{
"language": "en",
"title": "Mishnah Eduyot",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
"priority": 0.5,
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
"actualLanguage": "de",
"languageFamilyName": "german",
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"direction": "ltr",
"heTitle": "משנה עדיות",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Nezikin"
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"text": [
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"Schammai sagt: Bei allen Frauen genügt es, (dass sie) zu ihrer Zeit (für unrein gelten), Hillel sagt: (Sie gelten für unrein) rückwärts die Zeit vom (letzten) Untersuchen bis zum (vorletzten) Untersuchen, wenn auch viele Tage dazwischen waren. Die Weisen aber sagen: Nicht wie die Worte Dieses und nicht wie die Worte Jenes; sondern sie gilt für unrein rückwärts eine Zeit von vierundzwanzig Stunden, wenn diese weniger ist als die Zeit vom letzten bis zum vorletzten Untersuchen; sie gilt dagegen für unrein die Zeit vom letzten bis zum vorletzten Untersuchen, wenn diese kürzer ist als vierundzwanzig Stunden. Bei jeder Frau, welche eine regelmäßige Periode hat, genügt es, (dass sie) zu ihrer Zeit (für unrein gilt). Bei Einer, weiche unter Anwendung von Tüchern den ehelichen Umgang gepflegt hat, gilt dies wie eine Untersuchung, so dass es die Zeit von vierundzwanzig Stunden sowohl, als die von der letzten bis zur vorletzten Untersuchung vermindert.",
"Schammai sagt: (Ein Teig) aus einem Kab (Mehl) unterliegt der Challa -Pflicht. Hillel sagt: (Erst einer) aus zwei Kab. Die Weisen aber sagen: Nicht wie die Worte Dieses und nicht wie die Worte Jenes, sondern anderthalb Kab unterliegen der Challa-Pflicht. Als die Maaße größer geworden, sagte man: Fünf Viertel unterliegen dieser Pflicht. R. Jose sagt: Bei fünf ist man frei, erst bei fünf und noch (etwas dazu) ist man verpflichtet.",
"Hillel sagt: Ein Hin -Maaß geschöpften Wassers macht eine Wassersammlung (zum Tauchbade) ungeeignet Nur (deshalb wird dieser Ausdruck gebraucht), weil man verpflichtet ist, (die Tradition) mit dem Ausdruck seines Lehrers mitzuteilen. Schammai sagt: Neun Kab. Die Weisen aber sagten weder wie die Worte Dieses noch wie die Worte Jenes, bis zwei Weber vom Misttore zu Jerusalem kamen und im Namen Schemaja’s und Abtaljon’s bezeugten, dass drei Log geschöpften Wassers die Wassersammlung ungeeignet machen, da bestätigen die Weisen deren Aussage.",
"Warum erwähnt man die Worte Schammai’s und Hillel’s, um sie aufzuheben? Um die kommenden Geschlechter zu belehren, dass Niemand auf seiner Meinung beharren solle, da doch die größten Lehrer nicht auf ihrer Meinung beharrten.",
"Und warum erwähnt man die Ansicht eines Einzelnen gegen die der Mehrheit, da doch die Halacha nur nach den Worten der Mehrheit entschieden wird? Damit, wenn einem Gerichte die Ansicht des Einzelnen einleuchtet, es sich darauf stützen könne, da ein Gericht nicht die Worte eines andern Gerichtes aufheben kann, es sei denn, dass es jenes an Weisheit und Anzahl übertrifft. Übertrifft es jenes an Weisheit, aber nicht an Zahl, oder an Zahl und nicht an Weisheit, so kann es dessen Worte nicht aufheben, sondern nur, wenn es dasselbe an Weisheit und Anzahl übertrifft.",
"Es sagt R. Jehuda: Wenn dem so ist, warum erwähnt man die Ansicht eines Einzelnen gegen die der Mehrheit, um jene aufzuheben? Damit wenn Jemand sagt: „So ist mir überliefert worden !“ man ihm sagen könne: „Du hast (deine Überlieferung) wie die Ansicht jenes (Einzelnen) vernommen.“",
"Beth-Schammai sagen: Ein viertel Kab Gebein von (beliebigen) Gebeinen, selbst von zweien (Toten) oder von dreien, (verunreinigt im Zelte. Bet-Hillel aber sagen: Ein viertel Kab Gebein vom Körper vom größten Teil des Baues, oder vom größten Teil der Zahl. Schammai sagt: Selbst von Einem Knochen.",
"Wicken von Teruma darf man nach Bet-Schammai nur in Reinheit weichen und reiben, aber (auch) in Unreinheit (dem Viehe) zu essen geben. Bet-Hillel sagen: Man darf sie nur in Reinheit weichen, aber (auch in Unreinheit reiben oder (dem Viehe) zu essen geben. Schammai sagt: Sie sollen trocken gegessen werden. R. Akiba sagt: Man darf Alles damit in Unreinheit verrichten.",
"Wenn Jemand vom Gelde des zweiten Zehnts einen Sela‘ wechseln will, so sagen Bet-Schammai: Er muss für den ganzen Sela‘ Kupfergeld geben. Bet-Hillel aber sagen: Er kann für einen Schekel Silber und für einen Schekel Kupfergeld geben. R. Meïr sagt: Man darf nicht Silber und Früchte (zusammen) durch (anderes) Silber auslösen. Die Weisen aber erlauben dies.",
"Wenn Jemand einen Sela‘ vom zweiten Zehnt in Jerusalem umwechseln will, so sagen Bet-Schammai: Er muss für den ganzen Sela‘ Kupfergeld nehmen. Bet-Hillel aber sagen: Er kann einen Schekel Silber und für einen Schekel Kupfergeld nehmen. Die vor den Weisen Richtenden sagen: Drei Denar Silber und für Einen Denar Kupfergeld. R. Akiba sagt: Drei Denar Silber, und vom vierten ein Viertel in Kupfergeld . R. Tarphon sagt: Vier Aspern Silber Schammai sagt: Man soll ihn in einen Laden niederlegen und ihn (nach und nach) aufzehren.",
"Den Sessel einer Braut, dessen Sitz weggenommen ist, erklären Bet-Schammai für verunreinigungsfähig; Bet Hillel aber erklären ihn für rein. Schammai sagt: Auch das Untergestell eines Stuhles ist verunreinigungsfähig. Einen Stuhl, den man in einen Backtrog eingesetzt hat, erklären Bet-Schammai für verunreinigungsfähig; Bet-Hillel aber erklären ihn für rein. Schammai sagt: Auch der am Backtrog selbst angebrachte (Stuhl ist verunreinigungsfähig).",
