{
"language": "en",
"title": "Mishnah Sanhedrin",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
"priority": 0.5,
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
"actualLanguage": "de",
"languageFamilyName": "german",
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"direction": "ltr",
"heTitle": "משנה סנהדרין",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Nezikin"
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"text": [
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"Privatrechtssachen (werden) von Dreien (entschieden), über Raub und Körperverletzungen (wird) von Dreien (gerichtet), über Schadenersatz, halben Schadenersatz, Bezahlung des Doppelten und Bezahlung des Vier- oder Fünffachen (ebenfalls) von Dreien, über Notzucht, Verführung und falsche Anklage (ebenfalls) von Dreien. Dies die Worte R. Meïr’s. Die Weisen aber sagen: Der falsche Ankläger (wird) von drei und zwanzig (gerichtet), weil dabei über ein Kapitalverbrechen verhandelt wird.",
"Über Geisselstrafe (wird) von Dreien (entschieden). Im Namen R. Ismael’s hat man gesagt: Von drei und zwanzig. Die Intercalation beim Monate erfolgt durch drei, die Intercalation beim Jahre (ebenfalls) durch drei. Dies die Worte R. Meïr’s. R. Simon, Sohn Gamliels, sagt: Zur Eröffnung sind drei, zur Verhandlung fünf und zur Beschlussfassung sieben Männner nötig; haben aber drei den Beschluss gefasst, so gilt die Intercalation.",
"Das Handauflegen der Ältesten und das Brechen des Genickes der Färse geschieht durch drei. Dies die Worte R. Simon’s. R. Jehuda sagt: Durch fünf. Chaliza und Méun (geschehen) vor Dreien. Früchte von vierjährigen Bäumen und zweiter Zehnt, dessen Wert nicht bekannt ist, (werden) vor Dreien (ausgelöst); (ebenso) geheiligte Dinge vor Dreien. Schätzungs-Gelübde (werden) in Mobilien vor Dreien (bezahlt). R. Jehuda sagt: Einer von ihnen sei ein Priester. In Grundstücken (bezahle man dieselben) vor neun Personen und einem Priester. Beim Menschen (wird der Wert) in gleicher Weise (bestimmt).",
"Lebens-Strafsachen (gehören vor ein Gericht) von drei und zwanzig; (ebenso wird über) das unnatürlich belegende oder belegte Vieh von drei und zwanzig Richtern (abgeurteilt), denn es heisst (Lev. 20, 16): „Du sollst das Weib und das Vieh töten,“ ferner (Das. V. 15): „Und auch das Vieh sollt ihr töten.“ Ein zu steinigender Ochs (wird) von drei und zwanzig Richtern (verurteilt), denn es heisst (Exod. 21, 29): „Der Ochs werde gesteinigt, und auch dessen Eigentümer soll sterben“; wie die Tötung des Eigentümers, so (geschehe) die Tötung des Ochsen. Der Wolf, der Löwe, der Bär, der Leopard, der Panther und die Schlange — deren Tötung (erfolgt) durch dreiundzwanzig Richter. R. Elieser sagt: Wer sie früher umbringt, macht sich verdient. R. Akiba sagt: Ihre Tötung (erfolgt) durch drei und zwanzig Richter.",
"Man darf einen Stamm, einen falschen Propheten oder den Hohenpriester nur durch das Gericht von einundsiebzig Männern richten. Man darf zu einem willkürlichen Krieg nur nach Entscheidung des Gerichtes von einundsiebzig(das Heer) hinausführen. Man darf die Stadt oder die Tempelhöfe nur nach Entscheidung des Gerichtes von einundsiebzig erweitern. Man darf Gerichte für die Stämme nur nach Anordnung des Gerichtes von einundsiebzig einsetzen. Eine verderbte Stadt darf nur durch das Gericht von einundsiebzig verurteilt werden. Man verurteilt nicht eine verderbte Stadt, die an der Grenze liegt, ferner nicht drei Städte, sondern nur eine oder zwei.",
"Das grosse Synedrion bestand aus einundsiebzig Mitgliedern, das kleine aus dreiundzwanzig. Woher (wissen wir), dass das grosse aus einundsiebzig bestand? Da es heisst (Num. 11, 16): „Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten Israels“ — und Mose über ihnen. das sind einundsiebzig. R. Jehuda sagt: Siebzig. Und woher (wissen wir), dass das kleine aus dreiundzwanzig besteht? Da es heisst (Num. 35, 24 u 25): „Es richte die Gemeinde — es rette die Gemeinde“ — eine richtende Gemeinde und eine rettende Gemeinde, das sind zwanzig. Woher (wissen wir) aber, dass eine Gemeinde aus zehn Männern besteht? Da es heisst (Num. 14, 27): „Wie lange (friste ich) dieser bösen Gemeinde“ — dabei sind Josua und Kaleb ausgenommen. Und woher (wissen wir), dass man noch drei hinzufüge? Daraus, dass es heisst (Exod. 23, 2): „Richte dich nicht nach der Mehrheit zum Bösen, “ kann ich doch entnehmen, dass ich mich zum Guten nach ihnen richten soll; wozu heisst es nun (nochmals): „man richte sich nach der Mehrheit“? Dies lehrt: Nicht wie deine Entscheidung zum Guten soll deine Entscheidung zum Bösen sein; zum Guten kannst du auf das Urteil eines Richters hin entscheiden, zum Bösen aber nur nach dem Urteile zweier. Da aber kein Gericht in gerader Zahl sein darf, so fügt man noch einen hinzu, das sind (zusammen) dreiundzwanzig. Wie viel (Einwohner) müssen in einer Stadt sein, dass sie für ein Synedrion geeignet sei? Hundertundzwanzig. R. Nechemia sagt: Zweihundertunddreissig, damit es den Obern über zehn entspreche."
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"Der Hohepriester kann richten, und man kann ihn richten; er kann Zeuge sein, und man kann wider ihn zeugen; er kann die Chaliza vollziehen, und man kann an seiner Frau die Chaliza vollziehen. Man kann auch an seiner Frau die Schwagerehe vollziehen, er aber darf nicht die Schwagerehe vollziehen, weil ihm eine Witwe (zu heiraten) verboten ist. Stirbt ihm jemand, so gehe er nicht hinter der Bahre; sondern wenn sie nicht mehr gesehen werden, darf er sich zeigen, so wie sie wieder sich zeigen, muss er sich zurückziehen, und so gehe er mit ihnen bis an das Thor der Stadt. Dies die Worte R. Meïr’s. R. Jehuda sagt: Er gehe nicht aus dem Heiligtum, denn es heisst (Lev. 21, 12): „Und aus dem Heiligtum soll er nicht gehen.“ Wenn er Andere tröstet, so ist es Sitte, dass das ganze Volk Einer nach dem Andern vorbeigeht und der Stellvertreter ihn zwischen sich und dem Volke in die Mitte nimmt. Wenn er von Andern getröstet wird, so spricht das ganze Volk zu ihm: „Wir seien deine Sühne !“; — er spricht (darauf) zu ihnen: „Seid vom Himmel gesegnet!“. Wenn man ihm das Trauermahl reicht, lagert sich das ganze Volk auf der Erde, er aber liegt auf einem Schemel.",
"Der König kann nicht richten, und man kann ihn nicht richten; er kann nicht Zeuge sein, und man kann wider ihn nicht zeugen; er vollziehe nicht die Chaliza, und man vollziehe an seiner Frau nicht die Chaliza; er vollziehe nicht die Schwagerehe, und man vollziehe an seiner Frau nicht die Schwagerehe. R. Jehuda sagt: Wenn er die Chaliza oder die Schwagerehe vollziehen will, so sei seiner zum Guten gedacht! Da sagten sie zu ihm: Man hört nicht auf ihn. Man darf seine Witwe nicht heiraten. R. Jehuda sagt: Ein König darf die Witwe eines Königs heiraten, denn so finden wir bei David, dass er die Witwe Saul’s geheiratet hat, wie es heisst (2. Sam. 12, 8): „Ich gab dir das Haus deines Herrn und die Weiber deines Herrn in deinen Schooss“.",
"Stirbt ihm Jemand, so gehe er nicht zum Thore seines Palastes hinaus. R. Jehuda sagt: Wenn er hinter der Bahre einhergehen will, so darf er hinausgehen, denn so finden wir bei David, dass er hinter der Bahre Abner’s einherging, wie es heisst (2 Sam. 3, 31): „Der König David ging hinter der Bahre.“ Da sprachen sie Wenn man ihm das Trauermahl reicht, sitzt das ganze Volk auf der Erde, er aber liegt auf einem Sofa.",
"Er kann zu einem willkürlichen Kriege nach Entscheidung des Gerichtshofes von einundsiebzig (das Volk) hinausführen; er darf niederreissen, um sich einen Weg zu machen, und man kann es ihm nicht verwehren; der Weg des Königs hat kein Maass. Das ganze Volk muss, was es erbeutet, ihm vorlegen, und er nimmt (seinen) Anteil zuerst. — „Er darf sich nicht viele Weiber nehmen,“ sondern nur achtzehn. R. Jehuda sagt: Er darf sich viele nehmen, nur dass sie nicht sein Herz abtrünnig machen. R. Simon sagt: Selbst eine, die sein Herz abtrünnig machen würde — siehe, er darf sie nicht nehmen! Wenn dem so ist, warum wird befohlen: „er soll sich nicht viele Weiber nehmen“? Selbst solche wie Abigajil. „Er soll sich nicht viele Rosse halten,“ —sondern nur was für seine Wagen nötig ist; „und Silber und Gold soll er nicht in Menge anschaffen,“ — sondern nur so viel, um den Sold bezahlen zu können. Er schreibe für sich eine Gesetzrolle; wenn er in den Krieg zieht, führe er sie mit sich hinaus; wenn er heimzieht, führe er sie mit sich herein; wenn er zu Gericht sitzt, sei sie bei ihm; sitzt er bei Tische, sei sie ihm gegenüber, denn es heisst (Deut. 17, 19): „Sie sei bei ihm, und er lese darin alle Tage seines Lebens!“",
"Man darf nicht auf seinem Pferde reiten, man darf nicht auf seinem Throne sitzen, und man darf nicht seines Szepters sich bedienen. Man darf ihn nicht sehen, während er sich das Haar scheren lässt, nicht, wenn er nackt ist, und nicht, wenn er im Bade ist, denn es heisst (Deut. 17, 15): „Du sollst über dich einen König setzen!“ (das heisst): Es sei die Ehrfurcht vor ihm über dir!"
