{
"language": "en",
"title": "Mishnah Makkot",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
"priority": 0.5,
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
"actualLanguage": "de",
"languageFamilyName": "german",
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"direction": "ltr",
"heTitle": "משנה מכות",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Nezikin"
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"text": [
[
"Auf welche Weise werden Zeugen als falsche behandelt? (Sagen sie aus:) „Wir bezeugen wider N., dass er der Sohn einer Verstoßenen oder einer Chaluzah ist;“ so sagen wir nicht, es werde der Zeuge an Stelle Jenes für den Sohn einer Verstoßenen oder einer Chaluzah erklärt; sondern er empfängt vierzig Geißelhiebe. (Sagen sie aus:) „Wir bezeugen wider N., dass er schuldig ist auszuwandern“; so sagen wir nicht, der Zeuge soll an Stelle Jenes auswandern, sondern er empfängt vierzig Geißelhiebe. (Sagen sie aus:) „Wir bezeugen wider N., dass er seine Frau verstoßen und ihr ihre Ketuba nicht ausbezahlt hat“; — er würde aber (möglicherweise) später, heute oder morgen, ihr (ohnehin) die Ketuba zahlen müssen, — man schätzt also, wie viel Jemand für ihre Ketuba geben wollte für den Fall, dass sie verwitwet oder verstoßen würde, während im Falle, dass sie (früher) stürbe, sie der Mann beerben würde. (Sagen sie aus:) „Wir bezeugen wider N., dass er seinem Nächsten tausend Sus schuldig ist mit der Bedingung, sie ihm innerhalb dreißig Tagen zu bezahlen“; er aber sagt: „innerhalb zehn Jahren“; so schätzt man, wie viel Jemand, der Tausend Sus (als Darlehen) in seiner Hand hat, dafür geben würde, dass er dieselben, anstatt in dreißig Tagen, erst in zehn Jahren zu zahlen hätte.",
"(Sagen sie aus:) „Wir zeugen wider N., dass er seinem Nächsten zweihundert Sus schuldig ist,“ und sie werden falsch befunden; so werden sie gegeißelt und müssen bezahlen, weil nicht das Wort, das ihm die Geißelung zuzieht, ihn zur Bezahlung verpflichtet; dies die Worte R. Meïr’s. Die Weisen aber sagen: Wer bezahlen muss, wird nicht gegeißelt.",
"(Sagen sie aus:) „Wir bezeugen wider N., dass er vierzig Geißelhiebe verschuldet hat,“ und sie werden falsch befunden; so bekommen sie achtzig Geißelhiebe, wegen: „du sollst wider deinen Nächsten nicht falsches Zeugnis aussagen,“ und wegen: „ihr sollt an ihm tun, wie er getrachtet (u. s. w.);“ dies die Worte R. Meïr’s. Die Weisen aber sagen: Sie empfangen nur vierzig Geißelhiebe. Man Teilt die Geldstrafe, aber nicht die Geißelstrafe. Auf welche Weise? Haben sie wider Jemand bezeugt, dass er seinem Nächsten zweihundert Sus schuldig sei, und sie sind falsch befunden worden, so verteilt man (die Strafe) auf sie; wenn sie aber wider Jemand zeugen, dass er vierzig Geißelhiebe verschuldet habe, und sie sind falsch befunden worden, so empfängt jeder Einzelne vierzig (Geißelhiebe).",