"In folgenden Dingen haben Bet-Hillel ihre Ansicht widerrufen, um wie Bet-Schammai zu entscheiden: Wenn eine Frau aus fernem Lande kommt und sagt: „mein Mann ist gestorben“, so darf sie wieder heiraten; (ebenso wenn sie sagt:) „mein Mann ist (ohne Nachkommen zu hinterlassen) gestorben“, so darf sie in die Leviratsehe treten. Dies die Worte von Bet-Schammai. Bet-Hillel aber sagen: Wir haben (diese Lehre) nur gehört für den Fall, dass sie von der Ernte kommt. Da sagten Bet-Schammai zu ihnen: Es ist einerlei, ob sie von der Ernte, von der Olivenlese oder aus fernem Lande kommt; man sagte nur deshalb: „von der Ernte“, weil der Fall sich so zutrug. Darauf haben Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai entschieden. — Bet-Schammai sagen: Diese Frau kann heiraten und erhält ihre Ketuba. Bet-Hillel aber sagen: Sie kann heiraten, aber ihre Ketuba erhält sie nicht. Da sagten Bet-Schammai zu ihnen: Ihr erlaubet Betreffs des schweren Eheverbots, und gestattet nicht die leichtere Geldsache! Da sagten Bet-Hillel zu ihnen: Wir finden, dass die Brüder auf ihre bloße Aussage hin nicht die Erbschaft antreten können. Da sagten Bet-Schammai zu ihnen: Wir können es ja aus ihrer Ketuba-Urkunde lernen; denn er verschreibt ihr: „Falls du einen Anderen heiratest, empfängst du, was dir verschrieben ist“. Darauf haben Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai entschieden.",
"Wer halb Sklave und halb Freier ist, soll Einen Tag für seinen Herrn und Einen Tag für sich selbst arbeiten. So nach Bet-Hillel. Da sagten Bet-Schammai zu ihnen: Ihr habt für seinen Herrn gesorgt, aber für ihn selbst habt ihr nicht gesorgt; er kann weder eine Sklavin noch eine Freie heiraten. Soll er ledig bleiben? Die Welt ist ja nur zur Fortpflanzung geschaffen worden, wie es heißt (Jes. 45, 18): „Nicht zur Wüste schuf er sie, sondern zum Bewohnen bildete er sie!“ Vielmehr zwingt man des allgemeinen Wohles wegen seinen Herrn, ihn gänzlich frei zu lassen, und er schreibt ihm einen Schuldschein auf die Hälfte seines Wertes. Darauf haben Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai entschieden.",
"Ein irdenes Gerät kann Alles (vor Verunreinigung) bewahren; so nach Bet-Hillel. Bet-Schammai aber sagen: Es bewahrt nur Speisen, Getränke und irdene Geräte. Da sagten Bet-Hillel zu ihnen: Weswegen? Da sagten Bet-Schammai zu ihnen: Weil es beim Am-ha-Arez als unrein zu betrachten ist und ein unreines Gerät nicht als Scheidendes dienen kann. Da sagten Bet-Hillel zu ihnen: Ihr habt doch die darin befindlichen Speisen und Getränke für rein erklärt! Da sagten Bet-Schammai zu ihnen: Wenn wir die darin befindlichen Speisen und Getränke für rein erklärt haben, so haben wir sie nur für ihn selbst für rein erklärt; aber wenn du das Gerät für rein erklärtest, da würdest du es für dich und für ihn für rein erklären. Darauf haben Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai entschieden."
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"Rabbi Chanina, Vorsteher der Priester, bezeugte vier Lehren: Niemals haben die Priester Bedenken getragen, Fleisch, welches durch eine erzeugte Unreinheit verunreinigt worden ist, zusammen zu verbrennen mit Fleisch, welches durch einen Unreinheits-Erzeuger verunreinigt worden ist, obwohl sie (dadurch) Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen. R. Akiba setzte hinzu: Niemals haben die Priester Bedenken getragen, Öl, das durch einen Tebul-Jom unbrauchbar geworden ist, in einer Lampe zu verbrennen, die durch einen an einem Toten Verunreinigten unrein geworden ist, obwohl sie (dadurch) Unreinheit zu seiner Unreinheit hinzufügen",
"Es sagt R. Chanina, Vorsteher der Priester (ferner): Meine Lebtage habe ich nicht gesellen, dass die Haut zur Brandstätte hinausgeführt wurde. Es sagt R. Akiba: Aus seinen Worten lernen wir, dass, wenn man dem erstgeborenen Viehe die Haut abgezogen und es (hernach) trepha befunden wird, die Priester die Haut benutzen dürfen. Die Weisen aber sagen: (Der Ausspruch:) „Wir haben nicht gesehen!“ ist kein Beweis; die Haut muss vielmehr zur Brandstätte hinausgeführt werden.",
"Derselbe bezeugte ferner: In einem kleinen Dorfe bei Jerusalem war ein Greis, der allen Dorfbewohnern (Geld) lieh und (den Schuldschein) mit eigener Hand schrieb und von Andern unterzeichnen ließ, und als diese Sache vor die Weisen kam, erklärten sie es für erlaubt. Du kannst nebenbei hieraus entnehmen, dass eine Frau ihren Scheidebrief und der Mann seine Quittung schreiben darf; denn die Bestätigung des Dokumentes geschieht nur durch die Unterzeichneten. (Er bezeugte endlich), dass wenn eine Nadel im Fleische gefunden wird, Messer und Hände rein sind, das Fleisch aber unrein ist; wird sie im Miste gefunden, so ist Alles rein.",
"Drei Lehren hat Rabbi Ismael vor den Weisen in dem Weinberge zu Jabneh ausgesprochen: dass ein eingeschlagenes Ei, welches auf Kraut von Teruma gegeben worden, eine Verbindung bildet; war es aber wie ein Helm (geworden), so bildet es keine Verbindung; dass eine in der Ernte stehen gebliebene Ähre, deren Spitze zum stehenden Getreide reicht, wenn sie mit dem stehenden Getreide zusammen abgeschnitten werden kann, dem Hausherrn gehört; wo aber nicht, gehört sie den Armen; und dass ein kleiner Garten, welcher mit aufgezogenen Weinstöcken umgeben ist, wenn darin so viel Raum ist, dass ein Winzer mit seinem Korbe an der einen Seite und ein Winzer mit seinem Korbe an der andern Seite stehen kann, besäet werden darf; wo aber nicht, so darf er nicht besäet werden.",
