: auch wenn sie seine Erzeuger41 Seinen Vater oder seinen Grossvater. in seiner Gegenwart schmäht.42 Der Talmud (Ket. 72b) erklärt dies (nach der Correctur des R. Elia Wilna): במקללת יולדיו בפני מולדיו = wenn sie seine Erzeuger in Gegenwart seiner (d. i. des Gatten) Nachkommen, also ihren Schwiegervater vor dessen Enkeln schmäht. R. Tarphon sagt: auch eine Lautschreiende.43 קולנית, Femin zu קולן, einer Weiterbildung von קול, wie חבלנית Mak. I, 10; עסקנית Tohar. VII, 8; גרגרנית ibid. VII, 9; רבצנית ,נגחנית ,בעטנית ,נשכנית, Tos. B. batra IV, 6. Was ist unter einer Lautschreienden zu verstehen? Eine Frau, deren Stimme ihre Nachbarinnen hören, wenn sie in ihrem Hause redet.44 D. h. wenn sie mit ihrem Manne von dem ehelichen Umgange spricht, sei es, dass sie laut danach verlangt, sei es, dass sie ihn, wenn er sie dazu auffordert, laut zur Rede stellt und dadurch beschämt. Die Worte ואיזו...קולה sind Zusatz aus Tossifta; daher im Talmud z. St. מאי קולנית, und in cod. Lowe als תוספה bezeichnet (s. מלאכת שלמה). — In allen Fällen dieser Mischna verliert die Frau das Recht auf die Ketuba sowie auf die freiwillige Zulage, wenn der Mann sie vorher gewarnt hat und sie trotzdem gegen das mosaische Gesetz oder die jüdische Sitte verstösst.", "Wenn45 Diese ganze Mischna ist Kid. II, 5 wiederholt. Hier steht sie, weil in zwei Fällen gelehrt wird, dass die Frau keinen Anspruch auf die Ketuba hat, und dort, weil in zwei Fällen gelehrt wird, dass die Trauung (קדושין) ungiltig ist. sich jemand eine Frau antraut unter der Bedingung, dass sie keine Gelübde auf sich hat und sich dann herausstellt, dass sie wohl Gelübde auf sich hat,46 Sie hatte nämlich gelobt, kein Fleisch oder keinen Wein zu geniessen, oder sich nicht mit farbigen Gewändern zu schmücken, Gelübde, an denen Männer in der Regel Anstoss nehmen. Hat er aber bei der Bedingung ausdrücklich ein Gelübde genannt oder ausbedungen, dass sie gar kein Gelübde auf sich habe, so ist, wenn sie gerade jenes resp. überhaupt ein Gelübde getan hatte, die Trauung ungiltig, auch wenn es ein Gelübde war, auf das die Männer im allgemeinen kein Gewicht zu legen pflegen. so gilt sie nicht als getraut.47 Ob die Ehe ohne weiteres als gelöst gilt oder erst durch Scheidung getrennt werden muss, ist fraglich, s. Eb. haëser 39, 1. Wenn er sie ohne bestimmte Bedingung48 Zum Ausdruck s. Ket. VI, Note 28. heimgeführt hat49 Sei es, dass er bei der Trauung ausbedungen hat, dass sie keine Gelübde auf sich habe und er bei der Heimführung diesen Vorbehalt nicht wiederholt, sodass zu vermuten ist, dass er inzwischen auf die Bedingung kein Gewicht mehr legt, sei es, dass er auch bei der Trauung keinen Vorbehalt gemacht, als er aber von dem Gelübde erfuhr, sofort Einspruch dagegen erhob. und sich dann herausstellt, dass sie Gelübde50 Wie sie Note 46 bezeichnet sind. auf sich hat, so wird sie ohne [Anspruch auf die] Ketuba entlassen.51 Da er bei der Heimführung nicht erklärt hat, ob er auf die Gelübde Gewicht legt oder nicht, so ist es zweifelhaft, ob er auf jene Bedingung verzichtet; die Frau, die die Auszahlung der Ketuba verlangt, muss daher erst nachweisen, dass er Verzicht geleistet hat nach dem Grundsatz: המוציא מחברו עליו הראיה, wer an seinen Nächsten eine Forderung stellt, muss erst den Beweis dafür erbringen, B. kamma III, 11. Die Ehe kann aber nur durch Scheidung getrennt werden, da sie vielleicht giltig war und man daher in erschwerendem Sinne zu entscheiden hat, ספק דאוריתא לחומרא, Ket. I, Note 8. [Wenn er sie sich antraut] unter der Bedingung, dass sie keine Leibesfehler hat52 Oder wenn er auch diese Bedingung nicht ausdrücklich gemacht hat. Auch Ket. V, 3 (Note 31) wurde schon ohne weiteres angenommen, dass Leibesfehler, die nach der Eheschliessung an der Frau gefunden werden, die Trauung aufheben können. Die Mischna setzt nur deshalb diesen Fall, um zu lehren, dass, wenn er auch die Bedingung gemacht hat und sich dann ergiebt, dass diese nicht erfüllt wurde, die Ehe dennoch nicht ohne weiteres als nichtig gilt, sondern nur durch Scheidung getrennt werden kann. und sich dann doch Leibesfehler an ihr finden, so gilt sie nicht als getraut. Wenn er sie ohne bestimmte Bedingung heimgeführt, sich aber dann Leibesfehler an ihr finden, so wird sie ohne [Anspruch auf die] Ketuba entlassen. Alle Leibesfehler, die die Priester ungeeignet machen,53 Zum Tempeldienst, s. Lev. 21, 17 ff. und Bechor. VII. machen auch die Frauen ungeeignet.54 Zur Fortsetzung der Ehe. Nach der Halacha giebt es noch andre Leibesfehler, die die Frau ungeeignet machen, s. Eb. haëser 39, 4.", "Hatte sie Leibesfehler, während sie noch im Hause ihres Vaters war, so muss der Vater55 Der von dem Verlobten die Auszahlung der Ketuba fordert, falls dieser die Frau nicht heimführen will. den Beweis erbringen, dass diese Fehler an ihr erst entstanden sind (A. L. gewesen sind), nachdem sie verlobt war und [somit] sein Feld verwüstet56 Ms. Or. 567 liest נסחפה. Zum Ausdruck s. Ket. I, Note 37. ist.57 D. h. dass der Verlobte den Schaden zu tragen hat. — Zu Gunsten der Frau spricht zwar die Präsumtion, dass sie ohne Leibesfehler geboren wurde (חזקת הגוף), und in einem ähnlichen Falle, Ket. I, 6, entschied auch die Halacha (ibid. Note 44), dass dieses Moment gegenüber dem Einwand des Verlobten ausschlaggebend sei. Dennoch ist hier der Verlobte beglaubt, da er behaupten kann, dass die Fehler dort bereits entstanden sind, wo man sie gefunden hat, nämlich im Hause ihres Vaters, כאן היו כאן נמצאו, und der Vater muss nachweisen, dass es sich nicht so verhält. — Nach R. Nissim liegt der Fall in unsrer Mischna so, dass die Verlobte erklärt, die Fehler seien vielleicht erst erstanden, nachdem sie heimgeführt wurde, während in Ket. I, 6 die Verlobte mit Bestimmtheit behauptete, sie sei zur Zeit der Verlobung noch Jungfrau gewesen (s. ibid. Note 42). — Nach R. Ascher (z. St.) handelt unsre Mischna nur von einer Jungfrau, bei der sich die Zeichen der Pubertät gezeigt haben und die mindestens zwölf Jahre und einen Tag alt ist (נערה, Jeb. VI, Note 20): bei dieser hat der Vater den Beweis zu erbringen, da sie bis zu diesem Alter vollständig in der Gewalt des Vaters ist (Ket. IV, 4) und man daher auch annehmen kann, dass die Präsumtion, die zu ihren Gunsten sprach, durch das Entstehen der Leibesfehler bereits erschüttert wurde, als sie noch in dessen Gewalt war. Bei einer Mannbaren aber (בוגרת), d. h. bei einer Jungfrau von mehr als 12½ Jahren, die bereits ein halbes Jahr im Besitz der Pubertätszeichen ist, hat der Gatte den Beweis für seine Behauptung zu erbringen, da sie nicht mehr in der Gewalt des Vaters ist, auch wenn sie noch in dessen Hause lebt. War sie bereits in die Gewalt des Mannes gekommen,58 Hat er sie bereits geehelicht und will sie nun ohne Auszahlung der Ketuba entlassen, da er Leibesfehler an ihr gefunden. so muss der Mann den Beweis erbringen, dass sie diese Fehler bereits hatte, bevor sie verlobt59 Denn da die Fehler erst gefunden wurden, nachdem sie in die Gewalt des Gatten gekommen war, so ist anzunehmen, dass sie dort erst entstanden sind, wo man sie entdeckt hat, d. h. im Hause ihres Mannes. Wenn er aber nur nachweisen würde, dass die Fehler bereits nach der Verlobung vorhanden waren, so würde dies nicht genügen, da dann zwei Annahmen (Präsumtionen, חזקות) zu ihren und nur eine zu seinen Gunsten sprechen würde. Für sie spricht erstens die Annahme, dass sie ohne Leibesfehler geboren ist und daher auch zur Zeit der Verlobung noch ohne Fehler war, und zweitens die Annahme, dass er sich vor der Eheschliessung gewiss überzeugt haben wird, dass sie keine Fehler hat; für ihn dagegen spricht nur die eine Annahme, dass kein Mann mit Leibesfehlern an der Frau einverstanden ist. Man könnte freilich einwenden, zu seinen Gunsten spreche noch die Annahme, dass das Geld demjenigen zuzusprechen ist, in dessen Besitz es sich gegenwärtig befindet (חזקת ממון), der Mann brauche also die Ketuba nicht zu bezahlen. Allein der Präsumtion gegenüber, dass sie ohne Leibesfehler war und daher noch ist, kommt diese letztere Annahme nicht in Betracht. und sein Kauf60 D. i. seine Eheschliessung. [somit] ein irrtümlicher war. Dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: Wovon ist dies gesagt?61 Dass der Mann wegen der Leibesfehler Einwand erheben kann. Von geheimen Leibesfehlern; aber bei sichtbaren Leibesfehlern kann er keine Klage erheben,62 Denn bei diesen wird auch R. Meir zugeben, dass der Mann, da er die Fehler sah, sich mit diesen einverstanden erklärte. und wenn ein Bad in der Stadt ist, so kann er auch wegen geheimer Leibesfehler keine Klage erheben, weil er sie durch seine weiblichen Verwandten untersuchen lässt.63 Wenn er es daher zur Bedingung gemacht hat, dass sie keine Leibesfehler habe (M. 7), so kann er hierbei nur solche geheimen Fehler gemeint haben, die man selbst im Bade nicht wahrnehmen kann; bei allen andren Fehlern aber kann der Mann keinen Einwand erheben und sich nicht auf Beweise berufen, dass jene schon vor der Verlobung vorhanden waren. So entscheidet auch die Halacha.", "Wenn beim Manne Leibesfehler entstehen,64 Nachdem er geheiratet, geschweige vorher. Wenn die Fehler bereits nach der Verlobung entstehen, so kann man weder ihn noch sie zwingen, die Ehe zu schliessen. so zwingt man ihn nicht [die Frau] zu entlassen.65 Und wenn sie durchaus nicht gewillt ist, die Ehe mit ihm fortzusetzen, so gilt sie als Widerspenstige, s. Ket. V, 7. Darauf sagte Rabban Simon, Sohn Gamliels: Wovon ist dies gesagt? Von den kleinen Fehlern; bei den grossen Fehlern aber66 Wenn ihm z. B. ein Arm oder ein Bein abgehauen ist, oder wenn er auf einem Auge erblindet. zwingt man ihn sie zu entlassen.67 Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne.", "Folgende [Männer] zwingt man [ihre Frauen] zu entlassen:68 Und demgemäss die Ketuba auszuzahlen. Denjenigen, der mit Geschwüren behaftet ist, der einen Polypen hat,69 Und infolge dieses Gewächses (πολύπους, eigentl. Vielfuss) einen üblen Geruch aus der Nase verbreitet. der [Excremente von Hunden] sammelt,70 מקמץ von dem bibl.-hebr. קמץ, sammeln, zusammenraffen. Nach dem Talmud (Ket. 77a) ist als Object „Excremente von Hunden“ zu ergänzen, die man zum Gerben zu verwenden pflegte (Berach. 25a). Raschi (z. St.) bemerkt, er habe in Deutschland gesehen, dass man Kleider einen oder zwei Tage vor dem Waschen in solche Excremente lege. Nach einer Erklärung der Tosefta Ket. VII, 11 ist מקמץ = בורסי (s. Note 72). der Kupfer schmilzt71 Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen צורף. Nach dem Talmud ist מצרף entweder einer, der das Metall durch Klopfen dünn schlägt, ein Kesselflicker, oder einer, der das Kupfer ausschachtet, beides Arbeiten, die einen üblen Geruch verbreiten. und den Gerber,72 בורסי = βυϱσεύς, ein Gerber. sei es, dass sie diese Fehler schon hatten, bevor sie sich verheirateten,73 Und die Frau nichts davon wusste. Wenn sie jedoch davon wusste, so zwingt man den Mann nicht sie zu entlassen. sei es, dass sie erst entstanden sind, nach- dem sie sich verheirateten. In all diesen Fällen sagte R. Meir, dass, obgleich er (der Mann) mit ihr (der Frau) es ausbedungen, sie dennoch erklären kann: ich dachte74 S. Ket. II, Note 63. [anfangs], ich würde es aushalten können, jetzt aber kann ich es doch nicht aushalten. Die Weisen aber sagen: sie muss es selbst gegen ihren Willen75 על כרחו = كره على, trotz seines Widerwillens, seiner Abneigung, s. Geiger, Lehr- und Lesebuch, S. 31, Barth, etym. Studien, S. 22. aushalten, ausgenommen den mit Geschwüren Behafteten, weil sie ihm Abzehrung verursacht.76 Ed. Lowe hat ממקאתו, der jerus. Talmud ed. Krotoschin ממיקתו. ממקתו von dem bibl.-hebr. מקק, hinschwinden, vergehen, abgezehrt werden, vgl. Sech. 14, 12. Der eheliche Umgang verursacht ihm Schwinden der Körperkräfte und Lebensgefahr; man zwingt ihn daher zur Scheidung, auch wenn die Frau diesen Fehler kennt und mit ihm einverstanden ist. Die Halacha entscheidet nach der Ansicht der Weisen. Es geschah einst in Sidon, dass ein Gerber starb, der einen Bruder hatte, welcher auch Gerber war. Da sagten die Weisen: sie (die Witwe) kann erklären: „Deinen Bruder konnte ich ertragen, Dich aber kann ich nicht ertragen“.77 Und er muss ihr die Chaliza erteilen und die Ketuba auszahlen. Einen ähnlichen Einwand seitens des Schwiegervaters s. Ket. VI, 2." ], [ "Wenn einer Frau Güter zufallen,1 Durch Erbschaft oder Schenkung oder als Fund. bevor sie sich verlobt,2 Und sie sich dann verlobt. so stimmen Bet-Schammai und Bet-Hillel darin überein, dass sie sie verkaufen oder verschenken darf und dies rechtskräftig ist. Wenn sie ihr zufallen, nachdem sie sich verlobt hat, so sagt Bet-Schammai: sie darf sie verkaufen,3 Solange sie verlobt ist, nach der Eheschliessung aber nicht. Bet-Hillel aber sagt: sie darf sie nicht verkaufen;4 Da mit der Verlobung wenn auch nicht die Gewissheit, so doch die Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass der Mann sie auch ehelichen wird, darf sie die Güter von vornherein nicht verkaufen, der erfolgte Verkauf jedoch ist giltig. es stimmen jedoch beide darin überein, dass, wenn sie sie verkauft oder verschenkt hat, dies rechtskräftig ist. Da sagte R. Jehuda: man fragte Rabban Gamliel: „Da er (der Mann) die Frau erworben,5 Durch die Verlobung (ארוסין), worunter stets auch die Antrauung zu verstehen ist. sollte er nicht auch deren Güter erwerben?“6 Warum soll also ihr Verkauf giltig sein? Darauf erwiderte er ihnen: wir schämen uns bereits wegen der neuen [Güter],7 D. h. wir sind schon damit nicht einverstanden, dass, wie Ihr sagt, der Verkauf der Güter, die ihr erst nach der Eheschliessung zufallen, ungiltig sein soll. Denn da der Mann das Niessbrauchsrecht an den Gütern der Frau nur deshalb hat, damit er nötigenfalls bereit sei, sie loszukaufen (s. Ket. IV, Note 46), hätten die Weisen bestimmen sollen, dass die Frau das Recht haben soll zu sagen, sie verzichte auf diesen Vorteil und verlange dafür den Niessbrauch ihres Vermögens für sich; es müsste daher eigentlich der Verkauf ihrer Güter giltig sein. während ihr uns gar noch die alten aufbürden8 גלגל, eine Pilpelform zu dem bibl.-hebr. גלל, wälzen, schieben, hier aufbürden, zuschieben. wollt!9 Ihr wollt, dass auch der Verkauf der Güter ungiltig sein soll, die ihr vor der Eheschliessung zufallen! Wenn sie ihr zufallen, nachdem sie sich verheiratet hat, so stimmen beide darin überein, dass, wenn sie sie verkauft oder verschenkt hat, der Mann sie den Empfängern10 לקוחות, von dem Singular לָקוֹחַ, ein unter dem Einfluss des Aramäischen gebildetes participiales Substantiv. Diese Form (qâtôl) findet sich in der Mischna häufig bei Wörtern, die einen handwerksmässigen Thäter bezeichnen, wie משוחות, Ausmesser, Erub. IV, 11; דרוכות, Kelterer, Terum. III,4; חכורות, Pächter, Biccur. I, 2; נקורות, Locher, Tos. Kid. V, 14. Vgl. Barth, Nominalbildung, § 122c. Die weibliche Pluralendung ist bei Wörtern, die ein Amt bezeichnen, im Arab. und Aram. häufig. wieder fortnehmen darf. [Wenn sie ihr zufallen,] bevor sie sich verheiratet hat11 Geschweige, wenn sie ihr schon vor der Verlobung zugefallen sind und sie sie nach der Eheschliessung verkauft. und sie sich dann verheiratet, so sagt Rabban Gamliel: wenn sie sie verkauft oder verschenkt hat, so ist dies rechtskräftig. Da sagte R. Chanina, Sohn Akabjas: man fragte Rabban Gamliel: „Da er die Frau erworben,12. Durch die Eheschliessung. sollte er nicht auch deren Güter erwerben?