{
"language": "en",
"title": "Mishnah Shevuot",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
"priority": 0.5,
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
"actualLanguage": "de",
"languageFamilyName": "german",
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"direction": "ltr",
"heTitle": "משנה שבועות",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Nezikin"
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"text": [
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"Es gibt zwei Arten von Eiden, weiche in vier zerfallen. Das Wissen der Unreinheit hat zwei Arten, welche in vier zerfallen. Das Hinaustragen am Sabbat hat zwei Arten, welche in vier zerfallen. Das Ansehen der Aussatzschäden hat zwei Arten, welche in vier zerfallen.",
"War am Anfang und am Ende das Wissen vorhanden, während in der Zwischenzeit Unwissenheit stattfand; so ist man ein auf- und absteigendes Opfer schuldig. War am Anfang das Wissen vorhanden, aber nicht am Ende; so bewirken der im Innern bereitete Sündopferbock und der Versöhnungstag Aufschub der (Strafe), bis es ihm bekannt wird und dann ein auf- und absteigendes Opfer bringt.",
"Fand am Anfang kein Wissen statt, aber am Ende war das Wissen vorhanden; so versöhnen ihn der draußen bereitete Sündopferbock und der Versöhnungstag, denn es heißt (Num. 29,11): „Außer dem Sündopfer der Versöhnung “, (dies lehrt), wie der eine versöhnt, in der Weise versöhnt auch der andere; so wie der Innere nur das versöhnt, wobei ein Wissen vorhanden war, ebenso versöhnt auch der Äußere nur das, wobei ein Wissen vorhanden war.",
"War weder am Anfang noch am Ende das Wissen vorhanden; so versöhnen ihn die Sündopferböcke der Festtage und die der Neumond-Tage; dies die Worte R. Jehuda’s R. Simon sagt: Die Sündopferböcke der Festtage versöhnen ihn, aber nicht die der Neumond-Tage. Wofür versöhnen denn die Sündopferböcke der Neumond-Tage? Für einen Reinen, der Unreines gegessen hat. R. Meir sagt: Alle Sündopferböcke versöhnen in gleicher Weise über Unreinheit beim Heiligtum und seinen heiligen Opfer-Speisen. Es hatte R. Simon gesagt: Die Sündopferböcke der Neumond-Tage versöhnen für den Reinen, der Unreines gegessen hat; die der Festtage versöhnen für den Fall, dass weder am Anfang noch am Ende das Wissen vorhanden war; und der des Versöhnungstages versöhnt für den Fall, dass am Anfang kein Wissen vorhanden war, am Ende aber Wissen stattfand. Da sagten sie zu ihm: Wie ist es, darf der eine anstatt des anderen dargebracht werden ? Da sagte er zu ihnen: Er darf dargebracht werden. Da sagten sie zu ihm: Da sie hinsichtlich ihrer Versöhnung einander nicht gleich sind, wie kann der Eine anstatt des Andern dargebracht werden ? Da sagte er zu ihnen: Alle kommen zu versöhnen für Unreinheits-Sünden beim Heiligtum und dessen heiligen Opferspeisen.",
"R. Simon, Sohn Jehuda’s, sagt in seinem Namen: Die Sündopferböcke der Neumond-Tage versöhnen für einen Reinen der Unreines gegessen; die der Festtage wirken noch mehr als jene, denn sie versöhnen sowohl für einen Reinen, der Unreines gegessen, als für den Fall, dass (bei Unreinheit der Person) weder am Anfang noch am Ende das Wissen vorhanden war; der des Versöhnungstags wirkt noch mehr als jene, denn er versöhnt nicht nur für den Reinen, der Unreines gegessen und für den Fall, dass weder am Anfang noch am Ende Wissen stattfand, sondern auch für den Fall, dass das Wissen nicht am Anfang, wohl aber am Ende vorhanden war. Da sagten sie zu ihm. Wie ist es, hat auch der Rabbi gesagt, es dürfe der Eine anstatt des Anderen dargebracht werden? Da sagte er zu ihnen: Jawohl. Da sagten sie zu ihm: Wenn dem so wäre, so könnte wohl der des Versöhnungstags an den Neumond-Tagen dargebracht werden, aber wie kann der von Neumond-Tagen am Versöhnungstage dargebracht werden, um eine Versöhnung zu bewirken, die ihm nicht zukommt? Da sagte er zu ihnen: Alle kommen zu versöhnen für Unreinheits-Sünden beim Heiligtum und seinen heiligen Opferspeisen.",
" Für die vorsätzlich begangenen Unreinheits-Sünden beim Heiligtum und dessen heiligen Opferspeisen versöhnen der im Innern bereitete Sündopferbock und der Versöhnungstag. Für die andern Übertretungen, (die) in der Tora (geschrieben stehen), sowohl die leichten als die schweren, die vorsätzlichen als die unvorsätzlichen, die bewussten als die nicht bewussten, die Gebote und Verbote, auch die mit Ausrottung oder gerichtlicher Todesstrafe belegten, — für diese alle versöhnt der Ziegenbock, der fortgeschickt wird.",
"Hierin sind Israeliten, Priester und der gesalbte Priester einander gleich. Welcher Unterschied ist aber zwischen den Israeliten und den Priestern oder gesalbtem Priester? Darin, dass das Blut des Farren die Priester wegen deren Unreinheits-Sünden beim Heiligtum und dessen heiligen Opferspeisen versöhnt. R. Simon sagt: Sowie das Blut des im Innern bereiteten Sündopferbocks für die Israeliten versöhnt, so versöhnt das Blut des Farren für die Priester, und sowie das Sündenbekenntnis beim fortzusendenden Ziegenbock für die Israeliten versöhnt, so versöhnt das Sündenbekenntnis beim Farren für die Priester."