"Drei Dinge hat man R. Ismael vorgetragen, und er hat Betreffs derselben weder ein Verbot noch eine Erlaubnis ausgesprochen; R. Josua ben Mathia hat dazu die Erklärung gegeben: Wer am Sabbat eine Blatter aufsticht, der ist, wenn (seine Absicht war) daran eine Öffnung zu machen, schuldig; wenn aber, Eiter daraus zu entfernen, frei. (Ferner erklärte er:) Wer eine Schlange am Sabbat fängt, ist, wenn er bloß bewirken will, dass sie ihn nicht beiße, frei; wenn er es aber Tat, um sie als Heilmittel za gebrauchen, so ist er schuldig. (Endlich entschied er:) Heronische Tigel sind rein im Totenzelte, werden aber unrein, wenn sie ein Flüssiger trägt. R. Elieser b. Zadok sagt: Auch wenn sie ein Flüssiger trägt, bleiben sie rein, weil die Arbeit daran noch nicht fertig ist.",
"Über drei Dinge hat R. Ismael (eine Entscheidung) gesprochen, und R. Akiba hat ihm nicht beigestimmt: Wenn man Knoblauch, unreife Trauben und Körner am Vorabend (zum Sabbat) zerstoßen hat, so sagt R. Ismael: Man darf es auch, nachdem es Nacht geworden, fertig werden lassen. R. Akiba sagt: Man darf es nicht fertig werden lassen.",
"Drei Lehren hat man R. Akiba vorgetragen, zwei im Namen des R. Elieser und Eine im Namen des R. Josua. Zwei im Namen des R. Elieser: Eine Frau darf (am Sabbat) mit einer Gold-Stadt ausgehen, und die, welche Tauben fliegen lassen, sind zum Zeugnis untauglich. Eine im Namen des R Josua: Wenn ein Wiesel ein Kriechtier im Maule hat, und über Brote von Teruma geht, so dass es zweifelhaft ist, ob es (die Brote) berührt hat oder nicht, so ist das Zweifelhafte für rein zu erklären.",
"Drei Lehren hat R. Akiba vorgetragen, wobei man Betreffs zweier ihm beigestimmt, und Betreffs Einer ihm nicht beigestimmt hat. (Er sagte nämlich,) dass eine Sandale der Kalktüncher als Midras unrein werden kann; dass die Reste eines Backofens vier Handbreit hoch sein müssen (am unrein zu bleiben), während man (früher) sagte: Drei Handbreit. Hierin stimmte man ihm bei. Betreffs Einer Lehre stimmte man ihm nicht bei, nämlich Betreffs eines Stuhles, wovon zwei nebeneinander liegende Sitzbrettchen weggenommen sind; denn R. Akiba erklärt ihn für verunreinigungsfähig, während die Weisen ihn für rein erklären.",
"Derselbe pflegte zu sagen: Des Vaters Verdienst steht dem Sohne bei hinsichtlich der Schönheit, der Kraft, des Reichtums, der Weisheit und der Lebensjahre; ferner darin, dass er die Anzahl der Geschlechter vor ihm vollendet, so dass dieser das Ende erleben könne; denn es heißt (Jesaja 41, 4): „Er berief die Menschengeschlechter vom Anbeginn“, und obwohl es heißt (Gen. 15, 13): „Man wird sie knechten und bedrücken vierhundert Jahre“, so heißt es doch (das. 16): „Das vierte Geschlecht wird wieder hierher kommen“.",
"Ferner sagt er: Es gibt fünf Dinge, die zwölf Monate dauern. Das Strafgericht über das Geschlecht der Sintflut dauerte zwölf Monate; das Gericht über Job dauerte zwölf Monate; das Strafgericht über die Ägypter dauerte zwölf Monate; das Strafgericht über Gog und Magog in der Zukunft wird zwölf Monate dauern, und das Strafgericht über die Frevler in der Hölle dauert zwölf Monate, denn es heißt (Jes. 66, 23): „Es wird sein von dem Monate bis za seinem Monate.“ R. Jochanan, Sohn Nuri’s, sagt: (So viele Tage wie) vom Pesachfeste bis zum Wochenfeste, denn es heißt (das.): „Von dem Sabbat bis zu seinem Sabbat.“"
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"Wenn eines von den im Zelte verunreinigenden Dingen geteilt und ins Haus gebracht wird, so erklärt R. Dosa, Sohn Archinos’, (Alles, was dort ist) für rein; die Weisen aber erklären es für unrein. In welcher Weise? Berührt oder trägt Jemand zwei Stücke vom Aase, deren jedes eine halbe Olivengröße hat, oder berührt er eine halbe Olivengröße vom Toten, (während er eine [andere] halbe Olivengröße überdacht; oder berührt er eine halbe Olivengröße,) während eine [andere] halbe Olivengröße ihn überdacht; oder überdacht er eine halbe Olivengröße, während eine [andere] halbe Olivengröße ihn überdacht; so erklärt R. Dosa, Sohn Archinos’, ihn für rein, die Weisen aber erklären ihn für unrein. Wenn er aber eine halbe Olivengröße berührt, während eine andere Sache ihn und eine [andere] halbe Olivengröße [vom Toten] überdacht; (oder er überdacht eine halbe Olivengröße, während eine andere Sache ihn und eine andere halbe Olivengröße überdacht); so ist er rein. R. Meïr sagt: Auch hierbei erklärt ihn R. Dosa, Sohn Archinos’, für rein und die Weisen für unrein. Alles macht unrein, außer Berührung mit Tragen, oder Tragen mit Überdachung. Das ist die Regel: Alles, was zu Einem Namen gehört, macht unrein; was zu zwei Namen gehört, lässt rein.",
"Getrennte Esswaren werden nicht zusammengerechnet, so R. Dosa, Sohn Archinos’. Die Weisen aber sagen: Sie werden zusammengerechnet. Man darf zweiten Zehnt gegen ungeprägtes Geld auslösen, so R. Dosa. Die Weisen aber sagen: Man darf nicht auslösen. Man braucht wegen des Entsündigungswassers bloß die Hände unterzutauchen; so R. Dosa. Die Weisen aber sagen: Wenn die Hände unrein sind, ist der (ganze) Körper unrein.",
"Das Kerngehäuse einer Melone sowie das Abgestreifte vom Kraut ist als Teruma nach R. Dosa Nichtpriestern erlaubt; die Weisen aber verbieten es. Von fünf Schafen, die je anderthalb Mine Wolle liefern, ist man verpflichtet, die Erstlinge der Schur abzusondern; dies die Worte des R. Dosa. Die Weisen aber sagen: Von fünf Schafen, wenn sie auch wenig liefern.",