“ Darauf erwiderte er ihnen: wir schämen uns bereits wegen der neuen [Güter], während ihr uns gar noch die alten aufbürden wollt!", "R. Simon macht einen Unterschied zwischen den einen Gütern und den andren: Güter nämlich, die dem Manne bekannt sind,13 Von denen er weiss, dass sie der Frau zugefallen sind, oder von denen er mit Bestimmtheit erwarten kann, dass sie ihr zufallen werden (R. Ascher). darf sie nicht verkaufen,14 Nachdem sie geheiratet hat, selbst wenn die Güter ihr noch vor ihrer Verlobung zugefallen sind. und wenn sie sie [dennoch] verkauft oder verschenkt hat,15 Nach R. Ascher selbst bevor er die Gewissheit hatte, dass sie ihr zugefallen sind. so ist dies nichtig; [Güter aber,] die dem Manne nicht bekannt sind,16 Er wusste nicht, dass sie ihr bereits zugefallen sind, oder (nach R. Ascher) er hatte keine Kenntnis davon, dass z. B. auswärts ein Verwandter der Frau lebt, dessen Vermögen ihr als Erbteil zufallen wird. darf sie nicht verkaufen, wenn sie sie aber dennoch verkauft oder verschenkt hat,17 Bevor er von ihnen Kenntnis hatte. so ist dies rechtskräftig.18 Selbst wenn sie ihr erst nach der Eheschliessung zugefallen sind. Im Sinne des R. Simon entscheidet auch die Halacha.", "Wenn ihr Geld19 R. J. Alfasi und Ms. Or. 567 lesen נכסים. zufällt, so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung.20 Das Grundstück selbst bleibt ihr Eigentum, denn die Weisen haben als Entschädigung für die Pflicht der Auslösung nur die Nutzniessung dem Manne zugesproehen, s. Note 7. [Wenn ihr] Früchte [zufallen], die bereits vom Boden getrennt sind, so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Waren sie jedoch noch mit dem Boden verbunden, so sagt R. Meir: man schätzt sie21 Solche Felder. Der Talmud liest hier: שמין אותה כמה היא יפה בפירות וכמה היא יפה בלא פירות, was sich nur auf das in Frage stehende Grundstück bezieht. ab, wieviel sie mit Früchten wert22 יפה = wert, wie B. mezia III, 5 u. ö. sind und wieviel sie ohne Früchte wert sind, und für den Überschuss wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung.23 Nach R. Meir gilt das, was nicht auf dem Grund und Boden des Mannes wächst, nicht als sein Eigentum, sondern als Capital der Frau. Der Mehrwert, den das Grundstück durch die Früchte hat, ist daher auch Capital der Frau; es muss deshalb ein Grundstück dafür gekauft werden und der Mann hat den Niessbrauch daran. Die Weisen aber sagen: die noch mit dem Boden verbundenen [Früchte] gehören ihm,24 Nach den Weisen gilt Alles, was auf dem Grund und Boden seiner Frau wächst, als „Frucht“ in dem Sinne, dass der Mann ohne weiteres den Niessbrauch daran hat, da das Feld selbst ihr verbleibt. So entscheidet auch die Halacha. die bereits vom Boden getrennten gehören ihr; es wird für diese ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung.", "R. Simon sagt: dort, wo er einen Vorteil25 כח יפה eigentl. die Kraft ist schön, stark, d. h. man hat einen Vorzug, Vorteil, ein Vorrecht, vgl. Arach. IX, 7. Der Gegensatz dazu ist: כה רע, wie in der Mischna häufig יפה (= טוב) dem רע gegenübersteht, s. Ar. IX, 2. Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen hier שייפה (Piel) = den Vorteil verschaffen, das Vorrecht verleihen, wie B. batra VII, 2. bei ihrem Eintritt [in die Ehe] hat, ist er im Nachteil bei ihrem Scheiden;26 D. i. wenn er die Ehe durch Scheidung trennt. dort, wo er im Nachteil bei ihrem Eintritt ist, hat er einen Vorteil bei ihrem Scheiden. Die Früchte [nämlich], die noch mit dem Boden verbunden sind, gehören bei ihrem Eintritt ihm,27 Wie dies die Ansicht der Weisen ist, s. M. 3. bei ihrem Scheiden ihr;28 Während nach der Ansicht der Weisen diese Früchte dem Manne gehören; in diesen Punkte divergieren R. Simon und die Weisen. die vom Boden getrennt sind, gehören bei ihrem Eintritt ihr, bei ihrem Scheiden ihm.29 Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Simon.", "Wenn ihr alte30 Ms. Or. 567 liest [ם]והזקינו, sie sind alt geworden. Knechte und Mägde zufallen, so werden sie verkauft,31 Weder der Mann noch die Frau hat das Recht, diesen Verkauf zu verhindern. Nach R. Ascher will die Mischna lehren, dass die Frau kein Einspruchsrecht gegen den Mann hat, dass vielmehr dem Manne allein das Recht zusteht, die Sklaven zu verkaufen, um dann den Niessbrauch zu haben. und dafür wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Rabban Simon, Sohn Gamliels aber sagt: sie braucht sie nicht zu verkaufen,32 Sie braucht den Verkauf nicht zuzulassen. weil sie zum Ansehen33 Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen כבוד בית אביה . ihres Vaterhauses gehören.34 Das Ansehen ihres Vaterhauses wird durch den Besitz von Sklaven erhöht. Im Sinne des R. Simon b. G. entscheidet auch die Halacha. Wenn ihr alte Olivenbäume oder Weinstöcke zufallen, so werden sie als Holz verkauft, und dafür wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. R. Jehuda aber sagt: sie braucht sie nicht zu verkaufen, weil sie zum Ansehen ihres Vaterhauses gehören.35 Nach dem Talmud (Ket. 79a) divergieren der ungenannte Tanna und R. Jehuda nur in dem Falle, wenn das Feld selbst nicht der Frau gehört, wenn z. B. ihr Vater die Bäume auf dem Felde eines Andren erworben hat, um die Früchte zu geniessen, solange die Bäume noch Früchte tragen. In diesem Falle sagt der anonyme Tanna (ת״ק), dass sie den Verkauf zugeben muss, weil sonst, wenn die Bäume verdorren, kein Grundstock mehr vorhanden wäre und somit garnichts ihr gehören würde. Wenn das Feld jedoch der Frau gehört, so stimmen alle Weisen darin überein, dass sie den Verkauf nicht zu billigen braucht, da sie erklären kann, dass das Ansehen ihres Vatershauses durch den Besitz an Bäumen erhöht wird. Nach R. J. Alfasi und R. Ascher — der übrigens auch in diesem zweiten Falle der Mischna R. Simon b. Gamliel anstatt R. Jehuda liest — ist auch noch erforderlich, dass das Feld wenigstens soviel Nutzen bringt, als der Arbeit entspricht, die man darauf verwendet. Vgl. auch Eb. haëser 85, 14. Wenn jemand für die Güter seiner Frau36 D. i. für die Güter, an denen dem Manne der Niessbrauch zusteht, נכסי מלוג Jeb. VII, Note 1. Auslagen macht, so hat er, gleichviel, ob er viel ausgegeben und wenig37 קימעא, nach Levy von einem Stamm קמע = قمع binden, bändigen, zusammenschlagen, eigentl. Zusammengedrücktes, wenig; besser mit Barth, etymol. Studien S. 16 = قما, قماءَة „Kleinheit“. genossen oder [ob er] wenig [ausgegeben] und viel genossen, ausgegeben, was er ausgegeben und genossen, was er genossen.38 Wenn die Ehe getrennt wird, kann nicht einer vom Andren die Differenz zwischen den Auslagen und dem Nutzungswert der Früchte fordern. Hat er jedoch Ausgaben, aber keinen Nutzen gehabt, so schwört er, wieviel er ausgegeben und bekommt es [ersetzt].39 Er bekommt die Auslagen ersetzt, wenn die Verbesserung, die das Feld durch die Ausgaben erfahren, den Betrag dieser Summe erreicht oder übersteigt. Wenn jedoch die Unkosten den Wert der Verbesserung übersteigen, so muss er schwören, dass er mindestens soviel ausgegeben, als der Mehrwert des Feldes durch die Melioration beträgt, und er bekommt nur diesen ersetzt, aber nicht die Unkosten, die er darüber hinaus gehabt hat. Diese Bestimmungen gelten aber nur, wenn der Mann die Scheidung veranlasst. Wenn jedoch die Frau widerspenstig ist und dadurch die Scheidung herbeiführt (Ket. V, 7), so muss er beschwören, wieviel Auslagen er gehabt und bekommt dann, selbst wenn er die Früchte genossen hat, die Unkosten ersetzt. War der Mehrwert des Feldes durch die Melioration grösser als die Auslagen, so hat er jenen zu beanspruchen.", "Wenn40 Diese ganze Mischna findet sich auch Jeb. IV, 3 und ist dort bereits erklärt. Weil hier die Frage behandelt wird, wie mit der Ketuba einer auf die Leviratsehe wartenden Frau zu verfahren sei, ist die Mischna auch in Ketubot wiederholt. einer auf die Leviratsehe wartenden Frau Güter zufallen, so stimmen Bet-Schammai und Bet-Hillel darin überein, dass sie sie verkaufen oder verschenken darf und dies rechtskräftig ist. Wie hat man, wenn sie stirbt, mit ihrer Ketuba und dem mit ihr ein- und ausgehenden Vermögen zu verfahren? Bet-Schammai sagt: es teilen die Erben des Gatten mit den Erben ihres Vaters. Bet-Hillel aber sagt: die Güter bleiben in ihrem Rechtszustand, die Ketuba [bleibt] im Besitze des Gatten und das mit ihr ein- und ausgehende Vermögen im Besitze der Erben ihres Vaters.", "Wenn sein Bruder Geld hinterlassen hat, so wird dafür ein Grundstück gekauft41 Denn für die Ketuba haftet das Vermögen des verstorbenen Gatten und nach der Ansicht dieses Tanna auch die beweglichen Güter. und er hat davon die Nutzniessung. [Hinterliess er] Früchte, die vom Boden bereits getrennt waren, so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Waren sie noch mit dem Boden verbunden, so sagt R. Meir: man schätzt sie21 Solche Felder. Der Talmud liest hier: שמין אוחה כמה היא יפה בפירות וכמה היא יפה בלא פירות, was sich nur auf das in Frage stehende Grundstück bezieht. ab, wieviel sie mit Früchten wert sind und wieviel sie ohne Früchte wert sind, und für den Überschuss wird ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung.23 Nach R. Meir gilt das, was nicht auf dem Grund und Boden des Mannes wächst, nicht als sein Eigentum, sondern als Capital der Frau. Der Mehrwert, den das Grundstück durch die Früchte hat, ist daher auch Capital der Frau; es muss deshalb ein Grundstück dafür gekauft werden und der Mann hat den Niessbrauch daran. Die Weisen aber sagen: die Früchte, die noch mit dem Boden verbunden sind, gehören ihm,42 Nach dem Talmud (Ket. 82a) ist dies in שלה zu verbessern; denn da das gesamte Vermögen ihres ersten Gatten für die Ketuba haftet, so müssen die noch mit dem Boden verbundenen Früchte ihr gehören. Es wird für diese Früchte ein Grundstück gekauft und der Levir hat davon die Nutzniessung. was aber die vom Boden getrennten [Früchte] betrifft, so erwirbt sic derjenige, der [dem andren] zuvorkommt. Kommt er [ihr] zuvor, so erwirbt er sie;43 Nach Ansicht der Weisen haftet das bewegliche Vermögen (Geld oder Früchte, die vom Boden getrennt sind) nicht für die Ketuba, es sei denn, dass die Frau schon bei Lebzeiten des Mannes davon Besitz ergriffen. kommt sie [ihm] zuvor, so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung44 So entscheidet auch die Halacha. kommt sie [ihm] zuvor, so wird dafür ein Grundstück gekauft und er hat davon die Nutzniessung. Hat45 Dieser Satz steht als selbständige Mischna Jeb. IV, 4 und ist dort bereits erklärt. er sie heimgeführt, so gilt sie in jeder Hinsicht als seine Gattin, nur dass ihre Ketuba zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten fällt.", "Er46 Der Levir. kann zu ihr nicht sagen: „hier liegt Deine Ketuba47 Der Betrag, den Du auf Grund Deiner Ketuba zu fordern hast. auf dem Tisch,“48 Und den Rest dessen, was ich von meinem Bruder geerbt habe, will ich verkaufen. es haften vielmehr alle seine Güter49 Die er von seinem verstorbenen Bruder geerbt hat. für ihre Ketuba. (A. L.:50 In der ed. princ. fehlt der eingeklammerte Satz vollständig, während er in der ed. Lowe und den Talmudausgaben als Fortsetzung der Mischna ohne Klammer steht. Ebenso51 Im Talmud (Ket. 82b) wird dieses „ebenso“ folgendermassen erklärt: Man hätte glauben können, nur bei der Jebama gelte die Bestimmung der Mischna; denn da der Levir ihr keine Ketuba ausstellt, in der er ihr die Güter verschreibt, die er bereits erworben und die er noch erwerben werde, so ist zu befürchten, dass leicht Feindschaft zwischen beiden entsteht, weil sie sich nicht darauf verlässt, dass das Geld nicht verloren geht. Bei jedem andren Manne aber, der der Frau in der Ketuba alle seine Güter verschreibt, könnte man glauben, dass sie sich hierauf verlasse und es daher dem Manne erlaubt sei, den Betrag der Ketuba ihr auf den Tisch hinzulegen; deshalb lehrt die Mischna ausdrücklich, dass dies keinem Manne gestattet ist. kann kein Mann zu seiner Frau sagen: „hier liegt Deine Ketuba auf dem Tisch,“ es haften vielmehr alle seine Güter für ihre Ketuba.) Wenn er sich von ihr scheidet,52 Nachdem er die Leviratsehe an ihr vollzogen. so hat sie nur ihre Ketuba [zu beanspruchen].53 Dieser Satz ist eigentlich selbstverständlich; er ist nur deshalb gesagt, damit man daraus schliesse, dass, solange er sich nicht von der Frau geschieden hat, es dem Levir nicht erlaubt ist, seine Güter zu verkaufen. Heiratet er sie dann wieder, so steht sie allen Frauen gleich54 Er darf seine Güter nicht verkaufen, da sie für ihre Ketuba haften. und hat nur ihre Ketuba [zu beanspruchen].55 Wenn er sich wieder von ihr scheidet oder stirbt und ihr bei der ersten Scheidung die Ketuba nicht bezahlt hat, so hat sie nicht etwa zwei Ketubot, eine aus dem Nachlass ihres ersten Gatten und eine aus dem Vermögen des Levir zu beanspruchen. Nun lehrt zwar die Mischna Ket. IX, 9 (Ende) ausdrücklich, dass ein Mann, der sich von seiner Frau scheidet, ohne ihr die Ketuba zu bezahlen und sie dann wieder heiratet, ohne ihr eine neue Ketuba zu verschreiben, ihr nicht zwei Ketubot zu zahlen hat, da er sie nur in der Absicht wieder heiratet, dass lediglich die alte Ketuba in Kraft bleiben soll. Gleichwohl ist die Bestimmung bei der Jebama in unsrer Mischna besonders hervorgehoben, weil man sonst glauben könnte, sie gelte nur bei einer Frau, die nicht die Leviratsehe vollzogen, da hier der Mann aus seinem eigenen Vermögen ihr die Ketuba verschrieben und man daher vermuten kann, dass er nicht gesonnen war, sich bei der zweiten Eheschliessung noch zu einer zweiten Ketuba zu verpflichten. Bei einer Jebama jedoch, für deren Ketuba das Vermögen des ersten Mannes haftet, hätte man glauben können, der Levir sei verpflichtet, wenn er sich von ihr geschieden, ohne die Ketuba auszuzahlen, ihr bei einer zweiten Ehescheidung noch eine zweite Ketuba aus seinem Vermögen zu bezahlen. Deshalb lehrt die Mischna ausdrücklich, dass dies auch bei einer Jebama nicht zutrifft." ], [ "Wenn jemand seiner Frau1 Mit der er erst verlobt ist, die er aber noch nicht heimgeführt hat. schriftlich erklärt:2 Nach dem Talmud (Ket. 83a) genügt auch eine mündliche Erklärung. „ich will kein Recht und keinen Anspruch auf Deine Güter haben,“3 Nach unsrer Eheschliessung. so geniesst er [dennoch] ihre Früchte,4 Denn sein Verzicht bezog sich nur auf die „Güter“ selbst, aber nicht auf deren Früchte. solange sie lebt, und wenn sie stirbt, beerbt er sie.5 Denn er erklärte: „auf Deine Güter“, d. h. solange sie ihr gehören, also bei ihren Lebzeiten; nach ihrem Tode aber heissen sie nicht mehr ihre Güter. Wenn dem aber so ist, wozu schrieb er ihr dann: „ich will kein Recht und keinen Anspruch auf Deine Güter haben?“ Damit, wenn sie sie verkauft oder verschenkt, dies rechtskräftig sei.6 Nicht nur der bereits erfolgte Verkauf ist giltig, denn dies ist nach Ket. VIII, 1 der Fall, auch wenn er nicht ausdrücklich verzichtet hat, sondern sie darf sie auch von vornherein verkaufen, sobald er seinen Verzicht erklärt hat. Daraus ist aber noch nicht ohne weiteres zu schliessen, dass der Verzicht, den er vor der Eheschliessung erklärt, sich auch auf Güter erstreckt, die ihr erst nach der Heimführung als Erbschaft u. dergl. zufallen; es lässt sich vielmehr annehmen, dass ein Verzicht, den der Mann vor der Eheschliessung auf solche Güter erklärt, nichtig ist. S. Eb. haëser 92,2. Waren sie jedoch schon verheiratet, so genügt zur Giltigkeit des Verkaufes seitens der Frau kein blosser Verzicht des Mannes, es bedarf dazu vielmehr der besondren Besitzübertragung seitens des Gatten durch Verkauf oder Schenkung. Wenn er ihr schriftlich erklärt: „ich will kein Recht und keinen Anspruch auf Deine Güter und deren Früchte haben,“ so darf er ihre Früchte nicht geniessen, solange sie lebt, sobald sie aber stirbt, beerbt er sie. R. Jehuda aber sagt: er darf immer die Früchte der Früchte7 Wenn die Frau ein Feld in die Ehe bringt, welches Früchte trägt und der Mann diese verkauft und für den Erlös ein Feld kauft, das auch Früchte trägt, so nennt man diese letzteren „die Früchte der Früchte“. geniessen,8 Da er in seiner Verzichtleistung nur von „Früchten“, aber nicht von „Früchten der Früchte“ gesprochen hat. es sei denn, dass er ihr schriftlich erklärt: „ich will kein Recht und keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte und die Früchte von deren Früchten bis ins Unendliche.