Search is not available for this dataset
text
stringlengths 1
60.8k
|
---|
Darüber hinaus sind die als neurotisch zu bezeichnenden Beziehungen zu seinen blonden Hauptdarstellerinnen – insbesondere mit Tippi Hedren – bekannt. |
Am Anfang von Hitchcocks Karriere galt Film in England als Unterhaltung für die Unterschicht. |
Aus dieser Zeit stammt Hitchcocks oft zitierter Ausspruch „Alle Schauspieler sind Vieh“, der sich auf diejenigen Theaterschauspieler bezog, die nur mit Widerwillen und des Geldes wegen nebenher als Filmschauspieler arbeiteten. |
Die Aussage verselbständigte sich später und wurde oft als genereller Ausdruck der Geringschätzung Hitchcocks Schauspielern gegenüber angesehen. |
Tatsächlich hatte er auch später oft Probleme mit Schauspielern, die eigene Vorstellungen durchsetzen wollten, anstatt sich in die vorgefertigte Planung des Regisseurs einzufügen. |
Anhänger des Method Actings wie Montgomery Clift und Paul Newman waren Hitchcock daher genauso lästig wie Exzentriker oder Egomanen. |
Große Achtung hatte Hitchcock hingegen vor Schauspielern, die sein Filmverständnis teilten oder sich zumindest seiner Arbeitsweise anpassten, und gewährte etwa Joseph Cotten und Marlene Dietrich große künstlerische Freiheiten. |
Oft waren es jedoch die Produzenten, die über die Besetzung der Hauptrollen entschieden. |
Umso mehr nutzte Hitchcock seine größere Freiheit bei den zu besetzenden Nebenrollen, wobei er gerne auf Theaterschauspieler zurückgriff, die er noch aus seiner Zeit in London in bester Erinnerung hatte, zum Beispiel Leo G. Carroll in insgesamt sechs Filmen oder Cedric Hardwicke in "Verdacht" und "Cocktail für eine Leiche". |
Die bekannte Kostümbildnerin Edith Head, mit der er ab "Das Fenster zum Hof" bei fast allen Filmen zusammenarbeitete, meinte: „Loyalität war Hitchcock besonders wichtig. |
Er war Mitarbeitern gegenüber so loyal, wie er es von ihnen erwartete.“ Bei fünf Filmen war Robert F. Boyle für das "Production Design" verantwortlich; er gehörte bis zu Hitchcocks Tod zu dessen engsten Mitarbeitern. |
Außerdem griff er im Laufe seiner Karriere gern auf Albert Whitlock als Szenenbildner zurück. |
Äußerst zufrieden war Hitchcock, dem die Ausdruckskraft der Bilder stets wichtig war, auch mit dem Art Director Henry Bumstead. |
Der Titeldesigner Saul Bass entwarf nicht nur einige Filmtitel für die Vorspanne sowie Plakate, sondern war bereits bei den Arbeiten an vielen Storyboards maßgeblich beteiligt. |
Wichtigster Kameramann in seinen frühen Jahren bei den British International Pictures war John J. Cox. |
Über Hitchcock sagte Kameramann Robert Burks, der mit Ausnahme von "Psycho" an allen Filmen zwischen 1951 und 1964 beteiligt war: „Man hatte nie Ärger mit ihm, solange man etwas von seiner Arbeit verstand und sie ausführte. |
Hitchcock bestand auf Perfektion.“ Mit Leonard J. South, ehemaliger Assistent Burks’, arbeitete Hitchcock über einen Zeitraum von insgesamt 35 Jahren zusammen. |
Von den Komponisten der Filmmusiken ist Louis Levy hervorzuheben, der die Soundtracks für die frühen englischen Filme von "Der Mann, der zuviel wußte" bis "Eine Dame verschwindet" beisteuerte. |
Als der Hitchcock-Komponist schlechthin gilt Bernard Herrmann, der ab "Immer Ärger mit Harry" bis einschließlich "Marnie" (1964) alle Filmmusiken für Hitchcock komponierte. |
Der Filmeditor George Tomasini war bis zu seinem Tod 1964 ein Jahrzehnt lang enger Mitarbeiter Hitchcocks. |
Zu Beginn seiner Karriere wirkte seine Frau Alma als Editorin bei seinen Filmen mit; sie blieb bis zuletzt eine der einflussreichsten Mitarbeiterinnen. |