"Alle Matten können nur eine Toten-Unreinheit annehmen; so R. Dosa. Die Weisen aber sagen: Auch die Midras-Unreinheit. Alle Geflechte sind rein, ausgenommen die von einem Gürtel; so R. Dosa. Die Weisen aber sagen: Alle sind unrein, ausgenommen, die der Wollhandler.",
"Eine Schleuder, deren Behältnis gewebt ist, kann Unreinheit annehmen; ist es aber von Leder, so erklärt R. Dosa, Sohn Archinos’, sie für rein; die Weisen aber erklären sie für verunreinigungsfähig. Ist das Fingerloch davon abgerissen, so ist sie rein; ist aber nur der Schleuder-Griff abgerissen, so ist sie verunreinigungsfähig.",
"Eine Gefangene darf Teruma essen, so R. Dosa. Die Weisen aber sagen: Manche Gefangene darf essen und manche Gefangene darf nicht essen. Wieso? Sagt eine Frau „Ich bin gefangen worden, aber ich bin rein geblieben“; so darf sie (Teruma) essen (weil derselbe Mund, der es verbietet, es wieder erlauben kann. Sind aber Zeugen vorhanden, dass sie gefangen wurde, und sie sagt: „ich bin rein geblieben“; so darf sie nicht (Teruma) essen.",
"In vier Zweifel-Fällen erklärt R. Josua für unrein, und die Weisen für rein: Wenn ein Unreiner steht und ein Reiner vorübergeht; wenn ein Reiner steht und ein Unreiner vorübergeht; wenn Unreines im Gebiete des Einzelnen und Reines im öffentlichen Gebiete ist; wenn Reines im Gebiete des Einzelnen und Unreines im öffentlichen Gebiete ist; ist es nun (in diesen Fällen) zweifelhaft, ob Eins das Andere berührt hat, oder nicht; ob Eins vom Andern durch Überdachung unrein geworden ist oder nicht, oder ob Eins das Andere bewegt hat, oder nicht; so erklärt R. Josua für unrein, und die Weisen erklären für rein.",
"Drei Dinge erklärt R. Zadok für verunreinigungsfähig, und die Weisen erklären sie für rein: Den Nagel des Geldwechslers, den Kasten der Gräupner und den Stift an der Stein-Uhr; diese erklärt R. Zadok für verunreinigungsfähig, und die Weisen erklären sie für rein.",
"Vier Dinge erklärt R. Gamliel für verunreinigungsfähig, und die Weisen erklären sie fur rein: Den Deckel eines metallenen Korbes der Hausherrn, den Henkel der Striegel, noch nicht fertige Metallgefäße und eine in zwei Teile geteilte Tafel. Doch gestehen die Weisen dem R. Gamliel zu, dass wenn eine Tafel in zwei Stücke geteilt ist, von denen eines größer als das andere ist, das größere verunreinigungsfähig und das kleinere rein sei.",
"In drei Dingen entscheidet R. Gamliel erschwerend, wie die Ansicht von Bet-Schammai: Man darf nicht an einem Festtage für den Sabbat Warmes einhüllen; man darf keinen Leuchter am Festtage aufstellen; ebenso darf man keine dicken Brotkuchen, sondern nur dünne Brote backen. Es sagte R. Gamliel: Seit ihrem Bestehen hat meines Vaters Familie (am Festtage) keine dicken Brotkuchen, sondern nur dünne Brote gebacken. Da sagten sie zu ihm: Was sollen wir von deines Vaters Familie schließen, die für sich selbst erschwerend, für Andere aber erleichternd entschied, das sie dicke Brotkuchen und Weißbrot backen dürfen.",
"Derselbe hat wieder in drei Dingen erleichternd entschieden: Man darf am Festtage zwischen den Sophas ausfegen; ebenso Räucherwerk (auf Kohlen) legen, und man darf ein ausgerüstetes Böcklein am Pesach-Abend bereiten. Die Weisen aber verbieten dies Alles.",
"Drei Dinge erlaubt R. Eleasar, Sohn Asaria’s, welche die Weisen verbieten: Seine Kuh durfte mit dem Riemen zwischen den Hörnern (am Sabbat) ausgehen; man darf das Vieh am Festtage striegeln; und man darf Pfeffer in der Pfeffermühle mahlen. R. Jehuda sagt: Man darf das Vieh am Festtage nicht striegeln, weil man eine Wunde macht; aber man darf es kämmen. Die Weisen aber sagen: Man darf weder striegeln noch kämmen."
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"In folgenden Dingen haben Bet-Schammai erleichternd und Bet-Hillel erschwerend entschieden. Wenn ein Ei am Festtage gelegt wurde, so sagen Bet-Schammai: Es darf gegessen werden; Bet Hillel aber sagen: Es darf nicht gegessen werden. Bet-Schammai sagen: Sauerteig bei einer Olivengröße und Gesäuertes bei einer Dattelgröße; Bet-Hillel aber sagen: Beides bei einer Olivengröße.",
"(Wenn ein Vieh am Festtage geboren wurde, so stimmen Alle überein, dass es erlaubt ist, bei einem Küchlein aber, das am Festtag aus dem Ei gekrochen, stimmen alle überein, dass es verboten ist.) Wenn Jemand Wild oder Geflügel am Festtage schlachten will, so sagen Bet-Schammai: Er darf mit dem Spaten graben und (das Blut) zudecken; Bet-Hillel aber sagen; Er darf nur dann schlachten, wenn er vorbereitete Erde hat. Doch gestehen sie zu, dass, wenn er schon geschlachtet hat, er mit dem Spaten graben und (das Blut) zudecken darf; auch ist Asche vom Heerde als vorbereitet anzusehen.",
"Bet-Schammai sagen: Was (nur) für Arme freigegeben wird, gilt als herrenloses Gut; Bet-Hillel aber sagen: Es gilt nur als herrenlos, wenn es auch für Reiche freigegeben wird, wie die Erlassjahr-Frucht. Sind alle Garben eines Feldes jede zu einem Kab, Eine aber zu vier Kab, und man hat diese vergessen, so sagen Bet-Schammai: Es gilt nicht als Vergessenes; Bet - Hillel aber sagen: Es gilt als Vergessenes.",
"Liegt eine Garbe neben der Wand, dem Getreidehaufen, den Rindern oder den Ackergeräten, und man vergisst sie, so sagen Bet-Schammai: Es gilt nicht als Vergessenes; Bet-Hillel aber sagen: Es gilt als Vergessenes.",
"Hinsichtlich der vierjährigen Wein-Pflanzung sagen Bet-Schammai, dass dabei kein Fünftel-Zusatz und keine Fortschaffung erforderlich ist; Bet-Hillel aber sagen: Sie erfordert Fünftel-Zusatz sowohl als Fortschaffung. Bet - Schammai sagen: Es gilt dabei die Pflicht von Peret und ‘Olelot, und die Armen lösen für sich aus; Bet-Hillel aber sagen: Alles (kommt) in die Kelter.",