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"Das Wissen der Unreinheit hat zwei Arten, die in vier zerfallen: Wenn nämlich Jemand unrein geworden und er es wusste, dann aber wird die Unreinheit von ihm vergessen, während er der Heiligkeit (der gegessenen Speise) sich bewusst ist, oder die Heiligkeit (der Speise) war ihm unbekannt, er war aber der Unreinheit sich bewusst, oder Beides wird von ihm vergessen, er isst darauf Heiliges und weiß nicht, und nach dem Essen erfährt er es; so ist er ein auf- und absteigendes Opfer schuldig. Wurde er unrein und wusste es, dann aber wurde die Unreinheit von ihm vergessen, während er das Heiligtum kennt, oder das Heiligtum war ihm unbekannt, er war sich aber der Unreinheit bewusst, oder Beides ward von ihm vergessen, und er geht darauf ins Heiligtum, und weiß nicht, und nachdem er herauskommt, erfährt er es, so ist er ein auf- und absteigendes Opfer schuldig.",
"Es gilt gleich, ob er in den Vorhof selbst oder in den zum Vorhofe hinzugefügten Raum getreten ist, indem man zur (heiligen) Stadt und zu den Vorhöfen Nichts hinzufügen darf, außer mit Zustimmung eines Königs, eines Propheten, der Urim und Tumim und des Synedrion von einundsiebzig. Dazu gehören ferner zwei Dankopferbrote und Gesang. Der Gerichtshof geht mit den zwei Dankopferbroten, und zwar hinter denselben, und ganz Israel folgt ihm. Das innere (Brot) wurde verzehrt, das äußere verbrannt. Alles, was nicht mit allen diesen (Bedingungen) gemacht wurde, da war der dort hineingehende (Unreine) nicht schuldig.",
"Ist Jemand im Vorhofe unrein geworden, dann wurde die Unreinheit von ihm vergessen, er war sich aber bewusst, dass er im Heiligtume ist, oder er vergaß, dass er sich im Heiligtume befindet, er war aber seiner Unreinheit sich bewusst, oder Beides ward von ihm vergessen, und er verbeugte sich, oder er verweilte darin so lange, als eine Verbeugung dauert, oder er kam den längern Weg heraus, so ist er schuldig. (Geht er aber) den kürzeren Weg, so ist er frei. Dies ist ein Tat-Gebot betreffs des Heiligtums, wegen dessen Übertretung die Gemeinde nicht schuldig wird.",
"Welches ist das Tat-Gebot betreffs der menstruierenden Frau, wegen dessen Übertretung man schuldig wird? Wenn Jemand einer reinen Frau beiwohnt, und sie sagt zu ihm: „ich bin unrein geworden!“, und er zieht sich sofort zurück, so ist er schuldig, weil das Weggehen ihm soviel Genuss gewährt, wie das Kommen.",
"R. Elieser sagt: (Es heißt in Lev. 5,2:) „Das Kriechtier . . und es wird von ihm vergessen“; dies lehrt:) nur beim Vergessen, dass es ein Kriechtier war, ist er schuldig; er ist aber nicht schuldig beim Vergessen, dass er im Heiligtume ist. R. Akiba sagt: (Es heißt das.:) „es wird von ihm vergessen, und er ist unrein“; (dies lehrt:) nur beim Vergessen der Unreinheit ist er schuldig; er ist aber nicht schuldig beim Vergessen, dass er im Heiligtume ist. R. Ismael sagt: Der Ausdruck „es wird vergessen“ steht (Lev. 5, 2—3) zweimal, um zu lehren, dass er sowohl beim Vergessen der Unreinheit als beim Vergessen des Heiligtums schuldig sei."
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"Es gibt zwei Arten von Eiden, welche in vier zerfallen, nämlich: „Ich schwöre, dass ich essen werde,“ oder: „dass ich nicht essen werde;“ ferner: „dass ich gegessen habe“ oder: „dass ich nicht gegessen habe “ (Sagt Jemand:) „ich schwöre, dass ich nicht essen werde,“ und er isst noch so wenig; so ist er schuldig. Dies die Worte R. Akiba’s. Da sagten sie zu R. Akiba: Wo finden wir denn, dass Einer, der eine Kleinigkeit isst, schuldig sei, dass dieser schuldig sein soll? Da sagte R. Akiba zu ihnen: Wo finden wir denn, dass Einer wegen eines bloßen Wortes ein Sündopfer zu bringen habe, während dieser doch wegen eines bloßen Wortes ein Sündopfer bringen muss? (Sagt Jemand:) „ich schwöre, dass ich nicht essen werde“, und er hat dann gegessen und getrunken; so ist er nur einmal schuldig. (Sagt er aber:) „ich schwöre, dass ich nicht essen werde und dass ich nicht trinken werde“, und hat gegessen und getrunken; so ist er zweimal schuldig.",
"(Sagt Jemand:) „ich schwöre, dass ich nicht essen werde,“ und er hat dann Weizenbrot, Gerstenbrot und Dinkelbrot gegessen; so ist er nur einmal schuldig. (Hatte er aber gesagt:) „ich schwöre, dass ich weder Brot von Weizen, noch Brot von Gerste, noch Brot von Dinkel essen werde;“ so ist er für jedes besonders schuldig.",
"(Sagt Jemand:) „ich schwöre, dass ich nicht trinken will,“ und er trinkt dann vielerlei Getränke; so ist er nur einmal schuldig. (Sagt er aber:) „ich schwöre, dass ich weder Wein, noch Öl, noch Honig trinken werde;“ und er trinkt dann; so ist er für jedes besonders schuldig.",
"(Sagt Jemand:) „ich schwöre, dass ich nicht essen werde“, und er isst dann Speisen, die nicht zum Essen geeignet sind, oder er trinkt Getränke, die nicht zum Trinken geeignet sind; so ist er frei. Dagegen, (wenn er sagt:) „ich schwöre, dass ich nicht essen werde,“ und er isst Aas, Zerrissenes, Geschmeiss oder Gewürm; so ist er schuldig. R. Simon erklärt ihn frei. Sagt Jemand: „Konam soll jeder Genuss von Seiten meiner Frau mir sein, wenn ich heute gegessen habe,“ und er hatte Aas, Zerrissenes, Geschmeiss oder Gewürm gegessen, so ist ihm seine Frau verboten.",