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"Privatrechtssachen werden von Dreien entschieden. Der Eine wählt sich Einen, und der Andere wählt sich (ebenfalls) Einen, und Beide wählen sich (gemeinschaftlich) noch einen. Dies die Worte R. Meïr’s. Die Weisen aber sagen: Die zwei Richter wählen sich noch. Einen. Dieser kann den von Jenem gewählten Richter verwerfen, und Jener kann den von diesem gewählten Richter verwerfen. Dies die Worte R. Meïr’s. Die Weisen aber sagen: Wann (gilt dies)? Wenn man einen Beweis gegen sie erbringt, dass sie anverwandt oder untauglich sind, wenn sie aber tauglich oder rechtsgelehrt sind, kann man sie nicht verwerfen. Dieser kann die Zeugen von Jenem verwerfen, und Jener kann die Zeugen von diesem verwerfen. Dies die Worte R. Meïr’s. Die Weisen aber sagen: Wann (gilt dies)? Wenn man gegen sie den Beweis erbringt, dass sie anverwandt oder untauglich sind, wenn sie aber tauglich sind, kann man sie nicht verwerfen",
"Hat er zu ihm gesagt: „mein Vater ist mir beglaubigt,“ — „dein Vater ist mir beglaubigt,“ oder „drei Rinderhirten sind mir beglaubigt,“ so sagt R. Meïr: Er kann es zurücknehmen. Die Weisen aber sagen: Er kann es nicht zurücknehmen. War einer seinem Nächsten einen Eid schuldig und dieser sagte zu ihm: „gelobe mir bei deinem Leben! “, — so sagt R. Meïr: Er kann es zurücknehmen. Die Weisen aber sagen: Er kann es nicht zurücknehmen.",
"Folgende sind untauglich (zu Richtern oder Zeugen): Ein Würfelspieler, ein Wucherer, die, welche Tauben fliegen lassen, und die, welche mit Brachjahr-Frucht handeln. Es sagt R. Simon: Früher hatte man sie genannt: „Sammler von Brachjahr-Frucht;“ seitdem aber viele Gewalthaber auftraten, nannte man sie: „Brachjahr-Fruchthändler.“ Es sagt R. Jehuda: Wann (gilt dies)? Wenn sie keinen anderen Erwerb haben, als diesen, wenn sie aber ausser diesem noch einen anderen Erwerb haben, sind sie tauglich.",
"Folgende sind die Anverwandten: (Vater), Bruder, des Vaters Bruder, der Mutter Bruder, der Schwester Mann, des Vaters Schwestermann, der Mutter Schwestermann, der Stiefvater, der Schwiegervater und der Schwestermann der Gattin. Diese (gelten als verwandt) nebst ihren Söhnen und Schwiegersöhnen; der Stiefsohn dagegen nur für sich allein. Es sagt R. Jose: Dies ist die Mischna des R. Akiba, die erste Mischna aber lautete: „der Oheim und der Sohn des Oheims und Jeder, der fähig ist ihn zu beerben.“ Jeder, der mit ihm zur Zeit (der Handlung) verwandt war, (ist untauglich); war er anverwandt und ist (nachher) entfremdet worden, so ist er tauglich. R. Jehuda sagt: Selbst wenn seine Tochter gestorben ist und der Schwiegersohn Kinder von ihr hat, gilt er noch als Anverwandter.",
"Der Freund und der Feind (sind ebenfalls untauglich). Freund heisst der Hochzeitsfreund; Feind heisst Jeder, der mit ihm aus Feindschaft drei Tage nicht gesprochen hat. Da sagten sie zu ihm: Israel ist deswegen nicht in Verdacht.",
"In welcher Weise prüft man die Zeugen? Man führt sie (in ein Zimmer) hinein und macht ihnen Angst; dann heisst man alle Leute hinausgehen, lässt nur den grössten unter ihnen anwesend und sagt zu ihm: „sprich, wieso weisst du, dass dieser jenem schuldig sei?“ Wenn er sagt: Dieser hat mir gesagt: „ich bin jenem schuldig,“ — oder: „der und der Mann hat mir gesagt, dass dieser jenem schuldig sei;“ so hat er Nichts gesagt, sondern er muss sagen: „Vor uns hat er zugestanden, dass er jenem zweihundert Sus schuldig sei.“ Hernach führt man den Zweiten herein und prüft ihn. Finden sich ihre Aussagen übereinstimmend, so verhandelt man über die Sache. Sagen zwei: „gerecht!“, und einer sagt: „schuldig!“, so wird er für gerecht erklärt. Sagt Einer: „gerecht!“ und Einer sagt: „schuldig!“, sogar wenn zwei ihn für gerecht oder zwei für schuldig erklären, und Einer sagt: „ich weiss nicht!“, so muss man die (Zahl der) Richter vermehren.",
". Nachdem man das Urteil beschlossen hat, führt man sie herein. Der grösste unter den Richtern sagt dann: „Du N. bist gerecht,“ — „Du N. bist schuldig!“. Woher (wissen wir), dass einer von den Richtern, nachdem er hinausgegangen ist, nicht sagen darf: „ich habe frei gesprochen, und meine Kollegen haben verurteilt, was kann ich tun, da meine Kollegen mich überstimmt haben“ ? — Von einem solchen heisst es (Lev. 19, 16): „Gehe nicht als Ausspäher umher unter deinem Volke!“ ferner (Sprüche 11, 13): „Es geht als Ausspäher umher, wer Geheimnisse enthüllt.“",
"So oft Jemand einen Beweis bringt, hebt man das Urteil auf. Sagte man zu ihm: „alle Beweise, die du hast, bringe von nun ab binnen dreissig Tagen!“ — bringt er sie während der dreissig Tage, so hebt man (das Urteil) auf; (bringt er sie aber) nach dreissig Tagen, so hebt man das Urteil nicht auf. Es sagt R. Simon, Sohn Gamliels: Was kann dieser tun, da er solche während der dreissig Tage nicht gefunden und sie erst nach den dreissig Tagen gefunden hat? Sagte man zu ihm: „bringe Zeugen!“, und er sagte: „ich habe keine Zeugen“ — oder sagte man: „bringe einen Beweis! “, und er sagte: „ich habe keinen Beweis,“ und in späterer Zeit fand er einen Beweis oder Zeugen; so gilt dies nichts. Es sagt R. Simon, Sohn Gamliels: Was kann dieser tun, da er nicht wusste, dass er Zeugen habe, und dann Zeugen findet, oder da er nicht wusste, dass er einen Beweis habe, und dann einen Beweis findet? (Sagte man zu ihm: „bringe Zeugen!“, und er sagte: „ich habe keine Zeugen,“ — oder sagte man: „bringe einen Beweis!“, und er sagte: „ich habe keinen Beweis), als er aber sah, dass er beim Prozesse schuldig gesprochen ward, sagte er: „tretet näher N. und N. und zeuget für mich!“ — oder er zieht dann einen Beweis aus seiner Geldtasche hervor; so gilt dies nichts."