Selbstvermarktung. |
Schon zu Beginn seiner Karriere war Hitchcock die Bedeutung der Vermarktung der eigenen Person bewusst: Viele seiner späteren Tätigkeiten sind Teil einer Strategie, sich und seinen Namen als Marke zu etablieren. |
Bereits 1927 führte Hitchcock ein stilisiertes Selbstporträt als Logo, das bis heute bekannt ist. |
Anfang der 1930er Jahre, als er mit dem Erfolg seiner Filme in England populär wurde, gründete er mit der Hitchcock Baker Productions Ltd. |
eine Gesellschaft, die bis zu seiner Übersiedlung nach Amerika ausschließlich dafür zuständig war, für ihn und mit seiner Person Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. |
Anschließend wurden diese Aufgaben von der Künstleragentur Selznick-Joyce, danach von der Music Corporation of America (MCA) wahrgenommen, wobei der Präsident der MCA, Lew Wasserman, zu seinem persönlichen Agenten wurde. |
1962 wurde unter Herman Citron eine neue Gesellschaft gegründet, die Hitchcocks Interessen vertrat und seinen Namen vermarktete. |
Diese Selbstvermarktung diente auch dazu, eine Machtposition im Produktionsprozess seiner Filme zu erlangen, und war somit Teil seines Kampfes um künstlerische Unabhängigkeit. |
Cameos. |
Aus Mangel an Statisten in seinen ersten britischen Filmen sah man Hitchcock immer wieder im Hintergrund auftauchen. |
Daraus entwickelte er eines seiner bekanntesten Markenzeichen: Hitchcocks obligatorischer Cameo. |
Da das Publikum mit der Zeit immer weniger auf die Handlung achtete, als vielmehr auf Hitchcock lauerte, legte er in späteren Filmen diesen Running Gag möglichst weit an den Filmanfang. |
In drei Filmen hatte Hitchcock keinen eigentlichen Cameo. |
In zwei von diesen Filmen trat er auf Fotos in Erscheinung: "Das Rettungsboot" spielt ausschließlich in einem kleinen Rettungsboot auf dem Meer. |
Er ist daher in einer zufällig im Boot liegenden Zeitung in einer Werbeanzeige für eine Diät auf einem „Vorher-Nachher-Foto“ zu sehen. |
Auch in "Bei Anruf Mord" war kein Auftritt möglich. |
Stattdessen taucht Hitchcock auf einem an der Wand hängenden Foto einer Wiedersehensfeier von College-Absolventen auf. |
In "Der falsche Mann" schließlich tritt er am Anfang des Films persönlich auf und spricht den Prolog. |
Dies ist gleichzeitig seine einzige Sprechrolle in einem seiner Kinofilme. |
Alle bekannten Hitchcock-Cameos (chronologisch) Trailer. |
Während von den Filmgesellschaften üblicherweise für die Vermarktung eigene Abteilungen oder externe Agenturen beauftragt werden, trugen bei Hitchcocks Filmen die Werbekampagnen deutlich die Handschrift des Regisseurs. |
Seine Kino-Trailer waren häufig nicht nur Zusammenschnitte des angekündigten Films: Mit steigendem Wiedererkennungswert seiner Person stellte Hitchcock in der Rolle eines „Master of Ceremony“ seine eigenen Filme vor und führte den Zuschauer humorvoll durch die Kulissen. |
Oftmals sprach er auch die deutschsprachigen Trailer selbst ein. |
Fernsehen. |
Auf den Rat seines Agenten Lew Wasserman hin stieg Hitchcock 1955 in das Fernsehgeschäft ein. |
Hitchcock gründete die Fernsehproduktionsfirma "Shamley Productions" und produzierte bis 1965 seine eigene wöchentliche Fernsehserie. |
Am Anfang vieler Folgen begrüßte Hitchcock das Publikum, indem er mit ungerührter Miene makabre Ansagetexte sprach. |
Die Moderationen, die ihn zu einer nationalen Berühmtheit machten, wurden von dem Bühnenautor James D. Allardice verfasst, der fortan bis zu seinem Tod 1966 für Hitchcock auch als Redenschreiber arbeitete. |