"Es ist einerlei, ob die Dinge ihn selbst oder Andere betreffen, ob an den Dingen etwas Greifbares ist, oder nicht. Z. B. er sagt: „ich schwöre, dass ich dem N. (Etwas) geben, oder Nichts geben werde; dass ich (ihm Etwas) gegeben, oder nicht gegeben habe; dass ich schlafen, oder nicht schlafen werde; dass ich ein Steinchen ins Wasser werfen, oder nicht werfen werde; dass ich (es ins Wasser geworfen, oder nicht geworfen habe.“ R. Ismael sagt: Er ist nur schuldig (für einen Schwur) auf die Zukunft, denn es heißt (Lev. 5,4; „zu Leide oder zu Liebe.“) Da sagte R. Akiba zu ihm: Wenn dem so wäre, so könnte ich nur solche Schwüre entnehmen, bei denen Angenehmes oder Unangenehmes ist; woher wissen wir die Schwüre, die nicht Angenehmes oder Unangenehmes betreffen? Da sagte er zu ihm: Aus der Erweiterungs-Aussage der Schrift. Da sagte er zu ihm: Wenn die Schrift in dieser Beziehung (das Gesetz) erweitert hat, so hat sie (es) auch in jener Beziehung erweitert.",
"Schwört Jemand ein Gebot zu verabsäumen, und er hat es nicht verabsäumt, so ist er frei. (Schwört er), ein Gebot zu erfüllen, und er hat es nicht erfüllt, so ist er frei. Es sollte eigentlich durch einen Schluss gefolgert werden, dass er schuldig sei, und zwar nach den Worten des R. Jehuda ben Bethera. Es sagte nämlich R. Jehuda ben Bethera: Wenn man schon wegen Schwüre über freiwillige Handlungen, wozu man nicht vom Berge Sinai her eidlich verpflichtet ist, schuldig wird; um wie viel mehr wird man schuldig wegen Schwüre über gebotene Handlungen, worauf man schon vom Berge Sinai her beschworen ist! Da sagten sie zu ihm: Nein! Wenn Du es sagst bei einem Schwure über eine freiwillige Handlung, wobei die Verneinung der Bejahung gleich gesetzt ist, wirst Du es denn auch sagen bei einem Schwur (zur Erfüllung) eines Gebot es, wobei doch die Verneinung nicht der Bejahung gleichgesetzt werden kann? denn wenn Einer schwört, ein Gebot zu verabsäumen, und er verabsäumt es nicht, ist er ja frei!",
"Sagt Jemand: „ich schwöre, dass ich diesen Laib Brot nicht essen werde. ich schwöre, dass ich ihn nicht essen werde! (ich schwöre, dass ich ihn nicht essen werde!) und er isst ihn (dennoch), so ist er nur einmal schuldig. Dies ist ein Ausspruch - Eid, wegen dessen mutwilliger Verletzung man Geißelhiebe und wegen unvorsätzlicher ein auf- und absteigendes Opfer schuldig wird; wegen eines vergeblichen Schwures ist man, wenn er mit Mutwillen ausgesprochen, der Geißelung schuldig, und wenn aus Versehen, ist man frei.",
"Was heißt ein vergeblicher Schwur? Wenn Einer schwört, dass Etwas anders sei, als es den Menschen bekannt ist; er schwört z B. Betreffs einer steinernen Säule, dass sie eine goldene sei; Betreffs eines Mannes, er sei ein Weib, oder Betreffs eines Weibes, es sei ein Mann; oder er beschwört, was unmöglich ist, etwa: „wenn ich nicht ein in der Luft fliegendes Kamel gesehen habe“, „wenn ich nicht eine dem Balken der Ölpress. gleiche Schlange gesehen habe.“ — Sagt Jemand zu Zeugen: „kommet und zeuget für mich!“ (und sie erwidern:) „wir schwören, dass wir nicht zeugen wollen!“ oder es schwört Jemand, ein Gebot zu verabsäumen, etwa: keine Laubhütte zu machen, keinen Lulab zu nehmen, oder keine Tephillin anzulegen; so ist dies ein vergeblicher Schwur, wegen dessen man, wenn er mit Mutwillen ausgesprochen, der Geißelung schuldig wird, und wenn aus Versehen, frei ist.",
"(Sagt Jemand:) „ich schwöre, dass ich diesen Brotlaib essen werde! ich schwöre, dass ich ihn nicht essen werde!“; so ist der erstere ein Ausspruch-Eid, und der zweite ein vergeblicher Eid. Hat er ihn gegessen, so hat er (nur) durch vergebliches Schwören eine Übertretung verübt; hat er ihn nicht gegessen, so hat er (auch) einen Ausspruch-Eid verletzt.",
"Das Gesetz über den Ausspruch-Eid gilt. sowohl bei Männern als bei Weibern; sowohl hinsichtlich Entfernter als hinsichtlich Anverwandter; sowohl bei (zum Zeugnis) Tauglichen als bei Untauglichen; sowohl vor dem Gerichte als außerhalb des Gerichtes; (doch muss der Schwur) durch seinen eigenen Mund (ausgesprochen sein). Wegen dessen Mutwilliger Verletzung ist man der Geißelung schuldig, wegen unvorsätzlicher (bringt man) ein auf- und absteigendes Opfer.",
"Das Gesetz über den vergeblichen Schwur gilt sowohl bei Männern als bei Weibern; sowohl hinsichtlich Entfernter als hinsichtlich Anverwandter; sowohl bei (zum Zeugnis) Tauglichen als bei Untauglichen; sowohl vor dem Gerichte als außerhalb des Gerichtes; (doch muss der Schwur) durch seinen eigenen Mund (ausgesprochen sein). Wenn er mutwillig ausgesprochen wurde, ist man seinetwegen der Geißelung schuldig; wenn aus Versehen, ist man frei. Sowohl bei diesem als bei jenem ist auch der schuldig, welcher von Andern beschworen wird. In welcher Weise? Sagt er: „ich habe heute Nichts gegessen“, oder: „ich habe heute keine Tephillin angelegt“ — (darauf sagt ein Anderer): „ich beschwöre dich (darüber)“, und er erwidert: „Amen!“; so ist er schuldig."