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"Sowohl Vermögens-Rechtssachen als Lebens-Strafsachen erfordern Ausforschung und Untersuchung, denn es heisst (Lev. 24, 22): „Einerlei Recht soll euch sein.“ Worin sind Vermögens-Rechtssachen von Lebens-Strafsachen verschieden? Vermögens - Rechtssachen (gehören) vor drei, Lebens-Strafsachen vor dreiundzwanzig (Richter). Bei Vermögens-Rechtssachen kann man (die Verhandlung) sowohl (mit Gründen) zur Freisprechung, als auch (mit solchen) zur Verurteilung eröffnen, bei Lebens-Strafsachen dagegen eröffnet man (die Verhandlung mit Gründen) zur Freisprechung, aber nicht (mit solchen) zur Verurteilung. Bei Vermögens-Rechtssachen gibt der Urteilsspruch Eines (Richters) den Ausschlag sowohl zur Freisprechung als zur Verurteilung, bei Lebens-Strafsachen dagegen gibt wohl eine Stimme den Ausschlag zur Freisprechung, zur Verurteilung aber geben nur zwei den Ausschlag. Bei Vermögens-Rechtssachen findet Wiederaufnahme des Verfahrens sowohl zu Gunsten als zum Nachteil statt, bei Lebens-Strafsachen darf man das Verfahren nur zur Freisprechung, aber nicht zur Verurteilung wiederaufnehmen. Bei Vermögens-Rechtssachen können Alle sowohl zu Gunsten als zum Nachteil Gründe vorbringen, bei Lebens-Strafsachen können wohl Alle zu Gunsten Gründe vorbringen, aber nicht Alle dürfen Gründe zum Nachteil vorbringen. Bei Vermögens-Rechtssachen kann derjenige, der für Verurteilung befunden hat, wieder für Freisprechung befinden, und wer für Freisprechung befunden hat, kann wieder für Veruteilung befinden, bei Lebens-Strafsachen dagegen kann wohl derjenige, der für Verurteilung befunden hat, wieder für Freisprechung befinden, aber es kann nicht der, welcher einmal für Freisprechung befunden hat, wieder für Verurteilung befinden. Vermögens-Processe kann man bei Tag verhandeln und bei Nacht entscheiden, Lebens-Strafprozesse muss man bei Tag verhandeln und bei Tag entscheiden. Vermögens-Prozesse kann man an demselben Tage sowohl zur Freisprechung als zur Verurteilung entscheiden, Lebens-Strafprozesse kann man bloß zur Freisprechung an demselben Tage entscheiden, zur Verurteilung aber erst am folgenden Tage; deshalb richtet man nicht am Vorabend des Schabbats oder eines Feiertages.",
"Bei Urteilen über (Geldsachen) Reinigkeit oder Unreinigkeit lässt man (die Abstimmung) von dem Grössten beginnen, bei Lebens-Strafprocessen von der Seite. Alle sind geeignet bei Vermögens-Prozessen zu richten; aber nicht Alle sind geeignet bei Lebens-Srafprozessen zu richten, sondern nur Priester, Leviten oder solche Israeliten, die ihre Töchter mit Priestern verheiraten dürften.",
"Das Synedrion war gleich einer halben runden Tenne, damit sie einander sehen könnten. Zwei Gerichtsschreiber standen vor ihnen, einer zur Rechten und einer zur Linken, und schrieben die Reden der Freisprechenden und die Reden der Verurteilenden nieder. R. Jehuda sagt: drei (Schreiber standen dort), einer schrieb die Reden der Freisprechenden, der andre die Reden der Verurteilenden und der dritte die Reden der Freisprechenden und die Reden der Verurteilenden (zugleich).",
"Drei Reihen Weisen-Jünger sassen vor ihnen, jeder Einzelne kannte seinen Platz. War es nötig, Einen zu ordinieren, so ordinierte man einen aus der ersten Reihe, einer aus der zweiten Reihe kam dann in die erste und einer aus der dritten in die zweite, dann wählte man einen aus der Gemeinde und setzte ihn in die dritte Reihe; er sass aber nicht an dem Platze des Frühem, sondern an dem ihm gebührenden Platze.",
"In welcher Weise machte man die Zeugen in Lebens-Strafsachen ängstlich? Man führte sie herein und machte ihnen Angst (mit den Worten): „Vielleicht sprechet ihr aus Vermutung, vom Hörensagen, oder (ihr denket): wir haben es aus dem Munde eines andern Zeugen oder aus dem Munde eines glaubwürdigen Mannes gehört, oder vielleicht wisset ihr nicht, dass wir euch später durch Ausforschung und Untersuchung prüfen werden? Wisset, dass Lebenssachen nicht wie Geldsachen sind, bei Geldsachen kann der Mensch das Geld wiedergeben, und es wird ihm eine Sühne, aber bei Lebenssachen haftet an ihm des Hingerichteten Blut und das Blut seiner (möglichen) Nachkommen bis an der Welt Ende, denn so finden wir bei Kajin der seinen Bruder erschlug, da heisst es (Gen. 4, 10): „Das mehrfache Blut deines Bruders schreit.“ Es heisst nicht: „das Blut deines Bruders“, sondern: „das mehrfache Blut deines Bruders,“ nämlich sein Blut und das Blut seiner (möglichen) Nachkommen. [Eine andere Erklärung: (deshalb steht:) „das mehrfache Blut“, weil sein Blut hingeworfen war auf Hölzern und Steinen. ] Deshalb ist nur ein einziger Mensch erschaffen worden, um dich zu lehren, dass wenn einer eine Person (von Israel) vernichtet, es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze Welt vernichtet, und wenn einer eine Person (von Israel) erhält, es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze Welt erhalten. [Ferner (geschah dies) wegen des Friedens der Welt, damit nicht ein Mensch zum andern sage: „mein Ahn war grösser als dein Ahn!“; auch damit die Minim nicht sagen: „es gibt mehrere Mächte im Himmel“; endlich um die Grösse des Königs aller Könige, des Heiligen, gebenedeit sei Er, zu verkünden, denn wenn ein Mensch viele Münzen mit Einem Stempel prägt, sind sie alle einander gleich, aber der König aller Könige, der Heilige, gebenedeit sei Er, hat jeden Menschen mit dem Stempel des ersten Menschen ausgeprägt, und doch ist nicht Einer dem andern gleich. Daher ist auch jeder Einzelne verpflichtet zu sagen: „meinetwegen ist die Welt erschaffen worden. “] Vielleicht aber werdet ihr sagen: „was soll uns diese Not? “ Fürwahr es heisst schon in der Schrift (Lev. 5,1) „Er ist ein Zeuge, er hat es gesehen oder weiss es, wenn er es nicht anzeigt, so trägt er seine Schuld. Vielleicht werdet ihr sagen: „was sollen wir das Blut dieses Menschen verschulden ? Fürwahr es heisst schon in der Schrift (Sprüche 11,10): „Wenn die Frevler untergehen, ist Jubel “."
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"Man prüfte sie durch (folgende) sieben Untersuchungsfragen: In welcher Jahrwoche? Im wievielten Jahre? In welchem Monate? Am wievielten des Monats? An welchem Tage? In welcher Stunde? An welchem Orte? R. Jose sagt: (Man fragte nur:) An welchem Tage? In welcher Stunde? An welchem Orte? — Ferner fragte man: Kennt ihr ihn? Habt ihr ihn gewarnt? Wenn Einer Götzendienst getrieben (fragte man ferner:) Wem hat er gedient? Womit hat er gedient?",
"Jemehr einer prüft, desto lobenswerter ist er. Einst geschah es, dass der Sohn Sakkai’s über die Stiele der Feigen ausfragte. Was ist der Unterschied zwischen den Untersuchungsfragen; und (andern) Prüfungsfragen? Bei den Untersuchungsfragen ist, wenn Einer sagt: „ich weiss nicht“, das ganze Zeugnis ungültig; bei den (andern) Prüfungsfragen ist, wenn auch Einer sagt: „ich weiss nicht“, ja selbst wenn beide sagen: „wir wissen nicht“, das Zeugnis dennoch gültig. Sowohl bei den Untersuchungen als bei den (andern) Prüfungen ist, wenn sie einander widersprechen, das Zeugnis ungültig.",
"Sagt da einer: „am zweiten des Monats“, und der andere sagt: „am dritten des Monats“, so ist ihr Zeugnis gültig; denn jener wusste, dass der Monat ein Schaltmonat war, und dieser wusste nicht, dass der Monat ein Schaltmonat war. Sagt aber einer: „am dritten“, und der andere sagt: „am fünften“, so ist ihr Zeugnis ungültig. Sagt einer: „in der zweiten Stunde“, und der andere sagt: „in der dritten Stunde“, so ist ihr Zeugnis giftig, Sagt einer: „in der dritten“, und der andere sagt: „in der fünften, so ist ihr Zeugnis ungiftig. R. Jehuda sagt: Es ist gültig. Sagt einer: „in der fünften“, und der andere sagt: „in der siebenten“, so ist ihr Zeugnis ungültig, denn in der fünften ist die Sonne im Osten, und in der siebenten ist die Sonne im Westen.",
"Hierauf führt man den zweiten herein und prüft ihn. Wenn ihre Worte übereinstimmend gefunden werden, beginnt man (die Verhandlung) mit (Gründen zur) Rechtfertigung. Sagt einer von den Zeugen: „ich habe Gründe zu seiner Rechtfertigung vorzubringen“, oder (sagt) einer von den Jüngern: „ich habe Gründe zu seiner Verurteilung vorzubringen“, so gebietet man ihm zu schweigen. Sagt einer von den Jüngern: „ich habe Gründe zu seiner Rechtfertigung vorzubringen“, so bringen sie ihn herauf und setzen ihn zwischen sich, und er kam den ganzen Tag nicht von dort hinunter; — wenn an seinen Worten etwas Erhebliches ist, so hört man auf ihn. — Auch wenn der Angeklagte selbst sagt: „ich habe Gründe zu meiner eigenen Rechtfertigung vorzubringen“, so hört man auf ihn; nur muss etwas Erhebliches an seinen Worten sein.",
"Wenn sie für ihn die Rechtfertigung fanden, so entliessen sie ihn; wo nicht, so verschoben sie sein Urteil bis auf morgen. Inzwischen kamen sie paarweise zusammen, sie essen wenig und trinken keinen Wein den ganzen Tag, sie diskutieren die ganze Nacht, und am andern Morgen kommen sie frühzeitig in das Gerichtshaus. Der Rechtfertigende sagt: „ich habe ihn für gerecht erklärt, und ich bleibe dabei, ihn für gerecht zu erklären!“ —, und der Verdammende sagt: „ich habe ihn verdammt, und ich bleibe dabei, ihn zu verdammen!“. — Wer für Verdammung befunden hat, kann wieder für Freisprechung befinden; wer aber für Freisprechung befunden hat, kann nicht wieder für Verdammung befinden. Haben sie sich in Etwas geirrt, so haben die zwei, Gerichtsschreiber sie zu erinnern. Wenn sie für ihn die Rechtfertigung finden, so entlassen sie ihn; wo nicht, so beginnen sie abzustimmen. Erklären ihn zwölf für gerecht und eilt für schuldig, so ist er freigesprochen; erklären ihn zwölf für schuldig und elf für gerecht, [sogar wenn ihn elf für gerecht und elf für schuldig erklären, und einer sagt: „ich weiss nicht“,] ja sogar wenn ihn zweiundzwanzig für gerecht oder für schuldig erklären, und einer sagt: „ich weiss nicht!“, so muss man die (Zahl der) Richter vermehren. Bis auf wie viel vermehrt man sie? Immer um zwei bis auf einundsiebzig. Erklären ihn dann sechsunddreissig für gerecht und fünfunddreissig für schuldig, so ist er freigesprochen. Erklären ihn aber sechsunddreissig für schuldig und fünfunddreissig für gerecht, so debattieren die Einen mit den Andern so lange, bis einem der Verurteiler die Worte der Freisprechenden ein leuchten."
