{
"language": "en",
"title": "Mishnah Horayot",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
"priority": 0.5,
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
"actualLanguage": "de",
"languageFamilyName": "german",
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"direction": "ltr",
"heTitle": "משנה הוריות",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Nezikin"
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"text": [
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"Wenn das Gericht entschieden hat, Eines von allen in der Tora vorgeschriebenen Geboten zu übertreten, und ein Einzelner geht hin und handelt aus Versehen nach ihrem Ausspruch, — mögen sie selbst so gehandelt haben und er mit ihnen, oder mögen sie so gehandelt haben und er nach ihnen, oder mögen sie nicht so gehandelt haben, und er allein hat so gehandelt, — so ist er frei, weil er von dem Gerichte abhängig war. Hat aber das Gericht entschieden, und Einer aus dessen Mitte, welcher weiß, dass es geirrt hat, oder ein Schüler, der fähig ist, selbst zu entscheiden, geht hin und handelt nach ihrem Ausspruch, mögen sie selbst so gehandelt haben und er mit ihnen, oder mögen sie so gehandelt haben und er nach ihnen, oder mögen sie nicht so gehandelt haben, und er allein hat so gehandelt, — so ist er schuldig, weil er nicht vom Gerichte abhängig war. Die Regel ist: Wer nach eigener Einsicht handelt, ist schuldig; wer aber vom Gerichte abhängig ist, der ist frei.",
"Hat das Gericht entschieden und dann erkannt, dass es sich geirrt hat, und die Entscheidung widerrufen, es möge bereits ein Sündopfer gebracht oder noch nicht gebracht haben, und Jemand geht hin und handelt nach ihrem (ersten) Ausspruch, so ist er nach R. Simon frei. R. Eleasar aber sagt: Es ist zweifelhaft. Wann ist es zweifelhaft? Wenn er in seiner Heimat geblieben, dann ist er schuldig. Reiste er aber nach einem fernen Lande, so ist er frei. Es sagt R. Akiba: Betreffs eines Solchen stimme ich bei, dass er eher frei als schuldig ist. Darauf sprach Ben Assai zu ihm: Was für ein Unterschied ist zwischen diesem und dem, der zu Hause bleibt? Weil dem zu Hause Bleibenden es möglich gewesen war, es zu erfahren, diesem aber es nicht möglich gewesen, es zu erfahren.",
"Hat das Gericht entschieden, ein Gesetz im Ganzen aufzuheben, indem es sagte: „Das Nidda-Gesetz steht nicht in der Tora“; — „das Sabbat-Gesetz steht nicht in der Tora“, — „das Gesetz über Götzendienst steht nicht in der Tora“; — so sind sie frei. Haben sie aber entschieden, etwas aufzuheben und etwas beizubehalten, so sind sie schuldig. In welcher Weise? Wenn sie sagten: „Das Nidda-Gesetz steht zwar in der Tora, wer aber einer Frau beiwohnt, die nach einem Unreinheitstage einen Reinheitstag abzuwarten hat, ist frei“ — oder: „Das Sabbat-Gesetz steht zwar in der Tora, wer aber aus einem Privatgebiete in ein öffentliches Gebiet hinausträgt, ist frei“, — oder: „Das Gesetz über Götzendienst steht zwar in der Tora, aber wer sich bloß (vor dem Götzen) niederwirft, ist frei“; — so sind sie schuldig; denn es heißt (Lev. 4, 13): „Es ist Etwas entgangen“ ; — „Etwas“ aber nicht ein Gesetz im Ganzen.",
"Hat das Gericht entschieden, und Eines der Mitglieder wusste, dass sie sich irrten, und sagte zu den anderen: „Ihr irret!“ oder es war der Vorzüglichste des Gerichtshofes nicht zugegen, oder es war Einer von ihnen ein Proselyt, ein Mamser, ein Nathin, oder ein Hochbetagter, [oder Einer], der niemals Kinder hatte; so sind sie frei, denn es steht hier (Lev. 4, 13): „Edah“, und dort (Num. 35, 24) steht auch: „Edah“, sowie dort eine solche „Edah“ gemeint ist, von der Alle zur Entscheidung fähig sind, so ist auch hier von einer solchen „Edah“ die Rede, deren sämtliche Mitglieder zur Entscheidung fähig sind. Entschied das Gericht aus Versehen und das ganze Volk handelte danach aus Versehen, so bringt man einen Stier; entschied das Gericht vorsätzlich (gegen das Gesetz), das Volk aber handelte danach aus Versehen, so bringt man ein Schaf oder eine Ziege; entschied das Gericht aus Versehen und das Volk handelte vorsätzlich, so sind sie frei.",
"Hat das Gericht irrig entschieden und das ganze Volk oder dessen größter Teil nach jenem Ausspruch gehandelt; so bringt man einen Stier, und falls Jenes einen Götzendienst erlaubte, so bringt man einen Stier und einen Ziegenbock. Dies die Worte R. Meïr’s. R. Jehuda sagt: Die zwölf Stämme (Israels) bringen zwölf Stiere, und wegen eines Götzendienstes bringen sie zwölf Stiere und zwölf Ziegenböcke. R. Simon sagt: Dreizehn Stiere, und wegen eines Götzendienstes dreizehn Stiere und dreizehn Ziegenböcke: nämlich für jeden Stamm einen Stier und einen Ziegenbock, und für das Gericht einen Stier und einen Ziegenbock. Hat das Gericht entschieden, und es haben sieben Stämme oder die Mehrheit danach gehandelt; so bringt man einen Stier, und wegen eines Götzendienstes bringt man einen Stier und einen Ziegenbock, so R. Meïr. R. Jehuda sagt: Die sieben Stämme, welche gesündigt haben, bringen sieben Stiere und die anderen Stämme, welche nicht gesündigt, bringen auch für jene [jeder] einen Stier; denn auch die, welche nicht gesündigt haben, müssen für die Sünder (ein Opfer) bringen. R. Simon sagt: Acht Stiere, und wegen eines Götzendienstes acht Stiere und acht Ziegenböcke, nämlich Stier und Zieger bock für jeden Stamm, und Stier und Ziegenbock für das Gericht. Hat das Gericht Eines Stammes irrig entschieden, und dieser Stamm hat danach gehandelt, so ist dieser Stamm schuldig, alle anderen Stämme aber sind frei, so R. Jehuda. Die Weisen aber sagen: Man ist nur bei Entscheidung des höchsten Gerichtshofes schuldig, denn es heißt (Lev. 4, 13): „Wenn die ganze Edah Israels irrt“; also nicht die Edah dieses Stammes."