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"Das Gesetz über den Zeugnis-Eid gilt nur bei Männern, nicht bei Weibern; nur bei Nicht-Verwandten, aber nicht bei Verwandten; nur bei (zum Zeugnis) Tauglichen, aber nicht bei Untauglichen; es gilt auch nur bei solchen, die geeignet sind, Zeugnis abzulegen; (es gilt sowohl) vor dem Gerichte als auch außerhalb des Gerichtes, (wenn der Schwur) durch seinen eigenen Mund (ausgesprochen wird); wenn aber durch Anderer Mund, werden sie nur dann schuldig, wenn sie vor Gericht leugnen; dies die Worte R. Meir’s. Die Weisen aber sagen: Sowohl durch seinen, eigenen Mund, als durch den Mund Anderer werden sie nur dann schuldig, wenn sie vor Gericht leugnen.",
"Sie werden schuldig bei Vorsätzlichkeit hinsichtlich des Eides und beim Irrtum betreffs desselben, wenn Vorsätzlichkeit hinsichtlich des Zeugnisses vorhanden war; nicht aber, wenn auch betreffs dieses ein Irrtum stattfand. Was sind sie wegen des vorsätzlichen Falscheides schuldig? Ein auf- und absteigendes Opfer.",
"Wie ist ein Zeugnis-Eid? Wenn Jemand zu Zweien sagt: „Kommet und zeuget für mich!“ (sie aber sagen:) „wir schwören, dass wir für dich kein Zeugnis wissen!“; oder sie sagen: wir wissen für dich kein Zeugnis!“ (worauf Jener sagt:) „ich beschwöre euch!“, und sie sagen: „Amen!“; — so sind sie schuldig. Hat er sie außerhalb des Gerichtes fünfmal beschworen, und als sie vor Gericht gekommen, haben sie eingestanden, so sind sie frei; haben sie es aber (auch hier geleugnet, so sind sie auf jedes Beschwören besonders schuldig. Hat er sie fünfmal vor Gericht beschworen. und sie haben geleugnet, so sind sie nur einmal schuldig. Es sagte R. Simon: Was ist der Grund? Weil sie nicht wiederum eingestehen können.",
"Haben Beide gleichzeitig geleugnet, so sind Beide schuldig; (hat) Einer nach dem Andern (geleugnet), so ist nur der erste schuldig, der zweite aber frei. Hat Einer geleugnet und der Andere eingestanden, so ist der Leugner schuldig. Waren zwei Zeugen-Parteien da, und es leugnete die erste, darauf leugnete die zweite, so sind beide schuldig; weil das Zeugnis durch jede von beiden bestehen könnte.",
"(Sagt Jemand): „ich beschwöre euch, dass ihr kommet und für mich zeuget, dass ich bei N. ein Verwahrgut, ein Darlehen, Geraubtes und Verlorenes habe!“ ! (Darauf sagen sie:) „wir schwören, dass wir für Dich kein Zeugnis wissen!“, so sind sie nur einmal schuldig. (Sagen sie aber:) „wir schwören, dass wir nicht wissen, dass du bei N. ein Verwahrgut, ein Darlehen, Geraubtes und Verlorenes hast!“, so sind sie wegen jedes (Dinges) besonders schuldig. (Sagt Jemand:) „ich beschwöre euch, dass ihr kommet und für mich zeuget, dass ich bei N. ein Verwahrgut von Weizen, Gerste und Dinkel habe!“ (hierauf sagen sie:) „wir schwören, dass wir für Dich kein Zeugnis wissen!“, so sind sie nur einmal schuldig. (Sagen sie aber:) „wir schwören, dass wir für dich nicht zu zeugen wissen, dass du bei N. Weizen, Gerste und Dinkel hast!“, so sind sie wegen Jedes besonders schuldig.",
"(Sagt Jemand:) „ich beschwöre euch, dass ihr kommet und für mich bezeuget, dass ich von N. Schaden-Ersatz, halben Schaden- Ersatz, Doppel-Ersatz vier- oder fünffachen Ersatz zu fordern habe; dass N. meine Tochter genotzüchtigt, dass er meine Tochter verführt hat; dass mich mein Sohn geschlagen hat, dass mein Nächster am Versöhnungstage mich verwundet oder meinen Getreidehaufen angezündet hat!“; so sind sie schuldig.",
"(Sagt Jemand:) „ich beschwöre euch, dass ihr kommet und mir bezeuget, dass ich ein Priester, ein Levite, kein Sohn einer Verstoßenen, kein Sohn einer Chaluza bin; dass N. ein Priester, ein Levite, kein Sohn einer Verstoßenen, kein Sohn einer Chaluza ist; dass der und der dessen Tochter genotzüchtigt, dass er dessen Tochter verführt hat; dass mein Sohn mich verwundet; dass N. am Sabbat mich verwundet oder meinen Getreidehaufen angezündet hat;“ so sind sie frei.",
"(Sagt Jemand:) „ich beschwöre euch, dass ihr kommet und mir bezeuget, dass N. versprochen, mir zweihundert Sus zu geben, und mir sie nicht gegeben hat,“ so sind sie frei; denn sie sind nur wegen einer Geldforderung schuldig, die einem Verwahrgut gleich ist.",
"(Sagt Jemand:) „ich beschwöre euch, dass sobald ihr für mich ein Zeugnis wissen werdet, ihr kommet und für mich zeuget;“ so sind sie frei, weil der Schwur der Zeugen-Wahrnehmung vorangegangen ist.",
"Wenn Jemand in der Synagoge steht und sagt: „ich beschwöre euch, dass wenn ihr mir ein Zeugnis wisset, ihr kommet und für mich zeuget;“ so sind sie frei, (er müsste denn seine Worte an sie gerichtet haben).",
"Sagt Jemand zu Zweien: „ich beschwöre euch N. und N., dass wenn ihr mir ein Zeugnis wisset, ihr kommet und für mich zeuget;“ (darauf sagen sie:) „wir schwören, dass wir kein Zeugnis für dich wissen!“; sie aber wissen für ihn ein Zeugnis, (das sie) aus dem Munde eines andern Zeugen vernommen, oder Einer von ihnen ist ein Anverwandter oder (zum Zeugnis) Untauglicher; so sind sie frei.",
"Schickt Jemand durch seinen Knecht, oder der Verklagte sagt zu ihnen: „ich beschwöre euch, dass ihr, wenn ihr ihm ein Zeugnis wisset, kommen und für ihn zeugen möget;“ so sind sie frei; denn nur, wenn sie aus dem Munde des Klägers hören, (sind sie schuldig.)",
"(Sagt Jemand:) „ich beschwöre euch,“ — „ich gebiete euch,“ — „ich binde euch,“ so sind sie schuldig. (Sagt er aber:) „bei Himmel und Erde,“ so sind sie frei. Beschwört er sie beim Gottesnamen „Aleph-Daleth,“ — „Jud-He,“ „Schaddai,“ — „Zebaot,“ — beim Allgnädigen oder Allbarmherzigen, beim Langmütigen oder Huldreichen oder bei sonst einem der Attribute (Gottes,) so sind sie schuldig. Der Lästerer ist bei diesen allen schuldig; dies die Worte R. Meir’s. Die Weisen sprechen ihn frei. Wer seinem Vater oder seiner Mutter mit einem von allen diesen Gottesnamen flucht, ist schuldig; dies die Worte R. Meir’s. Die Weisen sprechen ihn frei. Wer sich selbst oder seinem Nächsten mit einem von diesen allen flucht, übertritt ein Verbot. — „Gott schlage dich!“ oder „so schlage dich Gott!“ — Das ist der „Eidfluch,“ der in der Tora geschrieben steht. (Sagt man:) „Er schlage dich nicht!“ — „Er segne dich!“ — „Er lasse es dir wohl gehen ! — so erklärt R. Meir (die Zeugen) für schuldig; die Weisen aber sprechen sie frei."