Als Titelmusik für die Serie "Alfred Hitchcock Presents" verwendete Hitchcock das Hauptthema von Charles Gounods "Marche funèbre d’une marionette" (Trauermarsch einer Marionette), das sich im Weiteren zu einer Erkennungsmelodie für Hitchcocks Öffentlichkeitsarbeit entwickelte. |
Bücher und Zeitschriften. |
1956 schloss Hitchcock einen Lizenzvertrag mit HSD Publications ab, der die Überlassung seines Namens für das Krimi-Magazin "Alfred Hitchcock’s Mystery Magazine" zum Inhalt hatte. |
Die Zeitschrift enthält Mystery- und Kriminalgeschichten, Buchrezensionen und Rätsel und erscheint noch heute. |
Einführungen und Vorworte, die mit seinem Namen unterschrieben waren, wurden stets von Ghostwritern verfasst. |
Von 1964 bis 1987 erschien in den USA die Jugend-Krimi-Reihe „The Three Investigators“, auf Deutsch seit 1968 "Die drei ? |
??". |
Der Journalist und Autor Robert Arthur kannte Alfred Hitchcock persönlich und bat ihn, seinen Namen zur Vermarktung dieser geplanten Buchreihe verwenden zu dürfen. |
Schließlich baute er die Figur „Alfred Hitchcock“ in die Handlung ein. |
Anders als in Europa hielt sich der Erfolg der Bücher in den USA in Grenzen. |
In Deutschland, wo die Bücher besonders populär waren, entstand die gleichnamige Hörspielreihe. |
Durch diese bis heute erfolgreichste Hörspielproduktion der Welt wurde der Name Hitchcock auch bei vielen bekannt, die mit seinem filmischen Schaffen nicht vertraut waren. |
Wirkung. |
Viele Elemente aus seinem Werk sind inzwischen in das Standardrepertoire des Kinos eingegangen, ohne dass sie noch bewusst oder direkt mit Hitchcock in Verbindung gebracht werden, insbesondere der Einsatz von Suspense als spannungserzeugendem Mittel oder die Verwendung von MacGuffins als handlungsvorantreibendes Element. |
Darüber hinaus gibt es seit den 1940er Jahren unzählige Beispiele für Thriller oder Dramen, teils von sehr namhaften Regisseuren, in denen typische Motive Hitchcocks oder seine Stilelemente bewusst kopiert oder variiert werden. |
Manche dieser Filme sind als Hommage des jeweiligen Regisseurs an Hitchcock zu verstehen, in anderen Fällen wurde Hitchcocks Stil übernommen, da er sich als erfolgreich und wirksam erwiesen hat. |
USA. |
Insbesondere Hitchcocks Erfolgsfilme aus den 1950er bis Anfang der 1960er Jahre inspirierten in den Folgejahren Hollywood-Produktionen, die inhaltlich oder stilistisch oft mit Hitchcock in Verbindung gebracht werden. |
Zu den vielen Hollywood-Regisseuren, die Alfred Hitchcock mehr oder weniger direkt beeinflusste, zählt Brian De Palma, der mit vielen Verweisen und Zitaten auf Hitchcocks Werk arbeitet. |
Überdies übernahm er in einigen Filmen Grundstrukturen aus dessen Filmen. |
So entwickelt er in "Dressed to Kill" (1980) das Grundmotiv aus "Psycho" weiter und zitiert aus weiteren Hitchcock-Filmen. |
1976 lehnte sich "Schwarzer Engel" stark an "Vertigo" an. |
1984 spielt de Palma in "Der Tod kommt zweimal" mit eindeutigen Bezügen auf "Das Fenster zum Hof" und "Vertigo". |
Auch wenn Steven Spielberg selten direkt stilistische Motive kopiert oder adaptiert und nur wenige seiner Filme thematische Parallelen aufzeigen, erinnert "Der weiße Hai" (1975) in Spannungsaufbau und Dramaturgie an "Die Vögel" und ist die "Indiana-Jones-"Filmreihe (1981–1989) stark von "Der unsichtbare Dritte" (1959) beeinflusst. |
Auch ein Film wie "Schindlers Liste" (1993) wäre in dieser Form ohne den Einfluss Hitchcocks nicht möglich gewesen. |
Der von Hitchcocks Kameramann Irmin Roberts entwickelte Vertigo-Effekt wird bisweilen auch als „Jaws Effect“ bezeichnet, da Spielberg diese relativ schwierig umzusetzende Kameraeinstellung im "Weißen Hai" (Originaltitel: "Jaws") als einer der ersten prominenten Regisseure 16 Jahre nach "Vertigo" einsetzte. |
