{ "language": "en", "title": "Mishnah Gittin", "versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung", "versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]", "status": "locked", "priority": 0.5, "license": "Public Domain", "versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.", "digitizedBySefaria": true, "actualLanguage": "de", "languageFamilyName": "german", "isBaseText": false, "isSource": false, "direction": "ltr", "heTitle": "משנה גיטין", "categories": [ "Mishnah", "Seder Nashim" ], "text": [ [ "Wenn jemand1 im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben einen Scheidebrief aus dem Ausland2 nach Palästina. Zu מדינת הים vgl. S. 12, N. 69. bringt, muß er sagen3 bei der Übergabe (s. Tossofot auf 5b s. v. יטלנו).: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden4 Durch die Aussage des Überbringers soll eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefs durch den Ehemann verhindert werden. Bei einem aus dem Ausland gebrachten Scheidebrief besteht die Gefahr, daß im Falle einer solchen Anfechtung sich keine Zeugen finden, die die Echtheit der Zeugenunterschriften auf dem Scheidebrief beglaubigen (קיום; Talmud 2b und 5b). Daß hier die Aussage des Überbringers für die Beglaubigung genügt, während bei anderen Urkunden hierfür zwei Zeugen notwendig sind, hat den Grund, daß nach dem Toragesetz die Zeugenunterschrift immer als echt angesehen wird, und lediglich durch eine rabbinische Verordnung (מדרבנן) bestimmt wird, daß eine Urkunde gegebenenfalls erst durch eine solche Beglaubigung ihre volle Gültigkeit erhält. Beim Scheidebrief erklärten die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, um der Frau die Wiederverehelichung möglichst zu erleichtern (Talmud 3a). Nach der Gemara (dorts.) muß der Überbringer auch בפני נכתב sagen — obwohl doch nach obigem die Aussage בפני נחתם allein eigentlich genügte —, um eben durch diese Besonderheit die Aussage des Überbringers eines Scheidebriefes als von anderen derartigen Aussagen verschiedene zu kennzeichnen und dadurch zu verhüten, daß man etwa auch bei anderen Urkunden die Zeugenunterschriften durch einen Zeugen bestätigen läßt. (Die am Beginn dieser Note angeführte Grundangabe ist nicht die einzige. Nach einer anderen Ansicht soll die Aussage des Überbringers besagen, daß der Scheidebrief vorschriftsmäßig לשמה, d. h. speziell für diesen Scheidungsakt ausgestellt worden ist. Bei der geringeren Torakenntnis der außerhalb Palästinas lebenden Juden wäre zu befürchten, daß dies nicht der Fall war. Es läßt sich jedoch diese amoräische Ansicht nur durch gezwungene Erklärung mit manchen Angaben der diese Verordnung behandelnden Mischnajot I 1—4; II, 1, 7 vereinbaren. So gelangt die Gemara zur Annahme, daß auch nach dieser Ansicht die geringere Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden nicht der einzige Grund der Verordnung ist, sondern als zweiter Grund zu dem eingangs angeführten nur noch hinzukommt. Ferner müssen nach dieser Ansicht manche der Mischnajot auf eine Zeit beschränkt werden, da die Torakenntnis der außerpalästinensischen Juden bereits größer geworden war. Vgl. Talmud 4b und 5a)..“ Rabban Gamliël sagt: Auch wer einen aus Rekem5 an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a). oder aus Cheger5 an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a). bringt. R. Eliëser sagt: Sogar aus Kefar-Ludim nach Lud6 Lydda. Das benachbarte Kefar-Ludim („Dorf der Luder“) lag bereits außerhalb Palästinas, war aber von drei Seiten vom palästinensischen Gebiet umgeben (מובלע). Obwohl für solche Orte die die Verordnung veranlassende Befürchtung (N. 4) sicherlich nicht besteht, wird dennoch nach R. Eliëser das gesamte Ausland gleich behandelt (Talmud dorts.).. Die Weisen aber sagen: Nur wer einen (Scheidebrief) aus dem Ausland7 aus dem ferneren, vgl. N. 5. bringt oder einen dorthin bringt8 aus Palästina, wegen der gleichen Befürchtung (N. 4) wie im umgekehrten Fall., muß sagen: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden.“ Ebenso muß auch wer einen (Scheidebrief) aus einer Provinz in die andere im Ausland bringt, sagen: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden9 Auch bei der Überbringung aus einem Distrikt des Auslandes in den andern besteht die Gefahr, daß die Beglaubigung der Zeugenunterschriften unmöglich wird (N. 4). Bei einem in Palästina ausgestellten und übergebenen Scheidebrief besteht jedoch infolge des regeren Verkehrs zwischen den einzelnen Gebieten eine solche Gefahr in keinem Falle (s. Mischna 3)..“ Rabban Simon, der Sohn Gamliëls, sagt: Sogar aus einem Verwaltungsbezirk in den andern10 wenn der Verkehr aus dem einen in den andern unterbunden ist. In diesem Falle gilt die Verordnung auch für Palästina und auch dann, wenn die beiden Verwaltungsbezirke in einer Stadt liegen (Talmud 4b). הגמוניא, gr. ἡγεμονία.. 2. R. Jehuda sagt: Von Rekem5 an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a). nach Osten11 erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung., und Rekem selbst gehört zum Osten12 Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.. Von Askalon13 an der südlichen Küste Palästinas gelegen. nach Süden11 erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung., und Askalon selbst gehört zum Süden12 Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.. Von Akko14 an der nördlichen Küste Palästinas gelegen. nach Norden11 erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung., und Akko selbst gehört zum Norden12 Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.. R. Meïr sagt: Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels15 Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben..", "R. Jehuda sagt: Von Rekem5 an der Ostrgenze Palästinas gelegen. Nach der vorhergehenden Ansicht gilt aber die Verordnung nur für das fernere Ausland (Talmud 4a). nach Osten11 erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung., und Rekem selbst gehört zum Osten12 Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.. Von Askalon13 an der südlichen Küste Palästinas gelegen. nach Süden11 erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung., und Askalon selbst gehört zum Süden12 Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.. Von Akko14 an der nördlichen Küste Palästinas gelegen. nach Norden11 erstreckt sich das Ausland und gilt die in der vorhergehenden Mischna gegebene Verordnung., und Akko selbst gehört zum Norden12 Auch bei der Überbringung eines Scheidebriefes aus dieser Stadt besteht die Verordnung.. R. Meïr sagt: Akko gilt bezüglich der Scheidebriefe als Land Israels15 Bei der Überbringung eines Scheidebriefs aus Akko kann also die Aussage des Überbringers unterbleiben..", "Wenn jemand1 im Auftrag des Gatten, um ihn der Frau zu übergeben einen Scheidebrief im Land Israels bringt, muß er nicht sagen: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden16 s. N. 9..“ Wenn er angefochten wird17 durch den Gatten, indem er erklärt, der Scheidebrief sei gefälscht., wird er durch die Unterzeichneten bestätigt18 Die Echtheit der Zeugenunterschriften wird durch die unterzeichneten Zeugen selbst oder durch zwei andere Zeugen bezeugt.. Wenn jemand einen Scheidebrief aus dem Ausland2 nach Palästina. Zu מדינת הים vgl. S. 12, N. 69. bringt und nicht sagen kann19 was er nach Mischna 1 müßte. Der Überbringer wird plötzlich taubstumm (Talmud 9a). Ein solcher gilt als nicht vollsinnig. Wäre er dies schon vorher gewesen, so käme er als Bote nach II, 5 überhaupt nicht in Frage. Ob von einem Stummen, der sonst vollsinnig ist, die Aussage בפני נכתב ובפני נחתם schriftlich niedergelegt werden kann, ist strittig. (Vgl. ר״ן zu Talmud 9a, ש״ע אבן העזר 142, 7 und dazu כסף משנה, בית שמואל zu Maim. הלכות גירושין VII, 18). Dasselbe ist übrigens auch der Fall, wenn der Überbringer tatsächlich nicht bei der Ausfertigung des Scheidebriefes zugegen war (vgl. Talmud 5a, Tossafot dorts. s. v. אילימא, Maim. הלכות גירושין VII, 7).: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden“, so wird er, wenn Zeugen auf ihm (unterzeichnet) sind, durch die Unterzeichneten bestätigt20 s. N. 18. Dies muß hier noch vor der Übergabe geschehen, um eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes unmöglich zu machen..", "Scheidebriefe und Freibriefe21 שחרור subst. von שַחְרֵר „freilassen“ (Schaf‘el von חרר). für Knechte22 für heidnische (עבד כנעני). gleichen einander hinsichtlich der Überbringung23 wörtl.: bezüglich des (ihn aus Palästina ins Ausland) Bringenden und des (ihn aus dem Ausland nach Palästina) Bringenden. In allen Fällen, da der Überbringer eines Scheidebriefes die Aussage בפני נכתב ובפני נחתם machen muß (Mischna 1ff.), muß dies auch bei der Überbringung eines Freibriefes geschehen. Der Grund dieser Verordnung ist auch hier derselbe wie bei den Scheidebriefen (s. N. 4). Und auch hier erklärten wie bei den Scheidebriefen (s. dorts.) die Rabbinen die Aussage des Überbringers für genügend, die Echtheit der Unterschriften zu bestätigen, um dem in seinen Ehemöglichkeiten und in der Ausübung religiöser Pflichten vielfach beschränkten Knecht das Freiwerden zu erleichtern (vgl. Tossafot auf 9a s. v. שוו למוליך ולמביא).. Dies ist eine von den Hinsichten, in denen Scheidebriefe Freibriefen für Knechte gleichen.", "Jede Urkunde24 גט steht hierin weiterem Sinne in der Bedeutung: „Urkunde“ (vgl. Einleitung)., auf der ein kutäischer25 Kutäer sind die von den Assyrern im Reich Israel angesiedelten Völkerschaften, die sich später zum Judentum bekehrten, aber in vieler Hinsicht als religiös unzuverlässig galten (vgl. II Reg. 17, 24—41). In späterer Zeit, da die Kutäer wieder dem Götzendienst verfielen, wurden sie in jeder Beziehung den Nichtjuden gleichgesetzt (vgl. Chullin 6a). Die Mischna bezieht sich auf die Zeit, bevor dies erfolgte (vgl. auch S. 108, N. 6). Zeuge (unterzeichnet) ist, ist ungiltig, außer Scheidebriefe und Freibriefe für Knechte26 Bei Scheidebriefen und Freibriefen, die von beiden Zeugen zusammen unterzeichnet werden müssen, kann man annehmen, daß der am Schlusse unterzeichnete jüdische Zeuge sich vor seiner Unterzeichnung erst über die Zuverlässigkeit des anderen, kutäischen Zeugen vergewissert hat. Bei anderen Urkunden aber, die von jedem einzelnen Zeugen in Abwesenheit des anderen unterzeichnet werden können, besteht die Möglichkeit, daß der jüdische Zeuge für den anderen einen Platz freigelassen hat, und dann der Kutäer vor dessen Unterschrift die seinige gesetzt hat (Talmud 10a und b).. Einst brachte man vor Rabban Gamliël nach Kefar-Otnaj27 in Galiläa an der Grenze zwischen diesem und der Provinz Samaria (dem „Kutäerland“) gelegen. einen Scheidebrief, dessen (beide) Zeugen Kutäer waren, und er erklärte ihn für giltig28 Rabban Gamliël hält die Kutäer als Zeugen speziell bei Scheidebriefen für zuverlässig (Talmud 10b, vgl. dorts. Tossafot s. v. רבא אמר).. Alle Urkunden29 שטר syr. ܫܛܳܪܳܐ (von assyr. šaṭâru „schreiben“, vgl. Ges.-Buhl Wb17 S. 822 s. v. שטר) „schriftliche Urkunde“., die bei nichtjüdischen Behörden30 ערכאות, ed. Lowe ארכיות, gr. ἀϱχή, ἀϱχεῖον „Herrschaft, Obrigkeit, Amt“. ausgestellt worden sind, sind, obgleich die (als Zeugen) Unterzeichneten Nichtjuden sind, giltig, außer Scheidebriefe und Freibriefe für Knechte. R. Simon sagt: Auch diese sind giltig31 Nach der Gemara (10b und 11a) ist R. Simon der Ansicht, daß die Zeugen, vor denen die Übergabe des Scheidebriefes erfolgt, für den Beginn der Rechtswirkung entscheidend sind (עדי מסירה כרתי), so daß auch ein ohne Zeugen ausgestellter Scheidebrief oder Freibrief gültig ist (vgl. IX, 4). Danach erklärt er den mit Unterschriften nichtjüdischer Zeugen versehenen Scheidebrief und Freibrief nur dann für gültig, wenn sie vor jüdischen Zeugen übergeben werden. Allerdings müssen auch nach der Ansicht עדי מסירה כרתי wenn in der Urkunde Zeugen unterzeichnet sind, diese taugliche sein, weil man, wie dies gewöhnlich geschah, auch die Übergabe vor denselben Zeugen vollziehen könnte. Danach sind die von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden nach R. Simon nur dann gültig, wenn diese Befürchtung nicht besteht, wenn nämlich die Namen der Zeugen typisch nichtjüdische sind (שמות מובהקין). Nach der Gemara (9b und 10a) muß übrigens auch der vorangehende anonyme Mischnalehrer (תנא קמא) nicht der Ansicht sein, daß die in der Urkunde unterzeichneten Zeugen allein für die Rechtswirkung entscheidend sind (עדי חתימה כרתי). Vielmehr wären nach dieser Meinung die Urkunden auch bei typisch nichtjüdischen Zeugennamen wegen der Befürchtung ungültig, man könnte auch bei anderen Namen nichtjüdischer Zeugen (שמות שאינן מובהקין) die Urkunde für gültig erklären.. Sie wurden (als ungiltige) nur erwähnt32 Mit dem Terminus … אלאלא הזכרו wird festgestellt, daß ein älterer halachischer Lehrsatz nur in einem bestimmten Zusammenhang gelehrt wurde (vgl. Albeck, Untersuchungen über die Redaktion der Mischna S. 9, N. 1)., wenn sie durch Privatleute33 S. 323 N. 8. ausgefertigt worden sind34 Nach der Gemara (11 a, vgl. Jeruschalmi zur Mischna und ר״ן) gehört der Satz בהדיוט לא הזכרו entweder noch zu den Worten des R. Simon: Nur wenn solche von nichtjüdischen Zeugen unterschriebene Scheidebriefe und Freibriefe nicht bei einer Behörde ausgestellt wurden, sind sie ungiltig, weil dann — trotz der מובהקין שמות — die Befürchtung besteht, man könnte die Urkunden vor denselben Zeugen auch übergeben (vgl. N. 31). Bei der Ausstellung vor einer Behörde besteht aber diese Befürchtung nicht, da dann die Öffentlichkeit die näheren Umstände kennt. Oder aber ist dieser Satz die Fortsetzung des den Worten R. Simons vorangehenden Satzes: כשריםכל השטרות und bezieht sich dann auf die anderen von nichtjüdischen Zeugen unterzeichneten Urkunden, von denen festgestellt wird, daß sie ungiltig sind, wenn sie nicht bei einer Gerichtsbehörde ausgestellt worden sind..", "Wenn jemand35 zu einem anderen. sagt: „Gib diesen Scheidebrief meiner Frau!“, oder: „… diesen Freibrief36 s. N. 29 und N. 21. meinem Knecht!“,22 für heidnische (עבד כנעני). so kann er, wenn er will, in beiden Fällen zurücktreten37 bevor die Urkunde in den Besitz des Empfängers gelangt ist.; so sagt R. Meïr. Die Weisen aber sagen: Nur bei Scheidebriefen38 kann er zurücktreten., nicht aber bei Freibriefen für Knechte. Denn man kann wohl einem in seiner Abwesenheit einen Vorteil zukommen lassen39 זכין statt זוכין partic. von זכה (Analogiebildung zu חבין von חוב)., man kann aber einen nur in seiner Gegenwart benachteiligen. Wenn er nämlich seinen Knecht nicht ernähren will, so ist er dazu berechtigt40 In diesem Falle ernährt sich der Knecht von Almosen (Talmud 12a, vgl. dorts. Raschi s. v. עשה עמי und Maim. הלכות עבדים IX, 7).; er ist aber nicht berechtigt, seiner Frau die Ernährung zu verweigern41 Daher bedeutet die Scheidung für die Frau eine Benachteiligung, für den Knecht aber hat die Freilassung nur Vorteil zur Folge. Ob nach den Weisen der Knecht nun tatsächlich bereits frei wird, wenn jener den Freibrief übernimmt, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar und הלכות עבדים VI, 1) und רי״ף kann lediglich der Herr nicht mehr die Freilassung rückgängig machen; frei aber wird der Knecht erst, wenn der Freibrief in seinen Besitz gelangt ist (so auch Raschi auf 9b s. v. לא יתנו לאחר מיתה). Nach anderen aber (Tossafot auf 9b s. v. לא יתנו, Raschi auf 13a s. v. האומר תנו גט זה לאשתי) ist der Knecht bereits frei, wenn jener den Freibrief übernommen hat.. Da sagte er zu ihnen42 R. Meïr zu den Weisen.: Er macht doch seinen Knecht ungeeignet für die Priesterhebe43 Der Knecht eines Priesters darf nach Lev. 22, 11 Priesterhebe, auch die eines anderen Priesters, der nicht sein Herr ist, genießen. Nach seiner Freilassung ist ihm dies verboten. Also bedeutet auch für den Knecht die Freilassung eine Benachteiligung. (Für den Knecht eines Nichtpriesters aber kann ebenfalls — wie dies ein Amoräer auf 13a erklärt — in der Freilassung eine Benachteiligung erblickt werden, weil dadurch die vor der Freilassung ihm gestattete Ehe mit einer שפחה כנענית, einer „kanaanitischen Sklavin“, ihm verboten wird)., so wie er seine Frau dafür ungeeignet macht44 Die Gattin eines Priesters darf nach Lev 22, 11 Priesterhebe genießen. Wird sie als Kinderlose geschieden, so wird ihr dies verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5). Der ganze Passus אשתוכשם fehlt im Mischnatexte der Münchner Handschrift und ist auch tatsächlich entbehrlich.. Da sagten sie zu ihm45 die Weisen zu R. Meïr.: Weil er sein Eigentum ist46 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) bedeutet dies: Da der Knecht nur als „Eigentum“ seines Herrn, des Priesters, die Priesterhebe genießen darf, so kann dieser ihn auch ohne ihn freizulassen für den Genuß der Priesterhebe ungeeignet machen, indem er ihn nämlich einem Nichtpriester verkauft. Es kann daher die Freilassung als solche nicht als Benachteiligung des Knechtes betrachtet werden. (Ebensowenig bedeutet es eine Benachteiligung für ihn, daß er jetzt nach der Freilassung eine „kanaanitische Sklaven“ nicht ehelichen darf, da ihm ja die Ehe mit einer Israelitin jetzt erlaubt wird. Talmud dorts.).. Wenn jemand sagt: „Gebt diesen Scheidebrief meiner Frau!“, oder: „… diesen Freibrief meinem Knecht!“ und stirbt, so übergebe man ihn nicht nach seinem Tode47 Die Frau würde erst als geschieden gelten, wenn der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist; ebenso würde der Knecht erst frei, wenn er den Freibrief erhält. In diesem Zeitpunkt aber ist der Gatte resp. der Herr bereits tot (אין גט לאחר מיתה). Nach der in N. 41 als zweite angeführten Ansicht, wonach die Weisen am Beginne der Mischna den Knecht bereits als frei erklären, wenn jener den Freibrief übernimmt, kann dieser Mischnasatz nur im Sinne von R. Meïr erklärt werden. (Oder aber muß mit Tossafot auf 13a s. v. האומר תנו גט angenommen werden, daß hier die Mischna von dem Falle spricht, daß der Freibrief nicht direkt dem Boten übergeben worden ist, so daß der Knecht auch nach den Weisen hier erst nach dem Tode des Herrn frei würde. Nach Raschi dorts. s. v. האומר תנו käme dieser Unterschied bereits in der Stilisierung תנו gegenüber תן am Beginn der Mischna zum Ausdruck. Doch hat der Mischnatext des Jeruschalmi auch hier תן, die Münchner Handschrift auch am Beginn der Mischna תנו. ר״ת in Tossafot a. a. O. streicht hier das Wort זה, wonach wieder durch die Stilisierung auf den Unterschied hingewiesen würde).. (Sagt er aber): „Gebt eine Mine48 S. 95, N. 10. dem N. N.!