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"Sobald das Urteil gesprochen ist, führt man ihn hinaus zum Steinigen. Das Steinigungshaus war draussen (fern) vom Gerichtshause, denn es heisst (Lev. 24, 14): „Führe den Lästerer hinaus!“ Einer stand am Eingange des Gerichtshauses mit einem Tuche in der Hand, und ein anderer Mann sass zu Pferde fern von ihm, so dass er jenen sehen kann. Sagt einer: „ich habe etwas zu seiner Rechtfertigung vorzubringen“, so schwenkt jener mit dem Tuche, und der Reiter rennt fort und heisst ihn stehen bleiben. Bis das Gericht die Rechtfertigungsgründe geprüft hat, Auch wenn er selbst sagt: „ich habe Etwas zu meiner Rechtfertigung vorzubringen“, führt man ihn zurück, sogar vier- bis fünfmal; nur muss an seinen Worten etwas Erhebliches sein. Findet man für ihn die Rechtfertigung, so entlässt man ihn, wo nicht, so wird er zur Steinigung ausgeführt. Ein Ausrufer geht vor ihm her (rufend): „Der Mann N., Sohn des N., wird zur Steinigung ausgeführt, weil er das und das Verbrechen begangen hat, N. und N. sind Zeugen; wer etwas zu seiner Rechtfertigung weiss, der komme und bringe es vor!“",
"Wenn er vom Steinigungshause ungefähr zehn Ellen entfernt ist, sagt man zu ihm: Lege dein Sündenbekenntnis ab!; denn so gehört es sich, dass alle Hingerichteten vorher ihre Sünden bekennen, da Jeder, der seine Sünde bekennt, Teil hat an der zukünftigen Welt. “ So finden wir auch bei ‘Achan, dass Josua zu ihm sagte (Jos. 7, 19): „Mein Sohn, tue doch dem Ewigen dem Gott Israel’s Ehre an und gib ihm ein Bekenntnis u. s. w. Und ‘Achan antwortete dem Josua und sprach: Fürwahr ich habe gesündigt, so und so u. s. w.“ — Woher wissen wir, dass sein Bekenntnis ihn sühnte? Es heisst (das. 25): „Josua sprach: Wie hast du uns verderbt! so verderbe dich der Ewige an diesem Tage!“ (Dies bedeutet:) An diesem Tage bist du verderbt, du bist aber nicht verderbt in der zukünftigen Welt. Wenn er nicht ein Bekenntnis abzulegen weiss, sagt man zu ihm: „Sprich: mein Tod sei eine Sühne wegen aller meiner Sünden!“ R. Jehuda sagt: Wenn er weiss, dass wider ihn falsches Zeugnis abgelegt worden ist, so kann er sagen: „mein Tod sei eine Sühne wegen aller meiner Sünden, mit Ausnahme dieser Sünde! “ Da sagten sie zu ihm: Wenn so (gesagt werden dürfte), so würde Jeder so sagen, um sich als unschuldig hinzustellen.",
"Wenn er vom Steinigungshause vier Ellen entfernt ist, zieht man ihm die Kleider aus; den Mann bedeckt man vorn, das Weib vorn und hinten. Dies die Worte R. Jehuda’s. Die Weisen aber sagen: Der Mann wird nackt gesteinigt, das Weib aber wird nicht nackt gesteinigt",
"Das Steinigungshaus hat zwei Mannshöhen. Einer der Zeugen stösst ihn auf die Hüften, so dass er auf das Herz fällt; dann wendet er ihn um, (legt ihn) auf die Hüften. Ist er schon tot so ist der Pflicht genügt, wo nicht, so nimmt der zweite den Stein und wirft ihn ihm auf’s Herz; ist er dann tot, so ist der Pflicht genügt, wo nicht, so geschieht seine Steinigung durch ganz Israel, denn es heisst (Deut. 17, 7): „Die Hand der Zeugen sei zuerst an ihm, ihn zu töten, und die Hand des ganzen Volkes zuletzt.“ Alle Gesteinigten werden gehenkt. Dies die Worte R. Eliësers. Die Weisen aber sagen: Nur der Gotteslästerer und der Götzendiener werden gehenkt. Einen Mann henkt man mit dem Gesichte gegen das Volk, das Weib aber mit dem Gesichte gegen das Holz. Dies die Worte R. Eliésers. Die Weisen aber sagen: Nur der Mann wird gehenkt, das Weib aber wird nicht gehenkt. Da sagte R. Eliéser zu ihnen: Simon, Sohn Schetach’s, hat doch in Askelon Weiber hängen lassen? Da sagten sie zu ihm: Er hat achtzig Weiber hängen lassen, und man darf doch nicht zwei an Einem Tage richten! Auf welche Weise henkt man ihn? Man senkt einen Balken in die Erde, von welchem ein Querholz ausgeht; man bringt dann die beiden Hände nahe aneinander und hängt ihn auf. R. Jose sagt: Der Balken war an die Wand gelehnt, und man henkte ihn (daran), wie es die Schlächter machen. Man löst ihn sogleich ab; wenn man ihn (hängend) über Nacht lässt, übertritt man ein Verbot, denn es heisst (Deut. 21, 23): „Seine Leiche soll nicht übernachten an dem Holze, sondern begraben sollst du ihn an demselben Tage, denn eine Entwürdigung Gottes ist ein Gehenkter u. s. w.,“ das will sagen, (man würde sprechen:) „Warum wurde dieser gehenkt? Weil er Gott gelästert hat!, wodurch der Name Gottes entweiht würde.",
"Es sagt R. Meïr: Wenn der Mensch sich grämt, wie drückt er sich aus: „Mein Kopf ist mir schwer, mein Arm ist mir schwer!“ Wenn Gott sich so wegen des Blutes der Frevler grämt, dass es vergossen wird, wie viel mehr wegen des Blutes der Gerechten. — Nicht bloß hierbei, sondern Jeder, der seinen Toten über Nacht liegen lässt, übertritt ein Verbot; lässt man ihn dessen Ehre wegen über Nacht liegen, um ihm einen Sarg und Totenkleider zu bringen, so übertritt man nicht (das Verbot). Man begrub ihn nicht in der Grabstätte seiner Väter, sondern das Gericht hatte zwei Begräbnisplätze eingerichtet, Einen für die durchs Schwert Hingerichteten und die Erdrosselten und Einen für die Gesteinigten und Verbrannten.",
"Nachdem das Fleisch verwest ist, liest man die Gebeine zusammen und begräbt sie an ihrem Orte. Die Verwandten kommen und bieten den Richtern und den Zeugen den Friedensgruss, um gleichsam zu sagen: „wir hegen im Herzen keinen Groll gegen euch, denn ihr habt nach dem wahren Rechte gerichtet!“ Sie hielten keine Trauer; doch verhielten sie sich wie Leidtragende, denn das Leidtragen geschieht nur im Herzen."
