diff --git "a/input.txt" "b/input.txt" new file mode 100644--- /dev/null +++ "b/input.txt" @@ -0,0 +1,10676 @@ +Uns würdigte einst eurer Weisheit Wille, +Der Kirche Dienst auch uns zu weihn, +Wer, Brüder, säumt, daß er die Schuld des Danks erfülle, +Die wir uns solcher Gnade freun? +Froh eilt der Wanderer, durch dunkle Wälder, +Durch Wüsten, die von Hitze glühn, +Erblickt er nur von fern des Lands beglückte Felder, +Wo Ruh und Friede blühn. +So können wir die frohe Bahn durcheilen, +Weil schon das hohe Ziel uns lacht +Und der Bestimmung Sporn, ein Feind von trägen Weilen, +Uns froh und emsig macht. +Ja, dieses Glück, das, große Mäcenaten, +Ihr schenkt, soll nie ein träger Sinn +Bei uns verdunkeln, nein! verehren Fleiß und Taten, +Und Tugend immerhin. +Euch aber kröne Ruhm und hohe Ehre, +Die dem Verdienste stets gebührt, +Und jeder künftge Tag erhöhe und vermehre +Den Glanz, der euch schon ziert. +Und was ist wohl für euch die schönste Krone? +Der Kirche und des Staates Wohl, +Stets eurer Sorgen Ziel. Wohlan, der Himmel lohne +Euch stets mit ihrem Wohl. +Jehova du, wir schwache Sünder, +Und Engel sinds, die, Herr, dir dienen, +Wo ewger Lohn, wo Seligkeiten krönen. +Wir aber sind es, die gefallen, +Die sträflich deiner Güte Strahlen +In Grimm verwandelt, Heil verscherzet, +Durch das der Hölle Tod nicht schmerzet. +Und doch, o Herr! erlaubst du Sündern, +Dein Heil zu sehn, wie Väter Kindern, +Erteilst du deine Himmelsgaben, +Die uns, nach Gnade dürstend, laben. +Ruft dein Kind Abba, ruft es Vater, +So bist du Helfer, du Berater, +Wann Tod und Hölle tobend krachen, +So eilst als Vater du zu wachen. +Ihr Fluren, die ihr einsam um mich ruht; +Du stiller Mond, du hörst, nicht wie Verleumder lauren, +Mein Herz, entzückt von deinem Perlenglanz. +Aus der Welt, wo tolle Toren spotten, +Um leere Schattenbilder sich bemühn, +Flieht der zu euch, der nicht das schimmernde Getümmel +Der eitlen Welt, nein! nur die Tugend liebt. +Nur bei dir empfindt auch hier die Seele, +Wie göttlich sie dereinst wird sein, +Die Freude, deren falschem Schein so viel Altäre, +So viele Opfer hier gewidmet sind. +Weit hinauf, weit über euch, ihr Sterne, +Geht sie entzückt mit heilgem Seraphsflug; +Sieht über euch herab mit göttlich heilgem Blicke, +Auf ihre Erd, da wo sie schlummernd ruht.... +Goldner Schlaf, nur dessen Herz zufrieden +Wohltätger Tugend wahre Freude kennt, +Nur der fühlt dich. - Hier stellst du dürftig schwache Arme, +Die seine Hülfe suchen, vor ihn hin. +Schnell fühlt er des armen Bruders Leiden; +Schon Trost genug! Doch spricht er, gab Gott seine Gaben +Nur mir? nein, auch für andre lebe ich. - +Nicht von Stolz, noch Eitelkeit getrieben, +Kleidt er den Nackten dann, und sättigt den, +Dem blasse Hungersnot sein schwach Gerippe zählet; +Und himmlisch wird sein fühlend Herz entzückt. +So ruht er, allein des Lasters Sklaven +Quält des Gewissens bange Donnerstimm, +Und Todesangst wälzt sie auf ihren weichen Lagern, +Wo Wollust selber sich die Rute hält. +Ja, muntrer Knabe, freue dich, +Und unbekümmert, gleich dem Lamm auf Frühlingsheiden, +Entwickeln deine Keime sich. +Nicht Sorgen und kein Heer von Leidenschaften +Strömt über deine Seele hin; +Du sahst noch nicht, wie tolle Toren neidisch gafften, +Wann sie die Tugend sehen blühn. +Dich sucht noch nicht des kühnen Lästrers Zunge: +Erst lobt sie, doch ihr Schlangengift +Verwandelt bald das Lob, das sie so glänzend sunge, +In Tadel, welcher tödlich trifft. +Du glaubst mir nicht, daß diese schöne Erde +So viele Unzufriedne trägt, +Daß nicht der Welt, der dich der Schöpfer gab, Beschwerde, +Nur eigner Kummer Seufzen regt. +So folge ihr, du edle gute Seele, +Wohin dich nur die Tugend treibt, +Sprich: Welt! kein leerer Schatten ists, das ich mir wähle, +Nur Weisheit, die mir ewig bleibt. +»Schicksal! unglücksvolle Leiden +Heißt du Sterblichen die Freuden, +Die die steile Laufbahn hat, +Grausam rauben. Bange Tränen, +Die sich nach der Bahre sehnen, +Zu erzwingen ist dein Rat.« +Wie sein Furchtgeschrei krächt. +Erwürgen - ha! du hungerst nach erwürgtem Aas, +Du naher Würger, komme, komme. +Sieh! er lauscht, schnaubend Tod - +Ringsum schnarchet der Hauf, +Des Mordes Hauf, er hörts, er hörts, im Traume hört' ers, +Ich irre, Würger, schlafe, schlafe. +Durch Sünd entweiht gesunken hinab. +O, großer Richter, frage +Nicht wie, o lasse ihr Grab +Erbarmende Vergessenheit, +Laß, Vater der Barmherzigkeit, +Das Blut des Sohns es decken. +Ach wenig sind der Tage +Mit Frömmigkeit gekrönt entflohn, +Sie sinds, mein Engel, trage +Sie vor des Ewigen Thron, +Laß schimmern die geringe Zahl, +Daß einsten mich des Richters Wahl +Zu seinen Frommen zähle. +Hölle, sinke tiefer hinab, Adramelech wütet, +Staune, Satan du, verzweifle, König der Hölle, +Nur Adramelech bleibt groß - entdeck ich die großen Entwürfe +Dann und meine Gedanken, die den Olympus beherrschen, +Seinen Rat vereiteln, wie werden die Schwächere gaffen, +Satan wird vom Thron mit neidischem Stolze herabschaun, +Du Jehova sollst bald in deinem richtenden Grimme - +Dieses dein Israël soll dein Rachedonner zerschmettern, +Oder Mein Geist ist hin - verloren des mächtigsten Kräfte. +So sprach er - und kehrte mit Wut zur Hölle zurücke. +Sein verschlagener Stolz versammelte alle Gestalten, +Alle Schrecken des Tods um sich her, um seines Regenten +Schreckenvolle Pracht an sich den Geistern zu zeigen. +Und so fuhr er ein, die zitternde Geister der Pforte +Öffneten ihre knarrende Tore weit auf, mit Erstaunen +Sahn sie seine schreckbare Wut, mit flammendem Zorne, +Wie nur selten Satan ergrimmt, deckt' er die höllische Ränke... +Auf seine Scharen Alexander hin, +Wo jeder Spieß dem weit zerstreuten Feind +Vereint durch gleichen Mut die Flucht empfiehlt. +Sein scharfer Heldenblick belebt das Heer, +Das jede drohende Gefahr vergißt. +Sein rasches Pferd, das Siegesfreude schnaubt, +Trägt ihn durch ihre Glieder; dann spricht er: +Ihr Mazedonier, ihr deren Mut +Athen einst, das an Tapferkeit euch glich, +Unwissend schwacher Flucht, bezwang: +O tapfre Krieger, die ihr Philipps Thron +Befestigtet, um auch mir treu zu sein! +Es hob sich euer Schwert, ihr wart nicht mehr +Mit dichten Mauren, voll von Tod, umringt. +Erst fiel Böotien; die stärkste Stadt +Daraus (stark war der Mauren Wehr) +Auch sie fiel gänzlich unter euren Fuß. - +Und, Krieger, wie begierig waret ihr, +Weit von dem Hellespont im Orient +Euch Siege zu bereiten; mutig flog +Die Zierde meines Reichs mir zu, um treu +Kein Schwert des Kriegs, und nicht Gefahr zu scheun. +Und nun, ihr tapfre Mazedonier, +Hier ist der Sieg, hier eures Muts Triumph - +Wird des Tyrannen hartes Sklavenjoch, +Womit er all dies Volk despotisch plagt, +Zerreißen, und ihr, Freunde, werdet sein +Und jedes Name wie einst Herkules. +Seht, wie ein jedes Volk euch Sieger nennt, +Wie es gehorsam euern Arm verehrt, +Der keine Fesseln braucht; ein jeder dient +Euch willig. - Kinder, glaubts, kein Thrazien, +Kein steinigtes Illyrien wirds sein, +Nein! Baktra, und das schöne Indien, +Des Ganges Fluren sind der Sieger Sitz: +Da ist der Lohn der Sieger Überfluß. +O! Helden! seht, wie euer schöner Sieg, +Wie er zu glänzen angefangen hat: +Seht, euer Rücken, nie von Flucht befleckt, +Hat lauter Ruhmstrophäen hinter sich. +Und du, mutvolle Schar von Griechenland, +Du wirst zu deinen Füßen ausgestreckt +Die Schößlinge von Xerxes Übermut +Und all die grausame Verwüster sehn. +Dein Vaterland, dein Wohnsitz - war er dein? +Wem war die Quelle deines Wanderers, +Wem deine Saat? - war sie des Schweißes Lohn, +Den ihrer Mutter Bau dich kostete? - +Sie sinds, durch ihre Menge fiel dein Volk; +Der Götter Hallen, welche du verehrst, +Und deren Heiligkeit nur sonst der Raub +Zum Schauer anderer antastete, +Die lagen da, verheert, von Blut bespritzt, +Und von der Asche deiner Stadt bedeckt. +Ihr, Söhne Thraziens, ihr deren Hand +Seht, wie der Feind von Gold belastet ist, +Euch, Brüder, ziert es besser, denens nicht +Die Weichlichkeit als Sklaven geben wird, +Euch mahnts an euern Mut, an euren Sieg. +Geht, raubt den Memmen ihre Last, ihr Gold, +Bewohnt, statt eurer nackten Hügel Eis +Und alt bemooste Felsen, eures Feinds +Vergnügenvoller Fluren Fruchtbarkeit. +Eure Welt, die tränenvolle Welt, +Dieser Schauplatz, kann er Freuden geben, +Wo sich Trauern nicht dazu gesellt? +O! die Schatten, welche euch umschweben, +Die sind euer Freudenleben. +Tränen, fließt! o fließet, Mitleidstränen, +Taumel, Reue, Tugend, Spott der Welt, +Wiederkehr zu ihr, ein neues Sehnen, +Banges Seufzen, das die Leiden zählt, +Sind der armen Sterblichen Begleiter, +O, nur allzu wenig heiter! +Banger Schauer faßt die trübe Seele, +Wenn sie jene Torenfreuden sieht, +Welt, Verführung, manches Guten Hölle, +Flieht von mir, auf ewig immer flieht! +Ja gewiß, schon manche gute Seele hat, betrogen, +Euer tötend Gift gesogen. +Wann der Sünde dann ihr Urteil tönet, +Des Gewissens Schreckensreu sie lehrt, +Wie die Lasterbahn ihr Ende krönet, +Schmerz, der ihr Gebein versehrt! +Dann sieht das verirrte Herz zurücke; +Und die Tugend bietet ihre Freuden +Gerne Mitleid lächelnd an, +Doch die Welt - bald streut sie ihre Leiden +Auch auf die zufrieden heitre Bahn: +Weil sie dem, der Tugendfreuden kennet, +Sein zufrieden Herz nicht gönnet. +Tausend mißgunstvolle Lästerungen +Sucht sie dann, daß ihr die Tugend gleicht; +Beißend spotten dann des Neides Zungen, +Bis die arme Unschuld ihnen weicht; +Kaum verflossen etlich Freudentage, +Sieh, so sinkt der Tugend Waage. +Etlich Kämpfe - Tugend und Gewissen - +Nur noch schwach bewegen sie das Herz, +Wieder umgefallen! - und es fließen +Neue Tränen, neuer Schmerz! +O du Sünde, Dolch der edlen Seelen, +Muß denn jede dich erwählen? +Schwachheit, nur noch etlich Augenblicke, +So entfliehst du, und dann göttlich schön +Wird der Geist verklärt, ein beßres Glücke +Wird dann glänzender mein Auge sehn; +Bald umgibt dich, unvollkommne Hülle, +Dunkle Nacht, des Grabes Stille. +Leuchten läßt so liebevoll dein Angesicht, +Lächle, Herr der Welten! auch des Beters Erdenwünschen, +O du weißt es! sündig sind sie nicht. +Ich will beten für die lieben Meinen, +Wie dein großer Sohn für seine Jünger bat - +O auch Er, er konnte Menschentränen weinen, +Wann er betend für die Menschen vor dich trat - +Ja! in seinem Namen will ich beten, +Und du zürnst des Beters Erdewünschen nicht, +Ja! mit freiem, offnem Herzen will ich vor dich treten, +Sprechen will ich, wie dein Luther spricht. - +Bin ich gleich vor dir ein Wurm, ein Sünder - +Floß ja auch für mich das Blut von Golgatha - +O! ich glaube! Guter! Vater deiner Kinder! +Glaubend, glaubend tret ich deinem Throne nah. +Meine Mutter! - o mit Freudentränen +Dank ich, großer Geber, lieber Vater! dir, +Mir o mir, dem glücklichsten von tausend andern Söhnen, +Ach die beste Mutter gabst du mir. +Gott! ich falle nieder mit Entzücken, +Welches ewig keine Menschenlippe spricht, +Tränend kann ich aus dem Staube zu dir blicken - +Ach als einst in unsre stille Hütte, +Furchtbarer! herab dein Todesengel kam, +Und den Jammernden, den Flehenden aus ihrer Mitte +Ewigteurer Vater! dich uns nahm, +Als am schröcklich stillen Sterbebette +Meine Mutter sinnlos in dem Staube lag - +Wehe! noch erblick ich sie, die Jammerstätte, +Ewig schwebt vor mir der schwarze Sterbetag - +Ach! da warf ich mich zur Mutter nieder, +Heischerschluchzend blickte ich an ihr hinauf; +Plötzlich bebt' ein heilger Schauer durch des Knaben Glieder, +Kindlich sprach ich - Lasten legt er auf, +Aber o! er hilft ja auch, der gute - +Hilft ja auch der gute, liebevolle Gott - - +Amen! amen! noch erkenn ichs! deine Rute +Schläget väterlich! du hilfst in aller Not! +O! so hilf, so hilf in trüben Tagen, +Guter, wie du bisher noch geholfen hast, +Vater! liebevoller Vater! hilf, o hilf ihr tragen, +Meiner Mutter - jede Lebenslast. +Daß allein sie sorgt die Elternsorgen! +Einsam jede Schritte ihres Sohnes wägt! +Für die Kinder jeden Abend, jeden Morgen - +Ach! und oft ein Tränenopfer vor dich legt! +Daß sie in so manchen trüben Stunden +Über Witwenquäler in der Stille weint! +Und dann wieder aufgerissen bluten alle Wunden, +Daß sie aus den schwarzen Leichenzügen +Oft so schmerzlich hin nach seinem Grabe sieht! +Da zu sein wünscht, wo die Tränen all versiegen, +Wo uns jede Sorge, jede Klage flieht. +O so hilf, so hilf in trüben Tagen, +Guter! wie du bisher noch geholfen hast! +Vater! liebevoller Vater! hilf, o hilf ihr tragen, +Sieh! sie weinet! - jede Lebenslast. +Lohn ihr einst am großen Weltenmorgen +All die Sanftmut, all die treue Sorglichkeit, +All die Kümmernisse, all die Muttersorgen, +All die Tränenopfer ihrer Einsamkeit. +Lohn ihr noch in diesem Erdenleben +Alles, alles, was die Teure für uns tat. +O! ich weiß es froh, du kannst, du wirst es geben, +Wirst dereinst erfüllen, was ich bat. +Laß sie einst mit himmlisch hellem Blicke, +Wann um sie die Tochter - Söhne - Enkel stehn, - +Himmelan die Hände faltend, groß zurücke +Auf der Jahre schöne Strahlenreihe sehn. +Wann sie dann entflammt im Dankgebete +Mit uns in den Silberlocken vor dir kniet, +Und ein Engelschor herunter auf die heilge Stätte +Mit Entzücken in dem Auge sieht, +Gott! wie soll dich dann mein Lied erheben! +Halleluja! Halleluja! jauchz ich dann; +Stürm aus meiner Harfe jubelnd Leben; +Auch für meine Schwester laß mich flehen, +Gott! du weißt es, wie sie meine Seele liebt, +Gott! du weißt es, kennest ja die Herzen, hast gesehen, +Wie bei ihren Leiden sich mein Blick getrübt. - +Unter Rosen, wie in Dornengängen, +Leite jeden ihrer Tritte himmelan. +Laß die Leiden sie zur frommen Ruhe bringen, +Laß sie weise gehn auf heitrer Lebensbahn. +Laß sie früh das beste Teil erwählen, +Schreib ihrs tief in ihren unbefangnen Sinn, +Tief - wie schön - die Himmelsblume blüht in jungen Seelen, +Christuslieb und Gottesfurcht, wie schön! +Zeig ihr deiner Weisheit reinre Wonne, +Wie sie hehrer deiner Wetter Schauernacht, +Heller deinen Himmel, schöner deine Sonne, +Näher deinem Throne die Gestirne macht, +Wie sie in das Herz des Kämpfers Frieden, +Tränen in des bangen Dulders Auge gibt - +Wie dann keine Stürme mehr das stille Herz ermüden, +Keine Klage mehr die Seele trübt; +Wie sie frei einher geht im Getümmel, +Ihr vor keinem Spötter, keinem Hasser graut, +Wie ihr Auge, helleschimmernd, wie dein Himmel, +Schröckend dem Verführer in das Auge schaut. +Aber Gott! daß unter Frühlingskränzen +Oft das feine Laster seinen Stachel birgt - +Daß so oft die Schlange unter heitern Jugendtänzen +Schwester! Schwester! reine gute Seele! +Gottes Engel walte immer über dir! +Häng dich nicht an diese Schlangenhöhle, +Unsers Bleibens ist - Gott seis gedankt! nicht hier. +Und mein Carl - - o! Himmelsaugenblicke! - +O du Stunde stiller, frommer Seligkeit! - +Wohl ist mir! ich denke mich in jene Zeit zurücke - +Gott! es war doch meine schönste Zeit. +(O daß wiederkehrten diese Tage! +O daß noch so unbewölkt des Jünglings Herz, +Noch so harmlos wäre, noch so frei von Klage, +Noch so ungetrübt von ungestümem Schmerz!) +Guter Carl! - in jenen schönen Tagen +Saß ich einst mit dir am Neckarstrand. +Fröhlich sahen wir die Welle an das Ufer schlagen, +Leiteten uns Bächlein durch den Sand. +Endlich sah ich auf. Im Abendschimmer +Stand der Strom. Ein heiliges Gefühl +Bebte mir durchs Herz; und plötzlich scherzt ich nimmer, +Plötzlich stand ich ernster auf vom Knabenspiel. +Bebend lispelt ich: wir wollen beten! +Schüchtern knieten wir in dem Gebüsche hin. +Einfalt, Unschuld wars, was unsre Knabenherzen redten - +Lieber Gott! die Stunde war so schön. +Wie der leise Laut dich Abba! nannte! +Wie die Knaben sich umarmten! himmelwärts +Ihre Hände streckten! wie es brannte - +Nun, mein Vater! höre, was ich bitte; +Ruf ihm oft ins Herz, vor deinen Thron zu gehn; +Wann der Sturm einst droht, die Woge rauscht um seine Tritte, +O so mahne ihn, zu dir zu flehn. +Wann im Kampf ihm einst die Arme sinken, +Bang nach Rettung seine Blicke um sich sehn, +Die Vernunft verirrte Wünsche lenken, +O so mahne ihn dein Geist, zu dir zu flehn. +Wenn er einst mit unverdorbner Seele +Unter Menschen irret, wo Verderber spähn, +Und ihm süßlich scheint der Pesthauch dieser Schlangenhöhle, +O! so mahne ihn, zu dir zu flehn. +Gott! wir gehn auf schwerem, steilem Pfade, +Tausend fallen, wo noch zehen aufrecht stehn, - +Gott! so leite ihn mit deiner Gnade, +Mahn ihn oft durch deinen Geist, zu dir zu flehn. +O! und sie im frommen Silberhaare, +Der so heiß der Kinder Freudenträne rinnt, +Die so groß zurückblickt auf so viele schöne Jahre, +Die so gut, so liebevoll mich Enkel nennt, +Die, o lieber Vater! deine Gnade +Führte durch so manches rauhe Distelnfeld, +Durch so manche dunkle Dornenpfade - +Die jetzt froh die Palme hofft, die sie erhält - +Laß, o laß sie lange noch genießen +Ihrer Jahre lohnende Erinnerung, +Laß uns alle jeden Augenblick ihr süßen, +Ohne diese wird dich niemand sehen, +Ohne diese trifft uns dein Gericht; +Heilge mich! sonst muß ich draußen stehen, +Wann die Meinen schaun dein heilig Angesicht. +Ja! uns alle laß einander finden, +Wo mit Freuden ernten, die mit Tränen säen, +Wo wir mit Eloa unser Jubellied verbinden, +Ewig, ewig selig vor dir stehn. +O! so ende bald, du Bahn der Leiden! +Rinne eilig, rinne eilig, Pilgerzeit! +Himmel! schon empfind ich sie, die Freuden - +Deine - Wiedersehen froher Ewigkeit! +Wann ich im Tale still und verlassen, und +Von dir vergessen wandle, wann in +Flüchtigen Freuden dein Leben hinhüpft? +Schon oft, wenn meine Brüder, die Glückliche, +So harmlos schliefen, blickt ich hinauf, und fragt +Im Geiste, ob ich glücklich seie - +Bin ich ein glücklicher Jüngling, Stella? +Es streut der Schöpfer seliges Lächeln oft +In meine Tage, gibt mir der heiligen +Empfindungen, der Freuden, recht zu +Handeln, so viele, der gute Schöpfer: +Doch gibt es Wünsche, denen der Spötter höhnt - +O Stella! du nicht! höhne dem Armen nicht! - +Gibt unerfüllte Wünsche - - Tugend, +Hehre Gefährtin! du kennst die Wünsche. +Ach laß mich weinen! - nein! ich will heiter sein! +Ist ja nimmer gewünscht wird, wo +Der Sterbliche sein Schicksal preiset, - +Dort ist es, wo ich dich wiedersehe. +Und stürb ich erst mit grauem, gebeugtem Haupt +Nach langem Sehnen, endlich erlöst zu sein, +Und sähe dich als Pilger nimmer, +Stella! so seh ich dich jenseits wieder. +Dir, süße Tränenweckerin! sagt es nur +Die Saite. - Stellas wehmutsvoller +Seufzer - er raubte mein Herz - dein Kehlchen - +Es klagte - o! es klagte - wie Stella ists. +Starr sah ich hin beim Seufzer, wie, als dein Lied +Am liebevollsten schlug, am schönsten +Aus der melodischen Kehle strömte. +Dann sah ich auf, sah bebend, ob Stellas Blick +Mir lächle - ach! ich suche dich, Nachtigall! +Und du verbirgst dich. - Wem, o Stella! +Seufztest du? Sangest du mir, du süße? +Doch nein! doch nein! ich will es ja nicht, dein Lied, +Von ferne will ich lauschen - o! singe dann! +Die Seele schläft - und plötzlich schlägt die +Brust mir empor zum erhabnen Lorbeer. +O Stella! sag es! sag es! - ich bebe nicht! - +Es tötete die Wonne, geliebt zu sein, +Den Schwärmer. - Aber tränend will ich +Deinen beglückten Geliebten segnen. +Herhängt, wo das Gefild leise die Erms durchschleicht, +Und das Reh des Gebürges +Stolz an ihrem Gestade geht - +Wo im Knabengelock heiter und unschuldsvoll +Wenge Stunden mir einst lächelnd vorüberflohn - +Dort sind Hütten des Segens, +Freund! - du kennest die Hütten auch; +Dort am schattichten Hain wandelt Amalia. +Segne, segne mein Lied, kränze die Harfe mir, +Denn sie nannte den Namen, +Den, du weißts, des Getümmels Ohr +Nicht zu kennen verdient. Stille, der Tugend nur +Und der Freundschaft bekannt, wandelt die Gute dort. +Liebes Mädchen, es trübe +Nie dein himmlisches Auge sich. +Lang wars der heiße inniggefühlte Wunsch +Des Jünglings, lange - ! oft der Gedank der Stund, +Die feurig hinwies zur Vollkommenheit - +Wie ihm im Busen glühe die Ehrfurcht, +Dirs hinzusagen! Aber der deutscheren +Gemütseröffnung winkte mit zärtlichem - +Mit ihrem Mutterblick die Sittsamkeit +Stille zu stehn - dem strömenden Danke. +Du kommst - jetzt winke gutgemeint immerhin +Die Sittsamkeit! Die Lippe bebt nimmer mir! +Franziska ists, Franziska! Ha, es bebt +Weh über dich, du Menschenfeind, grausamer +Bedrücker du des Schwächeren neben dir! +Dems zu alltäglich ist, vom Jammerblick, +Von dem entblößten Hungergerippe +Erweicht zu werden - Schaue die liebende +Erhalterin, wie ringsum sie Lächeln streut! +Schon sank der Pilger dort der Grube zu; +Wie er so ruhig jetzt auf die Leiden +Zurückblickt! Dann du rettetest ihn, dann du, +Franziska, gossest Balsam ihm in die Wund! - - +Zu weit hab ich den Mund schon aufgetan, +Siehe, die Lippe bebt, ich verstumme. - - +Es sags der Greis nur, welchem der Lorbeerlohn +Am glänzendsten die Stirne umfließt! Es sei +Franziska ihm der letzte Erdgedank, +Und er entsinke ruhig dem Stabe. +Und Carln die tätge Hände zu weihen, sei +Des Mannes erster feurigster Trieb! und dann - +Ists auch dem Jüngling dann gegönnt, für Carln +Leb er hienieden, leise zu denken? +Stella! ach! wir leiden viel! wann nur das Grab - +Komme! komme, kühles Grab! nimm uns beide! +Siehe Stellas Tränen, komme, +Kühles, ruhiges Grab. +O ihr Menschen! o so gerne wollt ich euch +Alle lieben, warm und treu! o ihr Menschen, +Sehet, diese Stella haßt ihr! +Gott vergebe es euch! +Reißt sie nur hinweg von mir! Quäler! ihr! +Ich will schweigen - Gott - Gott wird reden. +Lebe wohl - ich sterbe bald - O +Stella! Stella, vergiß mich. +Viele Wonnenaugenblicke gabst du mir - +Vater, Vater! bebt ich oft auf zum Ewgen, +Sieh, ich liebe sie so rein, dein Auge, +Vater, sieht ja mein Herz. +Stella! weinen werd ich bis ans Grab um dich, +Weinen, Stella, du um mich - weinen! aber +Am Gerichtstag will ichs sagen +Vorm versammelten Erdkreis: +Diese sinds, die Stella quälten - aber nein! +Gott im Himmel! nein! vergib diesen Quälern. +Laß mich sterben - oder tragen +Diese Leiden - mein Gott. +Und das Auge, das oft Tränen im Tale weint +In den Stunden des Elends - +Dies mein traurendes Auge seht! +In der Stille der Nacht denket an euch mein Lied, +Wo mein ewiger Gram jeglichen Stundenschlag, +Welcher näher mich bringt dem +Trauten Grabe, mit Dank begrüßt. +Aber daß ich mein Herz redlich und treu, und rein +Im Gewirre der Welt, unter den Lästerern +Treu und rein es behielt, ist +Himmelswonne dem Leidenden. +Mädchen! bleibet auch ihr redlich und rein und treu! +Gute Seelen! Vielleicht wartet auf euch ein Los, +Das dem meinigen gleicht. Dann +Stärkt im Leiden auch euch mein Trost. +Was trübet meine einsame Blicke so? +Was zwingt mein armes Herz in diese +Wolkenumnachtete Totenstille? +Ich fliehe euren zärtlichen Händedruck, +Den seelenvollen, seligen Bruderkuß. +O zürnt mir nicht, daß ich ihn fliehe! +Schaut mir ins Innerste! Prüft und richtet! - +Ists heißer Durst nach Männervollkommenheit? +Ists leises Geizen um Hekatombenlohn? +Ists schwacher Schwung nach Pindars Flug? ists +Kämpfendes Streben nach Klopstocksgröße? +Ach Freunde! welcher Winkel der Erde kann +Mich decken, daß ich ewig in Nacht gehüllt +Dort weine? Ich erreich ihn nie, den +Weltenumeilenden Flug der Großen. +Doch nein! hinan den herrlichen Ehrenpfad! +Hinan! hinan! im glühenden kühnen Traum +Sie zu erreichen; muß ich einst auch +Sterbend noch stammeln: Vergeßt mich, Kinder! +Daß jetzt unumwölkter der Blick zu den Lüften emporschaut, +Freier atmet die Brust dann in den Mauren des Elends, +Und den Winkeln des Trugs. O! schöne, selige Stunde! +Wie getrennte Geliebte nach langentbehrter Umarmung +In die Arme sich stürzen, so eilt ich herauf auf die Heide, +Mir ein Fest zu bereiten auf meiner einsamen Heide. +Und ich habe sie wieder gefunden, die stille Freuden +Alle wieder gefunden, und meine schattigten Eichen +Stehn noch eben so königlich da, umdämmern die Heide +Noch in alten stattlichen Reihn, die schattigten Eichen. +Jedesmal wandelt an meinen tausendjährigen Eichen +Mit entblößtem Haupt der Jäger vorüber, dann also +Heischet die ländliche Sage; denn unter den stattlichen Reihen +Schlummern schon lange gefallene Helden der eisernen Vorzeit. +Aber horch! was rauschet herauf im schwarzen Gebüsche? +Bleibe ferne! Störer des Sängers! - aber siehe, +Siehe! - wie herrlich! wie groß! ein hochgeweihetes Hirschheer +Wandelt langsam vorüber - hinab nach der Quelle des Tales. - +O! jetzt kenn ich mich wieder, der menschenhassende Trübsinn +Ist so ganz, so ganz aus meinem Herzen verschwunden. +Wär ich doch ewig fern von diesen Mauren des Elends, +Diesen Mauren des Trugs! - Es blinken der Riesenpaläste +Schimmernde Dächer herauf, und die Spitzen der alternden Türme, +Wo so einzeln stehn die Buchen und Eichen; es tönet +Dumpf vom Tale herauf das höfische Wagengerassel +Bleibet immerhin in eurem Wagengerassel, +Bückt euch tief auf den Narrenbühnen der Riesenpaläste, +Bleibet immerhin! - Und ihr, ihr Edlere, kommet! +Edle Greise und Männer, und edle Jünglinge, kommet! +Laßt uns Hütten baun - des echten germanischen Mannsinns +Und der Freundschaft Hütten auf meiner einsamen Heide. +Wie alles auflebt, alles empor sich dehnt, +Und Hain und Flur, und Tal, und Hügel +Jauchzet im herrlichen Morgenstrahle. +O diese Nacht - da bebtet ihr, Schöpfungen! +Da weckten nahe Donner die Schlummernde, +Da schreckten im Gefilde grause +Zackigte Blitze die stille Schatten. +Jetzt jauchzt die Erde, feiert im Perlenschmuck +Den Sieg des Tages über das Graun der Nacht - +Doch freut sich meine Seele schöner; +Denn sie besiegt der Vernichtung Grauen. +Denn - o ihr Himmel! Adams Geschlechte sinds, +Die diese Erd im niedrigen Schoße trägt - +O betet an, Geschlechte Adams! +Jauchzet mit Engeln, Geschlechte Adams! +O ihr seid schön, ihr herrliche Schöpfungen! +Geschmückt mit Perlen blitzet das Blumenfeld; +Doch schöner ist des Menschen Seele, +Wenn sie von euch sich zu Gott erhebet. +O, dich zu denken, die du aus Gottes Hand +In deiner Klarheit dich zu denken, +Wenn du zu Gott dich erhebst, o Seele! +Ha! diese Eiche - strecket die stolze nicht +Ihr Haupt empor, als stünde sie ewig so? +Und drohte nicht Jehovas Donner, +Niederzuschmettern die stolze Eiche? +Ha! diese Felsen - blicken die stolze nicht +Hinab ins Tal, als blieben sie ewig so? +Jahrhunderte - und an der Stelle +Malmet der Wandrer zu Staub das Sandkorn. +Und meine Seele - wo ist dein Stachel, Tod? +O beugt euch, Felsen! neiget euch ehrfurchtsvoll, +Ihr stolze Eichen! - hörts und beugt euch! +Ewig ist, ewig des Menschen Seele. +Mit grausem Zischen brauset der Sturm daher, +Ich komme, spricht er, und das Gehölze kracht +Und Türme wanken, Städte sinken, +Länder zerschmettern, wenn ich ergrimme. +Doch - wandelt nicht in Schweigen der Winde Dräun? +Macht nicht ein Tag die brausende atemlos? +Ein Tag, ein Tag, an dem ein andrer +Sturm der Verwesten Gebeine sammelt. +Zum Himmel schäumt und woget der Ozean +In seinem Grimm, der Sonnen und Monde Heer +Herab aus ihren Höhn, die stolze, +Was bist du, Erde? hadert der Ozean, +Was bist du? streck ich nicht, wie die Fittige +Aufs Reh der Adler, meine Arme +Über die Schwächliche aus? - Was bist du, +Wenn nicht zur Sonne segnend mein Hauch sich hebt, +Zu tränken dich mit Regen und Morgentau? +Und wann er sich erhebt, zu nahn in +Mitternachtswolken, zu nahn mit Donnern, +Ha! bebst du nicht, Gebrechliche? bebst du nicht? - +Und doch! vor jenem Tage verkriechet sich +Das Meer, und seiner Wogen keine +Tönt in die Jubel der Auferstehung. +Wie herrlich, Sonne! wandelst du nicht daher! +Dein Kommen und dein Scheiden ist Widerschein +Vom Thron des Ewigen; wie göttlich +Blickst du herab auf die Menschenkinder. +Der Wilde gafft mit zitternden Wimpern dich, +O Heldin, an, von heiligen Ahndungen +Durchbebt, verhüllt er schnell sein Haupt und +Nennet dich Gott, und erbaut dir Tempel. +Und doch, o Sonne! endet dereinst dein Lauf, +Verlischt an jenem Tage dein hehres Licht. +Doch wirbelt sie an jenem Tage +Rauchend die Himmel hindurch, und schmettert. +O du Entzücken meiner Unsterblichkeit! +Daß ich nicht sinke, in dem Graun der +Großen Vernichtungen nicht versinke. +Wenn all dies anhebt - fühle dich ganz, o Mensch! +Da wirst du jauchzen: Wo ist dein Stachel, Tod? +Dann ewig ist sie - tönt es nach, ihr +Harfen des Himmels, des Menschen Seele. +O Seele! jetzt schon bist du so wundervoll! +Wer denkt dich aus? daß, wann du zu Gott dich nahst, +Erhabne, mir im Auge blinket +Deine Erhabenheit - daß du, Seele! +Wann auf die Flur das irdische Auge blickt, +So süß, so himmlisch dann dich in mir erhebst - +Wer sah, was Geist an Körper bindt, wer +Lauschte die Sprache der Seele mit den +Verwesungen? - O Seele, schon jetzt bist du +So groß, so himmlisch, wann du von Erdentand +Und Menschendruck entlediget in +Großen Momenten zu deinem Urstoff +Empor dich schwingst. Wie Schimmer Eloas Haupt +Umschwebt der Umkreis deiner Gedanken dich, +Wie Edens goldne Ströme reihen +Deine Betrachtungen sich zusammen. +Und o! wie wirds einst werden, wann Erdentand +Und Menschendruck auf ewig verschwunden ist, +Wann ich an Gottes - Gottes Throne +Und weg ihr Zweifel! quälendes Seelengift! +Hinweg! der Seele Jubel ist Ewigkeit! - +Und ist ers nicht, so mag noch heute +Tod und Verderben des Lebens große +Gesetze niedertrümmern, so mag der Sohn +In seinem Elend Vater und Mutterherz +Durchbohren, mag ums Brot die Armut +Tempel bestehlen, so mag das Mitleid +Zu Tigern fliehn, zu Schlangen Gerechtigkeit, +Und Kannibalenrache des Kindes Brust +Entflammen, und Banditentrug im +Himmelsgewande der Unschuld wohnen. +Doch nein! der Seele Jubel ist Ewigkeit! +Jehova sprachs! ihr Jubel ist Ewigkeit! +Sein Wort ist ewig, wie sein Name, +Ewig ist, ewig des Menschen Seele. +So singt ihn nach, ihr Menschengeschlechte! nach, +Myriaden Seelen singet den Jubel nach - +Ich glaube meinem Gott, und schau in +Himmelsentzückungen meine Größe. +Nahmst du mich, Vertraute! Einsamkeit! +Daß ich glühend von dem Lorbeer singe, +Dem so einzig sich mein Herz geweiht. +Euch zu folgen, Große! - Werd ichs können? +Wirds einst stärker, eures Jünglings Lied? +Soll ich in die Bahn, zum Ziel zu rennen, +Dem dies Auge so entgegenglüht? +Wann ein Klopstock in des Tempels Halle +Seinem Gott das Flammenopfer bringt +Und in seiner Psalmen Jubelschalle +Himmelan sich seine Seele schwingt - +Wann mein Young in dunkeln Einsamkeiten +Rings versammelnd seine Tote wacht, +Himmlischer zu stimmen seine Saiten +Für Begeistrungen der Mitternacht - - +Ha! der Wonne! ferne nur zu stehen, +Lauschend ihres Liedes Flammenguß, +Ihres Geistes Schöpfungen zu sehen, +Wahrlich! es ist Himmelsvorgenuß. +Nein! ich wollte nichts auf dieser Erden! +Jedes Drangsal, jegliche Beschwerden, +All des Neiders bittre Schmähungen - - +Lieber Gott! wie oft ich Schwacher dachte, +Wie ichs tröstete, das arme Herz, +Wenn ich Nächte kummervoll durchwachte, +O so oft, so oft in meinem Schmerz, +Wann der Stolz verächtlich niederschaute, +Wann der Eitle meiner spottete, +Dem vor meinen Sittensprüchen graute, +Wenn oft selbst - mich floh - der Edlere; +O vielleicht, daß diese Bitterkeiten - +Dacht ich - stärker bilden deinen Geist! +Daß die Stille höher deine Saiten +Stimmt, zu männlichem Gesang dich reißt! +Aber still! Die goldne Bubenträume +Hört in ihrer Nacht die Zukunft nicht - +Schon so manche Früchte schöner Keime +Logen grausam mir ins Angesicht. +Lockt ins Elend der Sirenenton, +Tausend Schwächen wimmern, tausend Schmerzen +Um der Ehrsucht eitlen Flitterthron. +Seine schwarze, blutbefleckte Hände +Dünken dem Erobrer göttlichschön - +Schwache morden scheint ihm keine Sünde, +Und er jauchzt auf seine Trümmer hin. +Um wie Könige zu prahlen, schänden +Kleinre Wütriche ihr armes Land; +Und um feile Ordensbänder wenden +Räte sich das Ruder aus der Hand. +Pfaffen spiegeln um Apostelehre +Ihren Narren schwarze Wunder vor; +Um Mariasehre krächzen Nonnenchöre +Wahnsinn zum Marienbild empor. +Graue Sünder donnern, ihre Blöße +Wegzudonnern, rauh die Unschuld an; +Gott zu leugnen, hält so oft für Größe, +Hält für Größe noch so oft - ein Mann. +Göttin in des Buben Mund zu heißen, +Mitzurasen in Verführerkreisen, +Wird der Bube früh ein Trunkenbold. +Doch es sträubet sich des Jünglings Rechte, +Länger sing ich von den Toren nicht. +Wisse! schwaches, niedriges Geschlechte! +Nahe steht der Narr am Bösewicht. +Die ihr vor keinem Dominiksgesicht +Euch krümmet, welchen keine Dirnenträne +Das winzige, geschwächte Herzchen bricht. +Hört, größre, edlere der Schwabensöhne! +In welchen noch das Kleinod Freiheit pocht, +Die ihr euch keines reichen Ahnherrn Miene, +Und keiner Fürstenlaune unterjocht. +Geschlecht von oben! Vaterlandeskronen! +Nur euch bewahre Gott vor Übermut! +O! Brüder! der Gedanke soll uns lohnen, +In Hermann brauste kein Despotenblut. +Beweinenswürdig ist des Stolzen Ende, +Wann er die Grube seiner Größe gräbt, +Doch fürchterlich sind seine Henkershände, +Wann er sich glücklich über andre hebt. +Viel sind und schön des stillen Mannes Freuden, +Und stürmten auch auf ihn der Leiden viel, +Er blickt gen Himmel unter seinen Leiden, +Beneidet nie des Lachers Possenspiel. +Sein feurigster, sein erster Wunsch auf Erden +Und wann sie froh durch seine Taten werden, +Dann will der edle ihres Danks sich freun. +O! Demut, Demut! laß uns all dich lieben, +Du bists, die uns zu einem Bund vereint, +In welchem gute Herzen nie sich trüben, +In welchem nie bedrängte Unschuld weint. +Drum größre, edlere der Schwabensöhne! +Laßt Demut, Demut euer erstes sein, +Wie sehr das Herz nach Außenglanz sich sehne, +Laßt Demut, Demut euer erstes sein. +Vor allen, welchen Gott ein Herz gegeben, +Das groß und königlich, und feurig ist, +Die in Gefahren nur vor Freude beben, +Für Tugend selbst auf einem Blutgerüst, +Vor allen, allen, solche Schwabensöhne, +O solche, Demut, solche führe du +Aus jeder bäurischstolzen Narrenbühne +Den stillen Reihen jenes Bundes zu. +Welcher schon die Knabenträne floß, +Die du früh dem Lärm der Toren mich entrücktest, +Besser mich zu bilden, nahmst in Mutterschoß, +Dein, du Sanfte! Freundin aller Lieben! +Dein, du Immertreue! sei mein Lied! +Treu bist du in Sturm und Sonnenschein geblieben, +Bleibst mir treu, wenn einst mich alles, alles flieht. +Jene Ruhe - jene Himmelswonne - +O ich wußte nicht, wie mir geschah, +Wann so oft in stiller Pracht die Abendsonne +Durch den dunklen Wald zu mir heruntersah - +Du, o du nur hattest ausgegossen +Jene Ruhe in des Knaben Sinn, +Jene Himmelswonne ist aus dir geflossen, +Hehre Stille! holde Freudengeberin! +Dein war sie, die Träne, die im Haine +Auf den abgepflückten Erdbeerstrauß +Mir entfiel - mit dir ging ich im Mondenscheine +Dann zurück ins liebe elterliche Haus. +Fernher sah ich schon die Kerzen flimmern, +Spähte stillen Lächelns nach des Kirchhofs Wimmern, +Nach dem dreigefüßten Roß am Hochgericht. +War ich endlich staubigt angekommen, +Teilt ich erst den welken Erdbeerstrauß, +Rühmend, wie mit saurer Müh ich ihn bekommen, +Unter meine dankende Geschwister aus, +Nahm dann eilig, was vom Abendessen +An Kartoffeln mir noch übrig war, +Schlich mich in der Stille, wann ich satt gegessen, +Weg von meinem lustigen Geschwisterpaar. +O! in meines kleinen Stübchens Stille +War mir dann so über alles wohl, +Wie im Tempel, war mirs in der Nächte Hülle, +Wann so einsam von dem Turm die Glocke scholl. +Alles schwieg, und schlief, ich wacht alleine; +Endlich wiegte mich die Stille ein, +Und von meinem dunklen Erdbeerhaine +Träumt ich, und vom Gang im stillen Mondenschein. +Als ich weggerissen von den Meinen +Aus dem lieben elterlichen Haus +Unter Fremde irrte, wo ich nimmer weinen +Durfte, in das bunte Weltgewirr hinaus, +O wie pflegtest du den armen Jungen, +Teure, so mit Mutterzärtlichkeit, +Wann er sich im Weltgewirre müdgerungen, +Als mir nach dem wärmern, vollern Herzen +Feuriger itzt stürzte Jünglingsblut, +O! wie schweigtest du oft ungestüme Schmerzen, +Stärktest du den Schwachen oft mit neuem Mut. +Jetzt belausch ich oft in deiner Hütte +Meinen Schlachtenstürmer Ossian, +Schwebe oft in schimmernder Seraphen Mitte +Mit dem Sänger Gottes, Klopstock, himmelan. +Gott! und wann durch stille Schattenhecken +Mir mein Mädchen in die Arme fliegt +Und die Hasel, ihre Liebenden zu decken, +Sorglich ihre grüne Zweige um uns schmiegt - +Wann im ganzen segensvollen Tale +Alles dann so stille, stille ist, +Und die Freudenträne, hell im Abendstrahle, +Schweigend mir mein Mädchen von der Wange wischt - +Oder wann in friedlichen Gefilden +Mir mein Herzensfreund zur Seite geht, +Und mich ganz dem edlen Jüngling nachzubilden, +Einzig vor der Seele der Gedanke steht - +Und wir bei den kleinen Kümmernissen +Uns so sorglich in die Augen sehn, +Wann so sparsam öfters, und so abgerissen +Uns die Worte von der ernsten Lippe gehn. +Schön, o schön sind sie! die stille Freuden, +Schöner noch die stille gottergebne Leiden, +Wann die fromme Träne von dem Auge rinnt. +Drum, wenn Stürme einst den Mann umgeben, +Nimmer ihn der Jugendsinn belebt, +Schwarze Unglückswolken drohend ihn umschweben, +Ihm die Sorge Furchen in die Stirne gräbt, +O so reiße ihn aus dem Getümmel, +Hülle ihn in deine Schatten ein, +O! in deinen Schatten, Teure! wohnt der Himmel, +Ruhig wirds bei ihnen unter Stürmen sein. +Und wann einst nach tausend trüben Stunden +Sich mein graues Haupt zur Erde neigt +Und das Herz sich mattgekämpft an tausend Wunden +Und des Lebens Last den schwachen Nacken beugt: +O so leite mich mit deinem Stabe - +Harren will ich auf ihn hingebeugt, +Bis in dem willkommnen, ruhevollen Grabe +Aller Sturm, und aller Lärm der Toren schweigt. +Heute mich aus unserm Bunde nähme, +Jener letzte große Augenblick - +Wann der frohe Puls so plötzlich stünde +Und verworren Freundesstimme tönte +Und, ein Nebel, mich umschwebte Erdenglück. +Ha! so plötzlich Lebewohl zu sagen +All den lieben schöndurchlebten Tagen - +Doch - ich glaube - nein! ich bebte nicht! +»Freunde! spräch ich, dort auf jenen Höhen +Werden wir uns alle wiedersehen, +Freunde! wo ein schönrer Tag die Wolken bricht. +Aber Stella! fern ist deine Hütte, +Nahe rauschen schon des Würgers Tritte - +Stella! meine Stella! weine nicht! +Nur noch einmal möcht ich sie umarmen, +Sterben dann in meiner Stella Armen, +Eile, Stella! eile, eh das Auge bricht. +Aber ferne, ferne deine Hütte, +Nahe rauschen schon des Würgers Tritte - +Freunde! bringet meine Lieder ihr. +Lieber Gott! ein großer Mann zu werden, +War so oft mein Wunsch, mein Traum auf Erden, +Traurt ihr, Brüder! daß so weggeschwunden +All der Zukunft schöngeträumte Stunden, +Alle, alle meine Hoffnungen! +Daß die Erde meinen Leichnam decket, +Eh ich mir ein Denkmal aufgestecket, +Und der Enkel nimmer denkt des Schlummernden. +Daß er kalt an meinem Leichensteine +Stehet, und des Modernden Gebeine +Keines Jünglings stiller Segen grüßt, +Daß auf meines Grabes Rosenhecken +Auf den Lilien, die den Moder decken, +Keines Mädchens herzergoßne Träne fließt. +Daß von Männern, die vorüberwallen, +Nicht die Worte in die Gruft erschallen: +Jüngling! du entschlummertest zu früh! +Daß den Kleinen keine Silbergreise +Sagen an dem Ziel der Lebensreise: +Kinder! mein und jenes Grab vergesset nie! +Daß sie mir so grausam weggeschwunden, +All der Zukunft langersehnte Stunden, +All der frohen Hoffnung Seligkeit, +Daß die schönste Träume dieser Erden +Hin sind, ewig niemals wahr zu werden, +Hin die Träume von Unsterblichkeit. +Aber weg! in diesem toten Herzen +Bluten meiner armen Stella Schmerzen, +Folge! folge mir, Verlassene! +Und um Tod, um Tod zum Himmel flehest! +Stella! komm! es harret dein der Schlummernde. +O an deiner Seite! o so ende, +Jammerstand! vielleicht, daß unsre Hände +Die Verwesung ineinander legt! +Da wo keine schwarze Neider spähen, +Da wo keine Splitterrichter schmähen, +Träumen wir vielleicht, bis die Posaun uns weckt. +Sprechen wird an unserm Leichensteine +Dann der Jüngling: Schlummernde Gebeine! +Liebe Tote! schön war euer Los! +Hand in Hand entfloht ihr eurem Kummer, +Heilig ist der Langverfolgten Schlummer +In der kühlen Erde mütterlichem Schoß. +Und mit Lilien und mit Rosenhecken +Wird das Mädchen unsern Hügel decken, +Ahndungsvoll an unsern Gräbern stehn, +Zu den Schlummernden hinab sich denken, +Mit gefaltnen Händen niedersinken, +Und um dieser Toten Los zum Himmel flehn. +Und von Vätern, die vorüberwallen, +Wird der Segen über uns erschallen: +Ruhet wohl! ihr seid der Ruhe wert! +Gott! wie mags im Tod den Vätern bangen, +Die ein Kind in Quälerhände zwangen, +Ruhet wohl! ihr habt uns Zärtlichkeit gelehrt.« +Ist der heiße Streit der Leidenschaft? +Hab ich Armer nicht genug gelitten? +Sie ist hin - ist hin - des Kämpfers Kraft. +Engelsauge! immer um mich schweben - +O warum? warum? du liebe Grausame! +Schone! schone! sieh! dies schwache Beben! +Weibertränen weint der Überwundene. +Weibertränen weinen? Weibertränen? +Wirklich? wein ich wirklich, Zauberin? +Und dies Klopfen, dieses bange Sehnen, +Ists um Luzias Umarmungen? +Nein! ich kann nicht! will nicht! diese Tränen +Stieß der Zorn ins Auge, sie vergoß der Grimm; +O! mich schmelzen keine Mädchenmienen, +Nur der Freiheit brauste dieses Ungestüm. +Aber wie? dein Stolz hat sich betrogen, +Siehe! Lügen straft die Liebe mich; +Männergröße hat dein Herz gelogen, +Und im schwachen Kampf verkennst du dich. +Stolz verschmähst du alle Mädchenherzen, +Weil dir Luzia ihr großes Herz nicht gibt, +Kindisch heuchelst du verbißne Schmerzen, +Weh! sie kann, sie kann mich nimmer lieben, +Mir geraubt durch ein tyrannisch Joch, +Nur die Wunde noch ist mir geblieben, +Fühlst dus? Fühlst dus? Weib! die Wunde noch. +Ha! ein Abgrund droht vor meinen Sinnen - +Laß mich! laß mich! todesvolle Leidenschaft! +Höllenflamme? willt du ewig brennen? +Schone! schone! sie ist hin, des Kämpfers Kraft. +Stille atmet durch die Mitternacht; +Auf dann! Hero! auf und laß das Weinen! +Dank euch, Götter! Heros Mut erwacht. +Fort ans Meer! ans Meer! es schäume die Welle, +Brause der Sturm mir immer ins Angesicht! +Fort ans Meer! ohn ihn ist alles Hölle - +Liebe ängstet mich Arme - Sturm und Welle nicht. +Ruhig will ich da hinüberlauschen, +Wo sein Hüttchen über Felsen hängt, +Rufen will ichs in der Woge Rauschen, +Wie sein Zaudern seine Hero kränkt. +Ha! da wird er sich mutig von seinem Gestade +Stürzen, Posidaons Kraft ihm Liebe verleihn, +Lieb ihn leiten des Meeres furchtbare Pfade, +Götter! wie wird - wie wird uns wieder sein? +Aber Himmel! - wie hoch die Wogen schäumen! +So hätt ich den Sturm mir nicht gedacht. +Weh! wie sie dräuend gegen mein Ufer sich bäumen! +Stärkt mich, Götter, in dieser ernsten Nacht! - +Nein! mir banget nicht um Tod und Leben - +Tod und Leben, wie das Schicksal will! +Liebe besieget die Schrecken, die um mich schweben, +Jüngling! sieben solcher Schreckennächte +Harr ich deiner, zager Jüngling, schon, +Wenn mein Jüngling meiner Angst gedächte, +O! er spräch Orkanen und Wogen Hohn. +Oder hätt er den furchtbaren Eid gebrochen, +Spottet er meiner im Arm der Buhlerin - +Ha! so bin ich so leicht, so schön gerochen, +Leicht und schön gerochen - ich sterbe hier um ihn. +Aber weg von mir! du Donnergedanke! +Weg, das flüsterte mir die Hölle zu, +Daß mein Jüngling, mein Leander, wanke, +Nein! Geliebter! bleibe, bleibe du! +Wann ich dich in diesen Wogen dächte, +Deinen Pfad so schröcklich ungewiß, +Nein! ich will einsam durchirren die Schreckennächte, +Dein zu harren, Geliebter, ist ja schon so süß. +Aber horch! - o Himmel! - diese Töne - +Wahrlich! es waren des Sturmes Töne nicht - +Bist dus? - oder spielt die Narrenszene +Täuschend mit mir ein grausames Traumgesicht? +Götter! da ruft es ja wieder Hero! herüber, +Flüstert ja wieder die Stimme der Liebe mir her - +Auf! zu ihm, zu ihm in die Wogen hinüber, +Wenn er ermattete - auf! dem Geliebten entgegen ins Meer. +Sieh! wie im Tanze, stürz ich zu dir vom Gestade, +Liebe soll mir Posidaons Kraft verleihn, +Liebe mich leiten des Meeres furchtbare Pfade - +Götter! Götter! wie wird uns wieder sein! +Kämpfend über den Wogen will ich ihn drücken, +Ha! und sink ich, so träumet mein Entzücken +Noch im Abgrund fort, wie schön die Stunde war. +Aber Götter! was seh ich? meinem Gestade +Schon so nahe? - Gesiegt! mein Held hat gesiegt! +Siehe! er schwebet verachtend die furchtbare Pfade +Mutig einher, vom Meere gefällig gewiegt. +(freudig) Ha! er soll mich suchen - da will ich lauschen +Hinter diesem Felsen - (leise) Götter! wie schön! +Wie die weiße Arme durch die Welle rauschen, +Ach! so sehnend, so strebend nach Heros Ufer hin. +Aber Grauen des Orkus! Sterbegewimmer! +Grauen des Orkus! dort dem Felsen zu! +Wie? - so kenn ich diese Todentrümmer! +Wehe! wehe, also siegtest du? - +Aber weg! ihr höllische Schreckengesichte! +Täuschende Furien! weg! er ist es nicht! +So zerschmettern nicht der Götter Gerichte - +Aber dieses Lächeln auf dem Todengesicht - +Kennst dus? Hero! kennst dus? - Nimmer, nimmer +Spricht das tode Lächeln Liebe dir - (sie weint heftig) +Engelsauge! so ist erloschen dein Schimmer - +Blicktest einst so heiße Liebe mir. +Jüngling! erwecken dich nicht der Geliebten Tränen? +Nicht die blutige Umarmungen? +Jüngling! Jüngling! diese Todesmienen - +Wehe! sie töden mich! wehe! diese Zuckungen. +Und er dacht in seiner Todesstunde, +Hero! stammelt' er noch mit sterbendem Munde - +Und so schröcklich muß sein Ende sein? +Ha! und diese Liebe überleben - +Ohne diesen Toden in der Welt - +Weg! vor dem wird Hero nicht erbeben, +Der zu diesem Toden die Einsame gesellt. +Wenig kurze schröckende Sekunden - +Und du sinkst an deines Jünglings Brust, +Und du hast ihn auf ewig wiedergefunden, +Ewig umlächelt von hoher Elysiumslust - - +Ha! ich habe gesiegt! an des Orkus Pforte +Anzuklopfen - nein! ich bin nicht zu schwach! +Hero! Hero! rief er, Götterworte! +Stärkt mich! stärkt durchs Dunkle mich! ich folge nach. +Ehe der leuchtende Strahl an der güldenen Ferne hinabsinkt. +Und wie wohl ist mir! Ich streck im stolzen Gefühle - +Als umschlänge mein Arm das Unendliche - auf zu den Wolken +Meine gefaltete Hände, zu danken im edlen Gefühle, +Daß er ein Herz mir gab, dem Schaffer der edlen Gefühle. +Mich mit den Frohen zu freuen, zu schauen den herbstlichen Jubel, +Wie sie die köstliche Traube mit heiterstaunendem Blicke +Über sich halten, und lange noch zaudern, die glänzende Beere +In des Kelterers Hände zu geben - wie der gerührte +Silberlockigte Greis an der abgeernteten Rebe +Königlich froh zum herbstlichen Mahle sich setzt mit den Kleinen, +O! und zu ihnen spricht aus der Fülle des dankenden Herzens: +Kinder! am Segen des Herrn ist alles, alles gelegen - - +Mich mit den Frohen zu freuen, zu schauen den herbstlichen Jubel, +War ich herauf von den Hütten der gastlichen Freundschaft gegangen. +Aber siehe! allmächtig reißen mich hin in ernste Bewundrung +Gegenüber die waldigte Riesengebirge. - Laß mich vergessen, +Laß mich deine Lust, du falbigte Rebe, vergessen, +Daß ich mit voller Seele sie schaue, die Riesengebirge! +Ha! wie jenes so königlich über die Brüder emporragt! +Teck ist sein Name. Da klangen einst Harnische, Schwerder ertönten +Zwischen den moosigten Mauren der Fürsten und blinkende Helme. +Eisern waren und groß und bieder seine Bewohner. +Mit dem kommenden Tag stand über den moosigten Mauren +In der ehernen Rüstung der Fürst, sein Gebirge zu schauen. +Sprach er mit ernsterer Stirne, mit hohem, denkendem Auge - +Mein die trotzende Felsen? die tausendjährige Eichen? +Ha! und ich? - und ich? - bald wäre mein Harnisch gerostet, +O! der Schande! mein Harnisch gerostet in diesem Gebirge. +Aber ich schwör - ich schwör, ich meide mein Riesengebirge, +Fliehe mein Weib, verlasse das blaue redliche Auge, +Bis ich dreimal gesiegt im Kampfe des Bluts und der Ehre. +Trage mich mein Roß zu deutscher stattlicher Fehde +Oder wider der Christenfeinde wütende Säbel - +Bis ich dreimal gesiegt, verlaß ich das stolze Gebirge. +Unerträglich! stärker als ich, die trotzende Felsen, +Ewiger, als mein Name, die tausendjährige Eichen! +Bis ich dreimal gesiegt, verlaß ich das stolze Gebirge. +Und er ging und schlug, der feurige Fürst des Gebirges. +Ja! so erheben die Seele, so reißen sie hin in Bewundrung, +Diese felsigte Mitternachtswälder, so allerschütternd +Ist sie, die Stunde, da ganz es fühlen, dem Herzen vergönnt ist. - +Bringet ihn her, den frechen Spötter der heilsamen Wahrheit, +O! und kommet die Stunde, wie wird er staunen, und sprechen: +Wahrlich! ein Gott, ein Gott hat dieses Gebirge geschaffen. +Bringet sie her, des Auslands häßlich gekünstelte Affen, +Bringet sie her, die hirnlos hüpfende Puppen, zu schauen +Dieses Riesengebirge so einfach schön, so erhaben; +O und kommet die Stunde, wie werden die Knaben erröten, +Daß sie Gottes herrlichstes Werk so elend verzerren. - +Bringet sie her, der deutschen Biedersitte Verächter, +Übernachtet mit ihnen, wo Moder und Disteln die graue +Trümmer der fürstlichen Mauern, der stolzen Pforten bedecken, +Wo der Eule Geheul, und des Uhus Totengewimmer +Ihnen entgegenruft aus schwarzen, sumpfigten Höhlen. +Wehe! wehe! so flüstern im Sturme die Geister der Vorzeit, +Ritterwort, und Rittergruß, und traulicher Handschlag! - +Laßt euch mahnen, Suevias Söhne! Die Trümmer der Vorzeit! +Laßt sie euch mahnen! Einst standen sie hoch, die gefallene Trümmer, +Aber ausgetilget ward der trauliche Handschlag, +Ausgetilget das eiserne Wort, da sanken sie gerne, +Gerne hin in den Staub, zu beweinen Suevias Söhne. +Laßt sie euch mahnen, Suevias Söhne! die Trümmer der Vorzeit! +Beben werden sie dann, der Biedersitte Verächter, +Und noch lange sie seufzen, die fallverkündende Worte - +Ausgetilget aus Suevia redliche biedere Sitte! +Aber nein! nicht ausgetilget ist biedere Sitte, +Nicht ganz ausgetilget aus Suevias friedlichen Landen - - +O mein Tal! mein Teckbenachbartes Tal! - ich verlasse +Mein Gebirge, zu schauen im Tale die Hütten der Freundschaft. +Wie sie von Linden umkränzt bescheiden die rauchende Dächer +Aus den Fluren erheben, die Hütten der biederen Freundschaft. +O ihr, die ihr fern und nahe mich liebet, Geliebte! +Wärt ihr um mich, ich drückte so warm euch die Hände, Geliebte! +Jetzt, o! jetzt über all den Lieblichkeiten des Abends. +Schellend kehren zurück von schattigten Triften die Herden, +Und fürs dritte Gras der Wiesen, im Herbste noch fruchtbar, +Schneidend geklopfet ertönt des Mähers blinkende Sense. +Traulich summen benachbarte Abendglocken zusammen, +Und es spielet der fröhliche Junge dem lauschenden Mädchen +Zwischen den Lippen mit Birnbaumblättern ein scherzendes Liedchen. +Hütten der Freundschaft, der Segen des Herrn sei über euch allen! +Aber indessen hat mein hehres Riesengebirge +Sein gepriesenes Haupt in nächtliche Nebel verhüllet, +Und ich kehre zurück in die Hütten der biederen Freundschaft. +Meiner Harfe erster Laut, +Glaubt es, ihr Freunde! +Durchschleich ich schon so stille mein Tal, +Flammt schon mein Auge nicht feuriger, +Meiner Harfe erster Laut +War Kriegergeschrei und Schlachtengetümmel. +Ich sah, Brüder! ich sah +Im Schlachtengetümmel das Roß +Auf röchelnden Leichnamen stolpern, +Und zucken am sprudelnden Rumpf +Den grausen gespaltenen Schädel, +Und blitzen und treffen das rauchende Schwert, +Und dampfen und schmettern die Donnergeschütze, +Und Reuter hin auf Lanzen gebeugt, +Mit grimmiger Miene Reuter sich stürzen +Und unbeweglich, wie eherne Mauren, +Mit furchtbarer Stille +Und todverhöhnender Ruhe +Den Reutern entgegen sich strecken die Lanzen. +Ich sah, Brüder! ich sah +Des kriegrischen Suezias eiserne Söhne +Geschlagen von Pultawas wütender Schlacht. +Von den blutiggebißnen Lippen +Ertönte kein Lebewohl - +Verstummet standen sie da, +In wilder Verzweiflung da +Und blickten es an, das rauchende Schwert, +Und schwangen es höher, das rauchende Schwert, +Und zielten - und zielten - +Und stießen es sich bitterlächelnd +In die wilde brausende Brust. +Noch vieles will ich sehen, +Ha! vieles noch! vieles noch! +Noch sehen Gustavs Schwertschlag, +Noch sehen Eugenius Siegerfaust. +Doch möcht ich, Brüder! zuvor +In euren Armen ausruhn, +Dann schweb ich wieder mutiger auf, +Zu sehen Gustavs Schwertschlag, +Zu sehen Eugenius Siegerfaust. +Willkommen, du! - +Und du! - Willkommen! +Wir drei sinds? +Nun! so schließet die Halle. +Ihr staunt, mit Rosen bestreut +Die Tische zu sehen, und Weihrauch +Am Fenster dampfend, +Und meine Laren - +Den Schatten meiner Stella, +Und Klopstocks Bild und Wielands, - +Ich wollt in meiner Halle Chöre versammeln +Von singenden rosichten Mädchen +Und kränzetragenden blühenden Knaben, +Und euch empfangen mit Saitenspiel, +Und Flötenklang, und Hörnern, und Hoboën. +Doch - schwur ich nicht, ihr Freunde, +Am Mahle bei unsers Fürsten Fest, +Nur Einen Tag mit Saitenspiel +Und Flötenklang, und Hörnern und Hoboën, +Mit Chören von singenden rosichten Mädchen, +Und kränzetragenden blühenden Knaben +Nur Einen Tag zu feiren? +Den Tag, an dem ein Weiser +Und biedere Jünglinge, +Und deutsche Mädchen +Zu meiner Harfe sprächen: +Du tönst uns, Harfe, lieblich ins Ohr, +Und hauchst uns Edelmut, +Und hauchst uns Sanftmut in die Seele. +Aber heute, Brüder! +O, kommt in meine Arme! +Wir feiern das Fest +Der Freundschaft heute. +Als jüngst zum erstenmal wieder +Der Mäher des Morgens die Wiese +Entkleidete, und der Heugeruch +Jetzt wieder zum erstenmal +Da war es, Brüder! +O da war es! +Da schlossen wir unsern Bund, +Den schönen, seligen, ewigen Bund. +Ihr hörtet so oft mich sprechen, +Wie lang es mir werde, +Bei diesem Geschlechte zu wohnen, +Ihr sahet den Lebensmüden +In den Stunden seiner Klage so oft. +Da stürmt ich hinaus in den Sturm, +Da sah ich aus der vorüberjagenden Wolke +Die Helden der eisernen Tage herunterschaun. +Da rief ich den Namen der Helden +In des hohlen