“9 Nur wenn die Formel also gelautet hat, darf er die Früchte der Früchte u. s. w. nicht geniessen. Wenn er jedoch nur erklärt hätte: „ich will keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte und die Früchte von deren Früchten“, ohne die Worte עד עולם hinzuzufügen, so könnte dies dahin gedeutet werden, dass er nur noch auf die „Früchte der Früchte“, aber nicht mehr auf deren Früchte verzichtet. Hätte er wiederum den Zusatz עד עולם gemacht, aber die Worte ובפירי פירותיהן ausgelassen, so könnte dies heissen, er verzichte „für immer“ auf die directen Früchte, sowohl im ersten als in den folgenden Jahren (Raschi), oder er verzichte auf die directen Früchte sowohl bei ihrem Leben als nach ihrem Tode (Tos.), dagegen die „Früchte der Früchte“ wolle er geniessen (Ket. 83b). — Die Halacha entscheidet im Sinne des R. Jehuda. Wenn er ihr schriftlich erklärt: „ich will kein Recht und keinen Anspruch haben auf Deine Güter und deren Früchte (und die Früchte von deren Früchten)10 In den Talmudausg., dem Ms. Or. 567, und der Mischna zum jerus. Talmud stehen diese Worte ohne Klammer; nach Angabe von Tos. Ket. 83a s. v. דין hatten die meisten Ausgaben diesen Zusatz. weder bei Deinen Lebzeiten noch nach Deinem Tode,“11 Ms. Or. 567 liest על הכתוב שבתורה. so geniesst er ihre Früchte nicht, solange sie lebt, und beerbt sie nicht, wenn sie stirbt. Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt: wenn sie stirbt, beerbt er sie wohl, weil er etwas ausbedungen hat,12 Nach R. Simon b. G. ist es eine Anordnung der Thora, dass der Mann seine Frau beerbt; es wird dies in B. batra 111b in den Worten וירש אותה Num. 27,11 gefunden. — Nach der Halacha ist das Erbrecht des Mannes an den Nachlass der Frau nur eine rabbinische Institution. In unsrer Mischna wäre die Bedingung giltig, selbst wenn die Anordnung eine mosaische wäre, da es sich in diesem Falle nur um Geldsachen handelt und jeder auf Geld freiwillig Verzicht leisten kann. Gleichwohl entscheidet die Halacha in der Sache im Sinne des R. Simon b. G., wenn auch nicht aus seinem Grunde, sondern nur darum, weil die Rabbinen für ihre Institutionen einer stärkern Stütze bedurften, um ein Übertreten zu verhüten, als sie für Gebote der Thora nötig ist; s. Ket. V, Note 6. was gegen eine Vorschrift der Thora verstösst, und wenn jemand etwas ausbedingt, was gegen eine Vorschrift der Thora verstösst, so ist seine Bedingung ungiltig.", "Wenn jemand stirbt und eine Frau13 Die nun die Auszahlung der Ketuba verlangt. und einen Gläubiger und Erben hinterlässt, während er ein hinterlegtes Gut oder ein Darlehn14 Im Talmud (Ket. 84a) wird begründet, warum die Mischna von einem hinterlegten Gut und einem Darlehn handelt: Hätte nämlich nur der Fall vom Darlehn gestanden, so hätte man glauben können, nur hierbei sage R. Tarphon, dass man es dem Schwächsten unter ihnen giebt; denn da ein Darlehn zum Ausgeben bestimmt, also nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt vorhanden ist, so gilt es nicht als im Besitze der Erben. Bei einer hinterlegten Sache aber, die unverändert erhalten ist, hätte man glauben können, R. Tarphon stimme mit R. Akiba überein, dass sie den Erben gegeben werden müsse, da sie als im Besitze der Erben gilt, gleichviel wo sie sich befindet. Hätte wiederum nur der Fall von der hinterlegten Sache gestanden, so hätte man meinen können, betreffs des Darlehns stimme R. Akiba mit R. Tarphon überein; darum betont die Mischna auch das Darlehn, um zu zeigen, dass, obgleich dieses nicht in der ursprünglichen Gestalt vorhanden ist, sondern von dem Schuldner erst erhoben werden muss, R. Akiba dennoch lehrt, es müsse den Erben gegeben werden. in fremden Händen hat, so sagt R. Tarphon: es15 Das hinterlassene Vermögen, das Darlehn oder das hinterlegte Gut. wird dem Schwächsten16 Zum Ausdruck vergl. Jes. 5,27. — Wer hier unter dem „Schwächsten“ zu verstehen sei, ist im Talmud (ibid.) streitig. Nach einer Ansicht heisst der Schwächste derjenige, dessen Besitzurkunde das späteste Datum von allen trägt, weil dieser sich nicht von den Gütern bezahlt machen kann, die der Verstorbene vor jenem Datum verkauft hat. Nach einer andren Ansicht ist unter dem Schwächsten die Frau zu verstehen; dieser soll man das Darlehn oder die hinterlegte Sache für ihre Ketuba geben, משום חינא, wie im Talmud hinzugefügt wird, „wegen der Gunst“. Nach R. Nathan (im Aruch s. v. חן) bedeutet dieser Zusatz: wenn die Frau weiss, dass sie im Todesfall des Gatten vor Gläubigern und Erben den Vorzug hat, so wird sie die Pflichten gegen ihren Mann mit grösserer Freudigkeit erfüllen und dadurch Gunst in seinen Augen finden. Nach R. Chananel (s. Tos. s. v. לכתובת): damit die Frauen Gunst bei den Männern finden und ihnen begehrenswerter erscheinen. Nach Raschi (s. v. משום): damit die Männer Gunst bei den Frauen finden; wenn diese nicht zu fürchten haben, die Ketuba einzubüssen, so werden sie eher bereit sein, eine Ehe einzugehen. Der jerus. Talmud liest לכושל שבגופו, dem, der körperlich der Schwächste ist, d. i. die Frau, deren Art es nicht ist, nach dem Tode ihres Mannes zu untersuchen, wo er noch Güter hat, durch die sie sich bezahlt machen kann. unter ihnen gegeben. R. Akiba aber sagt: man übt kein Mitleid im Gericht; es wird vielmehr den Erben gegeben, denn alle [Andren] müssen schwören,17 Sobald sie etwas aus dem Nachlass fordern. die Erben aber brauchen nicht zu schwören.18 Da also die Andren, nicht aber die Erben einen Eid leisten müssen, so erscheinen die beweglichen Güter, die der Vater hinterlassen, als bereits im Besitze der Erben, und die Gläubiger haben darauf keinen Anspruch. Nur wenn die Gläubiger noch bei Lebzeiten des Schuldners von dessen Gütern Besitz ergriffen haben, brauchen sie den Erben keinen Eid zu leisten. Die Halacha entscheidet jedoch, dass, wenn der Mann bewegliche Güter hinterlassen, die er seiner Frau nicht in Besitz gegeben hat, der Gläubiger vor der Witwe den Vorzug hat, da jener ihm bares Geld gegeben hat, diese aber nicht; s. Eb. haëser 102, 2.", "Wenn jemand Früchte hinterlässt, die vom Boden getrennt sind,19 Für Früchte aber, die noch mit dem Boden verbunden sind, gilt dasselbe Gesetz wie für Grundstücke, und derjenige hat das Vorrecht, dessen Besitzurkunde das älteste Datum trägt. so erwirbt sie derjenige, der sie zuerst in Besitz nimmt.20 Im Talmud (Ket. 84b) controversieren Amoräer über die Frage, wo diese Früchte oder überhaupt Mobilien sich befunden haben müssen. Nach einer Ansicht müssen sie auf einem öffentlichen Platze gelegen haben, auf dem Alle gleichmässig berechtigt sind und daher die Erben keinen Vorzug haben; wenn sie aber auf einer schmalen Seitenstrasse oder einem Fusssteig (סימטא = semita) lagen, so gelten sie bereits mit dem Ableben des Vaters als im Besitze der Erben. Nach einer andren Ansicht haben auch im letztern Falle die Erben kein Vorrecht. Wenn aber die Frau sich mehr [davon] aneignet, als ihre Ketuba beträgt oder der Gläubiger mehr, als seine Schuld beträgt, dann wird, so sagt R. Tarphon, der Überschuss dem Schwächsten21 D. i. die Frau oder der Gläubiger, die gegenüber den Erben als minderberechtigt gelten uud ausserdem einen Vermögensverlust haben, während die Kinder zunächst noch keinen Schaden hatten. Wenn aber die Erben bereits Besitz davon ergriffen haben, so haben jene kein Recht, sie ihnen fortzunehmen. unter ihnen gegeben. R. Akiba aber sagt: man übt kein Mitleid im Gericht; es wird vielmehr den Erben gegeben,22 Und zwar nicht nur der Unberschuss, sondern sämtliche Mobilien, denn nach der Ansicht des R. Akiba hat eine Besitzergreifung seitens der Frau oder des Gläubigers nach dem Tode des Erblassers keine Rechtskraft. Über die Halacha s. oben Note 18. denn alle [Andren] müssen schwören, die Erben aber brauchen nicht zu schwören.18 Da also die Andren, nicht aber die Erben einen Eid leisten müssen, so erscheinen die beweglichen Güter, die der Vater hinterlassen, als bereits im Besitze der Erben, und die Gläubiger haben darauf keinen Anspruch. Nur wenn die Gläubiger noch bei Lebzeiten des Schuldners von dessen Gütern Besitz ergriffen haben, brauchen sie den Erben keinen Eid zu leisten. Die Halacha entscheidet jedoch, dass, wenn der Mann bewegliche Güter hinterlassen, die er seiner Frau nicht in Besitz gegeben hat, der Gläubiger vor der Witwe den Vorzug hat, da jener ihm bares Geld gegeben hat, diese aber nicht; s. Eb. haëser 102, 2.", "Wenn jemand seine Frau als Verkäuferin23 Dass sie im Laden (חנות) Waren verkaufe. einsetzt oder zur Verwalterin24 In den Talmudausg., der ed. Lowe und der ed. princ. zu M. 6 אפיטרופיא, eine Neubildung von ἐπίτϱοπος. Die Frau soll sein Vermögen verwalten. ernennt, so kann er von ihr einen Eid verlangen,25 Dass sie ihren Auftrag redlich erfüllt und nichts veruntreut habe. wann er will,26 Auch wenn sie nicht die Auszahlung der Ketuba fordert; s. M. 8 Ende. Diese Bestimmung gilt nicht nur für die Frau, sondern für alle Verwalter, s. Scheb. VII, 8. Die Mischna hebt nur die Frau besonders hervor, weil man sonst meinen könnte, für sie gelte die Bestimmung nicht, da sie ohnedies, sobald sie die Auszahlung der Ketuba fordert, noch einen Eid leisten muss. Dieser Eid ist von den Rabbinen den Verwaltern darum auferlegt, weil bei ihnen zu befürchten ist, dass sie vielleicht für ihre Bemühung etwas für sich behalten. In unsrem Falle kann der Mann von der Frau verlangen, dass sie den zu leistenden Eid auch auf ihren Spinnrocken und ihren Teig ausdehne nach dem Princip von גלגול שבועה, d. h. nach dem Grundsatz, dass die Verpflichtung zum Eide wegen der einen Forderung auch auf eine andre Forderung „hingewälzt“, dass also ein Eid auch auf Dinge erweitert wird, die ihn ursprünglich nicht veranlasst haben. Dieses Princip wird Sota 18b aus dem zweimaligen אמן Num. 5, 22 abgeleitet. Vgl. auch Kid. I, 5; B. mez. VIII, Note 11. R. Elieser sagt: sogar betreffs ihres Spinnrockens oder ihres Teiges.27 Auch wenn er sie nicht zur Verkäuferin oder zur Ver- walterin eingesetzt, hat der Mann jederzeit das Recht, von seiner Frau einen Eid zu verlangen, dass sie sich durch das Spinnen oder das Backen keinen Vermögensvorteil verschafft hat. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Elieser.", "Wenn er ihr schriftlich28 Oder auch mündlich, s. Note 2. erklärt: „ich werde weder ein Gelübde29 Ich werde nicht von Dir verlangen, dass Du z. B. gelobst: „Diese (bestimmte) Frucht soll mir zum Genusse verboten sein, wenn ich meine Ketuba bereits erhalten habe“; vgl. Git. IV, 3. noch einen Eid Dir auferlegen,“ so kann er von ihr keinen Eid verlangen, wohl aber kann er von ihren Erben oder ihren Rechtsnachfolgern30 Eigentl. denjenigen, die kraft ihrer Vollmacht [mit einer Forderung] kommen. einen Eid verlangen.31 Wenn er sich von ihr geschieden hat und sie gestorben ist, müssen ihre Erben oder diejenigen, die die Ketuba ihr abgekauft haben, schwören, dass sie ihnen niemals gesagt habe, die Ketuba sei bezahlt sowie dass sie unter ihren Schriftstücken nichts vorgefunden, was auf eine Bezahlung der Ketuba hindeute. Wenn sie aber noch am Leben ist und ihre Rechtsnachfolger die Ketuba verlangen, so muss sie, bevor diese erhoben wird, schwören, dass sie noch nichts für ihre Ketuba bekommen habe. [Wenn er erklärt]: „ich werde weder Dir noch Deinen Erben noch Deinen Rechtsnachfolgern ein Gelübde oder einen Eid auferlegen,“ so kann er weder von ihr32 Das היא dient als pronomen separatum zur stärkern Hervorhebung des unmittelbar vorhergehenden Verbalsuffixes, wie Gen. 27, 34; Sech. 7, 5. Im letzten Satze dieser Mischna jedoch steht אותה, weil dieses Pronomen von dem zugehörigen Verbum durch mehrere Worte getrennt ist. noch von ihren Erben noch von ihren Rechtsnachfolgern einen Eid verlangen, wohl aber können seine Erben33 Oder diejenigen, die seine Güter ihm abgekauft oder von ihm durch letztwillige Verfügung geschenkt bekommen haben, von denen nun die Frau die Auszahlung der Ketuba verlangt. von ihr oder ihren Erben34 Wenn erst sie und dann ihr Mann gestorben ist und nun ihre Erben von denen des Mannes die Auszahlung der Ketuba verlangen, so sind sie zum Eide verpflichtet. Wäre sie aber nach ihrem Gatten gestorben, ohne den Erben ihres Mannes geschworen zu haben, dass sie noch nichts bekommen habe, so würden ihre Erben die Ketuba überhaupt nicht beanspruchen können, denn es kann niemand seinen Kindern Geld vererben, das er selbst nur gegen einen Eid hätte erheben können. oder ihren Rechtsnachfolgern einen Eid verlangen. [Wenn er erklärt]: „weder ich noch meine Erben noch meine Rechtsnachfolger35 Diejenigen, denen ich meine Güter verkaufen werde und von denen Du dann die Auszahlung Deiner Ketuba verlangen wirst. werden Dir oder Deinen Erben oder Deinen Rechtsnachfolgern ein Gelübde oder einen Eid auferlegen,“ so können weder er noch seine Erben noch seine Rechtsnachfolger von ihr oder ihren Erben oder ihren Rechtsnachfolgern einen Eid verlangen.", "Wenn sie36 Die in der vorigen Mischna genannte Frau, die der Mann von einem Eide entbunden hat. Nach einer andren Erklärung handelt hier die Mischna von einer Frau, die der Mann nicht ausdrücklich von einem Schwure befreit hat, und lehrt, dass sie gleichwohl von den Erben nicht zu einem Eide gezwungen werden kann, dass sie zu Lebzeiten ihres Gatten das Vermögen redlich verwaltet hat. von dem Grabe ihres Mannes in das Haus ihres Vaters geht,37 Und sich somit um das Vermögen ihres Mannes nicht mehr bekümmert. oder wenn sie in das Haus ihres Schwiegervaters zurückkehrt, ohne zur Verwalterin eingesetzt zu sein, so können die Erben von ihr keinen Eid verlangen;38 Über die Verwaltung des Vermögens ihres Gatten zwischen dessen Tode und dessen Beerdigung; denn wenn sie nur in Gegenwart von Zeugen Güter ihres Mannes verkaufen dürfte, um die Begräbniskosten zu erlangen, so könnte leicht der Verstorbene zu lange unbeerdigt bleiben, oder da sie durch die Vorbereitungen für die Beisetzung zu sehr in Anspruch genommen ist, könnte es leicht geschehen, dass sie ohne Absicht sich einen Vorteil verschafft, ist sie aber zur Verwalterin eingesetzt,39 Und hat noch nach der Beerdigung das Vermögen verwaltet. so können die Erben wohl für das Spätere40 Für die Verwaltung nach der Beisetzung; denn da mit dem Ableben des Vaters sein Vermögen in den Besitz seiner Kinder übergegangen ist, kann sich seine Zusicherung der Befreiung vom Eide nicht auf die Verwaltung nach seinem Tode erstreckt haben. einen Eid von ihr verlangen, für das Frühere41 Für die Verwaltung zu Lebzeiten des Mannes. aber können sie keinen Eid von ihr verlangen.42 Nach einigen Decisoren jedoch haben die Erben stets das Recht, von der Witwe einen Eid zu verlangen, selbst wenn der Gatte ihr die Befreiung vom Schwure auch den Erben gegenüber ausdrücklich zugesichert hatte, und dieser Eid kann auch für die zu Lebzeiten des Mannes geübte Verwaltung gefordert werden. S. Eb. haëser 98,7.", "Wenn43 Diese Mischna ist in Scheb. VII,7 citiert und wird in ihren einzelnen Teilen in der folgenden Mischna erläutert. eine Frau eine Teilzahlung ihrer Ketuba eingesteht,44 פגם eigentl. beschädigen, verringern, für minderwertig erklären; hier = die Höhe der Ketuba vermindern durch das Geständnis, dass ein Teil bereits bezahlt sei. so erhält sie [den Rest] nur gegen einen Eid bezahlt. Sagt ein Zeuge gegen sie45 Das Suffix steht bei diesem Verbum im Accusativ wie I Kön. 21, 10. 