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"Viererlei Todesstrafen sind dem Gerichte übergeben: Steinigung, Verbrennen, Enthauptung und Erdrosselung. R. Simon sagt: Verbrennen, Steinigung, Erdrosselung und Enthauptung. Obiges ist das gesetzliche Verfahren beim Steinigen.",
"Das gesetzliche Verfahren beim Verbrennen ist folgendes: Man versenkt ihn in Mist bis an seine Kniee, dann legt man ein hartes Tuch in ein weiches und wickelt es ihm um den Hals; Einer zieht (ein Ende) an sich, und der andere zieht (das andere) an sich, bis er den Mund aufsperrt; man macht das Blei heiss und giesst es ihm in den Mund, so dass es ihm ins Innere hinuntergeht und die Eingeweide verbrennt. R. Jehuda sagt: Wenn er da unter ihren Händen stürbe, so würde man an ihm die gesetzliche Vorschrift des Verbrennens nicht vollziehen! Man öffnet vielmehr seinen Mund mit einer Zange gewaltsam, macht das Blei heiss und giesst es ihm in den Mund, so dass es ihm ins Innere hinuntergeht und die Eingeweide verbrennt. Es sagt R. Elieser, Sohn Zadok’s: Einst hatte eines Priesters Tochter Unzucht getrieben, und man umgab sie mit Rebenbündeln und verbrannte sie. Da sprachen sie zu ihm: (Dies geschah,) weil das Gericht von jener Zeit nicht gesetzkundig gewesen.",
"Das gesetzliche Verfahren beim Enthaupten ist folgendes: Man haut ihm den Kopf mit dem Schwerte ab, wie es die Regierung macht. R. Jehuda sagt: dies wäre eine Schändung (für ihn); man legt vielmehr seinen Kopf auf einen Block und haut ihn mit einem Beile ab. Da sagten sie zu ihm: Es gibt keine schändlichere Todesart als diese. Das gesetzliche Verfahren beim Erdrosseln ist folgendes: Man versenkt ihn in Mist bis an die Kniee, legt ein hartes Tuch in ein weiches und wickelt es ihm um den Hals; Einer zieht (ein Ende) an sich, und der andere zieht (das andere) an sich, bis ihm das Leben ausgeht.",
"Folgende werden gesteinigt: Wer seiner Mutter, dem Weibe seines Vaters, seiner Schwiegertochter, einem Manne oder einem Vieh beiwohnt, ein Weib, das Vieh über sich kommen lässt, der Gotteslästerer, der Götzendiener, wer von seinem Samen dem Molech hingibt, der Totenbeschwörer, der Wahrsager, wer den Schabbat entweiht, wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, wer einem verlobten Mädchen beiwohnt, wer (zum Götzendienst), beredet, wer (dazu eine ganze Stadt) verleitet, der Zauberer und der unbändige und widerspenstige Sohn. Wer seiner Mutter (aus Versehen) beigewohnt hat, ist ihretwegen (zwei Sündopfer) schuldig, sofern es seine Mutter und seines Vaters Weib ist. R. Jehuda sagt: Er ist bloß (Ein Sündopfer) schuldig, sofern es seine Mutter ist. Wer seines Vaters Weibe beigewohnt hat, ist ihretwegen (zwei Sündopfer) schuldig, weil es seines Vaters Weib und weil es ein Eheweib ist. (Er ist schuldig), mag dies bei Lebzeiten des Vaters, oder nach dessen Tode, nach der Verlobung oder nach der Heirat geschehen sein. Wer seiner Schwiegertochter beigewohnt hat, ist ihretwegen (zwei Sündopfer) schuldig, weil sie seine Schwiegertochter und zugleich ein Eheweib ist. (Er ist schuldig), mag dies bei Lebzeiten des Sohnes, oder nach dessen Tode, nach der Verlobung oder nach der Heirat geschehen sein. „Wenn jemand einem Manne oder einem Viehe beiwohnt oder wenn ein Weib Vieh über sich kommen lässt,“ (findet Steinigung statt). Wenn der Mensch gesündigt hat, was hat das Vieh verschuldet? Nur weil dem Menschen durch dasselbe ein Anstoss gekommen ist, deshalb sagt die Schrift, dass es gesteinigt werde. Eine andere Erklärung: Damit man nicht, wenn das Vieh auf dem Markte vorbeigeht, sage: das ist es, um welches der und der gesteinigt wurde.",
"Der Gotteslästerer ist nur schuldig, wenn er den Namen (Gottes) deutlich ausspricht. Es sagt R. Josua, Sohn Korcha’s: An allen Tagen verhört man die Zeugen mit einer umschreibenden Benennung: „Es schlage Josah den Josah;“ nachdem aber die Verhandlung vollendet ist, fällt man nicht auf die umschreibende Benennung hin das Todesurteil, sondern man lässt Jedermann hinausgehen und befragt den grössten der Zeugen, indem man zu ihm sagt: „Sprich, was du gehört hast, deutlich aus!“, und er sagt es; die Richter erheben sich dabei und zerreissen ihre Kleider, die sie nie wieder zunähen dürfen; der zweite (Zeuge) sagt dann: „ich habe ebenso wie dieser gehört“, und der dritte sagt: „ich ebenso wie dieser“.",
"„Der Götzendiener.“ Es ist einerlei, ob er dient, Opfer schlachtet, räuchert, Trankopfer spendet, sich niederwirft, ihn für einen Gott annimmt oder zu ihm sagt: „Du bist mein Gott!“. Wer aber den Götzen umarmt, küsst, (vor ihm) fegt spritzt, (ihn) badet, salbt, bekleidet oder beschuht, Übertritt bloß ein Verbot. Wer in seinem Namen etwas angelobt oder beschwört, übertritt ein Verbot. Wenn Einer sich vor dem Ba‘al Pe‘or entleert, so ist dies sein Dienst. Wenn Einer einen Stein dem Merkulis zuwirft, so ist dies sein Dienst.",
"Wer von seinem Samen dem Molech gibt, ist nur dann schuldig, wenn er (sein Kind) dem Molech übergibt und durchs Feuer führt. Hat er es dem Molech übergeben und nicht durchs Feuer geführt, oder hat er es durchs Feuer geführt und nicht dem Molech übergeben, so ist er nicht schuldig; sondern nur, wenn er es dem Molech übergeben und durchs Feuer geführt hat. — „Der Totenbeschwörer“, das ist der Python, der aus seinen Achselhöhlen reden lässt; „der Wahrsager“ ist der, welcher aus seinem Munde reden lässt; — diese sind mit Steinigung (zu bestrafen), und wer sie befragt, übertritt eine Warnung.",
"„Wer den Schabbat entweiht“, nämlich durch etwas, wobei man wegen vorsätzlicher Tat mit Ausrottung bestraft und wegen irrtümlicher Tat ein Sündopfer schuldig ist. Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, ist nur dann schuldig, wenn er ihnen mit einem Gottesnamen flucht. Flucht er ihnen mit einem Beinamen, so erklärt ihn R. Meir für schuldig; die Weisen aber sprechen ihn frei.",
"Wer einem verlobten Mädchen beiwohnt, ist nur dann schuldig, wenn sie mannbar geworden, noch Jungfrau, verlobt und noch im Hause ihres Vaters ist. Haben ihr zwei beigewohnt, so wird der erste mit Steinigung und der zweite mit Erdrosselung bestraft.",
"„ Wer (zum Götzendienst) beredet,“ — darunter ist ein Laie verstauden, und zwar, wenn er einen Privatmann beredet. Sagt er zu Jemand: „es ist eine Gottheit an dem und dem Orte, die so isst, so trinkt, so Gutes und so Böses erteilt, — bei allen Todesschuldigen, die in der Thora vorkommen, legt man keinen Hinterhalt, ausser bei diesem, — sagt er es zu Zweien und sie sind seine Zeugen, so bringen sie ihn vor Gericht, und man steinigt ihn. Sagt er es nur zu Einem, so sage dieser: „ich habe Freunde, die auch daran Gefallen hätten;“ ist Jener listig und will vor ihnen nicht reden, so stellt man ihm Zeugen im Hinterhalt hinter einer Mauer. Dieser sage nun zu ihm: „wiederhole, was du mir (jüngst) gesagt hast, da wir allein sind;“ wiederholt es Jener, so sage er zu ihm: „wie können wir unsern himmlischen Gott verlassen und Holz und Stein anbeten gehen?!“, wenn er nun davon absteht, so ist es gut; sagt er aber: „so ist unsere Schuldigkeit und so frommt es uns!“, so führen die hinter der Mauer Stehenden ihn vor Gericht, und man steinigt ihn. Wenn Jemand sagt: „ich will (dem Götzen) dienen,“ — „ich will hingehen und (ihm)dienen,“ — „lasst uns hingehen und (ihm) dienen“, — „ich will (ihm)opfern, — „ich will hingehen und (ihm) opfern,“ — „lasst uns hingehen und (ihm) opfern,“ — „ich will(ihm) räuchern“, — „ich will hingehen und(ihm)räuchern,“—„lasst uns hingehen und (ihm) räuchern“, „ich will (ihm) Trankopfer spenden“ — „ich will hingehen und (ihm) Trankopfer spenden,“ — „lasst uns hingehen und (ihm) Trankopfer spenden,“ — „ich will mich (vor ihm) niederwerfen,“ — „ich will hingehen und mich (vor ihm) niederwerfen,“ — lasst uns hingehen und uns (vor ihm) niederwerfen;“ — (so ist er schuldig). — „Wer (zum Götzendienst) verleitet;“ das ist der, welcher sagt: „lasst uns gehen und Götzendienst treiben.“",
"„Der Zauberer“; — wer eine Tat verübt, ist schuldig, aber nicht wer bloß die Augen täuscht. R. Akiba sagt im Namen des R. Josua: Von Zweien, die Gurken lesen, kann ein Lesender frei sein, während der andere Lesende schuldig ist; wer nämlich eine Tat verübt, ist schuldig; wer aber bloß die Augen täuscht, ist frei."
