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"language": "en",
"title": "Mishnah Nedarim",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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"priority": 0.5,
"license": "Public Domain",
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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"heTitle": "משנה נדרים",
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"Mishnah",
"Seder Nashim"
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"text": [
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"Alle Umschreibungen der Gelübdeformeln sind gleich den Gelübdeformeln selbst, die der Bannformeln den Bannformeln selbst, die der Eidformeln den Eidformeln selbst und die der Nasiratformeln den Nasiratformeln selbst. Wenn einer zum andren sagt: „es sei mir durch Gelübde verboten, (oder) ich will von Dir abgesondert sein, (oder) ich will von Dir entfernt sein, dass ich nichts von dem Deinigen essen werde, (oder) dass ich nichts von dem Deinigen kosten werde,“ so ist es ihm verboten. [Wenn einer zum andren sagt:] „ich will von Dir verstossen sein,“ so zögerte R. Akiba hierbei in erschwerendem Sinne zu entscheiden. [Wenn jemand sagt:] „wie die Gelübde der Frevler…,“ so ist er durch Gelübde verpflichtet hin- sichtlich des Nasirats, des Opfers und des Eides. [Wenn er aber sagt:] „wie die Gelübde der Frommen…,“ so hat er damit nichts gesagt. [Sagt er:] „wie ihre freiwilligen Gaben…,“ so ist er durch Gelübde verpflichtet hinsichtlich des Nasirats und des Opfers.",
"Wenn einer zum andren sagt: „Konam, Konach, Konas…“, so sind dies Umschreibungen für „Opfer“. [Wenn jemand sagt:] „Cherek, Cherech, Chereph…“, so sind dies Umschreibungen für „Banngelöbnis“. [Wenn jemand sagt:] „Nasik, Nasiach, Pasiach…“, so sind dies Umschreibungen für Nasiratformeln. [Wenn jemand sagt:] „Schebuta, Schekuka“, oder wenn jemand mit [der Formel] „Mota“ gelobt, so sind dies Umschreibungen für „Eid“.",
"Wenn jemand sagt: „nicht profan soll sein, was ich von dem Deinigen essen werde, [oder] nicht tauglich, nicht erlaubt, rein [und] unrein, Übriggebliebenes [und] Verworfenes“, so ist es ihm verboten. [Sagt er:] „wie das Lamm, wie die Schuppen, wie das Holz, wie die Feueropfer, wie der Altar, wie der Tempel, wie Jerusalem…“, oder wenn er gelobt bei einem von den Werkzeugen des Altars, obgleich er [das Wort] „Opfer“ nicht erwähnt, so ist das ein Gelübde wie mit [dem Worte] „Opfer“. R. Jehuda sagt: Wenn jemand sagt: „. . Jerusalem…“, so hat er damit nichts gesagt.",
"Wenn jemand sagt: „ein Ganzopfer, [oder] Speiseopfer, Sündopfer, Dankopfer, Friedensopfer sei, was ich von dem Deinigen essen sollte“, so ist es ihm verboten; R. Jehuda aber erlaubt es. [Wenn er sagt:] „das Opfer, [oder] wie Opfer, Opfer sei, was ich von dem Deinigen essen sollte“, so ist es ihm verboten. [Sagt er:] „zum Opfer, ich werde von dem Deinigen nicht essen“, so erklärt es ihm R. Meir für verboten. Wenn einer zum andren sagt: „Konam sei mein Mund, der mit Dir spricht, meine Hand, die mit Dir arbeitet, mein Fuss, der mit Dir geht“, so sind sie ihm verboten."
],
[
"Folgende [Gelübde] sind erlaubt: [Wenn jemand sagt:] „Profan sei, was ich von dem Deinigen essen werde, [oder] wie Schweinefleisch, wie ein Götze, wie Tierfelle, die dem Herzen gegenüber aufgerissen sind, wie Aas, wie Zerrissenes, wie Geschmeiss, wie Gewürm, wie die Teighebe Arons oder wie seine Hebe,“ so ist es [ihm] erlaubt. Wenn jemand zu seiner Frau sagt: „Du seist mir [verboten] wie meine Mutter“, so öffnet man ihm von andrer Seite einen Ausweg [zur Reue], damit er hierin nicht leichtsinnig sei. [Wenn jemand sagt:] „Konam, dass ich nicht schlafen, [oder] dass ich nicht sprechen, dass ich nicht gehen werde,“ [oder] wenn jemand zu seiner Frau sagt: „Konam, dass ich Dir nicht beiwohnen werde,“ so tritt hier [das Gesetz] in Kraft: „Er darf sein Wort nicht entweihen“ (Num. 33, 3). [Wenn jemand sagt:] „Ich schwöre, dass ich nicht schlafen, [oder] dass ich nicht reden, dass ich nicht gehen werde“, so ist es [ihm] verboten.",
"[Wenn jemand sagt:] „Opfer! Ich werde von dem Deinigen nicht essen, [oder] Opfer, dass ich von dem Deinigen essen werde, [oder] nicht Opfer, ich werde von dem Deinigen nicht essen,“ so ist es [ihm] erlaubt. [Wenn jemand sagt:] „ein Schwur! Ich werde von dem Deinigen nicht essen, [oder] ein Schwur, wenn ich von dem Deinigen essen werde, [oder] kein Schwur, ich werde von dem Deinigen nicht essen,“ so ist es [ihm] verboten. Hierin sind die Schwüre strenger als die Gelübde. Aber Gelübde sind auch [zuweilen] strenger als Schwüre. In welchem Falle z. B.? Wenn jemand sagt: „Konam sei die Laubhütte, die ich machen werde, [oder] der Lulab, den ich nehmen werde, die Gebetriemen, die ich anlegen werde,“ so ist es ihm [wenn] in Form von Gelübden [ausgesprochen] verboten, [wenn aber] in Form von Schwüren [ausgesprochen] erlaubt, weil man nicht schwören kann, die Gebote zu übertreten.",
"Es giebt ein Gelübde in einem andren, aber nicht einen Schwur in einem andren. Wie ist das zu verstehen? Wenn [z. B.] jemand sagt: „Ich will ein Nasir sein, wenn ich essen werde, ich will ein Nasir sein, wenn ich essen werde,“ und dann isst, so ist er durch jedes einzelne [Gelübde dazu] verpflichtet. [Wenn er aber sagt:] „Ich schwöre, dass ich von dem Deinigen nichts essen werde, ich schwöre, dass ich von dem Deinigen nichts essen werde,“ und dann isst, so ist er nur einmal schuldig.",
"Bei Gelübden ohne nähere Bestimmung ist in erschwerendem Sinne zu entscheiden, wenn sie aber genauer erklärt werden, in erleichterndem Sinne. Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jemand sagt: „Es sei mir [dieses Ding] wie gesalzenes Fleisch, wie Trankopfer-Wein,“ so ist es ihm, wenn er beim Geloben die Gott geweihten [Opfer] meinte, verboten, wenn er aber beim Geloben die dem Götzen geweihten [Opfer] meinte, erlaubt; wenn er es unentschieden liess, so ist es ihm verboten. [Wenn jemand sagt:] „Es sei mir [dieses Ding] wie Banngut,“ so ist es ihm, wenn er Gott geweihtes Banngut meinte, verboten, wenn aber den Priestern geweihtes Banngut, erlaubt; wenn er es unentschieden liess, ist es ihm verboten. [Wenn jemand sagt:] „Es sei mir [dieses Ding] wie Zehnt,“ so ist es ihm, wenn er beim Ge- loben den Zehnt vom Vieh meinte, verboten, wenn aber den von der Tenne, erlaubt; wenn er es unentschieden liess, ist es ihm verboten. [Wenn jemand sagt:] „Es sei mir [dieses Ding] wie Hebe“, so ist es ihm, wenn er beim Geloben die Hebe der Tempelhalle meinte, verboten, wenn aber die der Tenne, erlaubt; wenn er es unentschieden liess, ist es ihm verboten. Dies sind die Worte des R. Meir. R. Jehuda sagt: Wenn man „Hebe“ schlechthin sagt, so ist es, falls es in Judäa geschieht, verboten, falls in Galiläa, erlaubt, denn die Bewohner Galiläas kennen die Hebe der Tempelhalle nicht. Wenn jemand den Ausdruck „Banngut“ schlechthin [bei einem Gelübde] gebraucht, so ist es, falls es in Judäa geschieht, erlaubt, falls in Galiläa, verboten, denn die Bewohner Galiläas kennen das den Priestern geweihte Banngut nicht.",
"Wenn jemand mit dem Ausdruck „Cherem“ ein Gelübde tut und dann erklärt: „ich habe nur bei dem „Netze“ des Meeres gelobt,“ oder wenn jemand mit dem Ausdruck „Korban“ ein Gelübde tut und dann erklärt: „ich habe nur bei den „Geschenken“ für Könige gelobt,“ oder wenn jemand sagt: „azmi sei ein Opfer,“ und dann erklärt: „ich habe nur bei dem „Knochen“ gelobt, den ich mir hingelegt, um bei ihm ein Gelübde zu tun,“ oder wenn jemand sagt: „Konam sei der Genuss, den ich von meiner Frau habe,“ und dann erklärt: „ich habe nur gelobt von meiner frühern Frau, von der ich geschieden bin, [keinen Genuss zu haben,]“: so braucht man wegen aller dieser [Gelübde] nicht [die Gelehrten] zu befragen; wenn sie sie aber befragen, so bestraft man sie und erschwert es ihnen. Dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: man öffnet ihnen von andrer Seite einen Ausweg [zur Reue] und belehrt sie, damit sie nicht leichtsinnig mit Gelübden umgehen."
