“Die Bedeutung der zyprischen Kultur beschränkt sich jedoch nicht auf ihre Rolle als kultureller Mittler. Zypern war auch kultureller Schöpfer und besaß eine autochthone Kultur, die zweitweise ein hohes Niveau erreichte.” (Einar Gjerstad, 1948) 1923 begab sich ein junger schwedischer Archäologe zum Studium der Kultur und Archäologie der Insel nach Zypern. Der schwedische Konsul auf Zypern, Loukis Z.Pierides, der auch Mitglied des archäologischen Rates Zyperns war, hatte ihn eingeladen. Bereits 1922 hatte Loukis Z.Pierides vorgeschlagen, einen schwedischen Archäologen zu Ausgrabungen nach Zypern zu entsenden. Daher ist die Ankunft dieser Expedition eng mit der Familie Pierides verbunden, da die Ausgrabungen auf Initiative von Loukis Z.Pierides beginnen konnten. Und später, während der Ausgrabungsjahre, befanden sich die schwedischen Archäologen unter seinem ständigen Schutz. Der junge Schwede stellte nicht nur Untersuchungen an, sondern führte auch in Frenaros, in Alambra und Kalopsida Ausgrabungen durch und entdeckte während seines einjährigen Aufenthaltes auf der Insel bei Nikoklides Befestigungsanlagen. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen wurden in seiner Dissertation “Studien zum prähistorischen Zypern“ 1926 veröffentlicht, die immer noch als Grundlagenwerk für die zyprische Bronzezeit gilt, auch wenn sie später natürlich überarbeitet wurde. Als Einar Gjerstad – so hieß der junge Archäologe – nach Schweden zurückkehrte, begann er mit den Vorbereitungen für eine große archäologische Expedition nach Zypern. Ein Komitee für die Verwaltung der Expedition unter dem Vorsitz des Thronfolgers Prinz Gustav Adolf (später König Gustav VI. Adolf) wurde gegründet. Private Wohltäter machten großzügige Spenden und nach Beendigung der Ausgrabungen half der schwedische Staat, zusätzliche Kosten zu decken. Gjerstad schaffte es auch, eines der ersten Autos vom Direktor der Firma Volvo zu leihen, als diese ihre Produktion 1927 aufnahm. Das Auto nannte sich Jacob und wurde dem Direktor nach Abschluss der Ausgrabungen vier Jahre später zurückgegeben. Eines dieser Autos ist heute im “Volvo-Museum” in Göteborg ausgestellt. Im September 1927 startete die schwedische Zypern-Expedition. Dazu gehörten die Archäologen Einar Gjerstad (Leiter der Expedition), Alfred Westholm, Erik Sjöqvist und der Architekt John Lindros. Sie waren alle sehr jung, keiner von ihnen war über 30. Alfred Westholm war besser bekannt als Alfiros, so nannten ihn die Zyprer. Die schwedische Expedition machte zwischen 1927 und 1931 umfassende Ausgrabungen auf der ganzen Insel. In dem unglaublich knappen Zeitraum von nur vier Jahren untersuchten sie etwa 25 Stätten auf der gesamten Insel. Ziel der Ausgrabungen war, eine Chronologie für die zyprische Archäologie zu erstellen und Licht auf einige archäologische Probleme zu werfen. Die archäologischen Funde deckten den gesamten Zeitraum vom Neolithikum bis zur römischen Epoche ab. Der Hauptteil der Funde, etwa 10 000 Vasen, wurde in nahezu 300 in Fels gehauenen Grabkammern entdeckt. Tausende Skulpturen wurden in Heiligtümern oder Tempeln gefunden. In Siedlungen, Festungen, in einem Königspalast und in einem römischen Theater wurden ebenfalls wichtige Funde gemacht. Neben Töpferwaren und Skulpturen wurden Gegenstände aus Metall, Elfenbein, Glas und Stein gefunden. Die Ergebnisse der Ausgrabungen wurden in “The Swedish Cyprus Expedition”, Bände I-IV: 3 (E.Gjerstad et al.), Stockholm und Lund 1934-1972 (SCE) veröffentlicht. Der Beginn der Ausgrabungen Die Ausgrabungen begannen im September 1927 in Lapithos, wo die Schweden eine riesige Nekropole aus der Bronzezeit freilegten und im folgenden Jahr eine wichtige Stätte aus dem Chalkolithikum. Bevor die Ausgrabungen beginnen konnten, galt es, einige Probleme zu lösen. Die Archäologen erwähnen eine recht schwierige Situation: “…Wir mussten die Genehmigung