Felsen finstres Geklüft, +Und siehe! der Helden Namen +Rief ernster mir zurück +Des hohlen Felsen finstres Geklüft. +Da stolpert ich hin auf dornigten Trümmern +Und drang durchs Schlehengebüsch in den alternden Turm +Und lehnte mich hin an die schwärzliche Wände +Und sprach mit schwärmendem Auge an ihm hinauf: +Ihr Reste der Vorzeit! +Euch hat ein nervigter Arm gebaut, +Sonst hätte der Sturm die Wände gespalten, +Der Winter den moosigten Wipfel gebeugt; +Da sollten Greise um sich +Die Knaben und Mädchen versammlen +Und sprechen: Seid wie eure Väter! +Aber an euren steinernen Wänden +Rauschet dorrendes Gras herab, +In euren Wölbungen hangt +Zerrißnes Spinnengewebe - +Warum, ihr Reste der Vorzeit, +Den Fäusten des Sturmes trotzen, den Zähnen des Winters. +O Brüder! Brüder! +Da weinte der Schwärmer blutige Tränen, +Auf die Disteln des Turmes, +Daß er vielleicht noch lange +Verweilen müsse unter diesem Geschlechte, +Da sah er all die Schande +Der weichlichen Teutonssöhne, +Und fluchte dem verderblichen Ausland, +Und fluchte den verdorbnen Affen des Auslands, +Und weinte blutige Tränen, +Daß er vielleicht noch lange +Verweilen müsse unter diesem Geschlechte. +Doch siehe, es kam +Der selige Tag - +O Brüder, in meine Arme! - +O Brüder, da schlossen wir unsern Bund, +Den schönen, seligen, ewigen Bund. +Da fand ich Herzen, - +Brüder, in meine Arme! - +Jetzt wohn ich gerne +Unter diesem Geschlechte, +Jetzt werde der Toren +Immer mehr! immer mehr! +Ich habe eure Herzen. +Und nun - ich dachte bei mir +An jenem Tage, +Wann zum erstenmal wieder +Des Schnitters Sichel +Durch die goldene Ähren rauscht, +So feir ich ihn, den seligen Tag. +Und nun - es rauschet zum erstenmal wieder +Des Schnitters Sichel durch die goldene Saat, +Jetzt laßt uns feiren, +Laßt uns feiren +In meiner Halle den seligen Tag. +Es warten jetzt in euren Armen +Der Freuden so viel auf mich, +O Brüder! Brüder! +Der edlen Freuden so viel. +Und hab ich dann ausgeruht +In euren Armen, +So schweb ich mutiger auf, +Zu schauen Gustavs Schwertschlag, +Zu schauen Eugenius Siegerfaust. +Laß trennen - der Trennung Jahre, +Sie trennen uns nicht! +Sie trennen uns nicht! +Denn mein bist du! Und über das Grab hinaus +Soll sie dauren, die unzertrennbare Liebe. +O! wenns einst da ist, +Das große selige Jenseits, +Wo die Krone dem leidenden Pilger, +Die Palme dem Sieger blinkt, +Dann, Freundin - lohnet auch Freundschaft - +Auch Freundschaft - der Ewige. +Erhabne Tochter Gottes! Gerechtigkeit, +Die du den Dreimalheilgen von Anbeginn +Umstrahltest, und umstrahlen wirst am +Tage der ernsten Gerichtsposaune. +Und du, o Freiheit! heiliger Überrest +Aus Edens Tagen! Perle der Redlichen! +In deren Halle sich der Völker +Kronen begrüßen, und Taten schwören. +Und du, der Geisterkräfte gewaltigste! +Du löwenstolze! Liebe des Vaterlands! +Die du auf Mordgerüsten lächelst, +Und in dem Blute gewälzt, noch siegest. +Wer wagts, zu türmen Riesengebirge sich, +Zu schaun den Anfang eurer Erhabenheit? +Wer gründt der Tiefen tiefste aus, nach +Euch sich zu beugen, vor euch, Erhabne? +Und wir - o tönet, tönet den Jubel nach, +Ihr ferne Glanzgefilde des Uranus! +O beugt euch nieder, Orione! +Beugt euch! wir sind der Erhabnen Söhne. +Es glimmt in uns ein Funke der Göttlichen; +Und diesen Funken soll aus der Männerbrust +Der Hölle Macht uns nicht entreißen! +Ihn senkte, seine Welt zu verherrlichen, +Der Gott der Götter Adams Geschlecht ins Herz, +Des preisen wir den Gott der Götter! +Hört es, ihr Knechte des Lügners, hört es! +Was überwiegt die Wonne, der Herrlichen, +Der Töchter Gottes würdiger Sohn zu sein? +Den Stolz, in ihrem Heiligtum zu +Wandeln, zu dulden um ihretwillen? +Und lärmten gleich dem hadernden Ozean +Despotenflüche geifernd auf uns herab, +Vergiftete das Schnauben ihrer +Rache, wie Syrias Abendlüfte - +Und dräute tausendarmigter Pöbel, uns +Zu würgen, tausendzüngigte Pfaffenwut +Mit Bann den Neuerern; es lachen +Ihrer die Söhne der Töchter Gottes. +Und würden unsre Kinder vom Schwert verfolgt, +Zu heulen über uns in der Finsternis +Des Wolfs, und mit dem Löwen seine +Beute zu teilen, bei Kannibalen +Sich Väter, und im Sande von Afrika +Das Gastrecht aufzusuchen, sie dulden gern, +Verlachen eure Blutgerüste, +Folgen den Vätern zu Schwert und Folter. +Drum tönet, tönet, tönet den Jubel nach, +Ihr ferne Glanzgefilde des Uranus, +Drum beugt euch nieder, Orione! +Beugt euch! wir sind der Erhabnen Söhne. +Unterwunden hab ich mich, +Zu singen dir +Bebenden Lobgesang. +Dort oben +In all der Himmel höchstem Himmel, +Hoch über dem Siriusstern, +Hoch über Uranus Scheitel, +Wo von Anbeginn +Wandelte der heilige Seraph +Mit feirender, erbebender Anbetung +Ums Heiligtum des Unnennbaren, +Da steht im Heiligtum ein Buch +Und im Buche geschrieben +All die Millionenreihen +Menschentage - +Da steht geschrieben - +Länderverwüstung und Völkerverheerung, +Und feindliches Kriegergemetzel, +Und würgende Könige - +Mit Roß und Wagen, +Und Reuter und Waffen, +Und giftge Tyrannen, +Mit grimmigem Stachel, +Tief in der Unschuld Herz. +Und schröckliche Fluten +Verschlingend die Frommen, +Verschlingend die Sünder, +Zerreißend die Häuser +Der Frommen, der Sünder. +Und fressende Feuer - +Paläste und Türme +Mit ehernen Toren, +Gigantischen Mauern +Zernichtend im Augenblick. +Geöffnete Erden +Mit schwefelndem Rachen +Ins rauchende Dunkel +Den Vater, die Kinder, +Die Mutter, den Säugling, +In Wehegeröchel +Und Sterbegewinsel +Hinuntergurgelnd. - +Da steht geschrieben +Vatermord! Brudermord! +Säuglinge blaugewürgt! +Greulich! Greulich! +Um ein Linsengericht +Därmzerfressendes Gift +Dem guten, sicheren Freund gemischt. - +Hohlaugigte Krüppel, +Ihrer Onansschande +Kannibalen +Von Menschenbraten gemästet - +Nagend an Menschengebein, +Aus Menschenschädel saufend +Rauchendes Menschenblut. +Wütendes Schmerzgeschrei +Der Geschlachteten über dem +Bauchzerschlitzenden Messer. +Des Feindes Jauchzen +Über dem Wohlgeruch, +Welcher warm dampft +Aus dem Eingeweid. - +Da steht geschrieben - +Die Verzweiflung schwarz +Am Strick um Mitternacht +Noch im quälenden Lebenskampf +Die Seel - am höllenahenden Augenblick. +Da steht geschrieben - +Der Vater verlassend +Weib und Kind im Hunger, +Zustürzend im Taumel +Dem lockenden süßlichen Lasterarm. - +Im Staub das Verdienst +Zurück von der Ehre +Ins Elend gestoßen +Vom Betrüger - +Im Lumpengewand +Einher der Wanderer, +Bettelnahrung zu suchen +Da steht geschrieben +Des heitern, rosigen Mädchens +Grabenaher Fieberkampf; +Der Mutter Händeringen, +Des donnergerührten Jünglings +Wilde stumme Betäubung. +Furchtbarer, Furchtbarer! +Das all, all im Buche geschrieben, +Furchtbarer, Furchtbarer! +Ha die Greuel des Erdgeschlechts! +Richter! Richter! +Warum vertilgt mit dem Flammenschwert +All die Greuel von der Erde +Der Todesengel nicht? +Gerechter, sieh, die Gerichte +Treffen den Frommen, den Sünder, +Die Fluten, die Feuer, +Die Erdegerichte all. +Aber sieh, ich schweige - +Das sei dir Lobgesang! +Du, der du lenkst +Mit weiser, weiser Allmachtshand +Das bunte Zeitengewimmel. +Halleluja, Halleluja, +Der da denkt +Das bunte Zeitengewimmel, +Ist Liebe!!! +Hörs Himmel und Erde! +Unbegreiflich Liebe! +Es steht im Heiligtum ein Buch +Und im Buche geschrieben +All die Millionenreihen +Menschentage - +Da steht geschrieben +Jesus Christus Kreuzestod! +Des Sohnes Gottes Kreuzestod! +Des Lamms auf dem Throne Kreuzestod! +Selig zu machen alle Welt, +Engelswonne zu geben +Seinen Glaubigen. - +Der Seraphim, Cherubim +Staunende Still +Weit in den Himmelsgefilden umher - +Des Harfenklangs Verstummen, +Kaum atmend der Strom ums Heiligtum. +Anbetung - Anbetung - +Über des Sohnes Werk, +Welcher erlöst +Ein gefallen Greuelgeschlecht. +Da steht geschrieben - +Der gestorben ist, +Abschüttelnd im Felsen den Tod! +Heraus in der Gotteskraft Allgewalt! +Und lebend - lebend - +Zu rufen dereinst dem Staub: +Kommet wieder, Menschenkinder! +Jetzt tönt die Posaun +Ins unabsehliche Menschengewimmel +Zum Richtstuhl hinan! Zum Richtstuhl! +Zum Lohn, der aufstellt +Der Gerechtigkeit Gleichgewicht! +Jammerst du jetzt noch, Frommer? +Unter der Menschheit Druck? +Und, Spötter, spottest du +In tanzenden Freuden +Noch des furchtbarn Richtstuhls? +Da steht geschrieben - +Menschliches Riesenwerk, +Stattlich einherzugehn +Auf Meerestiefen! +Ozeanswanderer! Stürmebezwinger! +Schnell mit der Winde Fron +Niegesehene Meere +Ferne von Menschen und Land +Mit stolzen brausenden Segeln +Und schaurlichen Masten durchkreuzend. +Leviathanserleger +Lachend des Eisgebürgs, +Weltenentdecker +Da steht geschrieben - +Völkersegen, +Brots die Fülle, +Lustgefilde +Überall - +Allweit Freude +Niederströmend +Von der guten +Fürstenhand. +O du der Geister heiliges Ziel! +Wann werd ich siegestrunken +Dich umfahen und ewig ruhn? +Und frei und groß +Entgegenlächeln der Heerschar, +Die zahllos aus den Welten +In den Schoß dir strömt? +Ach ferne, ferne von dir! +Mein göttlichster, schönster Gedanke +War, wie der Welten +Fernstes Ende, ferne von dir! +Und fleugt auf des Sturmes Flügeln +Aeonen lang die Liebe dir zu, +Noch schmachtet sie ferne von dir, +Ach! ferne, ferne von dir! +Doch kühner gewaltiger +Unaufhaltbarer immer +Fleugt durch Myriaden Aeonen +Dir zu die glühende Liebe. +Voll hoher Einfalt, +Rangen des Siegs gewiß, +Rangen dir zu die Väter. +Ihre Hülle verschlang die Zeit, +Verwest, zerstreut ist der Staub, +Doch rang des Sieges gewiß +Der Funke Gottes, ihr Geist, dir zu. +Sind sie eingegangen zu dir, +Die da lebten im Anbeginn? +Ruhen, ruhen sie nun, +Die frommen Väter? +Vollendung! Vollendung! +Der Geister heiliges Ziel! +Wann werd ich siegestrunken +Dich umfahen und ewig ruhn? +Herrlicher Blick - o trüge mich nicht! +Diese geh ich?? schwebend auf des Liedes +Hoher fliegender Morgenwolke? +Und welch ist jene? künstlich gebaut +Eben hinaus, mit Marmor beschränkt, +Prächtig gerad, gleich den Sonnenstrahlen - +An der Pforte ein hoher Richtstuhl? +Ha! wie den Richtstuhl Purpur umfließt, +Und der Smaragd, wie blendend er glänzt, +Und auf dem Stuhl, mit dem großen Szepter +Aristoteles hinwärts blickend +Mit hellem scharfem Aug auf des Lieds +Feurigen Lauf - und jenes Gebirg +Eilt sie hinweg - mutig in die Täler +Stürzt sie, ungestüm, und ihr Boden +Ist wie des Nordens Flammengewölk, +Wallend vom Tritt des rennenden Gangs - +Waffengeräusch rauschen seine Tritte +Über alternde Wolkenfelsen. +Ha! sie ist heiß, die heilige Bahn - +Um ihn herum - wie da Staunen wimmelt, +Freunde - Vaterland - fernes Ausland. +Und ich um ihn mit Mückengesums +Niedrig - im Staub - Nein, Großer, das nicht. +Mutig hinan! - ! - Wanns nun da ist, voll ist... +Mein Geist, die Gefilde des Uranus +Überhin schwebt er und sinnt; einsam ist +Und gewagt, ehernen Tritt heischet die Bahn. +Wandle mit Kraft, wie der Held, einher! +Erhebe die Miene! doch nicht zu stolz, +Denn es naht, siehe es naht, hoch herab +Vom Gefild, wo der Triumph jubelt, der Mann, +Welcher den Denker in Albion, +Den Späher des Himmels um Mitternacht, +Ins Gefild tiefern Beschauns leitete, +Und voran leuchtend sich wagt' ins Labyrinth, +Daß der erhabenen Themse Stolz, +Im Geiste sich beugend vor seinem Grab, +Ins Gefild würdigern Lohns nach ihm rief: +»Du begannst, Suevias Sohn! wo es dem Blick +Aller Jahrtausende schwindelte; +Und ha! ich vollende, was du begannst, +Denn voran leuchtetest du, Herrlicher! +Im Labyrinth, Strahlen beschwurst du in die Nacht. +Möge verzehren des Lebens Mark +Ich vollend's! denn sie ist groß, ernst und groß, +Deine Bahn, höhnet des Golds, lohnet sich selbst.« +Wonne Walhallas! und ihn gebar +Mein Vaterland? ihn, den die Themse pries? +Der zuerst ins Labyrinth Strahlen schuf, +Und den Pfad, hin an dem Pol, wies dem Gestirn. +Heklas Gedonner vergäß ich so, +Und, ging' ich auf Ottern, ich bebte nicht +In dem Stolz, daß er aus dir, Suevia! +Sich erhub, unser der Dank Albions ist. +Mutter der Redlichen! Suevia! +Du stille! dir jauchzen Aeonen zu, +Du erzogst Männer des Lichts ohne Zahl, +Des Geschlechts Mund, das da kommt, huldiget dir. +Und Fackelnschimmer schien auf des Teuren Sarg, +Und du, geliebte, gute Mutter! +Schautest entseelt aus der Jammerhütte, +Als ich, ein schwacher, stammelnder Knabe noch, +O Vater! lieber Seliger! dich verlor, +Da fühlt ichs nicht, was du mir warst, doch +Mißte dich bald der verlaßne Waise. +So weint ich leisen Knabengefühles schon, +Der Wehmut Träne über dein traurig Los, +Doch jetzt, o Thill! jetzt fühl ichs ernster, +Schmerzender jetzt über deinem Hügel, +Was hier im Grab den Redlichen Suevias +Verwest, den himmelnahenden Einsamen. +Und, o mein Thill ! du ließst sie Waisen? +Eiltest so frühe dahin, du Guter? +Ihr stille Schatten seines Holunderbaums! +Verbergt mich, daß kein Spötter die Tränen sieht +Und lacht, wann ich geschmiegt an seinen +Hügel die bebenden Wangen trockne. +O wohl dir! wohl dir, Guter! du schläfst so sanft +Dein Monument ist er, und deine +Lieder bewahren des Dorfes Greisen. +O daß auch mich dein Hügel umschattete +Und Hand in Hand wir schliefen, bis Ernte wird, +Da schielten keine Vorurteile, +Lachte kein Affe des stillen Pilgers. +O Thill! Ich zage, denn er ist dornenvoll, +Und noch so fern, der Pfad zur Vollkommenheit; +Die Starken beugen ja ihr Haupt, wie +Mag ihn erkämpfen der schwache Jüngling? +Doch nein! ich wags! es streitet zur Seite ja +Ein felsentreuer, mutiger Bruder mir. +O freut euch, selige Gebeine! +Über dem Namen! Es ist - mein Neuffer. +Ihr Kinder von Teut! zum Tale der Schlacht. +Entblößet die Häupter, ihr Kinder von Teut! +Und schauet nieder mit heiligem Blick! +Denn hier - hier starb der Mann, +Des Taten die Lande sahn, +Und ihren Felsen geboten, +Zu beugen die Scheitel den Taten des Manns, +Und ihren Hügeln geboten, +Zu beugen ihr Haupt den Taten des Manns; +Des Taten die Meere sahn, +Und Wogen türmten, +Und Stürme beriefen, +Zu donnern ein Lob den Taten des Manns; +Entblößet die Häupter, ihr Kinder von Teut! +Denn hier - hier starb der Mann, +Des Name, wann einst +Des Ozeans Inseln sich küssen, +Und Kolumbens Welt Lusitanias Küsten umarmt, +Von fernen Völkern gepriesen, +Von fremden Zungen genannt, +Am heiligen Denkmal, im Herzen der Edlen +Noch ewig, wie Gottes Gestirne steht, +Entblößet die Häupter, ihr Kinder von Teut! +Und schauet nieder mit heiligem Blick! +Es lärmt' im Tale die Schlacht, +Die Siege zu krönen, die blutige Schlacht, +Und Heldenknie sanken, und Felsenherzen erbebten +Vor Gustav Adolfs Schwert, +Und Blut der Räuber floß, +Und Blut der Witwenmörder, +Und Blut der Schänder der Freiheit floß, +Und hinan im Blute der Räuber hinan +Stürzt', als ein Racheblitz des Rächers, +Mit seinen Treuen Gustav hinan. +Er gedachte seiner Taten, +Da flammte sein Auge von Götterlust, +Seiner Taten vor Gott, +Und Himmelsruhe verklärte sein Angesicht +Und hinan, in seiner Himmelsruhe +Stürzt' an der Spitze der Treuen Gustav hinan - +Doch wehe! unter den Treuen +Lauscht' ein Verräter; +Er dachte - der Verräter - den Höllengedanken, +Und - Gustav - sank. +Ha! Verräter! Verräter! +Daß in der Todesstunde dein Weib dich verdamme, +Und wehe! über dich rufen deine Söhne, +Und deine Enkel die Tat ins Ohr dir heulen, +Bis deine Blicke erstarren im Grauen des Meuchelmords, +Und deine Seele flieht vor den Schrecken der Ewigkeit. +Wir wollten segnen +In deinem Tale, du Herrlicher! +Und schänden die heilige Stätte mit Fluch? +Vergib den Eifer der Deinen, +Und neige dich freundlich herab vom Gefilde des Lohns, +Zu den Stimmen des dankenden Lobgesangs. +Dank dem Retter der Freiheit! +Dem Richter der Witwenmörder! +Dank dem Sieger bei Lipsia! +Dank dem Sieger am Lechus! +Dank dem Sieger im Todestal! +Dank und Ruhm dem Bruder des Schwachen, +Dem gnadelächelnden Sieger! +Dank und Ruhm dem Erwäger des Rechts, +Dem Feind des Erobrers, dem Hasser des Stolzen, +Dem weichen Weiner an Tillys Grab! +Dank und Ruhm und Heil dem Schützer des Frommen, +Dem Trockner der Märtyrerstränen, +Dem Steurer der Pfaffenwut - - +O Gustav! Gustav! +Es verstummt der Segen der Deinen, +Der Segen des Ewigen lohnet dich nur, +Der donnernde Jubel des Weltgerichts. +Das Schreckengelärm gewappneter Wütriche her. +Doch wenig Stunden sann um Mitternacht der Held, +Vollbrachte mit stürmender Hand, was er sann, am geflügelten Tag, +Und ha! wo war er nun, der Fremdlinge Grimm? +Die Racheblicke, wie so bange rollten sie? +Der Rosse Schnauben hatt in Röcheln sich gewandelt, +Zerrissen moderten im Blut des Flüchtlings +Die güldenen Paniere, Raben krächzten +Im leichenvollen Hinterhalt, und Angstgeheul +Erscholl von jeder Heide, jedem Hügel. +Verschlungen hatte sie der größre Strom. +Der Tag des Weltgerichts - auch er! auch er! +Wird zeugen einst im Angesicht der Völker. +So spricht Jehova: Herrlich sei dein Lohn! +Sie schändeten zum blutbefleckten Greul +Die Fahne meines Reichs - die Lehre meines Mundes +Zur Menschenwürgerin, zur Brudermörderin. +Mit Henkersfäusten trieben sie vom Vaterland +Die Kinder meines Luthers, die das Joch des Wahns +Vom Nacken schüttelten, in Todeswüsten hin. +Da trocknet' ihre Tränen Gustav ab, +Der Fromme baute Häuser meinen Irrenden. +Dein Lohn sei herrlich! du Gesegneter! +Versammleter erheben ihre Häupter +Und breiten ihre Arme gegen Gustav aus, +Und jubeln: Amen! herrlich ist sein Lohn. +O Gustav! Gustav! hast du dein Ohr geneigt +Den Zeugen deiner Größe - du Herrlicher! +Und zürnst du nicht, und lächelst du im +Arme der Helden zu uns herunter? +Verzeih, du Liebling Gottes! ich liebe dich! - +Wann Donner rollen über mein trautes Tal, +So denk ich dein, und wenn der Obstbaum +Freundlich den Apfel herunterreichet, +So nenn ich deinen Namen. Denn ringsum sieht +Ein Denkmal deiner Taten mein staunend Aug. +Und ha! wie wird dies Auge staunen, +Führet mich förder hinauf zum Tempel, +Zum höchsten Tempel seiner Erhabenheit +Mit wolkenlosem Mut die Begeisterung - +Hinauf, wo es dem Tändler schwindelt, +Wo der Gebrechliche nie hinanklimmt! +Umdonnert, Meereswogen! die einsame +Gewagte Bahn! euch bebet die Saite nicht! +Ertürmt euch, Felsen! ihr ermüdet +Nicht den geflügelten Fuß des Sängers. +Nur daß ich nie der ernsten Bewundrung Lied +Mit Tand entweihe - ferne von Gleisnerslob! +Und seiner gottgesandten Taten +Keine vergesse - denn dies ist Lästrung! +Gibts keine weit und breit, +Die Engel in dem Himmel freun +Sich ihrer Herzlichkeit. +Mir war noch immer wohl zu Sinn, +So lang ich bei ihr war, +Bei meiner Herzenskönigin +Im blonden Lockenhaar. +Sie blickt des lieben Herrgotts Welt +So traut, so freundlich an +Und geht gerad und unverstellt +Den Lebensweg hinan. +Die Blumen wachsen sichtbarlich, +Wenn sie das Land begießt, +Es beuget Birk und Erle sich, +Wenn sie den Hain begrüßt. +Entgegen hüpft ihr jedes Kind +Und schmiegt sich traulich an, +Die Mütter in dem Dorfe sind +Ihr sonders zugetan. +Es freun sich alle, fern und nah, +Du lieber Gott! wie sollt ich da +Die süße Minne schmähn. +Nicht minder lob ich alle mir +Die Schwabenmägdelein +Und tracht im Herzen für und für +Mich ihrer Gunst zu freun. +Und zieh ich einst um Ruhmsgewinn +In Helm und Harnisch aus - +Kommt ihr, ihr Lieben, mir in Sinn, +Stracks kehrt der Held nach Haus. +Und trauft mir einst von Honigseim +Das Land Arabia, +So ruft: Herr Schwabe, komm er heim! +Flugs bin ich wieder da. +Wes Herz die Holdin nicht verehrt, +Der höre meinen Hohn, +Er ist des Vaterlands nicht wert, +Er ist kein Schwabensohn. +Er schmähe mir die Minne nicht, +Die Minne treu und rein; +Es spricht der Tor: Die Rose sticht, +Laß Rose Rose sein. +Die Knabenschritte, wie ein Gekerkerter +Die kurzen vorgemeßnen Schritte +Täglich zu wandeln, ich duld es nimmer! +Ists Menschenlos - ists meines? ich trag es nicht, +Mich reizt der Lorbeer, - Ruhe beglückt mich nicht, +Gefahren zeugen Männerkräfte, +Leiden erheben die Brust des Jünglings. +Was bin ich dir, was bin ich, mein Vaterland? +Ein siecher Säugling, welchen mit tränendem, +Mit hoffnungslosem Blick die Mutter +In den gedultigen Armen schaukelt. +Mich tröstete das blinkende Kelchglas nie, +Mich nie der Blick der lächelnden Tändlerin, +Soll ewig Trauern mich umwolken? +Ewig mich töten die zornge Sehnsucht? +Was soll des Freundes traulicher Handschlag mir, +Was mir des Frühlings freundlicher Morgengruß, +Was mir der Eiche Schatten? was der +Blühenden Rebe, der Linde Düfte? +Beim grauen Mana! nimmer genieß ich dein, +Bis mir ein Männerwerk gelinget, +Bis ich ihn hasche, den ersten Lorbeer. +Der Schwur ist groß. Er zeuget im Auge mir +Die Trän, und wohl mir, wenn ihn Vollendung krönt, +Dann jauchz auch ich, du Kreis der Frohen, +Dann, o Natur, ist dein Lächeln Wonne. +Gelobt ich dir, Beglückerin! Lobgesang, +Und siehe da, am heitern Mittag +Schläget sie mir, der Begeistrung Stunde. +Erquicklich, wie die heimische Ruhebank +Im fernen Schlachtgetümmel dem Krieger deucht, +Wenn die zerfleischten Arme sinken, +Und der geschmetterte Stahl im Blut liegt - +So bist du, Ruhe! freundliche Trösterin! +Du schenkest Riesenkraft dem Verachteten; +Er höhnet Dominiksgesichtern, +Höhnet der zischenden Natterzunge. +Im Veilchental, vom dämmernden Hain umbraust, +Entschlummert er, von süßen Begeistrungen +Der Zukunft trunken, von der Unschuld +Spielen im flatternden Flügelkleide. +Da weiht der Ruhe Zauber den Schlummernden, +Mit Mut zu schwingen im Labyrinth sein Licht, +Die Fahne rasch voranzutragen, +Wo sich der Dünkel entgegenstemmet. +Auf springt er, wandelt ernster den Bach hinab +Es keimet in der großen Seele. +Wieder ein Lenz, - und es ist vollendet. +An jener Stätte bauet der Herrliche +Dir, gottgesandte Ruhe! den Dankaltar. +Dort harrt er, wonnelächlend, wie die +Scheidende Sonne, des längern Schlummers. +Denn sieh, es wallt der Enkel zu seinem Grab, +Voll hohen Schauers, wie zu des Weisen Grab, +Des Herrlichen, der, von der Pappel +Säuseln umweht, auf der Insel schlummert. +Am stillen Moosquell, träumte von Stellas Kuß - +Da riefst du, daß der Waldstrom stille +Stand und erbebte, vom Eichenwipfel - +Auf sprang ich, fühlte taumelnd die Zauberkraft, +Hin flog mein Atem, wo sie den Lieblingen +Die schweißbetraufte Stirn im Haine +Kühlend, die Eich und die Palme spendet. +Umdonnert, Meereswogen, die einsame +Gewagte Bahn! euch höhnet mein kühnes Herz, +Ertürmt euch, Felsen, ihr ermüdet +Nie den geflügelten Fuß des Sängers. +So rief ich - stürzt im Zauber des Aufrufs hin - +Doch ha! der Täuschung - wenige Schritte sinds! +Bemerkbar kaum! und Hohn der Spötter, +Freude der Feigen umzischt den Armen. +Ach! schlummert ich am murmelnden Moosquell noch, +Ach! träumt ich noch von Stellas Umarmungen. +Doch nein! bei Mana nein! auch Streben +Ziert, auch der Schwächeren Schweiß ist edel. +Einst schlugst du mir so ruhig, empörtes Herz! +So, wie die Wallungen des Bächleins, +Wo die Forell am Gestade hinschlüpft. +Einst in des Vaters Schoße - des liebenden, +Geliebten Vaters - aber der Würger kam, +Wir weinten, flehten, doch der Würger +Schnellte den Pfeil; und es sank die Stütze! +Ha! du gerechte Vorsicht! so bald begann +Der Sturm, so bald? - Doch - straft mich des Undanks nicht, +Ihr Stunden meiner Knabenfreude, +Stunden des Spiels und des Ruhelächelns! +Ich seh euch wieder - herrlicher Augenblick! +Da füttert ich mein Hühnchen, da pflanzt ich Kohl +Und Nelken - freute so des Frühlings +Mich und der Ernt, und des Herbstgewimmels. +Da sucht ich Maienblümchen im Walde mir, +Da wälzt ich mich im duftenden Heu umher, +Da brockt ich Milch mit Schnittern ein, da +Schleudert ich Schwärmer am Rebenberge. +Und o! wie warm, wie hing ich so warm an euch +In offner Feldschlacht, lehrten uns den +Strudel durchschwimmen, die Eich ersteigen! +Jetzt wandl ich einsam an dem Gestade hin, +Ach keine Seele, keine für dieses Herz? +Ihr frohen Reigen? Aber weh dir, +Sehnender Jüngling! sie gehn vorüber! +Zurück denn in die Zelle, Verachteter! +Zurück zur Kummerstätte, wo schlaflos du +So manche Mitternächte weintest, +Weintest im Durste nach Lieb und Lorbeer. +Lebt wohl, ihr güldnen Stunden vergangner Zeit, +Ihr lieben Kinderträume von Größ und Ruhm, +Lebt wohl, lebt wohl, ihr Spielgenossen, +Weint um den Jüngling, er ist verachtet! +Hinweg von dieser Stätte, Vergänglichkeit! +Ernst, wie das Grab, sei meine Seele! +Heilig mein Sang, wie die Totenglocke! +Du, stille Weisheit! öffne dein Heiligtum. +Laß, wie den Greis am Grabe Cecilias, +Mich lauschen deinen Göttersprüchen, +Ehe der Toten Gericht sie donnert. +Da, unbestochne Richterin, richtest du +Tyrannenfeste, wo sich der Höflinge +Entmanntes Heer zu Trug begeistert, +Wo des geschändeten Römers Kehle +Die schweißerrungne Habe des Pflügers stiehlt, +Wo tolle Lust in güldnen Pokalen schäumt, +Und ha! des Greuels! an getürmten +Silbergefäßen des Landes Mark klebt. +Halt ein! Tyrann! Es fähret des Würgers Pfeil +Daher. Halt ein! es nahet der Rache Tag, +Daß er, wie Blitz die giftge Staude, +Nieder den taumelnden Schädel schmettre. +Doch ach! am grimmen richtenden Saitenspiel +In lichtre Hallen, gute Göttin! - +Wandle der Sturm sich in Haingeflüster! +Da schlingst du liebevoll um die Jammernde +Am Grabe des Erwählten den Mutterarm, +Vor Menschentrost dein Kind zu schützen, +Schenkest ihr Tränen, und lispelst leise +Vom Wiedersehn, vom seligen Einst ins Herz - +Da schläft in deiner Halle der Jammermann, +Dem Priesterhaß das Herz zerfleischet, +Den ihr Gericht im Gewahrsam foltert, +Der bleiche Jüngling, der in des Herzens Durst +Nach Ehre rastlos klomm auf der Felsenbahn +Und ach umsonst! wie wandelt er so +Ruhig umher in der stillen Halle. +Mit Brudersinn zu heitern den Kummerblick, +Der Kleinen Herz zu leiten am Gängelband, +Sein Haus zu baun, sein Feld zu pflügen, +Wird ihm Beruf! und die Wünsche schweigen. +Verzeih der bangen Träne, du Göttliche! +Auch ich vielleicht! - zwar glühet im Busen mir +Die Flamme rein und kühn, und ewig - +Aber zurück aus den Lorbeerhainen +Stieß unerweicht die Ehre den Traurenden, +So lang, entflohn dem lachenden Knabenspiel, +Verhöhnend all die Taumelfreuden, +Drum öffne du die Arme dem Traurenden, +Laß deines Labebechers mich oft und viel +Und einzig kosten, nenne Sohn mich! +Gürte mit Stolz mich, und Kraft und Wahrheit! +Denn viel der Stürme harren des Jünglings noch, +Der falschen Gruben viele des Wanderers, +Sie alle wird dein Sohn besiegen, +So du mit stützendem Arm ihn leitest. +Des Menschen Herz, so kindischschwach, so stolz, +So freundlich, wie Tobias Hündlein ist, +Und doch so hämisch wieder! weg! ich hasse mich! +So schwärmerisch, wenn es des Dichters Flamme wärmt, +Und ha! wenn sich ein freundeloser Junge +An unsre Seite schmiegt, so stolz, so kalt! +So fromm, wenn uns des Lebens Sturm +Den Nacken beugt, ... +Schwarz und moosbewachsen Pfort und Turm, +Durch der Felsenwände trübe Reste +Saust um Mitternacht der Wintersturm, +Dieser schaurigen Gemache Trümmer +Heischen sich umsonst ein Siegesmal, +Und des Schlachtgerätes Heiligtümer +Schlummern Todesschlaf im Waffensaal. +Hier ertönen keine Festgesänge, +Lobzupreisen Manas Heldenland, +Keine Fahne weht im Siegsgepränge +Hochgehoben in des Kriegers Hand, +Keine Rosse wiehern in den Toren, +Bis die Edeln zum Turniere nahn, +Keine Doggen, treu, und auserkoren, +Schmiegen sich den blanken Panzern an. +Bei des Hiefhorns schallendem Getöne +Zieht kein Fräulein in der Hirsche Tal, +Siegesdürstend gürten keine Söhne +Um die Lenden ihrer Väter Stahl, +Keine Mütter jauchzen von der Zinne +Ob der Knaben stolzer Wiederkehr, +Und den ersten Kuß verschämter Minne +Aber schaurige Begeisterungen +Weckt die Riesin in des Enkels Brust, +Sänge, die der Väter Mund gesungen, +Zeugt der Wehmut zauberische Lust, +Ferne von dem törigen Gewühle, +Von dem Stolze der Gefallenen, +Dämmern niegeahndete Gefühle +In der Seele des Begeisterten. +Hier im Schatten grauer Felsenwände, +Von des Städters Blicken unentweiht, +Knüpfe Freundschaft deutsche Biederhände, +Schwöre Liebe für die Ewigkeit, +Hier, wo Heldenschatten niederrauschen, +Traufe Vatersegen auf den Sohn, +Wo den Lieblingen die Geister lauschen, +Spreche Freiheit den Tyrannen Hohn! +Hier verweine die verschloßne Zähre, +Wer umsonst nach Menschenfreude ringt, +Wen die Krone nicht der Bardenehre, +Nicht des Liebchens Schwanenarm umschlingt, +Wer von Zweifeln ohne Rast gequälet, +Von des Irrtums peinigendem Los, +Schlummerlose Mitternächte zählet, +Komme zu genesen in der Ruhe Schoß. +Aber wer des Bruders Fehle rüget +Mit der Schlangenzunge losem Spott, +Wem für Adeltaten Gold genüget, +Sei er Sklave oder Erdengott, +Die der Väter stolzer Fuß betrat, +Oder walle zitternd zu der Feste, +Abzuschwören da der Schande Pfad. +Denn der Heldenkinder Herz zu stählen, +Atmet Freiheit hier und Männermut, +In der Halle weilen Väterseelen, +Sich zu freuen ob Thuiskons Blut, +Aber ha! den Spöttern und Tyrannen +Weht Entsetzen ihr Verdammerspruch, +Rache dräuend jagt er sie von dannen, +Des Gewissens fürchterlicher Fluch. +Wohl mir! daß ich süßen Ernstes scheide, +Daß die Harfe schreckenlos ertönt, +Daß ein Herz mir schlägt für Menschenfreude, +Daß die Lippe nicht der Einfalt höhnt. +Süßen Ernstes will ich wiederkehren, +Einzutrinken freien Männermut, +Bis umschimmert von den Geisterheeren +In Walhallas Schoß die Seele ruht. +Frei, wie Götter an dem Mahle, +Singen wir um die Pokale, +Wo der edle Trank erglüht, +Voll von Schauern, ernst und stille, +In des Dunkels heilger Hülle +Singen wir der Freundschaft Lied. +Schwebt herab aus kühlen Lüften, +Schwebet aus den Schlummergrüften, +Helden der Vergangenheit! +Kommt in unsern Kreis hernieder, +Staunt und sprecht: Da ist sie wieder, +Unsre deutsche Herzlichkeit. +Singe von ihr Jubellieder, +Von der Wonne deutscher Brüder, +Chronos! in dem ewgen Lauf; +Singe, Sohn der Afterzeiten! +Sing: Elysens Herrlichkeiten +Wog ein deutscher Handschlag auf. +Ha! der hohen Götterstunden! +Wann der Edle sich gefunden, +Der für unser Herz gehört; +So begeisternd zu den Höhen, +Die um uns, wie Riesen, stehen! +Froher schlägt das Herz, und freier! +Reichet zu des Bundes Feier +Uns der Freund den Becher dar; +Ohne Freuden, ohne Leben +Erntet' er Lyäus Reben, +Als er ohne Freunde war. +Stärke, wenn Verleumder schreien, +Wahrheit, wenn Despoten dräuen, +Männermut im Mißgeschick, +Duldung, wenn die Schwachen sinken, +Liebe, Duldung, Wärme trinken +Freunde von des Freundes Blick. +Sanfter atmen Frühlingslüfte, +Süßer sind der Linde Düfte, +Kühliger der Eichenhain, +Wenn bekränzt mit jungen Rosen +Freunde bei den Bechern kosen, +Freunde sich des Abends freun. +Brüder! laßt die Toren sinnen, +Wie sie Fürstengunst gewinnen, +Häufen mögen Gut und Gold; +Lächelnd kanns der Edle missen, +Sich geliebt, geliebt zu wissen, +Dies ist seiner Taten Sold. +Schmettert aus der trauten Halle +Auch die Auserwählten alle +In die Ferne das Geschick, +Nun auf freundelosen Pfaden, +Schwarzen Gram im bangen Blick, +Wankt er, wenn sich Wolken türmen, +Wankt er nun in Winterstürmen +Ohne Leiter, ohne Stab, +Lauscht er abgebleicht und düster +Bangem Mitternachtsgeflüster +Ahndungsvoll am frischen Grab, +O da kehren all die Stunden, +So in Freundesarm verschwunden, +Unter Schwüren, wahr, und warm, +All umfaßt mit sanftem Sehnen +Seine Seele, süße Tränen +Schaffen Ruhe nach dem Harm. +Rauscht ihm dann des Todes Flügel, +Schläft er ruhig unterm Hügel, +Wo sein Bund den Kranz ihm flicht, +In die Locken seiner Brüder +Säuselt noch sein Geist hernieder, +Lispelt leis: Vergeßt mich nicht! +Wie der Held am Siegesmahle +Ruhen wir um die Pokale, +Wo der edle Wein erglüht, +Feurig Arm in Arm geschlungen, +Trunken von Begeisterungen +Singen wir der Freundschaft Lied +Schwebt herab aus kühlen Lüften, +Schwebet aus den Schlummergrüften, +Helden der Vergangenheit! +Kommt in unsern Kreis hernieder, +Staunt und sprecht: Da ist sie wieder, +Unsre deutsche Herzlichkeit! +Uns ist Wonne, Gut und Leben +Für den Edlen hinzugeben, +Der für unser Herz gehört, +Der zu groß, in stolzen Reigen +Sich vor eitlem Tand zu beugen, +Gott und Vaterland nur ehrt. +Schon erhebt das Herz sich freier, +Wärmer reicht zur frohen Feier +Schon der Freund den Becher dar, +Ohne Freuden, ohne Leben +Kostet' er den Saft der Reben, +Bruder! schleichen bang und trübe +Deine Tage? beugt der Liebe +Folterpein das Männerherz? +Stürzt im heißen Durst nach Ehre +Dir um Mitternacht die Zähre? +Bruder, segne deinen Schmerz! +Könnten wir aus Götterhänden +Freuden dir und Leiden spenden, +Ferne wärst du da von Harm; +Weiser ist der Gott der Liebe: +Sorgen gibt er bang und trübe, +Freunde gibt er treu und warm. +Stärke, wenn Verleumder schreien, +Wahrheit, wenn Despoten dräuen, +Männermut im Mißgeschick, +Duldung, wenn die Schwachen sinken, +Liebe, Duldung, Wärme trinken +Freunde von des Freundes Blick. +Lieblich, wie der Sommerregen, +Reich, wie er, an Erntesegen, +Wie die Perle klar und hell, +Still, wie Edens Ströme gleiten, +Endlos, wie die Ewigkeiten, +Fleußt der Freundschaft Silberquell. +Drum, so wollen, eh die Freuden +Trennungen und Tode neiden, +Wir im hehren Eichenhain +Wenn am Becher Weste kosen, +Würdig uns der Freundschaft freun. +Rufet aus der trauten Halle +Auch die Auserwählten alle +In die Ferne das Geschick, +Bleibt, auf freundelosen Pfaden +Hinzugehn, mit Schmerz beladen, +Tränend Einer nur zurück. +Wankt er nun in Winterstürmen, +Wankt er, wo sich Wolken türmen +Ohne Leiter, ohne Stab, +Lauscht er abgebleicht und düster +Bangem Mitternachtsgeflüster +Ahndungsvoll am frischen Grab, +O da kehren all die Stunden +Lächelnd, wie sie hingeschwunden +Unter Schwüren, wahr und warm, +Still und sanft, wie Blumen sinken, +Ruht er, bis die Väter winken, +Dir, Erinnerung! im Arm. +Rauscht ihm dann des Todes Flügel, +Schläft er ruhig unterm Hügel, +Wo sein Bund den Kranz ihm flicht, +In den Locken seiner Brüder +Säuselt noch sein Geist hernieder, +Lispelt leis: Vergeßt mich nicht! +Engelfreuden ahndend wallen +Wir hinaus auf Gottes Flur, +Wo die Jubel widerhallen +In dem Tempel der Natur; +Heute soll kein Auge trübe, +Sorge nicht hienieden sein, +Jedes Wesen soll der Liebe +Wonniglich, wie wir, sich freun. +Singt den Jubel, Schwestern! Brüder! +Festgeschlungen! Hand in Hand! +Singt das heiligste der Lieder +Von dem hohen Wesenband! +Steigt hinauf am Rebenhügel, +Blickt hinab ins Schattental! +Überall der Liebe Flügel, +Wonnerauschend überall! +Liebe lehrt das Lüftchen kosen +Mit den Blumen auf der Au, +Lockt zu jungen Frühlingsrosen +Aus der Wolke Morgentau, +Liebe ziehet Well an Welle +Freundlichmurmelnd näher hin, +Leitet aus der Kluft die Quelle +Berge knüpft mit ehrner Kette +Liebe an das Firmament, +Donner ruft sie an die Stätte, +Wo der Sand die Pflanze brennt, +Um die hehre Sonne leitet +Sie die treuen Sterne her, +Folgsam ihrem Winke gleitet +Jeder Strom ins weite Meer. +Liebe wallt in Wüsteneien, +Höhnt des Dursts im dürren Sand, +Sieget, wo Tyrannen dräuen, +Steigt hinab ins Totenland; +Liebe trümmert Felsen nieder, +Zaubert Paradiese hin, +Schaffet Erd und Himmel wieder +Göttlich, wie im Anbeginn. +Liebe schwingt den Seraphsflügel, +Wo der Gott der Götter wohnt, +Lohnt den Schweiß am Felsenhügel, +Wann der Richter einst belohnt, +Wann die Königsstühle trümmern, +Hin ist jede Scheidewand, +Adeltaten heller schimmern, +Reiner, denn der Krone Tand. +Mag uns jetzt die Stunde schlagen, +Jetzt der letzte Othem wehn! +Brüder! drüben wird es tagen, +Jauchzt dem heiligsten der Triebe, +Die der Gott der Götter gab, +Brüder! Schwestern! jauchzt der Liebe! +Sie besieget Zeit und Grab! +Engelfreuden ahndend, wallen +Wir hinaus auf Gottes Flur, +Daß von Jubel widerhallen +Höhn und Tiefen der Natur. +Heute soll kein Auge trübe, +Sorge nicht hienieden sein, +Jedes Wesen soll der Liebe +Frei und froh, wie wir, sich weihn! +Singt den Jubel, Schwestern, Brüder, +Fest geschlungen, Hand in Hand! +Hand in Hand das Lied der Lieder, +Selig an der Liebe Band! +Steigt hinauf am Rebenhügel, +Blickt hinab ins Schattental! +Überall der Liebe Flügel, +Hold und herrlich überall! +Liebe lehrt das Lüftchen kosen +Mit den Blumen auf der Au, +Lockt zu jungen Frühlingsrosen +Aus der Wolke Morgentau, +Liebe ziehet Well an Welle +Freundlich murmelnd näher hin, +Leitet aus der Kluft die Quelle +Berge knüpft mit ehrner Kette +Liebe an das Firmament, +Donner ruft sie an die Stätte, +Wo der Sand die Pflanze brennt. +Um die hehre Sonne leitet +Sie die treuen Sterne her, +Folgsam ihrem Winke gleitet +Jeder Strom ins weite Meer. +Liebe wallt durch Ozeane, +Durch der dürren Wüste Sand, +Blutet an der Schlachtenfahne, +Steigt hinab ins Totenland! +Liebe trümmert Felsen nieder, +Zaubert Paradiese hin, +Schaffet Erd und Himmel wieder - +Göttlich, wie im Anbeginn. +Liebe schwingt den Seraphsflügel, +Wo der Gott der Götter thront, +Lohnt die Trän am Felsenhügel, +Wann der Richter einst belohnt, +Wann die Königsstühle trümmern, +Hin ist jede Scheidewand, +Biedre Herzen heller schimmern, +Reiner, denn der Krone Tand. +Laßt die Scheidestunde schlagen, +Laßt des Würgers Flügel wehn! +Brüder, drüben wird es tagen! +Jauchzt dem heiligsten der Triebe, +Den der Gott der Götter gab, +Brüder, Schwestern, jauchzt der Liebe, +Sie besieget Zeit und Grab! +Schlürft ich, schlummernd unterm Rosenstrauch, +Trunkenheit aus deiner Götterschale, +Angeweht von deinem Liebeshauch. +Sieh, es brennt an deines Jünglings Wange +Heiß und glühend noch Begeisterung, +Voll ist mir das Herz vom Lobgesange, +Und der Fittig heischet Adlerschwung. +Stieg ich kühnen Sinns zum Hades nieder, +Wo kein Sterblicher dich noch ersah, +Schwänge sich das mutige Gefieder +Zum Orion auf, so wärst du da; +Wie ins weite Meer die Ströme gleiten, +Stürzen dir die Zeiten alle zu, +In dem Schoß der alten Ewigkeiten, +In des Chaos Tiefen wohntest du. +In der Wüste dürrem Schreckgefilde, +Wo der Hungertod des Wallers harrt, +In der Stürme Land, wo schwarz und wilde +Das Gebirg im kalten Panzer starrt, +In der Sommernacht, in Morgenlüften, +In den Hainen weht dein Schwestergruß, +Über schauerlichen Schlummergrüften +Ruhe fächelst du der Heldenseele +In der Halle, wann die Schlacht beginnt, +Hauchst Begeistrung in der Felsenhöhle, +Wo um Mitternacht der Denker sinnt, +Schlummer träufst du auf die düstre Zelle, +Daß der Dulder seines Grams vergißt, +Lächelst traulich aus der Schattenquelle, +Wo den ersten Kuß das Mädchen küßt. +Ha! dir träuft die wonnetrunkne Zähre +Und Entzückung strömt in mein Gebein, +Millionen bauen dir Altäre, +Zürne nicht! auch dieses Herz ist dein! +Dort im Tale will ich Wonne trinken, +Wiederkehren in die Schattenkluft, +Bis der Göttin Arme trauter winken, +Bis die Braut zum stillen Bunde ruft. +Keine Lauscher nahn der Schlummerstätte, +Kühl und schattig ists im Leichentuch, +Abgeschüttelt ist die Sklavenkette, +Maigesäusel wird Gewitterfluch; +Schöner rauscht die träge Flut der Zeiten, +Rings umdüstert von der Sorgen Schwarm; +Wie ein Traum verfliegen Ewigkeiten, +Schläft der Jüngling seiner Braut im Arm. +Stolz, als huldigten die Sterne mir, +Fleugt, ins Strahlenauge dir zu blicken, +Mit der Liebe Kraft mein Geist zu dir. +Schon erglüht dem wonnetrunknen Seher +Deiner Halle goldnes Morgenrot, +Ha, und deinem Götterschoße näher +Höhnt die Siegesfahne Grab und Tod. +Mich umschimmern Orionenheere, +Stolz ertönet der Plejaden Gang. +Ha, sie wähnen, Ewigkeiten währe +Ihrer Pole wilder Donnerklang. +Majestätisch auf dem Flammenwagen +Durchs Gefild der Unermeßlichkeit, +Seit das Chaos kreißte, fortgetragen, +Heischt sich Helios Unsterblichkeit. +Auch die Riesen dort im Gräberlande, +Felsgebirg und Sturm und Ozean, +Wähnen endlos ihrer Schöpfung Bande, +Wurzelnd in dem ewgen Weltenplan; +Doch es nahen die Vernichtungsstunden, +Wie des Siegers Klinge, schrecklichschön. - +Erd und Himmel ist dahin geschwunden, +Aber kehre, strahlendes Gefieder, +Zu der Halle, wo das Leben wohnt! +Triumphiere, triumphiere wieder, +Siegesfahne, wo die Göttin thront! +Wenn die Pole schmettern, Sonnen sinken +In den Abgrund der Vergangenheit, +Wird die Seele Siegeswonne trinken, +Hocherhaben über Grab und Zeit. +Ach, wie oft in grausen Mitternächten, +Wenn die heiße Jammerträne rann, +Wenn mit Gott und Schicksal schon zu rechten +Der verzweiflungsvolle Mensch begann, +Blicktest du aus trüber Wolkenhülle +Tröstend nieder auf den Schmerzenssohn! +Drüben, riefst du liebevoll und stille, +Drüben harrt des Dulders schöner Lohn. +Müßte nicht der Mensch des Lebens fluchen, +Nicht die Tugend auf der Dornenbahn +Trost im Arme der Vernichtung suchen, +Täuschte sie ein lügenhafter Wahn? +Trümmern möchte der Natur Gesetze +Menschenfreiheit, möcht in blinder Wut, +Wie die Reue die gestohlnen Schätze, +Niederschmettern ihr ererbtes Gut. +Aber nein, so wahr die Seele lebet, +Und ein Gott im Himmel oben ist, +Und ein Richter, dem die Hölle bebet, +Nein, Unsterblichkeit, du bist, du bist! +Mögen Spötter ihrer Schlangenzungen, +Der Unsterblichkeit Begeisterungen +Kann die freche Lüge nicht entweihn. +Heil uns, Heil uns, wenn die freie Seele, +Traulich an die Führerin geschmiegt, +Treu dem hohen göttlichen Befehle, +Jede niedre Leidenschaft besiegt! +Wenn mit tiefem Ernst der Denker spähet +Und durch dich sein Wesen erst begreift, +Weil ihm Lebenslust vom Lande wehet, +Wo das Samenkorn zur Ernte reift! +Wenn im Heiligtume alter Eichen +Männer um der Königin Altar +Sich die Bruderhand zum Bunde reichen, +Zu dem Bunde freudiger Gefahr, +Wenn entzückt von ihren Götterküssen +Jeglicher, des schönsten Lorbeers wert, +Lieb und Lorbeer ohne Gram zu missen, +Zu dem Heil des Vaterlandes schwört! +Wenn die Starken den Despoten wecken, +Ihn zu mahnen an das Menschenrecht, +Aus der Lüste Taumel ihn zu schrecken, +Mut zu predigen dem feilen Knecht! +Wenn in todesvollen Schlachtgewittern, +Wo der Freiheit Heldenfahne weht, +Mutig, bis die müden Arme splittern, +Ruhmumstrahlter Sparter Phalanx steht! +Allgewaltig ist im Gräbertale, +Aus der Zukunft zauberischer Schale +Trinkt sich stolzen Mut der Erdensohn. +Hoffend endet er sein Erdenleben, +Um an deiner mütterlichen Hand +Siegestrunken einst empor zu schweben +In der Geister hohes Vaterland: +Wo der Tugend königliche Blume +Unbetastet von dem Wurme blüht, +Wo der Denker in dem Heiligtume +Hell und offen alle Tiefen sieht, +Wo auf Trümmern kein Tyrann mehr thronet, +Keine Fessel mehr die Seele bannt, +Wo den Heldentod die Palme lohnet, +Engelkuß den Tod fürs Vaterland. +Harret eine Weile, Orione! +Schweige, Donner der Plejadenbahn! +Hülle, Sonne, deine Strahlenkrone, +Atme leiser, Sturm und Ozean! +Eilt zu feierlichen Huldigungen, +All ihr großen Schöpfungen der Zeit, +Denn, verloren in Begeisterungen, +Denkt der Seher der Unsterblichkeit! +Siehe! da verstummen Menschenlieder, +Wo der Seele Lust unnennbar ist, +Schüchtern sinkt des Lobgesangs Gefieder, +Wo der Endlichkeit der Geist vergißt. +Wann vor Gott sich einst die Geister sammeln, +Aufzujauchzen ob der Seele Sieg, +Mag Entzückungen der Seraph stammeln, +Wo die trunkne Menschenlippe schwieg. +Jede Blüte war gefallen +Von dem Stamme; Mut und Kraft, +Fürder meine Bahn zu wallen, +War im Kampfe mir erschlafft; +Weggeschwunden Lust und Leben, +Früher Jahre stolze Ruh; +Meinem Grame hingegeben, +Wankt ich still dem Grabe zu. +Himmel, wie das Herz vergebens +Oft nach edler Liebe rang, +Oft getäuscht des Erdelebens +Träum und Hoffnungen umschlang! +Ach, den Kummer abzuwenden, +Bat ich, freundliche Natur! +Oft von deinen Mutterhänden +Einen Tropfen Freude nur. +Ha, an deinem Göttermahle +Trink ich nun Vergessenheit, +In der vollen Zauberschale +Reichst du Kraft und Süßigkeit. +In Entzückungen verloren +Staun ich die Verwandlung an! +Flur und Hain ist neugeboren, +Daß ich wieder Kraft gewinne, +Frei wie einst und selig bin, +Dank ich deinem Himmelssinne, +Lyda, süße Retterin! +Labung lächelte dem Müden, +Hohen Mut dein Auge zu, +Hohen Mut, wie du zufrieden, +Gut zu sein und groß wie du. +Stark in meiner Freuden Fülle +Wall ich fürder nun die Bahn, +Reizend in der Wolkenhülle +Flammt das ferne Ziel mich an. +Mags den Peinigern gelingen! +Mag die bleiche Sorge sich +Um die stille Klause schwingen! +Lyda! Lyda tröstet mich! +Lyda, siehe! zauberisch umwunden +Hält das All der Liebe Schöpferhand, +Erd und Himmel wandeln treu verbunden, +Laut und Seele knüpft der Liebe Band. +Lüftchen säuseln, Donner rollen nieder - +Staune, Liebe! staun und freue dich! +Seelen finden sich im Donner wieder, +Seelen kennen in dem Lüftchen sich. +Am Gesträuche lullt in Liebesträume +Süße Trunkenheit das Mädchen ein, +Haucht der Frühling durch die Blütenbäume, +Summen Abendsang die Käferlein; +Helden springen von der Schlummerstätte, +Grüßt sie brüderlich der Nachtorkan; +Hinzuschmettern die Tyrannenkette, +Wallen sie die traute Schreckenbahn. +Wo der Totenkranz am Grabe flüstert, +Wo der Wurm in schwarzen Wunden nagt, +Wo, vom grauen Felsenstrauch umdüstert, +Durch die Heide hin der Rabe klagt, +Wo die Lerch im Tale froher Lieder, +Plätschernd die Forell im Bache tanzt, +Tönt die Seele Sympathieen wieder, +Wo des Geiers Schrei des Raubs sich freuet, +Wo der Aar dem Felsennest entbraust, +Wo Gemäuer ächzend niederdräuet, +Wo der Wintersturm in Trümmern saust, +Wo die Woge, vom Orkan bezwungen, +Wieder auf zum schwarzen Himmel tost, +Trinkt das Riesenherz Begeisterungen, +Von den Schmeicheltönen liebgekost. +Felsen zwingt zu trauten Mitgefühlen +Tausendstimmiger Naturgesang, +Aber süßer tönt von Saitenspielen +Allgewaltiger ihr Zauberklang; +Rascher pocht im angestammten Triebe, +Bang und süße, wie der jungen Braut, +Jeder Aderschlag, in trunkner Liebe +Findt das Herz den brüderlichen Laut. +Aus des Jammerers erstarrtem Blicke +Locket Labetränen Flötenton, +Im Gedränge schwarzer Mißgeschicke +Schafft die Schlachttrommete Siegeslohn, +Wie der Stürme Macht im Rosenstrauche, +Reißt dahin der Saiten Ungestüm, +Kosend huldiget dem Liebeshauche +Sanfter Melodie der Rache Grimm. +Reizender erglüht der Wangen Rose, +Flammenatem haucht der Purpurmund, +Hingebannt bei lispelndem Gekose +Niegesungne königliche Lieder +Sprossen in des Sängers Brust empor, +Stolzer schwebt des Hochgesangs Gefieder, +Rührt der Töne Reigentanz das Ohr, +Wie sie langsam erst am Hügel wallen, +Majestätisch dann wie Siegersgang, +Hochgehoben zu der Freude Hallen, +Liebe singen und Triumphgesang, +Dann durch Labyrinthe hingetragen +Fürder schleichen in dem Todestal, +Bis die Nachtgefilde schöner tagen, +Bis Entzückung jauchzt am Göttermahl. +Ha! und wann mir in des Sanges Tönen +Näher meiner Liebe Seele schwebt, +Hingegossen in Entzückungstränen +Näher ihr des Sängers Seele bebt, +Wähn ich nicht vom Körper losgebunden +Hinzujauchzen in der Geister Land? - +Lyda! Lyda! zauberisch umwunden +Hält das All der Liebe Schöpferhand. +Dir auf der Wolke! +Erstgeborner +Der hohen Natur! +Aus Kronos Halle +Schwebst du herab, +Zu neuen, geheiligten Schöpfungen +Hold und majestätisch herab. +Ha! bei der Unsterblichen, +Die dich gebar, +Dir gleichet keiner +Unter den Brüdern, +Den Völkerbeherrschern, +Den Angebeteten allen! +Dir sang in der Wiege den Weihgesang +Im blutenden Panzer die ernste Gefahr, +Zu gerechtem Siege reichte den Stahl +Die heilige Freiheit dir. +Von Freude glühten, +Von zaubrischer Liebe deine Schläfe, +Die goldgelockten Schläfe. +Lange säumtest du unter den Göttern +Vorüber schwebten wie silbern Gewölk +Am liebenden Auge dir +Die Geschlechter alle! +Die seligen Geschlechter. +Im Angesichte der Götter +Beschloß dein Mund, +Auf Liebe dein Reich zu gründen. +Da staunten die Himmlischen alle. +Zu brüderlicher Umarmung, +Neigte sein königlich Haupt +Der Donnerer nieder zu dir. +Du gründest auf Liebe dein Reich. +Du kommst und Orpheus Liebe +Schwebet empor zum Auge der Welt +Und Orpheus Liebe +Wallet nieder zum Acheron. +Du schwingest den Zauberstab, +Und Aphroditäs Gürtel ersieht +Der trunkene Mäonide. +Ha! Mäonide! wie du! +So liebte keiner, wie du; +Die Erd und Ozean +Und die Riesengeister, die Helden der Erde +Umfaßte dein Herz! +Und die Himmel und alle die Himmlischen +Umfaßte dein Herz. +Auch die Blumen, die Bien auf der Blume +Ach Ilion! Ilion! +Wie jammertest, hohe Gefallene, du +Im Blute der Kinder! +Nun bist du getröstet, dir scholl +Groß und warm wie sein Herz +Des Mäoniden Lied. +Ha! bei der Unsterblichen, +Die dich gebar, +Dich, der du Orpheus Liebe, +Der du schufest Homeros Gesang... +Der Pilote seinen Ozean, +Wie die Seligen Elysens Tale +Staunt ich meiner Liebe Freuden an, +Tal' und Haine lachten neugeboren, +Wo ich wallte, trank ich Göttlichkeit, +Ha! von ihr zum Liebling auserkoren, +Höhnt ich stolzen Muts Geschick und Zeit. +Stolzer ward und edler das Verlangen, +Als mein Geist der Liebe Kraft erschwang, +Myriaden wähnt ich zu umfangen, +Wenn ich Liebe, trunken Liebe sang, +Wie der Frühlingshimmel, weit und helle, +Wie die Perle schön und ungetrübt, +Rein und stille wie der Weisheit Quelle +War das Herz von ihr, von ihr geliebt. +Sieh! im Stolze hatt ich oft geschworen, +Unvergänglich dieser Herzverein! +Lyda mir, zum Heile mir geboren, +Lyda mein, wie meine Seele mein, +Aber neidisch trat die Scheidestunde, +Treues Mädchen! zwischen mich und dich, +Nimmer, nimmer auf dem Erdenrunde, +Stille wallst du nun am Rebenhügel, +Wo ich dich und deinen Himmel fand, +Wo dein Auge, deiner Würde Spiegel, +Mich allmächtig, ewig an dich band! +Schnell ist unser Frühling hingeflogen! +O du Einzige! vergib, vergib! +Deinen Frieden hat sie dir entzogen, +Meine Liebe, tränenvoll und trüb. +Als ich deinem Zauber hingegeben +Erd und Himmel über dir vergaß, +Ach! so selig in der Liebe Leben, +Lyda! meine Lyda! dacht ich das? +Froh, als könnt ich Schöpfungen beglücken, +Kühn, als huldigten die Geister mir, +Nahet, in dein Heiligtum zu blicken, +Hocherhabne! meine Liebe dir; +Schon erglüht der wonnetrunkne Seher +Von den Ahndungen der Herrlichkeit, +Ha, und deinem Götterschoße näher +Höhnt des Siegers Fahne Grab und Zeit. +Tausendfältig, wie der Götter Wille, +Weht Begeisterung den Sänger an, +Unerschöpflich ist der Schönheit Fülle, +Grenzenlos der Hoheit Ozean. +Doch vor allem hab ich dich erkoren, +Bebend, als ich ferne dich ersah, +Bebend hab ich Liebe dir geschworen, +Königin der Welt! Urania. +Was der Geister stolzestes Verlangen +In den Tiefen und den Höhn erzielt, +Hab ich allzumal in dir empfangen, +Dir entsprossen Myriaden Leben, +Als die Strahlen deines Angesichts, +Wendest du dein Angesicht, so beben +Und vergehn sie, und die Welt ist Nichts. +Thronend auf des alten Chaos Wogen, +Majestätisch lächelnd winktest du, +Und die wilden Elemente flogen +Liebend sich auf deine Winke zu. +Froh der seligen Vermählungsstunde +Schlangen Wesen nun um Wesen sich, +In den Himmeln, auf dem Erdenrunde +Sahst du, Meisterin! im Bilde dich. - +Ausgegossen ist des Lebens Schale, +Bächlein, Sonnen treten in die Bahn, +Liebetrunken schmiegen junge Tale +Sich den liebetrunknen Hügeln an: +Schön und stolz wie Göttersöhne hangen +Felsen an der mütterlichen Brust, +Von der Meere wildem Arm umfangen, +Bebt das Land in niegefühlter Lust. +Warm und leise wehen nun die Lüfte, +Liebend sinkt der holde Lenz ins Tal: +Haine sprossen an dem Felsgeklüfte, +Gras und Blumen zeugt der junge Strahl. +Siehe, siehe, vom empörten Meere, +Von den Hügeln, von der Tale Schoß, +Winden sich die ungezählten Heere +Aus den Hainen wallt ins Lenzgefilde +Himmlischschön der Göttin Sohn hervor, +Den zum königlichen Ebenbilde +Sie im Anbeginne sich erkor: +Sanftbegrüßt von Paradiesesdüften +Steht er wonniglichen Staunens da, +Und der Liebe großen Bund zu stiften, +Singt entgegen ihm Urania: +»Komm, o Sohn! der süßen Schöpfungsstunde +Auserwählter, komm und liebe mich! +Meine Küsse weihten dich zum Bunde, +Hauchten Geist von meinem Geist in dich. - +Meine Welt ist deiner Seele Spiegel, +Meine Welt, o Sohn! ist Harmonie, +Freue dich! Zum offenbaren Siegel +Meiner Liebe schuf ich dich und sie. +Trümmer ist der Wesen schöne Hülle, +Knüpft sie meiner Rechte Kraft nicht an. +Mir entströmt der Schönheit ewge Fülle, +Mir der Hoheit weiter Ozean. +Danke mir der zauberischen Liebe, +Mir der Freude stärkenden Genuß, +Deine Tränen, deine schönsten Triebe +Schuf, o Sohn! der schöpferische Kuß. +Herrlicher mein Bild in dir zu finden, +Haucht ich Kräfte dir und Kühnheit ein, +Meines Reichs Gesetze zu ergründen, +Schöpfer meiner Schöpfungen zu sein. +Nur im Schatten wirst du mich erspähen, +Drüben wirst du meine Klarheit sehen, +Drüben kosten deiner Liebe Lohn.