Chullin
חולין
Talmud Bavli. German trans. by Lazarus Goldschmidt, 1929 [de]
https://www.nli.org.il/he/books/NNL_ALEPH001042448/NLI
Chullin
Daf 1a
Daf 1b
Daf 2a
JEDER DARF SCHLACHTEN UND SEINE SCHLACHTUNG IST GÜLTIG, AUSGENOMMEN EIN TAUBER, EIN BLÖDER UND EIN MINDERJÄHRIGER, WEIL SIE DIE SCHLACHTUNG VERDERBEIN KÖNNTEN. HABEN SIE ALLE GESCHLACHTET UND ANDERE SIE BEOBACHTET, SO IST IHRE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
GEMARA. Jeder darf schlachten, von vornherein, und seine Schlachtung ist gültig, wenn bereits erfolgt!?
R. Aḥa, Sohn des Raba, sprach zu R. Aši: Ist denn überall, wo es ‘jeder’ heißt, von vornherein zu verstehen, [es wird ja gelehrt,] jeder könne umtauschen, ob Männer oder Weiber, wonach dies zu verstehen wäre, von vornherein, und dem widersprechend heißt es : er soll es nicht umwechseln und nicht vertauschen, ein gutes auf ein schlechtes oder ein schlechtes auf ein gutes!? –
Da wird die Erklärung ausdrücklich gelehrt: nicht etwa, daß man umtauschen dürfe, sondern daß, wenn man dies getan hat, es gültig sei und man die vierzig [Geißelhiebe] erhalte. –
[Es wird ja gelehrt,] jeder könne schätzen und geschätzt werden, [seinen Wert] geloben und im Werte gelobt werden, wonach dies zu verstehen wäre, von vornherein, und dem widersprechend heißt es : wenn du zu geloben unterläßt, so haftet dir keine Sünde an,
und ferner heißt es: besser, daß du nicht gelobst, als daß du gelobst und nicht hältst!? Ferner wird gelehrt: Besser als das eine und als das andere, wenn man überhaupt nicht gelobt – Worte R. Meírs; R. Jehuda sagt : besser als das eine und als das andere, wenn man gelobt und es einlöst. Und auch R. Jehuda spricht nur von dem Falle, wenn jemand sagt, er gelobe dieses,
Daf 2b
nicht aber von dem Falle, wenn er sagt, er nehme auf sich!? –
Ist denn überall, wo es ‘jeder’ heißt, nicht von vornherein zu verstehen, [es wird ja gelehrt,] jeder sei zur Festhütte verpflichtet, jeder sei zu den Çiçith verpflichtet, ist dies etwa zu verstehen, nicht von vornherein!?
Von einem Falle, wo es ‘verpflichtet’ heißt, spreche ich nicht. – [Es wird ja gelehrt,] jeder könne stützen, ob Männer oder Weiber, wonach zu verstehen wäre, von vornherein nicht, und dem widersprechend heißt es:er stütze seine Hand, und es wird ihn wohlgefällig machen !? –
Unter ‘jeder’ ist in manchen Fällen von vornherein zu verstehen, und in manchen, wenn bereits erfolgt. – Woher weißt du nun, daß hier unter ‘jeder’ von vornherein zu verstehen ist, wonach auf einen Widerspruch hinzuweisen ist, vielleicht wenn bereits erfolgt, wonach kein Widerspruch besteht!?
Dieser erwiderte: Mein Einwand stützt sich auf [die Worte] ‘und ihre Schlachtung ist gültig’; wenn es heißt, ihre Schlachtung sei gültig, wenn bereits erfolgt, so ist ja unter ‘jeder’ von vornherein zu verstehen, denn wenn der Fall, wenn bereits erfolgt, so brauchte dies ja nicht zweimal gelehrt zu werden.
Rabba b. U͑la erklärte: Er lehrt folgendes: jeder dürfeschlachten, sogar ein Unreiner Profanes. – Wozu braucht dies von einem Unreinen bei Profanem gelehrt zu werden!? – Bei Profanem, das nach Art des Heiligen in Reinheit zubereitetwird. Er ist der Ansicht, das Profane, das nach Art des Heiligen in Reinheit zubereitet wird, gleiche dem Heiligen. –
Wie verfahre er hierbei? – Er hole ein langes Messer und schlachte mit diesem, damit er das Fleisch nicht berühre.
Heiliges aber darf er nicht schlachten, weil er das Fleisch berühren könnte. Wenn er aber geschlachtet hat und sagt, er wisse bestimmt, daß er es nicht berührt hat, so ist seine Schlachtung gültig.
Ausgenommen ein Tauber, ein Blöder und ein Minderjähriger, selbst bei gewöhnlichem Profanen, auch nicht, wenn bereits erfolgt, denn sie könnten unterbrechen, aufdrückenoder durchbohren. –
Worauf beziehen sich [die Worte] ‘haben sie alle geschlachtet’ : wenn auf Taube, Blöde und Minderjährige, so spricht er ja von diesen, somit müßte es, ja heißen: haben sie geschlachtet, wenn auf einen Unreinen bei Profanem, so sagst du ja, er dürfe auch von vornherein schlachten,
und wenn auf einen Unreinen bei Heiligem, so genügt es ja, wenn er sagt, er wisse esbestimmt!? – Wenn er nicht zugegen ist, um ihn fragen zu können. –
Ist esdenn hinsichtlich des Unreinen bei Heiligem hieraus zu entnehmen, dies geht ja aus der folgenden Lehre hervor!? Wenn einer von den Untauglichengeschlachtet hat, so ist die Schlachtung gültig, denn das Schlachten darf durch Gemeine, Weiber, Sklaven und Unreine erfolgen, seihst bei Hochheiligem, nur dürfen Unreine das Fleisch nicht berühren. –
Hierist die Hauptlehre, und dort lehrt er vom Unreinen bei Heiligem nur deshalb, weil er von den übrigen Untauglichen spricht. Wenn du aber willst, sage ich: dort ist die Hauptlehre, denn er handelt ja vom Heiligen, und hier lehrt er vom Unreinen bei Heiligem nur deshalb, weil er vom Unreinen bei Profanem spricht. –
Wodurch soll dieser Unreine unrein geworden sein: wenn durch eine Leiche, so sagt ja der Allbarmherzige:
Daf 3a
an einen mit dem Schwerte Erschlagenen, das Schwert gleichtdem Erschlagenen, somit überträgt er seine Urunreinheitauf das Messer, und das Messer macht das Fleisch unrein!? –
Vielmehr, wenn er durch ein Kriechtierunrein geworden ist. Wenn du aber willst, sage ich: tatsächlich, wenn er durch eine Leiche unrein geworden ist, jedoch in dem Falle, wenn er einen Rohrstreifenuntersucht und damit geschlachtet hat, denn es wird gelehrt, man dürfe mit allem schlachten, mit einem Steine, mit Glas oder mit einem Rohr.
Abajje erklärte: Er lehrt folgendes: alle dürfen schlachten, selbst ein Samaritaner. Dies nur in dem Falle, wenn ein Jisraélit dabei steht, wenn er aber nur aus- und eingeht, so darf er nicht schlachten ;
hat er bereits geschlachtet, so schneide man ein olivengroßes Stück Fleisch ab und gebe es ihm ; ißt er es, so darf man von seiner Schlachtung essen, ißt er es nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen.
Ausgenommen ein Tauber, ein Blöder und ein Minderjähriger; auch dann nicht, wenn bereits erfolgt, denn sie könnten unterbrechen, aufdrücken oder durchbohren. –
Worauf beziehen sich [die Worte] ‘haben sie alle geschlachtet’: wenn auf Taube, Blöde und Minderjährige, so spricht er ja von diesen, somit müßte es ja heißen: haben sie geschlachtet,
und wenn auf einen Samaritaner, so sagst du ja, wenn ein Jisraélit dabei steht, dürfe er auch von vornherein schlachten!? –
Ein Einwand. Raba sprach: Darf er denn, wenn jemand aus- und ein geht, dies nicht auch von vornherein, wir haben ja gelernt, wenn jemand einen Nichtjuden in seinem Laden zurückgelassen hat, und ein Jisraélit aus- und eingeht, sei er erlaubt!? – Da heißt es nicht ‘lasse zurück’, sondern ‘zurückgelassen hat’, wenn bereits erfolgt.
Vielmehr, hieraus: der Beobachtendemuß nicht dasitzen und beobachten, vielmehr genügt es, wenn er nur aus- und eingeht!?
Vielmehr, erklärte Raba, lehrt er folgendes: alle dürfen schlachten, auch ein Samaritaner. Dies jedoch nur in dem Falle, wenn ein Jisraélit aus- und eingeht, wenn er aber hereinkommt und findet, daß er bereits geschlachtet hat, so schneide man ein olivengroßes Stück Fleisch ab und gebe es ihm; ißt er es, so darf man von seiner Schlachtung essen, ißt er es nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen.
Ausgenommen ein Tauber, ein Blöder und ein Minderjähriger, auch nicht, wenn bereits erfolgt, denn sie könnten unterbrechen, aufdrücken oder durchbohren. – Worauf beziehen sich [die Worte] ‘haben sie alle geschlachtet’, wenn auf Taube, Blöde und Minderjährige, so spricht er ja von diesen, somit müßte es ja heißen: haben sie geschlachtet,
und wenn auf einen Samaritaner, so sagst du ja, wenn jemand aus- und eingeht, dürfe er auch von vornherein schlachten !? – Ein Einwand.
R. Aši erklärte: Er lehrt folgendes: alle dürfen schlachten, auch ein abtrünniger Jisraélit. – In welcher Hinsicht abtrünnig? – Der Aas aus Gierißt. Dies nach Raba, denn Raba sagte, für einen abtrünnigen Jisraéliten, der Aas aus Gier ißt,
Daf 3b
untersuche man das Messer und gebe es ihm, sodann dürfe man von seiner Schlachtung essen. Hat man ihm aber ein nicht untersuchtes Messer gegeben, so darf er nicht schlachten; hat er bereits geschlachtet, so untersuche man das Messer nachher : ist es tauglich, so darf man von seiner Schlachtung essen, wenn aber nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen.
Ausgenommen ein Tauber, ein Blöder und ein Minderjähriger, auch dann nicht, wenn sie bereits geschlachtet haben, denn sie könnten unterbrechen, aufdrücken oder durchbohren. – Worauf beziehen sich [die Worte] ‘haben sie alle geschlachtet’: wenn auf Taube, Blöde und Minderjährige, so spricht er ja von diesen, somit müßte es ja heißen: haben sie geschlachtet,
und wenn auf einen abtrünnigen Jisraéliten, so sagst du ja, wenn man das Messer untersucht und ihm gegeben hat, dürfe er von vornherein schlachten!? – Wenn man es nicht untersucht hat. – Ist das Messer vorhanden, so kann man es ja noch untersuchen, und ist das Messer nicht vorhanden, so ist es ja belanglos, daß andere ihn beobachtet haben, er kann ja mit einem schartigen Messergeschlachtet haben!? – Ein Einwand.
Rabina erklärte: Er lehrt folgendes: alle dürfen schlachten, jeder Kundigedarf schlachten; kundig auch wenn nicht bewährt.
Dies gilt jedoch nur in dem Falle, wenn man von ihm weiß, daß er die Vorschriften über das Schlachten hersagen kann, wenn man aber von ihm nicht weiß, ob er die Vorschriften über das Schlachten hersagen kann, darf er nicht schlachten; hat er bereits geschlachtet, so prüfe man ihn: kann er die Vorschriften über das Schlachten hersagen, so darf man von seiner Schlachtung essen, wenn aber nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen.
Ausgenommen ein Tauber, ein Blöder und ein Minderjähriger, auch dann nicht, wenn bereits erfolgt, denn sie könnten unterbrechen, aufdrücken oder durchbohren. – Worauf beziehen sich [die Worte] ‘haben sie alle geschlachtet’: wenn auf Taube, Blöde und Minderjährige, so spricht er ja von diesen, somit müßte es ja heißen: haben sie geschlachtet,
und wenn auf einen Unkundigen, so braucht man ihn nur zu prüfen!? – Wenn er nicht zugegen ist, um ihn prüfen zu können.
Manche lesen: Rabina erklärte: Er lehrt folgendes: alle dürfen schlachten, jeder Bewährtedarf schlachten; bewährt, auch wenn nicht kundig. Dies jedoch nur in dem Falle, wenn er vor uns zwei- oder dreimal geschlachtet hat und nicht ohnmächtigwurde, wenn er aber nicht vor uns zwei- oder dreimal geschlachtet hat, darf er nicht, schlachten, weil er ohnmächtig werden könnte; wenn er bereits geschlachtet hat und sagt, er wisse bestimmt, daß er nicht ohnmächtig geworden war, so ist seine Schlachtung gültig.
Ausgenommen ein Tauber, ein Blöder und ein Minderjähriger, auch dann nicht, wenn bereits erfolgt, denn sie könnten unterbrechen, aufdrücken oder durchbohren. – Worauf beziehen sich [die Worte] ‘haben sie alle geschlachtet’: wenn auf Taube, Blöde und Minderjährige, so spricht er ja von diesen, somit müßte es heißen: haben sie geschlachtet,
und wenn auf einen Unbewährten, so sagst du ja, es genüge, wenn er sagt, er wisse esbestimmt!? – Wenn er nicht zugegen ist, um ihn fragen zu können.
Rabina und Rabba b. U͑la erklären nicht wie Abajje, Raba und R. Aši, weil nach ihnen [aus den Worten] ‘sie alle’ ein Einwand zu erheben ist.
Wie Rabba b. U͑la erklären die anderen nicht, weil nach der Lesart, nach der hier die Hauptlehre ist, [man erwidern kann,] die Hauptlehre sei im Gegenteil dort, weil dort vom Heiligen gesprochen wird,
und nach der Lesart, nach der die Hauptlehre dort ist, und hier vom Unreinen bei Heiligem nur deshalb gelehrt wird, weil er es vom Unreinen bei Profanem lehrt, [man erwidern kann,] auch vom Unreinen bei Profanem sei dies [zu lehren] nicht nötig, denn das nach Art von Heiligem zubereitete Profane gleicht nicht dem Heiligen.
Wie Rabina erklären die anderen nicht, weil nach der Lesart, nach der dies nur von Kundigen und nicht von Unkundigen gilt, [man erwidern kann,] die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, seien kundig,
und nach der Lesart, nach der dies nur von Bewährten und nicht von Unbewährten gilt, [man erwidern kann,] Ohnmacht sei nicht zu berücksichtigen.
Raba erklärt nicht wie Abajje, wegen seines Einwandes. Abajje erklärt nicht wie Raba, denn daberührt er [den Wein] nicht, hierbei aber berührt er es.
R. Aši erklärt nicht wie sie beide, denn er ist der Ansicht, die Samaritaner seien Löwenproselyten.
Abajje erklärt nicht wie R. Aši, weil er von der Lehre Rabasnichts hält. Weshalb aber erklärt Raba nicht nach seiner eigenen Lehre? –
Er sagte esnach der Ansicht Abajjes, während er selbst davon nichts hält.
Die Rabbanan lehrten: Die Schlachtung eines Samaritaners ist gültig. Dies nur in dem Falle, wenn ein Jisraélit dabei steht, wenn man aber hereinkommt und findet, daß er geschlachtet hat, so schneide man ein olivengroßes Stück Fleisch ab und gebe es ihm; ißt er es, so darf man von seiner Schlachtung essen, wenn aber nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen.
Ebenso auch, wenn man bei ihm eine
Daf 4a
Dekurie Vögel findet; man trenne den Kopf des einen ab und gebe ihm; ißt er davon, so darf man von seiner Schlachtung essen, wenn aber nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen.
Abajje deduziert aus dem Anfangsatze und Raba deduziert aus dem Schlußsatze. Abajje deduziert aus dem Anfangsatze: nur wenn ein Jisraélit dabei steht, nicht aber, wenn er nur aus- und eingeht.
Raba deduziert aus dem Schlußsatze: nur wenn man hereinkommt und findet, daß er geschlachtet hat, wenn man aber aus- und eingeht, ist es erlaubt. –
Gegen Abajje ist ja aus dem Schlußsatze ein Einwand zu erheben!? – Er kann dir erwidern: das Aus- und Eingehen bezeichnet er als kommen und finden. – Gegen Raba ist ja ein Einwand aus dem Anfangsatze zu erheben!? – Er kann dir erwidern: wenn man aus- und eingeht, so ist es ebenso, als würde man dabei stehen.
«Ebenso auch, wenn man bei ihm eine Dekurie Vögel findet; man trenne den Kopf des einen ab.» Weshalb denn, man sollte ja berücksichtigen, er habe vielleicht nur diesen richtig geschlachtet!?
R. Menaše erwiderte: Wenn man sie unter den Schlagfittig nimmt. –
Vielleicht hat er an diesem ein Kennzeichen!? R. Mešaršeja erwiderte: Man zerdrücke ihn.
Vielleicht sind die Samaritaner der Ansicht, nach der Tora benötige das Geflügel nicht des Schlachtens!? –
Ist denn, nach deiner Erklärung, die Unterbrechung, das Aufdrücken, das Durchbohren, das Verschiebenund das Ausreißengeschrieben?
Vielmehr halten sie davon, weil sie esanerkannt haben, ebenso halten sie auch hiervon, weil sie es anerkannt haben.
Darüber, ob sie das, was nicht geschrieben ist, halten oder nicht halten, streiten Tannaím, denn es wird gelehrt: Das Ungesäuerte eines Samaritaners ist erlaubt und man entledigt sich damit seiner Pflicht am Pesaḥfeste;
R. Elie͑zer verbietet es, weil sie in den Einzelheiten der Gebote nicht so kundig wie Jisraéliten sind.
R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Jedes Gebot, das die Samaritaner halten, beobachten sie genauer als Jisraéliten.
Der Meister sagte: Das Ungesäuerte eines Samaritaners ist erlaubt und man entledigt sich damit seiner Pflicht am Pesaḥfeste. Selbstverständlich!? – Man könnte glauben, sie seien in der Beobachtungnicht kundig, so lehrt er uns. «R. Elie͑zer verbietet es, weil sie in den Einzelheiten der Gebote nicht kundig sind.» Er ist der Ansicht, sie seien in der Beobachtung nicht kundig.
«R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Jedes Gebot, das die Samaritaner halten, beobachten sie genauer als Jisraéliten.» Das ist ja dasselbe was der erste Autor sagt!? – Ein Unterschied besteht zwischen ihnen bei [einem Gesetze], das geschrieben steht, sie aber davon nichts halten. Der erste Autor ist der Ansicht, wenn es nur geschrieben steht, auch wenn sie davon nichts halten, und R. Šimo͑n b. Gamliél ist der Ansicht, nur wenn sie davon halten, nicht aber, wenn sie davon nichts halten. –
Wieso heißt es demnach : jedes Gebot, das die Samaritaner halten, es sollte ja heißen: wennsie davon halten!? –
Vielmehr, ein Unterschied besteht zwischen ihnen bei [einem Gesetze], das nicht geschrieben steht, sie aber davon halten. Der erste Autor ist der Ansicht, wenn es nicht geschrieben steht, obgleich sie davon halten, und R. Šimo͑n b. Gamliél ist der Ansicht, da sie davon halten, sind sie zuverlässig.
Der Text. Raba sagte: Für einen abtrünnigen Jisraéliten, der Aas aus Gier ißt, untersuche man das Messer und gebe ihm, und man darf von seiner Schlachtung essen.
Aus welchem Grunde? – Da er Erlaubtes und Verbotenes vor sich hat, so läßt er nicht das Erlaubte und ißt das Verbotene. –
Demnach sollte dies auch von dem Falle gelten, wenn man es nicht untersucht hat!? – Bemühentut er sich nicht.
Die Jünger sprachen zu Raba: Es gibt eine Lehre als Stütze für dich: das Gesäuerteder Übertreterist sofort nach dem Pesaḥfeste
Daf 4b
erlaubt, weil sie umtauschen.
Sie glaubten, hier sei die Ansicht R. Jehudas vertreten, welcher sagt, das Gesäuerte nach dem Pesaḥfeste sei nach der Tora verboten, und er lehrt: weil sie umtauschen. Demnach lassen sie nicht das Erlaubte und essen das Verbotene.
Wieso denn, vielleicht ist hier die Ansicht R. Šimo͑ns vertreten, welcher sagt, [das Verbot] des Gesäuerten nach dem Pesaḥfeste sei rabbanitisch, und wir erleichtern nur bei einem rabbanitischen Gesetze, nicht aber bei einem der Tora!? –
Angenommen, es sei die des R. Šimo͑n, aber er lehrt ja nicht, man nehme an, sie tauschen um, sondern: weil sie umtauschen, sie tauschen entschieden um. Wenn ernun bei einem rabbanitischen Gesetze nicht das Erlaubte läßt und das Verbotene ißt, um wieviel weniger tut er es bei einem der Gesetzlehre.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Jeder darf schlachten, auch ein Samaritaner, auch ein Unbeschnittener und auch ein abtrünniger Jisraélit. Was für ein Unbeschnittener, wollte man sagen, dessen Brüder infolge der Beschneidung gestorbensind, so ist er ja ein richtiger Jisraélit, doch wohl ein Abtrünniger inbetreff der Beschneidung; er ist demnach der Ansicht, wer inbetreff einer Sache abtrünnig ist, sei nicht abtrünnig inbetreff der ganzen Tora.
Wie ist nun der Schlußsatz zu erklären : selbst ein abtrünniger Jisraélit ; was für ein Abtrünniger, wenn ein Abtrünniger inbetreff einer anderen Sache, so ist es ja dasselbe, was ein Abtrünniger inbetreff der Beschneidung, doch wohl ein Abtrünniger inbetreff dieserSache, nach Raba. –
Nein, tatsächlich, kann ich dir erwidern, gilt dies nicht von einem Abtrünnigen inbetreff dieser Sache, denn da er daran gewöhnt ist, kommt es ihm als erlaubt vor, und hier ist ein Abtrünniger inbetreff des Götzendienstes zu verstehen. Dies nach R. A͑nan, denn R. A͑nan sagte im Namen Šemuéls, man dürfe essen von der Schlachtung eines Jisraéliten, der abtrünnig ist inbetreff des Götzendienstes.
Der Text. R. A͑nan sagte im Namen Šemuéls: Von der Schlachtung eines Jisraéliten, der abtrünnig ist inbetreff des Götzendienstes, darf man essen. So finden wir auch, daß Jehošaphaṭ, König von Jehuda, vom Gastmahle Aḥabsgenoß, wie es heißt :da schlachtete Aḥáb ihm und den Leuten, die er bei sich hatte, eine Menge Schafe und Rinder und verleitete ihn, mit nach Ramoth-Gilea͑d zu ziehen. –
Vielleicht schlachtete er nur für ihn, ohne daß dieser davon aß!? – Es heißt: verleitete ihn. – Vielleicht inbezug auf Worte !? – Es gibt keine Verleitunginbezug auf Worte. –
Etwa nicht, es heißt ja:wenn dein Bruder dich verleitet!? – Zum Essen und Trinken. – Es heißt ja:du hast mich verleitet, ihn ohne Grund zu verderben!? – Anders ist es oben. –
Vielleicht trank er nur und aß nicht!? – Vom Trinken gilt dies wohl deshalb, weil wir sagen, der Abtrünnige inbetreff des Götzendienstes gelte nicht als abtrünniginbetreff der ganzen Tora, somit gilt auch hinsichtlich des Essens der Abtrünnige inbetreff des Götzendienstes nicht als abtrünnig inbetreff der ganzen Tora. –
Es ist ja nicht gleich; beim Trinken ist ja nur der gewöhnlicheWein zu berücksichtigen, und damals war der gewöhnliche Wein von Nichtjuden noch nichtverboten, hinsichtlich des Essens aber sage man, der Abtrünnige inbetreff des Götzendienstes gelte als abtrünnig inbetreff der ganzen Tora!? –
Wenn du willst, sage ich, es sei nicht die Art eines Königs zu trinken ohne zu essen, und wenn du willst, sage ich : er schlachtete und er verleitete ihn, er verleitete ihn inbetreff des Geschlachteten. –
Vielleicht hatte O͑badjageschlachtet!? – Es heißt eine Menge, und O͑badja [allein] würde dies nicht vermocht haben. –
Vielleicht haben jene siebentausend geschlachtet, von denen es heißt :doch will ich in Jisraél siebentausend übrig lassen, all die Knie, die sich nicht vor dem Baa͑l gebeugt haben &c.!? – Diese hatten sich vor Izebel versteckt. –
Vielleicht waren die Leute Aḥábs unverdorben!? – Dies ist nicht einleuchtend, denn es heißt:alle Diener des auf Lügenworte hörenden Herrschers sind gottlos.
Vielleicht waren auch die Leute Jehošaphaṭs verdorben und aßen von dem, was die Leute Aḥábs schlachteten, während Jehošaphaṭ nur von dem aß, was O͑badja schlachtete!? –
Dies ist nicht einleuchtend; wenn die Diener des auf Lügenworte hörenden Herrschers gottlos sind, so sind die des auf Worte der Wahrheit hörenden rechtschaffen. –
Vielleicht aßen Aḥáb und seine Leute von dem, was die Leute Aḥábs schlachteten, während Jehošaphaṭ und seine Leute von dem aßen, was die Leute Jehošaphaṭs schlachteten!?
Daf 5a
Er sonderte sich von ihm nicht ab. – Woher dies, wollte man sagen, weil es heißt:ich wie du, mein Volk wie deinVolk, so heißt es ja auch:meine Rosse wie deine Rosse; du mußt also erklären: was mit deinen Rossen geschieht, geschehe auch mit meinen Rossen, ebenso ist zu erklären: was mit dir und deinem Volke geschieht, geschehe auch mit mir und meinem Volke!? –
Vielmehr, aus folgendem:der König von Jisraél und Jehošaphaṭ, der König von Jehuda, saß jeder auf seinem Throne, mit Kleidern gekleidet, an einer Tenne am Eingange des Tores von Šomron. Was ist nun unter Tenne zu verstehen, wenn eine wirkliche Tenne, so war ja das Tor von Šomron keine Tenne; vielmehr wie bei jener Tenne. Es wird nämlich gelehrt: Das Synedrium saß in der Form einer halbrunden Tenne, damit sie einander sehen können.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen.Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch morgens und Brot und Fleisch abends, und hierzu sagte R. Jehuda im Namen Rabhs: von den Schlächtern Aḥábs. – Anders ist es, wenn es auf Geheißerfolgt. –
Wer waren die Raben? Rabina erklärte: Wirkliche Raben. R. Ada b. Minjomi sprach zu ihm : Vielleicht zwei Männer, die Rabe hießen!? So heißt es auch:und sie töteten Rabe am Rabenfelse und Wolf &c. Dieser erwiderte: Sollte es sich ereignet haben, daß beide Rabe hießen!? –
Vielleicht [hießen sie so] nach ihrer Ortschaft!? So heißt es auch:die Aramäer gingen auf Streifzüge aus und nahmen ein kleines Mädchen aus dem Lande Jisraél gefangen; und auf unsre Frage, wieso er es Kleines und Mädchennennt, erwiderte R. Pedath, sie war aus der Ortschaft Naa͑ran[Mädchen]!? – Demnach müßten sie jaRabener heißen.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Jeder darf schlachten, auch ein Samaritaner, auch ein Unbeschnittener und auch ein abtrünniger Jisraélit. Was für ein Unbeschnittener, wollte man sagen, dessen Brüder infolge der Beschneidung gestorben sind, so ist er ja ein richtiger Jisraélit; doch wohl ein Abtrünniger inbetreff der Beschneidung.
Wie ist nun der Schlußsatz zu erklären: auch ein abtrünniger Jisraélit; was für ein Abtrünniger, wenn ein Abtrünniger inbetreff so ist es ja dasselbe, was ein Abtrünniger inbetreff der Beschneidung, doch wohl ein Abtrünniger inbetreff des Götzendienstes, nach R. A͑nan. –
Nein, tatsächlich, kann ich dir erwidern, gilt dies nicht von einem Abtrünnigen inbetreff des Götzendienstes, denn der Meister sagte, der Götzendienst sei so streng, daß, wenn jemand ihn verleugnet, es ebenso sei, als würde er der ganzen Tora beipflichten,
und hier ist ein Abtrünniger inbetreff dieser Sachezu verstehen, nach Raba.
Man wandte ein:Von euch, nicht von euch allen, ausgenommen der Abtrünnige; von euch, bei euch habe ich diesen Unterschiedgemacht, nicht aber bei den [übrigen] Völkern; vom Vieh, dies schließt Menschen ein, die dem Viehgleichen. Hieraus folgerten sie, daß man Opfer von jisraélitischen Frevlern annehme, damit sie dadurch zur Buße veranlaßt werden; ausgenommen der Abtrünnige, wer Weinlibiert, und wer öffentlich den Šabbath entweiht.
Dies widerspricht sich ja: zuerst heißt es: von euch, nicht alle, dies schließt den Abtrünnigen aus, und nachher heißt es, daß man von jisraélitischen Frevlern Opfer annehme.
Jedoch ist dies kein Widerspruch; der Anfangsatz spricht von einem Abtrünnigen inbetreff der ganzen Tora und der Mittelsatz von einem Abtrünnigen inbetreff einer Sache.
Wie ist nun der Schlußsatz zu erklären: ausgenommen der Abtrünnige, wer Wein libiert und wer öffentlich den Šabbath entweiht. Was für ein Abtrünniger: wenn ein Abtrünniger inbetreff der ganzen Tora, so ist dies ja identisch mit dem Anfangsatz, und wenn ein Abtrünniger inbetreff einer Sache, so widerspricht dies ja dem Mittelsatze.
Wahrscheinlich ist dies wie folgt zu verstehen: ausgenommen der Abtrünnige, der Wein libiert und der öffentlich den Šabbath entweiht. Hieraus, daß der Abtrünnige inbetreff des Götzendienstes als abtrünnig inbetreff der ganzen Tora gelte!? Dies ist eine Widerlegung R. A͑nans. Eine Widerlegung.
Ist diesdenn hieraus zu entnehmen, dies wird ja aus folgendem entnommen!?
Daf 5b
Von den Leuten des Volkes, ausgenommen der Abtrünnige.
R. Šimo͑n b. Jose sagte im Namen R. Šimo͑ns :Die nicht ausgeübt werden sollen,, und versehentlich sich vergeht; wer bei seinem Bewußtwerden Buße tut, bringe wegen seines Vergehens ein Opfer, und wer bei seinem Bewußtwerden nicht Buße tut, bringe wegen seines Vergehens kein Opfer.
Und auf unsre Frage, welchen Unterschied es zwischen ihnen gebe, erklärte R. Hamnuna, ein Unterschied bestehe zwischen ihnen hinsichtlich eines Abtrünnigen inbetreff des Talgessens, der ein Opfer wegen Blut[essens] bringt. –
Eine [Lehre] spricht vom Sündopfer und eine vom Brandopfer. Und beide sind nötig. Würde er es nur vom Sündopfer gelehrt haben, so könnte man glauben, weil es Sühne erwirkt, ein Brandopfer aber, das nur ein Geschenk ist, nehme man von ihm an. Und würde er es nur vom Brandopfer gelehrt haben, so könnte man glauben, weil dieses kein Pflichtopfer ist, ein Sündopfer aber, das ein Pflichtopfer ist, nehme man von ihm wohl an. Daher sind beide nötig. –
Ist denn überall, wo es Vieh heißt, das Bösezu verstehen, es heißt ja:Mensch und Vieh hilfst du, Herr, und R. Jehuda erklärte im Namen Rabhs, darunter seien Menschen zu verstehen, die nacktan Erkenntnis sind und sich als Vieh betrachten!? – Da heißt es Mensch und Vieh, hier aber heißt es nur Vieh. –
Ist denn überall, wo es Mensch und Vieh heißt, das Gute zu verstehen, es heißt ja :ich säe das Haus Jisraél, Samen von Menschen und Samen von Vieh!? – Die Schrift hat sie geteilt; Samen von Menschen besonders und Samen von Vieh besonders.
R. Ḥanan sagte im Namen des R. Ja͑qob b. Idi im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi im Namen Bar Qapparas : R. Gamliél und sein Gerichtskollegium stimmten über die Schlachtung eines Samaritaners ab und verboten sie. R. Zera sprach zu R. Ja͑qob b. Idi: Vielleicht hat der Meister es nur von dem Falle gehört, wenn ein Jisraélit nicht dabei steht? Dieser erwiderte: Dieser Jünger glaubt, die Leute hätten keine Halakha gelernt; brauchte dies denn von dem Falle gesagt zu werden, wenn ein Jisraélit nicht dabei steht!? –
Hat er diesanerkannt oder hat er es nicht anerkannt? – Komm und höre: R. Naḥman b. Jiçḥaq erzählte im Namen R. Asis, er habe R. Joḥanan von der Schlachtung eines Samaritaners essen sehen. Und auch R. Asi aß von der Schlachtung eines Samaritaners. R. Zera wunderte sich darüber : haben sie esnicht gehört, wenn sie es aber gehört hätten, würden sie darauf geachtet haben, oder haben sie es wohlgehört, aber nicht anerkannt?
Später entschied er es sich selbst; es ist einleuchtend, daß sie es gehört und nicht anerkannt haben: wieso würden sie, wenn man sagen wollte, sie hätten es nicht gehört, wenn sie es aber gehört hätten, würden sie es anerkannt haben, dazu gekommen sein, Verbotenes zu essen; wenn der Heilige, gepriesen sei er, nicht einmal das Vieh der Frommen zu einem Verstoßekommen läßt, um wieviel weniger die Frommen selbst!?
Daf 6a
Wenn man nun sagen wollte, er habe es nicht anerkannt, so sollte er erklärt haben, eines in dem Falle, wenn ein Jisraélit dabeisteht, und eines in dem Falle, wenn ein Jisraélit nicht dabei steht. Hieraus ist also zu entnehmen, daß er es anerkannt hat. Schließe hieraus.
Weshalb haben die Rabbanan es verboten? – Wegen des folgenden Vorfalls : Einst sandte R. Meír den R. Šimo͑n b. Elea͑zar, für ihn Wein von Samaritanern zu holen. Da begegnete ihm ein Greis und sprach zu ihm:Stecke ein Messer in deine Kehle, wenn du ein Mann von Mutbist. Hierauf ging R. Šimo͑n b. Elea͑zar und erzählte es R. Meír, und dieser verbot es. –
Aus welchem Grunde? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Sie fanden auf der Spitze des Gerizimbergesdie Gestalt einer Taubeund beteten sie an. R. Meír vertritt hierbei seine Ansicht, daß man die Minderheit berücksichtige, und wegen der Minderheit verbot er es bei der Mehrheit. Und auch R. Gamliél und sein Gerichtskollegium waren der Ansicht R. Meírs.
Worauf bezieht sich der einfache Sinn dieses Schriftverses? – Auf einen Schüler, der vor seinem Lehrer sitzt. R. Ḥija lehrte nämlich:Wenn du dich hinsetzest, um mit einem Herrscher zu speisen, so wisse, wen du vor dir hast; stecke ein Messer in deine Kehle, wenn du ein Mann von Mut bist.
Wenn der Schüler von seinem Lehrer weiß, daß er esihm begründen kann, so frage er, wenn aber nicht, so beachte er, wen er vor sichhat. Stecke ein Messer in deine Kehle, wenn du ein Mann von Mut bist, verlasse ihn.
Einst sandte R. Abahu den R. Jiçḥaq b. Joseph, für ihn Wein von den Samaritanern zu holen. Da begegnete ihm ein Greis und fragte ihn, ob es hier gar keine Leute gebe, die das Gesetz beachten. Hierauf ging R. Jiçḥaq und erzählte es R. Abahu, und R. Abahu ging und erzählte es R. Ami und R. Asi, und sie rührten sich nicht von der Stelle, bis sie sie als richtige Nichtjuden erklärten.
In welcher Hinsicht: wenn hinsichtlich des Schlachtens und des Libationsweines, so hatten ja die Rabbanan dies schon in jenen Fällenangeordnet!? – Jene hatten es angeordnet, und man erkannte es nicht an, darauf ordneten R. Ami und R. Asi es an, und man erkannte es an. –
Was heißt ‘richtige Nichtjuden’? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Hinsichtlich des Aufgebens und des Abtretens eines Gebietes.
Es wird nämlich gelehrt: Ein abtrünniger Jisraélit, der auf der Straße den Šabbath beobachtet, kann sein Gebietaufgeben oder (sein Gebiet) abtreten, und der auf der Straße den Šabbath nicht beobachtet, kann nicht sein Gebiet aufgeben oder (sein Gebiet) abtreten.
Sie sagten nämlich, ein Jisraélit könne [am Šabbath] sein Gebiet abtreten oder (sein Gebiet) aufgeben, ein Nichtjude nur dann, wenn er es vermietet.
Er spreche nämlich zu ihm: Mein Gebiet sei dir abgetreten, mein Gebiet sei zu deinen Gunsten aufgegeben. Dann erwirbt es dieser, ohne eines Aneignungsaktes zu benötigen.
R. Zera und R. Asi kehrten einst in ein Gasthaus zu Jai ein, und man setzte ihnen in Wein gesottene Eier vor; R. Zera aß sienicht, R. Asi aber aß sie. Da sprach R. Zera zu R. Asi : Achtet denn der Meister nicht auf die Beimischungvon Demaj? Dieser erwiderte: Ich dachte nicht daran.
R. Zera sprach : Wieso konnte, wenn sie die Beimischung von Demaj verboten haben sollten, R. Asi dazu gekommen sein, Verbotenes zu essen; wenn der Heilige, gepriesen sei er, nicht einmal das Vieh der Frommen zu einem Verstoße kommen läßt, um wieviel weniger die Frommen selbst!?
Hierauf ging R. Zera hinaus, dachte darüber nach und fand folgende Lehre: Wenn jemand Wein kauft, um ihn in Salztunke oder in Ölweinhineinzutun, Wicken, um daraus Graupenbrei zu machen, oder Linsen, um daraus Grütze zu machen, so ist erverpflichtet, wenn sie Demaj sind, und selbstverständlich, wenn sie sicher [unverzehntet] sind;
sieselbst aber sind erlaubt, weil es nur Beigemischtes ist. –
Haben denn die Rabbanan das beigemischte Demaj nicht verboten, es wird ja gelehrt: Wenn jemand seiner Nachbarin Teig zum Backen oder einen Topf zum Kochen gibt, so ist beim dazu gehörigen Sauerteige und Gewürzeweder das Gesetz des Siebentjahres noch das der Verzehntung zu berücksichtigen.
Wenn er aber zu ihr gesagt hat, daß sie diese vom ihrigen hineintue, so ist beim Sauerteige und beim Gewürze das Gesetz des Siebentjahres und das der Verzehntung zu berücksichtigen!? –
Anders ist es hierbei; da er zu ihr sagt, daß sie das ihrige hineintue, so ist es ebenso, als würde er sie selber mit den Händen beigemischt haben. Raphram erwiderte: Anders verhall es sich beim Sauerteige und beim Gewürze, da sie einen Geschmack verleihen, und der Geschmack nicht aufgehoben wird. –
Ist denn das Umtauschen nicht zu berücksichtigen, wir haben ja gelernt, daß, wenn jemand seiner Schwiegermutter etwasgibt, er das, was er ihr gibt, und das, was er von ihr erhält, verzehnte, weil sie verdächtig ist, das Verdorbene umzutauschen!? – Da erfolgt dies aus dem dort angegebenen Grunde: R. Jehuda erklärte: Weil sie ihrer Tochter nutzen will und sich vor ihrem Schwiegersohne schämt. –
Daf 6b
Ist dies denn sonst nicht zu berücksichtigen, wir haben ja gelernt, daß, wenn jemand etwas seiner Hauswirtin gibt, er das, was er ihr gibt, und das, was er von ihr erhält, verzehnte, weil sie umzutauschen verdächtig ist!? – Auch hierbei erlaubt sie sich dies, indem sie sagt: soll lieber der Gelehrtenjünger das Warme essen, und ich will Kaltes essen. –
Berücksichtigen wir denn nicht das Umtauschen, es wird ja gelehrt: Die Frau eines Gelehrten darf mahlen zusammen mit der Frau eines Menschen aus dem gemeinen Volke, wenn sie unreinist, nicht aber, wenn sie reinist.
R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, auch wenn sie unrein ist, dürfe sie mit ihr nicht mahlen, weil ihre Freundin ihr etwas geben und sie essen könnte.
Wenn sie nun des Raubesverdächtig ist, um wieviel mehr des Umtauschens!? R. Joseph erwiderte: Auch da erlaubt sie sich dies, indem sie sagt, das Rind frißt von dem, was es drischt.
R. Jehošua͑ b. Zeruz, Sohn des Schwiegervaters R. Meírs, bekundete vor Rabbi, daß R. Meír ein Krautblatt in Beth-Šean gegessenhabe, und daraufhin erklärte Rabbi ganz Beth-Šeán als erlaubt.
Hierauf taten sich seine Brüder und seine ganze väterliche Familie zusammen und sprachen zu ihm: Einen Ort, den deine Vorfahren und die Vorfahren deiner Vorfahren als verboten hielten, erklärst du als erlaubt!?
Da trug er ihnen folgenden Schriftvers vor :Und er zerschlag die kupferne Schlange, die Moše gefertigt hatte; denn bis zu jenen Tagen pflegten die Kinder Jisraél ihr zu räuchern und sie nannten sie Neḥuštan. Ist es denn möglich, daß Asa sie nicht fortgeschafft hatte, daß Jehošaphaṭ sie nicht fortgeschafft hatte, Asa und Jehošaphaṭ hatten ja alle Götzen der Welt fortgeschafft!?
Daf 7a
Vielmehr ließen ihm seine Vorfahren eine Gelegenheit zur Auszeichnung zurück, ebenso ließen auch mir meine Vorfahren eine Gelegenheit zur Auszeichnung zurück.
Hieraus, daß, wenn ein Schriftgelehrter eine Lehrevorträgt, man ihn nicht fortschiebe. Manche lesen: man ihn nicht verstoße. Manche lesen: man ihn nicht für hochmütig halte.
Manche lesen: man ihn nicht fortschiebe, denn es heißt:das Brustschild soll sich nicht verschieben. Manche lesen : man ihn nicht verstoße, denn es heißt:denn nicht ewig wird der Herr verstoßen. Manche lesen: man ihn nicht für hochmütig halte, denn es wird gelehrt: seitdem die Hochmütigen sich mehrten, mehrten sich Streitigkeiten in Jisraél.
Jehuda, Sohn des R. Šimo͑n b. Pazi wandte ein : Gibt es denn jemand, welcher sagt, Beth-Šean gehöre nicht zum Jisraéllande, es heißt ja:Menase vertrieb nicht [die Bewohner von] Beth-Šean und den Tochterstädten, Ta͑nakh und den Tochterstädten!? –
Ihm entfiel das, was R. Šimo͑n b. Eljaqim im Namen des R. Elea͑zar b. Pedath im Namen des R. Elea͑zar b. Šamua͑ sagte: Viele Städte hatten die Auszügler aus Miçrajim erobert, jedoch nicht die Auszügler aus Babylonien.
Er ist der Ansicht, die erste Heiligunghatte Geltung für die damalige Zeit, nicht aber für später, und man ließ sie zurück, damit die Armen sich auf sie im Siebentjähr stützen.
R. Jirmeja sprach zu R. Zera: R. Meír aß ja nur ein Blatt!? Dieser erwiderte: Er aß es von einem Bündel, und wir haben gelernt, Kräuter, die man zusammenbindet, sobald sie zusammengebunden werden. –
Vielleicht dachte er nicht daran!? – Wenn der Heilige, gepriesen sei er, das Vieh der Frommen nicht zu einem Verstoße kommen läßt, um wieviel weniger die Frommen selbst. –
Vielleicht hatte er den Zehnten von anderementrichtet!? – Genossen sind nicht verdächtig, den Zehnten vom Nichtzusammenliegendenzu entrichten. – Vielleicht richtete er seine Augen auf die eine Stelle und aß von einer anderen Stelle!? Dieser erwiderte: Sieh, was für ein bedeutender Mann dies bekundet.
Welches Bewenden hat es mit dem Vieh der Frommen? – Einst ging R. Pinḥas b. Jaír zur Gefangenenauslösung, und als er auf den Fluß Ginaj stieß,
sprach er zu ihm: Ginaj, teile mir dein Wasser, damit ich dich durchschreiten kann. Dieser erwiderte: Du gehst, um den Willen deines Schöpfers auszuüben, und ich fließe, um den Willen meines Schöpfers auszuüben; bei dir ist es zweifelhaft, ob du es vollbringen wirst oder nicht ich aber vollbringe es entschieden. Jener sprach: Wenn du dich nicht teilest, verhänge ich über dich, daß nie Wasser durch dich fließe. Da teilte er sich.
Mit ihm war ein Mann, der Weizen für das Pesaḥfest trug, er sprach weiter: Teile dich auch für diesen, denn er befaßt sich mit einer gottgefälligen Handlung. Da teilte er sich. Auch ein Araber war in ihrer Begleitung, und er sprach zu ihm: Teile dich auch für diesen, damit man nicht sage: So behandeln sie einen Reisegefährten!
Da teilte er sich. R. Joseph sprach: Um wieviel bedeutender ist dieser Mann als Moše mit seinen sechzig Myriaden ; da geschah eseinmal, bei diesem aber dreimal. – Vielleicht geschah es auch bei diesem nur einmal!? – Vielmehr, dieser gleicht Moše mit seinen sechzig Myriaden.
Hierauf kehrte er in ein Wirtshaus ein, wo man seinem Esel Gerste vorwarf, dieser aber sie nicht fraß;
Daf 7b
er fraß sie auch nicht, nachdem man sie gesiebt hatte, und er fraß sie auch nicht, nachdem man sie gereinigt hatte. Da sprach er zu ihnen: Vielleicht ist sie nicht verzehntet? Hierauf verzehntete man sie, und er fraß sie. Da sprach er: Das arme [Vieh] geht den Willen seines Schöpfers vollbringen, und ihr verabreicht ihm Unverzehntetes! –
War sie denn zehntpflichtig, wir haben ja gelernt, wenn man [Getreide] zur Aussaat oder für ein Vieh, Mehl zum [Gerben von] Häuten oder Öl zur Beleuchtung oder zum Schmieren von Geräten kauft, unterliege es nicht dem [Gesetze vom] Demaj!? –
Hierzu wurde ja gelehrt: R. Joḥanan sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn man es von vornherein für ein Vieh gekauft hat, wenn man es aber von vornherein für Menschen gekauft hat, sich aber überlegt und es für das Vieh verwendet, so ist es zehntpflichtig. Ferner wird auch gelehrt: Wenn jemand auf dem Markte Früchte zum Essen gekauft hat, und sich überlegt, sie für das Vieh zu verwenden, so darf er sie seinem Vieh oder dem Vieh eines anderen erst dann geben, wenn er sie verzehntet hat.
Als Rabbi davon hörte, kam er ihm entgegen und sprach zu ihm: Beliebe doch, bei mir zu speisen! Jener erwiderte: Jawohl. Da erhellte sich das Gesicht Rabbis.
Hierauf sprach jener: Du glaubtest wohl, ich hätte gelobt, von Jisraél nichts zu genießen? Die Jisraéliten sind heilig; mancher willund hat nicht, mancher hat und will nicht. Es heißt:Iß nicht das Brot des Mißgünstigen, und gelüste nicht nach seinen Leckereien; denn wie einer, der um das Leben rechnet, so ist er; iß, trink, spricht er zu dir, sein Herz ist aber nicht mit dir. Du aber willst und hast auch.
Doch muß ich jetzt eilen, da ich mich mit einer gottgefälligen Handlung befasse; wenn ich zurückkomme, kehre ich bei dir ein.
Als er zurückkam, gelangte er zu einer Tür, an der weiße Maultiere standen; da sprach er: Der Todesengelweilt in seinem Hause, und ich sollte bei ihm speisen!?
Als Rabbi dies hörte, ging er ihm entgegen und sprach zu ihm: Soll ich sie verkaufen? Dieser erwiderte:Leg keinen Anstoß vor einem Blinden, –
Soll ich sie preisgeben? – So richtest du einen noch größeren Schaden an. – Soll ich sie enthufen? – Dies ist eine Tierquälerei. – Soll ich sie töten? – Es [heißt:]du sollst nicht zerstören.
Als er in ihn sehr drang, erhob sich zwischen ihnen ein Berg. Da weinte Rabbi und sprach : Wenn diesbei ihren Lebzeiten, um wieviel mehr nach ihrem Tode. R. Ḥanina sagte nämlich: Bedeutender sind die Frommen nach ihrem Tode als bei ihren Lebzeiten, denn es heißt:Als sie nun einen Mann begraben wollten, erblickten sie plötzlich eine Streifschar ; da warfen sie den Mann in Eliša͑s Gruft. Als aber der Mann die Gebeine Eliša͑s berührte, ward er wieder lebendig und stellte sich auf seine Füße.
R. Papa sprach zu Abajje: Vielleicht deshalb, damit an ihm der Segen Elijahus in Erfüllunggehe, denn es heißt :möchte mir denn ein doppelter Anteil an deinem Geiste zuteil werden!? Dieser erwiderte: Wäre dem so, welche Bedeutung hätte demnach die Lehre, daß er sich zwar auf seine Füße gestellt hatte, jedoch nicht heimgekehrtsei!? –
Wieso ist dies demnach in Erfüllung gegangen? – Nach einer Erklärung R. Joḥanans: er heilte Naa͑man vom Aussatze, der dem Tode gleicht, wie es heißt:laß sie nicht werden wie ein Toter.
R. Jehošua͑ b. Levi sagte : Sieheißen deshalb Jemim, weil die Angst [ema] vor ihnen auf den Menschen lastet. So sagte R. Ḥanina : Nie in meinem Leben befragte mich jemand über eine Verwundung durch ein weißes Maultier, und blieb leben. – Wir sehen ja aber, daß manche leben bleiben!? – Lies: und genesen ist. – Wir sehen ja aber, daß manche genesen!? – Wir sprechen von solchen, deren Fußenden weiß sind.
Es gibt keinen außer ihm. R. Ḥanina sagte: Selbst die Zauberei. Einst bemühte sich ein Weib, Erde unter den Füßen R. Ḥaninasaufzunehmen. Da sprach er zu ihr: Nimm nur, deine Absicht gelingt dir doch nicht; es heißt: es gibt keinen außer ihm. – R. Joḥanan sagte ja aber, sie heißen deshalb Zauberer, weil sie dem Kollegium droben trotzen!? – Anders verhielt es sich bei R. Ḥanina, dessen Verdienste groß waren.
Ferner sagte R. Ḥanina: Niemand verletzt sich den Finger hienieden, ohne daß dies droben verhängt worden ist, denn es heißt :vom Herrn werden die Schritte des Menschen gerichtet. Wie kann ein Mensch seinen Weg verstehen. R. Elea͑zar sagte: Das Blut einer Verletzung sühnt ebenso wie das Blut eines Brandopfers. Raba sagte: Dies gilt vom Daumen der rechten [Hand] und der zweitenVerletzung, und auch nur dann, wenn es beim Gehen zu einer gottgefälligen Handlung erfolgt ist.
Man erzählt von R. Pinḥas b. Jaír, daß er in seinem Leben nie den Segen über ein fremdes Stück Brot sprach, und daß er seit dem Tage seiner Selbständigkeit nichts von der Tafel seines Vaters genoß.
Daf 8a
R. Zera sagte im Namen Šemuéls: Wenn jemand ein Messer angebrannt und damit geschlachtet hat, so ist die Schlachtung gültig, denn die Schneide [wirkt] früher als die Glut. – Es sind ja noch die Seitenflächenvorhanden!? – Die Schlachtstelle weitet sich.
Sie fragten: Wie ist es, wenn man einen Spieß anbrennt und jemandem einen Schlag versetzt: gilt diesals Entzündung oder als Brandgeschwür? –
In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung? – Hinsichtlich der folgenden Lehre: Die Unreinheit der Entzündung und des Brandgeschwürs entscheidet sich in einer Wochedurch die zwei Merkmale: weißes Haar und Ausdehnung. Weshalb hat die Schrift sie geteilt? – Um dir zu sagen, daß sie miteinander nicht vereinigtwerden.
Ferner haben wir gelernt: Was ist eine Entzündung und was ist ein Brandgeschwür? Rührt es von einem Schlage mit einem Holze oder einem Steine her, von [heißem] Trester, heißem Wasser der Tiberiasquellen oder sonst etwas, das nicht vom Feuer kommt, dies schließt Blei aus der Mine ein, so ist dies eine Entzündung, und wenn von einer [heißen] Kohle, Glutasche, heißem Kalk, heißem Gips oder sonst etwas, das vom Feuer kommt, dies schließt am Feuer gekochtes Wasser ein, so ist dies ein Brandgeschwür.
Ferner wird gelehrt: Entzündungund Brandgeschwür; war die Entzündung früher da als das Brandgeschwür, so hebt das Brandgeschwür die Entzündung auf, und war das Brandgeschwür früher da als die Entzündung so hebt die Entzündung das Brandgeschwür auf.
Hierbeihandelt es sich um den Fall, wenn jemand eine Entzündung in der Größe einer halben Graupeschon hatte, und man einen Spieß angebrannt und ihm damit einen Schlag versetzt hat, wodurch [eine Wunde] von einer halben Graupe entstanden ist.
Wie ist es nun: wirkt der Schlag zuerst, somit sind hier, da der Brand den Schlag aufhebt, eine Entzündung und eine Brandwunde vorhanden, und sie werden nicht vereinigt, oder wirkt der Brand zuerst, somit sind hier, da der Schlag den Brand aufhebt, zwei Entzündungen vorhanden, und sie werden vereinigt? –
Komm und höre: R. Zera sagte im Namen Šemuéls, wenn man ein Messer angebrannt und damit geschlachtet hat, sei die Schlachtung gültig, weil die Schneide früher [wirkt] als die Glut; demnach wirkt der Schlag zuerst. – Anders verhält es sich bei einer Schneide. –
Komm und höre: Wenn man einen Spieß anbrennt und damit einen Schlag versetzt, so ist [die Wunde] als Feuer-Brandwunde anzusehen; demnach wirkt der Schlag zuerst. – Da in dem Falle, wenn man damit sticht, was der Schneide gleicht.
R. Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abuha: Mit einem Messer vom Götzendienstedarf man schlachten, jedoch kein Fleisch schneiden. Man darf damit schlachten, weil dies eine Schädigungist, und man darf damit kein Fleisch schneiden, weil dies eine Verbesserungist.
Raba sagte: Zuweilen ist das Schlachten verboten, wenn nämlich das [Vieh] in Gefahr schwebt, und das Schneiden erlaubt, bei schönen Stücken, die als Geschenke geeignetsind. –
Dies sollte doch schon wegen des verbotenen Fettesverboten sein!? –
Daf 8b
Bei einem neuen. –
Ein neues ist ja sowohl nach R. Jišma͑él als auch nach R. A͑qibanur ein Dienstgerät des Götzen, und Dienstgeräte des Götzen sind ja erst dann verboten, wenn sie benutzt worden sind!? – Wenn du willst, sage ich: wenn man damit Holz für den Götzendienst gespalten hat, und wenn du willst, sage ich: dies gilt von einem gebrauchten, das man im Feuer ausgebrannt hat.
Es wurde gelehrt: Hat man mit einem Messer von Nichtjuden geschlachtet, so muß man, wie Rabh sagt, abschaben, und wie Rabba b. Bar-Ḥana sagt, abspülen. Es wäre anzunehmen, daß ihr Streit im folgenden bestehe: einer ist der Ansicht, die Schlachtstelle gelte als Kaltes, und der andere ist der Ansicht, die Schlachtstelle gelte als Heißes. –
Nein, alle sind der Ansicht, die Schlachtstelle gelte als Heißes; einer sagt, abschaben, füglich, und einer sagt, abspülen, weil die Halsgefäße, die das Blut ausstoßen, nichts einsaugen.
Manche lesen: Alle sind der Ansicht, die Schlachtstelle gelte als Kaltes; einer sagt, abspülen, füglich, und einer sagt, abschaben, weil es durch den Druck des Messers einsaugt.
Über ein Messer von Totverletztemstreiten R. Aḥa und Rabina; einer sagt, mit Warmem, und einer sagt, mit Kaltem. Die Halakha ist: mit Kaltem. Ist aber ein Lappen von einem Vorhängezum Abwischen vorhanden, so ist dies nicht nötig.
Nach demjenigen, der mit Warmem sagt, wohl aus dem Grunde, weil es vom Verboteneneinsaugt, somit sollte dies auch von Erlaubtemgelten, da es Teile von einem lebenden Vieheinsaugt!? – Es saugt ein, erst wenn es warm ist, und warm ist es erst nach Beendigung des Schlachtens, zu einer Zeit, wo eserlaubt ist.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Ein Schlächter muß drei Messer haben: eines zum Schlachten, eines zum Schneiden des Fleisches und eines zum Schneiden des Talges. –
Er kann ja eines besorgen und damit zuerst das Fleisch und nachher den Talg schneiden!? – Es ist zu berücksichtigen, er könnte zuerst den Talg und nachher das Fleisch schneiden. – Er kann sie ja auch dannverwechseln !? – Da zwei nötig sind, so hat er ein Kennzeichen.
Ferner sagte R. Jehuda im Namen Rabhs: Ein Schlächter muß zwei Gefäße mit Wasser haben: eines zum Abspülen des Fleisches und eines zum Abspülen des Talges. – Er kann ja eines besorgen und darin zuerst das Fleisch und nachher den Talg abspülen!? – Es ist zu berücksichtigen, er könnte zuerst den Talg und nachher das Fleisch abspülen. – Er kann sie ja auch dann verwechseln!? – Da zwei nötig sind, so hat er ein Kennzeichen.
Amemar sagte im Namen R. Papas : Man lege nicht die Lendenauf das Fleisch, weil der Talg abfließt und vom Fleische aufgesogen wird. –
Demnach fließt ja der Talg ab, auch wenn sie wie gewöhnlich liegen, und wird vom Fleischeaufgesogen!? – Unten ist es durch eine Haut getrennt. –
Daf 9a
Auch obenist ja eine Haut vorhanden!? – Diese wird beschädigt, weil die Hand des Schlächters sie betastet.
Ferner sagte R. Jehuda im Namen Rabhs: Ein Gelehrter muß drei Dinge lernen: das Schreiben, das Schlachten und die Beschneidung. R. Ḥananja b. Šelemja sagte im Namen Rabhs: Auch den Knotender Tephillin, den Hochzeitssegen und die Çiçith [einknüpfen]. – Und jener!? – Diese kommen häufig vor.
Ferner sagte R. Jehuda im Namen Šemuéls: Wenn ein Schlächter die Vorschriften über das Schlachten nicht kennt, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen. Folgende sind es: die Unterbrechung, das Aufdrücken, das Durchbohren, die Verschiebung und das Ausreißen. –
Was lehrt er uns damit, dies alles haben wir ja bereits gelernt!? – In dem Falle, wenn er vor uns zwei- oder dreimal richtig geschlachtet hat; man könnte glauben, da er sonst richtig geschlachtet hat, sei es auch diesmal richtig erfolgt, so lehrt er uns. daß, wenn er sie nicht gelernt hat, es vorkommen kann, daß er unterbricht oder aufdrückt, ohne eszu wissen.
Ferner sagte R. Jehuda im Namen Šemuéls: Der Schlächter muß nach dem Schlachten die Halsorgane untersuchen. R. Joseph sagte: Auch wir haben demgemäß gelernt: R. Šimo͑n sagt, wenn er solange unterbrochenhat, wie die Untersuchung dauert. Doch wohl die Untersuchung der Halsorgane.
Abajje sprach zu ihm: Nein, folgendes sagte R. Joḥanan: die Untersuchung des Gelehrten. – Demnach hast du ja dafür verschiedeneZeitbestimmungen!? – Vielmehr die Untersuchung eines gelehrten Schlächters. –
Wie ist es, wenn er nicht untersucht hat? – R. Elea͑zar b. Antigonos sagte im Namen des R. Elea͑zar b. R. Jannaj, es gelte als Totverletztes und ist zum essen verbaten; in einer Barajtha wird gelehrt, es gelte als Aas und ist durch das Tragen verunreinigend. –
Worin besteht ihr Streit? – [In einer Lehre] R. Honas, welcher sagte: Ein Vieh befindet sich lebend im Zustande des Verbotenen, bis dir bekannt wird, wie es geschlachtet wordenist ; ist es geschlachtet worden, so befindet es sich im Zustande des Erlaubten, bis dir bekannt wird, wieso es verboten wordenist.
Einer ist der Ansicht, es befinde sich im Zustande des Verbotenen, und jetzt ist es tot, und einer ist der Ansicht, wir sagen wohl, es befinde sich im Zustande des Verbotenen, nicht aber, es befinde sich im Zustande des Unreinen.
Der Text. R. Hona sagte: Ein Vieh befindet sich lebend im Zustande des Verbotenen, bis dir bekannt wird, wie es geschlachtet worden ist; ist es geschlachtet worden, so befindet es sich im Zustande des Erlaubten, bis dir bekannt wird, wieso es verboten worden ist. Sollte er doch sagen: ist es geschlachtet worden, so wird es erlaubt!?– Folgendes lehrt er uns: auch wenn eine Verdächtigkeitentstanden ist.
So fragte R. Abba den R. Hona: Wie ist es, wenn ein Wolf gekommen ist und das Eingeweide fortgeschleppt hat? –
Wenn fortgeschleppt, so ist es ja nicht vorhanden!? – Vielmehr wie ist es, wenn er das Eingeweide verletzthat!? – Wenn er es verletzt hat, sehen wir ja, daß e r dies getan hat!? –Vielmehr: wie ist es, wenn er es fortgeschleppt und verletzt zurückgebracht hat: berücksichtigen wir, er hat es vielleicht an einer verletzten Stelle verletzt, oder nicht?
Dieser erwiderte: Man berücksichtige nicht, er habe es vielleicht an einer verletzten Stelle verletzt.
Jener wandte gegen ihn ein: Wenn man einen Vogel in eine Feige picken oder eine Maus an einer Gurke nagen sieht,
Daf 9b
so berücksichtige man, sie haben vielleicht das Loch an der Stelle eines Lochesgemacht!?
Dieser erwiderte: Das Verbotene ist nicht mit dem Lebensgefährlichen zu vergleichen; bei einer Lebensgefahr verhält es sich anders. Raba sprach zu ihm: Wohl deshalb, weil bei Lebensgefahr in einem Zweifel erschwerend zu entscheiden ist, und auch beim Verbotenen ist ja in einem Zweifel erschwerend zu entscheiden!?
Abajje erwiderte: Ist etwa zwischen Verbotenem und Lebensgefährlichem nicht zu unterscheiden? Bei einem Zweifel der Unreinheit ist es auf öffentlichem Gebiete rein, wenn aber über nicht zugedecktes Wasser ein Zweifelbesteht, so ist es verboten!?
Dieser erwiderte: Da ist dieseine überlieferte, von der Ehebruchsverdächtigen gefolgerte Lehre: wie bei dieser [die Verunreinigung]auf Privatgebieterfolgt ist, ebensojede andere Unreinheit auf Privatgebiet.
R. Šimi wandte ein: Wenn ein Wiesel mit einem Kriechtier im Maule auf Broten von Hebe umherläuft, und es zweifelhaft ist, ob esdiese berührt oder nicht berührt hat, so sindsie in diesem Zweifel rein. Das offen gestandene Wasser aber ist in einem Zweifel verboten!? –
Auch hierbei ist dies eine überlieferte von der Ehebruchsverdächtigten gefolgerte Lehre: wie diese ein zum Befragenvernünftiges Wesen ist, ebenso überall, wenn es ein zum Befragen vernünftiges Wesenist.
R. Aši sagte : Komm und höre : Wenn man eine Kanneoffen zurückgelassen hat und zugedeckt findet, so ist [das Wasser] unrein, denn man nehme an, ein Unreiner war da und habe sie zugedeckt.
Wenn man zugedeckt zurückgelassen hat und offen findet, so ist es, wenn ein Wiesel daraus trinkenkonnte, oder eine Schlange nach R. Gamliél, oder wenn nachts Tauhineingekommen ist, untauglich.
Hierbi zu sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Aus dem Grunde,
Daf 10a
weil Kriechtiere aufzudecken und nicht zuzudeckenpflegen.
Oder auch: nur wenn man es offen zurückgelassen hat und zugedeckt findet, oder zugedeckt, und offen findet, wenn man es aber so findet, wie man es zurückgelassen hat, so ist es weder unrein noch untauglich.
Besteht aber ein Zweifel über offen gestandenes Wasser, so ist es verboten. Schließe hieraus, daß es bei Lebensgefährlichem strenger ist als bei Verbotenem. Schließe hieraus.
Dort haben wir gelernt: Dreierlei Getränke sind wegen Offenstehens verboten: Wasser, Wein und Milch. Wie lange müssen sie offen gestanden haben, um verboten zu sein? Daß das Schleichende aus einer nahen Stelle herausgekommen und davon getrunken haben kann. – Welches heißt eine nahe Stelle? R. Jiçḥaq, Sohn des R. Jehuda, erwiderte: Daß es unter dem Henkel des Gefäßes hervorkommen und trinken kann. –
Wenn es trinkt, sieht man es ja!? – Vielmehr, trinken und in das Loch zurückkehren kann.
Es wurde gelehrt: Wenn man mit einem Messer geschlachtet hat und es schartigfindet, so ist es, wie R. Hona sagt, selbst wenn man damit den ganzen Tag Knochen zerschlagen hat, untauglich, denn es sei zu berücksichtigen, es kann an der Hautschartig geworden sein, und wie R. Ḥisda sagt, tauglich, denn es ist wahrscheinlich an einem Knochen schartig geworden. –
Allerdings entscheidet R. Hona nach seinerLehre, was aber ist der Grund R. Ḥisdas? – Er kann dir erwidern: ein Knochen macht entschieden schartig, von der Haut aber ist es zweifelhaft, ob sie schartig macht oder nicht, somit liegt hier Zweifelhaftes und Entschiedenesvor, und das Zweifelhafte bringt nichts aus dem Zustande des Entschiedenen.
Raba erhob einen Einwand als Stütze für R. Hona: Wenn jemand untergetaucht und heraufgestiegen ist, und etwas Trennendessich an ihm befindet, so wird ihm, selbst wenn er sich den ganzen Tag mit solchembefaßt hat, das Untertauchen nicht angerechnet, es sei denn, er sagt, er wisse bestimmt, daß es vorher an ihm nicht war. Hierbei ist es entschieden, daß er untergetaucht ist, und zweifelhaft, ob es an ihm war oder nicht, und das Zweifelhafte bringt aus dem Zustande des Entschiedenen!? –
Anders ist es hierbei, denn man sage, der Unreine sei bei seinem Zustande zu lassen und nehme an, er sei nicht untergetaucht. –
Sollte man auch in unsrem Falle sagen, das Vieh sei bei seinem Zustande zu lassen und nehme an, es sei nicht geschlachtet worden!? – Es liegt ja geschlachtet vor dir. –
Auch da steht er ja untergetaucht vor dir!? – Es ist eine Suspiscionvorhanden. –
Auch in unserem Falle ist ja eine Suspiscion vorhanden!? – Suspekt ist nur das Messer, das Vieh aber ist nichtsuspekt.
Man wandte ein: Wenn er die Speiseröhre durchgeschnitten hat und nachher die Gurgel herausgezogenwurde, so ist es tauglich, wenn aber zuerst die Gurgel herausgezogen wurde und er nachher die Speiseröhre durchgeschnitten hat, so ist es untauglich.
Wenn er die Speiseröhre durchgeschnitten hat und die Gurgel herausgezogen findet, und nicht weiß, ob sie vor dem Schlachten herausgezogen worden ist oder nach dem Schlachten herausgezogen worden ist, – dies ereignete sich einst, und sie entschieden, jeder Zweifel mache die Schlachtung ungültig.
[Die Worte] ‘jeder Zweifel mache die Schlachtung ungültig’ schließen wohl einen solchen Fallein!? – Nein, sie schließen den Zweifel der Unterbrechung oder des Aufdrückens ein. –
Daf 10b
Welchen Unterschied gibt es dabei? – Da erstreckt sich die Suspiscion auf das Vieh, hierbei aber ist nur das Messer suspekt, nicht aber ist das Vieh suspekt.
Die Halakha ist wie R. Hona in dem Falle, wenn man damit keine Knochen zerschlagen hat, und wie R. Ḥisda in dem Falle, wenn man damit Knochen zerschlagen hat. – Wodurch ist, wenn R. Ḥisda demnach auch von dem Falle spricht, wenn man damit keine Knochen zerschlagen hat, die Scharte entstanden? – Sie kann durch den Genickknochenentstanden sein.
Einst ereignete sich ein solcher Fall und R. Joseph erklärte dreizehn Tiereals verboten. – Wohl nach R. Hona, und auch das erste? – Nein, nach R. Ḥisda, mit Ausnahmedes ersten.
Wenn du aber willst, sage ich: tatsächlich nach R. Hona, denn da nach R. Ḥisda [die erleichternde Wahrscheinlichkeit] anzunehmen ist, so braucht es ja nicht am Genickknochen des ersten schartig geworden zu sein, es kann ja auch am Genickknochen des letzten schartig geworden sein.
R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: R. Kahana benötigt der Untersuchung zwischen jedem einzelnen. – Wohl nach R. Hona, um auch das erste als verbotenzu erklären? – Nein, nach R. Ḥisda, um auch die folgenden als erlaubt zu erklären. –
Demnachsollte ja die Untersuchung durch einen Gelehrten erforderlich sein!? – Bei rituellen Dingen ist ein einzelner Zeuge glaubhaft. – Demnach sollte dies auch vorhernicht erforderlich sein!? – R. Joḥanan sagte auch, daß man das Messer einem Gelehrten nur wegen der Ehrung des Gelehrten zeige.
Woher das, was die Rabbanan gesagt haben, jede Sachesei bei ihrem Zustandezu belassen?
R. Šemuél b. Naḥmani erwiderte im Namen R. Jonathans: Die Schrift sagt :der Priester gehe aus dem Hausezur Tür des Hauses und schließe das Haus ab sieben Tage, und da doch möglich ist, daß nach seinem Hinausgehen[der Aussatz] kleiner wird, so ist wohl anzunehmen, daß man jede Sache bei ihrem Zustande belasse.
R. Aḥa b. Ja͑qob wandte ein: Vielleicht gehe er rückwärts hinaus und beobachte beim Hinausgehen!?
Abajje erwiderte: Dagegen ist zweierlei zu erwidern: erstens heißt das rückwärtige Hinausgehen nicht Hinausgehen, und zweitens, wie mache er es, wenn [der Aussatz] sich hinter der Tür befindet!? Wolltest du sagen,. man mache darinein Fenster, so haben wir ja gelernt, daß man in einem dunklen Raume kein Fenster mache, um den Aussatz zu besichtigen!?
Raba entgegnete ihm: Wenn du erwiderst, das rückwärtige Hinausgehen heiße nicht Hinausgehen, so ist vom Hochpriester am Versöhnungstage[das Entgegengesetzte] zu beweisen; bei diesem heißt es ‘hinausgehen’, und wir haben gelernt, daß er soherauskam, wie hineinging. Und wenn du erwiderst, in einen dunklen Raume mache man kein Fenster, um den Aussatz zu besichtigen, so gilt dies nur von dem Falle wenn esnicht feststeht, wenn es aber feststeht, ist es festgestellt.
Es gibt eine Lehre gegen R. Aḥa b. Ja͑qob: Der Priester gehe aus dem Hause, man könnte glauben, der Priester gehe nach Hause und lassees abschließen, so heißt es: zur Tür des Hauses.
Wenn zur Tür des Hauses, so könnte man glauben, er stehe an der Oberschwelle und schließe ab, so heißt es: aus dem Hause, wenn er das Haus verlassen hat. Wie mache er es? – er stehe vor der Oberschwelle und schließe ab.
Woher, daß, wenn er nach Hause geht und abschließen läßt, oder im Hause steht und abschließt, sein abschließen gültig ist? – es heißt: er schließe das Haus ab, in jeder Weise. –
Und R. Aḥa b. Ja͑qob!? –
Daf 11a
Wenn eine Reihe Menschen stehen und einander zurufen: es ist beim bisherigen Zustande.
Woher das, was die Rabbanan gesagt haben, man richte sich nach der Mehrheit? – Woher, es heißt ja:nach der Mehrheit zu entscheiden!?
Von einer Mehrheit, die vor uns ist, wie beispielsweise im Falle von den neun Lädenund beim Synedrium, ist es uns nicht fraglich,
wir fragen nur hinsichtlich einer Mehrheit, die nicht vor uns ist, wie beispielsweise bei einem Minderjährigen und einer Minderjährigen, woher dies?
R. Elea͑zar erklärte:
Dies ist vom Kopfe des Brandopfers zu entnehmen. Die Schrift sagt:er zerschneide es in Stücke, es in Stücke, nicht aber die Stücke in Stücke. Es ist jazu berücksichtigen, die Hirnhaut kann verletztsein? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit. –
Wieso denn, vielleicht spalte man ihn und untersuche, und die Lehre: es in Stücke, nicht aber die Stücke in Stücke, erstreckt sich nur auf die vollständige Zerteilung, wenn es aber zusammenhängt, so ist nichts dabei!?
Mar, der Sohn Rabinas, erklärte: Dies ist vom Zerbrechen eines Knochens vom Pesaḥ[lamme]zu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt:ihr sollt keinen Knochen davon zerbrechen. Es ist ja zu berücksichtigen, die Hirnhaut kann verletzt sein? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit. –
Wieso denn, man kann eine heiße Kohle hinauflegen, ihn durchbrennen und untersuchen!? Es wird nämlich gelehrt: Das Zerschneiden der Sehnen und das Verbrennen der Knochen gilt nicht als Zerbrechen eines Knochens.
R. Naḥman b. Jiçḥaq erklärte: Dies ist vom Fettschwanzezu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt :das Fett, den Fettschwanz vollständig; es ist ja zu berücksichtigen, das Rückenmark kann durchbrochensein? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
Wolltest du erwidern, man schneide ihn ganz untenab, so sagt ja der Allbarmherzige:neben dem Kreuzbeine, wo die Nieren Rat erteilen. –
Wieso denn, man kann ihn öffnen und untersuchen, denn [das Wort] vollständig besagt nur, daß man ihn nicht ganz durchschneide, zusammenhängend aber ist nichts dabei!?
R. Šešeth, Sohn des R. Idi, erklärte: Dies ist vom genickbrochenen Kalbezu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt:dem genickbrochenen, wenn es unverletzt war. Es ist ja zu berücksichtigen, es war vielleicht totverletzt? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
Wolltest du erwidern, dies sei gleichgültig, so sagten sie ja in der Schule R. Jannajs, bei diesem werde von einer Sühne gesprochen, wie bei den Opfern.
Rabba b. R. Šila erklärte: Dies ist von der roten Kuh zu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt:er schlachte, er verbrenne, wie sie beim Schlachten ganz sein muß, ebenso muß sie auch beim Verbrennen ganzsein. Es ist ja zu berücksichtigen, vielleicht ist sie totverletzt? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
Wolltest du erwidern, dies sei gleichgültig, so nennt sie ja der Allbarmherzige Sündopfer.
R. Aḥa b. Ja͑qob erklärte: Dies ist vom fortzuschickenden [Sühne]bock zu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt:er nehme die beiden Ziegenböcke, sie müssen einander gleichen. Es ist ja zu berücksichtigen,
Daf 11b
vielleicht ist einer von ihnentotverletzt? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
Wolltest du erwidern, dies sei gleichgültig, so ist ja das Losnur dann für A͑zazel bestimmend, wenn auch der für den Herrn bestimmte verwendbarist. Wolltest du erwidern, man untersuche ihn, so haben wir ja gelernt, daß bevor er noch die Hälfte des Bergeserreichte, von ihm nur einzelne Glieder vorhanden waren.
R. Mari erklärte : Dies ist zu entnehmen [vom Gesetze] :wer Vater und Mutter schlägt. Der Allbarmherzige sagt, daß man ihn töte, obgleich zu berücksichtigen ist, er sei vielleicht gar nicht sein Vater? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit, und die meisten Beiwohnungen sind vom Ehemanne. –
Wieso denn, vielleicht in dem Falle, wenn der Vater und die Mutter zusammen im Gefängnisse eingesperrt waren!? – Trotzdem, es gibt keine Sicherheit vor der Unzucht.
R. Kahana erklärte: Dies ist vom Mörder zu entnehmen, von dem der Allbarmherzige sagt, daß man ihn töte. Es ist ja zu berücksichtigen, vielleicht war [der Ermordete] totverletzt? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
Wolltest du erwidern, man untersuche [die Leiche], so wird sie ja dadurch geschändet. Wolltest du erwidern, wegen seines Lebensschände man sie, so ist ja zu berücksichtigen, die Verletzung kann sich an der Stelle der Schwert[wunde] befunden haben.
Rabina erklärte: Dies ist von den überführten Falschzeugen zu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt :verhänge über ihn, was er gedacht hat &c. Es ist ja zu berücksichtigen, derjenige, über den sie ausgesagt haben, war vielleicht totverletzt? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
Wolltest du erwidern, man untersucheihn, so wird ja gelehrt, Berabbi sagte, hat man ihn noch nicht hingerichtet, so werden siehingerichtet, hat man ihn hingerichtet, so werden sie nicht hingerichtet.
R. Aši erklärte: Dies ist vom Schlachten selbst zu entnehmen. Der Allbarmherzige sagt, daß man schlachte und esse, und es ist ja zu berücksichtigen, vielleicht hatte [das Vieh] an der Stelle, wo man es geschlachtet hat, ein Loch? Doch wohl, weil wir sagen, man richte sich nach der Mehrheit.
R. Aši sagte: Ich habe diese Lehre R. Kahana vorgetragen, manche sagen, R. Kahana dem R. Šimi, und dieser erwiderte: Vielleichtnur da, wo es möglich ist, und wo es nicht möglich ist, ist es nicht möglich.
Wenn dem nicht so wäre, so dürfte man nach R. Meír, der auch die Minderheit berücksichtigt, überhaupt kein Fleisch essen!?
Daf 12a
Wolllest du sagen, dem sei auch so, wie ist es hinsichtlich des Pesaḥlamms und der Opferzu erklären!? Vielmehr nur da, wo es möglich ist, und wo es nicht möglich ist, ist es nicht möglich, ebenso hierbei nur da, wo es möglich ist, und wo es nicht möglich ist, ist es nicht möglich.
R. Naḥman sagte im Namen Rabhs: Wenn man jemand schlachten gesehen hat, so darf man, wenn man es von Anfang bis Ende gesehen hat, von seiner Schlachtung essen, wenn aber nicht, so darf man von seiner Schlachtung nicht essen. –
In welchem Falle: weiß man, daß er kundigist, so ist ja das Sehen nicht nötig, weiß man, daß er unkundig ist, so ist dies ja selbstverständlich,
und weiß man nicht, ob er kundig oder unkundig ist, so ist ja anzunehmen, daß die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, kundigsind!?
Es wird nämlich gelehrt: Wenn jemand ein geschlachtetes Huhn auf der Straße findet, oder wenn jemand seinen Boten beauftragt hat, eines zu schlachten, und es nachher geschlachtet findet, so gilt es als [vorschriftsmäßig] geschlachtet.
Wir sagen also, die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, sind kundig, ebenso sollte man auch hierbei sagen, die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, sind kundig. –
Tatsächlich, wenn man weiß, daß er nicht kundig ist, und zwar, wenn er ein Halsorgan richtig durchgeschnitten hat; man könnte glauben, da es bei dem einen richtig erfolgt ist, sei es auch beim anderen richtig erfolgt, so lehrt er uns, daß dies Zufall sein und er beim anderen unterbrochen oder aufgedrückt haben kann.
R. Dimi b. Joseph fragte R. Naḥman: Wie ist es, wenn jemand zu seinem Beauftragten gesagt hat, daß er gehe und schlachte, und es nachher geschlachtet findet? Dieser erwiderte: Es gilt als [vorschriftsmäßig] geschlachtet. – Wie ist es, wenn jemand zu seinem Beauftragten gesagt hat, daß er gehe und für ihn die Hebe absondere, und sie darauf abgesondertfindet? Dieser erwiderte: Es gilt nicht als abgesondert –
Wie du es nimmst: gilt es als feststehend, daß ein Beauftragter seinen Auftrag ausführte, so sollte dies auch von der Hebe gelten, und gilt es nicht als feststehend, daß ein Beauftragter seinen Auftrag ausführe, so sollte dies auch vom Schlachten gelten!?
Dieser erwiderte: Wenn du dafür ein Kor Salz gemessenhaben wirst. Tatsächlich gilt es nicht als feststehend, daß ein Beauftragter seinen Auftrag ausführe. Beim Schlachten ist, auch wenn ein Fremder es gehört und geschlachtet hat, [nichts dabei,] da die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, kundig sind, wenn aber bei der Hebe ein Fremder es gehört und die Hebe abgesondert hat, so ist dies ohne Wissen [des Eigentümers] erfolgt, und die Absonderung der Hebe ohne Wissen [des Eigentümers] ist ungültig.
Es wäre anzunehmen, daß hierüber, ob die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, kundig sind, Tannaim streiten. Es wird gelehrt: Wenn jemandem Böckchen oder Hühner abhanden gekommen waren und er sie geschlachtet findet, so sind sie nach R. Jehuda verboten und nach R. Ḥanina, dem Sohne R. Jose des Galiläers, erlaubt. Rabbi sagte : Die Worte R. Jehudas sind einleuchtend in dem Falle, wenn man sie auf einem Misthaufenfindet, und die Worte R. Ḥaninas, des Sohnes R. Jose des Galiläers, wenn man sie im Hause findet.
Ihr Streit besteht wahrscheinlich in folgendem: einer ist der Ansicht, wir sagen, die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, sind kundig, und einer ist der Ansicht, wir sagen nicht, die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, sind kundig.
R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Nein, alle sind der Ansicht, die meisten, die sich mit dem Schlachten befassen, sind kundig. Findet man sie im Hause, so stimmen alle überein, daß sie erlaubt sind, und findet man sie auf einem Straßenmisthaufen, so stimmen alle überein, daß sie verboten sind, und sie streiten nur über den Fall, wenn man sie auf einem Hausmisthaufen findet; einer ist der Ansicht, man pflege Äser auf den Hausmisthaufen zu werfen, und einer ist der Ansicht, man pflege nicht Äser auf den Hausmisthaufen zu werfen.
Der Meister sagte: Rabbi sagte: Die Worte R. Jehudas sind einleuchtend in dem Falle, wenn man sie auf einem Misthaufen findet. Was heißt Misthaufen: wenn ein Straßenmisthaufen, so sagst du ja, alle stimmen überein, daß sie verboten sind; doch wohl ein Hausmisthaufen.
Wie ist nun der Schlußsatz zu erklären : und die Worte R. Ḥaninas, des Sohnes R. Jose des Galiläers, wenn man sie im Hause findet. Was heißt Haus : wenn ein wirkliches Haus, so sagst du ja, alle stimmen überein, daß sie erlaubt sind; doch wohl ein Hausmisthaufen. Rabbi befindet sich also in einem Widerspruchemit sich selbst!? –
Daf 12b
Er meint es wie folgt: die Worte R. Jehudas leuchten R. Ḥanina, dem Sohne R. Jose des Galiläers, ein bei einem Straßenmisthaufen, denn auch R. Ḥanina, der Sohn R. Jose des Galiläers, streitet gegen ihn nur über einen Hausmisthaufen, während er ihm bei einem Straßenmisthaufen beipflichtet.
AUSGENOMMEN EIN TAUBER, EIN BLÖDER UND EIN MINDERJÄHRIGER, WEIL SIE DIE SCHLACHTUNG VERDERBEN KÖNNTEN. Es heißt nicht: verdorben haben können, sondern: verderbenkönnten; hierzu sagte Raba: Hieraus ist zu entnehmen, daß man ihnen von vornherein Profanes nicht anvertraue.
HABEN SIE ALLE GESCHLACHTET UND ANDERE SIE BEOBACHTET, SO IST IHRE SCHLACHTUNG GÜLTIG. Wer ist der Autor, welcher sagt, beim Schlachten sei keine Beabsichtigungerforderlich?
Raba erwiderte : Es ist R. Nathan, denn Oša͑ja, der Kleinste unter den Genossen, lehrte: Wenn jemand ein Messer geworfen hat, um es in die Wand zu stecken, und es im Fluge die Schlachtung richtig vollzogen hat, so ist diese nach R. Nathan gültig und nach den Weisen ungültig. Er lehrte es, und er sagte auch, die Halakha sei wie R. Nathan. –
Es ist ja ein Hin- und Herfahrenerforderlich!? – Wenn es richtig hin- und hergefahren ist.
R. Ḥija b. Abba sagte: R. Joḥanan fragte, ob es bei einem Minderjährigen eine Absichtgebe oder nicht.
R. Ami sprach zu ihm: Er sollte doch ebenso hinsichtlich der Handlunggefragt haben!? Hinsichtlich der Handlung fragte er wohl deshalb nicht, weil wir gelernt haben, bei ihnen gebe es eine Handlung, ebenso sollte es ihm auch hinsichtlich der Absicht nicht fraglich sein, denn wir haben gelernt, bei ihnen gebe es keine Absicht.
Wir haben nämlich gelernt: Wenn Kinder eine Eichel, einen Granatapfel oder eine Nuß ausgehöhlt haben, um damit Erde zu messen, oder sie als Wagschalezu benutzen, so sind sie verunreinigungsfähig, weil es bei ihnen eine Handlung gibt,
Daf 13a
aber keine Absicht.
Dieser erwiderte : Hinsichtlich der bloßen Absicht war es ihm nicht fraglich, fraglich war es ihm nur hinsichtlich des Falles, wenn die Absicht aus seiner Handlung hervorgeht.
Wenn beispielsweise das Brandopfer in der Südseite gestanden und er es nach der Nordseitegebracht und geschlachtet hat: ist es, da er es von der Nordseite gebracht und geschlachtet hat, in dieser Absichterfolgt, oder schien ihm der Platz ungeeignet? –
Auch dies sagte ja R. Joḥanan bereits einmal!? Wir haben nämlich gelernt: Wenn jemand seine Früchte wegen der Maden auf das Dach gebracht hat und der Tauauf sie gefallen ist, so gelten sie nicht als befeuchtet; hat er diesbeabsichtigt, so gelten sie als befeuchtet.
Hat ein Tauber, ein Blöder oder ein Minderjähriger sie hinaufgebracht, so gelten sie, obgleich er dies beabsichtigt hat, nicht als befeuchtet, weil es bei ihnen eine Handlung gibt, aber keine Absicht.
Hierzu sagte R. Joḥanan, dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn er sie nicht umgeschichtet hat, hat er sie aber umgeschichtet, so gelten sie als befeuchtet. –
Er fragte folgendes: gilt dies nach der Toraoder nur rabbanitisch?
R. Naḥman b. Jiçḥaq lehrte es wie folgt: R. Ḥija b. Abba sagte: R. Joḥanan fragte, ob es bei einem Minderjährigen eine Handlung gebeoder nicht.
R. Ami sprach zu ihm: Er sollte doch ebenso hinsichtlich der Absicht gefragt haben!? Hinsichtlich der Absicht fragte er wohl deshalb nicht, weil wir gelernt haben, bei ihnen gebe es keine Absicht, ebenso sollte es ihm auch hinsichtlich der Handlung nicht fraglich sein, denn wir haben gelernt, bei ihnen gebe es eine Handlung. –
Er fragte folgendes: gilt dies nach der Tora oder nur rabbanitisch. Jener entschied ihm, es gebe bei ihnen eine Handlung, auch nach der Tora, und es gebe bei ihnen keine Absicht, auch nicht rabbanitisch; geht aber seine Absicht aus der Handlung hervor, gelte sie nicht nach der Tora, wohl aber rabbanitisch.
Šemuél fragte R. Hona : Woher, daß, wenn jemand bei Opfern sich nur beschäftigt, sie untauglich sind? – Es heißt :er schlachte das junge Rind, das Schlachten muß auf den Namen des jungen Rindes erfolgen. Jener entgegnete: Das wissen wir; woher aber, daß dies unerläßlichist? – Es heißt :zu eurer Wohlgefälligkeit sollt ihr es schlachten, beabsichtigend schlachtet.
i,2 DAS VON EINEM NICHTJUDEN GESCHLACHTETE IST AAS UND DURCH DAS TRAGEN VERUNREINIGEND.
GEMARA. Nur Aas, zur Nutznießungaber ist es nicht verboten; wer lehrte dies? R. Ḥija b. Abba erwiderte im Namen R. Joḥanans: Nicht R. Elie͑zer, denn R. Elie͑zer sagt ja, ein Nichtjude denkeallgemein an seinen Götzen.
R. Ami erklärte: Er meint es wie folgt: das von einem Nichtjuden Geschlachtete ist Aas, das eines Minäersaber ist Götzen[opfer]. Wir lernen also das, was die Rabbanan gelehrt haben: Das von einem Minäer Geschlachtete ist Götzen[opfer], sein Brot ist das Brot eines Samaritaners, sein Wein ist Libationswein, seine Bücher sind Zauberbücher und seine Früchte sind Unverzehntetes, manche sagen, auch s
Daf 13b
eine Kinder sind Hurenkinder. –
Und der erste Autor!? – Seine Frau prostituiert er nicht.
Der Meister sagte: Das von einem Nichtjuden Geschlachtete ist Aas. Sollte doch berücksichtigt werden, vielleicht ist er ein Minäer!? R. Naḥman erwiderte im Namen des Rabba b. Abuha : Unter den [weltlichen] Völkern gibt es keine Minäer. –
Wir sehen ja aber, daß es solche wohl gibt!? – Lies vielmehr: die meisten der [weltlichen] Völker sind keineMinäer. Er ist der Ansicht des R. Ḥija b. Abba, der im Namen R. Joḥnans sagte, die Nichtjuden außerhalb des Landes seien keine Götzendiener, sondern halten nur am Brauche ihrer Vorfahren.
R. Joseph b. Minjomi sagte im Namen R. Naḥmans : Unter den [weltlichen] Völkern gibt es keine Minäer. – In welcher Hinsicht : wollte man sagen hinsichtlich des Schlachtens, so ist ja, wenn das Geschlachtete eines jisraélitischen Minäers verboten ist, um so mehr das eines nichtjüdischen verboten!? Und wollte man sagen, hinsichtlich des Hinabstoßens, so ist ja, wenn man einen jisraélitischen hinabstoße, um wieviel mehr ein nichtjüdischer hinabzustoßen!?
R. U͑qaba b. Ḥama erwiderte: Hinsichtlich der Annahme ihrer Opfer. Es wird nämlich gelehrt;Von euch, nicht aber von euch allen, ausgenommen der Abtrünnige; von euch, bei euch habe ich diesen Unterschiedgemacht, nicht aber bei den [weltlichen] Völkern. –
Wieso denn, vielleicht ist dies wie folgt zu verstehen : bei Jisraéliten nehme man sie nur von Frommen an, nicht aber von Frevlern, von den weltlichen Völkern aber nehme man sie überhaupt nicht an!? – Dies ist nicht einleuchtend, denn es wird gelehrt :Mann ; wozu heißt es zweimal Mann? Dies schließt Nichtjuden ein, daß auch sie gleich den Jisraéliten [Opfer] geloben und freiwillig spenden können.
DURCH DAS TRAGEN VERUNREINIGEND. Selbstverständlich, wenn es Aas ist, ist es ja durch Tragen verunreinigend!? Raba erwiderte: Dies ist wie folgt zu verstehen: nur dieses ist durch das Tragen verunreinigend, es gibt aberanderes, das sogar durch Bezeltung verunreinigend ist, nämlich das einem Götzen Dargebrachte, nach R. Jehuda b. Bethera.
Manche lesen: Raba erwiderte: Dies ist wie folgt zu verstehen: dieses ist durch das Tragen verunreinigend, und es gibt noch anderes, das gleich diesem nur durch das Tragen und nicht durch Bezeltung verunreinigend ist, nämlich das einem Götzen Dargebrachte, nicht nach R. Jehuda b. Bethera.
Es wird nämlich gelehrt: R. Jehuda b. Bethera sagte: Woher, daß das einem Götzen Dargebrachte durch Bezeltung verunreinigend ist? – es heißt:sie schlossen sich dem Baa͑l-Peo͑r an und aßen von Totenopfern; wie ein Toter durch Bezeltung verunreinigend ist, ebenso ist das einem Götzen Dargebrachte durch Bezeltung verunreinigend.
i,3 HAT JEMAND NACHTS GESCHLACHTET, ODER HAT EIN BLINDER GESCHLACHTET, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
GEMARA. ‘Geschlachtet’, nur wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein, und dem widersprechend wird gelehrt, man dürfe immer schlachten, sowohl am Tage als auch nachts, auch auf der Spitze eines Daches oder auf der Spitze eines Schiffes!?
R. Papa erwiderte: Wenn man eine Fackel vor sich hat. R. Aši sagte: Dies ist auch zu beweisen, denn da wird es neben [dem Schlachten] am Tage gelehrt, hier aber neben dem eines Blinden. Schließe hieraus.
Daf 14a
i,4 HAT MAN AM ŠABBATH ODER AM VERSÖHNUNGSTAGE GESCHLACHTET, SO IST, OBGLEICH MAN DAS LEBEN VERWIRKT HAT, DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
GEMARA. R. Hona sagte: R. Ḥija b. Rabh trug im Namen Rabhs vor, daß es am selben Tagezu essen verboten sei, und die Genossen glauben, nach R. Jehuda.
Welche [Lehre] R. Jehudas ist hier gemeint? R. Abba erwiderte: Es ist [die Lehre] R. Jehudas vom Vorrätigen. Wir haben nämlich gelernt: Man darfKürbisse für das Vieh oder ein Aas für die Hunde zerschneiden; R. Jehuda sagt, war das Aas am Vorabend des Šabbaths nicht vorhanden, sei es verboten, weil es kein Vorrätiges ist. Da ist es verboten, weil es nicht von gestern her vorrätigwar, ebenso ist es auch hierbei verboten, weil es von gestern her nicht vorrätigwar.
Abajje sprach zu ihm: Es ist ja nicht gleich; da war es vorher für Menschen bestimmt und nachherfür Tiere, hierbei aber war es vorher für Menschen bestimmt und es ist nachher für Menschen bestimmt. – Du glaubst wohl, ein Vieh sei lebend zum Essen bestimmt, ein Vieh ist lebend zur Zucht bestimmt. –
Wieso darf man demnach nach R. Jehuda ein Vieh am Festeschlachten!? Dieser erwiderte: Es ist sowohl zum Essen als auch zur Zucht bestimmt: wird es geschlachtet, so ergibt es sich, daß es zum Essen bestimmt war, wird es nicht geschlachtet, so ergibt es sich, daß es zur Zucht bestimmt war. –
R. Jehuda hält ja aber nichts von der fiktiven Feststellung!? – Woher dies, wollte man sagen aus der folgenden Lehre:
Wenn jemand von SamaritanernWein gekauft hat, so sprecheer : zwei Log, die ich absondern werde, sollen Hebe sein, zehn erster Zehnt und neun zweiter Zehnt; diesenlasse er ausgeweiht sein, und er darf so forttrinken – Worte R. Meírs. R. Jehuda, R. Jose und R. Šimo͑n verbietendies.
Daf 14b
Aber da wird ja auch der Grund angegeben: Sie sprachen zu R. Meír: Pflichtest du etwa nicht bei, daß, wenn der Schlauch platzt, er rückwirkend Unverzehntetes getrunken haben wird? Er erwiderte ihnen : Wenn der Schlauch platzt. –
Vielmehr, dies ist aus einer Lehre Ajos zu entnehmen,
denn Ajo lehrte: R. Jehuda sagt, niemand könne sich bedingungsweise zwei Eventualitäten gleichzeitig vorbehalten; kommt vielmehr der Gelehrteaus der Ostseite, so ist sein E͑rub nach Osten gültig, und wenn aus der Westseite, so ist sein E͑rub nach Westen gültig, jedoch nicht da und dort. –
Dagegen wandten wir ja aber ein: Da und dort wohl deshalb nicht, weil es keine fiktive Feststellunggibt, ebenso sollte es keine fiktive Feststellung geben, auch wenn nach Osten oder Westen!?
Und R. Joḥanan erwiderte: Wenn der Gelehrte bereits eingetroffenwar!?
Vielmehr, erklärte R. Joseph, es ist [die Lehre] R. Jehudas von den Gefäßen. Wir haben nämlich gelernt: Von Gefäßen, die man am Šabbath fortbewegendarf, darf man auch Bruchstückefortbewegen, nur müssen sie irgend eine Verwendunghaben : Bruchslücke einer Mulde, zum Zudecken eines Fasses, Glasscherben, zum Zudecken eines Krügleins.
R. Jehuda sagt, nur wenn sie eine ähnliche Verwendung haben : Bruchstücke einer Mulde, zum Hieneingießen von Brei, Glasscherben, zum Hineingießen von Öl.
Nur eine ähnliche Verwendung, nicht aber, wenn eine andere Verwendung. Sie sind also verboten, weil sie am Tage vorher für diese Verwendung nicht bestimmt waren, ebenso ist es auch hierbei verboten, weil es am Tage vorher nicht dafür bestimmt war.
Abajje sprach zu ihm : Es ist ja nicht gleich, da war es vorher ein Gefäß und nachher ist es ein Bruchstück eines Gefäßes, also Neuentstandenes, und daher verboten, hierbei aber war es vorher eine Speise und nachher ist es eine Speise, eine Speise, die getrennt wordenist,
und wir wissen von R. Jehuda, daß er der Ansicht ist, die [am Šabbath] getrennte Speise sei erlaubt!? Wir haben nämlich gelernt: Man darf [am Šabbath] keine Früchte ausdrücken, um den Saft zu gewinnen, und auch wenn er von selbst abfließt, ist erverboten.
R. Jehuda sagt, sind sie zum Essen bestimmt, seidas, was abfließt, erlaubt, und wenn zur [Gewinnung von] Saft, sei das, was abfließt, verboten. –
Hierzu wurde ja gelehrt: R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls, R. Jehuda pflichte den Weisen bei Oliven und Trauben bei.
Wir sehen also, daß man mit dem, was zum Auspressen bestimmt ist, rechnet, ebenso rechnet man damitauch hierbei, da [das Vieh] zum Schlachten bestimmt ist. –
Diesgilt ja nur nach Rabh, und Rabh sagt ja, R. Jehuda streite auch bei Olivenund Trauben!?
Vielmehr, erklärte R. Šešeth, Sohn des R. Idi, es ist [die Lehre] R. Jehudas von der Leuchte. Es wird nämlich gelehrt: Man darf [am Šabbath] eine neue Leuchte umhertragen, nicht aber eine gebrauchte – so R. Jehuda. –
Allerdings sagt dies R. Jehuda vom aus SchmutzigkeitAbgesonderten, ist er dieser Ansicht, etwa auch beim des Verbotes wegen Abgesonderten!? – Allerdings, denn wir haben gelernt: R. Jehuda sagte,
Daf 15a
man dürfe jede Leuchte aus Metall umhertragen, ausgenommen eine am selben Šabbath benutzte. –
Vielleicht ist es da anders, weil man sie mit Vorsatz verdrängthat!?
Vielmehr, erklärte R. Aši, es ist [die Lehre] R. Jehudas vom Kochen. Wir haben nämlich gelernt: Hat jemand unvorsätzlich am Šabbath gekocht, so darf er esessen, wenn aber vorsätzlich, so darf er es nicht essen – so R. Meír.
R. Jehuda sagt, wenn unvorsätzlich, dürfe er es nach dem Šabbath essen, wenn vorsätzlich, dürfe er es niemals essen.
R. Joḥanan der Schuster sagt, wenn unvorsätzlich, dürfen andere es nach dem Šabbath essen, er selber aber nicht, wenn vorsätzlich, dürfe man es niemals essen, weder er selber noch andere. –
Sollten sie siedoch auf den Fall der Vorsätzlichkeit beziehen, nach R. Meír!? –
Dies ist nicht einleuchtend, denn er lehrt es [vom Šabbath] ebenso wie vom Versöhnungstage: wie man es am Versöhnungstage nicht essen darf, einerlei ob es unvorsätzlich oder vorsätzlich erfolgt ist, ebenso darf man es [am Šabbath] nicht essen, einerlei ob es unvorsätzlich oder vorsätzlich erfolgt ist. –
Wieso kannst du es auf den Fall der Unvorsätzlichkeit beziehen, nach R. Jehuda, er lehrt ja: obgleich man das Leben verwirkt hat!? – Er meint es wie folgt: obgleich man, wenn es vorsätzlich erfolgt, das Leben verwirkt, dennoch ist unvorsätzlich die Schlachtung gültig. –
Sollten sie sie R. Joḥanan dem Schuster addizieren, welcher sagt, er dürfe es nicht essen, einerlei ob es unvorsätzlich oder vorsätzlich erfolgt ist!? – R. Joḥanan der Schuster unterscheidet zwischen ihm selbst und anderen hinsichtlich [des Essens] nach dem Šabbath, unser Autor aber lehrt, die Schlachtung sei gültig, einerlei ob für ihn selbst oder für andere.
Ein Jünger lehrte vor Rabh: Hat jemand am Šabbath unvorsätzlich gekocht, so darf er es essen, wenn vorsätzlich, so darf er es nicht essen. Da hieß Rabh ihn schweigen. –
Weshalb hieß er ihn schweigen: wollte man sagen, weil er der Ansicht R. Jehudas ist, während der Jünger nach R. Meír lehrte, so sollte er denn, weil er der Ansicht R. Jehudas ist, jeden, der nach R. Meír lehrt, schweigen heißen!?
Und ist er denn ferner der Ansicht R. Jehudas, R. Ḥanan b. Ami sagte ja, wenn Rabh seinen Schülern eine Entscheidung traf, entschied er ihnen nach R. Meír, und wenn er den öffentlichen Vortrag hielt, trug er nach R. Jehudavor, wegen der Leute aus dem gemeinen Volke!?
Wolltest du erwidern, der Jünger habe es vor ihm öffentlich vorgetragen, so hört ja das Publikum nicht auf den Jünger, sondern auf den Dolmetsch!?
R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Der Jünger lehrte es vor Rabh vom Schlachten: hat jemand am Šabbath unvorsätzlich geschlachtet, so darf er es essen, wenn vorsätzlich, so darf er es nicht essen. Dieser aber erwiderte ihm : Wohl nach R. Meír, aber R. Meír erlaubt es nur beim Kochen, weil es auch vorher zum Kauengeeignet war, nicht aber beim Schlachten, wo esvorher auch zum Kauen ungeeignet war. –
Unsere Mišna spricht ja vom Schlachten, dennoch sagte R. Hona, Ḥija b. Rabh trug im Namen Rabhs vor, es sei am selben Tage zum Essen verboten, und die Genossen sagten, dies gelte nach R. Jehuda, demnach ist es nach R. Meír erlaubt!? –
R. Meír erlaubt es nur in dem Falle,
Daf 15b
wenn er am [vorangehenden] Tage einen Kranken hatte. –
Was ist demnach der Grund R. Jehudas, der es verbietet!? – Wenn er einen Kranken hatte, der aber genas. –
Dies nach einer Lehre des R. Aḥa b. Ada im Namen Rabhs, und wie manche sagen, des R. Jiçḥaq b. Ada im Namen Rabhs : Hat man am Šabbath für einen Krankengeschlachtet, so ist esfür einen Gesunden verboten, und hat man am Šabbath für einen Kranken [Fleisch] gekocht, so ist es für einen Gesunden erlaubt.
Dies aus dem Grunde, weil es in diesem Fallezum Kauen geeignet war, in jenem Falle aber zum Kauen nicht geeignet war.
R. Papa sagte: Zuweilen ist das Geschlachtete erlaubt, wenn man schon am [vorangehenden] Tage einen Kranken hatte, und das Gekochte verboten, wenn man einen Kürbis abgeschnittenhat.
R. Dimi aus Nehardea͑ sagte: Die Halakha ist: hat man am Šabbath für einen Kranken geschlachtet, so ist eine Fleischschnitte für einen Gesunden erlaubt, denn da eine Olive Fleisch ohne Schlachten nicht möglich ist, so ist dies für den Kranken erfolgt; hat man aber am Šabbath für einen Kranken gekocht, so ist es für einen Gesunden verboten, mit Rücksicht darauf, man könnte seinetwegen mehr [kochen].
ii,1 HAT MAN MIT EINER HANDSICHEL, EINEM STEINE ODER EINEM ROHR GESCHLACHTET, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
ES DÜRFEN ALLE SCHLACHTEN, JEDERZEIT SCHLACHTEN UND MIT ALLEM SCHLACHTEN, AUSGENOMMEN DIE SENSE, DIE SÄGE, DIE ZÄHNEUND DER FINGERNAGEL, WEIL DIESE NUR WÜRGEN.
GEMARA. ‘Geschlachtet’, nur wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein; einleuchtend ist dies von einer Handsichel, weil man dazu kommen könnte, dies mit der anderen Seitezu tun, wieso aber darf man es mit einem Steine oder einem Rohr nicht von vornherein, dem widersprechend [wird ja gelehrt], man dürfe mit allem schlachten, mit einem Steine, mit Glas oder mit einem Rohr!? –
Das ist kein Widerspruch; eines gilt von Losem und eines gilt von am Boden Haftendem. R. Kahana sagte nämlich: Hat jemand mit am Boden Haftendem geschlachtet, so ist es nach Rabbi ungültig und nach R. Ḥija gültig. Auch nach R. Ḥija ist es gültig, wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein. –
Wie ist, wenn du [die Mišna] R. Ḥija addizierst, wenn bereits erfolgt, folgende Lehre zu erklären: Man darf mit allem schlachten, ob mit Losem oder mit am Boden Haftendem, ob das Messer oben ist und der Hals des Viehs unten, oder das Messer unten und der Hals des Viehs oben. Dies weder nach Rabbi noch nach R. Ḥija. Nach R. Ḥija gilt dies ja nur, wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein, und nach Rabbi auch dann nicht, wenn bereits erfolgt!? –
Tatsächlich nach R. Ḥija, auch von vornherein, nur streiten sie deshalb über den Fall, wenn bereits erfolgt, um die Ansicht Rabbis hervorzuheben. –
Wessen Ansicht vertritt nun die Mišna, welche lehrt: geschlachtet hat, wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein, weder die des Rabbi noch die des R. Ḥija; nach R. Ḥija gilt dies auch von vornherein, und nach Rabbi auch dann nicht, wenn bereits erfolgt!? –
Tatsächlich die des R. Ḥija, und auch von vornherein, und die Mišna, die ‘geschlachtet hat’ lehrt, vertritt die Ansicht Rabbis. –
Demnach befindet sich ja Rabbi in einem Widerspruchemit sich selbst!? – Das ist kein Widerspruch; eines, wenn es von vornherein am Boden haftend war, und eines, wenn es lose war und man es angeheftethat. –
Woher entnimmst du, daß zu unterscheiden sei zwischen dem Falle, wenn es von vornherein haftend war, und dem Falle, wenn es lose war und man es angeheftet hat? – Es wird gelehrt: Hat man vermittelst eines Radesgeschlachtet, so ist die Schlachtung gültig; wenn mit am Boden Haftendem, so ist die Schlachtung gültig. Hat man ein Messer in die Wand gesteckt und damitgeschlachtet, so ist die Schlachtung gültig. Wenn ein Stein aus der Wand ragt oder ein Rohr emporwächst und man damit geschlachtet hat, so ist die Schlachtung ungültig.
Daf 16a
Da nun hier ein Widerspruchbesteht, so ist zu erklären, es sei zu unterscheiden zwischen dem Falle, wenn es von vornherein haftend war, und dem Falle, wenn es lose war und man es angeheftethat. Schließe hieraus.
Der Meister sagte: Hat man vermittelst eines Rades geschlachtet, so ist die Schlachtung gültig. Es wird ja aber gelehrt, die Schlachtung sei ungültig!? – Das ist kein Widerspruch; eines gilt von einem Töpferradeund eines von einem Wasserrade.
Wenn du aber willst, sage ich : beides von einem Wasserrade, dennoch besteht hier kein Widerspruch, denn eines gilt von der direkten Kraftund eines von der indirekten Kraft.
Dies nach einer Lehre R. Papas : Wenn jemand einen gebunden und über ihn einen Wasserstrahl entfesselt hat, und er getötet wird, so ist er strafbar, denn seine Pfeilehaben dies herbeigeführt. Dies nur dann, wenn es direkt durch seine Kraft erfolgt ist, wenn aber indirekt, so ist dies nur eine Veranlassung.
Rabh saß hinter R. Ḥija und R. Ḥija vor Rabbi, und Rabbi trug vor: Woher, daß das Schlachten mit einem losen Gegenstande erfolgen muß? Es heißt:er nahm das Messer, um zu schlachten. Da sprach Rabh zu R. Ḥija: Was sagt erda? Dieser erwiderte: Was er sagt, ist ein Vav auf einen Span. – Er berief sich ja auf einen Schriftvers!? – Der Schriftvers erzählt nur die Achtsamkeit Abrahams.
Raba sagte: Es ist mir entschieden, daß, wenn esvorher lose war und nachher befestigt worden ist, es hinsichtlich des Götzendienstes als lose gelte. Der Meister sagte nämlich, wenn jemand ein Haus anbetet, mache er esverboten, und wenn man sagen wollte, esgelte als haftend, so heißt es ja:ihre Götter auf den Bergen, nicht aber sind die Bergeihre Götter.
Hinsichtlich der Befähigung von Sämereienbesteht hierüber ein Streit von Tannaím. Wir haben nämlich gelernt: Wenn man eine Schüssel an die Wandlehnt, damit sie ausgespült werde, so ist [das Wasser] befähigend; wenn aber, damit die Wand nicht beschädigt werde, so ist es nicht befähigend.
Da dies nun sich widerspricht, denn zuerst lehrt er, damit sie ausgespült werde, sei es befähigend, wonach es nicht befähigend ist, wenn in der Absicht, daß damit die Wand abgespültwerde,
und nachher lehrt er, damit die Wand nicht beschädigt werde, sei es nicht befähigend, wonach es befähigend ist, wenn in der Absicht, daß die Wand abgespült werde,
erklärte R. Elea͑zar, [die Mišna] sei zu teilen, wer das eine lehrte, lehrte das anderenicht. R. Papa erklärte: Die ganze ist von einem Autor, nur gilt eines von einer Höhlenwandund eines von einer gebauten Wand.
Sie ist wie folgt zu verstehen: wenn man eine Schüssel an die Wand lehnt, damit sie ausgespült werde, so ist [das Wasser] befähigend, wenn aber, damit die Wand abgespült werde, so ist es nicht befähigend;
dies gilt nur von einer Höhlenwand, bei einer gebauten Wand aber ist es nur dann nicht befähigend, wenn in der Absicht, daß die Wand nicht beschädigt werde, wenn aber, damit die Wand abgespült werde, so ist es befähigend.
Folgendes aber fragte Raba:
Daf 16b
Wie verhält es sich mit dem, was vorher lose war und nachher befestigt worden ist, beim Schlachten? –
Komm und höre : Wenn ein Stein aus der Wand ragt oder ein Rohr emporwächst und man damit geschlachtet hat, so ist die Schlachtung ungültig. –
Hier wird von einer Höhlenwandgesprochen. Dies ist auch zu beweisen, denn er lehrt davon ebenso, wie von einem Rohre, das emporwächst. Schließe hieraus. –
Komm und höre: Hat man ein Messer in die Wand gesteckt und damit geschlachtet, so ist die Schlachtung gültig. – Anders verhält es sich bei einem Messer, das seine Eigenschaftnicht verliert. –
Komm und höre: Wenn mit am Boden Haftendem, so ist die Schlachtung gültig. – Vielleicht ist jenes eine Erklärung: was heißt am Boden Haftendes? – ein Messer, das seine Eigenschaft nicht verliert.
Der Meister sagte: Hat man ein Messer in die Wand gesteckt und damit geschlachtet, so ist die Schlachtung gültig. R. A͑nan sagte im Namen Šemuéls : Dies lehrten wir nur von dem Fall, wenn das Messer oben ist, und der Hals des Viehs unten, wenn aber das Messer unten und der Hals des Viehs oben, so ist zu berücksichtigen, man könnte aufdrücken. –
Er lehrt ja aber: einerlei ob das Messer unten ist und der Hals des Viehs oben, oder das Messer oben und der Hals des Viehs unten !?
R. Zebid erwiderte : Er lehrt zwei verschiedene Fälle: das Messer unten und der Hals des Viehs oben, wenn es lose ist, das Messer oben und der Hals des Viehs unten, auch wenn es befestigt ist. R. Papa erwiderte: Diesgilt vom Geflügel, da es leicht ist.
R. Ḥisda sagte im Namen R. Jiçḥaqs, und wie manche sagen, wurde dies in einer Barajtha gelehrt: Fünferlei sagen sie von einem Rohrstreifen: man darf damit nicht schlachten, man darf damit nicht die Beschneidung vollziehen, man darf damit kein Fleisch schneiden, man darf damit nicht die Zähne stochern und man darf sichdamit nicht reinigen.
Wieso darf man damit nicht schlachten, es wird ja gelehrt, man dürfe mit allem schlachten, mit einem Steine, mit Glas oder mit einem Rohrstreifen!? R. Papa erwiderte: Mit Sumpf röhr.
«Man darf damit kein Fleisch schneiden.» R. Papa schnitt damit Eingeweide von Fischen, da sie durchsichtigsind. Rabba b. R. Hona schnitt damit Geflügel, da es weichist. –
«Man darf sich damit nicht reinigen.» Dies sollte ja schon aus dem Grunde [verboten] sein, weil der Meister sagte, wer sich mit einer Sache reinigt, über die das Feuer Gewalt hat, dem lösen sich die Zotten[des Mastdarms]!? R. Papa erwiderte : Wir sprechen von der Reinigung einer Wunde.
ES DÜRFEN ALLE SCHLACHTEN, JEDERZEIT SCHLACHTEN. Alle schlachten, allesist zu schlachten, auch Geflügel.
Jederzeit schlachten!? Wer ist der Autor? Rabba erwiderte: Eis ist R. Jišma͑él, denn es wird gelehrt:Wenn der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er dir versprochen hat, und du sagst : ich möchte Fleisch essen &c. R. Jišma͑él sagte : Die Schrift erlaubt ihnen damit das Lustfleisch.
Zuerst war ihnen das Lustfleisch verboten, als sie aber in das Land kamen, wurde ihnen das Lustfleisch erlaubt.
Man könnte nun glauben, jetzt, wo sie sich in der Gefangenschaft befinden, sei das ursprüngliche Verbot wieder eingetreten, daher lehrt er: jederzeit schlachten.
R. Joseph wandte ein: Wieso heißt es demnach: jederzeit schlachten, es sollte ja heißen: jederzeit schlachten und essen!? Ferner: zuerst war es wohl deshalb verboten, weil sie es nahe zum Offenbarungszelte hatten, und später wurde es ihnen wohl deshalb erlaubt, weil sie es weit zum Offenbarungszeltehatten,
Daf 17a
und um so mehr jetzt, wo sie es noch weiterhaben!? Vielmehr, erklärte R. Joseph, dies nach
R. A͑qiba, denn es wird gelehrt:Wenn die Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählt, um seinen Namen daselbst wohnenzu lassen, zu weit von dir entfernt ist, so schlachte von deinem Rindvieh und deinem Kleinvieh. R. A͑qiba sagte: Die Schrift verbietet ihnen damit das Metzelfleisch. Zuerst war ihnen das Metzelfleisch erlaubt, als sie aber in das, Land kamen, wurde ihnen das Metzelfleisch verboten.
Man könnte nun glauben, jetzt, wo sie sich in der Gefangenschaft befinden, sei die ursprüngliche Erlaubnis wieder eingetreten, daher lehrt er: jederzeit schlachten.
Worin besteht ihr Streit? – R. A͑qiba ist der Ansicht, das Lustfleisch war niemals verboten, und R. Jišma͑él ist der Ansicht, das Metzelfleisch war niemals erlaubt. –
Einleuchtend ist es nach R. Jišma͑él, daß es heißt : er schlachte das junge Rind, wieso aber heißt es nach R. A͑qiba: er schlachte!? – Anders ist es bei Opfern.
Einleuchtend ist es nach R. Jišma͑él, daß es heißt :kann Kleinvieh und Rindvieh für sie geschlachtet werden, wieso aber heißt es nach R. A͑qiba: kann Kleinvieh und Rindvieh für sie geschlachtet werden, es sollte ja heißen: gemetzelt werden!? – Die Metzelung galt bei ihnen als Schlachtung. –
Einleuchtend ist nach R. Jišma͑él die Lehre, wenn jemand [ein Wild] schlachtet, und es unter seiner HandAas wird, oder es metzelt oder [die Gurgel] ausreißt, brauche er [das Blut] nicht zuzudecken, weshalb aber braucht er es nach R. A͑qiba nicht zuzudecken!? –
Da es einmal verboten worden ist, ist es verboten. –
Einleuchtend ist es nach R. A͑qiba, welcher sagt, das Lustfleisch war niemals verboten, daß es heißt :nur wie Hirsch und Reh gegessen werden, so iß es, nach R. Jišma͑él aber waren ja auch Hirsch und Reh nicht erlaubt!? –
Der Allbarmherzige hatte es nur beim zur Darbringung geeigneten Vieh verboten, nicht aber beim zur Darbringung nicht geeigneten Wilde.
R. Jirmeja fragte: Wie verhielt essich mit den einzelnen Stücken Metzelfleisch, die die Jisraéliten in das Land mitgenommen hatten? –
Wann, wenn während der sieben [Jahre] der Eroberung, so war ihnen ja, wenn ihnen sogar unreine Dinge erlaubt waren, wie es heißt :Häuser voll Gutes, was R. Jirmeja b. Abba im Namen Rabhs mit Schweineschinkenerklärte, um so mehr Metzelfleisch erlaubt!? –
Vielmehr, nachher. – Wenn du aber willst, sage ich: tatsächlich während der sieben [Jahre] der Eroberung, denn erlaubt war ihnen nur das von den Nichtjuden erbeutete, nicht aber ihres. – Dies bleibt unentschieden.
Raba sagte: Du hast [die Worte] ‘alle schlachten’ und ‘jederzeit schlachten’ erklärt, wie sind [die Worte] ‘mit allem schlachten’ zu erklären?
Wolltest du erklären: auch mit einem Steine, mit Glas oder mit einem Rohrstreifen, so lehrt er sie ja gleichlautend mit jenen: beziehen jene sich auf die Schlachtenden, so beziehen sich auch diese auf die Schlachtenden, und beziehen jene sich auf das Geschlachtete, so beziehen sich auch diese auf das Geschlachtete!?
Vielmehr, erklärte Raba, alleschlachten. Einesschließt einen Samaritaner ein, und eines schließt einen abtrünnigen Jisraéliten ein. Jederzeit schlachten, sowohl am Tage als auch nachts, auch auf der Spitze des Daches und auf der Spitze eines Schiffes. Mit allem schlachten, auch mit einem Steine, mit Glas oder mit einem Rohrstreifen.
AUSGENOMMEN DIE HANDSICUEL, DIE SÄGE. Der Vater Šemuéls machte eine Scharte und schickte hin, machte eine Scharte und schicktehin. Da ließen sie ihm erwidern: Wir haben gelernt: wie eine Säge.
Die Rabbanan lehrten:
Daf 17b
Hat ein Messer mehrere Scharten, so ist es als Säge zu betrachten, und hat es nur eine Scharte, so ist es, wenn sie hakt, untauglich, und wenn sie gleitet, tauglich. – Was heißt hakt und was heißt gleitet? R. Elea͑zar erwiderte : Hakt, an beiden Seiten, gleitet, an einer Seite. –
Wenn an beiden Seiten wohl deshalb, weil die eine Kante lockert und die andere reißt, und auch wenn an einer Seite, lockert die Schärfe des Messers und reißt die Kante!? – Wenn sie sich an der Spitze des Messers befindet. – Aber immerhin lockert ja [das Messer] beim Hinführen und reißt beim Zurückführen!? – Wenn man damit nur hinfährt und nicht zurückfährt.
Raba sagte: Drei Arten [von Scharten] gibt es beim Messer: hakt es, so darf man damit nicht schlachten, hat man geschlachtet, so ist die Schiachtung ungültig; gleitet es, so darf man damit von vornherein nicht schlachten, hat man geschlachtet, so ist die Schlachtung gültig; ist [die Schneide] auf- und absteigend, so darf man damit von vornherein schlachten.
R. Hona, Sohn des R. Neḥemja, sprach zu R. Aši: Du sagtest uns im Namen Rabas, wenn es gleitet, sei es untauglich, aber Raba sagte ja, wenn es gleitet, sei es tauglich!? – Das ist kein Widerspruch; eines, wenn man [mit dem Messer] hin- und hergefahren ist, und eines, wenn man damit nur hingefahren ist und nicht hergefahren ist.
R. Aḥa, Sohn des R. Ivja fragte R. Aši: Wie ist es, wenn es einer Ährenspitzegleicht? Dieser erwiderte : Gäbe uns doch jemand von solchem Fleische, daß wir es essen!
R. Ḥisda sagte: Wo ist die Untersuchung des Messers in der Tora zu finden? Es heißt:schlachtet damitund esset. –
Selbstverständlich, wenn eine Verletzungvorhanden ist, gilt es ja als Zerrissenes!? – Wir sprechen von der Benötigung, es einem Gelehrten zu zeigen. – R. Joḥanan sagte ja aber, nur wegen der Ehrung des Gelehrten müsse man ihm das Messer zeigen!? – Es ist rabbanitisch, und der Schriftvers ist nur eine Anlehnung.
Im Westen untersuchen sie es an der Sonne. In Nehardea͑ untersuchen sie es mit Wasser. R. Šešeth untersuchte es an der Spitze der Zunge. R. Aḥa b. Ja͑qob untersuchte es an einem Haar.
In Sura sagen sie: Es verzehrt Fleisch, und Fleisch untersuchees auch. R. Papa sagte : Man untersuche es am Fleische und am Nagel, an den drei Seiten.
Rabina sprach zu R. Aši: R. Sama, Sohn des R. Mešaršeja͑, sagte von dir, daß du im Namen Rabas gesagt hast, es sei eine Untersuchung am Fleische und am Nagel, an den drei Seiten, erforderlich. Dieser erwiderte: Am Fleische und am Nagel sagte ich, nicht aber sagte ich, an den drei Seiten. Manche lesen: Ich sagte allerdings, am Fleische und am Nagel, an den drei Seiten, nicht aber sagte ich es im Namen Rabas.
Rabina und R. Aḥa, Sohn des Raba, saßen vor R. Aši, und man brachte R. Aši ein Messer zur Untersuchung. Da sagte er zu R. Aḥa, dem Sohne Rabas, daß er es untersuche, und dieser untersuchte es am Nagel und am Fleische, an den drei Seiten. Hierauf sprach er zu ihm: Recht so! So sagte auch R. Kahana.
R. Jemar sagte: Am Fleische und am Nagel ist es erforderlich, an den drei Seiten ist es nichterforderlich. R. Zera sagte im Namen Šemuéls, wenn man ein Messer angebrannt und damit geschlachtet hat, sei die Schlachtung gültig, weil die Schärfe früher wirkt als der Brand, und auf unsren Einwand, es sind ja die Seitenflächenvorhanden, wurde erklärt, die Schlachtstelle weite sich aus; ebenso auch hierbei, weil die Schlachtstelle sich ausweitet.
R. Hona b. R. Qaṭṭina sagte im Namen des R. Šimo͑n b. Laqiš : Es gibt dreierlei Verletzungen: die Verletzung eines Knochens vom Pesaḥlamme, die Verletzung am Ohr des Erstgeboren enund die gebrechenhafte Verletzung an den Opfertieren.
R. Ḥisda sagte, auch die Verletzung des Messers. – Und jener!? – Von Profanem spricht er nicht.
Bei diesen allen gilt es als Verletzung, wenn sieder Beschädigung des Altarsgleichen. –
Daf 18a
Was gilt beim Altar als Beschädigung? – Wenn sie den Fingernagel zurückhält.
Man wandte ein: Was gilt beim Altar als Beschädigung? R. Šimo͑n b. Joḥaj sagt, in Handbreite; R. Elie͑zer b. Ja͑qob sagt, in Olivengröße!? – Das ist kein Einwand; eines gilt vom Kalke und eines von den Steinen.
R. Hona sagte : Wenn ein Schlächter nicht das Messer dem Gelehrten vorzeigt, so tue man ihn in den Bann. Raba sagte : Man setze ihnab und mache bekannt, daß sein FleischTotverletztes sei.
Sie streiten aber nicht; eines, wenn sein Messer tauglich befundenwird, und eines, wenn sein Messer untauglich befunden wird. Rabina sagte: Wenn sein Messer untauglich befunden wird, so beschmiere man [sein Fleisch] mit Kot, damit es nicht einmal an einen Nichtjuden zu verkaufen sei.
Einst zeigte ein Schlächter Raba b. Ḥenana das Messer nicht vor; da tat er ihn in den Bann, setzte ihn ab und machte bekannt, daß sein Fleisch Totverletztes sei. Als hierauf Mar-Zuṭra und R. Aši ihn besuchten, sprach er zu ihnen: Mögen die Gelehrten seine Sache prüfen, da er kleine Kinderhat.
Hierauf untersuchte R. Aši das Messer und es wurde tauglich befunden; da erklärte er ihn als zulässig. Mar-Zuṭra sprach zu ihm: Berücksichtigt der Meister nicht den Greis? Dieser erwiderte: Wir führen nur seinen Auftrag aus.
Rabba b. Hona sagte : Mit einem losgelösten Zahne und einem losgelösten Fingernagel darf man von vornherein schlachten. – Wir haben ja aber eine Lehre: ausgenommen die Sense, die Säge, die Zähne und der Fingernagel, weil diese nur würgen!? –
Hinsichtlich eines Zahnes besteht kein Widerspruch, denn eines gilt von einemund eines von zweien, und hinsichtlich des Fingernagels besteht ebenfalls kein Widerspruch, denn eines gilt von einem losgelösten und eines von einem haftenden.
HAT MAN MIT EINER SENSE HINFAHRENDGESCHLACHTET, SO IST ES NACH DER SCHULE ŠAMMAJS UNGÜLTIG UND NACH DER SCHULE HILLELS GÜLTIG. SIND DIE ZÄHNE GEGLÄTTET, SO GLEICIIT SIE EINEM MESSER.
GEMARA. R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Wenn die Schule Hillels es auch als gültig erklärt, so erstreckt sich dies nur auf die Reinheit, daß nämlich [das Vieh] nicht als Aas gilt, zum Essen aber ist esverboten. R. Aši sagte : Dies ist auch zu beweisen, denn er lehrt, es sei nach der Schule Šammajs ungültig und nach der Schule Hillels gültig, er lehrt aber nicht, es sei nach der Schule Šammajs verboten und nach der Schule Hillels erlaubt. – Nach deiner Erklärung sollte es doch heißen, es sei nach der Schule Šammajs unrein und nach der Schule Hillels rein!? Vielmehr sind [die Ausdrücke] ‘ungültig und gültig’ und ‘verboten und erlaubt’ gleichbedeutend.
HAT MAN DEN RINGSO DURCHSCHNITTEN, DASS NUR EIN FADEN BREITUM DEN GANZEN ZURÜCKBLEIBT, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG. R. JOSE B. R. JEHUDA SAGT, EIN FADEN BREIT UM DIE GRÖSSERE HÄLFTE.
GEMARA. Rabh und Šemuél sagten beide, die Halakha sei wie R. Jose b. R. Jehuda. Aber auch R. Jose b. R. Jehuda sagte es nur vom großen Ringe, weil er die ganze Luftröhre umgibt, nicht aber von den übrigen Ringen. –
Gilt dies etwa nicht auch von den übrigen Ringen, es wird ja gelehrt: R. Jose b. R. Jehuda sagte:
Daf 18b
Wenn jemand [durch Durchschneiden der] übrigen Ringeschlachtet, so ist, obgleich sie nicht die ganze Luftröhre umgeben, die Schlachtung gültig, da sie den größeren Teil der Luftröhreumgeben. Ist eine Verschiebungerfolgt, so ist sie ungültig. R. Ḥanina b. Antigonos bekundete, daß, wenn eine Verschiebung erfolgt ist, sie gültig sei.
R. Joseph erwiderte: R. Jose b. R. Jehuda lehrt zwei Dinge; hinsichtlich des einensind sie seiner Ansicht, und hinsichtlich des anderenstreiten sie gegen ihn. –
Sie sagen ja aber ‘sagtees nur’!? – Dies ist wie folgt zu verstehen: die Halakha ist wie er hinsichtlich des großen Ringes, und die Halakha ist nicht wie er hinsichtlich der übrigen Ringe.
Als R. Zera hinaufging, aß er von dem, wobei nach Rabh und Šemuél eine Verschiebung erfolgtwar. Da sprachen sie zu ihm: Rist du etwa nicht aus der Ortschaft von Rabh und Šemuél? Er erwiderte ihnen: Wer sagte es? – Joseph b. Ḥija. – Joseph b. Ḥija hat ja von aller Weltgelernt.
Als R. Joseph dies hörte, nahm er es übel und sprach: Ich habe von aller Welt gelernt, aber ich habe auch von R. Jehuda gelernt, der sogar das lehrte, worüber ein Zweifel hinsichtlich der Personenbestand. So lehrte R. Jehuda: R. Jirmeja b. Abba sagte, es ist aber zweifelhaft, ob im Namen Rabhs oder im Namen Šemuéls, wenn kein Gelehrter vorhanden ist, so können drei [Laien] das Erstgeborene erlaubt machen. –
Ist R. Zera denn nicht der Ansicht, daß man einemdie Erschwerungen der Ortschaft, die er verlassen hat, und die Erschwerungen der Ortschaft, in der er sich befindet, auferlege!?
Abajje erwiderte: Dies gilt nur von dem Falle, wenn man aus einer babylonischen nach einer babylonischen oder aus einer palästinensischen nach einer palästinensischen oder aus einer palästinensischen nach einer babylonischen [Ortschaft kommt], wenn aber aus einer babylonischen nach einer palästinensischen, so richte man sich nach dieser, weil wir ihnenunterworfensind.
R. Aši erwiderte: Du kannst auch sagen, wenn aus einer babylonischen nach einer palästinensischen, denn dies gilt nur von dem Falle, wenn man zurückzukehren beabsichtigt, R. Zera aber beabsichtigte nicht zurückzukehren.
Abajje sprach zu R. Joseph : Die Rabbanan, die aus Maḥoza kamen, sagten ja, R. Zera habe im Namen R. Naḥmans gesagt, [ein Vieh], an dem eine Verschiebung erfolgt ist, sei tauglich!? Dieser erwiderte: Jeder Fluß hat seinenLauf.
R. Šimo͑n b. Laqiš erklärte es als tauglich, wenn esan der Kappenspitzeerfolgt ist. Da rief R. Joḥanan hierüber: Zuviel, zuviel. R. Papi sagte im Namen Rabas: Ist man auf die Drüsengestoßen, so gilt [das Vieh] als Totverletztes.
Sie fragten: Gestoßen und berührt, wie es heißt :er stieß ihn nieder und er starb, oder gestoßen und nichtberührt, wie es heißt:und es stießen auf ihn die Engel Gottes?
Es wurde gelehrt: R. Papa sagte im Namen Rabas: Bleibt etwas von den Drüsenzurück, so ist es tauglich. R. Amemar, Sohn des Mar Januqa, sagte: Ich stand vor R. Ḥija, dem Sohne R. Ivjas, und er sagte mir, wenn etwas von den Drüsen zurückbleibt, sei es tauglich. Rabina sprach zu R. Aši: R. Šamen aus Sikhraerzählte mir, Mar-Zuṭra sei nach seiner Ortschaft gekommen und habe vorgetragen, wenn etwas von den Drüsen zurückbleibt, sei es tauglich. Mar, Sohn des R. Aši, sagte : Ist man auf die Drüsen gestoßen, so ist es tauglich, bleibt etwas von den Drüsen zurück, so gilt es als Totverletztes.
Daf 19a
Die Halakha ist: wenn unterhalb der Abschrägung der Kappenspitze, so ist es tauglich. Dies heißt von den Drüsen zurückbleiben.
R. Naḥman erklärte es unter der Kappenspitzeals tauglich. Da sprach R. Ḥanan b. R. Qaṭṭina zu R. Naḥman : Nicht wie die Rabbanan und nicht wie R. Jose b. R. Jehuda!?
Dieser erwiderte: Ich kenne weder Ḥileqnoch Bileq, sondern folgende Lehre: R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans, manche sagen, R. Abba b. Zabhda im Namen R. Ḥaninas, und manche sagen, R. Ja͑qob b. Idi im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi : Wenn unter der Kappenspitze, so ist es tauglich.
Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi, [ein Vieh,] an dem nach den Rabbanan eine Verschiebung erfolgtist, sei nach R. Jose b. R. Jehuda tauglich,
und an dem dies nach R. Jose b. R. Jehuda erfolgtist, sei nach R. Ḥanina b. Antigonostauglich. –
Selbstverständlich!? – Man könnte glauben, R. Ḥanina b. Antigonos beziehe sich auf die Rabbanan, so lehrt er uns. –
Vielleicht ist dem auch so!? – Demnach müßte es ja heißen: hierzubekundete. Die Halakha ist wie R. Ḥanina b. Antigonos, da R. Naḥman nach ihm entschied.
R. Hona sagte im Namen R. Asis : Der Streitbesteht nur über den Fall, wenn man zwei Drittel durchgeschnitten und ein Drittel verschoben hat, denn die Rabbanan sind der Ansicht, die ganze Schlachtung müsse am großen Ringe erfolgen, während R. Jose b. R. Jehuda der Ansicht ist, der größere Teil gleiche dem ganzen;
wenn man aber ein Drittel verschoben und zwei Drittel durchgeschnitten hat, stimmen alle überein, daß es ungültig sei, denn beim Scheiden des Lebensmuß der größere Teil durchgeschnitten sein, was dann nicht der Fall ist.
R. Ḥisda sprach zu ihm: Im Gegenteil, der Meister sollte doch entgegengesetzt sagen: der Streit besteht nur über den Fall, wenn man ein Drittel verschoben und zwei Drittel durchgeschnitten hat, denn R. Jose b. R. Jehuda ist der Ansicht, hierbei sei es ebenso wie in dem Falle, wenn die Hälfte der Luftröhre verletztist,
und die Rabbanan sind der Ansicht, da sei es die Schlachtstelle, hierbei sei es aber nicht die Schlachtstelle;
wenn man aber zwei Drittel durchgeschnitten, und ein Drittel verschoben hat, stimmen alle überein, daß es gültig; sei, denn wir haben gelernt, der größere Teil [des Halsorgans] gleiche dem ganzen!?
R. Joseph erwiderte: Wer sagt uns, daß es nicht R. Jose b. R. Jehuda ist, der dies dort vom größeren Teile lehrt, vielleicht ist es R. Jose b. R. Jehuda, der dieslehrt!?
Abajje entgegnete: Sollte denn überall, wo der größere Teil berücksichtigtwird, R. Jose b. R. Jehuda vertreten sein!? Dieser erwiderte: Ich spreche von der Berücksichtigung des größeren Teiles beim Gesetze vom Schlachten, da wir von ihnen wissen, daß sie dagegenstreiten.
Manche haben folgende Lesart: R. Hona sagte im Namen R. Asis: Der Streit besteht nur über den Fall, wenn man ein Drittel verschoben und zwei Drittel durchgeschnitten hat, denn R. Jose b. R. Jehuda ist der Ansicht, hierbei sei es ebenso wie in dem Falle, wenn die Hälfte der Luftröhre verletzt ist, und die Rabbanan sind der Ansicht, da sei es die Schlachtstelle, hierbei aber sei es nicht die Schlachtstelle;
wenn man aber zwei Drittel durchgeschnitten und ein Drittel verschoben hat, stimmen alle überein, daß es gültig sei, denn wir haben gelernt, der größere Teil [des Halsorgans] gleiche dem ganzen.
R. Ḥisda wandte ein: Wer sagt uns, daß es nicht R. Jose b. R. Jehuda ist, der dies dort vom größeren Teile lehrt, vielleicht ist es R. Jose b. R. Jehuda, der dies lehrt!? R. Joseph erwiderte: Sollte denn überall, wo der größere Teil berücksichtigt wird, R. Jose b. R. Jehuda vertreten sein!? Jener entgegnete: Ich spreche von der Berücksichtigung des größeren Teiles beim Gesetze vom Schlachten, da wir von ihnen wissen, daß sie dagegen streiten.
Hat man ein Drittel verschoben, ein Drittel durchgeschnitten und ein Drittel verschoben, so ist es, wie R. Hona im Namen Rabhs sagt, erlaubt, und wie R. Jehuda im Namen Rabhs sagt, verboten. R. Hona sagt im Namen Rabhs, es sei erlaubt, weil dann das Leben beim Schlachtenscheidet; R. Jehuda sagt im Namen Rabhs, es sei verboten, weil der größere Teil durchgeschnitten werden muß, was hierbei nicht der Fall ist.
Hat man ein Drittel durchgeschnitten, ein Drittel verschoben und ein Drittel durchgeschnitten, so ist es, wie R. Jehuda im Namen Rabhs sagt, erlaubt. Da gingen sie zu R. Hona und befragten ihn, und er sagte, es sei verboten. Als R. Jehuda dies hörte, nahm er es ihm übel, indem er sprach : Sage ich verboten, so sagt er erlaubt, sage ich erlaubt, so sagt er verboten. Hierauf sagte R. Hona: Mit Recht nimmt er es mir übel; erstens hat er es von Rabh gehört, ichaber nicht, und zweitens ist ja der größere Teil durchgeschnitten worden.
R. Ḥisda sprach zu ihm: Tritt du nichtzurück,
Daf 19b
denn dadurch würdest du die erste Lehre beeinträchtigen. In jenem Falleerklärst du es als erlaubt, weil das Leben bei Gültigkeitschied, und hierbei schied das Leben bei der Verschiebung.
R. Naḥman traf in Sura ein und man fragte ihn da: Wie ist es, wenn man ein Drittel durchgeschnitten, ein Drittel verschoben und ein Drittel durchgeschnitten hat? Er erwiderte ihnen: Dies ist der Fall, den R. Elea͑zar b. Minjomi lehrte; R. Elea͑zar b. Minjomi lehrte nämlich, die nach Art eines Kammeserfolgte Schlachtung sei gültig. –
Vielleicht nur an der Schlachtstelle? – Wozu braucht dies von der Schlachtstelle gelehrt zu werden!? – Man könnte glauben, die Schlachtstelle müsse freigelegt sein, was hierbei nicht der Fallist, so lehrt er uns.
R. Abba saß hinter R. Kahana und R. Kahana saß vor R. Jehuda und trug vor: Wie ist es, wenn man ein Drittel durchgeschnitten, ein Drittel verschoben und ein Drittel durchgeschnitten hat? Dieser erwiderte: Die Schlachtung ist gültig. –
Wie ist es, wenn man ein Drittel verschoben, ein Drittel durchgeschnitten und ein Drittel verschoben hat? Dieser er erwiderte: Die Schlachtung ist ungültig. –
Wie ist es, wenn man auf eine Verletzung geschlachtethat? Dieser erwiderte: Die Schlachtung ist gültig. –
Wie ist es, wenn man beim Schneiden auf eine Verletzung gestoßenist? Dieser erwiderte: Die Schlachtung ist ungültig.
Hierauf ging R. Abba und sagte es R. Elea͑zar, und R. Elea͑zar sagte es R. Joḥanan. Dieser fragte: Welchen Unterschied gibt es hierbei?
Jener erwiderte: Wenn man auf eine Verletzung schlachtet, so ist es ebenso, als wenn ein Nichtjude schlachten und ein Jisraélit es beendenwürde, und wenn man schlachtet und auf eine Verletzung stößt, so ist es ebenso, als wenn ein Jisraélit schlachten und ein Nichtjude es beendenwürde.
Da rief er ihm zu: Nichtjude, Nichtjude! Raba sprach: Er hatte recht, daß er ihm ‘Nichtjude, Nichtjude’ zurief; einleuchtend ist diesin jenem Falle, denn der Jisraélit sollte die ganze Schlachtung vollziehen, und da er dies unterlassen hat, so ist das Leben durch die Hand des Nichtjuden geschieden, hierbei aber, wo er allein schlachtet, ist es ja einerlei, ob er auf eine Verletzung schlachtet oder beim Schlachten auf eine Verletzung stößt.
SCHLACHTET MAN VON DER SEITE, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG ; KNEIFT MAN VON DER SEITE DEN KOPF AB, SO ISTDAS ABKNEIFEN UNGÜLTIG. SCHLACHTET MAN VOM GENICK AUS, SO IST DIE SCHLACHTUNG UNGÜLTIG; KNEIFT MAN VOM GENICK AUS DEN KOPF AB, SO IST DAS ABKNEIFEN GÜLTIG. SCHLACHTET MAN VOM HALSE AUS, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG ; KNEIFT MAN VOM HALSE AUS DEN KOPF AB, SO IST DAS ABKNEIFEN UNGÜLTIG. DER GANZE NACKENIST FÜR DAS ABKNEIFEN GEEIGNET UND DER GANZE HALS IST FÜR DIE SCHLACHTUNG GEEIGNET. SOMIT IST DAS, WAS BEIM SCHLACHTEN GÜLTIG IST, BEIM ABKNEIFEN UNGÜLTIG, UND WAS BEIM ABKNEIFEN GÜLTIG IST, BEIM SCHLACHTEN UNGÜLTIG.
GEMARA. Was ist unter Genick zu verstehen, wollte man sagen, wörtlich, das Genick, so gilt dies ja nicht nur vom Schlachten, sondern auch vom Abkneifen, denn der Allbarmherzige sagt :gegen das Genick, nicht aber am Genicke selbst. Vielmehr, unter Genick ist die Genickgegendzu verstehen, wie er auch im Schlußsatz lehrt: der ganzeNacken ist für das Abkneifen geeignet.
Woher dies? – Die Rabbanan lehrten: Gegen das Genick, die Gegend, die das Genick sieht. So heißt es auch :er sitzt mir gegenüber. Ferner heißt es:sie wandten mir das Genick zu und nicht das Gesicht. – Wozu ist das ‘ferner’nötig!? – Man könnte glauben, vom Genicke selbst wissen wir nicht, woes sich befindet, um zu wissen, wo das Gegenüber liegt, so heißt es : sie wandten mir das Genick zu und nicht das Gesicht, wonach das Genick sich gegenüber dem Gesichte befindet.
Die Söhne R. Ḥijas sagten: Es ist Gebot, beim Abkneifen die Halsorgane hinter das Genick umzudrehen und abzukneifen. Manche erklären, man dürfe sie auchumdrehen, und manche erklären, man müsse sie umdrehen. Einleuchtend ist jedoch die Ansicht desjenigen, welcher erklärt, man dürfe sie auch drehen. –
Woher dies? – Er lehrt, wenn man vom Genicke aus schlachtet, sei das Schlachten ungültig, und wenn man vom Genicke aus abkneift, sei das Abkneifen gültig.
Daf 20a
Wenn man nun sagen wollte, man müsse umdrehen, so gilt dies ja nicht nur vom Abkneifen sondern auchvom Schlachten. Hieraus ist also zu entnehmen, daß man auch umdrehen darf, und die Mišna spricht von dem Falle, wenn man nicht umdreht.
R. Jannaj sagte: Die Kindersollen nun ihre Erwiderung haben. Er lehrt : somit ist das, was beim Schlachten gültig ist, beim Abkneifen ungültig, und was beim Abkneifen gültig ist, beim Schlachten ungültig; dies schließt wohl das Umdrehen der Halsorgane hinter das Genickaus.
Rabba b. Bar Ḥana erwiderte: Nein, dies schließt Zahn und Fingernagelaus. – Hinsichtlich des Zahnes und des Fingernagels wird diesja ausdrücklich gelehrt!?
Vielmehr, erklärte R. Jirmeja, dies schließt das Hin- und Herfahren aus. – Einleuchtend ist dies nach demjenigen, welcher sagt, wenn das Abkneifen hin- und herfahrend erfolgt ist, sei es ungültig, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, es sei gültig!? – Die Söhne R. Ḥijas sind der Ansicht desjenigen, welcher sagt, wenn das Abkneifen hin- und herfahrend erfolgt, sei es ungültig.
R. Kahana sagte, es ist Gebot, beim Abkneifen [den Kopf] hinabdrückendabtrennen; dies ist die richtige Vorschrift. R. Abin wollte erklären, nur hinabdrückend abtrennen, nicht aber hin- und herfahrend, da sprach R. Jirmeja zu ihm: Hin- und herfahrend ist das Abkneifen erst rechtgültig, und [die Worte,] dies ist die richtige Vorschrift, sind zu verstehen : auch dies ist die richtige Vorschrift.
R. Jirmeja sagte im Namen Šemuéls: Alles, was beim Schlachten gültig ist, ist gegenüber am Genick beim Abkneifen gültig. Demnach ist, was beim Schlachten ungültig ist, auch beim Abkneifen ungültig; was schließt dies aus: wollte man sagen, dies schließe den Fall aus, wenn die Halsorgane ausgerissensind, so lehrt ja Rami b. Jeḥezqel, beim Geflügel gebe es kein Ausreißen der Halsorgane!?
R. Papa erwiderte: Dies schließt den Kopfaus. – Vom Kopfe ist dies ja selbstverständlich, der Allbarmherzige sagt ja: gegen das Genick, nicht aber am Kopf!? –
Unter Kopf ist die Abschrägung vom Kopf aus zu verstehen; wenn man [das Geflügel] am Kopfe anfaßt und [das Abkneifen] durch eine Verschiebung nach untenerfolgt. Dies nach einer Lehre R. Honas im Namen R. Asis, denn R. Hona sagte im Namen R. Asis, wenn man ein Drittel verschobenund zwei Drittel durchschnitten hat, sei es ungültig.
R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Die Lehre des Rami b. Jeḥezqel, beim Geflügel gebe es kein Ausreißen der Halsorgane, gilt nur nach demjenigen, welcher sagt, das Geflügel benötige nach der Tora nichtdes Schlachtens,
Daf 20b
nach demjenigen aber, welcher sagt, das Geflügel benötige nach der Tora des Schlachtens, gibt es auch ein Ausreißen.
Dieser entgegnete: Das Entgegengesetzte leuchtet ja ein: nach demjenigen, welcher sagt, nach der Tora benötige das Geflügel des Schlachtens, ist anzunehmen, es sei ihmüberliefert worden, daß es dabei kein Ausreißen gebe, und selbst nach der Ansicht, es gleiche einem Vieh, gleicht es diesem nicht hinsichtlich des Ausreißens;
nach demjenigen aber, welcher sagt, nach der Tora benötige das Geflügel nicht des Schlachtens, sondern nur rabbanitisch, wird dies ja vom Vieh gefolgert, somit müßte es ja dem Vieh in jeder Hinsichtgleichen !?