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"Das Gesetz betreffs des Verwahrguts-Eides gilt sowohl bei Männern als bei Weibern; sowohl bei Entfernten als bei Anverwandten; sowohl bei (zur Zeugenschaft) Tauglichen als bei Untauglichen; sowohl vor dem Gerichte als außerhalb des Gerichtes, (wenn der Schwur) aus seinem eigenen Munde (gekommen); (wenn aber) aus dem Munde Anderer, ist er nur schuldig, wenn er es vor Gericht abgeleugnet hat; dies die Worte R. Meirs. Die Weisen aber sagen: Sowohl (wenn der Schwur) aus seinem eigenen Munde als (wenn er) aus dem Munde Anderer (gekommen), — sobald er es abgeleugnet hat, ist er schuldig. Er ist schuldig bei Vorsätzlichkeit hinsichtlich des Eides und beim Irrtum betreffs desselben, wenn Vorsätzlichkeit hinsichtlich des Verwahrgutes vorhanden war; er ist aber nicht schuldig, wenn er auch hierüber im Irrtume war. Was ist man wegen dieser vorsätzlich begangenen Sünde schuldig? Ein Schuldopfer für zwei Schekel.",
"Wie ist die Vorschrift über den Verwahrguts-Eid? Sagt Einer zum Andern: „gib mir mein Verwahrgut, das ich bei dir habe!“ (er erwidert darauf:) „ich schwöre, dass du Nichts bei mir hast!“ — oder er sagt bloß: „du hast Nichts bei mir!“ (worauf Jener sagt:) „ich beschwöre dich!“ und dieser sagt: „Amen!“; so ist er schuldig. Hat er ihn fünfmal, sei es vor Gericht sei es außerhalb des Gerichtes, beschworen, und er hat es abgeleugnet; so ist er für jedes Mal besonders schuldig. Es sagte R. Simon: Was ist der Grund? Weil er wiederum eingestehen könnte.",
"Haben fünf (Leute) von ihm gefordert, indem sie zu ihm sagten: „gib uns das Verwahrgut, das wir bei dir haben!“, (und er erwiderte:) „ich schwöre, dass ihr Nichts bei mir habet!“; so ist er nur einmal schuldig. (Sagte er aber:) „ich schwöre, dass du Nichts bei mir hast und auch nicht du und auch nicht du! (u. s. w.)“; so ist er wegen eines Jeden besonders schuldig. R. Elieser sagt: Nur wenn er den Schwur am Ende gesagt hat. R. Simon sagt: Nur wenn er bei Jedem den Schwur wiederholt hat. (Sagt Jemand:) „gib mir das Verwahrgut, das Darlehen, das Geraubte und das Verlorene, das ich bei dir habe!“ (und er erwidert:) „ich schwöre, dass du Nichts bei mir hast!“; so ist er nur einmal schuldig. (Erwidert er aber:) „ich schwöre, dass du weder ein Verwahrgut, noch ein Darlehen, noch Geraubtes, noch Verlorenes bei mir hast!“; so ist er wegen Jedes besonders schuldig. (Sagt Jemand:) „gib mir den Weizen, die Gerste und den Dinkel, was ich bei dir habe!“ (und er erwidert:) „ich schwöre, dass du Nichts bei mir hast!“; so ist er nur einmal schuldig. (Erwidert er aber:) „ich schwöre, dass du weder Weizen noch Gerste noch Dinkel bei mir hast!“; so ist er wegen Jedes besonders schuldig. R. Meïr sagt: Auch wenn er sagt: חטה ושעורה וכסמת, ist er wegen Jedes besonders schuldig.",
"(Sagt Jemand:) „du hast meine Tochter genotzüchtigt oder verführt!“, und er sagt: „ich habe sie nicht genotzüchtigt und nicht verführt!“ (Darauf sagt Jener:) „ich beschwöre dich!“, und er sagt: „Amen!“, so ist er schuldig. R. Simon spricht ihn frei, weil man kein Strafgeld durch eigenes Geständnis bezahlt. Da sagten sie zu ihm: Wenn er auch kein Strafgeld durch eigenes Geständnis bezahlt hätte, so hätte er doch Beschimpfungs- und Wertverlust-Geld beim Selbstverständnis bezahlen müssen.",
"(Sagt Jemand:) „du hast meinen Ochsen gestohlen!“ und er sagt: „ich habe nicht gestohlen!“ (Darauf Jener:) „ich beschwöre dich “, und er sagt: „Amen!“; so ist er schuldig. (Sagte er aber:) „ich habe ihn zwar gestohlen, aber nicht geschlachtet und nicht verkauft! (Darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und er sagt: „Amen!“; so ist er frei. (Sagt Jemand:) „dein Ochs hat meinen Ochsen getötet“, und er sagt: „er hat nicht getötet“, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und er sagt: „Amen!“, so ist er schuldig. (Sagt aber Jener:) „dein Ochs hat meinen Sklaven getötet!“ und er sagt: „er hat nicht getötet!“ (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und er sagt: „Amen!“, so ist er frei. Sagt Jemand zu ihm: „du hast mich verwundet und hast mir eine Strieme beigebracht!“, und er sagt: „ich habe dich nicht verwundet und dir keine Strieme beigebracht!“ (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und er sagt: „Amen!“, so ist er schuldig. Sagt aber sein Sklave zu ihm: „du hast mir den Zahn ausgeschlagen oder das Auge geblendet!“, und er sagt: „ich habe ihn nicht ausgeschlagen und es nicht geblendet!“, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und er sagt: „Amen!“, so ist er frei. Die Regel ist: In allen Fällen, in denen man auf eigenes Geständnis bezahlen müsste, ist man schuldig; wo man aber auf eigenes Geständnis nicht zu zahlen brauchte, ist man frei."