13. aus, dass sie46 Die Ketuba. bezahlt sei, so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt. Von Gütern der Waisen,47 In Scheb. VII,7 ist der nächste Fall vor diesem genannt, wie er auch in der folgenden Mischna zuerst erklärt wird. Ebenso ist die Lesart in der Mischna zum jerus. Talmud und bei R J. Alfasi. von hypothekarisch belasteten Gütern48 משועבדים eigentl. „unterworfen“. Unter diesen Gütern versteht man solche Grundstücke, die der Schuldner veräussert hat, nachdem er seine Schuld aufgenommen hat. und in seiner (des Mannes) Abwesenheit49 In der Mischna zum jerus. Talmud ist die Lesart הנפרעת שלא בפניו, ebenso in Scheb. VII,7. bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt.", "Was heisst: „sie gesteht eine Teilzahlung ihrer Ketuba ein?“ Wenn ihre Ketuba tausend Sus50 S. Ket. I, Note 9 u. 10. betrug und er zu ihr sagt: „Du hast Deine [ganze] Ketuba erhalten,“51 התקבל, das in der Bibel nicht vorkommt, ist eine der überaus seltenen Hitpaëlformen in der Mischna, die eine rein active Bedeutung haben. Man könnte es als ein „Medium des Interesses“ bezeichnen = für sich etwas in Empfang nehmen, wie Git. VI,1. Vgl. והתנחלום Jes. 14,2; וישתמי Micha 6, 16. sie aber erklärt: „ich habe nur eine Mine50 S. Ket. I, Note 9 u. 10. erhalten,“ so bekommt sie [den Rest] nur gegen einen Eid bezahlt.52 Denn es ist zu vermuten, dass sie ohne Eid nicht genau prüfen wird, wieviel sie bereits von ihrem Manne erhalten hat. Diesen Eid muss die Frau auch dann leisten, wenn er einen Schwur nicht von ihr fordert. Hat aber keine Teilzahlung der Ketuba stattgefunden, so braucht sie nur dann zu schwören, wenn der Mann einen Eid von ihr verlangt. Über diesen Eid s. Scheb. VII, Note 4. Was heisst: „ein Zeuge sagt gegen sie aus, sie sei bereits bezahlt?“ Wenn ihre Ketuba tausend Sus betrug und er zu ihr sagt: „Du hast Deine [ganze] Ketuba erhalten,“ sie aber erklärt: „ich habe nichts erhalten,“ und ein Zeuge aussagt, dass sie bereits bezahlt sei, so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt.53 Auch dieser Eid ist ihr nur von den Rabbinen auferlegt, um nämlich den Mann zu beruhigen. Nach der Thora wäre sie zu diesem Eide nicht verpflichtet, da alle, die nach dem Gesetz der Thora einen Eid zu leisten haben, nur schwören, um nicht bezahlen zu müssen, hier aber die Frau schwört, um eine Zahlung zu erhalten, s. Scheb. VII, 1. Was heisst: „von hypothekarisch belasteten Gütern?“ Wenn er seine Güter an Andre verkauft hat und sie (die Frau) sich von den Käufern bezahlt machen will, so erhält sie nur gegen einen Eid bezahlt.54 Wenn nämlich ein Gläubiger das Darlehn von dem Schuldner zurückfordern und dieser von jenem verlangen würde, er solle beschwören, dass es noch nicht bezahlt sei, so würde man dem Gläubiger diesen Eid auferlegen; andrenfalls brauchte er nicht zu schwören, da er ja den Schuldschein in Händen hat. Ebenso verlangt man nun im Interesse der Käufer einen Eid von der Frau, denn der Mann würde, falls sie die Ketuba von ihm als ihrem Schuldner fordern würde, vielleicht auch einen Eid von ihr verlangen. Was heisst: „von den Gütern der Waisen?“ Wenn er gestorben ist und seine Güter den Waisen hinterlassen hat und sie sich von den Waisen bezahlt machen will, so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt.55 Aus dem ähnlichen Grunde wie in der vorhergehenden Note. Was heisst: „in seiner Abwesenheit?“ Wenn er nach einem fernen Lande56 Vgl. Jeb. II, Note 69. Nach der Halacha muss hier die Entfernung so gross gewesen sein, dass die Boten des Gerichts, die dem Manne den Zahlungsbefehl überbringen sollen, ihn nicht binnen dreissig Tagen erreicht haben und wieder heimgekehrt sein konnten. gegangen ist und sie sich in seiner Abwesenheit bezahlt machen will,57 Indem sie den Scheidebrief und die Ketuba vorlegt. so bekommt sie nur gegen einen Eid bezahlt.55 Aus dem ähnlichen Grunde wie in der vorhergehenden Note. R. Simon sagt: wenn sie ihre Ketuba fordert, können die Erben einen Eid von ihr verlangen;58 Im Gegensatz zu der in M. 4 u. 5 vertretenen Ansicht, dass, wenn der Mann die Frau zur Verwalterin seines Vermögens ernannt und ihr die Befreiung vom Schwur sowohl ihm selbst als seinen Erben gegenüber zugesichert hat, weder er noch seine Erben einen Eid von ihr verlangen können, erklärt hier R. Simon, dass die Frau wohl zu einem Eide verpflichtet ist, sobald sie ihre Ketuba fordert. wenn sie aber ihre Ketuba nicht fordert, können die Erben59 Oder der Gatte. Weil in dem ersten Teile des Satzes nur von den Erben die Rede sein kann, da sie bei Lebzeiten des Mannes, wenn sie nicht geschieden ist, kein Recht hat die Ketuba zu verlangen, sind im zweiten Teile des Satzes auch nur die Erben genannt, obwohl dieselbe Bestimmung auch für den Gatten gilt. keinen Eid von ihr verlangen.60 Für die Verwaltung des Vermögens bei Lebzeiten des Mannes, selbst wenn ihr die Befreiung vom Eide nicht zugesichert war. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon.", "Wenn sie einen Scheidebrief ohne die Ketuba vorlegt,61 An einem Orte, wo man keine Ketuba auszustellen pflegt, wo vielmehr der Anspruch der Frau auf die Ketuba als ein gerichtliches Abkommen gilt. so kann sie [dennoch] ihre Ketuba erheben.62 Denn eine gerichtliche Institution hat dieselbe Rechtskraft wie eine vor Gericht ausgestellte Urkunde. Bevor das Gericht ihr den Scheidebrief zurückgiebt, auf Grund dessen sie eine neue Ehe eingehen darf, wird er zerrissen und auf der Rückseite bemerkt, dass er vom Gericht zerrissen ist, damit sie nicht gegen Vorzeigung des Scheidebriefes die Ketuba zum zweitenmal verlangen kann. Sie erhält jedoch nur den eigentlichen Betrag der Ketuba, 200 resp. 100 Denar (Ket. I,2), was ihr aber der Mann darüber hinaus freiwillig zugelegt hat, erhält sie nur gegen Vorzeigung der Ketuba, in der diese Zulage vermerkt ist. [Wenn sie] die Ketuba ohne den Scheidebrief [vorlegt] und sagt: „mein Scheidebrief ist verloren gegangen,“63 Ich habe ihn noch nicht vorgelegt, um daraufhin etwa meine Ketuba zu erheben. er aber erklärt: „meine Quittung64 שובר, eigentl. eine Urkunde, die etwas „zerbricht, annulliert“, ein Dokument, welches eine Schuldverschreibung aufhebt, eine Quittung. ist verloren gegangen,“65 Die sie mir ausgestellt hat, als sie auf Grund ihres Scheidebriefes die Ketuba von mir bezahlt erhielt. ebenso wenn ein Gläubiger einen Schuldschein ohne den Prosbol66 Πϱοσβολή = das „Hinbringen, Übergeben“ der Erklärung vor Gericht, dass man sich trotz des Erlassjahres das Recht vorbehalte, ein gewährtes Darlehn jederzeit zurückzufordern. Als nämlich Hillel bemerkte, dass infolge der gesetzlichen Bestimmung über den Erlass der Schulden im siebenten Jahre (Deut. 15,2) die Leute Anstand nahmen einander Geld zu leihen, ordnete er an, dass man folgende Erklärung vor zwei Zeugen deponieren könne: Ich N. N. übergebe Euch, den Richtern des Ortes N. N. (die Erklärung), dass ich jede mir ausstehende Schuld zu jeder beliebigen Zeit einfordern darf.“ S. Schebiit X, 3 ff; Git. IV, 3. Dieses Dokument, das den Gläubiger ermächtigte, auch im Erlassjahr seine Schulden einzuziehen, wurde Prosbol genannt. — Nach Krauss, griech. u. lat. Lehnwörter, s. v. ist פרוזבול = πϱοβολή = παϱάβολον Succumbenzgeld, das bei Appellationen bezahlt wurde; hiernach bleibt freilich das ז in פרוזבול unerklärt. vorlegt,67 Er behauptet, den Prosbol verloren zu haben. so bekommen sie nicht bezahlt.68 Denn es ist zu befürchten, dass die Frau ihre Ketuba bereits erhoben resp. dass die Schuld durch das Schemittajahr erlassen ist. Die Frau bekommt jedoch nur dann die Ketuba nicht bezahlt, wenn keine Zeugen dafür vorhanden sind, dass sie geschieden ist; denn dann ist der Mann beglaubt, wenn er sagt, er habe sich von ihr geschieden und ihr auch die Ketuba bezahlt, da er ja auch hätte sagen können, er habe sich von ihr gar nicht geschieden (מגו, Ket. I, Note 42). Wenn aber Zeugen da sind, dass sie geschieden ist, so erhält sie wenigstens die freiwillige Zulage, denn die Ketuba, die sie vorlegt, beweist, dass die Zulage sicher noch nicht ausgezahlt ist, während sie den eigentlichen Betrag der Ketuba schon auf Grund ihres Scheidebriefes erhoben haben kann. Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt:69 In der ed. princ. אמר רשב״ג. seit der Zeit der Gefahr70 Als den Juden bei Androhung schwerer Strafen verboten wurde ihre Gesetze zu befolgen und man daher den Scheidebrief sogleich nach der Übergabe an die Frau und den Prosbol sogleich nach seiner Ausfertigung vernichtete. kann eine Frau ihre Ketuba auch ohne den Scheidebrief einfordern71 Nach Maim. Hil. Ischut XVI, 26 nur den eigentlichen Betrag der Ketuba, die Zulage dagegen nur dann, wenn Zeugen für die erfolgte Ehescheidung vorhanden sind; nach Eb. haëser 100, 10 Anm. hat sie auch in diesem Falle nur den eigentlichen Betrag der Ketuba zu beanspruchen. und ein Gläubiger [die Schuld] auch ohne Prosbol erheben. [Wenn eine Frau]72 Das Anfangswort der Mischna הוציאה ist hier zu ergänzen. zwei Scheidebriefe und zwei Ketubot [vorlegt],73 Ihr Mann hat sich zweimal von ihr geschieden und ihr bei jeder Eheschliessung eine besondre Ketuba ausgestellt. so erhebt sie zwei Ketubot. [Wenn sie vorlegt] zwei Ketubot und einen Scheidebrief74 Wenn beide Ketubot zu verschiedenen Zeiten ausgestellt und früher als der Scheidebrief datiert sind und ihr in der zweiten eine grössere Summe als in der ersten verschrieben ist, ohne dass diese als freiwillige Zulage bezeichnet wäre, so erhält sie die grössere Ketuba. oder eine Ketuba und zwei Scheidebriefe75 Wenn er ihr bei der Eheschliessung eine Ketuba ausgestellt, sie dann durch Scheidebrief entlassen, sie darauf zum zweitenmal geheiratet, ohne ihr eine neue Ketuba zu verschreiben und sich schliesslich abermals von ihr geschieden hat. oder eine Ketuba und einen Scheidebrief und [einen Nachweis über] den Tod [ihres Gatten],76 Wenn sie Zeugen beibringt, dass der Mann, nachdem er sie zum zweitenmale geheiratet, ohne ihr jedoch eine neue Ketuba zu verschreiben, gestorben ist und sie nun zwei Ketubot verlangt, eine als Geschiedene und eine als Witwe. so kann sie nur eine Ketuba erheben, denn wer sich von seiner Frau scheidet und sie dann wieder heiratet,77 Bevor sie die Ketuba erhoben und ohne dass er ihr eine zweite verschrieben. nimmt sie nur unter der Bedingung der ersten Ketuba wieder.78 D. h. unter der Bedingung, dass nur die eine Ketuba giltig sein soll. Wenn der Vater seinen minderjährigen Sohn verheiratet,79 Und dieser dann grossjährig wird. so bleibt ihre (der Frau) Ketuba in Kraft,80 Und sie erhält, wenn sie bei der Eheschliessung Jungfrau war, 200, und wenn sie Witwe war, 100 Denar, obgleich sie im ersten Falle zur Zeit, als der Gatte grossjährig wurde, keine Jungfrau mehr war und daher eigentlich nur eine Mine zu beanspruchen hätte. Die freiwillige Zulage bekommt sie jedoch nicht, da sie selbst den eigentlichen Betrag nicht auf Grund ihrer Ketuba, sondern lediglich auf Grund des gerichtlichen Abkommens erhält. denn er hat sie unter dieser Bedingung81 Dass sie 200 resp. 100 Denar erhalten solle. (als Frau) behalten. Wenn jemand zugleich mit seiner Frau [zum Judentum] übertritt, so bleibt ihre Ketuba in Kraft,82 Und sie bekommt eine Mine oder 200 Denar, je nach der Summe, die er ihr ursprünglich verschrieben hat; die Zulage jedoch erhält sie nicht. Obgleich eine Proselytin sonst nur eine Mine bekommt, weil vermutet wird, dass sie bei der Eheschliessung keine Jungfrau mehr war (s. Ket. I, 4), hat sie in unsrem Falle dennoch unter Umständen 200 Denar zu beanspruchen, da nicht erwiesen ist, dass sie Unzucht getrieben; aus diesem Grunde gilt auch dieser Überschuss von 100 Denar, den sie mehr als jede andre Proselytin erhält, nicht als „freiwillige Zulage“. S. בית שמואל zu Eb. haëser 67, 11 Ende, gegen Maim. Hil. Ischut XI, 7. denn er hat sie unter dieser Bedingung (als Frau) behalten." ], [ "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet hat1 Das Partic. נשוי ist hier activ wie אחוז Hohel. 3, 8, ידוע Deut. 1, 13. 15 u. a. von activen Verben; vgl. Jeb. III, 1, 4, 5 ff. und Ket. II, Note 63. Der jerus. Talmud liest hier und in M. 2—4 נשוי לשתי נשים, vgl. Jeb. XIII, 7 ff., XIV, 3 ff., also נשוי = verheiratet. und stirbt, so hat die erste das Vorrecht vor der zweiten,2 Hinsichtlich der Ansprüche auf Auszahlung der Ketuba. und die Erben der ersten haben das Vorrecht vor den Erben der zweiten.3 Wenn die Frauen nach seinem Tode gestorben sind und beschworen hatten, ihre Ketuba noch nicht erhalten zu haben. Dieser Eid muss zuvor geleistet sein, denn sonst könnten die Frauen dieses Geld, das sie nur gegen einen Eid erlangen können, auf ihre Kinder nicht vererben (s. Ket. IX, Note 34), und diese würden dann zu gleichen Teilen erben. — In unsrem Falle haben die Erben der ersten Frau auch vor der zweiten selbst das Vorrecht; der Ausdruck ליורשי שניה ist nur wegen der Gleichmässigkeit mit יורשי הראשונה gewählt. Wenn jemand zunächst eine Frau heiratet und diese stirbt und er dann eine zweite heiratet, worauf er stirbt, so haben die zweite und deren Erben das Vorrecht vor den Erben der ersten.4 Denn die zweite Frau und ihre Erben gelten dem Manne gegenüber als Gläubiger, da sogleich mit dessen Tode die Forderung, die in der Ketuba enthalten ist, wirksam wurde. Die Erben der ersten Frau hingegen erscheinen nicht als Gläubiger, da sie die Ansprüche auf die Ketuba ihrer Mutter eigentlich nicht auf Grund eben dieser Ketuba, sondern nur auf Grund eines gerichtlichen Abkommens haben (כתובת בנין דכרין, „die Ketuba der männlichen Kinder“, s. Ket. IV, 10); der Gläubiger hat aber den Vorzug vor den Erben. Auch hier muss die zweite Frau die Berechtigung ihres Anspruchs auf die Ketuba zuvor beschworen haben, sonst könnten ihre Erben diesen nicht geltend machen, s. Note 3.", "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet hat und diese sterben, worauf auch er stirbt, und die Waisen die Ketuba ihrer Mutter5 Der jerus. Talmud liest אמותיהן, ihrer Mütter. fordern,6 Da ihnen in der Ketuba zugesichert ist, dass, wenn die Mutter bei Lebzeiten des Gatten stirbt, die Kinder die gesamte Ketuba derselben ausser ihrem Anteil an dem Nachlass erben sollen, selbst wenn die Ketuba der einen Frau grösser sein sollte als die der andren, s. Ket. IV, 10. während nur der Betrag der beiden Ketubot vorhanden ist, so teilen sie zu gleichen Teilen.7 Und sie erhalten die Ketuba ihrer Mutter nicht, weil sonst das Thoragesetz, welches bei der Erbschaft die Kinder in gleicher Weise berücksichtigt (abgesehen von dem Gesetz über den Erbteil des Erstgeborenen, Deut. 21, 17), illusorisch gemacht würde. War aber dort ein Überschuss von einem Denar,8 Ein Denar mehr, als die Forderungen der Waisen auf Grund der Ketubot ihrer Mütter betragen. Nach dem Talmud ist hier der Denar wörtlich zu nehmen; bei einem geringern Überschuss aber gilt die Bestimmung der Mischna nicht. so erhalten die einen die Ketuba ihrer Mutter und die andren gleichfalls die Ketuba ihrer Mutter.9 Und der Denar wird zu gleichen Teilen unter die Erben verteilt. Wenn die Waisen10 Die den Anspruch auf die grössere Ketuba haben. sagen: „wir wollen das Vermögen unsres Vaters um einen Denar höher berechnen,“11 Und somit den Nachlass zu einem höhern Werte annehmen, als er eigentlich hat. damit sie die Ketuba ihrer Mutter erhalten, so hört man auf sie nicht, sondern schätzt das Vermögen gerichtlich ab.12 Wieviel es wert war zur Zeit, als der Vater starb.", "Waren darunter Güter, die ihnen (den Erben) erst zufallen sollten,13 ראוי, passend, angemessen, gebührend, vgl. Esth. 2, 9; hier = Vermögen, das ihnen gebührt, das ihnen erst einkommen