zur Ausgrabung einholen, indem wir Verträge mit allen Landbesitzern unterzeichneten und dann brauchten wir eine Erlaubnis der Regierung Zyperns, um mit den Ausgrabungen zu beginnen. Alles in allem hatten wir viele Formalitäten zu überwinden, bevor wir die Arbeit vor Ort beginnen konnten. An einigen Stätten waren die Grundstücke klein und in anderen Fällen mussten bis zu einhundert Landbesitzer überzeugt werden zu unterschreiben.” “Es war in Lapithos, als wir im Herbst 1927 unsere Arbeit begannen. Dort wurden unsere Bemühungen zuerst belohnt. Lapithos ist eines der größten Dörfer auf Zypern und gewiss das schönste.” “Wenn du versuchst, diesen Leuten zu erklären, dass du an diesem Unternehmen nicht des Geldes wegen teilnimmst, dass du keinen einzigen Cent aus diesem Unternehmen herausschlägst, sondern eher hohe Ausgaben hast, betrachten sie dich entweder als Lügner oder als Dummkopf.” Die fabelhaft reichen Gräber der wohlhabenden Einwohner von Lapithos und die einflussreichen Händler von Enkomi Die ältesten Ruinen, die die Schweden freilegten, wurden auf der kleinen Felsinsel Petra tou Limniti an der Nordwestküste Zyperns gefunden, wo Gegenstände aus der präkeramischen Steinzeit entdeckt wurden. Diese frühe Epoche war bis dahin auf Zypern unbekannt. Eine spätere Phase der Steinzeit, wo Tongefäße die frühen Steinvasen ablösten, wurde in Kythrea und Lapithos in Nordzypern ans Licht gebracht. Lapithos ist auch eine sehr bedeutende Stätte mit Gräbern aus der zyprischen Bronzezeit. Die Lapithos-Gräber enthielten eine große Anzahl von Werkzeugen, Schwertern, Dolchen und Messern mit Griffen, Pinzetten und Ringen, die aus rotem Zypern-Kupfer und gelber Bronze gegossen waren. Sie wurden 2000 – 1800 v.Chr. hergestellt. Die reichen Kupferbergwerke wurden von der Antike bis zur Moderne ausgeschöpft, doch es ist noch nicht nachgewiesen, in welchem Ausmaß das einheimische Kupfer Zyperns in der zyprischen Bronzezeit Verwendung fand. In Enkomi in Ostzypern wurden reiche Gräber aus der späten Bronzezeit mit Gegenständen aus Gold, Silber und Elfenbein sowie hunderte Vasen freigelegt. Neben den einheimischen Töpferwaren wurde eine große Zahl mykenischer Töpferwaren gefunden, was auf die Aktivitäten der Mykener an dieser Stätte hinweist. Gegen Ende der Bronzezeit wanderten mykenische Siedler in verschiedenen Etappen nach Zypern ein. Das lässt sich durch die Entdeckung der Grabkammern nach mykenischer Art in Lapithos belegen. In der Eisenzeit um etwa 1050 v.Chr. war der griechische kulturelle Einfluss in Nord- und Westzyperns, in Lapithos und Marion am stärksten, während die Phönizier die Südküste beeinflussten, wo die Ausgrabungen in Amathus und Kition, den wichtigsten phönizischen Städten Zyperns, die Bedeutung der phönizischen Kultur auf der Insel belegen. Eine einzigartige Rüstung aus dem 6.Jahrhundert v.Chr. wurde in der westlichen Akropolis (der Ambelleri) von Idalion entdeckt. Sechstausendachthundert Eisen- und ein paar Bronzeschienen bilden den Hauptteil der Rüstung und waren auf eine Unterlage, wahrscheinlich aus Stoff oder Leder, geheftet oder genäht. Der Brustpanzer wurde nicht weit von einem Heiligtum entfernt gefunden, das der Göttin Athene, der Schutzgöttin der Stadt, gewidmet war. Auch in Stylli in Ostzypern, wo Kronprinz Gustav Adolf an den Ausgrabungen beteiligt war, belegten die Funde Verbindungen zur phönizischen Kultur. “Die Mauern der zyprischen Felsgräber waren nicht gemacht, um der Größe des Kronprinzen gerecht zu werden, und in diesen Gräbern, wo die Decke herabgefallen war und die Kammer mit Geröll gefüllt hatte, gab es fast nur Platz für seinen Kopf, als er begannt das Grab auszuräumen.” (Gjerstad 1933) Das Freiland-Heiligtum bei Agia Irini Der bedeutendste Fund der Expedition war die Entdeckung der Kultstätte bei Agia Irini in Nordzypern in den Jahren 1929-30. Wie einige andere archaische