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"Vier Gelübde haben die Weisen für nichtig erklärt: Gelübde der Aneiferung, Gelübde der Übertreibung, Gelübde des Irrtums und Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges [unerfüllbar geworden sind]. Was ist unter Gelübden der Aneiferung zu verstehen? Wenn [z. B.] jemand einen Gegenstand verkauft und sagt: „Konam, dass ich dir vom [Preise eines] Sela nichts nachlasse,“ und der andre sagt: „Konam, dass ich dir zum [Betrage eines] Schekel nichts zulege,“ so waren beide mit drei Denaren einverstanden. Rabbi Elieser, Sohn Ja- kobs, sagt: auch wenn einer den andren durch Gelübde zwingt, bei ihm zu speisen. Man kann erklären: „jedes Gelübde, das ich tun werde, soll ungültig sein,“ nur muss man dessen im Momente des Gelobens eingedenk sein.",
"Was sind Gelübde der Übertreibung? Wenn jemand sagt: „Konam, wenn ich auf diesem Wege nicht soviele Menschen gesehen habe, wie einst aus Ägypten gezogen sind, [oder] wenn ich nicht eine Schlange gesehen habe, die dem Balken der Ölpresse glich.“ [Was sind] Gelübde des Irrtums? [Wenn jemand sagt: „Konam ] wenn ich gegessen habe“, oder wenn ich getrunken habe und sich dann erinnert, dass er gegessen oder getrunken hat, [oder wenn er sagt: „Konam] dass ich nicht essen werde oder dass ich nicht trinken werde“, dann aber vergisst und isst oder trinkt; wenn jemand sagt: „Konam sei der Genuss, den ich von meiner Frau habe, weil sie meinen Beutel gestohlen, oder weil sie meinen Sohn geschlagen,“ und es sich ergiebt, dass sie ihn nicht geschlagen oder dass sie ihn nicht gestohlen. Wenn einer Andre [seine] Feigen essen sieht und sagt: „sie seien Euch [wie] Opfer [verboten],“ und es sich findet, dass es sein Vater und seine Brüder und mit diesen noch andre waren: so sagt Bet-Schammai: jenen ist es erlaubt und denen, die mit ihnen waren, verboten; Bet-Hillel aber sagt: es ist diesen und jenen erlaubt.",
"[Was sind] Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges unerfüllbar geworden sind]? Wenn einer den andren durch Gelübde verpflichtet bei ihm zu speisen und dieser dann selbst erkrankt oder wenn dessen Sohn erkrankt oder ein Strom ihn hindert: so sind dies Gelübde [die infolge] des höheren Zwanges [unerfüllbar geworden sind].",
"Man darf Mördern, Räubern und Zöllnern durch Gelübde versichern, dass etwas Hebe ist, wenn es auch keine Hebe ist, dass es königliches Gut ist, wenn es auch kein königliches Gut ist. Bet-Schammai sagt: man darf in jeder Form solche Gelübde tun, nur nicht in der Form eines Schwures. Bet-Hillel aber sagt: auch in der Form eines Schwures. Bet-Schammai sagt: man darf ihm nicht mit solchen Gelübden den Anfang machen; Bet-Hillel aber sagt: man darf ihm damit auch den Anfang machen. Bet-Schammai sagt: … nur das, was jener ihn zu geloben zwingt…; Bet-Hillel aber sagt: auch das, was jener ihn nicht zu geloben zwingt. Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jene zu ihm sagen: sprich: „Konam sei mir der Genuss, den ich von meiner Frau haben werde …“, er aber sagt: „Konam sei mir der Genuss, den ich von meiner Frau und meinen Kindern haben werde“, so sagt Bet-Schammai: der Genuss seiner Frau ist ihm erlaubt, der seiner Kinder jedoch verboten; Bet-Hillel aber sagt: der Genuss beider ist ihm erlaubt.",
"[Wenn jemand sagt:] „Diese Pflanzen sollen Opfer sein, wenn sie nicht zerbrechen werden“, [oder] „dieses Gewand soll Opfer sein, wenn es nicht verbrennen wird“, so kann dabei eine Auslösung stattfinden. [Wenn er aber sagt:] „diese Pflanzen sollen Opfer sein, bis sie zerbrechen“, [oder] „dieses Gewand soll Opfer sein, bis es verbrennt“, so findet dabei keine Auslösung statt.",
"Wenn sich jemand den Genuss von den Seefahrenden durch Gelübde versagt, so ist ihm der von den Bewohnern des Festlandes erlaubt; wenn sich aber jemand den Genuss von den Bewohnern des Festlandes durch Gelübde versagt, so ist ihm [auch] der von den Seefahrenden verboten, denn die Seefahrenden gehören auch zu den Bewohnern des Festlandes; [man versteht jedoch unter den Seefahrenden] nicht [nur] solche, die von Akko nach Jaffa fahren, sondern [auch] solche, die weit hinauszufahren pflegen.",
"Wenn sich jemand den Genuss von denen durch Gelübde versagt, „die die Sonne sehen“, so darf er auch von den Blinden keinen Genuss haben, weil er nur die meinte, die die Sonne sieht.",
"Wer sich den Genuss von den Schwarzköpfigen durch Gelübde versagt, darf auch von den Kahlköpfigen und den Grauhaarigen keinen Genuss haben, wohl aber von den Frauen und Kindern, denn als Schwarzköpfige werden nur Männer bezeichnet.",
"Wer sich den Genuss von den Geborenen durch Gelübde versagt, darf von denen einen Genuss haben, die erst später geboren werden; wer sich aber den Genuss von denen durch Gelübde versagt, die geboren werden, darf [auch] von den Geborenen keinen Genuss haben. R. Meir erlaubt ihm auch den Genuss von den Geborenen. Die Weisen aber sagen: er hat nur solche gemeint, die [lebendige Junge] gebären.",
"Wer sich den Genuss von denen, die den Sabbat feiern, durch Gelübde versagt, darf weder von den Israeliten noch von den Samaritanern einen Genuss haben; [wer sich den Genuss] von den „Knoblauch-Essenden“ [durch Gelübde versagt], darf weder von den Israeliten noch von den Samaritanern einen Genuss haben; [wer sich den Genuss von denen durch Gelübde versagt,] die nach Jerusalem hinaufziehen, darf keinen Genuss haben von den Israeliten, wohl aber von den Samaritanern.",
"[Wenn jemand sagt:] Konam, dass ich keinen Genuss von den Nachkommen Noas haben werde, so darf er wohl von den Israeliten, nicht aber von den andren Völkern einen Genuss haben. [Sagt er: Konam,] dass ich von den Nach- kommen Abrahams keinen Genuss haben werde, so ist ihm der Genuss von den Israeliten verboten, aber der von den andren Völkern erlaubt. [Sagt er: Konam,] dass ich von Israel keinen Genuss haben werde, so muss er über den Wert kaufen und unter dem Wort verkaufen. [Sagt er: Konam,] dass die Israeliten von mir keinen Genuss haben werden, so muss er unter dem Wert kaufen und über den Wert verkaufen, wenn die andren auf ihn hören. [Sagt er: Konam,] dass weder ich von ihnen noch sie von mir einen Genuss haben werden, so darf er von den andren Völkern einen Genuss haben. [Sagt er:] Konam, dass ich von den Unbeschnittenen keinen Genuss haben werde, so darf er wohl von unbeschnittenen Israeliten einen Genuss haben, aber nicht von den Beschnittenen der andren Völker. [Sagt er:] Konam, dass ich von den Beschnittenen keinen Genuss haben werde, so darf er keinen Genuss haben von den unbeschnittenen Israeliten, wohl aber von den Beschnittenen der andren Völker der Welt, denn [der Ausdruck] „unbeschnitten“ wird nur von diesen gebraucht, denn es heisst (Jer. 9, 25): „denn alle Völker sind unbeschnitten, das ganze Haus Israel aber ist unbeschnittenen Herzens“; es heisst ferner (I. Sam. 17, 36): „dieser unbeschnittene Philister da;“ es heisst ferner (II. Sam. 1, 20): „dass sich nicht freuen die Töchter der Philister, dass nicht frohlocken die Töchter der Unbeschnittenen“. R. Elasar, Sohn des Asarja, sagt: Hässlich ist das Unbeschnittensein, denn die Frevler werden damit beschimpft, denn es heisst (l. c.): denn alle Völker sind unbeschnitten. R. Ismael sagt: Wichtig ist die Beschneidung, denn dreizehn mal wird dabei des Bundesschlusses gedacht. R. Jose sagt: Wichtig ist die Beschneidung, denn sie verdrängt selbst den strengen Sabbat. R. Josua, Sohn des Korcha, sagt: Wichtig ist die Beschneidung, denn ihretwegen wurde dem frommen Moses nicht eine Stunde Aufschub gewährt. R. Nehemia sagt: Wichtig ist die Beschneidung, denn sie verdrängt selbst [das Gesetz über] die Aussatzschäden. Rabbi sagt: Wichtig ist die Beschneidung, denn obgleich unser Vater Abraham alle Gebote [Gottes] erfüllte, wurde er doch erst „vollkommen“ genannt, nachdem er sich beschnitten hatte, denn es heisst (Gen. 17, 1): „wandle vor mir und sei vollkommen!“ Eine andre Erklärung [lautet]: Wichtig ist die Beschneidung, denn wenn sie nicht wäre, hätte der Heilige, gelobt sei er, seine Welt nicht geschaffen, denn es heisst (Jer. 33, 25): „Also spricht der Ewige: wenn nicht mein Bund Tag und Nacht wäre, hätte ich die Gesetze des Himmels und der Erde nicht gemacht.“"
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"Zwischen demjenigen, dem der Genuss von seinem Nächsten durch Gelübde versagt ist, und demjenigen, dem [nur] dessen Speise versagt ist, besteht kein andrer Unterschied als der bezüglich des Durchgangsrechts und der [Benutzung der] Geräte, in denen man keine Lebensmittel zu bereitet. Wenn einem die Speise des andren durch Gelübde versagt ist, so darf ihm dieser keine Schwinge, kein Sieb, keine Mühle und keinen Ofen leihen, wohl aber darf er ihm ein Hemd, einen Ring, ein Gewand und Nasenringe leihen sowie Alles, was man nicht zur Zubereitung von Lebensmitteln braucht; an einem Orte jedoch, wo man solches vermietet, ist [auch] dies verboten.",
"Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist, so darf dieser [gleichwohl] für ihn den Schekel entrichten, dessen Schuld bezahlen und dessen verlorenes Gut ihm zurückgeben; an einem Orte, wo man dafür Lohn empfängt, fällt der Nutzen an das Heiligtum.",
"Er darf auch für ihn mit dessen Zustimmung die Hebe und den Zehnt abscheiden, für ihn die Vogelopfer der flussleidenden Männer, die der Frauen und die der Gebärenden sowie Sünd- und Schuldopfer darbringen; er darf ihn in Midrasch. Halachot und Hagadot unterrichten; er darf ihn jedoch nicht in der Schrift unterrichten, wohl aber darf er dessen Söhne [und dessen Töchter ] in der Schrift unterrichten. Er darf auch dessen Frau und dessen Kinder ernähren, obgleich jener selbst zu ihrem Unterhalt verpflichtet ist. Er darf weder dessen unreines noch dessen reines Vieh füttern; R. Elieser sagt: er darf wohl das unreine, aber nicht das reine Vieh füttern. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm: Was macht hier den Unterschied zwischen unreinem und reinem [Vieh]? Darauf antwortete er ihnen: bei dem reinen gehört das Leben dem Himmel, der Leib aber ihm (dem Eigentümer), bei dem unreinen aber gehören Leben und Leib dem Himmel. Da sagten jene zu ihm: auch bei dem unreinen gehört das Leben dem Himmel, der Leib aber ihm selbst, denn wenn er will, kann er es den Heiden verkaufen oder den Hunden zu fressen geben.",
"Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist, und er kommt, um ihn zu besuchen, so darf er [bei ihm] stehen, aber nicht sitzen; er darf dessen Person heilen, aber nicht das, was zu seinem Gute gehört; er darf mit ihm in einer grossen Wanne baden, aber nicht in einer kleinen; er darf mit ihm in einem Bette schlafen. R. Jehuda sagt: im Sommer wohl, aber nicht in der Regenzeit, weil er ihm einen Genuss verschafft. Er darf mit ihm zusammen auf demselben Ruhebett sitzen und mit ihm am selben Tische speisen, aber nicht aus der [gleichen] Schüssel, wohl aber darf er [mit ihm] aus der Schüssel essen, die herumgereicht wird. Er darf nicht mit ihm zusammen aus der grossen Schüssel essen, wie sie den Arbeitern vorgesetzt wird; er darf auch nicht mit ihm in einer Reihe arbeiten; dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: er darf in einiger Entfernung von ihm arbeiten.",
"Wenn einem der Genuss vom andren vor dem „siebenten“ [Jahre] durch Gelübde verboten ist, so darf er nicht auf dessen Feld gehen und nicht von dessen hinausragenden [Früchten] essen; wenn es aber im siebenten Jahre geschieht, so darf er zwar nicht auf dessen Feld gehen, wohl aber von dessen hinausragenden [Früchten] essen. Wenn er ihm [nur] die Speise vor dem siebenten Jahre durch Gelübde versagt, so darf er auf dessen Feld gehen, aber nicht von dessen Früchten essen; wenn es jedoch im siebenten Jahre geschah, so darf er darauf gehen und [davon] essen.",
"Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist, so darf er ihm nichts verleihen und nichts von ihm entleihen, ihm kein Darlehen gewähren und kein Darlehen von ihm nehmen, ihm nichts verkaufen und nichts von ihm kaufen. Wenn einer zum andren sagt: leihe mir deine Kuh, der andre erwidert: sie ist nicht frei, und jener dann sagt: Konam, dass ich mein Feld mit ihr nie pflügen werde, so ist es, wenn er gewöhnt war selbst zu pflügen, ihm verboten, jedem andren aber erlaubt; wenn er jedoch nicht gewöhnt war zu pflügen, so ist es ihm wie jedem andren verboten.",
"Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist und er nichts zu essen hat, so kann der andre zum Krämer gehen und sagen: dem N. N. ist der Genuss von mir durch Gelübde verboten, und ich weiss nicht, was ich tun soll; dann darf er (der Krämer) jenem [Speise] geben und von dem andren bezahlt nehmen. War sein Haus zu bauen, seine Mauer aufzurichten oder sein Feld zu ernten, so kann der andre zu den Arbeitern gehen und sagen: dem N. N. ist der Genuss von mir durch Gelübde verboten, und ich weiss nicht, was ich tun soll; dann dürfen sie bei jenem arbeiten und von dem andren den Lohn annehmen.",
"Sind sie zusammen unterwegs und jener hat nichts zu essen, so darf dieser [etwas] einem dritten als Geschenk geben, und dies ist dann jenem [zum Genusse] erlaubt. Ist kein dritter bei ihnen, so kann er es auf einen Stein oder einer Mauer legen und sagen: die Dinge seien jedem, der sie wünscht, preisgegeben; alsdann darf jener sie nehmen und essen. R. Jose aber verbietet es."