Rabina erwiderte: Rabin b. Qisi sagte, die Lehre des Rami b. Jeḥezqel, beim Geflügel gebe es kein Ausreißen der Halsorgane, bezieht sich nur auf das Abkneifen, beim Schlachten aber gibt es wohl ein Ausreißen. – R. Jirmeja sagte ja aber im Namen Šemuéls, alles, was beim Schlachten gültig ist, sei beim Abkneifen gegenüber am Genicke gültig, wonach das, was bei jenem ungültig ist, auch bei diesem ungültigist!? – Er streitet dagegen.
Zee͑ri sagte: Ist das Genick gebrochen und damit der größere Teil des Fleisches, so gilt [das Tier]als Aas.
R. Ḥisda sagte: Auch wir haben demgemäß gelernt: Hat manmit einem Messer abgekniffen, so macht es im Schlundedie Kleider unrein. Wenn man sagen wollte, es gelte nur als totverletzt, so sollte doch, da das Abkneifen als Schlachten gilt, das Messerdie Wirkung haben, es von der Unreinheit des Aases zu entheben. –
Ich will dir sagen, da erfolgt dies aus dem Grunde, weil dies nicht als Schlachten gilt. – Weshalb? R. Hona erklärte: Weil man dabei durchbohrt. Raba erklärte: Weil man dabei aufdrückt. – Weshalb erklärt derjenige, welcher sagt, weil man durchbohrt, nicht, weil man aufdrückt? –
Er ist der Ansicht, das Hin- und Herfahren sei beim Abkneifen zulässig. – Weshalb erklärt derjenige, welcher sagt, weil man aufdrückt, nicht, weil man durchbohrt? – Er kann dir erwidern: unter Durchbohren ist ja zu verstehen, wenn es so erfolgt, wie wenn ein WieselLöcher in das Haus bohrt, wenn es verdecktist, und hierbeiist es ja offen.
Raba sprach: Wenn ich einen Einwand erheben wollte, würde es folgender sein: sollte denn das Abkneifen erfolgen, wenn es bereits totist?
Abajje sprach zu ihm : Denselben Einwand könntest du ja hinsichtlich des Geflügelbrandopfers richten, bei dem esan beiden Halsorganen erfolgen muß: sollte denn das Abkneifen erfolgen, wenn es bereits totist!? Dieser erwiderte: Bei diesem erfolgt dies, um das Gebot des Abtrennensauszuüben. –
Demnach sollte dies auch von der Hautgelten!? – Was beim Schiachten unerläßlich ist, ist auch beim Abtrennen unerläßlich, und was beim Schlachten nicht unerläßlich ist, ist auch beim Abtrennen nicht unerläßlich. –
Der kleinere Teil der Halsorgane ist ja beim Schlachten nach den Rabbanan nicht unerläßlich, beim Abtrennen aber wohl!? – Lies vielmehr: was beim Schlachten einbegriffen ist, ist auch beim Abtrennen einbegriffen, und was beim Schlachten nicht einbegriffenist, ist auch beim Abtrennen nicht einbegriffen. –
Daf 21a
Aber immerhin bleibt ja der Einwandbestehen!? Raba erwiderte: Lies: man verfahre wie folgt: man durchschneide die Wirbelsäule und das Genick, aber nicht den größeren Teil des Fleisches.
Als R. Zera hinaufging, traf er R. Ami sitzen und diese Lehre vortragen; da sprach er zu ihm: Sollte denn das Abkneifen erfolgen, wenn es bereits tot ist!? Dieser stutzte eine Weile, dann erwiderte er: Lies: man verfahre wie folgt: man durchschneide die Wirbelsäule und das Genick, aber nicht den größeren Teil des Fleisches.
Ebenso wird auch gelehrt: Wie erfolgt das Abkneifen beim Geflügelsündopfer? Man durchschneide die Wirbelsäule und das Genick, aber nicht den größeren Teil des Fleisches, bis man zur Speise- oder zur Luftröhre gelangt; gelangt man zu diesen, so durchschneide man ein Halsorgan oder den größeren Teil und damit den größeren Teil des Fleisches, und beim Brandopfer beide oder den größeren Teil von beiden. –
Nach wem: wenn nach den Rabbanan, so sagen sie ja, durchaus beide, und wenn nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n, so sagt er ja, nur den größeren Teil von beiden!? –
Lies: beide nach den Rabbanan, oder den größeren Teil von beiden nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n. Wenn du aber willst, sage ich: beides nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n, und unter ‘beide’ ist zu verstehen, daß es beiden gleiche.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Istdas Genick durchgebrochen und damit der größere Teil des Fleisches, so ist er durch Bezeltungverunreinigend.
Wenn du aber vom Ereignis mit E͑li einwendest, bei dem es nur am Genick erfolgt warund nicht am größeren Teil des Fleisches, so ist es bei einem Greise anders. So heißt es auch :und als er die Lade Gottes erwähnte, da fiel er neben dem Tore rücklings vom Stuhle, brach das Genick und starb, denn der Mann war alt und schwer &c.
R. Šemuél b. Naḥmani sagte im Namen R. Joḥanans: Ist einer wie ein Fisch durchgerissen, so ist er verunreinigend durch Bezeltung. R. Šemuél b. Jiçḥaq sagte: Vom Rücken aus.
Šemuél sagte: Hat man [das Vieh] entzweigeschnitten, so gilt es als Aas. R. Elea͑zar sagte: Fehlt ihm die Hüfte mit einer Höhlung, so gilt es als Aas. – Was heißt mit einer Höhlung? Raba erwiderte: Wenn man, wenn es liegt, das Fehlende sieht.
Dort haben wir gelernt: Ist ihnender Kopf abgeschlagen worden, so sind sie, auch wenn sie noch zucken, verunreinigend, denn dies gleicht dem Zuckendes Eidechsenschwanzes. – Was heißt abgeschlagen? –
Reš Laqiš erklärte, vollständig abgeschlagen ; R. Asi im Namen R. Manis erklärte, wie das Abtrennen [des Kopfes] beim Geflügel-Brandopfer.
R. Jirmeja fragte R. Asi: Wie das Abtrennen beim Geflügel-Brandopfer nach den Rabbanan, und ihr streitetnicht, oder wie das Abtrennen beim Geflügel-Brandopfer nach R. Elea͑zarb. R. Šimo͑n, und ihr streitet?
Dieser erwiderte: Wie das Abtrennen beim Geflügel-Brandopfer nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n, und wir streiten.
Manche lesen: R. Šimo͑n b. Laqiš erklärte, vollständig abgeschlagen; R. Asi im Namen R. Manis erklärte, wie das Abtrennen beim Geflügel-Brandopfer nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n, der größere Teil beider [Halsorgane].
Was ist dies [für ein Streit] zwischen den Rabbanan und R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n? – Es wird gelehrt :Und die zweite richte er als Brandopfer her, nach Vorschrift; nach Vorschrift des Vieh-Sündopfers.
Du sagst, nach Vorschrift des Vieh-Sündopfers, vielleicht ist dem nicht so, sondern nach Vorschrift des Geflügel-Sündopfers? Wenn es heißter bringe siedar, so hat ja die Schrift zwischen dem Geflügel-Sündopfer und dem Geflügel-Brandopfer unterschieden, somit ist [das Wort] nach Vorschrift zu erklären, nach Vorschrift des Vieh-Sündopfers; wie das Vieh-Sündopfer
Daf 21b
nur von Profanem, am Tage und mit der rechten Hand darzubringen ist, ebenso ist auch das Geflügel-Brandopfer nur von Profanem, am Tage und mit der rechten Hand darzubringen.
Wollte man sagen, wie es bei jenem durch [das Durchschneiden] des größeren Teiles beider [Halsorgane] erfolgt, ebenso auch bei diesem durch den größeren Teil beider, so heißt es:er kneife ab, und er räuchere auf, wie beim Auf räuchern der Kopf besonders und der Rumpf besonders, ebenso auch beim Abkneifen der Kopf besonders und der Rumpf besonders.
R. Jišma͑él erklärte: Nach Vorschrift des Geflügel-Sündopfers; wie es beim Geflügel-Sündopfer gegenüber dem Genicke erfolgt, ebenso auch beim Geflügel-Brandopfer gegenüber dem Genicke.
Man könnte glauben, wie bei jenem abkneifen und ein Halsorgan nichtdurchteilen, ebenso auch bei diesem abkneifen und ein Halsorgan nicht durchteilen, so heißt es: er bringe sie dar.
R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n erklärte: Nach Vorschrift, nach Vorschrift des Geflügel-Sündopfers;
Daf 22a
wie man bei jenem Kopf und Rumpf anfasse und sprenge, ebenso muß man auch bei diesem Kopf und Rumpf anfassen und sprengen. –
Wie meinter es? – Er meint es wie folgt: wie bei jenem zu sprengen ist, wenn der Kopf am Rumpfehaftet, ebenso ist auch bei diesem zu sprengen, wenn der Kopf am Rumpfe haftet.
Man könnte glauben, wie bei jenemein Halsorgan, ebenso auch bei diesem ein Halsorgan, so heißt es: er bringe sie dar. –
Wozu sind nach dem ersten Autor, der esaus [den Worten:] er kneife ab, und er räuchere auf, entnimmt, [die Worte:] er bringe sie dar, nötig!?
Hieße es nicht: er bringe sie dar, so könnte man [das Wort] nach Vorschrift auslegen: nach Vorschrift des Geflügel-Sündopfers,
und [die Worte:] er kneife ab, und er räuchere auf, wie folgt erklären: wie das Aufräuchern auf der Höhe des Altars erfolgt, ebenso auch das Abkneifen auf der Höhe des Altars;
da aber der Allbarmherzige schrieb: er bringe sie dar, sodeuten sie auch auf jene Erklärung.
Woher, daß das Vieh-Sündopfer nur von Profanem darzubringen sei? R. Ḥisda erwiderte: Die Schrift sagt:Ahron bringe seinen Sündopfer-farren heran; seinen, nicht aber von Gemeindemitteln und nicht vom Zehnten. –
Daß es am Tage erfolgen müsse, geht ja hervor aus :am Tage, da er gebot !? – Er lehrt es unnötig. –
Daß es mit der rechten Hand erfolgen müsse, geht ja hervor aus der Lehre des Rabba b. Bar Ḥana!? Rabba b. Bar Ḥana sagte nämlich im Namen des R. Šimo͑n b. Laqiš : Überall, wo es‘Finger’ und ‘Priester’ heißt, ist der der rechten Hand zu verstehen. –
Der andere aberist der Ansicht, wenn es ‘Priester’ heißt, müsse es auch ‘Finger’ heißen, und wenn es ‘Finger’ heißt, brauche es nicht ‘Priester’ zu heißen. –
Woher wissen der erste Autor und R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n, daß esgegenüber dem Genicke erfolgen müsse!? – Sie folgerten dies aus [dem Worte] abkneifen.
WAS BEI TURTELTAUBEN TAUGLICH IST, IST BEI JUNGEN TAUBEN UNTAUGLICH, UND WAS BEI JUNGEN TAUBEN TAUGLICH IST, IST BEI TURTELTAUBEN UNTAUGLICH. BEI BEGINN DER GLANZFÄRBUNGSIND DIE EINEN UND DIE ANDEREN UNTAUGLICH.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten :Turteltauben, große sind tauglich und kleine untauglich;junge Tauben, junge sind tauglich und ausgewachsene untauglich. Somit ist das, was bei Turteltauben tauglich ist, bei jungen Tauben untauglich, und was bei jungen Tauben tauglich ist, bei Turteltauben untauglich.
Die Rabbanan lehrten: Turteltauben, ausgewachsene und nicht junge. Man könnte einen Schluß folgern:
Daf 22b
wenn junge Tauben, die ausgewachsen untauglich sind, jung tauglich sind, um wieviel mehr sind Turteltauben, die ausgewachsen tauglich sind, jung tauglich; daher heißt es: Turteltauben, ausgewachsene und nicht junge.
Junge Tauben, junge und nicht ausgewachsene. Man könnte einen Schluß folgern: wenn Turteltauben, die jung untauglich sind, ausgewachsen tauglich sind, um wieviel mehr sind junge Tauben, die jung tauglich sind, ausgewachsen tauglich; daher heißt es: junge Tauben, junge und nicht ausgewachsene.
Wieso geht dieshieraus hervor? Raba erwiderte: Die Schrift sollte doch nicht zu schreiben unterlassen haben: von den jungen Turteltauben oder von den Tauben. –
Vielleicht sind von den jungen Tauben, bei denen der Allbarmherzige ausdrücklich junge schreibt, nur junge und nicht ausgewachsene tauglich, Turteltauben aber bringe man nach Belieben, sowohl ausgewachsene als auch junge!? – Gleich den jungen Tauben; wie junge Tauben nur junge und nicht ausgewachsene, ebenso Turteltauben nur ausgewachsene und nicht junge.
Die Rabbanan lehrten: Man könnte glauben, alle Turteltauben und alle jungen Tauben seien tauglich, so heißt es: von den Turteltauben, nicht aber alle Turteltauben, von den jungen Tauben, nicht aber alle jungen Tauben; ausgenommen sind diese und jene bei Beginn der Glanzfärbung, wo sie untauglich sind. Wann werden die Turteltauben tauglich? – wenn sie goldfarbigsind. Wann werden die jungen Tauben untauglich? – wenn sie glanzfarbig sind.
Ja͑qob Qorḥa lehrte : Wann werden die jungen Tauben tauglich? – wenn sie flügge werden. Er lehrte es und er erklärte es auch:seine Jungen schlürfen Blut. – Wann ist dies? Abajje erwiderte: Wenn beim Ausrupfen einer Feder Blut kommt.
R. Zera fragte: Wie ist es, wenn jemand gesagt hat, er gelobe ein Brandopfer von Turteltauben oder jungen Tauben, und von den einen und den anderen solche aus dem Beginne der Glanzfärbung gebracht hat: ist dieszweifelhaft, somit entledigt es sichseiner Pflicht, oder gelten sie als besondere Art, somit entledigt er sichseiner Pflicht nicht?
Raba erwiderte: Komm und höre: Ausgenommen sind diese und jene bei Beginn der Glanzfärbung, wo sie untauglich sind. Erklärlich ist dies, wenn du sagst, sie gelten als besondereArt, wozu aber ist, wenn du sagst, dies sei zweifelhaft, ein Schriftvers nötig, um Zweifelhaftes auszuschließen!?
Daf 23a
Der Schriftvers ist deshalb nötig, um zur Bestialität und zur Anbetung verwandteauszuschließen.
Es heißt :Eine Verderbtheit ist an ihnen, ein Gebrechen haftet ihnen an, und in der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt, überall, wo es Verderben heißt, seien Unzucht und Götzendienst zu verstehen. Unzucht, denn es heißt:denn alles Fleisch hatte seinen Wandel verderbt auf Erden;
Götzendienst, denn es heißt:daß ihr nicht verderbt handelt und euch ein Schnitzbild verfertigt. Man könnte nun glauben, was durch Gebrechen untauglich wird, werde auch durch Unzucht und Götzendienst untauglich, und was durch Gebrechen nicht untauglich wird, werde auch durch Unzucht und Götzendienst nicht untauglich, das Geflügel aber, das durch Gebrechen nicht untauglich wird, denn der Meister sagte, Gebrechenlosigkeit und Männlichkeitsei nur beim Vieh erforderlich, nicht aber sei Gebrechenlosigkeit und Männlichkeit beim Geflügel erforderlich, werde auch durch Unzucht und Götzendienst nicht untauglich, so lehrt er uns.
R. Zera fragte: Wie ist es, wenn jemand gesagt hat, er gelobe einen Widder oder ein Lamm als Brandopfer, und ein Halberwachsenesgebracht hat.
Nach R. Joḥanan, welcher sagt, es gelte als besondere Art, ist es nicht fraglich. Wir haben nämlich gelernt: Hat man es dargebracht, so bringe man dazu das Gußopfer eines Widders und man entledigt sich damit nicht seiner Opferpflicht.
Hierzu sagte R. Joḥanan, [die Worte:] oder für einen Widder, schließendas Halberwachsene ein.
Fraglich ist es nur nach Bar Pada,
Daf 23b
welcher sagt, man bringe es nur unter Bedingungdar;
sagen wir, die Bedingung erstrecke sich nur auf Widder und Lamm, nicht aber auf eine besondereArt, oder auch auf eine besondere Art, und er sage: wenn es eine besondere Art ist, sei alles eine freiwillige Gabe? – Dies bleibt unentschieden.
R. Zera fragte : Wie ist es, wenn jemand gesagt hat, er gelobe Dankopferbrote von Gesäuertemoder von Ungesäuertem, und Halbgesäuertesgebracht hat? –
Welches Halbgesäuerte : das des R. Meírist ja nach R. Jehuda Ungesäuertes,
das des R. Jehudaist ja nach R. Meír Gesäuertes,
und das des R. Meír nach R. Meír ist ja, da dieserhalb zu geißelnist, ebenfalls Gesäuertes? –
Vielmehr, das des R. Jehuda nach R. Jehuda. Ist es Zweifelhaftes, somit entledigt er sich damit seiner Pflicht auf jeden Fall, oder ist es eine Sache für sich, somit entledigt er sich seiner Pflicht nicht? –
R. Hona sagte ja aber, wer gesagt hat, er gelobe Dankopferbrote, müsse das Dankopfer und die Brotebringen, und da er nun zu einem Dankopfer und den Broten verpflichtet ist, so weiß er ja nicht, ob es Gesäuertes ist, um dazu auch das Ungesäuerte, oder es Ungesäuertes ist, um dazu auch das Gesäuertezu bringen!? –
In dem Falle, wenn er gesagt hat: [zehn] Kuchen zur Pflichtentledigung des Dankopfers von jenem. –
Aber immerhin weiß ja jener nicht, ob es Gesäuertes ist, um dazu das Ungesäuerte, oder es Ungesäuertes ist, um dazu das Gesäuertezu bringen!? – In dem Falle, wenn er ‘zur Pflichtentledigung’ nicht gesagthat; entledigt er sich damit seiner Pflicht oder nicht? – Dies bleibt unentschieden.
WAS BEI DER KUHTAUGLICH IST, IST BEIM KALBEUNTAUGLICH, UND WAS BEIM KALBE TAUGLICH IST, IST BEI DER KUH UNTAUGLICH.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Die Kuh wird durch Schlachten tauglich und durch Genickbrechen untauglich, das Kalb wird durch Genickbrechen tauglich und durch Schlachten untauglich. Somit ist das, was bei der Kuh tauglich ist, beim Kalbe untauglich, und was beim Kalbe tauglich ist, bei der Kuh untauglich. Sollte [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere gefolgert werden,
daß das Genickbrechen die Kuh tauglich mache: wenn das Kalb, das durch Schlachten nicht tauglich wird, durch Genickbrechen tauglich wird, um wieviel mehr wird die Kuh, die durch Schlachten tauglich wird, durch Genickbrechen tauglich!?
Daf 24a
Die Schrift sagt:er schlachte undSatzung, nur durch Schlachten und nicht durch Genickbrechen. –
Ist denn überall, wo es Satzung heißt, nicht [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern, beim Versöhnungstage heißt es ja ebenfalls Satzung, dennoch wird gelehrt :Er richte ihn als Sündopfer her, das Los macht ihnzum Sündopfer, nicht aber macht ihn die Bezeichnung zum Sündopfer.
Man könnte nämlich einen Schluß folgern: wenn in einem Falle, wo das Los nichtheiligt, die Bezeichnung heiligt, um wieviel mehr heiligt die Bezeichnung in einem Falle, wo das Los heiligt; daher heißt es: er richte ihn als Sündopfer her, das Los macht ihn zum Sündopfer, nicht aber macht ihn die Bezeichnung zum Sündopfer.
Nur deshalb, weil der Allbarmherzige geschrieben hat: er richte ihn als Sündopfer her, sonst aber würden wir [einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere gefolgert haben!? –
Der Allbarmherzige hat beim Kalbe eingeschränkt :dem genickbrochenen, nur dieses durch Genickbrechen, nicht aber anderes durch Genickbrechen. –
Sollte [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere gefolgert werden, daß das Schlachten das Kalb tauglich mache: wenn die Kuh, die durch Genickbrechen nicht tauglich wird, durch Schlachten tauglich wird, um wieviel mehr wird das Kalb, das durch Genickbrechen tauglich wird, durch Schlachten tauglich!? – Die Schrift sagt:man breche das Genick, (dem genickbrochenen), nur durch Genickbrechen und nicht durch Schlachten.
vi,2 WAS BEI PRIESTERN TAUGLICH IST, IST BEI LEVITEN UNTAUGLICH, UND WAS BEI LEVITEN TAUGLICH IST, IST BEI PRIESTERN UNTAUGLICH.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Priester mit Leibesfehlern sind untauglich, über die Jahrehinaus tauglich; Leviten mit Leibesfehlern sind tauglich, über die Jahre hinaus untauglich. Somit ist das, was bei Priestern tauglich ist, bei Leviten untauglich, und was bei Leviten tauglich ist, bei Priestern untauglich. –
Woher dies? - Die Rabbanan lehrten:Dies soll für die Leviten gelten; was lehrtdies? Es heißt:und mit fünfzig Jahren trete er zurück, und hieraus lernen wir, daß das [überschrittene] Alter die Leviten untauglich mache; man könnte glauben, auch Leibesfehler machen sie untauglich, und zwar wäre dies aus einem Schluß zu folgern: wenn Priester, die über die Jahre hinaus nicht untauglich sind, durch Leibesfehler untauglich werden, um wieviel mehr werden Leviten, die über die Jahre hinaus untauglich sind, durch einen Leibesfehler untauglich; daher heißt es: dies soll für die Leviten gelten, dies für die Leviten, aber nichts anderes für die Leviten.
Man könnte glauben, Priester über die Jahre hinaus seien untauglich, und zwar wäre dies aus einem Schluß zu folgern : wenn Leviten, die durch Leibesfehler nicht untauglich werden, über die Jahre hinaus untauglich sind, um wieviel mehr sind Priester, die durch Leibesfehler untauglich werden, über die Jahre hinaus untauglich, daher heißt es: für die Leviten, nicht aber für die Priester.
Man könnte glauben, auch in Šilo und im ewigen Hause, so heißt es:zur Verrichtung des Dienstes und zur Verrichtung des Tragens; ich sagte es nur von der Zeit, wo der Dienst mit der Schultererfolgte.
Ein Schriftvers lautet :vom fünfundzwanzigsten Lebensjahre und darüber, und ein anderer lautet:vom dreißigsten Lebensjahre ab; man kann nicht dreißig sagen, da es fünfundzwanzig heißt, und man kann nicht fünfundzwanzig sagen, da es dreißig heißt: wie ist dies zu erklären? Fünfundzwanzig zum Lernen und dreißigzur Dienstverrichtung.
Hieraus, daß, wenn ein Schüler in fünf Jahren keinen Fortschritt in seinem Studium sieht, er keinen mehr sehen werde. R. Jose sagt, drei Jahre, denn es heißt :sie drei Jahre zu erziehen und sie Schrift und Sprache der Chaldäer lehren. –
Und jene!? – Anders verhielt es sich bei der Sprache der Chaldäer, da sie leicht ist. – Und dieser? – Anders verhielt es sich bei den Vorschriften über den Tempeldienst, da sie schwer sind.
Die Rabbanan lehrten: Ein Priester ist von der Zeit, wo er zwei Haarebekommt, bis ins Greisenalter für den Dienst tauglich, Leibesfehler machen ihn untauglich; ein Levite ist vom dreißigsten bis zum fünfzigsten Lebensjahre für den Dienst tauglich, über die Jahrehinaus ist er untauglich. Dies galt nur im Offenbarungszelte in der Wüste, in Šilo aber und im ewigen Hause wurde er nur durch die Stimmeuntauglich. R. Jose sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers :
Daf 24b
die Trompeter und die Sänger hatten gleichzeitig und einstimmig anzuheben.
«Bis ins Greisenalter.» Wie lange? R. Elie͑zer erwiderte im Namen R. Ḥaninas : Bis er zittrig wird.
Dort haben wir gelernt: Wenn ein Ergußbehafteter ein Tauchbad genommen und [vorher] nicht uriniert hat, so ist er, wenn er uriniert, unrein. R. Jose sagt, ein Greis oder ein Kranker sei unrein, ein Junger und Gesundersei rein.
Wie lange heißt er jung? R. Elea͑ erwiderte im Namen R. Ḥaninas : Wenn er auf einem Fuße stehend den Schuh aus- und anziehen kann. Man erzählt von R. Ḥanina, daß er mit achtzig Jahren auf einem Fuße stehend den Schuh aus- und anzog. R. Ḥanina sagte: Die Warmbäder und das Öl, mit dem meine Mutter mich in der Kindheit salbte, stehen mir im Alter bei.
Die Rabbanan lehrten: Sobald einem der Bart ausgewachsen ist, ist er geeignet, Gemeindevertreterzu werden, vor das Betpult zu tretenund die Hände [zum Priestersegen] zu erheben. Von wann ab ist erfür den Tempeldienst tauglich? – Sobald er zwei Haare bekommen hat. Rabbi sagte: Ich sage, erst wenn er zwanzig Jahre alt ist.
R. Ḥisda sagte: Folgendes ist der Grund Rabbis, es heißt :und sie bestellten die Leviten von zwanzig Jahren und darüber zur Beaufsichtigung der Arbeiten am Hause des Herrn. – Und jener!? – Anders verhielt es sich bei der Beaufsichtigung. –
Dieser Schriftvers spricht ja aber von den Leviten!? – Dies nach R. Jehošua͑ b. Levi, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte: An vierundzwanzig Stellen werden die Priester Leviten genannt, und eine von diesen ist folgende :die levitischen Priester, die Söhne Çadoqs
Die Rabbanan lehrten :Ein Mann von deinen Nachkommen, für alle Zeiten ; hieraus folgerte R. Elea͑zar, daß ein Minderjähriger, auch gebrechenfrei, für den Tempeldienst untauglich sei. – Wann wird er für den Tempeldienst tauglich? Sobald er zwei Haare bekommen hat; jedoch lassen ihn seine Priesterbrüder vor dem zwanzigsten Lebensjahre keinen Dienst verrichten.
Manche sagen, hier sei Rabbi vertreten, wonach er nicht einmal rabbanitisch untauglichist, und manche sagen, nach Rabbi sei er rabbanitisch untauglich, und hier seien die Rabbanan vertreten, denn auch nach ihnen darf er es nicht von vornherein, und nur wenn bereits erfolgt, ist der Dienst gültig.
vi,3 WAS BEIM TONGEFÄSSE REIN IST, IST BEI ALLEN ANDEREN GEFÄSSEN UNREIN, UND WAS BEI ALLEN ANDEREN GEFÄSSEN REIN IST, IST BEIM TONGEFÄSSE UNREIN.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten : Der Hohlraum eines Tongefäßes ist unreinund die Außenseite istrein: bei allen anderen Gefäßen ist der Hohlraumrein, und die Außenseiteunrein. Somit ist das, was beim Tongefäße rein ist, bei allen anderen Gefäßen unrein, und was bei allen anderen Gefäßen rein ist, beim Tongefäße unrein.
Woher dies? – Die Rabbanan lehrten :Inneres, auch wenn es nicht berührt worden ist.
Du sagst, auch wenn es nicht berührt worden ist, vielleicht ist dem nicht so, sondern nur dann, wenn es berührt worden ist? R. Jonathan b. Eutolmios erwiderte: Es heißt Inneres beim Unreinmachenund es heißt Inneres beim Unreinwerden, wie das Innere unrein macht, auch wenn es nicht berührt hat, ebenso wird das Innere unrein, auch wenn es nicht berührt worden ist. –
Woher dies von jenem? R. Jonathan erwiderte: Die Tora bekundete diesvon einem Tongefäße,
Daf 25a
selbst wenn es voll Senfkörnerist.
R. Ada b. Ahaba sprach zu Raba: Sollte doch [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere gefolgert werden, daß ein Tongefäß von der Außenseiteunrein werde: wenn alle anderen Gefäße, die im Hohlraume nicht unrein werden, von der Außenseite unrein werden, um wieviel mehr wird das Tongefäß, das im Hohlraume unrein wird, von der Außenseite unrein !? –
Die Schrift sagt :jedes offene Gefäß, auf dem kein Deckel ist, und das Tongefäß ist dasjenige Gefäß, bei dem die Unreinheit in die Öffnungkommt ; es wird nur dann unrein, wenn darauf kein Deckel ist, ist aber ein Deckel darauf, so wird es nicht unrein. –
Sollte doch [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere gefolgert werden, daß alle anderen Gefäße im Hohlraume unrein werden: wenn das Tongefäß, das von der Außenseite nicht unrein wird, im Hohlraume unrein wird, um wieviel mehr werden alle anderen Gefäße, die von der Außenseite unrein werden, im Hohlraume unrein!? –
Die Schrift sagt: sein Inneres, das Innere von diesem, nicht aber das Innere von einem anderen. –
[Das Wort] Inneres ist ja bereits ausgelegtworden!? –
[Das Wort] Inneres kommt viermal vor: Inneres, seinInneres, Inneres, sein Inneres;
einmal ist es an sich nötig, einmal wegen der Wortanalogie, einmal, daß dies nur von seinem Innerngilt, nicht aber vom Innern eines anderen, und einmal, daß dies nur von seinem Innern gilt, nicht aber vom Innern seines Innern, das sogar das Abspülgefäßschütze. –
Sollte doch [durch einen Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere gefolgert werden, daß alle anderen Gefäße nicht von der Außenseite, sondern nur von der Innenseite, durch Berührung, unrein werden: wenn das Tongefäß, das im Hohlraume unrein wird, von der Außenseite nicht unrein wird, um wieviel weniger werden alle anderen Gefäße, die im Hohlraume nicht unrein werden, von der Außenseite unrein!? –
Die Schrift sagt: jedes offene Gefäß, auf dem kein Deckel ist, ist unrein; nur diesesist unrein, wenn auf ihm kein Deckel ist, aber rein, wenn auf ihm ein Deckel ist, alle anderen Gefäße aber sind unrein, einerlei ob ein Deckel auf ihnenist oder kein Deckel auf ihnen ist.
WAS BEI HOLZGERÄTEN REINIST, IST BEI METALLGERÄTEN UNREIN, UND WAS BEI METALEGERÄTEN REIN IST, IST BEI HOLZGERÏTEN UNREIN.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten : Halbfertige Holzgerätesind unrein, flachesind rein, halbfertige Metallgeräte sind rein, flache sind unrein. Somit ist das, was bei Holzgeräten rein ist, bei Metallgeräten unrein, und was bei Metallgeräten unrein ist, bei Holzgeräten rein.
Folgende sind halbfertige Holzgeräte: was noch geglättet, graviert, gehobelt, umrändert und mit Fischhaut poliert werden muß; fehlt noch der Fuß, der Rand oder der Henkel, so ist es unrein, fehlt aber das Austiefen,, so ist es rein. –
Wenn noch das Austiefen fehlt, ist es ja selbstverständlich!? – In dem Falle, wenn man ein Qapiz in einem Kabausgetiefthat.
Folgende sind halbfertige Metallgeräte: was noch
Daf 25b
geglättet, graviert, geschliffen, umrändert oder mit einem Hammer geschlagen werden muß; fehlt noch der Fuß, der Rand oder der Henkel, so ist es rein, wenn aber der Deckel, so ist es unrein. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen diesen und jenen? R. Joḥanan erwiderte: Weil diese zum Schmucke gefertigtwerden. R. Naḥman erwiderte : Weil sie wertvollersind. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen? – Ein Unterschied besteht zwischen ihnen bei Knochengeräten. R. Naḥman vertritt hierbei seine Ansicht, denn R. Naḥman sagte, Knochengeräte gleichen Metallgeräten. –
Demnach sind Knochengeräte für die Unreinheit empfänglich? – Freilich, denn es wird gelehrt: R. Jišma͑él, Sohn des R. Joḥanan b. Beroqa, sagte:Und jede Arbeit von Ziegen &c. entsündigen, dies schließt das ein, was von Ziegen herrührt, von den Hörnernund den Klauen. Woher dies von anderem Vieh und Wild? Es heißt: und jede Arbeit. Weshalb werden demnach Ziegen genannt? Dies schließt das Geflügel aus.
WAS BEI BITTEREN MANDELN PFLICHTIGIST, IST BEI SÜSSEN FREI, UND WAS BEI SÜSSEN PFLICHTIG IST, IST BEI BITTEREN FREI.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Bei bitteren Mandeln sind kleine pflichtig und große frei, bei süßen sind große pflichtig und kleine frei.
R. Jišma͑él b. R. Jose sagte im Namen seines Vaters, bei beidenfrei ; manche sagen, bei beidenpflichtig. R. Elea͑ sagte: R. Ḥanina traf in Sepphoris eine Entscheidung nach demjenigen, welcher sagt, bei beiden frei. –
Wozu sind nach demjenigen, welcher sagt, bei beiden pflichtig, große verwendbar? R. Joḥanan erwiderte : Man kann sie am Feuer süß machen.
DER LAUERWEIN DARF, BEVOR ER GEZOGENHAT, NICHT FÜR DEN ERLÖS DES ZEHNTENGEKAUFT WERDEN, AUCH MACHT ER DAS QUELTBADUNTAUGLICH; NACHDEM ER GEZOGEN HAT, DARF ER FÜR DEN ERLÖS DES ZEHNTEN GEKAUFT WERDEN, AUCH MACHT ERDAS QUELLBAD NICHT UNTAUGLICH.
BRÜDER, DIE GESELLSCHAFTERSIND, SIND, WENN SIE ZUM AUFGELDVERPFLICHTET SIND, VOM VIEHZEHNTENFREI, UND WENN SIE ZUM VIEHZEHNTEN VERPFLICHTETSIND, VOM AUFGELD FREI.
GEMARA. Wessen Ansicht vertritt unsere Mišna, weder die des R. Jehuda noch die der Rabbanan!? Es wird nämlich gelehrt: Wenn man bei der Bereitung von Lauerwein ein Maß Wein aufgießt und dasselbe Maß findet, so ist manfrei, und nach R. Jehuda verpflichtet.
Wessen nun, nach den Rabbanan, auchwenn er gezogen hat, und nach R. Jehuda, auchwenn er nicht gezogen hat!? R. Naḥman erwiderte im Namen des Rabba b. Abuha:
Daf 26a
Sie streiten über den Fall, wenn er gezogenhat, und die Mišna vertritt die Ansicht R. Jehudas. Ebenso sagte auch R. Jose b. R. Ḥanina, sie streiten über den Fall, wenn er gezogen hat.
R Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abuha: Wenn man für den Erlös des Zehnten Lauerwein gekauft und er nachher gezogen hat, so hat der Zehnt ihn geeignet, denn es stellte sich rückwirkend heraus, daß es eine Frucht ist. –
Wieso lehrt demnach unsere Mišna, daß dies nur von dem Falle gelte, wenn er gezogen hat, nicht aber, wenn er nicht gezogen hat, vielleicht würde er, wenn man ihn stehen ließe, später gezogen haben!? Rabba erwiderte: Wenn man davon in einem Becher zurückgelassen und er nicht gezogen hat.
Raba erwiderte: Hier ist die Ansicht des R. Joḥanan b. Nuri vertreten, denn wir haben gelernt: Wenn in drei Log Wasser weniger eines Qurṭub ein Qurṭub Wein gekommen ist und es wie Wein aussieht, so macht es, wenn es in ein Quellbadgeschüttet worden ist, dieses nicht untauglich;
wenn in drei Log Wasser weniger eines Qurṭub ein Qurṭub Milch gekommen ist und es wie Wasser aussieht, so macht es, wenn es in ein Quellbad geschüttet worden ist, dieses ebenfalls nichtuntauglich.
R. Joḥanan b. Nuri sagt, man richte sich stets nach dem Aussehen.
R. Joḥanan sagt also, man richte sich nach dem Aussehen, ebenso richte man sich auch hierbei nach dem Aussehen, und dieserhat den Geschmack und das Aussehen von Wasser.
Erstreitet gegen R. Elea͑zar, denn R. Elea͑zar sagte: Alle stimmen überein, daß, wenn er nicht gezogen hat, man für diesen nicht von anderem entrichte.
Er ist also der Ansicht, sie streiten über den Fall, wenn er nicht gezogen hat, und R. Jehuda verpflichtet [die Entrichtung] für diesen von diesem, nicht aber von anderem, weil man veranlaßt werden könnte, von Pflichtigem für Unpflichtiges, und von Unpflichtigem für Pflichtigeszu entrichten.
Die Rabbanan lehrten: Lauerweindarf man, bevor er gezogen hat,
Daf 26b
mit Wasser verbinden, und nachdem er gezogen hat, nicht mit Wasser verbinden. Raba sagte: Dies gilt nur von dem Falle, wenn man ihn von vornherein mit reinem Wasser bereitet hat und es unrein geworden ist, nicht aber, wenn es von vornherein unrein war.
R. Gebiha aus Be-Kethil ging und trug diese Lehre R. Aši vor [und sprach] : Wenn es von vornherein unrein war, wohl deshalb nicht, weil das schwerere Wasser unten bleibt und die Frucht obenauf schwimmt, sodaß keine Verbindung mit dem Wasser erfolgt, und dies ist ja auch dann der Fall, wenn es ursprünglich rein war und nachher unrein wurde!?
Vielmehr werden sievermengt, ebenso werden sie in diesem Fallevermengt.
WO ES EINEN VERKAUFGIBT, GIBT ES KEINE GELDBUSSE, UND WO ES EINE GELDBUSSE GIBT, GIBT ES KEINEN VERKAUF.
GEMARA. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Dies ist die Ansicht R. Meírs, die Weisen aber sagen, es gebe eine Geldbuße, auch wo es einen Verkauf gibt. Es wird nämlich gelehrt: Bei einer Minderjährigen vom Alter eines Tages bis sie zwei Haarebekommt, gibt es einen Verkauf, aber keine Geldbuße; von der Zeit, wo sie zwei Haare bekommt, bis zur Mannbarkeitgibt es eine Geldbuße, aber keinen Verkauf - so R. Meír. R. Meír sagte nämlich, wo es einen Verkauf gibt, gebe es keine Geldbuße, und wo es keine Geldbuße gibt, gebe es keinen Verkauf.
Die Weisen sagen, bei einer Minderjährigen von drei Jahren und einem Tage bis zur Mannbarkeit gebe es eine Geldbuße. –
Nur Geldbuße und nicht Verkauf!? – Lies: auch Geldbuße neben Verkauf.
WENN DIE WEIGERUNGSERKLÄRUNG ERFOLGEINKANN, DANN NICHT DIE ḤALIÇA, UND WENN DIE ḤALIÇA, DANN NICHT DIE WEIGERUNGSERKEÄRUNG.
GEMARA. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Dies ist die Ansicht R. Meírs, die Weisen aber sagen, die Weigerungserklärung könne auch dann erfolgen, wenn die Ḥaliça erfolgt. Es wird nämlich gelehrt: Bis wann ist die Weigerungserklärung (der Tochter) zulässig? Bis sie zwei Haare bekommt – so R. Meír. R. Jehuda sagt, bis das Schwarze das Weiße überragt..
WENN DAS BLASENSTATTFINDET WIRD DER UNTERSCHEIDUNGSSEGEN NICHT [GESPROCHEN], UND WENN DER UNTERSCHEIDUNGSSEGEN [GESPROCHEN WIRD], FINDET DAS BLASEN NICHT STATT.
WENN EIN FESTTAG AUF DEN VORABEND DES ŠABBATHS FÄLLT, SO BLASE MAN UND SPRECHE NICHT DEN UNTERSCHEIDUNGSSEGEN, UND WENNN AUF DEN AUSGANG DES ŠABBATHS, SO SPRECHE MAN DEN UNTERSCHEIDUNGSSEGEN UND BLASE NICHT.
DER UNTERSCHEIDUNGSSEGEN LAUTET DANN WIE FOLGT :‘DER ZWISCHEN HEILIG UND HEILIG SCHEIDET’. R. DOSA SAGT : ‘ZWISCHEN STRENGHEILIG UND LEICHTHEILIG’.
GEMARA. Wie blase man dann? R. Jehuda erwiderte: Einen Stoßton in einen Trillerauslaufend. R. Asi erwiderte: Einen Stoßton und einen Triller in einem Atemzuge. R. Asi traf in Huçal eine Anordnung nach seiner Ansicht.
Man wandte ein : Wenn ein Festtag auf den Vorabend des Šabbaths fällt, so blase man einen Stoßton und keinen Triller. Doch wohl überhaupt keinen!? – R. Jehuda erklärt es nach seiner Ansicht, und R. Asi erklärt es nach seiner Ansicht. R. Jehuda erklärt es nach seiner Ansicht: man blase keinen Triller besonders, sondern vom Stoßtone auslaufend. R. Asi erklärt es nach seiner Ansicht: man blase keinen Triller in einem zweiten Atemzuge, sondern beides in einem Atemzuge.
AUF DEN AUSGANG DES ŠABBATHS &C. Wo spricht man dies? R. Jehuda erwiderte: Am Schlüsse. Ebenso erklärte auch R. Naḥman, am Schlusse.
R. Šešeth, Sohn des R. Idi, sagte, auch am Anfang. Die Halakha ist aber nicht wie er.
R. DOSA SAGT: ‘ZWISCHEN STRENGHEILIG UND LEICHTHEILIG’. Die Halakha ist aber nicht wie er.
R. Zera sagte: Wenn ein Festtag in die Mitte der Woche fällt, so sprecheman : ‘Der zwischen Heilig und Profan scheidet, zwischen Licht und Finsternis, zwischen den Jisraéliten und den Nichtjuden, und zwischen dem siebenten Tage und den sechs Werktagen’. – Aus welchem Grunde? – Man zählt dabei nur die Reihe der Scheidungenauf.
Daf 27a
WENN MAN EIN [HALSORGAN] BEIM GEFLÜGEL ODER BEIDE BEIM VIEH DURCHGESCHNITTEN HAT, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG; DER GRÖSSERE TEIL VON EINEM GLEICHT DEM GANZEN. R. JEHUDA SAGT, NUR WENN MAN DIE ARTERIEN DURCHGESCHNITTEN HAT. WENN DIE HÄLFTE VON EINEM BEIM GEFLÜGEL ODER EINES UND DIE HÄLFTE VOM ANDEREN BEIM VIEH, SO IST DIE SCHLACHTUNG UNGÜLTIG; WENN DEN GRÖSSEREN TEIL VON EINEM BEIM GEFLÜGEL ODER DEN GRÖSSEREN TEIL VON BEIDEN BEIM VIEH, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
GEMARA. Durchgeschnitten hat, wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein; wie weit sollte man denn, wenn beide beim Vieh nicht ausreichen, zu schneiden fortfahren!? – Wenn du willst, sage ich, dies beziehe sich auf eines beim Geflügel, und wenn du willst, sage ich, auf die Gleichstellung des größeren Teiles mit dem ganzen.
R. Kahana sagte: Woher, daß das Schlachten am Halse erfolge? Es heißt:er schlachte [vešaḥat] das junge Rind; an der Stelle, wo es sich beugt [šaḥ], reinige [hatehu] man es. – Woher, daß ḥaṭehu reinigen bedeute? – Es heißt: er reinige [ḥiṭe] das Haus. Wenn du aber willst, aus folgendem : reinige mich mit Ysop, daß ich rein werde. –
Vielleicht am Schwanze!? – Wenn es ‘beugt’ heißt, so ist es sonst gerade, während dieser stets gebogen ist. – Vielleicht am Ohr!? – Es muß Lebensbluthervorkommen, was dann nicht der Fall ist. –
Vielleicht reiße man so weit, bis Lebensblut hervorkommt!? Und woher ist ferner [das Verbot] der Unterbrechung, des Aufdrückens, des Durchbohrens, der Verschiebung und des Ausreißens zu entnehmen!? Du mußt also sagen, dies sei eine Überlieferung, ebenso ist das Schlachten am Halse eine Überlieferung.
Wozu ist nun der Schriftvers nötig? – Daß man es nicht entzweischneide.
R. Jemar erklärte: Die Schrift sagt:schlachte [vezabaḥta], an der Stelle, wo es fließt [zab], zerbrich [ḥatehu] es. – Woher, daß ‘ḥatehu’ zerbrechen bedeute? – Es heißt :fürchte nicht und ängstige [teḥath]dich nicht. –
Vielleicht an der Nase!? – Es ist ein Fließen durch das Zerbrechen erforderlich, und bei dieser erfolgt das Fließen von selbst. – Vielleicht am Herzen!? Und woher ist ferner [das Verbot] der Unterbrechung, des Aufdrückens, des Durchbohrens, der Verschiebung und des Ausreißens zu entnehmen!? Du mußt also sagen, dies sei eine Überlieferung, ebenso ist das Schlachten am Halse eine Überlieferung.
Wozu ist nun der Schriftvers nötig? – Daß man es nicht entzweischneide.
In der Schule R. Jišma͑éls erklärten sie: Er schlachte [vešaḥaṭ], man lese nicht vešaḥaṭ, sondern vesaḥaṭ, an der Stelle, da es Laute hervorbringt [saḥ], reinige es. –
Vielleicht an der Zunge!? – Es muß Lebensblut hervorkommen, was dann nicht der Fall ist. – Vielleicht reiße man so weit, bis Lebensblut hervorkommt!? Und woher ist ferner [das Verbot] der Unterbrechung, des Aufdrückens, des Durchbohrens, der Verschiebung und des Ausreißens zu entnehmen!? Du mußt also sagen, dies sei eine Überlieferung, ebenso ist das Schlachten am Halse eine Überlieferung.
Wozu ist demnach der Schriftvers nötig? – Daß man es nicht entzweischneide.
Ein Autor entnimmt dies aus folgendem. Es wird gelehrt: R. Ḥija sagte: Woher, daß das Schlachten am Halse erfolge? – es heißt:die Söhne Ahrons, die Priester, sollen die Stücke aufschichten;
wozu heißt es weiter: den Kopf und das Schmer, diese gehören ja mit zu den Stücken und brauchen nicht besonders hervorgehoben zu werden? Da es heißt:er enthäute das Brandopfer und zerlege es in Stücke, so würde ich dies gewußt haben von den Stücken, die beim Enthäuten einbegriffen sind, nicht aber vom Kopfe, derbereits abgetrenntworden ist, so heißt es:seinen Kopf und sein Schmer, und er schichte auf.
Da er nun vom Kopfe sagt, er sei bereits abgetrennt worden, so ist zu entnehmen, daß das Schlachten am Halse erfolge. –
Der Autor beginnt mit [dem Schriftverse] den Kopf und das Schmer, und schließt mit [dem Schriftverse] seinen Kopf und sein Schmer!? – Er meint es wie folgt: nicht aber vom Kopfe, der bereits abgetrennt worden ist, daher heißt es: den Kopf und das Schmer. –
Wozuheißt es: seinen Kopf und sein Schmer? – Dies ist für folgende Lehre nötig: Woher, daß der Kopf und das Schmer allen anderen Opferstückenvorangehen? Es heißt: seinen Kopf und sein Schmer, und er schichte auf. –
Daf 27b
Wozu nennt der Allbarmherzige [das Wort] Schmerim ersteren Schriftverse? – Wegen der folgenden Lehre: Wie verfuhr er dabei? Er legte das Schmer auf die Schlachtstelle und brachte es dar, aus Achtung vor dem Höchsten.
Ein Autor entnimmt dies aus folgendem. Es wird gelehrt :Dies ist das Gesetz über das Vieh und das Geflügel; bei welchem Gesetze gleicht das Vieh dem Geflügel und das Geflügel dem Vieh? Das Vieh ist jadurch Berühren und Tragen verunreinigend und das Geflügel istdurch Berühren und Tragen nicht verunreinigend, das Geflügel macht ja im Schlundedie Kleider unrein und das Vieh macht im Schlunde die Kleider nichtunrein.
Bei welchem Gesetze gleicht nun das Vieh dem Geflügel und das Geflügel dem Vieh? Dies besagt, wie das Viehdurch das Schlachten, ebenso das Geflügel durch das Schlachten. Man könnte glauben, wie jenes durch beide Halsorgane, ebenso dieses durch beide Halsorgane, so heißt es: dies.
R. Elie͑zer sagte: Bei welchem Gesetze gleicht das Vieh dem Geflügel und das Geflügel dem Vieh? Dies besagt, wie die Tauglichmachung des Geflügels am Halseerfolgt, ebenso erfolgt die Tauglichmachung des Viehs am Halse.
Man könnte glauben, wie bei jenem am Genicke, ebenso bei diesem am Genicke, so heißt es:er kneife ihm den Kopf ab gegen das Genick und trenne ihn nicht ab; den Kopf von diesem gegen das Genick, nicht aber den Kopf eines anderen gegen das Genick. –
Wofür verwendet R. Elie͑zer [das Wort] dies? – Hieße es nicht dies, so könnte man glauben, wie beim Geflügelein Halsorgan, ebenso beim Vieh ein Halsorgan, daher schrieb der Allbarmherzige dies.
Bar Qappara lehrte: Dies ist das Gesetz über das Vieh und das Geflügel; die Schrift setzt das Geflügel zwischen Vieh und Fische. Zur [Durchschneidung] beider Halsorgane ist nicht zu verpflichten, da es mit den Fischen verglichen wird, ganz zu unterlassen ist dies ebenfalls nicht, da es mit dem Vieh verglichen wird; die Tauglichmachung erfolgt daher durch ein Halsorgan. –
Woher, daß Fische nicht zu schlachten sind: wollte man sagen, weil es heißt:kann Kleinvieh und Rindvieh für sie geschlachtet werden &c. oder können für sie alle Fische des Meers gesammelt werden, wonach für diese das bloße Einsammeln genügt,
so heißt es ja auch von den Wachteln :sie sammelten die Wachteln, wonach das Schlachten nicht erforderlich wäre, während du doch sagst, dies sei nicht ganz zu unterlassen, da es mit dem Vieh verglichen wird!? – Bei diesen wird das Sammeln nicht neben dem Schlachten anderer genannt, bei jenen aber wird das Sammeln neben dem Schlachten anderergenannt.
Ein galiläischer Wander[prediger] trug vor: Das Vieh wurde aus einer festen Masse geschaffen, daher erfolgt seine Tauglichmachung durch beide Halsorgane, die Fische wurden aus Wasser erschaffen, daher erfolgt ihre Tauglichmachung ohne etwas, das Geflügel wurde aus Schlamm erschaffen, daher erfolgt seine Tauglichmachung durch ein Halsorgan. R. Šemuél aus Kappadokien sagte: Diesist auch zu beweisen: das Geflügel hat gleich den Fischen Schuppen an den Füßen.
Ferner fragte er ihn: Ein Schriftvers lautet :Wimmeln soll das Wasser von einem Gewimmel lebendiger Wesen, und Flugtiere sollen fliegen, demnach wurden diese aus Wasser erschaffen, und ferner heißt es:da schuf Gott der Herr aus der Erde alles Getier des Feldes und alle Vögel des Himmels, wonach sie aus Erde erschaff en wurden!?
Dieser erwiderte: Sie wurden aus Schlamm erschaffen. Hierauf bemerkte er, daß seine Schüler einander anschauten, da sprach er zu ihnen : Es tut euch leid, daß ich meinen Feind mit einem Strohhalm zurückgedrängt habe! Sie wurden tatsächlich aus Wasser erschaffen, nur wurden sie zu Adamdeshalb gebracht, damit er ihnen Namen gebe.
Manche sagen, die zweite Erklärung gab er jenem Hegemon und die erste seinen Schülern, weil dies sich auf die Erschaffung bezieht.
R. Jehuda sagte im Namen des R. Jiçḥaq b. Pinḥas : Nach der Tora benötigt das Geflügel nicht des Schlachtens, denn es heißter schütte, das Fortschüttenallein genügt. –
Demnach sollte dies auch vom Wildegelten!? – Dieses wird mit den untauglich gewordenen Opfertieren verglichen. – Auch das Geflügel wird ja mit dem Vieh verglichen, denn es heißt: dies ist das Gesetz über das Vieh und das Geflügel!? – Es heißt ja: er schütte das Blut aus.
Was veranlaßt dich, dies auf das Geflügel zu beziehen, beziehe es auf das Wild!? – Dies ist einleuchtend, denn mit jenem schließter.
Man wandte ein: Wenn jemand schlachtet und es Aas unter seiner Hand wird, oder metzelt oder [die Gurgel] ausreißt, so braucht er [das Blut] nicht zuzudecken. Wenn man nun sagen wollte, nach der Tora benötige das Geflügel nicht des Schlachtens, so gilt ja das Metzeln als Schlachten, somit sollte [das Blut] des Zudeckens benötigen!? – Du glaubst wohl, dies gelte vom Geflügel, nein, vom Wilde. –
Komm und höre: Wenn jemand schlachtet und des Blutes benötigt, so muß er es zudecken; wie mache er es? Er metzele [das Tier] oder reiße ihm [die Gurgel] aus.
Daf 28a
Dies gilt wohl vom Geflügel, dessen Blut er gegen Motten braucht!? – Nein, von einem Wilde, dessen Blut er zum Färben braucht. –
Komm und höre: Hat man den Kopf mit einem Messer abgekniffen, so macht es im Schlundedie Kleider unrein. Wenn man nun sagen wollte, nach der Tora benötige das Geflügel nicht des Schlachtens, so sollte doch, obgleich es durch das Durchbrechen des Rückgrates und des Genickes totverletzt ist, das Messer es von der Unreinheit des Aases entheben!? –
Er ist der Ansicht des Autors der folgenden Lehre: R. Elea͑zar ha-Qappar Berabbi sagte: Es heißt:nur wie Hirsch &c. gegessen werden; was ist von Hirsch und Reh zu lernen?
Was lehren sollte, lerntnun: man vergleiche Hirsch und Reh mit den untauglich gewordenen Opfertieren; wie die untauglich gewordenen Opfertiere zu schlachten sind, ebenso sind Hirsch und Reh zu schlachten. Das Geflügel aber benötigt des Schlachtens nicht nach der Tora, sondern nur nach den Schriftgelehrten. –
Wer ist der Autor, der gegen R. Elea͑zar ha-Qappar streitet? – Es ist Rabbi, denn es wird gelehrt:Schlachte &c. wie ich dir befohlen habe. Rabbi sagte: Dies lehrt, daß Moše bezüglich der Speiseröhre und der Luftröhre befohlen worden ist: [das Durchschneiden] des größeren Teiles der einen am Geflügel und des größeren Teiles beider am Vieh.
EIN [HALSORGAN] BEIM GEFLÜGEL. Es wurde gelehrt: R. Naḥman sagt, entweder die Speiseröhre oder die Luftröhre ; R. Ada b. Ahaba sagt, die Speiseröhre und nicht die Luftröhre. R. Naḥman sagt, entweder die Speiseröhre oder die Luftröhre, denn es heißt ein, welches es ist. R. Ada b. Ahaba sagt, die Speiseröhre und nicht die Luftröhre, denn unter ‘ein’ ist das hauptsächlichezu verstehen.
Man wandte ein: Wenn er die Speiseröhre durchgeschnitten hat und nachher die Gurgel herausgezogenwurde, so ist es tauglich, wenn aber zuerst die Gurgel herausgezogen wurde und er nachher die Speiseröhre durchgeschnitten hat, so ist es untauglich. Wenn er die Speiseröhre durchgeschnitten hat und die Gurgel herausgezogen findet, und nicht weiß, ob sie vor dem Schlachten herausgezogen worden ist oder nach dem Schlachten herausgezogen worden ist, – dies ereignete sich einst, und sie entschieden, jeder Zweifel mache die Schlachtung ungültig. Vom Durchschneiden der Gurgellehrt er es aber nicht!? –
Bei der Gurgel kommt es vor, daß sie herausgezogen wird. –
Komm und höre: Hat man beim Geflügel die Hälften von beiden Halsorganen durchgeschnitten, so ist es ungültig, und um so mehr beim Vieh. R. Jehuda sagt, beim Geflügel muß man die Speiseröhre und die Arterien durchgeschnitten haben!? – Weil die Speiseröhre sich neben den Arterien befindet. –
Komm und höre: Wenn man die Hälfte der Gurgel durchgeschnitten, die Dauer einer zweiten Schlachtung unterbrochenund sie dann beendet hat, so ist die Schlachtung gültig. Doch wohl beim Geflügel, und unter ‘beendet’ ist die Beendigung [des Durchschneidens] der Gurgel zu verstehen!? Nein, [auch] beim Vieh, denn unter ‘beendet’ ist die Beendigung der ganzen Schlachtung zu verstehen.
Komm und höre: Wenn die Hälfte der Luftröhre verletzt war und man etwas hinzugefügtund die Schlachtung beendet hat, so ist sie gültig. Doch wohl beim Geflügel, und unter ‘beendet’ ist die Beendigung [des Durchschneidens] der Luftröhre zu verstehen!? – Nein, [auch] beim Vieh, denn unter ‘beendet’ ist die Beendigung [des Durchschneidens] der Speiseröhre zu verstehen. –
Komm und höre : Wie erfolgt das Abkneifen beim Geflügelsündopfer? Man durchschneide die Wirbelsäule und das Genick, nicht aber den größeren Teil des Fleisches, bis man zur Speiseröhre oder zur Luftröhre gelangt; gelangt man zu diesen, so durchschneide man ein Halsorgan und damit den größeren Teil des Fleisches, und beim Brandopfer beide oder den größeren Teil von beiden. Dies ist eine Widerlegung des R. Ada b. Ahaba. Eine Widerlegung. –
Wie bleibt es damit? – Wie es damit bleibt, wie du gesagt hast!? – Vielleicht ist es da anders, da noch Rückgrat und Genick hinzukommen. –
Komm und höre: Einst wurde vor Raba eine Ente gebracht, deren Hals mit Blut besudeltwar. Da sprach Raba: Was mache man nun:
Daf 28b
wollte man sie schlachten und nachher untersuchen, so kann es ja geschehen, daß man auf die Verletzung schneidet; wollte man sie untersuchen und nachher schlachten, so sagte ja Rabba, die Untersuchung der Speiseröhre könne nicht von außen, sondern nur von innen erfolgen?
Hierauf sprach sein Sohn R. Joseph zu ihm: Man untersuche die Luftröhre und durchschneide sie, wodurch sie tauglich wird, nachher wende man die Speiseröhre um und untersuche sie. Da sprach Raba: Mein Sohn Joseph ist in Verletzungssachen so weise wie R. Joḥanan. Demnach ist unter ‘ein’, von dem gesprochen wird, entweder das eine oder das andere zu verstehen.
R. JEHUDA SAGT, NUR WENN MAN &C. DURCHGESCHNITTEN HAT. R. Ḥisda sagte: R. Jehuda sagte es nur vom Geflügel, weil man es vollständigbrät, beim Vieh aber, das gliedweise zerlegt wird, ist dies nicht nötig. –
Demnach berücksichtigt R. Jehuda hierbei das Blut, während wir gelernt haben: R. Jehuda sagt, nur wenn man die Arterien durchgeschnittenhat!? –
Lies: nur wenn man die Arterien durchlöchert hat, und unter ‘durchgeschnitten’ ist zu verstehen, wenn man sie beim Schneiden durchlöchert hat. –
Komm und höre: Die Arterien durch Durchschneiden – so R. Jehuda!? – Lies: die Arterien müssen beim Durchschneiden durchlöchert werden – so R. Jehuda. –
Komm und höre : Sie sprachen zu R. Jehuda: Da es sich bei den Arterien nur darum handelt, daß aus ihnen das Blut ausfließe, so ist es ja einerlei, ob dies durch Durchschneiden oder nicht durch Durchschneiden erfolgt. Demnach ist ja R. Jehuda der Ansicht, nur durch Durchschneiden!? –
Sie sprachen zu ihm wie folgt: so ist es ja einerlei, ob sie beim Durchschneiden oder nicht beim Durchschneiden durchlöchert werden. Er aber ist der Ansicht, beim Durchschneiden kommt das Blut heraus, da es warm ist, nicht beim Durchschneiden kommt das Blut nicht heraus, da es kalt ist.
R. Jirmeja fragte: Wie ist es nach R. Jehuda, wenn man bei den Arterien unterbrochen oder aufgedrückthat!
Ein Greis erwiderte ihm: Folgendes sagte R. Elea͑zar. Manche lesen: Ein Greis sprach zu R. Elea͑zar: Folgendes sagte R. Joḥanan: Man durchlöchere sie mit einem Dorn, und es ist gültig.
Übereinstimmend mit R. Ḥisda wird gelehrt: Hat man beim Geflügel beide Halsorgane zur Hälfte durchgeschnitten, so ist es ungültig, und um so mehr beim Vieh. R. Jehuda sagt, beim Geflügel müsse man die Speiseröhre und die Arterien durchgeschnitten haben.
DIE HÄLFTE VON EINEM BEIM GEFLÜGEL &C.
Es wurde gelehrt: Rabh sagt, Hälfte gegen Hälfte gelte als größerer Teil, und R. Kahana sagt, Hälfte gegen Hälfte gelte nicht als größerer Teil. Rabh sagt, Hälfte gegen Hälfte gelte als größerer Teil, denn der Allbarmherzige sprach zu Moše wie folgt: laß den größeren Teil nichtzurück. R. Kahana sagt, Hälfte gegen Hälfte gelte nicht als der größere Teil, denn der Allbarmherzige sprach zu Moše wie folgt: durchschneide den größeren Teil. –
Wir haben gelernt: Wenn die Hälfte des einen beim Geflügel oder eines und die Hälfte des anderen beim Vieh, so ist die Schlachtung ungültig. Wieso ist sie ungültig, wenn du sagst, Hälfte gegen Hälfte gelte als der größere Teil, es ist ja am größeren Teile erfolgt!? –
Rabbanitisch, weil es vorkommen könnte, daß es weniger als die Hälfte ist. R. Qaṭṭina sprach: Komm und höre: Hat man ihnin zwei Hälften geteilt, so sind beide unrein, weil man nicht präzisierenkann.
Demnach wären sie rein, wenn man präzisieren könnte. Weshalb denn, an der einen ist die größere Hälfte vorhanden und an der anderen ist die größere Hälfte vorhanden!?
R. Papa erwiderte: Zwei größere Hälften an einem Geräte gibt es nicht. –
Komm und höre: Wenn man die Hälfte der Gurgel durchgeschnitten,
Daf 29a
die Dauer einer zweiten Schlachtung unterbrochen und sie dann beendet hat, so ist die Schlachtung gültig. Wenn du nun sagst, Hälfte gegen Hälfte gelte als größerer Teil, ist es jatotverletzt!? –
Du glaubst wohl, dies gelte vom Vieh, nein, vom Geflügel. Wie du es nimmst: gilt Hälfte gegen Hälfte als größerer Teil, so ist es ja am größeren Teileerfolgt, und gilt Hälfte gegen Hälfte nicht als größerer Teil, so ist ja nichts geschehen. –
Komm und höre: Wenn die Hälfte der Luftröhre verletzt war und man etwas hinzugefügtund die Schlachtung beendet hat, so ist sie gültig. Wenn du nun sagst, Hälfte gegen Hälfte gelte als größerer Teil, ist es ja totverletzt!?
Raba erwiderte: Anders verhält es sich beim Gesetze vom Totverletzten; es ist ein dem Auge sichtbarer größerer Teil erforderlich.
Abajje sprach zu ihm : Um so mehr : wenn beim Totverletzten, wobei es schon mit einem Minimum verbotenist, der größere Teil, wenn dies erforderlich ist, dem Auge sichtbar sein muß, um wieviel mehr muß bei der Schlachtung, die nur dann gültig ist, wenn sie am größeren Teile erfolgt, der größere Teil dem Auge sichtbar sein!? –
Vielmehr, alle stimmen überein, Hälfte gegen Hälfte gelte nicht als größerer Teil, und der Streit zwischen Rabh und R. Kahana wurde hinsichtlich des Pesaḥopfers gelehrt:
Wenn die Jisraéliten zur Hälfte rein und zur Hälfte unrein sind, so gilt, wie Rabh sagt, Hälfte gegen Hälfte als der größereTeil, und wie R. Kahana sagt, nicht als der größere Teil. –
Was ist da der Grund Rabhs? – Es heißt :wenn irgend einer durch eine Leiche unrein sein sollte; einer wird zurückgesetzt, nicht aber wird eine Gemeinde zurückgesetzt.
WENN DER GRÖSSERE TEIL VON EINEM BEIM GEFLÜGEL. Es wurde ja bereits einmal gelehrt, daß der größere Teil von einem dem ganzen gleiche!?
R. Hoša͑ja erwiderte: Eine [Lehre] spricht von Profanem und eine von Heiligem. Und beide sind nötig. Würde er es nur von Profanem gelehrt haben, so könnte man glauben, nur bei diesem genüge der größere Teil, da man das Blut nicht braucht, bei Heiligem aber, von dem man das Blutbraucht, genüge der größere Teil nicht, sondern nur das ganze.
Und würde er es nur von Heiligem gelehrt haben, so könnte man glauben, weil man das Blut braucht, bei Profanem aber, von dem man das Blut nicht braucht, genüge auch die Hälfte, so lehrt er uns. –
Welche spricht von Profanem und welche von Heiligem?
R. Kahana erwiderte: Es ist einleuchtend, daß die erstere von Profanem und die andere von Heiligem spreche. – Woher dies? – Er lehrt: wenn man &c. durchgeschnitten hat, und wenn man sagen wollte, die erstere spreche von Heiligem, so müßte es jaheißen: abgekniffen hat –
Wieso heißt es in der anderen, wenn sie von Heiligem spricht: so ist die Schlachtung gültig, es müßte jaheißen: das Abkneifen gültig!? – Das ist kein Einwand; da er mit dem Vieh schließt, so lehrt er: die Schlachtunggültig, in der ersten aber bezieht er sich ja auf das Geflügel, somit müßte es ja, wenn du sagst, er spreche von Heiligem, heißen: abgekniffen hat.
R. Šimi b. Aši erklärte: Daß die erste von Profanem spricht, ist aus folgendem zu entnehmen. Er lehrt, beim Geflügel müsse es an einem erfolgen, und wenn du sagst, er spreche von Heiligem, so gibt es ja noch das Geflügel-Brandopfer, bei dem es an beiden Halsorganenerfolgen muß. –
Wieso heißt es in der anderen, wenn sie von Heiligem spricht, dies müsse beim Geflügel am größeren Teil von einem erfolgen, es gibt ja noch das Geflügel-Brandopfer, bei dem es an beiden Halsorganen erfolgen muß!? – Unter ‘der größere Teil von einem’ ist zu verstehen, der größere Teil von jedem. Eigentlich sollte es heißen: der größere Teil von beiden, da aber dazu das [Geflügel]-Sündopfer gehört, bei dem es an einem erfolgt, so würde dies nicht stichhaltig sein.
R. Papa erklärte: Daß die erste von Profanem spricht, ist aus folgendem zu entnehmen. Er lehrt, R. Jehuda sagt, nur wenn man die Arterien durchgeschnitten hat, wonach die Rabbanan gegen ihn streiten; einleuchtend ist dies, wenn du sagst, er spreche von Profanem, wieso aber streiten die Rabbanan gegen ihn, wenn du sagst, er spreche von Heiligem, das Blut ist es ja, dessen man benötigt!?
R. Aši erklärte: Daß die andere von Heiligem spricht, ist aus folgendem zu entnehmen. Er lehrt, wenn man zwei Köpfe mit einem Male geschlachtet hat, sei die Schlachtung gültig. Nur wenn man bereits geschlachtet hat, nicht aber von vornherein.
Einleuchtend ist es, daß man dies von vornherein nicht darf, wenn du sagst, er spreche von Heiligem, denn R. Joseph lehrte: sollst du schlachten, zwei dürfen nicht ein Opfer schlachten, sollst du es schlachten, einer darf nicht zwei Opfer schlachten.
R. Kahana sagte nämlich, die Schreibweisesei : sollst da es schlachten. Wenn du aber sagst, er spreche von Profanem, so müßte es ja auch von vornherein erlaubt sein!?
Und auch R. Šimo͑n b. Laqiš ist der Ansicht, die erste spreche von Profanem und die andere von Heiligem, denn R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wozu lehrt er, wo schon gelehrt wird, der größere Teil von einem gleiche dem ganzen, daß es am größeren Teile von einem beim Geflügel und am größeren Teile von beiden beim Vieh erfolge?
Da gelehrt wird, daß man ihmdas beständige Opfer brachte und er den Hals anschnitt während ein anderer für ihndie Schlachtung vollendete, so könnte man glauben, wenn sie nicht beendet wordenist, sei sie ungültig, daher lehrt er, daß dies am größeren Teile von einem beim Geflügel und am größeren Teile von beiden beim Vieh erfolge.
Der Meister sagte: So könnte man glauben, wenn sie nicht beendet worden ist, sei sie ungültig.
Daf 29b
Wenn dem so wäre, so würde ja der Dienst durch einen anderen erfolgen, und es wird gelehrt, daß alle Dienstleistungen am Versöhnungstage nur durch ihn selbstgültig seien!? –
Er meint es wie folgt: man könnte glauben, sie sei rabbanitisch ungültig, denn es gebe eine rabbanitische Ungültigkeit. – Wozu ist, wenn dadurch nicht einmal eine rabbanitische Ungültigkeit erfolgt, die Vollendung überhaupt nötig!? – Es ist Gebot, zu vollenden.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte im Namen Levi des Greisen, die Schlachtung habe Gültigkeit erst bei Beendigung, und R. Joḥanan sagt, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginn bis zur Beendigung.
Raba sagte: Alle stimmen überein, daß, wenn ein Nichtjude ein Halsorgan und ein Jisraélit ein Halsorgan durchgeschnitten hat, es ungültigsei, da eine tödliche Verletzung durch den Nichtjuden erfolgt ist,
und daß ferner, wenn man bei einem Geflügel-Brandopfer ein Halsorgan untenund eines obenabgekniffen hat, es ungültig sei, da unten die Herrichtungsart des Geflügel-Sündopfers erfolgtist,
sie streiten nur über den Fall, wenn man ein Halsorgan außerhalbund eines innerhalb durchgeschnitten hat. Nach demjenigen, welcher sagt, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginn bis zur Beendigung, ist man schuldig, und nach demjenigen, welcher sagt, die Schlachtung habe Gültigkeit erst bei Beendigung, ist man nicht schuldig.
Rabba b. Šimi sprach zu ihm : Der Meister, das ist R. Joseph, sagte anders: Hat man ein Halsorgan außerhalb und eines innerhalb durchgeschnitten, ist dies ebenfalls ungültig, da die Herrichtungsart des Geflügel-Sündopfersaußerhalb erfolgt ist;
sie streiten nur über den Fall, wenn man den kleineren Teil der Halsorgane außerhalb durchgeschnitten und es innerhalb beendet hat; nach demjenigen, welcher sagt, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginn bis zur Beendigung, ist man schuldig, und nach demjenigen, welcher sagt, die Schlachtung habe Gültigkeit erst bei Beendigung, ist man nicht schuldig.
R. Zera wandte ein: Alle, die sich mit der [roten] Kuh befassen, vom Beginn bis zur Beendigung, machen die Kleiderunrein, und machen sie durch eine andere Tätigkeituntauglich.
Ist bei der Schlachtung eine Untauglichkeit erfolgt, so macht sie, einerlei ob vor oder nach Eintritt der Untauglichkeit, die Kleider nicht unrein; wenn bei der Besprengung, so macht sie vor Eintritt der Untauglichkeit die Kleider unrein und nachher die Kleider nicht unrein.
Wenn du nun sagst, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginn bis zur Beendigung, so sollte er auch hinsichtlich der Schlachtung einen Unterschied machen: ist bei der Schlachtung eine Untauglichkeit erfolgt, so macht sie vor Eintritt der Untauglichkeit die Kleider unrein und nachher die Kleider nicht unrein!?
Raba erwiderte: Von der Untauglichwerdung der Schlachtung ist nichts zu beweisen; hierbei ist es anders, da es sich herausstellt, daß es rückwirkend überhaupt keine Schlachtungwar.
Raba sprach : Wenn ich einen Einwand erheben wollte, würde es folgender sein: sollte er doch nach demjenigen, welcher sagt, die Schlachtung habe erst bei Beendigung Gültigkeit, auch hinsichtlich der tauglichen [roten] Kuh einen Unterschied machen: haben zwei Personen sie geschlachtet, so macht sie die erste nicht unrein und die andere wohl!?
R. Joseph erwiderte: Du sprichst von zwei Personen bei einer Schlachtung; dies gibt es nicht, denn es wird gelehrt: Sollst du schlachten, zwei dürfen nicht ein Opfer schlachten, sollst du es schlachten, einer darf nicht zwei Opfer schlachten;
R. Kahana sagte nämlich, die Schreibweise sei: sollst du es schlachten.
Abajje erwiderte ihm: Hierzu wurde ja gelehrt: Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans, dies sei die Ansicht des AnonymusR. Elea͑zar b. R. Šimo͑n,
Daf 30a
die Weisen aber sagen, zwei dürfen ein Opfer schlachten.
Und selbst nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n ist ein Unterschied zu machen in dem Falle, wenn man in zwei Sudariengeschlachtet hat, das erste Sudarium ist nicht unrein und das andere ist wohl unrein. Vielmehr spricht er nur von der Untauglichkeit der [roten] Kuh, nicht aber von einer tauglichen.
R. Idi b. Abin wandte ein : Am Halbfeste ist man auf den richtigen Namenfreiund auf einen anderen Namenschuldig.
Dagegen wandten wir ein: nur wenn auf einen anderen Namen, ohne Nennung aber ist man frei;
weshalb ist man frei, das Pesaḥopfer ist ja an den übrigen Tagen des Jahres Heilsopfer. Demnach wäre hieraus zu entnehmen, daß das Pesaḥopfer an den übrigen Tagen des Jahres einer Entnennungbenötige!?
Hierzu sagte R. Ḥija b. Gamda, das ganze Kollegium erklärte einstimmig, dies gelte von dem Falle, wenn der Eigentümer leichenunrein und dieses für das zweite Pesaḥfestzurückgesetzt worden war, sodaß es noch seine Bestimmung behält; nur in diesem Falle isteine Entnennung nötig, sonst aber nicht.
Einleuchtend ist dies, wenn du sagst, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginn bis zur Beendigung, da es mit dem Beginn der Schlachtung untauglich wird, wenn du aber sagst, die Schlachtung habe Gültigkeit erst bei Beendigung, wird ja, sobald man etwas anschneidet, die Eigenschaft als Pesaḥopferaufgehoben, somit ist es ja bei der weiteren Schlachtung ein Heilsopfer !?
Abajje erwiderte ihm: Zugegeben, daß seine Eigenschaft als Pesaḥopfer aufgehoben wird, aber ist dies etwa auch hinsichtlich seines Werteserfolgt!?
Wolltest du erwidern, es sei eine Aufstellung und Schätzungnötig, so haben wir ja gelernt, wenn man beide [Halsorgane] oder den größeren Teil von beiden durchgeschnitten hat und es noch zappelt, geltees in jeder Beziehung als lebend.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Hat man auf zwei oder drei Steilen geschnitten, so ist die Schlachtung gültig. Als ich dies Šemuél vortrug, sprach er zu mir: Die Schlachtstelle muß freigelegt sein, was hierbei nicht der Fallist.
Und auch R. Šimo͑n b. Laqiš ist der Ansicht, die Schlachtstelle müsse freigelegt sein, denn R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Woher, daß die Schlachtstelle freigelegt sein muß? Es heißt :ein gezogener Pfeilist ihre Zunge, Trug ihr Wort.
R. Elea͑zar wandte ein : Haben zwei das Messer gehalten und geschlachtet, selbst einer obenund einer unten, so ist die Schlachtung gültig. Weshalb denn, die Schlachtstelle ist ja nicht freigelegt!?
R. Jirmeja erwiderte: Die Mišna spricht von zwei Personen mit einemMesser.
R. Abba sprach zu ihm : Wieso wird demnach hierzu gelehrt, man befürchte nicht, einer durch den anderen könnte es totverletzt machen!? Erklärlich ist dies, wenn du sagst, dies gelte von zwei Personen mit zwei Messern; man könnte nämlich glauben, es sei zu befürchten, sie verlassen sich aufeinander, und weder der eine noch der andere durchschneidet den größeren Teil, so lehrt er uns, daß dies nicht zu befürchten sei;
wieso aber heißt es, wenn du sagst, dies gelte von zwei Personen mit einem Messer, man befürchte nicht, einer durch den anderen könnte es totverletzt machen, es sollte doch heißen: einer durch den anderen könnte aufdrücken!?
R. Abin erwiderte ihm: Lies: man befürchte nicht,
Daf 30b
einer durch den anderen könnte aufdrücken.
R. Abin wandte ein: Hat man die Speiseröhre unten und die Luftröhre oben oder die Speiseröhre oben und die Luftröhre unten durchgeschnitten, so ist die Schlachtung gültig. Wieso denn, die Schlachtstelle ist ja nicht freigelegt!?
Er richtete diesen Einwand und er selber erklärte es: wenn die Schlachtung kalamartigerfolgt ist.
Einst wurde ein Rind an zwei, drei Stellen geschlachtet, und R. Jiçḥaq, Sohn des R. Šemuél b. Martha, ging und kaufte vom allerbesten. Da sprach R. Zera zu ihm: Du hast uns, Meister, damit gelehrt, daß unsre Mišna von zwei Personen mit zwei Messern spreche.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Hat man das Messer zwischen das eine und das andere Halsorgan gestoßen und esdurchgeschnitten, so ist es untauglich; wenn unter die Haut, so ist es tauglich. –
Was lehrt er uns damit, wir haben ja bereits gelernt: oder wenn man das Messer unter das zweite gesteckt und es durchgeschnitten hat, so ist es, wie R. Jesebab sagt, Aas, und wie R. A͑qiba sagt, Totverletztes!? –
Aus der Mišna könnte man entnehmen, dies gelte nur von dem Falle, wenn es von untennach oben erfolgt ist, nicht in der Art des Schlachtens, wenn aber von oben nach unten, in der Art des Schlachtens, sei es tauglich, so lehrt er uns.
«Unter die Haut, so ist es tauglich.» In der Schule Rabhs sagten sie: Wenn unter die Haut, weiß ich es nicht.
Sie fragten: Wie ist es nach der Schule Rabhs, nach der er es, wenn unter die Haut, nicht wußte, wenn dies unter einen Lappen oder unter struppiges Haar erfolgtist? – Dies bleibt unentschieden.
R. Papa fragte: Wie ist es, wenn man beim kleineren Teile der Halsorgane durchbohrthat? – Dies bleibt unentschieden.
ii HAT MAN ZWEI KÖPFE MIT EINEM MALE GESCHLACHTET, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG. HABEN ZWEI DAS MESSER GEHALTEN UND GESCHLACHTET, SELBST EINER OBEN UND DER ANDERE UNTEN, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
HAT MAN DEN KOPF MIT EINEM HIEBE ABGETRENNT, SO IST ES UNGÜLTIG; HAT MAN BEIM SCHLACHTEN DEN KOPF IN EINEM ZUGE ABGETRENNT, SO IST ES, WENN DAS MESSER EINE HALSLÄNGE HAT, GÜLTIG. HAT MAN BEIM SCHLACHTEN MIT EINEM ZUGE ZWEI KÖPFE ABGETRENNT, SO IST ES, WENN DAS MESSER EINE HALSLÄNGE HAT, GÜLTIG. DIES NUR IN DEM FALLE, WENN MANHIN- UND NICHT HER- ODER HER- UND NICHT HINGEFAHREN IST, WENN MAN ABER HIN- UND HERGEFAHREN IST, SO IST ES, WOMIT ES AUCH IST, SELBST MIT EINEM SCHNITZMESSERCHEN, GÜLTIG.
GEMARA. Woher dies? Šemuél erwiderte: Die Schrift sagt:ein gezogenerPfeil ist ihre Zunge, Trug ihr Wort.
In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Er schlachte; unter schlachten ist das ziehenzu verstehen, denn so heißt es:gezogenes Gold. Ferner heißt es: ein gezogener Pfeil ist ihre Zunge, Trug ihr Wort.
Wozu ist das ‘ferner’nötig? – Man könnte glauben, unter gezogenes Gold sei zu verstehen, fadenartiggedreht, so heißt es : ein gezogener Pfeil ist ihre Zunge.
Einst untersuchte Raba einen Pfeilfür R. Jona b. Taḥlipha und dieser schlachtete damit einen Vogel im Fluge. – Es konnte ja ein Durchbohrenerfolgt sein!? –
Daf 31a
Man sah, daß die Federn durchgeschnitten waren. –
[Das Blut] muß ja bedeckt werden!? Wolltest du erwidern, sie hatten es bedeckt, so sagte ja R. Zera im Namen Rabhs, der Schlachtende müsse unten und oben Erde streuen, denn es heißt :er bedecke es inErde; es heißt nicht ‘[mit] Erde’, sondern ‘in Erde’, und dies lehre, daß der Schlachtende unten und oben Erde streuen müsse !? –
Er hatte Erde über das ganze Tal gestreut.
HAT MAN BEIM SCHLACHTEN &C. ABGETRENNT.R. Zera sagte: Eine Halslänge außer dem Halse.
Sie fragten: Eine Halslänge und noch eine Halslänge außer dem Halse, das sind somit zwei Halslängen, oder eine Halslänge und etwas über die Halslänge? –
Komm und höre: Hat man beim Schlachten mit einem Zuge zwei Köpfe abgetrennt, so ist es, wenn das Messer eine Halslänge hat, gültig. Was heißt ‘eine Halslänge’: wollte man sagen, eine Halslänge und nicht mehr, wieso sollte, wenn bei einem Vieh eine Halslänge und etwas darüber erforderlich ist, bei zweien eine Halslänge ausreichen!? Vielmehr ist darunter eine Halslänge außer den beiden Hälsen zu verstehen,
hieraus ist zu entnehmen, daß eine Halslänge außer der Hals[breite] zu verstehen sei. Schließe hieraus.
DIES NUR IN DEM FALLE, WENN MAN HIN- UND NICHT HERGEFAHREN IST &C. R. Menaše sagte : Mit einem Schnitzmesserchen, das keine Parierspitzen hat.
R. Aḥa, Sohn des R. Ivja, fragte R. Menaše: Wie ist es mit einer Nadel? Dieser erwiderte: Eine Nadel reißt ja. –
Wie ist es mit einer Schusterahle? Dieser erwiderte: Wir haben gelernt: womit es auch ist, doch wohl auch eine Schusterahle. – Nein, ein Schnitzmesserchen. – Von einem Schnitzmesserchen lehrt er es ja ausdrücklich!? – Dies ist eine Erklärung: womit es auch ist, nämlich ein Schnitzmesserchen.
Dies ist auch einleuchtend; wollte man sagen, auch eine Schusterahle, so brauchte es ja, wenn sogar eine Schusterahle tauglich ist, nicht von einem Schnitzmesserchen gelehrt zu werden. – Von einem Schnitzmesserchen ist dies [zu lehren] nötig; man könnte glauben, es sei mit einem Schnitzmesserchen ohne Parierspitzen verboten, mit Rücksicht auf ein solches mit Parierspitzen, so lehrt er uns.
HAT EIN MESSER IM HERABFALLEN GESCHLACHTET, SO IST ES, SELBST WENN ES RICHTIG GESCHLACHTET HAT, UNGÜLTIG, DENN ES HEISST :sollst du schlachten und essen, WAS du SCHLACHTEST, DARFST DU ESSEN.
GEMARA. Nur wenn es herabgefallen ist, hat man es herabgeworfen, so ist es gültig, obgleich man [die Schlachtung] nicht beabsichtigt hat;
wer ist der Autor, welcher sagt, beim Schlachten sei die Absicht nicht erforderlich? Raba erwiderte: Es ist R. Nathan. Oša͑ja, der kleinste unter den Genossen, lehrte nämlich: Wenn man ein Messer geworfen hat, um es in die Wand zu stecken, und es im Fluge die Schlachtung richtig vollzogen hat, so ist es nach R. Nathan gültig und nach den Weisen ungültig. Er lehrte es, und er sagte auch, die Halakha sei wie R. Nathan. –
Dies sagte ja Raba bereits einmal!? – Wir haben nämlich gelernt: Wenn sie allegeschlachtet und andere sie beobachtet haben, so ist ihre Schlachtung gültig. Und auf unsre Frage, wer der Autor sei, welcher sagt, beim Schlachten sei die Absicht nicht erforderlich, erwiderte Raba, er sei R. Nathan!? –
Beides ist nötig. Würde er es nur dort gelehrt haben, so könnte man glauben, dies gelte nur dort, wo er das Schneiden beabsichtigt hat, nicht aber hierbei, wo er es nicht beabsichtigthat.
Und würde er es nur hierbei gelehrt haben, so könnte man glauben, weil es durch einen Verständigen erfolgt ist, nicht aber dort, wo es nicht durch einen Verständigen erfolgt ist. Daher ist beides nötig.
Es wurde gelehrt: Ist eine Menstruierendezwangsweise untergetaucht, so ist sie, wie R. Jehuda im Namen Rabhs sagt, rein für ihren Mann, darf aber keine Hebeessen, und wie R. Joḥanan sagt, auch nicht rein für ihren Mann.
Raba sprach zu R. Naḥman : Wenn nach Rabh, welcher sagt, sie sei rein für ihren Mann, dürfe aber keine Hebe essen, das mit der Ausrottungsstrafe belegte Verbotaufgehoben wird, um wieviel mehr sollte dies vom mit der Todesstrafe belegten Verbotegelten !?
Dieser erwiderte: Ihr Mann ist eine profane Person, und bei Profanem ist die Absichtnicht erforderlich. .– Woher entnimmst du dies? – Wir haben gelernt: Wenn eine Welle von vierzig Seásich löst und auf einen Menschen oder auf Geräte fällt, so sind sie rein. Dies gilt wohl vom Menschen ebenso wie von Geräten: wie bei Geräten die Absicht fehlt, ebenso ist auch bei einem Menschen die Absicht nicht erforderlich. –
Wieso denn, vielleicht in dem Falle, wenn man dasitzt und wartet, daß die Welle sich löse.
Daf 31b
Dies gilt von Geräten ebenso wie vom Menschen: wie bei einem Menschen die Absicht erforderlich ist, ebenso muß bei Geräten ein Mensch es beabsichtigt haben.
Wolltest du erwidern, vom Falle, wenn man dasitzt und darauf wartet, sei dies zu lehren nicht nötig,
[so ist zu erwidern:] man könnte glauben, dies sei verboten, mit Rücksicht auf einen Regensturz, oder man berücksichtige bei der Wellenspitze denWellenbogen, so lehrt er uns, daß man dies nicht berücksichtige. –
Woher entnimmst du, daß man im Wellenbogen nicht untertauche? – Wir haben gelernt: Man darf in der Wellenspitze untertauchen, nicht aber im Wellenbogen, weil man nicht in der Luftuntertauchen kann. –
Woher ist nun zu entnehmen, daß bei Profanem die Absicht nicht erforderlich sei? – Wir haben gelernt: Wenn Früchte in einen Teich gefallen sind und jemand, dessen Hände unrein sind, sie herausholt, so sind seine Hände rein und die Früchte nicht verunreinigungsfähig;
hatte er die Hände abzuspülen beabsichtigt, so sind seine Hände rein und die Früchte verunreinigungsfähig.
Raba wandte gegen R. Naḥman ein : Wenn jemand für Profanes untergetaucht ist und das Profanebeabsichtigt hat, so ist ihm der Zehnt verboten. Nur wenn er dies beabsichtigt hat, sonst aber nicht!? –
Er meint es wie folgt: selbst wenn er es für das Profane beabsichtigt hat, ist ihm der Zehnt verboten.
Er wandte gegen ihn ein: Ist er ohne Absicht untergetaucht, so ist es ebenso, als wäre er nicht untergetaucht. Doch wohl, als wäre er überhaupt nicht untergetaucht? –
Nein, als wäre er nicht für den Zehnten untergetaucht, wohl aber für Profanes. Jener glaubte, er wolle ihn nur abweisen, als er aber fortging und nachdachte, fand er folgende Lehre: Tauchte er ohne Absicht unter, so ist ihm Profanes erlaubt und der Zehnt verboten.
Abajje sprach zu R. Joseph: Dies wäre somit eine Widerlegung R. Joḥanans?
Dieser erwiderte: R. Joḥanan ist der Ansicht des R. Jonathan b. Joseph, denn es wird gelehrt:
R. Jonathan b. Joseph sagte:Gewaschen, wozu heißt es zum zweiten Male? – er vergleicht die zweite Waschungmit der ersten; wie die erstemit Absicht, ebenso auch die zweite mit Absicht.
[Man könnte glauben,] wie bei jener Geheiß des Priesters erforderlich ist, ebenso sei bei dieser Geheiß des Priesters erforderlich, so heißt es:und es ist rein, in jedem Falle.
R. Šimi b. Aši wandte ein: Kann R. Joḥanan dies denn gesagt haben, R. Joḥanan sagte ja, die Halakha sei wie die anonyme Mišna,
und eine solche lehrt, wenn ein Messer herabgefallen ist und geschlachtet hat, sei die Schlachtung ungültig, auch wenn es richtig geschlachtet hat. Hieraus folgerten wir, nur wenn es herabgefallen ist, wenn man es aber herabgeworfen hat, sei sie gültig, und auf unsre Frage, wer der Autor sei, Welcher sagt, beim Schlachten sei die Absicht nicht erforderlich, erwiderte Raba, es sei R. Nathan!? –
Hinsichtlich des Schlachtens pflichtet auch R. Jonathan b. Joseph bei ; da der Allbarmherzige bekundet hat, beim Opfern sei die bloße Beschäftigungungültig, so ist wohl bei Profanem die Absicht nicht erforderlich. –
Und die Rabbanan!? – Zugegeben, daß die Absicht des Schlachtens nicht erforderlich ist, aber eine Absicht des Schneidens ist immerhin erforderlich.
Raba sagte : Durch folgendes besiegte R. Nathan die Rabbanan; es heißt ja nicht schneide, sondernschlachte. Ist die Absicht des Schneidens erforderlich, so ist auch die Absicht des Schlachtens erforderlich, und ist die Absicht des Schlachtens nicht erforderlich, so ist auch die Absicht des Schneidens nicht erforderlich.
Von welchem Zwangsfalle des Untertauchens einer Menstruierenden wird hier gesprochen: wollte man sagen, wenn eine Freundin sie gewaltsam untergetaucht hat, so ist ja die Absicht der Freundin gültig!? –
Ferner darf sie ja sogar Hebe essen, denn wir haben gelernt, Taube, Blöde, Blinde und Irrsinnige dürfen, wenn sie Vernünftige haben, die ihnen behilflichsind, Hebe essen!?
R. Papa erwiderte: Nach R. Nathan, wenn sie von einer Brücke abgestürzt ist, und nach den Rabbanan, wenn sie zur Abkühlung, hinabgestiegen ist.
Raba sagte: Hat man mit der [roten] Kuh noch ein anderes Vieh geschlachtet, so ist sienach aller Ansicht untauglich ;
Daf 32a
ist ein anderes Vieh mit dieser mitgeschlachtetworden, so ist nach R. Nathan die Kuh untauglichund das Vieh tauglich, und nach den Rabbanan die Kuh tauglichund das Vieh untauglich. –
Selbstverständlich!? – Nötig ist dies [zu lehren] vom anderen Vieh nach R. Nathan; man könnte glauben, der Allbarmherzige sagt:er schlachte sie, nicht aber sie und eine andere, wenn man zwei solche Kühe zusammen schlachtet, nicht aber gelte dies von einem profanen Vieh, so lehrt er uns.
Hat man mit dieser einen Kürbis geschnitten, so ist sie nach aller Ansicht untauglich; ist mit dieser ein Kürbis geschnittenworden, so ist sie nach aller Ansicht tauglich.
WENN IHM DAS MESSER HERABGEFALLEN IST UND ER ES AUFGEHOBENHAT, ODER IHM EIN KLEIDUNGSSTÜCK HERABGEFALLEN IST UND ER ES AUFGEHOBEN HAT, ODER ER BEIM MESSERSCHLEIFEN SCHWACH GEWORDENUND EIN ANDERER GEKOMMEN IST UND DIE SCHLACHTUNG VOLLENDET HAT, SO IST SIE, WENN ER DIE DAUER EINER SCHLACHTUNG UNTERBROCHEN HAT, UNGÜLTIG. R. ŠIMO͑N SAGT, WENN ER DIE DAUER DER UNTERSUCHUNG UNTERBROCHEN HAT.
GEMARA. Was heißt Dauer einer Schlachtung? Rabh erwiderte: Die Dauer der Schlachtung eines anderen Viehs.
R. Kahana und R. Asi sprachen zu Rabh: Die Schlachtung eines Viehs bei einem Vieh und eines Vogels bei einem Vogel, oder auch bei einem Vogel die eines Viehs?
Dieser erwiderte: Ich war mit meinem Oheimnicht vertraut, um es ihn zu fragen.
Es wurde gelehrt: Rabh sagt, die Dauer der Schlachtung eines Viehs bei einem Vieh und eines Vogels bei einem Vogel, und Šemuél sagt, auch bei einem Vogel die eines Viehs. Ebenso sagte auch Rabin, als er kam, im Namen R. Joḥanans, auch bei einem Vogel die eines Viehs.
R. Ḥananja aber sagt: daß man ein anderes Vieh holen und schlachten kann. – Auch von anderwärts holen, demnach hast du dafür verschiedeneZeitbestimmungen!?
R. Papa erwiderte: Ein Unterschied besteht zwischen ihnen in dem Falle, wenn es zum Niederwerfendasteht.
Im Westen sagten sie im Namen des R. Jose b. Ḥanina : daß man es hochheben, niederwerfen und schlachten kann; ein kleines bei einem kleinen und ein großes bei einem großen.
Raba sagte: Schlachtetjemand mit einem schlechten Messer, selbst den ganzen Tag, ist es gültig. –
Raba fragte: Werden Unterbrechungenvereinigt? –
Sollte er es doch aus seiner eignen Lehreentscheiden!? – Diese spricht von dem Falle, wenn man nicht unterbrochen hat.
R. Hona, Sohn des R. Nathan, fragte: Wie ist es, wenn man beim kleineren Teile der Halsorganeunterbrochen hat!? – Dies bleibt unentschieden.
R. ŠIMO͑N SAGT, WENN ER &C. UNTERBROCHEN HAT. Welche Untersuchung? R. Joḥanan erwiderte: Die Untersuchung eines Gelehrten. – Demnach hast du ja dafür verschiedeneZeitbestimmungen!? – Vielmehr, die Untersuchung eines gelehrten Schlächters.
iv HAT MAN DIE SPEISERÖHRE DURCHGESCHNITTEN UND DIE GURGEL DURCHGERISSEN ODER DIE GURGEL DURCHGERISSEN UND NACHHER DIE SPEISERÖHRE DURCHGESCHNITTEN, ODER EINE DURCHGESCHNITTEN UND GEWARTET, BIS [DAS VIEH] VERENDET IST, ODER DAS MESSER UNTER DIE ANDERE GESTOSSEN UND SIE DURCHGERISSEN,
SO IST ES, WIE R. JEŠEBAB SAGT, AAS, UND WIE R. A͑QIBA SAGT, TOTVERLETZTES. R. JESEBAB SAGTE IM NAMEN R. JEHOŠUA͑S EINE REGEL: ALLES, WAS BEIM SCHLACHTEN UNTAUGLICH WIRD, IST AAS, UND WAS NACH VORSCHRIFT GESCHLACHTET WORDEN, ABER DURCH EINEN ANDEREN UMSTAND UNTAUGLICH IST, IST TOTVERLETZTES. UND R. A͑QIBA PFLICHTETE IHM BEI.
GEMARA. HAT MAN DIE SPEISERÖHRE DURCHSCHNITTEN &C. UND R. A͑QIBA PFLICHTETE IHM BEI. Ich will auf einen Widerspruch hinweisen : In folgenden Fällen gilt das Vieh als totverletzt:
Daf 32b
wenn die Speiseröhre durchlöchert oder die Gurgel durchgerissenist!?
Raba erwiderte: Dies ist kein Widerspruch; eines gilt von dem Falle, wenn man zuerst durchgeschnittenund nachher durchgerissen hat und eines, wenn man zuerst durchgerissen und nachher durchgeschnitten hat. Wenn man zuerst durchschneidet und nachher durchreißt, wird es beim Schlachten untauglich, und wenn man zuerst durchreißt und nachher durchschneidet, ist es ebenso, als würde es durch einen anderen Umstand untauglich gewordensein.
R. Aḥa b. Hona wandte gegen Raba ein: Hat man die Speiseröhre durchgeschnitten und die Gurgel durchgerissen oder die Gurgel durchgerissen und nachher die Speiseröhre durchgeschnitten, so ist es Aas!? –
Lies: und die Speiseröhre bereits durchgeschnitten hatte.
Jener entgegnete: Dagegen gibt es zwei Einwände: erstens ist dies identisch mit dem ersten Falle, und zweitens heißt es: und nachher!?
Vielmehr, erklärte Raba, er lehrt die Fälle des Verbotenseins; in manchen ist es Aas und in manchen ist es Totverletztes. –
Demnachsollte er auch den von Ḥizqija gelehrten Fall mitzählen, denn Ḥizqija sagte, wenn man es entzweigeschnittenhat, sei es Aas.
Und ferner sollte er den von R. Elea͑zar gelehrten Fall mitzählen, denn R. Elea͑zar sagte, wenn die Hüfte mit einer Höhlungfortgenommen ist, sei es Aas!? – Er lehrt nur Fälle, in welchen es lebend nicht als Aas verunreinigend ist, nicht aber Fälle, in welchen es lebend als Aas verunreinigendist.
R. Šimo͑n b. Laqiš erklärte: Eines gilt von dem Falle, wenn man an der aufgetrennten Stelle geschlachtet hat, und eines von dem Falle, wenn man nicht an der aufgetrennten Stelle geschlachtet hat. Hat man an der aufgetrennten Stelle geschlachtet, so wird es beim Schlachten untauglich, und wenn nicht an der aufgetrennten Stelle, so ist es ebenso, als würde es durch einen anderen Umstand untauglich geworden sein. –
Kann R. Šimo͑n b. Laqiš dies denn gesagt haben, R. Šimo͑n b. Laqiš sagte ja, wenn man die Luftröhre durchgeschnitten hat und die Lunge nachherdurchlöchert worden ist, sei es tauglich. Es ist also ebenso, als läge sie in einem Korbe, ebenso sollte es auch hierbei sein, als läge siein einem Korbe!?
Vielmehr, erklärte R. Ḥija b. Abba im Namen R. Joḥanans, dies ist kein Widerspruch; eines lehrte er vor seinem Rücktritte und eines nach seinem Rücktritte, an der Mišna aber wurde nichts gerührt.
Der Text. R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wenn man die Luftröhre durchgeschnitten hat und die Lunge nachher durchlöchert worden ist, so ist es tauglich. Raba sagte: R. Šimo͑n b. Laqiš sagte es nur von der Lunge, weil das Leben der Lunge von der Luftröhre abhängt, nicht aber vom Eingeweide.
R. Zera wandte ein : Wenn du es als erlaubt erklärst, trotzdem eine tötliche Verletzung entstandenist, so ist es ja einerlei, ob sie an der Lunge oder am Eingeweide entstanden ist!?
R. Zera trat aber davon zurück, denn R. Zera fragte: Wie ist es, wenn zwischen dem [Durchschneiden des] einen und des anderen Halsorganes das Eingeweide durchlöchert worden ist: wird das erste Halsorgan mit dem anderen vereinigt, um es von der Unreinheit des Aases zu entheben, oder nicht?
Hierzu sagten wir, dies sei dasselbe, was Ilpha fragte: Wie ist es, wenn das Jungezwischen dem [Durchschneiden des] einen und des anderen Halsorganes einen Vorderfuß herausgestreckt hat :
Daf 33a
wird das erste Halsorgan mit dem anderen vereinigt, um es von der Unreinheit des Aases zu entheben, oder nicht?
Er fragte nur hinsichtlich der Enthebung von der Unreinheit des Aases, zum Essen aber ist es verboten.
R. Aḥa b. Rabh sprach zu Rabina: Vielleicht trat R. Zera davon nicht zurück, sondern fragte es nur nach der Ansicht Rabas, während er selber nicht dieser Ansicht ist.
R. Aḥa b. Ja͑qob sagte: Aus der Lehre des R. Šimo͑n b. Laqiš ist zu entnehmen, daß man wohl einen Jisraéliten zum Eingeweideeinladen dürfe, nicht aber einen Nichtjuden. –
Weshalb? – Bei einem Jisraéliten hängt esvon der Schlachtung ab, und sobald die Schlachtung vorschriftsmäßig erfolgt ist, ist [der Genuß] erlaubt, für einen Nichtjuden aber, für den das Metzeln ausreicht und essomit vom Tode abhängt, gilt diesesals Glied von einem lebendenVieh.
R. Papa sagte: Ich saß vor R. Aḥa b. Ja͑qob und wollte einwerfen, ob es denn etwas gebe, was einem Jisraéliten erlaubt und einem Nichtjuden verboten wäre; ich tat dies aber nicht, denn ich sagte mir, er gibt ja einen Grund an.
Es gibt eine Lehre gegen die Ansicht des R. Aḥa b. Ja͑qob: Wer von einem Vieh essen will, bevor das Leben ausgeschieden ist, schneide ein olivengroßes Stück aus der Schlachtstelle, salze esgut, spüle es gut ab, warte bis das Leben ausgeschieden istund esse es dann; es ist sowohl einem Nichtjuden als auch einem Jisraéliten erlaubt.
Dies ist eine Stütze für R. Idi b. Abin, denn R. Idi b. Abin sagte im Namen des R. Jiçḥaq b. Ašjan: Wer kräftig werden will, schneide ein olivengroßes Stück aus der Schlachtstelle des Viehs, salze es gut, spüle es gut ab und warte bis das Leben ausgeschieden ist; es ist sowohl einem Nichtjuden als auch einem Jisraéliten erlaubt.
WENN MAN EIN VIEH, EIN WILD ODER EINEN VOGEL GESCHLACHTET HAT UND AUS IHNEN KEIN BLUT GEKOMMEN IST, SO SIND SIE TAUGLICH; SIE DÜRFEN MIT UNREINEN HÄNDENGEGESSEN WERDEN, WEIL SIE NICHT DURCH BLUT BEFÄHIGT WORDENSIND. R. ŠIMO͑N SAGT, SIE SEIEN DURCH DIE SCHLACHTUNG BEFÄHIGT WORDEN.
GEMARA. Also nur aus dem Grunde, weil aus ihnen kein Blut gekommen ist, ist aber Blut gekommen, so dürfen sie nicht mit unreinen Händen gegessen werden; weshalb denn, die Hände sind ja nur zweitgradig [unrein,] und bei Profanem macht ja das Zweitgradige nichts drittgradig!? –
Woher, daß wir von Profanem sprechen? – Er lehrt dies auch vom Wild, und beim Heiligen gibt es ja kein Wild. Und wieso heißt es ferner, wenn von Heiligem, daß, wenn kein Blut gekommen ist, es tauglich sei, das Blutist es ja, dessen man benötigt!?
Und ist denn ferner, wenn von Heiligem, das Blut befähigend, R. Ḥija b. Abba sagte ja im Namen R. Joḥanans : Woher, daß das Blut von Heiligemnicht befähige? Es heißt:auf die Erde gieße es fort wie Wasser; das Blut, das wie Wasser fortzugießen ist, ist befähigend, und das Blut, das nicht wie Wasser fortzugießen ist, ist nicht befähigend!?
Und wieso werden sie ferner, wenn von Heiligem, nicht befähigt, falls aus ihnen kein Blut gekommen ist, sie sollten ja durch die Würde der Heiligkeit befähigt sein, denn es ist uns bekannt, daß die Wurde der Heiligkeit befähigtmache!?
R. Naḥman erwiderte im Namen des Rabba b. Abuha: Hier wird von Profanem gesprochen, das man für den Erlös des [zweiten] Zehntengekauft hat. Dies gegen die Ansicht R. Meírs, denn wir haben gelernt:
Daf 33b
Jeder, der nach den Gelehrten des Wassersbenötigt, macht Heiliges unreinund Hebe untauglich, Profanes und [zweiter] Zehnt sind ihm erlaubt – so R. Meír;
die Weisen verbietenihm den Zehnten.
R. Šimi b. Aši wandte ein: Woher dies, vielleicht streiten die Rabbanan gegen R. Meír nur über das Essen des Zehnten, nicht aber über die Berührung des Zehnten und das Essen von Profanem,
und hierbei handelt es sich ja um die Berührung, denn er lehrt, sie dürfen mit unreinen Händen gegessen werden, somitkann es sich auch um den Fall handeln, wenn er es einem anderen in [den Mund]steckt!?
Vielmehr, erklärte R. Papa, hier wird von erstgradig [unreinen] Händengesprochen, nach R. Šimo͑n b. Elea͑zar. Es wird nämlich gelehrt: Bei Profanem gibt es keine erstgradig [unreinen]Hände; R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt im Namen R. Meírs, erstgradig bei Profanem und zweitgradig bei der Hebe. –
Erstgradig nur bei Profanem und nicht bei der Hebe!? Er meint es wie folgt: erstgradig auch bei Profanem, zweitgradig nur bei der Hebe und nicht bei Profanem. –
Gibt es denn Fälle, wobei die Hände erstgradig [unrein] sind? Freilich, denn es wird gelehrt: Hat jemand die Hände in ein aussätziges Haus hineingesteckt, so sind sie erstgradig [unrein] – so R. A͑qiba; die Weisen sagen, zweitgradig.
Alle sind der Ansicht, der teilweise Eintritt gelte nichtals Eintritt, und sie streiten über die Berücksichtigung des Körpersbei den Händen;
nach der einen Ansicht haben die Rabbanan die Hände dem [ganzen] Körper gleichgestellt, und nach der anderen Ansicht haben die Rabbanan die Händeden Händengleichgestellt. –
Sollte er doch [die Mišna] R. A͑qiba addizieren, welcher sagt, die Hände seien erstgradig!? Vielleicht sagt es R. A͑qiba nur von Hebe und Heiligem, die streng[heilig] sind, für Profanes aber sind sie zweitgradig. –
Angenommen, daß sie zweitgradig sind, aber wir wissen ja von R. A͑qiba, daß er der Ansicht ist, das Zweitgradige mache auch bei Profanem drittgradig[unrein]!?
Wir haben nämlich gelernt: An jenem Tagetrug R. A͑qiba vor:Wenn irgend ein irdenes Gefäß &c. unrein; es heißt nicht sei unrein, sondern macheunrein, es macht anderes unrein; dies lehrt, daß bei Profanem ein zweitgradig [unreines] Brotdrittgradig mache. –
Vielleicht gilt dies nur von einer Unreinheit der Tora, nicht aber von einer rabbanitischen.
R. Elea͑zar erklärte im Namen R. Hoša͑jas: Hier wird von Profanem gesprochen, das in Reinheit des Heiligen zubereitetwird. Dies gegen die Ansicht R. Jehošua͑s, denn es wird gelehrt : R. Elie͑zer sagt, wer eine erstgradig [unreine] Speise gegessenhat, sei erstgradig [unrein], wenn eine zweitgradige, zweitgradig, und wenn eine drittgradige, drittgradig.
R. Jehošua͑ sagt, wer eine erstgradige oder eine zweitgradige Speise gegessen hat, sei zweitgradig [unrein], und wenn eine drittgradige, zweitgradig für Heiliges, nicht aber zweitgradig für Hebe,
und zwarbei Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist.
Nur in Reinheit der Hebe, nicht aber in Reinheit des Heiligen; demnach ist er der Ansicht, bei Profanem, das in Reinheit des Heiligen zubereitet worden ist, gebe es keine drittgradige [Unreinheit]. –
Sollte er es doch
Daf 34a
auf Profanes beziehen, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist, auch nach R. Jehošua͑!? – Dies ist nicht einleuchtend; er lehrt dies vom Fleische, und beim Fleische gibt es keine Hebe. –
Gibt es denn, wenn hier vom Heiligen gesprochen wird, Heiliges beim Wilde!? – Fleisch kann wohl mit Fleisch verwechselt werden, nicht aber Fleisch mit Früchten.
U͑la sagte: Die Kollegen sagen, dies gelte von Profanem, das in Reinheit des Heiligen zubereitet worden ist, gegen die Ansicht R. Jehošua͑s,
ich aber sage, nach R. Jehošua͑, denn von jenem ist es selbstverständlich ; selbstverständlich gibt es bei Profanem, das in Reinheit des Heiligen zubereitet worden ist, bei dem es strenger ist, drittgradige [Unreinheit], aber auch bei Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist, gibt es drittgradige [Unreinheit]. – Wer sind die Kollegen? –
Es ist Rabba b. Bar-Ḥana, denn Rabba b. Bar-Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: Was erwiderten R. Elie͑zer und R. Jehošua͑ einander?
R. Elie͑zer sprach zu R. Jehošua͑: Wir finden, daß es beim Essenden strenger ist als bei der Speise, denn das Aas eines reinen Vogels ist an sich nicht verunreinigend, während der Essende, der es im Schlundehat, die Kleider unrein macht; wie sollten wir nun den Essenden nicht der Speisegleichstellen!? –
Und R. Jehošua͑!? – Vom Aas eines reinen Vogels ist nichts zu beweisen, da dies ein Novumist. Wir finden vielmehr, daß es bei der Speise strenger ist als beim Essenden, denn bei der Speise erfolgt diesin Eigröße, beim Essenden aber erst, wenn er ein halbes Perasgegessen hat; wie sollten wir nun den Essenden der Speise gleichstellen!? –
Und R. Elie͑zer!? – Vom Quantumist nicht auf den Unreinheitsgrad zu folgern. Ferner hast du nach deiner Ansichtrecht, wenn du sagst, die erstgradig [unreine Speise] mache zweitgradig, wieso aber die zweitgradige zweitgradig!?
Dieser erwiderte: Wir finden, daß durch Flüssigkeiten die zweitgradige zweitgradigmache.
Jener entgegnete: Flüssigkeiten werden ja auch erstgradig, denn wir haben gelernt, alles, was die Hebe untauglichmacht, mache Flüssigkeiten erstgradig unrein, ausgenommen der am selben Tage Untergetauchte.
Und wieso ferner das drittgradige zweitgradig!?
Dieser erwiderte: Ich sage es nur von der Hebe, deren Reinheit
Daf 34b
gegenüber dem Heiligen als Unreinheit gilt.
R. Zera sagte im Namen R. Asis im Namen R. Joḥanans im Namen R. Jannajs: Wer drittgradig [Unreines] von Profanem, das in Reinheit des Heiligen zubereitet worden ist, gegessen hat, dessen Körper ist für Heiliges zweitgradig [unrein].
R. Zera wandte gegen R. Asi ein: Wenn eine drittgradige, zweitgradig [unrein] für Heiliges, nicht aber zweitgradig für Hebe, und zwar bei Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist. Nur in Reinheit der Hebe, nicht aber in Reinheit des Heiligen!?
Dieser erwiderte: Hiervongilt dies um so mehr. –
Er sagte ja aber, dieser sage es nur von der Hebe!? – Amoraíim streiten über die Ansicht R. Joḥanans.
U͑la sagte: Wer drittgradig [Unreines] von Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist, gegessen hat, dessen Körper ist zum Essen von Hebe untauglich. –
Was lehrt er uns damit, wir haben ja bereits gelernt, wenn eine drittgradige, sei er zweitgradig für Heiliges, nicht aber sei er zweitgradig für Hebe, und zwar bei Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist; nur zweitgradig ist er nicht, drittgradigaber wohl? –
Hieraus könnte man entnehmen, er sei weder zweitgradig noch drittgradig, und nur weil er hinsichtlich des Heiligen lehrt, er sei zweitgradig, deshalb lehre er auch hinsichtlich der Hebe, er sei nicht zweitgradig, so lehrt er uns.
R. Hamnuna wandte gegen U͑la ein: Das erstgradig Unreine macht bei Profanem anderes unrein, das zweitgradige macht nur untauglichund nicht unrein, das drittgradigedarf als Topfspeise mit Bemischung von Hebegegessen werden.
Wieso darf man, wenn du sagst, dessen Körper werde zum Essen von Hebe untauglich, ihnetwas essen lassen, das seinen Körper untauglichmacht!? Dieser erwiderte: Laß die Bemischung einer Topfspeise,
Daf 35a
wobei keine Olive auf die Dauer, während welcher man ein Peras essen kann, kommt.
R. Jonathan sagte im Namen Rabbis : Wer drittgradig unreine wirkliche Hebe gegessen hat, darf solche nicht essen, jedoch berühren.
Und sowohl [die Lehre] U͑lasals auch die des R. Jonathan ist nötig. Aus der des U͑la könnte man entnehmen, dies gelbe nur von Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist, wirkliche Hebe aber dürfe er auch nicht berühren, daher ist die des R. Jonathan nötig. Und aus der des R. Jonathan könnte man entnehmen, dies gelte nur von wirklicher Hebe, Profanes aber dürfe er auch essen. Daher sind beide nötig.
R. Jiçḥaq, Sohn des Šemuél b. Martha, saß vor R. Naḥman und trug vor : Wer drittgradig [Unreines] von Profanem, das in Reinheit des Heiligen zubereitet worden ist, gegessen hat, gilt als rein, Heiliges essen zu dürfen, denn außer wirklichem Heiligenhast du nichts, das beim Heiligen viertgradig [unrein] macht.
Rami b. Ḥama wandte ein : Wenn eine drittgradige, zweitgradig [unrein] für das Heilige, nicht aber zweitgradig für die Hebe, und zwar bei Profanem, das in Reinheit der Hebe zubereitet worden ist. Weshalbdenn, es ist ja nicht wirkliches Heiliges!?
Dieser erwiderte: Laß die Hebe, deren Reinheit dem des Heiligen gegenüber als Unreinheit gilt. –
Woher entnimmst du dies? – Wir haben gelernt: Die Kleider der Leute aus dem gemeinen Volkegelten für Pharisäerals [verunreinigend durch] Auftreten, die Kleider der Pharisäer gelten für Leute, die Hebe essen, als [verunreinigend durch] Auftreten, und die Kleider der Leute, die Hebe essen, gelten für Leute, die Heiliges essen, als [verunreinigend durch] Auftreten.
Raba entgegnete: Von [der Unreinheit durch] Auftreten ist nichts zu beweisen;
Daf 35b
hierbeiist es anders, da zu berücksichtigen ist, seine menstruierende Frau könnte darauf gesessen haben, bei Früchtenaber gilt dies nicht.
R. Jirmeja aus Diphte wandte ein: Giltdies denn von Früchten, wir haben ja gelernt, wenn ersagt, er habe darinein Viertel[log] als Heiliges bestimmt, sei erglaubwürdig. Die Hebemacht somit das Heilige nicht unrein. Wenn du nun sagst, deren Reinheit gelte dem Heiligen gegenüber als Unreinheit, sollte doch die Hebe das Heilige unrein machen!?
(Jener erwiderte:) Von der Unreinheit bei Verbundenemist nichts zu beweisen; da er hinsichtlich des Heiligen glaubwürdig ist, ist er auch hinsichtlich der Hebe glaubwürdig.
R. Hona b. Nathan wandte ein : Das zweitgradig [Unreine] macht bei Profanem Flüssigkeiten unrein, und Personen, die Hebe essen, hierfür untauglich, und das drittgradige macht bei Heiligem Flüssigkeiten unrein, und Personen, die Heiliges essen, hierfür untauglich; dies gilt von Profanem, das in Reinheit des Heiligen zubereitet wordenist!? –
Hierüber streiten Tannaím, denn es wird gelehrt: Profanes, das in Reinheit des Heiligen zubereitet worden ist, gleicht Profanem;
R. Elie͑zer b. Çadoq sagt, es gleiche der Hebe, indem es zweimalunrein und einmal untauglichmacht.
R. ŠIMO͑N SAGT, SIE SEIEN DURCH DIE SCHLACHTUNG BEFÄHIGT WORDEN. R. Asi sagte: R. Šimo͑n ist der Ansicht, nur die Schlachtung mache es befähigtund nicht das Blut.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: R. Šimo͑n sagt, sie seien durch die Schlachtung befähigt worden. Doch wohl nur durch die Schlachtung und nicht durch das Blut. – Nein, auch durch die Schlachtung. –
Komm und höre: R. Šimo͑n sprach zu ihnen: Macht denn das Blut befähigt, die Schlachtung macht es ja befähigt!? – Er meint es wie folgt: macht es denn das Blut allein befähigt, auch die Schlachtung macht es befähigt. –
Komm und höre: R. Šimo͑n sagt, das Blut eines Totenmache nicht befähigt. Wahrscheinlich macht das Blut der Schlachtung wohl befähigt!? – Nein, das Blut eines Erschlagenen macht befähigt. –
Wenn demnach das Blut der Schlachtung nicht befähigt macht, so sollte er es doch vom Blute der Schlachtunglehren, und um so mehr würde dies vom Blute eines Toten gelten!? – Vom Blute eines Toten ist dies [zu lehren] nötig; man könnte glauben, es sei einerlei, ob [ein Mensch] oder der Würgengel es getötethat, so lehrt er uns. –
Komm und höre: R. Šimo͑n sagt, das Blut einer Verletzung mache nicht befähigt. Wahrscheinlich macht das Blut der Schlachtung wohl befähigt!? – Nein, das Blut eines Erschlagenen macht befähigt. – Wenn demnach das Blut der Schlachtung nicht befähigt macht,
so sollte er es doch vom Blute der Schlachtung lehren, und um so mehr würde dies vom Blute einer Verletzung gelten!? – Vom Blute einer Verletzung ist dies [zu lehren] nötig; man könnte glauben, es sei einerlei, ob man es vollständig oder nur zur Hälfte getötethat. –
Das Blut eines Erschlagenen macht wohl deshalb befähigt, weil es heißt:und das Blut der Erschlagenen wird er trinken,
und auch vom Blute der Schlachtung heißt es ja:auf die Erde gieße es wie Wasser!? – Dies deutet darauf, daß das Blut der untauglichen Opferzur Nutznießung erlaubt sei.
Daf 36a
Man könnte glauben, dieses sei, da sie zur Schur und zur Arbeit verboten sind, zu begraben, so lehrt er uns.
In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Und das Blut der Erschlagenen trinkt er; ausgenommen ist das ausströmendeBlut, das Saaten nicht befähigt macht.
Die Rabbanan lehrten: Wenn jemand geschlachtet hat und Blut auf einen Kürbis gespritzt ist, so ist er, wie Rabbi sagt, befähigt, und wie R. Ḥija sagt, in der Schwebe.
R. Oša͑ja sprach: Da nun Rabbi sagt, er sei befähigt, und R. Ḥija sagt, in der Schwebe, und wir nicht wissen, auf wen wir uns stützen, so wollen wir uns auf R. Šimo͑n stützen, denn R. Šimo͑n sagt, nur die Schlachtung befähige und nichtdas Blut.
R. Papa sagte: Alle stimmen überein, daß, wenn das Blut vom Beginne bis zur Beendigungvorhanden war, es befähigend sei, sie streiten nur über den Fall, wenn das Blut zwischen dem [Durchschneiden des] einen und des anderen Halsorganes fortgewischt worden ist. Rabbi ist der Ansicht, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginne bis zur Beendigung, somit ist esBlut der Schlachtung,
und R. Ḥija ist der Ansicht, die Schlachtung habe Gültigkeit erst bei Beendigung, somit ist es Blut einer Verletzung. Unter Schwebe ist zu verstehen, dies schwebe bis zum Schlüsse der Schlachtung: ist das Blut bei Beendigung der Schlachtung vorhanden, so ist es befähigend,
wenn aber nicht, so ist es nicht befähigend. Und [die Worte:] so wollen wir uns auf R. Šimo͑n stützen, sind wie folgt zu erklären: nach R. Šimo͑n ist esnicht befähigend und nach R. Ḥija ist es befähigend.
Hinsichtlich des Falles aber, wenn es fortgewischt worden ist, stimmen sie überein : nach dem einen ist es nicht befähigend und nach dem anderen ist es nicht befähigend. Rabbi steht somit allein, und die Worte eines einzelnen gelten nicht zweien gegenüber.
R. Aši erklärte: Unter Schwebe ist zu verstehen, dauernd, denn hinsichtlich des Falles, wenn es fortgewischt worden ist, ist es R. Ḥija zweifelhaft, ob die Schlachtung vom Beginne bis zur Beendigung oder erst bei Beendigung gültig sei. Schwebe heißt, weder essennoch verbrennen,
und [die Worte:] ‘so wollen wir uns auf R. Šimo͑n stützen’, sind wie folgt zu erklären : nach R. Šimo͑n ist es nicht befähigend und nach R. Ḥija ist es zweifelhaft. Hinsichtlich des Verbrennens aber stimmen sie überein: nach dem einen ist es nicht zu verbrennen und nach dem anderen ist es nicht zu verbrennen.
Rabbi steht somit allein, und die Worte eines einzelnen gelten nicht zweien gegenüber. Er meint es wie folgt: in einem solchen Falle befindet es sich in der Schwebe, weder essen noch verbrennen.
R. Šimo͑n b. Laqiš fragte: Gibt es beim Trocknen des Speisopferserstgradige und zweitgradige [Unreinheit] oder nicht: wirkt die Würde der Heiligkeit, daß es selbst untauglich wird, nicht aber, daß man dabei erstgradig und zweitgradigzähle, oder gibt es dabeikeinen Unterschied?
R. Elie͑zer erwiderte: Komm und höre!Von jeder Speise, die gegessen wird &c.; eine Speise, die in Wasser gekommenist, ist befähigt, und eine Speise, die nicht in Wasser gekommen ist, ist nicht befähigt. –
Weiß etwa R. Šimo͑n b. Laqiš nicht, daß dies nur von einer Speise gilt, die in Wasser gekommen ist!? R. Šimo͑n b. Laqiš fragt folgendes: gleicht es durch die Würde der Heiligkeit einer Speise, die in Wasser gekommen ist, oder nicht? –
Auch R. Elie͑zerfolgert es aus zwei Schriftversen ; merke, es heißt ja bereits :wenn Wasser auf Saat kommt, wozu heißt es: von jeder Speise, die gegessen wird?
Daf 36b
Dies schließt wohl die Würde der Heiligkeit aus. – Nein, einer spricht von der Unreinheit einer Leiche und einer spricht von der Unreinheit eines Kriechtiers.
Und beides ist nötig. Würde er es nur von der Unreinheit einer Leiche gelehrt haben, so könnte man glauben, nur diese benötige der Befähigung, weil sie nicht in Linsengrößeerfolgt, die eines Kriechtiers aber, die schon in Linsengrößeerfolgt, benötige keiner Befähigung.
Und würde er es nur von der eines Kriechtiers gelehrt haben, so könnte man glauben, weil die Unreinheit keine sieben Tage anhält, die einer Leiche aber, die sieben Tage anhält, benötige keiner Befähigung. Daher ist beides nötig.
R. Joseph wandte ein : R. Šimo͑n sagt, sie seien durch die Schlachtung befähigt worden. Befähigt, auch zur Zählung einer erstgradigen und zweitgradigen[Unreinheit];
weshalb denn, sie sind ja keine Speise, die in Wasser gekommenist!? Abajje erwiderte: Esist rabbanitisch der Befähigung durch das Wasser gleichgestellt worden.
R. Zera sprach zu ihm: Komm und höre: Winzert man [Trauben] für die Kelter, so sindsie, wie Šammaj sagt, befähigt und wie Hillel sagt, nicht befähigt, und Hillel pflichtete Šammaj stillschweigend bei. Sie sind ja keine Speise, die in Wasser gekommenist !? Abajje erwiderte: Es ist rabbanitisch der Befähigung durch das Wasser gleichgestellt worden.
R. Joseph sprach zu ihm : Ich beweise es dir von der Befähigung durch die Schlachtung, und du erwiderst mir, sie haben sie der Befähigung durch das Wasser gleichgestellt; R. Zera beweist dir desgleichen, und du erwiderst ihm ebenfalls, sie haben es der Befähigung durch das Wasser gleichgestellt; auch im Falle des R. Šimo͑n b. Laqiš haben sie es der Befähigung durch das Wassergleichgestellt!?
Dieser erwiderte: Fragt R. Šimo͑n b. Laqiš etwa hinsichtlich der Unentschiedenheit, er fragt ja hinsichtlich der Verbrennung!? –
Demnachist die Befähigung durch die Würde der Heiligkeit aus der Tora, woher dies? Wollte man sagen, aus folgendem Schriftverse :und das Fleisch, das etwas Unreines berührt,
wenn nämlich das Fleisch durch das Blut befähigt worden ist, so sagte ja R. Ḥija b. Abba im Namen R. Joḥanans, daß das Blut von Heiligem nicht befähigt mache, sei aus folgendem zu entnehmen :du darfst es nicht essen, auf die Erde gieße es fort wie Wasser, Blut, das wie Wasser fortzugießen ist, ist befähigend, und das nicht wie Wasser fortzugießen ist, ist nicht befähigend.
Und wenn durch die Flüssigkeitenim Schiachtraume, so sagte ja R. Jose b. Ḥanina, die Flüssigkeiten im Schiachtraume seien nicht nur selbst rein, sondern auch nicht befähigend. Wolltest du sagen, dies sei auf das Blutzu beziehen, so spricht er ja von Flüssigkeiten. Wahrscheinlich wird es durch die Würde der Heiligkeit befähigt.
Aber dies ist vielleicht nach R. Jehuda im Namen Šemuéls zu erklären. R. Jehuda erklärte nämlich im Namen Šemuéls, wenn man die zum Heilsopfer bestimmte Kuh über einen Fluß geführt hat und Nässe an ihr noch beim Schlachtenhaftet. –
Vielmehr, aus dem Schlusse: und das Fleisch, dies schließt das Holz und den Weihrauchein, und Holz und Weihrauch sind ja nicht eßbar. Sie werden demnach durch die Würde der Heiligkeit befähigt und gelten als Speise, ebenso ist auch diesesdurch die Würde der Heiligkeit befähigt.
Daf 37a
Wie ist es damit : wirkt die Würde der Heiligkeit, daß es selbst untauglich wird, nicht aber, daß man dabei erstgradige und zweitgradige [Unreinheit] zähle, oder gibt es dabei keinen Unterschied? – Dies bleibt unentschieden.
HAT MAN EIN TOTKRANKES GESCHLACHTET, SO MUSS ES, WIE R. ŠIMO͑N B. GAMALIÉL SAGT, MIT EINEM VORDER- UND HINTERFUSS GEZUCKTHABEN. R. ELIE͑ZER SAGT, ES GENÜGE, WENN ES [BLUT] AUSGESTRÖMT HAT. R. ŠIMO͑N SAGTE: WENN MAN [EIN SOLCHES] NACHTS GESCHLACHTET HATUND AM FOLGENDEN TAGE DIE FLÄCHENVOLL BLUT FINDET, SO IST ES TAUGLICH, DENN ES HAT [BLUT] AUSGESTRÖMT; NACH DER ANSICHT R. ELIE͑ZERS. DIE WEISEN SAGEN, NUR WENN ES MIT EINEM VORDER- ODER HINTERFUSSE GEZUCKT ODER MIT DEM SCHWANZE GEWEDELT HAT,
GLEICHVIEL OB EIN KLEINVIEH ODER EIN GROSSVIEH. HAT EIN KLEINVIEH DEN VORDERFUSS AUSGESTRECKT UND NLCHTZURÜCKGEZOGEN, SO IST ES UNTAUGLICH, DENN DAS IST NICHTS WEITER ALS [EIN ZEICHEN] DES VERENDENS. DIES NUR VON DEM FALLE, WENN ES SICH IM ZUSTANDE EINES TOTKRANKEN BEFAND, WAR ES ABER GESUND, SO IST ES AUCH OHNE EINES DIESER [LEBENSZEICHEN] TAUGLICH.
GEMARA. Woher, daß ein Totkrankes erlaubt ist? – Wieso sollte man darauf kommen, daß es verboten sei!? – Es heißt:das sind die Lebewesen, die ihr essen dürft, was leben kann, iß, was aber nicht leben kann, iß nicht, und das Totkranke kann nicht leben. –
Da der Allbarmherzige sagt, daß man kein Aasessen dürfe, so ist wohl das Totkranke erlaubt. Wenn man nämlich sagen wollte, das Totkranke sei verboten, so ist ja [das Vieh], wenn es noch lebend verboten ist, es um so mehr nach dem Tode. –
Vielleicht sind Totverletztes und Aas identisch!? – Dies ist nicht einleuchtend; es heißt :wenn eines von dem Vieh, das euch zur Nahrung dient, verendet, so soll der, der sein Aas berührt; der Allbarmherzige nennt es Aas erst nach dem Verenden. –
Vielleicht sind talsächlich Totverletztes und Aas identisch, nur übertritt man wegen des noch lebenden [Aases] ein Gebot und wegen des toten ein Verbot!? –
Vielmehr, der Allbarmherzige sagt:Zerrissenesdürft ihr nicht essen, demnach ist das Totkranke erlaubt. Wenn man nämlich sagen wollte, das Totkranke sei verboten, so ist ja, wenn das Totkranke, von dem nichts fehlt, verboten ist, es das Zerrisseneum so mehr. –
Vielleicht sind Totkrankes und Zerrissenes identisch, nur übertritt man wegen [des letzteren] ein Gebot und ein Verbot!? – Demnach brauchte es ja der Allbarmherzige nicht vom Aase geschrieben zu haben: wenn man wegen des noch lebenden ein Verbot und ein Gebot übertritt, um wieviel mehr wegen des toten. –
Vielleicht sind Aas, Zerrissenes und Totkrankes identisch, nur übertritt man dieserhalb zwei Verbote und ein Gebot!? –
Vielmehr, aus folgendem :Talg von Aas und Talg von Zerrissenem kann für jegliche Arbeit verwandt werden, [aber essen dürft ihr ihn nicht], und der Meister sagte, diessei wegen der folgenden Lehre nötig. Die Tora sagt damit, es komme das Verbot des Aases und erstrecke sich auf das Verbotdes Talges, es komme das Verbot des Zerrissenen und erstrecke sich auf das Verbot des Talges.
Daf 37b
Wenn man nun sagen wollte, Totkrankes und Zerrissenes seien identisch, so sollte doch der Allbarmherzige geschrieben haben: der Talg des Aases kann für jegliche Arbeit verwandt werden, und den Talg vom Zerrissenen dürft ihr nicht essen, und ich würde gefolgert haben : wenn schon beim Lebenden das Verbot des Zerrissenen sich auf das Verbot des Talges erstreckt, um wieviel mehr beim Toten.
Da nun der Allbarmherzige auch Aas schreibt, so sind wohl Totkrankes und Zerrissenes nicht identisch.
Mar b. R. Aši wandte ein : Vielleicht sind tatsächlich Totkrankes und Zerrissenes identisch, wenn du aber einwendest, wozu denn der Allbarmherzige Aas geschrieben hat, so ist dies wegen eines Aases nötig, das nicht vorher totkrank war, wenn man nämlich [ein Tier] entzweigeschnittenhat!? – Auch in diesem Falle ist es nicht möglich, daß es nicht eine Weile totkrank war, bevor der größere Teil durchschnitten worden ist.
Wenn du aber willst, sage ich: wenn dem so wäre, so sollte es doch heißen : Talg von Aas und von Zerrissenem ; da es aber zweimal Talg heißt, so besagt dies, daß nur bei diesem der Talg nicht vom Fleische zu unterscheiden sei, es gibt aber anderes, bei dem der Talg vom Fleische zu unterscheidenist, nämlich bei einem Tot kranken.
Wenn du aber willst, entnehme ich es aus folgendem :Ich sprach: Ach, Herr, Gott, fürwahr, meine Seele ist noch nie verunreinigt gewesen, und Aas und Zerrissenes habe ich noch nie gegessen von Jugend auf bis jetzt, und nie kam in meinen Mund verwerfliches Fleisch.
Meine Seele ist noch nie verunreinigt gewesen, ich hatte nie sündhafte Gedanken am Tage, die zu einer nächtlichen Verunreinigung führen könnten; Aas und Zerrissenes habe ich noch nie gegessen von meiner Jugend auf, ich habe noch nie Fleisch von schnell Geschlachtetemgegessen ; und nie kam in meinen Mund verwerfliches Fleisch, ich habe noch nie von einem Vieh gegessen, über das ein Gelehrter eine Entscheidungtraf. Im Namen R. Nathans erklärten sie : Ich habe noch nie von einem Vieh gegessen, von dem die Priestergabennicht entrichtet worden wären.
Erklärlich ist die Großtat Jeḥezqels, wenn du sagst, es sei erlaubt, worin aber besteht die Großtat Jeḥezqels, wenn du sagst, es sei verboten!? –
Welches [Vieh] heißt totkrank? R. Jehuda erwiderte im Namen Rabhs: Wenn man es aufrichtet und es nicht stehen kann. R. Ḥanina b. Šelemja sagte im Namen Rabhs: Selbst wenn es Holzscheite frißt. Rami b. Jeḥezqel sagte: Selbst wenn es Balken frißt.
So lehrten sie es in Sura, in Pumbeditha lehrten sie es wie folgt: Welches heißt totkrank? R. Jehuda erwiderte im Namen Rabhs: Wenn man es aufrichtet und es nicht stehen kann, selbst wenn es Holzscheite frißt. Rami b. Jeḥezqel sagte : Selbst wenn es Balken frißt.
Šemuél traf die Schüler Rabhs und sprach zu ihnen: Was sagte Rabh über das Totkranke? Diese erwiderten: Folgendes sagte Rabh:
Daf 38a
Hat es gebrüllt, Kot ausgeworfen oder mit dem Ohr gewackelt, so heißt dies ein Zucken. Da sprach er zu ihnen : Braucht Abba dies vom Wackeln mit dem Ohrezu sagen? Ich sage, als solches gilt alles, was kein Zeichen des Verendens ist. –
Was ist ein Zeichen des Verendens? R. A͑nan erwiderte: Mir wurde es von Meister Šemuél erklärt: wenn ein Vorderfuß gebogen war und es ihn ausgestreckt hat, so ist dies ein Zeichen des Verendens, wenn er ausgestreckt war und es ihn gebogen hat, so ist dies kein Zeichen des Verendens. –
Was lehrt er uns damit, wir haben ja bereits gelernt, wenn ein Kleinvieh den Vorderfuß ausgestreckt und nicht zurückgezogen hat, sei es untauglich, weil dies nichts weiter als [ein Zeichen] des Verendens ist; demnach ist es tauglich, wenn es ihn zurückgezogen hat!? –
Aus unserer Mišna könnte man entnehmen, nur wenn er gebogen war und es ihn ausgestreckt und wiederum gebogen hat, nicht aber, wenn er ausgestreckt war und es ihn gebogen hat, so lehrt er uns.
Man wandte ein : R. Jose sagte : R. Meír ist der Ansicht, wenn es beim Schlachten gebrüllt hat, sei dies kein Zucken. R. Elie͑zer b. R. Jose sagte in dessenNamen, selbst wenn es Kot ausgeworfen oder mit dem Ohr gewackelt hat, sei dies kein Zucken. Hier besteht also ein Widerspruch sowohl hinsichtlich des Brüllens als auch hinsichtlich des Kotauswerfens!? –
Hinsichtlich des Brüllens besteht kein Widerspruch, denn eines gilt von dem Fall, wenn die Stimme stark ist, und eines von dem Fall, wenn die Stimme schwach ist ; und hinsichtlich des Kotauswerfens besteht ebenfalls kein Widerspruch, denn eines gilt von einem leichten und eines gilt von einem kräftigen.
R. Ḥisda sagte : Das Zappeln, von dem sie sprechen, muß bei Beendigung des Schlachtens erfolgt sein, und unter Beendigung des Schlachtens ist die Mitte des Schlachtens zu verstehen : nur nicht bei Beginn des Schlachtens.
R. Ḥisda sprach : Dies entnehme ich aus dem, was wir gelernt haben: Hat ein Kleinvieh einen Vorderfuß ausgestreckt und nicht zurückgezogen, so ist es untauglich. Wann: wenn bei Beendigung des Schlachtens, so kann es ja nicht dauerndleben bleiben; doch wohl in der Mitte des Schlachtens.
Raba sprach zu ihm: Tatsächlich bei Beendigung des Schlachtens, denn ich sage, wenn es bei Beendigung des Schlachtens dies nicht tut, so ist es sicher, daß das Leben schon vorher ausgeschieden war.
R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte : Das Zucken, von dem sie sprechen, muß bei Beginn des Schlachtens erfolgt, sein.
R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach: Dies entnehme ich aus dem was wir gelernt haben : R. Šimo͑n sagte : Wenn man [ein solches] nachts geschlachtet hat und am folgenden Tage die Flächen voll Blut findet, so ist es tauglich, denn es hat [Blut] ausgeströmt; nach der Ansicht R. Elie͑zers. Hierzu sagte Šemuél, er spreche von den Flächen an der Schnittstelle. Einleuchtend ist dies, wenn du bei Beginn des Schlachtens sagst, wenn du aber bei Beendigung des Schlachtens sagst, ist ja zu berücksichtigen, [das Blut] kann bei Beginn des Schlachtens ausgeströmt sein. –
Vielleicht ist es beim [Blut]ausströmen anders, da es bedeutender!? –
Ist dieses denn bedeutender, wir haben ja gelernt: R. Elie͑zer sagt, es genüge, wenn es [Blut] ausgeströmt hat !? – Es ist weniger als [das Zeichen] R. Gamliélsund bedeutender als das der Rabbanan.
Rabina sagte: Sama b. Ḥilqaj sagte mir, der Vater des Bar Abubram, manche sagen, der Bruder des Bar Abubram, habe dagegen eingewandt: Ist es denn bedeutender als das der Rabbanan, wir haben ja gelernt: die Weisen sagen, nur wenn es mit einem Vorder- oder einem Hinterfuße gezuckt hat.
Auf wen beziehen sie sich, wenn auf R. Gamliél, so müßte es ja heißen: sobald es gezuckt hat:
doch wohl auf R. Elie͑zer, und wenn es bedeutender ist, wieso heißt es: nur wenn!?
Raba sagte: Das Zucken, von dem sie sprechen, muß bei Beendigung des Schlachtens erfolgt sein. Raba sprach: Dies entnehme ich aus folgender Lehre :
Daf 38b
Ein Rind oder ein Lamm, ausgenommen der Mischling; oder eine Ziege, ausgenommen das Abnorme; das geboren wird, ausgenommen die Seitengeburt; sieben Tage, ausgenommen das des AltersErmangelnde; bei seiner Mutter, ausgenommen das Verwaiste.
Von welchem Falle des Verwaistseins wird hier gesprochen: wenn das Muttertier zuerst geboren hat und nachher verendet ist, so kann es ja nicht dauernd leben; wenn es zuerst verendet ist und nachher geborenhat, so geht dies ja hervor aus [den Worten:] das geboren wird, doch wohl, wenn das eine zum Tod und das andere zum Leben sich getrennthat.
Einleuchtend ist es, wenn du sagst, das Lebenszeichen müsse bei Beendigung der Geburt erfolgt sein, daß ein Schriftvers nötig ist, diesen Fallauszuschließen, wozu aber ist er nötig, wenn du sagst, bei Beendigung der Geburt sei kein Lebenszeichen erforderlich, dies geht ja hervor aus [den Worten:] das geboren wird!?
Raba sagte: Die Halakha ist wie die folgende Lehre: Hat ein Kleinvieh einen Vorderfuß ausgestreckt und nicht eingezogen, so ist es untauglich. Dies gilt nur vom Vorderfuße, wenn aber einen Hinterfuß, so ist es tauglich, einerlei, ob es ihn ausgestreckt und nicht eingebogen oder eingebogen und nicht ausgestreckt hat.
Dies gilt nur von einem Kleinvieh, ein Großvieh aber ist tauglich, einerlei, ob es mit dem Vorderfuße oder mit dem Hinterfuße erfolgt ist, ob es ihn ausgestreckt und nicht eingebogen oder eingebogen und nicht ausgestreckt hat. Bei einem Vogel gilt es als Zucken, auch wenn er nur den Flügel bewegt oder den Schwanz geschüttelt hat. –
Was lehrt er uns damit, dies alles haben wir ja bereits gelernt: wenn ein Kleinvieh einen Vorderfuß ausgestreckt und nicht zurückgezogen hat, so ist es untauglich, weil dies nichts weiter als [ein Zeichen] des Verendens ist. Nur einen Vorderfuß, nicht aber einen Hinterfuß, nur ein Kleinvieh, nicht aber ein Großvieh!? – Nötig ist dies hinsichtlich eines Vogels, von dem wir dies gelernt haben.
vii HAT MAN FÜR EINEN NICHTJUDEN GESCHLACHTET, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG, NACH R. ELIE͑ZEA ABER UNGÜLTIG. R. ELIE͑ZER SAGTE: SELBST WENN MAN ES GESCHLACHTET HAT, DAMIT DER NICHTJUDE NUR VOM LEBERLAPPEN ESSE, IST ES UNTAUGLICH, DENN DER NICHTJUDE DENKT GEWÖHNLICH AN SEINEN GÖTZEN.
R. JOSE SPRACH: ES IST JA [EIN SCHLUSS] VOM SCHWEREREN AUF DAS LEICHTERE ZU FOLGERN: WENN MAN SICH IN EINEM FALLE, WO DIE ABSICHTUNTAUGLICH MACHT, BEI DEN OPFERN, NUR NACH DEM DIENSTTUENDENRICHTE, UM WIEVIEL MEHR RICHTE MAN SICH IN EINEM FALLE, WO DIE ABSICHT NICHT UNTAUGLICH MACHT, BEI PROFANEM, NUR NACH DEM SCHLACHTENDEN.
GEMARA. Diese Autorensind der Ansicht des R. Elea͑zar b. R. Jose, denn es wird gelehrt, R. Elea͑zar b. R. Jose sagte, er habe gehört, der Eigentümer könne [das Opfer]verwerflich machen.
Der erste Autor ist der Ansicht, nurwenn man von ihm diese Absichtgehört hat, sonst aber nicht, denn wir sagen nicht, ein Nichtjude denke gewöhnlich an seinen Götzen, und R. Elie͑zer ist der Ansicht, auch wenn man von ihm diese Absicht nicht gehört hat, denn wir sagen, ein Nichtjude denke gewöhnlich an seinen Götzen. Hierzu sagte R. Jose, auchwenn man von ihm die Absicht gehört hat, denn wir sagen nicht, einer könne beabsichtigen und der andere den Dienst verrichten.
Manche sagen: Sie streiten über den Fall, wenn man von ihm diese Absicht gehört hat; der erste Autor ist der Ansicht, nur bei der [Schlachtung] innerhalbsagen wir, einer könne beabsichtigen und der andere den Dienst verrichten, nicht aber bei der äußeren,
Daf 39a
denn man folgere nicht von der inneren auf die äußere, und R. Elie͑zer ist der Ansicht, man folgere von der inneren auf die äußere. Hierzu sagte R. Jose, auch bei der inneren sagen wir nicht, einer könne beabsichtigen und der andere den Dienst verrichten.
Es wurde gelehrt: Hat jemand ein Vieh geschlachtet in der Absicht, das Blut für einen Götzen zu sprengen oder das Fett für einen Götzen aufzuräuchern, so ist es, wie R. Joḥanan sagt, verboten, und wie R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, erlaubt.
R. Joḥanan sagt, es sei verboten, weil man während der einen Verrichtungeine Absicht hinsichtlich eineranderen hegen kann, und man folgere von der inneren [Schlachtung] auf die äußere.
Reš-Laqiš sagt, es sei erlaubt, weil man während der einen Verrichtung keine Absicht hinsichtlich einer anderen hegen kann, und man folgere nicht von der inneren auf die äußere.
Sie vertreten hierbei ihre Ansichten, denn es wurde gelehrt: Hat man [ein Sündopfer] auf den richtigen Namen geschlachtet in der Absicht, das Blut auf einen anderen Namen zu sprengen, so ist es, wie R. Joḥanan sagt, untauglich, und wie R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, tauglich.
R. Joḥanan sagt, es sei untauglich, weil man während der einen Verrichtung eine Absicht hinsichtlich der anderen hegen kann, und man folgere von der Absicht bei der Verwerflichmachung. R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, es sei tauglich, weil man während der einen Verrichtung keine Absicht hinsichtlich einer anderen hegen kann, und man folgere nicht von der Absicht der Verwerflichmachung.
Und beide [Lehren] sind nötig. Würde nur die eine gelehrt worden sein, so könnte man glauben, R. Šimo͑n b. Laqiš vertrete seine Ansicht nur bei dieser, weil man nicht hinsichtlich der äußeren [Schlachtung] von der inneren folgere, während er R. Joḥanan beipflichte, daß man hinsichtlich der inneren von der innerenfolgere.
Und würde nur die andere gelehrt worden sein, so könnte man glauben, R. Joḥanan vertrete seine Ansicht nur bei dieser, während er bei der ersteren R. Šimo͑n b. Laqiš beipflichte. Daher sind beide nötig.
R. Šešeth wandte ein: R. Jose sprach: Es ist ja [ein Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere zu folgern: wenn man sich in einem Falle, wo die Absicht untauglich macht, bei den Opfern, nur nach dem Diensttuenden richte, um wieviel mehr richte man sich in einem Falle, wo die Absicht nicht untauglich macht, bei Profanem, nur nach dem Schlachtenden.
Was heißt die Absicht mache bei Profanem nicht untauglich: wollte man sagen, sie mache überhaupt nicht untauglich, wieso kann es demnach vorkommen, daß die für einen Götzen erfolgte Schlachtung verboten ist;
doch wohl während der einen Verrichtung hinsichtlich einer anderen, und dies ist wie folgt zu verstehen: wenn in einem Falle, wo die Absicht hinsichtlich der einen Verrichtung während einer anderen untauglich macht, bei den Opfern, man sich nur nach dem Diensttuenden richte, um wieviel mehr richte man sich in dem Falle, wo die Absicht hinsichtlich der einen Verrichtung nur während dieser Verrichtung und nicht während einer anderen untauglich macht, bei Profanem, nur nach dem Schlachtenden.
Hinsichtlich der inneren [Schlachtung] ist diesein Einwand gegen R. Šimo͑n b. Laqiš, und hinsichtlich der äußeren ist diesein Einwand gegen R. Joḥanan!?
Allerdings ist bezüglich des Einwands gegen Reš Laqiš hinsichtlich der inneren zu erklären, einessagte er, bevor er esvon R. Joḥanan hörte, und eines, nachdem er es von R. Joḥananhörte, aber hinsichtlich der äußeren ist dies ja ein Einwand gegen R. Joḥanan!?
Er richtete diesen Einwand, und er selbst erklärte es auch: er spricht von den vier Verrichtungen, und dies ist wie folgt zu verstehen: wenn man sich in einem Falle, wo die Absicht bei den vier Verrichtungen untauglich macht, bei den Opfern, nur nach dem Diensttuenden richte, um wieviel mehr richte man sich in
Daf 39b
einem Falle, wo die Absicht nur bei zwei Verrichtungenuntauglich macht, bei Profanem, nur nach dem Schlachtenden.
Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit R. Joḥanan: Hat man ein Vieh geschlachtet in der Absicht, das Blut für einen Götzen zu sprengen oder das Fett für einen Götzen auf zuräuchern, so ist es ein Totenopfer. Hat man geschlachtet und dies nachher beabsichtigt, so ist dies ein Fall, wie er sich einst in Cäsarea ereignete, und sie sagten hierzu weder ‘erlaubt’ noch ‘verboten’.
R. Ḥisda sagte: Sie sagten nicht ‘verboten’, wegen der Ehrung der Rabbanan, und nicht ‘erlaubt’, wegen der Ehrung R. Elie͑zers. —
Wieso dies, vielleicht sind die Rabbanan dieser Ansicht nur in jenemFalle, wo man von ihm nicht weiß, daß er es beabsichtigt, hierbei aber, wo man von ihm weiß, daß er es beabsichtigt, sei der Schluß für den Anfangentscheidend!?
Oder auch: R. Elie͑zer ist dieser Ansicht nur in jenem Falle, bei einem Nichtjuden, weil ein Nichtjude gewöhnlich an seinen Götzen denkt, bei einem Jisraéliten aber sage man nicht, der Schluß sei für den Anfang entscheidend!?
Vielmehr, erklärte R. Šezbi, sie sagten nicht ‘erlaubt’, wegen der Ehrung des R. Šimo͑n b. Gamliél. — Welche [Lehre des] R. Šimo͑n b. Gamliél ist hier gemeint,
wollte man sagen, die Lehre des R. Šimo͑n b. Gamliél vom Scheidebriefe, denn wir haben gelernt: Wenn ein Gesunder gesagt hat, daß man ihm für seine Frau einen Scheidebrief schreibe, so wollte er sie nur anführen.
Einst sagte ein Gesunder, daß man ihm für seine Frau einen Scheidebrief schreibe, und als er später auf ein Dach stieg, stürzte er ab, und starb. Da entschied R. Šimo͑n b. Gamliél: Ist er mit Absichtabgestürzt, so ist der Scheidebrief gültig, wenn aber der Wind ihn hinabgestoßen hat, so ist der Scheidebrief ungültig.
Und auf unseren Einwand, es sei ja ein Tatfall zur Widerlegung, [wurde erwidert, die Mišna] sei lückenhaft und müsse wie folgt lauten: ist aber der Ausgang für den Anfang entscheidend, so ist der Scheidebrief gültig.
Einst sagte ein Gesunder, daß man ihm für seine Frau einen Scheidebrief schreibe, und als er später auf ein Dach stieg, stürzte er ab und starb. Da entschied R. Šimo͑n b. Gamliél: Ist er mit Absicht abgestürzt, so ist der Scheidebrief gültig, wenn aber der Wind ihn hinabgestoßen hat, so ist der Scheidebrief ungültig.
Aber vielleicht ist es hierbei anders, denn er sagteja, daß man ihn schreibe!?
Vielmehr, erklärte Rabina, wegen der Ehrung des R. Šimo͑n b. Gamliél in folgender Lehre: Wenn jemand sein Vermögen, worunter sich Sklaven befinden, einem anderen verschrieben hat, und dieser sagt, er wolle sie nicht haben, so dürfen diese, wenn der zweite Herr ein Priester ist, Hebe essen. R. Šimo͑n b. Gamliél sagt, da dieser sagt, er wolle sie nicht haben, so hatten die Erbensie längst geeignet.
Dagegen wandten wir ein: Sollte dies nach dem ersten Autor auch von dem Falle gelten, wenn dieser dasteht und protestiert!?
Und Rabba, nach anderen R. Joḥanan erwiderte: Hat er von Anfang an protestiert, so stimmen alle überein, daß er sie nicht geeignet habe, hat er geschwiegen und erst nachher protestiert, so stimmen alle überein, daß er sie geeignet habe,
sie streiten nur über den Fall, wenn jener sie ihm durch einen anderenzugeeignet und er anfangs geschwiegen und später protestiert hat. Der erste Autor ist der Ansicht, da er geschwiegen hat, habe er sie geeignet, und wenn er später protestiert, will er zurücktreten,
und R. Šimo͑n b. Gamliél ist der Ansicht, der Ausgang sei für den Anfangentscheidend, nur protestierte er vorher deshalb nicht, weil er dachte: wozu protestieren, bevor siein meinen Besitz kommt.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Die Halakha ist wie R. Jose.
Einst kamen Araber in Çiqonja, übergaben den jisraélitischen Schlächtern Widder und sprachen zu ihnen: das Blut und das Fettfür uns, die Haut und das Fleisch für euch. Da ließ R. Ṭobi b. R. Mathna R. Joseph fragen: Wie ist es in einem solchen Falle? Dieser ließ ihm erwidern: Folgendes sagte R. Jehuda im Namen Šemuéls: die Halakha ist wie R. Jose.
R. Aḥa, Sohn des R. Ivja, sprach zu R. Aši: Wie ist es nach R. Elie͑zer, wenn [ein Nichtjude] einem jisraélitischen Schlächter Geldgegeben hat? Dieser erwiderte: Wir richten uns danach: ist er ein mächtiger Mann, den er nicht abweisen kann, so ist esverboten, wenn aber nicht, so kann er zu ihm sagen: hier dein Kopf und hier der Berg.
HAT JEMAND AUF DEN NAMEN VON BERGEN, HÜGELN, SEEN, FLÜSSEN ODER WÜSTENGESCHLACHTET, SO IST SEINE SCHLACHTUNG UNGÜLTIG.
Daf 40a
HABEN ZWEI DAS MESSER GEHALTEN UND GESCHLACHTET, EINER AUF DEN NAMEN EINES DIESER DINGE UND EINER AUF EINEN ZULÄSSIGEN NAMEN, SO IST DIE SCHLACHTUNG UNGÜLTIG.
GEMARA. Nur ungültigund kein Totenopfer, und dem widersprechend wird gelehrt: Wenn jemand auf den Namen von Bergen, Hügeln, Flüssen, Wüsten, der Sonne, des Mondes, der Sterne, der Planeten, des Erzengels Mikhaél oder eines kleinen Würmchens geschlachtet hat, sei es ein Totenopfer!?
Abajje erwiderte: Dies ist kein Widerspruch; eines, wenn er gesagt hat: dem Berge, und eines, wenn er gesagt hat: dem Berggeiste. Dies ist auch zu beweisen, denn er lehrt von den anderen, wie vom Erzengel Mikhaél. Schließe hieraus.
R. Hona sagte: Wenn das Vieh seines Nächsten vor einem Götzen liegt, so hat er, sobald er nur ein Halsorgan durchgeschnitten hat, es verboten gemacht. Er ist also der Ansicht R. Joḥanans, in dessen Namen U͑la sagte: Obgleich sie gesagt haben, wenn jemand sich vor dem Vieh seines Nächsten gebückt hat, habe er es nicht verboten gemacht, so hat er, wenn er daran eine Handlung begangen hat, es verboten gemacht.
R. Naḥman wandte gegen R. Hona ein: Hat jemand am Šabbath außerhalbein Sündopfer für einen Götzen geschlachtet, so ist erdrei Sündopfer schuldig. Wenn du nun sagst, man habe, sobald man nur ein Halsorgan durchgeschnitten hat, es verboten gemacht, so sollte er doch wegen des Schlachtens außerhalb nicht schuldig sein, denn es ist ja ebenso, als würde er Erde geschnittenhaben!?
Daf 40b
R. Papa erwiderte: Hier handelt es sich um ein Geflügel-Sündopfer, wobei alle [Verbote] gleichzeitig erfolgen. —
Merke, R. Hona trug ja seine Lehre nach U͑la vor und U͑la spricht ja von irgend einerHandlung!? —
Vielmehr, wenn er gesagt hat, er verehre ihn mit der Beendigung der Schlachtung. —
Weshalb demnach ein Sündopfer, sollte er es doch von einem Schlachtopfer allgemeinlehren!?
Vielmehr, erklärte Mar-Zuṭra im Namen R. Papas, hier handelt es sich um den Fall, wenn die Hälfte der Luftröhre verletzt war und er etwas hinzugefügt und beendethat, wobei alle [Verbote] gleichzeitig erfolgen.
R. Papa sagte: Hätte R. Hona nicht von einem Halsorgan gesprochen, so wäre aus [der Lehre vom] Sündopfer gegen ihn nichts einzuwenden, denn unter Handlungkönnte eine bedeutende Handlungzu verstehen sein.
Ferner sagte R. Papa: Hätte R. Hona nicht vom Vieh seines Nächsten gesprochen, so wäre aus [der Lehre vom] Sündopfer gegen ihn nichts einzuwenden, denn man kann nur das eigene verboten machen, nicht aber ein fremdes. —
Selbstverständlich!? — Man könnte glauben, da er es zur Sühne gekauft hat, gelte es als seines, so lehrt er uns.
R. Naḥman, R. A͑mram und R. Jiçḥaq sagten: Man kann nicht das verboten machen, was nicht ihm gehört.
Man wandte ein: Hat jemand am Šabbath außerhalb ein Sündopfer für einen Götzen geschlachtet, so ist er drei Sündopfer schuldig. Wir bezogen es auf ein Geflügel-Sündopfer oder auf den Fall, wenn die Hälfte der Luftröhre verletzt war; nur bei einem Geflügel-Sündopfer, wobei alle [Verbote] gleichzeitig erfolgen,
Daf 41a
nicht aber bei einer anderen Schlachtung. Wenn man nun sagen wollte, man könne das nicht verboten machen, was nicht ihm gehört, so gilt dies ja nicht nur von einem Geflügel-Sündopfer, sondern auch von einem Vieh-Sündopfer!? — Da er es zur Sühne gekauft hat, gilt es als seines. —
Komm und höre: Haben zwei das Messer gehalten und geschlachtet, einer auf den Namen eines dieser Dinge und einer auf einen zulässigen Namen, so ist die Schlachtung ungültig!? — Hier handelt es sich um den Fall, wenn er [am Vieh] beteiligt ist. —
Komm und höre: Wenn jemand unreinmacht, bemischtoder libiert, so ist er, wenn versehentlich, frei, und wenn vorsätzlich, schuldig!? — Hier handelt es sich ebenfalls um den Fall, wenn er daran beteiligt ist.
Hierüber streiten auch folgende Tannaím: Hat ein Nichtjude den Wein eines Jisraéliten in Abwesenheit eines Götzen libiert, so hat er ihn verboten gemacht. R. Jehuda b. Bethera und R. Jehuda b. Baba erlauben ihn aus zwei Gründen: erstens libiert man Wein nur in Anwesenheit eines Götzen, und zweitens kann der Eigentümer sagen: wie kommst du dazu, meinen Wein gegen meinen Willen verboten zu machen!?
R. Naḥman, R. A͑mram und R. Jiçḥaq aber sagen, selbst nach demjenigen, welcher hierbei sagt, man könne das verboten machen, was nicht ihm gehört, gilt dies nur von einem Nichtjuden, ein Jisraélit aber will ihndadurch nur ärgern!? —
Komm und höre: Haben zwei das Messer gehalten und geschlachtet, einer auf den Namen eines dieser Dinge und einer auf einen zulässigen Namen, so ist die Schlachtung ungültig!? — Hier wird von einem abtrünnigen Jisraéliten gesprochen. —
Komm und höre: Wenn jemand unrein macht, bemischt oder libiert, so ist er, wenn versehentlich, frei, und wenn vorsätzlich, schuldig!? —Hier wird ebenfalls von einem abtrünnigen Jisraéliten gesprochen.
R. Aḥa, der Sohn Rabas, fragte R. Aši: Wie ist es, wenn man ihn gewarntund er die Warnung entgegengenommen hat? Dieser erwiderte: Du sprichst von dem Falle, wenn er sich der Todesstrafepreisgibt; es gibt keinen größeren Abtrünnigen als diesen.
MAN DARF NICHT IN SEEN, FLÜSSE ODER GERÄTE HINEINSCHLACHTEN, WOHL ABER DARF MAN IN EINE WASSERGRUBE HINEINSCHLACHTEN UND AUF EINEM SCHIFFE AUF EIN GERÄT. IN EINE GRUBE HINEIN DARF MAN ÜBERHAUPT NICHT SCHLACHTEN; JEDOCH DARF MAN IN SEINEM HAUSE EINE GRUBE MACHEN, DAMIT DAS BLUT DA HINEINFLIESSE; AUF DER STRASSE TUE MAN MAN DIES NICHT,
Daf 41b
MAN DIES NICHT, UM NICHT DEN MINÄERN NACHZUAHMEN.
GEMARA. MAN SCHLACHTE NICHT IN &C. In Seen wohl deshalb nicht. weil man sagen könnte, er opfere dem Seegeist, ebenso könnte man ja auch, wenn man in eine Wassergrube schlachtet, sagen, er opfere dem Spiegelbilde!? Raba erwiderte: Dies wird von trübem [Wasser] gelehrt.
IN EINE GRUBE HINEIN &C. SCHLACHTEN. Du sagtest ja, daß man in eine Grube hinein überhaupt nicht schlachten dürfe!? Abajje erwiderte: Der Anfangsatz spricht von einer Grube auf der Straße.
Raba sprach zu ihm: Wenn es im Schlußsatze heißt, daß man es auf der Straße nicht tun dürfe, so spricht ja der Anfangsatz wahrscheinlich nicht von einer auf der Straße!?
Vielmehr, erklärte Raba, ist dies wie folgt zu verstehen: in eine Grube hinein darf man überhaupt nicht schlachten; wie mache man es aber, wenn man seinen Hof rein halten will? — man bereite einen Raum außerhalb der Grube und schlachte da, damit das Blut abfließe und in die Grube rinne; auf der Straße tue man dies nicht, um nicht den Minäern nachzuahmen.
Übereinstimmend mit Raba wird gelehrt: Wer auf einem Schiffe reist und auf dem Schiffe keinen Platz zum Schlachten hat, strecke die Hand über das Schiff hinaus und schlachte, damit das Blut abfließe und über die Wand des Schiffes rinne. In eine Grube hinein schlachte man überhaupt nicht;
wie mache man es aber, wenn man seinen Hof rein halten will? — man bereite einen Raum außerhalb der Grube und schlachte da, damit das Blut abfließe und in die Grube rinne; auf der Straße tue man dies nicht, denn es heißt:in ihren Satzungen sollt ihr nicht wandeln. Hat jemand dies getan, so stelle man über ihn eine Untersuchung an.
HAT MANAUF DEN NAMEN EINES BRANDOPFERS, EINES SCHLACHTOPFERS, EINES SCHWEBE-SCHULDOPFERS, EINES PESAḤOPFERS ODER EINES DANKOPFERS GESCHLACHTET, SO IST DIE SCHLACHTUNG UNGÜLTIG UND NACH R. ŠIMON GÜLTIG.
HABEN ZWEI DAS MESSER GEHALTEN UND GESCHLACHTET, EINER AUF DEN NAMEN EINES VON DIESEN UND EINER AUF EINEN ZULÄSSIGEN NAMEN, SO IST DIE SCHLACHTUNG UNGÜLTIG. HAT MAN AUF DEN NAMEN EINES SÜNDOPFERS, EINES GEWISSHEITS-SCHULDOPFERS, EINES ERSTGEBORENEN, EINES ZEHNTENODER EINES EINGETAUSCHTENGESCHLACHTET, SO IST DIE SCHLACHTUNG GÜLTIG.
DIE REGEL HIERBEI IST: WAS MAN AUF DEN NAMEN [EINES OPFERS], DAS GELOBT UND GESPENDET WERDEN KANN, GESCHLACHTET HAT, 1ST UNGÜLTIG, UND WAS MAN AUF DEN NAMEN [EINES OPFERS], DAS NICHT GELOBT UND GESPENDET WERDEN KANN, GESCHLACHTET HAT, IST GÜLTIG.
GEMARA. HAT MAN AUF DEN NAMEN EINES BRANDOPFERS &C. Kann denn ein Schwebe-Schuldopfer gelobt und gespendet werden!? R. Joḥanan erwiderte: Hier ist R. Elea͑zar vertreten, welcher sagt, man könne jeden Tag ein Schwebe-Schuldopfer spenden. —
Kann denn das Pesaḥopfer gespendet und gelobt werden, dafür ist ja eine Zeit festgesetzt!? R. Oša͑ja erwiderte: Anders ist das Pesaḥopfer, da es das ganze Jahr hindurch reserviert werdenkann.
R. Jannaj sagte, dies gelte nur von gebrechenfreien [Tieren], bei gebrechenbehafteten aber weiß manes. R. Joḥanan aber sagte, dies gelte auch von gebrechenbehafteten, denn es kann vorkommen, daß sich etwas auf dem Gebrechen befindet und man esnicht weiß.
HAT MAN AUF DEN NAMEN EINES SÜNDOPFERS GESCHLACHTET. R. Joḥanan sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn man kein Sündopfer schuldig ist, ist man aber ein Sündopfer schuldig, so könnte man glauben, er tue es auf den Namen seines Sündopfers. — Er sagte ja nicht: auf den Namen m einesSündopfers!? R. Abahu erwiderte: Wenn er gesagt hat: auf den Namen meines Sündopfers.
AUF DEN NAMEN EINES EINGETAUSCHTEN. R. Elea͑zar sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn er zuhause kein Schlachtopfer hat, hat er aber zuhause ein Schlachtopfer, so könnte man glauben, er habe es darauf eingetauscht. — Er sagte ja nicht: als Eingetauschtes für mein Schlachtopfer!? R. Abahu erwiderte: Wenn er gesagt hat: als Eingetauschtes für mein Schlachtopfer.
DIE REGEL HIERBEI IST. Was schließt dies ein? — Dies schließt das Brandopfer eines Nazirsein; man könnte glauben, [es sei zu berücksichtigen,] er hat ja nicht gelobt, so berücksichtige man vielmehr, er kann heimlich gelobt haben.
DAS NICHT GELOBT UND GESPENDET WERDEN KANN. Dies schließt das Brandopfer der Wöchnerinein.
R. Elea͑zar sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn er keine Frau hat, hat er aber eine Frau, so könnte man glauben, er habe es für sie getan. — Er sagte ja nicht: auf den Namen des Brandopfers meiner Frau!? R. Abahu erwiderte: Wenn er gesagt hat: auf den Namen des Brandopfers meiner Frau. —
Selbstverständlich!?
Daf 42a
— Man könnte glauben, [man sage,] hätte sie geboren, so würde es bekannt gewordensein, so lehrt er uns, man könnte glauben, sie habe abortiert.
FOLGENDE SIND TOTVERLETZUNGEN BEIM VIEH: WENN DIE SPEISERÖHRE DURCHLÖCHERT IST, DIE GURGEL DURCHGERISSEN IST, DIE HIRNHAUT DURCHLÖCHERT IST, DAS HERZ BIS ZUR KAMMER DURCHLÖCHERT IST, DAS RÜCKGRAT GEBROCHEN UND DER [MARK]FADEN DESSELBEN DURCHGERISSEN IST, DIE LEBER FORT UND NICHTS ZURÜCKGEBLIEBEN IST,
DIE LUNGE DURCHLÖCHERT IST ODER DAVON ETWAS FEHLT; R. ŠIM͑ON SAGT, NUR WENN SIE BIS ZUM LUFTRÖHRENRAUME DURCHLÖCHERT IST. WENN DER LABMAGEN DURCHLÖCHERT IST, DIE GALLENBLASE DURCHLÖCHERT IST, DIE DÄRME DURCHLÖCHERT SIND, DER INNERE PANSEN DURCHLÖCHERT ODER DER GRÖSSERE TEIL DES ÄUSSEREN AUFGERISSEN IST; R. JEHUDA SAGT, BEI EINEM GROSSEN [VIEH] EINE HANDBREITE UND BEI EINEM KLEINEN DER GRÖSSERE TEIL. WENN DER BLÄTTERMAGEN ODER DER NETZMAGEN NACH AUSSEN DURCHLÖCHERT IST,
[DAS VIEH] VOM DACHE ABGESTÜRZT IST, DIE MEISTEN RIPPEN GEBROCHEN SIND, ODER ES VON EINEM WOLFE ANGEPACKT WORDEN IST; R. JEHUDA SAGT, EIN KLEINVIEH VON EINEM WOLFE UND EIN GROSSVIEH VON EINEM LÖWEN. WENN KLEINES GEFLÜGEL VON EINEM HABICHT ODER GROSSES VON EINEM GROSSEN [RAUBVOGEL] ANGEPACKT WORDEN IST. DIE REGEL HIERBEI IST: ALLES, DESGLEICHEN NICHT LEBENSFÄHIG IST, GILT ALS TOTVERLETZTES.
GEMARA. R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wo ist in der Tora eine Andeutung für das Totverletzte zu finden? — Wo, [es heißt ja:]Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, dürft ihr nicht essen!? — Vielmehr, wo ist in der Tora eine Andeutung zu finden, daß unter ‘Totverletztes’ ein nicht lebensfähiges [Vieh] zu verstehen sei? Im Schlußsatz heißt es, die Regel hierbei sei, alles, desgleichen nicht lebensfähig ist, gelte als Totverletztes, demnach kann das Totverletzte nicht leben; woher dies? —
Es heißt: dies sind die Lebewesen, die ihr essen dürft, was leben kann, iß, was nicht leben kann, iß nicht; demnach ist das Totverletzte nicht lebensfähig.
Woher weiß es derjenige, welcher sagt, Totverletztes sei ein solches, das noch lebensfähig ist? — Er folgert dies aus: dies sind die Lebewesen, die ihr essen dürft, diese Lebewesen iß, ein anderes Lebeweseniß nicht; demnach kann das Totverletzte leben. —
Wofür verwendet jener das dies? — Er verwendet es für eine Lehre der Schule R. Jišma͑éls, denn in der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Dies sind die Lebewesen, die ihr essen dürft, dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, jede Art anfaßte, Moše zeigte und zu ihm sprach: das iß und das iß nicht. — Auch nach dem anderen ist es ja für die Lehre der Schule R. Jišma͑éls nötig!? — Dem ist auch so. — Woher weiß er demnach, daß das Totverletzte lebensfähig sei? —
Er entnimmt dies aus einer anderen Lehre der Schule R. Jišma͑éls, denn in der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt:Zwischen dem Lebewesen, das gegessen wird, und dem Lebewesen, das nicht gegessen werden darf, das sind die achtzehn Totverletzungen, die Moše am Sinaj gelehrt worden sind. —
Gibt es denn weiter keine mehr, es gibt ja noch die vier Fälleund die sieben Lehren!?
Daf 42b
Allerdings lehrt unser Autormanche ausdrücklich und manche sind durch die Regel einbegriffen, wieso aber lehrt der Autor der Schule R. Jišma͑éls, es gebe achtzehn Totverletzungen und nicht mehr, es gibt ja noch [beispielsweise den Fall:] sind einem Vieh die Füße über dem Sprunggelenke abgeschnitten, so ist es totverletzl!? — Er ist der Ansicht des R. Šimo͑n b. Elea͑zar, welcher sagt, es könne ausgebeizt werden und weiter leben. —
Was ist denn dabei, daß es ausgebeizt werden und weiter leben kann, wir sprechen ja vom Autor der Schule R. Jišma͑éls, und der Autor der Schule R. Jišma͑éls ist der Ansicht, das Totverletzte sei lebensfähig!? — Vielmehr, er ist der Ansicht des R. Šimo͑n b. Elea͑zar, welcher sagt, ein solches sei tauglich. —
Es gibt ja noch den Fall, wenn vom Rückgrat etwas fehlt!? Wir haben nämlich gelernt: Was gilt beim Rückgrat als Fehlen? Die Schule Šammajs sagt, zwei Wirbel, die Schule Hillels sagt, ein Wirbel. Hierzu sagte R. Jehuda im Namen Šemuéls, dies gelte auch von der Totverletzung. —
Blättermagen und Netzmagen, die du besonderszählst, gehören zusammen, somit scheide einen Fall aus und füge einen anderen hinzu. — Es gibt ja noch das Hautlose!? —
Er ist der Ansicht R. Meírs, nach dem ein solches tauglich ist. —
Es gibt ja noch die Lungensklerose!? — Der es von der Gallenblaselehrt, ist ja R. Jose b. R. Jehuda, somitscheide die [Durchlöcherung der] Gallenblase aus und füge die Lungensklerose hinzu. —
Es gibt ja noch die folgenden sieben Lehren!? R. Mathna sagte, wenn das Oberschenkelbein aus seiner Lage verrenkt ist, sei es totverletzt. Rakhiš b. Papa sagte im Namen Rabhs, wenn eine Niere erkrankt ist, sei es totverletzt. Wir haben gelernt, wenn die Milz fehlt, sei es tauglich, und hierzu sagte R. A͑vira im Namen Rabas, dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn sie ganz fehlt, ist sie aber durchlöchert, sei es totverletzt.
Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen Šemuéls, wenn der größere Teil der Halsorgane losgelöst ist, sei es totverletzt. Rabba b. R. Šila sagte im Namen R. Mathnas im Namen Šemuéls, wenn eine Rippe von der Wurzel ausabgebrochen, der größere Teil des Schädels zertrümmert, oder das Fleisch, das den größeren Teil des Pansensbedeckt, [aufgetrennt ist], sei es totverletzt. —
Die acht Fälle der Durchlöcherung gehören zusammen, somit sind sieben Fälle abzuscheiden und diese sieben hinzuzufügen. —
Demnach gehören ja auch die zwei Fälle des Durchreißens zusammen, somit fehlt ein Fall!? Und ferner spricht ja auch R. A͑vira im Namen Rabas von einem Falle der Durchlöcherung!?
Daf 43a
Vielmehr, die zwei Fälle, die du ausgeschiedenhast, sind nicht auszuscheiden.
U͑la sagte: Acht Arten von Totverletzung sind Moše am Sinaj gelehrt worden: durchlöchert, durchgerissen, fortgekommen, fehlt, aufgetrennt, angepackt, abgestürzt und gebrochen. Ausgenommen ist der von Rakhiš b. Papa genannte Fall der Erkrankung.
Ḥija b. Rabh sagte: Es sind acht Fälle von Totverletzung durch Durchlöcherung, wenn du aber einwendest, es sind ja neun, so gilt der Fall von der Gallenblase nur nach R. Jose b. R. Jehuda. Eis wird nämlich gelehrt: Sind der Labmagen oder die Därme durchlöchert, so ist es totverletzt. R. Jose b. R. Jehuda sagt, auch wenn die Gallenblase durchlöchert ist.
R. Jiçḥaq b. Joseph sagte im Namen R. Joḥanans: Die Halakha ist wie R. Jose b. R. Jehuda.
Ferner sagte R. Jiçḥaq b. Joseph im Namen R. Joḥanans: Folgendes erwiderten die Genossen R. Jose b. Jehuda: [es heißt:]er gießt auf die Erde meine Galle, und Ijob lebte noch. Er entgegnete ihnen: Man beruft sich nicht auf Wunder. Es heißt ja auch:erbarmungslos spaltet er meine Nieren; und wenn dem nicht so wäre, wie konnte er leben!? Bei einem Wunder ist es also anders, wie es heißt:nur schone sein Leben, ebenso war auch jenes ein Wunder.
Ferner sagte R. Jiçḥaq b. Joseph im Namen R. Joḥanans: Die Halakha ist wie derjenige, der Olivengrößesagt. —
Kann R. Joḥanan dies denn gesagt haben, Rabba b. Bar Ḥana sagte ja im Namen R. Joḥanans, die Halakha sei wie die anonyme Mišna, und eine solche lehrt, wenn die Leber fort und nichts zurückgeblieben ist, wonach es tauglich ist, wenn etwas zurückgeblieben ist, auch nicht olivengroß!? — Amoraím streiten über die Ansicht R. Joḥanans.
Ferner sagte R. Jiçḥaq b. Joseph im Namen R. Joḥanans: Ist die Gallenblase durchlöchert und von der Leber verstopft, so ist es tauglich.
Ferner sagte R. Jiçḥaq b. Joseph im Namen R. Joḥanans: Ist der Magen [eines Vogels] durchlöchert, der Beutelaber intakt, so ist er tauglich.
Sie fragten: Wie ist es, wenn der Beutel durchlöchert und der Magen intakt ist? — Komm und höre: R. Naḥman sagte, wenn das eine und nicht das andere durchlöchert ist, sei er tauglich. Rabba sagte: Die Speiseröhre besteht aus zwei Häuten, die äußere ist rot und die innere weiß; ist die eine und nicht die andere durchlöchert, so ist es tauglich. — Wozu braucht er zu sagen, die äußere sei rot und die innere weiß? — Ist es anders, so ist es totverletzt.
Sie fragten: Wie ist es, wenn beide an verschiedenen Stellen durchlöchert sind? Mar Zuṭra erwiderte im Namen R. Papas: Bei der Speiseröhre ist es tauglich, beim Magen ist es untauglich. R. Aši wandte ein: Im Gegenteil, die Speiseröhre zieht sich ein und erweitert sich beim Essen und beim Schreien, somit kann es vorkommen, daß [die Löcher] zusammentreffen, der Magen aber bleibt ja in seiner Lage!? R. Aḥa, Sohn des R. Joseph, erwiderte R. Aši: Wir sagen im Namen des Mar Zuṭra, er habe im Namen R. Papas übereinstimmend mit dir entschieden.
Ferner sagte Rabba: Das Häutchen, das sich auf einer Verletzung an der Speiseröhre bildet, gilt nicht als Haut. Ferner sagte Rabba: Die Speiseröhre ist nicht von außen, sondern nur von innen zu untersuchen. — In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?
Daf 43b
Wenn ein Zweifel des Anpackens vorliegt.
Einst wurde Rabba [ein Tier] gebracht, bei dem ein Zweifel des Anpackens vorlag, und er untersuchte die Speiseröhre von außen. Da sprach Abajje zu ihm: Der Meister selbst sagte ja, die Speiseröhre sei nur von innen zu untersuchen!? Hierauf drehte Rabba sie um und untersuchte sie. Da fand er zwei Tropfen Blut, und er erklärte es als totverletzt. Auch Rabba wollte damit nur den Scharfsinn Abajjes wecken.
U͑la sagte: Wenn [einem Vieh] ein Dorn in der Speiseröhre gesessen hat, so befürchte mannicht, sie kann durchlöchert worden sein. —
Womit ist es nach U͑la hierbei anders als bei einem Zweifel des Anpackens!? — U͑la ist der Ansicht, auch bei einem Zweifel des Anpackens sei dies nicht zu befürchten. —
Womit ist es hierbei anders als im Falle von zwei Stücken, eines Talg und eines Fett!? — Da ist das Verbot feststehend, hierbei ist das Verbot nicht feststehend. —
Womit ist es hierbei anders als in dem Falle, wenn jemand mit einem Messer schlachtet, das nachher als schartig befundenwird? — Da ist ja ein Fehler am Messer vorhanden. —
Womit ist es hierbei anders als bei einem Zweifel der Unreinheit auf Privatgebiet, wobei es als unrein gilt!? — Nach deiner Auffassung ist es ja ebensogut mit dem Zweifel der Unreinheit auf öffentlichem Gebiete zu vergleichen, wobei es als rein gilt!? Vielmehr ist es eine überlieferte Lehre, von der Ehebruchsverdächtigten [gefolgert].
Einer von den Jüngern saß vor R. Kahana und trug vor: Jene Lehre spricht von dem Falle, wenn einergefunden wird, wenn er aber gesessen hat, so befürchte man wohl. Da sprach R. Kahana zu ihnen: Hört nicht auf ihn; sie spricht von dem Falle, wenn er gesessen hat; von dem Falle aber, wenn er gefunden wird, brauchte U͑la dies nicht zu lehren, denn alle Tiere im Freien fressen Dornen.
Es wurde gelehrt: Beim Schlundkopfegilt dies, wie Rabh sagt, von der kleinsten [Durchlöcherung], und wie Šemuél sagt, vom größeren Teile. Rabh sagt, von der kleinsten, weil er zur Schlachtstelle gehört, Šemuél sagt, vom größeren Teile, weil er nicht zur Schlachtstelle gehört. —
Was gehört zum Schlundkopfe? Mari b. Mar erwiderte im Namen Mar U͑qabas im Namen Šemuéls: Was beim Schneiden sich ausweitet, gehört zum Schlundkopfe, und was beim Schneiden in seiner Lage bleibt, gehört zum Schlunde selbst. R. Papi sprach zu ihnen: Der Meister, das ist R. Bebaj b. Abajje, sagte nicht so; vielmehr gehört das, was beim Schneiden in seiner Lage bleibt, zum Schlundkopfe, und zum Schlunde selbst gehört das, was beim Schneiden sich zusammenzieht. Jona erklärte im Namen R. Zeras: Die Schluckstelle. — Wieviel beträgt diese? R. Ivja erwiderte: Weniger als ein Gerstenkorn und mehr als ein Weizenkorn.
Die Söhne R. U͑qabas hatten ein Rind, an dem der Schlacht[schnitt] am Schlundkopfe begonnen und am Schlunde aufgehört hatte. Da sagte Raba: Ich will hierbei die erschwerende Ansicht Rabhs und die erschwerende Ansicht Šemuéls berücksichtigen, und es als verboten erklären.
Die erschwerende Ansicht Rabhs, daß diesbei der kleinsten [Durchlöcherung] erfolge; da aber Rabh sagt, dies sei die Schlachtstelle, so ist die des Šemuél zu berücksichtigen, welcher sagt, dies sei nicht die Schlachtstelle. Und da Šemuél sagt, nur beim größeren Teile, so ist die des Rabh zu berücksichtigen, welcher sagt, bei der kleinsten [Durchlöcherung].
Die Sache ging weiter und gelangte zu R. Abba. Da sprach er zu ihnen: Das Rind ist sowohl nach Rabh als auch nach Šemuél erlaubt. Geht und sagt dem Sohne des R. Joseph b. Ḥama, daß er dem Eigentümer den Wert des Rindes ersetze.
Mar, der Sohn Rabinas, sprach: Ich will einen Einwand gegen den Feind Rabaserheben: Die Halakha ist stets nach der Schule Hillels zu entscheiden, jedoch ist es jedem überlassen, entweder nach der Ansicht der Schule Šammajs oder nach der Ansicht der Schule Hillels zu verfahren. Wer aber nach den Erleichterungen der Schule Šammajs und nach den Erleichterungen der Schule Hillels verfährt, ist ein Übeltäter,
Daf 44a
wer nach den Erschwerungen der Schule Šammajs und den Erschwerungen der Schule Hillels, über den spricht die Schrift:der Tor wandelt im Finstern. Vielmehr, entweder nach der Schule Šammajs, bei ihren Erleichterungen und ihren Erschwerungen, oder nach der Schule Hillels, bei ihren Erleichterungen und ihren Erschwerungen. —
Dies widerspricht sich ja selbst: zuerst heißt es, die Halakha sei stets nach der Schule Hillels zu entscheiden, und nachher heißt es, es sei jedem überlassen, nach der Schule Šammajs zu verfahren!? —
Das ist kein Widerspruch: eines vor [der Entscheidung] der Hallstimmeund eines nach [der Entscheidung] der Hallstimme.
Wenn du aber willst, sage ich: [beides] nach [der Entscheidung] der Hallstimme, jedoch nach R. Jehošua͑, welcher sagt, man beachte die Hallstimme nicht. —
Aber immerhin ist dies ja ein Einwand!?
R. Ṭabuth erwiderte: Er entschied ganz nach Rabh, denn als Rami b. Jeḥezqel kam, sagte er, daß man auf die Regeln, die sein Bruder Jehuda im Namen Rabhs sagte, nicht höre; vielmehr sagte Rabh folgendes: beim Schlunde haben die Rabbanan eine Grenzefestgesetzt; demnach gehört der Schlundkopf nicht zur Schlachtstelle, dennoch sagte er, dies erfolge bei der kleinsten [Durchlöcherung]. —
Wie weitoben? R. Naḥman erwiderte: Bis zu einem Handgriffe. — Wie weit unten? R. Naḥman erwiderte im Namen des Rabba b. Abuha: Bis zu den Magenborsten. —
Dem ist ja aber nicht so, Rabina sagte ja im Namen Genibas im Namen Rabhs, eine Handbreite vom Schlunde nahe dem Pansen sei der innere Pansen, somiterfolgt ja die Schlachtung am Pansen!? —
Lies: eine Handbreite vom Pansen nahe dem Schlunde sei der innere Pansen. Wenn du aber willst, sage ich, Rabh spricht von einem Rinde, bei dem die Borsten weit reichen.
R. Naḥman sagte im Namen Šemuéls: Ist der Schlundkopf von der Kinnlade vollständig losgelöst, so ist es tauglich. Und unser Autor lehrt dasselbe: fehlt die untere Kinnlade, so ist es tauglich.
R. Papa wandte ein: Die Halsorgane sind ja durchgerissen!? —
Nach R. Papa ist ja dieser Einwand auch gegen unsere Mišna zu erheben, [denn diese lehrt,] wenn die untere Kinnlade fehlt, sei es tauglich!? —
Allerdings ist gegen unsere Mišna nichts einzuwenden, denn eines gilt von dem Falle, wenn sie durchgerissen ist, und eines von dem Falle, wenn [die Kinnlade] von den Halsorganen losgelöstist, aber gegen Šemuél ist dies ja ein Einwand!? —
Sage nicht: vollständig, sondern: der größere Teil. —
Šemuél sagte ja aber, beim Schlundkopfe gelte diesvom größeren Teile!? — Eines gilt von dem Falle, wenn er losgelöst ist, und eines von dem Falle, wenn er durchlöchert ist. — Rabba b. Bar Ḥana sagte ja aber im Namen Šemuéls, wenn der größere Teil der Halsorgane losgelöst ist, sei es totverletzt!? R. Šiša, Sohn des R. Idi, erwiderte: Dies gilt von dem Falle, wenn diese selbst gelockert sind.
DIE GURGEL DURCHGERISSEN IST. Es wird gelehrt: Durchgerissen heißt die Gurgel, wenn dies am größeren Teile erfolgt ist. — Was heißt größerer Teil? Rabh erklärte,
Daf 44b
der größere Teil des Umfanges, und manche erklären, der größere Teil der Höhlung.
Einst brachte man Rabh [ein Vieh] mit durchgerissener Gurgel, und er saß und untersuchte es am größeren Teile des Umfanges. Da sprachen R. Kahana und R. Asi zu Rabh: Du hast uns ja gelehrt, Meister, [man messe] den größeren Teil der Höhlung!? Hierauf sandte er es zu Rabba b. Bar Ḥana, und dieser untersuchte es am größeren Teile der Höhlung und erklärte es als tauglich. Er kaufte auch davon für dreizehn Stater Fleisch. —
Wieso tat er dies, es wird ja gelehrt, wenn ein Gelehrter etwas als unrein erklärt hat, dürfe sein Kollege es nicht als rein erklären, wenn er etwas als verboten erklärt hat, dürfe sein Kollege es nicht als erlaubt erklären!? — Anders ist es hierbei, denn Rabh hatte es nicht verboten. —
Wieso aber aß er davon, nachdem ein Gelehrter darüber eine Entscheidung getroffen hatte!? Es heißt ja:Ich sprach: Ach, Herr, Gott, fürwahr, meine Seele ist noch nie verunreinigt gewesen, und Aas und Zerrissenes habe ich noch nie gegessen von Jugend auf bis jetzt, und nie kam in meinen Mund verwerfliches Fleisch.
Meine Seele ist noch nie verunreinigt gewesen, ich hatte nie sündhafte Gedanken am Tage, die zu einer nächtlichen Verunreinigung führen könnten; Aas und Zerrissenes habe ich noch nie gegessen, ich habe noch nie Fleisch von schnell Geschlachtetemgegessen; und nie kam in meinen Mund verwerfliches Fleisch, ich habe noch nie von einem Vieh gegessen, über das ein Gelehrter eine Entscheidung traf. Im Namen R. Nathans erklärten sie: Ich habe noch nie von einem Vieh gegessen, von dem nicht die Priestergaben entrichtet worden wären. —
Dies gilt nur von einem Falle, wobei es sich um eine eigene Ansichthandelt, während Rabba b. Bar Ḥana sich auf eine ihm überlieferte Lehre stützte. —
Er sollte es ja aber wegen der Verdächtigungunterlassen!? Es wird nämlich gelehrt: Wenn er das Urteil gefällt hat, zu Gunsten oder zu Ungunsten, als unrein oder als rein, als verboten oder als erlaubt, ebenso auch, wenn Zeugen Zeugnis abgelegt haben, so dürfen sie alle eskaufen, jedoch sagten die Weisen, daß man sich vom Garstigen und was dem gleicht, fern halte. —
Dies gilt nur von einer Sache, die nach Schätzung gekauft wird, hierbei aber beweist diesdas Gewicht. So erlaubte einst Raba ein verletztes [Vieh] und kaufte von seinem Fleische. Da sprach die Tochter R. Ḥisdaszu ihm: Mein Vater erlaubte ein Erstgeborenes, kaufte aber nicht von seinem Fleische.
Er erwiderte ihr: Dies wohl bei einem Erstgeborenen, das nur nach Schätzung verkauftwerden darf, hierbei aber beweist dies das Gewicht. Wollte man glauben, wegen eines guten Stückes frischen Fleisches, so verkauft man mir jeden Tag gutes frisches Fleisch.
R. Ḥisda sagte: Ein Gelehrter ist derjenige, der für sich erschwerend entscheidet. Ferner sagte R. Ḥisda: Wer ist es, von dem es heißt:wer Geschenke haßt, wird leben? Der für sich selbst erschwerend entscheidet.
Mar Zuṭra trug im Namen R. Ḥisdas vor: Wer die Schrift liest, das [mündliche] Gesetz studiert, für sich selbst erschwerend entscheidet und Umgang mit Gelehrten pflegt, über den spricht die Schrift:wenn du deiner Hände Arbeit genießest, heil dir, du hast es gut. R. Zebid sagte: Ihm ist es beschieden, zwei Welten zu erben, diese Welt und die zukünftige Welt. Heil dir, auf dieser Welt; du hast es gut, in der zukünftigen Welt.
Wenn man R. Elea͑zer etwas aus dem Hause des Fürsten sandte, nahm er es nicht an, und wenn man ihn zu Tische lud, ging er nicht hin, indem er sprach: Der Meister gönnt mir wohl das Leben nicht; es heißt: wer Geschenke haßt, wird leben. Wenn man R. Zera etwas sandte, nahm er es nicht an, wenn man ihn aber zu Tische lud, ging er hin, denn er sagte:
Daf 45a
sie fühlen sich durch mich geehrt.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Ist [die Gurgel] wie ein Sieb durchlöchert, so werden [die Löcher] zu einem größeren Teilevereinigt.
R. Jirmeja wandte ein: Hat der Schädel ein langes Loch, oder auch nur mehrere [kleine] Löcher, so werden sie zu einem Bohrerlochevereinigt. Sie werden also, da das Bohrerloch als Maß gilt, zu einem Bohrerloche vereinigt, somit sollten sie auch hierbei, wo ein Assar als Maßangegeben ist, zu einem Assar vereinigt werden!?
Ihm entging das, was R. Ḥelbo im Namen des R. Ḥama b. Gorja im Namen Rabhs gesagt hat: Löcher, durch die etwas fehlt, werden zur Assargröße, und durch die nichts fehlt, zu einem größeren Teile vereinigt.
Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi: Wenn daraus ein Streifenfehlt, so wird er zur Assargröße vereinigt. R. Jiçḥaq b. Naḥmani fragte R. Jehošua͑ b. Levi: Wie ist es, wenn [die Gurgel] wie ein Sieb durchlöchert ist? Dieser erwiderte: Sie sagten, Löcher, durch die etwas fehlt, werden zur Assargröße, und durch die nichts fehlt, zu einem größeren Teile vereinigt. —
Wie ist es beim Geflügel?
R. Jiçḥaq b. Naḥmani erwiderte: Mir wurde von R. Elea͑zar erklärt: man lese esab und lege es über die Mündung der Luftröhre; erstreckt sich [das Loch] über den größeren Teil der Luftröhre, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich. R. Papa sagte: Als Merkzeichen diene dir ein Sieb.
Ist das Loch türartig, so erfolgt dies, wie R. Naḥman sagte, wenn ein Assar durch die Breite hindurch kann. Ist [die Gurgel] gespalten, so ist es, wie Rabh sagt, auch wenn nur ein Wirbel oben und ein Wirbel unten zurückgeblieben ist, tauglich.
Als man es R. Joḥanan sagte, sprach er: Was sind das für Wirbel und Wirbel, von welchen Rabh spricht!? Sage vielmehr, auch wenn nur etwas oben und etwas unten zurückgeblieben ist, ist es tauglich.
Als man diesR. Joḥanan im Namen R. Jonathans sagte, sprach er: Wissen die babylonischen Kollegen so etwas zu sagen!
R. Ḥija b. Joseph lehrte vor R. Joḥanan: Der ganze Hals ist für die Schlachtung geeignet, vom großen Ringebis zum unteren Lungenflügel. Raba sagte: Der untere, der der obereist, denn ich sage, der Hals, wie ihn [das Vieh] beim Weiden ohne sich anzustrengen ausstreckt.
R. Ḥanina, nach anderen R. Ḥananja, fragte: Wie ist es, wenn es sich angestrengt hat? — Dies bleibt unentschieden. R. Joḥanan und R. Šimo͑n b. Laqiš saßen beisammen, und aus ihnen ging folgendes aus: Hat man die Halsorgane gewaltsam [ausgedehnt] und geschlachtet, so ist es untauglich. Ist die Luftröhre unterhalb der Brust durchlöchert, so ist sie wie die Lunge zu behandeln.
Die Rabbanan lehrten: Was gehört zur Brust? — was den Boden sieht, untenbis zum Halse, oben bis zum Pansen; man schneide damit zwei Rippen von beiden Seiten dahin und dorthin, und das ist das Bruchstück, das den Priestern zu geben ist.
IST DIE HIRNHAUT DURCHLÖCHERT. Rabh und Šemuél sagen beide, die obere Haut, auch wenn die unterenicht durchlöchert ist, und manche sagen, nur wenn auch die untere durchlöchert ist. R. Šemuél b. Naḥmani sagte: Als Merkzeichen diene dir: der Sack, in dem das Gehirn liegt.
Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi: Dies ist auch bei den Eiernzu merken. R. Šimo͑n b. Pazi sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi im Namen Bar Qapparas: Das Gehirn gilt, soweit es sich im Schädel befindet, als Gehirn, und von [der Stelle,] wo es sich fortsetzt, als [Mark]faden des Rückgrates. — Wo beginnt die Fortsetzung? R. Jiçḥaq b. Naḥmani erwiderte: Mir wurde es von R. Jehošua͑ b. Levi erklärt: an der Mündung des Schädels befinden sich zwei
Daf 45b
bohnenartige [Körper]; was sich innerhalb der Bohnen befindet, gehört nach innen, und was sich außerhalb der Bohnen befindet, gehört nach außen. Von den Bohnen selbst weiß ich es nicht, jedoch ist es einleuchtend, daß es nach innen gehört.
R. Jirmeja untersuchte es beim Geflügel und fand zwei bohnenartige [Körper] an der Mündung des Schädels.
IST DAS HERZ BIS ZUR KAMMER DURCHLÖCHERT. R. Zera fragte: Bis zu einer kleinen Kammer oder bis zur großen Kammer? Abajje sprach zu ihm: Was ist dir da fraglich; wir haben ja gelernt, R. Šimo͑n sagt, nur wenn siebis zum Luftröhrenraume durchlöchert ist, und hierzu sagte Rabba b. Taḥlipha im Namen des R. Jirmeja b. Abba im Namen Rabhs, wenn sie bis zur großen Luftröhre durchlöchertist. —
Es ist ja nicht gleich; da heißt es Luftröhrenraum, wo alle Luftröhren zusammenkommen, hierbei aber heißt es Kammer, und es ist einerlei, ob die große Kammer oder die kleine Kammer.
Bei der Herzröhre erfolgt dies, wie Rabh sagt, bei der kleinsten [Durchlöcherung], und wie Šemuél sagt, beim größeren Teile. —
Welche ist die Herzröhre? — Raba b. Jiçḥaq erwiderte im Namen Rabhs: Die Fett[strähnen] an den Wänden. — An den Wänden, wie kommst du darauf!? — Vielmehr, an den Wänden der Lunge.
Amemar sagte im Namen R. Naḥmans: Es gibt drei Röhren, eine mündet in das Herz, eine mündet in die Lunge und eine mündet in die Leber. Die der Lunge gleichtder Lunge, die der Leber gleicht der Leber und über die des Herzens streiten sie.
Mar b. Ḥija lehrte es entgegengesetzt: die der Lunge gleicht der Leber, die der Leber gleicht der Lunge, und über die des Herzens streiten sie.
R. Ḥija b. Joseph ging und trug die Lehre Rabhs Šemuél vor; da sprach dieser: Wenn Abba dies gesagt hat, so versteht er nichts von Dingen der Totverletzung.
IST DAS RÜCKGRAT GEBROCHEN. Die Rabbanan lehrten: Wenn der größere Teil des [Mark]fadens des Rückgrates durchgerissen ist — so Rabbi. R. Ja͑qob sagt, auch wenn er nur durchlöchert ist.
Rabbi traf eine Entscheidung nach R. Ja͑qob. R. Hona sagte: Die Halakha ist nicht wie R. Ja͑qob. —
Was heißt größerer Teil? — Rabh sagt, der größere Teil der Haut, und manche sagen, der größere Teil des Markes. —
Nach demjenigen, welcher sagt, der größere Teil des Markes, gilt dies um so mehr vom größeren Teil der Haut, wie verhält es sich aber beim größeren Teil des Markes nach demjenigen, welcher sagt, der größere Teil der Haut? —
Komm und höre: Nivli sagte im Namen R. Honas, unter ‘größerer Teil’, von dem sie sprechen, ist der größere Teil der Haut zu verstehen, denn beim Mark selbst kann diesweder nützen noch schaden.
Einst saß R. Nathan b. Abin vor Rabh und untersuchte den größeren Teil der Haut und den größeren Teil des Markes. Da sprach dieser zu ihm: Ist die Haut intakt, so kann dies beim Mark weder nützen noch schaden.
Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi: Ist [das Mark] verflüssigt, so ist es untauglich, ist es zerweicht, so ist es untauglich. Was heißt verflüssigt und was heißt zerweicht? — Verflüssigt heißt es, wenn es wie aus einem Kruge fließt; zerweicht, wenn es nicht stehen kann.
R. Jirmeja fragte: Wie ist es, wenn es wegen seiner Schwerenicht stehen kann? — Dies bleibt unentschieden. In der Schule Rabhs sagten sie: Ist es zerweicht, so ist es untauglich, ist es zerdrückt, so ist es tauglich. Man wandte ein: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, ein Vieh, dessen Mark zerdrückt ist, sei totverletzt!? — Diese Lehre lautet: zerweicht. —
Dem ist ja aber nicht so, als Levi einst im Badehaus einen mit dem Kopfe aufschlagen sah, rief er aus: diesem ist das Gehirn zerdrückt! Er meinte wohl, dieser könne nicht mehr leben? Abajje erwiderte: Nein, er könne nicht mehr zeugen. —
Wie weit reicht der Markfaden des Rückgrates? R. Jehuda erwiderte im Namen Šemuéls: Bis zu den Steißwirbeln.
Als R. Dimi b. Jiçḥaq zu den Hozäern gehen wollte, kam er zu R. Jehuda und sprach zu ihm: Möge der Meister mir zeigen, wo die Stelle zwischen den Steißwirbeln sich befindet. Dieser erwiderte: Geh, hole mir eine Ziege, und ich will sie dir zeigen. Da holte er ihm eine fette Ziege. Jener sprach: Sie liegt zu tief und ist nicht zu merken. Hierauf holte er ihm eine magere.
Jener sprach: Siestehen zu sehr hervor, und sie ist nicht zu merken. Alsdann sprach er: Komm, ich will dir eine diesbezügliche Lehre vortragen. Folgendes sagte Šemuél: wennbis zum ersten Steißwirbel, so ist es totverletzt, wenn beim dritten, so ist es tauglich, vom zweiten weiß ich es nicht.
R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, fragte:
Daf 46a
Ist das ‘bis’ einschließlich oder ausschließlich zu verstehen?
R. Papa fragte: Wie verhält es sich, wenn du entscheidest, das ‘bis’ sei ausschließlich zu verstehen, mit der Mündung des Wirbels?
R. Jirmeja fragte: Wie verhält es sich, wenn du entscheidest, das ‘bis’ sei einschließlich zu verstehen, mit dem Wirbel selbst? —
Komm und höre: Der Steißwirbel ist als Fleisch zu behandeln. Doch wohl der erste und zweite .— Nein, der dritte.
Beim Geflügel reicht es, wie R. Jannaj sagt, bis unterhalb der Flügel, und wie Reš Laqiš sagt, bis zu den Flügeln.
U͑la sagte: Einst stand ich vor Ben Pazi, und man brachte ihm einen Vogel zur Untersuchung, und als er ihn bis zu den Flügeln untersucht hatte, ließ man ihn aus dem Hause des Fürsten rufen, und er erhob sich und ging fort. Ich weiß nun nicht, ob aus dem Grunde, weil man nicht mehr zu untersuchen braucht, oder aus Achtung vor dem Fürsten.
IST DIE LEBER FORT &C. Demnach ist es tauglich, wenn etwas zurückgeblieben ist, auch wenn es nicht olivengroß ist, und dem widersprechend haben wir ja gelernt, wenn die Leber fort und ein olivengroßes Stück zurückgeblieben ist, sei es tauglich!?
R. Joseph erwiderte: Das ist kein Einwand; eines nach R. Ḥija und eines nach R. Šimo͑n b. Rabbi. R.Ḥija warf es fort und R. Šimo͑n b. Rabbi tauchte esein. Als Merkzeichen diene dir: Reiche geizen.
Einst, kam ein Kriegertrupp nach Pumbeditha, und Rabba und R. Joseph flohen. Da begegnete ihnen R. Zeraund sprach zu ihnen: Fliehende, das olivengroße Stück, von dem sie sprechen, muß sich an der Gallenstelle befinden. R. Ada b. Ahaba sagt, an der Stelle, wo [die Leber] ihr Leben erhält. R. Papa sagte: Daher ist ein olivengroßes Stück an der Gallenstelle erforderlich, und ein olivengroßes Stück an der Stelle, wo sie ihr Leben erhält.
R. Jirmeja fragte: Wie ist es, wenn es sich zusammenlesenläßt? Wie ist es, wenn es ein Streifen ist? R. Aši fragte: Wie ist es, wenn das olivengroße Stück dünn ist? — Dies bleibt unentschieden.
R. Zeriqa fragte R. Ami: Wie ist es, wenn die Leber zerstückelt ist und durch das Bauchfell zusammengehalten wird? Dieser erwiderte: Ich weiß nicht, welche Bedeutung das Zerstückeltsein haben sollte. Nach der Ansicht, [das Stück müsse sich befinden] an der Gallenstelle, ist es ja vorhanden, und nach der Ansicht, an der Stelle, wo sie ihr Leben erhält, ist es ja vorhanden.
IST DIE LUNGE DURCHLÖCHERT. Rabh, Šemuél und R. Asi sagen, die obereHaut, und manche sagen, die untere Haut. R. Joseph b. Minjomi sagte im Namen R. Naḥmans: Als Merkzeichen diene dir: der rosenroteÜberzug, in welchem die Lunge sich befindet.
Klar ist es, daß, wenn die obere [Haut] und nicht die untere durchlöchert ist, diese schütze, denn Raba sagte, wenn die Lunge abgeschält ist
Daf 46b
und einer roten Feige gleicht, sei es tauglich, wie ist es aber, wenn die untere und nicht die obere durchlöchert ist: schützt diese oder schützt sie nicht? —
Hierüber streiten R. Aḥa und Rabina; einer sagt, sie schütze nicht, und einer sagt, sie schütze wohl. Die Halakha ist, sie schütze wohl. Dies nach R. Joseph, denn R. Joseph sagte: Wenn die Lunge ein Geräusch von sichgibt, so lege man, falls man die Stelle des Geräusches kennt, auf diese eine Feder, etwas Speichel oder ein Stroh; fliegen sie auf, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich. Weiß man aber nicht, woher das Geräusch kommt, so hole man ein Becken mit warmem Wasser und lege sie hinein;
jedoch nicht heißes, weil sie zusammenschrumpfen, und nicht kaltes, weil sie hart werdenwürde. Man lege sie also in warmes und blase sie auf; schlägt sie Blasen, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich, denn nur die untere und nicht die obere [Haut] ist durchlöchert, und das Geräusch kommt durch die Luft zwischen den beiden.
Der Text. Raba sagte: Wenn die Lunge abgeschält ist und einer roten Feige gleicht, so ist es tauglich. Ferner sagte Raba: Istein Teil der Lunge blutrot, so ist es tauglich, wenn aber vollständig, so ist es totverletzt.
Rabina sprach zu Raba: Wenn ein Teil wohl deshalb, weil sie wieder heilt, und auch vollständig heilt sie ja wieder!? — Es wird ja nämlich gelehrt: Bei anderen Ekel- und Kriechtieren, nur wenn Blut austritt.
Wolltest du sagen, man vergleiche sie mit den achtKriechtieren, von denen gelehrt wird, wenn das Blut zusammengelaufen, auch wenn es nicht ausgetreten ist, so sollte dies auch von einem Teile gelten!? Vielmehr besteht hierbei kein Unterschied.
Ferner sagte Raba: Ist ein Teil der Lunge eingetrocknet, so ist es totverletzt. — Wie sehr? R. Papi erwiderte im Namen Rabas: Daß es mit dem Nagel abgebröckelt werden kann.
Dies nach der Ansicht des R. Jose b. Hamešullam, denn es wird gelehrt: Was heißteingetrocknet? Wenn man es durchlöchert und kein Tropfen Blut herauskommt; R. Jose b. Hamešullam sagt, wenn man es mit dem Nagel abbröckeln kann. —
Du kannst auch sagen, nach den Rabbanan, denn das Ohr des Erstgeborenen, das der Luft ausgesetzt ist, heilt nicht, die Lunge aber, die der Luft nicht ausgesetzt ist, heilt wohl. Ferner sagte Raba: Sind an der Lunge Krustenbildungen, Schwärzungen oder Flecke vorhanden, so ist es tauglich.
Amemar sagte im Namen Rabas: Man stelle keine Vergleichebei den Blasen an.
Ferner sagte Raba: Sind zwei Lungenlappen an einander gewachsen, so untersuche man sie nichtweiter. Dies jedoch nur dann, wenn nicht in der richtigen Reihe, wenn aber in der richtigen Reihe, so ist dies ihr Wachstum.
Daf 47a
Ferner sagte Raba: Befinden sich zwei Blasen neben einander, so ist weiter keine Untersuchungnötig. Wenn es eine ist und wie zwei aussiebt, so hole man einen Dorn und steche eine auf; ergießen sie sich in einander, so ist es nur eine und es ist tauglich, wenn aber nicht, so sind es zwei, und es ist totverletzt.
Ferner sagte Raba: Die Lunge hat fünf Lappen, die Vorderseite dem Menschenzugewandt sind es drei auf der rechten und zwei auf der linken Seite; sind es weniger oder mehr oder sind sie vertauscht, so ist es totverletzt.
Einst brachte jemand Meremar eine überschüssige [Lunge], und R. Aḥa saß an der Tür. Da fragte ihn dieser: Was sagte er dazu? Dieser erwiderte: Er hat es mir als tauglich erklärt. Darauf sprach er: Bring sie ihm zurück hinein. Hierauf sprach jener: Geh, sag dem, der an der Tür sitzt, die Halakha sei hinsichtlich der überschüssigen [Lunge] nicht wie Raba.
Dies jedoch nur dann, wenn er sich in der Reihe der übrigen Lappen befindet, wenn aber zwischendiesen, so ist es totverletzt.
Einst brachte man R. Aši eine [Lunge mit einem Überschüsse] in der Mitte, und er wollte es als totverletzt erklären; da sprach R. Hona Mar b. Ivja zu ihm: Dies kommt bei allen Tieren im Freien vor, und die Schlächter nennen es Rosenläppchen.
Daf 47b
Dies jedoch nur dann, wenn er sich innen befindet, wenn aber oben, selbst in [der Größe] eines Myrtenblattes, so ist es totverletzt.
Raphram sagte: Gleicht die Lunge einem Brett, so ist es totverletzt. Manche sagen, im Aussehen und manche sagen, beim Anfühlen. Manche sagen, wenn sie so weißist, und manche sagen, wenn sie so hartist; manche aber sagen, wenn sie glatt ist und keine Lappeneinschnitte hat.
Raba sagte: Sieht sie wie Stibium aus, so ist es tauglich, wenn wie Tinte, so ist es totverletzt. R. Ḥanina sagte nämlich: das schwarze [Blut] war rot, nur habe es einen Stichbekommen.
Ist sie gelb, so ist es tauglich, wegen der Erzählung R. Nathans, ist sie rot, so ist es tauglich, wegen der Erzählung R. Nathans. Es wird nämlich gelehrt: R. Nathan erzählte: Einst kam zu mir, als ich nach den überseeischen Städten ausgezogen war, eine Frau; sie hatte ihren ersten Sohn beschnitten, und er starb, den zweiten, und er starb, und den dritten brachte sie zu mir. Als ich ihn besah, fand ich, daß er rot war, und sprach zu ihr: Meine Tochter, warte ab, bis das Blut [in den Körper] eingedrungen ist. Da wartete sie ab, beschnitt ihn und er blieb leben. Man nannte ihn dann nach mir Nathan der Babylonier.
Ferner kam zu mir, als ich in Kappadokien war, eine Frau; sie hatte ihren ersten Sohn beschnitten, und er starb, den zweiten, und er starb, und den dritten brachte sie zu mir. Da ich ihn gelb fand, betrachtete ich ihn genauer und sah, daß er kein Beschneidungsblut hatte. Ich sprach zu ihr: Meine Tochter, warte bis das Blut in ihm zirkuliert. Da wartete sie ab, beschnitt ihn und er blieb leben. Man benannte ihn dann nach mir Nathan der Babylonier.
R. Kahana sagte: Gleicht sieder Leber, so ist es tauglich, wenn dem Fleische, so ist es totverletzt. Als Merkzeichen diene dir:Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes.
R. Sama, der Sohn Rabas, sagte: Sieht die Lunge wie Hopfen, Safran oder Ei[dotter] aus, so ist es totverletzt. — In welchem Falle ist es demnach gelb tauglich? — Wie Lauch.
Rabina sagte: Ist [eine Stelle] an der Lunge verstopft, so hole man ein Messer und reiße sie auf; ist Eiter vorhanden, so ist dies entschieden durch die Eiterung erfolgt und es ist tauglich, wenn aber nicht, so lege man eine Feder oder etwas Speichelhinauf, und wenn sie auffliegen, so ist es tauglich, wenn aber nicht, so ist es totverletzt.
R. Joseph sagte: Die infolge einer Wunde an der Lunge entstandene Haut gilt nicht als Haut. Ferner sagte R. Joseph: Gibt die Lungeein Geräusch von sich, so lege man, falls man die Stelle des Geräusches kennt, auf diese eine Feder, ein Stroh oder etwas Speichel; fliegen sie auf, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich. Weiß man nicht, [woher es kommt,] so hole man ein Becken mit warmem Wasser und lege sie hinein;
jedoch nicht heißes, weil sie zusammenschrumpfen, und nicht kaltes, weil sie hart werden würde. Man untersuche sie also mit warmem; schlägt sie Blasen, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich, denn nur die untere und nicht die obere [Haut] ist durchlöchert, und das Geräusch kommt durch die Luft zwischen beiden.
U͑la sagte im Namen R. Joḥanans: Läßt die Lunge sich wie ein Wasserkrug schütteln, so ist es tauglich. Er ist somit der Ansicht, das Fehlen innen gelte nicht als Fehlen.
R. Abba wandte gegen U͑la ein: Wenn die Lunge durchlöchert ist oder davon etwas fehlt. Was ist nun unter fehlt zu verstehen: wenn außen, so ist dies ja dasselbe was durchlöchert; doch wohl innen, somit ist hieraus zu entnehmen, daß das Fehlen innen als Fehlen gelte!? —
Nein, tatsächlich außen, wenn du aber einwendest, dies sei dasselbe, was durchlöchert, so ist dies nach R. Šimo͑n nötig, welcher sagt, nur wenn es bis zum Luftröhrenraume durchlöchert ist; dies gilt nur von einer Durchlöcherung, durch die nichts fehlt, bei einer Durchlöcherung aber, durch die etwas fehlt, pflichtet auch R. Šimo͑n bei.
R. Ḥananja war krank, und R. Nathan und alle Großen des Zeitalters besuchten ihn. Da brachte man ihm eine Lunge, die sich wie ein Wasserkrug schütteln ließ, und er erklärte es als tauglich.
Raba sagte: Nur dann, wenn die Bronchien intakt sind. R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Woher weiß man dies? Dieser erwiderte: Man hole eine glasierte Schüssel und schütte sie hinein; sind weiße Fasernvorhanden, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich.
R. Naḥman sagte: Ist die Lunge zerquetschtund die Haut intakt, so ist es tauglich. Ebenso wird auch gelehrt: Ist die Lunge zerquetscht und die Haut intakt, selbst wenn [die Höhlung] ein Viertel[log] faßt, so ist es tauglich. Fehlt
Daf 48a
die Gebärmutter, so ist es tauglich. Ist die Leber madig, — dies ist ein Fall, wegen dessen die Leute von A͑sja dreimal zu den Festvorträgen nach Jabnegingen, und erst am dritten Male erlaubte man es ihnen.
R. Joseph b. Minjomi sagte im Namen R. Naḥmans: Ist die Lunge an die Wandangewachsen, so ist nichtszu befürchten; befinden sich da Ausschläge, so befürchte man wohl. Mar Jehuda sagte im Namen Abimis, ob so oder so sei zu befürchten.
Was mache man? Raba erwiderte: Rabin b. Saba erklärte mir folgendes: man hole ein Messer mit einer feinen Schneide und löse sielos; ist an der Wand ein Fehler vorhanden, so führe man es auf diesen zurück, wenn aber nicht, so rührt es von der Lunge her, und es ist totverletzt, selbst wenn keine Luft durchdringt.
R. Neḥemja, Sohn des R. Joseph, untersuchte siemit warmem Wasser. Mar Zuṭra, Sohn des R. Ḥona, des Sohnes R. Papis, sprach zu Rabina: Ihr bezieht [die Untersuchung] R. Neḥemjas, Sohnes des R. Joseph, hierauf, wir aber beziehen sie auf die Lehre Rabas. Raba sagte nämlich, wenn zwei Lungenlappen zusammengewachsen sind, gebe es für diese keine Untersuchung, um es als tauglich zu erklären, und in einem solchen Falle untersuchte sie R. Neḥemja, Sohn des R. Joseph, mit warmem Wasser.
R. Asi wandte ein: Was soll dies: allerdings ist in jenem Falle [die Verletzung] auf die Wand zurückzuführen und somit [das Vieh] tauglich, in diesem Falle aber ist es ja; wenn der eine [Lappen] durchlöchert ist, totverletzt, und wenn der andere durchlöchert ist, totverletzt!? —
Kann R. Naḥman diesdenn gesagt haben, R. Joseph b. Minjomi sagte ja im Namen R. Naḥmans, wenn die Lunge durchlöchert und durch die Wand verstopft ist, sei es tauglich!? — Das ist kein Einwand; eines, wenn an der Stelle ihrer Entwicklung, und eines, wenn außer der Stelle ihrer Entwicklung. —
Wo ist die Stelle der Entwicklung? — An den Einschnitten der Lappen.
Der Text. R. Joseph b. Minjomi sagte im Namen R. Naḥmans: Ist die Lunge durchlöchert und durch die Wand verstopft, so ist es tauglich. Rabina sagte: Dies nur dann, wenn sie mit dem Fleischeverwachsen ist. R. Joseph sprach zu Rabina: Demnach ist es, wenn sie nicht verwachsen ist, totverletzt, wonach wir annehmen, sie sei durchlöchert, somit sollte dies auch von dem Falle gelten, wenn sie verwachsen ist!?
Es wird nämlich gelehrt: Ist siedurchlöchert, so ist er untauglich, weil [der Same] abfließt; ist [das Loch] verstopft worden, so ist er tauglich, weil er zeugungsfähig ist. Dies ist ein Fall, in dem der Untaugliche wieder tauglich wird. [Das Wort] ‘dies’ schließt wohl einen solchen Fallaus!? —
Nein, es schließt die Haut aus, die durch eine Wunde an der Lunge entstanden ist, daß diese nicht als Haut gilt.
R. U͑qaba b. Ḥama wandte ein: Demnach ist es, wenn [nachher] die Wand durchlöchertwird, totverletzt, somit sollte er auch die Durchlöcherung der Wandlehren!? —
R. Jiçḥaq b. Joseph sagte im Namen R. Joḥanans, wenn die Galle durchlöchert und durch die Leber verstopft ist, sei es tauglich, wonach es untauglich ist, wenn [nachher] die Leber durchlöchertwird, somit sollte er, nach deiner Auffassung, auch die Durchlöcherung der Leber lehren!?
Vielmehr lehrt er keinen Fall, wenn die Totverletzung nicht durch diese Durchlöcherung entsteht.
Rabba b. Bar Ḥana fragte Šemuél: Wie ist es, wenn [an der Lunge] sich Pusteln gebildet haben? Dieser erwiderte: Es ist tauglich. Jener sprach: Auch ich bin dieser Ansicht, jedoch sind sich die Schüler darüber nicht schlüssig. R. Mathna sagte nämlich: Sind sie voll Eiter, so ist es totverletzt, wenn aber mit einer klaren Flüssigkeit, so ist es tauglich. Dieser entgegnete: Dies wurde von der Niere gelehrt.
R. Jiçḥaq b. Joseph folgte einst R. Jirmeja in der Schlächterstraße und sah [eine Lunge] voll Pusteln. Da sprach er zu ihm: Wünscht der Meister nicht frisches Fleisch? Dieser erwiderte: Ich habe keinkleines Geld. Jener sprach: ich borge für dich. Hierauf erwiderte er: Was soll ich mit dir anfangen? Wenn jemand zu R. Joḥanankam, schickte er ihn zu R. Jehuda b. R. Šimo͑n; dieser entschied im Namen des R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n, es sei erlaubt, jedoch war er selbst nicht dieser Ansicht.
Raba erzählte: Einst folgten wir R. Naḥman in der Riemerstraße,
Daf 48b
manche sagen, in der Gelehrtenstraße, und als er [eine Lunge] voll Blasen sah, sagte er ihnen nichts.
R. Ami und R. Asi gingen einst in der Ṭiberjasstraße und sahen solche voll Abszesse, und sie sagten ihnen nichts.
Es wurde gelehrt: Wird in der Lunge eine Nadel gefunden, so ist es, wie R. Joḥanan, R. Elea͑zar und R. Ḥanina sagen, tauglich, und wie R. Šimo͑n b. Laqiš, R. Mani b. Paṭiš und R. Šimo͑n b. Eljaqim sagen, totverletzt.
Es wäre anzunehmen, daß ihr Streit in folgendem bestehe: die einen sind der Ansicht, das Fehleninnen gilt als Fehlen, und die anderen sind der Ansicht, es gelte nicht als Fehlen. — Nein, alle sind der Ansicht, das Fehlen innen gelte nicht als Fehlen, und ihr Streit besteht in folgendem: die einen sind der Ansicht, sie sei durch eine Bronchiehineingekommen, und die anderen sind der Ansicht, sie sei durch eine Durchlöcherung hineingekommen.
Einst wurde eine Nadel in einem Stück einer Lunge gefunden, und man brachte es zu R. Ami; er wollte es als tauglich erklären, da wandte R. Jirmeja, nach anderen R. Zeriqa, gegen ihn ein: Wenn die Lunge durchlöchert ist oder davon etwas fehlt. Was ist unter ‘fehlt’ zu verstehen: wenn außen, so ist dies ja dasselbe, was durchlöchert, doch wohl innen; somit ist hieraus zu entnehmen, daß das Fehlen innen als Fehlen gelte.
Hierauf sandte man es zu R. Jiçḥaq dem Schmied, und auch er wollte es als tauglich erklären, da wandte R. Jirmeja, nach anderen R. Zeriqa, gegen ihn ein: Wenn die Lunge durchlöchert ist oder davon etwas fehlt. Was ist unter ‘fehlt’ zu verstehen: wenn außen, so ist dies ja dasselbe, was durchlöchert; doch wohl innen, somit ist hieraus zu entnehmen, daß das Fehlen innen als Fehlen gelte.
Daraufhin sandte man es zu R. Ami, und er erklärte es als totverletzt. Man sprach zu ihm: Jene Gelehrtenerklären es ja als tauglich!? Dieser erwiderte: Sie erklären es als tauglich, und wissen den Grund, weshalb sie es als tauglicherklären; aus welchem Grund aber sollen wir es als tauglich erklären, vielleicht ist die Lunge, wenn wir sie vor uns hätten, durchlöchert!? —
Nur aus dem Grunde, weil sie nicht vorhanden ist, wenn sie aber vorhanden und nicht durchlöchert ist, ist es tauglich, und dem widersprechend sagte ja R. Naḥman, wenn eine Bronchie der Lungedurchlöchert ist, sei es untauglich!? — In dem Falle, wenn [das Loch] in eine andere mündet. —
R. Naḥman sagte ja aber, wenn von den Därmen des Gekröses einer gegen den anderen durchlöchert ist, [einer den anderen] schütze!? R. Aši erwiderte: Du vergleichst Verletzungen mit einander! Bei Verletzungen sage man nicht, eine sei mit der anderen zu vergleichen; schneidet man [ein Vieh] an der einen Stelle, verendet es, schneidet man es an einer anderen Stelle, bleibt es leben.
Einst wurde in der großen Bronchie der Lunge eine Nadel gefunden, und man brachte sie zu den Gelehrten, die solches als totverletzterklären; sie sagten aber weder ‘verboten’ noch ‘erlaubt’. ‘Erlaubt’ sagten sie nicht, nach ihrer Ansicht, und ‘verboten’ sagten sie ebenfalls nicht, da sie in der großen Bronchie gefunden wurde und wahrscheinlich durch die Bronchie hineingekommen ist.
Einst wurde eine Nadel in einem Stück Leber gefunden, und Mar, Sohn des R. Joseph, wollte es als totverletzt erklären; da sprach R. Aši zu ihm: Würde es der Meister als totverletzt erklärt haben, wenn man sie im Fleischegefunden hätte!? Vielmehr, sagte R. Aši, achten wir auf folgendes, ist das Öhr nach außen gerichtet, so ist sie durch eine Durchlöcherung hineingekommen, und ist es nach innen gerichtet, so ist sie durch eine Äderung hineingekommen.
Dies gilt nur von einer dicken, eine dünne aber kann durch eine Durchlöcherung hineingekommen sein, einerlei ob das Öhr nach innen oder nach außen gerichtet ist. —
Womit ist es hierbei anders als in dem Falle, wenn eine Nadel in der Wandung des Magens gefunden wird,
Daf 49a
wobei es tauglich ist, falls sie sich in einer Seite, und totverletzt, falls sie sich in beiden Seilen befindet; wir sagen nicht, man beachte, ob das Öhr nach außen oder nach innen gerichtet ist!? —
Ich will dir sagen, da in diesem sich Speisen und Getränke befinden, so ist anzunehmen, daß diese sie verschoben haben.
Einst wurde eine Nadel in der großen Äderung der Lieber gefunden. Da erklärte es Hona Mar, Sohn des R. Idi, als totverletzt, und R. Ada b. Minjomi als tauglich. Als man hierauf zu Rabina kam und ihn fragte, erwiderte er: Nehmet dem, der es als totverletzt erklärt hat, das Gewand ab.
Einst wurde ein Fruchtstein in der Galle gefunden, und R. Aši sagte hierzu: Als wir bei R. Kahana waren, sagte er, ein solcher könne entschieden nur durch eine Äderung hineingekommen sein, und obgleich er nicht herauskann, wird er wohl hinabgeschüttelt worden sein. Dies gilt jedoch nur von dem einer Dattel, der einer Olive aber reißt.
R. Joḥanan sagte: Weshalb heißt [die Lunge] Reá? Weil sie die Augen leuchten [raáh] macht. Sie fragten: Als Speiseoder als Heilsalbe? —
Komm und höre: R. Hona b. Jehuda sagte: Eine Gans um einen Zuz und ihre Lunge um vier. Wenn man nun sagen wollte, als Speise, so kann man ja [eine Gans] um einen Zuz kaufen und [die Lunge] essen; wahrscheinlich also als Heilsalbe.
Ist, wenn die Lunge an einer Stelle, wo sie von den Händen des Schlächters betastet wird, durchlöchert ist, dies daraufzurückzuführen oder nicht? R. Ada b. Nathan sagt, es sei darauf zurückzuführen, Mar Zuṭra, Sohn des R. Mari, sagt, es sei nicht darauf zurückzuführen. Die Halakha ist, es sei darauf zurückzuführen.
R. Šemuél, Sohn des R. Abahu, sagte: Mein Vater war von den Vortragenden [im Lehrhause] Raphrams, und er sagte, es sei darauf zurückzuführen, und als man ihmdie Ansicht Mar Zuṭras, des Sohnes R. Maris, sagte, hörte er nicht darauf.
R. Mešaršeja sagte: Die Ansicht meines Großvatersist einleuchtend, denn auch bei einem Wolfeführen wir es auf ihn zurück.
Über einen Wurmstreiten R. Joseph b. Dosaj und die Rabbanan; nach der einen Ansicht ist er vor dem Schlachten herausgekommen, und nach der anderen Ansicht ist er nach dem Schlachten herausgekommen. Die Halakha ist, nach dem Schlachten.
R. ŠIMO͑N SAGT, NUR WENN SIE &C. DURCHLÖCHERT IST. Rabba b. Taḥlipha sagte im Namen des R. Jirmeja b. Abba: Nur wenn sie bis zur großen Bronchio durchlöchert ist.
R. Aḥa b. A͑va saß vor R. Hona und trug vor: R. Mallukhsagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi, die Halakha sei wie R. Šimo͑n. Da sprach dieser: Was sprichst du von Mallukh, dem Araber; er sagte, die Halakha sei nicht wie R. Šimo͑n.
Als R. Zera hinaufkam, traf er R. Bebaj sitzen und vortragen: R. Mallukh sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi, die Halakha sei wie R. Šimo͑n. Da sprach er zu ihm: Beim Leben des Meisters, ich, R. Ḥija b. Abba und R. Asi gingen nach der Ortschaft des R. Mallukh und fragten ihn, ob er gesagt habe, die Halakha sei wie R. Šimo͑n, und er erwiderte uns, er habe gesagt, die Halakha sei nicht wie R. Šimo͑n. — Was weißt du darüber? Dieser erwiderte: R. Jiçḥaq b. Ami sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi, die Halakha sei wie R. Šimo͑n.
Die Halakha ist nicht wie R. Šimo͑n.
DER LABMAGEN DURCHLÖCHERT IST. R. Jiçḥaq b. Naḥmani sagte im Namen des R. Oša͑ja: Beim Fette am Labmagen haben die Priestereinen erlaubenden Braucheingeführt, nach R. Jišma͑él, der dies im Namen seiner Vorfahren lehrte. Als Merkzeichen diene dir folgendes: der Priester Jišma͑él unterstützt die Priester. —
Wo dies? — Es wird gelehrt:So sollt ihr die Kinder Jisraél segnen. R. Jišma͑él erklärte: Wir lernen einen Segen für die Jisraéliten aus dem Munde der Priester, nicht aber für die Priester selbst, wenn es aber weiter heißt:ich werde sie segnen, so besagt dies, daß die Priester die Jisraéliten segnen, und der Heilige, gepriesen sei er, die Priester segnet.
R. A͑qiba erklärte: Wir lernen einen Segen für die Jisraéliten aus dem Munde der Priester, nicht aber einen aus dem Munde der Allmacht, wenn es aber heißt: ich werde sie segnen, so besagt dies, daß die Priester die Jisraéliten segnen, und der Heilige, gepriesen sei er, ihnen zustimmt. —
Woher entnimmt R. A͑qiba demnach einen Segen für die Priester!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Aus:ich segne, die dich segnen. —
Wieso unterstützt er die Priester!? — Er setzt den Segen der Priester neben den Segen der Jisraéliten. —
Was ist das, was R. Jišma͑él im Namen seiner Vorfahren lehrte? — Es wird gelehrt:Und das Fett, das &c. bedeckt,
Daf 49b
dies schließt das Fett an den Därmen ein— so R. Jišma͑él; R. A͑qiba sagt, dies schließe das Fett am Labmagen ein. —
Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Das Fett, das das Eingeweide bedeckt. R. Šimo͑n sagte: Wie das Fett, das das Eingeweide bedeckt, eine Haut hat, die sich ablösen läßt, ebenso auch alles andere, das eine Haut hat, die sich ablösenläßt. R. A͑qiba sagte: Wie das Fett, das das Eingeweide bedeckt, lose aufliegt und eine Haut hat, die sich ablösen läßt, ebenso auch alles andere, das lose aufliegt und eine Haut hat, die sich ablösenläßt.
Rabin ließ im Namen R. Joḥanans sagen: So ist der Wortlaut dieser Lehre, und man wende die erste um. —
Was veranlaßt dich, die erste umzuwenden, wende die andere um!? — Anders verhält es sich bei dieser; es heißt ‘wie’ und dies ist durchauszu verstehen. —
Wieso erfolgt diesdemnach nach R. Jišma͑él, dies erfolgt ja nach R. A͑qiba!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Er lehrte es im Namen seiner Vorfahren, während er selbst nicht dieser Ansicht ist.
Rabh sagt, das reine Fett schließe, das unreine schließe nicht, und R. Šešeth sagt, sowohl das eine als auch das andere schließe.
R. Zera fragte: Wie verhält es sich mit dem Fetteeines Wildes: sind die Worte ‘reines Fett schließe’ genau zu nehmen, und auch dieses ist rein, oder aber, weil es angewachsen ist, und dieses ist nicht angewachsen?
Abajje erwiderte: Was ist dir da fraglich; allerdings ist es zum Essen erlaubt, aber es ist ja nicht angewachsen.
Einst brachte man Raba [ein Eingeweide], an dem ein durch das unreine Fett geschlossenes Loch war. Da sprach Raba: Was ist da zu befürchten: erstens sagt ja R. Šešeth, auch das unreine Fett schließe, und zweitens schont die Tora das Geld Jisraéls. R. Papa sprach zu Raba: Da ist Rabh, auch ist dies ein Verbot der Tora, und du sagst, die Tora schone das Geld Jisraéls!
Minjamin der Krügler ließ einst einen Krug mit Honig offenstehen. Da kam er zu Raba, und Raba sprach: Was ist da zu befürchten: erstens haben wir gelernt, nur drei Getränke, Wein, Wasser und Milch, seien wegen Offenstehens verboten, alle übrigen Getränke aber sind erlaubt, und zweitens schont die Tora das Geld Jisraéls. Da sprach R. Naḥman b. Jiçḥaq zu Raba: Da ist R. Šimo͑n, auch ist dies lebensgefährlich, und du sagst, die Tora schone das Geld Jisraéls! —
Was ist dies [für eine Lehre] R. Šimo͑ns? — Es wird gelehrt: Fünf [Getränke] sind dem [Verbote des] Offenstehens nicht unterworfen: Lake, Essig, Öl, Honig und Tunke. R. Šimo͑n sagt, auch diese unterliegen dem [Verbote des] Offenstehens. R. Šimo͑n erzählte: Ich sah einst in Çajdan eine Schlange Lake trinken. Sie erwiderten ihm: Diese war verrückt, und von Verrückten ist nichts zu beweisen.
Dieserentgegnete: Pflichte mir wenigstens hinsichtlich der Lakebei, denn, wenn R. Papa, R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, und die Rabbanan Offengestandenes hatten, mischten sie Lakebei. Jener erwiderte: Pflichte mir wenigstens hinsichtlich des Honigsbei, da auch R. Šimo͑n b. Elea͑zar seiner Ansicht ist, denn es wird gelehrt: ebenso verbietet es R. Šimo͑n b. Elea͑zar beim Honig.
R. Naḥman sagte: Das helmartige Fett schließt nicht. — Welches? Manche erklären, die Fettwülste am Mastdarm, und manche erklären, die Fettsträhnen am Herzen.
Raba sagte: Ich hörte von R. Naḥman zweierlei, über das Magenfett und über das untere Magenfett, daß nämlich eines schließe und eines nicht schließe; ich weiß aber nicht, welches von ihnen. R. Hona b. Ḥenana und R. Hona, Sohn des R. Naḥman, sagten: Das untere Magenfett schließt, das Magenfett schließt nicht. R. Ṭabuth sagte: Als Merkzeichen diene dir: besser ist das Recht des Sohnesals das Recht des Vaters. —
Was vom Magenfette und was vom unteren Magenfette? — Komm und höre: R. Naḥman sagte: Sieessen es,
Daf 50a
und für uns sollte es nicht einmal schließen!?
Über [das Fett] am Rogenstimmen alle überein, daß es verboten sei, sie streiten nur über [das Fett] an der Sehne.
Manche sagen: Über [das Fett] an der Sehne stimmen alle überein, daß es erlaubt sei, sie streiten nur über [das Fett] am Rogen.
So sagte R. Ivja im Namen R. Amis, man schäle etwasab. Ebenso sagte R. Jannaj im Namen eines Greises, man schäle etwas ab. R. Ivja erzählte: Ich stand vor R. Ami, als man etwas abschälte, ihm gab und er es aß.
Der Diener R. Ḥaninas stand vor R. Ḥanina, und dieser sprach zu ihm: Schäle etwas ab und gib mir, daß ich davon esse. Als er ihn aber zaudern sah, sprach er zu ihm: Du bist wohl Babylonier; schneide es weg und wirf es fort.
Es wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Ist der Darm durchlöchert und von einer Flüssigkeit verstopft, so ist es tauglich. — Von welcher Flüssigkeit? R. Kahana erwiderte: Vom Darmschleime, der beim Drücken hervorkommt.
Dem Kollegen R. Abbas, das ist R. Zera, ist es von R. Abba überliefert, manche sagen, dem Kollegen R. Zeras, das ist R. Abba, von R. Zera, daß R. Abba, Sohn des R. Ḥija b. Abba, im Namen des R. Ḥija b. Abba im Namen des R. Joḥanan gesagt habe, die Halakha sei wie R. Šimo͑n b. Gamliél bei der Totverletzung, und die Halakha sei wie R. Šimo͑n bei der Trauer.
Die Halakha ist wie R. Šimo͑n b. Gamliél bei der Totverletzung, wie wir oben gesagt haben, was ist dies aber für [eine Lehre] R. Šimo͑ns hinsichtlich der Trauer? — Wir haben gelernt: Kommt erinnerhalb der ersten drei Tage aus einer nahen Ortschaft, so zähle er [die Trauertage] mit ihnen,
und wenn aus einer fernen, besonders; wenn aber später, so zähle er sie besonders, auch wenn er aus einer nahen Ortschaft kommt. R. Šimo͑n sagt, wenn er aus einer nahen Ortschaft kommt, selbst am siebenten Tag, zähle er mit ihnen.
Da sprach jemand: Möge es mir beschieden sein, dorthinzukommen und diese Lehre aus dem Munde des Meisters zu hören. Als er da hinkam und R. Abba, den Sohn des R. Ḥija b. Abba traf, sprach er zu ihm: Sagte der Meister, die Halakha sei wie R. Šimo͑n b. Gamliél bei der Totverletzung? Dieser erwiderte: Ich sagte, die Halakha sei nicht wie er. —
Ist sie wie R. Šimo͑n bei der Trauer? Dieser erwiderte: Hierüber besteht ein Streit, denn es wurde gelehrt: R. Ḥisda sagt, die Halakha sei wie er, ebenso sagte R. Joḥanan, die Halakha sei wie er, und R. Naḥman sagt, die Halakha sei nicht wie er.
Die Halakha ist nicht wie R. Šimo͑n b. Gamliél bei der Totverletzung, und die Halakha ist wie R. Šimo͑n bei der Trauer. Šemuél sagte nämlich, bei der Trauer sei nach der Ansicht des Erleichternden zu entscheiden.
R. Šimi b. Ḥija sagte: Man vergleichebei den Därmen.
Einst legte man Raba Därme vor; er verglich sie, und sie glichen einander nicht. Hierauf kam sein Sohn R. Mešaršeja und tastete an ihnen herum, und sie glichen einander. Da fragte er ihn: Woher hast du dies? Dieser erwiderte: Wie viele Hände haben an ihnen herumgetastet, bevor man sie zum Meister brachte. Da sprach er: Mein Sohn ist in Angelegenheiten von Verletzungen weise wie R. Joḥanan.
R. Joḥanan und R. Elea͑zar sagten beide, daß man bei der Lunge vergleiche. Raba sagte: dies gilt nur vom selben Flügel, nicht aber von einem Flügel mit dem anderen. Die Halakha ist, selbst einen Flügel mit dem anderen, selbst die eines Kleinviehs mit der eines Kleinviehs, und die eines Großviehs mit der eines Großviehs, nicht aber die eines Großviehs mit der eines Kleinviehs, noch die eines Kleinviehs mit der eines Großviehs.
Abajje und Raba sagten beide: Man vergleiche bei der Luftröhre. R. Papa sagte: Dies gilt nur vom selben Wirbel, nicht aber einen Wirbel mit einem anderen. Die Halakha ist, selbst einen Wirbel mit einem anderen, und einen Knorpelteil mit einem anderen, nicht aber einen Wirbel mit einem Knorpelteile, noch ein Knorpelteil mit einem Wirbel.
Zee͑ri sagte: Ist der Mastdarm durchlöchert, so ist es tauglich, weil die Hüften ihn halten. — Wieviel? R. Elea͑ erwiderte im Namen R. Joḥanans: An einer Stelle, wo er sich anschließt, über den größeren Teil, wo er sich nicht anschließt, nur etwas.
Die Jünger sagten dies vor Raba im Namen R. Naḥmans; da sprach er zu ihnen: Habe ich euch etwa nicht gesagt, daß ihr ihm keine leeren Krüge anhängensollt!?
Daf 50b
Folgendes sagte R. Naḥman: wenn an einer Stelle, wo er sich anschließt, so ist es tauglich, selbst wenn er ganz fort ist, jedoch soviel vorhanden ist, daß er zusammenhält. — Wieviel ist dies: Abajje erwiderte: Eine Fingerbreite bei einem Rinde.
DER INNERE PANSEN. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Nathan b. Šila, der Oberschlächter von Sepphoris, bekundete vor Rabbi im Namen R. Nathans, daß unter ‘innerer Pansen’ das Sanjadibezu verstehen sei. Ebenso erklärte R. Jehošua͑ b. Qorḥa, das Sanjadibe. R. Jišma͑él erklärte: Der Magenmund.
R. Asi erklärte im Namen R. Joḥanans: Die schmale Stelle am Pansen, ich weiß aber nicht, welche dies ist. R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach: Der Pansen ist also in die Grubegefallen. R. Aḥa b. R. A͑va erwiderte: R. Asi meint die Stelle unterhalb der Verschmälerung.
R. Ja͑qob b. Naḥmani erklärte im Namen Šemuéls: Die Stelle, wo keine Borsten sind. R. Abina erklärte im Namen Genibas im Namen Rabhs: Eine Handbreite von der Speiseröhre nahe dem Pansen ist der innere Pansen.
Im Westen erklärten sie im Namen des R. Jose b. Ḥanina: Der ganze Pansen heißt innerer Pansen, und unter ‘äußerer Pansen’ ist das Fleisch zu verstehen, das den größeren Teil des Pansens bedeckt. Rabba b. R. Hona erklärte: Die Öffnungsstelle. — Welche heißt Öffnungsstelle? R. Ivja erwiderte: Wo die Schlächter [das Tier] öffnen.
In Nehardea͑͑ verfuhren sie nach Rabba b. R. Hona. R. Aši sprach zu Amemar: Wie ist es mit allen übrigenErklärungen? Dieser erwiderte: Sie decken sich allemit der des Rabba b. R. Hona. —
Und die des R. Asiim Namen R. Joḥanans? Dieser erwiderte: R. Aḥa b. A͑va hat sie bereits erklärt. — Und die des R. Abinaund die der [Lehrer] im Westen? Dieser erwiderte: Diese streiten entschieden dagegen.
R. JEHUDA SAGT, BEI EINEM GROSSEN &C. R. Rinjamin b. Jepheth sagte im Namen R. Elea͑zars: Unter großes ist nicht ein wirklich großes und unter kleines ist nicht ein wirklich kleines [Vieh] zu verstehen, vielmehr beziehen sich [die Worte:] bei einem Großen eine Handbreite, auf eines, bei dem ein Riß von einer Handbreite nicht den größeren Teil ausmacht, und [die Worte:] bei einem kleinen der größere Teil, auf eines, bei dem [ein Riß] über den größeren Teil keine Handbreite hat. —
Wenn der größere Teil keine Handbreite hat, ist dies ja selbstverständlich!? — In dem Falle, wenn nur etwas zu einer Handbreite fehlt; man könnte glauben, so lange eine Handbreite nicht durchgerissen ist, sei es nicht totverletzt, so lehrt er uns.
Geniba sagte im Namen R. Asis: Ist ein Stück wie ein Sela͑ herausgetrennt, so ist es totverletzt, weil [das Loch], wenn es gedehntwird, eine Handbreite erreicht. R. Ḥija b. Abba sagte: Mir wurde an der Fähre von Nehardea͑ von Geniba erklärt: wenn wie ein Sela͑, so ist es tauglich, wenn größer als ein Sela͑, so ist es totverletzt. — Was heißt größer als ein Sela͑? R. Joseph erwiderte: Wenn drei Dattelsteine mit Fleischresten schwer und ohne Fleischreste bequem hindurch können.
DEK BLÄTTERMAGEN ODER DER NETZMAGEN. Die Rabbanan lehrten: Wird in der Wandung des Netzmagens eine Nadel gefunden, so ist es, wenn an einer Seite, tauglich, und wenn an beiden Seiten, totverletzt. Findet sich da ein Partikelchen Blut,
Daf 51a
so ist es sicher vor dem Schlachtenerfolgt, und findet sich da kein Partikelchen Blut, so ist es sicher nach dem Schlachten erfolgt.
Ist die Verletzung überhäutet, so ist es sicher drei Tage vor dem Schlachten erfolgt, ist sie nicht überhäutet, so hatder, der vom anderen zu fordern hat, den Beweis zu erbringen. —
Womit ist es hierbei anders als bei jeder anderen Durchlöcherung, wobei der Meister es als untauglich erklärt, auch wenn kein Blut vorhanden ist!? — Sonst ist nichts vorhanden, woran [das Blut] haftenbleibt, in dem Falle aber, wenn eine Nadel vorhanden ist, müßte es, wenn es vor dem Schlachten erfolgt wäre, daran haften bleiben.
R. Saphra sprach zu Abajje: Hat der Meister den jungen Gelehrten gesehen, der aus dem Westen gekommen ist und sich R. A͑vira nennt? Er erzählte folgendes: Einst brachte man Rabbi eine Nadel, die an einer Seite der Wand des Netzmagens gefunden wurde, und er erklärte es als totverletzt. Da ließ er ihn rufen, er kam aber nicht zu ihm. Hierauf ging er zu ihm hin und traf ihn auf dem Dache stehen. Da sprach er zu ihm: Möge der Meister herabkommen. Er kam aber nicht herab. Da ging er zu ihm hinauf. Alsdann sprach er zu ihm: Erzähle mir doch, wie die Sache sich zugetragen hat.
Jener erwiderte: Ich bin Schulleiter vor Rabbi dem Großen; einst saßen R. Hona aus Sepphoris und R. Jose aus Medien vor ihm, und man brachte ihm eine Nadel, die auf der einen Seite der Wand des Netzmagens gefunden wurde. Da wandte Rabbi ihn um und fand ein PartikelchenBlut; hierauf erklärte er es als totverletzt, denn er sagte: wäre dakeine Verletzung, woher käme das Blut. Da sprach er zu ihm: Du hast mich umsonst bemüht; diesen Fall lehrt ja die Mišna: wenn der Blättermagen oder der Netzmagen nach außen durchlöchert ist.
VOM DACHE ABGESTÜRZT. R. Hona sagte: Wenn man ein Vieh oben zurückgelassen hat und es unten findet, so ist Zerschmetterung der Gliedernicht zu befürchten.
Rabina hatte ein Böckchen; einst sah es Gerstengraupen über einer Luke, und als es hinüberspringen wollte, stürzte es vom Dache auf die Erde ab. Hierauf kam erzu R. Aši und fragte ihn: Sagte R. Hona, wenn man ein Vieh oben zurückgelassen hat und es unten findet, sei Zerschmetterung der Glieder nicht zu befürchten, aus dem Grunde, weil es eine Gelegenheit zum Herabkletternfand, und dieses hatte keine Gelegenheitzum Herabklettern, oder aber, weil es sich eingeschätzthat, und auch dieses wird sich eingeschätzt haben?
Dieser erwiderte: Weil es sich eingeschätzt hat, und auch dieses wird sich eingeschätzt haben.
R. Ḥabiba hatte ein Lämmchen, das die Hinterbeine nachschleppte. Da sprach R. Jemar: Dieses ist von Krämpfenbefallen. Rabina wandte ein: Vielleicht ist ihm der [Mark]faden des Rückgrates durchgerissen!? Hierauf untersuchte man es, und es ergab sich, wie Rabina gesagt hatte. Dennoch ist die Halakha wie R. Jemar, denn Krämpfe sind häufig, und das Durchreißen des [Mark]fadens des Rückgrates ist nicht häufig.
R. Hona sagte: Haben Widdereinander gestoßen, so ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten; und auch wenn sie dastehen und stöhnen, so ist dies nichts weiter als der Schmerz, der sie gepackt hat. Sind sie aber zur Erde gefallen, so ist dies entschieden zu befürchten.
R. Menasi sagte: Bei den Widdern, die von Dieben gestohlen worden sind, ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten, weil sie sie auf die Seitezu werfen pflegen, damit sie vor ihnen herlaufen können. Haben sie sie zurückgebracht, so ist diesentschieden zu befürchten. Dies jedoch nur dann, wenn sie sie aus Angst zurückgebracht haben, wenn aber aus Bußfertigkeit, so üben sie eine vollständige Bußfertigkeit.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Wenn man [einem Vieh] über den Kopf schlug und [der Schlag] bis zum Schwänze reichte, oder über den Schwanz und er bis zum Kopfe reichte, über das ganze Rückgrat, so ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten; reichte aber der Stock nur bis zur Mitte des Rückens, so ist dies zu befürchten. Sind an diesem Knoten vorhanden, so ist dies zu befürchten; hat man es über die Breite geschlagen, so ist dies zu befürchten.
R. Naḥman sagte: Beim Muttermunde ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten. Raba sprach zu R. Naḥman: Es gibt eine Lehre als Stütze für dich: Ein einen Tag altes Kind ist
Daf 51b
durch den Flußverunreinigend. Wenn man nun sagen wollte, es sei Zertrümmerung der Glieder zu befürchten, so sollte es hierbei heißen:aus seinem Leibe, nicht aber infolge eines Unfalls. —
Hier handelt es sich um den Fall, wenn es durch die Seite herausgeholt wurde. —
Komm und höre: Ist ein Kalb am Feste geboren worden, so darf man es am Feste schlachten. — Hier handelt es sich ebenfalls um den Fall, wenn es durch die Seite herausgeholt wurde. —
Komm und höre: Sie stimmen überein, daß, wenn esmit einem Leibesfehler geboren worden ist, es als Vorrätigesgelte. Wolltest du erwidern, hier handle es sich ebenfalls um den Fall, wenn es durch die Seite herausgeholt wurde, so ist ja das durch die Seite Herausgeholte nicht heilig, denn R. Joḥanan sagte: R. Šimo͑npflichte hinsichtlich der Heiligkeit bei, daß es nicht heilig sei. —
Hier handelt es sich um den Fall. wenn es die Hufe auf die Erde gesetzt hat.
Ferner sagte R. Naḥman: Im Schlachthausegibt es keine Zertrümmerung der Glieder.
Einst stürzte ein Rind, und man hörte sein Stöhnen. Später ging R. Jiçḥaq b. Šemuél b. Martha und kaufte vom Allerbesten. Da fragten ihn die Jünger: Woher hast du dies? Dieser erwiderte: Folgendes sagte Rabh: es stemmt die Hufe, bis es auf dem Boden liegt.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Hat es gestanden, so sind keine vierundzwanzigStunden erforderlich, eine Untersuchung aber ist entschieden erforderlich; ist es gegangen, so ist auch keine Untersuchung erforderlich. R. Ḥija b. Aši sagte: Ob so oder so ist eine Untersuchung erforderlich.
R. Jirmeja b. Aḥa sagte im Namen Rabhs: Wenn es nur ein Vorderbein zum Aufstehen ausgestreckt hat, auch wenn es nicht gestanden hat; wenn es nur ein Hinterbein zum Gehen hochgehoben hat, auch wenn es nicht gegangen ist R. Ḥisda sagte: Selbst wenn es sich nur zum Aufstehen gerüttelt hat, auch wenn es nicht gestanden hat.
Die Halakha ist: Ist es unversehensvon einem Dache abgestürzt und aufgestanden, aber nicht gegangen, so muß es untersucht werden, und es sind keine vierundzwanzig Stunden erforderlich; ist es aber gegangen, so ist auch keine Untersuchung erforderlich.
Amemar sagte im Namen des R. Dimi aus Nehardea͑: Beim Abgestürzten, von dem sie sprechen, ist eine Untersuchung in der Gegend des Eingeweides erforderlich. Mar Zuṭra sprach zu ihm: Folgendes sagten wir im Namen R. Papas: es ist eine Untersuchung der ganzen Gegend der Bauchhöhle erforderlich.
Hona Mar, der Enkelsohn des R. Neḥemja, fragte R. Aši: Wie verhält es sich mit den Halsorganen? Dieser erwiderte: Die Halsorgane sind beim Sturze widerstandsfähig.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Wenn ein Vogel auf Wasser aufschlug, so genügt es, daß er die Strecke seiner Größe geschwommen hat. Jedoch nur dann, wenn stromaufwärts, wenn aber stromabwärts, so hat das Wasser ihn mitgerissen; ist es ein stehendes Wasser, so ist nichts dabei. Wenn ein Stück Holz darin war und er dieses überholt hat, so hat er ja diesesüberholt.
[Fiel er] auf ein straff gespanntes Gewand, so ist zu befürchten; ist es nicht straff gespannt, so ist nichts zu befürchten; ist [das Gewand] zusammengefaltet, so ist nichts zu befürchten. Wenn auf ein Netz, dessen Knoten dicht sind, so ist zu befürchten, dessen Knoten nicht dicht sind, so ist nichts zu befürchten.
Wenn auf Bündel Flachs, so ist zu befürchten; wenn auf die Seiten, so ist nichts zu befürchten. (Wenn auf Bündel, so ist zu befürchten.) Wenn auf Flachs, der geklopft und gehechelt ist, so ist nichts zu befürchten, der geklopft und nicht gehechelt ist, so ist zu befürchten; hat er Samen getragen, so ist wegen der darin enthaltenen Knoten zu befürchten.
Wenn auf grobes Werg, so ist zu befürchten; wenn auf feines Werg, so ist nichts zu befürchten. Wenn auf Rinde, so ist zu befürchten; wenn auf Bast, so ist nichts zu befürchten.
Daf 52a
Wenn auf gesiebte Asche, so ist zu befürchten; wenn auf ungesiebte, so ist nichts zu befürchten. Wenn auf feinen Sand, so ist nichts zu befürchten; wenn auf groben Sand, so ist zu befürchten. Wenn auf Straßenstaub, so ist zu befürchten. Wenn auf Stroh, das gebundenist, so ist zu befürchten, das nicht gebunden ist, so ist nichts zu befürchten.
Wenn auf Weizen und alles ähnliche, so ist zu befürchten; wenn auf Gerste und alles ähnliche, so ist [nichts] zu befürchten. Bei allen Arten Leguminosen ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten, ausgenommen Fönnkraut. Bei Kichererbsen ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten; bei Linsen ist Zertrümmerung der Glieder wohl zu befürchten. Die Regel hierbei ist: bei allem, was auseinandergleitet, ist Zertrümmerung der Glieder nicht zu befürchten, und was nicht auseinandergleitet, ist Zertrümmerung der Glieder zu befürchten.
Angeklebtist er nach R. Aši erlaubt und nach Amemar verboten. Wenn mit nur einem Flügel, so stimmen alle überein, daß es erlaubt ist, sie streiten nur über den Fall, wenn mit beiden Flügeln. Wer es verbietet, begründet: wie kann er sichaufrichten? Wer ihn erlaubt, begründet: er kann sich an den Flügelgelenken erheben.
Manche lesen: Wenn mit beiden Flügeln, so stimmen alle überein, daß er verboten ist, sie streiten nur über den Fall, wenn mit einem Flügel. Wer ihn erlaubt, begründet: mit einem Flügel kann er noch fliegen. Wer ihn verbietet, begründet: wenn er mit einem nicht fliegen kann, kann er auch mit dem anderen nicht fliegen. Die Halakha ist: wenn mit beiden Flügeln, so ist er verboten, wenn mit einem Flügel, so ist er erlaubt.
DIE MEISTEN RIPPEN GEBROCHEN SIND. Die Rabbanan lehrten: Unter ‘die meisten Rippen’ ist zu verstehen, sechs an der einen Seite und sechs an der anderen, oder elf an der einen Seite und eine an der anderen.
Zee͑ri sagte: Die Hälfte am Rückgrat. Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: Die großen Rippen, in welchen Mark vorhanden ist.
U͑la b. Zakkajsagte: Sind sie ganz abgebrochen, so erfolgt diesbei den meisten an der einen Seite; sind sie nur durchgebrochen, so erfolgt dies bei den meisten an beiden Seiten. R. Joḥanan sagte: Einerlei ob sie ganz abgebrochen oder nur durchgebrochen sind, bei den meisten an beiden Seiten.
Rabh sagte: Ist eine Rippe samt dem Wirbel abgebrochen, so ist es totverletzt. R. Kahana und R. Asi fragten Rabh: Wie ist es, wenn eine Rippe an der einen Seite und die gegenüberliegende Rippe an der anderen Seite abgebrochen sind und der Wirbel intakt ist? Dieser erwiderte: Ihr sprecht von einem durchgespalteten!? —
Auch Rabh spricht ja von einem durchgespalteten. — Rabh spricht von einer Rippe ohne Wirbel. —
Er sagt ja: eine Rippe samt dem Wirbel!? — Eine Rippe samt einem halben. Wirbel. —
Wieso sagt er, wenn R. Kahana und R. Asi demnach von den Rippen ohne Wirbel sprachen, sie sprechen von einem durchgespalteten, U͑la b. Zakkaj sagte ja, wenn sie ganz abgebrochen sind, erfolge dies bei den meisten an der einen Seite, und wenn durchgebrochen, bei den meisten an beidenSeiten!? —
(Er kann dir erwidern:) er spricht von dem Falle, wenn sie nicht gegenüber liegen, sie aber von dem Falle, wenn sie gegenüber liegen. —
R. Joḥanan sagte ja aber, diesgelte von den meisten an beiden Seiten, und bei den meisten an beiden Seiten ist es ja nicht möglich, daß nicht eines gegenüber dem anderen liegt!? —
Er spricht von der Rippe ohne Pfanne, und sie sprechen von der Rippe mit der Pfanne. —
Demnach ist dies ja der Fall, den Rabhlehrte!? — Sie kannten die Lehre Rabhs nicht. —
Sollten sie ihn doch denselben Fall gefragt haben, den Rabhlehrte!? — Sie dachten wie folgt: wir wollen ihn hinsichtlich einer [Rippe] fragen, damit er uns hinsichtlich zweier entscheide. Wenn wir ihn hinsichtlich einer fragen, so gilt allerdings, wenn er uns entscheidet, es sei totverletzt, dies umso mehr von zweien, wenn er uns aber entscheidet, es sei tauglich, bleibt es ja hinsichtlich zweier fraglich. —
Aber auch jetzt, wo sie ihn hinsichtlich zweier gefragt haben, gilt allerdings, wenn er ihnen entscheidet, es sei tauglich, dies umso mehr von einer, wenn er ihnen aber entscheidet, es sei totverletzt, bleibt es ja hinsichtlich einer fraglich!? —
Dannwürde er zürnen: wenn es bei einer totverletzt ist, um wieviel mehr bei zweien. —
Sie fragten es ihn ja und er zürnte nicht!? — Er sagte auch zu ihnen: ihr sprecht von einem durchgespalteten; darin liegt ein Zürnen.
Rabba b. R. Šila sagte im Namen R. Mathnas im Namen Šemuéls: Ist eine Rippe von der Wurzel aus abgebrochen, der größere Teil des Schädels zertrümmert oder der größere Teil des Fleisches, das den größeren Teil des Pansens bedeckt, [aufgetrennt], so ist es totverletzt. —
Ist es denn, wenn eine Rippe von der Wurzel aus abgebrochen ist, totverletzt, dem widersprechend
Daf 52b
[wird ja gelehrt], beim Rückgrat gelten, wie die Schule Šammajs sagt, zwei Wirbel als Fehlen, und wie die Schule Hillels sagt, ein Wirbel, und hierzu sagte R. Jehuda im Namen Šemuéls, dies gelte auch von der Totverletzung!? —
Hier wird von einer Rippe ohne Wirbel und da von einem Wirbel ohne Rippe gesprochen. —
Allerdings kann dies bei einer Rippe ohne Wirbel vorkommen, wieso aber bei einem Wirbel ohne Rippe!? — Untenan den Flanken.
R. Oša͑ja wandte ein: Demnachsollte er es unter den Erleichterungen der Schule Šammajs und den Erschwerungen der Schule Hillelslehren!? Raba erwiderte ihm: Die Frage ist hauptsächlich hinsichtlich der Unreinheit aufgeworfen worden, wobei die Schule Šammajs erschwerender Ansicht ist.
«Der größere Teil des Schädels zertrümmert.» R. Jirmeja fragte: Der größere Teil der Höhe oder der größere Teil des Umfangs? — Dies bleibt unentschieden.
«Des Fleisches, das den größeren Teil des Pansens bedeckt.» R. Aši fragte: Wenn der größere Teil aufgetrennt ist oder der größere Teil fehlt? —
Dies ist ja zu entscheiden aus dem, was wir gelernt haben: wenn der innere Pansen durchlöchert oder der größere Teil des äußeren aufgerissen ist, und im Westen sagten sie im Namen des R. Jose b. Ḥanina, unter ‘innerer Pansen’ sei der ganze Pansen zu verstehen, und unter ‘äußerer Pansen’ sei das Fleisch zu verstehen, das den Pansen bedeckt!? —
Diese [Frage] gilt ja nur nach Šemuél, und R. Ja͑qob b. Naḥmani sagte im Namen Šemuéls: die Stelle, wo keine Borsten mehr da sind.
VON EINEM WOLFE ANGEPACKT. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Beim Vieh vom Wolfeaufwärts, beim Geflügel vom Habicht aufwärts. —
Was schließt dies aus: wenn eine Katze, so wird ja gelehrt: von einem Wolfeangepackt!? Wolltest du erwidern, er lehre damit, daß beim Großvieh dies auch vom Anpacken eines Wolfesgelte, so haben wir ja gelernt: R. Jehuda sagte, ein Kleinvieh von einem Wolfe und ein Großvieh von einem Löwen.
Wolltest du sagen, R. Jehuda sei andererAnsicht, so sagte ja R. Binjamin b. Jepheth im Namen des R. Elea͑, R. Jehuda erkläre nur die Worte der Weisen. —
Du weisest auf einen Widerspruch zwischen zwei Personenhin!? Wenn du aber willst, sage ich, dies schließe tatsächlich eine Katze aus, denn man könnte glauben, er spreche vom gewöhnlichen, so lehrt er uns.
R. A͑mram sagte im Namen R. Ḥisdas: Das Anpackeneiner Katze und eines Marders bei jungen Ziegen und Lämmern, das Anpacken eines Wiesels beim Geflügel. Man wandte ein: Beim Anpacken einer Katze, eines Habichts oder eines Marders, nur wenn die Durchlöcherungbis zur Bauchhöhle reicht, vom bloßen Anpackenaber gilt es bei diesen nicht!? —
Du glaubst also, daß dies vom Anpacken eines Habichts nicht gelte, wir haben ja gelernt: von einem Habicht angepackt!? — Das ist kein Einwand; eines gilt vom Geflügelund eines gilt von jungen Ziegen und Lämmern;
aber gegen R. Ḥisdaist dies ja ein Einwand!? — Er ist der Ansicht des Autors der folgenden Lehre: Berabbi sagte: Nur von einem Falle, wenn keine Retter anwesend sind, sagten sie, daß es vom Anpacken [einer Katze] nicht gelte, sind aber Retter anwesend, so gilt dies auch vom Anpacken [einer Katze]. —
Gilt dies denn nicht von ihrem Anpacken in einem Falle wenn keine Retter anwesend sind, einst verfolgte ja eine Katze eine Henne, die im Hause R. Kahanas war, und sie flüchtete in eine Kammer, deren Tür vor jener zugeschlagen wurde, und als diese mit der Pfote auf die Tür schlug, blieben fünf Tropfen Blut zurück!? —
Die Rettung durch sich selbstgleicht der Rettung durch andere. — Und die Rabbanan!? — Sie hat wohl Gift, jedoch ist ihr Gift nicht brennend.
Manche lesen: Hierist die Ansicht von Berabbi vertreten, denn es wird gelehrt: Berabbi sagte: Nur von einem Falle, wenn Retter anwesend sind, sagten sie, daß es vom Anpacken [einer Katze] gelte, wenn aber keine Retter anwesend sind, gilt es von ihrem Anpacken nicht. —
Gilt dies denn nicht von ihrem Anpacken in einem Falle, wenn keine Retter anwesend sind, einst verfolgte ja eine Katze eine Henne, die im Hause R. Kahanas war, und sie flüchtete in eine Kammer, deren Tür vor jener zugeschlagen wurde, und als diese mit der Pfote auf die Tür schlug, blieben fünf Tropfen Blut zurück!? — Die Rettung durch sich selbst gleicht der Rettung durch andere.
R. Kahana fragte Rabh:
Daf 53a
Gilt dies vom Anpacken einer Katze oder gilt dies nicht vom Anpacken einer Katze? Dieser erwiderte: Dies gilt auch vom Anpacken eines Wiesels. — Gilt dies vom Anpacken eines Wiesels oder gilt dies nicht vom Anpacken eines Wiesels?
Dieser erwiderte: Dies gilt auch nicht vom Anpacken einer Katze. — Gilt dies vom Anpacken einer Katze und eines Wiesels oder gilt dies nicht von ihrem Anpacken? Dieser erwiderte: Dies gilt vom Anpacken einer Katze, nicht aber vom Anpacken eines Wiesels.
Hier besteht jedoch kein Widerspruch; die Antwort, dies gelte auch vom Anpacken eines Wiesels, ist auf Geflügel, die Antwort, dies gelte auch nicht vom Anpacken einer Katze, ist auf große Schafe, und die Antwort, dies gelte vom Anpacken einer Katze, nicht aber vom Anpacken eines Wiesels, ist auf junge Ziegen und Lämmer zu beziehen.
R. Aši fragte: Gilt dies vom Anpacken der übrigen unreinen Vögel oder gilt dies nicht von ihrem Anpacken? R. Hillel erwiderte R. Aši: Als wir bei R. Kahana waren, sagte er, dies gelte auch vom Anpacken der übrigen unreinen Vögel. —
Wir haben ja aber gelernt: wenn kleines Geflügel von einem Habicht angepackt worden ist!? — Von einem Habicht, auch seinesgleichen, von anderen, nur kleinere als sie. Manche lesen: Von einem Habicht, auch größere als er, von anderen, nur ihresgleichen.
R. Kahana sagte im Namen des R. Šimi b. Aši: Dies gilt nicht vom Anpacken eines Fuchses. — Dem ist ja aber nicht so, als R. Dimi kam, erzählte er, daß einst ein Fuchs im Badehause von Beth Hini ein Schaf anpackte, und als die Sache vor die Weisen kam, sagten sie, es gelteals Anpacken!? R. Saphra erwiderte: Es war eine Katze.
Manche lesen: R. Kahana sagte im Namen des R. Šimi b. Aši: Dies gilt auch vom Anpackens eines Fuchses. — Dem ist ja aber nicht so, als R. Dimi kam, erzählte er, daß einst ein Fuchs im Badehause von Beth Hini ein Schaf anpackte, und als die Sache vor die Weisen kam, sagten sie, es gelte nicht als Anpacken!? R. Saphra erwiderte: Es war ein Hund. R. Joseph sagte: Es ist uns überliefert, daß dies nicht vom Anpacken eines Hundes gelte.
Abajje sagte: Es ist uns überliefert, daß dies nur vom Anpacken mit dem Vorderfuße gelte, nicht aber mit dem Hinterfuße; nur vom Anpacken mit einer Kralle, nicht aber mit einem Zahne; nur vom Anpacken mit Absicht, nicht aber ohne Absicht; nur vom Anpacken eines lebenden, nicht aber nach dem Tode. —
Wenn dies schon [vom Anpacken] ohne Absicht nicht gilt, um wieviel weniger nach dem Tode!? — In dem Falle, wenn man [dem Raubtiere] beim Anpacken die Tatze abgehauen hat; man könnte glauben, es injiziere das Gift beim Anpacken, so lehrt er uns, daß es das Gift beim Herausziehen injiziere.
Rabba b. R. Hona sagte im Namen Rabhs: Wenn ein Löwe unter Rinder gekommen war und am Rücken eines von ihnen eine Kralle gefunden wird, so befürchte man nicht, der Löwe könnte es angepackt haben, weil, obgleich die meisten anpacken und nur die wenigsten nicht anpacken, der anpackende die Kralle nicht verliert; wenn diesem eine Kralle am Rücken sitzt, so hat es sich wahrscheinlich an der Wandgekratzt. —
Im Gegenteil: zwar kratzen sich die meisten Rinder und nur die wenigsten kratzen sich nicht, aber beim Kratzen bleibt keine Kralle am Rücken sitzen, und da diesem eine Kralle am Rücken sitzt, so hat wahrscheinlich der Löwe es angepackt!? —
Man kann so sagen und man kann so sagen, und lasse es daher bei seinem früheren Zustande; somit besteht hier ein Zweifel des Anpackens, und Rabh vertritt seine Ansicht, bei einem Zweifel des Anpackens sei dies nicht zu befürchten.
Abajje sagte: Dies gilt nur von einer Kralle, bei der Spur einer Krallebefürchte man wohl. Und auch bei einer Kralle gilt dies nur von einer feuchten, eine trockene aber fälltab.
Und auch bei einer feuchten gilt dies nur von einer, bei zwei oder drei befürchte man dies wohl; jedoch nur dann, wenn sie sich in derselben Ordnung wie an der Tatze befinden.
Es wurde gelehrt: Rabh sagt, bei einem Zweifel befürchte man das Anpacken nicht, und Šemuél sagt, bei einem Zweifel befürchte man das Anpacken wohl.
Alle stimmen überein, daß, wenn es zweifelhaft ist, ob eshineingekommen ist oder nicht hineingekommen ist, man annehme, es sei nicht hineingekommen, daß, wenn es zweifelhaft ist, ob es ein Hund oder eine Katze war, man annehme, es sei ein Hund gewesen, daß, wenn es hineinging und sich schweigend zwischen ihnen niedersetzte, man annehme, es habe friedlich gesessen, daß, wenn er den Kopf des einen abgebissen hat, es sich beruhigthabe, daß, wenn es gebrüllt und sie geschrien haben, sie sich voreinandergefürchtet haben;
Daf 53b
sie streiten nur über den Fall, wenn es geschwiegen hat und sie geschrien haben; einer ist der Ansicht, er habe an ihnen eine Tat vollbracht, und einer ist der Ansicht, sie taten dies aus Angst.
Amemar sagte: Die Halakha ist, bei einem Zweifel befürchte man das Anpacken. R. Aši sprach zu Amemar: Wie steht es mit der Ansicht Rabhs? Dieser erwiderte: Ich hörte es nicht, das heißt: ich halte nichts davon.
Wenn du aber willst, sage ich, Rabh bekannte sich zur Ansicht Šemuéls. Einst brachte man nämlich Rabh einen Korb mit Geflügel, worüber ein Zweifel des Anpackens vorlag, und er sandte es zu Šemuél, und dieser würgte sie ab und warf sie in den Fluß. Wenn man nun sagen wollte, er sei nicht zurückgetreten, so sollte er sie doch erlaubt haben. —
Sollte er sie doch, wenn er zurückgetreten ist, verboten haben!? Vielmehr geschah dies in der Ortschaft Šemuéls. —
Wozu würgte er sie ab, sollte er sie doch so in den Fluß geworfen haben!? — Sie könnten hinauskommen und fortfliegen. —
Sollte er sie zwölf Monategehalten haben!? — Man könnte durch sie zu einem Verstoßekommen. — Sollte er sie an Nichtjuden verkauft haben!? — Diese könnten sie an Jisraéliten verkaufen. —
Sollte er sie abgewürgt und auf den Misthaufen geworfen haben!? — Er könnte sie ja, nach deiner Auffassung, auch den Hunden vorgeworfen haben!? Vielmehr sollte dadurch das Verbot bekannt werden.
Einst ging eine Ente, die im Hause R. Ašis war, ins Röhricht hinein, und als sie herauskam, war ihr Hals mit Blut besudelt. Da sagte R. Aši: Wir sagen ja, daß, wenn es zweifelhaft ist, ob [die Verletzung] durch einen Hund oder durch eine Katze erfolgt ist, man annehme, es sei wahrscheinlich durch einen Hund erfolgt, ebenso ist auch hierbei, wo es zweifelhaft ist, ob dies durch das Rohr oder durch eine Katze erfolgt ist, anzunehmen, sie habe sich wahrscheinlich an einem Rohr gestoßen.
Die Söhne R. Ḥijas sagten: Das Angepackte, von dem sie sprechen, muß in der Gegend des Eingeweides untersuchtwerden.
R. Joseph sagte: Das, was die Söhne R. Ḥijas sagten, hat bereits Šemuél gesagt; Šemuél sagte nämlich im Namen des R. Ḥanina b. Antigonos, das Angepackte, von dem sie sprechen, müsse in der Gegend des Eingeweides untersucht werden.
Ilpha fragte: Ist das Anpacken auch bei den Halsorganen von Wirkung oder ist das Anpacken bei den Halsorganen nicht von Wirkung? R. Zera sprach: Das, was Ilpha fragte, hat bereits R. Ḥanan b. Raba entschieden; R. Ḥanan b. Raba sagte nämlich im Namen Rabhs, das Angepackte, von dem sie sprechen, müsse in der Gegend der ganzen Bauchhöhle untersucht werden, auch an den Halsorganen.
Ilpha fragte: Wieviel muß von den Halsorganen losgelöstsein? R. Zera sprach: Das, was Ilpha fragte, hat bereits Rabba b. Bar Ḥana entschieden; Rabba b. Bar Ḥana sagte nämlich im Namen Šemuéls: wenn der größere Teil der Halsorgane losgelöst ist.
R. Ami fragte: Wie verhält es sich mit der Fäulnis? R. Zera sprach: Das, was R. Ami fragte, hat bereits R. Jehuda entschieden, R. Jehuda sagte nämlich im Namen Rabhs: Beim Angepackten, wenn das Fleisch in der Gegend des Eingeweides rot ist; ist das Fleischin Fäulnis übergegangen, so betrachte man dieses als nicht vorhanden. —
Was heißt Fäulnis? R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, erwiderte: Wenn der Arzt es bis auf das gesunde Fleisch ausschneidet. R. Aši erzählte: Als wir bei R. Kahana weilten, brachte man uns eine Lunge, die, wenn man sie liegen ließ, in ihrer Lage blieb, und wenn man sie hochhob, in Stücke zerfiel, und wir erklärten es als totverletzt, wegen der Lehre R. Honas, des Sohnes des R. Jehošua͑.
R. Naḥman sagte: Wenndurch einen Dorn, falls die Durchlöcherung bis zur Bauchhöhlereicht, und wenn durch Anpacken, falls das Fleisch in der Gegend des Eingeweides rot ist. R. Zebid lehrte es wie folgt: Wenn durch Anpacken, falls das Fleisch in der Gegend des Eingeweides rot ist, und wenn dies an den Halsorganen erfolgt ist, falls die Halsorgane selbst rot sind.
R. Papi sagte: R. Bebaj b. Abajje fragte folgendes:
Daf 54a
bei der Speiseröhre gilt diesbei der Durchlöcherung vom Geringsten, und ebenso auch beim Anpacken, vom Geringsten, bei der Luftröhre aber gilt dies bei der Durchlöcherung nur von der Größe eines Assars; von welcher [Ausdehnung] gilt dies beim Anpacken? Nachdem er es gefragt hatte, entschied er es auch: sowohl bei der einen als auch bei der anderen vom Geringsten, weil der Brand des Giftes sich fortpflanzt.
R. Jiçljaq b. Šemuél b. Martha saß vor R. Naḥman und trug vor: Das Angepackte, von dem sie sprechen, muß in der Gegend des Eingeweides untersucht werden. Da sprach R. Naḥman: Bei Gott, Rabh entschied, vom Knochenkopfe bis zur Hüfte. —
Was ist unter Knochenkopf zu verstehen, wollte man sagen, des Vorderbeines, so ist dies ja die Gegend des Eingeweides!? — Vielmehr, vom Knochenkopfe des Schädels bis zur Hüfte.
Als R. Ḥija b. Joseph hinaufkam, traf er R. Joḥanan und Reš Laqiš sitzen und vortragen: Das Angepackte, von dem sie sprechen, muß in der Gegend des Eingeweides untersucht werden. Da sprach er zu ihnen: Bei Gott, Rabh entschied, vom Knochenkopfe bis zur Hüfte. Da fragte Reš Laqiš: Wer ist Rabh, wer ist Rabh? Ich kenne ihn nicht.
R. Joḥanan erwiderte ihm: Erinnerst du dich nicht jenes Schülers, der bei Rabbi dem Großen und R. Ḥija famulierte? Bei Gott, all jene Jahre, die jener Jünger sitzend famulierte, famulierte ich stehend. — Was ist er für ein Mann? — Ein Mann in jeder Hinsicht.
Hierauf sprach Reš Laqiš: Gewiß, zum Guten sei jenes Mannes gedacht, in dessen Name folgende Lehre gesagt worden ist: Ist [die Luftröhre] herausgezogen und durchgeschnitten, so ist es tauglich, denn die herausgezogene kann nicht durchgeschnittenwerden.
R. Joḥanan aber sagt, man vergleiche.
R. Naḥman sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn man die Halsorgane nicht angefaßt hat, hat man aber die Halsorgane angefaßt und geschlachtet, so kann sie auch herausgezogen durchgeschnitten worden sein.
DIE REGEL HIERBEI IST. Was schließt dies ein? — Dies schließt die sieben Lehrenein.
Die Leute des Jägers Joseph töteten durch einen Schlag auf die Spannader. Als sie vor R. Jehuda b. Betherakamen, sprach er zu ihnen; Ist etwa zu den Totverletzungen noch hinzuzufügen!? Es gibt nur das, was die Weisen aufgezählt haben.
Die Leute des Papa b. Abba töteten durch einen Schlag auf die Niere. Als sie vor R. Abba kamen, sprach er zu ihnen: Ist etwa zu den Totverletzungen noch hinzuzufügen!? Es gibt nur das, was die Weisen aufgezählt haben. —
Wir sehen ja, daß [das Tier] dadurch verendet!? — Es ist überliefert, daß es, wenn man es mit einer Salbe einreiben würde, leben bleiben würde.
FOLGENDES IST BEIM VIEH TAUGLICH: WENN DIE GURGEL DURCHLÖCHERT ODER GESPALTENIST. WIEVIEL DARF FEHLEN? R. ŠIMO͑N B. GAMLIÉL SAGT, BIS ZUR GRÖSSE EINES ITALISCHEN ASSARS. WENN DER SCHÄDEL BESCHÄDIGT, ABER DIE HIRNHAUT NICHT DURCHLÖCHERT IST, DAS HERZ DURCHLÖCHERT IST, ABER NICHT BIS ZUR KAMMER, DAS RÜCKGRAT GEBROCHEN, DER [MARK]FADEN ABER NICHT DURCHGERISSEN IST, DIE LEBER FORT UND EIN OLIVENGROSSES STÜCK ZURÜCKGEBLIEBEN IST,
DER BLÄTTERMAGEN UND DER NETZMAGEN IN EINANDERDURCHLÖCHERT SIND, DIE MILZ FORT IST, DIE NIEREN FORT SIND, DIE UNTERE KINNLADE FORT IST, DIE GEBÄRMUTTER FORT IST, UND WENN ES AUF NATÜRLICHE WEISE MIT DER LUNGENSKLEROSE BEHAFTET IST. DAS HAUTLOSE IST NACH R. MEÍR TAUGLICH UND NACH DEN WEISEN UNTAUGLICH.
GEMARA. Es wurde gelehrt: R. Joḥanan sagt, [das Wort] ‘folgendes’ sei bei den Totverletzungen genau zu nehmen, und R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, [das Wort] ‘folgendes’ sei bei den Tauglichen genau zu nehmen. —
Worin besteht ihr Streit? — In der Lehre R. Mathnas, denn R. Mathna sagte, wenn das Oberschenkelbein aus seiner Lage verrenkt ist, sei es totverletzt. R. Joḥanan sagt, [das Wort] ‘folgendes’ sei bei den Totverletzungen genau zu nehmen; er zählt die Totverletzungen auf und er lehrt auch eine Regel,
Daf 54b
und da man den von R. Mathna gelehrten Fall in die Regel einbegreifen könnte, denn er gleicht den Fällen, wenn etwas fortist, so lehrt er bei den Totverletzungen ‘folgendes’, nur diese sind Totverletzungen, während es im von R. Mathna gelehrten Falle tauglich ist.
R. Šimo͑n b. Laqiš aber sagt, [das Wort] ‘folgendes’ sei bei den Tauglichen genau zu nehmen; er zählt die Totverletzungen auf, und er lehrt eine Regel, und da man den von R. Mathna gelehrten Fall in die Regel nicht einbegreifen kann, denn er ist weder mit den Fällen der Durchlöcherung zu vergleichen, noch mit denen des Durchreißens, noch mit denen, wenn etwas fehlt, daher lehrt er bei den Tauglichen ‘folgendes’, nur diese sind tauglich, während es im von R. Mathna gelehrten Falle untauglich ist.
Der Text. R. Mathna sagte: Wenn das Oberschenkelbein aus seiner Lage verrenkt ist, so ist es tot verletzt. Raba aber sagt, es sei tauglich, wenn aber die Sehnedurchgerissen ist, totverletzt. Die Halakha ist, auch wenn diese durchgerissen ist, sei es tauglich, es sei denn, daß sie angefault ist.
WIEVIEL DARF FEHLEN &C. Zee͑ri sagte: Für euch, die ihr dieses Maß nicht gesehen habt, gilt der gordianische Denar als Maß; er gleicht der kleinen Kupfermünze und findet sich unter den Kupfermünzen von Pumbeditha.
R. Ḥana der Geldwechsler erzählte: Einst stand der Schmiedesohn über mir und verlangte von mir einen gordianischen Denar, um eine Totverletzung zu messen. Als ich vor ihm aufstehen wollte, sprach er zu mir: Bleibe sitzen, mein Sohn, Handwerkerdürfen, wenn sie sich mit ihrer Arbeit befassen, nicht vor den Schriftgelehrten aufstehen. —
Etwa nicht, wir haben ja gelernt: Alle Handwerker standen vor ihnenauf und begrüßten sie, indem sie zu ihnen sprachen: Brüder, Bürger aus dem und dem Orte, in Frieden sei euer Kommen!
R. Joḥanan erwiderte: Vor ihnen müssen sie aufstehen, vor Schriftgelehrten dürfen sie nicht aufstehen. R. Jose b. Abin sagte: Komm und sieh, wie beliebt ein Gebot zur festgesetzten Zeit ist; vor ihnen müssen sie aufstehen, vor Schriftgelehrten aber dürfen sie nicht aufstehen. —
Wieso dies, vielleicht nur aus dem Grunde, damit man sie nicht zu einem Verstoße in zukünftigen Fällen bringe.
R. Naḥman sagte: Ein Sela͑gilt als über ein Sela͑, ein Assargilt als über ein Assar.
R. Naḥman ist somit der Ansicht, ‘bis’ sei ausschließlich zu verstehen.
Raba wandte gegen R. Naḥman ein: Wenn ein Strickbis fünf Handbreiten aus dem Bette herausragt, so ist errein. Fünf gehört wohl nach unten!? — Nein, fünf gehört nach oben. —
Komm und höre: Von fünf bis zehn ist erunrein. Zehn gehört wohl nach unten!? — Nein, zehn gehört nach oben. —
Komm und höre: Ganz kleine Tongefäße oder Boden- und Seitenstücke von [Gefäßen] bis zu einem Log, sofern sie ungestützt stehen können, wennsie
Daf 55a
genügend [Öl] zum Salben eines Kindes fassen. Ein Log gehört wohl nach unten!? — Nein, ein Log gehört nach oben. —
Komm und höre: [Ein Bruchstück von einem Gefäße], von einem Log bis zu einer Seá, wenn es ein Viertel[log] faßt. Eine Seá gehört wohl nach unten!? — Nein, eine Seá gehört nach oben. —
Komm und höre: Von einer Seá bis zwei Seá, wenn es ein halbes Log faßt. Zwei Seá gehören wohl nach unten!? — Nein, zwei Seá gehören nach oben. —
Es wird ja aber gelehrt: das Log nach unten, die Seá nach unten, zwei Seá nach unten!? —
Da erfolgt dieserschwerend. R. Abahu sagte nämlich im Namen R. Joḥanans: Bei allen von den Weisen festgesetzten Maßen richte man sich erschwerend, ausgenommen die Graupengröße bei [Blut]flecken, wobei man sich erleichternd richte.
Dies ist auch zu beweisen, denn zu jener Lehrewird ergänzend gelehrt: fünf gehören nach oben, zehn gehören nach unten.
DIE MILZ FORT IST. R. A͑vira sagte im Namen Rabas: Sie lehrten dies nur von dem Falle, wenn sie fort ist, ist sie aber durchlöchert, so ist es totverletzt.
R. Jose b. Abin, nach anderen R. Jose b. Zebida, wandte ein: Ist etwas von der Geburt im Mutterleibe abgeschnitten worden, so ist es zum Essenerlaubt, wenn aber von der Milz oder von den Nieren, so ist eszum Essen verboten; das Vieh selbst ist demnach erlaubt!? —
Auch das Vieh selbst ist verboten, da er aber im Anfangsatze lehrt, es sei zum Essen erlaubt, so lehrt er im Schlußsatze, es sei zum Essen verboten.
DIE NIEREN FORT SIND. Rakhiš b. Papa sagte im Namen Rabhs: Ist eine Niere erkrankt, so ist es totverletzt. Im Westen sagten sie: Dies nur dann, wenn die Erkrankung
Daf 55b
bis zum Einschnitte reicht, bis zur weißen Stelle unter den Lenden. R. Neḥemja sagte: Ich fragte alle Verletzungskundigen im Westen, und sie sagten mir, die Halakha sei wie Rakhiš b. Papa, nicht aber wie R. A͑vira.
Diesnur dann, wenn [die Milz] an der dünnen Stelle [durchlöchert] ist, wenn aber an der dicken, so ist es totverlelzt; ist aber in der Stärke eines Golddenars zurückgeblieben, so ist es tauglich.
Im Westen sagten sie: Was bei der Lunge untauglich ist, ist bei der Niere tauglich, denn die Lunge ist durchlöchert untauglich, die Niere aber tauglich, und um so mehr ist das, was bei der Lunge tauglich ist, bei der Niere tauglich.
R. Tanḥuma wandte ein: Ist dies denn eine stichhaltige Regel: die Eiterungist ja bei der Lunge tauglich und bei der Niere untauglich, und eine reine Flüssigkeit ist ja bei beiden tauglich!? Vielmehr, erwiderte R. Aši: Du vergleichst Verletzungen miteinander! Bei Verletzungen sage man nicht, eine sei mit der anderen zu vergleichen; schneidet man [ein Vieh] an der einen Stelle, verendet es, schneidet man es an einer anderen Stelle, bleibt es leben.
Von der reinen Flüssigkeit gilt dies nur dann, wenn sie klar ist, ist sie aber trübe, so ist es totverletzt. Und auch wenn sie klar ist, gilt dies nur dann, wenn sie nicht übelriechend ist, ist sie aber übelriechend, so ist es totverletzt.
Ist die Niere zusammengeschrumpft: bei einem Kleinvieh bis zur Bohnengröße, und bei einem Großvieh bis zur mittelmäßigen Traube.
DIE UNTERE KINNLADE FORT IST. R. Zera sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn es durch Einflößen und Stopfen leben kann, kann es aber durch Einflößen und Stopfen nicht leben, so ist es totverletzt.
DIE GEBÄRMUTTER FORT IST. Es wird gelehrt: Em, tarpaḥath und šalpuḥithsind identisch.
AUF NATÜRLICHE WEISE MIT DER LUNGENSKLEROSE BEHAFTET IST. Die Rabbanan lehrten: Was heißt Lungensklerose? Wenn die Lunge eingetrocknet ist; wenn auf natürliche Weise, so ist es tauglich, wenn durch Menschen, so ist es totverletzt.
R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: Auch wenn durch andere Geschöpfe. Sie fragten: Bezieht R. Šimo͑n b. Elea͑zar sich auf den Anfangsatz, erleichternd, oder auf den Schlußsatz, erschwerend? —
Komm und höre: Es wird gelehrt: Ist die Lungensklerose durch Menschen erfolgt, so ist es totverletzl; R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, auch wenn durch andere Geschöpfe.
Einst ging Rabba b. Bar Ḥana in der Wüste und fand Widder, deren Lungen eingetrocknet waren. Hierauf kam er ins Lehrhaus und fragte diesbezüglich. Man erwiderte ihm: Im Sommer hole man ein weißes Becken mit kaltem Wasser und lasse [die Lunge] darin vierundzwanzig Stunden liegen; wird sie wieder gut, so ist es auf natürliche Weise erfolgt, und es ist tauglich, wenn aber nicht, so ist es tot verletzt. Im Winter hole man ein schwarzesBecken mit warmem Wasser und lasse sie darin vierundzwanzig Stunden liegen; wird sie wieder gut, so ist es tauglich, wenn aber nicht, so ist es totverletzt.
DAS HAUTLOSE: Die Rabbanan lehrten: Das Hautlose ist nach R. Meír tauglich und nach den Weisen untauglich. Elea͑zar der Schreiber und Joḥanan b. Gudgada haben bereits bekundet, daß das Hautlose untauglich sei. R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: R. Meír trat davon zurück. —
Demnach stritt R. Meír nach R. Šimo͑n b. Elea͑zar hinsichtlich des Hautlosen, und dagegen wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte, R. Meír und die Weisen streiten nicht, ob das Hautlose untauglich sei. R. Oša͑ja, Sohn des R. Jehuda des Parfümeurs, bekundete bereits vor R. A͑qiba im Namen R. Tryphons, daß das Hautlose untauglich sei, wenn aber die Größe eines Sela͑ zurückgebliebenist, es tauglich sei!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Unter ‘streiten nicht’ ist zu verstehen, R. Meír blieb nicht bei seiner streitenden Ansicht.
Der Meister sagte: Wenn die Größe eines Sela͑ zurückgeblieben ist, tauglich sei. Wo? R. Jehuda erwiderte im Namen Šemuéls: Über der ganzen Wirbelsäule.
Sie fragten: Ein langer und schmaler [Streifen], der zusammen einen Sela͑ hat, oder die Breite eines Sela͑ über dem ganzen Rückgrat? — Komm und höre: R. Nehoraj erklärte im Namen Šemuéls: Die Breite eines Sela͑ über dem ganzen Rückgrat.
Rabba b. Bar Ḥana sagte: An den Gliederköpfen. R. Elea͑zar b. Antigonos sagte im Namen des R. Elea͑zar b. R. Jannaj: Am Nabel.
R. Jannaj b. R. Jišma͑él fragte: Wie ist es, wenn [die Haut] am Nabel fort und sonst überall vorhanden ist, wenn sie an den Gliederköpfen fort und sonst überall vorhanden ist? — Dies bleibt unentschieden.
Rabh sagte, bei einem Hautlosen schütze die Haut überall, nur nicht die Haut an den Klauen; R. Joḥanan aber sagt, auch die Haut an den Klauen schütze.
R. Asi fragte R. Joḥanan: Schützt die Haut an den Klauen beim Hautlosen? Dieser erwiderte: Sie schützt. Jener sprach: Du hast uns gelehrt, Meister, daß bei folgendem die Haut dem Fleischgleiche: bei der Haut an den Klauen!? Dieser erwiderte: Erzürne mich nicht; ich lehrte es als Ansicht eines einzelnen.
Es wird nämlich gelehrt: Hat man ein Brandopfer geschlachtet in der Absicht, eine Olive von der Haut unter dem Fettschwanzeaußerhalb des Raumes aufzuräuchern, so ist es untauglich, und man verfälltnicht der Ausrottung; wenn aber außerhalb der Frist, so ist es verwerflich und man verfällt der Ausrottung.
Elea͑zar b. Jehuda aus Iblimsagte im Namen R. Ja͑qobs, und ebenso sagte R. Šimo͑n b. Jehuda aus [Kephar] I͑kus im Namen R. Šimo͑ns, dies gelte sowohl von der Haut an den Klauen, als auch der Kopfhaut bei einem jungen Kalbe, sowie der Haut unter dem Fettschwanze, und von jeder anderen, von der die Weisen hinsichtlich der Unreinheit gesagt haben, die Haut gleiche dem Fleische,
Daf 56a
dies schließt die Haut an der Scham ein; außerhalb des Raumesist es untauglich, und man verfällt nicht der Ausrottung, außerhalb der Fristist es verwerflich, und man verfällt der Ausrottung.
FOLGENDE SIND TOTVERLETZUNGEN BEIM GEFLÜGEL: WENN DIE SPEISERÖHRE DURCHLÖCHERT IST, DIE GURGEL DURCHGERISSEN IST, EIN WIESEL IHM DEN KOPF GEBISSEN HAT AN EINER STELLE, WO ES TOTVERLETZT WIRD, DER MAGEN DURCHLÖCHERT IST ODER DIE DÄRME DURCHLÖCHERT SIND. WENN ES AUF FEUER GEFALLEN UND DAS EINGEWEIDE ANGESENGT WORDEN IST, SO IST ES, WENN ES GELB IST, UNTAUGLICH, UND WENN ROT, TAUGLICH. WENN ES GETRETEN, AN DIE WAND GESCHLAGEN ODER VON EINEM VIEH GESTOSSEN WORDEN IST UND NOCH ZAPPELT, SO IST ES, WENN ES EINEN STUNDENTAG GELEBT UND MAN ES GESCHLACHTET HAT, TAUGLICH.
GEMARA. Rabh, Šemuél und Levi sagten: Man stecke die Hand hineinund untersuche; tritt [das Gehirn] heraus, so ist es totverletzt, wenn aber nicht, so ist es tauglich. —
Einleuchtend ist dies nach demjenigen, welcher sagt, nurwenn die untere Haut durchlöchert worden ist, nach demjenigen aber, welcher sagt, auch wenn nur die obere und nicht die untere durchlöchert worden ist, ist ja zu befürchten, vielleicht ist die obere und nicht die unteredurchlöchert worden!? — Wenn die obere durchlöchert ist, platzt die untere durch ihre Zartheit.
Zee͑ri sagte: Bei einem Wiesel nützt die Untersuchung nicht, weil seine Zähne spitzsind. — Was ist denn dabei, daß seine Zähne spitzsind!? R. Oša͑ja erwiderte: Sie sind spitz und gekrümmt.
Als [Zee͑ri] nach Nehardea͑ ging, ließ er ihnen sagen: Das, was ich euch gesagt habe, war ein Irrtum von mir. Vielmehr sagten sie folgendes im Namen des R. Šimo͑n b. Laqiš: bei einem Wiesel untersuche man es mit der Hand und nicht mit einem Stift. R. Joḥanan aber sagt, auch mit einem Stift.
Sie führen denselben Streit wie R. Jehuda und R. Neḥemja; einer untersuchte mit der Hand und einer untersuchte mit einer Nadel. Der mit der Hand untersuchte, sprach zu dem, der mit einer Nadel untersuchte: Wie lange noch wirst du das Geld Jisraéls vernichten!? Der mit einer Nadel untersuchte, erwiderte dem, der mit der Hand untersuchte: Wie lange noch wirst du Jisraél Aas essen lassen!? —
‘Aas’, es ist ja geschlachtet!? — Vielmehr, Totverletztes; die Hirnhaut kann durchlöchertsein.
Es ist zu beweisen, daß R. Jehuda es ist, der mit der Hand untersuchte. Es wird nämlich gelehrt: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte im Namen R. Jehudas: Bei einem Wiesel untersuche man mit der Hand und nicht mit einem Stift. Ist der Knochen gebrochen, auch wenn die Hirnhaut nicht durchlöchert ist. Schließe hieraus. —
Dies widerspricht sich ja selbst: zuerst heißt es, bei einem Wiesel untersuche man mit der Hand und nicht mit einem Stift, demnach gibt es hierbei eine Untersuchung, und nachher lehrt er, wenn der Knochen gebrochen ist, auch wenn die Hirnhaut nicht durchlöchert ist, wonach es hierbei keine Untersuchung gibt!? — Der Schlußsatz bezieht sich auf einen Wasservogel, der keine Hirnhaut hat. — Keine Hirnhaut hat’, wie kommst du darauf!? — Vielmehr, dessen Hirnhaut zart ist.
R. Naḥman sprach zu R. A͑nan: Der Meister sagte, Šemuél untersuchte mit der Hand und erklärte es als tauglich, und der Kollege Ḥona sagte, Rabh untersuchte mit der Hand und erklärte es als tauglich, und dagegen lehrte Levi, alle Totverletzungen, die die Weisen beim Vieh aufgezählt haben, gelten entsprechend beim Geflügel, und beim Geflügel gebe es noch mehr, wenn nämlich der Knochen gebrochen ist, auch wenn die Hirnhaut nicht durchlöchert ist!? Dieser erwiderte: Dies gilt von einem Wasservogel, der keine Hirnhaut hat. — ‘Keine Hirnhaut hat’, wie kommst du darauf!? — Vielmehr, dessen Hirnhaut zart ist.