soll, z. B. ein Darlehn, das noch einzukassieren ist, ein Erbgut von ihrem väterlichen Grossvater, der vor der Verteilung gestorben ist, u. dergl. so gelten sie nicht als bereits in deren Besitz.14 Und wenn der Nachlass des Vaters erst durch Hinzurechnung dieses noch ausstehenden Vermögens einen Überschuss von einem Denar über den Betrag der beiden Ketubot ergeben würde, so wird dieser nicht mitgerechnet, sondern die Kinder erben zu gleichen Teilen. R. Simon sagt: selbst wenn darunter Güter sind, die nicht hypothekarisch verpfändbar sind,15 D. h. bewegliche Güter, Mobilien. Diese heissen נכסים שאין להן אחריות, Güter, die keine Sicherheit gewähren oder an denen keine Verpflichtung haften kann, weil sie leicht beseitigt oder versteckt werden können und darum zur Bürgschaft für ein Darlehn ungeeignet sind. so nützt es nichts, es sei denn, dass darunter hypothekarisch verpfändbare Güter16 Immobilien. Diese heissen נכסים שיש להן אחריות, Güter, durch die man eine Sicherheit hat, weil ein Gläubiger, der sein Darlehn vom Schuldner nicht zurückbekommt, sich immer an sie halten und, falls der Schuldner sie inzwischen veräussert hat, sie den Empfängern wieder fortnehmen darf, um sich bezahlt zu machen. vorhanden sind, die den Wert der beiden Ketubot um einen Denar übersteigen.17 Die anonymen Weisen dieser Mischna stimmen mit R. Simon darin überein, dass das Vermögen, aus dem die beiden Ketubot an die männlichen Erben (כתובות בנין דכרין) zu bezahlen sind, in Immobilien vorhanden sein muss; sie divergieren nur betreffs des „überschüssigen Denar“, מותר דינר. Nach R. Simon muss dieser auch in Immobilien vorhanden sein, nach den Weisen genügt es, wenn Mobilien im Werte eines Denar vorhanden sind, und auch an diesen kann das Erbschaftsgesetz ausgeführt werden (R. Ascher). Über die Halacha s. Eb. haëser 111, 14.", "Wenn jemand drei Frauen geheiratet hat und stirbt und die Ketuba der einen eine Mine, die der zweiten 200 [Denar] und die der dritten 300 [Denar] beträgt, dort18 Im Nachlass des Mannes. aber [im ganzen] nur eine Mine vorhanden ist, so teilen sie zu gleichen Teilen.19 Denn jede der 3 Frauen hat auf diesen Nachlass ein gleiches Recht. Dies gilt jedoch nur für den Fall, dass die 3 Ketubot zu gleicher Zeit ausgestellt wurden, da sonst die Frau das Vorrecht hätte, deren Ketuba früher datiert ist, s. M. 5. Oder es handelt hier von dem Falle, dass der Nachlass nur in Mobilien besteht und die Frauen bereits zu Lebzeiten des Gatten von diesen Besitz ergriffen haben; bei Mobilien jedoch erlangt man durch Besitzergreifung kein Vorrecht. Hätten sie aber von den Mobilien nicht Besitz ergriffen, so könnten sie jetzt auf diese keinen Anspruch mehr erheben, da die Mobilien nicht für die Ketuba haften, s. Ket. VIII, Note 43. Sind dort 200 Denar vorhanden,20 Sodass die Frau mit der Ketuba von einer Mine (die wir mit A bezeichnen wollen) auf die zweite Mine des Nachlasses gar kein Anrecht hat. so erhält die [Frau] mit [der Ketuba von] einer Mine 50 Denar,21 Von der ersten Mine des Nachlasses. Nun hätte freilich A eigentlich nur ⅓ der ersten Mine zu beanspruchen, da sowohl die Frau mit der Ketuba von 200 Denar (B) als auch die mit der Ketuba von 300 Denar (C) auf die erste Mine das gleiche Recht haben wie A. Der Talmud (Ket. 93 a) nimmt daher an, dass B (oder auch C) der A. schriftlich erklärt haben muss, dass sie wegen ihres Anteils an der ersten Mine mit ihr nicht prozessieren werde, um sie nicht in ihrem Anspruch zu kürzen und A dieses Recht in aller Form von ihr erworben hat; es teilen dann A und C die erste Mine zu gleichen Teilen. Gleichwohl gehören die 50 Denar, die C von der ersten Mine bekommt, nicht ihr allein, sie muss sie vielmehr, ebenso wie die zweite Mine, mit B teilen. die aber mit [der Ketuba von] 200 und 300 Denar erhalten je drei Golddenar.22 Ein Golddenar = 25 Silberdenar. B und C erhalten also je 75 Silberdenar, d. i. die Hälfte der restierenden 1½ Mine. — Gegen diese Art der Verteilung könnte nun freilich C der B gegenüber folgendes geltend machen: „Ich gebe zu, dass die zweite Mine uns zu gleichen Teilen gehört und A keinen Anspruch darauf hat. Aber mit der Teilung der zweiten Hälfte der ersten Mine bin ich noch nicht einverstanden. Denn wenn Du auch erklärt hast, A solle durch Dich keinen Schaden haben, so hast Du damit noch nicht völlig auf Deinen Anteil an der ersten Mine verzichtet. Du schädigst mich vielmehr um 8⅓ Denar; denn es müsste eigentlich die ganze Mine in 3 Teile geteilt werden; A erhält ⅓ sowie die Hälfte des Dritteils, auf die Du zu ihren Gunsten verzichtet hast, = 50 Denar. Du, B, bekommst die andre Hälfte des zweiten Dritteils = 16⅔ Denar, und ich das letzte Drittel = 33⅓ Denar. Da wir nun noch die zweite Mine zu teilen haben, so bekommst Du im ganzen 50 + 16⅔ = 66⅔ Denar und ich 50 + 33⅓ = 83⅓ Denar!“ Diesem Einwand sucht jedoch J. Lipschütz in תפארת ישראל z. St. durch folgende Erwägung zu begegnen: Durch die Erklärung, dass A wegen der ersten Mine mit ihr nicht werde zu prozessieren haben, hat B die C nicht direkt geschädigt. Denn erstens ist es möglich, dass B überhaupt ihren Anteil nicht erhebt, wenn sie nämlich vor C stirbt; sodann aber kann B zu C sagen: Dass A 50 Denar erhält, geschieht zwar infolge meiner ihr gegebenen Zusicherung, und ich habe dadurch Dir und mir selbst Schaden veranlasst. Gleichwohl brauche ich Dir für diesen Schaden nicht aufzukommen, da „eine blosse Veranlassung bei Schädigungen nicht zum Ersatz verpflichtet“, גרמא בניזקין פטור, s. B. kamma V, Note 39. Sind dort 300 Denar vorhanden,23 Sodass die eine Mine für die Ketubot aller 3 Frauen, die zweite für die von B und C, die dritte aber nur für die von C haftet. so erhält die mit [der Ketuba von] einer Mine 50 Denar, die mit [der Ketuba von] 200 Denar eine Mine24 Die Mischna handelt hier von dem Falle, dass C der A und B zugesichert hat, dass sie mit ihr wegen des Anteils an der ersten Mine nicht werden zu prozessieren haben. Die ersten 100 Denar werden unter A und B geteilt. Die zweite Mine teilen B und C, und die dritte Mine gehört C allein. Es erhält somit A 50, B 100, C 150 Denar. und die mit [der Ketuba von] 300 Denar sechs Golddenar.25 D. i. = 150 Silberdenar. — Nach der Halacha jedoch haben die 3 Frauen gleiches Anrecht auf den Nachlass und erben in gleicher Weise bis zum Betrage ihrer Ketuba; s. Maim. Hil. Ischut XVII, 8. Ebenso teilen drei Personen, die Geld in einen Beutel getan26 Wenn von 3 Personen eine 100, die zweite 200, die dritte 300 Denar zusammengelegt haben, um gemeinsam Geschäfte zu machen. und dann Verlust oder Gewinn gehabt haben, nach diesem Verhältnis.27 Nach dem Verhältnis ihrer Einlage, wie in dem unmittelbar vorhergehenden Falle dieser Mischna. — Nach der Halacha jedoch tragen sie Gewinn und Verlust zu gleichen Teilen, wenn sie mit dem Gelde Geschäfte gemacht und sie nichts Gegenteiliges ausbedungen haben; wenn jedoch das Geld selbst noch vorhanden und im Kurse gestiegen oder gefallen ist, tragen sie Gewinn oder Verlust je nach dem Verhältnis ihrer Einlage, s. Ch. ham. 176, 5.", "Wenn jemand vier Frauen geheiratet hat und stirbt, so hat die erste28 Die Frau, deren Ketuba das früheste Datum trägt. das Vorrecht vor der zweiten,29 Deren Ketuba ein späteres Datum trägt. die zweite vor der dritten und die dritte vor der vierten. Die erste muss einen Eid leisten der zweiten,30 Dass sie für ihre Ketuba von ihrem Manne noch nichts erhalten hat. Nach Raschi u. A. braucht sie nur dann zu schwören, wenn die andre Frau einen Eid von ihr verlangt, um dadurch die Gewissheit zu erhalten, dass sie keinen Schaden haben wird, wenn sie ihre Ketuba einfordert. die zweite der dritten, die dritte der vierten, die vierte aber bekommt ohne Eid bezahlt.31 Vorausgesetzt, dass nicht Erben oder andre Gläubiger einen Eid von ihr verlangen. Ben Nannas sagt:32 Ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen: אמר בן ננס. sollte diese, weil sie die letzte ist, einen Vorzug haben? Auch sie bekommt nur gegen einen Eid bezahlt.33 Nach dem Talmud (Ket. 94a) ergiebt sich die Divergenz zwischen dem ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) und B. Nannas in folgendem Falle: wenn es sich z. B. herausstellt, dass eines von den Feldern, welche die 3 ersten Frauen für ihre Ketubot in Besitz genommen, dem Manne gar nicht gehört, sondern von ihm gestohlen war und man nicht weiss, welches Feld dies war, sodass zu erwarten ist, dass der rechtmässige Eigentümer es der Frau noch fortnehmen wird. Nach der Ansicht des ersten Tanna ist die Besitzergreifung seitens eines Gläubigers, der, um sich von seinem Schuldner bezahlt zu machen, einem ältern Gläubiger zuvorgekommen ist, nichtig; darum braucht die vierte Frau, die als die letzte Gläubigerin erscheint, nicht zu schwören, denn wenn einer der 3 ersten Frauen ihr Feld von dem wirklichen Eigentümer fortgenommen wird, muss jene das Feld, das sie mit Beschlag belegt, doch herausgeben. Nach Ben Nannas aber ist die Besitzergreifung seitens eines Gläubigers, der einem ältern Gläubiger zuvorkommt, rechtskräftig. Wenn nun einer der 3 ersten Frauen ihr Feld von dem wirklichen Eigentümer wieder fortgenommen wird, könnte sie von der vierten ihr Feld für ihre Ketuba nicht verlangen und würde also durch das Zuvorkommen der letzten ihre Ketuba einbüssen; deshalb muss die vierte schwören, dass sie von ihrem Gatten noch nichts für ihre Ketuba bekommen habe. Nach der Halacha jedoch muss jeder, der von den Erben Bezahlung verlangt, einen Eid leisten (s. Ket. IX, Note 18); es müssen daher in unsrem Falle alle Frauen schwören. Wenn sie alle an einem Tage ausgestellt sind,34 Eigentl. hervorgegangen sind. so hat immer die Frau den Vorzug, deren Ketuba auch nur eine Stunde früher als die der andren ausgefertigt ist; deshalb pflegte man in Jerusalem auch die Stunden einzuschreiben.35 Eine ähnliche Bemerkung betreffs der Einwohner Jerusalems s. Ket. IV, 12. Waren sie alle zu gleicher Stunde ausgestellt und dort nur eine Mine vorhanden, so teilen sie zu gleichen Teilen.", "Wenn jemand zwei Frauen geheiratet und dann sein Feld36 Das für die Ketubot der beiden Frauen haften sollte. verkauft hat und die erste28 Die Frau, deren Ketuba das früheste Datum trägt. dem Käufer schriftlich erklärt: „ich will kein Recht und keinen Anspruch an Dich haben“,37 Und der Käufer ausserdem das Feld von der Frau rechtmässig erworben hat. — Nach dem Talmud (Ket. 95a) handelt die Mischna hier von dem Falle, dass der Mann das Feld bereits einmal verkauft hatte, ohne dass die Frau diesem Käufer ihren Verzicht erklärte. Es kann demnach die Frau nicht erklären, sie habe nur aus Gefälligkeit gegen ihren Gatten Verzicht geleistet, denn sonst hätte sie dieses bereits bei dem ersten Verkauf getan. so kann es die zweite dem Käufer und die erste der zweiten und der Käufer der ersten fortnehmen, und so geht es im Kreise38 חלילה von dem Verbum חול sich drehen, winden, wie حَوْلَ „ringsum“ von حَالَ, סביב von סבב. hin und her,39 D. h. die zweite kann es wieder dem Käufer und die erste der zweiten u. s. w. fortnehmen. bis sie einen Vergleich40 פשרה, von פשר, vgl. Koh. 8,1, syr. ܦܫܰܪ = bibl.-hebr. פתר, auflösen, deuten, auseinandersetzen, einen Streit beilegen. miteinander machen. Ebenso ist es bei einem Gläubiger41 Wenn z. B. A dem B 100 Denar geliehen, dieser dann seine beiden Felder, die soviel wert waren, als seine Schuld betrug, an zwei Personen verkauft und A dem zweiten Käufer erklärt, er werde auf dessen Feld keine Ansprüche machen, um zu seinem Gelde zu kommen, so kann A dem ersten Käufer das Feld fortnehmen und dieser dem zweiten; diesem kann A auch das zweite Feld fortnehmen und dem A wieder der zweite Käufer u. s. w., bis sie einen Vergleich miteinander machen. und bei einer Frau, die eine Gläubigerin ist.42 Indem sie noch ihre Ketuba von ihrem Manne zu fordern hat. Wenn nämlich der Gatte seine beiden Felder, die für die Ketuba hafteten und zusammen soviel wert waren, als die Ketuba betrug, an zwei Personen verkauft hat und die Frau dem zweiten Käufer erklärt, sie werde auf sein Feld keine Ansprüche machen, um ihre Ketuba zu erlangen, so kann sie das Feld dem ersten Käufer fortnehmen und dieser dem zweiten; dieser kann es wieder der Frau fortnehmen und diese dem ersten Käufer u. s. w., bis sie einen Vergleich mit einander machen. — Die Mischna fügt noch den Fall von der Frau, die eine Gläubigerin ist, hinzu, obschon er dem Fall von dem Gläubiger sehr ähnlich ist, um zu betonen, dass auch die Frau das Recht hat, das Feld dem ersten Käufer immer wieder fortzunehmen, obgleich sie dem Manne kein bares Geld geliehen." ], [ "Die Witwe wird aus dem Vermögen1 Nach dem Talmud nur aus den Immobilien, nach der Anordnung der Geonim auch aus den Mobilien. der Waisen unterhalten2 Die Form ניזונת, die in den Talmudausgaben sowie in der ed. Lowe und ed. princ. mit י als mater lectionis für kurzes i geschrieben ist, zeigt die aram.-artige Bildung, nach der unter den Präformativen statt des langen Vocals ein kurzer mit folgendem Dagesch forte gesprochen wird, cf. נמול Gen. 17, 26. 27; ניזון Bicc. IV,2; נידון R. hasch. I,2; נילושה Chal. II,2. — Der Unterhalt der Witwe aus dem Nachlass des Mannes gilt, auch wenn er nicht ausdrücklich in der Ketuba zugesichert ist, als ein gerichtliches Abkommen, s. Ket. IV,12 u. Note 79.; der Ertrag3 Der jerusalem. Talmud liest ומעשה. Tos. Ket. 95 b. s. v. אלמנה weist jedoch aus dem Talmud z. St. nach, dass die richtige Lesart מעשה ist. ihrer Händearbeit gehört ihnen, und sie sind nicht verpflichtet sie beerdigen zu lassen.4 Denn eigentlich oblag dem Manne die Pflicht ihrer Beerdigung, da er auch das Recht ihrer Beerbung hat, s. Ket. IV, Note 49. In unsrem Falle nun, wo die Erben der Frau ihre Ketuba von den Erben des Mannes einfordern, haben sie auch die Kosten ihrer Beisetzung zu tragen. Diese Pflicht obliegt ihnen auch dann, wenn der Nachlass des Vaters nur in Mobilien besteht, die (nach dem Talmud) für die Ketuba nicht haften. Ihre Erben und zwar diejenigen, die ihre Ketuba erben,5 Durch diese nähere Bestimmung ist angedeutet, dass dieser Satz von einer Frau handelt, die zweierlei Erben hat, und dies ist nur bei einer auf die Leviratsehe wartenden Frau der Fall, s. Ket. VIII,6. Diese hat Erben von seiten ihres Gatten und von seiten ihres Vaters. Die Beerdigungskosten haben also nur diejenigen zu tragen, die ihre Ketuba erben. sind verpflichtet sie beerdigen zu lassen.6 Wenn sie geschworen hatte, die Ketuba noch nicht erhalten zu haben; andrenfalls könnte sie die Ketuba an ihre Rechtsnachfolger nicht vererben (s. Ket. IX, Note 34) und müsste auf Kosten der Wohlthätigkeitskasse beerdigt werden.", "Eine Person, die nach der Verlobung7 Worunter hier wie überall auch die Trauung (קדושין) zu verstehen ist. Ob die Verlobte unter allen Umständen Anspruch auf die Ketuba hat, s. Jeb. XV, Note 53. oder nach der Heimführung Witwe geworden, darf auch ohne Zuziehung eines Gerichtes8 Das nur aus Rechtsgelehrten zusammengesetzt ist (מומחין, s. Sanh. III, Note 9); es ist jedoch die Gegenwart dreier Männer erforderlich, die in der Abschätzung von Grundstücken erfahren sind. verkaufen.9 Ergänze: Güter aus dem Nachlass ihres Mannes, die für ihre Ketuba haften. Die Verlobte, die keinen Anspruch auf Unterhalt hat, darf die Güter verkaufen, um sich für die Ketuba bezahlt zu machen, und die Geehelichte, um sich den Unterhalt zu verschaffen. R. Simon aber sagt: [ist sie] nach der Heimführung [verwitwet], so darf sie ohne Zuziehung eines Gerichtes verkaufen;10 Denn da sie Unterhalt beanspruchen kann und sie diesen sofort nötig hat, kann man ihr nicht zumuten, dass sie warten solle, bis ein ordentliches Gericht zusammentritt und den Verkauf