“ und stirbt, so übergebe man sie nach seinem Tode49 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 13a) spricht die Mischna hier von einem Kranken, der sich dem Tode nahe fühlt und sein Vermögen vermacht. Bei einem solchen bedarf die Schenkung zu ihrer Gültigkeit weder einer Schenkungsurkunde (bei Immobilien), noch eines Zueignungsaktes (bei Mobilien), da seine Worte als geschriebene gelten resp. die von ihm mündlich zugeteilten Gegenstände bereits als schon übergebene gelten (דברי שכיב מרע ככתובים וכמסורים דמו).." ], [ "Wenn jemand, der einen Scheidebrief aus dem Ausland brachte, gesagt hat: „Vor mir ist er geschrieben, aber nicht vor mir unterzeichnet worden“, oder: „Vor mir ist er unterzeichnet, aber nicht vor mir geschrieben worden“, oder: „Vor mir ist er ganz geschrieben, aber nur zur Hälfte1 D. h. nur von einem der beiden Zeugen. unterzeichnet worden“, oder: „Vor mir ist er nur zur Hälfte geschrieben2 Nach der Gemara (15a): zur zweiten Hälfte. Hingegen genügt es, wenn der Bote bei der Schreibung des ersten, des Hauptteils des Scheidebriefes, der die Namen der Gatten und das Datum enthält, zugegen war (vgl. Raschi z. St.). und ganz unterzeichnet worden“, so ist er ungiltig3 s. I, 1.. Wenn einer sagt: „Vor mir ist er geschrieben worden“, und einer: „Vor mir ist er unterzeichnet worden“, so ist er ungiltig4 Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).. Wenn zwei sagen: „Vor uns ist er geschrieben worden“, und einer: „Vor mir ist er unterzeichnet worden“, so ist er ungiltig4 Beide Aussagen müssen von einem gemacht werden wegen der Befürchtung, daß man auch andere Urkunden durch nur einen Zeugen bestätigen lassen könnte (vgl. I, N. 4). Nach der Gemara (16a und b) gilt die Aussage der Mischna nur für den Fall, daß lediglich einer der Bote ist. Bei einem von zwei Boten überbrachten Scheidebrief kann aber überhaupt jegliche Aussage unterbleiben, da in diesem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes durch den Gatten gegenüber den Aussagen der Überbringer, daß sie ihn von diesem erhalten haben, wirkungslos bleibt. Somit entfällt in diesem Falle der Grund für die Verordnung (vgl. I, N. 4).. R. Jehuda aber erklärt ihn für giltig5 Da in diesem Falle nach R. Jehuda die Befürchtung (N. 4) nicht besteht.. Wenn einer sagt: „Vor mir ist er geschrieben worden“, und zwei: „Vor uns ist er unterzeichnet worden“, so ist er giltig6 Denn durch die Aussage der beiden ist die Echtheit des Scheidebriefs bestätigt (vgl. I, N. 18). In diesem Falle kann die Aussage בפני נכתב überhaupt unterbleiben. אחד אומר בפני נכתב steht hier überflüssig und durch das vorhergehende ואחד אומר בפני נחתם veranlaßt (Tossafot auf 17a s. v. אחד אומר בפני נכתב)..", "Ist er7 der Scheidebrief. am Tage geschrieben und am selben Tage unterzeichnet worden, oder in der Nacht (geschrieben) und in derselben Nacht unterzeichnet worden, oder in der Nacht geschrieben und am (darauffolgenden) Tage unterzeichnet worden8 Das Datum ist richtig, da die Nacht zum folgenden Tag gerechnet wird., so ist er giltig. (Ist er aber) am Tage (geschrieben) und in der (darauffolgenden) Nacht unterzeichnet worden, so ist er ungiltig9 Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (שמא יחפה על בת אחותו). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (נכסי מלוג vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (משום פירי). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der נכסי מלוג verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle נכתב ביום ונחתם בלילה keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, משום פירי an).. R. Simon erklärt ihn für giltig9 Der Scheidebrief hat ein zu frühes Datum. Über den Grund der Verordnung, das Datum in den Scheidebrief zu schreiben, besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern R. Jochanan und R. Simon ben Lakisch. Nach ersterem soll dadurch verhütet werden, daß ein strafbares Vergehen der Frau ungesühnt bleibt. Wenn nämlich eine Frau die Ehe bricht, könnte ihr der Mann, um sie vor der Todesstrafe zu bewahren, einen datumlosen Scheidebrief geben, den sie vor Gericht vorzeigen könnte mit der Behauptung, sie sei schon vorher geschieden gewesen (שמא יחפה על בת אחותו). Dieser Ansicht ist nach R. Jochanan die erste in der Mischna angeführte Meinung, wonach eben aus dem genannten Grunde der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig ist. R. Simon aber ist auch nach R. Jochanan der Ansicht, daß für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, jener Grund maßgebend war, den der Amoräer R. Simon ben Lakisch angibt. Die Datierung des Scheidebriefes soll verhindern, daß der Mann die Früchte der Nießbrauchgüter (נכסי מלוג vgl. S. 34, N. 1) nach der Scheidung an sich nimmt oder verkauft (משום פירי). Die erste in der Mischna angeführte Meinung ist nach R. Simon ben Lakisch der Ansicht, daß der Mann erst mit der Unterzeichnung des Scheidebriefes das Anrecht auf die Früchte der נכסי מלוג verliert. Daher ist der mit einem zu frühen Datum versehene Scheidebrief ungültig, weil die Frau die nach der Schreibung des Scheidebriefes und vor seiner Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte auf Grund des Datums widerrechtlich den Käufern entreißen könnte. R. Simon aber ist der Ansicht, daß der Mann den Anspruch auf diese Früchte schon von der Zeit an verliert, da er den Entschluß faßt, sich von der Frau scheiden zu lassen. Daher besteht in dem Falle נכתב ביום ונחתם בלילה keine Befürchtung. Denn die nach der Schreibung und vor der Unterzeichnung vom Manne verkauften Früchte könnten mit vollem Recht von der Frau beansprucht werden. (Talmud 17a und b. Im Jeruschalmi zur Mischna gibt übrigens R. Jochanan als Grund für die Verordnung, den Scheidebrief zu datieren, משום פירי an).. R. Simon sagte nämlich: Alle Urkunden10 s. I, N. 24., die am Tage geschrieben und in der (darauffolgenden) Nacht unterzeichnet worden sind, sind ungiltig, außer Scheidebriefe.", "Mit allem darf man ihn11 den Scheidebrief. schreiben: mit Tinte12 S. 315, N. 48., Pulver13 In der Bibel nur pl. סמים in der Bedeutung „Wohlgerüche“. Im Nh. und Ar. auch: „Gift, Spezerei, Medikament“ u. dgl., Farbe14 סקרא insbes. rote Farbe. Der Stamm dieses Wortes liegt nach manchen Erklärern auch Jes. 3, 16 ומשקרות עינים (die Augen rotschminken) vor., Gummi15 S. 314, N. 45., Vitriol16 dorts., N. 46. und mit allem, was bestehen17 d. i. dauernd sichtbar. bleibt. Man darf ihn aber weder mit Getränken, noch mit Fruchtsaft, noch mit irgend etwas, was nicht bestehen bleibt, schreiben. Auf alles darf man ihn schreiben: auf ein Olivenblatt18 Das Olivenblatt hier als Beispiel für ein haltbares Blatt (vgl. Tossifta II: … כתבו על עלי זית על עלי דלעת על עלי חרוב על כל דבר שהוא של קיימא כשר על עלי חזרין על עלי כרשין על עלי בצלים על עלי ירקות על כל דבר שאינו של קיימא פסולף.)., auf das Horn einer Kuh — er gibt ihr dann die Kuh —19 Es darf aber nicht etwa das Horn nach der Schreibung abgeschnitten und lediglich dieses der Frau gegeben werden. Das Nebeneinanderstehen der beiden Verben … וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה (Deut. 24, 1) soll besagen, daß zwischen Schreibung und Übergabe keinerlei sonstige Handlung am Scheidebrief notwendig sein darf (Talmud 21b)., auf die Hand eines Knechtes — er gibt ihr dann den Knecht —. R. Jose, der Galiläer, sagt: Man darf ihn nicht auf etwas Lebendes20 wie das Horn der Kuh und die Hand des Knechtes. schreiben und auch nicht auf Speisen21 da solche Dinge nicht ספר (Deut. 24, 1) heißen (Talmud dorts.)..", "Man darf ihn11 den Scheidebrief. nicht auf eine mit dem Boden verbundene Sache schreiben. Hat man ihn auf eine (mit dem Boden) verbundene Sache geschrieben, dann ihn abgerissen, unterzeichnet und ihr gegeben, so ist er giltig22 Die beiden ersten Sätze der Mischna, die sich zu widersprechen scheinen, finden in der Gemara (dorts.) zwei verschiedene Erklärungen. Nach der einen Erklärung ist die Mischna der Ansicht עדי חתימה כרתי (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich וכתב in Deut. 24, 1 nicht auf die Schreibung des Scheidebriefes, sondern auf die Zeugenunterschrift, und das Nebeneinanderstehen von … ונתןוכתב in diesem Verse (N. 19) erklärt nur dann den Scheidebrief für ungültig, wenn zwischen der Unterzeichnung und der Übergabe noch die Abtrennung nötig ist. Der erste Satz der Mischna besagt, daß von vornherein (לכתחלה) auch die Schreibung des Scheidebriefes auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgen soll. Der zweite Satz erklärt ihn geschehenenfalls (בדיעבד) für giltig, wenn die Unterzeichnung nach der Abtrennung erfolgte. Nach der anderen Erklärung aber folgt die Mischna hier der Ansicht מסירה כרתי עדי (vgl. I, N. 31). Danach bezieht sich וכתב in Deut. 24, 1 auf die Schreibung. Der zweite Satz der Mischna erklärt den Scheidebrief geschehenenfalls für giltig, wenn die Unterschrift mit dem eigentlichen Teil des Scheidebriefs (תורף), der die Namen der Gatten, den Ort und das Datum enthält (s. III, 2) auf eine vom Boden bereits abgetrennte Sache erfolgte (dies bedeutet hier חתמו). Der erste Satz aber verordnet, daß von vornherein auch der übrige Text des Scheidebriefes (טופס) nach der Abtrennung geschrieben werden soll.. R. Jehuda erklärt ihn für ungiltig; es muß vielmehr seine Schreibung und Unterzeichnung auf eine (vom Boden) bereits abgetrennte Sache erfolgt sein23 R. Jehuda bezieht וכתב in Deut. 24, 1 auf die Schreibung und die Unterzeichnung (vgl. Talmud 4a).. R. Jehuda ben Bethera sagt: Man darf ihn weder auf ein radiertes Papier24 S. 314, N. 41., noch auf Rohleder25 dorts., N. 42. schreiben, weil er gefälscht werden kann26 Eine etwaige nachträgliche Änderung entscheidenden Charakters ist auf radiertem Papier und Rohleder nicht kenntlich.. Die Weisen aber erklären einen solchen für giltig27 Nach der Gemara (22a und b) sind die Weisen der Ansicht מסירה כרתי עדי (vgl. I, N. 31). Daher ist der Scheidebrief gültig, wenn er vor Zeugen übergeben wird, die sich über den Inhalt vergewissern..", "Ein jeder ist geeignet, den Scheidebrief zu schreiben, sogar ein Taubstummer, ein Geisteskranker und ein Minderjähriger28 die nicht als vollsinnig gelten. Nach der Ansicht עדי מסירה כרתי, wonach sich וכתב לה (Deut. 24, 1) auf die Schreibung des Scheidebriefs bezieht (vgl. N. 22), und wonach der Vers bestimmt, daß die Schreibung des Scheidebriefes speziell für diesen Scheidungsakt erfolgen muß (וכתב לה לשמה; vgl. III, 2), — im Gegensatz zur Ansicht עדי חתימה כרתי (vgl. N. 22), wonach nur die Unterzeichnung לשמה geschehen muß —, spricht die Mischna hier nach einem Amoräer von dem Fall, daß ein erwachsener Vollsinniger der genannten Person bei der Schreibung zur Seite steht. Nach einem andern Amoräer erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des טופס (dorts.) für zulässig. Der תורף (dorts.) aber muß von einem erwachsenen Vollsinnigen geschrieben werden (Talmud 23 a; vgl. Raschi s. v. מקום התורף, Tossafot s. v. והוא ששייר und ר״ן. Nach Maim. Mischnakommentar und הלכות גירושין III, 18 sind die Aussagen der Amoräer als sich ergänzende zu erklären. Danach erklärt die Mischna die genannten Personen nur zum Schreiben des טופס für zulässig und auch dies nur im Beisein eines erwachsenen Vollsinnigen).. Die Frau darf ihren Scheidebrief schreiben29 im Auftrag des Gatten. und der Mann seine Quittung30 über den der Frau ausgezahlten Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38)., denn die Bestätigung des Dokuments10 s. I, N. 24. erfolgt nur durch die Unterzeichneten31 durch die Zeugen, die den Inhalt bestätigen. Der Satz בחותמיוהאשה in anderem Zusammenhang: Mischna Edujot II, 3.. Ein jeder ist geeignet den Scheidebrief zu überbringen, außer einem Taubstummen, einem Geisteskranken, einem Minderjährigen, einem Blinden32 Der Blinde kann lediglich bei der Überbringung aus dem Ausland nicht als Bote fungieren, da er die Formel בפני נכתב ובפני נחתם (vgl. I, 1) nicht sprechen kann. In allen andern Fällen ist er als Überbringer geeignet (Talmud 23a). und einem Nichtjuden.", "Hat ihn33 den Scheidebrief. ein Minderjähriger übernommen34 vom Mann. und ist dann35 vor der Übergabe. großjährig geworden, oder ein Taubstummer und ist dann hörend geworden, oder ein Blinder und ist dann sehend geworden, oder ein Geisteskranker und ist dann gesund geworden, oder ein Nichtjude und ist dann übergetreten, so ist er ungiltig36 s. Schluß der vorherg. Mischna.. Wenn aber ein Hörender taubstumm und dann wieder hörend geworden ist, oder ein Sehender37 Manche Texte: פיתח (= פִּתֵּחַ entspr. vorherg. פִּקֵּחַ). blind und dann wieder sehend geworden ist38 Beim Blinden kommt es nur darauf an, daß er bei der Übernahme sehend war (vgl. N. 32). Die ungenaue Stilisierung וחזר ונתפתח ist durch die danebenstehenden Sätze veranlaßt (Talmud 23a)., oder ein Gesunder geisteskrank und dann wieder gesund geworden ist, so ist er giltig. Dies ist die Regel: In allen Fällen, da der Beginn und Schluß39 die Übernahme und Übergabe. bei Vollsinnigkeit erfolgt ist, ist er giltig.", "Auch diejenigen Frauen, die nicht glaubwürdig sind, wenn sie sagen: „Ihr Mann ist gestorben“, sind glaubwürdig, ihren Scheidebrief zu überbringen; nämlich: Ihre Schwiegermutter, die Tochter ihrer Schwiegermutter, ihre Nebenfrau, ihre Schwägerin und die Tochter ihres Gatten. Warum ist es beim Scheidebrief anders als bei der Aussage über den Tod? Weil (bei ersterem) die Schrift beweisend ist40 s. S. 79f Mischna Jebamot XV, 4 und dorts. N. 23—30. Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 23b und 24a) bezieht sich die Mischna auf die Überbringung aus dem Ausland, bei der die Frauen בפני נכתב ובפני נחתם sprechen müssen, in welchem Falle eine spätere Anfechtung der Echtheit des Scheidebriefes nicht wirksam ist (vgl. I, 1 und N. 4). Zur Überbringung in Palästina aber, wobei eine solche Formel nicht gesprochen wird, und eine spätere Anfechtung möglich ist (vgl. I, 3), sind die genannten Frauen ungeeignet.. Die Frau selbst darf ebenfalls ihren Scheidebrief überbringen, jedoch muß sie41 bei der Überbringung aus dem Ausland (vgl. I, 1). Die Mischna spricht von dem Fall, daß der Mann der Frau den Scheidebrief lediglich zwecks Überbringung an ein Gericht übergeben hat. Dieses bestellt dann einen Boten für die Übergabe an die Frau (Talmud 24a). sagen: „Vor mir ist er unterschrieben und unterzeichnet worden.“" ], [ "Jeder Scheidebrief, der nicht für die betreffende Frau geschrieben worden ist, ist ungültig1 Nach Deut. 24, 1 … וכתב לה ספר כריתות … (לה לשמה Talmud 24b). Die Mischna entspricht der Ansicht עדי מסירה כרתי, wonach וכתב sich auf die Schreibung des Scheidebriefes bezieht (vgl. II, N. 28).. Wie ist dies? Wenn jemand auf der Straße gegangen ist und Schreiber2 die sich üben. vorlesen gehört hat: „N. N. scheidet sich von der N. N. aus dem Orte N. N.“, und er hat nun gesagt: „Ich heiße so und meine Frau heißt so“, so ist er3 der Scheidebrief. für die Scheidung ungültig. Mehr noch4 Im folgenden Fall ist der Scheidebrief wenigstens für einen, wenn auch nicht für diesen Scheidungsakt geschrieben worden (Talmud dorts.).: Wenn jemand (einen Scheidebrief) geschrieben hatte, um sich damit von seiner Frau scheiden zu lassen, und es sich überlegt hat, und ihn darauf einer aus seiner Stadt getroffen und zu ihm gesagt hat: „Ich heiße wie du, und meine Frau wie deine“, so ist er für die Scheidung ungültig. Mehr noch5 Im folgenden Fall hat wenigstens der, der sich scheiden lassen will, den Scheidebrief geschrieben (Talmud dorts.).: Wenn jemand, der zwei Frauen gleichen Namens hatte, (einen Scheidebrief) geschrieben hat, um sich damit von der Größeren scheiden zu lassen, so darf er sich mit ihm nicht von der Kleineren scheiden lassen. Mehr noch6 Im folgenden Fall ist der Scheidebrief nicht geradezu für eine andere Frau ausgestellt worden und ist doch ungiltig (Talmud dorts.).: Wenn er7 der Mann zweier gleichnamiger Frauen. zu einem Schreiber8 לבלר lat. librarius. gesagt hat: „Schreib’ (einen Scheidebrief) und von der, von der ich (mich scheiden lassen) will, werde ich mich damit scheiden lassen“, so ist er für die Scheidung ungültig.", "Wenn jemand Formulare9 טופס gr. τύπος lat. typus. von Scheidebriefen ausschreibt, muß er einen Raum für (den Namen) des Mannes und (den) der Frau und für das Datum freilassen. Bei Schuldscheinen10 I, N. 29. muß er einen Raum für (den Namen) des Gläubigers und (den) des Schuldners, für den Betrag und für das Datum freilassen. Bei Kaufurkunden muß er einen Raum für (den Namen) des Käufers und (den) des Verkäufers, für den Betrag, für das Feld11 für die Bezeichnung des Kaufobjekts. und für das Datum freilassen. Es ist dies eine fürsorgliche Bestimmung12 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 26a): für den berufsmäßigen Schreiber, daß es ihm gestattet ist, schon vorher solche Formulare anzufertigen.. R. Jehuda erklärt sie alle für ungültig. R. Eleasar erklärt sie alle für gültig, mit Ausnahme der Scheidebriefe, denn es heißt (Deut. 24, 1): „und er schreibe ihr“, das bedeutet: für sie13 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) besteht die Verschiedenheit der drei in der Mischna genannten Ansichten in folgendem: Nach der ersten Ansicht müssen die genannten Dinge (תורף) bei sämtlichen Urkunden speziell für den betreffenden Akt (לשמה) geschrieben werden, und zwar bei Scheidebriefen entsprechend dem Grundsatz עדי מסירה כרתי nach Deut. 24, 1 … וכתב לה (vgl. N. 1) und bei den andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen den תורף nicht לשמה schreiben könnte. R. Jehuda verbietet auch die vorherige Schreibung des andern Textes (טופס) u. z. bei Scheidebrefen wegen der Befürchtung, daß man auch den תורף schon vorher schreiben könnte, und bei andern Urkunden wegen der Befürchtung, daß man auch bei Scheidebriefen so verfahren könnte. R. Eleasar verbietet bei Scheidebriefen die vorherige Schreibung des טופס aus der Befürchtung, daß man auch den תורף vorher schreiben könnte, gestattet aber (vgl. Tossafot z. St. s. v. רבי אלעזר) bei anderen Urkunden auch die vorherige Schreibung des תורף. Zum תורף des Scheidebriefes gehört nach einem Amoräer (Talmud dorts.) auch die in IX, 3 als „eigentlicher Text“ des Scheidebriefes (גופו של גט) bezeichnete Formel: הרי את מותרת לכל אדם..", "Wenn jemandem, der einen Scheidebrief überbringt, dieser verloren gegangen ist, so ist er, wenn er ihn sofort14 אלתר aus אל (על) und אתר (aram. „Ort“): „auf der Stelle“. Im Mischnatext des Jeruschalmi: על אתר. gefunden hat, gültig; wenn aber nicht, ungültig15 wenn zu befürchten ist, daß ein anderer gleichen Namens ihn verloren hat (Talmud 27a und b).. Hat er ihn in einem Beutel16 die er als die seinen erkennt. חפיסה ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. דלוסקמא, ed Lowe u. a. גלוסקמא gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl. oder in einer Tasche16 die er als die seinen erkennt. חפיסה ist nach dem Talmud (28a) ein kleiner lederner Schlauch. דלוסקמא, ed Lowe u. a. גלוסקמא gr. γλωσσόϰομον „Behälter, Kasten“ u. dgl. gefunden, oder er erkennt ihn17 den Scheidebrief (vgl. Raschi)., so ist er gültig18 auch nach längerer Zeit.. Wenn jemand einen Scheidebrief von einem, den er alt oder krank zurückgelassen hat, überbringt, so kann er ihn ihr übergeben in der Annahme, daß jener noch am Leben ist19 Erfährt man aber, daß er gestorben ist, darf der Scheidebrief nicht übergeben werden (vgl. I, 6).. Eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten20 d. i. eines Nichtpriesters., deren Mann in das Ausland21 S. 12, N. 69. gereist ist, darf Priesterhebe essen in der Annahme, daß jener noch am Leben ist22 Die Priestersgattin darf zu Lebzeiten des Mannes nach Lev. 22, 11 Priesterhebe genießen. Nach dem Tode des Gatten ist ihr dies, wenn sie aus der Ehe mit diesem kein Kind hat, verboten (vgl. Mischna Jebamot IX, 5).. Wenn jemand sein Sündopfer23 Das Sündopfer eines Verstorbenen darf nicht dargebracht werden (vgl. Mischna Temura III, 1). aus dem Auslande schickt, bringt man es dar in der Annahme, daß er noch am Leben ist24 Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (חזקה), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird..", "24 Die beiden letzten Sätze dieser Mischna, sowie die nächste Mischna, die inhaltlich mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun haben, sind hier deshalb angeführt, weil auch bei den in ihnen behandelten Fällen auf Grund der Annahme (חזקה), daß die betreffende Person noch am Leben ist, entschieden wird. Drei Dinge hat R. Eleasar ben Parta den Weisen vorgetragen, und diese bestätigten seine Worte: Daß man von den Einwohnern einer Stadt, die Belagerungstruppen25 S. 105, N. 49. umzingelt haben, von den Insassen eines Schiffes, daß sich in einem Seesturm befindet26 המטרפת Hithpa‘el von טרף „reißen“., und von einem, der zur Aburteilung27 wegen eines todeswürdigen Deliktes. geführt wird, annehmen könne, daß sie noch am Leben sind. Aber bezüglich der Bewohner einer Stadt, die die Belagerungstruppen bereits eingenommen haben, der Insassen eines Schiffes, das im Meere bereits untergegangen ist, und eines, der zur Hinrichtung geführt wird, habe man die Erschwerungen für den Fall, daß sie noch leben, und die Erschwerungen für den Fall, daß sie bereits tot sind, gelten zu lassen. Es darf weder eine mit einem Priester verheiratete Tochter eines Israeliten20 d. i. eines Nichtpriesters., noch eine mit einem Israeliten verheiratete Tochter eines Priesters (in diesen Fällen) Priesterhebe essen28 Erstere nicht, weil ihr Mann vielleicht schon tot ist (vgl. vorherg. Mischna und N. 22); letztere nicht, weil ihr Mann möglicherweise noch am Leben ist (vgl. S. 49 Mischna Jebamot IX, 6 und dorts. N. 30f)..", "Wenn jemand, der einen Scheidebrief im Land Israels überbringt29 in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 3 בפני נכתב ובפני נחתם nicht sagen muß., krank geworden ist, so kann er ihn durch einen anderen schicken. Hat er30 der Gatte. aber zu ihm31 zu dem ersten Boten. gesagt: „Nimm für mich einen bestimmten Gegenstand von ihr!