Heiligtümer wurde sie auf einer Stätte aus der späten Bronzezeit errichtet. Etwa 2000 Terrakotta-Figuren wurden in Agia Irini in ihrer ursprünglichen Lage gefunden, in einem Halbkreis um den Altar stehend. Die Terrakotta-Skulpturen können der kyproarchaischen Epoche, vorwiegend den Jahren 650-500 v.Chr., zugeordnet werden. Die meisten sind männliche Figuren, doch es gibt auch Kriegswagen, die von Pferden gezogen werden, Reiter, Ringtänzer, Stiere und “Minotauren” (eine Kreuzung aus Stier und Mensch). Die Mehrzahl der männlichen Figuren stand in vorderen Positionen und trägt lange Kleidung. Sie tragen auch Helme oder konische Kappen mit Wangenklappen. Viele sind bärtig und einige tragen Ohrringe. Ein paar Figuren tragen Votivgaben, während andere Flöten und Tamburins halten. Einige Terrakotta-Figuren haben einen lebendigen Gesichtsausdruck und weisen eine starke Individualität auf. Das Heiligtum bei Agia Irini ist typisch für den ländlichen Kult, der sich auf die Verehrung einer Fruchtbarkeitsgottheit gründet, welche an verschiedenen Orten auf der Insel gefunden wurde. Die Göttin bei Agia Irini war außerdem mit Vieh und Krieg verbunden. Die Funde gehören zur kyprogeometrischen und kyproarchaischen Epoche. Etwa die Hälfte der Figuren gehört dem Medelhavsmuseet (Mittelmeermuseum, Stockholm), während die übrigen im Zypernmuseum in Nikosia ausgestellt sind. In Stockholm sind die meisten davon so ausgestellt, wie sie gefunden wurden - um den Kultstein angeordnet, der in der Nähe des Altars gefunden wurde und dem innewohnende Fruchtbarkeitskräfte zugeschrieben wurden. Die Stätte bei Agia Irini ist beispielhaft für die Kultzentren der ländlichen Inlandssiedlungen. Im Unterschied dazu gibt es die monumentaleren Tempel der Städte, wie beispielsweise Kition. Der mächtige Schutzgott der Kitier Auf der Akropolis von Kition haben die Phönizier einen Tempel für Melkart-Herakles, den Schutzgott der Stadt, errichtet. Das erste Heiligtum bestand aus einem offenen Temenos mit einer überdachten Cella (zentraler Raum in einem griechischen Tempel). Im offenen Hof waren der Altar und die Opfergaben. Alle Opfergaben wurden in einer Grube gefunden, sie können jedoch ihrem Stil nach verschiedenen Gruppen von der kyproarchaischen II bis zur kyproklassischen I Epoche (etwa 600-400 v.Chr.) zugeordnet werden. Die antiken Kitier brachten ihrem Gott Opfergaben aus Kalkstein und die Bildhauerei unterscheidet sich völlig von den kleinen Terrakotta-Figuren in Agia Irini und entspricht der “Schneemann”-Technik. In Kition wurde möglicherweise ein offiziellerer Kult betrieben. Die Bildhauerei ist anspruchsvoller und weist Einflüsse aus Ägypten, Ionien und vom griechischen Festland auf. Verschiedene Statuetten stellen Melkart-Herakles persönlich dar, bekleidet mit einem Löwenfell und bewaffnet mit einer Keule. Der Gott wird als sehr mächtig dargestellt, strahlt Stärke und Vitalität aus. Er ist im archaischen Stil, obwohl er 100 Jahre später als ähnliche Figuren vom griechischen Festland hergestellt wurde. Andere stellen Frauen und Männer mit Opfergaben (Vogel oder Ziege) oder mit erhobenen Händen als Zeichen ihrer Ehrfurcht dar. Einige Statuetten tragen Myrtenkränze und schematisierte griechische Kleidung. Die griechischen Götter Apoll und Athene herrschten im Westen Bei Mersinaki gab es ein abgelegenes Heiligtum, das Apoll und Athene gewidmet war. Eine große Anzahl von Skulpturen aus der kyproarchaischen bis zur hellenistischen Epoche wurde in nebeneinanderliegenden Gruben gefunden. Die Opfergaben bestehen vorwiegend aus männlichen Statuetten, aber auch vereinzelt aus weiblichen Figuren, Gruppen mit Kampfwagen, doch aus dem Haupttempel ist nichts erhalten. Die Skulpturen sind aus Kalkstein und Terrakotta gefertigt. Sie weisen eine Vielzahl unterschiedlicher Stilrichtungen auf und sind zwischen 500 und 150 v.Chr. datiert. Die Bildhauerei wurde in