"Falsche Zeugen werden nur dann als solche bestraft, wenn sie hinsichtlich ihrer Person überführt werden. Auf welche Weise? Sagen sie: „wir bezeugen wider N., dass er einen Menschen getötet hat,“ und (Andere) sagen zu ihnen: „wie könnt ihr (dies) bezeugen, es war doch der (angeblich) Getötete oder Totschläger mit uns an demselben Tage an dem und dem Orte?!“ so werden jene nicht als falsche Zeugen erklärt. Sagen aber (Andere) zu ihnen: „wie könnt ihr (dies) bezeugen, ihr wart doch mit uns an demselben Tage an dem und dem Orte?!“ so werden jene als falsche Zeugen erklärt und auf die Aussage der letzteren getötet.",
"Kommen noch andere (Zeugen), und Jene erklären auch diese als falsche, dann kommen noch Andere,(syr. ܐܶܣܛܣܺܝܣ), Aufruhr, ist das Subst. אסטסית (Ms. München hat אסטנית) gebildet und bedeutet: eine Aufrührer-Bande, die sich gegen Gesetz und Ordnung auflehnt. und Jene erklären auch diese als falsche, wenn es auch (nacheinander) hundert (Zeugenpaare) wären, so werden alle getötet, R. Jehuda sagt: Das ist eine Aufrührer Bande. Es wird daher nur das erste Paar getötet.",
"Falsche Zeugen werden nur dann getötet, wenn(auf ihre Aussage) bereits das Urteil gefällt war, denn siehe, die Sadduzäer sagen: Nur dann wenn der Beklagte hingerichtet worden ist, denn es heißt (Deut. 19, 21): „Leben für Leben“. Da sagten die Weisen zu ihnen: Es heißt doch (Deut. 19, 19): „Ihr sollt an ihm tun, wie er getrachtet, an seinem Bruder zu tun;“ also muss sein Bruder noch am Leben sein! wenn dem so ist, warum steht: „Leben für Leben“? weil man meinen könnte, sobald man ihr Zeugnis angenommen hat, werden sie hingerichtet, deshalb heißt es: „Leben für Leben;“ sie werden also nur dann hingerichtet, wenn das Urteil bereits gefällt war.",
"Es heißt (Deut. 17, 6): „Auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen werde getötet wer sterben soll;“ wenn das Zeugnis durch zwei bestätigt wird, warum nennt die Schrift besonders auch drei? Bios um drei (Zeugen) zweien gleichzustellen; sowie drei Zeugen zwei überführen können, ebenso können zwei Zeugen drei überführen; und woher (wissen wir), dass sie sogar hundert (überführen können)? Daraus dass es heißt: „Zeugen.“ R. Simon sagt: Sowie zwei Zeugen nur dann getötet werden, wenn beide als falsch überführt sind, so werden auch drei Zeugen nur dann getötet, wenn alle drei als falsch überführt sind; und woher wissen wir, dass dies auch von hundert Zeugen gilt? Daraus dass es heißt: „Zeugen“. R. Akiba sagt: Der dritte (Zeuge) kommt nur, auf dass gegen ihn streng verfahren werde und dass das Urteil über ihn dem über jene gleich gemacht werde. Wenn also die Schrift denjenigen, der sich den Gesetzes-Übertretern zugesellt, ebenso bestrafen lässt, wie die Gesetzes-Übertreter selbst; um wie viel mehr wird man denjenigen, der sich den Gesetz-Übenden zugesellt, ebenso belohnen, wie die Gesetz-Übenden selbst.",
"Sowie ferner, wenn von zwei Zeugen einer als anverwandt oder untauglich befunden wird, deren ganzes Zeugnis ungültig ist; ebenso ist, wenn von drei Zeugen einer als anverwandt oder untauglich befunden wird, deren (ganzes) Zeugnis ungültig. Woher wissen wir, dass auch bei hundert Zeugen (diese Bestimmung gilt)? Daraus, dass es heißt: „Zeugen“. Es sagt R. Jose: Wobei ist dies gesagt? bei Lebens-Strafsachen, bei Vermögens-Rechtssachen aber wird das Zeugnis durch die übrigen bestätigt. Rabbi sagt: Sowohl bei Vermögens-Rechtssachen, als bei Lebens-Strafsachen (ist dies gesagt). Wann aber gilt dies? wenn sie mit gewarnt haben; haben sie aber nicht mit gewarnt, — was sollen zwei Brüder tun, die gesehen haben, wie Jemand einen Menschen umbringt?.",