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"Beim gerichtlichen Eide muss mindestens das Klage-Objekt zwei Silberstücke und das Zugestandene eine Peruta wert sein; und wenn das Zugestandene nicht mit dem Klage-Objekte von ein und derselben Art ist, so ist er frei. Auf welche Weise? (Sagt Jemand:) „ich habe zwei Silberstücke bei dir!“, (und der Andere erwidert:) „du hast bei mir nur eine Peruta!“, so ist er frei. (Sagt aber Jemand:) „zwei Silberstücke und eine Peruta habe ich bei dir!“ (und der Andere erwidert:) „du hast nur eine Peruta bei mir!“, so ist er schuldig. (Sagt Jemand:) „ich habe bei dir eine Mine “, (und der Andere entgegnet:) „du hast Nichts bei mir!“, so ist er frei. (Sagt Jemand:) „ich habe bei dir eine Mine!“, (und der Andere entgegnet:) „du hast nur fünfzig Denar bei mir!“, so ist er schuldig. (Sagt Jemand:) „du hast von meinem Vater eine Mine in Händen!“, (und der Andere erwidert:) „du hast nur fünfzig Denar bei mir!“, so ist er frei, weil dies so ist, als wenn er Verlorenes zurückgäbe.",
"(Sagt Jemand:) „ich habe bei dir eine Mine!“ und der Andere erwidert ihm (vor Zeugen): „jawohl!“; am folgenden Tage sagt Jener zu ihm: „gib sie mir!“, (und dieser erwidert:) „ich habe sie dir bereits gegeben!“, so ist er frei. (Erwidert er aber:) „du hattest Nichts bei mir!“, so ist er schuldig. (Sagt Jemand:) „ich habe bei dir eine Mine!“, und der Andere erwidert ihm: „jawohl!“, (darauf sagt Jener: „gib sie mir nur vor Zeugen!“; am folgenden Tage sagte er zu ihm: „gib sie mir!“, (und dieser erwidert:) „ich habe sie dir bereits gegeben!“, so ist er schuldig, weil er sie (ihm) vor Zeugen geben musste.",
"(Sagt Jemand: „ich habe ein Pfund Gold bei dir!“, (und der Andere erwidert:) „du hast bei mir nur ein Pfund Silber!“, so ist dieser frei. (Sagt aber Jemand:) „ich habe einen Gold-Denar bei dir!“ (und der Andere erwidert:) „du hast bei mir nur einen Silber-Denar, einen Tressis, einen Pondion, oder eine Peruta!“, so ist dieser schuldig, weil alle Münz-Sorten einerlei Art sind. (Sagt Jemand:) „ich habe einen Kor Getreide bei dir!“, (und der Andere erwidert:) „du hast bei mir nur einen Lethech Hülsenfrucht!“, so ist dieser frei. (Sagt Jener aber:) „ich habe einen Kor Früchte bei dir!“, (und dieser erwidert:) „du hast bei mir nur einen Lethech Hülsenfrucht!“, so ist dieser schuldig, weil Hülsenfrucht unter „Früchte“ einbegriffen ist. Fordert man von Einem Weizen, und er gesteht Gerste ein, so ist er frei. Rabban Gamliel aber erklärt ihn für schuldig. Fordert Jemand von seinem Nächsten Krüge Öl und dieser gesteht ihm leere Krüge ein, so sagt Admon, weil er einen Teil von der Art des Klage-Objektes eingestanden hat, so muss er schwören. Die Weisen aber sagen: das Eingestandene ist nicht von der Art des Klage-Objektes. Es sagte Rabban Gamliel: Mir gefallen Admon’s Worte. Fordert man von Einem Geräte und Grundstücke, dieser aber gesteht die Geräte ein und leugnet die Grundstücke ab, oder er gesteht die Grundstücke ein und leugnet die Geräte ab, so ist er frei. Gesteht er einen Teil der Grundstücke ein, so ist er (ebenfalls) frei. Gesteht er einen Teil der Geräte ein, so ist er schuldig; denn die Güter, welche keine Sicherheit gewähren, verbinden die Sicherheit gewährenden Güter, dass man (auch) über diese schwören muss.",
"Man schwört nicht auf die Klage eines Taubstummen, eines Irrsinnigen oder eines Unmündigen. Man beschwört auch keinen Unmündigen; doch schwört man gegen einen Unmündigen und gegen Geheiligtes.",
"Über folgende Dinge schwört man nicht: Sklaven, schriftliche Urkunden, Grundstücke und geheiligte Sachen. Bei diesen findet kein Doppel-Ersatz und nicht Ersatz des Vier- oder Fünffachen statt. Der unentgeltliche Hüter schwört nicht ihretwegen und der Lohn-Hüter bezahlt nicht. R. Simon sagt: Über geheiligte Sachen, für welche man haften muss, schwört man; über diejenigen aber, für welche man nicht haften muss, schwört man nicht.",
"R. Meïr sagt: Es gibt Dinge, die am Boden haften, und dennoch nicht wie Grund und Boden betrachtet werden. Die Weisen aber pflichten ihm nicht bei. Wie ist dies? (Sagt Jemand:) „ich habe dir zehn beladene Weinstöcke übergeben!“, und der Andere sagt: „es waren nur fünf!“, so verpflichtet ihn R. Meïr zu schwören. Die Weisen aber sagen: Alles, was am Boden haftet, ist wie Grund und Boden (anzusehen). Man schwört nur über ein Objekt, das nach Maaß, Gewicht oder Zahl bestimmt ist; z. B.: (Sagt Jemand:) „ich habe dir ein volles Haus (mit Frucht) übergeben!“ oder: „ich habe dir einen vollen Beutel (mit Geld) übergeben!“, und der Andere sagt: „ich weiß nicht; was du hineingelegt hast, magst du nehmen!“, so ist er frei. Sagt aber Jener: „(die Frucht reichte) bis an den Vorsprung “, und dieser sagt: „nur bis ans Fenster!“, so ist dieser schuldig.",
"Hat Jemand seinem Nächsten auf ein Pfand geliehen, und das Pfand ist verloren gegangen; er sagt nun zu ihm: „ich habe dir einen Sela‘ darauf geliehen, es war aber nur einen Schekel Wert!“, und dieser sagt: „nicht so, sondern du hast mir einen Sela‘ darauf geliehen, und es war auch einen Sela‘ wert!“, so ist dieser frei. (Sagt Jener:) „ich habe dir einen Sela‘ darauf geliehen, es war aber nur einen Schekel wert!“ und dieser sagt: „nicht so, sondern du hast mir einen Sela‘ darauf geliehen, und es war drei Denar wert!“; so ist dieser schuldig. (Sagt der Schuldner:) „du hast mir einen Sela‘ darauf geliehen, es war aber zwei Sela‘ wert!“, und der Andere sagt: „nicht so, sondern ich habe dir einen Sela‘ darauf geliehen, und es war nur einen Sela‘ Wert!“; so ist dieser frei. (Sagt aber der Schuldner:) „du hast mir einen Sela‘ darauf geliehen, und es war zwei Sela‘ wert!“, und der Andere sagt: „nicht so, sondern ich habe dir einen Sela darauf geliehen, und es war nur fünf Denar wert!“, so ist dieser schuldig. Wer schwört? Derjenige, bei dem das Verwahrgut war; denn wenn der Andere schwöre, so würde Jener vielleicht das Verwahrgut hervorbringen."