Im Hause des R. Ḥana war eine [solche] Henne, und er sandte sie zu R. Mathna. Bei dieser war der Knochen gebrochen und die Hirnhaut nicht durchlöchert, und er erklärte sie als tauglich. Jener sprach zu ihm: Levi lehrte ja aber, alle Totverletzungen, die die Weisen beim Vieh aufgezählt haben, gelten entsprechend beim Geflügel, und beim Geflügel gebe es noch mehr, wenn nämlich der Knochen gebrochen ist, auch wenn die Hirnhaut nicht durchlöchert ist!? Dieser erwiderte: Dies gilt von einem Wasservogel, der keine Hirnhaut hat. — ‘Keine Hirnhaut hat’, wie kommst du darauf!? — Vielmehr, dessen Hirnhaut zart ist.
R. Šezbi untersuchte gegen die Sonne. R. Jemar untersuchte mit Wasser. R. Aḥa b. Ja͑qob untersuchte
Daf 56b
mit einem Weizenstroh.
R. Šezbi sagte: Unsere Gänse gelten als Wasservögel.
AUF FEUER GEFALLEN &C. R. Joḥanan sagte im Namen des R. Jose b. Jehošua͑: Das Maß des Gelbwerdens beträgt ebensoviel wie das Maß der Durchlöcherung; wie dies bei der Durchlöcherung von einem Minimum gilt, ebenso gilt dies auch beim Gelbwerden von einem Minimum.
R. Joseph, Sohn des R. Jehošua͑ b. Levi, fragte R. Jehošua͑ b. Levi: Wie ist es, wenn die Leber neben den Därmen gelb geworden ist? Dieser erwiderte: Es ist totverletzt. — Dies kann ja nicht mehr sein, als ganz fort!? Raba erwiderte: Da die Leber neben den Därmen gelb ist, so ist es sicher, daß durch das Feuer die Därme versengt worden sind, sodaß es totverletzt ist.
R. Jehošua͑ b. Levi hatte eine [solche] Henne, und er sandte sie zu R. Elea͑zar Ha-Qappar Berabbi. Bei dieser waren die Därme gelb, und er erklärte sie als tauglich. — Wir haben ja aber gelernt, wenn [das Eingeweide] gelb ist, sei es untauglich!? — Nur vom Magen, dem Herzen und der Leber sagten sie, wenn sie gelb sind, sei es untauglich. — Ebenso wird auch gelehrt: Von folgenden [Teilen des] Eingeweides sagten sie es: vom Magen, dem Herzen und der Leber.
R. Jiçḥaq b. Joseph hatte eine [solche] Henne, und er sandte sie zu R. Abahu. Bei dieser waren [die Därme] rot, und er erklärte sie als totverletzt. — Wir haben ja aber gelernt, wenn [das Eingeweide] rot ist, sei es tauglich!? Dieser erwiderte: Sind die roten [Teile] gelb oder die gelben rot, so ist es totverletzt. Nur vom Herzen, dem Magen und der Leber sagten sie, wenn sie rot sind, sei es tauglich.
R. Šemuél b. Ḥija sagte im Namen R. Manis: Wenn rote [Teile] gelb waren und durch Brühen wieder rot werden, so ist es tauglich, weil nur Rauch auf sie gekommen war. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Auch wir wollen Entsprechendes sagen: Wenn rote [Teile] nicht gelb waren und durch Brühen gelb werden, so ist es totverletzt, denn ihr Gebrechen ist entdeckt worden. R. Aši sagte: Daher esse man esnur dann, wenn man es gebrüht hat. Dies ist aber nichts; man braucht das Vorhandensein eines Makels nicht vorauszusetzen.
GETRETEN, AN DIE WAND GESCHLAGEN. R. Elea͑zar b. Antigonos sagte im Namen des R. Elea͑zar b. R. Jannaj: Sowohl in dem einen als auch im anderen Falle isteine Untersuchung erforderlich.
iv FOLGENDES IST BEIM GEFLÜGEL TAUGLICH: WENN DIE GURGEL DURCHLÖCHERT ODER GESPALTEN IST, EIN WIESEL IHM DEN KOPF GEBISSEN HAT AN EINER STELLE, WO ES NICHT TOTVERLETZT WIRD, DER KOPF DURCHLÖCHERT IST, WIE RABBI SAGT, AUCH WENN ER GANZ FORT IST, DIE DÄRME HERAUSGETRETEN UND NICHT DURCHLÖCHERT SIND, DIE FLÜGEL GEBROCHEN SIND, DIE FÜSSE GEBROCHEN SIND, ODER DIE FEDERN AUSGERUPFT SIND. R. JEHUDA SAGT, SIND DIE FLAUMFEDERN FORT, SEI ES UNTAUGLICH.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Einst gingen R. Simaj und R. Çadoq nach Lud, um das Jahr zu interkalieren, und feierten den Šabbath in Ono; sie trafen da eine Entscheidung über eine Gebärmutter, wie Rabbi über einen Kropf.
Sie fragten: Entschieden sie über eine Gebärmutter, daß esverboten sei, und wie Rabbi über einen Kropf, daß eserlaubt sei, oder aber entschieden sie über eine Gebärmutter, daß es erlaubt sei, wie Rabbi vom Kropf [lehrt], aber hinsichtlich des Kropfes waren sie nicht der Ansicht Rabbis? — Dies bleibt unentschieden.
Rabba, nach anderen R. Jehošua͑ b. Levi, sagte: Das Dach des Kropfes gleicht der Speiseröhre. — Wo ist dieses? R. Bebaj b. Abajje erwiderte: Was mit dieser mitgezogen wird.
DIE DÄRME HERAUSGETRETEN. R. Šemuél b. R. Jiçḥaq sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn man sie nicht umgedrehthat, hat man sie aber umgedreht, so ist es totverletzt. Es heißt nämlich:er hat dich geschaffen und dir Stellung gegeben; dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, im Menschen Stellungen eingerichtet hat, und wenn eine umgedreht wird, kann er nicht leben.
Es wird gelehrt: R. Meír sagte: Er hat dich geschaffen und dir Stellung gegeben; eine Großstadt, in der alles ist; aus ihmselbst seine Priester, aus ihm selbst seine Propheten, aus ihm selbst seine Fürsten, aus ihm selbst seine Könige. So heißt es auch:Von ihm der Eckstein, von ihm der Pflock &c.
Einst sah ein Römer, wie jemand vom Dache auf die Erde fiel und ihm der Bauch platzte und die Eingeweide heraustraten. Da ließ er durch Blendwerk seinen Sohn kommen und schlachtete ihn vor ihm.
Daf 57a
Jener begann zu stöhnen und zu seufzen, und die Eingeweide traten ihm zurück hinein; hierauf nähte er ihm den Bauch zu.
DIE FÜSSE GEBROCHEN. Einst kam ein Korb mit gebrochenem Geflügel vor Rabba; da untersuchte er die Achillessehneund erklärte es als tauglich.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Ist einem Vieh das Oberarmbein verrenkt, so ist es tauglich; ist einem Vieh das Oberschenkelbein verrenkt, so ist es totverletzt. Ist einem Vogel das Oberschenkelbein verrenkt, so ist er totverletzt; ist einem Vogel ein Flügel verrenkt, so ist er totverletzt, denn es ist zu befürchten, die Lunge kann durchlöchert sein. Šemuél sagt, es sei zu untersuchen; ebenso sagte R. Joḥanan, es sei zu untersuchen.
Ḥizqija sagt, ein Vogel habe keine Lunge. R. Joḥanan sagt, er habe eine zwischen den Flügelnund sie gleiche einem Rosenblatte. — Was heißt: ein Vogel habe keine Lunge: wollte man sagen, er habe überhaupt nicht, so sehen wir ja, daß er wohl eine hat!? — Vielmehr, er wird dadurchnicht totverletzt. — Levi lehrte ja aber, alle Totverletzungen, die die Weisen beim Vieh aufgezählt haben, gelten entsprechend beim Geflügel, und beim Geflügel gebe es noch mehr, wenn nämlich der Knochen gebrochen ist, auch wenn die Hirnhaut nicht durchlöchert ist!? —
Vielmehr, es hat keine hinsichtlich des Sturzes und keine hinsichtlich des Versengens. — Aus welchem Grunde? R. Ḥana erwiderte: Weil der größere Teil Rippen sie schützt. —
Wenn aber R. Joḥanan sagt, er habe eine zwischen den Flügeln und sie gleiche einem Rosenblatte, so ist ja Ḥizqija der Ansicht, er habe keine!? Vielmehr, erklärten sie im Westen im Namen des R. Jose b. R. Ḥanina, aus den Worten Berabbisist zu ersehen, daß er in [der Beschaffenheit der] Hühner nicht kundig war.
R. Hona sagte im Namen Rabhs: Ist einem Vogel das Oberschenkelbein verrenkt, so ist er tauglich. Rabba b. R. Hona sprach zu R. Hona: Die Rabbanan, die aus Pumbeditha kamen, sagten ja, R. Jehuda habe im Namen Rabhs gesagt, ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, sei totverletzt!? Dieser erwiderte: Mein Sohn, jeder Strom hat seinen Lauf.
R. Abba traf einst R. Jirmeja b. Abba die Achillessehne untersuchen. Da sprach er zu ihm: Wozu braucht dies der Meister, R. Hona sagte ja im Namen Rabhs, ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, sei tauglich!? Dieser erwiderte: Ich kenne folgende Lehre: Sind einem Vieh die Füße unterhalb des Sprunggelenkes abgeschnitten, so ist es tauglich, wenn oberhalb des Sprunggelenkes, so ist es untauglich, und ebenso auch, wenn die Achillessehne fort ist. Und hierzu sagte Rabh, dies gelte auch vom Geflügel. —
Demnach befindet sich ja Rabh in einem Widersprüche mit sich selbst!? Da schwieg er. Hierauf sprach jener: Vielleicht unterscheidet er zwischen verrenkt und abgeschnitten? Dieser entgegnete: Du sagst dies als Erklärung der Lehre Rabhs! Rabh sagte ausdrücklich, es sei, wenn verrenkt, tauglich, und wenn abgeschnitten, untauglich. Dies soll dich nicht wundern; schneidet man [ein Vieh] an der einen Stelle, verendet es, schneidet man es an einer anderen Stelle, bleibt es leben.
Als R. Abba hinaufging, traf er R. Zera sitzen und vortragen: R. Hona sagte im Namen Rabhs: Ist einem Vogel das Oberschenkelbein verrenkt, so ist er totverletzt. Da sprach er zu ihm: Beim Leben des Meisters, seit dem Tage, an dem der Meister hier ist,
Daf 57b
hatten wir Unterredungen mit R. Hona, und als wir ihn diesbezüglich fragten, erwiderte er uns, ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, sei tauglich.
Ferner traf ich einst R. Jirmeja b. Abba sitzen und die Achillessehne untersuchen, und ich fragte ihn, ob er nichts von dem halte, was R. Hona im Namen Rabhs sagte, daß nämlich ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, tauglich sei. Da erwiderte er mir, er kenne folgende Lehre: Sind einem Vieh die Füße unterhalb des Sprunggelenkes abgeschnitten, so ist es tauglich, wenn oberhalb des Sprunggelenkes, so ist es untauglich, und ebenso auch, wenn die Achillessehne fort ist. Und hierzu sagte Rabh, dies gelte auch beim Geflügel.
Ich sprach dann zu ihm: Demnach befindet sich ja Rabh in einem Widersprüche mit sich selbst!? Da schwieg er. Hierauf fragte ich: Vielleicht unterscheidet Rabh zwischen verrenkt und abgeschnitten? Da sprach er zu mir: Du sagst dies als Erklärung der Lehre Rabhs! Rabh sagte ausdrücklich, es sei, wenn verrenkt, tauglich, und wenn abgeschnitten, untauglich.
Was weißt du darüber? — Folgendes sagte R. Ḥija b. Aši im Namen Rabhs: ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, ist totverletzt. Ebenso sagte R. Ja͑qob b. Idi im Namen R. Joḥanans, ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, sei totverletzt.
Ferner sagte R. Ja͑qob b. Idi: Wäre R. Joḥanan in der Ortschaft, wo die Genossen entscheiden, es sei erlaubt, würde er sich nicht gerührthaben. R. Ḥanina sagte nämlich im Namen Rabbis, ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, sei tauglich. Auch hatte R. Ḥanina eine Henne, der das Oberschenkelbein verrenkt worden war, und er brachte sie zu Rabbi, und dieser erlaubte sie. Da salzte er sie ein und lehrte damit die Schüler: dies erlaubte mir Rabbi, dies erlaubte mir Rabbi.
Die Halakha ist aber nicht wie all jene Lehren, vielmehr richte man sich nach dem folgenden. R. Jose b. Nehoraj fragte R. Jehošua͑ b. Levi: Wieviel darf bei der Durchbohrung der Luftröhre [von dieser fehlen]? Dieser erwiderte: Wir haben eine ausdrückliche Lehre: bis zur Größe eines italischen Assars. Jener entgegnete: In unserer Nachbarschaft war ja ein Schaf, dem die Luftröhre durchbohrt war; da setzte man ihm ein Rohr ein, und es blieb leben!?
Dieser erwiderte: Darauf stützest du dich!? Es ist ja eine verbreitete Lehre in Jisraél, ein Vogel, dem das Oberschenkelbein verrenkt ist, sei totverletzt, und doch hatte R. Šimo͑n b. Ḥalaphta eine Henne, der das Oberschenkelbein verrenkt worden war, die, nachdem man ihr eine Schiene aus Rohr gemacht hatte, leben blieb. Du mußt also sagen, innerhalb zwölf Monaten, ebenso geschah es auch in jenem Falle innerhalb zwölf Monaten.
Man erzählt von R. Šimo͑n b. Ḥalaphta, daß er sich mit Dingen zu befassenpflegte. Einst tat er etwas, um R. Jehuda von seiner Ansicht abzubringen. R. Jehuda sagt nämlich, wenn [einem Vogel] die Flaumfedern fehlen, sei er untauglich. Nun hatte R. Šimo͑n b. Ḥalaphta eine Henne, der die Flaumfedern fehlten, und er wickelte sie in eine Schmiedeschürze und setzte sie in einen Ofen; hierauf bekam sie andere Federn, noch mehr als zuvor. —
Vielleicht ist R. Jehuda der Ansicht, das Totverletzte könne gedeihen!? — Bei dieser ist ja das gediehen, was sie totverlelzt machen sollte, denn die neuen Federn waren mehr als die früheren.
Was heißt sich mit Dingen zu befassen? R. Mešaršeja erwiderte: Es heißt:Gehe zur Ameise, Fauler, beobachte ihre Wege und werde klug. Sie hat keinen Fürsten, keinen Amtmann und keinen Gebieter, und bereitet doch im Sommer ihr Brot. Er sprach: Ich will gehen und sehen, ob sie wirklich keinen König haben.
Da ging er in der Jahreszeit des Tammuzzu einem Ameisennest hin und breitete sein Gewand über dieses aus. Da kam eine von ihnen hervor, und er merkte sich diese. Sie ging dann hinein und berichtete, Schatten seien gefallen. Als sie dann herauskamen, nahm er das Gewand fort und die Sonne fiel auf sie. Da fielen sie über jene her und töteten sie. Da sprach er: Es ist zu sehen, daß sie keinen König haben, denn hätten sie einen, wie sollten sie seiner Erlaubnisnicht benötigt haben!?
R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Vielleicht war der König unter ihnen!? Oder vielleicht hatten sie seine Erlaubnis eingeholt!? Oder vielleicht war es eine Zeit des Interregnums!? So heißt es auch:In jenen Tagen war kein König in Jisraél; jeder tat, was in seinen Augen recht war. Man verlasse sich vielmehr auf die Glaubwürdigkeit Šelomos.
R. Hona sagte: Zwölf Monate sind ein Zeichenbei der Totverletzung. Man wandte ein: Ein Zeichen der Totverletzung ist es, wenn es nicht zeugt. R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Gedeiht es fortschreitend, so ist es sicher tauglich, und siecht es fortschreitend hin, so ist es sicher totverletzt. Rabbi sagte: Dreißig Tage sind ein Zeichen bei der Totverletzung. Man erwiderte ihm: Viele leben ja auch zwei oder drei Jahre!? —
Hierüber besteht ein Streit von Tannaím, denn es wird gelehrt: Hat der Schädel ein langes Loch, oder auch nur mehrere [kleine] Löcher, so werden sie zu einem Bohrerlochevereinigt. R. Jose b. Hamešullam sagte: Einst ereignete es sich in E͑nbol, daß einem der Schädel beschädigt wurde; da legte man ihm einen Verband aus einem Stücke Kürbis an, und er blieb leben. R. Šimo͑n erwiderte ihm: Soll dies etwa ein Beweis sein!? Dies war im Sommer, und als die kalten Tage über ihn kamen, starb er sofort.
R. Aḥa b. Ja͑qob sagte: Die Halakha ist, das Totverletzte könne zeugen und gedeihen. Amemar sagte: Die Eier aus der ersten Tracht eines totverletzten [Vogels]
Daf 58a
sind verboten, die folgenden aber entstehen durch zwei Einwirkungenund sind erlaubt.
R. Aši wandte gegen Amemar ein: Sie stimmen überein, daß das Ei von einem totverletzten [Vogel] verboten sei, weil es als Verbotenes gewachsenist!? — Dies gilt vom parthenogenetischen. —
Sollte er ihm doch erwidert haben: dies gelte von der ersten Tracht!? — Demnach sollte es nicht ‘gewachsen’, sondern ‘vollendet’ heißen. —
Wir haben gelernt, das Junge eines Totverletzten dürfe auf dem Altar, wie R. Elie͑zer sagt, nicht dargebracht werden, und wie R. Jehošua͑ sagt, dargebracht werden, und sie streiten wohlüber den Fall, wenn es zuerst totverletzt und nachher trächtig wurde, denn R. Elie͑zer ist der Ansicht, wenn es durch zwei Einwirkungen entsteht, sei es verboten, und R. Jehošua͑ ist der Ansicht, wenn es durch zwei Einwirkungen entsteht, sei es erlaubt.
Weshalb streiten sie demnach über [die Tauglichkeit] für Gott, sie sollten doch hinsichtlich eines Gemeinenstreiten!? — Um dir die Ansicht R. Jehošua͑s hervorzuheben, daß es sogar für Gott tauglich sei. —
Sollten sie doch hinsichtlich eines Gemeinen streiten, um dir die Ansicht R. Elie͑zers hervorzuheben, daß es sogar für einen Gemeinen verboten sei!? — Die erlaubende Ansicht ist bedeutender.
Sie stimmen überein, daß das parthenogenetische Ei eines totverletzten [Vogels] verboten sei, wobei es durch nur eine Einwirkung entsteht.
R. Aḥa ist der Ansicht des R. Aḥa b. Ja͑qobund lehrt die Lehre Amemars wie wir sie angeführt haben;
Rabina ist nicht der Ansicht des R. Aḥa b. Ja͑qob und lehrt die Lehre Amemars wie folgt: Amemar sagte: Die Eier aus der ersten Tracht eines zweifelhaft totverletzten [Vogels] hebe man auf; legt er weiter, so sind sie erlaubt, wenn aber nicht, verboten.
R. Aši wandte gegen Amemar ein: Sie stimmen überein, daß das Ei von einem totverletzten [Vogel] verboten sei, weil es als Verbotenes gewachsenist!? Dieser erwiderte: Dies gilt von der ersten Tracht. — Wieso heißt es demnach ‘gewachsen’, es sollte ja ‘vollendet’ heißen!? — Lies: vollendet. —
Wir haben gelernt, das Junge eines Totverletzten dürfe auf dem Altar, wie R. Elie͑zer sagt, nicht dargebracht, und wie R. Jehošua͑ sagt, dargebracht werden, und sie streiten wohlüber den Fall, wenn es zuerst trächtig und nachher totverletzt wurde, denn R. Elie͑zer ist der Ansicht, die Geburt sei ein Glied der Mutter, und R. Jehošua͑ ist der Ansicht, die Geburt sei nicht ein Glied der Mutter. Weshalb streiten sie demnach über [die Tauglichkeit] für Gott, sie sollten doch hinsichtlich eines Gemeinen streiten!? —
Um dir die Ansicht R. Jehošua͑s hervorzuheben. — Sollten sie doch hinsichtlich eines Gemeinen streiten, um dir die Ansicht R. Elie͑zers hervorzuheben!? — Die erlaubende Ansicht ist bedeutender.
Sie stimmen überein, daß das Ei eines totverletzten [Vogels] verboten sei, aus der ersten Tracht, weil es ihrem Körper gleicht.
Die Halakha ist: bei einem männlichen Tiere, zwölf Monate, bei einem weiblichen, wenn es nicht wirft.
R. Hona sagte: Ein Lebewesen, das keine Knochen hat, lebt keine zwölf Monate. R. Papa sagte: Aus der Lehre R. Ḥonas ist zu entnehmen, daß, obgleich Šemuél gesagt hat, eine Gurke, die am Strunkemadig geworden ist, sei verboten,
Daf 58b
Datteln in einem Krugenach zwölf Monaten erlaubt seien.
Rabh sagte: Es gibt keine Mücke, die einen Tag alt wird, und es gibt keine Fliege, die ein Jahr alt wird.
R. Papa sprach zu Abajje: Die Leute pflegen ja zu sagen: sieben Jahre grollte das Mückenweibchen dem Mükkenmännchen, indem es zu ihm sprach: du hast einen Mann aus Maḥoza gesehen, wie er im Wasser badete, heraufstieg und sich in Laken wickelte, sodann setztest du dich auf ihn und sogest an ihm, ohne mirmitzuteilen. Dieser erwiderte: Die Leute pflegen ja auch zu sagen: sechzig Minen Eisen kann man der Mücke an den Stachelhängen; ist dies, nach deiner Auffassung, denn möglich, wie groß ist sie selbst!? Es sind also ihre Minenzu verstehen, ebenso sind auch ihre Jahrezu verstehen.
Dort haben wir gelernt: Hat ein Vieh fünf oder nur drei Beine, so ist diesein Gebrechen. R. Hona sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn es weniger oder mehr an den Vorderbeinen hat, wenn es aber weniger oder mehr an den Hinterbeinen hat, so ist es sogar totverletzt, denn jedes ‘mehr’ gleicht dem ‘weniger’.
Einst brachte man Rabina ein Vieh, das zwei Sanjadibihatte, und er erklärte es als totverletzt, wegen der Lehre R. Honas. Münden sie aber ineinander, so ist es tauglich.
Einst kam ein Fall vor, daß eine Fistel zwischen dem Netzmagen und dem Blättermagen vorhanden war, und R. Aši wollte es als untauglich erklären. Da sprach Hona Mar b. Ḥija zu R. Aši: Dies kommt bei allen Tieren im Freien vor.
Einst kam ein Fall vor, daß eine Fistel zwischen dem Blättermagen und dem Pansen war, und Mar b. R. Aši wollte es als tauglicherklären. Da sprach R. Oša͑ja zu ihm: Willst du etwa alles in ein Gewebe zusammenweben!? Wobei diesgelehrt worden ist, gilt dies, und wobei dies nicht gelehrt worden ist, gilt dies nicht.
Nathan b. Šila, der Oberschlächter von Sepphoris, bekundete vor Rabbi, daß, wenn bei einem Vieh zwei Darmsträngeausgehen, es totverletzt, und ein Vogel in einem ähnlichen Falle tauglich sei. Dies gilt nur von dem Falle, wenn sie von zwei Stellen ausgehen, wenn sie aber von einer Stelle ausgehen und innerhalb einer Fingerbreite aufhören, so ist es tauglich.
Hierüber streiten R. Ami und R. Asi; einer sagt, nur wenn sie da vereinigtwerden, und der andere sagt, auch wenn sie nicht vereinigt werden. —
Erklärlich sind [die Worte] ‘innerhalb einer Fingerbreite’ nach demjenigen, welcher sagt, nur wenn sie vereinigt werden, was aber heißt ‘innerhalb einer Fingerbreite’ nach demjenigen, welcher sagt, auch wenn sie nicht vereinigt werden!? — Eine Fingerbreite unten.
R. JEHUDA SAGT, SIND DIE FLAUMFEDERN FORT, SEI ES UNTAUGLICH. R. Joḥanan sagte: R. Jehuda und R. Jišma͑él lehrten das gleiche. R. Jehuda, was wir gesagt haben, und R. Jišma͑él lehrte folgendes: die Flaumfedern werden mitgerechnet.
Raba sprach: Vielleicht ist dem nicht so; R. Jehuda ist dieser Ansicht nur bei der Totverletzung, weil es keinen Schutz mehr hat, bei der Verwerflichmachung aberist er der Ansicht der Rabbanan. Oder auch: vielleicht ist R. Jišma͑él dieser Ansicht nur bei der Verwerflichmachung, nicht aber bei der Totverletzung, weil diese keinen Schutz gewähren.
IST [EIN VIEH] VON BLUTANDRANG BEFALLEN, ANGERÄUCHERTODER ERKÄLTET, HAT ES LORBEERROSE ODER HÜHNERKOT GEFRESSEN ODER FAULES WASSER GESOFFEN, SO IST ES TAUGLICH. HAT ES GIFT GEFRESSEN ODER EINE SCHLANGE ES GEBISSEN, SO IST ES NICHT ALS TOTVERLETZTES, JEDOCH WEGEN DER LEBENSGEFAHR VERBOTEN.
GEMARA. Šemuél sagte: Gab man [einem Vieh] Asant zu fressen, so ist es totverletzt, weil er die Därme durchlöchert.
R. Šezbi wandte ein: Ist [ein Vieh] von Blutandrang befallen, angeräuchert, hat es Lorbeerrose oder Hühnerkot gefressen, faules Wasser gesoffen, oder hat man ihm Tia͑, Asant oder Pfeffer zu fressen gegeben, oder hat es Gift gefressen, so ist es tauglich; hat eine Schlange oder ein toller Hund es gebissen, so ist es nicht als Totverletztes, jedoch wegen der Lebensgefahr verboten. Hier besteht also ein Widerspruch sowohl hinsichtlich des Asantesals auch hinsichtlich des Giftes!? —
Hinsichtlich des Asantes ist dies kein Widerspruch, denn eines gilt von den Blättern und eines gilt vom Strunke; und hinsichtlich des Giftes besteht ebenfalls kein Widerspruch, denn eines gilt von Tier[gift]und eines gilt vom Menschen [gift]. — Tiergift ist ja dasselbe, was Lorbeerrose!? — [Er spricht von] zwei Arten von Gift.
Was ist Tia͑? R. Jehuda erwiderte:
Daf 59a
Die Wurzel vom Bitterkraut.
R. Jehuda sagte: Wer drei Gewichte Asant auf nüchternen Magen gegessen hat, dem löst sichdie Haut. R. Abahu sagte: Mir passierte es einmal, daß ich etwas Asant aß, und wenn ich mich nicht ins Wasser gesetzt hätte, würde sich mir die Haut abgelöst haben. Ich ließ an mir in Erfüllung gehen [den Schriftvers:]die Weisheit erhält ihren Herrn.
R. Joseph sagte: Wer in der Jahreszeit des Tammuzauf nüchternen Magen sechzehn Eier, vier Nüsse und sieben Kapernkörner gegessen und ein Viertel[log] Honig getrunken hat, dem wird die Herzverbindung losgerissen.
Einst brachte man zum Exilarchen ein junges Reh, dem die Hinterbeine abgetrennt waren; da untersuchte Rabh die Achillessehne und erklärte es als tauglich. Er wollte auch davon ein Stück frisches Fleisch essen, da sprach Šemuél zu ihm: Fürchtet der Meister nicht, es könnte angenagtsein!?
Jener fragte: Was mache man nun? — Leg es in den Ofen, und es wird sich zeigen. Als er es darauf hineintat, zerfiel es in Stücke. Hierauf las Šemuél über Rabh:Dem Frommen stößt kein Unheil zu. Rabh aber las über Šemuél:Dir ist kein Geheimnis verhüllt.
DIE KENNZEICHENBEI VIEH UND WILD SIND IN DER TORA ANGEGEBEN, NICHT ABER DIE KENNZEICHEN BEIM GEFELÜGEL; JEDOCH SAGTEN DIE WEISEN: JEDER ANPACKENDE VOGELIST UNREIN, JEDER, DER EINEN SPORN UND EINEN KROPF HAT UND DESSEN MAGENHAUT SICH ABLÖSEN LÄSST, IST REIN. R. ELIE͑ZER B. R. ÇADOQ SAGT, JEDER VOGEL, DER DIE ZEHENTEILT, SEI UNREIN.
VON DEN HEUSCHRECKENJEDE, DIE VIER FÜSSE, VIER FLÜGEL UND SPRINGFÜSSE HAT, UND DEREN FLÜGEL DEN GHÖSSEREN TEIL DES KÖRPERS BEDECKEN; R. JoSE SAGT, WENN SIE HEUSCHRECKEHEISST. VON DEN FISCHEN: JEDER, DER FLOSSEN UND SCHUPPEN HAT. R. JEHUDA SAGT, ZWEI SCHUPPEN UND EINE FLOSSE. SCHUPPEN SIND DIE, DIE IHM ANHAFTEN, UND FLOSSEN SIND DIE, WOMIT ER SICH FORTBEWEGT.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Folgendes sind die Zeichen bei einem Vieh:jedes Vieh mit gespaltenen Klauen &c. Ist ein Vieh wiederkäuend, so ist es sicher, daß es oben keine Schneidezähne hat, und es ist rein. —
Ist dies denn eine stichhaltige Regel, ein Kamel ist ja Wiederkäuer, auch hat es oben keine Schneidezähne, und es ist unrein!? — Ein Kamel hat Eckzähne. —
Das junge Kamel hat ja keine Eckzähne!? Ferner sind ja Kaninchen und Hase Wiederkäuer und haben oben Schneidezähne, und sie sind unrein!? Und wird ferner in der Tora etwas von den Schneidezähnengesagt!? — Vielmehr, er meint es wie folgt: jedes Vieh, das oben keine Schneidezähne hat, ist sicher Wiederkäuer und hat gespaltene Klauen, und somit rein. —
Man kann ja die Klauen untersuchen!? — Wenn die Klauen abgeschnitten sind. Dies nach R. Ḥisda, denn R. Ḥisda sagte: Wenn man in der Wüste geht und ein Vieh mit abgeschnittenen Klauen findet, so untersuche man sein Maul: hat es oben keine Schneidezähne, so ist es sicher rein, wenn aber nicht, so ist es sicher unrein; nur muß man wissen, daß es kein Kamel ist. — Ein Kamel hat ja Eckzähne!? — Vielmehr, nur muß man wissen, daß es kein junges Kamel ist. —
Du sagst also, es gebe das junge Kamel, ebenso kann es ja auch eine andere Art geben, die einem jungen Kamel gleicht!? — Dies ist nicht einleuchtend, denn in der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Das Kamel, denn wiederkäuend ist es; der seine Welt regiert, weiß, daß es außer dem Kamele nichts gibt, das wiederkäuend ist und unrein, daher sagt die Schrift: ist es.
Ferner sagte R. Ḥisda: Wenn man auf dem Wege geht und ein Vieh mit durchgeschnittenem Maulefindet, so untersuche man seine Klauen: sind sie gespalten, so ist es sicher rein, wenn aber nicht, so ist es sicher unrein; nur muß man wissen, daß es kein Schwein ist. —
Du sagst also, es gebe das Schwein, ebenso kann es ja auch eine andere Art geben, die einem Schweine gleicht!? — Dies ist nicht einleuchtend, denn in der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt:Und das Schwein, denn gespaltene Klauen hat es; der seine Welt regiert, weiß, daß es außer dem Schweine nichts gibt, das gespaltene Klauen hat und unrein ist, daher sagt die Schrift: ist es.
Ferner sagte R. Ḥisda: Wenn man in der Wüste geht und ein Vieh mit durchgeschnittenem Maule und abgeschnittenen Füßen findet, so untersuche man sein Fleisch: laufen [die Fasern] längs und quer, so ist es sicher rein, wenn aber nicht, so ist es sicher unrein; nur muß man wissen, daß es kein Waldesel ist. —
Du sagst also, es gebe den Waldesel, ebenso kann es ja auch eine andere Art geben, die einem Waldesel gleicht!? — Es ist überliefert, daß es nicht gebe. — Wo untersuche man? Abajje, nach anderen R. Ḥisda, erwiderte: An der Hanke.
DIE KENNZEICHEN &C. UND WILD. Die Rabbanan lehrten: Folgende sind die Kennzeichen beim Wilde. — Das Wild ist ja hinsichtlich der Kennzeichen unter dem Vieh einbegriffen!? R. Zera erwiderte:
Daf 59b
Daß nämlich sein Talg erlaubtist. Er meint es wie folgt: folgende sind die Kennzeichen beim Wild, dessen Talg erlaubt ist: wenn es Hörner und Klauen hat.
R. Dosa sagte: Hat es Hörner, so brauchst du nicht nach Klauen zu suchen, hat es Klauen, so mußt du auch nach Hörnern suchen. Der des Einhornsist erlaubt, obgleich es nur ein Horn hat. —
Ist dies denn eine stichhaltige Regel, eine Ziege hat ja Hörner und Klauen, und dennoch ist ihr Talg verboten!? — Sie müssen geringeltsein. — Beim Rinde sind sie ja geringelt, dennoch ist sein Talg verboten!? — Sie müssen runzlig sein. —
Bei der Ziege sind sie ja runzlig, dennoch ist ihr Talg verboten!? — Sie müssen gegabelt sein. — Beim Reh sind sie ja nichtgegabelt, dennoch ist sein Talg erlaubt!? — Sie müssen rundsein.
Daher ist, wenn sie gegabelt sind, kein Bedenkenzu tragen, wenn sie aber nicht gegabelt sind, so müssen sie geringelt, rund und runzlig sein; nur müssen die Runzeln in einander verschlungen sein.
Hierin besteht der Zweifel über die Karbin-Ziege. Einst wurde aus einer Karbin-Ziege, die beim Exilarchen war, ein voller Korb Talg herausgeholl. R. Aḥaj verbot es und Šemuél, Sohn des R. Abahu, aß davon. Da las er über sich:Von der Frucht des Mundes wird der Leib des Menschen satt.
Von dortließen sie sagen: Die Halakha ist nach Šemuél, dem Sohne des R. Abahu, zu entscheiden, jedoch achtet auf unseren Meister Aḥaj, denn er erleuchtet die Augen der Diaspora.
«Der des Einhorns ist erlaubt, obgleich es nur ein Horn hat.» R. Jehuda sagte: Das Einhorn ist das Reh von Be I͑laj, der Tigrisist der Löwe von Be I͑laj. R. Kahana sagte: Neun Ellen beträgt beim Löwen von Be I͑laj die Entfernung von einem Ohre bis zum anderen Ohre. R. Joseph sagte: Sechzehn Ellen beträgt die Größe des Rehs von Be I͑laj.
Der Kaiser sprach zu R. Jehošua͑ b. Ḥananja: Euer Gott wird mit einem Löwen verglichen, wie es heißt:wenn der Löwe brüllt, wer fürchtet nicht; worin besteht diese Größe, ein Jäger tötet ja den Löwen!? Dieser erwiderte: Er wird nicht mit einem gewöhnlichen Löwen verglichen, sondern mit dem Löwen von Be I͑laj. Jener sprach: Ich möchte, daß du ihn mir zeigest. Dieser erwiderte: Du kannst ihn nicht sehen. Jener entgegnete: Doch, ich möchte ihn sehen. Da flehte er um Erbarmen, und er wurde von seinem Orte fortgetragen.
Als er noch vierhundert Parasangen entfernt war, stieß er ein Gebrüll aus, und alle Brückenund Mauern in Rom stürzten ein, und als er dreihundert Parasangen entfernt war, stieß er ein zweites Gebrüll aus, und den Leuten fielen die Backzähne und die Schneidezähne aus, und auch er selbst fiel von seinem Throne auf die Erde. Hierauf sprach er: Ich bitte dich, flehe um Erbarmen, daß er nach seiner Stätte zurückkehre. Da flehte er um Erbarmen und brachte ihn nach seiner Stätte zurück.
Der Kaiser sprach zu R. Jehošua͑ b. Ḥanania: Ich möchte euren Gott sehen. Dieser erwiderte: Du kannst ihn nicht sehen. Jener entgegnete:
Daf 60a
Doch, ich möchte ihn sehen. Hierauf ließ er ihn in der Jahreszeit des Tammuz gegen die Sonne stehen und sprach zu ihm: Schaue sie an. Jener erwiderte: Ich kann nicht. Da sprach er zu ihm: Wenn du, wie du sagst, nicht einmal auf die Sonne schauen kannst, die nur eine von den Dienern ist, die vor dem Heiligen, gepriesen sei er, stehen, um wieviel weniger auf die Göttlichkeit selbst.
Der Kaiser sprach zu R. Jehošua͑ b. Ḥananja: Ich möchte eurem Gott ein Mahl bereiten. Dieser erwiderte: Du kannst es nicht. — Weshalb? — Seine Heere sind zahlreich. Jener entgegnete: Doch. Da sprach dieser: Geh, bereite es am Ufer des Rabitha, wo ein ausgedehnter Raum vorhanden ist. Nachdem er sich damit die sechs Monate des Sommers abgemüht hatte, kam ein Wind und fegte es ins Meer.
Hierauf mühte er sich damit die sechs Monate des Winters ab: da kam ein Regen und versenkte es ins Meer. Da sprach er: Was soll dies bedeuten? Dieser erwiderte: Es sind die Fegenden und Sprengenden, die vor ihm kommen. Hierauf sprach er: Wenn dem so ist, kann ich es wirklich nicht.
Die Tochter des Kaisers sprach zu R. Jehošua͑ b. Ḥananja: Euer Gott ist ein Zimmermann, wie es heißt:der seine Zimmer im Wasser bälkt. Sage ihm, daß er mir eine Spindel mache. Er erwiderte: Gut. Da flehte er um Erbarmen und sie wurde aussätzig. Hierauf setzte man sie in Rom auf die Straße und gab ihr eine Spindel. In Rom war es nämlich Sitte, daß, wenn jemand aussätzig war, man ihm eine Spindel gab und auf die Straße setzte, wo er Garn spann, damit die Leute ihn sehen und für ihn um Erbarmen flehen.
Eines Tages ging er durch die Straße, in der sie saß und Garn spann, und er fragte sie: Gefällt dir die Spindel, die mein Gott dir gegeben hat? Da sprach sie zu ihm: Sage doch deinem Gott, daß er zurücknehme, was er mir gegeben hat. Er erwiderte ihr: Unser Gott gibt nur und nimmt nichts.
R. Jehuda sagte: Das Rind hat einen dicken Bauch, starke Klauen, einen großen Kopf und einen langen Schwanz; entgegengesetzt der Esel. — In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung? — Bei Kauf und Verkauf.
Ferner sagte R. Jehuda: Das Rind, das Adam der Urmensch darbrachte, hatte ein Horn auf der Stirn, denn es heißt:das wird dem Herrn besser gefallen als ein Rind, ein Farre mit Hörnern und Klauen. — Mit Hörnern, das sind ja zwei!? R. Naḥman erwiderte: Die Schreibweise ist: ein gehörnter.
Ferner sagte R. Jehuda: Das Rind, das Adam der Urmensch darbrachte, hatte die Hörner früher als die Klauen, denn es heißt: das wird dem Herrn besser gefallen als ein Rind, ein Farre mit Hörnern und Klauen, zuerst mit Hörnern und nachher mit Klauen.
Dies ist eine Stütze für R. Jehošua͑ b. Levi, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Alle Werke der Schöpfung sind in ihrer richtigen Höhe, mit ihrem Wissen und mit ihrem Einvernehmenerschaffen worden, denn es heißt:es wurden vollendet die Himmel, die Erde und all ihr Heer, und man lese nicht çebaám [Heer], sondern çibjonam [Einvernehmen].
R. Ḥanina b. Papa trug vor:Ewig währt die Herrlichkeit des Herrn, es freut sich der Herr seiner Werke. Diesen Schrift verssprach der Fürst der Welt. Als nämlich der Heilige, gepriesen sei er, bezüglich der Bäume sprach:nach seiner Art, folgerten esdie Gräser auf sich:
wäre dem Heiligen, gepriesen sei er, ein Durcheinander erwünscht, so würde er ja bezüglich der Bäume nicht gesagt haben: nach seiner Art. Ferner ist auch ein Schluß (vom Leichteren auf das Schwerere) zu folgern: wenn der Heilige, gepriesen sei er, hinsichtlich der Bäume, deren Art es nicht ist, durcheinander hervorzukommen, gesagt hat: nach seiner Art, um wieviel mehr gilt dies von uns.
Hierauf kam jedes nach seiner Art hervor. Sodann begann der Fürst der Welt und sprach: Ewig währt die Herrlichkeit des Herrn, es freut sich der Herr seiner Werke.
Rabina fragte: Wie ist es nach
Daf 60b
R. Ḥanina b. Papa, wenn man zwei Gräser auf einander gepfropfthat? Ist man nicht schuldig, da es bei diesen nicht heißt: nach seiner Art, oder aber ist es, da [Gott] dem zugestimmt hat, ebenso als würde es auch von ihnen geheißen haben: nach ihrer Art? — Dies bleibt unentschieden.
R. Šimo͑n b. Pazi wies auf einen Widerspruch hin: es heißt:Gott machte die zwei großen Leuchten, und dagegen heißt es:die große Leuchte &c. und die kleine Leuchte!? Der Mond sprach vor dem Heiligen, gepriesen sei er: Herr der Welt, ist es denn angängig, daß zwei Könige sich einer Krone bedienen? Er erwiderte ihm: Geh und vermindere dich.
Hierauf sprach er vor ihm: Herr der Welt, soll ich mich deshalb vermindern, weil ich vor dir eine richtige Sache gesprochen habe!? Er erwiderte ihm: So geh und herrsche bei Tag und bei Nacht Er sprach: Was ist dies für ein Vorzug, was nützt eine Leuchte am Mittag!? Da sprach er zu ihm: Geh, die Jisraéliten sollen nach dir Tage und Jahre berechnen. Er sprach: Die Jahreszeiten sind ja nicht ohne die Sonnezu berechnen!? So heißt es:sie sollen zu Zeichen, zu Zeitbestimmungen, zu Tagen und zu Jahren sein. — Geh, nach dirsollen die Frommen benannt werden: Ja͑qobder Kleine, Semuélder Kleine, Davidder Kleine.
Als der Heilige, gepriesen sei er, sah, daß ihn dies nicht beruhigte, sprach er: Bringet für mich ein Sühnopfer dar, weil ich den Mond verkleinert habe. Das ist es, was R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Womit ist der Ziegenbock des Neumondesanders, daß es bei diesem heißt: für den Herrn? Der Heilige, gepriesen sei er, sprach: Dieser Bock soll mir Sühne schaffen dafür, daß ich den Mond verkleinert habe.
R. Asi wies auf einen Widerspruch hin: Beim dritten Tage heißt es: die Erde brachte Grünes hervor, und beim Vorabend des Šabbaths heißt es:und das Gewächs des Feldes war noch nicht auf der Erde!? Dies lehrt, daß die Gräser hervorgekommen waren und am Eingange der Erde gestanden haben, bis Adam der Urmensch kam und für sie um Erbarmen flehte; sodann kam Regen hernieder, und sie wuchsen hervor. Dies lehrt dich, daß der Heilige, gepriesen sei er, nach dem Gebete der Frommen verlangt.
R. Naḥman b. Papa hatte einen Garten, in dem er Aussaat auswarf, aber nichts sproß hervor; da flehte er um Erbarmen, worauf Regen kam und [der Same] aufging. Hierauf sprach er: Das ist es, was R. Asi gesagt hat.
R. Ḥanan b. Raba sagte:Das geteilte, dieses ist eine Art für sich, denn sie hat zwei Rückenund zwei Rückgrate. War Moše etwa ein Kynegos [Jäger] oder ein Ballistar [Bogenschütze]? Diesist eine Antwort für den, der sagt, die Tora sei nicht vom Himmel.
R. Ḥisda sprach zu R. Taḥlipha b. Abina: Geh, schreibe ‘Kynegos’ und ‘Ballistar’ und ihre Erklärung in dein Agadabuch.
Die fünf Fürsten der Pelištim, der von A͑za, der von As͑dod, der von Ašqelon, der von Gath, der von E͑qron und die A͑vvim; er spricht von fünf und zählt sechs auf!? R. Jonathan erwiderte: Authenteswaren es nur fünf. R. Ḥisda sprach zu R. Taḥlipha b. Abina: Schreibe ‘Authentes’ und seine Erklärung in dein Agadabuch. Er streitet also gegen Rabh, denn Rabh sagte, die A͑vvim kamenaus Teman.
Ebenso wird auch gelehrt: Die A͑vvim kamen aus Teman, und A͑vvim heißen sie nur deshalb, weil sie ihre Heimat veröden [i͑vvu] ließen. Eine andere Erklärung: A͑vvim [heißen sie deshalb], weil sie nach vielen Göttern gelüsteten [ivu]. Eine andere Erklärung: A͑vvim [heißen sie deshalb], weil jeder, der sie sah, von einem Beben [a͑vith] ergriffen wurde. R. Joseph sagte: Jeder von ihnen hatte sechzehn Reihen Zähne.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Es gibt viele Schriftverse, die [scheinbar] gleich den Büchern der Minäerverbrannt werden sollten, und doch sind die Bestandteile der Tora.Und die A͑vvim, die in Gehöften bis nach A͑za hin wohnen. Was geht hieraus hervor?
Abimelekh hatte Abraham beschworen:daß du an mir, meinen Nachkommen und meinen Enkeln nicht treulos handelst. Daher sprachder Heilige, gepriesen sei er: Mögen die Kaphtorim kommen und den A͑vvim, die Pelištim sind, [das Land] abnehmen, und dann die Jisraéliten kommen und es den Kaphtorim abnehmen.
Desgleichen heißt es:denn Ḥešbon ist eine Stadt Siḥons &c. Was geht hieraushervor? Der Heilige, gepriesen sei er, hatte zu den Jisraéliten. gesagt:Du sollst Moáb nicht befehden. Daher sprach der Heilige, gepriesen sei er: Mag Siḥon kommen und es Moáb abnehmen, und dann die Jisraéliten kommen und es Siḥon abnehmen. Das ist es, was R. Papa sagte: A͑mmon und Moáb wurden durch Siḥongereinigt.
Die Çidonim nennen Ḥermon Sirjon. Es wird gelehrt: Senir und Sirjon gehören zu den Bergen des Jisraéllandes; dies lehrt, daß von den weltlichen Völkern jeder ging und für sich eine große Stadt baute, die er mit dem Namen eines Berges im Jisraéllande belegte. Dies lehrt, daß sogar die Berge des Jisraéllandes bei den weltlichen Völkern beliebt sind.
Desgleichen heißt es: und das Volk brachte er nach den Städten. Was geht hieraus hervor? Damit sieseine Brüder nicht Wanderer nennen sollten.
NICHT ABER DIE KENNZEICHEN BEIM GEFLÜGEL. Etwa nicht, es wird ja gelehrt:Den Adler,
Daf 61a
wie der Adlersich dadurch auszeichnet, daß er keinen Sporn und keinen Kropf hat, seine Magenhaut sich nicht ablösen läßt und anpackend frißt, und er ist unrein, ebenso ist jeder andere [Vogel], der ihm gleicht, unrein. Und wie ferner Turteltauben einen Sporn und einen Kropf haben, ihre Magenhaut sich abläsen läßt und nicht anpackend fressen, und sie sind rein, ebenso ist jeder andere [Vogel], der ihnen gleicht, rein. Abajje erwiderte: Diese sind nicht in der Tora, sondern von den Gelehrten angegeben.
R. Ḥija lehrte: Hat ein Vogel nur ein Zeichen, so ist er rein, weil er nicht dem Adler gleicht; den Adler, der keines hat, darf man nicht essen, den aber, der eines hat, darf man wohl essen. —
Sollte man doch von den Turteltauben folgern: wie die Turteltauben alle vier haben, ebenso jeden anderen, der alle vier hat!? —
Demnach brauchte ja der Allbarmherzige die übrigen unreinen Vögel nicht zu nennen. —
Sollte man doch von diesen folgern: wie man diese, die drei [Zeichen] haben, nicht essen darf, ebenso keinen anderen, der drei [Zeichen] hat, und um so weniger, wenn nur zwei oder eines!? —
Demnach brauchte ja der Allbarmherzige den Rabennicht zu nennen: wenn man einen mit drei nicht essen darf, um wieviel weniger einen mit zwei. —
Daf 61b
Sollte man doch vom Raben folgern: wie diesen nicht, der zwei hat, ebenso keinen anderen, der zwei hat!? — Demnach brauchte ja der Allbarmherzige Peres und O͑znija nicht zu nennen: wenn man einen mit zwei nicht essen darf, um wieviel weniger einen mit einem. —
Sollte man doch von Peres und O͑znija folgern!? — Demnach brauchte ja der Allbarmherzige den Adler nicht zu nennen: wenn man einen mit einem nicht essen darf, um wieviel weniger einen, der gar keines hat. Vielmehr darf man nur den Adler nicht essen, der gar keines hat, den aber, der eines hat, darf man essen. —
Also nur aus dem Grunde, weil der Allbarmherzige den Adler genannt hat, sonst aber würde man von Peres und O͑znija gefolgerthaben; aber von Peres und O͑znija lehren ja zwei Schriftverse dasselbe, und von zwei Schriftversen, die dasselbe lehren, ist ja auf andere nichtzu folgern!? —
Es ist überliefert, der eine [Vogel] habe nicht das [Kennzeichen] des anderen, und der andere nicht das des einen. —
Merke, es sind ja vierundzwanzig unreineVögel, und da es nicht möglich ist, daß einer nicht [das Kennzeichen] eines anderen hat, so sind es zwei Schriftverse, die dasselbelehren!? —
Es ist überliefert, daß es vierundzwanzig unreine Vögel und vier Zeichen gebe; zwanzig von diesen haben je drei, der Rabe zwei, und Peres und O͑znija je eines, und zwar einer nicht das des anderen. Man könnte nunglauben, man folgere von diesen, daher nennt der Allbarmherzige den Adler, nur den Adler, der keines hat, darf man nicht essen, den aber, der eines hat, darf man essen. —
Wozu nannte der Allbarmherzige demnachTurteltauben!? R. U͑qaba b. Ḥama erwiderte: Wegen der Opferung. R. Naḥman sagte:
Daf 62a
Ist er in diesen und in ihren Namen kundig, so ist ein Vogel mit einem Zeichen rein, ist es aber in diesen und in ihren Namen nicht kundig, so ist einer mit einem Zeichen unrein und mit zwei Zeichen rein, nur muß er wissen, daß es kein Rabeist. —
Gibt es denn keine anderen mehr, es wird ja gelehrt:Der Rabe, das ist der Rabe; nach seiner Art, dies schließt, wie R. Elie͑zer sagt, den Zarzirein. Sie sprachen zu R. Elie͑zer: Die Leute aus Kephar Tamartha in Judäa essen sie ja, weil sie einen Kropf haben!? Er erwiderte: Sie werden auch dereinst Rechenschaft ablegen.
Eine andere Erklärung: Nach seiner Art, dies schließt, wie R. Elie͑zer sagt, die weiße Senunithein. Sie sprachen zu ihm: Die Leute von Obergaliläa essen sie ja, weil ihre Magenhaut sich ablösen läßt!? Er erwiderte ihnen: Sie werden auch dereinst Rechenschaft ablegen. Vielmehr gilt dies vom Raben und von allem, was zur Art des Raben gehört.
Amemar sagte, die Halakha ist, ein Vogel mit einem Kennzeichen ist rein, jedoch nur dann, wenn er nicht anpackend [frißt]. R. Aši sprach zu Amemar: Wie ist es mit dem, was R. Naḥman gelehrthat!? Dieser erwiderte: Ich hörte nichts davon; das heißt: ich halte nichts davon. Zu berücksichtigen wären nur Peres und O͑znija, und diese sind in bewohnten Gegenden nicht zu treffen.
R. Jehuda sagte: Ein Vogel, der kratzt, ist zur Reinigung des Aussätzigentauglich. Das ist die weiße Senunith, über die R. Elie͑zer und die Weisen streiten.
Amemar sagte: Ist der Bauch weiß, so stimmen alle überein, daß sie erlaubt ist, sie streiten nur über die mit grünem Bauche. R. Elie͑zer verbietet sie und die Weisen erlauben sie. Die Halakha ist wie R. Elie͑zer.
Mar Zuṭra lehrte es wie folgt: Ist der Bauch grün, stimmen alle überein, daß sie verboten ist, sie streiten nur über die mit weißem Bauche. R. Elie͑zer verbietet sie und die Weisen erlauben sie. Die Halakha ist wie die Rabbanan, die sie erlauben. —
Einleuchtend ist es nach demjenigen, welcher sagt, sie streiten über die mit weißem Bauche, daß gelehrt wird, dies sei die weiße Senunith, wieso aber heißt es, dies sei die weiße Senunith, nach demjenigen, welcher sagt, sie streiten über die mit grünem [Bauche]!? — Dies schließt die an den Häusern [nistende] schwarze aus.
Reḥaba sagte im Namen R. Jehudas: Der Tasilist als Turteltaube untauglich und als junge Taube tauglich. Daçiphe und Turteltauben von Raḥabasind als Turteltauben tauglich und als junge Tauben untauglich. R. Daniél b. R. Qaṭṭina wandte ein: Alle Vögel
Daf 62b
machen das Entsündigungswasseruntauglich, ausgenommen die Taube, weil sie saugt. Wenn dem nun so wäre, so sollte er lehren: ausgenommen die Taube und der Tasil!? R. Zera erwiderte: Dieser saugt und spuckt aus, jene saugt und spuckt nicht aus.
R. Jehuda sagte [ferner]: Die çuçjanischen Turteltauben sind tauglich für den Altar. Diese sind identisch mit den Turteltauben von Raḥaba. Man wandte ein:Ysop, aber kein griechischer Ysop, kein Schminkysop, kein römischer Ysop, kein Waldysop oder sonst ein Ysop mit Beinamen!?
Abajje erwiderte: Alles, was vor der Gesetzgebung einen Beinamen hatte, und die Tora daraufgeachtet hat, ist mit Beinamen verboten, diese aber hatten vor der Gesetzgebung keinen Beinamen. Raba erwiderte: In ihrer Heimat werden die çuçjanischen Turteltauben ohne Beinamen genannt.
R. Jehuda sagte [ferner]: Die Karaze, die sich im Ried aufhalten, sind erlaubt und die sich im Kohle aufhalten, sind verboten. Rabina sagte: Wegen dieser ist zu geißeln, wegen [Essens] von Geflügelkriechtieren.
Ferner sagte R. Jehuda: Der Çaradaist erlaubt, der Baradaist verboten. Als Merkzeichen diene dir: außer [bar] diesem. Über den Marda besteht ein Zweifel. R. Asi sagte: Acht [Vögel] sind es, über die ein Zweifel besteht: Huba, Ḥuga, Suge, Harnuga, Tušalmi, Marda, Koḥilna und Bar-Nappaḥa. — Worauf beruht der Zweifel? — Bei den reinen Vögeln läßt sich die Magenhaut ablösen und bei den unreinen läßt sie sich nicht ablösen; bei diesen aber läßt sie sich vermittelst eines Messers ablösen. —
Einst war ja aber bei Mar Šemuél eine Ente, deren Magenhaut sich nicht ablösen ließ, und als er [den Magen] in die Sonne legte und er weich wurde, ließ er sich ablösen!? — Da ließ sie sich, als er weich wurde, mit der Hand ablösen, bei diesen aber läßt sie sich, auch wenn er weich ist, nur mit einem Messer ablösen.
Abajje sagte: Das Feldhuhn gehört zu den acht [Vögeln], über die ein Zweifel besteht. Dieses ist mit Maradu identisch. R. Papa sagte: Der Feldhahn ist verboten, die Feldhenne ist erlaubt. Als Merkzeichen diene dir: der A͑mmoniteund nicht die A͑mmonitemi. Meremar trug vor: Die Feldhenne ist verboten, denn man beobachtete, daß sie anpackend frißt. Sie ist mit Geruthaidentisch.
Rabh sagte: Der Sabor Androphaṭoist erlaubt, der Peroz Androphaṭo ist verboten. Als Merkzeichen diene dir: Der ruchlose Peroz. R. Hona sagte: Der Bonjaist erlaubt, der Pravaist verboten. Als Merkzeichen diene dir: der Zauberer Prava.
R. Papa sagte: Der beim Essen aufrecht stehende Mardu ist erlaubt, der beim Essen sich bückende ist verboten. Als Merkzeichen diene dir:bücke dich nicht vor einem fremden Gott. Šemuél sagte: Der Weintrinkerist verboten. Als Merkzeichen diene dir: Weintrunkene sind zum Tempeldienste unzulässig. Ferner sagte Šemuél: Der Weingießerist verboten.
Daf 63a
Die Tochter des Weingießersist erlaubt. Als Merkzeichen diene dir: besser ist das Recht des Sohnesals das des Vaters.
R. Jehuda sagte: Der rote Šeqiṭanamit langen Schenkeln ist erlaubt. Als Merkzeichen diene dir: der Murzama. Der rote mit kurzen [Schenkeln] ist verboten. Als Merkzeichen diene dir: der Zwergist untauglich. Der gelbe mit langen Schenkelnist verboten. Als Merkzeichen diene dir: gelb, so ist es untauglich.
R. Jehuda sagte: Šalakhist der, der Fische aus dem Meere zieht. Dukhiphathist der, dessen Schmuck befestigtist. Ebenso wird auch gelehrt: Dukhiphath, dessen Schmuck befestigt ist; dieser ist es, der den Šamirzum Tempel brachte.
Wenn R. Joḥanan den Šalakh sah, sprach er:Dein Gericht im Abgrunde des Meers. Wenn er eine Ameise sah, sprach er:Deine Gerechtigkeit gleich den Gottesbergen.
Amemar sagte: Der Laqani und der Batanisind erlaubt, den Sakanaj und den Baṭanajdarf man in Ortschaften, wo man sie zu essen pflegt, essen, und wo man sie nicht zu essen pflegt, nicht essen. — Hängt dies denn vom Brauche ab!? — Freilich. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, denn das eine gilt von Ortschaften, wo Peres und O͑znijavorkommen, und das andere von Ortschaften, wo Peres und O͑znija nicht vorkommen.
Abajje sagte: Der Quaj und der Qaquajsind verboten, die Qaqvata ist erlaubt. Im Westen geißelten siewegen dieser. Man nennt sie Taḥvata.
Die Rabbanan lehrten: Tinsemethist der Bavathder Vögel. Du sagst, der Bavath der Vögel, vielleicht ist dem nicht so, sondern der Bavath der Kriechtiere!? Ich will dir sagen; geh und lerne dies aus [einer der] dreizehn Regeln, durch die die Tora auszulegen ist, daß man nämlich eine Sache aus dem Zusammenhange lerne: die Schrift spricht von den Vögeln, somit gehört auch dieser zu den Vögeln.
Desgleichen wird auch bezüglich der Kriechtiere gelehrt: Tinsemeth ist der Bavath der Kriechtiere. Du sagst der Bavath der Kriechtiere, vielleicht ist dem nicht so, sondern der Bavath der Vögel!? Ich will dir sagen, geh und lerne dies aus [einer der] dreizehn Regeln, durch die die Tora auszulegen ist, daß man nämlich eine Sache aus dem Zusammenhange lerne: die Schrift spricht von den Kriechtieren, somit gehört auch dieser zu den Kriechtieren.
Abajje sagt: Der Bavath der Vögel ist der Qipoph, der Bavath der Kriechtiere ist der Qurpedaj. R. Jehuda sagte: Qaathist der Qiq; Raḥamist der šraqraq.
R. Joḥanan sagte: Er heißt deshalb Raḥam, weil, sobald er kommt, Liebe [raḥmim]über die Welt kommt. R. Bebaj b. Abajje sagte: Jedoch nur dann, wenn er auf einem Gegenstande sitzt und šraq-raq ruft. Wir haben eine Überlieferung, daß, wenn er auf der Erde sitzen und so rufen würde, der Messias kommen würde, denn es heißt:ich will ihnen zischen [ešreqah] und sie versammeln.
R. Ada b. Šimi sprach zu Mar b. R. Idaj: Einst saß ja einer auf einem Ackerfelde und rief šraqraq, da fiel ein Stein herab und spaltete ihm den Schädel!? Dieser erwiderte: Er war ein Lügner.
Die Rabbanan lehrten:Der Rabe, das ist der Rabe; nach seiner Art, das ist. der Tal-Rabe und der mit dem Kopfe der Tauben einherkommende Rabe.
Der Meister sagte: Der Rabe, das ist der Rabe. Steht er denn vor uns!? — Lies vielmehr wie folgt: der Rabe, das ist der schwarze Rabe, wie es heißt:seine Locken wallend, schwarz wie ein Rabe. Der Tal-Rabe, das ist der weiße, wie es heißt:und er erscheint tiefer als die Haut, wie eine sonnige [Stelle] tiefer erscheint als eine schattige.
«Der mit dem Kopfe der Tauben einherkommende Rabe. » R. Papa sagte: Nicht etwa, der an der Spitze der Tauben einherkommt, sondern, dessen Kopf dem der Taube gleicht.
Die Rabbanan lehrten:Der Habicht, das ist der Habicht; nach seiner Art, dies schließt den Bar-Ḥirjaein. — Was ist Bar-Ḥirja? Abajje erwiderte: Der Šurinqa.
R. Jehuda sagte: Ḥasidaist die weiße Daja, und sie heißt deshalb Ḥasida, weil sie an ihren Gefährtinnen Frömmigkeit [hasiduth] übt. Anaphaist die zankende Daja, und sie heißt deshalb Anapha, weil sie mit ihren Gefährtinnen zankt [anaph].
R. Ḥanan b. R. Ḥisda sagte im Namen R. Ḥisdas im Namen R. Ḥanans, des Sohnes Rabas, im Namen Rabhs: Es sindvierundzwanzig unreine Vögel. R. Ḥanan b. R. Ḥisda sprach zu R. Ḥisda: Wo, wenn im Leviticus, so sind es ja nur zwanzig, und wenn im Deuteronomium, so sind es ja nur einundzwanzig!? Wolltest du erwidern, zu diesen füge man noch die Daá hinzu, die im Leviticus und nicht im Deuteronomium genannt wird, so sind es ja immerhin nur zweiundzwanzig!?
Dieser erwiderte: Folgendes sagte der Vater deiner Mutter im Namen Rabhs: Nach ihrer Art, nach ihrer Art, nach seiner Art, nach seiner Art, das sind vier. — Demnach sind es ja sechsundzwanzig!? Abajje erwiderte: Daá und Raá sind identisch. Wenn man nämlich sagen wollte, es sind zwei verschiedene [Vögel],
Daf 63b
so [ist ja einzuwenden:] im Deuteronomium soll ja hinzugefügt werden, wieso heißt es nun in jenem Daá und in diesem nur Raá und nicht Daá!? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß Raá und Daá identisch sind. —
Aber immerhin sind es ja fünfundzwanzig!? Abajje erwiderte: Wie Raá und Daá identisch sind, so sind auch Aja und Daja identisch. Wenn man nämlich sagen wollte, es sind zwei verschiedene [Vögel], so [ist ja einzuwenden:] im Deuteronomium soll ja hinzugefügt werden, wieso heißt es nun in jenem bei der Aja: nach ihrer Art, und in diesem bei der Daja: nach ihrer Art!? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß Aja und Daja identisch sind. —
Weshalb heißt es, wenn Aja und Daja identisch sind, da Aja und hier Daja!? — Wegen der folgenden Lehre: Rabbi sagte: Ich lese ja Aja, wieso heißt es Daja? Um einem Gegner jede Widerrede abzuschneiden. Wenn du [den Vogel] Aja nennst, könnte er ihn Dajanennen, und wenn du ihn Daja nennst, könnte er ihn Aja nennen, daher heißt es im Deuteronomium:Die Raá, die Aja und die Daja, nach ihrer Art.
Man wandte ein: Weshalb ist eswiederholt worden? Beim Vieh wegen des Geteiltenund beim Geflügel wegen der Raá. Wenn dies nun beim Vieh zur Hinzufügung erfolgt, so erfolgt es ja auch beim Geflügel zur Hinzufügung!? — Nein, bei jenem zur Hinzufügung, bei diesem zur Erklärung.
Er streitet gegen R. Abahu, denn R. Abahu sagte: Raá ist die Aja, und sie heißt deshalb Raá, weil sie scharf sieht [raah], wie es heißt: den Weg kennt nicht der Raubvogel, noch erspäht ihn das Auge des Aja. Es wird gelehrt: Sie steht in Babylonien und sieht ein Aas im Jisraéllande.
Wenn nun Raá identisch ist mit Aja, so ist ja Daá nicht identisch mit Raá; merke, im Deuteronomium soll ja hinzugefügt werden, wieso heißt es nun im [Leviticus] Daá und in diesem nicht!? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß Daá, Raá und Aja identisch sind.
Wenn Raá identisch ist mit Aja, so ist ja Daja nicht identisch mit Aja, wieso heißt es nun im [Leviticus] bei der Aja: nach seiner Art, während es in diesem nicht bei der Aja, sondern bei der Daja heißt: nach seiner Art!? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß Daá und Raá, und Daja und Aja identisch sind.
Es wird gelehrt: Isi b. Jehuda sagte: Hundert unreine Vögel gibt es im Osten, und alle gehören zur Art Aja. Abimi, Sohn des R. Abahu, lehrte: Es gibt siebenhundert Arten Fische, achthundert Arten Heuschrecken und Vögel ohne Zahl. — Vögel gibt es ja vierundzwanzig!? — Vielmehr, reine Vögel ohne Zahl.
Es wird gelehrt: Rabbi sagte: Offenbar und bekannt ist es dem, der gesprochen und die Welt geworden, daß das unreine Vieh zahlreicher ist als das reine, daher zählt die Schrift das reine auf; und offenbar und bekannt ist es dem, der gesprochen und die Welt geworden, daß die reinen Vögel zahlreicher sind als die unreinen, daher zählt die Schrift die unreinen auf. —
Was lehrt er uns damit? — Das, was R. Hona im Namen Rabhs, und wie manche sagen, R. Hona im Namen Rabhs im Namen R. Meírs, gesagt hat: Stets lehre man seinen Schüler die kürzeste Fassung.
R. Jiçḥaq sagte: Ein reiner Vogel darf auf Grund einer Überlieferung gegessen werden. Der Jäger ist glaubwürdig, wenn er sagt, er habe eine Überlieferung von seinem Meister, daß dieser Vogel rein sei. R. Joḥanan sagte: Nur wenn er in diesen und ihren Namen kundig ist.
R. Zera fragte: Sein Meister in der Weisheit oder sein Meister in der Jagdkunde? — Komm und höre: R. Joḥanan sagte: Nur wenn er in diesen und in ihren Namen kundig ist. Erklärlich ist dies, wenn du sein Meister in der Jagdkunde sagst, wenn du aber sein Meister in der Weisheit sagst, so kann er allerdings die Namen gelernt haben, wieso aber kann er sie selbst kennen!? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, sein Meister in der Jagdkunde. Schließe hieraus.
Die Rabbanan lehrten: Man darf überall Eier von Nichtjuden kaufen, und man befürchte Aas und Totverletztesnicht. —
Vielleicht sind sie von einem unreinen Vogel!? Der Vater Šemuéls erwiderte: Wenn er sagt, sie seien von jenem reinen Vogel. — Sollte es doch genügen, wenn er sagt: von einem reinen Vogel!? — Er könnte dann ausweichen. —
Man kann ja die Kennzeichenuntersuchen!? Es wird nämlich gelehrt: Gleich den Kennzeichen bei den Eiern sind die Kennzeichen bei den Fischen. — ‘Die Kennzeichen bei den Fischen’, wie kommst du darauf, bei diesen sind es ja, wie der Allbarmherzige sagt, Flossen und Schuppen!? — Vielmehr, so sind die Kennzeichen
Daf 64a
beim Rogen der Fische.
Ferner wird hinsichtlich der Eier gelehrt: Folgende sind die Kennzeichen bei den Eiern: ist es kugelartigund rund, das eine Ende bauchig und das andere Ende spitz, so ist es rein, wenn aber beide Enden bauchig oder beide Enden spitz, so ist es unrein; befindet sich das Weiße außen und der Dotter innen, so ist es rein, wenn aber der Dotter außen und das Weiße innen, so ist es unrein; sind Dotter und Weißes durcheinander vermischt, so ist es sicher das Ei eines Kriechtiers. —
In dem Falle, wenn sie zerschlagen sind. — Man kann ja Dotter und Weißes untersuchen!? — Wenn sie sich in einer Schüssel zerrührt befinden. —
Darf man denn in einem solchen Falle von ihnen kaufen, es wird ja gelehrt, man dürfe an Nichtjuden das Ei von einem Totverletzten nur in einer Schüssel zerrührt verkaufen, und man dürfe daher von ihnen keine in einer Schüssel zerrührten Eier kaufen!?
Vielmehr, erklärte R. Zera, die Kennzeichensind nicht aus der Tora. Wieso sagte, wenn du dies nicht anerkennen wolltest, R. Asi, es gebe acht zweifelhafte [Vögel], man kann ja ihre Eier untersuchen!? Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß die Kennzeichen nicht aus der Tora sind. —
Zwecks welcher Halakha lehrt er sie demnach!? — Er meint es wie folgt: sind beide Enden rund, beide Enden spitz oder der Dotter außen und das Weiße innen, so ist es sicher unrein, wenn aber ein Ende spitz und ein Ende rund und das Weiße außen und der Dotter innen ist, und jener versichert, sie seien von jenem reinen Vogel, so verlasse man sich auf ihn, sonst aber verlasse man sich auf ihn nicht, denn das eines Raben ist dem einer Taube ähnlich.
Der Meister sagte: Sind Weißes und Dotter durcheinander vermischt, so ist es sicher das Ei eines Kriechtiers. In welcher Hinsicht? R. U͑qaba b. Ḥama erwiderte: Dies besagt, daß, wenn es entwickelt und in Linsengröße durchlöchert ist, es verunreinigendsei.
Rabina wandte ein: Vielleicht ist es das einer Schlange!? Vielmehr, erklärte Raba, wenn es entwickelt ist und man es gegessen hat, ist dieserhalb zu geißeln wegen des Verbotes:jedes Kriechtier, das auf der Erde kriecht. —
Weshalb lehrt er es demnach von dem eines unreinen, dies gilt ja auch von dem eines reinen!? Es wird nämlich gelehrt: Jedes Kriechtier, das auf der Erde kriecht,
Daf 64b
dies schließt Küchlein ein, deren Augen noch nicht geöffnet sind. — Nur rabbanitisch, während der Schriftvers nur eine Anlehnung ist.
Die Rabbanan lehrten: Mit Eiern Gekochtesist erlaubt; angebrütete Eieresse der, der sich nicht ekelt; findet man darin einen Tropfen Blut, so entferne man das Blut und esse das übrige.
R. Jirmeja sagte: Dies nur dann, wenn es sich am [Samen]knoten befindet. R. Dostaj, Vater des R. Apeṭoriqi, lehrte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn es sich am Weißen befindet, wenn aber am Dotter, so ist auch das Ei verboten, weil die Zersetzung in das ganze gedrungen ist. R. Gebiha aus Be Kethil sprach zu R. Aši: Ein Jünger lehrte vor Abajje entgegengesetzt, und Abajje berichtigte es ihm so.
Ḥizqija sagte: Woher, daß das Ei eines unreinen [Vogels] nach der Tora verboten ist? Es heißt:und die Straußtochter; und da der Strauß keine Tochter hat, so ist darunter das Ei des unreinen [Vogels] zu verstehen. — Vielleicht ist diessein Name!? — Dies ist nicht einleuchtend, denn es heißt:grausam ward die Tochter meines Volkes, wie die Straußein der Wüste. —
Etwa nicht, es heißt ja:ich will Klage anstellen wie die Schakale und ein Trauern wie die Straußtöchter!? — Wie der Strauß über seine Kinder trauert. — Es heißt ja:es werden da Straußtöchter wohnen!? — Wie der Strauß mit seinen Kindern wohnt. —
Es heißt ja:preisen soll mich das Wild der Steppe, Schakale und Straußtöchter, und wenn du sagen wolltest, darunter sei ein Ei zu verstehen, so kann ja ein Ei kein Loblied anstimmen!? — Vielmehr, er heißt Strauß und er heißt Straußtochter,
hierbei aber ist es anders, da der Schreiber
Daf 65a
es in zwei Worte geteilt hat, und da er es in zwei Worte geteilt hat, so sind es wohl zwei Namen. —
Demnach besteht auch [der Name] Kedorleo͑mer, den der Schreiber in zwei Worte teilt, aus zwei Namen!? — Ich will dir sagen, diesen teilt er zwar in zwei Worte, nicht aber auf zwei Zeilen, jenen aber teilt er auch auf zwei Zeilen.
JEDOCH SAGTEN DIE WEISEN: JEDER VOGEL &C. Es wird gelehrt: R. Gamliél sagte: Wenn er anpackend frißt, so ist er sicher unrein, wenn er einen Sporn und einen Kropf hat und seine Magenhaut sich ablösen läßt, so ist er sicher rein. R. Elea͑zar b. R. Çadoq sagte: Man spanne eine Schnur auf; teilt erdie Füße, zwei [Zehen] nach der einen Seite und zwei nach der anderen, so ist er unrein, wenn aber drei nach der einen Seite und einen nach der anderen, so ist er rein. R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: Jeder Vogel, der [die Nahrung] in den Lüften auffängt, ist unrein. —
Auch das Vögelchenfängt ja in den Lüften auf!? Abajje erwiderte: Wir sprechen von dem Falle, wenn er auffängt und sofort verzehrt.
Manche sagen: Wohnt er mit unreinen, so ist er unrein, und wenn mit reinen, so ist er rein. —
Wohl nach R. Elie͑zer, denn es wird gelehrt: R. Elie͑zer sagte: Nicht umsonst geht der Star zum Raben, sondern weil er zu seiner Art gehört? — Du kannst auch sagen, nach den Rabbanan, denn wir sprechen von dem Falle, wenn er mit ihm wohnt und ihm auch gleicht.
VON DEN HEUSCHRECKEN, JEDE, DIE &C. HAT. Was heißt größerer Teil: R. Jehuda erklärte im Namen Rabhs, der größere Teil seiner Länge, und manche erklären, der größere Teil seines Umfanges. R. Papa sagte: Daher ist es sowohl beim größeren Teile der Länge als auch beim größeren Teile des Umfanges erforderlich.
Die Rabbanan lehrten: Wenn sie jetzt keine hat und später solche bekommt, wie beispielsweise der Zaḥal, so ist sie erlaubt. R. Elea͑zar b. R. Jose sagte:Das (keine) Springfüße hat, auch wenn es jetzt keine hat, späteraber solche bekommt. — Was ist Zaḥal? Abajje erwiderte: Der Asqara.
Die Rabbanan lehrten:Diese von ihnen dürft ihr essen: den Arbe &c. Arbe, das ist der Gobaj; Sala͑m, das ist der Rišon; Ḥargol, das ist der Nipol; Ḥagabh, das ist der Gadjan. Wozu heißt esviermal nach seiner Art? Dies schließt das Gartenvögelchen, die jerušalemitische Joḥana, die A͑rçubja und die Razbanithein.
In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Dies sind Generalisierungenund Spezialisierungen. Arbe, das ist der Gobaj; nach seiner Art,
Daf 65b
dies schließt das Gartenvögelchen ein.
Ich weiß dies nur von solchen, die keinen kahlen Kopfhaben, woher dies von solchen, die einen kahlen Kopf haben? Es heißt: Sala͑m, das istder Nipol. Nach seiner Art, dies schließt den Uškaph ein.
Ich weiß dies nur von solchen, die keinen kahlen Kopf haben, die einen kahlen Kopf haben, die jedoch keinen Schwanzhaben, woher dies von solchen, die einen Schwanz haben? Es heißt Ḥargol, das istder Rišon. Nach seiner Art, dies schließt Kerespith und Sahlanith ein.
Ich weiß dies nur von solchen, die keinen kahlen Kopf haben, einen kahlen Kopf haben, keinen Schwanz haben, einen Schwanz haben, deren Kopf aber nicht langist, woher dies von solchen, deren Kopf lang ist?
Ich will dir sagen, es ist eine Hauptnorm aus allen dreien zu bilden: der Arbe gleicht nicht dem Ḥargol, der Ḥargol gleicht nicht dem Arbe, beide gleichen nicht dem Sala͑m und der Sala͑m gleicht beiden nicht; das Gemeinsame bei ihnen ist, daß sie vier Füße, vier Flügel und Springfüße haben, und die Flügel den größeren Teil [des Körpers] bedecken, ebenso auch alle anderen, die vier Füße, vier Flügel und Springfüße haben, und deren Flügel den größeren Teil [des Körpers] bedecken.
Man könnte nun glauben, daß auch der Çarçurerlaubt ist, der vier Füße, vier Flügel und Springfüße hat, und dessen Flügel den größeren Teil [des Körpers] bedecken, so heißt es Ḥagabh, nur wenn sie Ḥagabhheißt.
Man könnte glauben, wenn sie nur Ḥagabh heißt, auch wenn sie all diese Kennzeichen nicht hat, so heißt es: nach seiner Art, nur wenn sie all diese Kennzeichen hat.
R. Aḥaj wandte ein: Das Gemeinsame bei jenenist ja, daß sie keinen langen Kopf haben!? Wolltest du erwidern, da sie jenen hinsichtlich der vier Kennzeichen gleichen, schließe man sie ein und erhebe dagegen keinen Einwand, so brauchte ja demnach auch der Ḥargol nicht genannt zu werden, da er Arbe und Sala͑m gleicht und hinsichtlich dessen von diesen gefolgert werden könnte.
Vielmehr könnte man erwidern, dies gelle nur von diesen, die keinen Schwanz haben, ebenso ist auch jetzt zu erwidern, dies gelte nur von jenen, deren Kopf nicht lang ist!?
Vielmehr, erklärte R. Aḥaj, ist Sala͑m überflüssig. Der Allbarmherzige brauchte Sala͑m nicht zu schreiben, da man hinsichtlich dessen von Arbe und Ḥargol folgern könnte. Erwidert man, dies gelte nur vom Arbe, der keinen kahlen Kopf hat, so hat ja der Ḥargol einen kahlen Kopf, und [erwidert man,] dies gelte nur vom Ḥargol, der einen Schwanz hat, so hat ja der Arbe keinen Schwanz. Da nun der Allbarmherzige Sala͑m geschrieben hat, so ist er, da er an sich nicht nötig ist, wegen [der Art mit] langem Kopfe nötig. —
Daf 66a
Worin besteht der Streit zwischen dem Autor der Schule Rabhsund dem Autor der Schule R. Jišma͑éls? — Sie streiten über [die Art mit] langem Kopfe.
Der Autor der Schule Rabhs erklärt: das Springfüße hat, generell, Arbe, Sala͑m, Ḥargol, Ḥagabh nach seiner Art, speziell, und wenn auf eine Generalisierung eine Spezialisierung folgt, so enthält die Generalisierung nur das Speziellgenannte, nur was zu seiner Art gehört, nicht aber, was nicht zu seiner Art gehört; somit ist nur das einbegriffen, was diesen in beiden Hinsichtengleicht.
Der Autor der Schule R. Jišma͑éls aber erklärt: das Springfüße hat, generell, Arbe, Sala͑m, Ḥargol, Ḥagabh, speziell, nach seiner Art, wiederum generell, und wenn auf eine Generalisierung eine Spezialisierung und wiederum eine Generalisierung folgt, so richte man sich nach der Spezialisierung, somit schließt dies alles ein, was diesen in einer Hinsichtgleicht. —
Die erste Generalisierung gleicht ja aber nicht der anderen, denn in der ersten Generalisierung sagt der Allbarmherzige: das Springfüße hat, man esse nur die, die solche haben, nicht aber die, die solche nichthaben, und nach der zweiten Generalisierung nur die, die diesen hinsichtlich der vier Kennzeichen gleichen!? —
Der Autor der Schule R. Jišma͑éls folgert auch in einem solchen Falle durch [die Regel von der] Generalisierung und Spezialisierung. Und wenn es sonst irgendwo heißt, der Autor der Schule R. Jišma͑éls folgere in einem solchen Falle durch [die Regel von der] Generalisierung und Spezialisierung, so wird es hieraus entnommen.
Der Meister sagte: Man könnte glauben, wenn sie nur Ḥagabh heißt, auch wenn sie all diese Kennzeichen nicht hat, so heißt es: nach seiner Art, nur wenn sie all diese Zeichen hat. Wieso könnte man es hinsichtlich solcher folgern, die all diese Zeichen nicht haben, es heißt ja Arbe und Ḥargol!? —
Hieße es nicht Sala͑m, würdest du Recht haben, da es aber Sala͑m heißt, was auch solche mit langem Kopfe einschließt, so könnte manglauben, alles sei einzuschließen, so lehrt er uns. —
Wieso heißt es [in der einen Lehre], Sala͑m sei der Rišon, Ḥargol sei der Nipol, während es in der anderen heißt, Sala͑m sei der Nipol, Ḥargol sei der Rišon!? — Dieser nach seiner Ortschaft und jener nach seiner Ortschaft.
VON DEN FISCHEN: JEDER, DER FLOSSEN UND SCHUPPEN HAT. Die Rabbanan lehrten: Wenn er jetzt keine hat und sie später bekommt, wie zum Beispiel die Sultanithoder der A͑pjan, so ist er erlaubt; wenn er sie jetzt hat und beim Verlassen des Wassers verliert, wie zum Beispiel der
Daf 66b
A͑qonas, der Aphonas, der Kaspathias, der Akaspaṭias oder der Aṭunas, so ist er erlaubt.
Dort haben wir gelernt: Jeder der Schuppen hat, hat auch Flossen, mancher aber hat Flossen und keine Schuppen; hat er Schuppen und Flossen, so ist es ein reiner Fisch, hat er Flossen und keine Schuppen, so ist es ein unreiner Fisch. —
Merke, entscheidend sind ja die Schuppen, somit sollte der Allbarmherzige nur Schuppen und nicht Flossen genannt haben!? — Hätte der Allbarmherzige nur Schuppen und nicht Flossen genannt, so könnte man glauben, unter ‘Schuppen’seien die Flossen zu verstehen, wonach auch unreine Fische einbegriffen wären, daher nennt der Allbarmherzige Flossen und Schuppen. —
Woher aber, wenn auch der Allbarmherzige Flossen und Schuppen genannt hat, daß unter ‘Schuppen’die Bekleidung zu verstehenist? — Es heißt:er war mit einem Schuppenpanzer bekleidet. — Demnachsollte der Allbarmherzige nur Schuppen und nicht Flossen genannt haben!?
R. Abahu erwiderte, und ebenso wurde in der Schule R. Jišma͑éls gelehrt:Seine Lehre groß und ausgedehnt zu machen.
Die Rabbanan lehrten: Wenn es heißt, daß man die esse, die sie haben, so weiß ich ja, daß man die nicht esse, die sie nicht haben, und wenn es heißt, daß man die nicht esse, die sie nicht haben, so weis ich ja, daß man die esse, die sie haben, wozu wird dies wiederholt? Damit man dieserhalb ein Gebot und ein Verbot übertrete.
Dürft ihr essen von allem, was im Wasser ist; was lehrt dies? Er hat mancheausdrücklich und manche stillschweigenderlaubt, man könnte nun glauben, wie die ausdrückliche Erlaubnis sich nur auf den Fall bezieht, wenn sie sich in Gefäßenbefinden, ebenso beziehe sich auch die stillschweigende Erlaubnis nur auf den Fall, wenn sie sich in Gefäßen befinden, woher nun, daß man ohne Bedenken sich bücken und aus Gruben, Zisternen und Höhlentrinken dürfe? Es heißt: dürft ihr essen von allem, was im Wasser ist. —
Wo hat er es in Gefäßen erlaubt? — Es heißt: dies dürft ihr essen von allem, was im Wasser ist &c. in Seen und in Flüssen; nur aus diesen darfst du nur das essen, was [Kennzeichen] hat, nicht aber das, was keine hat, aus Gefäßen aber darfst du auch das essen, was keine hat. —
Vielleicht dürfen sie aus Gefäßen nicht gegessen werden, auch wenn sie [Kennzeichen] haben!? — Dies ist nicht einleuchtend, denn es heißt:alles aber, was keine Flossen und keine Schuppen hat, in Seen und in Flüssen, von allen Kriechtieren des Wassers; aus Seen und Flüssen darfst du, wenn sie keine haben, nicht essen, aus Gefäßen aber darfst du essen, auch wenn sie keine haben. —
Vielleicht aber: im Wasser, generell, in Seen und Flüssen, speziell, und wenn auf eine Generalisierung eine Spezialisierung folgt, so umfaßt die Generalisierung nur das Speziellgenannte, nur Seen und Flüsse, nicht aber Graben und Tiefungen!? —
Es heißtim Wasser, und dies ist wiederum eine Generalisierung. —
Die beiden Generalisierungen stehen ja nebeneinander!? Rabina erwiderte: Im Westen sagten sie, überall, wo die beiden Generalisierungen neben einander stehen, setze man die Spezialisierung zwischen beide
Daf 67a
und wende [die Regel von der] Generalisierung, Spezialisierung und Generalisierung an. Im Wasser, generell, in Seen und Flüssen, speziell, im Wasser, wiederum generell,
und wenn auf eine Generalisierung eine Spezialisierung und wiederum eine Generalisierung folgt, so richte man sich nach der Generalisierung; wie das Speziellgenannte quellendes Wasser ist, ebenso jedes andere quellende Wasser, einbegriffen sind somit Graben und Tiefungen, daß esaus diesen verboten ist, ausgeschlossen sind Gruben, Zisternen und Höhlen, daß es aus diesen erlaubt ist. —
Vielleicht aber: wie das Speziellgenannte Wasser auf Bodengrund ist, ebenso jedes andere Wasser auf Bodengrund, wonach auch Gruben, Zisternen und Höhlen einbegriffen sind, daß es aus diesen verboten ist, und nur Gefäße ausgeschlossen sind!? —
Demnach hätte ja [das Wort] dürft ihr essenkeine Verwendung.
In der Schule R. Jišma͑éls lehrten sie: Es heißt zweimal im Wasser, und hierbei ist nicht [die Regel von der] Generalisierung und Spezialisierung, sondern die von der Einschließung und Ausschließung anzuwenden: im Wasser, einschließend, in Seen und Flüssen, ausschließend, im Wasser, wiederum einschließend, und wenn auf eine Einschließung eine Ausschließung und wiederum eine Einschließung folgt, so ist alles eingeschlossen; eingeschlossen sind Graben und Tiefungen, daß es aus diesen verboten ist, ausgeschlossen sind Gruben, Zisternen und Höhlen, daß es aus diesen erlaubt ist. —
Vielleicht sind Gruben, Zisternen und Höhlen eingeschlossen, daß es aus diesen verboten ist, und ausgeschlossen sind Gefäße!? — Demnach hätte ja [das Wort] dürft ihr essen keine Verwendung. —
Vielleichtentgegengesetzt!? — Nach einer Lehre Matathjas, denn Matathja b. Jehuda lehrte: Was veranlaßt dich, Gruben, Zisternen und Höhlen einzuschließen, daß es aus diesen erlaubt ist, und Graben und Tiefungen auszuschließen, daß es aus diesen verboten ist? Ich schließe Gruben, Zisternen und Höhlen ein, in denen [das Wasser] wie in Gefäßen eingeschlossen ist, und ich schließe Graben und Tiefungen aus, in denen es nicht wie in Gefäßen ein geschlossen ist.
Von welchen wird dies stillschweigend und von welchen ausdrücklich gelehrt? — Hierüber streiten R. Aḥa und Rabina; einer sagt, von denen, die [Kennzeichen] haben, wird dies ausdrücklich, und von denen, die keine haben, wird dies stillschweigend gelehrt, und einer sagt, von denen, die keine haben, wird dies ausdrücklich, und von denen, die sie haben, wird dies stillschweigend gelehrt.
Was ist der Grund desjenigen, welcher sagt, von denen, die sie haben, werde es ausdrücklich gelehrt? — Er kann dir erwidern: aus diesemwird ja entnommen, daß es aus Gefäßen erlaubt ist. —
Was ist der Grund desjenigen, welcher sagt, von denen, die keine haben, werde dies ausdrücklich gelehrt? — Von diesen wird ja auf jene gefolgert, denn hinsichtlich jener könnte man deduzieren, daß man sie aus Gefäßen nicht essen dürfe, auch wenn sie [Kennzeichen] haben.
R. Hona sagte: Man gieße abends keinen Dattelwein durch einen Holzfilter, denn [ein Wurm]könnte im Filter sitzen bleiben und dann in den Becher fallen, und man würde übertreten [das Verbot:]jedes Kriechtier, das auf der Erde kriecht. —
Demnach sollte dies auch von jedem anderen Gefäße gelten, denn er könnte an der Wand des Gefäßes sitzen bleiben und nachher in das Gefäß fallen!? — Hierbei ist dies sein Wachstum. —
Woher entnimmst du dies? — Es wird gelehrt: Woher, daß auch Gruben, Zisternen und Höhlen einbegriffen sind, daß man ohne Bedenken sich bücken und aus diesen trinken dürfe? Es heißt: dürft ihr essen von dem, was im Wasser ist. Es ist ja zu berücksichtigen, [ein Wurm] könnte sich auf die Wand absondern und zurück hineinfallen!? Vielmehr ist dies sein Wachstum, ebenso ist es auch hierbei sein Wachstum.
R. Ḥisda sprach zu R. Hona: Es gibt eine Lehre als Stütze für dich: Jedes Kriechtier, das auf der Erde kriecht, dies schließt die beim Seihen zurückbleibenden Insektenein; nur wenn sie beim Seihen zurückbleiben, nicht durchgeseiht aber sind sie erlaubt.
Šemuél sagte: Sind Gurken am Stengel haftend madiggeworden,
Daf 67b
so sind sie verboten wegen: jedes Kriechtier, das auf der Erde kriecht.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen. Eines lehrt: auf der Erde, dies schließe die Milbenin Linsen, die Milbenin Erbsen und die Würmer in Datteln und Feigen aus, und ein Anderes lehrt: jedes Kriechtier, das auf der Erde kriecht, dies schließe die Würmer an der Wurzel der Oliven und an der Wurzel der Weinstöcke ein.
Beide sprechen wohl von der Frucht, nur spricht eines von dem Falle, wenn sie am Stamme haftet, und eines, wenn sie nicht am Stamme haftet. —
Nein, beide sprechen von dem Falle, wenn sie am Stamme haftet, dennoch besteht hier kein Widerspruch; eines spricht von der Frucht und eines vom Baumeselbst.
Dies ist auch zu beweisen, denn er lehrt es von den Würmern an der Wurzel der Olivenbäume und an der Wurzel der Weinstöcke. Schließe hieraus.
R. Joseph fragte: Wie ist es, wenn ersich getrennt hat und verendet ist? Wie verhält es sich mit einem Teile? Wie ist es, wenn er sich in den Lüftenbefand? — Dies bleibt unentschieden.
R. Aši fragte: Wie ist es, wenn er sich auf der Spitze der Dattel befindet? Wie ist es, wenn er sich auf der Spitze des Kerns befindet? Wie ist es, wenn er aus einer Dattel in eine andere gekrochenist? — Dies bleibt unentschieden.
R. Šešeth, Sohn des R. Idi, sagte: Die Quqanesind verboten, weil sie von außen eindringen.
R. Aši wandte ein: Wenn sie von außen eindringen, müßten sie ja durch den After hervorkommen!?
Manche lesen: R. Šiša, Sohn des R. Idi, sagte: Die Quqane sind erlaubt, weil sie sich [aus dem Körper] entwickeln. R. Aši sprach: Selbstverständlich, denn würden sie von außen eindringen, müßten sie ja durch den After herauskommen.
Die Halakha ist, die Quqane sind verboten, weil sie im Schlafe durch die Nase eindringen. Die Würmer im [Tier]fleischesind verboten, die in Fischen sind erlaubt.
Rabina sagte zu seiner Mutter: Mische sie mir bei, und ich esse sie. R. Mešaršeja, Sohn des R. Aḥa, sprach zu Rabina: Wodurch unterscheiden sich diese von denen, hinsichtlich welcher gelehrt wird:ihr Aas sollt ihr verabscheuen, dies schließt die Würmer im Vieh ein!?
Dieser erwiderte Es ist ja nicht gleich; ein Vieh wird durch das Schlachten erlaubt, und da bei diesen das Schlachten wirkungslos ist, verbleiben sie im Zustand des Verbotenen, Fische aber sind durch das bloße Einsammeln erlaubt, somit haben diese sich im Erlaubten entwickelt.
Die Rabbanan lehrten:Was auf dem Bauche geht, das ist die Schlange; alles, dies schließt den Mistwurm ein, und was dem Mistwurm gleicht; auf Vieren, das ist der Skorpion; alles, was geht, dies schließt den Käferein, und was dem Käfer gleicht; der vielfüßige, das ist der Nadal; auch alles, dies schließt das ein, was dem gleicht, und das, was dem Gleichen gleicht.
Es wird gelehrt: R. Jose b. Durmasqith sagte: Der Levjathanist ein reiner Fisch, denn es heißt:ein Stolz sind die festen Schilde,unter ihm spitze Scherben. Feste Schilde, das sind die Schuppen an ihm; spitze Scherben, das sind die Flossen, mit denen er sich fortbewegt.
Daf 68a
WENN EIN VIEH EINEN SCHWEREN WURF HAT UND DIE GEBURT EIN VORDERBEIN HERAUSGESTRECKT UND ZURÜCKGEZOGEN HAT, SO IST ES ZUM ESSEN ERLAUBT; HAT SIE DEN KOPF HERAUSGESTRECKT, SO GILT SIE, AUCH WENN SIE IHN ZURÜCKGEZOGEN HAT, ALS BEREITS GEWORFEN.
HAT MAN ETWAS VON DER GEBURT IM MUTTERLEIBE ABGESCHNITTEN, SO IST ES ZUM ESSEN ERLAUBT, WENN ABER VON DER MILZ ODER DEN NIEREN, SO IST ESZUM ESSEN VERBOTEN. DIE REGEL HIERBEI IST: WAS ZUM KÖRPER GEHÖRT, IST VERBOTEN, WAS NICHT ZUM KÖRPER GEHÖRT, IST ERLAUBT.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Das Glied selbst aber ist verboten.
Aus welchem Grunde? — Die Schrift sagt: Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, sollt ihr nicht essen; sobald das Fleisch aus seinem Gebiete gekommen ist, ist es verboten.
Wir haben gelernt: Wenn ein Vieh einen schweren Wurf hat und die Geburt ein Vorderbein herausgestreckt und zurückgezogen hat, so ist es zum Essen erlaubt. Dies bezieht sich wohl auf das Glied!? — Nein, auf die Geburt.
Wozu lehrt er es, wenn es sich auf die Geburt bezieht, von dem Falle, wenn sie es zurückgezogen hat, dies gilt ja auch von dem Falle, wenn sie es nicht zurückgezogen hat!? — Es gilt auch von dem Falle, wenn sie es nicht zurückgezogen hat, da er aber im Schlußsatze lehren will, wenn sie den Kopf herausgestreckt hat, gelte sie als bereits geworfen, auch wenn sie ihn zurückgezogen hat, so lehrt er auch im Anfangsatze den Fall, wenn sie es zurückgezogen hat.
Der Schlußsatz lehrt damit, daß das Herausstrecken des Kopfes als Geburt gilt, und dies haben wir ja bereits gelernt!? Wer ist Erstgeborener hinsichtlich der Erbschaft, und nicht für den Priester? Der einer Frühgeburt folgt, auch wenn sie den Kopf lebend herausgesteckt hat, oder einer neun Monate alten, wenn sie den Kopf tot herausgesteckt hat.
Nur in dem Falle, wenn den Kopf tot, wenn aber lebend, so gilt er auch hinsichtlich der Erbschaft nicht als Erstgeborener.
Wolltest du erwidern, er lehre es vom Menschen besonders und vom Vieh besonders, da man es nicht hinsichtlich eines Menschen vom Vieh folgern könnte,
weil ein Vieh keinen Vorraumhat, und ebenso auch nicht hinsichtlich eines Viehs vom Menschen, weil bei diesem das Gesicht wesentlich ist,
so haben wir es ja auch von diesem gelernt: Ist die Eihaut zum Teil hervorgekommen, so ist siezum Essen verboten; diese ist ein Zeichen der Geburt sowohl bei einem Weibe als auch beim Vieh.
Allerdings lehrt er, wenn du sagst, der Anfangsatz gelte nur von dem Falle, wenn sie es zurückgezogen hat, dies im Schlußsatze wegen des Anfangsatzes,
wozu aber braucht er, wenn du sagst, dies sei weder im Anfangsatze noch im Schlußsatze genau zu nehmen, diesen überhaupt zu lehren!?
Nein, tatsächlich bezieht es sich auf die Geburt, und zwar nach einer Erklärung des R. Naḥman b. Jiçḥaq, dies sei wegen der Schnittstellenötig.
Komm und höre: Wenn ein Vieh einen schweren Wurf hat und die Geburt ein Vorderbein herausgestreckt und zurückgezogen hat, und man nachher die Mutter geschlachtet hat, so ist es zum Essen erlaubt; hat sie es zurückgezogen, nachdem man die Mutter geschlachtet hat, so ist es zum Essen verboten.
Wenn sie ein Vorderbein herausgestreckt und man es abgeschnitten und nachher die Mutter geschlachtet hat, so ist das, was außen ist, unrein und verboten, und was innen ist, rein und erlaubt;
hat man zuerst die Mutter geschlachtet und es nachher abgeschnitten,
Daf 68b
so ist das Fleisch, wie R. Meír sagt, von Aas,
und wie die Weisen sagen, von totverletzt Geschlachtetemberührt worden.
Im Anfangsatze lehrt er also, wenn die Geburt ein Vorderbein herausgestreckt und zurückgezogen, und man nachher die Mutter geschlachtet hat, sei es zum Essen erlaubt, und dies bezieht sich wohl auf das Glied!? — Nein, auf die Geburt.
Wie ist, wenn dies sich auf die Geburt bezieht, der Schlußsatz zu erklären: hat sie es zurückgezogen, nachdem man die Mutter geschlachtet hat, so ist es zum Essen verboten; weshalb ist es verboten, wenn es sich auf die Geburt bezieht!?
Wie R. Naḥman b. Jiçḥaq erklärt hat, dies beziehe sich auf die Schnittstelle, ebenso bezieht es sich auch hierbei auf die Schnittstelle.
Dem ist ja aber nicht so, als R. Dimi aus Ḥozäa kam, brachte er folgende Lehre mit: Hat sie eine Klaue zurückgezogen, so iß sie, hat es die Klauen zurückgezogen, so iß sie. Dies ist wohl zu verstehen: hat sie eine Klaue zurückgezogen, so iß die Klaue!?
Nein, hat sie die Klaue zurückgezogen, so iß die Geburt. — Wozu lehrt er es, wenn es sich auf die Geburt bezieht, von dem Falle, wenn sie sie zurückgezogen hat, dies gilt ja auch von dem Falle, wenn sie sie nicht zurückgezogen hat!? R. Naḥman b. Jiçḥaq erwiderte: Dies ist wegen der Schnittstelle nötig.
Er bezieht sich ja auf zwei Schriftworte, wahrscheinlich deutet eines auf das Glied und eines auf die Schnittstelle!? — Nein, eines auf die Schnittstelle und eines auf einen Einhuferim Leibe einer Kuh.
Dies nach R. Šimo͑n, welcher sagt, der von einer Kuh geworfene Einhufer sei verboten; nur dann, wenn er in den Weltenraum gekommen ist, im Mutterleibeaber ist er erlaubt.
U͑la aber sagte im Namen R. Joḥanans, auch das Glied selbst sei erlaubt.
R. Jehuda sprach zu U͑la: Rabh und Šemuél sagen ja beide, das Glied selbst sei verboten!? Dieser erwiderte: Daß uns doch jemand vom Staube Rabhs und Šemuéls gäbe, wir würden ihnuns in die Augen streuen, aber folgendes sagte R. Joḥanan: Alleswar ja einbegriffen [im Verbote:] Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, sollt ihr nicht essen,
wenn nun die Schrift beim Sündopfer besonders nennt, daß es, wenn es aus seinem Gebietehinausgekommen war und zurückgebracht worden ist, verboten sei, so gilt dies nur vom Sündopfer, das der Allbarmherzige besonders nennt, alles andere aber ist, wenn es wieder hineingekommen ist, erlaubt.
Man wandte ein: Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, sollt ihr nicht essen; was lehrt dies? Wir finden beim zweiten Zehnten und bei den Erstlingen, daß sie, wenn sie aus ihrem Gebiete gekommen waren und hineingekommen sind, erlaubt sind; man könnte nun glauben, dies gelte auch von dieser, so heißt es: Zerrissenes.
Wieso geht dies hieraus hervor? Rabba erwiderte: Gleich dem Zerrissenen; wie das Zerrissene, sobald es zerrissen worden ist, nicht mehr erlaubt werden kann, ebenso kann das Fleisch, sobald es aus seinem Gebietegekommen ist, nicht mehr erlaubt werden. Dies ist eine Widerlegung der Lehre U͑las. Eine Widerlegung.
Der Meister sagte: Wir finden beim zweiten Zehnten und bei den Erstlingen. Wo finden wir dies?
Es heißt:Du darfst in deinen Städten nicht verzehren den Zehnten deines Getreides &c.; in deinen Städten darfst du es nicht, wenn sie aber aus ihrem Gebiete gekommen waren und zurück hineingekommen sind, so sind sie erlaubt.
Im Westen lehrten sie es wie folgt: Rabh sagt, es gebe eine Geburt für einzelneGlieder, und R. Joḥanan sagt, es gebe keine Geburt für einzelne Glieder. — Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?
Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich des Verbotes des innen befindlichen kleineren Teiles eines Gliedes.
Sie fragten: Wie ist es, nach demjenigen, welcher sagt, es gebe keine Geburt für einzelne Glieder, wenn die Geburt ein Vorderbein herausgestreckt und zurückgezogen hat, sodann das andere herausgestreckt und zurückgezogenhat, sodaß der größere Teil erreicht worden ist: sagen wir, es ist ja der größere Teil hervorgekommen, oder aber, zurückgezogen ist zurückgezogen?
Und wie ist es ferner, wenn du entscheidest, zurückgezogen sei zurückgezogen, wenn die Geburt ein Vorderbein herausgestreckt und man es abgeschnitten hat, sodann das andere herausgestreckt und man es abgeschnittenhat, sodaß der größere Teil erreicht worden ist: sagen wir, es ist ja der größere Teil hervorgekommen, oder aber muß es beim größeren Teile mit einem Male erfolgt sein?
Komm und höre:
Daf 69a
Die Regel hierbei ist: was zum Körper gehört, ist verboten, was nicht zum Körper gehört, ist erlaubt. [Die Worte] ‘nicht zum Körper gehört’ schließen wohl einen solchen Fallein.
Nein, sie schließen den Einhufer im Leibe einer Kuh ein. Dies nach R. Šimo͑n, welcher sagt, der von einer Kuh geworfene Einhufer sei verboten; nur dann, wenn er in den Weltenraum gekommen ist, im Mutterleibe aber ist er erlaubt.
R. Ḥananja fragte: Wie ist es, wenn die Geburtein Vorderbein im Tempelhofe herausgestreckt hat: gilt dieser, da er das Gebiet für das Opfer ist, auch für die Geburtals solches, oder gilt er für diese nicht als solches, denn das Gebiet der Geburtist die Mutter?
Abajje sprach zu ihm: Du könntest ja auch hinsichtlich des Minderheiligenin Jerušalem fragen!? Diesbezüglich fragst du wohl deshalb nicht, weil das Gebiet der Geburt nur die Mutter ist, ebenso ist in jenem Falle das Gebiet der Geburt nur die Mutter.
Ilpha fragte: Wie ist es, wenn die Geburt zwischen [dem Durchschneiden] des einen und des anderen Halsorganes ein Vorderbein herausgestreckt hat:
wird das erste Halsorgan mit dem anderen vereinigt, um es von der Unreinheit des Aases zu entheben, oder nicht? Raba erwiderte: Dies ist ja [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn das eine Halsorgan mit dem anderen zusammen von Wirkung ist, die [Geburt] zum Essen erlaubt zu machen, wie sollte es nicht von Wirkung sein, es von der Unreinheit des Aases zu entheben!?
R. Jirmeja fragte: Ist dies bei ihrer Nachkommenschaft zu berücksichtigen?
In welchem Falle, wollte man sagen, wenn sie ein normales Vieh besprungen hat, so gilt diesja nicht nur von dieser, an der das Verbot des Hinausgekommenen haftet,
sondern auch von jeder anderen Schlitzgeburt!? R. Mešaršeja sagte nämlich: Nach demjenigen, welcher sagt, man berücksichtige den Samendes Vaters, gibt es, wenn eine Schlitzgeburt ein normales Vieh besprungen hat, für die Geburt kein Mittelmehr.
In dem Falle, wenn sie eine Schlitzgeburt ihresgleichen besprungen hat: sagen wir, ein Glied erzeuge ein Glied, somit schneide man es ab und [die Geburt] ist erlaubt, oder wird der Same vermischt?
Später sagte er: Es ist klar, daß der Same vermischt wird, denn wenn dem nicht so wäre, müßte ja ein Blindes ein Blindes, und ein Verstümmeltes ein Verstümmeltes zeugen.
Vielmehr ist es klar, daß der Same vermischt wird; und die Frage lautet wie folgt: auch jedes andere Vieh entsteht ja durch Mitwirkung von Talg und Blut, dennoch ist es erlaubt, ebenso auch diese, oder setzen wir uns über zwei verbotene [Bestandteile] hinweg, nicht aber über drei?
Nach wem, wenn nach R. Meír, so ist ja nur das Verbot von Talg und Blut vorhanden, nicht aber das Verbot des Hinausgekommenen,
und wenn nach R. Jehuda, so ist ja nur das Verbot des Hinausgekommenen vorhanden, nicht aber das Verbot von Talg und Blut!?
Es wird nämlich gelehrt: Beim Embryo hat das Gesetz von der SpannaderGeltung und sein Talg ist verboten — so R. Meír; R. Jehuda sagt, es habe beim Embryo keine Geltung und sein Talg ist erlaubt.
Vielmehr ist es erlaubt und wir berücksichtigen die Einwirkungnicht,
und die Frage ist, ob man die Milch von dieser trinken dürfe: die Milch eines anderen Tieres gilt nicht als Glied eines lebenden Tieresund ist erlaubt,
ebenso auch bei dieser, oder aber, bei jedem anderen kann das Verbot durch die Schlachtung aufgehoben werden, bei diesem aber kann das Verbot durch die Schlachtung nicht aufgehoben werden? — Dies bleibt unentschieden.
VON DEH GEBURT &C. ABGESCHNITTEN. Woher dies? — Es heißt:jedes Vieh mit gespaltenen Klauen &c. Vieh im Vieh, dies schließt die Geburt ein.
Demnach sollte man darauf umtauschenkönnen,
während wir gelernt haben, man könne weder eine Geburt auf Gliedernoch Glieder auf eine Geburt noch ganze [Tiere] auf Glieder und Geburten noch solche auf ganze umtauschen!?
Vielmehr, die Schrift sagt: jedes Vieh, dies schließt die Geburt ein.
Demnach sollte dies auch von dem Falle gelten, wenn man etwas von der Milz oder den Nieren abgeschnitten hat, während wir gelernt haben, wenn man etwas von der Geburt im Leibe abgeschnitten hat, sei es zum Essen erlaubt, und wenn von der Milz oder den Nieren, sei es zum Essen verboten!? — Die Schrift sagt:Dieses, ein ganzes, aber kein Stück.
Demnach sollte doch, wenn man ein Vieh geschlachtet hat, und darin eine Art Taube findet, diese erlaubt sein, während doch R. Joḥanan sagte, wenn man ein Vieh geschlachtet hat und darin eine Art Taube findet, sei sie zum Essen verboten!?
Daf 69b
Es sind Klauen erforderlich, was bei dieser nicht der Fall ist.
Demnach sollte doch der Einhufer im Leibe einer Kuh verbotensein!? — In der Schule R. Jišma͑éls wurde auch im Namen des R. Šimo͑n b. Joḥaj gelehrt: [Mit] Klauenim Vieh dürft ihr essen.
R. Šimi b. Aši erwiderte: Tatsächlich wie du vorher erklärt hast, wenn du aber einwendest, man darf ja dann nicht umtauschen, so ist hier die Ansicht R. Šimo͑ns vertreten, der den Umtausch mit dem Zehnten vergleicht: wie der Zehnt bei Gliedern und Geburten keine Geltung hat, ebenso hat der Umtausch bei Gliedern und Geburten keine Geltung. — Woher entnimmst du dies?
Wirhaben gelernt: R. Jose sprach: Beim Heiligen gilt, wenn jemand sagt, das Bein von diesem [Vieh] sei ein Brandopfer, das ganze als Brandopfer, ebenso gilt, wenn jemand sagt, das Bein von diesem sei auf dieses eingetauscht, das ganze als Eingetauschtes für jenes.
Wem erwiderte er dies: wollte man sagen R. Meírund R. Jehuda, so sind sie ja nicht dieser Ansicht, denn es wird gelehrt: Man könnte glauben, wenn jemand sagt, das Bein von diesem [Vieh] sei ein Brandopfer, sei das ganze Brandopfer, so heißt es:alles, was er davon dem Herrn gibt, sei heilig, davon heilig, nicht aber ist das ganze heilig.
Demnach könnte man glauben, es werde profan, so heißt es sei, es verbleibe bei seinem Sein. Was ist nun zu machen? Man verkaufe es zur Verwendung als Brandopfer, und der Erlös, mit Ausnahme des Wertes des einen Gliedes, ist profan — so R. Meír und R. Jehuda.
R. Jose und R. Šimo͑n sagten: Woher, daß, wenn jemand sagt, das Bein von diesem [Vieh] sei ein Brandopfer, das ganze Brandopfer ist? Es heißt sei, dies schließt das ganze ein.
Wem [erwiderte er es] nun: wenn R. Meír und R. Jehuda, so sind sie ja nicht dieser Ansicht, doch wohl R. Šimo͑n.
Nein, R. Jose sprach nach seiner eigenen Ansicht.
WENN [EIN VIEH] BEI DER ERSTEN GEBURT SCHWER WIRFT, SO DARF MAN GLIEDEREINZELN ABSCHNEIDEN UND VOR DIE HUNDE WERFEN; IST DER GRÖSSERE TEIL HERVORGEKOMMEN, SO IST [DIE GEBURT] ZU BEGRABEN, UND [DAS VIEH] IST DER ERSTGEBURTSPFLICHT ENTHOBEN.
GEMARA. Es wurde gelehrt: Wenn ein Drittel [der Geburt] hervorgekommen ist und man sie einem Nichtjuden verkauft hat, und nachdem dieses zurück hineingekommen, ein anderes Drittel hervorgekommen ist, so ist sie, wie R. Hona sagt, heilig, und wie Raba sagt, nicht heilig.
R. Hona sagt, sie sei heilig, denn er ist der Ansicht, die Heiligkeiterfolge rückwirkend, und sobald der größere Teilhervorgekommen ist, stellt es sich heraus, daß sie rückwirkend schon vorher heilig war und der Verkauf ungültig ist.
Rabba sagt, sie sei nicht heilig, denn er ist der Ansicht, die Heiligkeit erfolge von jetztab, und der Verkaufist gültig.
Sie vertreten hierbei ihre Ansichten, denn es wurde gelehrt: Wenn ein Drittel [der Geburt] durch die Seiteund zwei Drittel durch die Gebärmutter herausgekommen sind, so ist sie,
wie R. Hona sagt, nicht heilig, und wie Rabba sagt, heilig. R. Hona sagt, sie sei nicht heilig, denn er vertritt hierbei seiner Ansicht, die Heiligkeit erfolge rückwirkend, und der erste größere Teil war ja nichtin der Gebärmutter. Rabba sagt, sie sei heilig, denn er vertritt hierbei seine Ansicht, die Heiligkeit erfolge von jetzt ab, und der größere Teil kam durch die Gebärmutter heraus.
Und [beide Lehren] sind nötig. Würde nur die eine gelehrt worden sein, so könnte man glauben, R. Hona vertrete seine Ansicht nur bei dieser, weil er sonst erleichternd wäre, bei der anderen aber, wo dieserschwerend ist, pflichte er Rabba bei.
Daf 70a
Und würde nur die andere gelehrt worden sein, so könnte man glauben, Rabba vertrete seine Ansicht nur bei dieser, während er bei jener R. Hona beipflichte. Daher sind beide nötig.
Wir haben gelernt: Wenn [ein Vieh] bei der ersten Geburt schwer wirft, so darf man Glieder einzeln abschneiden und vor die Hunde werfen. Doch wohl abschneiden und liegenlassen, und wenn du sagst, die Heiligkeit erfolge rückwirkend, müßte man sie ja begraben!?
Nein, hier handelt es sich um den Fall, wenn man sie abschneidet und fortwirft.
Weshalb lehrt er demnach, wenn man, falls man sie abschneidet und liegen läßt, sie begraben muß, im Schlußsatze, daß, wenn der größere Teil hervorgekommen ist, man sie begraben müsse, sollte er doch beim selben Falle einen Unterschied machen: dies gilt nur dann, wenn man Glieder einzeln abschneidet und fortwirft, wenn man sie aber abschneidet und liegen läßt, sind sie zu begraben!?
Dies lehrt er auch: dies nur dann, wenn man sie abschneidet und fortwirft, wenn man sie aber abschneidet und liegen läßt, so ist es ebenso, als würde der größere Teil hervorgekommen sein, und sie sind zu begraben.
Raba fragte: Richtet man sich bei den Gliedern nach dem größeren Teile, oder richtet man sich bei den Gliedern nicht nach dem größeren Teile? — In welchem Falle:
wollte man sagen, wenn der größere Teil [der Geburt] mit dem kleineren Teile des Gliedes hervorgekommenist, und die Frage sei, ob der außen befindliche kleinere Teil zum größeren Teile des Gliedesoder zum größeren Teile der Geburt gehöre,
so ist es ja klar, daß man nicht den größeren Teil der Geburt lasse und sich nach dem größeren Teile des Gliedes richte!?
Vielmehr, wenn die Hälfte mit dem größeren Teile des Gliedes hervorgekommen ist, und die Frage ist, ob der innen befindliche kleinere Teil des Gliedes zum größeren Teile gehöre.
Komm und höre: Ist der größere Teil hervorgekommen, so ist [die Geburt] zu begraben. Was ist nun unter ‘größerer Teil’ zu verstehen: wollte man sagen, der wirklich größere Teil, so wissen wir ja von jeher, daß der größere Teil dem ganzen gleiche;
doch wohl, wenn die Hälfte mit dem größeren Teile eines Gliedes hervorgekommen ist.
Nein, wenn der größere Teil mit einem kleineren Teile eines Gliedes hervorgekommen ist; er lehrt uns damit, daß man nicht den größeren Teil der Geburt lasse und sich nach dem größeren Teile des Gliedes richte.
Raba fragte: Wie ist es, wenn man siemit Bast, mit einem Gewande oder mit der Eihaut umwickelt hat?
Mit der Eihaut ist es ja normal!? — Vielmehr, mit der Eihaut eines anderen [Tieres].
Wie ist es, wenn siesie umschlungen und herausgezogen hat? In welchem Falle; ist sie mit dem Kopfe [voran] hervorgekommen, so ist es ja bereits erfolgt!? — Vielmehr, wenn sie mit den Hinterbeinen [voran] hervorgekommen ist
Wie ist es, wenn ein Wieselsie verschlungen und herausgebracht hat? — Wenn es sie herausgebracht hat, so hat es sie ja herausgebracht!? — Vielmehr, wenn es sie verschlungen, herausgebracht, zurück hineingebracht und ausgespieen hat, und sie von selbst herausgekommen ist.
Wie ist es, wenn man zwei Muttermünde an einander geschlossen hat und sie aus dem einen in den anderen gekommenist: enthebt sie nur ihre [Mutter], nicht aber die andere oder auch die andere? — Dies bleibt unentschieden.
R. Aḥa fragte: Wie ist es, wenn die Wände des Muttermundes sich ausgeweitethaben: macht das innere des Muttermundes heilig, was hierbei der Fall ist, oder macht die Berührung des Muttermundes heilig, was hierbei nicht der Fall ist?
Mar, Sohn des R. Aši, fragte: Wie ist es, wenn die Wände der Gebärmutter ausgerissen worden sind. — Wenn sie ausgerissen worden sind, sind sie ja nicht vorhanden!? — Vielmehr, wie ist es, wenn sie ausgerissen worden sindund dem Vieh am Halse hängen: machen sie nur an ihrer richtigen Stelle heilig, nicht aber außerhalb ihrer Stelle, oder machen sie auch außerhalb ihrer Stelle heilig?
R. Jirmeja fragte R. Zera: Wie ist es, wenn die Wände des Muttermundes abgeschält worden sind? Dieser erwiderte: Du berührst eine Frage, die wir bereits aufgeworfen haben. R. Zera fragte nämlich, und manche sagen, R. Zera fragte R. Asi, wie es denn sei, wenn das Vorhandenemehr ist als das Durchbrochene, und sie durch das Durchbrochene, oder das Durchbrochene mehr ist als das Vorhandene und sie durch das Vorhandene hervorgekommen ist.
Er fragte nur hinsichtlich des Falles, wenn das Durchbrochene mehr ist als das Vorhandene, wo immerhin solches vorhanden ist, er fragte aber nicht hinsichtlich des Falles, wenn er ganz fortgeschält ist.
Daf 70b
iii,1 WENN DIE GEBURT IM LEIBE DES VIEHS VERENDET IST UND DER HIRT DIE HAND HINEINGESTECKT UND SIE BERÜHRT HAT, SO IST ER, EINERLEI OB ES EIN UNREINES ODER EIN REINES VIEH IST, REIN. R. JOSE DER GALILÄER SAGT, BEI EINEM UNREINEN SEI ER UNREIN UND BEI EINEM REINEN REIN.
GEMARA. Was ist der Grund des ersten Autors? R. Ḥisda erwiderte: Es ist [durch einen Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere zu folgern: wenn die Mutter es bewirkt, [die Geburt] zum Essen erlaubt zu machen, wie sollte sie nicht bewirken, sie von der Unreinheit des Aases zu entheben!?
Wir wissen dies von einem reinen Vieh, woher dies von einem unreinen? — Die Schrift sagt:und wenn eines vom Vieh verendet, das ist das unreine Vieh, das euch zur Nahrung dient, das ist das reine Vieh; das unreine Vieh wird mit dem reinen verglichen: wie die Geburt eines reinen rein ist, ebenso ist die Geburt eines unreinen rein.
Was ist der Grund R. Jose des Galiläers? R. Jiçḥaq erwiderte: Die Schrift sagt: und alles, was auf seinen Tatzen geht, inallem Getier, das geht &c., was auf den Tatzen geht im Getier, habe ich dir als unrein erklärt.
Demnach sollte doch der Einhufer im Leibe einer Kuh unrein sein, denn er ist ja ein auf den Tatzen gehendes im Getier!? — Dies gilt nur von einem auf den Tatzen gehenden im auf vier [Klauen]gehenden, während dieser ein auf vier gehendes im auf acht gehenden ist.
Demnach sollte doch eine Kuh im Leibe eines Kamels nicht unrein sein, denn sie ist ein auf acht gehendes im auf vier gehenden!? — [Es heißt:] geht, alles, was geht, dies schließt eine Kuh im Leibe eines Kamels ein.
Ein Einhufer im Leibe eines Einhuferssollte ja unrein sein, denn er ist ein auf vier gehendes in einem auf vier gehenden!? — Dafür ist ja [der Schluß] R. Ḥisdas vom Schwereren auf das Leichterevorhanden.
R. Aḥadboj b. Ami wandte ein: Demnachsollte ja ein Schwein im Leibe einer Sau nicht unrein sein, denn es ist ja ein auf acht gehendes in einem auf acht gehenden!?
Vielmehr, erklärte R. Naḥman b. Jiçḥaq, ist dieshieraus zu entnehmen:Wennjemand irgend etwas Unreines anrührt, ein Aas von einem unreinen Wilde, ein Aas von einem unreinen Vieh oder ein Aas von einem unreinen Kriechtiere;
ist denn nur das Aas eines unreinen Viehs unrein und das Aas eines reinen nicht unrein? Vielmehr gilt diesvon der Geburt; im unreinen ist sieunrein und im reinen ist sie rein.
Wozu ist nun, wenn dies aus dem Schriftverse des R. Naḥman b. Jiçḥaq entnommen wird, der des R. Jiçḥaq nötig!? — Wäre der des R. Jiçḥaq nicht vorhanden, so könnte man glauben, jener deute vollständig auf die Lehre Rabbis, so lehrt er uns.
Es wird gelehrt: R. Jonathan sagte: Ich sprach zu Ben A͑zaj: Wir lernen, daß das Aas eines reinen Viehs unrein ist, daß das Aas eines unreinen Viehs unrein ist und daß das Aas eines unreinen Wildes unrein ist,
nicht aber lernen wir dies vom Aas eines reinen Wildes; woher dies? Er sprach zu mir: Und alles, was auf seinen Tatzen geht in allemGetiere, das geht.
Ich sprach dann zu ihm: Es heißt ja nicht: alles Getier, sondern: in allem Getiere, und dies deutet auf das, was auf seinen Tatzen geht im Getiere. Er sprach zu mir: Was sagt Jišma͑él in dieser Sache?
Ich sprach zu ihm: Wenn eines vom Vieh verendet, das ist das unreine Vieh; das euch zur Nahrung dient, das ist das reine Vieh; wir lernen, daß das Wild im Vieh und das Vieh im Wild einbegriffen ist:
das reine Wild im reinen Vieh, das unreine Wild im unreinen Vieh,
Daf 71a
das unreine Vieh im unreinen Wilde, und das reine Vieh im reinen Wilde. Da sprach er zu mir wörtlich wie folgt: Schade, daß Ben A͑zaj nicht bei R. Jišma͑él famuliert hat.
Woher, daß das Wild im Vieh einbegriffen ist? — Es heißt:dies ist das Vieh, das ihr essen dürft: Rind, Schaflamm &c. Hirsch, Gazelle, Dammhirsch &c. Wie ist dieszu erklären? Das Wild ist im Vieh einbegriffen.
Woher, daß das Vieh im Wilde einbegriffen ist? — Es heißt:das ist das Wild, das ihr essen dürft, von allem Vieh auf Erden, das gespaltene Klauen hat. Wie ist dieszu erklären? Das Vieh ist im Wilde einbegriffen.
Das reine Wild im reinen Vieh, hinsichtlich der Kennzeichen.
Das unreine Wild im unreinen Vieh, hinsichtlich der Kreuzung.
Das unreine Vieh im unreinen Wilde, hinsichtlich einer Lehre Rabbis, denn es wird gelehrt:
Rabbi sagte: Es heißt ja schon Wild, wozu heißt es Vieh?
Hier heißt es unreines Vieh und dortheißt es unreines Vieh, wie dort von der Verunreinigung des Heiligen gesprochen wird, ebenso auch hier von der Verunreinigung des Heiligen.
Das reine Vieh im reinen Wilde hinsichtlich der Schöpfung. Wir haben nämlich gelernt: Hat [ein Weib] eine Art Vieh, Wild oder Geflügel abortiert, einerlei ob ein unreines oder ein reines, so muß es, wenn es männlich ist, wie bei einem Knaben,
und wenn es weiblich ist, wie bei einem Mädchen [in Unreinheit] verweilen;
ist dies nicht bekannt, so verweile sie wie bei einem Knaben und einem Mädchen
so R. Meír.
Die Weisen sagen, was nicht die Gestalt eines Menschen hat, gelte nicht als Kind.
Wozu ist jener Schriftversnach den Rabbanannötig?
Er deutet vollständig auf die Lehre Rabbis.
iii,2 WENN EINEM WEIBE DAS KIND IM LEIBE GESTORBEN IST UND DIE HEBAMME DIE HAND HINEINGESTECKT UND ES BERÜHRT HAT, SO IST DIE HEBAMME SIEBEN TAGE UNREIN UND DAS WEIB REIN, BIS DAS KINND HERAUSGEKOMMEN IST.
GEMARA. Rabba sagte: Wie die verschluckte Unreinheitnicht verunreinigendist, so wird auch die verschluckte Reinheitnicht unrein.
Woher dies von der verschluckten Unreinheit? — Es heißt:wer von ihrem Aase ißt, wasche seine Kleider; es kann ja vorkommen, daß er kurz vor Sonnenunterganggegessenhat, dennoch sagt der Allbarmherzige, daß er rein sei.
Vielleicht ist es hierbei anders, da es ja nicht mehr für einen Fremdling verwendbar ist!?
Allerdings [ist dies nicht zu erwidern] nach R. Joḥanan, denn er sagt, sowohl in der einen, als auch in der anderenHinsicht, solange es für einen Hund verwendbarist,
nach Bar Pada aber, welcher sagt, hinsichtlich der schweren Unreinheit, solange es für einen Fremdling, und hinsichtlich der leichten Unreinheit, solange es für einen Hund [verwendbar ist], erfolgt dies vielleicht aus dem Grunde, weil es für einen Fremdling nicht verwendbarist!?
Zugegeben, daß es in seiner Gegenwart für ihn nicht verwendbar ist, in seiner Abwesenheitaber ist es für ihn verwendbar.
Wir wissen dies von der verschluckten Unreinheit, woher dies von der verschluckten Reinheit?
Dies ist [durch einen Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere zu folgern: wenn das mit einem Deckel versehene Tongefäß, das die darin befindliche Unreinheit nicht zurückhält, denn der Meister sagte, die gepreßte Unreinheitdringe nach oben bis zum Himmel, die darin befindliche Reinheit vor Verunreinigungschützt,
Daf 71b
um wieviel mehr schützt ein Mensch, der die in ihm befindliche Unreinheitzurückhält, die in ihm befindliche Reinheit vor Verunreinigung.
Wohl gilt dies von einem Tongefäße, das auch nicht von der Außenseite verunreinigungsfähigist, während ein Mensch von der Außenseite verunreinigungsfähig ist!?
Wir sprechen nicht von der Außenseite, sondern von der Innenseite, und in dieser Hinsicht ist es im Gegenteile beim Tongefäße strenger, da es sogar durch seinen Innenraumverunreinigend ist.
Wir wissen dies von der verschluckten [Unreinheit], die obeneingedrungen ist, woher dies von der unteneingedrungenen [Unreinheit].
Dies ist [durch einen Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere zu folgern: wenn die oben eingedrungene, wo keine Verwesungerfolgt, geschützt ist, um wieviel mehr ist die unten eingedrungene, wo eine Verwesungerfolgt, geschützt.
Die Verwesung unten erfolgt ja durch die obere!? — Immerhin ist die unten erfolgte Verwesung wirksamer.
Wir wissen dies vom Verschluckten in einem Menschen, woher dies vom Verschluckten in einem Vieh? — Dies ist [durch einen Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere zu folgern: wenn ein Mensch, der lebend verunreinigungsfähig ist, das Verschluckte schützt, um wieviel mehr schützt ein Vieh, das lebend nicht verunreinigungsfähig ist, das Verschluckte.
Wohl gilt dies von einem Menschen, der in einem aussätzigen Hausedes Verweilens benötigt, während ein Vieh in einem aussätzigen Hause des Verweilens nicht benötigt!?
Ein Vieh benötigt in einem aussätzigen Hause nicht des Verweilens, nur hinsichtlich der Sachen, die sich auf ihmbefinden, und in dieser Hinsicht benötigt dessen ein Mensch ebenfalls nicht.
Wir haben nämlich gelernt: Wenn jemand in ein aussätziges Haus eintritt und seine Kleider auf der Schulter und seine Sandalen und Ringe in den Händenträgt, so ist er samt diesen sofort unrein; wenn er aber seine Kleider [am Körper], seine Sandalen an den Füßen und seine Ringe an den Fingern anhat, so ist er sofort unrein und diese bleiben rein, bis er solange verweilt hat, als man ein Peras essen kann, Weizenbrot und nicht Gerstenbrot, und zwar angelehnt und mit Zukost.
Raba sprach: Beides haben wir ja gelernt: von der verschluckten Unreinheit haben wir es gelernt, und von der verschluckten Reinheit haben wir es gelernt!?
Von der verschluckten Unreinheit, denn wir haben gelernt: wenn jemand einen unreinen Ring verschluckt hat, so tauche er unter und esse seine Hebe; hat er ihn ausgebrochen, so ist er unrein und macht auch ihn unrein.
Von der verschluckten Reinheit, denn wir haben gelernt: Wenn jemand einen reinen Ring verschluckt hat und in das Zelt eines Toten eingetreten ist, und nachdem er die Besprengung empfangen, dies wiederholthat und untergetaucht ist, ihn ausbricht, so verbleibt [der Ring] in seinem früheren Zustande.
Rabba spricht von dem Falle, wenn jemand zwei Ringe verschluckt hat, einen unreinen und einen reinen, daß nämlich der unreine den reinen nicht unreinmache.
Daf 72a
Der Fall von der Geburt und der Hebamme gleicht ja dem Falle von den zwei Ringen, und die Geburt macht die Hebamme unrein!?
Rabba erwiderte: Anders verhält es sich bei der Geburt, weil sie später herauskommen muß. Raba entgegnete: Die Geburt muß später herauskommen und der Ring muß nicht später hervorkommen!? Vielmehr, sagte Raba, die Pumbedithenser wissen dieszu erklären, das ist R. Joseph.
R. Joseph sagte nämlich im Namen des R. Jehuda im Namen Šemuéls: Diese Unreinheit ist nicht aus der Tora, sondern eine Bestimmung der Schriftgelehrten. — Was heißt: es ist nicht aus der Tora, sondern eine Bestimmung der Schriftgelehrten? — Man sage nicht, dies gelte nur nach R. A͑qiba, welcher sagt, die Geburt im Mutterleibe sei unrein, sondern auch nach R. Jišma͑él, welcher sagt, die Geburt im Mutterleibe sei rein, ist hierbei rabbanitisch Unreinheit angeordnet worden.
Aus welchem Grunde? R. Hošaja erwiderte: Es ist zu berücksichtigen, die Geburt könnte den Kopf aus dem Vorraumhervorstecken.
Demnach sollte dies auch vom Weibegelten!? — Das Weib merkt es. — Sie kann es ja auch der Hebamme sagen!? — Sie ist zerstreut.
Was ist dies für ein Streit zwischen R. Jišma͑él und R. A͑qiba? — Es wird gelehrt:Jeder, der auf dem Felde berührt, diesschließt die Geburt im Mutterleibe aus — so R. Jišma͑él. R. A͑qiba sagt, dies schließe Rollstein und Stützeein.
Und R. Jišma͑él!? — Über Rollstein und Stütze besteht eine überlieferte Lehre. — Woher entnimmt R. A͑qiba, daß die Geburt im Mutterleibe nach der Tora unrein ist? R. Oša͑ja erwiderte: Die Schrift sagt:wer einen Toten berührt, ineiner Menschenseele; ein Toter in einem Menschen, das ist wohl die Geburt im Mutterleibe.
Und R. Jišma͑él!? — Dies deutet darauf, daß ein Viertel[log] Blut von einem Toten verunreinigend sei. Es heißt: wer einen Toten berührt, in einer Menschenseele, und die Seele eines Menschen, die verunreinigend ist, ist wohl ein Viertel[log] Blut.
R. A͑qiba aber vertritt seine Ansicht, auch ein Viertel[log] Blut von zwei Totensei durch Bezeltung verunreinigend. Es wird nämlich gelehrt: R. A͑qiba sagte: Woher, daß ein Viertel[log] Blut von zwei Toten durch Bezeltung verunreinigend ist?
Es heißt:zu den Seelen von Toten soll er nicht eintreten, ein Quantumbei zwei Seelen.
WENN EIN VIEH EINEN SCHWEBEN WURF HAT UND DIE GEBURT EIN VORDEBBEIN HERAUSGESTRECKT UND MAN ES ABGESCHNITTEN UND DARAUF DIE MUTTER GESCHLACHTET HAT, SO IST DAS FLEISCHREIN; HAT MAN ZUERST DIE MUTTER GESCHLACHTET UND ES NACHHER ABGESCHNITTEN, SO IST DAS FLEISCH VON AASBERÜHRT — SO R. MEÍR.
DIE WEISEN SAGEN, VON TOTVERLETZT GESCHLACHTETEM BERÜHRT.
Daf 72b
WIE WIR BEIM TOTVERLETZTEN FINDEN, DASS DAS SCHLACHTEN ES REINMACHT, EBENSO MACHT DAS SCHLACHTEN DES VIEHS DAS GLIED REIN.
R. MEÍR ERWIDERTE IHNEN: NEIN, SOLLTE DENN DAS SCHLACHTEN, DAS BEIM TOTVERLETZTEN DIESES SELBST RELN MACHT, AUCH DAS GLIED REIN MACHEN, DAS NICHT ZU DIESEM SELBST GEHÖRT!
WOHER, DASS DAS TOTVERLETZTE DURCH DAS SCHLACHTEN REIN WIRD: DAS UNREINE VIEH IST ZUM ESSEN VERBOTEN, UND DAS TOTVERLETZTE IST ZUM ESSEN VERBOTEN, WIE DAS SCHLACHTEN DAS UNREINE VIEH NICHT REIN MACHT, EBENSO SOLLTE DAS SCHLACHTEN DAS TOTVERLETZTE NICHT REIN MACHEN?
NEIN, WENN DIES VOM UNREINEN VIEH GILT, DAS NIEMALS TAUGLICH WAR, SOLLTE DIES AUCH VOM TOTVERLETZTEN GELTEN, DAS TAUGLICH WAR!?
NIMM DIR, WAS DU GEHOLTHAST. WOHER DIES VON DEM, WAS TOTVERLETZT AUS DEM MUTTERLEIBE GEKOMMENIST?
NEIN, WENN DIES VOM UNREINEN VIEH GILT, BEI DESSEN ART ES KEIN SCHLACHTEN GIBT, SOLLTE ES AUCH VOM TOTVERLETZTEN GELTEN, BEI DESSEN ART ES EIN SCHLACHTEN GIBT!?
DIE LEBENDE ACHTMONATGEBURT WIRD DURCH DAS SCHLACHTEN NICHT REIN, WEIL ES BEI DESSEN ART KEIN SCHLACHTEN GIBT.
GEMARA. Weshalb denn, diesist ja eine verborgene Unreinheit, und die verborgene Unreinheit macht ja nicht unrein!? Es wäre also anzunehmen, daß R. Meír hierbei seine Ansichtvertritt,
denn wir haben gelernt: Wenn einesvon drei zu drei [Handbreiten]geteilt worden ist, so ist es nicht mehr durch Auftreten unrein,
wohl aber unrein durch Berührung des durch Auftreten Unreinen — so It. Meír.
(Hierzu wird gelehrt:) R. Jose sprach: Welches durch Auftreten Unreine hat dieses dennberührt!? Vielmehr ist es, wenn der Fußbehaftete es wirklich berührt hat, durch Berührung unrein.
Hierzu wurde ja aber gelehrt: U͑la sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn eines von drei zu drei [Handbreiten] geteilt wordenist,
wenn aber eines von drei zu drei [Fingerbreiten] von einem großen Gewande abgetrennt wird, so nehmen sie die Unreinheitvon diesem an. Ebenso nimmt auch hierbei [die Geburt] bei der Trennung vom Gliede die Unreinheit von diesem an.
Rabina erwiderte: Beim Gewande ist es nicht zum Abschneidenbestimmt, bei der Geburt aber ist es zum Abschneiden bestimmt,
Daf 73a
und was zum Abschneiden bestimmt ist, gilt als abgeschnitten. —
Wohl nach R. Meír, denn wir haben gelernt: Wenn Geräte zu lange Griffe haben und abgeschnitten werden sollen, so taucheman sie nur bis zum erforderlichen Maßeunter — so R. Meír.
Die Weisen sagen, sie müssen vollständig untergetaucht werden.
Du kannst auch sagen, nach den Rabbanan, denn Speisen gelten, auch wenn sie nicht geteilt sind, als geteilt, und [die Teile] berühren einander.
Erklärlich ist es nach U͑la, daß es ‘abgeschnitten’heißt, weshalb aber heißt es ‘abgeschnitten’ nach Rabina!? — Da er im Anfangsatze ‘abgeschnitten’ lehrt, lehrt er auch im Schlußsatze ‘abgeschnitten’.
DIE WEISEN SAGEN, VON TOTVERLETZT GESCHLACHTETEM BERÜHRT. Ist denn das totverletzt Geschlachtete verunreinigend!? Freilich, dies nach dem Vater Šemuéls, denn der Vater Šemuéls sagte, wenn man ein Totverletztes geschlachtet hat, sei es beim Heiligen verunreinigend.
WIE WIR BEIM TOTVERLETZTEN FINDEN, DASS DAS SCHLACHTEN ES REIN MACHT, EBENSO MACHT DAS SCHLACHTEN DES VIEHS DAS GLIEDREIN.
Es wird gelehrt: R. Meír sprach zu ihnen: Das Schlachten der Mutter ist es ja, das das Glied von der Unreinheit des Aasesenthebt, somit sollte es dieses auch zum Essen erlaubt machen!?
Sie erwiderten ihm: Sie schützt das, was nicht zu seinemKörper gehört, mehr als das, was zu seinem Körper gehört, denn wir haben gelernt, wenn man etwas von der Geburt im Mutterleibe abgeschnitten, sei es zum Essen erlaubt, und wenn von der Milz oder den Nieren, sei es zum Essen verboten.
Wie ist dies zu verstehen? Raba, manche sagen, Kadi, erwiderte: [Die Mišna] ist lückenhaft und muß wie folgt lauten: R. Meír sprach zu ihnen: Das Schlachten der Mut 1er ist es ja, das das Glied von der Unreinheit des Aases enthebt, somit sollte es dieses auch zum Essen erlaubt machen!?
Sie erwiderten ihm: Das Totverletzte beweist [das Entgegengesetzte]: das Schlachten enthebt es von der Unreinheit des Aases, macht es aber nicht zum Essen erlaubt. Er entgegnete ihnen: Nein, sollte denn das Schlachten, das beim Totverletzten dieses selbst rein macht, auch das Glied rein machen, das nicht zu diesem gehört!? Da erwiderten sie ihm: Sie schützt das, was nicht zu seinem Körper gehört, mehr als das, was zu seinem Körper gehört, denn wir haben gelernt, wenn man etwas von der Geburt im Mutterleibe abgeschnitten hat, sei es zum Essen erlaubt, und wenn von der Milz oder den Nieren, sei es zum Essen verboten.
Ebenso wird auch gelehrt: R. Meír sprach zu ihnen: Was enthebt dieses Glied von der Unreinheit des Aases? Sie erwiderten ihm: Das Schlachten der Mutter. — Demnach sollte es dieses auch zum Essen erlaubt machen!? Sie erwiderten ihm: Vom Totverletztert ist [das Entgegengesetzte] zu beweisen: das Schlachten enthebt es von der Unreinheit des Aases, macht es aber nicht zum Essen erlaubt.
Er entgegnete ihnen: Sollte denn das Schlachten, das das Totverletzte und ein [an einem Vieh] hängendesGlied, das zu diesem selbst gehört, rein macht, auch die Geburt rein machen, die nicht zu diesem gehört!?
Sie erwiderten ihm: Sie schützt das, was nicht zu seinem Körper gehört, mehr als das, was zu seinem Körper gehört, denn wir haben gelernt, wenn man etwas von der Geburt im Mutterleibe abgeschnitten hat, sei es zum Essen erlaubt, und wenn von der Milz oder den Nieren, sei es zum Essen verboten.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wie sie über die Geburt streiten, so streiten sie auch über einzelne Glieder.
R. Joḥanan aber sagte: Sie streiten nur über ein Glied der Geburt, über ein Glied vom Vieh selbst aber stimmen sie überein, daß das Schlachten das Abfallenbewirke.
R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Folgendes ist der Grund R. Joḥanans: nach den Rabbanan gibt es für das eine ein Mittel durch das Zurückziehenund für das andere kein Mittel durch das Zurückziehen.
Man wandte ein: R. Meír entgegnete ihnen: Nein, sollte denn das Schlachten, das das Totverletzte und ein [an einem Vieh] hängendes Glied, das zu diesem selbst gehört, rein macht, auch die Geburt rein machen, die nicht zu diesem gehört!?
Daf 73b
Allerdings entgegnete er ihnen nach R. Šimo͑n b. Laqiš nach ihrer Ansicht: nach meiner Ansicht gibt es keinen Unterschied zwischen einem Gliede der Geburt und einem Gliede des Viehs, denn sie gleichen einander,
gegen R. Joḥanan aber ist diesja ein Einwand!?
Vielmehr, ist dies gelehrt worden, so wird es wie folgt lauten: R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wie sie über die Geburt streiten, so streiten sie auch über einzelne Glieder, R. Joḥanan aber sagte: Sie streiten nur über ein Glied der Geburt, über ein Glied vom Vieh selbst aber stimmen sie überein, daß das Schlachten das Abfallen nicht bewirke.
R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Folgendes ist der Grund R. Joḥanans: nach R. Meírgehört das eine zu seinem Körper und das andere nicht zu seinem Körper.
R. Jiçḥaq b. Joseph sagte im Namen R. Joḥanans: Alle stimmen überein, daß das Verenden das Abfallen [des Gliedes]bewirke und das Schlachten es nicht bewirke.
Wovon wird hier gesprochen: wollte man sagen, vom Gliede der Geburt, so streiten sie ja hierüber, und wollte man sagen, vom Gliede des Viehs, so haben wir dies ja vom Verenden gelernt und vom Schlachten gelernt!?
Wir haben dies vom Verenden gelernt: Ist das Viehverendet, so benötigt das Fleisch der Befähigungund das Glied ist als Glied von einem lebenden [Vieh], nicht aber als Glied von einem Aase verunreinigend — so R. Meír.
Wir haben dies vom Schlachten gelernt: Ist das Viehgeschlachtet worden, so sind sie durch das Blut befähigt — so R. Meír. R. Šimo͑n sagt, sie seien dadurch nicht befähigt worden.
Wenn hieraus, so könnte man glauben, [das Wort] ‘befähigt’ beziehe sich nur auf das Fleisch.
Es heißt ja aber: so sind siebefähigt!? — Man könnte glauben, dies sei auf das vom Vieh losgetrennte Fleisch und auf das vom Gliede losgetrennte Fleisch zu beziehen.
Womit ist dieses bedeutenderals jenes? — Man könnte glauben, dieses brauche, da es durch das, wovon es herkommt, schwerer unreinwird, keiner Befähigung, so lehrt er uns.
R. Joseph sagte: Halte dich an das, was R. Jiçḥaq b. Joseph gesagt hat, denn Rabba b. Bar Ḥana stimmt mit ihm überein. Es wird nämlich gelehrt:Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, sollt ihr nicht essen; dies schließt das nachhängende Glied oder Fleisch an einem Vieh, Wild oder Geflügel, das man geschlachtet hat, ein. Hierzu sagte Rabba b. Bar Ḥana im Namen R. Joḥanans,
Daf 74a
hierbei hat nur das Gebot der EnthaltungGeltung.
R. Joseph saß vor R. Hona und trug vor: R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Hat man esgegessen, so ist dieserhalb zu geißeln. Da sprach einer von den Jüngern zu ihnen: Hört nicht auf ihn; folgendes sagte R. Jiçḥaq b. Šemuél b. Martha im Namen Rabhs: Hat man es gegessen, so ist dieserhalb nichtzu geißeln.
R. Hona sprach: Auf wen sollen wir uns nun verlassen? Da wandte R. Joseph sein Gesicht abund sprach zu ihm: Was ist dies denn für ein Widerspruch; ich spreche vom Verenden, das das Abfallen bewirkt, und er spricht vom Schlachten, das das Abfallen nicht bewirkt.
Raba sagte: Woher das, was die Rabbanan gesagt haben, das Verenden bewirke das Abfallen und das Schlachten bewirke nicht das Abfallen? Es heißt:und alles, worauf eines von ihnen, wenn es tot ist, fällt, soll unrein werden; was schließt dies aus, wollte man sagen, es schließe das lebende aus, so geht dies ja schon aus [dem Worte]Aas hervor. Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß das Verenden das Abfallen bewirke und das Schlachten das Abfallen nicht bewirke.
R. Ada b. Abba sprach zu Raba: Dieser Schriftvers spricht ja von den Kriechtieren!? Dieser erwiderte: Da diesauf Kriechtiere, die nicht geschlachtet werden, nicht zu beziehen ist, so beziehe man es auf das Vieh.
Dieses deutet ja aber auf [die Auslegung:] wie beim Tod, sie sind nur feucht verunreinigend, nicht aber vertrocknet!? — Es heißt zweimal tot.
R. Ḥisda sagte: Sie streiten nur über ein Glied von einer lebenden Geburt, über eines von einer toten Geburt aber stimmen sie überein, daß das Schlachten das Abfallen bewirke. Rabba aber sagte: Wie sie über das eine streiten, so streiten sie auch über das andere.
DIE LEBENDE ACHTMONATGEBURT &C. Es wird ja aber gelehrt, die Achtmonatgeburt beweise [das Entgegengesetzte], denn das Schlachten macht sie nicht rein, obgleich es bei deren Art ein Schlachten gibt!?
R. Kahana erwiderte: Es gibt bei deren Art ein Schlachten durch die Mutter. — Und unser Autor!? — Von (der Art) der Mutter entnimmt er keine Entgegnung.
Woher entnimmt der Autor, der hiervon eine Entgegnung entnimmt, daß das Schlachten das Totverletzte reinmache!? — Er entnimmt dies aus einer Lehre des R. Jehuda im Namen Rabhs, denn R. Jehuda sagte im Namen Rabhs, und wie manche sagen, wurde es in einer Barajtha gelehrt:Und wenn vom Vieh verendet, manches [verendete] Vieh ist verunreinigend und manches ist nicht verunreinigend, nämlich das man totverletzt geschlachtet hat.
R. Hoša͑ja fragte: Wie ist es, wenn man die Hand in den Leib eines Viehs hineingesteckt und eine lebende Neunmonatgeburt geschlachtet hat?
Dies ist fraglich sowohl nach R. Meír als auch nach den Rabbanan. Nach R. Meír ist es fraglich, denn R. Meír sagt vielleicht nur von der Schlitzgeburt, die bereits in den Weltenraum gekommen ist, daß sie des Schlachtens benötige, im Leibe der Mutter aber wird sie durch das Schlachten nicht erlaubt.
Oder aber: auch nach den Rabbanan hat sie der Allbarmherzige durch vier Halsorganeerlaubt.
R. Ḥananja erwiderte: Komm und höre: Von dem, was totverletzt aus dem Mutterleibe gekommen ist. Wenn dem nun sowäre, war es ja tauglich, denn wenn man wollte, könnte man die Hand hineinstecken und es schlachten.
Raba erwiderte: Lies: das totverletzt im Mutterleibe erschaffen wurde; in dem Falle, wenn es fünf Füße hat.
WENN MAN SIE VIEH SCHLACHTET UND DARINN EINE LEBENDE ODER TOTE ACHTMONATGEBURT ODER EINE TOTE NEUNMONATGEBURT FINDET, SO SCHLITZE MAN SIE AUFUND ENTLEERE SIEVOM BLUTE.