"Sehen zwei ihn aus diesem Fenster, und zwei sehen ihn aus einem anderen Fenster, und Einer warnt ihn in der Mitte, so sind sie, wenn ein Teil von ihnen sich gegenseitig sehen kann, als Ein Zeugnis zu betrachten; wo nicht, so sind es zwei Zeugnisse. Wenn daher eines von diesen als falsch befunden wird, so werden der Verbrecher und die falschen Zeugen getötet, und das zweite Paar ist frei. R. Jose sagt: Niemals wird Einer getötet, außer wenn beide Zeugen ihn mündlich gewarnt haben, denn es heißt (Deut. 17, 6): „Durch den Mund zweier Zeugen“. Eine andere Erklärung: „Durch den Mund zweier Zeugen;“ (dies lehrt), dass das Synedrion nicht durch den Mund eines Dolmetschers vernehmen dürfe.",
"Wenn Jemand, nachdem sein Urteil gefällt war, entflohen ist und dann vor dasselbe Gericht kommt, so hebt man seine Verurteilung nicht auf. Überall wo zwei auftreten und sagen: „wir bezeugen wider N., dass über ihn das Todesurteil von dem und dem Gerichte gefällt worden ist, und die und die waren seine Zeugen,“ wird dieser Verurteilte getötet. Das Synedrion hat seine Geltung sowohl im Lande als außerhalb des Landes. Ein Gerichtshof der einmal in einer Jahrwoche eine Hinrichtung vollzieht, wird ein Verderber genannt. R. Eleasar, Sohn Asaria’s, sagt: Einmal in siebzig Jahren. R. Tarphon und R. Akiba sagen: Wenn wir im Synedrion gesessen hätten, so würde nie ein Mensch hingerichtet worden sein. R. Simon, Sohn Gamliel’s, sagt: Diese würden auch die Blut-Vergießer in Israel vermehrt haben."
],
[
"Folgende müssen (in die Freistadt) wandern: Wer einen Menschen unvorsätzlich getötet hat; wenn Jemand mit einer Walze rollt, diese aber auf Einen herabfällt und ihn tötet; wenn Jemand ein Fass herablässt, und dieses auf Einen fällt und ihn tötet; wenn Jemand an einer Leiter herabsteigt, dabei aber auf Einen fällt und ihn tötet; so muss er ins Exil wandern. Wenn aber Jemand eine Walze (nach oben) zieht, und diese auf Einen herabfällt und ihn tötet; wenn Jemand ein Fass heraufzieht, und der Strick zerreißt, so dass das Fass auf Einen fällt und ihn tötet; wenn Jemand an einer Leiter hinaufsteigt und auf Einen herabfällt und ihn tötet; so braucht er nicht ins Exil zu wandern. Dies ist die Regel: Jeder, der (den tötenden Gegenstand) abwärts gerichtet hat, muss ins Exil wandern; hat er aber (ihn) nicht abwärts gerichtet, so braucht er nicht auszuwandern. Wenn das Eisen vom Stiele abfährt und tötet, so sagt Rabbi, der Totschläger braucht nicht auszuwandern; die Weisen aber sagen, er muss auswandern. Springt ein Stück vom gespaltenen Holze ab (und tötet), so sagt Rabbi, er muss auswandern; die Weisen aber sagen, er braucht nicht auszuwandern.",