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"Wenn [zwei] Teilhaber sich gegenseitig jeden Genuss von einander durch Gelübde verboten haben, so dürfen sie den [gemeinsamen] Hof nicht betreten. R. Elieser, Sohn Jacobs, sagt: ein jeder betritt den ihm gehörigen Teil; beiden ist es verboten, eine Mühle oder einen Ofen dort aufzustellen oder Hühner zu züchten. Ist nur dem einen von ihnen jeder Genuss vom andren verboten, so darf [nur] er den Hof nicht betreten. R. Elieser, Sohn Jacobs, sagt: er kann zum andren sagen: „ich betrete nur den mir gehörigen Teil, aber ich betrete nicht den dir gehörigen Teil;“ man zwingt jedoch den, der das Verbot ausgesprochen hat, seinen Teil zu verkaufen.",
"Ist einem [Fremden] von der Strasse von einem dieser [Teilhaber] jeder Genuss verboten, so darf er den Hof nicht betreten. R. Elieser, Sohn Jacobs, sagt: er kann zu ihm sagen: „ich betrete den Teil deines Genossen, aber ich betrete nicht den dir gehörigen Teil.“",
"Wenn einem der Genuss vom andren verboten ist und dieser ein Bad oder eine Kelter in der Stadt hat, die [von ihm] vermietet sind, so sind sie ihm, falls der andre noch ein Anrecht daran hat, [zur Benutzung] verboten, falls er aber kein Anrecht daran hat, erlaubt. Wenn einer zum andren sagt: Konam, dass ich dein Haus nicht betreten oder dass ich dein Feld nicht kaufen werde und dieser stirbt oder es an einen andren verkauft, so ist es ihm erlaubt. [Wenn er aber sagt:] Konam, dass ich dieses Haus nicht betreten oder dass ich dieses Feld nicht kaufen werde und dieser stirbt oder es an einen andren verkauft, so ist es ihm verboten.",
"[Wenn einer zum andren sagt:] „Ich will dir Banngut sein“, so ist dem, den das Verbot trifft, der Genuss von jenem versagt. [Wenn er sagt:] „du seiest mir Banngut“, so ist dem, der das Verbot ausgesprochen, der Genuss vom andren versagt. [Wenn er sagt:] „Ich sei dir und du seiest mir [Banngut]“, so dürfen sie beide keinen Genuss von einander haben; beide dürfen jedoch die Dinge benutzen, die den aus Babylon Hinaufziehenden gehören, aber nicht die Dinge, die [den Einwohnern] ihrer Stadt gehören.",
"Welches sind die Dinge, die den aus Babylon Hinaufziehenden gehören? Z. B. der Tempelberg, die Vorhöfe und der Brunnen (mitten) auf der Strasse. Welches sind die Dinge, die [den Einwohnern] der Stadt gehören? Z. B. die Strasse, das Bad, die Synagoge, die Lade und die Bücher, man kann jedoch seinen Anteil [daran] dem Fürsten verschreiben. R. Jehuda sagt: es ist gleich, ob man ihn dem Fürsten oder einem Privatmann verschreibt. Was aber ist der Unterschied, ob man ihn dem Fürsten oder einem Privatmann verschreibt? Wer ihn dem Fürsten verschreibt, braucht ihn diesem nicht erst zuzueignen, wer ihn aber einem Privatmann verschreibt, muss ihn diesem erst zueignen; die Weisen aber sagen: sowohl diesem wie jenem muss man ihn erst zueignen, man hat vom Fürsten nur deshalb gesprochen, weil es [gewöhnlich] so geschieht. R. Jehuda sagt: die Bewohner Galiläas brauchen [ihren Anteil] nicht erst zu verschreiben, denn ihre Vorfahren haben [ihn] bereits für sie verschrieben.",
"Wenn einem der Genuss vom andren durch Gelübde verboten ist und jener nichts zu essen hat, so darf dieser einem andren [etwas] als Geschenk geben, und jener darf dieses dann geniessen. Es geschah einst, dass jemand in Bet-Choron, dessen Vater jeder Genuss von ihm verboten war, seinen Sohn verheiratete und zu seinem Nächsten sagte: der Hof und das Gastmahl seien Dir zum Geschenk gegeben, aber sie gehören Dir nur zu dem Zwecke, dass mein Vater komme und mit uns an dem Mahle teilnehme. Darauf sagte der andre zu ihm: „Wenn sie mir gehören, so sollen sie dem Himmel geweiht sein!“ Jener aber erwiderte ihm: „Ich habe Dir das Meinige nicht gegeben, dass Du es dem Himmel weihest.“ Darauf entgegnete der andre: „Du hast mir [also] das Deinige nur deshalb gegeben, damit Du mit Deinem Vater zusammen speisen und Ihr Euch mit einander versöhnen könnt und die Sünde auf seinem Haupte ruhe!“ Als dann die Sache vor die Weisen kam, sagten sie: ein Geschenk, das nicht derart ist, dass es, wenn man es heiligen wollte, auch heilig wäre, gilt nicht als Geschenk."
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"Wer sich Gekochtes durch Gelübde verbietet, dem ist Gebratenes und Gesottenes erlaubt. Sagt jemand: „Konam, dass ich gekochtes Gericht nicht essen werde“, so ist ihm das, was in einem Topfe weich zubereitet wird, verboten, was aber dick hergestellt wird, erlaubt; auch ist ihm ein schlürfbares Ei und ein in heisser Asche zubereiteter Kürbis erlaubt.",
"Wer sich das, was im Topf zubereitet wird, durch Gelübde versagt, dem ist nur das verboten, was darin gesotten wird. Sagt er: „Konam, dass ich nicht versuchen werde, was in den Topf kommt“, so ist ihm alles verboten, was im Topf gekocht wird.",
"[Wenn sich jemand durch Gelübde] „das Eingelegte“ [versagt], so ist ihm nur das Eingelegte von Kraut verboten; [wenn er aber sagt: Konam] „dass ich Eingelegtes nicht kosten werde“, so ist ihm alles Eingelegte verboten. [Wenn sich jemand] „das Gesottene“ [versagt], so ist ihm nur gesottenes Fleisch verboten; [sagt er aber: Konam,] „dass ich Gesottenes nicht kosten werde“, so ist ihm alles Gesottene verboten. [Wenn sich jemand] „das Gebratene“ [versagt], so ist ihm nur gebratenes Fleisch verboten; dies sind die Worte des R. Jehuda. [Sagt er aber: Konam,] „dass ich Gebratenes nicht kosten werde“, so ist ihm alles Gebratene verboten. [Wenn sich jemand] „das Gesalzene“ [versagt], so ist ihm nur gesalzener Fisch verboten; [sagt er aber: Konam,] „dass ich Gesalzenes nicht kosten werde“, so ist ihm alles Gesalzene verboten.",
"[Wenn jemand sagt: Konam,] „dass ich Fisch, Fische nicht kosten werde“, so sind ihm sowohl grosse als kleine, gesalzene wie ungesalzene, rohe wie gekochte verboten; kleingehackte Triss und Fischlake sind ihm jedoch erlaubt. Wer sich das aus kleinen Fischen bereitete Gericht versagt, dem ist zerlegte Triss verboten, Fischlake aber und Salzlake erlaubt. Wer sich zerlegte Triss versagt, dem sind Fischlake und Salzlake verboten (a. L.: erlaubt).",
"Wer sich Milch versagt, dem ist Molke erlaubt, R. Jose aber verbietet sie ihm, [Wer sich] Molke [versagt], dem ist Milch erlaubt. Abba Saul sagt: wer sich Käse versagt, dem ist er gesalzen wie ungesalzen verboten.",
"Wer sich Fleisch versagt, dem ist die Brühe und der Bodensatz erlaubt; R. Jehuda aber verbietet sie ihm. Es sagte R. Jehuda: einst hat mir R. Tarphon die Eier, die darin mitgekocht waren, verboten. Darauf sagten sie zu ihm: so war es auch, aber nur wann? Wenn er sagt: dieses Fleisch sei mir [verboten], denn wenn sich jemand etwas versagt und dieses mit einer andren Sache vermischt wird, so ist ihm diese verboten, sobald darin soviel von jenem enthalten ist, dass es ihr einem Geschmack mitteilt.",
"Wer sich Wein versagt, dem ist ein Gericht, in dem ein Weingeschmack ist, erlaubt. Wenn jemand sagt: Konam, „dass ich diesen Wein nicht kosten werde“, und dieser in ein Gericht fällt, so ist es ihm verboten, sobald es von jenem einen Geschmack erhalten hat. Wer sich Weintrauben versagt, dem ist Wein erlaubt, [wer sich] Oliven [versagt], dem ist Oel erlaubt. Sagt er: „Konam, dass ich diese Oliven oder diese Trauben nicht kosten werde“, so sind ihm diese wie das, was daraus hervorgeht, verboten.",
"Wer sich Datteln versagt, dem ist Dattelhonig erlaubt. [Wer sich] Spättrauben [versagt], dem ist Spättrauben-Essig erlaubt. R. Jehuda, Sohn Betheras, sagt: wenn etwas nach seinem Ursprunge benannt wird und sich jemand es versagt, so ist ihm auch das, was daraus hervorgeht, verboten; die Weisen aber erlauben es.",
"Wer sich Wein versagt, dem ist Apfelwein erlaubt; [wer sich] Oel [versagt], dem ist Sesam-Oel erlaubt; [wer sich] Honig [versagt], dem ist Dattelhonig erlaubt; [wer sich] Essig [versagt], dem ist Spättrauben-Essig erlaubt; [wer sich] Lauch [versagt], dem ist [syrischer] Kopflauch erlaubt; [wer sich] Kraut [versagt], dem sind Feldkräuter erlaubt, weil dies ein zusammengesetzter Name ist.",
"[Wer sich] Kohl [versagt], dem ist [auch] Kohlkeim verboten; [wer sich] Kohlkeim [versagt], dem ist Kohl erlaubt. [Wer sich] Graupen [versagt], dem ist [auch] der Brei [davon] verboten; R. Jose aber erlaubt ihn. [Wer sich] Brei [versagt], dem sind Graupen erlaubt; [wer sich] Brei [versagt], dem ist Knoblauch verboten; R. Jose aber erlaubt ihn. [Wer sich] Knoblauch [versagt], dem ist Brei erlaubt. [Wer sich] Linsen [versagt], dem sind [auch] Linsenkuchen verboten; R. Jose aber erlaubt sie. [Wer sich] Linsenkuchen [versagt], dem sind Linsen erlaubt. [Wenn jemand sagt: Konam,] „dass ich Weizen, Weizenkörner nicht kosten werde“, so ist ihm sowohl das Mehl als das Brot daraus verboten. [Wenn jemand sagt: Konam,] „dass ich Graupe, Graupenkörner nicht kosten werde“, so sind sie ihm sowohl roh als gekocht verboten. R. Jehuda sagt: [Wenn jemand sagt:] „Konam, dass ich Graupe oder Weizen nicht kosten werde“, so ist es ihm erlaubt, sie roh zu kauen."