“32 bei der Übergabe., dann schicke er ihn nicht durch einen andern, denn er30 der Gatte. will nicht, daß seine Sache sich in eines anderen Besitz befinde.", "Wenn jemand, der einen Scheidebrief aus dem Ausland überbringt32a in welchem Falle der Bote bei der Übergabe nach I, 1 בפני נכתב ובפני נחתם sagen müßte., krank geworden ist, dann setze er ein Gerichtskollegium zusammen und schicke ihn (durch einen andern).32b Im Mischnatext des babylonischen Talmuds ed. pr.: עושה בבית דין שליח ומשלחו „ernenne er beim Gericht einen Boten und schicke ihn“ (neuere edd.: עושה שליח בבית דין ומשלחו). Und er sagt vor ihnen: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden.“ Der letzte Bote braucht dann nicht mehr zu sagen: „Vor mir ist er geschrieben und unterzeichnet worden“, sondern sagt: „Ich bin ein Bote des Gerichtes.“", "33 Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (חזקה) entschieden (vgl. N. 24.) Wenn jemand einem Priester oder einem Leviten oder einem Armen Geld leiht, um für sie (die Abgaben) abzusondern34 Er trifft mit ihnen die Vereinbarung, auf die Abgaben (Priesterhebe, Zehnt und Armenzehnt) die Schuld zu verrechnen. (Die Priesterhebe, die er als Nichtpriester nicht genießen kann, verkauft er einem Priester; vom Zehnt muß er die vom Leviten an den Priester abzuliefernde Zehnthebe, תרומת מעשר, einem Priester geben.), darf er für sie absondern in der Annahme, daß sie noch am Leben sind, und muß nicht befürchten, der Priester oder Levite sei bereits gestorben, oder der Arme sei reich geworden. Wenn sie gestorben sind, dann muß er von den Erben Erlaubnis einholen35 ob sie auf diese Weise die Schuld des Verstorbenen zahlen wollen.. Hat er ihnen aber vor Gericht (Geld) geliehen36 und obiges vereinbart., braucht er keine Erlaubnis von den Erben einzuholen37 Das Gericht kann die Schuld auf die Gesamtheit der Priester, Leviten und Armen übertragen (Talmud 30a)..", "33 Mischna 7 und 8 setzen Mischna 3 und 4 fort. Wie in jenen wird auch in diesen auf Grund einer Annahme (חזקה) entschieden (vgl. N. 24.) Wenn jemand Früchte zurücklegt, um von ihnen Priesterhebe und die Zehnten abzusondern38 für andere Früchte, um diese genießen zu können., oder Geld, um davon den zweiten Zehnt39 vgl. Deut. 14, 22ff. abzusondern, so darf er dies in der Annahme, daß sie noch vorhanden sind40 Er muß nicht befürchten, daß die zurückgelegten Früchte oder das Geld abhanden gekommen sind.. Sind sie abhanden gekommen, dann muß er für eine Zeit von vierundzwanzig Stunden41 wörtl. „von Zeit zu Zeit“, d. h. von der Zeit der Wahrnehmung des Verlustes bis zur selben Zeit am vergangenen Tage, also vierundzwanzig Stunden zurück. Man muß befürchten, daß die Früchte schon am Beginn dieser Zeit abhanden gekommen sind und für die in dieser Zeit als genußfähig erklärten anderen Früchte nochmals die Abgaben absondern (Talmud 31a und b). befürchten; so sagt R. Eleasar, der Sohn Schammua’s. R. Jehuda sagt: Zu drei Zeiten muß man den Wein prüfen41 den man zu obigem Zwecke zurückgelegt hat. Der Wein könnte sauer geworden sein, so daß davon die Abgaben für guten Wein nicht entrichtet werden können.: Wenn der Ostwind am Ausgang des Laubhüttenfestes42 S. 221, N. 53. weht, beim Herauskommen des Traubenansatzes und wenn der Saft in die unreifen Trauben kommt." ], [ "Wenn jemand seiner Frau einen Scheidebrief geschickt hat, dann den Boten getroffen oder ihm einen Boten nachgesandt und zu ihm gesagt hat1 bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat.: „Der Scheidebrief, den ich dir gegeben habe, sei nichtig“, so ist er nichtig. Ist er2 der Ehemann. zuvor1 bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat. zu seiner Frau gekommen, oder hat er (zuvor) zu ihr einen Boten gesandt und hat zu ihr gesagt: „Der Scheidebrief, den ich dir geschickt habe, sei nichtig“, so ist er nichtig. Wenn aber erst nachdem der Scheidebrief in ihren Besitz gelangt ist3 er den Scheidebrief für nichtig erklären will., kann er ihn nicht mehr für nichtig erklären.", "Anfangs konnte er2 der Ehemann. in einem andern Ort ein Gerichtskollegium zusammensetzen und ihn4 den Scheidebrief. für nichtig erklären5 in Abwesenheit der Frau und des Boten.. Da ordnete Rabban Gamliël, der Alte, an, daß man nicht so tue6 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 38a): Die Frau könnte, bevor sie von der Nichtigerklärung erfährt, eine neue Ehe eingehen., wegen des allgemeinen Wohles7 תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“.. Anfangs änderte er seinen Namen, ihren Namen, den Namen seiner Stadt und den Namen ihrer Stadt8 Wenn jemand in verschiedenen Orten verschiedene Namen führte, gab er nur einen an (Talmud 34b).. Da ordnete Rabban Gamliël, der Alte, an, daß er schreibe: Der Mann N. N. und alle Namen, die er hat; die Frau N. N. und alle Namen, die sie hat9 damit die Identität auch in den anderen Orten bekannt sei, und man nicht die Frau in den Ruf bringe, widerrechtlich eine neue Ehe geschlossen zu haben., wegen des allgemeinen Wohles.", "10 Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden. Eine Witwe bekommt von den Gütern der Waisen nur gegen einen Eid bezahlt11 vgl. S. 150f. Mischna Ketubot IX, 7f. und dorts. N. 55.. Als man es aber unterließ, sie schwören zu lassen12 weil man sah, daß oft Falscheide vorkamen, indem die Witwen einen etwa schon erhaltenen Teil des Ketubabetrages als Zahlung für ihre Mühe um die Kinder ansahen. Daher ließ man die Witwen nicht schwören, und sie erhielten ihre Ketuba nicht ausbezahlt (Talmud 35a)., da ordnete Rabban Gamliël, der Alte, an, daß sie den Waisen alles, was sie wünschen, gelobe und ihre Ketuba einfordern könne13 Sie soll sich irgendein schweres Gelübde auferlegen für den Fall, daß sie schon etwas vom Ketubabetrag erhalten hat.. Die Zeugen unterzeichnen den Scheidebrief, (was man) wegen des allgemeinen Wohles7 תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“. (verordnet hat)14 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 36a) folgt hier die Mischna der Ansicht, daß die Zeugen bei der Übergabe des Scheidebriefes für die Rechtswirkung entscheidend sind (עדי מסירה כרתי), so daß geschehenenfalls ein Scheidebrief ohne Zeugenunterschriften gültig ist (vgl. IX, 4). Der Scheidebrief soll aber von Zeugen unterschrieben werden, damit er im Falle einer Anfechtung seiner Gültigkeit durch den Ehemann durch die unterschriebenen Zeugen bestätigt werden könne. Die Zeugen, vor denen die Übergabe erfolgte, könnten vielleicht nicht mehr beigebracht werden können. Es genügen dann die unterschriebenen Zeugen, u. z. nach der Erklärung mancher darum, weil man bei einem von tauglichen Zeugen unterschriebenen Scheidebrief annimmt, daß auch die Übergabe vor Zeugen erfolgt ist (דא״ש zu IX, 4), nach anderen aber, weil die Ansicht עדי מסירה כרתי nur besagt, daß die Zeugen der Übergabe ebenso genügen wie die unterzeichneten Zeugen (רי״ף zu IX, 4; Maim. הלכות גירושין I, 15f.).. Hillel führte den Prosbol ein15 s. S. 152, N. 66. wegen des allgemeinen Wohles.", "10 Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden. Ein Knecht16 ein heidnischer (עבד כנעני)., der gefangen worden ist, und den man ausgelöst hat, muß, wenn zum Zwecke, dienstbar zu bleiben (man ihn ausgelöst hat), dienstbar bleiben; wenn aber zum Zwecke, frei zu werden, nicht dienstbar bleiben. Rabban Simon, der Sohn Gamliël’s, sagt: In beiden Fällen bleibt er dienstbar17 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 37b) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes nicht aufgegeben hat (יאוש). Nach der ersten Ansicht in der Mischna bleibt der Knecht nach der Auslösung im Besitze des ursprünglichen Besitzers, wenn er עבד לשום ausgelöst worden ist, und wird gänzlich frei, wenn er לשום בן חורין ausgelöst worden ist, damit ein Anreiz gegeben sei, gefangene Knechte auszulösen. Nach R. S. b. G. verbleibt aber der Knecht auch in dem letzteren Falle im Besitze des ersten Herren. Nach einer anderen amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) spricht die Mischna von dem Fall, daß der ursprüngliche Besitzer die Hoffnung auf Wiedererlangung des Knechtes bereits aufgegeben hat. Nach der ersten Ansicht in der Mischna wird der Knecht, wenn er עבד לשום ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstpflichtig, wenn er לשום בן חורין ausgelöst worden ist, gänzlich frei. Nach R. S. b. G. bleibt er aber in beiden Fällen dienstpflichtig, damit der Knecht nicht in der Hoffnung, die Freiheit zu erlangen, die Gefangennahme geradezu suche. Wem nach dieser amoräischen Erklärung R. S. b. G. den Knecht zuspricht, ist strittig. Nach Maim. (Mischnakommentar), für dessen Erklärung am ehesten der Wortlaut der Mischna spricht, wird der Knecht dem Auslöser dienstbar. Nach Raschi (auf 37b s. v. בין כך ובין כך ישתעבד) verbleibt der Knecht dem ursprünglichen Besitzer, weil, wie dies Tossafot (dorts. s. v. בין כך ובין כך ישתעבד) erklärt wird, auch die Aussicht, einen neuen Herrn zu bekommen, den Knecht die Gefangennahme suchen lassen könnte. Nach anderen Erklärern (רא״ש, vgl. auch Tossafot a. a. O.) wird der Knecht, wenn er לשום עבד ausgelöst worden ist, dem Auslöser dienstbar; wenn er aber לשום בן חורין ausgelöst worden ist, bleibt er dem ursprünglichen Besitzer dienstbar.. Ein Knecht, den sein Herr hypothekarisch18 אפותיקי gr. ὐποϑήϰη „Unterpfand“. anderen verpfändet und dann freigelassen hat, ist rechtlich zwar zu nichts verpflichtet19 Die hier gegebene Übersetzung und Erklärung folgt der einen der im Talmud (40b und 41a) angeführten amoräischen Erklärungen.. Wegen des allgemeinen Wohles7 תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“. aber zwingt man seinen Herrn20 den Gläubiger., ihn zum Freien zu machen21 damit er nicht auch weiterhin den Freigewordenen noch als Knecht bezeichne, und dieser nicht infolgedessen als Knecht angesehen werde.; und er22 der Knecht dem Gläubiger. schreibt einen Schuldschein23 s. I, N. 29. über seinen Wert. Rabban Simon, der Sohn Gamliël’s, sagt: Nicht er, sondern der Freilassende24 da er den Gläubiger geschädigt hat. schreibt ihn.", "25 s. N. 10. Mit geringen Änderungen findet sich diese Mischna in anderem Zusammenhang Edujot I, 13. Wer halb ein Knecht16 ein heidnischer (עבד כנעני). und halb ein Freier ist26 Dem Herrn wurde nur die Hälfte des Lösegeldes gegeben. Oder auch: Ein zwei Besitzern gehörender Knecht wurde nur von einem der beiden freigelassen (Talmud 41b und 42a)., arbeitet einen Tag für seinen Herren und einen Tag für sich selbst; so sagen Bet-Hillel. Da sagten Bet-Schammai zu ihnen27 Andere Laa: בית שמאי אומרים; אמרו להם בית שמא.: Ihr habt für seinen Herrn gesorgt; für ihn selbst aber habt ihr nicht gesorgt; er kann nämlich weder eine Sklavin heiraten, weil er halb schon ein Freier ist28 und ein Freier keine Sklavin heiraten darf., noch eine Freie, weil er halb noch ein Knecht ist29 und ein Knecht keine Freie heiraten darf.. Soll er ledig bleiben? Die Welt wurde doch nur zur Fortpflanzung geschaffen, wie es heißt (Jes. 45, 18): „Nicht zur Einöde schuf er sie, sondern zum Bewohnen bildete er sie!“ Man zwingt vielmehr wegen des allgemeinen Wohles7 תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“. seinen Herrn ihn gänzlich frei zu lassen, und er30 der Knecht dem Herrn. schreibt einen Schuldschein23 s. I, N. 29. über die Hälfte seines Wertes. Darauf entschieden Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai.", "10 Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden. Wenn jemand seinen Knecht16 ein heidnischer (עבד כנעני). einem Nichtjuden oder nach dem Ausland31 einem Juden außerhalb Palästinas. verkauft, so wird dieser frei32 Bei einer Flucht von dem Nichtjuden wird der Knecht frei. Oder: Der Herr ist verpflichtet, ihn loszukaufen, ohne daß er ihn wieder erwirbt (Talmud 43b und 44a).. Man löse Gefangene nicht über ihren Wert aus33 um der Allgemeinheit nicht zu große Lasten aufzubürden. Oder: um den Räubern nicht einen Anreiz zu bieten (Talmud 45a)., (was man) wegen des allgemeinen Wohles7 תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“. (verordnet hat). Man helfe Gefangenen nicht zur Flucht wegen des allgemeinen Wohles. Rabban Simon, der Sohn Gamliël’s, sagt: Wegen des Wohles der Gefangenen34 um den anderen Gefangenen nicht ihr Los zu erschweren. Der Ausdruck מפני תקון העולם soll nach der Gemara (dorts.) besagen, daß man auch um das Los derer besorgt ist, die vielleicht in der Zukunft gefangen werden, während nach R. S. b. G., der den Ausdruck מפני תקנת השבויין gebraucht, die Besorgnis lediglich den Mitgefangenen gilt, so daß die in der Mischna gegebene Verordnung für den Fall, daß keine solche vorhanden sind, nicht gilt.. Man kaufe Bücher35 der heiligen Schrift., Gebetriemen und Mesusot von Nichtjuden nicht über ihren Wert36 aus den N. 33 genannten Gründen., wegen des allgemeinen Wohles.", "10 Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden. Wenn jemand sich von seiner Frau wegen übler Nachrede scheiden läßt, darf er sie nicht wiedernehmen. (Wenn) wegen eines Gelübdes37 Er will eine Frau, die Gelübde getan hat, nicht behalten., darf er sie nicht wiedernehmen38 auch wenn sich die Grundlosigkeit der Nachrede herausstell, resp. aucht wenn die Frau ihr Gelübde von einem Gelehrten hat auflösen lassen. Über den Grund dieser Verordnung werden im Namen des Amoräers R. Nachman zwei verschiedene Angaben überliefert. Nach der einen wäre der Grund der folgende: Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, hätte er um den Tatbestand gewußt. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme einer unter solchen Umständen geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen. Nach der anderen Angabe soll die Verordnung eine Drohung für die Frau sein und diese zu einem sittlich einwandfreien Benehmen und zur Vorsicht in der Ablegung von Gelübden mahnen (Talmud 45b und 46a; vgl. dorts. Tossafot s. v. אי אמר).. R. Jehuda sagt: Wenn viele von dem Gelübde wissen, darf er sie nicht wiedernehmen, wenn aber nicht, darf er sie wiedernehmen. R. Meïr sagt: Wenn das Gelübde der Untersuchung eines Gelehrten bedarf, darf er sie nicht wiedernehmen, wenn aber nicht, darf er sie wiedernehmen. Es sagte R. Eliëser: Man hat es in jenem Falle nur wegen dieses verboten39 Der Grund für die Meinungsverschiedenheit der drei Tannaiten ist nach der Gemara (46a und 46b) der folgende: Nach R. Jehuda besteht bei der Scheidung wegen eines Gelübdes nur der zweite in der vorhergehenden Note angegebene Grund. Eine wirklich strafwürdige Leichtfertigkeit sieht jedoch R. Jehuda lediglich in dem Ablegen eines Gelübdes, das, weil in der Öffentlichkeit (d. h. nach einer amoräischen Ansicht vor dreien, nach einer anderen vor zehn) abgelegt, nicht gelöst werden kann. Nach R. Meïr ist der Grund für die Verordnung der in der vorhergehenden Note als erster angegebene. Es kann jedoch die neue Ehe nur bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, welches nur ein Gelehrter aufheben kann, in Verruf kommen, nicht aber, wenn die Scheidung wegen eines Gelübdes erfolgte, das der Gatte selbst aufheben kann (ענוי נפש und דברים שבינו לבינה, vgl. S. 239ff. Mischna Nedarim IX, 1f. und dorts. N. 3). Bei den letzteren könnte dem Gatten, wenn er behauptet, er hätte sich von der Frau nicht geschieden, wenn er gewußt hätte, daß der Gelehrte ihr das Gelübde löst, entgegengehalten werden, daß er das Gelübde ohne weiters hätte selbst aufheben können. Nach R. Eliëser könnte umgekehrt der Mann nur bei den Gelübden, die er selbst lösen kann, erklären, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß er das Gelübde aufheben könne. Bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes aber, das nur ein Gelehrter auflösen kann, nimmt man an, daß der Mann trotz dieser Möglichkeit sich hätte scheiden lassen, weil ihm der Gang der Frau zum Gericht und die mit der Lösung des Gelübdes verbundenen Prozeduren nicht zugesagt hätten. Obwohl also der Grund für die Verordnung eigentlich nur bei den Gelübden, die der Mann selbst aufheben kann, besteht, hat man dennoch für sämtliche Gelübde die Verordnung erlassen. Daß aber R. Jehuda den in der vorhergehenden Note als ersten angegebenen Grund nicht gelten läßt, hat den Grund darin, daß er bei einer Scheidung wegen eines Gelübdes, das der Gatte aufheben kann, der Meinung des R. Eliëser ist, bei der wegen eines Gelübdes, das nur ein Gelehrter lösen kann, der Meinung des R. Meïr ist.. Es sagte R. Jose, der Sohn Jehuda’s: Einst sagte jemand in Zaidan zu seiner Frau: „Konam40 s. S. 177f. Mischna Nedarim I, 2 und dorts. N. 22f., wenn ich mich nicht von dir scheiden lasse“, und ließ sich von ihr scheiden. Da erlaubten ihm die Weisen, sie wieder zu nehmen41 Wenn der Mann das Gelübde ablegt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, besteht die Verordnung nicht., wegen des allgemeinen Wohles42 s. N. 7. Die Worte מפני תקון העולם beziehen sich auf die vorhergehenden Sätze der Mischna, nicht auf den letzten (Talmud 46b)..", "10 Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden. Wenn jemand sich von seiner Frau wegen Unfruchtbarkeit scheidet43 Er denkt, die Frau wäre unfruchtbar. Zur Etymologie des Wortes אילונית vgl. S. 4, N. 25., darf er sie, so sagt R. Jehuda, nicht wiedernehmen44 Die Frau könnte eine neue Ehe eingehen und Kinder bekommen, und der Mann dann behaupten, er hätte sich von der Frau nicht scheiden gelassen, wenn er gewußt hätte, daß sie gebärfähig ist. Dadurch käme die neue Ehe in den Verruf, eine unerlaubte zu sein. Ein allgemeines Verbot der Rücknahme der aus diesem Grunde geschiedenen Frau wird den Mann dazu bringen, erst nach reiflicher Überlegung sich scheiden zu lassen und einer nachherigen Reue vorbeugen (Talmud 46b; vgl. N. 38 und Schluß der N. 39).. Die Weisen aber sagen: Er darf sie wiedernehmen45 Die Weisen, die hier die Wiederverehelichung gestatten, sind nach der Erklärung der Gemara (46b) der Ansicht des R. Meïr, daß jede Bedingung, soll sie Rechtskraft erlangen, in doppelter Form, in einer positiven und einer negativen, gesprochen werden muß (תנאי כפול; vgl. Mischna Kidduschin III, 4). Die Mischna spräche hier aber von dem Falle, daß der Mann bei der Scheidung eine solche doppelte Ausdrucksweise nicht gebraucht hat, weshalb auch der Grund für die Verordnung, der Mann könnte eine etwa neu geschlossene Ehe der Frau in den Verruf der Unerlaubtheit bringen (N. 44), hier nicht besteht. (Danach muß in der vorhergehenden Mischna R. Meïr, der dort die wegen eines Gelübdes Geschiedene für die Zurücknahme wegen der Befürchtung, die neue Ehe könnte in Verruf kommen, verbietet, von einem Falle sprechen, daß die Äußerung des Mannes, er scheide die Frau wegen des Gelübdes, in einer doppelten Form, positiv und negativ, erfolgte, wenn auch nicht in der Form einer wirksamen Bedingung, die die tatsächliche Ungültigkeit einer zweiten Ehe zur Folge hätte; vgl. Tossafot auf 46a s. v. אי אמר לה הכי am Schlusse).. Hat sie sich mit einem anderen verheiratet, von diesem Kinder bekommen und fordert nun ihre Ketuba46 Da sie wegen vermeintlicher Unfruchtbarkeit geschieden worden ist, hat sie nach Mischna Ketubot XI, 6 den Ketubabetrag nicht ausbezahlt bekommen., so kann er, so sagte R. Jehuda, zu ihr sagen: „Dein Schweigen wäre für dich besser, als dein Reden47 Weil sie den Ketubabetrag verlangt, wird der Mann behaupten, er hätte sich nicht scheiden lassen, wenn er gewußt hätte, er müsse die Ketuba ausbezahlen..