"Wenn Jemand einen Stein ins öffentliche Gebiet wirft und damit Einen tötet, so muss er auswandern. R. Elieser, Sohn Jakobs, sagt: Wenn, nachdem der Stein Jenem aus der Hand gefahren, dieser den Kopf hervorgesteckt und ihn aufgefangen hat, so ist Jener frei. Wirft Jemand einen Stein in seinen eigenen Hof und tötet Einen, so muss er, falls der Beschädigte befugt war hineinzugehen, auswandern; wo aber nicht, so braucht er nicht auszuwandern, denn es heißt (Deut. 19, 5): „Und wer mit seinem Nächsten in den Wald kommt“; wie in einem Walde der Beschädigte und Beschädiger befugt sind hineinzugehen, ebenso (gilt das Gesetz) überall, wo der Beschädigte und Beschädiger befugt sind, hineinzugehen; ausgeschlossen aber ist der Hof eines Besitzers, wo der Beschädigte nicht (gleich dem Beschädiger) befugt ist hineinzugehen. Abba Saul sagt: Sowie das Holzhauen eine freiwillige Handlung ist, so ist auch nur bei jeder freiwilligen Handlung (der unvorsätzliche Totschlag strafbar); ausgeschlossen aber sind der Vater, der seinen Sohn schlägt, der Lehrer, der seinen Schüler züchtigt, und der Gerichtsdiener.",
"Der Vater muss wegen des Sohnes auswandern, und der Sohn muss wegen des Vaters auswandern. Jedermann muss wegen eines Israeliten auswandern, und ein Israelit muss wegen Jedermann auswandern, nur nicht wegen eines Beisaß-Proselytenredet); hiernach gesteht R. Meïr zu, dass ihn zwei Weisen-Jünger begleiten. Die Handschriften haben jedoch nicht אף.. Ein Beisaß-Proselyte braucht nur wegen eines Beisaß-Proselyten auszuwandern. Der Blinde braucht nicht auszuwandern; dies die Worte R. Jehuda’s; R. Meïr sagt: Er muss auswandern. Der Feind, (der tötet) wandert nicht in die Freistadt. R. Jose, Sohn Jehudas, sagt: Der Feind wird hingerichtet, weil er als gewarnt betrachtet wird. R. Simon sagt: Mancher Feind wandert in die Freistadt, mancher nicht; dies ist die Regel: Wo man sagen kann, er habe absichtlich getötet, wandert er nicht dahin; wo man aber nicht sagen kann, er habe absichtlich getötet, wandert er aus.",
"Wohin wandern sie? Nach den Freistädten, nach den dreien, die jenseits des Jardens, und nach den dreien, die im Lande Kenaan sind, denn es heißt (Num. 35,14): „Drei Städte sollt ihr geben jenseits des Jardens, und drei Städte sollt ihr geben im Lande Kenaan u. s. w.“ Bevor die drei (Städte) im Lande Israel auserwählt waren, hatten die drei jenseits des Jardens kein Asylrecht, denn es heißt (Num. 35, 13): „Sechs Zufluchts-Städte sollen es sein“, es erhielten also alle sechs zugleich das Asylrecht.",
"Und Straßen waren nach denselben gerichtet, von einer zur andern, denn es heißt (Deut. 19, 3): „Richte Dir den Weg ein und Teile in drei Teile u. s. w.“ Man gibt ihm zwei Weisen-Jünger mit, auf dass sie dem Bluträcher, wenn er ihn unterwegs umbringen wollte, Vorstellungen machen. R. Meir sagt: Er kann allein für sich reden, denn es heißt (Deut. 19, 4): „Dies sei das Wort des Totschlägers.“",