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"Wer sich durch Gelübde Kraut versagt, dem sind Kürbisse erlaubt; R. Akiba aber verbietet sie ihm. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm: geschieht es nicht, dass man zu seinem Boten sagt: „hole mir Kraut!“ und dieser erwidert: „ich habe nur Kürbisse gefunden!“ Darauf entgegnete er ihnen: dies ist richtig, aber würde er ihm vielleicht erwidern: „ich habe nur Hülsenfrüchte gefunden!“ Es werden vielmehr Kürbisse unter Kraut miteinbegriffen, Hülsenfrüchte aber werden nicht unter Kraut miteinbegriffen. Auch ist ihm frische ägyptische Bohne verboten, trockene aber erlaubt.",
"Wer sich Getreide versagt, dem ist trockene ägyptische Bohne verboten; dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: nur die fünf [Getreide-] Arten sind ihm verboten. R. Meir sagt: wer sich den [Feld-] Ertrag versagt, dem sind nur die fünf Arten verboten; wer sich aber Getreide versagt, dem ist alles [Ähnliche] verboten und nur Baumfrüchte und Kraut sind ihm erlaubt.",
"Wer sich Kleidung versagt, dem ist ein härenes Gewand, ein Tuch und ein Überwurf erlaubt. Wenn jemand sagt: Konam sei mir die Wolle, die auf meinen Leib kommt, so darf er sich mit geschorener Wolle bedecken. [Wenn jemand sagt: Konam sei mir] der Flachs, der auf meinen Leib kommt, so darf er sich mit Flachsbündeln bedecken. R. Jehuda sagt: alles richtet sich nach dem Gelobenden; wenn er beladen war, in Schweiss geriet und der Geruch ihm lästig war und [darum] sagt: Konam seien mir die Wolle und der Flachs, die auf mich kommen, so darf er sich damit bedecken, sie aber nicht über den Rücken herabhängen lassen.",
"Wer sich ein Haus versagt, dem ist der Söller erlaubt; dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: der Söller ist im Haus miteinbegriffen. Wer sich [nur] den Söller versagt, dem ist das Haus erlaubt.",
"Wer sich das Bett versagt, dem ist das Sofa erlaubt; dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: Sofa ist in Bett miteinbegriffen. Wer sich [nur] das Sofa versagt, dem ist das Bett erlaubt. Wer sich eine Stadt versagt, dem ist es erlaubt, den Bezirk dieser Stadt zu betreten, aber verboten, ihr Weichbild zu betreten; wer sich jedoch ein Haus versagt, dem ist es verboten, [es] von der Oberschwelle einwärts [zu betreten].",
"[Wenn jemand sagt:] Konam seien mir diese Früchte, [oder] Konam seien sie für meinen Mund, (oder Konam seien sie meinem Munde), so ist ihm das verboten, was dafür eingetauscht wird oder was daraus hervorwächst. [Wenn er aber sagt: Konam], dass ich sie nicht essen oder dass ich sie nicht kosten werde, so ist ihm das erlaubt, was dafür eingetauscht wird oder daraus hervorwächst; [dies gilt aber nur] von Dingen, deren Samen zergeht; bei Dingen aber, deren Samen nicht zergeht, sind [ihm] auch die Erzeugnisse ihrer Erzeugnisse verboten.",
"Wenn jemand zu seiner Frau sagt: Konam sei mir deiner Hände Arbeit, Konam sei sie für meinen Mund, Konam sei sie meinem Munde, so ist ihm das verboten, was dafür eingetauscht wird oder was daraus hervorwächst. [Wenn er aber sagt: Konam,] dass ich sie nicht essen oder dass ich sie nicht kosten werde, so ist ihm das erlaubt, was dafür eingetauscht wird oder daraus hervorwächst; [dies gilt aber nur] von Dingen, deren Samen zergeht, aber bei Dingen, deren Samen nicht zergeht, sind ihm auch die Erzeugnisse ihrer Erzeugnisse verboten.",
"[Wenn jemand zu seiner Frau sagt: Konam,] dass ich das, was du bereitest, bis Pessach nicht geniessen werde, [oder] dass ich das, was du bereitest, bis Pessach nicht anziehen werde, so darf er das, was sie vor Pessach bereitet hat, nach Pessach geniessen oder anziehen. [Wenn er aber sagt: Konam,] dass ich das, was du bis Pessach bereitest, nicht essen werde, [oder] dass ich das, was du bis Pessach bereitest, nicht anziehen werde, so darf er das, was sie vor Pessach bereitet hat, [auch] nach Pessach nicht geniessen oder anziehen.",
"[Wenn jemand zu seiner Frau sagt: Konam sei,] was du von mir vor Pessach geniessen solltest, wenn du vor dem Hüttenfest in das Haus deines Vaters gehst, so darf sie, wenn sie vor Pessach [dorthin] ging, bis Pessach von ihm keinen Genuss haben; [wenn sie] nach Pessach [dorthin ging], [so tritt das Verbot in Kraft:] „er darf sein Wort nicht entweihen.“ (Num. 30, 3). [Wenn er sagt: Konam sei,] was du bis zum Hüttenfest von mir geniessest, wenn du bis Pessach in das Haus deines Vaters gehst, so darf sie, wenn sie vor Pessach [dorthin] ging, bis zum Hüttenfest keinen Genuss von ihm haben, nach Pessach aber darf sie [dorthin] gehen."