FINDET MAN DARIN EINE LEBENDE NEUNMONATGEBURT, SO BENÖTIGT SIE DES SCHLACHTENS, AUCH UNTERLIEGT SIE DEM VERBOTE VON MUTTER UND JUNGEM– SO R. MEÍR. DIE WEISEN SAGEN, DAS SCHLACHTEN DER MUTTER REINIGESIE.
Daf 74b
R. ŠIMO͑N ŠEZORI SAGT, SELBST WENN SIE FÜNF JAHRE ALT IST UND AUF DEM FELDE PFLÜGT, SEI SIE DURCH DAS SCHLACHTEN IHRER MUTTER REIN. WENN MAN [EIN VIEH] AUFSCHLITZTUND DARIN EINE LEBENDE NEUNMONATGEBURT FINDET, SO BENÖTIGE SIE DES SCHLACHTENS, WEIL DIE MUTTER NICHT GESCHLACHTET WORDEN IST.
GEMARA. R. Elea͑zar sagte im Namen R. Oša͑jas: Sie verhandeln hierbei nur über das Schlachten. – Was schließt dies aus? – Dies schließt den Talg und die [Spann]ader aus.
Überden Talg des Embryos streiten sie ja, denn es wird gelehrt, das Gesetz von der Spannader habe, wie R. Meír sagt, beim Embryo Geltung und sein Talg sei verboten, und wie R. Jehuda sagt, beim Embryo keine Geltung und sein Talg sei erlaubt, und hierzu sagte R. Elea͑zar im Namen R. Oša͑jas, sie streiten über eine lebende Neunmonatgeburt, und R. Meír vertrete hierbei seine Ansichtund R. Jehuda vertrete seine Ansicht!?
Und wenn den Talg der Spannader, so streiten sie ja auch hierüber!? Es wird nämlich gelehrt: Man suche nach der Spannader soweit sie reicht und schneide das Fett derselben von der Wurzel aus fort – so R. Meír. R. Jehuda sagt, man schneide sie glattfort.
Vielmehr, ist dies gelehrt worden, so wird es wie folgt lauten: R. Elea͑zar sagte im Namen R. Oša͑jas: Sie verhandeln hierbei nur über das Essen, und dies schließt Kreuzungund Pflügen aus.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wer ihren Talg erlaubt, erlaubt auch ihr Blut, und wer ihren Talg verbietet, verbietet auch ihr Blut. R. Joḥanan aber sagte: Auch wer ihren Talg erlaubt, verbietet ihr Blut.
R. Joḥanan wandte gegen R. Šimo͑n b. Laqiš ein: So schlitze man sieauf und entleere sie vom Blute!? R. Zera erwiderte: Dies besagt nur, daß esnicht mit der Ausrottung belegt ist.
Dies gilt wohl nach R. Jehuda, und es sollte ja nicht geringer sein als das nachfließendeBlut!? Es wird nämlich gelehrt: Das nachfließende Blut ist mil einer Verwarnung belegt; R. Jehuda sagt, mit der Ausrottung!?
R. Joseph, der Sohn R. Sala des Frommen, erklärte vor R. Papa: R. Jehuda entnimmt dies aus [den Worten]alles Blut; in Fällen, in denen man wegen des Lebensblutesschuldig ist, ist man auch wegen des nachfließenden Blutes schuldig, und in denen man wegen des Lebensblutes nicht schuldig ist, ist man auch wegen des nachfließenden Blutes nicht schuldig.
Sie fragten: Darf man mil einer Schlitzgeburt auslösen? Nach R. Meír ist es nicht fraglich, denn da sie nach ihm des Schlachtens benötigt, ist sieein richtiges Lamm,
fraglich ist es nur nach den Rabbanan, welche sagen, das Schlachten der Mutter mache sie rein: gleicht sie, da das Schlachten der Mutter sie rein macht, dem Fleische im Korbe, oder aber ist sie, da sie hin und her läuft, Lamm zu nennen?
Mar Zuṭra sagte, man dürfe mit dieser nicht auslösen, und R. Aši sagte, man dürfe mit dieser auslösen.
R. Aši sprach zu Mar Zuṭra: Du entnimmst dies wohl aus [dem Worte] Lamm, das auch beim Pesaḥopfergebrauchtwird,
demnach sollte es doch, wie es als solches männlich fehlerfrei und ein Jahr alt sein muß, auch hierfür männlich fehlerfrei und ein Jahr alt sein müssen!? – Es heißtzweimal auslösen, und dies ist einschließend.
Wenn die Wiederholung [des Wortes] auslösen einschließend ist, so sollte alleseingeschlossen sein!? – Welche Bedeutung hätte dann [der Schluß aus dem Worte] Lamm?
Sie fragten: Gibt es bei dieser erstgradige und zweitgradigeUnreinheit?
R. Joḥanan sagte, es gebe bei dieser erstgradige und zweitgradige Unreinheit, und R. Šimo͑n b. Laqiš sagte, es gebe bei dieser keine erstgradige und zweitgradige Unreinheit, denn sie gleicht einer in der Schaleklappernden Nuß,
R. Šimo͑n b. Laqiš wandte gegen R. Joḥanan ein: So ist das Fleisch vom Aas berührt – so R. Meír;
die Weisen sagen, von tolverletzt Geschlachtetem berührt.
Erklärlich ist es nach mir, der ich sage, sie gelten als ein Körper, denn sie ist durch das Blut der Mutter befähigt worden, wodurch aber ist sie nach deiner Ansicht befähigt worden!?
Dieser erwiderte: Durch das Schlachten, nach R. Šimo͑n.
R. Joḥanan wandte gegen R. Šimo͑n b. Laqiš ein: Ging siedurch einen Fluß, so ist sie befähigt, kam sie auf einen Begräbnisplatz, so ist sie unrein.
Erklärlich ist es nach mir, der ich sage, sie gelten als zwei Körper, daß dies nur dann erfolgt, wenn sie befähigt worden ist, sonst aber nicht, nach dir aber, der du sagst, sie gelten als ein Körper, ist sie ja durch das Blut der Mutter befähigt worden!?
Daf 75a
Bei einem trockenenSchlachten, nicht nach R. Šimo͑n.
Wer ist der Autor der Lehre, wenn sie durch einen Fluß ging, sei sie befähigt, und wenn sie auf einen Begräbnisplatz kam, sei sie unrein? R. Joḥanan erwiderte: Es ist R. Jose der Galiläer, denn es wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte im Namen R. Jose des Galiläers, siesei als Speise verunreinigungsfähig und benötige der Befähigung; die Weisen sagen, sie sei nicht als Speise verunreinigungsfähig, denn sie ist eine lebende Sache, und eine lebende Sache ist nicht als Speise verunreinigungsfähig.
R. Joḥanan vertritt hierbei seine Ansicht, denn R. Joḥanan sagte: R. Jose der Galiläer und die Schule Šammajs lehrten das gleiche.
R. Jose der Galiläer lehrte das, was wir gesagt haben, und die Schule Šammajs lehrte es in folgendem: Fische werden verunreinigungsfähig, wie die Schule Šammajs sagt, sobald sie gefangenwerden, wie die Schule Hillels sagt, sobald sie tot sind, und wie R. A͑qiba sagt, sobald sie nicht mehr leben können. – Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen?
R. Joḥanan erwiderte: Ein Unterschied besteht zwischen ihnen bei einem noch zappelnden Fische.
R. Ḥisda fragte: Wie ist es, wenn an Fischen Zeichen der Totverletzung vorhandensind? Dies ist fraglich sowohl nach demjenigen, welcher sagt, das Totverletzte könne leben, als auch nach demjenigen, welcher sagt, das Totverletzte könne nicht leben.
Nach demjenigen, welcher sagt, das Totverletzte könne leben, ist es fraglich, denn dies gilt vielleicht nur vom Vieh, das ein kräftiges Leben hat, nicht aber von Fischen, die kein kräftiges Leben haben. Oder auch: auch nach demjenigen, welcher sagt, das Totverletzte könne nicht leben, gilt dies nur vom Vieh, weil es bei dessen Art ein Schlachten gibt, nicht aber von Fischen, bei deren Art es kein Schlachten gibt. – Dies bleibt unentschieden.
Hat [ein Vieh] eine Fehlgeburt geworfen, so gleicht ihr Talg, wie R. Joḥanan sagt, dem Talg eines Viehs, und wie R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, dem Talgeines Wildes.
R. Joḥanan sagt, ihr Talg gleiche dem Talg eines Viehs, denn der Weltenraum veranlaßt dies; R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, ihr Talg gleiche dem Talg eines Wildes, denn [auch] die Monateveranlassen dies.
Manche sagen: Hat sie die volle Anzahl der Monate nicht erlangt, so ist dies nichts, sie streiten nur über den Fall, wenn man die Hand in den Leib eines Viehs gesteckt und den Talg aus einer lebenden Neunmonatgeburt gerissen und ihn gegessen hat. R. Joḥanan sagt, ihr Talg gleiche dem Talg eines Viehs, denn die Monate veranlassen dies; R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, ihr Talg gleiche dem Talg eines Wildes, denn die Monate und der Weltenraum veranlassen dies.
R. Joḥanan wandte gegen R. Šimo͑n b. Laqiš ein: Wie beim Talg und bei den Nieren des Schuldopfers die des Embryos ausgeschlossensind, ebenso sind bei allen anderen die des Embryos ausgeschlossen.
Allerdings ist nach mir ein Schriftvers nötig, um [den Talg] auszuschließen, wozu aber ist er nach dir nötig!? Dieser erwiderte: Hieraus entnehme ich eben meine Begründung.
Manche lesen: R. Šimo͑n b. Laqiš wandte gegen R. Joḥanan ein: Wie beim Talg und den beiden Nieren des Schuldopfers die des Embryos ausgeschlossen sind, ebenso sind bei allen anderen die des Embryos ausgeschlossen.
Allerdings hat der Allbarmherzige nach mir [den Talg] deshalbausgeschlossen, nach dir aber sollte er doch dargebracht werden!? Dieser erwiderte: Wie beim [Vieh], dem noch das Alter fehlt.
R. Ami sagte: Wenn man ein Totverletztes schlachtet und darin eine lebende Neunmonatgeburt findet, so ist sie nach dem, der sie sonst [ungeschlachtet] verbietet, erlaubt, und nach dem, der sie erlaubt, verboten.
Raba aber sagte: Auch nach dem, der sie erlaubt, ist sie erlaubt, denn der Allbarmherzige hat sie durch vier Halsorgane erlaubt.
R. Ḥisda sagte: Wenn man ein Totverletztes schlachtet und darin eine lebende Neunmonatgeburt findet,
Daf 75b
so benötigt sie der Schlachtung und unterliegt [dem Gesetze] von Bug, Kinnbacken und Magen; ist sie verendet, so ist sienicht durch Tragen verunreinigend.
Rabba sprach zu ihm: Sie benötigt der Schlachtung, nach R. Meír, und verendet ist sie durch Tragen nicht verunreinigend, nach den Rabbanan!?
Nach deiner Auffassung ist ja auch gegen folgende Lehre R. Ḥijas einzuwenden: Wenn man ein Totverletztes schlachtet und darin eine lebende Neunmonatgeburt findet, so benötigt sie des Schlachtens und unterliegt [dem Gesetze] von Bug, Kinnbacken und Magen; ist sie verendet, so ist sie nicht durch Tragen verunreinigend. Sie benötigt des Schlachtens, nach R. Meír, und verendet ist sie durch Tragen nicht verunreinigend, nach den Rabbanan!?
Dies ist kein Einwand, denn R. Ḥija spricht von dem Falle, wenn man sie totfindet; nach dir aberist dies ja ein Einwand!?
Dieser erwiderte: Auch nach mir ist dies kein Einwand, denn der Allbarmherzige hat sie durch vier Halsorgane tauglich gemacht.
Als R. Zera hinaufkam, traf er R. Asi sitzen und diese Lehre vortragen; da sprach er zu ihm: Richtig, ebenso sagte auch R. Joḥanan. – Demnach streitet R. Šimo͑n b. Laqiš dagegen?
Er wartete etwas und schwieg. Manche sagen, er trank gerade und schwieg daher.
R. ŠIMO͑N ŠEZORI SAGT, SELBST &C. Das ist ja dasselbe, was der erste Autor sagt!? R. Kahana erwiderte: Ein Unterschied besteht zwischen ihnen in dem Falle, wenn sie die Klauen auf die Erde gesetzt hat.
R. Mešaršeja sagte: Nach demjenigen, welcher sagt, man berücksichtigeden Samen des Vaters, gibt es, wenn eine Schlitzgeburt ein normales Vieh besprungen hat, für die Geburt kein Mittel mehr.
Abajje sagte: Alle stimmen überein, daß eine Einhufer-Schlitzgeburt erlaubtsei, denn alles Auffallende behaltendie Leute. Manche lesen: Abajje sagte: Alle stimmen überein, daß ein von einer Einhufer-Schlitzgeburt geworfener Einhufer erlaubt sei, denn das zwiefach Auffallende behalten die Leute.
Zee͑ri sagte im Namen R. Ḥaninas: Die Halakha ist wie R. Šimo͑n Šezori. Ebenso erlaubte R. Šimo͑n Šezori die Geburt und die Geburt der Geburt bis an das Ende aller Generationen. R. Joḥanan sagte: Sie selbst ist erlaubt, ihre Geburt aber ist verboten.
Ada b. Ḥabo hatte eine Schlitzgeburt, die von einem Bären angefallen wordenwar, und als er zu R. Aši kam, sprach er zu ihm: Geh und schlachtesie. Jener entgegnete: Zee͑ri sagte ja im Namen R. Ḥaninas, die Halakha sei wie R. Šimo͑n Šezori, und R. Šimo͑n Šezori erlaube sogar die Geburt und die Geburt der Geburt bis an das Ende aller Generationen; und auch R. Joḥanan sagte esnur von ihrer Geburt, nicht aber von ihr selbst!?
Dieser erwiderte: R. Joḥanan sagte es nach der Ansicht des R. Šimo͑n Šezori.
Rabin b. Ḥanina sagte ja aber im Namen U͑las im Namen R. Ḥaninas, die Halakha sei wie R. Šimo͑n Šezori, und auch überall, wo Šimo͑n Šezori etwas in unserer Mišna lehrt, sei die Halakha wie er!?
Dieser erwiderte: Ich halte mich an das, was R. Jonathangesagt hat, daß nämlich die Halakha wie R. Šimo͑n Šezori seibei der Lehre vom gefährlich [Kranken] und bei der von der Zehnthebe von Demaj.
Vom gefährlich [Kranken], denn wir haben gelernt: Früher sagten sie, wenn jemand, der zum Hinrichteplatz geführt wird, sagt, daß man seiner Frau einen Scheidebriefschreibe, so schreibe und gebeman ihn ihr; später sagten sie es auch von einem zur See oder mit einer Karawane Ausreisenden. R. Šimo͑n Šezori sagt dies auch von einem gefährlich [Kranken].
Von der Zehnthebe von Demaj, denn wir haben gelernt: Ist die Zehnthebe von Demaj zurück unter dieses gekommen, so darf man, wie R. Šimo͑n Šezori sagt, ihnauch wochentagsfragen und auf seine Versicherunghin essen.
Daf 76a
SIND EINEM VIEH DIE BEINE UNTERHALB DES SPRUNGGELENKES ABGESCHNITTEN,SO IST ES TAUGLICH, WENN OBERHALB DES SPRUNGGELENKES, SO IST ES UNTAUGLICH; EBENSO AUCH, WENN DIE ACHILLESSEHNE FORTIST.
IST DER KNOCHENGEBROCHEN, SO MACHT DAS SCHLACHTEN, WENN DER GRÖSSERE TEIL DES FLEISCHES UNVERSEHRT IST, ESREIN, WENN ABER NICHT, SO MACHT DAS SCHLACHTEN ES NICHT REIN.
GEMARA. R. Jehuda sagte im Namen Rabhs im Namen R. Ḥijas: Unterhalb, unterhalb des Sprunggelenkes; oberhalb, oberhalb des Sprunggelenkes; sie sprechen vom Gelenkknochen, der mit dem Kopfe verkauftwird.
R. Oša͑ja aber erklärte: Der Teil, der beim Kamel kenntlichist.
U͑la sprach zu R. Jehuda: Erklärlich ist die Lehre, dasselbe gelte von dem Falle, wenn die Achillessehne fort ist, nach meiner Erklärung, die Stelle, die beim Kamel kenntlichist, wieso aber heißt es nach dir, dasselbe gelte von dem Falle, wenn die Achillessehne fortist!?
Dieser erwiderte: Der Knochenund nicht die Achillessehne, oder die Achillessehne und nicht der Knochen. – Es heißt ja ‘abgeschnitten’!? Da schwieg er. Nachdem er hinausgegangen war, sagte er sich: Weshalb erwiderte ich ihm nicht: unterhalb, unterhalb des Sprunggelenkes, oberhalb, oberhalb der Achillessehne?
Später sagte er sich: Ich erwiderte ihm, und er entgegnete mir, es heiße ‘abgeschnitten’,
ebenso [würde er erwidert haben,] es heiße oberhalb des Sprunggelenkes.
R. Papa lehrte es wie folgt: R. Jehuda sagte im Namen Rabhs im Namen R. Ḥijas: Unterhalb, unterhalb des Sprunggelenkes und der Achillessehne; oberhalb, oberhalb des Kniegelenkes und der Achillessehne, und ebenso, wenn die Achillessehne fehlt; unter Gelenkknochenversteht er dasselbe, was U͑la im Namen R. Oša͑jas.
Gibt es denn einen Fall, daß [das Vieh], wenn man [das Glied] höher abschneidet, leben bleibt, und wenn niedriger, verendet!?
R. Aši erwiderte: Man vergleiche Verletzungen nicht mit einander; schneidet man [ein Vieh] an der einen Stelle, verendet es, schneidet man es an einer anderen Stelle, bleibt es leben.
Zur Achillessehne gehört, wie Rabba im Namen R. Ašis sagt, das, was sich außerhalb des Knochenkopfes, wie Rabba b. R. Hona im Namen R. Ašis sagt, was sich innerhalb des Knochenkopfes, und wie Raba, Sohn des Rabba b. R. Hona, im Namen R. Asis sagt, was sich auf dem Fersenbeinbefindet.
Einer von den Jüngern saß vor R. Abba und trug vor: Auf dem Fersenbein selbst. Da sprach R. Abba: Hört nicht auf ihn; folgendes sagte R. Jehuda: wo die Schlächterauftrennen. Übereinstimmend mit der Erklärung Rabas, Sohnes des Rabba b. R. Hona, im Namen R. Asis.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Unter Achillessehne, von der sie sprechen, ist die Stelle zu verstehen, wo die Sehnen sich verbinden. – Wie weit? Einer von den Jüngern, namens R. Ja͑qob, sagte: Als wir bei R. Jehuda waren, sprach er zu uns: Höret von mir etwas, was ich von einem bedeutenden Manne, das ist Šemuél, gehört habe: unter Achillessehne, von der sie sprechen, ist die Stelle zu verstehen, wo die Sehnen sich verbinden; von der Stelle, wo sie sich verbinden, bis zur Stelle, wo sie sich teilen.
Wieviel ist dies? Abajje erwiderte: Bei einem Rinde vier Fingerbreiten. – Wieviel bei einem Kleinvieh? Abajje erwiderte: Was hervorsteht, gehört zur Achillessehne, was tief liegt, gehört nicht zur Achillessehne;
das Harte gehört zur Achillessehne, das Weiche gehört nicht zur Achillessehne; das Dicke gehört zur Achillessehne, das Dünne gehört nicht zur Achillessehne; was weiß ist, gehört zur Achillessehne, was nicht weiß ist, gehört nicht zur Achillessehne.
Daf 76b
Mar b. R. Aši sagte: Wenn es nur klar ist, auch wenn es nicht weiß ist.
Amemar sagte im Namen des R. Zebid: Es sind drei Sehnen, eine dick und zwei dünn; ist die Dicke abgetrennt, so ist der größere Teil des Haltes fort, sind die dünnen abgetrennt, so ist der größere Teil der Anzahl fort. Mar b. R. Aši lehrte es erleichternd: Ist die dicke abgetrennt, so ist der größere Teil der Anzahl vorhanden, sind die dünnen abgetrennt, so ist der größere Teil des Haltes vorhanden.
Beim Geflügel sind es sechzehn Sehnen, und ist eine von ihnen durchgetrennt, so ist es totverletzt. Mar b. R. Aši sagte: Einst stand ich vor meinem Vater und man brachte ihm einen Vogel; er untersuchte und fand nur fünfzehn; da aber eine anders war als die übrigen, zupfte er an dieser, und es waren zwei.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Bei der Achillessehne, von der sie sprechen, erfolgt dies beim größeren Teile. Unter ‘größerem Teil’ ist der größere Teil von einerzu verstehen. Als ich dies Šemuél vortrug, sprach er zu mir: Merke, es sind ja drei vorhanden, somit bleiben ja, auch wenn eine ganz abgetrennt ist, zwei zurück.
Nur wenn zwei zurückbleiben, nicht aber, wenn keine zwei zurückbleiben, somit streitet er gegen Rabanaj, denn Rabanaj sagte im Namen Šemuéls, wenn von der Achillessehne auch nur soviel wie die Nestelschnur eines Mantels zurückbleibt, sei es tauglich.
Manche lesen: Unter ‘größerem Teil’ ist der größere Teil von jeder zu verstehen. Als ich dies Šemuél vortrug, sprach er zu mir: Merke, es sind ja drei vorhanden, somit ist ja ein Drittel von jeder vorhanden. Dies ist also eine Stütze für Rabanaj, denn Rabanaj sagte im Namen Šemuéls, wenn von der Achillessehne auch nur soviel wie die Nestelschnur eines Mantels zurückbleibt, sei es tauglich.
DER KNOCHEN GEBROCHEN &C.
Rabh sagte: Wenn oberhalb des Sprunggelenkes, so sind, wenn der größere Teil des Fleisches unversehrt ist, beideerlaubt, wenn aber nicht, beide verboten; wenn unterhalb des Sprunggelenkes, so sind, wenn der größere Teil des Fleisches unversehrt ist, beide erlaubt, wenn aber nicht, das Glied verbotenund das Vieh erlaubt.
Šemuél aber sagte: Einerlei ob oberhalb oder unterhalb; ist der größere Teil des Fleisches unversehrt, so sind beide erlaubt, wenn aber nicht, so ist das Glied verboten und das Vieh erlaubt.
R. Naḥman wandte ein: Nach Šemuélkann man ja sagen: ein Glied davon liegt auf dem Misthaufen, und es ist erlaubt!? R. Aḥa b. Hona sprach zu R. Naḥman: Auch nach Rabhkann man ja sagen: ein Glied davon liegt auf dem Misthaufen, und es ist erlaubt!?
Dieser erwiderte: Ich meine es wie folgt: ein Glied, von dem das Leben abhängigist, liegt auf dem Misthaufen, und es ist erlaubt!?
Von dort ließen sie sagen, die Halakha sei wie Rabh. Später ließen sie sagen, sie sei wie Šemuél. Hierauf ließen sie sagen, sie sei wie Rabh, und das Glied selbst seidurch Tragen verunreinigend.
R. Ḥisda wandte ein: Nein, sollte denn das Schlachten, das das Totverletzte und das nachhängende Glied, das zum Körper gehört, rein macht, auch die Geburt rein machen, die nicht zum Körper gehört!?
Raba sprach zu ihm: Brauchst du denn nach einem Einwandezu suchen, du kannst ja einen aus einer Mišna erheben: Ist das Vieh geschlachtet worden, so sind siedurch das Blut befähigt– so R. Meír. R. Šimo͑n sagt, sie seien nicht befähigt.
Dieser erwiderte: [Den Einwand] aus der Mišna könnte man zurückweisen, wie wir ihn zurückgewiesen haben.
Als R. Zera hinaufkam, traf er R. Jirmeja sitzen und diese Lehrevortragen. Da sprach er zu ihm: Richtig, so erklärte es auch Arjokh in Babylonien. – Arjokh ist ja Šemuél, und dieser streitet ja dagegen!? – Šemuél trat zurück [und bekannte sich] zur Ansicht Rabhs.
Die Rabbanan lehrten: Wenn der Knochen gebrochen ist und nach außen heraustritt, so ist es, wenn Haut und Fleisch den größeren Teil bedecken, erlaubt, wenn aber nicht, verboten. – Was heißt größerer Teil? – Als R. Dimi kam, sagte er im Namen R. Joḥanans, der größere Teil der Dicke, und manche sagen, der größere Teil des Umfanges. R. Papa sagte: Daher ist sowohl der größere Teil der Dicke als auch der größere Teil des Umfanges erforderlich.
U͑la sagte im Namen R. Joḥanans: Die Haut gleichtdem Fleische. R. Naḥman sprach zu U͑la: Sollte doch der Meister sagen, die Haut werde mit dem Fleischevereinigt, denn es heißt ja: Haut und Fleisch!? Dieser erwiderte: Wir haben gelernt: Haut oder Fleisch.
Manche lesen: [U͑la sagte] im Namen R. Joḥanans: Die Haut wird mit dem Fleische vereinigt. R. Naḥman sprach zu U͑la: Sollte doch der Meister sagen, die Haut ergänze das Fleisch, erschwerend!?
Dieser erwiderte: Ich kenne folgenden Fall. Einst war bei R. Jiçḥaq eine junge Taube, bei der die Haut mit dem Fleische vereinigtwar, und als man sie vor R. Joḥanan brachte, erklärte er sie als tauglich. Jener entgegnete: Du sprichst von einer jungen Taube; anders verhält es sich bei einer solchen, da sieweich ist.
Einst kam ein Fall von weichen Sehnenvor Rabba. Da sprach Rabba: Was ist hierbei zu befürchten? Erstens sagte R. Joḥanan, daß man sich auf die Sehnen hin, die später hart werden,
Daf 77a
am Pesaḥopfer beteiligen könne, und zweitens schont ja die Tora das Geld Jisraéls.
R. Papa sprach zu Rabba: Da ist R. Šimo͑nb. Laqiš, auch ist hierbei ein Verbot der Tora zu berücksichtigen, und du sagst, es sei nichts zu befürchten!? Da schwieg er.
Weshalb schwieg er, Raba sagte ja, die Halakha sei wie R. Šimo͑n b. Laqiš nur bei jenen dreiLehren!?
Anders ist es hierbei, da R. Joḥanan zurücktrat und sich zur Ansicht des R. Šimo͑n b. Laqiš [bekannte]; er sprach nämlich zu ihm: Reize mich nicht, denn ich lehre es nur als Ansicht eines einzelnen.
Einst kam vor Abajje ein Fall, daß ein Knochen gebrochen und nach außen herausgetreten war und davon etwas fehlte, und er zögerte damitdrei Festversammlungen.
Da sprach R. Ada b. Mathna zum [Eigentümer]: Geh zu Raba, dem Sohne des R. Joseph b. Ḥama, dessen Messer scharfist. Als er zu ihm kam, sprach dieser: Merke, wir haben ja von dem Falle gelernt, wenn der Knochen gebrochen ist und nach außen heraustritt, somit ist es einerlei, ob davon etwas abgefallen ist oder nicht.
Rabina fragte Raba: Wie ist es, wenn es sich zusammenlesenläßt? Wenn es zerstückeltist? Wenn es zerfallen ist? Was heißt zerfallen? R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, erwiderte: Wenn der Arzt es fortschneidet.
Sie fragten: Wie ist es, wenn esdurchlöchert ist? Wenn es losgelöst ist? Wenn es gespalten ist? Wenn das untere Drittelfehlt?
Komm und höre: U͑la sagte im Namen R. Joḥanans, die Haut gleiche dem Fleische. – Vielleicht nur in dem Falle, wenn die Haut [am Knochen] haftet.
R. Aši sagte: Als wir bei R. Papi waren, fragten wir, wie es denn sei, wenn [vom Fleische] ringförmig fortgeschnittenist, und wir entschieden es aus dem, was R. Jehuda im Namen Rabhs gesagt hat: Dies fragte ich Gelehrte und Ärzte, und sie sagten mir, man kratze [diese Stelle] mit einem Knochen ab und sie heilt. Eisen aber entzündet. R. Papa sagte: Dies nur dann, wenn es am Knochen haftet.
WENN MAN EIN VIEH SCHLACHTET UND DARIN EINE EIHAUT FINDET, SO DARF, WER SICH NICHT EKELT, SIE ESSEN. DIEBE IST WEDER ALS SPEISE VERUNREINIGUNGSFÄHIG NOCH ALS AASVERUNREINIGEND. HAT MAN DIES BEABSICHTIGT, SO IST SIE ALS SPEISE VERUNREINIGUNGSFÄHIG, NICHT ABER ALS AAS VERUNREINIGEND.
IST EINE EIHAUT ZUM TEIL HERAUSGETRETEN, SO IST SIE ZUM ESSEN VERBOTEN, DENN DIESE IST EIN ZEICHEN DER GEBURT SOWOHL BEI EINEM WEIBE ALS AUCH BEI EINEM VIEH.
HAT EIN ERSTGEBÄRENDES [VIEH] EINE EIHAUT AUSGESTOSSEN, SO DARF MAN SIEHUNDEN VORWERFEN; WENN EIN OPFERTIER, SO IST SIE ZU BEGRABEN. MAN DARF SIE NICHT AN EINEM SCHEIDEWEG BEGRABEN ODER AN EINEN BAUM HÄNGEN, WEIL DIES EIN EMORITISCHER BRAUCH IST.
GEMARA. Woher dies? – Die Rabbanan lehrten:Jedes Vieh &c. dürft ihr essen, dies schließt die Eihaut ein. Man könnte glauben, auch wenn ein Teil herausgetreten ist, so heißt es dieses, dieses, nicht aber die Eihaut.
Merke, es gibt ja keine Eihaut ohne Geburt, wozu ist nun der Schriftvers nötig. – Der Schriftvers ist nur eine Anlehnung.
WEDER [ALS SPEISE] VERUNREINIGUNGSFÄHIG. R. Jiçḥaq der Schmied fragte: Wie ist es, wenn man eine Eselshaut gesottenhat? – In welcher Hinsicht: wenn hinsichtlich der Verunreinigungsfähigkeit von Speisen, so haben wir es ja gelernt,
Daf 77b
und wenn hinsichtlich der Unreinheit von Aas, so haben wir es ja gelernt.
Hinsichtlich der Verunreinigungsfähigkeit von Speisen, denn wir haben gelernt: Die Haut und die Eihaut sind nicht als Speise verunreinigungsfähig; hat man die Haut gesotten oder die Eihaut [zu essen] beabsichtigt, so sind sie als Speisen verunreinigungsfähig.
Hinsichtlich der Unreinheit von Aas, denn wir haben gelernt: Sein Aas, nicht aber die Haut, die Knochen, die Adern, die Hörner und die Hufe.
Hierzu sagte Rabba b. R. Ḥana, diessei wegen des Falles nötig, wenn man sie im Topfe geschmort hat.
Tatsächlich hinsichtlich der Verunreinigungsfähigkeit als Speise, denn anders verhält es sich bei einem Esel, da er widerlich ist.
IST EINE EIHAUT HERAUSGETRETEN. R. Elea͑zar sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn darinkeine Geburt ist, ist aber darin eine Geburt, so berücksichtige man eine andere Geburtnicht. R. Joḥanan aber sagte: Man berücksichtige, einerlei ob darin keine Geburt ist oder darin eine Geburt, eine andere Geburt.
Dem ist ja aber nicht so, R. Jirmeja sagte ja, R. Elea͑zar lehre es erschwerend!?
Vielmehr, ist dies gelehrt worden, so wird es wie folgt lauten: R. Elea͑zar sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn sie nicht mit der Geburtverbunden ist, ist sie aber mit der Geburt verbunden, so berücksichtige man eine andere Geburt nicht.
R. Joḥanan aber sagte: Wir sprechen nur von einer Eihaut ohne Geburt, ist aber darin eine Geburt, so ist, einerlei ob sie mit der Geburt verbunden ist oder nicht, eine andere Geburt nicht zu berücksichtigen. Das ist es, was R. Jirmeja sagte, R. Elea͑zar lehre es erschwerend.
Übereinstimmend mit R. Elea͑zar wird gelehrt: Wenn [ein Weib] eine Art Vieh, Wild oder Vogel und damit eine Eihaut ausgestoßen hat, so ist, wenn sie mit jener verbunden ist, eine andere Geburt nicht zu berücksichtigen, und wenn sie nicht verbunden ist, so lege man ihr die Erschwerung zweier Geburtenauf,
denn man nehme an, die Nachgeburt der einen Eihaut und die Eihaut der anderen Nachgeburt kann sich aufgelöst haben.
HAT EIN ERSTGEBÄRENDES &C. AUSGESTOSSEN. Aus welchem Grunde? R. Iqa, Sohn des R. Ami erwiderte: Die Mehrheit des Viehs wirft das, woran die Heiligkeit des Erstgeborenen haftet, und die Minderheit wirft das, woran die Heiligkeit des Erstgeborenen nicht haftet, nämlich Unähnliches,
ferner wirft die Hälfte Männchen und die Hälfte Weibchen, somit vereinige man die Minderheit der Unähnlichen mit der Hälfte der Weibchen, sodaß die Männchen in der Minderheit sind.
WENN EIN OPFERTIER, SO IST SIE ZU BEGRABEN. Aus welchem Grunde? – Die Mehrheit besteht aus solchen, woran die Heiligkeit haftet.
MAN DART SIE NICHT &C. BEGRABEN. Abajje und Raba sagten beide: Alles, was zu Heilzwecken erfolgt, gilt nicht als emoritischer Brauch, und was nicht zu Heilzwecken erfolgt, gilt als emoritischer Brauch.
Es wird ja aber gelehrt, wenn ein Baum die Früchte abwirft, so bestreiche man ihn mit Farbe und belaste ihn mit Steinen. Erklärlich ist es, daß man ihn mit Steinen belaste, damit seine Kraftabnehme,
Daf 78a
wieso aber bestreiche man ihn mit Farbe!? – Damit die Leute es sehenund für ihn beten.
Es wird nämlich gelehrt:Unrein, unrein rufe er; er muß sein Leid dem Publikum kund tun, damit das Publikum für ihn um Erbarmen flehe. Ebenso soll der, dem etwas zugestoßen ist, dies dem Publikum kund tun, damit das Publikum für ihn um Erbarmen flehe.
Rabina sagte: Nach wessen Ansicht hängen wir einen Dattelkamm an eine Dattelpalme? Nach diesem Autor.
DAS GESETZ] VOM VIEH UND SEINEM JUNGEN HAT GELTUNG SOWOHL IM [JISRAÉL]LANDE ALS AUCH AUSSERHALB DES LANDES, WENN DER TEMPEL BESTEHT UND WENN DER TEMPEL NICHT BESTEHT, BEI PROFANEM UND BEI HEILIGEM.
UND ZWAR: HAT JEMAND EIN VIEH UND SEIN JUNGES AUSSERHALB ALS PROFANES GESCHLACHTET, SO SIND BEIDE TAUGLICH, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE];
WENN AUSSERHALB ALS HEILIGES, SO IST ER WEGEN DES ERSTEN DER AUSROTTUNG SCHULDIG, BEIDE SIND UNTAUGLICH, UND WEGEN BEIDER ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE];
WENN INNERHALB ALS PROFANES, SO SIND BEIDE UNTAUGLICH, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE]; WENN INNERHALB ALS HEILIGES, SO IST DAS ERSTE TAUGLICH UND ER IST FREI, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] UND ES IST UNTAUGLICH. ii
WENN AUSSERHALB ALS PROFANES UND ALS HEILIGES, SO IST DAS ERSTE TAUGLICH UND ER IST FREI, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] UND ES IST UNTAUGLICH;
WENN AUSSERHALB ALS HEILIGES UND ALS PROFANES, SO IST ER WEGEN DES ERSTEN DER AUSROTTUNG SCHULDIG, UND ES IST UNTAUGLICH, DAS ANDERE IST TAUGLICH, UND WEGEN BEIDER ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE];
WENN INNERHALB ALS PROFANES UND ALS HEILIGES, SO SIND BEIDE UNTAUGLICH, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE]; WENN INNERHALB ALS HEILIGES UND PROFANES,
SO IST DAS ERSTE TAUGLICH UND ER IST FREI, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] UND ES IST UNTAUGLICH.
WENN AUSSERHALB UND INNERHALBALS PROFANES, SO IST DAS ERSTE TAUGLICH UND ER IST FREI, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] UND ES IST UNTAUGLICH;
WENN AUSSERHALB UND INNERHALB ALS HEILIGES, SO IST ER WEGEN DES ERSTEN DER AUSROTTUNG SCHULDIG, WEGEN BEIDER ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE], UND BEIDE SIND UNTAUGLICH; WENN INNERHALB UND AUSSERHALB ALS PROFANES, SO IST BAS ERSTE UNTAUGLICH UND ER IST FREI, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] UND ES IST TAUGLICH; WENN INNERHALB UND AUSSERHALB ALS HEILIGES, SO IST DAS ERSTE TAUGLICH UND ER IST FREI, UND WEGEN DES ANDEREN ERHÄLT ER DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] UND ES IST UNTAUGLICH.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Woher, daß [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen beim Heiligen Geltung hat? Es heißt:wenn ein Rind, ein Schaf oder eine Ziege geboren wird, und darauffolgt:und ein Rind oder ein Schaf, es und sein Junges, sollt ihr nicht an einem Tage schlachten; dies lehrt, daß [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen beim Heiligen Geltung habe.
Vielleicht nur beim Heiligen und nicht bei Profanem!? - [Das Wort] Rind trennt die Verbindung.
Vielleicht nur bei Profanem und nicht beim Heiligen!? – Es heißt: und ein Rind, und das und verbindet dies mit dem Vorangehenden.
Demnach sollte, wie der Mischling als Heiliges nicht verwendbar ist, auch das Gesetz vom Vieh und seinem Jungen beim Mischling keine Geltung haben, während gelehrt wird, [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen habe Geltung beim Mischling und beim Koj!?
Und ferner heißt es ja Schaf, und Raba sagte,
Daf 78b
dies sei eine Hauptnorm dafür, daß überall, wo es Schaf heißt, der Mischling ausgeschlossen sei!? – Die Schrift sagt oder, und dies schließt den Mischling ein.
Das oder ist ja zur Teilung nötig; man könnte nämlich glauben, man sei nur dann schuldig, wenn man ein Rind mit seinem Jungen und ein Schaf mit seinem Jungen geschlachtet hat, so lehrt er uns!? – Die Teilung geht hervor aus: und sein Junges.
Aber diesesist ja wegen der folgenden Lehre nötig!? Hieße es: ein Rind, ein Schaf und sein Junges, so könnte man glauben, nur wenn man ein Rind, ein Schaf und seinJunges geschlachtet hat, daher heißt es: ein Rind oder ein Schaf, es und sein Junges. Dies wird ja wahrscheinlich aus [dem Worte] oder gefolgert. – Nein, aus [dem Worte] es.
Einleuchtend ist dies nach den Rabbanan, nach welchen [das Wort] es überflüssig ist, woher aber ist nach R. Ḥananja, nach dem [das Wort] es nicht überflüssig ist, die Teilung zu entnehmen!? – Er braucht für die Teilung keinen Schriftvers, denn er ist der Ansicht R. Jonathans.
Es wird nämlich gelehrt: [Wenn jemand flucht] seinem Vater und seiner Mutter; ich weiß dies nur von Vater und Mutter, woher dies von Vater ohne Mutter und von Mutter ohne Vater? – Es heißt:seinem Vater und seiner Mutter fluchte er, seinem Vater fluchte er, seiner Mutter fluchte er – so R. Jošija.
R. Jonathan sagt, es seiensowohl beide zusammen als auch jeder besonders zu verstehen, außer wenn die Schrift ausdrücklich ‘zusammen’ sagt.
Was ist dies für ein Streit zwischen Ḥananja und den Rabbanan? – Es wird gelehrt: [Das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen hat Geltung bei weiblichenund nicht bei männlichen. Ḥananja sagt, es habe Geltung sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen.
Was ist der Grund der Rabbanan? – Es wird gelehrt: Man könnte glauben, [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen habe Geltung sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen, und zwar wäre dies durch einen Schluß zu folgern: man ist dieserhalb schuldig und man ist wegen der Mutter samt den Jungen schuldig, wie man wegen der Mutter samt den Jungen nur bei weiblichenund nicht bei männlichen schuldig ist, ebenso ist man dieserhalb nur bei weiblichen und nicht bei männlichen schuldig.
Aber nein, sollte dies, wenn es von der Mutter samt den Jungen gilt, wobei das Vorhandene nicht dem Aufgefundenengleicht, auch vom Vieh und seinem Jungen gelten, wobei das Vorhandene dem Aufgefundenen gleicht!?
Daher heißt es es, eines und nicht beide. Da die Schrift sie nun geteilt hat, so gelange ich zu folgendem Schlusse: man ist dieserhalb schuldig und man ist wegen der Mutter samt den Jungen schuldig, wie man wegen der Mutter samt den Jungen nur bei weiblichen und nicht bei männlichen schuldig ist, ebenso ist man dieserhalb nur bei weiblichen und nicht bei männlichen schuldig.
Wenn du aber dagegen einwenden wolltest, [so heißt es] Junges, an dem das Junge hängt, ausgenommen ist das männliche, an dem das Junge nicht hängt. – Was ist dagegen einzuwenden?
Man könnte einwenden, unter es seidas männliche zu verstehen, so heißt es Junges, an dem das Junge hängt, ausgenommen ist das männliche, an dem das Junge nicht hängt.
Daf 79a
Nach Ḥananja aber ist zu erklären: es heißt es, wonach das männliche, und es heißt Junges, an dem das Junge hängt, wonach das weibliche zu verstehen ist, daher hat es Geltung sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen.
R. Hona b. Ḥija sagte im Namen Šemuéls: Die Halakha ist wie Ḥananja. Šemuél vertritt hierbei seine Ansicht, denn wir haben gelernt: R. Jehuda sagte: Die von einer Stute Geworfenen sind, selbst wenn der Vater ein Esel ist, mit einander erlaubt, aber die von einer Eselin Geworfenen sind mit den von einer Stute Geworfenen verboten.
Hierzu sagte R. Jehuda im Namen Šemuéls: Dies ist die Ansicht R. Jehudas, welcher sagt, man berücksichtige nicht den Samen des Vaters, die Weisen aber sagen, alle Arten Maultieresind ein Geschlecht:
Unter Weisen ist Ḥananja zu verstehen, welchersagt, man berücksichtige den Samen des Vaters, somit ist das eine ein Abkömmling von Stute und Esel und das andere ein Abkömmling von Eselin und Pferd und sind ein Geschlecht.
Sie fragten: Ist es R. Jehuda entschieden, daß man den Samen des Vaters nicht berücksichtige, oder ist es ihm zweifelhaft? – In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung?
Ob die Geburt mit der Muttererlaubt ist: wenn du sagst, dies sei ihm entschieden, so ist die Geburt mit der Mutter erlaubt, und wenn du sagst, es sei ihm zweifelhaft, so istdie Geburt mit der Mutter verboten.
Wie ist es nun? – Komm und höre: R. Jehuda sagte: Die von einer Stute Geworfenen sind, selbst wenn der Vater ein Esel ist, mit einander erlaubt. In welchem Falle: wollte man sagen, wenn der Vater des einen ein Esel ist und der Vater des anderen ein Esel ist, so braucht dies ja nicht gelehrtzu werden, doch wohl, wenn der Vater des einen ein Pferd und der Vater des anderen ein Eselist,
und er lehrt, sie seien miteinander erlaubt; demnach ist ihm dies entschieden.
Nein, tatsächlich in dem Falle, wenn der Vater des einen ein Esel und der Vater des anderen ein Esel ist, dennoch ist dies zu lehren nötig: man könnte glauben, die Pferdeseite könnte sich mit der Eselsseite und die Eselsseite mit der Pferdeseite vereinigen, so lehrt er uns.
Komm und höre: R. Jehuda sagte: Ist ein Maultier brünstig, so darf man es weder von einem Pferde noch von einem Esel, sondern nur von seiner Art bespringen lassen. Wenn man nun sagen wollte, dies sei ihm entschieden, so sollte man es von der Art der Mutter bespringen lassen. – Wenn man die Art der Mutter nicht kennt.
Es heißt ja: nur von seiner Art!? – Er meint es wie folgt: man darf es weder von einer Pferdeart noch von einer Eselsart bespringen lassen, weil man seine Art nicht kennt. – Man kann ja die Zeichen untersuchen!? Abajje sagte nämlich: Hat es eine grobe Stimme, so ist es die Geburt einer Eselin, hat es eine feine Stimme, so ist es die Geburt einer Stute. Ferner sagte R. Papa: Hat es große Ohren und einen kleinen Schwanz, so ist es die Geburt einer Eselin, hat es kleine Ohren und einen großen Schwanz, so ist es die Geburt einer Stute. – In dem Falle, wenn es stumm und verstümmeltist.
Wie bleibt es damit? Komm und höre: R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, sagte: Alle stimmen überein, daß die Geburt mit der Mutter verboten sei. Hieraus ist zu schließen, daß ihm dies zweifelhaft ist. Schließe hieraus.
R. Abba sprach zu seinem Diener: Wenn du mir Maultiere an den Wagen spannst, so achte darauf, daß sie einandergleichen. Er ist demnach der Ansicht, daß man den Samen das Vaters nicht berücksichtige,
Daf 79b
und ferner auch, daß die Zeichen aus der Tora seien
Die Rabbanan lehrten: [Das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen hat Geltung bei Mischlingen und beim Koj. R. Elie͑zer sagt, beim Mischling von Ziege und Schaf hat [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen Geltung, beim Koj hat [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen keine Geltung. R. Ḥisda sagte: Was ist ein Koj, worüber R. Elie͑zer und die Weisen streiten? Der Abkömmling von Ziege und Hirsch.
In welchem Falle, wollte man sagen, wenn ein Ziegenbock eine Hirschkuh besprungen und sie geworfen hat, und man diese mit dem Jungen geschlachtet hat, so sagte ja R. Ḥisda, alle stimmen überein, daß, wenn es eine Hirschkuh und das Junge ein Ziegenbockist, manfrei sei, denn der Allbarmherzige spricht von einem Schafe und seinem Jungen, nicht aber von einem Hirsche und seinem Jungen.
Und wollte man sagen, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen hat und sie geworfen hat, und man diese mit ihrem Jungen geschlachtet hat, so sagte ja R. Ḥisda, alle stimmen überein, daß, wenn es eine Ziege und das Junge ein Hirschist, man schuldig sei, denn der Allbarmherzige spricht von einem Schafe und seinem Jungen, wases auch ist!?
Wenn ein Ziegenbock eine Hirschkuh besprungen und diese ein Weibchen und dieses ein Junges geworfen hat, und man es mit seinem Jungen geschlachtet hat.
Die Rabbanan sind der Ansicht, man berücksichtige den Samen des Vaters, und unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafeszu verstehen; R. Elie͑zer aber ist der Ansicht, man berücksichtige den Samen des Vaters nicht, und man sage nicht, unter Schaf sei auch ein Teil des Schafes zu verstehen.
Sollten sie doch denselben Streit wie Ḥananja und die Rabbanan führen, ob manden Samen des Vaters berücksichtige!?
Würden sie darüber streiten, so könnte man glauben, hierbeipflichten auch die Rabbananbei, denn wir sagen nicht, unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen, so lehrt er uns.
Von welchem Falle spricht die Lehre, man dürfe einen Koj am Feste nicht schlachten, und wenn man ihn geschlachtet hat, man das Blut nicht bedecke:
wollte man sagen, wenn ein Ziegenbock eine Hirschkuh besprungen und sie einen solchen geworfen hat, so sollte man sowohl nach den Rabbanan als auch nach R. Elie͑zer ihn schlachten und [das Blut] bedecken, denn unter Hirsch ist auch ein Teil eines Hirscheszu verstehen,
und wollte man sagen, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen und sie einen solchen geworfen hat, so sollte man ihn nach den Rabbananschlachten und [das Blut] bedecken, und nach R. Elie͑zer schlachten und [das Blut] nicht bedecken!?
Tatsächlich von dem Falle, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen hat, und den Rabbanan ist es zweifelhaft, ob man den Samen des Vaters berücksichtige oder nicht.
Wenn es den Rabbanan zweifelhaft ist, so ist es ja R. Elie͑zer entschieden;
von welchem Falle spricht demnach die Lehre, [das Gesetz von] Bug, Kinnbacken und Magenhabe beim Koj und beim Mischling Geltung, und wie R. Elie͑zer sagt, seien diese Priestergaben vom Mischling von Ziege und Schaf zu entrichten und vom Koj nicht zu entrichten:
wollte man sagen, wenn ein Ziegenbock eine Hirschkuh besprungen und sie einen solchen geworfen hat, so ist es allerdings einleuchtend, daß R. Elie͑zer davon befreit, denn er ist der Ansicht, man sage nicht, unter Schafsei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen;
nach den Rabbanan aber sollte er ihm, selbst wenn sie der Ansicht sind, unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen, eine Hälfteüberhaupt nicht geben, aber auch hinsichtlich der anderen Hälfte sollte er zu ihm sagen: bringeden Beweis, daß man den Samen des Vaters berücksichtige, so erhältst du sie.
Und wollte man sagen, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen und sie einen solchen geworfen hat, so ist allerdings nach den Rabbanan zu erklären, er sei zur Hälfte der Priestergaben verpflichtet, nach R. Elie͑zer aber sollte er doch zu den vollständigen Priestergaben verpflichtet sein!?
Tatsächlich, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen und sie einen solchen geworfen hat, nur ist es R. Elie͑zer zweifelhaft, ob man den Samen des Vaters berücksichtigt oder nicht.
Daf 80a
Worin besteht nun, wenn dies den Rabbanan zweifelhaft ist und R. Elie͑zer ebenfalls zweifelhaft ist, ihr Streit!? Ob unter Schaf auch ein Teil eines Schafes zu verstehen sei; die Rabbanan sind der Ansicht, unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen, und R. Elie͑zer ist der Ansicht, unter Schaf sei nicht ein Teil eines Schafes zu verstehen.
R. Papa sagte: Dieskann daher beim Bedecken des Blutes und bei den Priestergaben nur in dem Falle vorkommen, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen hat;
sowohl den Rabbanan als auch R. Elie͑zer ist es zweifelhaft, ob der Same des Vaters zu berücksichtigen sei oder nicht,
und sie streiten, ob unter Schaf auch ein Teil eines Schafes zu verstehensei.
Beim [Gesetze vom] Vieh und seinen Jungen kann dies vorkommen sowohl in dem Falle, wenn ein Ziegenbock eine Hirschkuh, als auch in dem Falle, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen hat.
Hat ein Ziegenbock eine Hirschkuh besprungen, so [streiten sie] über das Verbot; nach den Rabbanan ist es verboten, denn sie sind der Ansicht, man berücksichtige vielleicht den Samen des Vaters, und unter Schaf ist auch ein Teil eines Schafes zu verstehen;
R. Elie͑zer aber ist der Ansicht, angenommen, man berücksichtige den Samen des Vaters, jedoch sagen wir nicht, unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen.
Und hat ein Hirschbock eine Ziege besprungen, so [streiten sie] über die Geißelung; die Rabbanan sind der Ansicht, angenommen, man berücksichtige den Samen des Vaters, jedoch ist unter Schaf auch ein Teil eines Schafes zu verstehen, somitist er zu geißeln; R. Elie͑zer aber ist der Ansicht, nur ein Verbot, aber keine Geißelung:
ein Verbot, da vielleicht der Same des Vaters nicht zu berücksichtigen ist, somit ist es ein richtiges Schaf, keine Geißelung, da vielleicht der Same des Vaters zu berücksichtigen ist,
und man sage nicht, unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen.
R. Jehuda sagte: Der Koj ist ein selbständiges Geschöpf, und die Weisen entschieden nicht. ob er zur Art des Viehs oder zur Art des Wildes gehört. R. Naḥman sagte: Koj ist der wilde Widder.
Hierüber streiten auch Tannaím. Koj ist der wilde Widder; manche sagen, ein Mischling von Ziegenbock und Hirschkuh; R. Jose sagt, der Koj sei ein selbständiges Geschöpf, und die Weisen entschieden nicht, ob er zur Art des Wildes oder zur Art des Viehs gehört. R. Šimo͑n b. Gamaliél sagte: Er gehört zur Art des Viehs, und die vom Hause Došaj züchteten ihn in ganzen Herden.
R. Zera sagte im Namen R. Saphras im Namen R. Hamnunas: Die Waldziege ist für den Altar tauglich. Er ist der Ansicht R. Jiçḥaqs, welcher sagte, die Schrift habe zehn Viehartenaufgezählt und weiter keine,
und da diese nicht unter dem Wilde genannt wird, so ist anzunehmen, daß sie zur Ziegenartehört. R. Aḥa b. Ja͑qob wandte ein: Vielleicht ist [wie folgt auszulegen:]Hirsch und Reh, speziell, jedes Vieh, generell,
und wenn auf eine Spezialisierung eine Generalisierung folgt, so ist die Generalisierung eine Hinzufügung zur Spezialisierung, somit kommen noch viele anderehinzu!?
Demnach wären all diese Spezialisierungen überflüssig. R. Aḥa, Sohn des R. Iqa, wandte ein: Vielleicht gehört sie zur Art Aqo!?
R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši, nach anderen sprach es R. Aḥa, Sohn des R. Ivja, zu R. Aši: Vielleicht gehört sie zur Art Teó oder zur Art Zemer!? R. Ḥanan sprach zu R. Aši: Amemar erlaubte ihren Talg.
R. Abba, Sohn des R. Minjamin b. Ḥija, fragte R. Hona b. Ḥija: Ist die Waldziege für den Altar tauglich? Dieser erwiderte: R. Jose und die Rabbanan streiten nur über den Waldochsen,
von dem gelehrt wird, der Waldochs sei ein Vieh, und wie R. Jose sagt, ein Wild; die Rabbanan sind der Ansicht, da ermit Turbala[Waldochs] übersetzt wird, sei er ein Vieh, und R. Jose ist der Ansicht, da er unter dem Wilde genannt wird, sei er ein Wild; diese aber gehört nach aller Ansicht zur Ziegenart.
R. Aḥa, Sohn des R. Iqa, wandte ein: Vielleicht gehört sie zur Art Aqo? Rabina sprach zu R. Aši: Vielleicht gehörten sie zur Art Zemer!? R. Naḥman sprach zu R. Aši: Amemar erlaubte ihren Talg.
UND ZWAR &C. GESCHLACHTET. R. Oša͑ja sagte: Unsere ganze Mišna vertritt nicht die Ansicht R. Šimo͑ns. – Wieso? – Sie lehrt, daß, wenn jemand sie außerhalb als Heiliges geschlachtet hat, er wegen des ersten der Ausrottung schuldig sei, beide untauglich seien, und er wegen beider die vierzig [Geißelhiebe] erhalte. Merke, R. Šimo͑n ist der Ansicht, die ungültige Schlachtung gelte nicht als Schlachtung,
Daf 80b
wonach er [das erste] nur getötet hat, somit ist ja das andere für innerhalbtauglich und er sollteauch der Ausrottung schuldig sein!?
Wenn innerhalb als Profanes, so sind beide untauglich, und wegen des anderen erhält er die vierzig [Geißelhiebe]. Merke, R. Šimo͑n ist der Ansicht, die ungültige Schlachtung gelte nicht als Schlachtung, wonach er das erste nur getötet hat, weshalb erhält er nun wegen des anderen die vierzig Geißelhiebe!?
Wenn innerhalb als Heiliges, so ist das erste tauglich und er ist frei, und wegen des anderen erhält er die vierzig [Geißelhiebe] und es ist untauglich.
Merke, R. Šimo͑n ist der Ansicht, die ungültige Schlachtung gelte nicht als Schlachtung, und auch die Schlachtung des Heiligen ist ja eine ungültige Schlachtung, denn solange das Blut nicht gesprengt worden ist, ist das Fleisch nichterlaubt; wieso erhält er nun wegen des anderen die vierzig [Geißelhiebe] und ist es untauglich!? Hieraus ist also zu entnehmen, daß sie nicht die Ansicht R. Šimo͑ns vertritt.
Selbstverständlich ist es so!? – Nötig ist es wegen der Schlachtung als Heiliges; man könnte glauben, die Schlachtung als Heiliges gelte als gültige Schlachtung, denn wenn man [das Vieh] metzelt und das Blut sprengt, wird das Fleisch nicht erlaubt, wenn man es aber schlachtet, wird das Fleisch erlaubt, somit sei sie eine gültige Schlachtung, so lehrt er uns.
Sollte er doch zu geißeln sein auch wegen des Verbotes des der DarbringungszeitErmangelnden!? Es wird nämlich gelehrt: Woher, daß alles Untauglichevon Rind und Schaf nicht wohlgefälligist?
es heißt:Rind und Schaf gestreckt oder zusammengezogen &c., dies lehrt, daß das Untaugliche von Rind und Schaf nicht wohlgefällig ist.
Er spricht nur vom Verbote beim [Gesetze vom] Vieh und seinem Jungen, nicht aber von anderen Verboten.
Etwa nicht, [das Schlachten von] Heiligem außerhalb ist ja ein anderes Verbot, dennoch zählt er es mit!? Er lehrt nämlich: Wenn außerhalb als Heiliges, so ist er wegen des ersten der Ausrottung schuldig und wegen beider erhält er die vierzig [Geißelhiebe].
Allerdings wegen des anderen, weil er das Gesetz vom Vieh und seinem Jungen übertreten hat, weshalb aber wegen des ersteren: doch wohl wegen des Verbotes des außerhalb Geschlachteten!?
Liegt das Verbot vom Vieh und seinem Jungen nicht vor, so nennt er ein anderes Verbot, wenn aber das Verbot vom Vieh und seinem Jungen vorliegt, nennt er kein anderes Verbot.
R. Zera erwiderte: Laß das Verbot des der Darbringungszeit Ermangelnden, denn die Schrift hat es zu den Geboten gesetzt.
Daf 81a
Wieso dies? – Die Schrift sagt:vom achten Tage ab ist es wohlgefällig, vom achten Tage ab, früher aber nicht; ein Verbot, das durch [Unterlassung eines] Gebotes entsteht, gilt als Gebot.
Dieser [Schriftvers] ist ja wegen einer Lehre des R. Apeṭoriqi nötig!? R. Apeṭoriqi wies nämlich auf einen Widerspruch hin; es heißt:es soll sieben Tage bei seiner Mutter bleiben, wonach es schon nachtstauglich ist, und dem widersprechend heißt es: und vom achten Tage ab ist es wohlgefällig, wonach erst vom achten Tage ab, nachts aber nicht;
wie ist dies nun zu erklären? Nachts zur Weihungund am folgenden Tage zur Tauglichkeit. – Es gibt noch einen anderen Schriftvers:ebenso sollst du mit deinem Rindvieh und mit deinem Kleinvieh verfahren.
R. Hamnuna sagte: R. Šimo͑n ist der Ansicht, [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen habe keine Geltung beim Heiligen, denn er sagt, die ungültige Schlachtung gelte nicht als Schlachtung, und auch die Schlachtung des Heiligen ist eine ungültigeSchlachtung.
Raba wandte ein: Hat jemand ein Vieh und sein Junges außerhalb als Heiliges [geschlachtet], so übertritt er, wie R. Šimo͑n sagt, wegen des anderen ein Verbot, denn R. Šimo͑n ist der Ansicht, wegen dessen, was später zur Darbringung geeignetist, mache man sich schuldig der Übertretung eines Verbotes, nicht aber der Ausrottung; die Weisen aber sagen, wenn man sich der Ausrottung nicht schuldig nicht, übertrete man auch kein Verbot.
Und auf unseren Einwand, wieso er, wenn außerhalb als Heiliges, wegen des anderen [nur] ein Verbot übertrete, er hat ja das erstenur getötet, somit ist das andere für innerhalb geeignet, und er sollte auch der Ausrottung schuldig sein,
erwiderte Raba, wie manche sagen, Kadi, diese Lehre sei lückenhaft und müsse wie folgt lauten: wenn beide außerhalb als Heiliges, so ist er nach den Rabbanan wegen des ersten der Ausrottung schuldig, das andere ist untauglich und er ist frei,
und nach R. Šimo͑n ist er wegen beider der Ausrottung schuldig;
wenn eines außerhalb und das andere innerhalb, so ist er nach den Rabbanan wegen des ersten der Ausrottung schuldig, das andere ist untauglich und er ist frei, und nach R. Šimo͑n ist das andere tauglich;
wenn eines innerhalb und das andere außerhalb, so ist nach den Rabbanan das erste tauglich und er ist frei, und das andere untauglich und er ist frei, und nach R. Šimo͑n übertritt er wegen des anderen ein Verbot.
Weshalb übertritt er, wenn du sagst, [das Gesetz] vom Vieh und seinem Jungen habe beim Heiligen keine Geltung, wegen des anderen nur ein Verbot, er sollte ja auch der Ausrottung schuldig sein!?
Vielmehr, erklärte Raba, lautet die Lehre R. Hamnunas wie folgt: beim Heiligen ist auf [das Verbot] vom Vieh und seinem Jungen keine Geißelung gesetzt,
denn solange das Blut nicht gesprengt worden ist, ist das Fleisch nicht erlaubt, somit kann die Warnungbei der Schlachtung nur eine eventuelle sein, und die eventuelle Warnung gilt nicht als Warnung.
Raba vertritt hierbei seine Ansicht, denn Raba sagte: Wenn [das Vieh] Profanes und das Junge ein Heilsopfer ist, und er zuerst das Profane und nachher das Heilsopfer geschlachtet hat, so ist er frei;
wenn aber zuerst das Heilsopfer und nachher das Profane, so ist er schuldig. Ferner sagte Raba: Wenn es Profanes und das Junge ein Brandopfer ist, so ist er, wenn er zuerst das Profane und nachher das Brandopfer geschlachtet hat, selbstverständlich frei,
Daf 81b
aber auch, wenn er zuerst das Brandopfer und nachher das Profane geschlachtet hat, ist er frei, denn die erste Schlachtung war nicht eßbar.
R. Ja͑qob aber sagte im Namen R. Joḥanans, auch die Verzehrung durch den Altar gelte als Essen, denn die Schrift sagt:wenn essen gegessenwerden sollte vom Fleische seines Schlachtopfers,
die Schrift spricht von zwei Verzehrungen, von der Verzehrung durch Menschen und der Verzehrung durch den Altar.
WENN JEMAND GESCHLACHTET HAT UND ESTOTVERLETZT BEFUNDEN WIRD, FÜR EINEN GÖTZEN GESCHLACHTET HAT, DIE KUHDER ENTSÜNDIGUNG, EIN ZU STEINIGENDES RINDODER DAS GENICKBROCHENE KALB GESCHLACHTET HAT, SO IST ER NACH R. ŠIMO͑N FREIUND NACH DEN WEISEN SCHULDIG.
IST ES BEIM SCHLACHTEN UNTER SEINER HAND AAS GEWORDEN, ODER HAT ER ES GEMETZELT ODER IHM DIE HALSORGANE AUSGERISSEN, SO IST ER NICHT SCHULDIG WEGEN [ÜBERTRETUNG DES GESETZES] VOM VIEH UND SEINEM JUNGEN.
GEMARA. R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Dieslehrten sie nur von dem Falle, wenn er das erste für den Götzen und das andere für seine Tafel geschlachtet hat, wenn aber das erste für seine Tafel und das andere für den Götzen, so ist er frei, weil er der strengeren Strafeverfällt.
R. Joḥanan sprach zu ihm: Dieswissen ja auch Schulkinder. Aber zuweilen ist er schuldig, auch wenn er das erste für seine Tafel und das andere für den Götzen geschlachtet hat,
und zwar, wenn man ihn auf Grund [des Gesetzes] vom Vieh und seinem Jungen, nicht aber des Götzendienstes gewarnthat. R. Šimo͑n b. Laqiš aber ist der Ansicht, da er frei wäre, falls man ihn gewarnt hätte, so ist er frei, auch wenn man ihn nicht gewarnt hat.
Sie vertreten hierbei ihre Ansichten, denn als R. Dimi kam, sagte er: Wenn jemand ein mit der Todesstrafe oder mit Geißelung belegtes Verbot versehentlichund etwas anderesbegangen hat, so ist er, wie R. Joḥanan sagt, schuldig, und wie Reš Laqiš sagt, frei.
R. Joḥanan sagt, er sei schuldig, denn man hat ihn nichtgewarnt; Reš Laqiš sagt, er sei frei, denn da er frei wäre, falls man ihn gewarnt hätte, so ist er frei, auch wenn man ihn nicht gewarnt hat.
Und beides ist nötig. Würde nur das eine gelehrt worden sein, so könnte man glauben, R. Šimo͑n b. Laqiš vertrete seine Ansicht nur bei diesem, während er beim anderenR. Joḥanan beipflichte.
Und würde er nur das andere gelehrt haben, so könnte man glauben, R. Joḥanan vertrete seine Ansicht nur bei diesem, während er bei jenem R. Šimo͑n b. Laqiš beipflichte. Daher ist beides nötig.
Ist denn die Schlachtung der Kuh der Entsündigung eine ungültige, es wird ja gelehrt, R. Šimo͑n sagt, die [rote] Kuh sei als Speise verunreinigungsfähig, weil sie eine Zeit der Tauglichkeithatte,
Daf 82a
und R. Šimo͑n b. Laqiš erklärte, R. Šimo͑n sei der Ansicht, die [rote] Kuh könne noch dann ausgelöstwerden, wenn sie sich bereits auf dem Herrichtungsplatze befindet!? R. Šamen b. Abba erwiderte im Namen R. Joḥanans: Der Fall von der Kuh der Entsündigung ist keine Mišna.
Ist denn die Schlachtung des genickbrochenen Kalbes keine gültige, wir haben ja gelernt, wenn der Totschläger vor dem Genickbrechen gefunden wird, komme es in die Herdeund weide!? R. Šimo͑n b. Laqiš erwiderte im Namen R. Jannajs: Der Fall vom genickbrochenen Kalbe ist keine Mišna.
Kann R. Jannaj dies denn gesagt haben, R. Jannaj sagte ja: Ich hörte diesbezüglicheine Zeitgrenze, habe sie aber vergessen; die Genossen meinen jedoch, das Hinabbringen zum Felstalemache es verboten.
Wenn dem nun so ist, so sollte er erwidert haben, das eine vor dem Hinabbringen und das andere nach dem Hinabbringen!?
R. Pinḥas, Sohn des R. Ami, erwiderte: Wir haben die Erwiderung, der Fall vom genickbrochenen Kalbe sei keine Mišna, im Namen des R. Šimo͑n b. Laqiš gelernt. R. Aši sagte: Als wir bei R. Papi waren, warfen wir folgendes ein: Kann R. Šimo͑n b. Laqiš dies denn gesagt haben,
es wurde ja gelehrt: Die Vögel des Aussätzigenwerden verboten, wie R. Joḥanan sagt, vom Schlachten ab, und wie R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, vom Nehmenab. Hierzu sagten wir, der Grund des R. Šimo͑n b. Laqiš sei,
weil er es aus [dem Wort] nehmen folgert, das auch beim genickbrochenen Kalbe gebraucht wird.
Vielmehr, sagte R. Ḥija b. Abba, ist es R. Joḥanan, welcher erklärte, der Fall vom genickbrochenen Kalbe sei keine Mišna.
iii,2 HABEN ZWEI PERSONEN EINE KUH UND IHR KALB GEKAUFT, SO SCHLACHTE DER ZUERST, DER ZUERST GEKAUFT HAT; IST IHM DER ANDERE ZUVORGEKOMMEN, SO HAT ER DEN VORTEIL.
GEMARA. R. Joseph sagte: Dies nur in zivilrechtlicherHinsicht. Es wird gelehrt: Ist ihm der andere zuvorgekommen, so war er hurtig und hat den Vorteil. Er war hurtig, denn er hat kein Verbot übertreten; er hat den Vorteil, denn er kann Fleisch essen.
HAT JEMAND EINE KUH UND NACHHER IHRE BEIDEN KÄLBER GESCHLACHTET, SO ERHÄLT ER ACHTZIG [GEISSELHIEBE], WENN ABER DIE BEIDEN KÄLBER UND NACHHER [DIE KUH], SO ERHALT ERVIERZIG [GEISSELHIEBE].
HAT ER [DIE KUH], IHR JUNGES UND DAS JUNGE IHRES JUNGEN GESCHLACHTET, SO ERHÄLT ER ACHTZIG [GEISSELHIEBE], WENN ABER [DIE KUH], DAS JUNGE IHRES JUNGEN UND NACHHER IHR JUNGES, SO ERHÄLT ERVIERZIG [GEISSELHIEBE]; SYMMACHOS SAGT IM NAMEN R. MEÍRS, ER ERHALTE ACHTZIG.
GEMARA. Weshalbdenn, der Allbarmherzige sagt ja:es und sein Junges, nicht aber das Junge und es!? – Dies ist nicht einleuchtend, denn es wird gelehrt: Es und sein Junges; ich weiß dies nur vom [Vieh] und seinem Jungen, woher dies vom Jungen und seiner Mutter?
Wenn es heißt:sollt ihr nicht sehlachten, so sind es ja zwei, und dieskann in dem Falle vorkommen, wenn einer die Kuh, einer ihre Mutter und einer ihr Junges geschlachtet hat; die beiden letzteren sind schuldig.
Daf 82b
Dieser [Schriftvers] ist ja an sich nötig!? – Es sollte ja heißen: sollst du nicht schlachten, während es heißt: sollt ihr nicht schlachten.
Aber auch dies ist ja nötig, denn wenn der Allbarmherzige geschrieben hätte: sollst du nicht schlachten, so könnte man glauben, dies gelte nur von einem, nicht aber von zweien,
daher schrieb der Allbarmherzige: sollt ihr nicht schlachten, auch zwei!?
Es könnte ja heißen: sollen nicht geschlachtetwerden, wenn es aber heißt: sollt ihr nicht schlachten, so ist beides zu entnehmen.
HAT ER [DIE KUH], IHR JUNGES &C. Abajje sprach zu R. Joseph: Ist Symmachos dieser Ansicht aus dem Grunde,
weil er der Ansicht ist, wenn man zwei OlivenTalg bei einem Entfallengegessen hat, sei man zwei Sündopferschuldig,
demnach sollte erdies anderweitiggelehrt haben, nur lehrt er es deshalb hierbei, um die Ansicht der Rabbanan hervorzuheben, daß man nach ihnen auch bei geteilten Körpernfreisei,
oder aber ist Symmachos der Ansicht, wenn man zwei Oliven Talg bei einem Entfallen gegessen hat, sei man nur einmal schuldig, hierbei aber ist er dieser Ansicht aus dem Grunde, weil es zwei getrennte Körper sind? Dieser erwiderte: Jawohl, er ist der Ansicht, wenn man zwei Oliven Talg bei einem Entfallen gegessen hat, sei man zwei Sündopfer schuldig.
Woher dies? – Aus folgender Lehre: Hat jemand verschiedene Mischsaatengesäet, so ist er zu geißeln. Was heißt geißeln: wollte man sagen, einmal geißeln, so ist dies ja selbstverständlich, und was heißt ferner verschiedeneMischsaaten; doch wohl zweimal.
Von welchem Falle wird hier gesprochen: wenn nacheinander, bei zwei Warnungen, so ist dies ja bereits gelehrt worden: Hat ein Nazirden ganzen Tag Wein getrunken, so ist er nur einmal schuldig; wenn man ihm aber gesagt hat, daß er nicht trinken solle, und er getrunken hat, daß er nicht trinken solle, und er getrunken hat, so ist er wegen jedes Males schuldig. Doch wohl mit einem Male, bei einer Warnung.
Nach wessen Ansicht: wenn nach den Rabbanan, die gegen Symmachos streiten, so sollte er doch, wenn man nach ihnen in jenem Falle, wo es geteilte Körper sind, frei ist, es um so mehr hierbei sein;
doch wohl nach Symmachos. – Nein, tatsächlich nach den Rabbanan, nur lehrt er unsetwas nebenbei, daß es nämlich zwei Arten Mischsaat gebe.
Dies schließt die Ansicht R. Jošijas aus. R. Jošija sagte, nur wenn man Weizen, Gerste und Weinbeerkerne mit einem Handwurfe gesäet hat, so lehrt er uns, daß man schuldig sei, auch wenn man nur Weizen und Weinbeerkerne oder Gerste und Weinbeerkerne gesäet hat.
Komm und höre: Hat man eine Olive von der einen und eine Olive von der anderengegessen, so erhält man achtzig [Geißelhiebe]; R. Jehuda sagt, man erhalte nur vierzig. In welchem Falle: wollte man sagen, nach einander, bei zwei Warnungen, was ist demnach der Grund R. Jehudas, die Warnung kann ja nur eine eventuellesein, und wir wissen von R. Jehuda, daß er der Ansicht ist, die eventuelle Warnung gelte nicht als Warnung!?
Es wird nämlich gelehrt: Hat erzuerst den einen und nachher den anderen geschlagen oder zuerst dem einen und nachher dem anderen geflucht, oder hat er beide gleichzeitig geschlagen oder beiden gleichzeitig geflucht, so ist er schuldig;
R. Jehuda sagt, wenn gleichzeitig, sei er schuldig, wenn aber nacheinander, sei er frei. Doch wohl mit einem Male, bei einer Warnung.
Wer ist nun der erste Autor: wenn die Rabbanan, die gegen Symmachos streiten, so sollte er doch, wenn er in jenem Falle, wo es getrennte Körper sind, nach ihnen frei ist, es um so mehr hierbei sein; doch wohl Symmachos.
Nein, tatsächlich nacheinander, nach den Rabbanan, nur ist dieser Autor der Ansicht eines anderen Autors, nach dem R. Jehuda sagt,
die eventuelle Warnung gelte als Warnung. Es wird nämlich gelehrt:Ihr sollt davon nichts bis zum Morgen zurücklassen, und was bis zum Morgen zurückbleibt, sollt ihr im Feuer verbrennen;
Daf 83a
die Schrift läßt ein Gebot auf das Verbot folgen, um zu sagen, daß man dieserhalb nicht zu geißelnsei – so R. Jehuda.
R. Ja͑qob sagt, nicht aus diesem Grunde, sondern weil es ein Verbot ist, wobei keine Tätigkeit ausgeübt wird, und wegen eines Verbotes, wobei keine Tätigkeit ausgeübt wird, nicht zu geißeln ist.
Komm und höre: Hat jemand zwei [Spann]adern von zwei Keulen zweier Tiere gegessen, so erhält er achtzig [Geißelhiebe]; R. Jehuda sagt, er erhalte nur vierzig. In welchem Falle: wenn nach einander, bei zwei Warnungen, was ist demnach der Grund R. Jehudas, welcher sagt, nur vierzig und nicht mehr; doch wohl mit einem Male, bei einer Warnung.
Wer ist nun der erste Autor: wenn die Rabbanan, die gegen Symmachos streiten, so sollte er doch, wenn er nach ihnen in jenem Falle, wo es getrennte Körper sind, frei ist, es um so mehr hierbei sein; doch wohl Symmachos.
Nein, tatsächlich nach einander, wenn du aber einwendest, was demnach der Grund R. Jehudas sei: wenn [an einer] keine Oliveist. Es wird nämlich gelehrt: Wenn er sie gegessen hat und keine Olive daran ist, so ist er schuldig; R. Jehuda sagt, er sei nur dann schuldig, wenn daran eine Olive ist.
AN VIER ZEITENIM JAHRE MUSS MAN, WENN MAN JEMANDEM EIN VIEH VERKAUFT, IHM MITTEILEN, DASS MAN DIE MUTTER, BEZIEHUNGSWEISE DAS JUNGE ZUM SCHLACHTEN VERKAUFT HABE, UND ZWAR: AM VORABEND DES LETZTEN TAGES DES HÜTTENFESTES, AM VORABEND DES ERSTEN TAGES DES PESAḤFESTES, AM VORABEND DES WOCHENFESTES UND AM VORABEND DES NEUJAHRSFESTES; R. JOSE DER GALILÄER SAGT, IN GALILÄA AUCH AM VORABEND DES VERSÖHNUNGSTAGES.
R. JEHUDA SAGTE: NUR DANN, WENN KEIN SPIELRAUM VORHANDEN IST, IST ABER SPIELRAUMVORHANDEN, SO BRAUCHT MAN ES NICHT MITZUTEILEN. JEDOCH PFLICHTET R. JEHUDA BEI, DASS, WENN MAN DIE MUTTER AN DEN BRÄUTIGAM UND DAS JUNGE AN DIE BRAUT VERKAUFT, MAN ES MITTEILEN MÜSSE, DENN BEIDE SCHLACHTEN SICHER AM SELBEN TAGE. iv
AN DIESEN VIER ZEITEN IM JAHRE KANN MAN DEN SCHLÄCHTERANHALTEN, GEGEN SEINEN WILLEN ZU SCHLACHTEN; SELBST WENN DAS RIND TAUSEND DENARE WERT IST UND DER KÄUFER DARAN MIT NUR EINEM DENAR BETEILIGT IST, KANN ER IHN ZUM SCHLACHTEN ZWINGEN; DAHER IST ES, WENN ES VERENDET, DEM KÄUFER VERENDET. ANDERS IST ESIN DEN ÜBRIGEN TAGEN DES JAHRES; DAHER IST ES, WENN ES VERENDET, DEM VERKÄUFER VERENDET.
GEMARA. Es wird gelehrt: Hat er es ihm nicht mitgeteilt, so darf er gehen und ohne Bedenken schlachten.
R. JEHUDA SAGTE: NUR DANN &C. Weshalb lehrt er: die Mutter an den Bräutigam und das Junge an die Braut? – Er lehrt uns nebenbei, daß es zur Lebensart gehöre, daß die Familie des Bräutigams mehr aufwende als die der Braut.
AN DIESEN VIER ZEITEN &C. Er hat esja nicht an sich gezogen!? R. Hona erwiderte im Namen Rabhs: Wenn er es an sich gezogen hat. – Wie ist demnach der Schlußsatz zu erklären: anders ist es in den übrigen Tagen des Jahres; daher ist es, wenn es verendet, dem Verkäufer verendet; jener hat es ja an sich gezogen!?
R. Šemuél b. R. Jiçḥaq erwiderte: Tatsächlich, wenn er es nicht an sich gezogen, jener es ihm aber durch einen anderenzugeeignet hat. An diesen vier Zeiten des Jahres erfolgt eszu seinem Vorteil, und bevorteilen kann man einen auch in seiner Abwesenheit, an den übrigen Tagen des Jahres aber erfolgt es zu seinem Nachteil, und benachteiligen kann man einen nur in seiner Anwesenheit.
R. Elie͑zer erklärte im Namen R. Joḥanans: Für diese vier Zeiten haben die Rabbanan ihre Bestimmung auf eine Vorschrift der Tora gestützt.
R. Joḥanan sagte nämlich: Nach der Tora wird [eine Sache] durch das Geld geeignet, nur deshalb sagten sie, sie werde nur durch das Ansichziehen geeignet, weil zu berücksichtigen ist, [der Verkäufer] könnte zu ihm sagen: dein Weizen ist auf deinem Söller verbrannt.
BEI DEM ‘EINEN TAG’, VON DEM BEIM [GESETZE VOM] TIER UND SEINEM JUNGEN GESPROCHEN WIRD, FOLGT DER TAG DER NACHT. FOLGENDES TRUG R. ŠIMO͑N B. ZOMA VOR: BEIM SCHÖPFUNGSWERKE HEISST ESein Tag UND BEIM [GESETZE VOM] VIEH UND SEINEM JUNGEN HEISST ESeinem Tage, WIE DER EINE TAG, VON DEM BEIM SCHÖPFUNGSWERKE GESPROCHEN WIRD, DER NACHTFOLGTE, EBENSO FOLGT DER TAG, VON DEM BEIM [GESETZE VOM] VIEH UND SEINEM JUNGEN GESPROCHEN WIRD, DER NACHT.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Folgendes trug R. Šimo͑n b. Zoma vor: Da dieser ganze Abschnittvom Heiligen handelt, und beim Heiligen die Nacht dem Tagfolgt, so könnte man glauben, auch hierbei, so heißt es hierbei einem Tage und beim Schöpfungswerke ebenfalls ein Tag, wie der eine Tag, von dem beim Schöpfungswerke gesprochen wird, der Nacht folgte, ebenso folgt auch der Tag, von dem beim [Gesetze vom] Vieh und seinem Jungen gesprochen wird, der Nacht.
Daf 83b
Rabbi sagte: Einem Tage, der bezeichnete Tag; er benötigt der Bekanntmachung. Hieraus folgerten sie, an vier Zeiten im Jahre müsse, wer einem ein Vieh verkauft, esihm mitteilen.
DAS [GESETZ] VOM BEDECKEIN DES BLUTESHAT GELTUNG IM [JISRAÉL]LANDE UND AUSSERHALB DES LANDES, WENN DER TEMPEL BESTEHT UND WENN DER TEMPEL NICHT BESTEHT, NUR BEI PROFANEM UND NICHT BEI HEILIGEM. ES HAT GELTUNG BEIM WILDE UND BEIM GEFLÜGEL, BEI VORHANDENEM UND BEI NICHT VORHANDENEM. ES HAT GELTUNG BEIM KOJ, WEIL ÜBER IHN EIN ZWEIFEL BESTEHT.
MAN DARF IHN AM FESTE NICHT SCHLACHTEN; HAT MAN IHN GESCHLACHTET, SO BEDECKE MAN DAS BLUT NICHT.
GEMARA. Weshalb nicht beim Heiligen: wollte man sagen, wegen der Lehre R. Zeras, denn R. Zera sagte, der Schlachtende müsse unten und oben Erde streuen, denn es heißt:er schütte sein Blut fort und bedecke es in Erde; es heißt nicht ‘[mit] Erde’, sondern ‘in Erde’, und dies lehre, daß der Schlachtende unten und oben Erde streuen müsse,
was hierbei nicht möglich ist. Wie sollte man dies machen: legt man [die Erde] hinauf und läßt sie liegen, so fügt man ja zum Bau hinzu, während es heißt: das alles geschrieben von der Hand des Herrn, er hat mich unterwiesen,
und läßt man sie nicht liegen, so bildet sie ja eine Trennung.
Aber zugegeben, daß dies unten nicht möglich ist, oben aber ist es ja möglich, und man sollte es bedecken.
Es wird auch gelehrt: R. Jonathan b. Joseph sagte: Hat man zuerst ein Wild und nachher ein Viehgeschlachtet, brauche man es nicht zu bedecken, wenn aber zuerst ein Vieh und nachher ein Wild, so ist man zu bedecken verpflichtet.
Dies nach R. Zera, denn R. Zera sagte, ist es zum Umrührengeeignet, sei das Umrühren nicht unerläßlich, und ist es zum Umrühren nicht geeignet, sei das Umrühren unerläßlich.
Man kann esja abkratzen und bedecken!? Wir haben ja auch gelernt, man müsse das verspritzte Blut und das, das sich am Messer befindet, bedecken, wonach man es abkratzen und bedecken muß, ebenso sollte man es auch in diesem Falle abkratzen und bedecken!?
Bei Heiligem des Altarsist dem auch so, hier aber handelt es sich um Heiliges für den Tempelreparaturfonds.
Daf 84a
Man kann es ja auslösen und bedecken!? – Es ist ein Hinstellen und Schätzenerforderlich.
Nach wessen Ansicht: wenn nach R. Meír, welcher sagt, bei allemsei Hinstellen und Schätzen erforderlich, so ist er ja der Ansicht, das ungültige Schlachten gelte als Schlachten,
und wenn nach R. Šimo͑n, welcher sagt, das ungültige Schlachten gelte nicht als Schlachten, so ist er ja der Ansicht, bei diesen sei Hinstellen und Schätzen nicht erforderlich.
R. Joseph erwiderte: Es istRabbi, und er lehrt es nach der Ansicht verschiedener Autoren; hinsichtlich des untauglichen Schlachtens ist er der Ansicht R. Šimo͑ns, und hinsichtlich des Hinsteilens und Schätzens ist er der Ansicht R. Meírs.
Wenn du aber willst, sage ich, alles nach R. Šimo͑n, nur ist es hierbei anders, denn die Schrift sagt: er schütte fort und bedecke es, nur wenn das Fortschütten und das Bedecken fehlt, nicht aber hierbei, wo das Fortschütten, das Auslösen und das Bedecken fehlt.
Da du nun auf diese Erklärung gekommen bist, so kannst du es auch auf Heiliges des Altars beziehen, denn dies gilt nur von dem Falle, wenn nur das Fortschütten und das Bedecken fehlt, nicht aber hierbei, wo das Fortschütten, das Abkratzen und das Bedecken fehlt.
Mar b. R. Aši erklärte: Die Schrift sagt: ein Wild oder ein Geflügel, wie kein heiliges Wild, ebenso auch kein heiliges Geflügel.
Demnach sollte doch, wie dies vom Wilde gilt, bei dessen Art es kein Heiliges gibt, es auch vom Geflügel gelten, bei dessen Art es kein Heiliges gibt, ausgenommen Turteltauben und junge Tauben, bei deren Art es Heiliges gibt!?
Nein, gleich dem Wilde; wie beim Wilde nicht unterschieden wird, ebenso ist auch beim Geflügel nicht zu unterscheiden.
Der Minäer Ja͑qob sprach zu Raba: Es ist uns bekannt, daß hinsichtlich der Kennzeichendas Wild im Vieh einbegriffen ist, vielleicht ist ebenso das Vieh im Wildehinsichtlich des Bedeckens einbegriffen!?
Dieser erwiderte: Deinetwegen sagt die Schrift:auf die Erde schütte es fort wie Wasser; wie Wasser des Bedeckens nicht benötigt, ebenso benötigt auch dieses nicht des Bedeckens.
Demnachsollte man darin untertauchendürfen!? – Die Schrift sagt:nur eine Quelle, eine Zisterne und eine Wasseransammlung ist rein, nur diese, anderes aber nicht.
Vielleicht aber schließt dies nur andere Flüssigkeiten aus, die nicht Wasser genannt werden, nicht aber Blut, das Wasser genannt wird!?
Es gibt zwei Ausschließungen: Wasserquelle und Wasserzisterne.
Vielleicht schließen beide nur andere Flüssigkeiten aus, die eine laufende und die andere angesammelte!?
Es gibt drei Ausschließungen: Wasserquelle, Wasserzisterne und Wasseransammlung.
Die Rabbanan lehrten:Der fangen wird; ich weiß dies nur von solchen, die man fängt, woher dies von solchen, die von selbst gefangen sind, wie Gänse und Hühner?
Es heißt Fang, in jedem Falle. – Wozu heißt es demnach: der fangen wird!? – Die Tora lehrt eine Lebensregel, daß man Fleisch esse, nur wenn man es auf diese Weise erlangt.
Die Rabbanan lehrten:Wenn der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert: die Tora lehrt eine Lebensregel, daß man Fleisch esse, nur wenn man Verlangen danachhat.
Man könnte glauben, man kaufe Fleisch auf dem Markte und esse, so heißt es:schlachte von deinem Rindvieh und deinem.Kleinvieh. Man könnte glauben, man schlachte all sein Rindvieh oder all sein Kleinviehund esse, so heißt es: von deinem Rindvieh, nicht aber all dein Rindvieh, von deinem Kleinvieh, nicht aber all dein Kleinvieh.
Hieraus folgerte R. Elea͑zar b. A͑zarja: wer eine Mine besitzt, kaufe für seine Schüssel eine Litra Kräuter, wer zehn Minen, kaufe für seine Schüssel eine Litra Fische, wer fünfzig Minen, kaufe für seine Schüssel eine Litra Fleisch, und wer hundert Minen, lasse sich jeden Tag einen Topf [aufs Feuer] setzen. – Wie oft jene? – Von einem Vorabend des Šabbaths zum anderen.
Rabh sagte: Wir haben auf die Worte des Greiseszu achten. R. Joḥanan sagte: Abbaentstammt einem Geschlechte von Kräftigen; bei uns aber soll, wer eine Peruṭa in der Tasche hat, sie zum Krämer bringen. R. Naḥman sagte: Solche wie wir, mögen auch borgen und essen.
Lämmer für deine Kleidung; aus der Schur der Lämmer sei deine Kleidung.Böcke der Erlös deinen Feldes; stets verkaufe man sein Feld und kaufe dafür Böcke, nicht aber verkaufe man Böcke und kaufe dafür ein Feld.Und genug Ziegenmilch; der Mensch sei genügsam, sich durch die Milch der Ziegen und der Lämmer seines Hauses zu ernähren.
Für deine Nahrung und die Nahrung deines Hauses; deine Nahrung geht der Nahrung deines Hauses vor.Lebensunterhalt für deine Mägde. Mar Zuṭra, Sohn des R. Naḥman, sagte: Gib deinen Mägden Lebensunterhalt. Damitlehrt die Tora eine Lebensregel, daß man seine Kinder nicht an Fleisch und Wein gewöhne.
R. Joḥanan sagte:
Daf 84b
Wer reich werden will, befasse sich mit der Kleinvieh[zucht]. R. Ḥisda sagte: Es heißt:das Wachstum deines Kleinviehs, das seinen Besitzer reichmacht.
Ferner sagte R. Joḥanan: Lieber ein Zauberbecher als einer mit lauem Wasser. Dies gilt jedoch nur von einem Metallgefäße, bei einem irdenen aber ist nichts dabei. Und auch von einem Metallgefäße gilt dies nur dann, wenn darin kein Gewürz hineingetan worden ist, ist aber darin Gewürz hineingetan worden, so ist nichts dabei. Und auch wenn darin kein Gewürz hineingetan worden ist, gilt dies nur dann, wenn [das Wasser] nicht gekocht hat, hat es aber gekocht, so ist nichts dabei.
Ferner sagte R. Joḥanan: Wenn einem sein Vater Geld hinterlassen hat und er es durchbringen will, so trage er linnene Gewänder, benutze gläserne Gefäße, und miete Lohnarbeiter, ohne bei ihnen zu sein. Er trage linnene Gewänder, aus römischem Linnen. Er benutze gläserne Gefäße, aus weißemGlase. Er miete Lohnarbeiter, ohne bei ihnen zu sein, Ochsentreiber, die großen Schaden anrichten.
R. A͑vira trug vor, manches mal im Namen R. Amis und manches mal im Namen R. Asis: Es heißt:Gut dem, der barmherzig ist und darleiht, der seine Angelegenheiten nach Recht besorgt. Stets esse und trinke man unter seinen Verhältnissen, kleide und hülle sich seinen Verhältnissen entsprechend, und ehre Frau und Kinder über seine Verhältnisse, denn sie sind auf ihn angewiesen und er ist auf den angewiesen, der gesprochen und die Welt geworden ist.
R. E͑na trug an der Pforte des Exilarchen vor: Hat man für einen Krankenam Šabbath geschlachtet, so ist man zum Bedecken verpflichtet. Da sprach Rabba zu ihnen: Er spricht Auffallendes; man nehme ihm den Dolmetsch fort. Es wird nämlich gelehrt: R. Jose sagte: Den Koj darf man am Feste nicht schlachten; hat man ihn geschlachtet, so bedecke man das Blut nicht.
Dies ist [durch einen Schluß] vom Schwereren auf das Leichtere zu folgern: wenn die Beschneidung, die, wenn sie entschieden am Šabbath zu erfolgen hat, diesen verdrängt, in einem Zweifeldas Fest nicht verdrängt, um wieviel weniger verdrängt das Bedecken, das, wenn es entschieden zu erfolgen hat, den Šabbath nicht verdrängt, in einem Zweifel das Fest.
Man erwiderte ihm: Vom Posaunenblasenin der Provinz ist [das Entgegengesetzte] zu beweisen: es verdrängt, wenn es entschieden zu erfolgen hat, den Šabbath nicht, das Fest aber auch in einem Zweifel,
R. Elea͑zar ha-Qappar Berabbi richtete folgende Erwiderung: Wohl gilt dies von der Beschneidung, die in den Festnächten keine Geltunghat, während das Bedecken in den Festnächten Geltung hat.
R. Abba sagte: Diesist eines von den Dingen, von welchen R. Ḥija sagte, er habe dagegen keine Erwiderung, während R. Elea͑zar ha-Qappar Berabbi dagegen eine Erwiderung richtete.
Hier lehrt er also, das Bedecken verdränge, wenn es entschieden zu erfolgen hat, den Šabbath nicht, und der Fall, daß das Bedecken entschieden zu erfolgen hat und den Šabbath nicht verdrängt, erfolgt wohl dann, wenn man am Šabbath für einen Kranken geschlachtet hat.
Vielleicht in dem Falle, wenn man übertreten und [am Šabbath] geschlachtethat!?
Gleich der Beschneidung: wie die Beschneidung erlaubt ist, ebenso das Bedecken, wenn [das Schlachten] erlaubt ist.
«Man erwiderte ihm: Vom Posaunenblasen in der Provinz ist [das Ententgegengesetzte] zu beweisen: es verdrängt, wenn es entschieden zu erfolgen hat, den Šabbath nicht, das Fest aber auch in einem Zweifel.» In welchem Zweifel:
wollte man sagen, in einem Zweifel, ob es ein Festtag oder ein profaner Tag ist, so sollte es doch, wenn es das zweifellose Fest verdrängt, um so mehr das zweifelhafte verdrängen!?
Daf 85a
Vielmehr, in einem Zweifel, ob esein Mann oder ein Weib ist
R. Josevertritt hierbei seine Ansicht, denn er sagt, auch wenn es zweifellos ein Weib ist, blase sie. Es wird nämlich gelehrt:Den Söhnen Jisraéls, nur diese stützen, nicht aber die Töchter Jisraéls.
R. Jose und R. Šimo͑n sagen. Weibern sei das Stützen freigestellt.
Rabina sagte: Auch nach der Ansicht der Rabbanan ist dagegen ein Einwand zu erheben: wohl gilt dies vom Posaunenblasen, weil es, wenn es entschieden zu erfolgen hat, im Tempel den Šabbath verdrängt, während beim Bedecken dies überhaupt nicht vorkommt.
«R. Elea͑zar ha-Qappar Berabbi richtete folgende Erwiderung: Wohl gilt dies von der Beschneidung, die in den Festnächten keine Geltung hat.» Hat sie denn nur in den Festnächten keine Geltung und in den übrigen Nächten wohl!?
Vielmehr, wohl gilt dies von der Beschneidung, die nachts keine Geltung hat wie am Tage, während das Bedecken nachts wie am Tage Geltung hat. R. Abba sagte: Dies ist eines von den Dingen, von welchen R. Ḥija sagte, er habe dagegen keine Erwiderung, während R. Elea͑zar ha-Qappar Berabbi dagegen eine Erwiderung richtete.
WENN MAN ESGESCHLACHTET HAT UND ES TOTVERLETZT BEFUNDEN WIRD, ODER WENN MAN FÜR EINEN GÖTZEN PROFANES INNERHALB, HEILIGES AUSSERHALBODER EIN ZU STEINIGENDES WILD ODER GEFLÜGELGESCHLACHTET HAT, SO IST MAN NACH R. MEÍR VERPFLICHTETUND NACH DEN WEISEN FREI.
WENN MAN ES SCHLACHTET UND ES AAS UNTER SEINER HANDWIRD, ODER WENN MAN ES METZELT ODER IHM [DIE GURGEL] AUSREISST, SO BRAUCHT MAN ES NICHT ZU BEDECKEN.
GEMARA. R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Rabbi gefiel die Ansicht R. Meírsbeim [Gesetze vom] Vieh und seinem Jungen, und lehrte sie im Namen der Weisen, und die Ansicht R. Šimo͑ns beim [Gesetze vom] Bedecken des Blutes, und lehrte sieim Namen der Weisen.
Was ist der Grund R. Meírs beim [Gesetze vom] Vieh und seinem Jungen? R. Jehošua͑ b. Levi erwiderte: Er folgert aus [dem Ausdrucke] schlachten, der auch beim außerhalb Geschlachtetengebraucht wird;
wie bei diesem das ungültige Schlachten als Schlachten gilt, ebenso gilt auch hierbei das ungültige Schlachten als Schlachten.
Was ist der Grund R. Šimo͑ns? R. Mani b. Paṭiš erwiderte: Er folgert aus [den Worten] schlachte eine Schlachtung und richte her; wie es da eine taugliche Schlachtungwar, ebenso ist auch hierbei eine taugliche Schlachtung zu verstehen.
Sollte es R. Meír ebenfalls aus [dein Ausdruck] schlachte folgern!? – Man vergleiche šeḥiṭa mit šeḥiṭa. nicht aber šeḥiṭa mit ṭebiḥa.
Welchen Unterschied gibt es denn hierbei, in der Schule R. Jišma͑éls folgerten sie ja aus:wenn der Priester wiederkommt, und wenn der Priester hineingeht, denn ‘kommen’ und ‘gehen’ sei dasselbe!?
Dies nur, wenn kein gleiches [Wort] vorhanden ist, ist aber ein gleiches vorhanden, so folgere man vom gleichen.
Sollte R. Šimo͑n ebenfalls vom außerhalb Geschlachteten folgern!? – Man folgere hinsichtlich des Profanen vom Profanen, nicht aber hinsichtlich des Profanen vom Heiligen.
Und R. Meír!? – Hat etwa [das Gesetz] vom Vieh und seinen Jungen beim Heiligen keine Geltung!? Deshalbsagte auch R. Ḥija, Rabbi gefiel die Ansicht R. Meírs beim [Gesetze vom] Vieh und seinem Jungen, und er lehrte sie im Namen der Weisen.
Was ist der Grund R. Meírs beim [Gesetze vom] Bedecken des Blutes? R. Šimo͑n b. Laqiš erwiderte: Er folgert dies aus [dem Ausdruck] schütten, der auch beim außerhalb Geschlachtetengebraucht wird; wie da das ungültige Schlachten als Schlachten gilt, ebenso gilt auch hierbei das ungültige Schlachten als Schlachten.
Und der des R. Šimo͑n? – Es heißt:das gegessen wird. – Und R. Meír!? – Dies schließt das unreine Geflügel aus. – Und R. Šimo͑n!? – Vom unreinen Geflügel gilt dies wohl deshalb, weil es nicht gegessen werden darf, und auch das totverletzte darf nicht gegessen werden.
Deshalbsagte auch R. Ḥija, Rabbi gefiel die Ansicht R. Šimo͑ns beim [Gesetze vom] Bedecken des Blutes, und er lehrte sie im Namen der Weisen.
R. Abba sagte:
Daf 85b
Nicht in jeder Hinsicht sagt R. Meír, daß das ungültige Schlachten als Schlachten gelte; R. Meír pflichtet bei, daß es [das Vieh] nicht zum Essen erlaubt mache. Und nicht in jeder Hinsicht sagt R. Šimo͑n, daß das ungültige Schlachten nicht als Schlachten gelte; R. Šimo͑n pflichtet bei, daß es es der Unreinheit des Aases enthebe.
Der Meister sagte: Nicht in jeder Hinsicht sagt R. Meír, daß das ungültige Schlachten als Schlachten gelte; R. Meír pflichtet bei, daß es [das Vieh] nicht zum Essen erlaubt mache. Selbstverständlich, wird etwa das Totverletzte durch das Schlachten erlaubt!?
In dem Falle, wenn man ein Totverletztes geschlachtet hat und darin eine lebende Neunmonatsgeburt findet; da nach R. Meír das ungültige Schlachten als Schlachten gilt, so könnte man glauben, das Schlachten der Mutter genüge und sie benötige nicht des Schlachtens, so lehrt er uns.
Glaubst du, R. Meír sagt ja, die Schlitzgeburtbenötige des Schlachtens!?
Er lehrt uns damit, daß Rabbi einerseits der Ansicht R. Meírs und andererseits der Ansicht der Rabbanan sei. Er ist der Ansicht R. Meírs, welcher sagt, das ungültige Schlachten gelte als Schlachten, und er ist der Ansicht der Rabbanan, welche sagen, das Schlachten der Mutter mache sierein.
Da nach den Rabbanan das Schlachten der Mutter sie rein macht, so könnte man glauben, das Schlachten der Mutter genüge für sie und sie benötige nicht des Schlachtens, so lehrt er uns.
«Und nicht in jeder Hinsicht sagt R. Šimo͑n, daß das ungültige Schlachten nicht als Schlachten gelte; R. Šimo͑n pflichtet bei, daß es es der Unreinheit des Aases enthebe.» Selbstverständlich, R. Jehuda sagte ja im Namen Rabhs, und manche sagen, dies sei eine Barajtha:Und wenn vom Vieh verendet, manches [verendete] Vieh ist verunreinigend und manches ist nicht verunreinigend, nämlich das totverletzt Geschlachtete!?
Dies ist wegen des Falles nötig, wenn man Profanes totverletzt im Tempelhofe geschlachtet hat. Es wird nämlich gelehrt: Wenn man ein Totverletztesgeschlachtet hat, oder wenn man [ein Vieh] geschlachtet hat und es totverletzt befunden wird, beides als Profanes im Tempelhofe, so ist es nach R. Šimo͑n zur Nutznießung erlaubtund nach den Weisen verboten.
Da es nach R. Šimo͑n zur Nutznießung erlaubt ist, wonach dies gar kein Schlachten ist, so könnte man glauben, es enthebe es auch nicht von der Unreinheit des Aases, so lehrt er uns.
R. Papa sprach zu Abajje: Ist denn R. Šimo͑n der Ansicht, das Profane im Tempelhofe sei nach der Tora [verboten]? Dieser erwiderte: Allerdings, es wird auch gelehrt: R. Šimo͑n sagt, Profanes, das im Tempelhofe geschlachtet worden ist, sei zu verbrennen, ebenso ein Wild, das im Tempelhofe geschlachtet worden ist. Einleuchtend ist dies, wenn du sagst, es sei aus der Tora, denn wegen des Viehs hat man es auch beim Wilde angeordnet;
wenn du aber sagst, es sei rabbanitisch, so hat man es beim Vieh wohl deshalb angeordnet, weil manVeranlaßt werden könnte, Heiliges außerhalb zu essen, wonach dies nur eine Maßregel wäre, und wir sollten eine Maßregel für eine Maßregel treffen!?
R. Ḥija kamen Motten in den Flachs; da kam er zu Rabbi, und dieser sprach zu ihm: Nimm einen Vogel und schlachte ihn über dem Wasserkübel, denn wenn [die Motte] Blut riecht, verläßt sie ihn.
Wieso tat er dies, es wird ja gelehrt, daß man, wenn man schlachtet, weil man des Blutes benötigt, es bedecken müsse, und man daher [das Tier] entweder metzle oder ihm [die Gurgel] ausreiße!?
Als R. Dimi kam, erklärte er, er sagte ihm auch, daß er es [vorher] totverletzt mache. Als Rabin kam, erklärte er, er sagte ihm auch, daß er es metzle.
Weshalb sagte er nach demjenigen, welcher erklärt, er sagte ihm auch, daß er es totverletzt mache, nicht, daß er es metzle?
Wolltest du erwidern, er sei der Ansicht, nach der Tora benötige das Geflügel nicht des Schlachtens und das Metzeln sei sein Schlachten, so wird ja gelehrt: Rabbi sagte:Wie ich dir befohlen habe, dies lehrt, daß Moše bezüglich der Speiseröhre und der Luftröhre befohlen worden ist, [das Durchschneiden] des größeren Teiles des einen beim Geflügel und des größeren Teiles beider beim Vieh.
Daf 86a
Dies ist selbstverständlich; selbstverständlich durfte er es metzeln, denn dies ist überhaupt kein Schlachten, von der Totverletzung aber könnte man glauben, das ungültige Schlachten gelte als Schlachten und benötige des Bedeckens, so lehrt er uns, nach R. Ḥija b. Abba.
Weshalb sagte er nach demjenigen, welcher erklärt, er sagte ihm auch, daß er es metzle, nicht, daß er es totverletzt mache? Wolltest du erwidern, er sei der Ansicht, das ungültige Schlachten gelte als Schlachten, so sagte ja R. Ḥija b. Abba im Namen R. Joḥanans, Rabbi gefiel die Ansicht R. Šimo͑ns beim [Gesetze vom] Bedecken des Blutes, und er lehrte sie deshalb im Namen der Weisen.
Dies ist selbstverständlich; selbstverständlich durfte er es totverletzt machen, denn das ungültige Schlachten gilt nicht als Schlachten, hinsichtlich des Metzelns aber könnte man glauben, das Geflügel benötige nach der Tora nicht des Schlachtens, vielmehr gelte bei ihm das Metzeln als Schlachten und benötige des Bedeckens, so lehrt er uns, nach [der Lehre:] wie ich dir befohlen habe.
Wieso kamen Motten in seinen Flachs, Rabin b. Abba, manche sagen, R. Abin b. Šaba, sagte ja, daß, seitdem die Männer aus dem Exil[nach Palästina] gekommen sind, da Blitzschläge, Erdbeben, Orkane und Donner aufgehört haben, der Wein nicht sauer und der Flachs nicht geschlagenwurde, und die Weisen ihre Augen auf R. Ḥija und seine Söhne richteten!?
Ihre Verdienste nützten der ganzen Welt, nicht aber ihnen selbst. Dies nach R. Jehuda im Namen Rabhs, denn R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: An jedem Tage geht eine Hallstimme aus und ruft: Die ganze Welt wird durch das Verdienst meines Sohnes Ḥanina gespeist, mein Sohn Ḥanina aber begnügt sich mit einem Kab Johannisbrotvon einem Vorabende des Šabbaths bis zum anderen.
WENN EIN TAUBER, EIN BLÖDER UND EIN MINDERJÄHRIGER GESCHLACHTET UND ANDERE SIE BEOBACHTET HABEN, SO MUSS MAN[DAS BLUT] BEDECKEN; WENN ABER UNTER SICH, SO BRAUCHT MAN ES NICHT ZU BEDECKEN.
DIES GILT AUCH BEIM [GESETZE VOM] VIEH UND SEINEM JUNGEN: WENN SIE [DAS EINE] GESCHLACHTET UND ANDERE SIE BEOBACHTET HABEN, SO DARF MAN HINTERHER [DAS ANDERE] NICHT SCHLACHTEN, WENN ABER UNTER SICH, SO IST DAS SCHLACHTEN HINTERHER NACH R. MEÍR ERLAUBT UND NACH DEN WEISEN VERBOTEN. SIE PFLICHTEN JEDOCH BEI, DASS MAN, WENN MAN GESCHLACHTET HAT, DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE] NICHT ERHALTE.
GEMARA. Weshalb streiten die Rabbanan nicht über den ersten Fall und über den anderen wohl?
Wenn man sagen würde, man sei zu bedecken verpflichtet, so könnte man glauben, ihr Schlachten sei gültig, und dazu kommen, von ihrer Schlachtung zu essen.
Dies sollte ja auch vom anderen Falle gelten: da die Rabbanan sagen, man dürfe hinterher [das andere] nicht schlachten, so kann man glauben, ihr Schlachten sei gültig, und dazu kommen, von ihrer Schlachtung zu essen!?
Beim anderen Fallekann man annehmen, erbrauche kein Fleisch. – Auch beim ersten Falle kann man ja annehmen, erwolle seinen Hof reinigen!?
Was könnte man in dem Falle annehmen, wenn sie auf einen Misthaufen geschlachtethaben, oder in dem Falle, wenn einer fragenkommt!?
Dies sollte ja, nach deiner Erklärung, auch vom anderen Fall gelten: was könnte man in dem Falle annehmen, wenn einer fragenkommt!?
Vielmehr, die Rabbanan streiten gegen die ganze Lehre, nur warteten sie, bis R. Meír seine Lehrebeendet hatte, und erst nachher streiten sie gegen ihn.
Allerdings sind die Rabbanan der Ansicht, es seierschwerend zu entscheiden, was aber ist der Grund R. Meírs?
R. Ja͑qob erwiderte im Namen R. Joḥanans: Nach R. Meír ist man wegen ihres Schlachtens wegen Aasesschuldig. – Aus welchem Grunde? R. Ami erwiderte: Weil die Mehrheit ihrer Handlungen verpfuscht ist.
R. Papa sprach zu R. Hona, dem Sohne R. Jehošua͑š, manche sagen, R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, zu R. Papa: Wozu die Mehrheit, dies gilt ja auch von der Minderheit, denn R. Meír berücksichtigt die Minderheit, und wenn man die Minderheit mit dem bisherigen Zustandeverbindet, ist die Mehrheitsuspekt.
Wir haben nämlich gelernt: Wenn ein Kind mit Teig in der Hand neben dem Teige angetroffen wird, so ist er nach R. Meír rein und nach den Weisen unrein, weil es die Art eines Kindes ist, herumzuwühlen. Und auf die Frage, was der Grund R. Meírs sei, erklärten wir, er sei zwar der Ansicht, die Mehrheit der Kinder pflege herumzuwühlen und nur die Minderheit pflege nicht herumzuwühlen, da aber der Teig bisher sich im Zustande der Reinheit befunden hatte,
Daf 86b
so verbinde man die Minderheit mit dem bisherigen Zustande, und die Mehrheit ist suspekt.
Sollte man denn, weil sie gesagt haben, bei einem Zweifel der Unreinheit gelte es als rein, auch sagen, bei einem Zweifel des Verbotes sei zu erlauben!?
Rabbi traf eine Entscheidung nach R. Meír und traf eine Entscheidung nach den Weisen. Welche von ihnen später?
Komm und höre: R. Abba, Sohn des R. Ḥija b. Abba, und R. Zera standen auf dem Marktplatze von Cäsarea an der Tür des Lehrhauses, und als R. Ami herauskam und sie da traf, sprach er zu ihnen: Sagte ich euch etwa nicht, daß ihr während der Vorlesung nicht draußen stehen sollt, denn es konnte jemand etwas wissen wollen und dadurcheine Störung entstehen!?
Hierauf ging R. Zera hinein und R. Abba ging nicht hinein. Sie saßen und warfen die Frage auf: welche von ihnen später? Da sprach R. Zera zu ihnen: Ihr habt mich nicht den Altenfragen lassen; er hat es vielleicht von seinem Vater und sein Vater von R. Joḥanan gehört. R. Ḥija b. Abba pflegte nämlich alle dreißig Tage sein Studium vor R. Joḥanan zu repetieren.
Wie bleibt es damit? – Komm und höre: R. Elea͑zar ließ der Diaspora mitteilen, Rabbi habe eine Entscheidung nach R. Meír getroffen, und da er auch nach den Rabbanan entschied, so ist wohl zu verstehen, er habe sie später getroffen. Schließe hieraus.
iv,1 HAT MAN HUNDERT STÜCK WILD AN EINER STELLE GESCHLACHTET, SO GENÜGT EIN EINZIGES BEDECKEN FÜR ALLE; WENN HUNDERT STÜCK GEFLÜGEL AN EINER STELLE, SO GENÜGT EIN EINZIGES BEDECKEN FÜR ALLE; WENN WILD UND GEFLÜGEL AN EINER STELLE, SO GENÜGT EIN EINZIGES BEDECKEN FÜR ALLE. R. JEHUDA SAGT, HAT MAN WILD GESCHLACHTET, SO BEDECKE MAN [DAS BLUT], UND NACHHER SCHLACHTE MAN DAS GEFLÜGEL.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Unter Wild ist alles zu verstehen, ob viel oder wenig; unter Geflügel ist alles zu verstehen, ob viel oder wenig. Hieraus folgerten sie, daß, wenn man hundert Stück Wild an einer Stelle geschlachtet hat, für alle ein einziges Bedecken genüge, wenn hundert Stück Geflügel an einer Stelle, für alle ein einziges Bedecken genüge, wenn Wild und Geflügel an einer Stelle, für alle ein einziges Bedecken genüge.
R. Jehuda sagt, hat man Wild geschlachtet, so bedecke man [das Blut], und nachher schlachte man das Geflügel, denn es heißt: Wild oder Geflügel.
Sie entgegneten ihm: Es heißt auch:denn es ist das Leben alles Fleisches, sein Blut ist mit dem Leben verbunden. – Was entgegneten sie ihm damit!? – Die Rabbanan sprachen zu ihm wie folgt: Das oder ist ja zur Teilung nötig!?
[Da erwiderte] R. Jehuda, die Teilung sei aus [dem Worte] sein Blut zu entnehmen. [Hierauf entgegneten] die Rabbanan, unter sein Blut sei auch die Mehrzahl zu verstehen, wie es heißt: denn es ist das Leben alles Fleisches, sein Blut ist mit dem Leben verbunden.
R. Ḥanina sagte: R. Jehuda pflichtet jedoch hinsichtlich des Segensspruchesbei, daß man nämlich nur einen Segensspruch spreche. Rabina sprach zu R. Aḥa, dem Sohne Rabas, und wie manche sagen, R. Aḥa, der Sohn Rabas, zu R. Aši: Womit ist es hierbei anders als in dem Falle von den Schülern Rabhs!?
Einst saßen nämlich R. Beruna und R. Ḥananél, die Schüler Rabhs, bei der Mahlzeit, und R. Jeba der Greis stand neben ihnen. Da sprachen sie zu ihm: Reichezum Segensspruche. Hierauf sprachen sie zu ihm: Reiche zum Trinken. Da sprach R. Jeba der Greis zu ihnen: Sobald man sich zum Tischsegen angeschickt hat, darf man keinen Wein mehr trinken. Ebenso sollte man auch hierbei, wenn man zum Bedecken verpflichtet ist, zum Segenverpflichtet sein!?
Daf 87a
Es ist ja nicht gleich; in jenem Falle war das Trinken und das Sprechen des Segens nicht gleichzeitig möglich, hierbei aber ist es ja möglich, mit der einen [Hand] zu schlachten und mit der anderen [das Blut] zu bedecken.
WENN JEMAND GESCHLACHTET UND [DAS BLUT] NICHT BEDECKT HAT UND EIN ANDERER ES SIEHT, SO IST DIESER ES ZU BEDECKEN VEUPFLICHTET. WENN MAN ES BEDECKT HAT UND ES AUFGEDECKT WORDEN IST, SO BRAUCHT MAN ES NICHT MEHR ZU BEDECKEN; HATTE DER WIND ES BEDECKT, SO MUSS MAN ESBEDECKEN.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten:Schütte fort und bedecke es; wer es fortgeschüttet hat, bedecke es. Woher, daß man, wenn man sieht, wie jemand geschlachtet und nicht bedeckt hat, zu bedecken verpflichtet sei? Es heißt:ich sprach zu den Kindern Jisraéls, dies ist eine Warnung für alle Kinder Jisraéls.
Ein Anderes lehrt: Er schütte fort und bedecke; womit er fortgeschüttethat, bedecke er; man darf es nicht mit dem Fuße bedecken, damit ihm die Gebote nicht verächtlich erscheinen. Ein Anderes lehrt: Er schütte fort und bedecke; wer fortgeschüttet hat, bedecke es. Einst schlachtete jemand und ein anderer kam ihm zuvor und bedeckte [das Blut], da verurteilte ihn R. Gamliél, an jenenzehn Goldstücke zu zahlen.
Sie fragten: Als Entgelt für das Gebot oder als Entgelt für den Segensspruch? – In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung? – Hinsichtlich des Tischsegens. Wenn du sagst, als Entgelt für das Gebot, so ist es auch hierbei eines, wenn du aber sagst, als Entgelt für den Segensspruch, so sind es hierbei vierzig. Wie ist es nun?
Komm und höre: Einst sprach ein Minäer zu Rabbi: Wer die Berge erschuf, hat den Wind nicht erschaffen, und wer den Wind erschuf, hat die Berge nicht erschaffen, denn es heißt:fürwahr, er hat die Berge gebildet und den Wind erschaffen. Dieser erwiderte: Tor, achte auf den Schluß des Schriftverses:Herr der Heerscharen ist sein Name.
Jener sprach, gib mir drei Tage Zeit und ich gebe dir Antwort. Rabbi verweilte diese drei [Tage] in Fasten, und als er darauf anbeißen wollte, meldete man ihm, ein Minäer stehe an der Tür. Dasprach er:Sie taten Galle in meine Speise &c.
Hierauf sprach jener: Meister, ich bringe dir eine gute Nachricht: dein Feind fand keine Antwort, und er stürzte sich vom Dache ab und starb. Hierauf sprach er zu ihm: Willst du bei mir speisen? Jener erwiderte: Jawohl. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, sprach er zu ihm: Willst du den Becher des Tischsegens trinken oder vierzig Goldstücke nehmen? Jener erwiderte: Ich will den Becher des Tischsegens trinken. Da ertönte eine Hallstimme und sprach: Der Becher des Tischsegens ist vierzig Goldstücke wert.
R. Jiçḥaq sagte: Dessen Geschlecht besteht noch unter den Großen Roms, und man nennt es das Geschlecht Livianus.
WENN MAN ES BEDECKT HAT UND ES AUFGEDECKT WORDEN IST. R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Womit ist es hierbei anders als beim Zurückbringen einer verlorenen Sache, wovon der Meister sagte:zurückbringen, auch hundertmal!?
Dieser erwiderte: Da ist keine Einschränkung geschrieben, hierbei aber heißt es einschränkend: er bedecke es.
HATTE DER WIND ES BEDECKT. Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn es aufgedeckt worden ist, ist es aber nicht aufgedeckt worden, so braucht man es nicht zu bedecken. – Was ist denn dabei, daß es wieder aufgedeckt worden ist, [das Gebot] ist ja verdrängtworden!? R. Papa erwiderte: Dies besagt, daß es bei Geboten keine Verdrängung gebe.
Womit ist es hierbei anders, als bei der folgenden Lehre; Wenn man geschlachtet hat und das Blut in die Erde eingedrungen ist, so ist man es zu Bedecken verpflichtet!? – In dem Falle, wenn Spuren vorhanden sind.
IST DAS BLUT MIT WASSER VERMISCHT WORDEN, SO IST MAN, WENN ES DAS AUSSEHEN VON BLUT HAT, ES ZU BEDECKEN VERPFLICHTET; IST ES MIT WEINVERMISCHT WORDEN, SO BETRACHTE MAN IHN ALS WASSER; IST ES MIT BLUT VON EINEM VIEH
Daf 87b
ODER MIT BLUT VON EINEM WILDEVERMISCHT WORDEN, SO BETRACHTE MAN ES ALS WASSER. R. JEHUDA SAGT, BLUT GEHE IN BLUT NICHTAUF.
VERSPRITZTES BLUT, UND WAS SICH AM MESSER BEFINDET, IST MAN ZU BEDECKEN VERPFLICHTET. R. JEHUDA SAGTE: NUR DANN, WENN NUR DIESES BLUT VORHANDEN IST, IST ABER AUCH ANDERES BLUT VORHANDEN, SO BRAUCHT MAN ES NICHT ZU BEDECKEN.
GEMARA. Dort haben wir gelernt: Ist das Blutmit Wasser vermischt worden, so ist es, wenn es das Aussehen von Blut hat, tauglich; ist es mit Wein vermischt worden, so betrachte man ihnals Wasser; ist es mit Blut von einem Viehoder einem Wilde vermischt worden, so betrachte man es als Wasser. R. Jehuda sagt, Blut gehe in Blut nicht auf.
R. Ḥija b. Abin sagte im Namen R. Joḥanans: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn das Wasser in das Blut gekommen ist, ist aber das Blut in das Wasser gekommen, so geht [jeder Tropfen] einzeln auf.
R. Papa sagte: Hinsichtlich des Bedeckens aber ist dies nicht der Fall, weil es bei Geboten keine Verdrängung gibt.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Hat esein rotes Aussehen, so schafft esSühne, macht befähigtund benötigt des Bedeckens. – Was lehrt er uns damit, dies haben wir ja bereits sowohl von der Sühne als auch von der Pflicht des Bedeckens gelernt!?
Nötig ist dies von der Befähigung. – Auch von der Befähigung [ist es ja selbstverständlich], denn ist es Blut, macht es befähigt, und ist es Wasser, macht es befähigt!? – In dem Falle, wenn man es mit Regenwasservermischt hat.
Auch das Regenwasser macht man ja, sobald man es auffängt und hineinschüttet, hierfür geeignet!? – In dem Falle, wenn es von selbst beigemischt worden ist.
R. Asi aus Neharbel erklärte: Dies gilt vom Wassersatzedes Blutes. R. Jirmeja aus Diplite sagte: Man ist wegen dessender Ausrottung schuldig; jedoch nur dann, wenn darin ein olivengroßes Quantumenthalten ist. In einer Barajtha wurde gelehrt: Esist durch Bezeltung verunreinigend; jedoch nur dann, wenn darin ein olivengroßes Quantum enthalten ist.
Dort haben wir gelernt: Alle Flüssigkeiten von einer Leiche sind rein, ausgenommen das Blut; alles an ihm, was ein rotes Aussehenhat, ist durch Bezeltung verunreinigend. Sind denn Flüssigkeiten von einer Leiche rein, ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Flüssigkeiten von einem, der am selben Tage untergetauchtist, Flüssigkeiten, die aus ihm kommen, gleichen den von ihm berührten Flüssigkeiten;
Daf 88a
sowohl diese als auch jene sind nicht verunreinigend. Flüssigkeiten von allen anderen Unreinen, ob leichteren oder schwereren Grades, gleichen den von ihnen berührten Flüssigkeiten; sowohl diese als auch jene sind erstgradig [unrein], ausgenommen die Flüssigkeit, die eine Hauptunreinheitist.
Was ist unter leichter und was ist unter schwerer [Unreinheit] zu verstehen? Unter leichter ist wohl die eines Kriechtieres und eines Flußbehafteten und unter schwerer die einer Leichezu verstehen!? – Nein, unter leichter ist die eines Kriechtieres und unter schwerer die eines Flußbehafteten zu verstehen.
Weshalb haben die Rabbanan esbei einem Flußbehafteten angeordnet und bei einer Leiche nicht? – Bei einem Flußbehafteten, von dem die Leute sich nichtfern halten, haben die Rabbanan es angeordnet, bei einer Leiche aber, von der die Leute sich fern halten, haben die Rabbanan es nicht angeordnet.
VERSPRITZTES BLUT, UND WAS SICH AM MESSER BEFINDET &C. Die Rabbanan lehren:Er bedecke es, dies lehrt, daß man das ganze Blut bedecken muß; hieraus folgerten sie, daß man auch das verspritzte Blut, und was sich am Messer befindet, bedecken muß. R. Jehuda sagte: Nur dann, wenn nur dieses Blut vorhanden ist, ist aber auch anderes Blut vorhanden, so braucht man es nicht zu bedecken.
Ein Anderes lehrt: Das verspritzte Blut, und was sich an den Rändernbefindet, muß man bedecken. R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Dies nur in dem Falle, wenn man das Lebensblutnicht bedeckt hat, hat man aber das Lebensblut bedeckt, so braucht man es nicht zu bedecken.
Worin besteht ihr Streit? – Die Rabbanan sind der Ansicht, unter sein Blut sei alles Blut zu verstehen, R. Jehuda ist der Ansicht, unter sein Blut sei auch ein Teil des Blutes zu verstehen, und R. Šimo͑n b. Gamliél ist der Ansicht, unter sein Blut sei das bestimmte Blutzu verstehen.
WOMIT DARF MAN [DAS BLUT] BEDECKEN UND WOMIT DARF MAN ES NICHT BEDECKEN? MAN DARF ES BEDECKEN MIT DÜNNEM MISTE, FEINEM SANDE, KALK ODER SCHERBEN, ZIEGELSTEIN UND SPUNDMASSE, DIE ZERSTOSSEN SIND, NICHT ABER MIT GROBEM MISTE, GROBEM SANDE ODER ZIEGELSTEIN UND SPUNDMASSE, DIE NICHT ZERSTOSSEN SIND; AUCH DARF MAN DARÜBER KEIN GEFÄSS STÜLPEN. R. ŠIMO͑N B. GAMLIÉL SAGTE EINE REGEL: MIT ALLEM, WORAUF PFLANZEN WACHSEN, DARF MAN BEDECKEN, UND WORAUF KEINE PFLANZEN WACHSEN, DARF MAN NICHT BEDECKEN.
GEMARA. Welcher heißt feiner Sand? Rabba b. Bar Ḥana erwiderte im Namen R. Joḥanans: Wenn der Töpfer ihn nicht zu zerstoßen braucht. Manche beziehen dies auf den Schlußsatz: nicht aber mit grobem Miste [und] grobem Sande. Welcher heißt grober Sand: Rabba b. Bar Ḥana erwiderte im Namen R. Joḥanans: Wenn der Töpfer ihn zerstoßen muß.
Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen? – Wenn dies nötig, aber nicht [durchaus] nötig ist, wenn er sich zerreiben läßt.
Die Rabbanan lehrten: Er bedecke es; man könnte glauben, er bedecke es mit Steinen oder stülpe darüber ein Gefäß, so heißt es: mit Erde. Ich weiß es nur von Erde, woher, daß auch dünner Mist, feiner Sand, zerriebene Steine, zerriebener Ton, feine Flachsschäbe,
Daf 88b
feine Sägespäne, Kalk oder Ton, Ziegelstein und Spundmasse, die zerstoßen sind, einbegriffen seien? Es heißt: er bedecke es. Man könnte nun glauben, auch grober Mist, grober Sand, zerstoßene Metallgefäße, Ziegelstein und Spundmasse, die nicht zerstoßen sind, Mehl, Kleie und Schrotkleie seien einbegriffen, so heißt es: mit Erde.
Was veranlaßt dich, jene einzuschließen und diese auszuschließen? Da die Schrift manches einschließt und manches ausschließt, so schließe ich jene ein, die eine Art Erde sind, und schließe diese aus, die keine Art Erde sind.
Vielleicht aber: er bedecke es, generell, mit Erde, speziell, und wenn auf eine Generalisierung eine Spezialisierung folgt, so umfaßt die Generalisierung nur das Speziellgenannte, nur Erde, anderes aber nicht!?
R. Mari erwiderte: Dies ist eine Generalisierung, die der Spezialisierungbenötigt, und wenn die Generalisierung der Spezialisierung benötigt, wird die [Regel von der] Generalisierung und Spezialisierung nicht angewandt.
R. Naḥman b. R. Ḥisda trug vor: Man darf bedecken nur mit dem, was, wenn man darin säet, Gewächse hervorbringt. Raba sprach: Dies ist eine Erfindung!
R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach zu Raba: Wieso ist dies eine Erfindung, ich sagte es ihm, und ich entnehme es aus folgender Lehre: Wenn jemand in der Wüstegeht und keine Erde zum Bedecken hat, so zerreibe er einen Golddenar und bedecke damit. Wenn jemand zu Schiff reist und keine Erde zum Bedecken hat, so verbrenne er sein Gewand und bedecke damit.
Erklärlich ist es, daß er sein Gewand verbrenne und bedecke, denn wir finden, daß auch Asche Erde genanntwird, woher dies aber von einem Golddenar? R. Zera erwiderte: [Es heißt:]und Golderde ihm zuteil.
Die Rabbanan lehrten: Man darf es nur mit Erde bedecken – so die Schule Šammajs. Die Schule Hillels sagt, wir finden, daß auch Asche Erde genannt wird, denn es heißt:man nehme für den Unreinen von der Verbrennungserde &c. – Und die Schule Šammajs!?
Sie heißt wohl Verbrennungserde, nicht aber schlechthin Erde. Es wird gelehrt: Zu jenen fügte man noch Ruß. Stibium und Steinschleifeabfall hinzu; manche sagen, auch Zarnik.
Raba sagte: Als Belohnung dafür, daß unser Vater Abraham sagte:ich bin Erde und Asche, sind seinen Kindern zwei Gebote beschieden worden, die Asche der [roten] Kuh und die Erde der Ehebruchsverdächtigten.
Sollte er auch die Erde zum Bedecken des Blutes mitzählen!? – Durch diese erfolgt nur eine Vervollkommnung des Gebotes, jedoch kein Nutzen.
Ferner sagte Raba: Als Belohnung dafür, daß unser Vater Abraham sagte:
Daf 89a
ob von Faden bis Schnurriemen, sind seinen Kindern zwei Gebote beschieden worden, der purpurblaue Fadenund der Riemen der Tephillin.
Erklärlich ist dies vom Riemen der Tephillin, denn es heißt:damit alle Völker der Erde sehen, daß du nach dem Namen des Herrn genannt bist, und hierzu wird gelehrt: R. Elie͑zer der Große sagte, das seien die Tephillindes Kopfes, welches Bewenden aber hat es mit dem purpurblauen Faden!?
Es wird gelehrt: R. Meír sagte: Womit ist das Purpurblau anders als alle anderen Farben? Weil das Purpurblau dem Meere, das Meer der Himmelsveste, die Himmelsveste dem Saphirsteine und der Saphirstein dem Throne der Herrlichkeit gleicht, denn es heißt: sie sahen den Gott Jisraéls, und unter seinen Füßen &c., ferner heißt es:wie das Aussehen des Saphirsteines ist das Aussehen des Thrones.
R. Abba sagte: Der bereits aufgezehrte Raub ist so schwer, daß sogar vollendet Fromme ihn nicht erstatten können, denn es heißt:nur, was die Knaben verzehrt haben.
R. Joḥanan sagte im Namen des R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n: Wenn du irgendwo Worte R. Elea͑zars, des Sohnes R. Jose des Galiläers, in der Agada findest, so mache dein Ohr auf wie ein Mühlentrichter. [Er sagte: Es heißt:] Nicht weil ihr zahlreicher seid als alle anderen Völker, hat der Herr euch begehrt &c. Der Heilige, gepriesen sei er, sprach zu Jisraél: Ich habe Begehren an euch, denn selbst wenn ich euch Größe angedeihen lasse, geringschätzt ihr euch vor mir.
Ich verlieh Abraham Größe, und er sprach vor mir: Ich bin Erde und Asche. Moše und Ahron, und sie sprachen:Wir sind nichts. David, und er sprach:Ich bin ein Wurm und kein Mensch.
Anders aber die weltlichen Völker. Ich verlieh Nimrod Größe, und er sprach:Wohlan, wir wollen uns eine Stadt bauen. Dem Pareo͑, und er sprach:Wer ist der Herr? Sanḥerib, und er sprach: Wer unter allen Göttern der Völker &c.? Nebukhadneçar, und er sprach:Ich steige auf der Wolken Hohen. Ḥiram, dem Könige von Çor, und er sprach:Einen Göttersitz bewohne ich inmitten des Meeres.
Raba, nach anderen R. Joḥanan, sagte: Bedeutender ist das, was von Moše und Ahron gesagt wird, als das, was von Abraham gesagt wird; von Abraham heißt es: ich bin Erde und Asche, von Moše und Ahron aber heißt es: wir sind nichts. Ferner sagte Raba, nach anderen R. Joḥanan: Die Welt besteht nur durch das Verdienst von Moše und Ahron; von diesen heißt es: wir sind nichts, und dort heißt es:er hangt die Erde an ein Nichts.
R. Ilea͑ sagte: Die Welt besteht nur durch das Verdienst dessen, der sich bei einem Streite in ein Nichtsverwandelt, denn es heißt: er hängt die Erde an ein Nichts. R. Abahu sagte: Der sich als Nichts betrachtet, denn es heißt:unten die Arme der Welt.
R. Jiçḥaq sagte: Es heißt:Ihr seid wohl stumm, Gerechtigkeit zu sprechen, Menschenkinder nach Redlichkeit zu richten. Was sei die Beschäftigungdes Menschen in dieser Welt? Er stelle sich stumm. Man könnte glauben, auch inbezug auf Worte der Tora, so heißt es: Gerechtigkeit zu sprechen. Man könnte glauben, damit hoffärtig sein, so heißt es: Menschenkinder nach Redlichkeit richten.
R. Zee͑ra, nach anderen Rabba b. Jirmeja, sagte: Man darf [das Blut] mit der Erde einer abtrünnigen Stadtbedecken. – Weshalb denn; dieseist ja zur Nutznießung verboten!?
Zee͑ri erwiderte: Dies gilt von der Bodenerde; es heißt:ihre ganze Beute sollst du auf ihrem Marktplatz zusammentragen und verbrennen; nur was des Zusammentragens und Verbrennens benötigt, ausgenommen diese, die des Abgrabens, des Zusammentragens und des Verbrennens benötigt.
Raba erwiderte: Die Gebote sind nicht zur Nutznießungverliehen worden.
Rabina saß und trug diese Lehre vor. Da wandte R. Riḥumi gegen Rabina ein: Mit einer für den Götzendienst verwandten. Posaune blase man nicht. Wenn man bereits geblasen hat, hat man wohl seiner Pflicht nichtgenügt!? – Nein, wenn man geblasen hat, hat man seiner Pflicht genügt.
Einen für den Götzendienst verwandten Feslstrauß verwende man nicht. Wenn man bereits verwandt hat, hat man wohl seiner Pflicht nicht genügt!? – Nein, wenn man verwandt hat, hat man seiner Pflicht genügt. – Es wird ja aber gelehrt, wenn man bereits geblasen hat, habe man seiner Pflicht nicht genügt, wenn man bereits verwandt hat, habe man seiner Pflicht nicht genügt!?
R. Aši erwiderte: Es ist nicht gleich;
Daf 89b
daist eine bestimmte Größeerforderlich, und beim für Götzendienst Verwandten gelten sie als zerstoßen, hierbei aber ist es, je mehr es zerstoßen ist, zum Bedecken desto geeigneter.
DAS VERBOT] DER SPANNADER HAT GELTUNG IM [JISRAÉL]LANDE UND AUSSERHALB DES LANDES, WENN DER TEMPEL BESTEHT UND WENN DER TEMPEL NICHT BESTEHT, BEI PROFANEM UND BEI HEILIGEM. ES HAT GELTUNG BEIM VIEH UND BEIM WILDE, BEI DER RECHTEN HÜFTE UND BEI DER LINKEN HÜFTE, NICHT ABER BEIM GEFLÜGEL, WEIL ES KEINEN HÜFTENBALLEN HAT.
ES HAT GELTUNG BEIM EMBRYO; R. JEHUDA SAGT, ES HABE BEIM EMBRYO KEINE GELTUNG. SEIN TALG IST ERLAUBT.
DIE SCHLÄCHTER SIND INBETREFF DER SPANNADER NICHT GLAUBWÜRDIG – SO R. MEÍR; DIE WEISEN SAGEN, SIE SEIEN INBETREFF DESSEN UND INBETREFF DES TALGES GLAUBWÜRDIG.
GEMARA. Vom Heiligen ist dies ja selbstverständlich, sollte denn durch die Heiligung das Verbot der Spannader davon geschwunden sein!?
Wolltest du erwidern, die Adern übertragen einen Geschmack, und das Verbot des Heiligen erstrecke sich auf das Verbot der Spannader, so müßte es ja heißen, das Verbot des Heiligen habe Geltung bei der Spannader. – Vielmehr, er ist der Ansicht, die Adern übertragen keinen Geschmack, somit liegt beim Heiligen nur das Verbot der Spannader vor, nicht aber das Verbot des Heiligen. –
Ist denn unser Autor der Ansicht, die Adern übertragen keinen Geschmack, er lehrtja, wenn eine Hüfte mit der Spannader gekocht worden ist, sei sie, wenn ein Geschmack übertragenworden ist, verboten!? –
Vielmehr, hier handelt es sich um das Junge des Heiligen. Er ist der Ansicht, dieshabe auch beim Embryo Geltung, ferner ist er der Ansicht, das Junge des Heiligen sei schon im Leibe der Mutter heilig, somit entstehen das Verbot der Spannader und das Verbot des Heiligen gleichzeitig. –
Wieso kannst du es auf einen Embryo beziehen, wenn er im Schlußsatz lehrt, es habe auch beim Embryo Geltung, so spricht ja der Anfangsatz nicht von einem Embryo!? – Er meint es wie folgt: darüberbesteht ein Streit zwischen R. Jehuda und den Rabbanan. –
Wieso kannst du sagen, beide entstellen gleichzeitig, wir haben ja gelernt, der Nazir schneidesich das Haar wegen der Verunreinigung an einer Leiche, oder einer Olive von einer Leiche,
und auf unsre Frage, wenn er sich wegen einer Olive von einer Leiche das Haar schneide, um wieviel mehr wegen einer ganzen, erwiderte R. Joḥanan, dies sei wegen einer Fehlgeburt nötig, deren Glieder noch nicht durch Adern verbundensind.
Daf 90a
Demnach tritt ja das Verbot des Heiligen früher ein!? –
Wenn auch das Verbot des Heiligen früher eintritt, so erstreckt sich das Verbot der Spannader dennoch auf dieses, da das Verbot derselben auch für Noaḥiden Geltung hat. –
Der dieser Ansichtist, ist R. Jehuda, und unsre Mišna vertritt ja nicht die Ansicht R. Jehudas, denn sie lehrt, es habe Geltung beim Vieh und beim Wilde, bei der rechten Hüfte und bei der linken Hüfte!? –
Dieser Autor ist seiner Ansicht in dieser Hinsicht und streitet gegen ihn in jener Hinsicht. –
Allerdings ist R. Jehuda dieser Ansicht hinsichtlich des Unreinen, das nur mit einem Verbote belegtist, ist er etwa dieser Ansicht auch hinsichtlich des Heiligen, das mit der Ausrottung belegtist!? –
Vielmehr, hier wird von einem Erstgeborenen gesprochen, das schon im Muttermundeheilig ist.
Wenn du aber willst, sage ich: die Jungen des Heiligen sind erst bei ihrem Seinheilig.
R. Ḥija b. Joseph sagte: Dies lehrten sie nur vom Heiligen, das gegessen wird, bei Heiligem aber, das nicht gegessenwird, hat das Verbot der Spannader keine Geltung. R. Joḥanan aber sagte: Das Verbot der Spannader hat Geltung sowohl beim Heiligen, das gegessen wird, als auch beim Heiligen, das nicht gegessen wird.
R. Papa sagte: Sie streiten aber nicht, denn eines gilt von der Geißelungund eines gilt von der Darbringung.
R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Über die Darbringung streiten sie, denn es wird gelehrt:Der Priester soll alles auf dem Altar aufräuchern, dies schließt die Knochen, die Adern, die Hörner und die Klauen ein.
Man könnte glauben, auch wenn sie getrenntsind, so heißt es:du sollst deine Brandopfer herrichten, das Fleisch und das Blut.
Wenn nur Fleisch und Blut, so könnte man glauben, man löse die Adern und die Knochen ab und bringe das Fleisch auf dem Altar dar, so heißt es: der Priester soll alles auf dem Altar aufräuchern. Wie ist dies nun zu erklären? Anhaftend kommen sie mit hinauf, getrennt sind sie, selbst wenn sie sich bereits auf dem Altar befinden, herabzunehmen.
Der Autor, welcher lehrt, wenn getrennt, seien sie herabzunehmen, ist Rabbi, denn es wird gelehrt: Der Priester soll alles aufräuchern, dies schließt die Knochen, die Adern, die Hörner und die Klauen ein, selbst wenn sie getrennt sind.
Worauf aber beziehe ich [die Worte:] du sollst deine Brandopfer herrichten, das Fleisch und das Blut? Auf das Herabfallende; die angebrannten Stücke des Fleisches lege man zurück hinauf, die angebrannten Stücke von den Adern und Knochen lege man nicht zurück hinauf.
Rabbi sagte: Ein Schriftvers lautet: der Priester soll alles aufräuchern, einschließend, und ein Schriftvers lautet: du sollst deine Brandopfer herrichten, das Fleisch und das Blut, ausschließend, wie ist dies zu erklären? Anhaftend kommen sie mit hinauf, getrennt sind sie, selbst wenn sie sich auf dem Altar befinden, herabzunehmen. –
Und die Rabbanan!? – Wegen des Anhaftenden ist kein Schriftvers zur Einschließung nötig, denn auch der Kopf des Brandopfersgehört dazu, nötig ist er nur wegen des Falles, wenn sie getrennt sind. –
Und Rabbi!? – Wegen des anhaftenden Erlaubten
Daf 90b
ist auch kein Schriftvers nötig, nötig ist er vielmehr wegen der anhaftenden Spannader. – Und die Rabbanan!? –
[Es heißt:]von den Getränken Jisraéls, von dem, was den Jisraéliten erlaubt ist. –
Und Rabbi!? – Dies ist beim Talge und beim Blute der Fall. – Und die Rabbanan!? – Anders ist es, wenn das Gebot auf diese Weise zu erfolgen hat.
R. Hona sagte: Die Spannader des Brandopfers löse man ab [und werfe] sie auf den Aschenhaufen. R. Ḥisda sprach: Herr deiner, heißt es denn: daher verzehre der Altar nicht, es heißt ja:daher essen die Kinder Jisraéls nicht!? –
Und R. Hona!? – Er entnimmt es aus [den Worten:] von den Getränken Jisraéls, von dem, was den Jisraéliten erlaubt ist.
Man wandte ein: Die Spannader des Heilsopfers fege man in den Abfluß und die des Brandopfers bringe man hinauf. Man bringe sie wohl hinauf und räuchere sie auf!? –
Nein, man bringe sie hinauf und löse sie ab. – Wozu braucht man sie, wenn man sie ablöst, hinaufzubringen!? – Weil es heißt:bringe es deinem Statthalter dar.
Übereinstimmend mit R. Hona wird gelehrt: Die Spannader des Heilsopfers fege man in den Abfluß und die des Brandopfers löse man ab [und werfe] sie auf den Aschenhaufen.
Dort haben wir gelernt: In der Mitte des Altars war ein Aschenhaufen, der zuweilenan dreihundert Kor betrug. Raba sagte: Eine Übertreibung.
Man tränkte das beständige Opfer aus einem goldenen Becher. Raba sagte; Eine Übertreibung.
R. Ami sagte: Die Tora gebraucht hyperbolische Redewendungen, die Propheten gebrauchen hyperbolische Redewendungen und die Weisen gebrauchen hyperbolische Redewendungen. Die Weisen gebrauchen hyperbolische Redewendungen, wie wir eben gesagt haben.
Die Tora gebraucht hyperbolische Redewendungen:große Städte und bis zum Himmel befestigt. Die Propheten gebrauchten hyperbolische Redewendungen:daß die Erde von ihrem Lärmen barst.
R. Jiçḥaq b. Naḥmani sagte im Namen Šemuéls: An drei Stellen gebrauchen die Weisen hyperbolische Redewendungen, und zwar beim Aschenhaufen, beim Weinstocke und beim Vorhange. Beim Aschenhaufen, wie wir eben gesagt haben.
Beim Weinstocke, denn wir haben gelernt: Ein goldener Weinstock, von Stangen getragen, stand am Eingange des Tempelschiffes, und wer eine Beere oder eine Traubespendete, hängte sie an diesen. R. Elea͑zar b. R. Çadoq sagte: Einst taten sich dreihundert Priester zusammen, um ihn fortzubringen.
Beim Vorhänge, denn wir haben gelernt: R. Šimo͑n b. Gamliél sagte im Namen R. Šimo͑n des Priestervorstehers: Der Vorhangwar eine Handbreite dick und auf zweiundsiebzig Kettenschnüre gewebt; jede Schnur, aus vierundzwanzig Fäden [gedreht]; er hatte eine Länge von vierzig Ellen und eine Breite von zwanzig Ellen, und er wurde von zweiundachtzig Myriadenhergestellt. Jährlich wurden zwei angefertigt, und dreihundert Priester tauchten ihn unter.
BEI DER RECHTEN HÜFTE UND BEI DER LINKEN HÜFTE. Unsre Mišna vertritt nicht die Ansicht R. Jehudas, denn es wird gelehrt: R. Jehuda sagt: es hat Geltung nur bei einer, und die Meinung entscheidet, daß es die rechte ist.
Sie fragten: Ist es R. Jehuda entschieden, und unter Meinung ist die Meinung der Tora zu verstehen, oder ist es ihm zweifelhaft, und unter Meinung ist die Wahrscheinlichkeit zu verstehen? –
Komm und höre: Die Knochen, die Adern und das Zurückbleibendesind am sechzehntenzu verbrennen. Und auf unsren Einwand, von welchen Adern hier die Rede sei, wenn von den des Fleisches, so sind sie ja zu essen, wenn von den übriggebliebenen, so sind sie ja Übriggebliebenes, und wenn von den des Halses, so können sie ja, wenn sie kein Fleisch sind, fortgeworfen werden,
erwiderte R. Ḥisda, er spreche von der Spannader, und zwar nach R. Jehuda, welcher sagt, es habe Geltung nur bei einer.
Richtig ist dies, wenn du sagst, es sei ihm zweifelhaft, wenn du aber sagst. es sei ihm entschieden, so kann man ja die erlaubte essen und die verbotene fortwerfen!?
R. Iqa b. Ḥanina erwiderte: Tatsächlich, kann ich dir erwidern, ist es ihm entschieden, und hier handelt es sich um den Fall, wenn sie vorher kenntlich waren und nachher verwechselt worden sind.
Daf 91a
R. Aši erwiderte: Hier wird vom Talg derselben gesprochen, denn es wird gelehrt: Der Talg derselben ist erlaubt, nur sind die Jisraéliten Heilige, und haben dabei ein Verboteingeführt.
Rabina erwiderte: Dies ist nach R. Jehuda im Namen Šemuéls zu erklären, R. Jehuda sagte nämlich im Namen Šemuéls, sie bestehe aus zwei Adern; die innere, am Knochen, ist verboten, und man ist wegen dieser schuldig, die äußere, am Fleische, ist verboten und man ist wegen dieser nicht schuldig. –
Komm und höre: Hat man eine Olive von der einen und eine Olive von der anderengegessen, so erhält man achtzig [Geißelhiebe]; R. Jehuda sagt, man erhalte nur vierzig.
Erklärlich ist dies, wenn du sagst, es sei ihm entschieden, wenn du aber sagst, es sei ihm zweifelhaft, so kann ja die Warnung nur eine eventuellesein, und wir wissen von R. Jehuda, daß er der Ansicht ist, die eventuelle Warnung gelte nicht als Warnung.
Es wird nämlich gelehrt: Hat erzuerst den einen und nachher den anderen geschlagen oder zuerst dem einen und nachher dem anderen geflucht, oder hat er beide gleichzeitig geschlagen oder beiden gleichzeitig geflucht, so ist er schuldig; R. Jehuda sagt, wenn gleichzeitig, sei er schuldig, wenn aber nacheinander, sei er frei. –
Dieser Autor ist der Ansicht eines anderen Autors, nach dem R. Jehuda sagt, die eventuelle Warnung gelte als Warnung.
Es wird nämlich gelehrt:Ihr sollt davon nichts bis zum Morgen zurücklassen &c., die Schrift läßt ein Gebot auf das Verbot folgen, um zu sagen, daß dieserhalb nicht zu geißelnsei – so R. Jehuda.
R. Ja͑qob sagt, nicht aus diesem Grund, sondern weil es ein Verbot ist, wobei keine. Tätigkeit ausgeübt wird, und wegen eines Verbotes, wobei keine Tätigkeit ausgeübt wird, ist nicht zu geißeln. –
Komm und höre: Hat jemand zwei [Spann]adern von zwei Keulen zweier Tiere gegessen, so erhält er achtzig [Geißelhiebe]; R. Jehuda sagt, er erhalte nur vierzig.