genehmigt. [ist sie jedoch bereits] nach der Verlobung [verwitwet], so darf sie nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen, da sie keinen Anspruch auf Unterhalt hat,11 Und daher der Verkauf der Güter, um die Ketuba einzulösen, nicht so dringend ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon. und jede Frau, die keinen Anspruch auf Unterhalt hat, darf nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen.", "Wenn sie (die Witwe) ihre [ganze] Ketuba12 Die Mine oder die 200 Denar, auf die die eigentliche Ketuba lautet. oder einen Teil davon verkauft, wenn sie ihre Ketuba oder einen Teil davon verpfändet, wenn sie ihre Ketuba oder einen Teil davon einem Andren schenkt,13 Oder wenn sie den Waisen erklärt hat, dass sie auf die Auszahlung der Ketuba verzichte. so darf sie den Rest nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen.14 D. h. die Güter des Mannes, durch deren Erlös sie die freiwillige Zulage zur Ketuba erlangen will, darf sie nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen. Dieser Satz der Mischna vertritt die Ansicht des R. Simon (M. 2), nach der ein aussergerichtlicher Verkauf nur zum Zwecke des Unterhalts zulässig ist. Die Frau aber, die die Ketuba ganz oder zum Teil erhoben, verliert den Anspruch auf Unterhalt. Die Weisen aber sagen: sie darf selbst vier- bis fünfmal verkaufen15 Das Grundstück, das für die eigentliche Ketuba haftet, darf sie stückweise verkaufen. — Der Ausdruck „vier- oder fünfmal“ zur Bezeichnung einer beliebigen Anzahl kehrt in der Mischna mehrfach wieder (vgl. Sab. XVIII, 1) und ist vielleicht der Norm des „vier- oder fünffachen Ersatzes“ nachgebildet, Ex. 21, 37 und B. kamma VII, 1 (Tos. L. Heller). und [gleichwohl] zum Zwecke ihre Unterhalts ohne Zuziehung eines Gerichtes verkaufen,16 Denn wenn sie auch ihre Ketuba zum Teil schon erhoben hat, verliert sie dennoch den Anspruch auf Unterhalt nicht. Das שלא בב״ד ist hier eigentlich überflüssig, da auch R. Simon der Frau einen aussergerichtlichen Verkauf gestattet, sobald dieser zum Zwecke des Unterhalts geschieht. Der Zusatz ist wohl nur deshalb gemacht, um der Annahme vorzubeugen, dass eine Frau, die begonnen hat ihre Ketuba zu verkaufen, den Rest nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen dürfe. indem sie einschreibt:17 In die Urkunde über den Verkauf der Güter, die sie zum Zwecke ihres Unterhalts veräussert. „zum Zwecke des Unterhalts habe ich verkauft.“18 Hiermit wird ihr nur ein guter Rat in ihrem eigenen Interesse erteilt. Wenn sie nämlich das Folgende nicht ausdrücklich bemerken würde, könnte man glauben, sie schätze ihren Unterhalt so hoch ein, dass sie alle Güter ausschliesslich zu diesem Zwecke verkaufe; sie würde dadurch als unmässig und ungenügsam erscheinen. — In die Urkunde über den Verkauf der Güter, die sie zur Einlösung der Ketuba veräussert, schreibt sie dementsprechend ein: „לכתובה מכרתי, ich habe verkauft, um meine Ketuba einzulösen.“ Eine Geschiedene darf nur in Gegenwart eines Gerichtes verkaufen.19 Denn dass die Witwe auch ohne Zuziehung eines Gerichtes Güter verkaufen darf (M. 2), hat seinen Grund in der Voraussetzung, der verstorbene Gatte werde es nicht gewünscht haben, dass seine Frau durch häufiges Erscheinen vor Gericht vielleicht beschämt werde. Bei einer Geschiedenen aber, die ohnedies nicht auf Unterhalt, sondern nur auf die Ketuba Anspruch hat, wird jene Rücksicht seitens des Mannes nicht vorausgesetzt. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen.", "Wenn eine Witwe, deren Ketuba 200 [Denar] beträgt, etwas,20 D. i. ein Grundstück aus dem Nachlass ihres Gatten. das nur eine Mine wert ist, für 200 Denar, oder etwas, das 200 Denar wert ist, für eine Mine verkauft, so hat sie ihre Ketuba [hiermit] erhalten.21 נתקבלה, sie (die Ketuba) ist in Empfang genommen, oder wie התקבל (Ket. IX, Note 51), sie hat erhalten. — Der Verkauf ist giltig trotz der grossen Differenz zwischen dem wahren Werte und dem Verkaufspreis des Feldes, weil das Gesetz von der Übervorteilung (אונאה, Lev. 25,14 und B. mez. IV, 9) auf Immobilien keine Anwendung findet; und selbst nach denjenigen Decisoren, die dieses Gesetz auch bei Grundstücken gelten lassen (s. Ch. ham. 227, 29), ist der Verkauf nur dann nichtig, wenn die Übervorteilung mehr als die Hälfte des reellen Wertes beträgt, während es sich in unsrer Mischna nur um die Hälfte handelt. — Die Frau gilt hier in jedem Falle als befriedigt: wenn sie ein Feld im Werte von 200 Denar für 100 verkauft, so hat sie eben den Schaden zu tragen; und im umgekehrten Falle kann sie nicht etwa noch 100 Denar von den Erben verlangen, indem sie sich darauf beruft, dass sie zu ihrem Vorteil so günstig verkauft habe, denn wenn jemand einen Boten beauftragt etwas für ihn einzukaufen und dieser billig einkauft, so gehört der Gewinn nicht demjenigen, der das Geschäft vermittelt, sondern dem Eigentümer des Geldes, und dies sind hier die Erben. Wenn ihre Ketuba nur eine Mine beträgt22 Sie war z. B. eine Witwe bei ihrer letzten Eheschliessung, s. Ket. I, 4. und sie etwas, das eine Mine und einen Denar wert ist, für eine Mine verkauft, so ist ihr Verkauf nichtig; selbst wenn sie erklärt: „ich werde den Denar den Erben zurückgeben,“ ist ihr Verkauf dennoch nichtig.23 Sie durfte von vornherein das Feld nicht zum Preise von 100 Denar verkaufen, da es mehr wert war, als ihre Ketuba betrug. Hätte sie jedoch das Feld zum Preise von 101 Denar verkauft, so wäre der Verkauf giltig und sie müsste den Erben einen Denar zurückerstatten, da sie diese in keiner Weise geschädigt hat. Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt: ihr Verkauf ist giltig,24 Und sie muss den Erben einen Denar zurückerstatten. es sei denn, dass dort so viel war, dass sie bei einem Felde ein Stück25 Ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen בית, die ed. princ. בת. von neun Kab26 S. Ket. V, Note 85. [Aussaat]27 Nach der Menge der Aussaat berechnet man den Flächeninhalt des Feldes. Nun ist 1 Sea = 6 Kab, also 9 Kab = 1½ Sea. Zu einer Sea Aussaat gehört ein Feld von 50 Ellen im Quadrat oder 2500 Quadrat-Ellen, zu 9 Kab Aussaat also ein Feld von 3750 Quadrat-Ellen, d. i. ein Feld von 61,23724356… Ellen im Quadrat oder auch ein Rechteck, dessen eine Seite 50 und dessen andre Seite 75 Ellen lang ist. Ein solches Grundstück wird im Sinne des Gesetzes ein „Feld“ genannt, bei dem man sich der Mühe der Bebauung unterzieht; vgl. B. batra I, 6; VII, 2. oder bei einem Garten ein Stück von einem halben Kab [Aussaat]28 D. i. eine Fläche von 208 ⅓ Quadrat-Ellen; diese heisst im Sinne des Gesetzes ein „Garten“. und nach den Worten des R. Akiba ein Stück von einem Viertel [Kab29 Vgl. II. Kön. 6, 25. Neben רובע wird in der Mischna das zu ergänzende קב häufig fortgelassen, vgl. Nas. IV, 2, Ed. I, 2, Ohal. II, 1, 7 u. s. Aussaat]30 D. i. eine Fläche von 104 ⅙ Quadrat-Ellen, die nach R. Akiba (B. batra I, 6) bereits ein „Garten“ genannt wird. übrig gelassen hätte.31 Ed. Lowe liest כדי שישתייר, dass übrig geblieben wäre. — Ihr Verkauf ist nichtig, sobald das Stück Feld, das sie zu viel oder zu billig verkauft hat, und das den Erben zurückgebliebene Grundstück zusammen so gross war, dass man 9 Kab darauf hätte säen können; denn durch diesen Verkauf verliert das Grundstück den Charakter eines „Feldes“ (Note 27). Desgleichen, wenn nach dem Verkauf den Erben ein Feld von 9 Kab Aussaat zurückgeblieben ist; denn die Erben können einwenden, dass sie jenes Stück zur Vergrösserung ihres „Feldes“ gebrauchen können. Ebenso ist der Verkauf nichtig, wenn das Stück selbst, das sie zu billig verkauft hat, so gross war, dass man 9 Kab darauf hätte säen können, dass also jenes Stück ein „Feld “ im Sinne des Gesetzes genannt werden konnte. Wenn jedoch diese beiden Grundstücke zusammengenommen nicht jene Grösse haben, so wäre ihr Verkauf giltig und sie brauchte den Erben nur den Denar zu ersetzen. Die Halacha entscheidet jedoch nicht im Sinne des R. Simon b. G. Wenn ihre Ketuba 400 Sus beträgt32 Wie dies z. B. bei Priestertöchtern der Fall war, Ket. I, 5. und sie dem einen für eine Mine und dem andren auch für eine Mine,33 Hier ist zu ergänzen: „und einem Dritten auch für eine Mine“. In der Mischna wird häufig das dritte Glied eines Satzes, der eigentlich aus drei gleichen Gliedern bestehen sollte, nicht besonders aufgeführt, vgl. Jeb. XIII, Note 29 Ende. dem letzten jedoch etwas, das eine Mine und einen Denar wert ist, für eine Mine verkauft,34 Von dem Grundstück des Mannes, das für ihre Ketuba haftet. so ist der Verkauf an den letzten nichtig, der an alle Andren aber giltig.35 Da die ersten Verkäufe zu Recht geschehen sind, der letzte aber nicht.", "Wenn die Richter bei ihrer Abschätzung36 Die sie vornahmen, um einer Witwe die Ketuba aus dem Nachlass ihres Mannes zu bezahlen. [den Wert] um ein Sechstel zu wenig oder um ein Sechstel zu hoch ansetzen, so ist ihr Verkauf nichtig.37 Während sonst, wenn der Betrag der Übervorteilung ein Sechstel beträgt, der Kauf giltig ist und jener Betrag dem Übervorteilten zurückerstattet werden muss (B. mez. IV, Note 21), ist hier der Verkauf nichtig, sobald die Waisen durch die Übervorteilung Schaden haben. Selbst bei Grundstücken, deren Preis nicht so genau zu taxieren ist, ist der Verkauf nichtig, da vermutet wird, dass derjenige, der ein Feld nach gerichtlicher Abschätzung kauft, mit keiner Übervorteilung rechnet. Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt: ihr Verkauf ist giltig; worin hätte sonst das Gericht einen Vorzug?38 Wenn hier die gerichtliche Abschätzung nichtig wäre. Wenn sie aber39 Ms. Or. 567 liest אלא אם כן עשו. eine Prüfungs-Urkunde ausgestellt haben,40 D. h. das Gericht hat der Witwe ein Dokument darüber ausgestellt, dass die Gerichtsboten die erfolgte Abschätzung öffentlich bekannt machen werden, damit die Kauflustigen den Wert des Grundstückes „prüfen“ und es dann kaufen. — Die Talmudausg. lesen: אגרת בקורת ביניהן. so ist, selbst wenn sie etwas, das nur eine Mine wert war, für 200 Denar, oder etwas, das 200 Denar wert war, für nur eine Mine verkauft haben, ihr Verkauf giltig.41 Und zwar nur dann, wenn die Differenz zwischen dem reellen Werte und dem Verkaufspreis höchstens 100 Denar, also die Hälfte betrug. Hierin stimmt der ungenannte Tanna (ת״ק) mit R. Simon b. G. überein; die Halacha entscheidet nach des Ersteren Ansicht.", "Eine Frau, die die Weigerung erklärt,42 Jeb. XIII, Note 1. eine Frau, die mit ihrem Manne im zweiten Grade verwandt ist43 Und daher nach den Rabbinen dem Manne zur Ehe verboten ist, Jeb. II, 4. Für diese gelten die folgenden Bestimmungen, gleichviel ob er gewusst hat, dass sie mit ihm verwandt ist, oder nicht. und eine Unfruchtbare44 Jeb. I, Note 25. Für diese gilt das Folgende nur dann, wenn er ihren Fehler nicht gekannt hat. haben weder Anspruch auf die Ketuba,45 D. i. auf den eigentlichen Betrag der Ketuba, 200 resp. 100 Denar; die freiwillige Zulage aber haben sie zu fordern. Die Frau, die die Weigerung erklärte, verliert den Anspruch auf die Ketuba, weil sie selbst die Ehe auflöste, die Frau, die im zweiten Grade mit dem Manne verwandt ist, weil sie dafür bestraft werden soll, dass sie den Gatten zu dieser Ehe veranlasst hat, aus der ja für sie selbst kein Nachteil erwächst (vgl. Jeb. IX, Note 16), und die Unfruchtbare, weil die Ehe als eine irrtümlich geschlossene gilt. noch auf die Früchte,46 D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der Gatte von ihren Niessbrauchsgütern gehabt hat, ibid. Note 17. Die erste der drei hier genannten Frauen hat keinen Anspruch auf Ersatz der Früchte, weil die Rabbinen, die überhaupt erst die Ehe einer Minderjährigen für giltig erklärt haben, damit sie nicht jedem Manne zur Unzucht preisgegeben sei, dem Manne auch das Recht auf die Früchte zugesprochen haben; die zweite, weil sie bestraft werden soll (wie Note 45); die dritte endlich, weil vermutet wird, dass sie die Nutzung ihrer Güter seitens ihres Mannes stillschweigend gutgeheissen habe, um nur als dessen Ehefrau zu gelten. noch auf Verpflegung,47 D. h. die Frau, die die Weigerung erklärt, verliert den Anspruch auf Ersatz der Auslagen, die ein Andrer für ihren Unterhalt während der Abwesenheit ihres Gatten gemacht hat; solange sie aber noch seine Ehefrau ist, muss der Mann sie ernähren, und sobald sie die Weigerung erklärt, hört für ihn diese Pflicht auf. Die Frau, die mit dem Manne im zweiten Grade verwandt und ihm darum zur Ehe verboten ist, hat weder zu seinen Lebzeiten noch nach seinem Tode Anspruch auf Unterhalt, da er die Ehe nicht fortsetzen darf resp. durfte. Die Unfruchtbare endlich hat keinerlei Anspruch auf Unterhalt, sowenig wie eine Frau, die gesetzlich zur Ehe verboten ist, sobald der Mann erst nachträglich erfährt, dass sie diesen Fehler hat und er mit diesem nicht einverstanden ist, Eb. haëser 116, 3. Nach R. Nissim z. St. hat sie diesen Anspruch wohl, sobald er die Ehe fortzusetzen bereit ist, obwohl er von ihrem Fehler erst nachträglich Kenntnis erhielt. Nach Maimonides (Kommentar zur Mischna) gelten für die Unfruchtbare dieselben Bestimmungen wie für die Frau, die mit dem Manne im zweiten Grade verwandt ist. noch auf [Ersatz für] die Abnutzung.48 S. Jeb. IX, Note 19, wobei nur noch zu bemerken ist, dass der Gatte der Unfruchtbaren den Minderweit, den die Güter des eisernen Fonds (Jeb. VII, Note 2) durch Abnutzung erfahren haben, nicht zu ersetzen braucht, wohl aber den der Niessbrauchsgüter. Hat er sie jedoch von vornherein als Unfruchtbare geheiratet,49 D. h. ihr Fehler war ihm von vornherein bekannt und er hat sich gleichwohl zur Ehe entschlossen. so hat sie Anspruch auf die Ketuba.50 Sowie auf alle Gerechtsame, die aus der Ketuba fliessen. Eine Witwe,51 Zur Erklärung dieses Schlusssatzes der Mischna s. Jeb. II, Note 33—37 und IX, Note 22. die einen Hohenpriester, eine Geschiedene oder eine Chaluza, die einen gemeinen Priester, ein weiblicher Bastard oder eine Nethina, die einen Israeliten geheiratet, sowie die Tochter eines Israeliten, die einen Nathin oder einen Bastard geheiratet, haben Anspruch auf die Ketuba." ], [ "Wenn jemand eine Frau heiratet und sie sich von ihm ausbedingt,1 Indem der Gatte bei der Eheschliessung ihr verspricht oder auch nachher sich schriftlich verpflichtet. dass2 Ed. Lowe liest ופסקה עמו שיזון, R. J. Alfasi und Ms. Or. 567 ופסקה עמו שיהא זן; der Talmud (Ket. 101b) citiert die Mischna: ופסקה עמו לזון. er ihre Tochter3 Die sie von einem andren Manne hat. fünf Jahre lang zu ernähren habe, so ist er verpflichtet sie fünf Jahre lang4 Von seiner Eheschliessung an gerechnet. zu ernähren. Wenn sie dann einen andren heiratet5 Nachdem sie während jener Zeit von ihrem ersten Gatten geschieden wurde. und sich [auch] von diesem ausbedingt, dass er ihre Tochter fünf Jahre lang zu ernähren habe, so ist [auch] er verpflichtet sie fünf Jahre lang zu ernähren. Es kann der Erste nicht sagen: „wenn6 Zu der Häufung der Partikeln in לכשתבא vgl. Jeb. XVI, Note 65. sie zu mir kommt, will ich sie ernähren,“7 Da sie aber bei ihrer Mutter und nicht mehr bei mir ist, will ich ihren Unterhalt nicht mehr bestreiten. er muss ihr vielmehr den Unterhalt dorthin bringen, wo die Mutter ist.8 Der babyl. Talmud liest למקום אמה, der jerus. Talmud שהיא למקום, die ed. princ. שהיא למקום אמה. Weiss, Stud, über die Spr. der Mischna, S. 80, vermutet, dass die ursprüngliche Lesart למקום שהיא עם אמה gelautet habe = dorthin, wo sie mit ihrer Mutter weilt; bei dem Vortrage der Mischna sei infolge des Gleichklangs das עם mit der ersten Silbe des nachfolgenden אמה zusammengeflossen und dadurch später ausgefallen. Ebenso können beide [Männer] nicht sagen: „wir wollen sie gemeinsam ernähren,“ es muss vielmehr der eine sie ernähren9 Ihr die Naturalien zur Verpflegung geben. und der andre ihr das Geld für den Unterhalt geben.10 Und die Tochter kann bestimmen, wer von beiden ihr die Naturalien oder das Kostgeld geben soll; sie hat aber kein Recht von beiden Kostgeld zu verlangen.", "Sobald sie11 D. i. die Tochter. Der jerus. Talmud liest ניסת הבת. heiratet, muss ihr der Gatte den Unterhalt12 Obgleich die beiden Männer ihrer Mutter ihr noch Kostgeld zu zahlen haben. und jene [Männer] das Geld für den Unterhalt geben.13 Und die Verpflichtung der beiden Männer gilt nicht etwa nur für die Zeit, solange sie unverheiratet ist. Wenn jene sterben, so werden ihre Töchter14 Die Töchter dieser verstorbenen Männer. von den freien Gütern15 Das sind die Güter, die nicht anderweitig veräussert sind. ernährt,16 Zur Form s. Ket. XI, Note 2. — Die Töchter können nur auf die freien Güter Anspruch erheben, weil die hypothekarisch belasteten nicht für ihren Unterhalt haften, s. Git. V, 3. sie selbst17 Die Stieftochter. aber wird von den [hypothekarisch] belasteten Gütern18 Die beliehen oder verkauft sind, vgl. Ket. IX, Note 48. ernährt, weil sie als eine Gläubigerin betrachtet wird.19 Dies gilt jedoch nur für den zweiten (in Note 1) genannten Fall, dass nämlich der Mann durch Schuldschein die Verpflichtung übernommen hat sie zu ernähren. Auch ist sie nicht in allen Stücken einem Gläubiger gleich; denn wenn sie z. B. stirbt, so geht ihre Forderung, d. h. ihr Anspruch auf Unterhalt nicht auf ihren Erben über. Die vorsichtigen Männer pflegten [in die Ketuba] einzuschreiben: „ … unter der Bedingung, dass ich deine Tochter fünf Jahre lang ernähren werde, solange du bei mir bist.