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"„Der unbändige und widerspenstige Sohn.“ Von wann ab kann er (als) ein unbändiger und widerspenstiger Sohn(verurteilt) werden? Von der Zeit an, dass er zwei Haare gebracht, bis ringsherum ein Bart gewachsen ist. (Damit ist das untere nicht das obere Haar gemeint, nur haben sich die Weisen eines reinen Ausdrucks bedient). Denn es heisst (Deut. 21, 18): „Wenn jemand einen Sohn hat;“ (dies sagt:) „einen Sohn und nicht eine Tochter, einen Sohn und nicht ein Mann; der Unmündige ist aber frei, da er noch nicht in die Gesetzpflichten eingetreten ist.",
". Wann ist er schuldig? Wenn er ein Tritemor Fleisch gegessen und einen halben Log italischen Wein getrunken hat. R. Jose sagt: Eine Mine Fleisch und ein Log Wein. Hat er bei einem gebotenen Gastmahle gegessen, hat er bei der Intercalation des Monats gegessen, hat er zweiten Zehnt zu Jerusalem gegessen, hat er Aas, Zerrissenes, Geschmeiss und Gewürm gegessen, [hat er Unverzehntetes, oder ersten Zehnt, dessen Hebe noch nicht abgesondert war, oder zweiten Zehnt oder Geheiligtes, die nicht ausgelöst waren, gegessen], hat er überhaupt durch sein Essen ein Gebot oder eine Übertretung ausgeübt, hat er allerlei Speisen, nur nicht Fleisch gegessen, hat er allerlei Getränke, nur nicht Wein getrunken; so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn gerichtet, sondern nur, wenn er Fleisch gegessen und Wein getrunken hat, denn es heisst (Deut. 21, 20): „Ein Schlemmer und ein Säufer“; und wenn es auch keinen Beweis dafür gibt, so ist doch eine Andeutung dafür in dem Verse (Spr. 23,20): „Sei nicht unter den Weinsäufern und Fleischfressern“.",
"Hat er seinen Abater bestohlen und es im Gebiete seines Vaters verzehrt, oder hat er Andere bestohlen und es im Gebiete Anderer verzehrt, oder hat er Andere bestohlen und es im Gebiete seines Vaters verzehrt, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt, sondern nur, wenn er seinen Vater bestiehlt und es im Gebiete anderer verzehrt. R. Jose, Sohn des R. Jehuda, sagt: Nur wenn er seinen Vater und seine Mutter bestiehlt.",
"Will der Vater (ihn anklagen), aber die Mutter will nicht; oder will der Vater nicht und die Mutter will es, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt, sondern nur, wenn beide es wollen. R. Jehuda sagt: Wenn die Mutter nicht für den Vater geeignet ist, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt. 1st Einer von ihnen einhändig, lahm, stumm, blind oder taub, so wird er nicht als unbändiger und widerspenstiger Sohn verurteilt, denn es heisst (Deut. 21,19 — 20): „Es sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen“, sie seien also nicht einhändig, „ihn hinausführen“, also nicht lahm, „und sprechen“, also nicht stumm, „dieser unser Sohn,“ also nicht blind, „gehorcht nicht unserer Stimme“, also nicht taub. Sie sollen ihn warnen, vor Dreien ihn geisseln lassen. Ist er dann wieder ausgeartet, so wird er von dreiundzwanzig gerichtet, und er wird nur dann gesteinigt, wenn die drei ersten zugegen sind, denn es heisst (Deut. 21, 20): „Dieser unser Sohn“, also dieser, der vor euch gegeisselt worden ist. Entflieht er, bevor das Urteil über ihn gefällt worden, und hernach ist ihm unten ringsherum das Haar gewachsen, so ist er frei. Ist er aber entflohen, nachdem das Urteil über ihn gefällt war, so bleibt er schuldig, auch wenn ihm nachher unten ringsherum das Haargewachsen ist.",
"Der unbändige und widerspenstige Sohn wird verurteilt um seiner Zukunft willen. Die Thora sagt: Er sterbe als Gerechter, damit er nicht als Schuldiger sterbe, denn der Tod der Frevler ist ihnen nützlich und der Welt nützlich, der der Gerechten ist ihnen nachteilig und der Welt nachteilig. Wein und Schlaf der Frevler ist ihnen nützlich und der Welt nützlich, der der Gerechten aber ist ihnen nachteilig und der Weltnachteilig. Getrenntheit der Frevler ist ihnen nützlich und der Welt nützlich, die der Gerechten aber ist ihnen nachteilig und der Welt nachteilig. Vereinigung der Frevler ist ihnen nachteilig und der Welt nachteilig, die der Gerechten aber ist ihnen nützlich und der Welt nützlich. Ruhe der Frevler ist ihnen nachteilig und der Welt nachteilig, die der Gerechten aber ist ihnen nützlich und der Welt nützlich.",
"Wer beim Einbruch eindringt, wird um seiner Zukunft willen gerichtet. War einer beim Einbruch eingedrungen und hat dabei ein Fass zerbrochen, so ist er, wenn seinetwegen Blutschuld ist, Ersatz schuldig, ist aber seinetwegen keine Blutschuld, so ist er frei.",
"Folgende darf man selbst durch ihr Leben retten: Wer seinen Nächsten verfolgt, um ihn umzubringen, wer eine Mannsperson oder ein verlobtes Mädchen verfolgt. Wer aber einem Viehe nachläuft, wer den Schabbat entweihen oder Götzendienst treiben will, — diese darf man nicht durch ihr Leben retten."