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"Alle, welche nach dem Toragesetze schwören müssen, schwören, um nicht zu bezahlen. Folgende aber schwören, um (Bezahlung) zu empfangen. Der Tagelöhner, der Beraubte, der Verwundete, der, dessen Gegner des Meineides verdächtig ist, und der Krämer auf sein Buch. Der Tagelöhner — auf welche Weise? Sagt er zu Einem: „gib mir meinen Lohn, den ich bei dir habe!“, dieser sagt! „ich habe (ihn bereits) gegeben:“, und Jener sagt: „ich habe Nichts empfangen!“; so schwört er und empfängt (seinen Lohn). R. Jehuda sagt: Nur wenn dabei ein Teil-Geständniss stattfindet. Auf welche Weise? Er sagt zu ihm: „gib mir meinen Lohn von fünfzig Denar, den ich bei dir habe!“, und dieser sagt: „du hast einen Gold-Denar bereits erhalten!“",
"Der Beraubte — auf welche Weise? Zeugt man gegen Jemand, dass er in des Andern Haus gegangen, um ihn ohne Erlaubnis auszupfänden; dieser sagt: „du hast mir ein Gerät genommen!“, und Jener sagt: „ich habe Nichts genommen!“; so schwört der Andere und empfängt. R. Jehuda sagt: Nur wenn dabei ein Teil-Geständniss stattfindet. Auf weiche Weise? Er sagt zu ihm: „du hast zwei Geräte genommen!“, und Jener sagt: „ich habe nur Eins genommen!“",
"Der Verwundete — auf welche Weise? Zeugt man gegen Jemand, dass ein Anderer unversehrt zu ihm hineingegangen und von ihm verwundet herausgekommen ist; dieser sagt: „du hast mich verwundet!“, und Jener sagt: „ich habe dich nicht verwundet!“, so schwört der Andere und empfängt. R. Jehuda sagt: Nur wenn dabei ein Teil-Geständniss stattfindet. Auf welche Weise? Er sagt zu ihm: „du hast mir zwei Wunden beigebracht!“, und Jener sagt: „ich habe dir nur Eine beigebracht!“",
"Der, dessen Gegner des Meineides verdächtig ist — auf welche Weise? Er mag beim Zeugnis-Eide, oder beim Verwahrguts-Eide oder auch nur durch einen vergeblichen Eid (verdächtig geworden sein). Ist Einer von ihnen ein Würfelspieler, ein Wucherer, Einer, der Tauben fliegen lässt, Einer, der mit Brachjahr-Frucht handelt; so schwört sein Gegner und empfängt Bezahlung. Sind Beide verdächtig, so geht der Schwur zurück an seinen Ort; dies die Worte R. Jose’s. R. Meïr sagt: Sie teilen.",
"Der Krämer auf sein Buch — auf welche Weise? Nicht wenn er zu Jemand sagt: „es steht in meinem Buche geschrieben, dass Du mir zweihundert Sus schuldig bist!“; sondern wenn Jemand zu ihm gesagt hat: „gib meinem Sohne zwei Seah Weizen!“— „gib meinen Arbeitern für einen Sela kleines Geld!“, hierauf sagt er: „ich habe es gegeben!“, Jene aber sagen: „wir haben Nichts erhalten!“; (so schwören Beide) so schwört er und empfängt, und Jene schwören und empfangen. Da sagte Ben Nanos: Wie darf man Diese zum falschen Eide kommen lassen?! Vielmehr empfängt er ohne Schwur, und Jene empfangen ohne Schwur.",
"Sagt Jemand zum Krämer: „gib mir um einen Denar Früchte!“ er gibt sie ihm, dann sagt er zu ihm: „gib mir den Denar!“, und er erwidert: „ich habe ihn dir schon gegeben, und du hast ihn in die Geldkasse getan!“, so schwört der Hausherr. Hat dieser aber Jenem den Denar gegeben und sagt zu ihm: „gib mir die Früchte!“, und Jener sagt: „ich habe sie dir schon gegeben, und du hast sie nach Hause schaffen lassen!“, so schwört der Krämer. R. Jehuda sagt: Wer die Früchte in Händen hat, der hat die Oberhand. Sagt Jemand zu einem Geldwechsler: „gib mir für einen Denar kleines Geld!“, er gibt es ihm, dann sagt er zu ihm: „gib mir den Denar!“, und er erwidert: „ich habe ihn dir schon gegeben, und du hast ihn in die Geldkasse getan!“, so schwört der Hausherr. Hat dieser aber Jenem den Denar gegeben und sagt zu ihm: „gib mir das kleine Geld!“, und Jener sagt: „ich habe es dir schon gegeben, und du hast es in deinen Beutel geworfen, so schwört der Geldwechsler. R. Jehuda sagt: Es ist nicht die Weise, dass der Wechsler einen Issar gibt, bevor er den Denar bekommen hat.",
"Sowie man (auch) gesagt hat: Eine Frau, die eine Teilzahlung ihrer Ketuba zugesteht, kann (den Rest) nur durch einen Eid bezahlt bekommen; wenn ein Zeuge aussagt, sie sei bezahlt, so kann sie nur durch einen Eid bezahlt erhalten; von unterworfenen Gütern und von Gütern der Waisen; kann sie nur durch einen Eid Bezahlung erhalten; auch wenn sie in Abwesenheit des Mannes bezahlt werden will, kann sie nur durch einen Eid Bezahlung erlangen. Ebenso können die Waisen nur durch einen Eid bezahlt erhalten, nämlich: „wir schwören, dass unser Vater uns nicht letztwillig erklärt, uns nicht (sonst) gesagt hat, wir auch nicht unter den schriftlichen Urkunden unseres Vaters gefunden haben, dass dieser Schuldschein bezahlt sei!“ R. Jochanan Ben Beroka sagt: Selbst wenn der Sohn nach dem Tode des Vaters geboren wurde, muss er schwören, um Bezahlung zu erhalten. Es sagt R. Simon Sohn Gamliel’s: Wenn Zeugen vorhanden sind, dass der Vater in der Todesstunde gesagt hat, dieser Schuldschein sei nicht bezahlt, so empfängt er ohne Schwur.",
"Folgende schwören ohne (bestimmte) Forderung: Teilhaber, Feldbauer, Verwalter, eine Frau, die im Hause das Geschäft führt, und der Haus-Sohn. Sagt er zu ihm: „was forderst du von mir?“, (und der Andere erwidert:) „ich will, dass du mir schwörest!“, so ist er schuldig. Haben die Teilhaber und die Feldbauer schon geteilt, so kann man sie nicht beschwören. Wird ihm aber ein Eid durch eine andere Forderung auferlegt, so kann man ihm einen Eid über Alles auferlegen. Das Erlassjahr bewirkt auch die Erlassung des Eides."