“20 Woraus zu schliessen ist, dass ihre Verpflichtung erlöschen soll, sobald sie durch Scheidung oder Tod getrennt werden.", "Wenn eine Witwe21 Die von den Waisen unterhalten wird. erklärt: „ich mag nicht22 S. Ket. VI, Note 10. aus dem Hause meines Gatten weichen,“ so können die Erben nicht zu ihr sagen: „kehre in das Haus deines Vaters zurück, und wir werden dich [dort] ernähren,“ sie müssen sie vielmehr in dem Hause ihres Gatten ernähren und ihr eine ihrem Stande entsprechende Wohnung geben.23 Auch wenn z. B. das Haus ihres verstorbenen Gatten eingestürzt ist oder dieser kein eigenes Haus besessen, sondern nur eine Wohnung gemietet hatte. Vgl. auch Ket. IV, Note 77. Erklärt sie: „ich mag nicht aus dem Hanse meines Vaters24 Zur Form s. Ket. II, Note 61. weichen,“ so können die Erben zu ihr sagen: „wenn du bei uns bleibst, so bekommst du Unterhalt, wenn du aber nicht bei uns bleibst, so bekommst du keinen Unterhalt.“25 Denn die Ausgaben für den Unterhalt einer einzelnen Person sind verhältnismässig grösser als die für den gemeinsamen Unterhalt mehrerer Personen. Sie brauchen ihr deshalb nur soviel zu geben, als ihr Unterhalt kosten würde, wenn sie mit ihnen gemeinsam speisen würde. — Dieser Fall ist jedoch nicht mit dem in M. 1 erwähnten zu vergleichen. Denn dort hatte der Mann sich selbst verpflichtet die Tochter seiner Frau zu ernähren, und darum muss er ihr den ganzen Unterhalt dorthin bringen, wo sie weilt; hier ist es aber ein gerichtliches Abkommen, dass die Witwe Anspruch auf Unterhalt hat, wobei es gleichgiltig ist, ob der Mann ihr diesen schriftlich zugesichert hatte oder nicht (Ket. IV, 12), und darum ist die Bestimmung von vornherein so getroffen, dass die Waisen das Mass ihres Unterhalts von ihrem Verbleiben in ihrem Hause abhängig machen. Wenn sie aber einwendet:26 Sie wolle darum nicht bei ihnen bleiben. „… weil sie selbst noch ein Kind und auch jene noch Kinder seien,“27 Weil sie im Hause ihres Vaters Altersgenossen habe oder weil die Kinder im Hause ihres Gatten noch jung sind und sie fürchte, dass leicht Zwist unter ihnen entstehen könnte. so müssen sie sie ernähren, auch wenn sie im Hause ihres Vaters ist.", "Solange sie im Hause ihres Vaters ist,28 Und dort von den Erben unterhalten wird. kann sie jederzeit ihre Ketuba erheben;29 Sie kann mit der Forderung der Ketuba warten, so lange es ihr beliebt. so lange sie aber im Hause ihres Gatten ist,28 Und dort von den Erben unterhalten wird. kann sie ihre Ketuba nur bis zum Ablauf von 25 Jahren erheben, denn es ist möglich, dass sie in 25 Jahren soviel Mildtätigkeit geübt hat,30 Indem sie ihren Nachbarinnen kleine Geschenke, etwa Salz und Brot, auf Kosten der Waisen gegeben. als [dem Betrage] ihrer Ketuba entspricht. Dies sind die Worte des R. Meir, die er im Namen des Rabban Simon, des Sohnes des Gamliel, gesprochen hat.31 So im babyl. Talmud. Ed. princ., ed. Lowe, Ms. Or. 567 und R. J. Alfasi lesen משום רבן גמליאל. Die Weisen aber sagen: solange sie im Hause ihres Gatten ist, kann sie jederzeit ihre Ketuba erheben;32 Das Nichtfordern ihrer Ketuba ist kein Beweis ihrer Verzichtleistung, sie geniert sich vielmehr nur ihr Recht geltend zu machen, da man sie im Hause ihres Gatten ehrenvoll behandelt hat. solange sie jedoch im Hause ihres Vaters ist, kann sie ihre Ketuba nur bis zum Ablauf von 25 Jahren erheben.33 Nach Ablauf dieser Frist verjährt ihr Anspruch auf die Ketuba. So entscheidet auch die Halacha.— Wenn sie jedoch eine Ketuba in Händen hat, verjährt ihr Anspruch niemals, denn wenn sie hätte verzichten wollen, so würde sie ihre Ketuba den Erben bereits ausgehändigt haben. Wenn sie stirbt, müssen ihre Erben binnen 25 Jahren ihre Ketuba mahnen.34 Und dann verjährt die Ketuba erst nach 25 Jahren von dem Tage an, da sie sie fordern. Die Erben können jedoch nur dann Anspruch auf die Ketuba erheben, wenn die Mutter vor dem Tode geschworen hat, dass sie sie noch nicht erhalten habe, vgl. Ket. IX, Note 34." ], [ "Zwei Civil-Richter1 Die Mischna im babyl. Talmud liest גזרות; der jerus. Talmud hingegen sowie ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen גזלות. — גזרה (Dan. 4, 14. 21) = Beschluss, Verordnung, Decret, Norm; demnach wären דיני זרות = Richter, die gesetzliche Bestimmungen zur Handhabung der Justiz im Civil- oder Privatrecht zu treffen hatten. [In einer Boraita (Ket. 105a) findet sich der Ausdruck גוזרי גזרות = Erlasser der Normen.] Unter גזלה ist nicht nur Raub, sondern jede Verletzung fremden Eigentums, jeder unrechtmässige Besitz zu verstehen; demnach wären דיני גזלות = Richter für Fragen des verletzten, gefährdeten Eigentums. Wir haben uns unter jenen Richtern eine Behörde zu denken, die das Centralorgan der Rechtsordnung in Bezug auf das Civilrecht bildete und „deren nächste Aufgabe es war, allgemein giltige Rechtsnormen zu erlassen, die den Richtern als Richtschnur zu dienen hatten“. Diese Behörde hatte ähnliche Funktionen wie die Prätoren bei den Römern, und die Bezeichnung דיני גזלות war ein Terminus, den das Volk geschaffen, dem vor Allem der praktische Zweck vor Augen schwebt, während דיני גזרות die Bezeichnung seitens der leitenden Behörde war, die bei der Verleihung des officiellen Namens auf die staatsrechtliche Stellung Gewicht zu legen hat. So Sidon im Magazin für die Wiss. d. Judent. XVII, 198—218. Nach Grünwald, ibid. XVIII, 60ff. wäre die Wirksamkeit der דיני גזרות treffender mit der der römischen Censoren zu vergleichen. Die Verschiedenheit bei den Benennungen hat im Talmud (Ket. 105a) zu einer Combination beider geführt, שהיו גוזרין גזרות על גזלות = sie erliessen Bestimmungen betreffs der Verletzung fremden Eigentums. In ähnlichem Sinne sagt Graetz, Monatsschr. XX, S. 539, die דיני גזלות seien „ein Collegium gewesen, welches prophylactisch verhüten sollte, dass in Geldangelegenheiten jemand nicht Unrecht geschehe oder dass seine Gegenpartei nicht einen Raub begehe, ein ständiges Tribunal, welches bündige Entscheidungen (גזרות) in dubiösen Rechtsfällen, in Civilprocessen ungewöhnlicher Art zu treffen hatte“. Nach Weiss, Stud. üb. d. Spr. d. Mischna S. 122 beruht die Verschiedenheit der beiden Bezeichnungen im Wesentlichen auf dem Wechsel zwischen den beiden liquiden Buchstaben ר und ל, wie er auch in der Bibel nicht selten ist, vgl. אלמנות und מזלות ,ארמנות und מזרות. Frankel, Hodeg. in Mischn., S. 62 Anm. 2 hält jedoch diese Annahme für unzulässig, da beide Wörter in ihrer eigentlichen Bedeutung auch im jerus. Talmud vorkommen. Wir haben der Kürze wegen דיני גזרות durch „Civilrichter“ wiedergegeben nach dem Rechtsgebiete, auf dem diese Behörde ihre Tätigkeit entfaltete. gab es in Jerusalem: Admon und Chanan, Sohn Abisaloms.2 Der jerus. Talmud, R. J. Alfasi, Tos. Jes. Trani u. R. Ascher lesen אבשלום. Nach Tos. Ket. 104b s. v. שנו muss es jedoch אבישלום heissen, weil (nach Prov. 10, 7) nicht anzunehmen sei, dass jemand diesen biblischen Namen trage, nachdem es im Talmud (Sanh. 103b) heisst, Absalom, der Sohn Davids, habe keinen Anteil an der zukünftigen Welt. אבישלום findet sich I. Kön. 15, 2. 10. Chanan tat zwei, Admon sieben Aussprüche:3 Gegen welche die Weisen opponierten. Wenn jemand nach einem fernen Lande4 S. Jeb. II, Note 69. gegangen ist und seine Frau Unterhalt fordert, so sagt Chanan: sie braucht erst am Ende,5 Wenn der Mann heimkehrt und vor Gericht erklärt, er habe seiner Frau die Alimente zurückgelassen, oder wenn der Gatte stiebt und sie die Auszahlung der Ketuba fordert. aber nicht gleich am Anfang6 Wenn sie vor Gericht ihre Ansprüche auf den Unterhalt geltend macht. zu schwören.7 Dass sie von dem Vermögen ihres Mannes nichts genommen habe. Die Söhne der Hohenpriester8 Ob diese mit dem „Gerichtshof der Priester“ (Ket. I, Note 32a) identisch sind, wie Frankel, Hodeg. in Mischn. S. 61 und Graetz, Monatsschr. 1887, S. 116 ff. meinen, ist nicht erwiesen. Es ist eher anzunehmen, dass die Söhne der Hohenpriester „als Abkömmlinge adliger Geschlechter zusammenhielten und der Schammaitischen Schule zugethan waren“. Admon und Chanan waren Vertreter der Schule Hillels, die das Leben höher stellte als die wenn auch vom Herkommen sanctionierte Rechtsregel, die bei der Beurteilung der concreten Rechtsverhältnisse den Massstab des Individuellen zur Geltung brachte. Ihre Gegner (die „Söhne der Hohenpriester“ und die in den folgenden Mischnas genannten Weisen) sind in der Schule Schammais zu suchen, die am Herkommen und an abstracten Rechtsregeln festhielt und den individuell mannichfach abgestuften Verhältnissen und Umständen die gebührende Berücksichtigung versagte. So Sidon, l. c. S. 217. aber stritten mit ihm und sagten: sie muss sowohl am Anfang9 Um vor Gericht ihren Anspruch auf Unterhalt zu bekräftigen. als auch am Ende10 Um den Einwand ihres Gatten resp. seiner Erben zu entkräften. schwören. R. Dosa, Sohn des Archinos,11 Der jerus. Talmud und Ms. Or. 567 lesen hier ארכינס = Αϱχῖνος, vgl. Ed. III, 1ff. R. Dosa war ein Zeitgenosse der Tempelzerstörung. sprach sich ebenso aus. R. Jochanan, Sohn Sakkai’s, aber sagte: Chanan hat richtig12 יפה = gut, richtig, passend (wie Koh. 3, 11) für das sonst in der Bibel übliche טוב. Vgl. Ket. VIII, Note 25. entschieden: „sie braucht nur am Ende zu schwören.“13 Und so entscheidet auch die Halacha. In den ersten 3 Monaten nach Entfernung des Gatten jedoch weist man ihr noch keinen Unterhalt zu, da vermutet wird, dass ihr Mann vor der Abreise sein Haus bestellt hat, es sei denn, dass er sie in Unfrieden verlassen hat; Eb. haëser 70, 5.", "Wenn jemand nach einem fernen Lande gegangen ist14 Das Gleiche gilt, auch wenn der Gatte sich nicht entfernt hat. und ein Fremder15 Oder auch ihr eigener Vater, der nicht verpflichtet ist seine verheiratete Tochter zu ernähren. dessen Frau ernährte, so sagt Chanan: dieser hat sein Geld verloren.16 Er hat keinen Anspruch auf Ersatz, da er von dem Gatten keinen Auftrag erhalten hatte. Selbst wenn der Fremde erklärt, er habe die Frau nur darum ernährt, weil ihr Mann dazu verpflichtet sei und er für ihn während seiner Abwesenheit diese Pflicht über- nehmen wollte, verliert er den Anspruch auf Ersatz, da er dem Manne keinen Vermögensvorteil zugewendet, sondern nur verhindert hat, dass dieser Schaden leide. Vgl. auch Ned. IV, 2. Wenn jedoch die Frau sich von einem Dritten in Gegenwart zweier Zeugen Geld zum Zweck des Unterhalts leiht, so hat der Gläubiger den Ersatz von dem Gatten der Frau zu beanspruchen nach der Regel des R. Nathan (Ket. 19a): Wenn A von B eine Mine zu fordern hat und B von C ebenfalls, so hat A das Recht, die Schuld direct von C als dem Schuldner seines Schuldners zu fordern (שעבודא דר׳ נתן). Behauptet dann der Gatte, er habe ihr den Unterhalt zurückgelassen, während die Frau dies bestreitet, so muss er seine Aussage beschwören, und ihr obliegt die Pflicht, sobald sie Witwe oder geschieden wird, dem Gläubiger die Schuld zu bezahlen. Ebenso ist der Gatte frei, wenn sie erklärt hatte, dass sie auf den Unterhalt aus seinem Vermögen verzichte. Die Söhne der Hohenpriester aber stritten mit ihm und sagten: er schwört, wieviel Ausgaben er gehabt hat und erhält sie zurück. R. Dosa, Sohn des Archinos, sprach sich ebenso aus. R. Jochanan, Sohn Sakkai’s, aber sagte: Chanan hat richtig entschieden, er hat sein Geld auf das Geweih eines Hirsches gelegt.17 Sprichwörtliche Redensart, um auszudrücken: sein Geld ist unwiderbringlich dahin, als wenn er es auf das Geweih eines Hirsches gelegt hätte, der mit dem Gelde davonläuft. Im Sinne Chanans entscheidet auch die Halacha.", "Admon tat sieben Aussprüche: Wenn18 In B. batra IX, 1 ist diese Mischna wiederholt. jemand stirbt und Söhne und Töchter hinterlässt, so sollen, wenn das Vermögen gross ist, die Söhne erben und die Töchter unterhalten werden;19 Von den Söhnen, bis jene sich verloben oder mannbar werden (s. Ket. IV, Note 76). wenn aber wenig Vermögen vorhanden ist,20 Sodass es für den Unterhalt der Söhne und Töchter nicht ausreicht. so sollen die Töchter unterhalten werden21 Zu יזונו vgl. Ket. IV, Note 62. und die Söhne mögen von Thür zu Thür [betteln] gehen.22 Ms. Or. 567 liest wie die Mischna B. batra IX, 1 ישאלו. Das Piel הזר = die Runde machen, hin- und hergehen; vgl. Mid. I, 2. — Diese Bestimmung gilt jedoch nur, wenn der Nachlass lediglich für den Unterhalt der Töchter bis zum Mannbarkeitsalter ausreicht; ist jedoch mehr vorhanden, so erhalten die Söhne den Rest. Admon sagt: [der Sohn kann erklären:]22a Diese Worte sind hier zu ergänzen im Sinne von יכול הוא שיאמר in M. 5 if. „Weil ich ein männlicher Spross bin,23 Der eigentlich bei der Erbschaft den Vorzug hat, B. batra VIII, 2. soll ich Schaden leiden?“24 Es müssen vielmehr Söhne und Töchter gemeinsam aus dem Nachlass unterhalten werden. Da sagte Rabban Gamliel: mir leuchten die Worte Admons ein.25 ראה = ersehen, erwählen, für richtig halten; vgl. Abot II, 7. Die Halacha entscheidet jedoch im Sinne des ersten, ungenannten Tanna (ת״ק) gegen Admon, da der Unterhalt der Töchter ein gerichtliches Abkommen ist (Ket. IV, 12) und dieser Teil des Nachlasses gar nicht als Erbschaft an die Söhne fällt.", "Wenn26 Diese Mischna findet sich auch Scheb. IV, 3. jemand von seinem Nächsten Krüge Oel fordert27 Indem er z. B. sagt: „ich habe 10 Krüge Oel von Dir zu bekommen.