den späteren Epochen mehr zu einem traditionellen Handwerk. Viele Skulpturen sind offenbar Kopien griechischer Meisterwerke. Berühmt ist die hellenistische Statue eines Jugendlichen aus Mersinaki, überlebensgroß aus hellgelbem Kalkstein. Sein voluminöser Körper bildet einen großartigen Kontrast zu seinen feinen Gesichtszügen und seinem verträumten Blick. Ganz anders sind die imposanten, lebensgroßen Terrakotta-Statuen aus Mersinaki, doch aus einer anderen Epoche. All diese Statuen sind Männer mit breiten Schultern und aufrechter Haltung. Sie tragen den griechischen Chitona und Himation und ihr lockiges Haar und ihre Bärte sind der griechischen Mode entsprechend, doch ihre frontale Position und ihr strenger Blick sind zyprisch. Einige von ihnen tragen große Schuhe. Der Königspalast bei Vouni Das eindrucksvollste Gebäude, das die Expedition freigelegt hat, war der Palast bei Vouni auf einem Hügel (Vouno – griech. Berg) in einer Höhe von 270 Metern über dem Meeresspiegel an der Nordwestküste Zyperns, nahezu gegenüber von Petra tou Limniti. In Vouni wurde ein monumentaler Königspalast entdeckt, der hoch über dem Meeresspiegel auf einem Hügel errichtet war. Er wurde über 100 Jahre genutzt und vereinte zyprische und griechische Elemente. Es gibt keine Quellen in Vouni, doch in der Mitte des offenen Hofes befand sich eine Zisterne, in die das Regenwasser von den Dächern lief. Bemerkenswerte Funde wurden in Vouni gemacht, insbesondere Kalkstein-Statuetten junger Frauen. Viele von ihnen halten Opfergaben für die Göttin Athene in den Händen und wurden in ihrem Tempel auf dem Gipfel von Vouni gefunden. Ein prächtiger, lebensgroßer Kopf aus Kalkstein war auch unter den Fundstücken und gehört heute zu den Hauptexponaten im Medelhavsmuseet. Nach jeder Ausgrabung wurden die Fundstücke nach Nikosia gebracht. Hier wurde ein “schwedisches Institut” (auch Studio genannt) eingerichtet, wo die Fundstücke gereinigt, restauriert und untersucht wurden. In der Eingangshalle befand sich eine Sammlung von Statuen. Der Arbeitsraum war eine Kombination von Fotostudio, Zeichentisch und Büro. Vier weitere Räume waren mit Altertümern gefüllt. Die schwedische Zypern-Expedition war der erste organisierte Versuch, auf Zypern wissenschaftliche Ausgrabungen zu unternehmen, und zwar nicht um privaten Profit daraus zu schlagen, wie es zu dieser Zeit viel zu oft der Fall war, sondern der Archäologie zuliebe. Viele bedeutende Museen in Europa und den USA haben ihre Lagerräume mit zyprischen Altertümern gefüllt, die von ausländischen Diplomaten gekauft wurden, die “Ausgrabungen” auf Zypern gemacht hatten. Diese Sammlungen sind nirgends verzeichnet und teilweise gibt es keine Angaben zu deren Herkunft. Nach der Expedition Dem zu dieser Zeit geltenden Recht zufolge wurden am Ende der Ausgrabungen, im Frühjahr 1931, alle Fundstücke zwischen Zypern und Schweden aufgeteilt. Dank der Großzügigkeit der zyprischen Behörden wurde der Transport von mehr als der Hälfte der Fundstücke nach Schweden gestattet. Dieses Material bildet heute den Großteil der Sammlungen im Medelhavsmuseet. Ein repräsentativer Teil ist im Museum ausgestellt, während der Rest in Lagerräumen aufbewahrt wird. Die Zypern-Sammlung im Medelhavsmuseet Die Zypernsammlungen im Medelhavsmuseet sind weltweit die umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen zyprischer Altertümer außerhalb Zyperns. Es gibt kleinere, doch auch bedeutende Sammlungen im Metropolitan-Museum in New York und im Britischen Museum. Diese haben jedoch oft keine wesentlichen Informationen in Form wissenschaftlicher Belege zu den Funden. Daher ist das Material im Medelhavsmuseet in Verbindung mit den einschlägigen Archiven für Wissenschaftler aus aller Welt eine unerschöpfliche Quelle für Forschungszwecke. Die Zypern-Sammlungen bestehen im Wesentlichen aus den Fundstücken der Expedition. Die Summe der Fundstücke