],
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"Wenn der gesalbte Hohepriester für sich selbst (wider das Gesetz) entschieden hat, (so gilt Folgendes): Ist dies aus Versehen geschehen und hat er danach aus Versehen gehandelt, so bringt er einen Stier; hat er aber aus Versehen entschieden und vorsätzlich gehandelt, oder vorsätzlich entschieden und aus Versehen gehandelt, so ist er frei; denn die vom Hohenpriester für sich selbst gegebene Entscheidung ist wie die Entscheidung des Obergerichtes für die Gemeinde zu betrachten.",
"Hat er allein entschieden und allein danach gehandelt, so bringt er für sich allein sein Sühnopfer dar; hat er mit der Versammlung entschieden und mit der Versammlung danach gehandelt, so wird er gemeinschaftlich mit der Versammlung versöhnt. Sowie das Gericht nur schuldig wird, wenn es ein Gesetz Teils aufzuheben, Teils beizubehalten entscheidet, so auch der gesalbte Hohepriester; auch wegen eines Götzendienstes sind sie nur schuldig, wenn sie entscheiden, ein Gesetz Teils aufzuheben, Teils beizubehalten.",
"Man ist nur schuldig, wenn Unwissenheit Betreffs einer Gesetzesvorschrift eine Handlung aus Versehen zur Folge hatte; dasselbe gilt vom gesalbten Hohenpriester. Ebenso ist man auch wegen eines Götzendienstes nur schuldig bei Unwissenheit Betreffs einer Gesetzesvorschrift und danach aus Versehen geschehener Handlung. Das Gericht ist nur schuldig, wenn es hinsichtlich einer Vorschrift irrig entscheidet, von der die vorsätzliche Übertretung mit Ausrottung bestraft und die unvorsätzliche durch ein Sündopfer gesühnt wird; dasselbe gilt vom gesalbten Hohenpriester. Ebenso ist man auch wegen eines Götzendienstes nur schuldig, wenn man eine Tat erlaubt, die, wenn sie vorsätzlich geschehen, mit Ausrottung bestraft und, wenn aus Versehen begangen, durch ein Sündopfer gesühnt wird.",
"Man ist nicht schuldig wegen eines das Heiligtum betreffenden Gebotes oder Verbotes. Ebenso bringt man kein Zweifel - Schuldopfer wegen eines das Heiligtum betreffenden Gebotes oder Verbotes. Dagegen ist man schuldig wegen eines die Nidda betreffenden Gebotes oder Verbotes, und man bringt auch ein Zweifel-Schuldopfer wegen eines die Nidda betreffenden Gebotes oder Verbotes. Was ist das Gebot hinsichtlich der Nidda? Sondere dich von der Nidda ab! Das Verbot ist: Wohne der Nidda nicht bei!",
"Man ist nicht schuldig wegen Zeugnis-Verweigerungs-Meineids, wegen Ausspruch-Meineids und wegen Verunreinigung des Heiligtums und seiner heiligen Opfer; der Fürst ebenso. Dies die Worte R. Josefs, des Galiläers. R. Akiba sagt: Der Fürst ist bei allen diesen Fällen schuldig, ausgenommen bei Zeugnis-Verweigerungs-Meineid, weil der König nicht richten und nicht gerichtet werden darf (nicht Zeuge sein kann, und man wider ihn nicht zeugen kann).",
". Wegen aller Gebote der Tora, deren vorsätzliche Übertretung mit Ausrottung bestraft und deren Übertretung aus Versehen durch ein Sündopfer gesühnt wird, bringt ein Privatmann ein Schaf oder eine Ziege, der Fürst einen Ziegenbock, und der gesalbte Hohepriester und das Gerät bringen einen Stier. Wegen Götzendienstes bringen der Privatmann, der Fürst und der Hohepriester eine Ziege, und das Gericht einen Stier und einen Ziegenbock, einen Stier zum Ganzopfer und einen Ziegenbock zum Sündopfer.",
"Ein Schuldopfer sind bei zweifelhafter Versündigung der Privatmann und der Fürst schuldig, aber der gesalbte Hohepriester und das Gericht sind davon frei. Ein Schuldopfer bei gewisser Versündigung sind der Privatmann, der Fürst und der Hohepriester schuldig, das Gericht aber ist immer davon frei. Wegen Zeugnis-Verweigerungs-Meineids, Aus-spruchs-Meineids und Verunreinigung des Heiligtums und seiner heiligen Opfer ist das Gericht immer frei ; der Privatmann, der Fürst und der Hohepriester sind derentwegen schuldig ; nur ist der Hohepriester nicht wegen Verunreinigung des Heiligtums und seiner heiligen Opfer schuldig; so R. Simon. Was bringen sie? Ein auf- und absteigendes Opfer. R. Elieser sagt: Der Fürst bringt einen Ziegenbock."