« +Nun, o Geister! in der Göttin Namen, +Die uns schuf im Anbeginn der Zeit, +Uns, die Sprößlinge von ihrem Samen, +Uns, die Erben ihrer Herrlichkeit, +Kommt zu feierlichen Huldigungen +Mit der Seele ganzer Götterkraft, +Mit der höchsten der Begeisterungen +Schwört vor ihr, die schuf und ewig schafft. +Frei und mächtig, wie des Meeres Welle, +Rein wie Bächlein in Elysium, +Sei der Dienst an ihres Tempels Schwelle, +Sei der Wahrheit hohes Priestertum. +Nieder, nieder mit verjährtem Wahne! +Stolzer Lüge Fluch und Untergang, +Ruhm der Weisheit unbefleckter Fahne, +Den Gerechten Ruhm und Siegsgesang! +Ha, der Lüge Quell - wie tot und trübe! +Kräftig ist der Weisheit Quell und süß! +Geister! Brüder! dieser Quell ist Liebe, +Ihn umgrünt der Freuden Paradies. +Von des Erdelebens Tand geläutert, +Ahndet Götterlust der zarte Sinn, +Von der Liebe Labetrunk erheitert, +Naht die Seele sich der Schöpferin. +Geister! Brüder! unser Bund erglühe +Unbegrenzte, reine Liebe ziehe +Freundlich uns zur hohen Harmonie. +Sichtbar adle sie die treuen Söhne, +Schaff in ihnen Ruhe, Mut und Tat, +Und der heiligen Entzückung Träne, +Wenn Urania der Seele naht. +Siehe, Stolz und Hader ist vernichtet, +Trug ist nun und blinde Lüge stumm, +Streng ist Licht und Finsternis gesichtet, +Rein der Wahrheit stilles Heiligtum. +Unsrer Wünsche Kampf ist ausgerungen, +Himmelsruh errang der heiße Streit, +Und die priesterlichen Huldigungen +Lohnet göttliche Genügsamkeit. +Stark und selig in der Liebe Leben +Staunen wir des Herzens Himmel an, +Schnell wie Seraphin im Fluge, schweben +Wir zur hohen Harmonie hinan. +Das vermag die Saite nicht zu künden, +Was Urania den Sehern ist, +Wenn von hinnen Nacht und Wolke schwinden, +Und in ihr die Seele sich vergißt. +Kommt den Jubelsang mit uns zu singen, +Denen Liebe gab die Schöpferin! +Millionen, kommt emporzuringen +Im Triumphe zu der Königin! +Erdengötter, werft die Kronen nieder! +Jubelt, Millionen fern und nah! +Und ihr Orione, hallt es wider: +Heilig, heilig ist Urania! +Schloß ich lang genug geheim und stumm +Deine Freuden, hohe Pieride! +In des Herzens stilles Heiligtum; +Endlich, endlich soll die Saite künden, +Wie von Liebe mir die Seele glüht, +Unzertrennbarer den Bund zu binden, +Soll dir huldigen dies Feierlied. +Auf den Höhn, am ernsten Felsenhange, +Wo so gerne mir die Träne rann, +Säuselte die frühe Knabenwange +Schon dein zauberischer Othem an; - +Bin ich, Himmlische, der Göttergnaden, +Königin der Geister, bin ich wert, +Daß mich oft, des Erdetands entladen, +Dein allmächtiges Umarmen ehrt? - +Ha! vermöcht ich nun, dir nachzuringen, +Königin! in deiner Götterkraft +Deines Reiches Grenze zu erschwingen, +Auszusprechen, was dein Zauber schafft! - +Siehe! die geflügelten Aeonen +Hält gebieterisch dein Othem an, +Deinem Zauber huldigen Dämonen, +Wo der Forscher Adlersblicke beben, +Wo der Hoffnung kühner Flügel sinkt, +Keimet aus der Tiefe Lust und Leben, +Wenn die Schöpferin vom Throne winkt; +Seiner Früchte Süßestes bereitet +Ihr der Wahrheit grenzenloses Land; +Und der Liebe schöne Quelle leitet +In der Weisheit Hain der Göttin Hand. +Was vergessen wallt an Lethes Strande, +Was der Enkel eitle Ware deckt, +Strahlt heran im blendenden Gewande, +Freundlich von der Göttin auferweckt; +Was in Hütten und in Heldenstaaten +In der göttergleichen Väter Zeit +Große Seelen duldeten und taten, +Lohnt die Muse mit Unsterblichkeit. +Sieh! am Dornenstrauche keimt die Rose, +So des Lenzes holder Strahl erglüht; - +In der Pieride Mutterschoße +Ist der Menschheit Adel aufgeblüht; +Auf des Wilden krausgelockte Wange +Drückt sie zauberisch den Götterkuß, +Und im ersten glühenden Gesange +Fühlt er staunend geistigen Genuß. +Liebend lächelt nun der Himmel nieder, +Leben atmen alle Schöpfungen, +Und im morgenrötlichen Gefieder +Heilige Begeisterung erbauet +In dem Haine nun ein Heiligtum, +Und im todesvollen Kampfe schauet +Der Heroë nach Elysium. +Öde stehn und dürre die Gefilde, +Wo die Blüten das Gesetz erzwingt; +Aber wo in königlicher Milde +Ihren Zauberstab die Muse schwingt, +Blühen schwelgerisch und kühn die Saaten, +Reifen, wie der Wandelsterne Lauf, +Schnell und herrlich Hoffnungen und Taten +Der Geschlechter zur Vollendung auf. +Laß der Wonne Zähre dir gefallen! +Laß die Seele des Begeisterten +In der Liebe Taumel überwallen! +Laß, o Göttin! laß mich huldigen! - +Siehe! die geflügelten Aeonen +Hält gebieterisch dein Othem an. +Deinem Zauber huldigen Dämonen - +Ewig bin auch ich dir untertan. +Mag der Pöbel seinen Götzen zollen, +Mag, aus deinem Heiligtum verbannt, +Deinen Lieblingen das Laster grollen, +Mag, in ihrer Schwäche Schmerz entbrannt, +Stolze Lüge deine Würde schänden, +Und dein Edelstes dem Staube weihn, +Mag sie Blüte mir und Kraft verschwenden, +In der Liebe volle Lust zerflossen, +Höhnt das Herz der Zeiten trägen Lauf, +Stark und rein im Innersten genossen, +Wiegt der Augenblick Aeonen auf; - +Wehe! wem des Lebens schöner Morgen +Freude nicht und trunkne Liebe schafft, +Wem am Sklavenbande bleicher Sorgen +Zum Genusse Kraft und Mut erschlafft. +Deine Priester, hohe Pieride! +Schwingen frei und froh den Pilgerstab, +Mit der allgewaltigen Aegide +Lenkst du mütterlich die Sorgen ab; +Schäumend beut die zauberische Schale +Die Natur den Auserkornen dar, +Trunken von der Schönheit Göttermahle +Höhnet Glück und Zeit die frohe Schar. +Frei und mutig, wie im Siegesliede, +Wallen sie der edeln Geister Bahn, +Dein Umarmen, hohe Pieride! +Flammt zu königlichen Taten an; - +Laßt die Mietlinge den Preis erspähen! +Laßt sie seufzend für die Tugenden, +Für den Schweiß am Joche Lohn erflehen! +Mut und Tat ist Lohn den Edleren! +Ha! von ihr, von ihr emporgehoben +Blickt dem Ziele zu der trunkne Sinn - +Hör es, Erd und Himmel! wir geloben, +Kommt zu süßem brüderlichem Bunde, +Denen sie den Adel anerschuf, +Millionen auf dem Erdenrunde! +Kommt zu neuem seligem Beruf! +Ewig sei ergrauter Wahn vergessen! +Was der reinen Geister Aug ermißt, +Hoffe nie die Spanne zu ermessen! - +Betet an, was schön und herrlich ist! +Kostet frei, was die Natur bereitet, +Folgt der Pieride treuen Hand, +Geht, wohin die reine Liebe leitet, +Liebt und sterbt für Freund und Vaterland! +Wildes Sehnen zu der Sterne Bahn, +Flammt zu majestätischem Gesange +Meiner Freuden Ungestüm mich an; +Ha! das neue niegenoßne Leben +Schaffet neuen glühenden Entschluß! +Über Wahn und Stolz emporzuschweben, +Süßer, unaussprechlicher Genuß! +Sint dem Staube mich ihr Arm entrissen, +Schlägt das Herz so kühn und selig ihr; +Angeflammt von ihren Götterküssen +Glühet noch die heiße Wange mir; +Jeder Laut von ihrem Zaubermunde +Adelt noch den neugeschaffnen Sinn - +Hört, o Geister! meiner Göttin Kunde, +Hört, und huldiget der Herrscherin! +»Als die Liebe noch im Schäferkleide +Mit der Unschuld unter Blumen ging, +Und der Erdensohn in Ruh und Freude +Der Natur am Mutterbusen hing, +Nicht der Übermut auf Richterstühlen +Blind und fürchterlich das Band zerriß, +Tauscht ich gerne mit der Götter Spielen +Liebe rief die jugendlichen Triebe +Schöpferisch zu hoher stiller Tat, +Jeden Keim entfaltete der Liebe +Wärm und Licht zu schwelgerischer Saat; +Deine Flügel, hohe Liebe! trugen +Lächelnd nieder die Olympier; +Jubeltöne klangen - Herzen schlugen +An der Götter Busen göttlicher. +Freundlich bot der Freuden süße Fülle +Meinen Lieblingen die Unschuld dar; +Unverkennbar in der schönen Hülle +Wußte Tugend nicht, wie schön sie war; +Friedlich hausten in der Blumenhügel +Kühlem Schatten die Genügsamen - +Ach! des Haders und der Sorge Flügel +Rauschte ferne von den Glücklichen. +Wehe nun! - mein Paradies erbebte! +Fluch verhieß der Elemente Wut! +Und der Nächte schwarzem Schoß entschwebte +Mit des Geiers Blick der Übermut; +Wehe! weinend floh ich mit der Liebe, +Mit der Unschuld in die Himmel hin - +Welke, Blume! rief ich ernst und trübe, +Welke, nimmer, nimmer aufzublühn! +Keck erhub sich des Gesetzes Rute, +Nachzubilden, was die Liebe schuf; +Ach! gegeißelt von dem Übermute +Vor dem Geist in schwarzen Ungewittern, +Vor dem Racheschwerte des Gerichts +Lernte so der blinde Sklave zittern, +Frönt' und starb im Schrecken seines Nichts. +Kehret nun zu Lieb und Treue wieder - +Ach! es zieht zu langentbehrter Lust +Unbezwinglich mich die Liebe nieder - +Kinder! kehret an die Mutterbrust! +Ewig sei vergessen und vernichtet, +Was ich zürnend vor den Göttern schwur; +Liebe hat den langen Zwist geschlichtet, +Herrschet wieder! Herrscher der Natur!« +Froh und göttlichgroß ist deine Kunde, +Königin! dich preise Kraft und Tat! +Schon beginnt die neue Schöpfungsstunde, +Schon entkeimt die segenschwangre Saat: +Majestätisch, wie die Wandelsterne, +Neuerwacht am offnen Ozean, +Strahlst du uns in königlicher Ferne, +Freies kommendes Jahrhundert! an. +Staunend kennt der große Stamm sich wieder, +Millionen knüpft der Liebe Band; +Glühend stehn, und stolz, die neuen Brüder, +Stehn und dulden für das Vaterland; +Wie der Efeu, treu und sanft umwunden, +Zu der Eiche stolzen Höhn hinauf, +Schwingen, ewig brüderlich verbunden, +Nimmer beugt, vom Übermut belogen, +Sich die freie Seele grauem Wahn; +Von der Muse zarter Hand erzogen +Schmiegt sie kühn an Göttlichkeit sich an; +Götter führt in brüderlicher Hülle +Ihr die zauberische Muse zu, +Und gestärkt in reiner Freuden Fülle, +Kostet sie der Götter stolze Ruh! +Froh verhöhnt das königliche Leben +Deine Taumel, niedre feige Lust! +Der Vollendung Ahndungen erheben +Über Glück und Zeit die stolze Brust. - +Ha! getilget ist die alte Schande! +Neuerkauft das angestammte Gut! +In dem Staube modern alle Bande, +Und zur Hölle flieht der Übermut! +Dann am süßen heißerrungnen Ziele, +Wenn der Ernte großer Tag beginnt, +Wenn verödet die Tyrannenstühle, +Die Tyrannenknechte Moder sind, +Wenn im Heldenbunde meiner Brüder +Deutsches Blut und deutsche Liebe glüht, +Dann, o Himmelstochter! sing ich wieder, +Singe sterbend dir das letzte Lied. +Hier, in ermüdender Ruh, im bittersüßen Verlangen, +Da zu sein, wo mein Herz, und jeder beßre Gedank ist, +Reichet doch Erinnerung mir den zaubrischen Becher +Schäumend und voll, und hoher Genuß der kehrenden Bilder +Weckt die schlummernden Fittige mir zu trautem Gesange. +Bruder! dir gab ein Gott der Liebe göttlichen Funken, +Zarten geläuterten Sinn, zu erspähn, was herrlich und schön ist; +Stolzer Freiheit glühet dein Herz, und kindlicher Einfalt - +Bruder! komm und koste mit mir des zaubrischen Bechers. +Dort, wo der Abendstrahl die Westgewölke vergüldet, +Dorthin wende den Blick, und weine die Träne der Sehnsucht! +Ach! dort wandelten wir! dort flog und schwelgte das Auge +Unter den Herrlichkeiten umher! - wie dehnte der Busen, +Diesen Himmel zu fassen, sich aus! - wie brannte die Wange +Süß von Morgenlüften gekühlt, als unter Gesängen +Zürch den Scheidenden schwand im sanfthingleitenden Boote! +Lieber! wie drücktest du mir die heiße, zitternde Rechte, +Sahst so glühend und ernst mich an im donnernden Rheinsturz! +Aber selig, wie du, o Tag am Quelle der Freiheit! +Festlich, wie du, sank keiner auf uns vom rosigen Himmel. +Rund an Blumenhügeln umher, am rollenden Gießbach, +Unter Fichten im Tal, wo dem Ahn in heiliger Urzeit +Füglich deuchte der Grund zum Erbe genügsamer Enkel. +Schaurig und kühl empfing uns die Nacht in ewigen Wäldern, +Und wir klommen hinauf am furchtbarherrlichen Haken. +Nächtlicher immer wards und enger im Riesengebürge. +Jäher herunter hing der Pfad zu den einsamen Wallern. +Dicht zur Rechten donnert hinab der zürnende Waldstrom: +Nur sein Donner berauscht den Sinn. Die schäumenden Wogen +Birgt uns Felsengesträuch, und modernde Tannen am Abhang, +Vom Orkane gestürzt. - Nun tagte die Nacht am Gebirge +Schaurig und wundersam, wie Heldengeister am Lego, +Wälzten sich kämpfende Wolken heran auf schneeiger Heide. +Sturm und Frost entschwebte der Kluft. Vom Sturme getragen +Schrie und stürzte der Aar, die Beut im Tale zu haschen. +Und der Wolken Hülle zerriß, und im ehernen Panzer +Staunend wandelten wir vorüber. - Ihr Väter der Freien! +Heilige Schar! nun schaun wir hinab, hinab, und erfüllt ist, +Was der Ahndungen kühnste versprach; was süße Begeistrung +Einst mich lehrt' im Knabengewande, gedacht ich des hohen +Hirten in Mamres Hain und der schönen Tochter von Laban, +Ach! es kehrt so warm in die Brust; - Arkadiens Friede, +Köstlicher, unerkannter, und du, allheilige Einfalt, +Wie so anders blüht in eurem Strahle die Freude! - +Vor entweihendem Prunk, vor Stolz und knechtischer Sitte +Von den ewigen Wächtern geschirmt, den Riesengebirgen, +Lachte das heilige Tal uns an, die Quelle der Freiheit. +Freundlicher sahn aus der Tiefe herauf, in blühende Zweige +Reizend verhüllt, und kindlichfroh der jauchzenden Herde +Und des tiefen Grases umher, die friedsamen Hütten. +Und wir eilten hinab in Liebe; kosteten lächelnd +Auf dem Pfade des Sauerklees, und erfrischender Ampfer, +Bis der begeisternde Sohn der schwarzen italischen Traube, +Uns mit Lächeln gereicht in der herzerfreuenden Hütte, +Neues Leben in uns gebar, und die schäumenden Gläser +Unter Jubelgesang erklangen, zur Ehre der Freiheit. +Lieber! wie war uns da! - bei solchem Mahle begehret +Nichts auf Erden die Brust, und alle Kräfte gedeihen. +Lieber! er schwand so schnell, der köstliche Tag; in der kühlen +Dämmerung schieden wir; an den Heiligtümern der Freiheit +Wallten wir dann vorbei in frommer seliger Stille, +Faßten sie tief ins Herz, und segneten sie, und schieden! +Lebt dann wohl, ihr Glücklichen dort! im friedsamen Tale +Als in heiliger Nacht der ernste Bund dich besuchte. +Herrlich Gebirg! wo der bleiche Tyrann den Knechten vergebens, +Zahm und schmeichlerisch Mut gebot - zu gewaltig erhub sich +Wider den Trotz die gerechte, die unerbittliche Rache - +Opferblut - es wehrte der Träne der einsame Vater. +Schlummre sanft, du Heldengebein! o schliefen auch wir dort +Deinen eisernen Schlaf, dem Vaterlande geopfert, +Könnt ich dein vergessen, o Land, der göttlichen Freiheit! +Froher wär ich; zu oft befällt die glühende Scham mich, +Und der Kummer, gedenk ich dein, und der heiligen Kämpfer. +Ach! da lächelt Himmel und Erd in fröhlicher Liebe +Mir umsonst, umsonst der Brüder forschendes Auge. +Doch ich vergesse dich nicht! ich hoff und harre des Tages, +Wo in erfreuende Tat sich Scham und Kummer verwandelt. +Die ernste Stunde hat geschlagen; +Mein Herz gebeut; erkoren ist die Bahn! +Die Wolke fleucht, und neue Sterne tagen, +Und Hesperidenwonne lacht mich an! +Vertrocknet ist der Liebe stille Zähre, +Für dich geweint, mein brüderlich Geschlecht! +Ich opfre dir; bei deiner Väter Ehre! +Beim nahen Heil! das Opfer ist gerecht. +Schon wölbt zu reinerem Genusse +Dem Auge sich der Schönheit Heiligtum; +Wir kosten oft, von ihrem Mutterkusse +Geläutert und gestärkt, Elysium; +Des Schaffens süße Lust, wie sie, zu fühlen, +Belauscht sie kühn der zartgewebte Sinn, +Und magisch tönt von unsern Saitenspielen +Die Melodie der ernsten Meisterin. +Schon lernen wir das Band der Sterne, +Der Liebe Stimme männlicher verstehn, +Wir reichen uns die Bruderrechte gerne, +Schon höhnen wir des Stolzes Ungebärde, +Die Scheidewand, von Flittern aufgebaut, +Und an des Pflügers unentweihtem Herde +Wird sich die Menschheit wieder angetraut. +Schon fühlen an der Freiheit Fahnen +Sich Jünglinge, wie Götter, gut und groß, +Und, ha! die stolzen Wüstlinge zu mahnen, +Bricht jede Kraft von Bann und Kette los; +Schon schwingt er kühn und zürnend das Gefieder, +Der Wahrheit unbesiegter Genius, +Schon trägt der Aar des Rächers Blitze nieder, +Und donnert laut, und kündet Siegsgenuß. +So wahr, von Giften unbetastet, +Elysens Blüte zur Vollendung eilt, +Der Heldinnen, der Sonnen keine rastet, +Und Orellana nicht im Sturze weilt! +Was unsre Lieb und Siegeskraft begonnen, +Gedeiht zu üppiger Vollkommenheit; +Der Enkel Heer geneußt der Ernte Wonnen; +Uns lohnt die Palme der Unsterblichkeit. +Hinunter dann mit deinen Taten, +Mit deinen Hoffnungen, o Gegenwart! +Von Schweiß betaut, entkeimten unsre Saaten! +Hinunter dann, wo Ruh der Kämpfer harrt! +Schon geht verherrlichter aus unsern Grüften +Die Glorie der Endlichkeit hervor; +Auf Gräbern hier Elysium zu stiften, +In Melodie den Geist zu wiegen, +Ertönet nun der Saite Zauber nur; +Der Tugend winkt zu gleichen Meisterzügen +Die Grazie der göttlichen Natur; +In Fülle schweben lesbische Gebilde, +Begeisterung, vom Segenshorne dir! +Und in der Schönheit weitem Lustgefilde +Verhöhnt das Leben knechtische Begier. +Gestärkt von hoher Lieb ermüden +Im Fluge nun die jungen Aare nie, +Zum Himmel führt die neuen Tyndariden +Der Freundschaft allgewaltige Magie; +Veredelt schmiegt an tatenvoller Greise +Begeisterung des Jünglings Flamme sich; +Sein Herz bewahrt der lieben Väter Weise, +Wird kühn, wie sie, und froh und brüderlich. +Er hat sein Element gefunden, +Das Götterglück, sich eigner Kraft zu freun; +Den Räubern ist das Vaterland entwunden, +Ist ewig nun, wie seine Seele, sein! +Kein eitel Ziel entstellt die Göttertriebe, +Ihm winkt umsonst der Wollust Zauberhand; +Sein höchster Stolz und seine wärmste Liebe, +Sein Tod, sein Himmel ist das Vaterland. +Zum Bruder hat er dich erkoren, +Geheiliget von deiner Lippe Kuß +Unwandelbare Liebe dir geschworen, +Emporgereift in deinem Himmelslichte, +Strahlt furchtbarherrliche Gerechtigkeit, +Und hohe Ruh vom Heldenangesichte - +Zum Herrscher ist der Gott in uns geweiht. +So jubelt, Siegsbegeisterungen! +Die keine Lipp in keiner Wonne sang; +Wir ahndeten - und endlich ist gelungen, +Was in Aeonen keiner Kraft gelang - +Vom Grab erstehn der alten Väter Heere, +Der königlichen Enkel sich zu freun; +Die Himmel kündigen des Staubes Ehre, +Und zur Vollendung geht die Menschheit ein. +Hab ich vor der Götter Ohren, +Zauberische Muse, dir +Lieb und Treue nicht geschworen? +Sankst du nicht in Lust verloren +Glühend in die Arme mir? - +Ha! so wall ich ohne Zagen, +Durch die Liebe froh und kühn, +Lächelnd zu den Höhen hin, +Wo die letzten Nächte tagen, +Wo der Sonnen letzte schien. +Waltend über Orionen, +Wo der Sterne Klang verhallt, +Lächelt, opfernden Dämonen +Mit der Liebe Blick zu lohnen, +Schönheit in der Urgestalt; +Dort dem hohen Götterglanze +Der Gebieterin zu nahn, +Flammet Lieb und Stolz mich an, +Denn mit hellem Siegeskranze +Lohnet sie die kühne Bahn. +Reinere Begeisterungen +Trinkt die freie Seele schon, +Meines Lebens Peinigungen +Nacht und Wolke sind entflohn; +Wann im schreckenden Gerichte +Schnell der Welten Achse bricht, +Hier erbebt die Liebe nicht, +Wo von ihrem Angesichte +Lieb und Göttergröße spricht. +Stiegst du so zur Erde nieder, +Hohe süße Zauberin! +Ha! der Staub erwachte wieder +Und des Kummers morsche Glieder +Hüpften üppig vor dir hin; +Von der Liebe Blick betroffen +Bebt' und küßte brüderlich +Groll und wilder Hader sich, +Wie der Himmel, hell und offen +Grüßten Wahn und Irre dich. +Schon im grünen Erdenrunde +Schmeckt ich hohen Vorgenuß, +Bebend dir am Göttermunde +Trank ich früh der Weihestunde +Süßen mütterlichen Kuß; +Fremde meinem Kindersinne +Folgte mir zu Wies und Wald +Die arkadische Gestalt. +Ha! und staunend ward ich inne +Ihres Zaubers Allgewalt. +In den Tiefen und den Höhen +Fand ich, Wonne zu erspähen +Von der Holdin ausersehen, +Liebetrunken ihre Spur; +Wo das Tal der Blumenhügel +Freundlich in die Arme schloß, +Wo die Quelle niederfloß +In den klaren Wasserspiegel, +Fand ich Spuren, hold und groß! +Glühend an der Purpurwange +Sanft berührt vom Lockenhaar, +Von der Lippe, süß und bange +Bebend in dem Liebesdrange, +Vom geschloßnen Augenpaar, - +In der hohen Meisterzüge +Wonniglicher Harmonie, +In der Stimme Melodie +Fand, verraten ihrem Siege, +Fand die trunkne Seele Sie. +Hat vor aller Götter Ohren, +Zauberische Muse! dir +Treue bis zu Orkus Toren +Meine Seele nicht geschworen? +Lachte nicht dein Auge mir? +Ha! so wall ich ohne Beben, +Durch die Liebe froh und kühn, +Zu den ernsten Höhen hin, +Wo in ewig jungem Leben +Kränze für den Sänger blühn. +Waltend über Orionen, +Wo der Pole Klang verhallt, +Lacht, vollendeter Dämonen +Priesterlichen Dienst zu lohnen, +Schönheit in der Urgestalt; +Dort im Glanze mich zu sonnen, +Dort der Schöpferin zu nahn, +Flammet stolzer Wunsch mich an, +Denn mit hohen Siegeswonnen +Reinere Begeisterungen +Trinkt die freie Seele schon; +Meines Lebens Peinigungen +Hat die neue Lust verschlungen, +Nacht und Wolke sind entflohn; +Wenn im schreckenden Gerichte +Schnell der Welten Achse bricht - +Hier erbleicht die Freude nicht, +Wo von ihrem Angesichte +Lieb und stille Größe spricht. +Stiegst du so zur Erde nieder, +Königin im Lichtgewand! +Ha! der Staub erwachte wieder, +Und des Kummers morsch Gefieder +Schwänge sich ins Jubelland; +Durch der Liebe Blick genesen +Freut' und küßte brüderlich +Groll und wilder Hader sich; +Jubelnd fühlten alle Wesen +Auf erhöhter Stufe dich. +Schon im grünen Erdenrunde +Schmeckt ich hohen Vorgenuß; +Bebend dir am Göttermunde, +Trank ich früh der Weihestunde +Süßen mütterlichen Kuß; +Fremde meinem Kindersinne +Folgte mir zu Wies und Wald +Die arkadische Gestalt - +Ha! und staunend ward ich inne +In den Tiefen und den Höhen +Ihrer Tochter, der Natur, +Fand ich, Wonne zu erspähen +Von der Holdin ausersehen, +Rein und trunken ihre Spur; +Wo das Tal der Tannenhügel +Freundlich in die Arme schloß, +Wo die Quelle niederfloß +In dem blauen Wasserspiegel, +Fühlt ich selig mich und groß. - +Lächle, Grazie der Wange! +Götterauge, rein und mild! +Leihe, daß er leb und prange, +Deinen Adel dem Gesange, +Meiner Antiphile Bild. - +Mutter! dich erspäht der Söhne +Kühne Liebe fern und nah; +Schon im holden Schleier sah, +Schon in Antiphilens Schöne +Kannt ich dich, Urania! +Siehe! mild, wie du, erlaben +Sinn und Herz dem Endlichen, +Über Preis und Lohn erhaben, +Deiner Priester Wundergaben, +Deiner Söhne Schöpfungen; +Ha! mit tausend Huldigungen +Glühend, wie sich Jachus freut, +Kost ich eurer Göttlichkeit, +Söhne der Begeisterungen! +Schar, zu kühnem Ziel erkoren! +Still und mächtig Priestertum! +Lieblinge! von euch beschworen, +Blüht im Kreise güldner Horen, +Wo ihr wallt, Elysium; - +O! so lindert, ihr Geweihten! +Der gedrückten Brüder Last! +Seid der Tyrannei verhaßt! +Kostet eurer Seligkeiten! +Darbet, wo der Schmeichler praßt! +Ha! die schönsten Keim entfalten +In der Priester Dienste sich; - +Freuden, welche nie veralten, +Lächeln, wo die Götter walten - +Diese Freuden ahndet ich! +Hier im Glanze mich zu sonnen, +Hier der Schöpferin zu nahn, +Flammte stolzer Wunsch mich an, +Und mit hohen Siegeswonnen +Lohnet sie die kühne Bahn. +Feiert, wie an Hochaltären +Dieser Geister lichte Schar, +Brüder! bringt der Liebe Zähren, +Bringt, die Göttliche zu ehren, +Mut und Tat zum Opfer dar! +Huldiget! von diesem Throne +Donnert ewig kein Gericht, +Ihres Reiches süße Pflicht +Kündet sie im Muttertone - +»Mahnt im seligen Genieße, +Mahnet nicht, am Innern sie +Nachzubilden, jede süße +Stelle meiner Paradiese, +Jede Weltenharmonie? +Mein ist, wem des Bildes Adel +Zauberisch das Herz verschönt, +Daß er niedre Gier verhöhnt, +Und im Leben ohne Tadel +Reine Götterlust ersehnt. +Was im eisernen Gebiete +Mühsam das Gesetz erzwingt, +Reift, wie Hesperidenblüte, +Schnell zu wandelloser Güte, +So mein Strahl ans Innre dringt; +Knechte, vom Gesetz gedungen, +Heischen ihrer Mühe Lohn; +Meiner Gottheit großen Sohn +Lohnt der treuen Huldigungen, +Lohnt der Liebe Wonne schon. +Rein, wie diese Sterne klingen, +Wie melodisch himmelwärts +Auf der kühnen Freude Schwingen +Süße Preisgesänge dringen, +Naht sich mir des Sohnes Herz: +Schöner blüht der Liebe Rose! +Ewig ist die Klage stumm! +Aus des Geistes Heiligtum, +Und, Natur! in deinem Schoße +Lächelt ihm Elysium.« +Und die Schatten lehrt ich Trunkenheit, +Denn ich sah, vor Tausenden erkoren, +Meiner Göttin ganze Göttlichkeit; +Wie nach dumpfer Nacht im Purpurscheine +Der Pilote seinen Ozean, +Wie die Seligen Elysens Haine, +Staun ich dich, geliebtes Wunder! an. +Ehrerbietig senkten ihre Flügel, +Ihres Raubs vergessen, Falk und Aar, +Und getreu dem diamantnen Zügel +Schritt vor ihr ein trotzig Löwenpaar; +Jugendliche wilde Ströme standen, +Wie mein Herz, vor banger Wonne stumm; +Selbst die kühnen Boreasse schwanden, +Und die Erde ward zum Heiligtum. +Ha! zum Lohne treuer Huldigungen +Bot die Königin die Rechte mir, +Und von zauberischer Kraft durchdrungen +Jauchzte Sinn und Herz verschönert ihr; +Was sie sprach, die Richterin der Kronen, +Ewig tönts in dieser Seele nach, +Ewig in der Schöpfung Regionen - +»Taumelnd in des alten Chaos Wogen, +Froh und wild, wie Evans Priesterin, +Von der Jugend kühner Lust betrogen, +Nannt ich mich der Freiheit Königin; +Doch es winkte der Vernichtungsstunde +Zügelloser Elemente Streit; +Da berief zu brüderlichem Bunde +Mein Gesetz die Unermeßlichkeit. +Mein Gesetz, es tötet zartes Leben, +Kühnen Mut, und bunte Freude nicht, +Jedem ward der Liebe Recht gegeben, +Jedes übt der Liebe süße Pflicht; +Froh und stolz im ungestörten Gange +Wandelt Riesenkraft die weite Bahn, +Sicher schmiegt in süßem Liebesdrange +Schwächeres der großen Welt sich an. +Kann ein Riese meinen Aar entmannen? +Hält ein Gott die stolzen Donner auf? +Kann Tyrannenspruch die Meere bannen? +Hemmt Tyrannenspruch der Sterne Lauf? - +Unentweiht von selbsterwählten Götzen, +Unzerbrüchlich ihrem Bunde treu, +Treu der Liebe seligen Gesetzen, +Lebt die Welt ihr heilig Leben frei. +Mit gerechter Herrlichkeit zufrieden +Flammt Orions helle Rüstung nie +Auf die brüderlichen Tyndariden, +Froh des Götterloses, zu erfreuen, +Lächelt Helios in süßer Ruh +Junges Leben, üppiges Gedeihen +Dem geliebten Erdenrunde zu. +Unentweiht von selbsterwählten Götzen, +Unzerbrüchlich ihrem Bunde treu, +Treu der Liebe seligen Gesetzen, +Lebt die Welt ihr heilig Leben frei; +Einer, Einer nur ist abgefallen, +Ist gezeichnet mit der Hölle Schmach; +Stark genug, die schönste Bahn zu wallen, +Kriecht der Mensch am trägen Joche nach. +Ach! er war das göttlichste der Wesen, +Zürn ihm nicht, getreuere Natur! +Wunderbar und herrlich zu genesen, +Trägt er noch der Heldenstärke Spur; - +Eil, o eile, neue Schöpfungsstunde, +Lächle nieder, süße güldne Zeit! +Und im schönern, unverletzten Bunde +Feire dich die Unermeßlichkeit.« +Nun, o Brüder! wird die Stunde säumen? +Brüder! um der tausend Jammernden, +Um der Enkel, die der Schande keimen, +Um der königlichen Hoffnungen, +Um der Güter, so die Seele füllen, +Um der angestammten Göttermacht, +Brüder ach! um unsrer Liebe willen, +Gott der Zeiten! in der Schwüle fächeln +Kühlend deine Tröstungen uns an; +Süße, rosige Gesichte lächeln +Uns so gern auf öder Dornenbahn; +Wenn der Schatten väterlicher Ehre, +Wenn der Freiheit letzter Rest zerfällt, +Weint mein Herz der Trennung bittre Zähre +Und entflieht in seine schönre Welt. +Was zum Raube sich die Zeit erkoren, +Morgen stehts in neuer Blüte da; +Aus Zerstörung wird der Lenz geboren, +Aus den Fluten stieg Urania; +Wenn ihr Haupt die bleichen Sterne neigen, +Strahlt Hyperion im Heldenlauf - +Modert, Knechte! freie Tage steigen +Lächelnd über euern Gräbern auf. +Lange war zu Minos ernsten Hallen +Weinend die Gerechtigkeit entflohn - +Sieh! in mütterlichem Wohlgefallen +Küßt sie nun den treuen Erdensohn; +Ha! der göttlichen Catone Manen +Triumphieren in Elysium, +Zahllos wehn der Tugend stolze Fahnen, +Heere lohnt des Ruhmes Heiligtum. +Aus der guten Götter Schoße regnet +Trägem Stolze nimmermehr Gewinn, +Ceres heilige Gefilde segnet +Lauter tönt am heißen Rebenhügel, +Mutiger des Winzers Jubelruf, +Unentheiligt von der Sorge Flügel +Blüht und lächelt, was die Freude schuf. +Aus den Himmeln steigt die Liebe nieder, +Männermut, und hoher Sinn gedeiht, +Und du bringst die Göttertage wieder, +Kind der Einfalt! süße Traulichkeit! +Treue gilt! und Freundesretter fallen, +Majestätisch, wie die Zeder fällt, +Und des Vaterlandes Rächer wallen +Im Triumphe nach der bessern Welt. +Lange schon vom engen Haus umschlossen, +Schlummre dann im Frieden mein Gebein! - +Hab ich doch der Hoffnung Kelch genossen, +Mich gelabt am holden Dämmerschein! +Ha! und dort in wolkenloser Ferne +Winkt auch mir der Freiheit heilig Ziel! +Dort, mit euch, ihr königlichen Sterne, +Klinge festlicher mein Saitenspiel! +Rings in schwesterlicher Stille +Lauscht die blühende Natur; +Aus des kühnen Herzens Fülle +Tönt des Bundes Stimme nur; +Leise rauschts im Eichenhaine, +Nie gefühlte Lüfte wehn, +Wo in höhrem Sternenscheine +Wir das ernste Fest begehn. +Ha! in süßem Wohlgefallen +Säuselt hier der Väter Schar, +Abgeschiedne Freunde wallen +Lächelnd um den Moosaltar; +Und der hellen Tyndariden +Brüderliches Auge lacht +Froh wie wir in deinem Frieden, +Schöne feierliche Nacht! +Heiliger und reiner tönte +Dieser Herzen Jubel nie, +Unter Schwur und Kuß verschönte, +Freundschaft! deine Milde sie; +Zürne nicht der Wonne Zähren! +Laß, o laß uns huldigen, +Schönste von Olympos Heeren, +Als der Geister Wunsch gelungen, +Und gereift die Stunde war, +Da, von Ares Arm umschlungen, +Cytherea dich gebar, +Als die Heldin ohne Tadel +Nun der Erde Sohn so nah +Staunend in des Vaters Adel, +In der Mutter Gürtel sah, +Da begann zu Sonnenhöhen +Nie versuchten Adlerflug, +Was von Göttern ausersehen +Kraft und Lieb im Busen trug; +Stolzer hub des Sieges Flügel, +Rosiger der Friede sich; +Jauchzend um die Blumenhügel +Grüßte Gram und Sorge dich. +Blutend trug die Siegesfahne, +In der Stürme Donner schwamm +Durch die wilden Ozeane, +Wer aus deinem Schoße kam; +Deiner Riesen Wehre klangen +Bis hinab zur alten Nacht - +Ha! des Orkus Tore sprangen, +Zitternd deiner Zaubermacht! +Trunken, wie von Hebes Schale, +Kos'ten sie in süßer Rast +Am ersehnten Opfermahle +Göttern glich der Freunde Rächer, +Wenn die stolze Zähre sank +In den vollen Labebecher, +Den er seinem Siege trank. +Liebend stieg die Muse nieder, +Als sie in Arkadia +Dich im göttlichen Gefieder +Schwebend um die Schäfer sah; +Mutter! Herz und Lippe brannten, +Feierten im Liede dich, +Und am süßen Laute kannten +Jubelnd deine Söhne sich. - +Ha! in deinem Schoße schwindet +Jede Sorg und fremde Lust; +Nur in deinem Himmel findet +Sättigung die wilde Brust; +Frommen Kindersinnes wiegen +Sich im Schoße der Natur - +Über Stolz und Lüge siegen +Deine Auserwählten nur. - +Dank, o milde Segensrechte! +Für die Wonn und Heiligkeit, +Für der hohen Bundesnächte +Süße kühne Trunkenheit; +Für des Trostes Melodien, +Für der Hoffnung Labetrank, +Für die tausend Liebesmühen +Siehe, Frücht und Äste fallen, +Felsen stürzt der Zeitenfluß; +Freundlich winkt zu Minos Hallen +Bald der stille Genius; +Doch es lebe, was hienieden +Schönes, Göttliches verblüht, +Hier, o Brüder! Tyndariden! +Wo die reine Flamme glüht. - +Ha! die frohen Geister ringen +Zur Unendlichkeit hinan, +Tiefer ahndungsvoller dringen +Wir in diesen Ozean! +Hin zu deiner Wonne schweben +Wir aus Sturm und Dämmerung, +Du, der Myriaden Leben +Heilig Ziel! Vereinigung! +Wo in seiner Siegesfeier +Götterlust der Geist genießt, +Süßer, heiliger und freier +Seel in Seele sich ergießt, +Wo ins Meer die Ströme rinnen, +Singen bei der Pole Klang +Wir der Geisterköniginnen +Schönster einst Triumphgesang. +Wallen wir auf grüner Flur; +Unser Priestertum ist Freude, +Unser Tempel die Natur; - +Heute soll kein Auge trübe, +Sorge nicht hienieden sein! +Jedes Wesen soll der Liebe, +Frei und froh, wie wir, sich freun! +Höhnt im Stolze, Schwestern, Brüder! +Höhnt der scheuen Knechte Tand! +Jubelt kühn das Lied der Lieder, +Festgeschlungen Hand in Hand! +Steigt hinauf am Rebenhügel, +Blickt hinab ins weite Tal! +Überall der Liebe Flügel, +Hold und herrlich überall! +Liebe bringt zu jungen Rosen +Morgentau von hoher Luft, +Lehrt die warmen Lüfte kosen +In der Maienblume Duft; +Um die Orione leitet +Sie die treuen Erden her, +Folgsam ihrem Winke, gleitet +An die wilden Berge reihet +Sie die sanften Täler an, +Die entbrannte Sonn erfreuet +Sie im stillen Ozean; +Siehe! mit der Erde gattet +Sich des Himmels heilge Lust, +Von den Wettern überschattet +Bebt entzückt der Mutter Brust. +Liebe wallt durch Ozeane, +Höhnt der dürren Wüste Sand, +Blutet an der Siegesfahne +Jauchzend für das Vaterland; +Liebe trümmert Felsen nieder, +Zaubert Paradiese hin - +Lächelnd kehrt die Unschuld wieder, +Göttlichere Lenze blühn. +Mächtig durch die Liebe, winden +Von der Fessel wir uns los, +Und die trunknen Geister schwinden +Zu den Sternen, frei und groß! +Unter Schwur und Kuß vergessen +Wir die träge Flut der Zeit, +Und die Seele naht vermessen +Deiner Lust, Unendlichkeit! +Ist zu neuem Flug erwacht, +Triumphierend fühl ich wieder +Lieb und stolze Geistesmacht; +Siehe! deiner Himmelsflamme, +Deiner Freud und Stärke voll, +Herrscher in der Götter Stamme! +Sei der kühnen Liebe Zoll. +Ha! der brüderlichen Milde, +So von deiner Stirne spricht! +Solch harmonisches Gebilde +Weidete kein Auge nicht; +Wie um ihn die Aare schweben, +Wie die Lock im Fluge weht! - +Wo im ungemeßnen Leben +Lebt so süße Majestät? +Lächelnd sah der Holde nieder +Auf die winterliche Flur, +Und sie lebt und liebet wieder, +Die entschlummerte Natur; +Um die Hügel und die Tale +Jauchz ich nun im Vollgenuß, +Über deinem Freudenmahle, +Ha! wie diese Götteraue +Wieder lächelt und gedeiht! +Alles, was ich fühl und schaue, +Eine Lieb und Seligkeit! +Felsen hat der Falk erschwungen, +Sich, wie dieses Herz, zu freun, +Und, von gleicher Kraft durchdrungen, +Strebt und rauscht der Eichenhain. +Unter liebendem Gekose +Schmieget Well an Welle sich; +Liebend fühlt die süße Rose, +Fühlt die heilge Myrte dich; +Tausend frohe Leben winden +Schüchtern sich um Tellus Brust, +Und dem blauen Aether künden +Tausend Jubel deine Lust. +Doch des Herzens schöne Flamme, +Die mir deine Huld verlieh, +Herrscher in der Götter Stamme! +Süßer, stolzer fühl ich sie; +Deine Frühlinge verblühten, +Manch Geliebtes welkte dir; - +Wie vor Jahren sie erglühten, +Glühen Herz und Stirne mir. +O! du lohnst die stille Bitte +Noch mit innigem Genuß, +Leitest noch des Pilgers Tritte +Zu der Freude Götterkuß; +Mit der Balsamtropfe kühlen +Süße Täuschungen umspielen +Doch die dürren Pfade noch. +Jedem Adel hingegeben, +Jeder lesbischen Gestalt, +Huldiget das trunkne Leben +Noch der Schönheit Allgewalt; +Törig hab ich oft gerungen, +Dennoch herrscht zu höchster Lust, +Herrscht zu süßen Peinigungen +Liebe noch, in dieser Brust. +An der alten Taten Heere +Weidet noch das Auge sich. +Ha! der großen Väter Ehre +Spornet noch zum Ziele mich; +Rastlos, bis in Plutons Hallen +Meiner Sorgen schönste ruht, +Die erkorne Bahn zu wallen, +Fühl ich Stärke noch und Mut. +Wo die Nektarkelche glühen, +Seiner Siege Zeus genießt, +Und sein Aar, von Melodien +Süß berauscht, das Auge schließt, +Wo, mit heilgem Laub umwunden, +Der Heroën Schar sich freut, +Fühlt noch oft, von dir entbunden, +Meine Seele Göttlichkeit. +Preis, o Schönster der Dämonen! +Auch der Götter Regionen +Blühn durch deine Milde nur; +Trübte sich in heilgem Zorne +Je dein strahlend Angesicht - +Ha! sie tränken aus dem Borne +Ewger Lust und Schöne nicht! +Eos, glühend vom Genusse, +Durch die Liebe schön und groß, +Wände sich von Tithons Kusse +Alternd und verkümmert los; +Der in königlicher Eile +Lächelnd durch den Aether wallt, +Phoebus trauert' um die Pfeile, +Um die Kühnheit und Gestalt. +Träg zu lieben, und zu hassen, +Ganz, von ihrer Siegeslust, +Ihrer wilden Kraft verlassen, +Schlummert' Ares stolze Brust; +Ha! den Todesbecher tränke +Selbst des Donnergottes Macht! - +Erd und Firmament versänke +Wimmernd in des Chaos Nacht. +Doch in namenlosen Wonnen +Feiern ewig Welten dich, +In der Jugend Strahlen sonnen +Ewig alle Geister sich; - +Mag des Herzens Glut erkalten, +Mag im langen Kampfe mir +Jede süße Kraft veralten, +Neuverschönt erwacht sie dir! +Süße Königin der Flur! +Dich und mich die stille, große, +Allbelebende Natur; +Röschen! unser Schmuck veraltet, +Stürm entblättern dich und mich, +Doch der ewge Keim entfaltet +Bald zu neuer Blüte sich. +Reliquie des Paradieses, nicht +Der Liebe goldne königliche Frucht, +Wie du, auf seinem Lebenswege brach, +Wem nie im Kreise freier Jünglinge +In süßem Ernst der Freundschaft trunkne Zähre +Hinab ins Blut der heilgen Rebe rann, +Wer nicht, wie du, aus dem begeisternden, +Dem ewigvollen Becher der Natur +Sich Mut und Kraft, und Lieb und Freude trank, +Der lebte nie, und wenn sich ein Jahrhundert, +Wie eine Last, auf seiner Schulter häuft. - +Du lebtest, Freund! es blüht nur wenigen +Des Lebens Morgen, wie er dir geblüht; +Du fandest Herzen, dir an Einfalt, dir +An edlem Stolze gleich; es sproßten dir +Viel schöne Blüten der Geselligkeit; +Auch adelte die innigere Lust, +Die Tochter weiser Einsamkeit, dein Herz; +Für jeden Reiz der Hügel und der Tale, +Für jede Grazien des Frühlings ward +Ein offnes unumwölktes Auge dir. +Dich, Glücklicher, umfing die Riesentochter +Der schaffenden Natur, Helvetia; +Wo frei und stark der alte, stolze Rhein +Und jubeltest ins herrliche Getümmel. +Wo Fels und Wald ein holdes zauberisches +Arkadien umschließt, wo himmelhoch Gebirg, +Des tausendjährgen Scheitel ewger Schnee, +Wie Silberhaar des Greisen Stirne, kränzt, +Umschwebt von Wetterwolken und von Adlern, +Sich unabsehbar in die Ferne dehnt, +Wo Tells und Walthers heiliges Gebein +Der unentweihten freundlichen Natur +Im Schoße schläft, und manches Helden Staub, +Vom leisen Abendwind emporgeweht, +Des Sennen sorgenfreies Dach umwallt, +Dort fühltest du, was groß und göttlich ist, +Von seligen Entwürfen glühte dir, +Von tausend goldnen Träumen deine Brust; +Und als du nun vom lieben heilgen Lande +Der Einfalt und der freien Künste schiedst, +Da wölkte freilich sich die Stirne dir, +Doch schuf dir bald mit ihrem Zauberstabe +Manch selig Stündchen die Erinnerung. +Wohl ernster schlägt sie nun, die Scheidestunde; +Denn ach! sie mahnt, die unerbittliche, +Daß unser Liebstes welkt, daß ewge Jugend +Nur drüben im Elysium gedeiht; +Sie wirft uns auseinander, Herzensfreund! +Wie Mast und Segel vom zerrißnen Schiffe +Im wilden Ozean der Sturm zerstreut. +Vielleicht indes uns andre nah und ferne +Der unerforschten Pepromene Wink +Durch Steppen oder Paradiese führt, +Auf deiner Philadelphier Gestaden +Voll frohen Muts im fernen Meere zu; +Vielleicht, daß auch ein süßes Zauberband +Ans abgelebte feste Land dich fesselt! +Denn traun! ein Rätsel ist des Menschen Herz! +Oft flammt der Wunsch, unendlich fortzuwandern, +Unwiderstehlich herrlich in uns auf; +Oft deucht uns auch im engbeschränkten Kreise +Ein Freund, ein Hüttchen, und ein liebes Weib +Zu aller Wünsche Sättigung genug. - +Doch werfe, wie sie will, die Scheidestunde +Die Herzen, die sich lieben, auseinander! +Es scheuet ja der Freundschaft heilger Fels +Die träge Zeit, und auch die Ferne nicht. +Wir kennen uns, du Teurer! - Lebe wohl! +Wer bist du? wie zur Beute, breitet +Das Unermeßliche vor dir sich aus, +Du Herrlicher! mein Saitenspiel geleitet +Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus; +So flogen auf Ortygias Gestaden, +Indes der Lieder Sturm die Wolken brach, +Dem Rebengott die taumelnden Mänaden +In wilder Lust durch Hain und Klüfte nach. +Einst war, wie mir, der stille Funken +Zu freier heitrer Flamme dir erwacht, +Du braustest so, von junger Freude trunken, +Voll Übermuts durch deiner Wälder Nacht, +Als von der Meisterin, der Not, geleitet, +Dein ungewohnter Arm die Keule schwang, +Und drohend sich, vom ersten Feind erbeutet, +Die Löwenhaut um deine Schulter schlang. - +Wie nun in jugendlichem Kriege +Heroënkraft mit der Natur sich maß! +Ach! wie der Geist, vom wunderbaren Siege +Berauscht, der armen Sterblichkeit vergaß! +Die stolzen Jünglinge! die kühnen! +Sie legten froh dem Tiger Fesseln an, +Sie bändigten, von staunenden Delphinen +Oft hör ich deine Wehre rauschen, +Du Genius der Kühnen! und die Lust, +Den Wundern deines Heldenvolks zu lauschen, +Sie stärkt mir oft die lebensmüde Brust; +Doch weilst du freundlicher um stille Laren, +Wo eine Welt der Künstler kühn belebt, +Wo um die Majestät des Unsichtbaren +Ein edler Geist der Dichtung Schleier webt. +Den Geist des Alls, und seine Fülle +Begrüßte Mäons Sohn auf heilger Spur, +Sie stand vor ihm, mit abgelegter Hülle, +Voll Ernstes da, die ewige Natur; +Er rief sie kühn vom dunklen Geisterlande, +Und lächelnd trat, in aller Freuden Chor, +Entzückender im menschlichen Gewande +Die namenlose Königin hervor. +Er sah die dämmernden Gebiete, +Wohin das Herz in banger Lust begehrt, +Er streuete der Hoffnung süße Blüte +Ins Labyrinth, wo keiner wiederkehrt, +Dort glänzte nun in mildem Rosenlichte +Der Lieb und Ruh ein lächelnd Heiligtum, +Er pflanzte dort der Hesperiden Früchte, +Dort stillt die Sorgen nun Elysium. +Doch schrecklich war, du Gott der Kühnen! +Dein heilig Wort, wenn unter Nacht und Schlaf +Verkündiger des ewgen Lichts erschienen, +Wie seinen Blitz aus hohen Wetternächten +Der Donnerer auf bange Tale streut, +So zeigtest du entarteten Geschlechten +Der Riesen Sturz, der Völker Sterblichkeit. +Du wogst mit strenggerechter Schale, +Wenn mit der Toge du das Schwert vertauscht, +Du sprachst, sie wankten, die Sardanapale, +Vom Taumelkelche deines Zorns berauscht; +Es schröckt' umsonst mit ihrem Tigergrimme +Dein Tribunal die alte Finsternis, +Du hörtest ernst der Unschuld leise Stimme, +Und opfertest der heilgen Nemesis. +Verlaß mit deinem Götterschilde, +Verlaß, o du der Kühnen Genius! +Die Unschuld nie. Gewinne dir und bilde +Das Herz der Jünglinge mit Siegsgenuß! +O säume nicht! ermahne, strafe, siege! +Und sichre stets der Wahrheit Majestät, +Bis aus der Zeit geheimnisvoller Wiege +Des Himmels Kind, der ewge Friede geht. +Hätt ich dich im Schatten der Platanen, +Wo durch Blumen der Cephissus rann, +Wo die Jünglinge sich Ruhm ersannen, +Wo die Herzen Sokrates gewann, +Wo Aspasia durch Myrten wallte, +Wo der brüderlichen Freude Ruf +Aus der lärmenden Agora schallte, +Wo mein Plato Paradiese schuf, +Wo den Frühling Festgesänge würzten, +Wo die Ströme der Begeisterung +Von Minervens heilgem Berge stürzten - +Der Beschützerin zur Huldigung - +Wo in tausend süßen Dichterstunden, +Wie ein Göttertraum, das Alter schwand, +Hätt ich da, Geliebter! dich gefunden, +Wie vor Jahren dieses Herz dich fand, +Ach! wie anders hätt ich dich umschlungen! - +Marathons Heroën sängst du mir, +Und die schönste der Begeisterungen +Lächelte vom trunknen Auge dir, +Deine Brust verjüngten Siegsgefühle, +Deinen Geist, vom Lorbeerzweig umspielt, +Drückte nicht des Lebens stumpfe Schwüle, +Ist der Stern der Liebe dir verschwunden? +Und der Jugend holdes Rosenlicht? +Ach! umtanzt von Hellas goldnen Stunden, +Fühltest du die Flucht der Jahre nicht, +Ewig, wie der Vesta Flamme, glühte +Mut und Liebe dort in jeder Brust, +Wie die Frucht der Hesperiden, blühte +Ewig dort der Jugend stolze Lust. +Ach! es hätt in jenen bessern Tagen +Nicht umsonst so brüderlich und groß +Für das Volk dein liebend Herz geschlagen, +Dem so gern der Freude Zähre floß! - +Harre nun! sie kömmt gewiß, die Stunde, +Die das Göttliche vom Kerker trennt - +Stirb! du suchst auf diesem Erdenrunde, +Edler Geist! umsonst dein Element. +Attika, die Heldin, ist gefallen; +Wo die alten Göttersöhne ruhn, +Im Ruin der schönen Marmorhallen +Steht der Kranich einsam trauernd nun; +Lächelnd kehrt der holde Frühling nieder, +Doch er findet seine Brüder nie +In Ilissus heilgem Tale wieder - +Unter Schutt und Dornen schlummern sie. +Mich verlangt ins ferne Land hinüber +Nach Alcäus und Anakreon, +Und ich schlief' im engen Hause lieber, +Ach! es sei die letzte meiner Tränen, +Die dem lieben Griechenlande rann, +Laßt, o Parzen, laßt die Schere tönen, +Denn mein Herz gehört den Toten an! +Noch kehrt in mich der süße Frühling wieder, +Noch altert nicht mein kindischfröhlich Herz, +Noch rinnt vom Auge mir der Tau der Liebe nieder +Noch lebt in mir der Hoffnung Lust und Schmerz. +Noch tröstet mich mit süßer Augenweide +Der blaue Himmel und die grüne Flur, +Mir reicht die Göttliche den Taumelkelch der Freude, +Die jugendliche freundliche Natur. +Getrost! es ist der Schmerzen wert, dies Leben, +So lang uns Armen Gottes Sonne scheint, +Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben, +Und ach! mit uns ein freundlich Auge weint. +Als von des Friedens heilgen Talen, +Wo sich die Liebe Kränze wand, +Hinüber zu den Göttermahlen +Des goldnen Alters Zauber schwand, +Als nun des Schicksals ehrne Rechte, +Die große Meisterin, die Not, +Dem übermächtigen Geschlechte +Den langen, bittern Kampf gebot, +Da sprang er aus der Mutter Wiege, +Da fand er sie, die schöne Spur +Zu seiner Tugend schwerem Siege, +Der Sohn der heiligen Natur; +Der hohen Geister höchste Gabe, +Der Tugend Löwenkraft begann +Im Siege, den ein Götterknabe +Den Ungeheuern abgewann. +Es kann die Lust der goldnen Ernte +Im Sonnenbrande nur gedeihn; +Und nur in seinem Blute lernte +Der Kämpfer, frei und stolz zu sein; +Triumph! die Paradiese schwanden, +Wie Flammen aus der Wolke Schoß, +Wie Sonnen aus dem Chaos, wanden +Der Not ist jede Lust entsprossen, +Und unter Schmerzen nur gedeiht +Das Liebste, was mein Herz genossen, +Der holde Reiz der Menschlichkeit; +So stieg, in tiefer Flut erzogen, +Wohin kein sterblich Auge sah, +Stillächelnd aus den schwarzen Wogen +In stolzer Blüte Cypria. +Durch Not vereiniget, beschwuren +Vom Jugendtraume süß berauscht +Den Todesbund die Dioskuren, +Und Schwert und Lanze ward getauscht; +In ihres Herzens Jubel eilten +Sie, wie ein Adlerpaar, zum Streit, +Wie Löwen ihre Beute, teilten +Die Liebenden Unsterblichkeit. - +Die Klagen lehrt die Not verachten, +Beschämt und ruhmlos läßt sie nicht +Die Kraft der Jünglinge verschmachten, +Gibt Mut der Brust, dem Geiste Licht; +Der Greise Faust verjüngt sie wieder; +Sie kömmt, wie Gottes Blitz, heran, +Und trümmert Felsenberge nieder, +Und wallt auf Riesen ihre Bahn. +Mit ihrem heilgen Wetterschlage, +Mit Unerbittlichkeit vollbringt +Die Not an Einem großen Tage, +Und wenn in ihren Ungewittern +Selbst ein Elysium vergeht, +Und Welten ihrem Donner zittern - +Was groß und göttlich ist, besteht. - +O du, Gespielin der Kolossen, +O weise, zürnende Natur, +Was je ein Riesenherz beschlossen, +Es keimt' in deiner Schule nur. +Wohl ist Arkadien entflohen; +Des Lebens beßre Frucht gedeiht +Durch sie, die Mutter der Heroën, +Die eherne Notwendigkeit. - +Für meines Lebens goldnen Morgen +Sei Dank, o Pepromene, dir! +Ein Saitenspiel und süße Sorgen +Und Träum und Tränen gabst du mir; +Die Flammen und die Stürme schonten +Mein jugendlich Elysium, +Und Ruh und stille Liebe thronten +In meines Herzens Heiligtum. +Es reife von des Mittags Flamme, +Es reife nun vom Kampf und Schmerz +Die Blüt am grenzenlosen Stamme, +Wie Sprosse Gottes, dieses Herz! +Beflügelt von dem Sturm, erschwinge +Mein Geist des Lebens höchste Lust, +Der Tugend Siegeslust verjünge +Im heiligsten der Stürme falle +Zusammen meine Kerkerwand, +Und herrlicher und freier walle +Mein Geist ins unbekannte Land! +Hier blutet oft der Adler Schwinge; +Auch drüben warte Kampf und Schmerz! +Bis an der Sonnen letzte ringe, +Genährt vom Siege, dieses Herz. +Wenn vom Frühling rund umschlungen, +Von des Morgens Hauch umweht, +Trunken nach Erinnerungen +Meine wache Seele späht, +Wenn, wie einst am fernen Herde, +Mir so süß die Sonne blinkt, +Und ihr Strahl ins Herz der Erde, +Und der Erdenkinder dringt, +Wenn umdämmert von der Weide, +Wo der Bach vorüber rinnt, +Tief bewegt von Leid und Freude +Meine Seele träumt, und sinnt, +Wenn im Haine Geister säuseln, +Wenn im Mondenschimmer sich +Kaum die stillen Teiche kräuseln, +Schau ich oft und grüße dich. +Edles Herz, du bist der Sterne +Und der schönen Erde wert, +Bist des wert, so viel die ferne +Nahe Mutter dir beschert. +Sieh, mit deiner Liebe lieben +Schöner die Erwählten nur; +Denn du bist ihr treu geblieben, +Der Gesang der Haine schalle +Froh, wie du, um deinen Pfad; +Sanft bewegt vom Weste, walle, +Wie dein friedlich Herz, die Saat. +Deine liebste Blüte regne, +Wo du wandelst, auf die Flur, +Wo dein Auge weilt, begegne +Dir das Lächeln der Natur. +Oft im stillen Tannenhaine +Webe dir ums Angesicht +Seine zauberische reine +Glorie das Abendlicht! +Deines Herzens Sorge wiege +Drauf die Nacht in süße Ruh, +Und die freie Seele fliege +Liebend den Gestirnen zu. +Wenn in der Sommernacht +Für selige Gesichte +Dein liebend Auge wacht, +Noch oft der Freunde Manen +Und, wie der Sterne Chor, +Die Geister der Titanen +Des Altertums empor, +Wird da, wo sich im Schönen +Das Göttliche verhüllt, +Noch oft das tiefe Sehnen +Der Liebe dir gestillt, +Belohnt des Herzens Mühen +Der Ruhe Vorgefühl, +Und tönt von Melodien +Der Seele Saitenspiel, +So such im stillsten Tale +Den blütenreichsten Hain, +Und gieß aus goldner Schale +Den frohen Opferwein! +Noch lächelt unveraltet +Des Herzens Frühling dir, +Der Gott der Jugend waltet +Noch über dir und mir. +Wie unter Tiburs Bäumen, +Und unter Götterträumen +Der Jahre Flucht vergaß, +Wenn ihn die Ulme kühlte, +Und wenn sie stolz und froh +Um Silberblüten spielte, +Die Flut des Anio, +Und wie um Platons Hallen, +Wenn durch der Haine Grün, +Begrüßt von Nachtigallen, +Der Stern der Liebe schien, +Wenn alle Lüfte schliefen, +Und, sanft bewegt vom Schwan, +Cephissus durch Oliven +Und Myrtensträuche rann, +So schön ists noch hienieden! +Auch unser Herz erfuhr +Das Leben und den Frieden +Der freundlichen Natur; +Noch blüht des Himmels Schöne, +Noch mischen brüderlich +In unsers Herzens Töne +Des Frühlings Laute sich. +Drum such im stillsten Tale +Den düftereichsten Hain, +Und gieß aus goldner Schale +Den frohen Opferwein, +Noch lächelt unveraltet +Das Bild der Erde dir, +Der Gott der Jugend waltet +Noch über dir und mir. +Noch an dir, wie eine Blüte, hing, +Noch dein Herz in jedem Laute fühlte, +Der mein zärtlichbebend Herz umfing, +Da ich noch mit Glauben und mit Sehnen +Reich, wie du, vor deinem Bilde stand, +Eine Stelle noch für meine Tränen, +Eine Welt für meine Liebe fand, +Da zur Sonne noch mein Herz sich wandte, +Als vernähme seine Töne sie, +Und die Sterne seine Brüder nannte +Und den Frühling Gottes Melodie, +Da im Hauche, der den Hain bewegte, +Noch dein Geist, dein Geist der Freude sich +In des Herzens stiller Welle regte, +Da umfingen goldne Tage mich. +Wenn im Tale, wo der Quell mich kühlte, +Wo der jugendlichen Sträuche Grün +Um die stillen Felsenwände spielte +Und der Aether durch die Zweige schien, +Wenn ich da, von Blüten übergossen, +Still und trunken ihren Othem trank +Und zu mir, von Licht und Glanz umflossen, +Wenn ich fern auf nackter Heide wallte, +Wo aus dämmernder Geklüfte Schoß +Der Titanensang der Ströme schallte +Und die Nacht der Wolken mich umschloß, +Wenn der Sturm mit seinen Wetterwogen +Mir vorüber durch die Berge fuhr +Und des Himmels Flammen mich umflogen, +Da erschienst du, Seele der Natur! +Oft verlor ich da mit trunknen Tränen +Liebend, wie nach langer Irre sich +In den Ozean die Ströme sehnen, +Schöne Welt! in deiner Fülle mich; +Ach! da stürzt ich mit den Wesen allen +Freudig aus der Einsamkeit der Zeit, +Wie ein Pilger in des Vaters Hallen, +In die Arme der Unendlichkeit. - +Seid gesegnet, goldne Kinderträume, +Ihr verbargt des Lebens Armut mir, +Ihr erzogt des Herzens gute Keime, +Was ich nie erringe, schenktet ihr! +O Natur! an deiner Schönheit Lichte, +Ohne Müh und Zwang entfalteten +Sich der Liebe königliche Früchte, +Wie die Ernten in Arkadien. +Tot ist nun, die mich erzog und stillte, +Tot ist nun die jugendliche Welt, +Diese Brust, die einst ein Himmel füllte, +Ach! es singt der Frühling meinen Sorgen +Noch, wie einst, ein freundlich tröstend Lied, +Aber hin ist meines Lebens Morgen, +Meines Herzens Frühling ist verblüht. +Ewig muß die liebste Liebe darben, +Was wir lieben, ist ein Schatten nur, +Da der Jugend goldne Träume starben, +Starb für mich die freundliche Natur; +Das erfuhrst du nicht in frohen Tagen, +Daß so ferne dir die Heimat liegt, +Armes Herz, du wirst sie nie erfragen, +Wenn dir nicht ein Traum von ihr genügt. +Kennst du sie, die selig, wie die Sterne, +Von des Lebens dunkler Woge ferne +Wandellos in stiller Schöne lebt, +Die des Herzens löwenkühne Siege, +Des Gedankens fesselfreie Flüge, +Wie der Tag den Adler, überschwebt? +Die uns trifft mit ihren Mittagsstrahlen, +Uns entflammt mit ihren Idealen, +Wie vom Himmel, uns Gebote schickt, +Die die Weisen nach dem Wege fragen, +Stumm und ernst, wie von dem Sturm verschlagen +Nach dem Orient der Schiffer blickt? +Die das Beste gibt aus schöner Fülle, +Wenn aus ihr die Riesenkraft der Wille +Und der Geist sein stilles Urteil nimmt, +Die dem Lebensliede seine Weise, +Die das Maß der Ruhe, wie dem Fleiße +Durch den Mittler, unsern Geist, bestimmt? +Die, wenn uns des Lebens Leere tötet, +Magisch uns die welken Schläfe rötet, +Uns mit Hoffnungen das Herz verjüngt, +Die den Dulder, den der Sturm zertrümmert, +Den sein fernes Ithaka bekümmert, +Kennst du sie, die uns mit Lorbeerkronen, +Mit der Freude beßrer Regionen, +Ehe wir zu Grabe gehn, vergilt, +Die der Liebe göttlichstes Verlangen, +Die das Schönste, was wir angefangen, +Mühelos im Augenblick erfüllt? +Die der Kindheit Wiederkehr beschleunigt, +Die den Halbgott, unsern Geist, vereinigt +Mit den Göttern, die er kühn verstößt, +Die des Schicksals ehrne Schlüsse mildert, +Und im Kampfe, wenn das Herz verwildert, +Uns besänftigend den Harnisch löst? +Die das Eine, das im Raum der Sterne, +Das du suchst in aller Zeiten Ferne +Unter Stürmen, auf verwegner Fahrt, +Das kein sterblicher Verstand ersonnen, +Keine, keine Tugend noch gewonnen, +Die des Friedens goldne Frucht bewahrt? +Lag ich, wie das Erz im Schacht; +Dank, mein Herkules! den Knaben +Hast zum Manne du gemacht, +Reif bin ich zum Königssitze +Und mir brechen stark und groß +Taten, wie Kronions Blitze, +Aus der Jugend Wolke los. +Wie der Adler seine Jungen, +Wenn der Funk im Auge klimmt, +Auf die kühnen Wanderungen +In den frohen Aether nimmt, +Nimmst du aus der Kinderwiege, +Von der Mutter Tisch und Haus +In die Flamme deiner Kriege, +Hoher Halbgott, mich hinaus. +Wähntest du, dein Kämpferwagen +Rolle mir umsonst ins Ohr? +Jede Last, die du getragen, +Hub die Seele mir empor, +Zwar der Schüler mußte zahlen; +Schmerzlich brannten, stolzes Licht, +Mir im Busen deine Strahlen, +Wenn für deines Schicksals Wogen +Hohe Götterkräfte dich, +Kühner Schwimmer! auferzogen, +Was erzog dem Siege mich? +Was berief den Vaterlosen, +Der in dunkler Halle saß, +Zu dem Göttlichen und Großen, +Daß er kühn an dir sich maß? +Was ergriff und zog vom Schwarme +Der Gespielen mich hervor? +Was bewog des Bäumchens Arme +Nach des Aethers Tag empor? +Freundlich nahm des jungen Lebens +Keines Gärtners Hand sich an, +Aber kraft des eignen Strebens +Blickt und wuchs ich himmelan. +Sohn Kronions! an die Seite +Tret ich nun errötend dir, +Der Olymp ist deine Beute; +Komm und teile sie mit mir! +Sterblich bin ich zwar geboren, +Dennoch hat Unsterblichkeit +Meine Seele sich geschworen, +Und sie hält, was sie gebeut. +Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich, +Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen. +Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen +In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel, +Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren. +Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen, +Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel, +Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute, +Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken +Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet. +Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels +Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen. +Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer +Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben. +Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich, +Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen! +Du mein Herz! noch alterst du nicht; wie Luna den Liebling +Weckte des Himmels Kind, die Freude, vom Schlafe dich wieder; +Denn Sie erwacht mit mir zu neuer, glühender Jugend, +Meine Schwester, die süße Natur, und meine geliebten +Tale lächeln mich an, und meine geliebteren Haine, +Voll erfreulichen Vogelgesangs, und scherzender Lüfte, +Jauchzen in wilder Lust der freundlichen Gruß mir entgegen. +Der du Herzen verjüngst, und Fluren, heiliger Frühling, +Heil dir! Erstgeborner der Zeit! erquickender Frühling, +Erstgeborner im Schoße der Zeit! Gewaltiger! Heil dir, +Heil! die Fessel zerriß; und tönt dir Feiergesänge, +Daß die Gestad erbeben, der Strom, wir Jünglinge taumeln, +Jauchzen hinaus, wo der Strom dich preist, wir enthüllen, du Holder, +Deinem Liebeshauche die glühende Brust, und stürzen hinunter +In den Strom, und jauchzen mit ihm, und nennen dich Bruder. +Bruder! wie tanzt so schön, mit tausendfältiger Freude, +Ach! und tausendfältiger Lieb im lächelnden Aether +Deine Erde dahin, seit aus Elysiums Talen +Du mit dem Zauberstab ihr nahtest, himmlischer Jüngling! +Sahn wir nicht, wie sie freundlicher nun den stolzen Geliebten +Grüßt', den heiligen Tag, wenn er kühn vom Siege der Schatten +Über die Berge flammt! wie sie sanfterrötend im Schleier +Bis sie glühet von ihm, und ihre friedlichen Kinder +Alle, Blumen und Hain', und Saaten und sprossende Reben, ... +Schlummre, schlummre nun, mit deinen friedlichen Kindern, +Mutter Erde! denn Helios hat die glühenden Rosse +Längst zur Ruhe gelenkt, und die freundlichen Helden des Himmels, +Perseus dort, und Herkules dort, sie wallen in stiller +Liebe vorbei, und leise durchstreift der flüsternde Nachthauch +Deine fröhliche Saat, und die fernher tönenden Bäche +Lispeln Schlummergesänge darein, ... +Keiner, o Vater Aether! mich auf; noch ehe die Mutter +In die Arme mich nahm und ihre Brüste mich tränkten, +Faßtest du zärtlich mich an und gossest himmlischen Trank mir, +Mir den heiligen Othem zuerst in den keimenden Busen. +Nicht von irdischer Kost gedeihen einzig die Wesen, +Aber du nährst sie all mit deinem Nektar, o Vater! +Und es drängt sich und rinnt aus deiner ewigen Fülle +Die beseelende Luft durch alle Röhren des Lebens. +Darum lieben die Wesen dich auch und ringen und streben +Unaufhörlich hinauf nach dir in freudigem Wachstum. +Himmlischer! sucht nicht dich mit ihren Augen die Pflanze, +Streckt nach dir die schüchternen Arme der niedrige Strauch nicht? +Daß er dich finde, zerbricht der gefangene Same die Hülse, +Daß er belebt von dir in deiner Welle sich bade, +Schüttelt der Wald den Schnee wie ein überlästig Gewand ab. +Auch die Fische kommen herauf und hüpfen verlangend +Über die glänzende Fläche des Stroms, als begehrten auch diese +Aus der Wiege zu dir; auch den edeln Tieren der Erde +Wird zum Fluge der Schritt, wenn oft das gewaltige Sehnen, +Die geheime Liebe zu dir, sie ergreift, sie hinaufzieht. +Stolz verachtet den Boden das Roß, wie gebogener Stahl strebt +In die Höhe sein Hals, mit der Hufe berührt es den Sand kaum. +Hüpft, wie ein Zephyr, über den Bach, der reißend hinabschäumt, +Hin und wieder und schweift kaum sichtbar durch die Gebüsche. +Aber des Aethers Lieblinge, sie, die glücklichen Vögel, +Wohnen und spielen vergnügt in der ewigen Halle des Vaters! +Raums genug ist für alle. Der Pfad ist keinem bezeichnet, +Und es regen sich frei im Hause die Großen und Kleinen. +Über dem Haupte frohlocken sie mir und es sehnt sich auch mein Herz +Wunderbar zu ihnen hinauf; wie die freundliche Heimat +Winkt es von oben herab und auf die Gipfel der Alpen +Möcht ich wandern und rufen von da dem eilenden Adler, +Daß er, wie einst in die Arme des Zeus den seligen Knaben, +Aus der Gefangenschaft in des Aethers Halle mich trage. +Töricht treiben wir uns umher; wie die irrende Rebe, +Wenn ihr der Stab gebricht, woran zum Himmel sie aufwächst, +Breiten wir über dem Boden uns aus und suchen und wandern +Durch die Zonen der Erd, o Vater Aether! vergebens, +Denn es treibt uns die Lust, in deinen Gärten zu wohnen. +In die Meersflut werfen wir uns, in den freieren Ebnen +Uns zu sättigen, und es umspielt die unendliche Woge +Unsern Kiel, es freut sich das Herz an den Kräften des Meergotts. +Dennoch genügt ihm nicht; denn der tiefere Ozean reizt uns, +Wo die leichtere Welle sich regt - o wer dort an jene +Goldnen Küsten das wandernde Schiff zu treiben vermöchte! +Aber indes ich hinauf in die dämmernde Ferne mich sehne, +Wo du fremde Gestad umfängst mit der bläulichen Woge, +Kömmst du säuselnd herab von des Fruchtbaums blühenden Wipfeln, +Vater Aether! und sänftigest selbst das strebende Herz mir, +Und ich lebe nun gern, wie zuvor, mit den Blumen der Erde. +Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab. +Fernhin schlich das hagre Gebirg, wie ein wandelnd Gerippe, +Hohl und einsam und kahl blickt' aus der Höhe sein Haupt. +Ach! nicht sprang, mit erfrischendem Grün, der schattende Wald hier +In die säuselnde Luft üppig und herrlich empor, +Bäche stürzten hier nicht in melodischem Fall vom Gebirge, +Durch das blühende Tal schlingend den silbernen Strom, +Keiner Herde verging am plätschernden Brunnen der Mittag, +Freundlich aus Bäumen hervor blickte kein wirtliches Dach. +Unter dem Strauche saß ein ernster Vogel gesanglos, +Ängstig und eilend flohn wandernde Störche vorbei. +Nicht um Wasser rief ich dich an, Natur! in der Wüste, +Wasser bewahrte mir treulich das fromme Kamel. +Um der Haine Gesang, um Gestalten und Farben des Lebens +Bat ich, vom lieblichen Glanz heimischer Fluren verwöhnt. +Aber ich bat umsonst; du erschienst mir feurig und herrlich, +Aber ich hatte dich einst göttlicher, schöner gesehn. +Auch den Eispol hab ich besucht; wie ein starrendes Chaos +Türmte das Meer sich da schröcklich zum Himmel empor. +Tot in der Hülse von Schnee schlief hier das gefesselte Leben, +Und der eiserne Schlaf harrte des Tages umsonst. +Ach! nicht schlang um die Erde den wärmenden Arm der Olymp hier, +Wie Pygmalions Arm um die Geliebte sich schlang. +Hier bewegt' er ihr nicht mit dem Sonnenblicke den Busen, +Mutter Erde! rief ich, du bist zur Witwe geworden, +Dürftig und kinderlos lebst du in langsamer Zeit. +Nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe, +Alternd im Kinde sich nicht wiederzusehn, ist der Tod. +Aber vielleicht erwarmst du dereinst am Strahle des Himmels, +Aus dem dürftigen Schlaf schmeichelt sein Othem dich auf; +Und, wie ein Samenkorn, durchbrichst du die eherne Hülse, +Und die knospende Welt windet sich schüchtern heraus. +Deine gesparte Kraft flammt auf in üppigem Frühling, +Rosen glühen und Wein sprudelt im kärglichen Nord. +Aber jetzt kehr ich zurück an den Rhein, in die glückliche Heimat, +Und es wehen, wie einst, zärtliche Lüfte mich an. +Und das strebende Herz besänftigen mir die vertrauten +Friedlichen Bäume, die einst mich in den Armen gewiegt, +Und das heilige Grün, der Zeuge des ewigen, schönen +Lebens der Welt, es erfrischt, wandelt zum Jüngling mich um. +Alt bin ich geworden indes, mich bleichte der Eispol, +Und im Feuer des Süds fielen die Locken mir aus. +Doch, wie Aurora den Tithon, umfängst du in lächelnder Blüte +Warm und fröhlich, wie einst, Vaterlandserde, den Sohn. +Seliges Land! kein Hügel in dir wächst ohne den Weinstock, +Nieder ins schwellende Gras regnet im Herbste das Obst. +Fröhlich baden im Strome den Fuß die glühenden Berge, +Kränze von Zweigen und Moos kühlen ihr sonniges Haupt. +Und, wie die Kinder hinauf zur Schulter des herrlichen Ahnherrn, +Steigen am dunkeln Gebirg Festen und Hütten hinauf. +Friedsam geht aus dem Walde der Hirsch ans freundliche Tagslicht; +Hoch in heiterer Luft siehet der Falke sich um. +Aber unten im Tal, wo die Blume sich nährt von der Quelle, +Streckt das Dörfchen vergnügt über die Wiese sich aus. +Und vom Berge herab knarrt das gefesselte Rad. +Lieblich tönt die gehämmerte Sens und die Stimme des Landmanns, +Der am Pfluge dem Stier lenkend die Schritte gebeut, +Lieblich der Mutter Gesang, die im Grase sitzt mit dem Söhnlein, +Das die Sonne des Mais schmeichelt in lächelnden Schlaf. +Aber drüben am See, wo die Ulme das alternde Hoftor +Übergrünt und den Zaun wilder Holunder umblüht, +Da empfängt mich das Haus und des Gartens heimliches Dunkel, +Wo mit den Pflanzen mich einst liebend mein Vater erzog, +Wo ich froh, wie das Eichhorn, spielt auf den lispelnden Ästen, +Oder ins duftende Heu träumend die Stirne verbarg. +Heimatliche Natur! wie bist du treu mir geblieben! +Zärtlichpflegend, wie einst, nimmst du den Flüchtling noch auf. +Noch gedeihn die Pfirsiche mir, noch wachsen gefällig +Mir ans Fenster, wie sonst, köstliche Trauben herauf. +Lockend röten sich noch die süßen Früchte des Kirschbaums, +Und der pflückenden Hand reichen die Zweige sich selbst. +Schmeichelnd zieht mich, wie sonst, in des Walds unendliche Laube +Aus dem Garten der Pfad, oder hinab an den Bach, +Und die Pfade rötest du mir, es wärmt mich und spielt mir +Um das Auge, wie sonst, Vaterlandssonne! dein Licht; +Feuer trink ich und Geist aus deinem freudigen Kelche, +Schläfrig lässest du nicht werden mein alterndes Haupt. +Die du einst mir die Brust erwecktest vom Schlafe der Kindheit +Und mit sanfter Gewalt höher und weiter mich triebst, +Mildere Sonne! zu dir kehr ich getreuer und weiser, +Friedlich zu werden und froh unter den Blumen zu ruhn. +Lächelnd über uns hin zögen die Herrscher der Welt, +Sonne und Mond und Sterne, und auch die Blitze der Wolken +Spielten, des Augenblicks feurige Kinder, um uns, +Aber in unsrem Innern, ein Bild der Fürsten des Himmels, +Wandelte neidlos der Gott unserer Liebe dahin, +Und er mischte den Duft, die reine, heilige Seele, +Die, von des Frühlinges silberner Stunde genährt, +Oft überströmte, hinaus ins glänzende Meer des Tages, +Und in das Abendrot und in die Wogen der Nacht, +Ach! wir lebten so frei im innig unendlichen Leben, +Unbekümmert und still, selber ein seliger Traum, +Jetzt uns selber genug und jetzt ins Weite verfliegend, +Aber im Innersten doch immer lebendig und eins. +Glücklicher Baum! wie lange, wie lange könnt ich noch singen +Und vergehen im Blick auf dein erbebendes Haupt, +Aber siehe! dort regt sichs, es wandeln in Schleiern die Jungfraun +Und wer weiß es, vielleicht wäre mein Mädchen dabei; +Laß mich, laß mich, ich muß - lebwohl! es reißt mich ins Leben, +Daß ich im kindischen Gang folge der lieblichen Spur, +Aber du Guter, dich will, dich will ich nimmer vergessen, +Ewig bist du und bleibst meiner Geliebtesten Bild. +Und käm einmal ein Tag, wo sie die meinige wäre, +O! dann ruht ich mit ihr, unter dir, Freundlicher, aus +Und du zürnetest nicht, du gössest Schatten und Düfte +Und ein rauschendes Lied über die Glücklichen aus. +Fliegen die Zweige des Hains, +Wie die Locken im Tanz; und wie auf tönender Leier +Ein erfreulicher Geist, +Spielt mit Regen und Sonnenschein auf der Erde der Himmel; +Wie in liebendem Streit +Über dem Saitenspiel ein tausendfältig Gewimmel +Flüchtiger Töne sich regt, +Wandelt Schatten und Licht in süßmelodischem Wechsel +Über die Berge dahin. +Leise berührte der Himmel zuvor mit der silbernen Tropfe +Seinen Bruder, den Strom, +Nah ist er nun, nun schüttet er ganz die köstliche Fülle, +Die er am Herzen trug, +Über den Hain und den Strom, und ... +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Und das Grünen des Hains, und des Himmels Bild in dem Strome +Dämmert und schwindet vor uns +Und des einsamen Berges Haupt mit den Hütten und Felsen, +Die er im Schoße verbirgt, +Und die Hügel, die um ihn her, wie Lämmer, gelagert +Und in blühend Gesträuch +Wie in zarte Wolle gehüllt, sich nähren von klaren +Kühlenden Quellen des Bergs, +Und das dampfende Tal mit seinen Saaten und Blumen, +Nah und Fernes entweicht, verliert sich in froher Verwirrung +Und die Sonne verlischt. +Aber vorübergerauscht sind nun die Fluten des Himmels +Und geläutert, verjüngt +Geht mit den seligen Kindern hervor die Erd aus dem Bade. +Froher lebendiger +Glänzt im Haine das Grün, und goldner funkeln die Blumen, +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Weiß, wie die Herde, die in den Strom der Schäfer geworfen, +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Lange tot und tiefverschlossen, +Grüßt mein Herz die schöne Welt, +Seine Zweige blühn und sprossen, +Neu von Lebenskraft geschwellt; +O! ich kehre noch ins Leben, +Wie heraus in Luft und Licht +Meiner Blumen selig Streben +Aus der dürren Hülse bricht. +Die ihr meine Klage kanntet, +Die ihr liebezürnend oft +Meines Sinnes Fehle nanntet +Und geduldet und gehofft, +Eure Not ist aus, ihr Lieben! +Und das Dornenbett ist leer, +Und ihr kennt den immertrüben +Kranken Weinenden nicht mehr. +Wie so anders ists geworden! +Alles was ich haßt und mied, +Stimmt in freundlichen Akkorden +Nun in meines Lebens Lied, +Und mit jedem Stundenschlage +Werd ich wunderbar gemahnt +An der Kindheit goldne Tage, +Diotima! selig Wesen! +Herrliche, durch die mein Geist, +Von des Lebens Angst genesen, +Götterjugend sich verheißt! +Unser Himmel wird bestehen, +Unergründlich sich verwandt +Hat, noch eh wir uns gesehen, +Unser Wesen sich gekannt. +Da ich noch in Kinderträumen, +Friedlich wie der blaue Tag, +Unter meines Gartens Bäumen +Auf der warmen Erde lag, +Da mein erst Gefühl sich regte, +Da zum erstenmale sich +Göttliches in mir bewegte, +Säuselte dein Geist um mich. +Ach und da mein schöner Friede, +Wie ein Saitenspiel, zerriß, +Da von Haß und Liebe müde +Mich mein guter Geist verließ, +Kamst du, wie vom Himmel nieder +Und es gab mein einzig Glück, +Meines Sinnes Wohllaut wieder +Mir ein Traum von dir zurück. +Da ich flehend mich vergebens +An der Wesen kleinstes hing, +Durch den Sonnenschein des Lebens +Oft vor treuem Angesichte +Stand und keine Deutung fand, +Darbend vor des Himmels Lichte, +Vor der Mutter Erde stand, +Lieblich Bild, mit deinem Strahle +Drangst du da in meine Nacht! +Neu an meinem Ideale, +Neu und stark war ich erwacht; +Dich zu finden, warf ich wieder, +Warf ich meinen trägen Kahn +Von dem toten Porte nieder +In den blauen Ozean. - +Nun, ich habe dich gefunden! +Schöner, als ich ahndend sah +In der Liebe Feierstunden, +Hohe Gute! bist du da; +O der armen Phantasien! +Dieses Eine bildest nur +Du, in deinen Harmonien +Frohvollendete Natur! +Wie auf schwanker Halme Bogen +Sich die trunkne Biene wiegt, +Hin und wieder angezogen, +Taumelnd hin und wieder fliegt, +Wankt und weilt vor diesem Bilde +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Hab, ins tiefste Herz getroffen, +Oft um Schonung sie gefleht, +Wenn so klar und heilig offen +Mir ihr eigner Himmel steht, +Wenn die Schlacken, die mich kümmern, +Dieses Engelsauge sieht, +Wenn vor meines Friedens Trümmern +Dieser Unschuld Blume blüht; +Habe, wenn in reicher Stille, +Wenn in einem Blick und Laut +Seine Ruhe, seine Fülle +Mir ihr Genius vertraut, +Wenn ihr Geist, der mich begeistert, +An der hohen Stirne tagt, +Von Bewundrung übermeistert, +Zürnend ihr mein Nichts geklagt. +Aber, wie, in zarten Zweigen, +Liebend oft von mir belauscht, +Traulich durch der Haine Schweigen +Mir ein Gott vorüberrauscht, +So umfängt ihr himmlisch Wesen +Auch im Kinderspiele mich, +Und in süßem Zauber lösen +Freudig meine Bande sich. +Lange tot und tiefverschlossen, +Grüßt mein Herz die schöne Welt; +Seine Zweige blühn und sprossen, +Neu von Lebenskraft geschwellt; +O! ich kehre noch ins Leben, +Wie heraus in Luft und Licht +Meiner Blumen selig Streben +Aus der dürren Hülse bricht. +Wie so anders ists geworden! +Alles, was ich haßt und mied, +Stimmt in freundlichen Akkorden +Nun in meines Lebens Lied, +Und mit jedem Stundenschlage +Werd ich wunderbar gemahnt +An der Kindheit goldne Tage, +Seit ich dieses Eine fand. +Diotima! selig Wesen! +Herrliche, durch die mein Geist, +Von des Lebens Angst genesen, +Götterjugend sich verheißt! +Unser Himmel wird bestehen, +Unergründlich sich verwandt, +Hat sich, eh wir uns gesehen, +Da ich noch in Kinderträumen, +Friedlich, wie der blaue Tag, +Unter meines Gartens Bäumen +Auf der warmen Erde lag, +Und in leiser Lust und Schöne +Meines Herzens Mai begann, +Säuselte, wie Zephirstöne, +Diotimas Geist mich an. +Ach! und da, wie eine Sage, +Mir des Lebens Schöne schwand, +Da ich vor des Himmels Tage +Darbend, wie ein Blinder, stand, +Da die Last der Zeit mich beugte, +Und mein Leben, kalt und bleich, +Sehnend schon hinab sich neigte +In der Schatten stummes Reich; +Da, da kam vom Ideale, +Wie vom Himmel, Mut und Macht, +Du erscheinst mit deinem Strahle, +Götterbild! in meiner Nacht; +Dich zu finden, warf ich wieder, +Warf ich den entschlafnen Kahn +Von dem toten Porte nieder +In den blauen Ozean. - +Nun! ich habe dich gefunden, +Schöner, als ich ahndend sah +In der Liebe Feierstunden, +O der armen Phantasien! +Dieses Eine bildest nur +Du, in ewgen Harmonien +Frohvollendete Natur! +Wie die Seligen dort oben, +Wo hinauf die Freude flieht, +Wo, des Daseins überhoben, +Wandellose Schöne blüht, +Wie melodisch bei des alten +Chaos Zwist Urania, +Steht sie, göttlich rein erhalten, +Im Ruin der Zeiten da. +Unter tausend Huldigungen +Hat mein Geist, beschämt, besiegt, +Sie zu fassen schon gerungen, +Die sein Kühnstes überfliegt. +Sonnenglut und Frühlingsmilde, +Streit und Frieden wechselt hier +Vor dem schönen Engelsbilde +In des Busens Tiefe mir. +Viel der heilgen Herzenstränen +Hab ich schon vor ihr geweint, +Hab in allen Lebenstönen +Mit der Holden mich vereint, +Hab, ins tiefste Herz getroffen, +Oft um Schonung sie gefleht, +Wenn so klar und heilig offen +Habe, wenn in reicher Stille, +Wenn in einem Blick und Laut +Seine Ruhe, seine Fülle +Mir ihr Genius vertraut, +Wenn der Gott, der mich begeistert, +Mir an ihrer Stirne tagt, +Von Bewundrung übermeistert, +Zürnend ihr mein Nichts geklagt; +Dann umfängt ihr himmlisch Wesen +Süß im Kinderspiele mich, +Und in ihrem Zauber lösen +Freudig meine Bande sich; +Hin ist dann mein dürftig Streben, +Hin des Kampfes letzte Spur, +Und ins volle Götterleben +Ha! wo keine Macht auf Erden, +Keines Gottes Wink uns trennt, +Wo wir Eins und Alles werden, +Das ist nur mein Element; +Wo wir Not und Zeit vergessen, +Und den kärglichen Gewinn +Nimmer mit der Spanne messen, +Da, da sag ich, daß ich bin. +Wie der Stern der Tyndariden, +Der in leichter Majestät +Seine Bahn, wie wir, zufrieden +Dort in dunkler Höhe geht, +Nun in heitre Meereswogen, +Wo die schöne Ruhe winkt, +Von des Himmels steilem Bogen +Klar und groß hinuntersinkt: +O Begeisterung! so finden +Wir in dir ein selig Grab, +Tief in deine Woge schwinden, +Stillfrohlockend wir hinab, +Bis der Hore Ruf wir hören, +Und mit neuem Stolz erwacht, +Wie die Sterne, wiederkehren +In des Lebens kurze Nacht. +Leuchtest du wie vormals nieder, +Goldner Tag! und sprossen mir +Des Gesanges Blumen wieder +Lebenatmend auf zu dir? +Wie so anders ists geworden! +Manches, was ich trauernd mied, +Stimmt in freundlichen Akkorden +Nun in meiner Freude Lied, +Und mit jedem Stundenschlage +Werd ich wunderbar gemahnt +An der Kindheit stille Tage, +Seit ich Sie, die Eine, fand. +Diotima! edles Leben! +Schwester, heilig mir verwandt! +Eh ich dir die Hand gegeben, +Hab ich ferne dich gekannt. +Damals schon, da ich in Träumen, +Mir entlockt vom heitern Tag, +Unter meines Gartens Bäumen, +Ein zufriedner Knabe, lag, +Da in leiser Lust und Schöne +Meiner Seele Mai begann, +Säuselte, wie Zephirstöne, +Ach! und da, wie eine Sage, +Jeder frohe Gott mir schwand, +Da ich vor des Himmels Tage +Darbend, wie ein Blinder, stand, +Da die Last der Zeit mich beugte, +Und mein Leben, kalt und bleich, +Sehnend schon hinab sich neigte +In der Toten stummes Reich: +Wünscht ich öfters noch, dem blinden +Wanderer, dies Eine mir, +Meines Herzens Bild zu finden +Bei den Schatten oder hier. +Nun! ich habe dich gefunden! +Schöner, als ich ahndend sah, +Hoffend in den Feierstunden, +Holde Muse! bist du da; +Von den Himmlischen dort oben, +Wo hinauf die Freude flieht, +Wo, des Alterns überhoben, +Immerheitre Schöne blüht, +Scheinst du mir herabgestiegen, +Götterbotin! weiltest du +Nun in gütigem Genügen +Bei dem Sänger immerzu. +Sommerglut und Frühlingsmilde, +Streit und Frieden wechselt hier +Vor dem stillen Götterbilde +Wunderbar im Busen mir; +Zürnend unter Huldigungen +Sie zu fassen, schon gerungen, +Die mein Kühnstes überfliegt; +Unzufrieden im Gewinne, +Hab ich stolz darob geweint, +Daß zu herrlich meinem Sinne +Und zu mächtig sie erscheint. +Ach! an deine stille Schöne, +Selig holdes Angesicht! +Herz! an deine Himmelstöne +Ist gewohnt das meine nicht; +Aber deine Melodien +Heitern mählig mir den Sinn, +Daß die trüben Träume fliehen, +Und ich selbst ein andrer bin; +Bin ich dazu denn erkoren? +Ich zu deiner hohen Ruh, +So zu Licht und Lust geboren, +Göttlichglückliche! wie du? - +Wie dein Vater und der meine, +Der in heitrer Majestät +Über seinem Eichenhaine +Dort in lichter Höhe geht, +Wie er in die Meereswogen, +Wo die kühle Tiefe blaut, +Steigend von des Himmels Bogen, +Klar und still herunterschaut: +So will ich aus Götterhöhen, +Neu geweiht in schönrem Glück, +Froh zu singen und zu sehen, +Nun zu Sterblichen zurück. +Solang mein Herz nach höchster Schöne strebt, +Ich soll mein Schwanenlied am Grabe singen, +Wo ihr so gern lebendig uns begräbt? +O! schonet mein und laßt das rege Streben, +Bis seine Flut ins fernste Meer sich stürzt, +Laßt immerhin, ihr Ärzte, laßt mich leben, +Solang die Parze nicht die Bahn verkürzt. +Des Weins Gewächs verschmäht die kühlen Tale, +Hesperiens beglückter Garten bringt +Die goldnen Früchte nur im heißen Strahle, +Der, wie ein Pfeil, ins Herz der Erde dringt; +Was warnt ihr dann, wenn stolz und ungeschändet +Des Menschen Herz von kühnem Zorn entbrennt, +Was nimmt ihr ihm, der nur im Kampf vollendet, +Ihr Weichlinge, sein glühend Element? +Er hat das Schwert zum Spiele nicht genommen, +Der Richter, der die alte Nacht verdammt, +Er ist zum Schlafe nicht herabgekommen, +Der reine Geist, der aus dem Aether stammt; +Er strahlt heran, er schröckt, wie Meteore, +Befreit und bändigt, ohne Ruh und Sold, +Bis, wiederkehrend durch des Himmels Tore, +Sein Kämpferwagen im Triumphe rollt. +Und ihr, ihr wollt des Rächers Arme lähmen, +Bedeutet ihr, sich knechtisch zu bequemen, +Nach eures Pöbels Unerbittlichkeit? +Das Irrhaus wählt ihr euch zum Tribunale, +Dem soll der Herrliche sich unterziehn, +Den Gott in uns, den macht ihr zum Skandale, +Und setzt den Wurm zum König über ihn. - +Sonst ward der Schwärmer doch ans Kreuz geschlagen, +Und oft in edlem Löwengrimme rang +Der Mensch an donnernden Entscheidungstagen, +Bis Glück und Wut das kühne Recht bezwang; +Ach! wie die Sonne, sank zur Ruhe nieder, +Wer unter Kampf ein herrlich Werk begann, +Er sank und morgenrötlich hub er wieder +In seinen Lieblingen zu leuchten an. +Jetzt blüht die neue Kunst, das Herz zu morden, +Zum Todesdolch in meuchlerischer Hand +Ist nun der Rat des klugen Manns geworden, +Und furchtbar, wie ein Scherge, der Verstand; +Bekehrt von euch zu feiger Ruhe, findet +Der Geist der Jünglinge sein schmählich Grab, +Ach! ruhmlos in die Nebelnächte schwindet +Aus heitrer Luft manch schöner Stern hinab. +Umsonst, wenn auch der Geister Erste fallen, +Die starken Tugenden, wie Wachs, vergehn, +Das Schöne muß aus diesen Kämpfen allen, +Aus dieser Nacht der Tage Tag entstehn; +Begräbt sie nur, ihr Toten, eure Toten! +Indes ihr noch die Leichenfackel hält, +Geschiehet schon, wie unser Herz geboten, +Bricht schon herein die neue beßre Welt. +Die feurigfroh nach hoher Schöne strebt? +Ich soll mein Schwanenlied am Grabe singen, +Wo ihr so gern lebendig uns begräbt? +O schonet mein! Allmächtig fortgezogen, +Muß immerhin des Lebens frische Flut +Mit Ungeduld im engen Bette wogen, +Bis sie im heimatlichen Meere ruht. +Des Weins Gewächs verschmäht die kühlen Tale, +Hesperiens beglückter Garten bringt +Die goldnen Früchte nur im heißen Strahle, +Der, wie ein Pfeil, ins Herz der Erde dringt. +Was sänftiget ihr dann, wenn in den Ketten +Der ehrnen Zeit die Seele mir entbrennt, +Was nimmt ihr mir, den nur die Kämpfe retten, +Ihr Weichlinge! mein glühend Element? +Das Leben ist zum Tode nicht erkoren, +Zum Schlafe nicht der Gott, der uns entflammt, +Zum Joch ist nicht der Herrliche geboren, +Der Genius, der aus dem Aether stammt; +Er kommt herab; er taucht sich, wie zum Bade, +In des Jahrhunderts Strom und glücklich raubt +Auf eine Zeit den Schwimmer die Najade, +Drum laßt die Lust, das Große zu verderben, +Und geht und sprecht von eurem Glücke nicht! +Pflanzt keinen Zedernbaum in eure Scherben! +Nimmt keinen Geist in eure Söldnerspflicht! +Versucht es nicht, das Sonnenroß zu lähmen! +Laßt immerhin den Sternen ihre Bahn! +Und mir, mir ratet nicht, mich zu bequemen, +Und macht mich nicht den Knechten untertan. +Und könnt ihr ja das Schöne nicht ertragen, +So führt den Krieg mit offner Kraft und Tat! +Sonst ward der Schwärmer doch ans Kreuz geschlagen, +Jetzt mordet ihn der sanfte kluge Rat; +Wie manchen habt ihr herrlich zubereitet +Fürs Reich der Not! wie oft auf euern Sand +Den hoffnungsfrohen Steuermann verleitet +Auf kühner Fahrt ins warme Morgenland! +Umsonst! mich hält die dürre Zeit vergebens, +Und mein Jahrhundert ist mir Züchtigung; +Ich sehne mich ins grüne Feld des Lebens +Und in den Himmel der Begeisterung; +Begrabt sie nur, ihr Toten, eure Toten, +Und preist das Menschenwerk und scheltet nur! +Doch reift in mir, so wie mein Herz geboten, +Die schöne, die lebendige Natur. +Doch zur Zinne hinauf werden die Treppen zu steil. +Aber ins Heiligtum wagten sich wenige nach. +Anders belehrest du sie nie, wie verständig sie sind. +Eile, verderbe sie ganz, und führ ans furchtbare Nichts sie, +Anders glauben sie dir nie, wie verdorben sie sind. +Diese Toren bekehren sich nie, wenn ihnen nicht schwindelt, +Diese... sich nie, wenn sie Verwesung nicht sehn. +Beides verdammen sie dir, zeigest du beides zugleich. +Aber noch mehr das Genie, macht es gemein sich damit. +Ehrt das Schicksal und tragts, Stümper auf Erden zu sein; +Denn ist Einmal der Kopf voran, so folget der Schweif auch +Und die klassische Zeit deutscher Poëten ist aus. +Und sein Mann ist, wer ihm treulich das Faktum erzählt. +Aber der Baum und das Kind suchet, was über ihm ist. +In der gealterten Welt blühst du verschlossen, allein. +Liebend strebst du hinaus, dich zu sonnen am Lichte des Frühlings, +Zu erwarmen an ihr, suchst du die Jugend der Welt. +Deine Sonne, die schönere Zeit, ist untergegangen +Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nun. +Wonne der himmlischen Muse, das Chaos der Zeit, +Ordne den tobenden Kampf mit Friedenstönen des Himmels, +Bis in der sterblichen Brust sich das Entzweite vereint, +Bis der Menschen alte Natur, die ruhige, große, +Aus der gärenden Zeit mächtig und heiter sich hebt. +Kehr in die dürftigen Herzen des Volks, lebendige Schönheit! +Kehr an den gastlichen Tisch, kehr in die Tempel zurück! +Denn Diotima lebt, wie die zarten Blüten im Winter, +Reich an eigenem Geist, sucht sie die Sonne doch auch. +Aber die Sonne des Geists, die schönere Welt, ist hinunter +Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nur. +So herrlich schimmerte dein Morgenrot - +Und doch - und doch besiegt ein schwarzer Sturm +Das hehre Licht - und wälzet schreckenvoll +Den grimmen Donner auf dein sichres Haupt! +O Bruder! Bruder! daß dein Bild so wahr, +So schrecklich wahr des Lebens Wechsel deutet! +Daß Disteln hinter Blumengängen lauern - +Und Jammer auf die Rosenwange schielt! +Und bleicher Tod in Jünglingsadern schleicht, +Und bange Trennung treuer Freunde Los +Und edler Herzen Schicksal Druck und Kummer ist! +Da baun wir Plane, träumen so entzückt +Vom nahen Ziel - und plötzlich, plötzlich zuckt +Ein Blitz herab, und öffnet uns die Augen! +Du frägst, warum dies all? - aus heller Laune. +Ich sah im Geist sich deine Stirne wölken, +In deiner Eingezogenheit - da ging +Ich trüben Blicks hinab zu meinem Neckar +Und sah in seine Wogen, bis mir schwindelte - +Und kehrte still und voll der dunklen Zukunft, +Und voll des Schicksals, welches unsrer wartet, +Zurück - und setzte mich, und also ward +Die - freilich nicht erbauliche - Tirade +Vom ungewissen Wechsel unsers Lebens. +Doch - komme du - du scherze mir Tiraden +O komm - es harret dein ein eigen Deckelglas - +Stiefmütterlich soll wahrlich nicht mein Fäßchen sein. +Und findst du schon kein Städtermahl, so würzet es +Doch meine Freundschaft, und der Meinen guter Wille. +Dein Morgen, Bruder, ging so schön hervor, +Ein heitres Frührot glänzte dir entgegen, +Den wonnevollsten Lebenstag verheißend. +Die Musen weihten dich zu ihrem Priester, +Die Liebe kränzte dir das Haupt mit Rosen, +Und goß die reinsten Freuden in dein Herz. +Wer war wie du beglückt? Das Schicksal hat +Es anders nun gemacht; ein schwarzer Sturm +Verschlang des Tages Licht; der Donner rollte +Und traf dein sichres Haupt; im Grabe liegt, +Was du geliebt; dein Eden ist vernichtet. +O Bruder, Bruder, daß dein Schicksal mir +So schrecklichwahr des Lebens Wechsel deutet! +Daß Disteln hinter Blumengängen lauern, +Daß giftger Tod in Jugendadern schleicht, +Daß bittre Trennung selbst den Freunden oft +Den armen Trost versagt, den Schmerz zu teilen! +Da baun wir Plane, träumen so entzückt +Vom nahen Ziel, und plötzlich, plötzlich zuckt +Ein Blitz herab, und öffnet uns das Grab. +Ich sah im Geist dein Leiden all. Da ging +Ich trüben Blicks hinab am Maingestade, +Sah in die Wogen, bis mir schwindelte, +Und voll des Schicksals, welches unser wartet, +Beim Untergang der Sonn in meine Klause. +O Bruder, komm nach jahrelanger Trennung +An meine Brust! Vielleicht gelingt es uns, +Noch einen jener schönen Abende, +Die wir so oft am Herzen der Natur +Mit reinem Sinn und mit Gesang gefeiert, +Zurück zu zaubern, und noch einmal froh +Hinein zu schauen in das Leben! Komm, +Es wartet dein ein eigen Deckelglas, +Stiefmütterlich soll nicht mein Fäßchen fließen. +Es wartet dein ein freundliches Gemach, +Wo unsre Herzen liebend sich ergießen! +Komm, eh der Herbst der Gärten Schmuck verderbt, +Bevor die schönen Tage von uns eilen, +Und laß durch Freundschaft uns des Herzens Wunden heilen. +Schließe du, wie der Kelch zärtlicher Blumen, dich auf; +Einen Himmel empfängst du, der Freude goldene Wolke +Rieselt in eilenden freundlichen Tönen herab. +Freund! ich kenne mich nicht, ich kenne nimmer den Menschen, +Und es schämet der Geist aller Gedanken sich nun. +Fassen wollt er auch sie, wie er faßt die Dinge der Erde, +Fassen... +Aber ein Schwindel ergriff ihn süß, und die ewige Feste +Seiner Gedanken stürzt'... +Auf die Wiese geh ich hinaus, wo das Gras aus der Wurzel +Frisch, wie die Quelle, mir keimt, wo die liebliche Lippe der Blume +Mir sich öffnet und stumm mit süßem Othem mich anhaucht, +Und an tausend Zweigen des Hains, wie an brennenden Kerzen +Mir das Flämmchen des Lebens glänzt, die rötliche Blüte, +Wo im sonnigen Quell die zufriednen Fische sich regen, +Wo die Schwalbe das Nest mit den törigen Jungen umflattert, +Und die Schmetterlinge sich freun und die Bienen, da wandl ich +Mitten in ihrer Lust; ich steh im friedlichen Felde +Wie ein liebender Ulmbaum da, und wie Reben und Trauben +Schlingen sich rund um mich die süßen Spiele des Lebens. +Oder schau ich hinauf zum Berge, der mit Gewölken +Sich die Scheitel umkränzt und die düstern Locken im Winde +Schüttelt, und wenn er mich trägt auf seiner kräftigen Schulter, +Wenn die leichtere Luft mir alle Sinne bezaubert +Und das unendliche Tal, wie eine farbige Wolke, +Unter mir liegt, da werd ich zum Adler, und ledig des Bodens +Wechselt mein Leben im All der Natur wie Nomaden den Wohnort. +Und nun führt mich der Pfad zurück ins Leben der Menschen, +Fernher dämmert die Stadt, wie eine eherne Rüstung +Gegen die Macht des Gewittergotts und der Menschen geschmiedet, +Majestätisch herauf, und ringsum ruhen die Dörfchen; +Und die Dächer umhüllt, vom Abendlichte gerötet, +Freundlich der häusliche Rauch; es ruhn die sorglich umzäunten +Aber ins Mondlicht steigen herauf die zerbrochenen Säulen +Und die Tempeltore, die einst der Furchtbare traf, der geheime +Geist der Unruh, der in der Brust der Erd und der Menschen +Zürnet und gärt, der Unbezwungne, der alte Erobrer, +Der die Städte, wie Lämmer, zerreißt, der einst den Olympus +Stürmte, der in den Bergen sich regt, und Flammen herauswirft, +Der die Wälder entwurzelt und durch den Ozean hinfährt +Und die Schiffe zerschlägt und doch in der ewigen Ordnung +Niemals irre dich macht, auf der Tafel deiner Gesetze +Keine Silbe verwischt, der auch dein Sohn, o Natur, ist, +Mit dem Geiste der Ruh aus Einem Schoße geboren. - +Hab ich zu Hause dann, wo die Bäume das Fenster umsäuseln +Und die Luft mit dem Lichte mir spielt, von menschlichem Leben +Ein erzählendes Blatt zu gutem Ende gelesen: +Leben! Leben der Welt! du liegst wie ein heiliger Wald da, +Sprech ich dann, und es nehme die Axt, wer will, dich zu ebnen, +Glücklich wohn ich in dir. +Das Schicksal, daß sie nicht entschliefen, und es kam +Der unerbittliche, der furchtbare +Sohn der Natur, der alte Geist der Unruh. +Der regte sich, wie Feuer, das im Herzen +Der Erde gärt, das wie den reifen Obstbaum +Die alten Städte schüttelt, das die Berge +Zerreißt, und die Eichen hinabschlingt und die Felsen. +Und Heere tobten, wie die kochende See. +Und wie ein Meergott, herrscht' und waltete +Manch großer Geist im kochenden Getümmel. +Manch feurig Blut zerrann im Todesfeld +Und jeder Wunsch und jede Menschenkraft +Vertobt auf Einer da, auf ungeheurer Walstatt, +Wo von dem blauen Rheine bis zur Tyber +Die unaufhaltsame, die jahrelange Schlacht +In wilder Ordnung sich umherbewegte. +Es spielt' ein kühnes Spiel in dieser Zeit +Mit allen Sterblichen das mächtge Schicksal. +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Und blinken goldne Früchte wieder dir, +Wie heitre holde Sterne, durch die kühle Nacht +Der Pomeranzenwälder in Italien. +Worin des Lebens Wein, der Geist +Der Helden, sich aufbewahrt, +Aber der Geist dieses Jünglings, +Der schnelle, müßt er es nicht zersprengen, +Wo es ihn fassen wollte, das Gefäß? +Der Dichter laß ihn unberührt wie den Geist der Natur, +An solchem Stoffe wird zum Knaben der Meister. +Er kann im Gedichte nicht leben und bleiben, +Er lebt und bleibt in der Welt. +Ein göttlich Feuer tief aus der Erde dir, +Und du in schauderndem Verlangen +Wirfst dich hinab, in des Aetna Flammen. +So schmelzt' im Weine Perlen der Übermut +Der Königin; und mochte sie doch! hättst du +Nur deinen Reichtum nicht, o Dichter, +Hin in den gärenden Kelch geopfert! +Doch heilig bist du mir, wie der Erde Macht, +Die dich hinwegnahm, kühner Getöteter! +Und folgen möcht ich in die Tiefe, +Hielte die Liebe mich nicht, dem Helden. +Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, +Daß williger mein Herz, vom süßen +Spiele gesättiget, dann mir sterbe. +Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht +Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; +Doch ist mir einst das Heilge, das am +Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, +Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! +Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel +Mich nicht hinab geleitet; Einmal +Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht. +Du heilig Leben! welkest hinweg und schweigst, +Denn ach, vergebens bei Barbaren +Suchst du die Deinen im Sonnenlichte, +Die zärtlichgroßen Seelen, die nimmer sind! +Doch eilt die Zeit. Noch siehet mein sterblich Lied +Den Tag, der, Diotima! nächst den +Göttern mit Helden dich nennt, und dir gleicht. +Send ihr, freundlicher Geist, ewige Jugend herab! +Hüll in deine Wonnen sie ein und laß sie die Zeit nicht +Sehn, wo einsam und fremd sie, die Athenerin, lebt, +Bis sie im Lande der Seligen einst die fröhlichen Schwestern, +Die zu Phidias Zeit herrschten und liebten, umfängt. +Götterruhe dir oft, und der geheimeren, +Tiefern Schmerzen des Lebens +Hast du manche gelernt von mir. +O vergiß es, vergib! gleich dem Gewölke dort +Vor dem friedlichen Mond, geh ich dahin, und du +Ruhst und glänzest in deiner +Schöne wieder, du süßes Licht! +In heilger Jugend; ja, und ich sag es noch. - +Um meine Weisheit unbekümmert +Rauschen die Wasser doch auch, und dennoch +Hör ich sie gern, und öfters bewegen sie +Und stärken mir das Herz, die gewaltigen; +Und meine Bahn nicht, aber richtig +Wandeln ins Meer sie die Bahn hinunter. +Des Abends weint ich; jetzt, da ich älter bin, +Beginn ich zweifelnd meinen Tag, doch +Heilig und heiter ist mir sein Ende. +Schön ihn nieder; das Leid beugt ihn gewaltiger; +So durchlauf ich des Lebens +Bogen und kehre, woher ich kam. +Nun nicht mehr den Gesang? fandst du, als Jüngling, doch, +In den Tagen der Hoffnung, +Wenn du sangest, das Ende nie!« +Wie mein Glück, ist mein Lied. - Willst du im Abendrot +Froh dich baden? hinweg ists! und die Erd ist kalt, +Und der Vogel der Nacht schwirrt +Unbequem vor das Auge dir. +Da wirs taten, warum schröckt' uns, wie Mord, die Tat? +Ach! wir kennen uns wenig, +Denn es waltet ein Gott in uns. +Seit ich liebe? warum achtetet ihr mich mehr, +Da ich stolzer und wilder, +Wortereicher und leerer war? +Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt, +Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen; +An das Göttliche glauben +Die allein, die es selber sind. +Von fernen Inseln, wo er geerntet hat; +Wohl möcht auch ich zur Heimat wieder; +Aber was hab ich, wie Leid, geerntet? - +Ihr holden Ufer, die ihr mich auferzogt, +Stillt ihr der Liebe Leiden? ach! gebt ihr mir, +Ihr Wälder meiner Kindheit, wann ich +Komme, die Ruhe noch Einmal wieder? +Müd vom Weinen und schon dämmert die Furcht in mir, +Doch, doch kann ich nicht glauben, +Daß du sterbest, solang du liebst. +Allbelebende, säumst? ach! und ihr heilt sie nicht, +Mächtge Lüfte des Aethers, +Nicht ihr Quellen des Sonnenlichts? +Alle Blumen der Erd, alle die fröhlichen, +Schönen Früchte des Hains, heitern sie alle nicht +Dieses Leben, ihr Götter! +Das ihr selber in Lieb erzogt? - +Ach! schon atmet und tönt heilige Lebenslust +Ihr im reizenden Wort wieder wie sonst und schon +Glänzt das Auge des Lieblings +Freundlichoffen, Natur! dich an. +Und den tieferen Geist klein und gemein versteht, +Gott vergibt es, doch stört nur +Nie den Frieden der Liebenden. +Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegärt, +Bald zur Stille der Schönheit; +Seid nur fromm, wie der Grieche war! +Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen! +Haßt den Rausch, wie den Frost! lehrt, und beschreibet nicht! +Wenn der Meister euch ängstigt, +Fragt die große Natur um Rat. +Auf dem Rosse von Holz mutig und groß sich dünkt, +Denn, ihr Deutschen, auch ihr seid +Tatenarm und gedankenvoll. +Oder kömmt, wie der Strahl aus dem Gewölke kömmt, +Aus Gedanken die Tat? Leben die Bücher bald? +O ihr Lieben, so nimmt mich, +Daß ich büße die Lästerung. +Ihr habt Verstand! ihr glaubt nicht an Helios, +Noch an den Donnerer und Meergott; +Tot ist die Erde, wer mag ihr danken? - +Getrost ihr Götter! zieret ihr doch das Lied, +Wenn schon aus euren Namen die Seele schwand, +Und ist ein großes Wort vonnöten, +Mutter Natur! so gedenkt man deiner. +Von aller deiner Wonne; denn eben ists, +Daß ich gesehn, wie, müde seiner +Fahrt, der entzückende Götterjüngling +Die jungen Locken badet' im Goldgewölk; +Und jetzt noch blickt mein Auge von selbst nach ihm; +Doch fern ist er zu frommen Völkern, +Die ihn noch ehren, hinweggegangen. +Dich lieb ich, Erde! trauerst du doch mit mir! +Und unsre Trauer wandelt, wie Kinderschmerz, +In Schlummer sich, und wie die Winde +Flattern und flüstern im Saitenspiele, +Bis ihm des Meisters Finger den schönern Ton +Entlockt, so spielen Nebel und Träum um uns, +Bis der Geliebte wiederkömmt und +Leben und Geist sich in uns entzündet. +Von aller deiner Wonne; denn eben ists, +Daß ich gelauscht, wie, goldner Töne +Voll, der entzückende Sonnenjüngling +Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt'; +Es tönten rings die Wälder und Hügel nach. +Doch fern ist er zu frommen Völkern, +Die ihn noch ehren, hinweggegangen. +Diesem Jünglinge stets? kennest du Größers nicht? +Warum siehet mit Liebe, +Wie auf Götter, dein Aug auf ihn?« +Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste, +Hohe Jugend versteht, wer in die Welt geblickt, +Und es neigen die Weisen +Oft am Ende zu Schönem sich. +Triumph, als allerobernd vom Indus her +Der junge Bacchus kam, mit heilgem +Weine vom Schlafe die Völker weckend. +O weckt, ihr Dichter! weckt sie vom Schlummer auch, +Die jetzt noch schlafen, gebt die Gesetze, gebt +Uns Leben, siegt, Heroën! ihr nur +Habt der Eroberung Recht, wie Bacchus. +Beschwerten sie dein Herz dir und banden dich +Und übergaben dich den Flammen, +Heiliger Mann! o warum nicht kamst du +Vom Himmel her in Flammen zurück, das Haupt +Der Lästerer zu treffen und riefst dem Sturm; +Daß er die Asche der Barbaren +Fort aus der Erd, aus der Heimat werfe! +Doch die du lebend liebtest, die dich empfing, +Den Sterbenden, die heilge Natur vergißt +Der Menschen Tun und deine Feinde +Kehrten, wie du, in den alten Frieden. +Der jungen Berge Gipfel und dufteten +Lustatmend, immergrüner Haine +Voll, in des Ozeans grauer Wildnis +Die ersten holden Inseln; und freudig sah +Des Sonnengottes Auge die Neulinge, +Die Pflanzen, seiner ewgen Jugend +Lächelnde Kinder, aus dir geboren. +Da auf der Inseln schönster, wo immerhin +Den Hain in zarter Ruhe die Luft umfloß, +Lag unter Trauben einst, nach lauer +Nacht, in der dämmernden Morgenstunde +Geboren, Mutter Erde! dein schönstes Kind; - +Und auf zum Vater Helios sieht bekannt +Der Knab, und wacht und wählt, die süßen +Beere versuchend, die heilge Rebe +Zur Amme sich; und bald ist er groß; ihn scheun +Die Tiere, denn ein anderer ist, wie sie, +Der Mensch; nicht dir und nicht dem Vater +Gleicht er, denn kühn ist in ihm und einzig +Des Vaters hohe Seele mit deiner Lust, +Der Göttermutter, der Natur, der +Allesumfassenden möcht er gleichen! +Ach! darum treibt ihn, Erde! vom Herzen dir +Sein Übermut, und deine Geschenke sind +Umsonst und deine zarten Bande; +Sucht er ein Besseres doch, der Wilde! +Von seines Ufers duftender Wiese muß +Ins blütenlose Wasser hinaus der Mensch, +Und glänzt auch, wie die Sternenacht, von +Goldenen Früchten sein Hain, doch gräbt er +Sich Höhlen in den Bergen und späht im Schacht, +Von seines Vaters heiterem Lichte fern, +Dem Sonnengott auch ungetreu, der +Knechte nicht liebt und der Sorge spottet. +Denn freier atmen Vögel des Walds, wenn schon +Des Menschen Brust sich herrlicher hebt, und der +Die dunkle Zukunft sieht, er muß auch +Sehen den Tod und allein ihn fürchten. +Und Waffen wider alle, die atmen, trägt +In ewigbangem Stolze der Mensch; im Zwist +Verzehrt er sich und seines Friedens +Blume, die zärtliche, blüht nicht lange. +Ist er von allen Lebensgenossen nicht +Der seligste? Doch tiefer und reißender +Ergreift das Schicksal, allausgleichend, +Auch die entzündbare Brust dem Starken. +Auf weichem Boden, selige Genien! +Glänzende Götterlüfte +Rühren euch leicht, +Wie die Finger der Künstlerin +Heilige Saiten. +Schicksallos, wie der schlafende +Säugling, atmen die Himmlischen; +Keusch bewahrt +In bescheidener Knospe, +Blühet ewig +Ihnen der Geist, +Und die seligen Augen +Blicken in stiller +Ewiger Klarheit. +Doch uns ist gegeben, +Auf keiner Stätte zu ruhn, +Es schwinden, es fallen +Die leidenden Menschen +Blindlings von einer +Stunde zur andern, +Wie Wasser von Klippe +Zu Klippe geworfen, +Jahr lang ins Ungewisse hinab. +Rettet' ein Gott mich oft +Vom Geschrei und der Rute der Menschen, +Da spielt ich sicher und gut +Mit den Blumen des Hains, +Und die Lüftchen des Himmels +Spielten mit mir. +Und wie du das Herz +Der Pflanzen erfreust, +Wenn sie entgegen dir +Die zarten Arme strecken, +So hast du mein Herz erfreut, +Vater Helios! und, wie Endymion, +War ich dein Liebling, +Heilige Luna! +O all ihr treuen +Freundlichen Götter! +Daß ihr wüßtet, +Wie euch meine Seele geliebt! +Zwar damals rief ich noch nicht +Euch mit Namen, auch ihr +Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen, +Doch kannt ich euch besser, +Als ich je die Menschen gekannt, +Ich verstand die Stille des Aethers, +Der Menschen Worte verstand ich nie. +Mich erzog der Wohllaut +Des säuselnden Hains +Und lieben lernt ich +Unter den Blumen. +Im Arme der Götter wuchs ich groß. +Herrlicher Göttersohn! da du die Geliebte verloren, +Gingst du ans Meergestad, weintest hinaus in die Flut, +Weheklagend hinab verlangt' in den heiligen Abgrund, +In die Stille dein Herz, wo, von der Schiffe Gelärm +Fern, tief unter den Wogen, in friedlicher Grotte die blaue +Thetis wohnte, die dich schützte, die Göttin des Meers. +Mutter war dem Jünglinge sie, die mächtige Göttin, +Hatte den Knaben einst liebend, am Felsengestad +Seiner Insel, gesäugt, mit dem kräftigen Liede der Welle +Und im stärkenden Bad ihn zum Heroën genährt. +Und die Mutter vernahm die Weheklage des Jünglings, +Stieg vom Grunde der See, trauernd, wie Wölkchen, herauf, +Stillte mit zärtlichem Umfangen die Schmerzen des Lieblings, +Und er hörte, wie sie schmeichelnd zu helfen versprach. +Göttersohn! o wär ich, wie du, so könnt ich vertraulich +Einem der Himmlischen klagen mein heimliches Leid. +Sehen soll ich es nicht, soll tragen die Schmach, als gehört ich +Nimmer zu ihr, die doch meiner mit Tränen gedenkt. +Gute Götter! doch hört ihr jegliches Flehen des Menschen, +Ach! und innig und fromm liebt ich dich heiliges Licht, +Seit ich lebe, dich Erd und deine Quellen und Wälder, +Vater Aether, und dich fühlte zu sehnend und rein +Dieses Herz - o sänftiget mir, ihr Guten, mein Leiden, +Daß ich lebe und euch, ihr hohen himmlischen Mächte, +Noch am fliehenden Tag danke mit frommem Gesang, +Danke für voriges Gut, für Freuden vergangener Jugend, +Und dann nehmet zu euch gütig den Einsamen auf. +Vieles hast du erlebt, du teure Mutter! und ruhst nun +Glücklich, von Fernen und Nahn liebend beim Namen genannt, +Mir auch herzlich geehrt in des Alters silberner Krone +Unter den Kindern, die dir reifen und wachsen und blühn. +Langes Leben hat dir die sanfte Seele gewonnen +Und die Hoffnung, die dich freundlich in Leiden geführt. +Denn zufrieden bist du und fromm, wie die Mutter, die einst den +Besten der Menschen, den Freund unserer Erde, gebar. - +Ach! sie wissen es nicht, wie der Hohe wandelt' im Volke, +Und vergessen ist fast, was der Lebendige war. +Wenige kennen ihn doch und oft erscheinet erheiternd +Mitten in stürmischer Zeit ihnen das himmlische Bild. +Allversöhnend und still mit den armen Sterblichen ging er, +Dieser einzige Mann, göttlich im Geiste, dahin. +Keines der Lebenden war aus seiner Seele geschlossen +Und die Leiden der Welt trug er an liebender Brust. +Mit dem Tode befreundet' er sich, im Namen der andern +Ging er aus Schmerzen und Müh siegend zum Vater zurück. +Und du kennest ihn auch, du teure Mutter! und wandelst +Glaubend und duldend und still ihm, dem Erhabenen, nach. +Sieh! es haben mich selbst verjüngt die kindlichen Worte, +Und es rinnen, wie einst, Tränen vom Auge mir noch; +Und ich denke zurück an längst vergangene Tage, +Und die Heimat erfreut wieder mein einsam Gemüt, +Wo, von Liebe genährt, schneller der Knabe gedieh. +Ach! wie dacht ich dann oft, du solltest meiner dich freuen, +Wann ich ferne mich sah wirkend in offener Welt. +Manches hab ich versucht und geträumt und habe die Brust mir +Wund gerungen indes, aber ihr heilet sie mir, +O ihr Lieben! und lange, wie du, o Mutter! zu leben +Will ich lernen; es ist ruhig das Alter und fromm. +Kommen will ich zu dir; dann segne den Enkel noch Einmal, +Daß dir halte der Mann, was er, als Knabe, gelobt. +Und der Jüngling, Apoll, heilend, begeisternd wie du. +Und du bist mir, wie sie, als hätte der Seligen Einer +Mich ins Leben gesandt, geh ich, es wandelt das Bild +Meiner Heldin mit mir, wo ich duld und bilde, mit Liebe +Bis in den Tod, denn dies lernt ich und hab ich von ihr. +Laß uns leben, o du, mit der ich leide, mit der ich +Innig und glaubig und treu ringe nach schönerer Zeit. +Sind doch wirs! und wüßten sie noch in kommenden Jahren +Von uns beiden, wenn einst wieder der Genius gilt, +Sprächen sie: es schufen sich einst die Einsamen liebend +Nur von Göttern gekannt ihre geheimere Welt. +Denn die Sterbliches nur besorgt, es empfängt sie die Erde, +Aber näher zum Licht wandern, zum Aether hinauf +Sie, die inniger Liebe treu, und göttlichem Geiste +Hoffend und duldend und still über das Schicksal gesiegt. +Früher anheim uns fiel, weil er uns scheute, der Tor. +Und sie achtetens keinen Gewinn, ... +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Singt, o singet mir nur, unglückweissagend, ihr Furchtbarn, +Schicksalsgötter, das Lied immer und immer ums Ohr. +Euer bin ich zuletzt, ich weiß es, doch will zuvor ich +Mir gehören und mir Leben erbeuten und Ruhm. +Meine Seele sich rächt, wenn ich hinunter bin, +Von des Genius Feinden +Überwunden, ins feige Grab, +Dann vergiß mich, o dann rette vom Untergang +Meinen Namen auch du, gütiges Herz! nicht mehr, +Dann erröte, die du mir +Hold gewesen, doch eher nicht! +Aber weiß ich es nicht? Wehe! du liebender +Schutzgeist! ferne von dir spielen zerreißend bald +Auf den Saiten des Herzens +Alle Geister des Todes mir. +O so bleiche dich denn, Locke der mutigen +Jugend! heute noch, du, lieber als morgen mir, +... hier, wo am einsamen +Scheidewege der Schmerz mich, +Mich der Tötende niederwirft. +Ich bin im Walde mit dem Vater draus +Gewesen, diesen Abend, auf dem Pfade, +Du kennest ihn, vom vorgen Frühlinge. +Es blühten wilde Rosen nebenan, +Und von der Felswand überschattet' uns +Der Eichenbüsche sonnenhelles Grün; +Und oben durch der Buchen Dunkel quillt +Das klare flüchtige Gewässer nieder. +Wie oft, du Liebe! stand ich dort und sah +Ihm nach aus seiner Bäume Dämmerung +Hinunter in die Ferne, wo zum Bach +Es wird, zum Strome, sehnte mich mit ihm +Hinaus - wer weiß, wohin? +Das hast du oft +Mir vorgeworfen, daß ich immerhin +Abwesend bin mit meinem Sinne, hast +Mirs oft gesagt, ich habe bei den Menschen +Kein friedlich Bleiben nicht, verschwende +Die Seele an die Lüfte, lieblos sei +Ich öfters bei den Meinen. Gott! ich lieblos? +Wohl mag es freudig sein und schön, zu bleiben, +Zu ruhn in einer lieben Gegenwart, +Wenn eine große Seele, die wir kennen, +Sich um uns schließt, daß wir, die Heimatlosen, +Doch wissen, wo wir wohnen. +Gute! Treue! +Doch hast du recht. Bist du denn nicht mir eigen? +Und hab ich ihn, den teuern Vater, nicht, +Den Heiligjugendlichen, Vielerfahrnen, +Der, wie ein stiller Gott auf dunkler Wolke, +Verborgenwirkend über seiner Welt +Mit freiem Auge ruht, und wenn er schon +Ein Höhers weiß, und ich des Mannes Geist +Nur ahnen kann, doch ehrt er liebend mich, +Und nennt mich seine Freude, ja! und oft +Gibt eine neue Seele mir sein Wort. +Dann möcht ich wohl den Segen, den er gab, +Mit einem, das ich liebte, gerne teilen, +Und bin allein - ach! ehmals war ichs nicht! +Mein Eduard! mein Bruder! denkst du sein +Und denkst du noch der frommen Abende, +Wenn wir im Garten oft zusammensaßen +Nach schönem Sommertage, wenn die Luft +Um unsre Stille freundlich atmete, +Und über uns des Aethers Blumen glänzten; +Wenn von den Alten er, den Hohen, uns +Erzählte, wie in Freude sie und Freiheit +Aufstrebten, seine Meister; tönender +Hub dann aus seiner Brust die Stimme sich, +Und zürnend war und liebend oft voll Tränen +Das Auge meinem Stolzen! ach! den letzten +Bevorstand, ruhiger der Jüngling war, +Noch mit Gesängen, die wir gerne hörten, +Und mit der Zithar uns, die Trauernden, +Vergnügt'! +Ich seh ihn immer, wie er ging. +Nie war er schöner, kühn, die Seele glänzt' +Ihm auf der Stirne, dann voll Andacht trat +Er vor den alten Vater. Kann ich Glück +Von dir empfangen, sprach er, heilger Mann! +So wünsche lieber mir das größte, denn +Ein anders, und betroffen schien der Vater. +Wenns sein soll, wünsch ich dirs, antwortet' er. +Ich stand beiseit, und wehemütig sah +Der Scheidende mich an und rief mich laut; +Mir bebt' es durch die Glieder, und er hielt +Mich zärtlich fest, in seinen Armen stärkte +Der Starke mir das Herz, und da ich aufsah +Nach meinem Lieben, war er fortgeeilt. +»Ein edel Volk ist hier auf Korsika;« +Schrieb freudig er im letzten Briefe mir, +»Wie wenn ein zahmer Hirsch zum Walde kehrt +Und seine Brüder trifft, so bin ich hier, +Und mir bewegt im Männerkriege sich +Die Brust, daß ich von allem Weh genese. +Wie lebst du, teure Seele! und der Vater? +Hier unter frohem Himmel, wo zu schnell +Die Frühlinge nicht altern, und der Herbst +Auf dieser guten Insel werden wir +Uns wiedersehen; dies ist meine Hoffnung. +Ich lobe mir den Feldherrn. Oft im Traum +Hab ich ihn fast gesehen, wie er ist, +Mein Paoli, noch eh er freundlich mich +Empfing und zärtlich vorzog, wie der Vater +Den Jüngstgebornen, der es mehr bedarf. +Und schämen muß ich vor den andern mich, +Den furchtbarstillen, ernsten Jünglingen. +Sie dünken traurig dir bei Ruh und Spiel; +Unscheinbar sind sie, wie die Nachtigall, +Wenn von Gesang sie ruht; am Ehrentag +Erkennst du sie. Ein eigen Leben ists! - +Wenn mit der Sonne wir, mit heilgem Lied +Heraufgehn übern Hügel, und die Fahnen +Ins Tal hinab im Morgenwinde wehn, +Und drunten auf der Ebne fernher sich, +Ein gärend Element, entgegen uns +Die Menge regt und treibt, da fühlen wir +Frohlockender, wie wir uns herrlich lieben; +Denn unter unsern Zelten und auf Wogen +Der Schlacht begegnet uns der Gott, der uns +Zusammenhält. +Wir tun, was sich gebührt, +Und führen wohl das edle Werk hinaus. +Dann küßt ihr noch den heimatlichen Boden, +Den trauernden, und kommt und lebt mit uns, +Emilie! - Wie wirds dem alten Vater +Zum Jüngling aufzuleben und zu ruhn +In unentweihter Erde, wenn er stirbt. +Denkst du des tröstenden Gesanges noch, +Emilie, den seiner teuern Stadt +In ihrem Fall der stille Römer sang, +Noch hab ich einiges davon im Sinne. +Klagt nicht mehr! kommt in neues Land! so sagt' er. +Der Ozean, der die Gefild umschweift, +Erwartet uns. Wir suchen selige +Gefilde, reiche Inseln, wo der Boden +Noch ungepflügt die Früchte jährlich gibt, +Und unbeschnitten noch der Weinstock blüht, +Wo der Olivenzweig nach Wunsche wächst, +Und ihren Baum die Feige keimend schmückt, +Wo Honig rinnt aus hohler Eich und leicht +Gewässer rauscht von Bergeshöhn. - Noch manches +Bewundern werden wir, die Glücklichen. - +Es sparte für ein frommes Volk Saturnus Sohn +Dies Ufer auf, da er die goldne Zeit +Mit Erze mischte. - Lebe wohl, du Liebe!