"R. Jose, Sohn Jehudas sagt: Anfangs eilen sowohl der unvorsätzliche als der vorsätzliche Totschläger nach den Freistädten, und das Gericht schickt hin und lässt ihn von dort holen; wer vom Gerichte zum Tode verurteilt wird, den tötet man; wer nicht verurteilt wird, den entlässt man; wer zur Exilierung verurteilt wird, den bringt man wieder an seine Stätte, denn es heißt (Num. 35, 25): „Und die Gemeinde soll ihn zurückbringen in seine Freistadt u. s. w.“ — Sowohl der mit dem Salböle Gesalbte, als der durch die hohepriesterlichen Kleider Geweihte, als auch der von seinem Hohepriesteramte Abgegangene bewirken (durch ihren Tod), dass der Totschläger zurückkehrt. R. Jehuda sagt: Auch der zum Kriege Gesalbte bewirkt, dass der Totschläger zurückkehrt. Daher pflegen die Mütter der Hohenpriester ihnen Nahrung und Kleidung zu verabreichen, damit sie nicht beten, dass ihre Söhne sterben. Wenn, nachdem sein UrTeil gefällt worden, der Hohepriester stirbt, so braucht er nicht auszuwandern; wenn aber, bevor sein Urteil gefällt worden, der Hohepriester gestorben ist und man einen andern an seine Stelle eingesetzt hat und dann sein Urteil gefällt worden ist; so kehrt er erst nach dem Tode des zweiten zurück.",
"Ist sein Urteil gefällt worden, als kein Hohepriester da war; oder hat Jemand einen Hohenpriester getötet; oder hat ein Hohepriester Einen getötet; so darf er niemals von dort hinausgehen. — Er darf nicht hinausgehen, selbst nicht um ein Zeugnis (zur Erfüllung) eines Gebotes oder in Geldangelegenheiten oder in Lebenssachen abzulegen, selbst nicht wenn Israel seiner bedarf; und wäre er auch ein Feldherr, wie Joab, Sohn Zeruja’s, so darf er doch nie von dort hinausgehen, denn es heißt (Num.35, 25): „Da er floh dorthin“, d. h. dort sei seine Wohnung, dort sei sein Tod, dort sei sein Grab. Sowie die Stadt schützt, so schützt auch ihr Grenzgebiet. Geht der Totschläger außerhalb des Grenzgebietes hinaus, und der Bluträcher findet ihn, so sagt R. Jose, der Galiläer: Es ist dem Bluträcher geboten und jedem (andern) Menschen steht es frei, (jenen umzubringen). R. Akiba sagt: Es steht dem Bluträcher bloß frei (ihn umzubringen), und jeder andere Mensch wird seinetwegen nicht schuldig. Steht ein Baum innerhalb des Grenzgebietes, dessen Zweig aber neigt sich aus dem Grenzgebiete heraus, oder der Baum steht außerhalb des Grenzgebietes, und dessen Zweig neigt sich in das Grenzgebiet hinein, so richtet man sich in Allem nach dem Zweige. Hat er in der Freistadt selbst getötet, so muss er von einer Nachbarschaft in die andere Nachbarschaft wandern; ein Levite aber muss von (seiner) Stadt zur (andern) Stadt auswandern.",
"(Desgleichen), wenn ein Totschläger nach seiner Freistadt auswandert, und die Einwohner der Stadt wollen ihm Ehre erweisen, so muss er zu ihnen sagen: „ich bin ein Totschläger!“ Sagen sie zu ihm: „dessen ungeachtet!“, so kann er es von ihnen annehmen, denn es heißt (Deut. 19, 4): Dies sei das Wort des Totschlägers.“ Sie mussten den Leviten Miete zahlen, dies die Worte R. Jehudas: R. Meïr sagt: Sie brauchten ihnen keine Miete zu zahlen. Er kehrt in das Amt zurück, in dem er (vorher) war, dies die Worte R. Meïr’s; R. Jehuda sagt: Er kehrt nicht in das Amt zurück, in dem er (vorher) war."