"Ein Fass mit eingelegten Oliven braucht man nach Bet-Schammai nicht zu durchlöchern; Bet-Hillel aber sagen: Man muss es durchlöchern. Doch gestehen sie zu, dass, wenn es durchlöchert worden ist und die Hefen (das Loch) verstopft haben, es rein bleibt. Wenn sich Jemand mit reinem Öle gesalbt hat und dann unrein geworden, (ins Tauchbad) hinabgestiegen und untergetaucht hat, so sagen Bet-Schammai: Obwohl er (noch vom Öle) trieft, ist es rein; Bet-Hillel aber sagen: (das Öl ist unrein) wenn es reicht, ein kleines Glied damit zu salben. War es schon vorher unrein, so sagen Bet-Schammai: (Es bleibt unrein) wenn es reicht, ein kleines Glied damit zu salben; Bet-Hillel aber sagen: Schon wenn es ihn im Geringsten benetzt. R. Jehuda sagt im Namen von Bet-Hillel: Wenn es ihn so benetzt, dass er damit (Anderes) benetzen kann.",
"Eine Frau wird nach der Ansicht von Bet-Schammai durch einen Denar oder den Wert eines Denars (dem Manne) angetraut; Bet-Hillel aber sagen: Schon durch eine Peruta oder den Wert einer Peruta. Wie viel ist eine Peruta? Ein Achtel eines italischen Issar. Bet-Schammai sagen: Man kann vermittels eines alten Scheidebriefes sich von seiner Frau scheiden; Bet-Hillel aber verbieten dies. Was heißt ein alter Scheidebrief? Wenn der Mann, nachdem er denselben geschrieben, mit seiner Frau allein gewesen ist. Wenn Jemand sich von seiner Frau geschieden und nachher mit ihr zusammen in einer Herberge übernachtet hat, so sagen Bet-Schammai: Sie bedarf von ihm keines zweiten Scheidebriefes; Bet-Hillel aber sagen: Sie bedarf von ihm eines zweiten Scheidebriefes. Wann (gilt dies)? Wenn sie nach der Verheiratung sich geschieden haben; wenn sie aber nach der Verlobung sich geschieden haben, bedarf sie von ihm keines zweiten Scheidebriefes, weil er gegen sie noch nicht dreist ist.",
"Bet-Schammai erlauben die Nebenfrauen (zur Leviratsehe) den Brüdern; Bet-Hillel aber verbieten dies. Haben sie die Chaliza vollzogen, so erklären Bet-Schammai dieselben für ungeeignet, Priester zu heiraten; nach Bet-Hillel aber sind dieselben hierzu geeignet. Sind sie in die Leviratsehe getreten, so erklären sie Bet-Schammai für geeignet und Bet-Hillel für ungeeignet (zu einer Priester-Ehe). Wiewohl die Einen Manche (zur Ehe) für ungeeignet erklären, welche die Andern für geeignet halten, so hielt sich dennoch das Haus Schammai’s nicht zurück, Frauen vom Hause Hillels zu heiraten, und ebenso vermied nicht das Haus Hillels, Frauen vom Hause Schammai’s zu heiraten. Auch hinsichtlich alles Reinen und Unreinen, wobei die Einen für rein erklärten, was die Anderen für unrein hielten, haben die Einen kein Bedenken getragen, die Geräte der Anderen zur Bereitung von Reinem zu gebrauchen.",
"Wenn zwei von drei Brüdern zwei Schwestern zu Frauen haben, der dritte aber ledig ist, und es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Ledige macht (an dessen Witwe) einen Maamar und darauf stirbt der andere Bruder, so sagen Bet-Schammai: Seine Frau bleibe bei ihm, die andere aber ist als Schwester seiner Frau (von der Leviratsehe-Pflicht) befreit. Bet-Hillel aber sagen: Er muss seine Frau durch Scheidebrief und Chaliza und die Frau seines Bruders durch Chaliza entlassen. Das ist der Fall, wobei man sagt: Wehe ihm wegen seiner Frau, und wehe ihm wegen seines Bruders Frau.",
"Wenn Jemand seine Frau durch ein Gelübde verpflichtet, seiner Beiwohnung zu entsagen, so sagen Bet-Schammai: Zwei Wochen (muss sie dies zugeben); Bet-Hillel aber sagen: Nur eine Woche. Wenn eine Frau am Vorabend des einundachtzigsten Tages abortiert, so befreien sie Bet-Schammai vom Opfer; Bet-Hillel aber verpflichten sie hierzu. Bei einem leinenen Kleide befreien Bet-Schammai vom Schaufäden-Gebot, Bet-Hillel aber verpflichten dazu. Einen Korb (mit Früchten), der für den Sabbat bestimmt ist, befreien Bet-Schammai (von der Zehnt-Absonderung); Bet-Hillel aber verpflichten dazu.",
"Wenn Einer für längere Zeit ein Nasirat gelobt hat und, nachdem er sein Nasirat vollendet, nach dem Lande (Israels) kommt, so sagen Bet-Schammai: Er muss (nur noch) dreißig Tage ein Nasir sein; Bet-Hillel aber sagen: Er muss (wieder) von vorn das Nasirat beginnen. Wenn zwei Zeugenpaare von Jemandem (verschieden) aussagen; das Eine sagt, er habe zwei (Nasirate) gelobt, und das andere sagt, er habe fünf gelobt, so sagen Bet-Schammai: Da das Zeugnis verschieden ist, so braucht er gar kein Nasirat zu beobachten; Bet-Hillel aber sagen: In fünf ist zwei enthalten; er muss daher zweimal Nasir sein.",
"Wenn ein Mensch unter der Spalte sich befindet, so sagen Bet-Schammai: Er bringt nicht die Unreinheit; Bet-Hillel aber sagen: Der Mensch ist hohl, und dessen obere Seite bringt die Unreinheit."
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"R. Jehuda sagte sechs Lehren, bei denen Bet-Schammai erleichternd und Bet-Hillel erschwerend entscheiden. Das Blut vom Aase erklärten Bet-Schammai für rein, Bet-Hillel aber für unrein. Das Ei eines Aases ist, wenn es so beschaffen ist, wie man es auf dem Markte verkauft, erlaubt, sonst aber verboten; so nach Bet-Schammai; nach Bet-Hillel aber ist es (immer) verboten. Doch gestehen Jene zu, dass das Ei von Trepha verboten ist, weil es im verbotenen Zustande ausgebildet worden ist. Der Blut-Abgang einer Heidin und das Reinheits-Blut einer Aussätzigen erklären Bet- Schammai für rein; Bet-Hillel aber sagen: Es ist wie ihr Speichel und Urin zu beurteilen. Die Früchte des siebenten Jahres darf man sowohl mit als ohne Dankesbezeugung essen; so nach Bet-Schammai. Bet-Hillel aber sagen: Man darf sie nicht essen mit Dankesbezeugung. Der Schlauch (nimmt Unreinheit an) nach Bet-Schammai, wenn er zugebunden ist und Bestand hat; nach Bet-Hillel aber auch wenn er nicht zugebunden ist.",