“", "10 Mischna 3 und die folgenden Mischnajot, deren Inhalt vielfach mit dem eigentlichen Thema des Traktates nichts zu tun hat, führen im Anschluß an Mischna 2 Einrichtungen an, die von den Rabbinen מפני תיקון העולם getroffen wurden. Wenn jemand sich und seine Kinder einem Nichtjuden verkauft, löst man ihn nicht aus48 Dies gilt nach einem Amoräer nur dann, wenn er es schon zum drittenmal getan hat (Talmud 46b).. Wohl aber löse man die Kinder nach dem Tode ihres Vaters aus. Wenn jemand sein Feld einem Nichtjuden verkauft und ein Israelit kauft es von ihm wieder, bringt der Käufer davon die Erstlingsfrüchte dar49 Deut. 26, 1ff. Der obige Text in der Mischna lag auch Maim. vor. Die Mischna besagt danach, daß der Käufer die Erstlingsfrüchte zu entrichten habe, damit ein Anreiz gegeben sei, die im nichtjüdischen Besitz befindlichen Felder wieder in jüdischen Besitz zu bringen (Talmud 47b, wo Maim. דמייקרי liest; vgl. Maim. Mischnakommentar). Auch zum Mischnatext des Jeruschalmi u. a. המוכר את שדהו לנכרי הלוקח מביא ממנו בכורים stimmt diese Erklärung. Eine dritte La., die auch ed. pr. des babylonischen Talmuds bietet, lautet: המוכר את שדהו לנכרי לוקח ומביא ממנו בכורים. Dies bedeutet nach Raschi (z. Mischna, nach Talmud a. a. O.): Der Verkäufer muß jedes Jahr die Erstlingsfrüchte dem Nichtjuden abkaufen und darbringen. Dadurch soll er zum Rückkauf bewogen werden., (was man) wegen des allgemeinen Wohles7 תקון העולם wörtl. „die Ordnung der Welt“. (verordnet hat)." ], [ "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), מפני תקנת השבים (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Man schätzt ab2 und bezahlt ihnen. שמין von שום „schätzen“, ar.سام سوم . für Geschädigte vom Besten3 עדית nach manchen von bibl. עדי „Schmuck“, vgl. auch ar. مَذْيَة „gutes, gesundes Land“. Der Schädiger muß, falls er in Immobilien für den angerichteten Schaden Ersatz leistet, vom relativ Besten seines Landes ein Stück abgeben, das der Geschädigte leichter zu Geld machen kann, als ein entsprechend größeres Stück minderer Qualität (vgl. Mischna Baba kama I, 1)., für einen Gläubiger vom Mittelmäßigen4 und nicht vom Schlechtesten, damit man sich nicht zurückhalte Geld zu verleihen (Talmud 50a)., für die Ketuba der Frau vom Schlechtesten5 זבורית ar. صَبَّارة „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f.. R. Meïr sagt: Auch für die Ketuba der Frau vom Mittelmäßigen.", "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Man bekommt von hypothekarisch belasteten Gütern6 S. 150, N. 48. nicht bezahlt, wenn noch freie Güter7 die der Schuldner noch hat. vorhanden sind, auch wenn diese schlechte5 זבורית ar. صَبَّارة „schlechtes, steiniges Land“. Zur Einrichtung der Ketuba vgl. S. 92f. sind8 und die verkauften mittelmäßige, obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Das gleiche gilt, wenn der Schädiger seine besten und mittelmäßigen Güter verkauft hat, obwohl nach Mischna 1 der Geschädigte sonst vom Besten bezahlt bekommt.. Man bekommt von den Gütern der Waisen9 die die Schuld des verstorbenen Vaters begleichen. nur vom Schlechtesten bezahlt10 obwohl nach Mischna 1 der Gläubiger sonst vom Mittelmäßigen bezahlt bekommt. Es ist nicht zu befürchten, daß man sich deshalb zurückhalten werde, Geld zu verleihen (vgl. N. 4), da der Verleiher nicht mit dem Ableben des Entleihers rechnet (Talmud 50a)..", "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Man kann die verzehrten Früchte11 Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. הלכות גזלה IX, 6ff.)., die Verbesserung des Bodens11 Wenn jemand ein Feld, das er seinem Besitzer entrissen hat, weiterverkauft, ohne daß der Käufer weiß, daß das Feld ein geraubtes ist, so kann der ursprüngliche Besitzer vom Käufer sowohl das Feld als auch die Früchte, die es getragen hat, einfordern. Für eine etwa erfolgte Melioration des Feldes braucht er dem Käufer lediglich die Ausgaben zu ersetzen. Der Käufer wendet sich dann an den Verkäufer mit der Forderung um Ersatz, zu dessen Zahlung dieser verpflichtet ist, da er im Kaufvertrag die Verantwortung dafür übernommen hat. Die Mischna besagt nun, daß lediglich der Ersatz für das unrechtmäßig verkaufte Grundstück von seither etwa verkauften Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet wird. Der Mehrwert für die Melioration und der Ersatz für die Früchte wird aber nur von noch freien Gütern des Ersatzpflichtigen geleistet (Talmud Baba mezia 14b, 15a, 15b, vgl. Maim. הלכות גזלה IX, 6ff.)., den Unterhalt der Frau12 s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn. und der Töchter12 s. S. 120 Mischna Ketubot IV, 11f. und dorts. dazu Nn. von hypothekarisch belasteten Gütern6 S. 150, N. 48. nicht einfordern13 von den Erben des Gatten (vgl. auch Mischna Ketubot XII, 2). Es würde sonst niemand ein Feld zu kaufen wagen., (was man) wegen des allgemeinen Wohles14 s. IV, N. 7. (verordnet hat). Wenn jemand etwas gefunden hat, muß er nicht schwören15 daß der Fund nicht mehr betrug, als er abliefert. Es bestünde sonst die Gefahr, daß man sich um einen gefundenen Gegenstand nicht weiter bemüht., wegen des allgemeinen Wohles.", "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Wenn Waisen bei einem Hausherrn16 der nicht geradezu ihr Vormund ist. untergebracht sind, oder ihr Vater für sie einen Vormund17 אפוטרופוס, gr. ἐπίτϱοπος. bestellt hat, muß er18 der Hausherr resp. der Vormund. ihre Früchte verzehnten. Ein Vormund, den der Vater der Waisen bestellt hat, muß19 wenn die Waisen großjährig geworden sind. schwören20 daß er von ihrem Vermögen nichts für sich zurückbehalten hat.; hat ihn aber das Gericht bestellt, muß er nicht schwören21 Denn sonst würde man sich zurückhalten, eine solche Vormundschaft zu übernehmen. Bei einem vom Vater bestimmten Vormund besteht diese Befürchtung nicht, da anzunehmen ist, daß er wegen eines vom Vater ihm gewährten Vorteils die Vormundschaft übernimmt (Talmud 52b).. Abba Saul sagt: Es ist gerade umgekehrt22 Nach Abba Saul besteht lediglich bei der vom Vater übertragenen Vormundschaft die in der vorhergehenden N. angeführte Befürchtung. Bei einer Bestellung durch das Gericht aber würde man, da man dadurch in den Ruf eines vertrauens-würdigen Menschen kommt, sich nicht durch den zu leistenden Eid abhalten lassen, die Vormundschaft zu übernehmen (Talmud dorts.).. Wenn jemand verunreinigt23 die einem andern gehörigen levitisch reinen Speisen., mit Priesterhebe vermischt24 מדמע denom. von דֶּמַע (Ex 22, 28), welches Wort Temura 4a als Priesterhebe (תרומה) erklärt wird. Der Besitzer des Getreides wird durch die Vermischung mit Priesterhebe insofern geschädigt, als er jetzt das Getreide nicht selbst genießen darf, sondern es zu billigerem Preise einem Priester verkaufen muß., oder zu Nesechwein macht25 מנסך denom. von נֶסֶךְ. Er macht den Wein eines andern zu verbotenem Nesechwein, indem er ihn einem Götzen zu Ehren umrührt (so die Erklärung des Amoräers Rab: Talmud 52b), oder indem er ihn mit Nesechwein vermischt (so die Erklärung des Amoräers Samuel: Talmud dorts.)., so ist er, wenn er dies versehentlich getan hat, frei; wenn aber vorsätzlich, ersatzpflichtig26 Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b).. Priester, die im Heiligtum vorsätzlich (ein Opfer) verwerflich gemacht haben27 durch den während der Schlachtung oder während der andern Dienstverrichtungen gehegten Gedanken, vom Opfer über die gestattete Zeit hinaus zu essen (vgl. Lev. 7, 16—18; 19, 5—8, welche Verse nach der Tradition vom Untauglichwerden eines Opfers durch einen solchen Gedanken sprechen)., sind ersatzpflichtig26 Es sind dies alles unerkennbare Schäden, für die man eigentlich keinen Schadenersatz zu leisten hätte (היזק שאינו ניכר לא שמיה היזק). Dennoch aber hat man bestimmt, daß der, der dies vorsätzlich tut, Schadenersatz leisten muß (Talmud 53a und b)..", "28 s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna mit geringfügigen Änderungen Edujot VII, 9, der erste Satz בגט …. העיד auch Jebamot XIV, 2. Es bezeugte R. Jochanan, der Sohn Gudgeda’s, daß eine Taubstumme, die ihr Vater verheiratet hatte, durch einen Scheidebrief entlassen werden kann29 s. S. 75 Mischna Jebamot XIV, 2 und dorts. N. 11f.; daß eine minderjährige Tochter eines Israeliten30 d. i. eines Nichtpriesters., die an einen Priester verheiratet worden ist31 als vaterlose Waise, so daß die Heirat nur rabbinisch gültig ist., Priesterhebe essen darf32 Nach dem Talmud (Jebamot 90a) darf sie nur rabbinisch gebotene Priesterhebe ( תרומה דרבנן ) genießen., und daß, wenn eine solche stirbt, ihr Gatte sie beerbt33 so als ob ihre Ehe eine nach dem Toragesetz gültige wäre.; daß man für einen geraubten Balken, den (der Räuber) in einen Palast eingebaut hat, (nur) dessen Wert erhält, (was man) der Reumütigen wegen (verordnet hat);34 Der Räuber muß nicht das Gebäude zerstören, um den Balken selbst zurückgeben zu können. Es genügt, daß er den Wert ersetzt. Der Weg zur Buße und Besserung soll ihm erleichtert werden. In manchen Texten fehlen, so wie in Edujot VII, 9, die Worte מפני תקנת השבים. daß endlich ein Sündopfer, das geraubt worden ist35 D. h. jemand, der ein Sündopfer darzubringen hat, hat ein Tier geraubt und es als Sündopfer dargebracht., wenn dies36 daß das Tier geraubt ist. nicht vielen37 d. i. drei Leuten (Jeruschalmi zur Mischna). bekannt ist, als versöhnend gilt38 Er muß nicht ein anderes Sündopfer darbringen., (was man) zum Besten des Altars39 Die Priester würden sich sonst vom Opferdienst fernhalten aus Betrübnis darüber, daß sie ein im Heiligtum geschlachtetes profanes Tier (חולין שנשחטו בעזרה) gegessen haben (Talmud 55a). (verordnet hat).", "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Zur Zeit der Kriegsmetzeleien gab es in Judäa kein Sikaricongesetz. Nachher aber gab es dort ein Sikaricongesetz40 סיקריקון lat. (jus) sicaricum, das Gesetz über die Ungiltigkeit eines Kaufes von einem Sikarier (lat. sicarius, „Mörder, Bandit“ von sica „Dolch“). Dieses Gesetz, wie es weiter dargestellt wird, galt für die in der Zeit des vespasianischen Krieges entrissenen Güter in Judäa nicht, u. z. ist nach Jeruschalmi (zur Mischna, vgl. Tossifta III) dieses Gesetz deswegen für diese Zeit außer Kraft gesetzt worden, damit nicht das jüdische Land im nichtjüdischen Besitze verbleibe, weil man sich zurückhalten würde, ein solches Feld vom Sikarier zu kaufen. In der Breslauer Monatsschrift, 1925, S. 249 ff. kommt Elbogen nach eingehender Untersuchung zu dem Ergebnis, daß das Gesetz die während oder nach dem Römerkrieg vom Sieger enteignetem Grunstücke betrifft, die dann nach Kriegsrecht verkauft oder verschenkt wurden. Auf Grund dieses Ergebnisses wird dorts. 1927, S.138 ff. die oben gegebene etymologische Erklärung von Feist durch die Herleitung des Terminus von gr. συνκρινειν „gerichtlich zusprechen, verpachten“ ersetzt .. Wie ist dies?41 das Sikaricongesetz. Wenn jemand42 ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte. von einem Sikarier gekauft hat und dann vom Eigentümer, ist sein Kauf ungültig43 weil anzunehmen ist, daß der Eigentümer es nur aus Furcht verkauft hat.. (Hat er aber erst) vom Eigentümer und dann vom Sikarier gekauft, ist sein Kauf gültig. Wenn jemand44 ein Feld, das für die Ketuba haften soll. vom Ehemann gekauft hat und dann von der Frau, ist sein Kauf ungültig45 weil die Frau nur aus Furcht vor Streit mit dem Manne zugestimmt hat.. (Hat er aber erst) von der Frau und dann vom Ehemann gekauft, ist sein Kauf gültig. Dies ist die erste Mischna46 S. 123, N. 30.. Ein späteres Gericht aber entschied: Wenn jemand von einem Sikarier42 ein Feld, das der Plünderer dem Juden gewaltsam entrissen hatte. kauft, muß er dem Eigentümer ein Viertel47 des Wertes. Man nimmt an, daß der Räuber es um dreiviertel des wirklichen Wertes verkauft hat. geben. Wann gilt dies? Nur dann, wenn er48 der ursprüngliche Eigentümer. (es) nicht kaufen kann. Wenn er (es) aber kaufen kann, geht er jedem vor. Rabbi setzte ein Gerichtskollegium ein, und dieses stimmte dahin ab, daß, wenn es zwölf Monate im Besitz des Sikariers war, jeder der es zuerst gekauft hat, es erwirbt; jedoch muß er dem Eigentümer ein Viertel geben.", "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Ein Taubstummer kann durch Zeichen verständigen und verständigt werden49 Sein durch Zeichengeben mit der Hand oder dem Kopf vorgenommenes Kaufen oder Verkaufen, oder seine durch Zeichen gegebene Zustimmung zu einem Kauf oder Verkauf ist wirksam. Die Rabbinen haben dies bestimmt, um ihm den Lebensunterhalt zu ermöglichen, obwohl nach dem Toragesetz ein Taubstummer, der nicht als vollsinnig gilt, nicht rechtsgültig Geschäfte abschließen kann (Talmud 59a; vgl. auch S. 74, Mischna Jebamot XIV, 1 und N. 1f.).. Ben-Bethera sagt: Er kann bei beweglichen Sachen auch durch Mienen50 קופץ „das Verziehen der Lippen“ nach Hiob 5, 16 (Raschi u.a.). Nach Maim. (Mischnakommentar) lehrt Ben-Bethera hier, daß die betreffende Sache erst in den Besitz des Taubstummen übergegangen sein muß, soll die Gebärde wirksam sein. Diese Erklärung beruht wohl auf Jeruschalmi zur Mischna, wo Maim. die La. קופץ ונקפץ שייר ומשתייר (statt שוכר ומשתכר unserer Edd. vgl. קרבן העדה und השגות הראב״ד zu רי״ף ed. Room) vorlag. קפץ bedeutet danach in der Mischna „springen, hüpfen, sich bewegen“ nach Ct. 2, 8. (Die Sache ist bereits aus dem Besitz des einen in den des andern gerückt). verständigen und verständigt werden51 aber nicht bei Immobilien. Nach Raschi (auf 59a s. v. קיי״ל) und Maim. (הלכות מכירה XXIX, 2) ist auch nach der ersten Ansicht in der Mischna der Kauf und Verkauf von Immobilien durch den Minderjährigen ungültig. Nach ראב״ד (השגות dorts.) beschränkt aber lediglich Ben-Bethera die rabbinische Verordnung (N. 49) auf Mobilien.. Bei beweglichen Sachen ist der Kauf und Verkauf durch kleine Kinder52 die bereits verstehen, worum es sich handelt. פעוטות ed. Lowe פיוטות meist von gr. παῖδες abgeleitet (vgl. Jeruschalmi zur Mischna und פני משה). gültig53 obwohl nach dem Toragesetz nur Volljährige rechtsgültig Geschäfte abschließen können, haben die Rabbinen aus dem in N. 49 angegebenen Grund verordnet, daß auch der Kauf und Verkauf durch solche Kinder gültig sei (Talmud 59a)..", "1 Im Anschluß an den vorhergehenden Abschnitt (vgl. IV, N. 8) werden in Abschnitt V rabbinische Institutionen מפני תקון העולם (vgl. Mischna 3), תקנת השבים מפני (vgl. Mischna 5), מפני תקון המזבח (dorts.) und מפני דרכי שלום (Mischna 8f.) angeführt. Mit Abschnitt VI wird dann das eigentliche Thema des Traktats wieder aufgenommen. Folgendes verordneten sie54 die Rabbinen. um des Friedens willen: Ein Priester liest als erster vor55 bei der Toravorlesung in der Synagoge., und nach ihm ein Levite, und nach diesem ein Israelit56 ein Nichtpriester.; (was man) um des Friedens willen (verordnet hat)57 damit kein Streit entstehe (vgl. auch Mischna Horajot III, 8).. Man legt den Eruw im alten Haus nieder; um des Friedens willen58 Das Brot, das man bei der Herstellung einer „Verschmelzung der Wohnungen“ in einem Hofe (ערוב חצרות) in der Wohnung eines der Hofbewohner niederlegt, um dadurch das Tragen am Sabbat aus den Wohnungen in den Hof und umgekehrt zu ermöglichen, legt man stets in dieselbe Wohnung (vgl. zur Institution des ערוב חצרות Mischnajot, Seder Moed ed. Baneth S. 50f., Einleitung in den Traktat Erubin). Zu den Worten der Mischna מפני דרכי שלום bemerkt die Gemara (60b) erklärend: משום חשדא „wegen des Verdachtes“. Dies bedeutet nach Raschi z. St.: die Hofbewohner könnten in den Verdacht kommen, ohne Eruwvorrichtung das Tragverbot zu übertreten. Nach Tossafot (dorts. s. v. אלא משום חשדא) bedeutet dies: Der Besitzer der Wohnung, wo das Brot bisher lag, könnte in den Verdacht kommen, dieses sich angeeignet zu haben.. Die dem Kanal nächste Zisterne wird als erste gefüllt59 Um die Felder zu bewässern, wurde von einem Kanal (אמה) das Wasser in Röhren auf die Felder geleitet. Im Anschluß an diesen Kanal legten die Besitzer der einzelnen Felder Zisternen an, um die Bewässerung mit dem dort gesammelten Wasser zu vervollständigen.; um des Friedens willen. Bei Tier-, Vögel- und Fischfallen gilt das Verbot des Raubens; um des Friedens willen. R. Jose sagt: Es ist wirklicher Raub60 Nach der Gemara (61a) spricht die Mischna von solchen Fangvorrichtungen, die keinen Hohlraum haben, so daß ein darin gefangenes Tier nach dem Toragesetz nicht als Eigentum des Stellers betrachtet wird. Der Entwender übertritt nach beiden in der Mischna angeführten Ansichten lediglich ein rabbinisches Verbot. Der Ausdruck גזל גמור in den Worten des R. Jose soll nur besagen, daß das Gericht das geraubte Tier exekutiert, während nach der vorhergehenden Meinung ein gerichtliches Verfahren hier nicht in Frage kommt.. Beim Fund eines Taubstummen61 der nicht als vollsinnig gilt., eines Geisteskranken und eines Minderjährigen gilt das Verbot des Raubens; um des Friedens willen62 obwohl nach dem Toragesetz die genannten Personen eine Sache auf solche Weise nicht erworben haben.. R. Jose sagt: Es ist wirklicher Raub63 s. N. 60.. Wenn ein Armer auf einem Olivenbaum (Früchte)64 von שכחה und פאה (nach Deut. 24, 20; vgl. Mischna Pea I, 4f. und VII, 1f.). Der Arme hat die Früchte dadurch noch nicht erworben. abklopft, gilt bei den darunter liegenden das Verbot des Raubens; um des Friedens willen. R. Jose sagt: Es ist wirklicher Raub63 s. N. 60.. Man wehrt65 zu ממחין vgl. Dan. 4,32. nichtjüdischen Armen nicht (das Einsammeln von) Nachlese66 Lev. 19, 9; 23, 22., Vergessenem67 Deut. 24, 19f. und der Feldecke66 Lev. 19, 9; 23, 22.; um des Friedens willen.", "68 s. N. 1. In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Schebiit V, 9; der letzte Satz מפגי ….. דרכי שלום ומחזיקין auch dorts. IV, 3. Eine Frau darf der andern, die bezüglich des Siebentjahres verdächtig ist69 daß sie die Früchte des Brachjahres (Ex. 23, 10f.; Lev. 25, 1—7) auf ungesetzliche Weise genießt., ein Mehlsieb, ein Kornsieb, eine Standmühle oder einen Ofen borgen70 wenn sie diese Dinge nicht ausdrücklich für einen unerlaubten Gebrauch ausleiht (Jeruschalmi z. Mischna)., doch darf sie ihr nicht klauben oder mahlen helfen. Die Frau eines Chawer71 der zum Bunde der „Genossen“ (חברים) gehört, die sich vor allem der levitischen Reinheit befleißigen. darf der Frau eines Am-haarez72 d. i. des Angehörigen des „Land-Volkes“, der unwissenden Menge. ein Mehlsieb oder ein Kornsieb borgen und darf ihr auch klauben, mahlen und sieben helfen. Sobald sie aber das Wasser zugegossen hat, darf sie nichts mehr mit ihr anrühren73 Nach dem Begießen mit Wasser wird der Teig knetbar und unterliegt der Pflicht der Challa-Abgabe (Num. 15, 20). Durch die Berührung mit unreinen Gefäßen wird der Teig unrein; es ist aber verboten, Challa unrein zu machen (Talmud 61a).. Denn man darf die Übertreter nicht unterstützen. All das (oben Erlaubte) haben sie nur um des Friedens willen verordnet. Man darf Nichtjuden im Siebentjahr aufmunternd unterstützen74 Wenn man im Siebentjahr (N. 69) einen Nichtjuden ackernd trifft, darf man ihm zu seinem Unternehmen Glück wünschen, da er mit dem Ackern kein Verbot übertritt (Talmud 62a)., aber nicht Israeliten. Man grüße sie jederzeit75 selbst an heidnischen Festtagen (Talmud dorts.).; um des Friedens willen." ], [ "1 Nach רא״ש hat auf Abschnitt V der Abschnitt VII unserer Edd. zu folgen, und diesem erst Abschnitt VI (vgl. auch Raschi auf 71b s. v. טעמא und s. v. הא אמר תנו; Tossafot auf 62b s. v. האומר und auf 72a s. v. ומשום כיסופא).Wenn jemand (zu einem) sagt: „Nimm diesen Scheidebrief für meine Frau in Empfang!2 Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51. “, oder: „Bring diesen Scheidebrief meiner Frau!