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"Folgende erleiden die Geißelstrafe: Wer seiner Schwester, der Schwester seines Vaters, der Schwester seiner Mutter, der Schwester seiner Frau, der Frau seines Bruders, der Frau seines Vater-Bruders oder einem menstruierenden Weibe beiwohnt; ein Hohepriester, der eine Witwe, ein gemeiner Priester, der eine Verstoßene oder eine Chaluza, ein Israelit, der eine Mamseret oder Nethina, oder eine Israeliten-Tochter, die einen Nathin oder Mamser geheiratet hat. Wenn eine Witwe zugleich eine Verstoßene ist, so ist man ihretwegen wegen (Übertretung) zweier Verbote strafbar; ist eine Verstoßene zugleich eine Chaluza, so ist man ihretwegen bloß wegen (Übertretung) eines Verbotes schuldig.",
"(Ferner) ein Unreiner, der Heiliges gegessen, ein ins Heiligtum gekommener Unreiner; wer Unschlitt, Blut, (vom Opferfleische) Übriggebliebenes, Verworfenes, oder Unreines gegessen; wer (Opfer) außerhalb des Heiligtums geschlachtet oder dargebracht; wer Gesäuertes am Pesach gegessen; wer am Versöhnungstage gegessen oder eine Arbeit verrichtet hat; wer das Salböl oder das Räucherwerk nachgemacht; wer sich mit dem (heiligen) Salböle salbt; wer Aas, Zerrissenes, Geschmeiss oder Gewürm gegessen; wer Tebel, ersten Zehnt, dessen Hebe noch nicht abgesondert war, oder zweiten Zehnt oder Geheiligtes, die nicht ausgelöst waren, gegessen. Wie viel muss man vom Tebel gegessen haben, um schuldig zu sein? R. Simon sagt: Es mag noch so wenig sein. Die Weisen aber sagen: (Es muss) wie eine Olive (groß sein). Da sagte R. Simon zu ihnen: Gestehet ihr mir nicht zu, dass der, welcher eine noch so kleine Ameise isst, schuldig sei? Da sagten sie zu ihm: Weil diese so ist, wie sie geschaffen ward. Da sagte er zu ihnen: Auch Ein Weizenkorn ist so, wie es geschaffen ward.",
"Wenn Jemand Erstlinge, bevor er (den Schriftabschnitt) dabei gelesen, hochheilige Opfer außerhalb der Umhänge, leichtere Opfer oder zweiten Zehnt außerhalb der Mauer gegessen, oder einen Knochen von einem reinen Pesach-Opfer zerbrochen hat, so empfängt er vierzig (Geißelhiebe); wer aber (etwas) von einem reinen Pesach-Opfer übrig lässt oder von einem unreinen (einen Knochen) zerbricht, empfängt nicht vierzig (Geißelhiebe).",
"Wenn Jemand eine Vogel-Mutter samt den Jungen nimmt, so sagt R. Jehuda: Er erleidet die Geißelung und braucht (die Mutter) nicht wegfliegen zu lassen. Die Weisen aber sagen: Er lässt (die Mutter) wegfliegen und wird nicht gegeißelt. Dies ist die Regel: Wegen jedes Verbotes, bei dem (nach dessen Übertretung) ein Gebot auszuüben ist, erleidet man nicht die Geißelstrafe.",
"Wer sich eine Glatze am Kopfe schert, wer die Seitenenden seines Haupthaares rund abnimmt, wer die Enden seines Bartes zerstört und wer um einen Toten sich einen Einschnitt macht, ist schuldig. Macht sich Jemand Einen Einschnitt um fünf Tote, oder fünf Einschnitte um Einen Toten, so ist er für jeden Einzelnen schuldig. Wegen (der Enden) des Haupthaares zweimal, einmal für die eine und einmal für die andere Seite. Wegen (der Enden) des Bartes zweimal für die eine, zweimal für die andere Seite und einmal für unten. R. Elieser sagt: Wenn Einer sie alle auf einmal abnimmt, so ist er nur einmal schuldig. Man ist nur schuldig, wenn man ihn mit einem Schermesser abnimmt. R. Elieser sagt: Selbst wenn er ihn mit einer Zange oder einem Glätter entfernt, ist er schuldig.",