« +Der Edle fiel des Tags darauf im Treffen +Mit seiner Liebsten Einem, ruht mit ihm +In Einem Grab. +In deinem Schoße ruht +Er, schönes Korsika! und deine Wälder +Umschatten ihn, und deine Lüfte wehn +Am milden Herbsttag freundlich über ihm, +Ach! dorthin möcht ich wohl, doch hälf es nicht. +Ich sucht ihn, so wie hier. Ich würde fast +Dort weniger, wie hier, mich sein entwöhnen. +So wuchs ich auf mit ihm, und weinen muß ich +Und lächeln, denk ich, wie mirs ehmals oft +Beschwerlich ward, dem Wilden nachzukommen, +Wenn nirgend er beim Spiele bleiben wollte. +Nun bist du dennoch fort und lässest mich +Allein, du Lieber! und ich habe nun +Kein Bleiben auch, und meine Augen sehn +Das Gegenwärtige nicht mehr, o Gott! +Und mit Phantomen peiniget und tröstet +Nun meine Seele sich, die einsame. +Das weißt du, gutes Mädchen! nicht, wie sehr +Ich unvernünftig bin. Ich will dirs all +Erzählen. Morgen! Mich besucht doch immer +Der süße Schlaf, und wie die Kinder bin ich, +Die besser schlummern, wenn sie ausgeweint. +Der Vater schwieg im Leide tagelang, +Da ers erfuhr; und scheuen mußt ich mich, +Mein Weh ihn sehn zu lassen; lieber ging +Ich dann hinaus zum Hügel und das Herz +Gewöhnte mir zum freien Himmel sich. +Ich tadelt oft ein wenig mich darüber, +Daß nirgend mehr im Hause mirs gefiel. +Vergnügt mit allem war ich ehmals da, +Und leicht war alles mir. Nun ängstigt' es +Mich oft; noch trieb ich mein Geschäft, doch leblos, +Es war, wie in der Schattenwelt, im Hause. +Der stille Vater und das stumme Kind! +Wir wollen fort auf eine Reise, Tochter! +Sagt' eines Tags mein Vater, und wir gingen, +Und kamen dann zu dir. In diesem Land, +An deines Neckars friedlichschönen Ufern, +Da dämmert' eine stille Freude mir +Zum erstenmale wieder auf. Wie oft +Im Abendlichte stand ich auf dem Hügel +Mit dir, und sah das grüne Tal hinauf, +Wo zwischen Bergen, da die Rebe wächst, +An manchem Dorf vorüber, durch die Wiesen +Zu uns herab, von luftger Weid umkränzt, +Das goldne ruhige Gewässer wallte! +Mir bleibt die Stelle lieb, wo ich gelebt. +Ihr heiterfreien Ebenen des Mains, +Ihr reichen, blühenden! wo nahe bald +Der frohe Strom, des stolzen Vaters Liebling, +Mit offnem Arm ihn grüßt, den alten Rhein! +Auch ihr! Sie sind wie Freunde mir geworden, +Und aus der Seele mir vergehen soll +Kein frommer Dank, und trag ich Leid im Busen, +So soll mir auch die Freude lebend bleiben. +Erzählen wollt ich dir, doch hell ist nie +Das Auge mir, wenn dessen ich gedenke. +Vor seinen kindischen, geliebten Träumen +Wir reisten dann +Hinein in andre Gegenden, ins Land +Des Varustals, dort bei den dunkeln Schatten +Der wilden heilgen Berge lebten wir, +Die Sommertage durch, und sprachen gern +Von Helden, die daselbst gewohnt, und Göttern. +Noch gingen wir des Tages, ehe wir +Vom Orte schieden, in den Eichenwald +Des herrlichen Gebirgs hinaus, und standen +In kühler Luft auf hoher Heide nun. +»Hier unten in dem Tale schlafen sie +Zusammen,« sprach mein Vater, »lange schon, +Die Römer mit den Deutschen, und es haben +Die Freigebornen sich, die stolzen, stillen, +Im Tode mit den Welteroberern +Versöhnt, und Großes ist und Größeres +Zusammen in der Erde Schoß gefallen. +Wo seid ihr, meine Toten all? Es lebt +Der Menschengenius, der Sprache Gott, +Der alte Braga noch, und Hertha grünt +Noch immer ihren Kindern, und Walhalla +Blaut über uns, der heimatliche Himmel; +Doch euch, ihr Heldenbilder, find ich nicht.« +Ich sah hinab und leise schauerte +Mein Herz, und bei den Starken war mein Sinn, +Den Guten, die hier unten vormals lebten. +Itzt stand ein Jüngling, der, uns ungesehn, +Nicht ferne von mir auf. O Vater! mußt +Ich rufen, das ist Eduard! - Du bist +Nicht klug, mein Kind! erwidert' er und sah +Den Jüngling an; es mocht ihn wohl auch treffen, +Er faßte schnell mich bei der Hand und zog +Mich weiter. Einmal mußt ich noch mich umsehn. +Derselbe wars und nicht derselbe! Stolz und groß, +Voll Macht war die Gestalt, wie des Verlornen, +Und Aug und Stirn und Locke; schärfer blickt' +Er nur, und um die seelenvolle Miene +War, wie ein Schleier, ihm ein stiller Ernst +Gebreitet. Und er sah mich an. Es war, +Als sagt' er, gehe nur auch du, so geht +Mir alles hin, doch duld ich aus und bleibe. +Wir reisten noch desselben Abends ab, +Und langsamtraurig fuhr der Wagen weiter +Und weiter durchs unwegsame Gebirg. +Es wechselten in Nebel und in Regen +Die Bäum und des Gebüsches dunkle Bilder +Im Walde nebenan. Der Vater schlief, +In dumpfem Schmerze träumt ich hin, und kaum +Nur eben noch, die lange Zeit zu zählen, +War mir die Seele wach. +Ein schöner Strom +Erweckt' ein wenig mir das Aug; es standen +Im breiten Boot die Schiffer am Gestad; +Die Pferde traten folgsam in die Fähre, +Und ruhig schifften wir. Erheitert war +Die Nacht, und auf die Wellen leuchtet' +Aus blauer Luft das stille Mondlicht nieder; +Und alles dünkte friedlich mir und sorglos, +In Schlaf gesungen von des Himmels Sternen. +Und ich sollt ohne Ruhe sein von nun an, +Verloren ohne Hoffnung mir an Fremdes +Die Seele meiner Jugend! Ach! ich fühlt +Es itzt, wie es geworden war mit mir. +Dem Adler gleich, der in der Wolke fliegt, +Erschien und schwand mir aus dem Auge wieder, +Und wieder mir des hohen Fremdlings Bild, +Daß mir das Herz erbebt' und ich umsonst +Mich fassen wollte. Schliefst du gut, mein Kind! +Begrüßte nun der gute Vater mich, +Und gerne wollt ich auch ein Wort ihm sagen. +Die Tränen doch erstickten mir die Stimme, +Und in den Strom hinunter mußt ich sehn, +Und wußte nicht, wo ich mein Angesicht +Verbergen sollte. +Glückliche! die du +Dies nie erfahren, überhebe mein +Dich nicht. Auch du, und wer von allen mag +Sein eigen bleiben unter dieser Sonne? +Oft meint ich schon, wir leben nur, zu sterben, +Uns opfernd hinzugeben für ein anders. +O schön zu sterben, edel sich zu opfern, +Und nicht so fruchtlos, so vergebens, Liebe! +Das mag die Ruhe der Unsterblichen +Bedaure du mich nur! +Doch tadeln, Gute, sollst du mir es nicht! +Nennst du sie Schatten, jene, die ich liebe? +Da ich kein Kind mehr war, da ich ins Leben +Erwachte, da aufs neu mein Auge sich +Dem Himmel öffnet' und dem Licht, da schlug +Mein Herz dem Schönen; und ich fand es nah; +Wie soll ichs nennen, nun es nicht mehr ist +Für mich? O laßt! Ich kann die Toten lieben, +Die Fernen; und die Zeit bezwingt mich nicht. +Mein oder nicht! du bist doch schön, ich diene +Nicht Eitlem, was der Stunde nur gefällt, +Dem Täglichen gehör ich nicht; es ist +Ein anders, was ich lieb; unsterblich +Ist, was du bist, und du bedarfst nicht meiner, +Damit du groß und gut und liebenswürdig +Und herrlich seist, du edler Genius! +Laßt nur mich stolz in meinem Leide sein, +Und zürnen, wenn ich ihn verleugnen soll; +Bin ich doch sonst geduldig, und nicht oft +Aus meinem Munde kömmt ein Männerwort. +Demütigt michs doch schon genug, daß ich, +Was ich dir lang verborgen, nun gesagt. +Wie dank ich dir, du Liebe, daß du mir +Vertrauen abgewonnen, daß ich dir +Mein still Geheimnis endlich ausgesprochen. +Ich bin nun ruhiger - wie nenn ichs dir? +Hinausging mit dem Bruder, und wir oben +Auf unserm Hügel beieinander saßen, +Und ich den Lieben bei den Händen hielt, +Und mirs gefallen ließ am offnen Feld +Und an der Straß, und ins Gewölb hinauf +Des grünen Ahorns staunt, an dem wir lagen. +Ein Sehnen war in mir, doch war ich still. +Es blühten uns der ersten Hoffnung Tage, +Die Tage des Erwachens. +Holde Dämmerung! +So schön ists, wenn die gütige Natur +Ins Leben lockt ihr Kind. Es singen nur +Den Schlummersang am Abend unsre Mütter. +Sie brauchen nie das Morgenlied zu singen. +Dies singt die andre Mutter uns, die gute, +Die wunderbare, die uns Lebenslust +In unsern Busen atmet, uns mit süßen +Verheißungen erweckt. +Wie ist mir, Liebe! +Ich kann an Jugend heute nur, und nur +An Jugend denken. +Sieh! ein heitrer Tag +Ists eben auch. Seit frühem Morgen sitz ich +Am lieben Fenster, und es wehn die Lüfte, +Die zärtlichen, herein, mir blickt das Licht +Durch meine Bäume, die zu nahe mir +Gewachsen sind, und mählig mit den Blüten +Das ferne Land verhüllen, daß ich mich +Hinaus mich find aus diesem freundlichen +Gefängnis; und es fliegen über ihnen +Die Schwalben und die Lerchen, und es singen +Die Stunde durch genug die Nachtigallen, +Und wie sie heißen, all die Lieblinge +Der schönen Jahrszeit; eigne Namen möcht +Ich ihnen geben, und den Blumen auch, +Den stillen, die aus dunklem Beete duften, +Zu mir herauf wie junge Sterne glänzend. +Und wie es lebt und glücklich ist im Wachstum, +Und seiner Reife sich entgegen freut! +Es findet jedes seine Stelle doch, +Sein Haus, die Speise, die das Herz ihm sättigt, +Und jedes segnest du mit eignem Segen, +Natur! und gibst dich ihnen zum Geschäft, +Und trägst und nährst zu ihrer Blütenfreud +Und ihrer Frucht sie fort, du Gütige! +Und klagtest du doch öfters, trauernd Herz! +Vergaßest mir den Glauben, danktest nicht, +Und dachtest nicht, wenn dir dein Tun zu wenig +Bedeuten wollt, es sei ein frommes Opfer, +Das du, wie andre, vor das Leben bringest, +Wohlmeinend, wie der Lerche Lied, das sie +Den Lüften singt, den freudegebenden - +Nun geh ich noch hinaus und hole Blumen +Dem Vater aus dem Feld, und bind ihm sie +In Einen Strauß, die drunten in dem Garten, +Daß ihms gefallen soll. Und dir? dir bring ich +Genug des Neuen. Da ists immer anders. +Itzt blühn die Weiden; itzt vergolden sich +Die Wiesen; itzt beginnt der Buche Grün, +Und itzt der Eiche - nun! leb wohl indessen! +Ihr Himmlischen! das war er. Kannst du mir +Es glauben? - Beste! - wärst du bei mir! - Er! +Der Hohe, der Gefürchtete, Geliebte! - +Mein bebend Herz, hast du so viel gewollt? +Da ging ich so zurück mit meinen Blumen, +Sah auf den Pfad, den abendrötlichen, +In meiner Stille nieder, und es schlief +Mir sanft im Busen das Vergangene, +Ein kindlich Hoffen atmete mir auf; +Wie wenn uns zwischen süßem Schlaf und Wachen +Die Augen halb geöffnet sind, so war +Ich Blinde. Sieh! da stand er vor mir, mein +Heroë, und ich Arme war, wie tot, +Und ihm, dem Brüderlichen, überglänzte +Das Angesicht, wie einem Gott, die Freude. +»Emilie!« - das war sein frommer Gruß. +Ach! alles Sehnen weckte mir und all +Das liebe Leiden, so ich eingewiegt, +Der goldne Ton des Jünglings wieder auf! +Nicht aufsehn durft ich! keine Silbe durft +Was wein ich denn, du Gute! - laß mich nur! +Nun darf ich ja, nun ists so töricht nimmer, +Und schön ists, wenn der Schmerz mit seiner Schwester, +Der Wonne, sich versöhnt, noch eh er weggeht. +O Wiedersehn! das ist noch mehr, du Liebe! +Als wenn die Bäume wieder blühn, und Quellen +Von neuem fröhlich rauschen - +Ja! ich hab +Ihn oft gesucht und ernstlich oft es mir +Versagt, doch wollt ich sein Gedächtnis ehren. +Die Bilder der Gespielen, die mit mir +Auf grüner Erd in stummer Kindheit saßen, +Sie dämmern ja um meine Seele mir, +Und dieser edle Schatte, sollt er nicht? +Das Herz im Busen, das unsterbliche, +Kann nicht vergessen, sieh! und öfters bringt +Ein guter Genius die Liebenden +Zusammen, daß ein neuer Tag beginnt, +Und ihren Mai die Seele wieder feiert. +O wunderbar ist mir! auch er! - daß du +Hinunter mußtest, Lieber! ehe dir +Das deine ward, und dich die frohe Braut +Zum Männerruhme segnete! Doch starbst +Du schön, und oft hab ich gehört, es fallen +Die Lieblinge des Himmels früh, damit +Sie sterblich Glück und Leid und Alter nicht +Erfahren. Nimmermehr vergeß ich dich, +Ihm zeigen, wenn er kömmt; und wenn der Stolze +Sich dann verwundert, daß er sich bei mir +Gefunden, sag ich ihm, es sei ein andrer, +Und den er lieben müsse. O, er wirds! +Da schrieb er mir. Ja! teures Herz! er ists, +Den ich gesucht. Wie dieser Jüngling mich +Demütiget und hebt! Nun! lies es nur! +»So bist dus wieder, und ich habe dich +Gegrüßt, gefunden, habe dich noch Einmal +In deiner frommen Ruh gestört, du Kind +Des Himmels! - Nein Emilie! du kanntest +Mich ja. Ich kann nicht fragen. Wir sinds, +Die Längstverwandten, die der Gott getraut, +Und bleiben wird es, wie die Sonne droben. +Ich bin voll Freude, schöne Seele! bin +Der neuen Melodieen ungewohnt. +Es ist ein anders Lied, als jenes, so +Dem Jünglinge die Parze lehrend singt, +Bis ihm, wie Wohllaut, ihre Weise tönt; +Dann gönnt sie ihm, du Friedliche! von dir +Den süßern Ton, den liebsten, einzigen +Zu hören. Mein? o sieh! du wirst in Lust +Die Mühe mir und was mein Herz gebeut, +Du wirst es all in heilge Liebe wandeln. +Und hab ich mit Unmöglichem gerungen, +Und mir die Brust zu Treu und Ruh gehärtet, +Du wärmest sie mit frommer Hoffnung mir, +Daß sie vertrauter mit dem Siege schlägt. +Mir aus des Lebens dunkler Wolke stieg, +Das himmlische, mir schwindet, seh ich Dich, +Und eine schöne Götterbotin, mahnst +Du lächelnd mich an meinen Phoebus wieder; +Und wenn ich zürne, sänftigest du mich. +Dein Schüler bin ich dann, und lausch und lerne. +Von deinem Munde nehm ich, Zauberin, +Des Überredens süße Gabe mir, +Daß sie die Geister freundlich mir bezwingt, +Und wenn ich ferne war von dir, und wund +Und müd dir wiederkehre, heilst du mich +Und singst in Ruhe mich, du holde Muse! +Emilie! daß wir uns wiedersahn! +Daß wir uns einst gefunden, und du nun +Mich nimmer fliehst und nahe bist! Zu gern, +Zu gern entwich dein stolzes Bild dem Wandrer, +Das zarte, reine, da du ferne warst, +Du Heiligschönes! Doch ich sah dich oft, +Wenn ich des Tags allein die Pfade ging, +Und abends in der fremden Hütte schwieg. +O heute! grüße, wenn du willst, den Vater! +Ich kenn ihn wohl; auch meinen Namen kennt er; +Und seiner Freunde Freund bin ich. Ich wußte nicht, +Daß er es war, da wir zuerst einander +Begegneten, und lang erfuhr ichs nicht. +Bald grüß ich schöner dich. - Armenion.« +Er woll ihn morgen sprechen, sagte mir +Mein Vater, morgen! und er schien nicht freundlich. +Nun sitz ich hier und meine Augen ruhn +Und schlummern nicht - ach! schämen muß ich mich, +Es dir zu klagen - will ich stille werden, +So regt ein Laut mich auf; ich sinn und bitte, +Und weiß nicht, was? und sagen möcht ich viel, +Doch ist die Seele stumm - o fragen möcht ich +Die sorgenfreien Bäume hier, die Strahlen +Der Nacht und ihre Schatten, wie es nun +Mir endlich werden wird. +Zu still ists mir +In dieser schönen Nacht, und ihre Lüfte +Sind mir nicht hold, wie sonst. Die Törin! +Solang er ferne war, so liebt ich ihn; +Nun bin ich kalt, und zag und zürne mir +Und andern. - Auch die Worte, so ich dir +In dieser bösen Stunde schreibe, lieb +Ich nicht, und was ich sonst von ihm geschrieben, +Unleidlich ist es mir. Was ist es denn? +Ich wünsche fast, ich hätt ihn nie gesehn. +Mein Friede war doch schöner. Teures Herz! +Ich bin betrübt, und anders, denn ichs war, +Da ich um den Verlornen trauerte. +Ich bin es nimmer, nein! ich bin es nicht. +Ich bin nicht gut, und seellos bin ich auch. +O daß der goldne Tag die Ruhe mir, +Mein eigen Leben wiederbrächt! - +Ich will +Geduldig sein, und wenn der Vater ihn +Nicht ehrt, mir ihn versagt, den Teuren, +So schweig ich lieber, und es soll mir nicht +Zu sehr die Seele kränken; kann ich still +Ihn ehren doch, und bleiben, wie ich bin. +Nun muß ich lächeln über alles Schlimme, +Was ich die vorge Nacht geträumt; und hab +Ich dir es gar geschrieben? Anders bin +Ich itzt gesinnt. +Er kam und mir frohlockte +Das Herz, wie er herab die Straße ging, +Und mir das Volk den fremden Herrlichen +Bestaunt'! und lobend über ihn geheim +Die Nachbarn sich besprachen, und er itzt +Den Knaben, der an ihm vorüberging, +Nach meinem Hause fragt'; ich sahe nicht +Hinaus, ich konnt, an meinem Tische sitzend, +Ihn ohne Scheue sehn - wie red ich viel? +Und da er nun herauf die Treppe kam, +Und ich die Tritte hört und seine Türe +Mein Vater öffnete, sie draußen sich +Stillschweigend grüßten, daß ich nicht +Ein Wort vernehmen konnt, ich Unvernünftge, +Nicht kurze Zeit allein im andern Zimmer, +Daß ich es länger nicht erdulden konnt, +Und dacht: ich könnte wohl den Vater fragen +Um dies und jenes, was ich wissen mußte. +Dann hätt ichs wohl gesehn in ihren Augen, +Wie mir es werden sollte. Doch ich kam +Bis an die Schwelle nur, ging lieber doch +In meinen Garten, wo die Pflanzen sonst, +In andrer Zeit, die Stunde mir gekürzt. +Und fröhlich glänzten, von des Morgens Tau +Gesättiget, im frischen Lichte sie +Ins Auge mir, wie liebend sich das Kind +An die betrübte Mutter drängt, so waren +Die Blumen und die Blüten um mich rings, +Und schöne Pforten wölbten über mir +Die Bäume. +Doch ich konnt es itzt nicht achten, +Nur ernster ward und schwerer nur, und bänger +Das Herz mir Armen immer, und ich sollte +Wie eine Dienerin von ferne lauschen, +Ob sie vielleicht mich riefen, diese Männer. +Ich wollte nun auch nimmer um mich sehn, +Und barg in meiner Laube mich und weinte, +Und hielt die Hände vor das Auge mir. +Da hört ich sanft des Vaters Stimme nah, +Und lächelnd traten, da ich noch die Tränen +Mir trocknete, die beiden in die Laube: +»Hast du dich so geängstiget, mein Kind! +Vor mich den edeln Gast behalten wollt? +Ihn hast du nun. Er mag die Zürnende +Mit mir versöhnen, wenn ich Unrecht tat.« +So sprach er; und wir reichten alle drei +Die Händ einander, und der Vater sah +Mit stiller Freud uns an - +»Ein Trefflicher +Ist dein geworden, Tochter!« sprach er itzt, +»Und dein, o Sohn! dies heiligliebend Weib. +Ein freudig Wunder, daß die alten Augen +Mir übergehen, seid ihr mir, und blüht, +Wie eine seltne Blume, mir, ihr Beiden! +Denn nicht gelingt es immerhin den Menschen, +Das Ihrige zu finden. Großes Glück +Zu tragen und zu opfern gibt der Gott +Den Einen, weniger gegeben ist +Den Andern; aber hoffend leben sie. +Zwei Genien geleiten auf und ab +Uns Lebende, die Hoffnung und der Dank. +Mit Einsamen und Armen wandelt jene, +Die Immerwache; dieser führt aus Wonne +Die Glücklichen des Weges freundlich weiter, +Vor bösem Schicksal sie bewahrend. Oft, +Wenn er entfloh, erhuben sich zu sehr +Die Freudigen, und rächend traf sie bald +Doch gerne teilt +Das freie Herz von seinen Freuden aus, +Der Sonne gleich, die liebend ihre Strahlen +An ihrem Tag aus goldner Fülle gibt; +Und um die Guten dämmert oft und glänzt +Ein Kreis voll Licht und Lust, so lang sie leben. +O Frühling meiner Kinder, blühe nun, +Und altre nicht zu bald, und reife schön!« +So sprach der gute Vater. Vieles wollt +Er wohl noch sagen, denn die Seele war +Ihm aufgegangen; aber Worte fehlten ihm. +Er gab ihn mir und segnet' uns und ging +Hinweg. +Ihr Himmelslüfte, die ihr oft +Mich tröstend angeweht, nun atmetet +Ihr heiligend um unser goldnes Glück! +Wie anders wars, wie anders, da mit ihm, +Dem Liebenden, dem Freudigen, ich itzt, +Ich Freudige, zu unsrer Mutter auf, +Zur schönen Sonne sah! nun dämmert' es +Im Auge nicht, wie sonst im sehnenden, +Nun grüßt ich helle dich, du stolzes Licht! +Und lächelnd weiltest du, und kamst und schmücktest +Den Lieben mir, und kränztest ihm mit Rosen +Und meine Bäume, +Sie streuten auch ein hold Geschenk herab, +Zu meinem Fest, vom Überfluß der Blüten! +Da ging ich sonst; ach! zu den Pflanzen flüchtet +Ich oft mein Herz, bei ihnen weilt ich oft +Und hing an ihnen; dennoch ruht ich nie, +Und meine Seele war nicht gegenwärtig. +Wie eine Quelle, wenn die jugendliche +Dem heimatlichen Berge nun entwich, +Die Pfade bebend sucht, und flieht und zögert, +Und durch die Wiesen irrt und bleiben möcht, +Und sehnend, hoffend immer doch enteilt: +So war ich; aber liebend hat der stolze, +Der schöne Strom die flüchtige genommen, +Und ruhig wall ich nun, wohin der sichre +Mich bringen will, hinab am heitern Ufer. +Saitenspiel und Gesang, schweigt mir das Herz doch gleich; +Bald auch bin ich verwandelt, +Blinkst du, purpurner Wein! mich an +Unter Schatten des Walds, wo die gewaltige +Mittagssonne mir sanft über dem Laube glänzt; +Ruhig sitz ich daselbst, wenn +Zürnend schwerer Beleidigung +Ich im Felde geirrt - Zürnen zu gerne doch +Deine Dichter, Natur! trauern und weinen leicht, +Die Beglückten; wie Kinder, +Die zu zärtlich die Mutter hält, +Sind sie mürrisch und voll herrischen Eigensinns; +Wandeln still sie des Wegs, irret Geringes doch +Bald sie wieder; sie reißen +Aus dem Gleise sich sträubend dir. +Doch du rührest sie kaum, Liebende! freundlich an, +Sind sie friedlich und fromm; fröhlich gehorchen sie; +Du lenkst, Meisterin! sie mit +Weichem Zügel, wohin du willst. +Hinab von ihren Hügeln, hinab ins Tal, +Wo keck herauf die Würger dringen, +Sicher der Kunst und des Arms, doch sichrer +Kömmt über sie die Seele der Jünglinge, +Denn die Gerechten schlagen, wie Zauberer, +Und ihre Vaterlandsgesänge +Lähmen die Kniee den Ehrelosen. +O nimmt mich, nimmt mich mit in die Reihen auf, +Damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods! +Umsonst zu sterben, lieb ich nicht, doch +Lieb ich, zu fallen am Opferhügel +Fürs Vaterland, zu bluten des Herzens Blut +Fürs Vaterland - und bald ists geschehn! Zu euch, +Ihr Teuern! komm ich, die mich leben +Lehrten und sterben, zu euch hinunter! +Wie oft im Lichte dürstet ich euch zu sehn, +Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit! +Nun grüßt ihr freundlich den geringen +Fremdling und brüderlich ists hier unten; +Und Siegesboten kommen herab: Die Schlacht +Ist unser! Lebe droben, o Vaterland, +Und zähle nicht die Toten! Dir ist, +Liebes! nicht Einer zu viel gefallen. +Du in der dunkeln Wolke, du Gott der Zeit! +Zu wild, zu bang ists ringsum, und es +Trümmert und wankt ja, wohin ich blicke. +Ach! wie ein Knabe, seh ich zu Boden oft, +Such in der Höhle Rettung von dir, und möcht, +Ich Blöder, eine Stelle finden, +Alleserschüttrer! wo du nicht wärest. +Laß endlich, Vater! offenen Augs mich dir +Begegnen! hast denn du nicht zuerst den Geist +Mit deinem Strahl aus mir geweckt? mich +Herrlich ans Leben gebracht, o Vater! - +Wohl keimt aus jungen Reben uns heilge Kraft; +In milder Luft begegnet den Sterblichen, +Und wenn sie still im Haine wandeln, +Heiternd ein Gott; doch allmächtger weckst du +Die reine Seele Jünglingen auf, und lehrst +Die Alten weise Künste; der Schlimme nur +Wird schlimmer, daß er bälder ende, +Wenn du, Erschütterer! ihn ergreifest. +Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd. +Gastfreundlich tönt dem Wanderer im +Friedlichen Dorfe die Abendglocke. +Wohl kehren itzt die Schiffer zum Hafen auch, +In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts +Geschäftger Lärm; in stiller Laube +Glänzt das gesellige Mahl den Freunden. +Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen +Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh +Ist alles freudig; warum schläft denn +Nimmer nur mir in der Brust der Stachel? +Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; +Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint +Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich, +Purpurne Wolken! und möge droben +In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! - +Doch, wie verscheucht von töriger Bitte, flieht +Der Zauber; dunkel wirds und einsam +Unter dem Himmel, wie immer, bin ich - +Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt +Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja, +Du ruhelose, träumerische! +Friedlich und heiter ist dann das Alter. +Eilt schon die wache Quelle; die Buche neigt +Ihr schwankes Haupt und im Geblätter +Rauscht es und schimmert; und um die grauen +Gewölke streifen rötliche Flammen dort, +Verkündende, sie wallen geräuschlos auf; +Wie Fluten am Gestade, wogen +Höher und höher die Wandelbaren. +Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell, +Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort! +Denn offner fliegt, vertrauter dir mein +Auge, du Freudiger! zu, solang du +In deiner Schöne jugendlich blickst und noch +Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist; +Du möchtest immer eilen, könnt ich, +Göttlicher Wandrer, mit dir! - doch lächelst +Des frohen Übermütigen du, daß er +Dir gleichen möchte; segne mir lieber dann +Mein sterblich Tun und heitre wieder +Gütiger! heute den stillen Pfad mir. +Ich sehn, und öfters über die Berg enteilt +Das Herz mir, und die Wünsche wandern +Über das Meer, zu den Ufern, die mir +Vor andern, so ich kenne, gepriesen sind; +Doch lieb ist in der Ferne nicht Eines mir, +Wie jenes, wo die Göttersöhne +Schlafen, das trauernde Land der Griechen. +Ach! einmal dort an Suniums Küste möcht +Ich landen, deine Säulen, Olympion! +Erfragen, dort, noch eh der Nordsturm +Hin in den Schutt der Athenertempel +Und ihrer Götterbilder auch dich begräbt; +Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt, +Die nicht mehr ist! - und o ihr schönen +Inseln Ioniens, wo die Lüfte +Vom Meere kühl an warme Gestade wehn, +Wenn unter kräftger Sonne die Traube reift, +Ach! wo ein goldner Herbst dem armen +Volk in Gesänge die Seufzer wandelt, +Wenn die Betrübten itzt ihr Limonenwald +Und süßer Wein und Pauk und Zithar +Zum labyrinthischen Tanze ladet - +Zu euch vielleicht, ihr Inseln! gerät noch einst +Ein heimatloser Sänger; denn wandern muß +Von Fremden er zu Fremden, und die +Erde, die freie, sie muß ja, leider! +Statt Vaterlands ihm dienen, solang er lebt, +Und wenn er stirbt - doch nimmer vergeß ich dich, +So fern ich wandre, schöner Main! und +Deine Gestade, die vielbeglückten. +Gastfreundlich nahmst du, Stolzer! bei dir mich auf +Und heitertest das Auge dem Fremdlinge, +Und still hingleitende Gesänge +Lehrtest du mich und geräuschlos Leben. +O ruhig mit den Sternen, du Glücklicher! +Wallst du von deinem Morgen zum Abend fort, +Dem Bruder zu, dem Rhein, und dann mit +Ihm in den Ozean freudig nieder! +Siehst du das eine recht, siehst du das andere auch. +Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus. +Tötet, aber es macht Geister lebendig der Geist. +In die Seele, denn dies müssen Verzweifelte nur. +Unter den Menschen, daß nur Einer und Eines nur sei? +Geläutert ist die Traub und der Hain ist rot +Vom Obst, wenn schon der holden Blüten +Manche der Erde zum Danke fielen. +Und rings im Felde, wo ich den Pfad hinaus, +Den stillen, wandle, ist den Zufriedenen +Ihr Gut gereift und viel der frohen +Mühe gewähret der Reichtum ihnen. +Vom Himmel blicket zu den Geschäftigen +Durch ihre Bäume milde das Licht herab, +Die Freude teilend, denn es wuchs durch +Hände der Menschen allein die Frucht nicht. +Und leuchtest du, o Goldnes, auch mir, und wehst +Auch du mir wieder, Lüftchen, als segnetest +Du eine Freude mir, wie einst, und +Irrst, wie um Glückliche, mir am Busen? +Einst war ichs, doch wie Rosen, vergänglich war +Das fromme Leben, ach! und es mahnen noch, +Die blühend mir geblieben sind, die +Holden Gestirne zu oft mich dessen. +Beglückt, wer, ruhig liebend ein frommes Weib, +Es leuchtet über festem Boden +Schöner dem sicheren Mann sein Himmel. +Denn, wie die Pflanze, wurzelt auf eignem Grund +Sie nicht, verglüht die Seele des Sterblichen, +Der mit dem Tageslichte nur, ein +Armer, auf heiliger Erde wandelt. +Zu mächtig, ach! ihr himmlischen Höhen, zieht +Ihr mich empor, bei Stürmen, am heitern Tag +Fühl ich verzehrend euch im Busen +Wechseln, ihr wandelnden Götterkräfte. +Doch heute laß mich stille den trauten Pfad +Zum Haine gehn, dem golden die Wipfel schmückt +Sein sterbend Laub, und kränzt auch mir die +Stirne, ihr holden Erinnerungen! +Und daß mir auch, zu retten mein sterblich Herz, +Wie andern eine bleibende Stätte sei, +Und heimatlos die Seele mir nicht +Über das Leben hinweg sich sehne, +Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl! sei du, +Beglückender! mit sorgender Liebe mir +Gepflegt, der Garten, wo ich, wandelnd +Unter den Blüten, den immerjungen, +In sichrer Einfalt wohne, wenn draußen mir +Mit ihren Wellen allen die mächtge Zeit, +Die Wandelbare, fern rauscht und die +Ihr segnet gütig über den Sterblichen, +Ihr Himmelskräfte! jedem sein Eigentum, +O segnet meines auch, und daß zu +Frühe die Parze den Traum nicht ende. +Was wehst du wieder, Lüftchen, wie einst, mich an? +In allen Wipfeln rauschts, ... +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Was weckt ihr mir die Seele? was regt ihr mir +Vergangnes auf, ihr Guten! o schonet mein +Und laßt sie ruhn, die Asche meiner +Freuden, ihr spottetet nur! o wandelt, +Ihr schicksallosen Götter, vorbei und blüht +In eurer Jugend über den Alternden +Und wollt ihr zu den Sterblichen euch +Gerne gesellen, so blühn der Jungfraun +Euch viel, der jungen Helden, und schöner spielt +Der Morgen um die Wange der Glücklichen +Denn um ein trübes Aug und lieblich +Tönen die Sänge der Mühelosen. +Ach! vormals rauschte leicht des Gesanges Quell +Auch mir vom Busen, da noch die Freude mir, +Die himmlische, vom Auge glänzte +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Versöhnung, o Versöhnung, ihr gütigen, +Ihr immergleichen Götter, und haltet ein, +Weil ihr die reinen Quellen liebt +Auf kurze Zeit zu Fremden die Lieblinge, +Damit, erinnert, sich am edlen +Bilde der Sterblichen Herz erfreue. +So kommst du aus Luisiums Hainen auch, +Aus heilger Schwelle dort, wo geräuschlos rings +Die Lüfte sind und friedlich um dein +Dach die geselligen Bäume spielen, +Aus deines Tempels Freuden, o Priesterin! +Zu uns, wenn schon die Wolke das Haupt uns beugt +Und längst ein göttlich Ungewitter +... über dem Haupt uns wandelt. +O teuer warst du, Priesterin! da du dort +Im Stillen göttlich Feuer behütetest, +Doch teurer heute, da du Zeiten +Unter den Zeitlichen segnend feierst. +Denn wo die Reinen wandeln, vernehmlicher +Ist da der Geist, und offen und heiter blühn +Des Lebens dämmernde Gestalten +Da, wo ein sicheres Licht erscheinet. +Und wie auf dunkler Wolke der schweigende, +Er künftger Zeit, ein Angedenken +Seliger Tage, die einst gewesen, +So ist dein Leben, heilige Fremdlingin! +Wenn du Vergangnes über Italiens +Zerbrochnen Säulen, wenn du neues +Grünen aus stürmischer Zeit betrachtest. +Noch freundlichzögernd scheidet vom Auge dir +Das Jahr, und in hesperischer Milde glänzt +Der Winterhimmel über deinen +Gärten, den dichtrischen, immergrünen. +Und da ich deines Festes gedacht und sann, +Was ich dir dankend reichte, da weilten noch +Am Pfade Blumen, daß sie dir zur +Blühenden Krone, du Edle, würden. +Doch andres beut dir, Größeres, hoher Geist! +Die festlichere Zeit, denn es hallt hinab +Am Berge das Gewitter, sieh! und +Klar, wie die ruhigen Sterne, gehen +Aus langem Zweifel reine Gestalten auf; +So dünkt es mir; und einsam, o Fürstin! ist +Das Herz der Freigebornen wohl nicht +Länger im eigenen Glück; denn würdig +Gesellt im Lorbeer ihm der Heroë sich, +Der schöngereifte, echte; die Weisen auch, +Die Unsern, sind es wert; sie blicken +Geringe dünkt der träumende Sänger sich, +Und Kindern gleich am müßigen Saitenspiel, +Wenn ihn der Edlen Glück, wenn ihn die +Tat und der Ernst der Gewaltgen aufweckt. +Doch herrlicht mir dein Name das Lied; dein Fest +Augusta! durft ich feiern; Beruf ist mirs, +Zu rühmen Höhers, darum gab die +Sprache der Gott und den Dank ins Herz mir. +O daß von diesem freudigen Tage mir +Auch meine Zeit beginne, daß endlich auch +Mir ein Gesang in deinen Hainen, +Edle! gedeihe, der deiner wert sei. +Ins grüne Laub im Walde, zur Quelle bald, +Zum Felsen, wo die Rosen blühen, +Blicke vom Hügel ins Land, doch nirgend, +Du Holde, nirgend find ich im Lichte dich +Und in die Lüfte schwinden die Worte mir, +Die frommen, die bei dir ich ehmals +. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . +Ja, ferne bist du, seliges Angesicht! +Und deines Lebens Wohllaut verhallt, von mir +Nicht mehr belauscht, und ach! wo seid ihr +Zaubergesänge, die einst das Herz mir +Besänftiget mit Ruhe der Himmlischen? +Wie lang ists! o wie lange! der Jüngling ist +Gealtert, selbst die Erde, die mir +Damals gelächelt, ist anders worden. +Leb immer wohl! es scheidet und kehrt zu dir +Die Seele jeden Tag, und es weint um dich +Das Auge, daß es helle wieder +Dort wo du säumest, hinüberblicke. +Nur wenig dein, sie kannten dich, Heilge, nicht, +Denn mühelos und stille bist du +Über den Mühsamen aufgegangen. +Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht! +Und wohl erkennt mein Auge dich, Herrliches! +Denn göttlich stille ehren lernt ich, +Da Diotima den Sinn mir heilte. +O du des Himmels Botin! wie lauscht ich dir! +Dir, Diotima! Liebe! wie sah von dir +Zum goldnen Tage dieses Auge +Glänzend und dankend empor. Da rauschten +Lebendiger die Quellen, es atmeten +Der dunkeln Erde Blüten mich liebend an, +Und lächelnd über Silberwolken +Neigte sich segnend herab der Aether. +Einen vergänglichen Tag lebt ich und wuchs mit den Meinen, +Eins ums andere schon schläft mir und fliehet dahin. +Doch ihr Schlafenden wacht am Herzen mir, in verwandter +Seele ruhet von euch mir das entfliehende Bild. +Und lebendiger lebt ihr dort, wo des göttlichen Geistes +Freude die Alternden all, alle die Toten verjüngt. +Denn tief und treu ward eine Seele dir; +Der Freunde Freund zu sein, bist du geboren, +Dies zeugen dir am Feste wir. +Und selig, wer im eignen Hause Frieden, +Wie du, und Lieb und Fülle sieht und Ruh; +Manch Leben ist, wie Licht und Nacht, verschieden, +In goldner Mitte wohnest du. +Dir glänzt die Sonn in wohlgebauter Halle, +Am Berge reift die Sonne dir den Wein, +Und immer glücklich führt die Güter alle +Der kluge Gott dir aus und ein. +Und Kind gedeiht, und Mutter um den Gatten, +Und wie den Wald die goldne Wolke krönt, +So seid auch ihr um ihn, geliebte Schatten! +Ihr Seligen, an ihn gewöhnt! +O seid mit ihm! denn Wolk und Winde ziehen +Unruhig öfters über Land und Haus, +Doch ruht das Herz bei allen Lebensmühen +Im heilgen Angedenken aus. +Und sieh! aus Freude sagen wir von Sorgen; +Wie dunkler Wein, erfreut auch ernster Sang; +Das Fest verhallt, und jedes gehet morgen +Auf schmaler Erde seinen Gang. +Allduldend, gleich der schweigenden Mutter Erd, +Und allverkannt, wenn schon aus deiner +Tiefe die Fremden ihr Bestes haben! +Sie ernten den Gedanken, den Geist von dir, +Sie pflücken gern die Traube, doch höhnen sie +Dich, ungestalte Rebe! daß du +Schwankend den Boden und wild umirrest. +Du Land des hohen ernsteren Genius! +Du Land der Liebe! bin ich der deine schon, +Oft zürnt ich weinend, daß du immer +Blöde die eigene Seele leugnest. +Doch magst du manches Schöne nicht bergen mir; +Oft stand ich überschauend das holde Grün, +Den weiten Garten hoch in deinen +Lüften auf hellem Gebirg und sah dich. +An deinen Strömen ging ich und dachte dich, +Indes die Töne schüchtern die Nachtigall +Auf schwanker Weide sang, und still auf +Dämmerndem Grunde die Welle weilte. +Und an den Ufern sah ich die Städte blühn, +Die Wissenschaft, wo deine Sonne +Milde dem Künstler zum Ernste leuchtet. +Kennst du Minervas Kinder? sie wählten sich +Den Ölbaum früh zum Lieblinge; kennst du sie? +Noch lebt, noch waltet der Athener +Seele, die sinnende, still bei Menschen, +Wenn Platons frommer Garten auch schon nicht mehr +Am alten Strome grünt und der dürftge Mann +Die Heldenasche pflügt, und scheu der +Vogel der Nacht auf der Säule trauert. +O heilger Wald! o Attika! traf Er doch +Mit seinem furchtbarn Strahle dich auch, so bald, +Und eilten sie, die dich belebt, die +Flammen entbunden zum Aether über? +Doch, wie der Frühling, wandelt der Genius +Von Land zu Land. Und wir? ist denn Einer auch +Von unsern Jünglingen, der nicht ein +Ahnden, ein Rätsel der Brust, verschwiege? +Den deutschen Frauen danket! sie haben uns +Der Götterbilder freundlichen Geist bewahrt, +Und täglich sühnt der holde klare +Friede das böse Gewirre wieder. +Wo sind jetzt Dichter, denen der Gott es gab, +Wie unsern Alten, freudig und fromm zu sein, +Wo Weise, wie die unsre sind? die +Nun! sei gegrüßt in deinem Adel, mein Vaterland, +Mit neuem Namen, reifeste Frucht der Zeit! +Du letzte und du erste aller +Musen, Urania, sei gegrüßt mir! +Noch säumst und schweigst du, sinnest ein freudig Werk, +Das von dir zeuge, sinnest ein neu Gebild, +Das einzig, wie du selber, das aus +Liebe geboren und gut, wie du, sei - +Wo ist dein Delos, wo dein Olympia, +Daß wir uns alle finden am höchsten Fest? - +Doch wie errät der Sohn, was du den +Deinen, Unsterbliche, längst bereitest? +In schröcklichern verwandelt wieder +Kämen, zu reinigen, da es not war, +So gählt' und wuchs und wogte von Jahr zu Jahr +Rastlos und überschwemmte das bange Land +Die unerhörte Schlacht, daß weit hüllt +Dunkel und Blässe das Haupt der Menschen. +Die Heldenkräfte flogen, wie Wellen, auf +Und schwanden weg, du kürztest, o Rächerin! +Den Dienern oft die Arbeit schnell und +Brachtest in Ruhe sie heim, die Streiter. +O du, die unerbittlich und unbesiegt +Den Feigern und den Übergewaltgen trifft, +Daß bis ins letzte Glied hinab vom +Schlage sein armes Geschlecht erzittert, +Die du geheim den Stachel und Zügel hältst, +Zu hemmen und zu fördern, o Nemesis, +Strafst du die Toten noch, es schliefen +Unter Italiens Lorbeergärten +Sonst ungestört die alten Eroberer. +Und haben endlich wohl genug den +Üppigen Schlummer gebüßt die Völker? +Wer hub es an? wer brachte den Fluch? von heut +Ists nicht und nicht von gestern, und die zuerst +Das Maß verloren, unsre Väter +Wußten es nicht, und es trieb ihr Geist sie. +Zu lang, zu lang schon treten die Sterblichen +Sich gern aufs Haupt, und zanken um Herrschaft sich, +Den Nachbar fürchtend, und es hat auf +Eigenem Boden der Mann nicht Segen. +Und unstät wehn und irren, dem Chaos gleich, +Dem gärenden Geschlechte die Wünsche noch +Umher und wild ist und verzagt und kalt von +Sorgen das Leben der Armen immer. +Du aber wandelst ruhig die sichre Bahn, +O Mutter Erd, im Lichte. Dein Frühling blüht, +Melodischwechselnd gehn dir hin die +Wachsenden Zeiten, du Lebensreiche! +Komm du nun, du der heiligen Musen all, +Und der Gestirne Liebling, verjüngender +Ersehnter Friede, komm und gib ein +Bleiben im Leben, ein Herz uns wieder. +Unschuldiger! sind klüger die Kinder doch +Beinahe, denn wir Alten; es irrt der Zwist +Den Guten nicht den Sinn, und klar und +Und wie mit andern Schauenden lächelnd ernst +Der Richter auf der Jünglinge Rennbahn sieht, +Wo glühender die Kämpfenden die +Wagen in stäubende Wolken treiben, +So steht und lächelt Helios über uns +Und einsam ist der Göttliche, Frohe nie, +Denn ewig wohnen sie, des Aethers +Blühende Sterne, die Heiligfreien. +Auf dem Rosse von Holz herrlich und viel sich dünkt, +O ihr Guten! auch wir sind +Tatenarm und gedankenvoll! +Aber kommt, wie der Strahl aus dem Gewölke kommt, +Aus Gedanken vielleicht, geistig und reif die Tat? +Folgt die Frucht, wie des Haines +Dunklem Blatte, der stillen Schrift? +Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon +Vor dem Feste? die Furcht, welche den Gott ansagt? +O dann nimmt mich, ihr Lieben! +Daß ich büße die Lästerung. +Schon zu lange, zu lang irr ich, dem Laien gleich, +In des bildenden Geists werdender Werkstatt hier, +Nur was blühet, erkenn ich, +Was er sinnet, erkenn ich nicht. +Und zu ahnen ist süß, aber ein Leiden auch, +Und schon Jahre genug leb ich in sterblicher +Unverständiger Liebe +Zweifelnd, immer bewegt vor ihm, +Der das stetige Werk immer aus liebender +Wo ich zage, des Lebens +Reine Tiefe zu Reife bringt. +Schöpferischer, o wann, Genius unsers Volks, +Wann erscheinest du ganz, Seele des Vaterlands, +Daß ich tiefer mich beuge, +Daß die leiseste Saite selbst +Mir verstumme vor dir, daß ich beschämt +Eine Blume der Nacht, himmlischer Tag, vor dir +Enden möge mit Freuden, +Wenn sie alle, mit denen ich +Vormals trauerte, wenn unsere Städte nun +Hell und offen und wach, reineren Feuers voll +Und die Berge des deutschen +Landes Berge der Musen sind, +Wie die herrlichen einst, Pindos und Helikon, +Und Parnassos, und rings unter des Vaterlands +Goldnem Himmel die freie, +Klare, geistige Freude glänzt. +Wohl ist enge begrenzt unsere Lebenszeit, +Unserer Jahre Zahl sehen und zählen wir, +Doch die Jahre der Völker, +Sah ein sterbliches Auge sie? +Wenn die Seele dir auch über die eigne Zeit +Sich, die sehnende, schwingt, trauernd verweilest du +Dann am kalten Gestade +Und die Künftigen auch, sie, die Verheißenen, +Wo, wo siehest du sie, daß du an Freundeshand +Einmal wieder erwarmest, +Einer Seele vernehmlich seist? +Klanglos, ists in der Halle längst, +Armer Seher! bei dir, sehnend verlischt dein Aug +Und du schlummerst hinunter +Ohne Namen und unbeweint. +Du warst und sahst und stauntest, schon Abend ists, +Nun schlafe, wo unendlich ferne +Ziehen vorüber der Völker Jahre. +Und mancher siehet über die eigne Zeit, +Ihm zeigt ein Gott ins Freie, doch sehnend stehst +Am Ufer du, ein Ärgernis den +Deinen, ein Schatten, und liebst sie nimmer, +Und jene, die du nennst, die Verheißenen, +Wo sind die Neuen, daß du an Freundeshand +Erwarmst, wo nahn sie, daß du einmal, +Einsame Rede, vernehmlich seiest? +Klanglos ists, armer Mann, in der Halle dir, +Und gleich den Unbegrabenen, irrest du +Unstät und suchest Ruh und niemand +Weiß den beschiedenen Weg zu weisen. +Sei denn zufrieden! der Baum entwächst +Dem heimatlichen Boden, aber es sinken ihm +Die liebenden, die jugendlichen +Arme, und trauernd neigt er sein Haupt. +Des Lebens Überfluß, das Unendliche, +Doch lebts in ihm und gegenwärtig, +Wärmend und wirkend, die Frucht entquillt ihm. +Du hast gelebt! auch dir, auch dir +Erfreuet die ferne Sonne dein Haupt, +Und Strahlen aus der schönern Zeit. Es +Haben die Boten dein Herz gefunden. +Vernommen hast du sie, verstanden die Sprache der Fremdlinge, +Gedeutet ihre Seele! Dem Sehnenden war +Der Wink genug, und Winke sind +Von alters her die Sprache der Götter. +Und wunderbar, als hätte von Anbeginn +Des Menschen Geist das Werden und Wirken all, +Des Lebens Weise schon erfahren, +Kennt er im ersten Zeichen Vollendetes schon, +Und fliegt, der kühne Geist, wie Adler den +Gewittern, weissagend seinen +Kommenden Göttern voraus, +Mutter nennen, und dir schenken ein kunstlos Lied, +Du, der Vaterlandsstädte +Ländlichschönste, so viel ich sah. +Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt, +Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt, +Leicht und kräftig die Brücke, +Die von Wagen und Menschen tönt. +Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst +Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging, +Und herein in die Berge +Mir die reizende Ferne schien, +Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog, +Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön, +Liebend unterzugehen, +In die Fluten der Zeit sich wirft. +Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen +Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn +All ihm nach, und es bebte +Aus den Wellen ihr lieblich Bild. +Aber schwer in das Tal hing die gigantische, +Von den Wettern zerrissen; +Doch die ewige Sonne goß +Ihr verjüngendes Licht über das alternde +Riesenbild, und umher grünte lebendiger +Efeu; freundliche Wälder +Rauschten über die Burg herab. +Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal, +An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold, +Deine fröhlichen Gassen +Unter duftenden Gärten ruhn. +Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sich +Zur Tapferkeit vor deinen Strahlen, +Helios! oft die empörte Brust mir. +Ihr guten Götter! arm ist, wer euch nicht kennt, +Im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie, +Und Nacht ist ihm die Welt und keine +Freude gedeihet und kein Gesang ihm. +Nur ihr, mit eurer ewigen Jugend, nährt +In Herzen, die euch lieben, den Kindersinn, +Und laßt in Sorgen und in Irren +Nimmer den Genius sich vertrauern. +Zum Leben, deine Wellen umspielten mich, +Und all der holden Hügel, die dich +Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir. +Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft +Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Tal, +Wie Leben aus dem Freudebecher, +Glänzte die bläuliche Silberwelle. +Der Berge Quellen eilten hinab zu dir, +Mit ihnen auch mein Herz und du nahmst uns mit, +Zum stillerhabnen Rhein, zu seinen +Städten hinunter und lustgen Inseln. +Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug entflieht +Verlangend nach den Reizen der Erde mir, +Zum goldenen Paktol, zu Smyrnas +Ufer, zu Ilions Wald. Auch möcht ich +Bei Sunium oft landen, den stummen Pfad +Nach deinen Säulen fragen, Olympion! +Noch eh der Sturmwind und das Alter +Hin in den Schutt der Athenertempel +Und ihrer Gottesbilder auch dich begräbt, +Die nicht mehr ist. Und o ihr schönen +Inseln Ioniens! wo die Meerluft +Die heißen Ufer kühlt und den Lorbeerwald +Durchsäuselt, wenn die Sonne den Weinstock wärmt, +Ach! wo ein goldner Herbst dem armen +Volk in Gesänge die Seufzer wandelt, +Wenn sein Granatbaum reift, wenn aus grüner Nacht +Die Pomeranze blinkt, und der Mastixbaum +Von Harze träuft und Pauk und Cymbel +Zum labyrinthischen Tanze klingen. +Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch +Mein Schutzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn +Auch da mein Neckar nicht mit seinen +Lieblichen Wiesen und Uferweiden. +Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat; +So käm auch ich zur Heimat, hätt ich +Güter so viele, wie Leid, geerntet. +Ihr teuern Ufer, die mich erzogen einst, +Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir, +Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich +Komme, die Ruhe noch einmal wieder? +Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, +Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah, +Dort bin ich bald; euch traute Berge, +Die mich behüteten einst, der Heimat +Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus +Und liebender Geschwister Umarmungen +Begrüß ich bald und ihr umschließt mich, +Daß, wie in Banden, das Herz mir heile, +Ihr treugebliebnen! aber ich weiß, ich weiß, +Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht, +Dies singt kein Wiegensang, den tröstend +Sterbliche singen, mir aus dem Busen. +Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn, +Die Götter schenken heiliges Leid uns auch, +Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde +Schein ich; zu lieben gemacht, zu leiden. +O ihr Dankbaren, sie, euere Dichter schmäht, +Gott vergeb es, doch ehret +Nur die Seele der Liebenden. +Denn o saget, wo lebt menschliches Leben sonst, +Da die knechtische jetzt alles, die Sorge, zwingt? +Darum wandelt der Gott auch +Sorglos über dem Haupt uns längst. +Doch, wie immer das Jahr kalt und gesanglos ist +Zur beschiedenen Zeit, aber aus weißem Feld +Grüne Halme doch sprossen, +Oft ein einsamer Vogel singt, +Wenn sich mählich der Wald dehnet, der Strom sich regt, +Schon die mildere Luft leise von Mittag weht +Zur erlesenen Stunde, +So ein Zeichen der schönern Zeit, +Die wir glauben, erwächst einziggenügsam noch, +Einzig edel und fromm über dem ehernen, +Wilden Boden die Liebe, +Gottes Tochter, von ihm allein. +Sei gesegnet, o sei, himmlische Pflanze, mir +Nektars Kräfte dich nähren, +Und der schöpfrische Strahl dich reift. +Wachs und werde zum Wald! eine beseeltere, +Vollentblühende Welt! Sprache der Liebenden +Sei die Sprache des Landes, +Ihre Seele der Laut des Volks! +All uns nieder, das Leid beuget gewaltiger, +Doch es kehret umsonst nicht +Unser Bogen, woher er kommt. +Aufwärts oder hinab! herrschet in heilger Nacht, +Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt, +Herrscht im schiefesten Orkus +Nicht ein Grades, ein Recht noch auch? +Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich, +Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden, +Daß ich wüßte, mit Vorsicht +Mich des ebenen Pfads geführt. +Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen, +Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern, +Und verstehe die Freiheit, +Aufzubrechen, wohin er will. +Allesheilende, säumst? oder ihr seids nicht mehr, +Zarte Lüfte des Aethers, +Und ihr Quellen des Morgenlichts? +Alle Blumen der Erd, alle die goldenen +Frohen Früchte des Hains, alle sie heilen nicht +Dieses Leben, ihr Götter, +Das ihr selber doch euch erzogt? +Ach! schon atmet und tönt heilige Lebenslust +Ihr im reizenden Wort wieder, wie sonst und schon +Glänzt in zärtlicher Jugend +Deine Blume, wie sonst, dich an, +Heilge Natur, o du, welche zu oft, zu oft, +Wenn ich trauernd versank, lächelnd das zweifelnde +Haupt mit Gaben umkränzte, +Jugendliche, nun auch, wie sonst! +Wenn ich altre dereinst, siehe, so geb ich dir, +Die mich täglich verjüngt, Allesverwandelnde, +Deiner Flamme die Schlacken, +Und ein anderer leb ich auf. +Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug? +Da wirs taten, warum schröckte, wie Mord, die Tat? +Ach! wir kennen uns wenig, +Denn es waltet ein Gott in uns. +Den verraten? ach ihn, welcher uns alles erst, +Sinn und Leben erschuf, ihn, den beseelenden +Schutzgott unserer Liebe, +Dies, dies Eine vermag ich nicht. +Aber anderen Fehl denket der Menschen Sinn, +Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht, +Und es fodert die Seele +Tag für Tag der Gebrauch uns ab. +Wohl! ich wußt es zuvor. Seit der gewurzelte +Allentzweiende Haß Götter und Menschen trennt, +Muß, mit Blut sie zu sühnen, +Muß der Liebenden Herz vergehn. +Laß mich schweigen! o laß nimmer von nun an mich +Dieses Tödliche sehn, daß ich im Frieden doch +Hin ins Einsame ziehe, +Reich die Schale mir selbst, daß ich des rettenden +Heilgen Giftes genug, daß ich des Lethetranks +Mit dir trinke, daß alles, +Haß und Liebe, vergessen sei! +Hingehn will ich. Vielleicht seh ich in langer Zeit +Diotima! dich hier. Aber verblutet ist +Dann das Wünschen und friedlich +Gleich den Seligen, fremd sind wir, +Und ein ruhig Gespräch führet uns auf und ab, +Sinnend, zögernd, doch itzt faßt die Vergessenen +Hier die Stelle des Abschieds, +Es erwarmet ein Herz in uns, +Staunend seh ich dich an, Stimmen und süßen Sang, +Wie aus voriger Zeit, hör ich und Saitenspiel, +Und befreiet, in Lüfte +Fliegt in Flammen der Geist uns auf. +Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug? +Da wirs taten, warum schröckte, wie Mord, die Tat? +Ach! wir kennen uns wenig, +Denn es waltet ein Gott in uns. +Den verraten? ach ihn, welcher uns alles erst, +Sinn und Leben erschuf, ihn, den beseelenden +Schutzgott unserer Liebe, +Dies, dies Eine vermag ich nicht. +Aber anderen Fehl denket der Weltsinn sich, +Andern ehernen Dienst übt er und anders Recht, +Und es listet die Seele +Tag für Tag der Gebrauch uns ab. +Wohl! ich wußt es zuvor. Seit die gewurzelte +Ungestalte, die Furcht Götter und Menschen trennt, +Muß, mit Blut sie zu sühnen, +Muß der Liebenden Herz vergehn. +Laß mich schweigen! o laß nimmer von nun an mich +Dieses Tödliche sehn, daß ich im Frieden doch +Hin ins Einsame ziehe, +Reich die Schale mir selbst, daß ich des rettenden +Heilgen Giftes genug, daß ich des Lethetranks +Mit dir trinke, daß alles, +Haß und Liebe, vergessen sei! +Hingehn will ich. Vielleicht seh ich in langer Zeit +Diotima! dich hier. Aber verblutet ist +Dann das Wünschen und friedlich +Gleich den Seligen, fremde gehn +Wir umher, ein Gespräch führet uns ab und auf, +Sinnend, zögernd, doch itzt mahnt die Vergessenen +Hier die Stelle des Abschieds, +Es erwarmet ein Herz in uns, +Staunend seh ich dich an, Stimmen und süßen Sang, +Wie aus voriger Zeit, hör ich und Saitenspiel, +Und die Lilie duftet +Golden über dem Bach uns auf. +Du edles Leben! siehest zur Erd und schweigst +Am schönen Tag, denn ach! umsonst nur +Suchst du die Deinen im Sonnenlichte, +Die Königlichen, welche, wie Brüder doch, +Wie eines Hains gesellige Gipfel sonst +Der Lieb und Heimat sich und ihres +Immerumfangenden Himmels freuten, +Des Ursprungs noch in tönender Brust gedenk; +Die Dankbarn, sie, sie mein ich, die einzigtreu +Bis in den Tartarus hinab die Freude +Brachten, die Freien, die Göttermenschen, +Die zärtlichgroßen Seelen, die nimmer sind; +Denn sie beweint, so lange das Trauerjahr +Schon dauert, von den vorgen Sternen +Täglich gemahnet, das Herz noch immer +Und diese Totenklage, sie ruht nicht aus. +Die Zeit doch heilt. Die Himmlischen sind jetzt stark, +Sind schnell. Nimmt denn nicht schon ihr altes +Freudiges Recht die Natur sich wieder? +Sieh! eh noch unser Hügel, o