"R. Jose sagte sechs Lehren, bei denen Bet-Schammai erleichternd und Bet-Hillel erschwerend entscheiden. Geflügel darf mit Käse zugleich auf den Tisch gebracht, aber nicht zusammen gegessen werden; so Bet-Schammai. Bet-Hillel aber sagen: Es darf weder zugleich gebracht, noch zusammen gegessen werden. Man darf von Oliven die Hebe für Öl und von Weintrauben die Hebe für Wein absondern; so Bet-Schammai. Bet-Hillel aber sagen: Man darf nicht absondern. Wenn Einer die vier Ellen des Weinberges (mit Sämereien) besäet, so sagen Bet-Schammai: Er hat eine Reihe geheiligt; Bet-Hillel aber sagen: Er hat zwei Reihen geheiligt. Den Mehlbrei erklären Bet-Schammai für frei (von Challah); Bet-Hillel aber erklären ihn für pflichtig. Man darf in einen Sturzbach untertauchen nach den Worten von Bet - Schammai; Bet-Hillel aber sagen: Man darf nicht untertauchen. Wenn Jemand am Tage vor Pesach Proselyt geworden ist, so sagen Bet-Schammai: Er darf untertauchen und Abends sein Pesach - Opfer essen. Bet-Hillel aber sagen: Wer sich von seiner Vorhaut abgesondert, gleicht Einem, der sich von einem Grabe abgesondert.",
"R. Ismael sagte drei Lehren, bei denen Bet-Schammai erleichternd und Bet - Hillel erschwerend entscheiden. Das Buch Kohelet verunreinigt nicht die Hände; so Bet-Schammai. Bet-Hillel aber sagen: Es verunreinigt die Hände. Entsündigungswasser, das man bereits dem Gesetze gemäß verwendet hat, erklären Bet-Schammai für rein; nach Bet-Hillel aber kann es verunreinigen. Schwarzkümmel erklären Bet-Schammai für rein, Bet-Hillel aber für verunreinigungsfähig. Ebenso (kontroversieren dieselben) hinsichtlich dessen Verzehntung.",
"R. Elieser sagte zwei Lehren, bei denen Bet-Schammai erleichternd und Bet - Hillel erschwerend entscheiden. Der Blutabgang einer Wöchnerin, die nicht untergetaucht hat, ist nach Bet-Schammai (nur) wie ihr Speichel und ihr Urin zu beurteilen; Bet-Hillel aber sagen: Es verunreinigt im feuchten und im trockenen Zustande. Doch gestehen jene zu, dass es bei Einer, die im Blutfluss geboren hat, feucht und trocken verunreinigt.",
"Haben zwei von vier Brüdern zwei Schwestern geheiratet und es sterben die mit den Schwestern Verheirateten, so müssen letztere die Chaliza vollziehen und dürfen nicht in Leviratsehe genommen werden. Haben sie dieselben voreilig geehelicht, so müssen sie dieselben wieder entlassen. R. Elieser sagt: Nach Bet-Schammai dürfen sie dieselben behalten, und nach Bet-Hillel müssen sie dieselben entlassen.",
"Akabja, Sohn Mahalalels, bezeugte vier Lehren. Da sagten sie zu ihm: Akabja, widerrufe die vier Lehren, die Du gesagt hast, — und wir wollen Dich zum Gerichtsvorsitzenden für Israel machen! Da sagte er zu ihnen: Lieber möchte ich mein Leben lang ein Thor genannt werden, als dass ich eine Stunde vor Gott ein Frevler werde; man soll nicht sagen, er hat um eines Amtes willen widerrufen. — Er hatte nämlich ein (vom Aussatze) zurückgelassenes weißes Haar und gelbes Blut (einer Frau) für unrein erklärt, während die Weisen (beides) für rein erklärten. Er hatte ferner das von einem fehlerhaften erstgeborenen Viehe ausgefallene Haar, das man in eine Wandnische gelegt hatte, (zur Benutzung) erlaubt, nachdem man das Vieh geschlachtet, während die Weisen es verboten. Endlich hatte er gesagt: Man gibt keiner Proselytin und keiner freigelassenen Sklavin (das bittere Wasser) zu trinken; die Weisen aber sagen: Man gibt (es ihnen) zu trinken. Sie sagten zu ihm: Es geschah doch einmal bei der Karkemit, einer freigelassenen Sklavin zu Jerusalem, dass Schemaja und Abtalion ihr (das bittere Wasser) zu trinken geben ließen! Da sagte er zu ihnen: Sie haben ihr nur etwas Ähnliches zu trinken geben lassen. Darauf Taten sie ihn in den Bann; erstarb auch in dem Banne, und das Gericht steinigte seinen Sarg. Es sagt R. Jehuda: Gott bewahre, dass Akabja in den Bann gelegt sein sollte; denn es ward hinter Keinem in Israel der Tempel-Vorhof geschlossen, der an Weisheit und Sünden-Scheu dem Akabja, Sohn Mahalalels, gliche! Wen denn hat man in den Bann getan? Den Elieser, Sohn Chanoch’s, weil er an (der Satzung) der Hände-Reinigung rüttelte. Als er gestorben war, schickte das Gericht hin und ließ auf dessen Sarg einen Stein legen. Dies lehrt (uns), dass man, wenn ein Gebannter im Banne stirbt, dessen Sarg steinigt.",
"In seiner Todesstunde sprach er zu seinem Sohne: Mein Sohn! Gehe du von den vier Lehren, die ich ausgesprochen habe, ab! Da sprach er zu ihm: Warum bist du nicht selbst davon abgegangen? Da erwiderte er: Ich habe aus dem Munde einer Mehrheit vernommen, und Jene haben aus dem Munde einer Mehrheit vernommen; ich blieb bei meiner Überlieferung, und Jene blieben bei ihrer Überlieferung; du aber hast aus dem Munde eines Einzelnen und aus dem Munde der Mehrheit vernommen, besser also, die Worte des Einzelnen zu lassen und die Worte der Mehrheit festzuhalten. Er sprach zu ihm: Vater, empfiehl mich deinen Kollegen! Da sprach er zu ihm: Ich empfehle (dich) nicht! Jener sagte: Hast Du vielleicht was Unrechtes an mir gefunden? Darauf antwortete dieser: Nein! allein deine Taten sollen dich (ihnen) nähern oder es sollen deine Taten dich (von ihnen) entfernen."