"Wer eine eingegrabene Schrift (an sich) macht, (ist schuldig). Hat er geschrieben aber nicht eingegraben, oder hat er eingegraben aber nicht geschrieben, so ist er nicht schuldig, sondern nur, wenn er geschrieben und eingegraben, (und zwar) mit Tinte, Augenschwärze oder was sonst ein (bleibendes) Zeichen macht. R. Simon, Sohn Jehudas, sagt im Namen R. Simons: Man ist nur dann schuldig, wenn man dort den Namen hingeschrieben hat, denn es heißt (Lev. 19, 28): „Eine eingegrabene Schrift sollt ihr an euch nicht machen, ich bin der Ewige.“",
"Wenn ein Nasir den ganzen Tag über Wein trinkt, so ist er nur einmal schuldig. Sagte man aber (jedes Mal) zu ihm: „trinke nicht!“, und er trank, so ist er für jedes (Trinken) besonders schuldig.",
"Hat er sich den ganzen Tag über an Toten verunreinigt, so ist er nur einmal schuldig. Sagte man aber (jedes Mal) zu ihm: „verunreinige dich nicht!“, und er verunreinigte sich, so ist er wegen jeder (Verunreinigung) besonders schuldig. Hat er sich den ganzen Tag geschoren, so ist er nur einmal schuldig. Sagte man aber (jedes Mal) zu ihm: „schere dich nicht!“, und er schor sich, so ist er wegen jedes (Scherens) besonders schuldig. Hat Jemand den ganzen Tag über Gewänder von gemischten Arten angezogen, so ist er nur einmal schuldig. Sagte man aber (jedes Mal) zu ihm: „Ziehe es nicht an!“, und er zog es aus und wieder an, so ist er wegen jedes (Anziehens) besonders schuldig.",
"Mancher pflügt eine Furche und wird dabei wegen acht Verbote schuldig, nämlich wenn er pflügt mit einem Ochsen und einem Esel zusammen, welche geheiligt sind, bei gemischten Saaten im Weinberge, und zwar im Feier-Jahre, an einem Festtage, und er ist ein Priester und ein Nasir, und es geschieht an unreiner Stätte. Chananja, Sohn Chakhinai’s, sagt: (Es könnte) noch (hinzukommen), dass er dabei mit einem Gewande von gemischten Arten bekleidet ist. Da sagten sie zu ihm: Dies gehört nicht zu diesem Namen. Da sagte er zu ihnen: Auch der Nasir gehört nicht zu diesem Namen.",
"Wie viel Hiebe gibt man ihm? Vierzig weniger Einen, denn es heißt (Deut. 25, 2—3): „an der Zahl vierzig“, d. h. eine Anzahl, die nahe an vierzig ist. R. Jehuda sagt: Er bekommt vierzig Hiebe vollständig. Wohin bekommt er den (letzten)überschüssigen? Zwischen die Schultern.",
"Man schätzt, ihm immer nur eine solche Anzahl Hiebe zu, die sich in drei Teile teilen lässt. Hat man ihn geschätzt, dass er vierzig aushalten könne, und nachdem er einen Teil empfangen, sagt man, er würde keine vierzig aushalten, so ist er frei. Hat man ihn geschätzt, dass er nur achtzehn aushalten könne, und nachdem er diese empfangen, sagt man, er könne vierzig aushalten, so ist er frei. Hat er eine Sünde begangen, worauf zwei Verbote stehen, und man hat für ihn (wegen beider) nur Eine Schätzung gemacht, so wird er gegeißelt und ist dann frei; wo nicht so wird er gegeißelt, und nachdem er geheilt ist, wird er nochmals gegeißelt.",