Liebe, sinkt, +Geschiehts, und ja! noch siehet mein sterblich Lied +Den Tag, der, Diotima! nächst den +Göttern mit Helden dich nennt, und dir gleicht. +Und du mit deinen Pappeln, geliebter Strom! +Ihr wogenden Gebirg! o all ihr +Sonnigen Gipfel, so seid ihrs wieder? +Du stiller Ort! in Träumen erschienst du fern +Nach hoffnungslosem Tage dem Sehnenden, +Und du mein Haus, und ihr Gespielen, +Bäume des Hügels, ihr wohlbekannten! +Wie lang ists, o wie lange! des Kindes Ruh +Ist hin, und hin ist Jugend und Lieb und Lust; +Doch du, mein Vaterland! du heilig - +Duldendes! siehe, du bist geblieben. +Und darum, daß sie dulden mit dir, mit dir +Sich freun, erziehst du, teures! die Deinen auch +Und mahnst in Träumen, wenn sie ferne +Schweifen und irren, die Ungetreuen. +Und wenn im heißen Busen dem Jünglinge +Die eigenmächtgen Wünsche besänftiget +Und stille vor dem Schicksal sind, dann +Gibt der Geläuterte dir sich lieber. +Lebt wohl dann, Jugendtage, du Rosenpfad +Der Lieb, und all ihr Pfade des Wanderers, +Lebt wohl! und nimm und segne du mein +Leben, o Himmel der Heimat, wieder! +Alter Vater! Du blickst immer, wie ehmals, noch, +Da du gerne gelebt unter den Sterblichen, +Aber ruhiger nur, und +Wie die Seligen, heiterer +In die Wohnung, wo dich, Vater! das Söhnlein nennt, +Wo es lächelnd vor dir spielt und den Mutwill übt, +Wie die Lämmer im Feld, auf +Grünem Teppiche, den zur Lust +Ihm die Mutter gegönnt. Ferne sich haltend, sieht +Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache sich +Und des jungen Verstandes +Und des blühenden Auges schon. +Und an andere Zeit mahnt sie der Mann, dein Sohn; +An die Lüfte des Mais, da er geseufzt um sie, +An die Bräutigamstage, +Da der Stolze die Demut lernt. +Doch es wandte sich bald: Sicherer, denn er war, +Ist er, herrlicher ist unter den Seinigen +Nun der Zweifachgeliebte, +Stiller Vater! auch du lebtest und liebtest so; +Darum wohnest du nun, als ein Unsterblicher, +Bei den Kindern, und Leben, +Wie vom schweigenden Aether, kommt +Öfters über das Haus, ruhiger Mann! von dir, +Und es mehrt sich, es reift, edler von Jahr zu Jahr, +In bescheidenem Glücke, +Was mit Hoffnungen du gepflanzt. +Die du liebend erzogst, siehe! sie grünen dir, +Deine Bäume, wie sonst, breiten ums Haus den Arm, +Voll von dankenden Gaben; +Sichrer stehen die Stämme schon; +Und am Hügel hinab, wo du den sonnigen +Boden ihnen gebaut, neigen und schwingen sich +Deine freudigen Reben, +Trunken, purpurner Trauben voll. +Aber unten im Haus ruhet, besorgt von dir, +Der gekelterte Wein. Teuer ist der dem Sohn, +Und er sparet zum Fest das +Alte, lautere Feuer sich. +Dann beim nächtlichen Mahl, wenn er, in Lust und Ernst, +Von Vergangenem viel, vieles von Künftigem +Mit den Freunden gesprochen, +Und der letzte Gesang noch hallt, +Halt er höher den Kelch, siehet dein Bild und spricht: +Ihre Ehre des Hauses +Guten Genien, hier und sonst! +Und es tönen zum Dank hell die Kristalle dir; +Und die Mutter, sie reicht, heute zum erstenmal, +Daß es wisse vom Feste, +Auch dem Kinde von deinem Trank. +Umfangen, und dein Auge bei seinem Gruß, - +Weissagend möcht ich dies und all der +Zaubrischen Liebe Geschick dir singen. +Zwar jetzt auch, junger Genius! bist du schön, +Auch einsam, und es freuet sich in sich selbst, +Es blüht von eignem Geist und liebem +Herzensgesange die Musentochter. +Doch anders ists in seliger Gegenwart, +Wenn an des Neugefundnen Blicke dein Geist sich kennt, +Wenn friedlich du vor seinem Anschaun +Wieder in goldener Wolke wandelst. +Indessen denk, ihm leuchte das Sonnenlicht, +Ihn tröst und mahne, wenn er im Felde schläft, +Der Liebe Stern, und heitre Tage +Spare zum Ende das Herz sich immer. +Und wenn er da ist, und die geflügelten, +Die Liebesstunden schneller und schneller sind, +Dann sich dein Brauttag neigt und trunkner +Schon die beglückenden Sterne leuchten - +Nein, ihr Geliebten! nein, ich beneid euch nicht! +Unschädlich, wie vom Lichte die Blume lebt, +So leben, gern vom schönen Bilde +Träumend, und selig und arm, die Dichter. +Echo des Himmels! heiliges Herz! warum, +Warum verstummst du unter den Sterblichen? +Und schlummerst, von den Götterlosen +Täglich hinab in die Nacht verwiesen? +Blüht denn, wie sonst, die Mutter, die Erde dir, +Blühn denn am hellen Aether die Sterne nicht? +Und übt das Recht nicht überall der +Geist und die Liebe, nicht jetzt und immer? +Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen, +Und stillebildend wallt, wie um kahl Gefild, +Der Othem der Natur um uns, der +Alleserheiternde, seelenvolle. +O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht +Der Götter Lob allein, denn es kommt die Zeit, +Daß aus der Menschen Munde sich die +Seele, die göttliche, neuverkündet. +Daß unsre Tage wieder, wie Blumen, sind, +Wo, ausgeteilt im Wechsel, ihr Ebenbild +Des Himmels stille Sonne sieht und +Daß liebender, im Bunde mit Sterblichen +Das Element dann lebet und dann erst reich, +Bei frommer Kinder Dank, der Erde +Kraft, die unendliche, sich entfaltet, +Und er, der sprachlos waltet, und unbekannt +Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist +Im Menschenwort, am schönen Tage +Wieder mit Namen, wie einst, sich nennet. +Echo des Himmels! heiliges Herz! warum, +Warum verstummst du unter den Lebenden, +Schläfst, freies! von den Götterlosen +Ewig hinab in die Nacht verwiesen? +Wacht denn, wie vormals, nimmer des Aethers Licht? +Und blüht die alte Mutter, die Erde nicht? +Und übt der Geist nicht da und dort, nicht +Lächelnd die Liebe das Recht noch immer? +Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen, +Und stillebildend weht, wie ein kahl Gefild, +Der Othem der Natur dich an, der +Alleserheiternde, seelenvolle. +O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht +Des Lebens Lob allein, denn es ist die Zeit, +Daß aus der Menschen Munde sie, die +Schönere Seele, sich neuverkündet, +Dann liebender im Bunde mit Sterblichen +Das Element sich bildet, und dann erst reich, +Bei frommer Kinder Dank, der Erde +Und unsre Tage wieder, wie Blumen, sind, +Wo sie, des Himmels Sonne, sich ausgeteilt +Im stillen Wechsel sieht und wieder +Froh in den Frohen das Licht sich findet, +Und er, der sprachlos waltet und unbekannt +Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist +Im Menschenwort, am schönen Tage +Kommenden Jahren, wie einst, sich ausspricht. +Gesetz, du hältst die Waage, Saturnus Sohn! +Und teilst die Los' und ruhest froh im +Ruhm der unsterblichen Herrscherkünste. +Doch in den Abgrund, sagen die Sänger sich, +Habst du den heilgen Vater, den eignen, einst +Verwiesen und es jammre drunten, +Da, wo die Wilden vor dir mit Recht sind, +Schuldlos der Gott der goldenen Zeit schon längst: +Einst mühelos, und größer, wie du, wenn schon +Er kein Gebot aussprach und ihn der +Sterblichen keiner mit Namen nannte. +Herab denn! oder schäme des Danks dich nicht! +Und willst du bleiben, diene dem Älteren, +Und gönn es ihm, daß ihn vor allen, +Göttern und Menschen, der Sänger nenne! +Denn, wie aus dem Gewölke dein Blitz, so kömmt +Von ihm, was dein ist, siehe! so zeugt von ihm, +Was du gebeutst, und aus Saturnus +Und hab ich erst am Herzen Lebendiges +Gefühlt und dämmert, was du gestaltetest, +Und war in ihrer Wiege mir in +Wonne die wechselnde Zeit entschlummert: +Dann kenn ich dich, Kronion! dann hör ich dich, +Den weisen Meister, welcher, wie wir, ein Sohn +Der Zeit, Gesetze gibt und, was die +Heilige Dämmerung birgt, verkündet. +Euch alten Freunde droben, unsterbliches +Gestirn! euch frag ich, Helden! woher es ist, +Daß ich so untertan ihm bin, und +So der Gewaltige sein mich nennet. +Denn wenig kann ich bieten, nur weniges +Kann ich verlieren, aber ein liebes Glück, +Ein einziges, zum Angedenken +Reicherer Tage zurückgeblieben; +Und so er mirs geböte, dies Eine noch, +Mein Saitenspiel, ich wagt es, wohin er wollt, +Und mit Gesange folgt ich, selbst ins +Ende der Tapferen, ihm hinunter. +»Die Wolke«, säng ich, »tränket mit Regen dich, +Du Mutterboden! aber mit Blut der Mensch; +So ruht, so kühlt die Liebe sich, die +Droben und drunten nicht Gleiches findet. +Wo ist am Tag ihr Zeichen? wo spricht das Herz +Sich aus? und wann im Leben, wann ist es frei, +Was unser Wort nicht nennt, wann wird, was +Jetzt, wann die Opfer fallen, ihr Freunde! jetzt! +Schon tritt hinzu der festliche Zug, schon blinkt +Der Stahl, die Wolke dampft, sie fallen, und es +Hallt in der Luft, und die Erde rühmt es! « +Wenn ich so singend fiele, dann rächtest du +Mich, mein Achill! und sprächest: »Er lebte doch +Treu bis zuletzt!« Das ernste Wort, das +Spräche mein Feind, und der Totenrichter! +Doch weilen wir in Ruhe, du Lieber, noch; +Uns birgt der Wald, es hält das Gebirge dort, +Das mütterliche, noch die beiden +Brüder in sicherem Arm gefangen. +Uns ist die Weisheit Wiegengesang; sie webt +Ums Aug ihr heilig Dunkel; doch öfters kömmt +Aus fernetönendem Gewölk die +Mahnende Flamme des Zeitengottes. +Es regt sein Sturm die Schwingen dir auf, dich ruft, +Dich nimmt der mächtge Vater hinauf; o nimm +Mich du, und trage deine leichte +Beute dem lächelnden Gott entgegen! +Euch alten Freunde droben, unsterbliches +Gestirn, euch frag ich, Helden! woher es ist, +Daß ich so untertan ihm bin, und +So der Gewaltige sein mich nennet. +Nicht vieles kann ich bieten, nur weniges +Kann ich verlieren, aber ein liebes Glück, +Ein einziges, zum Angedenken +Reicherer Tage zurückgeblieben, +Und dies, so ers geböte, dies Eine noch, +Mein Saitenspiel, ich wagt es, wohin er wollt, +Und mit Gesange folgt ich, selbst ins +Ende der Tapfern, hinab dem Teuern. +»Mit Wolken«, säng ich, »tränkt das Gewitter dich, +Du dunkler Boden, aber mit Blut der Mensch; +So schweigt, so ruht er, der sein Gleiches +Droben und drunten umsonst erfragte. +Wo ist der Liebe Zeichen am Tag? wo spricht +Sich aus das Herz? wo ruhet es endlich? wo +Wirds wahr, was uns, bei Nacht und Tag, zu +Hier, wo die Opfer fallen, ihr Lieben, hier! +Und schon tritt hin der festliche Zug! schon blinkt +Der Stahl! die Wolke dampft! sie fallen und es +Hallt in der Luft und die Erde rühmt es! « +Wenn ich so singend fiele, dann rächtest du +Mich, mein Achill! und sprächest: »Er lebte doch +Treu bis zuletzt!« Das ernste Wort, das +Richtet mein Feind und der Totenrichter! +Zwar hab ich dich in Ruhe noch itzt; dich birgt +Der ernste Wald, es hält das Gebirge dich, +Das mütterliche, noch den edlen +Zögling in sicherem Arm, die Weisheit +Singt dir den alten Wiegengesang, sie webt +Ums Aug ihr heilig Dunkel, doch sieh! es flammt +Aus fernetönendem Gewölk die +Mahnende Flamme des Zeitengottes. +Es regt sein Sturm die Schwingen dir auf, dich ruft, +Dich nimmt der Herr der Helden hinauf; o nimm +Mich du! mit dir! und bringe sie dem +Lächelnden Gotte, die leichte Beute! +Gestirn, euch frag ich, Helden, woher es ist, +Daß ich so untertan ihm bin und +So der Gewaltige sein mich nennet. +Denn wenig, aber Eines hab ich daheim, das ich, +Da niemand mag, soll tauschen, ein gutes Glück, +Ein lichtes, reines, zum Gedächtnis +Lebender Tage zurückgeblieben. +So aber er gebietet, dies Eine doch, +Wohin ers wollte, wagt ich mein Saitenspiel, +Samt dem Gesange folgt ich, selbst ins +Dunkel der Tapferen, ihm hinunter. +»Mit Wolken«, säng ich, »tränkt das Gewitter dich, +Du spöttischer Boden, aber mit Blut der Mensch, +So schweigt, so heiligt, der sein Gleiches +Droben und drunten umsonst erfragte.« +Götter liebste vertrauteste! du magst im +Hause oder draußen ihnen zu Füßen +Sitzen, den Alten, +Immerzufriedner Weisheit voll; denn manches +Gute kennet der Mann, doch staunet er, dem +Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein ist, +Reine, dir alles! +Siehe! das rauhe Tier des Feldes, gerne +Dient und trauet es dir, der stumme Wald spricht +Wie vor alters, seine Sprüche zu dir, es +Lehren die Berge +Heilge Gesetze dich, und was noch jetzt uns +Vielerfahrenen offenbar der große +Vater werden heißt, du darfst es allein uns +Helle verkünden. +So mit den Himmlischen allein zu sein, und +Geht vorüber das Licht, und Strom und Wind, und +Zeit eilt hin zum Ort, vor ihnen ein stetes +Auge zu haben, +Seliger weiß und wünsch ich nichts, so lange +Daß wohl aufgehoben, schlafend dahin ich +Muß in den Wogen; +Aber es bleibt daheim gern, wer in treuem +Busen Göttliches hält, und frei will ich, so +Lang ich darf, euch all, ihr Sprachen des Himmels! +Deuten und singen. +Triumph, als allerobernd vom Indus her +Der junge Bacchus kam, mit heilgem +Weine vom Schlafe die Völker weckend. +Und du, des Tages Engel! erweckst sie nicht, +Die jetzt noch schlafen? gib die Gesetze, gib +Uns Leben, siege, Meister, du nur +Hast der Eroberung Recht, wie Bacchus. +Nicht, was wohl sonst des Menschen Geschick und Sorg +Im Haus und unter offenem Himmel ist, +Wenn edler, denn das Wild, der Mann sich +Wehret und nährt! denn es gilt ein anders, +Zu Sorg und Dienst den Dichtenden anvertraut! +Der Höchste, der ists, dem wir geeignet sind, +Daß näher, immerneu besungen +Ihn die befreundete Brust vernehme. +Und dennoch, o ihr Himmlischen all, und all +Ihr Quellen und ihr Ufer und Hain' und Höhn, +Wo wunderbar zuerst, als du die +Locken ergriffen, und unvergeßlich +Der unverhoffte Genius über uns +Der Sinn uns ward und, wie vom +Strahle gerührt, das Gebein erbebte, +Ihr ruhelosen Taten in weiter Welt! +Ihr Schicksalstag', ihr reißenden, wenn der Gott +Stillsinnend lenkt, wohin zorntrunken +Ihn die gigantischen Rosse bringen, +Euch sollten wir verschweigen, und wenn in uns +Vom stetigstillen Jahre der Wohllaut tönt, +So sollt es klingen, gleich als hätte +Mutig und müßig ein Kind des Meisters +Geweihte, reine Saiten im Scherz gerührt? +Und darum hast du, Dichter! des Orients +Propheten und den Griechensang und +Neulich die Donner gehört, damit du +Den Geist zu Diensten brauchst und die Gegenwart +Des Guten übereilest, in Spott, und den Albernen +Verleugnest, herzlos, und zum Spiele +Feil, wie gefangenes Wild, ihn treibest? +Bis aufgereizt vom Stachel im Grimme der +Des Ursprungs sich erinnert und ruft, daß selbst +Der Meister kommt, dann unter heißen +Todesgeschossen entseelt dich lässet. +Zu lang ist alles Göttliche dienstbar schon +Und alle Himmelskräfte verscherzt, verbraucht +Die Gütigen, zur Lust, danklos, ein +Wenn ihnen der Erhabne den Acker baut, +Das Tagslicht und den Donnerer, und es späht +Das Sehrohr wohl sie all und zählt und +Nennet mit Namen des Himmels Sterne. +Der Vater aber decket mit heilger Nacht, +Damit wir bleiben mögen, die Augen zu. +Nicht liebt er Wildes! Doch es zwinget +Nimmer die weite Gewalt den Himmel. +Noch ists auch gut, zu weise zu sein. Ihn kennt +Der Dank. Doch nicht behält er es leicht allein, +Und gern gesellt, damit verstehn sie +Helfen, zu anderen sich ein Dichter. +Furchtlos bleibt aber, so er es muß, der Mann +Einsam vor Gott, es schützet die Einfalt ihn, +Und keiner Waffen brauchts und keiner +Listen, so lange, bis Gottes Fehl hilft. +Du seiest Gottes Stimme, so glaubt ich sonst, +In heilger Jugend; ja und ich sag es noch! +Um unsre Weisheit unbekümmert +Rauschen die Ströme doch auch, und dennoch, +Wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie +Das Herz mir, hör ich ferne die Schwindenden, +Die Ahnungsvollen, meine Bahn nicht, +Aber gewisser ins Meer hin eilen. +Denn selbstvergessen, allzubereit, den Wunsch +Der Götter zu erfüllen, ergreift zu gern, +Was sterblich ist und einmal offnen +Auges auf eigenem Pfade wandelt, +Ins All zurück die kürzeste Bahn, so stürzt +Der Strom hinab, er suchet die Ruh, es reißt, +Es ziehet wider Willen ihn von +Klippe zu Klippe, den Steuerlosen, +Das wunderbare Sehnen dem Abgrund zu, +Und kaum der Erd entstiegen, desselben Tags +Kehrt weinend zum Geburtort schon aus +Und Völker auch ergreifet die Todeslust, +Und Heldenstädte sinken; die Erde grünt +Und stille vor den Sternen liegt, den +Betenden gleich, in den Staub geworfen, +Freiwillig überwunden die lange Kunst +Vor jenen Unnachahmbaren da; er selbst, +Der Mensch, mit eigner Hand zerbrach, die +Hohen zu ehren, sein Werk, der Künstler. +Doch minder nicht sind jene den Menschen hold, +Sie lieben wieder, so, wie geliebt sie sind, +Und hemmen öfters, daß er lang im +Lichte sich freue, die Bahn des Menschen. +Und wie des Adlers Jungen, er wirft sie selbst, +Der Vater, aus dem Neste, damit sie sich +Im Felde Beute suchen, so auch +Treiben uns lächelnd hinaus die Götter. +Wohl allen, die zur Ruhe gegangen sind +Und vor der Zeit gefallen, auch sie, auch sie +Geopfert gleich den Erstlingen der +Ernte, sie haben ihr Teil gewonnen! +Nicht, o ihr Teuern, ohne die Wonnen all +Des Lebens gingt ihr unter, ein Festtag ward +Noch Einer euch zuvor, und dem gleich +Haben die anderen keins gefunden. +Doch sichrer ists und größer und ihrer mehr, +In Eile zögernd, mit des Adlers +Lust die geschwungnere Bahn zu wandeln. +Drum weil sie fromm ist, ehr ich den Himmlischen +Zu lieb des Volkes Stimme, die ruhige, +Doch um der Götter und der Menschen +Willen, sie ruhe zu gern nicht immer! +Du seiest Gottes Stimme, so glaubt ich sonst +In heilger Jugend; ja, und ich sag es noch! +Um unsre Weisheit unbekümmert +Rauschen die Ströme doch auch, und dennoch, +Wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie +Das Herz mir, hör ich ferne die Schwindenden, +Die Ahnungsvollen meine Bahn nicht, +Aber gewisser ins Meer hin eilen. +Denn selbstvergessen, allzubereit, den Wunsch +Der Götter zu erfüllen, ergreift zu gern, +Was sterblich ist, wenn offnen Augs auf +Eigenen Pfaden es einmal wandelt, +Ins All zurück die kürzeste Bahn; so stürzt +Der Strom hinab, er suchet die Ruh, es reißt, +Es ziehet wider Willen ihn, von +Klippe zu Klippe, den Steuerlosen, +Das wunderbare Sehnen dem Abgrund zu; +Das Ungebundne reizet und Völker auch +Ergreift die Todeslust und kühne +Von Jahr zu Jahr forttreibend das Werk, sie hat +Ein heilig Ende troffen; die Erde grünt +Und stille vor den Sternen liegt, den +Betenden gleich, in den Sand geworfen, +Freiwillig überwunden die lange Kunst +Vor jenen Unnachahmbaren da; er selbst, +Der Mensch, mit eigner Hand zerbrach, die +Hohen zu ehren, sein Werk, der Künstler. +Doch minder nicht sind jene den Menschen hold, +Sie lieben wieder, so wie geliebt sie sind, +Und hemmen öfters, daß er lang im +Lichte sich freue, die Bahn des Menschen. +Und, nicht des Adlers Jungen allein, sie wirft +Der Vater aus dem Neste, damit sie nicht +Zu lang ihm bleiben, uns auch treibt mit +Richtigem Stachel hinaus der Herrscher. +Wohl jenen, die zur Ruhe gegangen sind, +Und vor der Zeit gefallen, auch die, auch die +Geopfert, gleich den Erstlingen der +Ernte, sie haben ein Teil gefunden. +Am Xanthos lag, in griechischer Zeit, die Stadt, +Jetzt aber, gleich den größeren, die dort ruhn, +Ist durch ein Schicksal sie dem heilgen +Lichte des Tages hinweggekommen. +Sie kamen aber, nicht in der offnen Schlacht, +Was dort geschehn, die wunderbare +Sage von Osten zu uns gelanget. +Es reizte sie die Güte von Brutus. Denn +Als Feuer ausgegangen, so bot er sich, +Zu helfen ihnen, ob er gleich, als Feldherr, +Stand in Belagerung vor den Toren. +Doch von den Mauern warfen die Diener sie, +Die er gesandt. Lebendiger ward darauf +Das Feuer und sie freuten sich und ihnen +Strecket' entgegen die Hände Brutus +Und alle waren außer sich selbst. Geschrei +Entstand und Jauchzen. Drauf in die Flamme warf +Sich Mann und Weib, von Knaben stürzt' auch +Der von dem Dach, in der Väter Schwert der. +Nicht rätlich ist es, Helden zu trotzen. Längst +Wars aber vorbereitet. Die Väter auch, +Da sie ergriffen waren, einst, und +Heftig die persischen Feinde drängten, +Entzündeten, ergreifend des Stromes Rohr, +Daß sie das Freie fänden, die Stadt. Und Haus +Und Tempel nahm, zum heilgen Aether +Fliegend, und Menschen hinweg die Flamme. +So hatten es die Kinder gehört, und wohl +Sind gut die Sagen, denn ein Gedächtnis sind +Dem Höchsten sie, doch auch bedarf es +Eines, die heiligen auszulegen. +Wo bist du, Jugendliches! das immer mich +Zur Stunde weckt des Morgens, wo bist du, Licht! +Das Herz ist wach, doch bannt und hält in +Heiligem Zauber die Nacht mich immer. +Sonst lauscht ich um die Dämmerung gern, sonst harrt +Ich gerne dein am Hügel, und nie umsonst! +Nie täuschten mich, du Holdes, deine +Boten, die Lüfte, denn immer kamst du, +Kamst allbeseligend den gewohnten Pfad +Herein in deiner Schöne, wo bist du, Licht! +Das Herz ist wieder wach, doch bannt und +Hemmt die unendliche Nacht mich immer. +Mir grünten sonst die Lauben; es leuchteten +Die Blumen, wie die eigenen Augen, mir; +Nicht ferne war das Angesicht der +Meinen und leuchtete mir und droben +Und um die Wälder sah ich die Fittige +Des Himmels wandern, da ich ein Jüngling war; +Nun sitz ich still allein, von einer +Aus Lieb und Leid der helleren Tage schafft +Zur eignen Freude nun mein Gedanke sich, +Und ferne lausch ich hin, ob nicht ein +Freundlicher Retter vielleicht mir komme. +Dann hör ich oft die Stimme des Donnerers +Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt, +Wenn ihm das Haus bebt und der Boden +Unter ihm dröhnt und der Berg es nachhallt. +Den Retter hör ich dann in der Nacht, ich hör +Ihn tötend, den Befreier, belebend ihn, +Den Donnerer vom Untergang zum +Orient eilen und ihm nach tönt ihr, +Ihm nach, ihr meine Saiten! es lebt mit ihm +Mein Lied und wie die Quelle dem Strome folgt, +Wohin er denkt, so muß ich fort und +Folge dem Sicheren auf der Irrbahn. +Wohin? wohin? ich höre dich da und dort, +Du Herrlicher! und rings um die Erde tönts. +Wo endest du? und was, was ist es +Über den Wolken und o wie wird mir? +Tag! Tag! du über stürzenden Wolken! sei +Willkommen mir! es blühet mein Auge dir. +O Jugendlicht! o Glück! das alte +Wieder! doch geistiger rinnst du nieder, +Du goldner Quell aus heiligem Kelch! und du, +Haus meiner Väter! und ihr Lieben, +Die mir begegneten einst, o nahet, +O kommt, daß euer, euer die Freude sei, +Ihr alle, daß euch segne der Sehende! +O nimmt, daß ichs ertrage, mir das +Leben, das Göttliche mir vom Herzen. +Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen? +Nährt zum Dienste denn nicht selber die Parze dich? +Drum! so wandle nur wehrlos +Fort durchs Leben und sorge nicht! +Was geschiehet, es sei alles gesegnet dir, +Sei zur Freude gewandt! oder was könnte denn +Dich beleidigen, Herz! was +Da begegnen, wohin du sollst? +Denn, wie still am Gestad, oder in silberner +Fernhintönender Flut, oder auf schweigenden +Wassertiefen der leichte +Schwimmer wandelt, so sind auch wir, +Wir, die Dichter des Volks, gerne, wo Lebendes +Um uns atmet und wallt, freudig, und jedem hold, +Jedem trauend; wie sängen +Sonst wir jedem den eignen Gott? +Wenn die Woge denn auch einen der Mutigen, +Wo er treulich getraut, schmeichlend hinunterzieht, +Und die Stimme des Sängers +Freudig starb er und noch klagen die Einsamen, +Seine Haine, den Fall ihres Geliebtesten; +Öfters tönet der Jungfrau +Vom Gezweige sein freundlich Lied. +Wenn des Abends vorbei Einer der Unsern kömmt, +Wo der Bruder ihm sank, denket er manches wohl +An der warnenden Stelle, +Schweigt und gehet gerüsteter. +Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen, +Nährt die Parze denn nicht selber im Dienste dich? +Drum, so wandle nur wehrlos +Fort durchs Leben, und fürchte nichts! +Was geschiehet, es sei alles gesegnet dir, +Sei zur Freude gewandt! oder was könnte denn +Dich beleidigen, Herz! was +Da begegnen, wohin du sollst? +Denn, seitdem der Gesang sterblichen Lippen sich +Friedenatmend entwand, frommend in Leid und Glück +Unsre Weise der Menschen +Herz erfreute, so waren auch +Wir, die Sänger des Volks, gerne bei Lebenden, +Wo sich vieles gesellt, freudig und jedem hold, +Jedem offen; so ist ja +Unser Ahne, der Sonnengott, +Der den fröhlichen Tag Armen und Reichen gönnt, +Der in flüchtiger Zeit uns, die Vergänglichen, +Aufgerichtet an goldnen +Ihn erwartet, auch ihn nimmt, wo die Stunde kömmt, +Seine purpurne Flut; sieh! und das edle Licht +Gehet, kundig des Wandels, +Gleichgesinnet hinab den Pfad. +So vergehe denn auch, wenn es die Zeit einst ist +Und dem Geiste sein Recht nirgend gebricht, so sterb +Einst im Ernste des Lebens +Unsre Freude, doch schönen Tod! +Was schläfst und träumst du, Jüngling, gehüllt in dich, +Und säumst am kalten Ufer, Geduldiger, +Und achtest nicht des Ursprungs, du, des +Ozeans Sohn, des Titanenfreundes! +Die Liebesboten, welche der Vater schickt, +Kennst du die lebenatmenden Lüfte nicht? +Und trifft das Wort dich nicht, das hell von +Oben der wachende Gott dir sendet? +Schon tönt, schon tönt es ihm in der Brust, es quillt, +Wie, da er noch im Schoße der Felsen spielt', +Ihm auf, und nun gedenkt er seiner +Kraft, der Gewaltige, nun, nun eilt er, +Der Zauderer, er spottet der Fesseln nun, +Und nimmt und bricht und wirft die Zerbrochenen +Im Zorne, spielend, da und dort zum +Schallenden Ufer und an der Stimme +Des Göttersohns erwachen die Berge rings, +Es regen sich die Wälder, es hört die Kluft +Den Herold fern und schaudernd regt im +Busen der Erde sich Freude wieder. +Der Frühling kommt; es dämmert das neue Grün; +Er aber wandelt hin zu Unsterblichen; +Denn nirgend darf er bleiben, als wo +Ihn in die Arme der Vater aufnimmt. +Täglich geh ich heraus und such ein Anderes immer, +Habe längst sie befragt, alle die Pfade des Lands; +Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch ich, +Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab, +Ruh erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Wälder, +Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht; +Aber nimmer erquickt sein grünes Lager das Herz ihm +Wieder und schlummerlos treibt es der Stachel umher. +Nicht die Wärme des Lichts und nicht die Kühle der Nacht hilft +Und in Wogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst. +Ihm bereitet umsonst die Erd ihr stärkendes Heilkraut +Und sein schäumendes Blut stillen die Lüftchen umsonst. +Wehe! so ists auch, so, ihr Todesgötter! vergebens, +Wenn ihr ihn haltet und fest habt den bezwungenen Mann, +Wenn ihr einmal hinab in eure Nacht ihn gerissen, +Dann zu suchen, zu flehn, oder zu zürnen mit euch, +Oder geduldig auch wohl in euren Banden zu wohnen +Und mit Lächeln von euch hören das furchtbare Lied. +Denn bestehn, wie anderes, muß in seinem Gesetze, +Immer altern und nie enden das schaurige Reich. +Aber noch immer nicht, o meine Seele! noch kannst dus +Nicht gewohnen und träumst mitten im eisernen Schlaf. +Tag der Liebe! scheinest du auch den Toten, du goldner! +Bilder aus hellerer Zeit, leuchtet ihr mir in die Nacht? +Seid willkommen, und ihr, schweigende Pfade des Hains. +Zeugen himmlischen Glücks! und ihr, allschauende Sterne, +Die mir damals oft segnende Blicke gegönnt! +Euch, ihr Liebenden, auch, ihr schönen Kinder des Frühlings, +Stille Rosen und euch, Lilien! nenn ich noch oft, - +Ihr Vertrauten! ihr Lebenden all, einst nahe dem Herzen, +Einst wahrhaftiger, einst heller und schöner gesehn! +Tage kommen und gehn, ein Jahr verdränget das andre, +Wechselnd und streitend; so tost furchtbar vorüber die Zeit +Über sterblichem Haupt, doch nicht vor seligen Augen, +Und den Liebenden ist anderes Leben gewährt. +Denn sie alle, die Tag und Stunden und Jahre der Sterne +Und der Menschen, zur Lust anders und anders bekränzt, +Fröhlicher, ernster, sie all, als echte Kinder des Aethers, +Lebten, in Wonne vereint, innig und ewig um uns. +Aber wir, unschädlich gesellt, wie die friedlichen Schwäne, +Wenn sie ruhen am See, oder, auf Wellen gewiegt, +Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln, +Und das himmlische Blau unter den Schiffenden wallt, +So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch, +Er, der Liebenden Feind, sorgenbereitend, und fiel +Von den Ästen das Laub und flog im Winde der Regen, +Lächelten ruhig wir, fühlten den Gott und das Herz +Unter trautem Gespräch, im hellen Seelengesange, +So im Frieden mit uns kindlich und selig allein. +Ach! wo bist du, Liebende, nun? Sie haben mein Auge +Mir genommen, mein Herz hab ich verloren mit ihr. +Darum irr ich umher, und wohl, wie die Schatten, so muß ich +Leben und sinnlos dünkt lange das Übrige mir. +Danken möcht ich, aber wofür? verzehret das Letzte +Bessere Rede mir der Schmerz, und lähmet ein Fluch nicht +Mir die Sehnen und wirft, wo ich beginne, mich weg? +Daß ich fühllos sitze den Tag und stumm, wie die Kinder, +Nur vom Auge mir kalt öfters die Tropfe noch schleicht, +Und in schaudernder Brust die allerwärmende Sonne +Kühl und fruchtlos mir dämmert, wie Strahlen der Nacht, +Sonst mir anders bekannt! O Jugend! und bringen Gebete +Dich nicht wieder, dich nie? führet kein Pfad mich zurück? +Soll es werden auch mir, wie den Tausenden, die in den Tagen +Ihres Frühlings doch auch ahndend und liebend gelebt, +Aber am trunkenen Tag von den rächenden Parzen ergriffen, +Ohne Klag und Gesang heimlich hinuntergeführt, +Dort im allzunüchternen Reich, dort büßen im Dunkeln, +Wo bei trügrischem Schein irres Gewimmel sich treibt, +Wo die langsame Zeit bei Frost und Dürre sie zählen, +Nur in Seufzern der Mensch noch die Unsterblichen preist? +Aber o du, die noch am Scheidewege mir damals, +Da ich versank vor dir, tröstend ein Schöneres wies, +Du, die Großes zu sehn und die schweigenden Götter zu singen, +Selber schweigend mich einst stillebegeisternd gelehrt, +Götterkind! erscheinest du mir und grüßest, wie einst, mich, +Redest wieder, wie einst, Leben und Frieden mir zu? +Siehe! weinen vor dir und klagen muß ich, wenn schon noch +Denkend der edleren Zeit, dessen die Seele sich schämt. +Denn zu lange, zu lang auf matten Pfaden der Erde +Bin ich, deiner gewohnt, einsam gegangen indes, +O mein Schutzgeist! denn wie der Nord die Wolke des Herbsttags +Scheuchten von Ort zu Ort feindliche Geister mich fort. +So zerrann mein Leben, ach! so ists anders geworden, +Seit, o Liebe, wir einst gingen am ruhigen Strom. +Und dein Dulden erhielt liebend, o Himmlische! dich. +Und sie selbst, die Natur, und ihre melodischen Musen +Sangen aus heimischen Höhn Wiegengesänge dir zu. +Noch, noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle, +Stillhinwandelnd, wie sonst, mir die Athenerin vor. +Selig, selig ist sie! denn es scheut die Kinder des Himmels +Selbst der Orkus, es rinnt, gleich den Unsterblichen selbst, +Ihnen der milde Geist von heitersinnender Stirne, +Wo sie auch wandeln und sind, segnend und sicher herab. +Darum möcht, ihr Himmlischen! euch ich danken und endlich +Tönet aus leichter Brust wieder des Sängers Gebet. +Und, wie wenn ich mit ihr, auf Bergeshöhen mit ihr stand, +Wehet belebend auch mich, göttlicher Othem mich an. +Leben will ich denn auch! schon grünen die Pfade der Erde +Schöner und schöner schließt wieder die Sonne sich auf. +Komm! es war, wie ein Traum! die blutenden Fittige sind ja +Schon genesen, verjüngt wachen die Hoffnungen all. +Dien im Orkus, wem es gefällt! wir, welche die stille +Liebe bildete, wir suchen zu Göttern die Bahn. +Und geleitet ihr uns, ihr Weihestunden! ihr ernsten, +Jugendlichen! o bleibt, heilige Ahnungen, ihr, +Fromme Bitten, und ihr Begeisterungen, und all ihr +Schönen Genien, die gerne bei Liebenden sind, +Bleibet, bleibet mit uns, bis wir auf seligen Inseln, +Wo die Unsern vielleicht, Dichter der Liebe, mit uns, +Oder auch, wo die Adler sind, in Lüften des Vaters, +Dort, wo die Musen, woher all die Unsterblichen sind, +Dort uns staunend und fremd und bekannt uns wieder begegnen, +Und von neuem ein Jahr unserer Liebe beginnt. +Täglich geh ich heraus, und such ein Anderes immer, +Habe längst sie befragt, alle die Pfade des Lands; +Droben die kühlenden Höhn, die Schatten alle besuch ich, +Und die Quellen; hinauf irret der Geist und hinab, +Ruh erbittend; so flieht das getroffene Wild in die Wälder, +Wo es um Mittag sonst sicher im Dunkel geruht; +Aber nimmer erquickt sein grünes Lager das Herz ihm, +Jammernd und schlummerlos treibt es der Stachel umher. +Nicht die Wärme des Lichts, und nicht die Kühle der Nacht hilft, +Und in Wogen des Stroms taucht es die Wunden umsonst. +Und wie ihm vergebens die Erd ihr fröhliches Heilkraut +Reicht, und das gärende Blut keiner der Zephyre stillt, +So, ihr Lieben! auch mir, so will es scheinen, und niemand +Kann von der Stirne mir nehmen den traurigen Traum? +Ja! es frommet auch nicht, ihr Todesgötter! wenn einmal +Ihr ihn haltet, und fest habt den bezwungenen Mann, +Wenn ihr Bösen hinab in die schaurige Nacht ihn genommen, +Dann zu suchen, zu flehn, oder zu zürnen mit euch, +Oder geduldig auch wohl im furchtsamen Banne zu wohnen, +Und mit Lächeln von euch hören das nüchterne Lied. +Soll es sein, so vergiß dein Heil, und schlummere klanglos! +Aber doch quillt ein Laut hoffend im Busen dir auf, +Immer kannst du noch nicht, o meine Seele! noch kannst dus +Festzeit hab ich nicht, doch möcht ich die Locke bekränzen; +Bin ich allein denn nicht? aber ein Freundliches muß +Fernher nahe mir sein, und lächeln muß ich und staunen, +Wie so selig doch auch mitten im Leide mir ist. +Licht der Liebe! scheinest du denn auch Toten, du goldnes! +Bilder aus hellerer Zeit, leuchtet ihr mir in die Nacht? +Liebliche Gärten seid, ihr abendrötlichen Berge, +Seid willkommen und ihr, schweigende Pfade des Hains, +Zeugen himmlischen Glücks, und ihr, hochschauende Sterne, +Die mir damals so oft segnende Blicke gegönnt! +Euch, ihr Liebenden auch, ihr schönen Kinder des Maitags, +Stille Rosen und euch, Lilien, nenn ich noch oft! +Wohl gehn Frühlinge fort, ein Jahr verdränget das andre, +Wechselnd und streitend, so tost droben vorüber die Zeit +Über sterblichem Haupt, doch nicht vor seligen Augen, +Und den Liebenden ist anderes Leben geschenkt. +Denn sie alle, die Tag und Jahre der Sterne, sie waren +Diotima! um uns innig und ewig vereint; +Aber wir, zufrieden gesellt, wie die liebenden Schwäne, +Wenn sie ruhen am See, oder, auf Wellen gewiegt, +Niedersehn in die Wasser, wo silberne Wolken sich spiegeln, +Und ätherisches Blau unter den Schiffenden wallt, +So auf Erden wandelten wir. Und drohte der Nord auch, +Er, der Liebenden Feind, klagenbereitend, und fiel +Von den Ästen das Laub, und flog im Winde der Regen, +Ruhig lächelten wir, fühlten den eigenen Gott +Unter trautem Gespräch; in Einem Seelengesange, +Aber das Haus ist öde mir nun, und sie haben mein Auge +Mir genommen, auch mich hab ich verloren mit ihr. +Darum irr ich umher, und wohl, wie die Schatten, so muß ich +Leben, und sinnlos dünkt lange das Übrige mir. +Feiern möcht ich; aber wofür? und singen mit Andern, +Aber so einsam fehlt jegliches Göttliche mir. +Dies ists, dies mein Gebrechen, ich weiß, es lähmet ein Fluch mir +Darum die Sehnen, und wirft, wo ich beginne, mich hin, +Daß ich fühllos sitze den Tag, und stumm wie die Kinder, +Nur vom Auge mir kalt öfters die Träne noch schleicht, +Und die Pflanze des Felds, und der Vögel Singen mich trüb macht, +Weil mit Freuden auch sie Boten des Himmlischen sind, +Aber mir in schaudernder Brust die beseelende Sonne, +Kühl und fruchtlos mir dämmert, wie Strahlen der Nacht, +Ach! und nichtig und leer, wie Gefängniswände, der Himmel +Eine beugende Last über dem Haupte mir hängt! +Sonst mir anders bekannt! o Jugend, und bringen Gebete +Dich nicht wieder, dich nie? führet kein Pfad mich zurück? +Soll es werden auch mir, wie den Götterlosen, die vormals +Glänzenden Auges doch auch saßen an seligem Tisch, +Aber übersättiget bald, die schwärmenden Gäste, +Nun verstummet, und nun, unter der Lüfte Gesang, +Unter blühender Erd entschlafen sind, bis dereinst sie +Eines Wunders Gewalt, sie, die Versunkenen, zwingt, +Wiederzukehren, und neu auf grünendem Boden zu wandeln. - +Heiliger Othem durchströmt göttlich die lichte Gestalt, +Wenn das Fest sich beseelt, und Fluten der Liebe sich regen, +Wenn es drunten ertönt, und ihre Schätze die Nacht zollt, +Und aus Bächen herauf glänzt das begrabene Gold. - +Aber o du, die schon am Scheidewege mir damals, +Da ich versank vor dir, tröstend ein Schöneres wies, +Du, die Großes zu sehn, und froher die Götter zu singen, +Schweigend, wie sie, mich einst stille begeisternd gelehrt; +Götterkind! erscheinest du mir, und grüßest, wie einst, mich, +Redest wieder, wie einst, höhere Dinge mir zu? +Siehe! weinen vor dir, und klagen muß ich, wenn schon noch. +Denkend edlerer Zeit, dessen die Seele sich schämt. +Denn so lange, so lang auf matten Pfaden der Erde +Hab ich, deiner gewohnt, dich in der Irre gesucht, +Freudiger Schutzgeist! aber umsonst, und Jahre zerrannen, +Seit wir ahnend um uns glänzen die Abende sahn. +Dich nur, dich erhält dein Licht, o Heldin! im Lichte, +Und dein Dulden erhält liebend, o Gütige, dich; +Und nicht einmal bist du allein; Gespielen genug sind, +Wo du blühest und ruhst unter den Rosen des Jahrs; +Und der Vater, er selbst, durch sanftumatmende Musen +Sendet die zärtlichen Wiegengesänge dir zu. +Ja! noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle, +Stillherwandelnd, wie sonst, mir die Athenerin vor. +Und wie, freundlicher Geist! von heitersinnender Stirne +Segnend und sicher dein Strahl unter die Sterblichen fällt, +So bezeugest du mirs, und sagst mirs, daß ich es andern +Wiedersage, denn auch andere glauben es nicht, +Daß unsterblicher doch, denn Sorg und Zürnen, die Freude +So will ich, ihr Himmlischen! denn auch danken, und endlich +Atmet aus leichter Brust wieder des Sängers Gebet. +Und wie, wenn ich mit ihr, auf sonniger Höhe mit ihr stand, +Spricht belebend ein Gott innen vom Tempel mich an. +Leben will ich denn auch! schon grünts! wie von heiliger Leier +Ruft es von silbernen Bergen Apollons voran! +Komm! es war wie ein Traum! Die blutenden Fittige sind ja +Schon genesen, verjüngt leben die Hoffnungen all. +Großes zu finden, ist viel, ist viel noch übrig, und wer so +Liebte, gehet, er muß, gehet zu Göttern die Bahn. +Und geleitet ihr uns, ihr Weihestunden! ihr ernsten, +Jugendlichen! o bleibt, heilige Ahnungen, ihr +Fromme Bitten! und ihr Begeisterungen und all ihr +Guten Genien, die gerne bei Liebenden sind; +Bleibt so lange mit uns, bis wir auf gemeinsamem Boden +Dort, wo die Seligen all niederzukehren bereit, +Dort, wo die Adler sind, die Gestirne, die Boten des Vaters, +Dort, wo die Musen, woher Helden und Liebende sind, +Dort uns, oder auch hier, auf tauender Insel begegnen, +Wo die Unsrigen erst, blühend in Gärten gesellt, +Wo die Gesänge wahr, und länger die Frühlinge schön sind, +Und von neuem ein Jahr unserer Seele beginnt. +Kehren die Kraniche wieder zu dir, und suchen zu deinen +Ufern wieder die Schiffe den Lauf? umatmen erwünschte +Lüfte dir die beruhigte Flut, und sonnet der Delphin, +Aus der Tiefe gelockt, am neuen Lichte den Rücken? +Blüht Ionien? ists die Zeit? denn immer im Frühling, +Wenn den Lebenden sich das Herz erneut und die erste +Liebe den Menschen erwacht und goldner Zeiten Erinnrung, +Komm ich zu dir und grüß in deiner Stille dich, Alter! +Immer, Gewaltiger! lebst du noch und ruhest im Schatten +Deiner Berge, wie sonst; mit Jünglingsarmen umfängst du +Noch dein liebliches Land, und deiner Töchter, o Vater! +Deiner Inseln ist noch, der blühenden, keine verloren. +Kreta steht und Salamis grünt, umdämmert von Lorbeern, +Rings von Strahlen umblüht, erhebt zur Stunde des Aufgangs +Delos ihr begeistertes Haupt, und Tenos und Chios +Haben der purpurnen Früchte genug, von trunkenen Hügeln +Quillt der Cypriertrank, und von Kalauria fallen +Silberne Bäche, wie einst, in die alten Wasser des Vaters. +Alle leben sie noch, die Heroenmütter, die Inseln, +Blühend von Jahr zu Jahr, und wenn zu Zeiten, vom Abgrund +Losgelassen, die Flamme der Nacht, das untre Gewitter, +Eine der holden ergriff, und die Sterbende dir in den Schoß sank, +Göttlicher! du, du dauertest aus, denn über den dunkeln +Auch die Himmlischen, sie, die Kräfte der Höhe, die stillen, +Die den heiteren Tag und süßen Schlummer und Ahnung +Fernher bringen über das Haupt der fühlenden Menschen +Aus der Fülle der Macht, auch sie, die alten Gespielen, +Wohnen, wie einst, mit dir, und oft am dämmernden Abend, +Wenn von Asiens Bergen herein das heilige Mondlicht +Kömmt und die Sterne sich in deiner Woge begegnen, +Leuchtest du von himmlischem Glanz, und so, wie sie wandeln, +Wechseln die Wasser dir, es tönt die Weise der Brüder +Droben, ihr Nachtgesang, im liebenden Busen dir wieder. +Wenn die allverklärende dann, die Sonne des Tages, +Sie, des Orients Kind, die Wundertätige, da ist, +Dann die Lebenden all im goldenen Traume beginnen, +Den die Dichtende stets des Morgens ihnen bereitet, +Dir, dem trauernden Gott, dir sendet sie froheren Zauber, +Und ihr eigen freundliches Licht ist selber so schön nicht +Denn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer, wie vormals, +Deiner gedenk, doch sie um die graue Locke dir windet. +Und umfängt der Aether dich nicht, und kehren die Wolken, +Deine Boten, von ihm mit dem Göttergeschenke, dem Strahle +Aus der Höhe dir nicht? dann sendest du über das Land sie, +Daß am heißen Gestad die gewittertrunkenen Wälder +Rauschen und wogen mit dir, daß bald, dem wandernden Sohn gleich, +Wenn der Vater ihn ruft, mit den tausend Bächen Mäander +Seinen Irren enteilt und aus der Ebne Kayster +Dir entgegenfrohlockt, und der Erstgeborne, der Alte, +Der zu lange sich barg, dein majestätischer Nil itzt +Hochherschreitend aus fernem Gebirg, wie im Klange der Waffen, +Siegreich kömmt, und die offenen Arme der sehnende reichet. +Dennoch einsam dünkest du dir; in schweigender Nacht hört +Zürnend von Sterblichen weg die geflügelte Woge zum Himmel. +Denn es leben mit dir die edlen Lieblinge nimmer, +Die dich geehrt, die einst mit den schönen Tempeln und Städten +Deine Gestade bekränzt, und immer suchen und missen, +Immer bedürfen ja, wie Heroen den Kranz, die geweihten +Elemente zum Ruhme das Herz der fühlenden Menschen. +Sage, wo ist Athen? ist über den Urnen der Meister +Deine Stadt, die geliebteste dir, an den heiligen Ufern, +Trauernder Gott! dir ganz in Asche zusammengesunken, +Oder ist noch ein Zeichen von ihr, daß etwa der Schiffer, +Wenn er vorüberkommt, sie nenn und ihrer gedenke? +Stiegen dort die Säulen empor und leuchteten dort nicht +Sonst vom Dache der Burg herab die Göttergestalten? +Rauschte dort die Stimme des Volks, die stürmischbewegte, +Aus der Agora nicht her, und eilten aus freudigen Pforten +Dort die Gassen dir nicht zu gesegnetem Hafen herunter? +Siehe! da löste sein Schiff der fernhinsinnende Kaufmann, +Froh, denn es wehet' auch ihm die beflügelnde Luft und die Götter +Liebten so, wie den Dichter, auch ihn, dieweil er die guten +Gaben der Erd ausglich und Fernes Nahem vereinte. +Fern nach Cypros ziehet er hin und ferne nach Tyros, +Strebt nach Kolchis hinauf und hinab zum alten Aegyptos, +Daß er Purpur und Wein und Korn und Vließe gewinne +Für die eigene Stadt, und öfters über des kühnen +Herkules Säulen hinaus, zu neuen seligen Inseln +Tragen die Hoffnungen ihn und des Schiffes Flügel, indessen +Anders bewegt, am Gestade der Stadt ein einsamer Jüngling +Weilt und die Woge belauscht, und Großes ahndet der Ernste, +Wenn er zu Füßen so des erderschütternden Meisters +Denn des Genius Feind, der vielgebietende Perse, +Jahrlang zählt' er sie schon, der Waffen Menge, der Knechte, +Spottend des griechischen Lands und seiner wenigen Inseln, +Und sie deuchten dem Herrscher ein Spiel, und noch, wie ein Traum, war +Ihm das innige Volk, vom Göttergeiste gerüstet. +Leicht aus spricht er das Wort und schnell, wie der flammende Bergquell, +Wenn er, furchtbar umher vom gärenden Aetna gegossen, +Städte begräbt in der purpurnen Flut und blühende Gärten, +Bis der brennende Strom im heiligen Meere sich kühlet, +So mit dem Könige nun, versengend, städteverwüstend, +Stürzt von Ekbatana daher sein prächtig Getümmel; +Weh! und Athene, die herrliche, fällt; wohl schauen und ringen +Vom Gebirg, wo das Wild ihr Geschrei hört, fliehende Greise +Nach den Wohnungen dort zurück und den rauchenden Tempeln; +Aber es weckt der Söhne Gebet die heilige Asche +Nun nicht mehr, im Tal ist der Tod, und die Wolke des Brandes +Schwindet am Himmel dahin, und weiter im Lande zu ernten, +Zieht, vom Frevel erhitzt, mit der Beute der Perse vorüber. +Aber an Salamis Ufern, o Tag an Salamis Ufern! +Harrend des Endes stehn die Athenerinnen, die Jungfraun, +Stehn die Mütter, wiegend im Arm das gerettete Söhnlein, +Aber den Horchenden schallt von Tiefen die Stimme des Meergotts +Heilweissagend herauf, es schauen die Götter des Himmels +Wägend und richtend herab, denn dort an den bebenden Ufern +Wankt seit Tagesbeginn, wie langsamwandelnd Gewitter, +Dort auf schäumenden Wassern die Schlacht, und es glühet der Mittag, +Unbemerket im Zorn, schon über dem Haupte den Kämpfern. +Aber die Männer des Volks, die Heroenenkel, sie walten +Helleren Auges jetzt, die Götterlieblinge denken +Des beschiedenen Glücks, es zähmen die Kinder Athenes +Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der Wüste noch einmal +Sich zuletzt verwandelt erhebt, der edleren Kraft gleich, +Und den Jäger erschröckt, kehrt jetzt im Glanze der Waffen, +Bei der Herrscher Gebot, furchtbargesammelt den Wilden, +Mitten im Untergang, die ermattete Seele noch einmal. +Und entbrannter beginnts; wie Paare ringender Männer +Fassen die Schiffe sich an, in die Woge taumelt das Steuer, +Unter den Streitern bricht der Boden, und Schiffer und Schiff sinkt. +Aber in schwindelnden Traum vom Liede des Tages gesungen, +Rollt der König den Blick; irrlächelnd über den Ausgang +Droht er, und fleht, und frohlockt, und sendet, wie Blitze, die Boten. +Doch er sendet umsonst, es kehret keiner ihm wieder. +Blutige Boten, Erschlagne des Heers, und berstende Schiffe, +Wirft die Rächerin ihm zahllos, die donnernde Woge, +Vor den Thron, wo er sitzt am bebenden Ufer, der Arme, +Schauend die Flucht, und fort in die fliehende Menge gerissen, +Eilt er, ihn treibt der Gott, es treibt sein irrend Geschwader +Über die Fluten der Gott, der spottend sein eitel Geschmeid ihm +Endlich zerschlug und den Schwachen erreicht' in der drohenden Rüstung. +Aber liebend zurück zum einsamharrenden Strome +Kommt der Athener Volk und von den Bergen der Heimat +Wogen, freudig gemischt, die glänzenden Scharen herunter +Ins verlassene Tal, ach! gleich der gealterten Mutter, +Wenn nach Jahren das Kind, das verlorengeachtete, wieder +Lebend ihr an die Brüste kehrt, ein erwachsener Jüngling, +Aber im Gram ist ihr die Seele gewelkt und die Freude +Kommt der hoffnungsmüden zu spät und mühsam vernimmt sie, +Was der liebende Sohn in seinem Danke geredet: +So erscheint den Kommenden dort der Boden der Heimat. +Und die Sieger empfängt die freundliche Pforte nicht wieder, +Wie den Wanderer sonst sie empfing, wenn er froh von den Inseln +Wiederkehrt' und die selige Burg der Mutter Athene +Über sehnendem Haupt ihm fernherglänzend heraufging. +Aber wohl sind ihnen bekannt die verödeten Gassen +Und die trauernden Gärten umher und auf der Agora, +Wo des Portikus Säulen gestürzt und die göttlichen Bilder +Liegen, da reicht in der Seele bewegt, und der Treue sich freuend, +Jetzt das liebende Volk zum Bunde die Hände sich wieder. +Bald auch suchet und sieht den Ort des eigenen Hauses +Unter dem Schutt der Mann; ihm weint am Halse, der trauten +Schlummerstätte gedenk, sein Weib, es fragen die Kindlein +Nach dem Tische, wo sonst in lieblicher Reihe sie saßen, +Von den Vätern gesehn, den lächelnden Göttern des Hauses. +Aber Gezelte bauet das Volk, es schließen die alten +Nachbarn wieder sich an, und nach des Herzens Gewohnheit +Ordnen die luftigen Wohnungen sich umher an den Hügeln. +So indessen wohnen sie nun, wie die Freien, die Alten, +Die, der Stärke gewiß und dem kommenden Tage vertrauend, +Wandernden Vögeln gleich, mit Gesange von Berge zu Berg einst +Zogen, die Fürsten des Forsts und des weitumirrenden Stromes. +Doch umfängt noch, wie sonst, die Muttererde, die treue, +Wieder ihr edel Volk, und unter heiligem Himmel +Ruhen sie sanft, wenn milde, wie sonst, die Lüfte der Jugend +Um die Schlafenden wehn, und aus Platanen Ilissus +Ihnen herüberrauscht, und neue Tage verkündend, +Lockend zu neuen Taten, bei Nacht die Woge des Meergotts +Fernher tönt und fröhliche Träume den Lieblingen sendet. +Schon auch sprossen und blühn die Blumen mählich, die goldnen, +Auf zertretenem Feld, von frommen Händen gewartet, +Grünet der Ölbaum auf, und auf Kolonos Gefilden +Aber der Muttererd und dem Gott der Woge zu Ehren +Blühet die Stadt itzt auf, ein herrlich Gebild, dem Gestirn gleich +Sichergegründet, des Genius Werk, denn Fesseln der Liebe +Schafft er gerne sich so, so hält in großen Gestalten, +Die er selbst sich erbaut, der immerrege sich bleibend. +Sieh! und dem Schaffenden dienet der Wald, ihm reicht mit den andern +Bergen nahe zur Hand der Pentele Marmor und Erze, +Aber lebend, wie er, und froh und herrlich entquillt es +Seinen Händen, und leicht, wie der Sonne, gedeiht das Geschäft ihm. +Brunnen steigen empor und über die Hügel in reinen +Bahnen gelenkt, ereilt der Quell das glänzende Becken; +Und umher an ihnen erglänzt, gleich festlichen Helden +Am gemeinsamen Kelch, die Reihe der Wohnungen, hoch ragt +Der Prytanen Gemach, es stehn Gymnasien offen, +Göttertempel entstehn, ein heiligkühner Gedanke +Steigt, Unsterblichen nah, das Olympion auf in den Aether +Aus dem seligen Hain; noch manche der himmlischen Hallen! +Mutter Athene, dir auch, dir wuchs dein herrlicher Hügel +Stolzer aus der Trauer empor und blühte noch lange, +Gott der Wogen und dir, und deine Lieblinge sangen +Frohversammelt noch oft am Vorgebirge den Dank dir. +O die Kinder des Glücks, die frommen! wandeln sie fern nun +Bei den Vätern daheim, und der Schicksalstage vergessen, +Drüben am Lethestrom, und bringt kein Sehnen sie wieder? +Sieht mein Auge sie nie? ach! findet über den tausend +Pfaden der grünenden Erd, ihr göttergleichen Gestalten! +Euch das Suchende nie, und vernahm ich darum die Sprache, +Darum die Sage von euch, daß immertrauernd die Seele +Vor der Zeit mir hinab zu euern Schatten entfliehe? +Aber näher zu euch, wo eure Haine noch wachsen, +Zum Parnassos will ich, und wenn im Dunkel der Eiche +Schimmernd, mir Irrenden dort Kastalias Quelle begegnet, +Will ich, mit Tränen gemischt, aus blütenumdufteter Schale +Dort, auf keimendes Grün, das Wasser gießen, damit doch, +O ihr Schlafenden all! ein Totenopfer euch werde. +Dort im schweigenden Tal, an Tempes hangenden Felsen, +Will ich wohnen mit euch, dort oft, ihr herrlichen Namen! +Her euch rufen bei Nacht, und wenn ihr zürnend erscheinet, +Weil der Pflug die Gräber entweiht, mit der Stimme des Herzens +Will ich, mit frommem Gesang euch sühnen, heilige Schatten! +Bis zu leben mit euch, sich ganz die Seele gewöhnet. +Fragen wird der Geweihtere dann euch manches, ihr Toten! +Euch, ihr Lebenden auch, ihr hohen Kräfte des Himmels, +Wenn ihr über dem Schutt mit euren Jahren vorbeigeht, +Ihr in der sicheren Bahn! denn oft ergreifet das Irrsal +Unter den Sternen mir, wie schaurige Lüfte, den Busen, +Daß ich spähe nach Rat, und lang schon reden sie nimmer +Trost den Bedürftigen zu, die prophetischen Haine Dodonas, +Stumm ist der delphische Gott, und einsam liegen und öde +Längst die Pfade, wo einst, von Hoffnungen leise geleitet, +Fragend der Mann zur Stadt des redlichen Sehers heraufstieg. +Aber droben das Licht, es spricht noch heute zu Menschen, +Schöner Deutungen voll und des großen Donnerers Stimme +Ruft es: Denket ihr mein? und die trauernde Woge des Meergotts +Hallt es wider: Gedenkt ihr nimmer meiner, wie vormals? +Denn es ruhn die Himmlischen gern am fühlenden Herzen; +Immer, wie sonst, geleiten sie noch, die begeisternden Kräfte, +Gerne den strebenden Mann und über Bergen der Heimat +Ruht und waltet und lebt allgegenwärtig der Aether, +Daß ein liebendes Volk in des Vaters Armen gesammelt, +Menschlich freudig, wie sonst, und Ein Geist allen gemein sei. +Ohne Göttliches unser Geschlecht. Ans eigene Treiben +Sind sie geschmiedet allein, und sich in der tosenden Werkstatt +Höret jeglicher nur und viel arbeiten die Wilden +Mit gewaltigem Arm, rastlos, doch immer und immer +Unfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Mühe der Armen. +Bis, erwacht vom ängstigen Traum, die Seele den Menschen +Aufgeht, jugendlich froh, und der Liebe segnender Othem +Wieder, wie vormals oft, bei Hellas blühenden Kindern, +Wehet in neuer Zeit und über freierer Stirne +Uns der Geist der Natur, der fernherwandelnde, wieder +Stilleweilend der Gott in goldnen Wolken erscheinet. +Ach! und säumest du noch? und jene, die Göttlichgebornen, +Wohnen immer, o Tag! noch als in Tiefen der Erde +Einsam unten, indes ein immerlebender Frühling +Unbesungen über dem Haupt den Schlafenden dämmert? +Aber länger nicht mehr! schon hör ich ferne des Festtags +Chorgesang auf grünem Gebirg und das Echo der Haine, +Wo der Jünglinge Brust sich hebt, wo die Seele des Volks sich +Stillvereint im freieren Lied, zur Ehre des Gottes, +Dem die Höhe gebührt, doch auch die Tale sind heilig; +Denn, wo fröhlich der Strom in wachsender Jugend hinauseilt, +Unter Blumen des Lands, und wo auf sonnigen Ebnen +Edles Korn und der Obstwald reift, da kränzen am Feste +Gerne die Frommen sich auch, und auf dem Hügel der Stadt glänzt, +Menschlicher Wohnung gleich, die himmlische Halle der Freude. +Denn voll göttlichen Sinns ist alles Leben geworden, +Und vollendend, wie sonst, erscheinst du wieder den Kindern +Überall, o Natur! und, wie vom Quellengebirg, rinnt +Segen von da und dort in die keimende Seele dem Volke. +Dann, dann, o ihr Freuden Athens! ihr Taten in Sparta! +Köstliche Frühlingszeit im Griechenlande! wenn unser +Wiederkehret und siehe! des Jahrs Vollendung ist nahe! +Dann erhalte das Fest auch euch, vergangene Tage! +Hin nach Hellas schaue das