“ und dieser [leere] Krüge28 Über קנקן s. Scheb. VI, Note 34. eingesteht, so sagt Admon: da er einen Teil der Klage29 In Scheb. l. c. ist die Lesart: הואיל והודה לו מקצת ממין הטענה = weil er ihm einen Teil von der Art der Klage d. i. des Klageobjekts eingesteht. Ms. Or. 567 hat: הואיל והודה לו מן הטענה, wie der jerus. Talmud zu Scheb. VI, 1 und sonst. zuge- steht,30 Die Klage wird dahin verstanden, dass Oel und Krüge gefordert werden. so muss er schwören.31 Denn jeder, der dem Kläger einen Teil des Klageobjekts zugesteht (מודה במקצת), ist nach der Thora verpflichtet seine Aussage zu beschwören, s. Scheb. VI, Note 1. Die Weisen aber sagen: das Eingestandene ist nicht von derselben Art wie das Klageobjekt.32 Nach den Weisen wird die Klage dahin verstanden, dass nur Oel und zwar in einem Quantum von 10 Krügen gefordert wird. Da nun der Kläger nur Oel fordert, der Beklagte jedoch nur Krüge zugesteht, so betreffen ihre Aussagen ganz verschiedene Gegenstände, wie wenn z. B. A von B Weizen fordert und dieser Gerste zugesteht; in diesem Falle aber ist der Kläger von der Bezahlung auch des von ihm Zugestandenen frei, s. Scheb. VI, Note 31. Da sagte Rabban Gamliel: mir leuchten die Worte Admons ein.33 Denn nach R. Gamliel ist der Beklagte auch dann zum Eide verpflichtet, wenn das Zugestandene und das Geforderte nicht von gleicher Art sind. Die Halacha entscheidet auch im Sinne Admons, Ch. ham. 88, 18.", "Wenn jemand seinem Schwiegersohne Geld aussetzt und ihm dann den Fuss entgegenstreckt,34 D. h. er verweigert ihm die Zahlung auf verächtliche Weise. Diese Phrase kann bedeuten: er streckt ihm den Fuss entgegen, anstatt ihm die Hand mit der versprochenen Mitgift zu reichen, oder um anzudeuten: hänge mich an meinem Fusse auf, ich habe jetzt nichts, oder (nach Maimon.) = er entzieht sich der Zahlung durch die Flucht, vgl. das deutsche „Fersengeld geben.“ — Er muss seinem Schwiegersohne das Geld in einer Weise zugeeignet haben, dass es dieser, wenn sein Schwiegervater Vermögen besässe, auf gerichtlichem Wege hätte einziehen können, vgl. Ket. VI, Note 11. so wartet sie,35 Auf seine Entscheidung, d. h. sie bleibt ledig, und man kann den Schwiegersohn weder zur Eheschliessung noch zur Scheidung zwingen. bis ihr Haupt grau wird.36 Die ed. princ. liest עד שתלבין, eigentlich bis sie ihr Haupt weiss werden lässt; zu dieser persönlichen Construction des Hiphil vgl. החשיך = dunkel werden lassen, Sab. XXIII, 3, 4; XXIV, 1. Erub. IV, 10. Der babyl. Talmud, ed. Lowe und Ms. Or. 567 lesen עד שילבין = bis weiss wird, vgl. Jes. 1, 18; Ps. 51, 9. — Nach Maimon, bedeutet dieser Ausdruck: sie wartet, bis ihr Vater sein Versprechen hält. Admon aber sagt: sie kann erklären: „Hätte ich mir selbst das Geld ausgesetzt, so müsste ich freilich warten,37 Falls ich nicht zahlen könnte. bis mein Haupt grau wird; nun aber, da mein Vater es für mich ausgesetzt hat, was kann ich thun? Heirate oder entlasse mich.“38 Durch Scheidebrief. Da sagte Rabban Gamliel: die Worte Admons leuchten mir ein.39 Und so entscheidet auch die Halacha. Hat er sie jedoch heimgeführt, so muss er alle Pflichten gegen sie erfüllen, auch wenn sie nicht imstande ist die von ihr ausgesetzte Summe zu zahlen.", "Wenn jemand ein Feld [einem Andren] streitig macht,40 Indem er (A) dem Käufer (B) gegenüber behauptet, dass der Verkäufer (C) das Feld ihm selbst (dem A) gewaltsam fortgenommen habe. während er selbst (in der Kaufurkunde) als Zeuge41 Die ed. Lowe, ed. princ. und Ms. Or. 567 lesen עד. Das sog. ב essentiae = „als, in der Eigenschaft“ (vgl. Ex. 6, 3 u. ö.) fehlt in der ed. Lowe stets, in der ed. princ. häufig. Vgl. Sanh. II, 1 עוברין בזה אחר זה. unterschrieben ist, so sagt Admon: er kann erklären: „Der zweite war mir lieber, der erste aber ist härter als er.“42 Ich habe die Kaufurkunde nur deshalb unterschrieben und nicht sofort den Einwand erhoben, weil es mir leichter schien, das Feld von Dir (B) als von ihm (C) zurückzubekommen; meine Unterschrift beweist also noch nicht die Giltigkeit jenes Verkaufes. Die Weisen aber sagen: er hat seine Ansprüche verloren.43 Auch wenn er Beweise beibringt, dass das Feld ihm gehörte, so hat er doch durch seine Unterschrift bekundet, dass er auf seine Ansprüche verzichtet. So entscheidet auch die Halacha. Wäre er jedoch als einziger Zeuge auf jener Urkunde unterschrieben gewesen, so könnte er wohl den Einwand erheben, indem er sagt, er habe nur deshalb unterschrieben, weil er wusste, dass seine alleinige Unterschrift doch nichts beweisen würde. Ebenso könnte er, wenn er als Richter unterschrieben hätte, sich darauf berufen, dass er sich um den Inhalt der Urkunde als Richter nicht zu kümmern brauchte, sondern nur die Unterschrift der Zeugen zu bestätigen hatte; Ch. ham. 147, 1. 4. Wenn er44 Der das Feld für sich reclamiert (A). es für einen Andren als [Grenz-] Zeichen angegeben hat,45 Er hatte als Zeuge eine Kaufurkunde unterschrieben, durch die ein Grundstück aus dem Besitze des B in den des C übergehen sollte. In dieser Urkunde war das Grundstück durch Angabe der angrenzenden Felder genau umschrieben, und zu diesen gehörte u. A. auch jenes fragliche Feld, das dort als dem B oder C gehörig bezeichnet war. so hat er [auch] seine Ansprüche verloren.46 Auch nach der Ansicht des Admon, weil hier die oben (Note 42) erwähnte Einrede fortfällt. So entscheidet auch die Halacha.", "Wenn jemand nach einem fernen Lande4 S. Jeb. II, Note 69. gegangen ist und der Weg zu seinem Felde verloren geht,47 Indem einer der Eigentümer der angrenzenden Felder sich des Zugangs zu dem seinen bemächtigt hat. so sagt Admon: er kann auf dem kürzesten Wege [dorthin] gehen.48 Er hat das Recht, auch gegen ihren Willen sich einen Weg zu seinem Felde zu bahnen, nur muss dieser so kurz als möglich sein. Die Weisen aber sagen: er muss sich einen Weg [auch] für hundert Mine kaufen49 Wenn die angrenzenden Felder mehreren Besitzern gehören, so stimmt Admon mit den Weisen überein, dass er sich einen Weg kaufen muss, da jeder Besitzer den Beweis von ihm fordern kann, dass gerade er den Weg sich angeeignet habe. Umgekehrt stimmen die Weisen mit Admon überein, dass er sich ohne weiteres einen Weg bahnen darf, wenn alle benachbarten Felder einem einzigen Besitzer gehören; denn er kann zu diesem sagen, dass er ihm jedenfalls den Weg fortgenommen habe. Sie streiten nur in dem Falle, dass die angrenzenden Felder einem Besitzer gehören, der sie den verschiedenen Eigentümern abgekauft hat. Admon spricht ihm ein Wegrecht zu, da der verlorene Weg sicherlich im Besitze des jetzigen Besitzers ist. Die Weisen aber sagen, er hat dieses Recht nicht, da der gegenwärtige Besitzer erklären kann: wenn Du Deine Klage zurückziehen willst, so bin ich bereit, Dir einen Weg zu einem besonders billigen Preise zu verkaufen, wenn aber nicht, so werde ich den früheren Besitzern die Kaufurkunden zurückgeben, um den Kauf rückgängig zu machen, und Du wirst dann jedem von diesen den Beweis erbringen müssen, dass gerade er sich Deines Weges bemächtigt habe. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen. oder er mag durch die Luft fliegen.50 יפרח, ܦܪܰܚ, fliegen, in der Mischna wie im Aram. häufig; vgl. Ezech. 13, 20.", "Wenn jemand einen Schuldschein auf seinen Nächsten vorlegt und dieser [eine Urkunde]51 Die später datiert ist als der Fälligkeitstermin des Schuldscheins. vorzeigt, wonach jener ihm ein Feld verkauft hat, so sagt Admon: er52 Der Käufer. kann erklären: „Wäre ich dir etwas schuldig gewesen, so hättest du dir das Deinige bezahlen lassen, als du mir das Feld verkauftest.“53 Und Du hättest mir gewiss das Kaufgeld abgenommen, aber kein Feld verkauft. Da Du aber nicht so gethan hast, so beweist dies, dass ich Dir in Wirklichkeit nichts mehr schuldig war; mein Schuldschein ist vielmehr bezahlt und meine Quittung nur verloren gegangen. Der Schuldner ist daher beglaubt. Die Weisen aber sagen: jener war schlau, denn er verkaufte ihm das Feld nur deshalb, damit er es pfänden kann.54 Er sah nämlich, dass der Schuldner seine beweglichen Güter beiseite schaffte; darum verkaufte er ihm vorsichtigerweise das Feld, damit er es nötigenfalls pfänden könne; in Wirklichkeit aber ist nach der Behauptung des Gläubigers die Schuld noch nicht bezahlt. — Nach dem Talmud (Ket. 110a) stimmen die Weisen mit Admon überein, dass der Schuldner im Recht ist, wenn es sich um einen Ort handelt, an dem es Brauch ist, bei einem Verkaufe zuerst dem Verkäufer das Geld zu geben und dann erst dem Käufer die Kaufurkunde auszustellen; denn hier kann der Schuldner mit Fug einwenden: Du hättest Dir das Kaufgeld zurückbehalten und das Document nicht ausstellen sollen. Die Differenz zwischen Admon und den Weisen besteht nur in dem Falle, wenn es sich um einen Ort handelt, wo man zuerst die Urkunde ausstellt und dann erst das Geld zahlt. Admon behauptet auch hier, der Schuldner sei im Recht, denn wenn der Verkäufer wirklich nur in der Absicht das Feld verkauft hätte, damit er im Notfall ein Pfand habe, so hätte er dies ausdrücklich vor Zeugen erklären müssen. Die Weisen aber sagen, der Gläubiger ist im Recht, denn er hat diese ausdrückliche Erklärung nur darum nicht abgegeben, weil er fürchten musste, dass sie dann auch dem Käufer bekannt werden und dieser von dem Geschäfte zurücktreten würde. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen.", "Wenn zwei Personen Schuldscheine55 Von denen der eine später datiert ist als der andre. auf einander vorlegen, so sagt Admon: [der eine56 Derjenige, dessen Schuldschein das spätere Datum trägt. kann erklären:]22a Diese Worte sind hier zu ergänzen im Sinne von יכול הוא שיאמר in M. 5 if. „Wenn ich dir etwas schuldig gewesen wäre, wie hättest du dann von mir geliehen?“57 Du hättest einfach das Geld von mir fordern sollen, das ich Dir schuldig war. Durch diesen Einwand kann er daher die Forderung des Andren mit Recht anfechten. Die Weisen aber sagen: der eine lässt sich seinen Schuldschein und der andre den seinigen bezahlen.58 Nach dem Talmud (ibid.) besteht die Differenz zwischen Admon und den Weisen in dem Falle, dass der zweite Schuldschein das Datum trägt, welches in dem ersten als Fälligkeitstermin angegeben ist. Nach den Weisen sind beide Schuldscheine giltig, denn man braucht eine Schuld erst am Ende des Fälligkeitstages zu bezahlen, und es kann sein, dass der erste Gläubiger sich für diesen Tag von seinem Schuldner Geld geliehen hat, weil man zuweilen auch auf einen Tag eine Anleihe macht. Der Einwand des Zweiten ist darum hinfällig. Admon aber ist der Ansicht, dass es nicht üblich sei, eine Anleihe auf einen Tag zu machen. Die Halacha entscheidet im Sinne der Weisen.", "Drei Provinzen59 In Palästina. werden hinsichtlich des Eherechts unterschieden: Judäa, das Transjordanland60 Oder Peräa. und Galiläa.61 Dieselbe Einteilung findet sich auch Schebiit IX, 2. Die Provinz Samaria ist wohl deshalb nicht mitaufgezählt, weil sie vorzugsweise von Samaritanern bewohnt war, vgl. Vogelstein, die Landwirtschaft in Palästina, S. 7, nicht aber, weil die Mischna die politische Einteilung nicht berücksichtigt, wie Neubauer, géogr. du Talmud, S. 55 meint. Man zwingt [die Frau] nicht von einer Stadt nach einer andren62 In einer andren Provinz oder von einer Grossstadt63 כרך, von dem im Syrischen und Talmudischen gebräuchlichen כרך, einhüllen, umgeben (vgl. תכריך Esth. 8, 15) = Schloss, Burg, syr. ܟܰܪܟܳܐ. Das unterscheidende Merkmal zwischen כרך und עיר scheint weniger die Festungsmauer (vgl. Meg. I, 1) als die Grösse gewesen zu sein, denn auch עיר konnte mit Mauern umgeben sein, vgl. Arach. IX, 3, Kel. I, 7. Der Targ. Onkelos giebt ערים גדלת ובצרה Deut. 9, 1 mit קרוין רברבן וכריכן wieder; ebenso מבצרים Num. 13, 19 mit כרכין. nach einer andren mitzuziehen, innerhalb derselben Provinz aber zwingt man sie von einer Stadt nach einer andren oder von einer Grossstadt nach einer andren mitzuziehen, nicht aber von einer [kleinern] Stadt nach einer Grossstadt64 Weil die Lebensmittel in der Grossstadt teurer sind oder weil hier in der Regel die Dichtigkeit der Bevölkerung eine grössere und daher die Luft nicht so gut ist, wie in kleineren Städten. oder von einer Grossstadt nach einer [kleinern] Stadt.65 Weil hier nicht Alles so bequem zu haben ist wie in einer Grossstadt. Man zwingt sie aus einer schlechten Wohnung in eine gute, aber nicht aus einer guten in eine schlechte Wohnung zu ziehen. Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt: auch nicht aus einer schlechten Wohnung in eine gute, weil die gute Wohnung [sie] auf die Probe stellt.66 Die Erklärung des Wortes בדק bietet hier einige Schwierigkeit. בדק (verwandt mit בתק Ez. 16, 40) heisst eigentlich „in etwas eindringen, durchbrechen, zerreissen“, vgl. Chul. 105a חזא צינורא דבדקא בארעא, ein Kanal durchbrach sein Feld (Levy, Wtb.). Als denominat. von בדק „Riss, Ritze“ erhält es in der Bibel die Bedeutung „das Baufällige ausbessern“. In der Mischna heisst בדק suchen, Pes. I, 1, untersuchen, prüfen, Sot. V, 1. Danach wäre es in unserer Mischna „erproben, auf die Probe stellen“. Die bessere Wohnung stellt die wirtschaftliche Tüchtigkeit der Frau auf die Probe und gereicht ihr, wenn sie sich nicht bewährt, zum Nachteil. Raschi erklärt es mit בודק את הגוף, „sie stellt die Gesundheit des Körpers auf die Probe, sie schadet ihm“, im Anschluss an die Bemerkung des Talmud (Ket. 110b), dass jede Veränderung der Gewohnheit leicht innere Krankheit nach sich zieht. Im jerus. Talmud (vgl. auch Beresch. rabba Cap. 50) wird der Ausspruch des R. Simon b. G. durch den Hinweis auf Gen. 19, 19 begründet, wo Lot sich sträubt, in das Gebirge zu fliehen, obschon er im Thale von Sodom lebte und die Luft im Gebirge eine reinere und freiere ist. Vielleicht ist hier auch ein Wortspiel (בדק und תדבקני) beabsichtigt, vgl. M. Schwab, talm. de Jérus. z. St.", "Alle kann man zwingen nach Palästina zu ziehen,67 Selbst aus einer schönen in eine schlechte Wohnung und selbst aus einer Stadt, die grösstenteils von Juden bewohnt wird, nach einer Stadt, deren Einwohner zumeist Heiden sind. aber niemand [kann man zwingen von dort] fortzuziehen; alle kann man zwingen nach Jerusalem zu ziehen, aber niemand [kann man zwingen von dort] fortzuziehen, seien es Männer oder Frauen68 Es kann der Mann die Frau und die Frau den Mann zwingen, den Wohnsitz nach Palästina resp. nach Jerusalem zu verlegen. Wenn die Frau sich dessen weigert, so kann er sie ohne Auszahlung der Ketuba entlassen; wenn der Mann sich dessen weigert, so kann sie die Auszahlung der Ketuba und die Scheidung verlangen. (A. L. oder Sklaven).69 Ms. Or. 567 hat diesen Zusatz, der Talmud nicht. Indess geht schon aus dem Talmud (Ket. 110 b) hervor, dass auch diese Lesart bestanden hat. — Der Herr kann selbst seinen hebräischen Sklaven zwingen nach Palästina mitzuziehen, und selbst seinen kanaanitischen Sklaven kann er nicht zwingen, aus Palästina fortzuziehen, weil man für die Besiedelung des heiligen Landes Sorge trug. Wenn jemand eine Frau in Palästina geheiratet hat und sich von ihr in Palästina scheiden lässt, so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus.70 Obgleich in andren Gegenden, z. B. Kappadocien das Geld schwerer und wertvoller war. Er darf aber nicht weniger als 200 resp. 100 Denar der Frau auszahlen, s. Ket. V, Note 8. Wenn jemand eine Frau in Palästina geheiratet hat und sich von ihr in Kappadocien71 Ed. Lowe hat קפודקיא. scheiden lässt, so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus. Wenn jemand eine Frau in Kappadocien geheiratet hat und sich von ihr in Palästina scheiden lässt, so zahlt er ihr [die Ketuba] in palästinensischem Gelde aus.72 Weil die Ketuba eine rabbinische Institution ist, hat man es mit der Münzsorte nicht so streng genommen. Rabban Simon, Sohn Gamliels, aber sagt: er zahlt ihr [die Ketuba] in kappadocischem Gelde aus.73 Nach R. Simon b. G. ist die Ketuba eine Institution der Thora (vgl. Ket. Einleitung, S. 93); sie muss daher wie jeder Schuldschein in dem Gelde ausgezahlt werden, welches an dem Ausstellungsorte gangbare Münze ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht in seinem Sinne; vgl. auch Ket. I, Note 9. Wenn74 Der folgende Satz ist nicht mehr ein Ausspruch des R. Simon b. G., sondern die übereinstimmende Ansicht aller Weisen. jemand eine Frau in Kappadocien geheiratet hat und sich auch in Kappadocien von ihr scheiden lässt, so zahlt er ihr [die Ketuba] in kappadocischem Gelde aus." ] ], "sectionNames": [ "Chapter", "Mishnah" ] }