"Auf welche Weise geißelt man ihn? Man bindet ihm beide Hände an eine Säule nach beiden Seiten; der Diener der Synagoge fasst an seine Kleider, mögen sie auch (dadurch) zerrissen oder zerfetzt werden, bis er ihm das Herz entblößt; hinter ihm wird ein Stein gelegt, auf den der Synagogen - Diener sich stellt, mit einem Riemen von Kalbleder in der Hand, zusammengelegt zu zwei Riemen, und diese wieder zu vier; und zwei (andere) Riemen ziehen sich daran auf und ab.",
"Der Handgriff (der Geißel) ist eine Handbreit (lang), und die Breite derselben ist (ebenfalls) eine Handbreit, und deren Ende muss bis an den Nabel reichen. Man gibt ihm ein Drittel der Hiebe vorn und zwei Drittel auf den Rücken. Während man ihn schlägt, soll er weder stehen, noch sitzen, sondern hingebeugt sein, denn es heißt (Deut. 25, 2): „Der Richter soll ihn hinlegen lassen“. Der Geissler geißele ihn mit Einer Hand und aus ganzer Kraft.",
"Der Vorleser liest vor (die Verse Deut. 28, 58—59): „Wenn Du nicht beobachten wirst auszuüben u. s. w.; so wird der Ewige auszeichnen Deine Schläge und die Schläge u. s. w.“; und er fängt wieder den Anfang der Verse an; ferner Deut. 29,8: „Beobachtet die Worte dieses Bundes etc.“, und er schließt mit Ps. 78,38: „Er, der Barmherzige, vergibt die Sünde etc.“; und er fängt wieder den Anfang des Verses an. Stirbt er unter seiner Hand, so ist der Geissler nicht schuldig. Gibt er ihm aber einen Streich zu viel und er stirbt, so muss er seinetwegen ins Exil wandern. Hat er sich verunreinigt, sei es durch Leibesöffnung, sei es durch Urinlassen, so wird er frei. R. Jehuda sagt: Ein Mann nur wegen Leibesöffnung, eine Frau auch wegen Urinlassens.",
"Alle, welche die Ausrottungsstrafe verwirkt haben und gegeißelt werden, sind (dadurch) von der Ausrottung befreit, denn es heißt (Deut. 25,3): „Es würde entwürdigt dein Bruder vor deinen Augen;“ d. sagt, nachdem er gegeißelt wurde, ist er wie dein Bruder; dies die Worte des R. Chananja, Sohn Gamliels. Ferner sagte R. Chananja, Sohn Gamliels: Wenn Jemand, der eine Sünde begeht, sein Leben dadurch verwirkt; wie viel mehr muss dem, der ein Gebot ausübt, sein Leben geschenkt werden. R. Simon sagt: Man kann Folgendes aus derselben Stelle entnehmen: Da es nämlich heißt (Lev. 18,29): „Es sollen ausgerottet werden die Personen, die tun u. s. w.“ und es heißt (Lev. 18, 5): „Die der Mensch tue, dass er durch sie lebe“; so folgt daraus, dass man dem, der da sitzt und keine Sünde begeht, ebenso einen Lohn gibt, wie dem, der ein Gebot ausübt. R. Simon, Sohn Rabbi’s, sagt: Es heißt (Deut. 12,23): „Sei nur stark, kein Blut zu essen, denn das Blut ist das Leben u. s. w.“; wenn schon beim Blute, vor dem es den Menschen ekelt, (gesagt wird:) wer sich davon fern hält, empfängt einen Lohn; wie viel mehr wird, wer von Raub und Blutschande, wozu das Gemüt des Menschen Lust und Begierde hat, sich fern hält, für sich, für seine Nachkommen und für die Nachkommen seiner Nachkommen, bis ans Ende aller Geschlechter, Verdienste erwerben.",
"R. Chananja, Sohn Akaschja’s, sagt: Der Heilige, gebenedeiet sei er, wollte Israel zur Gerechtigkeit führen; deshalb hat er ihm viele Lehren und Gebote erteilt, wie es heißt (Jes. 42,21): Der Ewige hat es gewollt um seiner Gerechtigkeit willen, dass er die Lehre groß und ausgedehnt mache."
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"Chapter",
"Mishnah"
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