Volk, und weinend und dankend +Sänftige sich in Erinnerungen der stolze Triumphtag! +Aber blühet indes, bis unsre Früchte beginnen, +Blüht, ihr Gärten Ioniens! nur, und die an Athens Schutt +Grünen, ihr Holden! verbergt dem schauenden Tage die Trauer! +Kränzt mit ewigem Laub, ihr Lorbeerwälder! die Hügel +Eurer Toten umher, bei Marathon dort, wo die Knaben +Siegend starben, ach! dort auf Chäroneas Gefilden, +Wo mit den Waffen ins Blut die letzten Athener enteilten, +Fliehend vor dem Tage der Schmach, dort, dort von den Bergen +Klagt ins Schlachttal täglich herab, dort singet von Oetas +Gipfeln das Schicksalslied, ihr wandelnden Wasser, herunter! +Aber du, unsterblich, wenn auch der Griechengesang schon +Dich nicht feiert, wie sonst, aus deinen Wogen, o Meergott! +Töne mir in die Seele noch oft, daß über den Wassern +Furchtlosrege der Geist, dem Schwimmer gleich, in der Starken +Frischem Glücke sich üb, und die Göttersprache, das Wechseln +Und das Werden versteh, und wenn die reißende Zeit mir +Zu gewaltig das Haupt ergreift und die Not und das Irrsal +Unter Sterblichen mir mein sterblich Leben erschüttert, +Laß der Stille mich dann in deiner Tiefe gedenken. +Einsam stand ich und sah in die afrikanischen dürren +Ebnen hinaus; vom Olymp regnete Feuer herab, +Reißendes! milder kaum, wie damals, da das Gebirg hier +Spaltend mit Strahlen der Gott Höhen und Tiefen gebaut. +Aber auf denen springt kein frischaufgrünender Wald nicht +In die tönende Luft üppig und herrlich empor. +Unbekränzt ist die Stirne des Bergs und beredtsame Bäche +Kennet er kaum, es erreicht selten die Quelle das Tal. +Keiner Herde vergeht am plätschernden Brunnen der Mittag, +Freundlich aus Bäumen hervor blickte kein gastliches Dach. +Unter dem Strauche saß ein ernster Vogel gesanglos, +Aber die Wanderer flohn eilend, die Störche, vorbei. +Da bat ich um Wasser dich nicht, Natur! in der Wüste, +Wasser bewahrte mir treulich das fromme Kamel. +Um der Haine Gesang, ach! um die Gärten des Vaters +Bat ich vom wandernden Vogel der Heimat gemahnt. +Aber du sprachst zu mir: Auch hier sind Götter und walten, +Groß ist ihr Maß, doch es mißt gern mit der Spanne der Mensch. +Und es trieb die Rede mich an, noch Andres zu suchen, +Fern zum nördlichen Pol kam ich in Schiffen herauf. +Still in der Hülse von Schnee schlief da das gefesselte Leben, +Und der eiserne Schlaf harrte seit Jahren des Tags. +Denn zu lang nicht schlang um die Erde den Arm der Olymp hier, +Wie Pygmalions Arm um die Geliebte sich schlang. +Hier bewegt' er ihr nicht mit dem Sonnenblicke den Busen, +Und mich wunderte des und törig sprach ich: O Mutter +Erde, verlierst du denn immer, als Witwe, die Zeit? +Nichts zu erzeugen ist ja und nichts zu pflegen in Liebe, +Alternd im Kinde sich nicht wieder zu sehn, wie der Tod. +Aber vielleicht erwarmst du dereinst am Strahle des Himmels, +Aus dem dürftigen Schlaf schmeichelt sein Othem dich auf; +Daß, wie ein Samkorn, du die eherne Schale zersprengest, +Los sich reißt und das Licht grüßt die entbundene Welt, +All die gesammelte Kraft aufflammt in üppigem Frühling, +Rosen glühen und Wein sprudelt im kärglichen Nord. +Also sagt ich und jetzt kehr ich an den Rhein, in die Heimat, +Zärtlich, wie vormals, wehn Lüfte der Jugend mich an; +Und das strebende Herz besänftigen mir die vertrauten +Offnen Bäume, die einst mich in den Armen gewiegt, +Und das heilige Grün, der Zeuge des seligen, tiefen +Lebens der Welt, es erfrischt, wandelt zum Jüngling mich um. +Alt bin ich geworden indes, mich bleichte der Eispol, +Und im Feuer des Süds fielen die Locken mir aus. +Aber wenn einer auch am letzten der sterblichen Tage, +Fernher kommend und müd bis in die Seele noch jetzt +Wiedersähe dies Land, noch Einmal müßte die Wang ihm +Blühn, und erloschen fast glänzte sein Auge noch auf. +Seliges Tal des Rheins! kein Hügel ist ohne den Weinstock, +Und mit der Traube Laub Mauer und Garten bekränzt, +Und des heiligen Tranks sind voll im Strome die Schiffe, +Städt und Inseln, sie sind trunken von Weinen und Obst. +Aber lächelnd und ernst ruht droben der Alte, der Taunus, +Und mit Eichen bekränzt neiget der Freie das Haupt. +Und jetzt kommt vom Walde der Hirsch, aus Wolken das Tagslicht, +Aber unten im Tal, wo die Blume sich nähret von Quellen, +Streckt das Dörfchen bequem über die Wiese sich aus. +Still ists hier. Fern rauscht die immer geschäftige Mühle, +Aber das Neigen des Tags künden die Glocken mir an. +Lieblich tönt die gehämmerte Sens und die Stimme des Landmanns, +Der heimkehrend dem Stier gerne die Schritte gebeut, +Lieblich der Mutter Gesang, die im Grase sitzt mit dem Söhnlein; +Satt vom Sehen entschliefs; aber die Wolken sind rot, +Und am glänzenden See, wo der Hain das offene Hoftor +Übergrünt und das Licht golden die Fenster umspielt, +Dort empfängt mich das Haus und des Gartens heimliches Dunkel, +Wo mit den Pflanzen mich einst liebend der Vater erzog; +Wo ich frei, wie Geflügelte, spielt auf luftigen Ästen, +Oder ins treue Blau blickte vom Gipfel des Hains. +Treu auch bist du von je, treu auch dem Flüchtlinge blieben, +Freundlich nimmst du, wie einst, Himmel der Heimat, mich auf. +Noch gedeihn die Pfirsiche mir, mich wundern die Blüten, +Fast, wie die Bäume, steht herrlich mit Rosen der Strauch. +Schwer ist worden indes von Früchten dunkel mein Kirschbaum, +Und der pflückenden Hand reichen die Zweige sich selbst. +Auch zum Walde zieht mich, wie sonst, in die freiere Laube +Aus dem Garten der Pfad oder hinab an den Bach, +Wo ich lag, und den Mut erfreut am Ruhme der Männer, +Ahnender Schiffer; und das konnten die Sagen von euch, +Daß in die Meer ich fort, in die Wüsten mußt, ihr Gewaltgen! +Ach! indes mich umsonst Vater und Mutter gesucht. +Aber wo sind sie? du schweigst? du zögerst? Hüter des Hauses! +Hab ich gezögert doch auch! habe die Schritte gezählt, +Da ich nahet, und bin, gleich Pilgern, stille gestanden. +Daß sich öffnen die Arm und mir ihr Segen begegne, +Daß ich geweiht und gegönnt wieder die Schwelle mir sei! +Aber ich ahn es schon, in heilige Fremde dahin sind +Nun auch sie mir, und nie kehret ihr Lieben zurück. +Vater und Mutter? und wenn noch Freunde leben, sie haben +Andres gewonnen, sie sind nimmer die Meinigen mehr. +Kommen werd ich, wie sonst, und die alten, die Namen der Liebe +Nennen, beschwören das Herz, ob es noch schlage, wie sonst, +Aber stille werden sie sein. So bindet und scheidet +Manches die Zeit. Ich dünk ihnen gestorben, sie mir. +Und so bin ich allein. Du aber, über den Wolken, +Vater des Vaterlands! mächtiger Aether! und du +Erd und Licht! ihr einigen drei, die walten und lieben, +Ewige Götter! mit euch brechen die Bande mir nie. +Ausgegangen von euch, mit euch auch bin ich gewandert, +Euch, ihr Freudigen, euch bring ich erfahrner zurück. +Darum reiche mir nun, bis oben an von des Rheines +Warmen Bergen mit Wein reiche den Becher gefüllt! +Daß ich den Göttern zuerst und das Angedenken der Helden +Trinke, der Schiffer, und dann eures, ihr Trautesten! auch, +Eltern und Freund'! und der Mühn und aller Leiden vergesse +Heut und morgen und schnell unter den Heimischen sei. +Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute +Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein. +Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes +Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft. +Trüb ists heut, es schlummern die Gäng und die Gassen und fast will +Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit. +Dennoch gelinget der Wunsch, Rechtglaubige zweifeln an Einer +Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag. +Denn nicht wenig erfreut, was wir vom Himmel gewonnen, +Wenn ers weigert und doch gönnet den Kindern zuletzt. +Nur daß solcher Reden und auch der Schritt' und der Mühe +Wert der Gewinn und ganz wahr das Ergötzliche sei. +Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünschte +Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst, +Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist, +Und von trunkener Stirn höher Besinnen entspringt, +Mit der unsern zugleich des Himmels Blüte beginnen, +Und dem offenen Blick offen der Leuchtende sein. +Denn nicht Mächtiges ists, zum Leben aber gehört es, +Was wir wollen, und scheint schicklich und freudig zugleich. +Aber kommen doch auch der segenbringenden Schwalben +Immer einige noch, ehe der Sommer, ins Land. +Nämlich droben zu weihn bei guter Rede den Boden, +Daß sie kosten und schaun das Schönste, die Fülle des Landes, +Daß, wie das Herz es wünscht, offen, dem Geiste gemäß +Mahl und Tanz und Gesang und Stuttgarts Freude gekrönt sei, +Deshalb wollen wir heut wünschend den Hügel hinauf. +Mög ein Besseres noch das menschenfreundliche Mailicht +Drüber sprechen, von selbst bildsamen Gästen erklärt, +Oder, wie sonst, wenns andern gefällt, denn alt ist die Sitte, +Und es schauen so oft lächelnd die Götter auf uns, +Möge der Zimmermann vom Gipfel des Daches den Spruch tun, +Wir, so gut es gelang, haben das Unsre getan. +Aber schön ist der Ort, wenn in Feiertagen des Frühlings +Aufgegangen das Tal, wenn mit dem Neckar herab +Weiden grünend und Wald und all die grünenden Bäume +Zahllos, blühend weiß, wallen in wiegender Luft, +Aber mit Wölkchen bedeckt an Bergen herunter der Weinstock +Dämmert und wächst und erwarmt unter dem sonnigen Duft. +Wieder ein Glück ist erlebt. Die gefährliche Dürre geneset, +Und die Schärfe des Lichts senget die Blüte nicht mehr. +Offen steht jetzt wieder ein Saal, und gesund ist der Garten, +Und von Regen erfrischt rauschet das glänzende Tal, +Hoch von Gewächsen, es schwellen die Bäch und alle gebundnen +Fittige wagen sich wieder ins Reich des Gesangs. +Voll ist die Luft von Fröhlichen jetzt und die Stadt und der Hain ist +Rings von zufriedenen Kindern des Himmels erfüllt. +Gerne begegnen sie sich, und irren untereinander, +Sorgenlos, und es scheint keines zu wenig, zu viel. +Denn so ordnet das Herz es an, und zu atmen die Anmut, +Sie, die geschickliche, schenkt ihnen ein göttlicher Geist. +Aber die Wanderer auch sind wohlgeleitet und haben +Kränze genug und Gesang, haben den heiligen Stab +Vollgeschmückt mit Trauben und Laub bei sich und der Fichte +Schatten; von Dorfe zu Dorf jauchzt es, von Tage zu Tag, +Und wie Wagen, bespannt mit freiem Wilde, so ziehn die +Berge voran und so träget und eilet der Pfad. +Aber meinest du nun, es haben die Tore vergebens +Aufgetan und den Weg freudig die Götter gemacht? +Und es schenken umsonst zu des Gastmahls Fülle die Guten +Schenken das purpurne Licht zu Festgesängen und kühl und +Ruhig zu tieferem Freundesgespräche die Nacht? +Hält ein Ernsteres dich, so spars dem Winter und willst du +Freien, habe Geduld, Freier beglücket der Mai. +Jetzt ist Anderes not, jetzt komm und feire des Herbstes +Alte Sitte, noch jetzt blühet die Edle mit uns. +Eins nur gilt für den Tag, das Vaterland, und des Opfers +Festlicher Flamme wirft jeder sein Eigenes zu. +Darum kränzt der gemeinsame Gott umsäuselnd das Haar uns, +Und den eigenen Sinn schmelzet, wie Perlen, der Wein. +Dies bedeutet der Tisch, der geehrte, wenn, wie die Bienen, +Rund um den Eichbaum, wir sitzen und singen um ihn, +Dies der Pokale Klang, und darum zwinget die wilden +Seelen der streitenden Männer zusammen der Chor. +Aber damit uns nicht, gleich Allzuklugen, entfliehe +Diese neigende Zeit, komm ich entgegen sogleich, +Bis an die Grenze des Lands, wo mir den lieben Geburtsort +Und die Insel des Stroms blaues Gewässer umfließt. +Heilig ist mir der Ort, an beiden Ufern, der Fels auch, +Der mit Garten und Haus grün aus den Wellen sich hebt. +Dort begegnen wir uns; o gütiges Licht! wo zuerst mich +Deiner gefühlteren Strahlen mich einer betraf. +Dort begann und beginnt das liebe Leben von neuem; +Aber des Vaters Grab seh ich und weine dir schon? +Wein und halt und habe den Freund und höre das Wort, das +Einst mir in himmlischer Kunst Leiden der Liebe geheilt. +Andres erwacht! ich muß die Landesheroen ihm nennen, +Barbarossa! dich auch, gütiger Christoph, und dich, +Konradin! wie du fielst, so fallen Starke, der Efeu +Doch Vergangenes ist, wie Künftiges, heilig den Sängern, +Und in Tagen des Herbsts sühnen die Schatten wir uns. +So der Gewaltgen gedenk und des herzerhebenden Schicksals, +Tatlos selber, und leicht, aber vom Aether doch auch +Angeschauet und fromm, wie die Alten, die göttlicherzognen +Freudigen Dichter ziehn freudig das Land wir hinauf. +Groß ist das Werden umher. Dort von den äußersten Bergen +Stammen der Jünglinge viel, steigen die Hügel herab. +Quellen rauschen von dort und hundert geschäftige Bäche, +Kommen bei Tag und Nacht nieder und bauen das Land. +Aber der Meister pflügt die Mitte des Landes, die Furchen +Ziehet der Neckarstrom, ziehet den Segen herab. +Und es kommen mit ihm Italiens Lüfte, die See schickt +Ihre Wolken, sie schickt prächtige Sonnen mit ihm. +Darum wächset uns auch fast über das Haupt die gewaltge +Fülle, denn hieher ward, hier in die Ebne das Gut +Reicher den Lieben gebracht, den Landesleuten, doch neidet +Keiner an Bergen dort ihnen die Gärten, den Wein +Oder das üppige Gras und das Korn und die glühenden Bäume, +Die am Wege gereiht über den Wanderern stehn. +Aber indes wir schaun und die mächtige Freude durchwandeln, +Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den Trunkenen, hin. +Denn mit heiligem Laub umkränzt erhebet die Stadt schon, +Die gepriesene, dort leuchtend ihr priesterlich Haupt. +Herrlich steht sie und hält den Rebenstab und die Tanne +Hoch in die seligen purpurnen Wolken empor. +Sei uns hold! dem Gast und dem Sohn, o Fürstin der Heimat! +Immer hast du Gesang mit Flöten und Saiten gebilligt, +Wie ich glaub, und des Lieds kindlich Geschwätz und der Mühn +Süße Vergessenheit bei gegenwärtigem Geiste, +Drum erfreuest du auch gerne den Sängern das Herz. +Aber ihr, ihr Größeren auch, ihr Frohen, die allzeit +Leben und walten, erkannt, oder gewaltiger auch, +Wenn ihr wirket und schafft in heiliger Nacht und allein herrscht +Und allmächtig empor ziehet ein ahnendes Volk, +Bis die Jünglinge sich der Väter droben erinnern, +Mündig und hell vor euch steht der besonnene Mensch - +Engel des Vaterlands! o ihr, vor denen das Auge, +Seis auch stark, und das Knie bricht dem vereinzelten Mann, +Daß er halten sich muß an die Freund und bitten die Teuern, +Daß sie tragen mit ihm all die beglückende Last, +Habt, o Gütige, Dank für den und alle die Andern, +Die mein Leben, mein Gut unter den Sterblichen sind. +Aber die Nacht kommt! laß uns eilen, zu feiern das Herbstfest +Heut noch! voll ist das Herz, aber das Leben ist kurz, +Und was uns der himmlische Tag zu sagen geboten, +Das zu nennen, mein Schmid! reichen wir beide nicht aus. +Treffliche bring ich dir und das Freudenfeuer wird hoch auf +Schlagen und heiliger soll sprechen das kühnere Wort. +Siehe! da ist es rein! und des Gottes freundliche Gaben, +Die wir teilen, sie sind zwischen den Liebenden nur. +Anderes nicht - o kommt! o macht es wahr! denn allein ja +Bin ich und niemand nimmt mir von der Stirne den Traum? +Kommt und reicht, ihr Lieben, die Hand! das möge genug sein, +Aber die größere Lust sparen dem Enkel wir auf. +Rings um ruhet die Stadt; still wird die erleuchtete Gasse, +Und, mit Fackeln geschmückt, rauschen die Wagen hinweg. +Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen, +Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt +Wohlzufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen, +Und von Werken der Hand ruht der geschäftige Markt. +Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vielleicht, daß +Dort ein Liebendes spielt oder ein einsamer Mann +Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die Brunnen +Immerquillend und frisch rauschen an duftendem Beet. +Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Glocken, +Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl. +Jetzt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf, +Sieh! und das Schattenbild unserer Erde, der Mond, +Kommet geheim nun auch; die Schwärmerische, die Nacht kommt, +Voll mit Sternen und wohl wenig bekümmert um uns, +Glänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen, +Über Gebirgeshöhn traurig und prächtig herauf. +Wunderbar ist die Gunst der Hocherhabnen und niemand +Weiß, von wannen und was einem geschiehet von ihr. +So bewegt sie die Welt und die hoffende Seele der Menschen, +Will es der oberste Gott, der sehr dich liebet, und darum +Ist noch lieber, wie sie, dir der besonnene Tag. +Aber zuweilen liebt auch klares Auge den Schatten +Und versuchet zu Lust, eh es die Not ist, den Schlaf, +Oder es blickt auch gern ein treuer Mann in die Nacht hin, +Ja, es ziemet sich, ihr Kränze zu weihn und Gesang, +Weil den Irrenden sie geheiliget ist und den Toten, +Selber aber besteht, ewig, in freiestem Geist. +Aber sie muß uns auch, daß in der zaudernden Weile, +Daß im Finstern für uns einiges Haltbare sei, +Uns die Vergessenheit und das Heiligtrunkene gönnen, +Gönnen das strömende Wort, das, wie die Liebenden, sei, +Schlummerlos, und vollern Pokal und kühneres Leben, +Heilig Gedächtnis auch, wachend zu bleiben bei Nacht. +Auch verbergen umsonst das Herz im Busen, umsonst nur +Halten den Mut noch wir, Meister und Knaben, denn wer +Möcht es hindern und wer möcht uns die Freude verbieten? +Göttliches Feuer auch treibet, bei Tag und bei Nacht, +Aufzubrechen. So komm! daß wir das Offene schauen, +Daß ein Eigenes wir suchen, so weit es auch ist. +Fest bleibt Eins; es sei um Mittag oder es gehe +Bis in die Mitternacht, immer bestehet ein Maß, +Allen gemein, doch jeglichem auch ist eignes beschieden, +Dahin gehet und kommt jeder, wohin er es kann. +Drum! und spotten des Spotts mag gern frohlockender Wahnsinn, +Wenn er in heiliger Nacht plötzlich die Sänger ergreift. +Drum an den Isthmos komm! dorthin, wo das offene Meer rauscht +Am Parnaß und der Schnee delphische Felsen umglänzt, +Dort ins Land des Olymps, dort auf die Höhe Cithärons, +Thebe drunten und Ismenos rauscht im Lande des Kadmos, +Dorther kommt und zurück deutet der kommende Gott. +Seliges Griechenland! du Haus der Himmlischen alle, +Also ist wahr, was einst wir in der Jugend gehört? +Festlicher Saal! der Boden ist Meer! und Tische die Berge, +Wahrlich zu einzigem Brauche vor alters gebaut! +Aber die Thronen, wo? die Tempel, und wo die Gefäße, +Wo mit Nektar gefüllt, Göttern zu Lust der Gesang? +Wo, wo leuchten sie denn, die fernhintreffenden Sprüche? +Delphi schlummert und wo tönet das große Geschick? +Wo ist das schnelle? wo brichts, allgegenwärtigen Glücks voll, +Donnernd aus heiterer Luft über die Augen herein? +Vater Aether! so riefs und flog von Zunge zu Zunge +Tausendfach, es ertrug keiner das Leben allein; +Ausgeteilet erfreut solch Gut und getauschet, mit Fremden, +Wirds ein Jubel, es wächst schlafend des Wortes Gewalt: +Vater! heiter! und hallt, so weit es gehet, das uralt +Zeichen, von Eltern geerbt, treffend und schaffend hinab. +Denn so kehren die Himmlischen ein, tiefschütternd gelangt so +Aus den Schatten herab unter die Menschen ihr Tag. +Unempfunden kommen sie erst, es streben entgegen +Ihnen die Kinder, zu hell kommet, zu blendend das Glück, +Und es scheut sie der Mensch, kaum weiß zu sagen ein Halbgott, +Wer mit Namen sie sind, die mit den Gaben ihm nahn. +Aber der Mut von ihnen ist groß, es füllen das Herz ihm +Ihre Freuden und kaum weiß er zu brauchen das Gut, +Schafft, verschwendet und fast ward ihm Unheiliges heilig, +Möglichst dulden die Himmlischen dies; dann aber in Wahrheit +Kommen sie selbst und gewohnt werden die Menschen des Glücks +Und des Tags und zu schaun die Offenbaren, das Antlitz +Derer, welche, schon längst Eines und Alles genannt, +Tief die verschwiegene Brust mit freier Genüge gefüllet, +Und zuerst und allein alles Verlangen beglückt; +So ist der Mensch; wenn da ist das Gut, und es sorget mit Gaben +Selber ein Gott für ihn, kennet und sieht er es nicht. +Tragen muß er, zuvor; nun aber nennt er sein Liebstes, +Nun, nun müssen dafür Worte, wie Blumen, entstehn. +Und nun denkt er zu ehren in Ernst die seligen Götter, +Wirklich und wahrhaft muß alles verkünden ihr Lob. +Nichts darf schauen das Licht, was nicht den Hohen gefället, +Vor den Aether gebührt Müßigversuchendes nicht. +Drum in der Gegenwart der Himmlischen würdig zu stehen, +Richten in herrlichen Ordnungen Völker sich auf +Untereinander und baun die schönen Tempel und Städte +Fest und edel, sie gehn über Gestaden empor - +Aber wo sind sie? wo blühn die Bekannten, die Kronen des Festes? +Thebe welkt und Athen; rauschen die Waffen nicht mehr +In Olympia, nicht die goldnen Wagen des Kampfspiels, +Und bekränzen sich denn nimmer die Schiffe Korinths? +Warum schweigen auch sie, die alten heilgen Theater? +Warum freuet sich denn nicht der geweihete Tanz? +Warum zeichnet, wie sonst, die Stirne des Mannes ein Gott nicht, +Drückt den Stempel, wie sonst, nicht dem Getroffenen auf? +Oder er kam auch selbst und nahm des Menschen Gestalt an +Aber Freund! wir kommen zu spät. Zwar leben die Götter, +Aber über dem Haupt droben in anderer Welt. +Endlos wirken sie da und scheinens wenig zu achten, +Ob wir leben, so sehr schonen die Himmlischen uns. +Denn nicht immer vermag ein schwaches Gefäß sie zu fassen, +Nur zu Zeiten erträgt göttliche Fülle der Mensch. +Traum von ihnen ist drauf das Leben. Aber das Irrsal +Hilft, wie Schlummer, und stark machet die Not und die Nacht, +Bis daß Helden genug in der ehernen Wiege gewachsen, +Herzen an Kraft, wie sonst, ähnlich den Himmlischen sind. +Donnernd kommen sie drauf. Indessen dünket mir öfters +Besser zu schlafen, wie so ohne Genossen zu sein, +So zu harren, und was zu tun indes und zu sagen, +Weiß ich nicht, und wozu Dichter in dürftiger Zeit. +Aber sie sind, sagst du, wie des Weingotts heilige Priester, +Welche von Lande zu Land zogen in heiliger Nacht. +Nämlich, als vor einiger Zeit, uns dünket sie lange, +Aufwärts stiegen sie all, welche das Leben beglückt, +Als der Vater gewandt sein Angesicht von den Menschen, +Und das Trauern mit Recht über der Erde begann, +Als erschienen zuletzt ein stiller Genius, himmlisch +Tröstend, welcher des Tags Ende verkündet' und schwand, +Ließ zum Zeichen, daß einst er da gewesen und wieder +Käme, der himmlische Chor einige Gaben zurück, +Derer menschlich, wie sonst, wir uns zu freuen vermöchten, +Denn zur Freude, mit Geist, wurde das Größre zu groß +Unter den Menschen und noch, noch fehlen die Starken zu höchsten +Brot ist der Erde Frucht, doch ists vom Lichte gesegnet, +Und vom donnernden Gott kommet die Freude des Weins. +Darum denken wir auch dabei der Himmlischen, die sonst +Da gewesen und die kehren in richtiger Zeit, +Darum singen sie auch mit Ernst, die Sänger, den Weingott +Und nicht eitel erdacht tönet dem Alten das Lob. +Ja! sie sagen mit Recht, er söhne den Tag mit der Nacht aus, +Führe des Himmels Gestirn ewig hinunter, hinauf, +Allzeit froh, wie das Laub der immergrünenden Fichte, +Das er liebt, und der Kranz, den er von Efeu gewählt, +Weil er bleibet und selbst die Spur der entflohenen Götter +Götterlosen hinab unter das Finstere bringt. +Was der Alten Gesang von Kindern Gottes geweissagt, +Siehe! wir sind es, wir; Frucht von Hesperien ists! +Wunderbar und genau ists als an Menschen erfüllet, +Glaube, wer es geprüft! aber so vieles geschieht, +Keines wirket, denn wir sind herzlos, Schatten, bis unser +Vater Aether erkannt jeden und allen gehört. +Aber indessen kommt als Fackelschwinger des Höchsten +Sohn, der Syrier, unter die Schatten herab. +Selige Weise sehns; ein Lächeln aus der gefangnen +Seele leuchtet, dem Licht tauet ihr Auge noch auf. +Sanfter träumet und schläft in Armen der Erde der Titan, +Selbst der neidische, selbst Cerberus trinket und schläft. +Drin in den Alpen ists noch helle Nacht und die Wolke, +Freudiges dichtend, sie deckt drinnen das gähnende Tal. +Dahin, dorthin toset und stürzt die scherzende Bergluft, +Schroff durch Tannen herab glänzet und schwindet ein Strahl. +Langsam eilt und kämpft das freudigschauernde Chaos, +Jung an Gestalt, doch stark, feiert es liebenden Streit +Unter den Felsen, es gärt und wankt in den ewigen Schranken, +Denn bacchantischer zieht drinnen der Morgen herauf. +Denn es wächst unendlicher dort das Jahr und die heilgen +Stunden, die Tage, sie sind kühner geordnet, gemischt. +Dennoch merket die Zeit der Gewittervogel und zwischen +Bergen, hoch in der Luft weilt er und rufet den Tag. +Jetzt auch wachet und schaut in der Tiefe drinnen das Dörflein +Furchtlos, Hohem vertraut, unter den Gipfeln hinauf. +Wachstum ahnend, denn schon, wie Blitze, fallen die alten +Wasserquellen, der Grund unter den Stürzenden dampft, +Echo tönet umher, und die unermeßliche Werkstatt +Reget bei Tag und Nacht, Gaben versendend, den Arm. +Ruhig glänzen indes die silbernen Höhen darüber, +Voll mit Rosen ist schon droben der leuchtende Schnee. +Und noch höher hinauf wohnt über dem Lichte der reine +Stille wohnt er allein und hell erscheinet sein Antlitz, +Der ätherische scheint Leben zu geben geneigt, +Freude zu schaffen, mit uns, wie oft, wenn, kundig des Maßes, +Kundig der Atmenden auch zögernd und schonend der Gott +Wohlgediegenes Glück den Städten und Häusern und milde +Regen, zu öffnen das Land, brütende Wolken, und euch, +Trauteste Lüfte dann, euch, sanfte Frühlinge, sendet, +Und mit langsamer Hand Traurige wieder erfreut, +Wenn er die Zeiten erneut, der Schöpferische, die stillen +Herzen der alternden Menschen erfrischt und ergreift, +Und hinab in die Tiefe wirkt, und öffnet und aufhellt, +Wie ers liebet, und jetzt wieder ein Leben beginnt, +Anmut blühet, wie einst, und gegenwärtiger Geist kömmt, +Und ein freudiger Mut wieder die Fittige schwellt. +Vieles sprach ich zu ihm, denn, was auch Dichtende sinnen +Oder singen, es gilt meistens den Engeln und ihm; +Vieles bat ich, zu lieb dem Vaterlande, damit nicht +Ungebeten uns einst plötzlich befiele der Geist; +Vieles für euch auch, die im Vaterlande besorgt sind, +Denen der heilige Dank lächelnd die Flüchtlinge bringt, +Landesleute! für euch, indessen wiegte der See mich, +Und der Ruderer saß ruhig und lobte die Fahrt. +Weit in des Sees Ebene wars Ein freudiges Wallen +Unter den Segeln und jetzt blühet und hellet die Stadt +Dort in der Frühe sich auf, wohl her von schattigen Alpen +Kommt geleitet und ruht nun in dem Hafen das Schiff. +Warm ist das Ufer hier und freundlich offene Tale, +Schön von Pfaden erhellt, grünen und schimmern mich an. +Gärten stehen gesellt und die glänzende Knospe beginnt schon, +Alles scheinet vertraut, der vorübereilende Gruß auch +Scheint von Freunden, es scheint jegliche Miene verwandt. +Freilich wohl! das Geburtsland ists, der Boden der Heimat, +Was du suchest, es ist nahe, begegnet dir schon. +Und umsonst nicht steht, wie ein Sohn, am wellenumrauschten +Tor und siehet und sucht liebende Namen für dich, +Mit Gesang, ein wandernder Mann, glückseliges Lindau! +Eine der gastlichen Pforten des Landes ist dies, +Reizend hinauszugehn in die vielversprechende Ferne, +Dort, wo die Wunder sind, dort, wo das göttliche Wild +Hoch in die Ebnen herab der Rhein die verwegene Bahn bricht, +Und aus Felsen hervor ziehet das jauchzende Tal, +Dort hinein, durchs helle Gebirg, nach Como zu wandern, +Oder hinab, wie der Tag wandelt, den offenen See; +Aber reizender mir bist du, geweihete Pforte! +Heimzugehn, wo bekannt blühende Wege mir sind, +Dort zu besuchen das Land und die schönen Tale des Neckars, +Und die Wälder, das Grün heiliger Bäume, wo gern +Sich die Eiche gesellt mit stillen Birken und Buchen, +Und in Bergen ein Ort freundlich gefangen mich nimmt. +Dort empfangen sie mich. O Stimme der Stadt, der Mutter! +O du triffest, du regst Langegelerntes mir auf! +Dennoch sind sie es noch! noch blühet die Sonn und die Freud euch, +O ihr Liebsten! und fast heller im Auge, wie sonst. +Ja! das Alte noch ists! Es gedeihet und reifet, doch keines, +Was da lebet und liebt, lässet die Treue zurück. +Aber das Beste, der Fund, der unter des heiligen Friedens +Törig red ich. Es ist die Freude. Doch morgen und künftig, +Wenn wir gehen und schaun draußen das lebende Feld +Unter den Blüten des Baums, in den Feiertagen des Frühlings +Red und hoff ich mit euch vieles, ihr Lieben! davon. +Vieles hab ich gehört vom großen Vater und habe +Lange geschwiegen von ihm, welcher die wandernde Zeit +Droben in Höhen erfrischt, und waltet über Gebirgen, +Der gewähret uns bald himmlische Gaben und ruft +Hellern Gesang und schickt viel gute Geister. O säumt nicht, +Kommt, Erhaltenden ihr! Engel des Jahres! und ihr, +Engel des Hauses, kommt! in die Adern alle des Lebens, +Alle freuend zugleich, teile das Himmlische sich! +Adle! verjünge! damit nichts Menschlichgutes, damit nicht +Eine Stunde des Tags ohne die Frohen und auch +Solche Freude, wie jetzt, wenn Liebende wieder sich finden, +Wie es gehört für sie, schicklich geheiliget sei. +Wenn wir segnen das Mahl, wen darf ich nennen, und wenn wir +Ruhn vom Leben des Tags, saget, wie bring ich den Dank? +Nenn ich den Hohen dabei? Unschickliches liebet ein Gott nicht, +Ihn zu fassen, ist fast unsere Freude zu klein. +Schweigen müssen wir oft; es fehlen heilige Namen, +Herzen schlagen und doch bleibet die Rede zurück? +Aber ein Saitenspiel leiht jeder Stunde die Töne, +Und erfreuet vielleicht Himmlische, welche sich nahn. +Das bereitet und so ist auch beinahe die Sorge +Schon befriediget, die unter das Freudige kam. +Sorgen, wie diese, muß, gern oder nicht, in der Seele +Tragen ein Sänger und oft, aber die anderen nicht. +Ein Landmann geht, des Morgens, wenn +Aus heißer Nacht die kühlenden Blitze fielen +Die ganze Zeit und fern noch tönet der Donner, +In sein Gestade wieder tritt der Strom, +Und frisch der Boden grünt +Und von des Himmels erfreuendem Regen +Der Weinstock trauft und glänzend +In stiller Sonne stehn die Bäume des Haines: +So stehn sie unter günstiger Witterung, +Sie, die kein Meister allein, die wunderbar +Allgegenwärtig erzieht in leichtem Umfangen +Die mächtige, die göttlichschöne Natur. +Drum wenn zu schlafen sie scheint zu Zeiten des Jahrs +Am Himmel oder unter den Pflanzen oder den Völkern, +So trauert der Dichter Angesicht auch, +Sie scheinen allein zu sein, doch ahnen sie immer. +Denn ahnend ruhet sie selbst auch. +Jetzt aber tagts! Ich harrt und sah es kommen, +Und was ich sah, das Heilige sei mein Wort. +Denn sie, sie selbst, die älter denn die Zeiten +Und über die Götter des Abends und Orients ist, +Die Natur ist jetzt mit Waffenklang erwacht, +Und hoch vom Aether bis zum Abgrund nieder +Fühlt neu die Begeisterung sich, +Die Allerschaffende, wieder. +Und wie im Aug ein Feuer dem Manne glänzt, +Wenn hohes er entwarf, so ist +Von neuem an den Zeichen, den Taten der Welt jetzt +Ein Feuer angezündet in Seelen der Dichter. +Und was zuvor geschah, doch kaum gefühlt, +Ist offenbar erst jetzt, +Und die uns lächelnd den Acker gebauet, +In Knechtsgestalt, sie sind erkannt, +Die Allebendigen, die Kräfte der Götter. +Erfrägst du sie? im Liede wehet ihr Geist, +Wenn es der Sonne des Tags und warmer Erd +Entwächst, und Wettern, die in der Luft, und andern, +Die vorbereiteter in Tiefen der Zeit, +Und deutungsvoller, und vernehmlicher uns +Hinwandeln zwischen Himmel und Erd und unter den Völkern. +Des gemeinsamen Geistes Gedanken sind, +Still endend, in der Seele des Dichters, +Daß schnellbetroffen sie, Unendlichem +Bekannt seit langer Zeit, von Erinnerung +Erbebt, und ihr, von heilgem Strahl entzündet, +Die Frucht in Liebe geboren, der Götter und Menschen Werk, +Der Gesang, damit er beiden zeuge, glückt. +So fiel, wie Dichter sagen, da sie sichtbar +Den Gott zu sehen begehrte, sein Blitz auf Semeles Haus +Und die göttlichgetroffne gebar, +Und daher trinken himmlisches Feuer jetzt +Die Erdensöhne ohne Gefahr. +Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern, +Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen, +Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand +Zu fassen und dem Volk ins Lied +Gehüllt die himmlische Gabe zu reichen. +Denn sind nur reinen Herzens, +Wie Kinder, wir, sind schuldlos unsere Hände, +Des Vaters Strahl, der reine, versengt es nicht +Und tieferschüttert, die Leiden des Stärkeren +Mitleidend, bleibt in den hochherstürzenden Stürmen +Des Gottes, wenn er nahet, das Herz doch fest. +Doch weh mir! wenn von +Weh mir! +Und sag ich gleich, +Ich sei genaht, die Himmlischen zu schauen, +Sie selbst, sie werfen mich tief unter die Lebenden, +Den falschen Priester, ins Dunkel, daß ich +Das warnende Lied den Gelehrigen singe. +Dort +Statt offner Gemeine sing ich Gesang. +So spielt, von erfreulichen Händen +Wie zum Versuche berühret, eine Saite +Von Anfang. Aber freudig ernster neigt +Bald über die Harfe +Der Meister das Haupt und die Töne +Bereiten sich ihm, und werden geflügelt, +So viele sie sind, und zusammen tönt es unter dem Schlage +Des Weckenden und voll, wie aus Meeren, schwingt +Unendlich sich in die Lüfte die Wolke des Wohllauts. +Doch wird ein anderes noch +Wie der Harfe Klang +Der Gesang sein, +Der Chor des Volks. +Denn wenn er schon der Zeichen genug +Und Fluten in seiner Macht und Wetterflammen +Wie Gedanken hat, der heilige Vater, +unaussprechlich wär er wohl +Und nirgend fänd er wahr sich unter den Lebenden wieder, +Wenn zum Gesange nicht hätt ein Herz die Gemeinde. +Doch wie der Fels erst ward, +Und geschmiedet wurden in schattiger Werkstatt, +die ehernen Festen der Erde, +Noch ehe Bäche rauschten von den Bergen +Und Hain' und Städte blüheten an den Strömen, +So hat er donnernd schon +Geschaffen ein reines Gesetz, +Und reine Laute gegründet. +Indessen schon', o Mächtiger, des, +Der einsam singt, und gib uns Lieder genug, +Bis ausgesprochen ist, wie wir +Es meinen, unserer Seele Geheimnis. +Denn öfters hört ich +Des alten Priesters Gesänge +und so +Zu danken bereite die Seele mir auch. +Doch wandeln im Waffensaale +Mit gebundener Hand in müßigen Zeiten +Die Männer und schauen die Rüstungen an, +Voll Ernstes stehen sie und einer erzählt, +Wie die Väter sonst den Bogen gespannet +Fernhin des Zieles gewiß, +Und alle glauben es ihm, +Doch keiner darf es versuchen +Wie ein Gott sinken die Arme +Der Menschen, +Die Tempelsäulen stehn +Verlassen in Tagen der Not, +Wohl tönet des Nordsturms Echo +tief in den Hallen, +Und der Regen machet sie rein, +Und Moos wächst und es kehren die Schwalben, +In Tagen des Frühlings, namlos aber ist +In ihnen der Gott, und die Schale des Danks +Und Opfergefäß und alle Heiligtümer +Begraben dem Feind in verschwiegener Erde. +Wer will auch danken, eh er empfängt, +Und Antwort geben, eh er gehört hat? +Ni indes ein Höherer spricht, +Zu fallen in die tönende Rede. +Viel hat er zu sagen und anders Recht, +Und Einer ist, der endet in Stunden nicht, +Und die Zeiten des Schaffenden sind, +Wie Gebirg, +Das hochaufwogend von Meer zu Meer +Hinziehet über die Erde, +Es sagen der Wanderer viele davon, +Und das Wild irrt in den Klüften, +Und die Horde schweifet über die Höhen, +In heiligem Schatten aber, +Am grünen Abhang wohnet +Der Hirt und schauet die Gipfel. +So +Im heiligen Saal, +Reinquillend aus den unerschöpflichen Röhren, +Das Vorspiel, weckend, des Morgens beginnt +Und weitumher, von Halle zu Halle, +Der erfrischende nun, der melodische Strom rinnt, +Bis in den kalten Schatten das Haus +Von Begeisterungen erfüllt, +Nun aber erwacht ist, nun, aufsteigend ihr, +Der Sonne des Fests, antwortet +Der Chor der Gemeinde: so kam +Das Wort aus Osten zu uns, +Und an Parnassos Felsen und am Kithäron hör ich, +O Asia, das Echo von dir und es bricht sich +Kommt eine Fremdlingin sie +Zu uns, die Erweckerin, +Die menschenbildende Stimme. +Da faßt' ein Staunen die Seele +Der Getroffenen all und Nacht +War über den Augen der Besten. +Denn vieles vermag +Und die Flut und den Fels und Feuersgewalt auch +Bezwinget mit Kunst der Mensch +Und achtet, der Hochgesinnte, das Schwert +Nicht, aber es steht +Vor Göttlichem der Starke niedergeschlagen, +Und gleichet dem Wild fast; das, +Von süßer Jugend getrieben, +Schweift rastlos über die Berg +Und fühlet die eigene Kraft +In der Mittagshitze. Wenn aber +Herabgeführt, in spielenden Lüften, +Das heilige Licht, und mit dem kühleren Strahl +Der freudige Geist kommt zu +Der seligen Erde, dann erliegt es, ungewohnt +Des Schönsten, und schlummert wachenden Schlaf, +Noch ehe Gestirn naht. So auch wir. Denn manchen erlosch +Das Augenlicht schon vor den göttlichgesendeten Gaben, +Den freundlichen, die aus Ionien uns, +Auch aus Arabia kamen, und froh ward +Der teuern Lehr und auch der holden Gesänge +Die Seele jener Entschlafenen nie, +Doch einige wachten. Und sie wandelten oft +Beim Kampfspiel, wo sonst unsichtbar der Heros +Geheim bei Dichtern saß, die Ringer schaut' und lächelnd +Pries, der gepriesene, die müßigernsten Kinder. +Ein unaufhörlich Lieben wars und ists. +Und wohlgeschieden, aber darum denken +Wir aneinander doch, ihr Fröhlichen am Isthmos, +Und am Cephiß und am Taygetos, +Auch eurer denken wir, ihr Tale des Kaukasos, +So alt ihr seid, ihr Paradiese dort, +Und deiner Patriarchen und deiner Propheten, +O Asia, deiner Starken, o Mutter! +Die furchtlos vor den Zeichen der Welt, +Und den Himmel auf Schultern und alles Schicksal, +Taglang auf Bergen gewurzelt, +Zuerst es verstanden, +Allein zu reden +Zu Gott. Die ruhn nun. Aber wenn ihr, +Und dies ist zu sagen, +Ihr Alten all, nicht sagtet, woher +Wir nennen dich: heiliggenötiget, nennen, +Natur! dich wir, und neu, wie dem Bad entsteigt +Dir alles Göttlichgeborne. +Zwar gehn wir fast, wie die Waisen; +Wohl ists, wie sonst, nur jene Pflege nicht wieder; +Doch Jünglinge, der Kindheit gedenk, +Im Hause sind auch diese nicht fremde. +Sie leben dreifach, eben wie auch +Die ersten Söhne des Himmels. +Und nicht umsonst ward uns +Nicht uns, auch Eures bewahrt sie, +Und bei den Heiligtümern, den Waffen des Worts, +Die scheidend ihr den Ungeschickteren uns, +Ihr Schicksalssöhne, zurückgelassen, +Ihr guten Geister, da seid ihr auch, +Oftmals, wenn einen dann die heilige Wolk umschwebt, +Da staunen wir und wissens nicht zu deuten. +Ihr aber würzt mit Nektar uns den Othem +Und dann frohlocken wir oft oder es befällt uns +Ein Sinnen, wenn ihr aber einen zu sehr liebt, +Er ruht nicht, bis er euer einer geworden. +Darum, ihr Gütigen! umgebet mich leicht, +Damit ich bleiben möge, denn noch ist manches zu singen, +Jetzt aber endiget, seligweinend, +Wie eine Sage der Liebe, +Mir der Gesang, und so auch ist er +Mir, mit Erröten, Erblassen, +Von Anfang her gegangen. Doch Alles geht so. +Glückselig Suevien, meine Mutter, +Auch du, der glänzenderen, der Schwester +Lombarda drüben gleich, +Von hundert Bächen durchflossen! +Und Bäume genug, weißblühend und rötlich, +Und dunklere, wild, tiefgrünenden Laubs voll, +Und Alpengebirg der Schweiz auch überschattet +Benachbartes dich; denn nah dem Herde des Hauses +Wohnst du, und hörst, wie drinnen +Aus silbernen Opferschalen +Der Quell rauscht, ausgeschüttet +Von reinen Händen, wenn berührt +Von warmen Strahlen +Kristallenes Eis und umgestürzt +Vom leichtanregenden Lichte +Der schneeige Gipfel übergießt die Erde +Mit reinestem Wasser. Darum ist +Dir angeboren die Treue. Schwer verläßt, +Was nahe dem Ursprung wohnet, den Ort. +Und deine Kinder, die Städte, +Am weithindämmernden See, +An Neckars Weiden, am Rheine, +Sie alle meinen, es wäre +Ich aber will dem Kaukasos zu! +Denn sagen hört ich +Noch heut in den Lüften: +Frei sei'n, wie Schwalben, die Dichter. +Auch hat mir ohnedies +In jüngeren Tagen Eines vertraut, +Es seien vor alter Zeit +Die Eltern einst, das deutsche Geschlecht, +Still fortgezogen von Wellen der Donau, +Am Sommertage, da diese +Sich Schatten suchten, zusammen +Mit Kindern der Sonn +Am schwarzen Meere gekommen; +Und nicht umsonst sei dies +Das gastfreundliche genennet. +Denn, als sie erst sich angesehen, +Da nahten die Anderen erst; dann satzten auch +Die Unseren sich neugierig unter den Ölbaum. +Doch als sich ihre Gewande berührt, +Und keiner vernehmen konnte +Die eigene Rede des andern, wäre wohl +Entstanden ein Zwist, wenn nicht aus Zweigen herunter +Gekommen wäre die Kühlung, +Die Lächeln über das Angesicht +Der Streitenden öfters breitet, und eine Weile +Sahn still sie auf, dann reichten sie sich +Die Hände liebend einander. Und bald +Vertauschten sie Waffen und all +Die lieben Güter des Hauses, +Die freundlichen Väter umsonst nichts +Beim Hochzeitjubel den Kindern. +Denn aus den heiligvermählten +Wuchs schöner, denn Alles, +Was vor und nach +Von Menschen sich nannt, ein Geschlecht auf. Wo, +Wo aber wohnt ihr, liebe Verwandten, +Daß wir das Bündnis wiederbegehn +Und der teuern Ahnen gedenken? +Dort an den Ufern, unter den Bäumen +Ionias, in Ebenen des Kaysters, +Wo Kraniche, des Aethers froh, +Umschlossen sind von fernhindämmernden Bergen, +Dort wart auch ihr, ihr Schönsten! oder pflegtet +Der Inseln, die mit Wein bekränzt, +Voll tönten von Gesang; noch andere wohnten +Am Tayget, am vielgepriesnen Hymettos, +Die blühten zuletzt; doch von +Parnassos Quell bis zu des Tmolos +Goldglänzenden Bächen erklang +Ein ewiges Lied; so rauschten +Damals die Wälder und all +Die Saitenspiele zusamt +Von himmlischer Milde gerühret. +O Land des Homer! +Am purpurnen Kirschbaum oder wenn +Von dir gesandt im Weinberg mir +Die jungen Pfirsiche grünen, +Und die Schwalbe fernher kommt und vieles erzählend +Den Tagen des Mais, auch unter den Sternen +Gedenk ich, o Ionia, dein! doch Menschen +Ist Gegenwärtiges lieb. Drum bin ich +Gekommen, euch, ihr Inseln, zu sehn, und euch, +Ihr Mündungen der Ströme, o ihr Hallen der Thetis, +Ihr Wälder, euch, und euch, ihr Wolken des Ida! +Doch nicht zu bleiben gedenk ich. +Unfreundlich ist und schwer zu gewinnen +Die Verschlossene, der ich entkommen, die Mutter. +Von ihren Söhnen einer, der Rhein, +Mit Gewalt wollt er ans Herz ihr stürzen und schwand +Der Zurückgestoßene, niemand weiß, wohin, in die Ferne. +Doch so nicht wünscht ich gegangen zu sein, +Von ihr, und nur, euch einzuladen, +Bin ich zu euch, ihr Grazien Griechenlands, +Ihr Himmelstöchter, gegangen, +Daß, wenn die Reise zu weit nicht ist, +Zu uns ihr kommet, ihr Holden!. +Wenn milder atmen die Lüfte, +Und liebende Pfeile der Morgen +Uns Allzugedultigen schickt, +Und leichte Gewölke blühn +Uns über den schüchternen Augen, +Dann werden wir sagen, wie kommt +Ihr, Charitinnen, zu Wilden? +Die Dienerinnen des Himmels +Sind aber wunderbar, +Wie alles Göttlichgeborne. +Zum Traume wirds ihm, will es Einer +Ihm gleichen will mit Gewalt; +Oft überraschet es einen, +Der eben kaum es gedacht hat. +Im dunkeln Efeu saß ich, an der Pforte +Des Waldes, eben, da der goldene Mittag, +Den Quell besuchend, herunterkam +Von Treppen des Alpengebirgs, +Das mir die göttlichgebaute, +Die Burg der Himmlischen heißt +Nach alter Meinung, wo aber +Geheim noch manches entschieden +Zu Menschen gelanget; von da +Vernahm ich ohne Vermuten +Ein Schicksal, denn noch kaum +War mir im warmen Schatten +Sich manches beredend, die Seele +Italia zu geschweift +Und fernhin an die Küsten Moreas. +Jetzt aber, drin im Gebirg, +Tief unter den silbernen Gipfeln +Und unter fröhlichem Grün, +Wo die Wälder schauernd zu ihm, +Und der Felsen Häupter übereinander +Hinabschaun, taglang, dort +Im kältesten Abgrund hört +Ich um Erlösung jammern +Den Jüngling, es hörten ihn, wie er tobt', +Und den Donnerer, der ihn gezeuget, +Erbarmend die Eltern, doch +Die Sterblichen flohn von dem Ort, +Denn furchtbar war, da lichtlos er +In den Fesseln sich wälzte, +Das Rasen des Halbgotts. +Die Stimme wars des edelsten der Ströme, +Des freigeborenen Rheins, +Und anderes hoffte der, als droben von den Brüdern, +Dem Tessin und dem Rhodanus, +Er schied und wandern wollt, und ungeduldig ihn +Nach Asia trieb die königliche Seele. +Doch unverständig ist +Das Wünschen vor dem Schicksal. +Die Blindesten aber +Sind Göttersöhne. Denn es kennet der Mensch +Sein Haus und dem Tier ward, wo +Es bauen solle, doch jenen ist +Der Fehl, daß sie nicht wissen wohin +In die unerfahrne Seele gegeben. +Ein Rätsel ist Reinentsprungenes. Auch +Der Gesang kaum darf es enthüllen. Denn +Wie du anfingst, wirst du bleiben, +So viel auch wirket die Not, +Und die Zucht, das meiste nämlich +Vermag die Geburt, +Und der Lichtstrahl, der +Dem Neugebornen begegnet. +Wo aber ist einer, +Sein Leben lang, und des Herzens Wunsch +Allein zu erfüllen, so +Aus günstigen Höhn, wie der Rhein, +Und so aus heiligem Schoße +Glücklich geboren, wie jener? +Drum ist ein Jauchzen sein Wort. +Nicht liebt er, wie andere Kinder, +In Wickelbanden zu weinen; +Denn wo die Ufer zuerst +An die Seit ihm schleichen, die krummen, +Und durstig umwindend ihn, +Den Unbedachten, zu ziehn +Und wohl zu behüten begehren +Im eigenen Zahne, lachend +Zerreißt er die Schlangen und stürzt +Mit der Beut und wenn in der Eil +Ein Größerer ihn nicht zähmt, +Ihn wachsen läßt, wie der Blitz, muß er +Die Erde spalten, und wie Bezauberte fliehn +Die Wälder ihm nach und zusammensinkend die Berge. +Ein Gott will aber sparen den Söhnen +Das eilende Leben und lächelt, +Wenn unenthaltsam, aber gehemmt +Von heiligen Alpen, ihm +In der Tiefe, wie jener, zürnen die Ströme. +In solcher Esse wird dann +Auch alles Lautre geschmiedet, +Und schön ists, wie er drauf, +Nachdem er die Berge verlassen, +Begnüget und das Sehnen stillt +Im guten Geschäfte, wenn er das Land baut, +Der Vater Rhein, und liebe Kinder nährt +In Städten, die er gegründet. +Doch nimmer, nimmer vergißt ers. +Denn eher muß die Wohnung vergehn, +Und die Satzung und zum Unbild werden +Der Tag der Menschen, ehe vergessen +Ein solcher dürfte den Ursprung +Und die reine Stimme der Jugend. +Wer war es, der zuerst +Die Liebesbande verderbt +Und Stricke von ihnen gemacht hat? +Dann haben des eigenen Rechts +Und gewiß des himmlischen Feuers +Gespottet die Trotzigen, dann erst +Die sterblichen Pfade verachtend +Verwegnes erwählt +Und den Göttern gleich zu werden getrachtet. +Es haben aber an eigner +Unsterblichkeit die Götter genug, und bedürfen +Die Himmlischen eines Dings, +So sinds Heroen und Menschen +Und Sterbliche sonst. Denn weil +Die Seligsten nichts fühlen von selbst, +Muß wohl, wenn solches zu sagen +Erlaubt ist, in der Götter Namen +Teilnehmend fühlen ein Andrer, +Den brauchen sie; jedoch ihr Gericht +Zerbreche der und das Liebste +Wie den Feind schelt und sich Vater und Kind +Begrabe unter den Trümmern, +Wenn einer, wie sie, sein will und nicht +Ungleiches dulden, der Schwärmer. +Drum wohl ihm, welcher fand +Ein wohlbeschiedenes Schicksal, +Wo noch der Wanderungen +Und süß der Leiden Erinnerung +Aufrauscht am sichern Gestade, +Daß da und dorthin gern +Er sehn mag bis an die Grenzen, +Die bei der Geburt ihm Gott +Zum Aufenthalte gezeichnet. +Dann ruht er, seligbescheiden, +Denn alles, was er gewollt, +Das Himmlische, von selber umfängt +Es unbezwungen, lächelnd +Jetzt, da er ruhet, den Kühnen. +Halbgötter denk ich jetzt +Und kennen muß ich die Teuern, +Weil oft ihr Leben so +Die sehnende Brust mir beweget. +Wem aber, wie, Rousseau, dir, +Unüberwindlich die Seele, +Die starkausdauernde, ward, +Und sicherer Sinn +Und süße Gabe zu hören, +Zu reden so, daß er aus heiliger Fülle +Und gesetzlos sie, die Sprache der Reinesten, gibt +Verständlich den Guten, aber mit Recht +Die Achtungslosen mit Blindheit schlägt, +Die entweihenden Knechte, wie nenn ich den Fremden? +Die Söhne der Erde sind, wie die Mutter, +Alliebend, so empfangen sie auch +Mühlos, die Glücklichen, Alles. +Drum überraschet es auch +Und schröckt den sterblichen Mann, +Wenn er den Himmel, den +Er mit den liebenden Armen +Sich auf die Schultern gehäuft, +Und die Last der Freude bedenket; +Dann scheint ihm oft das Beste, +Fast ganz vergessen da, +Wo der Strahl nicht brennt, +Im Schatten des Walds +Am Bielersee in frischer Grüne zu sein, +Und sorglosarm an Tönen, +Anfängern gleich, bei Nachtigallen zu lernen. +Und herrlich ists, aus heiligem Schlafe dann +Erstehen und, aus Waldes Kühle +Erwachend, abends nun +Dem milderen Licht entgegenzugehn, +Wenn, der die Berge gebaut +Und den Pfad der Ströme gezeichnet, +Nachdem er lächelnd auch +Der Menschen geschäftiges Leben, +Das othemarme, wie Segel +Auch ruht und zu der Schülerin jetzt, +Der Bildner, Gutes mehr +Denn Böses findend, +Zur heutigen Erde der Tag sich neiget. - +Dann feiern das Brautfest Menschen und Götter, +Es feiern die Lebenden all, +Und ausgeglichen +Ist eine Weile das Schicksal. +Und die Flüchtlinge suchen die Herberg, +Und süßen Schlummer die Tapfern, +Die Liebenden aber +Sind, was sie waren, sie sind +Zu Hause, wo die Blume sich freuet +Unschädlicher Glut und die finsteren Bäume +Der Geist umsäuselt, aber die Unversöhnten +Sind umgewandelt und eilen +Die Hände sich ehe zu reichen, +Bevor das freundliche Licht +Hinuntergeht und die Nacht kommt. +Doch einigen eilt +Dies schnell vorüber, andere +Behalten es länger. +Die ewigen Götter sind +Voll Lebens allzeit; bis in den Tod +Kann aber ein Mensch auch +Im Gedächtnis doch das Beste behalten, +Und dann erlebt er das Höchste. +Nur hat ein jeder sein Maß. +Denn schwer ist zu tragen +Ein Weiser aber vermocht es +Vom Mittag bis in die Mitternacht, +Und bis der Morgen erglänzte, +Beim Gastmahl helle zu bleiben. +Dir mag auf heißem Pfade unter Tannen oder +Im Dunkel des Eichwalds gehüllt +In Stahl, mein Sinclair! Gott erscheinen oder +In Wolken, du kennst ihn, da du kennest, jugendlich, +Des Guten Kraft, und nimmer ist dir +Verborgen das Lächeln des Herrschers +Bei Tage, wenn +Es fieberhaft und angekettet das +Lebendige scheinet oder auch +Bei Nacht, wenn alles gemischt +Ist ordnungslos und wiederkehrt +Uralte Verwirrung. +Die Götterbilder in dem alten Lande, +Sie darf ich ja nicht rufen mehr, wenn aber, +Ihr heimatlichen Wasser! jetzt mit euch +Des Herzens Liebe klagt, was will es anders, +Das Heiligtrauernde? Denn voll Erwartung liegt +Das Land und als in heißen Tagen +Herabgesenkt, umschattet heut, +Ihr Sehnenden! uns ahnungsvoll ein Himmel. +Voll ist er von Verheißungen und scheint +Mir drohend auch, doch will ich bei ihm bleiben, +Und rückwärts soll die Seele mir nicht fliehn +Zu euch, Vergangene! die zu lieb mir sind. +Denn euer schönes Angesicht zu sehn, +Als wärs, wie sonst, ich fürcht es, tödlich ists, +Und kaum erlaubt, Gestorbene zu wecken. +Entflohene Götter! auch ihr, ihr gegenwärtigen, damals +Wahrhaftiger, ihr hattet eure Zeiten! +Nichts leugnen will ich hier und nichts erbitten. +Denn wenn es aus ist, und der Tag erloschen, +Wohl triffts den Priester erst, doch liebend folgt +Der Tempel und das Bild ihm auch und seine Sitte +Zum dunkeln Land und keines mag noch scheinen. +Nur als von Grabesflammen, ziehet dann +Ein goldner Rauch, die Sage, drob hinüber, +Und keiner weiß, wie ihm geschieht. Er fühlt +Die Schatten derer, so gewesen sind, +Die Alten, so die Erde neubesuchen. +Denn die da kommen sollen, drängen uns, +Und länger säumt von Göttermenschen +Die heilige Schar nicht mehr im blauen Himmel. +Schon grünet ja, im Vorspiel rauherer Zeit +Für sie erzogen, das Feld, bereitet ist die Gabe +Zum Opfermahl und Tal und Ströme sind +Weitoffen um prophetische Berge, +Daß schauen mag bis in den Orient +Der Mann und ihn von dort der Wandlungen viele bewegen. +Vom Aether aber fällt +Das treue Bild und Göttersprüche regnen +Unzählbare von ihm, und es tönt im innersten Haine. +Und der Adler, der vom Indus kömmt, +Und über des Parnassos +Beschneite Gipfel fliegt, hoch über den Opferhügeln +Italias, und frohe Beute sucht +Dem Vater, nicht wie sonst, geübter im Fluge +Der Alte, jauchzend überschwingt er +Zuletzt die Alpen und sieht die vielgearteten Länder. +Die Priesterin, die stillste Tochter Gottes, +Sie, die zu gern in tiefer Einfalt schweigt, +Sie suchet er, die offnen Auges schaute, +Als wüßte sie es nicht, jüngst, da ein Sturm +Toddrohend über ihrem Haupt ertönte; +Es ahnete das Kind ein Besseres, +Und endlich ward ein Staunen weit im Himmel, +Die segnende, die Macht der Höhe sei; +Drum sandten sie den Boten, der, sie schnell erkennend, +Denkt lächelnd so: Dich, unzerbrechliche, muß +Ein ander Wort erprüfen und ruft es laut, +Der Jugendliche, nach Germania schauend: +»Du bist es, auserwählt, +Alliebend und ein schweres Glück +Bist du zu tragen stark geworden, +Seit damals, da im Walde versteckt und blühendem Mohn +Voll süßen Schlummers, trunkene, meiner du +Nicht achtetest, lang, ehe noch auch geringere fühlten +Der Jungfrau Stolz und staunten, wes du wärst und woher, +Doch du es selbst nicht wußtest. Ich mißkannte dich nicht, +Und heimlich, da du träumtest, ließ ich +Am Mittag scheidend dir ein Freundeszeichen, +Die Blume des Mundes zurück und du redetest einsam. +Doch Fülle der goldenen Worte sandtest du auch, +Glückselige! mit den Strömen und sie quillen unerschöpflich +In die Gegenden all. Denn fast, wie der heiligen, +Die Mutter ist von allem, +Die Verborgene sonst genannt von Menschen, +So ist von Lieben und Leiden +Und voll von Ahnungen dir +Und voll von Frieden der Busen. +O trinke Morgenlüfte, +Bis daß du offen bist, +Und nenne, was vor Augen dir ist, +Nicht länger darf Geheimnis mehr +Das Ungesprochene bleiben, +Denn Sterblichen geziemet die Scham, +Und so zu reden die meiste Zeit, +Ist weise auch, von Göttern. +Wo aber überflüssiger, denn lautere Quellen, +Das Gold und ernst geworden ist der Zorn an dem Himmel, +Muß zwischen Tag und Nacht +Einsmals ein Wahres erscheinen. +Dreifach umschreibe du es, +Doch ungesprochen auch, wie es da ist, +Unschuldige, muß es bleiben. +O nenne, Tochter du der heiligen Erd, +Einmal die Mutter. Es rauschen die Wasser am Fels +Und Wetter im Wald und bei dem Namen derselben +Tönt auf aus alter Zeit Vergangengöttliches wieder. +Wie