“, so kann er, wenn er will, noch zurücktreten3 bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6).. Wenn aber die Frau (zu einem) gesagt hat: „Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang!“, so kann er, wenn er auch will, nicht mehr zurücktreten4 da durch die Aushändigung des Scheidebriefes an den von der Frau zum Empfang des Scheidebriefes bestellten Vertreter (שליח לקבלה) die Scheidung bereits vollzogen ist.. Daher kann der Ehemann5 in dem letzteren Falle (vgl. Raschi z. St.)., wenn er will, nur dann zurücktreten3 bevor die Frau den Scheidebrief erhalten hat (vgl. I, 6)., wenn er zu ihm6 zu dem von der Frau bestellten Vertreter. gesagt hat: „Ich will nicht7 S. 130, N. 10., daß du für sie (den Scheidebrief) in Empfang nimmst; vielmehr bring und gib ihn ihr!8 Der Ehemann muß ausdrücklich erklären, daß er diesen Boten nur als den Überbringer (שליח להולכה) des Scheidebriefes und nicht als den die Frau vertretenden Empfänger (שליח לקבלה) betrachtet. “ Rabban Simon, der Sohn Gamliël’s, sagt: Auch wenn sie lediglich sagt: „Nimm für mich meinen Scheidebrief!“ kann er, wenn er auch will, nicht mehr zurücktreten9 Durch den Auftrag טול „nimm“ hat die Frau ihn ebenso zum שליח לקבלה bestellt wie durch den Auftrag התקבל „nimm in Empfang“..", "Wenn eine Frau (zu einem) gesagt hat: „Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang!“2 Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51. bedarf sie zweier Zeugenpaare10 S. 264, N. 46.. Zweier (Zeugen), die aussagen: „Vor uns hat sie es gesagt“, und zweier, die aussagen: „Vor uns hat er ihn in Empfang genommen und zerrissen“11 Dies soll nicht besagen, daß der Scheidebrief zerrissen werden muß, sondern: wenn der Bote ihn zerrissen hat, müssen die Zeugen auch darüber aussagen (vgl. Maim. Mischnakommentar).. Es können auch die ersten12 die die Bestellung zum Vertreter bezeugen. und die letzten13 die die Übernahme des Scheidebriefes bezeugen. (Zeugen) dieselben Personen sein, oder einer von den ersten und einer von den letzten, zu denen sich einer gesellt14 der über beides aussagt.. Ein verlobtes Mädchen15 Ein Mädchen, das bereits zwölf Jahre und einen Tag alt ist, aber jünger ist als 12½ Jahre (בוגרת). Unter מארסה versteht man die durch קידושין Angetraute, aber noch nicht Heimgeführte (נישואין). kann ihren Scheidebrief selbst in Empfang nehmen, und ebenso ihr Vater. Es sagte R. Jehuda: Zwei Hände16 d. h. die Hände zweier. können nicht gleichzeitig erwerben17 Manche Texte זכות (vgl. I, N. 39).. Vielmehr kann nur ihr Vater allein ihren Scheidebrief in Empfang nehmen18 Nach manchen Erklärern (Raschi z. Mischna und Kidduschin 43b s. v. היא ואביה; Maim. הלכות גירושין II, 18; רי״ף u. a.; vgl. auch Jeruschalmi z. Mischna) besteht lediglich bei einer נערה (N. 15) die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit. Den Scheidebrief eines Mädchens unter zwölf Jahren (קטנה) aber kann nach jeder Ansicht nur der Vater in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna להתגרשוכל besagt dann entweder, daß bei einem ganz kleinen Kunde (s. nächste N.) auch der Vater den Scheidebrief nicht übernehmen kann (so Raschi auf 64b s. v. אינה מתגרשת u. a.), oder aber spricht dieser Satz von einer Waise, die sonst auch als קטנה nach jeder Ansicht den Scheidebrief selbst in Empfang nehmen kann, und besagt dann, daß dies bei einem ganz kleinen Mädchen nicht der Fall ist. Der Vater aber kann in jedem Fall den Scheidebrief in Empfang nehmen (so Maim. Mischnakommentar und הלכות גירושין II, 18f., רי״ף u. a.). Nach anderen Erklärern (Tossafot auf 64b s. v. נערה המאורסה Raschi Kidduschin 43b s. v. נערה המאורסה) besteht die in der Mischna angeführte Meinungsverschiedenheit genau so auch bei einer הטנה. Die Mischna spricht von einer נערה im Hinblick auf die Ansicht des R. Jenuda: Auch bei einer נערה kann lediglich der Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen. Der Schlußsatz der Mischna besagt dann (vgl. Tossafot auf 64b s. v. וכל שאינה) entweder, daß bei einem ganz kleinen Kind weder der Vater noch dieses selbst den Scheidebrief in Empfang nehmen kann, oder, daß nur das ganz kleine Mädchen selbst nicht, wohl aber ihr Vater den Scheidebrief in Empfang nehmen kann (was nur nach der ersten Ansicht in der Mischna etwas Neues besagt, nicht nach R. Jehuda, für den dasselbe auch bei einer schon größeren קטנה und bei einer נערה gilt), oder aber spricht der Satz von einer Waise (s. o.).. Die ihren Scheidebrief nicht zu verwahren vermag19 Sie ist noch so klein, daß sie nicht weiß, worum es sich handelt (Talmud 64b und 65a)., kann nicht geschieden werden20 s. N. 18..", "Wenn eine Minderjährige (zu einem) gesagt hat: „Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang!“2 Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51., so ist der Scheidebrief erst rechtskräftig, wenn er in ihre Hand gelangt ist. Daher kann der Ehemann, wenn er will, noch zurücktreten21 bevor der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist. Nach Talmud Kidduschin 44a spricht die Mischna hier von einer Waise. Es ergäbe sich sonst nämlich aus der Mischna, daß eine נערה (N. 15) wohl einen Vertreter bestellen kann, auch wenn der Vater noch lebt, was gegen die gesetzliche Entscheidung verstieße, daß auch eine נערה nur wenn der Vater bereits gestorben ist, einen Vertreter bestellen kann. Der folgende Mischnasatz יחזיראבל stellt danach nicht die Fortsetzung des Vorhergehenden dar, sondern spricht von einem neuen Fall, daß nämlich der Vater des verlobten Mädchens (מארסה vgl. Mischna 2) noch am Leben ist.. Denn ein Minderjähriger kann keinen Boten bestellen22 der an seine Stelle tritt. Also kann auch die קטנה keinen Vertreter für den Empfang des Scheidebriefes (שליח לקבלה, s. N. 4) bestellen.. Wenn aber ihr Vater23 s. N. 21 am Schlusse. zu ihm24 zum Boten. gesagt hat: „Geh’ und nimm für meine Tochter ihren Scheidebrief in Empfang!“, so kann er, wenn er auch will, nicht mehr zurücktreten25 nachdem der Bote den Scheidebrief übernommen hat. Im Mischnatext des babylonischen Talmud auch hier לחזר und יחזר (statt להחזיר und יחזיר des vorliegenden Textes).. Wenn jemand (zu einem) gesagt hat: „Gib diesen Scheidebrief meiner Frau im Orte N. N. !“, und er ihn ihr in einem anderen Orte gegeben hat, so ist er ungültig26 Der Mann kann bestimmte Gründe haben, aus denen er die Scheidung nur an diesem Orte vorgenommen wissen will. Geschah die Übergabe des Scheidebriefes an einem andern Orte, dann hat der Bote den Auftrag nicht ausgeführt.. (Wenn er aber gesagt hat:) „Sie27 die Frau. befindet sich im Orte N. N.“, und er ihn ihr in einem andern Orte gegeben hat, so ist er gültig28 Hier wollte der Mann dem Boten lediglich sagen, wo er die Frau findet (מראה מקום), ohne zu verlangen, daß auch die Scheidung an diesem Orte stattfinden soll.. Wenn eine Frau (zu einem) gesagt hat: „Nimm für mich meinen Scheidebrief im Orte N. N. in Empfang!“29 als שליח לקבלה (s. N. 4). und er ihn für sie in einem anderen Orte in Empfang genommen hat, so ist er ungültig30 aus ähnlichem Grunde wie beim Manne (s. N. 26).. R. Eliëser erklärt ihn für gültig31 Nach R. Eliëser nimmt man bei der Frau, von der der Mann sich auch gegen ihren Willen scheiden lassen könnte, in allen Fällen an, daß ihre Worte nichts anderes bedeuteten als einen Hinweis ( מראה מקום, s. N. 28), wo der Bote den Mann finden kann (Talmud 65a). Nach Jeruschalmi zur Mischna widerspricht R. Eliëser der vorhergehenden Ansicht auch beim Manne. In allen Fällen sind die Worte auch des Mannes lediglich als Hinweis für den Boten zu betrachten, es sei denn, daß er ausdrücklich die Scheidung an einem andern Orte ausgeschlossen hat (אל תגרשנה אלא במקום פלוני).. (Wenn sie aber gesagt hat): „Bring mir meinen Scheidebrief vom Orte N. N. !“, und er ihn ihr von einem anderen Orte gebracht hat, so ist er gültig32 nach allen Ansichten, da hier die Frau den Boten lediglich für die Überbringung des Scheidebriefes (שליח להולכה) bestellt hat und nicht als Vertreter für die Empfangnahme (שליח לקבלה), durch die die sofortige Scheidung erfolgen sollte (s. N. 4)..", "(Wenn eine Frau zu einem gesagt hat): „Bring mir meinen Scheidebrief!“, darf sie33 wenn sie die Frau eines Priesters ist (vgl. I N. 44). Priesterhebe essen, bis der Scheidebrief in ihre Hand gelangt ist34 da der Bote hier nur als שליח להולכה fungiert (s. Mischna 3 und N. 32), und die Frau erst als geschieden gilt, wenn sie den Scheidebrief erhält.. (Wenn sie aber gesagt hat): „Nimm für mich meinen Scheidebrief in Empfang!“2 Zur Form התקבל s. S. 150, N. 51., so ist ihr der Genuß der Priesterhebe sofort verboten35 nachdem der Bote sich entfernt hat. Er kann den Ehemann gleich getroffen haben. Da er als שליח לקבלה (N. 4) bestellt worden ist, ist mit der Übernahme des Scheidebriefes die Scheidung bereits vollzogen.. (Wenn sie gesagt hat): „Nimm für mich meinen Scheidebrief im Orte N. N. in Empfang!“, darf sie Priesterhebe essen, bis der Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt ist36 d. h. der Bote den Scheidebrief an den betreffenden Ort gebracht hat, obgleich er ihn an einem andern Orte in Empfang genommen hat. (In der Münchener Handschrift u. a. geradezu der Text: התקבל לי גסי במקום פלוני וקבל במקום אחר אוכלת בתרומה עד שיגיע גט לאותו מקום). Die Mischna widerspricht hier bei einfacher Betrachtung Mischna 3, wonach der Scheidebrief ungültig ist, wenn der von der Frau bestellte שליח לקבלה ihn an einem andern Ort in Empfang nimmt, als die Frau angab (s. auch N. 29f.). In der Gemara (65a) wird daher erklärt, daß die Frau hier gesagt habe: „Nimm den Scheidebrief in dem Orte N. N. in Empfang, möglicherweise aber triffst du ihn in einem andern Orte.“ Dieser Auftrag der Frau bedeute, daß sie nicht die Übernahme in einem bestimmten Orte festgesetzt hat, wohl aber das Wirksamwerden der Scheidung erst in dem Zeitpunkt, da der Bote mit dem Scheidebrief an den betreffenden Ort gelangt. (Letzteres bedeute hier der Ausdruck התקבל).. R. Eliëser erklärt dies als sofort verboten37 da in den Worten der Frau nur ein Hinweis vorliegt, wo der Bote den Mann am ehesten findet (מראה מקום; vgl. Mischna 3 und N. 31)..", "Wenn jemand sagt: „Schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau!“, oder: „Scheidet sie!“, oder: „Schreibt einen Brief und gebt ihn ihr!“, so können sie ihn schreiben und ihr geben38 weil diese Ausdrücke unzweideutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten.. (Wenn er aber sagt): „Entlaßt sie!“, oder: „Versorgt39 S. 122, N. 12. sie!“ oder: „Verfahrt mit ihr nach Gebühr!“40 נימוס, gr. νόμος „Gesetz, Recht“., oder: „Verfahrt mit ihr, wie es sich gehört!“, so hat er damit nichts41 da diese Ausdrücke nicht eindeutig einen Auftrag zur Scheidung beinhalten. gesagt.42 Der Schluß dieser Mischna (… בראשונה) findet sich in anderem Zusammenhang Mischna Tebul jom IV, 5. Anfangs sagten sie43 die Weisen.: Wenn jemand, der zur Hinrichtung geführt wird44 היוצא בקולר wörtl.: „wenn einer mit der Fessel (gr. ϰολλάϱιον, lat. collare „Halskette“) herausgeht (zur Richtstätte)“., gesagt hat: „Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief!“45 ohne auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben., so können sie ihn schreiben und ihr geben46 weil man annehmen kann, daß er es ernst gemeint hat und nur in seiner Sorge und Verwirrung nicht zu Ende geredet hat.. Später sagten sie: Dasselbe gilt auch von einem, der zur See oder mit einer Karawane47 שירא ar. سَيْر „Reise, Fahrt“. eine Reise unternimmt. R. Simon aus Schesur sagt: Auch von einem gefährlich Kranken.", "Wenn jemand, der in eine Grube geworfen worden ist, gesagt hat, daß jeder, der seine Stimme hört, seiner Frau einen Scheidebrief schreiben soll48 In manchen Texten direkte Rede: כל השומע קולי יכתב גט לאשתי., so kann man ihn schreiben und ihr geben49 obwohl man ihn nicht sehen kann (vgl. S. 88 Mischna Jebamot XVI, 6 und dorts. N. 45) und obwohl er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat (vgl. N. 45f.). Er muß aber die für die Ausstellung des Scheidebriefes notwendigen Angaben gemacht haben (Raschi).. Wenn ein Gesunder gesagt hat: „Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief!“, so wollte er nur sein Spiel mit ihr treiben50 weil er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat.. Einst sagte ein Gesunder: „Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief!“45 ohne auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt zu haben., stieg darauf auf das Dach, fiel herab und starb. Da sagte Rabban Simon, der Sohn Gamliels: Die Weisen haben gelehrt51 Im Mischnatext des babylonischen Talmud fehlen die Worte אמרו חכמים., daß der Scheidebrief, wenn er von allein heruntergefallen ist52 d. h. ein Selbstmörder ist., gültig53 vgl. N. 46. Natürlich muß der Scheidebrief noch vor dem Tode der Frau übergeben worden sein (vgl. I, N. 42 אין גט לאחר מיתה)., wenn ihn aber der Wind herabgestoßen hat, ungültig ist50 weil er nicht auch תנו לה „gebt ihn ihr“ gesagt hat..", "Wenn jemand zu zweien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“ oder: „Schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau!“, so müssen sie selbst ihn schreiben und ihr geben. Wenn er aber zu dreien gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“, dann können sie anderen den Auftrag geben, ihn zu schreiben, da er sie als Gerichtskollegium bestimmt hat; so sagt R. Meïr54 In der Gemara (29a) erklärt ein Amoräer die Ansicht des R. Meïr auf die folgende Weise: In den beiden ersten Fällen, da der Mann zu zweien, die kein בית דין bilden können, redet, oder zu dreien ausdrücklich כתבו ותנו gesagt hat, hat er sie zur Schreibung des Scheidebriefes bestimmt. Dieser Auftrag kann von ihnen nicht an andere weitergegeben werden nach dem Grundsatz מלין לא ממסריו לשליח, daß Worte allein (ohne jegliche Sache) nicht weiter übertragen werden können (vgl. Raschi z. St.). Im letzten Fall aber, da er die drei als Gerichtskollegium bestimmt hat, kann auch ein solcher Befehl weitergegeben werden.. Diesen Lehrsatz überbrachte R. Chanina aus Ono aus dem Gefängnis55 wo er ihn von dem dort gefangenen R. Akiba tradiert bekam (Raschi). Manche Texte: שלח (statt העלה des vorliegenden Textes), wonach R. Chanina selbst gefangen war.: Es ist mir überliefert56 Die partic. Pu’al מקבל und מקבלין sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63., daß wenn jemand zu dreien sagt: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“, sie anderen den Auftrag geben können, ihn zu schreiben, da er sie als Gerichtskollegium bestimmt hat. Es sagte R. Jose: Wir haben dem Boten57 Nach dem vorliegenden Text: dem R. Chanina; nach der in N. 55 zitierten La. שלח: dem Boten des R. Chanina. erwidert58 Zu נומינו vgl. S. 89, N. 47a.: Auch uns ist überliefert56 Die partic. Pu’al מקבל und מקבלין sind ähnlich zu erklären wie die partic. pass. des Kal in aktiver Bedeutung, vgl. S. 154, N. 1. und S. 107, N. 63., daß selbst wenn jemand zum höchsten Gerichtshof in Jerusalem59 zum Synhedrion. gesagt hat: „Gebt meiner Frau einen Scheidebrief!“, sie selbst lernen60 den Scheidebrief zu schreiben. und ihn schreiben und ihr geben müssen61 Nach R. Jose gilt der Grundsatz: מלין לא ממסרין לשליח (N. 54) in allen Fällen.. Wenn jemand zu zehn (Personen) gesagt hat: „Schreibt62 Ed. pr. des babylonischen Talmud und Jeruschalmi: תנו (statt כתבו des vorliegenden Textes), neuere edd. des babylonischen Talmud: כתבו ותנו. meiner Frau einen Scheidebrief!“, so schreibt ihn einer, und zwei unterzeichnen ihn. (Wenn er aber gesagt hat): „Ihr alle schreibt!“, so schreibt ihn einer, und sie alle unterzeichnen ihn. Daher ist, wenn einer von ihnen gestorben ist, der Scheidebrief ungültig." ], [ "1 s. VI, N. 1.Wenn jemand, der von einem Anfall2 קורדיקוס ed. Lowe קרדיאקוס meist als gr. ϰαϱδιαϰός „herzkrank“ erklärt. betroffen worden ist, gesagt hat: „Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief!“, so hat er damit nichts gesagt3 weil er nicht bei Sinnen ist. Dies gilt auch, wenn er כתבו ותנו gesagt hat (Tossafot z. St.).. Hat er aber (zuerst) gesagt: „Schreibt meiner Frau einen Scheidebrief!“4 nach VI, 6 muß er auch תנו gesagt haben (vgl. Maim. הלכות גירושין II, 15). und ist hierauf von einem Anfall betroffen worden und hat dann wieder gesagt: „Schreibt ihn nicht!“, so gelten seine letzten Worte nichts5 Nach dem Amoräer R. Jochanan will die Mischna damit sagen, daß man, wenn er dann wieder gesund wird, ihn nicht nochmals fragen muß, sondern den Scheidebrief übergeben darf; nicht aber, während er noch am Anfall leidet. Nach dem Amoräer R. Simon ben Lakisch aber besagt dies, daß man den Scheidebrief auch während des Anfalls übergeben darf (Talmud 70b; im Jeruschalmi wird die erste Erklärung von R. Simon ben Lakisch und die andere von R. Jochanan gegeben).. Wenn jemand stumm geworden ist und man zu ihm gesagt hat: „Sollen wir deiner Frau einen Scheidebrief schreiben?