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"Es gibt viererlei Hüter: ein unentgeltlicher Hüter, ein Entleiher, ein Lohnhüter und ein Mieter. Ein unentgeltlicher Hüter hat bei allen Fällen (nur) zu schwören; der Entleiher muss bei allen Fällen bezahlen; der Lohnhüter und der Mieter schwören, wenn das Vieh gebrochen oder gefangen worden oder gestorben ist, und bezahlen bei Verlust und Diebstahl.",
"Sagt er zu dem unentgeltlichen Huter: „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „er ist gestorben!“, er ist aber gebrochen, gefangen, gestohlen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist gebrochen worden!“, er ist aber gestorben, oder gefangen, gestohlen oder verloren worden; (oder er sagt.:) „er ist gefangen worden!“, er ist aber gestorben oder gebrochen, gestohlen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist gestohlen worden!“, er ist aber gestorben oder gebrochen, gefangen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist verloren gegangen!“, er ist aber gestorben oder gebrochen, gefangen oder gestohlen worden; (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“, so ist er frei.",
"(Fragt der Eigentümer:) „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „ich weiß nicht, was du schwatzest!“, er ist aber gestorben oder gebrochen, gefangen, gestohlen oder verloren worden, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich“, und dieser sagt: „Amen!“, so ist er frei. (Fragt Jener:) „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „er ist verloren gegangen!“, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“, es sagen aber Zeugen wider ihn aus, dass er ihn verzehrt hat, so muss er den Wert bezahlen; gesteht er es von selbst ein, so muss er die Hauptschuld, (noch) ein Fünftel (dazu) und ein Schuldopfer entrichten. (Fragt Jener:) „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „er ist gestohlen worden!“, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“, es sagen aber Zeugen wider ihn aus, dass er ihn gestohlen hat, so muss er Doppel - Ersatz leisten; gesteht er es von selbst ein, so muss er die Hauptschuld, (noch) ein Fünftel (dazu) und ein Schuldopfer entrichten.",
"Sagt Jemand zu Einem auf der Straße: „wo ist mein Ochs, den du gestohlen hast?“, dieser sagt: „ich habe nicht gestohlen!“, es sagen aber Zeugen wider ihn aus, dass er ihn gestohlen hat; so muss er Doppel-Ersatz, und wenn er ihn geschlachtet oder verkauft hat, den vier- oder fünffachen Ersatz leisten. Sieht er aber, dass Zeugen langsam herankommen, und sagt: „ich habe (ihn) gestohlen, aber nicht geschlachtet und nicht verkauft!“, so bezahlt er nur die Hauptschuld.",
"Sagt Jemand zum Entleiher: „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „er ist gestorben!“, er ist aber gebrochen, gefangen, gestohlen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist gebrochen worden!“, er ist aber gestorben oder gefangen, gestohlen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist gefangen worden!“, er ist aber gestorben oder gebrochen, gestohlen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist gestohlen worden!“, er ist aber gestorben oder gefangen, gebrochen oder verloren worden; (oder er sagt:) „er ist verloren gegangen!“ er ist aber gestorben oder gebrochen, gefangen oder gestohlen worden; (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“, so ist er frei.",
"(Fragt Jener) „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „ich weiß nicht, was du schwatzest!“, er ist aber gestorben oder gebrochen, gefangen, gestohlen oder verloren worden, (darauf Jener?) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“, so ist er schuldig. Sagt Jemand zum Lohn-Hüter oder zum Mieter: „wo ist mein Ochs?“, dieser sagt zu ihm: „er ist gestorben!“, er ist aber gebrochen oder gefangen worden; (oder er sagt:) „er ist gebrochen worden!“, er ist aber gestorben oder gefangen worden; (oder er sagt:) „er ist gefangen worden!“, er ist aber gestorben, oder gebrochen worden, (oder er sagt:) „er ist gestohlen worden!“, er ist aber verloren gegangen; (oder er sagt:) „er ist verloren gegangen!“ er ist aber gestohlen worden; (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“; so ist er frei. (Sagt dieser aber:) „er ist gestorben“ — „er ist gebrochen worden“ — oder: „er ist gefangen worden“, er ist aber gestohlen oder verloren worden, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“; so ist er schuldig. (Sagt dieser:) „er ist verloren gegangen“ — oder: „er ist gestohlen worden“, er ist aber gestorben, gebrochen oder gefangen worden, (darauf Jener:) „ich beschwöre dich!“, und dieser sagt: „Amen!“, so ist er frei. Dies ist die Regel: Wer lügt (und dadurch) von Schuld zur Schuld oder von Freiheit zur Freiheit oder von Freiheit zur Schuld (kommt), der ist frei; (wenn er aber dadurch) von Schuld zur Freiheit (kommt), so ist er schuldig. [Dies ist die Regel: Wer schwört, und sich dadurch Erleichterung verschafft, der ist schuldig; wer aber dadurch für sich Erschwerung bewirkt, der ist frei]."
]
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"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah"
]
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