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"Folgende werden verbrannt: Wer einer Frau und ihrer Tochter beiwohnt und die Tochter eines Priesters, die Unzucht getrieben hat. Unter „einer Fran und ihrer Tochter “ sind begriffen: Seine Tochter, seiner Tochter Tochter, seines Sohnes Tochter, seiner Frau Tochter, ihrer Tochter Tochter und ihres Sohnes Tochter; (seine Schwiegermutter, die Mutter seiner Schwiegermutter und die Mutter seines Schwiegervaters. — Folgende werden enthauptet: Der Mörder und die Einwohner einer verderbten Stadt. Ein Mörder, der seinen Nächsten mit einem Schwerte oder mit einem Eisen geschlagen oder ihn ins Wasser oder ins Feuer so eingedrückt hat, dass er von da nicht herauskommen kann, und er ist gestorben, — der ist schuldig. Hat er ihn ins Wasser oder ins Feuer hineingestossen, doch so dass er von da noch herauskommen konnte, und er ist gestorben, — so ist er frei. Hat er einen Hund auf ihn gehetzt, hat er eine Schlange auf ihn gehetzt, so ist er frei. Hat er ihn von der Schlange beissen lassen, so erklärt ihn R. Jehuda für schuldig, die Weisen aber erklären ihn für frei. Schlägt Jemand seinen Nächsten, sei es mit einem Steine, sei es mit der Faust, und man schätzt ihn, dass er sterben müsse, es wird ihm aber leichter, als ihm (vorher) war, und hernach wird es ihm wieder schwerer und er stirbt, so ist er schuldig. R. Nechemja sagt: Er ist frei, denn die Sache ist wohlbegründet.",
"Beabsichtigte er, ein Tier zu töten, und er tötete einen Menschen; (beabsichtigte er), einen Heiden (zu töten), und er tötete einen Israeliten; (beabsichtigte er), eine Frühgeburt (zu töten), und er tötete ein lebensfähiges Kind, so ist er frei. Beabsichtigte er, Jemand auf seine Lenden zu schlagen, und es war nicht ausreichend, ihn auf seinen Lenden zu töten, es traf aber das Herz, und es war ausreichend, ihn auf seinem Herzen zu töten, und er starb, so ist er frei. Beabsichtigte er, ihn auf sein Herz zu schlagen, und es war ausreichend, ihn auf seinem Herzen zu töten, es traf aber die Lenden, und es war nicht ausreichend, ihn auf seinen Lenden zu töten, und er starb, so ist er frei. Beabsichtigte er, einen Grossen zu schlagen, und es war nicht ausreichend, den Grossen zu töten, es traf aber einen Kleinen, und es war ausreichend, einen Kleinen zu töten, und er starb, so ist er frei. Beabsichtigte er, einen Kleinen zu schlagen, und es war ausreichend, den Kleinen zu töten, es traf aber einen Grossen, und es war nicht ausreichend, den Grossen zu töten, und er starb, so ist er frei. Beabsichtigte er dagegen, ihn auf seine Lenden zu schlagen, und es war ausreichend, ihn auf seinen Lenden zu töten, es traf aber das Herz, und er starb, so ist er schuldig. Beabsichtigte er, einen Grossen zu schlagen, und es war ausreichend, den Grossen zu töten, es traf aber einen Kleinen, und er starb, so ist er schuldig. R. Simon sagt: Selbst wenn er beabsichtigte, diesen zu erschlagen, und er erschlug einen Anderen, ist er frei.",
"Wenn ein Mörder unter andern vermengt ist, so sind alle frei. R. Jehuda sagt: Man bringt sie in das Gefängnis. Alle des Todes Schuldigen, die mit einander vermengt worden sind, werden mit der leichteren Todesart bestraft. Sind die zu Steinigenden mit den zu Verbrennenden vermengt, so sagt R. Simon: Sie werden mit Steinigung bestraft, denn das Verbrennen ist schärfer. Die Weisen aber sagen: Sie werden mit Verbrennen bestraft, denn die Steinigung ist schärfer. Da sagte R. Simon zu ihnen: Wenn das Verbrennen nicht schärfer wäre, so würde es nicht für eines Priesters Tochter, die Unzucht getrieben hat, bestimmt worden sein! Da sagten sie zu ihm: Wenn das Steinigen nicht schärfer wäre, so würde es nicht für den Gotteslästerer und den Götzendiener bestimmt worden sein. Sind die zu enthauptenden (Verbrecher) mit den zu erdrosselnden vermengt, so sagt R. Simon: (Sie werden) mit dem Schwerte (hingerichtet). Die Weisen aber sagen: Durch Erdrosselung.",
"Wer zwei gerichtliche Todesstrafen schuldig geworden ist, wird mit der schärfern (Todesstrafe) belegt. Hat Jemand ein Verbrechen begangen, wodurch er zwei Todesstrafen schuldig geworden ist, so wird er mit der schärferen bestraft. R. Jose sagt: Er wird gemäss der Verpflichtung, die ihm zuerst obgelegen hat, bestraft.",
"Wenn Einer die Geisselstrafe erlitten hat und sie an ihm wiederholt worden ist, so lässt ihn das Gericht ins Gefängnis sperren, und man gibt ihm Gerste zu essen, bis ihm der Bauch platzt. Wenn Jemand einen Menschen ohne Zeugen umgebracht hat, so sperrt man ihn ins Gefängnis und gibt ihm notdürftig Brot und knapp Wasser.",
"Wenn jemand die Opferschale stiehlt, mit dem Kosem flucht, oder einer Römerin beiwohnt, so können Eiferer ihn niederstossen. Wenn ein Priester in Unreinigkeit den Dienst verrichtet, so führen ihn seine Brüder, die (andern) Priester, nicht zu Gerichte, sondern die Priester-Jünglinge führen ihn aus dem Vorhofe hinaus und zerschmettern ihm mit Holzscheiten das Gehirn. Wenn ein Nichtpriester im Heiligtum den Dienst verrichtet, so sagt R. Akiba: (Er wird) mit Erdrosselung (bestraft). Die Weisen aber sagen: (Er erleidet den Tod) durch Gottes Hand."
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"Ganz Israel hat Anteil an der zukünftigen Welt, denn es heisst (Jesaja 60, 21): „Und dein Volk — sie sind alle Gerechte, für ewig werden sie besitzen das Land, ein Zweig meiner Pflanzungen, meiner Hände Werk, zur Verherrlichung. Folgende haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt: Wer sagt, die Auferstehung der Toten sei nicht von der Thora herzuleiten, oder, die Thora sei nicht von Gott gegeben, und ein Epikuräer. R. Akiba sagt: Auch wer auswärtige Bücher liest und wer über eine Wunde flüstert und sagt(Ex. 15, 26): „Keine der Krankheiten, die ich auf Mizrajim gelegt, werde ich auf dich legen, denn ich der Ewige bin dein Arzt.“ Abba Saul sagt: Auch wer den Namen (Gottes) mit seinen Buchstaben ausspricht.",
"Drei Könige und vier Privatmänner haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt. Die drei Könige sind: Jerobeam, Achab und Menascheh. R. Jehuda sagt: Menascheh hat Anteil an der zukünftigen Welt, denn es heisst (2. Chr. 33, 13): „Und er betete zu ihm, und er liess sich von ihm erbitten und erhörte sein Flehen und brachte ihn zurück nach Jerusalem in sein Königreich.” Da sagten sie zu ihm: In sein Königreich hat er ihn zurückgebracht, er hat ihn aber nicht zum Leben der zukünftigen Welt zurückgebracht. Die vier Privatmänner sind: Bileam, Doeg, Achitophel und Gechasi.",
"Das Geschlecht (zur Zeit) der Sintflut hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt und wird nicht zum Gericht auferstehen, denn es heisst (Gen. 6,3): „Es soll nicht richten mein Geist über den Menschen ewiglich;“ (sie werden also) kein Gericht und keinen Geist (haben). Das Geschlecht (zur Zeit) der Teilung hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt, denn es heisst (Gen. 11, 8): „Und der Ewige zerstreute sie von dort über die Fläche der ganzen Erde u. s. w.;“ — „der Ewige zerstreute sie“ — in dieser Welt, — „und von dort zerstreute sie der Ewige“ — in der zukünftigen Welt. Die Einwohner von Sedom haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt, denn es heisst (Gen. 13, 13): „Und die Männer von Sedom waren sehr bös und sündhaft gegen den Ewigen;“ — „bös“ — in dieser Welt, — „und sündhaft“ — in der zukünftigen Welt. Sie werden aber zum Gericht auferstehen. R. Nechemja sagt: Weder jene noch diese werden zum Gerichte auferstehen, denn es heisst (Ps. 1, 5): „Darum stehen Frevler nicht im Gerichte, und Sünder nicht in der Gemeinde der Frommen,“ — „darum stehen Frevler nicht im Gerichte,“ — dies (bezieht sich auf) das Geschlecht der Sintflut, — „und Sünder nicht in der Gemeinde der Frommen,“ — das sind die Einwohner von Sedom. Da sagten sie zu ihm: In der Gemeinde der Frommen werden sie nicht stehen, sie werden aber stehen in der Gemeinde der Frevler. Die Kundschafter haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt, denn es heisst (Num. 14, 37): „Es starben die Männer, die das üble Gerücht von dem Lande ausgebracht, durch eine Plage vor dem Ewigen,“ — „sie starben,“ — in dieser Welt, — „durch eine Plage,“ — in der zukünftigen Welt. Das Geschlecht (das in) der Wüste (war), hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt und wird nicht zum Gerichte auferstehen, denn es heisst (Num. 14, 35): „In dieser Wüste sollen sie daraufgehen und da sollen sie sterben,“ — dies die Worte des R. Akiba. R. Eliéser sagt: Von ihnen heisst es vielmehr (Ps. 50, 5): „Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund schliessen über dem Opfer.” — Die Rotte Korach’s wird nicht wieder heraufkommen, denn es heisst (Num. 16, 33): „Die Erde bedeckte sie,“ — in dieser Welt, — „und sie verschwanden aus der Versammlung,“ — in der zukünftigen Welt; dies die Worte des R. Akiba. R. Elieser sagt: Von ihnen heisst es vielmehr (1. Sam. 2, 6): „der Ewige tötet und macht lebendig, senkt in die Gruft und hebt empor.” — Die zehn Stämme werden niemals wieder zurückkommen, denn (von ihnen) heisst es (Deut. 29, 27): „Er warf sie in ein anderes Land, wie diesen Tag;“ also wie dieser Tag dahin geht und nicht wiederkehrt, so gingen sie auch dahin und kehren nicht wieder; dies die Worte des R. Akiba. R. Elieser sagt: Wie der Tag finster wird und wieder leuchtet, so wird den zehn Stämmen, denen es finster geworden, einst wieder Licht werden.",