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"Wenn der gesalbte Hohepriester sich vergangen hat und hernach von seinem Amte abgegangen ist ; ebenso wenn der Fürst sich vergangen hat und hernach von seiner Würde abgetreten ist; so bringt der gesalbte Priester (dennoch) einer Stier, und der Fürst bringt einen Ziegenbock.",
"Wenn der gesalbte Hohepriester von seinem Amte abgegangen ist und hernach sich vergangen hat; oder wenn der Fürst von seiner Würde herabgestiegen ist und hernach sich vergangen hat; so bringt der gesalbte Hohepriester (dennoch) einen Stier, der Fürst aber ist wie ein Privatmann.",
". Haben sie gesündigt, bevor sie [in Amt und Würde] eingesetzt worden sind, und hernach sind sie eingesetzt worden; so sind sie wie Privatpersonen. R. Simon sagt: Wenn ihnen ihre Sünde bekannt geworden, bevor sie eingesetzt waren, sind sie schuldig; wenn aber erst nachdem sie eingesetzt waren, sind sie frei. Was für ein Fürst ist hier gemeint? Es ist der König, denn es heißt (Lev. 4, 22): „Wenn ein Fürst sündigt und etwas tut, was der Ewige sein Gott verboten “; also ein Fürst, der über sich Keinen hat, als den Ewigen seinen Gott.",
". Was heißt „der gesalbte (Hohepriester)“? Derjenige, der mit dem Salböl gesalbt worden, aber nicht der durch die hohepriesterlichen Kleider Geweihte. Zwischen dem mit dem Salböl gesalbten und dem durch die Kleider geweihten Hohenpriester ist kein Unterschied, außer dem wegen aller Gebote darzubringenden Stier. Zwischen einem im Amte befindlichen und einem zurückgetretenen Hohenpriester ist kein anderer Unterschied, als der Stier am Versöhnungstage und das Zehntel Epha. Beide sind aber einander gleich Betreffs des Dienstes am Versöhnungstage; es ist Beiden geboten, eine Jungfrau zu heiraten, Beiden ist die Heirat mit einer Witwe verboten, Beide dürfen sich nicht an ihren Toten Verwandten verunreinigen, Beide dürfen nicht das Haupthaar wild wachsen lassen oder ihre Kleider zerreißen, und Beide bewirken die Rückkehr des Totschlägers.",
"Der Hohepriester reißt (sein Gewand) unten ein, der gemeine Priester aber oben. Der Hohepriester darf als Leidtragender Opfer darbringen, aber nicht essen; der gemeine Priester darf als solcher weder darbringen noch essen.",
"Alles was öfter vorkommt als ein Anderes, geht diesem vor, und Alles, was heiliger ist als ein Anderes, geht diesem vor. Wenn der Stier des gesalbten Hohenpriesters und der Stier der Gemeinde zugleich dastehen ; so geht der Stier des Gesalbten dem Stiere der Gemeinde in allen Verrichtungen vor.",
"Ein Mann geht einem Weibe vor hinsichtlich der Rettung des Lebens und der Wiedergabe des Verlorenen, dagegen hat ein Weib vor einem Manne der Vorzug hinsichtlich der Bekleidung und Befreiung aus der Gefangenschaft. Stehen Beide in Gefahr, geschändet zu werden, so muss der Mann vor dem Weibe befreit werden.",
"Ein Priester geht einem Leviten vor, ein Levite einem Jisrael, ein Jisrael einem Mamser, ein Mamser einem Nathin, ein Nathin einem Proselyten, ein Proselyt einem freigelassenen Sklaven. Wann gilt dies? Wenn alle (genannten Personen) gleichwertig sind; ist aber der Mamser ein Gesetzkundiger, der Hohepriester aber ein Unwissender; so hat der gesetzkundige Mamser der Vorzug vor dem unwissenden Hohenpriester."
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"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah"
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