Wenn er nun von zwei Keulen und zwei Tieren spricht, so gilt dies wohl von zwei verbotenen, nach R. Jehuda, somit ist hieraus zu entnehmen, daß es ihm entschieden ist. Schließe hieraus. –
Weshalb erhält er, wenn es ihm entschiedenist, nur vierzig [Geißelhiebe], er sollte ja achtzig erhalten!? – Hier handelt es sich um den Fall, wenn [an einer] keine Olive vorhandenist. Es wird nämlich gelehrt: Wenn er sie gegessen hat und keine Olive vorhanden ist, so ist er schuldig; R. Jehuda sagt, er sei nur dann schuldig, wenn eine Olive vorhanden ist.
Aus welchem Grunde!? Raba erwiderte: Die Schrift sagt:die Hüfte, die rechte der Hüften. – Und die Rabbanan!? –
Dies deutet darauf, daß das Verbot sich auf die ganze Hüfte erstrecke, dies schließt die äußere aus.
R. Jehošua͑ b. Levi erklärte: Die Schrift sagt:als er mit ihm rang, wie wenn jemand einen umfaßtund mit der Hand an seine rechte Hüfte kommt.
R. Šemuél b. Naḥmani erklärte: Ererschien ihm als Nichtjude, und der Meister sagte, wenn ein Nichtjude sich einem Jisraéliten auf dem Weg anschließt, lasse er ihn rechtsgehen.
R. Šemuél b. Aḥa erklärte vor R. Papa im Namen des Raba b. U͑la: Er erschien ihm als Gelehrter, und der Meister sagte, wer zur Rechten seines Lehrers geht, sei ungesittet.
Die Rabbanan aber sagen, er kam hinter ihm einher und verrenkte beide. –
Wofür verwenden die Rabbanan [die Worte:] als er mit ihm rang? –Sie verwenden sie für eine andere Lehre des R. Jehošua͑ b. Levi, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Dies lehre, daß sieden Staub ihrer Füße bis zum Throne der Herrlichkeit aufwirbelten, denn hier heißt es: als er mit ihm rang [heábqo], und dortheißt es: ein Gewölk der Staub [abaq] unter seinen Füßen.
Ferner sagte R. Jehošua͑ b. Levi: Sie heißt deshalb Ader der Verrenkung, weil sie von ihrer Stelle verrückt worden war und zurückgeprallt ist. Ebenso heißt es:verrückt ist ihre Stärke, sie sind zu Weibern geworden.
R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Es heißt:ein Wort hat der Herr an Ja͑qob gesandt, gefallen ist es über Jisraél. Ein Wort hat der Herr an Ja͑qob gesandt, das ist die Spannader; gefallen ist es über Jisraél, das Verbot derselben dehnte sich über ganz Jisraél aus.
Ferner sagte R. Jose b. R. Ḥanina: Es heißt:Schlachte eine Schlachtung. lege vor ihnen die Schlachtstellefrei;und bereite, entferne die Spannader in ihrer Gegenwart. Dies nach demjenigen, welcher sagt, die Spannader sei den Noaḥidenverboten worden.
Ja͑qob blieb allein zurück. R. Elea͑zar sagte: Er war wegen kleiner Krügleinzurückgeblieben. Hieraus, daß den Frommen ihr Besitz lieber ist als ihr Körper. – Weshalb dies? – Weil sie ihre Hand nicht nach Raub ausstrecken.
Es rang ein Mann mit ihm, bis zum. Anfange der Morgenröte. R. Jiçḥaq sagte: Hieraus, daß ein Gelehrter nachts nicht allein ausgehe. R. Abba b. Kahana entnimmt dies hieraus:
Daf 91b
Siehe, er worfelt in der Gerstentenne.
R. Abahu entnimmt dies hieraus:Abraham stand früh auf und sattelte seinen Esel&c.
Die Rabbanan entnehmen dies hieraus:Geh, siehnach dem Wohlbefinden deiner Brüder und dem Wohlbefinden &c.
Rabh entnimmt dies hieraus:Da ging ihm die Sonne auf.
R. A͑qiba sagte: In der Fleischhalle zu Emmaus sprach ich zu R. Gamliél und R. Jehošua͑, die da gekommen waren, um ein Vieh für das [Hochzeits]mahl des Sohnes R. Gamliéls zu kaufen, wie folgt: Es heißt: da ging ihm die Sonne auf; ging denn die Sonne für ihn allein auf, sie ging ja für die ganze Welt auf!?
Dies erklärte R. Jiçḥaq: Die Sonne, die für ihn untergegangen war, ging für ihn auf. Es heißt:da zog Ja͑qob aus von Beér-Šeba͑ und ging nach Ḥaran, und darauf heißt es: er kam an einen Ort. Als er in Ḥaran angelangt war, sprach er: Sollte ich an dem Orte, wo meine Vorfahren ein Gebet verrichteten, vorübergegangen sein, ohne da ein Gebet verrichtet zu haben! Als er dann umzukehren beschlossen hatte, zog sich ihm die Erde zusammen, und sofort kam er an diesen Ort.
Nachdem er sein Gebet verrichtet hatte, wollte er umkehren; da sprach der Heilige, gepriesen sei er: Dieser Fromme ist in meiner Herberge abgestiegen, und soll nun ohne übernachtet zu haben, fortgehen! Da ging die Sonne sofort unter.
Es heißt:Er nahm von den Steinen des Ortes, und es heißt:da nahm er den Stein!? R. Jiçḥaq erklärte: Dies lehrt, daß jene Steine sich alle an einer Stelle versammelten, und jeder von ihnen sprach: auf mich lege dieser Fromme sein Haupt. Es wird gelehrt: Alle Steine wurden zu einem verschmolzen.
Er träumte: eine Leiter stand auf der Erde. Es wird gelehrt: Die Breite der Leiter betrug achttausend Parasangen. Es heißt:und siehe, Engel Gottes stiegen auf ihr hinauf und herab, zwei hinauf und zwei herab, so daß es bei der Begegnung vier waren;
ferner heißt es von einem Engel:sein Körper wie Taršiš, und wir haben eine Überlieferung, daß Taršišzweitausend Parasangen maß.
Es wird gelehrt: Sie stiegen hinauf und betrachteten das Gesichtsbild oben, sie stiegen herab und betrachteten das Gesichtsbild unten. Sie wollten ihnin Gefahr bringen, – hierauf:und siehe, der Herr stand über ihm. R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Wäre es kein geschriebener Schriftvers. so dürfte man es nicht sagen: wie wenn jemand über seinem Sohne fächelt.
Die Erde, worauf du liegst &c. Was Großes ist dabei!? R. Jiçḥaq erklärte: Dies lehrt, daß der Heilige, gepriesen sei er, das ganze Jisraélland zusammenrollte und es unter unseren Vater Ja͑qob legte, damit es von seinen Kindern leicht erobert werde.
Da sprach er: Laß mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen. Er sprach dann zu ihm: Bist du ein Dieb oder ein Würfelspieler, daß du die Morgenröte fürchtest? Jener erwiderte: Ich bin ein Engel; seit dem Tage meiner Erschaffung komme ich erst jetzt an die Reihe, das Loblied anzustimmen.
Dies ist eine Stütze für R. Ḥananél, im Namen Rabhs, denn R. Ḥananél sagte im Namen Rabhs: Drei Abteilungen von Dienstengeln stimmen täglich ein Loblied an; eine spricht: heilig, eine spricht: heilig, und eine spricht: heilig [ist der] Herr der Heerscharen.
Man wandte ein: Die Jisraéliten sind vor dem Heiligen, gepriesen sei er, beliebter als die Dienstengel, denn die Jisraéliten stimmen ein Loblied jede Stunde an, die Dienstengel aber stimmen ein Loblied an nur einmal am Tage, manche sagen, einmal in der Woche, manche sagen, einmal im Monat, manche sagen, einmal im Jahre, manche sagen, einmal im Septennium, manche sagen, einmal im Jobel, und manche sagen, einmal in der Ewigkeit.
Ferner nennen die Jisraéliten den Gottesnamen nach zwei Worten, wie es heißt:Höre, Jisraél, (der) Herr &c., die Dienstengel aber nennen den Gottesnamen nur nach drei Worten, wie es heißt:Heilig, heilig, heilig (ist der) Herr der Heerscharen.
Ferner stimmen die Dienstengel droben das Loblied an, erst nachdem die Jisraéliten es hienieden angestimmt haben, denn es heißt:es stimmen an zusammen die Sternedes Morgens, und nachher:es jauchzen alle Gottessöhne. –
Vielmehr, eine spricht: heilig, eine spricht: heilig, heilig, und eine spricht: heilig, heilig, heilig (ist der) Herr der Heerscharen. – Es heißt ja noch:gepriesen!? –
Daf 92a
[Den Vers] ‘gepriesen’ sprechen die Ophanim. Wenn du aber willst, sage ich: nachdem Erlaubnis erteilt worden ist, ist sie erteilt.
Er beherrschte den Engel, er kam ihm bei; er weinte und flehte ihn an; ich würdenicht gewußt haben, wer Beherrscher des anderen geworden war, wenn es aber heißt:denn du hast einen Engel Gottes beherrscht, so besagt dies, daß Ja͑qob Beherrscher des Engels geworden war.
Er weinte und flehte ihn an; ich würde nicht gewußt haben, wer vor wem weinte, wenn es aber heißt:er sprach: laß mich los, so besagt dies, daß der Engel vor Ja͑qob weinte.
Denn du hast beherrscht. Rabba sagte: Er gab ihm eine Andeutung, daß aus ihm zwei Herrscherhervorgehen werden: der Exilarch in Babylonien und der Fürst im Jisraéllande. Hiermit deutete er ihm auch das Exil an.
Am Weinstocke waren drei Reben. R. Hija h. Abba sagte im Namen Rabhs: Das sind die drei hohen Fürsten, die jede Generation im Jisraéllande hervorbringt. Bisweilen sind es zwei hierund einer im Jisraéllande, und bisweilen zwei im Jisraéllande und einer hier. Die Rabbanan richteten ihre Augen auf Meister U͑qaba und Meister Neḥemja, die Söhne der Tochter Rabhs.
Raba sagte: Das sind die drei Völkerfürstenjeder Generation, die Jisraél verteidigen.
Es wird gelehrt: R. Elie͑zer sagte: Weinstock, das ist die Welt; drei Reben, das sind Abraham, Jiçḥaq und Ja͑qob; im Sprossen trat seine Blüte hervor, das sind die Mütter; seine Kämme ließen Beeren reifen, das sind die Stammesväter.
R. Jehošua͑ sprach zu ihm: Man zeigt jaeinem nicht, was bereits geschehen ist, sondern was geschehen wird!? Vielmehr: Weinstock, das ist die Tora; drei Reben, das sind Moše, Ahron und Mirjam; im Sprossen trat seine Blüte hervor, das ist das Synedrium; seine Kämme ließen Beeren reifen, das sind die Frommen jedes Zeitalters.
R. Gamliél sagte: Wir benötigen immer noch des Modäers, der alles auf einen Raum bezieht. R. Elea͑zar aus Modai͑m erklärte nämlich: Weinstock, das ist Jerušalem; drei Reben, das sind der Tempel, der König und der Hochpriester; im Sprossen trat seine Blüte hervor, das sind die Priesterjünglinge; seine Kämme ließen Beeren reifen, das sind die Gußopfer.
R. Jehošua͑ b. Levi bezieht dies auf die Gaben, denn R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Weinstock, das ist die Tora; drei Reben, das ist der Brunnen, die Wolkensäuleund das Manna; im Sprossen trat seine Blüte hervor, das sind die Erstlinge; seine Kämme ließen Beeren reifen, das sind die Gußopfer.
R. Jirmeja b. Abba sagte: Weinstock, das ist Jisraél, wie es heißt:einen Weinstock hobst du aus Miçrajim aus. Drei Reben, das sind die drei Feste, zu denen Jisraél alljährlich wallfahrtet. Im Sprossen trat seine Blüte hervor, für Jisraél ist die Zeit zur Fruchtbarkeit und Vermehrung herangekommen, wie es heißt:und die Kinder Jisraéls waren fruchtbar und wimmelten.
Trat seine Blüte hervor, für Jisraél ist die Zeit der Erlösung herangekommen, wie es heißt:es spritzte ihr Saftauf mein Gewand und alle meine Kleider besudelte ich. Seine Kämme ließen Beeren reifen, für Miçrajim ist die Zeit herangekommen, den Taumelbecher zu trinken.
Das ist es, was Raba sagte: Worauf deuten die drei Becher, die bei Miçrajimgenannt werden? Einer auf den, den es in den Tagen Mošes getrunken hat, einer auf den, den es in den Tagen des Pareo͑ Nekhogetrunken hat, und einer auf den, den es dereinst mit allen übrigen Völkern trinken wird.
R. Abba sprach zu R. Jirmeja b. Abba: Wenn Rabh diese Schriftverse agadisch auslegte, erklärte er sie übereinstimmend mit dir.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Diese Nation gleicht einem Weinstocke; die Stiele sind die Bürger, die Kämme sind die Schriftgelehrten, die Blätter sind die Leute aus dem gemeinen Volke, die Ranken sind die Unwissenden in Jisraél.
Darauf deutet das, was sie von dortsandten: Mögen die Trauben für die Blätter beten, denn ohne die Blätter würden die Trauben nicht bestehen.
Ich kaufte sie mir für fünfzehn Silberstücke. R. Joḥanan sagte im Namen des R. Šimo͑n b. Jehoçadaq: Karaheißt kaufen, denn so heißt es:in meinem Grabe, das ich mir gekauft [kariti] habe.
Für fünfzehn, das ist der fünfzehnte Nisan, an dem Jisraél aus Miçrajim erlöst wurde. Silberstücke, das sind die Frommen, denn so heißt es:den Beutel mit Silber nahm er in seine Hand.
Ein Ḥomer Gerste und ein Lethekh Gerste, das sind die fünfundvierzigFrommen, durch die die Welt besteht. Ich würde nicht gewußt haben, ob dreißig hier und fünfzehn im Jisraéllande oder dreißig im Jisraéllande und fünfzehn hier, wenn es aber heißt:ich nahm, die dreißig Silberstücke und wogsie dem Tempelschatze zu, so sage man, dreißig im Jisraéllande und fünfzehn hier.
Abajje sagte: Die meisten von ihnen sind im Lehrhause unter dem Flügelbauzu finden.Und ich sprach zu ihnen: Wenn es euch gefällig ist, so gebt mir meinen Lohn, und wenn nicht, so laßt es. Da wogen sie mir meinen Lohn zu, dreißig Silberstücke.
R. Jehuda sagte: Das sind die dreißig Frommen der weltlichen Völker, durch die die weltlichen Völker bestehen. U͑la sagte: Das sind die dreißig Gebote, die die Noaḥiden auf sich genommen haben, von denen sie aber nur drei halten; eines,
Daf 92b
sie schreiben keine Morgengabe für Männer, eines, sie hökern kein Leichenfleisch in der Fleischhalleaus, und eines, sie ehren die Tora.
NICHT ABER BEIM GEFLÜGEL &C. Wir sehen ja aber, daß es wohl einen hat!? – Es hat wohl einen, dieser ist aber nicht rund.
R. Jirmeja fragte: Wie ist es, wenn ein Vogel einen hat, der rund ist, oder ein Vieh einen hat, der nicht rund ist: richten wir uns nach diesem oder nach seiner Art? – Dies bleibt unentschieden.
ES HAT GELTUNG BEIM EMBRYO &C. Šemuél sagte: Sein Talg ist nach aller Ansicht erlaubt. –
Wessen Talg, wenn der des Embryos, so streiten sie ja hierüber, denn es wird gelehrt, eshabe, wie R. Meír sagt, beim Embryo Geltung, und sein Talg sei verboten, und wie R. Jehuda sagt, beim Embryo keine Geltung und sein Talg sei erlaubt,
und hierzu sagte R. Elea͑zar im Namen R. Oša͑jas, der Streit bestehe über eine lebende Neunmonatsgeburt, und R. Meír vertrete hierbei seine Ansichtund R. Jehuda vertrete hierbei seine Ansicht!?
Und wenn der Talg der Spannader, so streiten sie auch hierüber, denn es wird gelehrt, man suche, wie R. Meír sagt, nach der Spannader soweit sie reicht und schneide das Fett derselben von der Wurzel ausfort, und wie R. Jehuda sagt, schneide man es nur glattfort!? –
Tatsächlich der Talg der Spannader, und Šemuél pflichtet bei, daß er nach R. Meír rabbanitisch verbotensei. Es wird nämlich gelehrt: Das Fett derselben ist erlaubt, das heilige Jisraél aber pflegt es als verboten zu erachten. Doch wohl nach R. Meír, welcher sagt, es sei nach der Tora erlaubt und rabbanitisch verboten. –
Wieso denn, vielleicht nach R. Jehuda, nach R. Meír aber ist es auch nach der Tora verboten!? –
Dies ist nicht einleuchtend, denn da wird gelehrt: man suche nach der Spannader soweit sie reicht und das Fett derselben ist erlaubt; derjenige, welcher sagt, man müsse nach dieser suchen, ist ja R. Meír, und er lehrt, das Fett sei erlaubt.
R. Jiçḥaq b. Šemuél b. Martha sagte im Namen Rabhs: Die Tora hat nur die Verästelungen derselbenverboten. U͑la aber sagte: Sie ist zwar nur als Holz [zu betrachten], dennoch hat die Tora wegen dieser strafbar gemacht.
Abajje sagte: Die Ansicht U͑las ist einleuchtend, denn R. Šešeth sagte im Namen R. Asis, die Äderchen im Talge seien verboten, jedoch sei man wegen dieser nicht schuldig; demnach spricht der Allbarmherzige nur vom Talge und nicht von den Äderchen, ebenso spricht der Allbarmherzige auch hierbei nur von der Spannader und nicht von den Verästelungen.
Der Text. R. Šešeth sagte im Namen R. Asis: Die Äderchen im Talge sind verboten und man ist wegen dieser nicht schuldig; die der Nieren sind verboten und man ist wegen dieser nicht schuldig; das Weißean der Niere ist erlaubt. Über das Weiße an der Niere [streiten] Rabbi und R. Ḥija; einer verbietet es und einer erlaubt es.
Rabba kratzte es weg; R. Joḥanan kratzte es weg; R. Asi schnitt es glattfort. Abajje sagte: Die Ansicht R. Asis ist einleuchtend. R. Abba sagte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls,
Daf 93a
daß der vom Fleische bedeckte Talgerlaubt sei; demnach spricht der Allbarmherzige nur von dem, der sich auf den Lenden befindet, nicht aber von dem, der sich in den Lenden befindet, ebenso spricht auch hierbei der Allbarmherzige nur von dem, der sich auf den Nieren befindet, nicht aber von dem, der sich in den Nieren befindet.
Der Text. R. Abba sagte im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Der Talg, der vom Fleische bedeckt ist, ist erlaubt. – Dem ist ja aber nicht so, R. Abba sagte ja im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls, der Talg unter den Lenden sei verboten!?
Abajje erwiderte: Bei Lebzeiten wird das Vieh gerüttelt. R. Joḥanan sagte: Ich bin zwar weder Schlächter noch der Sohn eines Schlächters, jedoch erinnere ich mich, daß sie im Lehrhause wie folgt sagten: bei Lebzeiten wird das Vieh gerüttelt.
R. Abba sagte [ferner] im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Der Talg auf dem Blättermagen und auf dem Netzmagen ist verboten und mit der Ausrottung belegt. Dieser ist der Talg auf dem Eingeweide. R. Abba sagte [ferner] im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Der Talg am Sitzbeineist verboten und mit der Ausrottung belegt. Dieser ist der Talg auf den Lenden.
R. Abba sagte [ferner] im Namen R. Jehudas im Namen Šemuéls: Die Äderchen am Vorderarm sind verboten. R. Saphra sprach: Moše, sagte etwa der Allbarmherzige, daß man kein Fleisch esse!? Raba erwiderte: Moše, sagte etwa der Allbarmherzige, daß man Blutesse!? Wenn man sie zerschneidet und salzt, so sind sie sogar zum Kochentauglich.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Die erste Elle von den Därmen muß abgekratztwerden; das ist der Talg an den Därmen.
Ferner sagte R. Jehuda: Die Adern am Steiße sind verboten. Fünf Adern befinden sich in den Lenden, drei rechts und zwei links, drei spalten sich in je zwei, und zwei spalten sich in je drei. – In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung? – Zieht man sie heraus, solange sie warm sind, so lassen sie sich herausziehen, wenn aber nicht, so müssen sie herausgeschnitten werden.
Abajje, nach anderen R. Jehuda, sagte: Es gibt fünfAdern, drei sind wegen des Talges und zwei wegen des Blutes [verboten]. Die der Milz, der Lenden und der Nieren, wegen des Talges, die der Vorderarme und der Kinnlade, wegen des Blutes. – In welcher Hinsicht ist dies von Bedeutung? –
Wenn man die wegen des Blutes [verbotenen] zerschneidet und salzt, so sind sie brauchbar, für jene aber gibt es kein Mittel.
R. Kahana, nach anderen R. Jehuda, sagte: Es gibt fünf Häutchen, drei sind wegen des Talges und zwei wegen des Blutes [verboten]. Die der Milz, der Lenden und der Nieren, wegen des Talges, die der Hoden und des Hirns, wegen des Blutes.
Einst häutete R. Jehuda b. Oša͑ja eine Milz ab für Levi, den Sohn des R. Hona b. Ḥija, und schnitt nur oben fort; da sprach dieser: Mehr in die Tiefe. Als hierauf sein Vater kam und dies sah, sprach er zu ihm: Folgendes sagte der Vater deiner Mutter, das ist R. Jirmeja b. Abba, im Namen Rabhs: Die Tora hat nur das verboten, was sich auf der Spitze befindet. –
Dem ist ja aber nicht so, R. Hamnuna sagte ja, es werde gelehrt, die Haut auf der Milz sei verboten, jedoch sei man dieserhalb nicht schuldig. Welche, wenn die auf der Spitze, wieso ist man dieserhalb nicht schuldig, doch wohl die ganze!? Dieser erwiderte: Ist dies gelehrt worden, so ist es gelehrt worden.
Der Text. R. Hamnuna sagte: Es wird gelehrt: Die Haut auf der Milz ist verboten und man ist dieserhalb nicht schuldig, die Haut auf der Niere ist verboten und man ist dieserhalb nicht schuldig. – Es wird ja aber gelehrt, man sei dieserhalb schuldig? –
Hinsichtlich der Milz ist dies kein Widerspruch, denn eines gilt von der Spitze und eines gilt von der übrigen;
hinsichtlich der Niere ist dies ebenfalls kein Widerspruch, denn eines gilt von der oberen und eines gilt von der unteren.
Über zerquetschteHoden [streiten] R. Ami und R. Asi; einer verbietet sie und einer erlaubt sie.
Daf 93b
Einer verbietet sie, denn sie gelten, da sie nicht heilen, als Glied von einem lebenden Tiere; einer erlaubt sie, denn, da sie nicht übelriechend werden, so ist Leben in ihnen. –
Und jener!? – Sie werden deshalb nicht übelriechend, weil die Luft an sie nicht herankommt. – Und der andere? – Sie heilen deshalb nicht, weil sie von der Abzehrung befallen sind.
R. Joḥanan sagte zu R. Šamen b. Abba: Zerquetschte Hoden sind erlaubt, du aber iß solche nicht, [denn es heißt:] verlaß nicht die Lehre deiner Mutter.
Mar b. R. Aši sagte: Die Hoden der Böckchen bis zum dreißigsten Tage sind ohne Haut erlaubt, von dann ab sind sie, wenn sie Samen haben, verboten, und wenn sie keinen Samen haben, erlaubt. – Woher weiß man dies? – Sind an ihnen rote Äderchen, so sind sie verboten, sind an ihnen keine roten Äderchen, so sind sie erlaubt.
Über Fleischschnitten, Hoden und Blutgefäßestreiten R. Aḥa und Rabina. In der ganzen Tora ist Rabina erleichternder und R. Aḥa erschwerender Ansicht, und die Halakha ist wie Rabina, erleichternd; bei diesen drei Dingen aber ist R. Aḥa erleichternder und Rabina erschwerender Ansicht, und die Halakha ist wie R. Aḥa, erleichternd.
Wenn man eine geröteteFleischschnitte zerschneidet und salzt, so ist es auch für den Kochtopf erlaubt, und ebenso auch, wenn man es am Spieße brät, da das Blut abfließt; [über das Braten] auf Kohlen streiten R. Aḥa und Rabina; einer sagt, sie saugen [das Blut] auf, und einer sagt, sie drängen eszurück. Dasselbe gilt auch von Hoden und Blutgefäßen.
Wenn man den Kopf einlegtund ihn auf die Schlachtfläche legt, so fließt das Blut ab und esist erlaubt, wenn aber auf die Seite, so gerinnt es und es ist verboten; wenn auf die Nasenlöcher, so ist es, falls man etwas hineingesteckthat, erlaubt, wenn aber nicht, verboten.
Manche sagen, wenn auf die Nasenlöcher und auf die Schlachtfläche, so fließt es ab, wenn aber auf die Seite, so ist es, falls man etwas hineingesteckt hat, erlaubt, wenn aber nicht, verboten.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Siebesteht aus zwei Adern, die innere, nahe dem Knochen, ist verboten und man ist wegen dieser schuldig, und die äußere, nahe dem Fleische, ist verboten und man ist wegen dieser nicht schuldig. –
Es wird ja gelehrt, die innere [befinde sich] nahe dem Fleische!? – R. Aḥa erwiderte im Namen R. Kahanas: Sie ist eingebettet. –
Es wird ja aber gelehrt, die äußere [befinde sich] nahe dem Knochen!? R. Jehuda erwiderte: Wo die Schlächter [das Vieh] aufschlitzen.
Es wurde gelehrt: Hat man nach dem Schlächter Talg gefunden, so ist er, wie R. Jehuda sagt, beim Quantum einer Gerste, und wie R. Joḥanan sagt, bei dem einer Olive [strafbar].
R. Papa sagte: Sie streiten aber nicht, wegen des einen [Quantums]ist er zu geißeln, wegen des anderen ist er abzusetzen.
Mar Zuṭra sagte: Das Quantum einer Gerste an einer Stelle, das Quantum einer Olive auch an zwei oder dreiStellen. Die Halakha ist, wegen des Quantums einer Olive ist er zu geißeln, wegen des einer Gerste ist er abzusetzen.
SCHLÄCHTER SIND &C. NICHT GLAUBWÜRDIG. R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Später traten sie zurück und sagten, sie seien wohl glaubwürdig.
R. Naḥman sprach: Sind etwa die Generationen tugendhaftergeworden!? – Anfangs waren sie der Ansicht R. Meírs, dahererachteten sie sie nicht als glaubwürdig, später aber bekannten sie sich zur Ansicht R. Jehudas.
Manche beziehen dies auf den Schlußsatz: die Weisen sagen, sie sind inbetreff dessen und inbetreff des Talges glaubwürdig. R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Später traten sie zurück und sagten, sie seien nicht glaubwürdig. R. Naḥman sprach: In der Jetztzeit sind sie ja glaubwürdig; sind denn die Generationen tugendhafter geworden!? –
Anfangs waren sie der Ansicht R. Jehudas, später aber bekannten sie sich zur Ansicht R. Meírs.
Solange sie sich der Ansicht R. Jehudas erinnerten, waren sie nichtglaubwürdig, jetzt aber, wo sie die Ansicht R. Jehudas vergessenhaben, sind sie glaubwürdig.
DES TALGES. Wer spricht hiervom Talge!? – Er meint es wie folgt: sie sind inbetreff dessen und inbelreff des Talges nicht glaubwürdig; die Weisen sagen, sie seien inbetreff dessen und inbetreff des Talges glaubwürdig.
MAN DARF EINEM NICHTJUDEN EINE HÜFTE MIT DER SPANNADER SENDEN, WEIL DIE STELLEKENNTLICH IST.
GEMARA. Nurganz, nicht aber zerschnitten; wo, wenn in einem Orte, wo nicht bekannt gemachtwird,
Daf 94a
so sollte man sie ihm auch zerschnitten senden dürfen, denn man würde sie von ihm nicht kaufen, und wenn in einem Orte, wo bekannt gemacht wird, so sollte man sie ihm auch ganz nicht senden dürfen, da er sie zerschneiden und verkaufen könnte!? –
Wenn du willst, sage ich: wo bekannt gemacht wird, und wenn du willst, sage ich: wo nicht bekannt gemacht wird.
Wenn du willst, sage ich: wo bekannt gemacht wird, denn die Zerschneidung des Nichtjudenist kenntlich;
wenn du willst, sage ich: wo nicht bekannt gemacht wird, denn es ist zu berücksichtigen, man könnte es ihm in Gegenwart eines anderen Jisraélitengeben.
Wenn du aber willst, sage ich: weil man ihn dadurch täuscht. Šemuél sagte nämlich, man dürfe niemand täuschen, auch nicht einen Nichtjuden.
Šemuél sagte es aber nicht ausdrücklich, vielmehr ist es aus dem Zusammenhange entnommen worden. Einst fuhr nämlich Šemuél mit einer Fähre, und sagte seinem Diener, daß er den Fährmann befriedige: dieser befriedigte ihn, und er warärgerlich.
Er war ärgerlich, wie Abajje sagte, aus dem Grunde, weil er ihm eine totverletzte Henne als geschlachtete gab, und wie Raba sagte, weil er ihm einen Becher einschenken ließ, und ihm verdünnten Wein einschenkte. –
Was ist denn dabei, daß dies aus dem Zusammenhange gefolgertwird!? – Nach der Erklärung, wegen einer totverletzten [Henne], kann er die Aufbewahrung von Verbotenem gerügthaben,
und nach der Erklärung, wegen eines Bechers, rügte er es, weil unter ‘Becher’ einer mit unverdünntem [Weine] zu verstehen ist.
Es wurde gelehrt: R. Meír sagte: Man dränge niemand, bei ihm zu speisen, wenn man von ihm weiß, daß er dies nicht tut; man überhäufe niemand mit Geschenken, wenn man von ihm weiß, daß er nichts annimmt.
Man öffne niemand [zu Ehren] bereits an den Krämer verkaufte Fässer[Wein], es sei denn, daß man es ihm sagt. Ferner fordere man niemandauf, sich aus einer Kanne mit Öl zu salben, wenn sie leer 1st; zu seiner Ehrung aberist es erlaubt. –
Dem ist ja aber nicht so, als U͑la einst zu R. Jehuda kam, öffnete er ihm [zu Ehren] bereits an den Krämer verkaufte Fässer!? – Er hat es ihm gesagt. Wenn du aber willst, sage ich: anders verhielt es sich hierbei, da U͑la bei R. Jehuda sehr beliebt war und er sie für ihn auch sonstgeöffnet haben würde.
Die Rabbanan lehrten: Man besuche nicht einen Leidtragenden mit einem glucksendenoder einem mit Wasser gefüllten Lägel, weil man ihntäuscht; ist aber der Stadtverbandanwesend, so ist es erlaubt.
Die Rabbanan lehrten: Aus zwei Gründen verkaufe man seinem Nächsten nicht eine Sandale [aus Leder] von einem verendeten Vieh als eine aus solchem von einem lebend geschlachteten; erstens täuscht manihn, und zweitens, wegen der Gefahr.
Ferner sende man seinem Nächsten nicht ein Faß Wein mit oben schwimmendem Öl. Einst sandte jemand seinem Nächsten ein Faß Wein mit oben schwimmendem Öl, und dieser lud daraufhin Gäste ein; als sie gekommen waren, und es sich als Wein herausstellte, erhängte er sich.
Gäste dürfen von dem, was sie vor sich haben, nicht einem Knaben oder einem Mädchen des Hausherrn geben, es sei denn, daß sie die Erlaubnis des Hausherrn eingeholt haben.
Einst lud jemand in den Jahren der Dürre drei Gäste ein, und er konnte ihnen nur ein Quantum von drei Eiern vorsetzen. Als der Sohn des Hausherrn eintrat, nahm der eine von ihnen seinen Teil und gab ihn ihm, ebenso der andere und ebenso der dritte. Hierauf kam der Vater des Knaben und traf ihn mit einem [Stücke] im Munde und zwei in den Händen; da schlug er ihn zu Boden, und er starb. Als die Mutter dies sah, stieg sie auf das Dach, stürzte sich hinab und starb. Hierauf stieg er ebenfalls auf das Dach, stürzte sich hinab und starb.
R. Elie͑zer b. Ja͑qob sagte: Wegen dieser Sache sind drei Seelen aus Jisraél getötet worden. – Was lehrt er uns damit? – Daß das ganze von R. Elie͑zer b. Ja͑qob herrührt.
Die Rabbanan lehrten: Wenn man seinem Nächsten eine ganze Hüfte sendet, so braucht man daraus die Spannader nicht zu entfernen, wenn aber zerschnitten, so muß man daraus die Spannader entfernen; wenn einem Nichtjuden, einerlei ob zerschnitten oder ganz, so braucht man daraus die Spannader nicht zu entfernen.
Aus zwei Gründen, sagten sie, darf man kein Aas und Totverletztes an einen Nichtjudenverkaufen; erstens täuschtman ihn, und zweitens könnte er es an einen Jisraéliten weiter verkaufen.
Aus zwei Gründen darf man zu einem Nichtjuden nicht sagen: kaufe mir für diesen Denar Fleisch;
Daf 94b
erstens, wegen der Gewalttäter, und zweitens könnte man ihm Aas und Totverletztes verkaufen.
Der Meister sagte: Wenn einem Nichtjuden, einerlei ob ganz oder zerschnitten, so braucht man daraus die Spannader nicht zu entfernen. In welchem Falle: wenn in einem Orte, wo bekannt gemachtwird, weshalb braucht man aus einer zerschnittenen die Spannader nicht zu entfernen, man könnte sie ja, wenn nichts bekannt gemacht worden ist, von ihm kaufen!?
Doch wohl in einem Orte, wo nicht bekannt gemacht wird; wie ist nun der Mittelsatz zu erklären: aus zwei Gründen, sagten sie, darf man einem Nichtjuden kein Aas und Totverletztes verkaufen; erstens täuscht man ihn, und zweitens könnte er es an einen Jisraéliten weiter verkaufen.
In einem Orte, wo nicht bekannt gemacht wird, würde man es ja von ihm nicht kaufen!? Doch wohl in einem Orte, wo bekannt gemacht wird;
wie ist nun der Schlußsatz zu erklären: aus zwei Gründen darf man zu einem Nichtjuden nicht sagen: kaufe mir für diesen Denar Fleisch; erstens, wegen der Gewalttäter, und zweitens könnte man ihm Aas und Totverletztes verkaufen. In einem Orte, wo bekannt gemacht wird, würde es ja, wenn esTotverletztes wäre, bekannt gemacht worden sein!? Doch wohl in einem Orte, wo nicht bekannt gemacht wird;
demnach sprechen der Anfangsatz und der Schlußsatz von einem Orte, wo nicht bekannt gemacht wird, und der Mittelsatz von einem Orte, wo bekannt gemacht wird!?
Abajje erwiderte: Allerdings, der Anfangsatz und der Schlußsatz von einem Orte, wo nicht bekannt gemacht wird, und der Mittelsatz von einem Orte, wo bekannt gemacht wird.
Raba erklärte: Die ganze [Lehre] spricht von einem Orte, wo bekannt gemacht wird, nur sprechen der Anfangsatz und der Schlußsatz von dem Falle, wenn bekannt gemacht worden ist, und der Mittelsatz von dem Falle, wenn nicht bekannt gemacht wordenist.
R. Aši erklärte: Die ganze [Lehre] spricht von einem Orte, wo nicht bekannt gemacht wird, und im Mittelsatze ist der Umstand berücksichtigt worden, man könnte es ihm in Gegenwart eines Jisraéliten verkaufen.
Wie lautet die Bekanntmachung? R. Jiçḥaq b. Joseph erwiderte: Den Heeresleutenist Fleisch zugefallen. –
Sollte man doch sagen: den Heeresleuten ist Totverletztes zugefallen!? –
Sie würden dann nicht kaufen. – Man täuscht sie ja!? – Sie täuschen sich selber.
So ereignete es sich einst, daß Mar Zuṭra, Sohn des R. Naḥman, der nach Maḥoza ging, und Raba und R. Saphra, die nach Sikhra gingen, einander begegneten, und da er glaubte, daß sie ihm entgegengekommenseien, sprach er zu ihnen: Wozu bemühten sich die Rabbanan so sehr und sind hergekommen? Da erwiderte R. Saphra: Wir wußten gar nicht, daß der Meister kommt; hätten wir dies gewußt, so würden wir uns erst recht bemüht haben.
Hierauf sprach Raba zu ihm: Weshalb sagtest du es ihm, du hast ihn ja gekränkt? Dieser erwiderte: Wir würden ihn ja getäuscht haben! – Er hätte sich selber getäuscht.
Einst sagte ein Schlächter zu seinem Nächsten:
Daf 95a
Würde ich dir etwa nicht, wenn du mir gefällig wärest, vom Mastochsen gegeben haben, den ich gestern hergerichtet habe!? Dieser erwiderte: Ich aß sogar vom allerbesten. Jener fragte: Woher? Dieser erwiderte: Jener Nichtjude, dem du das [Fleisch] verkauft hast, gab es mir. Da sprach jener: Ich habe zwei hergerichtet und dieser war totverletzt.
Hierauf sagte Rabbi: Sollten wir denn wegen dieses Toren, der ungebührlich gehandelthat, alle Fleischläden verbieten!?
Rabbi vertritt hierbei seine Ansicht, denn Rabbi sagte, wenn die Fleischläden von jisraélitischen Schlächtern [beziehen], sei das Fleisch, das bei einem Nichtjuden gefunden wird, erlaubt.
Manche lesen: Rabbi sagte: Sollten wir denn wegen dieses Toren, der seinen Nächsten kränkenwollte, alle Fleischläden verbieten!? –
Nur weil er damit seinen Nächsten kränken wollte, sonst aber wäre es verboten, und dem widersprechend wird ja gelehrt: Rabbi sagte, wenn die Fleischläden von jisraélitischen Schlächtern [beziehen], sei das Fleisch, das bei einem Nichtjuden gefunden wird, erlaubt!? – Anders verhielt es sich da, wo die Übertretung festgestellt war.
Rabh sagte: Fleisch, das dem Auge entschwundenwar, ist verboten. Man wandte ein: Rabbi sagte: Wenn die Fleischläden von jisraélitischen Schlächtern [beziehen], so ist das Fleisch, das bei einem Nichtjuden gefunden wird, erlaubt!? – Anders ist es, wenn es bei einem Nichtjuden gefundenwird. –
Komm und höre: Wenn neun Läden geschlachtetes Fleisch verkaufen und einer Aas verkauft, und er in einem von diesen gekauft hat und nicht weiß, in welchem von ihnen er gekauft hat, so ist es wegen des Zweifels verboten; bei gefundenem aber richte man sich nach der Mehrheit!? – Hier ebenfalls in dem Falle, wenn es im Besitze eines Nichtjuden gefunden wird. –
Komm und höre: Hat man darohes Fleisch gefunden, so richte man sich nach der Mehrheit der Schlächter, wenn gekochtes, so richte man sich nach der Mehrheit der Fleischesser!?
Wolltest du erwidern, auch hier in dem Falle, wenn es im Besitz eines Nichtjuden gefunden wird, wieso richte man sich demnach bei gekochtem nach der Mehrheit der Fleischesser, man sollte doch sehen, ob es sich im Besitze eines Nichtjuden oder im Besitze eines Jisraéliten befindet!? – Hier handelt es sich um den Fall, wenn man dabei gestanden und es beobachtet hat. –
Komm und höre: Findet man [Fleisch] in der Provinz, so gilt es, wenn in ganzen Gliedern, als Aas, einzelne Stücke sind erlaubt!? Wolltest du erwidern, auch hier in dem Falle, wenn man dabeigestanden und es beobachtet hat, wieso gelten demnach ganze Glieder als Aas!? –
Diese Lehregilt ja nur nach Rabh, und hierzu wird gelehrt, Rabh sagt, sie seien insofern erlaubt, als sie nicht als Aas gelten, und Levi sagt, sie seien auch zum Essen erlaubt.
Rabh sagte esaber nicht ausdrücklich, vielmehr wurde es aus dem Zusammenhange entnommen. Rabh saß einst an der Fähredes Ištaṭja und sah, wie jemand
Daf 95b
einen Kopfabspülte, und als dieser ihm entfiel, holte er einen Korb und warf ihn aus, und er zog zwei herauf. Hierauf sprach Rabh: Tat ich diesebenfalls? Und er verbot sie ihm.
Da sprachen R. Kahana und R. Asi zu Rabh: Sind etwa nur verbotene vorhandenund keine erlaubten!? Er erwiderte ihnen: Die verbotenen sind häufiger. –
Was ist denn dabei, daß es aus dem Zusammenhange entnommenwurde!? – Es war ein nichtjüdischer Hafen. Dies ist auch zu beweisen, denn er sagte zu ihnen, die verbotenen seien häufiger. –
Wie aß Rabh demnach Fleisch!? – Sofort, bevor es seinen Augen entschwunden war. Wenn du aber willst, sage ich: eingewickelt und versiegelt, oder mit einem Zeichen. So pflegte Rabba b. Hona [Fleisch] dreieckig zu schneiden.
Einst ging Rabh zu seinem Schwiegersohne R. Ḥanan und sah die Fähre ihm entgegenkommen. Da sagte er sich: die Fähre kommt mir entgegen, [dies bedeutet] einen guten Tag.
Als er zur Türherankam, schaute er durch die Türspalte und sah Vieh hängen. Hierauf klopfte er an die Tür, und alle Welt kam ihm entgegen, der Schlächter ebenfalls. Rabh aber wandte seine Augen [vom Fleische] nicht ab, indem er zu ihnen sprach: Wenn es so zugeht, gebt ihr den Kindern meiner Tochter Verbotenes zu essen. Und Rabh aß von diesem Fleische nicht. –
Aus welchem Grunde: wenn wegen des Entschwindens, so entschwand es ja nicht, und wenn wegen des Augurierens,
so sagte ja Rabh, das Augurieren, das nicht dem des Elie͑zer, des Knechts Abrahams, und dem des Jonathan, des Sohnes Šaúls, gleicht, gelte nicht als Augurieren!? – Vielmehr, es war eine profaneMahlzeit, und Rabh genoß nicht [bei Fremden] von einer profanen Mahlzeit.
Rabh augurierte mit einer Fähre, Šemuél augurierte mit einem Buche und R. Joḥanan augurierte mit einem Kinde.
Während der ganzen Lebenszeit Rabhs pflegte R. Joḥananan ihn zu schreiben: an unseren Meister in Babylonien; nachdem seine Seele zur Ruhe eingekehrt war, schrieb er an Šemuél: an unseren Kollegen in Babylonien. Dieser sprach: Sollte ich nichts verstehen, worin ich sein Meister seinkönnte? Da sandte er ihm einen Kalenderauf sechzig Jahre. Da sprach jener: Er versteht also nichts weiter als zu berechnen!
Hierauf sandte er ihm dreizehn Kamel[ladungen]mit Rechtsfragen inbetreff der Totverletzung. Da sprach jener: Ich habe einen Meister in Babylonien; ich will gehen und ihn sehen. Hierauf sprach er zu einem Knaben: Lies mir deinen Schriftversvor. Dieser sprach:Und Šemuél starb. Da sprach er: Es scheint also, daß die Seele Šemuéls zur Ruhe eingekehrt ist.
Dem war aber nicht so; Šemuél war nicht gestorben, und dies geschah nur deshalb, damit R. Joḥanan sich nicht bemühe.
Es wird gelehrt: R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagte: Obgleich man mit einem Hause, einem Kinde und einem Weibenicht auguriere, so sind sie dennoch ein Vorzeichen.
R. Elea͑zar sagte: Nur dann, wenn sie sich dreimal bewährt haben, denn es heißt:Joseph ist nicht mehr, Šimo͑n ist nicht mehr, und Binjamin wollt ihr mir nehmen.
R. Hona fragte Rabh: Wie verhält es sich bei Kranzbündeln? Dieser erwiderte: Sei kein Tor; Kranzbündel gelten als Kennzeichen. Manche lesen: R. Hona sagte im Namen Rabhs: Kranzbündel gelten als Kennzeichen.
R. Naḥman aus Nehardea͑ kam einst an einem Vorabend des Versöhnungstages zu R. Kahana in Pum Nahara und sah Raben Lebern und Nieren niederwerfen. Da sprach er zu ihm: Nimm sie und iß; heute ist das Erlaubte mehr.
Einst war R. Ḥija b. Abin ein Darm zwischen den Fässern abhanden gekommen, und als er hieraufzu R. Hona kam, sprach dieser zu ihm: Hast du daran ein Kennzeichen? Jener erwiderte: Nein. – Erkennst du ihn wieder? Jener erwiderte: Jawohl. – Wenn dem so ist, so geh und nimm ihn.
Einst war R. Ḥanina aus Ḥozäa ein Rückenstück Fleisch abhanden gekommen, und als er hierauf zu R. Naḥman kam, sprach dieser zu ihm: Hast du daran ein Kennzeichen? Jener erwiderte: Nein. – Erkennst du es wieder? Jener erwiderte: Jawohl. – Wenn dem so ist, so geh und nimm es.
Einst war R. Nathan b. Abajje ein Knäuel purpurblauer Wolleabhanden gekommen, und als er hierauf zu R. Ḥisda kam, sprach dieser zu ihm: Hast du daran ein Kennzeichen? Jener erwiderte: Nein. – Erkennst du ihn wieder? Jener erwiderte: Jawohl. – Wenn dem so ist, so geh und nimm ihn.
Raba sagte: Früher glaubte ich, das Kennzeichen sei maßgebender als das Wiedererkennen, denn man liefert ja einen Fund ab auf Grund eines Kennzeichens,
Daf 96a
nicht aber auf Grund des Wiedererkennens; jetzt aber, nachdem ich jene Lehren gehört habe, sage ich, das Wiedererkennen sei maßgebender.
Wieso würde, wenn dem nicht so wäre, einem Blinden, und nachtsauch jedem anderen Menschen seine Frau erlaubt sein!? Dies erfolgt wegen des Wiedererkennens der Stimme, ebenso ist auch hierbei das Wiedererkennen maßgebend.
R. Jiçḥaq, Sohn des R. Mešaršeja, sagte: Dies ist auch zu beweisen; wenn zwei kommen und bekunden, daß jemand mit diesem oder jenem Kennzeichen einen Menschen getötet hat, wird er nicht hingerichtet, sagen sie aber, sie erkennen ihn, so wird er hingerichtet.
R. Aši sagte: Dies ist auch zu beweisen; wenn jemand zu seinem Boten sagt, daß er jenen, der dieses oder jenes Kennzeichen hat, rufe, so ist es zweifelhaft, ob er ihn erkennt oder nicht erkennt, kennt er ihn aber, so erkennt er ihn, sobald er ihn sieht.
ii,2 NIMMT MAN DIE SPANNADER HERAUS, SO MUSS MAN SIE VOLLSTÄNDIG HERAUSNEHMEN; R. JEHUDA SAGT, NUR DASS MAN DAS GEBOT DLS HERAUSNEHMENS AUSÜBT.
iii WER EINE OLIVE VON DER SPANNADER GEGESSEN HAT, ERHÄLT DIE VIERZIG [GEISSELHIEBE]; WENN SIE KEINE OLIVE HATTE UND ER SIE GEGESSEN HAT, SO IST ER SCHULDIG. WER EINE OLIVE VON DER EINEN UND EINE OLIVE VON DER ANDEREN GEGESSEN HAT, ERHÄLT ACHTZIG [GEISSELHIEBE]; R. JEHUDA SAGT, ER ERHALTE NUR VIERZIG.
GEMARA. Bar Phajolestand vor Šemuél und trieberte eine Keule, und da er [die Spannader] nur oben fortschnitt, sprach dieser zu ihm: Mehr in die Tiefe; hätte ich dich nun nicht beobachtet, so würdest du mir Verbotenes zu essen gegeben haben.
Da erschrak jener und das Messer fiel ihm aus der Hand. Hierauf sprach dieser zu ihm: Erschrick nicht; wer dich dies lehrte, lehrte dich nach R. Jehuda.
R. Šešeth sprach: Wenn nach R. Jehuda das, was Bar Phajole fortnahm, nach der Tora [verboten] ist, so ist ja nach R. Jehuda das, was er zurückließ, rabbanitisch [verboten]; nach wessen Ansicht lehrte ihn nun derjenige, der ihn dies lehrte!?
Vielmehr, sagte R. Šešeth, ist das, was Bar Phajole fortnahm, nach R. Meír nach der Tora, und das, was er zurückließ, rabbanitisch [verboten]; nach R. Jehuda aber auch rabbanitisch erlaubt.
WER VON DER SPANNADER GEGESSEN HAT &C. Šemuél sagte: Die Tora hat nur das verboten, was sich am Ballen befindet, denn es heißt:am Hüftballen.
R. Papa sagte: [Hierüberstreiten] Tannaím: Wenn sie keine Olive hatte und er sie gegessen hat, so ist er schuldig; R. Jehuda sagt, er sei nur dann schuldig, wenn sie eine Olive hatte. –
Was ist der Grund der Rabbanan? – Sie ist ein selbständiges Geschöpf. –
Daf 96b
Und R. Jehuda!? – Bei dieser wird [der Ausdruck] ‘essen’gebraucht. – Und die Rabbanan!? – [Der Ausdruck] ‘essen’ deutet darauf, daß, wenn sie vier oder fünf Oliven hat und man nur eine gegessen hat, man schuldigsei. –
Und R. Jehuda!? – Dies geht hervor aus [den Worten] die am Hüftballen ist. –
Und die Rabbanan!? – Dies deutet auf die Lehre Šemuéls, denn Šemuél sagte, die Tora habe nur das verboten, was sich am Ballen befindet. – Und R. Jehuda!? – Es heißt der Hüfte, der ganzen Hüfte. –
Und die Rabbanan!? – Dies deutet darauf, daß das Verbot sich auf das erstreckt, was sich durch die Hüftezieht, dies schließt die äußereaus, jedoch nur auf das, was sich am Ballen befindet. –
[Das Wort] Ballen ist ja zur Ausschließung des Geflügels nötig, das keinen Ballenhat!? – Es heißtzweimal Ballen.
IST EINE HÜFTE MIT DER SPANNADER GEKOCHT WORDEN, SO IST SIE, WENN SOVIEL DARAN WAR, DASS EIN GESCHMACK ÜBERTRAGEN WIRD, VERBOTEN. WIE BEMISST MAN DIES? NACH VERHÄLTNIS VON FLEISCH MIT RÜBEN.
IST DIE SPANNADER MIT ANDEREN ADERNGEKOCHT WORDEN, SO IST, WENN SIE ZU ERKENNEN IST, DIE GESCHMACKSÜBERTRAGUNG EINTSCHEIDEND, WENN ABER NICHT, SO SIND ALLE VERBOTEN; DIE BRÜHE ABER NUR BEI GESCHMACKSÜBERTRAGUNG.
EBENSO IST, WENN EIN STÜCK VON EINEM AASE ODER EIN STÜCK VON EINEM UNREINEN FISCHE MIT ANDEREN STÜCKEN GEKOCHT WORDEN IST, WENN ES ZU ERKENNEN IST, DIE GESCHMACKSÜBERTRAGUNG ENTSCHEIDEND, WENN ABER NICHT, SO SIND ALI,E VERBOTEN; BRÜHE ABER NUR BEI GESCHMACKSÜBERTRAGUNG.
GEMARA. Šemuél sagte: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn sie mit dieser gekocht wordenist, wenn aber gebraten, so schneide man ab und esse, bis man zur Spannader gelangt. –
Dem ist ja aber nicht so, R. Hona sagte ja, wenn ein Böckchen mit seinem Talge gebraten worden ist, dürfe man nicht einmal von der Ohrenspitzeessen!? –
Daf 97a
Anders verhält es sich beim Talge, der eindringt. –
Ist es denn beim Talge verboten, Rabba b. Bar Ḥana erzählte ja, daß einst im Lehrhause zu Mao͑n R. Joḥanan ein Fall vorgetragen wurde, daß ein Böckchen mit seinem Talge gebraten wurde, und er entschied, daß man abschneide und esse, bis man zum Talge gelangt!? Jenes war besonders mager.
R. Hona b. R. Jehuda erwiderte: Es war eine Nieremit dem Talge. Rabin b. R. Ada erwiderte: Es war ein Kilkithin einer Fleischspeise, und als man R. Joḥanan fragte, erwiderte er ihnen, daß man sie einen aramäischen Koch kosten lasse.
Raba sagte: Früher war mir folgendes fraglich: Es wird gelehrt: In einem Topfe, in dem man Fleisch gekocht hat, darf man keine Milch kochen, hat man gekocht, so ist die Geschmacksübertragung entscheidend; in dem man Hebe [gekocht hat], darf man nicht Profanes kochen, hat man gekocht, so ist die Geschmacksübertragung entscheidend.
Allerdings kann man Hebevon einem Priester kosten lassen, wer aber sollte Fleisch mit Milchkosten!? Da aber R. Joḥanan gesagt hat, man verlasse sich auf einen aramäischen Koch, so verlasse man sich auch hierbei auf einen aramäischen Koch.
Raba sagte: Die Rabbanan sagten, die Geschmacksübertragung[sei entscheidend], die Rabbanan sagten, ein Koch [koste es],
Daf 97b
und die Rabbanan sagten, im Sechzigfachen. Sind es daher zwei verschiedene Artenvon Erlaubtem, so richte man sich nach dem Geschmacke, wenn von Verbotenem, [koste] ein Koch,
und wenn zwei gleiche Arten, sodaß es durch den Geschmack nicht festzustellen ist, oder zwei verschiedene Arten von Verbotenem und kein Koch anwesend ist, im Sechzigfachen.
Einst wurden beim Exilarchen Keulen mit der Spannader gesalzen. Rabina verbot sie und R. Aḥa b. R. Aši erlaubte sie. Als sie hierauf zu Mar b. R. Aši kamen und ihn fragten, erwiderte er ihnen: Mein Vater erlaubte es.
R. Aḥa b. Rabh sprach zu Rabina: Du stützest dich wohl auf das, was Šemuél gesagt hat, Gesalzenes gleiche Heißem, und Eingelegtes gleiche Gekochtem;
aber Šemuél sagte ja, dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn sie mit diesergekocht worden ist, wenn aber gebraten, so schneide man ab und esse, bis man zur Spannader gelangt!?
Wolltest du erwidern, unter Heißem, von dem er spricht, sei Heißes von Gekochtem zu verstehen, so sagte er ja, Eingelegtes gleiche Gekochtem, wonach unter Heißem solches von Gebratenem zu verstehen ist!? Ein Einwand.
R. Ḥanina sagte: Bei der Bemessungsind die Brühe, die Gallerte, die Stücke und der Topf mitzurechnen. Manche sagen, der Topf selbst, und manche sagen, das, was der Topf einsaugt.
R. Abahu sagte im Namen R. Joḥanans: Alle verbotenen Dinge der Tora sindso zu bemessen, als wären sie Zwiebel oder Porree.
R. Aba sprach zu Abajje: Sollte man sie doch so bemessen, als wären sie Pfeffer oder Gewürz, die sich auch im Tausendfachen nicht verlieren!? Dieser erwiderte: Die Weisen haben festgestellt, daß unter den verbotenen Dingen nichts vorhanden sei, das den Geschmack intensiver überträgt als Zwiebel und Porree.
R. Naḥman sagte: Die Spannader [verliert sich] im Sechzigfachen, die Spannader selbst aber ist nicht mitzurechnen; das Euterim Sechzigfachen, und das Euter selbst ist mitzurechnen; das Ei im Sechzigfachen, das Ei selbst aber ist nicht mitzurechnen.
R. Jiçḥaq, Sohn des R. Mešaršeja, sagte: Das Euter selbst istverboten; ist es in einen anderen Topf gekommen, so macht es diesen verboten.
R. Aši sagte: Als wir bei R. Kahana waren, war uns folgendes fraglich: Ist bei der Bemessung dieses selbstzu bemessen, oder nur das, was aus diesem herauskommt!? –
Selbstverständlich ist dieses selbst zu bemessen, denn, wenn nur das, was aus diesem herauskommt, so weiß man dies ja nicht. – Demnach sollte es doch, wenn esin einen anderen Topf gekommen ist, diesen nicht verbotenmachen!? –
Da R. Jiçḥaq, Sohn des R. Mešaršeja, gesagt hat, das Euter selbst sei verboten, so haben die Rabbanan es einem Stücke Aas gleichgestellt.
«Das Ei im Sechzigfachen, das Ei selbst aber ist nicht mitzurechnen.» R. Idi b. Abin sprach zu Abajje: Demnach überträgt es einen Geschmack, und dem widersprechend pflegen ja die Leute zu sagen: nur wie die Flüssigkeit eines Eies!?
Dieser erwiderte:
Daf 98a
Hier handelt es sich um ein Ei mit einem Küchlein, nicht aber um ein unreines.
Er wandte gegen ihn ein: Hat man reine Eier mit unreinen gekocht, so sind, wenn es soviel ist, daß ein Geschmack übertragen wird, alle verboten!? – Hier ebenfalls ein Ei mit einem Küchlein. – Weshalb nennt er es unreines!? – Da ein Küchlein darin ist, nennt er es unrein. –
Wenn er aber im Schlußsatz lehrt, wenn man Eier gekocht und in einem ein Küchlein gefunden hat, seien alle, wenn soviel vorhanden ist, daß ein Geschmack übertragen wird, verboten, so spricht ja der Anfangsatz von dem Falle, wenn man kein Küchlein darin gefunden hat!? –
Dies ist eine Erklärung: hat man reine Eier mit unreinen gekocht, so sind, wenn soviel vorhanden ist, daß ein Geschmack übertragen wird, alle verboten, wenn man sie beispielsweise gekocht und in einem ein Küchlein gefunden hat.
Dies ist auch einleuchtend; wollte man sagen, der Anfangsatz spreche von dem Falle, wenn kein Küchlein darin ist, so sind sie ja, wenn sie in dem Falle verboten sind, wenn kein Küchlein darin ist, es selbstverständlich in dem Falle, wenn ein Küchlein darinist.
Wenn nur das, so beweist dies nichts, denn er lehrt den Schlußsatz zur Erklärung des Anfangsatzes. Damit man nicht glaube, der Anfangsatz spreche von dem Falle, wenn ein Küchlein darin ist, wenn aber kein Küchlein darin ist, sei es erlaubt, lehrt er im Schlußsatze den Fall, wenn ein Küchlein darin ist, wonach der Anfangsatz von dem Falle spricht, wenn kein Küchlein darin ist, und dennoch ist es verboten.
Einst fiel eine Olive Talg in einen Kessel mit Fleisch, und R. Aši wollte bei der Bemessung das mitrechnen, was der Kessel eingesogen hatte. Da sprachen die Rabbanan zu R. Aši: Saugt er etwa nur vom Erlaubten ein und nicht auch vom Verbotenen!?
Einst kam eine halbe Olive Talg in einen Kessel mit Fleisch, und Mar b. R. Aši wollte ihn mit dreißig halben Oliven bemessen. Da sprach sein Vater zu ihm: Sagte ich dir etwa nicht, daß du die Maßnormen bei rabbanitischen Dingen nicht geringschätzen sollst!? Ferner sagte R. Joḥanan, das halbe Quantum sei nach der Tora verboten.
R. Šamen b. Abba sagte im Namen des R. Idib. Geršom im Namen des Levi b. Proto im Namen R. Naḥums im Namen R. Birjims im Namen eines Greises namens R. Ja͑qob: Im Hause des Fürsten sagten sie, wenn ein [verbotenes] Ei unter sechzig [sich befindet], seien sie verboten, und wenn unter einundsechzig, seien sie erlaubt.
R. Zera sprach zu R. Šamen b. Abba: Siehe, du setzest dabei eine Grenze fest, wo es erlaubt wird, während zwei Große des Zeitalters, das sind R. Ja͑qob b. Idi und R. Šemuél b. Naḥmani, dies unentschieden ließen. Beide sagten sie im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi, wenn ein [verbotenes] Ei unter sechzig [sich befindet], seien sie verboten, und wenn unter einundsechzig, seien sie erlaubt,
und die Frage, ob einundsechzig mit diesem oder einundsechzig außer diesem, entschied er nicht, und der Meister entscheidet dies!
Es wurde gelehrt: R. Ḥelbo sagte im Namen R. Honas: [Befindet sich ein verbotenes] Ei unter sechzig außer diesem, so sind sie verboten, wenn unter einundsechzig außer diesem, so sind sie erlaubt.
Einst kam jemandzu R. Gamliél b. Rabbi, und dieser sprach: Mein Vater ließ nicht einmal [eine Überzahl] von siebenundvierzig gelten, und ich sollte eine von fünfundvierzig gelten lassen.
Einst kam jemand zu R. Šimo͑n b. Rabbi, und dieser sprach: Mein Vater ließ nicht einmal eine [Überzahl] von fünfundvierzig gelten, und ich sollte eine von dreiundvierzig gelten lassen.
Einst kam jemand zu R. Ḥija, und er fragte, ob dreißig vorhanden seien!? – Nur aus dem Grunde, weil keine dreißig vorhanden waren;
aber gilt diesdenn, wenn dreißig vorhanden sind!? R. Ḥanina erwiderte: Nur eine Abweisung.
R. Ḥija b. Abba sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi im Namen des Bar Qappara: Alle verbotenen Dinge der Tora [verlieren sich] im Sechzigfachen. R. Šemuél b. R. Jiçḥaq sprach vor ihm: Meister, so sagst du, R. Asi aber sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi im Namen des Bar Qappara: Alle verbotenen Dinge der Tora [verlieren sich] im Hundertfachen.
Beide folgerten es vom gekochten Buge. Es heißt:der Priester nehme den gekochten Bug &c. und hierzu wird gelehrt,
Daf 98b
unter ‘gekocht’ sei vollständigzu verstehen, und R. Šimo͑n b. Joḥaj sagt, unter ‘gekocht’ sei zu verstehen, der mit dem Widder gekocht worden ist.
Alle stimmen überein, daß er zusammen mit dem Widder zu kochen sei, nur ist einer der Ansicht, zuerst abschneiden und nachher kochen, und einer ist der Ansicht, zuerst kochen und nachher abschneiden.
Wenn du aber willst, sage ich: alle stimmen überein, zuerst abschneiden und nachher kochen, nur ist einer der Ansicht, man koche ihn zusammen mit dem Widder, und einer ist der Ansicht, man koche ihn in einem besonderen Topfe.
Nach der ersten Erklärung nach aller Ansichtund nach der anderen Erklärung nach der des R. Šimo͑n b. Joḥaj.
Derjenige, der im Sechzigfachen sagt, ist der Ansicht, man schätze das Verhältnis von Fleisch und Knochenzum Verhältnis von Fleisch und Knochen, und er befindet sich im Sechzigfachen, und der im Hundertfachen sagt, ist der Ansicht, man schätze das Verhältnis des Fleischeszum Verhältnis des Fleisches, und er befindet sich im Hundertfachen. –
Ist denn hiervon zu folgern, es wird ja gelehrt, diessei Erlaubtes, das vom Verbotenen herrührt; das ‘dies’ schließt wohl alle anderen verbotenen Dinge der Tora aus!?
Abajje erwiderte: Dies bezieht sich auf die Lehre R. Jehudas; dieser sagt, eine Art gehe in derselben Art nicht auf, so lehrt er uns, daß sie hierbei wohl aufgehe. – Sollte man es doch hiervon folgern!? –
Der Allbarmherzige hat bekundet:er nehme vom Blute des Farren und vom Blute des Ziegenbockes, beides zusammen, demnach gehen siein einander nicht auf. –
Was veranlaßt dich, dieshieraus zu folgern, sollte es doch aus jener [Schriftstelle] gefolgert werden!? – Jene ist ein Novum, und von einem Novum ist nichts zu folgern. –
Demnach ist ja hieraus auch hinsichtlich des Hundertfachen und des Sechzigfachen nicht zu folgern!? –
Folgern wir es denn erleichternd? Wir folgern es ja erschwerend, denn nach der Tora geht es sogar in der Mehrheit auf.
Raba erwiderte: Dies bezieht sich auf [die Bestimmung,] der Geschmackgleiche der Sache selbst; bei Heiligem ist essonst verboten, so lehrt er uns, daß es hierbei erlaubt sei. –
Daf 99a
Sollte man es doch hiervon folgern!? Der Allbarmherzige hat beim Sündopfer bekundet:alles, was sein Fleisch berührt, sei heilig, es gleicht diesem: ist es untauglich, so wird es ebenfalls untauglich, ist es tauglich, so ist es nach Vorschrift des Strengeren zu essen. –
Was veranlaßt dich, dieshieraus zu folgern, sollte es doch aus jener [Schriftstelle] gefolgert werden!? – Jene ist ein Novum, und von einem Novum ist nichts zu folgern. –
Demnach ist ja hieraus auch hinsichtlich des Hundertfachen und des Sechzigfachen nicht zu folgern!? – Folgern wir es denn erleichternd? Wir folgern es erschwerend, denn nach der Tora geht es sogar in der Mehrheit auf.
Rabina erwiderte: Dies bezieht sich auf die Schnittstelle; diese ist in anderen Fällenverboten, hierbei aber erlaubt.
R. Dimi saß und trug diese Lehre vor,
da sprach Abajje zu ihm: Erfolgt diesdenn bei allen verbotenen Dingen der Tora beim Hundertfachen, wir haben ja gelernt: Wobei sagten sie, diesgelte vom Säuern, vom Würzenund vom Bemischen? Bei Dingen derselben Art erschwerend, und bei Dingen verschiedener Art erleichterndund erschwerend.
Ferner wird im Schlußsatze gelehrt: Wieso erleichternd und erschwerend bei Dingen verschiedener Art? Wenn Graupen mit Linsenzusammen gekocht worden sind und einen Geschmack übertragen, so sind sie verboten, einerlei ob soviel vorhanden ist, daß jene unter hundertundeinem aufgehen, oder nicht soviel vorhanden ist daß jene unter hundertundeinem aufgehen;
übertragen sie aber keinen Geschmack, so sind sie erlaubt, einerlei, ob soviel vorhanden ist, daß jene unter hundertundeinem aufgehen, oder nicht soviel vorhanden ist, daß jene unter hundertundeinem aufgehen.
Darunter ist wohl zu verstehen, wenn nicht soviel vorhanden ist, daß sie unter hundertundeinem aufgehen, wohl aber unter sechzig!? –
Daf 99b
Nein, unter hundert. –
Wenn aber der Anfangsatzvom Hundertfachen spricht, so spricht wohl der Schlußsatz vom Sechzigfachen!? Im Anfangsatze wird nämlich gelehrt: Wieso erschwerend bei Dingen derselben Art? Wenn [verbotener] Sauerteig von Weizen in Teig von Weizen gekommen und zum Säuern vorhanden ist, so ist er verboten,
einerlei, ob soviel vorhanden ist, daß er unter hundertundeinem aufgeht, oder nicht soviel vorhanden ist, daß er unter hundertundeinem aufgeht; ist nicht soviel vorhanden, daß er unter hundertundeinem aufgeht, so ist er verboten, einerlei, ob zum Säuern vorhanden ist oder zum Säuern nicht vorhanden ist. Sollten denn der Anfangsatzund der Schlußsatzvon hundert sprechen!? –
Nein, der Anfangsatz von hundertundeinem und der Schlußsatz von hundert. –
Weshalb geht er, wenn auch zum Säuern vorhanden ist, nicht unter hundertundeinemauf!? Jener schwieg.
Da sprach dieser: Vielleicht ist es beim Sauerteige anders, da seine Säuerung sehr intensiv ist. Jener erwiderte: Du hast mich an eine Sache erinnert, die R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Nicht alle Dinge gleichen einander hinsichtlich der Normierung, denn bei der Lake reicht sie bis nahe zum Zweihundertfachen. Wir haben nämlich gelernt: Soist der Fisch unrein und die Lake verboten, wie R. Jehuda sagt, wenn in zwei Sea͑ sich ein Viertel[log]befindet. –
R. Jehuda sagt ja aber, Dinge derselben Art gehen unter einander nicht auf!? – Anders verhält es sich bei der Lake, die nur eine Ausschwitzung ist.
WIE BEMISSTMAN DIES? R. Hona sagte: Wie Fleisch in Rübenköpfen. Unsere Mišna vertritt nicht die Ansicht des Autors der folgenden Lehre: R. Jišma͑él, Sohn des R. Joḥanan b. Beroqa, sagt, bei den Adern gebe es keine Geschmacksübertragung.
Einst kam jemandvor R. Ḥanina, und R. Jehuda b. Zebina saß vor der Tür. Als er herauskam, fragte er ihn: Was sagte er dir? Dieser erwiderte: Er hat es mir erlaubt.
Da sprach er: Bring es ihm zurück hinein. Hierauf sprach jener: Wer ist es, der mich kränkt? Geh, sag dem, der an der Tür sitzt, bei den Adern gebe es keine Geschmacksübertragung.
Wenn jemanddamit zu R. Ami kam, sandte er ihn zu R. Jiçḥaq b. Ḥalub, der im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi erlaubend entschied; er selbst aber war nicht dieser Ansicht. Die Halakha ist: bei den Adern gibt es keine Geschmacksübertragung.
IST DIE SPANNADER GEKOCHT WORDEN &C. Sollte sie dochin der Mehrheit aufgehen!? –
Daf 100a
Anders verhält es sich bei einem Geschöpfe.
EBENSO IST, WENN EIN STÜCK VON EINEM AASE &C. Sollte es doch in der Mehrheit aufgehen!?
Richtig ist es allerdingsnach demjenigen, welcher sagt, die Lehrelaute: ‘wenn man es gewöhnlich zählt’, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, die Lehre laute: ‘wasman gewöhnlich zählt’!? – Anders verhält es sich bei einem Stücke, da man es Gästen vorsetzenkann.
Und beides ist nötig. Würde er esnur von der Spannader gelehrt haben, so könnte man glauben, weil es ein Geschöpf ist, nicht aber gilt dies von einem Stücke.
Und würde er es nur von einem Stücke gelehrt haben, so könnte man glauben, weil man es Gästen vorsetzen kann, nicht aber gilt dies von der Spannader. Daher ist beides nötig.
Rabba b. Bar Ḥana trug vor: Ein Stück von einem Aaseoder einem unreinen Fische machtnur dann verboten, wenn es auf die Brühe, die Gallerte und die Stücke einen Geschmacküberträgt.
Rabh ließ den Dolmetsch vortreten und trug vor: Sobald der Geschmack auf ein Stück übertragen worden ist, gilt es als Aas und macht alle übrigen verboten, weil sie derselben Art sind.
R. Saphra sprach zu Abajje: Merke, Rabh trug ja seine Lehre nach R. Jehuda vor, welcher sagt, eine Art gehe in derselben Artnicht auf, somit gilt dies ja nicht nur dann, wenn es einen Geschmack übertragen hat, sondern auch dann, wenn es keinen Geschmack übertragen hat!? Dieser erwiderte: Hier handelt es sich um den Fall, wenn man esvorher entfernt hat.
Raba erwiderte:
Daf 100b
Du kannst auch sagen, wenn man es nicht vorher entfernt hat, denn hierbei sind es zwei gleiche Artenund eine andere Art,
und wenn zwei gleiche Arten und eine andere Art vorhanden sind, gilt eine der gleichen Arten als nicht vorhanden, und die andere Art hebt jene durch die Mehrheit auf.
ESHAT GELTUNG NUR BEIM REINEN [VIEH], NICHT ABERBEIM UNREINEN; R. JEHUDA SAGT, AUCH BEIM UNREINEN. R. JEHUDA SPRACH: DIE SPANNADER IST JA SCHON DEN KINDERN JA͑QOBSVERBOTEN WORDEN, WO DAS UNREINE VIEH NOCH ERLAUBT WAR! SIE ERWIDERTEN IHM: DIES IST ERST AM SINAJ VERBOTEN WORDEN, JEDOCH AN DER PASSENDEN STELLENIEDERGESCHRIEBEN.
GEMARA. Ist R. Jehuda denn der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich auf Verbotenes, es wird ja gelehrt: R. Jehuda sagte: Man könnte glauben, das Aas eines unreinen Vogels verunreinige im Schlunde
die Kleider, so heißt es:Aas und Totverlelztes darf er nicht essen, daß er dadurch unrein würde; nur was als Aas verboten ist, ausgenommen das, was nicht als Aas, sondern als Unreines verbotenist.
Wolltest du erwidern, er sei der Ansicht, bei den Adern gebe es keine Geschmacksverleihung, somit ist beim Unreinen nur das Verbot der Spannader und nicht das Verbot des Unreinenzu berücksichtigen,
so ist ja R. Jehuda nicht der Ansicht, daß es bei den Adern keine Geschmacksverleihung gebe, denn es wird gelehrt. wer die Spannader eines unreinen Viehs gegessen hat, sei nach R. Jehuda zweimal schuldig und nach R. Šimo͑n frei!? –
Tatsächlich ist er der Ansicht, daß es bei den Adern eine Geschmacksverleihung gebe, nur ist er der Ansicht, dieshabe auch beim Embryo Geltung, somit treten das Verbot der Spannader und das Verbot des Unreinen gleichzeitigein. –
Wieso kannst du sagen, es habe beim Embryo Geltung, wir haben ja gelernt, es habe beim Embryo Geltung, und R. Jehuda sagt, es habe beim Embryo keine Geltungund sein Talg sei erlaubt!? –
Dies gilt nur vom reinen [Vieh], denn der Allbarmherzige sagt:alles im Viehdürft ihr essen, beim Unreinen aber hat es Geltung. –
Wieso kannst du sagen, beide treten gleichzeitig ein, wir haben ja gelernt, der Nazir schneide sich das Haarwegen der Verunreinigung an einer Leiche oder einer Olive von einer Leiche,
und auf unsre Frage, wenn er sich wegen einer Olive von einer Leiche das Haar schneide, um wieviel mehr wegen einer ganzen Leiche, erwiderte R. Joḥanan, dies sei wegen einer Fehlgeburt nötig, deren Glieder noch nicht durch Adern verbundensind. Demnach tritt ja das Verbot des Unreinenfrüher ein!? –
Obgleich das Verbot des Unreinen früher eintritt, erstreckt sich das Verbot der Spannader dennoch auf dieses, da es auch für Noaḥiden Geltunghat.
Dies ist auch zu beweisen, denn er lehrt: R. Jehuda sprach: Die Spannader ist ja schon den Kindern Ja͑qobs verboten worden, wo ihnen das unreine Vieh noch erlaubt war.
Der Text. Hat jemand die Spannader von einem unreinen Vieh gegessen, so ist er nach R. Jehuda zweimal schuldig,
Daf 101a
und nach R. Šimo͑n frei.
Welcher Ansicht ist R. Šimo͑n: erstreckt sich ein Verbot auf Verbotenes, so sollte er auch wegen der Spannader schuldig sein, erstreckt sich ein Verbot nicht auf Verbotenes, so sollte er wegen des Unreinen schuldig sein, und [ist er der Ansicht,] bei den Adern gebe es keine Geschmacksverleihung, so sollte er wegen der Spannader schuldigsein!?
Raba erwiderte: Tatsächlich ist er der Ansicht, bei den Adern gebe es keine Geschmacksverleihung, und folgendesist sein Grund: die Schrift sagt:daher essen die Kinder Jisraél die Spannader nicht, nurbei dem die Spannader verboten und das Fleisch erlaubt ist, ausgenommen dieses, bei dem die Spannader und das Fleisch verboten sind.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Wer die Spannader von einem Aase gegessen hat, ist nach R. Meír zweimal, und wie die Weisen sagen, nur einmal schuldig.
Die Weisen pflichten jedoch R. Meír bei, daß, wer die Spannader von einem Brandopfer oder einem zu steinigenden Rinde gegessen hat, zweimal schuldig sei.
Wer ist der Autor, welcher sagt, das einbegreifende Verbot erstreckesich nicht auf Verbotenes, wohl aber das einbegreifende und strengereVerbot?
Rabba erwiderte: Es ist R. Jose der Galiläer, denn wir haben gelernt: Hat ein Unreiner Heiliges gegessen, ob unreines oder reines, so ist er schuldig;
R. Jose der Galiläer sagt, hat ein Unreiner reines gegessen, sei er schuldig, hat ein Unreiner unreines gegessen, sei er frei, denn er hat ja nur eine unreine Sache gegessen.
Sie erwiderten ihm: Auch wenn ein Unreiner reines gegessen hat, hat er es, sobald er es berührt hat, unrein gemacht. –
Die Rabbanan erwiderten ja R. Jose dem Galiläer treffend? Raba erwiderte; Über den Fall, wenn zuerst die Person unrein war und nachher das Fleisch unrein gewordenist, stimmen alle überein, daß er schuldig sei, denn das mit der Ausrottung belegte Verbottrat früher ein,
sie streiten nur über den Fall, wenn zuerst das Fleisch unrein war und nachher die Person unrein geworden ist. Nach den Rabbanan hat das einbegreifende VerbotGeltung, somit ist er, da er wegen reiner Stücke schuldig ist, auch wegen unreiner Stücke schuldig,
nach R. Jose dem Galiläer aber hat das einbegreifende Verbot keine Geltung, und wir sagen nicht ‘da’. –
Sollte doch nach R. Jose dem Galiläer, wenn auch das einbegreifende Verbot keine Geltung hat, das strengere Verbot, [das Essen bei] Unreinheit des Körpers, sich auf das leichtere Verbot erstrecken, denn auf [das Essen bei] Unreinheit des Körpers ist die Ausrottunggesetzt!?
R. Aši erwiderte: Wer sagt uns, daß die Unreinheit des Körpers strenger ist, vielleicht ist die Unreinheit des Fleisches strenger, denn für dieses gibt es keine Reinigung durch das Tauchbad. –
Daf 101b
Hat denn nach R. Jose dem Galiläer das einbegreifende Verbot keine Geltung,
es wird ja gelehrt: Woher, daß, wenn jemand an einem mit dem Versöhnungstage zusammentreffenden Šabbath versehentlich eine Arbeit verrichtet hat, er wegen des einen besonders und wegen des anderen besonders schuldig sei? Es heißt:es ist ein Šabbath, und:es ist ein Versöhnungstag – so R. Jose der Galiläer. R. A͑qiba sagt, er sei nur einmal schuldig!?
Rabin ließ im Namen des R. Jose b. Ḥanina sagen: So lautet zwar diese Lehre, man wende sie aberum.
R. Jiçḥaq b. Ja͑qob b. Gijori ließ im Namen R. Joḥanans sagen: Nachdem wir sie umgewandt haben, ist ernach R. Jose dem Galiläer, wenn es inbezug auf den Šabbath versehentlich und inbezug auf den Versöhnungstag vorsätzlich erfolgt ist, schuldig, und wenn es inbezug auf den Šabbath vorsätzlich und inbezug auf den Versöhnungstag versehentlich erfolgt ist, frei. –
Aus welchem Grunde? Abajje erwiderte: Der Šabbath besteht ja, dagegen aber wird der Versöhnungstag vom Gerichtefestgesetzt.
Raba sprach zu ihm: Immerhin treffen ja beide gleichzeitig ein!? Vielmehr, erklärte Raba, war es eine Zeit der Religionsverfolgung, und sie ließen von dort mitteilen, daß in diesem Jahre der Versöhnungstagan einem Šabbath [zu feiern sei]. Als Rabin kam, und alle Reisenden, erklärten sie es übereinstimmend mit Raba.
R. JEUUDA SPRACH: SCHON DEN KINDEUN JA͑QOBS &C.
Es wird gelehrt: Sie erwiderten R. Jehuda: Es heißt janicht: daher essen die Kinder Ja͑qobs nicht, sondern: die Kinder Jisraél, und Kinder Jisraél heißen sie erst seit [der Gesetzgebung am] Sinaj; dies ist also erst am Sinaj verboten worden, jedoch an der passenden Stelle niedergeschrieben, damit man wisse, weshalb es ihnen verboten worden ist.
Raba wandte ein:Und die Kinder Jisraéls hoben ihren Vater Ja͑qob!? – Nach diesemEreignisse. –
R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Von dieser Zeitab sollte es ihnen verboten worden sein!?
Dieser erwiderte: Ist etwa die Tora, an verschiedenen Zeiten verliehen worden!? Dies geschah weder zur Zeit des Ereignisses noch zur Zeit der Gesetzgebung.
Die Rabbanan lehrten: [Das Verbot] eines Glieds von Lebendem hat Geltung beim Vieh, beim Wilde und beim Geflügel, sowohl bei unreinen als auch bei reinen – so R. Jehuda und R. Elea͑zar; die Weisen sagen, es habe Geltung nur bei reinen.
R. Joḥanan sagte: Beide entnehmen es aus demselben Schriftverse:Allein, sei fest, das Blut nicht zu essen, denn das
Daf 102a
Blut ist das Leben; du sollst nicht das Leben mit dem Fleischeessen. R. Jehuda und R. Elea͑zar erklären: Von dem dir das Blut verboten ist, ist dir ein Glied verboten, und da dir das Blut der unreinen [Tiere] verboten ist, so ist dir auch ein Glied derselben verboten.
Die Rabbanan aber erklären: Du sollst nicht das Leben mit dem Fleische essen, sondern nur das Fleisch allein; von dem das Fleisch erlaubt ist, ist dir ein Glied verboten, und von dem das Fleisch nicht erlaubt ist, ist dir ein Glied nicht verboten. –
Wozu braucht R. Jehuda den Schriftvers, das Verbot des Gliedes kann sich ja auf das Verbot des Unreinen erstrecken, denn es hat Geltung auch für Noaḥiden!? –
Dem ist auch so, und der Schriftvers ist nur nach R. Elea͑zarnötig.
Ebenso wird auch gelehrt: [Das Verbot] eines Gliedes von Lebendem hat Geltung beim Vieh, beim Wilde und beim Geflügel, sowohl bei unreinen als auch bei reinen, denn es heißt: allein, sei fest, das Blut nicht zu essen;
von dem dir das Blut verboten ist, ist dir ein Glied verboten, und von dem dir das Blut nicht verboten ist, ist dir auch ein Glied nicht verboten – so R. Elea͑zar.
Die Weisen sagen, es habe Geltung nur bei reinen, denn es heißt: du sollst nicht das Leben mit dem Fleische essen, sondern nur das Fleisch allein; von dem das Fleisch erlaubt ist, ist dir ein Glied verboten, und von dem das Fleisch nicht erlaubt ist, ist dir ein Glied nicht verboten.
R. Meír sagt, es habe Geltung nur beim reinen Vieh.
Rabba b. Šemuél sagte im Namen R. Ḥisdas, nach anderen R. Josephs, manche sagen, Rabba b. Šila sagte im Namen R. Ḥisdas, nach anderen R. Josephs, und manche sagen, Rabba b. Šimi sagte im Namen R. Ḥisdas, nach anderen R. Josephs: Was ist der Grund R. Meírs?
Die Schrift sagt:du sollst schlachten von deinem Rindvieh und von deinem Kleinvieh.
R. Gidel sagte im Namen Rabhs: Sie streiten über einen Jisraéliten, über einen Noaḥiden aber stimmen alle überein, daß es ihm bei unreinen ebenso wie bei reinen verboten sei.
Ebenso wird auch gelehrt: Das Glied von Lebendem ist einem Noaḥiden verboten, bei unreinen wie bei reinen [Tieren], einem Jisraéliten ist es nur bei reinen verboten.
Manche lesen: bei reinem, nach R. Meír, und manche lesen: bei reinen, nach den Rabbanan.
R. Šezbi sagte: Auch wir haben demgemäßgelernt: Hat jemand von einem solchenlebenden ein Glied gegessen, so erhält er nicht die vierzig [Geißelhiebe], auch macht das Schlachten es nicht rein.
Von wem [wird hier gesprochen]: wenn von einem Jisraéliten, so ist es ja selbstverständlich, daß die Schlachtung es nicht reinmache; doch wohl von einem Noaḥiden, wonach es ihm verboten ist.
R. Mani b. Paṭiš wies auf einen Widerspruch zwischen dem Anfangsatze und dem Schlußsatzehin, und erklärte, der Anfangsatz spreche von einem Jisraéliten und der Schlußsatz von einem Noaḥiden.
Rabh sagte: Beim Gliede von Lebendem istOlivengröße erforderlich, denn hierbei wird [der Ausdruck] ‘essen’gebraucht.
R. A͑mram wandte ein: Hat jemand von einem solchenlebendem ein Glied gegessen, so erhält er nicht die vierzig [Geißelhiebe], auch macht das Schlachten es nicht rein. Wenn man nun sagen wollte, es sei Olivengrößeerforderlich, so sollte diesaus dem Grunde erfolgen, weil er eine Olive [Unreines] gegessen hat!? –
Wie R. Naḥman erklärt hat, wenn esaus etwas Fleisch und dazu Sehnen und Knochen besteht, ebenso auch hierbei, wenn es aus etwas Fleisch und dazu Sehnen und Knochen besteht. –
Komm und höre: Rabh sagte:
Daf 102b
Hat jemand [ein Glied] von einem lebenden reinen Vogel gegessen, so ist er wegen eines Minimums, wenn von einem verendeten, wegen einer Olive, und wenn von einem unreinen, einerlei ob von einem lebenden oder von einem verendeten, wegen eines Minimums [schuldig]!? – Hier ebenfalls, wenn es aus etwas Fleisch und dazu Sehnen und Knochenbesteht. –
Komm und höre: Hat jemand einen [reinen] Vogel, der nicht olivengroß ist, genommen und gegessen, so ist er nach Rabbi frei und nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n schuldig. R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n sprach: Es ist [ein Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn er wegen eines einzelnen Gliedesschuldig ist, um wieviel mehr wegen des ganzen. Hat er ihn erwürgtund gegessen, so ist nach aller Ansicht Olivengröße erforderlich.
Der Streit besteht nur darin, indem einer der Ansicht ist, [das Vieh] sei bei Lebzeiten zur Zergliederungbestimmt, und einer der Ansicht ist, es sei bei Lebzeiten nicht zur Zergliederungbestimmt,
alle stimmen jedoch überein, daß Olivengröße nicht erforderlich sei!? R. Naḥman erwiderte: Wenn es aus etwas Fleisch und dazu Sehnen und Knochen besteht. –
Gibt es denn einen solchen, der vollständig keine Olive Fleisch hat, aber ein Glied von ihm mit den Sehnen und Knochen eine Olive hat!? R. Šerebja erwiderte: Freilich, dies ist beim Qalnithader Fall. –
Wie ist demnach der Schlußsalz zu erklären: hat er ihn erwürgt und gegessen, so ist nach aller Ansicht Olivengröße erforderlich; dieser ist ja ein unreiner Vogel, und Rabh sagte, wegen eines unreinen, ob lebend oder tot, sei man wegen eines Minimums [schuldig]!? – Vielmehr, bei einem dem Qalnitha ähnlichen.
Raba sagte: Wenn du sagst, Rabbi sei der Ansicht, die Absicht sei beim Essen von Wirkung, so ist er, wenn ereinzelne Gliederzu essen beabsichtigt hatte, und den ganzen gegessen hat, schuldig.
Abajje sprach zu ihm: Gibt es denn etwas, wegen dessen, wenn dieser es ißt, er nicht schuldig, und wenn ein anderer es ißt, er schuldig ist!? Dieser erwiderte; Dieser gemäß seiner Absicht und jener gemäß seiner Absicht.
Ferner sagte Raba: Wenn du sagst, R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n sei der Ansicht, die Absicht sei beim Essen von Wirkung, so ist er, wenn er ihn totzu essen beabsichtigt hatte, und ihn lebend gegessen hat, frei.
Abajje sprach zu ihm: Gibt es denn etwas, wegen dessen, wenn ein anderer es ißt, er schuldig, und wenn dieser es ißt, er frei ist!? Dieser erwiderte: Dieser gemäß seiner Absicht und jener gemäß seiner Absicht.
R. Joḥanan sagte:Du sollst nicht das Leben mit dem Fleische essen, das ist ein Glied von Lebendem.Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, dürft ihr nicht essen, das ist Fleisch von Lebendem und Fleisch von Totverletztem.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Du sollst nicht das Leben mit dem Fleische essen, das ist ein Glied von Lebendem und Fleisch von Lebendem. Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, dürft ihr nicht essen, das ist Fleisch von Totverletztem.
Hat jemand ein Glied von Lebendem und Fleisch von Lebendem [zusammen] gegessen, so ist er nach R. Joḥahan zweimal schuldig und nach R. Šimo͑n b. Laqišnur einmal schuldig. Hat jemand Fleisch von Lebendem und Fleisch von Totverletztem gegessen, so ist er nach R. Šimo͑n b. Laqišzweimal und nach R. Joḥanannur einmal schuldig. Hat jemand ein Glied von Lebendem und Fleisch von Totverletztem gegessen, so ist er nach aller Ansicht zweimal schuldig. –
Ich will auf einen Widerspruch hinweisen:
Daf 103a
Hat jemand ein Glied von einem lebenden Totverletzten gegessen, so ist er, wie R. Joḥanan sagt, zweimal, und wie R. Šimo͑n b. Laqiš sagt, nur einmal schuldig.
Erklärlich ist dies nach R. Joḥanan, R. Šimo͑n b. Laqiš aber befindet sich ja in einem Widerspruchemit sich selbst!?
R. Joseph erwiderte: Das ist kein Widerspruch; eines gilt von einem Tiere und eines gilt von zwei Tieren; bei zwei Tieren ist er zweimal schuldig, und über ein Tier streiten sie. –
Worüber streiten siebei einem Tiere? Abajje erwiderte: In dem Falle, wenn es beim Herauskommen des größeren Teilestotverletzt wurde. Einer ist der Ansicht, das Vieh sei bei Lebzeiten zur Zergliederung bestimmt, somit treten das Verbot des Totverletzten und das Verbot eines Gliedes gleichzeitigein,
und einer ist der Ansicht, das Vieh sei bei Lebzeiten nicht zur Zergliederung bestimmt, und das Verbot eines Gliedes erstreckt sich nicht auf das Verbot des Totverletzten.
Wenn du willst, sage ich: alle stimmen überein, das Vieh sei bei Lebzeiten nicht zur Zergliederung bestimmt, und sie streiten darüber, ob das Verbot eines Gliedes sich auf das Verbot des Totverletzten erstrecke. Einer ist der Ansicht, das Verbot des Gliedes erstrecke sich auf das Verbot des Totverletzten, und einer ist der Ansicht, das Verbot des Gliedes erstrecke sich nicht auf das Verbot des Totverletzten.
Wenn du aber willst, sage ich: alle stimmen überein, das Vieh sei bei Lebzeiten zur Zergliederung bestimmt, und hier handelt es sich um den Fall, wenn es später totverletzt wurde, und sie streiten darüber, ob das Verbot des Totverletzten sich auf das Verbot eines Gliedes erstrecke.
Einer ist der Ansicht, es erstrecke sich darauf, und einer ist der Ansicht, es erstrecke sich darauf nicht.
Raba erklärte: In dem Falle, wenn er ihm ein Glied abgerissen und es dadurch totverletzt gemacht hat. Einer ist der Ansicht, das Vieh sei bei Lebzeiten nicht zur Zergliederung bestimmt, somit entstehen das Verbot eines Gliedes und das Verbot des Totverletzten gleichzeitig,
und einer ist der Ansicht, das Vieh sei bei Lebzeiten zur Zergliederung bestimmt, und das Verbot des Totverletzten erstreckt sich nicht auf das Verbot eines Gliedes.
R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Hat jemand Talg von einem lebenden Totverletzten gegessen, so ist er zweimal schuldig. R. Ami sprach zu ihm: Möge der Meister dreimalsagen, denn ich sage dreimal. Es wurde auch gelehrt: R. Abahu sagte im Namen R. Joḥanans: Hat jemand Talg von einem lebenden Totverletzten gegessen, so ist er dreimal schuldig. –
Worin besteht ihr Streit? – In dem Falle, wenn es beim Herauskommen des größeren Teilestotverletzt wurde. Der dreimal sagt, ist der Ansicht, das Vieh sei bei Lebzeiten zur Zergliederung bestimmt, somit treten das Verbot des Talges, das Verbot eines Gliedes und das Verbot des Totverletzten gleichzeitig ein,
und der zweimal sagt, ist der Ansicht, das Vieh sei bei Lebzeiten nicht zur Zergliederung bestimmt, somit liegtnur das Verbot des Talges und das Verbot des Totverletzten vor, und das Verbot eines Gliedes erstreckt sich nicht auf diese.
Wenn du willst, sage ich: alle stimmen überein, das Vieh sei bei Lebzeiten nicht zur Zergliederung bestimmt, und sie streiten darüber, ob das Verbot eines Gliedes sich auf das Verbot des Talges und das Verbot des Totverletzten erstrecke. Einer ist der Ansicht, es erstrecke sich wohl, und einer ist der Ansicht, es erstrecke sich nicht.
Wenn du aber willst, sage ich: alle stimmen überein, das Vieh sei bei Lebzeiten zur Zergliederung bestimmt, und hier handelt es sich um den Fall, wenn es später totverletzt wurde, und sie streiten darüber, ob das Verbot des Totverlelzten sich auf das Verbot eines Gliedes erstrecke.
Einer ist der Ansicht, es erstrecke sich darauf, wie dies auch beim Talge der Fall ist, denn der Meister sagte, die Tora habe gesagt, es komme das Verbot des Aases und erstreckesich auf das Verbot des Talges, es komme das Verbot des Totverletzten und erstrecke sich auf das Verbot des Talges,
und einer ist der Ansicht, es erstrecke sich nur auf das Verbot des Talges, der aus der Allgemeinheit heraus erlaubt wordenist,
Daf 103b
nicht aber auf das des Gliedes, das nicht aus der Allgemeinheit heraus erlaubt worden ist.
Als R. Dimi kam, sagte er: R. Šimo͑n b. Laqiš fragte R. Joḥanan: Wie ist es, wenn jemand esaußengeteilthat? Dieser erwiderte: Er ist frei. –
Wie ist es, wenn innen? Dieser erwiderte: Er ist schuldig.
Als Rabin kam, sagte er: Hat er es außen geteilt, so ist er frei, wenn innen, so ist er, wie R. Joḥanan sagt, schuldig, und wie Reš Laqiš sagt, frei.
R. Joḥanan sagt, er sei schuldig, denn der Hals hatte den Genuß einer ganzen Olive. Reš Laqiš sagt, er sei frei, denn es ist [das Quantum] des Essens in den Därmenerforderlich, was hierbei nicht der Fall ist. –
In welchem Falle ist man demnach nach R. Šimo͑n b. Laqiš schuldig? R. Kahana erwiderte: Beim kleinen Knöchel.
R. Elea͑zar aber sagt, auch wenn man es außen geteilt hat, sei man schuldig, denn das Fehlen des Heranbringensgilt nicht als Fehlen einer Handlung.
R. Šimo͑n b. Laqiš sagte: Das olivengroße Quantum, von dem sie sprechen, ist außer dem, was sich zwischen den Zähnen befindet, zu verstehen. R. Joḥanan aber sagte, mit dem, was sich zwischen den Zähnen befindet.
R. Papa sagte: Über das, was sich zwischen den Zähnen befindet, streitetniemand, sie streiten nur über das, was sich am Gaumen befindet. Einer ist der Ansicht, der Hals hatte den Genuß einer ganzen Olive, und einer ist der Ansicht, es sei [das Quantum] des Essens in den Därmenerforderlich.
R. Asi sagte im Namen R. Joḥanans: Hat jemand eine halbe Olive gegessen und sie ausgebrochen, dann wiederum eine halbe Olive gegessen, so ist er schuldig, denn der Hals hatte den Genuß einer ganzen Olive.
R. Elea͑zar fragte R. Asi: Wie ist es, wenn jemand eine halbe Olive gegessen und sie ausgebrochen und sie wiederum gegessen hat? – Ihm war es wohl fraglich, ob dies als Verdauung gelteoder nicht, somit sollte er doch hinsichtlich einer ganzen Olivegefragt haben!? –
Vielmehr, ob man sich nach dem Halse richte oder nach den Därmen. – Sollte er es ihm doch aus der Lehre R. Asisentschieden haben!? –
R. Asi hatte seine Lehre vergessen, und R. Elea͑zar, der sie ihm in Erinnerung bringen wollte, sprach zu ihm wie folgt: Wozu lehrt der Meister es von einer zweiten halbenOlive, er kann es ja von einer [ganzen] lehren, woraus beides zu entnehmen wäre: hieraus wäre zu entnehmen, daß dies nicht als Verdauen gelte, und hieraus wäre zu entnehmen, daß der Hals den Genuß einer Olivehatte.
Dieser schwieg und antwortete nichts. Da sprach jener zu ihm: Muster des Zeitalters, oft sagtest du dies vor R. Joḥanan, und er erwiderte dir, der Hals hatte den Genuß einer Olive.
KEINERLEI FLEISCH DARF GEKOCHT WERDEN MIT MILCH, AUSGENOMMEN DAS FLEISCH VON FISCHEN UND HEUSCHRECKEN; ES DARF AUCH NICHT MIT KÄSE AUF DEN TISCH AUFGETRAGEN WERDEN, AUSGENOMMEN DAS FLEISCH VON FISCHEN UND HEUSCHRECKEN.
Daf 104a
WER SICH FLEISCH ABGELOBT HAT, DEM IST DAS FLEISCH VON FISCHEN UND HEUSCHRECKEN ERLAUBT.
GEMARA. Beim Geflügel ist es demnach nach der Tora verholen, also nicht nach R. A͑qiba, denn R. A͑qiba sagt ja, heim Wilde und beim Geflügel sei es nicht nach der Tora [verboten].
Wie ist demnach der Schlußsatz zu erklären: wer sich Fleisch abgelobt hat, dem ist das Fleisch von Fischen und Heuschrecken erlaubt, wonach ihm das des Geflügels verboten ist, also nach R. A͑qiba, welcher sagt, alles, worüber ein Bote nachdenken muß, gehöre zur selben Art!?
Es wird nämlich gelehrt: Wer sich Kräuter abgelobt hat, dem sind Kürbisse erlaubt, und nach R. A͑qiba verboten. Sie sprachen zu R. A͑qiba: Wenn jemand seinen Boten beauftragt, für ihn Kräuter zu kaufen, erwidert er ja [eventuell]: er habe nur Kürbisse gefunden!?
Dieser erwiderte: Dem ist auch so; erwidert er etwa, er habe nur Hülsenfrüchte gefunden!? Vielmehr sind Kürbisse unter Kräutern einbegriffen, nicht aber sind Hülsenfrüchte unter Kräutern einbegriffen.
Der Anfangsatz nach den Rabbanan und der Schlußsatz nach R. A͑qiba!? R. Joseph erwiderte: Rabbi lehrte es nach verschiedenen Autoren; beim Gelübde ist er der Ansicht R. A͑qibas und beim Fleische mit Milch ist er der Ansicht der Rabbanan.
R. Aši erwiderte: Die ganze [Mišna] nach R. A͑qiba, denn sie ist wie folgt zu verstehen: keinerlei Fleisch darf mit Milch gekocht werden, manches nach der Tora und manches nach den Schriftkundigen, ausgenommen das Fleisch von Fischen und Heuschrecken, es ist weder nach der Tora noch nach den Schriftkundigen [verboten].
ES DARF AUCH NICHT &C. AUFGETRAGEN WERDEN. R. Joseph sagte: Hieraus ist zu entnehmen, daß Geflügel mit Milch nach der Tora [verboten] ist; wollte man sagen, rabbanitisch, so wäre das Essen selbst nur eine Maßregel, und wir sollten das Auftragen mit Rücksicht auf das Essen verbieten!? –
Woher entnimmst du, daß wir keine Maßregel für eine Maßregel treffen? – Wir haben gelernt: Die Teighebe [vom Getreide] außerhalb des [Jisraél]landes
Daf 104b
darf mit einem Gemeinen an einem Tische gegessen und jedem Priester nach Belieben gegeben werden.
Abajje sprach zu ihm: Allerdings wäre dies hieraus zu entnehmen, wenn er es von ausländischer Teighebe innerhalb des Landes gelehrt hätte: man könnte eine Maßregel treffen mit Rücksicht auf die Teighebe der Tora, und wir treffen sie nicht;
außerhalb des Landes aber ist ja überhaupt nichts zu berücksichtigen. Hierbei dagegen könnte man, wenn es erlaubt wäre, Geflügel mit Käse aufzutragen, dazu kommen, auch Fleisch und Käse aufzutragen und zusammen zu essen, [ein Verbot] der Tora!?
R. Šešeth wandte ein: Aber immerhin ist es ja Kaltes mit Kaltem!? Abajje erwiderte: Dies ist eine Maßregel, denn man könnte esin einer heißen Schüssel auftragen. –
Aber immerhin erfolgt es ja nur im zweiten Gefäße, und das zweite Gefäß kocht ja nicht!? – Vielmehr, dies ist eine Maßregel, denn man könnte es im ersten Gefäßeauftragen.
GEFLÜGEL DARF MIT KÄSE AUF DEN TISCH AUFGETRAGEN, NICHT ABER ZUSAMMEN GEGESSEN WERDEN – SO DIE SCHULE ŠAMMAJS; DIE SCHULE HILLELS SAGT, WEDER AUFGETRAGEN NOCH GEGESSEN WERDEN. R. JOSE SAGTE: DIES GEHÖRT ZU DEN ERLEICHTERUNGENDER SCHULE ŠAMMAJS UND DEN ERSCHWERUNGEN DER SCHULE HILLELS.
VON WELCHEM TISCHE SPRECHEN SIE? AN DEM MAN ISST; AUF DEN TISCH ABER, AUF DEM MAN DIE SPEISEN ANRICHTET, DARF MAN OHNE BEDENKEN EINES NEBEN DAS ANDERE STELLEN.
GEMARA. R. Jose sagt ja dasselbe, was der erste Autor!? Wolltest du erwidern, ein Unterschied bestehe zwischen ihnen hinsichtlich des Essens selbst, der erste Autor sei der Ansicht, sie streiten nur über das Auftragen, nicht aber über das Essen, und hierzu sage R. Jose, auch das Essen gehöre zu den Erleichterungen der Schule Šammajsund den Erschwerungen der Schule Hillels,
so wird ja gelehrt: R. Jose lehrte sechs Dinge, bei welchen die Schule Šammajs erleichternder und die Schule Hillels erschwerender Ansicht ist, und eines von ihnen ist folgendes: das Geflügel darf, wie die Schule Šammajs sagt, mit Käse auf den Tisch aufgetragen, aber nicht zusammen gegessen werden, und wie die Schule Hillels sagt, weder aufgetragen noch gegessen werden. –
Vielmehr, er lehrt uns folgendes: der erste Autorist R. Jose. Wer etwas im Namen des Urhebers sagt, bringt Erlösung über die Welt, denn es heißt:da sagte es Ester dem Könige im Namen Mordekhajs.
Agra, der Schwiegervater R. Abbas, lehrte: Geflügel und Käse dürfen hintereinander gegessen werden. Er lehrte es, und er selbst erklärte es auch: ohne Händewaschen und ohne Mundreinigung.
Einst kam R. Jiçḥaq, Sohn des R. Mešaršeja, zu R. Aši. Da setzte man ihm Käse vor, und er aß ihn, hierauf setzte man ihm Fleisch vor, und er aß es ebenfalls. Er wusch aber dazwischen nicht die Hände, und sie Sprachen zu ihm: Agra, der Schwiegervater R. Abbas, lehrte ja, Geflügel und Käse dürfen hintereinander gegessen werden; nur Geflügel und Käse, nicht aber Fleisch und Käse!?
Dieser erwiderte: Dies nur nachts, am Tage aber sehe ich es ja.
Es wird gelehrt: Die Schule Šammajs sagt, man reinige ihn, die Schule Hillels sagt, man spüle ihn aus. Was heißt ‘reinigen’ und was heißt ‘ausspülen’:
Daf 105a
wollte man sagen, nach der Schule Šammajs reinigen und nicht ausspülen, und nach der Schule Hillels ausspülen und nicht reinigen, so lehrte ja demnach R. Zera, der sagte, die Mundreinigung müsse mit Brot erfolgen, nach der Schule Šammajs!? –
Vielmehr, nach der Schule Šammajs reinigen und nicht ausspülen, und nach der Schule Hillels auch ausspülen. – Demnach gehört dies ja zu den Erleichterungen der Schule Šammajs und den Erschwerungen der Schule Hillels, somit sollte er es doch unter den Erleichterungen der Schule Šammajs und den Erschwerungen der Schule Hillelslehren!? –
Vielmehr, nach der Schule Šammajs reinigen, und ebenso auch ausspülen, und nach der Schule Hillels ausspülen, und ebenso auch reinigen; eine lehrt eines, die andere lehrt anderes, und sie streiten nicht.
Der Text. R. Zera sagte: Die Mundreinigung muß nur mit Brot erfolgen. Nur mit Weizen[brot], nicht aber mit Gersten[brot].
Und auch beim Weizenbrot gilt dies nur von kaltem, warmes aber bleibt kleben. Ferner gilt dies nur von weichem, nicht aber von hartem. Die Halakha ist: das Reinigen kann mit allem erfolgen, nur nicht mit Mehl, Datteln und Kräutern.
R. Asi fragte R. Joḥanan: Wie lange muß man zwischen Fleisch und Käsewarten? Dieser erwiderte: Überhaupt nicht. – Dem ist ja aber nicht so, R. Ḥisda sagte ja, wenn man Fleisch gegessen hat, dürfe man keinen Käse essen, wenn Käse, dürfe man Fleisch essen!? – Vielmehr, [er fragte,] wie lange man zwischen Käse und Fleisch warten müsse, und dieser erwiderte, überhaupt nicht.
Der Text. R. Ḥisda sagte: Hat man Fleisch gegessen, so darf man keinen Käse essen, wenn Käse, so darf man Fleisch essen. R. Aḥa b. Joseph fragte R. Ḥisda: Wie verhält es sich mit dem Fleische zwischen den Zähnen?
Da las er ihm vor:Noch war das Fleisch zwischen ihren Zähnen.
Mar U͑qaba sagte: In dieser Hinsicht bin ich meinem Vater gegenüber aus Wein entstandener Essig. Wenn mein Vater heute Fleisch aß, aß er Käse erst zur selben Stunde des folgenden Tages, ich aber esse keinen bei derselben Mahlzeit, wohl aber esse ich ihn bei der folgenden Mahlzeit.
Šemuél sagte: In dieser Hinsicht bin ich meinem Vater gegenüber aus Wein entstandener Essig. Mein Vater besichtigte seine Güter zweimal täglich, ich aber besichtigte sie nur einmal täglich. Šemuél vertritt hierbei seine Ansicht, denn Šemuél sagte: Wer seine Güter täglich besichtigt, findet einen Stater.
Abajje besichtigte seine Güter täglich. Eines Tages traf er seinen Pächter ein Bündel Holz tragen; da sprach er zu ihm: Wohin damit? Dieser erwiderte: Zum Meister. Jener entgegnete: Die Weisen sind dir bereits zuvorgekommen.
R. Asi besichtigte seine Güter täglich, und er sprach: Wo sind all die Stater des Meister Šemuél? Eines Tages bemerkte er einen Kanalriß an seinem Grundstücke; da wickelte er sein Gewand zusammen, steckte es hinein und schlug Lärm. Da kamen Leute und verstopften ihn. [Hierauf sprach er:] Ich habe nun all die Stater des Meister Šemuél gefunden.
R. Idi b. Abin sagte im Namen des R. Jiçḥaq b. Ašjan: Das Waschen vorherist Gebot, das Waschen nachher ist Pflicht.
Man wandte ein: Das Waschen vorher und nachher ist Pflicht, das in der Mitteist freigestellt!? – Im Vergleich zum Freigestellten heißt das Gebot Pflicht.
Der Text. Das Waschen vorher und nachher ist Pflicht, das in der Mitte ist freigestellt. Das Waschen vorher darf erfolgen sowohl in ein Gefäß hinein als auch auf die Erde, das Waschen nachher nur in ein Gefäß hinein. Manche sagen, es dürfe nicht auf die Erde erfolgen. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen? – Ein Unterschied besteht zwischen ihnen bei Holzspänen.
Das Waschen vorher darf sowohl mit warmem als auch mit kaltem [Wasser] erfolgen, das nachher nur mit kaltem, weil das warme die Hände schmeidigt und den Schmutz nicht entfernt. «Das Waschen vorher darf sowohl mit warmem als auch mit kaltem [Wasser] erfolgen.» R. Jiçḥaq b. Joseph sagte im Namen R. Jannajs: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn die Hände
Daf 105b
daran nicht verbrüht werden, werden sie aber daran verbrüht, so darf man sie damit nicht waschen.
Manche beziehen dies auf den Schlußsatz: das nachher nur mit kaltem, aber nicht mit warmem. R. Jiçḥaq b. Joseph sagte im Namen R. Jannajs: Dies lehrten sie nur von dem Fall, wenn die Hände daran verbrüht werden, werden sie aber daran nicht verbrüht, so darf man sie damit waschen. Demnach ist es [zum Waschen] vorher brauchbar, auch wenn die Hände daran verbrüht werden.
«Das in der Mitte ist freigestellt.» R. Naḥman sagte: Dies lehrten sie nur [vom Waschen] zwischen Geköch und Geköch, zwischen Geköch und Käse aber ist es Pflicht
R. Jehuda, Sohn des R. Ḥija, sagte: Weshalb sagten sie, das Waschen nachher sei Pflicht? Weil es ein feines Salzgibt, das die Augen erblindenmacht. Abajje sagte: Davon befindet sich ein Körnchen in einem Kor. R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: Wie ist es, wenn man Salz gemessenhat? Dieser erwiderte: Erst recht.
Abajje sagte: Früher glaubte ich, das Waschen nachher erfolge nicht auf die Erde wegen der Schmutzigkeit, der Meister aber erklärte mir, weil darauf ein böser Geist ruhe.
Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, man nehme, wenn jemand einen Becher zum trinken hält, deshalb nichts vom Tische fort, weil ein Unfall bei der Mahlzeit passierenkönnte, der Meister aber erklärte mir, weil dies zur Starrsucht bringen kann.
Dies nur dann, wenn man fortnimmt und nicht zurücklegt, wenn man aber fortnimmt und zurücklegt, so ist nichts dabei. Ferner nur dann, wenn außerhalb vier Ellen, wenn aber innerhalb vier Ellen, so ist nichts dabei. Ferner gilt dies nur von einer Sache, die man zur Mahlzeit braucht, ist es aber eine Sache, die man nicht zur Mahlzeit braucht, so ist nichts dabei.
Mar, Sohn des R. Aši, achtete sogar auf Mörser und Keule von Gewürzen, weil es Dinge sind, die man zur Mahlzeit braucht.
Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, das Fortfegen der Brocken erfolge wegen der Reinlichkeit, der Meister aber erklärte mir, weil dies zur Armut bringt.
Einst verfolgte der Geist der Armut einen Menschen; er vermochte aber nichts gegen ihn, weil er mit den Brocken sehr behutsam war. Eines Tages speiste er auf einem Rasen; da dachte jener: Nun ist er sicherin meine Hand geraten. Nachdem er gegessen hatte, holte er eine Schaufel, grub den Rasen ab und warf ihn in den Fluß. Da hörte er jenen rufen: Wehe, dieser hat mich aus seinem Hause gejagt!
Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, man trinke den Schaum nicht wegen der Ekelhaftigkeit, der Meister aber erklärte mir, weil dies Nasenfluß verursacht. Das Trinken bringt Nasenfluß, das Fortblasen bringt Kopfschmerzen, das Beiseite schieben bringt Armut. – Was mache man? – Man lasse ihn abstehen.
Gegen Nasenfluß durch Wein ist Met wirksam, gegen den des Mets ist Wasser wirksam, und gegen den des Wassers gibt es kein Mittel. Das ist es, was die Leute sagen: dem Armen folgt die Armut.
Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, man esse Kräuter von einem Gärtnerbündel deshalb nicht, weil dies den Anschein der Gefräßigkeit hat, der Meister aber erklärte mir, weil dies wegen Zauberei schädlich ist.
Einst reisten R. Ḥisda und Rabba b. R. Hona zu Schiff. Da sprach eine Matrone zu ihnen: Nehmet mich mit. Sie nahmen sie aber nicht mit. Da sprach sie etwas und bannte das Schiff. Hierauf sprachen sie etwas, und machten es flott. Da sprach sie zu ihnen: Was kann ich gegen euch, die ihr euch nicht mit einer Scherbe reiniget, keine Laus auf den Gewändern tötet, und nicht Kräuter von einem Gärtnerbündel esset.
Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, man esse keine vom Tische gefallenen Kräuter wegen Unsauberkeit, der Meister aber erklärte mir, weil dies üblen Mundgeruch verursacht. Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, man sitze nicht unter der Traufe wegen des Abflußwassers, der Meister aber erklärte mir, weil Dämonen sich da aufhalten.
Einst stellten Träger, die ein Faß Wein trugen und ausruhen wollten, dieses unter einer Traufe hin; da platzte es. Als sie hierauf vor Mar b. R. Aši kamen, holte er eine Posaune und tat ihn in den Bann. Als dieser hierauf zu ihm kam, fragte er ihn: Weshalb hast du es getan? Dieser erwiderte: Was konnte ich machen, sie hatten es auf mein Ohr hingestellt.
Jener erwiderte: Was hast du in einem Orte zu suchen, wo das Publikum verkehrt? Du hast ungehörig gehandelt, geh nun und leiste Ersatz. Da sprach er: Möge mir der Meister eine Frist gewähren, und ich werde Ersatz leisten. Da setzte er ihm eine Frist, und als die Frist herangereicht war, blieb er aus. Später kam er, und jener fragte ihn, weshalb er nicht innerhalb der Frist gekommen sei. Dieser erwiderte: Wir dürfen von dem, was verbunden, versiegelt, gemessen oder gezählt ist, nichts nehmen, sondern nur von dem, was wir herrenlos finden.
Ferner sagte Abajje: Früher glaubte ich, daß man etwas Wasser vom Rande des Kruges abgießt, erfolge wegen der Schnippsel, der Meister aber erklärte mir, wegen des bösen Wassers.
Im Hause R. Papas war ein junger Dämon, und als er einst Wasser holen ging und lange ausblieb, fragte man ihn, weshalb er solange ausgeblieben sei. Dieser erwiderte: Bis das böse Wasser vorüberwar.
Daf 106a
Als er hierauf bemerkte, daß sie etwas vom Rande des Kruges abgossen, sprach er: Hätte ich gewußt, daß ihr dies zu tun pflegt, würde ich nicht ausgeblieben sein.
Als R. Dimi kam, sagte er: [Die Unterlassung] des Waschens vorher veranlaßte das Essen von Schweinefleisch,
und [des Waschens] nachher brachte eine Frau von ihrem Ehemannefort.
Als Rabin kam, sagte er: Das erste veranlaßte das Essen von Aas und das letzte die Tötung eines Menschen. R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Als Merkzeichen diene dir folgendes: R. Dimi kam und brachte sie fort, Rabin kam und tötete sie.
R. Abba lehrte das eine nach diesem und das andere nach jenem, erschwerend.
Es wurde gelehrt: Mit am Feuer gewärmtem [Wasser] darf man, wie Ḥizqija sagt, die Hände nicht waschen, und wie R. Joḥanan sagt, die Hände waschen. R. Joḥanan sagte: Ich fragte R. Gamliél Berabbi, der nur in Reinheit Zubereiteteszu essen pflegte, und er sagte mir, alle Großen in Galiläa tun dies.
Mit dem Thermenwasser von Ṭiberjas darf man, wie Ḥizqija sagt, die Hände nicht waschen, wohl aber die Hände darin tauchen; R. Joḥanan sagt, man dürfe darin den ganzen Körper untertauchen, nicht aber Gesicht, Hände und Füße [waschen]. –
Wenn man darin den ganzen Körper untertauchen darf, um wieviel mehr Gesicht, Hände und Füße [waschen]!? R. Papa erwiderte: An Ort und Stelle ist es nach aller Ansicht erlaubt, aus einem Gefäße ist es nach aller Ansicht verboten, sie streiten nur über den Fall, wenn es sich in einer Nebengrubebefindet; einer ist der Ansicht, es sei in einer Nebengrube mit Rücksicht auf ein Gefäß verboten, und einer ist der Ansicht, man berücksichtige dies nicht.
Hierüber [streiten auch folgende] Tannaím: Wasser, das zum Trinken für ein Vieh nicht mehr geeignet ist, ist in einem Gefäße untauglich und auf Grund tauglich. R. Šimo͑n b. Elea͑zar sagt, auch auf Grund dürfe man in solchem den ganzen Körper untertauchen, nicht aber Gesicht, Hände und Füße [waschen].
Wenn man darin den ganzen Körper untertauchen darf, um wieviel mehr Hände und Füße [waschen]!? Wahrscheinlich gilt dies von dem Falle, wenn es sich in einer Nebengrube befindet, und ihr Streit besteht in folgendem: einer ist der Ansicht, es sei in einer Nebengrube mit Rücksicht auf ein Gefäß verboten, und einer ist der Ansicht, man berücksichtige dies nicht.
R. Idi b. Abin sagte im Namen des R. Jiçḥaq b. Ašjan: Das Händewaschen zu Profanem ist wegen der Mitheranziehung von Hebe,
und zwar als Gebot [angeordnet worden]. – Was ist dies für ein Gebot? Abajje erwiderte: Es ist Gebot, auf die Worte der Weisenzu hören. Raba erwiderte: Es ist Gebot, auf die Worte des R. Elea͑zar b. A͑rakh zu hören. Es heißt:Jeder, den der Flußbehaftete berührt, ohne die Hände im Wasser abgespült zu haben. Hierzu sagte R. Elea͑zar b. A͑rakh: Hierauf stützten sich die Weisen, daß das Händewaschen aus der Tora sei.
Raba sprach zu R. Naḥman: Wieso geht dies hieraus hervor? – Es heißt: ohne die Hände im Wasser abgespült zu haben; ist er denn rein, wenn er sie im Wasser abgespült hat, er benötigt ja des Tauchbades!? Dies ist vielmehr wie folgt zu verstehen: auch jeder andere, der die Hände nicht abgespült hat, ist unrein.
R. Elea͑zar sagte im Namen R. Ošajas: Das Händewaschen zu Früchten ist nur der Reinlichkeit wegen angeordnet worden. Sie glaubten hieraus zu entnehmen, dies sei keine Pflicht, wohl aber Gebot, da sprach Raba zu ihnen: Weder Pflicht noch Gebot, sondern Freigestelltes. Er streitet somit gegen R. Naḥman, denn R. Naḥman sagte, wer zu Früchten die Hände wäscht, gehöre zu den Großtuern.
Rabba b. Bar Ḥana erzählte: Einst stand ich vor R. Ami und R. Asi und man brachte ihnen einen Korb mit Früchten; sie aßen dann, ohne die Hände gewaschen zu haben, mir aber gaben sienichts davon. Hierauf sprach jeder besonders den Segen. Hieraus ist dreierlei zu entnehmen. Es ist zu entnehmen, daß Früchte des Händewaschens nicht benötigen; es ist zu entnehmen, daß über Früchte kein gemeinschaftlicher Segen zu sprechen sei; und es ist zu entnehmen, daß, wenn zwei gegessen haben, es Gebot sei, getrennt [den Segen zu sprechen].
Ebenso wird auch gelehrt: Haben zwei gegessen, so ist es Gebot, getrennt [den Segen zu sprechen]. Dies nur in dem Falle, wenn beide Gelehrte sind, ist aber einer Schriftgelehrter und der andere Unwissender, so spreche der Schriftgelehrte den Segen und der Unwissende entledigt sich dadurch der Pflicht.
Die Rabbanan lehrten: Das Händewaschen erfolge zu Profanem bis zum Gelenke, zu Hebe
Daf 106b
bis zum Gelenke, das Waschen der Hände und Füße im Tempel bis zum Gelenke. Alles, was beim Untertauchen des Körpers als Trennunggilt, gilt als Trennung auch beim Händewaschen zu Profanem und beim Waschen von Händen und Füßen im Tempel.
Rabh sagte: Bis hierzu Profanem, bis hierzu Hebe. Šemuél sagte: Bis hiersowohl zu Profanem als auch zu Hebe, erschwerend. R. Šešeth sagte: Bis hiersowohl zu Profanem als auch zu Hebe, erleichternd.
Bar Hedja erzählte: Einst stand ich vor R. Ami und er sagte: Bis hier sowohl zu Profanem als auch zu Hebe, erschwerend. Man glaube aber nicht, R. Ami [lehrte dies], weil er Priesterwar, R. Mejaša, der Enkelsohn des R. Jehošua͑ b. Levi, war Levite, und auch er sagte: Bis hier sowohl zu Profanem als auch zu Hebe, erschwerend.
Rabh sagte: Man darf unter Vorbedingung beide Hände für den ganzen Tagwaschen. Rabina sprach zu den Leuten
Daf 107a
aus dem Tale A͑raboth: Ihr, die ihr nicht oft Wasser habt, dürft die Hände morgens unter Vorbedingung für den ganzen Tag waschen. Manche sagen, nur in einem Notfalle, nicht aber, wenn kein Notfall vorliegt; gegen die Ansicht Rabhs. Manche sagen, auch wenn kein Notfall vorliegt; übereinstimmend mit Rabh.
R. Papa sagte: In einem Bewässerungskanal darf man die Hände nicht waschen, weil [das Wasser] nicht durch menschliche Kraftkommt. Befindet man sich in der Nähe des Eimers, wo es durch menschliche Kraftkommt, so ist es erlaubt.
Ist der Eimer soviel geplatzt, daß Flüssigkeiten eindringen, so gilt er als Verbindung, und man darf darin die Hände untertauchen. Ferner sagte Raba: Aus einem Gefäße, das so durchlöchert ist, daß Flüssigkeiten eindringen, darf man die Hände nicht waschen.
Ferner sagte Raba: Aus einem Gefäße, das kein Viertel[log Wasser] enthält, darf man die Hände nicht waschen. – Dem ist ja aber nicht so, Raba sagte ja, man dürfe die Hände nicht waschen aus einem Gefäße, das kein Viertel[log] faßt, wenn es aber faßt, auch wenn es nicht soviel enthält!? –
Das ist kein Einwand; das eine für einen, das andere für zwei. Es wird nämlich gelehrt: Ein Viertel[log] Wasser reicht zum Händewaschen für einen, und sogar für zwei.
R. Šešeth sprach zu Amemar: Achtet ihr auf das Gefäß? Dieser erwiderte: Jawohl. Auf das Aussehen? Dieser erwiderte: Jawohl. – Auf das Quantum? Dieser erwiderte: Jawohl.
Manche sagen, er habe ihm wie folgt erwidert: Auf das Gefäß und auf das Aussehen achten wir, auf das Quantum achten wir nicht, denn es wird gelehrt, ein Viertel[log] Wasser reiche zum Händewaschen für einen, und sogar für zwei.
Dem ist aber nicht so, daist es anders, weil es von tauglichem zurückgeblieben ist.
R. Ja͑qob aus Nehar Peqod ließ ein ein Viertel[log] fassendes Schöpfgefäßherstellen. R. Aši ließ in Huçal ein ein Viertel[log] fassendes Krüglein herstellen.
Ferner sagte Raba: Hat man den Spund eines Fasses hergerichtet, so darf man daraus die Hände waschen. Ebenso wird auch gelehrt: Hat man den Spund eines Fasses hergerichtet, so darf man daraus die Hände waschen. Hat man einen Schlauch oder einen Behälter zubereitet, so darf man aus ihnen die Hände waschen, aus einem Sacke oder einem Korbe, selbst wenn sie [Wasser] fassen, darf man die Hände nicht waschen.
Sie fragten: Darf man mit einem Tuche essen: berücksichtigen wir, man könnte [die Speisen] berühren, oder berücksichtigen wir dies nicht? –
Komm und höre: Wenn manR. Çadoq eine Speise unter Eigröße gab, nahm er sie mit einem Tuche, aß sie außerhalb der Festhütte und sprach nachher nicht den Segen. Demnach benötigt ein eigroßes Quantum des Händewaschens. –
Vielleicht benötigt ein eigroßes Quantum nur der Festhütte und des Segens. –
Komm und höre: Einst traf Šemuél Rabh mit einem Tuche essen, da sprach er zu ihm:
Daf 107b
Tut man dies!? Da erwiderte dieser: Ich bin empfindlich.
Als R. Zera hinaufkam, traf er R. Ami und R. Asi mit Lappen von Schläuchen essen. Da sprach er: Zwei bedeutende Männer wie ihr irren sich in einer Lehre Rabhs und Šemuéls! Er sagte, er sei empfindlich.
Ihm war das entgangen, was R. Taḥlipha b. Abimi im Namen Šemuéls sagte: man erlaubte esmit einem Tuche für diejenigen, die Hebe essen, nicht aber erlaubte man es mit einem Tuche für diejenigen, die in Reinheit Zubereitetes essen; R. Ami und R. Asi waren Priester.
Sie fragten: Benötigt derjenige, der von einem anderen gefüttert wird, des Händewaschens oder nicht? – Komm und höre: Einst stand R. Hona b. Seḥora vor R. Hamnuna und steckte ihm eine Fleischschnitte in den Mund, und dieser aß sie. Jener sprach: Wärest du nicht R. Hamnuna, so würde ich es dir nicht in den Mund gesteckt haben.
Doch wohl aus dem Grunde, weil er vorsichtig war und es nicht berührte. – Nein, weil er achtsam war und vorher die Hände gewaschen hatte. –
Komm und höre: R. Zera sagte im Namen Rabhs: Man darf nicht dem Tischdiener ein Stück in den Mund stecken, es sei denn, daß man von ihm weiß, daß er die Hände gewaschen hat. Der Tischdiener spreche den Segen über jeden Becherbesonders, nicht aber über jedes Stückbesonders. R. Joḥanan aber sagt, er spreche ihn über jedes Stück besonders.
Hierzu sagte R. Papa: Allerdings besteht hier kein Widerspruch zwischen Rabh und R. Joḥanan, denn eines gilt von dem Falle, wenn ein bedeutender Mann anwesendist, und eines von dem Falle, wenn kein bedeutender Mann anwesend ist,
aber immerhin heißt es ja: es sei denn, daß man von ihm weiß, daß er die Hände gewaschen hat. – Anders verhält es sich bei einem Tischdiener, da er beschäftigt ist.
Die Rabbanan lehrten: Manverabreiche kein Stück an den Tischdiener, einerlei, ob der Becher sich in seiner Hand oder in der Hand des Hausherrn befindet, weil bei der Mahlzeitein Unfall passieren könnte. Einem Tischdiener, der die Hände nicht gewaschen hat, darf man nicht ein Stück in den Mund stecken.
Sie fragten: Benötigt der Fütterndedes Händewaschens oder nicht? –
Komm und höre: In der Schule Menašes wurde gelehrt: R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Eine Frau darf eine Hand im Wasser abspülen und ihrem minderjährigen Sohne Brot geben. Man erzählt von Šammaj dem Älteren, daß er nicht mit einer Hand [einem Kinde] zu essen geben wollte, und sie geboten ihm, mit beiden Händen zu geben.
Abajje erwiderte: Da erfolgte es wegen der Šibta. –
Komm und höre: Der Vater Šemuéls traf einst Šemuél weinen und fragte ihn: Weshalb weinst du? – Weil der Lehrer mich geschlagen hat. – Weshalb? – Er sagte zu mir: du fütterst meinen Sohn, ohne die Hände gewaschen zu haben. – Weshalb hast du sie nicht gewaschen? Dieser erwiderte: Er aß und ich sollte sie waschen!?
Hierauf sprach jener: Nicht genug, daß er nicht gelernt hat, auch schlagen tut er noch! Die Halakha ist: wer aus der Hand eines Fütternden ißt, benötigt des Händewaschens, der Fütternde benötigt nicht des Händewaschens.
MAN DARF FLEISCH UND KÄSE IN EIN TUCH EINWICKELN, NUR DÜRFEN SIE EINANDER NICHT BERÜHREN. R. ŠIMO͑N B. GAMLIÉL SAGT, ZWEI GÄSTE DÜRFEN OHNE BEDENKEN AN EINEM TISCHE ESSEN, EINER FLEISCH UND EINER KÄSE.
GEMARA. Was ist denn dabei, wenn sie auch einander berühren, es ist ja Kaltes mit Kaltem!? Abajje erwiderte: Zugegeben, daßdas Abkratzen nicht erforderlich ist, aber ist etwa das Abspülen nicht erforderlich!?
R. ŠIMO͑N B. GAMLIÉL SAGT, ZWEI GÄSTE DÜRFEN AN EINEM TISCHE ESSEN &C. R. Ḥanan b. Ami sagte im Namen Šemuéls: Dies lehrten sie nur von dem Falle, wenn sie einander nicht kennen, kennen sie aber einander, so ist es verboten.
Ebenso wird auch gelehrt: R. Šimo͑n b. Gamliél sagte: Wenn zwei Gäste in einem Gasthause zusammentreffen, der eine aus dem Norden und der andere aus dem Süden kommend, einer mit seinem Stükke [Fleisch] und einer mit seinem Käse, so dürfen sie ohne Bedenken an einem Tische essen, einer Fleisch und einer Käse;
verboten ist es nur bei einem Bündel. – ‘Bei einem Bündel’, wie kommst du darauf!? – Vielmehr, wiebei einem Bündel.
R. Jemar b. Šelemja fragte Abajje: Wie ist es bei zwei Brüdern, die es miteinander genaunehmen?
Dieser erwiderte: Man würdedann sagen: alle Kuchen sind verboten, die Kuchen des Boëthos aber sind erlaubt. –
R. Asi sagte ja aber im Namen R. Joḥanans, wer nur ein Hemd hat, dürfe es am Halbfeste waschen,
Daf 108a
und nach deiner Auffassung könnte man auch hierbei sagen: alle Kuchen sind verbotenund die des Boëthos sind erlaubt!? – Von diesem Falle sagte ja Mar b. R. Aši, der Gürtel beweise dies.
IST EIN TROPFEN MILCH AUF EIN STÜCK [FLEISCH]GEFALLEN, SO IST DAS STÜCK, WENN ES SO GROSSIST, DASS EIN GESCHMACK ÜBERTRAGEN WIRD, VERBOTEN; HAT MAN DEN TOPFUMGERÜHRT, SO IST DER TOPF, WENN DARIN SOVIEL VORHANDEN IST, DASS EIN GESCHMACK ÜBERTRAGEN WIRD, VERBOTEN.
GEMARA. Abajje sagte: Der Geschmack ohne Masseist überall nach der Tora [verboten],
denn wollte man sagen, nur rabbanitisch, so wird dies wohl vom Verbote von Fleisch mit Milchdeshalb nicht gefolgert, weil dies ein Novumist, und wenn dies ein Novum ist, so sollte esauch von dem Falle gelten, wenn kein Geschmack übertragen wird.
Raba erwiderte ihm: Die Tora hat es auf die Weise des Kochens verboten.
Rabh sagte: Sobald der Geschmack auf ein Stück übertragen worden ist, gilt es als Aas und macht alle übrigenverboten, weil sie derselben Art sind.
Mar Zuṭra, Sohn des R. Mari, sprach zu Rabina: Merke, Rabh trug ja seine Lehre nach R. Jehuda vor, welcher sagt, eine Art gehe in derselben Art nicht auf, demnach streitet er gegen Raba,
denn Raba sagte, R. Jehuda sei der Ansicht, wenn es zwei gleiche Arten und eine andere Artsind, gelte die eine gleiche Art als nicht vorhanden, und hebe eine die andere durch ihre Mehrheitauf.
Dieser erwiderte: Ist es in dünne Brühe gekommen, so ist dem auch so, hier aber handelt es sich um den Fall, wenn es in dicke Brühegekommen ist. –
Welcher Ansicht ist er: ist er der Ansicht, wenn ein Auspressenmöglich ist, sei eserlaubt, so sollte ja das Stück nicht Aas werden!? – Vielmehr, er ist der Ansicht, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es verboten.
Es wurde nämlich gelehrt: Rabh, R. Ḥanina und R. Joḥanan sagen, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es verboten, Šemuél, R. Šimo͑n b. Rabbi und Reš Laqiš sagen, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es erlaubt.
Ist Rabh denn der Ansicht, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es verboten, es wurde ja gelehrt: Ist eine Olive Fleisch in einen Kessel Milch gefallen, so ist, wie Rabh sagt, das Fleisch verboten und die Milch erlaubt. Weshalb ist nun, wenn du sagst, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es verboten,
Daf 108b
die Milch erlaubt, sie ist ja Milch von Aas!? –
Tatsächlich ist Rabh der Ansicht, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es verboten, nur ist es da anders, denn die Schrift sagt:du sollst kein Böckchen mit der Milch seiner Mutter kochen; die Tora hat nur das Böckchen verboten und nicht die Milch. –
Ist Rabh denn der Ansicht, die Tora habe nur das Böckchen verboten und nicht die Milch, es wurde ja gelehrt: Wer eine halbe Olive Fleisch und eine halbe Olive Milch zusammen gekocht hat, ist, wie Rabh sagt, wegen des Essens zu geißeln, nicht aber ist er wegen des Kochens zu geißeln. Weshalb ist er, wenn du sagst, die Tora habe nur das Böckchen und nicht die Milch verboten, wegen des Essens zu geißeln, es ist ja nur ein halbes Quantum!? –
Vielmehr, tatsächlich ist Rabh der Ansicht, die Milch sei ebenfalls verboten, und da handelt es sich um den Fall, wenn [das Fleisch] in einen kochenden Kessel gefallen ist, da es dann nur einsaugt und nichts ausscheidet. –
Wenn es später abkühlt, scheidet es ja aber aus!? – Wenn man es vorher herausgenommen hat.
Der Text. Wer eine halbe Olive Fleisch und eine halbe Olive Milch zusammen gekocht hat, ist, wie Rabh sagt, wegen des Essens zu geißeln, nicht aber ist er wegen des Kochens zu geißeln. Wie du es nimmst: werden sie vereinigt, so sollte er auch wegen des Kochens zu geißeln sein, und werden sie nicht vereinigt, so sollte er auch wegen des Essens nicht zu geißeln sein!? –
Tatsächlich werden sie nicht vereinigt, und dies gilt in dem Falle, wenn es aus einem großen Kesselkommt.
Levi aber sagt, er sei auch wegen des Kochens zu geißeln. Ebenso lehrte Levi in einer Barajtha: Wie er wegen des Essens zu geißeln ist, ebenso ist er auch wegen des Kochens zu geißeln. Von welchem Falle des Kochens sprechen sie? Wenn er gekocht hat und Fremdees essen.
Über das Auspressen selbst [streiten] Tannaím, denn es wird gelehrt: Ist ein Tropfen Milch auf ein Stück [Fleisch] gefallen, so gilt das Stück, sobald darauf ein Geschmack übertragen worden ist, als Aas und macht alle übrigen Stücke verboten, weil sie zur selben Artgehören – so R. Jehuda.
Die Weisen sagen, nur wenn ein Geschmack auf die Brühe, die Gallerte und die Stücke übertragen wordenist.
Rabbi sagte: Die Worte R. Jehudas sind einleuchtend in dem Falle, wenn man [den Topf] nicht umgerührtund nicht zugedeckt hat, und die Worte der Weisen, wenn man ihn umgerührt und zugedeckt hat.
Was heißt nicht umgerührt und nicht zugedeckt: wollte man sagen, überhaupt nicht umgerührt und nicht zugedeckt, so saugt es ja nur ein und scheidet nichtsaus;
und wollte man sagen, nicht sofort umgerührt, sondern erst später, nicht sofort zugedeckt, sondern erst später, so hat es ja eingesogen und ausgeschieden.
Er ist somit der Ansicht, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es verboten. –
Daf 109a
Demnachist R. Jehuda der Ansicht, es sei verboten, auch wenn man ihn sofort und später umgerührt, sofort und später zugedeckt hat; weshalb denn, eshat ja überhaupt nichts eingesogen!? –
Sage vielmehr: nicht gut umgerührt und nicht gut zugedeckt. –
«Und die Worte der Weisen, wenn man ihn umgerührt und zugedeckt hat.» Was heißt umgerührt und zugedeckt: wollte man sagen, später umgerührt und nicht sofort, später zugedeckt und nicht sofort, so sagte er ja, in diesem Falle seien die Worte R. Jehudas einleuchtend; doch wohl sofort und später umgerührt, sofort und später zugedeckt.
Demnach sind die Rabbanan der Ansicht, es sei erlaubt, auch wenn man ihn später umgerührt hat und nicht sofort, später zugedeckt hat und nicht sofort.
Sie sind somit der Ansicht, wenn ein Auspressen möglich ist, sei es erlaubt.
R. Aḥa aus Diphte sprach zu Rabina: Woher, daß sie über das Auspressen streiten, vielleicht stimmen sie überein, daß, wenn ein Auspressen möglich ist, es verboten sei, und sie streiten über [das Aufgehen] einer Art in derselbenArt. R. Jehuda vertritt hierbei seine Ansicht, eine Art gehe in derselben Art nicht auf, und die Rabbanan vertreten ihre Ansicht, eine Art gehe in derselben Art wohl auf. –
Was soll dies? Erklärlich sind die Worte Rabbis, die Worte R. Jehudas seien in dem einen Falle und die Worte der Rabbanan in dem anderen Falle einleuchtend, wenn du sagst, die Rabbanan seien hierbei hinsichtlich zweier gleicher Arten der Ansicht R. Jehudas, und sie streiten über den Fall, wenn ein Auspressen möglich ist;
wenn du aber sagst, über den Fall, wenn ein Auspressen möglich ist, stimmen alle überein, es sei verboten, und sie streiten über [das Aufgehen] einer Art in derselben Art, so müßte er ja sagen: die Worte R. Jehudassind einleuchtend, beziehungsweise nicht einleuchtend!? Weiter nichts darüber.
iii,2 DAS EUTER REISSE MAN AUF UND LASSE DIE MILCH HERAUS; HAT MAN ES NICHT AUFGERISSEN, SO HAT MAN DADURCH NICHTS ÜBERTRETEN. DAS HERZ REISSE MAN AUF UND LASSE DAS BLUT HERAUS; HAT MAN ES NICHT AUFGERISSEN, SO HAT MAN DADURCH NICHTS ÜBERTRETEN.
Daf 109b
GEMARA. R. Zera sagte im Namen Rabhs: Man hat dadurch nichts übertreten, und es ist erlaubt. – Wir haben ja aber gelernt, man habe dadurch nichts übertreten, wonach man nichts übertretenhat, es aber verboten ist!? –
Rechtlich ist es nicht einmal verboten, da er aber im Schlußsatze lehren will, daß man das Herz aufreiße und das Blut herauslasse, und daß, wenn man es nicht aufgerissen hat, man nichts übertreten habe, wobei man nur nichts übertreten hat, es aber verbotenist, so lehrt er auch im Anfangsatze, man habe nichts übertreten.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Das Euter reiße man auf und lasse die Milch heraus; hat man es nicht aufgerissen, so hat man dadurch nichts übertreten. Das Herz reiße man auf und lasse das Blut heraus; hat man es nicht aufgerissen, so reiße man es nach dem Kochen auf, und es ist erlaubt. Nur das Herz benötigt des Aufreißens, nicht aber benötigt das Euter des Aufreißens. –
Vielleicht ist nur für das Herz das Aufreißen ausreichend, nicht aber ist für das Euter das Aufreißen ausreichend.
Manche lesen: R. Zera sagte im Namen Rabhs: Man hat dadurch nichts übertreten, jedoch ist es verboten. Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: So hat man dadurch nichts übertreten. Nur übertreten hat man nichts, verboten aber ist es wohl. –
Rechtlich ist es nicht einmal verboten, da er aber im Schlußsatz lehren will, daß man das Herz aufreiße und das Blut herauslasse, und wenn man es nicht aufgerissen hat, habe man nichts übertreten, wobei man nur nichts übertreten hat, es aber verboten ist, so lehrt er auch im Anfangsatze, man habe nichts übertreten. –
Komm und höre: Das Euter reiße man auf und lasse die Milch heraus; hat man es nicht aufgerissen, so hat man dadurch nichts übertreten. Das Herz reiße man auf und lasse das Blut heraus; hat man es nicht aufgerissen, so reiße man es nach dem Kochen auf, und es ist erlaubt. Nur das Herz benötigt des Aufreißens, nicht aber benötigt das Euter des Aufreißens!?. –
Vielleicht ist nur für das Herz das Aufreißen ausreichend, nicht aber ist für das Euter das Aufreißen ausreichend.
Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit der ersten Lesart Rabhs: Hat man das Euter mit der Milch gekocht, so ist es erlaubt; hat man den Magenmit der Milch gekocht, so ist es verboten. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen beiden? – In diesem ist [die Milch] angesammelt, in jenem ist sie nicht angesammelt.
Wie erfolgt das Aufreißen? R. Jehuda erwiderte: Man reiße es kreuz und quer auf und presse es gegen die Wand. R. Elea͑zar sprach zu seinem Diener: Reiß esdurch, und ich esse es. Was lehrte er damit, dies lehrt ja bereits die Mišna!? – Folgendes lehrte er: es brauchtnicht kreuz und quer gerissen und gegen die Wand gepreßt zu werden.
Jaltasprach zu R. Naḥman: Merke, der Allbarmherzige hat für alles, was er uns verboten hat, entsprechendes erlaubt: er erlaubte uns die Leber anstelle des verbotenen Blutes, das Blut der Reinheitanstelle des der Menstruation,
den Talg vom Wilde anstelle des Talges vom Vieh, das Gehirn des Šibuṭaanstelle des Schweines, die Fischzunge anstelle des Girutha,
die Geschiedene bei Lebzeiten ihres Ehemannes anstelle einer verheirateten Frau, die Bruderswitweanstelle der Schwester des Bruders, die schöne [Gefangene]anstelle der Nichtjüdin; ich mochte nun Fleisch mit Milchessen.
Da sprach R. Naḥman zu den Köchen: Spießt ihr Euter auf. – Wir haben ja aber gelernt, man müsse [das Euter] aufreißen!? – Für den Topf. –
Er lehrt ja aber ‘gekocht hat’, nur wenn bereits erfolgt, nicht aber von vornherein!? – Dies gilt auch von vornherein, da er aber im Schlußsatze vom Magen lehren will,
Daf 110a
daß, wenn man ihn mit Milch gekocht hat, er verboten sei, auch wenn bereits erfolgt, so lehrt er auch im Anfangsatze den Fall, wenn man es gekocht hat.
Als R. Elea͑zar hinaufkam, traf er Zee͑ri und sprach zu ihm: Ist hier jemand, der Rabh die Lehre vom Euterlehrte? Da zeigte er ihm R. Jiçḥaq b. Evdämi. Dieser aber sprach: Ich lehrte ihn nichts hinsichtlich des Euters. Rabh fand eine Ebeneund versah sie mit einem Zaune.
Rabh kam nämlich einst nach Ṭaṭalpusund hörte, wie eine Frau zu ihrer Gefährtin sprach: Wieviel Milch ist zum Kochen eines ViertelsFleisch nötig? Da sprach er: Sie haben nicht einmal gelernt, daß Fleisch mit Milch verboten sei. Hierauf blieb er da und verbot ihnen sogar das Euter.
So trug es R. Kahana vor; R. Jose b. Abba trug es wie folgt vor: Ich lehrte es vom Euter eines säugenden[Viehs]. Sich auf den Scharfsinn R. Ḥijasstützend, lehrte er es sie vom Euter schlechthin.
Einst kamen Rabin und R. Jiçḥaq b. Joseph zu R. Papi, und man setzte ihnen eine Euterspeise vor. R. Jiçḥaq b. Joseph aß sie und Rabin aß sie nicht. Da sprach Abajje: Weshalb aß der kinderlose Rabin nicht? Die Frau R. Papis ist ja eine Tochter R. Jiçḥaqs des Schmiedes, und R. Jiçḥaq der Schmied war ein Mann [frommer] Taten; hätte sie es nicht im Hause ihrer Eltern gesellen, so würde sie es nicht getan haben.
In Sura aßen sie kein Euter, in Pumbeditha aßen sie Euter. – Einst kam Rami b. Tamari, das istRami b. Diquli, aus Pumbeditha an einem Vorabende des Versöhnungstages nach Sura, und die Leute brachten da ihre Euter hinaus und warfen sie fort. Da ging er hin, las sie auf und aß sie.
Als man ihn hierauf vor R. Ḥisda brachte, fragte ihn dieser: Weshalb tust du dies? Jener erwiderte: Ich bin aus der Ortschaft R. Jehudas, der es ißt. Dieser fragte: Weißt du denn nicht, daß man einem die Erschwerungen der Ortschaft, aus der er kommt, und die Erschwerungen der Ortschaft, in der er sich befindet, auferlege? Jener erwiderte: Ich aß sie außerhalb des [Stadt]gebietes. –
Womit hast du sie gebraten? Jener erwiderte: Mit Traubenkernen. – Vielleicht waren sie von libiertem Weine? Jener erwiderte: Sie lagen da mehr als zwölf Monate. –
Vielleicht war es Raub? Jener erwiderte: Der Eigentümer hatte sich davon losgesagt, denn Moos wuchsauf ihnen.
Hierauf bemerkte er, daß er keine Tephillin anlegte, und er fragte ihn: Weshalb legst du keine Tephillin an? Jener erwiderte: Ich leide an Leibschmerzen, und R. Jehuda sagte, wer an Leibschmerzen leidet, sei von den Tephillin befreit.
Ferner beobachtete er, daß er keine Çiçith anhatte, und er fragte ihn: Weshalb hast du keine Çiçith an? Jener erwiderte: Es ist ein entliehenes Gewand, und R. Jehuda sagte,
Daf 110b
das entliehene Gewand sei dreißig Tage von den Çiçith frei.
Währenddessen führte man einen Mann vor, der Vater und Mutter nicht ehrte, und man band ihnfest.
Da sprach er: Laßt ihn, es wird gelehrt, ein Gebot, wofür die Belohnung sich danebenbefindet, sei der Gerichtsbarkeit hienieden nicht unterworfen. Hierauf sprach dieser zu ihm: Ich sehe, daß du sehr scharfsinnig bist. Jener erwiderte: Komme erst nach der Ortschaft R. Jehudas, und ich zeige dir meinen Scharfsinn.
Abajje sprach zu R. Saphra: Wenn du dahinkommst, frage sie nach ihrer Ansicht hinsichtlich der Leber. Als er da hinkam, traf er R. Zeriqa, und dieser sprach zu ihm: Ich kochte sie für R. Ami und er aß sie.
Nachdem er zu jenem zurückgekommen war, sprach jener zu ihm: Mir ist es nicht fraglich, ob sie selbst verbotensei, mir ist es nur fraglich, ob sie an der esverboten mache. –
Von dieser selbst ist es dir wohl deshalb nicht fraglich, weil wir gelernt haben, sie werde nichtverboten, ebenso sollte es dir auch vom anderen nicht fraglich sein, denn wir haben gelernt, die Leber mache anderes verboten und werde durch anderes nicht verboten, weil sie ausscheidet und nicht einsaugt!? – Vielleicht gilt dies nur von einer verbotenen Leber,
Daf 111a
wegen des Fettes, wie aber ist es inbezug auf das Blut!?