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"[Wenn jemand sagt:] „Konam, dass ich an diesem Tage keinen Wein versuchen werde“, so ist es ihm nur verboten, bis es finster wird. [Sagt er: ] „diese Woche“, so ist es ihm während der ganzen Woche und am Sabbat, der zu dieser verflossenen Woche gehört, verboten. [Sagt er:] „diesen Monat“, so ist es ihm während des ganzen Monats verboten, der Neumond jedoch gehört zum kommenden [Monat]. [Sagt er:] „dieses Jahr“, so ist es ihm während des ganzen Jahres verboten, Neujahr aber gehört zum kommenden [Jahre]. [Sagt er:] „diese Jahrwoche,“ so ist es ihm während der ganzen Jahrwoche verboten sowie im siebenten Jahre, das zu dieser verflossenen [Jahrwoche] gehört. Wenn er aber sagt: „einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr, eine Jahrwoche“, so ist es ihm bis zur Wiederkehr des [betreffenden] Zeitpunktes verboten.",
"[Sagt er:] „bis Pessach“, so ist es ihm verboten, bis dieses eintritt. [Sagt er:] „bis Pessach sein wird“, so ist es ihm verboten, bis dieses zu Ende geht. [Sagt er:] „bis zum Pessach“, so sagt R. Meir, es ist ihm verboten, bis dieses eintritt, R. Jose aber sagt, es ist ihm verboten, bis dieses zu Ende geht.",
"[Sagt er:] „bis zur Ernte, bis zur Weinlese, bis zur Olivenlese“, so ist es ihm nur verboten, bis diese eintritt. Dies [nämlich] ist die Regel: Wenn etwas eine bestimmte Dauer hat und jemand sagt: „bis es eintritt“, so ist es ihm nur verboten bis es eintritt; wenn er aber sagt: „bis es sein wird“, so ist es ihm verboten, bis es zu Ende geht; wenn aber etwas keine bestimmte Dauer hat, so ist es ihm, gleichviel ob er sagt: „bis es sein wird“, oder ob er sagt: „bis es eintritt“, nur verboten, bis es eintritt.",
"[Sagt er:] „bis zum Sommer“, [oder] „bis der Sommer sein wird“, [so ist es ihm verboten], bis das Volk anfängt, [die Früchte] in Körben heimzubringen. [Sagt er:] „bis der Sommer verflossen ist“, [so ist es ihm verboten], bis die Messer zusammengelegt werden. [Sagt er:] „bis zur Ernte“, [so ist es ihm verboten], bis das Volk anfängt zu ernten und zwar den Weizen, aber nicht die Gerste. Alles richtet sich [jedoch] nach dem Orte, an dem man das Gelübde getan; geschah es im Gebirge, so richtet es sich nach dem Gebirge, geschah es in der Ebene, so richtet es sich nach der Ebene.",
"[Sagt er:] „bis zur Regenzeit“, [oder] „bis die Regenzeit sein wird“, [so ist es ihm verboten,] bis der zweite Regen gefallen ist; R. Simon, Sohn Gamliels, aber sagt: [nur] bis die Zeit des zweiten Regens eintritt. [Sagt er:] „bis die Regenzeit aufhört“, [so ist es ihm verboten,] bis der ganze Nissan zu Ende ist; dies sind die Worte des R. Meir. R. Jehuda aber sagt: bis Pessach vorüber ist. [Wenn jemand sagt:] „Konam, dass ich dieses Jahr keinen Wein kosten werde“, und das Jahr als Schaltjahr erklärt wird, so ist es ihm in diesem [ganzen Jahre] und im Schaltmonat verboten. [Sagt er:] „bis Anfang Adar“, [so ist es ihm verboten] bis zum Anfang des ersten [Monats] Adar. [Sagt er:] „bis Ende Adar“, [so ist es ihm verboten] bis zum Ende des ersten [Monats] A dar. R. Jehuda sagt: Wenn jemand sagt: „Konam, dass ich keinen Wein kosten werde, bis Pessach sein wird“, so ist es ihm nur bis zur Pessachnacht verboten, denn er meinte nur bis zu der Zeit, da die Menschen gewöhnlich Wein trinken.",
"Sagt er: „Konam, dass ich kein Fleisch kosten werde, bis der Fasttag sein wird“, so ist es ihm nur bis zum Abend vor dem Fasttage verboten, denn er meinte nur bis zu der Zeit, da die Menschen gewöhnlich Fleisch essen. Sein Sohn R. Jose sagt: Wenn jemand sagt: „Konam, dass ich keinen Knoblauch kosten werde, bis Sabbat sein wird“, so ist es ihm nur bis zur Nacht des Sabbat verboten, denn er meinte nur bis zu der Zeit, da die Menschen gewöhnlich Knoblauch essen.",
"Wenn einer zum andern sagt: „Konam, dass ich von dir keinen Genuss haben werde, wenn du nicht für deine Kinder ein Kor Weizen und zwei Fass Wein [von mir] annimmst“, so kann er sein Gelübde auch ohne Entscheidung eines Gelehrten lösen, indem der andere zu ihm sagt: „Hast du nicht nur meiner Ehre halber so gesprochen? Darin aber besteht meine Ehre“. Ebenso: wenn jemand sagt: „Konam sei, was du von mir geniessen solltest, wenn du nicht meinen Kindern ein Kor Weizen und zwei Fass Wein geben willst“, so sagt R. Meir: es ist ihm verboten, bis er [diese Dinge ihnen] giebt; die Weisen aber sagen: auch dieser kann sein Gelübde [selbst] ohne Entscheidung eines Weisen lösen, indem er nachher zu ihm sagt: „es sei so gut, als ob ich es schon bekommen hätte“. Wenn man in jemand dringt, die Tochter seiner Schwester zu heiraten und er sagt: „Konam, dass sie niemals einen Genuss von mir haben wird“, ebenso: wenn jemand sich von seiner Frau scheidet und sagt: „Konam, dass meine Frau niemals einen Genuss von mir haben wird“, so dürfen sie von ihm [gleichwohl] einen Genuss haben, denn er meinte es nur in Bezug auf die Ehe. Wenn einer in den andren dringt, dass er bei ihm speise und dieser sagt: „Konam, dass ich dein Haus nicht betrete“, [oder] „dass ich keinen Tropfen Kaltes bei dir koste“, so darf er [gleichwohl] sein Haus betreten und Kaltes bei ihm trinken, denn er meinte es nur in Bezug auf Essen und Trinken."
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"R. Elieser sagt: man darf jemand einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnen; die Weisen aber verbieten es. Da sagte R. Zadok: anstatt dass man ihm den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnet, könnte man ihm ja den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Ewigen schuldige Ehrfurcht eröffnen, dann wären es ja keine Gelübde! Die Weisen stimmen jedoch mit R. Elieser darin überein, dass man bei Dingen, die die Beziehungen zwischen ihm und seinem Vater oder seiner Mutter betreffen, ihm den Weg durch [den Hinweis auf] die dem Vater oder der Mutter schuldige Ehrfurcht eröffnen darf.",
"Ferner sagte R. Elieser: man darf jemand einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] solche Umstände eröffnen, die erst später eingetreten sind; die Weisen aber verbieten es. Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jemand sagt: „Konam, dass ich von N. N. keinen Nutzen haben werde“ und dieser nun ein Schriftgelehrter wird oder seinen Sohn bald darauf verheiratet und jener erklärt: „hätte ich gewusst, dass er ein Schriftgelehrter sein oder seinen Sohn so bald verheiraten würde, so hätte ich das Gelübde nicht getan“, [oder wenn er sagt:] „Konam, dass ich dieses Haus nicht betreten werde“ und es dann eine Synagoge wird und er erklärt: „hätte ich gewusst, dass es eine Synagoge werden würde, so hätte ich das Gelübde nicht getan“, so erlaubt es R. Elieser [ihm diesen Weg zu eröffnen], die Weisen aber verbieten es.",
"R. Meir sagt: es gibt Umstände, die eigentlich erst später eingetreten sind, aber dennoch nicht als solche gelten; und die Weisen stimmen darin mit ihm überein (a. L.: aber die Weisen stimmen darin nicht mit ihm überein). Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jemand sagt: „Konam, dass ich die N. N. nicht heirate, da ihr Vater schlecht ist“, und man ihm dann mitteilt: „er ist gestorben oder er hat Busse getan“, [oder wenn jemand sagt:] „Konam, dass ich dieses Haus nicht betrete, da ein böser Hund darin ist oder eine Schlange darin ist“, und man ihm dann mitteilt: „der Hund ist tot oder die Schlange ist erschlagen“, so sind dies Umstände, die eigentlich erst später eingetreten sind, aber dennoch nicht als solche gelten; und die Weisen stimmen darin mit ihm überein (a. L.: die Weisen aber stimmen darin nicht mit ihm überein).",
"Ferner sagte R. Meir: man darf jemand einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] das eröffnen, was in der Thora geschrieben steht, und zu ihm sagen: „hättest du gewusst, dass du das Gesetz übertrittst: „du sollst dich nicht rächen“ (Lev. 19, 18) oder „du sollst nicht nachtragen“ (ibid.) oder „du sollst deinen Bruder nicht in deinem Herzen hassen“ (Lev. 19, 17) oder „du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lev. 19, 18) oder „dein Bruder soll neben dir zu leben haben“ (Lev. 25, 36), vielleicht verarmt er und du darfst ihn dann nicht ernähren“; wenn er dann erklärt: „hätte ich gewusst, dass dem so ist, so hätte ich das Gelübde nicht getan“, so ist es erlaubt [ihm das Gelübde zu lösen].",