Inzwischen gehört dieser emotional sehr wirkungsvolle Kameratrick zum Standardrepertoire des Hollywood-Kinos. |
Weitere amerikanische Regisseure, die erkennbar von Hitchcock beeinflusst wurden oder sich auf dessen Werk berufen, sind John Carpenter, David Fincher, David Mamet, Quentin Tarantino, Martin Scorsese, David Lynch und M. Night Shyamalan. |
Frankreich. |
Bereits seit Mitte der 1950er Jahre war Hitchcock insbesondere in Frankreich bei den Vertretern der Nouvelle Vague hoch angesehen. |
1957 veröffentlichten die damaligen Filmkritiker und späteren Regisseure Éric Rohmer und Claude Chabrol das erste Buch über ihn. |
1956 erschien ein Sonderheft der "Cahiers du cinéma," das maßgeblich zu Hitchcocks Popularität in Frankreich beitrug. |
Als er im Mai 1960 zu einem Filmfestival reiste, das die Cinémathèque française ihm zu Ehren in Paris abhielt, wurde er von Dutzenden jungen Filmemachern frenetisch gefeiert. |
Die internationale Ausgabe der "Herald Tribune" schrieb, dass Hitchcock in dieser Woche „das Idol der französischen Avantgarde geworden“ sei. |
Im August 1962 gab Hitchcock dem damals dreißigjährigen französischen Filmkritiker und Regisseur François Truffaut ein fünfzigstündiges Interview. |
Truffaut befragte Hitchcock chronologisch zu dessen bisherigen achtundvierzig Filmen. |
Das Interview erschien 1966 als "Mr. |
Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" |
in Buchform und gilt als Standardwerk der Filmliteratur. |
Einzelne Filme Truffauts zeigen den Einfluss Hitchcocks deutlich, etwa "Die Braut trug schwarz" (1968) oder "Das Geheimnis der falschen Braut" (1969), die Geschichte eines Mannes, der einer Betrügerin und Mörderin verfällt und auch nicht von ihr lassen kann, als sie ihn zu töten versucht. |
Der Film ist stark von verschiedenen inhaltlichen und stilistischen Motiven aus "Vertigo", "Marnie" und "Verdacht" beeinflusst. |
Sein letzter Film "Auf Liebe und Tod" (1983), in dem ein unschuldiger Mann eines Mordes beschuldigt wird, ist voll von hitchcockschen Motiven und Anspielungen auf dessen Werk. |
Weitere Filme, die Truffaut selbst in der Tradition Hitchcocks sah, waren "Die süße Haut" und "Fahrenheit 451". |
1968/69 besetzte Hitchcock die bevorzugte Schauspielerin Truffauts, Claude Jade, für seinen Film "Topas". |
In vielen Filmen von Claude Chabrol wird eine scheinbar heile bürgerliche Welt angegriffen und durcheinandergebracht. |
Die hitchcockschen Hauptmotive der Schuldübertragung sowie der doppelten oder der gespaltenen Persönlichkeit tauchen bei Chabrol immer wieder auf. |
Einige Beispiele sind "Schrei, wenn du kannst" (1959), "Das Auge des Bösen" (1962), "Der Schlachter" (1970) und "Masken" (1987). |
Neben Chabrol und Truffaut haben sich in Frankreich unter anderen auch Henri-Georges Clouzot und René Clément des hitchcockschen Repertoires bedient. |
Übriges Europa. |
Außerhalb Frankreichs war in Europa der unmittelbare Einfluss Hitchcocks auf andere Filmemacher deutlich geringer. |
Einige europäische oder europäischstämmige Regisseure haben jedoch einzelne Filme gedreht, denen eine Stilverwandtschaft anzuerkennen ist oder die unmittelbar als Hommage an Hitchcock gedacht sind, zum Beispiel "Ministerium der Angst" von Fritz Lang (1943), "Der dritte Mann" von Carol Reed (1949), "Zeugin der Anklage" von Billy Wilder (1957), "Frantic" von Roman Polański (1988) und "Schatten der Vergangenheit" von Kenneth Branagh (1991). |