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"R. Jehuda, Sohn Baba’s, bezeugte fünf Lehren: Man bewegt minderjährige Mädchen zu einer Weigerungs- Erklärung. Man erlaubt einer Frau auf die Aussage Eines Zeugen, wieder zu heiraten. In Jerusalem sei ein Hahn gesteinigt worden, weil er einen Menschen getötet hatte. Es sei vierzig Tage alter Wein auf den Altar als Spende gegossen worden. Das tägliche Morgenopfer sei um vier Tagesstunden dargebracht worden.",
"Es bezeugten R. Josua und R. Nechunja, Sohn Elinathan’s, aus Kephar Hababli, dass ein Glied eines Toten verunreinige; denn R. Elieser sagte, man habe dies nur Betreffs eines Gliedes vom Lebenden gelehrt. Da sprächen Jene zu ihm: Man kann dies ja durch einen Schluss vom Leichteren auf das Schwerere folgern: Wenn beim Lebenden, der doch rein ist, das von ihm abgesonderte Glied unrein ist, um wie viel mehr muss bei einem Toten, der [an sich] unrein ist, das von ihm abgesonderte Glied unrein sein! Da erwiderte er ihnen: Man hat dies [dennoch] nur Betreffs eines Gliedes vom Lebenden gelehrt. Eine andere Erwiderung. Die Unreinigkeit der Lebenden ist größer als die der Toten, denn der Lebende macht das, was unter ihm ist, zum Lager und Sitz, welche einen Menschen samt dessen Kleidern verunreinigen können, ferner das, was über ihm liegt, zur Auflage, welche Speisen und Getränke verunreinigen kann, welche Unreinigkeit der Tote nicht bewirkt.",
"Fleisch von Olivengröße, das sich von einem vom Lebenden getrennten Gliede abgesondert, erklärt R. Elieser für unrein; R. Josua und R. Nechunja aber erklären es für rein. Einen Knochen von der Größe eines Gerstenkornes, der sich von einem vom Lebenden getrennten Gliede abgesondert, erklärt R. Nechunja für unrein; R. Elieser und R. Josua aber erklären ihn für rein. Sie sprachen zu R. Elieser: Was bewog dich, ein vom getrennten Gliede eines Lebenden abgesondertes olivengroßes Stückchen Fleisch für unrein zu erklären? Da sprach er zu ihnen: Wir finden, dass ein Glied vom Lebenden wie ein ganzer Leichnam betrachtet wird; wie daher beim Leichnam eine von ihm abgesonderte Olivengröße Fleisches unrein ist, ebenso muss beim Gliede vom Lebenden das davon abgesonderte olivengroße Stückchen Fleisch für unrein erklärt werden. Da sprachen sie zu ihm: Nein! Wohl kannst du eine vom Toten abgesonderte Olivengröße Fleisches für unrein erklären, da du ja einen davon abgesonderten gerstenkorngroßen Knochen für unrein erklärst; willst du aber auch eine von einem Gliede vom Lebenden abgesonderte Olivongröße Fleisches für unrein erklären, während du doch einen davon abgesonderten gerstenkorngroßen Knochen für rein erklärst?! Sie sprachen zu R. Nechunja: Was bewog dich, einen von einem Gliede vom Lebenden abgesonderten gerstenkorngroßen Knochen für unrein zu erklären? Da sprach er zu ihnen: Wir finden, dass ein Glied vom Lebenden wie ein ganzer Leichnam betrachtet wird; wie daher beim Leichnam ein Knochen von der Größe eines Gerstenkornes, der sich von demselben abgesondert hat, unrein ist, ebenso muss beim Gliede vom Lebenden der davon abgesonderte gerstenkorngroße Knochen für unrein erklärt werden. Da sprachen sie zu ihm: Nein! Mit Recht kannst du einen vom Toten abgesonderten gerstenkorngroßen Knochen für unrein erklären, da du ja eine davon abgesonderte Olivengröße Fleisches für unrein erklärst; willst du aber auch einen vom Gliede vom Lebenden abgesonderten gerstenkorngroßen Knochen für unrein erklären, während du doch eine davon abgesonderte Olivengröße Fleisches für rein erklärst?! Sie sprachen zu R. Elieser: Was bewog dich, verschiedene Normen aufzustellen? Erkläre entweder Beides für unrein, oder Beides für rein! Er erwiderte ihnen: Die Unreinigkeit des Fleisches ist ausgedehnter als die Unreinigkeit der Knochen, denn die des Fleisches gilt bei Äsern und Kriechtieren, was bei der der Knochen nicht der Fall ist. Eine andere Erwiderung: Ein Glied, an dem gehöriges Fleisch ist, verunreinigt durch Berührung, Tragung und Bedachung; fehlt [etwas] vom Fleische, so ist es [dennoch] unrein, fehlt [aber etwas] vom Knochen, so ist es rein. Sie sprachen zu R. Nechunja: Was bewog dich verschiedene Normen aufzustellen? Erkläre entweder Beides für unrein, oder Beides für rein! Er erwiderte ihnen: die Unreinigkeit der Knochen ist ausgedehnter als die Unreinigkeit des Fleisches, denn das vom Lebenden abgesonderte Fleisch ist rein, während ein von ihm abgesondertes Glied, das in seiner natürlichen Beschaffenheit sich befindet, unrein ist. Eine andere Erwiderung: Eine Olivengröße Fleisches verunreinigt durch Berührung, Tragung und Bedachung; ebenso verunreinigt die Mehrzahl der Knochen durch Berührung, Tragung und Bedachung; fehlt [etwas] vom Fleische, so ist es rein; fehlt aber [etwas] von der Mehrzahl der Knochen, so ist es, obgleich insofern rein, dass es nicht durch Bedachung verunreinigt, dennoch verunreinigend durch Berührung und Tragung. Eine andere Erwiderung: Das gesamte Fleisch eines Toten ist, wenn es weniger als eine Olivengröße beträgt, rein; dagegen ist der größte Teil des Baues oder der größte Teil der Zahl [der Knochen] eines Toten, wenn er auch kein viertel Kab ausmacht, unrein. Sie sprachen zu R. Josua: Was bewog dich, Beides für rein zu erklären? Er erwiderte ihnen: Nein! Wenn ihr beim Toten [für unrein] erkläret, bei dem die Bestimmungen: „Mehrzahl“, „Viertel“, „Verwestes“ gelten, wollet ihr dies auch beim Lebenden erklären, bei dem die Bestimmungen: „Mehrzahl“, „Viertel“, „Verwestes“ keine Geltung haben."
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"R. Josua und R. Zadok bezeugten, dass, wenn das Lösungs-Lamm eines Esels-Erstlings stirbt, der Priester nichts dafür [zu beanspruchen] hat; denn R. Elieser hatte gesagt: Man müsse dafür haften, wie für die fünf Sela’ [Lösegeld] eines erstgeborenen Sohnes. Die Weisen aber sagen: Man muss nicht dafür haften; [es ist] nur wie das Lösegeld des zweiten Zehnten",
"R. Zadok bezeugte, dass die Lake von unreinen Heuschrecken rein sei; denn die erste Mischna [hatte gelehrt]: Wenn unreine Heuschrecken mit reinen eingemacht worden sind, machen sie nur die Lake unbrauchbar.",
"R. Zadok bezeugte, dass fließendes Wasser, wenn es mehr ist als das [damit vermischte] Tropfwasser, tauglich ist. Es ereignete sich dies zu Birat Happelija, der Fall kam vor die Weisen und sie erklärten es für tauglich.",
"R Zadok bezeugte, dass fließendes Wasser, welches man durch Nuss-Laub strömen lässt, tauglich bleibt. Dies kam vor zu Ahalija, die Sache wurde [den Weisen] in der Quaderhalle vorgelegt, und sie erklärten es für tauglich.",
"Es bezeugten R Josua und R. Jakim aus Haddar, dass ein Krug mit Sühnasche, den man auf ein Kriechtier gestellt, unrein sei, was R. Elieser für rein erklärt. R. Papios bezeugte, dass, wenn Jemand zwei Nasirate gelobt und das erste Mal am dreißigsten Tage sich geschoren hat, derselbe sich das zweite Mal am sechzigsten Tage scheren könne, und, wenn er sich am neunundfünfzigsten Tage geschoren, auch seiner Pflicht genügt hat, denn der dreißigste Tag wird ihm mitgerechnet.",
"Es bezeugten R. Josua und R. Papios, das ein Junges von einem Friedensopfer als Friedensopfer dargebracht wird; denn R. Elieser sagte: Ein Junges von einem Friedensopfer kann nicht als Friedensopfer dargebracht werden, während die Weisen behaupteten, es könne [als Friedensopfer] dargebracht werden. Es sagte R. Papios: Ich bezeuge, dass wir eine Friedensopfer-Kuh hatten, sie am Pesach assen und deren Junges am [folgenden] Feste als Friedensopfer assen.",
"Dieselben bezeugten, dass die Backbretter der Bäcker verunreinigungsfähig sind, denn R. Elieser erklärte sie für rein. Dieselben bezeugten, dass ein Backofen, wenn man ihn in Ringe zerschnitten und zwischen einen Ring und den andern Sand getan hat, verunreinigungsfähig ist; denn R. Elieser erklärte ihn für rein. Dieselben bezeugten, dass man den ganzen Monat Adar das Jahr als Schaltjahr erklären kann, während man [früher] behauptet hatte: [Nur] bis zum Purimfeste. Dieselben bezeugten, dass man das Jahr bedingungsweise als Schaltjahr erklären kann. Einst geschah es, dass R Gamliel verreist war, um sich vom Statthalter in Syrien eine Erlaubnis auszuwirken, und lange ausblieb; da erklärte man das Jahr als Schaltjahr unter der Bedingung, dass R. Gamliel es genehmigen würde. Als dieser zurückkam, sprach er: „Ich genehmige es“, und das Jahr galt als Schaltjahr.",
"Menachem, Sohn Signaï’s, bezeugte, dass der Ansatz des Kessels der Olivensieder verunreinigungsfähig, der der Färber aber rein ist; denn man hatte [vorher] umgekehrt gelehrt.",
"Es bezeugte R. Nechunja, Sohn Gudgeda’s, dass eine Taubstumme, welche der Vater verheiratet hatte, durch einen Scheidebrief geschieden werden kann; dass eine minderjährige Tochter eines Israël, die an einen Priester verheiratet worden, Theruma essen darf, und dass, wenn eine solche stirbt, ihr Mann sie beerbt; dass Jemand, der einen geraubten Balken in einen Palast eingebaut hat, [nur] dessen Wert bezahlen muss; dass endlich ein Sündopfer, das geraubt wurde, wenn dies nicht Vielen bekannt ist, als versöhnend gilt, [was man] zum Besten des Altars [verordnet hat]."