"Man darf jemand einen Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die Ketuba seiner Frau eröffnen. Einst versagte sich jemand den Genuss seiner Frau, deren Ketuba 400 Denar betrug; sie erschien dann vor R. Akiba und dieser verurteilte ihn, ihr die Ketuba auszuzahlen. Darauf sagte er: Rabbi, 800 Denar hat mein Vater hinterlassen, mein Bruder hat 400 und ich habe 400 erhalten, wäre es nicht genug, dass sie 200 erhält und ich 200? Da erwiderte ihm R. Akiba: Selbst wenn du die Haare auf deinem Kopfe verkaufen müsstest, so musst du ihr doch ihre Ketuba auszahlen. Darauf erklärte jener: „hätte ich gewusst, dass dem so ist, so hätte ich das Gelübde nicht getan“. Da erlaubte sie ihm R. Akiba.",
"Man darf jemand den Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] die Festtage und Sabbate eröffnen. Anfangs hat man gesagt: nur diese Tage sind ihm erlaubt, die andren Tage aber verboten, bis später R. Akiba lehrte, dass ein Gelübde, von dem ein Teil gelöst ist, als gänzlich gelöst gilt.",
"Wie ist dies zu verstehen? Wenn [z. B.] jemand sagt: „Konam, dass ich von euch allen keinen Nutzen habe“, so darf er, sobald es ihm erlaubt ist, von einem von ihnen Nutzen zu haben, von allen Nutzen haben. [Wenn jemand sagt: „Konam,] dass ich von diesem und diesem [u. s. w.] keinen Nutzen habe“, so darf er, sobald es ihm erlaubt ist, von dem ersten einen Nutzen zu haben, von allen einen Nutzen haben; sobald es ihm aber erlaubt ist, von dem letzten einen Nutzen zu haben, ist es ihm nur von dem letzten erlaubt, von den andren aber bleibt es ihm verboten; ist es ihm erlaubt, von dem mittleren einen Nutzen zu haben, so darf er von den andren abwärts einen Nutzen haben, von den andren aufwärts aber bleibt es ihm verboten. [Wenn er sagt:] „Was ich von diesem geniessen sollte, sei Opfer, und was ich von jenem geniessen sollte, sei Opfer“, so muss er für jeden einzelnen einen Weg [zur Reue] haben.",
"[Wenn jemand sagt:] Konam,dass ich keinen Wein kosten werde, denn der Wein ist schädlich für den Leib“, und man ihm dann erklärt: „der alte Wein ist ja gut für den Leib“, so ist ihm alter Wein erlaubt, und nicht nur alter ist ihm erlaubt, sondern jeder Wein. [Wenn er sagt:] „Konam, dass ich Zwiebel nicht kosten werde, denn Zwiebel ist schädlich für das Herz“, und man ihm dann erklärt: „Kypros-Zwiebel ist ja gut für das Herz“, so ist ihm Kypros-Zwiebel erlaubt, und nicht nur Kypros-Zwiebel ist ihm erlaubt, sondern jede Zwiebel. Ein solcher Fall trug sich einst zu, und R. Meir erlaubte ihm alle Zwiebeln zu geniessen.",
"Man darf jemand den Weg [zur Reue] durch [den Hinweis auf] seine Ehre und die seines Kindes eröffnen; man sagt zu ihm: „wenn du gewusst hättest, dass man morgen von dir sagen würde: „das ist die Art des N. N., dass er sich von seinen Frauen scheidet“, und dass man von deinen Töchtern sagen würde: „dies sind Töchter einer Geschiedenen, warum mag wohl ihre Mutter geschieden sein?“ und wenn er dann erklärt: „hätte ich gewusst, dass dem so ist, so hätte ich das Gelübde nicht getan“, so ist es ihm erlaubt (die Frau zu behalten).",
"[Wenn jemand sagt:] „Konam, dass ich die hässliche N. N. nicht heirate“, sie aber in Wirklichkeit schön ist, [oder] „die schwarze“, sie aber weiss ist, [oder] „die kleine“, sie aber gross gewachsen ist, so darf er sie heiraten, nicht weil sie hässlich war und dann schön wurde, [oder] weil sie schwarz war und dann weiss wurde, [oder] weil sie klein war und dann gross wurde, sondern weil das Gelübde auf einem Irrtum beruhte. Einst hatte sich jemand durch Gelübde jeden Genuss von der Tochter seiner Schwester versagt; da brachte man sie in das Haus des R. Ismael und putzte sie dort aus. Darauf sagte R. Ismael zu ihm: „mein Sohn, hast du dir den Genuss dieser versagt?“ Jener erwiderte: „nein“; da erlaubte ihm R. Ismael sie zu heiraten. Bei dieser Gelegenheit weinte R. Ismael und sprach: „die Töchter Israels sind schön, nur die Armut entstellt sie!“ Als R. Ismael gestorben war, stimmten die israelitischen Töchter Klagelieder an und riefen aus: „Töchter Israels, weinet um R. Ismael!“ So heisst es auch bei Saul (II. Sam. 1, 24): „Töchter Israels, weinet um Saul!“"
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"Bei einem verlobten Mädchen heben ihr Vater und ihr [zukünftiger] Gatte gemeinsam ihre Gelübde auf. Hebt sie der Vater auf, aber nicht der Gatte, hebt sie der Gatte auf, aber nicht der Vater, so sind sie nicht aufgehoben, und es braucht nicht erst gesagt zu werden, [dass dies auch gilt,] wenn sie einer von ihnen bestätigt hat.",
"Stirbt der Vater, so fällt dessen Recht nicht dein [künftigen] Gatten zu; stirbt der Gatte, so fällt das Recht dem Vater zu; in dieser Hinsicht hat der Vater ein Vorrecht vor dem Gatten. In einer anderen Hinsicht aber hat der Gatte ein Vorrecht vor dem Vater, dass nämlich der Gatte sie (ihre Gelübde) aufheben kann, wenn sie mannbar ist, der Vater aber sie nicht aufheben kann, wenn sie mannbar ist.",
"Wenn sie ein Gelübde getan, als sie verlobt war, am selben Tage geschieden wird und sich dann am selben Tage wieder verlobt [u. s. w.] und wäre es auch an hundert [Männer nach einander], so heben ihr Vater und ihr letzter Gatte ihre Gelübde [gemeinsam] auf. Dies nämlich ist die Regel: solange sie nicht eine Zeit lang in ihrer eigenen Gewalt gewesen ist, heben ihr Vater und ihr letzter Gatte [gemeinsam] ihre Gelübde auf.",
"Es ist Sitte bei den Gelehrten, dass er (der Vater), bevor seine Tochter aus seiner Gewalt scheidet, ihr erklärt: alle Gelübde, die du in meinem Hause getan, sollen aufgehoben sein. Ebenso erklärt ihr der Gatte, bevor sie in seine Gewalt übergeht: alle Gelübde, die du getan, bevor du in meine Gewalt gekommen bist, sollen aufgehoben sein, denn nachdem sie in seine Gewalt gekommen ist, kann er jene nicht mehr aufheben.",
"Wenn eine mannbare [Jungfrau] 12 Monate oder eine Witwe 30 Tage zugebracht hat, so sagt R. Elieser, dass ihr Gatte sie (ihre Gelübde) aufheben kann, da er auch verpflichtet ist ihr den Unterhalt zu gewähren. Die Weisen aber sagen: der Gatte kann sie nicht aufheben, solange sie nicht in seine Gewalt gekommen ist.",
"Bei einer auf die Leviratsehe wartenden Frau, mag sie nun einen oder zwei Schwäger haben, kann er (der Schwager), so sagt R. Elieser, sie (die Gelübde) aufheben; R. Josua sagt: wenn nur einer, aber nicht zwei vorhanden sind. R. Akiba sagt: weder wenn einer, noch wenn zwei vorhanden sind. Es sagte nämlich R. Elieser: wenn schon bei einer Frau, die er sich selbst erworben, er (der Mann) ihre Gelübde aufheben kann, sollte er da nicht bei einer Frau, die ihm vom Himmel zugeeignet ist, erst recht ihre Gelübde aufheben können! Da sagte R. Akiba zu ihm: nein; wenn du dieses sagst bei einer Frau, die er sich selbst erworben, über die aber andre keine Gewalt haben, willst du es etwa auch sagen bei einer Frau, die ihm zwar vom Himmel zugeeignet ist, über die jedoch auch andere Gewalt haben! Darauf wendete ihm R. Josua ein: Akiba, deine Worte sind zutreffend, wenn zwei Schwäger vorhanden sind; was aber erwiderst du, wenn nur ein Schwager vorhanden ist? Da antwortete er ihm: die Schwägerin ist nicht so vollständig dem Levir zu eigen, wie [sonst] die Verlobte ihrem [künftigen) Gatten.",
"Wenn jemand zu seiner Frau sagt: „alle Gelübde, die du von jetzt an tust, bis ich von dem Orte N. N. zurückkomme, sollen gültig sein,“ so hat er damit nichts gesagt. Erklärt er aber: „sie sollen aufgehoben sein,“ so sagt R. Elieser, dass sie aufgehoben sind; die Weisen aber sagen: sie sind nicht aufgehoben. Es sagte nämlich R. Elieser: wenn er Gelübde aufheben kann, die schon den Character eines Verbotes erlangt haben, sollte er da nicht Gelübde aufheben können, die den Character eines Verbotes noch nicht erlangt haben! Darauf entgegneten sie ihm: es heisst aber (Num. 30, 14): „ihr Mann kann es gelten lassen und ihr Mann kann es aufheben“, [das will sagen:] solche [Gelübde], die für gültig zu erklären möglich war, kann man aufheben, solche aber, die für gültig zu erklären nicht möglich war, kann man auch nicht aufheben.",
"Das Aufheben von Gelübden kann während des ganzen Tages geschehen. Es giebt hierbei eine Erleichterung und eine Erschwerung. Wie ist dies zu verstehen? Wenn sie [z. B.] in der Nacht zum Sabbat ein Gelübde getan, so kann man es in der Nacht zum Sabbat und noch am Sabbattag, bevor Nacht ist, aufheben; wenn sie aber bei eintretender Dunkelheit ein Gelübde getan, so kann man es nur solange aufheben, als noch nicht Nacht ist, denn sobald Nacht ist und man es noch nicht aufgehoben hat, kann man es nicht mehr aufheben."