"Die Bewohner einer verderbten Stadt haben keinen Anteil an der zukünftigen Welt, denn es heisst (Deut. 13, 14): „Es sind Männer, Söhne der Ruchlosigkeit herausgegangen aus deiner Mitte und haben die Bewohner ihrer Stadt verführt.” Sie werden nur getötet, wenn ihre Verführer aus der nämlichen Stadt und vom nämlichen Stamme sind, wenn der grösste Teil der Stadt verführt worden ist und wenn die Verführer Männer sind. Haben Frauen oder Minderjährige sie verführt, oder ward nur der kleinere Teil der Stadt verführt, oder waren die Verführer von anderswo her, so werden sie wie Einzelne behandelt. Es sind ferner bei Jedem zwei Zeugen und Verwarnung nötig. Darin werden die Einzelnen strenger behandelt, als die Mehrheit (einer Stadt), dass Einzelne mit Steinigung (bestraft werden), weshalb ihr Vermögen gerettet wird, die Mehrheit dagegen mit dem Schwerte (getötet wird), weshalb ihr Vermögen vernichtet wird.",
"(Es heisst in Deut. 13, 16): „Totschlagen sollst du die Bewohner dieser Stadt u. s. w.“; (dies lehrt:) Eine Eseltreiber- oder Kamelführer-Gesellschaft, die von einem Orte zum andern zieht, kann sie retten. Ferner heisst es (das.): „Banne sie und alles, was darin ist, und ihr Vieh mit der Schärfe des Schwertes.“ Hieraus hat man gefolgert, dass das Vermögen der Gerechten, das darin ist, mit vernichtet wird; was aber ausserhalb der Stadt ist, wird gerettet; das Vermögen der Schuldigen aber muss, sowohl wenn es darin ist als wenn es draussen ist, vernichtet werden.",
"Ferner heisst es (das. 17): „Die sämtliche Beute der Stadt sollst du mitten auf ihren Markt zusammentragen u.s.w.“ Hat sie keinen Marktplatz, so macht man ihr einen; ist der Marktplatz ausserhalb der Stadt, so zieht man denselben herein. Ferner heisst es (das.): Verbrenne im Feuer die Stadt und ihre sämtliche Beute, das Ganze dem Ewigen deinem Gotte;“ — „ihre Beute“, aber nicht die Beute Gottes. Hieraus hat man gefolgert: die geheiligten Dinge, die darin sind, sollen ausgelöst werden, die Hebe lässt man verfaulen, der zweite Zehnt und die heiligen Schriften sollen verborgen werden „Das Ganze dem Ewigen deinem Gotte“. — Es sagt R. Simon: Der Heilige, gebenedeit sei er, spricht: Wenn ihr an einer verderbten Stadt Strafgericht übet, so rechne ich es euch so an, als würdet ihr mir ein Ganzopfer darbringen. — „Sie werde ein ewiger Schutthaufen, nicht werde sie wieder aufgebaut; — (dies sagt:) man darf nicht einmal Frucht-und Lustgärten daraus machen; — dies die Worte R. Jose’s, des Galiläers. R. Akiba sagt: „Nicht werde sie wieder aufgebaut“,(das heisst:) wozu sie (erbaut) war, darf sie nicht wieder aufgebaut werden, aber Frucht-und Lustgärten darf man daraus machen. [Ferner heisst es (das. 18)]: „Und nicht soll haften an deiner Hand das Geringste von dem Banne, [auf dass der Ewige zurück kehre von seiner Zornglut];“ — denn so lange die Frevler in der Welt sind, ist Zornglut in der Welt, sobald aber die Frevler von der Welt schwinden, so entweicht die Zornglut von der Welt."
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"Folgende werden erdrosselt: Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, wer eine Person aus Israel stiehlt, ein gegen die Entscheidung des (obersten) Gerichtshofes sich auflehnender Gelehrter, ein falscher Prophet, wer im Namen eines fremden Gottes prophezeit, wer einer Ehefrau beiwohnt, die falschen Zeugen wider eine Priesterstochter und wer mit einer solcher Unzucht treibt, wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt ist nur dann schuldig, wenn er ihnen eine Wunde beibringt. Darin wird der Flucher strenger behandelt als der Schläger, dass der, welcher (seinen Eltern) nach ihrem Tode flucht, schuldig ist, wer sie aber nach ihrem Tode schlägt, frei ist. Wer eine Person aus Israel stiehlt, ist nur dann schuldig, wenn er dieselbe in sein Gebiet gebracht hat. R. Jehuda sagt: Erst dann wenn er dieselbe in sein Gebiet gebracht und sich ihrer bedient hat, denn es heisst (Deut. 24,7): „und er hat sich seiner als Sklaven bedient und ihn verkauft.“ Wenn Jemand seinen Sohn stiehlt, so erklärt ihn R. Ismael, Sohn des R. Jochanan, Sohn Beroka’s, für schuldig; die Weisen aber erklären ihn für frei. Stiehlt jemand einen, der halb Sklave und halb Freigelassen er ist, so erklärt ihn R. Jehuda für schuldig; die Weisen aber erklären ihn für frei.",
"„Ein gegen die Entscheidung des (obersten) Gerichtshofes sich auflehnender Gelehrter.“ — Es heisst (Deut. 17,8ff): „Wenn dir eine Sache unbekannt ist für die Entscheidung u. s. w.„ Drei Gerichtshöfe waren dort, einer sass am Eingänge des Tempelberges, einer sass am Eingange des Vorhofes und einer sass in der Quader - Halle. Man kommt zu dem, welcher am Eingänge des Tempelberges sitzt und sagt: „so habe ich erklärt und so haben meine Kollegen erklärt; so habe ich gemeint und so haben meine Kollegen gemeint.“ Haben sie nun darüber eine Überlieferung, so sagen sie ihnen (Bescheid); wo nicht, so kommen sie zu denen, die am Eingänge des Vorhofes sitzen, und er sagt (abermals): „so habe ich erklärt und so haben meine Kollegen erklärt; so habe ich gemeint und so haben meine Kollegen gemeint.“ Haben sie darüber eine Überlieferung, so sagen sie ihnen (Bescheid); wo nicht, so kommen diese und jene zu dem hohen Gerichtshofe in der Quader-Halle, von dem die Lehre für ganz Israel ausgeht, wie es heisst (Deut. 17, 10): „von diesem Orte, den der Ewige erwählt.“ — Kehrt Einer in seine Stadt zurück und lehrt wiederholt, wie er (vorhin) gelehrt hat, so ist er noch nicht schuldig; hat er aber für die Ausübung entschieden, so ist er schuldig, denn es heisst (Deut. 17, 12): „Der Mann, der mit Vermessenheit handelt;“ er ist also nicht eher schuldig, bis er für die Ausübung entscheidet. Ein Schüler, der für die Ausübung entscheidet, ist nicht schuldig; demnach bewirkt seine schwere Sünde ihm eine Erleichterung.",
"Die Auflehnung gegen die Worte der Schriftgelehrten ist eine schwerere Sünde als die gegen die Worte der Thora. Wer sagt: „es giebt keine Tephilinpflicht,“ um die Vorschriften der Thora zu übertreten, ist nicht strafbar; wer aber sagt: „es sind fünf Gehäuse nötbig,“ um so zu den Worten der Schriftgelehrten etwas hinzuzufügen, ist schuldig.",
"Man tötet ihn nicht durch das Gericht seiner Stadt, auch nicht durch das Gericht zu Jabneh, sondern man bringt ihn zum obersten Gerichte nach Jerusalem hinauf, wo man ihn bis zum Feste bewacht und ihn während der Festeszeit tötet, denn es heisst (Deut. 17, 13): „Das ganze Volk soll hören und sich fürchten und fortan nicht freveln;„ dies die Worte R. Akiba’s. R Jehuda sagt: Man darf seine Bestrafung nicht aufschieben, vielmehr tötet man ihn sogleich, dann schreibt man (Briefe) und sendet (sie durch) Boten nach allen Orten: „N., Sohn des N., ist vom Gerichte zum Tode verurteilt worden.“",
"„Ein falscher Prophet.„ — Wer prophezeiht, was er nicht vernommen und was nicht ihm offenbart worden ist, der wird durch Menschenhände getötet, wer aber seine Prophezeihung unterdrückt, wer die Worte eines Propheten missachtet und ein Prophet, der seine eigenen Worte übertritt, erleidet den Tod durch Gottes Hand, denn es heisst (Deut. 18, 19): „Ich werde es von ihm fordern“.",
"„Wer im Namen eines fremden Gottes prophezeiht;„ das ist Einer, der spricht: „so hat der fremde Gott gesagt;“ wenn er auch mit der Halachah übereinstimmt, indem er das Unreine für unrein und das Reine für rein erklärt. — „Wer einer Ehefrau beiwohnt.„ — Sobald sie in den Besitz des Mannes zur Heirat übergegangen, wiewohl sie noch nicht geehelicht worden ist, wird der ihr Beiwohnende mit Erdrosselung bestraft. — „Die falschen Zeugen wider eine Priesterstochter und wer mit einer solchen Unzucht treibt„; denn alle falschen Zeugen kommen früher zu demselben Tode, [den sie dem Angeklagten zugedachten], mit Ausnähme der falschen Zeugen wider eine Priesterstochter und ihren [angeblichen] Buhlen."
]
],
"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah"
]
}