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"R. Josua ben Bethera bezeugte, dass Blut der Äser rein ist. Es bezeugte R. Simon ben Bethera, dass Sühn-Asche, von der ein Unreiner einen Teil berührt hat, gänzlich unrein ist. R. Akiba fügte noch hinzu, dass feines Mehl, Räucherwerk, Weihrauch und Kohlen, von denen ein Tebul-Jom einen Teil berührt hat, gänzlich unbrauchbar sind.",
"Es bezeugten R Jehuda, Sohn Baba’s und R. Jehuda, der Priester, dass eine minderjährige Tochter eines Israël, die an einen Priester verheiratet worden, sobald sie unter den Trauhimmel eingegangen, wenn ihr auch noch nicht beigewohnt worden, Theruma essen darf. Es bezeugten R. Jose, der Priester, und R. Secharja ben Hakkazzab Betreffs eines kleinen Mädchens, das zu Aschkelon verpfändet worden und das ihre Familien-Mitglieder von sich entfernten, obschon die Zeugen hierüber zugleich aussagten, dass sie sich mit Niemand verborgen und nicht geschändet worden, dass die Weisen zu Jenen gesagt haben: Wenn ihr glaubet, dass sie verpfändet worden, so glaubet auch, dass sie sich nicht verborgen hat und nicht geschändet worden ist; glaubet ihr aber nicht, dass sie sich nicht verborgen hat und nicht geschändet worden ist, so glaubet auch nicht, dass sie verpfändet worden.",
"Es bezeugten R. Josua und R. Jehuda ben Bethera, dass eine Witwe aus einer ‘Issah zur Priesterehe geeignet ist; während die ‘Issah geeignet ist, sowohl für unrein oder rein zu erklären, als Betreffs Entfernung und Annäherung zu bestimmen. Hierauf sagte R. (Simon ben) Gamliel: Wir nehmen euer Zeugnis an; aber was sollen wir tun, da R. Jochanan, Sohn Sakkai’s, entschieden hat, hierüber keine Gerichts-Sitzungen abzuhalten, denn die Priester werden euch wohl zur Entfernung, aber nicht zur Annäherung Gehör schenken.",
"Es bezeugte (R.) Jose, Sohn Joësers, aus Zereda, dass die Ajil-Heuschrecke rein ist, dass die Flüssigkeiten im Schlachthause rein sind und dass wer einen Toten berührt, unrein ist; und man nannte ihn: „Jose, der Erlaubende“.",
"Es bezeugte R. Akiba im Namen des Nehemia aus Beth-Deli, dass man einer Frau auf die Aussage Eines Zeugen hin erlaubt, sich wieder zu verheiraten. Es bezeugte R. Josua Betreffs Knochen, die im Holzschuppen gefunden worden sind, (dass sie unrein sind), dass die Weisen gesagt haben, man solle Bein für Bein auflesen, und Alles bleibt rein.",
"Es spricht R. Elieser: Ich habe eine Überlieferung, man habe, als man den Tempel baute, Umhänge vor dem Tempel und Umhänge vor den Höfen gemacht; jedoch hat man beim Tempel [die Mauer] außerhalb [der Umhänge], bei den Vorhöfen aber innerhalb [derselben] gebaut. Es spricht R. Josua: Ich habe eine Überlieferung, man dürfe Opfer bringen, wenn auch der Tempel nicht da ist, Allerheiligstes essen, wenn auch keine Umhänge vorhanden sind, ebenso Minderheiliges und zweiten Zehnten, wenn die Stadtmauer nicht da ist; denn die erste Weihung hat sowohl für ihre Zeit, als für die Zukunft geheiligt.",
"Es spricht R. Josua: Ich habe [eine Überlieferung] empfangen von R. Jochanan, Sohn Sakkai’s, dass ihm von seinem Lehrer überliefert worden, der es wieder von seinem Lehrer als eine von Moses auf dem Sinai vernommene Lehre empfangen hat, dass Elija nicht kommen werde, für unrein oder rein zu erklären, zu entfernen oder nahe zu bringen, sondern die mit Gewalt nahe gebrachten [Familien] zu entfernen und die mit Gewalt entfernten nahe zu bringen. Eine Familie, Namens Bet-Zerepha, war jenseits des Jardens, die Ben-Zion mit Gewalt entfernt hatte, eine andere wieder war dort, die Ben-Zion mit Gewalt nahe gebracht hatte; dergleichen kommt Elija unrein oder rein zu sprechen, zu entfernen oder nahe zu bringen. R. Jehuda sagt: Nur nahe zu bringen, aber nicht zu entfernen. R. Simon sagt: [Er kommt], um die Meinungsverschiedenheiten auszugleichen. Die Weisen aber sagen: [Elija kommt] nicht zu entfernen und nicht nahe zu bringen, sondern Frieden in der Welt zu stiften; denn es heißt (Mal. 3, 23f.): Siehe ich sende euch den Propheten Elija u. s. w.; und er wird zurückführen das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern."
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"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah"
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