“, und er dazu mit dem Kopfe genickt6 הרכין aram. רכן ebenso arab. „neigen, sich stützen“. hat, dann untersucht man ihn drei Male. Wenn er da auf ja bejaht und auf nein verneint7 Man legt ihm Fragen vor, die er vernünftigerweise mit seiner Geste bejahen resp. verneinen müßte., so kann man ihn schreiben und ihr geben.", "Wenn man zu jemandem gesagt hat: „Sollen wir deiner Frau einen Scheidebrief schreiben?“, und er erwidert hat: „Schreibt!“, und man einen Schreiber beauftragt hat, und er ihn geschrieben hat, und Zeugen (beauftragt hat), und sie ihn unterzeichnet haben, so ist der Scheidebrief, obwohl man ihn geschrieben, unterzeichnet und ihm gegeben hat, und er ihn dann ihr gegeben hat, ungültig8 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 72a) entspricht die Mischna hier der Ansicht des R. Jose, wonach der Grundsatz מלין לא ממסרין לשליח in jedem Falle gilt. Danach ist der Scheidebrief auch dann ungültig, wenn er lediglich תנו und nicht כתבו gesagt hat, und auch wenn er dies zu drei oder mehreren Personen gesagt hat (vgl. VI, 7 und dorts. N. 61).. Er selbst muß zu dem Schreiber sagen: „Schreib ihn!“ und zu den Zeugen: „Unterzeichnet ihn!“.", "(Wenn jemand sagt):9 bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau. „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich sterbe“, oder: „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich an dieser Krankheit sterbe“10 Er sagt dies als Kranker. Im Mischnatext der beiden Talmude: זה גטך מחלי זה „Dies ist dein Scheidebrief nach dieser Krankheit.“ Er stirbt aber in der Krankheit., oder: „Dies ist dein Scheidebrief nach meinem Tode“, so hat er nichts gesagt11 weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz אין גט לאחר מיתה unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).. (Sagt er aber): „(Dies ist dein Scheidebrief) von heute ab, wenn ich sterbe“, oder: „… von jetzt ab, wenn ich sterbe“, so ist dies ein (gültiger) Scheidebrief12 In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (אם מתי ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a).. (Sagt er): „(Dies ist dein Scheidebrief) von heute ab nach meinem Tod“, so ist der Scheidebrief gültig und ungültig13 wörtl.: „er ist ein Scheidebrief und ist keiner“, d. h. seine Gültigkeit ist zweifelhaft. Es ist zweifelhaft, ob ולאחר מיתה (nach מהיום) lediglich als Bedingung gemeint ist (wie מהיום אם מתי), oder aber ולאחר מיתה das vorher gesagte מהיום aufheben sollte, so daß der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam werden sollte (vgl. Baba batra 136a, Kidduschin 59b). In manchen Texten: אינו גט (statt גט ואינו גט im vorliegenden Text), was aber, wie die Fortsetzung der Mischna beweist, auch nur bedeuten kann: Es ist kein vollgültiger Scheidebrief.; wenn er stirbt14 in diesem letzteren Falle., muß sie die Chaliza vollziehen, darf aber vom Levir nicht geehelicht werden15 Die Frau darf auch als Kinderlose vom Schwager nicht geheiratet werden (Lev. 25, 5—6), da sie vielleicht nicht Witwe sondern eine Geschiedene ist, die der Schwager nach Lev. 18, 16 und 20, 21 nicht heiraten darf; andererseits muß sie, wenn sie kinderlos ist, die Chaliza vollziehen (Deut. 25, 7—10), da sie vielleicht Witwe ist.. (Wenn er gesagt hat): „Dies ist dein Scheidebrief von heute ab, wenn ich an dieser Krankheit sterbe“ und aufgestanden, auf der Straße umhergegangen, dann wieder krank geworden und gestorben ist, so schätzt man ihn: Wenn er an der ersten Krankheit gestorben ist, ist dies ein (gültiger) Scheidebrief, wenn aber nicht, ist er ungültig.", "Sie16 die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten חרי זה גטך מהיום אם מתי einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna). darf mit ihm16 die Frau mit ihrem Manne, wenn er ihr mit den Worten אם מתי חרי זה גטך מהיום einen Scheidebrief gegeben hat (s. vorherg. Mischna). nur vor Zeugen zusammen sein17 Der Scheidebrief würde nach dem Tode des Gatten rückwirkend gültig werden. Die Frau wäre also nach dem Tode des Gatten als schon von der Zeit der Übergabe ab als geschieden zu betrachten. Es ist nun zu befürchten, daß während des alleinigen Zusammenseins der Mann die Frau neuerlich durch einen Beischlaf ehelicht und dadurch den Scheidebrief unwirksam macht. Nach der Ansicht, wonach solches nicht zu befürchten ist, ist immerhin (vgl. Sanhedrin 21b) das alleinige Zusammensein mit einer unverheirateten Frau verboten (Raschi z. Mischna nach Talmud 72b; vgl. noch nächste N.).. Es genügt hierzu auch ein Knecht oder eine Magd; ausgenommen ihre eigene Magd, weil sie mit ihrer Magd vertraut ist. Was ist sie während dieser Zeit? R. Jehuda sagt: Sie gilt in jeder Beziehung als Ehefrau. R. Jose sagt: Sie gilt als geschieden und nicht geschieden18 Bezügl. dieser Kontroverse heißt es in der Gemara (72b): והא קיימא לן דאין גט לאחר מיתה אמר רבה באומר מעת שאני בעולם. Danach bezieht sich diese Kontroverse auf den in der Mischna vorher nicht behandelten Fall, daß der Mann bei der Übergabe des Scheidebriefes zu der Frau gesagt hat, der Scheidebrief solle kurz vor seinem Tode wirksam werden. Wenn der Mann stirbt, gilt dann die Frau als kurz vor seinem Tode geschieden. Bis zur Todesstunde aber ist die Frau nach R. Jehuda in jeder Beziehung als seine Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose aber ist bis dahin die Frau als zweifelhaft geschieden zu betrachten, da jede Stunde möglicherweise seine Todesstunde wird (vgl. Raschi z. St.). Nach Tossafot (auf 72b s. v. אמר רבה; vgl. auch auf 72a s. v. לא תתיחד) ist jedoch in der angeführten Gemarastelle zu lesen: אמר רבה נעשה כאומר מעת שאני בעולם. Danach bezieht sich die Kontroverse auf den vorher in der Mischna behandelten Fall, daß der Mann bei der Scheidung gesagt hat: מהיום אם מתי. Für diese Auffassung spricht auch Tossifta V, wo diese Kontroverse ausdrücklich auf diesen Fall bezogen wird. R. Jehuda deutet diese Worte des Mannes dahin, daß die Scheidung lediglich noch zu seinen Lebzeiten wirksam werden sollte (nicht etwa schon sofort nach der Übergabe). Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als Ehefrau zu betrachten. Nach R. Jose besteht jedoch ein Zweifel, ob die Worte des Mannes in dem obigen Sinne zu deuten sind, oder nicht vielmehr bedeuten sollen, daß die Frau nach dem Tode des Mannes rückwirkend schon als von der Zeit der Übergabe des Scheidebriefes ab als geschieden gelten soll. Daher ist die Frau bis zum Tode des Mannes als zweifelhaft geschieden zu betrachten. Eine dritte in der Mischna nicht erwähnte Ansicht bringt die erwähnte Tossiftastelle (vgl. auch Talmud 73a), wonach die Frau, wenn der Mann stirbt, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab voll geschieden betrachtet wird, weil die Aussage des Mannes mit Sicherheit in diesem Sinne zu deuten ist. Danach würde der in der vorhergehenden N. für die Verordnung der Mischna: לא תתיחד וכו׳ angegebene Grund nur dieser letzten Ansicht entsprechen. Nach R. Jehuda aber wäre der Grund der Verordnung der, daß man sich mit einem „alten Scheidebrief“ nicht scheiden lassen kann (גט ישן, vgl. VIII, 4. Unter גט ישן versteht man einen Scheidebrief, nach dessen Schreibung der Mann mit der Frau zusammen war, bevor er ihr übergeben wurde resp. bevor er gültig wurde). Nach R. Jose endlich wären für die Verordnung לא תתיחד וכו׳ beide Gründe maßgebend..", "(Wenn jemand sagt)9 bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.: „Dies ist dein Scheidebrief unter der Bedingung, daß du mir zweihundert Sus19 s. S. 95, N. 9. gibst“, so ist sie geschieden, und sie muß ihm (das Geld) geben20 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 74a), nach der auch die Halacha entscheidet (vgl. Maim. הלכות גירושין VIII, 1), gilt die Frau, wenn die Bedingung erfüllt wird, als von der Übergabe des Scheidebriefes ab geschieden nach dem Grundsatz כל האומר על מנת כאומר מעכשיו דמי „Die Ausdrucksweise על מנת gilt so, als hätte er auch מעכשיו (von jetzt ab) gesagt“ (vgl. Mischna 3). Ist der Scheidebrief also noch vor der Erfüllung der Bedingung abhanden gekommen, so ist die Frau gleichwohl geschieden.. (Sagt er): „(Dies ist dein Scheidebrief) unter der Bedingung, daß du mir von jetzt an bis in dreißig Tagen (das Geld) gibst“, so ist sie, wenn sie es ihm innerhalb der dreißig Tage gegeben hat, geschieden, wenn aber nicht, nicht geschieden. Es sagte Rabban Simon, der Sohn Gamliël’s: Einst sagte jemand in Zaidan zu seiner Frau: „Dies ist dein Scheidebrief unter der Bedingung, daß du mir mein Gewand gibst21 אצטלית, a. La. אסטלית, gr. στολή „Kleid, Gewand“. “, und sein Gewand ging verloren. Da sagten die Weisen: Sie gebe ihm seinen Wert22 Die Bedingung gilt auch als erfüllt, wenn er lediglich den Wert und nicht das Gewand selbst erhält..", "(Wenn jemand sagt)9 bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.: „Dies ist dein Scheidebrief unter der Bedingung, daß du meinen Vater bedienst“, oder: „ … unter der Bedingung, daß du meinen Sohn säugst“, wie lange muß sie ihn da säugen? Zwei Jahre lang23 vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.. R. Jehuda sagt: Achtzehn Monate lang23 vgl. Ketubot 60a und b. Den Vater muß sie aber bis an sein Lebensende bedienen.. Ist der Sohn24 vor Ablauf der angegebenen Frist. oder der Vater gestorben, so ist dies ein (gültiger) Scheidebrief25 Nach Raschi (auf 76a s. v. בדלא פריש) nur dann, wenn die Frau wenigstens einmal den Sohn gesäugt ,resp. den Vater bedient hat. Nach Tossafot (auf 75b s. v. מת הבן) auch wenn dies nicht der Fall war.. (Sagt er aber): „Dies ist dein Scheidebrief unter der Bedingung, daß du meinen Vater zwei Jahre lang bedienst“, oder: „ … unter der Bedingung, daß du meinen Sohn zwei Jahre lang säugst“, so ist, wenn der Sohn oder der Vater gestorben ist26 innerhalb der zwei Jahre., oder der Vater, auch ohne von ihr gekränkt worden zu sein27 geschweige wenn sie an seiner Weigerung schuld ist., gesagt hat: „Ich will nicht28 S. 130, N. 10., daß sie mich bedient“, der Scheidebrief ungültig29 Die obige Übersetzung und Erklärung der Mischna nach der Auffassung des Amoräers רבא (Talmud 75b).. Rabban Simon, der Sohn Gamliëls, sagt: Ein solcher ist ein (gültiger) Scheidebrief. Rabban Simon, der Sohn Gamliëls, sagte eine Regel: In allen Fällen, in denen das Hindernis nicht von ihr ausgeht30 wie in den in der Mischna behandelten Fällen., ist dies ein (gültiger) Scheidebrief.", "(Wenn jemand gesagt hat)9 bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.: „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme“, und von Judäa nach Galiläa reiste, so ist, wenn er Antipatris31 von Herodes gegründet und nahe der galiläischen Grenze, aber noch im judäischen Gebiet gelegen (vgl. Josephus, Antiqu. XVI, 5, 2 und Bell. Jud. I, 21, 9). erreicht hat und umgekehrt ist32 vor Ablauf von dreißig Tagen., seine Bedingung33 S. 119, N. 63. aufgehoben34 d. h. auch wenn er später die Bedingung voll erfüllt, wird die Scheidung nicht wirksam, da seine Worte sich auf die erste Reise beziehen, und diese nicht entsprechend verlaufen ist. Da aber Antipatris noch in Judäa liegt (vgl. N. 31), er also die Reise nach Galiläa, von der er sprach, noch gar nicht unternommen hatte, so ist es bei einfacher Betrachtung unverständlich, warum eine spätere Erfüllung der Bedingung nicht noch möglich sein sollte. Es wird daher in der Gemara (76b) erklärt, die Mischna spräche von dem Falle, daß der Mann das Wirksamwerden der Scheidung von der Erfüllung einer von zwei Bedingungen abhängig gemacht hat. Er habe nämlich gesagt, der Scheidebrief soll gültig werden, wenn er entweder dreißig Tage lang nicht zurückkommt, ohne Unterschied, ob er nach Galiläa gelangt oder nicht, oder aber, wenn er auf seiner Reise nach Galiläa gelangt, ohne Unterschied, ob er innerhalb der dreißig Tage oder erst später zurückkommt. Die erste der beiden Bedingungen ist in der Mischna ausdrücklich genannt; daß auch eine zweite vorliegt, ist aus den Worten והיה הולך מיהודה לגליל zu erschließen. Ist der Mann nun lediglich nach Antipatris gelangt und noch vor Ablauf der dreißig Tage zurückgekommen, so ist keine der beiden Bedingungen erfüllt worden. Andererseits kann auch eine spätere entsprechend verlaufende Reise nicht als Erfüllung einer der Bedingungen angesehen werden, da der Mann lediglich von der ersten Reise gesprochen hatte. Die beiden nächsten Fälle, die die Mischna anführt, sind analog zu erklären (s. weiter).. (Wenn er gesagt hat): „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme“35 oder wenn ich auf meiner Reise nach Judäa komme., und von Galiläa nach Judäa reiste, so ist, wenn er Kefar-Otnaj36 I, N. 27. erreicht hat und umgekehrt ist32 vor Ablauf von dreißig Tagen., seine Bedingung aufgehoben37 s. N. 34.. (Wenn er gesagt hat): „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich von jetzt an bis in dreißig Tagen nicht zurückkomme“38 oder wenn ich auf meiner Reise ins Ausland komme., und in das Ausland39 S. 12, N. 69. reiste, so ist, wenn er Akko40 an der nördlichen Küste Palästinas gelegen, noch zu Palästina gehörig. erreicht hat und umgekehrt ist32 vor Ablauf von dreißig Tagen., seine Bedingung aufgehoben37 s. N. 34.. (Wenn er gesagt hat): „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich dreißig Tage lang von dir fort bin“, und fortging und kam, fortging und kam, so ist dies, da er nicht mit ihr allein zusammen war, ein (gültiger) Scheidebrief41 wenn er später die Bedingung wirklich erfüllt (vgl. Tossifta V). Wäre er aber mit ihr allein zusammen gewesen, dürfte der Scheidebrief als ein גט ישן (vgl. Schluß der N. 18) nicht verwendet werden (Talmud 76b)..", "(Wenn jemand gesagt hat)9 bei der Übergabe des Scheidebriefes an seine Frau.: „Dies ist dein Scheidebrief, wenn ich von jetzt an bis in zwölf Monaten nicht zurückkomme“, und innerhalb der zwölf Monate gestorben ist, so ist der Scheidebrief ungültig11 weil der Scheidebrief erst nach seinem Tode wirksam würde, was nach dem Grundsatz אין גט לאחר מיתה unmöglich ist (vgl I, 6 und dorts. N. 47).. (Hat er aber gesagt): „Dies ist dein Scheidebrief von jetzt ab, wenn ich von jetzt an bis in zwölf Monaten nicht zurückkomme“ und ist innerhalb der zwölf Monate gestorben, so ist dies ein (gültiger) Scheidebrief12 In diesen beiden Fällen wollte er, daß der Scheidebrief schon zu seinen Lebzeiten wirksam sei, und knüpfte daran nur die Bedingung, daß er stirbt. Ist die Bedingung erfüllt, d. h. ist er dann gestorben, so ist der Scheidebrief rückwirkend gültig (אם מתי ist hier lediglich Bedingung und nicht wie in den vorhergehenden Fällen Zeitangabe; Talmud 72a)..", "(Wenn jemand gesagt hat): „Wenn ich von jetzt an bis in zwölf Monaten nicht zurückkomme, schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau!“ und sie den Scheidebrief innerhalb der zwölf Monate geschrieben und nach den zwölf Monaten ihr gegeben haben, so ist der Scheidebrief ungültig42 weil sein Auftrag dahin ging, daß auch die Schreibung erst nach Ablauf der zwölf Monate erfolge.. (Wenn er gesagt hat): „Schreibt einen Scheidebrief und gebt ihn meiner Frau, wenn ich von jetzt an bis in zwölf Monaten nicht zurückkomme!“ und sie ihn innerhalb der zwölf Monate geschrieben und nach den zwölf Monaten ihr gegeben haben, so ist der Scheidebrief ungültig.43 Obwohl er die Sätze umstellte, war doch dasselbe gemeint wie im vorhergehenden Falle. R. Jose sagt: Ein solcher ist ein (gültiger) Scheidebrief44 In diesem zweiten Falle ist seine Auftrag dahin zu verstehen, daß lediglich die Übergabe, nicht auch die Schreibung, nach Ablauf der Frist erfolgen solle.. Wenn sie ihn nach den zwölf Monaten geschrieben und nach den zwölf Monaten ihr gegeben haben45 seinem Auftrage gemäß. und er gestorben ist, so ist dies, wenn der Scheidebrief46 d. h. seine Übergabe seinem Tode voranging, ein (gültiger) Scheidebrief; wenn aber sein Tod dem Scheidebrief voranging, ist der Scheidebrief ungültig47 nach dem Grundsatz: אין גט לאחר מיתה (N. 11).. Wenn dies nicht bekannt ist48 was früher erfolgte., so ist dies ein Fall, von dem sie sagten: Sie gilt als geschieden und nicht geschieden." ], [ "Wenn jemand seiner Frau einen Scheidebrief zuwirft1 und der Scheidebrief auf den Boden fällt., während sie sich in ihrem2 die als נכסי מלוג der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b). Haus oder in ihrem2 die als נכסי מלוג der Frau gehören (vgl. S. 34, N. 1.), oder die sie geliehen oder gemietet hat (Talmud 77b). Hof befindet, so ist sie geschieden3 ונתן בידה „… er soll ihn (sc. den Scheidebrief) ihr in die Hand geben“ (Deut. 24, 1) ist nicht wörtlich zu nehmen (Talmud 77a).. Wenn er ihn ihr in seinem Haus oder in seinem Hof zugeworfen hat, so ist sie, selbst wenn er zu ihr in das Bett (gefallen) ist, nicht geschieden. (Wenn er ihn) in ihren Schoß oder in ihr Körbchen4 קלתה gr. ϰάλαϑος, lat. calathus. (geworfen hat), so ist sie geschieden5 obwohl sich das Kleid oder der Korb, in den der Scheidebrief gefallen ist, im Besitztum des Mannes befinden. Auch nach der Ansicht, daß ein Käufer eine Sache noch nicht erworben hat, wenn sie lediglich in sein im Gebiet des Verkäufers sich befindliches Gerät gelangt ist ( כליו של לוקח ברשות מוכר לא קנה לוקח; Baba batra 85b), ist die Frau hier dennoch geschieden, weil der Mann den Raum, den ihr Kleid oder ihr Körbchen u. dgl. einnimmt, ihr sicherlich abgetreten hat (Talmud 78a)..", "Wenn er6 der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes. zu ihr6 der Mann zu der Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes. gesagt hat: „Nimm diesen Schuldschein!“7 s. I, N. 29. oder wenn sie ihn hinter ihm gefunden hat8 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 78a) bedeutet dies, daß die Frau den Scheidebrief von seinem Rücken genommen hat, und er ihn ihr mit dem Körper hingereicht hat. Hätte sie den Scheidebrief ohne sein Zutun vom Boden aufgehoben (טול גטך מעל גבי קרקע), so wäre sie in keinem Falle geschieden. und sie ihn liest, und es ist ihr Scheidebrief, so ist der Scheidebrief ungültig; er muß vielmehr zu ihr sagen: „Da ist dein Scheidebrief“9 Ob dieses Sprechen schon während der Übergabe erfolgen muß oder auch nachher noch genügt, darüber herrscht eine Meinungsverschiedenheit unter den Tannaiten (Talmud 76a).. Wenn er ihn ihr in die Hand gegeben hat, während sie schlief, und sie erwacht ist und ihn liest, und es ist ihr Scheidebrief, so ist der Scheidebrief ungültig; er muß vielmehr zu ihr sagen: „Da ist dein Scheidebrief.“ Wenn sie im öffentlichen Gebiet stand, und er ihn ihr zugeworfen hat, so ist sie, wenn er in ihrer Nähe ist10 Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum., geschieden, wenn er in seiner Nähe ist10 Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum., nicht geschieden, wenn Hälfte gegen Hälfte10 Nach einer amoräischen Erklärung bedeutet קרוב לה: der Scheidebrief liegt innerhalb ihrer vier Ellen; קרוב לו: innerhalb seiner vier Ellen; מחצה על מחצה: über die Lage des Scheidebriefes sind sich widersprechende Zeugenaussagen vorhanden (Talmud 78a und b). Nach Anordnung der Rabbinen erwirbt man auf einem Fußsteige oder an der Seite einer Straße Gegenstände, die innerhalb seiner vier Ellen hegen, als Eigentum., geschieden und nicht geschieden11 d. h. die Gültigkeit des Scheidebriefes ist zweifelhaft..", "Und ebenso12 s. vorhergehende Mischna. ist es auch bei der Trauung13 s. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. N. 49. und ebenso auch bei einer Schuld. Wenn zu jemandem sein Gläubiger gesagt hat: „Wirf mir meine Schuld zu!“ und er sie ihm zugeworfen hat, so ist, wenn sie in der Nähe des Gläubigers ist, der Schuldner im Vorteil14 Wenn die zugeworfene Schuld abhanden gekommen ist, hat der Gläubiger den Schaden. Von manchen Amoräern wird diese Verordnung der Mischna auf den Fall beschränkt, daß der Gläubiger mit dem Schuldner ausdrücklich die Vereinbarung getroffen hat, daß der Schuldner frei sein soll, wenn er ihm die Schuld in der bei Scheidebriefen gültigen Weise zuwirft. Sonst wäre der Gläubiger in jedem Falle noch haftbar (Talmud 78b, vgl. auch Jeruschalmi zur Mischna)., wenn sie in der Nähe des Schuldners ist, der Schuldner noch haftbar; wenn Hälfte gegen Hälfte, teilen beide. Wenn sie15 die Ehefrau. auf dem Dache16 das ihr gehört. stand und er17 der Ehemann von seinem Hof (Talmud 79a). ihn18 den Scheidebrief. ihr zugeworfen hat, so ist sie, sobald er in den Luftraum19 אויר gr. ἀήϱ. des Daches gelangt ist20 d. i. innerhalb der Wände des Daches, oder bei einem wändelosen Dach innerhalb dreier Handbreiten vom Boden des Daches. Der Scheidebrief gilt dann als schon am Boden liegend (Talmud dorts.)., geschieden. Wenn er oben21 auf seinem Dach. (stand) und sie unten22 in ihrem Hof (Talmud dorts.). und er ihn ihr zugeworfen hat, so ist sie, sobald er aus dem Bereich des Daches gekommen ist23 und innerhalb der Wände des Hofes (Talmud dorts.)., auch wenn er verlöscht oder verbrannt worden ist24 bevor er zu ihr gelangt ist. Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud dorts.) gilt dies aber nur dann, wenn nicht schon von vornherein Feuer im Hof war, so daß normalerweise der Scheidebrief unversehrt zu ihr gelangt wäre., geschieden.", "25 In anderem Zusammenhang findet sich diese Mischna Edujot IV, 7. Bet-Schammai sagen: Man kann sich von seiner Frau mit einem alten Scheidebrief scheiden lassen. Bet-Hillel aber verbieten dies. Was heißt ein alter Scheidebrief? Wenn er mit ihr zusammen war, nachdem er ihn für sie geschrieben hat26 und bevor er ihn ihr übergeben hat. Nach Bet-Hillel hat man zu befürchten, es könnte in diesem Falle die Frau von dem Manne ein Kind bekommen. Da nun das Datum des Scheidebriefes älter ist als die Zeugung des Kindes, könnte man dieses Kind irrtümlicherweise für ein nach der Scheidung in unehelichem Verkehr erzeugtes halten (Talmud 79b)..", "Wenn er ihn27 den Scheidebrief. nach der Ära einer nicht regierenden28 d. h. in dem Lande, wo er wohnt, nicht regierenden. אינה הוגנת wörtl. „unwürdig“, (arab. هَجُن). Regierung datiert hat, nach der Ära des medischen Reiches, nach der Ära des griechischen Reiches, nach der Ära der Erbauung des Tempels, nach der Ära der Zerstörung des Tempels29 Die Einrichtung nach der Ära des betreffenden Staates den Scheidebrief zu datieren wurde „wegen des guten Einvernehmens mit der Regierung“ (משום שלום מלכות) getroffen (Talmud 80a). oder wenn er im Osten war30 d. h. dort den Scheidebrief ausstellt. und „im Westen“ geschrieben hat, oder im Westen war und „im Osten“ geschrieben hat, so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden31 Wenn sie mit diesem Scheidebrief sich neuerdings verheiratet hat, muß sie sich sowohl von dem neuen Gatten als auch von dem ersten scheiden lassen. Da der Scheidebrief ungültig war, ist die Frau nach Mischna Sota V, 1: כשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל als Ehebrecherin beiden zur Ehe verboten. und von dem einen wie von dem andern einen Scheidebrief empfangen32 Nach Raschi (zur Mischna) u. a. ist die zweite Eheschließung ungültig, da auch die vorangegangene Scheidung ungültig war. Dennoch muß die Frau nach rabbinischer Bestimmung auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst (vgl. Jebamot 88b) den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung vom ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden (vgl. dazu תוספות י״ט). Nach Tossafot (auf 79b s. v. וצריכה גט מזה ומזה) u. a. ist, da der Scheidebrief nach der Tora gültig war, die zweite Eheschließung gültig. Die Frau muß also vom zweiten Gatten nach der Tora einen Scheidebrief erhalten und vom ersten nach rabbinischer Bestimmung.; sie hat weder von dem einen noch von dem andern Anspruch auf die Ketuba33 weder auf die 200 resp. 100 Denare der Ketuba selbst, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert hat (תוספת כתובה; vgl. S. 121 Mischna Ketubot V, 1 und dorts. N. 3)., die Früchte34 d. h. auf Ersatz der Nutzung, die der eine oder der andere Gatte nach ihrer neuen Verehelichung von den Nießbrauchsgütern (נכסי מלוג; vgl. S. 34, N. 1) hatte., die Verpflegung35 selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat. und (den Ersatz für) die Abnutzung.36 der Güter der „eisernen Fonds“ (נכסי צאן וברזל; vgl. S. 34, N. 2) sowie der Nießbrauchsgüter (נכסי מלוג). Hat sie sie doch von dem einen oder dem andern erhalten, so muß sie sie zurückgeben; das Kind von dem einen wie von dem andern ist ein Bastard37 Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht ist das vom zweiten Gatten vor der neuerlichen Scheidung vom ersten Gatten gezeugte Kind nach der Tora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist (vgl. Mischna Jebamot IV, 13). Das vor der Trennung der zweiten Ehe vom ersten Gatten gezeugte Kind ist jedoch nur nach den Rabbinen ein Bastard (und darf daher keine Ehe mit einem wirklichen Bastard eingehen; Jebamot 89b). Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt das vom ersten erzeugte Kind nach der Tora ein Bastard, und das vom zweiten erzeugte nur nach den Rabbinen. Die Mischna entspricht hier übrigens der Ansicht des R. Meïr, wonach auch die Außerachtlassung einer nur rabbinischen Bestimmung beim Scheidebrief den Mamser-Charakter des aus einer neuen Ehe stammenden Kindes zur Folge hat אומר היה ר״מ כל המשנה ממטבע שטבעו חכמים בגיטין הולד ממזר; Talmud 80a).; weder der eine noch der andere darf sich an ihr verunreinigen38 wenn sie Priester sind, und die Frau gestorben ist. Daß sich ein Priester an seiner ihm zur Ehe verbotenen Frau nicht verunreinigen darf, wird Jebamot 90b aus Lev. 21, 4: לא יטמא בעל בעמיו להחלו abgeleitet.; weder der eine noch der andere hat Anrecht an ihrem Fund39 Der Fund der Frau wird sonst dem Manne nur zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Gatten zu verhüten, welche Besorgnis hier nicht besteht. und ihrem Erwerb40 Da hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er das Anrecht an ihrem Erwerb, der ihm sonst lediglich als Entgelt für ihren Unterhalt zugesprochen ward., oder das Recht, ihre Gelübde zu lösen41 Der Mann kann sonst Gelübde seiner Frau lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren. Hier fällt dieser Grund fort.. Ist sie die Tochter eines Israeliten42 d. i. eines Nichtpriesters., so wird sie zur Priesterehe ungeeignet43 wenn die Gatten vor der Scheidung gestorben sind; weil sie als Unzüchtige gilt, die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist die Frau ohnehin als Geschiedene vom ersten Mann nach Lev. 21, 7 zur Priesterehe ungeeignet (vgl. מהרש״ל zu Tossafot auf 79b s. v. וצריכה גט מזה ומזה).; ist sie die Tochter eines Leviten, so darf sie keinen Zehnt44 Obwohl sonst einer Unzüchtigen der Genuß vom Zehnerlaubt ist, hat man in diesem Falle die Frau bestraft., ist sie die Tochter eines Priesters, so darf sie keine Priesterhebe genießen45 auch rabbinisch verordnete Priesterhebe (תרומה דרבנן) nicht.. Weder die Erben des einen noch die des andern erben ihre Ketuba46 Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat, so sind hier unter Ketuba die Voransprüche gemeint, die sonst die Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten (כתובת בנין דכרין ; vgl. Mischna Ketubot IV, 10).. Wenn sie gestorben sind47 ohne Kinder zu hinterlassen., so müssen die Brüder des einen wie die des andern die Chaliza erteilen und dürfen nicht die Leviratsehe vollziehen48 Nach der ersten in N. 32 angeführten Ansicht müssen die Brüder des ersten Gatten nach der Tora Chaliza (Deut. 25, 7—10) erteilen, während ihnen die Leviratsehe (Deut. 25, 5—6) von den Rabbinen verboten ward; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen. Nach der zweiten in N. 32 angeführten Ansicht ist umgekehrt die von den Brüdern des zweiten Gatten zu erteilende Chaliza die nach der Tora notwendige, und die von den Brüdern des ersten Gatten zu erteilende die von den Rabbinen bestimmte.. Wenn er seinen Namen, ihren Namen, den Namen seiner Stadt oder den Namen ihrer Stadt geändert hat49 Nach manchen Erklärern spricht hier die Mischna davon, daß ein gänzlich anderer Name im Scheidebriefe angegeben ist, so daß dieser nach dem Toragesetz ungültig ist. Nach anderen Erklärern aber spricht hier die Mischna von dem Fall, daß von verschiedenen Namen, die er führte, nur einer angegeben ist (vgl. IV, 2 und dorts. N. 8f.; vgl. zum Ganzen תוספות י״ט)., so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden, und alle diese Bestimmungen50 die oben angeführt sind. gelten für sie.", "51 Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (תצא מזה ומזה וכו׳) gelten. Wenn die Nebenfrau einer der wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verbotenen Frauen, von denen sie52 die Weisen. gesagt haben, daß ihre Nebenfrauen erlaubt sind53 d. h. nach dem Tode ihres Mannes ohne Chaliza einen anderen Mann heiraten dürfen. Vgl. S. 3 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 3., sich verheiratet hat und es sich herausstellt, daß jene54 die dem Schwager verbotene Frau. unfruchtbar55 s. S. 4, N. 25. ist56 In diesem Falle müßte die Nebenfrau entweder den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen. Vgl. S. 4 Mischna Jebamot I, 1 und dorts. N. 26., so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden57 Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden., und alle diese Bestimmungen58 die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten. gelten für sie.", "51 Mischna 6 und 7, die nicht das Hauptthema des Traktats behandeln, sind nur im Anschluß an Mischna 5 hierhergesetzt, weil auch für die in ihnen behandelten Fälle die in jener Mischna gegebenen Bestimmungen (תצא מזה ומזה וכו׳) gelten. Wenn jemand an seiner Schwägerin die Leviratsehe vollzogen hat, und deren Nebenfrau einen andern geheiratet hat59 Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen hat, wird die Leviratsehe nur an einer vollzogen, und die andere darf ohne weiteres einen andern heiraten. Vgl. S. 24 Mischna Jebamot IV, 11 und dorts. N. 77f., und es sich herausstellt, daß jene60 die vom Schwager geheiratete. unfruchtbar55 s. S. 4, N. 25. ist61 In diesem Falle müßte, da der Schwager jene nach Mischna Jebamot VIII, 5 nicht heiraten darf, die Nebenfrau den Schwager heiraten, oder die Chaliza vollziehen., so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden57 Sie muß von dem neuen Gatten getrennt werden und darf auch vom Schwager nicht geehelicht werden., und alle diese Bestimmungen58 die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten. gelten für sie.", "Wenn der Schreiber dem Mann einen Scheidebrief und der Frau eine Quittung62 über den Ketubabetrag (vgl. S. 307, N. 38). geschrieben und sich geirrt und den Scheidebrief der Frau und die Quittung dem Mann gegeben hat, und diese sie einander gegeben haben, und später63 nachdem die Frau wieder geheiratet hat. der Scheidebrief vom Mann und die Quittung von der Frau vorgezeigt wird64 Die Frau ist also vom ersten Mann noch gar nicht geschieden., so muß sie von dem einen wie von dem andern getrennt werden, und alle diese Bestimmungen58 die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten. gelten für sie. R. Eliëser sagt: Wenn er sofort65 Dies bedeutet nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 80b): noch vor der neuerlichen Eheschließung. Zur Etymologie des Wortes לאלתר s. III, N. 14. vorgezeigt worden ist, so ist dies kein (gültiger) Scheidebrief66 und die Scheidung muß nochmals vorgenommen werden., wenn aber erst später67 nach der neuerlichen Eheschließung., so ist dies ein (gültiger) Scheidebrief, da der Erste nicht befugt ist68 לא כל הימנו wörtl.: Es ist nicht alles von ihm (abhängig)., das Recht des Zweiten zunichte zu machen69 Der frühere Gatte und die Frau könnten gemeinsame Sache gemacht und die Dokumente nachträglich vertauscht haben (Raschi).. Wenn jemand (einen Scheidebrief) geschrieben hat, um sich von seiner Frau scheiden zu lassen, und sich hernach eines andern besonnen hat, so hat er sie, so sagen Bet-Schammai, zur Priesterehe ungeeignet gemacht70 Es ist dies eine rabbinische Bestimmung. Nach der Tora ist lediglich die wirklich Geschiedene dem Priester zur Ehe verboten (Lev. 21, 7).. Bet-Hillel aber sagen: Selbst wenn er ihn ihr mit einer Bedingung71 Zur Etymologie des Wortes תנאי vgl. S. 119, N. 63 . gegegeben hat, und die Bedingung nicht erfüllt worden ist, hat er sie zur Priesterehe nicht ungeeignet gemacht.", "72 Der erste Teil dieser Mischna (bis מפני שאין לבו גס בה) findet sich in anderem Zusammenhang mit unwesentlicher Änderung Edujot IV, 7. Wenn jemand sich von seiner Frau geschieden hat, und sie darauf mit ihm in einer Herberge73 Zu פונדקי, besser ed. princ. der Mischna (Neapel 1492): פונדק vgl. S. 91, N. 59. übernachtet hat74 worüber Zeugen vorhanden sind., so bedarf sie, so sagen Bet-Schammai, von ihm keines zweiten Scheidebriefes. Bet-Hillel aber sagen: Sie bedarf von ihm eines zweiten Scheidebriefes75 Die Zeugen, die aussagen, daß die beiden allein zusammen waren, gelten so viel, als ob bezeugt wäre, daß der Mann seiner Frau beigewohnt hat (הן הן עדי ייחוד הן הן עדי ביאה). Von dieser Beiwohnung nimmt man an, daß sie in der Absicht geschah, die Frau dadurch neuerlich zu ehelichen (Talmud 81b).. Wann (gilt dies)? Wenn sie nach der Verheiratung geschieden worden ist. Sie76 Bet Hillel. gestehen aber zu, daß sie, wenn sie nach der Verlobung77 die durch קידושין erfolgt. geschieden worden ist, keines zweiten Scheidebriefes von ihm bedarf, weil er mit ihr nicht vertraut ist78 und nicht anzunehmen ist, daß er ihr beigewohnt hat.. Wenn jemand auf Grund eines kahlen Scheidebriefes79 s. Schluß der nächsten Mischna und N. 86. eine (Frau) geheiratet hat80 Der frühere Gatte hatte ihr einen „kahlen Scheidebrief“ gegeben., so muß sie von dem einen wie von dem andern81 von dem zweiten und von dem früheren Gatten. getrennt werden, und alle diese Bestimmungen58 die in Mischna 5 angeführt sind. Nach Jeruschalmi (VIII, 6; vgl. auch Tossifta VI) entspricht die Mischna hier lediglich der Ansicht des R. Akiba, wonach jedes in einer nach dem Toragesetz verbotenen Ehe erzeugte Kind ein ממזר wird, auch wenn die Übertretung des Verbotes nicht mit der כרת-Strafe bestraft wird (vgl. S. 24f. Mischna Jebamot IV, 12f. und dorts. N. 86). Die Frau hat hier, wenn sie ohne Chaliza geheiratet hat, lediglich ein einfaches Verbot (Deut. 25, 5) übertreten. gelten für sie82 Der Scheidebrief ist ungültig, weil anzunehmen ist, daß der Mann mehr Zeugen zur Unterzeichnung bestimmt hat, als unterzeichnet sind. Vgl. VI, 7 (Talmud 81b; vgl. Raschi z. St.). Auch hier entspricht die Mischna der Ansicht des R. Meïr (N. 58; Talmud 86a)..", "Jeder83 auch solche, die sonst als Zeugen nicht zulässig sind (Verwandte, Sklaven, Gesetzesübertreter). darf (die Zeugenunterschriften) eines kahlen Scheidebriefes ergänzen84 wenn zwei (nach einer in der Gemara 81b angeführten amoräischen Ansicht: drei) auch sonst zulässige Zeugen unterzeichnet sind.; so sagt Ben Nannos. R. Akiba sagt: Nur Verwandte, die sonst als Zeugen zulässig sind, dürfen sie ergänzen85 nicht aber andere sonst als Zeugen Unzulässige, da zu befürchten ist, daß man diese auch sonst als Zeugen verwenden würde (Talmud 81b). Es darf übrigens nur ein sonst unzulässiger Zeuge unterschrieben sein; alle übrigen müssen auch sonst zulässige sein (Talmud 81b und 82a).. Was ist ein „kahler Scheidebrief“? Einer, der mehr Falten als Zeugen (unterschriften) hat86 Ein „kahler Scheidebrief“ ist ein „gefalteter Scheidebrief“ (גט מקשר), der zu wenig Zeugenunterschriften hat. Über den גט מקשר handelt Mischna Baba batra X, 1f.; über den Ort der Zeugenunterschriften im גט מקשר sind die Meinungen der Amoräer verschieden (vgl. Baba batra 160b, 161a und b). Aus den genannten Quellen ist nicht klar ersichtlich, wie eine solche Urkunde beschaffen war. Nach den meisten Erklärern hat man eine Zeile des Bogens geschrieben, die zweite leer gelassen und diese mit der ersten zusammengefaltet und genäht. Hierauf hat man wieder die dritte Zeile geschrieben, die vierte leer gelassen und diese mit der dritten zusammengefaltet, und so fort bis zum Ende des wesentlichen Teiles der Urkunde (תורף). Der unwesentliche Teil der Urkunde (טופס) war nicht gefaltet. Eine solche Urkunde hatte mindestens drei Falten. Auf jeder Falte war auf der Außenseite des unbeschriebenen Stückes ein Zeuge unterschrieben, so daß eine solche Urkunde mindestens drei Zeugen hatte. Sind jedoch mehr Falten daran, so müssen, wie dies unsere Mischna lehrt, entsprechend mehr Zeugen unterzeichnet sein. Der Zweck der Herstellung einer solchen gefalteten Urkunde, die nicht nur bei Scheidebriefen üblich war, mag darin bestanden haben, die Beteiligten auf die Wichtigkeit der Handlung hinzuweisen und den Text vor Fälschungen zu bewahren. Nach Baba batra 160b wurde das Falten des Scheidebriefes bei Ehescheidungen der Priester angeordnet, damit sie während der langen Zeit, die die Anfertigung eines solchen Scheidebriefes erfordert, sich die Sache überlegen und sich von der Frau, die sie nach erfolgter Scheidung nicht zurücknehmen dürfen (Lev. 21, 7), nicht übereilt scheiden lassen. (Vgl. zur Herstellung und Form des גט מקשר Dr. L. Fischer im Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft IX, S. 52ff. und S. 84ff.)." ], [ "Wenn jemand, der sich von seiner Frau scheiden ließ, zu ihr gesagt hat1 bei der Übergabe des Scheidebriefes.: „Du seist nun jedem Menschen erlaubt2 zur Ehe., nur nicht dem N. N.“, so erklärt sie R. Eliëser für erlaubt3 Der Scheidebrief ist gültig.. Die Weisen aber erklären sie für verboten. Wie soll er tun? Er soll ihn4 den Scheidebrief. ihr abnehmen und ihr ihn nochmals geben und zu ihr sagen: „Du seist nun jedem Menschen erlaubt.