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"Dies sind die Gelübde, die man aufheben kann: Dinge, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen; [wenn sie z. B. sagt:] „wenn ich bade“ oder „wenn ich nicht bade;“ „wenn ich mich schmücke“ oder wenn ich mich nicht schmücke“. Darauf sagte R. Jose: dies sind nicht Gelübde, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen.",
"Folgende sind [vielmehr] Gelübde, die eine Verkümmerung des Lebens einschliessen: Wenn sie sagt: „Konam seien mir die Früchte der Welt“, so kann er (der Mann) dies aufheben. [Wenn sie sagt:] „die Früchte dieser Gegend seien mir verboten“, so darf er ihr solche aus einer andren Gegend bringen. [Wenn sie sagt:] „Die Früchte dieses Kaufmannes seien mir verboten“, so kann er es nicht aufheben. Wenn er aber seinen Unterhalt nur von diesem erhalten konnte, so kann er es aufheben. Dies die Worte des R. Jose.",
"[Wenn sie sagt:] „Konam, dass ich von den Geschöpfen keinen Nutzen haben werde“, so kann er es nicht aufheben, sie darf aber von der Nachlese, von dem [auf dem Felde] Vergessenen und von der [Feld]-Ecke einen Nutzen haben. [Wenn jemand sagt:] „Konam, dass die Priester oder die Leviten von mir keinen Nutzen haben“, so dürfen sie auch gegen seinen Willen [das ihnen Gebührende] nehmen. [Wenn jemand sagt: „Konam,] dass diese Priester oder diese Leviten von mir keinen Nutzen haben“, so dürfen andre [das ihnen Gebührende von ihm] nehmen.",
"[Wenn sie sagt:] „Konam, dass ich nicht arbeite für meinen Vater oder für deinen Vater oder für meinen Bruder oder für deinen Bruder“, so kann er es nicht aufheben. [Wenn sie sagt: „Konam,] dass ich für dich nicht arbeite“, so braucht er es nicht erst aufzuheben. R. Akiba sagt: er muss es aufheben, vielleicht könnte sie ihm mehr leisten, als ihm zukommt. R. Jochanan, Sohn Nuris, sagt: er muss es aufheben, vielleicht lässt er sich von ihr scheiden und dann wäre es ihr verboten, zu ihm zurückzukehren.",
"Wenn seine Frau ein Gelübde getan und er glaubte, seine Tochter hätte das Gelübde getan, wenn seine Tochter ein Gelübde getan und er glaubte, seine Frau hätte das Gelübde getan, wenn sie ein Nasirat gelobt hat und er glaubte, sie hätte mit [dem Ausdruck] „Opfer“ ein Gelübde getan, wenn sie mit [dem Ausdruck] „Opfer“ ein Gelübde getan und er glaubte, sie hätte ein Nasirat gelobt, wenn sie sich durch Gelübde Feigen versagt hat und er glaubte, sie hätte sich Weintrauben versagt, wenn sie sich Weintrauben durch Gelübde versagt und er glaubte, sie hätte sich Feigen versagt, so muss er es noch einmal aufheben.",
"Wenn sie sagt: „Konam, dass ich diese Feigen und Weintrauben nicht koste“, und er es für die Feigen bestätigt, so ist das Ganze gültig; hat er es aber für die Feigen aufgehoben, so ist es nicht eher aufgehoben, als bis er es auch für die Weintrauben aufgehoben hat. Wenn sie sagt: „Konam, dass ich Feigen nicht koste und dass ich Weintrauben nicht koste“, so sind dies zwei Gelüdbe.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich wusste wohl, dass man Gelübde tun kann, aber ich wusste nicht, dass man sie aufheben kann“, so kann er sie [gleichwohl] aufheben. Wenn jemand sagt: „ich wusste wohl, dass man [Gelübde] aufheben kann, aber ich wusste nicht, ob dies, [bestimmte] ein Gelübde war“, so sagt R. Meir: er kann es nicht aufheben; die Weisen aber sagen: er kann es auf- heben.",
"Wenn jemand seinem Schwiegersohn jeden Genuss [von seinem Vermögen] durch Gelübde versagt, seiner Tochter aber Geld geben will, so kann er zu ihr sagen: Dieses Geld sei dir zum Geschenk gegeben, aber nur unter der Bedingung, dass dein Gatte kein Recht daran hat, dass du es nur für deinen eigenen Unterhalt verwendest.",
"[Es heisst:] „Und das Gelübde einer Witwe oder einer Geschiedenen … soll für sie Bestand haben“ (Num. 30, 10); wie ist dies zu verstehen? Wenn sie [z. B.] sagt: „ich will nach 30 Tagen eine Nasiräerin sein“, so kann er (der Mann), wenn sie auch innerhalb der 30 Tage heiratet, es nicht aufheben. Wenn sie ein Gelübde getan, während sie noch in der Gewalt des Gatten war, so kann er es ihr aufheben. Wie ist dies zu verstehen? Wenn sie [z. B.] sagt: „ich will nach 30 Tagen eine Nasiräerin sein“, so ist es, auch wenn sie innerhalb der 30 Tage Witwe oder geschieden wird, aufgehoben. Wenn sie an einem Tage ein Gelübde tut, am selben Tage geschieden wird und er sie am selben Tage wieder heiratet, so kann er es nicht aufheben, Dies ist [nämlich] die Regel: sobald sie eine Zeit lang in ihrer eigenen Gewalt war, kann er [ihre Gelübde] nicht aufheben.",
"Neun Mädchen gibt es, deren Gelübde gültig bleiben: 1) eine Mannbare, die als Waise gilt; 2) ein Mädchen, das mannbar ist (a. L.: mannbar wurde) und als Waise gilt; 3) ein Mädchen, das noch nicht mannbar ist und als Waise gilt; 4) eine Mannbare, deren Vater gestorben ist; 5) ein Mädchen, das mannbar ist und dessen Vater gestorben ist; 6) ein Mädchen, das noch nicht mannbar geworden und dessen Vater gestorben ist; 7) ein Mädchen, dessen Vater gestorben ist und das mannbar wurde, nachdem ihr Vater gestorben war; 8) eine Mannbare, deren Vater noch lebt; 9) ein Mädchen, das mannbar ist und dessen Vater noch lebt. R. Jehuda sagt: auch wenn jemand seine minderjährige Tochter verheiratet, diese dann Witwe oder geschieden wird und zu ihm zurückkehrt, gilt sie noch als Mädchen.",
"[Wenn sie sagt:] „Konam, dass ich von meinem Vater oder von deinem Vater keinen Genuss haben werde, wenn ich für deinen Unterhalt arbeite“, [oder] „dass ich von dir keinen Genuss haben werde, wenn ich für den Unterhalt meines Vaters oder deines Vaters arbeite“, so darf er es aufheben.",
"Früher hat man ge- sagt: drei Frauen werden geschieden und erhalten die Ketuba: wenn sie erklärt: „ich bin unrein für dich“, [oder] „der Himmel [weiss], was zwischen mir und dir [vorgeht]“, oder „ich will den Juden entzogen sein“. Dann aber haben sie (die Weisen), damit nicht eine Frau ein Auge auf einen andren [Mann] werfe und es mit ihrem Gatten verderbe, bestimmt: wenn sie erklärt: „ich bin unrein für dich“, so muss sie einen Beweis für ihre Behauptung erbringen; [wenn sie erklärt:] „der Himmel weiss, was zwischen mir und dir vorgeht“, so sucht man es auf dem Wege der Überredung beizulegen; [wenn sie erklärt:] „ich will den Juden entzogen sein“, so soll er (der Gatte) den ihn betreffenden Teil [des Gelübdes ] aufheben und sie mit ihm ehelich verkehren, allen andren Juden aber entzogen sein."
]
],
"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah"
]
}