anders ists! und rechthin glänzt und spricht +Zukünftiges auch erfreulich aus den Fernen. +Doch in der Mitte der Zeit +Lebt ruhig mit geweihter +Jungfräulicher Erde der Aether +Und gerne, zur Erinnerung, sind, +Die unbedürftigen, sie +Gastfreundlich bei den unbedürftgen, +Bei deinen Feiertagen, +Germania, wo du Priesterin bist +Und wehrlos Rat gibst rings +Der himmlischen, still widerklingenden, +Der ruhigwandelnden Töne voll, +Und gelüftet ist der altgebaute, +Seliggewohnte Saal; um grüne Teppiche duftet +Die Freudenwolk und weithinglänzend stehn, +Gereiftester Früchte voll und goldbekränzter Kelche, +Wohlangeordnet, eine prächtige Reihe, +Zur Seite da und dort aufsteigend über dem +Geebneten Boden die Tische. +Denn ferne kommend haben +Hieher, zur Abendstunde, +Sich liebende Gäste beschieden. +Und dämmernden Auges denk ich schon, +Vom ernsten Tagwerk lächelnd, +Ihn selbst zu sehn, den Fürsten des Fests. +Doch wenn du schon dein Ausland gern verleugnest, +Und als vom langen Heldenzuge müd, +Dein Auge senkst, vergessen, leichtbeschattet, +Und Freundesgestalt annimmst, du Allbekannter, doch +Beugt fast die Knie das Hohe. Nichts vor dir, +Nur Eines weiß ich, Sterbliches bist du nicht. +Ein Weister mag mir manches erhellen; wo aber +Ein Gott noch auch erscheint, +Von heute aber nicht, nicht unverkündet ist er; +Und einer, der nicht Flut noch Flamme gescheuet, +Erstaunet, da es stille worden, umsonst nicht, jetzt, +Da Herrschaft nirgend ist zu sehn bei Geistern und Menschen. +Das ist, sie hören das Werk, +Längst vorbereitend, von Morgen nach Abend, jetzt erst, +Denn unermeßlich braust, in der Tiefe verhallend, +Des Donnerers Echo, das tausendjährige Wetter, +Zu schlafen, übertönt von Friedenslauten, hinunter. +Ihr aber, teuergewordne, o ihr Tage der Unschuld, +Ihr bringt auch heute das Fest, ihr Lieben! und es blüht +Rings abendlich der Geist in dieser Stille; +Und raten muß ich, und wäre silbergrau +Die Locke, o ihr Freunde! +Für Kränze zu sorgen und Mahl, jetzt ewigen Jünglingen ähnlich. +Und manchen möcht ich laden, aber o du, +Der freundlichernst den Menschen zugetan, +Dort unter syrischer Palme, +Wo nahe lag die Stadt, am Brunnen gerne war; +Das Kornfeld rauschte rings, still atmete die Kühlung +Vom Schatten des geweiheten Gebirges, +Und die lieben Freunde, das treue Gewölk, +Umschatteten dich auch, damit der heiligkühne +Durch Wildnis mild dein Strahl zu Menschen kam, o Jüngling! +Ach! aber dunkler umschattete, mitten im Wort, dich +Furchtbarentscheidend ein tödlich Verhängnis. So ist schnell +Vergänglich alles Himmlische; aber umsonst nicht; +Denn schonend rührt des Maßes allzeit kundig +Ein Gott an, unversehn, und keiner weiß es, wenn? +Auch darf alsdann das Freche drüber gehn, +Und kommen muß zum heilgen Ort das Wilde +Von Enden fern, übt rauhbetastend den Wahn, +Und trifft daran ein Schicksal, aber Dank, +Nie folgt der gleich hernach dem gottgegebnen Geschenke; +Tiefprüfend ist es zu fassen. +Auch wär uns, sparte der Gebende nicht, +Schon längst vom Segen des Herds +Uns Gipfel und Boden entzündet. +Des Göttlichen aber empfingen wir +Doch viel. Es ward die Flamm uns +In die Hände gegeben, und Ufer und Meersflut. +Viel mehr, denn menschlicher Weise +Sind jene mit uns, die fremden Kräfte, vertrauet. +Und es lehret Gestirn dich, das +Vor Augen dir ist, doch nimmer kannst du ihm gleichen. +Vom Allebendigen aber, von dem +Viel Freuden sind und Gesänge, +Ist einer ein Sohn, ein Ruhigmächtiger ist er, +Und nun erkennen wir ihn, +Nun, da wir kennen den Vater +Und Feiertage zu halten +Der hohe, der Geist +Der Welt sich zu Menschen geneigt hat. +Denn längst war der zum Herrn der Zeit zu groß +Und weit aus reichte sein Feld, wann hats ihn aber erschöpfet? +Einmal mag aber ein Gott auch Tagewerk erwählen, +Schicksalgesetz ist dies, daß Alle sich erfahren, +Daß, wenn die Stille kehrt, auch eine Sprache sei. +Wo aber wirkt der Geist, sind wir auch mit, und streiten, +Was wohl das Beste sei. So dünkt mir jetzt das Beste, +Wenn nun vollendet sein Bild und fertig ist der Meister, +Und selbst verklärt davon aus seiner Werkstatt tritt, +Der stille Gott der Zeit und nur der Liebe Gesetz, +Das schönausgleichende gilt von hier an bis zum Himmel. +Viel hat von Morgen an, +Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander, +Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang. +Und das Zeitbild, das der große Geist entfaltet, +Ein Zeichen liegts vor uns, daß zwischen ihm und andern +Ein Bündnis zwischen ihm und andern Mächten ist. +Nicht er allein, die Unerzeugten, Ewgen +Sind kennbar alle daran, gleichwie auch an den Pflanzen +Die Mutter Erde sich und Licht und Luft sich kennet. +Zuletzt ist aber doch, ihr heiligen Mächte, für euch +Das Liebeszeichen, das Zeugnis +Daß ihr noch seiet, der Festtag, +Der Allversammelnde, wo Himmlische nicht +Im Wunder offenbar, noch ungesehn im Wetter, +Wo aber bei Gesang gastfreundlich untereinander +In Chören gegenwärtig, eine heilige Zahl +Die Seligen in jeglicher Weise +Beisammen sind, und ihr Geliebtestes auch, +An dem sie hängen, nicht fehlt; denn darum rief ich +Zum Gastmahl, das bereitet ist, +Dich, Unvergeßlicher, dich, zum Abend der Zeit, +Sich schlafen unser Geschlecht nicht, +Bis ihr Verheißenen all, +All ihr Unsterblichen, uns +Von eurem Himmel zu sagen, +Da seid in unserem Hause. +Leichtatmende Lüfte +Verkünden euch schon, +Euch kündet das rauchende Tal +Und der Boden, der vom Wetter noch dröhnet, +Doch Hoffnung rötet die Wangen, +Und vor der Türe des Hauses +Sitzt Mutter und Kind, +Und schauet den Frieden +Und wenige scheinen zu sterben, +Es hält ein Ahnen die Seele, +Vom goldnen Lichte gesendet, +Hält ein Versprechen die Ältesten auf. +Wohl sind die Würze des Lebens, +Von oben bereitet und auch +Hinausgeführet, die Mühen. +Denn Alles gefällt jetzt, +Einfältiges aber +Am meisten, denn die langgesuchte, +Die goldne Frucht, +Uraltem Stamm +In schütternden Stürmen entfallen, +Dann aber, als liebstes Gut, vom heiligen Schicksal selbst, +Mit zärtlichen Waffen umschützt, +Wie die Löwin, hast du geklagt, +O Mutter, da du sie, +Natur, die Kinder verloren. +Denn es stahl sie, Allzuliebende, dir +Dein Feind, da du ihn fast +Wie die eigenen Söhne genommen, +Und Satyren die Götter gesellt hast. +So hast du manches gebaut, +Und manches begraben, +Denn es haßt dich, was +Du, vor der Zeit +Allkräftige, zum Lichte gezogen. +Nun kennest, nun lässest du dies; +Denn gerne fühllos ruht, +Was ist es, das +An die alten seligen Küsten +Mich fesselt, daß ich mehr noch +Sie liebe, als mein Vaterland? +Denn wie in himmlische +Gefangenschaft verkauft +Dort bin ich, wo Apollo ging +In Königsgestalt, +Und zu unschuldigen Jünglingen sich +Herabließ Zevs und Söhn in heiliger Art +Und Töchter zeugte +Der Hohe unter den Menschen. +Der hohen Gedanken +Sind nämlich viel +Entsprungen des Vaters Haupt +Und große Seelen +Von ihm zu Menschen gekommen. +Gehöret hab ich +Von Elis und Olympia, bin +Gestanden oben auf dem Parnaß, +Und über Bergen des Isthmus, +Und drüben auch +Bei Smyrna und hinab +Viel hab ich Schönes gesehn, +Und gesungen Gottes Bild +Hab ich, das lebet unter +Den Menschen, aber dennoch, +Ihr alten Götter und all +Ihr tapfern Söhne der Götter, +Noch Einen such ich, den +Ich liebe unter euch, +Wo ihr den letzten eures Geschlechts, +Des Hauses Kleinod mir +Dem fremden Gaste verberget. +Mein Meister und Herr! +O du, mein Lehrer! +Was bist du ferne +Geblieben? und da +Ich fragte unter den Alten, +Die Helden und +Die Götter, warum bliebest +Du aus? Und jetzt ist voll +Von Trauern meine Seele, +Als eifertet, ihr Himmlischen, selbst, +Daß, dien ich einem, mir +Das andere fehlet. +Ich weiß es aber, eigene Schuld +Ists! Denn zu sehr, +O Christus! häng ich an dir, +Wiewohl Herakles Bruder +Und kühn bekenn ich, du +Bist Bruder auch des Eviers, der +Die Tiger und hinab +Bis an den Indus +Gebietend freudigen Dienst +Den Weinberg stiftet' und +Den Grimm bezähmte der Völker. +Es hindert aber eine Scham +Mich, dir zu vergleichen +Die weltlichen Männer. Und freilich weiß +Ich, der dich zeugte, dein Vater, +Derselbe der, +Es hänget aber an Einem +Die Liebe. Diesesmal +Ist nämlich vom eigenen Herzen +Zu sehr gegangen der Gesang, +Gut machen will ich den Fehl, +Wenn ich noch andere singe. +Nie treff ich, wie ich wünsche, +Das Maß. Ein Gott weiß aber, +Wenn kommet, was ich wünsche, das Beste. +Denn wie der Meister +Gewandelt auf Erden, +Ein gefangener Aar, +Und viele, die +Ihn sahen, fürchteten sich, +Dieweil sein Äußerstes tat +Der Vater und sein Bestes unter +Den Menschen wirkete wirklich, +Und sehr betrübt war auch +Der Sohn so lange, bis er +Gen Himmel fuhr in den Lüften, +Dem gleich ist gefangen die Seele der Helden. +Die Dichter müssen auch +Die geistigen weltlich sein. +Was ist es, das +An die alten seligen Küsten +Mich fesselt, daß ich mehr noch +Sie liebe, als mein Vaterland? +Denn wie in himmlischer +Gefangenschaft gebückt, in flammender Luft +Dort bin ich, wo, wie Steine sagen, Apollo ging +In Königsgestalt, +Und zu unschuldigen Jünglingen sich +Herabließ Zevs und Söhn in heiliger Art +Und Töchter zeugte +Der Hohe unter den Menschen. +Der hohen Gedanken +Sind nämlich viel +Entsprungen des Vaters Haupt +Und große Seelen +Von ihm zu Menschen gekommen. +Gehöret hab ich +Von Elis und Olympia, bin +Gestanden oben auf dem Parnaß, +Und über Bergen des Isthmus, +Und drüben auch +Bei Smyrna und hinab +Viel hab ich Schönes gesehn, +Und gesungen Gottes Bild +Hab ich, das lebet unter +Den Menschen, denn sehr dem Raum gleich ist +Das Himmlische reichlich in +Der Jugend zählbar, aber dennoch, +O du der Sterne Leben und all +Ihr tapfern Söhne des Lebens, +Noch Einen such ich, den +Ich liebe unter euch, +Wo ihr den letzten eures Geschlechts, +Des Hauses Kleinod mir +Dem fremden Gaste verberget. +Mein Meister und Herr! +O du, mein Lehrer! +Was bist du ferne +Geblieben? und da +Ich fragte unter den Alten, +Die Helden und +Die Götter, warum bliebest +Du aus? Und jetzt ist voll +Von Trauern meine Seele, +Als eifertet, ihr Himmlischen, selbst, +Daß, dien ich einem, mir +Das andere fehlet. +Ich weiß es aber, eigene Schuld ists! Denn zu sehr, +O Christus! häng ich an dir, wiewohl Herakles Bruder +Und kühn bekenn ich, du bist Bruder auch des Eviers, der +Die Todeslust der Völker aufhält und zerreißet den Fallstrick, +Nicht gehn den Weg des Todes und hüten das Maß, daß einer +Etwas für sich ist, den Augenblick, +Das Geschick der großen Zeit auch, +Ihr Feuer fürchtend, treffen sie, und wo +Des Wegs ein anderes geht, da sehen sie +Auch, wo ein Geschick sei, machen aber +Das sicher, Menschen gleichend oder Gesetzen. +Es entbrennet aber sein Zorn; daß nämlich +Das Zeichen die Erde berührt, allmählich +Aus Augen gekommen, als an einer Leiter. +Diesmal. Eigenwillig sonst, unmäßig +Grenzlos, daß der Menschen Hand +Anficht das Lebende, mehr auch, als sich schicket +Für einen Halbgott, Heiliggesetztes übergeht +Der Entwurf. Seit nämlich böser Geist sich +Bemächtiget des glücklichen Altertums, unendlich, +Langher währt Eines, gesangsfeind, klanglos, das +In Maßen vergeht, des Sinnes Gewaltsames. Ungebundenes aber +Hasset Gott. Fürbittend aber +Hält ihn der Tag von dieser Zeit, stillschaffend, +Des Weges gehend, die Blüte der Jahre. +Und Kriegsgetön, und Geschichte der Helden unterhält, hartnäckig Geschick, +Die Sonne Christi, Gärten der Büßenden, und +Der Pilgrime Wandern und der Völker ihn, und des Wächters +Gesang und die Schrift +Des Barden oder Afrikaners. Ruhmloser auch +Geschick hält ihn, die an den Tag +Gottgleicher, denn sonst. Denn Männern mehr +Gehöret das Licht. Nicht Jünglingen. +Das Vaterland auch. Nämlich frisch +Noch unerschöpfet und voll mit Locken. +Der Vater der Erde freuet nämlich sich des +Auch, daß Kinder sind, so bleibet eine Gewißheit +Des Guten. So auch freuet +Das ihn, daß eines bleibet. +Auch einige sind, gerettet, als +Auf schönen Inseln. Gelehrt sind die. +Versuchungen sind nämlich +Grenzlos an die gegangen. +Zahllose gefallen. Also ging es, als +Der Erde Vater bereitet Ständiges +In Stürmen der Zeit. Ist aber geendet. +Was ist es, das +An die alten seligen Küsten +Mich fesselt, daß ich mehr noch +Sie liebe, als mein Vaterland? +Denn wie in himmlischer +Gefangenschaft gebückt, dem Tag nach sprechend +Dort bin ich, wo, wie Steine sagen, Apollo ging, +In Königsgestalt, +Und zu unschuldigen Jünglingen sich +Herabließ Zevs, und Söhn in heiliger Art +Und Töchter zeugte +Stumm weilend unter den Menschen. +Der hohen Gedanken aber +Sind dennoch viele +Gekommen aus des Vaters Haupt +Und große Seelen +Von ihm zu Menschen gekommen. +Und gehöret hab ich +Von Elis und Olympia, bin +Gestanden immerdar, an Quellen, auf dem Parnaß +Und über Bergen des Isthmus +Und drüben auch +Bei Smyrna und hinab +Viel hab ich Schönes gesehn +Und gesungen Gottes Bild +Hab ich, das lebet unter +Den Menschen. Denn sehr, dem Raum gleich, ist +Das Himmlische reichlich in +Der Jugend zählbar, aber dennoch, +Ihr alten Götter und all +Ihr tapfern Söhne der Götter, +Noch einen such ich, den +Ich liebe unter euch, +Wo ihr den letzten eures Geschlechts, +Des Hauses Kleinod mir +Dem fremden Gaste bewahret. +Mein Meister und Herr! +O du, mein Lehrer! +Was bist du ferne +Geblieben? und da +Ich sahe, mitten, unter den Geistern, den Alten +Die Helden und +Die Götter, warum bliebest +Du aus? Und jetzt ist voll +Von Trauern meine Seele +Als eifertet, ihr Himmlischen, selbst, +Daß, dien ich einem, mir +Das andere fehlet. +Ich weiß es aber, eigene Schuld +Ists, denn zu sehr, +O Christus! häng ich an dir, +Wiewohl Herakles Bruder +Bist Bruder auch des Eviers, der einsichtlich, vor Alters +Die verdrossene Irre gerichtet, +Der Erde Gott, und beschieden +Die Seele dem Tier, das lebend +Vom eigenen Hunger schweift' und der Erde nach ging, +Aber rechte Wege gebot er mit Einem Mal und Orte, +Die Sachen auch bestellt er von jedem. +Es hindert aber eine Scham +Mich, dir zu vergleichen +Die weltlichen Männer. Und freilich weiß +Ich, der dich zeugte, dein Vater ist +Derselbe. Nämlich Christus ist ja auch allein +Gestanden unter sichtbarem Himmel und Gestirn, sichtbar +Freiwaltendem über das Eingesetzte, mit Erlaubnis von Gott, +Und die Sünden der Welt, die Unverständlichkeit +Der Kenntnisse nämlich, wenn Beständiges das Geschäftige überwächst +Der Menschen, und der Mut des Gestirns war ob ihm. Nämlich immer jauchzet die Welt +Hinweg von dieser Erde, daß sie die +Entblößet; wo das Menschliche sie nicht hält. Es bleibet aber eine Spur +Doch eines Wortes; die ein Mann erhaschet. Der Ort war aber +Die Wüste. So sind jene sich gleich. Voll Freuden, reichlich. Herrlich grünet +Ein Kleeblatt. Ungestalt wär, um des Geistes willen, dieses, dürfte von solchen +Nicht sagen, gelehrt im Wissen einer schlechten Gebets, daß sie +Wie Feldherrn mir, Heroen sind. Des dürfen die Sterblichen wegen dem, weil +Ohne Halt verstandlos Gott ist. Aber wie auf Wagen +Des Tages oder +Mit Stimmen erscheinet Gott als +Natur von außen. Mittelbar +In heiligen Schriften. Himmlische sind +Wenn gleich im Himmel +Begehrt zu einem auf Erden. Immerdar +Bleibt dies, daß immergekettet alltag ganz ist +Die Welt. Oft aber scheint +Ein Großer nicht zusammenzutaugen +Zu Großem. Alle Tage stehn die aber, als an einem Abgrund einer +Neben dem andern. Jene drei sind aber +Das, daß sie unter der Sonne +Wie Jäger der Jagd sind oder +Ein Ackersmann, der atmend von der Arbeit +Sein Haupt entblößet, oder Bettler. Schön +Und lieblich ist es zu vergleichen. Wohl tut +Die Erde. Zu kühlen. Immer aber +Nah ist +Und schwer zu fassen der Gott. +Wo aber Gefahr ist, wächst +Das Rettende auch. +Im Finstern wohnen +Die Adler und furchtlos gehn +Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg +Auf leichtgebaueten Brücken. +Drum, da gehäuft sind rings +Die Gipfel der Zeit, und die Liebsten +Nah wohnen, ermattend auf +Getrenntesten Bergen, +So gib unschuldig Wasser, +O Fittige gib uns, treuesten Sinns +Hinüberzugehn und wiederzukehren. +So sprach ich, da entführte +Mich schneller, denn ich vermutet, +Und weit, wohin ich nimmer +Zu kommen gedacht, ein Genius mich +Vom eigenen Haus. Es dämmerten +Im Zwielicht, da ich ging, +Der schattige Wald +Und die sehnsüchtigen Bäche +Der Heimat; nimmer kannt ich die Länder; +Geheimnisvoll +Im goldenen Rauche, blühte +Schnellaufgewachsen, +Mit Schritten der Sonne, +Mit tausend Gipfeln duftend, +Mir Asia auf, und geblendet sucht +Ich eines, das ich kennete, denn ungewohnt +War ich der breiten Gassen, wo herab +Vom Tmolus fährt +Der goldgeschmückte Paktol +Und Taurus stehet und Messogis, +Und voll von Blumen der Garten, +Ein stilles Feuer, aber im Lichte +Blüht hoch der silberne Schnee, +Und Zeug unsterblichen Lebens +An unzugangbaren Wänden +Uralt der Efeu wächst und getragen sind +Von lebenden Säulen, Zedern und Lorbeern, +Die feierlichen, +Die göttlichgebauten Paläste. +Es rauschen aber um Asias Tore +Hinziehend da und dort +In ungewisser Meeresebene +Der schattenlosen Straßen genug, +Doch kennt die Inseln der Schiffer. +Und da ich hörte, +Der nahegelegenen eine +Sei Patmos, +Verlangte mich sehr, +Der dunkeln Grotte zu nahn. +Denn nicht, wie Cypros, +Die quellenreiche, oder +Der anderen eine +Wohnt herrlich Patmos, +Gastfreundlich aber ist +Im ärmeren Hause +Sie dennoch +Und wenn vom Schiffbruch oder klagend +Um die Heimat oder +Den abgeschiedenen Freund +Ihr nahet einer +Der Fremden, hört sie es gern, und ihre Kinder, +Die Stimmen des heißen Hains, +Und wo der Sand fällt, und sich spaltet +Des Feldes Fläche, die Laute, +Sie hören ihn und liebend tönt +Es wider von den Klagen des Manns. So pflegte +Sie einst des gottgeliebten, +Des Sehers, der in seliger Jugend war +Gegangen mit +Dem Sohne des Höchsten, unzertrennlich, denn +Es liebte der Gewittertragende die Einfalt +Des Jüngers und es sahe der achtsame Mann +Das Angesicht des Gottes genau, +Da, beim Geheimnisse des Weinstocks, sie +Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmahls, +Und in der großen Seele, ruhigahnend, den Tod +Aussprach der Herr und die letzte Liebe, denn nie genug +Der Worte, damals, und zu erheitern, da +Ers sahe, das Zürnen der Welt. +Denn alles ist gut. Drauf starb er. Vieles wäre +Zu sagen davon. Und es sahn ihn, wie er siegend blickte, +Den Freudigsten die Freunde noch zuletzt, +Doch trauerten sie, da nun +Es Abend worden, erstaunt, +Denn Großentschiedenes hatten in der Seele +Die Männer, aber sie liebten unter der Sonne +Das Leben und lassen wollten sie nicht +Vom Angesichte des Herrn +Und der Heimat. Eingetrieben war, +Wie Feuer im Eisen, das, und ihnen ging +Zur Seite der Schatte des Lieben. +Drum sandt er ihnen +Den Geist, und freilich bebte +Das Haus und die Wetter Gottes rollten +Ferndonnernd über +Die ahnenden Häupter, da, schwersinnend, +Versammelt waren die Todeshelden, +Itzt, da er scheidend +Noch einmal ihnen erschien. +Denn itzt erlosch der Sonne Tag, +Der Königliche, und zerbrach +Den geradestrahlenden, +Den Zepter, göttlichleidend, von selbst, +Denn wiederkommen sollt es, +Zu rechter Zeit. Nicht wär es gut +Gewesen, später, und schroffabbrechend, untreu, +Von nun an, +Zu wohnen in liebender Nacht, und bewahren +In einfältigen Augen, unverwandt +Abgründe der Weisheit. Und es grünen +Tief an den Bergen auch lebendige Bilder, +Doch furchtbar ist, wie da und dort +Unendlich hin zerstreut das Lebende Gott. +Denn schon das Angesicht +Der teuern Freunde zu lassen +Und fernhin über die Berge zu gehn +Allein, wo zweifach +Erkannt, einstimmig +War himmlischer Geist; und nicht geweissagt war es, sondern +Die Locken ergriff es, gegenwärtig, +Wenn ihnen plötzlich +Ferneilend zurück blickte +Der Gott und schwörend, +Damit er halte, wie an Seilen golden +Gebunden hinfort +Das Böse nennend, sie die Hände sich reichten - +Wenn aber stirbt alsdenn, +An dem am meisten +Die Schönheit hing, daß an der Gestalt +Ein Wunder war und die Himmlischen gedeutet +Auf ihn, und wenn, ein Rätsel ewig füreinander, +Sie sich nicht fassen können +Einander, die zusammenlebten +Im Gedächtnis, und nicht den Sand nur oder +Die Weiden es hinwegnimmt und die Tempel +Des Halbgotts und der Seinen +Verweht und selber sein Angesicht +Der Höchste wendet +Darob, daß nirgend ein +Unsterbliches mehr am Himmel zu sehn ist oder +Auf grüner Erde, was ist dies? +Es ist der Wurf des Säemanns, wenn er faßt +Mit der Schaufel den Weizen, +Und wirft, dem Klaren zu, ihn schwingend über die Tenne. +Ihm fällt die Schale vor den Füßen, aber +Ans Ende kommet das Korn, +Und nicht ein Übel ists, wenn einiges +Verloren gehet und von der Rede +Verhallet der lebendige Laut, +Denn göttliches Werk auch gleichet dem unsern, +Nicht alles will der Höchste zumal. +Zwar Eisen träget der Schacht, +Und glühende Harze der Aetna, +So hätt ich Reichtum, +Ein Bild zu bilden, und ähnlich +Zu schaun, wie er gewesen, den Christ, +Wenn aber einer spornte sich selbst, +Und traurig redend, unterweges, da ich wehrlos wäre, +Mich überfiele, daß ich staunt und von dem Gotte +Das Bild nachahmen möcht ein Knecht - +Im Zorne sichtbar sah ich einmal +Des Himmels Herrn, nicht, daß ich sein sollt etwas, sondern +Zu lernen. Gütig sind sie, ihr Verhaßtestes aber ist, +Solange sie herrschen, das Falsche, und es gilt +Denn sie nicht walten, es waltet aber +Unsterblicher Schicksal und es wandelt ihr Werk +Von selbst, und eilend geht es zu Ende. +Wenn nämlich höher gehet himmlischer +Triumphgang, wird genennet, der Sonne gleich, +Von Starken der frohlockende Sohn des Höchsten, +Ein Losungszeichen, und hier ist der Stab +Des Gesanges, niederwinkend, +Denn nichts ist gemein. Die Toten wecket +Er auf, die noch gefangen nicht +Vom Rohen sind. Es warten aber +Der scheuen Augen viele, +Zu schauen das Licht. Nicht wollen +Am scharfen Strahle sie blühn, +Wiewohl den Mut der goldene Zaum hält. +Wenn aber, als +Von schwellenden Augenbraunen, +Der Welt vergessen +Stilleuchtende Kraft aus heiliger Schrift fällt, mögen, +Der Gnade sich freuend, sie +Am stillen Blicke sich üben. +Und wenn die Himmlischen jetzt +So, wie ich glaube, mich lieben, +Wie viel mehr Dich, +Denn Eines weiß ich, +Daß nämlich der Wille +Des ewigen Vaters viel +Dir gilt. Still ist sein Zeichen +Am donnernden Himmel. Und Einer stehet darunter +Es sind aber die Helden, seine Söhne, +Gekommen all und heilige Schriften +Von ihm und den Blitz erklären +Die Taten der Erde bis itzt, +Ein Wettlauf unaufhaltsam. Er ist aber dabei. Denn seine Werke sind +Ihm alle bewußt von jeher. +Zu lang, zu lang schon ist +Die Ehre der Himmlischen unsichtbar. +Denn fast die Finger müssen sie +Uns führen und schmählich +Entreißt das Herz uns eine Gewalt. +Denn Opfer will der Himmlischen jedes, +Wenn aber eines versäumt ward, +Nie hat es Gutes gebracht. +Wir haben gedienet der Mutter Erd +Und haben jüngst dem Sonnenlichte gedient, +Unwissend, der Vater aber liebt, +Der über allen waltet, +Am meisten, daß gepfleget werde +Der feste Buchstab, und Bestehendes gut +Gedeutet. Dem folgt deutscher Gesang. +Voll Güt ist. Keiner aber fasset +Allein Gott. +Wo aber Gefahr ist, wächst +Das Rettende auch. +Im Finstern wohnen +Die Adler und furchtlos gehn +Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg +Auf leichtgebaueten Brücken. +Drum, da gehäuft sind rings, um Klarheit, +Die Gipfel der Zeit, +Und die Liebsten nahe wohnen, ermattend auf +Getrenntesten Bergen, +So gib unschuldig Wasser, +O Fittige gib uns, treuesten Sinns +Hinüberzugehn und wiederzukehren. +So sprach ich, da entführte +Mich unermeßlicher, denn ich vermutet, +Und weit, wohin ich nimmer +Zu kommen gedacht, ein Genius mich +Vom eigenen Haus. Es kleideten sich +Im Zwielicht Menschen ähnlich, da ich ging, +Der schattige Wald +Und die sehnsüchtigen Bäche +Doch bald, in frischem Glanze, +Geheimnisvoll +Im goldenen Rauche blühte +Schnellaufgewachsen +Mit Schritten der Sonne +Von tausend Tischen duftend +Mir Asia auf, und geblendet ganz +Sucht eins ich, das ich kennete, denn ungewohnt +War ich der breiten Gassen, wo herab +Vom Tmolus fährt +Der goldgeschmückte Paktol +Und Taurus stehet und Messogis, +Und schläfrig fast von Blumen der Garten, +Ein stilles Feuer, aber im Lichte +Hoch blüht der silberne Schnee, +Und Zeug unsterblichen Lebens +An unzugangbaren Wänden +Uralt der Efeu wächst und von lebenden Säulen +Getragen sind, von Zedern und Lorbeern, +Die felsenharten, +Die göttlichgebauten Paläste. +Es rauschen aber um Asias Tore +Hinziehend da und dort +In ungewisser Meeresebene +Der schattenlosen Straßen genug, +Doch kennt die Inseln der Schiffer. +Und da ich hörte, +Der nahegelegenen eine +Sei Patmos, +Dort einzukehren und dort +Der dunkeln Grotte zu nahn. +Denn nicht, wie Cypros, +Die quellenreiche, oder +Der anderen eine +Wohnt herrlich Patmos, +Gastfreundlich aber ist +Im menschenlosen Hause +Sie dennoch, +Und wenn vom Schiffbruch oder klagend +Um die Heimat oder +Den abgeschiedenen Freund +Ihr nahet einer +Der Fremden, höret sie gern das; und die Kinder, +Die Stimmen des heißen Hains, +Und wo der Sand fällt und sich spaltet +Des Feldes Fläche, die Laute, +Sie hören ihn, und lieblich widertönt +Es von den Klagen des Manns. Eins Tages diente +Patmos, tiergleich, dem Seher, denn dem war es ein Übel, +Dem menschenliebenden, der im Sausen des Rohrs, war, in der Jugend, +Gegangen mit +Dem Sohne des Höchsten, unzertrennlich, denn +Nicht gar allein sein mochte, des Geistes wegen, +Der Sohn des Höchsten, doch sahe der Jünger +Wohl, wer er wäre, +Damals da, beim Geheimnisse des Weinstocks, sie +Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmahls, +Und in der großen Seele, ruhigahnend, den Tod +Hatt er, Von Güte, zu sagen +Der Worte, damals, und zu schweigen, da +Ers sahe, das Zürnen der Welt. +Denn alles ist gut. Drauf starb er. Vieles wäre liebes +Zu sagen. Und es sahn ihn, wie er siegend blickte, +Den Freudigsten die Freunde noch zuletzt, +Doch trauerten sie, dieweil +Es Abend worden, erstaunt, +Denn Großentschiedenes hatten in der Seele +Die Männer, aber sie liebten unter der Sonne +Das Leben und lassen wollten sie nicht +Vom Angesichte des Herrn +Und der Heimat. Eingeboren war, +Wie Feuer im Eisen, das, und ihnen ging +Zur Seite der Schatte des Lieben. +Darum auch sandt er ihnen +Den Geist, und freilich bebte +Das Haus und die Wetter Gottes rollten +Ferndonnernd über +Die ahnenden Häupter, da, schwersinnend, +Versammelt waren die Todeshelden, +Itzt, da er scheidend +Noch einmal ihnen erschien. +Das heißet, es erlosch der Sonne Tag, +Der Königliche, und zerbrach +Den geradestrahlenden, +Den Zepter, göttlichleidend, von selbst, +Denn wiederkommen sollt es, +Zu rechter Zeit. Nicht wär es gut +Der Menschen Werk, und Freude war es +Von nun an, +Zu wohnen in liebender Nacht und bewahren +In einfältigen Augen unverwandt +Abgründe der Weisheit. Manchem ward +Sein Vaterland ein kleiner Raum, +Doch furchtbar wahrhaft ists, wie da und dort +Unendlich hin zerstört das Lebende Gott. +Denn schon das Angesicht +Der teuern Freunde zu lassen +Und fernhin über die Berge zu gehn +Allein, wo zweifach +Besorget, übereins +War himmlischer Geist. Bei jenen aber wars +Ein Zerfall, und das Heiligtum das Spiel des Moria +Und der Zornhügel zerbrach, damals, wenn ihnen plötzlich +Ferneilend zurück blickte +Der Gott und schwörend, +Damit er halte, wie an Seilen golden zusammengenommen, +Gebunden hinfort +Das Böse nennend, sie die Hände sich reichten, - +Wenn aber stirbt alsdenn, +An dem am meisten +Die Schönheit hing, daß an der Gestalt war +Ein Wunder und die Himmlischen gedeutet +Auf ihn, und wenn, ein Rätsel ewig füreinander, +Sie sich nicht fassen können +Einander, die zusammenlebten +Im Gedächtnis, nicht das nur und wenn es den Sand +Ergreift, wenn aber die Ehre +Des Halbgotts und der Seinen +Verweht und unerkenntlich, bei ihm selber, +Im Himmel der genannt war, +Ergrimmt, weil nirgend ein +Unsterbliches mehr am Himmel ist zu sehen oder +Auf grüner Erde, was ist dies? +Es ist der Wurf das eines Sinns, der mit +Der Schaufel fasset den Weizen, +Und wirft schwingend dem Klaren zu ihn über die Tenne. +Ein furchtbar Ding, Staub fällt. +Korn aber kommet ans Ende. +Nicht gar ein Übel ists, wenn einiges +Verloren gehet manchmal, von Reden +Verhallet der lebendige Laut. +Denn göttliches Werk auch gleichet dem unsern. +Alles will nicht der Höchste zumal. +Nun Eisen träget der Schacht +Und glühend Harz der Aetna, +So hätt ich auch Reichtum, +Zu bilden ein Bild und ähnlich +Den Christ zu schaun, wie er gewesen. +Wenn aber einer spornet sich selbst, +Voll Güt ist; keiner aber fasset +Allein Gott. +Wo aber Gefahr ist, wächst +Das Rettende auch. +Im Finstern wohnen +Die Adler, und furchtlos gehn +Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg +Auf leichtgebaueten Brücken. +Drum, da gehäuft sind rings, um Klarheit, +Die Gipfel der Zeit, +Und die Liebsten nahe wohnen, ermattend auf +Getrenntesten Bergen, +So gib unschuldig Wasser, +O Fittige gib uns, treuesten Sinns +Hinüberzugehn und wiederzukehren. +So sprach ich, da entführte +Mich künstlicher, denn ich vermutet, +Und weit, wohin ich nimmer +Zu kommen gedacht, ein Genius mich +Vom eigenen Haus. Es kleideten sich +Im Zwielicht, Menschen ähnlich, da ich ging, +Der schattige Wald +Und die sehnsüchtigen Bäche +Viel aber mitgelitten haben wir, viel Male. So +In frischem Glanze, geheimnisvoll, +In goldenem Rauche blühte +Schnellaufgewachsen, +Mit Schritten der Sonne, +Von tausend Tischen duftend, jetzt, +Mir Asia auf und geblendet ganz +Sucht eins ich, das ich kennete, denn ungewohnt +War ich der breiten Gassen, wo herab +Vom Tmolus fahrt +Der goldgeschmückte Paktol +Und Taurus stehet und Messogis, +Und schläfrig fast von Blumen der Garten, +O Insel des Lichts! +Denn wenn erloschen ist der Ruhm, die Augenlust, und gehalten nicht mehr +Von Menschen, schattenlos, die Pfade zweifeln und die Bäume, +Und Reiche, das Jugendland der Augen, sind vergangen +Athletischer, +Im Ruin, und Unschuld, angeborne, +Zerrissen ist. Von Gott aus nämlich kommt gediegen +Und gehet das Gewissen, Offenbarung, die Hand des Herrn +Unteilbar Gesetz, und Amt, und die Hände +Zu erheben, das, und das Niederfallen +Böser Gedanken, los, zu ordnen. Grausam nämlich hasset +Allwissende Stirnen Gott. Rein aber bestand +Auf ungebundnem Boden Johannes. Wenn einer +Für irdisches prophetisches Wort erklärt +Vom Jordan und von Nazareth +Und fern vom See, an Capernaum, +Und Galiläa die Lüfte, und von Cana. +Eine Weile bleib ich, sprach er. Also mit Tropfen +Stillt er das Seufzen des Lichts, das durstigem Wild +War ähnlich in den Tagen, als um Syrien +Jammert der getöteten Kindlein heimatliche +Anmut im Sterben, und das Haupt +Des Täufers, gepflückt, war unverwelklicher Schrift gleich +Sichtbar auf weilender Schüssel. Wie Feuer +Sind Stimmen Gottes. Schwer ists aber, +Im Großen zu behalten das Große. +Nicht eine Weide. Daß einer +Bleibet im Anfang. Jetzt aber +Geht dieses wieder, wie sonst. +Johannes. Christus. Diesen möcht +Der Insel, welche festgehalten und gerettet, erfrischend, +Die benachbarte mit kühlen Meereswassern aus der Wüste +Der Flut, der weiten, Peleus. Das geht aber +Nicht. Anders ists ein Schicksal. Wundervoller. +Reicher, zu singen. Unabsehlich +Seit jenem die Fabel. Und jetzt +Möcht ich die Fahrt der Edelleute nach +Jerusalem, und das Leiden irrend in Canossa, +Und den Heinrich singen. Daß aber +Der Mut nicht selber mich aussetze. Begreifen müssen +Dies wir zuvor. Wie Morgenluft sind nämlich die Namen +Seit Christus. Werden Träume. Fallen, wie Irrturn, +Auf das Herz und tötend, wenn nicht einer +Erwäget, was sie sind, und begreift. +Es sah aber der achtsame Mann +Das Angesicht des Gottes, +Damals, da, beim Geheimnisse des Weinstocks, sie +Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmahls, +Und in der großen Seele, wohlauswählend, den Tod +Aussprach der Herr, und die letzte Liebe, denn nie genug +Hatt er, von Güte, zu sagen +Der Worte, damals, und zu bejahn Bejahendes. Aber sein Licht war +Tod. Denn karg ist das Zürnen der Welt. +Das aber erkannt er. Alles ist gut. Drauf starb er. +Es sahen aber, gebückt, desungeachtet, vor Gott die Gestalt +Des Verleugnenden, wie wenn +Ein Jahrhundert sich biegt, nachdenklich, in der Freude der Wahrheit +Noch zuletzt die Freunde, +Doch trauerten sie, da nun +Zu sein, ist Geschick, ein Leben, das ein Herz hat, +Vor solchem Angesicht, und dauert über die Hälfte. +Zu meiden aber ist viel. Zu viel aber +Der Liebe, wo Anbetung ist, +Ist gefahrreich, triffet am meisten. Jene wollten aber +Vom Angesichte des Herrn +Nicht lassen und der Heimat. Eingeboren +Wie Feuer war in dem Eisen das, und ihnen +Zur Seite ging, wie eine Seuche, der Schatte des Lieben. +Drum sandt er ihnen +Den Geist, und freilich bebte +Das Haus und die Wetter Gottes rollten +Ferndonnernd, Männer schaffend, wie wenn Drachenzähne, prächtigen Schicksals, +Voll Güt ist; keiner aber fasset +Allein Gott. +Wo aber Gefahr ist, wächst +Das Rettende auch. +Im Finstern wohnen +Die Adler, und furchtlos gehen +Im Tagewerk die Söhne der Alpen über den Abgrund weg +Auf leichtgebaueten Brücken. +Drum, da gehäuft sind rings, um Klarheit, +Die Gipfel der Zeit, +Und die Liebsten nahe wohnen, sehnsuchtsvoll, ermattet, auf +Getrenntesten Bergen, +So gib unschuldig Wasser, +O Fittige gib uns, treuesten Sinns +Hinüberzugehn und wiederzukehren. +So sprach ich, da entführte +Mich künstlicher, denn ich vermutet, +Und weit, wohin ich nimmer +Zu kommen gedacht, ein Genius mich +Vom eigenen Haus. Es kleideten sich +Im Zwielicht, Menschen ähnlich, da ich ging, +Der schattige Wald +Und die sehnsüchtigen Bäche +Viel aber mitgelitten erfahren haben wir, Merkzeichen viel. So +In frischem Glanze, geheimnisvoll, +In goldenem Rauche blühte +Schnellaufgewachsen, +Herzlich erkannt, mit Schritten der Sonne, +Von tausend Tischen duftend, jetzt, +Mir Asia auf und geblendet ganz +Sucht eins ich, das ich kennete, denn nie gewöhnt hatt +Ich mich solch breiter Gassen, wo herab +Vom Tmolus aus fährt, +Ein unzerbrechlich Zeug, der goldgeschmückte Paktol +Und Taurus stehet und Messogis, und von Gewürzen +Fast schläfrig der Garten, +Vom Jordan fern und Nazareth +Und fern vom See, an Capernaum, wo sie ihn +Gesucht, und Galiläa die Lüfte, und von Cana. +Eine Weile bleib ich, sprach er. Also wie mit Tropfen, heiligen, +Stillte er das Seufzen des Lichts, das durstigem Tier war oder +Dem Schreien des Huhns ähnlich, jenes Tages, als um Syrien, verblüht, +Gewimmert der getöteten Kindlein heimatliche +Sein Haupt stürzt und, das goldene, lag uneßbarer und unverwelklicher Schrift gleich +Sichtbar auf trockener Schüssel. Wie Feuer, in Städten, tödlichliebend +Sind Gottes Stimmen. Brennend ist aber, gewißlich +Das gleich behalten, im Großen das Große. +Nie eine Weide. Daß einer +Bleibet im Anfang. Jetzt aber +Geht dieses wieder, wie sonst. +Johannes. Christus. Diesen, ein +Lastträger, möcht ich singen, gleich dem Herkules, oder +Der Insel, welche gebannet, und angeblümt, sinnreich, erfrischend, +Die benachbarte mit kalten Meereswassern aus der Wüste +Der Flut, der weiten, Peleus. Aber nicht +Genug. Anders ist es ein Schicksal. Wundervoller. +Reicher, zu singen. Unabsehlich +Seit dem die Fabel. Und auch möcht +Ich die Fahrt der Edelleute nach +Und den Heinrich singen. Aber daß uranfangs +Der Mut nicht selber mich aussetze. Schauen, müssen wir mit Schlüssen, +Der Erfindung, vorher. Denn teuer ists, +Das Angesicht des Teuersten. Nämlich Leiden färbt +Die Reinheit dieses, die rein +Ist wie ein Schwert. Damals sah aber +Der achtsame Mann +Das Angesicht des Gottes, +Da, beim Geheimnisse des Weinstocks, sie +Zusammensaßen, zu der Stunde des Gastmahls, +Aussprach der Herr, und die letzte Liebe, denn nie genug +Hatt er, von Güte, zu sagen +Der Worte, damals, und zu bejahn schneeweiß. Aber nachher +Sein Licht war Tod. Denn begrifflos ist das Zürnen der Welt, namlos. +Das aber erkannt er. Alles ist gut. Drauf starb er. +Es sahen aber, gebückt, desunerachtet, vor Gott die Gestalt +Des Verleugnenden, wie wenn +Ein Jahrhundert sich biegt, nachdenklich, in der Freude der Wahrheit +Noch zuletzt die Freunde, +Doch aber mußten sie trauern, nun, da +Es Abend worden. Nämlich meistens ist rein +Zu sein ein Geschick, ein Leben, das ein Herz hat, +Vor solchem Angesicht, und dauert über die Hälfte. +Zu meiden aber ist viel. Zu viel aber +Der Liebe, wo Anbetung ist, +Ist gefahrreich, triffet am meisten. Aber jene nicht +Von Tränen und Schläfen des Herrn wollten +Lassen und der Heimat. Eingeboren, glühend +Wie Feuer rot war im Eisen das. Und schadend das Angesicht des Gottes wirklich +Wie eine Seuche ging zur Seite, der Schatte des Lieben. +Drum sandt er ihnen +Den Geist, und freilich bebte +Das Haus und die Wetter Gottes rollten +Ferndonnernd, Männer schaffend, zornige, wie wenn Drachenzähne, prächtigen Schicksals, +Der liebste unter den Winden +Mir, weil er feurigen Geist +Und gute Fahrt verheißet den Schiffern. +Geh aber nun und grüße +Die schöne Garonne, +Und die Gärten von Bourdeaux +Dort, wo am scharfen Ufer +Hingehet der Steg und in den Strom +Tief fällt der Bach, darüber aber +Hinschauet ein edel Paar +Von Eichen und Silberpappeln; +Noch denket das mir wohl und wie +Die breiten Gipfel neiget +Der Ulmwald, über die Mühl, +Im Hofe aber wächset ein Feigenbaum. +An Feiertagen gehn +Die braunen Frauen daselbst +Auf seidnen Boden, +Zur Märzenzeit, +Wenn gleich ist Nacht und Tag, +Und über langsamen Stegen, +Von goldenen Träumen schwer, +Es reiche aber, +Des dunkeln Lichtes voll, +Mir einer den duftenden Becher, +Damit ich ruhen möge; denn süß +Wär unter Schatten der Schlummer. +Nicht ist es gut, +Seellos von sterblichen +Gedanken zu sein. Doch gut +Ist ein Gespräch und zu sagen +Des Herzens Meinung, zu hören viel +Von Tagen der Lieb, +Und Taten, welche geschehen. +Wo aber sind die Freunde? Bellarmin +Mit dem Gefährten? Mancher +Trägt Scheue, an die Quelle zu gehn; +Es beginnet nämlich der Reichtum +Im Meere. Sie, +Wie Maler, bringen zusammen +Das Schöne der Erd und verschmähn +Den geflügelten Krieg nicht, und +Zu wohnen einsam, jahrlang, unter +Dem entlaubten Mast, wo nicht die Nacht durchglänzen +Die Feiertage der Stadt, +Und Saitenspiel und eingeborener Tanz nicht. +Nun aber sind zu Indiern +Die Männer gegangen, +Dort an der luftigen Spitz +An Traubenbergen, wo herab +Die Dordogne kommt, +Garonne meerbreit +Ausgehet der Strom. Es nehmet aber +Und gibt Gedächtnis die See, +Und die Lieb auch heftet fleißig die Augen, +Was bleibet aber, stiften die Dichter. +Begierig sind wir, +Zu schauen den Tag, +Und wenn die Prüfung +Ist durch die Knie gegangen, +Mag einer spüren das Waldgeschrei. +Wir singen aber vom Indus her +Fernangekommen und +Vom Alpheus, lange haben +Das Schickliche wir gesucht, +Nicht ohne Schwingen mag +Zum Nächsten einer greifen +Geradezu +Und kommen auf die andere Seite. +Hier aber wollen wir bauen. +Denn Ströme machen urbar +Das Land. Wenn nämlich Kräuter wachsen +Und an denselben gehn +Im Sommer zu trinken die Tiere, +So gehn auch Menschen daran. +Man nennet aber diesen den Ister. +Schön wohnt er. Es brennet der Säulen Laub, +Und reget sich. Wild stehn +Sie aufgerichtet, untereinander; darob +Ein zweites Maß, springt vor +Mich nicht, daß er +Den Herkules zu Gaste geladen, +Fernglänzend, am Olympos drunten, +Da der, sich Schatten zu suchen +Vom heißen Isthmos kam, +Denn voll des Mutes waren +Daselbst sie, es bedarf aber, der Geister wegen, +Der Kühlung auch. Darum zog jener lieber +An die Wasserquellen hieher und gelben Ufer, +Hoch duftend oben, und schwarz +Vom Fichtenwald, wo in den Tiefen +Ein Jäger gern lustwandelt +Mittags, und Wachstum hörbar ist +An harzigen Bäumen des Isters, +Der scheinet aber fast +Rückwärts zu gehen und +Ich mein, er müsse kommen +Von Osten. +Vieles wäre +Zu sagen davon. Und warum hängt er +An den Bergen gerad? Der andre, +Der Rhein, ist seitwärts +Hinweggegangen. Umsonst nicht gehn +Im Trocknen die Ströme. Aber wie? Ein Zeichen braucht es, +Nichts anderes, schlecht und recht, damit es Sonn +Und Mond trag im Gemüt, untrennbar, +Und fortgeh, Tag und Nacht auch, und +Die Himmlischen warm sich fühlen aneinander. +Darum sind jene auch +Die Freude des Höchsten. Denn wie käm er +Sind sie die Kinder des Himmels. Aber allzugedultig +Scheint der mir, nicht +Freier, und fast zu spotten. Nämlich wenn +Angehen soll der Tag +In der Jugend, wo er zu wachsen +Anfängt, es treibet ein anderer da +Hoch schon die Pracht, und Füllen gleich +In den Zaum knirscht er, und weithin hören +Das Treiben die Lüfte, +Ist der zufrieden; +Es brauchet aber Stiche der Fels +Und Furchen die Erd, +Unwirtbar wär es, ohne Weile; +Was aber jener tuet, der Strom, +Weiß niemand. +aber es haben +Zu singen +Blumen auch Wasser und fühlen, +Ob noch ist der Gott. Denn schön ist +Der Brauttag, bange sind wir aber +Der Ehre wegen. Denn furchtbar gehet +Es ungestalt, wenn Eines uns +Zu gierig genommen. Zweifellos +Ist aber der Höchste. Der kann täglich +Es ändern. Kaum bedarf er +Gesetz, wie nämlich es +Bei Menschen bleiben soll. Viel Männer möchten da +Sein, wahrer Sache. Nicht vermögen +Die Himmlischen alles. Nämlich es reichen +Die Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich +Mit diesen. Lang ist +Die Zeit, es ereignet sich aber +Das Wahre. +Wie aber Liebes? Sonnenschein +Am Boden sehen wir und trockenen Staub +Und tief mit Schatten die Wälder und es blühet +An Dächern der Rauch, bei alter Krone +Der Türme, friedsam; und es girren +Wohlangeführt die Schafe des Himmels. +Und Schnee, wie Maienblumen +Das Edelmütige, wo +Es seie, bedeutend, glänzet mit +Der grünen Wiese +Der Alpen, hälftig, da ging +Vom Kreuze redend, das +Gesetzt ist unterwegs einmal +Gestorbenen, auf der schroffen Straß +Ein Wandersmann mit +Dem andern, aber was ist dies? +Am Feigenbaum ist mein +Achilles mir gestorben, +Und Ajax liegt +An den Grotten, nahe der See, +An Bächen, benachbart dem Skamandros. +Vom Genius kühn ist bei Windessausen, nach +Der heimatlichen Salamis süßer +Gewohnheit, in der Fremd +Ajax gestorben, +Patroklos aber in des Königes Harnisch. Und es starben +Noch andere viel. Mit eigener Hand +Viel traurige, wilden Muts, doch göttlich +Gezwungen, zuletzt, die anderen aber +Im Geschicke stehend, im Feld. Unwillig nämlich +Sind Himmlische, wenn einer nicht die Seele schonend sich +Zusammengenommen, aber er muß doch; dem +Gleich fehlet die Trauer. +Ein Zeichen sind wir, deutungslos, +Schmerzlos sind wir und haben fast +Die Sprache in der Fremde verloren. +Wenn nämlich über Menschen +Ein Streit ist an dem Himmel und gewaltig +Die Monde gehn, so redet +Das Meer auch und Ströme müssen +Den Pfad sich suchen. Zweifellos +Ist aber Einer. Der +Kann täglich es ändern. Kaum bedarf er +Gesetz. Und es tönet das Blatt und Eichbäume wehn dann neben +Den Firnen. Denn nicht vermögen +Die Himmlischen alles. Nämlich es reichen +Die Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo, +Mit diesen. Lang ist +Die Zeit, es ereignet sich aber +Das Wahre. +Wie aber Liebes? Sonnenschein +Am Boden sehen wir und trockenen Staub +Und tief mit Schatten die Wälder und es blühet +An Dächern der Rauch, bei alter Krone +Der Türme, friedsam; und es girren +Verloren in der Luft die Lerchen und unter dem Tage weiden +Wohlangeführt die Schafe des Himmels. +Das Edelmütige, wo +Es seie, bedeutend, glänzet mit +Der grünen Wiese +Der Alpen, hälftig, da ging +Vom Kreuze redend, das +Gesetzt ist unterwegs einmal +Gestorbenen, auf der schroffen Straß +Ein Wandersmann mit +Dem andern, aber was ist dies? +Am Feigenbaum ist mein +Achilles mir gestorben, +Und Ajax liegt +An den Grotten, nahe der See, +An Bächen, benachbart dem Skamandros. +Vom Genius kühn ist bei Windessausen, nach +Der heimatlichen Salamis süßer +Gewohnheit, in der Fremd +Ajax gestorben, +Patroklos aber in des Königes Harnisch. Und es starben +Noch andere viel. Mit eigener Hand +Viel traurige, wilden Muts, doch göttlich +Gezwungen, zuletzt, die anderen aber +Im Geschicke stehend, im Feld. Unwillig nämlich +Sind Himmlische, wenn einer nicht die Seele schonend sich +Zusammengenommen, aber er muß doch; dem +Gleich fehlet die Trauer. +Reif sind, in Feuer getaucht, gekochet +Die Frücht und auf der Erde geprüfet und ein Gesetz ist, +Daß alles hineingeht, Schlangen gleich, +Prophetisch, träumend auf +Den Hügeln des Himmels. Und vieles +Wie auf den Schultern eine +Last von Scheitern ist +Zu behalten. Aber bös sind +Die Pfade. Nämlich unrecht, +Wie Rosse, gehn die gefangenen +Element und alten +Gesetze der Erd. Und immer +Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist +Zu behalten. Und not die Treue. +Vorwärts aber und rückwärts wollen wir +Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie +Auf schwankem Kahne der See. +Wie aber Liebes? Sonnenschein +Am Boden sehen wir und trockenen Staub +Und heimatlich die Schatten der Wälder und es blühet +An Dächern der Rauch, bei alter Krone +Der Türme, friedsam; gut sind nämlich +Hat gegenredend die Seele +Ein Himmlisches verwundet, die Tageszeichen. +Das Edelmütige, wo +Es seie, bedeutend, glänzet auf +Der grünen Wiese +Der Alpen, hälftig, da, vom Kreuze redend, das +Gesetzt ist unterwegs einmal +Gestorbenen, auf hoher Straß +Ein Wandersmann geht zornig, +Fern ahnend mit +Dem andern, aber was ist dies? +Am Feigenbaum ist mein +Achilles mir gestorben, +Und Ajax liegt +An den Grotten der See, +An Bächen, benachbart dem Skamandros. +An Schläfen Sausen einst, nach +Der unbewegten Salamis steter +Gewohnheit, in der Fremd, ist groß +Ajax gestorben, +Patroklos aber in des Königes Harnisch. Und es starben +Noch andere viel. Am Kithäron aber lag +Elevtherä, der Mnemosyne Stadt. Der auch, als +Ablegte den Mantel Gott, das Abendliche nachher löste +Die Locken. Himmlische nämlich sind +Unwillig, wenn einer nicht die Seele schonend sich +Zusammengenommen, aber er muß doch; dem +Gleich fehlet die Trauer. +Zur Seite gehn, zu Zeiten, wo bist du, Licht? +Wohl ist das Herz wach, doch mir zürnt, mich +Hemmt die erstaunende Nacht nun immer +Sonst nämlich folgt ich Kräutern des Walds und lauscht +Ein weiches Wild am Hügel; und nie umsonst. +Nie täuschten, auch nicht einmal deine +Vögel; denn allzubereit fast kamst du, +So Füllen oder Garten dir labend ward, +Ratschlagend, Herzens wegen; wo bist du, Licht? +Das Herz ist wieder wach, doch herzlos +Zieht die gewaltige Nacht mich immer. +Ich wars wohl. Und von Krokus und Thymian +Und Korn gab mir die Erde den ersten Strauß. +Und bei der Sterne Kühle lernt ich, +Aber das Nennbare nur. Und bei mir +Das wilde Feld entzaubernd, das traurge, zog +Der Halbgott, Zevs Knecht, ein, der gerade Mann; +Nun sitz ich still allein, von einer +Stunde zur anderen, und Gestalten +Aus frischer Erd und Wolken der Liebe schafft, +Und ferne lausch ich hin, ob nicht ein +Freundlicher Retter vielleicht mir komme. +Dann hör ich oft den Wagen des Donnerers +Am Mittag, wenn er naht, der bekannteste, +Wenn ihm das Haus bebt und der Boden +Reiniget sich, und die Qual Echo wird. +Den Retter hör ich dann in der Nacht, ich hör +Ihn tötend, den Befreier, und drunten voll +Von üppgem Kraut, als in Gesichten, +Schau ich die Erd, ein gewaltig Feuer; +Die Tage aber wechseln, wenn einer dann +Zusiehet denen, lieblich und bös, ein Schmerz, +Wenn einer zweigestalt ist, und es +Kennet kein einziger nicht das Beste; +Das aber ist der Stachel des Gottes; nie +Kann einer lieben göttliches Unrecht sonst. +Einheimisch aber ist der Gott dann +Angesichts da, und die Erd ist anders. +Tag! Tag! Nun wieder atmet ihr recht; nun trinkt, +Ihr meiner Bäche Weiden! ein Augenlicht, +Und rechte Stapfen gehn, und als ein +Herrscher, mit Sporen, und bei dir selber +Örtlich, Irrstern des Tages, erscheinest du, +Du auch, o Erde, friedliche Wieg, und du, +Haus meiner Väter, die unstädtisch +Nimm nun ein Roß, und harnische dich und nimm +Den leichten Speer, o Knabe! Die Wahrsagung +Zerreißt nicht, und umsonst nicht wartet, +Bis sie erscheinet, Herakles Rückkehr. +Vergäße, wenn ich, o ihr geschicklichen, +Ihr feurgen, die voll Asche sind und +Wüst und vereinsamet ohnedies schon, +Ihr lieben Inseln, Augen der Wunderwelt! +Ihr nämlich geht nun einzig allein mich an, +Ihr Ufer, wo die abgöttische +Büßet, doch Himmlischen nur, die Liebe. +Denn allzudankbar haben die Heiligen +Gedienet dort in Tagen der Schönheit und +Die zorngen Helden; und viel Bäume +Sind, und die Städte daselbst gestanden, +Sichtbar, gleich einem sinnigen Mann; itzt sind +Die Helden tot, die Inseln der Liebe sind +Entstellt fast. So muß übervorteilt, +Albern doch überall sein die Liebe. +Ihr weichen Tränen, löschet das Augenlicht +Mir aber nicht ganz aus; ein Gedächtnis doch, +Damit ich edel sterbe, laßt ihr +Trügrischen, Diebischen, mir nachleben. +Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst, +Und gerne dienend, Edle! zwischen +Sterblichen waltest und Himmelsmächten, +Wo bist du? wenig lebt ich; doch atmet kalt +Mein Abend schon. Und stille, den Schatten gleich, +Bin ich schon hier; und schon gesanglos +Schlummert das schaudernde Herz im Busen. +Im grünen Tale, dort, wo der frische Quell +Vom Berge täglich rauscht, und die liebliche +Zeitlose mir am Herbsttag aufblüht, +Dort, in der Stille, du Holde, will ich +Dich suchen, oder wenn in der Mitternacht +Das unsichtbare Leben im Haine wallt, +Und über mir die immerfrohen +Blumen, die blühenden Sterne, glänzen, +O du des Aethers Tochter! erscheine dann +Aus deines Vaters Gärten, und darfst du nicht, +Ein Geist der Erde, kommen, schröck, o +Schröcke mit anderem nur das Herz mir. +Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein, +In goldne Träum und schütze sie, die +Blühende Ruhe der Immerguten. +Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschäft, +Und seiner Kerze Schein, und den künftgen Tag +Gefallen, laß des Unmuts ihm, der +Häßlichen Sorge zu viel nicht werden, +Wenn jetzt der immerzürnende Boreas, +Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land +Befällt, und spät, zur Schlummerstunde, +Spottend der Menschen, sein schröcklich Lied singt, +Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun, +Den fleißig wir gesetzt, und den stillen Hain +Zerreißt, und selber im Gesang die +Seele mir störet, der Allverderber, +Und rastlos tobend über den sanften Strom +Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher +Das Tal gärt, und, wie fallend Laub, vom +Berstenden Hügel herab der Fels fällt. +Wohl frömmer ist, denn andre Lebendige, +Auch eigner sich, und sinnt und ruht in +Sicherer Hütte, der Freigeborne. +Und immer wohnt der freundlichen Genien +Noch Einer gerne segnend mit ihm, und wenn +Sie zürnten all, die ungelehrgen +Geniuskräfte, doch liebt die Liebe. +Sind denn dir nicht bekannt viele Lebendigen? +Geht auf Wahrem dein Fuß nicht, wie auf Teppichen? +Drum, mein Genius! tritt nur +Bar ins Leben, und sorge nicht! +Was geschiehet, es sei alles gelegen dir! +Sei zur Freude gereimt, oder was könnte denn +Dich beleidigen, Herz, was +Da begegnen, wohin du sollst? +Denn, seit Himmlischen gleich Menschen, ein einsam Wild, +Und die Himmlischen selbst führet, der Einkehr zu, +Der Gesang und der Fürsten +Chor, nach Arten, so waren auch +Wir, die Zungen des Volks, gerne bei Lebenden, +Wo sich vieles gesellt, freudig und jedem gleich, +Jedem offen, so ist ja +Unser Vater, des Himmels Gott, +Der den denkenden Tag Armen und Reichen gönnt, +Der, zur Wende der Zeit, uns die Entschlafenden +Aufgerichtet an goldnen +Gängelbanden, wie Kinder, hält. +Gut auch sind und geschickt einem zu etwas wir, +Wenn wir kommen, mit Kunst, und von den Himmlischen +Einen bringen. Doch selber +Bringen schickliche Hände wir. +Was schläfst du, Bergsohn, liegest in Unmut, schief, +Und frierst am kahlen Ufer, Gedultiger! +Denkst nicht der Gnade du, wenns an den +Tischen die Himmlischen sonst gedürstet? +Kennst drunten du vom Vater die Boten nicht, +Nicht in der Kluft der Lüfte geschärfter Spiel? +Trifft nicht das Wort dich, das voll alten +Geists ein gewanderter Mann dir sendet? +Schon tönets aber ihm in der Brust. Tief quillts, +Wie damals, als hoch oben im Fels er schlief, +Ihm auf. Im Zorne reinigt aber +Sich der Gefesselte nun, nun eilt er, +Der Linkische; der spottet der Schlacken nun, +Und nimmt und bricht und wirft die Zerbrochenen +Zorntrunken, spielend, dort und da zum +Schauenden Ufer und bei des Fremdlings +Besondrer Stimme stehen die Herden auf, +Es regen sich die Wälder, es hört tief Land +Den Stromgeist fern, und schaudernd regt im +Nabel der Erde der Geist sich wieder. +Der Frühling kömmt. Und jedes, in seiner Art, +Blüht. Der ist aber ferne; nicht mehr dabei. +Irr ging er nun; denn allzugut sind +Genien; himmlisch Gespräch ist sein nun. +Mit gelben Birnen hänget +Und voll mit wilden Rosen +Das Land in den See, +Ihr holden Schwäne, +Und trunken von Küssen +Tunkt ihr das Haupt +Ins heilignüchterne Wasser. +Weh mir, wo nehm ich, wenn +Es Winter ist, die Blumen, und wo +Den Sonnenschein, +Und Schatten der Erde? +Die Mauern stehn +Sprachlos und kalt, im Winde +Klirren die Fahnen. +Ihr Städte des Euphrats! +Ihr Gassen von Palmyra! +Ihr Säulenwälder in der Ebne der Wüste, +Was seid ihr? +Euch hat die Kronen, +Dieweil ihr über die Grenze +Der Othmenden seid gegangen, +Von Himmlischen der Rauchdampf und +Hinweg das Feuer genommen; +Jetzt aber sitz ich unter Wolken (deren +Ein jedes eine Ruh hat eigen) unter +Wohleingerichteten Eichen, auf +Der Heide des Rehs, und fremd +Erscheinen und gestorben mir +Der Seligen Geister. +Und Knospen ähnlich, hängen +Einwärts die Blätter, denen +Blüht unten auf ein Grund, +Nicht gar unmündig. +Da nämlich ist Ulrich +Gegangen; oft sinnt, über den Fußtritt, +Ein groß Schicksal +Bereit, an übrigem Orte.