Als er wieder hingekommen war und R. Zeriqa traf, sprach dieser zu ihm: Auch dies sollte dir nicht fraglich sein. Einst kamen ich und Jannaj, Sohn des R. Ami, zu R. Jehuda, dem Sohne des R. Šimo͑n b. Pazi, und man setzte uns eine Gurgel mit dem ganzen Anhangevor, und wir aßen sie.
R. Aši, nach anderen R. Šemuél aus Zeruqinja, wandte ein: Vielleicht befand sich die Mündung der Gurgel außerhalbdes Topfes!? Oder vielleicht war sie vorher eingelegtworden!? So pflegte sie R. Hona vorher in Essig und R. Naḥman in kochendes Wasser einzulegen.
R. Papa wollte vor Raba sagen, der Essigsei verboten, da sprach dieser zu ihm: Wäre der Essig verboten, so müßte diese selbst ebenfalls verboten sein, denn, wie sie ausscheidet, so saugt sie nachher auch ein.
Einst kam Rabh b. Šaba zu R. Naḥman, und man setzte ihm gesottene Leber vor, die er aber nicht aß. Da berichtete man jenem: Der Jünger drinnen, das ist Rabh b. Šaba, ißt sie nicht. Da sprach R. Naḥman zu ihnen: Füttertden Šaba.
Hierüber [streiten] Tannaim: R. Elie͑zer sagt, die Leber mache verboten und werde nicht verboten, weil sie ausscheidet und nicht einsaugt. R. Jišma͑él, Sohn des R. Joḥanan b. Beroqa, sagt, gewürzt mache sie verboten und werde auchverboten, gesotten mache sie verboten und, werde auch verboten.
Einst kam Rabba b. R. Hona zu Rabba b. R. Naḥman und man setzte ihm drei Seá Kuchen vor. Da sprach er zu ihnen: Wußtet ihr denn, daß ich komme!? Sie erwiderten ihm: Bist du uns etwa bedeutender als er? Es heißt:und da den Šabbath eine Wonne nennst.
Währenddessen wurde eine Leber vorgesetzt, in der eine Ader Blut enthielt. Da sprach er zu ihnen: Wieso tut ihr dies!? Jene fragten: Wie sollten wir es machen? Er erwiderte: Reißt sie kreuz und quer, den Rißnach unten.
Diesgilt jedoch nur von der Leber, bei der Milz aber ist esnur eine Fettigkeit. So pflegte man für Šemuél eine Milzsuppe zu bereiten an Tagen, an denen er sich zur Ader ließ.
Es wurde gelehrt: Befindet sich Leberüber dem Fleische, so ist es erlaubt, weil das Blut abgleitet, wenn aber Euter sich über dem Fleische befindet, so ist es verboten, weil die Milch eindringt.
R. Dimi aus Nehardea͑ lehrte es entgegengesetzt: Befindet sich Euter über dem Fleische, so ist es erlaubt, weil die Milch von Geschlachtetem nur rabbanitisch [verboten] ist, wenn aber Leber sich über dem Fleische befindet, so ist es verboten, weil das Blut nach der Tora [verboten] ist.
Meremar trug vor: Die Halakha ist: einerlei ob Leber oder Euter, befinden sie sich unter dem Fleische, so ist es erlaubt, wenn über dem Fleische, so ist es, wenn es bereits erfolgt ist, erlaubt, nicht aber von vornherein.
Einst kam R. Aši zu seinem Schwiegervater Rami b. Abba und sah den Sohn des Rami b. Abba
Daf 111b
Leber über Fleisch am Spieße hallen. Da sprach er: Wie hochmütigist dieser Jünger! Allerdings erlaubten es die Rabbanan in dem Falle, wenn bereits erfolgt, erlaubten sie es etwa auch von vornherein!?
Ist ein Auffangegefäßvorhanden, so ist auch Fleisch über Leber verboten. –
Womit ist es anders als das Blut des Fleisches!? – Das Blut des Fleisches setzt sich unten, das Blut der Leber schwimmt obenauf.
R. Naḥman sagte im Namen Šemuéls: Mit einem Messer, mit dem geschlachtet worden ist, darf man nichts Heißes schneiden; Kaltes benötigt, wie manche sagen, des Abspülens, und wie manche sagen, nicht des Abspülens.
R. Jehuda sagte im Namen Šemuéls: Aus einer Schüssel, in der man Fleisch gesalzen hat, darf man nichts Heißesessen. Šemuél vertritt hierbei seine Ansicht, denn Šemuél sagte, Gesalzenes gleicht Heißem, Eingelegtes gleicht Gekochtem.
Als Rabin kam, sagte er im Namen R. Joḥanans: Weder gleicht Gesalzenes Heißem, noch gleicht Eingelegtes Gekochtem. Abajje sprach: Das, was Rabin sagte, ist nichts. Im Hause R. Amis war eine Schüssel, in der Fleisch gesalzen worden war, und er zerbrach sie. Merke, R. Ami war ja ein Schüler R. Joḥanans, und wenn er sie zerbrach, so wird er wohl von R. Joḥanan gehört haben, daß Gesalzenes Heißem gleiche.
R. Kahana, der Bruder R. Jehudas, saß vor R. Hona und trug vor: Aus einer Schüssel, in der man Fleisch gesalzen hat, darf man nichts Heißes essen, und Rettich, den man mit einem Fleischmesser geschnitten hat, darf manmit Quarkbrei essen. –
Aus welchem Grunde? Abajje erwiderte: Dieser saugt Erlaubtes ein, jene saugt Verbotenesein.
Raba sprach zu ihm: Was ist denn dabei, daß er Erlaubtes einsaugt, das Erlaubte wird ja verboten, und man ißt dannVerbotenes!? Vielmehr, erklärte Raba, diesenkann man kosten, jenes kann man nicht kosten.
R. Papa sprach zu Raba: Ein aramäischer Koch kann es ja kosten!? Wir haben ja auch gelernt: In einem Topfe, in dem man Fleisch gekocht hat, darf man keine Milch kochen, hat man gekocht, so ist die Geschmacksübertragungentscheidend; in dem man Hebe [gekocht hat], darf man kein Profanes kochen, hat man gekocht, so ist die Geschmacksübertragung entscheidend.
Und auf unsere Frage, allerdings kann man Hebe von einem Priester kostenlassen, wer aber kann Fleisch mit Milch kosten, erwidertest du uns, ein [aramäischer] Koch koste es, ebenso kann es auch hierbei ein [aramäischer] Koch kosten!? – Dem ist auch so, aber ich spreche von dem Falle, wenn kein [aramäischer] Koch anwesend ist.
Es wurde gelehrt: Sind Fischein eine Schüsselgekommen, so darf man sie, wie Rabh sagt, nicht mit Quarkbrei essen, und wie Šemuél sagt, mit Quarkbrei essen.
Rabh sagt, es sei verboten, weil ein Geschmack übertragen wird; Šemuél sagt, es sei erlaubt, weil nur indirektein Geschmack übertragen wird.
Die Ansicht Rabhs wurde aber nicht ausdrücklich gelehrt, vielmehr wurde sie aus dem Zusammenhänge entnommen. Rabh kam nämlich einst zu seinem Enkelsohne R. Šimi b. Ḥija, und da er Augenschmerzen hatte, bereitete man ihm eine Salbe in einer Schüssel. Hierauf reichte man ihm darin eine Speise und er merkte den Geschmack der Salbe. Da sprach er: Die Geschmacksübertragung ist sehrintensiv. Dem ist aber nichtso; da verhielt es sich anders, da [die Salbe] sehr scharf war.
Einst stand R. Elea͑zar vor Meister Šemuél, und man setzte ihm Fische in einer Schüssel vor, die er mit Quarkbrei aß, und als er jenem davon verabreichte, aß er nicht. Da sprach dieser: Deinem Lehrer gab ich, und er aß, und du issest nicht. Hierauf kam er zu Rabh und fragte ihn: Ist der Meister von seiner Ansicht zurückgetreten? Dieser erwiderte: Bewahre, daß Nachkommen des Abba b. Abba mir etwas zu essen gegeben haben sollten, das nach meiner Ansicht nicht [erlaubt ist].
Einst saßen R. Hona und R. Ḥija b. Aši, einer an der einen Seite der Fähre von Sura und einer an der anderen Seite; da brachte man dem einen Fische in einer Schüssel und er aß sie mit Quarkbrei, und einem brachte man Feigen und Trauben während der Mahlzeit und er aß sie, ohne darüber den Segen gesprochenzu haben.
Da sprach der eine zum anderen: Waisenkind, hat auch dein Lehrer dies getan!? Der andere erwiderte: Waisenkind, hat etwa dein Lehrer dies getan!? Jener entgegnete: Ich bin der Ansicht Šemuéls. Da entgegnete der andere: Ich bin der Ansicht R. Ḥijas, R. Ḥija lehrte nämlich, das Brot befreie jede Art von Speise und der Wein befreie jede Art von Getränk.
Ḥizqija sagte im Namen Abajjes: Die Halakha ist: Fische, die in eine Schüsselgekommen sind, dürfen mit Quarkbrei gegessen werden; Rettich, den man mit einem Messer geschnitten hat, mit dem Fleisch geschnitten worden ist, darf man mit Quarkbrei nicht essen.
Dies gilt jedoch nur vom Rettich,
Daf 112a
der durch seine Schärfe einsaugt, von Gurken aber kratze man die Schnittfläche ab und esse sie.
Die Wurzeln von Rüben sinderlaubt, von Mangold sind verboten; sind aber solche von Rüben beigemischt, so sind sie erlaubt.
R. Dimi fragte R. Naḥman: Darf man einen Krug mit Salz neben einen Krug mit Quarkbreisteilen? Dieser erwiderte: Es ist verboten. – Einen mit Essig? Dieser erwiderte: Es ist erlaubt. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen ihnen? – Wenn du ein Kor Salz gemessen haben wirst. – Was ist der Grund? – In dem einen bleibt das Verbotene erhalten, im anderen nicht.
Einst fiel eine junge Taubein einen Krug mit Quarkbrei, und R. Ḥenana, der Sohn des Raba aus Paršunja, erlaubte ihn. Da sprach Raba: Wer außer R. Ḥenana, dem Sohne des Raba aus Paršunja, ist so weise, solches zu erlauben. Er ist der Ansicht, die Lehre Šemuéls, Gesalzenes gleiche Heißem, gelte nur in dem Falle, wenn es nicht mit dem Salze gegessenwird; der Quarkbrei aber wird mit dem Salze gegessen.
Auch gilt dies nur von Rohem, Gebratenes aber benötigt des Abschälens. Hat es Spältchen, so ist es vollständig verboten; ist es gewürzt, so ist es vollständig verboten.
R. Naḥman sagte im Namen Šemuéls: Hat man auf einem Laib [Brot gebratenes] Fleisch geschnitten, so darf man ihn nicht essen. Dies nur dann, wenn es rotist, und nur dann, wenn [das Blut] eingedrungen ist, und endlich nur dann, wenn [der Saft] dick ist; ist er aber dünn, so ist nichts dabei.
Šemuél warf solches seinem Hunde vor; R. Hona gab es seinem Diener. – Wie du es nimmst: ist es erlaubt, so ist es ja für alle Welt erlaubt, und ist es verboten, so ist es ja für alle Welt verboten!? – Anders war es bei R. Hona, da er sehr empfindlichwar. Raba aß ihn und nannte ihn Fleischwein.
R. Naḥman sagte [ferner] im Namen Šemuéls: Man darf ein Gefäß unter das Fleischerst dann setzen, wenn darin die Röte vollständig geschwunden ist. – Woher weiß man dies? Mar Zutra erwiderte im Namen R. Papas: Wenn der Dampfaufsteigt.
R. Aši wandte ein: Vielleicht ist nur die untere [Seite] gar, die obere aber nicht!? Vielmehr, sagte R. Aši, gibt es kein anderes Mittel, als zwei Körnchen Salz hineinzutun
Daf 112b
und [das Fett] umzugießen.
R. Aḥa, Sohn des R. Iqa, sprach zu R. Aši: Kann Šemuél dies denn gesagt haben, Šemuél sagte ja, wenn man auf einem Laibe Fleischgeschnitten hat, dürfe man ihn nicht essen!? – Anders ist es in diesem Falle, weil es durch den Druck des Messers herauskommt.
R. Naḥman sagte: Hat man Fische und Geflügel zusammen gesalzen, so sind sieverboten. In welchem Falle: wenn in einem undurchlöcherten Gefäße, so sollten auch Geflügel und Geflügel verbotensein, und wenn in einem durchlöcherten Gefäße, so sollten auch Fische und Geflügel erlaubt sein!? –
Tatsächlich in einem durchlöcherten Gefäße, da aber Fische eine schwache Haut haben, so scheiden sie [das Blut] schnell aus, und erst wenn dies bei diesen aufgehört hat, scheidet das festere Geflügel es aus, und jene saugen es von diesen ein.
Einst ereignete es sich R. Mari b. Raḥel, daß ihm geschlachtetes Fleisch mit verbotenem gesalzen wordenist.
Als er hierauf zu Raba kam, sprach er zu ihm:Die unrein sind, daß nämlich auch die Lake, die Brühe und der Bodensatz verbotensind. –
Daf 113a
Sollte er ihm doch aus der Lehre Šemuéls entschieden haben, denn Šemuél sagte, Gesalzenes gleiche Heißem und Eingelegtes gleiche Gekochtem!? –
Aus der Lehre Šemuéls könnte man dies nur hinsichtlich des Blutesentnehmen, nicht aber hinsichtlich der Lake und der Brühe, so lehrt er uns.
Man wandte ein: Hat man einen reinen Fisch mit einem unreinen gesalzen, so ist er erlaubt. Doch wohl, wenn beide gesalzensind!? – Nein, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzenist. –
Wenn er aber im Schlußsätze den Fall lehrt, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzen ist, so spricht ja der Anfangsatz von dem Falle, wenn beide gesalzen sind!? – Dies ist eine Erklärung: hat man einen reinen [Fisch] mit einem unreinen gesalzen, so ist er erlaubt, und zwar in dem Falle, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzen ist. –
Dies ist auch einleuchtend; wenn man sagen wollte, der Anfangsatz spreche von dem Falle, wenn beide gesalzen sind, so ist er ja, wenn er in dem Falle erlaubt ist, wenn beide gesalzen sind, es um so mehr in dem Falle, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzenist. –
Wenn nur dies, so beweist dies nichts, denn er lehrt den Schlußsatz zur Erklärung des Anfangsatzes. Damit man nicht glaube, der Anfangsatz spreche von dem Falle, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzen ist, wenn aber beide gesalzen sind, sei er verboten, lehrt er im Schlußsätze den Fall, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzen ist, wonach der Anfangsatz von dem Falle spricht, wenn beide gesalzen sind, und dennoch ist er erlaubt. –
Komm und höre den Schluß des Schlußsatzes: Ist aber der unreine gesalzen und der reine ungesalzen, so ist er verboten. Er ist nur dann verboten, wenn der unreine gesalzen und der reine ungesalzen ist, wenn aber beide gesalzen sind, so ist er erlaubt!? –
Da er im Anfangsatze den Fall lehrt, wenn der reine gesalzen und der unreine ungesalzen ist, lehrt er im Schlußsatze den Fall, wenn der unreine gesalzen und der reine ungesalzen ist.
Šemuél sagte: Das Fleisch wird vom Blute nur dann entleert, wenn man es gut salzt und gut abspült. Es wurde gelehrt: B. Hona sagt, man salze es und spüle es ab. In einer Barajtha wird gelehrt, man spüle es ab, salze es und spüle es ab. Sie streiten aber nicht; eines, wenn es beim Schlächter gewaschen worden ist, und eines, wenn es beim Schlächter nicht gewaschen worden ist. R. Dimi aus Nehardea͑ salzte Fleisch mit grobem Steinsalze und schüttelte es ab.
R. Mešaršeja sagte: Von den Eingeweiden nehme man nicht an, daß sie bluthaltigsind. Dies wird auf den Mastdarm, die Dünndärme und das Gekröse bezogen.
Šemuél sagte: Man lege das gesalzene Fleisch nur auf ein durchlöchertes Gefäß.
R. Šešeth salzte jedes Stück einzeln. – Zwei zusammen wohl deshalb nicht, weil [das Blut] aus dem einen ausfließt und vom anderen auf gesogen wird, ebenso fließt es ja auch bei einem aus der einen Seile aus und wird von der anderen Seite aufgesogen!? Vielmehr gibt es hierbei keinen Unterschied.
Šemuél sagte im Namen R. Ḥijas: Wenn man dem Vieh das Genick bricht bevor das Leben ausgeschieden ist, so macht man das Fleisch schwer, beraubtdie Leute, und macht das Blut in die Glieder eindringen.
Sie fragten: Wie meint er es: man macht das Fleisch schwer und beraubt die Leute, weil man das Blut in die Glieder eindringen macht, wonach dies für sich selbst erlaubtist, oder ist dies auch für sich selbst verboten? – Dies bleibt unentschieden.
iii,3 WER GEFLÜGEL UND KÄSE AUF DEN TISCH AUFTRÄGT, ÜBERTRITT KEIN VERBOT.
GEMARA. Demnach überritt man ein Verbot, wenn man sie [zusammen] ißt, somit ist hieraus zu entnehmen, daß Geflügel mit Milch nach der Tora [verboten] ist. – Lies: wer Geflügel und Käse auf den Tisch aufträgt, kommt dadurch nicht zur Übertretung eines Verbotes.
FLEISCH VON EINEM REINEN VIEH MIT MILCH VON EINEM REINEN VIEH IST ZU KOCHEN UND ZUR NUTZNIESSUNG VERBOTEN. FLEISCH VON EINEM REINEN VIEH MIT MILCH VON EINEM UNREINEN VIEH ODER FLEISCH VON EINEM UNREINEN VIEH MIT MILCH VON EINEM REINEN VIEH IST ZU KOCHEN UND ZUR NUTZNIESSUNG ERLAUBT. R. A͑QIBA SAGTE: BEI WILD UND GEFLÜGEL 1ST [DIESES VERBOT] NICHT AUS DER TORA, DENN ES HEISST DREIMAL:du sollst nicht ein Böckchen mit der Milch seiner Matter kochen, DIES SCHLIESST DAS WILD, DAS GEFLÜGEL UND DAS UNREINE VIEH AUS.
R. JOSE DER GALILÄER SAGTE: ES HEISST:ihr sollt keinerlei Aas essen, UND ES HEISST: du sollst nicht ein Böckchen mit der Milch seiner Mutter kochen, WAS ALS AAS VERBOTEN IST, DARF MAN NICHT MIT MILCH KOCHEN; MAN KÖNNTE NUN GLAUBEN, MAN DÜRFE AUCH DAS GEFLÜGEL, DAS ALS AAS VERBOTEN IST, NICHT MIT MILCH KOCHEN, SO HEISST ES: mit der Milch seiner Mutter, AUSGENOMMEN DAS GEFLÜGEL, DAS KEINE MUTTERMILCH HAT.
GEMARA. Woher dies? R. Elea͑zar erwiderte: Die Schrift sagt:da schickte Jehuda das Ziegenböckchen;
Daf 113b
nur dawar es ein Ziegenböckchen, sonst aber, wo es Böckchen schlechthin heißt, sind auch Kuh und Schafzu verstehen. –
Sollte man doch hiervon folgern!? – Es gibt noch einen anderen Schriftvers:die Felle der Ziegenböckchen; hier waren es Ziegenböckchen, sonst aber, wo es Böckchen schlechthin heißt, sind auch Kuh und Schaf zu verstehen. –
Sollte man doch hiervon folgern!? – Es sind zwei Schriftverse, die dasselbe lehren, und wenn zwei Schriftverse dasselbe lehren, so ist von diesen nichts zu folgern. –
Einleuchtend ist dies nach demjenigen, welcher sagt, es sei nicht zu folgern, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, es sei wohl zu folgern!? – Es gibt zwei Ausschließungen: Ziegen, der Ziegen.
Šemuél sagte: Böckchen, diesschließt den Talgein; Böckchen, dies schließt das Toteein; Böckchen, dies schließt den Embryoein;
Böckchen, dies schließt das Blut aus; Böckchen, dies schließt die Eihaut aus; Böckchen, dies schließt das Unreine aus.
Mit der Milch seiner Mutter, nicht aber mit der Milch des Männchens; mit der Milch seiner Mutter, nicht aber mit der Milch des Geschlachteten; mit der Milch seiner Mutter, nicht aber mit der Milch von unreinen. –
[Das Wort] Böckchen befindet sich ja in der Schrift nur dreimal, während wir hier sechs· Auslegungen haben!? Šemuél ist der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich auf Verbotenes, somit ist [die Anwendung] dieses. Verbotes beim Talge und beim Verendeten aus dem einen Schriftversezu entnehmen, das Blut ist nicht unter ‘Böckchen’ [zu verstehen], und die Eihaut ist nichts weiter als eine Ausscheidung, somitbleiben zwei zurück, von denen der eine den Embryo einschließt und der andere das unreine Vieh ausschließt. –
Ist Šemuél denn der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich auf Verbotenes, Šemuél sagte ja im Namen R. Elea͑zars: Woher, daß ein unreiner Priester der unreine Hebe gegessen hat, nicht der Todesstrafe verfalle? Es heißt: und sie deswegen sterben, wenn sie es entweihen, ausgenommen diese, die bereits entweihtist!? –
Wenn du willst, sage ich: sonst erstreckt sich ein Verbot auf Verbotenes, da ist es aber anders, weil der Allbarmherzige ausschließend sagt: und sie deswegen sterben. Wenn du willst, sage ich: sonst ist Šemuél der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich nicht auf Verbotenes, hierbei aber ist es anders, da sieder Allbarmherzige durch [das Wort] Böckchen einbegriffen hat.
Wenn du aber willst, sage ich: das eine ist seine Ansicht, das andere die seines Lehrers.
R. Aḥadboj b. Ami fragte Rabh: Wie ist es, wenn man es mit der Milch einer Ziege, die noch nicht gesäugt, gekocht hat? Dieser erwiderte: Da Šemuél es für nötig gefunden hat, [aus den Worten:] mit der Milch seiner Mutter, die Milch eines Männchens auszuschließen, so gilt dies nur von der eines Männchens, das nicht Mutter werden kann, mit der einer solchen aber, die später Mutier werden kann, ist es verboten.
Es wurde gelehrt: [Über den Fall,] wenn jemand Talg mit Milch kocht, [streiten] R. Ami und R. Asi; einer sagt, er sei zu geißeln, und einer sagt, er sei nicht zu geißeln. Es wäre anzunehmen, daß ihr Streit in folgendem bestehe: der zu geißeln sagt, ist der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich auf Verbotenes, und der nicht zu geißeln sagt, ist der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich nicht auf Verbotenes. –
Nein, alle sind der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich nicht auf Verbotenes, somit streiten sie auch nicht, ob er wegen des Essens nicht zu geißelnsei, und sie streiten nur über das Kochen; einer sagt, er sei zu geißeln, da es ein Verbotist, und einer sagt, er sei nicht zu geißeln, denn der Allbarmherzige gebraucht für ‘essen’den Ausdruck ‘kochen’,
Daf 114a
und da er wegen des Essens nicht zu geißelnist, ist er auch wegen des Kochens nicht zu geißeln.
Manche sagen: Über das Kochen streiten sie überhaupt nicht, ob er zu geißeln ist, sie streiten nur über das Essen: einer sagt, er sei nicht zu geißeln, weil ein Verbot sich nicht auf Verbotenes erstreckt, und einer sagt, er sei zu geißeln, denn der Allbarmherzige gebraucht für ‘essen’ den Ausdruck ‘kochen’, und da er wegen des Kochens zu geißelnist, ist er auch wegen des Essens zu geißeln.
Wenn du aber willst, sage ich: einer lehrt dies und einerlehrt jenes, und sie streiten nicht.
Man wandte ein: Wer [Fleisch] mit Molke gekocht hat, ist frei; hat man Blut mit Milch gekocht, so ist man frei; hat man die Knochen, die Sehnen, die Hörner oder die Klauen mit Milch gekocht, so ist man frei.
Hat man Verwerfliches, Zurückgebliebenesoder Unreines mit Milch gekocht, so ist man schuldig. –
Dieser Autor ist der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich auf Verbotenes.·
«Hat man [Fleisch] mit Molke gekocht, so ist man frei.» Dies ist eine Stütze für Reš Laqiš. Wir haben gelernt, Molke gleiche der Milchund Olivensaftdem Öl und hierzu sagte Reš Laqiš, dies lehrten sie nur hinsichtlich der Befähigung von Saaten, hinsichtlich des Kochens von Fleisch mit Milch aber gleiche Molke nicht der Milch.
Die Rabbanan lehrten: Mit der Milch seiner Mutter; ich weiß dies nur von der Milch der Mutter, woher dies von der Milch einer Kuh oder eines Schafes?
Dies ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn mit der der Mutter, mit derdie Kreuzung nicht verboten ist, das Kochen verboten ist, um wieviel mehr ist mit der einer Kuh oder eines Schafes, mit denen die Kreuzung verboten ist, das Kochen verboten. Ferner heißtes: mit der Milch seiner Mutter. –
Wozu ist hierfür ein Schriftvers nötig, es wird ja [durch einen Schluß] gefolgert!?
R. Aši erwiderte: Da der Schluß von der Mutter gefolgert wird, so könnte man ihn wie folgt widerlegen: wohl gilt dies von der der Mutter, mit der zusammen es zu schlachtenverboten ist, während es mit einer Kuh zu schlachten nicht verboten ist. Daher heißt es: mit der Milch seiner Mutter.
Ein Anderes lehrt: Mit der Milch seiner Mutter; ich weiß dies nur von der Milch der Mutter, woher dies von der Milch einer größeren Schwester?
Dies ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn mit der der Mutter, mit deres zusammen zur Verzehntungin die Hürde kommt, das Kochen verboten ist, um wieviel mehr ist mit der einer [größeren] Schwester, mit der es nicht zusammen zur Verzehntung in die Hürde kommt, das Kochen verboten. Ferner heißt es: mit der Milch seiner Mutter. –
Wozu ist hierfür ein Schriftvers nötig, es wird ja [durch einen Schluß] gefolgert!? R. Aši erwiderte: Da der Schluß von der Mutter gefolgert wird, so könnte man ihn wie folgt widerlegen: wohl gilt dies von der der Mutter, mit der zusammen es zu schlachten verboten ist, während es mit einer größeren Schwester zu schlachten nicht verboten ist. Daher heißt es: mit Milch seiner Mutter. –
Wir wissen dies von einer größeren Schwester, woher dies von einer kleinerenSchwester? –
Dies ist von beiden zu folgern; [erwidert man,] wenn man es von der Mutterfolgert: wohl gilt dies von der der Mutter, mit der zusammen es zu schlachten verboten ist, so ist von der größeren Schwester [das Entgegengesetzte]zu beweisen; [erwidert man:] wohl gilt dies von der der größeren Schwester, mit der zusammen es nicht zur Verzehntung in die Hürde kommt, so ist von der Mutter [das Entgegengesetzte] zu beweisen.
Die Replikation wiederholt sich nun: die Eigenheit der einen gleicht nicht der Eigenheit der anderen, und die Eigenheit der anderen gleicht nicht der Eigenheit der einen; das Gemeinsame bei ihnen ist, daß es Fleisch mit Milch ist, und man sie zusammen nicht kochen darf, somit schließe man auch eine kleinere Schwester ein, es ist ebenfalls Fleisch mit Milch, und man darf sie nicht zusammen kochen. –
Demnach sollte man es von beidenauch hinsichtlich der größeren Schwester folgern!? –
Dem ist auch so. – Wozu heißt esdemnach: mit der Milch seiner Mutter!? – Wegen der folgenden Lehre: Mit der Milch seiner Mutter; ich weiß dies nur von der Milch der Mutter,
Daf 114b
woher dies von ihrer eigenenMilch? Dies ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn in einem Falle, wo die Frucht mit der Frucht nicht verboten ist, beim Schlachten, die Frucht mit der Mutter verbotenist, um wieviel mehr ist in einem Falle, wo die Frucht mit der Frucht verbotenist, beim Kochen, die Frucht mit der Mutterverboten. Ferner heißt es: mit der Milch seiner Mutter. –
Wozu ist hierfür ein Schriftvers nötig, es wird ja [durch einen Schluß] gefolgert!? R. Aḥadboj b. Ami erwiderte: Man könnte erwidern, von einem von einer Stute geworfenen Pferde, dem Bruder eines Maultieres, sei [das Entgegengesetzte] zu beweisen: die Frucht mit der Fruchtist verboten, während die Frucht mit der Mutter erlaubt ist. –
Hierbei veranlaßt dies ja der Samen des Vaters,
was vom von einer Stute geworfenen Maultiere, dem Bruder eines weiblichen Maultieres, zu beweisen ist: die Frucht mit der Frucht ist erlaubt, während die Frucht mit der Mutterverboten ist!?
Vielmehr, erklärte Mar, der Sohn Rabinas, könnte man erwidern, von einem Sklaven, dem Sohne einer Sklavin, dem Bruder einer Freigelassenen, sei [das Entgegengesetzte] zu beweisen: die Frucht mit der Frucht ist verboten, während die Frucht mit der Muttererlaubt ist. –
Hierbei veranlaßt dies ja der Freibrief, was von einem Sklaven, dem Sohne einer Freigelassenen und Bruder einer Sklavin, zu beweisen ist: die Frucht mit der Frucht ist erlaubt, während die Frucht mit der Mutter verboten ist!?
Vielmehr, erklärte R. Idi b. Abin, könnte man erwidern, von der Saatenmischung sei ein Gegenbeweis zu erbringen: die Frucht mit der Frucht ist verboten, während die Frucht mit der Muttererlaubt ist. – Hierbei wird ja die Frucht mit der Frucht nur durch die Mutter verboten, denn wenn Weizen und Gerste sich zusammen im Kruge befinden, sind sie nicht verboten!?
Vielmehr, erklärte R. Asi, könnte man erwidern: wohl gilt dies von der Frucht mit der Frucht, weil es zwei getrennte Körper sind, während die Frucht mit der Mutter zusammen ein Körpersind. Deshalb ist der Schriftvers nötig.
R. Aši sagte: Woher, daß Fleisch mit Milch zum Essenverboten ist? Es heißt:du sollst nichts Ekelhaftes essen, alles, was ich dir verpönt habe, darfst du nicht essen.
Ich weiß dies nur vom Essen, woher dies von der Nutznießung? – Aus einer Lehre R. Abahus, denn R. Abahu sagte im Namen R. Elea͑zars: Überall, wo es heißt: es darf nicht gegessen werden, du darfst es nicht essen, oder: ihr dürft es nicht essen, ist sowohl das Verbot des Essens als auch das Verbot der Nutznießung zu verstehen, es sei denn, daß die Schrift [das Entgegengesetzte] ausdrücklich hervorhebt, wie sie es vom Aase hervorgehoben hat, daß man es einem Fremdling schenke oder einem Nichtjuden verkaufe.
Es wird nämlich gelehrt:Ihr dürft keinerlei Aas essen; dem Fremdling, der in deinen Toren, magst du es geben, daß er es esse, oder du magst es verkaufen einem Nichtjuden. Ich weiß es nur von der Schenkung an einen Fremdling und dem Verkaufe an einen Nichtjuden, woher dies vom Verkaufe an einen Fremdling? Es heißt: dem Fremdling &c. geben oder (du magst es) verkaufen.
Woher dies vom Schenken an einen Nichtjuden? Es heißt: geben oder du magst es verkaufen einem Nichtjuden. Es ergibtsich also, ob einem Fremdling oder einem Nichtjuden, sowohl schenken als auch verkaufen – so R. Meír. R. Jehuda sagt, die Worte sind so zu verstehen, wie sie lauten: einem Fremdling schenken, einem Nichtjuden verkaufen. –
Was ist der Grund R. Jehudas? Wollte man nach der Erklärung R. Meírs auslegen, so sollte doch der Allbarmherzige geschrieben haben: ihr sollt keinerlei Aas essen, dem Fremdling, der in deinen Toren, magst du es geben, daß er es esse, und verkaufen, wenn es aber ‘oder’ heißt, so besagt dies, daß die Worte so zu verstehen sind, wie sie lauten: einem Fremdling schenken, einem Nichtjuden verkaufen. –
Und R. Meír!? – Er kann dir erwidern: das ‘oder’ deutet darauf, daß das Schenken an einen Fremdling dem Verkaufe an einen Nichtjuden vorzuziehen sei. – Und R. Jehuda!? – Dafür, daß das Schenken an einen Fremdling dem Verkaufe an einen Nichtjuden vorzuziehen sei, ist kein Schriftvers nötig; dies ist einleuchtend, denn den einen zu ernähren, bist du angehalten, den anderen zu ernähren, bist du nicht angehalten. –
Demnach sollte
Daf 115a
die am Šabbath zubereitete [Speise] verbotensein, denn diesist ja verpönt worden!? –
Die Schrift sagt:denn er ist heilig, er selbst ist heilig, nicht aber seine Erzeugnisse. –
Demnach sollte [der Ertrag] beim Pflügen mit einem Rinde und einem Eseloder beim Dreschen mit einer maulgeschlossenenKuh verboten sein, denn dies ist ja verpönt worden!? –
Wenn die Erzeugnisse des Šabbaths, der strengist, erlaubt sind, um wieviel mehr diese. –
Demnach sollte die Saatenmischung verbotensein, denn dies ist ja verpönt worden!? – Da der Allbarmherzige von der Mischfrucht eines Weinberges bekundet hat:damit es nicht heilig werde, damit es nicht im Feuer verbranntwerde, so ist demnach die Saatenmischung erlaubt. –
Vielleicht ist die Mischfrucht eines Weinberges verboten sowohl zum Essen als auch zur Nutznießung, während die Saatenmischung verboten ist nur zum Essen, zur Nutznießung aber erlaubt!? – Es wird mit der Kreuzung von Tieren verglichen, wie es heißt:dein Vieh sollst du nicht gemischt begatten lassen, dein Feld sollst du nicht gemischt säen; wie beim Vieh das, was daraushervorkommt, erlaubt ist, ebenso ist beim Felde das, was daraushervorkommt, erlaubt. –
Woher dies von der Kreuzung beim Vieh? – Da der Allbarmherzige Mischlinge für Gottverboten hat, so sind sie wohl für Gemeine erlaubt. –
Vieh und Jungessollten ja verboten sein!? – Da der Allbarmherzige das der Zeit Ermangelndefür Gott verboten hat, so ist es wohl für Gemeine erlaubt. –
Der fliegenzulassende Vogelsollte ja verboten sein!? – Die Tora hat das Fliegenlassen nicht zum Anstoßeangeordnet.
Reš Laqiš sagte: Woher, daß Fleisch mit Milch [zu essen] verboten ist? Es heißt:ihr sollt davon nicht halbroh und als Gekochtes gekocht essen; [das Wort] gekocht ist ja überflüssig, und wenn es trotzdem steht, so besagt dies, daß es noch anderes Gekochtes gibt, das diesemgleicht, nämlich Fleisch mit Milch.
R. Joḥanan sprach zu ihm:
Daf 115b
Mißfällt dir denn folgende LehreRabbis!?Du sollst es nicht essen, die Schrift spricht von Fleisch mit Milch.
Du sagst, die Schrift spreche von Fleisch mit Milch, vielleicht ist dem nicht so, sondern von irgend einem anderen in der Tora verbotenen Dinge!? Ich will dir sagen: dies ist zu folgern durch [eine der] dreizehn Regeln, durch die die Tora auszulegen ist, daß nämlich ein [Gesetz] aus dem Zusammenhange auszulegen sei. Diese Schriftstelle spricht von zwei Arten, ebenso spricht auch [dieser Schriftvers] von zwei Arten. –
Aus diesem Schriftverse würde man es nur vom Essen gewußt haben, nicht aber von der Nutznießung, so lehrt er uns. –
Woher weiß Rabbi dies von der Nutznießung? – Er entnimmt dies aus folgendem. Hierbeiheißt es: denn du bist ein dem Herrn geheiligtes Volk, und dortheißt es: es soll keinen Geheiligtenin Jisraél geben, wie es sich dort um einen Genußhandelt, ebenso ist auch hierbei der Genußzu verstehen.
In der Schule R. Elie͑zers wurde gelehrt:Ihr sollt keinerlei Aas essen &c.; die Tora sagt damit, daß, wenn man es verkaufen will man es nicht kochenund verkaufen dürfe.
In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Es heißt dreimal:du sollst kein Böckchen mit der Milch seiner Mutter kochen; einmal [deutet es] auf das Verbot des Essens, einmal auf das Verbot der Nutznießung und einmal auf das Verbot des Kochens.
Es wird gelehrt: Isi b. Jehuda sagte: Woher, daß Fleisch mit Milch verboten ist? Hierbei heißt es: denn du bist ein geheiligtes Volk, und dortheißt es: heilige Leute sollt ihr mir sein, Fleisch auf dem Felde, Zerrissenes, dürft ihr nicht essen; wie es dort verboten ist, ebenso ist es auch hierbei verboten.
Ich weiß dies nur vom Essen, woher dies von der Nutznießung? Dies ist [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn Ungeweihtes, wodurch kein Verbot begangen worden ist, zur Nutznießung verbotenist, um wieviel mehr ist Fleisch mit Milch, wodurch ein Verbot begangen worden ist, zur Nutznießung verboten.
[Erwidert man:] wohl gilt dies vom Ungeweihten, das keine Zeit der Tauglichkeithatte,
so ist vom Gesäuerten am Pesaḥfeste [das Entgegengesetzte] zu beweisen: es hatte eine Zeit der Tauglichkeit und ist dennoch zur Nutznießung verboten; [erwidert man:] wohl gilt dies vom Gesäuerten am Pesaḥfeste, das mit der Ausrottungbelegt ist,
so ist von der Mischfrucht des Weinberges[das Entgegengesetzte] zu beweisen: es ist nicht mit der Ausrottung belegt und dennoch zur Nutznießung verboten. –
Wozu ist [der Schluß durch] Wortanalogienötig, allesist ja [durch den Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere, vom Ungeweihten zu folgern: wenn das Ungeweihte, wodurch kein Verbot begangen worden ist, sowohl zum Essen als auch zur Nutznießung verboten ist, um wieviel mehr ist Fleisch mit Milch, wodurch ein Verbot begangen worden ist, sowohl zum Essen als auch zur Nutznießung verboten!? –
Man könnte erwidern: vom Pflügen mit einem Rinde und einem Eselund vom Dreschen mit einer maulgeschlossenen Kuhist [das Entgegengesetzte] zu beweisen: dadurch ist ein Verbot begangen worden, dennoch ist [der Ertrag] erlaubt. –
Wozu bringt er einen Gegenbeweis von der Mischfrucht des Weinberges, er kann ja den Gegenbeweis vom Ungeweihtenbringen, und es, wenn die Replikation wiederholt wird, vom Gemeinsamenfolgern!?
R. Aši erwiderte: Man könnte erwidern, vom Aase sei [das Entgegengesetzte] zu beweisen: es ist zum Essen verboten, zur Nutznießung aber erlaubt.
R. Mordekhai sprach zu R. Aši: Folgendes sagten wir im Namen des Reš Laqiš: die Widerlegung [eines Schlusses] vom Gemeinsamen kann nur von diesem selbsterfolgen, nicht aber von anderem. –
Demnach sollte es doch [durch einen Schluß] vom Gemeinsamen gefolgert werden!? – Man könnte erwidern: das Gemeinsame hei ihnen ist, daß sie Bodengewächse sind. –
Demnach ist ja auch jetztzu erwidern: wohl gilt dies von der Mischfrucht des Weinberges, weil sie ein Bodengewächs ist!?
R. Mordekhaj sprach zu R. Aši: Folgendes sagten wir im Namen des Reš Laqiš: gegen [einen Schluß] vom Gemeinsamen ist alles möglicheeinzuwenden, eine Entgegnung aber hat nur dann Geltung, wenn auf eine erleichternde oder erschwerende Eigenheithingewiesen wird, nicht aber, wenn sie unwesentlich ist. –
Es ist ja aber von allen zusammenzu entgegnen: wohl gilt dies bei allen zusammen, die Bodengewächse sind!?
Vielmehr, sprach R. Mordekhaj zu R. Aši, folgendes sagten wir im Namen des Reš Laqiš:
Daf 116a
wird eines von einem [gefolgert, so ist dies durch einen Hinweis auf] eine erleichternde oder erschwerende Eigenheit zu widerlegen, nicht aber, wenn sie unwesentlich ist, wenn eines von zwei, so ist dies durch jeden möglichen Einwand zu widerlegen,
wenn eines von dreien, so ist, wenn die Replikation sich wiederholen läßt und vom Gemeinsamen gefolgert wird, dies durch jeden möglichen Einwand zu widerlegen, wenn aber nicht, so ist dies nur durch einen Hinweis auf eine erleichternde oder erschwerende Eigenheit zu widerlegen, nicht aber, wenn sie unwesentlich ist. –
Es ist ja zu erwidern: wohl gilt dies von der Mischfrucht des Weinberges, da siekeine Zeit der Tauglichkeit hatte!? R. Ada b. Ahaba erwiderte: Dies besagt eben, daß von der Mischfrucht des Weinberges auch die Wurzel verboten ist, und diese hatte vor dem Keimen eine Zeit der Tauglichkeit.
R. Šema͑ja b. Zee͑ra wandte ein: Wenn jemand einen durchlochten Pflanzentopfdurch einen Weinberg getragen hat, so ist er, wenn erum ein Zweihundertstel gewachsen ist, verboten. Nur wenn er gewachsen ist, sonst abernicht!?
Abajje erwiderte: Es sind zwei Schriftverse vorhanden; es heißt:daß der Ertrag nicht heilig würde, und es heißt:die Saat;
wie ist dies nun zu erklären? Ist von vornherein dagesät worden, so erfolgt es beim Keimen, ist das Gesäte da hineingebracht worden, so erfolgt es nur dann, wenn es gewachsen ist, nicht aber, wenn es nicht gewachsen ist.
Unsre Mišna vertritt nicht die Ansicht des Autors der folgenden Lehre: R. Šimo͑n b. Jehuda sagte im Namen R. Šimo͑ns: Fleisch mit Milch ist zum Essen verboten und zur Nutznießung erlaubt, denn hierbei heißt es: du bist ein geheiligtes Volk, und dortheißt es: heilige Leute sollt ihr mir sein;
wie es dort zum Essen verboten und zur Nutznießung erlaubt ist, ebenso ist es auch hierbei zum Essen verboten und zur Nutznießung erlaubt.
R. A͑QIBA SAGTE: BEI WILD UND GEFLÜGEL &C. Diesesind ja für die Lehre Šemuélsverwandt worden!? –
R. A͑qiba ist der Ansicht, ein Verbot erstrecke sich auf Verbotenes, somit sind wegen des Talges und des Verendeten keine besonderen Schriftverse nötig, auch gilt der Embryo als richtiges Böckchen; demnach sind sie überflüssig und schließen Wild, Geflügel und unreines Vieh aus.
R. JOSE DER GALILÄER SAGTE: ES HEISST: ihr sollt keinerlei [Aas] essen. Welchen Unterschied gibt es zwischen R. Jose dem Galiläer und R. A͑qiba? –
Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich eines Wildes; R. Jose der Galiläer ist der Ansicht, das Wild sei nach der Tora, und R. A͑qiba ist der Ansicht, das Wild sei rabbanitisch [mit Milch verboten].
Wenn du aber willst, sage ich, ein Unterschied bestehe zwischen ihnen hinsichtlich des Geflügels; R. A͑qiba ist der Ansicht, Wild und Geflügel seien zwar nicht nach der Tora, jedoch rabbanitisch verboten, und R. Jose der Galiläer ist der Ansicht, das Geflügel sei auch rabbanitisch nicht verboten.
Ebenso wird auch gelehrt: In der Ortschaft R. Elie͑zers fällte manHolz zur Bereitung von Kohlen zur Bearbeitung des Eisens. In der Ortschaft R. Jose des Galiläers aß man Geflügel mit Milch.
Einst kam Levi zu Joseph dem Jägerund man setzte ihm einen Pfauenkopf in Milch vor, und er sagte ihnen nichts. Als er hierauf zu Rabbi kam, sprach dieser zu ihm: Weshalb hast du sie nicht in den Bann getan?
Er erwiderte: Es ist die Ortschaft des R. Jehuda b. Bethera, und ich dachte, er habe ihnen nach R. Jose dem Galiläer entschieden, der lehrt: ausgenommen das Geflügel, das keine Muttermilch hat.
v DAS LAB [VON EINEM VIEH] EINES NICHTJUDEN UND VON AAS IST VERBOTEN. LÄSST MAN [MILCH] MIT DER LABHAUT (EINES TAUGLICHEN VIEHS) GERINNEN,
Daf 116b
SO IST SIE, WENN EIN GESCHMACK ÜBERTRAGEN WIRD, VERBOTEN. HAT EIN TAUGLICHES [VIEH] VON EINEM TOT VERLETZTEN GESOGEN, SO IST DAS LAB VERBOTEN; HAT EIN TOTVERLETZTES VON EINEM TAUGLICHEN GESOGEN, SO IST DAS LAB ERLAUBT, WEIL ES DARIN ANGESAMMELT BLEIBT.
GEMARA. Ist denn das Lab von einem von Nichtjuden [geschlachteten Vieh] nicht Aas!? R. Hona erwiderte: Hier handelt es sich um den Fall, wenn man ein Böckchen von einem Nichtjuden gekaufthat, wobei zu berücksichtigen ist, es kann von einem totverletzten [Vieh] gesogen haben. –
Ist denn zu berücksichtigen, es kann von einem totverletzten [Vieh] gesogen haben, wir haben ja gelernt, man dürfe Eier von Nichtjuden kaufen und befürchte weder Aas noch Totverletztes!? – Lies vielmehr: man berücksichtige, es kann von einem unreinen [Vieh] gesogen haben. –
Weshalb ist Totverletztes nicht zu berücksichtigen und Unreines wohl? – Totverletztes ist nicht häufig, Unreines ist häufig. –
Wenn es häufig ist, so sollte dies auch bei unsberücksichtigt werden!? – Bei unsren haben die Rabbanan, da wir uns davon fern halten, und wenn wir essehen, wir sie sondern, keine Maßregel getroffen, bei ihren aber, die sich davon nicht fern halten, und wenn sie es sehen, sie nicht sondern, haben die Rabbanan eine Maßregel getroffen.
Šemuél erklärte: Es gehört zusammen: das Lab von einem von einem Nichtjuden geschlachteten Vieh ist Aas. –
Kann Šemuél dies denn gesagt haben, Šemuél sagte ja, man habe Käse von Nichtjuden deshalb verboten, weil sie ihn mit der Labhaut von Aas gerinnen lassen, demnach ist das Lab selbst erlaubt!? –
Das ist kein Einwand; eines [lehrte er] vor dem Rücktrittund eines nach dem Rücktritt.
HAT EIN TAUGLICHES [VIEH] VON EINEM TOTVERLETZTEN GESOGEN &C. Im Anfangsatze lehrt er ja aber, das Lab [von einem Vieh] eines Nichtjuden und von Aas sei verboten!?
R. Ḥisda erwiderte: Im Falle des Anfangsatzes hat es den Anschein, als äße man Aas, hierbei aber ist es ja geschlachtet.
Raba sprach zu ihm: Dies ist ja vernunftwidrig: wenn es beim Aase, das ekelhaft ist, und auch wenn das Lab erlaubt wird, man nicht dazu kommen würde, davon zu essen, verboten ist, um wieviel mehr sollte dies von totverletzt Geschlachtetem gelten, da man, wenn das Lab erlaubt wird, dazu kommen könnte, davon zu essen!?
Vielmehr, erklärte R. Jiçḥaq im Namen R. Joḥanans, dies ist kein Einwand; eines wurde vor dem Rücktritt und eines nach dem Rücktritt [gelehrt], und an der Lehre ist nichts geändert worden.
R. Ḥija b. Abba sagte im Namen R. Joḥanans: Man darf [Milch] mit dem Lab von Aas gerinnen lassen, nicht aber mit dem Lab von von einem Nichtjuden Geschlachtetem. R. Šimo͑n b. Abba sprach vor ihm: Wohl nach R. Elie͑zer, welcher sagt, ein Nichtjude denkegewöhnlich an seinen Götzen?
Dieser erwiderte: Nach wem sonst?
Als R. Šemuél b. R. Jiçḥaq kam, sagte er im Namen R. Joḥanans: Man darf [Milch] gerinnen lassen sowohl mit dem Lab von Aas, als auch mit dem Lab von von einem Nichtjuden Geschlachtetem, ohne die Ansicht R. Elie͑zers zu berücksichtigen.
Die Halakha ist: man darf keine [Milch] gerinnen lassen mit der Labhaut von Aas, wohl aber mit dem Lab von Aas und dem Lab von von einem Nichtjuden Geschlachtetem. Ferner auch mit dem Lab eines tauglichen [Viehs], das von einem totverletzten gesogen hat, und um so mehr mit dem Lab eines totverletzten, das von einem tauglichen gesogen hat, denn die angesammelte Milch ist nichts weiter als [vom Körper] Getrenntes.
vi IN MANCHER HINSICHT IST ES BEIM TALGE STRENGER ALS BEIM BLUTE UND IN MANCHER IST ES BEIM BLUTE STRENGER ALS BEIM TALGE. STRENGER IST ES BEIM TALGE, DENN BEIM TALGE GIBT ES EINE
Daf 117a
VERUNTREUUNGUND MAN IST WEGEN DESSEN SCHULDIG WEGEN VERWERFLICHEM, ÜBRIGGEBLIEBENEM UND UNREINHEIT, WAS ABER BEIM BLUTE NICHT DER FALL IST.
STRENGER IST ES BEIM BLUTE, DENN [DAS VERBOT] DES BLUTES HAT GELTUNG BEIM VIEH, BEIM WILD UND BEIM GEFLÜGEL, SOWOHL BEI UNREINEN ALS AUCH BEI REINEN, WÄHREND DAS DES TALGES NUR BEIM REINEN VIEHGELTUNG HAT.
GEMARA. Woher dies? R. Jannaj erwiderte: Die Schrift sagt:wie es vom Rinde der Heilsopferschlachtung abgehoben wird; was ist von jetztab vom Rinde der Heilsopferschlachtung zu lernen?
Was lehren sollte, lerntnun; er vergleicht das Rind der Heilsopferschlachtung mit dem Farren des gesalbten Priesters: wie es beim Farren des gesalbten Priesters eine Veruntreuung gibt, ebenso gibt es beim Rind der Heilsopferschlachtung eine Veruntreuung.
R. Ḥanina sprach zu ihm: Mißfällt dir denn das, was Rabbi lehrte!?Aller Talg gehört dem Herrn, dies schließt die Opferteile der minderheiligen Opfer hinsichtlich der Veruntreuung ein.
Abajje erwiderte: Beides ist nötig. Würde der Allbarmherzige nur Talg geschrieben haben, so könnte man glauben, dies gelte nur vom Talge, nicht aber vom Leberlappen und den beiden Nieren, daher schrieb er auch: wie abgehoben wird.
Und würde der Allbarmherzige nur geschrieben haben: wie abgehoben wird, so könnte man glauben, dies gelte nicht vom Fettschwanze, da ein Rindeinen solchen nicht hat, daher schrieb er auch: aller Talg.
R. Mari sprach zu R. Zebid: Wenn der Fettschwanz Talg heißt, so sollte er zum Essen verboten sein!? Dieser erwiderte: Deinetwegen sagt die Schrift:aller Talg von Rind. Schaf und Ziege, das, was bei Rind, Schaf und Ziege gleich ist.
R. Aši erwiderte: Dieses heißt wohl Schwanzfett, nicht aber schlechthin Fett. – Demnach sollte es dabei keine Veruntreuung geben!? – Am richtigsten ist vielmehr die Erwiderung R. Zebids.
WAS ABER BEIM BLUTE NICHT DER FALL IST. Woher dies? U͑la erwiderte: Die Schrift sagteuch, es gehört euch. In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt:Zur Sühne, ich habe es zur Sühne bestimmt, nicht aber zur Veruntreuung.
R. Joḥanan erklärte: Die Schrift sagtes, es ist vor der Sühneebenso wie nach der Sühne: wie es dabei nach der Sühne keine Veruntreuung gibt, ebenso gibt es dabei vor der Sühne keine Veruntreuung. –
Vielleicht nach der Sühne wie vor der Sühne: wie es dabei vor der Sühne eine Veruntreuung gibt, ebenso gibt es dabei nach der Sühne eine Veruntreuung!? – Du hast nichts, wobei es eine Veruntreuung gibt, nachdem damit das Gebot ausgeübt worden ist. –
Etwa nicht, dies ist ja bei der abgehobenen Ascheder Fall: damit ist das Gebot ausgeübt worden, und es gibt dabei eine Veruntreuung, denn es heißt:er lege sie neben den Altar!? –
Vom Abheben der Asche und von den Priestergewändernlehren zwei Schriftverse dasselbe, und wenn zwei Schriftverse dasselbe lehren, so ist von diesen nichts zu folgern.
Allerdings nach den Rabbanan, welche sagen, [die Worte]und lege sie da nieder lehren, daß sie verwahrt werdenmüssen, wie ist es aber nach R. Dosa zu erklären, welcher sagt, nur er dürfe sie nicht an einem folgenden Versöhnungstage benutzen!? –
Vielmehr, vom Abheben der Asche und vom genickbrochenen Kalbelehren zwei Schriftverse dasselbe, und wenn zwei Schriftverse dasselbe lehren, so ist von diesen nichts zu folgern. –
Allerdings nach demjenigen, welcher sagt, es sei nicht zu folgern, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, es sei wohl zu folgern!? –
Daf 117b
Diesbezüglich sind [zwei] Ausschließungen vorhanden; da heißt es:lege sie, und dort heißt es:dem das Genick gebrochen wurde. –
Wozu sind drei Schriftverse wegen des Blutes nötig? –
Einer zur Ausschließung vom Übriggebliebenen, einer zur Ausschließung von der Veruntreuung und einer zur Ausschließung von der Unreinheit.
Wegen der Verwerflichkeit aber ist kein Schriftvers nötig, denn wir haben gelernt, bei allem, was Erlaubtmachendeshat, ob für Menschen oder für den Altar, sei man wegen Verwerflichkeit schuldig, während das Blut seihst Erlaubtmachendes ist.
i DIE HAUT, DIE GALLERTE, DER BODENSATZ, DER ABFALL, DIE KNOCHEN, DIE SEHNEN, DIE HÖRNER UND DIE KLAUEN
WERDEN VEREINIGT HINSICHTLICH DER VERUNREINIGUNGSFÄHIGKEIT VON SPEISEN, NICHT ABER HINSICHTLICH DER UNREINHEIT DES AASES.
DESGLEICHEN IST EIN UNREINES VIEH, DAS MAN FÜR EINEN NICHTJUDEN GESCHLACHTET HAT UND NOCH ZUCKT, VERUNREINIGUNGSFÄHIG HINSICHTLICH DER UNREINHEIT VON SPEISEN, ALS AAS ABER NICHT EHER VERUNREINIGEND, ALS BIS ES VERENDET IST ODER MAN IHM DEN KOPF ABGESCHLAGEN HAT. DIE UNREINHEIT DER SPEISEN IST SOMIT UMFASSENDER ALS DIE UNREINHEIT DES AASES.
R. JEHUDA SAGT, WEGEN DES ZUSAMMENGELESENEN ABFALLS SEI MAN, WENN EINE OLIVE AN EINER STELLE VORHANDEN IST, SCHULDIG.
GEMARA. Unsre Mišna lehrt somit das, was die Rabbanan gelehrt haben: Der Schutzbalg gilt [als Speise] bei der leichten Unreinheit, nicht aber bei der schweren Unreinheit. –
Woher, daß der Schutzbalg als solche gilt bei der leichten Unreinheit? – In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt:Auf irgend eine Saat, die gesät wird; wie man ihn zum Säen hinausbringt, Weizen mit der Schale, Gerste mit der Schale und Linsen mit der Schale. –
Woher, daß der Schutzbalg nicht als solche gilt bei der schweren Unreinheit? – Die Rabbanan lehrten:Sein Aas, nicht aber die Haut, an der keine Olive Fleisch ist.
Daf 118a
Man könnte glauben, wer die Rückseite gegenüber dem Fleische berührt, sei nicht unrein, so heißt es:ist unrein. –
Wie meint er es? Raba, nach anderen Kadi, erwiderte: Diese Lehre ist lückenhaft und muß wie folgt lauten: Sein Aas, nicht aber die Haut, an der keine Olive Fleisch ist, das aber durch die Haut zur Olivengröße ergänzt wird.
Man könnte glauben, auch die Haut, an der eine Olive Fleisch ist, sei auszuschließen, daß, wer die Rückseite gegenüber dem Fleische berührt, nicht unrein sei, und sie nicht einmal als Stielgelte,
so heißt es: ist unrein.
Dort haben wir gelehrt: Alles, was als Stiel und nicht als Schutzbalg dient, wirdunrein, machtunrein und wird nichtvereinigt;
was als Schutzbalg dient, selbst wenn nicht als Stiel, wird unrein, macht unrein und wird vereinigt; was weder als Stiel noch als Schutzbalgdient, wird nicht unrein und macht nicht unrein. –
Wo wird der Stiel in der Schrift genannt? – Es heißt:wenn Wasser auf Saat gekommen ist und etwas von ihrem Aase auf sie fällt, so ist sie für euch unrein, für euch, für all eure Verwendungen, dies schließt den Stiel ein.
Ferner heißt es:und wenn vom Vieh, das euch zum Essen dient, eines verendet, euch, für all eure Verwendungen, dies schließt den Stiel ein; den Stiel beim Hineinbringenund den Stiel beim Herausbringen.
Wegen des Schutzbalges beim Hineinbringen und beim Herausbringenist ja kein Schriftvers nötig, dies ist ja [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere vom Stiele zu folgern: wenn der Stiel, der keinen Schutz gewährt, [die Unreinheit] hineinbringt und herausbringt, um wieviel mehr der Schutzbalg;
da aber der Allbarmherzige dies dennoch vom Schutzbalge geschriebenhat, so deutet dies auf die Vereinigung. –
Vielleicht gilt dies beim Stiele nur vom Hineinbringen und nicht vom Herausbringen, und beim Schutzbalge vom Hineinbringen und vom Herausbringen, nicht aber vom Herausbringen beim Stiele und von der Vereinigung beim Schutzbalge!? –
Du kannst nicht sagen, daß dies beim Stiele nur vom Hineinbringen und nicht vom Herausbringen gelte; wenn er [die Unreinheit] hineinbringt, um wieviel mehr bringt er sie heraus. –
Vielleicht gilt dies beim Stiele nur vom Herausbringen und nicht vom Hineinbringen, und beim Schutzbalge vom Herausbringen und vom Hineinbringen, nicht aber vom Hineinbringen beim Stiele und von der Vereinigung beim Schutzbalge!? –
Hinsichtlich des Stieles ist ein überflüssiger Schriftvers vorhanden:Ofen und Herd sollen zertrümmert werden &c. euch,
für all eure Verwendungen, dies schließt den Stiel ein. –
Welcher von ihnen ist überflüssig? –
Der Allbarmherzige sollte es bei der Saat geschrieben haben, und man würde es von dieser hinsichtlich der anderen gefolgert haben. – [Man könnte erwidern:] wohl gilt dies bei der Saat, weil bei dieser die Unreinheit umfassender ist. –
Der Allbarmherzige sollte es beim Ofen geschrieben haben, und man würde es von diesem hinsichtlich der anderen gefolgert haben. – [Man könnte erwidern:] wohl gilt dies beim Ofen, der durch den Innenraumverunreinigend ist. –
Der Allbarmherzige sollte dies beim Aase geschrieben haben, und man würde es von diesem hinsichtlich der anderen gefolgert haben. – [Man könnte erwidern:] wohl gilt dies beim Aase, da es Menschen verunreinigt, durch Tragenverunreinigend ist und die Unreinheit aus diesem selbst kommt. –
Wenn es auch hinsichtlich des einen von einem nicht zu folgern ist, so ist ja aber hinsichtlich des einen von zweien zu folgern!? –
Hinsichtlich wessen sollte es gefolgert werden? – Sollte der Allbarmherzige es nicht bei der Saat geschrieben, und man würde es hinsichtlich dessen von jenen gefolgert haben. – [Man könnte erwidern:] wohl gilt dies bei jenen, da sie ohne Befähigung unrein werden, während die Saat nur durch Befähigungunrein wird.
R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, entgegnete: Unbefähigte Früchte gleichen ja einem unfertigen Ofen!? –
Vielmehr könnte man folgendes erwidern: wohl gilt dies bei jenen, da sie ohne Berührung unrein werden, während die Saat nur durch Berührung unrein wird. –
Der Allbarmherzige sollte es nicht beim Ofen geschrieben haben, und man würde es hinsichtlich dessen von jenen gefolgert haben. – [Man könnte erwidern:] wohl gilt dies bei jenen, die Speisen sind. –
Der Allbarmherzige sollte es nicht beim Aase geschrieben haben, und man würde es von jenen gefolgert haben. – Dem ist auch so. Die Nennung des Stieles beim Aas, die hinsichtlich dessen nicht nötig ist, ist vielmehr auf den Stiel in anderen Fällenzu beziehen,
somit gilt dies beim Stiele vom Hineinbringen und vom Herausbringen [der Unreinheit] und beim Schutzbalge von der Vereinigung. –
Aber die Nennung des Stieles beim Aase ist ja nötig, denn hätte der Allbarmherzige ihn beim Aas nicht genannt, so würde man gesagt haben, es genüge, wenn das, was gefolgert wird, dem gleicht, wovon gefolgert wird: wie jeneeinen Menschen nicht unrein machen, ebenso mache auch das Aaseinen Menschen nicht unrein!? –
Vielmehr, die Nennung des Stieles beim Aase ist nötig, und überflüssig ist die Nennung des Schutzbalges beim Aase. Wozu hat der Allbarmherzige dies geschrieben: wenn wegen der Vereinigung, so sagst du ja, er werde nicht vereinigt, wenn wegen des Herausbringens [der Unreinheit], so ist dies ja [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere vom Stiele zu folgern?
Vielmehr ist es, da es auf den Schutzbalg beim Aase nicht zu beziehen ist, auf den Stiel beim Aase zu beziehen, und da es auch vom Stiele beim Aase nicht nötig ist, so ist es auf den Stiel in anderen Fällenzu beziehen, somit gilt dies beim Stiele vom Herausbringen und vom Hineinbringen [der Unreinheit] und beim Schutzbalge von der Verunreinigung. –
Daf 118b
Vielleicht aber ist es, da es vom Schutzbalge beim Aase nicht nötig ist, auf den Schutzbalg in anderen Fällen zu beziehen, somit gilt dies nur vom Hineinbringen und von der Vereinigung beim Schutzbalge, nicht aber vom Hineinbringen beim Stiele!? –
Vielmehr, der Stiel wird beim Hineinbringengenannt. –
Wozu ist die Nennung des Schutzbalges beim Aase nötig? – An sich. –
In welcher Hinsicht: wenn hinsichtlich der Vereinigung, so sagst du ja, er werde nicht vereinigt, und wenn hinsichtlich des Hineinbringens und des Herausbringens [der Unreinheit], so ist dies ja [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere vom Stiele zu folgern!? – Die Schrift bemüht sich, auch das niederzuschreiben,
was [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern wäre. – Demnach ist ja auch hinsichtlich des Schutzbalges in anderen Fällen zu erwidern, die Schrift bemühe sich, auch das niederzuschreiben, was [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern wäre!? –
Wenn etwas aus diesemzu deuten ist, deute man.
R. Ḥabiba erwiderte: Anders verhält es sich beim Schutzbalge des Aases; da dieser nur als Stieldient, so beziehe man ihnauf den Stiel.
R. Jehuda b. Jišma͑él wandte ein: Wieso haben wir demnach gelernt, der Kelch des Granatapfels werde mit diesem vereinigtund die Blüte werde nicht vereinigt,
man sollte ja sagen:auf Saat zum Säen, was hierbei nicht der Fallist!?
Ferner haben wir gelernt, die Haut, die Gallerte, der Bodensatz &c. werden vereinigt; woher dies hinsichtlich der Verunreinigung von Speisen!? –
Vielmehr, es sind drei Schriftworte vorhanden: auf irgend eine Saat, zum Säen, die gesät wird; eines deutet auf den Schutzbalg von Saatfrüchten, eines auf den Schutzbalg von Baumfrüchten und eines auf den Schutzbalg von Fleisch, Eiern und Fischen.
R. Ḥija b. Aši sagte im Namen Rabhs: Der Stiel hat Geltung bei der Unreinheit, nicht aber bei der Befähigung.
R. Joḥanan aber sagt, der Stiel habe Geltung bei der Unreinheit und bei der Befähigung. –
Worin besteht ihr Streit? – Wenn du willst, sage ich: in einer Auffassung, und wenn du willst, sage ich: in einem Schriftverse.
Wenn du willst, sage ich: in einem Schriftverse; einer ist der Ansicht, Schriftworte seien auf das Vorangehende, nicht aber auf das dem Vorangehenden Vorangehendezu beziehen,
und einer ist der Ansicht, Schriftworte seien auf das Vorangehende und auf das dem Vorangehenden Vorangehende zu beziehen.
Wenn du willst, sage ich: in einer Auffassung; einer ist der Ansicht, die Befähigung sei der Beginn der Unreinheit, und einer ist der Ansicht, die Befähigung sei nicht der Beginn der Unreinheit.
Es gibt eine Lehre übereinstimmend mit R. Joḥanan: Wie der Stiel Geltung hat bei der Unreinheit, so hat der Stiel Geltung bei der Befähigung; und wie ferner [Früchte] für die Unreinheit empfänglich sind, erst wenn sie gepflückt sind, ebenso sind sie für die Befähigung empfänglich, erst wenn sie gepflückt sind.
Rabh sagte, bei einem Quantum unter Olivengröße habe der Stiel keine Geltung, und bei einem Quantum unter Bohnengröße habe der Schutzbalg keine Geltung.
R. Joḥanan aber sagte, bei einem Quantum unter Olivengrößehabe der Stiel Geltung und bei einem Quantum unter Bohnengröße habe der Schutzbalg Geltung.
Man wandte ein: Wenn man die Enden von zwei Knochen, an denensich zwei halbe Oliven [Fleisch] befinden, in einen Raum bringt und der Raum sie bezeltet, so ist der Raumunrein.
Jehuda b. Neqosa sagte im Namen R. Ja͑qobs: Wieso können zwei Knochen zur Olivengröße vereinigtwerden!?
Daf 119a
Worauf bezieht es Rabh: dient [der Knochen] als Stiel, so widerspricht ihm ja der Anfangsatz,
und dient er als Schutzbalg, so widerspricht ihm ja der Schlußsatz!? –
Wenn du willst, sage ich: als Schutzbalg, und wenn du willst, sage ich: als Stiel.
Wenn du willst, sage ich: als Stiel, und er ist der Ansicht des Jehuda b. Neqosa; wenn du willst, sage ich: als Schutzbalg, und er ist der Ansicht des ersten Autors.
R. Joḥanan aber erklärt das ganze, wenn er als Stiel dient, und er ist der Ansicht des ersten Autors. –
Komm und höre: R. Jehuda sagte: Ist am Schenkelknochen eine Olive Fleisch, so zieht es das ganze nach sichhinsichtlich der Unreinheit. Andere sagen, auch wenn solches nur in Bohnengröße daran ist, ziehe es das ganze nach sich hinsichtlich der Unreinheit.
Worauf bezieht es Rabh: dient er als Stiel, so widerspricht ihm ja der Schlußsatz, und dient er als Schutzbalg, so widerspricht ihm ja der Anfangsatz!? –
Wenn du willst, sage ich: als Stiel, und er ist der Ansicht R. Jehudas; wenn du willst, sage ich: als Schutzbalg, nach den anderen.
R. Joḥanan aber erklärt das ganze, wenn er als Schutzbalg dient, und er ist der Ansicht der anderen. –
Diese sagen ja: in Bohnengröße!? –
Da der erste Autor eine Größe nennt, nennen sie ebenfallseine Größe.
Raba sagte: Es ist auch zu beweisen, daß es sich um den Fall handelt, wenn er als Schutzbalg dient, denn er lehrt es vom Schenkelknochen. Schließe hieraus.
Es wurde gelehrt: R. Ḥanina sagte, diessei die normierte Größe, und R. Joḥanan sagte, dies sei nicht die normierte Größe. –
Wieso nicht die normierte Größe, er lehrt ja: in Bohnengröße!? – Da der erste Autor eine Größe nennt, nennen sie ebenfalls eine Größe. –
Komm und höre: R. Elea͑zar b. A͑zar ja erklärt solche von Bohnen als rein und solche von [anderen] Hülsenfrüchten als unrein, weil man sie zum Betasten wünscht. –
Wie R. Aḥa, der Sohn Rabas, erklärt hat, da werde vom Stengel gesprochen, weil er als Stiel dient,
ebenso wird auch hierbei vom Stengel gesprochen, weil er als Stiel dient. – Was heißt demnach zum Betasten? – Zum Anfassen. –
Komm und höre: In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Auf irgendeine Saat, zum Säen, die gesät wird, wie man sie [zum Säen] hinausbringt, Weizen mit der Schale, Gerste mit der Schale und Linsen mit der Schale!? –
Anders verhält es sich bei einem Geschöpfe.
R. Oša͑ja fragte:
Daf 119b
Werden zwei Schutzbälge vereinigt? –
In welchem Falle: wollte man sagen, wenn sie sich übereinander befinden, so gibt es ja keinen Schutzbalg für einen Schutzbalg!?
Wir haben nämlich gelernt: R. Jehuda sagte: Die Zwiebel hat drei Schalen; die innere wird, ob ganz oder durchgestoßen, vereinigt, die mittlere wird ganz vereinigt, durchgestoßen nicht vereinigt, die äußere ist, ob so oder so, nicht verunreinigungsfähig. –
R. Oša͑ja fragte hinsichtlich der Schutzbälge einer geteiltenSpeise;
werden sie, da der eine die andere und der andere die eine [Hälfte] nicht schützt, nicht vereinigt,
oder aber werden sie, da der eine die eine und der andere die andere schützt, wohl vereinigt? –
Komm und höre: R. Elea͑zar b. A͑zar ja erklärt solche von Bohnen als rein und solche von [anderen] Hülsenfrüchten als unrein, weil man sie zum Betasten wünscht.
R. Aḥa, der Sohn Rabas, erwiderte: Hier wird vom Stengel gesprochen, weil er als Stiel dient. – Was heißt demnach zum Betasten? – Zum Anfassen. –
Komm und höre: In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Auf irgendeine Saat, zum Säen, die gesät wird, wie man sie zum Säen hinausbringt, Weizen mit der Schale, Gerste mit der Schale und Linsen mit der Schale. –
Wie R. Aḥa, der Sohn Rabas, erklärt hat, da werde vom Stengel gesprochen, weil er als Stiel dient,
ebenso wird hier vom Halm gesprochen, weil er als Schutzbalg dient. –
Allerdings benötigen die oberen der unteren, wieso aber benötigen die unteren der oberen? – Diesgilt von einer Reihe. –
Gibt es denn eine Reihe, die eine Eigröße Speise hat? – Beim Weizen des Šimo͑n b. Šaṭaḥ.
Da du nun darauf gekommen bist, so ist auch hinsichtlich des Weizenszu erklären, dies gelte vom Weizen des Šimo͑n b. Šaṭaḥ·
Der Text: Wenn man die Enden von zwei Knochen, an denen sich je zwei halbe Oliven [Fleisch] befinden, in einen Raum bringt und der Raum sie bezeltet, so ist der Raum unrein.
Jehuda b. Neqosa sagte im Namen R. Ja͑qobs: Wieso können zwei Knochen zur Olivengröße vereinigt werden!?
Reš Laqiš sagte: Nur ein Knochen gilt als Stiel, ein Haar aber gilt nicht als Stiel. R. Joḥanan aber sagte: Auch ein Haar gilt als Stiel.
R. Joḥanan wandte gegen Reš Laqiš ein: Ist an einer Hauteine Olive Fleisch, so ist der, der eine hervorstehende Faser oder ein gegenüber befindliches Haar berührt, unrein. Wahrscheinlich gilt es als Stiel!? –
Nein, als Schutzbalg. – Gibt es denn einen Schutzbalg für einen Schutzbalg!? – Es dringt durch.
R. Aḥa b. Ja͑qob wandte ein: Wieso darf man demnach Tephillin schreiben, es ist ja eine vollkommeneSchrifterforderlich, was hierbei nicht der Fall ist!? –
Ihm war das entgangen, was sie im Westen sagten, daß nämlich ein Loch, über das die Tinte hinweggeht, nicht als Lochgelte.
Wenn du aber willst, sage ich: beidegelten als Stiel, denn wie R. Ilea͑ erklärt hat, es gelte von einer Ährenfaser unter den Ährenfasern,
ebenso gilt es auch hierbei von einem Haare unter den Haaren. –
Worauf bezieht sich die Erklärung R. Ilea͑s? – Auf das folgende: Ährenfasernwerden unrein, machen unrein und werden nicht vereinigt. Wofür ist eine Faserverwendbar? R. Ilea͑ erwiderte: Dies gilt von einer Faser unter Fasern.
Eine andere Lesart lautet wie folgt:
Es ist auch einleuchtend, daß sieals Schutzbalg dienen, denn wenn man sagen wollte, als Stiel, so ist ja ein einzelnes Haar nicht verwendbar. –
Wie R. Ilea͑ erklärt hat, es gelte von einer Ährenfaser unter den Ährenfasern, ebenso gilt es auch hierbei von einem Haar unter den Haaren. –
Worauf bezieht sich die Erklärung R. Ilea͑s? – Auf folgende Lehre: Ährenfasern werden unrein, machen unrein und werden nicht vereinigt. Wofür ist eine Faser verwendbar? R. Ilea͑ erwiderte: Dies gilt von einer Faser unter den Fasern.
Manche beziehen es
Daf 120a
auf unsere Mišna: Die Haut, die Gallerte, der Bodensatz &c. werden vereinigt hinsichtlich der Unreinheit von Speisen.
Reš Laqiš sagte: Nur ein Knochen gilt als Schutzbalg, ein Haar aber gilt nicht als Schutzbalg. R. Joḥanan aber sagte: Auch ein Haar gilt als Schutzbalg.
Reš Laqiš sprach zu R. Joḥanan: Gibt es denn einen Schutzbalg für einen Schutzbalg!? – Es dringt durch.
R. Aḥa wandte ein: Wieso darf man demnach Tephillin schreiben, es ist ja eine vollkommene Schrift erforderlich, was hierbei nicht der Fall ist!? –
Ihm war das entgangen, was sie im Westen sagten, daß nämlich ein Loch, über das die Tinte hinweggeht, nicht als Loch gelte.
R. Joḥanan wandte gegen Reš Laqiš ein: Ist an einer Haut eine Olive Fleisch, so ist der, der eine hervorstehende Faser oder ein gegenüberliegendes Haar berührt, unrein. Wahrscheinlich gilt es als Schutsbalg!? – Nein, als Stiel. –
Wofür ist ein Haar verwendbar!? – Wie R. Ilea͑ erklärt hat, es gelte von einer Ährenfaser unter den Ährenfasern, ebenso gilt es auch hierbei von einem Haare unter den Haaren. –
Worauf bezieht sich die Erklärung R. Ilea͑s? – Auf folgende Lehre: Ährenfasern machen unrein, werden unrein und werden nicht vereinigt. Wofür ist eine Ährenfaser verwendbar? R. Ilea͑ erwiderte: Dies gilt von einer Faser unter den Fasern.
DIE GALLERTE. Was ist Roṭeb? Raba erwiderte: Das Fett.
Abajje sprach zu ihm: Dieses sollte ja auch gesondert als Speise verunreinigungsfähig sein!? Vielmehr, der geronnene Saft. –
Weshalb gerade geronnen, dies sollte ja auch vom ungeronnenen gelten, denn Reš Laqiš sagte, die Tunke auf den Kräutern werde hinsichtlich des Versöhnungstages zur Dattelgröße vereinigt!? –
Da kommt es auf die Befriedigungan, und befriedigt wird man mit allem,
hierbei aber auf die Vereinigung, und vereinigt wird er nur dann, wenn er geronnen ist, sonst aber nicht.
DER BODENSATZ. Was ist Bodensatz? Rabba erwiderte: Das Abgebrökkelte.
Abajje sprach zu ihm: Dieses sollte ja auch gesondert als Speise verunreinigungsfähig sein!? Vielmehr, erklärte R. Papa, die Würze.
Dort haben wir gelernt: Hat man Blut gerinnen lassen und es gegessen, oder Talg geschmolzen und ihn geschlürft, so ist man schuldig.
Erklärlich ist dies von dem Falle, wenn man Blut gerinnen ließ und es gegessen hat, denn, da man es gerinnen ließ, so hat man es [als Speise] geachtet, weshalb aber in dem Falle, wenn man Talg geschmolzen und ihn geschlürft hat, hierbeiwird ja [der Ausdruck] ‘essen’ gebraucht, und dies ist kein Essen!?
Reš Laqiš erwiderte: Die Schrift sagtSeele, und dies schließt den Trinkenden ein.
Desgleichen wird auch vom Gesäuerten gelehrt: Hat man es aufgelöst und geschlürft, so verfällt man, wenn es Gesäuertes ist, der Ausrottung, und ist es Ungesäuertes, so genügt man damit nicht seiner Pflichtam Pesaḥfeste.
Erklärlich ist es, daß, wenn es Ungesäuertes ist, man damit nicht seiner Pflicht am Pesaḥfeste genüge, denn der Allbarmherzige spricht vonBrot des Elends, und solches ist kein Brot, wieso aber verfällt man, wenn es Gesäuertes ist, der Ausrottung, hierbeiwird ja [der Ausdruck] ‘essen’ gebraucht!?
Reš Laqiš erwiderte: Die Schrift sagt:Seele, und dies schließt den Trinkenden ein.
Desgleichen wird auch vom Aase eines reinen Vogels gelehrt: Hat man es am Feuer geschmolzen, so ist manunrein, und wenn an der Sonne, so ist man rein. Und auf unseren Einwand, hierbei werde ja [der Ausdruck] ‘essen’ gebraucht, erwiderte
Reš Laqiš: Die Schrift sagt:Seele, und dies schließt den Trinkenden ein. – Demnach sollte es auch von dem Falle gelten, wenn es an der Sonne erfolgt!? – An der Sonne verwest es.
Und diesist bei allen nötig. Würde der Allbarmherzige es nur beim Talge geschrieben haben, so könnte man es hiervon hinsichtlich des Gesäuerten nicht folgern, da jenes keine Zeit der Tauglichkeithatte, und auch nicht hinsichtlich des Aases, da jenes mit der Ausrottung belegt ist.
Und würde der Allbarmherzige es nur beim Gesäuerten geschrieben haben, so könnte man es hiervon hinsichtlich des Talges nicht folgern, da jenes nicht aus der Allgemeinheit heraus erlaubt wordenist, und auch nicht hinsichtlich des Aases, da jenes mit der Ausrottung belegt ist.
Und würde der Allbarmherzige es nur beim Aase geschrieben haben, so könnte man es hiervon hinsichtlich jener nicht folgern, da dieses verunreinigend ist. –
Wenn es auch hinsichtlich des einen von einem nicht zu folgern ist, so könnte man es ja hinsichtlich des einen von zweien folgern!? – Hinsichtlich wessen sollte es gefolgert werden: wenn der Allbarmherzige es beim Aas nicht geschrieben hätte und man es hinsichtlich dessen von jenen folgern wollte, [so könnte man erwidern:] wohl gilt dies von jenen, die mit der Ausrottung belegt sind.
Wenn der Allbarmherzige es beim Gesäuerten nicht geschrieben hätte und man es hinsichtlich dessen von jenen folgern wollte, [so könnte man erwidern:] wohl gilt dies von jenen, die keine Zeit der Tauglichkeit hatten.
Und wenn der Allbarmherzige es beim Talge nicht geschrieben hätte und man es hinsichtlich dessen von jenen folgern wollte, [so könnte man erwidern:] wohl gilt dies von jenen, die nicht aus der Allgemeinheit heraus erlaubt worden sind, während der Talg aus der Allgemeinheit heraus erlaubt worden ist. –
Welcher ist es: wollte man sagen der Talg eines Viehs für Gott, so ist ja für Gott auch das Aas erlaubt, beim Kopfabkneifendes Geflügels;
wollte man sagen, der Talg eines Wildesfür Gemeine, so ist ja auch das Aas erlaubt worden, beim Kopfabkneifen des Geflügel-Sündopfers, das den Priestern gehört!? –
Tatsächlich der Talg eines Wildes für Gemeine, wenn du aber von den Priesterneinwendest, so erhalten die Priester es vom Tische Gottes. –
Wozu heißt es demnach:die unrein sind, um Tunke, Gallerte und Bodensatzzu verbieten, dies ist ja von jenen zu folgern!? – Dies ist nötig.
Würde der Allbarmherzige es nicht geschrieben haben, so könnte man glauben, es genüge, wenn das, was gefolgert wird, dem gleicht, wovon gefolgert wird, wie bei jenen [Strafbarkeit] nur bei Olivengröße erfolgt, ebenso auch hierbei nur bei Oliven große. –
Daf 120b
Sollte der Allbarmherzige es nur bei den Kriechtieren geschrieben haben, und man würde es hinsichtlich jener von diesen gefolgert haben!? –
Es wäre zu erwidern: wohl gilt dies von den Kriechtieren, die schon bei einem Minimum verunreinigend sind. –
Es wird gelehrt, der Saft von Unverzehntetem, Neuem, Heiligem, Siebentjahrsfrucht und Mischfrucht gleiche diesen selbst; woher dies?
Wolltest du sagen, es sei von jenen zu folgern, [so ist zu erwidern:] wohl gilt dies von jenen, bei denen das Verbot von selbstentsteht.
Erklärlich ist dies somit hinsichtlich derjenigen, bei denen das Verbot von selbst entsteht, wieso aber hinsichtlich derjenigen, bei denen es nicht von selbstentsteht? –
Dies ist von den Erstlingen zu folgern. – Woher dies von den Erstlingen selber? –
R. Jose lehrte: Frucht, du hast Früchte darzubringen und nicht Flüssigkeiten. Woher dies von dem Falle, wenn man Trauben gebracht und sie getreten hat? Es heißt:sollst du bringen. –
Es ist zu erwidern: wohl gilt dies von den Erstlingen, die des Lesensund des Niederlegensbenötigen!? –
Vielmehr, dies ist von der Hebe zu entnehmen. –
Woher dies von der Hebe selber? – Es wird mit den Erstlingen verglichen, denn der Meister sagte: und deine dargebrachte Hebe, das sind die Erstlinge. –
Wohl gilt dies von der Hebe, derentwegen man der Todesstrafe verfälltund das Fünftel zu entrichtenhat!? –
Vielmehr, dies ist von beiden zu entnehmen, von der Hebe und den Erstlingen. – Wohl gilt dies von der Hebe und den Erstlingen, derentwegen man der Todesstrafe verfällt und das Fünftel zu entrichten hat!? –
Vielmehr, es ist von der Hebe und einem von jenen, oder von den Erstlingen und einem von jenenzu entnehmen. –
Wir haben gelernt, man sei wegen Dattelhonigs, Apfelweines, Weintraubenessigsund andrer Fruchtgetränkevon Hebe nach R. Elie͑zer zur Zahlung des Grundwertes und des Fünftels verpflichtet und nach R. Jehošua͑ davon frei;
worin besteht ihr Streit? – Sie streiten darüber, ob man eine Sache in jeder Beziehung folgereoder man sie folgere und sie bei ihrer Bestimmung lasse.
R. Elie͑zer ist der Ansicht, man folgere sie in jeder Beziehung; wie bei den Erstlingen die aus diesen hervorkommenden Flüssigkeiten diesen selbst gleichen, ebenso gleichen bei der Hebe die aus dieser hervorkommenden Flüssigkeiten dieser selbst; und wie dies ferner bei den Erstlingen auch von anderen Artengilt, ebenso gilt dies bei der Hebe auch von anderen Arten.
R. Jehošua͑ aber ist der Ansicht, man folgere nur [die Hauptsache]; wie bei den Erstlingen die aus diesen hervorkommenden Flüssigkeiten diesen selbst gleichen, ebenso gleichen bei der Hebe die aus dieser hervorkommenden Flüssigkeiten dieser selbst; man lasse sie aber bei ihrer Bestimmung, wie bei der Hebe nur Most und Öl heilig sind, nicht aber andere Flüssigkeiten, ebenso gilt dieses bezüglich der Gleichstellung der aus dieser hervorkommenden Flüssigkeiten nur von Most und Öl, nicht aber von anderen. –
Wessen Ansicht vertritt die Lehre, man bringe als Erstlinge nur diejenigen Flüssigkeiten, die aus Oliven und Trauben hervorkommen? –
Die des R. Jehošua͑, welcher sagt, daß man eine Sache folgere, sie aber bei ihrer Bestimmung lasse, und er folgert es hinsichtlich der Erstlinge von der Hebe. –
Wessen Ansicht vertritt die Lehre, man erhalte wegen des Ungeweihten die vierzig [Geißelhiebe] nur wegen dessen, was aus Oliven und aus Trauben kommt? –
Die des R. Jehošua͑, welcher sagt, daß man eine Sache folgere, sie aber bei ihrer Bestimmung lasse; er folgert es hinsichtlich der Erstlinge von der Hebe,
Daf 121a
und dann durch [das Wort] Fruchthinsichtlich des Ungeweihten von den Erstlingen.
ABFALL. Was ist Abfall? R. Joḥanan erwiderte: Abgestorbenes. Reš Laqiš erwiderte: Fleisch, über das das Messer hinweggeglittenist.
Man wandte ein:Denn ihr deutet Lügen, und seid alle Ärzte des Unnützen. Einleuchtend ist die Erklärung Abgestorbenes, denn solches ist nichtheilbar, aber gegen die Erklärung, Fleisch, über das das Messer hinweggeglitten ist, [ist ja zu erwidern:] solches ist ja heilbar!? –
Über [das Wort] Alal der Schrift streitet niemand, sie streiten nur über das Alal unserer Mišna. –
Komm und höre: R. Jehuda sagt, wegen des zusammengelesenen Abfalls sei man, wenn eine Olive an einer Stelle vorhanden ist, schuldig, und hierzu sagte R. Hona, nur wenn man es zusammengelesenhat.
Einleuchtend ist es nach der Erklärung, Fleisch, über das das Messer hinweggeglitten ist, daß man schuldig ist, wenn eine Olive vorhanden ist, was aber ist dabei, nach der Erklärung Abgestorbenes, daß eine Olive vorhanden ist, es ist ja nichts weiter als Holz!? –
Nach R. Jehudastreiten sie nicht, sie streiten nur nach den Rabbanan. R. Joḥanan sagt, auch das Abgestorbene werde vereinigt, und Reš Laqiš sagt, nur das Fleisch, über das das Messer hinweggeglitten ist, werde vereinigt, das Abgestorbene aber werde nicht vereinigt. –
Von welchem Fleische, über das das Messer hinweggeglitten ist, wird hier gesprochen: hat man damitgerechnet, so sollte es auch gesondert verunreinigungsfähig sein, und hat man damit nicht gerechnet, so hat man es ja aufgegeben!? –
R. Abin und R. Mejaša [erklärten es]; einer erklärte, wenn man mit einem Teile gerechnethat,
und einer erklärte, wenn es teilweise durch ein Tierund teilweise durch das Messer abgetrennt worden ist.
Dort haben wir gelernt: Der Schnabel und die Krallen werden unrein. machen unrein und werden vereinigt. Der Schnabel ist ja nichts weiter als Holz!?
R. Elea͑zar erwiderte: Der untere Schnabel. – Auch der untere ist ja nichts weiter als Holz!? R. Papa erwiderte: Der untere Teildes oberen.
Die Krallen. R. Elea͑zar erklärte: Die Stelle, die im Fleische sitzt.
Die Hörner. R. Papa erklärte: Die Stelle, aus der, wenn man da schneidet, Blut hervorkommt.
DESGLEICHEN IST EIN VIEH &C. GESCHLACHTET.
R. Asi sagte: Sie lehrten, wenn ein Jisraélit ein unreines oder ein Nichtjude ein reines Vieh schlachtet, sei die Absichtund die Befähigung durch Wasser von anderer Stelleerforderlich. –
Wozu ist die Befähigung erforderlich, es wird ja späterschwer unrein, und was später schwer unrein wird, benötigt ja nicht der Befähigung!?
In der Schule R. Jišma͑éls wurde nämlich gelehrt:Wenn Wasser auf Saat kommt; wie die Saat, die später nicht schwer unrein wird, der Befähigung benötigt, ebenso benötigt alles andere, was später nicht schwer unrein wird, der Befähigung.
Ferner wird gelehrt: R. Jose sagte: Weshalb sagten sie, das Aas eines reinen Vogels benötigeder Absicht und nicht der Befähigung?
Daf 121b
Weil es später schwer unreinwird.
Ḥizqija erwiderte: Weil man esin Teile unter Olivengröße zerstückeln kann.
R. Jirmeja sprach zu R. Zera: Kann Ḥizqija dies denn gesagt haben, es wurde ja gelehrt, wenn manbeide [Halsorgane] oder den größeren Teil von beiden durchgeschnitten hat und es noch zuckt, unterliege es, wie Ḥizqija sagt, nicht mehr [dem Verbote] eines Gliedes, und wie R. Joḥanan sagt, unterliege es [dem Verbote] eines Gliedes.
Ḥizqija sagt, es unterliege nicht [dem Verbote] eines Gliedes, denn es gilt als tot; R. Joḥanan sagt, es unterliege wohl [dem Verbote] eines Gliedes, denn es gilt nicht als tot.
Dieser erwiderte: Es ist nicht mehr lebend, aber auch nicht tot.
Der Text. Wenn man beide [Halsorgane] oder den größeren Teil von beiden durchgeschnitten hat und es noch zuckt, so unterliegt es, wie Ḥizqija sagt, nicht [dem Verbote] eines Gliedes, und wie R. Joḥanan sagt, unterliegt es [dem Verbote] eines Gliedes. R. Elea͑zar sagte: Halte dich an die Ansicht R. Joḥanans, denn übereinstimmend mit ihm lehrt es auch R. Oša͑ja.
R. Oša͑ja lehrte nämlich: Wenn ein Jisraélit ein unreines Vieh für einen Nichtjuden schlachtet, so ist es, wenn er beide [Halsorgane] oder den größeren Teil von beiden durchgeschnitten hat und es noch zuckt, als Speise verunreinigungsfähig, nicht aber als Aas verunreinigend.
Ein von diesem abgetrenntes Glied gilt als von Lebendem abgetrennt, von diesem abgetrenntes Fleisch gilt als von Lebendem abgetrennt, und es ist Noaḥiden selbst nach dem Verendenverboten.
Hat er eines oder den größeren Teil von einem durchgeschnitten, so ist es nicht als Speise verunreinigungsfähig; hat er es gemetzelt, so haftet ihm überhaupt keine Verunreinigungsfähigkeit an.
Wenn ein Nichtjude ein reines Vieh für einen Jisraéliten schlachtet und es noch zuckt, so ist es als Speise verunreinigungsfähig, nicht aber als Aas verunreinigend.
Ein von diesem abgetrenntes Glied gilt als von Lebendem abgetrennt, von diesem abgetrenntes Fleisch gilt als von Lebendem abgetrennt, und es ist Noaḥiden selbst nach dem Verenden verboten.
Hat er eines oder den größeren Teil von einem durchgeschnitten, so ist es nicht als Speise verunreinigend; hat er es gemetzelt, so haftet ihm überhaupt keine Verunreinigungsfähigkeit an.
Wenn ein Nichtjude [ein Vieh] schlachtet, ohne es auf den Tod zu verletzen, und ein Jisraélit kommt und [das Schlachten] beendet, so ist es tauglich.
Wenn ein Jisraélit es schlachtet, einerlei ob er es dadurch auf den Tod verletzt oder er es nicht auf den Tod verletzt, und ein Nichtjude kommt und [das Schlachten] beendet, so ist es untauglich.
Wer etwas von einem Vieh essen will, bevor das Leben ausgeschieden ist, schneide ein olivengroßes Stück aus der Schlachtstelle, salze es gut, spüle es gut ab, warte bis das Leben ausgeschieden ist, und esse es dann; sowohl einem Nichtjuden als auch einem Jisraéliten ist es erlaubt.
Dies ist eine Stütze für R. Idi b. Abin, denn R. Idi b. Abin sagte im Namen des R. Jiçḥaq b. Ašjan: Wer kräftig werden will, schneide ein olivengroßes Stück aus der Schlachtstelle, salze es gut, spüle es gut ab und warte, bis das Leben ausgeschieden ist; sowohl einem Nichtjuden als auch einem Jisraéliten ist es erlaubt.
R. Elea͑zar fragte: Wie ist es, wenn er dabei unterbrochen oder aufgedrückthat?
Ein Greis erwiderte ihm: Folgendes sagte R. Joḥanan: es benötigt der Tauglichmachung bei der Schlachtung, wie bei einem reinen Vieh. – Welcher Art der Tauglichmachung? R. Šemuél b. R. Jiçḥaq erwiderte: Die Untersuchung des Messers.
R. Zera fragte R. Šešeth: Schützt esdas, was darin verschlucktist?
Dieser erwiderte: Es ist als Speise verunreinigungsfähigund sollte schützen!? Jener entgegnete: Es ist nicht als Aas verunreinigendund sollte nicht schützen!?
Abajje sagte: Es schützt nicht das, was darin verschluckt ist, denn es ist als Speise verunreinigungsfähig; wer aber damit Bestialität begeht, ist schuldig, denn es ist als Aas nicht verunreinigend.
R. JEHUDA SAGT &C. ABFALL. R. Hona sagte: Dies nur, wenn man es zusammengelesen hat.
R. Hona sagte: Sind an der Haut zwei halbe Oliven, so verlieren sie sich durch die Haut. –
Daf 122a
Nach wessen Ansicht:
wenn nach R. Jišma͑él, so sagt erja, esverliere sich durch die Haut nicht, und wenn nach R. A͑qiba, so ist es ja selbstverständlich, denn er sagt ja, es verliere sich durch die Haut!? –
Tatsächlich nach R. Jišma͑él, denn nur in dem Falle, wenn ein Tier es abgetrennt hat, sagt R. Jišma͑él, es verliere sich nicht durch die Haut, wenn aber das Messer, verliert es sich wohl. –
Komm und höre: R. Jehuda sagt, wegen des zusammengelesenen Abfalls sei man, wenn eine Olive an einer Stelle ist, schuldig, und hierzu sagte R. Hona, nur wenn man es zusammengelesenhat.
Allerdings lehrte es R. Hona, wenn du sagst, nach R. Jišma͑él verliere es sich nicht, auch wenn das Messer es abgetrennt hat,
nach R. Jišma͑él, nach wem aber lehrte es R. Hona, wenn du sagst, nach R. Jišma͑él verliere es sich, wenn das Messer es abgetrennt hat!? –
Tatsächlich verliert es sich nach R. Jišma͑él nicht, auch wenn das Messer es abgetrennt hat, und R. Hona lehrte esnach R. A͑qiba. –
Selbstverständlich!? – Man könnte glauben, R. A͑qiba sei dieser Ansicht nur in dem Falle, wenn das Messer es abgetrennthat, wenn aber ein Tier es abgetrennt hat, verliere es sich nicht,
so lehrt er uns, der Grund R. A͑qibas sei, weil es sich durch die Haut verliere, einerlei ob ein Tier oder das Messer es abgetrennt hat. So lehrt auch der Schlußsatz: nach R. A͑qiba sind siean der Haut deshalb rein, weil sie sich durch die Haut verlieren.
BEI FOLGENDEM GLEICHT DIE HAUTDEM FLEISCHE: DIE HAUT DES MENSCHEN, DIE HAUT DES HAUSSCHWEINES, R. JEHUDA SAGT, AUCH DIE HAUT DES WILDSCHWEINES,
DIE HÖCKERHAUT DES JUNGEN KAMELS, DIE KOPFHAUT DES JUNGEN KALBES, DIE HAUT AN DEN KLAUEN, DIE HAUT AN DER SCHAM, DIE HAUT DES EMBRYOS, DIE HAUT UNTER DEM FETTSCHWANZE; FERNER DIE HAUT DES IGELS, DES CHAMÄLEONS, DER EIDECHSE UND DER SCHNECKE. R. JEHUDA SAGT, DIE EIDECHSE GLEICHE DEM WIESEL.
DIESE ALLE SIND, WENN MAN SIE GERBT ODER ZUR GERBUNG GENÜGEND DARAUF GETRETEN HAT, REIN, AUSGENOMMEN DIE HAUT DES MENSCHEN. R. JOḤANAN B. NURI SAGT, DIE ACHT KRIECHTIEREHABEN EINE RICHTIGE HAUT.
GEMARA. U͑la sagte: Nach der Tora ist die Haut eines Menschen rein, nur deshalb sagten sie, sie sei unrein, weil zu berücksichtigen ist, es könnte jemand die Haut seines Vaters und seiner Mutter als Decken verwenden.
Manche beziehen dies auf den Schlußsatz: Diese alle sind, wenn man sie gegerbt oder zur Gerbung genügend darauf getreten hat, rein, ausgenommen die Haut des Menschen. U͑la sagte: Nach der Tora ist die gegerbte Haut eines Menschen rein, und nur deshalb sagten sie, sie sei unrein, weil zu berücksichtigen ist, es könnte jemand die Haut seines Vaters und seiner Mutter als Decken verwenden.
Nach dem, der es auf den Anfangsatz bezieht, gilt es um so mehr vom Schlußsätze, und nach dem, der es auf den Schlußsatz bezieht, ist im Anfangsatzedie Unreinheit nach der Tora.
DIE HAUT DES &C. SCHWEINES. Worin besteht ihr Streit? – Einer ist der Ansicht, die [Haut] des anderen sei hart und die des ersteren weich, und einer ist der Ansicht, auch die des anderen sei weich.
DIE HÖCKERHAUT EINES [JUNGEN] KAMELS. Wie lange heißt das Kamel jung? U͑la erwiderte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi: Solange es keine Last getragen hat.
R. Jirmeja fragte: Wie ist es, wenn es das Alter zum Lasttragen erlangt, aber keine getragen hat? Abajje fragte: Wie ist es, wenn es das Alter zum Lasttragen nicht erlangt, aber solche getragen hat? – Dies bleibt unentschieden.
Reš Laqiš saß und fragte: Wie lange heißt das Kamel jung? R. Jišma͑él b. Abba erwiderte: R. Jehošua͑ b. Levi sagte wie folgt: solange es keine Last getragen hat. Da riefjener: Setz dich mir gegenüber.
R. Zera saß und fragte: Wie lange heißt das Kamel jung? Rabin b. Henana erwiderte: U͑la sagte im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi wie folgt: solange es keine Last getragen hat. Hieraufwiederholte er es. Da sprach jener: Es ist das einzige, was du weißt, und du hast es bereits gesagt.
Komm und sieh den Unterschied zwischen den Mächtigen des Jisraéllandes und den Frommen Babyloniens.
DIE KOPFHAUT &C. Wie lange heißt das Kalb jung? U͑la sagte, ein Jahr; R. Joḥanan sagte, solange es saugt. Sie fragten: Wie ist dies zu verstehen: U͑la sagte, ein Jahr, wenn es saugt,
Daf 122b
und hierzu sagte R. Joḥanan: solange es saugt,
oder aber: U͑la sagte, ein Jahr, ob es saugt oder nicht saugt, und hierzu sagte R. Joḥanan: ein Jahr, nursolange es saugt? –
Komm und höre: R. Joḥanan sagte, solange es saugt; wenn demso wäre, so müßte es ja heißen: nur wenn es saugt. Schließe hieraus.
Reš Laqiš fragte R. Joḥanan: Ist die Kopfhaut eines jungen Kalbes verunreinigungsfähig? Dieser erwiderte: Es ist nicht verunreinigungsfähig.
Jener sprach: Du hast uns ja gelehrt, Meister, bei folgenden gleiche die Haut dem Fleische: die Kopfhaut eines jungen Kalbes!? Dieser erwiderte: Reize mich nicht; ich lehrte es als Ansicht eines einzelnen.
Es wird nämlich gelehrt: Hat man ein Brandopfer geschlachtet in der Absicht, eine Olive von der Haut unter dem Fettschwanze außerhalb des Raumes aufzuräuchern, so ist es untauglich, und es ist nicht mit der Ausrottung belegt; wenn außerhalb der Frist, so ist es verwerflich, und man macht sich der Ausrottung schuldig.
Elea͑zar b. Jehuda aus Iblimsagte im Namen R. Ja͑qobs, und ebenso sagte R. Šimo͑n b. Jehuda aus Kephar I͑kus im Namen R. Šimo͑ns, dies gelte auch von der Haut an den Klauen, der Kopfhaut eines jungen Kalbes, der Haut unter dem Fettschwanze und jeder anderen Haut, von der die Weisen hinsichtlich der Unreinheit gesagt haben, sie gleiche dem Fleische, dies schließt die Haut an der Scham ein;
außerhalb des Raumes ist es untauglich und es ist nicht mit der Ausrottung belegt, außerhalb der Frist ist es verwerflich, und man macht sich der Ausrottung schuldig.
DIE HAUT AN DEN KLAUEN. Was ist unter Klauen zu verstehen? Rabh erklärte, wörtlich, die Klauen; R. Ḥanina erklärte, das Schienbein, das mit dem Kopfe verkauft wird.
DIE HAUT DES IGELS. Die Rabbanan lehrten:Die unrein sind, dies schließt die Haut ein, daß sie dem Fleische gleiche.
Man könnte glauben, bei allen, so heißt esdiese. –
[Das Wort] diese bezieht sich ja auf alle!? Rabh erwiderte: [Das Wort] nach seiner Arttrennt den Zusammenhang. –
Sollte er auch den Maulwurfmitzählen!? R. Šemuél b. R. Jiçḥaq erwiderte: Rabh ist selber Tanna, und er zählt auch den Maulwurf mit. –
Unser Autor zählt ja den Maulwurf nicht mit!?
R. Šešeth, Sohn des R. Idi, erwiderte: Unser Autor ist der Ansicht R. Jehudas, der sich nach dem Anfühlenrichtet,
und über das Anfühlen bei der Eidechse streiten sie.
DIESE ALLE SIND, WENN MAN SIE GEGERBT &C. Nur wenn man gegerbt hat, nicht aber, wenn man nicht gegerbt hat, und dem widersprechend lehrte ja R. Ḥija, ein Eselsohr, mit dem man einen Korb geflickt hat, sei rein!? –
Geflickt, auch wenn nicht gegerbt; nicht geflickt, nur wenn gegerbt, sonst aber nicht. –
Was heißt zur Gerbung genügend? R. Hona erwiderte im Namen R. Jannajs: Vier Mil.
R. Abahu sagte im Namen des Reš Laqiš: Zum Kneten,
zum Gebete und zum Händewaschen[gehe man] vier Mil.
R. Naḥman b. Jiçḥaq sprach:
Daf 123a
Dies sagte Ajbu; er sagte es von vier Dingen, und eines von ihnen ist die Gerbung.
R. Jose b. R. Ḥanina sagte: Dies nur vorwärts, zurück aber braucht man nicht einmal ein Mil umzukehren. R. Aḥa b. Ja͑qob sagte: Hieraus, daß man nur ein Mil nicht umzukehren braucht, weniger als ein Mil muß man umkehren.
Die Rabbanan lehrten: Wenn ein Soldatentrupp von Ort zu Ort vorüberzieht und in ein Haus hineingeht, so ist das Haus unrein, denn du hast keinen Soldatentrupp, der nicht mehrere Skalpebei sich führt, Dies soll dich nicht wundern; der Skalp R. Jišma͑éls wird sogar auf das Haupt der Könige gesetzt.
iii WENN MAN VON EINEM VIEH ODER EINEM WILDE, OB REIN ODER UNREIN, OB KLEIN ODER GROSS,
DIE HAUT ZU EINER DECKE ABZIEHT, SO ERFOLGT ESBIS ZU EINER HANDHABE,
UND WENN ZU EINEM SCHLAUCHE, BIS DIE BRUST ABGEZOGEN IST;
BEGINNT MAN MIT DEN HINTERFÜSSEN, SO IST DIE GANZE EINE VERBINDUNG FÜR DIE UNREINHEIT, ZUM UNREINWERDEN UND ZUM UNREINMACHEN. DIE HAUT AM HALSEIST, WIE R. JOḤANAN B. NURI SAGT, KEINE VERBINDUNG, UND WIE DIE WEISEN SAGEN, SOLANGE EINE VERBINDUNG BIS SIE VOLLSTÄNDIG ABGEZOGEN IST.
GEMARA. Wie ist es von daab?
Rabh erwiderte: Was abgezogen ist, ist rein. R. Asi erwiderte: Eine Handbreitenahe dem Fleische ist unrein.
Man wandte ein: Hat man soviel abgezogen, so ist, wer von da ab das, was abgezogen ist, berührt, rein. Doch wohl auch die Handbreite nahe dem Fleische!? – Nein, außer der Handbreite nahe dem Fleische. –
Komm und höre: Wenn aber die Haut gegenüber dem Fleische, so ist er unrein. Nur wenn die Haut gegenüber dem Fleische, ist er unrein, wenn aber die Handbreite nahe dem Fleische, ist er rein!? – Die Handbreite nahe dem Fleische nennt der Autor ‘gegenüber dem Fleische’. –
Komm und höre: Wenn man einem Vieh oder einem Wilde, ob rein oder unrein, ob klein oder groß, die Haut zu einer Decke abzieht, so erfolgt es bis zu einer Handhabe, und eine Handbreite nahe dem Fleische ist rein!? –
Hier handelt es sich um die ersteHandbreite.
Es wird gelehrt: Unter Handhabe ist eine Handbreite zu verstehen. – Es wird ja aber gelehrt: zwei Handbreiten!?
Abajje erwiderte: Eine Doppelhandbreite. Ebenso wird auch gelehrt: Unter Handhabe ist eine Doppelhandbreite zu verstehen.
Dort haben wir gelernt: Hat man das Gewand durchzureißenbegonnen, so gelten, sobald der größere Teil durchgerissen ist, [die Teile] nicht mehr als verbunden, und es ist rein.
R. Naḥman sagte im Namen des Rabba b. Abuha: Dies gilt nur von einem am selben Tage untergetauchtenGewande,
denn da man es nicht geschont und untergetauchthat, so schont man es auch nicht und reißt den größeren Teil durch, nicht aber von einem nicht am selben Tage untergetauchtenGewande, denn es ist zu berücksichtigen, man könnte das Durchreißen des größeren Teilesunterlassen.
Rabba sprach: Dagegen ist zweierlei einzuwenden: erstens könnte manglauben, das Untertauchen am selben Tage seivon Wirkung,
Daf 123b
und zweitens ist ja demnach auch beim Geflügel-Brandopfer nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑nzu berücksichtigen, vielleicht erfolgt [das Durchkneifen] nicht beim größeren Teile!?
R. Joseph erwiderte ihm: Wenn du einwendest, man könnte glauben, das Unter tauchen am selben Tage sei von Wirkung, so beweist esder Riß,
und wenn du einwendest, auch beim Geflügel-Brandopfer nach R. Elea͑zar b. R. Šimo͑n sollte dies berücksichtigt werden, so sind Priester vorsichtig. –
Komm und höre: Wenn man einem Vieh oder einem Wilde, ob unrein oder rein, ob klein oder groß, die Haut zu einer Decke abzieht, so erfolgt es bis zu einer Handhabe.
Wenn aber mehr als eine Handhabe, so ist sie rein; wieso denn, es ist ja zu berücksichtigen, vielleicht erfolgt es nur bis auf eine Handhabe; er berührt somit Unreines, und wir erklären ihn als rein!? –
Bei einer Unreinheit der Tora ist dem auch so, hier aber wird von einer rabbanitischen Unreinheitgesprochen. –
Allerdings wenn ein Unreiner ein reines [Vieh abhäutet], wenn aber ein Reiner ein unreines, ist es ja [eine Unreinheit] der Tora!? –
Bei Totverletztem. – Ist denn Totverletztes verunreinigend!? – Freilich, nach dem Vater Šemuéls, denn dieser sagte, wenn man ein Totverletztes geschlachtet hat, sei es beim Heiligen verunreinigend. –
Komm und höre: R. Dostaj b. Jehuda sagte im Namen R. Šimo͑ns: Wenn man Kriechtieren die Haut abzieht, so gilt sie so lange als Verbindung, bis sie vollständig abgezogenist.
Demnach gilt die [Haut] eines Kamelsnicht als Verbindung!? –
Folgere nicht: die eines Kamels gilt nicht als Verbindung, sondern: die am Halse gilt nicht als Verbindung, nach R. Joḥanan b. Nuri.
R. Hona sagte im Namen des R. Šimo͑n b. Jose: Diesgilt nur von dem Falle, wenn daran nicht soviel zurückbleibt, wie bei einem Überwurfe, wenn aber daran soviel zurückbleibt, wie bei einem Überwurfe, so gilt dies als Verbindung.
Reš Laqiš sagte: Diesgilt nur von einem Gewande, Haut aber isthaltbar. R. Joḥanan aber sagte, auch Haut sei nichthaltbar.
R. Joḥanan wandte gegen Reš Laqiš ein: Hat man hinsichtlich einer durch Auftreten unreinen Haut beabsichtigt, daraus Riemen oder Sandalen zu machen, so ist sie, sobald man daran das Messer gesetzt hat, rein – so R. Jehuda; die Weisen sagen, erst wenn man sie auf weniger als fünf Handbreiten verkleinert hat. Hat man sie aber verkleinert, so ist sie rein; weshalb denn, man sollte ja sagen, sie sei haltbar!? –
Nur in dem Falle, wenn man sie durchreißt, sagen sie, sie sei haltbar, hier aber handelt es sich um den Fall, wenn man von dieser ringsumabschneidet.
R. Jirmeja wandte ein: Wenn man einem Vieh oder einem Wilde, ob rein oder unrein, ob klein oder groß, die Haut zu einer Decke abzieht, so erfolgt es bis zu einer Handhabe. Wenn aber mehr als eine Handhabe, so ist er rein; weshalb denn, man sollte ja sagen, sie sei haltbar!? R. Abin erklärte: Sie wird nach und nachgesondert.
R. Joseph wandte ein: Die Haut am Halse ist, wie R. Joḥanan b. Nuri sagt, keine Verbindung. Weshalb denn, sie ist ja haltbar!?
Abajje erwiderte ihm: Da ist der Schlußsatz zu erklären: und wie die Weisen sagen, eine Verbindung!?
Vielmehr, erklärte Abajje, streiten sie über einen Schutzbalg, der sich von selbstablöst; nach der einen Ansicht gilt er als Schutzbalg, und nach der anderen Ansicht gilt er nicht als Schutzbalg.
R. Jirmeja wandte ein: Wie mache man einen unreinen Ofenrein? Man teile ihn in drei Teile und kratze die Verkleidung ab,
Daf 124a
bis erauf der Erde liegt. R. Meír sagt, weder brauche man die Verkleidung abzukratzen noch brauche er auf der Erde zu liegen, vielmehr vermindere man ihn, bis er innen keine vier Handbreiten hat.
Hat man ihn aber auf weniger als vier Handbreiten vermindert, so ist er rein; weshalb denn, man sollte ja sagen, er sei haltbar!?
Raba erwiderte ihm: Ebensogut ist ja von der Ansicht der Rabbanan, daß man die Verkleidung abkratze, bis er auf der Erde liegt, [ein Beweis zu erbringen]!?
Vielmehr, erklärte Raba, ist dies wie folgt zu verstehen. Wie mache man einen unreinen Ofen rein? Nach aller Ansicht teile man ihn in drei Teile und kratze die Verkleidung ab, bis er auf der Erde liegt.
Wie verfahre man, wenn man wünscht, daß ein Ofen nicht unrein werde? Man teile ihn in drei Teile und kratze die Verkleidung ab, bis er auf der Erde liegt R. Meír sagt, weder brauche man die Verkleidung abzukratzen noch brauche er auf der Erde zu liegen, vielmehr vermindere man ihn, bis er innen keine vier Handbreiten hat.
Der Meister sagte: Man teile ihn in drei Teile.
Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: Ein Ofen, wenn er von Anfang an vier [Handbreiten] hat oder die Reste vierhaben – so R. Meír.
Die Weisen sagen: Dies gilt nur von einem großen, ein kleineraber, in jeder Größe, sobald er fertig ist, und von den Resten die größere Hälfte.
Und auf unsere Frage, wieviel unter ‘jede Größe’ zu verstehen sei, erklärten sie in der Schule R. Jannajs, eine Handbreite, denn man pflegt Öfen von einer Handbreitezu fertigen.
Nur wenn vier [Handbreiten] Zurückbleiben, wenn aber keine vier Zurückbleiben, ist er rein!? –
Ich will dir sagen, dies von dem Falle, wenn man ihn zerschlagen hat, da aber, wenn man ihn gespalten hat.
Der Meister sagte: Von den Resten die größere Hälfte. Wofür ist die größere Hälfte einer Handbreite verwendbar!?
Abajje erwiderte: Von den Resten eines großen die größere Hälfte. – Die Rabbanan sagen ja vier [Handbreiten]!? – Das ist kein Einwand; eines gilt von einem Ofen von neun und eines gilt von einem Ofen von sieben [Handbreiten].
Eine andere Lesart lautet wie folgt: R. Hona sagte im Namen des R. Jišma͑él b. R. Jose: Selbst wenn daran soviel zurückbleibt, wie bei einem Überwurfe.
Reš Laqiš sagte: Diesgilt nur von einem Gewände, Haut aber ist geschätzter. R. Joḥanan aber sagte, auch Haut sei nichtgeschätzter.
R. Joḥanan wandte gegen Reš Laqiš ein: Wenn man hinsichtlich einer durch Auftreten unreinen Haut beabsichtigt hat, daraus Riemen oder Sandalen zu machen, so ist sie, sobald man daran das Messer gesetzt hat, rein so R. Jehuda; die Weisen sagen, erst wenn man sie auf weniger als fünf Handbreiten verkleinert hat.
Hat man sie aber verkleinert, so ist sie rein; weshalb denn, man sollte ja sagen, sie sei geschätzter!? – Hier handelt es sich um den Fall, wenn man sie zu einem Lehnsesselverwendet.
iv IST AN DER HAUT EINE OLIVE FLEISCH, SO IST, WER EINE HERVORSTEHENDE FASER ODER EIN GEGENÜBER BEFINDLICHES HAAR BERÜHRT, UNREIN.
SIND DARAN ZWEI HALBE OLIVEN, SO IST SIE VERUNREINIGEND DURCH TRAGEN, NICHT ABER DURCH BERÜHREN – SO R. JIŠMA͑ÉL; R. A͑QIBA SAGT, WEDER DURCH BERÜHREN NOCH DURCH TRAGEN. R. A͑QIBA PFLICHTET JEDOCH BEI, DASS MAN, WENN MAN ZWEI HALBE OLIVEN MIT EINEM SPANE ZUSAMMENGESTOCHEN UND SIE GESCHÜTTELT HAT, UNREIN SEI. NACH R. A͑QIBA SIND SIE AN DER HAUT DESHALB REIN, WEIL SIE SICH DURCH DIE HAUT VERLIEREN.
GEMARA. U͑la sagte im Namen R. Joḥanans: Dieslehrten sie nur von dem Falle, wenn ein Tier es abgetrennt hat, hat aber das Messer es abgetrennt, so verliert es sich wohl.
R. Naḥman sprach zu U͑la: Sagte es R. Joḥanan auch von der Größe eines Trita? Dieser erwiderte: Jawohl. – Auch von der eines Siebes? Dieser erwiderte: Jawohl. Jener sprach: Bei Gott, auch wenn R. Joḥanan es mir mit seinem Munde gesagt hätte, würde ich auf ihn nicht gehört haben.
Als R. Oša͑ja hinaufkam, traf er R. Ami und trug ihm dies vor. Das sagte U͑la und dies erwiderte ihm jener. Da sprach dieser: Wenn R. Naḥman auch ein Schwiegersohn des Fürsten ist, darf er deshalb eine Lehre R. Joḥanans geringschätzen!?
Ein anderes Mal traf er ihn sitzen und dies auf den Schlußsatz vortragen: Befinden sich daran zwei halbe Oliven, so ist sie verunreinigend durch Tragen, nicht aber durch Berühren – so R. Jišma͑él; R. A͑qiba sagt, weder durch Berühren noch durch Tragen.
R. Joḥanan sagte: Diesgilt nur von dem Falle, wenn ein Tier sie abgetrennt hat, hat aber das Messer sie abgetrennt, so verlieren sie sich wohl.
Da sprach er zu ihm: Der Meister bezieht dies auf den Schlußsatz! Dieser erwiderte: Jawohl; bezog U͑la es euch auf den Anfangsatz? Jener erwiderte: Jawohl. Da sprach dieser: Bei Gott, auch wenn Jehošua͑, der Sohn Nuns, es mir aus seinem Mundegesagt hätte, würde ich auf ihn nicht gehört haben.
Als Rabin und alle Reisenden kamen, bezogen sie es auf den Anfangsatz. – Demnach ist ja dagegen ein Einwandzu erheben!? – Wie R. Papa erklärt hat,
Daf 124b
wenn es ganz dünn ist, ebenso auch hierbei,
wenn es ganz dünnist.
SIND DARAN. Bar Pada sagte: Diesgilt nur von der Rückseite, bei der Vorderseiteaber gibt es ein zusammengesetztes Berühren.
R. Joḥanan aber sagte, es gebe kein zusammengesetztes Berühren. R. Joḥanan vertritt hierbei seine Ansicht, denn R. Joḥanan sagte: R. Jišma͑él und R. Dosa b. Archinos lehrten das gleiche.
R. Jišma͑él lehrte es in der vorangehenden und R. Dosa b. Archinos in der folgenden Lehre. Hat man Dinge, die durch Bezeltung verunreinigendsind, geteiltin einen Raum gebracht, so ist dieser nach R. Dosa b. Archinos rein und nach den Weisen unrein.
R. Dosa b. Archinos ist da der Ansicht, es gebe keine zusammengesetzte Bezeltung, ebenso gibt es auch hierbei kein zusammengesetztes Berühren. –
Wenn R. Dosa b. Archinos der Ansicht R. Jišma͑éls ist, so sind ja die Rabbanan der Ansicht R. A͑qibas, und nach R. A͑qiba sind sie ja rein!? –
Nach R. A͑qiba sind sie nur an der Haut rein, sonst abersind sie unrein. So lehrt auch der Schlußsatz: R. A͑qiba pflichtet jedoch bei, daß man, wenn man zwei halbe Oliven mit einem Spane zusammengestochen und sie geschüttelt hat, unrein sei. Nach R. A͑qiba sind sie an der Haut deshalb rein, weil sie sich durch die Haut verlieren.
R. U͑qaba b. Ḥama wandte ein:ihr Aas, nicht aber ihre Haut, an der zwei halbe Oliven [Fleisch] sind.
Man könnte glauben, auch durch Tragen [nicht], so heißt es: und der sie trägt, ist unrein– so R. Jišma͑él. R. A͑qiba sagte: Berührt, trägt, wobei das Berührengilt, gilt auch das Tragen, und wobei das Berühren nicht gilt, gilt auch nicht das Tragen.
Wenn dem nun sowäre, so erfolgt ja dabeidas Berühren an der Vorderseite!?
Raba erwiderte: Er meint es wie folgt: wobei das Berühren an jeder Seite erfolgt, erfolgt auch das Tragen, und wobei das Berühren an jeder Seite nicht erfolgt, erfolgt auch das Tragen nicht.
R. Ivja der Greis fragte Rabba b. R. Hona: Ist nach R. Jišma͑él der geschlossene Schenkelknochenverunreinigend?
Ist R. Jišma͑él der Ansicht, wobei das Berühren erfolgt, erfolge auch das Tragen, und wobei das Berühren nicht erfolgt, erfolge auch das Tragen nicht, und daerfolgt diesaus dem Grunde, weil dabei an der Vorderseite das Berühren erfolgt,
oder ist er nicht dieser Ansicht?
Dieser erwiderte: Ein Rabe fliegt.
Sein Sohn Raba sprach zu ihm: Ist es nicht R. Ivja der Greis aus Pumbeditha, den uns der Meister lobte, er sei ein bedeutender Mann? Dieser erwiderte: Von mir gilt heute:stärkt mich mit Traubenkuchen, und er fragt mich Dinge, die ein Nachdenken erfordern.
U͑la sagte: Hat man zwei halbe Oliven mit einem Spane zusammengestochen, so ist man, selbst wenn man sie den ganzen Tag hin und her geschüttelt hat, rein. –
Aus welchem Grunde? – Es heißt getragen werden und wir lesentragen; es muß, wenn man es trägt, mit einem Male getragen werdenkönnen. –
Wir haben gelernt: Sind daran zwei halbe Oliven, so sind sie verunreinigend durch Tragen, nicht aber durch Berühren – so R. Jišma͑él. Weshalb denn, es wird ja nichtgetragen!?
R. Papa erwiderte: Wenn sie dünnsind. –
Komm und höre: R. A͑qiba pflichtet jedoch bei, daß man, wenn man zwei halbe Oliven mit einem Spane zusammengestochen und sie geschüttelt hat, unrein sei. Weshalb denn, es wird ja nicht getragen!? – Dies ebenfalls, wenn sie dünn sind. –
Hierüber [streiten] Tannaím: Sowohl der Berührende als auch der Schüttelnde: R. Elie͑zer sagt, auch der Tragende. Ist etwa der Tragende nicht auch Schüttelnder!?
Dies ist vielmehr wie folgt zu verstehen: sowohl der Berührende als auch der Schüttelnde, auch wenn es nicht getragenwird, und hierzu sagt R. Elie͑zer, nur wenn es getragen wird. – Wieso heißt es ‘auch’!? Lies: nur wenn es getragen wird.
v WER DEN SCHENKELKNOCHEN VON EINER LEICHE
Daf 125a
ODER VON HEILIGEM BERÜHRT, EINERLEI OB GESCHLOSSEN ODER DURCHLÖCHERT, IST UNREIN;
WENN DEN SCHENKELKNOCHEN VON EINEM AASODER VON EINEM KRIECHTIERE, SO IST ER, WENN SIE GESCHLOSSEN SIND, REIN, UND WENN IRGENDWIE DURCHLÖCHERT, UNREIN DURCH BERÜHREN. WOHER, DASS AUCH DURCH TRAGEN? ES HEISST: berührt, trägt; WOBEI DAS BERÜHRENGILT, GILT AUCH DAS TRAGEN, UND WOBEI DAS BERÜHREN NICHT GILT, GILT AUCH NICHT DAS TRAGEN.
GEMARA. Nur durch Berühren, nicht aber durch Bezeltung;
in welchem Falle: ist eine Olive Fleisch daran, so sollte er auch durch Bezeltung verunreinigen!? – Wenn keine Olive Fleisch daran ist. –
Ist aber innen eine Olive Mark, so dringt ja die Unreinheit nach oben, und er sollte auch durch Bezeltung verunreinigen!? – Wenn innen keine Olive Mark ist. –
Heilt das Mark innen von außenher, so ist es ja ein richtiges Glied und sollte auch durch Bezeltung verunreinigen!? R. Jehuda, Sohn des R. Ḥija, erwiderte: Dies besagt, daß das Mark innen nicht von außen her heilt. –
Weshalb ist er demnach, wenn du es auf den Fall beziehst, wenn keine Olive [Fleisch] daran ist, von Heiligem verunreinigend!?
Und wieso sind ferner die Schenkelknochen von Aas und Kriechtier, wenn sie durchlöchert sind, verunreinigend!? –
Dies ist kein Einwand; der Anfangsatz, wenn keine Olive [Fleisch] daran ist, und der Schlußsatz, wenn eine Olive [Fleisch] daran ist. – Was lehrt er uns demnach? – Er lehrt uns verschiedenes;
im Anfangsatz lehrt er uns, daß das Mark innen nicht von außen her heile, und hinsichtlich des Heiligen lehrt er uns, daß die Träger des Übriggebliebenenwesentlich seien. Mari b. Abuha sagte nämlich im Namen R. Jiçḥaqs, Knochen von Heiligem, die Übriggebliebenem als Träger gedient haben, machen die Hände unrein, weil sie Träger des Verbotenen geworden sind.
Und hinsichtlich des Aases [lehrt er, daß der Knochen,] selbst wenn eine Olive [Mark] darin ist, nur durchlöchert [unrein] ist, undurchlöchert aber nicht.
Abajje erwiderte: Tatsächlich heilt das Mark innen von außen her, hier aber handelt es sich um den Fall, wenn man [den Knochen] abgeschabt hat.
Dies nach R. Elea͑zar, denn R. Elea͑zar sagte: Hat man den Schenkelknochen über die Länge abgeschabt, so ist erunrein, und wenn über die Breite, so ist er rein. Als Merkzeichen diene dir die Dattelpalme.
R. Joḥanan erklärte: Tatsächlich, wenn eine Olive [Fleisch] daran ist, auch heilt das Mark innen von außen her, und unter Berühren, von dem er spricht, ist [auch] die Bezeltung zu verstehen. –
Weshalb sind, wenn das Mark innen von außen her heilt, der Schenkelknochen von Aas und Kriechtier, wenn er nicht durchlöchert ist, rein!?
R. Binjamin b. Gidel erwiderte im Namen R. Joḥanans: Hier handelt es sich um den Fall, wenn eine Olive vertrocknetesMark darin ist; bei einer Leiche dringt die Unreinheit nach oben, bei einem Aase aber ist er, da es vertrocknet ist, nur durchlöchert [unrein], undurchlöchert aber nicht.
R. Abin, nach anderen R. Jose b. Abin, sagte: Auch wir haben demgemäßgelernt: Wer eine halbe Oliveberührt und eine halbe Olive bezeltetoder von einer halben Olive bezeltet wird, ist unrein.
Einleuchtend ist es, daß sievereinigt werden, wenn du sagst, es sei eine Benennung, wieso aber werden sie vereinigt,
wenn du sagst, es seien zwei Benennungen, wir haben ja gelernt, die Regel sei, [Verunreinigungsarten] derselben Benennung werden vereinigt, und er ist unrein, und haben sie verschiedene Benennungen, so ist er rein!? –
Wie ist, wenn sie einer Benennung sind, der Schlußsatz zu erklären:
Daf 125b
wenn er aber eine halbe Olive berührt, und etwas anderes ihn und eine halbe Olive bezeltet, so ist er rein. Wieso ist er rein, wenn sie einer Benennung sind!? –
Demnach besteht ja ein Widerspruch mit dem Anfangsatze!?
R. Zera erwiderte: Hier wird von einer zwischen zwei Schränken gepreßten Unreinheit gesprochen, zwischen welchen kein Hohlraum von einer Handbreiteist, wobei allesals Berührung gilt. –
Wer ist der Autor, der die Bezeltung Berühren nennt? – Es ist R. Jose, denn es wird gelehrt: R. Jose sagte, ein Löffel voll Moder verunreinigt durch Berühren, Tragen und Bezeltung.
Einleuchtend ist dies vom Tragen und von der Bezeltung, denn man trägt das ganze und bezeltet das ganze, wieso aber durch Berühren, man berührt ja nicht das ganze? Wahrscheinlich ist unter Berühren die Bezeltung zu verstehen. –
Er lehrt es ja vom Berühren besonders und von der Bezeltung besonders!? Abajje erwiderte: Innerhalb einer Handbreiteist es eine Bezeltung durch Berühren, oberhalb einer Handbreiteist es eine bloße Bezeltung.
Raba erwiderte: Auch oberhalb einer Handbreite ist es eine Bezeltung durch Berühren, und eine bloße Bezeltung ist es nur dann, wenn es durch eine Überdachungerfolgt.
Raba sagte: Dies entnehme ich aus dem, was wir gelernt haben: R. Jose sagte: Das Bettgeflecht und das Fenstergitter gelten als Trennungzwischen dem Erdgeschosse und dem Obergeschosse, um die Unreinheit nicht nach der anderen Abteilung dringen zu lassen;
hat man sie schwebend über eine Leichegebreitet, so ist das, was sich gegen ein Loch befindet, unrein, und was sich nicht gegen ein Lochbefindet, rein.
In welchem Falle: wollte man sagen, innerhalb einer Handbreite, wieso ist es rein, wenn nicht gegen ein Loch, die Leiche befindet sich ja inihrem Kleide, und eine Leiche in ihrem Kleide ist verunreinigend;
doch wohl oberhalb einer Handbreite, und er nennt dies berühren!?
Abajje erwiderte: Tatsächlich innerhalb einer Handbreite, wenn du aber einwendest, die Leiche befinde sich in ihrem Kleide, [so ist zu erwidern:] ein Kleid verliert sichdurch die Leiche, dieses aber verliert sich nicht. –
Sollte dies doch als versteckte Unreinheit gelten, die nach oben dringt!? – R. Jose ist der Ansicht, die versteckte Unreinheit dringe nicht nach oben. –
Woher entnimmst du dies? – Wir haben gelernt: Hat ein Schrankschub einen Raum von einer Handbreite, die Öffnung aber keine Handbreite, so ist, wenn Unreines darin ist, das Haus unrein,
und wenn Unreines im Hause ist, das, was darin ist, rein, weil man das Unreine herausholtund nicht hineinbringt;
nach R. Jose ist es rein, weil man es geteiltherausholen oder an seiner Stelle verbrennen kann.
Ferner lehrt er im Schlußsatze: Hat man ihn an die Tür mit der Öffnung nach außenhingestellt, so ist, wenn darin Unreines ist, das Haus rein, und wenn Unreines im Hause ist, das, was darin ist, rein.
Daf 126a
Hierzu wird gelehrt, nach R. Jose sei es rein. Worauf bezieht sich R. Jose, wenn etwa auf den Schlußsatz, so ist es ja auch nach dem ersten Autor rein.
Vielmehr, der erste Autor sagte, wenn das Unreine sich darin befindet, sei das Haus unrein, entweder weil man das Unreine herausholt, oderweil die versteckte Unreinheit durchdringt, und R. Jose erwiderte ihm: Gegen deine Begründung, man müsse das Unreine herausholen, [ist zu erwidern:] man kann es geteilt herausholen oder an seiner Stelle verbrennen, und gegen deine Begründung, die versteckte Unreinheit dringe durch, [ist zu erwidern:] die versteckte Unreinheit dringt nicht durch. –
Ich will auf einen Widerspruch hinweisen, in dem R. Jose sich mit sich selbst befindet:
Wir haben gelernt: Wenn ein Hund, der Leichenfleisch gefressen hat und verendetist, an der Schwelleliegt, so bringt er, wie R. Meír sagt, wenn sein Hals eine Weite von einer Handbreite hat, die Unreinheit [in das Haus] hinein, wenn aber nicht, so bringt er die Unreinheit nicht hinein.
R. Jose sagt, man richte sich [nach der Lage der Unreinheit], befindet sie sich gegenüber der Oberschwelle einwärts, so ist das Haus unrein, und wenn gegenüber der Oberschwelle auswärts, so ist es rein.
R. Elea͑zar sagt, ist sein Maul nach innen gerichtet, sei das Haus rein, ist sein Maul nach außen gerichtet, sei das Haus unrein, weil die Unreinheit durch den After austritt.
R. Jehuda b. Bethera sagt, das Haus sei, ob so oder so, unrein.
R. Jose bezieht sich wohl auf den Fall, wenn der Hals keine Weite von einer Handbreite hat,
somit ist er der Ansicht, die versteckte Unreinheit dringe durch.
Raba erwiderte: Er lehrt, daß man sich nach dem Hohlraume der Unreinheitrichte; R. Jose streitet über beides und sprach zu R. Meír wie folgt: Während du sagst, wenn der Hals eine Weite von einer Handbreite hat, bringe er die Unreinheit hinein, richten wir uns nach dem Hohlraume,
und während du sagst, [wenn er auf der Schwelle liegt,] sei das Haus unrein, ist es vielmehr, wenn gegenüber der Oberschwelleeinwärts, unrein, und wenn gegenüber der Oberschwelle auswärts, rein.
R. Aḥa, der Sohn Rabas, lehrte ausdrücklich demgemäß: R. Jose sagt, man richte sich nach dem Hohlraume der Unreinheit. –
Wer ist der Autor, der gegen ihn streitet? – Es ist R. Šimo͑n, denn es wird gelehrt: R. Šimo͑n sagte:
Daf 126b
Drei Unreinheiten sondern sich von einer Leiche, die nur durch zwei [Arten von Verunreinigung] und nicht durch die dritte [verunreinigendsind]; folgende sind es: ein Löffel voll Moder, ein gerstengroßer Knochen, und Rollsteinund Stütze.
Ein Löffel voll Moder verunreinigt durch Tragen und Bezeltung, nicht aber durch Berühren; durch Berühren erfolgt es nur bei den anderen.
Ein gerstengroßer Knochen verunreinigt durch Tragen und Berühren, nicht aber durch Bezeltung; durch Bezeltung erfolgt es bei den anderen.
Rollstein und Stütze verunreinigen durch Berühren und Bezeltung, nicht aber durch Tragen; durch Tragen erfolgt es nur bei den anderen.
DER; SCHENKELKNOCHEN VON EINEM AAS ODER VON EINEM KRIECHTIERE &C. Die Rabbanan lehrten:Ihr Aas, nicht aber einen geschlossenen Schenkelknochen.
Man könnte glauben, auch [nicht] einen durchlöcherten, so heißt es:wer berührt, ist unrein; ist ein Berühren möglich, so ist er unrein, und ist ein Berühren nicht möglich, so ist er rein.
R. Zera sprach zu Abajje: Demnach sollte ein Vieh in seiner Haut nicht verunreinigen!? – Geh und sieh doch, wieviel Löcher daran sind.
R. Papa sprach zu Raba: Demnach sollte doch eine Niere in ihrem Talgenicht verunreinigen!? – Komm und sieh doch, wieviel Fäden sich durch diesen ziehen.
R. Oša͑ja fragte: Wie ist es, wenn man [den Knochen] zu durchlöchern beabsichtigt hat, und dies nicht getan hat: gilt das Fehlen des Durchlöcherns als Fehlen einer Handlung oder nicht?
Später entschied er, das Fehlen des Durchlöcherns gelte nicht als Fehlen einer Handlung.
DAS ENTWICKELTE EIEINES KRIECHTIERES IST REIN; IST ES ETWAS DURCHLÖCHERT, SO IST ES UNREIN. WER EINE ZUR HÄLFTE AUS FLEISCH UND ZUR HÄLFTE AUS ERDEBESTEHENDE MAUS BERÜHRT, IST, WENN DAS FLEISCH, UNREIN, UND WENN DIE ERDE, REIN; R. JEHUDA SAGT, AUCH WENN ER DIE ERDE GEGENÜBER DEM FLEISCHE BERÜHRT, SEI ER UNREIN.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten:Die unrein sind, dies schließt das Ei eines Kriechtieres und den Schenkelknochen eines Kriechtieres ein.
Man könnte glauben, auch wenn es nicht entwickelt ist, so heißt es: Kriechtier; wie das Kriechtier entwickelt ist, ebenso auch das Ei eines Kriechtieres, wenn es entwickelt ist.
Man könnte glauben, auch undurchlöchert, so heißt es: wer berührt, ist unrein; ist ein Berühren möglich, so ist er unrein, und ist ein Berühren nicht möglich, so ist er rein.
Wieviel beträgt die Durchlöcherung? Eine Haarbreite, denn bei einer Haarbreite ist ein Berühren möglich.
WEH EINE MAUS ZUR HÄLFTE &C. R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Dies nur dann, wenn sie über die ganze Länge entwickelt ist. Manche beziehen dies auf den Schlußsatz: R. Jehuda sagt, auch wenn er die Erde gegenüber dem Fleische berührt, sei er unrein. R. Jehošua͑ b. Levi sagte: Dies nur dann, wenn sie über die ganze Länge entwickelt ist.
Nach dem, der dies auf den Anfangsatz bezieht, gilt dies umso mehr vom Schlußsatze, und nach dem, der dies auf den Schlußsatz bezieht, gilt dies im Anfangsatze auch von einer, die nicht entwickelt ist.
Die Rabbanan lehrten: Da es Maus heißt, so verstehe ich dies auch von der Seemaus, die ebenfalls Maus heißt. Man könnte einen Schluß folgern: das Wiesel ist unrein und die Maus ist unrein, wie das Wiesel eine Art ist, die nur das Festland bewohnt, ebenso auch nur die Maus, die das Festland bewohnt.
Oder aber wie folgt: das Wiesel ist unrein und die Maus ist unrein, wie vom Wiesel alles, was Wiesel heißt, ebenso auch von der Maus alles, was Maus heißt. Daher heißt es:auf der Erde.
Aus [den Worten] auf der Erde könnte man entnehmen, sie sei nur auf der Erde verunreinigend, nicht aber, wenn sie in das Meer hinabgestiegen ist,
Daf 127a
so heißt es:das wimmelt, wo es auch wimmelt.
Vielleicht ist dem nicht so, sondern [wie folgt auszulegen:] das wimmelt, was wirft, ist unrein, was aber nicht wirft, ist nicht unrein, wonach eine zur Hälfte aus Fleisch und zur Hälfte aus Erde bestehende Maus auszuschließen ist, da sie sich nicht fortpflanzt?
Es ist ein Schluß zu folgern: das Wiesel ist unrein und die Maus ist unrein, wie vom Wiesel alles, was Wiesel heißt, ebenso auch von der Maus alles, was Maus heißt, wonach auch eine zur Hälfte aus Fleisch und zur Hälfte aus Erde bestehende Maus einzuschließen ist.
Oder aber wie folgt: wie ein Wiesel sich fortpflanzt, ebenso auch eine Maus, die sich fortpflanzt. Daher heißt es: unter den Kriechtieren.
Einer von den Jüngern sprach zu Raba: Vielleicht [ist wie folgt auszulegen:] unter den Kriechtieren, dies schließt die zur Hälfte aus Fleisch und zur Hälfte aus Erde bestehende Maus ein; das wimmelt, alles was wimmelt, auch die Seemaus, und [die Worte] auf der Erde besagen, daß sie auf dem Festlande verunreinigend und im Meere nicht verunreinigend sei!?
Dieser erwiderte: Machst du das Meer zu einem Raume der Unreinheit, so ist es ja einerlei, ob sie sich da oder dort befindet. –
[Die Worte] auf der Erde sind ja aber dazu nötig, um die zweifelhafte schwimmende Unreinheitauszuschließen!? R. Jiçḥaq b. Evdämi sagte nämlich: Auf der Erde, dies schließt die zweifelhafte schwimmende Unreinheit aus. –
Es heißt zweimalauf der Erde.
Die Rabbanan lehrten:Die Kröte nach ihrer Art, dies schließt den A͑rod, den Ben-Nephilund den Salamanderein.
Wenn R. A͑qiba an diesen Schriftversherankam, sprach er:Wie groß sind deine Werke, o Herr! Du hast Geschöpfe, die im Meere gedeihen, und du hast Geschöpfe, die auf dem Festlande gedeihen; wenn die des Meeres aufs Festland heraufkämen, sie würden sofort verenden, und wenn die des Festlandes ins Meer hinabstiegen, sie würden sofort verenden.
Du hast Geschöpfe, die im Feuer gedeihen, und du hast Geschöpfe, die in der Luft gedeihen; wenn die des Feuers in die Luft, kämen, sie würden sofort verenden, und wenn die der Luft ins Feuer kämen, sie würden sofort verenden. Wie groß sind deine Werke, o Herr!
Die Rabbanan lehrten: Alles, was sich auf dem Festlande befindet, befindet sich auch im Meere, ausgenommen das Wiesel [Ḥulda]. R. Zera sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers:höret dies, alle Bewohner der Erde [Ḥeled].
R. Hona, Sohn des R. Jehošua͑, sagte: Die Biber von Naraš sind keine Bewohner des Festlandes.
R. Papa sprach: In den Bann komme Naraš, sein Fett, sein Fell und sein Fettschwanz. O Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn. R. Papa sagte: Naraš wollte das Wort des Herrn nicht hören.
R. Gidel sagte im Namen Rabhs: Küßt dich jemand aus Naraš, so zähledeine Zähne. Begleitet dich jemand aus Nehar Peqod, so tut er dies wegen des schönen Mantels, den er an dir sah. Begleitet dich jemand aus Pumbeditha, so wechsle deine Herberge.
R. Hona b. Turta erzählte: Einst ging ich nach Vaa͑dund sah eine Schlange um eine Kröte gewunden; nach Tagen ging aus ihnen ein A͑rod hervor.
Als ich zu R. Šimo͑n dem Frommen kam, sprach er zu mir: Der Heilige, gepriesen sei er, sprach: Sie bringen Geschöpfe hervor, die ich in meiner Welt nicht erschaffen habe, so will auch ich über sie ein Geschöpfbringen, das ich in meiner Welt nicht erschaffen habe. –
Der Meister sagte ja aber, [Tiere], deren Begattungsart und Schwangerschaft gleich sind, können von einander gebären und großziehen, und deren Begattungsart und Schwangerschaft nicht gleichsind, können nicht von einander gebären und großziehen!?
Rabh erwiderte: Es war ein Wunder in einem Wunder. – Dies war ja eine Heimsuchung!? – Das Wunder in einem Wunder erfolgte zur Heimsuchung.
DAS AN EINEM VIEH NACHHÄNGENDE GLIED ODER FLEISCH IST AN SEINER STELLE ALS SPEISE VERUNREINIGUNGSFÄHIG UND BENÖTIGTDER BEFÄHIGUNG.
Daf 127b
IST DAS VIEH GESCHLACHTET ORDEN, SO IST ES DURCH DAS BLUT BEFÄHIGT – SO R. MEÍR; R. ŠIMO͑N SAGT, ES SEI DARDURCH NICHT BEFÄHIGT.
IST DAS VIEH VERENDET, SO BENÖTIGT DAS FLEISCH DER BEFÄHIGUNG UND DAS GLIED IST ALS GLIED VON LEBENDEM VERUNREINIGEND, NICHT ABER ALS GLIED VON EINEM AASE – SO R. MEÍR; NACH R. ŠIMO͑N IST ES REIN.
GEMARA. Nur als Speise verunreinigungsfähig, nicht aber als Aas verunreinigend;
in welchem Falle: sind sie heilbar, so sollten sie auch nicht als Speise verunreinigungsfähig sein, und sind sie nicht heilbar, so sollten sie auch als Aas unrein sein!? –
Tatsächlich, wenn sie nicht heilbar sind, nur ist die Unreinheit des Aases anders, denn der Allbarmherzige sagt:wenn fallen, nur wenn es abgefallenist.
Ebenso wird auch gelehrt: Man könnte glauben, das nachhängende, mit dem Vieh durch eine haarähnliche Faser verbundene Glied oder Fleisch sei als Aas verunreinigend, so heißt es: wenn fallen, nur wenn es abgefallen ist. Dennochsind sie als Speisen verunreinigungsfähig.
Dies ist eine Stütze für R. Ḥija b. Aši, denn R. Ḥija b. Aši sagte im Namen Šemuéls: Vertrocknete Feigen an den Stengeln sind als Speise verunreinigungsfähig, und wer sie am Šabbath pflückt, ist ein Sündopferschuldig.
Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Vertrocknetes Grünkraul an den Stengeln, wie Kohl oder Kürbisse, ist nicht als Speise verunreinigungsfähig: hat man es abgeschnitten und getrocknet, so ist es als Speise verunreinigungsfähig. –
Wieso, wenn abgeschnitten und getrocknet, es ist janichts weiter als Holz!? R. Jiçḥaq erwiderte: In der Absicht, es zu trocknen.
Dies gilt nur von Kohl und Kürbissen, die getrocknet nicht eßbar sind, andere Früchte aber sind verunreinigungsfähig.
In welchem Falle: sind sie samt den Stengeln vertrocknet, so ist es ja selbstverständlich; doch wohl ohne Stengel. –
Tatsächlich samt den Stengeln, und nötig ist [diese Lehre] wegen des Falles, wenn man es zum Trocknen abgeschnittenhat. –
Komm und höre: Wenn ein [Ast von einem] Baume abgeplatzt ist und an diesem Früchte vorhanden sind, so gelten sie als gepflückt; vertrocknetegelten als haftend. Wie nun jene als gepflückt gelten in jeder Hinsicht, so gelten wohl diese als haftend in jeder Hinsicht!? –
Wieso dies, diese so und jene anders.
IST DAS VIEH GESCHLACHTET WORDEN &C. Worin besteht ihr Streit?
Rabba erwiderte: Sie streiten darüber, ob das Vieh als Stieldes Gliedes gelte; einer ist der Ansicht, das Vieh gelte nicht als Stiel des Gliedes, und einer ist der Ansicht, das Vieh gelte als Stiel des Gliedes.
Abajje erwiderte: Sie streiten über den Fall, wenn beim Anfassen des kleineren Teiles der größere nicht mitgezogenwird;
einer ist der Ansicht, wenn beim Anfassen des kleineren Teiles der größere nicht mitgezogen wird, gleiche er diesem, und einer ist der Ansicht, er gleiche ihm nicht.
Auch R. Joḥanan ist der Ansicht, daß sie über den Fall streiten, wenn beim Anfassen des kleineren Teiles der größere nicht mitgezogen wird.
R. Joḥanan wies nämlich auf einen Widerspruch hin, in welchem R. Meír sich mit sich selber befindet: Kann R. Meír denn gesagt haben, wenn beim Anfassen des kleineren Teiles der größere nicht mitgezogen wird, gleiche er jenem,
dem widersprechend wird ja gelehrt, wenn von einer Speise ein Teil abgetrennt ist und nur an etwas haftet, gleiche er,
Daf 128a
wie R. Meír sagt, wenn beim Anfassen des kleineren Teiles der größere mitgezogen wird, jenem, und wenn nicht, gleiche er ihm nicht.
Und R. Joḥanan erklärte, er habe hier seine Ansicht geändert. –
Was ist dies denn für ein Widerspruch, vielleicht unterscheidet R. Meír zwischen [der Unreinheit] des am selben Tage Untergetauchtenund anderen Unreinen!? –
Es wird gelehrt: Rabbi sagte, dies gelte sowohl von [der Unreinheit] des am selben Tage Untergetauchten als auch von anderen Unreinen. –
Vielleicht unterscheidet Rabbi nicht, R. Meír aber wohl!? –
R. Jošija erwiderte: R. Joḥanan sagte wie folgt: Nach den Worten Rabbis hat er hier seine Ansicht geändert.
Raba erwiderte: Sie streiten darüber, ob ein Stiel von Bedeutung ist nur für die Unreinheit und nicht für die Befähigung;
einer ist der Ansicht, der Stiel sei von Bedeutung nur für die Unreinheit, nicht aber für die Befähigung, und einer ist der Ansicht, der Stiel sei von Bedeutung für die Unreinheit und für die Befähigung.