aus den Ausgrabungen beläuft sich auf 18 000, und die der Schweden betrug etwa 12000 oder 65%. Daneben gab es umfangreiches Tonscherben-Material, das nun in 5000 Kisten in den Lagerräumen des Museums aufbewahrt wird. Der Großteil dieses Materials ist jetzt in Stockholm. Die Sammlungen des Medelhavsmuseet umfassen etwa 7000 zyprische Vasen vom Chalkolithikum bis zur römischen Epoche, und bieten einen Überblick über die Kunst und Kultur im antiken Zypern. Eine sehr große Sammlung prächtiger, rotpolierter Töpferwaren aus der bedeutenden Nekropole in Lapithos ist ein eindrucksvoller Beleg für die Geschicklichkeit und Vorstellungskraft der Töpfer in der frühen zyprischen Bronzezeit. Ebenso großartig sind die mykenischen Becher oder Weinschalen aus einer viel späteren Epoche. Diese riesigen und imposanten Vasen stammen aus den reichen Gräbern in Egkomi. Die Untersuchungen zu den Bechern hinsichtlich ihres Herstellungsortes und ihrer bemerkenswerten Verzierungen sind noch nicht abgeschlossen. Das Material umfasst auch Schmuckstücke, Glas und zahlreiche Skulpturen und Gegenstände aus Kalkstein und Terrakotta. Die Skulpturen, die eine eindeutige Verbindung zur syrisch-anatolischen Region und später Ägypten und Ionien ausweisen, sind von besonderem Interesse. Große Bedeutung kommt auch dem hellenistischen Material zu, das Einflüsse der Bildhauerei in den Kunstzentren Alexandria in Ägypten und Pergamon in Kleinasien trägt. Die Entwicklung der Glasherstellung auf der Insel wird durch die römischen Glasfundstücke von verschiedenen Stätten veranschaulicht. Jüngste Untersuchungen Die Arbeiten an den Fundstücken der schwedischen Ausgrabungen hörten nicht auf, als die Ausgrabungen beendet wurden. Forscher und Studenten aus aller Welt setzen ihre Forschungen zum Material fort und besuchen regelmäßig die Zypern-Sammlungen. Sie untersuchen das Material, Pläne, Zeichnungen, Notizhefte und Fotos unter verschiedenen Aspekten. Die enorme Töpferwaren-Sammlung hat die meisten Forscher angezogen, doch die Skulpturen und die umfangreichen Metallfunde aus den Lapithos-Gräbern waren auch im Fokus großen Interesses. Die Zypern-Sammlungen werden noch lange eine reiche Quelle für Forscher und Studenten bleiben. Gefäße können immer noch aus dem enormen Tonscherben-Material zusammengefügt werden. Fragmente von Skulpturen warten auf ihre Veröffentlichung. Viele der bereits veröffentlichten Fundstücke können mithilfe moderner Methoden und Ausstattung erneut untersucht werden. “…Es war tatsächlich eine Entschädigung zu entdecken, wie viel Wissen noch in den Dokumenten und Kisten mit Töpferwaren, die im Stockholmer Museum aufbewahrt sind, verborgen ist.” (Hult 1992) Einar Gjerstad war der Leiter der Expedition. In seinem Buch “Ages and Days in Cyprus” (engl. Übersetzung 1980) hat er nicht nur eine einfache Beschreibung der Ausgrabungen festgehalten, sondern auch eine sehr lebendige Beschreibung des Alltags der Archäologen und der Zyprer, die sie kennen lernten. Die Erzählung ist mit viel Humor und Anekdoten gewürzt. Die Schweden lernten viele bemerkenswerte Persönlichkeiten kennen und fanden überall Freunde. Ein Zitat aus Gjerstads Buch belegt sein tiefes Verständnis von den Möglichkeiten der Archäologie: “…Es ist also klar, dass eine archäologische Expedition nicht nur Ausgrabungen darstellt. Dazu gehören auch Gespräche mit Menschen, die in der Nähe der Ausgrabungsstätte leben. Wenn die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen sind und jedermann ins Kafen£on zurückkehrt, dann beginnen die wahren Gespräche. …Anders gesagt, der Erwerb umfassenden Wissens über das Leben der heutigen Landbevölkerung sollte uns in die Lage versetzen, ein psychologisches Verständnis der prähistorischen Ereignisse zu bekommen und Gedanken zu verstehen, die in keinem Dokument festgehalten sind, um sie zu erklären.” (“Ages and Days in Cyprus”, S.78)