“ Wenn er es5 diese ausschließende Bestimmung. in ihn4 den Scheidebrief. geschrieben hat, so ist er, auch wenn er es wieder ausradiert hat, ungültig.", "(Wenn jemand gesagt hat6 zu seiner Frau bei der Übergabe des Scheidebriefes.: „Du seist nun jedem Menschen erlaubt2 zur Ehe., nur nicht meinem Vater, deinem Vater, meinem Bruder, deinem Bruder, einem Sklaven, einem Nichtjuden“, oder sonst jemandem, dessen Eheschließung mit ihr ungültig ist7 wie bei den genannten Personen. Es ist dies bei allen von der Tora wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung (כרת) verbotenen Ehen der Fall (Talmud 85a)., so ist er8 der Scheidebrief. gültig9 weil in diesen Fällen die Worte des Mannes keine ausschließende Bestimmung darstellen, da die Eheschließung mit den genannten Personen ohnehin nicht rechtsgültig wäre.. (Wenn er gesagt hat): „Du seist nun jedem Menschen erlaubt, nur nicht als Witwe einem Hohenpriester, als Geschiedene oder Chaluza10 s. S. 323, N. 7. einem gemeinen11 dorts. N. 8. Priester12 Auch auf Grund der jetzt erfolgten Scheidung würde die Frau als Geschiedene einem Priester zur Ehe verboten. גרושה ,אלמנה und חלוצה steht hier also ungenau., als Bastardin13 s. S. 323, N. 9. oder Nethina14 dorts. N. 10. einem Israeliten15 d. i. einem Nichtpriester., als Tochter eines Israeliten einem Bastard oder Nathin“, oder sonst jemandem, dessen Eheschließung mit ihr gültig ist16 wenn sie nicht verheiratet ist, wie bei den genannten Personen. Bei sämtlichen nach der Tora verbotenen Ehen, bei denen die Übertretung weder mit der Strafe der Ausrottung (כרת) noch mit gerichtlicher Todesstrafe (מיתת בית דין) bedroht ist, ist die Eheschließung rechtsgültig, also auch die mit einem zum Judentum übergetretenen Ammoniter und Moabiter (Deut. 23, 4) oder mit einem zum Judentum übergetretenen Ägypter und Edomiter im ersten und zweiten Geschlecht (Deut. 23, 8—9; Talmud 85a)., wenn auch eine Gesetzesübertretung damit verbunden ist, so ist er ungültig17 weil in diesen Fällen die Worte des Mannes eine ausschließende Bestimmung darstellen..", "Der Hauptbestandteil18 גוף wörtl. „Körper“ übertr. „Hauptsache“. Vgl. עצמו (כל) S. 314, N. 37. des Scheidebriefes lautet: „Du bist nun jedem Menschen erlaubt.“2 zur Ehe. R. Jehuda sagt: (Er lautet): „Und dieses sei dir von mir Scheidungsschrift, Entlassungsbrief und Befreiungsurkunde19. Die Reihenfolge der drei Ausdrücke wird verschieden angegeben. Manche Texte: גט פטורין ,ספר תרוכין ,אגרת שבוקין; Maim. (הלכות גירושין IV, 12) u. a. ספר תרוכין, גט פטורין, אגרת שבוקין. Im Mischnatext des Jeruschalmi u. a. fehlt גט פטורין., damit du gehen kannst, um dich mit wem du willst zu verheiraten.“20 Es muß aus dem Scheidebrief ersichtlich sein, daß der Mann mit ihm und nicht etwa mündlich die Scheidung vollzieht (Talmud 85b). Der Hauptbestandteil des Freibriefes21 s. I, N. 21. lautet: „Du bist nun eine Freie; du gehörst nun dir selber an.“22 Veranlaßt durch das Vorhergehende, führt die Mischna den Text des Freibriefes einer Sklavin an. In manchen Edd. statt dessen der entsprechende Text des Freibriefes eines Sklaven: הרי אתה בן חורין, הרי אתה לעצמך.", "Drei Scheidebriefe sind ungültig23 nach den Rabbinen. Die Frau darf, wenn sie einen solchen Scheidebrief erhalten hat, nicht eine neue Ehe eingehen; s. noch N. 26.; wenn sie24 die Frau nach Erhalt eines solchen Scheidebriefes. aber geheiratet hat, so ist das Kind25 aus der neuen Ehe. unbemakelt26 d. h. kein Bastard (ממזר), weil nach der Tora ein solcher Scheidebrief gültig ist. Vgl. auch Mischna Jebamot III, 8. Ob die neue Ehe nach den Rabbinen wieder geschieden werden muß, darüber besteht eine Meinungsverschiedenheit unter den Amoräern. Nach einer Ansicht muß die Ehe geschieden werden, wenn noch kein Kind geboren ist; wenn ein Kind bereits geboren ist, nicht. Nach einer anderen Ansicht muß die Ehe in keinem Falle getrennt werden (Talmud 86b).. Wenn er27 der Mann. ihn mit eigener Hand geschrieben hat und keine Zeugen darauf (unterzeichnet) sind28 die eigene Handschrift ersetzt geschehenenfalls die Zeugen (vgl. Tossafot auf 3b s. v. שלשה גטין פסולין).; wenn Zeugen darauf (unterzeichnet) sind, aber kein Datum darauf ist; wenn ein Datum darauf ist, aber nur ein Zeuge darauf (unterzeichnet) ist29 Nach einer amoräischen Ansicht (Talmud 86a und b) spricht auch hier die Mischna von dem Fall, daß der Mann selbst den Scheidebrief geschrieben hat. Andernfalls wäre, wenn nur ein Zeuge ihn unterschrieben hat, der Scheidebrief auch nach der Tora ungültig und das Kind ein Bastard (vgl. Raschi z. St.). Danach will, wie dies Raschi z. St. erklärt, die Anführung des ersten Falles: כתב בכתב ידו ואין עליו עדים lehren, daß das Kind unbemakelt ist, obwohl gar kein Zeuge unterzeichnet ist; die Anführung des letzten Falles: אין בו אלא עד אחד, daß der Scheidebrief rabbinisch ungültig ist, obwohl ein Zeuge unterzeichnet ist. Nach einer andern amoräischen Ansicht (Talmud dorts.) aber ist hier von einem Scheidebrief die Rede, den ein Schreiber geschrieben und ein Zeuge unterzeichnet hat. Der Schreiber ersetzt geschehenenfalls den zweiten Zeugen (vgl. Raschi zur Mischna).. Diese drei Scheidebriefe sind ungültig; wenn sie aber geheiratet hat, so ist das Kind unbemakelt. R. Eliëser sagt: Auch wenn keine Zeugen darauf (unterzeichnet) sind, er ihn ihr aber vor Zeugen gegeben hat, ist er gültig30 auch wenn der Mann ihn nicht eigenhändig unterschrieben hat., und sie kann (damit von hypothekarisch belasteten Gütern31 s. S. 150, N. 48. (ihre Ketuba) einfordern, denn daß die Zeugen den Scheidebrief unterschreiben, hat man lediglich des allgemeinen Wohles32 s. IV, N. 7. wegen verordnet33 R. Eliëser ist der Ansicht עדי מסירה כרתי (IV, N. 14). Der vorangeh. anonyme Mischnalehrer (תנא קמא) ist hingegen der Ansicht עדי חתימה כרתי (I, N. 31; vgl. Tossafot auf 86a s. v. שלשה גטין פסולין und dazu מהרש״א)..", "Wenn zwei (Männer) zwei gleichlautende34 Die Namen stimmen überein. Scheidebriefe geschickt haben35 damit man sie ihren Frauen übergebe. und diese miteinander vermischt worden sind, so gibt man beide der einen (Frau) und beide der andern36 so daß jede der beiden Frauen den für sie bestimmten Scheidebrief bekommen hat.. Daher ist, wenn einer der beiden (Scheidebriefe) verlorengegangen ist, der zweite nichtig37 Der Scheidebrief darf für keine der beiden Frauen zur Verwendung kommen, da man in jedem Falle besorgen muß, daß er vielleicht für die andere Frau bestimmt ist.. Wenn fünf (Männer) gemeinschaftlich einen Scheidebrief geschrieben haben: „N. N. läßt sich von der N. N. scheiden und N. N. von der N. N.“ und die Zeugen darunter (unterzeichnet) sind38 Nach der Erklärung des Amoräers R. Jochanan bedeutet dies: Es wurde am Anfang des Formulares das Datum geschrieben, darauf die in der Mischna angeführten Worte und hierauf der übrige Teil des Scheidebriefes für alle fünf Frauen gemeinsam. Nach der Erklärung des Amoräers R. Simon ben Lakisch aber mußte noch vor den in der Mischna angegebenen Worten die Zusammenfassung stehen: … אני פלוני ופלוניגרשנו נשותינו פלונית ופלונית „Wir N. N. und N. N. … lassen uns von unseren Frauen N. N. und N. N. … scheiden.“ Andernfalls wäre so wie im nächsten in der Mischna besprochenen Fall der Scheidebrief nur für die letzte Frau verwendbar (Talmud 76b und 77a)., so ist er für alle gültig und wird jeder einzelnen (Frau) gegeben. Wenn aber für jede einzelne (Frau) ein besonderer Text39 טופס gr. τύπος, lat. typus „Form, Umriß“. geschrieben worden ist40 D. h. es wurde auf ein gemeinsames Blatt für jede einzelne ein besonderes Formular geschrieben und das Datum bei jedem Scheidebrief wiederholt. Die Zeugenunterschriften stehen am Schlusse des Blattes (Talmud dorts., vgl. Maim. Mischnakommentar). und die Zeugen darunter (unterzeichnet) sind, so ist nur der, mit dem die Zeugen(unterschriften) mitgelesen werden41 d. h. der letzte Scheidebrief., gültig42 weil sich die Zeugenunterschriften möglicherweise nur auf ihn beziehen..", "Wenn man zwei Scheidebriefe nebeneinander43 auf ein Blatt. geschrieben hat, und zwei hebräische Zeugen darunter von dem einen (Scheidebrief) zu dem andern unterzeichnet sind, und zwei griechische44 d. h. griechisch sprechende Juden. Zeugen darunter von dem einen (Scheidebrief) zu dem andern unterzeichnet sind45 Die vier untereinanderstehenden Zeugenunterschriften, die jede den Namen des Zeugen und den Namen seines Vaters enthält (N. N. Sohn des N. N.), füllen die volle Breite der beiden Scheidebriefe aus. Bei einer hebräischen Zeugenunterschrift befindet sich dann der Name des Zeugen rechts, also unter dem rechtsstehenden Scheidebrief, der Name des Vaters links, unter dem linksstehenden. Bei der griechischen Zeugenunterschrift aber (die griechische Schrift geht von links nach rechts) steht dann umgekehrt der Name des Zeugen unter dem linksstehenden Scheidebrief, und der Name des Vaters unter dem rechtsstehenden (vgl. Maim. Mischnakommentar)., so ist der (Scheidebrief), mit dem die ersten Zeugen(unterschriften) mitgelesen werden46 der rechtsstehende. Auf diesen beziehen sich die hebräischen Zeugenunterschriften; s. vorherg. N., gültig. Wenn ein hebräischer und ein griechischer Zeuge, ein hebräischer und ein griechischer Zeuge47 Manche Texte: עד אחד עברי ועד אחד יוני עד אחד יוני ועד אחד עברי. darunter von dem einen (Scheidebrief) zu dem andern unterzeichnet ist, so sind beide (Scheidebriefe) ungültig48 Nach der Erklärung des Jeruschalmi (zur Mischna) sind im ersten Falle der linksstehende und im letzten Falle beide Scheidebriefe darum ungültig, weil die notwendigen Zeugenunterschriften zu weit von ihrem Text entfernt stehen resp. von ihm durch etwas nicht zum Scheidebrief Gehöriges getrennt sind. Im ersten Falle sind die auf den linksstehenden Scheidebrief sich beziehenden griechischen Zeugenunterschriften von seinem Text über zwei Zeilen entfernt, was nicht gestattet ist. Im letzten Falle ist der rechtsstehende Scheidebrief ungültig, weil die zweite auf ihn sich beziehende hebräische Zeugenunterschrift von seinem Text über zwei Zeilen entfernt ist und überdies von der ersten Zeugenunterschrift durch den Namen des Vaters des ersten griechischen Zeugen getrennt ist. Der linksstehende Scheidebrief ist ungültig, weil die erste auf ihn sich beziehende griechische Unterschrift von seinem Text durch den Namen des Vaters des ersten hebräischen Zeugen getrennt ist, die zweite aber vollends über drei Zeilen von seinem Text entfernt und durch die Vaternamen der jüdischen Zeugen getrennt ist. Die Gemara des babylonischen Talmud aber lehnt eine solche Erklärung mit den Worten ab: וכ״ת כיון דמופלג בשני שטין לא והאמר חזקיה מלאהו בקרובים כשר. D. h. die Scheidebriefe können hier nicht wegen des zu großen Abstandes der Zeugenunterschriften vom Text ungültig werden, da der Zwischenraum durch die Zeugenunterschriften des jeweils anderen Scheidebriefes ausgefüllt ist, so wie eine Urkunde nicht ungültig wird, wenn der zu große Zwischenraum zwischen Text und Zeugenunterschrift durch die Unterschrift von Verwandten, die als Zeugen untauglich sind, ausgefüllt ist. Vielmehr ist im ersten Falle der Mischna der linksstehende Scheidebrief darum ungültig, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise auch der eine oder beide griechische Zeugen in Nachahmung der vor ihnen unterschriebenen hebräischen Zeugen nach hebräischer Art sich unterzeichnet haben, d. h. also rechts ihren eigenen Namen und links den Namen des Vaters gesetzt haben, so daß dann der linksstehende Scheidebrief nur von einem resp. überhaupt von keinem Zeugen unterschrieben wäre. Dementsprechend ist im letzten Falle der linksstehende Scheidebrief ungültig, weil zu befürchten ist, daß der eine oder beide griechische Zeugen nach hebräischer Art unterschrieben haben, der rechtstehende aber, weil zu befürchten ist, daß diesmal ausnahmsweise der zweite hebräische Zeuge so wie der vor ihm unterzeichnete griechische Zeuge unterzeichnet hat, also seinen Namen unter den linksstehenden und den Namen des Vaters unter den rechtsstehenden Scheidebrief gesetzt hat, so daß dieser nur von einem Zeugen unterzeichnet wäre (Talmud 87b; vgl. Tossafot z. St. s. v. עד אחד עברי ועד אחד יוני und Maim. Mischnakommentar)..", "Wenn man etwas von dem Text des Scheidebriefes übriggelassen und auf die zweite Kolumne49 auf demselben Pergamentblatt, so daß die beiden Teile nebeneinander stehen. דף wörtl. Brett. geschrieben hat, und die Zeugen darunter50 unter der zweiten Kolumne. (unterzeichnet) sind, so ist er gültig51 Es muß aber an den Rändern des Pergamentblattes zu erkennen sein, daß nichts weggeschnitten worden ist (Talmud 88a).. Wenn die Zeugen am Kopf der Kolumne52 über dem Scheidebrief. unterschrieben haben, oder an der Seite, oder bei einem einfachen Scheidebrief53 der nicht gefaltet ist, während beim gefalteten (גט מקשר) die Zeugen auf der Rückseite unterschreiben (vgl. VIII, N. 86). Vgl. auch Mischna Baba batra X, 1. auf seiner Rückseite, so ist er ungültig. Wenn man den Kopf eines (Scheidebriefes) mit dem Kopf eines andern zusammengesetzt54 הקיף Hiph‘il von נקף „kreisen, umgeben“, dann auch „nahe sein, anhangen“. hat55 Die Scheidebriefe stehen übereinander auf einem Blatt, die Texte beider beginnen in der Mitte des Blattes und verlaufen nach entgegengesetzten Richtungen. und die Zeugen in der Mitte56 zwischen den Scheidebriefen. (unterzeichnet) sind, so sind beide ungültig57 weil sich die Zeugenunterschriften auf keinen der beiden beziehen.. (Wenn man) den Schluß des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat)58 Die Texte beginnen an den gegenüberliegenden Rändern des Blattes. und die Zeugen in der Mitte (unterzeichnet) sind, so ist der (Scheidebrief), mit dem die Zeugen(unterschriften) mitgelesen werden,59 d. h. der, dessen Ende die Oberseite der Buchstaben, aus denen die Zeugenunterschrift besteht, zugewandt ist. gültig. (Wenn man) den Kopf des einen (Scheidebriefes) mit dem Schluß des andern (zusammengesetzt hat)60 Die Texte stehen untereinander und werden in gleicher Richtung gelesen. und die Zeugen in der Mitte (unterzeichnet) sind, so ist der (Scheidebrief), mit dessen Schluß die Zeugenunterschriften) mitgelesen werden61 der obere., gültig.", "Wenn ein Scheidebrief hebräisch geschrieben ist und seine Zeugenunterschriften griechisch sind, oder er griechisch (geschrieben) ist und seine Zeugenunterschriften hebräisch sind, oder wenn eine Zeugenunterschrift hebräisch und eine griechisch ist, oder wenn der Schreiber und ein Zeuge ihn geschrieben haben62 Nach einer amoräischen Erklärung (Talmud 88a) bedeutet כתב hier als gemeinsames Prädikat zu סופר und עד: unterzeichnen. Danach besagt die Mischna, daß der Scheidebrief gültig ist, wenn der Schreiber selbst und noch ein Zeuge ihn unterschrieben haben. (Es ist nicht zu befürchten, daß der Mann einen andern mit der Unterzeichnung beauftragt hat und man den Schreiber, um ihn nicht zu beschämen, unterzeichnen ließ.) Diese Erklärung muß auch nach der in N. 29 als erste angeführten Ansicht gegeben werden (vgl. Raschi auf 86b s. v. ורב). Nach der dort als zweite angeführten Ansicht aber spricht die Mischna hier von einem Scheidebrief, den ein Schreiber geschrieben und nur ein Zeuge unterzeichnet hat. Daß in Mischna 4 ein solcher Scheidebrief für ungültig, hier aber für gültig erklärt wird, wird durch die Erklärung in Übereinstimmung gebracht, daß dort von einem nicht bewährten Schreiber, hier aber von einem bewährten (מובהק) die Rede ist (Talmud 86b)., so ist er gültig. (Wenn die Zeugenunterschrift lautet): „N. N., Zeuge“, so ist er gültig; (wenn): „Sohn des N. N., Zeuge“, so ist er gültig; (wenn): „N. N., Sohn des N. N.“, ohne daß er „Zeuge“ geschrieben hat, so ist er gültig. So63 auf die letzte Weise. In manchen Texten folgt der Satz עושיןוכך dem im vorliegenden Texte folgenden Satz: .כשרכתב pflegten auch die Reingesinnten in Jerusalem zu tun. Wenn man seinen Beinamen64 nach der Gemara (88a): der Stammesname, Name des Ahns. Die Etymologie des Wortes ist dunkel. oder ihren Beinamen geschrieben hat, so ist er gültig. Ein durch Israeliten erzwungener65 מעשה, ed Lowe מעוסה, pass. von Pi“el עַשֵֹּה ar. עַסִּי „kneten, pressen, zwingen“; vgl. עִשֹּוּ Ez. 28, 3 und 8 (Ges.-Buhl Wb17, S. 624 s. v. עשה II). Scheidebrief66 d. h. wenn das jüdische Gericht den Mann zu einer vom Gesetz vorgeschriebenen Scheidung von seiner Frau zwingt. ist gültig67 obwohl eine Scheidung ohne Einwilligung des Mannes ungültig ist. Mischna Arachin V, 6 wird dies näher erklärt: וכן אתה אומר בגטי נשים כופין אותו עד שיאמר רוצה אני „So ist es auch bei Scheidebriefen. Man nötigt ihn, bis er sagt: Es ist mein eigener Wille.“ Wieso dann von einer willentlichen Scheidung die Rede sein kann, erklärt Maim. הלכות גירושין II, 28 durch die hier in Übersetzung wiedergegebenen Worte: „Als ,gezwungen‘ kann nur einer bezeichnet werden, der gedrängt und genötigt wird eine Sache zu tun, die zu tun er nach der Tora nicht verpflichtet ist, wie z. B. einer, der geschlagen wird, bis er (etwas) verkauft oder hergibt. Der aber, den sein böser Trieb überwältigt hat, ein Gebot nicht zu tun oder ein Verbot zu übertreten, und nun geschlagen wird, bis er das, was zu tun er verpflichtet ist, tut, oder bis er das, was zu tun verboten ist, unterläßt, der ist nicht von uns gezwungen worden, sondern umgekehrt hat er selbst sich vergewaltigt durch seinen bösen Sinn. Wenn daher einer (der nach dem Gesetz dazu verpflichtet ist) sich von seiner Frau nicht scheiden lassen will — er will aber zu Israel gehören und alle Gebote halten und von allen Übertretungen lassen; es hat ihn nur sein böser Trieb überwältigt — und dann, wenn er geschlagen wird, bis sein Trieb schwach geworden ist, erklärt: ,Es ist mein eigener Wille‘, so scheidet er sich willentlich“ (vgl. auch Hirsch, Kommentar zu Lev. 1, 3)., ein durch Nichtjuden (erzwungener) aber ungültig. Wenn ihn aber die Nichtjuden schlagen und zu ihm sagen: „Tu, was die Israeliten dich heißen!“, so ist er gültig68 weil in diesem Falle die Nichtjuden lediglich als Beauftragte der jüdischen Gerichtsbarkeit gelten. In vielen Texten fehlt das Wort כשר, ohne daß dadurch der Sinn des Satzes alterniert würde (vgl. Tossafot auf 88b, s. v. ובעובדי כוכבים)..", "Wenn über sie69 über eine unverheiratete Frau. in der Stadt das Gerücht geht, daß sie angetraut worden ist70 ohne daß eine gültige Zeugenaussage vorliegt. Das Gerücht muß aber durch verschiedene Indizien bekräftigt sein (Talmud 89a)., so gilt sie als angetraut71 insofern als sie keinen andern außer den Betreffenden heiraten darf.; daß sie geschieden worden ist, so gilt sie als geschieden72 Nach einer amoräischen Erklärung bezieht sich dies auf die Frau, von der eingangs die Rede ist. Wenn, nachdem das Gerücht verbreitet war, daß sie geheiratet hat, neuerdings das Gerücht sich verbreitet, daß sie wieder von dem Manne geschieden worden ist, so darf sie wieder jeden andern heiraten. (Keinesfalls aber könnte auf Grund eines auch noch so starken Gerüchtes eine verheiratete Frau als geschieden und damit jedermann zur Ehe erlaubt erklärt werden; vgl. Raschi zur Mischna.); nur darf nicht ein Grund73 der das Gerücht abschwächt und aufhebt. אמתלא ed Lowe מיתלה (hebr. משל) „Ausrede, Begründung“. vorhanden sein. Was ist ein (solcher) Grund? (Wenn es heißt): „N. N. hat sich von seiner Frau unter einer Bedingung74 zu תנאי vgl. S. 119, N. 63 . scheiden lassen“75 weil die Bedingung vielleicht nicht erfüllt wurde.; „Er hat ihr das Trauungsobjekt zugeworfen, und es war zweifelhaft, ob es näher zu ihr oder zu ihm lag“76 so daß die Gültigkeit zweifelhaft ist; vgl. S. 16, Mischna Jebamot III, 8 und dorts. Nn. 49—51.; das ist ein (solcher) Grund.", "Bet-Schammai sagen: Man darf sich von seiner Frau nur scheiden lassen, wenn man an ihr etwas Schändliches gefunden hat, denn es heißt (Deut. 24, 1): „ … weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat…“77 der ganze Vers: כי יקח איש אשה ובעלה והיה אם לא תמצא חן בעיניו כי מצא בה ערות דבר וכתב לה ספר כריתת ונתן בידה ושלחה מביתו. .. Bet-Hillel aber sagen: Auch wenn sie seine Speise anbrennen ließ, denn es heißt: „ … weil er an ihr etwas Schändliches gefunden hat …“ R. Akiba sagt: Auch wenn er eine andere gefunden hat, die schöner ist als sie, denn es heißt (dorts.): „ … so sei es, wenn sie keine Gunst findet in seinen Augen …“" ] ], "sectionNames": [ "Chapter", "Mishnah" ] }