R. Papa erwiderte: Sie streiten über die Befähigung vorder Absicht.
Wir haben nämlich gelernt: R. Jehuda sagte: R. A͑qiba lehrte, der Talg von Geschlachtetem benötigein Dörfernder Absicht, nicht aber der Befähigung, da er bereits durch die Schlachtung befähigt wordenist.
Da sprach ich zu ihm: Du hast uns gelehrt, Meister, daß, wenn man Endivien für ein Vieh gesammelt und abgespült hat, und sich nachher überlegt, sie für Menschen zu verwenden, sie wiederum der Befähigungbenötigen. Hierauf trat R. A͑qiba zurück und lehrte wie R. Jehuda.
Einer ist der Ansicht der ursprünglichen Lehre [R. A͑qibas], und einer ist der Ansicht der späteren Lehre.
R. Aḥa, Sohn des Iqa, erwiderte: Sie streiten über den Fall, wenn zwischen dem Durchschneiden des einen und des anderen Halsorganes das Blut fortgewischt wurde;
einer ist der Ansicht, die Schlachtung habe Gültigkeit vom Beginne bis zur Beendigung, somit ist esBlut der Schlachtung, und einer ist der Ansicht die Schlachtung habe Gültigkeit erst bei Beendigung, somit ist esBlut einer Verletzung.
R. Aši erwiderte: Sie streiten darüber, ob nur die Schlachtung und nicht das Blut befähige.
Rabba fragte: Gilt ein lebendes Vieh als Stiel eines Gliedes? – Dies bleibt unentschieden.
Abajje sagte: Sie sagten: Wenn man Gurken in einen Pflanzentopf gepflanzt hat und sie gewachsen sind und über den Pflanzentopf hinausragen, so sind sierein.
R. Šimo͑n sprach: Weshalb sollten sie dadurch rein sein!? Vielmehr sind die verunreinigungsfähigenverunreinigungsfähig und die reinen rein.
Folgendes aber fragte Abajje: Gilt die eine als Stiel der anderen? – Dies bleibt unentschieden.
R. Jirmeja sagte: Sie sagten, wenn man einen halben Kürbis götzendienstlich verehrt hat, habe man ihn verbotengemacht. Folgendes aber fragte R. Jirmeja:
Daf 128b
Gilt die [eine Hälfte] als Stiel für die andere? – Dies bleibt unentschieden.
R. Papa sagte: Sie sagten, wenn ein Zweig von einem Feigenbaume abgeplatzt ist und durch die Rinde anhaftet, sei er nach R. Jehuda rein, und wie die Weisen sagen, wenn er weiter leben kann, rein, wenn aber nicht, unrein.
Folgendes aber fragte R. Papa: Gilt er als Stiel für einen anderen? – Dies bleibt unentschieden.
R. Zera sagte: Sie sagten, wenn man einen Ecksteinherausreißt, reiße man ihn vollständigheraus, und wenn man [das Haus] zertrümmert, zertrümmere man nur die Seite des [aussätzigen] und lasse die des anderen.
Folgendes aber fragte R. Zera: Gilt die eine Seite als Stiel der anderen? – Dies bleibt unentschieden.
IST DAS VIEH VERENDET. Welchen Unterschied gibt es zwischen einem Gliede von Lebendem und einem Gliede von Aas? –
Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich des vom Gliede abgesonderten Fleisches; das von einem Gliede von Lebendem abgesonderte Fleisch ist nicht verunreinigend, und das von einem Gliede von Aas abgesonderte ist verunreinigend. –
Welcher Schriftvers deutet darauf, daß ein Glied von Lebendem verunreinigend ist? R. Jehuda erwiderte im Namen Rabhs: [Es heißt:]und wenn von dem Vieh verendet. –
Dies ist ja aber wegen einer anderen Lehre R. Jehudas im Namen Rabhs nötig!? R. Jehuda sagte nämlich im Namen Rabhs, und nach anderen wurde es in einer Barajtha gelehrt: Und wenn von dem Vieh verendet, manches [verendete] Vieh ist verunreinigend und manches ist nicht verunreinigend, nämlich das totverletzt Geschlachtete. –
Der Allbarmherzige könnte ja geschrieben haben: vom Vieh, wenn es aber von demVieh heißt, so ist beides zu entnehmen. –
Demnach sollte dies auch vom Fleischegelten!? – Dies ist nicht einleuchtend, denn es wird gelehrt: Man könnte glauben, das von Lebendem abgesonderte Fleisch sei verunreinigend, so heißt es: und wenn von dem Vieh verendet; wie beim Verendeten kein Ersatz nachwächst, ebenso alles andere, wofür kein Ersatznachwächst – so R. Jose.
R. A͑qiba sagte: Vieh, wie das Vieh Sehnen und Knochen hat, ebenso alles andere, was Sehnen und Knochen hat. Rabbi sagte: Vieh, wie das Vieh Fleisch, Sehnen und Knochen hat, ebenso alles andere, was Fleisch, Sehnen und Knochen hat. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen Rabbi und R. A͑qiba? – Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich des Schienbeines. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen R. A͑qiba und R. Jose dem Galiläer? R. Papa erwiderte: Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich der Niere und der Lippe.
Desgleichen wird auch von den Kriechtieren gelehrt: Man könnte glauben, das von Kriechtieren abgesonderte Fleisch sei verunreinigend, so heißt es:wenn sie tot sind; wie beim Toten kein Ersatz nachwächst, ebenso alles andere, wofür kein Ersatz nachwächst – so R. Jose der Galiläer.
R. A͑qiba sagte: Kriechtier, wie das Kriechtier Sehnen und Knochen hat, ebenso alles andere, was Sehnen und Knochen hat. Rabbi sagte: Kriechtier, wie das Kriechtier Fleisch, Sehnen und Knochen hat, ebenso alles andere, was Fleisch, Sehnen und Knochen hat.
Zwischen Rabbi und R. A͑qiba besteht ein Unterschied hinsichtlich des Schienbeines, welchen Unterschied gibt es zwischen R. A͑qiba und R. Jose dem Galiläer? R. Papa erwiderte: Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich der Niere und der Lippe.
Und beides ist nötig. Würde es nur vom Vieh gelehrt worden sein, [so könnte man glauben, das Fleisch] von einem lebenden sei deshalb nicht verunreinigend, weil dieses nicht in Linsengrößeverunreinigend ist, beim Kriechtiere aber, das in Linsengröße verunreinigend ist, sei es auch von einem lebenden verunreinigend.
Und würde es nur vom Kriechtiere gelehrt worden sein, [so könnte man glauben,] da es durch Tragen nicht verunreinigend ist, so ist auch [das Fleisch] von einem lebenden nicht verunreinigend, beim Vieh aber, das durch Tragen verunreinigend ist, sei es auch von einem lebenden verunreinigend. Daher ist beides nötig.
Die Rabbanan lehrten: Hat man ein olivengroßesStück Fleisch von einem Gliede von einem lebenden [Vieh] abgeschnitten, so ist es, wenn man es abgeschnitten und nachher hinsichtlich dessen beabsichtigthat, rein,
und wenn beabsichtigt und nachher abgeschnitten, unrein.
R. Asi fehlte im Lehrhause, und als er R. Zera traf, fragte er ihn, was im Lehrhaus vorgetragen worden sei. Dieser erwiderte: Was ist dir schwierig? – Er lehrt, wenn man hinsichtlich dessen beabsichtigt und es nachher abgeschnitten hat, sei es unrein:
Daf 129a
dies ist ja eine unsichtbareUnreinheit, und die unsichtbare Unreinheit ist nicht verunreinigend!?
Dieser erwiderte: Dies war mir ebenfalls schwierig, und ich fragte R. Abba b. Mamal, und er erwiderte mir, hier sei die Ansicht R. Meírs vertreten, welcher sagt, die unsichtbare Unreinheit sei verunreinigend.
Jener entgegnete: Dies sagte er mir wiederholt, und ich erwiderte ihm, R. Meír unterscheide zwischen einer Unreinheit, die der Befähigungbenötigt, und einer Unreinheit, die der Befähigung nicht benötigt.
Raba sprach: Was ist dies für ein Einwand, vielleicht in dem Falle, wenn es bereits befähigt worden ist!?
Rabba b. R. Ḥanan sprach zu Raba: Wozu ist eine Befähigung nötig, es ist ja durch das, wovon es herkommt, schwerverunreinigend!?
Dieser erwiderte: Vorher hatte es als Holzgegolten.
Abajje sagte: Sie sagten, ein Klumpen Sauerteig, den man zum Sitzen bestimmt hat, verliere seine Eigenschaft.
Die Unreinheitdesselben ist nicht aus der Tora, denn wenn man sagen wollte, aus der Tora, so würde es sich ja ergehen, daß Speisen schwer verunreinigendsein können. – Bei der Verwendung gilt er als Holz.
Abajje sagte [ferner]: Sie sagten, den Götzen gespendete Speisen seien durch Bezeltung verunreinigend. Die Unreinheit derselben ist nicht aus der Tora, denn wenn man sagen wollte, aus der Tora, so würde es sich ja ergehen, daß Speisen schwer verunreinigend sein können. – Bei der Verwendung gelten sie als Holz.
Abajje sagte [ferner]: Sie lehrten, haftende Speisen gleichen den Geräten. Deren Unreinheit ist nicht aus der Tora, denn wenn man sagen wollte, aus der Tora, so würde es sich ja ergehen, daß Speisen schwer verunreinigend sein können. – Bei der Verwendung gelten sie als Holz.
R. Papa sprach zu Raba: Es wird gelehrt, der Talg von Aas in Dörfernbenötige der Absichtund der Befähigung. Seine Unreinheit durch die Niereist nicht aus der Tora, denn wenn man sagen wollte, aus der Tora, so würde es sich ja ergehen, daß Speisen schwer verunreinigendsein können. –
Bei der Verwendung gilt er als Holz.
R. Mathna sagte: Sie sagten, wenn man ein Haus mit Saatenüberdacht hat, seien sie rein. Deren Unreinheit ist nicht aus der Tora, denn wenn man sagen wollte, aus der Tora, so würde es sich ja ergehen, daß Saaten schwer verunreinigend sind. – Bei der Verwendung gelten sie als Holz.
NACH R. ŠIMO͑N IST ES REIN.
Wie du es nimmst: bewirkt das Verenden das Abfallen, so sollte es als Glied von Lebendem unrein sein, und bewirkt das Verenden nicht das Abfallen, so sollte es als Glied von Aas unrein sein!? –
R. Šimo͑n bezieht sich auf den Anfangsatz: das an einem Vieh nachhängende Glied oder Fleisch ist an seiner Stelle als Speise verunreinigungsfähig und benötigt der Befähigung; nach R. Šimo͑n ist es rein.
R. Asi sagte im Namen R. Joḥanans: Was ist der Grund R. Šimo͑ns? Die Schrift sagt:von jeder Speise, die gegessen wird; eine Speise, die man Fremdenzu essen geben darf, heißt Speise, und eine Speise,
Daf 129b
die man Fremden nicht zu essen gebendarf, heißt nicht Speise.
R. Zera sprach zu R. Asi: Vielleicht ist folgendes der Grund R. Šimo͑ns: weil es durch die Haut verbundenist!?
Es wird nämlich gelehrt: Wenn ein Zweig von einem Feigenbaume abgeplatzt ist und durch die Rinde anhaftet, so ist. er nach R. Jehuda rein; die Weisen sagen, kann er weiter leben, sei er rein, wenn aber nicht, unrein. Und auf unsere an dich gerichtete Frage, was der Grund R. Jehudas sei, erwidertest du uns, weil er anhaftet.
Dieser erwiderte: Dies bezieht sich auf den Mittelsatz: ist das Vieh geschlachtet worden, so ist es durch das Blut befähigt – so R. Meír. R. Šimo͑n sagt, es sei dadurch nicht befähigt.
(R. Asi sprach:) R. Joḥanan sagte: Was ist der Grund R. Šimo͑ns? Die Schrift sagt: von jeder Speise, die gegessen wird, eine Speise, die man Fremden zu essen geben darf, heißt Speise, und eine Speise, die man Fremden nicht zu essen geben darf, heißt nicht Speise. –
Vielleicht ist hierbei der Grund R. Šimo͑ns
nach Rabbaoder nach R. Joḥananzu erklären!? –
Vielmehr, tatsächlich bezieht es sich auf den Schlußsatz, jedoch nicht auf das Glied, sondern nur auf das Fleisch. Ist das Vieh verendet, so benötigt das Fleisch der Befähigung, nach R. Šimo͑n aber ist es rein.
Hierzu sagte R. Joḥanan: Was ist der Grund R. Šimo͑ns? Die Schrift sagt: von jeder Speise, die gegessen wird, eine Speise, die man Fremden zu essen geben darf, heißt Speise, und eine Speise, die man Fremden nicht zu essen geben darf, heißt nicht Speise.
viii DAS AN EINEM MENSCHEN NACHHÄNGENDE GLIED ODER FLEISCH IST REIN; IST DER MENSCH GESTORBEN, SO IST DAS FLEISCH REIN, DAS GLIED ABER ALS GLIED VON EINEM LEBENDEN VERUNREINIGEND, NICHT ABER ALS GLIED VON EINER LEICHE SO R. MEÍR; NACH R. ŠIMO͑N IST ES REIN.
GEMARA. Welcher Ansicht ist R. Šimo͑n: ist er der Ansicht, der Tod bewirke das Abfallen, so sollte es als Glied von einem Lebenden unrein sein, und ist er der Ansicht, der Tod bewirke nicht das Abfallen, so sollte es als Glied von einer Leiche unrein sein!? –
R. Šimo͑n bezieht sich auf andereFälle. Der erste Autor sagt, das Glied sei unrein als Glied von einem Lebenden, nicht aber als Glied von einer Leiche, demnach ist ein Glied von einer Leiche sonst unrein, und hierzu sagte R. Šimo͑n, ein Glied von einer Leiche sei auch sonst nicht unrein.
Es wird nämlich gelehrt: R. Elie͑zer sagte: Ich hörte, ein Glied von einem Lebenden sei unrein. Da sprach R. Jehošua͑ zu ihm: Nur von einem Lebenden und nicht von einer Leiche!? Es ist ja vom Leichteren auf das Schwerere zu folgern: wenn das abgetrennte Glied von einem Lebenden, der rein ist, unrein ist, um wieviel mehr das von einer Leiche, die unrein ist.
Desgleichen steht in der Fastenrolle geschrieben: Am kleinen Pesaḥfeste darf keine Trauer abgehalten werden. Darf etwa am großen [Pesaḥfeste] eine Trauer abgehalten werden!? Vielmehr umso weniger an diesem, ebenso auch hierbei: umso mehr dieses. Dieser erwiderte: So habe ich es gehört. –
Welchen Unterschied gibt es zwischen einem Gliede von einem Lebenden und einem Gliede von einer Leiche!? – Ein Unterschied besteht zwischen ihnen hinsichtlich einer von einem Gliede von einem Lebenden abgesonderten Olive Fleisch oder eines gerstengroßen Knochens.
Wir haben nämlich gelernt: Eine von einem Gliede von einem Lebenden abgesonderte Olive Fleisch ist nach R. Elie͑zer unrein und nach R. Neḥunja b. Haqana und R. Jehošua͑ rein. Ein von einem Gliede von einem Lebenden abgesonderter gerstengroßer Knochen ist nach R. Neḥunja unrein und nach R. Elie͑zer und R. Jehošua͑rein.
Da du nun darauf gekommen bist, so ist auch hinsichtlich des ersten Autors und R. Šimo͑ns [zu erklären], ein Unterschied besiehe zwischen ihnen hinsichtlich einer Olive Fleisch und eines gerstengroßen Knochens.
Daf 130a
DAS GESETZ] VON BUG, KINNBACKEN UND MAGEN HAT GELTUNG IM [JISRAÉL]LANDE UND AUSSERHALB DES LANDES, WENN DER TEMPEL BESTEHT UND WENN DER TEMPEL NICHT BESTEHT, NUR BEI PROFANEM UND NICHT BEI HEILIGEM.
MAN KÖNNTE FOLGERN: WENN VON PROFANEM, VON DEM BRUST UND SCHENKEL NICHT ZU ENTRICHTEN SIND, DIE PRIESTERGABEN ZU ENTRICHTEN SIND, UM WIEVIEL MEHR SIND VON HEILIGEM, VON DEM BRUST UND SCHENKEL ZU ENTRICHTEN SIND, DIE PRIESTERGABEN ZU ENTRICHTEN;
DAHER HEISST ES: diese habe ich dem Priester Ahron und seinen Söhnen gegeben, zur ewigen Satzung; ER ERHÄLT NUR DAS, WAS IM ABSCHNITTE GENANNT IST. ii
ALLE HEILIGEN [TIERE], DIE EINEN BLEIBENDEN LEIBESFEHLER VOR IHRER HEILIGUNG HATTEN UND AUSGELÖST WORDEN SIND, UNTERLIEGEN [DEM GESETZE] VON DER ERSTGEBURT UND DER PRIESTERGABEN, DÜRFEN ALS PROFAN ZUR SCHUR UND ZUR ARBEIT VERWANDT WERDEN, IHRE JUNGEN UND IHRE MILCH NACH DER AUSLÖSUNG SIND ERLAUBT,
WER SIE AUSSERHALB SCHLACHTET, IST FREI, SIE ÜBERTRAGEN NICHT [DIE HEILIGKEIT] AUF DAS ELNGETAUSCHTE, UND WENN SIE VERENDEN, DÜRFEN SIE AUSGELÖST WERDEN; AUSGENOMMEN DAS ERSTGEBORENE UND DER ZEHNT.
IST DIE HEILIGUNG VOR DEM GEBRECHEN ERFOLGT, ODER WENN SIE VOR DER HEILIGUNG EINEN VORÜBERGEHENDEN LEIBESFEHLER HATTEN UND NACHHER EINEN DAUERNDEN LEIBESFEHLER BEKOMMEN HABEN, UND AUSGELÖST WORDEN SIND, SO SIND SIE VON DER ERSTGEBURT UND DEN PRIESTERGABEN FREI, NICHT PROFAN, UM ZUR SCHUR UND ZUR ARBEIT VERWANDT ZU WERDEN,
IHRE JUNGEN UND IHRE MILCH NACH DER AUSLÖSUNG SIND VERBOTEN, WER SIE AUSSERHALB SCHLACHTET, IST SCHULDIG, SIE ÜBERTRAGEN [DIE HEILIGKEIT] AUF DAS EINGETAUSCHTE, UND WENN SIE VERENDEN, SIND SIE ZU BEGRABEN.
GEMARA. Nur aus dem Grunde, weil der Allbarmherzige diese geschrieben hat, sonst aber würde man gesagt haben, vom Heiligen seien die Priestergaben zu entrichten;
dagegen ist ja aber zu erwidern: wohl gilt dies von Profanem, das zur Erstgeburt pflichtig ist!? –
Man könnte von den Männchen folgern. – Wohl gilt dies von den Männchen, die zur Erstschurpflichtig sind!? –
Von den Böcken. – Wohl gilt dies von den Böcken, die zur Verzehntung in die Hürde kommen!? –
Von den alten. –·Wohl gilt dies von den alten, die zur Verzehntung in die Hürde gekommen sind!? –
Von gekauften und verwaisten. – Wohl gilt dies von gekauften und verwaisten, deren Art in die Hürde zur Verzehntung kommt!? –
Wenn du von der Art sprichst, so ist dies auch beim Heiligen der Fall: die Art desselben kommt zur Verzehntung in die Hürde. –
Sollte [durch einen Schluß] vom Leichteren auf das Schwerere gefolgert werden, daß von Profanem Brust und Schenkel zu entrichten sind: wenn von Heiligem, von dem die Priestergaben nicht zu entrichten sind, Brust und Schenkel zu entrichten sind, um wieviel mehr sind von Profanem, von dem die Priestergaben zu entrichten sind, Brust und Schenkel zu entrichten!? –
Die Schrift sagt:dies ist das Recht der Priester, nur dieses, anderes aber nicht. –
Nur aus dem Grunde, weil der Allbarmherzige dies geschrieben hat, sonst aber würde man gesagt haben, von Profanem seien Brust und Schenkel zu entrichten; wo sollten diese denn, die des Schwingens benötigen, geschwungen werden: wenn außerhalb, so heißt es ja:vor dem Herrn,
Daf 130b
und wenn innerhalb, so bringt man ja Profanes in den Tempelhof. Wozu ist nun, wo dies nicht möglich ist, [das Wort] dies nötig!? –
Wegen einer Lehre R. Ḥisdas, denn R. Ḥisda sagte, wer die Priestergabenbeschädigt oder aufgegessen hat, seiersatzfrei.
Der Text. R. Ḥisda sagte: Wer die Priestergaben beschädigt oder aufgegessen hat, ist ersatzfrei. – Aus welchem Grunde? – Wenn du willst, sage ich: weil es dies heißt, und wenn du willst, sage ich: weil es Geld ist, das keine Klägerhat.
Man wandte ein:dies ist das Recht der Priester, dies lehrt, daß die Priestergaben Rechtskraft haben. Doch wohl in der Beziehung, daß sie durch Richter einklagbar sind!? – Nein, daß sie durch Richter zu verteilensind.
Dies nach R. Šemuél b. Naḥmani, denn R. Šemuél b. Naḥmani sagte im Namen R. Jonathans: Woher, daß man einem Priester aus dem gemeinen Volke keine Gabe verabreiche? Es heißt:und er gebot dem Volke, den Bewohnern Jerušalems, den Priestern und den Leviten den ihnen gebührenden Anteil zu liefern, damit sie am Gesetze des Herrn festhalten; wer am Gesetze des Herrn festhält, erhält einen Anteil, und wer am Gesetze des Herrn nicht festhält, erhält keinen Anteil. –
Komm und höre: R. Jehuda b. Bethera sagte: Recht, dies lehrt, daß die Priestergaben Rechtskraft haben; man könnte glauben, auch Brust und Schenkel haben Rechtskraft, so heißt es dies.
In welcher Hinsicht: wollte man sagen, daß sie durch Richter zu verteilen sind, so werden ja auch Brust und Schenkel durch Richter verteilt; doch wohl, daß sie durch Richter einklagbar sind!? –
Hier handelt es sich um den Fall, wenn sie bereits in seinen Besitz gekommen sind. – Wozu braucht es von dem Falle, wenn sie bereits in seinen Besitz gekommen sind, gelehrt zu werden!? – Wenn sie ungesondertin seinen Besitz gekommen sind, und dieser Autor ist der Ansicht, die noch nicht abgehobenen Gaben gelten als bereits abgehoben. –
Komm und höre: Wenn ein Besitzender von Ort zu Ort wandert und genötigt ist, Nachlese, Vergessenes, Eckenlaßund Armenzehnten zu nehmen, so nehme er, und wenn er heimkehrt, ersetze er es – so R. Elie͑zer!?
R. Ḥisda erwiderte: Hier lehrten sie einen Akt der Frömmigkeit. Raba sprach: Der Autor lehrt, er müsse ersetzen und du sagst, hier lehrten sie einen Akt der Frömmigkeit!? Ferner wird der Einwand nicht aus der Ansicht R. Elie͑zers erhoben,
sondern aus dem Schlußsätze: die Weisen sagen, er war dann arm. Nur aus dem Grunde, weil er arm war, ein Reicher aber muß ersetzen;
weshalb denn, dies ist ja ebenso, als wenn jemand Priestergaben beschädigt oder auf gegessen hat!? R. Ḥisda erwiderte: Hier lehrten sie einen Akt der Frömmigkeit. –
Komm und höre: Woher, daß der Eigentümer, wenn er seine Früchte unverzehntet gegessen hat, desgleichen ein Levite, wenn er seinen Zehntenunverzehntet gegessen hat, ersatzfrei ist? Es heißt:sie sollen nicht entweihen die heiligen Gaben der Kinder Jisraél, die sie abheben; sie haben Anspruch darauf erst nach dem Abheben.
Demnach ist er, wenn nach dem Abheben, ersatzpflichtig; weshalb denn, dies ist ja ebenso, als wenn jemand Priestergaben beschädigt oder gegessen hat!? – Hier ebenfalls
Daf 131a
in dem Falle, wenn sie unverzehntetin seinen Besitz gekommen sind, und dieser Autor ist der Ansicht, die noch nicht abgehobenen Gaben gelten als bereits abgehoben. –
Komm und höre: Wenn einem die Regierung seine Tenne abgenommen hat, so ist er, falls es wegen einer Schuld erfolgt ist, zur Verzehntungverpflichtet, und falls als Konfiskation, von der Verzehntung frei!? –
Anders ist es hierbei, da er dadurch einen Nutzen hat. –
Komm und höre: Wenn jemand zu [einem Schlächter] sagte, daß er ihm die Eingeweide einer Kuh verkaufe, und darunter die Priestergabensich befinden, so gehe er sie dem Priester und ziehe ihm nichts vom Preise ab; kaufte er sie nach Gewicht, so gebe er sie dem Priester und ziehe sie ihm vom Preise ah.
Weshalb denn, diesist ja ebenso, als wenn jemand Priestergaben beschädigt oder aufgegessen hat!? – Anders ist es da, wo sie vollständig vorhanden sind. –
Komm und höre: Neun Dinge sind Eigentum des Priesters: die Hebe, die Zehnthebe, die Teighebe, die Erstschur, Priestergaben, das Demaj, die Erstlinge, das Grundkapital und das Fünftel.
Doch wohl in der Hinsicht, daß sie durch Richter einklagbar sind!? – Nein, hinsichtlich der folgenden Lehre: In welcher Beziehung sagten sie, sie seien Eigentum des Priesters? Daß er dafür Sklaven, Grundstücke und unreines Vieh kaufen darf, ein Gläubiger sie für seine Schuld und seine Ehefrau für ihre Morgengabe wegnehmen kann, und er dafür eine Gesetzrolle[anschaffen] darf.
Einst war ein Levite, der Priestergaben wegnahm, und als man es Rabh erzählte, sprach er: Nicht genug, daß man sie von ihmnicht nimmt, auch wegnehmen tut er! –
[Welcher Ansicht] ist Rabh: gehören [Leviten] zum Volke, so sollte man sie von ihnen auch nehmen,
und gehören sie nicht zum Volke, so hat der Allbarmherzige ihn ja befreit!? Ihm war es zweifelhaft, ob sie zum Volke gehören oder nicht.
R. Papa saß und trug diese Lehrevor, da wandte R. Idi b. Abin gegen R. Papa ein: Für die vier Armengaben vom Weinberge, Abfall, Nachlese, Vergessenes und Eckenlaß, die drei vom Getreide, Nachlese, Vergessenes und Eckenlaß, und die zwei von den Baumfrüchten], Vergessenes und Eckenlaß,
hat der Eigentümer keinen Dankzu beanspruchen; sie werden selbst dem Ärmsten in Jisraélabgenommen.
Für den Armenzehnten, der zuhause verteilt wird, gehört der Dankdem Eigentümer, aber auch dieser wird selbst dem Ärmsten in Jisraél abgenommen. Die übrigen Priestergaben, wie Bug, Kinnbacken und Magen, werden von einem Priester für einen anderen Priester oder von einem Leviten für einen anderen Leviten nichtgenommen.
Die vier Gaben vom Weinberge, Abfall, Nachlese, Vergessenes und Eckenlaß, denn es heißt:in deinem Weinberge sollst du nicht nachlesen und den Abfall deines Weinberges sollst du nicht auflesen.
Ferner heißt es:wenn du deinen Weinberg aberntest, sollst du hinterher nicht nachlesen, und R. Levi sagte, dies sei auf das Vergessene[zu beziehen].
Hinsichtlich des Eckenlasses ist dies durch [das Wort] hinterher von der Oliven[lese] zu entnehmen, denn es heißt:wenn du deine Ölbäume abklopfst, sollst du nicht hinterher die Zweige absuchen, und in der Schule R. Jišma͑éls erklärten sie, man beraube sie nicht des Schmuckes.
Die drei vom Getreide, Nachlese,
Daf 131b
Vergessenes und Eckenlaß, denn es heißt:wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, so sollst du bei deinem Ernten die Ecke deines Feldes nicht vollends abmähen, und die Nachlese deiner Ernte &c. [Ferner heißt es:]wenn du deine Ernte auf dem Felde erntest und eine Garbe auf dem Felde vergissest &c.
Die zwei von den Baum[früchten], Vergessenes und Eckenlaß, denn es heißt: wenn du deine Ölbäume abklopfst, sollst du nicht hinterher die Zweige absuchen, und in der Schule R. Jišma͑éls erklärten sie, man beraube sie nicht des Schmuckes, und [das Wort] hinterher ist auf das Vergessene [zu beziehen].
Füṛ all dieses hat der Eigentümer keinen Dank zu beanspruchen, denn bei ihnen wird [der Ausdruck] ‘zurücklassen’gebraucht.
Sie werden selbst dem Ärmsten in Jisraél abgenommen, denn es heißt:und die Nachlese deiner Ernte sollst du nicht auflesen, für den Armen und den Fremdling sollst du sie lassen; dies ist ein Gebot für den Armeninbetreff des seinigen.
Für den Armenzehnten, der zuhause verteilt wird, gehört der Dank dem Eigentümer, denn hierbei wird [der Ausdruck] ‘geben’ gebraucht.
Dieser wird selbst dem Ärmsten in Jisraél abgenommen, denn R. Ilea͑ sagte, dies sei durch [das Wort] Fremdlingvon jenen zu folgern; wie dies bei jenen auch für den Armen inbetreff des seinigen gilt, ebenso gilt dies hierbei auch für den Armen inbetreff des seinigen.
Die übrigen Priestergaben, wie Bug, Kinnbacken und Magen werden von einem Priester für einen anderen Priester oder von einem Leviten für einen anderen Leviten nicht genommen. Demnach werden sie von einem Leviten für einen Priester genommen, somit gehören sie ja zum Volke!? –
Wie der Bug, nicht aber der Bug selbst, das ist nämlich der erste Zehnt. –
Der erste Zehnt gehört ja dem Leviten!? – Nach R. Elea͑zar b. A͑zarja, denn es wird gelehrt: Die Hebe dem Priester, der erste Zehnt dem Leviten – so R. A͑qiba; R. Elea͑zar b. A͑zarja sagt, auch dem Priester. –
Allerdings sagt R. Elea͑zar b. A͑zarja, auch dem Priester, sagt er etwa: nur dem Priester und nicht dem Leviten!? – Freilich, nachdem E͑zra sie gemaßregelthat. –
Allerdings hat E͑zra sie gemaßregelt, daß man ihn ihnen nicht gebe, sagte er etwa auch, daß man ihn von ihnen nehme!? – Vielmehr, wie der Bug, nicht aber der Bug selbst, das ist die Erstschur. –
Komm und höre: Die Regel hierbei ist: alles, woran Heiligkeit haftet, wie Hebe, Zehnthebe und Teighebe, bringe man aus seinemBesitze, und woran Heiligkeit nicht haftet, wie Bug, Kinnbacken und Magen, bringe man nicht aus seinem Besitze. –
Wie der Bug, nicht aber den Bug selbst, nämlich den ersten Zehnten, nachdem E͑zra sie gemaßregelt hat. –
Komm und höre: Wer für einen Priester oder einen Nichtjuden geschlachtet hat, ist von den Priestergaben frei. Demnach ist er, wenn für einen Leviten oder Jisraélilen, verpflichtet!? – Folgere nicht: wenn für einen Leviten oder einen Jisraéliten, so ist er verpflichtet, sondern: wenn für einen Jisraéliten, so ist er verpflichtet. –
Sollte er doch, wenn er demnach frei ist, falls für einen Leviten, lehren: wer für einen Leviten oder einen Nichtjuden schlachtet, ist von den Priestergaben frei!? Ferner wird ausdrücklich gelehrt, wer für einen Priester oder einen Nichtjuden schlachtet, sei von den Priestergaben frei, und wenn für einen Leviten oder einen Jisraéliten, verpflichtet. Dies ist eine Widerlegung Rabhs!? –
Rabh kann dir erwidern: hierüber [streiten] Tannaim, denn es wird gelehrt:Er entsündige das Heilige des Heiligtums, das ist das Allerheiligste;
das Offenbarungszelt, das ist der Tempel; den Altar, dem Worte gemäß; soll er entsündigen, das sind die Vorhöfe; den Priestern, dem Worte gemäß; dem Volke, das sind die Jisraéliten; schaffe er Sühne, das sind die Leviten.
Dagegen lehrt ein Anderes: Schaffe er Sühne, das sind die Sklaven. Ihr Streit besteht wahrscheinlich in folgendem: nach der einen Ansicht gehören sie zum Volkeund nach der anderen Ansicht gehören sie nicht zum Volke. –
Sollte Rabh doch, wenn er der Ansicht des einen Autors ist, es sagen, und wenn er der Ansicht des anderen Autors ist, es sagen!? – Ihm war es zweifelhaft, ob nach dem einen oder dem anderen Autor zu entscheiden sei.
Meremar trug vor: Die Halakha ist wie Rabh. Die Halakha ist aber wie R. Ḥisda.
U͑la gab die Priestergaben einer Priesters[tochter]. Da wandte Raba gegen U͑la ein: Das Speisopfer einer Priesters[tochter] wird gegessen, das Speisopfer eines Priesters darf nicht gegessen werden.
Wenn du nun sagst, unter Priestersei auch eine Priesters[tochter] zu verstehen, so heißt es ja:und jedes Speisopfer eines Priesters sei Ganzopfer, es soll nicht gegessen werden!? Dieser erwiderte: Meister,
Daf 132a
aus deiner Last; im Abschnitte werden Ahron und seine Söhnegenannt.
In der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Priester, nicht aber eine Priesters[tochter], und man folgere hinsichtlich des nichterklärten vom erklärten.
In der Schule des R. Elie͑zer b. Ja͑qob wurde gelehrt: Priester, selbst eine Priesters[tochter], denn hierbeiist eine Ausschließung nach einer Ausschließungvorhanden, und eine Ausschließung nach einer Ausschließung ist einschließend.
R. Kahana aß solche durch seine Frau. R. Papa aß solche durch seine Frau. R. Jemar aß solche durch seine Frau. R. Idi b. Abin aß solche durch seine Frau.
Rabina sagte: Meremar sagte mir, die Halakha sei wie Rabh, die Halakha sei wie R. Ḥisda, die Halakha sei wie U͑la,
und die Halakha sei wie R. Ada b. Ahaba, daß nämlich der [erst]geborene Sohn einer Leviten[tochter] von den fünf Selaimfrei sei.
Die Rabbanan lehrten: [Das Gesetz] von Rüg, Kinnbacken und Magen hat Geltung beim Mischling und beim Koj: R. Elie͑zer sagt, vom Mischlinge von Ziege und Schaf seien die Priestergaben zu entrichten,
und vom Mischlinge von Bock und Hirschkuh seien die Priestergaben nicht zu entrichten. Merke, es ist uns ja bekannt, daß dieshinsichtlich des Bedeckens des Blutesund der Priestergaben nur in dem Falle Vorkommen könne, wenn ein Hirschbock eine Ziege besprungen hat. Sowohl R. Elie͑zer als auch den Rabbanan ist es zweifelhaft, ob der Same des Vaters zu berücksichtigen sei oder nicht,
und sie streiten, ob unter Schafauch ein Teil eines Schafeszu verstehen sei; nach der einen Ansicht ist unter Schaf auch ein Teil eines Schafes zu verstehen, und nach der anderen Ansicht ist unter Schaf nicht ein Teil eines Schafes zu verstehen.
Einleuchtend ist es nach R. Elie͑zer, daß er frei ist, denn er ist der Ansicht, unter Schaf sei nicht ein Teil eines Schafes zu verstehen, nach den Rabbanan aber sollte [der Priester], wenn sie auch der Ansicht sind, unter Schaf sei auch ein Teil eines Schafes zu verstehen, nur eine Hälfte erhalten, denn hinsichtlich der anderen Hälfte kann jener zu ihm sagen: bringe den Beweis, daß der Same des Vaters nicht zu berücksichtigensei, sodann erhältst du sie!? R. Hona b. Ḥija erwiderte: Unter verpflichtet, wovon sie sprechen, ist auch zu verstehen, er sei zur Hälfte der Priestergaben verpflichtet.
R. Zera wandte ein: Der Koj gleicht in mancher Hinsicht dem Vieh, in mancher Hinsicht dem Wilde und in mancher Hinsicht dem Wilde und dem Vieh.
Sein Talg ist verboten gleich dem Talge des Viehs, sein Blut muß bedeckt werden gleich dem Blute des Wildes. In mancher Hinsicht gleicht er dem Vieh und dem Wilde, denn sein Blut und seine Spannader sind wie beim Vieh und beim Wilde verboten. Ferner muß man von diesem Bug, Kinnbacken und Magen [entrichten]; R. Elie͑zer befreit davon.
Wenn dem nun so wäre, so müßte es ja heißen, man müsse von diesem die Hälfte der Priestergaben entrichten!? – Da er hinsichtlich des Talges und des Blutes nicht von Hälften spricht, so spricht er auch diesbezüglich nicht von der Hälfte.
Als Rabin kam, sagte er im Namen R. Joḥanans: Nach den Rabbanan sind vom Koj die Priestergaben vollständig zu entrichten, denn es wird gelehrt:Rind. wozu heißt es: ob Rind? Dies schließt den Mischling ein; Schaf, wozu heißt es: ob Schaf? Dies schließt den Koj ein. –
Wofür verwendet R. Elie͑zer[das Wort] ob? – Dieses ist wegen der Teilung nötig. – Woher entnehmen die Rabbanan die Teilung? – Dies entnehmen sie aus:die eine Schlachtung schlachten. –
Wofür verwendet R. Elie͑zer [die Worte:] die eine Schlachtung schlachten!? – Diese verwendet er für die Lehre Rabas, denn Raba sagte, die Forderung sei an den Schlächter zu richten.
IST EIN ERSTGEBORENESUNTER HUNDERT [TIERE] VERMISCHT WORDEN, SO SIND, WENN HUNDERT PERSONEN SIE SCHLACHTEN, ALLE FREI, WENN ABER EINER ALLE SCHLACHTET, SO IST NUR EINES FREI. WER FÜR EINEN PRIESTER ODER EINEN NICHTJUDEN SCHLACHTET, IST VON DEN PRIESTERGABEN FREI; WER SICH MIT IHNEN BETEILIGT, MUSS ESKENNZEICHNEN. SAGTE ER: MIT AUSNAHME DER PRIESTERGABEN, SO IST ER VON DEN PRIESTERGABEN FREI.
WENN JEMAND [ZU EINEM SCHLÄCHTER SAGTE,] DASS ER IHM DAS EINGEWEIDE EINER KUH VERKAUFE, UND DARUNTER SICU DIE PRIESTERGABEN BEFINDEN, SO GEBE ER SIE DEM PRIESTER UND ZIEHE SIE IHM NICHT VOM PREISE AB; KAUFTE ER SIE NACH GEWICHT, SO GEBE ER SIE DEM PRIESTER UND ZIEHE SIE IHM VOM PREISE AB.
GEMARA. Weshalb denn, der Priester kann ja von zwei Seiten kommen und zu ihm sagen: ist es das Erstgeborene, so gehört es mir vollständig, und ist es nicht das Erstgeborene, so gib mir davon die Priestergaben!?
Daf 132b
R. Ošaja erwiderter Wenn es in den Besitz des Priesters gekommen war und er es gebrechenbehaftet an einen Jisraéliten verkauft hat.
WER FÜR EINEN PRIESTER ODER EINEN NICHTJUDEN SCHLACHTET, IST VON DEN PRIESTERGABEN FREI. Sollte er doch lehren: Priester und Nichtjuden sind von den Priestergaben frei!? Raba erwiderte: Dies besagt, daß die Forderung an den Schlächter zu richten ist.
Raba trug vor:Vom Volke, nicht aber von den Priestern, und wenn es weiter heißt:von denen, die eine Schlachtung schlachten, so ist auch der wenn er Priester ist, einbegriffen.
Der Hauswirt R. Ṭablas war ein Priester und er befand sich in Not. Als er zu R. Ṭabla kam, sprach dieser zu ihm: Geh und beteilige dich mit jisraelitischen Schlächtern; da sie dadurch von den Priestergaben frei sind, werden sie sich mit dir beteiligen.
R. Naḥman aber verpflichteteihn. Jener sprach. R. Ṭabla hat mich ja befreit!? Dieser erwiderte: Geh und gib sie heraus, sonst treibe ich dir R. Ṭabla aus den Ohren.
Hierauf kam R. Ṭabla zu R. Naḥman und sprach zu ihm: Weshalb tat dies der Meister? Dieser erwiderte ihm: Als R. Aḥa b. Ḥanina aus dem Süden kam, sagte er im Namen des R. Jehošua͑ b. Levi, die Ältesten des Südens sagten, ein Schlächter, der Priester ist, sei zwei oder drei Wochen von den Priestergaben frei, von dann ab aber sei er dazu verpflichtet.
Jener sprach: Sollte der Meister ihm wenigstens nach R. Aḥa b. Ḥanina entschieden haben. Dieser erwiderte: Dies nur dann, wenn er keinen permanenten Fleischladen hat, dieser aber hat einen permanenten Fleischladen.
R. Ḥisda sagte: Ein Priester, der die Priestergaben nicht entrichtet, sei im Banne des Herrn, des Gottes Jisraéls. Rabba b. R. Šila sagte: Die Schlächter von Huçal befinden sich seit zweiundzwanzig Jahren im von R. Ḥisda [verhängten] Banne]. –
In welcher Hinsicht, wollte man sagen, daß man sie nicht mehr in den Bann tue, so wird ja gelehrt, diesgelte nur von einem Verbote, wegen eines Gebotes aber, wenn man beispielsweise zu einem sagt, daß er eine Festhütte mache, und er es nicht tut, einen Feststrauß [anschaffe], und er es nicht tut, Çiçith einknüpfe, und er es nicht tut, züchtige man ihn solange, bis er das Leben aushaucht!? –
Vielmehr, daß man sie ohne Warnung maßregele. So ließ Raba ein Bruststück pfänden; ebenso ließ R. Naḥman b. Jiçḥaq ein Gewand pfänden.
Ferner sagte R. Ḥisda: Den Bug an einen, den Magen an einen und die Kinnbacken an zwei. – Dem ist ja aber nicht so, als R. Jiçḥaq b. Joseph kam, sagte er ja, im Westen verteilen sie die Knochen einzelnen!?
Nur von einem Rinde.
Rabba b. Bar Ḥana sagte im Namen R. Joḥanans: Man darf nicht von einem Vieh essen, von dem die Priestergaben nicht entrichtet worden sind. Rabba b. Bar Ḥana sagte [ferner] im Namen R. Joḥanans: Wenn man von einem Vieh ißt, von dem die Priestergaben nicht entrichtet worden sind, so ist es ebenso als würde man Unverzehntetes essen. Die Halakha ist aber nicht wie er.
R. Ḥisda sagte: Die Priestergaben sind nur gebraten zu essen, auch sind sie nur mit Senf zu essen. – Aus welchem Grunde? – Die Schrift sagt: zum Salben, zur Würde, wie Königeessen.
Ferner sagte R. Ḥisda: Einem Priester, der in den vierundzwanzig Priestergabennicht kundig ist, verabreiche man keine Gabe. Dem ist aber nicht so, denn es wird gelehrt: R. Šimo͑n sagte: Ein Priester, der vom Tempeldienste nichtshält, hat keinen Anteil an der Priesterschaft, denn es heißt:wer von den Söhnen Ahrons das Blut des Heilsopfers und das Fett darbringt, dem sei die rechte Keule zuteil.
Ich weiß dies nur hiervon, woher, daß auch die fünfzehn Dienstleistungen, das Gießen, das Umrühren, das Zerbröckeln, das Salzen, das Schwingen, das Heranbringen, das Aufräuchern, das Ausdrücken, die [Blut]aufnahme,
Daf 133a
die Besprengung, das Trinkenlassen der Ehebruchsverdächtigten, das Genickbrechen des Kalbes, die Reinigung des Aussätzigenund das Hochheben der Händeinnerhalb und außerhalb, einbegriffen sind? Es heißt: von den Söhnen Ahrons, Dienstleistungen, die den Söhnen Ahrons übertragen worden sind;
ein Priester, der davon nichts hält, hat keinen Anteil an der Priesterschaft. Nur, wenn er nichts hält, wenn er aber davon hält, auch wenn er darin nicht kundig ist.
R. Abba sagte im Namen R. Honas im Namen Rabhs: Die Äderchen der Kinnbacken sindverboten; einem Priester, der sie nicht herauszunehmen versteht, verabreiche man keine Gaben.
Dem ist aber nicht so. Beim Braten fließt [das Blut] aus, und beim Kochen fließt es, da sie zerschnitten und gesalzen werden, ebenfalls aus.
Raba sagte: R. Joseph prüfte uns [durch folgende Frage:] Ist, wenn ein Priester nach den Priestergaben hascht, dies eine Verehrung des Gottgefälligen, oder eine Schändung des Gottgefälligen? Wir entschieden es ihm hieraus:Er gebe, dieser darf nicht selber nehmen.
Abajje sagte: Früher pflegte ich nach den Priestergaben zu haschen, denn ich sagte, dies sei eine Verehrung des Gottgefälligen; nachdem ich aber [die Auslegung] hörte: er gebe, dieser darf nicht selber nehmen, haschte ich nicht mehr danach, sondern bat, sie mir zu geben. Als ich später die Lehre R. Meírs hörte, daß die Söhne Šemuéls ihren Anteil mit dem Munde verlangten, unterließ ich es auch, darum zu bitten, jedoch nahm ich sie, wenn man sie mir gab.
Seitdem ich aber die Lehre hörte, daß die Frommen ihre Hände davon zurückzogen und die Gefräßigen sie unter sich verteilten, nehme ich sie auch nicht mehr, außer am Vorabende des Versöhnungslages, um meine Zugehörigkeit zur Priesterschaft zu wahren. –
Sollte er sich doch am Priestersegen beteiligthaben!? – Es gebrach ihm an Zeit.
R. Joseph sagte: Hat ein Priester einen Gelehrten in seiner Nachbarschaft, der in Not ist, so kann er ihm die Priestergaben abtreten, auch wenn sie noch nicht in seinen Besitz gekommen sind. Dies gilt von Bekannten unter Priestern und Leviten.
Raba und R. Saphra kamen einst zu Mar Joḥana, dem Sohne des R. Ḥana b. Ada, und manche sagen, zu Mar Joḥana, dem Sohne des R. Ḥana b. Bizna, und er richtete für sie ein Drittlingskalb her. Da sprach Raba zum Diener: Tritt uns die Priestergaben ab, denn ich möchte eine Zungemit Senf essen.
Da trat er sie ihnen ab. Raba aß sie, R. Saphra aß sie nicht. Hierauf las man R. Saphra im Traume vor:wie ein zerrissenes Gewand an einem hallen Tage, wie Essig auf Natron, so, wer einem betrübten Herzen Lieder singt.
Als er darauf zu R. Joseph kam, sprach er zu ihm: Vielleicht las man es mir aus dein Grunde vor, weil ich die Lehre des Meisters übertretenhabe? Dieser erwiderte: Ich sagte es nur von einem Fremden, ein Diener aber tut dies gezwungen; ferner sagte ich es nur, wenn nicht anders möglichist,
da aber war es nicht nötig. – Weshalb las man es mir demnach vor? – Gegen Raba. – Sollte man es Raba vorgelesen haben? – Raba hatte einen Verweis erhalten.
Abajje sprach zu R. Dimi: Worauf bezieht sich der Schriftvers in seinem einfachen Sinne? Dieser erwiderte: Auf den, der einen unwürdigen Schüler unterrichtet.
R. Jehuda sagte nämlich im Namen Rabhs: Wer einen unwürdigen Schüler unterrichtet, kommt ins Fegefeuer, denn es heißt:im tiefsten Dunkel sind seine Schätze versteckt, ein Feuer, das nicht angefacht wird, verzehrt ihn; es weidet ab das Übrigbleibende in seinem Zelte, und unter Übrigbleibende ist ein Schriftgelehrter zu verstehen, denn es heißt:unter den Übrigbleibenden, die der Herr beruft.
R. Zera sagte im Namen Rabhs: Wenn jemand einen unwürdigen Schüler unterrichtet, so ist es ebenso, als würde er dem Merkurius einen Stein werfen, denn es heißt:wie man einen Stein an die Schleuder bände, so, wer einem Toren Ehre gibt. Ferner heißt es:einem Toren ziemt nicht Wonne.
WEH SICH MIT IHNEN BETEILIGT, MUSS ES KENNZEICHNEN. Selbst wenn mit einem Nichtjuden, und dem widersprechend wird ja gelehrt, wenn man sich mit einem Priester beteiligt, müsse man es kennzeichnen, und wenn mit einem Nichtjuden oder an einem untauglichenOpfertiere, brauche man es nicht kennzeichnen!? –
Daf 133b
Hier handelt es sich um den Fall, wenn der Nichtjude auf der Fleischbanksitzt. –
Dem entsprechend gilt dies auch von einem Priester, wenn er auf der Fleischbank sitzt; wozu braucht man es zu kennzeichnen!? – Man könnte glauben, er kaufe Fleisch. – Demnach kann man ja auch von einem Nichtjuden glauben, er kaufe Fleisch!? –
Vielmehr, hier handelt es sich um den Fall, wenn der Nichtjude auf der Geldkiste sitzt. – Dem entsprechend gilt dies auch von einem Priester, wenn er auf der Geldkiste sitzt; wozu braucht man es kennzeichnen!? – Man könnte glauben, jener habe sie ihm anvertraut. – Demnach kann man ja auch von einem Nichtjuden glauben, jener habe sie ihm anvertraut!? –
Bei Nichtjuden gibt es kein Vertrauen. Wenn du aber willst, sage ich, ein Nichtjude pflegt zu skandalieren.
Der Meister sagte: Ein untaugliches Opfertier braucht man nicht kennzeichnen. Demnach ist diesersichtlich, und dem widersprechend haben wir gelernt, untauglich gewordene Opfertiere dürfen im Schlachthause verkauft, im Schlachthause geschlachtet und nach Litra ausgewogen werden!?
R. Ada b. Ahaba erklärte vor R. Papa: Die zuhause verkauft werden.
R. Hona sagte: Ist er Teilhaber am Kopfe, so ist man von [der Entrichtung] der Kinnbacken frei; ist er Teilhaber am Vorderfuße, so ist man von [der Entrichtung] des Buges frei; ist er Teilhaber an den Eingeweiden, so ist man von [der Entrichtung] des Magens frei. Ḥija b. Rabh aber sagte, auch wenn er Teilhaber an einem von diesen ist, sei man von allen frei.
Man wandte ein: [Sagte er:] der Kopf mir und das ganze dir, oder auch nur der hundertste Teil vom Kopfe, so ist man frei. Der Vorderfuß mir und das ganze dir, oder auch nur der hundertste Teil vom Vorderfuße, so ist man frei, das Eingeweide mir und das ganze dir, oder auch nur der hundertste Teil von diesem, so ist man frei.
Doch wohl frei von [der Entrichtung] der Kinnbacken und verpflichtet zu den übrigen, frei von [der Entrichtung] des Buges und verpflichtet zu den übrigen, frei von [der Entrichtung] des Magens und verpflichtet zu den übrigen!? – Nein, frei von allem: –
Sollte er doch lehren: frei von allem!? Ferner wird ausdrücklich gelehrt, [sagte er:] der Kopf mir und das ganze dir, oder auch nur der hundertste Teil vom Kopfe, sei er von [der Entrichtung] der Kinnbacken frei und zu den übrigen verpflichtet!? Dies ist eine Widerlegung der Ansicht des Ḥija b. Rabh. Eine Widerlegung.
R. Ḥisda sagte: Folgende Lehre führte Ḥija b. Rabh irre: Vierundzwanzig Priestergaben sind es, und sie alle sind Ahron und seinen Söhnen verliehen worden durch die [Regel von der] Generalisierung und Spezialisierungmit einem Salzbündnisse.
Wenn einer sie erfüllt, so ist es ebenso, als würde er die [Regeln von der] Generalisierung und Spezialisierungund das Salzbündnis gehalten haben, und wenn einer sie Übertritt, so ist es ebenso, als würde er die [Regeln von der] Generalisierung und Spezialisierung und das Salzbündnis übertreten haben. Es sind zehn im Tempel, vier in Jerušalem und zehn in der Provinz.
Zehn im Tempel: das [Vieh]sündopfer, das Geflügelsündopfer, das Gewißheits-Schuldopfer, das Schwebe-Schuldopfer, die Schlachtungen der Gemeinde-Heilsopfer, das Log Öl des Aussätzigen, die zwei Brote, die Schaubrote, das Zurückbleibende der Speisopfer und das Speisopfer der Schwingegarbe.
Vier in Jerušalem: das Erstgeborene, die Erstlinge, das Abgehobene vom Dankopfer und vom Widder des Nazirsund die Häute der Opfer.
Zehn in der Provinz: die Hebe, die Zehnthebe, die Teighebe, die Erstschur, die Priestergaben, die Auslösungdes [erstgeborenen] Sohnes, die Auslösungdes Erstgeborenen eines Esels,
das Erbbesitzfeld, das Banngutfeldund das von einem Proselyten Geraubte.
Er glaubte, die Priestergaben gehören, da sie gemeinsam genannt werden, zusammen, dem ist aber nicht so. Werden etwa das Abgehobene vom Dankopfer und vom Widder des Nazirs deshalb gemeinsam genannt, weil sie zusammen gehören!? Sie werden gemeinsam genannt, weil sie einander gleichen, ebenso werden auch jene gemeinsam genannt, weil sie einander gleichen.
Sie fragten: Wie ist es, wenn [er gesagt hat:] der Kopf dir und das ganze mir: richte man sich nach dem Pflichtigen, und das Pflichtige gehört dem Jisraéliten, oder richte man sich nach dem Vieh selbst, und das Vieh selbst gehört dem Priester? –
Komm und höre: Wenn ein Nichtjude und ein Priester ihr Schaf einem Jisraéliten zur Schur gegeben haben, so ist er [von der Entrichtung der Erstschur] frei; wenn jemand die Schafschur von einem Nichtjuden kauft, so ist er von [der Entrichtung] der Erstschur frei.
In dieser Hinsicht ist es bei Bug, Kinnbacken und Magen strengerals hei der Erstschur. Schließe hieraus, daß man sich nach dem Pflichtigen richte. Schließe hieraus.
SAGTE ER: MIT AUSNAHME DER PRIESTERGABEN, SO IST ER VON DEN PRIESTERGABEN FREI.
Daf 134a
Ich will auf einen Widerspruch hin weisen: [Sagte er:] mit der Bedingung, daß die Priestergaben mir gehören, so gebe er sie jedem beliebigenPriester!? –
Du weisest auf einen Widerspruch hin zwischen [der Vereinbarung] ‘mit der Bedingung’ und [der Vereinbarung] ‘mit Ausnahme’!? ‘Mit Ausnahme’ ist eine Zurücklassung, ‘mit der Bedingung’ ist keine Zurücklassung. –
Ich will auf einen Widerspruch hinweisen: [Sagte er:] mit der Bedingung, daß die Priestergaben mir gehören, so gehören die Priestergaben ihm!? – Darin besteht ihr Streit; einer ist der Ansicht, ‘mit der Bedingung’ sei eine Zurücklassung, und einer ist der Ansicht, ‘mit der Bedingung’ sei keine Zurücklassung.
WENN JEMAND [ZU EINEM SCHLÄCHTER] SAGTE, DASS ER IHM DAS EINGEWEIDE VERKAUFE &c. Rabh sagte: Dieslehrten sie nur von dem Falle, wenn er selbst sie gewogenhat, hat sie aber der Schlächter gewogen, so hat [der Priester] seine Forderung an den Schlächter zu richten. R. Asi aber sagte, auch wenn der Schlächter sie gewogen hat, habe [der Priester] die Forderung an jenenzu richten.
Es wäre anzunehmen, daß sie über eine Lehre R. Ḥisdas streiten, denn R. Ḥisda sagte: Wenn jemand etwas geraubt und der Eigentümer sich davon nicht losgesagt, und darauf ein anderer gekommen ist und es verzehrt hat, so kann jener beliebig von dem einen oder von dem anderen[Ersatz] verlangen. Einer hält von der Lehre R. Ḥisdas, und einer hält nichts von der Lehre R. Ḥisdas. –
Nein, alle halten sie von der Lehre R. Ḥisdas, hier aber streiten sie darüber, ob die Priestergaben geraubt werden können; einer ist der Ansicht, sie können geraubt werden, und einer ist der Ansicht, sie können nicht geraubtwerden.
Manche lehren dies als selbständige Lehre: Rabh sagt, die Priestergaben können geraubt werden, und R. Asi sagt, die Priestergaben können nicht geraubt werden.
iv,1 HAT EIN PROSELYT, DER SICH BEKEHRT HAT, EINE KUH, SO IST ER, WENN SIE VOR SEINER BEKEHRUNG GESCULACHTET WORDEN IST, FREI, UND WENN NACH SEINER BEKEHRUNG, VERPFLICHTET; IST DIES ZWEIFELHAFT, SO IST ER FREI, DENN WER VON SEINEM NÄCHSTEN FORDERT, HAT DEN BEWEIS ANZUTRETEN.
GEMARA. Als R. Dimi kam, sagte er: R. Šimo͑n b. Laqiš wies R. Joḥanan auf einen Widerspruch hin: Wir haben gelernt, wenn es zweifelhaft ist, sei er frei, wonach bei einem Zweifel erleichternd zu entscheiden ist,
und dem widersprechend wird gelehrt: Was sich innerhalb des Halmgetreides in den Ameisenlöchern befindet, gehört dem Hausherrn, und von dem, was sich hinter den Schnittern befindet, gehört das obere den Armenund das untere dem Hausherrn.
R. Meírsagt, alles gehöre den Armen, denn die zweifelhafte Nachlese gilt als Nachlese.
Dieser erwiderte: Erzürne mich nicht; ich lehre esals Ansicht eines einzelnen, denn es wird gelehrt: R. Jehuda b. Agra sagte im Namen R. Meírs, die zweifelhafte Nachlese gelte als Nachlese, das zweifelhafte Vergessene gelte als Vergessenes und der zweifelhafte Eckenlaß gelte als Eckenlaß.
Jener entgegnete: Und selbst wenn du es im Nam/en des Ben Tadal lehrtest, er gibt ja einen Grund an!? R. Šimo͑n b. Laqiš sagte nämlich: Es heißt:Dem Armen und Dürftigen schaffet Recht; was ist unter ‘schaffet Recht’ zu verstehen:
wollte man sagen, bei einem Rechtsstreite, so heißt es ja:den Geringen sollst du bei seinem Rechtsstreite nicht begünstigen. Vielmehr, übe Recht mit dem Deinigen.
Raba sprach: Hierbei befindet sich die Kuh im Zustandedes Unpflichtigen, während das Halmgetreide sich im Zustande des Pflichtigen befindet.
Abajje entgegnete: Beim Teige ist [ein Proselyt], wenn er vor seiner Bekehrung geknetet worden ist, von der Teighebe frei, wenn nach seiner Bekehrung, verpflichtet, und wenn es zweifelhaft ist, verpflichtet!?
Jener erwiderte: Bei einem Zweifel in kanonischen Dingenist erschwerend, und bei einem Zweifel in Geldangelegenheitenist erleichterndzu entscheiden.
R. Ḥisda sagte, und ebenso lehrte R. Ḥija: Acht Fälle des Zweifels gibt es bei einem Proselyten, in vier ist er verpflichtet und in vier ist er frei; beim Opferseiner Frau,
der Teighebe, dem Erstgeborenen eines unreinen Viehs und dem Erstgeborenen eines reinen Viehs ist er verpflichtet;
Daf 134b
bei der Erstschur, den Priestergaben, der Auslösung seines Sohnes und der Auslösung des Erstgeborenen eines Esels ist erfrei.
Als Rabin kam, sagte er, er hätte ihn auf einen Widerspruch hinsichtlich des Halmgetreideshingewiesen.
Levi säte in Kišar, und es waren keine Armen da zum Einsammeln der Nachlese. Da kam er zu R. Šešeth, und dieser sprach zu ihm:Für den Armen und den Fremdling sollst du es zurücklassen, nicht aber für Rabenund Fledermäuse.
Man wandte ein: Man braucht die Hebe nicht von der Tenne nach der Stadt oder aus der Wüste nach einer bewohnten Gegendzu bringen; ist da kein Priester vorhanden, so miete man eine Kuh und hole sie, weil die Hebe verderben würde. –
Anders verhält es sich bei der Hebe; [das Getreide] ist unverzehntet, und es ist nicht angängig, sie nicht abzuheben. –
Bei den Priestergaben ist ja Unverzehntetes nicht zu berücksichtigen, dennoch wird gelehrt, daß in Ortschaften, wo es üblich ist, Kälber zu sengen, man den Bug nicht abziehe,
den Kopf abzuziehen, man die Kinnbacken nicht abziehe, und daß, wenn kein Priester anwesend ist, man ihren Wert schätzeund sie esse, wegen der Schädigung des Priesters!? –
Anders ist es bei den Priester gaben, denn bei diesen wird [der Ausdruck] ‘geben’ gebraucht. Da du nun darauf gekommen bist, so ist auch hinsichtlich der Hebe zu erklären, bei dieser werde [der Ausdruck] ‘geben’ gebraucht. –
Wozu heißt esüberflüssigerweise zurücklassen!? –
Wegen der folgenden Lehre: Wenn jemand seinen Weinberg preisgegeben und sich morgens früh aufgemacht und ihn abgewinzert hat, so ist er [zur Zurücklassung von] Abfall, Nachlese, Vergessenem und Eckenlaß verpflichtet, jedoch vom Zehnten frei.
Einst wurde ein Sack mit Denaren ins Lehrhaus gebrachtund R. Ami kam zuvor und nahm sie in Besitz. – Wieso tat er dies, es heißt ja: er gebe, jener darf nicht selbst nehmen!? – R. Ami nahm sie in Besitz für die Armen.
Wenn du aber willst, sage ich: anders verhält es sich bei einem bedeutenden Manne. Es wird nämlich gelehrt:Und der Priester, der größte unter seinen Brüdern, er muß seinen Brüdern in Schönheit, Weisheit und Reichtum überlegen sein.
Manche sagen: Woher, daß, wenn er nichts hat, seine Priesterbrüder ihn groß machen? Es heißt: und der Priester, der größte unter seinen Brüdern, man mache ihn groß mit dem seiner Brüder.
WAS HEISST BUG? VOM GELENKE DES SCHIENBEINES BIS ZUM SCHULTER BLATTE. DIES GILT AUCH BEIM NAZIR. DEM ENTSPRECHEND AM HINTERFUSSE HEISST SCHENKEL. R. JEHUDA SAGT, DER SCHENKEL REICHE VOM GELENKE DES SCHIENBEINES BIS ZUR VERZWEIGUNG DES FUSSES. WAS HEISST KINNBACKE? VOM BACKENGELENKE BIS ZUM GURGELRINGE.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten:Bug, das ist der rechte Arm. Du sagst, der rechte Arm, vielleicht ist dem nicht so, sondern der linke Arm? Es heißt: den Bug. –
Wieso geht dies hieraus hervor? – Wie Raba erklärt hat:die Hüfte, die rechteder Hüften, ebenso auch hierbei: den Bug, den rechten der Buge. –
Und die Kinnbacken; worauf deutet dies? – Dies schließt die Kopf wolle der Schafe und das Barthaar der Böcke ein. Und den Magen; worauf deutet dies? – Dies schließt das Fett am Magen und das Fettim Magen ein. R. Jehošua͑ b. Levi sagte nämlich: Die Priester haben aus Wohlwollen eingeführt, es dem Eigentümer zu lassen. Nur aus dem Grunde, weil sie es eingeführt haben, sonst aber würde es ihnen gehören.
Die Schrifterklärererklärten: Den Bug, entsprechend der Hand, denn es heißt:da nahm er eine Lanze in seine Hand.
Die Kinnbacken, entsprechend dem Gebete, denn es heißt: da trat Pinḥas heran und betete. Den Magen, dem Wortlaute gemäß, denn es heißt:das Weib durch den Magen.
Der folgende Autor entnimmt es hieraus:Die rechte Keule; ich weiß diesnur von der rechten Keule, woher dies vom Buge des Opfers? Es heißt: als Hebe. Woher dies vom Buge des Profanen? Es heißt: sollt ihr geben.
WAS HEISST KINNBACKE? VOM BACKENGELENKE BIS ZUM GURGELRINGE.
Es wird ja aber gelehrt: man nehme sie heraus und damit die Schlachtstelle!? – Das ist kein Widerspruch; eines nach den Rabbanan und eines nach R. Ḥanina b. Antigonos.
Es wird nämlich gelehrt: Ist eine Verschiebungerfolgt, so ist es ungültig. R. Ḥanina b. Antigonos bekundete, daß, wenn eine Verschiebung erfolgt ist, es gültigsei.
Wenn du aber willst, sage ich: beides nach den Rabbanan, denn unter ‘damit’ ist das Vieh zu verstehen.
Daf 135a
i DIE ERSTSCHUR HAT GELTUNG IM [JISRAÉL]LANDE UND AUSSERHALBDES LANDES, WENN DER TEMPEL BESTEHT UND WENN DER TEMPEL NICHT BESTEHT, BEI PROFANEM UND NICHT BEI HEILIGEM.
STRENGER IST [DAS GESETZ VON] BUG, KINNBACKEN UND MAGEN ALS DAS DER ERSTSCHUR, DENN [DAS GESETZ VON] BUG, KINNBACKEN UND MAGEN HAT GELTUNG BEI RINDERN UND BEI SCHAFEN, BEI VIELEM UND BEI WENIGEM, WÄHREND DAS DER ERSTSCHUR NUR BEI SCHAFEN UND NUR BEI VIELEM GELTUNG HAT.
WAS HEISST VIEL? DIE SCHULE ŠAMMAJS SAGT, ZWEI SCHAFE, DENN ES HEISST: wird jeder eine junge Kuh und zwei Schafe halten. DIE SCHULE HILLELS SAGT FÜNF, DENN ES HEISST:fünf hergerichtete Schafe.
R. DOSA B. ARCHINOS SAGT, WENN BEI DER SCHUR VON FÜNF SCHAFEN JEDES ANDERTHALB MINE WOLLE LIEFERT, SO HAT BEI DIESEN [DAS GESETZ VON] DER ERSTSCHUR GELTUNG: DIE WEISEN SAGEN, BEI FÜNF SCHAFEN, SO VIEL ES AUCH IST.
WIEVIEL GEBE MAN IHM? DAS GEWICHT VON FÜNF SELA͑ IN JUDÄA, GLEICH ZEHN IN GALILÄA, GEBLEICHT UND NICHT SCHMUTZIG, UM DARAUS EIN KLEINES KLEIDUNGSSTÜCK MACHEN ZU KÖNNEN, DENN ES HEISST: sollst du ihm geben, DASS ES EINE GABE SEI.
KAM MAN NICHT DAZU, SIE IHM ZU GEBEN, BIS MAN SIE GEFÄRBT HAT, SO IST MAN FREI; WENN ABER NUR GEBLEICHT UND NICHT GEFÄRBT, SO IST MAN VERPFLICHTET.
KAUFT JEMAND DIE SCHAFSCHUR EINES NICHTJUDEN, SO IST ER VON DER ERSTSCHUR FREI. KAUFT JEMAND DIE SCHAFSCHUR SEINES NÄCHSTEN, SO IST, WENN DIESER ETWAS ZURÜCKBEHÄLT, DER VERKÄUFER VERPFLICHTET, UND WENN ER NICHTS ZURÜCKBEHÄLT, DER KÄUFER VERPFLICHTET. WENN ER ZWEI ARTEN HATTE, DUNKLE UND WEISSE, UND IHM DIE DUNKLE UND NICHT DIE WEISSE VERKAUFT HAT, ODER DIE DER MÄNNCHEN UND NICHT DIE DER WEIBCHEN, SO ENTRICHTE SIE DER EINE BESONDERS UND DER ANDERE BESONDERS.
GEMARA. Weshalb nicht bei Heiligem? – Die Schrift sagt: deiner Schafe, nicht aber die Schafe des Heiligtums. –
Nur aus dem Grunde, weil der Allbarmherzige deiner Schafe geschrieben hat, sonst aber würde man geglaubt haben, die Erstschur habe bei Heiligem Geltung, aber dieses ist ja zur Schur verboten, denn es heißt: du sollst das Erstgeborene deiner Schafe nicht scheren!? –
Bei Heiligem des Altarsist dem auch so, hier aber handelt es sich um Heiliges des Tempelreparaturfonds’. –
R. Elea͑zar sagte ja, das Heilige des Tempelreparatur fonds’ sei zur Schur und zur Arbeit verboten!? – Rabbanitisch. Da es nach der Tora zur Schur erlaubt ist, könnte man glauben, wenn man es geschoren hat, gebe man sie ihm. –
Sie ist ja heilig!? – Man könnte glauben, man löse sie aus und gebe sie ihm. –
Es ist ja ein Hinstellen und Schätzenerforderlich!? Allerdings nach demjenigen, welcher sagt, das Heilige des Tempelreparaturfonds’ benötige nicht des Hinstellens und Schätzens, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, es benötige wohl!?
R. Mani b. Paṭiš erwiderte im Namen R. Jannajs: In dem Falle, wenn jemand ein Vieh mit Ausnahme der Wolle dem Tempelreparaturfonds geweiht hat; man könnte glauben, er schere sie und gebe sie ihm, daher sagt die Schrift: deiner Schafe, nicht aber der Schafe des Heiligtums. –
Demnach sollte dies auch vom Heiligen des Altars gelten!? – Es magert dadurch ab. –
Auch das Heilige des Tempelreparaturfonds magert ja dadurch ab!? – Wenn er gesagt hat: mit Ausnahme der Schur und der Abmagerung. –
Auch bei Heiligem des Altars kann er ja gesagt haben: mit Ausnahme der Schur und der Abmagerung!? – Die Heiligkeit erstreckt sich dennoch auf das ganze. –
Woher entnimmst du dies? – R. Jose sagte: Beim Heiligen gilt, wenn jemand sagt, das Bein von diesem [Vieh] sei ein Brandopfer, das ganze als Brandopfer. Und selbst nach R. Meir, welcher sagt, das ganze gelte nicht als Brandopfer, gilt dies nur von dem Falle, wenn man einen Teil geweiht hat, von dem das Leben nicht abhängt, wenn man aber einen Teil geweiht hat, von dem das Leben abhängt, ist [das ganze] heilig.
Raba erklärte: Wenn man die Schur selbst geweiht hat; man könnte glauben, er müsse sie scheren, auslösen und ihm geben,
daher sagt die Schrift: die [Erst] schur deiner Schafe sollst du ihm geben, wenn nur die Schur und das Geben fehlt, ausgenommen der Fall, wenn die Schur, das Auslösen und das Geben fehlt. –
Wozu heißt es demnach deiner Schafe!? – Wegen der folgenden Lehre: Das Vieh von Teilhabern ist zur Erstschur pflichtig, und nach R. Elea͑j frei. Was ist der Grund R. Elea͑js? Die Schrift sagt: deiner Schafe, nicht aber der Teilhaber. –
Und die Rabbanan!? – Dies schließt die Beteiligung eines Nichtjuden aus. Woher weiß es R. Elea͑j von der Beteiligung eines Nichtjuden!? –
Dies entnimmt er aus dem Beginne des Schriftverses:das Erste deines Getreides, nicht aber bei Beteiligung eines Nichtjuden. –
Und die Rabbanan!? – [Das Wort] erste bei der Schur trenntden Zusammenhang. –
Und R. Elea͑j!? – Das und verbindet sie. –
Daf 135b
Und die Rabbanan!? – Sollte der Allbarmherzige weder und noch erste geschrieben haben. –
Und R. Elea͑j!? – Da von dem einen nur der Geldwert und das andere an sich heiligist, so hat er sie getrennt und nachher verbunden.
Wenn du aber willst, sage ich: nach den Rabbanan ist man auch bei Beteiligung eines Nichtjuden zur [Entrichtung der] Hebe verpflichtet. Es wird nämlich gelehrt: Wenn ein Jisraélit und ein Nichtjude gemeinschaftlich ein Feld gekauft haben, so sind Hebepflichtigesund Profanes mit einander vermischt– so Rabbi; R. Šimo͑n b. Gamliél sagt, das des Jisraéliten sei pflichtig und das des Nichtjuden sei frei.
Ihr Streit besteht nur darin, indem einer der Ansicht ist, es gebe eine fiktive Sonderung, und einer der Ansicht ist, es gebe keine fiktive Sonderung, das aber, woran ein Nichtjude beteiligt ist, ist nach aller Ansicht pflichtig.
Wenn du aber willst, sage ich: nach R. Elea͑j ist beidesaus [dem Worte] deiner Schafe zu entnehmen.
Bei einer Beteiligung eines Nichtjuden erfolgt diesaus dem Grunde, weil es nicht ihm allein gehört, und auch bei der eines Jisraéliten gehört es nicht ihm allein. – Und die Rabbanan!? – Ein Nichtjude ist dazu nicht verpflichtet, ein Jisraélit aber ist dazu verpflichtet.
Raba sagte: R. Elea͑j pflichtet hinsichtlich der Hebe bei, obgleich es deines Getreides heißt, nur deines und nicht das Gemeinschaftliche,
denn der Allbarmherzige schrieb:eure Heben. – Wozu heißt es demnach deines Getreides? – Dies schließt die Beteiligung eines Nichtjuden aus.
Ferner auchhinsichtlich der Teighebe, obgleich es hierbei erstes heißt, und man durch [das Wort] erstesvon der Erstschur folgern könnte: wie diese nicht von Gemeinschaftlichem, ebenso auch jene nicht von Gemeinschaftlichem, denn der Allbarmherzige schrieb :eures Teiges –
Nur weil es eures Teiges heißt, sonst aber würde man geglaubt haben, es sei durch [das Wort] erstes von der Erstschur zu folgern; im Gegenteil, man sollte ja von der Hebefolgern!? –
Dem ist auch so. – Wozu heißt es demnach eures Teiges? Im Quantum eures Teiges.
Ferner auch hinsichtlich des Eckenlasses, obgleich esdeines Feldes heißt, nur deines und nicht von Gemeinschaftlichem, denn der Allbarmherzige schrieb; wenn ihr die Ernte eures Landes erntet. – Wozu heißt es demnach deines Feldes? – Dies schließt die Beteiligung eines Nichtjuden aus.
Ferner auch hinsichtlich des Erstgeborenen, obgleich es heißt:jedes Erstgeborene, das unter deinen Rindern und unter deinen Schafen geboren wird, nur deines und nicht das Gemeinschaftliche,
denn der Allbarmherzige schrieb:und die Erstgeburten eurer Rinder und eurer Schafe. – Wozu heißt es demnach: deinen Rindern und deinen Schafen? – Dies schließt die Beteiligung eines Nichtjuden aus.
Ferner auch hinsichtlich der Mezuza, obgleich esdeines Hauses heißt, nur deines und nicht das Gemeinschaftliche, denn der All barmherzige schrieb:auf daß sich mehren eure Tage und die Tage eurer Kinder. – Wozu heißt es demnach deines Hauses? – Dies nach Rabba, denn Rabba sagte:
Daf 136a
[Richte dich] nach deinem Eintreten, rechts.
Ferner auch hinsichtlich des Zehnten, obgleich esden Zehnten deines Getreides heißt, nur deines und nicht das Gemeinschaftliche, denn der Allbarmherzige schrieb: eure Zehnten. – Wozu heißt es demnach den Zehnten deines Getreides? – Dies schließt die Beteiligung eines Nichtjuden aus. Ferner auch hinsichtlich der Priestergaben,
obgleich der Allbarmherzige er gebe geschrieben hat, und man durch [das Wort] geben
von der Erstschur folgern könnte, wie bei dieser das Gemeinschaftliche ausgeschlossen ist, ebenso ist auch bei jenen das Gemeinschaftliche ausgeschlossen, denn der Allbarmherzige schrieb: von denen, die ein Schlachtopfer schlachten. –
Nur weil der Allbarmherzige geschrieben hat: von denen, die ein Schlachtopfer schlachten, sonst aber würde man geglaubt haben, es sei von der Erstschur zu folgern; im Gegenteil, man sollte ja von der Hebefolgern!? –
Dem ist auch so. – Wozu heißt es demnach: von denen, die ein Schlachtopfer schlachten? – Wegen einer Lehre Rabas, denn Raba sagte, die Forderungsei an den Schlächter zu richten.
Ferner auch hinsichtlich der Erstlinge, obgleich esdein Land heißt, nur dein Land und nicht das Gemeinschaftliche,
denn der Allbarmherzige schrieb:die Erstlinge von allem, was in euremLande ist. – Wozu heißt es demnach dein Land? – Dies schließt das Ausland aus.
Ferner auch hinsichtlich der Çiçith, obgleich esdein Gewand heißt, nur deines und nicht das Gemeinschaftliche,
denn der Allbarmherzige schrieb:an den Zipfeln ihrer Gewänder, für ihre Geschlechter. – Wozu heißt es demnach dein Gewand? – Wegen einer Lehre R. Jehudas, denn R. Jehuda sagte, das entliehene Gewand sei dreißig Tage von den Çiçith frei.
Ferner auch hinsichtlich eines Geländers, obgleich esfür dein Dach heißt, nur dein Dach und nicht das Gemeinschaftliche,
denn der Allbarmherzige schrieb:wenn jemand herunterfalten sollte von diesem. – Wozu heißt es demnach dein Dach? – Dies schließt Bet- und Lehrhäuseraus.
R. Bebaj b. Abajje sagte: Jene Lehrensind nichts. Es wird gelehrt, das Vieh von Teilhabern sei erstgeburtspflichtig und nach R. Elea͑j frei.
R. Elea͑j ist dieser Ansicht aus dem Grunde, weil es heißt:deinen Rindern, deinen Schafen. – Es heißt ja aber:eurer Rinder und eurer Schafe!? – Von allen Jisraéliten.
R. Ḥanina aus Sura sagte: Jene Lehren sind nichts. Es wird gelehrt, das Vieh von Teilhabern sei zur Entrichtung der Priestergaben pflichtig, und nach R. Elea͑j davon frei. Er ist dieser Ansicht aus dem Grunde, weil er durch [das Wort] gebenvon der Erstschur folgert, wie diese nicht von Gemeinschaftlichem, ebenso jene nicht von Gemeinschaftlichem.
Wenn man nun sagen wollte, es sei hinsichtlich der Hebe pflichtig, so sollte er es durch [das Wort] geben von der Hebefolgern. Vielmehr ist hieraus zu entnehmen, daß es auch hinsichtlich der Hebe frei sei. –
Demnach sollte doch, wie die Hebe nur im [Jisraél]lande und nicht außerhalb des Landes Geltung hat, auch die Erstschurnur im [Jisraél]lande und nicht außerhalb des Landes Geltung haben!? R. Jose aus Neharbel erwiderte: Dem ist auch so, denn es wird gelehrt: R. Elea͑j sagte, die Priestergaben haben Geltung nur im [Jisraél]lande; ebenso sagte R. Elea͑j, die Erstschur habe Geltung nur im [Jisraél]lande. –
Was ist der Grund R. Elea͑js? Raba erwiderte: er folgert dies durch [das Wort] geben von der Hebe; wie die Hebe nur im [Jisraél]lande und nicht außerhalb des Landes Geltung hat, ebenso hat auch die Erstschur nur im [Jisraél]lande und nicht außerhalb des Landes Geltung.
Abajje sprach zu ihm: Demnach sollte doch, wie die Hebe Hebepflichtigesmacht, auch die Erstschur Erstschurpflichtiges machen!? Dieser erwiderte: Die Schrift sagt:das Erste der Schur deiner Schafe sollst du ihm geben; es gehört ihm, erst wenn es Erstes ist. –
Sollte man, wie man wegen der Hebe der Todesstrafe verfälltund das Fünftelschuldig ist, auch wegen der Erstschur der Todesstrafe verfallen und das Fünftel schuldig sein!? –
Die Schrift sagt:und sie deswegen sterben, er füge dazu; dazu, nicht aber zur Erstschur, deswegen, nicht aber wegen der Erstschur. –
Sollte doch, wie bei der Hebe auf die erste eine zweitefolgt, auch bei der Erstschur auf die erste eine zweite folgen!? – Die Schrift sagt: das Erste, es gibt dabei nur ein Erstes. –
Sollte doch, wie die Hebe nicht von Neuem für Altes zu entrichtenist, auch die Erstschur nicht von Neuem für Altes entrichtet werden!? – Dem ist auch so.
Es wird gelehrt: Wenn jemand zwei Schafe hat und sie zwei oder drei Jahre geschoren und [die Wolle] aufbewahrt hat, so werden sie nichtvereinigt. Demnach werden fünfwohl vereinigt,
und dem widersprechend wird gelehrt, daß sie nicht vereinigt werden. Wahrscheinlich gilt eines nach R. Elea͑jund eines nach den Rabbanan. –
Sollte doch, wie bei der Hebe das, was in Pflichtigkeitgewachsen ist, pflichtig ist, und was in Freiheitgewachsen ist, frei ist, auch bei der Erstschur das, was in Pflichtigkeit gewachsen ist, pflichtig sein, und was in Freiheit gewachsen ist, frei sein!? –
Woher dies von der Hebe? – Es wird gelehrt: Wenn ein Jisraélit in Syrienein Feld von einem Nichtjuden gekauft hat, so ist es, wenn es ein Drittel [der Reife] noch nicht erlangt hat, pflichtig; hat es bereits ein Drittel erlangt, so ist das Hinzugewachsene nach R. A͑qiba pflichtig und nach den Weisen frei.
Wolltest du sagen, dem sei auchso, so haben wir ja gelernt, wer die Schafschur eines Nichtjuden kauft, sei von der Erstschur frei: demnach ist er, wenn Schafe zur Schur, verpflichtet. – Die Mišna
Daf 136b
vertritt nicht die Ansicht R. Elea͑js. –
Sollte doch, wie die Hebe nicht von einer Art für eine andere Art zu entrichten ist, auch die Erstschur nicht von einer Art für eine andere Art entrichtet werden!? –
Woher dies von der Hebe? – Es wird gelehrt: Wer zwei Arten Feigen hat, schwarze und weiße, und ebenso zwei Arten Weizen, darf die Hebe und den Zehnten nicht von der einen für die andere entrichten. R. Jiçḥaq sagte im Namen R. Elea͑zars: Die Schule Šammajs sagt, er dürfe nicht entrichten, und die Schule Hillels sagt, er dürfe wohl entrichten. Ebenso sollte die Erstschur nicht von einer Art für eine andere entrichtet werden!? –
Dem ist auch so, denn wir haben gelehrt: Wenn er zwei Arten hat, dunkle und weiße, und ihm die dunkle und nicht die weiße verkauft hat, so entrichte sie der eine besonders und der andere besonders. –
Demnach erfolgt dies im Schlußsatze, in dem gelehrt wird, wenn er ihm die der Männchen und nicht die der Weibchen [verkauft hat], entrichte sie der eine besonders und der andere besonders, ebenfalls aus dem Grunde, weil es zwei Arten sind!?
Er lehrt vielmehr einen guten Rat, daß er ihm von der weichen und von der hartengebe, ebenso lehrt er auch in jenem Falle einen guten Rat, daß er ihm von beidem gebe. –
Wir haben ja erklärt, unsre Mišna vertrete nicht die Ansicht R. Elea͑js. –
Sollte doch, wie bei der Hebe ein ‘Erstes’ erforderlich ist, wobei das Zurückbleibende kenntlichist, auch bei der Erstschur ein ‘Erstes’ erforderlich sein, wobei das Zurückbleibende kenntlich ist!? – Dem ist auch so.
Es wird gelehrt, wenn jemand sagt, seine ganze Tenne möge Hebe sein, oder sein ganzer Teig möge Teighebe sein, seien seine Worte nichtig. Demnach sind, wenn [er gesagt hat], seine ganze Schur möge Erstschur sein, seine Worte gültig, und dem widersprechend lehrt ein Anderes, seine Worte seien nichtig.
Wahrscheinlich eines nach R. Elea͑jund eines nach den Rabbanan. Schließe hieraus.
R. Naḥman b. Jiçḥaq sagte: Jetzt verfährt das Volk nach folgenden drei Greisen. Nach R. Elea͑j inbetreff der Erstschur, denn es wird gelehrt: R. Elea͑j sagt, die Erstschur habe Geltung nur im [Jisraél]lande.
Nach R. Jehuda b. Bethera inbetreff der Worte der Tora, denn es wird gelehrt: R. Jehuda b. Bethera sagt, Worte der Tora seien für die Unreinheit nicht empfänglich.
Und nach R. Jošija inbetreff der Mischsaat, denn es wird gelehrt: R. Jošija sagt, man sei nur dann schuldig, wenn man Weizen, Gerste und Weinbeerkerne mit einem Handwurfe gesät hat.
STRENGER IST DAS GESETZ VOM BUG &C. Sollte er doch lehren: strenger ist es bei der Erstschur, denn sie hat Geltung bei Tot verletztem, was aber bei den Priestergaben nicht der Fallist!? –
Rabina erwiderte: Hier ist die Ansicht R. Šimo͑ns vertreten, denn es wird gelehrt, R. Šimo͑n befreie das Totverletzte von der Erstschur, – Was ist der Grund R. Šimo͑ns? – Er folgert dies durch [das Wort] geben von den Priestergaben; wie die Priestergaben nicht von Totverletztem, ebenso die Erstschur nicht von Totverletztem. –
Wenn er durch [das Wort] geben von den Priestergaben folgert, so sollte er durch [das Wort] geben auch von der Hebe folgern; wie die Hebe nur im [Jisraél]lande und nicht außerhalb des Landes, ebenso auch die Erstschur nur im [Jisraél]lande und nicht außerhalb des Landes, während gelehrt wird, die Erstschur habe Geltung sowohl im [Jisraél]lande als auch außerhalb des Landes!? –
Vielmehr, folgendes ist der Grund R. Šimo͑ns: er folgert durch [das Wort] Schaf vom Zehnten; wie der Zehnt nicht von Totverletztem, ebenso die Erstschur nicht von Totverletztem.
Woher dies von jenem? – Es heißt:alles, was unter dem Stab durchgeht, ausgenommen das Totverletzte, das nicht durchgeht. – Sollte er doch durch [das Wort] Schaf von der Erstgeburt folgern, wie bei der Erstgeburt auch das Totverletzte, ebenso die Erstschur auch von Totverletztem!? –
Es ist einleuchtend, daß es vom Zehnten zu folgern sei, denn [siegleichen einander inbezug auf] Männchen, Unreines,
Vielheit, Mutterschoß,
Menschen, Gewöhnlichesund [die Zeit] vor der Gesetzgebung. –
Im Gegenteil, es sollte ja von der Erstgeburt gefolgert werden, denn [siegleichen einander inbezug auf] Verwaistes, Gekauftes,
Gemeinschaftliches und Geschenktes, Bestehen [des Tempels], Priester,
Daf 137a
Heiligkeitund Verkauf, und diese sind mehr!? –
Er folgert lieber hinsichtlich des Gewöhnlichen vom Gewöhnlichen.
WÄHREND DAS DER ERSTSCHUR NUR BEI SCHAFEN GELTUNG HAT. Woher dies? R. Ḥisda erwiderte: Dies ist durch [das Wort] Schur zu folgern; hierbei heißt es:das Erste der Schur deiner Schafe sollst du ihm geben, und dort heißt es:und mit der Schur meiner Lämmer erwärmt er sich; wie dortLämmer, ebenso auch hierbei Lämmer. –
Sollte er doch durch [das Wort] Schur vom Erstgeborenen folgern!? Es wird nämlich gelehrt:Du sollst nicht arbeiten mit dem Erstgeborenen deiner Rinder und nicht scheren das Erstgeborene deiner Schafe; ich weiß dies nur von der Arbeit mit einem Rinde und der Schur eines Schafes,
woher, daß auch das, was vom ersten gesagt ist, auf das andere, und das, was vom anderen gesagt ist, auf das erste zu beziehen ist? Es heißt: nicht arbeiten, und nicht scheren. –
Die Schrift sagt:sollst du ihm geben, nicht aber zu einem Sacke. –
Demnach sollte das Ziegenhaarpflichtig sein!? – Es ist eine Schur erforderlich, was bei diesem nicht der Fallist. –
Derjenige, der diese Ansichtvertritt, ist ja R. Jose, und R. Jose pflichtet ja hinsichtlich dessen bei, wobei es das Gewöhnlicheist!? –
Vielmehr, wie R. Jehošua͑ b. Levi erklärt hat:zu stehen und Dienst zu tun, zu einer Sache, die beim Dienste verwendbar ist, ebenso muß es auch hierbei eine Sache sein, die beim Dienste verwendbar ist. –
Wofür ist nun die Analogie durch [das Wort] Schur verwendbar? – Für eine Lehre der Schule R. Jišma͑éls, denn in der Schule R. Jišma͑éls wurde gelehrt: Lämmer mit harter Wolle sind von der Erstschur frei, denn es heißt: und mit der Schur meiner Lämmer erwärmt er sich. –
Eines lehrt, wenn man Ziegenschert oder Schafe spült, sei manfrei, und ein anderes lehrt, wenn man Ziegen schert, sei man frei, und wenn man Schafe spült, sei man verpflichtet!? – Das ist kein Ein wand; eines nach den Rabbanan und eines nach R. Jose.
Es wird nämlich gelehrt:Die Nachlese deiner Ernte, nicht aber die Nachlese des Gepflückten. R. Jose sagte: Nachlese ist nur das, was beim Mähen zurückbleibt. –
R. Jose sagt ja dasselbe, was der erste Autor!? – Das ganze ist von R. Jose, und er meint es wie folgt: denn R. Jose sagte: Nachlese sei nur das, was beim Mähen zurückbleibt.
R. Aḥa, der Sohn Rabas, sprach zu R. Aši: R. Jose pflichtet bei hinsichtlich dessen, wobei es das Gewöhnlicheist, denn es wird gelehrt: R. Jose sagte: Ernte,ich weiß dies nur vom Mähen, woher dies vom Ausreißen?
Es heißt:zu ernten. Woher dies vom Pflücken? Es heißt:wenn du erntest.
Rabina sprach zu R. Aši: Auch wir haben demgemäß gelernt: Von den Zwiebelbeeten zwischen den Krautfeldern ist der Eckenlaß, wie R. Jose sagt, von jedem besonders, und wie die Weisen sagen, von einem für alle [zu lassen].
WAS HEISST VIEL. Einleuchtend ist die Ansicht der Schule Šammajs, denn auch zwei heißen Schafe, was aber ist der Grund der Schule Hillels?
R. Kahana erwiderte: Die Schrift sagt: hergerichtete, durch die zwei Gebote verrichtet worden waren, das der Erstschur und das der Priestergaben. – Vielleicht das der Erstgeburt und das der Priestergaben!? –
Hat denn das der Erstgeburt bei einem [Schafe] keine Geltung!? – Hat denn, nach deiner Auffassung, das der Priestergaben bei einem [Schafe] keine Geltung!? Vielmehr, erklärte R. Aši, hergerichtete, die ihren Besitzer zum Herrichten veranlassen und zu ihm sprechen: auf, übe das Gebot aus.
Es wird gelehrt: R. Jišma͑él b. R. Jose sagte im Namen seines Vaters: Vier [heißen viele], denn es heißt:und vier Schafe statt des einen Schafes.
Es wird gelehrt: Rabbi sagte: Wenn ihreWorte auf die Tora und die Worte Berabbisauf eine Überlieferung [sich stützen würden], würden wir dennoch auf die Worte Berabbis hören, und umso mehr, wo ihre Worte auf eine Überlieferung und die Worte Berabbis auf die Tora [sich stützen]. –
Der Meister sagte ja aber, eine dritte Ansicht sei nicht ausschlaggebend!?
Daf 137b
R. Joḥanan erwiderte: Er sagte es nach einer Mitteilung aus dem Munde von Ḥaggaj, Zekharja und Maleakhi.
R. DOSA B. ARCHINOS SAGT &C. Was heißt: soviel es auch ist? Rabh erklärte: Anderthalb Minen, nur muß es gefünfteiltsein. Šemuél erklärte: Sechzig [Sela͑]; einen Sela͑gebe man dem Priester.
Rabba b. Bar Ḥana erklärte im Namen R. Joḥanans: Sechs [Sela͑]; fünf für den Priester und einen für sich. U͑la erklärte im Namen R. Elea͑zars: Wie wir gelernt haben: soviel es auch ist. –
Es wird gelehrt: Wieviel gebe man ihm? Das Gewicht von fünf Sela͑ in Judäa, gleich zehn Sela͑ in Galiläa. Einleuchtend ist dies nach Rabh und R. Joḥanan, gegen Šemuél und R. Elea͑zar aber ist es ja ein Einwand!? –
Stimmt dies denn, nach deiner Auffassung, nach Rabh, Rabh und Šemuél sagten ja beide, die Erstschur ein Sechzigstel!? –
Hierzu wird ja gelehrt, Rabh und Šemuél beziehen esbeide auf einen Jisraéliten, der eine große Schur hat und [die Erstschur] an den Priester entrichten will; man sage ihm, daß er niemandemweniger als fünf Sela͑ gebe.
Der Text. Rabh und Šemuél sagten beide, die Erstschur ein Sechzigstel, die Hebe ein Sechzigstel und der Eckenlaß ein Sechzigstel. Wieso die Hebe ein Sechzigstel,
wir haben ja gelernt, die wohlwollende Hebe [betrage] ein Vierzigstel!? – Nach der Tora ein Sechzigstel, rabbanitisch ein Vierzigstel. –
Wieso nach der Tora ein Sechzigstel, Šemuél sagte ja, ein Weizenkorn befreieden ganzen Haufen!? – Nach der Tora gemäß der Lehre Šemuéls, rabbanitisch aber vom nach der Tora [Pflichtigen] ein Vierzigstel und vom rabbanitisch [Pflichtigen]ein Sechzigstel. –
Wieso der Eckenlaß ein Sechzigstel, wir haben ja gelernt, bei folgenden Dingen gebe es kein festgesetztes Maß: beim Eckenlasse, bei den Erstlingen und beim Erscheinen!? – Nach der Tora hat er kein festgesetztes Maß, rabbanitisch aber beträgt er ein Sechzigstel. –
Was lehrt er uns damit, wir haben ja bereits gelernt, der Eckenlaß betrage, obgleich sie gesagt haben, er habe kein festgesetztes Maß, wenigstens ein Sechzigstel!? – Jenes im [Jisraél]lande, dieses außerhalb des Landes.
Als Isi b. Hini hinaufgekommenwar, traf ihn R. Joḥanan seinen Sohn Reḥelim [Schafe]lehren. Da sprach dieser zu ihm: Lehre ihn doch Reḥeloth! Jener erwiderte: Wie es in der Schrift heißt:zweihundert Reḥelim. Dieser entgegnete: Die Schrift hat ihre eigne Sprache und die Weisen haben ihre eigne Sprache.
Hierauf fragte dieser: Wer ist Schuloberhaupt in Babylonien? Jener erwiderte: Der lange Abba. Da sprach dieser: Du nennst ihnden langen Abba? Ich erinnere mich noch, wie ich vor Rabbi siebzehn Reihen hinter Rabh saß, und Feuerfunken sprühten aus dem Munde Rabhs gegen den Mund Rabbis, und aus dem Munde Rabbis gegen den Mund Rabhs, während ich nichts von dem verstand, was sie sprachen. Und du nennst ihn den langen Abba!
Hierauf fragte jener, bei welchem Quantum man zur Erstschur [verpflichtet sei]. R. Joḥanan erwiderte: Bei sechzig [Sela͑]. – Wir haben ja aber gelernt: soviel es auch ist!? Dieser erwiderte: Welchen Unterschied gäbe es dennzwischen mir und dir!?
Als R. Dimi kam, sagte er: Zur Erstschur [verpflichtet] ist man, wie Rabh sagt, bei sechzig, und wie R. Joḥanan im Namen R. Jannajs sagt, bei sechs [Sela͑]. Abajje sprach zu R. Dimi: Eines leuchtet uns ein und gegen eines haben wir einen Einwand zu erheben.
Allerdings befindet sich R. Joḥanannicht mit sich selber in einem Widerspruche, denn eines ist seine Ansicht und eines ist die seines Lehrers.
Rabh aber befindet sich ja mit sich selber in einem Widerspruche, denn Rabh sagte, dies erfolge bei anderthalb Mine!? – Auch Rabh befindet sich in einem Widerspruche mit sich selber, denn er spricht von einer Mine von vierzig Sela͑, das ist somit
Daf 138a
ein Sechzigstel. – Spricht denn der Autor von einer Mine von vierzig Sela͑!? – Allerdings, denn wir haben gelernt: Ein neuer Schlauch ist rein, selbst wenn er Granatäpfel aufnimmt;
ist er aber, nachdem man ihn zusammengenäht hat, durchgerissen worden, so erfolgt dies erst dann, wenn Granatäpfeldurchfallen. R. Elie͑zer b. Ja͑ob sagte: Dies giltvon Kettenfadenknäulen, von denen vier eine Mine von vierzig Sela͑ [wiegen].
WIEVIEL GEBE MAN IHM &C. Es wird gelehrt: Nicht etwa, daß er sie bleiche und ihm gebe, vielmehr müssen, wenn der Priester sie bleicht, fünf Sela͑ Zurückbleiben.
UM DARAUS EIN KLEINES KLEIDUNGSSTÜCK MACHEN ZU KÖNNEN. Woher dies? R. Jehošua͑ b. Levi erwiderte: Die Schrift sagt:zu stehen und Dienst zu tun, zu einer Sache, die beim Dienste verwendbar ist, das ist nämlich ein Gürtel. –
Vielleicht ein Obergewand!? – Ergreifst du viel, so hast du nichts ergriffen, ergreifst du wenig, so hast du es ergriffen. –
Vielleicht eine Wollkappe!? Es wird nämlich gelehrt: Der Hochpriester hatte eine Wollkappe auf dem Kopfe, und auf dieser befand sich das Stirnblatt, wie es heißt:und befestige es an eine purpurblaue Schnur. –
Die Schrift sagt:er und seine Söhne, eine Sache, die für Ahron und seine Söhne verwendbarist. –
Auch der Gürtel ist ja nicht derselbe!? Allerdings nach demjenigen, welcher sagt, der Gürtel des Hochpriesters gleiche nicht dem des gemeinenPriesters,
wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, er gleiche dem des gemeinenPriesters. – Immerhin hat es den Namen Gürtel.
KAM MAN NICHT DAZU, SIE IHM ZU GEBEN &C. Es wurde gelehrt: Wer das erste geschoren und es verkaufthat, ist, wie R. Hisda sagt, verpflichtet, und wie R. Nathan b. Hoša͑ja sagt, frei.
R. Ḥisda sagt, er sei verpflichtet, denn er hat es ja geschoren; R. Nathan b. Hoša͑ja sagt, er sei frei, denn es muß, wenn das Quantum voll wird, sein Schaf sein, was hierbei nicht der Fall ist. –
Wir haben gelernt: Wer die Schafschur eines Nichtjuden kauft, ist von der Erstschur frei. Demnach ist er, wenn die Schafezur Schur, verpflichtet; weshalb denn, jedes einzelne kommt ja nach der Schur aus seinem Besitze!?
R. Ḥisda erklärte nach R. Nathan b. Hoša͑ja: Wenn er sie ihm auf dreißig Tageverkauft hat.
KAUFT JEMAND DIE SCHAFSCHUH SEINES NÄCHSTEN &C. Wer ist der Autor, welcher lehrt, daß, wenn der Verkäufer etwas zurückbehält, man sich an den Verkäufer halte!?
R. Ḥisda erwiderte: Es ist R. Jehuda, denn wir haben gelehrt: Wenn jemand Baumstämme auf seinem Feldeverkauft, so muß [der Käufer] den Eckenlaß von jedem besonders [zurücklassen].
R. Jehuda sagte: Nur dann, wenn der Besitzer des Feldes nichts zurückbehalten hat, hat aber der Besitzer des Feldes welche zurückbehalten, so lasse dieser den Eckenlaß für alle zurück.
Raba sprach zu ihm: Der Meister selbst ist es ja, welcher sagte, nur wenn der Besitzer des Feldes zu ernten begonnenhat!?
Wolltest du sagen, auch hierbei in dem Falle, wenn er zu scheren begonnen hat. so ist dies allerdings in jenem Falle einleuchtend, denn es heißt:wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, wonach man bei Beginn des Erntens für das ganze Feld verpflichtet ist, hierbei aber ist man ja bei Beginn des Scherens nicht für die ganze Herde verpflichtet.
Vielmehr, erklärte Raba, ist es der Autor der folgenden Lehre. Wenn jemand [zu einem Schlächter] sagte, daß er ihm die Eingeweide dieser Kuh verkaufe, und darunter die Priestergaben sich befinden, so gebe er sie dem Priester und ziehe sie ihm nicht vom Preise ab; kaufte er sie nach Gewicht, so gebe er sie dem Priester und ziehe sie ihm vom Preise ab.
Daf 138b
Demnach verkauft man die Gaben des Priesters nicht mit, ebenso verkauft man auch hierbei die Gaben des Priesters nicht mit. Daher ist, wenn der Verkäufer etwas zurückbehalten hat, der Verkäufer verpflichtet, weil der Käufer zu ihm sagen kann: die Gabe des Priesters befindet sich in deinem Besitze, und wenn er nichts zurückbehalten hat, der Käufer verpflichtet, weil der Verkäufer zu ihm sagen kann: die Gabe des Priesters habe ich dir nicht verkauft.
DAS GESETZ VOM FLIEGENLASSEN DES NEST[VOGELS] HAT GELTUNG IM [JISRAÉL]LANDE UND AUSSERHALB DES LANDES, WENN DER TEMPEL BESTEHT UND WENN DER TEMPEL NICHT BESTEHT, BEI PROFANEM UND NICHT BEI HEILIGEM. STRENGER IST DAS [GESETZ VOM] BEDECKEN DES BLUTES ALS DAS [GESETZ VOM] FLIEGENLASSEN DES NEST[VOGELS], DENN DAS [GESETZ VOM] BEDECKEN DES BLUTES HAT GELTUNG BEIM WILDE UND BEIM GEFLÜGEL, BEI VORRÄTIGEM UND BEI NICHTVORRÄTIGEM, WÄHREND DAS [GESETZ VOM] FLIEGENLASSEN DES NEST[VOGELS] GELTUNG HAT NUR BEIM GEFLÜGEL UND NUR BEI NICHT VORRÄTIGEM.
WAS HEISST NICHT VORRÄTIG? WENN BEISPIELSWEISE GÄNSE ODER HÜHNER IN EINEM OBSTGARTEN NISTEN; BEI SOLCHEN ABER, DIE IN EINEM HAUSE NISTEN UND EBENSO BEI HAUSTAUBEN IST MAN VOM FLIEGENLASSEN FREI. BEI EINEM UNREINEN VOGEL IST MAN VOM FLIEGENLASSEN FREI. BRÜTET EIN UNREINER VOGEL AUF EIERN EINES REINEN ODER EIN REINER AUF EIERN EINES UNREINEN, SO IST MAN VOM FLIEGENLASSEN FREI. BEI EINEM MÄNNLICHEN REBHUHNE IST MAN NACH R. ELIE͑ZER VERPFLICHTET UND NACH DEN WEISEN FREI.
GEMARA. R. Abin und R. Mejaša [lehrten folgendes]. Einer lehrte: Überall, wo es ‘im [Jisraél]lande und außerhalb des Landes’ heißt, ist dies unnötig, außer [beim Gesetze von] der Erstschur; dies schließt nämlich die Lehre R. Elea͑js aus, welcher sagt, die Erstschur habe Geltung nur im [Jisraél]lande.
Einer lehrte: Überall, wo es ‘wenn der Tempel besteht und wenn der Tempel nicht besteht’ heißt, ist dies unnötig, außer beim [Gesetze vom] Vieh und seinem Jungen; da dieses im Abschnitte von den Opfern geschrieben ist, so könnte man glauben, wenn Opfer vorhanden sind, habe es Geltung, und wenn keine Opfer vorhanden sind, habe es keine Geltung, so lehrt er uns.
Und beide lehrten: Überall, wo es ‘bei Profanem und bei Heiligem’ heißt, ist dies nötig, außer beim Gesetze von der Spannader. – Da dies selbstverständlich ist, denn durch die Heiligung [des Viehs] kann daraus das Verbot der Spannader nicht geschwunden sein,
so haben wir es ja auf die Jungen von Opfertieren bezogen!? –
Wir haben es deshalb darauf bezogen, weil uns fraglich war, wozu dies gelehrtwird, und diese Frage ist von vornherein unwesentlich, denn da er es bei dem lehrt, wobei dies nötig ist, so lehrt er es auch bei dem, wobei dies nicht nötig ist.
BEI PROFANEM UND NICHT BEI HEILIGEM. Weshalb nicht? – Die Schrift sagt:fortschicken sollst du die Mutter; die du fortschicken sollst, ausgenommen dieses, das du nicht fortschicken, sondern zum Schatzmeister bringensollst.
Rabina sagte: Daher ist man, wenn ein reiner Vogel einen Menschen getötet hat, bei diesem vom Fliegenlassen frei, denn die Schrift sagt: fortschicken sollst du die Mutter, die du fortschicken sollst, ausgenommen dieser, den du nicht fortschicken, sondern vor das Gericht bringen sollst. –
Daf 139a
In welchem Falle, ist er abgeurteilt worden, so ist er ja hinzurichten!? – Vielmehr, wenn er noch nicht abgeurteilt worden ist, und man ihn vor das Gericht bringen und an ihm vollziehen muß:du sollst das Böse aus deiner Mitte austilgen. –
Von welchem Falle wird hier vom Heiligen gesprochen: wollte man sagen, wenn man ein Nest in seinem Hause geweiht hat, so ist man ja dazu nicht verpflichtet, [denn es heißt:]wenn sich dir ein Vogelnest trifft, ausgenommen das Vorrätige!? –
Vielmehr, wenn man ein Vogelnest gesehen und es geweiht hat. – Ist es denn dann heilig, der Allbarmherzige sagt ja:wenn jemand sein Haus weiht, wie sein Haus sich in seinem Besitze befindet, ebenso auch alles andere, wenn es sich in seinem Besitze befindet!? –
Vielmehr, wenn man die Küchlein hochgehobenund geweiht und sie zurückgelegt hat. – In einem solchen Falle ist man ja auch bei Profanem nicht verpflichtet, denn es wird gelehrt, wenn man die Jungen genommen und zurück in das Nest gelegt hat und die Mutter zu ihnen zurückgekehrt ist, sei man vom Fliegenlassen frei!? –
Vielmehr, wenn man die Mutter hochgehoben und geweiht hat und sie zurückgekehrt ist. Vorher, bevor man sie geweiht hat, war man zum Fliegenlassen verpflichtet, und es wird gelehrt: R. Joḥanan b. Joseph sagte: Hat man ein Wild geweiht und nachher geschlachtet, so ist man vom Bedecken [des Blutes] frei, und hat man es geschlachtet und nachher geweiht, so ist man zum Bedecken verpflichtet, weil man bereits vor der Weihung zum Bedecken verpflichtetwar.
Rabh erklärte: Wenn man die Jungen seines Taubenschlages geweiht und sie verwildertsind. Šemuél erklärte: Wenn man seine Henne für den Tempelreparaturfonds geweihthat. –
Erklärlich ist es, daß Šemuél nicht wie Rabh erklärt, weil er es auf Heiliges des Tempelreparaturfonds’bezieht, weshalb aber erklärt Rabh nicht wie Šemuél!? –
Rabh kann dir erwidern: nur bei den Jungen seines Taubenschlages, die Heiliges des Altars sind, ist man vom Fliegenlassen frei, denn da diese an sich heilig sind, schwindet die Heiligkeit nicht von ihnen, bei einer für den Tempelreparaturfonds geweihten Henne aber, die nicht Heiliges des. Altars ist, sondern nur in ihrem Geldwert heilig ist, schwindet, sobald sie verwildert, ihre Heiligkeit, und man ist zum Fliegenlassen verpflichtet.
Šemuél aber sagt, wo sie auch ist, befindet sie sich in der Schatzkammer des Allbarmherzigen, denn es heißt:dem Herrn gehört die Erde und was sie füllt. Ebenso sagte auch R. Joḥanan: Wenn man seine Henne für den Tempelreparaturfonds geweiht hat und sie verwildert ist. R. Šimo͑n b. Laqiš sprach zu ihm: Wenn sie verwildert, schwindet ja die Heiligkeit aus ihr!? Dieser erwiderte: Sie befindet sich in der Schatzkammer des Allbarmherzigen, denn es heißt: dem Herrn gehört die Erde und was sie füllt. –
Ich will auf einen Widerspruch hinweisen, in welchem R. Joḥanan sich mit sich selber befindet, und auf einen Widerspruch, in welchem R. Šimo͑n h. Laqiš sich mit sich selber befindet.
Es wurde gelehrt: [Wenn jemand gesagt hat,] diese Mine sei für den Tempelreparaturfonds, und sie gestohlen worden oder abhanden gekommen ist, so ist er, wie R. Joḥanan sagt, so lange haftbar, bis sie in die Hand des Schatzmeisters gekommen ist; Reš Laqiš aber sagt, wo sie auch ist, befinde sie sich in der Schatzkammer des Allbarmherzigen, denn es heißt: dem Herrn gehört die Erde und was sie füllt. Somit befindet sich Reš Laqiš in einem Widerspruche mit sich selber, und R. Joḥanan ebenfalls in einem Widerspruche mit sich selber!?
Allerdings ist dies kein Einwand gegen Reš Laqiš, denn eines lehrte er, bevor er es von seinem Lehrer R. Joḥanan gehört hat, und eines, nachdem er es von seinem Lehrer R. Joḥanan gehört hat, gegen R. Joḥanan aber ist dies ja ein Einwand!? –
Auch R. Joḥanan befindet sich in keinem Widerspruche mit sich selber, denn eines gilt von dem Falle, wenn er gesagt hat: [ich nehme] auf mich,
und eines von dem Falle, wenn er gesagt hat: dieses. – Demnach ist er nach R. Šimo͑n b. Laqiš nicht haftbar, auch wenn er gesagt hat: [ich nehme] auf mich,
und dem widersprechend wird gelehrt: Was heißt Gelobtes und was heißt Gespendetes? Gelobtes heißt es, wenn man gesagt hat: ich nehme auf mich, ein Brandopfer [darzubringen], und Gespendetes heißt es, wenn man gesagt hat: dieses sei ein Brandopfer. Welchen Unterschied gibt es zwischen Gelobtem und Gespendetem? Für das Gelobte ist man, wenn es verendet, gestohlen worden oder abhanden gekommen ist, haftbar, für das Gespendete ist man, wenn es verendet, gestohlen worden oder abhanden gekommen ist, nicht haftbar. –
Reš Laqiš kann dir erwidern: dies gilt nur von Heiligem des Altars, dem die Darbringung noch fehlt, bei Heiligem des Tempelreparaturfonds aber, dem die Darbringung nicht fehlt, ist man nicht haftbar, auch wenn man gesagt hat: [ich nehme] auf mich. –
Wir haben ja aber gelernt, wenn jemand gesagt hat: dieses Rind sei ein Brandopfer, dieses Haus sei [für] ein Opfer, und das Rind verendet oder das Haus eingestürzt ist, sei er nicht haftbar, und wenn [er gesagt hat: ich nehme] auf mich, dieses Rind als Brandopfer, dieses Haus für ein Opfer zu spenden, und das Rind verendet oder das Haus eingestürzt ist, sei er haftbar!? –
Nur wenn das Rind verendet oder das Haus eingestürzt ist, ist er ersatzpflichtig, weil sie nicht mehr vorhanden sind, wenn sie aber vorhanden sind, befinden sie sich, wo sie auch sind, in der Schatzkammer des Allbarmherzigen, denn es heißt: dem Herrn gehört die Erde und was sie füllt.
R. Hamnuna sagte: Alle stimmen über das Schätzgelübdeüberein, daß man nicht haftbar sei, auch wenn man ‘auf mich’ gesagt hat, weil man dieses ohne ‘auf mich’ zu sagen nicht aussprechen kann.
Wie sollte man sagen: sagt man ‘mein Schätzungswert’, [so weiß man nicht,] wem, und sagt man ‘den Schätzungswert von jenem’, [so weiß man nicht,] wem.
Raba wandte ein: Man kann ja sagen: ich [gelobe] meinen Schätzungswert, ich [gelobe] den Schätzungswert von jenem!? Ferner wird gelehrt: R. Nathan sagte:Er gebe die Schätzung an diesem Tage, geheiligt dem Herrn; was lehrt dies? Da wir beim Heiligen und beim Zehnten finden, daß, wenn man sie durch profanes Geld ausgelöst hat, und es gestohlen worden oder abhanden gekommen ist, man nicht haftbar sei,
Daf 139b
so könnte man glauben, hierbei verhalte es sich ebenso, so heißt es: er gebe die Schätzung &c., sie sind profan, bis sie in die Hände des Schatzmeisters gekommen sind. –
Vielmehr, ist dies gelehrt worden, so wird es wie folgt lauten: R. Hamnuna sagte: Alle stimmen über das Schätzgelübde überein, daß man haftbar sei, auch wenn man nicht ‘auf mich’ gesagt hat, denn es heißt: er gebe die Schätzung &c., sie gelten bei dir als profan, bis sie in die Hände des Schatzmeisters gekommen sind.
STRENGER IST DAS [GESETZ] VOM BEDECKEN &C. Die Rabbanan lehrten: Wenn sich dir ein Vogelnest trifft;
was lehrt dies? Da es heißt:fortschicken sollst du die Mutter und die Jungen nimm dir, so könnte man glauben, man suche auf Bergen und Hügeln, um ein Nest zu finden, so heißt es: wenn sich dir trifft, wenn es sich dir zufällig trifft.
Ein Nest, in jedemFalle; Vogel, ein reiner, nicht aber ein unreiner; dir, auf Privatgebiet; auf dem Wege, auf öffentlichem Gebiete. Woher dies, wenn auf Bäumen? Es heißt: auf irgend einem Baume. Woher dies, wenn in Gruben, Graben und Höhlen? Es heißt: oder auf der Erde.
Wozu heißt es, wo wir schließlich alles einschließen: vor dir auf dem Wege? Um dir zu sagen, wie auf dem Wege das Nest nicht in deinem Besitze ist, ebenso überall, wenn das Nest nicht in deinem Besitze ist. Hieraus folgerten sie, daß man bei Tauben vom Schlage oder vom Söller, die in Mauernestern oder Wölbungen nisten, und bei Gänsen und Hühnern, die in einem Obstgarten nisten, zum Fliegenlassen verpflichtet sei, bei solchen aber, die im Hause nisten, und bei Herodianischen Tauben davon frei sei.
Der Meister sagte: Wie auf dem Wege das Nest nicht in deinem Besitze ist, ebenso überall, wenn das Nest nicht in deinem Besitze ist. Wozu ist dies nötig, dies geht ja hervor aus [den Worten]: wenn sich dir trifft, wenn sich dir trifft, ausgenommen das Vorrätige!? Und wozu heißt es ferner (vor) dir!? –
Vielmehr, dir, dies schließt den Fall ein, wenn sie bei dir waren und verwildert sind. Auf dem Wege, dies deutet auf eine Lehre des R. Jehuda im Namen Rabhs, denn R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Findet man ein Vogelnest auf dem Meere, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet, denn es heißt:so spricht der Herr, der einen Wegim Meer anlegt &c. –
Demnach müßte man zum Fliegenlassen verpflichtet sein, wenn man ein Vogelnest am Himmelfindet, denn es heißt:den Weg des Adlers am Himmel!? – Er heißt nur Weg des Adlers, nicht aber schlechthin Weg.
Die Papunäer fragten R. Mathna: Wie ist es, wenn man ein Nest auf dem Kopfe eines Menschen findet? Dieser erwiderte: [Es heißt:]und Erde auf seinem Kopfe. – Wo ist Moše in der Schrift angedeutet? – [Es heißt:]weiler Fleisch ist. –
Wo ist Haman in der Schrift angedeutet? – [Es heißt:]etwa vom Baume. –
Wo ist Ester in der Schrift angedeutet? – [Es heißt:]verbergen werde ich, verbergen [astir]. – Wo ist Mordekhaj in der Schrift angedeutet? – Es heißt:ausgeflossene Myrrhen, und wir übersetzten: Mura Dakhja.
WAS HEISST NICHT VORRÄTIG &C. R. Ḥija und 11R. Šimo͑n [streiten]; einer liesthadresioth und einer liest hardesioth. Einer liest hardesioth, nach Herodes benannt, und einer liest hadresioth, nach ihrer Ortschaft benannt,
R. Kahana sagte: Ich sah solche; sechzehn Reihen standen auf einer Fläche von einem Mil, und sie riefen: qiri, qiri. Unter ihnen befand sich eine, die nicht qiri, qiri rief; da sprach ihre Gefährtin zu ihr: Blinde, rufe doch qiri, qiri! Jene erwiderte: Blinde, rufe du qiri kiri! Darauf holte man sie und schlachtete sie.
R. Aši sagte: Ḥanina sagte mir, dies sei Geschwätz. – Geschwätz, wie kommst du darauf!? – Sage vielmehr, durch Geschwätz.
BEI EINEM UNREINEN VOGEE IST MAN VOM FLIEGENLASSEN FREI. Woher dies? R. Jiçḥaq erwiderte: Die Schrift sagt: wenn sich dir ein Vogelnest [Çipor] trifft; unter O͑ph ist sowohl ein reiner als auch ein unreiner Vogel zu verstehen, Çipor aber finden wir nur als Benennung für einen reinen Vogel, nicht aber für einen unreinen. –
Komm und höre:Die Figur irgend eines Çipor, beflügelt; doch wohl: Çipor, sowohl reine als auch unreine [Vögel], beflügelt, Heuschrecken!? – Nein, Çipor, reine, beflügelt, unreine und Heuschrecken. –
Komm und höre:Wild und alles Vieh, Gewürm und Çipor, beflügelt; doch wohl: Çipor, sowohl reine als auch unreine [Vögel], beflügelt, Heuschrecken!? – Nein, Çipor, reine, beflügelt, unreine, und Heuschrecken. –
Komm und höre:Jeder Çipor, beflügelt, doch wohl nach unsrem Einwande!? – Nein, nach unsrer Erwiderung. –
Komm und höre:Und du Menschensohn &c. sprich zum Çipor und allen Beflügelten; doch wohl nach unsrem Einwande!? – Nein, nach unsrer Erwiderung. –
Komm und höre:
Daf 140a
In seinem Gezweige wohnen die Çipor des Himmels!? – Sie heißen wohl Çipor des Himmels, nicht aber Çipor schlechthin. –
Komm und höre:Jeder reine Çipor; demnach gibt es auch unreine!? – Nein, demnach gibt es verbotene. –
Welche sind es: wenn totverletzte, so befindet sich diesja ausdrücklich in der Schrift, und wenn für Aussätzige geschlachtete, so geht es ja aus dem Schlüsse des Schriftverses hervor:folgende von ihnen dürft ihr nicht essen, dies schließt für einen Aussätzigen geschlachtete ein!? –
Tatsächlich bezieht es sich auf für Aussätzige geschlachtete, damitman dieserhalb ein Gebotund ein Verbot übertrete. – Sollte er es doch auf totverletzte beziehen, damit man dieserhalb ein Gebot und ein Verbot übertrete!? – Dies ist aus dem Zusammenhänge zu entnehmen, denn der Zusammenhang handelt von Geschlachtetem. –
Komm und höre:Zwei lebende Çiparim; unter lebend ist wohl zu verstehen, die für den Mund lebendsind; demnach gibt es solche, die nicht für den Mund lebend sind!? – Nein, unter lebend ist zu verstehen, deren Hauptglieder leben. –
Komm und höre den Schlußsatz:reine, demnach gibt es auch unreine!? – Nein, demnach gibt es totverletzte. –
Hinsichtlich der Totverletzten ist es ja aus [dem Worte] lebendezu folgern!? Allerdings nach demjenigen, welcher sagt, das Totverletzte könne leben, wie ist es aber nach demjenigen zu erklären, welcher sagt, das Totverletzte könne nicht leben. Ferner ist diesja sowohl nach demjenigen, welcher sagt, das Totverletzte könne leben, als auch nach demjenigen, welcher sagt, es könne nicht leben, aus einer Lehre der Schule R. Jišma͑éls zu entnehmen!?
In der Schule R. Jišma͑éls wurde nämlich gelehrt: Es gibt Taugliclimachendesund Sühnendesinnerhalbund es gibt Tauglichmaehendes und Sühnendes außerhalb,
wie beim Tauglichmachenden und Sühnenden innerhalb das Tauglichmachende dem Sühnenden gleicht, ebenso gleicht beim Tauglichmachenden und Sühnenden außerhalb das Tauglichmachendedem Sühnenden.
Vielmehr, erklärte R. Naḥman b. Jiçḥaq, dies schließt die Vögel in einer abtrünnigen Stadtaus. – Von welchem gilt dies, wenn vom fliegenzulassenden, so hat ja die Tora das Fliegenlassen nicht zum Anstoßeangeordnet!? – Vielmehr, vom zu schlachtenden.
Raba erklärte: Dies besagt, daß man ihn vor dem Fliegenlassen nicht einem anderen zu paarendarf. – Wofür, wenn zum Schlachten, so muß man ihn ja fliegen lassen!? – Vielmehr, zum Fliegenlassen.
R. Papa erklärte: Dies bezieht sich auf Vögel, die aus dem Erlös von Götzendienstlichem herrühren. Es heißt:und du gleich ihm dem Banne verfällst; was du daraus erzielst, gleicht diesem. – Von welchem gilt dies, wenn vom fliegenzulassenden, so hat ja die Tora das Fliegenlassen nicht zum Anstoße angeordnet!? – Vielmehr, vom zu schlachtenden,
Rabina erklärte: Hier handelt es sich um den Fall, wenn ein Vogel einen Menschen getötethat. – In welchem Falle, ist er abgeurteilt worden, so ist er ja hinzurichten!? – Vielmehr, vor der Aburteilung. – Von welchem gilt dies, wenn vom fliegenzulassenden, so muß man ihn ja vor das Gericht bringen und an ihm vollziehen: du sollst das Böse aus deiner Mitte austilgen!? – Vielmehr, vom zu schlachtenden.
BRÜTET EIN UNREINER VOGEL AUF EIERN EINES REINEN &C. Einleuchtend ist dies von dem Falle, wenn ein unreiner Vogel auf Eiern eines reinen brütet, denn dies gilt nur von einem Çipor, was diesernicht ist, wenn aber ein reiner Vogel auf Eiern eines unreinen brütet, ist es ja ein Çipor!? –
Wie R. Kahana erklärt hat: sollst du für dich behalten, nicht aber für deine Hunde, ebenso ist auch hierbei zu erklären: sollst du. für dich behalten, nicht aber für deine Hunde. –
Worauf bezieht sich die Erklärung R. Kahanas? – Auf folgende Lehre: Ist die Mutter totverletzt, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet; sind die Küchlein totverletzt, so ist man vom Fliegenlassen frei. Woher dies? R. Kahana erwiderte: Die Schrift sagt: sollst du für dich behalten, nicht aber für deine Hunde. –
Sollte er doch die totverletzte Mutter mit den Küchlein vergleichen: wie man bei totverletzten Küchlein vom Fliegenlassen frei ist, ebenso ist man bei einer totverletzten Mutter vom Fliegenlassen frei!? –
Daf 140b
Demnach wäre ja [die Bezeichnung] Çipor zur Ausschließung eines unreinen Vogels überflüssig. –
Es wird aber gelehrt, wenn die Küchlein totverletzt sind, sei man zum Fliegenlassen verpflichtet!? Abajje erwiderte: Dies ist wie folgt zu verstehen: ist die Mutterder Küchlein totverletzt, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet.
R. Hoša͑ja fragte: Wie ist es, wenn jemand die Hand in das Nest gesteckt und den kleineren Teil der Halsorganedurchgeschnitten hat:
sagen wir, hiervon heiße es, da sie, wenn er sie so läßt, totverletzt sind: für dich, nicht aber für deine Hunde, oder aber heißt dies, da er die Schlachtung beenden kann: für dich behalten, und er ist zum Fliegenlassen verpflichtet? – Dies bleibt unentschieden.
R. Jirmeja fragte: Gilt ein Lappen als Trennung? Gelten Federn als Trennung?
Gelten verdorbene Eierals Trennung? Wie ist es, wenn zwei Schichten Eier sich über einander befinden? Wie ist es, wenn das Männchen auf den Eiern und das Weibchen auf dem Männchen sich befindet? – Dies bleibt unentschieden.
R. Zera fragte: Wie ist es, wenn eine Taube auf den Eiern eines Tasil brütet? Wie ist es, wenn ein Tasil auf den Eiern einer Taube brütet?
Abajje erwiderte: Komm und höre: Wenn ein unreiner Vogel auf den Eiern eines reinen oder ein reiner auf den Eiern eines unreinen brütet, so ist man vom Fliegenlassen frei. Demnach ist man, wenn ein reiner auf solchen eines reinen, verpflichtet. – Vielleicht bei einem Rebhuhne.
BEI EINEM MÄNNLICHEN REBHUHNE IST MAN NACH R. ELIE͑ZER VERPFLICHTET UND NACH DEN WEISEN FREI. R. Abahu sagte: Was ist der Grund R. Elie͑zers? – Er folgert es aus [dem Ausdruck] ‘brüten’. Bei diesem heißt es:wie ein Rebhuhn, das brütet, ohne zu legen, und es heißt:legt und brütet in ihrem Schatten.
R. Elea͑zar sagte: Sie streiten nur über ein männliches Rebhuhn, über ein weibliches aber stimmen alle überein, daß man verpflichtet sei. – Selbstverständlich, dies wird ja von einem männlichen Rebhuhne gelehrt!? – Man könnte glauben, die Rabbanan befreien auch bei einem weiblichen Rebhuhne, und nur deshalb wird es von einem männlichen gelehrt, um die Ansicht R. Elie͑zers hervorzuheben, so lehrt er uns.
Ferner sagte R. Elea͑zar: Sie streiten nur über ein männliches Rebhuhn, über ein anderes männliches aber stimmen alle überein, daß man frei sei. – Selbstverständlich, wir haben ja vom männlichen Rebhuhne gelernt!? – Man könnte glauben, R. Elie͑zer verpflichte auch bei anderen männlichen, und nur deshalb wird es von einem männlichen Rebhuhne gelehrt, um die Ansicht der Rabbanan hervorzuheben, so lehrt er uns.
Ebenso wird auch gelehrt: Bei anderen männlichenist man frei, bei einem männlichen Rebhuhn ist man nach R. Elie͑zer verpflichtet und nach den Weisen frei.
iii,1 WENN [DIE MUTTER DARÜBER] NUR SCHWEBT, SO IST MAN, WENN DIE FLÜGEL DAS NEST BERÜHREN, ZUM FLIEGENLASSEN VERPFLICHTET, UND WENN DIE FLÜGEL DAS NEST NICHT BERÜHREN, VOM FLIEGENLASSEN FREI. BEFINDET SICH DARIN NUR EIN KÜCHLEIN ODER NUR EIN EI, SO IST MAN ZUM FLIEGENLASSEN VERPFLICHTET, DENN ES HEISST Nest, JEDE ART NEST.
BEFINDEN SICH DARIN FLÜGGE KÜCHLEIN ODER VERDORBENE BIER, SO IST MAN VOM FLIEGENLASSEN FREI, DENN ES HEISST:und die Mutter auf den Küchlein oder den Eiern liegt, WIE KÜCHLEIN LEBENSFÄHIG SIND, EBENSO EIER, WENN SIE LEBENSFÄHIG SIND, AUSGENOMMEN VERDORBENE; UND WIE FERNER DIE EIER DER MUTTER BENÖTIGEN, EBENSO KÜCHLEIN, DIE DER MUTTER BENÖTIGEN, AUSGENOMMEN FLÜGGE.
GEMARA. Die Rabbanan lehrten: Brütet, nicht aber schwebt. Man könnte glauben, auch [dann nicht,] wenn die Flügel das Nest berühren, so heißt es brütet. – Wieso geht dies hieraus hervor? – Da es nicht ‘sitzt’ heißt.
R. Jehuda sagte im Namen Rabhs: Wenn [die Mutter] zwischen zwei Ästen des Baumessitzt, so richte man sich danach: würde sie, falls sie abgleitet, auf [die Eier] fallen, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet, wenn abernicht, so ist man frei.
Man wandte ein: Sitzt sie zwischen ihnen, so ist man vom Fliegenlassen frei, wenn auf ihnen, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet; schwebt sie [über dem Neste], so ist man, selbst wenn die Flügel das Nest berühren, vom Fliegenlassen frei.
Doch wohl auf ihnen, wie zwischen ihnen: wie zwischen ihnen, wenn [die Flügel] sie berühren, ebenso auf ihnen, wenn sie sie berühren; wenn aber zwischen Ästen, so ist man frei!? –
Nein, auf ihnen, wie zwischen ihnen: wie zwischen ihnen, wenn [die Flügel] sie oben nicht berühren, ebenso auf ihnen, wenn sie sie oben nicht berühren, wenn sie nämlich zwischen den Ästen [sitzt].
Dies ist auch einleuchtend; wenn man sagen wollte, falls zwischen Ästen, sei man frei, so brauchte er ja nicht zu lehren, wenn sie schwebt, sei man, selbst wenn die Flügel das Nest berühren, vom Fliegenlassen frei, sollte er es doch vom [Sitzen zwischen] Ästen lehren, und umso mehr, wenn sie schwebt. –
Vom Schweben ist dies [zu lehren] nötig, daß man nämlich vom Fliegenlassen frei ist, auch wenn die Flügel das Nest berühren. –
Wir haben ja aber gelernt, wenn die Flügel das Nest berühren, sei man zum Fliegenlassen verpflichtet!? R. Jirmeja erwiderte: Die Barajtha lehrt es von dem Falle, wenn sie es von der Seite berühren.
Manche lesen: Ihm wäre eine Stütze zu erbringen: Sitzt sie zwischen ihnen, so ist man vom Fliegenlassen frei, wenn auf ihnen, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet; schwebt sie [über dem Neste], so ist man, selbst wenn die Flügel es berühren, vom Fliegenlassen frei.
Doch wohl auf ihnen, wie zwischen ihnen: wie zwischen ihnen, wenn [die Flügel] es nicht berühren, ebenso auf ihnen, wenn sie es nicht berühren, wenn sie nämlich zwischen Ästen [sitzt]. –
Nein, auf ihnen, wie zwischen ihnen: wie zwischen ihnen, wenn sie es berühren, ebenso auf ihnen, wenn sie es berühren; wenn sie aber zwischen Ästen [sitzt], so ist man frei. – Weshalb lehrt er demnach im Schlußsatze, wenn sie schwebt, sei man frei, selbst wenn die Flügel das Nest berühren,
Daf 141a
sollte er es doch vom [Sitzen zwischen] Ästen lehren, und umso mehr, wenn sie schwebt!? – Vom Schweben ist dies [zu lehren] nötig, daß man nämlich vom Fliegenlassen frei ist, auch wenn die Flügel das Nest berühren. –
Wir haben ja aber gelernt, wenn die Flügel das Nest berühren, sei man zum Fliegenlassen verpflichtet!? R. Jehuda erwiderte: Die Barajthalehrt es von dem Falle, wenn sie es von der Seite berühren.
BEFINDET SICH DARIN NUR EIN KÜCKlein oder nur ein Ei, so ist man vom Fliegenlassen frei, denn es müssen Küchlein oder Eiersein, was hierbei nicht der Fall ist; befinden sich darin flügge Küchlein oder verdorbene Eier,
so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet, denn es heißt Nest, jede ArtNest!? – Demnach sollte es doch heißen: und die Mutter auf ihnen brütet, wenn es aber heißt: und die Mutter auf den Küchlein oder den Eiern brütet, so deutet dies, daß die Küchlein mit den Eiern und die Eier mit den Küchlein zu vergleichen sind.
WENN MAN SIE FLIEGEN LÄSST UND SIE ZURÜCKKEHRT, SELBST VIERODER FÜNFMAL, SO IST MANVERPFLICHTET, DENN ES HEISST:fort schicken, fortschicken sollst du die Mutter. SAGT JEMAND, ER WOLLE DIE MUTTER BEHALTEN UND DIE JUNGEN FLIEGEN LASSEN, SO IST ER SCHULDIG, DENN ES HEISST: fortschicken, fortschicken sollst du die Mutter. WENN MAN DIE JUNGEN GENOMMEN UND SIE ZURÜCK IN DAS NEST GESETZT HAT, UND DIE MUTTER ZU IHNEN ZURÜCHGEKEHRT IST, SO IST MAN VOM FLIEGENLASSEN FREI.
GEMARA. Einer von den Jüngern sprach zu Raba: Vielleicht: fortschicken, einmal, fortschicken sollst du, zweimal!?
Dieser erwiderte: Fortschicken, auch hundertmal, fortschicken sollst du [deutet hierauf:] man könnte glauben, nur wenn man sie zu Freigestelltem braucht, woher dies von dem Falle, wenn zu Gebotszwecken? Es heißt: fortschicken sollst du, in jedem Falle.
R. Abba, Sohn des R. Joseph b. Raba, sprach zu R. Kahana: Nur aus dem Grunde, weil der Allbarmherzige geschrieben hat, fortschicken sollst du, sonst aber würde man geglaubt haben, wenn zu Gebotszwecken, brauche man dies nicht; hierbei ist es ja ein Gebot und ein Verbot, und ein Gebot verdrängt nicht ein Gebot und ein Verbot!? –
Dies ist wegen des Falles nötig, wenn man übertreten und die Mutter genommen hat, wobei das Verbot bereits übertreten worden und nur das Gebot zu beachten ist; man könnte glauben, das eine Gebot verdränge das andere, so lehrt er uns. –
Allerdings nach demjenigen, welcher sagt, eshänge von der Ausübung und Nichtausübung [des Gebotes] ab,
nach demjenigen aber, welcher sagt, es hänge von der Unmöglichmachung und Nichtunmöglichmachungab, hat man ja, solange man sie nicht geschlachtet hat, das Verbot nicht übertreten!?
Ferner liegt ja nach R. Jehuda, welcher sagt, das Fliegenlassen sei nur von vornherein zu verstehen, nicht einmal ein Gebot vor!?
Vielmehr, erklärte Mar b. R. Aši, wenn man sie zum Fliegenlassen genommen hat, wobeikein Verbot, sondern nur ein Gebot vorliegt; [man könnte glauben,] das eine Gebot verdränge das andere. –
Womit ist denn das eine Gebot bedeutender als das andere!? – Man könnte dies glauben, weil der Meister sagte, der Friede zwischen Mann und Weib sei so bedeutend, daß die Tora sogar sagt, dieserhalb sei der in Heiligkeit geschriebene Name des Heiligen, gepriesen sei er, im Wasser zu verwischen.
Dem Aussätzigen ist nämlich, solange er nicht rein ist, der Geschlechtsverkehr verboten, denn es heißt: er verweile sieben Tage außerhalb seines Zeltes, und unter Zelt ist das Weib zu verstehen, woraus hervorgeht, daß ihm der Geschlechtsverkehr verboten ist. Da ihm nun der Geschlechtsverkehr verboten ist, so könnte man glauben, das für ihn bestimmte Gebotverdränge das Gebot des Fliegenlassens des Nest[vogels] so lehrt er uns.
WER DIE MÜTTER SAMT DEN JUNGEN GENOMMEN HAT, IST, WIE R. JEHUDA SAGT, ZU GEISSELN, UND ER LASSE SIE NICHT MEHR FLIEGEN; DIE WEISEN SAGEN, ER LASSE SIE FLIEGEN UND SEI NICHT ZU GEISSELN. DIE REGEL HIERBEI IST: WEGEN EINES VERBOTES, DEM EIN GEBOTSICH ANSCHLIESST, IST NICHT ZU GEISSELN.
GEMARA. R. Abba b. Mamal fragte: Ist der Grund R. Jehudas, weil er der Ansicht ist, wegen eines Verbotes, das durch ein Gebot aufgehoben wird, sei zu geißeln,
oder ist er sonst der Ansicht, wegen eines Verbotes, das durch ein Gebot aufgehoben wird, sei nicht zu geißeln, und hierbei aus dem Grunde, weil er der Ansicht ist, das Fliegenlassen sei nur von vornherein zu verstehen? –
Komm und höre: Diebe und Räuber unterliegen der Geißelung – so R. Jehuda. Hierbei wird das Verbot durch ein Gebot aufgehoben, denn der Allbarmherzige sagt:du sollst nicht rauben,er gebe den Raub zurück. Hieraus ist also zu entnehmen, der Grund R. Jehudas sei, weil er der Ansicht ist, wegen des Verbotes, das durch ein Gebot aufgehoben wird, sei zu geißeln.
R. Zera sprach zu ihm: Habe ich euch etwa nicht gesagt, jede Barajtha, die nicht in der Schule
Daf 141b
R. Ḥijas und R. Oša͑jasgelehrt worden ist, sei fehlerhaft, und daß ihr aus einer solchen im Lehrhause keinen Einwand erheben sollt!? Vielleicht lautet sie: unterliegen nicht der Geißelung. –
Komm und höre: R. Oša͑ja und R. Hija lehrten:Du sollst nicht umkehren, wenn jemand aber umgekehrtist,du sollst nicht vollenden, wenn jemand aber vollendethat, so unterliegt dies der Geißelung – so R. Jehuda.
Hieraus ist somit zu entnehmen, der Grund R. Jehudas sei, weil er der Ansicht ist, wegen eines Verbotes, das durch ein Gebotaufgehoben wird, sei zu geißeln. –
Vielleicht hierbei aus dem Grunde, weil er der Ansicht ist, das Zurücklassen sei nur von vornhereinzu verstehen. –
Komm und höre:Ihr sollt davon nichts bis zum nächsten Morgen zurücklassen &c. im Feuer verbrennen; die Schrift läßt auf das Verbot ein Gebot folgen, um zu sagen, daß dieserhalb nicht zu geißeln sei – so R. Jehuda.
Hieraus ist somit zu entnehmen, der Grund R. Jehudas sei, weil er der Ansicht ist, das Fliegenlassen sei nur von vornherein zu verstehen. Schließe hieraus.
R. Ithaj sprach zu R. Aši: Dies geht auch aus unserer Mišna hervor, denn diese lehrt, wer die Mutter samt den Jungen genommen hat, sei, wie R. Jehuda sagt, zu geißeln, und er lasse sie nicht mehr fliegen. Wenn man nun sagen wollte, der Grund R. Jehudas sei, weil wegen eines Verbotes, das durch ein Gebot aufgehoben wird, zu geißeln sei, so sollte er doch gegeißelt werden und sie fliegenlassen müssen. –
Vielleicht ist die Mišna wie folgt zu verstehen: er ist nicht eher frei, als bis er gegeißelt worden ist.
Wie lange lasse man siefliegen? R. Jehuda erwiderte: Bis sie aus seiner Hand gekommen ist. – Woran lasse man sie fliegen? R. Hona sagt, an den Füßen, R. Jehuda sagt, an den Flügeln. R. Hona sagt, an den Füßen, denn es heißt:die den Fußder Rinder und der Esel schicken. R. Jehuda sagt, an den Flügeln, denn bei dieser gelten die Flügel als Füße.
Einst schnitt jemand [einem Vogel] die Flügel ab, ließ ihn fliegen und fing ihn wieder ein. Da ließ ihn R. Jehuda geißeln und sprach zu ihm: Geh, laß ihm die Flügel wachsen und laß ihn dann fliegen. –
Nach wessen Ansicht: nach R. Jehuda ist man ja zu geißeln, und braucht nicht fliegen zu lassen, und nach den Rabbanan muß man ja fliegen lassen, und man ist nicht zu geißeln!? – Tatsächlich nach den Rabbanan, da war es aber eine rabbanitische Widerspenstigkeitsgeißelung.
Einst kam jemand vor Raba und fragte ihn, wie es sich diesbezüglich beim Temaverhalte. Da sprach er: Sollte dieser Mann nicht wissen, daß man bei einem reinen Vogel zum Fliegenlassen verpflichtet sei. Hierauf fragte er ihn: Liegt da vielleicht nur ein Ei? Jener erwiderte: Das sag ich dir eben. – Dies lehrt eine Mišna: befindet sich da nur ein Küchlein oder ein Ei, so ist man zum Fliegenlassen verpflichtet. Da ließ er ihn fliegen.
Später breitete Raba ein Fangnetz aus und fing ihn ein. – Er sollte doch Verdächtigungbefürchten!? – [Er tat dies] wie unbeabsichtigt.
Die Rabbanan lehrten: Bei Tauben aus dem Schlage und aus dem Söller ist man zum Fliegenlassen verpflichtet, und sie sind [Fremden] des Friedens wegen als Raubverboten.
Nach der Lehre des R. Jose b. Ḥanina, daß nämlich der Hof eines Menschen für ihn ohne sein Wissen eigne, sollte doch hierauf bezogen werden der Schriftvers: wenn sich trifft, ausgenommen das Vorrätige!?
Rabh erwiderte: Sobald die größere Hälfte des Eies hervorkommt, tritt das Gebot des Fliegenlassens ein, die Aneignung aber erst dann, wenn es in den Hof gekommen ist, und die Lehre, hierbei habe das Gebot des Fliegenlassens Geltung, bezieht sich auf die Zeit, bevor es in den Hof gekommen ist. –
Weshalb sind sie demnachals Raub verboten? – Dies bezieht sich auf die Mutter. Wenn du aber willst, sage ich: tatsächlich auf die Eier, denn sobald die größere Hälfte des Eies herausgekommen ist, rechnet mandamit.
Nachdem aber R. Jehuda im Namen Rabhs gesagt hat, man dürfe sich die Eier nicht aneignen, solange die Mutter auf ihnen brütet, denn es heißt: lasse die Mutier fliegen, und nachher: und die Jungen behalte für dich, ist dies auch auf den Fall zu beziehen, wenn sie vollständig in seinen Hof gekommen sind. In dem Falle, wenn er selber sie sich aneignen kann, eignet sie auch sein Hof für ihn, und in dem Falle, wenn er selber sie sich nicht aneignen kann, eignet sie auch sein Hof nicht für ihn. –
Wieso sind sie demnach [Fremden] des Friedens wegen verboten: hat er [die Mutter] fliegen lassen, so ist dies jarichtiger Raub, und hat er sie nicht fliegen lassen, so muß er sie ja fliegen lassen!? –
Dies gilt von einem Minderjährigen. – Was weiß ein Minderjähriger von der Friedenserhaltung!? – Er meint es wie folgt: der Vater des Minderjährigen muß sie des Friedens wegen zurückgeben.
Levi b. Simon verkaufte R. Jehuda die Jungen seines Taubenschlages, und als er hierauf zu Šemuélkam, sprach dieser zu ihm: Geh, klopfe auf das Nest, damit sie auffliegen, sodann hast du sie geeignet. –
Wozu wenn wegen der Besitznahme, so konnte er sie ihm ja durch Mantelgriff zueignen, und wenn wegen des Festtages,
Daf 142a
so genügt es ja, wenn man dasteht und sagt: diese oder jene [Taube] will ich holen!? – Es war eine neue Brut, die noch nicht in den Besitz des Levi b. Simon gekommen war, und er sprach zu ihm wie folgt: Geh, klopfe auf das Nest, damit sie auffliegen und in den Besitz des Levi b. Simon kommen, sodann kann er sie dir durch Mantelgriff zueignen.
MAN DARF NICHT DIE MUTTER MIT DEN JUNGEN NEHMEN, SELBST ZUR REINIGUNG EINES AUSSÄTZIGEN. WENN DIE TORA VON EINEM LEICHTEN GEBOTE IM WERTE EINES ASSARSSAGT:damit es dir wohl gehe und du lange lebst, UM WIEVIEL MEHR GILT DIES VON DEN STRENGEN GEBOTEN DER TORA.
GEMARA. Es wird gelehrt, R. Ja͑qobsagte: Du hast kein Gebot in der Tora, bei dem daneben eine Belohnung angegeben ist, von dem nicht die Auferstehung der Toten zu entnehmenwäre. Bei der Ehrung von Vater und Mutter heißt es:damit du lange lebst und damit es dir wohl gehe. Beim Fliegenlassen des Nest[vogels] heißt es: damit es dir wohl gehe und du lange lebst.
Wo ist, wenn zu einem sein Vater gesagt hat, daß er auf eine Burg steige und ihm junge Tauben hole, und er hinaufstieg, die Mutter fliegen ließ und die Jungen holte, und auf der Rückkehr abstürzt und stirbt, das lange Leben von diesem und das Wohlergehen von diesem!? Vielmehr [ist zu erklären:] damit du lange lebst, in der Welt, die ganz Ewigkeit ist, und damit es dir wohl gehe, in der Welt, die ganz Wohlergehen ist. –
Vielleicht kommt so etwas nicht vor!? – R. Ja͑qob sah einen solchen Fall. – Vielleicht hatte jener sündhafte Gedanken!? – Die böse Absicht rechnet der Heilige, gepriesen sei er, nicht zur Tat. –
Vielleicht hatte er Götzendienst im Sinne!? Es heißt nämlich:um dem Hause Jisraél ans Herz zu ergreifen, und R. Aḥa b. Ja͑qob erklärte: dies sei die Absicht des Götzendienstes. –
Er meint es wie folgt: wenn man sagen wollte, die Belohnung für die Gebote erfolge auf dieser Welt, so sollte sie doch die Wirkung haben, ihn zu beschützen, daß er nicht auf [sündhafte] Gedanken und dadurch zu Schaden komme. Vielmehr erfolgt die Belohnung für die Gebote nicht auf dieser Welt. – R. Elea͑zar sagte ja, Boten einer gottgefälligen Handlung kommen nicht zu Schaden!? – Anders ist es auf dem Rückwege. –
R. Elea͑zar sagte ja aber, Boten einer gottgefälligen Handlung kommen weder auf dem Hinwege noch auf dem Rückwege zu Schaden!? – Es war eine schadhafte Leiter, und wo ein Schaden zu gewärtigen ist, ist es anders. So heißt es:da sprach Šemuél: Wie kann ich hingehen, wenn Šaúl es hört, tötet er mich.
R. Joseph sagte: Hätte Aherdiesen Schriftvers so ausgelegt, wie R. Ja͑qob, der Sohn seiner Tochter, so würde er nicht der Sünde verfallen sein. – Washatte er gesehen? – Manche sagen, er hatte einen solchen Fall gesehen, und manche sagen, er hatte die Zunge des Dolmetschers R. Ḥuçpilhauf einem Misthaufen liegen sehen. Er sprach dann: Ein Mund, der Perlen hervorbrachte, muß nun Staub lecken! Er kannte aber nicht [die Auslegung:] damit es dir wohl gehe, in der Welt, die ganz Wohlergehen ist, und damit du lange lebst, in der Welt, die ganz Ewigkeit ist.